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German Pages [197] Year 2012
Reinhard Schneider Vom Dolmetschen im Mittelalter
Beihefte zum Archiv für kulturgeschichte In Verbindung mit Karl Acham, günther Binding, Egon Boshof, wolfgang brückner, kurt düwell, helmut neuhaus, gustav adolf lehmann, Michael Schilling Herausgegeben von
klaus herbers HEFT 72
Vom Dolmetschen im Mittelalter Sprachliche Vermittlung in weltlichen und kirchlichen Zusammenhängen
von
Reinhard Schneider
2012 BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung: Teppich von Bayeux: Offizielle Verhandlungen zwischen Herzog Wilhelm, dem späteren „Eroberer“, und Graf Harald von Wessex (wie Abbildung 2) © 2012 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Wien Köln Weimar Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: Strauss GmbH, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-20967-4
Inhalt
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
Zu allgemeinen Sprachproblemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11 11 14 18
I.
I.1 I.2 I.3 I.4 I.5 II.
Lateinisches Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Latein als verbindliche Kirchensprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Verkehrssprachenproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kommunikationsprobleme zwischen Angehörigen verschiedener Stämme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der rex illiteratus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Themenstellung: Dolmetschen und Dolmetscher im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21 25
Forschungsüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Terminologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methodische Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
29 29 31 34
III. Sprachliche Verständigung in Spätantike und Frühmittelalter . . . . . III.1 Der Einsatz von Dolmetschern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III.2 Fremdsprachenkenntnisse bei fränkischen Königen . . . . . . . .
41 41 44
II.1 II.2 II.3
IV. Verständigungsfragen in weltlichen Herrschaftsbereichen während des Hoch- und Spätmittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV.1 Fremdsprachenkenntnisse bei Königen des Hochmittelalters . IV.2 Fremdsprachenkenntnisse bei Königen des Spätmittelalters . . IV.3 Exkurs: Das Kriterium der eigenhändigen Unterschrift . . . . . IV.4 Zur Fremdsprachenkompetenz von Königinnen . . . . . . . . . . IV.5 Zur Fremdsprachenkompetenz von Fürsten und Herren . . . . IV.6 Spezieller Einsatz von Dolmetschern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV.7 Dolmetscher bei zwischenstaatlichen Vertragsverhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
74
Dolmetscherfragen in kirchlichen Zusammenhängen . . . . . . . . . .
79
V.
V.1 V.2
Sprachliche Vermittlungsprobleme auf Synoden des Frühmittelalters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sprachliche Vermittlungsprobleme bei Missionspredigten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
51 51 53 57 60 64 68
79 82
6
Inhalt
V.3 V.4 V.5 V.6 V.7
Sprachliche Vermittlungsprobleme bei Kreuzzugspredigten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Latein im kirchlichen Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fremdsprachen an der Kurie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von der Kurie organisierter Fremdsprachenunterricht . . . . . . Dolmetscher für die Kommunikation der Kurie mit fremden Herrschern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
84 85 87 90 95
VI. Allgemeine Fremdsprachenkenntnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI.1 Fremdsprachen im weltlichen Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI.2 Sprachenfragen im Ordensland Preußen . . . . . . . . . . . . . . . . VI.3 Fremdsprachenkenntnisse im städtischen Bereich. . . . . . . . . . VI.4 Zur Sprachenfrage im mittelalterlichen Universitätsbetrieb . . VI.5 Dolmetscher im höfischen Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI.6 Dolmetscher im Orient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
99 99 105 108 111 113 115
VII. Allgemeine Rahmenbedingungen für Dolmetscher . . . . . . . . . . . . . VII.1 Konsekutivdolmetschen und seine theoretische Rechtfertigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII.2 Die Frage der Verläßlichkeit und ggf. von Sanktionen . . . . . . VII.3 Zum Anforderungsprofil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII.4 Fragen der Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII.5 Zum Spracherwerb: Motive und Hemmnisse . . . . . . . . . . . . . VII.6 Belohnung und Besoldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII.7 Tätigkeitsbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII.8 Herkunft und soziale Stellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
119 119 123 127 130 136 139 142 143
VIII. Bildzeugnisse von Dolmetschern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 IX. Schlußbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Bildnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Register
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
Einleitung
Als der von den Nachkommen der Söhne Noahs errichtete Turm zu Babel zusammenstürzte, entstand das Problem. Der Herr war herniedergefahren und hatte dort die bisher einerlei Zunge und Sprache verwirrt, „daß keiner des andern Sprache verstehe“ (1. Moses 11,1–9): Seither gab es Sprachverwirrung, unzählige Sprachen und Schwierigkeiten der Verständigung, oft genug sogar ein fast völliges Unverständnis annähernd aller Menschen gegenüber dem Anderssprachigen. Wer dieser katastrophalen Situation entgehen wollte, mußte selbst fremde Sprachen sprechen oder sprechen lernen, mindestens verstehen. Als Kommunikationsalternative blieb allenfalls der Rückgriff auf sprachkundige Leute, die Inanspruchnahme ihrer Mittlerdienste. Die Nutzung beider Möglichkeiten ist seit alttestamentlichen Zeiten auch gut bezeugt, doch bleibt offen, in welchen Größenordnungen solche Auswege verfügbar waren. Nicht einmal ihre Relevanz ist einigermaßen einschätzbar. Die Bilder von der Arbeit am Turm zu Babel wie die von seinem jähen Ende beschäftigten die Vorstellungskraft vieler Menschen auch während des Mittelalters. Die Legendenbildung kam hinzu, so die vom Bauherrn Nimrod, dem Prototyp des Teufels und Antipoden Gottvaters.1 Eine Vielzahl von Miniaturen, farbigen Darstellungen und Erzählungen kündet von der Absicht, „einen Turm zu bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder“ (1. Moses 11,4). Der begründende Nachsatz zeugt seinerseits von früh angelegter Dialektik, denn was vermieden werden sollte, ergab sich erst recht. Die Bilder vom Turmbau hingegen sind längst eine „wichtige Quelle zur Kunde des mittelalterlichen Baubetriebes“ geworden, auf denen technische Verfahrensweisen und mancher innovatorische Ansatz zu erkennen sind.2 Das große Interesse mittelalterlicher Autoren, Miniatoren und ihres Publikums am Turmbau zu Babel erleichtert dem Mittelalterhistoriker, der sich mit der Kommunikationsproblematik näher beschäftigen will, die Rechtfertigung, seine eigene Untersuchung der Überwindung von Sprachbarrieren eben auf jene 1000–1200 Jahre der Geschichte des europäischen Mittelalters zu konzentrieren. Dabei leitet ihn die Hoffnung, in ähnlicher Weise wie der Architekturhistoriker aus der Fülle von Bildern, Erzählungen und Hinweisen in ausreichendem Maße Belehrung darüber zu erfahren, wie groß die Sprachverwirrung im Mit-
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Einleitung
telalter war, und vorzugsweise die Mittel deutlicher zu erkennen, mit denen man Sprachschwierigkeiten zu überwinden trachtete. Ausgeklammert bleibt dabei das seit langen Jahrhunderten anhaltende vorrangige Interesse am Turm von Babel, der sich schon früh zum Mythos erweiterte und ganz Babylon erfaßt hat. Erst unlängst hat eine große Ausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin dies dokumentiert, als sie sich gezielt der Polarität „Babylon – Mythos und Wahrheit“ widmete.3 Hier aber soll das Interesse den Auswirkungen des zum Himmel strebenden Turmbaus gelten, also der seitherigen Sprachverwirrung und dem Bemühen, diese zu mildern. Der Versuch, die angedeutete Thematik in Teilbereichen klären zu helfen, muß sich auch systematischer Betrachtung stellen, dabei aber manches Problem ausklammern. Vor allem ist aussagekräftiges Quellenmaterial zu berücksichtigen, das seinerseits nur in bedingter Weise planvoll erfaßt werden kann. Ein solches Verfahren läßt nämlich die allgemeine Quellenlage nicht zu, denn spezifische Quellengruppen gibt es nicht, wohl aber fast überall sprachliche Verständigungsprobleme, auch gezielte Inanspruchnahme von Sprachmittlern oder Dolmetschern. Diesen Personen und ihrer Tätigkeit gilt im folgenden das Interesse, und dabei ist Aufschluß auch zu erhoffen über zwischenmenschliche Verhaltensformen, durch Sprachlosigkeit bedingte Schwierigkeiten und deren Bewältigung. Auch das in den erzählenden Quellen sich oft statuarisch abzeichnende Bild könnte durch eine gewisse Erhellung sprachlicher Zusammenhänge wie auch kollektiver Inkompetenzen geschärft, vielleicht sogar mit etwas Leben erfüllt werden. Im Mittelpunkt unserer Betrachtungen steht das römisch-deutsche Reich des Mittelalters mit seiner europaweiten Ausstrahlung. Dessen raumgreifende Grenzen müssen freilich wiederholt überschritten werden. Solche Ausgriffe sind letztlich sogar zwingend, denn die Dolmetscherthematik bezieht sich auf Verständigungsfragen mit Personen außerhalb des eigenen Sprachbereichs, mit Anders- bzw. Fremdsprachigen. Damit ist auch die allgemeine Frage nach sprachlicher Kompetenz im Mittelalter verknüpft und näherhin das Problem der Fremdsprachenkenntnis. Doch sind hier manche Sachfragen auszuklammern, teils weil bereits eine reiche Literatur vorliegt, teils die vielfältigen Aspekte je für sich nahezu monographische Erörterung verdienen. Dankbar wird man auf Studien zum „Europäischen Sprachdenken“ von Jürgen Trabant4 und auf das monumentale Werk von Arno Borst über „Ursprung und Vielfalt der Sprachen und Völker“ verweisen.5 Manche dieser thematischen Fragen sind zu streifen, gelegentlich auch exkursartig aufzugreifen. Notwendig ist in jedem Fall ein allge-
Einleitung
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meiner Überblick über die terminologische und sprachgeschichtliche Seite des Vermittlungsproblems. Wie wurde der Sprachvermittler oder auch „Sprachmittler“ bezeichnet? Gab es mehrere Bezeichnungen, ggf. auch unterschiedliche Typen des Vermittlers zwischen verschiedenen Sprachen? Welche Termini finden sich überhaupt im allgemeinen in der wissenschaftlichen Literatur und ganz besonders in den überlieferten Quellen? Schließlich ist auch das grundsätzliche Problem menschlicher Kommunikation mindestens anzusprechen, um einen relativ gesicherten Hintergrund zu haben, vor dem die Frage des Dolmetschens und der Dolmetscher untersucht werden kann. Dies soll in möglichst breiter Fächerung erfolgen, wobei man dem Historiker wird nachsehen müssen, daß er die zeitliche Komponente seiner Thematik kaum je dem systematischen Zugriff völlig unterordnen wird. Hoffen muß er in jedem Fall auf die Nachsicht vieler Fachleute aus anderen Disziplinen, besonders auf die der Sprach- und Literaturwissenschaftler, wenn sich die historische Betrachtung mitunter auf Bereiche erstreckt, die jenseits der Fachkompetenz des Historikers liegen. Rechtfertigen läßt sich diese an Übermut grenzende Haltung immerhin durch die Forschungslage, die aus historischer Sicht defizitär ist, doch nicht einmal durchgängig als solche erkannt wird. Die vorliegenden Untersuchungen werden zunächst eingebettet in die Erörterung allgemeiner Sprachprobleme, zu denen zuallererst der Gebrauch des Lateinischen, aber auch andere Bereiche der mündlichen Kommunikation gehören. Schon hier werden neben der historischen Mediävistik zahlreiche Nachbardisziplinen angesprochen, wie die Gesamtthematik sich ohnehin an Sprachwissenschaft und Sprachgeschichte, an Literaturwissenschaft und Kommunikationsforschung wendet. Nach einem Forschungsüberblick werden terminologische Grundfragen erörtert und methodische Überlegungen geäußert. Auf einer relativ breiten Grundlage von Primärquellen erfolgt dann ein längsschnittartiger Überblick über Verständigungsfragen im Mittelalter. Schwerpunkte sind Dolmetschertätigkeiten und ersatzweiser Rückgriff auf fremdsprachliche Kenntnisse in verschiedenen Bereichen und Funktionen. Anschließend werden die allgemeinen Rahmenbedingungen von Dolmetschern in systematisierender Form zusammengestellt und diskutiert.
I.
Zu allgemeinen Sprachproblemen
I. 1
Lateinisches Mittelalter
Mit der Erörterung eines grundsätzlichen Problems mag das Ausleuchten des thematischen Hintergrunds begonnen werden. Dabei sollen Wiederholungen möglichst vermieden, aber der Problemzusammenhang herausgearbeitet werden. Als sehr große Schwierigkeit wird sich erweisen, daß die einschlägigen Zeugnisse sehr verstreut sind und ihre Disparität verallgemeinernde Beurteilungsansätze erschwert. Gleichwohl werden sich Schlußfolgerungen, Erkenntnisschritte und Einsichten ergeben, die aber stets mit Zurückhaltung und methodischer Vorsicht geäußert und verstanden werden sollten. Da Historiker über weite Strecken der mittelalterlichen Geschichte dominant bzw. fast ausnahmslos mit einer Überlieferung in lateinischer Sprache konfrontiert sind und sich gleichwohl in der Lage sehen, eingehende und zeitlich wie räumlich differenzierende Untersuchungen durchführen zu können, entsteht vielfach bei ihnen wie bei ihrem Publikum der Eindruck, die mittelalterliche Welt sei eine lateinische gewesen. Allzu leicht kann man nämlich übersehen, daß sich sozusagen hinter einer lateinischen Fassade eine Vielzahl von Sprachen und Dialekten verbirgt, von denen sehr viele fast unbekannt sind. Gravierend mag die kaum überschaubare Anzahl sein, und eine Vorstellung von der Dimension dieses Problems könnte der Hinweis geben, daß in der heutigen Europäischen Union (EU) „mittlerweile dreiundzwanzig offizielle Sprachen und vierundsechzig inoffizielle, die Dialekte nicht eingerechnet“, existieren.6 Selbstverständlich werden die mittelalterlichen Zahlenverhältnisse nicht identisch gewesen sein, doch die allgemeine Größenordnung könnte zutreffen. Hinter solchen Zahlen verbergen sich große Probleme, da sie einerseits Ausdruck eines beachtlichen kulturellen und nicht nur sprachlichen Reichtums sind, andererseits bei einer dominanten Vorstellung von einem lateinischen Mittelalter unterbewertet und sogar übersehen werden können. Daher soll die Frage des „lateinischen Mittelalters“ am Anfang der um Systematisierung bemühten Darstellung knapp erörtert werden. Auch wer das Mißverständnis nicht teilt, daß die Welt des Mittelalters eine fast ausschließlich lateinisch geprägte Welt ist und daß die Vorstellung „Mittelalter“ zwangsläufig mit dem Attribut „lateinisch“ gekoppelt ist, wird die (oft erdrückende) Dominanz lateinischen Schriftgutes in der Überlieferung des Mittelalters nicht leugnen können. Diese Feststellung gilt für den Bereich admini-
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Zu allgemeinen Sprachproblemen
strativer wie literarischer Quellen in so hohem Maße, daß manchem die Vorstellung von einem schlechthin „lateinischen Mittelalter“ überdies zu suggerieren scheint, es sei das Latein nicht nur die Europa einigende Schriftsprache gewesen, sondern darüber hinaus – vor allem über das Medium der katholischen bzw. lateinischen Kirche – auch die Umgangs-, mindestens die Verkehrssprache des Okzidents gewesen. Gemeingut aller Kleriker, wohl auch der Herrschenden und Verwaltenden wie ihrer großen Helferscharen sei dieses Latein gewesen, das zum Kommunikationsmittel über volkssprachliche Grenzen hinweg vorzüglich gedieh. Selbst für die nationalen Literaturen als Zweige eines Baumes, „dessen Stamm die lateinische Literatur des europäischen Mittelalters“ war,7 bleibt der einigende und verklammernde Charakter des mittelalterlichen Lateins unverkennbar, einer Sprache freilich, die man mitunter auch als „barbarisch“ qualifiziert, vor allem um sie von der klassischen Höhe der Antike abzugrenzen, die erst seit dem 14. Jahrhundert in Humanismus und Renaissance allmählich wieder erreicht wurde. Zweifellos ist es richtig, daß das Mittelalter „zum Teil eine lateinische Welt“ war, aber eben nur zum Teil. Denn längst „nicht alles lateinisch Geschriebene war auch lateinisch gedacht“.8 Damit wird auf das sog. Übersetzungsproblem angespielt. Dieses geht davon aus, daß beispielsweise mittelalterliche Rechtsund Sozialverhältnisse ihrerseits in übersetzter Form wiedergegeben werden mußten, und zwar in lateinischen Wortformen, im Grunde sogar in römischen Begriffen und Denkschemata, ehe sie in der lateinischen Schriftsprache fixiert werden konnten. Es setzt sogar einen zumindest doppelten Übersetzungsvorgang voraus. Die angesprochene, notwendige „Latinisierung“ ist bereits ein so weitreichender Verfremdungsvorgang, daß die Ermittlung der tatsächlichen Beschreibungsgegenstände eine „Rückübersetzung“ in die jeweilige Volkssprache erfordert, ohne die sich wahres Verständnis oft kaum oder gar nicht erschließt. Solche Rückübersetzungen sind freilich außerordentlich schwierig, doch jeglicher Verzicht darauf – also allein vom lateinischen Wortlaut ausgehende Interpretationsbemühungen, die Philipp Heck warnend als „Latinismus“ gekennzeichnet hat – wird beispielsweise den Rechtsquellen überhaupt nicht gerecht,9 für andere Bereiche gilt die Feststellung in ähnlicher Weise. Hecks Untersuchung bezog sich vornehmlich auf frühmittelalterliche Texte, doch haben schon Karl Siegfried Bader und Hans Hattenhauer nachdrücklich betont, daß „Ph. Hecks Ergebnisse auch für das Hoch- und Spätmittelalter gelten“.10 Wie sich das angedeutete Problem in der alltäglichen Praxis des Dolmetschens, also bei mündlicher Kommunikation auswirkte, dürfte kaum zu erhellen sein. Insofern wird auch der Dolmetscher üblicherweise das Problem der
Lateinisches Mittelalter
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letztlich doppelten Übersetzung kaum zufriedenstellend bewältigt haben, doch stellten sich diese Probleme viel schärfer bei schriftlicher Kommunikation, können bei unserer Thematik mithin etwas vernachlässigt werden. Mit diesen Bemerkungen soll der sozusagen weitere Horizont der Gesamtthematik angedeutet, können gleichzeitig auch zusätzliche Themen ausgegrenzt werden. Dies gilt selbst für die Frage, wer im Mittelalter lesen und schreiben konnte.11 Immerhin ist die Annahme gewiß richtig, daß zahlenmäßig nur sehr geringe Bevölkerungsteile über diese Fähigkeiten verfügten. Bezogen auf die Kenntnis des Lateinischen wird man zusätzliche Abstriche machen müssen. Selbst die Annahme, daß alle Geistlichen lesen und schreiben konnten, ist bekanntlich in dieser kategorischen Form unzulässig. Dies gilt vorzugsweise für den Niederklerus, aber mitunter selbst für Äbte und Bischöfe. Und doch läßt sich mit einiger Berechtigung sagen, daß Latein im Mittelalter eine das westliche Europa übergreifende, im allgemeinen fast überall, doch längst nicht für jedermann verständliche Sprache war. Von einer Verkehrssprache wird man allerdings nicht reden, auch nicht im Bereich der westlichen katholischen Kirche, obwohl innerhalb dieser Kirche die lateinische Sprache ein einigendes Band war. Doch trüben sprachliche Unzulänglichkeiten, oft sogar entsprechendes Unvermögen das Gesamtbild, das allerdings nur selten in der Überlieferung angesprochen wird. Ein Detail mag gelegentliche Probleme der mündlichen Kommunikation illustrieren, denn bereits eine unterschiedliche Aussprache des Lateinischen konnte die Verständigung hemmen. So berichtet Rudolf von Fulda um 838 in seiner Vita Liobae, ein durch Gallien, Italien und Germanien reisender spanischer Mönch sei nach Fulda gekommen, im Kloster aber nicht verstanden worden, bis ein Mönch aus Italien half.12 Dessen südeuropäisch-romanisch geschultes Ohr verstand das Latein des Gastes und ermöglichte ihm, den Fuldaer Brüdern, die nur sozusagen „germanisches“ Latein bzw. „germanisch“ akzentuierte Ausspracheformen verstanden, zu dolmetschen.13 – Man weiß, daß manche solcher Klangfarben selbst unsere Moderne erreicht haben. Mit drei Beispielen aus dem Urkundenbestand des Klosters Monte Amiata in der Toskana sollen auch akute Probleme klerikaler Analphabeten angedeutet werden. Die genannten Fälle stehen nicht ganz isoliert, sie mahnen aber zu steter Vorsicht bei generalisierenden Annahmen. Im Februar 793 ließ der Aussteller einer Schenkungsurkunde sein „Abzeichnen“ erläutern: Signum + manum Ursiperto clerici, litera nesciente, qui supra donatore […]. Ähnlich unkompliziert zeichnen 798 ein Mitaussteller und 799 ein Einzelaussteller ihre Urkunden ab: Signum + manus Teudiperto clerico, qui propter ignorantja licterarum manu sua
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Zu allgemeinen Sprachproblemen
minime iscripse, tamen signum croci manibus sue fecit […], und ein Jahr später heißt es: Signu + manu Uualtifusi clerici, qui hanc cartula scrivere rogave, et propter ignorantja litterarum signum sancte croci fice.14 Für sein Analphabetentum hat sich keiner dieser clerici geschämt. Die Versuchung liegt nahe, nordalpine Beispiele hinzuzufügen. Im Februar 1291 stellte St. Gallen eine Verleihungsurkunde aus, und Abt, Propst und neun Mönche ließen den Notar ihre Zustimmung beifügen, „da wir der Kenntnis des Schreibens ermangeln“.15 Auch in einer weiteren Urkunde ließ der Abt von St. Gallen den Notar für sich unterschreiben, cum scribendi pericia careamus.16 Ein weiterer Fall: Im April 1291 schlossen die elsässische Abtei Murbach und die Propstei Luzern einen Kaufvertrag mit König Rudolf von Habsburg, und „der Abt, der Propst und drei Mönche [ließen] durch den Urkundenschreiber ihre Namen unterfertigen, da sie des Schreibens nicht kundig seien“.17 Die erwähnten Zeugnisse stehen nicht ganz vereinzelt, können aber auch nicht verallgemeinert werden. Immerhin legen auch sie nahe, mit der Betonung eines „lateinischen Mittelalters“ und auch einer lateinisch ausgebildeten Geistlichkeit behutsam umzugehen.
I. 2
Latein als verbindliche Kirchensprache
In der westlichen Christenheit war im Bereich der Kirche Latein die gültige und auch akzeptierte Gemeinsprache während des Mittelalters. An seiner Verbindlichkeit kann es keinen Zweifel geben. Die Umsetzung der Norm ist auch geglückt, wenngleich gelegentliche Schwierigkeiten sichtbar werden, die für unsere Gesamtthematik nicht uninteressant sind. So sollen einige Details berührt werden, die Aufmerksamkeit verdienen. Es beginnt mit dem Hinweis auf Predigten, deren lateinische Sprache im allgemeinen der Gemeinde unzugänglich war und günstigenfalls durch Dolmetscher wiedergegeben wurde. Letztlich zwangen Notwendigkeiten auch des kirchlichen Alltags zum Rückgriff auf die Volkssprache bereits durch den Prediger selbst.18 Für solches volkssprachliche Predigen gibt es zahlreiche Zeugnisse. Sie zwingen allerdings zur Differenzierung. Wenn beispielsweise volkssprachige Predigttexte überliefert sind, ist damit nicht unstrittig belegt, daß die entsprechende Predigt überhaupt gehalten wurde und dann ggf. tatsächlich in der Volkssprache. Auch spätere Überlieferungsformen, die dann allein tradiert sind, lassen sich nicht ausschließen. Ohnehin wird man nur ganz selten erkennen können, ob ein überlieferter Predigttext bereits zum Gottesdienst fertig verfaßt war und dann auch verlesen wurde. Predigten in
Latein als verbindliche Kirchensprache
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didaktischer Absicht schriftlich für Ausbildungszwecke zu verfertigen, dürfte die Regel gewesen sein. Ein Zeugnis aus den Gesta Alberonis, verfaßt von Balderich zwischen 1152 und 1157/1158, mag eine solche Konstellation exemplarisch verdeutlichen. Der Verfasser notiert den Text einer langen, letzten Ansprache seines Erzbischofs Albero von Trier und fügt unmittelbar anschließend hinzu: „Wisse aber, lieber Leser: das hat er vielleicht nicht wortwörtlich, jedenfalls aber dem Sinn und Inhalt nach so gesagt.“19 Interessant ist eine Forderung der Mainzer Synode von 847. Nachdem für den Inhalt der Predigten Leitlinien formuliert worden waren, heißt es, die Priester wie auch Bischöfe sollten jeder ihre Predigten ‚offen‘ übertragen (aperte transferre studeat) in die romanische Volkssprache oder in die theodiske, „damit alle leichter verstehen könnten, was gesagt werde“ (quo facilius cuncti possint intellegere, quae dicuntur).20 Damit ist letztlich die zweisprachige Predigt gefordert, was sich zeitlich sogar bis zu Karls des Großen Reformsynoden von 813 in Chalon und in Tours zurückverfolgen läßt. Vor Wiederholungen besteht keine Scheu, aber im Volke müsse gepredigt werden und ganz offenbar verständlich und volksnah (in populo praedicetur).21 Schwierig ist die Beurteilung liturgischer Fragen außerhalb des eigentlichen Predigens. Daß aus Anlaß eines Herrscheradventus im gallofränkischen Orléans 585 neben lateinischen Laudes solche auch von Juden und Syrern in ihrer eigenen Sprache gesungen wurden, ist beachtlich.22 Doch handelt es sich bei dem liturgischen Gesang der Laudes eher um Ausnahmen. Einen solchen Charakter könnte man eventuell auch dem volkssprachlich abgefaßten knappen Katalog von Fragen und Antworten bei der Taufe zusprechen, der aus dem 8. Jahrhundert datiert und aus Sachsen zu stammen scheint.23 Aber dieser berühmte volkssprachliche Fragen- und Antwortkatalog entsprach realen Erfordernissen. Der technisch und personell vielleicht ebenfalls noch vorstellbare Rückgriff auf Dolmetscher konnte beim Verwenden solcher Fragen und Antworten entfallen. Zu beachten wäre ohnehin, daß Papst Gregor III. in seinem Brief an Bonifatius aus dem Jahre 739 ausdrücklich erklärt hatte, die Taufe in einer heidnischen Sprache sei gültig, wenn sie im Namen der Trinität erfolgte: „Wer in einer verschiedenen und abweichenden Sprache des Heidentums getauft ist, soll doch, weil er im Namen der Dreieinigkeit getauft ist, durch Handauflegung und Salbung mit dem heiligen Öl gefirmt werden.“24 Gleichwohl scheinen Probleme geblieben zu sein, wenn bei Neugetauften der Eindruck einer nur äußerlichen Bekehrung vorherrschte. So regelte etwa das Baseler Konzil im Mai 1435 „auf Antrag Bischof Michaels von Samland die
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Zu allgemeinen Sprachproblemen
geistliche Betreuung der Neugetauften jeweils in ihrer Sprache“. Der Bischof solle die Pfarrstellen an der Grenze von Samaiten mit Personen besetzen, „die die Sprache der Pfarrkinder intelligenter sprechen und die Beichte ohne Dolmetscher abnehmen können“.25 Mißlich war es für Bischöfe und päpstliche Legaten, wenn ihre Kirchenpredigt in lateinischer Sprache überhaupt nicht verstanden wurde und sie selbst der jeweiligen Volkssprache nicht mächtig waren. Hier war Dolmetschereinsatz vonnöten, was Menschen im Mittelalter ggf. weniger träge bis zeitraubend erschienen sein mochte, als es uns vorkäme. Das Beispiel gedolmetschter Kreuzzugspredigten Bernhards von Clairvaux kündet sogar von großer Wirkung bei den Zuhörern. Aufschlußreich ist eine Angabe in der Vita des Johannes von Capestrano, die sich auf seine Predigtreise 1451–54 nördlich der Alpen zu beziehen scheint. Die lateinische Predigt des Johannes habe sich sehr in die Länge gezogen, und dennoch hätten die Leute oft im Winter auf öffentlichen Plätzen bzw. unter freiem Himmel ausgeharrt, weil sie alle ihn sehen und ihm eifrig zuhören wollten: „Vier und fünf Stunden standen sie auch in Schnee und Kälte sehr gern, solange bis ein Dolmetscher erklärt hatte, was Johannes zuvor in lateinischer Sprache gepredigt hatte.“26 Johannes scheint oft einen Dolmetscher bei sich gehabt zu haben, wie beispielsweise auf seiner Deutschlandreise, als er in Villach über 20 Kranke heilte, nachdem ein Dolmetscher seine lateinische Ansprache übertragen hatte.27 Nicht von Dolmetschern allzu abhängig zu sein, war der erkennbare Wille der polnischen Kirche. Im Jahre 1285 verfügte die polnische Synode von Lentschütz, „daß deutsche Kleriker nur dann in polnischen Diözesen angestellt werden dürften, wenn sie die polnische Sprache beherrschten“.28 Diese für sich plausible Maßnahme gehört aber auch in den Zusammenhang „der Synodalstatuten des Gnesener Erzbischofs […] gegen das Vordringen der deutschen Sprache“ aus dem Jahre 1257.29 Dolmetscher bei der Beichte, wenn der Beichtvater der Sprache des Büßers nicht kundig war, sind im angeschnittenen Zusammenhang zu erwähnen, weil Dolmetscher seit jeher und bis heute anhaltend auch im säkularen Bereich als Instrumente galten und gelten, ihr Einsatz demgemäß kirchenrechtlich unproblematisch war. Das gilt hier vor allem für die „offene Beichte“, denn der „ortsfeste Beichtstuhl mit einem Gitter oder einer Trennwand zwischen Priester und Pönitent“ wird erst nach dem Tridentinum üblich. Insofern ist „der dreiteilige Beichtstuhl […] erst eine Erfindung des 17. Jahrhunderts“.30 Die dolmetschende Hilfe bei der Beichte war im Neusiedelland kein unerhebliches Phänomen, zumal der in der Regel eingewanderte Klerus auf seine seelsorgerischen
Latein als verbindliche Kirchensprache
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Pflichten beispielsweise bei den Prußen schlecht vorbereitet war. So brauchte man zumeist einen Dolmetscher, aber es war verboten, für diesen Dienst Schulkinder heranzuziehen.31 Selbst bei den Zisterziensern, dem berühmten Reformorden des 12. und 13. Jahrhunderts, gab es Schwierigkeiten, den lateinischen Sprachgebrauch wenigstens im Beichtwesen durchzusetzen. Als Stephan Lexington 1228 die irische Abtei Mellifont im Auftrag des Generalkapitels der Zisterzienser visitierte, mußte er von den bislang notorisch einsprachigen irischen Mönchen verlangen, daß als Mönch nur aufgenommen werden dürfe, wer sein Schuldbekenntnis französisch oder (!) lateinisch ablegen könne (nisi qui culpam suam confiteri nouerit gallice uel latine).32 Mit einer Nachricht aus der Reinhardsbrunner Chronik, die um 1340/49 in der Nähe von Gotha in Thüringen verfaßt wurde, läßt sich belegen, daß nach Auffassung von Zeitgenossen der Anspruch auf Ausschließlichkeit der lateinischen Kirchensprache nicht überbewertet wurde. In der Chronik heißt es: Einem Priester begegnete auf dem Versehgang eine reuige Prostituierte und flehte den Herrn an, dessen corpus der Priester in seiner pixis trug. Und der in der Hostie gegenwärtige Jesus antwortete der Büßerin zunächst lateinisch und verdolmetschte dann auf ihre Bitte hin seine eigenen Worte in deutscher Sprache, weil die Frau kein Latein verstand.33 Sollte man sagen, daß Christus als sein eigener Dolmetscher sprach? Oder genügt der Hinweis, daß der thüringische Chronist und sein mutmaßliches Lesepublikum den Zwang zur Anwendung der heiligen Sprache nicht ganz so eng sahen? Auch an der Kurie wurde die Funktion des Lateinischen als alleiniger und verbindlicher Sprache mitunter vernachlässigt, mindestens gilt dies für die Phase des Kurienaufenthaltes in Avignon. Beispielsweise heißt es von Karl von Trier, dem Hochmeister des Deutschen Ordens, Papst Johannes XXII. habe ihn im Jahre 1318 herbeigerufen, und er habe sich ein Jahr an der Kurie aufgehalten: „Die französische Sprache beherrschte er wie die eigene, und vor Papst und Kardinälen sprach er ohne Dolmetscher“, stand also Rede und Antwort.34 So ganz verwundern muß das Beispiel aus der Kurie in Avignon nicht, denn auch in Domkapiteln wird man häufig bis regelmäßig in der jeweiligen Landessprache verhandelt haben, wie es beispielsweise im Protokoll einer Sitzung des Trierer Domkapitels am 24.3.1445 belegt ist. Hier heißt es nach einleitenden Sätzen in lateinischer Sprache, Erzbischof Jakob von Sierck ligwa wlgari locutus est in hac verba sermonem suum dirigens ad praefatos dominos protunc capitulum representantes […]. Es folgt dann ein sehr umfangreiches Protokoll in deutscher Sprache.35
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Zu allgemeinen Sprachproblemen
Alle genannten Beispiele, die sich vermehren ließen, rütteln nicht an der Norm, daß im Mittelalter Latein die verbindliche Kirchensprache in der westlichen Christenheit ist. Sie weisen aber darauf hin, daß sich hinter diesem Kirchenlatein auch volkssprachliches Kirchenleben verborgen hat. Insofern waren Dolmetscher gewiß vonnöten, doch reichte ihr Einsatz nicht aus, die Kluft zwischen lateinischer Sprache und volkssprachlicher Umwelt durchgängig zu überbrücken.
I. 3
Das Verkehrssprachenproblem
Es ist ein altbekanntes Phänomen, daß im Neben- und Miteinander verschiedener Sprachen und Sprachträger nach Behelfen gesucht wird und solche auch gefunden werden. Oft dient eine in Teilbereichen verbreitete Sprache in dann reduzierter Form als solcher allgemeiner Behelf bzw. als Verkehrssprache. Im Alten Orient war im 2. Jahrtausend vor Christus „das Babylonische in seinem Medium der Keilschrift die Verkehrssprache ganz Vorderasiens einschließlich Ägyptens“,36 also eher eine schriftliche als mündliche Form. Dies wurde im 1. Jahrhundert anders, als das Aramäische als eine Art „lingua franca“ fungierte und gewiß in verschiedenen Dialekten „die weitestverbreitete Sprache im Vorderen Orient war“.37 Im Römischen Weltreich war Latein die allenthalben verbindliche Amtssprache, so daß es keiner eigentlichen Verkehrssprache bedurfte. Auch im europäischen Mittelalter gab es keine allgemeine Verkehrssprache, aber immerhin sogenannte Behelfssprachen. Darunter zu verstehen sind mittelalterliche Entsprechungen etwa zum neuzeitlichen Russennorwegisch bzw. Russenorsk, das saisonal (im Sommer) bis ca. 4–5 Generationen vor dem Umbruch von 1917 gesprochen wurde, oder zu den Pidgin-Sprachen (Pidgin-Englisch Chinas seit dem 17. Jahrhundert und Melanesiens seit ca. 1820), dem ChinookJargon der Pelzjäger und Waldläufer Nordamerikas seit ca. 1850.38 Das klassische Beispiel einer Behelfssprache ist die Lingua Franca Nordafrikas, die seit dem Mittelalter durch romanischsprechende Seefahrer verbreitet und im Kontakt mit Arabern und Türken verwendet wurde. Kennzeichnend für solche Behelfssprachen, die keine eigentlichen „Geschäftssprachen“ waren und nie mit Muttersprachen verwechselt werden dürfen, ist ein sehr schmaler Wortschatz, der zwischen 500 und maximal 2000 Einheiten umfaßt.39 Erheblich umfangreicher war der Wortschatz des Französischen, insoweit dieses in der Neuzeit bis etwa 1919 zumindest in Europa als „lingua franca“ fungierte, bis dann von 1919 bis 1945 das Englische hinzukam, das besonders
Das Verkehrssprachenproblem
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im Völkerbund als Verkehrssprache Geltung gewann. Dabei ist es in beachtlichem Maße geblieben, wenngleich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges grundsätzlich das Prinzip der Vielsprachigkeit an Boden gewann. Ähnliche Bedeutung besaßen mittelalterliche Geschäfts- und Verkehrssprachen nicht, wohl aber gab es tendenzielle Entwicklungen solcher Art, die es vor allem den Kauf- und Geschäftsleuten ermöglichten, notwendigste mündliche Verständigung ohne Dolmetscher zu erzielen. So war in der byzantinisch-venezianischen Kontaktzone bzw. dem ganzen östlichen Mittelmeerraum eine Art lingua franca verbreitet, die sich aus einem oberitalienischen Idiom, besonders der venezianischen Umgangssprache, und anderen Sprachelementen speiste.40 Wer aber beispielsweise im nordeuropäischen Raum tätig war, konnte mit Verständnis rechnen, wenn er niederdeutsch sprach.41 Anderenfalls stand ihm das sogenannte „Undeutsch“ zur Verfügung. Man sprach es im Baltikum, etwa in den Hansestädten Reval und Riga, und es wurde den notwendigsten Erfordernissen des Arbeitsalltags gerecht: Eine notdürftige, minimalsprachliche Verständigungsform, die sich auf primitive Beherrschung des kaufmännischen Wortschatzes einschließlich simpelster Instruktion beschränkte, letztlich aber ein „fürchterliches Kauderwelsch“ war. Falls der Fremde das „Undeutsche“ nicht beherrschte, mußte er im Umgang mit Esten, Russen, Deutschen und Gästen regelmäßig Dolmetscher (tolke, tolcke, tulcke) heranziehen.42 Kaufleute, die unbedingt selbst das Undeutsche lernen bzw. sich mit der „undeutschen“ Sprache begnügen wollten, lernten schon binnen 17 Wochen (oder vier Monaten) das Undeutsche. So ist es vor allem aus Reval bezeugt, wo ein Kaufmann 1460 von 17 Wochen sprach, dat ik, Gad hebbe dank, gut Undusch kan.43 Das Deutsche bzw. besser Niederdeutsche andererseits erreichte im Hanseraum den Rang einer Verkehrssprache vielleicht nicht ganz, so daß im Undeutschen eine Art Ergänzung, ggf. ein sprachlicher Ersatz existierte. Die Beherrschung des Niederdeutschen war jedoch im Bereich der Ost- und Nordsee von großem Vorteil. Diese Bedeutung kontrastiert mit den übrigen Sprachen des Hanseraumes. So ist etwa ein „merkwürdiges Desinteresse“ am Englischen, Französischen und gar am Flämischen oder Dänischen konstatiert worden.44 Nur die Russen verlangten in ihren Handelszentren Berücksichtigung ihrer eigenen Sprache und nahmen, seit 1268 erkennbar, entsprechende Klauseln in ihre Handelsverträge mit der Hanse auf. Für den Ostseeraum ist gleichwohl eine gewisse Differenzierung nötig, denn im diplomatischen Verkehr etwa mit Dänemark oder England wurde „das Latein als traditionelle Verhandlungssprache“ geschätzt. Noch im ausgehenden 15. Jahrhundert verstand man es „als über den einzelnen Volkssprachen stehende middelsprake“.45
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Zu allgemeinen Sprachproblemen
Das Erscheinungsbild war aber nicht einheitlich. Noch im Jahre 1375 war in einem Hanserezeß ein Dolmetscher für Verhandlungen in England gefordert worden, der französisch sprechen könne (enen wisen taleman, dey wol fransos kunne spreken).46 Der Rückgriff auf das Französische, wie auch auf das Englische und sogar das Deutsche als hansische Verhandlungssprache erfolgte jedoch selten, während das Latein noch lange bedeutungsvoll blieb. So forderten beispielsweise englische Unterhändler bei ihrem Auftreten in Hamburg 1465 ene middelsprake twisschen Engelscher unde Dudescher sprake [...], unde dat moste Latinsche wesen.47 Gerade dieses Beispiel macht deutlich, daß bei dem Rückgriff auf Latein üblicherweise Dolmetscher nicht unbedingt benötigt wurden, denn in wichtigen Angelegenheiten des Handels waren im Spätmittelalter die Unterhändler fast durchweg studierte Leute, die Latein verstanden, sprachen, lasen und schrieben. Besonderes Interesse können vertragliche Regelungen im deutsch-russischen Handelsverkehr beanspruchen.48 Die deutschen Hansekaufleute waren im Verkehr mit russischen Zentren auf russische Sprachkenntnisse zwingend angewiesen, deren Erwerb in Rußland selbst zugesichert wurde. Dabei handelte es sich um ein besonderes Privileg der Hansen, das sie gegenüber Dritten zu behaupten suchten. „Im allgemeinen sollten die sprakelerer (Sprachlernenden) nicht über 20 Jahre alt sein, so lautete die hansische Verfügung für Nowgorod, wo die jungen Kaufleute auf die Bojarenhöfe der Nachbarschaft zwecks Erlernung des Russischen geschickt wurden.“49 Bemerkenswert mag für heutige Didaktiker sein, daß die Überzeugung durchschimmert, ein Aufenthalt im fremden Lande bei sprachfremden Menschen genüge, um deren Sprache hinreichend zu erlernen. Von besonderen Unterrichtsformen oder ähnlichen Maßnahmen ist keinerlei Rede. Offenbar wurden solche Sprachschüler auch in beachtlicher Zahl nach Rußland geschickt, was allerdings nicht immer gefahrlos war.50 Es scheint, als seien erfolgreiche Sprachschüler künftig auch als berufsmäßige Dolmetscher eingesetzt worden, wobei ihnen besonderer Schutz zugesichert wurde, gewiß auch ein Indiz, daß ihre Verfügbarkeit knapp war. Im Vertragsentwurf von 1191/92 nr.15 sind als privilegierte Personen tolk und Priester herausgestellt, deren Tötung mit doppelter Tötungsbuße bestraft wurde.51 Diese Schutzvorschrift galt für „Novgoroder oder einen Deutschen in Novgorod“, sie könnte einigermaßen wirkungsvoll gewesen sein.52 Zu beachten ist angesichts der herausgehobenen Stellung der Tolken bzw. Dolmetscher, daß sie mindestens in den baltischen Hafenstädten im Handel zugleich als Makler fungierten.
