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German Pages 366 [363] Year 1995
WEISHEIT UND PRADESTINATION
STUDIES ON THE TEXTS OF THE DESERT OF JUDAH EDITED BY
F. GARCIA MARTINEZ A. S. VANDERWOUDE
VOLUME XVIII
WEISHEIT UND PRADESTINATION Weisheitliche Urordnung und Priidestination in den Textfunden von Qumran VON
ARMIN LANGE
E.J.BRILL LEIDEN · NEW YORK · KOLN 1995
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Library of Congress Cataloging-in-Publication Data
Lange, Armin, 1961Weisheit und Pradestination : weisheitliche Urordnung und Pradestination in den Textfunden von Qumran / von Armin Lange. p. cm. - (Studies on the texts of the desert of Judah, ISSN 0169-9962 ; V. 18) Revision of thesis-Ev.-Theol. Fakultat der Westfalischen Wilhelms -Universitat in Munster, 1994. Includes bibliographical references and index. ISBN 9004104321 (cloth :alk. paper) 1. Dead Sea scrolls-Criticism, interpretation, etc. 2. Wisdom-Religious aspects-Judaism. 3. Predestination (Jewish theology) I. Title. II. Series. BM487.L3163 1995 296. l '55-dc20 95-20930 CIP
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Lange, Armin: Weisheit und Pradestination : weisheitliche Urordnung und Pradestination in den Textfunden von Qumran / von Armin Lange. - Leiden; New York; Koln: Brill, 1995 (Studies on the texts of the desert of Judah; Vol. 18) Zugl.: Miinster (Westfalen), Univ., Diss., 1994 ISBN 90-04-10432-1
NE:GT
ISSN 0169-9962 ISBN 90 04 10432 1 © Copyright 1995 by E.J. Brill, Leiden, The Netherlands
All rights reserved. No part of this publication may be reproduced, translated, stored in a retrieval system, or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording or otherwise, without prior written permission from the publisher. Authorization to photocopy items for internal or personal use is granted by E.J. Brill provided that the appropriate fees are paid directly to The Copyright Clearance Center, 222 Rosewood Drive, Suite 910 Danvers MA 01923, USA. Fees are subject to change. PRINTED IN THE NETHERLANDS
Diethardt Romheld, dem Freund und Kollegen
VORWORT Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine leicht uberarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Sommer 1994 unter dem Titel ,,Weisheit und Pradestination: Eine Untersuchung zum Zusammenhang von weisheitlicher Urordnung und pradestinatianischer Geschichtsordnung in den Textfunden von Qumran" bei der Ev.-Theol. Fakultat der Westfalischen Wilhelms-Universitat in Munster eingereicht wurde. Fur die Drucklegung wurden die Transkriptionen von 4Q417 2 und 4Q180 1 im Rockefeller-Museum in Jerusalem an den dort lagernden Originalen uberpriift. Ferner wurden die seit dem Sommer 1994 neu veroffentlichten Texte und Publikationen eingearbeitet und die Anregungen der beiden Gutachter meiner Dissertation, Prof. Dr. H. Lichtenberger und Prof. Dr. H.-P. Muller, aufgenommen. Der Band DJD XIII erschien leider erst nach Erstellen der Druckvorlage und konnte daher nicht mehr beriicksichtigt werden. Die Rechte an dem hier edierten Fragment 4Q417 2 liegen bei Prof. Dr. J. Strugnell. Fur seine Erlaubnis, dieses Fragment im Rahmen der vorliegenden Arbeit zu edieren, sei ihm an dieser Stelle herzlich gedankt. Prof. Dr. Dr. H. Stegemann erlaubte mir freundlicherweise seine bislang unpublizierte Edition der Hodayot-Handschrift lQHa zu benutzen (Rekonstruktion der Hodajot), wofiir ich mich ebenfalls bedanken mochte. Zahlung und Textzitate dieser Handschrift richten sich im folgenden nach dieser Edition (zur Saches. u., 195f.). Da die Textfunde von Qumran zu Teilen sehr verstreut veroffentlicht worden sind, und auch die Sekundarliteratur zu den einzelnen Texten nicht immer leicht zuganglich ist, wurden den einzelnen Kapiteln der Arbeit jeweils ausfiihrliche Einleitungen sowie Transkriptionen, Rekonstruktionen und Obersetzungen der auszulegenden Texte beigegeben. Transkriptionen und Rekonstruktionen wurden, soweit Photographien zur Verfugung standen und die Handschriften entsprechend beschadigt sind, mit Hilfe einer eigens hierfur entwickelten Methode erarbeitet (Computer Aided Text-Reconstruction and Transcription= CATT): Zu diesem Zweck wurden die Moglichkeiten moderner Bildbearbeitungssoftware genutzt, um Textlucken zu rekonstruieren, Buchstabenreste zu identifizieren und verdunkelte Textbereiche wieder lesbar zu machen. 1 Vor der Drucklegung wurde das Manuskript der vorliegenden Arbeit von Prof. Dr. G.J. Brooke, Prof. Dr. Drs. h.c. M. Hengel und Prof. Dr. Dr. H. Stegemann durchgesehen. Fur ihre Anregungen mochte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken. Mein Dank gilt auch Prof. Dr. F. Garcia Martfnez und Prof. Dr. A. S. van der Woude, die die Arbeit in ihre 1
Eine Beschreibung der Methode findet sich bei Lange, CATI-Manual, 1-14.
VIII
VORWORT
Reihe ,,Studies on the Texts of the Desert of Judah" aufgenornrnen haben, sowie dern Haus E. J. Brill und seinen Mitarbeitern fur die Publikation des Buches. Promotion und Druckfassung wurden von Herrn J. Frey, Frau S. Montag, Herrn Dr. P. Pilhoferund Herrn Dr. K. F. D. Rornheld Korrektur gelesen, wofur ich rnich herzlich bedanken rnochte. Ein besonderer Dank gilt Prof. Dr. H. Lichtenberger fur Betreuung und Begutachtung der Arbeit sowie Prof. Dr. H.-P. Muller fur die Erstellung des Zweitgutachtens. Wendelsheirn, den 22. Mai 1995
A. Lange
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort
VII
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Die Essener und die Texte von Qumran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1.1 Khirbet Qumran und die Texte von Qumran ........... 5 1.1.2 Merkmale essenischer Texte ............................ 6 1.1.3 Geschichte und Theologie der Essener . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.2 Forschungsgeschichte, Problemstellung, Textauswahl ........ 30 1.2.1 Forschungsgeschichte ................................ 30 1.2.2 Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 1.2.3 Textauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 TEIL
I:
NICHTESSENISCHE UND PROTOESSENISCHE TEXTE
2 4QSapA: 4Q417 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.1 Einleitung ................................................. 2.2 Transkription .............................................. 2.3 Obersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Gliederung ................................................ 2.5 Auslegung ................................................. Exkurs: Die himmlischen Tafeln ................................ 2.6 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
45 50 52 54 55 69 91
3 Engelwesen und Urordnung: 1Q271 I .......................... 93 3.1 Einleitung ................................................. 93 3.2 Transkription .............................................. 96 3.3 Obersetzung .............................................. 97 3.4 Auslegung ................................................. 98 Exkurs: Eng elfall und himmlische Geheimnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 109 3.5 Ergebnis ................................................. 120 4 Die Zwei-Geister-Lehre ...................................... 121 4.1 Einleitung in die Sammelhandschrift lQS .................. 121 4.2 Einleitung in die Zwei-Geister-Lehre ...................... 126 4.3 Transkription ............................................. 135
X
INHALTSVERZEICHNIS
4.4 Obersetzung ............................................. 4.5 Gliederung ............................................... 4.6 Auslegung ............................................... Exkurs: Der maikzl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.7 Das Verstandnis der Zwei-Geister-Lehre imya~ad ......... 4.8 Ergebnis .................................................
137 140 143 144 165 168
5 Die Sabbatlieder: 4Q402 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6
Einleitung ................................................ Transkription ............................................. Obersetzung ............................................. Gliederung ............................................... Auslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis .................................................
171 176 177 177 178 185
6 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 TEIL
II: Drn TEXTE DES ya~ad
7 Die Hodayot: lQHa IX1-~ .................................. 195 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6
Einleitung ................................................ Transkription ............................................. Obersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gliederung ............................................... Auslegung ............................................... Ergebnis und Auswertung ................................
195 204 206 209 211 229
8 Die Damaskusschrift: CD 112-13 ............................... 233 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 8.6 8.7 8.8
Einleitung ................................................ Transkription der Geniza-Handschrift A . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textkritik ................................................ Der urspriingliche Text ................................... Obersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gliederung ............................................... Auslegung ............................................... Ergebnis und Auswertung ................................
233 244 244 246 246 247 251 267
9 Die Pescharim ................................................ 271 9.1 Einleitung in die Pescharim ............................... 271 9.2 Der Pescher auf die Epochen: 4Q180 1 ..................... 275 9.2.1 Einleitung .......................................... 275
INHALTSVERZEICHNIS
9.2.2 9.2.3 9.2.4 9.2.5
Transkription ....................................... Obersetzung ........................................ Auslegung .......................................... Ergebnis ...........................................
XI
277 277 278 281
9.3 Pescher Habakuk: lQpHab VI12-VIII3 .................... 282 9.3.1 9.3.2 9.3.3 9.3.4 9.3.5 9.3.6
Einleitung .......................................... Transkription ....................................... Obersetzung ........................................ Gliederung ......................................... Auslegung .......................................... Ergebnis ...........................................
282 286 287 288 289 294
10 Ergebnis und Auswertung .................................... 297 10.1 Die weisheitlichen Urordnung in den Texten des ya~ad ... 297 10.2 Weisheit und Apokalyptik ............................... 301 Abkiirzungverzeichnis und Zeichenerklarung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 Literaturverzeichnis ............................................. 309 Register ......................................................... 329
KAPITEL 1 EINLEITUNG Die Textfunde von Qumran haben in vielen Bereichen der alt-und neute~~amentlichen Exegese zu neuen Einsichten gefiihrt. 1 Der Themenbereich Weisheit in Qumran ist bislang jedoch kaum bearbeitet worden. In von Rads grundlegender Monographie ,,Weisheit in Israel" findet sich lediglich ein kurzer Hinweis auf den Beginn der Zwei-Geister-Lehre (1 QS IIl1sf.), 2 und in dem w.:sentlich ji.ingeren Werk von PreuB werden die Texte von Qumran gar nicht erwahnt. 3 Auch in der dem Thema Weisheit und N eues Testament gewidmeten Habilitationsschrift von von Lips (Weisheitliche Traditionen im Neuen Testament) sind die Textfunde von Qumran nur von marginaler Bedeutung. Nicht viel anders sieht es im Bereich der Qumranforschung selbst aus. Lediglich zwei unveroffentlichte amerikanische Dissertationen4 widmen sich diesem Themenbereich: Worrel (Concepts of Wisdom in the Dead Sea Scrolls, Diss. Claremont Graduate School, Claremont 1968) halt die essenische Bewegung fiir eine apokalyptische Weisheitsgemeinschaft, die fiir sich beanspruchte, auf Grund von Offenbarungen besondere Weisheit zu besitzen, welche nur ihren Mitgliedern zuganglich war. Es sind im wesentlichen drei Griinde, die Worrel zu dieser Auffassung bringen: 1.) Bei dem Grunder der Gemeinschaft handelt es sich um eine Lehrergestalt. 2.) Dieser Lehrer behauptet von sich, Weisheit, Erkenntnis und Einsicht als gottliche Gabe offenbart bekommen zu haben. 3.) Die Selbstbezeichnungen der Essener bestehen aus weisheitlichen Begriffen (z. B. il:lY). Dem gilt es zu erwidern, daB sich unter den essenischen Texten von Qumran kein Text weisheitlicher Gattung findet, 5 daG ferner die weisheitlichen Schriften des AT und der fri.ihjiidischen Zeit in Qumran nur in wenigen Abschriften gefunden wurden und daB schlieBlich diese weisheitlichen Texte in den Textfunden von Qumran kaum zitiert werden. Lediglich von Hiob, Tobit und zwei bislang unbekannten Texten weisheitlicher Gattung (4QSapA, Myst) fanden sich in Qumran mehr als drei Kopien. In der Theologie der Essener haben eigentlich weisheitliche Themen keine 1 Im folgenden Literaturiiberblick werden lediglich solche Arbeiten beriicksichtigt, die sich mit weisheitlichen Formen, weisheitlicher Begrifflichkeit und/oder weisheitlichem Gedankengut in den Texten von Qumran befassen. Arbeiten, die der Analyse eines einzelnen Textes gewidmet sind oder einen Dberblick iiber die in Qumran gefundenen Texte geben, bleiben unberiicksichtigt. 2 343f. 3 Einfiihrung, passim. 4 Die Arbeit von Tanzer ,,The Sages at Qumran: Wisdom in the Hodayot" (Diss. Harvard 1986) stand mir !eider nicht zur Verfiigung. Ein Brief an die Autorin blieb unbeantwortet, so daB dieser Titel hier lediglich der Vollstandigkeit halber erwahnt werden kann. 5 Zur Unterscheidung zwischen essenischen und nichtessenischen Texten s. u., !Off.
2
1. KAPITEL
zentrale z. B. Eschatologie, Bund, Thora, Kultus und Reinheitsfragen vergleichbare Bedeutung (zur Saches. u., 28ff.). Obwohl in den Texten von Qumran viele weisheitliche Begriffe und Motive aufgenommen werden, durfte es daher dem Charakter der essenischen Bewegung nicht angemessen sein, sie als eine apokalyptische Weisheitsgemeinschaft zu beschreiben. Des weiteren ist es problematisch, wenn man, wie Worrel, nicht zwischen nichtessenischen, protoessenischen und essenischen Texten unterscheidet, da dies notwendig zu einer Verzeichnung des Bildes der essenischen Bewegung fiihren muB. In seiner umfangreichen Monographie zum Thema ,,Friihjudische Weisheitstraditionen: Zurn Fortgang weisheitlichen Denkens im Bereich des friihjudischen Jahweglaubens" knupft Kuchler (88-109) an die Ergebnisse von Worrel an und will den Lehrer der Gerechtigkeit als ,, ... die klassische Gestalt des apokalyptischen Weisen ... " verstehen (93). Die Gruppe von Qumran stellt sich fiir ihn ,, ... als ,Weisheitsgemeinde' dar, als ,,,o 'iV::I~ '?i:, ,n, ... , die ihre geheimnisvolle Weisheit in der ,Ratsversammlung' Gottes ... zu horen ... " bekommt (90). Die an Worrels Arbeit kritisierten Punkte gelten fiir Kuchler gleichermaBen. Auch Schnabel verarbeitet in seiner Dissertation uber ,,Law and Wisdom from Ben Sira to Paul" (166-226) die Ergebnisse Worrels und betrachtet die Essener im AnschluB an Worrel und Kuchler als eine weisheitliche Gemeinschaft: ,,This claim can be substantiated on the basis of the sapiential phraseology which is diffused throughout the Qumran texts ... , the occurence of literary genres which are characteristic of the wisdom tradition, and the sapiential propensities of documents like lQS and CD whose function was the regulation of the life of the Community ... , the frequency and content of the pericopes related to the wisdom tradition and of sapiential concepts ... , the claim of the Community to possess wisdom ... , the emphasis on teaching ... and right ethical conduct ... , as well as on the basis of the inevitable relationship with the contemporary sapiential milieu" (191). Betrachtet man die von Schnabel angefiihrten Beweise dieser These, fallen wiederum die bei Worrel kritisierten Schwachen auf: Es wird nicht zwischen essenischen, protoessenischen und nichtessenischen Texten unterschieden. 6 Viele Texte, die laut Schnabel weisheitliche Gattungen haben, sind anderen Gattungen zuzuordnen: Als Beispiel seien hier die Gemeinderegeln 1QS und CD XIII-XVI genannt, die Schnabel wegen ihres didaktischen Charakters als von der Form her weisheitlich einordnet. 7 Filr Schnabel sind beispielsweise 4Q184 und 4Q185 essenische Texte (vgl. 198). Es ist aufschlul!reich, die von Schnabel gegebene Liste der Texte aus Qumran, die seiner Meinung nach eine weisheitliche Gattung haben (198f.), genauer zu studieren: Neben den Gerneinderegeln werden z. B. auch astronornisch-astrologische Texte als weisheitlich beschrieben. Unter astrologischen Texten versteht Schnabel dabei neben tatsachlich astrologischen Werken (wie z. B. 4Q186) auch Handschriften wie 4Q180 (es handelt sich bei 6
7
EINLEITUNG
3
Auch erscheint es mir nicht moglich, eine Gemeinschaft, deren zentrale Anliegen Bund, Thora, Reinheit, Kuh und Eschatologie sind, als weisheitlich zu bezeichnen. Daran vermag auch die Verarbeitung weisheitlicher Motive und die Verwendung weisheitlicher Begriffe nichts zu andern. Ware dies allein Grund genug, den ya~ad als weisheitlich zu charakterisieren, miifhe auch manches prophetische Buch des AT als weisheitlich bezeichnet werden, nur weil in ihm weisheitliche Traditionen verarbeitet wurden oder weil es sich mit weisheitlichen Gedanken auseinandersetzt. Deutsch (Hidden Wisdom and the Easy Yoke, 74-81) stellt fest, daB die Weisheit in den Texten von Qumran als etwas Verborgenes dargestellt wird, das der Offenbarung bedarf und das den Mitgliedern des ya~ad durch ihren Leiter vermittelt wird. In the broader context of the Qumran literature, God's counsel is synonymous with the ,,mysteries." The latter include divine providence, creation, Torah and the evil mysteries. Wisdom and Torah language converge in an eschatological understanding of the community's historical experience. Wisdom is not identified with Torah, nor is it personified. Rather, it pertains primarily to God as the source of mysteries and to human beings as a quality by which one understands those mysteries. (81) Neben den Publikationen weisheitlicher Texte aus Qumran8 gibt es noch einige Aufsatze, die dem Themenbereich Weisheit in Qumran gewidmet sind oder aber Teilaspekte dieses Themas bearbeiten: Liihrmann zeigt auf, daB der von Sanders als essenisch angesehne Ps 154 (11QPsa XVIII) 9 nicht in Qumran verfa6t wurde, sondern schon vor dem 2. Jh. v. Chr. entstand und der Weisheitsliteratur seiner Zeit nahesteht. 10 Der Aufsatz von Lipscomb/Sanders (,,Wisdom at Qumran") vermeidet die an den oben referierten Monographien kritisierten Fehler: Die Autoren resiimieren ihre Arbeit wie folgt: ,, ... there are no true wisdom texts among the scrolls of undisputed Essene authorship. While the Essene documents contain vocabulary, a concern for knowledge and instruction, and an ethical dualism found in wisdom literature, their wisdom elements are superimposed upon an esoteric sectarian doctrine of an apocalyptic community which considered itself alone to be the true Israel" (278).11 Otzen (Old Testament Wisdom Literature and Dualistic Thinking in Late Judaism, dem Text um einen thematischen Pescher; s. u., 275££.) und 4Q260 (es handelt sich um eine Handschrift, die Teile von lQS und einen jetzt 4QOtot genannten kalendarischen Text enthalt). 8 S. z. B. Puech, Beatitudes, 82-80 (4Q525 1-3); Allegro, Cave 4, 82-87 (4Q184 und 4Q185) und Baillet, Grotte 4, 4-10 (4Q486 und 4Q487); 73f. (4Q498). 9 S. Psalms Scroll, 69f. und Dead Sea Psalms Scroll, 108f. lO Ein Weisheitspsalm aus Qumran, passim. 11 Problematisch erscheint mir in dem Aufsatz jedoch die Beschreibung der essenischen Gemeinschaft als apokalyptisch. Da sich unter den essenischen Texten von Qumran keine Apokalypsen fanden, diirfte Vorsicht geboten sein, wenn man den ya~ad als apokalyptisch
4
1. KAPITEL
156f.) mochte die ethischen Aussagen der Zwei-Geister-Lehre auf dem Hintergrund des ethischen Dualismus der Weisheit verstanden wissen. Romaniuk (Le theme de la sagesse dans les documents des Qumran) untersucht das Vorkommen der Begriffe ';,:,o, i!OiY, ri:i.r,, i010, i!O:ln und m•::::i in einigen der in Qumran gefundenen Texte (hauptsachlich lQHa, lQS, CD). Newsom stellt in ihrer Untersuchung zum Amt des maskil in den Texten von Qumran (,,The Sage in the Literature of Qumran: The Functions of the Maski[") fest, daB es sich um ein Amt weisheitlicher Herkunft handelt, das in Qumran jedoch keine weisheitliche Funktion mehr hat. Fabry gibt, durch die Veroffentlichung von 4Q525 angeregt, in seinem Aufsatz ,,Der Makarismus-mehr als nur eine weisheidiche Lehrform" einen 0-berblick i.iber die in Qumran gefundenen Makarismen mit einer kurzen Diskussion der jeweiligen Belege. 12 DaB zum Themenkomplex Weisheit in Qumran bislang nicht mehr gearbeitet wurde, di.irfte sich aus der Tatsache erklaren, daB die groBen in Qumran gefundenen Weisheitstexte erst seit kurzem und nur zu Teilen in einer vorlaufigen Publikation vorliegen. 13 Publiziert wurden bislang nur einige kleinere Weisheitstexte: 1Q27, 14 4Q184, 15 4Q185, 16 und 4Q525 1-3. 17 Hinzu kommen noch einige stark zerstorte Texte, die zwar als weisheidich bezeichnet werden, deren weisheitlicher Charakter sich jedoch nicht mehr zweifelsfrei feststellen laBt. 18 Da, wie oben erwahnt, die groBen Weisheitstexte aus Hohle 4 noch immer unveroffentlicht sind, kann bislang nur die Verarbeitung weisheidicher Motive und Gedanken in den nicht weisheidichen Texten von Qumran methodisch adaquat untersucht werden. Auch die vorliegende Arbeit widmet sich einem solchen Unterfangen. Weil in den elf Hohlen von Qumran Reste von ca. 900 Schriftrollen gefunden wurden, von denen ca. 400 Handschriften Abschriften 120 bislang unbekannter Texte sind, 19 zwingt schon die bloBe Zahl der zu bearbeitenden Texte zur Becharakterisieren mi:ichte (zur Saches. H. Stegemann, Apokalyptik, 511-516 und Carmignac, Apocalyptique, 22-33). 12 Zur Sache vgl. den von Brooke vorgenommenen Vergleich der Makarismen von 4Q525 mit Mt 5,3-12 (Wisdom, passim). 13 Von einigen Handschriften existiert lediglich eine vorlaufi.ge Publikation, die ohne Erlaubnis der Herausgeber der Texte vorgenommen wurde: Wacholder/Abegg, Preliminary Edition, 1-203. Die Publikation einiger weniger Fragmente dieser Texte bei Eisenman/Wise (Qumran-Rollen, 246-260) ist fur eine Analyse der Weisheit in Qumran leider wenig hilfreich, da wichtige Fragmente dort unberucksichtigt bleiben, z. B. das in dieser Arbeit veri:iffentlichte Fragment 4Q417 2 (s. u., 45££.). 14 Barthelemy/Milik, Cave 1, 102-107. 15 Allegro, Cave 4, 82-85. 16 A. a. 0., 85-87; s. auch Lichtenberger, Eine weisheitliche Mahnrede, passim. 17 Puech, Beatitudes, 82-90. 18 Baillet, Grotte 4, 4£.5-10.73£. 19 Zur Saches. H. Stegemann, Essener, 121.136.
EINLEITUNG
5
schrankung. Beim momentanen Publikationsstand erscheint eine Analyse der in den Textfunden von Qumran haufig zu findenden Verbindung von Pradestination und weisheitlicher Urordnung von vorrangiger Bedeutung, denn einerseits ist die Vorstellung einer praexistenten Schopfungsordnung in der Weisheit von zentraler Bedeutung, und andererseits stellt der Pradestinationsgedanke einen zentralen Topos der essenischen Theologie dar. Die vorliegende Arbeit hat sich daher die U ntersuchung des Zusammenhangs von weisheitlicher Urordnung und pradestinatianischer Geschichtsordnung in den Texten von Qumran zum Thema gestellt. Dabei wird im folgenden ein Text dann als weisheitlich bezeichnet, wenn er sich weisheitlicher Gattungen (Spriiche, weisheitliche Lehrerzahlung, weisheitliche Lehrrede etc.), weisheitlichen Vokabulars (im:in, ii:l"::J, r,3,7,, i010, etc.) 20 und weisheitlichen Gedankenguts (weisheitliche Urordnung, Tun-Ergehen-Zusammenhang etc.) bedient bzw. von ihnen gepragt ist. Bevor mit dieser Untersuchung begonnen werden kann, gilt es, sich mit einer aus dem Thema der Arbeit erwachsenden Frage zu beschaftigen: Was sind die Texte von Qumran? Im Rahmen dieser Frage ist vor allem zu klaren, welche Texte von den Essenern selbst verfa!h worden sind und welche Texte von ihnen lediglich abgeschrieben oder erworben wurden. Im Anschlug daran soil ein kurzer Dberblick iiber Geschichte und Theologie der Essener gegeben werden.
1.1 Die Essener und die Texte van Qumran 1.1.1 Khirbet Qumran und die Texte van Qumran Es gehort zur opinio communis, dag sich die in den Hohlen von Qumran gefundenen Texte im Besitz der ehemaligen Bewohner der nahe den Hohlen gelegenen Ruinen befunden haben. Besonders deutlich wird der Zusammenhang zwischen den Ruinen und den Hohlen von Qumran, wenn die Topferwaren dieser Fundorte miteinander verglichen werden: ,,The pottery from the caves is identical with that of the Khirbeh. The same pastes have been used and the same forms recur here, particularly in the case of the many cylindrical jars, which, apart from a single exception, are not found outside the area of Qumran. The indications are, therefore, that all the ceramic material was manufactured in the same place, the workshop which was in use at Khirbet Qumran during Periods lb and II." 21 Auf die Tatsache, dag zumindest einige der Rollen in Qumran Zur weisheitlichen Begrifflichkeit s. Fox, Words for Wisdom, passim. De Vaux, Archaeology, 54f.; zur Sache a. a. 0., 49-57. Bei der von de Vaux genannten Ausnahme handelt es sich um ein Grab in Quailba im niirdlichen Transjordanland (a. a. 0., 54f. Anm. 1). Zu den in Qumran gefundenen Tiipferwaren s. jetzt auch den Aufsatz von Magness, The Community of Qumran in Light of Its Pottery, passim. 20 21
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1. KAPITEL
selbst kopiert wurden, weisen die in den Ruinen von Qumran gefundenen Tintenfasser hin. 22 Die Hohlen selbst sind unterschiedlicher Natur. Sie sind teils einige Kilometer von den Ruin en entfernt, teils aber auch our wenige Meter. Einige der Hohlen sind nariirlichen Ursprungs, andere wurden von Menschen in den Mergel der nahe den Ruinen gelegenen Hange geschlagen. 23 In einer der kiinstlichen Hohlen (Hohle 4) fanden sich Reste von ca. 560 Texten. 24 Ein Teil der elf Hohlen wurde lediglich als Versteck genutzt, in das die kostbaren Schriftrollen vor den angreifenden Romero in Sicherheit gebracht wurden, einige von ihnen dienten jedoch auch als Wohnhohlen (Hohle 4Q, SQ, 7Q-10Q). 25 1.1.2 Merkmale essenischer Texte
Schon Hunzinger hat in einem Vergleich von lQM XIV mit 4QMa 8-10 gezeigt, daB es sich bei 1QM um eine redaktionelle Oberarbeitung von 4QMa handelt. Aus der Art der Redaktion schloB er: Es legt sich aber doch der Gedanke nahe, daB sich in den Varianten unseres Textes nicht nur eine Verschiebung der theologischen Tendenzen innerhalb der Gemeinde von Qumran zu erkennen gibt, sondern daB hier vielmehr ein alterer Text, der auBerhalb Qumrans entstanden ist, im Sinne der Sektentheologie iiberarbeitet ist. Wir hatten dann in 4QMa eine Kopie des alten, nicht-qumranischen Textes des Buches Mil~ama vor uns, wahrend lQM eine sozusagen ,,qumranisierte" Fassung darstellte. 26 Hunzingers Resultat macht es wahrscheinlich, daB auch andere nichtbiblische Texte aus Qumran nichtessenischer Herkunft sind-eine Tatsache, die durch den einander teilweise widersprechenden Inhalt der einzelnen in Qumran gefundenen Texte bestatigt wird. 27 Es gilt daher Kriterien zu entwickeln, mit deren Hilfe es moglich wird, essenische von nichtessenischen Texten zu unterscheiden. Zu diesem Zweck soll im folgenden ein kurzer Oberblick iiber die in Qumran gefundenen Texte und die Zahl der Lediglich Rengstorf (Bibliothek vom Toten Meer), Golb (Origin and Identification und Who hid the Dead Sea Scrolls?) und im AnschluB an Rengstorf Ekschmitt (Schriftfunde, 157-159) gehen davon aus, daB zwischen der Siedlung von Qurnran und den in den Hiihlen von Qurnran gefundenen Texten keine Verbindung besteht. Sie halten die Schriftfunde fur die am Ende des ersten judischen Krieges ,,evakuierte" Tempelbibliothek. Dem durfte jedoch neben den qurnranspezifischen Tiipfereiprodukten in Hiihlen und Ruinen auch die Tatsache widersprechen, daB sich in den Pescharim und in der Damaskusschrift (10 Abschriften in Qumran) Polemiken gegen die Priesterschaft des Jerusalemer Tempels linden. 22 S. de Vaux, Archaeology, 29f. 23 S. a. a. 0., 52f. 24 H. Stegemann, Essener, 108. 25 Zur Saches. H. Stegemann, Essener, 109f. 26 Mi!J:iama, 149f. 27 Man vergleiche z. B. den thorafrommen halachischen Text MMT mit der Theologie des ebenfalls in Qurnran gefundenen Buches Kohelet.
EINLEITUNG
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jeweils von einem Text gefundenen Abschriften gegeben werden. Das aus diesem Oberblick gewonnene Bild von den Bewohnern von Qumran soll anschlieBend mit den Textzeugen einer nur aus Qumran bekannten Gattung, den Pescharim, verglichen werden, um an Hand dieses Vergleiches Kriterien fur die Identifikation essenischer Texte zu gewinnen. Bei etwa einem Drittel der in den Hohlen von Qumran gefundenen Rollen handelt es sich um Abschriften von im masoretischen Kanon des AT enthaltenen Texten. 28 Auffallend ist die geringe Zahl von Weisheitstexten: In den 11 Hohlen fanden sich ganze 16 Abschriften kanonischer und deuterokanonischer Weisheitstexte: Prov ist in 2 Abschriften vorhanden (4QPrva-b), vom Buch Koh blieben 2 Abschriften erhalten (4QQoha-6), und von Sir fand sich in Hohle 2 noch ein hebraisches Fragment (2QSir). Auffallend ist die verhaltnismaBig hohe Zahl von Kopien der Bucher Hiob und Tobit: Von Hiob fanden sich 4 hebraische Abschriften (2QJob, 4QJoba-b, 4QpaleoJob) und 2 Targume (4Qtg.Job, 1lQtg.Job), von Tobit wurden 4 aramaische (4QTob ara-d) und eine hebraische Version des Werkes (4QTob hebr) gefunden. Demgegeniiber wurden 80 Handschriften der fiinf Bucher des Pentateuch gefunden (28 x Dtn, 21 x Ex, 18 x Gen, 10 x Lev, 6 x Num). Die meisten Abschriften weist in Qumran jedoch der Psalter auf (31 Kopien). 29 AuBerdem sind einige Prophetenbiicher in groBer Zahl vertreten: Von Jes sind 19 Abschriften erhalten, und das Dodekapropheton fand sich in insgesamt 8 Kopien. Ferner sind Reste von 7 Rollen des Buches Jer und von 5 Rollen des Buches Ez bekannt. Dagegen fanden sich von den friihen Propheten insgesamt 10 Handschriften. Die in den Ketubim zusammengefaBten Texte des AT sind in unterschiedlicher Stiickzahl belegt: 4 Abschriften des Buches Ruth, 3 Abschriften der Klagelieder, 3 Abschriften des Hohenlieds und 8 Kopien des Danielbuches. 30 Lediglich vom Buch Esther fanden sich bestenfalls Vorformen-in Qumran ist kein Fragment der im AT erhaltenen Version dieses Buches belegt. 31 Aus dem Bereich der deuterokanonischen Texte sind noch 14 Kopien der Jubilaen 32 und 13 Abschriften von im athiopischen Henochbuch gesammelten Werken der Henochliteratur zu erwahnen. 33 Dem sich aus diesem Befund ergebenden Bild entspricht in etwa die Verteilung der Texte, die vor den Funden von Qumran ganzlich unbekannt waren: Es fanden sich insgesamt 21 Abschriften unterschiedlicher 28 Ein -Oberblick iiber die Handschriften findet sich bei Tov, Dead Sea Scrolls on Microfiche, Companion Volume, 20--55. 29 Des weiteren £and sich noch jeweils eine Abschrift der Psalmen 89 und 122. 30 Zurn Psalter und den weisheit!ichen Texten aus den Ketubim s. o. 31 Zur Saches. Milik, Esther, passim. 32 S. VanderKam, Jubilees Fragments, 642£. 33 Ein im athHen nicht erhaltenes und bislang nur aus der manichaischen Literatur bekanntes dem Henochkreis angehiirendes Werk, das sogenannte Buch der Giganten, fand sich in 8 Abschriften.
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1. KAPITEL
kalendarischer Werke. 34 Zwolf Abschriften van Werken hauptsachlich halachischer Natur, die in der Sammelhandschrift 1QS35 zusammengefa{h sind, 10 Kopien der Damaskusschrift (Gemeinderegel mit historischer Einleitung), 7 bzw. 8 Abschriften eines vorlaufig 4QSapiential Work A genannten Weisheitstextes, 36 6 Kopien eines Briefes halachischen und kalendarischen lnhalts an den Jerusalemer Tempel (4QMMT) und 6 Abschriften van drei verschiedenen, an Reinheitsfragen orientierten Texten (4QTohorot A-C) deuten auf ein groBes halachisches Interesse der Essener hin. Liturgisch-poetische Werke sind ebenfalls in groBer Zahl vorhanden: Es fanden sich 9 Abschriften einer Art Engelliturgie, der sogenannten Sabbatlieder, 8 Kopien der psalmenartigen Hodayot und 5 Abschriften eines ebenfalls psalmenartigen, den Hodayot ahnelnden Werkes, das Barki Nafschi genannt wird. Auch das sich in der Vielzahl van Abschriften prophetischer und apokalyptischer Texte andeutende eschatologischapokalyptische lnteresse der Bewohner van Qumran spiegelt sich in den Abschriften bislang unbekannter Texte wider: Es fanden sich 8 Abschriften der sogenannten Kriegsregel, eines Textes, der den eschatologischen Krieg zwischen den Sohnen der Finsternis und den Sohnen des Lichts schildert, und 8 Abschriften der testamentartigen Abschiedsrede Amrams. Besonders deutlich wird das eschatologische lnteresse der Bewohner van Qumran in der Vielzahl van Texten einer bislang nur aus Qumran bekannten auslegenden Textgattung, den sogenannten Pescharim. 37 In ihnen werden Bucher des AT, meistens Propheten oder Psalmen, eschatologisch auf die Geschichte der Essener ausgelegt. 38 Der hier skizzierte Bibliotheksbestand zeichnet somit ein erstes Bild van den ehemaligen Bewohnern der Siedlung van Qumran: Die vielen Abschriften van Biichern des Pentateuchs, insbesondere des Dtn, deuten ebenso auf eine starke Ausrichtung ihres Lebens an der Thora hin, wie die vielen Kopien nichtbiblischer Werken halachischen Charakters. Die groBe Zahl van Abschriften des Psalters sowie die Vielzahl liturgischer Werke 34 Zur Zahl der kalendarischen Texte s. Newsom, Literature from Qurnran, 170. Im folgenden werden nur solche Texte genannt, von denen mindestens filnf Kopien gefunden wurden. 35 Zu lQS als Sammelhandschrift s. u., 124. 36 Zur Anzahl der in Qumran gefundenen Kopien des Textes s. u., 45f. 37 Zwar ist noch umstritten, ob es sich bei den gefundenen Pescharim jeweils um eigenstandige Werke handelt, oder ob zumindest teilweise mehrere Abschriften eines Pescher vorliegen. Die groBe Zahl der gefundenen Pescharim rechtfertigt es jedoch, sie an dieser Stelle zu beriicksichtigen. 38 Bis zu ihrer endgiiltigen Publikation bleibt die Zahl der Abschriften des vorlaufig als 4QSap A bezeichneten Werkes unsicher: 3 Abschriften konnen dem Text sicher zugeordnet werden, drei weitere konnten auf Grund terminologischer Ahnlichkeiten ebenfalls Textzeugen dieses Werkes darstellen. Textilberlappungen in den 4Q418 zugehorigen Fragmenten machen es moglich, daB unter dem Siglum 4Q418 Fragmente zweier Handschriften zusammengefaBt werden (zur Saches. u., 45f.).
EINLEITUNG
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unter den Texten von Qumran (Hodayot, Sabbatlieder etc.) konnte ebenso auf einen kultisch-priesterlichen Charakter der Gemeinschaft hinweisen wie die Vielzahl kalendarischer Texte und die sechs Abschriften der sich mit Reinheitsfragen beschaftigenden Texte 4QTohorot A-C. Ein besonderes lnteresse an prophetischen Texten und ihrer eschatologischen Auslegung in den Pescharim weisen auf eine eschatologische Grundstromung in der Gemeinschaft ebenso hin, wie die groBe Zahl von Handschriften prophetischer und apokalyptischer Texte. Das oben gezeichnete Bild mag sich wie ein reprasentativer Querschnitt (MMT) genannte und in mehreren Abschriften in Qumran gefundene Brief an den Hohenpriester des Jerusalemer Tempels ist dagegen in seiner literarischen Form nicht qumranspezifisch. Die Herausgeber des Textes, E. Qimron und J. Strugnell, vergleichen ihn der Form nach u. a. mit neutestamentlichen Texten: ,,The contents of MMT suggest that it should be classed with corporate or public letters sent from one group to another, or even with treatises, rather than with the private letter. Unfortunately, while we have many examples of the last type, of the first and second we have only a few: a few group letters in post-mishnaic literature, one or two in intertestamental literature and others in the New Testament. Treatises are represented at least by Hebrews (if not also by Luke and Acts)" (Miqpt, 114). Es erscheint daher nicht sinnvoll, MMT fur die Gewinnung von Kriterien essenischer Texte heranzuziehen. 39
40 Der i171T1i1 i1tDllO
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1. KAPITEL
fur die Identifikation eines von den Essenern verfa6ten Textes zu entwickeln. Bevor dies geschieht, ist auf einige orthographische und formale Besonderheiten vieler in Qumran gefundener Texte hinzuweisen.
Orthographie Schon lange ist bekannt, da6 insbesondere die in Qumran gefundenen Abschriften biblischer Texte verschiedenen orthographischen Systemen folgen, wobei eine spater in den masoretischen Handschriften zu findende Orthographie von einer qumranischen Orthographie unterschieden werden kann. Da diese qumranische Orthographie sich fast durchgehend auch in den Abschriften der Texte findet, die bislang nur aus Qumran bekannt sind, schlo6 Tov, da6 es ein qumranspezifisches Orthographiesystem gibt, dem nichtessenische Texte, die in Qumran abgeschrieben wurden, angepa6t worden sind. 41 Diese Orthographie zeichnet sich hauptsachlich durch eine wesentlich starker verbreitete Plene-Schreibweise aus, zuweilen wird so gar fur ein qame~ ~atuf eine mater lectionis verwendet (';,i~ statt ';,~ oder i10~1n statt i10~n). Eine weitere Eigentiimlichkeit sind Digraphen wie z. B. i1~1i1 fiir ~1i1 und iV~1i fur iV~i. Besonders auffallig sind auch die in vielen Handschriften nicht durchgehend belegten Langformen von Pronomen (z. B. i10i1 statt l:li1) und Pronominalsuffixen (z. B. i10i1statt l:li1-). 42 Ferner schreiben jene Handschriften, die die Qumranorthographie verwenden, Gottesbezeichnungen, insbesondere das Tetragramm, 41 S. Orthography and Language, passim; Hebrew Biblical Manuscripts, 10-16 und Textual Criticism, 108-110. 42 Eine Beschreibung der qumranischen Orthographic findet sich bei Qimron, Hebrew of the Dead Sea Scrolls, passim; vgl. auch die Tabellen bei Tov, Orthography and Language, 50-55. Auf Grund einer Diskussion des Gebrauchs von Perfekt und Waw Perfekt, Imperfekt und Waw-Imperfekt in den Pescharim, lQS, lQSa, lQSb, lQM und llQTempa mochte Smith ein grammatisches Phanomen als Kriterium zur Identifikation in vorqumranischer Zeit abgefaBter Texte einfiihren: Er stellt fest, daB die Tempelrolle im Gegensatz zu den sonst untersuchten Texten wesentlich mehr Imperfekta als Waw-Imperfekta verwendetdas Verhaltnis ist 44:1. Nach Smith ist die Tempelrolle daher vor der Griindung des ya~ad zu datieren. Dabei geht er davon aus, daB dieser Gebrauch der Tempora eine Mittelstufe zwischen dem biblischen und dem mischnischen Hebraisch darstellt: ,,Hence, the development from converted forms in narrative prose and free standing forms in the direct speech of classical biblical Hebrew to a lack of converted forms and predominance of free standing forms in Mishnaic Hebrew involved a complex middle stage, manifesting a wide variety of distributions of converted and unconverted forms in conjunction with free standing forms. This middle stage perhaps began as early as the sixth century when the perfect began to replace the converted imperfect for narration in inscriptions ... and lasted in various Hebrew dialects past the onset of Mishnaic Hebrew" (Perfect and Imperfect Forms, 12f.; vgl. auch ders., Waw-Consecutive, 59-63 und Waw-Consecutive at Qumran, passim). Da diese Art der Verwendung der Tempora jedoch nach Smiths Angaben schon im 6. Jh. v. Chr. begann und erst in mischnischer Zeit ihr Ende fand, diirfte sie sich nur bedingt als Kriterium fur die Identifikation essenischer Texte eignen und kann lediglich im Einzelfall zusatzliche Indizien beisteuern.
