Wassergesetz vom 7. April 1913: Mit Einleitung, Erläuterungen und Sachregister [Reprint 2014 ed.] 9783111657639, 9783111273372


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German Pages 520 [552] Year 1913

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Abkürzungen
Einleitung
Erster Abschnitt. Wasserläufe
Erster Titel . Begriff und Arten der Wasserläufe
Zweiter Titel. Eigentumsverhältnisse bei den Wasserläufen
Dritter Titel. Benutzung der Wasserläufe
Vierter Titel. Unterhaltung der Wasserläufe und Ihrer Ufer
Fünfter Titel. Ausbau der Wasserläufe und ihrer Ufer
Sechster Titel. Beteiligung des Staates und der Provinzen an dem Ausbau der Wasserläufe zweiter Ordnung
Siebenter Titel. Wasserbücher
Zweiter Abschnitt. Gewässer, die nicht zu den Wasserläufen gehören
Dritter Abschnitt. Wassergenossenschaften
Vierter Abschnitt. Verhütung von Hochwassergefahr
Fünfter Abschnitt. Zwangsrechte
Sechster Abschnitt. Wasserpolizeibehörden
Siebenter Abschnitt. Schauämter
Achter Abschnitt. Wasserbeiräte
Neunter Abschnitt. Landeswasseramt
Zehnter Abschnitt. Strasbestimmungen
Elfter Abschnitt. Übergangs- und Schlußbestimungen
Anlage: Die Wasserläufe erster Ordnun
Sachregister
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Wassergesetz vom 7. April 1913: Mit Einleitung, Erläuterungen und Sachregister [Reprint 2014 ed.]
 9783111657639, 9783111273372

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X D u l f f und

i^ctolb

Hinter dem Sachregister befindet sich ein ausführliches Verzeichnis der

Guttentagschen S a m m lu n g

Deutscher Reichs­ und Preußischer Gesetze — Textausgaben mit Anmerkungen; Taschenformat —

die a l l e w i c h t i g e r e n Gesetze i n u n b e d i n g t z u v e r ­ lässigem Abdruck und mit m ustergü ltige r E r ­ läuterung wiedergibt.

Gut t e nt ags c he S a m m l u n g Nr. 52 Preutzischer Gesetze Nr. 52 Textausgaben mit Anmerkungen

Massevgesetz vom 7. April 1913 M it Einleitung, Erläuterungen und Sachregister bearbeitet von

Georg Wulff und Dr. Ferdinand Herold Rechtsanwalt in Dortmund

Rechtsanwalt in Recklinghausen

B e r lin 1913. I . G uttentag, V erlagsbuchhandlung, G. m. b. H.

Rotzberg'sche BuchdruSerei in Leipzig

Vorwort. Die vorliegende Textausgabe des preußischen Wasser­ gesetzes verfolgt den Zweck, sowohl dem praktischen Juristen wie dem Laien das Eindringen in die einzelnen Gesetzes­ bestimmungen zu erleichtern und die Absicht, welche den Gesetzgeber bei den einzelnen Bestimmungen geleitet hat, wo sie nicht absolut klar zutage liegt, auseinanderzusetzen und zu begründen. Z u diesem Zweck ist naturgem äß in weitem Umfang auf die B egründung des Gesetzentwurfes sowie auf die Kommissionsberatungen des Abgeordneten­ hauses und des Herrenhauses zurückgegriffen. Auch sind die stenographischen Berichte über die Plenarberatungen in beiden Häusern des Landtages zur E rläuterung m it heran-gezogen, ohne daß auf eine Kritik, dort, wo sie uns notwendig erschien, verzichtet worden wäre. I n Fällen, in welchen die neueren außerpreußischen Wassergesetze, insbesondere das bayrische, sächsische, Württembergische und badische Wassergesetz, ähnliche Bestimmungen wie das preußische Gesetz enthalten, ist zur Erläuterung auch auf jene Gesetze und ihre Begründung zurückgegriffen worden. Bei den Bestimmungen über den Hochwasserschutz sind auch die M a­ terialien des Gesetzes vom 16. August 1905 herangezogen. S ow eit die seitherige Judikatur über wasserrechtliche Fragen auch in Zukunft noch B edeutung behält, w as ganz besonders für die Bestimmungen über die Wassergenossen-

6

Vorwort.

schäften, Deichverbände und den Hochwasserschutz der F all sein wird, ist auch auf sie Rücksicht genommen. Es sind aber n u r die wichtigeren Entscheidungen aufgeführt. Die Bestimmungen über die Verleihung, die Ausgleichung, die Wasserbücher und die Gewässer, die nicht zu den Wasser­ läufen gehören, sind von R e c h ts a n w a l t W u lf f , die B e­ stimmungen über die V erhütung von Hochwassergefahr von R e c h ts a n w a l t D r. H e ro ld bearbeitet. I m übrigen ist die B earbeitung der vorliegenden Ausgabe von uns gemein­ schaftlich erfolgt. Die A usarbeitung des Sachregisters hat in dankens­ w erter Weise Herr Assessor Hilger in Neheim übernommen. Die gemäß § 401 von den zuständigen M inistern zu er­ lassenden Aussührungsvorschristen sind noch nicht erschienen.*) D o r tm u n d und R e c k lin g h a u s e n , im April 1913.

Wulfs.

Herold.

*) Dieselben können nach ihrem Erscheinen den Bestellern dieses Buches aus Wunsch vom Verlag nachgeliefert werden.

Inhaltsverzeichnis. ------------------------------------------------------ Seite E i n l e i t u n g .........................................................................................

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E rster A b sch n itt. W a s s e r lä u fe (§§ 1— 1 9 5 ) .................. 16 Erster Titel. Begriff und Arten der Wasserläufe (88 1— 6) 16 Zweiter Titel. Eigentumsverhältnisse bei den Wasserläufen (§§ 7— 1 8 ) ....................................................................... 30 Dritter Titel. Benutzung der Wasserläufe (§§ 19— 112) 52 I. Allgemeine Vorschriften (§§ 19— 2 4 ) ....................... 52 II. Gemeingebrauch (§§ 25— 3 9 ) .................................... 69 III. Benutzung durch den Eigentümer (§§ 40— 45) . 83 IV. Verleihung (§§ 46— 8 6 ) ............................................. 93 V. Ausgleichung (§§ 87— 90) 156 VI. Stauanlagen (§§ 91— 1 1 2 ) ..............................................161 1. Allgemeine Vorschriften (§§ 91— 105). . . . 161 2. Talsperren (§§ 106— 1 1 2 ) ......................................... 185 Vierter Titel. Unterhaltung der Wasserläufe und ihrer Ufer (§§ 113— 1 5 1 ) ........................................................... 190 Fünfter Titel. Ausbau der Wasserläufe und ihrer Ufer (§§ .152— 1 7 5 ) ................................................................. 233 Sechster Titel. Beteiligung des S taates und der Provinzen an dem Ausbau der Wasserläufe zweiter Ordnung (§§ 176— 1 8 1 ) ................................................................. 254 Siebenter Titel. Wasserbücher (§§ 182— 195) . . . . 257 Z w e it e r A b schn itt. G e w ä s se r , d ie nicht zu d en W a ss e r ­ lä u f e n g e h ö r e n (§§ 196— 2 0 5 ) ......................................

279

D r it t e r A b schn itt. W a ss e r g e n o s se n s c h a fte n (§§ 206 bis 2 8 3 ) ................................................................................... 299 Erster Titel. Allgemeine Vorschriften (§§ 206— 237) . 299 Zweiter Titel. Genossenschaften mit Zulässigkeit des Beitrittszwanges (§§ 238— 2 4 4 ) .............................. 320 Dritter Titel. Zwangsgeuosseuschaften (§§ 245— 247) . 327

8

Inhaltsverzeichnis.

Seile Vierter Titel. Verfahren zur Bildung von Genossen­ schaften (§8 248—2 7 4 ) .......................................... 331 Fünfter Titel. Änderung der Satzung (§§ 275—277) . 343 Sechster Titel. Auflösung und Liquidation von Genossen­ schaften (88 278—2 8 2 ) .......................................... 344 Siebenter Titel. Genossenschaften, die vor dem Inkraft­ treten dieses Gesetzes begründet sind (8 283) . . 345 V i e r te r A bschnitt. V e r h ü tu n g v o n H o c h w a sserg e fah r (88 284—3 2 9 ) .................................................................... 347 Erster Titel. Polizeiliche Beschränkungen im Hochwasser­ abflußgebiete von Wasserläufen (8 284) . . . . 347 Zweiter Titel. Freihaltung des Überschwemmungs­ gebiets von Wasserläufen (88 285—290) . . . . 352 D ritter Titel. Seedeiche an der Ostsee (8 291). . . . 360 Vierter Titel. Beseitigung von Hindernissen des Hoch­ wasserabflusses (88 292—2 9 3 ) .............................. 361 Fünfter Titel. Deichverbände (§§ 294—3 1 8 )................. 364 Sechster Titel. Deiche, die zu keinem Deichverbande ge­ hören (88 319—3 2 2 ) .............................................. 381 Siebenter Titel. Besondere Vorschriften für die P ro ­ vinzen Hannover und Schleswig-Holstein (§8 323 bis 3 2 9 ) ........................................................................ 384 F ü n f t e r A bschnitt. Z w a n g s re c h te (88 330—341) . . 391 Sechster A bschnitt. W a s s e rp o liz e ib e h ö rd e n (88 342 bis 3 5 5 ) ............................................................................ 410 S i e b e n t e r A bschnitt. S c h a u ä m te r (88 356—366) . . 423 A chter A bschnitt. W a s s e rb e irä te (88 367—369) . . . 431 N e u n te r A bschnitt. L a u d e s w a s s e ra m t (§§ 370—373) 434 Z e h n te r A bschnitt. S tr a f b e s tim m u n g e n (88 374—378) 436 E lf te r A bschnitt. Ü b e rg a n g s - u n d S c h lu ß b e s tim ­ m u n g e n (88 379—4 0 1 ) .............................................. 441 A n l a g e: Die Wasserläufe erster O rd n u n g .............................. 472 S a c h r e g i s t e r .....................................................................................497

Literaturverzeichnis. A r n i m - S c h la g e n t h i n - N a s s e n h e id e , Der preußische Wasser­ gesetzentwurf von 1907. Berlin 1909. v. B i t t e r , Handwörterbuch der preußischen Verwaltung. 2. Aufl. B o r n , D as Wasserpolizeirecht. Berlin 1905. v. B ra u ch itsch , Preußische Verwaltungsgesetze. IV. Band. Berlin 1906. v. B ü l o w - F a s t e n a u , Gesetz, betr. die Bildung von Wasser­ genossenschaften, vom 1. April 1879. 2. Aufl. D e r n b u r g , Lehrbuch des preußischen Privatrechts. 5. Aufl. D ö h l, Die Wassergesetzgebung des preußischen Staates. Branden­ burg 1870. Eg e r , D as Gesetz über die Enteignung von Grundeigentum. 3. Aufl. Entwurf eines preußischen Wassergesetzes von 1893. Entwurf eines preußischen Wassergesetzes von 1906 nebst B e­ gründung. E y m a n n , D as Wassergesetzfür das Königreich Bayern vom 23. März 1907. Bd. I u. II. 1908. F ra n k , Gesetze, betr. Wasserrecht und Wasserpolizei im preußi­ schen Staate. Breslau 1888. F r ie d r ic h s , D as Zuständigkeitsgesetz vom 1. August 1883. G o ttsch a lk , D as preußische Wassergesetz auf Grund der B e­ schlüsse des Abgeordnetenhauses und der Bergbau im. „Glück­ auf", 1913 Nr. 3, 13 u. 14. G r e if s , Die preußischen Gesetze über Landeskultur und land­ wirtschaftliche Polizei. Breslau 1866. G ru ch o t, Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts. H a h n , Die preußische Gesetzgebung über Borflut, die Ent- und Bewässerungen und das Deichwesen. 2. Aufl. Breslau 1886. H a v e n ste in , Das Fischereirecht der Mark Brandenburg. Ber­ lin 1903. H e r d e r s Staatslexikon. 4. Ausl.

10

Literaturverzeichnis.

H e rm e s und F e c h n e r, Gesetz zur Verhütung von Hochwasser­ gefahr vom 16. August 1905. Heymann 1906. K a y s e r - S t e i n i g e r , Gewerbeordnung. 3. Aufl. K le tk e , Das Deichwesen des preußischen Staates. 1867. K lo e ß , Die allgemeinen Sachen, Luft und Wasser nach geltendem Rechte. 1907. K lo e ß , Das deutsche Wasserrecht und das Wasserrecht der Bundes­ staaten des Deutschen Reichs. 1908. K lo s te r m a n n -F ü rs t, Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten. 6. Aufl. K o e h n , Der Entwurf eines preußischen Wassergesetzes von 1906, Gutachten, Sonderabdruck aus dem Zentralblatt für Wasser­ bau und Wasserwirtschaft. K o ffk a, Kommentar zum Gesetz über die Enteignung von Grund­ eigentum. 1905. L a n d m a n n , Kommentar zur Gewerbeordnung. 6. Aufl. 1911/12. L e tte , Die Gesetzgebung über Benutzung der Privatflüsse zur Bewässerung von Grundstücken. Berlin 1850. N i e b e r d i n g - F r a n k , Wasserrecht und W asserpolizei im preußi­ schen S ta a te . 2. A ufl. 1889.