Kommunikationsprobleme
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Nicht identisch, wohl aber in gewissem Umfang den Verkehrssprachen ähnlich, sind Amts- oder Geschäftssprachen. Im Deutschen Orden, dessen Mitglieder aus „vielen Zungen“ bzw. den unterschiedlichsten Regionen des Reiches stammten, bediente man sich mindestens innerhalb der Ordensadministration eines Idioms, das auf mitteldeutscher Grundlage aufruhte und der heterogenen Herkunft der Ordensbrüder Rechnung trug, also als Amtssprache bei Bedarf verfügbar war. Für den livländischen Ordenszweig, dessen Mitglieder im wesentlichen aus dem Nordwesten des Reiches stammten, diente dem Orden hingegen das Niederdeutsche als Verkehrssprache. Genügte all dies nicht, so wurden vom Deutschen Orden gezielt und konsequent Tolken herangezogen.53
I. 4
Kommunikationsprobleme zwischen Angehörigen verschiedener Stämme
Es ist bekannt, daß Sprachprobleme bei größeren Menschengruppen auch zu offenem Streit führen konnten. So berichtet Richer von Reims im späten 10. Jahrhundert von einer bösen Prügelei zwischen jungen Germani und Galli, die sich über die jeweilige andere Sprache aufregten, wie es ihre Angewohnheit sei (ut eorum mos est). Mit großer Animosität begannen sie, sich mit Beschimpfungen zu verletzen. Solche verbalen Ausfälle schien man immerhin zu verstehen! Es kam aber zum Tumult, Schwerter wurden gezogen und ein Graf, der sich um Streitschlichtung mühte, erschlagen.54 Ob es gravierende sprachliche Verständigungsprobleme auch zwischen Angehörigen verschiedener Stämme beispielsweise rechts des Rheins gab, ist schwer zu ermitteln. Aus grauer Vorzeit datiert ein Hinweis, daß zwischen einem einzelnen Thüringer und einem einzelnen Sachsen selbst über einen Fluß hinweg eine qualifizierte Verständigung möglich war, wie Widukind von Corvey bezeugt.55 Das Beispiel steht isoliert und ist vermutlich auch nicht allzu aussagekräftig für die angeschnittene Verständigungsproblematik, da der sächsische und der thüringische Dialekt miteinander verwandt waren. Etwas anders ist die Unterredung zwischen Markgraf Gero und dem Fürsten der Barbaren bzw. Abodriten namens Stoinef „über den Sumpf und den Fluß hin, der an den Sumpf stößt“.56 Beide waren offenbar gut bei Stimme, verstanden sich aber auch inhaltlich. Nicht ausgeschlossen sind slawische Sprachkenntnisse bei Gero (gest. 965), dessen Eloquenz und großes Wissen Widukind ohnehin rühmt. Nach diesen Beispielen sei ein anderer thematischer Zugang gesucht. In mancher Hinsicht ist die deutsche Geschichte durch einen Nord-Süd-Gegen-
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Zu allgemeinen Sprachproblemen
satz geprägt. Für Aenea Silvio, den späteren Papst Pius II. (1458–1464), war denn auch der Main die Trennungslinie zwischen Ober- und Niederdeutschland, was nur in geographischer Hinsicht angehen mag, während die sprachliche Trennung zwischen dem Oberdeutsch und Niederdeutsch nicht deckungsgleich ist. Illustriert wird die Situation beispielsweise von Berthold von Regensburg, dem bedeutenden franziskanischen Prediger, der 1272 verstarb. Er schrieb: Ir wizzet wol, daz die Niderlender und die Oberlender gar unglich sint an der sprache und an den siten. die von oberlant, dort her von Zürich, die redent vil anders danne die von Niderlande,von Sahsen. die sint unglich an der sprache: man bekennet sie gar wol von einander die von Sahsenlande unde die von dem Bodensewe von dem Oberlande, unde sint ouch an den siten unglich und an den cleidern […]. Also stet ez umbe die niderlender und umbe oberlender, daz manic niderlender ist, der sich der oberlender sprache an nimet.57 Ein allmählich wachsender Einfluß der hochdeutschen Mundarten (Oberlender) auf die niederdeutschen Dialekte (Niderlender) beseitigte aber nicht die Verständigungsschwierigkeiten. So soll noch Martin Luther in einem Tischgespräch geäußert haben: Deutschland hat mancherley Dialectos, Art zu reden, also, daß die Leute in 30 Meilen Weges einander nicht wol können verstehen. Die Oesterreicher und Bayern verstehen die Thüringer und Sachsen nicht, sonderlich die Niederländer. Daher bediene er sich, äußerte Luther, der gemeinen deutschen sprache; das mich beide, Ober- und Niderlender verstehen mögen.58 Im allgemeinen aber dominierten die Unterschiede zwischen den einzelnen Stammessprachen, behaupteten die zahlreichen Dialekte das Feld. So konnten sich Angehörige verschiedener Stämme oder Volksgruppen im Alltag kaum miteinander verständigen, sofern weder verkehrssprachliche, noch hochsprachliche oder lateinische Kenntnisse vorhanden waren – es sei denn, spezifische Dolmetscher oder dolmetschende Personen standen zur Verfügung. Als Reaktion auf die mundartliche Vielfalt verlangte ein Kölner Traktat aus dem Jahre 1527, ein Deutscher solle möglichst viele deutsche Dialekte mindestens partiell verstehen lernen, anderenfalls brauche man etwa zur Verständigung zwischen einem Bayern und einem Sachsen einen Dolmetscher. In diesem Formulare vnn duytsche Rhetorica heißt es: Eyn schriuer wilcher land art der in duytzscher nacioin geboren is/ sal sich zu vur vyß flyssigen/ dat he ouch ander duitsch/ dan als men in synk land synget/ schriuen lesen und vur nemen moeg. Als is he eynn Franck/ Swob/ Beyer/ Rynlender etc. sall he ouch sassenscher/ merkysscher spraiche eyns deyls verstandt hauen Des gelichen wederumb/ ist einer eyn Saß/ Merker etc. he sal sich des hochduytzschen myt flissigen. dan eynem berömden schriuer kumpt mencher leye volck zu hant/ vnd wan als dan eynn ytlicher wulde ader sülde syngen als
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ym der snauel gewassen were/ so bedoerfft men wail tussen eynem Beyern und Sassen eyn tolmetsch.59 Bei dieser präzisen Akzentuierung der „kommunikativen Verstehensgrenzen innerhalb Deutschlands“ und der Zuspitzung auf den bayerischen und den sächsischen Dialekt fühlt man sich erinnert an den Zisterzienser Peter von Zittau (gest. 1339), der in seiner Königssaaler Chronik mit einem fast realistischen Anspruch die Dialektsituation keineswegs dramatisierte, sondern eher um Entschärfung bemüht war: „Der Sachse hat seinen Mund unter Kontrolle, der Bayer brüllt beim Reden wie ein Ochse, indem er eine allzu laute und wilde Stimme erhebt. Deshalb hat deine Sprache, Sachse, mit der des Bayern soviel gemeinsam wie ein Fels mit einem Wassertropfen. Jener nämlich versteht die sächsische Sprache ebensowenig wie ein Käuzchen die Elster. Und wie im Schlaf versteht kein Bayer die Worte Sachsens, seien sie süß oder hart. Und doch können beide mit Recht Deutsche genannt werden.“60 Ein Exkurs soll den Faden aufgreifen, denn es ist auffällig, daß offenbar vornehmlich für den „sächsischen“ Dialekt eine lateinische Bezeichnung überliefert ist. So soll nach Liudprand von Cremona Kaiser Otto I. 963 auf der Synode in der Peterskirche ihm selbst befohlen haben, seine Rede allen Römern in lateinischer Sprache vorzutragen, „weil die Römer seine eigene Sprache, d. h. die sächsische, nicht verstehen konnten“ (quia Romani eius loquelam propriam, hoc est Saxonicam, intellegere nequibant).61 Der loquela propria entsprach es, wenn Otto I. auch sonst sächsisch sprach oder ihm der Sohn als getreuer Dolmetscher einen Brief Saxonice übersetzte.62 Ob allerdings mit dem ebenfalls überlieferten saxonizans, das Arnold von St. Emmeram erwähnt, auch ein spezifisches „Sächseln“ gemeint ist, könnte dahingestellt bleiben, doch heißt es von Otto, er habe in Regensburg mit angenehmer Stimme sächsisch/sächselnd gesprochen (imperator ore iucundo saxonizans dicit).63 An sächsischen Schulen scheint man recht stolz auf die eigene Mundart gewesen zu sein. In der Hildesheimer Briefsammlung findet sich zu etwa 1054 die bewegte Klage eines vermutlich älteren Scholaren, daß seine sächsischen Mitschüler ihn, der offenbar aus Süddeutschland kam, hänselten, weil er an seiner eigenen naturalis lingua festhalte, statt sie mit dem Sächsischen zu vertauschen.64 Der Sachverhalt scheint typisches Schülerverhalten zu spiegeln, er kann aber auch als „Beleg für ein Bewußtwerden der Dialektverschiedenheiten“ gelten.65 Die Entwicklung des Sächsischen seit dem Hochmittelalter ist etwas unklar. Einerseits hat Karlheinz Blaschke betont, daß infolge der Siedlerbewegung viele Mundartsprecher im sächsischen Raum zusammen lebten und daß sich die Mundartenunterschiede im Verlauf des 13. und 14. Jahrhunderts zu einer Art
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Ausgleichsmundart abschliffen, die dann „auch von Angehörigen anderer deutscher Stämme verstanden werden konnte“ und damit zur Grundlage des „meißnischen Deutsch“ führte und im Zusammenhang von Reformation und Luthers Bibelübersetzung später „zur Schriftsprache aller Deutschen werden sollte“.66 Nicht ganz in dieses Bild paßt das Beispiel Alberts von Sternberg. Von diesem Magdeburger Erzbischof heißt es, daß er sich angeblich „ohne Dolmetscher mit seinen Diözesanen nicht habe verständigen können. Offenbar war er des sächsischen Dialekts nicht mächtig“.67 Die Angabe ist aussagekräftig, das Beispiel aber vielleicht etwas untypisch, denn Albert von Sternberg (1333–1380) stammte aus dem hohen Adel Mährens und mußte mit dem Sächsischen vor seiner Erhebung zum Erzbischof nicht unbedingt vertraut gewesen sein. Ein knapper Blick soll der Sprachsituation bei Reichstagen gelten, wo das Lateinische zugunsten der deutschen Sprache zurückgedrängt worden war. Geblieben aber waren Unterschiede in den Dialekten, ohne daß die entsprechenden Auswirkungen in der Überlieferung sichtbar würden. Besondere Aufmerksamkeit ist dieser Frage bislang kaum gewidmet worden, doch hat Hartmut Boockmann das Thema berührt. Die Vertreter des Deutschen Ordens hätten sich ohne Schwierigkeiten in die Reichstage einfügen können, ohne sprachliche oder mundartliche Verständigungsprobleme. „Auch wenn der Orden sich auf einem Frankfurter oder Nürnberger Reichstag durch einen seiner Gelehrten vertreten ließ, der wie die meisten geistlichen Ordensbrüder im Gegensatz zu den Rittern aus Preußen gebürtig war, bestand doch keine Gefahr, daß sich dieser Gesandte etwa niederdeutsch ausgedrückt hätte. Er sprach vielmehr jene Sprache, der er sich auch innerhalb der Ordensadministration bediente, nämlich die Amtssprache des Deutschen Ordens, ein auf mitteldeutscher Grundlage aufruhendes Idiom, das in Preußen angesichts der heterogenen Herkunft der Ordensbrüder ausgebildet worden war.“68 Verständigungsschwierigkeiten zwischen unterschiedlichen Dialektsprechern konnten angedeutet werden, und es bleibt zu beachten, daß hiermit Kommunikationsprobleme, die sich innerhalb des Reiches ergaben, belegbar sind. In anderen Reichen oder Staaten dürften ähnliche Probleme bestanden haben, wie beispielsweise aus kritischen Äußerungen Bernhards von Clairvaux hervorgeht. Der berühmte Zisterzienser war ein glänzender Prediger, ärgerte sich aber, wenn er „Laienbrüdern seines Ordens wohl oder übel in romanischer Sprache predigen [mußte], weil sie sonst nichts verstanden und sich nicht besserten“. Dabei ärgerte sich Bernhard zusätzlich über die verschiedenen Dialektgrenzen innerhalb Frankreichs: diversis provinciis et dissimilibus linguis ad invicem distamus.69 Zusätzlich zu Dialektgrenzen sollten auch die Unterschiede zwischen eng ver-
Der rex illiteratus
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wandten Sprachen nicht vernachlässigt werden, wie sie hier aber nur angedeutet werden können. Als Otto von Bamberg (um 1065–1139) bei den Westslawen missionierte, sprach er das „Barbarische“ bzw. Polnische wie ein Einheimischer, so daß man ihn nicht für einen Deutschen hielt. Das dem Polnischen verwandte westslawische Wendisch oder Sorbische aber blieb ihm (angeblich) verschlossen; er sei auf Dolmetscher angewiesen gewesen.70 Es bleibt als eine Art Zwischenergebnis, daß zwischen Angehörigen verschiedener Stämme, selbst wenn diese zu einer großen Sprachfamilie gehörten, Verständigungsschwierigkeiten bezeugt sind, teils sogar gravierender Art, etwa wenn völliges Nichtverstehen blieb. Über solche Probleme verlautet in den überlieferten Quellen fast nichts, doch wäre es leichtfertig, aus dem Schweigen auf nicht vorhandene Verständigungsprobleme schließen zu wollen. Im Verlauf des Spätmittelalters dürfte sich allerdings manche Schwierigkeit abgemildert haben. Dafür spricht beispielsweise das Selbstverständnis deutscher Bruderschaften und Handwerkerbruderschaften im Rom der Renaissance. Ihre Angehörigen kamen aus vielen Landen „deutscher Zunge“ und kannten zweifellos das Problem der Verständigung über die zahlreichen Dialektgrenzen hinweg, wenngleich es sich im Arbeitsalltag nicht gravierend auswirken mochte.71 Gerade deshalb ist aber aufschlußreich, daß ein Bruderschaftsstatut ausdrücklich verlangte, Deutsch als sprachliches Kriterium müsse mindestens von einem eigenen Priester in guter Qualität gesprochen werden (der eyn gutt teutsche ußsprachen hab).72 Eine Annäherung an das sich entwickelnde „Hochdeutsche“ ist damit auch und gerade in der Fremde erleichtert worden. Eine beachtliche Sprach- und Anpassungsfähigkeit war dabei ohnehin hilfreich.73
I. 5
Der rex illiteratus
Es soll noch versucht werden, anhand von insgesamt doch dürftigen Nachrichten zu ermitteln, ob und welche Herrscher über Kenntnisse in mehreren Sprachen verfügten und ggf. in der Lage waren, auf sonst notwendige Dolmetscherdienste zu verzichten. Dieses in methodischer Hinsicht recht grobe Verfahren bietet gewisse Einsichten, doch darf nie vergessen werden, daß die Quellen äußerst knapp fließen. Insonderheit sollte man sich hüten, bei Herrschern ohne einschlägige Belege auf fremdsprachliche Ignoranz zu schließen. Es bleibt insgesamt aber ein bestimmter Eindruck, der zur Abrundung unserer Thematik gehört. Freilich darf selbst sprachliche Versiertheit nicht unbedingt mit einem beachtlichen Bildungsgrad gleichgesetzt werden, was gerade auch im umgekehr-
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Zu allgemeinen Sprachproblemen
ten Fall gilt. Achtet man sorgfältig auf diese Vorbehalte, dann mag es gerechtfertigt sein, einen bestimmten thematischen Aspekt kurz zu berühren. Es handelt sich um den Bildungsgrad mittelalterlicher Könige, dessen grundsätzliche Problematik mit einigen wenigen Angaben gestreift werden kann. Berühmt ist das Sprichwort rex illiteratus est quasi asinus coronatus. Johann von Salisbury hat es auch König Konrad III. einmal in den Mund gelegt: „Ein ungebildeter König ist wie ein gekrönter Esel.“74 – Gemeint ist mit dem gekrönten Vierbeiner wohl nicht der schreibunkundige, sondern eher und vor allem der wahrhaft ungebildete König, denn fehlende Schreibfähigkeit ist nicht unbedingt ein zwingendes Kriterium für einen defizitären Bildungsstand. Zahlreiche Beispiele unterstreichen diese Annahme in hinreichender Weise. Dies gilt vor allem für Karl den Großen, der wie kaum ein anderer mittelalterlicher Herrscher um die Bedeutung und den Zusammenhang von Politik und Bildung wußte und zum Motor der so beeindruckenden „Karolingischen Renaissance“ wurde – selbst aber noch im Alter nur mit Mühe das Schreiben zu erlernen suchte. Andererseits hatte das Bild vom gekrönten Esel durchaus prägende Wirkung auch auf nichtkönigliche Herren. Im 12. Jahrhundert lobte beispielsweise der Prämonstratenser Philipp von Harvengt den Grafen Heinrich von Champagne für „seine Beherrschung der lateinischen Sprache, da jemand, der nur in der Volkssprache gewandt sei, in der Dumpfheit eines Esels verbleibe“.75 Der verbalen Zuspitzung des zitierten Sprichwortes vom gekrönten Vierbeiner liegt die Überzeugung zugrunde, daß die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben, auch die Kenntnis der lateinischen Sprache zu den Grundanforderungen an gekrönte Häupter oder Herrscher gehört. Bezogen auf die Lebenswirklichkeit in mittelalterlichen Jahrhunderten ist der Anspruch hoch. Unsere knapp gehaltene Übersicht wird noch zeigen, daß die Forderungen oft erfüllt wurden. Aber es gab auch Unausweichlichkeiten, denen sich illiterati fügen mußten. Ein Paradebeispiel bietet sich im Bereich der Königserhebung. In einer Aachener Krönungsordnung aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts wird verlangt: Der König tamquam illiteratus et laicus müsse rechtzeitig vor seiner Krönung eine deutsche Übersetzung der auf Lateinisch an ihn zu richtenden Fragen sowie der erforderlichen Antworten erhalten.76 Dies habe der Erzbischof von Köln per se vel per clericum unum cui faciendum zu tun verlangt. Er müsse domino regi in vulgari nostro, id est in teutonico die notwendigen Sachverhalte sehr deutlich darlegen. Das war hilfreich, andererseits wäre es wohl unvorstellbar gewesen, daß die lateinischen Formeln des Krönungsordo auch bei der Krönung in Ge-
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stalt einer Übersetzung einen verbindlichen Charakter hätten haben können. Insofern war das Latein als Kultsprache nicht antastbar. Diese Feststellung muß allerdings sofort relativiert werden. Denn ausgerechnet in der Goldenen Bulle von 1356 gibt es eine Ausnahme. Bekanntlich verlangt das Reichsgrundgesetz, daß die Söhne der Kurfürsten „von ihrem siebenten Lebensjahr an in der lateinischen, der italienischen und der tschechischen Sprache unterrichtet werden, so daß sie bis zum vierzehnten Lebensjahr, je nach der ihnen von Gott verliehenen Begabung, damit vertraut seien“. Die Kenntnis der angestammten deutschen Sprache (Theutonicum ydioma sibi naturaliter indutum) wurde ohnehin vorausgesetzt.77 In Kapitel 2 über „die Wahl eines römischen Königs“ heißt es nun, nach Erreichen der Stadt Frankfurt sollten die Kurfürsten eine Messe feiern, und anschließend sollten sie vor dem Altar selbst bzw. ihre eventuellen Gesandten den Wahleid leisten. Der Erzbischof von Mainz werde die (lateinische) Eidformel vorsprechen „und er zugleich mit ihnen und sie […] zugleich mit ihm werden den Eid leisten in der Landessprache“ (vulgariter), d. h. offensichtlich in deutscher Sprache.78 Eine Art Parallele gab es in England, wo es zugelassen war, „daß der König den Eid anstatt lateinisch auf Französisch“ leistet.79 Von Interesse mag eine andere, etwas ältere Angabe sein. Im Kaiserordo von Apamea (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts) gibt es eine Bestimmung, wonach die Deutschen nach Übergabe des Zepters und Krönung mit der Kaiserkrone sowie Friedenskuß „in ihrer Sprache Laudes“ singen, ehe die Krönungsmesse beginnt (Theutonicis in sua lingua cantantibus laudes).80 Vorstellbar war demnach den Verfassern des Ordo der Gebrauch der deutschen Sprache bei der Kaiserkrönung in St. Peter, wenngleich das Deutsche hier nicht gesprochen, sondern gesungen wurde. Doch erstaunlich ist schon der Gesang von laudes in deutscher Sprache, aber es bleibt wie bei allen Ordines etwas offen, ob der Norm auch die Realität entsprach.
II.
Die Themenstellung: Dolmetschen und Dolmetscher im Mittelalter
II. 1
Forschungsüberblick
In den bisherigen Ausführungen sollte mit wenigen Strichen der Hintergrund angedeutet werden für die Frage nach Dolmetschern und sprachmittelnder Tätigkeit im Mittelalter. Man muß beide Aspekte berücksichtigen, auch eine eventuelle Parallelität. Zumal wenn keine oder nur selten eine professionelle Ausrichtung erkennbar ist, wird man das sprachmittelnde Moment besonders aufmerksam betrachten müssen. Dazu gehört unbedingt die Zwei- oder sogar Mehrsprachigkeit, die ja erst die Chance zu mindestens rudimentärer verbaler Verständigung mit Fremdsprachigen bietet. Dolmetscher, davon qualitativ abgestuft dolmetschende Tätigkeit und schließlich Mehrsprachigkeit als Voraussetzung für sprachliche Verständigung mit Fremd- und Anderssprachigen sollen im folgenden näher untersucht und mögliche Zusammenhänge verdeutlicht werden. Erhofft werden damit auch wichtige Einblicke in das soziale Leben von Einzelpersonen, von Gruppen und Großgruppen. Wie kommunizierten sie mit Fremden, gab es dabei besondere Schwierigkeiten, Regeln und Gewohnheiten? Nicht auszuschließen ist ebenfalls, daß die allgemeinen Verständigungsprobleme geringer empfunden und gewertet wurden, als man es heute annehmen würde. Das dieser Untersuchung zugrunde liegende Interesse an Fragen des Dolmetschens ging ursprünglich aus von einem recht simplen Bemühen um das Verständnis technischer Kommunikationsabläufe: Wie sprach man beispielsweise an Königshöfen? In welcher Sprache verständigten sich dieser und jener Herrscher? Waren sie dabei auf Hilfe angewiesen? Was waren vor allem die Verhandlungssprachen bei Hoftagen oder Reichsversammlungen, die ja eine Vielzahl weltlicher und geistlicher Fürsten neben anderen Herren aus verschiedenen, z. T. weit voneinander entfernten Stämmen oder Regionen vereinten? Solche und ähnliche Fragen werden von den überlieferten Quellen nicht direkt beantwortet, und entsprechend gibt es für die sich anschließende Frage nach Dolmetschern im Mittelalter kaum eine spezielle Forschungsliteratur. Selbst umfangreichere Sachwörterbücher weisen im Regelfall kein Stichwort „Dolmetscher“ aus. Dies überrascht besonders dann, wenn man an das vergleichsweise gut bearbeitete Feld schriftlicher Übersetzungstätigkeit denkt. Diese beachtliche Zurückhaltung übt auch das sonst so hilfreiche Lexikon des
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Dolmetschen und Dolmetscher im Mittelalter
Mittelalters (9 Bde. u. Registerbd. 1977–1999). Statt eines Lemma ‚Dolmetscher‘ verweist es auf „Übersetzer, Übersetzungen“, wo sich tatsächlich zur Dolmetscherthematik gehörende Hinweise finden, allerdings auch die lakonische Aussage: „Übersetzen im Bereich der Mündlichkeit ist vielfach bezeugt (Predigt, Unterweisung, Handel, Diplomatie), bleibt hier aber unberücksichtigt.“81 Doch der uns interessierende Gegenstandsbereich ist nicht völlig übersehen worden. Dies gilt zunächst für die Antike, wobei in jüngerer Zeit vorrangig an die materialreiche Untersuchung von Claudia Wiotte-Franz „zum Dolmetscherwesen in der Antike“ zu denken ist.82 Für den Bereich der mittelalterlichen Geschichte bieten immerhin das „Reallexikon für Antike und Christentum“ sowie das „Reallexikon der Germanischen Altertumskunde“ recht fundierte einschlägige Artikel.83 Eingehende Untersuchungen gibt es wenige. Spezialisiert auf den Orient und Missionsreisen sind die reich dokumentierten frühen Aufsätze von Berthold Altaner,84 und 1956 erörterte ein Sammelband mit „Beiträgen zur Geschichte des Dolmetschens“85 auch mittelalterliche Bezüge. Dann aber erschien das überragende Werk von Arno Borst, das die „Geschichte der Meinungen über Ursprung und Vielfalt der Sprachen und Völker“ behandelt.86 Borst hat für seine mehrbändige Darstellung den einprägsamen Obertitel „Der Turmbau zu Babel“ gewählt und in bestechender Weise eine riesige Materialfülle geordnet und analysiert. In diesen Bänden ist selbstverständlich recht oft von Dolmetschern und vom Dolmetschen die Rede, doch gilt das Hauptinteresse den im zitierten Untertitel genannten Fragen. Insofern bleibt eine speziell auf Dolmetscher ausgerichtete Untersuchung erforderlich. Diese kann sich dankbar auch auf Studien von Michael Richter stützen, der 1976 klerikale „Kommunikationsprobleme im lateinischen Mittelalter“ angeschnitten hat. Dabei äußerte er die Vermutung, daß sich bei konsequenter Beachtung seines Forschungsansatzes ergeben werde, „daß das Mittelalter viel weniger ‚lateinisch‘ war, als man aufgrund seiner schriftlichen Zeugnisse annehmen würde“.87 Auch Richters umfangreichere Untersuchungen von 1979 über „Sprache und Gesellschaft im Mittelalter. Zur mündlichen Kommunikation in England von der Mitte des 11. bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts“ liefern wichtige Erkenntnisse.88 Das für diese Thematik in England relativ reichhaltig überlieferte Material braucht daher mit Hinweis auf Richters Arbeit nicht eigens aufbereitet zu werden. Michael Richter ist der Sprachenthematik weiterhin treu geblieben89 – fast als Einzelgänger, denn das jäh anschwellende Interesse für „die Kommunikation“ auch im Mittelalter hat kurioserweise konkretere Sprachfragen und die Dolmetscherthematik weithin vernachlässigt. Aus der besonderen Perspektive von Grenzregionen habe ich selbst 1996 „Sprachenpolitik im Mittelalter“ diskutiert90 und in
Zur Terminologie
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erweiterter Form 1998 nach „Formen und Motiven mittelalterlicher Sprachenpolitik“ gefragt.91 In der älteren Literatur werden vornehmlich Übersetzungsfragen erörtert und eher en passant Dolmetscherprobleme. Gleichwohl ergeben sich zahlreiche Erkenntnisse und Hinweise, die zu berücksichtigen lohnt. In der mediävistischen Fachliteratur des ausgehenden 20. Jahrhunderts wird die hier interessierende Thematik höchstens gestreift, doch gilt allen erreichbaren Hinweisen unsere Aufmerksamkeit. Beachtung verdienen besonders Beiträge der mittellateinischen Philologie, wie die von Thomas Haye über „Die lateinische Sprache als Medium mündlicher Diplomatie“.92 Zu vermerken ist auch, daß Norbert Ohler in eher populärer Form auf vielfältige Sprachprobleme von Reisenden im Mittelalter hingewiesen hat.93 Neu belebt wurde die Forschungsdiskussion 1997 durch den von Kristian Bosselmann-Cyran herausgegebenen Sammelband über „Fremdsprachen und Fremdsprachenerwerb“, der sich auf das Mittelalter konzentriert.94 Zu nennen ist ferner Helmut Glücks Untersuchung von 2002 über „Deutsch als Fremdsprache in Europa vom Mittelalter bis zur Barockzeit“ und schließlich 2006 die sehr gehaltvolle „Skizze“ von Volker Honemann und Gunhild Roth über „Dolmetscher und Dolmetschen im Mittelalter“. Die von beiden Germanisten in chronologischer Reihung geordneten Zeugnisse beleuchten intensiv das weite Feld volkssprachlicher Überlieferung.95 Der aus dem Blickwinkel des Historikers insgesamt aber doch noch recht offene Forschungsstand für das Dolmetschen als mündlicher Vermittlung zwischen verschiedenen Sprachen zwingt dazu, das gewählte Thema weiträumig und über viele Jahrhunderte zu dokumentieren. Die Eigenarten der schwierigen Überlieferungssituation wie auch die bisweilen eher zufälligen Funde verschließen sich im Grunde streng systematisierenden Zugriffen. Oft wird man auch bewußt das Risiko einer eher schmalen Darbietung wählen müssen, denn diese Form dürfte vorerst allein problemadäquat sein. Einen Verzicht auf behutsam analysierende Betrachtungen bedeutet dies jedoch nicht.
II. 2
Zur Terminologie
Dem deutschen Sprachgebrauch ist das Wort Dolmetscher geläufig. Bereits das Grimmsche Wörterbuch wies im Jahre 1860 Dolmetscher und gleichbedeutend Dolmetsch als „erklärer, interpres“ aus. Der Terminus Dolmetsch sei „schon gegen das ende des 13ten jahrhunderts aus dem slavischen aufgenommen, russ. tolmatsch, poln. tlumacz, ungar. tolmats“. Auch das Verb dolmetschen ist im
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Dolmetschen und Dolmetscher im Mittelalter
Sinne des Übersetzens, Erklärens seit dem Spätmittelalter im Deutschen geläufig.96 Diese ersten Angaben weisen auf einen offenbar üblichen lat. Terminus interpres mit der Verbform interpretari, dann auf die Durchsetzung eines Lehnwortes. Lat. interpres hat seit der Antike unterschiedliche Bedeutungen, nämlich die des Mittlers zwischen zwei Parteien oder bei Kaufgeschäften,97 des Mittlers im religiösen Sinne zwischen einer Gottheit bzw. Gott und den Menschen, also als Deuter göttlicher Willensbekundungen und schließlich und hauptsächlich eines Mittlers zwischen Personen verschiedener Sprachen, die aber nur der jeweils eigenen kundig sind. Auch Isidor von Sevilla hat diese Bedeutungen durchaus gekannt.98 Dem „Dolmetschen“ für fremde Sprachen gilt in sachlicher wie personaler Hinsicht unser Augenmerk, obwohl die angedeuteten weiteren Aspekte nicht durchweg zu vernachlässigen sind. Dies gilt auch für die spezielle Bedeutung des „Interpreten“, der etwa juristische Texte oder administrative Anordnungen sogenannten unkundigen Leuten erläutert und verständlich macht, oder den, der Handlungen und Briefe seines Auftraggebers in dessen Sinne auslegt und als Fürsprecher fungiert (Me interpretem fieri voluit sibi suisque fidissimum […] oder: tamquam fidum nostre interpretem voluntatis […] benigne audietis). Ähnliche Spezialbedeutungen, die bis zum Ehevermittler reichen können, sollen hier aber unberücksichtigt bleiben. Lat. interpres ist in lateinischen Texten auch des Mittelalters (und in den nachfolgenden Jahrhunderten) ein geläufiger, sogar dominanter Begriff, angewendet vor allem für die entsprechende Funktion der sprachlichen Vermittlung. Unklar ist die Entstehung von lat. interpres: vorstellbar ist eine Entwicklung aus inter-partes, möglich auch die aus inter-pretium. In beiden Erklärungsmodellen findet sich der „zwischen zwei Werten stehende Mittler“, der vordringlich sprachkundig war und sein mußte.99 Der Terminus interpres geht auch in volkssprachlichen Gebrauch ein, beispielsweise frz. interprète, servir d’ interprète, ital. interprete und interpretare, engl. interpreter und to interpret. Griech. ‘ερμηνεúς, das sich in der Bedeutung ‚Erklärer, Deuter‘ schon vor Herodot in griechischer Dichtung findet, die Grundbedeutung der Sprachvermittlung aber behielt, hat keine entsprechende Entwicklung im Volkssprachlichen erfahren. Zu beachten sind für das europäische Mittelalter jedoch weitere Bezeichnungen. Dazu gehört tolmetsch-Dolmetscher, das auf talami zurückgeht, welches in der kleinasiatischen Mitanni-Sprache schon im 15. Jahrhundert v. Chr. in der Bedeutung „Dolmetscher“ begegnet. Der Weg nach Europa geht offensichtlich über nordtürk. tilmac, tilmadz in der Bedeutung „Mittelsmann, der die Verstän-
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digung zweier Parteien ermöglicht, die verschiedene Sprachen reden“.100 Für die weitere Entwicklung scheinen zwei Wege in Frage zu kommen. So ist ‚Dolmetscher‘ als eine sog. Nahentlehnung aus dem Slavischen (obersorbisch tolmacer) ins Deutsche übernommen worden,101 und zum anderen scheint die Entwicklung vom Türkischen über magy. tolmacs ins Mittelhochdeutsche gegangen zu sein, wo im 13. Jahrhundert tolmetsche belegt ist. Jakob Twinger von Königshofen gibt in seinem Vocabularium modernum de expositionibus nominum von ca. 1390 lat. interpres mit dulmecz wieder.102 Nach Kluge-Mitzka steht gleichbedeutend neben mhd. tolmetsche mhd. tolke, das mit nord. tolk dem aslav. tluku (interpetatio) entstammt, auf das auch apreuß. tolke, lit. tulkas, lett. tulks zurückgehen. Mit dem „Tolke“, mitunter auch in der Verbform tolken, ist neben der üblichen Bedeutung als Dolmetscher/ dolmetschen auch der speziell in der Kirche tätige Sprachmittler faßbar, der in Ostmitteleuropa bis an die Schwelle zum 20. Jahrhundert belegt ist.103 Aus dem Nahen Osten, usprünglich sogar aus Ägypten, wurde seit dem 12. Jahrhundert das Wort Dragoman übernommen. Arab. targuman, turguman, das auf assyr. targumanu: Dolmetsch zurückgeht. Solche Dragomane fanden u. a. für Arabisch, Türkisch und Persisch Verwendung, fungierten noch im 19. Jahrhundert im sprachlich meist komplizierten Verkehr zwischen den Landesbehörden, auch im Kontakt mit Gesandtschaften und Konsulaten im Orient.104 Weniger zurückhaltend als im Mittelhochdeutschen verlief die Rezeption in anderen europäischen Sprachen: frz. drogoman, drogman, trucheman, it. dragomanno, trucimanno, kat. sp. dragoman, trujaman, pg. dragomano, engl. dragoman, nd. dragoman, mhd. tragemunt, mhd. Dragoman, (älter) Drutzelmann, Trutschelmann …105 Hierher gehört wohl auch taleman, das in Hanserezessen bezeugt ist.106 Der knappe Abriß verdeutlicht, daß der Funktionsbereich des Dolmetschers und des Dolmetschens im Mittelalter recht weit und ausgeprägt war. Die vier dominanten Bezeichnungen Interpres, Tolmetsch, Tolk und Dragoman verweisen ihrerseits auf große Sprach-und Kulturbereiche: die klassische und nachklassische Antike, den Nahen Osten, den slavischen Bereich und den weiten mediterranen Raum. Zwar unterschiedlich, doch letztlich allesamt haben die europäischen Sprachen diese Begriffe rezipiert, gekannt und verwendet – so haben wohl auch alle sich des Dolmetschens und der Dolmetscher bedient, zumeist gewiß auch erfreut. Nach der realistischen Einschätzung Herbords von Michelsberg konnten fremdsprachige Begleiter sogar verschiedene Dienste leisten, damit man in einem fremden Volk keinerlei Unannehmlichkeit nur aus Unkenntnis der Sprache erleide.107
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Mit dem Hinweis auf die vier dominanten Bezeichnungen für Dolmetscher ist keineswegs deren alleinige Verwendung verknüpft, denn in manchen Sprachen und Dialekten gibt es zusätzliche Bezeichnungen. Dies gilt etwa für ae. wealhstod für Übersetzer, Dolmetscher bzw. wörtlich: „one who understands British“.108 In englischen Quellen begegnet auch, beispielsweise zum Jahre 1160, latimarius als Bezeichnung für den Dolmetscher.109 Man ist versucht anzunehmen, daß dessen Lateinkenntnis für seine Funktionsangabe namengebend gewesen sein dürfte, doch handelt es sich im belegten Einzelfall um einen Dolmetscher für Englisch und Walisisch. Ohnehin bleibt zu beachten, daß ebenso wie latimarius bzw. latimer der relativ häufig belegte Terminus latinier stets einen Dolmetscher meint.110
II. 3
Methodische Überlegungen
Angebracht sind einige methodische Überlegungen und ihre Materialunterlegung. Unter Dolmetschen versteht man im allgemeinen Sinn die mündliche Wiedergabe des gesprochenen fremden Wortes. Für die schriftliche Wiedergabe, die üblicherweise einen schriftlichen Text übersetzt, dient hingegen der Terminus technicus „übersetzen“; wer es praktiziert, ist ein Übersetzer. Es ließe sich hinzufügen, daß der Dolmetscher – „im Unterschied zu den übrigen an dem jeweiligen Sprechakt beteiligten Personen – beide Sprachen, sowohl die Ausgangs- wie auch die Zielsprache beherrscht“.111 Die Unterscheidung von Dolmetschen und Übersetzen, von Übersetzern und Dolmetschern sollte stets beachtet werden. Im heutigen Verständnis würde man vom „Übersetzen“ für den Bereich der schriftlichen internationalen Verständigung sprechen und vom „Dolmetschen“ für den der mündlichen internationalen Verständigung. In der modernen Übersetzungswissenschaft betont man diesen Unterschied und warnt vor einer Gleichsetzung, denn „grundsätzlich kann der interlinguale Umsetzungsprozeß auf zwei verschiedene Weisen, auf mündlichem Wege, als Dolmetschvorgang, oder über einen schriftlichen Kanal, als Übersetzungsvorgang im engeren Wortsinne, erfolgen. Dabei stellen der Übersetzungsprozeß und der Dolmetschprozeß zwei völlig verschiedene Formen der Wiedergabe eines ausgangssprachlichen Textes in der Zielsprache dar.“112 Heute wird mitunter auch der Begriff „Sprachmittler“ verwendet, offenbar weitgehend für mündliche Verständigung. Er ist unspezifiziert und meidet die Vorstellung von einem ausgebildeten Dolmetscher. Grundlage ist eine differenzierte, praxisorientierte Sprachausbildung. Für die mittelalterliche Vergan-
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genheit scheint der Begriff Sprachmittler weniger geeignet, so daß im Regelfall bei dem gewiß auch mit beachtlicher Bandbreite versehenen Terminus ‚Dolmetscher‘ geblieben werden sollte. Auch eine scharfe begriffliche Trennung von dolmetschen und übersetzen bzw. noch eher von Dolmetschern und Übersetzern wird nicht immer einzuhalten sein. Denn in der Praxis ist gewiß auch mit fließenden Grenzen und Übergängen zu rechnen. Im Hinblick auf die Unterschiedlichkeit von mündlicher und schriftlicher Wiedergabe sprachfremder Texte darf das Thema „Dolmetscher im Mittelalter“ schließlich nicht mit der Frage verwechselt werden, wer im Mittelalter lesen und schreiben konnte, zweifellos ist es jedoch mit dieser Problemstellung verzahnt und entsprechend zu berücksichtigen. Im allgemeinen kann man annehmen, daß nur wenige Leute bzw. prozentual sehr geringe Bevölkerungsteile lesen und schreiben lernten. Schätzungen quantitativer Art sind ungemein schwer, unzulässig ist auch die Annahme, daß nur Geistliche schreiben und lesen konnten. Belege für entsprechende Fähigkeiten liegen nämlich für Laien aus dem Frühmittelalter relativ zahlreich vor, sie schwinden aber jäh seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert und steigen in signifikanter Weise erst seit dem 12. und 13 Jahrhundert an. Eine beachtliche Ausnahme bilden die Verhältnisse in Venedig. So hat sich Irmgard Fees auf die Frage konzentrieren können, wer in Venedig vom 10. bis zum 12. Jahrhundert lesen und schreiben konnte, wobei eine erstaunliche Kompetenzdichte nachgewiesen wurde.113 Fremdsprachenkenntnisse und dolmetschende Tätigkeiten wurden nicht ermittelt bzw. waren für diesen zeitlichen wie räumlichen Untersuchungsbereich nicht relevant. Insofern sind die Verhältnisse in Venedig nicht zu verallgemeinern. Riskant wäre die hoffnungsvolle Erwartung, daß im Abendland wenigstens alle Geistlichen lesen und schreiben konnten, denn neben eindrucksvollen Zeugnissen für lückenhafte Fähigkeiten, die sich sogar bei Bischöfen ermitteln lassen, stehen relativ zahlreiche Belege für äußerst schwache und gar fehlende Kenntnisse zumal beim Niederklerus. Die angeschnittenen Fragen gehen vom Lesen und Schreiben der lateinischen Sprache aus, diese thematische Verkürzung ist auch, mindestens über lange Zeiträume, durchaus berechtigt. Insofern behandelt unsere Thematik Aspekte des lateinischen Mittelalters, berührt es das Latein als vermittelnde Gemeinsprache des christlich-katholischen Mittelalters. Der byzantinisch beherrschte und beeinflußte Ostteil der mediterranen Welt sprach hingegen vorwiegend Griechisch, aber fast kein Latein, und wenn der byzantinische Herrscher sich gleichwohl „Kaiser der Römer“ nannte, so hatte dies ausschließlich
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politische und herrschaftslegitimierende Gründe; diese Titulatur wurde aber nicht in einer grundsätzlich entlehnbaren lateinischen Form, sondern in griechischer Sprache und Schreibweise verwendet (βασιλεúς των Ρωμαíων). Zweisprachig Latein-Griechisch und in Teilen dominant griechischsprachig war der Süden Italiens. Hier galt beispielsweise Nikolaos von Otranto (Apulien), der als Mönch Nektarios hieß, als das geistige Haupt der Griechen. Nikolaos war Abt von Casole vor Otranto (1220–1235), sein Kloster Mittelpunkt der geistig-literarischen Kultur des sog. „Italogriechentums der Epoche“.114 Selbstverständlich stand er päpstlichen Legaten, die nach Konstantinopel und auch in den Orient reisten, als Dolmetscher zur Verfügung und führte sogar eine Gesandtschaft des Stauferkaisers Friedrich II. zum Ostkaiser, der damals in Nicaea residierte. Der Inanspruchnahme als Dolmetscher konnte sich Nikolaos offenbar nicht entziehen. Sein hoher Rang läßt aber auch vermuten, daß er die sprachvermittelnde Aufgabe als ehrenvoll empfand. Der Einsatz von Dolmetschern bei Aufenthalten in fremden Ländern und im Verkehr mit dem Ausland ist selbstverständlich und relativ gut bezeugt.115 In Byzanz gehörte offenbar seit jeher ein Dolmetscher zum Personal eines Gesandten, der mit Mächten anderer Sprache zu verkehren hatte. Als Goten in Konstantinopel verhandelten, dolmetschten ihnen Priester.116 Über die allgemeinen Sprachkenntnisse ist damit aber noch nicht viel ausgesagt, denn als im 7. Jahrhundert im byzantinischen Ravenna ein junger Mann fließend Lateinisch und Griechisch las und sprach, wurde er groß bestaunt.117 Dieser junge Mann, der sogar einen längeren griechischen Brief simultan lateinisch übersetzen wollte, machte später in Byzanz beim Kaiser wegen seiner Gelehrsamkeit steile Karriere. Nördlich der Alpen war es auch Jahrhunderte später kaum anders. So berichtet um die Mitte des 10. Jahrhunderts Widukind von Korvey von seinem Abt Bovo, dessen gleichnamiger Urgroßvater „berühmt“ wurde, „weil er König Konrad (bei dessen Besuch 913 im Kloster) einen griechischen Brief vorlas“.118 Griechische Sprachkenntnisse sind im Mittelalter bei Nichtgriechen nur äußerst selten auszumachen.119 Sieht man von Einzelfällen ab, so bleibt wohl zu Recht das Urteil eines Leonardo Bruni (1370–1444), der mit seiner Bemerkung zugleich die Griechischstudien der Humanisten als etwas völlig Neues hervorhob: „Seit siebenhundert Jahren hat in Italien niemand die griechische Literatur gekannt, und doch kommt aus dem Griechischen alles Wissen.“120 Erst Humanisten änderten die Lage und widmeten sich u. a. intensiv der literarischen Übersetzung. Dabei setzte sich im Humanistenlatein „eine aufschlußreiche Neubildung für das Wort ‚übersetzen‘ durch, nämlich traducere“. Mit diesem Verb wollte gerade Leonardo Bruni für die „Neuartigkeit humanistischen Über-
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setzens“ einen adäquaten Ausdruck finden gegenüber älteren Vokabeln wie ‚transferre‘ oder auch ‚transvertere‘, ‚interpretari‘ oder ähnlichen Formen. ‚Traducere‘ schien eine neue Übersetzerfreiheit zu signalisieren – es setzte sich in den romanischen Volkssprachen dann auch durch.121 Im Zuge eines allgemeinen sozialen und kulturell-bildungsmäßigen Wandels lernten seit dem 12./13. Jahrhundert erheblich mehr Leute lesen und schreiben, dies aber vorzugsweise in den jeweiligen Volkssprachen, die seit dem 9. Jahrhundert allenthalben eine teilweise stürmische Entwicklung erfahren hatten. Wer jetzt in der Volkssprache lesen und schreiben konnte, war im Regelfall an der bisherigen ausschließlichen Urkundenabfassung in lateinischer Sprache nicht mehr vordringlich interessiert: Das in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im allgemeinen erkennbare Vordringen volkssprachlicher Urkunden dürfte in der angedeuteten Entwicklung seine Hauptursache gehabt haben. So beginnt das verdienstvolle „Corpus der altdeutschen Originalurkunden“ von Friedrich Wilhelm im ersten Band mit einem Rechtstext um 1200 und als Nr. 4P mit dem berühmten Mainzer Reichslandfrieden vom August 1235, dessen erste Fassung in lateinischer Sprache erfolgte. Als älteste deutschsprachige Herrscher- bzw. Königsurkunde kann hingegen König Konrads IV. Diplom vom 25. Juli 1240 gelten.122 König Rudolf von Habsburg hat dann ca. 48 Diplome in deutscher Sprache ausfertigen lassen, so wie er schon als Graf das Deutsche als Urkundensprache gepflegt hatte. In der Folgezeit verstärkte sich der Trend: Von Ludwig dem Bayern sind ca. 54 % lateinische und 46 % deutsche Urkunden überliefert, und bei Karl IV. gibt es etwa gleich viele lateinische und deutschsprachige Urkunden, während die Anzahl von Urkunden in französischer Sprache sehr gering bleibt.123 Mit diesen Hinweisen sollte es hier sein Bewenden haben. Durch das allgemeine Vordringen der Volkssprache wurde das Problem schriftlicher wie mündlicher Verständigung zwischen verschiedenen europäischen Volkssprachen wie auch zwischen volkssprachlichen Dialekten nicht geringer. Zeugnisse für eine überdimensionierte Hochschätzung der eigenen Sprache wie der Verachtung fremder Zungen belegen dies schlaglichtartig. Zwar dominieren in wichtigen Bereichen lange Zeit lateinische Sprache und Schreibweise, doch sperren sich nicht unerhebliche Gesellschaftsschichten, zu denen teilweise selbst staatliche Kanzleien treten, schon gänzlich gegen das Latein in Schrift und Wort. Diese hier nur andeutbare Entwicklung provoziert die Frage nach verbleibenden Verständigungsmöglichkeiten. Technisch wäre sie vor allem durch ge-
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zielte Erziehung einzelner zur Zwei- und Mehrsprachigkeit zu bewältigen gewesen, d. h. differenzierter durch gezielte mehrsprachige Schulausbildung künftiger Herrscher, Amtsträger, Kaufleute usw. einerseits, andererseits aber auch durch konsequentes Heranziehen Sprachkundiger, ggf. spezialisierter Dolmetscher – womöglich sogar einer entsprechenden Berufsgruppe von Dolmetschern. Abermals gilt es zu beachten, daß hier Dolmetscher trotz nicht immer einzuhaltender Trennung grundsätzlich von Übersetzern abzugrenzen sind, die nicht erst seit Hieronymus, dem berühmten Bibelübersetzer, in großer Zahl bezeugt sind und deren übersetzte Werke, vor allem auch eine spezifische Übersetzungsliteratur im allgemeinen wohlbekannt und zu Recht berühmt sind.124 Die hier interessierenden Dolmetscher mögen gelegentlich auch Schriften schriftlich übersetzt haben, doch ist im folgenden die sprachlich vermittelnde Tätigkeit in vorwiegend oder ausschließlich mündlicher Kommunikation gemeint. Solche Dolmetscher kannte die Antike, kannten Rom, Athen und selbstverständlich bereits Ägypten und der Alte Orient. Eine Reihe einschlägiger Studien liegt für diesen Themenbereich vor.125 Wie aber sah es im Mittelalter aus, jener so langen Zeitspanne von der Wende des 4. zum 5. Jahrhundert bis zur Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert? Merkwürdigerweise ist diese Frage in der mediävistischen Forschung nur sehr selten angeschnitten, in der Regel nicht einmal als Problem erkannt worden. Insofern ergibt sich eine ziemlich unbefriedigende Forschungslage. Notwendig ist ein näheres Eingehen auf Fremdsprachenkenntnisse und das Vorlegen eines Teils des Belegmaterials. Dies ist breit gestreut, in aller Regel zufälliger Natur und daher auch nicht systematisch zu ermitteln. Dem steht gegenüber eine zumeist beachtliche Anschaulichkeit, die zugleich farbig und sprechend ist. Gerade die dominante Zufälligkeit entsprechender Notizen wie Hinweise und ihre zumeist beiläufige Erwähnung erhöhen den Wert dieser Überlieferung. So ist eine beachtliche Signifikanz gegeben, die gesicherte Aussagen ermöglicht.Die Vorlage solcher Belege ist von einem dominant verfassungsgeschichtlichen Interesse geleitet, das besonders auf Verständigungsprobleme im innerstaatlichen wie zwischenstaatlichen Verkehr achtet. Sodann ist ein näheres Eingehen auf Sprachkenntnisse und das Vorführen eines Teils des Belegmaterials erforderlich, das allerdings sehr weit gestreut ist. Dabei wird man sich zunächst auf Könige konzentrieren müssen. Der soeben angesprochene Problembereich führt nicht ab vom gestellten Thema, sondern kann ihm einen breiteren Hintergrund bieten. Denn nicht ganz abwegig ist die These, daß zwei- und mehrsprachige Herrscher, Feldherren, Händler usw. im Normalfall nicht auf Dolmetscher zwingend angewiesen waren. Insofern gehört die Mehrsprachigkeit unbedingt zum Thema, da der nur
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Einsprachige sich ohne sprachliche Vermittlung nicht mit Fremdsprachigen angemessen verständigen kann. Bei notwendiger Verständigung ist hier an verbale Formen zu denken, während das Problem einer Verständigung sozusagen „mit Händen und Füßen“ bzw. etwas anspruchsvoller mit einer mehr oder weniger ausgebildeten gestischen Zeichensprache, die beispielsweise bei den Zisterziensern, die dem strikten Schweigegebot unterlagen, sehr ausgeprägt war,126 hier ausgeblendet bleibt. Nicht berücksichtigt werden auch andere Verständigungsformen wie Gesten- und Gebärdensprache oder auch Formen der Körpersprache, selbst die so bedeutsame Symbolsprache, die sich oft verbaler Mittel bedient, kann hier nicht näher berücksichtigt werden. Wenn also verbale Verständigung in Alternative zum Rückgriff auf Dolmetscher entsprechende Sprachkenntnisse der Beteiligten erfordert, ist es methodisch nicht nur gerechtfertigt, sondern letztlich zwingend, die Fremdsprachenkenntnisse unterschiedlicher Personen im Mittelalter zu betrachten. Überlieferungsbedingt stehen dabei Herrscher zweifelsfrei im Vordergrund des Interesses, schon weil für sie im allgemeinen eher bzw. überhaupt Quellen fließen. Dieser Fluß ist freilich oft zögerlich, er kennt auch Unterbrechungen. Gleichwohl ist solche Betrachtung unerläßlich. Allerdings ist der vielleicht naheliegende Schluß, bei fremdsprachlichen Defiziten oder sogar Fehlanzeigen sei mit entsprechend häufigem Dolmetschereinsatz zu rechnen, zwar verführerisch, doch nicht zu verantworten. Ein weiterer methodischer Aspekt sei abermals angesprochen. Die verfügbaren Belege unterstellen für Einzelpersonen im Regelfall, daß sie lesen und schreiben konnten. Das ist zweifellos naheliegend, aber nicht durchweg zwingend. Denn mitunter konnten selbst Dichter nicht lesen und schreiben.127 Auch verstand mancher sogar gut Latein, war aber Analphabet. Lediglich der Schluß, daß derjenige, der lesen konnte, auch mindestens einigermaßen schreibkundig war, ist relativ gesichert. Ein zusätzlicher Hinweis soll den Quellen, ihren Eigenarten und ihrem Wert gelten. Belege können grundsätzlich in fast jeder Form schriftlicher Überlieferung begegnen, vor allem in kommunikativen Zusammenhängen. Der Akzent liegt auf der prinzipiellen Möglichkeit, während tatsächlich entsprechende Zeugnisse sehr selten und zumeist äußerst disparat vorhanden sind. Dies schließt spezielle Untersuchungen über ihre Wertigkeit weitgehend aus, was man als Dilemma empfinden kann. Es wird allerdings dadurch gemildert, daß fälschende oder verfälschende Tendenzen fast nie zu finden sind und als wesentliche Wertigkeitsfaktoren vernachlässigt werden können. Daraus ergibt sich für das vorhandene Belegmaterial ein relativ hohes Maß an Glaubwürdigkeit. Die
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Erwähnungen von Dolmetschern oder sprachmittelnden Diensten sind überdies so beiläufig, daß sie eher den Eindruck vermitteln, als seien sie regelmäßig genutzt worden und als Selbstverständlichkeiten der Erwähnung nicht wert. Unwahrscheinlich ist hingegen der Schluß, sie seien so selten, weil das Gesamtphänomen bedeutungslos bis nichtexistent gewesen sei. Unnötig ist wohl der Hinweis, daß das Belegmaterial sehr lückenhaft sein dürfte, doch kann an Vollständigkeit ohnehin nicht ernsthaft gedacht werden. Zu berücksichtigen ist bei jedweder Betrachtung des Themenfeldes, daß hier fast ausnahmslos Belege aus Primärquellen herangezogen werden, die damit der Thematik ein hohes Maß an Authentizität zur Verfügung stellen, Diese Konstellation erlaubt Verallgemeinerungen und Schlußfolgerungen.