EINLEITUNG
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oft mit palaohebraischen Buchstaben, obwohl sie sonst die Quadratschrift verwenden. 43 Von den in Qumran gefundenen nichtbiblischen Texten entsprechen laut Tov lediglich 3Q15; 4Q380; 4Q381; 4QJuba und 4QJube nicht dem qumranischen Orthographiesystem. 44 Leider kann diese qumranspezifische Orthographie kein eindeutiges Identifikationskriterium fiir Texte, die im ya~ad verfafh wurden, darstellen, da die Abschriften biblischer Texte zeigen, daB dieses Orthographiesystem von den Essenern auch auf nicht von ihnen verfaBte Texte iibertragen wurde. Ferner ist darauf hinzuweisen, daB seit der Veroffentlichung von Tovs Arbeiten zur Sache weitere nichtbiblische Handschriften mit masoretischer Orthographie bekannt wurden: So folgt die Orthographie von 4Q399, eine nur in wenigen Fragmenten erhaltene Abschrift von MMT, dem masoretischen Orthographiesystem folgt: ,,The spelling follows the standard of MT, with none of either the fuller or the unhistoric phonetic spellings of QH" ,45 und fiinf der zehn 4QS-Handschriften weisen ebenfalls iiberwiegend die Merkmale dieses Orthographiesystems auf (s. u., 124). Mit Blick auf 4QSi fiihrt Dimant daher aus: The degree of distinctiveness of each mode of orthography and their precise significance are yet to be established by further research. As a matter of fact, one often finds a mixture of the two types of orthography in one and the same text, as pointed out to me by Elisha Qimron. In an unpublished paper he notes that ... a copy to the typical CT [sci!. community terminology] work the Manual of Discipline (4Q264) is written throughout in defective and not full orthography ... 46 Das verwendete orthographische System allein vermag somit keinen AufschluB dariiber zu geben, ob ein Text essenischer oder nichtessenischer Herkunft ist, befahigt aber, mit Einschrankungen, zu einer Aussage dariiber, ob eine Handschrift essenischen oder nichtessenischen Ursprungs ist. 47
Zur Sache s. u. a. Tov, Hebrew Biblical Manuscripts, 13f. S. Orthography and Language, 33f.39.56. Die in der Geniza der Kairoer Esra-Synagoge gefundenen Handschriften der Damaskusschrift entsprechen laut Tov (a. a. 0., 40) dem qumranischen Orthographiesystem nicht, jedoch durfte dies auf eine Anpassung an das masoretische System durch die mittelalterlichen Abschreiber zuriickzufuhren sein, die 4QDHandschriften weisen die Qumranorthographie auf. 45 Qimron/Strugnell, Miq~at, 39. 4 6 Qumran Manuscripts, 29. 47 Es ware zu uberlegen, ob wichtige Texte neben der, fur den Alltag bestimmten, sogenannten qumranischen Orthographic auch im masoretischen System kopiert wurden, oder ob es sich bei 4Q399 und den funf 4QS-Handschriften um Kopien handelt, die auBerhalb des ya~ad hergestellt wurden. 43
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1. KAPITEL
Gottesbezeichnungen 48 Eine Eigenart der Pescharim ist, da6 in ihnen das Tetragramm nicht mehr frei gebraucht wird, sondern nur noch in den Zitaten der auszulegenden at!. Schriften. Dort wird es haufig in palaohebraischer Schrift geschrieben. Anstelle des Tetragramms wird in den auslegenden Textstiicken der Pescharim fast durchgehend ,~ verwendet. In diesem Umgang mit dem Tetragramm entsprechen die Pescharim der iiberwiegenden Mehrheit der nichtbiblischen Texte von Qumran. H. Stegemann hat nachgewiesen, da6 der freie Gebrauch des Tetragramms in der altestamentlich-jiidischen Literatur ab dem 3. Jh. v. Chr. nicht mehr iiblich ist. 49 Es ist daher wahrscheinlich, da6 ein Text, in dem das Tetragramm noch frei gebraucht wird, nicht vom ya~ad verfa6t wurde. Jedoch kann auch der Gebrauch oder Nicht-Gebrauch des Tetragramms allein keinen Aufschlu6 dariiber geben, ob ein Text in Qumran verfa6t worden ist oder nicht, da der freie Gebrauch des Tetragramms ja auch in anderen Texten aus friihjiidischer Zeit vermieden wurde. N eben dem Tetragramm werden in den Pescharim auch die Gottesbezeichnungen C:l"i1?~ und •:ii,~ vermieden. 50 Lediglich die Gottesbezeichnung ,~ wird haufig gebraucht. Es konnte hierin ein positives und ein negatives Kriterium for die Identifikation essenischer Textes liegen. Es mu6 jedoch angemerkt werden, da6 eine spezielle Variante der Gottesbezeichnung ,~ in den Pescharim ebenso wie in den meisten anderen Texten von Qumran vermieden wird, namlich ?~iiV' ,~. Sie findet sich gehauft lediglich in lQM, 4QM?ha.b, 4Q379, 4Q502, 4Q503 und 4Q512. 51 Es darf davon ausgegangen werden, dag der freie literarische Gebrauch des Tetragramms in einem Text ein sicheres Indiz for eine nichtessenische Verfasserschaft ist. 52 Der gehaufte Gebrauch von t:l'i1?~ oder ?~iiV' ,~ konnte ebenfalls auf eine nichtessenische Verfasserschaft 48 Zu den in Qumran verwendeten Gottesbezeichnungen s. Fitzmyer, Responses, 50-52 und Skehan, Divine Name, 14-28. 49 ,,Der freie Gebrauch des Tetragramms ist in der palastina-jildischen Literatur ... im 3.Jh. v. Chr. erloschen; allenfalls Relikte dieses alteren Brauches !assen sich auch danach noch feststellen, bei der Neuformulierung von Texten aber nicht mehr nach der Mitte des 2.Jh. v. Chr." (H. Stegemann, Gottesbezeichnungen, 216). In seiner Habilitationsschrift filhrt H. Stegemann aus, um welche Relikte es sich handelt: Es sind dies zum einen die sogenannten Bibelparaphrasen und zum anderen poetisch-liturgische Texte. Bei der ersten Gruppe ist die Verwendung des Tetragramms seiner Meinung nach durch die paraphrasierten Texte bedingt und bei der zweiten Gruppe durch die besonderen Konstituenten liturgischer Texte. Die Verwendung des Tetragramms in Dan 9,2.4.10 ist seiner Meinung nach auf eine literarische Vorlage zurilckzufilhren (Aufkommen und Ausbreitung, 173-183). 50 Zur Vermeidungvon C'i17~ in essenischen Texten s. Newsom, Literature from Qumran, 182f. und H. Stegemann, Gottesbezeichnungen, 196. 51 ?~itll' ,~ ist sonst lediglich in lQS IIl24 und 4QMidrEschata II1s; 4QMidrEschatb X9 belegt. 52 Vgl. auch Newsom, Literature from Qumran, 177; H. Stegemann, Gottesbezeichnungen, 216 und Skehan, Divine Name, 14--28.
EINLEITUNG
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hindeuten, wahrend die Verwendung von ,~ eine essenische Abfassung wahrscheinlich macht.
Kalender Talmon hat schon 1951 darauf hingewiesen, daB in 1QpHab Xl4-8 in Auslegung von Hab 2,15 berichtet werde, daB der Frevelpriester [sci!. der Hohepriester in Jerusalem] am Yorn Kippur den Lehrer der Gerechtigkeit ,,am Ort seiner Verbannung", also auBerhalb Jerusalems, iiberfallen habe. Da der Hohepriester jedoch an dies em Festtag im Tempel inJ erusalem unabkommlich ist, schloB Talmon zu recht, daB die Verfasser der Pescharim und die Priesterschaft am Tempel zu Jerusalem nach verschiedenen Kalendern lebten. 53 Wie die Analyse verschiedener Texte gezeigt hat, handelt es sich bei diesem in Qumran verwendeten Kalender um einen solaren Kalender (dasJahr hat 52 Wochen und 364 Tage) im Gegensatz zu dem heute imJudentum iiblichen lunaren Kalender (dasJahr hat 50 Wochen und 354 Tage). Beide Kalender arbeiten mit Schaltmonaten. Die Monate und Wochentage trugen im Solarkalender keine N amen. 54 Der Kalender selbst ist alter als die Essener, da er schon in denJubilaen und in der Henochliteratur (athHen 6-19; 72-82) verwendet wird. Untersuchungen von Jaubert haben gezeigt, daB die priesterlichen Schriften des AT ihn ebenfalls voraussetzen (Ez, P, Hag, Sach, I-II Chr, Esr, N eh). 55 Es spricht vieles dafiir, daB der Solarkalender mit Beginn der Perserzeit von Heimkehrern aus Agypten eingefiihrt wurde und bis zur Hasmonaerzeit der offizielle Kalender des J udentums war. 56 Eine aus biblischen Texten nicht bekannte Eigenart einer in Qumran gefundenen Gruppe kalendarischer Texte (4QMismarot A-H; 4QOtot) 57 ist die Tatsache, daB die Wochen nach den in I Chr 24,718 genannten 24 priesterlichen Dienstklassen (r1ii7;,~7,)) gezahlt werden, und zwar so, ,, ... da6 die 24 Priesterordnungen in einem 26 Wochen umfassenden Halbjahr jeweils um zwei Wochen ,riickwarts rotieren' ." 58 Diese 53 S. Yorn Hakippurim, 192-194 und ders., Calendar, 152f. Eine ausfiihrliche Darstellung und Diskussion dieses Kalenders findet sich bei GleBmer, 364-Tage-Kalender, passim. Eine kurze Zusammenfassung des Wesentlichen gibt H.Stegemann, Essener, 231-241; vgl. auch ders., Qumran Essenes, 114-122 und Milik, Ten Years of Discovery, 107-133. Ein knappes Referat der Forschungsgeschichte findet sich bei VanderKam, Calendarical Texts, 371-377. 54 Zur Sache s. z. B. Fitzmyer, Responses, 85. 55 S. u. a. Date, 33-38. Zur Sache vgl. auch VanderKam, Reassessment, 390-399; H. Stegemann, Essener, 234f. und ders., Bedeutung der Qumranfunde, 15. 56 So H. Stegemann, Essener, 233-236. 57 Eine vorlaufige Transkription aller Handschriften findet sich bei Wacholder/Abegg, Preliminary Edition Fasc. 1, 60-95. 4QMis Ba (4Q321) wurde von den Herausgebern des Textes, Sh. Talmon und I. Knohl, 1991 in Photographie und Transkription veriiffenlicht (Calendarical Scroll). 58 GleBmer, 364-Tage-Kalender, 384. Es mag hier am Rande vermerkt werden, daB lQM 112 anstelle von 24 von 26 Dienstklassen spricht, ohne daB jedoch die Namen der einzelnen Dienstklassen genannt wiirden. DaB diese kalendarische Funktion der Mismarot kein
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1. KAPITEL
kalendarische Orientierung an den priesterlichen Dienstklassen, zeigt, daB die Essener bemiiht waren, ihren eigenen Kalender mit anderen in Judaa gebrauchten Kalendersystemen abzustimmen. N eben der Integration der priesterlichen Dienstklassen zeigen dies besonders deutlich auch die lunaren Elemente der kalendarischen Texte: Als Beispiel sei hier die sich auf die Phasen den Mondes beziehende Vokalel pi, genannt. 59 Zwei weitere Besonderheiten des in Qumran nachgewiesenen Solarkalenders sind, daB die Woche in ihm mit einem Mittwoch beginnt, da Gott nach Gen 1,14££. an diesem Tag Sonne, Mond und Sterne geschaffen habe, 60 und daB der Tag, anders als im jiidischen Lunarkalender, mit dem Morgen statt dem Abend beginnt. 61 Es kann festgehalten werden, daB Texte, die einen lunar bestimmten Kalender bezeugen, mit hoher Wahrscheinlichkeit nichtessenischen Ursprungs sind, wahrend andererseits der Solarkalender lediglich ein Hinweis auf essenische Verfasserschaft sein kann: Ein Text, der Hinweise auf einen solchen Kalender enthalt, kann aber auch aus vorhasmonaischer Zeit stammen oder von einer anderen konservativen Gruppe, die den iiberkommenen Solarkalender bewahrt hat, verfaBt worden sein. 62
Tempel und Kult Auch die oben auf Grund der Verteilung der Handschriften in der Bibliothek von Qumran vermutete gespannte Beziehung zum Jerusalemer Tempel spiegelt sich in den Pescharim wider: 1,1.mr r,l;,nr,:::i i10~i1 t:liV ?3.' ~ij':l iiV~ :YiVii1
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Seine Deutung bezieht sich auf den Frevelpriester,63 der zu Beginn seines Amtes nach dem N amender Wahrheit benannt wurde. 64 Aber als er herrschte in Israel, wurde er hochmiitig, verliel~ Gott und hanQumranspezifikum ist, zeigen eine in Ciisarea (s. Talmon, Calendar, 156) und eine in Galiliia gefundene lnschrift (s. Eshel, Inscription of the Priestly Courses). 59 Die genaue Bedeutung von pi, ist noch ungekliirt: Knohl/Talmon mochten das Wort mit dem Beginn des Abnehmens des Mondes in Verbindung bringen (Calendarical Scroll, 519-520), wiihrend Wacholder/Ab beg (Preliminary Edition, Fasc. 1, 68) es auf den Neumond beziehen. Auf die Mischung von Elementen aus drei verschiedenen kalendarischen Systemen in den kalendarischen Texten von Qumran hat als erster Milik hingewiesen, travail d'edition des manuscrits, 25. 60 S. H. Stegemann, Essener, 233. 61 S. Talmon, Calendar, 150.159. 62 Zur Sache vgl. u. a. Newsom, Literature from Qurnran, 177f. 63 Mit dem Frevelpriester ist der hasmoniiische Hohepriester Jonathan gemeint (s. u., 24). 64 Zu CW ?31 ~ij? vgl. z. B. Gen 48,6.
EINLEITUNG
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delte treulos gegen die Gebote um des Geldes willen (wortl. wegen des Reichtums). Under raubte und raffte (wortl. sammelte) Reichtum von Mannern des Unrechts, die sich gegen Gott auflehnten, und nahm den Reichtum von Volkern, so daB er iiber sich die frevelhafte Sunde {noch) vermehrte-auf Wegen der Greueltaten handelte er in aller schmutzigen Unreinheit. [1QpHab VIIIs-13 (Pescher auf Hab 2,5f.)] 031,:):::J 131,:::i, p,li1 i1i10 in~ ~pi iiV~ 31iVii1 rm::,i1 ,31 1iiV£l CJi1''~ 31'£l1i1 t:l'i1£l,:)i1 t:l1' r,n,:io ,31,o rp:::i, m,,1 T1'::J~ mon
crini:io ri:::iw cil c, 0 :::i c, 0 w::,,, c31,:::i, Seine Deutung bezieht sich auf den Frevelpriester, der den Lehrer der Gerechtigkeit mit der Wut seines Zornes 65 im Haus seines Exils66 verfolgte, um ihn zu verschlingen. Und zur Zeit des Festes des Versohnungstages erschien er bei ihnen, um sie zu verschlingen und zu Fall zu bringen am Tag des Fastens, dem Sabbat ihrer Ruhe. [1QpHab Xl4-g (Pescher auf Hab 2,15)] Aus dieser Ablehnung des Jerusalmer Tempels und seiner Priesterschaft entwickelten sich zwei Propria der essenischen Theologie, die sich u. a. in 4QMidrEschat3 Il19-Ill7 niedergeschlagen haben: 1'T1nT1 r::,wi 1'T131tm ,~iiV'' '031, cipo 'T10iV1 ~'::J:li1 '0::J iO~::,] ]ii';,131 r:::i ~["01' ~,,, ]:J"1~ ,1[31 ~1::J ~'iV" ~,,, ,131 ili' ~,,,
'031 ,31 [t:l't:l£l1iV 'T1'1l] iiV~ t:l"'n ro,i i131iV'~i::J itv~::, 1[m:i31, :::im::, itv~::, t:l'O'i1 T1'in~::i [~i], [r"::,' ]itv~ T1'::Ji1 i1~1i1 ,~itv' i1~1i1 ,31, • ,,31 7,,0° i11i1' i1::,,,, n~i:, i1'i1" [w,po i1tvio] ico:::i 0 :i16Y1 c';,1yl ,31 ]'iib[:::i ';,i311 :::i';, ';,i31] i10tv ~1::J' ~1';, itv~ T1'::Ji1 7?1,0°] fr[1]i1~ t:liV 0 w1,p ~,::, • ';,131 ,31 ,11 j,:):) r:::i1 ii001 "::J~10, 1otvi1 itv~::, • 'ii ,131 1i110tv" ~1';,1 i1~i" 1°';,31 ,,or, c';,131[ w,po ~1, m:i:::i';, io~1°1 i10T1~t:in:::i ,~itv[" w],po r,~ m1tv'~i::J i1;1T1 'iV310 ':)£)';, ~1, ~1::J t:l'i't:lPO T11'i1' •,~ [wie er gesagt hat durch den Mund des Propheten (?): ,,Und ich will meinem Volk einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort wohne und sich nicht mehr angstige. Und kein] (1) Feind [wird es me]hr [iiberfallen, und kein] Ruchloser [wird fortfahr]en, [es zu bedriicken] wie vordem, seit dem Tag, an dem (2) [ich Richter bestellt hahell!iher mein Volk Israel" (2Sam 7,10-llacx Zu ,non vgl. Jes 51,17.22. Zur Obersetzung von 1n17l n'::J~ mit ,,Haus seines Exils" s. u. a. Brownlee, MidrashPesher, 182; vgl. z. B. auch das 1:iwo n'::J~ in Mur 424 (s. Milik, Textes hebreux et arameens, 156). 65 66
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1. KAPITEL
+ Ps 89,23(?)). Dies ist das Haus, welches[ er errichten wird ]for[ sich] am Ende der Tage, wie es geschrieben steht im Buch des (3) [Mose: ,,Das Heiligtum, ]YHWH, welches deine Hande errichtet haben. YHWH ist Konig for immer und ewig" (Ex 15,17b-19). Dies ist das Haus, in welches nicht eintreten wird (4) [der am Herz en Unbeschnittene noch der am Fl]eisch [Unbeschnittene for ]immer noch ein Ammoniter noch ein Moabiter noch ein Bastard noch ein Fremder noch ein Proselyt for immer, sondern die Heiligen des Namens (?). (5) ,,YH[W]H [ist Konig(?) for ]immer" (Ex 15,18): bestandig wird er iiber ihm erscheinen, und Fremde werden es nicht mehr zerstoren, wie sie vordem zerstorten (6) das Heiligtu[m I]sraels wegen derer Sunde. Und er sagte, da6 man ihm ein Heiligtum von Menschen bauen solle, damit darin seien for ihn Rauchopfer (7) vor ihm, Taten/Werke des Dankes. 67 Zweierlei wird deutlich: a) Der ya~ad versteht sich selbst als der verhei6ene eschatologische Tempel (vgl. auch 4QMidrEschata 11110-13). An die Stelle des Gebaudes in Jerusalem tritt die von Gott erwahlte essenische Gemeinschaft als eine soziologische Gro6e. 68 b) Bei den im Text genannten Rauchopfern handelt es sich nicht um Opfer im eigentlichen Sinn, sondern um Handlungen, wie die Apposition i1'i1T'l 'iV.YT.:l zeigt. ,,Zu denken ist bei den i1,m 'iV.YT.:l sicher an Gebete und Hymnen. Literarische Fixierungen dieser sind in Qurnran etwa in Gestalt der Hodajot erhalten. Parallelen zu der Vorstellung als Tempel und den darin dargebrachten Opfern sind zahlreich in der Qumranliteratur, man vergleiche z. B. die entsprechenden Stellen in 1QS VIII und IX." 69 Man mu6 somit davon ausgehen, da6 der Jerusalemer Opferkult in Qumran abgelehnt wurdei und da6 an die Stelle des Opfers das Gotteslob trat. 70 · Diese Distanz zum Jerusalemer Tempel spiegelt sich auch in dem in Qumran gefundenen liturgischen Material wieder: In den Qumrantexten fehlen einerseits Laiengebete, die in etwa der pharisaisch-rabinischen Schlichtheit entsprachen, es fehlen auch Belege fur die bekannten publikumsbezogenen Leviten-Gesange, aber es fehlen auch zen67 Transkription und Rekonstruktion finden sich bei Steudel, Midrasch zur Eschatologie, 24f.; die Obersetzung findet sich a. a. 0., 30f. 68 Zur Saches. u. a. Brooke, Exegesis, 178-193; Dimant, Community as Temple, 172-189 und Steudel, Midrasch zur Eschatologie, 165f. 69 Steudel, Midrasch zur Eschatologie, 166. 70 Zur Sache vgl. z. B. H. Stegemann, Qumran Essenes, 122-126 und Vermes, Qumran in Perspective, 180f. Eine solche Ablehnung des Jerusalemer Opfergottesdienstes durch die Essener wird auch in Jos Ant XVIII19 (nach der Lesart der Epitome des Josephus und der lateinischen Obersetzung) und Philo, Quad omnis probus liber sit 75 erwahnt (zur Sache vgl. auch lQS IX3ff,; CD Vltt-20; Xlt7-2t; XVI13f.). Zur Ablehnung des Jerusalemer Opfergottesdienstes als Kriterium zur Identifikation essenischer Texte s. auch Lichtenberger, Menschenbild, 16.
EINLEITUNG
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trale, exklusiv-priesterliturgische Komplexe wie die Qedussah fast vollig. Die Ja~ad-Gemeinschaft, die ja selbst die Kultfunktion des Tempels voriibergehend zu erfilllen meinte, brauchte und hatte wohl auch kein Publikum, konsequenterweise fehlt auch der ,,aaronidische" PriestersegenauBer in einer anlaBspezifisch modifizierten Form [sci!. 1QS Il1ff.J. 71
Thora Die sich durch die vielen Handschriften des Pentateuch und das gehaufte Vorkommen halachischer Texte nahelegende groBe Bedeutung der Thora spiegelt sich ebenfalls in den Pescharim wider. Ihre Auffassung von der Thora ist jedoch zu einem groBen Tei! von der Spannung zwischen ya~ad und J erusalemer Tempel gepragt: Sowohl die Pharisaer als auch das Jerusalemer Priestertum haben nach Auffassung der Essener die Thora verworfen (s. z. B. 4QpJes 6 Il6f. und lQpHab V1tf.). Demya~ad dagegen wurde durch den Lehrer der Gerechtigkeit erst offenbart, wie die Thora zu erfollen ist: [p,]::m T'li1T'I T'I~ il?l [iiV~ p,:m ili10 73" ]i::l,il iiVtl (,,Die Auslegung des Wortes [bezieht sich auf den Lehrer der Gerechtigkeit, der] die Thora der Gere[chtigkeit] offenbart hat"; 4QpJese 1-23). Diese Funktion des Lehrers, das richtige Verstandnis der Thora iiberhaupt erst zuganglich zu machen, hat sich in seinem Titel ili1T'lil iVi1, (,,Ausleger der Thora" 4QMidrEschata III11 und 4QMidrEschat6 IX5) niedergeschlagen. Weil somit ein Erfiillen der Thora nur innerhalb des ya~ad moglich ist, konnen die Essener sich auch als ili1T'lil 'iV13" (,,Tater des Gesetzes") bezeichnen (s. z. B. 4QpPsa 1-10 Il15.23; lQpHab VIII1; Xll4f_).
Dualismus und Eschatologie Auch das oben geschilderte eschatologisch-apokalyptische Element der essenischen Theologie findet sich in den Pescharim wieder. Explizit ist es in 4QMidrEschata· 6 ; llQMelch und 4Q181 belegt, implizit jedoch in fast alien Pescharim: Das damit verbundene Weltbild ist dualistischer Natur. Die Welt ist in zwei Bereiche aufgeteilt, die eine ethisch positive bzw. negative Qualitat haben. Es handelt sich um den Herrschaftsbereich Belials, der iiber die Sohne der Finsternis herrscht, und um die Sohne des Lichts, die mit dem ya~ad gleichzusetzen sind. Der Herrschaftssphare Belials ist alles Nichtessenische zuzurechnen. Sie zeichnet sich durch Frevel und Gesetzesbruch aus, wozu auch die Mitglieder des ya~ad verleitet werden sollen (4QMidrEschata Ill7ff_). Beiden Spharen gehoren neben Menschen auch Engelwesen an, und beide stehen unter der Herrschaft eines Engelwesens (4QMidrEschat6 Xs-11; XI12; vgl.4Q18111-6)- Mit dem Hereinbrechen des Eschatons werden Belia! und seine Anhanger vernich71
J. Maier, Kult und Liturgie, 585.
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1. KAPITEL
tet, wahrend ein thorafrommer Rest, die Angehorigen des yal;ad, gerettet werden (s. 4QMidrEschata IV lff.). Diese Rettungwird als ein Lauterungsund Reinigungsgeschehen beschrieben (s. 4QMidrEschatb IX9_11). Die eschatologische Vernichtung der frevelhaften, Belia! zugehorigen Sphare des Seins wird auch vom Autor des Pescher 11 QMelch beschrieben: He interprets the freedom accorded in the biblical jubilee as the eschatological liberation of the Sons of Light imprisoned by the evil Belia! (ii 1--6). This liberation will take place at ,,the End of Days" (ii 4), at the end of the tenth jubilee (ii 7) ... The chief actor in these events is Melchizedek, the eschatological judge who figures as a priest in Gen 14:18 and Ps. 110:4. In this capacity he acts as liberator and expiator of sins for the Sons of Light while wreaking vengeance upon Belia! and his hosts (ii 13-14 ). 72
Historische Personen und Selbstbezeichnungen Schon die oben zitierten Stellen aus dem Pescher Habakuk (s. o., 14f.) zeigen, daB in den Pescharim autoritative Texte auf bestimmte Personen und Ereignisse der Geschichte der essenischen Gemeinschaft ausgelegt wurden. Werden diese Personen in einem Text genannt, so darf das als ein Hinweis auf ihren essenischen Ursprung verstanden werden. Es handelt jdabei um den sogenannten ,,Lehrer der Gerechtigkeit" (p,:iii iii10), 73 eine wichtige Griindergestalt der essenischen Gemein(,,Ausleger der Thora") bezeichnet schaft, die auch als iii1i1ii wird, 74 den sogenannten ,,Frevelpriester" (YiViii fi11:,ii), 75 den ,,Liigenmann" (:li:,ii iZ."~), 76 die ,,Manner des Spottes" (f137ii 'iV:l~), 77 jene, ,,die auf glatte Dinge hin auslegen" (mp?nii 'tvii,),78 und den ,,Lowen des Zorns" (f1inii i'C::,). 79 Einige typische Selbstbezeichnungen der Essener konnen ein weiteres Indiz for die essenische Herkunft eines Textes darstellen: ,,Der Rat der Gemeinschaft" (,n'ii T13:ll), 80 ,,die Manner der Gemeinschaft" (,n'ii 'iV:!~) 81 und ,,die Versammlung der Gemeinschaft" (,n'ii ri,:11). 82
w,,,
72
Dimant, Pesharim, 247f.
73 S. z. B. lQpHab l13; 112; V10; 4QPsa 1-10 Illts,
S. z. B. 4QMidrEschata Illt 1 und 4QMidrEschatb IXs. S. z. B. lQpHab VIIls; IX9; Xl4; Xll2.s; 4QpJesc 303; 4QpPsa 1-10 IVs. 76 S. z. B. lQpHab 111£.; Vt 1; 4QpPsa 1-10 li6; IV14. Zur eschatologischen Wiederkehr des i171T1i1 W717 s. CD VII ts, 77 S. z. B. 4QpJesb 116.tO, 78 S. z. B. 4QpJesc 23 1110; 4QpNah 3--4 l2.7; 112.4; IIl3,6f.; 4QMidrEschatb IX12. 79 S. z. B. 4QpNah 3--4 lsf.; 4QpHosb h 80 S. z. B. lQpHab XII4; lQpMic 106; 4QpJesd 12; 4QpPsa 1-10 1115; 4QMidrEschata IIl17; 4QMidrEschatb Xs. 81 S. z. B. 4QpJese 93; 4QMidrEschatb VIII1. 82 S. z.B. 4QpPsa 1-10 IV19. 74 75
EINLEITUNG
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Eine Selbstbezeichnung der Essener, die zwar in den Pescharim nicht belegt ist, dafiir aber in den an Hand der oben schon entwickelten Kriterien zweifelsfrei als essenisch zu identifizierenden Texten D, lQS l1III12 und 1QS V1-IX26, ist T1'i::::li1 (,,der Bund"), so daB ein Text, der dieses Wort nicht auf ganz Israel, sondern auf eine spezifische Gruppe bezogen gebraucht, rnit einiger Wahrscheinlichkeit essenischen Ursprungs sein diirfte. Selbstverstandlich sind die hier genannten KonstruktusVerbindungen nicht die einzigen Selbstbezeichnungen der Essener, jedoch konnen als Kriterium for die Identifikation von essenischen Texten andere Selbstbezeichnungen wie z. B. i1,Y, i1l3.' bzw. 1T1l3.' oder pi,::r ":!:I nicht verwendet werden, da diese auch auBerhalb der Texte von Qumran belegt sind. 83 Zitat und Verarbeitung essenischer Texte Newsom hat als ein weiteres positives Kriterium fur die Identifikation essenischer Texte das Zitieren oder Verarbeiten eines eindeutig als essenisch identifizierten Textes vorgeschlagen. 84 Dies setzt jedoch voraus, daB vom ya~ad verfaBte Texte nur vom ya~ad gelesen und rezipiert wurden-ein Axiom, was nur schwer zu beweisen oder zu widerlegen ist. Es erscheint daher angebracht, einen Text nicht allein auf Grund eines solchen Zitates als essenisch zu bezeichnen, zumal haufig unklar bleiben muB, ob ein Text essenischen Ursprungs ist oder nicht. Ein zusatzliches Indiz for die Abfassung eines Textes durch den ya~ad konnen jedoch Zitat und/oder Verarbeitung eines essenischen Textes darstellen. Fazit Es ergeben sich for die Identifikation essenischer Texte folgende Kriterien: - Die qumranische Orthographie. - Kein freier Gebrauch des Tetragramms. •:ii,~, CJ'i1'~ und ,~iiV' ,~ werden in essenischen Texten nur selten gebraucht. Gottesbezeichnungen werden haufig mit Buchstaben des palaohebraischen Alphabets geschrieben. - Der Solarkalender. - Eine radikale Thoraobservanz nach der Interpretation der Thora durch den Lehrer der Gerechtigkeit. - Polemik gegen den Jerusalemer Tempel und seine Priesterschaft. -Ablehnung des Opfergottesdienstes in Jerusalem. - Die essenische Gemeinschaft betrachtet sich selbst als den neuen Tempel. 83 Zu sprachlichen Kriterien fur die Identifikation essenischer Texte vgl. auch Dimant, Qumran Manuscripts, 27-29. 84 S. Literature from Qumran, 176; vgl. Baillet, Grotte 4, 81.
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1. KAPITEL
-
Eine mit einem ethisch-kosmischen Dualismus verbundene N aherwartung. - Personen aus der Geschichte der Essener und essenische Selbstbezeichnungen. - Das Verarbeiten oder Zitieren essenischer Texte. Damit ein Text als essenisch charakterisiert werden kann, mi.issen nicht alle der oben genannten Kriterien zutreffen. Bedingt durch den Gegenstand eines Textes kann es sein, daB das eine oder andere Merkmal nicht in einem Text zu finden ist, z. B. werden 1QS V lff. keine Personen aus der Geschichte des ya~ad genannt, da es sich um eine Gemeinderegel handelt. Die hier ermittelten Kriterien werden im folgenden jeweils in den Einleitungen zu den einzelnen in der Arbeit analysierten Texten angewandt. 1.1.3 Geschichte und Theologie der Essener Identitat Die schon von Sukenik85 vertretene und spater zur opinio communis gewordene Hypothese, daB es sich bei den Eigentiimern der Bibliothek von Qumran um Essener gehandelt habe, ist in letzter Zeit hinterfragt worden: Hierzu gaben zum einen die Ahnlichkeiten der Halacha der Texte von Qumran mit der sadduzaischen Halacha, wie sie von den Rabbinen dargestellt wird, AnlaB, 86 und zum anderen die Unterschiede zwischen den Essenerberichten des Flavius Josephus und Philo von Alexandrien einerseits und den Texten von Qumran andererseits. 87 Die Ahnlichkeiten von sadduzaischer und qumranischer Halacha diirften darauf zuriickzufiihren sein, daB sich die Essener wahrend der ersten Phase ihres Bestehens aus der Jerusalemer Priesterschaft rekrutierten, 88 und mi.issen nicht notwendig auf eine sadduzaische Identitat der Essener hinweisen. Beziiglich der antiken Essenerberichte haben H. Stegemann (Qumran Essenes, 108-138 und Qumran tind das Judentum, 183-193) und Bergmeier (Essenerberichte, passim) gezeigt, daB ihre Gemeinsamkeiten mit den Texten von Qumran bei weitem die Unterschiede iiberwiegen: Sowohl in den an85 S. Dead Sea Scrolls, 29. Zur Sache vgl. auch Dupont-Sommer, Die essenischen Schriften, 44-74. 86 S. z. B. Schwartz, Law and Truth, 229ff.; Schiffman, Miq~at Ma'aseh Ha-Torah, 456£.; Sadducean Origins, 4 lff; Dead Sea Scrolls 83ff. und Halakhah, passim. Schiffman unterscheidet dabei zwischen den Sadduziiern, wie sie vonJosephus beschrieben werden und den in den rabbinischen Texten erwahnten Zadokiden als zwei Gruppen einer groBen priesterlichen Bewegung (s. z. B. Halakhah, 285). Zur Diskussion mit Schiffman s. VanderKam, Essenes or Sadducees, 51ff. 87 S. z. B. Golb, Origin and Identification, passim. Zu Golbs These s. jetzt auch seine jilngst erschienenen Arbeiten ,,Qumran: Wer schrieb die Schriftrollen vom Toten Meer?" und ,,Khirbet Qumran and the Manuscripts of the Judean Wilderness". 88 So z. B. auch VanderKam, Implications, 26.
EINLEITUNG
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tiken Essenerberichten als auch in den Texten von Qumran finden sich Hinweise auf Gemeinschaftsmahler, eine strikte Gemeindehierarchie, eine lange Probezeit neuer Mitglieder, Gemeinschaftseigentum, ein gespanntes Verhaltnis zumJerusalemer Opferkult. Ferner stimmen die Ergebnisse der Ausgrabungen von Qumran, falls das groBe Bassin vor dem Speisesaal zu Reinigungszwecken benutzt wurde, mit den von den antiken Autoren berichteten Reinigungsbader der Essener i.iberein. 89 Wie Bergmeier gezeigt hat, sind die Unterschiede zwischen den antiken Essenerberichten90 und der sich in den Texten von Qumran widerspiegelnden Gemeinschaft durch den Charakter der von den antiken Autoren verwendeten Quellen bedingt: Die Essener-Referate des Josephus beruhen ... primar, wenn nicht fast ausschlieBlich, auf Quellengut, di.irfen also nicht wie authentische Berichte eines Zeitzeugen, geschweige denn eines Insiders gelesen werden. Die Groilreferate bell. 2,119-161, ant. 15,371-379 und ant. 18,18-22 weisen einerseits inhaltliche und sprachliche Parallelen zu Philos Essaer-Texten (prob 75-91, apol 1-18) auf, andererseits !assen sie enge Beri.ihrungen mit den Therapeuten Philos und den Essenern des Plinius erkennen. In der historischen Grundfrage, wie die Essener der klassischen antiken Texte mit der Gemeinde von Qumran zusammenhangen, genauer: wie sich Obereinstimmungen auf der einen und Differenzen auf der anderen Seite erklaren, fiihrt meine U ntersuchung zu dem Ergebnis: Die klassischen Essenertexte schopfen aus Quellen mit je eigener literarischer Intention, und ebendiese lntentionen erklaren die Divergenzen zu den authentischen Zeugnissen der Qumrangemeinde. 91 Es darf somit davon ausgegangen werden, daB es sich bei den Eigentiimern der Bibliothek von Qumran um die in den antiken Berichten beschriebenen Essener handelt.
Geschichte Wenn im folgenden eine kurze Schilderung der essenischen Geschichte gegeben wird, so kann es sich hierbei lediglich um ein zusammenfassendes Referat der opinio communis handeln, eine detaillierte Ausarbeitung ist we gen der Menge des Materials an dies er Stelle nicht moglich. 92 89 S. H. Stegemann, Qumran Essenes, 108-138; zur Sache vgl. auch Vermes/Goodman, Classical Sources, 2-14. 90 Eine vollstandige Quellensammlung bietet Adam, Antike Berichte iiber die Essener; eine reprasentative Auswahl der wichtigsten Quellen findet sich bei Vermes/Goodman, Classical Sources, 19ff. 91 Bergmeier, Essenerberichte, 114. 92 Fiir Detailfragen sei auf Callaways Buch ,,The History of the Qumran Community" verwiesen. Zentral fur Darstellung und Erforschung der Geschichte der Essener ist auBerdem H. Stegemanns Dissertation ,,Die Enstehung der Qumrangemeinde" und ders., ,,The Qumran Essenes-Local Members of the Main Jewish Union in Late Second Temple Times."
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1. KAPITEL
Die Entstehungszeit der essenischen Partei kann aus der Damaskusschrift entnommen werden: 93 In CD l5ff_ wird geschildert, daB eine Art Vorform dieser Partei 390 Jahre nach der Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar von Gott ins Leben gerufen worden sei, was das Jahr 197 v. Chr. meinen miiBte. Da aus dieser Zeit die in der Damaskusschrift beschriebenen Freveltaten Israels, welche zur Griindung einer sich ,,der neue Bund" (CD Vl19; VIII21; XIX33f.; XX12) nennenden Bewegung gefiihrt haben, 94 nicht bekannt sind, nimmt man an, daB die Zeit der hellenisierenden Religionsreformen des Hohenpriesters Menelaos (ca. 170 v. Chr.) gemeint ist;95 was eine Abweichung von 27 J ahren ausmachen wiirde (= 417 Jahre). Hierfiir sprache auch, daB schon einer ,, ... der besten jiidischen Geschichtsschreiber jener Zeit, Demetrios (Ende 3. Jh. v. Chr.) ... die Spanne zwischen dem Exilsbeginn und seiner eigenen Zeit ebenfalls um genau 27 Jahre kiirzer berechnet hatte, als wir heutigen Historiker dies for richtig halten." 96 Man geht heute davon aus, daB schon diese Gruppe frommer Juden auf das hereinbrechende Eschaton wartete, in dem die frevelhafte Gegenwart dem Glaubens- und Weltbild ihren frommen Erwartungen angepaBt werden wiirde. 97 Zwanzig Jahre spater (ca. 150 v. Chr.), so berichtet die Damaskusschrift, sei der Lehrer der Gerechtigkeit zu dem ,,neuen Bund" gestoBen: ,,Und sie waren Blinde und solche, die nach dem Weg tasten, zwanzig Jahre lang. Und Gott achtete auf ihre Auf zwei weitere Modelle zur Geschichte des yal?ad sei zumindest kurz hingewiesen: 1.) Die sogenannte Groningen Hypothese geht davon aus, daB die Essener ihren Ursprung in der apokalyptischen Bewegung Palastinas des 3. und 2. Jh. v. Chr. hatten, daB es in dieser Bewegung in der Mitte des 2. Jh. v. Chr., hervorgerufen durch den Lehrer der Gerechtigkeit, zu einem Schisma gekommen ist, welches zur Griindung der Qumrangemeinde fiihrte, und daB mit dem Frevelpriester nicht cine historische Personlichkeit gemeint ist, sondern das Amt des Hohenpriesters in Jerusalem, also der jeweils regierende Hohepriester (s. van der Woude, Wicked Priests; Garcia Martinez, Qumran Origins und Garcia Martinez/van der Woude, ,.Groningen" Hypothesis; zur Diskussion der Groningen Hypotheses. Lim, Wicked Priests, passim). 2.) Murphy-O'Connor geht davon aus, daB cine Vorliiufergemeinde des yal?ad aus konservativen ,.Spiitheimkehrern" aus dem babylonischen Exil bestand, die sich abgestoBen von der hellenistischen Kultur und Frommigkeit Palastinas in die Wiiste zuriickzogen, wo dann spiiter der Lehrer der Gerechtigkeit zu ihnen stieB (s. die Aufsiitze ,,The Essenes and Their History" und ,.The Essenes in Palestine"). Ferner werden Dberlegungen angestellt, ob die Siedlung in Khirbet Qumran in ihrer ersten hellenistischen Besiedlungsphase eine villa rustica gewesen sein konnte, die dann der Balsamproduktion gedient hiitte (Donceel/Donceel-Voute, Archaeology, 22-32). 93 Zur essenischen Abfassung der Damaskusschrift s. u., 243. 94 Zu i1lD1nil n'i::Jil als Selbstbezeichnung nur der Vorliiufergemeinschaft des yal?ad s. H. Stegemann, Gesetzeskorpus, 427£. (s. dort auch Anm. 79). 95 So H. Stegemann (Qumran Essenes, 139£.) in Anlehnung an Steudel (Midrasch zur Eschatologie, 205£.) und Laato (Chronology in the Damascus Document, 607-609). Ahnlich auch Schiffman, Dead Sea Scrolls, 91. 96 H. Stegemann, Essener, 173 (der Demetriosbeleg findet sich bei Clemens Alexandrinus, Strom. 1,21,141,1-2), vgl. ders., Bedeutung der Qumranfunde, 15. 97 Talmon, Waiting for the Messiah, 278-280.