N ie d e r, Wasserrecht für Württemberg. 1902. N o b ilin g , Die preußischen Landeskulturgesetze. Textausgabe. Münster i. W. 1901. O p p e n h o fs , Die Gesetze über die Ressortverhältnisse zwischen den Gerichten und den Verwaltungsbehörden in Preußen. 2. Aufl. R e g e r, Kommentar zur Gewerbeordnung. 4. Aufl. 1905/08. R ie m a n n , D as Wasserrecht der Provinz Schlesien. Breslau 1907. R o s in , D as Recht der öffentlichen Genossenschaft. Freiburg i. B. 1886. S ch elch er, Wassergesetz für das Königreich Sachsen vom 12. März 1909. Bd. I u. II. 1909/10. S c h e n k el, Das badische Wasserrecht. 2. Aufl. 1902. S e e li g , Fischerei und einschlagendes Wasserrecht, betr. Entschei­ dungen höherer deutscher Gerichtshöfe, insbesondere des Reichsgerichts. S e u s f e r t , Archiv. S t a u d i n g e r , Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch und Ein­ führungsgesetz. 5./6. Aufl.

Abkürzungen.

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S t i e r - S o m l o , Kommentar zum Gesetz über die allgemeine Landes Verwaltung. 1902.

V ossen , Das preußische Quellenschutzgesetz vom 14. Mai 1908. W e s th o ff, Bergbau und Grundbesitz nach preußischem Recht. 1906. W e s th o ff, Gutachten über den Entwurf eines preußischen Wasser­ gesetzes hinsichtlich seiner Beziehung zum rheinisch-westfälischen Bergbau. 1908. W e s th o f f- S c h lü te r , Allgem eines Berggesetz für die preußischen Staaten. 2. Aufl. W in d sc h e id -K ip p , Lehrbuch des Pandektenrechts. 9. Aufl. W u lf f , Der dritte Entwurf eines preußischen Wassergesetzes und der Bergbau, im „Glückauf", 1912 Nr. 9 u. 10.

Abkürzungen. (Zitierweise nach dem Deutschen Iuristentag.)

Ent. = Entwurf eines Wassergesetzes von 1911. B. --- Begründung zum Entwurf des Wassergesetzes von 1911 (Drucksache Nr. 9 B des Hauses der Abgeordneten 21. Legisl.-Per. V. Sess.). K B.A. = Bericht der 13. Kommission des Abgeordneten­ hauses über den Entwurf eines Wassergesetzes (Drucksache Nr. 611 A). L. II ----- Zweite Lesung des Abgeordnetenhauses. L. III = Tritte Lesung des Abgeordnetenhauses. KB.H. -= Bericht der 11. Kommission des Herrenhauses zum Entwurf eines Wassergesetzes (Drucksache Nr. 209 A it. B Sess. 1912/13). LH. = Zweite Lesung des Herrenhauses. D J Z . - Deutsche Juristenzeitung. Enteign G. ----- Gesetz über die Enteignung von Grundeigentum vom 1. J u n i 1874. FischereiG. — Fischereigesetz für den preußischen S ta at vom 30. M ai 1871.

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Abkürzungen.

GewArch. = Gewerbearchiv. GewO . = Gewerbeordnung. GruchotsBeitr. = Gruchot, Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts. KrOrd. = Kreisordnung. LGemOrd. = Landgemeindeordnung. L B G . = Gesetz über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. J u li 1883. M B l. = Ministerialblatt für dieinnere Verwaltung. P olG . = Polizeigesetz, Gesetz vom 11.März 1850 über die Polizeiverwaltung. P rA G .Z B G . — Preußisches Ausführungsgesetz über die Zw angs­ versteigerung und die Zwangsverwaltung vom 23. Septem ber 1899. RG . = Entscheidungen des Reichsgerichts. S tG B . = Reichsstrafgesetzbuch. SeussA. — Seufferts Archiv. Staud.Kom . = Staudinger, Kommentar zum Bürgerlichen Ge­ setzbuch und Einsührungsgesetz. StädtOrd. Städteordnung. ZustG. ^ Gesetz über die Zuständigkeit der Verwaltungs­ und Verwaltungsgerichtsbehörden vom 1. August 1883. Z V G. - Gesetz über die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung in der Fassung vom 20. M ai 1898.

Einleitung. Die letzte zusammenfassende Regelung des Wasserrechts gab in P reußen das allgemeine Landrecht vom Ja h re 1794. Die fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung verlangte aber bald den geänderten Verhältnissen angepaßte Neuregelungen. Diesem Umstand verdankt vor allem das Gesetz wegen des Wasserstaues bei M ühlen und Verschaffung von V orflut vom 15. November 1811 seine Entstehung. Die Ende der zwanziger Ja h re des 19. Jah rh u n d erts auf Anregung mehrerer Provinziallandtage in Angriff ge­ nommene umfassendere Regelung des Wasserrechts scheiterte an der Uneinigkeit der verschiedenen Provinzialstände. Dieser Anregung verdankten aber das Gesetz vom 28. F eb ru ar 1843 über die Benutzung der Privatflüsse und das Gesetz vom 28. J a n u a r 1848 über das Deichwesen ihre Entstehung. Die sonstigen vorher und später ergangenen Gesetze hatten nur den Zweck, teils das provinzielle Recht fortzuentwickeln, teils die allgemeinen Rechtsnormen der bestehenden Gesetze auf die ihrem Geltungsbereiche nicht unterw orfenen später erworbener: Landesteile m it den nötigen Änderungen aus­ zudehnen, teils endlich jene Gesetze zu ergänzen oder m it­ einander in Übereinstimmung zu bringe::. I n den siebziger Ja h re n regte sich dann wieder, zum Teil hervorgerufen durch den zersplitterten Nechtszustand in den neuen Provinzen, der Wunsch nach einer einheitlichen Rege­ lung des gesamten Wasserrechts. Aber m an rechnete damals noch m it einer reichsgesetzlichen Regelung dieser M aterie

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Einleitung.

und es lernt nur zu einer einheitlichen Regelung des Rechts der Wassergenossenschaften durch das Gesetz vom 1. April 1879. Als die E rw artungen bezüglich der Regelung des Wasserrechts durch das Bürgerliche Gesetzbuch nicht erfüllt wurden, tra t von den verschiedensten S eiten im m er dringen­ der der Wunsch nach einer Reform der Wassergesetzgebung hervor. Es wurde deshalb eine Ministerialkommission m it der Ausarbeitung eines Wassergesetzentwurfes beauftragt. Diese beendete im Ja h re 1893 ihre Arbeiten und übergab m it allerhöchster Zustimmung den ersten E ntw urf zu einem Wassergesetz der Öffentlichkeit. Dieser erfuhr eine sehr ein­ gehende aber nicht günstige Beurteilung. Die Regierung ließ deswegen den Entw urf durch Kommissare des landw irt­ schaftlichen M inisteriums und des M inisteriums der öffent­ lichen Arbeiten um arbeiten unter V erwertung des reich­ haltigen und umfangreichen M aterials, das die Kritik ge­ bracht hatte. Diese Umarbeitung begann im Ja h re 1896 und wurde erst im Ja h re 1907 beendet. D as Ergebnis wurde in einem z w e ite n E ntw urf niedergelegt, der nicht ver­ öffentlicht, aber den staatlichen Behörden sowie den Ver­ treten: aller interessierten Kreise zur Begutachtung vorgelegt wurde. D as hierdurch neuerdings gewonnene M aterial wurde wiederum von Kommissaren der vorher genannten Ministerien der Landwirtschaft und der öffentlichen Arbeiten zu einem d r i t t e n E ntw urf um gearbeitet, der im Ja h re 1909 fertiggestellt wurde. Dieser w ar dann Gegenstand der B e­ ratung von Kommissaren aller beteiligten Ministerien, deren Ergebnis ein v i e r t e r E ntw urf w ar, der Anfang 1912 dem Abgeordnetenhause unterbreitet wurde (Drucksache 9B). D as Abgeordnetenhaus nahm die erste Lesung am 19. und 20. F ebruar 1912 vor (Verhandlung des Hauses der Abgeordneten 21. Legisl. V. Session 1912 S . 1230— 1317)

und überw ies den E ntw urf zur weiteren B eratung einer Kommission von 28 M itgliedern. Diese begann ihre erste Lesung am 27. F ebruar 1912 und führte sie in 40 Sitzungen zu Ende. Die zweite Lesung der Kommission begann am 10. S eptem ber 1912 und erforderte weitere 16 Sitzungen (Drucksachen Nr. 611A, 611B, 606B, 611C). Die zweite Lesung des Abgeordnetenhauses fand vom 13. bis 16. No­ vember 1912 statt (V erhandlung des Hauses der Abgeordneten 21. Legisl. V. Session 1912/1913 S . 7949— 8343). Die dritte Lesung wurde am 5. und 6. Dezember 1912 vorgenom­ men (Verhandlung des Hauses der Abgeordneten 21. Legisl. V. Session 1912/1913 S . 8504— 8644). Die in der Sitzung vom 8. J u li 1912 gewählte Kom­ mission des H e r r e n h a u s e s beriet dann bis zum 24. J a n u a r 1913 den Entw urf in 6 Sitzungen und 2 Lesungen durch (Drucksache Nr. 209A des Herrenhauses, Session 1912/1913). I n den Sitzungen vom 3. und 4. J a n u a r erledigte das Herren­ haus die B eratung des E ntw urfs, der dann m it den vom H errenhaus beschlossenen Änderungen vom Abgeordneten­ hause en bloc angenommen wurde. D as Gesetz ist am 7. April 1913 von S r. Majestät dem König sanktioniert und alsdann in Nr. 14 der Preußischen Gesetzsammlung von 1913 (S eite 5 3 ff.) publiziert. Die Vorschriften der §§ 1, 2, 4 bis 6 und die §§ 152 bis 175, 383, soweit es sich um den A usbau von Wasser­ läufen erster Ordnung handelt, sind m it dem Tage der Ver­ kündung, dem 2 2. A p r i l 1 9 1 3 , in Kraft getreten. I m übrigen wirb der Zeitpunkt des In k rafttreten s des Gesetzes durch Königliche Verordnung bestimmt.

Erster Abschnitt.

Wasserläufe. Erster T it el .

Begriff und Arten der Wasserläufe?) § 1 . (l) W asserläufe2) sind die Gewässer, die in n a tü r­ lichen oder künstlichen B e tte n 2) beständig oder zeitw eilig oberirdisch abfließen,*) einschließlich ih rer oberirdischen Q u e lle n 6) und der S e e n 6) — Teiche, W eiher u n d ähnlicher W asseransam m lungen?) — , a u s denen sie abfließen, sowie ih rer e tw a unterirdisch verlaufenden Strecken6) (natürliche, künstliche W asserläufe)?) ( 2 ) Grundstücke, die zur Fischzucht oder Fischhaltung oder zu sonstigen Z w ecken") m it Wasser bespannt w erden und m it einem W asserlaufe n u r dadurch in V erbindung stehen, daß sie m ittels künstlicher V orrichtungen a u s dem W asser­ laufe gefüllt oder in einen solchen abgelassen w erden, gelten nicht als W asserläufe. (3) G rä b e n " ) gelten als W asserläufe n u r insow eit, als sie der SBorflut12) der Grundstücke verschiedener E ig en tü m er dienen, © een,6) a u s denen n u r künstliche W asserläufe ab­ fließen, gelten nicht als W asserläufe, sow eit nicht die Wasser­ laufsverzeichnisse e tw as anderes bestim m en. T riebw erks­ kanäle — M ühlg rab en und dergleichen — und B ew ässerungs­ k a n ä le " ) gelten, soweit sie als W asserläufe anzusehen sind, im Z w eifel als künstliche W asserläufe.

(4) Ein natürlicher Wasserlauf gilt als solcher auch nach einer künstlichen Veränderung.") Ent. 8 1; B . 6 ff., 47 ff.; KB.A. 2 ff.; L. II 7953 ff.; L. III 8527 ff.; KB.H. 2 ff.; L.H. 992 ff.