III.
Sprachliche Verständigung in Spätantike und Frühmittelalter
III. 1 Der Einsatz von Dolmetschern
Die Übergänge von der Spätantike zum Mittelalter sind in vieler Hinsicht fließend, manche Kontinuitätsstränge reichen weit über die Umbruchszeit hinaus. Die großen ethnischen Bewegungen jedoch, die man seit langem mit gewisser Berechtigung als Völkerwanderung bezeichnet, unterstreichen den Charakter des Niedergangs der antik-römischen Welt. Daher mag es angebracht sein, die Untersuchung mittelalterlicher Dolmetschertätigkeit mit Zeugnissen aus dem Zeitalter der großen Wanderungen und Reichsbildungen durch Barbaren zu beginnen. Zunächst wäre eine griechische Quelle zu berücksichtigen, mit der die Darstellung einsetzen kann. Der aus Thrakien stammende Priskos berichtet in seinem um 472 geschriebenen Geschichtswerk wiederholt von Dolmetschern. Als ein solcher nahm er selbst im Jahre 449 an einer byzantinischen Gesandtschaft an den Hof Attilas teil, wußte also Bescheid über Dolmetscher und ihre Tätigkeit.128 Priskos berichtet, daß der Kaiser einst einen Brief Attilas empfangen und gelesen hatte und daß ein Dolmetscher des hunnischen Boten die mündlichen Aufträge wörtlich verdolmetschte. Später leistete der Dolmetscher auch Hilfe, als ein hochgestellter Eunuch und der hunnische Gesandte sich „mit Handschlag zum Schweigen verpflichteten und schworen“.129 Aus weiteren Schilderungen des Priskos geht dann hervor, daß Dolmetscherangelegenheiten am byzantinischen Hof einen ähnlichen Bedeutungsrang hatten wie der Umgang mit Gesandtschaften und Fragen der kaiserlichen Leibwache.130 In gleichem Zusammenhang ist vom Dolmetscheramt die Rede und erkennbar, daß Dolmetscher in der Hofhierarchie zwar nicht sehr hoch rangierten, aber doch durchaus angesehen waren. Gleichzeitig berichtet Priskos von einem offenbar angesehenen Rustikios, „der die Barbarensprache beherrschte“ und sich gewinnen ließ, sozusagen als Dolmetscher ad hoc zu fungieren.131 Demnach wären aus den Berichten des Priskos Dolmetscher qua Amt und solche ad hoc belegbar. Am hunnischen Hof Attilas konnte sich der byzantinische Gesandte mit einem Barbaren, „der Latein konnte“, verständigen – er selbst sprach offenbar auch Latein. Unter Attilas „Sekretären befand sich auch ein gewisser Rusticius, ein Kriegsgefangener aus dem oberen Mysien, der wegen seiner Sprachkenntnisse den Barbaren bei der Abfassung diplomatischer Schreiben diente“.132 Zum
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Sprachliche Verständigung in Spätantike und Frühmittelalter
gleichen Zweck hatte auch Aetius einen Mann namens Konstantios als lateinischen Sekretär geschickt. In diesen knappen Angaben spiegelt sich eine gewisse Verwaltungskompetenz des hunnischen Herrscherhofes, der seinerseits durch eine große Sprachvielfalt gekennzeichnet war, wenngleich ein ausgeprägtes „Kauderwelsch aus Latein, Hunnisch und Gotisch“ auch „unauslöschliches Gelächter“ hervorrufen konnte.133 Im Alltag dürfte der Sprachvermittlung, also der Tätigkeit vornehmlich qualifizierter Dolmetscher eine große Bedeutung zugekommen sein. Diese Annahme wird gestützt durch Hinweise von Menander Protector, der aus Konstantinopel stammte und seit 582 im kaiserlichen Umkreis Zeitgeschichte schrieb.134 Er gilt als recht zuverlässig. Als es 560 n. Chr. zu Friedensverhandlungen zwischen Ostrom und den Persern kam, trugen die Gesandten beider Seiten ihre Positionen in langer Rede vor, ohne sich zunächst im Wortsinn zu verstehen. Erst anschließend kam es zum Dolmetschen, denn „die Dolmetscher beider Gesandten setzten nun die gegenseitigen Reden auseinander und verdeutlichten ihren Sinn, wobei sie sich noch in vielen und weitschweifigen Worten ergingen“.135 Diese Angabe irritiert etwas, obwohl mit relativ freier Paraphrase der Dolmetscher zu rechnen ist. Ganz unklar ist dann aber Menanders zusätzliche Angabe, die sich offenkundig noch auf die Weitschweifigkeit der Dolmetscher bezieht. Sie hätten es getan, „teils um ihres Vorteils willen, teils um an ihrer Friedensbereitschaft keinen Zweifel aufkommen zu lassen“.136 Immerhin wird deutlich, daß weder von einem Simultandolmetschen die Rede sein kann, noch von einem engen instrumentellen Sinn ihrer Tätigkeit. Sie scheinen selbst an den Verhandlungen teilgenommen zu haben, dann aber gewiß nur mit beschränkter Vollmacht. Immerhin waren die strapaziösen Friedensverhandlungen endlich erfolgreich, und es „wurden die Bedingungen des auf fünfzig Jahre befristeten Friedensvertrages in griechischer und persischer Sprache schriftlich niedergelegt und darauf der griechische Text ins Persische, der persische ins Griechische übersetzt. Bei der Abfassung und dem Abschluß des Vertrages“ waren die Gesandten beider Seiten zugegen, und „nachdem die Vertragstexte von beiden Seiten abgefaßt waren, verglich man sie Wort für Wort und Satz für Satz auf ihren Inhalt“.137 Insbesondere für die Geschichte frühmittelalterlicher Vertragsschließungsformen ist dann die weitere Angabe von Interesse. Von den in beiden Sprachen ausgestellten Vertragsurkunden wurden nämlich zunächst Abschriften gefertigt. „Dann wurden auch die Texte des Hauptvertrags sorgfältig zusammengerollt, nach persischer Sitte mit Wachssiegeln und anderen Maßnahmen sowie den Abdrücken der Siegelringe der Gesandten sowie der zwölf Dolmetscher, der sechs rhomäischen und der sechs persischen gesichert.“138
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Besonders zu beachten ist die Nachricht, daß Dolmetscher in großer Zahl herangezogen wurden, und zwar sechs auf jeder Seite und insgesamt zwölf. Dies spricht für eine besondere Sorgfalt und ein ausgesprochenes Paritätsdenken, es läßt aber auch Dolmetscher mit unterschiedlichen Spezialkenntnissen vermuten. Da die Dolmetscher wie die Gesandten Siegelringe besaßen und verwendeten, ist der Schluß naheliegend, daß es sich hier nicht um sog. Dolmetscher ad hoc, sondern um kaiserliche Amtsträger handelte, die regelmäßig oder mindestens relativ regelmäßig als Dolmetscher verwendet wurden. Der überlieferte Bericht ist detailliert: „So überreichten sie einander die Vertragsurkunden: der Zich Petros die persische, Petros dem Zich die griechische. Außerdem erhielt der Zich von Petros ein zweites Exemplar, dem griechischen gleichlautend, aber persisch geschrieben und ohne Siegel, das als Gedächtnisprotokoll gedacht war, und umgekehrt Petros (ein griechisches)“! 139 Im selben Zusammenhang der Vertragserfüllung verlautet, daß auch die „persischen Finanzbeamten mit Dolmetschern und Wägepersonal“ gekommen waren, um die fälligen Tributzahlungen zu kassieren: Die Notwendigkeit des Dolmetschens ist demnach auf vielen Tätigkeitsfeldern gegeben, die Verwendung mehrerer Dolmetscher nicht zu übersehen, ebensowenig die Selbstverständlichkeit ihrer Verfügbarkeit und ihres gezielten Einsatzes. Menander erwähnt schließlich auch, daß eine Gesandtschaft der Awaren 565 bei Kaiser Justinus II. ihr Anliegen durch einen Dolmetscher vorbrachte.140 Ein weiterer Bericht läßt dann erkennen, daß immer durchaus mit der Möglichkeit zu rechnen war, daß selbst am Kaiserhof Dolmetscher falsch übersetzten, wenngleich Justinus II. im Jahre 567 eine für den persischen Gesandten peinliche Situation mit dem kalkulierten Einwand zu überbrücken suchte, der Dolmetscher habe seine Worte wohl falsch übertragen.141 Zu den Merkmalen eines herausgehobenen Tätigkeitsfeldes der byzantinischen Dolmetscher gehört üblicherweise ihr Status von Gesandten, wie abermals Menander erkennen läßt, wenngleich er berichtet, daß der Awarenkhagan 568 zwei Dolmetscher in Fesseln legen ließ, die als kaiserliche Unterhändler zu ihm gekommen waren: „Er aber ließ sie dem allgemein anerkannten Gesandtenrecht zuwider in Ketten legen.“142 Ähnlichen Status, mindestens der Theorie nach, müssen umgekehrt auch des Khagans Dolmetscher gehabt haben, die ihrerseits zu Kaiser Justin II. geschickt wurden, um ihm die awarischen Forderungen zu übermitteln. Nur so ist auch erklärbar, daß sie vom byzantinischen Historiker sogar namentlich genannt werden. Sprachgewandt und rhetorisch perfekt waren sie ohnehin,143 was im allgemeinen anerkannt und gerühmt wurde. Nur der türkische Herrscher Turxanthos hatte in dieser Hinsicht starke
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Sprachliche Verständigung in Spätantike und Frühmittelalter
Vorbehalte, wenn er die byzantinischen Gesandten heftig anfuhr: „Ihr seid doch nicht etwa jene Rhomäer, die in zehn Sprachen reden, aber nur eines sinnen können, nämlich Lug und Trug?“ Er hatte kaum ausgesprochen, da steckte er alle zehn Finger in den Mund und fuhr fort: „Wenn ich jetzt alle zehn Finger in den Mund stecke, so bedient ihr Rhomäer euch vieler verschiedener Sprachen, mit denen ihr bald mich, bald meine Sklaven, die Varchoniten, betrübt.“144 Es gehört zur Abrundung unserer Skizzierung, auch hunnische Dolmetscher zu erwähnen, die 580 vor Sirmium „mit lauter Stimme die Bedingungen des Waffenstillstandes“ verkündeten.145 Hier traten sie zusätzlich fast als Herolde auf, ein Aspekt, den man für das Spätmittelalter wird besonders beachten müssen. Von den Barbaren seien hier die Westgoten erwähnt, deren Könige Latein und Gotisch sprachen. Der Sonderfall Eurichs, der für Verhandlungen mit einem Bischof einen Dolmetscher beizog, erklärt sich vermutlich aus Prestigegründen. Der König bestand auf seiner gotischen Sprache, der große Gesetzgeber konnte aber mit Sicherheit Latein.146
III. 2
Fremdsprachenkenntnisse bei fränkischen Königen
Ein systematischer Einsatz von Dolmetschern ist bei den Franken schwer zu belegen. Dies ist erstaunlich, weil sich die politische Organisationsform der Franken bereits unter den Merowingerkönigen zum Großreich geweitet und dann als die dauerhafteste germanische Reichsbildung erwiesen hatte. In zeitlicher wie auch in räumlicher Hinsicht müßte demnach der Überlieferungsfundus beträchtlich sein. Die Gründe für die schwierige Überlieferungslage im Fall des Dolmetschens mögen vorrangig in der Zufälligkeit des Tradierten liegen. Beachtenswert ist aber auch Erich Zöllners Annahme, (mindestens) die Merowingerkönige des 6. Jahrhunderts hätten „mehr oder weniger das Latein und auch die romanische Volkssprache“ beherrscht, worauf ihr „vertrauter Umgang mit Gallorömern (namentlich geistlichen Standes)“ schließen lasse: „Nie hören wir von der Vermittlung durch Dolmetscher.“147 Zöllners kaum zu erschütternde Annahme berücksichtigt unausgesprochen die Tatsache, daß frühmittelalterliche Überlieferungsreste fast ausschließlich herrschaftsorientiert sind, insbesondere Könige und dynastische Zusammenhänge erkennen lassen, kaum je aber für alle Gruppen der jeweiligen Bevölkerung Aussagen ermöglichen. Insofern wäre ein methodischer Vorbehalt zu machen; zu ihm gehört ein zweiter: Vermutete oder auch nachgewiesene Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit von Herr-
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schern unterstellt zumeist, daß weder diese noch andere Personen oder Gruppen ihres Herrschaftsbereiches auf Dolmetscher angewiesen waren, entsprechende Belege demnach auch gar nicht vorauszusetzen wären. Dies würde den Einwand einer Zufälligkeit in der Überlieferung erheblich schwächen. Derartige Annahmen und Vorbehalte wird man immer beachten müssen, aber durchgängig dürfte mit Ausnahmen, auch mit gänzlich anders gearteten Verhältnissen zu rechnen sein. So ergibt sich zwangsläufig eine relativ offene Situation für unsere Untersuchung, die auf einschlägige Befunde unterschiedlicher Art zu reagieren hat, freilich durchweg mit kritischer Distanz vorgehen sollte. Anknüpfen kann man zunächst an Attila, der mindestens auf seinem Rückzug aus Gallien einen Dolmetscher (interpres) benötigte und auch fand. Dessen in der vor 731 verfaßten Vita des Bischofs Lupus von Troyes genannter Name Hunigasius läßt an einen sprachgewandten „Hunnen“ denken148 oder eher noch an einen aus Gallien stammenden Mann, der schon längere Zeit sich am hunnischen Hof befand. Auch langobardische Krieger, die 581 nach Nizza kamen und den heiligen Hospitius angekettet in seinem Klausner-Turm fanden, konnten sich mit diesem nicht verständigen. Sie riefen daher einen Dolmetscher (vocatumque interpraetem), um zu erfahren, welche Schandtat wohl Ursache für eine so harte Bestrafung sei. Gewährsmann für diese Nachricht ist Gregor von Tours149; sein Bericht wird teilweise wörtlich übernommen von Paulus Diaconus in seiner Historia Langobardorum, der den Eindruck erweckt, als sei für ihn die Heranziehung von Dolmetschern ein recht vertrautes Verfahren, so daß er über Dolmetscher nichts berichtet.150 Ein Nebeneinander von zwei und mehr Sprachen war in Gallien allerdings verbreitet und dürfte Vermittlung benötigt haben. Zu verweisen ist beispielsweise auf Gregors Bericht über den Einzug König Gunthrams am 4. Juli 558 in Orléans: „Und es zog eine unermeßliche Menge Volkes mit Abzeichen und Fahnen (signa und vexilla) und sang laudes, Lobgesänge.“151 Diese seien in lateinischer Sprache, d. h. wohl von Romanen und Franken, die derartige liturgische Gesänge kannten, gesungen worden und auch in der Sprache der Syrer und der Juden, also von Angehörigen der syrischen Kirchengemeinde wie der jüdischen Glaubensgemeinschaft.152 Im Orléans des späten 6. Jahrhunderts gab es zumindest die Volksgruppen der Galloromanen, Franken, Syrer und Juden, die auch sprachlich unterscheidbar waren. Bei dieser ethnischen Vielfalt handelte es sich um keine Ausnahme, denn das fränkische Großreich war ein Vielvölkerstaat, in dem das fränkische Staatsvolk eine zahlenmäßige Minderheit darstellte, die gallorömische bzw. gal-
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loromanische Bevölkerung eindeutig die Mehrheit bildete, immer aber durchsetzt von einer großen Zahl von Angehörigen anderer gentes, gentiler oder ethnischer Einheiten, Splittergruppen bzw. Teilstämme. Wie sie alle sich miteinander verständigten, läßt die Überlieferung nicht erkennen, wenngleich mit Zwei- und Mehrsprachigkeit vieler Einzelpersonen, auch mit Dolmetschern und Übersetzern, sofern es um das Verständlichmachen schriftlicher Texte ging, jeweils zu rechnen ist. Als Feldherr war Attila auf Dolmetschen angewiesen, und es läßt sich denken, daß Heerführer auch sonst in fremdem und feindlichem Land auf sprachund ortskundige Führer, zusätzlich auf sprachliche Vermittler zurückgreifen mußten. Zum Jahre 642 etwa berichtet Paulus Diaconus von einem bemerkenswerten Fall. Der langobardische Dukat von Benevent in Süditalien war von Sclavi überfallen worden, die zu Schiff übers Meer gekommen waren. In äußerst bedrängter Lage sprach (oder verhandelte) ein langobardischer Führer namens Raduald mit den Slaven: eisdem Sclavis propria illorum lingua locutus est. Erstaunlicherweise dämpfte der Langobarde damit den Elan der Invasoren und gewann so bei einem plötzlichen Gegenangriff auf die Slaven einen entscheidenden Vorteil.153 Lehrt schon dieses Beispiel, daß die Beherrschung der Sprache des Feindes diesem weiteren Erfolg suggeriert, ihm paradoxerweise auch vorgaukelt, er habe den Kampf schon fast gewonnen? Darüber ließe sich diskutieren, wenn es mehrere Belege ähnlicher Art gäbe. Nur dann könnte man darüber urteilen, ob Sprachbeherrschung im Frühmittelalter als Kriegslist taugte und zur Verschleierung wahrer Absichten dienen konnte. Die Frage nach relevanter Fremdsprachenkenntnis ist in Teilen abhängig von der grundsätzlicheren Fragestellung, wer denn im Mittelalter lesen und schreiben konnte. Da Alfred Wendehorst das einschlägige Material gesammelt und gedeutet hat, überdies in älteren Studien vor allem von Herbert Grundmann, Laetitia Boehm und Detlev Illmer der allgemeine Bildungsstand im Mittelalter gründlich erörtert wurde,154 soll im folgenden das Augenmerk vornehmlich den Sprachkenntnissen mittelalterlicher Herrscher und ggf. ihrem Rückgriff auf dolmetschende Dienste gelten. In diesem leicht eingeschränkten Sinne mag abermals die Feststellung Erich Zöllners als Ausgangspunkt dienen: Daß nämlich „die Merowingerkönige im 6. Jahrhundert mehr oder weniger das Latein und auch die romanische Volkssprache beherrschten, wird man im Hinblick auf den vertrauten Umgang mit Gallorömern (namentlich geistlichen Standes) annehmen dürfen. Nie hören wir von der Vermittlung durch Dolmetscher.“155 Dies trifft für König Chilperich I. (561–584) offenbar zu, doch sind Chilperichs vielseitige Sprachkenntnisse vielleicht nicht ganz typisch. Venantius Fortunatus
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rühmt diesem König nämlich nach, er habe verschiedene Stimmen (Sprachen) auch ohne Dolmetscher verstanden: Discernens varias sub nullo interprete voces.156 Bei dem Dichter könnte die Überzeugung mitschwingen, als seien Dolmetscherdienste sonst durchaus üblich gewesen. Diese Nachricht betrifft die mündliche Kommunikation. Mit Chilperich I. kann auch der Reigen literarisch tätiger Könige eröffnet werden. Gregor von Tours berichtet, daß Chilperich einen indicolus über die heilige Trinität geschrieben habe, zusätzlich sei er Verfasser einiger Bücher in Versen und Hymnen gewesen. Gregor notiert ferner, daß König Chilperich sich bei der Abfassung einiger Bücher in Versen Sedulius zum Vorbild nahm, aber seine Verse hätten sich durchaus nicht den Regeln des Versbaus fügen wollen. Höchst bemerkenswert ist die zusätzliche Angabe: Chilperich „fügte auch unserem Alphabet einige Buchstaben hinzu, nämlich ω, wie es die Griechen haben, ae, the, wi, wofür die Schriftzeichen folgende sind: ω ae the wi und sandte Schreiben in alle Städte seines Reichs, daß die Knaben so unterrichtet und die alten Bücher mit Bimsstein radiert und umgeschrieben werden sollten“.157 Chilperichs vermeintlicher Stiefbruder, der Prätendent auf den fränkischen Königsthron der Jahre 582 und 584/5 namens Gundowald, war sorgfältig erzogen und in den Wissenschaften unterwiesen worden. Ganz gewiß war dies in seinem byzantinischen Exil geschehen.158 Chlothars I. Gemahlin Radegunde war litteris erudita bzw. patrum operum studiosissima, wie Venantius Fortunatus bezeugt.159 In der fränkischen Nachbarschaft galt Theoderich der Große (493–526) teils als gebildet, teils aber auch als rex inlitteratus (illiteratus)160. Der byzantinische Historiker Prokop rühmt ihm nach, daß er „sich zum Herrn und König eines so großen Landes aufgeschwungen habe und im Besitz einer unerhörten Macht gestorben sei, ohne nur jemals von Grammatik gehört zu haben“.161 Der mit Theoderich verwandte Theodahad, der von 534–536 König der Ostgoten war, verfügte über „eine gewisse philosophische Bildung“, beherrschte außer Gotisch und Latein wohl auch Griechisch.162 Auch Theoderichs Tochter Amalasuntha, von 526–535 Königin, sprach Latein und Griechisch. Sie sorgte zunächst für eine römisch-traditionelle Ausbildung ihres Sohnes Athalarich, mußte sie jedoch auf Druck ihrer gotischen Landsleute abbrechen.163 Der Westgotenkönig Sisebut (612–621) gilt unumstritten als Dichter, wenngleich seine Heiligenbiographie des Bischofs Desiderius von Valence in etwas gekünsteltem Latein geschrieben ist.164 Die Beleglücke für die Folgezeit mag mit einem Seitenblick auf literarische Bildung von Päpsten gefüllt werden: Der Sizilianer Leo II. (682–683) galt als greca latinaque lingua eruditus, die zitierte Formulierung der sog. Papstge-
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schichte legt auch die Annahme nahe, als sei solche Mehrsprachigkeit sehr unüblich gewesen.165 Von dem Syrer Gregor III. (731–774) liegt die entsprechende Nachricht in nahezu wörtlicher Übereinstimmung vor. Auch Papst Zacharias (741–752) soll Graeca Latinaque lingua peritus gewesen sein, er ließ Gregors des Großen viele Bücherdialoge „aus dem Lateinischen in das Griechische übersetzen“ und vielen, die Latein nicht lesen konnten, eröffnete er dadurch die Lektüre der Geschichte Gregors des Großen.166 Von Papst Paul I. (757–767) wird überliefert, daß er König Pippin Bücher geschickt habe, „soviel er habe finden können“, allerdings in griechischer Sprache.167 Nicht erkennbar ist, ob der Papst Griechisch lesen, noch ob Pippin selbst mit den Büchern etwas anfangen konnte. Eventuell waren einige Gebildete seines Hofes dazu in der Lage. Berühmt sind die von Einhard über Karl den Großen gegebenen Auskünfte: „Reich und überströmend floß ihm die Rede vom Munde, und was er wollte, konnte er leicht und klar ausdrücken. Es genügte ihm jedoch nicht an seiner Muttersprache, sondern er widmete sich auch der Erlernung fremder Sprachen: darunter brachte er es im Lateinischen so weit, daß er es wie seine Muttersprache redete, das Griechische aber konnte er besser verstehen, als selber sprechen. Er war so beredt, daß er sogar geschwätzig erscheinen konnte“ usw.168 Einhard fügt weitere Nachrichten über Karls Bildungsbeflissenheit hinzu, die in manchem freilich überstilisiert sind. Schließlich schreibt er: „Auch zu schreiben versuchte [Karl der Große] und pflegte deswegen Tafel und Büchlein im Bett unter dem Kopfkissen bei sich zu führen, um in müßigen Stunden seine Hand an das Nachmachen von Buchstaben zu gewöhnen. Doch hatte er mit seinem verkehrten und zu spät angefangenen Bemühen wenig Erfolg.“169 Selbstverständlich hat man im Verlauf der Jahrhunderte eine Fülle wissenschaftlicher Traktate über philosophische, theologische und chronologische Fragen Karl zuschreiben wollen, er hatte sie jedoch von seinen Hofgelehrten ausarbeiten und sogar in seinem Namen stilisierte Briefe von Alkuin verfassen lassen. Ist dies an sich prinzipiell verständlich, wohl auch üblich, so ist doch merkwürdiger, daß Karl der Große es zuließ, wenn lateinische Gedichte in seinem eigenen Namen verfaßt wurden.170 Was Einhard über Karl den Großen schrieb und so schwer in seinem Realitätsgehalt zu beurteilen ist, suchte Thegan in der Biographie Ludwigs des Frommen zu übertreffen: Ludwig habe das Lateinische wie seine Muttersprache, das Griechische jedoch noch besser verstanden als gesprochen.171 Lediglich Ludwigs des Frommen Verhältnis zur eigenen Muttersprache, die er zweifelsfrei minde-
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stens in seiner Jugend beherrscht hatte, wird in der Biographie Thegans übergangen. Karl der Kahle könnte lesen und schreiben gelernt haben, wenn man gewillt ist, der Widmung Heirichs von Auxerre in seiner poetischen Vita S. Germani Glauben zu schenken, die Karl den Kahlen als philosophierenden König ansprach.172 Karl III. soll nach Angaben Ekkehards IV. von St. Gallen Dichter von Offerenda gewesen sein.173 Damit ist unsere Belegkette für frühmittelalterliche Könige nahezu erschöpft. Mit der Auflösung des Karlsreiches und der Formierung Europas im Verlauf des 9. Jahrhunderts ergeben sich auch für die spezielle Fragestellung bedeutsame Zäsuren. Diese könnten auch dominant durch eine veränderte Überlieferungslage verursacht sein, weshalb man das quellenarme 10. Jahrhundert auch als „dunkles Jahrhundert“ oder saeculum obscurum angesprochen hat. Unabhängig von solchen teils berechtigten, teils mißverständlichen Beurteilungen soll im folgenden der Blick wiederum auf Sprachkenntnisse und ggf. belegte Dolmetscherdienste gerichtet werden.174
IV.
Verständigungsfragen in weltlichen Herrschaftsbereichen während des Hoch- und Spätmittelalters
IV. 1
Fremdsprachenkenntnisse bei Königen des Hochmittelalters
Über Heinrichs I. Bildungsstand ist wenig bekannt, doch bestimmte er seinen jüngsten, 925 geborenen Sohn Brun bereits als Vierjährigen zum Geistlichen und schickte ihn zu Bischof Balderich in dessen Utrechter Domschule, wo der Knabe Latein und Griechisch lernte.175 Er tat es mit vollem Erfolg und studierte nahezu alle Gebiete der freien Wissenschaften. Auf Dolmetscher wird Brun, der spätere Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, kaum angewiesen gewesen sein. Otto I., Bruns älterer, schon 912 geborener Bruder wurde des Vaters Nachfolger in der Königsherrschaft und war offensichtlich zuvor schon in weltlichen Fertigkeiten ausgebildet worden. Erst nach dem Tode seiner Ehefrau Edith (gest. 946) soll nach Widukinds Bericht Otto I. „die Schrift, die er vorher nicht kannte, so gut [gelernt haben], daß er Bücher durchaus lesen und verstehen konnte. Außerdem verstand er in romanischer und slawischer Sprache zu reden. Doch geschah es selten, daß er es für angemessen hielt, sich derselben zu bedienen.“176 Stattdessen, so wird man den Korveier Geschichtsschreiber ergänzen können, sprach er üblicherweise sächsisch. Ottos I. gleichnamiger Sohn konnte lesen und übersetzte seinem Vater und seiner Mutter auch schon mal einen lateinisch geschriebenen St. Galler Brief als fidus interpres ins Sächsische.177 Otto II. schätzte Bücher und widerstand nicht der Versuchung, aus der St. Galler Klosterbibliothek, auf deren Besichtigung er gedrängt hatte, zum Leidwesen der Mönche mehrere prächtige Bücher mitzunehmen, von denen er später wenigstens einige auf Ekkehards (I.) Bitten zurückgab.178 Der verbliebene Restbestand wird sein Gewissen kaum belastet haben. Als sein Tod nahte, beichtete Kaiser Otto II. in lateinischer Sprache bzw. latialiter, wie es bei Thietmar in antikisierender Diktion heißt, und zwar „vor dem Papst, den übrigen Mitbischöfen und Priestern“ und „erhielt von ihnen die ersehnte Absolution“.179 Otto III., der Sohn Ottos II., „verfügte über eine umfassende und ausgezeichnete Bildung, die jedem Anspruch genügte, und weit über das hinausging, was für einen Herrscher bis dahin üblich war“.180 Ungewöhnlich war bereits, daß Otto III. die griechische Sprache kannte. Ottos III. Nachfolger Heinrich II. hatte in seiner Jugend in Hildesheim und später in St. Emmeram in Regensburg
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Verständigungsfragen in weltlichen Herrschaftsbereichen
eine sorgfältige Ausbildung für den geistlichen Stand erfahren, er verfügte also über glänzende Voraussetzungen. Wie sicher Heinrich im Gebrauch der lateinischen Sprache war, zeigt sich noch bei einem makabren Scherz, den sich der Kaiser gegenüber seinem alten Schulkameraden, dem Bischof Meinwerk von Paderborn, leistete. Da er um des Bischofs Schwächen im Lateinischen wußte, radierte er gemeinsam mit seinem Kapellan im Meßbuch des Bischofs im Fürbittegebet pro famulis et famulabus Dei (für die Diener und Dienerinnen Gottes) jeweils die Vorsilbe fa aus. Tatsächlich betete der Bischof dann unter anderem auch pro mulis et mulabus (für die Maulesel und Mauleselinnen), und korrigierte sich erst, als offenbar gelacht wurde.181 Von Kaiser Konrad II. heißt es, er habe über keine „gelehrte Bildung“ verfügt, was ihn aber nicht hinderte, kraftvoll zu herrschen und auf Synoden zu präsidieren.182 Welche Sprachen er sprach, bleibt letztlich offen. Anders verhält es sich mit Konrads II. Sohn Heinrich III., den man als „eine ernste, nachdenkliche Natur von weitgespannter Bildung und tiefempfundener Frömmigkeit“ charakterisiert hat.183 Er besaß auch Interesse an Dichtung in lateinischer und deutscher Sprache. Der Fortsetzer des Chronicon Novalese rühmt Heinrich III. als bene pericia litterarum imbutus, er versäumt dabei allerdings nicht, Heinrichs III. Vater Konrad II. zu schmähen als per omnia litterarum inscius atque idiota.184 Heinrich IV. hatte „eine hervorragende Ausbildung genossen“, er las und schrieb auch in lateinischer Sprache.185 Ausdrückliche Nachrichten über eine Mehrsprachigkeit liegen für Heinrich V., den letzten Herrscher aus salischem Haus, nicht vor, auch für Lothar von Supplinburg und ebenso für Konrad III. nicht, den ersten Herrscher aus staufischem Haus. Es wäre jedoch verfehlt, aus diesem Befund vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Friedrich I. Barbarossa „hatte die übliche Erziehung eines Fürsten genossen“. Gerühmt wird seine Beredtsamkeit in der Muttersprache, und: „er verstand zwar Latein, war aber nicht befähigt, es selbst gewandt zu sprechen, so daß er sich bei Verhandlungen eines Dolmetschers bediente“.186 Friedrichs I. Sohn und Nachfolger Heinrich VI. „gilt als Verfasser von drei mhd. Minneliedern“,187 die ihrerseits große Vertrautheit mit älteren deutschen „Vers- und Strophentypen“ verraten und auch an romanischen Vorbildern orientiert sind. König Philipp, der Bruder Heinrichs VI., war als jüngster Sohn Friedrich Barbarossas von seinem Vater für die geistliche Laufbahn bestimmt, auch bereits Propst des Aachener Marienstifts geworden, ehe er wieder aus dem geistlichen Stand zurückkehrte und im September 1198 römisch-deutscher König wurde. Seine geistliche Ausbildung garantiert nahezu die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben, auch die Kenntnis der lateinischen Sprache. Anders war es bei seinem
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direkten Widersacher. Der Welfe Otto IV., der 1209 nach Philipps Ermordung zum Kaiser gekrönt wurde, wuchs nach der Verbannung seines Vaters im angevinischen Reich auf, und gewiß war dort seine „Liebe zur Literatur und zum Gesang der Troubadours“ geweckt worden. Als Kaiser blieb er „Gönner und Auftraggeber deutscher Dichter“.188 Viele Zeugnisse künden von Friedrichs II. Kenntnis verschiedener Sprachen, auch das Arabische gehörte dazu. Von ihm sagte man sogar, „er habe sich in neun Sprachen verständigen und in sieben schriftlich ausdrücken können“. Ernst Kantorowicz äußerte die Vermutung, dieser Kaiser „mag auch des Hebräischen kundig gewesen sein, da er zahlreiche Werke in diese Sprache übertragen ließ“. Friedrich II. war Autor des berühmten Buches über die Falkenjagd, „schrieb Lieder in der Art der Troubadourdichtung und war umgeben von einem Dichterkreis, der diese Themen zum ersten Mal in der Landessprache, dem Volgare, behandelte“. In des Kaisers Verlautbarungen erlebte die lateinische Sprache „eine mittelalterliche Blütezeit“.189 Wichtig ist auch der Hinweis von Walther Lammers, daß „der Hof durch Friedrichs wissenschaftliche Passion“ zu „einem Übersetzungszentrum und einer Forschungsstätte wurde“.190 Friedrichs II. Sohn Manfred, der König von Sizilien, hat nach eigenem Bekunden kurze Zeit (parvo tempore) an den Universitäten Paris und Bologna studiert.191 Er war auch literarisch tätig, wie einige Gedichte und das Vorwort zu seines Vaters berühmtem Falkenbuch bezeugen. Auch ein Vorwort zur Übersetzung des Liber de pomo aus dem Hebräischen blieb erhalten.192 So interessant manche Nachricht über Fremdsprachenkenntnisse römischdeutscher Könige und Kaiser ist, so sehr fällt auf, daß weder von einem Heranziehen von Dolmetschern noch von einem entsprechenden ausdrücklichen Verzicht die Rede ist. Bei der Ausdeutung des zunächst nur partiellen Befundes ist aber Vorsicht geboten. Zu berücksichtigen ist nämlich in jedem Falle, daß die angeführten Belege nur bestimmte personelle Schichten und sehr begrenzte Aspekte mittelalterlicher Lebenswelt erfassen, sich auch nur einseitig interessiert zeigen. Insofern ist das Schweigen der Überlieferung in dieser Frage zwar zu registrieren, es läßt aber keine allgemeineren Schlüsse zu.
IV. 2
Fremdsprachenkenntnisse bei Königen des Spätmittelalters
Oswald Redlich hat in seiner großartigen Biographie Rudolfs von Habsburg notiert: „Wir wissen nicht, ob Rudolf von Habsburg die Kunst des Schreibens und Latein verstand. Wahrscheinlich wol nicht […]. Seinen Kindern aber liess
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Rudolf eine sorgfältige Erziehung angedeihen. Er bestellte den Söhnen einen Magister Petrus aus Freiburg als Lehrer und Erzieher.“193 Rudolfs Nachfolger im Königtum wird in der Kolmarer Chronik charakterisiert und gewiß auch gerühmt. So sei Adolf von Nassau „von mittelgroßer Statur gewesen, agil, liebenswert, er konnte Französisch, Latein und Deutsch“.194 Der Habsburger Albrecht I. allerdings sprach offenbar nicht Französisch, denn als er mit dem französischen König Philipp IV. 1299 verhandelte, standen beide Herrscher „allein mit ihren Dolmetschern im Ring der sie umgebenden Großen und verhandelten“.195 Heinrich VII. sprach wie selbstverständlich Französisch, stammte das Luxemburgische Haus doch aus einer dominant französischsprachigen Region, die allerdings auch häufig zweisprachig war. Solche Bilingualität muß man Heinrich VII. unterstellen, er verfügte aber auch „über ausreichende Kenntnis des Lateinischen“. 196 Über den Bildungsstand der Nachfolger ist fast nichts bekannt, vielleicht ist es sogar bezeichnend, wenn Ludwig der Bayer von sich sagte, sicut miles scripturarum et litterarum sublimitatum ignari [sumus].197 Diese Nachricht wird durch eine andere Quelle bestätigt, doch sieht sie darin kein wesentliches Defizit für des Herrschers Qualitäten: „Ludwig […] fehlte nichts von allem, was zu einem gescheiten Mann und Staatslenker gehört, es sei denn, daß er die lateinische Sprache nur sehr wenig (minime) verstand.“198 Ganz anderes lehrt ein Blick auf Böhmen. Hier hatte Wenzel II. (1271–1305) wie schon sein Vater Otakar II. nicht nur einen bedeutsamen Kreis von Literaten um sich versammelt, sondern einst selbst Minnelieder in deutscher Sprache verfaßt. Im sog. Manessischen Liederbuch sind drei Minnelieder enthalten, die Wenzel II., dem kvnig wenzel von beheim zugeschrieben werden. Als dichtenden und singenden König hat man Wenzel gefeiert, er steht damit in einer lyrischen Tradition, zu der auch die Staufer Heinrich VI. und vermutlich Heinrich (VII.) gehören.199 Mit den böhmischen Königen muß auch Johann, der Sohn Kaiser Heinrichs VII. genannt werden. In Böhmen wurde König Johann zwar nie ganz heimisch, aber Heinrich von Dießenhoven rühmt ihm immerhin nach, daß er das Deutsche, Französische und Tschechische perfecte sprach, das Lateinische verstand.200 Solche Kenntnisse und Fähigkeiten blieben aber am Prager Hof keine Selbstverständlichkeit, denn König Georg von Podiebrad (1420–1471), der in den Jahren 1459/61 als Kandidat der Kurfürsten für das römische Königtum auftreten konnte, vermochte deutsch ggf. etwas zu verstehen, nicht aber zu sprechen.201
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Kaiser Karls IV. Sprachkenntnisse sind nicht nur in unserer Belegreihe gänzlich unübertroffen, sondern schon von Zeitgenossen eindrucksvoll gerühmt worden. Selbst bei der päpstlichen Approbation des römischen Königs von 1346 hob sie der Papst in seiner Predigt hervor: Latein und viele Idiomata kenne Karl IV., beispielsweise die italienische, die gallische, die slavische, die ungarische und deutsche Sprache.202 Karl IV. wußte in ganz besonderer Weise um den Wert sprachlicher Kenntnisse. Er war der Überzeugung, daß für den Herrscher der Weg zum Verständnis seiner Völker über das Schreiben, Lesen und Sprechen der jeweiligen Sprache führe und daß solches Verständnis erst die Grundlage richtigen politischen Handelns und Verhaltens, damit auch entscheidende Voraussetzung gerechter Herrschaft sei. Die im Mittelalter so ausgeprägte Rechtsfigur der Verklammerung verschiedener Territorien, Stämme und Völker durch die Personalunion des Herrschers hat hier ihre sprachliche Auswirkung, freilich eine von sehr hohem Anspruch. Ein Herrscher, der diese Anforderungen erfüllen konnte, brauchte persönlich gewiß nicht Dolmetscher. Dabei diente Karl IV. selbst als Vorbild, denn bei seinem Besuch in Paris 1377 dolmetschte er seinem Gefolge eine Rede des französischen Königs.203 Mit Gewißheit darf aber angenommen werden, daß Karl IV. wußte, wie oft Dolmetscherdienste für andere erforderlich waren. Karls IV. Nachfolger in der Reichsherrschaft dürften denn auch allesamt hinreichend gebildet gewesen sein: „Es gibt keinen Herrscher mehr, der nicht schreiben kann.“204 Auch darf man annehmen, daß Karls IV. in der Goldenen Bulle von 1356 fixierte Forderung, die Söhne der Kurfürsten sollten neben ihrer deutschen Muttersprache auch Latein, Italienisch und ein slawisches Idiom lernen, im wesentlichen befolgt worden ist und zur Mehrsprachigkeit auch der Herrscher, vorab Wenzels, geführt hat. Wenzels Bruder Sigismund, der seit 1410 römisch-deutscher König war und 1433 zum Kaiser gekrönt wurde, „beherrschte sieben Sprachen und konnte sich überall in Europa verständigen“.205 Sigismund beeindruckte durch seine Vielsprachigkeit und sein fundiertes Wissen: „Seine Fähigkeit, bruchlos von einem Idiom in ein anderes überzuwechseln und sich gewählt sowohl auf Latein, Deutsch, Tschechisch, Ungarisch, Französisch, Italienisch und in einer weiteren slawischen Sprache – Kroatisch oder Polnisch – auszudrücken, wurde häufig bewundernd vermerkt, auch wenn ihm gelegentlich vorgehalten wurde, den grammatikalischen Feinheiten nicht die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.“206 Dolmetscher brauchte Sigismund kaum, doch hatte er solche. Oswald von Wolkenstein gehörte zu ihnen.207
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Kaiser Friedrich III. verfügte in seinen „Notizbüchern“ über eigenhändige Aufzeichnungen bzw. Vermerke.208 Sein politisches Interesse galt den in Deutschland aufkommenden Universitäten, und stolz war er auf seine eigene große Bibliothek, die auf ererbten Luxemburger Handschriften aufbaute.209 Seinen Sohn Maximilian ließ Kaiser Friedrich III. streng erziehen und zwar von „Männern der alten Schule und Nicht-Humanisten“: „Sie haben dem Prinzen die Grundausbildung buchstäblich eingebleut, was er ihnen niemals vergessen sollte. Ein sauberes Latein hat er bei ihnen nie gelernt, sondern zeitlebens ein greuliches ‚Reuterlatein‘ gesprochen und geschrieben.“210 Ein späterer langer Aufenthalt in Burgund hat ihn dann stark geprägt. „Als vollendeter Burgunder kehrte er ins Reich zurück: hochgebildet, vieler Sprachen mächtig, in seiner Muttersprache Meister, Freund und Förderer aller Wissenschaften und Künste“. 211 Selbstverständlich gab es auch außerhalb der Reichsgrenzen Herrscher, die über eine außerordentliche Bildung verfügten. So wurde beispielsweise Alfons X. von Kastilien bereits von allen Zeitgenossen wegen seiner Gelehrsamkeit gerühmt. Dieser Alfons X. der Weise (1221–1284) war ein großer Gesetzgeber und wissenschaftlich wie literarisch interessiert. Er dichtete auch selbst in maurischen Versen und vor allem in galicischer Sprache.212 Unter den Herrschern seiner Zeit ragt auch Robert von Anjou (1278–1343) in Neapel heraus. Dieser König von Sizilien wurde wegen seiner literarischen Bildung „der Weise“ genannt. Er soll „etliche scholastische Predigten“ selbst verfaßt haben, förderte Dichter, Literaten und Künstler. Francesco Petrarca hat die Inschrift für Roberts Grabmal verfaßt.213 Die Herzöge von Burgund, die bereits vor Karl dem Kühnen eine königsgleiche Stellung innehatten, sprachen neben dem Flämischen andere Sprachen. Karl der Kühne, der selbst Chansons und Motetten anfertigte, scheint offensichtlich seine Sprachkenntnisse nur kontrolliert eingesetzt zu haben. Philipp von Commynes berichtet von einer Aussprache mit dem englischen König, die für den Burgunder ärgerlich verlief: Da sei Karl der Kühne mächtig aufgebraust und habe Englisch zum englischen König gesprochen, denn er habe die Sprache gekonnt.214 Dieser Hinweis lenkt bereits über zur Verwendung von Dolmetschern, die bis zum Aufbrausen des Herzogs offensichtlich hier die Aussprache zu erleichtern gesucht hatten. Nicht nur für fremdsprachenunkundige Herrscher wird man demnach zwingend die Verwendung von Dolmetschern voraussetzen müssen, sondern es mehren sich im Spätmittelalter Zeugnisse dafür, daß im Verkehr der Staaten und der Könige untereinander jeder in seiner eigenen Landes- oder Staatssprache verhandelte, selbst wenn er der Partnersprache mächtig war. In diesem Verhalten spiegeln sich – damals wie heute – gewiß
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Prestigefragen. Wichtiger aber ist die Einsicht in eine übliche und durchaus nützliche Verfahrensweise, da mindestens in fachsprachlichen Zusammenhängen der Dolmetscher eine größere Kompetenz und Zuverlässigkeit bietet. Hinzu kommt der nie zu unterschätzende Vorteil, daß der sprachkundige Verhandlungspartner während des Dolmetschens mehr Zeit zum Überlegen und zur Reaktion zur Verfügung hat. Vielleicht gilt dies auch für die komplizierten Verhandlungen in Trier 1473, als es um die Erhebung Karls des Kühnen zum König ging. Kaiser Friedrich III. und der Burgunderherzog duldeten dabei keine Zuhörer oder Zuschauer, allein Peter von Hagenbach wohnte als Dolmetscher den streng vertraulichen Verhandlungen bei.215 Ähnlich wie im vorangehenden Abschnitt über Sprachkenntnisse hochmittelalterlicher Könige sind auch hier methodische Vorbehalte im Hinblick auf allgemeinere Schlußfolgerungen zu machen. Mindestens Überlieferungsprobleme legen es nahe. Dies gilt insbesondere für die relative Belegdichte, die teils größer, teils geringer ausfällt, ohne daß dafür eine Plausibilität erkennbar ist. Beachtenswert ist allerdings die über Jahrhunderte erkennbare Notwendigkeit, sich Dienste von Dolmetschern zu sichern. Eigene Fremdsprachenkenntnisse erleichterten die Situation, aber sie machten das Dolmetschen nicht überflüssig.
IV. 3
Exkurs: Das Kriterium der eigenhändigen Unterschrift
Überlieferungsbedingt verkürzt sich die Frage nach der Schreib- und Lesefähigkeit mittelalterlicher Herrscher mitunter auf das Problem ihrer Unterschriften unter Urkunden.216 Dabei wird argumentiert, daß schreibunkundige Herrscher gezwungen waren, unter ihre Urkunden einen sog. Vollziehungsstrich im Monogramm zu setzen, eben weil sie nicht schreiben bzw. nicht einmal ihren Namen schreiben konnten. Nach modernem Verständnis ist diese Logik nicht ganz zwingend, für mittelalterliche Verhältnisse könnte sie indes zutreffen. Zur Rechtfertigung dieses Exkurses sei abermals betont, daß die Erörterung dieses Problems auch für die Frage nach Fremdsprachenkenntnissen nicht ganz unangebracht ist, weil man allgemein die Auffassung vertreten kann, daß ein gewisser Bildungsstand die Voraussetzung für gezielten Fremdsprachenerwerb bietet oder bieten kann, so daß auf diese Weise auch die Lese- und Schreibfähigkeit in die Betrachtung einzubeziehen ist. Vergessen darf man allerdings nicht, daß solche Voraussetzungen keineswegs zwingend sein müssen. Insofern nähern wir uns allenfalls unserer eigentlichen Thematik, deren Erörterung auf mancherlei Ansätze und Wege angewiesen ist.