EINLEITUNG
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Werke, denn mit vollkommenen Herzen hatten sie ihn gesucht, und erweckte ihnen einen Lehrer der Gerechtigkeit, um sie auf den Weg seines Herzens zu fiihren" (CD l9_11). 98 Die Stellung des Lehrers der Gerechtigkeit innerhalb der jiidischen Gesellschaft seiner Zeit la{h sich an den Titeln ablesen, die dieser Griinderpersonlichkeit gegeben werden, insbesondere an Ii11-'i1 aus 4QpPsa 1-1011115. Die wichtigsten Beweise dafur, das der Lehrer der Gerechtigkeit ein in Jerusalem amtierender Hohepriester gewesen ist, sind seine Titel. Seine iiblicherweise mit ,,der Lehrer der Gerechtigkeit" wiedergegebene hebraische Bezeichnung als ,,moreh ha-sedeq" meint genaugenommen ,,Der (einzige gemail der Tora) Richtiges Lehrende". Das ist ein traditioneller Amtstitel des Hohenpriesters, der ihn als hochste Lehrautoritat in Israel kennzeichnet. Das gleiche gilt fur die Bezeichnungen dieser Gestalt als ,,moreh ha-jachid", ,,Der einzigartige Lehrer", und als ,,doresch ha-torah", ,,Der (hochstrangige) Tora-Interpret". Ebenso wie der Hohepriester Simon im Weisheitsbuch des Jesus Sirach (Sir 50, 1) wird er auch verabsolutierend als ,,ha-kohen", ,,Der Priester (schlechthin)" tituliert, was ihn als Spitze des Tempelkultes in Jerusalem charakterisiert. 99 Welche Erwartungen der ,,neue Bund" an diesen hohepriesterlichen Lehrer stellte, und wie er ihnen begegnete, schildert Talmon wie folgt: ,,It fell to him to find the means for bridging the gap between the unduly protracted now and the disappointingly delayed then. This he apparently did by transforming the loose group-cohesion of the founding members into a structured socio religious system. Under his guidance, their utopian 98 N amentlich bekannt ist der Lehrer der Gerechtigkeit nicht, wie iiberhaupt in den bislang veroffentlichten Texten von Qumran, von 4Q477 abgesehen, Mitglieder des ya/Jad nicht namendich genannt werden. Bei 4Q477 handelt es sich wohl um eine Art Disziplinarbuch: ,,Apparently, this text preserves remnants of a legal record, compiled by the sect's Overseer (ip:::11.l), of those members who were rebuked after commiting a sin" (E. Eshel, Rebukes by the Overseer, 111; zur Sachevgl. auch a. a. 0., 121). Genannt werden [... ]'i~ 1:::i pn,, (2 Il3), oirm i1'JJn (2 Ils) und [... pY]l.lW 1:::i i1'JJn (2 Il9). 99 H. Stegemann, Essener, 205f.; eine ausfiihrliche Begriindung seiner These gibt H. Stegemann in seinem Buch ,,Die Enstehung der Qumrangemeinde" (A 79-82); vgl. u. a. auch ders., Qumran Essenes, 139f.; Murphy O'Connor, Teacher of Righteouness, passim und Vermes, Qumran in Perspective, 144. Diese These wurde von Wise (Teacher of Righteousness, 589-602} angezweifelt, da seiner Meinung nach der determinierte Singular des Nomens liJ~ (!iJ:;liJ} in der jiidischen Literatur niemals den Hohenpriester bezeichne, dieser Titel laute vielmehr immer ';>ii~ij !iJ:;liJ. Demgegeniiber ist auf cine in der Miinzanstalt von Jerusalem gepragte Silbermiinze aus dem 4. Jh. v. Chr. hinzuweisen. Sic tragt die Legende Ji1::li1 [!]Jm' (Jochanan, der Priester"). Wegen der damaligen Gepflogenheiten im Miinzwesen darf es als sicher gelten, daB mit pm' der Hohepriester gemeint ist, der die Pragung dieses Miinztypus veranlaBt hat (zur Miinze s. Barag, Silver Coin, 7-17). Fiir die Zeit der Griindung des ya~ad ist JiJ:;liJ als Bezeichnung des Hohenpriesters, wie von H. Stegemann gezeigt wurde (Essener, 206; vgl. Qumrangemeinde, A 79-82), in Sir 50,1 belegt.
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1. KAPITEL
millenarism, which originally had anarchistic overtones, crystallized into a structured order." 100 Zwar begegnet an keiner Stelle der Texte von Qumran jemals der Name des Lehrers der Gerechtigkeit, trotzdem ist es moglich, zumindest den Zeitraum f estzulegen, in dem er das Hohepriesteramt innehatte. Josephus berichtet, daB das Hohepriesteramt nach dem Tod des Alkimos (159 v. Chr.) und vor dem Amtsantritt des Jonathan (152 v. Chr.) verwaist gewesen sei (Ant XX237). In dieses sogenannte Intersacerdotium di.irfte, wie H. Stegemann gezeigt hat, die Amtszeit des Lehrers der Gerechtigkeit fallen: Das [scil. das lntersacerdotium] aber ist, von der damaligen Sachlage her betrachtet, ganz unmoglich. Im Jahre 164 v. Chr. hatten die Makkabaer mit dem traditionellen Kult auch die jahrliche Begehung der jiidischen Feste im Tempel wieder eingefiihrt. Deren hochstes ist der Versohnungstag, der ohne einen Hohenpriester gar nicht toragemaB begangen werden kann, solange der Tempel besteht. Auch hatten die aufstandischen Makkabaer im J ahre 157 v. Chr. mit den Seleukiden Frieden geschlossen, so daB es im Lande nunmehr ruhig war und keinerlei Grund bestehen konnte, auf die jahrliche Feier des Versohnungstages und den dafiir unbedingt erforderlichen Hohenpriester zu verzichten. Erst die Qumran-Funde haben die Informationsliicke der bisherigen historischen Oberlieferung geschlossen. Sie zeigen, daB der Lehrer der Gerechtigkeit, bevor er die essenische Union begriindete, Hoherpriester am Jerusalemer Tempel gewesen sein muB, und zwar als unmittelbarer Amtsvorganger des Makkabaers J onatan, der das Hohepriesteramt im J ahre 152 v. Chr. okkupierte. 101 Dieser Lehrer- und Gri.indergestalt stehen zwei Gegner gegenilber, der sogenannte Frevelpriester (.Ytviil rm:lil) und der ,,Mann des Spottes" (ii:b;, iV'~). Eingehende Untersuchungen haben gezeigt, daB es sich bei dem Frevelpriester um den Makkabaer Jonathan handelt, der sich das Amt des Hohenpriesters nach Meinung der priesterlichen Traditionalisten des ya~ad widerrechtlich angeeignet hatte. 102 Jonathan stammte zwar aus einem Priestergeschlecht, war jedoch kein Zadokide, und nur die Angehorigen dieses Geschlechts durften zum Hohenpriester gemacht werden. Erschwerend kam wohl hinzu, daB Jonathan sich von dem Seleukiden Alexander Balas zum Hohenpriester ernennen lieB (s. Jos Ant Xlll43-45), wozu der nach den ji.idischen Religionsgesetzen gar nicht befugt war. Die Theologie des Lehrers der Gerechtigkeit fi.ihrte schon bald nach seiner Ankunft zu einem Schisma (CD l14ff_). Sein innergemeindWaiting for the Messiah, 284. Essener, 205 (vgl. auch a. a. 0., 206-213 und ders., Qurnrangemeinde, 210-232); zur oben geschilderten Griindungsgeschichte s. auch Sternberger, Pharisiier, Sadduziier, Essener, 116. 102 Zur Identifikation des Frevelpriesters s. u. a. H. Stegemann, Qurnrangemeinde, 95-115 und Vermes, Qumran in Perspective, 150f. lOO
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EINLEITUNG
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licher Kontrahent wird ,,Mann des Spottes" genannt (f1l?i1 iV'~). Die Anhanger dieses Mannes werden als solche, die ,,nach glatten Dingen suchen" (mp'?n:::i 1tvi, iiV~), bezeichnet. Wie Schiffman gezeigt hat, handelt es sich dabei um ein Wortspiel auf zwei Kernbegriffe der pharisaischen Theologie, w77,? und i1~7iJ (Plural ni:l?iJ). 103 Seiner Meinung nach spielt die Wendung auf das Bestreben der Pharisaer an, die Thora durch ,,Vereinfachung" ihrer Vorschriften auch fur das einfache Volk im alltaglichen Leben erfiillbar zu machen, sie sozusagen zu glatten. Aus diesem Schisma im urspriinglichen ya~ad durften Pharisaer und Essener hervorgegangen sem. Fur die Zeit nach der Gemeindegrundung sind fur die essenische Geschichte kaum noch historisch verwertbare Daten vorhanden: In CD XIX3s-XX1 wird der Tod des Lehrers der Gerechtigkeit vermerkt, den H. Stegemann ,, ... um 110 v. Chr. datieren ... " mochte. 104 Im Pescher Nahum findet sich eine Notiz daruber, daB der Hasmonaer Alexander Jannai, der sogenannte ,,Lowe des Zorns", jene, die nach glatten Dingen suchen [scil. die Pharisaer], ans Holz gehangt [scil. gekreuzigt] babe (4QpNah 3--416£.). Dabei durfte es sich wohl um die inJos Ant XIII380-381 geschilderte Kreuzigung von 800 Pharisaern durch Alexander Jannai handeln. In Qumran fand sich nun ein kleines Lederstuck (4Q448), das neben einem Teil von Psalm 154 auch einen Lobpreis auf einen Konig Jonathan enthalt. Die auBere Form des Fragmentes macht es wahrscheinlich, daB es sich um eine nicht ,,abgeschickte" GruBadresse handelt. Die Herausgeber des Textes haben den Konig Jonathan als Alexander J annai, dessen hebraischer Name p:q i' lautete, identifiziert. 105 Es kann daher spekuliert werden, ob der Text ein nicht abgeschicktes Gratulationsschreiben der Essener an Alexander Jannai wegen dieser Kreuzigung der 800 Pharisaer ist. 106 Auf eine weitere Annaherung der Essener an einen Jerusalemer Herrscher konnten die Berichte des Josephus iiber die besonderen Beziehungen der Essener zu Herodes dem GroBen hinweisen (s. Jos Ant XV371-378), Insgesamt gibt das literarisch erhaltene Material aber kaum weitere Auskiinfte iiber die Geschichte der Essener. Weitere Informationen bieten jedoch die Ausgrabungen von Khirbet Qumran: 107 Datierbar ist archaologisch eigentlich erst die zweite Phase Pharisees and Sadducees, 274££. Essener, 166. 105 S. Eshel/Eshel/Yardeni, Qumran Composition, 217; vgl. auch J. Maier, Qumranfunde, 6. 106 So H. Stegemann, Essener, 187£.; s. aber die Bedenken der Herausgeber des Textes (Eshel/Eshel/Yardeni, Qumran Composition, 218£.). 107 Einen Oberblick iiber die bei den Ausgrabungen in Khirbet Qumran gemachten Funde gibt de Vauxs Buch ,,Archaelogy and the Dead Sea Scrolls" (s. auch ders., Qumran, passim). Ein knappe Diskussion der Funde im Hinblick auf die Geschichte van Qumran bietet Callaway, History, 29-51. 103 104
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1. KAPITEL
der hellenistischen Besiedlung von Qumran (lb), sie diirfte etwa in der Zeit Alexander Jannais (103-75 v. Chr.) oder Johannes Hyrkans (134-104 v. Chr.) beginnen. Da die erste Besiedlungsphase (la) nur von kurzer Dauer war, kann davon ausgegangen werden, daB die Siedlung von Qumran erst gegen Ende des 2. Jh. v. Chr. von den Essenern gegriindet worden ist. 108 Dieser Befund diirfte darauf hinweisen, daB die Siedlung erst nach der Griindung des ya~ad entstanden ist. Das konnte bedeuten, daB die Essener sich auch an anderen Platzen als Qumran angesiedelt haben, was dem Bericht des Josephus (Bell II124) entsprache. H. Stegemann hat nun an Hand der Zahl der auf den Friedhofen von Qumran gefundenen Graber und an Hand der GroBe des Versammlungsraums von Qumran errechnet, daB nur jeweils ca. 50--60 Menschen die Siedlung von Qumran gleichzeitig bewohnt haben. 109 DaJ osephus jedoch von ca. 4000 Essenern spricht (Ant XVIII20), ist davon auszugehen, daB es noch weitere essenische Siedlungen gegeben haben muB. Weiterhin folgert H. Stegemann aus der vonJ osephus angegebenen Zahl, daB es sich bei den Essenern keinesfalls, wie lange angenommen, um eine kleine, isolierte religiose Sekte gehandelt haben kann: Vergleicht man die 4000 Essener mit den etwa 6000 Pharisaern, die es nachJosephus gegeben hat, zeigt dies, daB die Essener vielmehr zu den groBen Religionsparteien ihrer Zeit zu rechnen sind. 110 An einem weiteren Punkt stimmen die Berichte des Josephus (Bell Il152£.) mit den archaologischen Funden iiberein: Er berichtet, daB die Essener von den Romern wahrend des ersten jiidischen Krieges zu hunderten dahingemetzelt worden sind. Dem entspricht de Vauxs Schilderung der jiingsten Bestandteile der Phase II der Besiedlung von Khirbet Qumran: The end of Period II is marked by a violent destruction. In the main building the tower to the north-west, fortified by its ramp of stones, offered a stouter resistance. But all the rooms of the south-west and north-west were filled with debris from the collapse of the ceilings and superstructures to a height which varies between 1.10 m. and 1.50 m. In the centre and the southeast, where the courtyard is situated and certain lighter structures had been put up, the damage was less considerable, but the destruction extended throughout the whole building. Iron arrow-heads have been recovered, and almost everywhere a layer of a powdery black substance gives evidence to the burning of the roofs. The buildings, therefore, were reduced to ruins by a military action, and, since the last coins of Period II are Jewish coins lOS S. de Vaux, Archaeology, 5; vgl. Cross, antike Bibliothek, 67-69; Callaway, History, 32 und J. Maier, Zwischen den Testamenten, 278. 109 Essener, 67-72. no H. Stegemann, Essener, 194-196; H. Stegemann hat diese These ausfiihrlich in seinem Aufsatz "The Qumran Essenes-Local Members of the Main Jewish Union in Late Second Temple Times" dargelegt (passim); zur Sache vgl. auch Sternberger, Pharisaer, Sadduzaer, Essener, 122-125.
EINLEITUNG
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from the First Revolt, it is reasonable to conclude that the destruction took place during the Jewish War.11 1 Neben den Berichten des Josephus und dem archaologischen Befund konnte weiterhin auch die Tatsache, da6 einer der Anfuhrer der judischen Kriegsparteien den N amen ,Johannes, der Essener" trug (s. J os Bell Ils67 ), auf eine essenische Beteiligung am ersten judischen Krieg hinweisen. 112 Man kann daher wohl davon ausgegehen, da6 die Essener in den ersten judischen Krieg mit hineingezogen wurden. Zumindest die Siedlung von Qumran wurde 68 n. Chr. von den Romern vollig zerstort. Anschlie6end verliert sich die essenische Partei im Dunkel der Geschichte. Zurn Schlu6 sei ein kurzer Hinweis auf die neuere Popularliteratur zum Thema erlaubt: Aufbauend auf den Thesen des amerikanischen Judaisten und Orientalisten R. Eisenman 113 haben die J ournalisten M. Bai gent und R. Leigh in ihrem Buch ,,Verschlu6sache Jesus" behauptet, bei den Bewohnern der Siedlung von Qumran habe es sich nicht um Essener, sondern um Zeloten gehandelt, die militant gegen die romische Besatzung vorgegangen seien. Der als Lehrer der Gerechtigkeit bezeichnete Grunder dieser Gemeinschaft sei Jakobus, der Bruder Jesu, gewesen, was nach ihrer Ansicht auch die christliche U rgemeinde zu Zeloten machen wiirde. Paulus sei der in den Texten von Qumran als Lugenmann bezeichnete Gegner des J akobus und ein romischer Spion gewesen, der die qumranischen ,, Widerstandskampfer" ausspioniert hatte. Bei dem Frevelpriester handele es sich dagegen um die ,,Person des Hohenpriesters Ananas" (sic!, S. 249 und passim, gemeint ist Ananias). Dies alles sei unter dem Einflu6 der katholischen Kirche von den Qumranwissenschaftlern uber vierzig J ahre verborgen worden, lie6e sich aber eindeutig aus bislang noch unveroffentlichten und absichtlich zuruckgehaltenen Texte entnehmen. Ahnlich phantastisch und eher dem Genre der Fantasy zugehorig sind die Hypothesen der australischen Gelehrten B. Thiering: Fur sie sind die Evangelien nach der Methode der Pescharim geschrieben worden (sic!) und entsprechend dieser Methode auszulegen. Eine solche Interpretation der Evangelien fordert ihrer Meinung nach zu Tage, da6 sich das Leben Jesu in Qumran abgespielt habe. Bei Jesus handelt es sich fur sie um den F revelpriester, wahrend Johannes der Tau£er der Lehrer der Gerechtigkeit sei. 114 Sie meint dann in der Lage zu sein, eine auf die Minute genaue Schilderung des Lebens Jesu geben zu konnen, wobei Jesus fur sie nicht am Kreuz, sondern erst sehr viel spater als Familienvater in Rom gestorben ist. Archaeology, 36. Zur Sache vgl. u. a. Dimant, Qumran Sectarian Literature, 543. 113 S. James the Just, passim und Macabees, Zadokites, Christians, passim. 114 S. Jesus von Qumran, passim.
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1. KAPITEL
Diese und ahnliche Phantastereien wurden anderenorts schon ausfiihrlich widerlegt, 115 es braucht daher an dieser Stelle lediglich auf eine allen Autoren dieser sogenannten Sachbiicher zugangliche Information hingewiesen zu werden, die ihre Kartenhauser in sich zusammenstiirzen la{h: Die von den oben genannten Autoren in ihren Werken heftig angezweifelte palaographische Datierung der in Qumran gefundenen Schriftrollen wurde : CliJ"~i?'-0~1 i1!.-i~ i1!.iJ
Am Morgen sae deinen Samen, und am Abend lasse deine Hand nicht ruhen, denn du wei{h nicht, ob dieses taugt oder jenes, oder ob sie beide zugleich gut sind. (Koh 11,6)
... und das Wort angemessen ist vor dem Konig (Est 8,5)
T';,y ';,on• Yi:,ri
•~,
7:::i ,:::iY' ,';, i:,wr,
•~
Wenn du ihm [sci!. dem Reichen] niitzlich hist, la{h er dich arbeiten, aber wenn du zusammenbrichst, so legt er noch Lasten auf dich. (Sir
13,4)95
,,Erst in der Mischna und der sich daran anschlieBenden jiidischen Literatur wird bei der Erorterung des rituell Zulassigen in ritualgesetzlicher Hinsicht zum terminus technicus fur alles religionsgesetzlich zur Verwendung Geeignete und zum GenuB Erlaubte." 96 Da nichts im Kontext von 4Q417 2 111 auf eine religionsgesetzlich orientierte Befahigung zum Empfang der verborgenen Dinge des gottlichen Planes hinweist und die Wurzel ii!.':, in der Abfassungszeit des Textes nicht in dieser Bedeutung belegt ist, kann ein solcher Gebrauch von ii!):, in 4Q417 2 111 ausgeschlossen werden. 97 Vielmehr meint das T11:l':::10 ii!.'i:,:::i (,,in den, der zu Einsichten taugt") hier lediglich eine nicht naher spezifizierte Eignung fur das Wissen um die m:::iwno 'irl[o:i]. Die Wendung m:::iwno 'irl[O:l] ist nur in 4Q417 2 lllf. belegt. Das Partizip Ni. der Wurzel iT10 wird in den Texten von Qumran neutral gebraucht. Mit ihm wird eine Miihsal beschrieben, die vor jemandes Augen nicht verborgen bleibt [1QHa XlX22 (Ed. Suk. Xl19)], eine nicht naher beschriebene Einsicht, die dem Menschen verborgen ist (1QS Xl6), aber auch verborgenes Wissen um die rechte Thoraerfullung, das Gott jenen offenbart hat, die seinen Geboten treu bleiben (CD Ill12-t6). 98 i1::Ji!.'nO
kaser
95 Zur
Obersetzung s. Sauer, Jesus Sirach, 537. Kellermann, § i!P,:;,, 383. 97 Der zweite Beleg der Wurzel in 4QSap A (4Q418 772) ist !eider an entscheidender Stelle beschadigt, so daB er keinen AufschluB ilber den Gebrauch der Wurzel im Text geben kann. 98 Unter Verweis auf lQS V7_1z; VIIIH.ttf.; IX17; CD Illtz-16 versteht Schiffman (Halakhah, 22-32) das Begriffspaar il';,l:i und i!"IO:l als Bezeichnungen fur die alien offenbare Schrift (il';,l:i) und ihre nur den Mitgliedern des ya~ad zugangliche verborgene Deutung (i!"IO:l): ,,The nigleh, then, is nothing more than Scripture, while the nistar is sectarian interpretation of it" (32). Dain 4Q417 2 Is-12 jedoch kein schriftlich festgehaltener Text thematisiert ist, kann Schiffmans Interpretation des Begriffspaares in der Damaskusschrift nicht auf diesen Beleg ilbertragen werden. 96
66
2. KAPITEL
kann in 4QSapA ein menschliches Vorhaben bezeichnen (4Q416 2 11114 par 4Q418 914; 4Q417 2 1112). Das Suffix der 3. mask. sing. kennzeichnet die ir,:::iwno 'il1[0j] hier jedoch als die verborgenen Dinge des gottlichen Plans, 99 welche offenbart werden, wenn jemand ein vollkommenes Leben fiihrt 100 -eine Hypothese, die durch die Verwendung von i1:::ltvno zur Bezeichnung eines praexistenten gottlichen Planes von Schopfung und Geschichte in lQS III1s bestatigt wird (s. u., 152f.). Parallel zu diesem zweiten Glied der zweiten Begriindung diirfte auch ihr zerstortes erstes Glied einen offenbarungstheologischen Inhalt gehabt haben, etwa in dem Sinn, ,,mit Wissen trankt er" jenen, der dazu taugt. Nachdem in der ersten Begriindung die Fahigkeit des Lehrers, Gute und Bose an ihrem Lebenswandel zu unterscheiden, auf Gottes ordnendes Schopfungshandeln zuriickgefiihrt wurde, wird jetzt dargelegt, da6 Gott den ,,verborgenen Rat" einem Menschen von vollkommenem Lebenswandel offenbart. Es kann zusammengefa6t werden: In 4Q417 2 17-12 wird der Lehrer ermahnt, den Frevel der Menschen in Zusammenhang mit ihren Heimsuchungen zu betrachten. An diesen Heimsuchungen kann er gute von bosen Menschen unterscheiden. Anders gesagt: Am Ergehen eines Menschen kann er erkennen, ob er gut oder bose ist (Tun-Ergehen-Zusammenhang). Wieso dies moglich ist, wird im folgenden zweifach begriindet: 1.) Gott hat die Welt in Kategorien geschaffen: Er hat z. B. zwischen Mann und Frau unterschieden. Es wird eine aus Gegensatzen bestehende dualistisch gepragte Schopfungsordnung angesprochen, wie sie schon in Sir 33,715 begegnete. 2.) Gott offenbart die verborgenen Teile dieser Ordnung dem Menschen, der ihrer wiirdig ist, d. h. dem Menschen, der einen vollkommenen Lebenswandel hat. Durch diese beiden Begriindungen wird die scheinbar eigenstandige Erkenntnisfahigkeit des Lehrers an Gottes Schopfungshandeln und Offenbarung gebunden. Der Lehrer kann nur deshalb zwischen Gut und Bose unterscheiden, weil Gott seine Schopfung in und mit ihrer praexistenten Ordnung in Gut und Bose unterteilt hat und weil er die verborgenen Teile dieser Ordnung dem Lehrer offenbart hat. li2-1s: Die Zeilen l12-1s diirfen als Hohepunkt und Ziel der Ermahnung des Lehrers verstanden werden, da nur in diesem Tei! unseres Abschnittes eine doppelte, aus der beherzigten Ermahnung folgende Er-
99 In dieser Bedeutung ist i1:JTZmo auch in lQS IIl15; IV4; lQM XIIl2; lQM XIV14 (par 4Q491 8-10 l12) und evtl. in dem stark beschiidigten Text 4Q503 51-5513 belegt. Das Part. Ni. der Wurzel 7no kiinnte ein solches geheimes Wissen auch in 4Q401 14 117 urnschreiben (zur Sache vgl. Newsom, Sabbath Sacrifice, 30.139). 100 1:,';,;,n;, CJY driickt keine Bedingung, sondern eine Gleichzeitigkeit aus. Zu CJY mit lnfinitiv s. Qimron, Hebrew of the Dead Sea Scrolls, 74.
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4QSAPA
kenntnis aufgezeigt wird [J.',ri i~1 (113) und r:::10 i1T1~1 (l13f.)]. Der empfohlene Erkenntnisweg, der zum Erfolg fiihren soll, lautet: ilOT11~1,ri ';,[,~:::1] p1:::1r,m ,•or,
imv
il';,~
Nach diesen suche unablassig und verschaffe dir Einsicht i[n all] ihren Ursprung. (l12f.) Als Beziehungswort van il';,~ darf das direkt vorher genannte 1'iVJ.'O gelten. Nach den Werken Gottes soll der Lehrer unablassig suchen, in ihre Urspriinge soll er sich Einsicht verschaffen. iniV bezeichnet keine beliebige Suche: Die Gleichsetzung van ,•or, iniV mli mit dem il~O~iV ~:::lil iD10 ';,~:::1 in 4Q416 2 Ill12f. zeigt, daB das Verb das weisheitliche Erkenntnisstreben umschreibt, wie es der Verfasservon 4QSap A verstand: 101 riJ.', wii,~ [~]';,, •3~ Wi 'io~r, ';,~ i1T1~ p•:::1~ ,•or, inw mli il~O~iV ~:::lil iD10 ';,~:::1
Suche unablassig nach seinem Willen. Arm hist du. Sage nicht: ,,Ich bin arm, daher will ich nicht nach Erkenntnis suchen." Bringe deinen Riicken unter alle Zucht. Nach den Werken Gottes zu suchen, sich Einsicht iiber ihren Ursprung 102 zu verschaff en, das meint in diesem Text den Riicken unter die Knute des Weisheitslehrers zu beugen. Auf 4Q417 2 l12ff. iibertragen bedeutet dies: Sucht der Lehrer mit Hilfe der weisheitlichen Lehre und Zucht nach den Werken Gottes und ihrem Ursprung, so winkt ihm doppelter Lohn: Er wird die Herrlichkeit gemeinsam mit den Geheimnissen seiner Wunder und den Machttaten seiner Werke erkennen, und er wird sich iiber die Armseligkeit seiner eigenen Ta ten bewuBt werden (4Q417 2 I 13f.). DaB menschliches Handeln und seine Konsequenzen in der Weisheit van groBer Bedeutung sind, ist altbekannt (Tun-Ergehen-Zusammenhang). Zwei Belege aus ganz unterschiedlichen Werken mogen dies in Erinnerung rufen. 101 Auf den weisheitlichen Charakter der mit der Wurzel umschriebenen Suche weist auch die Tatsache hin, dail ;nw II fast ausschlieB!ich in weisheitlichen Texten belegt ist: Prov 1,28; 7,15; 8,17; 13,24; Hiob 7,21; 8,5; 24,5; 4Q416 2 117 par 4Q417 1 1110 par 4Q418 87; 4Q416 2 III12 par 4Q418 912; 4Q418 353; 4Q418 45 111; 4Q418 555; 4Q419 111; 4Q525 3 113. In nicht-weisheitlichem Kontext findet sich ;nw II lediglich in Jes 26,9; Ps 63,2; 78,34. Der Beleg 4Q382 441 ist noch unveriiffentlicht und konnte daher nicht in die Analyse des Wortes mit einbezogen werden. 102 Zu m1-1:m1 in der Bedeutung ,,Ursprung, Ursache" vgl. Prov 4,23. 1Q271112 par 4Q299 17; 4Q420 1114par4Q42111115 bieten nicht genug Kontext, umzur Klarungder Bedeutung des Nomens herangezogen werden zu kiinnen.
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2. KAPITEL
::li?T 1:i-~¢'7 t:itP1 ii~7:;i7 i'"'1~ i~1 Das Andenken eines Gerechten bleibt in Segen, aber der Name der Frevler verwest. (Prov 10,7)
,j;:i c:i•~;i;:i t:i"T;):iJ i:;i~w:;i c:i7i117 ,-o~;:i-c:i~ c:i~r:r'?. rii:;>1 ,-o~;:i-c:i~ t:l~IJiJ mo: T~1
n~ -~ n~t?'~
Denn keine Erinnerung gibt es an den Weisen mitsamt dem Toren ewiglich, in den Tagen, die kommen, wird langst schon alles vergessen sein. Ach, gemeinsam mit dem Toren stirbt der Weise. (Koh 2,16)
In der Weisheit galt: Das Andenken an den Gerechten gibt diesem Un-
sterblichkeit (Prov 10,7). Schon Koh zog dieses Postulat in Zweifel. Fur ihn steht fest, da6 in den kommenden Tagen niemand des verstorbenen Weisen oder Toren gedenken wird. Aus dieser Tradition heraus ist auch 4Q417 2 l13f_ zu interpretieren. ,,In der Zeit" wird nur der Taten Gottes gedacht werden, die armseligen Taten des Menschen, hier des weisen Lehrers, geraten in Vergessenheit. Die Ausweglosigkeit des gescheiterten Unsterblichkeitsgedankens der Weisheit lie6 Koh neben anderen Aporien an der weisheidichen Lebenssicht scheitern. In 4QSap A dagegen wird der Gedanke, da6 keine Erinnerung an die Taten des Weisen bleibt angesichts der Herrlichkeit Gottes und seiner machtvollen Taten, ins Positive gekehrt: Da6 die Taten des Menschen verblassen und armselig erscheinen gegenuber der Macht und Herrlichkeit Gottes, da6 das Tun des Weisen, um mit Koh zu sprechen, gleich dem des Toren bedeutunglos ist, gerade das zeigt die Gro6e und Herrlichkeit Gottes. So wird eine erneute Geborgenheit in Gott erreicht, nachdem die alte Sicherheit, da6 ein richtiges Handeln auch ein positives Ergehen, in diesem Fall das Weiterleben in der Erinnerung, nach sich ziehe, verloren ging. 103 Formale Befunde geben dieser zweiten Folgerung aus der Betrachtung der Werke Gottes und ihres Ursprunges ein besonderes Gewicht: Nur in 2114 wird an Stelle des die verhei6ene Erkenntnis aus den angemahnten Beobachtungen des Lehrers einleitenden 11,ri i~i eine partizipiale Formulierung benutzt: r::io iiT1~1.
103 Diese theologische Struktur ist zu Ende gedacht und zur Form verfestigt in Gestalt der Niedrigkeitsdoxologie fester Bestandteil des Gotteslobes u. a. der H6day6t geworden. Zur Niedrigkeitsdoxologie s. u. a. Lichtenberger, Menschenbild, 73-93; H.-W. Kuhn, Enderwartung, 27 und Jurgen Becker, Heil Gottes, 139.
EXKURS: DIE HIMMLISCHEN TAFELN
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Exkurs: Die himmlischen Tafeln Bevor nun die doppelte Begriindung (l14-1s) dieser Erkenntnisfahigkeit des Lehrers untersucht werden kann, scheint es ratsam, in einem langeren Exkurs die verschiedenen Arten himmlischer Bucher und ihr Vorkommen in den Texten des antiken Judentums zu untersuchen, da ein solches himrnlisches Buch im folgenden von groBer Bedeutung sein wird: Das Motiv himmlischer Bucher oder Schrifttafeln findet in der Literatur verschiedener antiker Kulturen Verwendung. Meist kann zwischen drei Gruppen solcher Bucher unterschieden werden, die hier in Anlehnung an Koep als Schicksalsbuch, Buch der Werke und Buch des Lebens kategorisiert werden. 104 Die N amen der einzelnen Bucher differieren in den Belegen; die Bezeichnung der Kategorien erhebt nicht den Anspruch, den antiken Bezeichnungen der himmlischen Bucher zu entsprechen. Was sich hinter den einzelnen Bezeichnungen verbirgt, erklart sich aus den folgenden Erorterungen: Himmlische Bucher in der griechischen und mesopotamischen Welt ,,Man glaubte, der Ablauf der Weltgeschichte und zumal das Leben des Menschen sei im voraus schriftlich niedergelegt und vollziehe sich nach den in den Schicksalstafeln enthaltenen Angaben." 105 ,,This well-known and intriguing belief in the existence of heavenly tablets upon which were recorded the deeds and destiny of individuals as well as nations can be traced from Sumerian to Talmudic times." 106 ,,The gods in Mesopotamia were considered the determiners of destiny, and they wrote their decisions on ,tablets of destiny' (tuppi szmati). Nabu, the divine scribe, was in possession of these records, and kings frequently offered their prayers to him." 107 So finder sich zum Beispiel in einem Gebet Aschurbanipals an den Schreibergott Nabu der Satz bala#ya ina panika sa#r (,,My live is inscribed before you"). 108 U nd N ebukadnezar spricht in einem Ge bet an diese Gottheit: ina lezka k"inim muk"in puluk same u er~eti ibe araku umiya sutur littutim (,,On your ... unchangeable tablet, which established the boundaries of heaven and earth, proclaim length of days for me, inscribe long life"). 109 In der Kosmologie des Z weistromlandes spiel en diese himmlischen Schicksalstafeln eine wichtige Rolle: Auf ihnen ist der Verlauf der Geschichte verzeichnet, aber auch das Leben des einzelnen Menschen. Sie wurden zum ersten Mal wahrend der Weltschopfung fixiert, wer104 105
Das himmlische Buch, 18.
A. a. 0., 3.
Paul, Heavenly Tablets, 345. A. a. 0., 346. 108 Transkription und Obersetzung ebd. 109 Transkription und Obersetzung ebd. 106
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2.K.APITEL
den aber beim babylonischen Neujahrsfest im Sinne einer Wiederholung der Schopfung jahrlich neu festgesetzt. Das Schreiben der himmlischen Schicksalstafeln ist Aufgabe des Marduk unterstehenden Schreibergottes Nabu. 110 Neben diesen Schicksalstafeln ,, ... finden wir (vereinzelt) ... auch den Gedanken an eine Buchfiihrung uber unsere Taten ausgesprochen. So vermerkt der Schreibergott Nebo, der die menschlichen Taten beobachtet, je nach dem qualitativen Befund seine Feststellungen auf der Tafel der Gnade oder auf der Tafel der Sunde." 111 In der griechischen und lateinischen Literatur sind himmlische Bucher erst spat belegt. ,,Bei Nonnus von Panopolis ... , der um die Wende des vierten zum funften nachchristlichen J ahrhundert vor seiner Bekehrung zum Christentum in dem Epos Dionysiaca den sagenhaften Indienzug des Gottes Dionysos schildert, finden wir die Ansicht vertreten, die Weltgeschichte sei vom Weltenschopfer, dem Gott Phanes, im voraus auf Tafeln schriftlich festgelegt worden." 112 ,,Ovid la{h in einem Gesprach zwischen Jupiter und Venus, die um Aufnahme der Seele Casars unter die Gotter bittet, den Gotterfursten die Unabanderlichkeit des Schicksals verkunden, das in einem aus Eisen und Erz gefertigten tabularium, einer Art Archiv, aufbewahrt sei." 113 N eben diesen literarischen Bezeugungen eines himmlischen Schicksalsbuchs findet sich, haufig auf Sarkophagen, die Moira (Schicksalsgottin) Atropos mit einer Buchrolle abgebildet, die wohl ein himmlisches Schicksalsbuch darstellen soll. 114 Auch ein Buch der Werke ist in der griechisch-romischen Literatur nicht unbekannt.11 5 Eine besondere Beziehung der himmlischen zur weisheitlichen Urordnung findet sich in den genannten Texten ebensowenig wie eine Identifikation dieser Bucher mit einer wie auch immer gearteten Form eines Gesetzes. 116 Himmlische Bucher im Alten und Neuen Testament Im Alten Testament sind alle drei Kategorien himmlischer Bucher belegt. Ein Schicksalsbuch, in welchem das Schicksal der Menschen, aber auch der Verlauf der Geschichte festgelegt ist, wird z. B. in Ps 139,16 erwahnt: Zur Sache s. Koep, Das himmlische Buch, 4f.; vgl. Meissner, Babylonien, 125. Koep, Das himmlische Buch, 14; vgl. Meissner, Babylonien, 125 und Paul, Heavenly Tablets, 346. 112 Koep, Das himmlische Buch, 7; Nonnus, Dionysiaca, 12,29-45. 113 Koep, Das himrnlische Buch, 7; Ovid, Metamorphosen 15,809-815. 114 Zur Saches. Koep, Das himmlische Buch, 10-13. 115 Zur Saches. a. a. 0., 14-16. 116 Eine Ausnahme mag hier der von Koep genannte Ovid-Beleg darstellen (Das himmlische Buch, 7): die hier genannten, aus Eisen und Erz gefertigten Tafeln erinnern an den Brauch, die im Senat Roms beschlossenen Gesetze auf solchen Tafeln festzuhalten. Eine Anspielung auf das mosaische Gesetz stellt dies jedoch mit Sicherheit nicht dar. 110 111
EXKURS: DIE HIMMLISCHEN TAFELN
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Clij~ ,,:r~ ~':,i 1i¥~ -~~ 1:ll'.:1?' Cl7f 77E;)c;,-':,~/ 7'~':V. 1~7 '7~; Deine Augen sahen all meine Taten, in deinem Buche standen sie alle geschrieben, meine Tage wurden gebildet, als noch keiner von ihnen da war. 117 Ein Buch der Werke, in dem alle Taten der Menschen notiert werden, findet sich u. a. in Mal 3,16:
if?t;;, ::Jl'.:1?'1 Y7;)~'1 il1il; :::itPr:1 iil:v.,.-ri~ w-~ il1il; -~7'.' ii:;i·p 'T~ io~ -~~h7i il1il; '~7'.'7 •;~7 jii?i Da redeten miteinander, die den Herrn furchten; und der Herr merkte darauf und horte es. Und es ward vor ihm in ein Gedenkbuch geschrieben fur die, welche den Herrn fiirchten und seinen N amen ehren. 118 Eine Besonderheit des Alten Testaments und der von ihm beeinflu{hen Kreise ist das sogenannte Buch des Lebens. Wird der Name eines Menschen aus diesem Buch gestrichen, so stirbt er.