J) A llg e m e in e s . Unter G e w ä s se r versteht man einen bestimmten begrenzten Teil der Erdoberfläche, welcher entweder von Natur oder infolge künstlicher Vorkehrungen mit Wasser be­ deckt ist. M an unterscheidet fließende und stehende (geschlossene) Gewässer. Ihrer Natur nach sind „Gewässer" also „mit Wasser bedeckte Grundstücke" (KB.A. 8). S ie unterliegen daher grundsätzlich den bestehenden Vorschriften des B G B . über die Grundstücke, soweit nicht im vorliegenden Gesetz Abweichendes bestimmt ist. Die Zuständigkeit der Landesgesetzgebung zur Regelung aller in das Wasserrecht einschlagenden Rechtsverhältnisse beruht auf Art. 65 und 124 E G .B G B . Nach diesen Bestimmungen bleiben die landes­ gesetzlichen Vorschriften unberührt, welche dem Wasserrecht an­ gehören, mit Einschluß des Mühlenrechts, des Flößrechts und des Flößereirechts, sowie der Vorschriften zur Beförderung der B e­ wässerung und Entwässerung der Grundstücke, über Anlandungen, entstehende In seln und verlassene Flußbetten; ferner auch die­ jenigen landesgesetzlichen Vorschriften, welche das Eigentum an Grundstücken zugunsten der Nachbarn noch anderen als den im B G B . bestimmten Beschränkungen unterwerfen. Auf diesen Bestim­ mungen beruhen daher die von der Reichsgesetzgebung abweichen­ den und sie ergänzenden Bestimmungen dieses Gesetzes. D as Gesetz teilt die Gewässer ein: a) in „Wasserläufe" (Abschn. I); b) in „Gewässer, welche nicht zu den Wasserläufen gehören" (Abschn. II). D as Meer und der Meeresstrand gehören nicht zu den Ge­ wässern im S in ne dieses Gesetzes. S ie unterliegen daher auch nicht seinen Vorschriften, vielmehr bleiben für sie die bestehenden Vor­ schriften des geltenden Rechts unberührt. B ei denjenigen Wasser­ läufen, welche in das M eer einmünden, ist in dem dem Gesetz beigegebenen Verzeichnis der Wasserläufe I. Ordnung eine tunSB u l f f , Wassergesetz.

2

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1. Abschn.

Wasserläufe.

lichst scharfe Trennung nach der Richtung erfolgt, wo der Wasser­ lauf aufhört und das Meer beginnt (vgl. Begr. 7 ff. u. 47; KB.A. II S . 3 ff.). 2) „Begriff des Wafserlaufs". Hierzu gehört a) ein natür­ liches oder künstliches Bett, b) ein beständiger oder zeitweiliger oberirdischer Abfluß. Oberirdischer Z u f lu ß ist nicht erforderlich. 3) „Bett" d. i. das durch „Sohle" und die „Ufer" begrenzte Gerinne, über Uferlinie siehe § 12 (Nieberding-Frank § 18; Eymann 1 195; Reuß, Wassergesetz 26; Nieder 20; P rO V G . 11 233). 4) „Beständig oder zeitweilig oberirdisch abfließen". B egriffs­ merkmal des Wasserlaufs ist also: oberirdischer Abfluß, welcher dauernd oder doch in gewissen Zwischenräumen stattfindet. Vor­ übergehendes Austrocknen während eines Teiles des Jahres, in Zeiten besonderer Trockenheit oder auch aus anderen Gründen nimmt die Eigenschaft als Wasserlauf nicht. Ebenso gibt aber auch ein einmaliger Abfluß, etwa bei ungewöhnlichen Natur­ ereignissen, z. B . Durchbruch der Däm me eines geschlossenen Ge­ wässers, diesem Abfluß nicht die Eigenschaft als Wasserlauf. Wasser­ lauf ist auch ein zur Abführung von Hochwasser ständig dienender, sonst aber trocken liegender Umfluter (Begr. 47 ff.). „Abfließen" ist nicht gleichbedeutend mit „ablassen". „Ab­ fließen" bedeutet den natürlichen selbständigen Ablauf ohne Zutun von Menschen und künstlichen Vorrichtungen. 5) „Oberirdische Quellen" d. i. dasjenige Wasser, welches „aus unterirdischen, natürlichen Wasseransammlungen an einer bestimmten S telle des Bodens nicht bloß vorübergehend an die Erdoberfläche tritt" (s. auch RG. 16 231). D as hervortretende Wasser muß sofort einen in einem Bette ständig fließenden Ab­ lauf haben. Unerheblich ist, ob das Hervortreten an die Erdober­ fläche auf natürlichem Wege oder infolge künstlicher Nachhilfe (Bohrungen) erfolgt (vgl. KB.A. II S . 7; Nieder 43; Ey mann 1 275 ff.). Ein Gewässer, das nur zeitweilig, z. B. infolge außergewöhn­ licher Niederschläge, aus dem Erdboden hervortritt und nach einiger Zeit wieder versiegt, ist keine Quelle.

1. Tit.

Begriff und A rten der Wasserläufe.

§ 1.

19

Z w eifelhaft kann sein, wo die „Q uelle" liegt, w enn, wie z. B . im Erzbergbau, die erschrotenen Q uellen erst innerhalb des S to llen s oft w eitere Strecken durchfließen, um erst nach D urchlaufen solcher größerer Strecken an dem Stollenm undloch an die Erdoberfläche zu treten. M a n kann zw eifelhaft sein, ob das im S to llen in ge­ regeltem Laufe abfließende Wasser als die unterirdisch verlaufende Strecke eines W asserlaufes zu behandeln ist, oder ob m an beim Z u ­ tag etreten an die Erdoberfläche von einer „Q uelle" sprechen kann. I n der P len arv erh andlung des Abgeordnetenhauses ist diese F rage erö rtert und dahin wohl zutreffend beantw ortet, daß die Quelle eines d erartigen erschrotenen Gewässers an dein Stollenm undloch liege, und das bis dahin im Stollenw asserlauf ähnlich geflossene Wasser als unterirdisches Gewässer zu behandeln sei. Diese A uf­ fassung ist auch von dem R egierungsvertreter als zutreffend bezeich­ n et (L. I I I S . 8530 ff.). 6) „ S e e n " sind größere oberirdische W asseransam m lungen, die durch N aturvorgänge entstanden sind. Ein S ee gehört, und zw ar in seiner ganzen A usdehnung, zu den W asserläufen, w enn er einen sichtbaren, n a t ü r l i c h e n Abfluß hat. I s t der Wasser­ abfluß jedoch kein natürlicher, sondern ein künstlich hergestellter, z. B- es w erden au s dem S ee künstliche B ew ässerungsgräben abgeleitet, so gehört er nicht zu den Wasserläusen (§ 1 Abs. 3 S a h 2), sondern u nterliegt den Bestim m ungen der §§ 196 ff. D as gleiche gilt von S een , die n u r auf künstlichem Wege a b ­ g e la s s e n werden können. Sichtbarer Zufluß ist aber nicht er­ forderlich, um dem S ee den Charakter eines W asserlaufs zu geben (B egr. 48; KB. 6; E ym ann 1 183, 267; Schenkel 170; Nieder 24). 7) „Teiche, W eiher und ähnliche W asseransam m lungen". W eiher und Teiche fallen u n ter den B egriff „ S ee". S ie u n te r­ scheiden sich von diesen durch eine geringere A usdehnung und sind in der Regel künstlich hergestellt, doch ist letzteres kein B egriffs­ merkmal. Auch sie müssen oberirdischen Ablauf haben. I m übrigen gilt das von den S een Gesagte (K B.A . I I S . 47; Ey m ann 1 268; Schenkel 172).

20

1. Abschn.

Wasserläufe.

8) „Unterirdisch verlaufende Strecken". Teilweise unter­ irdisches Fließen eines Wasserlaufs, sei dies von Natur oder künst­ lich bewirkt, ändert nichts am Gesamtcharakter eines Gewässers. Es genügt, daß mindestens eine Strecke oberirdisch fließt. Gänz­ lich unterirdisch verlaufende Wassergerinne sind nicht Wasser­ läufe, sondern unterliegen den Bestimmungen der §§ 196 ff. „Haffe" sind Teile der Mündungen der sich durch sie in das Meer ergießenden Wasserläufe. S ie unterliegen den Rechtsverhält­ nissen des Hauptwasserlaufs, zu dem sie gehören (Begr. 49; RG. v. 3. 7. 95 und 23. 5. 08, OTr. 38 112; 71 223; StriethArch. 71 239; abw.: OTr. 25 396). „Häfen". Praktisch werden dieselben nur bei Wasserläufen I. und II. Ordnung in Frage kommen. Ih re rechtliche Natur ist zweifelhaft und Tatfrage. J e nach der Art des Aus- oder Ein­ baues in den Wasserlauf ist zu unterscheiden, ob der Hafen ein Teil des Wasserlaufs ist oder zu den nicht zu den Wasserläufen gehörigen Gewässern gehört. Ist der Hafen in das Flußbett hinein­ gebaut oder durch Ausbau der Ufer oder Erweiterung des S trom ­ bettes (Rheinhäfen bei Cöln) entstanden, so ist er ein Teil des Wasserlaufs und den gleichen gesetzlichen Vorschriften unterworfen. Ein Hafen jedoch, der mit einem Wasserlauf durch einen kürzeren oder längeren Stichkanal erst verbunden ist, ist nicht Bestandteil des Wasserlaufs und unterliegt den Vorschriften der §§ 196 ff. (s. auch Anm. zu § 40). 9) „Natürliche" Wasserläufe sind solche Gewässer, welche sich in durch die Natur geschaffenen Betten fortbewegen. Eine künst­ liche Regulierung des natürlichen B ettes ändert an der Natur des Wasserlaufs als eines natürlichen nichts (vgl. auch Abs. 4). „Künstliche" Wasserläufe sind durch Vornahme künstlicher An­ lagen geschaffene Wasserwege. „Wasserleitungen", d. H. die zur Fortleitung von Wasser von einem Ort zürn anderen künstlich hergestellter:, meistens geschlos­ senen Anlagen gehören nicht zu den künstlichen Wasserläufen, fallen also überhaupt nicht unter den Begriff der Wasser­ läufe.

1.

Tit.

Begriff und Arten der Wasferläufe.

§ 1.

21

10) Es handelt sich um zeitweilig für besondere Zwecke mit Wasser bedeckte Grundstücke, z. B. Fischteiche oder zur Gewinnung von Eis im Winter unter Wasser gesetzte Flächen. Haben solche Grundstücke einen beständigen Ablauf, so gehören sie zu den künst­ lichen Wasserläufen. Nicht hierher gehören die durch künstliche Erweiterungen eines Flußbettes zeitweilig mit Wasser bedeckten Grundstücke. Diese unterliegen vielmehr dem Rechte des natür­ lichen Wasserlaufs, aus dem sie entstanden sind. n ) „ Gräben" sind künstlich angelegte Wassergerinne, wodurch das Wasser seinen ordentlichen oder gewöhnlichen Ablauf hat (ALR. I 18 § 100); sie sind unbedeutende, in einem künstlichen Gerinne abfließende Gewässer (Begr. 49). Nur solche Gräben, welche, sei es von vornherein bei ihrer Anlage, sei es durch die tatsächlichen Verhältnisse, im Laufe der Zeit dazu bestimmt sind, das Wasser der oberliegenden Grundstücke aufzunehmen, gehören zu den Wasserläufen. 12) „Vorflut" ist der durch die Bodenverhältnisse, sei es durch die Natur oder von Menschenhand geschaffene naturgemäße Ab­ lauf des Wassers (vgl. Eymann 1 286; Schenkel 29 u. 211). I n der Kommission des Abgeordnetenhauses sind von den Vertretern der Staatsregierung folgende Definitionen über den Begriff der Vorflut gegeben: „Unter Vorflut tut allgemeinen ist zu verstehen die Möglichkeit des ungehinderten Ablaufs des auf der Erdober­ fläche befindlichen Wassers nach dem natürlichen Gefälle." Bei Wasserläufen soll unter Vorflut verstanden werden, „die durch einen normalen Zustand von B ett und Ufer gegebene Möglichkeit des ungehinderten Wasserablaufs im Wasserlauf. B ei der Ent­ scheidung, welches der normale Zustand von B ett und User ist, darf auf unvordenkliche Zeiten nicht zurückgegriffen werden" (K B.A. 61). 13) „Triebwerkskanäle und Bewässerungskanäle" sind künstlich geschaffene Anlagen. S ie müssen zur Fortleitung von „Wasser" dienen. Sind sie in das Verzeichnis der Wasferläufe I. oder II. Ordnung eingetragen, so gehören sie zu den Wasserläufen, sonst gelten sie als „Gräben" (s. Anm. 10).

22

1. Abschn.

Wasserläufe.