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Verständigungsfragen in weltlichen Herrschaftsbereichen
In der Spätantike unterzeichnete der Kaiser seine Urkunden häufig selbst, auch die Merowingerkönige taten es, so daß der Schluß nahelag, sie könnten mindestens selbst schreiben. Eine ähnliche zwingende Vermutung gibt es für karolingische Herrscher nicht. Da diese üblicherweise ihr Monogramm unter Urkunden nur mit einem sog. Vollziehungsstrich versahen, nahm man schon seit langem an, hierin äußere sich die mangelnde Fähigkeit, eine eigene Unterschrift fertigen, ja überhaupt schreiben zu können. Persönlicher Unterschrift entsprach demnach eine unterstellte Schreibfähigkeit, und umgekehrt folgerte man gern, wer nicht schreiben konnte, war auch nicht fähig zur Unterschrift. Nach Alltagserfahrungen noch der Moderne ist dieser Schluß freilich nicht ganz zwingend. So weist denn auch die Anwendung von Vollziehungsstrichen unter Urkundenausfertigungen nicht unbedingt auf fehlendes Schreibvermögen. Wegen des Mangels an relevanten entsprechenden Zeugnissen ist es aber gleichwohl methodisch nicht abwegig, nach Unterschriften von Herrschern Ausschau zu halten, um ggf. auf ihr Schreibvermögen zu schließen.217 Lange Zeit galt Otto III. als „einziger Kaiser des frühen Mittelalters, von dem wir eine eigenhändige Unterschrift besitzen“.218 Mit dem Hinweis auf Unterschriften von Herrschern ist der häufig versuchte Nachweis von Schreib- und Lesefähigkeiten bei Kaisern und Königen des Mittelalters verknüpft, zumal solche Unterschriften unter Urkunden fast als einzige annähernd aussagerelevante Zeugnisse vorhanden sind. Untersuchungen von Waldemar Schlögl, die mit einem sehr aufwendigen und komplizierten technischen Apparat die „Unterfertigung deutscher Könige von der Karolingerzeit bis zum Interregnum durch Kreuz und Unterschrift“ zum Gegenstand hatten, haben ergeben, daß zur Gruppe jener Herrscher, die geläufig schreiben konnten, Heinrich IV., Heinrich VI. und Konradin, möglicherweise mit 24 Unterfertigungen, die autograph erhalten sind, und auch Otto IV. gehört haben.219 Die Belegbasis für diese Ergebnisse ist allerdings äußerst schmal. Ergänzen ließe sie sich beispielsweise mit einem Hinweis auf König Zwentibold, der in seiner Urkunde für St. Mihiel vom 14.8.895 seine Schenkung ausdrücklich bekräftigte, indem er sie mit dem Schreibgerät in der Hand signierte bzw. unterschrieb und mit seinem Siegel versah.220 Offen bleibt die Frage einer eigenhändigen Unterschrift oder einer eigenhändigen Vollziehung durch den König in Form eines sog. Vollziehungsstriches, für den weitere Urkunden Zwentibolds, die der Kanzlist Waltger A fertigte, mit ähnlichen Formulierungen sprechen.221 Wie problematisch für unsere Fragestellung die Unterschriften bzw. Unterfertigungen von Herrschern unter ihre urkundlichen Kanzleiprodukte sein können, läßt sich zunächst grundsätzlicher, dann aber auch mit einem spätmittelal-
Das Kriterium der eigenhändigen Unterschrift
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terlichen Beispiel illustrieren. Dem oströmischen Kaiser Justinus I. (518–527) wurde nachgesagt, er sei völlig ungebildet und ein Analphabet. Ungeachtet der gewiß „böswilligen Nachrede gegenüber dem alten Kriegsmann“, der auch Prokop folgte,222 bleibt erwähnenswert, mit welchen Techniken man das herrscherliche Defizit zu beheben und zu verschleiern suchte. Der byzantinische Historiker betont zunächst die Singularität des kaiserlichen Analphabeten und fährt fort: „So etwas hatte es bei den Römern bis dahin noch nie gegeben. Bisher war man gewohnt, daß der Kaiser alle Erlasse, die in seinem Namen hinausgingen, mit Unterschrift versah; Justinos konnte keine derartige Verfügung abfassen, er verstand auch nichts von dem, was im Schreiben stand. Sein juristischer Berater namens Proklos, der das Amt des sogenannten Quästors bekleidete, entschied alles nach eigenem Ermessen. Damit aber alle, die es anging, eine eigenhändige Unterschrift des Kaisers hätten, erfand man folgendes Mittel: Man schnitt in ein kurzes, entsprechend zugeschnittenes Brettchen vier lateinische Buchstaben ein, tauchte einen Stift in Purpurfarbe, womit die Kaiser herkömmlicherweise unterzeichnen, und gab diesen dem Herrscher in die Hand. Das erwähnte Brettchen aber legte man auf das Schriftstück, faßte des Kaisers Hand und führte sie samt dem Stift nach der Form der vier Buchstaben. Wenn man damit sämtlichen Ausschnitten des Holzes nachgefahren war, bekam man auf diese Art eine kaiserliche Unterschrift.“223 Vor ähnlichen Problemen stand die Kanzlei Theoderichs des Großen. Der Anonymus Valesianus berichtet, der Ostgotenkönig habe eine Schablone aus Goldblech anfertigen lassen, in die das Wort legi als Beurkundungselement eingeschnitten war. Der König zog dann das Wort nach und unterfertigte damit seine Urkunde.224 Von der Verwendung solcher oder ähnlicher Schablonen ist im hohen und späten europäischen Mittelalter nichts bekannt. Die persönliche Unterschrift des Herrschers ist hingegen belegt, ihre grundsätzliche Ausdeutung steht aber mitunter auf wackligen Füßen. Das Beispiel einer eigenhändigen Unterschrift Karls IV. illustriert es. Der König hat nämlich den Text zweier Festurkundenausfertigungen für St. Veit und St. Gallus in der Prager Altstadt vom 2.1.1354 eigenhändig unterschrieben und dabei seine eigene offizielle Titulatur in kurioser bis völlig „unmöglicher“ Form verändert. Dies reizt zur Feststellung, daß mitunter die urkundliche Kanzleiaussage authentischer ist als eine authentische Unterschrift des Herrschers selbst. Karls IV. lateinische Intitulatio lautete in der Regel: Karolus Dei gratia Romanorum rex semper augustus et Boemie rex und kannte nur leichte Modifikationen. Die eigenhändige Unterschrift für die beiden Festurkundenausfertigungen lautet jedoch: K. et ad magius testimoni ego
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Verständigungsfragen in weltlichen Herrschaftsbereichen
Karolus quartus Romanorum augustus Rex et Bohemorum Rex manu mea subscripsi ad perpetuam memoriam.225 So wird man resümieren können, daß die Subskriptionspraxis bei Diplomen oder Herrscherurkunden sehr unterschiedlich war und keinesfalls zwingende Auskunft über die Schreib- und Lesefähigkeit der nominellen Urkundenaussteller und die im Zusammenhang damit aufgeworfene Frage nach Fremdsprachenkenntnissen zu geben vermag. Insofern hat es sich gelohnt, hilfsweise diesen Exkurs zu machen und Scheinargumente in ihrer Bedeutung zu reduzieren. Mit dieser Feststellung ist der Untersuchungsgang mit der Betrachtung eines wichtigen Komplexes fortzusetzen.
IV. 4
Zur Fremdsprachenkompetenz von Königinnen
Fremdsprachenkenntnisse bei mittelalterlichen Königinnen nachzuweisen, ist ungleich schwieriger als bei ihren männlichen Pendants.226 Auch die damit zusammenhängende Frage nach einem Rückgriff auf Dolmetscher ist kaum leichter zu beantworten. So wird man sich mit einigen wenigen Belegen begnügen und ggf. deren exemplarischen Charakter herausstellen müssen. Ein solcher könnte bereits hinter einer beliebten Scherzfrage aufleuchten. Sie ihrerseits basiert teilweise auf dem Wissen, daß sie nicht beantwortbar ist, und lautet: ,Wie haben sich Kaiser Otto II. und die byzantinische Prinzessin Theophanu, die Otto 972 geheiratet hatte, eigentlich verständigt?‘ Eine Unterhaltung in griechischer Sprache ist völlig unwahrscheinlich, eine in Latein wohl auch. Ob Theophanu die deutsche Sprache schnell erlernte, ggf. gar das Sächsische? Zutrauen dürfte man es ihr schon. In gewisser Weise könnte man es für ähnliche Ehepaare annehmen, mindestens für die Frauen, die in der Fremde zu größerer Anpassungsbereitschaft gezwungen waren. Vermutlich ist dies aber nicht der einzige Aspekt, und schnell öffnet sich ein weites Feld. Nur ausnahmsweise sind Einzelfälle überliefert. Umrißartig ist das Problem sprachlicher Verständigung am Welfenhof erkennbar. Der fünfunddreißigjährige Heinrich der Löwe hatte am 1. Februar 1168 die englische Königstochter Mathilde, die gerade erst 8 oder 9 Jahre alt war, geheiratet. Sie war in normannisch-englischer Tradition erzogen worden und kam an den sächsischen Fürstenhof. Vor wenigen Jahren hat Elfi Marita Eibl zu Recht gefragt: „In welcher Sprache werden sich die beiden verständigt haben? Sicherlich kam Mathilde nicht umhin, die Landessprache möglichst schnell zu beherrschen, während der Gatte später gezwungen sein sollte, die
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Sprache des englischen Hofes zu erlernen und sich ihrer zu bedienen.“227 Ganz allgemein wird man Karl-Heinz Spieß zustimmen können, wenn er urteilt: „Allenfalls konnte man sich etwas mit Latein behelfen; beherrschte jedoch ein Partner kein Latein, dann blieb der ins Land gekommenen Braut oder dem Bräutigam keine andere Wahl, als sich anfänglich mit einem Dolmetscher, mit Handzeichen oder Mienenspiel zu verständigen und möglichst bald mit dem Erlernen der fremden Sprache zu beginnen.“228 Selten läßt sich aus den Quellen mehr als das offensichtliche Problem herausschälen. Etwas besser steht es mit Graf Eberhard III. von Württemberg (1364– 1417). Als Kind war er nur im Lesen und Schreiben der Volkssprache unterwiesen worden, hatte aber kein Latein gelernt. Dies blieb ihm später „offensichtlich schmerzlich bewußt, zumal er sich mit seiner aus Oberitalien stammenden Frau weder auf Latein noch Italienisch unterhalten konnte“.229 Da hatte es Karl IV. besser. Mit seiner ersten Frau Blanka, der Schwester des französischen Königs, konnte er sich in ihrer Muttersprache verständigen, die er schon als Jugendlicher und später als Markgraf von Mähren und römischer König und Kaiser glänzend beherrschte. Ein Dolmetscher war für die Eheleute nicht nötig, wohl aber für Blankas persönliches Gefolge, das der Herrin aus Frankreich zunächst nach Luxemburg und dann nach Prag gefolgt war. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß sich die Situation für den Hofstaat der Königin besserte. Mindestens Blanka begann nämlich lingwam Teutunicam zu lernen und das mit mehr Erfolg als beim gleichzeitigen Versuch in ligwaio Boemico.230 Allerdings war in fast allen Städten Böhmens und am Königshofe die ligwa Teutunica verbreiteter als die der Boemia.231 Die angesprochene Thematik läßt sich ausweiten, wenn man vorrangig nach der Fremdsprachenkompetenz von weiblichen Mitgliedern der Herrscherhäuser fragt. Vollständigkeit wird selbstverständlich weder angestrebt, noch ist sie erreichbar.232 Auffällig ist immerhin, daß sprachbedingte Verständigungsprobleme zwischen Eheleuten in historischen Darstellungen gern ignoriert oder gar nicht erst wahrgenommen werden. Eine Ausnahme bietet Amalie Fößel, die sich zur Königin Bianca Maria Sforza, der zweiten Gemahlin Maximilians I., sachkundig äußerte: „1497 war die Königin von einem fast deutschen Hofstaat umgeben. Im Jahr 1500 befand sich niemand mehr in ihrer Umgebung, mit dem sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten konnte, was angesichts ihrer mangelhaften Deutschkenntnisse besonders deprimierend für sie gewesen sein wird.“233 Offenbar standen der Königin nicht einmal in hinreichender Weise Dolmetscher zur Verfügung.
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Verständigungsfragen in weltlichen Herrschaftsbereichen
Recht bekannt ist Einhards Bericht, wonach Karl der Große „die Erziehung seiner Kinder so einrichtete, daß Söhne wie Töchter zuerst in den Wissenschaften unterrichtet wurden (liberalibus studiis […] erudientur), auf deren Erlernung auch er selbst seinen Fleiß verwandte“.234 Das Erlernen der lateinischen Sprache wird darin eingeschlossen, vielleicht sogar vorrangig gemeint gewesen sein. Damit wäre auch eine wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme von Karls Töchtern am gelehrten und musischen Leben des Hofes gegeben. Unstrittig gebildet und belesen war Kaiser Ludwigs des Frommen zweite Gemahlin Judith. Ihr widmete Hrabanus Maurus seine Kommentare zu Judith und Esther, Walafrid Strabo seine lateinischen Dichtungen und Bischof Frechulf von Lisieux den zweiten Teil seiner Weltgeschichte. Frechulf verband mit seiner Widmung die Hoffnung, daß die Kaiserin seine Geschichtsdarstellung bei der Unterrichtung ihres eigenen Sohnes gebrauchen werde, und wenn er Judith als Lehrerin mit Bathseba verglich, unterstellte er ihr die persönliche Qualifikation als Lehrerin.235 Walafrid Strabo rühmte, die Kaiserin sei im Besitz eines reichen Wissens und scharfen Verstandes, auch einer musikalischen Begabung, die sie zur Meisterin des Orgelspiels werden ließ.236 Für Königinnen der Folgezeit fehlen über längere Strecken Zeugnisse einer Mehrsprachigkeit. Immerhin konnte Herbert Grundmann herausstellen, daß den Frauen des Adels und insbesondere des jeweiligen Herrscherhauses von früh an ein gewisses Maß an literarischer Bildung und Lateinkenntnis zugemutet wurde: Sie sollten mindestens den lateinischen Psalter lesen und beten können.237 Dies galt wohl auch für die junge Mathilde, die Ehefrau Heinrichs I. Sie blieb interessiert und lernbeflissen, so daß Widukind von Korvey rühmend hervorheben kann: „Alle Diener und Dienerinnen im Haus unterwies sie in verschiedenen Künsten und auch im Lesen und Schreiben; denn sie konnte das, weil sie es nach des Königs Tode (936) recht gut erlernt hat.“238 Zurückgreifen konnte sie gewiß auf ihre Kenntnisse aus jungen Jahren, denn Heinrich I. hatte sie „um das Jahr 909 aus der Klosterschule zu Herford“ heimgeführt.239 Mathildes Schwiegertochter Adelheid, die Ehefrau Ottos I., hat 991 das Benediktinerkloster Selz im Elsaß gegründet. Ein Epitaph Odilos rühmt den Selzer Abt Ekemann, der die Kaiserin selbst unterrichtet hatte.240 Latein hat mit Sicherheit dazu gehört. Außer der deutschen Sprache dürfte die gebürtige burgundische Königstochter auch das Französische beherrscht haben, im Normalfall also auf Dolmetscher nicht angewiesen gewesen sein. Nach Ekkehards IV. Urteil in den St. Galler Klostergeschichten war Adelheid sogar „überaus gebildet“ (nam litteratissima erat).241
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Auch Beatrix, seit 1156 Gemahlin Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, stammte aus Burgund, dem sie zeitlebens eng verbunden blieb. In der Chronik des Acerbus Morena heißt es von ihr, sie sei litterata, Dei cultrix gewesen242 – gebildet und wohl vorrangig theologisch. Kunigunde, die Tochter Königs Philipp von Schwaben, heiratete 1224 Wenzel I., den König von Böhmen. Auch unter den Namen Konstanze oder Katharina begegnet Königin Kunigunde in Böhmen. Am Prager Hof förderte sie Minnesang und Kultur, stiftete auch mehrere Klöster.243 Kunigundes Sohn Ottokar II. heiratete seinerseits 1261 eine russische Prinzessin Kunigunde (von Černigov). Sie mag als Beispiel dafür dienen, daß auch Königinnen nahezu selbstverständlich Dolmetscherdienste in Anspruch nehmen konnten. Als Kunigunde, nunmehr Witwe König Ottokars von Böhmen, nach dem 17. Oktober 1278 dem Bischof von Basel für König Rudolf von Habsburg einen Eid zu leisten hatte, war ihr dieser zuvor per fideles interpretes des Bischofs erläutert worden,244 und zwar wegen der vermutlich lateinischen Fassung in sprachlicher Hinsicht sowie gewiß auch im inhaltlichen Sinne. Sachlich erscheint es naheliegend und wegen der oft desolaten Quellenlage nahezu zwingend, die Untersuchungsfrage von den Königinnen auf Frauen allgemein auszuweiten, wobei aber auch hier das Belegmaterial sehr knapp bleibt. Reduziert man die Frage nach Fremdsprachenkenntnissen bei Frauen im Mittelalter zunächst auf nachweisbare Fähigkeiten im Lesen und Schreiben, so ergeben sich beachtliche quellenbedingte Schwierigkeiten, die sich erst im Verlauf des Spätmittelalters verkleinern. Freilich führen entsprechende Untersuchungen nur an Vorfragen unseres Interesses. Dies gilt selbst für Schriftstellerinnen im Mittelalter, die zweifelsfrei seit dem Frühmittelalter bezeugt sind und wie im Fall der Fränkin Dhuoda auch über Lateinkenntnisse verfügten, sogar literarisch tätig waren.245 Nächst Dhuoda ragen andere Frauen heraus, die mit ihrer Dichtkunst eine große Ausstrahlung erreichten. Summarisch sei daher auf einschlägige Studien und Darstellungen verwiesen.246 Hervorgehoben werden sollte aber die Markgräfin Mathilde von Tuszien, Heinrichs IV. große Widersacherin. Sie konnte lesen und schreiben, auch sprach sie neben Italienisch fließend Deutsch und Französisch.247 Im fränkischen Moselland hatte auch die spätere Kaiserin Mathilde (ca. 1102–1167) Deutsch gelernt, zusätzlich zu ihrer Muttersprache Französisch.248 Ein weiterer Hinweis gilt Hedwig von Schlesien, die aus dem bayerischen Andechs stammte: „Zweifellos hat die Herzogin die polnische Sprache erlernt und sie beim Umgang mit den Untertanen neben ihrer deutschen Muttersprache verwendet.“249
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Als gegeben muß allerdings angesehen werden, daß Nachrichten über Lesefähigkeiten und ggf. Fremdsprachenkenntnisse von Frauen rar sind. Umso kostbarer ist deshalb eine Bestimmung des Sachsenspiegels, des um 1230 in Norddeutschland geschriebenen Rechtsbuchs. Im ersten Buch des Landrechts ist fixiert, gemeint seien unter vielen anderen Sachgütern Psalter „und alle Bücher, die zum Gottesdienst gehören – die Frauen pflegen zu lesen“.250 Diese Bücher gehörten zur Aussteuer und zum Erbe der Frau. Der fast beiläufige Begründungssatz betont zugleich, daß Frauen (der Ober- und Mittelschichten) im allgemeinen nicht nur lesen können, sondern auch gern und regelmäßig lesen. Beachtet man den speziellen Hinweis auf Psalter und alle Bücher, die zum Gottesdienst gehören, so ergibt sich als zusätzliche, fast zwingende Annahme, daß die gemeinten Frauen auch lateinische Texte lasen und verstanden, denn volkssprachlich verfaßte Bücher sind hier wohl kaum gemeint. Anzusprechen ist hingegen ein grundsätzliches Phänomen, insofern Frauen oft als primäres Lesepublikum gelten, wenn es um volkssprachliche Dichtung geht. So hat Boccaccio in seiner Vorrede zum Dekameron gezielt die Frauen als seine Adressaten genannt und dies in der Folgr wiederholt anklingen lassen.251 Quellenbedingt war bisher die Rede im wesentlichen von Königinnen, doch für manche Frauen aus hohem Adel werden ähnliche Verhältnisse und Bedingungen geherrscht haben. Zu den Ausnahmen gehört die Markgräfin Mathilde vom Tuscien (1046–1115). Donizo von Canossa rühmt in seiner Vita der Markgräfin, sie habe keinen Dolmetscher je gebraucht (non erat interpres ullus sibi quippe necesse), was ein großes Lob auf dem Hintergrund einer sonst ganz anderen Welt war.252 Erwähnt werden muß auch die später berühmt-berüchtigte Papsttochter Lucrezia. Sie war 1480 geboren, „wuchs in Rom als wohlerzogenes junges Mädchen auf, war der spanischen und der italienischen Sprache gleich mächtig, sprach Französisch, konnte hinreichend Latein und etwas Griechisch.“253
IV. 5
Zur Fremdsprachenkompetenz von Fürsten und Herren
Könige sind in unserem Zusammenhang etwas ausführlicher genannt worden, weil sie in gewisser Weise Leitbilder waren und auch weil für sie die Beleglage relativ gut ist. Auf Fürsten und Herren sowie Vertreter der unteren Stände soll wenigstens hier und da verwiesen werden, wobei nie ein Anspruch auf auch nur annähernde Belegdichte erhoben werden kann. Selbstverständlich wird der mitteleuropäische Raum im Zentrum unserer Betrachtung stehen.
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Auf Brun, den Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen (953–965), war bereits hingewiesen worden. Der jüngere Bruder Ottos I. hatte in Utrecht eine umfassende wissenschaftliche Grundausbildung erfahren, bei der insbesondere der lateinische Sprachunterricht herausragte und Bruns Erlernen der griechischen Sprache ihm die Bewunderung von Zeitgenossen einbrachte.254 Erzbischof Adalbert von Magdeburg (968–981) förderte die Blüte der hochangesehenen Magdeburger Domschule, die er persönlich sehr häufig visitierte.255 Eine vorzügliche Ausbildung hatte Meinwerk, der spätere Bischof von Paderborn (1009–1036) an der berühmten Hildesheimer Domschule erfahren, wenngleich seine Lateinkenntnisse leicht lückenhaft bzw. zeitweise nicht sofort voll verfügbar waren.256 Kaiser Heinrich II., sein ehemaliger Schulkamerad, hat ihn damit bekanntlich aufgezogen. Selten aber werden auch in der Folgezeit Lateinkenntnisse bei Bischöfen thematisiert, so daß im allgemeinen ein hinreichendes Sprachverständnis angenommen werden darf. Die an anderer Stelle geäußerten grundsätzlichen Vorbehalte sollten in den sog. Normalfällen allerdings immer mitbedacht werden.257 Eine herausragende Ausnahme bildete Erzbischof Balduin von Trier (1307– 1354). Der Luxemburger Grafensohn hatte jahrelang an der Pariser Universität insbesondere Theologie und kanonisches Recht studiert,258 er gehörte auch rein bildungsmäßig zu den bedeutendsten Kurfürsten des Reiches. Der Obodritenfürst Gottschalk (1043–1066), der nach Adam von Bremen bei den Slawenvölkern quasi als König geachtet wurde,259 verstand Latein, das er in Gottesdiensten nutzbringend einsetzte. Vermutlich hatte er es einst in der Lüneburger Klosterschule gelernt. In Gottesdiensten soll Gottschalk „häufig ohne Rücksicht auf seinen Stand sich mahnend an das Volk gewandt haben, um in slawischer Sprache die geheimnisvollen Worte der Bischöfe und Priester verständlich zu machen“.260 War Gottschalk Dolmetscher oder eher Interpret der göttlichen Botschaft? So kann man die Frage an Adolf II. nicht richten, der um 1130 Nachfolger seines gleichnamigen Vaters, des Schaumburger Grafen von Holstein, wurde. Adolf II., der litterarum studiis deditus erat, pries Helmold von Bosau, denn „er beherrschte nicht nur das Lateinische und Deutsche geläufig, sondern kannte auch die slawische Sprache“.261 Gerühmt wird seit sehr langem der Hof Heinrichs des Löwen, der für das kulturelle Leben im 13. Jahrhundert eine überragende Bedeutung hatte. Dazu gehörte der literarische Betrieb, und zwangsläufig diskutierte die gelehrte Welt, ob der Welfenherzog überhaupt genügend Latein verstand, um dem anspruchsvollen Geschehen folgen zu können. Zur Bejahung und Verneinung gesellte sich schließlich der Hinweis, man vergesse häufig, „daß mittelalterliche Vorleser zu-
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gleich auch Übersetzer waren und sein mußten“262 – mündliche Übersetzung ist gemeint, die dem Dolmetschen eng benachbart ist. Im englischen Exil hat Heinrich der Löwe sich dann um die Sprache des dortigen Hofes bemüht,263 er wollte offenbar von Dolmetschern möglichst unabhängig sein. Fast parallel zum kulturellen Leben am Welfenhof läßt sich der Literaturbetrieb am Hofe Hermanns I., des Landgrafen von Thüringen (1190–1217) erwähnen: „Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Albrecht von Halberstadt, Heinrich von Veldecke und Herbort von Fritzlar weilten hier und entfalteten auf Betreiben Hermanns einen weithin ausstrahlenden Kulturbetrieb.“264 Sollte der Herr der Wartburg, der französische und lateinische Literatur zur Bearbeitung empfahl, selbst einsprachig gewesen und geblieben sein? Ein Seitenblick sei ins Heilige Land gerichtet, wo der Markgraf Konrad von Montferrat 1192 einem Anschlag zum Opfer fiel. Burchard von Ursperg bzw. die von ihm übernommene Historia brevis rühmt Konrad u. a. als einen in allen Sprachen ausgewiesenen Mann, der „im Hinblick darauf dummen Leuten gegenüber als sehr beredt“ galt (omnibus linguis instructus, respectu cuius facundissimus reputabatur elinguis).265 Dieses Urteil zeigt deutlich eine gewisse Ambivalenz an: Einerseits sprachlich (relativ?) versiert, andererseits schon deshalb als ungewöhnliche Ausnahme gewertet. Uns fehlen hingegen die Maßstäbe zur Beurteilung des Phänomens. Markgraf Wilhelm I. von Meißen stritt sich 1404/05 mit Johann II. von Nassau, dem Erzbischof von Mainz (1397–1419). Überliefert sind Briefe, in denen u. a. der Mainzer den Markgrafen schmähte und einen alten Schulmeister nannte. Dieser revanchierte sich umgehend: unde alz er uns nennet eynen schulmeister, alz wist, daz wir czu nye keyner schule gegangen habin, daz wir leider wider schriben noch lesen konnen, unde uns were leid, daz wir solche schulen gesucht hetten, da wir gelernet hetten solche tugke, als er gelart hat. In den tugken und kunst, die er kan, wir nye schuler noch meister gewest sind, alz er ist.266 Die Replik dürfte gesessen haben, doch ob Wilhelm I. tatsächlich weder schreiben noch lesen konnte, sollte offen bleiben. Eine ähnliche vorsichtige Vermutung könnte auch für Ruprecht I., den Pfalzgrafen bei Rhein, angebracht sein. Er hatte beispielsweise in einem Brief 1379 dem französischen König mitteilen lassen: „Er, Ruprecht, spreche allein seine Muttersprache, sei nur ein einfacher Laie und könne nicht schreiben – quia sola materna lingua utimur et simplex laicus sumus et litteras ignoramus –, daher müsse er sich zuerst mit gelehrten Leuten in solch komplizierter Materie beraten.“267 Ruprecht dürfte eine Art diplomatischer Ausrede gebraucht haben, weil er zögerte, seine Haltung zum großen Schisma kundzutun. Andererseits ist kaum zu
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glauben, daß dieser illiterate Fürst sich 1385/86 zur Gründung einer Universität in Heidelberg bewegen ließ. Bemerkenswert ist auch das Beispiel Friedrichs I., des Kurfürsten von der Pfalz (1449–1476). Mit seinen Brüdern hatte er das Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt, wurde auch mit den artes liberales, der Bibel und antiker Dichtung und Musik vertraut gemacht, obwohl die ritterlichen Übungen zur körperlichen Ertüchtigung dominierten. Später wurde Friedrichs I. Heidelberger Residenz „Sammelpunkt bedeutender Gelehrter und Künstler, bildete sich am Hof ein Kreis von Humanisten aus“.268 Von der Pfalz aus sei schließlich der Blick nach Nordosten gerichtet, wo von 1474–1523 Herzog Bogislaw X. von Pommern herrschte. Ihn hat Thomas Kantzow in seiner Chronik trefflich charakterisiert: Der Verstand an ime war zimlich, aber doch nicht allzu scherff. Er redete nhur slecht Kuechenlatein, dan in den beiderleyen was er in der Jugent versewmet […]. Sonst aber was er von einem grossen, herlichen Gemüte, das in keinem Dinge verzagte, sonder stets empor drengte.269 Für vermutlich manche in Grenzgebieten des Reiches lebenden Fürsten und Herren mag der zweisprachige Graf Johann von Saarbrücken stehen, der bei Heinrichs VII. Romzug 1309 an der Spitze ritt. Johann von Cerminate schreibt dazu, er wisse nicht, ob der Saarbrücker Gallicus an Germanus gewesen sei. Jedenfalls sprach er beide Sprachen: utriusque erat linguae gnarus.270 Die erwähnten Beispiele sollen hier genügen, wobei deren jeweils tatsächlich exemplarischer Charakter offenbleiben muß. Gewiß untypisch für unsere Fragestellung ist dann aber ein anderer Mann, der geradezu abenteuerlich sprachkundig war. Gemeint ist der Südtiroler Adlige Oswald von Wolkenstein (1376/78– 1445), der große Dichter und Liedautor, der als Ritter vielen Herren in mancherlei Landen gedient hatte, auch dem Kaiser Sigismund. Als Vierzigjähriger bekannte Oswald, er habe Zugang zu 10 Sprachen gehabt, sie dann vermutlich auch gesprochen: franzoisch, mörisch, katlonisch und kastilian, teutsch, latein, windisch, lampertisch, reuschisch und roman die zehen sprach hab ich gebraucht, wenn mir zerran.271 Oswalds von Wolkenstein und anderer adliger Herren Fremdsprachenkenntnisse sind eindrucksvoll, sie dürfen aber keineswegs verallgemeinert werden. Schon das Beispiel der staufischen Politik einer Durchsetzung eigener Herrschaftsansprüche in Italien, insbesondere in der Toskana, steht dagegen. Die hier eingesetzten Reichsministerialen kannten die italienische Sprache, auch Rechtsgewohnheiten sowie landschaftliche und lokale Eigenheiten nicht, so daß
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ihr Scheitern wesentlich in solchen Defiziten begründet war.272 Selbst herausragende Reichsministeriale waren in Italien „weitgehend auf sich allein gestellt, sicherlich nicht ohne Begleitpersonen ihres Vertrauens unterwegs, jedoch kaum mit – ohnehin selten vorhandenen – Dolmetschern und einer eigenen Kanzlei ausgestattet“.273
IV. 6
Spezieller Einsatz von Dolmetschern
Nachdem hilfsweise, methodisch aber durchaus berechtigt, auf Schreib- und Sprachkenntnisse bei mittelalterlichen Herrschern geachtet und auch exkursartig das Problem persönlicher Unterschriften unter Urkunden erörtert worden ist, sollen im folgenden spezielle Dolmetschereinsätze betrachtet werden, die in einer Reihe von Einzelfällen überliefert sind und sowohl als Einzelphänomene als auch als Gesamterscheinung recht aussagekräftig sind. Bezeichnend für Karls des Großen Umsicht in diplomatischen Angelegenheiten könnte bereits der Hinweis sein, daß er zu Harun al Raschid den sprachkundigen Juden Isaak offenbar als Dolmetscher schickte, denn dieser war zwei Gesandten zugeordnet.274 Ähnlich war es im Jahre 872, als Papst Hadrian II. zwei Bischöfe und einen Diakon der römischen Kirche zum Kaiser nach Konstantinopel schickte, die auf der dort bald einberufenen Synode römische Interessen zu wahren hatten. Diesen kurialen Gesandten wurde Anastasius, der Bibliothekar des römischen Stuhles zugeordnet, der, utriusque linguae, Grecae scilicet et Latinae, peritus, offenkundig offizieller Dolmetscher war.275 Ottos I. berühmter Gesandter Liudprand, der Bischof von Cremona, hingegen war am kaiserlich-byzantinischen Hof wiederholt auf einen dortigen, offenbar in ständigem kaiserlichen Dienst stehenden Dolmetscher angewiesen,276 obwohl er in seiner Gesandtschaftsgruppe einen eigenen Dolmetscher hatte, der am kaiserlichen Empfang nicht teilnehmen durfte. Diesen eigenen Dolmetscher nennt Liudprand Grecolonon meum, id est Grecae linguae gnarum.277 Daß Liudprand, Sproß einer Familie langobardischer Herkunft, auch Sächsisch verstand, mußte er im Herbst 963 in Rom unter Beweis stellen. Kaiser Otto I. befahl dem Bischof, seine Rede, „weil die Römer seine eigene Sprache, d. h. die sächsische, nicht verstehen konnten, […] allen Römern in lateinischer Rede vorzutragen“. Liudprand erhob sich und trug vor.278 Hugo Capet dagegen, der sich 981 – sechs Jahre vor seiner Erhöhung zum französischen König – in Rom mit Kaiser Otto II. traf, brachte den Bischof von
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Orléans zu den vertraulichen Verhandlungen mit, damit dieser ihm, falls Otto Lateinisch rede – was der Kaiser zu können schien – latinitatis interpres sei.279 Aus der Zeit der Überfälle ungarischer Reiterverbände ist berühmt die Geschichte von jenem St. Galler Mönch Heribald, der starrsinnig in seinem Kloster verblieben war, während Abt und Konvent vor den Ungarn flohen. Diese „ließen ihn durch Dolmetscher verhören“ (per interpretes interrogatus),280 verschonten ihn aber, als sie erkannten, daß er ein Narr sei. Etwas später ist bei Ekkehard IV. von einem gefangenen Kleriker die Rede, der für die Ungarn dolmetschte. Ob er auch bei Heribalds Verhör mitwirkte, bleibt offen, unklar auch, ob mehrere Dolmetscher den Ungarn zur Verfügung standen. Auf einen Dolmetscher (per interpretem) angewiesen war auch König Lothar III. bei Unterredungen mit Slawen, was durch den um 1148 schreibenden sog. Chronographen von Corvey und sogar urkundlich überliefert ist.281 Von Bischof Otto, dem Bamberger Slawenmissionar, ist überliefert, er habe einst sein Heimatland verlassen, sei nach Polen gezogen und habe dort bei längerem Aufenthalt nicht nur die Sitten jenes Volkes, sondern auch dessen Sprache so perfekt gelernt, daß man ihn nicht für einen Deutschen halten würde, wenn er polnisch spreche.282 Weitere slawische Dialekte sind damit noch nicht gemeint, wie aus einem anschaulichen Bericht Herbords hervorgeht. Als Otto 1124 zu den Sorben ziehen wollte, gewährte ihm der polnische Herzog in Gnesen Gastfreundschaft und rüstete ihn sorgfältig für die Weiterreise aus. Dazu gehörten u. a. „aus jenem Volke sowohl der slavischen wie der deutschen Sprache kundige Leute für verschiedene Dienstleistungen, damit er nicht durch Unkenntnis der Sprache bei dem fremden Volke irgendwelche Unannehmlichkeiten erfahre“.283 Bischof Otto nutzte auch Dolmetscherdienste, sei es bei einem vertraulichen Dreiergespräch, sei es bei feierlicher Predigt (ore alloquitur interpretis). Weitere Belege sollen eher summarisch angeführt werden: Sie reichen von sprachkundigen Dolmetschern, die in der Atmosphäre der Slawenkämpfe um 1075 auch als Kundschafter Verwendung finden, dabei aber zu „Verrätern“ werden,284 bis in die Kreuzzugszeit, wenn Dolmetscher zwischen Pilgern und Arabern vermitteln.285 Friedrich Barbarossa stützt sich auf seinem Kreuzzug von 1189 in der Gegend von Adrianopel auf die „Führung eines mit Land und Sprache vertrauten Regensburger Bürgers“.286 Komplizierter war die Situation für andere deutsche Kreuzfahrer. Beispielsweise schickte Saladins Sohn einen vornehmen Heiden in lingua Gallica satis expeditum zu einem christlichen Kreuzfahrerschiff, das im Hafen von Akkon lag. Glücklicherweise fand sich auf dem deutschen Schiff ein Bruder Wilhelm, der ebenfalls über eine scientia linguae
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Gallicae verfügte: Beide Seiten konnten sich also wenigstens französisch verständigen.287 Alle bisherigen Zeugnisse lassen auf ein eher improvisiertes Heranziehen von Sprachkundigen schließen. Dies könnte auch bei der Begegnung des römischdeutschen Königs Konrad III. mit dem französischen König Ludwig VII. in Akkon 1148 während des 2. Kreuzzugs der Fall gewesen sein. In des Staufers Gefolge befand sich Stephan von Bar, der Bischof von Metz, der beiden Königen als Dolmetscher diente, wie Ludwigs VII. Kaplan Odo von Deuil berichtet.288 Auf wen aber konnte Petrarca als Dolmetscher zurückgreifen, als er auf seiner Jugendreise 1333 nach Köln kam? Lebhaft schildert er den sogenannten Johannisbrauch junger Frauen am Ufer des Rheins, deren fremdartiges Gemurmel Petrarca nicht verstand.289 Der moderne Interpret notiert dazu: „Petrarca fühlte sich ausgeschlossen, da er ihre Sprache nicht verstand, und entsann sich des Cicerowortes, daß zwischen fremden Sprachen nahezu alles taub und stumm sei. Doch zu seinem Trost standen ihm in seinen (Kölner) Freunden gute Dolmetscher zur Seite.“290 Der allgemeine Eindruck eines mehr oder weniger improvisierten Heranziehens von Dolmetschern wird jedenfalls gestützt durch die als Dolmetscher fungierenden Personen. Hier und in anderen Fällen handelte es sich vor allem um Juden, d. h. wohl jüdische Fernhändler, wie auch sonst relativ häufig Fernhändler in entsprechender Funktion bezeugt sind. Ferner wird dieser oder jener sprachkundige Kleriker, zumeist ein Bischof genannt. Auch maurische, arabische oder slavische Dolmetscher sind belegbar, die augenscheinlich außerhalb ihrer Heimat lebten. Offensichtlich notwendig waren in allen Fällen solche Dolmetscherdienste. Ob auch im Binnenverkehr mittelalterlicher Großreiche, sofern diese supragentilen oder später supranationalen Charakter aufwiesen, Dolmetscher benötigt wurden, ist zwar anzunehmen, aber kaum belegbar. Merkwürdigerweise gibt es auch aus dem fränkischen Vielvölkerstaat des Frühmittelalters mit etwa einem Dutzend verschiedener Stämme und sonstigen gentilen Einheiten keinen Beleg dafür, daß beispielsweise die Merowingerkönige auf Vermittlung durch Dolmetscher innerhalb des Reiches angewiesen gewesen wären. Sturmi, der spätere Abt von Fulda (744–779), stieß einmal im Raum Fulda auf eine sehr große Schar Slawen, die im Fluß badeten. Sie hatten einen wachsamen Dolmetscher bei sich, der Sturmi fragte, wohin er denn wolle.291
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Insoweit im Karolingerreich Verfügungen und Erlasse in lateinischer Sprache formuliert wurden, war mancher biedere Reichsangehörige auf Sprachvermittlung angewiesen. Karl der Große berücksichtigte in seinem Brief an Bischof Ghaerbald von Lüttich 805 diese Situation und schärfte ein, daß der Brief sorgfältig zu lesen und zu übersetzen sei und daß der Bischof in alle Tauf- oder Pfarrkirchen gute Dolmetscher zu schicken habe, die alles zu übersetzen hätten (bonos interpretes mittite qui omnia tradant).292 Blickt man ins 12. Jahrhundert, so lassen sich im Verkehr mit der Kurie aufschlußreiche Zeugnisse finden, wie etwa bei Friedrichs I. zweiter Begegnung mit Papst Hadrian IV. 1155 in Sutri, als des Papstes Antwort durch einen Dolmetscher übermittelt werden mußte (Haec cum per interpretem regi nuntiata fuissent).293 Der angedeutete Problemzusammenhang läßt sich mit zusätzlichem frühstaufischem Material belegen, in dessen Mittelpunkt Friedrich Barbarossa und sein erster Kanzler Rainald von Dassel stehen. Berühmtestes Beispiel ist die Übersetzung eines Papstbriefes vor dem Reichstag von Besançon 1157, als der gelegentlich als „Scharfmacher“ charakterisierte Kanzler fida satis interpretatione den lateinischen Text deutsch wiedergab, den vom Papst schillernd verwendeten Begriff beneficia statt als (päpstliche) „Wohltaten“ mit (päpstlichen) „Lehen“ übersetzte und somit den Reichstag zur Weißglut gegenüber dem kurialen Legaten reizte.294 Fast ein Jahr später, auf dem Reichstag von Roncaglia in der Poebene, hielt Friedrich Barbarossa seine große in lateinischer Sprache kolportierte Ansprache offenbar nicht in Latein, sondern per interpretem, wie Rahewin – leider nur lakonisch – notiert.295 Das Problem einer vielsprachigen Reichsversammlung, deren Teilnehmer nur ausnahmsweise mehrsprachig gewesen sein dürften, leuchtet jedoch hinreichend deutlich auf. Dieser Schwierigkeit suchte Rainald von Dassel auf der kaiserlichen Synode von 1162 im burgundischen St. Jean de Losne Rechnung zu tragen, wenn er, um für alle Anwesenden verständlich zu sprechen, seine lateinische Rede deutsch und französisch wiederholte,296 aber „nur bei den Deutschen großen Beifall“ erntete.297 Diese Nachricht hat hinsichtlich der Überlieferung wie der Sprachgewandtheit des Kanzlers fast exzeptionellen Charakter, selbst wenn man berücksichtigt, daß auch Rainalds Nachfolger in der Kanzlei, dem Mainzer Erzbischof Christian von Buch, besondere Sprachkenntnisse zugeschrieben werden. Das erwähnte Beispiel der Synode von St. Jean de Losne 1162 läßt bereits vermuten, daß auch unter Geistlichen, sogar unter Vertretern des hohen Klerus, das Lateinische nicht durchgängig als Verständigungssprache fungieren konnte. Dieser Aspekt läßt sich vertiefen. Zuvor soll jedoch auf einen
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offenbar speziellen Dolmetscher Kaiser Friedrichs I. hingewiesen werden. Im Juli 1162 gewährte Barbarossa in Parma der dortigen Dombauhütte eine Besitzbestätigung.298 Als Urkundszeugen fungierten der Bischof von Parma, Pfalzgraf Otto, ein gewisser Castellanus domini imperatoris interpres und ein Parmeser Rechtsvertreter. Die ausdrückliche Kennzeichnung des Dolmetschers als des Herrn Kaisers interpres hebt ihn ebenso heraus wie die namentliche Nennung und die Plazierung als dritter von vier prominenten Zeugen. Castellanus dürfte zwischen Kaiser und Italienern gedolmetscht haben. Friedrich Barbarossa scheint regelmäßig Dolmetscher zur Verfügung gehabt zu haben. Zum Jahre 1190 meldet die Kölner Königschronik, in einer für das kaiserliche Heer gefahrvollen Lage seien die Gesandten des Sultans geflohen und hätten „des Kaisers Dolmetscher namens Godefridus“ mit sich genommen.299 Bemerkenswert ist auch, daß der Dolmetscher namentlich bekannt war. Als in den Julitagen des Jahres 1177 der Friede von Venedig verhandelt und abgeschlossen wurde, hielt Papst Alexander III. in San Marco eine Predigt. Da er merkte, daß Kaiser Friedrich I. sich interessiert der Kanzel näherte, um sorgfältiger zu lauschen, „ließ er die Worte, die er in der Sprache der Gebildeten vortrug, durch den Patriarchen von Aquileja verständlich in deutscher Sprache darlegen“ (Cuius devotionem papa diligenter attendens verba, que ipse litteratorie proferebat, fecit per patriarcham Aquileie in lingua Teotonica evidenter exponi).300 Am nachfolgenden 1. August ging Barbarossa mit großem Gefolge zum Patriarchenpalast, wo der Papst gastierte. Im Festsaal saßen sich Papst und Kaiser gegenüber, Alexander hielt eine Rede, und „nachdem der Papst zu reden aufgehört hatte, legte der Kaiser den Mantel ab, erhob sich von seinem Faltstuhl und begann dann in deutscher Sprache zu reden, während der Kanzler Christian seine Worte in der Volkssprache darlegte“ (cepit in lingua teotonica concionari, Christiano cancellario verba sua vulgariter exponente).301 Bei dem ersten Beispiel überrascht etwas, daß der Kaiser zunächst ohne Dolmetscherhilfe die lateinisch gehaltene Predigt zu verstehen suchte, der Papst aber reaktionsschnell den Patriarchen von Aquileja beizog. Im zweiten Fall scheint dagegen von vornherein an die Dolmetscherdienste des Kanzlers gedacht worden zu sein. Ohne Hilfen wäre jedenfalls eine konzentrierte Verständigung nicht möglich gewesen. Diese Feststellung gilt erst recht für weltliche Versammlungen nördlich der Alpen, beispielsweise für den Hoftag in Würzburg im Mai 1209, der für die allgemeine Anerkennung Ottos IV. bedeutsam war. Vor dem erhöht sitzenden König und den um ihn herum sitzenden Fürsten sprach als erster der päpstliche Legat Hugo von Ostia, und zwar in lateinischer Sprache, die übersetzt bzw. gedolmetscht werden mußte. Otto von Sankt Blasien vermerkt denn auch in sei-
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ner Chronik, der Legat habe den Bischof von Würzburg als Dolmetscher gehabt (rationabiliter Latino idiomate allegavit, interpretem habens Wirziburgensem episcopum).302 Denkwürdig sind auch Verhandlungsabläufe im Konsistorium 1274. Am 6. Juni wurde über die kuriale Anerkennung Rudolfs von Habsburg als römischdeutscher König entschieden. Die deutschen Gesandten, zu denen sich deutsche Erzbischöfe und Bischöfe gesellten, beschworen ältere Privilegien zugunsten der römischen Kirche und ebneten mit ihren Sicherheitseiden den Weg zur Anerkennung.303 Diese Privilegien hatte Rudolfs Kanzler Otto, der Propst von St. Wido in Speyer, in ihrer lateinischen Fassung zuvor verlesen und in deutscher Sprache wohl wiederholt und jedenfalls (anschließend) erläutert (fideliter fuerunt exposite), weil der zur Gesandtschaft gehörende Burggraf von Nürnberg sowie der Graf von Sayn weder lateinisch lesen, schreiben noch verstehen konnten (qui nec litteras nec linguam Latinam novimus). Kanzler Otto versah somit Dolmetscherdienste und zwar in höchst zuverlässiger Art.304 An spezielle Dolmetscher war nicht gedacht worden, in diesem konkreten Fall waren sie wohl auch überflüssig. Anfügen läßt sich ein weiterer Bericht. Als nämlich Gesandte König Rudolfs im Oktober 1275 von der Kommune Piacenza die Huldigung einforderten, wurde den Vertretern der Stadt zuvor durch dominus Guido de Suzaria legum professor im Einverständnis mit den Gesandten das Anliegen ausführlich erläutert: Guido vulgariter exposuit in dicto consilio nostra lingua ea omnia et singula, que dicta fuere et narrata, proposita et protestata litteris per dominum canzelarium antedictum.305 Der prominente Rechtslehrer Guido übersetzte und dolmetschte für seine Stadt, verknüpfte demnach beide Funktionen. Ein Zwischenresümee zu ziehen, fällt schwer. Zwar ist es eindeutig, daß bei sprachlicher Kommunikation zwischen Fremden zwingend Dolmetschdienste erforderlich waren, wenn keiner der Beteiligten die jeweils fremde Sprache beherrschte. Daneben ist die denkwürdige Mahnung eines Hinkmar von Reims zu beachten, der seinen Neffen schalt, weil er in seiner „Geburtssprache“ sich weder unterhalten, noch sie verstehen könne, ohne einen Dolmetscher.306 König Wenzel hingegen verstand 1383 die lateinische Rede des Gesandten aus Mantua und winkte deshalb dem Dolmetscher ab, der vorsorglich beigezogen oder wohl eher schon regelmäßig zur Königsaudienz präsent war: Et ipse dixit conscilio vni literato, qui volebat repetere in tehotonico verba mea: non est necesse, quoniam eum intelexi de verbo ad verbum.307 Daß Wenzel grundsätzlich das Lateinische verstand, mußte an seinem Hofe bekannt gewesen sein. Beide Exempel zeigen in-
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Verständigungsfragen in weltlichen Herrschaftsbereichen
des an, wie riskant Verallgemeinerungen sein können, sei es eine Herleitung aufgrund der Herkunft, sei es eine aufgrund der Präsenz eines Dolmetschers.