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Also kehrte Mose zum Herrn zuriick und sprach: Ach dieses Volk hat eine gro6e Sunde begangen: sie haben sich einen Gott aus Gold gemacht. Und nun vergib ihnen doch ihre Sunde! Falls nicht, tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast. Der Herr aber sprach zu Mose: Wer sich an mir versundigt, den tilge ich aus dem Buch. (Ex 32,31-33) Der Beleg zeigt, da6 Gotzendienst ein Streichen aus dem Buch des Lebens, also den Tod, zur Folge haben kann. Im Laufe der Zeit fuhrte die Tatsache, da6 eine schwere Sunde ein Gestrichen-Werden aus dem Buch des Lebens bedeutet, dazu, da6 das Buch des Lebens mit dem Buch der Werke verschmolz: Gerechte sind es, die im Buch des Lebens aufgeschrieben sind, die Frevler und Feinde Davids sollen nicht unter ihnen stehen im Buch des Lebens (Ps 69,29). In der apokalyptischen Literatur kann daher das Buch des Lebens als eine Art Gerichtsverzeichnis dienen: Wer in ihm nicht aufgefuhrt ist, ist verloren, wer im Buch des Lebens aufgefuhrt ist, 117 Vgl. auch Dan 10,21. Zurn hier rekonstruierten Text von Ps 139,16 s. den Apparat der BHS. 118 In Dan 7,10 kann ein solches Buch der Werke als Grundlage des eschatologischen Gerichts dienen. ·
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2. KAPITEL
wird gerettet werden (Dan 12,1; 119 Apk 13,8; 17,8; 20,12.15). Im Kontext dieser Verschmelzung vom Buch des Lebens und dem Buch der Werke ist wohl auch Phil 4,3 zu verstehen:
Next tpwtw xcxl a€., "'('VT)OL& a~u1e., auAACXtJ.P e.ucx11e.).[cp aUVTj8A7Ja "ii •:,om bezeichnet somit eine der Torheit zuzurechnende Gruppe. Dem widerspricht der Gebrauch des Verbums 7or, in der atl. und friihjiidischen Literatur. Anders als in 1Q271 l7 wird das Verbum dort wertneutral verwendet. ,,Festgehalten" werden sowohl positive wie auch negative Dinge: z. B. Weisheit (itp~T;) iJ"~7;)h1 i'!;l CJ"j.?"11]7.)7 ~'i'.T CJ":IJ-f ~ ,,Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie ergreifen, und wer sie festhalt, ist begliickt."; Prov 3,18), Worte (i1~r;TJ "tii~T,) ibi?' 7:;17 "7~'T1r,)7;'1: ,,Moge dein Herz meine [scil. des Vaters] Worte festhalten, beachte meine Gebote, so wirst du leben."; Prov 4,4 ), Ehre und Reichtum (CJ"~"7¥1 ,i:::J,? 1b7;'1T:l r1J-11i?,)~ ii?,)31-~:i,;,i:,• ,,Eine anmutige Frau halt an der Ehre fest, Tatkraftige halten Reichtum fest"; Prov 11,16). Dieser Gebrauch des Verbums findet sich auch in den in hebraischer Sprache erhaltenen Teilen des Buches Sir, in 4Q184 und in 4Q525: 44 """ r,:,i:::J:::J iJn•i ""'0 ,,:::i:, ,~10• ;,•:,om (,Jene, die sie [scil. die Weisheit] festhalten, finden Ehre vor dem Herrn und werden ruhen im Segen des Herrn"; Sir 4,13), i1:::J •:,0111 [',i]:,', (,,und Verwiistung fur alle, die sie [scil. die verruchte Frau] ergreifen"; 4Q184 18£.), 45 ;,',iir •:,i,:::i i:,ior,• ~,,, ;,•pin •:,om 'ii!.'~ (,,Selig sind, die festhalten an ihren [scil. der Weisheit] Geboten und nicht festhalten an den Wegen des Frevels"; 4QS25 2 111£.). 46 Die starken Beschadigungen aller von Myst erhaltenen Handschriften erschweren eine Analyse des Gebrauchs von 7or, in diesem Text. Es fallt aber auf, daB die Wurzel 7or, im erhaltenen Textbestand von Myst nur als Part. mask. pl. belegt ist, was darauf hinweist, daB der Begriff eine bestimmte Gruppe bezeichnet. 47 In allen weiteren Belegen von •:,om in Myst, mit Ausnahme von 1Q27 l7, ist das folgende nomen rectum nicht erhalten. Da das Wort in Myst eine feststehende Bezeichnung einer Gruppe darstel!t, darf aber angenommen werden, daB auch hier ein 'ii bzw. CJ'ii auf das •:,om gefolgt ist. In 4Q299 2 119££, ist die so bezeichnete Gruppe Adressat einer mehrere Zeilen umfassenden Ermahnung: ]•:,om 1110W (,,Hort, die ihr festhaltet"; 119). 48 In 4Q299 6 114 wird betont, daB vor dieser Gruppe etwas verborgen ist: [... ']-'Om ',i:,o i1il10J (,,Verborgen
;,,,w,
44 4Q525 122 und 4Q418 8714 sind zu stark beschadigt, als daB sie fur eine Analyse des Gebrauchs von 7r.m von Nutzen sein konnten. 45 Transkription nach Allegro, Cave 4, 82£. 46 Transkription nach Puech, Beatitudes, 83. Evtl. ist das Partizip auch in 4Q432 (= 4QHf) 14 belegt ([ ... ':,]om:J 'J~1, jedoch ist der Text zu stark beschadigt, als daB er zur Analyse beitragen konnte). 47 Eine ... 'i7 ,:,o,n bzw. C'ii ':l01n genannte Gruppe ist auch in 4Q299 402 und 4Q300 85 belegt. Beide Texte sind jedoch so stark beschadigt, daB sie zur Analyse nichts beitragen. 48 Das vorhergehende vacat zeigt, daB mit der Anrede ein Textabschnitt eingeleitet wird, so daB die folgenden Ermahnungen wohl den angesprochenen C':,o,n gelten durften. Leider ist der Text zu stark beschadigt, als daB noch Schliisse iiber die ermahnte Gruppe aus ihm gezogen werden konnten.
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3. KAPITEL
ist sie vor allen, die festhalt[en ... ]"). Die feminine Form der Wurzel iT10 (3. Pers. perf. fem. sing. Ni.) konnte darauf hinweisen, daB der verborgene Gegenstand, die Weisheit, die Erkenntnis oder die Einsicht ist, jedoch ware beispielsweise auch die Thora denkbar. Ein weiterer Beleg deutet auf eine ahnlich negative Beurteilung der mit ... •~om bezeichneten Gruppe hin: In 4Q3O1 12 werden jene, die die Geheimnisse festhalten, durch die Praposition CJ.Y mit einer als ilJ':::J 'TV'71W 'ipin (,,Erforscher der Wurzeln der Einsicht") bezeichneten Gruppe in Verbindung gebracht. Auf eine negative Beurteilung dieser ,,Erforscher der Wurzeln der Einsicht" in Myst deutet die rhetorische Frage in 4Q3O1 21 hin: 'ipin i10~':i i1,'ni1 i10 ilJ":::J 'tvi1tv:::J (,,was ist fiir euch das Ratsel, ihr Erforscher der Wurzeln der Einsicht"). 49 Diese ilJ':::J 'tvi1tv 'ipin finden sich auch in 4Q3OO 1 Il3, dort wird iiber sie gesagt: i10~1n tvi1tv:::J CJT1t:l:::Ji1 ~, (,,die Wurzeln der Weisheit habt ihr nicht gesehen"). Dieses Versagen wird im vorhergehenden Kontext als Unfahigkeit beschrieben, eine Vision zu verstehen: • ri,~tvi1 ~, m•:::11 • T1t:l:::Ji1 ~, ,.Y '1i:::J1 pini1 • ri[n ]• ~o • mn -~ (,,denn die Vision ist vor euch versiegelt, die ewigen Geheimnisse habt ihr nicht gesehen, und Einsicht habt ihr nicht verstanden"; 4Q3OO 1 II2) 50 Der parallele Aufbau der drei Glieder des Belegs zeigt, da6 die mit ilJ':::J 'tvi1TV 'ipin bezeichnete Gruppe, laut Myst, Einsicht in die ewigen Geheimnisse auf visionarem Wege zu erlangen sucht. Die Vision bleibt jedoch den Angehorigen dieser Gruppe, obwohl sie sie wahrnehmen, verschlossen (,,versiegelt" ). Sind aber die Erforscher der Wurzeln der Einsicht eine negativ bewertete und mit Magie und Mantik in Verbindung gebrachte Gruppe, darf dies auch von den mit ihnen gleichgesetzten ... •~om angenommen werden. Es kann zusammengefa6t werden: Die sonst in der hebraischen Literatur ausschlie6lich neutral gebrauchte Wurzel 7or, ist in Myst nur in der Form •~om belegt. Auf sie folgt als nomen rectum eine Form des Nomens ii. Die Verbindung ... i i •~oir, bezeichnet eine negativ bewertete Gruppe, die eine besondere Beziehung zu den ,,Geheimnissen" hat, sich magisch-mantischer Techniken bedient, der Ermahnung bedarf und deren Streben nach den Geheimnissen, den Wurzeln der Einsicht, negativ beurteilt wird. Da der oben skizzierte Befund es nicht erlaubt, diese Gruppe naher zu identifizieren, mu6 gefragt werde, wie ii in Myst gebraucht wird, 51 und welche Gruppen sich in der Literatur des Friihjudentums durch den Besitz von Geheimnissen auszeichnen. 49 DaB mit ;;,,n in Myst die weisheitliche Gattung der Ratselfrage bzw. des Ratsels gemeint ist, zeigt 4Q300 1111: Dort wird das Wort parallel zu ';,wo (,,Spruch") gebraucht. 50 Transkription nach Wacholder/Abegg, Preliminary Edition, Fasc. 2, 29. 51 Die schon besprochenen Belege 4Q299 402 und 4Q300 85 (s. o., 101) werden nicht nochmals diskutiert. 4Q299 2 l17; 1115 und 4Q300 87 sind stark beschadigt und konnen nichts zur Untersuchung beitragen.
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ENGELWESEN UNO URORDNUNG
Obwohl 4Q299 2 II11 stark beschadigt ist, darf angenommen werden, daB i i hier mit der Schopfungsordnung in Verbindung steht: [... ]';,,:, mzmr ri:nvno ';,i:,
fi:>6i
i i ';,i:,
Jedes Geheimnis und die Grundlage 52 des Plans des Schopfers alien[ ... ] 53 Das auf i i folgende iliV137 ri:::iwno ';,i:, fi:>6i riickt das hier angesprochene ,,Geheimnis" in den Kontext von Schopfung und Schopfungsordnung (il:Jtvno). Dies erinnert an den Gebrauch von ii in 4QSap A (s. o., 57ff.) sowie an die Verwendung des Wortes in 1Q27 1 (s. o., 99): Schon dort konnte il'il:I i i eine der Schopfung zugrundeliegende und sich im Eschaton verwirklichende Ordnung bezeichnen (1Q271 hf.). Auf einen kosmologischen Gegensatz von Licht und Finsternis deutet der Beleg 4Q299 52 hin: [... 7]Tbin ':lii1 ii~ 'ii riiii[:::il ... ]
[ ... Macht]taten der Geheimnisse des Lichts und die Wege der Fin· ... ]54 ster [ ms Die Aussage ist in sich widerspriichlich: Die ,,Geheimnisse des Lichts" vollbringen Machttaten, die doch gerade als Machttaten wohl kaum geheim bleiben konnen. ii ist an dieser Stelle in seiner Bedeutung verblaBt. Das Wort wird zu einem terminus technicus. Leider macht der schlechte Erhaltungszustand des Fragments eine weitere Analyse unmoglich. In Myst scheint sowohl absolutes ii als auch ii in Verbindung mit verschiedenen Genitiven eine Seinsordnung zu bezeichnen,55 die als Grundlage der Schopfung diente, sich aber erst eschatologisch verwirklichen wird und die im kosmologischen Gegensatz von Licht und Finsternis Teil des im Eschaton triumphierenden Lichtes ist. 56 Zuganglich ist diese Ordnung dem Menschen durch die Offenbarung (pm; 4Q300 1 II2). Wer aber mit den~';,£) ' i i ':l01T1 gemeint ist, laBt sich aus den diskutierten Belegen nicht erschlieBen, es ist daher notwendig, die Textbasis der Analyse zu erweitern. Zu p:::lo als "Grundlage" vgl. Ps 104,5. Transkription nach Wacholder/Abegg, Preliminary Edition, Fasc. 2, 2f. 54 Transkription nach Wacholder/Abegg, Preliminary Edition, Fasc. 2, 4. 55 Hierauf weist zum einen die Tatsache hin, daB sowohl absolut gebrauchtes 1i als auch der il'i!J 1i in Myst eine Schopfungsordnung bezeichnet. Zurn anderen deutet der Gebrauch der sonst in Myst nicht vorkommenden Konstruktus-Verbindung i1~ '1i als terminus technicus auf eine Seinsordnung hin. 56 Ahnlich Schiffman (4QMysteriesb, 203f.): "Without entering into the wider issues raised by its use, we should like to emphasize that in this text it refers to the mysteries of creation, that is, the natural order of things which depends on God's wisdom, and to the mysteries of the divine role in the process of history." 52
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Aus der Menge der Belege von i i in der friihjiidischen Literatur seien hier einige reprasentative Textstellen herausgegriffen: Das Wort wird in Sir 8,18; 12,11; 4QDe 9 II13 neutral im Sinne von etwas, das verborgen oder geheim ist, gebraucht. In dieser Verwendung findet sich i i auch in mythischen Texten: [~m~ 37],• ~'ii 1'1.:l ,, li[::::10 il~OiV] (,,[Dein Name sei gep]riesen, der [du] alle Geheimisse ken[nst ... ]"; (4QEnGiantsa 93).57 In anderen Texten wird das Wort im Kontext besonderer theologischer To poi verwendet: Schon in Dan 2, 18ff. kann der Begriff i i den im Traum des Nebukadnezar verborgenen Verlauf der Zukunft umschreiben und Gott als denjenigen bezeichnen, der die Geheimnisse offenbart. Henoch kann Lamech in athHen 106 iiber Herkunft und Schicksal Noahs Auskunft geben und ihn iiber die Zeit nach Noah informieren, ,,denn ich kenne die Geheimnisse [des Herrn, die] Heilige mir mitteilten und zeigten und die ich auf den himmlischen Tafeln las" (m~ 37,, ~[,::::i r,•-,p ~~OiV [nn,,::::i ,,,] ':11'in~, -:i,-,n~ rw-,p [•, ~-io] ~h::::i; 4QEnC 5 II26£.). 58 Nach diesem Text zu urteilen sind die Geheimnisse Gottes auf den himmlischen Tafeln aufgeschrieben. Der Kontext verdeutlicht, daB mit diesen Geheimnissen eine pradeterminierte Geschichtsordnung gemeint ist (s. o. 74). In dem an lQS I1-III12 angefiigten traditionellen Text lQS IIl13IV26 (zur Sache s. u., 127ff.) ist das ,,Schweigen iiber die Wahrheit der Geheimnisse der Erkenntnis" (n37, ' i i no~, ~:in,; 1QS IV6) Teil eines langen Tugendkatalogs, der die zum Geist der Demut und Langmut gehorigen Tugenden aufzahlt (lQS IV3--6)- Auf diese Weise soll ein vollkommener Lebenswandel beschrieben werden. Erst durch die Anbindung des Tugendkatalogs an den vorhergehenden Kontext (III1s-IV 1) werden diese eine positive Gesinnung ausmachenden Tugenden einer kosmischen Macht, namlich dem Geist des Lichts, zugewiesen (s. u., 157ff.). Vermittels der aufgefiihrten Tugenden hat der Mensch, der sie besitzt, teil am Geist des Lich ts. Es diirfte daher in 1QS IV6 ein menschliches Wissen gemeint sein. DaB der betreffende Mensch iiber dieses Wissen schweigt, kennzeichnet ihn als jemanden, der am Machtbereich des Geistes des Lichts Teil hat. -Ober Inhalt und Herkunft der ,,Geheimnisse der Erkenntnis" wird in 1QS IV6 nichts gesagt. In den Sabbatliedern ,,the angels are the instruments through which heavenly mysteries are revealed ... (4Q4O1 14 ii 7)" .59 Welcher Art diese Geheimnisse sind und wem sie offenbart werden, la{h sich dem stark zerstorten Text nur bedingt entnehmen: ,,The ,hidden things' might be eschatological or cultic/legal matters. The reference to 7',o 'T1£liV ~1,0', Rekonstruktion nach Beyer, Texte, 266. Vgl. auch 4Q534 1 lg. AthHen 106,19=4QEnc51126; Transkription nach Milik, Enoch, 209f. 59 Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 30. 57 58
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in line 8 below perhaps favors the later possibilty." 60 Auf ein Wissen von Engelwesen um die himmlischen Geheimnisse deutet auch das 8. Sabbatlied hin (4Q403 1 II1sff.): Nachdem die verschiedenen Engelwesen zum Gotteslob aufgefordert wurden (Il18-26), wird ausfuhrlich geschildert, in welcher Reihenfolge und Starke die sieben Prinzen der Engel zu singen haben. Dabei werden in Zeile 27 die sieben Geheimnisse der Erkenntnis und das wundervolle Geheimnis der sieben Bezirke des Allerheiligsten genannt: [... c•w,p w];,p ,,,:n mr::iw, ~,c;, ii::l r,y, ' i i Y::itv. Leider erlauben die Textbeschadigungen keine Verbindung mit dem umliegenden Kontext, so daB die Funktion dieser Geheimnisse im Text nicht geklart werden kann. 61 In dem vom ya~ad adaptierten Text lQM XIV1l 2 bezeichnet die Konstruktus-Verbindung ;,~•r,,~',c:i ' i i ein gottliches Wissen. Es handelt sich um ein kleines hymnisches Stuck (XIV12-15), das, typisch fur einen Hymnus, mit einer Selbstaufforderung zum Gotteslob beginnt (Zeile 12-14), auf welche als Begriindung der Selbstaufforderung eine lobende Schilderung der Herrlichkeit Gottes folgt (Zeile 14f.):
C:J['ii1]', [i1~]'01i0::l ;,~•r,,~',c:i 'ii1 i1~,[i::i~ T1::ltvn]o ;,',1,1 ~•~
c•,~o ,•cw;,,, iCYO ;,~,
Denn groB sind der P[lan] deiner [Herrlich]keit und die Geheimnisse deiner Wunder in [deinen] Hoh en, um zu [erhohen] fur dich aus dem Staub und zu erniedrigen aus den gottlichen Wesen. DaB die wunderbaren Geheimnisse parallel zu dem Plan der gottlichen Herrlichkeit genannt werden, zeigt, daB mit ;,~•r,,~',c:i ' i i eine Form der praexistenten Urordnung des Seins bezeichnet wird. ,,::i~ ri::itvno ist sonst nur in 1QS Illi6 belegt und bezeichnet dort eine vom ,,Gott der Erkenntnis" noch vor der Schopfung erstellte weisheitlich-geschichtliche Ordnung des Seins (s. u., 152ff.). 63 60 Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 139 (unter Verweis auf Dtn 29,28 und CD 11114). Eine Offenbanmg von Erkenntnis durch Eng~lwese~ an Engelw~sen findet sich au~h 4Q403 1 1135: [... ]"11~ ,i;,~ ';,1:i:i. r,y, '"1'~0? (,,fur Jene, die Erkenntms leuchten !assen m alien Elim des Lich ts[ ... ]"). 61 Zu den verschiedenen Engeln in den Sabbatliedern s. Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 23-38.77f., zur Aufteilung der Engel in sieben Gruppen s. a. a. 0., 31. DaB Engelwesen sich in den Sabbatliedern durch ein Wissen um die himmlischen Geheimnisse auszeichnen, belegt beispielhaft auch 4Q405 3 119: Hier werden Engelwesen mit der Konstruktus-Verbindung [... ] 'ii bezeichnet (,,jene, die Geheimnisse des ... ken-
nen").
,y,,,
62 Zur redaktionellen Bearbeitung der sogenannten ,,Kriegsrolle" durch den ya~ad in einigen 4QM-Handschriften, s. z. B. H. Stegemann, Essener, 145-148 und Hunzinger, Mill_iama, 133.147-151. 63 Vgl. das 7n:i. r,:i,1:i.:i r,:i.w[ ... ] in SI 77 3124 (= 4Q440 + 4Q441), zum Beleg s. Brown u. a., Preliminary Concordance, 1247.
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Die Belege 1QS Ill23; IV 18 zeigen ebenfalls, daB mit ,~ 'ii (1 QS 'ii (1QS IV18) eine praexistente Schopfungs- und GeIll23) oder schichtsordnung gemeint ist: In 1QS 11123 wird betont, daB der Geist der Finsternis gemaB den Geheimnissen Gottes Macht habe. In 1QS IV 18 wird ausgefiihrt, daB in den Geheimnissen der Weisheit Gottes dem Geist des Frevels ein Ende gesetzt warden sei. Sowohl das eschatologische Ende des Frevels als auch seine gegenwartige Macht sind somit Teil von Gottes Geheimnissen. Dieser ethische wie historische Inhalt der Geheimnisse Gottes legt es fiir beide Belege nahe, an eine dem Menschen verborgene Schopfungs- und Geschichtsordnung zu denken. Auch in den vomya~ad selbst verfaBten Texten werden • 'ii erwahnt: 1QHa X1sf. (Ed. Suk. ll13f.) gibt einen Hinweis darauf, woher das Wissen des ya~ad um die wunderbaren Geheimnisse stammt. In 1QHa Xs-21 (Ed. Suk. 113-19)64 betont der Lehrer der Gerechtigkeit: 'i'n::::i, O:J ':JO'iVm iOio '::::1i11~ mo:J?i rio~ ['ID:J~] pn::::il;, ~,o 'ii::::1 r,y, f'?Di p,:i [,,Du aber setztest mich zum Zeichen fur die Erwahlten der Gerechtigkeit und zum Dolmetsch der Erkenntnis in wunderbare Geheimnisse, um die [Manner] der Wahrheit zu priifen und diejenigen auf die Probe zu stellen, die Zucht lieben"; 1QHa X1sf. (Ed. Suk. ll13f_)]. Die ,,wunderbaren Geheimnisse" sind Inhalt einer Lehre des Lehrers. Zweck der Offenbarung ist eine Priifung der Belehrten. Was darunter zu verstehen ist, zeigt sich in Zeile 20f. (Ed. Suk. 18f.):
,,~w
i10ID ,iiY::::i
• ii'O'i • ':J'::::io ,,~, ri,, iipo nmo, ,::::i::::i,::::i i1T10ID • ri1wo::::i t:l:J7i1, m:J'::::i •,, riin~ pw,,
Du hast es in sein [scil. des Lehrers] Herz gegeben, fiir alle ,,Ratgeber" 65 eine Quelle der Erkenntnis zu offen. Aber sie haben es eingetauscht gegen eine unbeschnittene Lippe und eine fremde Zunge fiir das unverstandige Volk, auf daB sie ins Verderben stiirzen durch ihren lrrtum.
• ':J::::10 ist hier eine Bezeichnung der Gegner des Lehrers der Gerechtigkeit.
Diese lehnen seine Offenbarung ab und reden lieber mit unbeschnittener und fremder Zunge zu dem einfaltigen Volk. Es handelt sich um ein leicht abgewandeltes Zitat von Jes 28,11, 66 das hier eschatologisch verstanden wird. Die Gegenwart hat eschatologischen Charakter, die Offenbarung Zu 1QH• Xs-21 (Ed. SukIIJ-19) als Lehrerlied s.Jeremias, Lehrer, 192-201. Zu f'::lO als etabliertem Amt weisheitlicher Pragung s. o., 56ff. Hier diirfte es sich um die weisheitlich gepragte Tempelaristokratie handeln, die den Lehrer bedrohte; vgl. z. B. 1QpHab Xl4-s. 66 Ein Vergleich beider Texte zeigt ihre groBe Ahnlichkeit: Jes 28,11 il!iJ • ¥;:i-,1;1 i:;JT l"lllJ~ {i!D7:;11 ilQi?' '+-i;,:;i '-1) 1QH• X2of. (Ed. Suk. Iltsf.) l"11J':J 1-17 Cll7 r,;ni-1 ptz171 ilEl!Z.' 71ill:J 64
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von Einsicht und wunderbaren Geheimnissen entspricht dem eschatologischen Erscheinen der Erkenntnis in 1Q27 1 l7. Die in 1QHa X1sf. (Ed. Suk. Il13f_) erwahnte Priifung besteht in Annahme oder Ablehnung dieser Offenbarung. Die Interpretation von ilE;)°ip -~~'t:;i Qes 28,11) als ilCTV ',ii37:::J macht dabei deutlich, daB die vom Lehrer offenbarten und als Priifstein dienenden Geheimnisse mit der Thora zusammenhangen. Das weisheitliche Vokabular, das in 1QHa X1sf.2of. (Ed. Suk. Il13f.18f.) verwandt wird (n37,, ioio, r::::io, il:l':::J, no~), deutet auf eine enge Verbindung der vermittelten Einsichten und Geheimnisse mit der Weisheit hin. 67 Im Kontext des oben Erlauterten betrachtet diirfte es sich um eine Form der weisheitlichen U rordnung handeln, die mit der Thora verschmolzen ist. Die im Lehrerlied beschriebenen frevelhaften Krafte, die dem Lehrer gegeniiberstehen, brechen diese mit der Thora verschmolzenen weisheitlichen Urordnung. 1QHa XIl29 (Ed. Suk. IV28) ist Teil eines weiteren Lehrerliedes [1 QHa XIl6-XIIl6 (Ed. Suk. IV5-V4)]. 68 Wieder wird von den Anfeindungen des Lehrers durch seine Gegner berichtet und betont, daB sie die ihnen angehotenen Erkenntnisse ablehnen. 1QHa XII2s-30 (Ed. Suk. IV27-29) spricht dann aber von der gelungenen Belehrung einer sich um den Lehrer ,37 i:::Jlm t:l":::Ji 'jE:) ilT11i'~il -::::i, scharenden Gruppe: ":J iCOO
r~"
• ":Ji ,lj', ~',cm •,037 ilTli:::Jlil il:i~',c ,,o::::i, il:i~',r:, "ii:::J •jr,37,iil il:J"T11i1:::Jl l:l"'nil ',i:,', 37',iil',i il:i,1::::1:, i1:::J37:::J (,,Und durch mich hast du das Angesicht vieler erleuchtet und dich stark erwiesen zu unzahligen Malen, denn du hast mich deine wunderbaren Geheimnisse erkennen lassen, und durch dein wunderbares Geheimnis hast du dich an mir stark erwiesen, wunderbar zu handeln vor vielen um deiner Ehre willen und kundzutun deine Machttaten all en Lebendigen" ). 69 Welche Auswirkungen dieses an die Gemeinde vermittelte Wissen hatte, wird in den Gemeindeliedern der Hodayot deutlich: Die Belehrung der Mitglieder des ya~ad in den wunderbaren Geheimnissen wird gemeinsam mit der Reinigung von den Siinden genannt [1QHa XIX13 (Ed. Suk. XI10)]7° und gehort zumHeilshandeln Gottes [vgl. 1QHa XV30 (Ed. Suk. VIl27)]. 71 67 Eine solche Beziehung der .-';>c '1i zur praexistenten Schiipfungsordnung der Welt ist auch in lQHa IX23 (Ed. Suk. lit) belegt (s. u., 223f.). 68 Vgl. Jeremias, Lehrer, 204-218. 69 Transkription nach Lohse, Texte aus Qumran, 126f. 70 Zwar wird in dem hymnischen Textstuck Gott als der Belehrende genannt und nicht der Lehrer, jedoch diirfte kein Zweifel bestehen, daB die Offenbarung der Geheimnisse durch den Lehrer an die Gemeinde gemeint ist. Der Lehrer fungiert als Offenbarungsmittler. 71 In diesem Zusammenhang ist auch lQS Xli-5 zu nennen: Tilgung der Siinden, Gerechtigkeit und Recht resultieren dort aus der Offenbarung des cl;,131 ~11i11 i1'i1J 1i (,,des ewigen Geheimnisses des Werdens und Vergehens"). Man fiihlt sich an den Tun-Ergehen-
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In 1QS IX17-19 wird die Funktion des Lehrers, die wunderbaren Geheimnisse zu offenbaren, auf den mask;/ iibertragen: 72 ,,mit Erkenntnis, Wahrheit und gerechtem Urteil diejenigen zurechtzuweisen, die den Weg gewahlt haben, jeden nach seinem Geist, nach der Ordnung der Zeit, um sie mit Erkenntnis zu leiten und sie so Einsicht gewinnen zu lassen in die wunderbaren und wahren Geheimnisse inmitten der Manner der Gemeinschaft, damit sie vollkommen wandeln, jeder mit seinem Nachsten in allem, was ihnen offenbart ist ... " (p,1 tl£liV01 rio~ mr, n•:,in,,
~,D
'ii:::l c,•:,wn, r:,i m.r,:::1 cmmn, mm p:,n:, ,mi:, w•~ 7i, 'im:::1, n,lli1 ,,:,:::1 ,n~i r,~ w•~ c•or, 7,n, ,n•;, 'iVl~ 7,n:::1 no~, cn,). 73 Bei den~,£) 'ii handelt es sich bier somit um eine Art Halacha
(,,damit sie vollkommen wandeln" ), die der mask;/ nur den Mitgliedern des ya~ad offenbart. Es darf eine Zwischenbilanz gezogen werden: Die KonstruktusVerbindung ~,£) 'ii kann die himmlische Urordnung des Seins bezeichnen. 74 Kenntnis von dieser Urordnung haben zum einen himmlische Engelwesen und zum anderen besonders erwahlte Offenbarungstrager (Henoch, der Lehrer der Gerechtigkeit, der maskil). Diese besonders ausgezeichneten Empfanger der Offenbarung geben dann das Wissen um die ,,wunderbaren Geheimnisse" weiter-eine Weitergabe, welche Rechtfertigung, Reinigung von den Siinden und Heil bewirkt. 75 Ein Zusammenhang der Weisheit erinnert: Nur wer die Ordnung des Seins, den il'ilJ 1i, kennt, kann ihr entsprechend gerecht handeln, so daB er gerecht wird. 72 Der Text ist Tei! eines groBeren Abschnitts, in dem die Aufgaben und Funktionen des maikil geregelt werden: lQS IX12 beginnt mit ?':l!DO? C'p1nil il?~, und lQS IX21 setzt erneut mit ?':>WO? 7i1il 'J1:>!"I i1?~1 ein. Nachdem in lQS IX12-21 die Aufgaben des maikil dargestellt warden sind, folgen jetzt Bestimmungen, die seinen Lebenswandel betreffen. 73 Transkription nach Lohse, Texte aus Qumran, 34. 74 Zu 1i in 1QpHab Vlls.8.14 s. u., 292 und zu 1i in CD Illts s. u., 270. 75 Bei der erst in hellenistischer Zeit aufkommenden starken Verbreitung des Wortes 1i in der hebraischen Literatur !age es nahe, obwohl es sich um ein persisches Lehnwort handelt, einen EinfluB hellenistischer M ysterienkulte anzunehmen: ,,Nun ist in der Tat die Geheimhaltung eines der wesentlichen und notwendigen Charakteristika der antiken Mysterien ... Und doch geniigt dies nicht zur Definition: Nicht alle Geheimkulte sind Mysterien" (Burkert, Mysterien, 14). ,,Wegweisend dagegen sind die lateinischen Dbersetzungen van mysteria, myein, myesis: Dies sind initia, initiare, initiatio ... Mysterien sind demnach ... zu bestimmen als Initiationsrituale ..." (a. a. 0 ., 14f. ). Aus einem Bericht des Proklos (Platonis Rem Publicam commentarii 11,108,17-30) darf weiterhin geschlossen werden, daB es sich bei der Einweihung in ein solches Mysterium nicht um die Einweihung in ein geheimes Wissen handelte, sondern wohl eher um eine Art Erleuchtungserlebnis: ,,Es bleibt ein bemerkenswerter Text des Proklos, des Vorstehers der platonischen Akademie in Athen im 5.Jh. n. Chr. Eleusis [sci!. das dortige Heiligtum der Demeter-Mysterien] war etwa 15 Jahre var seiner Geburt zerstort warden, und alle heidnischen Opfer waren damals verboten; doch war er mit der Tochter des Nestorios, des vorletzten Hierophanten van Eleusis, bekannt, sie war fur ihn die Tragerin ehrwiirdigster Traditionen. lnsofern kommt seinem aus der Distanz geschriebenen Bemerkungen iiber die
EXKURS: ENGELFALL UND HIMMLISCHE GEHEIMNISSE
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unrechtma6iges Wissen um diese Geheimnisse fand sich in den bislang erlauterten Texten nicht. Lediglich in Myst wurden jene, die nach diesen Geheimnissen streben, negativ beurteilt. Jedoch haben schon Milik76 und Dupont-Sommer77 im Zusammenhang mit den Myst-Belegen auf den aus der Henochliteratur bekannten Engelfallmythos hingewiesen. Ein Exkurs soll diesem Hinweis nachgehen. Exkurs: Enge/fall und himmlische Geheimnisse
Die Geschichte vom Fall der Engel findet sich im sogenannten ,,Buch der Wachter" 78 (athHen 1-36). 79 Die gefallenen Engel werden in denim ,Weihen' (teletat) eine gewisse Authentizitat zu. Proklos schreibt: ,Die Weihen bewirken eine erlebnishafte Resonanz (sympatheia) der Seele mit dem Ritual, in einer Weise, die uns undurchsichtig, die gottlich ist, so daB einige der Einzuweihenden in Panik geraten, von gottlichem Entsetzen erfiillt werden, andere aber sich den heiligen Zeichen hingeben, aus ihrer eigenen Identitat heraustreten und bei den Gottern sich zuhause fuhlen, im Zustand des enthusiasmos.' ... Zu bemerken war demnach eine sympatheia von Seele und Ritual, die nicht immer eintrat und doch, wenn sie zustandekam, in die Tiefe drang und die Erfahrung der Wirklichkeit veranderte" (a. a. 0. 96). In alien oben dargestellten Belegen dient 17 jedoch nie als Bezeichnung eines solchen lnitiationsrituals. Auch der Tod und seine Oberwindung, ein zentrales Motiv der Mysterienku!te (zur Saches. a. a. 0., 29ff.), ist im Kontext der genannten Belege nicht thematisiert. 76 Barthelemy/Milik, Cave I, 105. 77 Die essenischen Schriften, 354. 78 Die Bezeichnung ,,Book of Watchers" geht auf Syncellus zuriick: ,,We give this convenient title to the first section of the Ethiopic Enoch, drawing on Syncellus' ix -cou 1tpw,ou p:p:1.iou (or )..61 ou) 'Evwx 1tEpl ,wv i 1 p7] 1 6pwv" (Milik, Enoch, 22). 79 Die im Exkurs gebrauchte Zahlweise fur die Henochliteratur orientiert sich, soweit moglich, an athHen. Fast alle Handschriften der in Qumran gefundenen Werke der Henochliteratur sind in aramaischer Sprache geschrieben, was fur eine Abfassung des groBten Teils der Henochliteratur in dieser Sprache spricht [lediglich Reste einer hebraischen Handschrift des astronomischen Henochbuchs wurden gefunden (1 Ql 9); zur Sprache der Originale der Henochliteratur s. die Diskussion bei Uhlig, Henochbuch, 483£.; eine knappe Besprechung aller Handschriften und Obersetzungen der verschiedenen Werke der Henochliteratur gibt Beyer, Texte, 225, eine ausfuhrliche Schilderung der Handschriften und Obersetzungen findet sich bei Milik, Enoch, 4-107]. Neben den stark beschadigten Handschriften aus Qumran existieren noch, ebenfalls nur fragmentarisch erhalten, griechische, lateinische, koptische und syrische Obersetzungen. Der groBte Tei! der Henochliteratur ist vollstandig im Athiopischen iiberliefert. Bei athHen hande!t es sich um eine Sammlung mehrerer urspriinglich eigenstandiger literarischer Werke, die der Person des Henoch (Sohn des Jared; s. Gen 5,18-24) zugeschrieben werden, etwa dem Pentateuch vergleichbar. Von den fun£ Biichern der athiopischen Henoch-Sammlung [1-36, das Buch der Wachter; 37-71, das Buch der Gleichnisse (Similitudines); 72-82, das astronomische Buch; 83-90, das Buch der Traume; 91-108, der Brief des Henoch] fanden sich in Qumran lediglich vier: das Buch der Gleichnisse ist dort nicht bezeugt. Stattdessen fand sich ein weiteres, bis zu den Qumranfunden nur aus der manichaischen Literatur bekanntes Werk, das Buch der Riesen (s. u., 116££.). Vom astronomischen Henochbuch wurden in Qumran vier Handschriften gefunden, die keines der anderen Werke der Henochliteratur enthalten. Zumindest eine
110
3. KAPITEL
Aramaischen erhaltenen Teilen der Henochliteratur als r"i"Y bezeichnet (athHen 1,[2]; 10,9; 12,3; 13,10; 22,6). 80 ,,i"Y is generally taken to be related to the Aramaic i1Y, ,to be awake', as is reflected in G's word, t 1 prryopoc;; (cf. iPTJjOpEi:v, ,to watch'). The Ethiopic, teguh, is cognate with the verb tagha, ,to watch over'." 81 Der Begriff kann aber sowohl im Buch der Wachter als auch in Werken, die nicht zur Henochliteratur gehoren, auch einen Engel bezeichnen, der nicht zu den gefallenen Engel zu zahlen ist: athHen 12,3; Dan 4,10.20; 4Q534 1116.18- 82 Von besonderem lnteresse ist athHen 6,2:
~•ow
":l:::J ~•;•y (,,die Wachter, die Sohne des Himmels"; 4QEnb 1
Handschrift enthalt aber alle vier anderen Texte gemeinsam belegt: ,,When I come to edit the tiny fragments of 4QEnGiantsa separately, I shall suggest that this manuscript, copied by the scribe of 4QEnc, formed in all probability part of a single scroll on which four Enochic documents were brought together: Book of Watchers (Enc), Book of Giants (En Ga), Book of Dreams (Enc), and Epistle of Enoch (Enc). At the time when this scroll was copied, in the second half of the first century B.C., there probably existed, already complete, a pentateuchal collection of writings attributed to the antediluvian sage" (Milik, Enoch, 58). Die alteste Handschrift der in Qumran gefundenen Henochliteratur ist 4QEnastra: sie wird mit Hilfe der Palaographie auf das Ende des 3. bzw. den Beginn des 2. Jh. v. Chr. datiert (s. Milik, Enoch, 273). Die alteste das Buch der Wachter enthaltende Handschrift (4QEna) wird auf die erste Halfte des 2. Jh. v. Chr. datiert (a. a. 0., 140). Fur das Buch der Wachter ergibt sich somit ein terminus ante quern zu Beginn des zweiten J ahrhunderts. Miliks These, auf das Buch der Wachter werde in 4QTestLeva 8 III6-7 angespielt, da dort die Anklage der Wachter durch Henoch erwahnt sei (Enoch, 23f.), darf als gescheitert gelten: ,,In the first place, even the reading of the name Enoch is most uncertain ... Second the verb qbl would more likely mean ,received' or something of the sort than Milik's ,accused.' And third, even if Milik were correct about the preceding two dubious points, it would not necessarily follow that the reference was to Enoch's accusations against the angels ... Moreover, if the words ~nwk qbl did reflect precisely these accusations, it would not be certain that they alluded to the version of this story that is found in the BW [sci!. Buch der Wachter]" (VanderKam, Enoch, 113). Miliks Behauptung, athHen 6-19 sei die Vorlage fur die nach seiner Meinung summarische Zusammenfassung der Engelfallgeschichte von Gen 6,1-4 entbehrt jeder Grundlage (vgl. a. a. 0., 113f. und Perlitt, Riesen, 41). ,,It is possible and indeed likely that the BW [sci!. Buch der Wachter] is a third-century composition; it is almost certain that it is pre-Maccabean and that it had assumed its present form by the time of 4QEna. It is probably later than the AB [sci!. das astronomische Buch], since chaps. 33-36 seem to summarize information from it" (VanderKam, Enoch, 114). Auf eine enge Beziehung des ya~ad zur Henochliteratur mag der im astronomischen Henochbuch zu findenden Solarkalender hinweisen; vgl. Stone, Sectarian Origins, 252f. Ein Dberblick zur Diskussion um das Buch der Wachter findet sich bei van der Woude, FiinfzehnJahre Qumranforschung, ThR 54, 255-257 und bei Garcia Martinez, Qumran and Apocalyptic, 60-72. 80 Vgl.Jub4,22; 7,21;TestRub5,6; TestNaph3,5; lQGenAp Ilt.16; CD Ilts (lies • '7:)lD 'i'Y statt • '7:)!Dil ,,,y, wie in den Qumranhandschriften von D belegt; zur Sache vgl. Qimron, Text of CDC, 13). Zur Bezeichnung der gefallenen Engel als • '7:)!Dil 'J::J s. auch die Rekonstruktion von 11 QMelch Ils bei Kobelski (Melchizedek, 5); zur Rekonstruktion des Belegs s. aber Puech, XIQMelkisedeq, 488.493. 81 Davidson, Angels at Qumran, 38. 82 Vgl. z. B. auch ein aus aus dem 6.-7. Jh. n. Chr. stammendes aramaisches Amulett, in dem Gabriel i1!D',p1 t-li'Y t-,1:)',7:) genannt wird [der Text des Amuletts findet sich bei Beyer, Erganzungsband, yyXX 16 (239)].