Nicht hierher gehören z. B. städtische K analisationen, da sie nicht zur F o rtfü h ru n g von Wasser, sondern von anderen S to ffen (Fäkalien) dienen. Die V erm engung oder B eim engung von Wasser än d ert d aran nichts. Z u r D efinition der M ühl- und Triebwerkskanäle ist seitens der R egierung bei der B eratu n g im A bgeordnetenhaus folgende Erklärung abgegeben: „M it der F rag e, ob M ühlgräben und ähnliche von einem Flusse oder Bache sich abzweigende Triebwerks- oder Bewässe­ rungskanäle nach der zurzeit geltenden Gesetzgebung, insbesondere also nach dem Privatflußgesetz v. 28. Febr. 43, als natürliche oder künstliche Wasserläufe anzusehen seien, habe sich das O berverw altungsgericht wiederholt zu beschäftigen gehabt. D abei habe es ausgesprochen, daß derartige M ühlgräben, selbst w enn sie in früherer Z eit künstlich hergestellt sein sollten, doch der erforder­ lichen Selbständigkeit entbehrten, um sie im Rechtssinne als Gräber: erach ten zu können. T a sie aus dem H au p tflu sse ih re W asser e m p ­ fingen und es diesem unterhalb der M ühle wieder zuführten, könnten sie vielm ehr rechtlich n u r als Teile dieses Flusses, m it dem sie u n tren n b ar verbunden seien, angesehen werden und u n te r­ ständen daher auch den für Flüsse und nicht den für G räben gel­ tender: Vorschriften. Von derselben Auffassung sei auch das Reichs­ gericht ausgegangen. £ b die Rechtsprechung nach In k rafttre te r: des Wassergesetzes von: S tandpunkte der darin enthaltene:: Vorschriften zu einem anderen Ergebnisse gelangen werde, sei zurr: mindester: zweifel­ haft. W enn zum Beweise dafür, daß M ühlgräben keine Wasser­ läufe im S in n e des Gesetzes seien, in der Diskussion darauf hin­ gewiesen w orden sei, daß nach § 1 Abs. 3 des E ntw urfes Gräber: nu r insoweit Wasserläufe in: S in n e des Gesetzes seien, als sie der Vor­ flut der Grundstücke verschiedener E igentüm er dienten, so sei eber: die V orfrage, ob es sich hier überhaupt um einer: G raben und nicht vielm ehr, wie das Oberverw altungsgericht annehm e, um einen untrennbarer: Bestandteil des Hauptflusses handle. Aber auch abgesehen vor: dieser Frage komme doch in Betracht, daß die

1. Tit.

B egriff und A rten der Wasserläufe.

§ 1.

23

M ühlgräben zum großen Teil, zum al in ihrem U nterlaufe, zu­ gleich der B orflut der anliegenden Grundstücke dienten und ferner, daß sich vielfach infolge des hohen A lters solcher Anlagen gar nicht m ehr m it Sicherheit feststellen lasse, ob es sich um einen künstlichen Wasserlauf oder um einen natürlichen S eiten arm des Flusses und somit ü b erh au p t nicht um einen G raben handle. D as w eiter geäußerte Bedenken, daß derartige Triebwerkskanäle, w enn sie nicht als künstliche Wasserläufe angesehen w ürden, nach den V or­ schriften des E n tw u rfs im Widerspruch zu dem natürlichen Rechts­ gefühl regelm äßig von den A nliegern w ürden u nterhalten w erden müssen, treffe insofern nicht zu, als nach § 109 Nr. 3 des E n tw urfes (§ 115 des Gesetzes) die U nterhaltung bei natürlichen W asserläufen I I I . O rdnung, die hier hauptsächlich in Betracht kämen, dem Eigen­ tüm er, sofern dieser zu erm itteln sei, obliege, und als ferner nach § 116 Abs. 1 Nr. 2 (§ 126 des Gesetzes) die auf Observanz be­ ruhenden U nterhaltungsverpflichtungen ausdrücklich aufrechterhal­ ten w orden seien. Zumeist sei der Mühlenbesitzer aber entw eder E igentüm er des M ühlgrabens oder doch observanzgemäß zu seiner U nterhaltung verpflichtet." V on einem anderen R egierungsvertreter w urde folgendes er­ klärt: „Eine allgem eine Bestim m ung, welche alle in Betracht kommenden Verhältnisse treffe, sei auch schwer zu finden. I n ­ soweit ein M ühlgraben der V orflut verschiedener E igentüm er diene, gehöre er nach § 1 Abs. 3 zu den W asserläufen und müsse auch als Wasserlaus behandelt werden. Ob ein M ühlgraben künst­ lich angelegt oder ein natürlicher Wasserlauf sei, werde sich bei einem hohen A lter des betreffenden M ühlgrabens allerdings häufig schwer nachweisen lassen." D er Berichterstatter führt in seinem Schlußw ort noch folgendes a u s: „Eine besondere Bestim m ung wegen der M ühlgräben werde sich schwer form ulieren lassen, sei auch nach den A usführungen des letzten R egierungsvertreters nicht notw endig. Gegenüber dem ersten N egierungsvertreter sei jedoch festzustellen, daß die bis­ herige Rechtsprechung, wonach ein M ühlgraben als Bestandteil des W asserlaufs anzusehen sei, nach dem W ortlaut der §§ 1 u. 2

24

1. Abschn.

Wasserläufe.

des Gesetzes sowie den hierzu getroffenen Feststellungen in Z u ­ kunft nicht aufrechterhalten w erden könne, da es danach nicht m ehr d arau f ankomme, ob der M ühlgraben B estandteil eines Wasser­ lau fs sei, sondern lediglich darauf, ob er der V orflut verschiedener E igentüm er diene. Diese Beschränkung gelte aber n u r bezüglich der künstlich angelegten M ühlgräben, da die zu M ühlgräben au s­ gestalteten natürlichen Wasserläufe dam it nicht aufhörten, zu den natürlichen W asserläufen zu gehören. W as das E rfordernis des § 1 Abs. 3 anlange, daß der G raben der V orflut der Grundstücke verschiedener E igentüm er dienen müsse, so sei diese Voraussetzung n u r insoweit gegeben, als der G raben für sich allein der V orflut verschiedener d aran angrenzender Grundstücke diene. D er Um­ stand, daß oberhalb des G rabens liegende Grundstücke in den W asserlauf abwässern und diese Abwässer auch durch den M ühl­ g raben hindurchgehen, erfülle daher die Voraussetzungen des § 1 Abs. 3 nicht" (K B.A . 313 ff. zu § 183 des E ntw urfs). 14) Die künstliche V eränderung eines n a t ü r l i c h e n Wasser­ lau fs nim m t demselben nicht den Charakter eines solchen. F ü r die W asserläufe I. O rdnung ist die Bestim m ung ohne B edeutung, da für sie lediglich das gesetzliche Verzeichnis m aßgebend ist und dieses eine T eilung in natürliche und künstliche Wasserläufe vor­ nim m t. D as N ähere s. bei § 2. Die Abzweigung eines M ühl­ grabens von einem natürlichen Wasserlauf ist keine künstliche Ver­ änderung des W asserlaufs im S in n e des § 1 Abs. 4. E r ist viel­ m ehr ein selbständiger künstlicher W asserlauf, welcher neben dem natürlichen W asserlauf, von welchem er abzweigt, unabhängig zu beurteilen ist (K B.A . I I S . 9. S . dazu jedoch Anm. 13). V on B edeutung ist die Bestim m ung hauptsächlich bei Wasser­ läufen I I I . O rdnung. R egulierung des W asserlaufs, V er­ besserungen oder Herstellung einer künstlichen S ohle ändern an der N atu r des W asserlaufs nichts. N ur m uß er als Wasser­ lauf bestehen bleiben, z. B. also nicht durch Einbeziehung in ein künstlich angelegtes neues B e tt beseitigt w erden. Dadurch w ürde ein neuer selbständiger „künstlicher W asserlauf" entstehen (B egr. 50). .

1. Tit. Begriff und Arten der Wasserläufe. 8 2.

25

§ Ä .1) (1) I m S in n e dieses Gesetzes find:2) 1. Wasserläufe erster O rdnung: die in dem anliegenden Verzeichnis un ter I aufgeführten Strecken natürlicher und die dort un ter I I bezeichneten Strecken künstlicher Wasserläufe; 2. Wasserläufe zweiter O rdnung: die Strecken natürlicher und künstlicher Wasserläufe, die in dem nach § 4 auf­ zustellenden Verzeichnis eingetragen sind; 3. Wasserläufe dritter O rdnung: alle anderen Strecken natürlicher und künstlicher Wasserläufe. (2 ) Natürliche Wasserläufe, die sich von einem natürlichen Wasserlauf abzweigen und wieder m it ihm vereinigen (Neben­ arm e),2) sowie M ündungsarm e^) eines natürlichen Wasser­ laufs sind der Ordnung zuzuzählen, welcher der H auptwasserlauf an der Abzweigungsstelle angehört, wenn sich nicht aus der Anlage ein anderes ergibt oder nach § 3 Abs. 1 oder § 45) ein anderes bestimmt wird. Ent. § 2; B. 7 ff., 50 ff.; KB.A. 9 ff.; L. II 7954; L. III 8531; KB.H. 2, 74 ff.; L.H. 994. x) Die Einteilung der Wasserläufe in drei verschiedene Ord­ nungen ist eine rein äußerliche, ohne daß sie sachliche Merkmale für die einzelnen Kategorien gibt. T ie Wasserläufe I. Ordnung entsprechen im wesentlichen den früher „öffentliche Flüsse" genannten Wasserläufen, während die Wasserläufe II. und III. Ordnung im wesentlichen den früheren Privatflüssen entsprechen. 2) Wasserläufe I. Ordnung sind die durch einen besonderen Akt der Gesetzgebung als solche bezeichneten Wasserläufe. Dieses Verzeichnis gilt als Teil des Gesetzes. I n ihm sind die natür­ lichen von den künstlichen Wasserläufen getrennt aufgeführt, unter I die natürlichen Wasserläuse, imter II die künstlichen Wasser­ läufe. B ei den Wasserläufen 1. Ordnung, welche in's M eer münden,

26

1. Abschn.

Wasserläufe.

ist die Grenze zwischen Wasserlauf und Meer in dem Verzeichnis mit möglichster Genauigkeit angegeben. Die Wasserläufe II. Ordnung werden als solche durch einen verwaltungsrechtlichen Akt festgestellt und gleichfalls in einem Ver­ zeichnis zusammengestellt (vgl. § 4). Jeder Wasserlauf gehört der Ordnung, welcher er zugeteilt ist, in allen seinen Teilen, Ausbuchtungen usw. so lange an, bis er gemäß § 3 oder § 6 einer anderen Ordnung unterstellt wird. Ob ein Wasserlauf III. Ordnung zu den natürlichen oder künstlichen Wasserläufen gehört, ist Tatfrage und von Fall zu Fall festzustellen. Bezüglich Triebwerks- und Bewässerungskanäle s. § 1 Anm. 13. 3) „Nebenarme" sind n a tü r lic h e Abzweigungen eines Wasser­ laufs, die ihren Zufluß aus dem Hauptlaufe erhalten und ihr Wasser in diesen wieder zurückführen. Die Wiedervereinigung mit dem Hauptlauf ist Begriffsmerkmal. Künstlich angelegte Ab­ zweigungen sind nicht Nebenarme und gehören nicht ohne weiteres zur Ordnung des Hauptwasserlaufs (Begr. 55; K B.A. II S . 12; Eymann 1 180). 4) „Mündungsarme" sind solche n a tü r lic h e Abzweigungen, welche sich mit dein Hauptwasserlaus nicht wieder vereinigen, sei es, daß sie sich in ein anderes Gewässer oder direkt in das Meer ergießen. 5) D. H., wenn ein solcher Neben- oder Mündungsarm durch Oberpräsidialvervrdnung oder durch Gesetz einer anderen Ordnung zugewiesen ist.

§ 3 . 1) (l) Das Verzeichnis der Wasserläufe erster Ord­ nung kann nur durch Gesetz geändert werden. (2) Wird infolge einer solchen Änderung3) jemand in der Ausübung eines Rechtes am Wajserlaufe beeinträchtigt oder ein Grundstück beschädigt,3) so ist dem Benachteiligten Ent­ schädigung vom Staate zu gewähren. Über die Entschädi­ gung beschließt im Streitfälle der Bezirksausschuß.4) Ter

1. Z it

Begriff und Arten der Wasserläufe. § 3.

27

Beschluß kann binnen drei Monaten nach der Zustellung im Rechtsweg angefochten werden. Auf die Entschädigung ist der Borteil5) anzurechnen, der dem Benachteiligten aus der Versetzung des Wasserlaufs in eine andere Ordnung erwächst, soweit dieser Vorteil nicht bereits nach § 11 Satz 3 oder § 131 Satz 2 angerechnet worden ist. Ent. § 3; B . 57 ff.; KB.A. 11 ff.; L. II 7954, 8340; L. III 8531, 8640; K B . H. 2, 74 ff.; L.H. 994.