IV. 7 Dolmetscher bei zwischenstaatlichen Vertragsverhandlungen
Das Problem sprachlicher Verständigung bei zwischenstaatlichen Begegnungen wie auch zumeist damit verbundenen Vertragsverhandlungen ist gewiß differenziert zu betrachten. An näheren Untersuchungen für diese Thematik fehlt es, doch werden Thomas Haye wichtige Hinweise verdankt. Er untersuchte „die lateinische Sprache als Medium mündlicher Diplomatie“ und fragte, „weshalb gerade das Lateinische zur Diplomatensprache prädestiniert war“.308 Mit fünf Antworten ging er auf diese Frage ein und hob heraus das „Latein als ubiquitäre Sprache“, „Latein als Prunksprache“, „Latein als Schriftsprache“, „Latein als neutrale Sprache“, weil „Latein […] niemandem und allen zugleich“ gehöre und schon insofern „ein wichtiges Kommunikationsmedium zwischen solchen Personen oder Personengruppen ist, die nicht die gleiche Muttersprache sprechen“.309 Schließlich wird auch „Latein als kuriale Sprache“ herausgehoben. Berücksichtigen solle man zusätzlich die Qualität des Latein als Geheimsprache, wenn diese Sprachkenntnis nicht allgemein vorhanden sei und damit eine Kommunikation der Wissenden ermögliche.310 All diese Differenzierungen sind gut belegt und überzeugend. Abschätzbar ist auch die Dominanz des Lateinischen als Diplomatensprache, offen bleibt nur, ob dies auch für die eher technische Seite konkreter Vertragsverhandlungen gilt. Schon bei Herrschertreffen dürfte die sprachliche Kompetenz der jeweiligen Könige und Fürsten nicht immer ausgereicht haben, so daß Sprachmittler erforderlich wurden. Dabei ist die Annahme plausibel, daß bei zwischenstaatlichen Verhandlungen, die zu Vertragsschlüssen führen sollten, Dolmetscher in der Regel sogar dringend benötigt wurden. Sprachliche Verständigungsprobleme werden beispielsweise bei Vertragsschlüssen karolingischer Teilkönige sichtbar. Sie wurden gelöst, indem etwa 842 in Straßburg oder 865 in Koblenz die öffentlichen Verlautbarungen lingua Romana und lingua Teudisca, also in den Volkssprachen der beteiligten Könige erfolgten, während der Vertragstext selbst in der Regel in lateinischer Sprache fixiert wurde.311 Heinrich Mitteis hat denn auch betont, daß seit den zweisprachigen Straßburger Eiden von 842 „fortan […] das Problem der Zwei- und Mehrsprachigkeit von Verträgen aktuell geblieben“ ist.312 Aus der Folgezeit fehlen allerdings direkte Zeugnisse. Doch als Heinrich V. 1107 eine Gesandtschaft nach Frankreich schickte, die mit dem
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dort weilenden Papst verhandeln sollte, kritisierte Suger von Saint-Denis ihre fachliche Zusammensetzung und rühmte allein den Erzbischof Bruno von Trier, der gut französisch spreche.313 Die sprachliche Kompetenz war für derartige Verhandlungen unerläßlich. Bei byzantinischen Gesandtschaften nach Westeuropa änderte sich die Situation im Verlauf des Mittelalters, insofern „von den traditionellen Dolmetscherfunktionen im byzantinischen Staatsapparat“ sich „seit dem Ende des 14. Jh. keine Spuren mehr“ finden.314 Dies ist bemerkenswert, auch weil im byzantinischen Raum individuellle Kenntnisse der lateinischen Sprache sonst keineswegs rückläufig waren, sondern sich eher mehrten. Als sich Konrad III. und der französische König Ludwig VII. im Jahre 1147 in Kleinasien trafen, waren auch sie auf Dolmetscher angewiesen: Der Bischof von Metz übernahm die Aufgabe.315 Auch Friedrich Barbarossa nutzte Dolmetscher bei seinen Zusammenkünften mit französischen Königen, während sein in Frankreich ausgebildeter Kanzler Rainald von Dassel französisch sprach. Gerade der diplomatische Sonderfall einer direkten Herrscherbegegnung erforderte Dolmetscher, deren Präsenz und Funktion so selbstverständlich waren und instrumental verstanden wurden, daß keine Zweifel am spezifischen Charakter einer Zweierbegegnung blieben. So standen der römisch-deutsche König Albrecht I. und der französische König Philipp der Schöne 1299 in Vaucouleurs „allein mit ihren Dolmetschern im Ring der sie umgebenden Grossen und verhandelten“.316 Ottokars österreichische Reimchronik berichtet: die wâren dâ, sô man jach,/ tulmetsch ir beider sprâch,/ der Rômaer und der Franze,/ in des ringes kranze.317 Der Rückgriff auf Dolmetscher war gewiß beabsichtigt, denn die relativ häufige sprachliche Hilfestellung durch Fürsten der Grenzregion erschien als nicht ausreichend, vielleicht auch als problematisch. Auch nach 1299 sind Dolmetscher bei deutsch-französischen Herrschertreffen belegt. Trafen sich Fürsten Nordeuropas, so dominierte Niederdeutsch als lingua franca im ganzen Norden des Kontinents, von England über die Niederlande bis in die Städte des inneren Ostseeraumes.318 Die Beiziehung von Dolmetschern ist nur sehr selten belegt. Auch englische und französische Diplomaten benötigten untereinander wohl keine Dolmetscher, da sie sich in französischer Sprache verständigten.319 Kamen hingegen auswärtige Gesandte an den kaiserlichen Hof oder zum Reichstag, der auf dem Deutschen als Verkehrssprache bestand, so mußten sie Lateinisch oder Italienisch sprechen und wurden regelmäßig gedolmetscht.320 Ähnlich waren die Verhältnisse bei schweizerischen Tagsatzungen.
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Verständigungsfragen in weltlichen Herrschaftsbereichen
Bemerkenswert, aber vielleicht nur einen Sonderfall darstellend, ist der Rückgriff eines Herrschers auf Dolmetscher bei zwischenstaatlichen Verhandlungen, obwohl er selbst die Verhandlungssprache beherrscht. Das mag mit Prestigefragen zusammenhängen, bot aber dem betreffenden Herrscher zusätzliche Zeit zur Überlegung und sorgfältiger Formulierung und war gleichzeitig eine doppelte Kontrollchance. Dieses, im Prinzip sehr kluge Verfahren gilt noch heute als vorbildlich, ist in der mittelalterlichen Überlieferung jedoch nur schwer ablesbar. Zu den Ausnahmen gehört Friedrich Barbarossa. Er zog wiederholt Dolmetscher heran, auch wenn er selbst mit der fremden Sprache vertraut war. Ein mittelalterlicher Chronist deutete dieses Verfahren allerdings anders, als es hier soeben anklang. Richard von London meinte, Friedrich Barbarossa „schätzte […] seine eigene Sprache so sehr, daß er mit Gesandten anderer Völker stets mit Hilfe von Dolmetschern sprach; und dies, obwohl er selbst andere Sprachen wenigstens teilweise beherrschte“.321 Exemplarisch für das Spätmittelalter sei auf die Verhältnisse im Land des Deutschen Ordens verwiesen. Hier gehörten zu zwischenstaatlichen Verhandlungsdelegationen neben Gebietigern des Ordens insbesondere Juristen, welche „die internationale Verhandlungssprache, das Latein, beherrschten“, aber auch in der Lage waren, die lateinisch formulierten Vereinbarungen ins Deutsche, ggf. in andere Sprachen wie das Polnische oder Litauische zu übersetzen.322 Dabei gab es immer wieder Schwierigkeiten mit der Auslegung der lateinischen Texte, so daß zum Zwecke der Eindeutigkeit die beabsichtigten Ziele zunächst in deutscher Sprache formuliert wurden. Das bereits angesprochene Problem der sogenannten Rückübersetzung wird deutlich, zudem die Notwendigkeit eines philologischen Ringens um den verbindlichen lateinischen Text. Diese Übersetzungstätigkeit machte für das mündliche Ringen um die Textgestaltung hoch qualifizierte Leute, die auch dolmetschen konnten, erforderlich. Ein weiteres Beispiel zeigt Probleme, wenn zwar fremdsprachliche Kenntnisse vorhanden sind und einen Dolmetscher überflüssig erscheinen lassen, man dann aber doch dazu gezwungen ist, die Verhandlungen in lateinischer Sprache zu führen. Im Vorfeld des Vertrages von Vercelli (9.10.1495) verhandelten beide Seiten zunächst in italienischer Sprache, doch redete Commynes als Vertreter des französischen Königs Karl VIII. „in schlechtem Italienisch“, weshalb man ins Lateinische wechselte, mit dem beide Seiten offenbar vergleichbar kompetent waren.323 Gerade bei hochrangigen Verhandlungen ist es notwendig, über verfügbare Dolmetscher hinaus geeignete Vertrauensleute heranzuziehen, die auch als interpres, hier allerdings in übertragenem Sinne, bezeichnet wurden. So hat die
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Kaiserin Konstanze 1195 von Palermo aus Thomas von Gaeta mit Vollmachten versehen an die Kurie geschickt mit recht weitem Verhandlungsspielraum. Man solle ihn in his, que pro parte nostra proposuerit, tamquam fidum nostre interpretem voluntatis […] benigne anhören.324 Mangels eindeutiger Belege ist eine spezielle Frage nur schwer ansprechbar. Es handelt sich zumal im diplomatischen Verkehr um den Anspruch mancher Adressaten, nur in ihrer eigenen Landessprache angesprochen zu werden. Dies erfordert eine besondere Sorgfalt bei der Auswahl eines Interpreten, der zugleich über diplomatische Qualitäten verfügen muß. Das bisher kaum thematisierte Phänomen ist in Dantes Göttlicher Komödie belegbar. Im 26. Gesang des Inferno kommen Dante und Vergil zu einigen prominenten Griechen, und Vergil empfiehlt Dante dringend, ihm selbst das Wort zur Ansprache zu lassen. Würde Dante reden, könnte es „leicht erregen den Stolz der Griechen – und sie würden schweigen“ (Inf. XXVI, V. 74f.). Zum bereits angesprochenen Problem tritt hier spezieller Stolz oder Hochmut. Nicht nur die Sprache des latino (Inf. XXVII, V. 33), sondern auch dessen vermeintliche Inferiorität sind der vermutete Ablehnungsgrund, während andererseits Vergil ähnlich diesen Griechen selbst ein großer Dichter ist und ein großes Epos über Griechen geschrieben hat. So wäre Vergil Dantes Dolmetscher in besonderer Art.
V.
Dolmetscherfragen in kirchlichen Zusammenhängen
V. 1
Sprachliche Vermittlungsprobleme auf Synoden des Frühmittelalters
Die Akten der frühen Ökumenischen Konzilien sind in der Regel zweisprachig, also griechisch und lateinisch überliefert. Das Verhältnis beider Sprachen ist oft kompliziert und die authentische Sprachform der Akten nicht immer zu klären, damit bleibt auch offen, in welcher Sprache im Konzil selbst geredet, ggf. auch verhandelt wurde, ob Dolmetscher tätig waren. Vor diesem Hintergrund verdient die Lateransynode von 649 ein gewisses Interesse. Die Akten dieser Lateransynode, die keine gesamtkirchliche Geltung erlangte, wurden seit dem 6. Ökumenischen Konzil von 680 schweigend übergangen und verfielen damit dem Verdikt. Überliefert sind auch diese Akten in lateinischer und griechischer Sprache. Erich Caspar hat dazu betont, daß die „Debatten der Synode“ natürlich in lateinischer Sprache geführt worden seien und daß auch die lateinische Version der Synodalakten original sei. Gleichwohl sei eine „merkwürdige Doppelsprachigkeit“ zu verzeichnen,325 die Peter Classen als „eigenartige Zweisprachigkeit der Lateransynode von 649 mit lateinischen Klerikern und griechischen Mönchen und Theologen“ angesprochen hat.326 Da bereits zu Beginn der zweiten Sitzung eine Gruppe von 36 griechischen Mönchen die Synode bat, Übersetzungen zuzulassen, wird man von regelmäßiger Dolmetschtätigkeit sprechen müssen, ehe die Verhandlungsergebnisse in zwei Sprachen fixiert wurden. Weitere Zeugnisse, die synodale Verfahrensweisen erkennen lassen, sind rar. Schon deshalb wird man sich mit Einzelaussagen begnügen müssen. In Alkuins Briefsammlung ist ein Brief des Bischofs Georgios von Ostia überliefert, in dem dieser über zwei angelsächsische Reformsynoden des Jahres 786 dem Papst Hadrian I. berichtete. Die Beschlüsse des Concilium Merchiorum seien auch in der Volkssprache verlesen worden: Et in conspectu concilii clara voce singula capitula perlecta sunt et tam latine quam theodisce.327 Für diese gezielte Zweisprachigkeit gibt es eine zeitnahe Parallele. In den Lorscher Annalen heißt es von Karl dem Großen für die Aachener Synode von 802: „Er veranlaßte die Bischöfe zusammen mit den Priestern und Diakonen, daß alle Canones, die die heilige Synode rezipiert hatte, erneut verlesen werden, dazu auch die päpstlichen Decreta, und er befahl, daß sie in Gänze vor allen Bischöfen, Priestern und Diako-
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Dolmetscherfragen in kirchlichen Zusammenhängen
nen übersetzt werden“ – pleniter iussit eos tradi.328 – Gleichzeitig tagten im Jahr 802 in Aachen Äbte und Mönche: Sie lasen die Benediktsregel, und Sachverständige übersetzten sie – eam tradiderunt sapientes in conspectu abbatum et monachorum.329 Auf der ebenfalls parallel tagenden Aachener Reichsversammlung von 802 ließ schließlich Karl der Große alle Stammesrechte verlesen. Sie waren lateinisch fixiert und wurden jetzt übersetzt: Fecit omnes leges in regno suo legi et tradi.330 Aus dem Jahre 805 ferner datiert ein lateinisches Mahnschreiben Karls des Großen an Bischof Ghaerbald von Lüttich, in dessen Schlußpassage der Adressat aufgefordert wird, den Brief wiederholt öffentlich lesen und übersetzen zu lassen. Zusätzlich sollten gute Dolmetscher in die einzelnen Taufkirchsprengel und Klöster seiner Diözese geschickt werden, die alles zu übersetzen hätten, wie es im Schreiben stünde: et bonos interpretes mittite qui omnia tradant, sicut superius diximus.331 Ein für Synoden vielleicht etwas untypisches Beispiel, das aber in die angeschnittenen Zusammenhänge gehört, bietet die Synode von Ingelheim, die im Juni 948 unter dem Vorsitz eines päpstlichen Legaten tagte. Ernst Dümmler notierte, daß die Synode „in üblicher Weise mit Gebet, der Verlesung des Evangeliums und der Canones eröffnet wurde, die man zum Verständnis der Laien dann in die Volkssprachen übertrug“.332 In Ingelheim waren auch der französische König Ludwig IV. und der deutsche König Otto I. anwesend und wurden selbstverständlich bevorzugt behandelt. Denn als es um die Klageschrift des Erzbischofs Artold von Reims ging, die an Papst Agapit II. gerichtet werden sollte, sah man sich veranlaßt, beiden Königen den Text zusätzlich in deutscher bzw. althochdeutscher Sprache vorzulesen bzw. zu übersetzen (iuxta Teutiscam linguam interpretationem).333 Die Angabe legt die Gewißheit nahe, daß der französische König zwar ebenfalls nicht hinreichend Latein verstand, wohl aber die deutsche Übersetzung. Weil Zeugnisse über synodale Verfahrensweisen außerordentlich selten sind, sei der Beleg einer französischen Synode hinzugefügt, die 995 in Mouzon tagte und deren Akten von dem Reimser Erzbischof schriftlich fixiert wurden, also von jenem berühmten Gerbert von Aurillac, der vier Jahre später als Silvester II. den päpstlichen Stuhl bestieg. In Mouzon hatte der Bischof von Verdun ein päpstliches Schreiben vorzutragen: Er erhob sich (surrexit) et Gallice concionatus est.334 Daß Haimo von Verdun hier sprach, ist verständlich, denn der Bischof der bilinguen Grenzregion konnte französisch reden; interessanter ist, daß er vor dem Erzbischof von Reims und vielen Äbten aus Frankreich auf dieser Synode nicht lateinisch, sondern in der Volkssprache bzw. französisch sprach. Es scheint,
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als wären auf der Synode weite Themenbereiche ohnehin in französischer Sprache erörtert worden. Ein anderer Beleg führt in das Schottland der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Hier fungierte der schottische König Malcolm III. auf einer von seiner Frau einberufenen Reformsynode als Dolmetscher. Die Verhandlungssprache war nicht Latein, sondern Englisch und die schottisch-gälische Sprache des Landes. König Malcolm III. wird nachgerühmt, daß er die Anglica lingua und das Lateinische wie seine schottisch-gälische Muttersprache beherrschte.335 Merkwürdigerweise sprachen auf den britischen Inseln häufig nicht alle, zumal hohen Kleriker die jeweiligen Volkssprachen, so daß sie oft für ihre Predigten auf Dolmetscher angewiesen waren, was zu bösen Spannungen führen konnte, erst recht, wenn sogar für die Beichte ein Dolmetschen unentbehrlich war.336 Dabei kannte das Frühmittelalter längst Predigten in der Volkssprache, aber eben auch gedolmetschte. Vielleicht war der heilige Lambert, der vermutlich 703 ermordete Bischof von Maastricht, sogar eine Ausnahme: quia Theutonice lingue peritus erat, et sine interprete sermo conserebatur, predigte er besonders wirkungsvoll.337 Ein wichtiges Anliegen der bedeutenden Reformsynode von Tours 813 war u. a., daß die Predigten übersetzt werden sollten, und etwa gleichzeitig forderte Theodulf von Orléans, daß jeder Priester in der Kirche öffentlich nur in der Sprache lehren dürfte, die seine Zuhörer verstehen könnten.338 Resultiert daraus nicht oft genug die Notwendigkeit, Dolmetscher heranzuziehen, wird man fragen dürfen. Hier soll die sprachliche Vermittlungsthematik auf früh- und hochmittelalterliche Synoden beschränkt bleiben, und zugleich sei betont, daß die angeführten Belege häufig beiläufige Funde sind. Auch nur annähernde Vollständigkeit konnte nicht beabsichtigt sein und keine zusätzliche Orientierung auf hoch- und spätmittelalterliche Synoden. Immerhin soll angemerkt werden, daß auf den spätmittelalterlichen Konzilien Latein die Geschäftssprache war und „in Schrift und Rede eine neue Blüte“ erfuhr.339 Gerade „das Lateinische als Universalsprache der Kirche, der Gelehrten und Diplomaten“ habe erst zur Realisierung konziliarer Bemühungen entscheidend beigetragen und „Kommunikation, bei allen Konflikten, leicht“ gemacht. Es besteht allerdings die Vermutung, daß sich solche Feststellungen allzu stark an der konziliaren Schriftlichkeit orientieren, mindestens die mündlichen Tätigkeitsbereiche zugunsten der schriftlich fixierten Reden und Traktate vernachlässigen. Auch hier könnten die Formen der Überlieferung zu vorsichtiger Beurteilung Anlaß geben.
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Dolmetscherfragen in kirchlichen Zusammenhängen
Sprachliche Vermittlungsprobleme bei Missionspredigten
Ein Blick auf Missions- und Kreuzzugspredigten soll Antworten andeuten. Begonnen sei mit Bedas Nachricht, daß Augustinus mit fast 40 Männern in Britannien (595/596) gelandet sei, um die Bekehrung des Landes durchzuführen. Auf Anordnung von Papst Gregor dem Großen habe er vom Stamm der Franken Dolmetscher erhalten (de gente Francorum interpretes), ohne die offenbar kaum erfolgversprechende Missionsarbeit zu leisten war.340 Beda wird ferner die Nachricht verdankt, daß König Oswald von Nordhumbrien (ca. 633–641) dem iroschottischen Bischof Aidan, den er selbst einst aus Hy-Iona nach LindisfarneHoly Island geholt hatte, bei dessen Missionspredigten als Dolmetscher geholfen hat. Anders als Aidan, qui Anglorum linguam perfecte non noverat, war König Oswald perfekt zweisprachig: Er hatte nämlich die lingua Scottorum, aus der er nun dolmetschte, während seines Exils vollständig gelernt (iam plene didicerat).341 Bedas Nachricht hat im Jahre 1125 Wilhelm von Malmesbury aufgegriffen und in einer für seine Zeit, die offenbar an die Existenz von Dolmetschern gewöhnt war, vermutlich typischen Weise modifiziert. Er schrieb nämlich: Sofern Bischof Aidan seine Hörer (auditores) irisch anzusprechen beabsichtigte und ein Dolmetscher fehlte (et interpres deesset), sei der König sogleich persönlich, sogar in vollem Königsornat, eingesprungen.342 Auch Bischof Colman rief einmal auf der Synode von Streanaeshalch/Whitby (663/664) seinen Priester Wilfrid zur Unterstützung, weil dieser „besser und deutlicher in der Sprache der Angeln als ich durch einen Dolmetscher erklären (könne), was wir meinen“.343 Im Gegensatz auch zu manchen missionsgeschichtlichen Forschungen wird man nicht nur von häufig bezeugten mangelhaften Lateinkenntnissen vieler Missionare ausgehen müssen, sondern auch von mangelnden Kenntnissen des jeweiligen Missionsraumes, so daß Dolmetschdienste zwingend notwendig wurden. Außer der Beteiligung fränkischer Dolmetscher an der römischen Angelsachsenmission von 595/596 ist auch insbesondere im Umkreis von WinfridBonifatius das Bemühen belegt, durch sorgfältige Sprachschulung künftiger Missionare die Sprachhürden zu meistern.344 Noch Otto I. setzte bei der Missionierung des um Altenburg gelegenen Thüringerlandes einen Regensburger Mönch namens Boso ein, dessen slavische Sprachkenntnisse aus der slavischen Missionsschule von St. Emmeram stammten.345 Otto von Bamberg dagegen war bei seiner Slavenmission auf die Unterstützung des christlichen Polenherzogs angewiesen, der ihm de gente illa tam Slavicae quam Teutonicae linguae gnaros satellites mitgab – also auch Dolmetscher zum Dolmetschen, wie Ottos Heiligenvita ausdrücklich vermerkt.346
Bei Missionspredigten
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Nachträglich muß erwähnt werden, daß Konstantin (Kyrill) und Method, die „Lehrer der Slaven“, „die Sprache der südslavischen Makedonen/Bulgaren beherrschten“ und das Slavische als liturgische Sprache einführten.347 Etwa um 863 richtete der byzantinische Kaiser ein Empfehlungsschreiben für Konstantin an Rastislav von Mähren: Er sende diesem „durch gottes gnade den weisesten mann, der auch der mährischen sprache mächtig ist; die Mähren möchten nun nicht säumen sich zu bekehren“.348 Persönlich benötigte Konstantin keinen Dolmetscher. Bei der Mission und anschließenden Vertiefung des christlichen Glaubens konnte sich der lateinische Kirchenritus als Hemmnis erweisen. So berichtet beispielsweise Adam von Bremen in seiner Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche, der Slawenfürst Gottschalk (1043–1066) habe sich „häufig ohne Rücksicht auf seinen Stand in der Kirche mahnend an das Volk [gewandt], um in slawischer Sprache die geheimnisvollen Worte der Bischöfe und Priester verständlich zu machen“.349 Er tat es mit deutlichem Erfolg. Dabei kann offenbleiben, ob der Obodritenfürst dolmetschte oder die Glaubensbotschaft inhaltlich interpretierte. Die deutsche Sprache, vermutlich auch die lateinische, dürfte Gottschalk im herzoglich sächsischen Kloster Lüneburg gelernt haben, wo er in seiner Jugend eine Art „wissenschaftlicher Erziehung“ (litteralibus erudiebatur studiis) erhalten hatte.350 An anderer Stelle erwähnt Adam, daß der rechtgläubige Dänenkönig einen wichtigen Rat erteilt habe. Erzbischof Adalbert plante eine größere Missionsreise in den Norden, was der König ihm mit bemerkenswerter Begründung ausredete: „Er machte ihm nämlich klar, leichter ließen sich die Barbarenvölker durch Menschen ihrer eigenen Sprache und ähnlicher Lebensart bekehren, als durch Fremde, die ihre Volksbräuche (ritum nationis) ablehnten. Er brauche nur durch seine Freigebigkeit und Leutseligkeit die Zuneigung und Treue der Männer zu erwerben, die zur Verkündigung des Gottesworts unter den Heiden zur Verfügung ständen.“351 Der angeschnittene Missionskomplex soll verlassen werden mit einer für die livländische Heidenmission typischen Nachricht, die neben dem Einsatz eines Missionsdolmetschers zusätzliche theatralisch-didaktische Anstrengungen verrät. Zitiert sei aus der livländischen Chronik Heinrichs von Lettland: „Im Winter [des Jahres 1206] wurde mitten in Riga ein sehr schönes Prophetenspiel aufgeführt, damit die Heidenschaft die Anfangsgründe des christlichen Glaubens durch überzeugende Anschauung lerne. Der Inhalt des Spieles wurde den Anwesenden, sowohl den Neugetauften als den Heiden durch einen Dolmetscher aufs sorgfältigste ausgelegt. Als aber die Gewappneten Gideons mit den
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Dolmetscherfragen in kirchlichen Zusammenhängen
Philistern stritten, begannen die Heiden aus Furcht, getötet zu werden, zu fliehen, wurden jedoch behutsam zurückgerufen.“352 Das Rigaer Straßentheater im Missionseinsatz sollte eine friedliche Alternative zur üblichen „Schwertmission“ sein, es scheiterte aber auch an Unzulänglichkeiten der Dolmetscher. Heinrich von Lettland, der sich einmal stolz als Bischof Alberts sacerdos […] et interpres nennt, war gewiß am „großen Spiel“ in Riga beteiligt.
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Sprachliche Vermittlungsprobleme bei Kreuzzugspredigten
Nur kurz kann das Gebiet der Kreuzzugspredigt gestreift werden, wo häufiger Dolmetscherhilfe bezeugt ist. Auch Erzbischof Baldwin von Canterbury mußte sich 1188 seine Kreuzzugsrede für Waliser dolmetschen lassen, ohnehin beherrschte längst nicht jeder Kreuzzugsprediger die jeweilige Landessprache.353 Giraldus Cambrensis hat zwar walisisch gesprochen, auf seiner Reise durch Wales gleichwohl nur in französischer und lateinischer Sprache gepredigt, dabei aber Verwunderung erregt, weil er Leute zu Tränen gerührt haben soll, die keine dieser Sprachen kannten.354 In Giralds Verhalten liegen Rätsel, und aufschlußreich mag die scherzhafte Bemerkung eines Begleiters sein, wonach Giraldus „ja viele Leute zum Kreuzzug motiviert (habe), aber wenn er in walisischer Sprache gepredigt hätte, dann wäre wohl kein Waliser daheim zurückgeblieben“.355 Dennoch kam es einmal zu einer Probe der Wirksamkeit von Giralds Predigt, denn nachdem diese von Dolmetschern ins Walisische übersetzt worden war, überlegten es sich viele Zuhörer anders und nahmen ihr Versprechen, ins Heilige Land zu ziehen, wieder zurück.356 Giraldus war verständlicherweise enttäuscht darüber, suchte aber den eigentlichen Grund dafür in der Grobschlächtigkeit des Dolmetschers. Ähnliche Schwierigkeiten sind für Bernhard von Clairvaux, den berühmtesten Kreuzzugsprediger, nicht bezeugt. Auch deutsche Bevölkerungsgruppen, die seine Sprache nicht verstanden, wurden von seinen Predigten mitgerissen, so daß der jeweils nach ihm sprechende Dolmetscher nach unserem Verständnis eigentlich fast überflüssig gewesen sein müßte.357 Für Bernhard sind zwei Dolmetscher gleichwohl zu ermitteln: Spät erst war ein gewisser Heinrich Mönch in Clairvaux geworden und factus […] est interpres Abbatis, eo quod in utraque lingua, Gallica videlicet et Teutonica, multum foret expeditus.358 Ähnlich qualifiziert dürfte Salems erster Abt Frowin gewesen sein, der am Bodensee als „Franzose“ galt und zuvor Bernhards langjähriger Reisebegleiter und Dolmetscher gewesen war.359 Beachtenswert ist auch die Kreuzzugspredigt des zisterziensischen Kardi-
Latein im kirchlichen Alltag
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nallegaten Heinrich von Albano, der zuvor Abt von Clairvaux war: „obwohl er französischer Herkunft und der deutschen Sprache unkundig war, entflammte er mit Hilfe eines Dolmetschers in angenehmer Belehrung die Sinne vieler tüchtiger Krieger in Deutschland für den Kreuzzug“.360 Weniger bekannt ist das Wirken eines anderen Zisterziensers, des französischen Wanderpredigers Radulf. In einer für seinen Orden untypischen Weise zog dieser Mönch im Jahre 1146 mit einigem Erfolg durch die rheinischen Städte und bewog mit seiner Predigt angeblich „viele Tausende“, das Kreuz zu nehmen. Dieser Erfolg erscheint aus heutiger Sicht umso beachtlicher, als der Franzose auf den zweisprachigen Abt Lambert aus dem belgischen Kloster Lobbes als Dolmetscher angewiesen war, seine Predigtsprache das rheinische Publikum also inhaltlich nicht unmittelbar erreichte.361 In einem kurzen Zwischenresümee bliebe festzuhalten, daß im kirchlichen Bereich – für viele Jahrhunderte belegbar – offensichtlich großer Bedarf an Kenntnissen in den jeweiligen Volkssprachen bestand, der oft genug zur Heranziehung von Dolmetschern zwang. Deren Einsatzfeld reichte von der Missionspredigt bis hin zur Kreuzzugspredigt, umfaßte aber auch wichtige Bereiche der alltäglichen Seelsorge, die sozusagen normale Predigt und offenbar auch gelegentliche Hilfe bei der Beichte.
V. 4
Latein im kirchlichen Alltag
Dort, wo der Einsatz dolmetschender Helfer besonders problematisch war, verschärfte sich die Notwendigkeit, daß niederer wie höherer Klerus zweisprachig waren, und bezieht man die Kenntnisse des Lateinischen ein, sogar häufig wohl mehrsprachig sein mußten. Ehe dieser Aspekt der Zwei-und Mehrsprachigkeit im kirchlichen Bereich etwas vertieft werden soll, wäre abermals zu unterstreichen, daß nicht einmal unter Klerikern das Lateinische durchgängige Verkehrssprache sein konnte. Zu den bisher angeführten Belegen aus dem Synodalbereich seien weitere Andeutungen hinzugefügt: Ekkehard IV. von St. Gallen berichtet eher beiläufig, daß in seinem Kloster der Speisemeister (refectorarius) Sindolf, der zum Dekan der Werkleute (operariorum positus est decanus) bestimmt worden war, selbst kein Latein verstand.362 Für einen St. Galler Mönch war die Unkenntnis des Latein immerhin denkwürdig, im Gegensatz dazu ist aber auf Ekkehard II., einen anderen Mönch von St. Gallen, hinzuweisen, der eine abendliche Diskussion bei Kaiser Otto I. und seinem Sohn, König Otto II., „als ein Meister in der Kurz-
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schrift notierte (und zwar) nahezu lückenlos im selbenWortlaut auf der Schreibtafel. Und daran hatte hinterher sein Otto (II.), wie er uns selber berichtet hat, großen Spaß, da ihm der Text wieder vorgetragen wurde und er selber nichts als die Abkürzungszeichen auf der Tafel wahrnahm.“363 Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, daß ein Dolmetscher im Mittelalter in ähnlicher Weise Notizen in Kurzschrift für seine Arbeit genutzt hat, ja überhaupt entsprechende Fähigkeiten besaß. Es erscheint aber angesichts dieser St. Galler Nachricht vom Ende des 10. Jahrhunderts nicht ausgeschlossen, daß gelegentlich auch andere bei ihrer Dolmetschertätigkeit zu kurzschriftlichen Notizen in der Lage waren. Doch zurück zum Problem der innerklösterlichen Umgangssprache. Gottfried von Viterbo, der vor 1184 lange Jahre in Friedrich Barbarossas Hofkapelle gedient hatte, erinnerte sich mit Dankbarkeit daran, daß man im Kloster auf dem Bamberger Michelsberg sich nur lateinisch unterhalte, was wie eine besondere Ausnahme klingt: Nullaque vulgaris vox audet in urbe sonari / Sola solet cunctis lingua Latina dari.364 Andererseits verstanden im berühmten St. Gallen schon in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts nicht einmal alle Mönche mehr Latein. Die zumeist fast ausschließlich lateinisch verfaßte Überlieferung verdeckt freilich solche Sachverhalte allzuoft. Selbst im Zisterzienserorden mußte das Generalkapitel von 1242 zwingend als Qualifikationskriterium verlangen, daß künftige Äbte in der Lage sein müßten, im Ordensplenum (dem alljährlichen Generalkapitel) Latein zu sprechen: et in Capitulo generali litteraliter loqui.365 Zu den ganz seltenen Ausnahmen gehört auch ein Blick in den schulischen Alltag in Magdeburg. Brun von Querfurt (ca. 974–1009) berichtet in seiner Leidensgeschichte des heiligen Bischofs und Märtyrers Adalbert (von Prag), in der Domschule von Magdeburg seien „die Hörer“ gewohnt gewesen, „lateinisch zu sprechen, und es wagte keiner, vor dem Magister in der Volkssprache zu reden“.366 Lateinkenntnisse allein reichten aber nicht immer. Als beispielsweise König Stephan von England (1135–1154) dem Abt Gervasius von Luda einen in Hibernia (Irland) gelegenen Ort zur Gründung eines Klosters schenkte, delegierte Gervasius hierzu seinen Mönch Gilbert. Der hatte jedoch Probleme. Er ging zum König und beklagte, daß er die Sprache jenes Landes nicht spreche. Der König erklärte daraufhin, „er werde mit Gottes Hilfe für ihn einen sehr guten Dolmetscher finden: Er rief den Ritter Owein herbei und befahl ihm, mit Gilbert zu gehen und mit ihm in Irland zu bleiben.“ Das Kloster wurde gegründet, beide blieben auch zweieinhalb Jahre dort: „Gilbert war Kellermeister des Klo-
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sters und Owein für alle Angelegenheiten im klösterlichen Außenbereich der Beauftragte, ein gottergebener Amtsträger und sehr zuverlässiger Dolmetscher“ (interpresque fidelissimus).367 Die Notwendigkeit von Dolmetschern in irischen Zisterzen ist häufiger bezeugt. Besonders ragen die Erfahrungen Stephan Lexingtons heraus, der in den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts irische Klöster visitierte, deren Konvente sich konspirativ verhalten hatten, letztlich weil sie Konsequenzen der auch Irland erfassenden normannischen Invasion nicht hinnehmen wollten. Dies betraf vor allem die Sprache der anglonormannischen Fremdherrschaft, welche neben die irische Landessprache treten sollte. Die Äbte sprachen Latein und Französisch, nicht aber Irisch, die ausschließliche Sprache ihrer irischen Konvente. Aus dem Sprachkonflikt wurde schnell ein ethnischer. Doch der Ordensvisitator blieb unerbittlich und bestand auf den Sprachforderungen des Generalkapitels der Zisterzienser: Niemand dürfe künftig in irischen Klöstern als Mönch aufgenommen werden, der nicht in französischer oder lateinischer Sprache beichten könne (nisi qui culpam suam confiteri noverit gallice vel latine).368 In welchem Umfang Stephan Lexington selbst gegenüber Iren und Walisern auf Dolmetscher angewiesen war, bleibt freilich offen. Andere brauchten sprachliche Vermittlung, denn die Unterschiede zwischen dem Englischen und dem Irischen waren gravierend. Ein Einzelfall, den die Fabula ineptissima aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erwähnt, mag das Problem illustrieren: Ein irischer Mönch befindet sich mit Gehilfen auf einer Pilgerreise durch England. Dort wird er unwissentlich in ein Verbrechen hineingezogen. In dem Moment, in dem er das Haus eines Juden betreten will, den er für einen Christen hält, wird er von umstehenden Engländern gewarnt – vergeblich: At illi non intellexerunt linguam Anglicanam, Hybernienses erant.369
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Fremdsprachen an der Kurie
Nur schwer erkennbar ist, ob an der Kurie regelmäßig oder nur gezielt auf Dolmetscher zurückgegriffen wurde. Eine Prüfung dieser Frage kann von der kurialen Legationspraxis ausgehen und dann wenigstens mit einem Blick auf fremdsprachigen Unterricht im „Studium an der päpstlichen Kurie“ eine Voraussetzung zu klären suchen. Keine unmittelbare Antwort ergibt sich aus Helene Tillmanns Untersuchung über „Die päpstlichen Legaten in England bis zur Beendigung der Legation Gualas (1218)“, weil die Päpste bei der „Auswahl der Legationsträger“ hier häu-
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fig dem Wunsch der Antragsteller entsprachen. Überhaupt ist durchweg eine starke Rücksichtnahme auf den englischen König zu erkennen, insofern Verwandte oder Vertraute des englischen Königs regelmäßig als päpstliche Legaten für England bevorzugt wurden.370 Aus dieser Praxis läßt sich aber auch ablesen, daß die Kurie darum wußte, wie wichtig für ihre Legaten Vertrautheit mit dem betreffenden Land und seiner Sprache war. Bei päpstlichen Legaten für Deutschland entfielen offenbar solche Voraussetzungen. Zwei Beispiele illustrieren den Sonderfall der Kreuzzugspredigt. Zu 1188 berichtet der sogenannte Ansbert, daß der Kreuzzugslegat Heinrich von Albano, der des Französischen und Deutschen unkundig war, per interpretem gleichwohl mit seiner süßen Rede die Herzen vieler tüchtiger Krieger in Teutonia für den Kreuzzug vorbereitet habe.371 Interessant ist vor allem die Redepraxis, die auf einen Dolmetscher zwingend angewiesen war und ihn selbstverständlich beizog. Diese Aufgabe schien der Kardinal Johannes von St. Stephan bei seiner Kreuzzugspredigt auf dem Reichstag von Gelnhausen am 28.10.1195 zu ignorieren. Es war aber ein Glücksfall, daß der Erzbischof Konrad von Mainz den von seiner Predigt vor sächsischen und thüringischen Fürsten und Herren erschöpften Kardinal ablöste. Konrad von Mainz „setzte die Predigt in deutscher Sprache fort, damit durch die vertrauten heimatlichen Laute diejenigen zur Kreuznahme bewogen wurden, die der ‚romanisierende‘ Kardinal nicht hatte überzeugen können. In der Tat hatten seine Worte, unterstützt durch sein Beispiel (eigener Kreuznahme), glänzenden Erfolg.“372 Ein an der Kurie wohl neu erwachendes Interesse an Missionaren, die aufgrund ihrer Sprachkenntnisse im Vorderen Orient einsetzbar wären, dokumentiert ein Brief von Innozenz IV. an den Kanzler der Universität Paris vom 22. Juni 1248. Darin teilte der Papst ihm mit, er habe veranlaßt, daß zehn junge Männer, die des Arabischen und anderer Sprachen des Orients kundig seien, nach Paris zum Theologiestudium geschickt werden, um später in den überseeischen Gebieten tätig sein zu können.373 An Dolmetscher ist hier zwar kaum gedacht, doch die Erkenntnis vom Wert fremder Sprachen bei der Mission ist deutlich. Für eine an der Kurie selbst üblicher werdende Praxis, allen reisenden Abgesandten einen sprachgewandten Dolmetscher zuzuordnen, spricht eine Anordnung von Papst Innozenz IV. vom 18. Februar 1251. Damals schickte er seinen Kapellan zu Fürsten des Reiches mit einem besonderen Auftrag und verfügte, daß dieser den frater Theoderich, magister domus Teutonicorum Prusciae, qui linguam Teutonicam noverit, mitnehme.374
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Eine leicht veränderte Verfahrensweise ist für 1278 und 1279 bezeugt, sie bezieht sich aber offenbar nicht mehr auf Kreuzzugslegationen. In das päpstliche Register von Nikolaus III. wurde zum 18.12.1278 eine Anweisung an den Legaten Giffridus de Anagnia eingetragen, der zu wichtigen und schwierigen Verhandlungen zu König Rudolf nach Deutschland reisen sollte. Weil er des Deutschen und der dortigen Dialekte nicht mächtig war, sollte er einen oder mehrere, geistliche oder weltliche zuverlässige Leute zu seiner Hilfe als Dolmetscher mitnehmen. Überdies sollte er sie schwören lassen, ihm und seinen Verhandlungspartnern alle wechselseitigen Verhandlungsbeiträge getreulich zu referieren und darzulegen. Zusätzlich sollten diese Dolmetscher schwören, daß sie Verhandlungsgeheimnisse auch später nicht aufdecken würden.375 Der Bischof von Tripolis, der ad partes Alamannie zu schwierigen Verhandlungen reisen sollte, erhielt ebenfalls eine solche Instruktion. Sie ist unter dem Datum vom 3.6.1279 in das päpstliche Register eingetragen und bis auf ganz geringfügige Abweichungen im Wortlaut identisch mit jener erwähnten Eintragung vom 18.12.1278. Diese lange Zeit nicht erkannten Übereinstimmungen legen die Vermutung nahe, daß es sich um eine bereits formelhafte Kanzleipraxis handelte, mithin muß auf einen wohl häufiger notwendig gewordenen Rückgriff auf Dolmetscher bei kurialen Legationen geschlossen werden.376 Beachtlich scheint zu sein, daß die päpstliche Instruktion an mehrere interpretes denkt, wesentlich ist auch, daß diesen Leuten Eide abverlangt wurden, korrekte Dolmetscherdienste zu leisten und Verschwiegenheit zu üben, letztere sogar noch nach Beendigung der unmittelbaren Verhandlungen. Dieser Befund legt ein technisch-institutionelles Verständnis der Dolmetschertätigkeit nahe, und zwar gewiß beiderseits, also seitens der Dolmetscher als auch ihrer Auftraggeber. Die langfristige Verschwiegenheitspflicht deutet auch darauf hin, daß solche Dolmetscher häufiger Verwendung fanden oder ganz allgemein zur kurialen Verfügung standen, mindestens verfügbar sein konnten. Die ebenfalls ausdrücklich zur korrekten Wiedergabe verpflichteten Dolmetscher scheinen über entsprechende sprachliche Voraussetzungen einwandfrei verfügt zu haben, denn anders hätte die eidliche Verpflichtung zum fideliter referre et exponere recht geringen Sinn. Qualifizierte Dolmetscher dieser Art müßten grundsätzlich innerhalb wie außerhalb der kurialen Geistlichkeit oder ihrer Verwaltung existiert haben, durften die Legaten doch aliquem vel aliquos religiosos vel seculares fideles […] interpretes verpflichten. Daß auch in späteren Jahrhunderten päpstliche Legaten, die nach Deutschland geschickt wurden, ihrerseits die Landessprache nicht beherrschten, ergibt sich bereits aus dem Sonderfall des griechischen Kardinals Bessarion, der zusätz-
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Dolmetscherfragen in kirchlichen Zusammenhängen
lich zu seiner Muttersprache fließend Lateinisch und Italienisch in Schrift und Wort beherrschte und auf seiner Legationsreise 1460 in Wien auch die teusch zungen gelert (gelernt) hat.377 Dieses Beispiel zeigt, daß der Legat intensiv bemüht war, die notwendige Sprachpraxis in dem ihm bislang unbekannten Land sich anzueignen. Da Bessarions Sprachkenntnisse jedoch als ganz außergewöhnlich herausgestellt wurden, ergibt sich wohl im Umkehrschluß ein im allgemeinen recht regelmäßiges Defizit. Nicht uninteressant ist aber auch, daß Bessarion in Wien seine Begrüßungsrede vor Abgesandten des Mainzer Erzbischofs ins Deutsche von Johann Hinderbach übersetzen ließ. In ähnlicher Weise wie Bessarion wurde der aus dem französischen Südwesten stammende und des Deutschen unkundige Ablaßlegat Raimund Peraudi in Deutschland von einem Dolmetscher begleitet.378 Einen knappen Einblick in kuriale Tätigkeitsbereiche gewährt die Rechnungslegung päpstlicher Kollektoren im 14. Jahrhundert. Petrus Durandi, seinerseits Kanoniker der Kathedrale von Embrun und päpstlicher Kaplan, notierte unter seinen Ausgaben im August 1319 eine Art Sonderposten. Er bezog sich auf nuncii, die von Mainz zur Römischen Kurie reisten und hob einen deutschen nuncius hervor, der einen anderen nichtdeutschen nuncius bis zur Grenze Deutschlands führte und dafür 10 Haller Schillinge erhielt.379 Im Dezember 1319 ergibt sich ein ähnlicher Posten. Der päpstliche Kollektor gab einem namentlich nicht genannten deutschen Diener einen ausgewiesenen Geldbetrag mit der Begründung, dieser habe den nuncius geführt auf dem Weg bis zur deutschen Sprachgrenze (usque ad egressum lingue Theutonice).380 Sieht man von den sehr bemerkenswerten Belegen für eine real und präzis empfundene Sprachgrenze hier einmal ab, so bleibt als Faktum, daß päpstliche Boten im deutschen Sprachraum auf sprachkundige Reiseführer bzw. auf Dolmetscher angewiesen waren und daß diese für ihren Dienst eine Besoldung erhielten, die korrekt gegenüber den kurialen Schatzmeistern abgerechnet wurde, also nicht beiläufig war.