EXKURS: ENGELFALL UNO HIMMLISCHE GEHEIMNISSE
111
II2). 83 Der Beleg weist auf eine weitere Bezeichnung der in der Henochliteratur als Wachter hezeichneten Engelwesen hin: In einem Fragment aus 4QSapA, das eine Anspielung auf die Sintfluterzahlung enthalt (4Q416 112 par 4Q418 24), werden die gefallenen Engel als CJ'OW ':l:::I hezeichnet: [... t:i]"OWil ':l:::11 iW:::I n1i ';,:, 1i3Ti3TT1'1 ,,nc T110ilT11 CJ'O (,,Wasser und Chaosflut. Und aller Geist des Fleisches und die Sohne des Himmels hehten und wurden aufgeschreck[t ... ]"). Besonders auffallig ist die Verhindung des Wortes 1i3Ti3TT1'1 (Hitpalpel der Wurzel i131) mit den Sohnen des Himmels, was auf einen dem Verfasser des an dieser Stelle !eider heschadigten Textes hewu6te Identitat der CJ'OW ':l:::I mit den f'i'Y der Henochliteratur schlie6en laGt. 84 In den essenischen Texten von Qumran hezeichnet die KonstruktusVerhindung CJ'OW ':l:::I, mit Ausnahme von 4Q181 12,85 durchweg die nicht gefallenen Engel: 86 Mit den Sohnen des Himmels hat der Lehrer der Gerechtigkeit ehenso Gemeinschaft [1 QHa Xli3 (Ed. Suk. III22)] wie, in seinem Gefolge, jedes Mitglied des ya~ad (1QS Xls); ihr Wissen wird den Gerechten im Eschaton offenhart (1QS IV22; s. u., 161). Der Mythos vom Fall dieser Engelwesen wird im Buch der Wachter als eine Atiologie der Sunde ausgestaltet. 87 Dahei werden mehrere Erzahlungen und literarische Vorlagen miteinander verwohen. Nach der herausragenden Analyse von athHen 6-19 durch Newsom88 kann an dieser Stelle auf eine ausfiihrlich literarkritische und redaktionsgeschichtliche Untersuchung des Textes verzichtet werden. Ihre Ergehnisse werden in den folgenden Erorterungen iihernommen: 83 Der Text ist aramaisch nicht erhalten und wurde von Milik an Hand der alten Dbersetzungen rekonstruiert (Enoch, 165); vgl. auch CD Ilts C'OW 'i'll. 84 Vgl. auch lQGenAp Ils.16; V4. lnden erhaltenen Teilen von4Q370werdendie Wachter nicht erwiihnt (zum Text vgl. Newsom, Admonition). 85 DaB es sich bei 4Q181 um einen Text des ya~ad handelt, belegen Sprache und Weltbild (zur Sache s. Dimant, Pesher on the Periods, 99-101; zur Rekonstruktion von 4Q181 12 s. a. a. 0., 87): Die Welt wird in einen ya~ad des Frevels, bestehend aus den Sohnen des Himmels und den Sohnen der Erde, und in einen ya~ad der 'elim eingeteilt, in den Gott in seiner Gnade auch einige erwahlte Menschen aufgenommen hat. Bei den 'elim handelt es sich um die in den Hodayot und den Sabbatliedern erwiihnten Engelwesen (zu den c•';,~ als Engel s. z. B. Davidson, Angels at Qumran, 272). Mit C'0Wi1 'J::J sind die gefallenen Engel von iithHen 6-16 gemeint, wie 4Q181 llf. zeigt (zum Engelfallmythos s. u.). Die Welt wird somit, ahnlich wie in der sogenannten ,,Zwei-Geister-Lehre" (1QS Ill13-IV26), dualistisch verstanden: Sie ist gepriigt von der Gemeinschaft der Siinde, welche durch die gefallenen Engel ins Leben gerufen wurde und aus eben diesen Engeln und den Menschen besteht. 1hr gegeniiber steht eine zweite Gemeinschaft, die Gemeinschaft der 'elim, in welche Gott aus Barmherzigkeit die Mitglieder des ya~ad als eine heilige Versammlung aufgenommen hat. 86 Der Beleg lQHa XXIll30 (Ed. Suk. 2 Ito) kann wegen starker Textbeschadigungen zur Analyse nicht herangezogen werden. 87 Als Ursprung der Sunde konnten die C'OW 'J::J auch in 1 lQPsa 117£. angesehen worden sein, jedoch machen starke Textbeschadigungen eine sicheres Urteil unmiiglich. 88 The Development of 1 Enoch 6-19: Cosmology and Judgment. Ein Referat der Sekundarliteratur zum Text findet sich bei Davidson, Angels at Qumran, 43-49.
112
3. KAPITEL
At least two and probably three distinct narrative strands can be detected in chaps. 6-11, the primary one being the Semi~azah story (all of chaps. 6-11 except 7:lde; 8:1-3; 9:6,8c; 10;4-10). In this accountSemi~azah and his associates sin by taking human wives for themselves. The giants, offspring of this union, devastate the earth, provoking the intercession of the archangels and the divine decree of punishment. Quite distinct from this narrative is a second tradition, associated with 'Asa'el, in which the sin is the teaching of forbidden knowledge. At the core of 'Asa'el's teaching are mining and metallurgy, from which men make weapons of war and women obtain jewelry and cosmetics. The women, thus beautified commit fornication (8:1-2). While men and women are merely victims in the Semi~azah story, they are collaborators in sin in the 'Asa'el stratum. 89 The teaching motif also appears in another form in chaps. 6-11, one in which the content of the teaching is not the arts of civilization but esoteric knowledge of sorcery and astrological magic. This teaching is specifically associated with Semi~azah and the Watchers (7:1; 8:3; 9:8; 10:7). 90
Somit wird in jeder der drei Schichten eine andere Erklarung fiir den Ursprung der Siinde gegeben: Die Wachter haben sich menschliche Frauen genommen (1. Semi~azah-Schicht), die Wachter haben die Menschen ,,technische" Fahigkeiten gelehrt (Kosmetik, Metallurgic etc.; 'Aia'elSchicht), die Wachter haben den Menschen geheimes magisches und astrologisches Wissen vermittelt (2. Semi~azah-Schicht). Beide ~edaktionsschichten, sowohl die 'Aia'el-Schicht (13,1-2) als auch die 2. Semi~azahSchicht (16,2-3), dienen in athHen 12-16 der Verkniipfung dieser Kapitel mit athHen 6-11 bzw. athHen 17-19: ,, ... the only material referring to the teaching tradition is in the redactionally suspect passages 13:1-2 and 16:289 Newsom, Development, 313; zur Beziehung der 'Aia'el-Schicht zum PrometheusMythos s. Nickels burg, Apocalyptic and Myth, 399-401. Die Erzahlungen um den Engelfall, die sich in den verschiedenen Schichten von athHen 6-16 niedergeschlagen haben, sind in Form kurzer Anspielungen unabhangig voneinander in den Jub erhalten geblieben und bestatigen so die oben aufgestellte These: In Jub 4, 15 wird eine Atiologie des Namens Jared gegeben: ,,Under nannte seinen Namen Jared. Denn in seinen Tagen stiegen herab die Engel des Herrn auf die Erde, welche Wachter heiBen, daB sie lehrten die Menschenkinder und daB sie taten Recht und Ordnung auf Erden" (Obersetzung nach Berger, Jubilaen, 342). Ebenso wie dieser Beleg spielt auch der Bericht vom Fund einer Felsentafel durch Kainan, auf der das Wissen der Wachter aufgezeichnet ist, auf die in der 'Aia'el- bzw. 2. Semi"7azah-Schicht enthaltene Version der Engelfallgeschichte an Oub 8,3£.). InJub 4,22 und 7,21 ist die Sunde der Wachter dagegen ihre Verbindung mit den Frauen der Menschen, welche schlieB!ich (7,21) zur Sintflut filhrt--eine Form der Engelfallgeschichte, wie sie in athHen 6-16 in der 1. Semi"7azah-Schicht zu linden ist. Ob ein Teil dieses redaktionellen Materials, wie verschiedentlich vorgeschlagen wurde (die Literatur zur Sache ist bei Garcia Martinez, Qumran and Apocalyptic, 26£.29£. zu linden), aus dem verschollenen Buch Noahs stammt, wird sich, solange dieser Text nicht vorliegt, nicht klaren !assen. 90 Newsom, Development, 313; vgl. Dimant, I Enoch 6-11, 326-329; anders u. a. Nickelsburg, Apocalyptic and Myth, 399-400 und VanderKam, Enoch, 124£. S. besonders athHen 8,3: !i1'tvJ':> f'1i i1['':>l':>] (4QEn 3 1 IVs; i1'':>l':> ist in 4QEn6 1 Ills vollstandig erhalten).
EXKURS: ENGELFALL UND HIMMLISCHE GEHEIMNISSE
113
3." 91 athHen 13,1-2 sorgt dabei fur die Anbindung des Berichts iiber die Petition Henochs fiir die gefallenen Wachter an die Engelfallerzahlung: ,,Und Henoch ging hin (und) sagte zu Azaz'el: ,Du wirst keinen Frieden haben; ein groBes Gericht ist iiber dich ergangen, um dich zu binden. Und Nachsicht und Fiirbitte werden dir nicht zuteil werden wegen der Gewalttat und der Siinde, die du den Mensch en gezeigt hast.'" 92 Die zweite redaktionelle Erganzung von athHen 12-16 ist fiir die erorterte Frage nach der Beziehung der gefallenen Engel zu den himmlischen Geheimnissen von groBerer Bedeutung. Sie verbindet athHen 6-16 mit dem folgenden Abschnitt athHen 17-19. Bevor jedoch auf ihr Funktion naher eingegangen werden kann, gilt es einer textkritischen Frage zu begegnen: ,,The Ethiopic versions are consistent in saying that the watchers had not been shown various heavenly secrets, although they did, in fact, know worthless or rejected information which they showed to the women, evil on earth being the result." 93 Der athiopische Text lautet: basamay hallawkkemu waxebu'at adi 'itakastu lakkemu wamennuna me#ira 'a'markkemu (,,Ihr seid im Himmel gewesen, aber die Geheimnisse waren euch noch nicht offenbart, aber ein verwerfliches Geheimnis kanntet ihr"; athHen 16,3 ). 94 G geht dagegen davon aus, daB die Engel Geheimnisse kennen, die ihnen nicht gezeigt wurden: 'YµE'i!; ev ,:i;) oupcx.vi;) 'Yj'tE, xcx.l 1tiiv µucr,:-fipwv 8 oux CXVEXCX.AUWi1?
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26
4.4 Obersetzung
Kolumne III (13) Fiir den Unterweiser, um Einsicht zu vermitteln und zu belehren alle Sohne des Lichts iiber die Geschichte aller Menschen71 (14) hinsichtlich der Arten ihrer Geister mit ihren Kennzeichen, hinsichtlich ihrer Werke in ihren Generationen und hinsichtlich der Heimsuchung durch ihre Plagen72 gemeinsam (15) mit den Zeiten ihres Friedens. Vom Gott der Erkenntnis kommt alles, was ist und was sein wird. Und bevor sie waren, hat er ihren ganzen Plan festgesetzt, (16) und wenn sie zu der ihnen bestimmten Zeit geworden sind, erfiillen sie ihr Werk nach Zur Transkription vgl. Qimron/Charlesworth, Rule of the Community, 16. Transkription s. H. Stegemann, Textbestand, 104. 63 Die Zeilen lQS IV4-6 werden in 4Q502 16 zitiert, zur Sache vgl. Baillet, Grotte 4, 81.86 und Qimron/Charlesworth, Rule of the Community, 16 Anm. 70. 64 4QSC liest hier n:JJIT17:l. 65 Das n von ~:in, ist eine nachtragliche Korrektur vom Schreiber von 1QS. U rspriinglich schrieb er ~, was er durch -Oberschreiben zu n verbesserte. 66 Das vacat fehlt in 4QSc. 67 4QSc liest wnp, uber dieses Wort wurde in der Handschrift p,:z geschrieben. Qimron/Charlesworth lesen statt wnp in 4QSC wnj, Auf der Photographie PAM 43262 ist aber der Abstrich des p deutlich zu erkennen, sodaB p und nicht ::l gelesen werden muB. 68 Zur Transkription s. H. Stegemann, Textbestand, 100. 69 Qimron/Charlesworth (Rule of the Community, 18) lesen i1'il1 statt il'il'. Die Form des ersten Buchstabens durfte jedoch, soweit in lQS ein Unterscheidung zwischen 'und 1 uberhaupt miiglich ist eher fur ein ' als fur ein 1 sprechen. 70 Die Rekonstruktion der Zeile 26 erfolgte nach H. Stegemann, Textbestand, 105-110. 71 Zu m,';,111 s. u., 148. 72 Zurn gen. instrumentalis s. Waltke/O'Connor, Syntax, 144. 61
62 Zur
138
4. KAPITEL
dem Plan seiner Herrlichkeit, ohne daB sich etwas andert. 73 In seiner Hand (17) liegen die Gesetze des Seins,74 under sorgt fiir sie in all ihren Geschaften. Und er hat den Menschen geschaffen zur Herrschaft (18) iiber den Erdkreis; und er hat fiir ihn zwei Geister eingesetzt, damit er in ihnen wandele bis zum Termin seiner Heimsuchung. Sie sind die Geister (19) der Wahrheit und des Frevels. In der Quelle des Lichts liegen die Urspriinge der Wahrheit, und in der Quelle der Finsternis liegen die Urspriinge des Frevels. (20) In der Hand des Fiirsten des Lichts ist die Herrschaft iiber alle Sohne der Gerechtigkeit, die auf den Wegen des Lich ts wandeln, und in der Hand des Engels (21) der Finsternis ist alle Herrschaft iiber die Sohne des Frevels, und sie wandeln auf den Wegen der Finsternis. U nd durch den Engel der Finsternis geschieht der Abfall 75 (22) aller Sohne der Gerechtigkeit. Und all ihre Siinde, ihre Vergehen, ihre Schuld und die Frevel ihrer Taten existieren in seiner Herrschaft (23) gemaB den Geheimnissen Gottes bis zu seiner Zeit. U nd all ihre Heimsuchungen und die festgesetzten Zeiten ihrer Bedrangnis existieren in der Herrschaft seiner Anfeindung. (24) Und all die Geister seines Loses existieren, um die Sohne des Lichts straucheln zu !assen, aber der Gott Israels und der Engel seiner Wahrheit helfen allen (25) Sohnen des Lichts. Under hat die Geister der Finsternis und des Lichts geschaffen, und auf sie hat er jedes Werk gegriindet, (26) [a]uf ihre [Bestimmunge]n alle Knechtschaft und auf ihre Wege [al]le [Hei]msuchung. Den einen liebt Gott fiir alle Kolumne IV (1) [E]pochen der Ewigkeit, und um seiner Taten willen hat er Wohlgefallen an ihm fiir immer, den anderen verabscheut er sehr und all seine Wege haBt er ewiglich. vacat (2) vacat Und dies sind ihre Wege in der Welt, um eines Menschen Herz zu erleuchten, und um vor ihm gerecht zu machen alle Wege wahrhafter Gerechtigkeit, und um sein Herz zu erschrecken wegen der Gerichte (3) Gottes: Es gibt einen Geist der Demut und Langmut, der groBen Barmherzigkeit und der ewigen Giite, der Erkenntnis, Einsicht und machtigen Weisheit, der vertraut auf alle (4) Werke Gottes und sich auf die GroBe seiner Gnade stiitzt. Und es gibt einen Geist der Erkenntnis in den ganzen Plan des Werkes und des Eifers um die gerechten Gebote, des heiligen Vorhabens (5) mit 73 Zu i1JW im Hi. in der Bedeutung »sich andern" s. Qimron, Hebrew of the Dead Sea Scrolls, 114 und Kutscher, Studies, :m. 74 Wort!. »filr alles"; zu ';,1:) als Umschreibung des Seins s. Sauer,§';,:,, 830. 75 Zur Dbersetzung und Bildung von rmm s. Qimron, Hebrew of the Dead Sea Scrolls, 66.115.
DIE ZWEI-GEISTER-LEHRE
139
festem Sinn und groBer Giite gegeniiber allen Sohnen der Wahrheit, der glanzenden Reinheit, die alle unreinen Gotzen verabscheut, und der Demut des Wandels (6) in der Klugheit der Welt und des Verbergens hinsichtlich der Wahrheit der Geheimnisse der Erkenntnis. vacat Dies sind die Ratschlage des Geistes for die Sohne der Wahrheit (in) der Welt. Und die Heimsuchung aller, die in ihm wandeln, geschieht zur Heilung (7) und groBem Frieden in der Lange der Tage und (zur) Fruchtbarkeit des Samens mit allen ewigen Segnungen und (zu) ewiger Freude im ewigen Leben und zu einem glanzenden (Sieges)kranz (8) mit einem herrlichen Gewand im Licht der Ewigkeiten. vacat (9) vacat Und zum Geist des Frevels gehort Habgier76 und Nachlassigkeit der Hande 77 am Dienst der Gerechtigkeit, Frevel und Liigen, Stolz und Hochmut, 78 Liigen und Trug, Grausamkeit (10) und groBe Gottlosigkeit, Jahzorn und groBe Torheit und vermessener Eifer, Werke der Abscheu im Geist der Hurerei und befleckte Wege im Dienst der Unreinheit (11) und eine Zunge der Schmahungen, Blindheit der Augen und Schwere des Ohrs, Halsstarrigkeit und Herzenshartigkeit, um zu wandeln auf alien Wegen der Finsternis und der iiblen List. Und die Heimsuchung (12) aller, die in ihm wandeln, geschieht zum 0-bermaB der Plagen durch die Hand aller Engel der Vernichtung, zum ewigen Verderben durch den rachenden Zorn Gottes, zum ewigen Schrecken und immerwahrender Schmach (13) mit dem Schimpf der Vernichtung in finsterem Feuer. Und all ihre Epochen werden von ihren Geschlechtern verbracht in qualender Trauer, in bitterem Unheil und finsteren Verderbnissen (14) bis zu ihrer Vernichtung, ohne daB ein Rest oder ein Entronnenes for sie bliebe. vacat (15) vacat In diesen (beiden Geistern) befinden sich die Nachkommen all er Menschen und an ihren Abteilungen 79 haben all ihre Heerscharen in ihren Generationen Anteil, und auf ihren Wegen wandeln sie. Alles Tun (16) ihrer Werke geschieht in ihren Abteilungen entsprechend dem Erbteil eines jeden, sei es viel, sei es wenig, fur alle Epochen der Ewigkeit, denn Gott hat sie zu gleichen Teilen eingesetzt bis zur ( 17) letzten Zeit, und er hat ewige Feindschaft gesetzt zwischen ihre80 Abteilungen. Die Werke des Frevels sind die Abscheu der Wahrheit und alle Wege der Wahrheit
Zu W£ll :i,n; s. Levy, Wiirterbuch, Bd. 4, 438. Zu ,ow im Sinne von .nachlassig" s. a. a. 0., 596. 78 Zu :::i:::i', cii als .Hochmut" s. HAL3 z. St., 1124. 79 Zur -Obersetzung von l,oo s. Qimron, Hebrew of the Dead Sea Scrolls, 110. 80 Das maskuline Suffix C wurde in Zeile 18 mit einer anderen Hand iiber dem n nachgetragen, der Korrektor verstand mi als Maskulinum, was das Genus des Suffixes erklart, welches von den feminen Endungen von nii an anderen Stellen der Zwei-Geister-Lehre abweicht. 76
77
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4. KAPITEL
sind die Abscheu des Frevels. Eifersiichtiger (18) Streit ist wegen all ihrer Bestimmungen, denn sie wandeln nicht gemeinsam. Und Gott hat in den Geheimnissen seiner Erkenntnis und der Weisheit seiner Herrlichkeit der Existenz des Frevels ein Ende gesetzt. Und am Termin (19) der Heimsuchung wird er ihn fur immer ausrotten, und dann wird die Wahrheit der Welt fur immer hervorkommen, denn sie haben sich besudelt auf dem Weg des Frevels wahrend der Herrschaft des Frevels bis zum beschlossenen (20) Termin des Gerichts. Und dann wird Gott durch seine Wahrheit alle Werke der Menschen reinigen, und er wird sich (einige) von den Menschen reinigen, indem er allen Geist des Frevels aus den Blutbahnen (21) ihres Fleisches heraus entfernt, 81 und indem er sie82 mit dem Geist der Heiligkeit reinigt von allen frevelhaften Werken. Und er wird den Geist der Wahrheit auf sie sprengen wie Reinigungswasser um aller Greuel der Liige willen, mit denen sie sich (22) im Geist des Schmutzes beschmutzt haben, um die Gerechten Einsicht gewinnen zu !assen in die Erkenntnis des Hochsten und die Weisheit der Sohne des Himmels und jene zu belehren, die im Wandel vollkommen sind, denn Gott hat sie fiir den ewigen Bund erwahlt, (23) und zu ihnen gehort alle Herrlichkeit Adams. Und es wird keinen Frevel mehr geben, zu Schande werden alle Werke des Trugs. Bis dahin 83 werden sich die Geister der Wahrheit und des Frevels streiten im Herzen eines Mannes. (24) Und sie werden wandeln in Weisheit oder Torheit. Und gemaB dem Anteil eines Menschen an (der) Wahrheit ist er gerecht und haBt so den Frevel; und gemaB seinem Besitz am Los des Frevels ist er gottlos in ihm [scil. dem Los des Frevels] (25) und verabscheut so die Wahrheit. Denn zu gleichen Teilen hat Gott sie eingesetzt, bis zum beschlossenen Ende und zur neuen Schopfung. Und er kennt die Taten ihrer [scil. der Geister] Werke in allen Epochen der (26) [Ewigkei]t, under hat sie [scil. die beiden Geister] dem Menschen zum Erbteil gegeben, damit sie Gut [und Bose] erkennen, [denn Go]tt wirft die Lose fur all es Lebens, gemaB seinem Geist [bis zum festgesetzten Zeitpunkt] der Heimsuchung. 4.5 Gliederung
Die Zwei-Geister-Lehre ist ein kunstvoll komponierter Text. Die von den auBeren Gliederungssignalen vorgegebene Gliederung des Textes weicht an einigen Stellen von der sich aus textimmanenten Gliederungssig7or, vgl. Gen 47,15. Suffixe von 1ilZl::J und 1iil!:l71 beziehen sich auf das lZI'~ von daher trotz ihres singularen Numerus pluralisch iibersetzt werden. 83 Zu ilJil 1Y vgl. Gen 15,16 und HAL3, 743. 81
Zu
82 Die
JO
lZI'~ 'J::J
und miissen
DIE ZWEI-GEISTER-LEHRE
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nalen ergebenden Struktur des Textes ab, was auf die Adaption des traditionellen Textes durch den ya~ad zuriickzufiihren ist (zu der sich aus au6eren Kritierien ergebenden Gliederung und dem Gebrauch des vacats in den verschiedenen 4QS-Handschriften s. u., 165ff.). Die textimmanenten Strukturmerkmale fiihren zu folgender Gliederung: Eine Oberschrift (11113-15) gibt Verwendungszweck und Adressaten des Textes an: Er soil dem ,,Unterweiser" zur Belehrung der Sohne des Lichts dienen. Unterrichtsgegenstand ist die Geschichte aller Menschen. Dieser Gegenstand wird in der Oberschrift anschlie6end durch drei jeweils mit , eingeleitete Wendungen genauer umschrieben. Der Oberschrift schliefh sich ein einleitender Paragraph (11115-18) an, der in hymnischer Sprache die Schopfung und Bewahrung einer praexistenten Geschichtsordnung preist. Anschlie6end folgen drei Abschnitte, die die drei in der Oberschrift mit , eingeleiteten Prazisierungen des Themas ausfiihren: a) III1s-IV1 ,,die Arten der Geister"; b) IV2-14 ,,ihre Handlungen in ihren Generationen"; c) IV15-23 ,,Heimsuchung und Zeiten des Heils". Alie drei Themen werden in jedem Paragraphen unter schopfungstheologischen, ethischen und eschatologischen Gesichtspunkten durchdacht, wobei III1s-IV1 einen schopfungstheologischen, IV2-14 einen ethischen und IV 15-23 einen eschatologischen Schwerpunkt haben. Ein zusammenfassendes Fazit (IV23-26) beschlie6t den Text. In der Zwei-Geister-Lehre finden sich somit zwei Argumentationslinien: Von der Schopfung iiber die Gegenwart (Ethik) hin zum Eschaton einerseits und andererseits von der Kosmologie (Schopfung) iiber die Ethik hin zur Anthropologie (der eschatologische Passus beschaftigt sich hauptsachlich mit den Anteilen des Einzelnen am Geist des Frevels und am Geist der Wahrheit und der Vernichtung der Anteile am Geist des Frevels). 84 A II113-18 Uberschrift und Einleitung 85 a) 11113-15 Uberschrift: Uber die Geschichte der Menschen. b) l1114f. Drei Prazisierungen.
ex.) Die Arten ihrer Geister. ~) Ihre Handlungen. 1 ) Ihre Heimsuchung und ihr Heil.
Zu diesen Argumentationslinien vgl. Philonenko, L'apocalyptique qournranienne, 213. r:m';, '='':>tt'o';, deutlich vom vorhergehenden Kontext ab und stellt einen Neuansatz dar. Die Zeilen 14f. heben sich durch ihren parallelen Satzbau von Zeile 13 ab: Dreimal wird mit ';, eine Naherbestimmung eingeleitet, die den in Zeile 13 angegebenen Lehrgegenstand prazisiert. 84
85 Sprachlich hebt sich das ... 10';,';,1
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4. KAPITEL
c) III1s-18 Einleitender Schopfungshymnus. 86
B Ill18-IV1 Die Arten ihrer Geister. 87 a) b) c) d)
Ill18-21 Der Geist der Wahrheit und der Geist des Frevels. 88 III21-23 Der Finsternisengel und die Sunde der Gerechten. 89 IIl23-25 Die Heimsuchungen. 90 III2s-IV 1 Zusammenfassung: Gott und die beiden Geister. 91
C IV2-14 Die Wege der Geister in der Welt. 92 a) IV2f. Oberschrift. 93 b) IV3-8 Der Geist der Wahrheit und die Wahrhaftigen. 94 ex) IV3f, Zurn Geist der Wahrheit gehorende Tugenden. 86 Die Asyndese zu Beginn der Zeile 15 (mY1il ';,~o) markiert ebenso einen Neueinsatz, wie der dem Hyrnnus thetisch vorangestellte Norninalsatz. 87 Das n,n,; illil in Zeile 18 signalisert sprachlich den Neueinsatz. 88 Die beiden ersten Unterparagraphen grenzen sich durch ihre Textform vom Kontext ab. Beide sind nominal formuliert. Der Absatz III 18-21 besteht aus drei zweigliedrigen antithetischen Parallelismen, deren Halbverse im Verlauf des Absatzes irnrner urnfangreicher werden. Es werden zwei in antithetischem Verhaltenis stehende Arten von Geistern beschrieben (vgl. das C!"l1!"11i 'J'7.) ';,1,:)';, aus der Dberschrift). 89 Der folgende Unterabschnitt 11121-23 besteht aus einem kurzen Lasterkatalog, der die vom Frevelgeist verursachten Verfehlungen der Gerechten aufzah!t, und hebt sich auf diese Weise deutlich vom Kontext ab (der Lasterkatalog bezieht den Paragraphen auf das Cil'W yo';, aus der Dberschrift). Die Zeitbestimmung 1:ip 1Y ';,~ '1i '£)';, (IIl23) markiert sein Ende. 90 Im folgenden (IIl2J-25) wird der Stil wieder belehrend, ohne daB jedoch in Paralellismen formuliert wilrde. In zwei Satzen werden die Vergehen der Gerechten als eschatologische Anfeindungen durch den Frevelgeist interpretiert; in einem dritten Satz wird dem eine VerheiBung gottlichen Beistands gegenilbergestellt. Der Absatz bezieht sich auf das CilY'lJ !"111pc';, aus der Dberschrift. 91 Auch der letzte Abschnitt des Absatzes ist sprachlich gut abgrenzbar: Hyrnnisch wird geschildert, Gott habe die beiden Geister geschaffen, und auf die fur sie geltenden Regeln das Sein der Menschen gegriindet. Inhaltlich wie sprachlich wird dabei auf III1s-18 zurilckgegriffen. 92 Neben der veranderten Textform (lange Kataloge von Tugenden und Lastern, Heilsund Unheilsankiindigungen) markiert das ... ';,:::ir,:::i !il'.:li1 ;,',~, (IV2) und der Themenwechsel (von der Kosmologie zur Ethik) den Beginn eines neuen Hauptabschnittes im Text. 93 Die Kette von drei Infinitiven, die auf ';,:::ir,:::i !il'.:li1 ;,';,~, folgt, erinnert von der Form her an die Dberschrift der Zwei-Geister-Lehre (11113_15). IV2f. stel!t eine den Zweck des Abschnitts angebende Dberschrift dar. 94 Eine lange Ketten von Konstruktus-Verbindungen, beginnend in Zeile IV3, signalisiert formal den Beginn des Abschnitts IVJ-8 (etc. il1JY n1i). Es werden die zum Geist des Lichts gehorenden Tugenden aufgezahlt. Das Ende des Abschnitts ist sprachlich durch das ;,';,iy m;';, markiert, mit dem die Aufzahlung der zu diesem Geist gehorigen Laster beginnt. In sich ist der Abschnitt IVJ-8 wiederum dreigeteilt: Das !"IY1 !"11i1 in Zeile IV4 deutet einen Neueinsatz an, so daB in dem Abschnitt nicht nur-wie im folgenden Abschnitt--ein, sondern zwei Tugendkataloge zu finden sind. Die Zeilen 6-8 unterscheiden sich deutlich vom vorhergehenden und folgenden Kontext: Statt einer langen Aufzahlung von Tugenden (IVJ-6) oder Lastern (IV9-11) listen sie die »Belohnungen" des sich in den zum Geist des Lichtes gehorenden Tugenden ausdriickenden Lebenswandels auf.
DIE ZWEI-GEISTER-LEHRE
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P) IV4--6 Zurn Geist der Wahrheit gehorende Tugenden. i) IV6-8 Die Heimsuchung der Wahrhaftigen. c) IV9-14 Der Geist des Frevels und die Frevler. 95
ct) IV9-ll Zurn Geist des Frevels gehorende Laster. P) IV 11-14 Die Heimsuchung der Frevler. D IV1s-23 Heimsuchung und Zeiten des Heils. 96 a) IV 15-18 Die beiden Geister und das Handeln der Menschen. b) IV 18-23 Heimsuchung und Heil. E IV23-26 Resumee
4.6 Auslegung Die folgende Auslegung ist an den textimmanenten Gliederungskriterien des Werkes ausgerichtet, da die Zwei-Geister-Lehre als beispielhafter Beleg fur die vom ya~ad aufgenommene Tradition befragt werden soll. Am Ende der Auslegung folgt dann eine kurze Besprechung der vom ya~ad vorgenommenen Gliederung des Textes (auBere Gliederungsmerkmale). Von entscheidender Bedeutung fiir die Interpretation der ZweiGeister-Lehre ist ihre Dberschrift (III13_15): Sie beginnt mit der Nennung eines direkten und eines indirekten Adressaten. Der direkte Adressat wird mit dem Part. Hi. der Wurzel ,.:,w bezeichnet: ,,.:,wo,. Wer mit dieser Bezeichnung gemeint ist, soll der folgende Exkurs zeigen:
95 Der Unterabschnitt hebt sich durch den Lasterkatalog (IV9--11) vom vorhergehenden Kontext ab. Das TD'~ 'l::J ';,i:i ni,';,ir, ;,';,~::J in Zeile IV15 leitet einen neuen Abschnitt ein und zeigt somit das Ende dieses Textstiickes an. Von der Form her erinnert IV9-14 an IVJ-8• Der Unterabschnitt ist zweigeteilt: Auf die Aufzahlung der zum Geist des Frevels gehorenden Laster (IV9_11) folgt eine eschatologische Unheilsverkiindigung, die die Folgen dieses Lebenswandels aufzeigt (vgl. IV6-s). Die langen Nominalsatze heben sich deutlich vom vorhergehenden Lasterkatalog ab. Das sowohl in IV6 als auch in IV12 zu findende i1::J i:i';,i;, ';,i:i macht den parallenen Aufbau beider Abschnitte besonders deutlich. 96 Neben dem Neueinsatz durch das ID'~ 'l::J ';,i:i r,i,';,,n ;,';,~, unterscheidet sich dieser Abschnitt durch seinen verbalen Satzbau von dem fast :msschlieBlich mit Nominalsiitzen formulierten vorgehenden Abschnitt. In IV23 ist der Neueinsatz durch das i1li1 ,Y auf das deutlichste markiert. IV1s-23 zerfallt wiederum in zwei Unterabschnitte: Bis Zeile 18 beschaftigt sich der Text ausschlieBlich mit dem Streit der beiden Geister im Menschen, und ab Zeile 18 werden das eschatologische Ende des Frevelgeistes und das eschatologische Heil der Gerechten geschildert. Die chiastische Verschrankung zwischen IV2Jff. und IV1sff. zeigt die Verbindung des Resilmees mit dem dritten Abschnitt der Zwei-Geister-Lehre auf (zur Sache s. von der Osten-Sacken, Gott und Belia!, 22ff.), wahrend durch die Aufnahme von IIItsf. in den Zeilen 25f. die Einleitung der Zwei-Geister-Lehre in das Resilmee eingebunden wird.
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4. KAPITEL
Exkurs: Der maskil Das Wort ';,•:nvo hat im AT die unterschiedlichsten Funktionen: ,,Es wird teils attributiv ... und pradikativ, im Sinne von ,einsichtsvoll, verstandig, klug' teils auch substantivisch als Personenwort ,Verstandiger, Kluger' verwendet . . . Dadurch ist ein Menschentyp gekennzeichnet, dessen Gegentyp der nabal ,Tor' ... und der rasa' ,Frevler' ... sind ... " 97 Dieser weisheitliche Gebrauch von ';,•:HVO ist fur die friihjiidische Zeit auch in Sir 7,21; 10,23; 13,21; 47,12 belegt. In Dan 11,33.35; 12,3.10 bezeichnet das Wort,, ... besonders gelehrte und bewahrte Fromme ... " ,98 die eschatologischen Bedrangnissen ausgesetzt sind, eschatologisches Heil erfahren werden, iiber besondere Einsicht verfiigen und die l:l':;17 belehren. ,,We see that the meaning of maskil in the sense of ,teacher' or ,instructor' is already fully developed and in use in the last two chapters of the book of Daniel. The maskil who has da'at 'elohtm . . . knows the mysteries of his wonderful deeds, knows that the qe~ ('a~arit yomayya'), with its punishment and reward, is coming, and therefore gives heed to the perfect way before God." 99 Desweiteren findet sich ';,•:nvo auch als ,, ... Fachwort im Rahmen der Oberschriften der Psalmen ... und meint offen bar eine bestimmte Psalmenart ..." 100 In den vom ya~ad aus der Tradition iibernommenen Texten wird ''-'iVO in ihren Oberschriften verschiedentlich mit der Praposition ';, eingeleitet und bezeichnet den Vortragenden des Textes: lQM It (ilon';,oil [7io ''-'tv]o';,) (,,fiir den maskzl, Ordnung des Krieges"). 101 Ahnlich wie die Zwei-Geister-Lehre wird auch die Kriegsregel durch ihre Oberschrift als Lehrgegenstand des maskzl ausgewiesen. Jedoch hat sie anstelle einer dualistisch orientierten praexistenten Weltordnung einen eschatologischen Kampf zwischen Licht und Finsternis zum Gegenstand. Die von lQS Vt abweichende Lesart (''-'iVO';, tvi,o) der Handschriften 4QSd (1 It) und 4QSb (51) zeigt, daB die katechetische Funktion des Amtes nicht auf die Vorlaufer des ya~ad beschrankt geblieben ist. 97 Sa:b0, § 7::liD, 826. Zurn at!. Gebrauch der Wurzel 7::liD s. die ausfilhrliche Diskussion bei Kosmala, Maikil, 235-240. 98 Sa:b0, § 7::l't.:7, 826. 99 Kosmala, Maski!, 240. Einen weiteren Hinweis auf ein solches Amt des maikil auBerhalb des ya~ad scheint mir auch der zu 4QSap A gehi:irende Beleg 4Q417 2 lzs zu geben: ii5•t'i::i iJ1::IT1il ':>'::l!Z/1~ ~:, (,,denn der Unterweiser hat sich Einsicht verschafft in deine Geheimnisse" ). 100 Sa:b0, § 7:iiD, 826. Zur Sache s. auch Kosmala (Maski!, 237), der das 7'::l!DO':> der Psalmeniiberschriften gerne im Sinne der Grundbedeutung der Wurzel verstehen mi:ichte: ,,um Einsicht zu vermitteln". 101 Rekonstruktion nach Carmingac, regle de la guerre, 1. Auf den katechetischen Charakter der Zwei-Geister-Lehre deuten die auf das 7'::l!D07 folgenden Zweckbestimmungen !'::lil7 und ,o':>':> hin. Zurn nichtessenischen Charakter der Kriegsrolle s. o., 6.
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EXKURS: DER MASK!L
Lehrgegenstande des maskU diirften neben eschatologischen und pradestinatianischen auch halachische Texte (4QSb.d) gewesen sein. Auch in den Oberschriften der Sabbatlieder (4Q400-407; 11Q17; MasSirSabb) findet sich das ';,s:,wo';,. Zwar konnte es dart die gleiche Funktion erfiillen wie das ';,s:,wo';, in den Psalmeniiberschriften (s. o., 144), jedoch diirften Parallelen in den Hodayot und den Liedern des maskU nahelegen, da6 auch hier eine Person bzw. ein Amt gemeint ist. Bei der gro6en Zahl der in Qumran van den Sabbatliedern gefundenen Handschriften erscheint es mir unwahrscheinlich, da6 die Sabbatlieder lediglich eine fiir diese Person bestimmte Geheimlehre iiber den himmlischen Gottesdienst enthalten, wahrscheinlicher diirfte es sein, da6 das ';,s:,wo';, den Leserkreis der Sabbatlieder nicht auf die mafkzlzm einschrankt, 102 sondern da6 mit dem ';,s:,wo';, derjenige genannt wird, der das jeweilige Sabbatlied vorzutragen hatte. 103 Als Bezeichnung einer Psalmenart ist das Wort in den Texten des ya~ad nicht belegt. Jedoch wird ';,s:,wo dart sehr wohl zur Bezeichnung eines weisen Menschen gebraucht [1QHa XX14 (Ed. Suk. XII11)]. 104 Daneben findet sich jedoch auch eine schon aus der vom ya~ad aufgenommenen Tradition bekannte Verwendung des Wortes ';,s:,wo: Mit der Praposition 7 versehen bezeichnet es haufig den Adressaten van Lehrstiicken, halachischen Texten und poetisch-liturgischen Texten, der die Texte zum Vortrag oder zur Belehrung verwenden sol!. In der Oberschrift poetischer Texte ist das Wort in 1QS IX21; 1QSb 11; III22; V20; 1QHa XX7 (Ed. Suk. XIl4); 105 4Q511 2 11; 84 belegt. In halachischem Kontext findet sich, wie schon erwahnt, ';,s:,wo';, in 4QSd It (par 4QSb 51). Von besonderem lnteresse ist 4Q510 14, weil dem Amt dort eine liturgische Funktion zugewiesen wird: 1T1i~Ol"1 ,i;, :lT'OiVO
';,s:,wo
'::1~1
Und ich bin ein maskU, einer, der die Herrlichkeit seiner Majestat verkiindet.