*) Die im § 3 vorgesehene Ä nderung und die sich darau s er­ gebende Entschädigungspflicht bezieht sich ausschließlich auf Wasser­ läufe I. O rdnung. 2) „E iner solchen Ä nderung", d. H. durch die Versetzung eines W asserlaufs I. O rdnung in einer: solchen II. oder III. O rdnung, oder durch Versetzung eines W asserlaufs II. oder III. O rdnung in einen solchen I. Ordnung. 3) Durch die Versetzung eines W asserlaufs in eine andere O rdnung tonnen w ohlerw orbene Rechte D ritter, nicht n u r der Anlieger, sondern auch der durch V erleihung oder E nteignung oder auch dinglich Berechtigten, beeinträchtigt werden (vgl. §§ 46 und 396). 4) T ie Festsetzung der Entschädigung unterliegt der freie:: V ereinbarung der B eteiligten m it dem V ertreter des S ta a te s (Regierungskom m issar). Eine F orm für die V ereinbarung ist nicht vorgeschrieben. Erst in: S treitfälle entscheidet der Bezirks­ ausschuß, ähnlich wie bei der Enteignung. 5) „V orteile", z. B. durch den W egfall der U nterhaltungs­ pflicht, die dem E igentüm er eines W asserlaufs II. und III. O rd­ n ung bisher oblag, w enn der W asserlauf in die I. O rdnung ver­ setzt wird und dadurch nach § 115 die U nterhaltung dem S ta a te zufällt. 6) Nach § 45 ist ferner für die dem E igentüm er entzogene oder beeinträchtigte Möglichkeit, den Wasserlauf in einer der im § 40 Abs. 2 bezeichneten A rten zu benutzen, Schadenersatz zu leisten. D as N ähere s. An m. zu § 45.

§ 4 . (i) D a s V erzeichnis der W asserläufe zw eiter O rd­ n u n g stellt der O berpräsident — fü r die Hohenzollernschen L ande der R eg ieru n g sp räsid en t — auf. (2 ) I n dieses Verzeichnis sind die nicht zur ersten O rd­ n u n g gehörenden Strecken natürlicher und künstlicher Wasser­ läufe aufzunehm en, die fü r die W asserwirtschaft von größerer B e d eu tu n g sind. D a b ei sind die natürlichen von den künst­ lichen W asserläufen g e tre n n t aufzuführen. Eilt. § 4; B . 57; KB.A. 13; L. II 7955; L. III 8531; KB.H. 13; L.H. 994.

§ 5 . 1) (l) D a s Verzeichnis w ird in den beteiligten B e ­ zirken öffentlich a u sg e le g t.2) D ie A uslegung ist in o rts­ üblicher Weise und, w enn Landkreise beteiligt sind, auch durch die K reisblätter bekanntzum achen. I n n e rh a lb einer vom O berpräsidenten (R egierungspräsidenten) zu bestim­ m enden F rist von m indestens sechs W ochen nach der letzten B ekanntm achung können E inw en d u n g en gegen das V er­ zeichnis erhoben w erden. D ie F rist sowie die S te lle , bei der die E in w endungen anzubringen sind, ist in der B ekannt­ m achung zu bestim m en. ( 2 ) Über die rechtzeitig erhobenen, m it den B eteilig ten zu erörternden-^) E in w en d u n g en 4) beschließt der P ro v in z ia l­ rat,°) in den Hohenzollernschen L anden der Bezirksausschuß. G egen den Beschluß ist innerhalb zwei W ochen6) die B e ­ schwerde an den M inister für Landw irtschaft, D o m ä n en und Forsten zulässig. D ie Beschwerde steht auch dem O ber­ präsidenten (R egierungspräsidenten) zu. (3) Nach E rledigung der E inw en d u n g en oder fruchtlosem A blaufe der F rist stellt der O berprüsident (R egierungspräsi­ dent) das Verzeichnis endgültig fest. D ie Feststellung ist durch die A m tsb lätter der beteiligten Bezirke bekannt zumachen.

1. Tit. Begriff und Arten der Wasserläufe. §§ 4—6.

29

(4) D as Verzeichnis ist bei der Wasserbuchbehörde (§ 183) zu jedermanns Einsicht offenzulegen.7) Auszugsweise Ab­ schriften sind bei dem Landrat, in Stadtkreisen bei der Orts­ polizeibehörde niederzulegen und auf dem laufenden zu er­ halten.

§ 6. 1) Für die Änderung des Verzeichnisses gilt § 5 mit der Maßgabe, daß an die Stelle der Auslegung des Ver­ zeichnisses und ihrer Bekanntmachung die Bekanntmachung der beabsichtigten Änderung tritt. Ent. §§ 5, 6; 58. 58 f f .; KB.A. 13; L. II 7955; L. III 8531; KB.H. 13; L.H. 994.

Zu §§ 5 u. 6. *) Diese P a ra g ra p h e n regeln das V erfahren bei Aufstellung und Ä nderung des Verzeichnisses der W asserläufe II. O rdnung. S ie beziehen sich nicht n u r auf die Versetzung in eine andere O rdnung, sondern auch auf V eränderungen innerhalb derselben O rdnung, z. B . w enn ein natürlicher W asserlauf zu einem künstlichen um gestaltet ist. 2) Eine Frist für die D auer der A uslegung ist nicht vorgesehen. Die im § 5 Abs. 1 Satz 3 bestimmte M indestfrist von sechs Wochen ist lediglich zur Erhebung von E inw endungen bestimmt. 3) M it dem Kommissar des O berpräsidenten. 4) W er zur E rhebung von E inw endungen berechtigt ist, sagt das Gesetz nicht. Berechtigt sind jedenfalls alle physischen und juristischen Personen, tu eiche irgend ein Interesse an der R egelung der F rag e haben, ob ein W asserlauf zur II. oder I I I . O rdnung gehört. S ie gehören auch zu den „B eteiligten" im S in n e des § 5 Abs. 2. 5) „P ro v in zialrat" s. § 10 des G. über die allgem. L andes­ verw altung v. 30. 6. 83 und Rgl. v. 28. 2. 84 (M B l. 1881, 35). 6) D er Lauf der Frist beginnt m it der Zustellung des B e­ schlusses (§ 52 L V G .). I m übrigen finden § 187 B G B . und § 220 Z P O . Anw endung. Die Beschwerde ist bei derjenigen Be-

30

1. Abschn.

Wasserläufe.

Hörde anzubringen, gegen deren Beschluß sie sich richtet, also beim Provinzialrat bzw. Bezirksausschuß (§ 122 LVG .). 7) Ein rechtliches oder berechtigtes Interesse an der Einsicht­ nahme braucht nicht nachgewiesen zu werden.

Z w e i t e r Ti t el .

Eigentumsverhältnisse bei den Wasserläufen. V orbem erkung. T urnau-Foerster, Liegenschaftsrecht 1 13, 299; Windscheid, Pandekten 1 146; D ernburg, Pandekten 1 69; E ym an n 164; Schenkel 36, 105, 565; S taud inger B d . 1 Vorbemerkung zu § 90 S . 301; R G . 3 233; 53 98.

D as Gesetz handelt im nachfolgenden T itel von den „E igen­ tum sverhältnissen" bei den W asserläufen und ordnet diese Rechts­ verhältnisse in verschiedener Weise, je nachdem es sich um Wasser­ läufe der verschiedenen O rdnungen handelt. D er Gesetzgeber erkennt allgem ein ein Eigentum srecht an den W asserläufen an, ohne im w eiteren eine D efinition dieses E igentum srechts zu geben. M it dieser Anerkennung eines E igentum srechts an den W asserläufen ist aber die S tre itfrag e über den U m fang, vor allen D ingen über den Gegenstand dieses E igentum srechts nicht beseitigt. Kurz zusam m engefaßt ist über dieses Eigentum srecht an den W asserläufen folgendes zu sagen: Sow o h l die B egründung zum E ntw urf, wie auch die Kommissionsberichte zeigen, daß der Gesetzgeber dahin strebt, den B e­ griff des E igentum s an den W asserläufen dem jenigen des § 903 B G B . unterzu o rd n en; und doch ist es durch die N atu r des Wassers ausgeschlossen, den Begriff des E igentum s, wie ihn § 903 B G B . aufstellt, ohne w eiteres auf die Wasserläufe zu übertragen. D as Gesetz spricht vom E igentum an den „W asserläufen". Die B e­ gründung zum E n tw urf nim m t Bezug auf eine Entscheidung des Reichsgerichts im 3. B ande, in welcher gesagt wird, daß jedes dauernd fließende Gewässer aus drei wesentlichen und notw endigen

2. Tit.

Eigentumsverhältnisse bei den Wasserläufen.

31

Bestandteilen, dem fließenden Wasser, dem Bett und den Ufern bestehe und daß diese Bestandteile zusammen ein integrierendes Ganzes bildeten (RG. 3 233). Zunächst ist hier zu bemerken, daß das B ett (d. i. Ufer und Sohle) mit der in ihr fließenden Welle keine wesentlichen B e­ standteile im Sin ne der §§ 93 ff. B G B . bilden. Weder das eine noch das andere ist wesentlicher Bestandteil des Ganzen im Sin ne des B G B . Denn das B ett des Flusses wird in seinem Wesen dadurch, daß das Wasser in ihm versiegt, nicht geändert; es bleibt, was es war, nämlich ein Grundstück im Sinne der Vorschriften des B G B . über Grundstücke; das Wasser, welches aus dem Flusse abgeleitet wird, wird in seinem Wesen ebensowenig geändert. B ett und Wasser sind also nicht wesentliche Bestandteile e in e r Sache, des Wasserlaufs. Der Wasserlauf ist überhaupt keine ein­ heitliche Sache. Er besteht aus zwei Teilen, einer unbeweglichen Sache, einem Grundstück, hier Bett genannt, und einer beweg­ lichen körperlichen Sache, dem Wasser, im S in ne des § 90 B G B . Daß an dem einen Teile des Wasserlaufs, dem Grundstück, ein Privateigentum im Sin ne des § 903 B G B . möglich ist, ist nicht zweifelhaft und auch nicht streitig. Dagegen wird man ein Eigen­ tum in dem vorbezeichneten Sinne an dem fließenden Wasser nicht konstruieren können. Es liegt das in der Natur des Wassers, welches sich in stetig fließender Bewegung befindet. „Jedes Wasser­ teilchen wechselt unausgesetzt seinen Ort", und wegen dieser „be­ ständigen Flucht und Veränderung" ist die fließende Welle aus natürlichen Gründen für das Privateigentum nicht „faßbar" (RG. 53 98 f f.; 16 179). Es ist deshalb durchaus zutreffend, wenn fast die gesamte Literatur und Judikatur sich bisher gegenüber der Konstruktion eines Privateigentums im Sinne des bürgerlichen Rechts an der fließenden Wasserwelle ablehnend verhält. Auch die Statuierung eines Eigentumsrechts an dem „Wasserlauf", wie sie im II. Titel des ersten Abschnittes des Wassergesetzes erfolgt ist, kann auf die juristische Konstruktion des Eigentumsrechts am Wasserlauf einen Einfluß nicht ausüben.

§ 7 . An den in der Anlage bezeichneten Wasserläufen erster Ordnung steht, vorbehaltlich der Bestimmungen des § 9 Abs. 1, dem Staate das Eigentum zu.1) § 8. (l) An den Wasserläufen zweiter und dritter Ord­ nung steht, vorbehaltlich der Bestimmungen des § 9, den Eigentümern der Ufergrundstücke?) (Anliegern) das Eigentum anteiligb) zu. (2 ) Die Eigentumsgrenzen werden bestimmt:*) 1. für die gegenüberliegenden Ufergrundstücke durch eine Linie, die in der Stromrichtung laufend die Mitte des Wasserlaufs bei dem gewöhnlichen Wasserstand innehält; 2. für die nebeneinanderliegenden Ufergrundstücke durch eine vom Schnittpunkt ihrer Grenzlinien mit der Uferlinie (H 12) senkrecht zu der vorbezeichneten Mittel­ linie Zu ziehende Linie. (3) Als der gewöhnliche Wasserstaus) gilt der Wasser­ stand, der im Durchschnitt der Jahre an ebenso viel Tagen überschritten wie nicht erreicht wird, im Ebbe- und Flut­ gebiete das Hochwasser der gewöhnlichen Flut. (4) B ei den Grenzflüssen^) reicht, soweit die Eigentums­ verhältnisse nicht anderweit geregelt sind, das Eigentum der preußischen Anlieger bis zur Landesgrenze. ( 5 ) Der Anteil des Anliegers am Wasserlauf ist Bestandteil des Ufergrundstücks. ?) Ent. §§ 7, 8; B . 9 ff., 59 f f . ; K B. A . 18 f f . ; L. II 7968; L. I I I 8532; KB.H . 15; L.H. 994.

Zu 88 7 u. 8. 1) Die W asserläufe I. O rdnung stehen im E igen­ tum des S ta a te s . D as E igentum an den W asserläufen I I . und I I I . O rdnung ist den A nliegern zugeteilt, d. H. denjenigen G rund­ stückseigentümern, zwischen deren Grundstücken hindurch der W asserlauf fließt.