V. 6
Von der Kurie organisierter Fremdsprachenunterricht
Offen bleibt bei allen bisherigen Nachrichten, woher die kurialen Dolmetscher ihre Kenntnisse und ihre speziellen Fähigkeiten hatten. Dies führt unter anderem zur Frage, ob ggf. an der Kurie selbst entsprechende Sprachkenntnisse und Fähigkeiten erwerbbar waren bzw. gelehrt wurden. In der Tat lassen sich erste Ansätze eines an der Kurie organisierten Fremdsprachenunterrichts zu Beginn
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des 14. Jahrhunderts nachweisen. Zwar ist nicht eindeutig, daß diese Sprachkurse speziell für Dolmetscher durchgeführt wurden, doch lohnt es insgesamt, den interessanten Details etwas Aufmerksamkeit zu widmen. Eine grundlegende Entscheidung für einen kurialen Sprachunterricht brachte das Konzil von Vienne 1311/12. Im Vorfeld des Konzils hatte Ramon Lull nach mehrmaligen Anläufen im Mai 1309 Papst Clemens V. eine entsprechende Botschaft überreicht, den Liber de acquisitione Terrae Sanctae. In ihr betonte er, daß für die Konsolidierung der geforderten Unterwerfung des Heiligen Landes und die Bekehrung seiner Bewohner „die Kenntnis der orientalischen Sprachen unerläßliche Vorbedingung sei“. Ramon Lull sprach sich daher für Studienzentren in Paris, Rom und Toledo aus, in denen Arabisch, Hebräisch, Griechisch und Tatarisch gelehrt werden solle.381 Das Konzil modifizierte den Vorschlag und erweiterte ihn noch: Vorgesehen wurde die Errichtung von Schulen „und zwar am römischen Hof, gleich wo er residiert, sowie an den Zentren der gelehrten Studien zu Paris, Oxford, Bologna und Salamanca. In jeder dieser Schulen soll es katholische Professoren geben, die eine genügende Kenntnis der hebräischen, arabischen und chaldäischen Sprache besitzen, je zwei Fachleute für jede Sprache: Sie versehen die Leitung der Schule, übersetzen die verschiedenen in diesen Sprachen verfaßten Werke getreulich ins Lateinische und lehren diese Sprachen selbst andere, so daß ihre Schüler hinreichend unterrichtet mit Gottes Hilfe die erhoffte Frucht bringen und den Glauben unter den im Unglauben lebenden Völkern verbreiten können.“382 Das Konzil nahm dieses Dekret sehr ernst, wie sich an den Finanzregelungen erkennen läßt: „Die Begleichung der Unkosten und Honorare wird am römischen Hof der Apostolische Stuhl übernehmen; in Paris der König von Frankreich; in Oxford die Prälaten, Klöster, Kapitel, Konvente, exemten und nichtexemten Kollegien von England, Schottland, Irland und Wales; ebenso wird man in Italien für Bologna verfahren und in Spanien für Salamanca.“383 Zumindest partielle Vorbilder gab es in Sevilla schon länger. Denn laut Stiftungsbrief hatte Alfons der Weise das dortige Studium 1254 für Latein und Arabisch, was für Missionszwecke notwendig war, gegründet.384 Schon 1250 sollte an spanischen Dominikanerschulen aus dem gleichen Grunde Arabisch gelehrt werden. Ob aber des Ordensgenerals Humbert noch weiterreichender und allgemeiner Appell von 1255 ad linguam arabicam, hebraicam, grecam seu aliam barbaram addiscendam befolgt wurde, bleibt etwas undeutlich.385 Für die Mission war ein Bedarf an sprachkundigen Leuten jedoch offenkundig, und als spezielle Zielgruppe galten diejenigen Dominikaner, die in fremde Länder gehen sollten bzw. gehen würden. Aus diesem Sachverhalt könnte man auch
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Dolmetscherfragen in kirchlichen Zusammenhängen
schließen, daß sie selbst von Dolmetschern ganz oder mindestens weitgehend unabhängig werden sollten. Jedenfalls ließ Humbert „umgehend“ von Spanien aus „das Missionswesen […] zentralistisch organisieren und Sprachschulen für Arabisch, Griechisch und Hebräisch einrichten, deren Besuch für die Missionare obligatorisch wurde“.386 Die Realisierung dieser alten Beschlüsse blieb schwierig. Immerhin sind Konzentrationsbemühungen erkennbar, wenn das Generalkapitel der Dominikaner 1291 beschloß, es sollten „immer in der Hispania“ Lehranstalten in hebraico et in arabico bestehen.387 Gewiß nicht besser waren die entsprechenden Studienbedingungen im Franziskanerorden. Roger Bacon beispielsweise,388 der sich für das Fremdsprachenstudium einsetzte und selbst Kenntnisse des Hebräischen, Arabischen und Griechischen erworben hatte, tadelte allgemein die franziskanischen Studienverhältnisse: „Kaum jemand außer den englischen Minoriten beschäftige sich mit dem Studium von Griechisch, Hebräisch, Arabisch oder Chaldäisch.“389 Konkrete Belege für kurialen Sprachunterricht finden sich in den Gehaltslisten der apostolischen Kammer unter Johann XXII. Am 19. November 1317 wird fr. Conrado, electo magistro linguarum in curia das Gehalt bezahlt,390 beim nächsten Zahlungstermin wird er archiepiscopus, magister linguarum genannt.391 Konrads Nachfolger ist bei der Gehaltszahlung vom 8.4.1318 fr. Bonifacius, magister linguarum de novo deputatus per dominum nostrum.392 Zehn Jahre lang (letztmalig am 13.8.1328) erscheint er in den Gehaltslisten, nach ihm fehlen lange (besoldete) Sprachlehrer, und der Abt Barlan von St. Salvator in Konstantinopel, der 1342 an der Kurie Griechisch las (in curia legenti grecum)393 wie auch der gleichzeitig besoldete Narsesius archiep. Manesgarden. similiter in curia legenti, der ab August 1343 zweimonatliche Gehaltszahlungen erhielt,394 könnten bereits Ausnahmen sein. Nicht erkennbar ist, welche Sprachen von den erwähnten Konrad und Bonifacius gelehrt wurden. Armenisch dürfte es nicht gewesen sein, denn vom 19. September 1321 bis zum 28. Mai 1323 werden Raynerio de Costansa presbitero et Alexandro Petri clerico, nuntiis regis Ermenie, qui debent docere in curia linguas eorum, von der apostolischen Kammer Saläre angewiesen.395 Diese Gesandten des armenischen Königs fungierten sozusagen als außerplanmäßige Lehrer ihrer Landessprache – vermutlich für die Dauer ihres längeren Aufenthaltes an der Kurie. Die gewiß nicht zahlreichen vorgelegten Zeugnisse erlauben immerhin die Feststellung, daß an der Kurie regulärer Fremdsprachenunterricht stattfand. Damit ist aber nicht gesagt, wo und in welcher Zuordnung solcher Unterricht
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erteilt wurde, auch ist die Palettenbreite des Fremdsprachenangebots nicht voll erkennbar. Als institutioneller Bezug käme durchaus die Romana curia oder Kurien-Universität in Frage, die sich seit 1245 entwickelte, teils parallel zur römischen Stadtuniversität (seit 1303), teils zur Universität Avignon (ebenfalls seit 1303).396 Ausdrücklich belegt ist der Fremdsprachenunterricht an der KurienUniversität jedoch nicht. Gelöst waren die Fremdsprachenprobleme trotz mancher Ansätze ohnehin nicht, doch das Bewußtsein ihrer anhaltenden Bedeutung blieb erhalten. In Papst Gregors XI. Kanzleiregel vom 11.6.1373 wird deutlich, daß etwa im Pfarreibereich die lateinische Sprache nicht ausreicht, sondern lokale bzw. regionale Sprachkenntnisse vorhanden sein müssen. Mit dieser Erkenntnis dürften europaweite Dimensionen angesprochen sein. So wird als Bedingung genannt: persona ipsa bene intelligat et intelligibiliter loquatur ydioma illius loci, ubi dicta parrochialis ecclesia consistat – daß „die Person die Sprache des Ortes, wo die Pfarrkirche steht, gut versteht und sie verständlich spricht“.397 Sorgen bereitete die Sprachausbildung wohl regelmäßig. So forderte Pierre d‘Ailly 1416 in seiner Schrift über „die Kirchenreform“ u. a. eine strenge Auswahl bei akademischen Prüfungen und Stellenbesetzungen, denn „so erhielte man Lehrer der Rhetorik und der Griechischen und Lateinischen Sprache – Unkenntnis in diesen Fächern ist für die Kirche überaus schädlich“.398 Der Begründung kann man folgen, insbesondere auch den nachdrücklichen Hinweis auf das Griechische positiv vermerken. Daß aber auch das Lateinische dazu gehört, ist fast nicht zu glauben und stellt Teilbereichen der zeitgenössischen Priesterausbildung ein vernichtendes Zeugnis aus. Ein solches fand sich schon bei Matthäus von Krakau, der im Vorfeld des Konstanzer Konzils in seiner Schrift von 1403 über den „Sumpf der Römischen Kurie“ (De squaloribus curie Romane) Mißstände bei Beichtvätern anprangerte, wo widersinnig das Amt des Poenitentiars verkauft werde, auch an inkompetente und manchmal sogar an „völlig ungebildete und unerfahrene, mitunter auch [an] Leute, die kein Wort Latein sprechen können“.399 Das Anprangern solcher Mißstände war gravierend, es beschäftigte auch das Konzil von Basel. Im Reformdekret der 19. Sitzung vom 7. September 1434 ging es um Judenbekehrung: „Damit aber diese Predigt um so mehr Frucht bringt, je größere Sprachkenntnisse die Prediger haben, befehlen wir, es solle in jeder Weise die vom Konzil von Vienne erlassene Konstitution befolgt werden über die beiden Lehrbeauftragten in den dort genannten Studien für hebräische, arabische, griechische und chaldäische Sprache.“400 Die Baseler Konzilsväter vergaßen nicht, auch angemessene Vergütungen für die Leiter der entsprechenden
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Dolmetscherfragen in kirchlichen Zusammenhängen
Studienhäuser zu verlangen, was unbedingt für die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens spricht. Im Jahr darauf, am 14. Mai 1435, regelte das Baseler Konzil auf Antrag Bischof Michaels von Samland, daß die Neugetauften jeweils in ihrer Sprache geistlich zu betreuen seien.401 Bei diesen Personen an der Grenze von Samaiten handelte es sich gewiß um litauische Einwanderer. Da die überlieferte Konzilsbulle von Leuten verschiedener Sprache (diversarum linguarum) spricht, ist ein großes Ausmaß an Pflichten zu erkennen, die dem Bischof oblagen, aber kaum zu bewältigen waren. Zum Völkergemisch in Samaiten gehörten Deutsche, Preußen, Russen (Ruthenier), Polen, Masowier, Litauer und Livländer. Ob ihnen allen gegenüber die Konzilsforderung realisierbar war, bleibt offen.402 Andererseits waren die Beichtabnahmen mit Dolmetscherhilfe ein äußerst gravierender Mißstand, der nach Korrekturen förmlich schrie: Pfarrer, die in den Grenzgebieten ipsorum parrochianorum ydeoma intelligibiter loqui ignorantes confessiones per interpretes audire presumunt […], et plerique ex ipsis parrochianis hoc modo confiteri erubescentes moriuntur non confessi seu in peccatis sordere dinoscuntur in grave periculum animarum. Künftig dürften die Pfarrstellen nur mit Personen besetzt werden,„die die Sprache der Pfarrkinder intellibiliter sprechen und die Beichte ohne Dolmetscher abnehmen können“. 403 Kaum erkennbar ist, ob solche und ähnliche Forderungen vorgeordneter kirchlicher Instanzen erfüllt werden konnten. Zum einen liegt dies an Mängeln in der Überlieferung, zum anderen gewiß daran, daß allgemeine Verhältnisse nur selten schriftlichen Niederschlag fanden. Dabei ist die Hinzuziehung von Dolmetschern (Tolken) für den Gottesdienst keine beiläufige Angelegenheit, die beliebig herbeigeführt werden konnte. So gibt es noch 1547 anläßlich einer Kirchenvisitation in Pobethen im Samland das Verlangen, den dortigen Pfarrer abzuberufen, weil er für den (preußischen) Gottesdienst keinen Tolken benutze. Die Kirchenvisitation von 1569 vermerkte dann auch, daß man in Pobethen keinen Tolken habe.404 Andererseits gab 1595 der namentlich bekannte Paul Megott an, „er habe in Pobethen 40 Jahre lang als Tolke gedient in preußischer, kurischer und litauischer Sprache, auch bei der Übersetzung des Katechismus geholfen“.405 Diese Nachrichten stehen nicht isoliert. In Zinten beispielsweise wird 1543 „den Undeutschen“ ein Tolk bestellt und im Visitationsrezeß von 1575 dazu erläuternd bemerkt: „hier ist ein Tolk von Nöten, der dem polnischen Gesinde den Katechismus polnisch vorsage“. Einen polnischen Tolken gab es dann in Zinten bis 1630.406 Unverhältnismäßig reich dokumentiert für das einschlägige Interesse am Dolmetschen und an Dolmetschern ist der missionarische und diplomatische
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Verkehr zwischen der päpstlichen Kurie und dem Orient im 13. und 14. Jahrhundert. Berthold Altaner hat die betreffenden Quellen eingehend untersucht und sowohl Probleme des einschlägigen Sprachunterrichts an der Kurie als auch die Tätigkeit von Dolmetschern in den östlichen Reichen behandelt.407 Er spricht ausdrücklich vom „Dolmetscherwesen“, das auf römisch-katholischer Seite für den Orient, vornehmlich im Verkehr mit Kleinarmenien, dem arabisch sprechenden Orient und für die Beziehungen zu den Tataren benötigt wurde und teilweise auch zur Verfügung stand. Freilich zeigte sich bei den zumeist angemieteten Dolmetschern oft eine beachtliche Einseitigkeit, etwa wenn sie sich als unfähig bekannten, theologische Fragen zu vermitteln oder solche Texte zu übersetzen.408 Gravierender noch war es, daß ein Dolmetscher selten mehrere Fremdsprachen beherrschte, was für die Übersetzung schriftlicher Botschaften oft mehrstufige Translationsvorgänge erforderte und auch mündliche Verhandlungen mitunter unmöglich machte.409 Dabei waren außer lateinischen und griechischen Sprachkenntnissen solche des Syrischen, das auch als das Arabische bezeichnet wurde, des Persischen, des Tatarischen, des Türkischen und des Französischen gefragt. In einigen Fällen verfügten die asiatischen Adressaten über einen eigenen „Dolmetscherapparat“, doch waren die Schwierigkeiten im mündlichen wie schriftlichen Verkehr mit dem Orient außerordentlich groß. Am Beispiel der Tatarenfahrten des Dominikaners Fr. Ascelinus, des Franziskaners Johannes Pian Carpino, des Dominikaners Andreas Longjumeau, die in getrennten Gesandtschaften im Auftrag von Papst Innozenz IV. 1245 zu den Tataren aufbrachen und am Beispiel des gleichfalls berühmten Franziskaners Wilhelm Rubruk, der 1253 seine Missionsreise ins Land der Tataren begann, sind die Schwierigkeiten und auch Versuche, diese zu meistern, gut zu verfolgen.410
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Dolmetscher für die Kommunikation der Kurie mit fremden Herrschern
Es klang bereits an, daß die Kurie dem gezielten Erwerb von Sprachkenntnissen Bedeutung zumaß, wenngleich offen blieb, ob entsprechende Bemühungen von Dauer waren, unklar auch, in welchem Ausmaß solche Fremdsprachenkompetenz benötigt und genutzt wurde. Diese Frage lenkt den Blick auf relevante Außenkontakte der Kurie und insbesondere auf diplomatische Beziehungen zu Herrschern in Europa und Asien. Allerdings gilt das Interesse bei all diesen Kon-
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Allgemeine Fremdsprachenkenntnisse
takten ausnahmslos der sprachlichen Verständigung, den Möglichkeiten und Schwierigkeiten oraler Kommunikation. Begonnen sei mit Kontakten zu Byzanz. Berthold Altaner hat 1936 einen Beitrag über „Die römische Kurie und Konstantinopel“ vorgelegt und insbesondere betont, daß bei den Unionsverhandlungen zwischen Rom und den griechischen Kaisern während des 13. und 14. Jahrhunderts „die Byzantiner in der Regel diejenigen [waren], die durch Abordnung von Dolmetschern selbst die Durchführung der Verhandlungen ermöglichten“.411 Die päpstliche Seite konnte seltener sprachkundige Delegationsmitglieder aufbieten, oft genug wurde darüber auch geklagt. Humbert von Romans machte 1274 allerdings die Einschränkung, daß die Dolmetscher ggf. verläßlich sein müßten. Die griechische Seite war besser mit Dolmetschern ausgestattet, so beispielsweise 1348 und 1352, als in Avignon verhandelt wurde und ein Nicolaus, interpres maior sowie später Raphael, episcopus Archadiensis OFM, genannt werden. Als auf dem Konzil von Lyon (1274) über die Union mit den Griechen verhandelt wurde, wirkte auf Seiten des Kaisers Michael Paläologus ein Grieche als Gesandter und Dolmetscher zugleich. Es ist unverkennbar, daß es wegen fehlender Dolmetscher zu beachtlichen Mißerfolgen kommen konnte. Beispielsweise war die Kurie 1351 nicht in der Lage, den Gesandten, die nach Armenien reisten, einen Dolmetscher zuzuordnen, so daß es bei einer reinen Briefübergabe bei dem Katholikos der Armenier blieb, Verhandlungen mangels Sprachkenntnissen bzw. deren Überbrückung durch Dolmetscher hingegen entfielen. Da über Mißerfolge nicht oder eher verschleiernd berichtet wird, ist mit einer größeren Dunkelziffer von Fällen sprachlichen Unverständnisses zu rechnen. Auffällig ist, daß besonders die päpstliche Seite von mangelnder Sprachkompetenz recht oft betroffen war, was in gewissem Gegensatz zu fremden Völkern steht. 1233 begegnete ein Dominikaner im fernen Osten in Orenburg einem tatarischen Gesandten, der „deutsch, ungarisch, russisch, kumanisch, sarazenisch und tatarisch sprach“.412 Dies war kein Einzelfall, denn tatarische Herrscher waren offenbar durchweg bemüht, geeignete Dolmetscher für etwa anfallenden Bedarf zur Verfügung zu haben. So hatten es bereits die Hunnen getan. Auf Dolmetscher angewiesen war der russische Erzbischof Petrus bei seiner Teilnahme am (I.) Konzil von Lyon 1245. Er selbst verstand weder „lateinisch, noch griechisch, noch hebräisch“, doch sein Anliegen vertrat er „sehr gut (peroptime) gegenüber dem Papst mit Hilfe eines Dolmetschers“. 413 Statt weiterer Einzelbeispiele sei das Problem des mündlichen Sprachkontakts zwischen dem päpstlichen Hof und den Höfen fremder Völker noch ein-
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mal angesprochen. Von einem ‚geordneten Dolmetscherwesen‘ wird man an der mittelalterlichen Kurie kaum sprechen können, vielleicht war das Bedürfnis nach einem solchen auch nicht allzu eklatant, denn die Gesandten, die nach Rom kamen und ihr Begehren vortrugen, brachten selbst Dolmetscher mit oder mieteten sie vor Ort. In dieser Situation befand sich der byzantinische Hof nicht, aber aus vermutlich schon sehr traditionellen Gründen und Einsichten gab es mit dem interpres maior an der Spitze ein „besonderes Hofamt“. Dies hat B. Altaner belegt, der auch für Ägypten von einer Konzentration des Dolmetscherwesens in der „Staatskanzlei“ und von zum Teil ähnlichen Verhältnissen in „den islamischen Staaten Nordafrikas, Kleiasiens und Syriens“ spricht, auch auf die Tataren verweist.414 So wird man für das Papsttum einstweilen nicht von einem geordneten Dolmetscherwesen sprechen können, doch sind selbst bei anders gearteten Verhältnissen und entsprechend geringerem Bedarf immerhin beachtenswerte Ansätze vorhanden gewesen. Erstaunlich bleibt gleichwohl, daß die Kurie die Bedeutung unterschätzte, die hinreichender Sprachkompetenz bei mündlicher Kontaktnahme und Kommunikation zukam.
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Allgemeine Fremdsprachenkenntnisse
VI. 1 Fremdsprachen im weltlichen Bereich
Manche Vermutung spricht dafür, daß die skizzierten Verständigungsnöte auch im weltlichen Bereich nicht fehlten. Die Art der überlieferten Quellen ermöglicht aber wiederum nur schmale Hinweise, die zumeist in das unmittelbare Umfeld von Königen und Kaisern gehören. Viele von ihnen verfügten über Kenntnisse in verschiedenen Sprachen. Widukind von Corvey schreibt beispielsweise, Otto der Große habe verstanden, „in romanischer und slawischer Sprache zu reden. Doch geschah es selten, daß er es für angemessen hielt, sich derselben zu bedienen.“415 So brauchte Otto in Rom einmal ausdrücklich Hilfe, „weil die Römer seine eigene Sprache, d. h. die sächsische, nicht verstehen konnten, [und er befahl] dem Bischof Liutprand von Cremona, die folgende Rede allen Römern in lateinischer Sprache vorzutragen. Liutprand erhob sich daher und begann also […]“ (es folgt anschließend die von Liutprand selbst kolportierte Ansprache).416 Daß Otto I. sächsisch bzw. niederdeutsch sprach, ist wiederholt bezeugt, beispielsweise auch aus St. Galler Überlieferung. Ekkehard IV. berichtet von einer St. Galler Gesandtschaft, die mit einer lateinischen Bittschrift 971 zu den Ottonen nach Speyer gekommen sei. Kaiser Otto ließ sich diesen Brief abends von seinem Sohn Otto II., der bereits zum König erhoben worden war, vorlesen und dann getreulich ins Sächsische übersetzen: Perlecta epistola, Otto eam patri et matri fidus interpres Saxonice reponens.417 Nicht unwahrscheinlich ist, daß Otto II. zunächst in einen anderen volkssprachlichen Dialekt übersetzt hatte, ehe er ins Sächsische dolmetschte – Latein jedenfalls verstand sein Vater keineswegs, andere deutsche Dialekte offenbar nur dürftig. Der hier angesprochene Aspekt soll allerdings besser ausgeklammert werden, weil wohl nur Germanisten beurteilen können, ob im Mittelalter Sprecher verschiedener Dialekte sich untereinander verständigen konnten und ggf. in welchem Umfang. Fremdsprachliche Kenntnisse waren im Reich des 10. Jahrhunderts wohl selten. Wie anders wäre zu erklären, daß bei den Aufstandsversuchen der Brüder Ottos I. sich einmal ein Heer des damaligen Königs mit einer List aus größter Schlachtennot retten konnte. Im sächsisch-deutschen Aufgebot befanden sich glücklicherweise einige, qui Gallica lingua ex parte loqui sciebant. Mit diesen welschen Brocken erhoben sie ein lautes Geschrei, in welchem sie ihre lothringischen Gegner aufforderten zu fliehen. Überraschend klingt Widukinds weite-
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rer Bericht: „Diese glaubten, ihre Genossen hätten so gerufen, und ergriffen, wie ihnen zugerufen worden war, die Flucht.“418 Eine Art formaler Parallele zur berühmten Situation der Straßburger Eide von 842 scheint vorzuliegen. Damals hatte sich der ostfränkische König Ludwig der Deutsche vor dem westfränkischen Heer seines Bruders Karls des Kahlen eidlich Romana lingua verpflichten müssen, während der Westfranke Karl vor Ludwigs des Deutschen ostfränkischem Heer Teudisca lingua schwören mußte. Zweisprachig waren zwar beide Karolinger, kaum jedoch ihre Heere, die bekanntlich den Königsbund ihrerseits und zusätzlich beschworen, nun aber nicht in einer fremden Sprache, sondern propria lingua, wie es ausdrücklich bei Nithard heißt; der westfränkische populus also Romana lingua und der ostfränkische Teudisca lingua.419 Otto von Freising wird der Hinweis auf die ähnlich verklammernde Funktion eines zweisprachigen Herrschers verdankt: Nach dem Sieg bei Askalon an der palästinensischen Küste im Jahre 1099 kehrte das Gros des Kreuzfahrerheeres in die Heimat zurück, und Gottfried von Bouillon, der Herzog von Niederlothringen und nunmehrige Beschützer des Heiligen Grabes, „führte nun ein höchst energisches Regiment über die Zurückgebliebenen. Er vermittelte auch zwischen den romanischen und den deutschen Franken, die sich gern in bitteren und gehässigen Scherzen hänseln, war er doch im Grenzgebiet der beiden Völker aufgewachsen und sprach beide Sprachen, und so trug er auf mannigfache Weise zu einem friedlichen Zusammenleben bei.“420 Aus ähnlichen Gründen wird Bischof Heinrich von Troyes herangezogen worden sein, den französischen Kreuzrittern den Weg bis Ungarn zu erleichtern. Der Bischof verfügte über hervorragende Sprachkenntnisse und zusätzlich, aber wohl kaum zufällig, über gute Verbindungen am Rhein und an der Donau.421 Die im Grunde zwingende Annahme, daß die Großen dieser Welt vielfältige Dolmetscherhilfe in Anspruch nahmen, läßt sich nur bruchstückweise belegen. Dazu gehört jener interpres Marcus Obelius Cicero, der 1231 für die schriftliche Abfassung des Handelsvertrages zwischen Kaiser Friedrich II. und dem Fürsten von Tunis Abu-Ishac verantwortlich war.422 Vermutlich hatte er schon an der Aushandlung des detaillierten Vertrages mitgewirkt. Hinzuweisen wäre auch auf das Vertragswerk König Heinrichs (VII.) mit den lombardischen Feinden seines Vaters. Der Vertragstext vom 17.12.1234 nennt unter den lombardischen Zeugen als letzten einen Heinricus de Camerago […], qui […] notarius et nunc scriba pallatii comunis Mediolani interfui et tradidi et scripsi – er wohnte den Verhandlungen bei, übersetzte bzw. dolmetschte und
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verantwortete die schriftliche Vertragsfassung. Dieser Heinrich war ein ganz ungewöhnlicher traditor!423 Im folgenden soll nur noch exemplarisch auf mehr alltägliche Sprachschwierigkeiten eingegangen werden. Im Lehnswesen wurde der vasallitische Vertrag durch Handgang und Kuß besiegelt.424 Das formalisierte Treueversprechen gab dann der Mann häufig dem Vorsprecher des Lehnsherrn, welcher zugleich als Dolmetscher der lateinischen Treueformel fungierte. Auch eine sächsische Stammesversammlung, die 968 in Werla tagte, war auf einen Dolmetscher angewiesen, als coram principibus et frequentia plebis ein aus Capua gesandter lateinischer Brief Kaiser Ottos I. laut verlesen wurde.425 Bedeutsam für die allgemeine Anerkennung Ottos IV. war der Würzburger Hoftag im Mai 1209. Vor dem erhöht sitzenden König und den um ihn herum sitzenden Fürsten sprach als erster der päpstliche Legat Hugo von Ostia, und zwar in lateinischer Sprache, die übersetzt bzw. gedolmetscht werden mußte. Otto von St. Blasien vermerkt denn auch in seiner Chronik, der Legat habe den Bischof von Würzburg als interpres gehabt.426 Mit beträchtlicher Sicherheit kann ohnehin angenommen werden, daß nicht nur am Hofe und in Stammesversammlungen das Latein keine allgemeine Verständigung ermöglichte und Dolmetscher entbehrlich machte. Fast noch krasser ist dies für Reichsversammlungen bezeugt. Der berühmte Mainzer Reichslandfrieden Friedrichs II. von 1235 ist zwar (noch) authentisch in lateinischer Sprache fixiert worden, er wurde aber bereits deutsch verkündet, d. h. mündlich und schriftlich publiziert: Teutonico sermone in membrana scripta omnibus publicantur (nova iura).427 Einen wichtigen Einschnitt bringt die Zeit Rudolfs von Habsburg. Als auf dem Augsburger Hoftag 1275 gegen den abwesenden König Ottokar von Böhmen Klage erhoben wurde, verteidigte Bischof Bernhard (Wernhard) von Seckau ihn mutig und bestritt seinerseits die Rechtmäßigkeit von Rudolfs Königswahl – er tat dies in lateinischer Rede: „Die ganze Versammlung war schon gereizt durch das Lateinisch-Sprechen des Bischofs, und als die Laien, die nicht Latein verstanden, erfuhren, was er gesagt, gerieten sie in hellen Zorn über solch unerhörte Anmaßung.“428 Nur König Rudolfs schützende Hand bewahrte den Parteigänger Ottokars von Böhmen vor tätlichen Angriffen. Ob Rudolf selbst die lateinische Ansprache hat verstehen können, ist nicht beantwortbar, aber unwahrscheinlich. Sogar bei den herausragenden Trägern seiner damaligen Politik, dem Erzbischof von Salzburg und dem Burggrafen von Nürnberg ergeben sich Zweifel, da sie nicht einmal die Kunst des Schreibens beherrschten. Immerhin hat König Rudolf seine Söhne sorgfältigst in Latein unterrichten lassen.429
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Zur soeben im Bericht der österreichischen Reimchronik über den Augsburger Hoftag spürbaren Aversion gegen das Lateinische passen Angaben Johanns von Viktring zum selben Jahre 1275: „Auf diesem Hoftag sei beschlossen worden, daß Privilegien vulgariter zu schreiben seien, weil die Schwierigkeit des Lateins Irrtümer und größte Zweifel schuf und die Laien betrog“: quia Latinitatis difficultas errores et dubia maxima pariebat et laycos decipiebat.430 Rudolfs Intervention auf dem Augsburger Hoftag markiert eine tiefgreifende Veränderung, insofern bei der Urkundenabfassung in zunehmendem Maße die deutsche Sprache berücksichtigt wurde.431 Max Vancsa meinte 1895, „der Sieg der deutschen Urkunde gegenüber der lateinischen“ sei für Süddeutschland 1300, Mitteldeutschland 1333 und Niederdeutschland mit 1350 als entschieden anzusetzen.432 Inzwischen ergibt sich bereits für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts „ein rapides Ansteigen deutscher Urkunden“, etwa von „1240–1259: 42 deutsche Urkunden; 1260–1279: 348; 1280–1299: 3169“.433 Diese Zahlen sind gewiß nicht definitiv, sie sprechen jedoch für sich und scheinen Johann von Viktrings Bericht zu unterstreichen. An etwas anderer Stelle ergänzt Johann noch die Angaben über Rudolfs grundlegende Entscheidung: Wegen der allgemeinen Verständlichkeit sollten Urkunden und Briefe künftig in der Volkssprache geschrieben werden. Daß diese Regelung auf Rudolf zurückginge, erkenne man daran, daß vor seiner Herrschaftszeit keinerlei nichtlateinische Urkunden über irgendwelche Geschäfte oder Verträge zu finden seien.434 Selbstverständlich galten die königlichen Regelungen nur für weltliche Angelegenheiten und Belange, während gegenüber Papst und Kurie das Lateinische selbstredend als alleinige Verhandlungssprache ausdrücklich anerkannt blieb.435 Festzuhalten bleibt in jedem Fall, daß die Angaben Johanns von Viktring die bedeutsame Praxis eines Verzichts auf die lateinische Sprache bei sozusagen normalen Reichstagen unterstellen. Vor weltlichen Fürsten und Herren durfte nur in der Volkssprache geredet und argumentiert werden. Dieser Sachverhalt bedarf kaum einer Unterstreichung. Merkwürdig aber ist es schon, daß die Gesandten Rudolfs von Habsburg, die im Konsistorium vor Papst und Kardinälen am 6. Juni 1274 um die päpstliche Approbation ihres neuen Königs nachsuchten, nicht alle in der hiesigen Verhandlungssprache kundig waren. Denn der Kanzler las die von den Kaisern Otto IV. und Friedrich II. der römischen Kirche gewährten Privilegien und die entsprechenden Eide vor, mußte dann aber diese erst in deutscher Sprache erklären, weil der mitgereiste Burggraf von Nürnberg und der Graf von Sayn „weder lesen, schreiben noch lateinisch konnten“. Dann erst konnte die verbindliche Eidesleistung für König Rudolf erfolgen, selbstverständlich in lateinischer Sprache.436
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Der sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts abzeichnende Prozeß verlief aber weder gradlinig noch problemlos. Das Beispiel der Abschaffung des Wendischen als Gerichtssprache, worauf sich 1293 die Grafen Albrecht I. und Bernhard II. von Anhalt mit dem Abt von Nienburg an der Saale vertraglich einigten, illustriert dies. Die Arenga der Vertragsurkunde griff den biblischen Gedanken „von der ursprünglichen Einheit des Menschengeschlechts [auf ], die der Mensch in seiner Überheblichkeit durch den Turmbau zu Babel verspielt hat, so daß jetzt selbst in einer Landschaft der eine den andern nur mühsam oder sogar nur mit Hilfe eines Dolmetschers verstehen kann“: ita ut in una et eadem regione unus alteri vix aut sine interprete non posset intelligere ideoma.437 Besonders die Menschen slawischer Zunge seien Leidtragende dieser Situation, weil die Unkenntnis ihrer Sprache vor Gericht Schaden bringe, der immerhin ausgeschaltet werden könne, wenn diese Slawen sich künftig vor Gericht der deutschen Sprache bedienten. Offenbar durften diese Wenden bislang vor Gericht keine Dolmetscher beiziehen, und auch das Gericht seinerseits scheint solches nicht getan zu haben. Dies irritiert etwas, wenn man an eine bildliche Darstellung im Sachsenspiegel denkt, die dem Vorsprecher auch die Funktion des Dolmetschers zuzuweisen scheint.438 Auch der entsprechende Text im Landrecht III 71,1–2 ist hinreichend deutlich. Er weist dem des Deutschen nicht mächtigen Beschuldigten das Recht zu, seinen vorspreche auch als sprachlichen Vermittler, d. h. zusätzlich in dolmetschender Funktion zu nutzen. Den Text des Sachsenspiegels übernimmt das in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandene „Meißner Rechtsbuch“: Vor Gericht muß jeder in seiner eigenen Sprache befragt werden, anderenfalls kann er sich weigern: Beschuldiget man in aber in siner sprache, so mus her antworten, oder sin vorspreche von siner wegen.439 Im litauischen Kaunas schließlich heißt es 1476, ein deutscher Kaufmann müsse einen tolliik haben440; dessen ggf. erhobener Anspruch, auf Niederdeutsch verhandeln zu können, wird abgelehnt. Es ist ohnehin seit langem ein auffälliges Bemühen zu erkennen, vor Gericht der jeweiligen Landessprache Raum und Geltung zu verschaffen. Dies gilt auch für Könige, die auf die Wahrung von Frieden und Recht bedacht sein müssen. Diese Pflicht ist etwa bei Alfred dem Großen erkennbar, wenn er die „klugen Dolmetscher der Römer“ rühmt, die wise wealhstodus bzw. learned interpreters, die griechische Gesetzbücher ins Lateinische übersetzt haben.441 Später wollte Wilhelm der Eroberer die englische Sprache lernen, um ohne Dolmetscher die Klage des von ihm unterworfenen Volkes verstehen zu können (sine interprete querelam subiectae gentis posset intelligere).442 Mit querela können grundsätzliche Klagen wie auch förmliche Rechtsbeschwerden gemeint sein, die der Anglo-
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Normanne ernst nahm. Das tat offenbar auch der englische König Heinrich II., wenngleich ihm ein Dolmetscher die Klage (querimonia) einer Waliserin erläutern mußte.443 Das war wichtig, doch auch der Verfasser der Österreichischen Reimchronik wußte Anfang des 14. Jahrhunderts, daß es besser wäre, wenn der König Wenzel in Ungarn âne tulmetschen auskäme und in der Landessprache richten könne.444 Im Samland hingegen sollen im 14. Jahrhundert häufig Dolmetscher (‚Tolken‘, ‚Interpretes‘) bei Gerichtsverhandlungen gebraucht worden sein. Einige von ihnen wurden für diese Dienste ausdrücklich belohnt. Es handelte sich wohl zumeist um Einheimische, welche die preußische Sprache beherrschten.445 Insgesamt aber ist allzuwenig über die Fremdsprachenprobleme im Gerichtswesen bekannt. Für heutige Betrachter selbstverständlicher ist es, wenn etwa 1476 vor Gericht im litauischen Kowno (Kaunas) ein Dolmetscher gefordert wird: Item heft eyn kopman myt eynem borger to donde vor gerichte, so mot de Dutcze eyn tolliik hebben, dat tovorne nicht plagh to sin, so juwer herlicheyt eyn del wol wiitlik is.446 Solche Beiziehung eines Tolken hatte gewiß praktische Gründe, die Forderung entspricht aber auch dem polnisch-litauischen Anspruch, vor Gericht kein Niederdeutsch zuzulassen. So verbünden sich Zweckmäßigkeit und Prestigedenken. Ob für das Kanzleiwesen gezielt vielsprachige Leute bzw. sogar Dolmetscher gesucht wurden, ist schwer zu beantworten. Lateinische Sprachkenntnisse dürfte man im Regelfall benötigt haben, auch nach dem sich steigernden Vormarsch der volksprachlichen Urkunde. Erwähnt werden kann immerhin ein „merkwürdiger Fall in der Geschichte des Kanzleiwesens“, der in einer Urkunde des Bischofs von Speyer dokumentiert ist. Bischof Friedrich von Speyer vidimierte eine Urkunde seines Amtsvorgängers Heinrich vom April 1262, in der berichtet wird, Heinrich habe aus Frankreich einen Laien mitgebracht, „den er auch zu seinen Kanzleigeschäften in Italien und Spanien brauchte. Offenbar wählte er diesen fremden Sekretär seiner französischen Sprachkenntnis wegen, damit er seine Geschäfte nicht unbekannten Dolmetschern anvertrauen müßte.“ Dieser Gautiers Gallicus blieb in Speyer, und als er heiraten wollte, stattete ihn der Bischof zusätzlich zu seinem Sold großzügig aus.447 Die Vertretung vor Gericht warf gewiß häufig Probleme auf. Vermutlich gehört in diesen Zusammenhang ein Verfahren vor dem Königsgericht, bei dem Vertreter der Lütticher Kirche 1290 in Erfurt einen Rechtsspruch erreichten. In der betreffenden Königsurkunde wird ausdrücklich auf einen advocatus verwiesen, der den Lüttichern als interpres diente. Es wird ihr Kirchenvogt gewesen sein, der dem König aus dem Südwesten des Reiches den Sachverhalt auch
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sprachlich verdeutlichte (advocato eorum interprete). Als Indiz für diese Annahme dient in der Urkunde die Nennung einer regionalen Geldabgabe, quas vulgariter chachage appellant.448 Doch zurück zum allgemeinen Urkundenwesen. Insgesamt war seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert die volkssprachliche Urkunde fast allenthalben in Europa im Vormarsch und verdrängte allmählich, aber in verschiedenen Zeitphasen, die so lange dominierende lateinisch abgefaßte Urkunde. Lateinisches Schriftgut vielfältigster Art sollte es noch lange geben; seine Abfassung wurde aber immer stärker Domäne studierter Leute. Wenn auch mangels gesprochenen Lateins Latein-Dolmetscher im allgemeinen nicht mehr benötigt wurden, so brauchte man selbstverständlich weiterhin fremdsprachige Mittlerdienste. Seinem Schweizer Dolmetscher Hugo ad solem (oder: Hugo zer Sunnen) verdankte König Albrecht 1307 sogar das Leben: Gegen den Willen des Königs hattte der Papst Otto von Grandson, den Bischof von Toul, zum Bischof von Basel promoviert. Weil der König nicht französisch und der Basler Elekt nicht deutsch verstanden, dolmetschte Hugo ad solem, als Otto um die Bischofsinvestitur bat. Der König fragte nur unwirsch nach seinem Begehren, als der Franzose bereits eine Ablehnung vermutete und den König erschlagen wollte. Allein der Dolmetscher rettete die Situation mit der eigenmächtigen Antwort auf französisch : „Mein Herr, unser Herr König sagt, er wolle Dich morgen investieren. Daraufhin beruhigte sich der junge Mann und verabschiedete sich mit einem artigen Gramersi.“449
VI. 2 Sprachenfragen im Ordensland Preußen
Seit Beginn der Herrschaftsübernahme in Preußen in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts war der Deutsche Orden auf Dolmetscher angewiesen. Die Bevölkerung setzte sich vor allem aus Prußen (Pruzzen) zusammen, daneben gab es Polen, Litauer und Personengruppen anderer Ethnien, in zunehmendem Maße auch Deutsche. Die Herrschaftssprache im Lande war Latein und Niederdeutsch, das also, was im Orden selbst gesprochen wurde. Im Kontakt mit der Außenwelt waren die Mitglieder des Deutschen Ordens auf Sprachvermittlung angewiesen. So galt als „wichtige und begehrte Stelle“ im Orden „die des Tolken, des Dolmetschers bei den Gebietigern, die größere Einflußmöglichkeiten gewährte“, also in den Verwaltungszentren postiert war.450 Für die Diözese Ermland ist recht früh zum Jahre 1255 ein Mathia Tolke urkundlich belegt.451 Ganz gewiß handelte es sich bei diesem Mathias um den
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bischöflichen Dolmetscher, dem bei der Teilung des Bistums zwischen dem Bischof und dem Deutschen Orden eine verantwortungsvolle Aufgabe zugekommen war. Tolke ist als Funktionsbezeichnung, nicht als Nachname anzusprechen. In einer Urkunde des ermländischen Bischofs Eberhard aus dem Jahre 1311 begegnet unter den Zeugen ein Jacobo tunc temporis nostro interprete.452 Dieser Jakob ist mit der Funktionsbezeichnung hinreichend ausgewiesen, während bei sonstigen Zeugen im allgemeinen Doppelnamigkeit vorherrscht. Anders könnte es bei Heinricus de Tolcksdorf sein, der zu den seniores von Bischof Heinrich von Ermland gehörte und als dessen Dolmetscher für einen sehr zuverlässigen und ehrlichen Mann galt: interpres vir utique fidelis et uerax uocatus. So wird er in der Handfeste der Stadt Braunsberg vom 14. Oktober 1328 genannt,453 und der Zusatz zu seinem Namen nährt die Vermutung, daß der interpres über eine Dorfgemeinde verfügte, die als seine Amtsausstattung den Namen Tolke trug. Im Ermländischen Urkundenbuch begegnet zum Jahre 1340 auch ein bischöflicher interpres namens Paythun. Dieser verfügte über umfangreiche ländliche bona, die nach einer zusätzlichen Quelle sich auf den Hof „Swanenveld“ bezogen, der acht Hufen groß war.454 All diese urkundlichen Belege weisen auf jeweils langfristige Dolmetschertätigkeit und zusätzlich auf eine Art Amtsausstattung, die zum Besoldungskomplex gerechnet werden muß. Diese Annahme läßt sich zeitlich erweitern. In einer Revaler Urkunde vom 9. Januar 1401 bestätigen Dekan und das Revaler Domkapitel dem Tile Tolk, das Dorf Sodel gegen acht Haken im Dorf Jägermäggi rechtens getauscht zu haben.455 Fünf Tage später beurkunden der Revaler Komtur und seine Beisitzer, daß „Johann von Lechtes dem Arnt Tolk das Dorf Karla“ südöstlich von Reval aufgelassen hat.456 Die Transaktion war respektabel, wie auch die Revaler Bestätigungsurkunde vom 1. Oktober 1419 zeigt,457 die sorgsam aufzählt, welche Dörfer und sonstigen Liegenschaften dem Lambrecht Tolk tho leengude überlassen waren. Da sich unter ihnen das Dorf Karla befindet, liegt es nahe anzunehmen, daß Lambrecht Tolk ein Erbe von Tile Tolk, hern Dyderikes sone, war.458 Offenbar gehörte das Dorf Karla zur Amtsausstattung des Tolken, künftig auch synen rechten waren erven – sofern sie Funktionsträger blieben. Lambrecht war Mannrichter in Harrien, einer Landschaft in Estland; so auch Arnt Tolk.459 Dietrich Tolk, der Vater von Tyle Tolk, ist als Ritter bezeugt.460 Diese estischen Beispiele deuten an, daß die Tätigkeit als Tolk angesehen und auch wirtschaftlich attraktiv sein konnte. Von einer stark untergeordneten Dienstrolle kann demnach keine Rede sein. Über die Verhältnisse in der Frühzeit der Ordensherrschaft ist in sprachlicher Hinsicht sehr wenig bekannt. Im 14. Jahrhundert ändert sich das, wie zahlrei-
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che Urkunden erkennen lassen. In einer Verkaufsurkunde zwischen einem Grafen Nikolaus von Ponicz und dem Deutschen Orden vom 4.9.1312 wird unter den Zeugen Heinricus dictus Benko predicti contractus interpres genannt.461 1317 begegnet des Hochmeisters famulus et interpres namens Johannes Diabolus462; für den Komtur von Mewe, der eine Grenzeinigung bezeugte, diente Heinricus Renneku als interpres im Verfahren, im selben Jahr begegnet dieser Mann ein zweites Mal und zwar ausdrücklich als interpres noster463 des Komtur. Hier spricht alles für eine Dauerfunktion des Dolmetschers. Auch der Bischof, beispielsweise Johannes von Samland, hat einen Dolmetscher. Zum 22.10.1325 ist urkundlich bezeugt, daß er seinem Dolmetscher Land verleiht, und zwar statt eines mit vier Hufen verbundenen Schulzenamtes drei Haken an einem anderen Ort zum Recht des Freien.464 Der Fall bezeugt eine gewiß zeitübliche Form der Entlohnung, aber auch, daß der Dolmetscher offenbar nichtdeutscher Herkunft war und nicht auf ein Kolonistendorf deutscher Siedler verwiesen werden wollte, trotz besserer Ausstattung dort. Sein Name Johannes muß nicht auf deutsche Abkunft schließen lassen. Derselbe Bischof von Samland verleiht noch 1333 Land an seinen Dolmetscher Nikolaus.465 In einer Reihe weiterer Urkunden von 1318–1324 tritt ein gewisser Stanow/Stano als Zeuge auf und wird als interpres noster bzw. unser tolke bezeichnet. Damit begegnet der im Ordensland und den umliegenden Territorien so übliche Terminus tolke, der in der Folge, und zwar bis weit in die Neuzeit hinein, Verwendung findet.466 Da mitunter die doppelte Funktionsangabe famulus et interpres bezeugt ist,467 läßt sich schließen, daß der nicht nur sporadisch eingesetzte Dolmetscher fest zu den Dienstleuten bzw. zur näheren Umgebung seines Herrn gehörte.468 In einer Urkunde des Bischofs von Kurland begegnet der Terminus tolk bereits im April 1253. Damals bezeugte Bischof Heinrich die Verleihung verschiedener namhafter Güter. Unter anderen wurde Claus Cure, die tolk, bedacht und zwar mit Gütern zu Sacke und zu Bandowe. Eine weitere Belehnung im Land Samaiten ist für Claus Cure in Aussicht gestellt.469 Die genannte Ausstattung ist beachtlich, indirekt weist sie Bedeutung und Verdienste des Dolmetschers aus, der allerdings den bestimmten Artikel erhält. Vielleicht schimmert darin ein noch nicht ganz vertrautes Phänomen durch. Welch bedeutsame Rolle ein Dolmetscher einnehmen konnte, zeigt in fast paradoxer Weise die Ermordung des Hermann tor Koken. Er war Dolmetscher des Junkers Gerhard von Cleve, der die Zusage sicheren Geleits erhalten hatte. Im Bereich der Stadtrepublik Nowgorod nahm man den Dolmetscher im November 1438 gefangen, ind huwen yem aff
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hande ind voete ind darna den kop.470 Mitunter sah man im Mord „eine unvermutete Äusserung der Volkswut“, doch spricht manches für einen gezielten Anschlag, u. a. daß dem Mord Folterungen vorangingen. Der Junker jedenfalls verlangte Strafmaßnahmen, doch der Orden wie auch die Städte Dorpat und Reval versuchten zu beschwichtigen, indem sie auf den mit Nowgorod vereinbarten Rechtsweg verwiesen, dessen Länge und relative Unverbindlichkeit aber nichts einbrachten. Da der Junker nicht nachgab, eskalierten die Probleme und mündeten in Kriegshandlungen und Repressionen, die beinahe bis nach Dortmund reichten.471 Weniger dramatisch lauten die Beispiele aus dem Liv-, Est- und Kurländischen Urkundenbuch. In einem Schreiben Dorpats an Reval vom 8.1.1430 wird unsen tolk Laurens Honen erwähnt, der in Dorpat Dolmetscher für Russisch ist. Am 26.4.1430 meldet Dorpat, die Entsendung des tolk verzögere sich.472 Im Oktober 1430 geht es in einem Schreiben aus Reval an Dorpat u. a. um den tolken in Nowgorod.473 Die Beispiele, die keineswegs Vollständigkeit beanspruchen, zeigen, wie wichtig tüchtige Dolmetscher waren. Auch Graf Gerhard von der Mark hat (1438) einen Dolmetscher für Russisch, und zwar Vridach Grote bzw. in modifizierender Schreibweise Frydagh Groten.474 Vom 28. Oktober 1448 schließlich datiert ein Schreiben Lübecks an Riga mit der Bitte, den lübischen Boten zu unterstützen, nach Nowgorod zu gelangen und ihm einen tüchtigen Dolmetscher mitzugeben: unde tovoghen ene guden tolk.475
VI. 3 Fremdsprachenkenntnisse im städtischen Bereich
Der Blick in die mittelalterliche Städtelandschaft, der deren Sprachkenntnisse erahnen lassen soll, ist hinreichend riskant, denn die Mannigfaltigkeit städtischen Lebens ist groß, und die Sprachenvielfalt könnte ähnlich reich sein. Möglich sollte aber eine gewisse Orientierung sein, um die sich dieser Abschnitt bemühen will. Grenzregionen und Bereiche der Bilingualität geben am ehesten Auskunft, auch in Berufszweigen, die häufig oder gar regelmäßig Sprachgrenzen überschreiten, ist mit Informationen zu rechnen. Die Betrachtung soll mit den weiten Bereichen der Hanse und ihrem vielfältigen Warenaustausch beginnen. Das Mittelniederdeutsche, die „Sprache des im Hansebund tonangebenden Bevölkerungsteiles“, wird im allgemeinen als Hansesprache bezeichnet, obwohl diese vereinheitlichte Form „allenfalls für die Literatur-oder Schriftsprache gelten kann“.476 Im Bereich des Mündlichen aber gab es „eine Mehrzahl von nie-
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derdeutschen Sprachformen“, unter denen „die lübeck-hansische Verkehrs- und Umgangssprache“ von besonderer Bedeutung war. Neben der Beherrschung des Mittelniederdeutschen dürften „die hansischen Kaufleute je nach ihrem Handelsgebiet die nordischen Sprachen, das Französische, Englische, vielleicht auch das Italienische, schließlich das Niederländische und das Hochdeutsche soweit beherrscht haben, daß sie sich mit den Fremden verständigen konnten“.477 Für längere Verhandlungen brauchte man indes Dolmetscher. Beispielsweise wurde 1375 zwei sich in Brügge befindenden hansischen Ratssendeboten empfohlen, für ihre Reise nach London einen Dolmetscher mitzunehmen, der französisch sprechen könne, also enen wissen taleman, dey wol fransos kunne spreken. Die Adressaten nahmen die Empfehlung auf und schrieben zurück, daß sie willen vorsien wesen van eynen wissen taleman, de wol fransoys konne spreken, alle saken to vortreckene, also uns des not is.478 Mußten Verhandlungen in russischer Sprache geführt werden, war ein Dolmetscher im allgemeinen zwingend nötig, obwohl deren Anzahl offenbar äußerst knapp war. Der Ausweg eines eigenen Spracherwerbs konnte das Defizit kaum ausgleichen, hinzu kam das offenkundige Bestreben der deutschen Hansekaufleute, ihr russisches Sprachmonopol zu wahren und beispielsweise einen Holländer am Erwerb russischer Sprachkenntnisse zu hindern.479 Besondere Probleme ergaben sich im Hansebereich, wenn die lateinische Sprache, sei es in mündlicher oder vor allem in schriftlicher Form, vermittelt werden mußte. Im ersten Fall benötigte man Dolmetscher, im letzteren genügten versierte Übersetzer. Doch die Grenzen zwischen beiden Qualifikationsbereichen scheinen in gewissem Umfang fließend gewesen zu sein. Ein bekanntes Beispiel für die mündliche Verwendung des Lateinischen stammt aus Hamburg. Hier forderten 1465 englische Unterhändler, „daß nicht in deutscher Sprache verhandelt werde, obwohl einige von ihnen sie durchaus beherrschten. Vielmehr verlangten sie ene middelsprake twisschen Engelscher und Dudescher sprake […], unde dat moste Latinsche wesen.“480 Mit einiger Berechtigung darf man annehmen, daß im 14. Jahrhundert „ein Teil des gehobenen Bürgertums der lateinischen Sprache mächtig war“.481 Das gilt für Ratsmitglieder und ihre Angehörigen, sofern sie in der städtischen Verwaltung tätig waren, es gilt für Kaufleute und wenigstens einige Zunftmitglieder und Inhaber von Ämtern. Sie alle hatten jedenfalls mit Briefen, Schriftstücken, Akten und Verträgen in lateinischer Sprache zu tun, mußten sie wenigstens einigermaßen lesen und verstehen können. Diese Fähigkeiten versiegten in dem Maße, in dem sich die Volkssprache in städtischen Kanzleien und Geschäftsbüchern durchsetzte, es blieben aber bis ins 16. Jahrhundert lateinsprachige Akten
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durchaus üblich.482 Gleichwohl stieg der Anteil der nur deutschsprachig Gebildeten in der Zeit um 1400 beachtlich, so daß bereits ihnen städtische Akten aus dem Lateinischen übersetzt werden mußten. Wer dazu in der Lage war, war ggf. ein routinierter Übersetzer, kaum jedoch in der Regel als Dolmetscher anzusprechen. Über solche ist wenig genug bekannt, für die Sprachmittlung in andere Fremdsprachen dürften Dolmetscher in der Regel allerdings notwendig gewesen sein. Andererseits waren Städte im deutschen Sprachraum, und zwar nicht nur im Hansebereich, ihrerseits bemüht, jungen Mitbürgern Sprachstudien zu ermöglichen. In welchem Ausmaß dies geschah, ist unklar, doch auf Einzelbeispiele hat bereits Erich Maschke hingewiesen.483 Außerhalb des Hansebereichs ist die Situation schwieriger und wohl auch dürftiger belegt. In unserem Zusammenhang kann es nur um diesen oder jenen flüchtigen Einblick gehen, denn anderenfalls wären groß angelegte Studien erforderlich, deren Ertrag jedoch zuvor kaum abschätzbar ist. Das Problem verdeutlicht Hans-Walter Herrmann, der „Volkssprache und Verwaltung in Oberlothringen im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit“ kenntnisreich dargestellt hat.484 In diesem Raum gibt es deutsch- und welschsprachige Gebiete, oft in Gemengelage. Im Geschäftsschriftgut sind „Auswirkungen der Sprachgrenze auf die Verwaltungsorganisation gemischtsprachiger Territorien“ gut erkennbar. Im allgemeinen wirkt sich das volkssprachliche Element auf die „Abgrenzung von Verwaltungsbezirken meist auf der mittleren Ebene“ aus,485 doch gibt es wenig, was sich verallgemeinern ließe. Nicht einmal Doppelsprachigkeit ist in der Verwaltung durchgängig vorhanden, und von gezieltem Dolmetschereinsatz ist keine Rede. Eine Sonderstellung nimmt das reiche und große Metz ein. Hier sprach man deutsch, und man sprach welsch oder französisch. Aber offenbar waren nur wenige Einwohner zweisprachig. So war es kein Wunder, wenn Kaiser Sigismund 1433 in Basel nicht recht wußte, ob er die Metzer Gesandten auf laitin oder auf tioche ansprechen sollte. Jakob von Sierck erklärte daraufhin, die Metzer verstünden sehr wohl die deutsche Sprache. Die allgemeine Sprachsituation wird erhellt durch literarische Angaben. So rühmt die Metzer Chronik des Philipp de Vigneulles von Bischof Dietrich Beyer von Boppard: il savoit bien parfectement les trois langaiges c’est assavoir allemans, roman et latin,486 und in einer anderen Metzer Chronik heißt es von demselben Metzer Bischof, er habe ydiomata gallicum et teuthonicum gleich gut gesprochen.487 Wenn solche Fähigkeiten gerühmt werden, ist der Umkehrschluß naheliegend, daß im allgemeinen und auch bei den Bischofskollegen Fremdsprachenkenntnisse dürftig bis nicht vorhanden waren. Die Sprachenfrage spiegelt sich
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auch im Militärischen, wo Kontingente deutscher Söldner und solche von Romanen getrennt aufgestellt wurden und ebenso separat operierten.488 Im Metzer Stadtbild wechselten die Sprachen, und es gab hinreichende Möglichkeiten, fehlende Sprachkompetenz nachträglich zu erwerben. Finanziell profitierten von der Zwei- und Mehrsprachigkeit in Metz arbeitende Übersetzer. Jean Xepikere beispielsweise erhielt für seine Dienste „die gleichen Vergütungen […] wie ein Ratsschreiber“.489 In Verdun wußte man um den Wert solcher Leute, denn in Verdun zwischen dem 1.3.1497 und 1.3.1498 eingegangene deutschsprachige Schreiben des Römisch-deutschen Königs ließ man in Metz übersetzen.490 Die Stadt Metz verfügte offenbar stets über Männer, die der deutschen Sprache mächtig und auch gewillt waren, in Fragen der Sprachvermittlung zu dienen. „Schon die Instruktion für die amans zieht bei der Beurkundung von Geschäften mit einem deutschsprechenden Partner einen Deutschsprachigen hinzu, wenn der Urkundsbeamte selbst kein Deutsch kann.“491 In Straßburg, das erheblich kleiner als Metz war, scheint die deutsche Einsprachigkeit vorgeherrscht zu haben. Zu den wenigen (bekannten) Stadtbürgern mit Fremdsprachenkenntnissen gehört der Straßburger Hans Erhard Tüsch. Er besaß französische Sprachkenntnisse (kan welsch), die in Straßburg damals offenbar sehr rar waren. 1460 gab er das Straßburger Bürgerrecht auf und zog mit den Straßburger Truppen als Dolmetscher in die Burgunderkriege.492 In diesem Fall wird man wohl von einer berufsmäßig ausgeübten Tätigkeit als Dolmetscher sprechen können.