So Newsom, Maski!, 380f. Zurn voressenischen Charakter der Sabbatlieder s. u., 173. 104 Vgl. lQM X10. 105 lQH• XX7 (Ed. Suk. Xll4) kann mit Hilfe von 4Q427 3 115 zu m,i[i1 7'~W7.)7 vacat] rekonstruiert werden (zu 4Q427 3 115 s. Wacholder/Abegg, Preliminary Edition, Fasc. 2, 256). DaB mit 7'~W7.)7 in der Handschrift lQH• ein neues Loblied einsetzt, darauf weist auch das ~ am rechten Kolurnnenrand der Handschrift hin. Ahnlich wird das Wort in 1QH• Vll21 (Ed. Suk. 1010) gebraucht: ?['~]ti/07 i17.)i7.) (miindlicher Hinweisevon H. Stegemann). In lQH• XXV34 (Ed. Suk. 810) findet sich das Wort ebenfalls, jedoch ist die Handschrift an dieser Stelle stark beschadigt, so daB der Beleg zur Analyse nicht herangezogen werden kann. Weiterhin kommt 7'~W7.)7 laut der Preliminary Concordance (Brown u. a., 1795) noch in 4QPseudo-Hodayot 22 vor. 102
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4. KAPITEL
Die folgende Zweckbestimmung zeigt, daB dabei ein magischer Zweck verf olgt wird:
r,•',•',
•
-~,w •
•;100
mm;, ',:m •:,~',o •n,;
,,:i [',;,]::i',, ,m:.,', [... ], • •n~
um alle Geister der Engel des Verderbens zu erschrecken und in Panik zu versetzen und alle Geister der Vermischten, Damonen, Lilith, Damonen und[ ... ]1° 6 (4Q510 l4f_) Daneben findet sich ',•:,wo', in den vom ya~ad verfaBten Texten in einer formelhaft verfestigten Wendung, die als Uber-oder Unterschrift von Gemeindeordnungen dient: t:l:::J 7',;,r,;,', ',•:,wo', • •pin;, ;,',~ [,,Dies sind bzw. waren die Gebote fiir den maikil, auf daB er in ihnen wandle." (1 QS IX12; 107 CD XII20£.; XIII22; 108 4QDa 6 115)]. Dieser Befund widerlegt die These Wernberg-M0llers: Both in Daniel and in Pseudepigraphical literature the designation ,wise' [scil. ',•,wo] is used in a general sense about a member of a pious community, and this is probably the meaning in which the word is used also in 1QS und CD ... 109 Die oben skizzierten Belege lassen das Wort ',•:,wo in den Texten des ya~ad vielmehr als die Bezeichnung eines Amtes mit liturgischen, katechetischen und halachischen Funktionen erscheinen, wobei der Amtstrager auch magisch-mantische Funktionen iibernehmen kann (4Q510 14). 110 Dan 11,33.35; 12,3.10 zeigen, entgegen Wernberg-M0llers These, daB ein solches Amt schon auBerhalb und vor dem ya~ad bestand, und die ',•:,wo,-Belege der voressenischen Tradition verdeudichen, daB das Amt vom ya~ad aus der voressenischen Bewegung iibernommen wurde. DaB die Inhalte, welche der Trager dieses Amtes vermittelte, nicht immer for die breite Offendichkeit bestimmt waren, mag die Tatsache andeuten, daB ein an den maikil adressierter Text (4Q298), mit Ausnahme seiner Dberschrift in der ,,Geheimschrift" Crypt A geschrieben wurde. m Dieser Eindruck wird von lQS IX12ff. und lQS IX21ff. bestatigt: Es handelt sich um zwei aufeinanderfolgende Ordnungen fiir den maikil. In 106 Zur Transkription vgl. Baillet, Grotte 4,216. Zur Dbersetzung van c•n~ mit ,,Damon" (gegen Baillet) s. Giirg, ,,Damon". Zur rnagisch-rnantischen Interpretation des Belegs vgl. auch Newsom, Maski!, 381 und Nitzan, Hymns from Qurnran, 52££. Zur Verwendung van hyrnnischen Texten bei Geisterbeschwiirungen und Exorzisrnen vgl. z. B. lQGenAp XXt2-!6, 107 Vgl. 1QS IX21. 108 CD XIII22 liest tl'l:lCWOi1 statt tl'pinn. 109 Manual of Discipline, 66, Anrn. 39. 110 Zu den vielfaltigen Funktionen des maikil vgl. auch Newsom, Maski!, 374££. 111 Zurn Texts. die van Tov veriiffentlichte Liste (Unpublished Qurnran Texts, 117) und Eisenman/Wise, 166££.
EXKURS: DER MASK1L
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der ersten Ordnung werden die zu dem Amt gehorenden Aufgaben geregelt. Sie besteht aus einer langen Kette mit , erweiterter Infinitive, welche die Dberschrift des Abschnitts ausfiihren: Demzufolge sind die Aufgaben des mafkil vielfaltig: Er soll die Mitglieder des ya~ad Einsicht lehren (IX13), Priester (Zakokiden) und einfache Gemeindemitglieder priifen und in die Gemeinschaft aufnehmen (IX14-16), er soll das geheime Wissen der Gemeinschaft und ihre Gesetzesinterpretati on vor der AuBenwelt verbergen und es in der Gemeinschaft lehren, damit jedes Mitglied vollkommen wandele (IX16-21). In der zweiten Ordnung (1 QS IX21ff.) finden sich Anordnungen fiir den Lebenswandel des mafkil: Nach einer kurzen Ermahnung zu vollkommenem Lebenswandel und zur Ablehnung all t1 '1i und ahnlichen Konstruktus-Verbindungen als Bezeichnung der praexistenten Urordnung s. 4Q417 2 l6ff. (s. o., 57ff.), 1Q27 l l3£.7 (s. o., 99ff.) und lQpHab Vlls (s. u., 290ff.). 151
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DIE ZWEI-GEISTER-LEHRE
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wahren bis zum Eschaton (1::ip ,Y; IIl23). 155 Es wurde jedoch in dieser praexistenten Weltordnung nicht nur ihr Ende festgelegt, sondern auch, darauf deutet die Verwendung von ,Yio hin (IIl23), der Zeitpunkt, an dem diese Abirrungen geschehen. Beistand gegen die Angriffe des Finsternisengels erhalten die Gerechten vom Gott Israels und dem Geist seiner Wahrheit (IIl24f_). Es mag nun der Eindruck entstanden sein, daB in 1QS III1sff. sehr wohl eine Erklarung fiir den Ursprung des Bosen das Hauptanliegen des Textes ist, und daB sowohl Anthropologie als auch ein kosmischer Dualismus ethischer Pragung thematisiert sind. Hiergegen sprechen jedoch die Zeilen Illzsf.: Das dort verwandte Schopfungsvokabular (,o-, ~i::l) bezieht das in den Zeilen III1sff. Gesagte auf die Schopfungsthematik der Einleitung. Die der Welt zugrundeliegende praexistente Schopfungsordnung ist somit von dem Kampf zweier Machte gepragt, die sich himmlisch in den beiden Geistern des Lichts und der Finsternis und in der Welt in Guten und Bosen, Gerechten und Siindern manifestieren und von Gott zu diesem Zweck geschaffen worden sind. /V2-14: Nachdem die Urordnung des Seins in den Blick geriet, und im Hinblick auf einen kosmischen Dualismus reflektiert wurde, schildert der folgende Abschnitt sie unter den in der Dberschrift angegebenen drei Aspekten beziiglich der zu den jeweiligen Geistern gehorenden Tugenden oder Laster. Dies geschieht mit Hilfe von Tugend- und Lasterkatalogen (IVJ-6.9-11), die von der Zwei-Geister-Lehre entweder als vorgepragte literarische Form, zu der feste Inhalte gehoren, oder als schriftlich fixierte Tradition iibernommen wurden. 156 nii bezeichnet in diesem Abschnitt der Zwei-Geister-Lehre, wie sowohl das fi1'~i, (IV2) als auch die Konstruktus-Verbindungen der Tugend- und Lasterkataloge zeigen, jeweils eine von zwei menschlichen Grundverfafhheiten zu der unterschiedliche Tugenden bzw. Laster gehoren. Erst durch den Kontext (III1s-IV1) wird deutlich, daB diese beiden menschlichen VerfaBtheiten den beiden kosmischen Geistmachten Lichterfiirst und Finsternisengel zuzuordnen sind. Eine Funktion dieses Abschnitts mag es daher sein, Kriterien fur die Identifikation der Menschen zu geben, die dem Frevel, also der Finsternis, oder der Wahrheit, also dem Licht, angehoren. 157 Sinn und Zweck 155 Zu 1::ip [,,seine [scil. Gottes] Zeit"] als Bezeichnung des Eschatons vgl. 4Q180 13 (s. u., 278). 156 Zurn traditionellen Charakter der Tugend- und Lasterkataloge s. o., 131; zur Verwendung alttestamendicher und friihji.idischer Motivik in den Tugend- und Lasterkatalogen der Zwei-Geister-Lehre s. auch Wibbing, Tugend- und Lasterkataloge, 45-61, Roop, Society Rule, 140-143 und Lichtenberger, Menschenbild, 132f. 157 Vgl. Lichtenberger, Menschenbild (136): .einerseits haben sie [sci!. die Tugend- und Lasterkataloge] imperativischen Charakter, indem sie den Frommen das rechte Verhalten aufzeigen, andererseits geben sie aber auch sichere Merkmale dafi.ir, Fromme von Frevlern zu unterscheiden."
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der beiden unterschiedlichen Lebenshaltungen ist es nach der Oberschrift des Abschnitts, den Menschen erkennen zu lassen (TV"~ :J:J'?:J i'~i1'?; IV2), 158 damit er ein gerechtes Leben fiihre und sich vor dem Gericht Gottes erschrecke (IV2£.). Die Tugend- und Lasterkataloge angemessen zu analysieren, wiirde den Rahmen der vorliegenden Arbeit bei weitem sprengen und fur die Frage nach dem Verhaltnis von weisheitlicher Urordnung und praexistenter Geschichtsordnung wenig austragen, es sei daher auf die ausfiihrlichen Arbeiten von Wibbing 159 und von der Osten-Sacken160 verwiesen, die zeigen, da6 in den Katalogen gro6tenteils traditionelles Material verwandt wird (s. auch o., 131 ). Lediglich der ungebrochen positive Gebrauch von i1i1:Jl i10:ln1 m'::11 '?:itv (IV3) sei hier erwahnt. 161 Der sonst in den Texten von Qumran seltene Gebrauch von i10:ln 162 diirfte auf den traditionellen Charakter des Textes zuriickzufiihren sein. Von besonderem lnteresse ist auch der Beginn des zweiten Tugendkataloges: '?1:,::1 r,y, n1i1 i1WYO T1:Jtvno (,,und einen Geist des Erkennens in den ganzen Plan des Werkes"; IV4). Aus der Tatsache, da6 das Wissen um den Schopfungsplan einen Tugendkatalog einleitet, darf geschlossen werden, da6 erst dieses Wissen um die Ordnung von Schopfung und Geschichte ein tugendhaftes Leben ermoglicht. Sowohl die Tugendkataloge als auch der Lasterkatalog schlie6en mit Heils-bzw. Unheilsankiindigungen. Die endzeitliche Dberpriifung 163 derer, die in der Wahrhaftigkeit wandeln, geschieht zu ihrer Reinigung und zu ihrem Heil (IV6-8). Man darf wohl von einer Eschatologisierung des weisheitlichen Tun-Ergehens-Zusammenhangs sprechen: Das eschatologische Heil gilt jenen, die in Wahrheit wandeln, das ihm korrespondierende eschatologische Unheil jenen, die in Finsternis und Frevel wandeln (IV11_14). Nachdem in IIl18-IV1 die dualistische Struktur von Gottes Plan geschildert wurde, dessen himmlische Antithese vom Geist des Lichts und dem Geist der Finsternis seine irdische Parallele in dem Gegeniiber von Guten und Bosen hat, wurden in IV2-14 die ethische Realisierung dieses Dualismus im Verhalten der Menschen geschildert, und die eschatologischen Konsequenzen des jeweiligen Verhaltens aufgezeigt. 158 Der Gebrauch von :::i:::i1:> legt die epistemologische Interpretation des Infinitivs i'tlil nahe-das Herz ist in der hebr. Anthropologie Sitz der Ratio. Zurn epistemologischen Gebrauch des Hi. der Wurzel iltl vgl. auch 1QS 113. 159 Tugend- und Lasterkataloge, 45-64; vgl. die an die Ergebnisse Wibbings angelehnte Arbeit von Kamiah: Die Form der katalogischen Paranesen, 39-50. 1 5 o Gott und Belia), 150-158. 161 Vgl. die Wendung n1:>1t1 :in, in IVto, 162 Zur Sache s. Kuchler, Weisheitstraditionen, 89f. 163 Zu il,ipc als Dberprilfung der Menschen durch Gott im endzeitlichen Gericht s. H. Stegemann, Textbestand, 113f.
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/V1s-23: Wahrend die praexistente Geschichtsordnung im vorhergehenden im Hinblick auf Kosmologie (III1s-IV1) und Ethik (IV2-14) geschildert wurde, wird sie jetzt beziiglich der drei in der Dberschrift (III13_15) genannten Punkte unter eschatologischen Gesichtspunkten erortert. Dabei wird zunachst einmal aufgezeigt, warum die schon in IV6-8 thematisierte eschatologische Reinigung der Gerechten notwendig ist (IV 1s-1s): Weil die Menschen nicht nur Teil entweder der Machtsphare des Geistes des Lichts oder des Geistes der Finsternis sind, sondern weil diese Machtspharen in jedem Menschen jeweils anteilig vertreten sind, ist eine Reinigung der Gerechten von den in ihnen vorhandenen Teilen des Geistes der Finsternis unabdingbar. 164 Dabei deutet der zur Bezeichnung der Spharen der beiden Geister gewahlte Begriff 1 ';,00 an, da6 diese Aufteilung des Seins von Gott wahrend oder vor der Schopfung festgelegt wurde, wie es in den Zeilen Ill15-1s geschildert wurde: ,,Unter Aufnahme alttestamentlicher Redeweise wird ferner verschiedentlich das Verb 1';,o (Pi.) (in den Texten von Qumran) gebraucht, um das einteilende, vorherbestimmende Schopfungshandeln Gottes zu umschreiben. So kann der Begriff in S IV, 15ff. im Anschlu6 an die Vorstellung verwendet sein, da6 ... auch das Geisterreich von Gott bei der Schopfung eingeteilt und unterteilt worden ist." 165 Alle Taten der Menschen geschehen gema6 ihren Anteilen an den Machtspharen der beiden Geister. Wie tugend- oder frevelhaft der Wandel eines Menschen ist, hangt von den mehr oder weniger gro6en Anteilen beider Geister in ihm ab (IV 16)- Es ist eine opinio communis geworden, diese Aussagen der Zwei-Geister-Lehre von dem astrologischen Text 4Q186 her zu verstehen, ohne dabei jedoch eine Abhangigkeit des einen Textes von dem anderen anzunehmen. Es sei daher an dieser Stelle erlaubt, zur Sache lediglich eine jiingere Arbeit H. Stegemanns zu zitieren: Will man sich das hier Gemeinte vorstellungsmaBig erschlifBen, dann verhilft dazu am besten der sogenannte ,,Horoskop"-Text 4'Q186. Dort ist vorausgesetzt, daB jeder einzelne Mensch insgesamt 9 ,,Ahteile" hat teils am ,,Haus des Lichtes" (BYT H'wR), teils am ,,Sammelbecken der Finsternis" (BWR HI;IWSK), an jeder der beiden GroBen aber mindestens 1 ,,Anteil". Bei einem besonders ,,Gerechten" ware das ,,Mischungsverhaltnis" dann 8 : 1, bei minder ,,Gerechten" 7 : 2; 6 : 3 oder 5: 4, wahrend mit 4 : 5 bereits die iiberwiegend ,,Siindigen" beginnen bis hin zum argsten ,,Sunder" mit dem Mischungsverhaltnis 1 : 8. Bei diesem System gewahrleistet die ungerade Zahl 9, daB eine Paritat nie zustandekommen kann, sondern immer eine der beiden Seiten das Dbergewicht hat und somit stets die Zuordnung des Zu dieser Interpretations. u. a. von der Osten-Sacken, Gott un Belia), 170-175. Von der Osten-Sacken, Gott und Belial, 171; als weitere Belegt fiihrt von der OstenSacken lQHa V30 (Ed. Suk. XIIl13) und IX1s.20 (Ed. Suk. lt6.t8) an. 164
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4. KAPITEL
einzelnen Menschen zu derjenigen Grundkategorie, die bei ihm iiberwiegt, moglich ist. In JQS III, 13-IV, 26 werden keine derartigen Zahlen genannt; doch losen sich alle entsprechenden Verstehensprobleme zufriedenstellend, wenn man auch hier ein rechnerisches Grundmodell entsprechend dem von 4Q 186 voraussetzt mit irgendeiner ungeraden Zahl als ,,Schlussel"; diese sollte nicht zu niedrig angenommen werden, damit sich hinreichend viele verschiedene ,,Menschenklassen" oder ,,Menschentypen" ergeben, wie sie offenbar mit KWL BNY 'ys LKWL MYNY RWI;IWfM B'wrwrM III, 13f in den Blick genommen worden sind. Ungerade Zahlen in der GroBenordnung von mindestens 9 diirften aber fiir derartige Klassifizierungszwecke vollig hinreichen. 166 Diese anteilige Verteilung der beiden Geister im Individuum ist ein Teil von Gottes Schopfungshandeln und bleibt bis zum Eschaton in Geltung: pin~ fi' ,, ,::J::J ,::J row ',~ ~-~ (,,denn Gott hat sie anteilig eingesetzt bis zur letzten Epoche"; IV 16£.). 167 Beides, die Verteilung der beiden Geister im Individuum und die Geltungsdauer dieser Aufteilung, ist Teil der gotdichen Urordnung des Seins. 168 Bis zum Eschaton leben beide Geister innerhalb wie auBerhalb des Menschen im Streit miteinander (IV 17£.). In den Zeilen IV 18-23 wird anschlieBend ausfiihrlich geschildert, wie sich das Ende des Frevels, welches zur Beendigung der oben geschilderten Aufteilung der Welt und des einzelnen zwischen den beiden Geistern fiihrt, vollzieht. Einleitend wird zunachst f estgehalten, daB auch das Ende des Frevels von Gott in der praexistenten Ordnung der Welt festgelegt wurde, und daB er ihn demgemaB ausrotten werde:
fi' rm 1,1::J~ T10~n::J1 i';,~t, "ii::J ';,~i m,•ow• m,•ow• i1,ip:::, '7::Jri r,o~ n1::i', ~1r, 1~, i1lim t,:::,wo ,,,o ,, i1'7iY r,',woo::J Ytvi •~i,::J i1'7'7ur,;,
i1,1p:::, ,Y10::J1 i1'71Y m•i1', ~-~
,,r,
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Und Gott hat in den Geheimnissen seiner Erkenntnis und der Weisheit seiner Herrlichkeit der Existenz des Frevels ein Ende gesetzt. Und am Termin der Heimsuchung wird er ihn fiir immer ausrotten, und dann wird die Wahrheit der Welt fur immer hervorkommen, denn sie haben sich besudelt auf dem Weg des Frevels wahrend der Herrschaft des Frevels bis zum beschlossenen Termin des Gerichts. (IV18-20) Auffallig sind die verschiedenen Tempora dieser Einleitung. Das Perfekt (rm; IV18) kennzeichnet das Festsetzen des Endes des Frevels als ein 166 H. Stegemann, Textbestand, 117£. (unter Bezug auf 1Vt6 und IV23-26), Vgl. auch von der 0sten-Sacken, Gott und Belia!, 186-189; G. Maier, Mensch und freier Wille, 252£. und Lichtenberger, Menschenbild, 142-148. 167 Zu p;n~ f pals Bezeichnung der Endzeit s. u., 289. 168 Zur Herkunft der Vorstellung aus den Verfasserkreisen von 4QSap A und Myst s. o., 129.
DIE ZWEI-GEISTER-LEHRE
161
Geschehen der Vergangenheit. Einen genaueren Hinweis darauf, wann dieses Ende festgelegt wurde, gibt die Wendung i'7:liV 'ii:::J: In III23 wird betont, da6 alle Frevel der Gerechten entsprechend der Geheirnnisse Gottes geschahen (';,~ 'ii •::,';,), wornit ausgedriickt werden soll, da6 auch die Frevel der Gerechten Teil der praexistenten Urordnung Gottes sind. Analog dazu diirften die i'7:HV 'ii in IV ts ebenfalls auf die Urordnung des Seins verweisen. DaB das eschatologische Ende des Frevels schon in der praexistenten Ordnung des Seins festgelegt wurde, zeigt auch das Ternporaladverb iT,ipo ,Yio:::i irn folgenden Satz. 169 Das Irnperfekt m,•otzr zeigt, da6 dieser schon festgelegte Zeitpunkt der Vernichtung des Frevels fiir den Verfasser der Zwei-Geister-Lehre noch aussteht. Sie wird von Gott rnit letztendlicher Giiltigkeit (,Y'7) an dern von ihrn festgelegten Zeitpunkt vollzogen. Dieser endzeitliche Sieg der Wahrheit und die ihrn korrespondierende Vernichtung des Frevels realisiert sich in lQS IVt9-23 als ein Erwahlungs- und Reinigungsgeschehen. 170 Der Verlauf dieses Reinigungsgeschehens entspricht dern Verlauf der oben gegebenen Schilderung der Realisationsbereiche der beiden Geister: a) ,,und dann wird die Wahrheit der Welt wird fiir irnrner hervorkornrnen" (IV19, kosrnische Ebene). b) ,,Und dann wird Gott durch seine Wahrheit alle Werke der Menschen reinigen" (IV20, ethische Ebene). c) ,,und er wird sich (einige) von den Menschen reinigen, indern er alien Geist des Frevels aus den Blutbahnen ihres Fleisches heraus entfernt, und indern er sie rnit dern Geist der Heiligkeit reinigt von alien frevelhaften Werken" (IV2of., innerrnenschliche Ebene). Schon die Textlange weist darauf bin, da6 die dritte Stufe die entscheidende ist. Das tv•~ ':!::lO i';, ppii (,,under wird sich (einige) von den Menschen reinigen"; IV20) zeigt, daB sie als ein Erwahlungsgeschehen verstanden wird: Wahrend die vorhergehende Reinigung alle Taten der Menschen urnfaBte, werden aus den Menschen nur einige wenige gereinigt. Dies geschieht, indern der Geist des Frevels in ihren Blutbahnen zerstort wird, 171 und ihre frevelhaften Taten rnit dern heiligen Geist Gottes gereinigt werden. Der Zweck dieser endzeitlichen Reinigung ist episternologischer Natur: Den durch die vollzogene Reinigung nun vollkornrnenen Erwahlten
,,,o
169 bez,:ichnet auch in lQS Illz3 solche in der praexistenten 0rdnung des Seins festgelegte Zeitpunkte. 170 Zur eschatologischen Reinigung vgl. auch 4QMidrEschatb IX9-11, 171 Zu 17!D::l 'O:m vgl. Qimron, Skin Disease, 259: ,,Since in our fragment the evil spirit (which causes the skin disease) takes hold of the blood vessels, it appear that c:ro:m* means ,blood vessels' or ,blood'." Zurn bei Qimron zitierten Text s. Baumgarten, Skin Disease; anders Nebe, Ableitungen, 219-223, der i!D::l 'O:>T1 mit ,,die Bindungen der Korperteile" (223) iibersetzen will.
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4. KAPITEL
soil die Erkenntnis des Hochsten und die Weisheit der Himmelssohne vermittelt werden. Die parallele Stellung von r1•';,37 n37, und l:l'OiV •:i::i l"IO~n (IV22) macht dabei deutlich, daB hier keinesfalls eine Gotteserkenntnis gemeint sein kann, daB also p•';,37 nicht als genitivus objectivus den Gegenstand der Erkenntnis, sondern als genitivus possesivus, analog den l:l'OiV ':l:l, den ,,Eigentiimer" der im Eschaton den erwahlten Gerechten vermittelten Erkenntnis und Weisheit bezeichnet. Das 1,1::i~ l"IO~n11';,~w 'ii aus IV18 legt nahe, daB es sich bei dieser Erkenntnis und Weisheit um die praexistente Geschichtsordnung handelt, deren Kenntnis erst im Eschaton moglich ist, 172 da sie dem Menschen vorher El geben konnten. 44 Zur Rekonstruktion s. Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 154.157. 42
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DIE SABBATLIEDER
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von Qumran gerne das EinmeiBeln der praexistenten Schopfungs- und Geschichtsordnung auf den himmlischen Tafeln beschreibt. 45 Weiteren AufschluB iiber diese im 5. Sabbadied mit [... 'P1]n bezeichnete Ordnung geben die Zeilen 4Q400 1 Is.15: 46 Dort legt Gott fiir himmlische Engelund Geistwesen Gebote fest (Zeile 5), die in Zeile 15 als [,,Gebote der Heilig]keit" bezeichnet werden:
,,,c:::i,
,,:,, ,,p,n T'lin c:i•m,~[ mnii ,,:, T'lYi] -,~ ,,:,', iiiY:::l CJ'il1',~ 1i1:::l:l 7"11~':::lOY 7"131'1[ 'iC'O ',1:,', 1i1:::l:l] 'l,£liV01 n1i 'WYO 47 7"1Yi ':::l1ip', vacat
In der Versammlung aller Gottwesen [der Erkenntnis und in den Versammlungen aller Geister] Gottes hat er seine Gebote fiir alle geistigen Geschopfe eingemeiBelt und die Gerichte [seiner Herrlichkeit fiir alle, die] Erkenntnis [begriinden], das Volk, das Einsicht in seine Herrlichkeit besitzt, die Gottwesen, die sich der Erkenntnis nahern. (4Q400 1 14-6) T'lin (,,einmeiBeln") diirfte andeuten, daB die im 5. Sabbadied gemeinte Ordnung auf den himmlischen Tafeln eingemeiBelt wurde. im•:::i[:,J {,,gemaB seiner Einsicht") stellt diese Ordnung in einen weisheidichen Kontext. Subjekt des Satzes diirfte Gott selbst sein {vgl. 4Q400 1 Is und 4Q417 2 115). Mit [... 'pi]n T'lin im•:::i[:, ... ] diirfte daher in 4Q402 43 das Fesdegen einer ethisch gepragten Schopfungsordnung weisheitlichen Charakters durch Gott auf den himmlischen Tafeln gemeint sein. In den Zeilen 4-6 wird anschlieBend wahrscheinlich der Mensch dieser gotdichen Schopfungsordnung gegeniibergestellt: Er ist ,,unrein" {~Ot,). [m]:::iwno •',:,',[:,o .. .] konnte andeuten, daB der Mensch nicht in der Lage ist, Gottes Plan {ii:::lTVno) zu erfassen: ,,The context does not favor reading the noun '7:l plus the preposition lamed. Rather, one probably has a participial form of',:,',:,_ The nuance is elusive. ',:,',:, may mean ,to contain, to sustain, to endure,' or even ,to keep, observe' (Sir43:3). The word does not seem to be attested elsewhere with the sense of mental comprehension {,to contain' > ,to comprehend'), though that would be a most fitting sense here. If such a meaning for',:,',:, could be established, one might and translate ,and there is none who comprehends His supplement intentions.' For a similar statement see lines 14-15 below." 48 Alternativ konnte [m]:::iwno auch als Bezeichnung der in den Zeilen 2f. thematisierten Schopfungsordnung verstanden werden {vgl. z. B. 1QS Ill15f. und
r~,
45 S. 4Q417 2 It4f. (s. o., 80); lQH• IX2sf. [Ed. Suk. I23f_ (s. u., 224f.)]; 4Q180 13 (s. u., 280); vgl. auch den Exkurs ,,Die himmlischen Tafeln" (69ff.). 46 4Q405 23 II3 ist zu stark beschiidigt, als daB es AufschluB iiber den Gebrauch van n;n in den Sabbatliedern geben kiinnte. 47 Zur Transkription s. Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 89. 48 Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 158.
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5. KAPITEL
4Q417 2 112). Es wiirde dann gesagt werden, daB der Mensch Gottes Schopfungsordnung einhalte bzw. nicht einhalte. Leider ist der Text zu stark beschadigt, als daB eine eindeutige Interpretation moglich ware. Die in den Zeilen 7-11 verwendeten Begriffe aus der Militarsprache (ilOn70 und il,ip::, 49 ) deuten auf ein Kriegsszenario hin. Die Wendung [1T1]"11j'£)7 1::C1i' l:l'il17~ (,,Gottwesen eilen zu [seiner] Musterung"; Zeile 9) konnte auf einen himmlischen Engelkrieg hinweisen, 50 was auch durch • 'pnw non70:::i (,,im der Schlacht der Wolken") in Zeile 10 bestatigt werden diirfte. 51 ,,The ,wonderful new things' [scil. Zeile 11] would refer to God's victory in the eschatological heavenly battle ... " 52 Die Zeilen 2-11 umgreifen auf diese Weise einen Zeitraum, der mit der Schopfung beginnt und dem eschatologischen Krieg endet. Es konnte sich um eine kurze Beschreibung von Sein und Geschichte handeln, die bei der Schopfung einsetzt und im Eschaton endet. 11: Mit [i,i:::i:, r,010:::i ~]7::, iliVY il7~ 7[i]~ (,,A[l]l diese Dinge hat er wunder[bar] gemacht im Plan seiner Herrlichkeit") beginnt ein neuer Abschitt. il7~ bezieht sich auf den im vorhergehenden geschilderten Gegenstand dies es Planes. Da sich in den Zeilen 2f. Schopfungsterminologie findet und in den Zeilen 7-11 der eschatologische Kampf thematisiert wird, darf vermutet werden, daB das Ganze des Seins von der Schopfung bis zum Eschaton gemeint ist. ilOiO ist in den Sabbatliedern zweifelsfrei nur in dem stark beschadigten Textstiick 4Q402 3 Il13 belegt. In den Texten von Qumran bezeichnet das N omen gerne menschliche Plane bzw. Ranke oder die Ranke Belials [s. 1QS XI6; 1QHa Xis (Ed. Suk. Il16); XII22 (Ed. Suk. IV21); XIII12 (Ed. Suk. V10); XVII12 (Ed. Suk. IX12); XVIII3 (Ed. Suk. X1); CD V 19]. In 4Q402411 jedoch schlieBt das Suffix der dritten Person sing. mask. c,,i:::i:, T10i0) diese Konnotationen aus: Mit dem Suffix ist Gott gemeint, so daB das ,,i:::i:, T10i0 nur einen von Gott erstellten Plan meinen kann. Einen solchen Plan Gottes beschreiben in den prophetischen Texten des AT sowohl das Verbum • Oi als auch das Nomen ilOiO (s.Jer 23,20; 30,24; 51,1 lf.; Sach 1,6; 8,14f.; vgl. Thr 2,17), wobei immer ein konkretes und historisch greifbares Vorhaben Gottes gemeint ist. In Hiob 42,2 dagegen diirfte mit Gottes ilOiO die in den vorhergehenden Gottesreden metaphorisch dargestellte Schopfungsordnung gemeint sein. Eine solche, der Schopfung zugrundeliegende Ordnung wird auch in 4Q299 2 49 Zu il,ipD Zu CJ'il':>t-1
als ,,Musterung" s. Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 158. als Bezeichnung himmlischer Engelwesen s. Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 24 und Davidson, Angels at Qumran, 248. 51 Ein solches Szenario konnte auch den Hintergrund fiir 4Q405 20 II-2213f_ darstellen: ,,There, however, the angels in their camps and units ... shout with praise at the appearance of the chariot throne, while here the tumult is associated with battle" (Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 159). Zur Interpretation der Zeilen 7-10 s. a. a. 0. 158f.; Schwemer, Gott als Konig, 85 und Davidson, Angels at Qumran, 246£. 52 Newsom, Songs of the Sabbath Sacrifice, 159. 50
DIE SABBATLIEDER
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II10 mit i17YTO bezeichnet. DaB das 1,1::i:l T10'TO in 4Q402 411 vor diesem Hintergrund zu verstehen ist, darauf weist zum einen der vorhergegangene Teil des 5. Sabbatliedes hin und zum anderen die Umschreibung von Gottes ordnendem Schopfungshandeln mit dem Verb CO'! in 4Q402 415 (zur Saches. u., 184). Es soll somit in 4Q402 411 gesagt werden, daB Gott das Ganze des Seins in seiner geschichtlichen und raumlichen Ausdehnung mit Hilfe einer praexistenten Schopfungsordnung geschaffen hat. Das zweite Glied des Verses ist !eider nur noch in Bruchstiicken erhalten und kann keinen weiteren AufschluB geben. Die pradestinatianische Interpretation der ersten Vershalfte wird aber durch die Ausfiihrungen des folgenden Abschnitts bestatigt: Die Zeilen 12-15 geben eine Begriindung [~,:l (412)] fiir die Behauptung, Gott habe das Sein mit Hilfe der praexistenten Schopfungsordnung geschaffen. Diese Begriindung kann in vier im Parallelismus membrorum formulierte Verse unterteilt werden: 53 a) denn durch den Gott der Erkenntnis entstehen alle [existierenden Dinge der Ewigkeit, und durch seine Erkenntnis] (13) [und seinen Plan sind alle festgelegten Zeiten der Ewigk]eiten. b) Er hat die frii[her]en Dinge [fiir ihre Zeiten] gemacht [und die spateren] (14) [fur ihre Epochen. c) Und keiner unter denen, die Kenntnis haben, vermochte seine wunderbaren Offenbarungen] zu verstehen, bevor [er] sch[uf. Und als er schuf, konnten alle] (15) [Heiligen nicht erfassen, was er plante, d) denn ein Teil der Werke seiner Herrlichkeit sind s]ie-bevor[ sie existierten, waren sie (Teil) seines Planes]. Bei der Gottesbezeichnung mt, ,;,,',~ (Zeile 12) handelt es sich um eine leicht abgewandelte Form54 des in den Texten von Qumran haufiger begegnenden m.Y,il ,~. Diese Konstruktus-Verbindung ist erstmals in einer noch in der l ':::li:J (,,es preise meine Seele") beginnen]. 22 Der unterschiedlichen Liedfolge in den verschiedenen Handschriften der Hodayot entspricht es, daB ,,zwischen den Gedichten ... weder ein chronologischer noch ein theologischsachlicher Zusammenhang" besteht (Holm-Nielsen, Religiose Poesie, 167).
DIEH6DAY6T
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spmt; the flesh is base by nature, for it is susceptible to sin, while the spirit is capable of purification and repentance. This teaching is placed in the context of the general dualism and predestination of the sect: God has created everything according to a pre-ordained plan which divides the world into two camps, Good and Evil, so that repentance from sin is the lot only of those who belong to the camp (of) Light. A special place is given to eschatological ideas. One Hodaya describes the future purification of the world in a great conflagration, and another describes the eschatological role of the sect as a small plant which will grow into a large tree. 23
Bei den Hodayot handelt es sich um eine Liedsammlung. Die einzelnen Lieder werden durch zwei formelhafte Selbstaufforderungen zum Gotteslob eingeleitet, auf die haufig ein ~•:>-Satz folgt:
•::i,,~ i1T1~ 11i:::l •::i,,~ ;,:,,,~
,,Gepriesen seist du, Herr" ,,Ich lobe dich, Herr"
Ihr hebraischer Name wurde der Sammlung von ihrem Erstherausgeber, E. Sukenik, gegeben. Wie der Text in Qumran genannt wurde, ist nicht bekannt. Die Bezeichnung m•,i;, ist eine Nominalbildung des in der Formel •:ii,~ ;,:,,,~ gebrauchten Verbs i1,". Der Text der einzelnen Lieder ist zum Teil regelrecht aus ad. Zitaten und Anspielungen zusammengewebt. 24 Jedoch handelt es sich nicht um ein bloBes Kombinieren ad. Belege: ,,While the poet obviously knew the OT well enough to use its most unusual words and idioms, these are usually employed in contexts or with meanings slightly different from the OT. This indicates some facility to compose poetry in Hebrew, rather than mere awkward combination of biblical expressions. This conclusion is further reinforced by the intricate structures of the poems, which are not copied directly from the OT." 25 Die Gattungen der in den Hodayot gesammelten Lieder sind Weiterentwicklungen schon aus dem Psalter bekannter Liedformen. 26 Morawe 23 Dimant, Qumran Sectarian Literature, 524. Wegen des Vorkommens von Dualismus und Pradestination betrachtete man die Hodayot zu Beginn der Qumranforschung gerne als schlichte Entfaltung einer in der Zwei-Geister-Lehre dogmatisch formulierten Theologie und Kosmologie (s. z. B. Licht, Doctrine, 3 und Hyatt, View of Man, 280). Zur Kritik an dieser heute so nicht mehrvertretenen Positions. Dombrowski Hopkins, Hodayot, 338-342. 24 ,,lQH contains at least 25 hymns, which in general resemble the canonical psalms. It not only echoes the phraseology of the later, but is said to contain about 673 implicit citations of or allusions to OT passages, many from the canonical psalter and the Servant Songs of Isaiah" (Fitzmyer, Responses, 32). Die verschiedenen Arten des Schriftgebrauchs in den Hodayot beschreibt Kittel (Hymns, 48-55.162). 25 Kittel, Hymns, 52. 26 Dombrowski Hopkins (Hodayot, 324-331) meint, wegen des schlechten Erhaltungszustands der Handschriften und der durch die Abhangigkeit von biblischen Texten hervorgerufenen Vermischung einzelner Gattungselemente in den Hodayot keine Gattungen erkennen zu konnen und mochte im AnschluB an Ringgren (Faith of Qumran, 14) lediglich von ,rythmic prose' sprechen (331).
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7. KAPITEL
teilt sie grundsatzlich in zwei Gattungen ein: Danklieder des Einzelnen und hymnische Bekenntnislieder. 27 Danklieder des Einzelnen sind nach Morawe die Lieder 1QHa X5-21 (Ed. Suk. 113-19); X22-32 (Ed. Suk. 1120--30); X33-Xl5 (Ed. Suk. l!J1-Ill4); XI6-19 (Ed. Suk. III5-18); XI20-37 (Ed. Suk. 11119-36); Xhs-Xll5 (Ed. Suk. lll37-lV4); Xll6-XIII6 (Ed. Suk. IV5-V4); Xlll7-21 (Ed. Suk. V5_19); XIII22-XVs (Ed. Suk. V20-Vll5); XV9_2g (Ed. Suk. Vll6-25); XVl5-41 (Ed. Suk. VIII4-40). 28 Alle anderen Lieder werden von ihm als hymnische Bekenntnislieder charakterisiert. 29 Ein Vergleich der Hodayot mit der poetischen Literatur des Alten Testament und des Friihjudentums ergab: ,,Die Loblieder zeigen eine eigene Struktur in In-halt und Aufbau innerhalb der gesamten Psalmenliteratur und lehnen sich am engsten an den SchluBpsalm von 1 Q San ... Sie haben ihren gattungsgeschichtlichen Ort zwischen den Psalmen des Kanons und den spatjiidischen Psalmen; grossere Dbereinstimmungen bieten gewisse Psalmen aus Jes Sir, Or Man, Or Asar, Tob,judith undAdd Dan 1." 30 Zu dieser rein formgeschichtlichen Unterscheidung in hymnische Bekenntnislieder und Danklieder des Einzelnen tritt noch eine andere Unterscheidung, die sich an der Verfasserfrage orientiert: Es fallt auf, daB viele Danklieder des Einzelnen personliche Ziige tragen, wahrend alle hymnischen Bekenntnislieder unpersonlicher formuliert sind und als Gebetsformulare beschrieben werden konnen. Die angesprochenen Dank-lieder reflektieren dagegen personliches Leid und eine als Gottes Goade erlebte Errettung aus diesem Leid. Ihr Inhalt spiegelt eine Lehrer27 Aufbau und Abgrenzung, 21-104. Holm-Nielsen mochte den beiden Gattungen jeweils eine der beiden Einleitungsformeln zuweisen (Erwagungen, 115): "Man kann aber auch zwischen zwei literarischen Typen unterscheiden: zwischen dem Danklied und dem Hymnus, formal-aber nicht durchgangig-gekennzeichnet durch die beiden Einleitungsformeln: ,Ich danke dir, Herr .. .' und: ,Gelobt seist du, Herr .. .'" (vgl. auch a. a. 0. 121). Zumindest in herodianischer Zeit scheint das BewuBtsein fiir diese Zuordnung der beiden Einleitungsformel zu jeweils einer der beiden in den Hodayot vorkommenden Gattungen verloren gegangen zu sein: In lQHa XIII22 (Ed. Suk. V20) wurde ein urspriingliches il::l71~ durch Punkte ober- und unterhalb des Wortes getilgt und durch ein uber das Wort geschriebenes i1T1~ 71i::J ersetzt. Bei dem Lied handelt es sich um ein Danklied des Einzelnen, welches nach Holm-Nielsen mit dem getilgten il::l71~ hatte beginnen mussen [die in der Parallel-Handschrift 4Q428 (41) erhaltenen Schriftreste erlauben keinen SchluB auf die Lesart dieser Handschrift zur Stelle]. Dieses nachlassende BewuBtsein fur die Zuordnung der Einleitungsformeln konnte vielleicht eine Erklarung fur den schon von Holm-Nielsen selbst als "" .. nicht durchgangig ..." (Erwagungen, 115) charakterisierten Befund geben. 28 Morawe, Aufbau und Abgrenzung, 108-131. Morawes Abgrenzung der einzelnen Lieder wurde von mir den Ergebnissen von H. Stegemanns Textrekonstruktion (Rekonstruktion der Hodajot, Kolurnne X-XVI) angepaBt. 29 S. Aufbau und Abgrenzung, 135-161. Eine Analyse der einzelnen Gattungselemente der in den Hodayot vorkommenden Gattungen gibt Morawe in seinem Buch ,,Aufbau und Abgrenzung der Loblieder von Qumran", (21-106; zur Sache vgl. H.-W. Kuhn, Enderwartung, 21-29). Eine ausfuhrliche Analyse der poetischen Struktur der H odayot find et sich bei Kittel, Hymns, passim. 30 Morawe, Vergleich, 356.