2. Tit.

Eigentum sverhältnisse bei den W asserläufen. §§ 7, 8.

33

2) U nter „Usergrundstück" versteht das Gesetz ein Grundstück im S in n e des allgem einen Rechts, d. H. ein im Grundbuch als e in Grundstück gebuchtes Stück Land, das cm den W asserlauf angrenzt. „U nter Ufergrundstück versteht der E ntw urf, wie keiner be­ sonderen Hervorhebung bedarf, ein Grundstück im S in n e des allgem einen Rechts, d. H. ein im Grundbuch als e i n Grundstück gebuchtes Stück Land, das a n den W asserlauf angrenzt. W egen F ehlens dieser letzteren Eigenschaft ist, w enn m it einem an den W asserlauf anstoßenden Stück Land ein m it ihm nicht zusam m en­ hängendes vereinigt oder ihm zugeschrieben: ist, das andere Stück Limb nicht als T eil des Ufergrundstückes anzusehen“ (B egr. 61). u) „A nteilig", d. H. der Wasserlauf gehört den einzelnen A n­ liegern innerhalb der G renzen ihrer Ufergrundstücke bis zur M itte des W asserlaufs. 4) Uber die Festsetzung der E igentum sgrenze, insbesondere der zu ziehenden M ittellinie, sagt die B egründung folgendes: „T ie M ittellinie soll die M itte des W asserlaufs bei dem Wasserstande innehalten, der im Iahresdurchschnitt ebensooft überschritten wie nicht erreicht wird (Abs. 4), in Norddeutschland technisch »gewöhnlicher Wasserstand' genannt. F ü r das Herrschafts­ gebiet der Ebbe und F lu t ist eure besondere B estim m ung erforder­ lich, und zw ar ist in Übereinstim mung m it dem bestehenden Nechtszustande (R G . 44 121 ff.) für dieses Gebiet das Hochwasser der gewöhnlichen F lu t als der »gewöhnliche Wasserstand' bezeichnet worden. Die hiernach zu ziehende M ittellinie kann bei der meist unregelm äßigen G estaltung der Wasserläufe nicht im m er m athe­ matisch genau die M itte zwischen den beiden gegenüberliegenden Grenzlinien des gewöhnlichen Wasserstandes innehalten. Als A n­ halt ist für die Auffindung der Flußm ittellinie bestimmt, daß sie in der S trom richtung läuft, d. H. in der Richtung, die der H auptwasserstrom erkennbar nim m t. I n der Regel wird also die M itte l­ linie des W asserlaufs dann, w enn eine Uferlinie gerade verläuft oder n u r müßig, die andere aber stark gekrüm m t ist, der kürzeren Userlinie folgen, da scharfe, oft weit iivs Land gehende AusbitchWu l f f , Wussergesev-

3

34

1. Abschn.

Wasserläufe.

tu n g en fü r die Festsetzung der M itte des Flusses nicht wohl in B e­ tracht kommen können" (B egr. 60). 5) „ Gewöhnlicher Wasserstand". D er ständig wechselnde Wasser­ stand w ird am P egel, d. i. einem im W asserlauf angebrachten M eterm aß , abgelesen. Als gewöhnlicher Wasserstand im S in n e des Gesetzes gilt alsdann derjenige Wasserstand, der im Durch­ schnitt m ehrerer J a h re an ebensoviel T agen des J a h re s durch höhere Wasserstände überschritten, wie durch niedrigere Wasserstände nicht erreicht wird. Als Beispiel diene folgendes: Die Pegelm essungen zw eier J a h r e ergaben, daß die Höhe des Wasserstandes 364 m al 1,50 m u n d d a r u n t e r , 364 m al eine Höhe von 1,54 m u n d d a r ü b e r ergeben haben, w ährend zw eim al ein Wasserstand von 1.52 m gemessen ist. D er gewöhnliche Wasserstand w ürde dann 1.52 m betragen, denn dieser Wasserstand w äre 364m al ü b er­ schritten und ebenso oft nicht erreicht. W ürde aber der Wasser­ stand 365m al 1,56 m u n d d a r ü b e r und 365m al 1,50 m u n d d a r u n t e r b etragen haben, so w ürde der gewöhnliche Wasserstand zwischen 1,56 m und 1,50 m liegen, also 1,53 m betragen, denn dieser Wasserstand ist ebenso oft überschritten, wie nicht er­ reicht. E r ist zw ar nicht am P egel abgelesen, aber auf G rund der Pegelm essungen berechnet. B ei gestauten Gewässern kann der gewöhnliche Wasserstand in der vorbeschriebenen Weise nicht festgestellt werden. H ier wird m it Rücksicht aus § 12 als gewöhnlicher Wasserstand die Grenze des Graswnchses zu betrachten sein (vgl. K B.A . S . 22 u. 24). 6) „Grenzflüsse". B ildet ein F luß die Grenze zwischen P reu ß en und einem Nachbarstaat, so kann das B e tt des W asserlaufs ganz auf preußischem Gebiet liegen, so.daß die Uferlinie nach der S eite des Nachbarstaates zu die Grenze bildet. Es kann aber auch — und das ist das gewöhnliche — der W asserlauf beiden S ta a te n gehören, so daß der sog. T alw eg, d. H. die M itte des Flusses, im S in n e des Abs. 2 Nr. 1 die Grenze bildet (KB.A. 20/21). N otw endig ist dies aber nicht, vielm ehr kann die G renzlinie auch m ehr nach der einen oder anderen Uferseite gezogen sein. F ü r alle Grenzflüsse bestimmt Abs. 4, daß das E igentum der

2. Tit. Eigentumsverhältnisse bei den Wasserläufen. § 9. 35 preußischen Anlieger durch die preußische Landesgrenze begrenzt w ird; denn fü r den jenseits der preußischen L audesgrenze liegenden

Teil des Wasserlauss hat das Gesetz keine Geltung. Liegt ein Wasser­ lauf vder eine Strecke desselben ganz aus außerpreußischenr Ge­ biet, so findet § 8 ü berhaupt keine A nw endung. Liegt ein Wasserlauf ganz auf preußischem Gebiet, dergestalt, daß die jenseitige U ferlinie die S taatengrenze bildet, so ist der auf preußischem G e­ biet liegende E igentüm er des Ufergrundstücks auch E igentüm er des W asserlaufs in s e i n e r g a n z e n B reite, nicht nur bis zur M ittellinie (K B.A. 21). D arau s folgt nicht, daß die L andes­ grenze unbedingt auch maßgebend für die Eigentum sverhältnisse ist. Aber das preußische Gesetz hat n u r G eltung bis zur preußischen Landesgrenze. Es können hier aber abweichende S taatsv e rtrü g e in F rag e kommen. 7) „B estandteile des Ufergrundstücks" find nicht wesentliche Bestandteile im S in n e des § 93 B G B ., d. H. nicht solche, die von­ einander nicht getrennt w erden körnten, ohne daß der eine oder andere zerstört oder in seinem Wesen verändert wird. Es sind also verschiedene E igentüm er des W asserlaufs und der Ufergrundstücke möglich. D a grundsätzlich, abgesehen von besonderen R echtsverhält­ nissen, das E igentum am W asserlauf m it dem E igentum am an liegenden Ufergrundstück verbunden ist, bedeutet die Bezeichnung „B estandteil" hier nichts anderes, als daß der Wasserlaus das recht­ liche Schicksal der Ufergrundstücke teilt, sowohl bezüglich des E igen­ tu m s, wie auch der dinglichen Rechte und Lasten, daß aber das Ufergrundstück ohne den Wasserlauf und der W asserlauf ohne das Ufergrundstück veräußert und belastet w erden kann (vgl. § 90 B G B . und Ey m ann 1 332; Begr. 01). Uber die E intragung im G rund­ buch s. § 13.

8 9. (l) S ow eit beim Inkrafttreten dieses Gesetzes das E igentum an Wasserläufen erster O rdnung einem anderen als dem S taa te, an Wasserläufen zweiter oder dritter Ord nung einem anderen als den Anliegern zusteht, bleibt es m it dem bisherigen In h a lt aufrechterhaltend) D as Eigentum

an einem natürlichen Wasserlauf erster O rdnung geht m it Ablauf von zehn Ja h re n nach dem In k rafttreten dieses Ge­ setzes auf den S ta a t über, wenn der bisherige Eigentüm er nicht vorher in das Grundbnch eingetragen ist oder seine Eintragung beantragt Hot.2) (2) I n den im § 323 bezeichneten Gebietsteilen steht das Eigentum an den Wasserläusen zweiter O rdnung, soweit sie beim Inkrafttreten dieses Gesetzes nicht im Eigentum an­ derer stehen, den Deich- und Sielverbänden zu, zu denen sie gehören.'*) (3) I n der Provinz Hessen-Nassau steht das Eigentum an den natürlichen Wasserläufen zweiter und dritter Ord­ nung den Gemeinden insoweit zu, als ihnen die Unterhal­ tung obliegt (§ 117 Abs. I).4) S o w eit dort beim In k ra ft­ treten dieses Gesetzes das Eigentum an einem natürlichen Wasserlaufe zweiter oder dritter Ordnung, der von der Ge­ meinde zu unterhalten ist, einem anderen als der Gemeinde zusteht, bleibt es aufrechterhalten, geht aber mit Ablauf von zwei Ja h re n nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes auf die Gemeinde Über, wenn der bisherige Eigentüm er nicht vorher in das Grundbuch eingetragen ist oder seine Eintragung be­ antragt hat. (4) F ü r das aufrechterhaltene Eigentum der Anlieger gilt § 8.c) Ent. 8 9; B . ü2 f f . ; U B .A . 21 f f . ; L. 11 7906; ü. 111 85tf2; KB.H . 15.

4) D urch die B estim m u n g w e rd e n bestehende, w o h le rw o rb e n e R echte a u fre c h te rh alten . A uf w elchen N e ch tstite ln diese R echte b e­ ru h e n , ist gleichgültig. E s kom m en sow ohl p rivatrechtliche a ls vffentlichrechtliche T ite l in B etra ch t, also sow ohl v e rtra g s g e m ä ß , w ie auch durch Ersitzung e rw o rb e n e R echte, ebenso die aus R ezeß o d er P riv ile g b e ru h e n d e n E ig en tu m sre c h te . S o w e it d a s E ig e n ­ tu m sre c h t schon frü h e r bei W asserläu fen I. O rd n u n g dem S ta a t,

2. Tit. Eigentum sverhältnisse bei den Wasserläufen. § 10.

37

bei den übrigen W asserläufen den A nliegern zustand, tritt insofern eine Ä nderung ein, als dieses E igentum sich jetzt inhaltlich zu einem Eigentum im S in u e des Wassergesetzes, also des Bürgerlichen G e­ setzbuches, um gestaltet (vgl. jedoch § 10 und Anm.). 2) Also B uchungszw ang zur E rhaltung des E igentum srechts. M aßgebend ist allein der A n t r a g auf E intragung in das G rund­ buch. I m übrigen s. Anm. zu § 12. 3) Vgl. hierzu das N ähere in den Anm erkungen zu § 348. 4) I n Hessen-Nassau liegt die U nterhaltung der natürlichen Wasserläufe I I . und ITT. O rdnung in Zukunft beit G em einden ob, durch deren Gem arkung sie fließen (§ 128 Abs. 1). Die U nter­ haltungspflicht beschränkt sich hiernach auf die Flußteile innerhalb der G renzen der G em eindegem arkung. Noch § 9 Abs. 3 soll das E igentum an den natürlichen W asserläufen I T . und TIT. O rdnung, für deren U nterhaltung die G em einden zn sorgen haben, auch diesen G em einden zustehen. Es soll, soweit es zurzeit im E igentum anderer steht, nach Ablauf von zwei J a h re n nach In k ra fttre te n des Gesetzes auf die G em einden übergehen, w enn nicht die gründbuchliche E in trag u n g des bisherigen E igentüm ers erfolgt oder wenigstens b ean trag t ist. 5) Die E igentum sgrenze bei verschiedenen Uferanliegern be­ stimmt sich auch für die aufrechterhaltenen Eigentum srechte nach den Vorschriften des § 8. Hiervon abweichende, bestehende, auf besonderen Rechtstiteln beruhende E igentnm sgrenzen w erden jedoch durch die Bestim m ung des Abs. 1 in V erbindung m it § 8 nicht be­ rührt.

8 IO. (i) A u f G r u n d Königlicher V e r o r d n u n g kann der S t a a t d a s E i g e n t u m a n e in e m natü rlich e n W asserlauf erster O r d n u n g , der ih m nach § 9 Abs. 1 nicht gehört, ab e r von ih m u n t e r h a l te n w ird, i n Anspruch n e h m e n . D ie Königliche V e r o r d n u n g w ird durch d a s A m t s b la t t d erje n ig en R e g i e r u n g bekanntgem acht, in deren Bezirke die in Anspruch g e n o m m e n e Strecke des W asserlaufs lie g t? )

38

1. Abschn.

Wasserläufe.