VI. 4 Zur Sprachenfrage im mittelalterlichen Universitätsbetrieb
Obwohl der Einsatz von Dolmetschern an mittelalterlichen Universitäten bzw. im universitären Studienbetrieb nicht belegt ist, sollten die universitäre Unterrichtssprache und die universitäre Sprachlehre nicht ganz unbeachtet bleiben. Kein Zweifel kann allerdings sein, daß an Europas Universitäten Lateinisch gesprochen, gelehrt und geschrieben wurde. Daher brauchte man keine Dolmetscher, wobei es aber offen bleiben mag, wie viele Studenten vor allem der ersten Studienjahre den Sprachanforderungen gewachsen waren bzw. mindestens etwas im Bereich der Lehre verstanden. Sie werden aber dazugelernt haben, wie ohnehin festzustehen scheint, „daß auch an der Universität noch intensiv das Schreiben gelernt und geübt worden ist“.493 Wer dann zum Lesen und Schreiben lateinischer Texte imstande war und überdies fachlich profitiert hatte, ver-
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Allgemeine Fremdsprachenkenntnisse
ließ die Universität – teils mit Examen, teils ohne, also im heutigen Jargon als „Studienabbrecher“. Ob im universitären Alltag bzw. in studienfreien Alltagsphasen ebenfalls lateinisch gesprochen wurde, läßt sich nicht sagen, doch ist ein Schuß Skepsis angebracht. Berücksichtigen müßte man ohnehin die recht offene Universitätsgestalt mit ihrer „bauliche[n] Differenziertheit und Verstreutheit im jeweiligen Stadtgebiet […]. Die Universitätsbesucher verteilten sich auf Magister- oder Professorenhäuser mit Kost und Logis für ‚Studierende‘, auf Bursen, Kollegien, Fakultäten und – wo vorhanden – auch Universitätsnationen“.494 Eine solche eindrucksvolle Aufsplitterung im Wohn- und Studienbereich erleichterte gewiß landsmannschaftliche Zuordnungen, die Ausrichtung auf kleinere, auch sprachlich orientierte Einheiten bzw. Orientierungen. Das Phänomen „studentische Kleingruppen“, das bei „der sozialen Ankunft in Kleingruppen“ sich bereits aus den Immatrikulationslisten erkennen läßt,495 dürfte über diese Sozialbindungen hinaus sprachliche Landsmannschaftskomponenten enthalten haben. Da in diesem Beobachtungsfeld Reisegruppen dominierten, liegt ein zusätzliches Argument vor für regionale Herkunftsbande, die sich sprachlich auswirkten. Von einer durchgängigen Lateinsprachigkeit wird man jedenfalls nicht sprechen wollen.496 Es soll bei diesen kurzen Hinweisen bleiben, denn über den Universitätsalltag und seine sprachlichen Kommunikationsformen ist insgesamt viel zu wenig bekannt. „Dolmetscher“ in einem gewiß sehr offenen Sinne oder eher dolmetschende Hilfestellung benötigte der lernwillige Studienanfänger indes, wenn er den lateinischen Vorlesungen und sonstigen Lehrveranstaltungen mit Gewinn folgen wollte, sich jedenfalls vom ‚Nacharbeiten‘ Einsichten versprach. Von nachhaltiger Wirkung erwies sich die Tatsache, daß europäische Studienabsolventen mit ihren Lateinkenntnissen sich auch nach dem Studium verständigen konnten, und zwar mündlich wie schriftlich, gleich ob manches mehr oder weniger holprig war. Damit war es auch möglich, wichtige Texte und Schriften unmittelbar lesen zu können, und ganz besonders profitierten die mittleren und höheren Verwaltungs- und Herrschaftsebenen in weiten Teilen Europas von der allgemeinen Universitätsentwicklung und dem beachtlich gesteigerten Ausbildungsvolumen. Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Wer nämlich nicht allzu früh seine Studien abbrach, sondern sie erfolgreich nach einigen Jahren abschloß, hatte bei einem Studienaufenthalt in der Fremde in der Regel auch volkssprachliche Kenntnisse zusätzlich erworben, kehrte also mehrsprachig heim, was sich positiv auswirken mochte. Abgemildert wurde damit auch eine etwas paradoxe Situation, die sich dadurch ergab, daß die intensivierten Studien während des
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Spätmittelalters das Latein als Kommunikationsfaktor enorm steigerten, während im europäischen Alltag fast allenthalben die Volkssprachen nicht nur definitiv zum Durchbruch kamen, sondern längst eindrucksvoll dominierten. Dieses Verhältnis sollte auch der konsequent beachten, der seine eigenen Studien auf Gelehrte im Spätmittelalter, ihre Qualifikation, Tätigkeiten und Karrieren konzentriert. Die Bedeutung des „akademischen Latein“ reicht indes weit über die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit hinaus, und die lateinische Sprache blieb noch lange Sprache der Universitäten, ihres Lehr- und Prüfungsbetriebes, auch der wissenschaftlichen Publikation. Jedenfalls gehört zu den großen Ausnahmen mindestens in Deutschland, daß der Humanist Heverlingh schon 1501 in deutscher Sprache an der Universität Rostock über Juvenal dozierte.497 Auch im Briefwesen vorrangig monastischer und klerikaler Kreise dominierte bis ins 13.Jahrhundert das Lateinische, und die Briefkunst öffnete sich „allenfalls spielerisch der Volkssprache.498
VI. 5 Dolmetscher im höfischen Bereich
Es ist naheliegend, auch nach Sprachproblemen an mittelalterlichen Königsund Fürstenhöfen zu fragen. Zwar ist der „Hof“ immer ein „komplexes Herrschafts- und Sozialgebilde“,499 das sich einer gültigen Definition entzieht, doch mag es hier genügen, ihn als „wichtigste Emanation des mittelalterlichen Herrn von Rang in unserem Kulturkreis“ und zugleich als „seine[n] maßgebende[n] Lebens- und Handlungskreis, ohne den er nicht bestehen konnte“, zu begreifen.500 Die damit vielfältig verknüpften Fragen und Probleme bleiben indes unberücksichtigt; gefragt werden soll schlicht nach Sprachgewohnheiten in personell relevanten Hofgefügen. Auch diese Frage ist leichter gestellt als beantwortet. Gewiß dominierte die jeweilige sprachliche und wohl auch dialektale Zugehörigkeit des Herrn. Mancher Historiker betont, diese Höfe seien angesichts ihrer personellen Größe wie auch zahlreicher Besucher und Gäste aus fern und nah in sprachlicher Hinsicht „international“ gewesen.501 Bei näherer Betrachtung ist von „Bilinguismus“ die Rede, insofern Latein und Deutsch dominierten. Im Fall des böhmischen Hofes etwa Wenzels IV. ist sogar von „Trilinguismus“ gesprochen worden, der sich für die mündliche Kommunikation auf einen Bilinguismus Deutsch und konkurrierendes Tschechisch reduzierte, während Latein vorzugsweise, aber nicht ausschließlich für die schriftliche Kommunikation re-
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Allgemeine Fremdsprachenkenntnisse
serviert blieb, in der freilich auch das Deutsche und das Tschechische an Bedeutung gewannen.502 Lateinische Konversation blieb „bei Hofe“ allenfalls marginal. Wohl aber wurden lateinische Dichtung und Literatur vielfach rezipiert, doch durchweg in lesender Form. Bei der volkssprachlichen Literatur verhielt es sich anders, sie wurde mündlich vermittelt und aufgenommen.503 Angesichts der dialektalen Vielfalt der Volkssprache, aber auch nichtlateinischer Fremdsprachen dürfte ein ansehnlicher Bedarf an dolmetschender Hilfe, wenn auch nicht unbedingt an spezialisierten Dolmetschern bestanden haben. Belege für diese fast zwingende Annahme sind aber mehr als rar. Das Interesse konzentriert sich im folgenden auf literarische Vortrags- und Liederkunst bei Hofe, doch ist auch diese Thematik „merkwürdig schlecht bezeugt“. Mit Dolmetschern arbeiteten die Sänger, Vortragenden bzw. allgemeiner gesprochen die Spielleute offenbar erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts zusammen, „als die Kontakte zur französischen Literatur bereits lockerer geworden waren“.504 Dabei ist kaum an ein direktes Auftreten zu denken, was exemplarisch durch Wolfram von Eschenbach bezeugt wird. Er habe „angegeben, daß er seine französische Quelle durch mündliche Mitteilungen kennengelernt habe. Der französische Text kann ihm vorgelesen oder paraphrasiert worden sein. In ähnlicher Weise werden die Dichter gearbeitet haben, die zwar lesen konnten, aber kein Französisch verstanden und daher auf die Hilfe von Dolmetschern angewiesen waren.“505 Es läßt sich dagegen festhalten, daß französische wie andere fremdsprachige Texte bei Hofe, und das heißt vorzugsweise als Tischlesung bzw. Vortrag (Lesung) in kleiner oder großer Runde etwa am Kamin zu Gehör kamen. An den Einsatz von Dolmetschern ist nur im zeitlichen Vorfeld bzw. bei der Vorbereitung zu denken. Die ursprünglich fremdsprachigen Texte wurden in der höfischen Öffentlichkeit offenbar nur in bereits zuvor gefertigter Übersetzung (ggf. auch Überarbeitung) in die Volksprache vorgetragen.506 Nach diesen allgemeineren Aussagen sei ein Hinweis auf direkte literarische Präsenz gegeben, ohne daß die anzusprechende Angelegenheit vertieft werden kann. Im (Prosa-) Lancelot schickt Königin Ginova ihre Nichte zur Frau vom Lach und gibt ihr auf die Reise mit eynen geczwergk der mancherley sprachen kunde ir gesellschafft zu thun.507
Dolmetscher im Orient
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VI. 6 Dolmetscher im Orient
Da unsere Untersuchungen hauptsächlich den Verhältnissen in Mitteleuropa gelten, können die des Orients nur sehr knapp gestreift werden. Hier ist vieles anders, und manche Ansätze kann man gut bis in die Spätantike zurückverfolgen. Am Beispiel der Berichte des Thrakers Priskos ließ sich dies recht anschaulich verdeutlichen, und manches spricht dafür, daß die dort am Hofe Attilas aufscheinenden Strukturen ihrerseits dem byzantinischen Vorbild,508 vielleicht noch stärker sogar persischen Gewohnheiten folgten. Letztere lassen sich zwar erst etwa drei Generationen nach den hunnischen Regelungen im Geschichtswerk des Byzantiners Menander Protector sehr präzis fassen, sie dürften sich jedoch auf sehr viel ältere Strukturen stützen. Diese Thematik bleibt hier aber ausgeblendet, ebenso der zeitweilig straff organisierte Dolmetscherapparat der Tataren.509 Zum Jahre 1233 ist sogar ein tatarischer Gesandter bezeugt, der „deutsch, ungarisch, russisch, kumanisch, sarazenisch und tatarisch“ sprach. Ein weiterer Themenbereich ist schließlich zu streifen, der über keine erkennbare Dolmetscherorganisation, aber über eine Fülle sprachbegabter Leute verfügte. Gemeint sind die Juden, die seit der Zerstörung Jerusalems nach dem Aufstand des Bar Kochba 132–125 n. Chr. und der Vertreibung ihres Volkes weit in Asien und Europa verstreut worden waren. In ihren Gastländern hatten sie sich notgedrungen deren Sprache angeeignet. Als bemerkenswert sprachbegabte Leute hatten viele Juden sogar mehr als eine fremde Sprache gelernt und waren oft in der Lage, dolmetschende Dienste zu übernehmen. So überrascht es kaum, wenn Karl der Große seinen Gesandten, die zu Harun al Raschid reisten, den sprachkundigen Juden Isaak als Dolmetscher zuordnete. Dessen Stellung war im buchstäblichen Sinne bemerkenswert, denn sowohl Name als auch ethnische Herkunft sind ausdrücklich in der Überlieferung notiert. Wie viele Juden in dolmetschender Funktion damals wie später tätig waren, ist hingegen nicht ausdrücklich überliefert, doch dürfte ihr Wirken relevant gewesen sein. Insofern mahnt die Dunkelziffer, verfügbare Nachrichten nicht zu strapazieren und überzubewerten. Im folgenden soll die Aufmerksamkeit einigen belegbaren Phänomenen gelten. Zeitlich schon vor den Kreuzzügen zogen auch große christliche Pilgerscharen ins Heilige Land. Berühmt ist die Pilgergruppe einiger Bischöfe, die nach dem Bericht Lamperts von Hersfeld 1065 bei Ramleh in größte Bedrängnis geriet, ehe sich die Pilger unter Führung von Bischof Gunther von Bamberg gewaltsam befreiten.510 Dabei wurden wiederholt Dolmetscher (oder war es jeweils der-
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Allgemeine Fremdsprachenkenntnisse
selbe?) von den Bischöfen eingesetzt. Sie boten die einzige Chance zur Kommunikation, denn keiner in der Pilgergruppe sprach arabisch. Arabische Sprachkenntnisse gab es im Abendland ohnehin nur im extremen Ausnahmefall. Ein solcher war Bischof Recemund von Elvira, ein „der arabischen wie der lateinischen Sprache gleich kundiger Mann“. Er ist „als Botschafter des Chalifen Abderrhamans III.“ im lothringischen Gorze 955 bei Otto I. gewesen und war bemüht, in einer heiklen Glaubensfrage zwischen Christen und Muslimen eine behutsame Formel zu finden.511 Eine in mehrfacher Hinsicht große Ausnahmeerscheinung war „Simeon, der Heilige der Porta Nigra“ in Trier. Geboren um 990 in Syrakus auf Sizilien, kam er im Alter von sieben Jahren auf eine Schule in Konstantinopel und mit 20 nach Jerusalem als Pilger- und Fremdenführer. Wahrscheinlich 1029 kam Simeon nach Trier und ging an einem 30. November vermutlich des Jahres 1030 in seine Zelle im Ostturm der Porta Nigra, wo er am 1. Juni 1035 dann auch „irdisch“ starb. Nur aus Simeons Vita ist verständlich, daß er griechisch, lateinisch, arabisch, syrisch und ägyptisch, vermutlich auch deutsch sprach.512 In die Kreuzzugszeit gehört dann der bereits erwähnte Dolmetscher des Sohnes von Sultan Saladin, der französisch sprach. Er wird es einst in der Fremde sozusagen notgedrungen gelernt haben, anderenfalls gäbe er ein leuchtendes Beispiel für einen Mann aus der muslimischen Welt, der man lange nachsagte, sie habe nie fremde bzw. westlich-christliche Sprachen gelernt. Allerdings hätte eine Angabe des Caesarius von Heisterbach auch einen Ausnahmecharakter. Im Dialogus miraculorum von 1218–23 berichtet er von einem sarrazenischen Dolmetscher und erzählt zusätzlich, daß ein vornehmer Muslim seinen Sohn zum König von Jerusalem geschickt habe, damit er das Gallicum lerne, während dieser seinen Sohn sozusagen im Tausch (versa vice) geschickt habe, um des Partners Sprache zu lernen: ad discendum idioma Sarracenicum.513 Unabhängigkeit von Dolmetschern und ggf. Übernahme gehobener Dolmetschaufgaben waren offensichtlich beiderseits intendiert. Die große Zurückhaltung der Orientalen gegenüber Sprachen der Ungläubigen hielt das Mittelalter hindurch an. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gab es allerdings Ausnahmen, wenn hervorragend organisierte Dolmetscher bzw. „lizensierte Dragomane“ begegnen. So hat Kristian Bosselmann-Cyran einige „ausgewählte“, namentlich genannte Dolmetscher und Dragomane vorstellen können. Es bleibt aber der Eindruck, als habe es sich im ausgehenden Mittelalter fast ausschließlich um (ehemalige) „sprachkundige Galeerensklaven, Renegaten und Mamluken“ gehandelt.514 Auf christlicher Seite ist die Nachrichtenlage äußerst schmal, sie entspricht aber kaum den damals vorherrschenden
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Verhältnissen. Denn weil nach dem Ende der Kreuzzugsbewegung christliche Pilgerscharen in den Vorderen Orient zogen, bestand dort ein dringender Bedarf an Sprachvermittlung. Die bereits genannten, oft straff organisierten ehemaligen Galeerensklaven, Renegaten und Mamluken standen in hinreichender Zahl, wenngleich mit unterschiedlicher Qualifikation zur Verfügung und konnten schon in Venedig vertraglich gewonnen werden. Diese sogenannten Mietdolmetscher wurden mit Bargeld entlohnt und scheinen insgesamt zufriedenstellende Leistungen erbracht zu haben. Man wird sie als professionelle Dolmetscher ansprechen müssen. Da für den Bereich der Orient- wie auch der Tatarenmission zeitgenössische Reiseberichte und ansprechende Untersuchungen vorliegen,515 soll auch diese Thematik nur knapp berührt werden. Unlängst haben Volker Honemann und Gunhild Roth betonen können, daß „professionelle Dolmetscher […] im Orient und besonders im byzantinischen und tatarischen Bereich bereits recht früh“ auftreten. „Sie beherrschen nicht selten mehrere Sprachen“, was besonders vorteilhaft ist, wenn auf sehr weiten Reisen verschiedene Sprachräume durchquert werden und dann auf jeweils neue und zusätzliche Dolmetscher verzichtet werden kann. Oft waren sie gleichwohl nötig, und so formten sich mitunter regelrechte „Dolmetscherketten“, die nicht nur teuer waren, sondern manchen Ausgangstext durch mehrfaches neues „Übersetzen“ bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten.516 Seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert sind auch sogenannte Geleitsmänner der Pilger belegbar, die zusätzlich zu ihrer Aufgabe der Reiseleitung und Betreuung auch dolmetschten. Neben diesen zumeist professionellen Dolmetschern gab es selbstverständlich immer wieder mehrsprachige Leute, die von Fall zu Fall beigezogen werden konnten. Es blieb aber immer das Risiko, auch an inkompetente Leute zu geraten oder gar keinen Sprachmittler zu finden.517 Insgesamt ist „die Bedeutung von Wallfahrten, Kreuzzügen und anderen Wanderungsbewegungen […] für die Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit“ und insbesondere für die Dolmetscherthematik schwer einzuschätzen. Vor allem diejenigen, „die sich nur vorübergehend (in Syrien und Palästina) aufhielten, hatten wohl meist kein Interesse und wohl noch weniger Gelegenheit zum Erlernen der Landessprache“. Sie waren auf die Hilfe von Dolmetschern angewiesen und auf zweisprachige Glossare, die seit dem ausgehenden Mittelalter „zunehmend Verbreitung fanden“,518 aber mit ihrem Minimalsprachschatz zu regelrechter Kommunikation niemanden befähigten. Ansätze für kulturellen Austausch bot demnach ausschließlich der Rückgriff auf Dolmetscher, deren Zahl und Bedeutung gleichwohl sehr eingeschränkt waren.519
VII. Allgemeine Rahmenbedingungen für Dolmetscher VII. 1 Konsekutivdolmetschen und seine theoretische Rechtfertigung
Dolmetschen erfolgt im Regelfall in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Sprechertext, zwar nachträglich leicht versetzt, aber doch in angestrebter annähernder Gleichzeitigkeit zum vorgegebenen gesprochenen Text.520 Dieses Postulat erfordert als Grundbedingungen hohe Sprachkompetenz, schnelle Auffassungsgabe und ansprechendes intellektuelles Verständnis. Sieht man von dem kaum erreichbaren Idealbild einmal ab, so bleibt als Konstante, daß der Dolmetscher dem gesprochenen Wort folgt. Dann spricht man konsequenterweise von konsekutivem Dolmetschen. Allerdings gibt es in der Praxis vielfältige Verfahrensweisen, aber auch unterschiedliche Bedürfnisse der Adressaten. Gemeint ist etwa die mündliche Wiedergabe in kurzen und sehr kurzen Textabschnitten, fast von Satz zu Satz mit entsprechend häufigen Unterbrechungen im Redetext des Sprechers oder in größeren Textblöcken, deren korrekte Wiedergabe größere intellektuelle Ansprüche stellen konnte. Insofern spielt neben Sprachkompetenz das eigene Verständnis und ggf. die Fähigkeit zu komprimierender, korrekter Wiedergabe eine wichtige Rolle. Sogenanntes Simultandolmetschen im strengen und eigentlichen Sinne gibt es erst seit etwa den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Zuvor dominierte das konsekutive Verfahren mit seinen vielfältigen Abstufungen. Eine angestrebte Gleichzeitigkeit erreichte allenfalls das sogenannte Flüsterdolmetschen, für das aber keine Belege aus dem Mittelalter vorliegen. Das grundsätzliche Problem, ob der Dolmetscher eng an die Sprachvorgabe orientiert dolmetschen soll oder ob er betont sinngemäß vorgehen darf und dabei das gesprochene Wort auch verkürzend, in konzentrierter oder gar verständlicherer Weise wiedergeben darf oder soll, sei noch einmal aufgegriffen. Es läßt sich gewiß ausfächern, doch mag es genügen, die Kernfrage anzuschneiden und mittelalterlichen Belegen zu folgen. In der bisherigen Darstellung ist die Nähe des Dolmetschens zum Übersetzen wiederholt betont worden, so daß es kaum überraschen wird, wenn die fast ausschließlich zum Übersetzungswesen vorliegenden theoretischen Äußerungen hier mindestens partiell auch auf Bereiche der mündlichen Kommunikation bezogen werden können. Am kürzesten läßt sich das Problem umschreiben mit Alternativen wie: Texttreue oder Ele-
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Allgemeine Rahmenbedingungen für Dolmetscher
ganz? Wiedergabe der Wörter oder Aufgreifen des ideellen Gehalts ? Ad verbum oder ad sensum?521 Einer der großen Gelehrten des 12. Jahrhunderts, der „weder dem geistlichen Stande angehörte, noch an einer hohen Schule lehrte, sondern als Richter in einer italienischen Commune wirkte“, war Burgundio von Pisa.522 Dieser Gelehrte hat biblische Texte, Schriften von Kirchenvätern und sonstige theologische Traktate, aber auch philosophisch-anthropologische Abhandlungen, Rechtstexte u. a. m. aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt.523 Seinen Zeitgenossen galt er „als Autorität für das Griechische“,524 und sein Grabstein rühmte ihn als optimus interpres. Im Vorwort einiger Übersetzungswerke verfocht Burgundio entschieden die Methode einer Wiedergabe de verbo ad verbum, also das „Prinzip wörtlichen Übersetzens“.525 Streng nach der Wortfolge sei zu übersetzen, auch wenn die Grammatik dem mitunter entgegenstehe. Burgundio knüpfte mit dieser Auffassung an ältere Vorbilder an, beachtete auch Kaiser Justinians entsprechendes Gebot für Übertragungen der Digesten in das Griechische und umgekehrt griechischer Rechtstexte wie der Novellen in das Lateinische. In der „Einleitung zu seiner Übersetzung der Homilien über das Johannes-Evangelium von Johannes Chrysostomus“526 hat Burgundio eine große Reihe von Autoritäten aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen benannt und seine „Methode wörtlichen Übersetzens ausführlich begründet“.527 Freilich hatte er die schriftliche Übersetzung vor Augen, und es ist hier vorrangig zu fragen, ob deren Methodenwahl auch für die mündliche Vermittlung, speziell das Dolmetschen, Gültigkeit besitzt. Denkt man an umfangreiche lateinische Urkundentexte, die mitunter aus einer einzigen großen Satzperiode bestehen und die in der Regel öffentlich verlesen wurden, wobei man sich diesen Vorgang auch als streng konsekutives Dolmetschen vorstellen kann, ggf. auch als doppeltes lateinisches Lesen und nachheriges volkssprachliches Übersetzen, dann leuchtet die Methode des de verbo ad verbum unmittelbar ein. Gegen eine strikte Trennung schriftlicher Übersetzung von mündlicher Wiedergabe/Dolmetschen, die beide unterschiedlichen Methoden zu folgen hätten, spricht eine Äußerung Anselms von Havelberg, die Peter Classen in seiner Abhandlung über Burgundio von Pisa erwähnt. Danach hätte Anselm in der nachträglichen Aufzeichnung seiner Dialoge, die übrigens in Burgundios Beisein stattgefunden hatte, seinem „griechischen Partner Niketas eine Übersetzung de verbo ad verbum“ vorgeschlagen, dieses selbst jedoch abgelehnt: huiusmodi loquendi usum non habeo et preterea suspecta est mihi talis interpretatio, quia capi possum in verbo.528 Anselm meinte, die zu fertigende Übersetzung solle „die Reden sinngemäß zusammenfassen und deuten“. Dies
Konsekutivdolmetschen
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entsprach demnach nicht der Überzeugung des Pisaners, doch ist mit den in diesem Zusammenhang bezeugten Alternativmethoden die mündliche Vermittlung, der loquendi usus, eben das Dolmetschen unzweifelhaft gemeint. Insofern ist ein kostbarer Hinweis vorhanden, der durchaus eine Verallgemeinerung für die im Mittelalter üblichen Übersetzungs- wie auch Dolmetschmethoden zuläßt. Die unterschiedlichen Auffassungen, ob Übersetzen und Dolmetschen Wort für Wort erfolgen solle oder die sinngemäße Zusammenfassung und Deutung des geredeten Textes vorzuziehen sei, blieben bestehen, auch ist die angesprochene Alternative nicht zu strikt zu nehmen. Denn mancher mag sich gewünscht haben, daß vorzugsweise sein eigener Dolmetscher beide Methoden beachte, damit er selbst hinreichend Gehörtes und Erschlossenes vergleichend verstehen könne. Das angedeutete Problem anzuwendender Alternativen beim Dolmetschen hat im beginnenden 16. Jahrhundert auch Willibald Pirckheimer beschäftigt. Im Widmungstext seiner Übersetzung einer Schrift von Plutarch aus dem Jahre 1519 hat er die Zusammenhänge erläutert und für das Sinngemäße sowie der eigenen Sprache Angemessene Klarheit, Lauterkeit und Erkennbarkeit von sprachlichen Zugeständnissen gefordert. Pirckheimers Ausführungen lohnen die Lektüre, er schreibt: „Es hat E.G. zum öffternmal von mir gehöret, daz mein es Bedunckens möglich sey, alle Ding, so in einer Sprach geschriben sein in ein andere verstendlicher Weiß zu bringen, unangesehen, daß ihr etlich vermeinen unmöglich zu sein, das Latein vollkommen in das Teutsch zu verwandeln. Aber nach meinem Geduncken kompt solcher Irrsal auß derselben Unverstand, oder daß sie dem lateinischen Buchstaben zu genau anhängig sind, mer jren Fleiß auff zierliche Wort, dann den rechten Verstand wenden. Auß dem folget offt, daß solche Verdeutscher selbst nicht vernemmen das, so sie andern zu verstehen geben sich unterstehen, unnd so solches beschicht, wöllen sie ihr Ungeschicklichkeit damit verdecken, als solt sich das Lateinisch mit dem Teutschen gar nicht vergleichen. Aber dem ist die Wahrheit nicht also, thut aber not einem jeglichen, der eine Sprach in die ander verkeren will, daß er allein den Sinn, unangesehen der Wort, in die Sprach, die er vor ihm hat, clar, lauter und der maß verendere, daß ein jeglicher, derselben Sprach verstendig, das, so verkeret ist, leichtlich verstehen möge.“529 Mit der Forderung eines Übersetzens de verbo ad verbum als Grundprinzip oder aber nach dem Sinn sind zugleich Grundprinzipien des Dolmetschens angesprochen, die je für sich individuelle Abweichungen erlaubten. Zwei Pro-
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Allgemeine Rahmenbedingungen für Dolmetscher
blembereiche seien zunächst angesprochen, die zwar nachgeordnet, aber nicht unerheblich sind. Konrad von Megenberg (1309–1374) beispielsweise begnügte sich für das Übersetzen nicht damit, „einen Text der Universalsprache Latein in die Partikularsprache des Volkes zu übertragen, sondern Wissen, das in lateinischer Sprache vorgeformt ist, in rehter rede auf Deutsch zu sagen“.530 Dies ist nach Georg Steer „eine Theorie des Übersetzens, die sich kaum von der Martin Luthers unterscheidet“.531 Da für solches Übersetzen eine vollkommene Beherrschung des Lateinischen wie der Volkssprache bzw. des Deutschen erforderlich ist, ergibt sich nahezu zwangsläufig, derartige sprachliche Perfektion bei fast allen Dolmetschern bzw. für den Bereich der mündlichen, zeitlich eng bemessenen Kommunikation als nicht gegeben anzusehen. Damit ist indes ein Qualitätsrahmen angedeutet, der auch für einen zweiten Aspekt gelten kann. Ob nämlich der Dolmetscher, und dabei kann nur der gebildete und ausgebildete Spezialist gemeint sein, bei seiner Tätigkeit die besonderen geistigen Fähigkeiten seines (seiner) Adressaten beachtete und gar berücksichtigte, ist nicht bekannt. Auch sein Pendant, der Übersetzer oder schriftlicher Kommunikation Verpflichtete, tat dies höchstens im Einzelfall. Bei sozusagen normalem Dolmetschen trat das Problem wohl stets in den Hintergrund, weil jeder Adressat, der ja zugleich Auftraggeber war, zufrieden war, wenn ihm Fremdsprachiges zugänglich gemacht wurde. Dabei dominierte ganz gewiß das Dolmetschen aus der jeweiligen Situation heraus und der improvisierte Zugriff auf Dolmetscher ad hoc. Bislang ist das Problem von mancherlei Unübersetzbarkeit ausgeblendet worden, also die Frage nach zwingenden Hinderungsgründen für diese oder jene Wiedergabe. Damit ist die Tatsache gemeint, daß unterschiedliche Kulturbereiche oft über spezielle Ausdrucks- und Sprachprägungen verfügen, die sich in anderen Sprachen überhaupt nicht oder mindestens nicht adäquat wiedergeben lassen. Anastasius Bibliothecarius, zeitweilig Kanzler und Archivar der Römischen Kirche, hat im 9. Jahrhundert das Problem solcher Unübersetzbarkeit angesprochen. Er verfocht die Methode des verbum e verbo, meinte aber, solche Übersetzung müsse den Ausdrucksmöglichkeiten der lateinischen Sprache angepaßt werden.532 Auch dabei sah er Schranken, wenn er nämlich ausdrücklich den Vorbehalt der grundsätzlichen Unübersetzbarkeit machte: „Soweit es die lateinische Sprache erlaubt“ (quantum idioma Latinum permisit).533 Vor Augen hatte Anastasius Bibliothecarius gewiß manchen Kollegen, der wie beispielsweise Hilduin oder Johannes Scotus (Eriugena) wortgetreue Übersetzungen angefertigt hatte, die bis zur Unverständlichkeit reichten.534 Im Hinblick speziell auf das
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Dolmetschen wird sich das angesprochene Dilemma freilich weniger folgenschwer ausgewirkt haben, weil des Dolmetschers Eingriff in einen grundsätzlichen Dialog die Korrektur von Mißdeutungen, Mißverständnissen oder Fehlern leichter und auch unmittelbarer ermöglichte. Damit dürften die häufigsten Schwierigkeiten angesprochen worden sein, doch blieb im Grundsätzlichen das Problem partieller Unübersetzbarkeit. Notker von St. Gallen (840–912) mag als Zeuge dafür gelten. Zwar bezieht sich der Mönch direkt auf die ihm vorliegende Schriftlichkeit, doch dürfte die ihn beschäftigende Problematik sich mit Sicherheit auch bei mündlicher Wiedergabe ergeben. Notker erzählt in seinen Gesta Karoli, wie Ludwig (der Deutsche) als Kind seinem Großvater Karl dem Großen vorgestellt wurde. Diesem habe der Junge so imponiert, daß er eine Weissagung (praesagium) riskierte. Nach Notker Balbulus „tat [der Kaiser] etwa folgende Äußerung: Wenn dieser Knabe am Leben bleibt, wird er etwas Großes sein. Diese Worte [schreibt Notker] habe ich dem Ambrosius entnommen, weil man das, was Karl gesagt hat, nicht genau ins Lateinische übertragen kann“ (quia Karolus quae dixit, non possunt examussim in Latinum converti).535 Nicht diskutiert wurde im Mittelalter offenbar die Frage, ob und vor allem wieviel Textsubstanz beim Dolmetschen verloren ging.536 Dabei dürfte das grundsätzliche Problem durchaus bekannt gewesen sein. Die Suche nach qualifizierten Dolmetschern unterstreicht in Teilen eine solche Annahme. In dieser Frage wird man allerdings stark differenzieren müssen: sozusagen objektive Materialverluste bei großer und erst recht übergroßer Sprechfülle, Erinnerungsverluste unterschiedlicher Intensität, sich jäh aufzeigende Übermittlungsdefizite wegen mangelnder Sprachkompetenz und zwar aktiver wie passiver Art, Konzentrationsschwächen und manches mehr, gewiß auch das oft gespürte Unvermögen, bestimmte Sachverhalte adäquat wiedergeben zu können. Das bereits angesprochene Problem einer Unübersetzbarkeit oder einer nur eingeschränkten Wiedergabemöglichkeit (quantum idioma Latinum permisit) trat mit Gewißheit hinzu, wurde aber allenfalls andeutungsweise thematisiert. Vermutlich wurde aber die grundsätzliche Inkongruenz vieler lateinischer und volkssprachiger Begriffe durchaus als solche empfunden.537
VII. 2 Die Frage der Verläßlichkeit und ggf. von Sanktionen
Die Frage der Verläßlichkeit bzw. das Zuverlässigkeitsproblem bei Dolmetschern eigens anzusprechen, ist nicht unbedingt nötig. Doch gibt es neben
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Allgemeine Rahmenbedingungen für Dolmetscher
überwiegend guten Erfahrungen auch schlechte. Damit sollen gewiß nicht Fragen einer mitunter unzureichenden Sprachkompetenz angesprochen werden, es sollen auch nicht „einseitige und durch das Dolmetschen verderbte historische Überlieferungen“ näher diskutiert werden, die beispielsweise durch einen fremden Informator vermittelt wurden.538 Durch Dolmetscher verderbte Texte mag es relativ oft gegeben haben, aber sie waren nicht die einzigen, denen solches zur Last zu legen ist, und eigentlich ist bei dieser Spezialfrage schon die Grenze von mündlich vermittelnder Kommunikation (Dolmetschen) zur schriftlichen Fixierung (Übersetzen) überschritten. Denkt man an eidliche Verpflichtungsformen für Dolmetscher und auch an Strafandrohungen, so rückt korrektess Verhalten in den Mittelpunkt unserer Erörterung. Von grundsätzlichem Mißtrauen spricht bereits Kaiser Justinians Erklärung, „die ganz streng wörtliche, auch die Wortfolge der Vorlage genau einhaltende Übersetzung κατα πóδα sei die einzige zulässige Art“,539 die Digesten ins Griechische zu übertragen. Festzuhalten bleibt aber immer, daß Dolmetscher allenthalben eine wichtige Hilfe zur Bewältigung sprachlicher Kommunikationsprobleme waren. Dies galt insbesondere für sprachlich hervorragend qualifizierte Personen, weil dann eine größere Verläßlichkeit bei der Vermittlung gegeben war. Allerdings förderte man solche Zuverlässigkeit durch bestimmte Maßnahmen, zu denen der Eid bzw. die Vereidigung in erster Linie gehörten. Es mag offenbleiben, ob bei der Mehrzahl schlechter oder falscher Wiedergaben vorgegebener Texte die jeweilige Unzulänglichkeit des interpres ursächlich war. Als aber Kaiser Konstantinos V. um das Jahr 765 an den fränkischen König Pippin Briefe übersandte, erhob er den Vorwurf, „die leute, welche am fränkischen hofe die briefe des K[aisers] zu übersetzen hätten, seien bestochen und berichteten anderes, als in den briefen wirklich stehe“, und: „der päpstliche primicerius und consiliarius Christophorus habe an den K. namens des papstes wegen der bilder vorstellungen gerichtet, zu denen er vom papste nicht ermächtigt gewesen sei, und habe den gesandten Pippins einen ganz anderen text vorgelesen als den wirklich abgesandten“.540 Ob die Vorwürfe Konsequenzen zeitigten, ist nicht bekannt. Schwieriger ist die Schuldfrage zu beurteilen, wenn später Konstantin Porphyrogennetos „einseitige und durch das Dolmetschen verderbte historische Überlieferungen eines ungarischen Informators vermittelt“.541 Wenig belegt ist das Phänomen der Bestrafung für nicht korrektes Dolmetschen durch den eigenen Herrn bzw. Auftraggeber. Hier wären kontrollierende Personen, die ihrerseits hinreichend sprachkundig waren, ohne jedoch direkt als Dolmetscher eingesetzt werden zu können, notwendig gewesen oder entspre-
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chende Sprachkenntnisse des Herrn selbst, der Fehler erkannte. Direkte Belege für all diese Erscheinungsformen fehlen weithin. Eine Ausnahme gibt es 1403 in Reval. Hier behauptete der Kaufmann Johann Wrede vor dem Rat der Stadt, ein Handelsbrief sei falsch übersetzt worden, woraufhin die sofortige Bestrafung des Dolmetschers Hans Dürcop erwogen wurde: Unde wer he irst unrecht getolket. men zolde den tolke de tunge mit der wortelen afsnyden […].542 Es gibt aber auch Hinweise indirekter Art. Hierzu gehört bereits ein grundsätzliches Mißtrauen, von dem der Perser Nizamulmulk (1018–1092) in seinem berühmten „Buch der Staatskunst“ berichtet: Danach habe ein schwerhöriger König befürchtet, daß ihm bei der Ausübung seiner eigenen Richterpflichten die beigezogenen Dolmetscher die jeweiligen Beschwerden nicht richtig darlegten. In etwas komplizierter Weise suchte er einen praktikablen Ausweg, bei dem Dolmetscher nicht beigezogen wurden.543 Nizamulmulks Verhalten erinnert daran, daß man von Wilhelm dem Eroberer berichtet, er habe Englisch lernen wollen, damit er „ohne Dolmetscher die Beschwerden des unterworfenen Volkes verstehen könne“ (sine interprete querelam subiectae gentis posset intelligere).544 Auffällig ist die offene Angst eines Dolmetschers, der in die Zwickmühle doppelter Loyalität geriet. In der ungarischen Legenda minor des Hl. Gerhard wird erzählt, daß nach dem Tode des heiligen Königs Stephan der heilige Diözesanbischof den neuen König Petrus krönen sollte, gegen diesen aber starke Vorbehalte hatte. So sprach er von der Kanzel „durch einen Dolmetscher den König furchtlos an“.545 Der Bischof redete offensichtlich Latein, das nur wenige, darunter immerhin seine Freunde verstanden. Sie aber waren entsetzt und „bedeuteten dem Dolmetscher, er solle schweigen; dieser gehorchte aus Furcht. Der Hirte aber mahnte und drängte den widerwilligen Sprachmittler mit folgenden Worten: ‚Fürchte Gott, ehre den König, gib die väterlichen Worte bekannt!‘ Endlich überwand sich der Dolmetscher, den Ausspruch des Hirten zu verkünden, was dem König große Furcht einjagte.“546 Als die vermutlich noch im 11. Jahrhundert entstandene Legenda minor im 14. Jahrhundert zur Legenda maior etwas ausgemalt wurde, trat des Dolmetschers Zwangslage noch deutlicher hervor. „Der gute Hirte aber bemerkte“, so heißt es jetzt, „daß der Dolmetscher vor Angst zitterte und schalt ihn daher laut mit den Worten […].“547 Die laute Schelte wirkte, sie linderte aber wohl auch des Dolmetschers (vermeintliche) Verantwortlichkeit. Im Jahre 1054 kam der Kardinalbischof Humbert von Silva Candida mit Friedrich, dem Kanzler der römischen Kirche, und dem Erzbischof Petrus von Amalfi in heikler Mission nach Konstantinopel. Es ging um den Versuch einer Kirchen-
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einigung,548 was indes gründlich und schicksalsschwer mißlang. Die römischen Gesandten hatten nämlich durch die Niederlegung der dem Patriarchen geltenden Exkommunikationsurkunde auf dem Hauptaltar der Hagia Sophia den Bruch entscheidend vertieft. In unserem thematischen Zusammenhang ist erwähnenswert, daß der byzantinische Kaiser zuvor schon alle dicta et scripta der Gesandten, die mit Vorwürfen gegen die Griechen und ihre Kirche gefüllt waren, ins Griechische hatte übersetzen lassen. Anders hätten diese Aussagen offenbar nicht rezipiert werden können. Interessant ist, daß vom Übertragen mündlicher und schriftlich verfaßter Vorwürfe die Rede ist, die auch entsprechend mündlich gedolmetscht und teils schriftlich übersetzt, anschließend sogar archiviert wurden. Ausdrücklich wird von interpretes Latinorum gesprochen, einem Paulus und seinem Sohn Smaragdus, beide wohl kaum geistlichen Standes. Denn als man sich in Konstantinopel über die Bannbulle empörte, sah sich der Kaiser genötigt, den Aufruhr des Volkes zu besänftigen. Da er offenbar den diplomatischen Status der Legaten nicht anzutasten riskierte, ließ er die Dolmetscher dieser diplomatischen Delegation mißhandeln bzw. prügeln und scheren. Sie ihrerseits galten als Instrumente und genossen keinen diplomatischen Schutz.549 Eine ‚bewährte‘ Methode war es ohnehin, die Instrumente zu strafen, wenn man sich an deren Handhabern nicht rächen durfte oder konnte. Das Bild vom Esel, dessen Sack man schlägt, obwohl man ihn selbst meint, ist uns vielleicht geläufiger. Gewiß untypisch ist die Tötung eines Dolmetschers, wie es im 13. Jahrhundert bei den Mordvinen oder Tataren geschah.550 Dieser war zur Erkundung des Schicksals eines Mitbruders von Dominikanermönchen ausgesandt worden, also eher als Bote bzw. als Erkundender denn als Dolmetscher fungierend. Diese Nachricht ist in ihrer allgemeinen Bedeutung schwer zu beurteilen, denn mancher freiwillige oder gezwungene Führer durch feindliches oder unbekanntes Land fungierte gleichzeitig als Sprachmittler, mitunter speziell als Dolmetscher. Bei Mißerfolgen, Verirrungen oder anderen Widrigkeiten mochte er dann aber zum Verräter werden und sich gar als ein solcher behandelt sehen. Sein Schicksal wäre dann in den meisten Fällen wohl nur sekundär der Dolmetschertätigkeit zuzuschreiben. Insofern ergeben sich Schwierigkeiten in der Beurteilung bereits der Einzelfälle. Verallgemeinernd läßt sich allerdings ein grundsätzliches Risiko erkennen. Mitunter bleibt auch offen, ob bei dem Verdolmetschen theologischer Aussagen auftretende Schwierigkeiten bzw. Ungenauigkeiten durch Unzulänglichkeit des Interpreten oder absichtlich bedingt waren, weil der Dolmetscher beispielsweise seinen heidnischen Grundüberzeugungen verhaftet blieb. Bei der Missionisierung der Prußen gibt es solche Beobachtungen.551 Es handelt sich dabei um eine leichtere Form der Unzuverlässig-
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keit, bei der man böse oder konträre Absichten nicht unterstellen muß. Rubruk hat im Orient allerdings schlechtere Erfahrungen gemacht. So war „sein Dragoman nur imstande […], ein Gespräch über Dinge des täglichen Lebens und Verkehrs zu übersetzen. Der Dolmetscher bat selbst Rubruk, sich seiner Mithilfe nicht zu bedienen, wenn er über religiöse Dinge reden wollte.“552 Hier spielt allerdings nicht die partielle Inkompetenz des Dolmetschers die entscheidende Rolle, sondern sein reflektiertes Verweigern, das ggf. auch Rückwirkungen aus der nichtchristlichen Umwelt fürchtete. Bisher ist die Frage der Verläßlichkeit strikt auf den Dolmetscher bezogen worden, was gewiß plausibel und sachgerecht ist. Andererseits wäre es auch interessant zu erfahren, ob Dolmetscher ungeachtet individueller Fehler bei ihrer Aufgabenbewältigung sich ihrerseits einigermaßen auf ihren Auftraggeber verlassen konnten. Zu einem solchen Vertrauensverhältnis mußte beim Auftraggeber die Einsicht gehören, daß sprachliche Vermittlung auch objektiv sehr schwierig sein konnte, so daß fehlerfreies Dolmetschen immer anzustreben, oft jedoch schwerlich erreichbar war. Ohnehin dürfte der Fremdsprachenunkundige kaum perfekte Beurteilungsmaßstäbe für die Wertigkeit des Vermittelten besessen haben. Über die angeschnittene Frage hinaus gäbe es weitere Probleme, die man aber als Historiker nur mit Textzeugnissen verknüpft und belegt näher erörtern sollte. Angedeutet sei indes ein weiter Beurteilungsspielraum, der aus einer fast anderen Welt überliefert ist. Im Babylonischen Talmud sagt R. Abahu u. a.: „Zuerst glaubte ich, dass ich demütig sei, als ich aber sah, wie R. Abba aus Âkko eine Meinung sagte und sein Dolmetsch eine andere Meinung sagte und er es ihm nicht übel nahm, fand ich, daß ich nicht demütig bin.“553 Gemeint ist hier ein Dolmetscher, der den Vortrag des Gelehrten dem Publikum mit persönlicher Note übermittelte. In mancher Hinsicht wird so ein menschlicher Aspekt deutlich, der über das bloß Technische der Tätigkeit und den instrumentalen Bezug erheblich hinausreicht.