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personlichkeit wider, die des von ihr Gelehrten von machtigen Gegnern bedrangt wird. Trotz solcher Bedrangnisse findet dieser Lehrer aber eine Zahl von Anhangern und wird so zu einem Gemeinschaftsgriinder. Man unterscheidet daher zwischen Lehrer- und Gemeindeliedern. Fur Jeremias handelt es sich bei folgenden Liedern um Lehrerlieder: lQHa Xs-21 (Ed. Suk. 113-19); X33-Xls (Ed. Suk. ll31-IIl4); Xl6-t9 (Ed. Suk. Ills-18); Xll6-XIIl6 (Ed. Suk. IVs-V4); XIII7-2t (Ed. Suk. Vs-19); XIII22XVs (Ed. Suk. V20-Vlls); XV9-28 (Ed. Suk. Vll6-2s); XVls-41 (Ed. Suk. Vlll4-40). 31 Fur Jurgen Becker zahlen auBerdem noch lQHa X22-32 (Ed. Suk. 1120-30); Xl6-t8 (Ed. Suk. Ills-ts) und Xl3g-Xlls (Ed. Suk. lll37IV4) zu den Lehrerliedern. 32 Es ergibt sich somit eine fast vollstandige Oberschneidung der Lehrerlieder mit der von Morawe als Danklieder des Einzelnen bezeichneten Liedgattung. Neben inhaldichen Grunden spricht auch der wortstatistische Befund fiir eine Unterscheidung beider Liedarten. 33 Parallelen der Lehrerlieder mit dem in den Pescharim vom Schicksal des Lehrers der Gerechtigkeit Berichteten haben es Jeremias ermoglicht, den Verfasser der Lehrerlieder als den Lehrer der Gerechtigkeit zu identifizieren. 34 ,,DaB sich die Qumrangemeinde zumindest noch im Stadium der Sammlung der Hodajot wenigstens der Besonderheit dieser Textgruppe bewuBt war, zeigt die Tatsache, daB diese Lieder in der Handschrift 1QHa in einem relativ geschlossenen Block stehen, nach der Rekonstruktion von H. Stegemann machen sie den Mittelteil der Handschrift aus." 35 Diese Beobachtung Lichtenbergers wird jetzt durch eine erste Beschreibung der 4QH-Handschriften bestatigt: Schuller erscheint es wahrscheinlich, daB 4Q429 nur Lehrerlieder, 4Q432 hauptsachlich Lehrerlieder und 4Q427 nur Gemeindelieder enthalten haben. 36 Zwar darf es somit als gesichert gelten, daB Gemeinde- und Lehrerlieder von verschiedenen Verfassern stammen, jedoch deutet ein gemeinsamer Schatz spezifischer Vokabeln [s. z. B. die Ausdriicke iOn(i1) il' und CJ'O(:::J/i1) ':i::::ilO] darauf hin, daB beide Liedgruppen aus einem gemeinsamen Verfasserkreis stammen, d. h. aus dem vom Lehrer der Gerechtigkeit gegrundeten yaf?ad. Die Datierung der Hodiiyot kann mit Hilfe von Palaographie, Zitaten und und der Identifizierung des Verfassers der Lehrerlieder vorgenom31 Lehrer, 171. Die Abgrenzungen der einzelnen Lieder wurden den Ergebnissen der Edition H. Stegemanns angeglichen. 32 Heil Gottes, 53f. Die Abgrenzungen der einzelnen Lieder wurden den Ergebnissen der Edition H. Stegemanns angeglichen. 33 Zur Sache s. Jeremias, Lehrer, 172f. 34 Lehrer, 174-177. Eine knappe Zusammenfassung der Forschungsgeschichte zum Thema findet sich bei Callaway, History, 185-190. Gegen die Abfassung der oben genannten Lieder vom Lehrer der Gerechtigkeit sprechen sich u. a. Dombrowski Hopkins (Hodayot, 331-336) und Holm-Nielsen (Hodayot, 316-331; Religiiise Poesie, 168f.) aus. 35 Lichtenberger, Menschenbild, 31; zur Sache vgl. H. Stegemann, Essener, 152. 36 S. Preliminary Description, 97f.
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7. KAPITEL
men werden. Der terminus ante quern ergibt sich zum einen aus dem palaographischen Befund (die alteste Handschrift der Hodayot stammt vom Beginn des 1. Jh. v. Chr.) und zum anderen aus der Tatsache, daG die Hodayot in der Damaskusschrift (CD Il7f_) verarbeitet worden sind (s. u., 242f.). Da dieser Text um ca. 100 abgefaGt worden sein diirfte (s. u., 243), miissen die Hodayot friiher verfaGt worden sein. Der terminus post quern ergibt sich aus der Tatsache, daG der Lehrer der Gerechtigkeit in den Lehrerliedern seine Erfahrungen wahrend der Gemeindegriindung schildert und verarbeitet, die Hodayot also zumindest zum Teil von ihm erst nach der Griindung des ya~ad verfaGt worden sein konnen, d. h. nach 150 v. Chr. 37 Die Tatsachen, daG in den Hodayot vom Lehrer der Gerechtigkeit verfaGte Lieder enthalten sind, laGt es als wahrscheinlich erscheinen, daG auch die Gemeindelieder essenischer Herkunft sind. Wobei natiirlich nicht ausgeschlossen werden kann, daG auch protoessenische und nichtessenische Traditionsstiicke verarbeitet worden sind. Fiir eine Abfassung der Hodayot durch den ya~ad spricht auch die Tatsache, daG in ihnen das Tetragramm nicht verwendet wird, und daG die Gottesbezeichnung •:ii,~ sich, abgesehen von lQHa XV31 (Ed. Suk. VII2s), nur in den formelhaften Einleitung der einzelnen Lieder findet, also kein freier Gebrauch dieser Gottesbezeichnung vorliegt. 38 Dem entspricht es, daG die Gottesbezeichnung ,~ in 1QHa an drei Stellen mit palaohebraischen Buchstaben geschrieben wurde (vgl. lQHb), und daG die Gottesbezeichnungen ,~-iw• ,~ und CJ"il'~ in den Hodayot nicht verwendet werden. 39 Fiir eine Abfassung der Hodayot durch den ya~ad diirfte ebenfalls eine Besonderheit der in den Hodayot zu findenden Danklieder des Einzelnen sprechen: Im Psalter endet ein solches Danklied mit dem Geliibde zum Dankopfer (s. Gunkel/Begrich, Einleitung in die Psalmen, 273), in den Hodayot dagegen fehlt dieses Gattungselement: ,, ... instead of offering the ,cup of salvation' and the ,sacrifice of thanksgiving' as in Ps. 116, 1237 Zur Sache s. u. a. van der Minde, Thanksgiving Hymns, 440. Urspriinglich wurde angenommen, daB alle Lieder der Hodayot vom Lehrer der Gerechtigkeit verfaBt worden waren, da sie mit einer gewissen Monotonie ein Thema wiederholen wiirden: ,,This very monotony ... proves on closer inspection to be its true unity, for insofar as we can judge now, DST [sci!. 1QH•] is the work of one man developing what is almost a single theme in a long series of variations" (Licht, Doctrine, 2). Jedoch haben die oben referierten Ergebnisse von Jeremias gezeigt, daB wohl eher von einem Verfasserkreis auszugehen sein diirfte, von dem sich lediglich die Person des Lehrers der Gerechtigkeit identifizieren laBt. Die oben vorgenommene Datierung zwischen ca. 150 und 100 v. Chr. widerspricht dem sprachlichen Charakter der Hodayot nicht: Kittel hat gezeigt, daB sich erste Tendenzen zum mischnischen Hebraisch linden (Hymns, 162.167; zur Sache vgl. auch Mansoor, Thanksgiving Hymns, 9-27). 38 Zur Vermeidung des Tetragramms und der Gottesbezeichnung 'Ji,~ als Kriterium fur die Ermittlung essenischer Texte s. o., 12. 39 Zur Sache s. o., 12.
DIEH6DAY6T
203
19, the Qumran Covenanters offered ,songs of praise' (todah, 1 Q H XI, 4 [scil. Ed. Stegemann XIX7]) to the Lord." 40 ,,The announcement does not appear because sacrifices were not offered at Qumran; the corrupt and illegitimate Jerusalem priesthood and its Temple sacrificial cult were condemned by the Covenanters, though sacrificial rules were preserved by the community for a future time." 41 Die besondere Bedeutung der Hodayot fiir den ya~ad kann zum einen an der groBen Zahl der van ihnen in Qumran gefundenen Kopien erkannt werden (8 Abschriften), und zum anderen an der Tatsache, daB sie sowohl in Form van Zitaten (D) als auch als literarische Quelle (Lieder des mask;/) in den Texten des ya~ad verarbeitet warden sind. 42 Bevor mit Transkription und -Obersetzung des hier zu analysierenden Liedes begonnen werden kann, muB es van seinem Kontext abgegrenzt werden, da van ihm weder Anfang noch Ende erhalten sind. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daB 1QHa Xs-21 (Ed. Suk. II3-19) ein Lehrerlied darstellt, dessen Beginn ebenfalls nicht erhalten ist. 43 H. Stegemann erganzt lQHa Xs (Ed. Suk. IIJ) unter Zuhilfenahme van 4QHf zu il'7137 'iZ.'370 ';,i:, ':J[:::J';,:::J i'IT1iiV' ~•:, •:ii,~ ii:,,,~ vacat] (,,Ich will dich preisen, Herr, denn du hast in meinem Herzen alle frevelhaften Taten gerecht gemacht" ), was den Anfang des folgenden Liedes markiert. 44 Es kann daher davon ausgegangen werden, daB das vorhergehende und hier zu analysierende Lied in 1QHa X,4 (Ed. Suk. II2) endete. Die Abgrenzung vom vorausgehenden Kontext ist wegen der starken Beschadigungen der Kolumne VIII (Ed. Suk. XVI) schwieriger: Die letzte erhaltene Einleitungsformel findet sich in VIII26 (Ed. Suk. XVI8): 'Jh~ i'IT1~ 7ii:::J. Das mit ihr eroffnete Lied unterscheidet sich thematisch stark van 1QHa IX (Ed. Suk. I). Es ist daher wahrscheinlich, daB der Anfang des zu analysierenden Liedes im zerstorten Ende van Kolumne VIII (Ed. Suk. XVI) oder dem ebenfalls zerstorten Beginn van Kolumne IX (Ed. Suk. I) zu suchen ist. Genauer kann der Beginn des Liedes jedoch nicht lokalisiert werden. 45 Dombrowski Hopkins, Hodayot, 326. Ebd. 42 Zur Verarbeitung der Hodayot in 4Q510-511 s. Newsom, Literature from Qumran, 183. 43 S. Jeremias, Lehrer, 171. 44 Rekonstruktion der Hodajot, Kolumne X. 45 Methodisch fragwurdig ist das Vorgehen Morawes zur Abgrenzung der einzelnen Lieder. Er mochte ihren Umfang lediglich auf Grund seiner Analyse ihrer Gattungselemente bestimmen, die in den Handschriften selbst vorkommenden Gliederungsmerkmale jedoch unberiicksichtigt !assen: ,,Eine solche Abgrenzung ist dann weithin unabhangig von den graphischen Trennungen der Schreiber" (das Zitat, Aufbau und Abgrenzung, 19; zur Sache s. a. a. 0. 18£.). Wie ein Vergleich der vacats in den verschiedenen Hodayot-Handschriften zeigen wird (s. o, 209£.), ist die durch das vacat in den Handschriften vorgegebenen Gliede40
41
204
7. KAPITEL
Da im zu analysierenden Lied keine spezifischen Erfahrungen eines einzelnen beschrieben werden, kann es von der Form her als Gemeindelied bezeichnet werden. 7.2 Transkription
lQHa IX1-Xi (Ed. Suk. Io1-X2) 46
[... ] 1 [... ] 41,m[no] 7::i,w7[- .. ] 2 1 [... ]o c:l[']tvi,p ,,[ ... ] 3 (1) 2
[,Y Y]TV'1; :J1t:l f'::l Y[,' ... ] 4 (2)3 [.. .]1 c:l'Y[ ... ]~ c:i';,iy 5 (3) 4 [... ]Oii iipo, l1Y[, ;ipo ,';,~ iil"l~ ]~'~ c:ioo[ ... ]wo, c:i::i 6 (4)
;,:,
l"1~:lj'1 if:>00
f~~[ ...]i1:iYi1[ ... iii1]:Jlii f'Y01
7 (5)
ii~'iVYO ';,~::i iiT1j''1:i [T]~OiVO::l c:l'E:)~ 7,;~i[ ... ii~]no:,n 'JE:)';, 8 (6) 71:;, iil"lY,, c:ir,~;::i c:i;t:i::i, 48 t:i';,iY[ ,;,, iil"11:l'~]i1 ii:mo~n::i, 9 (7) iil"l~ ii~j1:b ~,';,::i Y,,, ~';,, ';,,~ iiiVY' [~';, T,y';,::io,]
c:lii'iVYO
-,y 'o';,iy';,
10 (8)
iil"l'i:i'
iil"1~1 vacat c:lii'iVYO ';,,~';, t:lE:>iV01 i1[m:i'~ii c:ir,];[,]Yoi ni; ';,,~ 11 (9) 1,Y mm;, ii~:i,:i;';, iil"11[:i]~:i[ii
c:l'OiV iil"l't:l:l
50
c:i::i ;w~] 49 ';,,~, ii~,,::i~';, 12 (10) C:lit:l::l • ii'piri?
rung der einzelnen Lieder jedoch bis zur altesten erhaltenen Handschrift hin identisch und durfte daher ursprilnglich sein. 46 Die Transkription orientiert sich an H. Stegemann, Rekonstruktion der Hodajot, Kolumne IXf. Die Zeilenzahlung der Erstedition wird am Rand in Klammern vermerkt. Zusatzlich wird kursiv die Zeilenzahlung des zu Beginn der Kolurnne IX eingefilgten Fragments 1QHa 24 angegeben. 47 H. Stegemann (Rekonstruktion der Hodajot, Kolurnne IX) fugt in seiner Rekonstruktion von lQHa IX (Ed. Suk. I) Fragment 24 an die ohere linke Seite der Kolurnne an. Aus diesem Fragment stammen die Enden der Zeilen 2-5: ,,Zu erwagen ist die Einordnung von Frgm.24 links am oberen Rand von Kol.1 [sci!. Ed. Stegemann IX] ... Doch kann angesichts der Starken Lederzersetzung an dieser Stelle nur eine Untersuchung des Originals die fur eine sichere Einordnung notwendigen Indizien (gleichartige Lederfarbung, Verhaltnis der Bruchkanten zueinander) beibringen. Zeilenverlauf und allgemeiner Befund des Fragmentes, soweit die Photographie ihn erkennen lalh, sprechen fur diese Einordnung" (a. a. 0., Anm.136.). 48 In lQHa IX (Ed. Suk. I) wird iiO:m:::i immer mit einem iiT11J'.:lii verbunden [IX16.21 (Ed. Suk. lt4.!9)]. Es bleibt dann noch Platz fur ein Wort von etwa vier Buchstaben, was eine Konstruktus-Verbindung mit CJ 171:l,' wahrscheinlich macht. Wegen der auf die lacuna folgenden pradestinatianischen Ausfuhrungen wilrde sich fur ein solches in einer KonstruktusVerbindung mit CJ 171:ll stehendes Wort ein 'lp oder ein '71, [zur mask. Form von 7n vgl. lQHa IX1s (Ed. Suk.116)] anbieten. '71, ist 'lp vorzuziehen, da CJ 1:>1:II m7n in lQHa IX20 (Ed. Suk. Its) belegt ist. Ahnlich schon Delcor, hyrnnes, 80.
205
DIE H6DAY6T
l:li1'ii, mi,~6 ctii';,woo::l 1:1';,137 mn,i,[ ... , w,,]p ,.,~,o, 1:1rw;, mi::.,~, 1:1ri,1::l37, 1:1°p-,::l11:1°p1 1:1~wo, [... 1:1;, 0 Jri1::l'ris, c•:j.:,,.:, ii::ini.:,::i fi~ i1l'1~"1::l i1l'1~ vacat l:li1'ii, [... l:l]i1'lCn';, fl::ltvno ;,.:,r,o::i,n::l ;,r,1:1°.:,;, l:li1'::ltv[no, ;,.:,r,37,::l 51 ;,ri']tvii tiioi;,m l:l'O'
,
7'1"1::i' itv~ 1:1,~ M1i?[
52 1:1ri,0°
13 (11) 14 (12) 15 (13) 16 (14)
1:1::l itv~ ,.,, i1l'1~ vacat i1]5:iiii';, i1fl[Jj.:,r, 17 (15)
,
1:1';,137 'O' ';,.:,';, ';,::ll'1::l
l:li1'ii, ';,i.:,::l 1:1ri,1::iY ;,m';,o 1:1;, 0 ::rp.:,1 ';,[ ... ]o';, n::.J mii,, 18 (16) ~[o]wo, ri,,po, ii,, ii,, At,,3,5;, 1:1;,•5-,[,, ... ri]';,iboo, 53 ;, 0 ,3710::l 19 (17) i1
1:137
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vacat mi,, iooo';, l:lii'~l~::i ';,i.:,';, 1';,om i1[ ... ]Ci1'37'lJ ';,i.:, 1:137
20(18)
1:1';,137 377'1 i1l'113[ 0 ]5i1 ;,~t,37, r,o.:,n::l1 ii[ ... ] M::iJ 'Jtv ';,i.:,';,i l:lit:l::l vacat i1iV37' ~, T,37,::l01 ';,i.:, i1'i1[J i1.:)J1]l"1 'O ';,371 l:lm'i1 i0Mi1 i::i' •J~i ~';,::, 'ii';, 'm~ i1l'1'';,l ~,.:, ;,.:,m'::lO sr,37,, ;,';,~ l:l'Oi1 ';,::)101
vacat
54 1:1ri,
21 (19) 22 (20) 23 (21)
m37:ii ;,371t,ii ,,,., i1~t:ini1 m::loi p137;, ii:, ;,,J;, iipo, i11i37i1 ,,o 24 (22) ~,::l ~,::l i137'0tv~, 37,1:1 ~,::l i::l,~ ;,o p,::r 't:iowf.i:j i1l'137::lJ1 m'::l 25 (23) ,,.:,;, i010 1:1';,137 'jtv iOOO mo,pm M::ij '::ip ,,.,, pi.:,i l'1iM::l i1,:)'jt,';, p,pn 26 (24) l:lil',3710 ,,.:,::) 49 Zu
',,~, s. die Transkription bei Stegemann, Rekonstruktion der Hodajot, Kolumne IX.
50 Zur Rekonstruktion s. Delcor, hymnes, 81; vgl. auch IXt6 (Ed. Suk. 114).
51 Carmignac (Complements, 272) mochte [il~:n]t'.l:::i rekonstruieren. Die auf meinen Photographien erkennbaren Buchstabenreste !assen jedoch mit H. Stegemann (Rekonstruktion der Hodajot, Kolumen IX) eher auf lZ.'l.' als auf t'.l:::l schlieBen. 52 Delcor und nach ihm fast alle Bearbeiter des Textes rekonstruieren die lacuna mit [n',woo', • Jnm] (hymnes, 83), Bardtke (Loblieder, 151 Anm. 28) und Dupont-Sommmer (Livre des Hymnes, 27 Anm. 9) nehmen dagegen [',iil i'Tn',om] als Text der lacuna an. Beide Rekonstruktionen iibersehen die logische Abfolge des Schopfungshymnus: Jeweils in einem eigenen Abschnitt werden die Schopfung von Himmel und Erde geschildert, in einem weiteren Abschnitt wird anschlieBend die Schopfung des Menschen geschildert (zum Aufbau des Textes s. die Gliederung). Da die beiden vorhergehenden Abschnitte jeweils mit einem vacat und einem i1T1t-11 eingeleitet wurden, diirfte dies auch im dritten Abschnitt der Fall sein. Am Rand der lacuna sind noch Reste eines lamed erhalten, welche es ausschlieBen, daB • it-I n,; hier Objekt einer Schopfungshandlung Gottes ist. Die oben gegebene Rekonstruktion scheint daher, bei aller gebotenen Vorsicht, denjenigen von Delcor und Bardtke vorzuziehen zu sein. Zur Sache vgl. Holm-Nielsen (Hodayot, 23): ,,A new sentence seems to be demanded, in which the point should be that God has created the spirit of man." 53 Das bet iiberragt den rechten Kolumnenrand. 54 Schreibfehler, das waw wurde ausgelassen. Der Text muB • T1i1l.'T1 lauten.
206
7. KAPITEL
n"~i• i101 ir,~~n Wi:!~ i£)0" i101 i1~"J£)';,o 1i,Y:l ~';,, 1iT10:l ~i';,i 27 (25) ,,m:i,,y ';,y "WYO ,,~ my,;,
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4
;,r,~ ;,~';, p,::m ~::,wo ';,y ';,y :::J"W" no, np,::m ;,r,~ vacat i1"0ii1 "WY01 piy;, n,i::::iy c,~;, ":l::::i';,i no~;, ,,o, ;,r,~'i::i l:l"i:::J, cwm c:Jm"ii l:li~:::J l:l"T1£)W "i£) r~m i1"i:J, y,m pw';,::::i n,j ,p ';,y l:l::11:::JWn';, mri1'7 'Y[::::i]o, l:l"ii';, l:l"1i' ~l,m n,o::::i l:l"T1£)tv n,j y::::io,
;v,,,;,';,
28 (26) 29 (27) 30 (28) 31 (29)
i1~p;f '[~]C[W]r.>1 i1~T10~ "WYO ';,i~::::i i1~"m~';,::,:i i::,o';,i ;,~,,,~ 32 (30)
;,~ow ';,';,;,';,,
;,r,~, vacat [,Y] •o';,iy';, i1~1~'i::l' c';,~w s::,';, i1~"Y,1" ';,i~ i1£):::J n~"Oni::::i rtrl'7i1~ [P":::J~ w::,]3, Yl:l "J£)';, ibi3~ riii ;,r,p1n ;,~s,on ,,,l, piY :::J1i0 [l:l:::Jip::::i ,,or, i1]'7Co~, vacat i1~"WYO ,,~ ,l:i';, ;i:,•t,,~';,::,:i i£)0';, "Y"l:l "~£)WO vacat l:l'1~ '[:l:::J ,l:i';, "]:J i1T1i:::Jli1 iW~ i1~"T11~7c3 ';,i~ W1:l~ "J:::J';,i 1YOW i::,soin 7[i, "iW" ,~, ]iioo il"' ,,;,, c:J"'7i1r.>3, nit, "nw, l:l"O~n i10iY ,~,i~i1 ":lY ~~[,:i ... i]p"trift ;-,; "O"OT1 ',b, ii71Y 1T1":::JWi1 1:J"i'",:i 1J":J" ~';, ::::i';, 55 ,';,,[o~ ... p,l "~£)Wj6::::i [io]~or, ';,~i l:J"£)~ [... ],[ ... ] ;,';,~
33 (31) 34 (32) 35 (33) 36 (34) 37 (35) 38 (36) 39 (37) 40 (38) 41 (39)
[... l:l":lW i]p1'in" c:J"l"'7Y [... ] X1 [... ]
[... ],,[ ... ]
[... ] ciia•ib[ ... ]
2
3 (1) 4 (2)
7.3 Obersetzung
(1) [... ] (2) [ ... ] als du umkehrtest [van der O]de [ ... ] (3) [ ... ] heilig[e] [ ... ] (4) [ ... ] zwischen Gut und Freve[l] unterscheiden [bis in] (5) Ewigkeit [ ... ] 55 Zur Rekonstruktion s. u. a. Bardtke, 154 Anm. 58; Holm-Nielsen, Hodayot, 28; Baumgarten/Mansoor, Studies, 121 Anm. 56; Delcor, hymnes, 92 und Mansoor, Thanksgiving Hymns, 104 Anm. 3.
207
DIE H6DA.Y6T
(6) in ihnen [ ... ], denn [du, mein Gott, hist eine Quelle der Er]kenntnis und eine Zisterne56 der [ ... ] (7) und ein Quell der Kra[ft ... ] der Rat[ ... ] ohne Zahl und dein Eifer (8) vor [deiner] Weisheit[ ... ]und langmiitig in deinen Gerichten. Gerecht hist du in all deinen Werken, (9) und in deiner Weisheit hast [du die Generationen der] Ewigkeit [eingesetzt,] und hevor du sie geschaffen hast, hast du ihre Werke gekannt (10) in den Ewigkeiten der E wigkeit. [Und ohne dich] wird [nichts] getan, und ohne deinen Willen wird nichts erkannt. Du (11) hast alien Geist geformt und [ihre] Tat[en] hast [du festgesetzt], und ein Gesetz hahen all ihre Werke. vacat Und du hast den Himmel ausgespannt (12) zu deiner Ehre, und alles, [was in ihm ist, hast] du einge[s]etzt nach deinem Willen, und die Geister der Starke nach ihren Gehoten, hevor (13) sie zu h[eiligen] Engeln wurden 57 [und ... ] zu ewigen Geistern in ihrem Herrschaftsbereich, Lichter nach ihren Geheimnissen, (14) Sterne nach [ihren] Pfaden [ ... ] fiir ihre Last, Meteore58 und Blitze fiir ihren Dienst und verborgene Schatzkammern59 (15) fiir ihre Angelegenheiten [ ... ] fiir ihre Geheimnisse. vacat Du hast das Land geschaffen in deiner Kraft, (16) Meere und Urfluten hast [du] gemach[t in deiner Erkenntnis und] ihre [Pl]ane hast du festgesetzt in deiner Weisheit und alles, was in ihnen ist, (17) hast du heme[ss]en nach deine[m] Willen. [vacat] [Du hast sie gegriindet ]fiir den Geist der Menschen, den du auf der Erde geschaffen hast, fiir alle Tage der E wigkeit (18) und die Generationen der Ewigkeit [ ... ] und gemaB ihren Epochen hast du ihren Dienst in all ihren Generationen eingeteilt und ein Geb[ o]t (19) in ihren Epochen60 fiir ihre Herrschaf[t ... und] ihre [W]ege hast du festgesetzt von Generation zu Generation und die Heimsuchung (ihres) Wohlergehens (20) zusammen61 mit all ihren Plagen [ ... ] und du hast eingeteilt for all ihre SproBlinge hinsichtlich der Zahl der Generationen vacat der Ewigkeit
, 56 H. Stegemann (Rekonstruktion der Hodajot, Kolumne IX) liest ;ipr::,i. Das oberhalb des Wortes geschriebene wiiw ist auf meinen Photographien nicht zu erkennen, jedoch durfte es sich bei ;ipr::,i um einen Schreibfehler in der Handschrift 1QHa handeln, denn das in IX7 (Ed. Suk. Is) folgende J'Y01 legt ein paralleles mpr::,i nahe. 57 Es handelt sich um ein Zitat aus Psalm 104,4. Dort wird bildhaft beschrieben, Gott habe die Winde zu seinen Boten gemacht. Trotzdem erscheint es hier angebracht, n,n,; mit »Geister" zu iibersetzen, da mit dem parallelen w,,p '::>~';,r::, keine einfachen Boten gemeint sein konnen. Der Psalm wird hier auf hinimlische Engelwesen hin interpretiert. 58 Zu P'1 in der Bedeutung »Meteor" s. Baumgarten/Mansoor, Studies, 117; Mansoor, Thanksgiving Hymns, 99 undJastrow, Dictionary, 395£. (vgl. auch lQM Vl3; Sir 43,13 und mBer 9,1). 59 Zur -Obersetzung s. Mansoor, Thanksgiving Hymns, 99 Anm.4. 60 Bei i1',Y1t,::l handelt es sich um einen Abschreibfehler, es ist Cli1',Y1t,::l zu lesen. Zu ,Yir::, als Epoche vgl. 4Q402 4nf. 61 Bei dem doppelten ClY in IX19f_ (Ed. Suk. 117£.) handelt es sich um cine Diplographie.
208
7. KAPITEL
(21) und hinsichtlich aller Jahre der Ewigkeit [ ... ] und in der Weisheit deiner Erkenntnis hast du ihre Bes[t]immung fes[t]gelegt, vacat bevor (22)
sie existierten, und nach [deinem] Will[en i]st alles entstanden, und ohne dich wird nichts getan. vacat (23) Dies erkannte ich auf Grund deiner Einsicht, denn du hast meine Ohren geoffnet fiir wunderbare Geheimnisse, aber ich bin ein Gebilde aus Lehm und ein mit Wasser Geknetetes, (24) eine Versammlung der Schande und eine Quelle der Unreinheit, ein Schmelzofen der Schuld und Gebaude der Siinde, ein Geist der Verirrung und verdreht, ohne (25) Einsicht und erschreckt durch gerechte Gerichte. Wie sollte ich reden, ohne daB erkannt worden ware, und wie horen lassen, ohne daB erzahlt word en ware. Das Ganze (26) wurde vor dir eingeschlagen mit dem MeiBel der Erinnerung62 fiir alle Epochen der Ewigkeit und die Wendepunkte der Zahl der Jahre der Ewigkeit in alien Zeiten, (27) und sie sind nicht verborgen oder werden vermiBt vor dir. Und wie soll ein Mensch seine Siinde aufzahlen und wie soll er sich verteidigen wegen seiner Freveltaten (28) und wie soll er umkehren vom· Frevel um des gerechten Gerichtes will en? Bei dir, du "1 O:i?TP i1~~ i11i1;-ot::'~ Ausspruch des Herrn, der den Himmel ausgespannt hat, der die Erde gegriindet hat, und der den Geist des Menschen in seinem lnneren geschaffen hat. Neben dem n,; 1n:, i1T1il" gibt es noch eine weitere sprachliche Beriihrung zwischen Sach 12,1 und lQHa IX6-22 (Ed. Suk. l4-20): Sowohl in Sach 12,1 als auch in lQHa IX11 (Ed. Suk. l9) wird das Schopfungshandeln Gottes als ein t:l"OiV i1~l, ein ,,Ausspannen des Himmels" beschrieben. 75 Auffallig ist weiterhin, da6 die in 1QHa IX6-22 (Ed. Suk. l4-20) eingehaltene Reihenfolge der lobpreisenden Schilderung einzelner Schopfungsbereiche Sach 12,1 entspricht: Himmel, Erde, Mensch. Der Schopfungshymnus 1QHa IX6-22 (Ed. Suk. l4-20) diirfte also auf dem kurzen Gotteslob von Sach 12,1 aufbauen. Bei den drei auf die Einleitung folgenden Strophen des Schopfungshymnus handelt es sich um eine Auslegung der drei Teilverse von Sach 12,1. Da6 von den vielen ad. Schopfungshymnen Sach 12,1 als Grundlage fur den Hymnus gewahlt wurde, mag mit dem Skopus von 1QHa IX6ff. (Ed. Suk. l4ff.) und dem auf Sach 12,1 folgenden Text zusammenhangen: Ziel des Schopfungshymnus 1QHa IX6ff. (Ed. Suk. l4ff_) ist es, zu zeigen, da6 alles menschliche Handeln von Gott schon vor der Schopfung bestimmt und festgelegt wurde. Der kurze Schopfungshymnus in Sach 12,1 dient im Sacharja-Buch als Beleg dafiir, da6 die auf ihn folgenden die Geschichte Jerusalems betreffenden Verhei6ungen eintreffen werden: Weil Gott die Welt geschaffen hat, werden sich auch seine Verhei6ungen erfiillen. Dies wurde vom ya~ad interpretiert als weil Gott die Ordnung der Geschichte schon vor der Schopfung f estgelegt hat, treffen seine Prophezeiungen ein. IX6-11 (Ed. Suk. l4-9): Die Einleitung in den Schopfungshymnus ist zweigeteilt: Wegen der starken Textbeschadigungen konnen textimmanente Kriterien, wie Konjuktionen etc., fur die Gliederung des Abschnittes nicht verwendet werden, jedoch lassen die erhaltenen Textreste der Zeilen IX6-s (Ed. Suk 14-6) und IX9_11 (Ed. Suk. l7_9) unterschiedliche Inhalte erkennen: In den Zeilen 6-8 (Ed. Suk. 4-6) wird Gott als die 74 Zur Anspielung auf Sach 12,1 vgl. u. a. Carmignac, Citations, 372. H.-W. Kuhn halt, ohne Begriindung, eine Anspielung auf Sach 12, 1 fur unwahrscheinlich (Enderwartung, 125 Anm.1). 75 Da ein Ausspannen des Himmels durch Gott im Zusammenhang der Schopfungsthematik haufig belegt ist (s. neben Sach 12,1 auchJes 44,24; 45,12; 51,16;Jer 10,12 par 51,15 und 1lQPsa XXVl14), miichte Holm-Nielsen (Hodayot, 21) die Parallele auf eine den H6day6t zugrundeliegende und sich aus dem AT herleitende Kultsprache zuriickfuhren. Dem steht jedoch die Tatsache entgegen, daB nur in Sach 12,1 nn il' und Cl'OlZ1 i1t,J gemeinsam vorkommen. Aus dem gleichen Grund ist auch die These von Horgan/Kobelski abzulehnen, in lQHa IXt 1 (Ed. Suk. l9) sei Jer 10,12 verarbeitet worden (Hodayot and New Testament Poetry, 190).
214
7. KAPITEL
Quelle aller Erkenntnis und aller Kraft gepriesen, als langmiitig und gerecht. In den Zeilen 9-11 (Ed. Suk. 7-9) dagegen wird der Schopfer und sein pradestinierendes Schopfungshandeln beschrieben. In den Texten des ya~ad wird Gott wiederholt als Quelle bezeichnet; 76 nahezu parallel mit lQHa lX6f. ist beispielsweise lQHa XX32 (Ed. Suk. Xll29) formuliert:
~[,E:l
p,-,,:m ri1t, ,,po, ,,::::i~ •,po,
eine Zisterne der Herrlichkeit und eine Quelle von Erkenntnis und Kraft. 77 Die Schilderung von Gott als Zisterne der Herrlichkeit, als Quelle von Erkenntnis und Kraft ist in 1QHa XX (Ed. Suk. XII) Teil einer langeren Gegeniiberstellung der Herrlichkeit, Allwissenheit und Allmacht Gottes und der Unfahigkeit, Verlorenheit und Siindhaftigkeit des Menschen. Eine solche Niedrigkeitsdoxologie erscheint mir jedoch fur 1QHa lX6f. (Ed. Suk. l4f_) ausgeschlossen zu sein, da alle erhaltenen Textbestandteile das Gotteslob fortsetzen und eine Schilderung der Niedrigkeit des Menschen fehlt: Im folgenden Kontext werden dort Gottes Weisheit, seine Langmut im Gericht und seine Gerechtigkeit gepriesen. Der zweite Teil der Einleitung des Schopfungshymnus ist pradestinatianischer N atur. Das Cli1"tV3.tO 71:;l i1r11t,• ClT1~i:::J Clit:l:::J1 ["und bevor du sie geschaffen hast, hast du ihre Werke erkannt"; IX9 (Ed. Suk. l7)] erinnert an 1QS III1s: l:IT1:::JWnO ,,~ j"~i1 l:IT11"i1 •:i£l';,i C»tind bevor sie existierten, hast du ihren ganzen Plan festgelegt" ). Eine vom Wortlaut her engere Parallele findet sich in lQHa Vll26f. (Ed. Suk. XV13f_: ii~ 7,•::::i •~ 1t,~, m~i:::J Clit:l:::J i1T11:l"~i1 m[';,11t£l ,,~,] nii ,,~ (,,Und ich erkannte, daB in deiner Hand die Gestalt allen Geistes ist (und daB du all] sein [Tu]n festgesetzt hast, bevor du ihn schufst" ). Aile drei Texte wollen ausdriicken: "Gott weiB und kennt in bezug auf den Menschen alles, und dies bereits vor der Existenzwerdung des Menschen und seiner LebensauBerungen." 78 Weiterhin findet sich das Motiv des praexistenten Handelns Gottes in lQHa XX13f_ (Ed. Suk. XII1of.i s.u.,231);4Q18O11-3 (s. u., 279) und CD Il7 (s. u., 260). In der Damaskusschrift und 4Q18O wird es, wie auch in 1QHa Vll26f. (Ed. Suk. XV 13f.), in pradestinatianischem Kontext gebraucht, was auf einen Zusammenhang zwischen dem Vorherwissen Gottes und dem Pradestinationsgedanken in diesen Texten schlieBen laBt: 76 lQS Xu; Xl6; lQHa XIV20 (Ed. Suk. Vl17); XVIu.ts (Ed. Suk. VIII12.14); XVIIl33 (Ed. Suk. X31); vgl. lQS IIl19. 77 Transkription nach H. Stegemann, Rekonstruktion der Hodajot, Kolumne XX. Vgl. insbesondere die seltene Vokabel il1j'I.) bzw. '1j'I.) in beiden Belegen. Zu il1j'I.) als Bezeichnung Gottes vgl. auch das nn,:Jl i11j'l.)1 in 4Q286 1 115 (eine Transkription des Belegs findet sich bei Eisenman/Wise, Qumran-Rollen, 231). Zu il1j'I.) als ,,Zisterne" s. auch Sir 50,3. 78 S. Wagner, Loblieder, 240.