(2 ) Der bisherige Eigentümer ist zu entschädigen. der Entschädigung sind die Lasten abzurechnen, die Eigentümer bisher oblagen?) I m übrigen sind die bis 9, 11, 13, 24 bis 49 des Enteignungsgesetzes vom 11. 1874 (Gesetzsamml. S . 221) anzuwenden?)

Von dem §§ 7 Juni

Ent. § 10; B. 64 ff .: KB.A. 27 f f . ; L. II 7978 ff .; L. III 8532; KB.H. 16; L.H. 091.

*) Die Vorschrift gilt nur für Wasserläufe I. Ordnung. V oraus­ setzung ist, daß dem S taat die Unterhaltungspflicht obliegt, sei es nach dem bisherigen Rechtszustande oder nach den Bestimmungen dieses Gesetzes (vgl. hierüber § 113 ff., insbes. §§ 115, 126, 128). § 10 soll die Möglichkeit geben, das Eigentum an einem Strom , welches nach § 9 Abs. 1 einem anderen als dein S taat zustehen kann, dem Staate zu übertragen, welchem die Unterhaltungspflicht obliegt. D e r E i g e n t u m s e r w e r b erfolgt im W eg e der E n t e i g n u n g nach M a ß g a b e des En teignung sg esetzes v. 11. 6. 74. A n die S te lle der d o rt vorgeseh enen B e s tim m u n g e n ü b e r die Zulässigkeit d e r E n t ­ e ig n u n g (§§ 1— ß) u n d de r Feststellung des P l a n e s (§§ 15 — 23) tri tt die Königliche V e ro r d n u n g , durch welche de r S t a a t seinen W ille n , da s E i g e n t u m a n e in e m ih m bis d a h in nicht gehöri gen S t r o m e oder S t r o m t e i l e in Anspruch zu n e h m e n , kundgibt. T i e ü b rig e n B e s t i m m u n g e n des Ent eig nun gs ge setzes üb e r die Feststellung der Entschädigung, die V ollz ie hu ng der E n t e ig n u n g , die a llg e m e i n e n B e s tim m u n g e n der §§ 39 — 13 u n d die B e s tim m u n g e n ü b e r die W ir knngen de r E n t e i g n u n g finde n A n w e n d u n g . A u s der S ta tu r der Sache folgt, daß die B e s tim m u n g e n des Ent eignu ngs gesetz es ü b e r die Ent schädigun g (§§ 7— 1-1) n u r in beschranktem M a ß e A n w e n ­ d u n g fi nde n können. E s scheiden da h e r v o n der A n w e n d u n g a u s die §§ 10, 12 u. 11 de s zw ei ten T i te ls des Enteignungsgesetzes. 2) D ie Ent sch äd igun g ist zu g e w ä h r e n sowohl für die E n tzie h u n g de s F l u ß b e t t e s , wie auch des Wassers u n d de r a n ih m de m E i g e n ­ t ü m e r b is h e r z u g es ta nde n en Rechte, m ö g e n diese Rechte n u n aus de m G em ein g eb r au c h , dem E ig en tu m s re c h t oder e in e m besonde ren

2. T it. Eigentum sverhältnisse bei den W asserläufen. §

11. 39

T itel, z. B . der V erleihung, beruhen. B ei der Feststellung der E n t­ schädigung findet aber § 45 A nw endung, nach welchem n u r in ­ soweit Entschädigung für die entzogene oder beeinträchtigte Möglich­ keit, den W asserlauf in einer der im § 40 Abs. 2 bezeichneten A rten zu benutzen, gew ährt wird, als die Billigkeit nach den Umständen eine Schadloshaltung erfordert. 3) E rw irbt der S ta a t im Falle des § 10 das E igentum am Wasserlauf l a s t e n f r e i , d. H. gehen alle am W asserlauf bis dahin bestandenen Rechte u n te r? Diese F rage ist zu besahen, soweit diese Rechte a u f d e in W a s s e r l a u f h a f t e n , d. H. dinglicher N atu r sind; soweit sie jedoch rein obligatorischer N a tu r sind, z. B. etw a M iet- oder Pachtrechte, bleiben sie unberührt. Es folgt dies au s § 15 E nteign G., welcher nach Abs. 2 Satz 2 anzitwenden ist. T ie vom B erichterstatter in der 2. Lesung des E n t­ w urfs im A bgeordnetenhaus (S . 7080) geäußerte Auffassung, „daß der § 10 ja n u r das Enteignungsrecht bezüglich des Wasser­ laufs selbst vorsieht und daß die am W asserlauf bestehenden Rechte selbstverständlich u nberührt bleiben, weil sie unabhängig davon sind, ob der S ta a t oder ein anderer E igentüm er des Wasser­ laufs selbst ist", ist in dieser A llgem einheit nicht zutreffend. D er Gesetzgeber m ag die Absicht nicht gehabt haben, die Folgen aus der A nw endung des § 15 E nteign G. gezogen zu sehen, nach dem W ort­ lau t der Bestim m ung des § 10 Abs. 2 Satz 2 ist aber § 45 Enteign G. unbeschränkt anzuw enden und daraus ergeben sich die oben ge­ kennzeichneten Folgen.

§ 1 1 . W ird ein W nsserlnuf erster O rdnung nach § 3 Abs. 1 zu e in em W asserlaufe zw eiter oder dritter O rdnung, oder wird ein W asserlanf zw eiter oder dritter O rdnung zu ein em W asserlanfe erster O rdnung, so bleiben die E igenturnsverhältnisse unberührt. T e r S ta a t kann jedoch in letzterem F a lle auf G rund Königlicher V erordnung das E igen tu m an dem W asserlanfe gegen Entschädigung in A n­ spruch nehm en. A uf die Entschädigung ist der V orteil an-

zurechnen, der dem Eigentümer durch den Wegfall von Lasten, die ihm bisher oblagen, erwächst, soweit er nicht bereits nach § 3 Abs. 2 Satz 4 oder § 131 Satz 2 angerech­ net worden ist. Der § 10 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 Satz 3 ist anzuwenden. Ent. §§ 11, 12; B. 65; KB.N. 29; L. II 7981 ; L. III 8552; KB.H. 16; L.H. 994. D ie Bersehuna von W asserläufen a us einer Ordnung in die andere hat auf die E igentum sverhältnisse, w ie sie bis dahin be­ standen, keinen E influß. D ie s gilt für die W asserläufe sämtlicher O rdnungen. B e i Versetzung eines W asserlaufs a us der II. oder II I . O rdnung in die I. steht jedoch dem S ta a te das Recht auf Er­ werb des E igen tu m s nach M aßgabe des § 10 und unter Beobach­ tung des dort bestim m ten V erfahrens und des § 45 zu.

§

1Ä.

( l) D i e G r e n z e zwischen d e m W as serlau f u n d d e m

Usergrundstück ( U f e r l m t e ) 1) w ird durch die G r e n z e des G r a s wuchses u n d , sow eit diese ü b e r d e m gew ö hn lich en Wassersta nde (§ 8 Abs. 3) liegt, durch den letzteren bestimmt.'^) ( 2 ) D i e U ferlinie kan n v o n d er W as serpo lizeib ehö rd e nach A n h ö r u n g d er A n l i e g e r u n d d er sonst B e te il i g t e n festgelegt w e r d e n . 3) lin ie

D i e B e te i l i g t e n k ön n en die F e s t l e g u n g d er U fer-

durch die W asserp olizeib eh örde

a u f ihre

Kosten v e r ­

la n g e n . (3) D i e F es t l e g u n g d er U ferlin ie ist d en B e t e i l i g t e n b e ­ k an n t z u m a c h e n u n d kann b i n n e n v ier Wochen nach Z u s t e l ­ l u n g durch Klag e i m V e r w a l t u n g s s t r e i t v e r f a h r e n an gefochten w e r d e n . 4)

Ist

der

O berpräsident

od er

d er

R egierun g s­

p r ä s i d e n t W as serpo lizeib eh örd e, so h a t er f ü r d a s V e r w a l t u n g s s t r e it v e r f a h r e n e i n e n K o m m iss ar zu b e s t e l l e n , d e r ih n in a lle n R e c h t s h a n d l u n g e n zit v e r t r e t e n h at. der Bezirksauss chuß.

Z u s t ä n d i g ist

2. Tit. Eigentum sverhältnisse bei den W asserläufen. § 13.

41

(4) Ändert sich der Wasserlauf nachträglich, so kann die Uferlinie nach Abs. 1 bis 3 anderweit festgelegt werden. Ent. 8 13; B . 65 ff.; K B.A. 30; L II. 7981; L. III 8532; K B.H. 16; L.H. 994. J ) „ U fe rlin ie " ist die G re n z e zwischen d e m U fergrundstück u n d dem W asserlau f. S ie ist in sb eso n d ere v o n B e d e u tu n g bei W asser­ lä u fe n I. O rd n u n g , d e re n E ig e n tü m e r nicht die A n lieg er, sondern d e r S t a a t ist. V o n B e d e u tu n g ist sie auch fü r die F r a g e d e r U n te r­ h a ltu n g s p flic h t (§§ 11 ß ff.), desgleichen m it Rücksicht a u f § 8 Abs. 2, § 22 Abs. 2 ; die n o rm a le G ren zlin ie w ird durch die U n te rk a n te des G rasw u ch ses gebildet. 2) L ieg t die U n te rk a n te des G rasw u ch ses ü b e r dem g e w ö h n ­ lichen W asserstand, z. B . d esh alb , w eil in fo lg e kiesigen B o d e n s le in G ra sw u c h s w e ite r au fk o m m t, so b estim m t sich die U ferlinie nach d em gew ö h n lich en W asserstand (§ 8 Abs. ß). L ieg t die G ren ze des G rasw u ch ses a b e r u n te r dem g e w ö h n ­ lichen W asserstand, so b ild e t diese die U ferlin ie. B e i künstlich ge­ stau ten W asserläu sen w ird also die U serlin ie in d er R eg e l auch durch die G ren ze des G rasw u ch ses g ebildet. :>) T ie W asserpolizeibehörde (s. 88 342 ff.) kann sow ohl von A m ts w e g en , w ie auch a u f A n tra g d e r B e te ilig te n die Feststellung d e r U ferlin ie v o rn e h m e n . E in e solche am tliche Feststellung h a t sow ohl öffentlichrechtliche, w ie auch privatrechtliche W irkung. T ie B e s tim m u n g des Abs. 2 schließt eine p rivatrechtliche Feststellung d e r U fe rlin ie zwischen den re its v o r dem In k r a f ttr e te n liche V e re in b a ru n g e n ü b e r priv atrech tlich e W irksam keit bestehende oder in Z u k u n ft

B e te ilig te n nicht a u s, ebenso w ie b e ­ dieses Gesetzes bestehende p riv a tre c h t­ die U serlinie auch fü r die Z u k u n ft b e h alten . D a g e g e n h a b e n d e ra rtig e abgeschlossene privatrechtliche V e re in ­

b a ru n g e n keine öffentlichrechtliche B e d e u tu n g (B e g r. 0 0 : vgl. fe rn e r 8 ßo des F e ld - u n d F orstpolizeigesetzes: 8 27-1 9fr. 2 S t G B - : fe rn e r w eg en d er Kosten § 910 B G B .) . 4) T ie am tliche Feststellu n g d e r U ferlin ie ist den B e te ilig te n durch Z u stellu n g ein es en tsp rech en d en Schriftstückes bekannt-

42

1. Abschn.

Wasserläufe.

zumachen. Gegen die Festlegung ist die Klage im Verwaltungsstreilverfahren (Bezirksausschuß) gegeben. 5) Veränderungen des Wasserlaufs und damit der Uferlinie, die nach Festsetzung der letzteren erfolgen, geben Anspruch auf anderweitige Festlegung auch derjenigen Uferlinien, die auf Grund privatrechtlicher Vereinbarungen festgelegt sind. 6) B ei Wasserläufen I. Ordnung (§ 342 Abs. 1 Nr. 1; § 343 Abs. 1 Nr. 1). Die Ernennung des Kommissars erfolgt lediglich, um den Oberpräsidenten bzw. den Regierungspräsidenten als Partei auszuschalten.

§ 13 . (l) I m Grundbuche wird ein Wasserlauf nur auf Antrag des Eigentüm ers oder eines Berechtigten einge­ tragen. (2) Wird die Eintragung des dem Anlieger gehörenden Anteils an einen: Wasserlaufe beantragt,^) so ist er im Grund­ buche nach den Grundsteuerbüchern, wenn er aber in diesen nicht verzeichnet ist, nur als Anteil an dem Wasserlaufe zu bezeichnen.^)4) r>) Ent. § 11; B. l>7 fs.; KB.A. :u>; 2. 11 7982; L. 8592; KB.H. 18; L.H. 991. x)

A b g e s e h e n v o m F a l l d e s § 9 Abs. t u n t e r l i e g e n die W a s s e r ­

l ä u s e a l l e r O r d n u n g e n , o b w o h l a u f sie d ie V o r s c h r i f t e n d e s B G B . ü b e r G ru n d st ü ck e A n w e n d u n g f i n d e n , n ic h t d e m G r u n d b u c h z w a n g , d. H. sie b e d ü r f e n nic ht d e r E i n t r a g u n g i n s G r u n d b u c h , jedoch n u r so l a n g e n ic ht , a l s d a s E i g e n t u m a m U f e r g r u n d s tü c k i n e i n e r H a n d v e re in ig t bleibt.