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"That God knows man's deeds means not only that he forsees them but that he has predestined them." 79 DaB lQHa IX9 ebenfalls pradestinatianisch zu interpretieren ist, zeigt nicht nur der in den Texten von Qumran gerne hergestellte Zusammenhang zwischen dem Vorherwissen Gottes und der vorherbestimmten Geschichte. Schon H.-W. Kuhn hat auf die groBe Ahnlichkeit von 1QHa IX1of. (Ed. Suk. lsf.) mit Vll35 (Ed. Suk. XV22) hingewiesen: 80
c:J]l171lt01
mi ';ti:, iil"lil" iil"l~ fr[m:i•:,ii
ii]ri,:i•:,ii iin',,,c, mi iil"lil" iil"l~
[c:i',iyo
"Du hast allen Geist geschaffen "Du hast den Geist geschaffen und und all sein Tun hast du festgelegt" sein Tun hast du festgelegt von [1 QHa IX1of. (Ed. Suk. lsf.)] Ewigkeit an" [lQHa VllJ5 (Ed. Suk. XV22)] "Kontext und Ausdrucksweise zeigen, daB hier [scil. lQHa VllJ5 (Ed. Suk. XV22)] nicht animistisch, sondern anthropologisch gedacht ist. Mit ,Geist' ist das pradestinierte Sein des Menschen gemeint, durch das sein ,Tun' von vornherein bestimmt ist." 81 "1,8£ [scil. Ed. Stegemann IX1of.J bezieht sich also nicht auf die Erschaffung der Engel (entsprechend der Erschaffung von Himmel, Erde, Mensch Zl. 9££. [scil. Ed. Stegemann 1 lff.J), ... vielmehr geht den Schopfungstaten Zl. 9££. [scil. Ed. Stegemann 1 lff.J ein Abschnitt voraus, der offenbar kosmologisch und anthropologisch von der Pradestination spricht." 82 Es soll ausgedriickt werden, daB Gott schon vor der Schopfung des Menschen seine Taten und Werke festgelegt hat. Besonders deutlich wird diese Aussageintention von lQHa IX9_11 (Ed. Suk. l?-9) in Zeile 11 (Ed. Suk. 9), wenn ausgefiihrt wird, Gott habe allen Werken des Menschen schon vor der Schopfung ein "Gesetz" (~CWO) f estgesetzt. Welchen Charakter dieses Gesetz hat, zeigt der Beginn von Zeile 9 (Ed. Suk. 7): Dort wird gesagt, daB Gott es in seiner Weisheit erstellt habe. ,,Der Ausdruck bezeichnet hier die Ordnung, den Plan, den Gott der Schopfer den Lebewesen beigegeben hat, so daB sie ihn jetzt lebend ausfiihren." 83 Es finden sich somit als Einleitung eines Schopfungshymnus in 1QHa IX9-11 (Ed. Suk. l7_9) Ausfiihrungen iiber eine praexistente weisheitliche Ordnung der Schopfung, in der alles Handeln des Menschen festgelegt ist. Erkennen und Handeln kann der Mensch nur von Gott her, weil alle seine Taten Teil dieser Ordnung sind. Ohne ihn ist beides nicht moglich. Ringgren, Faith of Qumran, 53. Enderwartung, 124f. 81 A. a. 0., 123. 82 A. a. 0., 125. 83 Jurgen Becker, Heil Gottes, 164 (z. St., Hervorhebung im Zitat); zur Sache vgl. HolmNielsen, Hodayot, 21. 79
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7. KAPITEL
/X11-15 (Ed. Suk. !9_13): ;,.::,,i::i.::,';, C:J'OiV i1n't:l:l ;,m.-, [,,und du hast den Himmel ausgespannt zu deiner Herrlichkeit"; IX11 (Ed. Suk. l9)] gibt das C:J'r.>tP i1~J von Sach 12,1 wieder. 84 AnschlieBend werden zur Erlauterung des Sacharja-Belegs himmlische Wesen und Teile des Himmels aufgezahlt, die Gott geschaffen hat: Himmlische Geister, Lichter, Sterne, Blitze etc. Die gesamte Strophe ist elliptisch konstruiert: Im erhaltenen Textbestand find et sich in einem Hauptsatz neben dem i1n't:l:l aus Sach 12, 1 nur noch ein weiteres Mal ein Verb: ;,ni[::i]~:i[i1] [,,du [hast] fest[ge]legt"; IX12 (Ed. Suk. 110)]. Es folgt eine Kette von diesem ;,ni[::i]~:l[i1] abhangiger Objekte, denen jeweils eine mit der Praposition ';, eingeleitete adverbiale Bestimmung beigegeben wird. ,,The verb used (ri.::i) occurs in the Scrolls in the Hiphil and in Column XV [scil. Ed. Stegemann, 1QHa VII] invariably speaks of God's having fixed the destinies of all things prior to their creation. The same form appears in Proverbs 8:27 where Wisdom declares that she was with God when He prepared the heavens. Similarly, Jeremiah states that God established the world by His wisdom (10:12). Hosea suggests that the actions of God are determined and settled and that, therefore, His dealings with men are certain (6:3)." 85 In 1QHa IX (Ed. Suk. I) wird das Verb ausschlieBlich zur Umschreibung des ordnenden und pradestinierenden Schopfungshandelns Gottes gebraucht: IX9.11.16.30 (Ed. Suk. 17.9.14.28). 86 Wie oben schon ausgefiihrt, folgt auf diesen ersten die Schopfung des Himmels beschreibenden Satz eine lange Aufzahlung jener Schopfungswerke, die dem himmlischen Teil der Schopfung zuzuordnen sind. Die sich auf diese von ;,ni[::i]~:l[i1] abhangenden Objekte beziehenden mit , eingeleiteten adverbialen Erganzungen geben jene Ordnungskritierien und Zwecke an, nach denen oder fiir die der jeweilige Teil des Himmels bzw. das jeweilige himmlische Wesen geschaffen wurde. Die Suffixe der adverbialen Erganzungen (2. Person mask. pl.: ,,nach ihren Geboten", ,,nach ihren Geheimnissen", etc.) konnen sich dabei nicht auf die jeweils genannten Schopfungsgegenstande (Geister, Lichter, Sterne etc.) beziehen, da diese sowohl maskulinen als auch femininen Geschlechts sind, die Suffixe aber durchgangig maskulin. Es ist daher anzunehmen, daB die Suffixe sich auf den Dual C:J'OiV [IX11 (Ed. Suk. l9)] beziehen: nach den Ordnungen der Himmel hat Gott die Geister aufgestellt, die Lichter nach den Geheimnissen der Himmel, die Sterne nach den pfaden der Himmel etc. Den pradestinatianischen Charakter dies er Schilderung der Schopfung des Himmels zeigt besonders gut das c::i';,i_y mmi';,[ ... w,i]p ,.::,~';,o';, c::in,,;, C:Jit:l::J C:Ji1'pin';, ii.Y mniii Zur Saches. o., 213 Anm. 75. Merrill, Predestiantion, 20; vgl. Von der Osten-Sacken, Gott und Belia!, 128 Anm. 1. (zu p:., s. o., 151). 86 Vgl. auch 1QHa V24.27 (Ed. Suk. XIII7_10); VIl27.28.32.35 (Ed. Suk. XVH.15.19.22); XX14 (Ed. Suk. XII11); XXIs (Ed. Suk. XVIII22). 84
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1:1771?iVOO:::l [und die ,,Geister der Starke nach ihren Geboten, bevor sie zu [heiligen) Engeln wurden [... ]zu ewigen Geistern in ihrer Herrschaft" IXw. (Ed. Suk. 110£.)). 87 Es handelt sich um ein Zitat von Ps. 104,4: 88
~;: i, w~ 1't17i?'~ riimi ,-:;,~7~ i1't?,'Y
der die Winde zu seinen Boten gemacht hat, (zu) seinen Dienern Feuer (und) Flamme.
In Ps 104,4 wird in metaphorischer Sprache die Schopfung der Winde als ein Sie-zu-Gottes-Boten-Machen beschrieben. In 1QHa IXw. (Ed. Suk. 110£.) wird dagegen nicht einfach von Boten sondern von ,,heiligen Boten" gesprochen. Da also keine metaphorische Sprache gebraucht wird, kann i13.' mmi bier nicht ,,machtige Winde" meinen, 89 sondern ,,Geister der Starke" genannte himmlische Wesen. 90 Das C:lT11'i1 t:li~:::l tragt den schon aus 1QHa IX6ff. (Ed. Suk. l4ff_) bekannten Pradestinationsgedanken in das Psalmenzitat ein: Bevor sie noch zu Engeln wurden, hat Gott die Geister der Starke nach ihren Ordnungen aufgestellt. In diese pradestinatianische Richtung weist auch die Schilderung der Schopfung der Sterne:
[... • i1']rii:::i•r,S';, c•:b,~ • i1'ii? mii~o Lichter nach ihren [scil. der Himmel] Geheimnissen, Sterne nach ihren [scil. der Himmel] Pfaden. [IX13f. (Ed. Suk. l11£.)) Wie die Sterne nach den Pfaden des Himmels, so sind die Lichter nach den Geheimnissen des Himmels aufgestellt word en. Schon anderenorts wurde gezeigt, daB ii (,,Geheimnis") in den Texten von Qumran, aber auch in anderen Werken des Friihjudentums, die verborgene praexistente Seins87 Cacmignac mochte 1:11W;,woo:::i auf Ci1'1i':> beziehen, und dacin ein Zitat von Gen 1,16 sehen (citations, 358). Dem gilt es zu erwidern, daB die elliptisch focmulierten Satze der langen Aufzahlung himmlischec Phanomene, welche von Gott gemaB der Schiipfungsordnung geschaffen wurden, immer mit dem jeweiligen Objekt eines in den Satzen nicht mehr genannten iin1l'::lii beginnt (C':::l::l1::l, C'j?1 etc.). Daher durfte sich cni';,woo:::i nicht auf das folgende n1i11-17.) beziehen, sondern auf das vorhergehende c';,iy mm;';, und kein Zitat von Gen 1,16 sein. 88 Zur Anspielung auf Ps 104,4 s. auch Baumgarten/Mansoor, Studies, 117; Holm-Nielsen, Hodayot, 21; Carmignac, Citations, 376; Mansoor, Thanksgiving Hymns, 98 Anm. 2; und Lichtenberger, Menschenbild, 165. Von der Osten-Sacken (Gott und Belia!, 124 Anm. 4) will den Aufbau des Schopfungshynmus lQH• IX6-22 (Ed. Suk. l4-20) von Ps 104 bestimmt sehen. Dieser Hypothese widerspricht jedoch einerseits der oben aufgezeigte Bezug des Hymnus auf Sach 12,1 und andererseits die Tatsache, daB in Ps 104 die Urflut deutlich von der Erde unterschieden wird, ja, die Erschaffung der Erde dort sogar als ein Eindammen dieser Chaosf!ut verstanden werden kann, wahrend Erde und Meer bzw. Urflut in lQH• IXtsf. (Ed. Suk. Inf.) Tei! eines Schopfungsbereiches sind. 89 Zu dieser Obersetzung s. z. B. Lohse, Texte aus Qumran, 113. 90 Mit 11Y mm; sind hier himmlische Engelwesen gemeint, die bestimmte Teile der Natur verkiirpern und beherrschen (vgl. athHen 20; 60,12-22; Jub 2,2). Zur Saches. Mansoor, Thanksgiving Hymns, 98 Anm. 4.8; gegen Davidson, Angels at Qumran, 207.
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7. KAPITEL
und Geschichtsordnung der Welt beschreiben kann (s. o., 57££.; 99ff.). Von diesem Gebrauch des Wortes her diirfte auch 1QHa IX13f_ (Ed. Suk. l11f.) zu verstehen sein. Gott hat die Lichter nach der verborgenen himmlischen Ordnung aufgestellt. 91 In lQHa IX11-15 (Ed. Suk. l9_13) wird somit das ,,Aufspannen" des Himmels von Sach 12,1 als die Schopfung aller Teile des Himmels einschlieBlich der himmlischen Engel- und Geistwesen interpretiert. 92 Diese Schopfung hat Gott nach einem schon vor der Schopfung existierenden Plan, einer praexistenten Schopfungsordnung, vollzogen. /X15-17 (Ed. Suk. l13-15): In der zweiten Strophe des Hymnus wird Sach 12,1 zwar nicht wortlich aufgenommen, jedoch diirfte es auch hier gemeint sein. Nachdem die erste Strophe der Schopfung des Himmels gewidmet war, wird jetzt in Auslegung des zweiten in Sach 12,1 genannten Schopfungsaktes [f7.t:;\ ,t;;i'l (,,der die Erde gegriindet hat")] die Schopfung von Land und Meer geschildert: Wie in der vorhergehenden Strophe wird in einem ersten Satz das Schopfungswerk genannt, um dessentwillen Gott gepriesen werden soll: i1T1']WY tiiirn1m • '7.)' i'l:,ni:,::i fi~ i1T1~"1::J i1T1~ [.. . i1:lT13.',:::i [,,und du hast die Erde in deiner Kraft geschaffen, Meer und Urflut in deiner Erkenntnis gemacht"; IX15f, (Ed. Suk. l13f_)]. Das zu interpretierende Schopfungswerk wird somit abermals sehr weitraumig verstanden: Das fi~ von Sach 12,1 bezeichnet fur den Verfasser von 1QHa IX (Ed. Suk. I) alles, was unter dem Himmel ist, Wasser und Land. Durch das ti:,ni:,::i wird auf Jer 32,17 angespielt.
ilJ:l:;J fl-~iTT11::\l c:J:~t;i;:n11:;\
l')'T;1¥
;,r;,~ i1~iJ i11i1~ -~-,~ i1iJ~ i1:,~~iJ i¥'1r;i, ';,;,~;:r
Ach Gott, Herr, siehe du hast den Himmel und die Erde gemacht mit deiner Kraft und mit deinen ausgestreckten Armen. Wegen des Aufbaus des Schopfungshymnus lQHa IX6-22 (Ed. Suk. l4-20) wird der in Jer 32,17 genannte Himmel in lQHa IX15 (Ed. Suk. 91 Ahnlich Deutsch (Hidden Wisdom, 76f.): ,,lQH 1 thus uses the word ,mystery' to refer to the hidden order behind certain features of the created world." Merrill miichte C'1i an dieser Stelle als ,,hidden meanings" interpretierten (Predestination, 20). Er beriicksichtigt dabei jedoch nicht das parallel gebrauchte m:::i•m (,,Pfade"), was deutlich macht, daB C'1i hier jene Ordnung meint, nach der die Lichter sich verhalten. Zurn Motiv s. auch PsSal 18,10-12. 92 Der oben vorgeschlagenen Auslegung, daB in der zweiten Strophe des Schopfunghymnus die Schopfung des Himmels gepriesen wird, indem einzelne Teile und Wesenheiten der himmlischen Sp hare geschildert werden, widerspricht auch die N ennung von ,,verborgenen Schatzkammern [IXt4f. (Ed. Suk. 112£.)] nicht: ,,nn:m- appears several times in the 0. T. in the sense of ,stores' or ,treasuries'; the closest analogies are Ps. 33:7; 135:7 and Job 38:22, where the word is used to indicate the places where wind, snow, rain, etc. are stored up ... The concept is often found in the Late Jewish literature, e.g. 1 Eno. 11:1, 18:1, 41:4 ff., 60:12 ff., 69:23, 2 Esdr. 5:37,40, 6:40" (Holm-Nielsen, Hodayot, 22).
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113) nicht erwahnt. Das neutrale ilT1"iV:I.' aus dem Jeremiazitat wurde durch das gewichtigere ilT1~i::J ersetzt. 93 Sach 12,1 soll durch die Anspielung auf Jer 32,17 in einer Art AnalogieschluB interpretiert werden. Beide Belege funktionalisieren das Schopfungstheologumenon, um die Wirkmachtigkeit des Gottes Israels in der Geschichte Israels zu belegen. Dem entspricht es, daB in der letzten Strophe des Schopfungshymnus das schon vor der Schopfung von Gott festgelegte Handeln des Menschen thematisiert wird. Der zweite Vers dieser der Schopfung von Land und Meer gewidmeten Strophe riickt auch dieses Schopfungswerk in einen pradestinatianischen Kontext:
il]:l~i:si, ilti[:i]:m c::J iW~ ,,:,, il:,r,o,;,n::J ilm:i•:,il Cil"::JW[no,] [... [und] ihren [Pl]an hast du festgelegt in deiner Weisheist, und alles, was in ihnen ist, ste[ll]st du [auf] nach dei[nem] Willen [1X16f. (Ed. Suk. l14f_)J.J Das Suffix der 2. Pers. mask. pl. (Cil"::JiV[noi]) bezieht sich auf fi~, C"O" und mo,ilri. 94 Zwar bezeichnet il::JWnO in den Hodayot meistens menschliche Gedanken und Plane, oder die Plane Belials [s. z. B. Xll13f_ (Ed. Suk. IV 12£.)], jedoch ist es in 1QHa XXI8 (Ed. Suk. XVIII22) auch als Bezeichnung des praexistenten Plans von Sein und Welt belegt. In dieser Bedeutung wird das Wort auch in der Zwei-Geister-Lehre (1QS III1s; IV4) und 4QSap A verwendet (4Q417 2 112). Das Perfekt (ilm:i•:,il) zeigt, daB diese Ordnung von Gott in ferner Vergangenheit erstellt wurde, das durartive Imperfekt (iltl[:i]:,ri) verdeutlich, 95 daB Gott die einstmals erstellte Ordnung auch weiterhin erhalt. Ebenso wie die Erschaffung des Himmels wird die in Sach 12, 1 genannte Griindung der Erde von den Hodayot im Kontext einer praexistenten Schopfungsordnung interpretiert. N ach ihr wurden Land und Meere geschaffen, nach ihr muB sich alles, was in ihnen ist, verhalten. Von besonderem lnteresse ist, daB gesagt wird, Gott habe diese praexistente Schopfungsordnung in seiner Weisheit erstellt. Dies belegt, daB 93 Zur Anspielung vgl. auch Carmignac, Citations, 369. Horgan/Kobelski (Hodayot and New Testament Poetry, 190) nehmen an, daB statt auf Jer 32,17 auf Jer 10,12 angespielt wird, jedoch diirfteJer 32,17 lQH• IX15 (Ed. Suk. l13) sowohl vom Wortlaut als auch vom Inhalt her niiher stehen. 94 Zwar scheint • i;,n in den Hodayot Femininum zu sein [s. il::li • lilT1 lQHa Xl32f. (Ed. Suk. IIl31f.)], jedoch sind sowohl fi~ als auch •' maskulinen Geschlechts. 95 Das Verb r.:m (Pe'al) wird in den Targumin zur Wiedergabe von hebriiischem f'::lil und fJ1::> verwendet (Ps. 78,20; 107,36; zur Sache vgl. Levy, Chaldaisches Wiirterbuch, Bd. 2, 538; Kaddari, TKN, 220 und Merrill, Predestination, 21), was, ebenso wie der parallele Gebrauch beider Wurzeln (f::>T1 und p::>) in lQHa 1Xt6f. (Ed. Suk. lt4f.), zeigt, daB diese Verben in spiiter Zeit bedeutungsgleich sind.
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7. KAPITEL
Sach 12,1 bewufh auf die Vorstellung einer praexistenten weisheitlichen Schopfungsordnung hin interpretiert wird. /X17-22 (Ed. Suk. 115-20): In der letzten Strophe des Hymnus, die sich in Auslegung des 01~-mi-it' (,,der den Geist des Menschen geschaffen hat") aus Sach 12,1 mit der Schopfung des Menschen beschaftigt, tritt das Schopfungsmotiv gegeniiber dem Pradestinationsgedanken vollig in den Hintergrund. Selbst das sich aus Sach 12,1 herleitende mi';,[ c::JT1i0' i1T1~] n?J i'l1i1i1 t:1?13.' '0' ,,~, ,::m::::i T1'7l' iW~ o,~ [,,Du hast sie fiir den Geist des Menschen gegriindet, den du auf der Erde geschaffen hast, for alle Tage der Ewigkeit und alle Generationen der Ewigkeit"; lX17f. (Ed. Suk. l15f.)] diirfte, wie in der Auslegung von IX10 (Ed. Suk. Is) gezeigt wurde, von dem Verfasser der Hodayot pradestinatianisch verstanden worden sein. Dieser Satz wird im folgenden in vier Satze entfaltet, wobei lediglich zwei Verben verwendet werden, l?C und p~ (Hi.). l ?C beschreibt ,,unter Aufnahme alttestamentlicher Redeweise das .. . einteilende, vorherbestimmende Schopfungshandeln Gottes". 96 ,,l ?C .. . holds the idea of the apportionment of the allotments of the various objects of creation." 97 Auch p~ (Hi.) beschreibt in lQHa IX (Ed. Suk. I) dieses einteilende und vorherbestimmende Schopfungshandeln Gottes. Den beiden Verben werden haufig adverbiale Erganzungen zugeordnet, die die Art der Einteilung beschreiben: t:li1'lp~ [,,gemaB ihren Epochen"; 1QHa IX1s (Ed. Suk. 116)], c::Ji1'i1i ,,~::::i [,,in all ihren Generationen"; IX1s (Ed. Suk. 116)], i1i1 i1i? [,,von Generation zu Generation"; IX19 (Ed. Suk. 117)], n?J 'JW ,,~,, t:!?13.' i'l1i1i iCOO? [,,hinsichtlich der Zahl der Generationen der Ewigkeit" IX2of. (118f.)]. Weil i'l1i1i und t:l'lp in essenischen Texten die einzelnen Epochen der Geschichte bezeichnen, kann in lQHa IX1s-22 nicht nur ein ordnendes Einteilen der Schopfung gemeint sein. Das ordnende Schopfungshandeln Gottes bezieht sich vielmehr auf die Geschichte der Menschen und legt diese fest. Diese Interpretation wird durch die den Verben zugeordneten Objekte bestatigt: t:li1'~ii [,,ihre Wege"; IX19 (Ed. Suk. l17)] bezeichnet den Lebenswandel der Menschen, c::JT1i1::::lY [,,ihr Dienst"; IX1s (Ed. Suk. 116)] ihr Handeln, und ri,ipc t:li1'Y'lJ ,,~ CY t:101?W [,,Heimsuchung ihres Friedens zusammen mit all ihren Plagen"; IX2of. (Ed. Suk. I1sf.)] ihre eschatologischen (i1iipc) und gegenwartigen Note und Plagen (Y'lJ). 98 Wann Gott das Schicksal des Menschen vorherbestimmt hat, zeigt der letzte der vier 96 Von der Osten-Sacken, Gott und Belia!, 171. Zu dieser Verwendnung des Verbs s. auch lQHa V30 (Ed. Suk. XIIl13) und 4Q511 42}. Auch die Verwendung des Nomens ;.';,co (,,Abteilung") in lQS IVtsf. und lQHa XX26 (Ed. Suk. Xlli3) belegt diese Konnotation der Wurzel l ';,c. 97 Merrill, Predestination, 21 [vgl. z. B. auch XX26 (Ed. Suk. XIl23)]. 98 Zu ;,,ipc als Bezeichnung einer eschatologischen Bedrangnis s. o., 150. Zu Y'lJ als Bezeichnung der menschlichen Plagen und Krankheiten s. o., 150; vgl. auch Qimron Skin Diseases, 258.
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Satze: CJT1W1 CJit,::J cri,(i)Yri ;mi3[']-'i1 ;,~r,y, r,o~n:::i, [,,und in deiner Weisheit hast du ihre Best[i]mmung fes[t]gesetzt, bevor sie existierten" IX21f. (Ed. Suk. l19f_)]. Noch vor der Schopfung des Menschen wurde dieser hier als ;,,iyr, bezeichnete und das Schicksal der Menschen enthaltende Plan erstellt. Auch hier wird betont [vgl. IX9 (Ed. Suk. l7)], da6 diese praexistente Ordnung mit Hilfe von Gottes Weisheit erstellt wurde. Die beschriebene Ordnung, in der samtliche Handlungen der Menschen festgelegt wurden, diirfte daher fiir den Verfasser des Hymnus ebenso weisheitlichen Charakter haben wie die in IX9 (Ed. Suk. l7) gemeinte Schopfungsordnung, ja sogar mit ihr identisch sein. Der Gedanke von der praexistenten Ordnung der Welt, welcher in der Weisheit lediglich ethische Maximen und die Ordnung der Schopfung umfa6te, wird auf Schicksal und Geschichte des Menschen hin ausgeweitet. Ohne die Verbindung zur Weisheit zu sehen, bringt es Licht auf den Punkt: ,,He [sci!. der Autor des Liedes] does not merely contemplate in awe and admiration the beauty and might of creation; it teaches him a lesson. The tremendous forces of nature move in preordained paths-and so does man." 99 Die letzten beiden Satze des Hymnus ziehen die folgerichtige Konsequenz aus dem Gesagten: Alles entsteht nach Gottes Willen, nichts wird ohne ihn getan [IX22 (Ed. Suk. lzo)]. Welt und Geschichte unterliegen Gottes Willen, er hat schon vor der Schopfung festgelegt, was get an wird, alles ist vorherbestimmt. Die beiden Satze ahneln 1QHa IX10 (Ed. Suk. Is). Die Einleitung des Hymnus wird wieder aufgenommen. Mit dieser Inklusion kommt der Hymnus zu seinem Ende. Der zu Beginn fast schon thetisch ausgefiihrte Pradestinationsgedanke wurde durch den anschlie6enden Hymnus in Auslegung von Sach 12,1 bestatigt. Der Schopfungspsalm 1QH 1 [scil. Ed. Stegemann IX] preist Gott in seiner Unverganglichkeit und Weisheit (darauf weisen auch die fragmentarischen Aussagen in den Zeilen 1-6 hin), als den, der alles zu seiner Ehre und nach seinem Wohlgefallen geschaffen und dabei alles festgelegt hat. Diese Bestimmung reicht von der Festlegung der Bahnen der Gestirne bis hin zur Zahl der Abfolge der Menschengeschlechter, von Gottes Heimsuchung mit Heil und Schlagen bis hin zur Bestimmung der Taten des einzelnen Menschen. 100
Wahrend in dem in 1QHa IX6ff. (Ed. Suk. l4££_) ausgelegten Text, Sach 12,1, die Schopfungsthematik lediglich Gottes Macht, seine Prophezeiungen zu erfiillen, aufzeigen sollte, versteht der Text des ya~ad Gottes Schopfungshandeln im wesentlichen als das Festlegen einer Schopfungsund Geschichtsordnung, nach der sich die ganze Schopfung verhalt. Mit dieser aus der Weisheit stammenden und ins Pradestinatianische erweiter99 lOO
Doctrine, 5: vgl. z. B. auch Ringgren, Faith of Qumran, 56£. Lichtenberger, Menschenbild, 165.
222
7. KAPITEL
ten Vorstellung wird der prophetische Gedanke, daB Gott die Macht hat, seine Prophezeiungen zu erfiillen, weil er der Schopfer ist, zu der Aussage, daB Gott weiB, was kommen wird, da er es schon vor der Schopfung f estgelegt hat. /X23-X4 (Ed. Suk. I21-II2): Der zweite Abschnitt des Liedes lQHa IX (Ed. Suk. I) ist durch ein das Ende der vorhergehenden Zeile 22 (Ed. Suk. 20) umfassendes vacat deutlich als eigene Einheit gekennzeichnetes ist das einzige vacat diesen Umfangs in lQHa IX (Ed. Suk.). Schon in der Gliederung wurde gezeigt, daB dieser zweite Teil des Liedes in drei Einheiten zerfallt: Auf eine Niedrigkeitsdoxologie [IX23-29 (Ed. Suk. I21-27)] folgen ein Schopfungshymnus [IX29-33 (Ed. Suk. I27-3t)] und eine Lehrrede [IX33-~ (Ed. Suk. I31-II2)J. Nun konnte das groBe vacat zu der Vermutung AnlaB geben, daB, obwohl eine fiir die Hodayot typische Liederoffnung fehlt, mit der Zeile 23 (Ed. Suk. 21) ein neues Lied beginnt. Dem widerspricht jedoch das n~m•:io •m1,• n,~ [,,Dies alles erkannte ich von deiner Einsicht her"; IX23 (Ed. Suk. I21)]. bezieht sich auf den lnhalt des gerade beendeten Schopfungshymnus. 101 Es soll gesagt werden, daB der Beter 102 die Schopfung und Geschichte zugrundeliegende praexistente Ordnung nur aus der Einsicht Gottes heraus erkennen konnte. 103 Der folgenden ~-~-Satz zeigt, wie dies zu verstehen ist: ,,denn du hast mir das Ohr geoffnet fiir wunderbare Geheimnisse." Es handelt sich um eine aus 4QSap A bekannte Formel (s. o., 58), die dort eine teilweise Offenbarung der in diesem Text mit i1"i1l i i bezeichneten praexistenten Ordnung des Seins umschreibt. lnteressanterweise wird in 1QHa eine auch anderenorts als Bezeichnung dieser Ordnung verwandte ii-KonstruktusVerbindung zur Benennung des Offenbarten gebraucht, 'ii (s. o., 99). Die Wendung diirfte auch hier die dem Menschen verborgene und im vorhergehenden Schopfungshymnus gepriesene praexistente Ordnung von Sein und Geschichte bezeichnen. 104
n,~
~,c
Vgl. u. a. Lichtenberger, Menschenbild, 75 und H.-W. Kuhn, Enderwartung, 160. Merrill mochte in dem ,,Ich" den Lehrer der Gerechtigkeit erkennen (Predestination, 34). Dagegen spricht, daB sich in dem ganzen Lied keine Schilderungen individuellen Erlebens finden und daB Vokabeln wie beispielsweise i17l [IX23 (Ed. Suk. 121)] nach den wortstatistischen U ntersuchungen von Jeremias (Lehrer, 172f.) gerade nicht fur die Lehrer-, sondern fiir die Gemeindelieder typisch sind. Es durfte sich bei dem ,,Ich" um die Person des jeweiligen Beters des Liedes handeln. 103 Der Genitiv ist possessiv gebraucht, Gott ist nicht Gegenstand der Einsicht, sondern ihr ,,Eigentumer". Zur Sache vgl. Morawe (Aufbau und Abgrenzung, 82: ,,Einsicht in die Schopfung erlangt der Beter nicht durch eigene Erkenntnis, sondern durch gottliche Offenbarung. Er offnet ihm die Ohren fur die Geheimnisse der Schopfungsordnung.") und Holm-Nielsen [Hodayot, 24: ,,The introductory clause, ,I know', occurs several times in the Hodayot, e.g. 3:20; 4:30; 11:6; 14:12 [sci!. Ed. Stegemann XI21; XIl31; XIX9; Vl23]. It does not represent knowledge or understanding of an ordinary human kind, but one arrived at through divine revelation ..."]. 104 Vgl. Jurgen Becker, Heil Gottes, 138. lOl 102
DIE H6DAY6T
223
/X23-29 (Ed. Suk. l21-27): Der Abschnitt ist durch ein -lneinander von Aussagen iiber die Siindhaftigkeit und Niedrigkeit des Menschen und die GroBe und Herrlichkeit des Schopfergottes gepragt, was ihn als Niedrigkeitsdoxologie kennzeichnet. 105 Er beginnt mit einer langen Kette von Aussagen iiber die menschliche Unzulanglichkeit, Siindhaftigkeit und Verganglichkeit [IX23-25 (Ed. Suk. l21-23)]. Die darin gebrauchten Ausdriicke beziehen sich zum Teil auf die Schopfung des Menschen: Cl'Oi1 ';,:Jl01 iOni1 i:::l' [,,ein Gebilde aus Lehm und ein mit Wasser Geknetetes"; IX23 (Ed. Suk. l21)]. 106 Im Kontext des vorangegangenen Schopfungshymnus, der die Pradestination allen Seins schilderte, kann dies nur so verstanden werden, daB Siindhaftigkeit und Niedrigkeit des Menschen als Teil der Schopfungsordnung von Gott schon vor der Schopfung f estgelegt wurden. Die Niedrigkeitsaussagen sollen die GroB e, Herrlichkeit und Gerechtigkeit des im vorhergehenden gepriesenen Schopfergottes hervorheben. Dies zeigt sich besonders deutlich in den Entsprechungen zwischen dem erhaltenen Text von lQHa IX6f. (Ed. Suk. 4f.) und IX23-25 (Ed. Suk. l12-23): Gott ist eine Zisterne der [ ... ] ( ... i11j'O), der Mensch eine Versammlung der Schande {i11ilti1 ,io), Gott ist eine Quelle der Kraft ([i1i1J:jli1 f'lt01), der Mensch eine Quelle der Unreinheit (i1,:li1 i1j'01). Dem entspricht es, daB auf die Schilderung der Niedrigkeit und Siindhaftigkeit des Menschen erneut ein Preis des Schopfergottes folgt [IX2s-27 (Ed. Suk. li3-2s)]: ':liV i£:lOO M1£:l1j'M1 n:i:i ':::li' ';,,~';, pi~i riin::::i i1~':i£:l';, i'1i'n ';,1~i1 i1~':i£:l';,o ii,lt:l ~';,, iirio:i ~,';,, CJi1',ltio ';,,~::::i c';,13,7
Das Ganze wurde vor dir eingeschlagen mit dem MeiBel der Erinnerung fiir alle Epochen der Ewigkeit und die Wendepunkte der Jahre der Ewigkeit mit all ihren festgelegten (Fest)zeiten, und sie sind nicht verborgen oder werden vermiBt vor dir. ';,i~i1 dient in der alttestamentlichen und friihjiidischen Literatur analog dem griechischen tn "'":!ID ',i:,oi wurde getilgt, da man es als Tautologie empfand. 4: 4QDa liest i!OiY statt [il]OiYl Es handelt sich um eine Harmonisierung der Asyndese. 6: In 4QDa ist das ,:in s:,~',o ',:, ":::J TV~ ":m',::::i nicht erhalten geblieben, jedoch zeigt die Rekonstruktion von Wacholder/Abegg (Preliminary Edition, Fasc. 1, 5), daB in dieser Handschrift fiir die Wendung keinesfalls genug Platz vorhanden ist, es diirfte sich um eine spatere Glosse handeln, deren in der Genizah-Handschrift A erhaltener Text wiederum korrupt ist: Statt ',:, ":::J ist ',:,:ii oder ',:,i::::i zu konjizieren (vgl. Qimron, Text of CDC, 13). 7: Der Text ist an dieser Stelle in 4QDa zwar nicht erhalten, jedoch legt die Rekonstruktion von Wacholder/Abegg (Preliminary Edi ti61 H. Stegemann, Essener, 166. Zur Sache vgl. u. a. auch ders., Gesetzeskorpus, 417f. und Milik, Ten Years, 59. Die friihen Versuche von Butler (Chronological Sequence, 534-536: CD datiert vor 1QS, da sich keine Zitate aus 1QS in CD linden) und Rabinowitz (Sequence, 177: CD ist spat zu datieren, da es von einer enttiiuschten Naherwartung zeugt), die Damaskusschrift an Hand einer relativen Chronologie der einzelnen in Hohle 1 gefundenen Handschriften zu datieren, diirfen dem gegeniiber als gescheitert gelten.
DIE DAMASKUSSCHRIFf
8:
9:
10: 11:
12: 13:
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63
245
on, Fasc. 1, 5) fiir die Handschrift zwischen 107 und •::, ein vacat nahe. c::i,o: Der Text ist korrupt. K. G. Kuhn konjiziert c::i,po, was guten Sinn ergibt (Konkordanz, 189; vgl. Ph. R. Davies, Damascus Covenant, 237; ahnlich auch schon Ginzberg, Eine unbekannte ji.idische Sekte, MGWJ 55, 675 und Schechter, Zadokite Work, 65). c::ioir, ,ir '0: Der Text der Genizahhandschrift A ist hier korrupt, in anderen Abschriften ist der Beleg nicht erhalten. Statt des c::iom ,, '0 schlagt Lohse vor, c::iom ,, ,~iiV'O ZU lesen (Texte aus Qumran, 68), was gut zu dem vorhergehenden fi~il fo pafk Ginzberg (Eine unbekannte ji.idische Sekte, MGWJ 55,675) emendiert dagegen c::iom ,,,o, was verlockend ware, da es die wenigsten Veranderungen im Text mit sich brachte, jedoch nicht zu dem unten aufgezeigten Bedeutungsspektrum von i•~c';, iT10'1 pafh (s. u., 261). Callaway mochte keinen beschadigten Text annehmen, sondern versteht c::iom ,, '0 als Abki.irzung: ,, ... II, 9 preserves an abbreviated gloss that can be restored on the basis of the structurally and thematically related passage XX, 13-14: umiyyom he'asep yoreh hayya~ih 'ad tom kol 'anse hammil~amah." 62 Zwar ist Callaway zuzustimmen, daB in lQS Vlll13 mit ~il~1il ebenso eine Abki.irzung verwendet worden sein konnte (= c:J'il17~il ~1il; s. aber 4QSe T10~il) wie in CD XIX1 (:::l:::l = :im::, iiV~:::l oder ahnliches), 63 jedoch handelt es sich an den beiden Stellen um ein einzelnes Wort oder eine kurze vom Kontext her leicht identifizierbare Wendung und nicht um einen ganzen Satz. Gegen Callaway spricht ferner, daB in 4QDa, nach der Ausgabe von Wacholder/ Abegg zu urteilen, nicht genug Platz fi.ir den laut ihm der Abki.irzung zugrundeliegenden Satz vorhanden ist, wahrend ein ?t•n!V'O dort sehr wohl gestanden haben konnte (vgl. Wacholder/ Abegg, Preliminary Edition, Fasc. 1, 9). iV1iC1: Der Text ist korrupt, mit 4QDa ist hier iV1iC:J zu lesen. Bei '1il und r,ssmi handelt es sich um Abschreibfehler, Qimron konjiziert zu recht "'1il und m•mi (Text of CDC, 13 ). c:J!V •~•ip: 4QDa liest c::i•~~ip. Bei der Lesart der Genizah-Handschrift A handelt es sich um eine Harmonisierung mit CD IV4. i'T1il: Qimron konjiziert zu recht i'T11il (Text of CDC, 13 ), in der Genizah-Handschrift fiel das waw durch Schreibfehler aus. in•tvo: Mit Yadin (Notes, 158) ist hier •n•tvo zu lesen (zur Sache s. u., 265). c:Jil'mow ,ow tviic:i, r,o~: 4QDa liest [c::iil]'mow iV1iC:J [mo~], Qimron schlagt iV1iC:J ir,o~ vor (Text of CDC, 13; so auch schon M 1'.AD TO MAM, 268. So a. a. 0., 264; vgl. auch Driver,
Abbreviations, 89.
246
8. KAPITEL
Yadin, Notes, 158 und Schechter, Zadokite Work, 65 Anm. 3). Bei Cli1'T110tz.' 10tz.' handelt es sich um eine Diplographie, das waw von mo~ wurde falschlich zu tz.'1i0::l gezogen. 8.4 Der ursprungliche Text ,:,i,::1 c:,m.- ;i'n~, l"l'i::l -~::1 ';,:, ,,~ 1310w ;,r,311 r,31, ::li1~ ,~ [t:l'~]t:in ,,,::1w ';,1:,01 t:l'31tz.'i ;,o:,n ::l'::m i1"tz.'1m ,,:ic, mn,,o ::11i1 1031 t:l'C~ 7i~ 1i11l"litz.'' c;, r,31,1 i10i31 ;,';,1,1 ;,on, i1i1::11, n,:,, 31tz.'C '::ltz.' ,31::1 ic:,';, l"l'i'~tz.' f'~';, pn '::1317'101 7i, 'iiO ';,31 31,, ,,o,:i t:lit:i::11 c';,131 c,po t:li1::l ,~ in::l ~, ,:, ,o, i1t:i'';,c, f i~i1 fO 1':lC l"l~ il"l0'1 c,po T11i1, l"l~ ::1317'1'1 Cli1'tz.'310 l"l~ ';,:,';, Cli1'lP tz.'1i0::l iE:)001 ,0310 ':ltz.' r,~ 31,,, com ,31 c,~itz.')'0 c';,131 ':ltz.' ';,:,';, Cli1'lp::l ~1::l' i10 ,31 T11'i1:l1 Cl'o,,31 "1i1 ~,o,, fi~, i1t:l''E:) i'T11i1 f310, Cl'~'iP ,, Cl'pi1 c';,1:,::11 ~1,n, ,w,p nii 'n'wo ,,::1 c31,,,,, CJ31ii0 ';,::1r, ':lo i131l"li1 ~:iw itz.'~ r,~, t:Ji1'mow tz.'1iC::l mo~
2 3
4 5 6 7
8 9
10 11 12 13
8.5 Obersetzung (2) Und nun hort auf mich, alle, die ihr in den Bund eingetreten seid, und ich will euch eurer Ohr auftun um der Wege der (3) Frevler und aller Pfade der Siin[der] willen. Gott liebt Erkenntnis, Weisheit und Einsicht hat er vor sich aufgerichtet, (4) Klugheit und Erkenntnis sind es, die ihm dienen. Langmut ist bei ihm und zahlreiche Vergebungen, (5) um zu entsiihnen jene, die umgekehrt sind vom Frevel. Aber Kraft und Macht und groBer Zorn (6) (stehen) gegen jene, die vom Weg abfallen, und das Gebot verabscheuen-fiir sie gibt es keinen Rest (7) und (kein) Entronnenes, denn Gott hat sie nicht erwahlt von der Urzeit der Ewigkeit her, und bevor er sie schuf, kannte er (8) ihre Werke. Under verabscheute die Generationen von Urzeiten her und verbarg sein Angesicht vor dem Land, (9) vor I(srael), bis zu ihrem Ende. 64 Under hat erkannt die Jahre (ihres) Bestehens und (ihre) Zahl im Verzeichnis ihrer Epochen, 65 fiir alle (10) entstehenden (Dinge) der Ewigkei64 65
Zur Obersetzung vgl. Ph. R. Davies, Damascus Covenant, 73.237. Zur Obersetzung s. Schiffman, Halakhah, 65f.
DIE DAMASKUSSCHRIFT
247
ten und for alle werdenden (Dinge) der Ewigkeit, was kommen wird in ihren E pochen fiir alle Jahre der E wigkei t. (11) Aber unter ihnen hat er sich Berufene aufgerichtet, auf daB er das Entronnene for das Land vermehre, und die (12) Oberflache des Landes von ihrem Samen erfiille. Und er lief~ sie durch die Gesalbten seines heiligen Geistes und die Seher (13) seiner Wahrheit das Verzeichnis ihrer Namen erkennen; aber wen er haBte, fiihrte er in die lrre. 8.6 Gliederung
Bevor der Text gegliedert werden kann, ist die Frage zu klaren, inwieweit die auBeren Gliederungsmerkmale (vacat) der einzelnen Handschriften der Damaskusschrift zu diesem Zweck herangezogen werden konnen. Die folgende Tabelle soil den Befund zusammenfassen. 66
66 Es werden nur jene Belege beriicksichtigt, in denen das vacat zweifelsfrei in den Handschriften aus Qurnran belegt ist. 1st fur cine Handschrift kein Befund angegeben, bedeutet dies, daB sic an dieser Stelle nicht erhalten ist. Findet sich ein vacat in den GenizahHandschriften nicht, in einer Qurnran-Handschrift aber wohl, wird das Wort angegeben, auf das es in den Qurnran-Handschriften folgt. Soweit der Text der Qurnran-Handschriften in den Genizah-Handschriften nicht belegt ist, werden diese nur aufgefiihrt, wenn ein vacat zweifelsfrei in mehreren Handschriften belegt ist. Die Angaben iiber das vacat wurden aus Wacholder/Abegg, Preliminary Edition Fasc. 1, 1-59 entnommen.
N
.j:,,.
00
I1 II1 V191_ VI2 Vl 4 VI 7 VII21 XVn XVI2 XVI 7 XVIn XVIH XVI15 IXs IX10 IX23 X2
X.
X10 X12 Xl4 XI6 XI10 XI11 XI12 Xln Xl14 XI16 XI1, XII6 XIII 7 XIVs XIV1s
CD vac vac vac vac vac (nach i'liC1n1) vac vac vac vac vac kein vac vac vac vac kein vac vac vac vac kein vac vac vac vac vac vac vac vac vac vac vac vac vac vac vac
4QD• kein vac kein vac
kein vac 6 110 kein vac kein vac
4QDc vac
4QD 0
4QD0
4QD•
4QD 1
4QDg
4QD"
SQD
6QD
vac kein vac vac (nach pp1no) vac
II5 vac Cl17W vac Cli'l'M1l71:lW:l1 kein vac vacM1:lili'l vac vac
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vac17 vac?
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