D a d e r W a s s e r l a u f a n t e i l na c h § 8 Abs. 5 B e s t a n d ­

te il — a b e r nic ht w e s e n t l i c h e r — d e s U f er g r u n d s tü c k s ist, k a n n e r b e s o n d e r e n R e c h t e n u n t e r w o r f e n sein.

E r k a n n also g e t r e n n t v o m

U fe r g r u n d s tü c k v e r ä u ß e r t u n d dingl ich b e l a s t e t w e r d e n (s. A n m . 7 z u §§ 7 it. 8).

S o b a l d d ie g e t r e n n t e V e r ä u ß e r u n g o d e r B e l a s t u n g

d e s W a s s e r l a u f a n t e i l s e r f o l g e n soll, ist se in e E i n t r a g u n g i m G r u n d ­ buch e r f o r d e r l ic h , d e n n die V e r ä u ß e r u n g u n d B e l a s t u n g d e s W a s s e r laufs als eines

G r u n d st ü c k s i m

B estim m u n g e n

der

§§ 8 7 3 ff.

S in n e des BGB.

B G B . unterliegt den

(B egr.

68).

2. T it. Eigentum sverhältnisse bei den W asserläufen. §§ 13, 14.

43

2) W ird der A ntrag auf E intragung eines W asserlaufanteils gestellt, so erfolgt sie nach M aßgabe des § 2 G B O . und A rt. 2 der B-, betr. das Grundbuch wesen, v. 13.11. 99, d. H. w enn der Wasser­ lauf als besonderes Grundstück in den G rundsteuerbüchern einge­ trag en ist, so h at die E intragung im Grundbuch nach den G rund­ steuerbüchern zu erfolgen. I s t der W asserlauf in den G rundsteuer­ büchern nicht eingetragen, so wird er im Grundbuch ohne nähere Bezeichnung als „A nteil" des Anliegers am Wasserlauf eingetragen. D er E igentüm er des W asserlaufs kann aber seinen in den G rund­ steuerbüchern nicht eingetragenen A nteil am Wasserlauf vermessen und demnächst m it der katasterm äßigen Bezeichnung in das G rund­ buch eintragen lassen (B egr. 68). 8) Die E in trag u ng im Grundbuch kann erfolgen entweder.а ) als Bestandteil des Ufergrundstücks m it diesem u n ter der­ selben N um m er, oder h) als selbständiges Grundstück entw eder aus demselben G rund­ buchblatt m it dem Ufergrnndstück oder auf einem besonderen Grundbuchblatt (B egr. tttt). 4) Bezüglich des Buchungszw anges für öffentliche Gewässer vgl. A rt. T der V. betr. das Grundbuch wesen v. 13. 11. 99 und § 399 Nr. 15 des Gesetzes. б) Bezüglich der F orm der V eräußerung und Belastung von W asserlaufanteilen gelten im übrigen die B estim m ungen des § 873 B G B -: vgl. auch § (> G B O .

8 1 4 . Wird das B ett eines Wasserlaufs vom Wasser ver­ lassen *) oder tritt darin eine Erderhöhung2) hervor, die ben gewöhnlichen Wasserstand ($ 8 Abs. .3) überragt und bei diesem Wasserstande nach keiner S eite hin m it dem Ufer zusammenhängt — Insel/*) Werder und dergleichen — , so bleibt das Eigentum an den hierdurch trockengelegten')-''') Flächen unverändert. Ent. § 15; N. s>; B . 71 ; M V > ( . H5 f f . ; i \ 11 7!>8 t; v. 111 KfiSlß; KB..H. lii; H. 99 4.

A) E i n „Stüc k L a n d " , d. H. eine Erd ma sse v on e in ig e r m a ß e n erheblichem U m fa nge . Nicht h ie rh e r g e h ö re n A n s c h w e m m u n g e n kleinerer, kaum un te rs ch eidbare r Erdteile. Ube r den B eg r if f der „ A n l a n d u n g e n " h a t ein R e g i e r u n g s v e r t r e t e r in der Kommission des A bg e o rd n e te n h a u s e s folgende E r k lä ru ng ab g eg e b e n : „ M a n müsse drei A r t e n v on 'A n la n d u n g e n unters cheide n: erstens solche, die auf na türliche Weise, nämlich durch A n sc h w e m m u n g entstehen, z w eit en s solche, die künstlich p l a n m ä ß i g hergestellt w e rd e n , u n d d rit te n s solche A n l a n d u n g e n , die ne b enbe i bei der A u s f ü h r u n g v o n S t r o m ­ b a n w e r t e n , die a n u n d fü r sich a ndere Zwecke ve rfolge n, entstehen" (M B .A . 35 zu § 18). Auch A n l a n d u n g e n in H aff en sollen de m § 18 u n te rl ie ge n. B e i A n l a n d u n g e n in H äfe n w ird § 18 nicht ohne w e ite re s a n z u w e n d e n fein. Hier w ird die F r a g e , ob der H a fe n ein Te il des W asserlau fs ist oder nicht, entscheidend sein (A nm . 7 zu § 1): ebenso nicht bei de n B o d d e n (B uchte n) , welche T eile des M e e r e s sind u n d de m privatr echtliche n S l t n p a t i v n s r e c h t des Fiskus un te rlie g e n (K B .A . a. a. C.).

2. Tit. Eigentumsverhältnisse bei den Wasserläufen. § 18.

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„Erdzungen" sind schmale, weit in das Meer hineinragende Anlandungen. 2) „Naturgewalt", also nicht nur die Gewalt des Wassers, sondern auch andere Naturereignisse, z. B. Erdbeben, Erdrutsch, Bodensenkungen (Begr. 72 zu § 18). 3) Das losgerissene Land mich von Wasserlaufs losgerissen sein; doch wird Insel ein Stück Land losgerissen wird grundstück oder einer anderen Insel urteilen sein.

einem Ufergrundstück des der Fall, das; von einer und sich mit einem Ufer­ vereinigt, analog zu be­

4) „ Vereinigt". Dies erfordert nicht ein „Zusammenwachsen" der Bodenbestandteile, sondern es genügt eine solche Berbindung, daß das angeschwemmte Land von dem Grundstück, mit welchem es sich vereinigt hat, nicht mehr unterschieden werden kann. Ob und wann dies der Fall ist, ist Tatfrage. ü) Ist eine vollständige, nicht mehr unterscheidbare Bereinigung erfolgt, so kann trotzdem der Eigentümer des abgerissenen Landstücks, wie auch jeder an diesem Landstück dinglich oder obligatorisch Berechtigte, binnen Jahresfrist seinen Anspruch auf Wiederwegnähme des abgerissenen Landes geltend machen. Tie Frist kann auch durch Anmeldung bei der Wasserpolizeibehörde gewahrt werden. I m Falle einer solchen Anmeldung kann die gericht­ liche Geltendmachung auf Duldung der Wegnahme des Landstücks auch nach Ablauf des Jahres erfolgen. Tie Wasserpolizeibehörde Hut nur die 'Anmeldung entgegenzunehmen; sonstige Berfügnngen über die Wiederwegnahme des Landstürts stehen ihr nicht zu. Tie einjährige Frist beginnt mit der tatsächlichen Ber­ einigung. Das Eigentum an dem losgerissenen Landstück geht mit der nicht mehr unterscheidbaren Bereinigung ohne weiteres aus den­ jenigen über, mit dessen Grundstück es sich vereinigt hat. Originärer Eigentumserwerb. Die aus dein abgerissenen Land bis dahin ruhenden Lasten gehen unter. Ein Anspruch aus Wertersatz besteht nicht.

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1.

Absch».

W asserläiise.

D r i t t e r Titel.

Benutzung der Wasserläufe. 1. A llgem eine Vorschriften. B o rtiem e r h i n g . D a s Gesetz-nnterscheidet eine dreifache A r t der B e n u t z u n g der W ass erläu fe. Diese B en u tzu n g ist de r wichtigste A u s f lu ß des vom Gesetze konstruierten „ E i g e n t u m s " a n den W as ser läufen . Das Gesetz unterscheide t: 1. d e n G e m eingebrauc h, 2. die B en u tzu n g durch de n E i g e n t ü m e r , die a u f G r u n d de r V e rle ih u n g g e gebe ne n Rechte z u r B e ­ nutz ung de r Wasserläufe. N e b e n diesen Vorschriften e n th ä lt d a s Gesetz in d e n §§ 19— 24 B e s tim m u n g e n , durch welche a u s ö J ri tu bni des öffentlichen W o h le s der B en u tzu n g der Wass erlänfe a llg e m ein gewisse Sc hra nke n gefetzt sind„Diese Vorschriften ge lt e n f ü r j e d e r m a n n , also auch f ü r den E i g e n t ü m e r des W as ser laufs u n d de nje nig en, de r ein be so nde res Recht z u r B en u tzu n g des Was serlauf s h a t od e r e r w i r b t " (B e g r. 16). Diese Vorschriften sind m i t A u s n a h m e des § 24, welcher die ev. Schadensersatzpflicht regelt, sämtlich polizeilicher N'atur. D ie B e s t i m m u n g e n ü b e r d e n G e m e i n g e b r a u c h beziehen sich in erster Linie a u f die n a tü rl ic he n Wasserläufe. S i e gehen v o n de r Au ffassu ng a n s , da ß die B e nutzung de r na tü rl ic he n Wasserlüu fe in möglichst w e itg e h e n d e r Weise der A ll g e m e in h eit z u g ä n g ­ lich sein soll. T e r „ G e m e in g e b ra u c h " w ir d eingeschränkt durch die berecht igten I n t e r e s s e n der W a s s e r la n s s e ig e n tn m e r u n d der auf be sond ere n T i te ln b e r u h e n d e n Rechte a n d e n W as serlänsen, sei es, da ß dieselben bei E r la ß des Gesetzes bere it s be standen, oder s päte r verl ie hen w erd e n. „ D ie B en u tzu n g durch de n E i g e n t ü m e r " ist ein A u s f lu ß seiner E i g entu m s re c hte . S i e w ir d a ber durch die 'Vorschriften der ^ 11 ss.

und die allgem einen Bestim m ungen der §§ 2 0 - 2 3 in erheblich größerem U m fange eingeschränkt, als es das E igentum nach den Grundsätzen des B G B . ist. D er U m fang der auf V e r l e i h u n g beruhenden B enutzungs­ rechte richtet sich nach den V erleihungsanträgen, speziell nach dem I n h a l t des Verleihungsbeschlusses (§ 72). D as N ähere s. bei den einzelnen Abschnitten und P arag rap h en .

§ 19 . (l) Es ist verboten, Erde, S and, Schlacken, S teine, Holz, feste1) und schlammige2) Stoffe sowie tote Tiere in cinctt Wasserlauf einzubringen?) Ebenso ist verboten, solche Stoffe an Wasserläufen abzulagern, wenn die Gefahr be­ steht, daß diese Stoffe hineingeschwemmt werden. A us­ nahmen kann die Wasserpolizeibehörde zulassen, wenn dar­ aus nach ihrem Urteil eine für andere nachteilige Verände­ rung der Vorflut oder eine schädliche V erunreinigung des Wassers nicht zu erw arten ist. Wird die Unterhaltungslast erschwert, so darf die Wasserpolizeibehörde die Ausnahme nur m it Zustimmung des Unterhaltungspflichtigen zu­ lassen.1) (2) Die Vorschriften des Abs. 1 gelten nicht für das Ein­ bringen von Fischnahrung,5) jedoch ist die Wasserpolizei­ behörde") befugt, das Einbringen zu untersagen, wenn da­ durch das Wasser zum Nachteil anderer verunreinigt wird. Dasselbe gilt für die D üngung künstlicher teichartiger Er­ weiterungen von Wasserlänfen, die der Fischzucht oder Fisch­ haltung dienen?) (3) Die Entnahm e voll Pflanzen, Schlamm, Erde, S and , Mies und S teinen aus einem Wasserlaufe samt,8) wenn es das öffentliche Interesse") erfordert, durch A nordnung1") der Wasserpolizeibehörde geregelt oder beschränkt werden. L.

E n t . § 2 0 ; B . 1 5 ff., 7 2 f f . ; K B . A . H l 653( 5; K B . H . 1(5; L'.XS. !M) t.

3 7 ff. ,

4 0 f f . ;