VII. 3 Zum Anforderungsprofil
Die Frage nach dem Anforderungsprofil für Dolmetscher steht einerseits vor großen Schwierigkeiten, andererseits ist sie sehr einfach dahingehend zu beantworten, daß der Interpres fremdsprachliche und im allgemeinen unverständliche Äußerungen Dritter in der eigenen Sprache seines Auftraggebers wiederzugeben hatte. Dabei ist ein notdürftiges Stammeln ggf. ebenso wichtig gewesen
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wie eine gekonnte, flüssige Wiedergabe. Wichtig war vor allem die Übertragung des für eine Seite Unverständlichen. Allerdings gab es gewiß eine Fülle von Abstufungen beim Dolmetschen von einer in die andere Sprache, so daß die Frage nach der Wertigkeit des Übertragenen grundsätzlich müßig ist, weil zu viel differiert. Konzentriert man sich auf relevantere Lebensbereiche bzw. Kommunikationsebenen, so dominiert der geübte, ggf. auch speziell ausgebildete Dolmetscher, der seiner Aufgabe recht regelmäßig nachkommt. Mindestens für solche Spezialisten ist dann die Frage nach dem Anforderungsprofil angebracht, die allerdings eine relative Auswahlmöglichkeit unter mehreren qualifizierten Leuten impliziert. Wie bei so vielen der uns interessierenden Fragen rund um das Problem des Dolmetschens und der Dolmetscher ist die Überlieferungslage schlecht. Auf Grund seltener Einzelangaben verstärkt sich aber der Eindruck, daß Dolmetscher vor allem „treu“ oder „getreu“ übersetzen sollten. Dies ist mit Sicherheit das wichtigste Qualifikationskriterium gewesen. Die Rede ist vom fidelis interpres, vom fideliter referre o. ä. Bei Ekkehard IV. von St. Gallen aber wird König Otto II. als fidus interpres gerühmt,554 womit der Autor einen Begriff aufnimmt, den Horaz in seiner Ars poetica sehr prägnant verwendete.555 Der fidus interpres ist im Verlauf des Mittelalters zum Topos vom getrüwen tolmetsch geworden, der nicht wort gegen wort, sondern sine gegen aim andern sine vergleiche. Diese bei Niklas von Wyle (um 1415–1479) vertretene Auffassung bezieht sich allerdings auf den Bereich schriftlicher Übersetzungstätigkeit,556 und meint vorrangig Texttreue, Zuverlässigkeit gegenüber dem Text, während bei dem „treuen Dolmetscher“ auch der Bereich persönlicher Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Lauterkeit mitangesprochen ist. Der allgemeine Eindruck von geforderter Verläßlichkeit und Treue läßt sich durch einen Einzelbeleg erhärten. Aus einer päpstlichen Instruktion vom 18.12.1278 geht hervor, daß Papst Nikolaus III. einem Legaten, der wegen wichtiger Verhandlungen ad partes Alamanie entsandt wurde, gestattete, aliquem vel aliquos religiosos vel seculares fideles als interpretes heranzuziehen, weil er selbst die Sprachen in den deutschen Gebieten nicht kenne, für die anstehenden Verhandlungen deren Kenntnis jedoch notwendig sei (quia diversos tractatus negotia ipsa requirunt et tu idyomata partium earundem ignoras).557 Als Dolmetscher kamen für den päpstlichen Legaten wohlgemerkt auch weltliche Personen in Frage, offenbar gleich welchen Ranges und Standes, so wie bei kirchlichen Interpretes. Der Legat sollte die Dolmetscher eidlich verpflichten, ihm selbst und seinen Verhandlungspartnern getreulich zu referieren und zu erklären (fideliter referant et exponant). Gemeint ist gewiß die getreue Wiedergabe, wobei offen bleibt, in welchen Intervallen gedolmetscht, ob paraphrasiert oder Wort für
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Wort die jeweiligen Beiträge wiederzugeben wären. Allerdings ist auch mit dem Übersetzen schriftlicher Traktate zu rechnen, was im vorliegenden Falle für fließende Übergänge bei der Wiedergabe mündlicher wie schriftlicher Kommunikation spricht. Bedeutsam ist bei dem verlangten Verpflichtungs- und Verschwiegenheitseid schließlich die Forderung nach strikter Vertraulichkeit und Verschwiegenheit – quod illa, que secreto tenenda fuerint, per eosdem iuratos aliis nullatenus detegantur.558 Das Vertraulichkeitsgebot dürfte in der Mehrzahl aller Anwendungsfälle elementar gewesen sein. So sind entsprechende Sprachkompetenz, Übersetzungstreue und Vertraulichkeit wie Verschwiegenheit als unabdingbare Elemente des Anforderungsprofils eindeutig zu erkennen. Recht häufig belegt ist das Postulat „getreuen“ Dolmetschens. Mit dem Attribut klingt zugleich der Spielraum an, der dem Dolmetscher offen steht bei seiner Tätigkeit. Gemeint sind damit nicht nur die qualitativen sprachlichen Möglichkeiten einzelner Individuen, sondern vor allem sollen die Interpretationsspielräume bei der mündlichen Wiedergabe fremdsprachlicher Äußerungen angedeutet werden. Rainald von Dassel beispielsweise gab den lateinischen Text des Papstbriefes 1157 in Besançon „ziemlich“ bzw. „hinreichend“ getreu wieder ( fida satis interpretatione).559 Im Jahr darauf wurde Friedrich Barbarossa in Augsburg ein Brief Hadrians IV. von päpstlichen Gesandten überreicht, den der Kaiser an Bischof Otto von Freising weitergab ad legendum simul et interpretandum. Vielleicht lag es daran, daß Otto von Freising nach eigenem Bekunden besonders tiefen Schmerz (singularem dolorem) über den Streit zwischen regnum und sacerdotium empfand, wenn er den Brief vorlas und „in wohlwollender Weise“ bzw. „in gütiger Übersetzung“ (benigna interpretatione) erläuterte.560 – Selbst bei der Wiedergabe von Papstbriefen ergibt sich demnach eine qualitative Differenz zwischen benignus und satis fidus. Auf anderen Feldern dürften manche Unterschiede gravierender gewesen sein. Eine interessante Beobachtung sei noch hinzugefügt. Das als „gütig“ übersetzte Adjektiv benignus verwendet Friedrichs I. Kanzlei in einer Urkunde für Speyer vom 27. Mai 1182.561 Bezug genommen wird in ihr auf das kaiserliche Gesetzgebungsrecht und des Kaisers Pflicht, strittige bzw. zweifelhafte Dinge benigne zu interpretieren. Übernommen ist diese Vorstellung aus dem Codex Justinians. So ergibt sich der bemerkenswerte Zusammenhang einer Ausübung herrscherlicher Pflicht, wenn von einer benigna interpretatio die Rede ist. Die Wiedergabe des Papstbriefes in Augsburg durch Bischof Otto von Freising war „pflichtgemäß korrekt“ bzw. sogar „pflichtgemäß wohlwollend korrekt“. Umge-
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kehrt wird damit deutlich, daß Rainalds von Dassel fida satis interpretatio (gerade noch hinreichend getreu) des Papstbriefes in Besançon von Rahewin erheblich kritischer beurteilt wird, als es der erste Anschein glauben machen will. Ob zum verläßlichen bzw. sprachlich getreuen Dolmetschen auch sozusagen fachsprachliche Qualifikation gefordert wurde oder mindestens verlangt werden konnte, läßt sich kaum sagen. Beachtenswert sind immerhin formulierte Erkenntnisse von Reisenden und Missionaren im Orient, daß ihre Dolmetscher zur Wiedergabe theologischer Fragen und Aussagen nicht in der Lage waren, daß sie nahezu versagten.562 Solche Nachrichten lassen sich als Indizien werten, doch beschränken sie sich auf christliche theologische Themen und die dazu gehörige „Fachsprache“. Zu den Anforderungen an Dolmetscher gehört auch deren Verschwiegenheit. Sofern sie nahezu ausschließlich als sprachliche Vermittlungsinstrumente verstanden wurden, wird das umfassende Schweigegebot als selbstverständlich gegolten haben. Ob aber Dolmetscher durchgängig schwören mußten, verschwiegen zu sein, wie es bei den seit dem 12. Jahrhundert in Europa belegten Herolden der Fall war,563 ist nicht erkennbar, wohl aber naheliegend, zumal gewisse Überschneidungen zwischen Dolmetschern und Herolden, die ohnehin zwei- bzw. mehrsprachig sein sollten,564 nicht zu übersehen sind. Dies soll indes hier nicht näher betrachtet werden, zumal das Heroldswesen recht eigentlich ein Phänomen erst des 14. und 15. Jahrhunderts ist.565 Für eidliche Zusicherungen, auch nach beendeter Dolmetschertätigkeit verschwiegen zu bleiben, spricht ebenfalls die bereits erwähnte päpstliche Anweisung aus den Jahren 1278 und 1279, nach der Dolmetscher zusätzlich zur eidlichen Verpflichtung zu getreulicher Wiedergabe schwören mußten, daß sie Verhandlungsgeheimnisse auch später nicht aufdecken würden.566
VII. 4 Fragen der Ausbildung
Woher rührten eines Dolmetschers Fähigkeiten? Wo konnte er gelernt haben? Beide Fragen sind schwer zu beantworten, doch dürfte in aller Regel eine zweioder mehrsprachige Person ggf. als Dolmetscher beigezogen worden sein, ohne daß sich ermitteln ließe, wie diese zur jeweiligen Sprachkompetenz gekommen war. Möglich sind freilich Hinweise in der Art, daß es sich vorzugsweise um Bewohner des Grenzlandes gehandelt habe, die sozusagen von Haus aus zweisprachig waren, oder um solche Leute, die längere oder sehr lange Zeit in einem fremden Sprachbereich sich aufgehalten hatten, so daß zur Muttersprache eine
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zusätzliche Sprache erlernbar und verfügbar wurde. Die Skala solcher und ähnlicher Möglichkeiten dürfte breit sein, doch kann die Frage nach Sprachschulen ein größeres Interesse beanspruchen. Vorausgesetzt wird allerdings ein weites Verständnis von Schulen, was spezialisierte und institutionalisierte Formen selbstverständlich nicht ausschließt. Sie sollten aber eigens nachweisbar sein. Erste Hinweise in der Überlieferung bleiben vage, aber der Frage nach Dolmetscherschulen oder ähnlichen Einrichtungen kann erhöhte Aufmerksamkeit gelten, weil auch Ausbildungsfragen in diesem Zusammenhang eine zusätzliche Bedeutung erhalten. Der Blick darf aber nicht auf Schulen verengt werden, weil Fremdsprachenerwerb auch in sozusagen individueller Form erfolgen konnte, selbst wenn Rahmenregelungen vorlagen wie im Fall des bereits erwähnten Handelsvertrages der Hanse mit Rußland. In einem anderen Fall, der aus dem Frühmittelalter datiert, mag offenbleiben, ob individuelle Fremdsprachenaneignung in gewissen Schulformen erfolgte oder ob der betreffende Klosteraufenthalt eher als Ausgangsbasis für individuelles Lernen genutzt wurde. Hinzuweisen ist etwa auf einen Brief des Abtes Lupus von Ferrières aus dem Jahre 844, in dem dieser westfränkische Abt mitteilt, daß er drei adlige Knaben in das Eifelkloster Prüm schicke, damit sie dort Kenntnis der Germanica lingua sich aneignen und so ihrem eigenen Kloster Ferrières künftig Nutzen bringen könnten: propter Germanicae linguae nanciscendam scientiam.567 Abt Lupus fügte in einem weiteren Schreiben an Abt Marcward 847 hinzu, „daß den heutzutage äußerst notwendigen Gebrauch dieser [Sprache] nur ein Schwachkopf ignorieren könne“.568 Wollte der Abt künftig für sein eigenes Kloster eigene Dolmetscher verfügbar haben oder wollte er von (speziellen) Dolmetschern unabhängig sein? Bemerkenswert bleibt aber auch, daß die Klosterschüler in Ferrières nicht mehr das Althochdeutsche lernen konnten, wohl aber in Prüm. Abt Lupus von Ferrières schickte nach Prüm drei Minderjährige bzw. besser: Knaben oder pueroli. Es besteht Grund zur Annahme, daß er um die besondere Aufnahme- und Lernfähigkeit von Kindern und Jugendlichen wußte, eine Überzeugung, die im Mittelalter mitunter ausdrücklich fixiert wird. Denken wird man dabei vor allem an Karls IV. Regelung in der Goldenen Bulle von 1356, was einer verfassungsrechtlichen Norm entsprach: „Von Ihrem siebenten Lebensjahr an [sollten die kurfürstlichen Prinzen, deren Muttersprache ohnehin das Deutsche war] in der lateinischen, der italienischen und der tschechischen Sprache unterrichtet werden, so daß sie bis zum vierzehnten Lebensjahr, je nach der ihnen von Gott verliehenen Begabung, damit vertraut seien; denn dies wird nicht nur für nützlich, sondern aus obgenannten Gründen für höchst notwen-
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dig erachtet, weil diese Sprachen am meisten für den Gebrauch und Bedarf des heiligen römischen Reiches angewendet zu werden pflegen und weil in ihnen die wichtigsten Reichsgeschäfte verhandelt werden.“569 Denkwürdig ist eine spezielle Nachricht in der Korrespondenz Heinrichs des Löwen. Dieser dankte in einem vermutlich nach 1176 geschriebenen Brief an König Ludwig VII. von Frankreich „für die freundliche Aufnahme des Sohnes eines seiner Vasallen, um dessen Heimsendung er bittet“. Gleichzeitig lädt er den französischen König ein, Jungen zu schicken, wenn er wolle, daß diese sein Land und dessen Sprache kennenlernen (et si quos habetis pueros, quos vel terram nostram vel linguam addiscere vultis, nobis transmittatis).570 In heutiger Terminologie würde man von einer Art Jugendaustauschprogramm sprechen wollen, das der Löwe anbot, auch die Kombination von Landeskunde und Spracherwerb könnte noch immer faszinieren, doch ist unbekannt, ob und welche Resonanz das Angebot erfuhr. Die Überwindung von Sprachhürden war im christlichen Missionsbereich eine nahezu zwingende Notwendigkeit. Der Bremer Domscholaster Adam (gest. um 1081) notiert in seiner Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche, sein Erzbischof Adalbert hätte eine großangelegte Legationsreise durch den Norden beabsichtigt, doch der „kenntnisreiche Dänenkönig“ brachte ihn geschickt davon ab. Er belehrte den Erzbischof, indem er ihm klarmachte, „leichter ließen sich die Barbarenvölker durch Menschen ihrer eigenen Sprache und ähnlicher Lebensart bekehren, als durch Fremde, die ihre Volksbräuche ablehnten. Er brauche nur durch seine Freigebigkeit und Leutseligkeit die Zuneigung und Treue der Männer zu erwerben, die zur Verkündigung des Gottesworts unter den Heiden zur Verfügung ständen.“571 Interessant ist die bei Adam von Bremen herausgestellte Verbindung von Sprachenkenntnis und Wissen um die jeweilige Lebensart, man könnte auch von Mentalitätseinsichten sprechen, fundamental aber ist vor allem die betonte Sprachkompetenz bei beabsichtigter Begegnung mit fremden, heidnischen Völkern. Hier liegt eine allgemeingültige Erkenntnis vor. Im Prinzip ist sie auch bei Ansgar, dem karolingischen Missionar und späteren Erzbischof von HamburgBremen, zu erkennen. Zwar nicht ganz zwingend, aber doch sehr wahrscheinlich ist nämlich die Annahme, daß Ansgar in seiner Missionsschule, die er im flandrischen Kloster Torhout eingerichtet hatte, von der heimatlichen Sprachkompetenz seiner Zöglinge bewußt profitieren wollte. In der Vita Anskarii, die sein Schüler und Nachfolger Rimbert zwischen 865 und 870 verfaßt hat, heißt es, Ansgar hätte „einige junge Nordleute und Slawen gekauft und zur Unterweisung in dieses Kloster geschickt, um sie für den heiligen Streit heranzubilden;
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seine ganze Sorge galt ja der Berufung der Heiden, denen er durch seine Legation helfen wollte“.572 Ungeachtet der Tatsache, daß Ansgars Nachfolger als Abt von Torhout diese Einrichtung partiell mißbräuchlich in Anspruch nahm, ist doch die Missionsschule mit sprachkompetenten Jugendlichen gesichert. Im Falle ihres Missionseinsatzes bei Nordleuten und Slawen waren sie auf Dolmetscher nicht angewiesen. Zu den erschließbaren Fällen gehört die Geschichte Heinrichs von Lettland. Nach einem Selbstzeugnis war er interpres atque sacerdos des Bischofs von Riga und hat in seinem baltischen Wirkungsbereich auch vielfach gedolmetscht.573 Da er mit beträchtlicher Wahrscheinlichkeit aus dem Reich stammte und deutscher Herkunft war, möglicherweise im Magdeburgischen gebürtig, ist nach seinem zusätzlichen Spracherwerb zu fragen. Wo lernte er baltische Idiome kennen und sprechen? Im Winter 1205 (November/Dezember) dolmetschte Heinrich von Lettland bereits in Riga, dürfte aber mit Bischof Albert erst im Frühjahr 1205 angekommen sein. Insofern mag es relativ unwahrscheinlich sein, daß er in der kurzen Zeit mindestens das Lettische gelernt haben könnte. Seine Jugend läßt den Schluß zu, daß Skepsis berechtigt sei, andererseits kann man in jungen Jahren mitunter extrem schnell lernen. Insofern sollte und muß diese Frage offenbleiben. Da Heinrich höchstwahrscheinlich aus dem Augustinerstift Segeberg in Holstein kam, wo er auf Missionsaufgaben und das Priestertum vorbereitet worden war, konzentriert sich unsere Aufmerksamkeit auf Segeberg. Hatte Heinrich hier Sprachunterricht erhalten? Gab es eventuell sogar eine Dolmetscherschule? Falls Heinrich von Lettland tatsächlich längere Zeit in Segeberg aufgewachsen war,574 besteht Grund zur Annahme, daß er mit jungen Slawen, die aus Gefangenschaft bzw. Sklaverei freigekauft worden waren und die man in deutschen Klöstern für Missionszwecke ausbildete, zusammenkam. Sie behielten ihre Muttersprache und lernten Deutsch/Niederdeutsch und Latein. Mindestens von ihrer Ausbildung könnte Heinrich auch als Nichtslawe profitiert haben. In Lettland sprach bzw. dolmetschte Heinrich livisch, lettisch und estnisch.575 Er dürfte Deutsch/Niederdeutsch als Muttersprache gesprochen haben, und sein großes Werk schrieb er in lateinischer Sprache. Woher stammten seine Kenntnisse? Eine Erklärungsvariante soll genannt werden. Paul Johansen hat auf 30 Geiseln Bischof Alberts hingewiesen, die dieser aus dem Baltikum nach Deutschland mitnahm576 – vermutlich für die Dauer von drei Jahren.577 Wurden die Geiseln nach Lübeck gebracht und von dort nach Segeberg? Dort hätten die Geiseln, die durchgängig junge Leute waren, Umgang mit jungen Schülern ha-
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ben können. Zu ihnen mag Heinrich gehört haben. Johansen meint, Heinrich habe hier und in dieser Weise auch Lettisch gelernt. Die erschlossene Segeberger Missionsschule mit besonderer Berücksichtigung der benötigten Fremdsprachenkompetenz dürfte nicht singulär gewesen sein. Zumindest die sprachliche Komponente bei der Heranziehung zu Missionsaufgaben ist schon früh belegt. So hat Papst Gregor der Große (590–604) einst den Priester Candidus beauftragt, in Südgallien pueros anglos zu kaufen, weil sie ganz offenbar für die Mission in Britannien benötigt wurden.578 Diese geplante Britannienmission scheiterte jedoch. Als Beispiele für Klosterschulen, die spezielle Sprachstudien für Missionszwecke pflegten, sind vor allem St. Emmeram in Regensburg, Monte Cassino und wohl auch Segeberg zu nennen. Die genannten Schulen können nur exemplarische Bedeutung haben, denn in manchen Territorien, in denen Landessprache und Sprache der Herrschenden geschieden waren, brauchte man Dolmetscher. Im Land des Deutschen Ordens entspannte sich das Sprachenproblem erst, als einheimischer Pfarrklerus zum Einsatz kam, also Männer, die von Kind an die deutsche und die prussische Sprache verstanden und sprachen. Gelöst waren die Probleme damit aber noch nicht, und bis zur Reformation übersetzten prussische Tolken die Predigten und auch die Einzelbeichte. In größerem Stil versuchte Heilsberg im Ermland das Problem zu meistern, indem dort eine Schule für prussische Jungen eingerichtet wurde, und in ähnlicher Weise unterhielten die Domherren in Frauenburg eine entsprechende Schule. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts hatte diese Domschule Bestand.579 Im europäischen Rahmen ist auch Raymundus Lullus zu erwähnen, der 1275 oder 1276 auf Mallorca ein Kloster insbesondere für Sprach- und Missionsstudien errichtete.580 Berühmt sind schließlich die detaillierten Pläne des Franzosen Pierre Dubois, der in seinem Hauptwerk „De recuperatione Terrae Sanctae“ (um 1306), einer geheimen Denkschrift für den französischen König, ein umfassendes politisches Programm skizzierte. Dabei forderte er auch eine hohe Schule für Dolmetscher, an der vorzugsweise orientalische Sprachen erlernt werden sollten. So könne man die Eroberung des Orients entscheidend fördern.581 In eher summarischer Form sollte noch einmal herausgestellt werden, daß in manchen Klöstern, in denen sich für solche Tätigkeitsbereiche bereits Traditionen herausgebildet hatten, Klosterangehörige wie wohl auch Laien sprachlich unterrichtet wurden und zwar nicht nur in Latein. Vieles spricht auch dafür, daß im 14. Jahrhundert an einigen Universitäten mit Lehrstühlen für fremde
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Sprachen auch Dolmetscher ausgebildet wurden, also nicht nur Spezialisten für Übersetzungstätigkeiten. Fast nichts weiß man von Möglichkeiten, sich sozusagen im Selbststudium mit Hife geeigneter Unterrichtsmaterialien die Voraussetzungen zum Dolmetschen zu erarbeiten bzw. wohl eher, auf bereits vorhandener Sprachgrundlage notwendige fachsprachliche Kenntnisse zu erwerben. Mit dem ältesten italienisch-deutschen Sprachbuch von 1424 liegt ein solcher Fall vor.582 Dieses Sprachdenkmal aus der Feder des Georg von Nürnberg, „der an einer venezianischen Schule“ als Sprachmeister tätig war, scheint vorrangig für italienische Benutzer gedacht gewesen zu sein, die Deutschkenntnisse erwerben wollten. Denken muß man vor allem an venezianische Makler, auf die jeder fremde Händler strikt verwiesen wurde. So mußten autorisierte Makler zugleich als Dolmetscher tätig sein. In der Urkundensprache sei denn auch vereinzelt messeta mit tholomagius gleichgesetzt worden.583 Freilich lehrt das Beispiel Venedigs auch, daß mit der rigorosen Abschirmung von Händlern aus dem Norden in der „ghettoartigen Institution“ des Deutschen Hauses oder Fondaco dei Tedeschi allgemeine Sprachkontakte nahezu unmöglich gemacht wurden und die Zuständigkeit von Maklern/Dolmetschern dann zwangsläufig kaum mehr als ein Notbehelf gegen die verordnete Sprachlosigkeit war. Erwähnt werden soll auch das erste deutsch-katalanische Wörterbuch, das der deutsche Drucker Hans Rosenbach in Perpignan 1502 herausbrachte. Seine Vorlage war ein älteres italienisch-deutsches Wörterbuch, das ins Katalanische übertragen und wohl vorzugsweise von deutschen Kaufleuten, zumal solchen in Barcelona benutzt wurde.584 Vor allem für Kaufleute hat auch Gaspard Hochfeder, der aus Nürnberg stammte und seit 1498 in Metz ansässig wurde, im Jahre 1515 ein spezielles Hilfsmittel gedruckt: ein lateinisch-französisch-deutsches Wörterbuch.585 Für eine gewisse thematische Abrundung sei ein kurzer Blick auf den außereuropäischen Raum gerichtet, der ganz gewiß eine gesonderte Betrachtung verdient. Schon allererste Hinweise sind bemerkenswert und zugleich irritierend. So entstand um die Mitte des 14. Jahrhunderts im Jemen auf herrscherliche Veranlassung mit dem sog. Rasûlid Hexaglot „ein sechssprachiges Lexikon, das in sechs Spalten neben dem Arabischen auch Persisch, Türkisch und Mongolisch sowie Armenisch und Griechisch nebeneinanderstellte“.586 Dieses Hexaglot gehört seinerseits in große Vernetzungsvorgänge, die den mongolisch-asiatischen Raum und gewisse lateineuropäische Entwicklungen linguistisch prägten. Aus dem asiatisch-mongolischen Umfeld stammt auch der Codex Cu-
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manicus, der im Kern 1330 geschrieben wurde und ein vorwiegend für Händler gedachtes lateinisch, persisch und kumanisches Wörterbuch darstellt.
VII. 5 Zum Spracherwerb: Motive und Hemmnisse
Die Vielsprachigkeit auf Erden war nach traditioneller Auffassung eine Strafe für den Hochmut bei dem Turmbau zu Babel. Ob die Menschen außerhalb des biblischen Kontextes den Strafcharakter ignorierten, ist nicht gewiß, daher auch kein spezifisches Hemmnis gegenüber fremden Sprachen, ihrem Erlernen und Praktizieren zu vermuten. Und doch sollte es weit in die Gegenwart reichen, bis man sich „von der biblischen Verunglimpfung der sprachlichen Vielfalt“ verabschiedete „und Babel nicht als Strafe, sondern als ein Geschenk“ begriff.587 Was aber bewog einzelne Menschen im Mittelalter, fremde Sprachen zu erlernen? Die Frage zielt vor allem auf persönliche Motive, schließt aber allgemeinere Antriebskräfte nicht aus. Dies gilt vorrangig für politische Beweggründe, insbesondere solche, die für die Aufrechterhaltung von Herrschaft als nützlich empfunden wurden. Hier ist beispielsweise an Kaiser Karls IV. berühmte Anweisung in der Goldenen Bulle von 1356 zu denken.588 Er war der Auffassung, daß die Kurfürsten angesichts der Vielfalt in Sitten, Lebensweise und Sprache der unterschiedlichen Völker des Reiches selbst sprachkundig sein sollten, „damit sie mehr Leute verstehen und von mehr Leuten verstanden werden, wenn sie bei der Fürsorge für die Bedürfnisse so vieler der kaiserlichen Majestät beistehen und einen Teil ihrer Regierungssorgen tragen“. Motiv und zugedachte Funktion sind eminent politisch und so wichtig, daß der Kaiser es „für höchst notwendig erachtet[e]“, daß die voraussichtlichen Nachfolger dieser Kurfürsten bereits vom siebenten Lebensjahr die politisch notwendigen Sprachen erlernten – neben der „angestammten deutschen Sprache“ Latein, Italienisch und Tschechisch. Karl IV. selbst beherrschte diesen beachtlichen Sprachenkanon, dazu auch perfekt das Französische. Aus seiner Autobiographie geht hervor, daß er früh den eminent politischen Zweck sicherer Sprachbeherrschung erkannt hatte. Als er nach langen Jahren aus der Fremde nach Böhmen zurückkehrte, hatte er, so schreibt Karl selbst in seiner Vita, „die böhmische Sprache […] völlig vergessen“, lernte sie „jedoch nachher wieder, so daß wir sie wie jeder andere Böhme [Tscheche] redeten und verstanden“.589 Für den künftigen König von Böhmen war dies nach Karls persönlicher Auffassung ganz unverkennbar eine unabdingbare Grundvoraussetzung seiner Herrschaft. So zwingend diese Erkenntnis und so imponierend ihre praktische
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Umsetzung durch Karl IV. waren, so isoliert steht dennoch sein Beispiel. Freilich ist nicht auszuschließen, daß mancher und ggf. sogar viele sein Vorbild als verpflichtend empfanden, doch ist dies nicht ausdrücklich belegbar. Selbst für die Erziehung der kurfürstlichen Prinzen ist nicht bekannt, ob die zitierten Anweisungen der Goldenen Bulle von 1356 wirkungsvoll beachtet wurden. Die große politische Bedeutung, die der Sprachbeherrschung in eigenen Herrschaftsgebieten zukommen konnte, ist im negativen Sinne an Karls IV. Vater, König Johann von Böhmen (1296–1346), ablesbar. Der gebürtige Luxemburger hatte 1310 die böhmische Erbtochter Elisabeth geheiratet, war dem Land aber fremd geblieben, zumal er auch die tschechische Sprache nicht schätzte. Recht authentisch berichtet Karl IV. in seiner Autobiographie, „böse und falsche Ratgeber“ hätten seinen Vater vor Machtgelüsten des eigenen Sohnes gewarnt und ihm selbst unter anderem einschüchternd vorgehalten, er habe in Böhmen keine Unterstützung zu erwarten: „Ihr aber seid ein Fremdling“ (vos autem estis advena).590 Es ist müßig, nach weiteren Motivationszeugnissen Ausschau zu halten, denn die Quellen schweigen. Als Ausnahme wird man allerdings vielfältige Anpassungszwänge werten müssen, wenn etwa Ausländerinnen geheiratet wurden und diese ihr Heimatland verlassen mußten. Auf die entsprechende Situation bei einigen Königinnen ist bereits hingewiesen worden. Ansonsten ist es schwer, angesichts einer beachtlichen Dunkelziffer Vermutungen zu äußern. Berücksichtigen muß man nämlich auch Hemmnisse, die sich zu ideologischen Barrieren steigern konnten. Hierfür gibt Kosmas von Prag (ca. 1045–1125) einen Fingerzeig. Er schrieb deutschen Fürsten einen angeborenen Hochmut (innatam Teutonicis superbiam) und Verachtung für Slawen und ihre Sprache (eorum linguam) zu.591 Freilich spielen Vorurteile in einer oft mit eigenen Erfahrungen gemischten Form bei ähnlichen Vorgängen eine Rolle. So klagte einst Michael Choniates, der bibliophile Metropolit von Athen, „er habe seine Bibliothek zusammengetragen für Leute, die nicht einer Sprache mit ihm seien und das griechisch Geschriebene nicht einmal durch Dolmetscher verstehen könnten. Denn eher würden Esel des Wohlklangs der Leier und Mistkäfer eines Wohlgeruchs inne, als die Lateiner des Wohllauts und der Anmut des Griechischen.“592 Diese polemische Äußerung basiert auf einer älteren Distanz gegenüber den Lateinern. Schon im Sommer 865 schrieb der byzantinische Protospathar Michael in kaiserlich-byzantinischem Auftrag an Nikolaus I., die lateinische Sprache, in der Papst Nikolaus schreibe, sei „skytisch und barbarisch“.593 Üblicherweise aber urteilt so leicht, wer das Lateinische kaum beherrscht.
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Im Zusammenhang der geschilderten Abneigungen gegen fremde Sprachen darf man allerdings nie vergessen, daß Fremdsprachenerwerb nicht nur mühselig, sondern ausgesprochen langwierig ist. Der Dominikaner Campanella (1568–1639) wußte es und schrieb in seinem „Sonnenstaat“, der sehr viel Wert auf die Ausbildung in den Wissenschaften legte: „Nicht so streng wird auf Sprachkenntnisse geachtet, da es ja genug Dolmetscher gibt, die im Sonnenstaat Grammatiker heißen.“594 Die Aussage betonend hat Arno Borst zusammengefaßt: Im Sonnenstaat „wird man zwar das Wissen pflegen, doch nicht die zeitraubenden Sprachkenntnisse; dafür hat man Dolmetscher“.595 Kaum eigens hinzuweisen ist auf Kaufleute, insbesondere auf Fernkaufleute oder Fernhändler. Sie dürften regelmäßig Sprachkontakte gesucht haben, viel öfter noch zwingend in solche verwickelt worden sein. Wie derartige Probleme gemeistert wurden, ist einerseits nicht direkt überliefert, während andererseits mit Heranziehung von Dolmetschern, mindestens mit einigermaßen sprachkundigen Leuten als Mittlern zu rechnen ist. Im Fall der hansisch-russischen Handelskontakte ist das Problem erörtert worden, so daß dieser Hinweis genügen mag. Anzusprechen wäre hingegen eine Erzählung des Fortsetzers der Chronik des Jakob Twinger von Königshofen aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. Sie bezieht sich auf die für das Elsaß leidvolle Zeit der Armagnaken und könnte zunächst die Risiken aufzeigen, die dem drohen, der nur einsprachig ist: „Oben im Lande fing ein Geck einen Schweizer; der Geck konnte kein Deutsch und der Schweizer kein Welsch. Da kam ein Sundgauer hinzu, der konnte beide Sprachen. Als nun der Geck den Schweizer bei der Gurgel hatte und 100 Kronen begehrte, da war der Schweizer dessen zufrieden und hätte auch noch mehr gegeben. Der Welsche fragte nun den Sundgauer, was jener sagte, und dieser antwortete: der Schweizer sagt, dass er keinen Pfennig geben will, worauf der Geck dem Schweizer die Gurgel abstach. Als nun der Sundgauer gefragt wurde, warum er nicht die Wahrheit geredet, sagte er, er wäre gut österreichisch und daher beiden nicht hold gewesen; deshalb so gönnte ich dem Walen das Geld nicht, so gönnte ich auch dem Schweizer das Leben nicht.“596 Warum erzählte der Chronist diese Geschichte? Ging es um eine makabre Unterhaltung? Oder sollte die Erzählung eine wichtige Nachricht übermitteln, welche Gefahren nämlich sprachliches Unvermögen birgt, wie riskant auch die vermeintliche Hilfe eines Sprachkundigen sein kann, wenn er nicht mittelt, sondern bösartig nur eigenen Vorurteilen folgt und rücksichtslos ein böses Geschehen manipuliert? Wenn solche Vermutungen plausibel sind, mag es angehen, daß diese Geschichte hier erwähnt wurde.
Belohnung und Besoldung
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Von grundsätzlichen Vorbehalten gegenüber Fremden wird man im Mittelalter trotzdem nicht sprechen können, auch nicht von einer allgemeinen Aversion gegenüber fremden Sprachen. Viel eher wäre von eminenten Schwierigkeiten zu reden, wenn man mit fremden Sprachen umgehen oder gar sie lernen wollte. Das Gesamtbild dürfte sich zwischen unterschiedlichen Polen bewegt haben, deren einer durch eindrucksvolle Worte König Stephans des Heiligen von Ungarn (um 970–1038) markiert wird. Er wußte um den Wert von „Gästen“ (hospites) und Fremden (adventicii), die sein bevölkerungsarmes Land dringend benötigte. Und in diesem Zusammenhang lautete seine Erkenntnis, die noch der Moderne als Vermächtnis dienen könnte: „Denn ein Reich mit nur einer einzigen Sprache und nur einem einzigen Brauchtum ist energielos und zerbrechlich“ (Nam unius linguae uniusque moris regnum imbecille et fragile est).597
VII. 6 Belohnung und Besoldung
Das Problem der Besoldung von Dolmetschern ist sehr kompliziert und nicht eindeutig zu klären. Zunächst ist daran zu erinnern, daß das Mittelalter kein ausgeprägtes Besoldungswesen besaß, sondern daß an die Stelle eines spezifischen Lohnes oder Gehalts eine bestimmte Amtsausstattung oder Sachleistung trat. Im Falle höherer Amtsträger diente das Lehnswesen in seinen vielfältigen Abstufungen als hinreichende „Besoldungskategorie“. Ausnahmen gab es gleichwohl immer wieder, wie auch die nachfolgende knappe Darstellung der Vergütung von Dolmetschern aufzeigen kann. Allerdings bleibt das eher kollegiale Moment eines dolmetschenden Eingreifens bei Sprachschwierigkeiten unberücksichtigt. Wenn Dolmetscher im Hause, am Hofe, im Gefolge oder der Dienstmannschaft ihres Herrn bzw. Auftraggebers lebten und daher zum Dienstpersonal oder zur familia gehörten, ist die Besoldungsfrage annähernd identisch mit ihrer dienstlichen Funktion, ergibt sie sich aus der Zugehörigkeit zum Dienstbereich. Auch für diesen insgesamt gibt es wenig Aufschluß in der Besoldungsfrage. Eine gewisse Amtsausstattung kann nicht ausgeschlossen werden, obwohl der sozusagen hauptberuflich tätige Dolmetscher im Regelfall nicht belegt ist. Immerhin könnte es sich um einen solchen handeln bei Iorwerth Goch, der um 1160 das Lehen Sutton in Shropshire von König Henry II. erhielt, „by the service of being interpreter (latimarius) between the English and the Welsh“.598 Allerdings ist mit einem Sonderfall zu rechnen, insofern der Dolmetscher im Bereich der
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Allgemeine Rahmenbedingungen für Dolmetscher
englisch-walisischen Grenze tätig war, also regelmäßiger Vermittlungsbedarf bestand. Sofern Geistliche als Dolmetscher tätig waren, ist die Besoldungsfrage wohl nicht angebracht, einzelne Belohnungen für erfolgreiches Dienen aber kaum auszuschließen. An der Kurie scheint es Ausnahmen gegeben zu haben. Dies gilt zunächst noch nicht für jene erwähnten nuncii, die in der Rechnungslegung päpstlicher Kollektoren auftauchen. Die hier ausgewiesenen Geldbeträge könnten nämlich reine Aufwandsentschädigungen für Dienstreisen gewesen sein. Aber bei den Sprachlehrern etwa, die in den Gehaltslisten der apostolischen Kammer erfaßt sind, ist eindeutig an Gehälter zu denken. Eine Einschränkung ließe sich allenfalls mit dem Hinweis machen, daß diese universitären Sprachlehrer vor allem Sprachkundige bzw. künftige Dolmetscher ausbildeten, selbst aber vielleicht nicht regelmäßig als Dolmetscher fungierten. Obwohl also im Regelfall mit Dolmetschern ad hoc zu rechnen ist, die für ihre spezielle Tätigkeit nicht oder nur von Fall zu Fall belohnt wurden, lassen sich weitere Ausnahmen belegen. Dies gilt besonders für das Ordensland Preußen. Hier waren „begehrte Stellen“ für Tolken bereits erwähnt worden, die Dauerfunktion von Dolmetschern belegbar. Die Ausstattung solcher Leute mit Hufenland scheint nicht unüblich gewesen zu sein. So verlieh, wie erwähnt, Bischof Johannes von Samland seinem Dolmetscher Johannes im Jahre 1325 statt des mit vier Hufen ausgestatteten Schulzenamtes in Thierenberg (Kr. Fischhausen) drei Haken in Plöstwehnen (Kr. Königsberg) zum Recht der Freien, wobei das ursprünglich vorgesehene Schulzenamt mit seinem Zubehör den Rang (und wohl auch die Verdienste) des Dolmetschers dokumentiert.599 Schon früher hatte der im Ordensbereich residierende Bischof von Kurland namens Heinrich im Jahre 1253 die Verleihung verschiedener namhafter Güter bezeugt, u. a. Vortmeyr [Ferner] Claus Cure, die tolk, die gude, di hie to Sacke hevet, die sal hie hebben von unser lant, und die hi hevet to Bandowe, die sal hi hebben von der brodere lant. Für den Tolken Claus Cure wurden weitere Güter im Land Samaiten in Aussicht gestellt, also zusätzlich zu dessen bereits erworbenen Gütern zu Sacke und zu Bandowe.600 In den genannten Fällen handelt es sich um herausgehobene und offenbar verdienstvolle Tolken, wie auch der Dolmetscher Johannes urkundlich als famulus et interpres bezeichnet wird601 und zur unmittelbaren Umgebung seines bischöflichen Herrn gehörte. Arm dran waren im Normalfall die gemeindekirchlichen Tolken, die dem Pfarrer gegenüber der nichtdeutschsprachigen Bevölkerung bei seinen Amtshandlungen sprachvermittelnd helfen mußten, die auch seine Predigten über-
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setzten. Im Kirchenarchiv von Schaken in Ostpreußen befand sich ein Visitationsbescheid des Bischofs Mörlin vom 8. Juni 1569, der unter der Überschrift „Tolcken“ gewisse Besserungen verordnet, vor allem aber Auskunft über die allgemeine Situation und ärmliche Besoldung eines solchen pfarrkirchlichen Dolmetschers geben kann und deshalb in Gänze zitiert werden soll. Die in diesem Text aufscheinenden Verhältnisse dürften im 14. und 15. Jahrhundert im Ordensland Preußen kaum wesentlich anders gewesen sein: „Umb der Undeutschen Willen wird in diesem Kirchspiel ein Tolck gehalten, dem biszhero Viel Jahr nur 2 ½ Mk. jetzo aber ein Jahr oder zwey sind ihm 3 Mk. jährlich gegeben worden, darob er sich höchlichen beschweret; damit er nun der Kirchen zu dienen bey Willen erhalten, so siehet der herr Bischoff fur gut an, dasz man ihm über die geringe, biszhero empfangene Belohnung ein Kleid von halb Bohmischen Tuch verehre, und ihme furder fur seine Mühe, weil er gleichwol in der Kirchen zu tolcken, und neben dem Pfarrern und Caplan, wenn sie der Sprachen unkundig, nicht geringe Arbeit tragen muss, jährlich geben 6 Mark.“602 Wie steht es mit der Vergütung von Dolmetschern, mindestens von Sprachhilfen für Reisende und zwar für solche, die in der Nähe blieben, aber auch für andere, die in die Ferne gingen? Aus Reiseberichten – sieht man von den Missionsreisen nach Fernost zunächst einmal ab – ergeben sich kaum Hinweise. Und doch war jeder in der Fremde, zumal in einer anders- bzw. fremdsprachigen Umgebung auf Sprachvermittlung angewiesen. Vermutlich war die einfachste und zugleich verbreitetste Form der Wegführer, der lokale und regionale Kenntnisse mit einem Mindestmaß an fremdsprachigen Brocken zu bündeln verstand und als unersetzlicher Reiseführer fungierte. Insofern ist mit einer erheblichen Zahl von Inanspruchnahmen solcher Dienste zu rechnen, mögen es Kaufleute, Bildungsreisende, Pilger, Geistliche oder Laien gewesen sein. Selbstverständlich mußten sie alle belohnt oder vergütet werden, und wer finanziell gut bis sehr gut ausgestattet war, hatte die Chance, ganz vorzügliche Begleiter zu finden, wohl auch solche, die man als Dolmetscher ansprechen müßte. Bei Reisen in die Ferne, insbesondere in den Orient, war die Entlohnung einheimischer Dolmetscher, die oft zugleich als Reiseleiter fungierten, selbstverständlich. Reiseberichte sprechen auch von gemieteten Dolmetschern, deren Mietpreis offensichtlich zeit- und marktüblich festgesetzt wurde, teils auch im voraus zu entrichten war.603 Für eine Jerusalemfahrt, die 1479 von Venedig ins Heilige Land führte, schlossen die Pilger mit einem „freien venezianischen Dolmetscher“ einen entsprechenden Vertrag. Sogar die „Gesamtkosten für diesen Diener“ sind überliefert. Für diese und eine weitere Jerusalemfahrt deutscher Pilger 1479–1480 hat Kristian Bosselmann-Cyran betont, daß „keiner der Pil-
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Allgemeine Rahmenbedingungen für Dolmetscher
ger […] sich je über schlechte Leistungen der Dolmetscher“ beklagte, die auch „praktische Verhaltensmaßregeln auf dem fremden Territorium“ gaben und ihren Preis offensichtlich wert waren.604
VII. 7 Tätigkeitsbereiche
Grundsätzlich wird man annehmen dürfen, daß Dolmetscher wo auch immer eingesetzt wurden, wenn man sie brauchte und sie entsprechend verfügbar waren. Letzteres traf vor allem fast uneingeschränkt für solche zu, die zum Hof ihres Herrn, ggf. zum Dienstpersonal gehörten. Auch für Reisende standen Dolmetscher zur Verfügung, wenn diese zur jeweiligen Reise- oder Pilgergruppe gehörten. Im Ausnahmefall versahen Dolmetscher zusätzliche Dienste bei ihrem Herrn und gehörten zu seiner engsten Umgebung. Ein solcher Fall war bei Prinz Eduard von England gegeben, als er auf dem Kreuzzug im Heiligen Land weilte. In einer Nacht wurde er in seinem Gemach von einem falschen Freund und Diener angegriffen, als der ihn allein dort fand – „nur der Dolmetscher war anwesend“ (interprete tantum presente).605 Eduard konnte sich mühsam behaupten, doch hier interessiert vor allem die Tatsache, daß der Dolmetscher eine persönliche Dienerrolle einnahm und offenbar unbewaffnet war. Konzentriert man die Frage nach Tätigkeitsbereichen stärker auf institutionelle Zusammenhänge, so ist im säkularen Bereich vorrangig auf eine Doppeltätigkeit als Dolmetscher und Makler zu verweisen. Ganz auffällig ist dieser Zusammenhang im Hansehandel bzw. den Ziel-, aber auch Zwischenstationen seefahrender Händler. Die baltischen Städte Riga und Reval seien exemplarisch genannt, aber auch die große Handelsmetropole Venedig. Ob im Alltag Fernhändler über tüchtige Dolmetscher verfügten, mindestens über fremdsprachenkundige Fahrtbegleiter, ist nur spekulativ zu beantworten, im letzteren Falle aber zu vermuten. Die Situation an Königshöfen wie auch im Gefolge oder Herrschaftszentrum größerer Fürsten ist ebenfalls nicht erkennbar, doch vielleicht den Verhältnissen bei Groß- und Fernhändlern vergleichbar. Bei größerem und vor allem stetigem Bedarf ist mit qualifizierten Dolmetschern in fester Zugehörigkeit zu rechnen, im Einzelfall auch belegt, wie gezeigt werden konnte. Für überregionale und internationale Kontakte, Verhandlungen oder Vertragsschlüsse war es für jede beteiligte Seite opportun, sich auf die Hilfe von oft hochspezialisierten Dolmetschern zu stützen. Schwer zu erkennen ist die Situation im Gerichtswesen. Immerhin fungierten im Samland während des Spätmittelalters einheimische Preußen dank ihrer
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Sprachkenntnisse vor Gericht als Dolmetscher, auch vermittelten sie im täglichen Umgang zwischen der deutschen und der preußischen Bevölkerung.606 Grundsätzlich wird man mit Dolmetschern vor Gericht zu rechnen haben, wenn ein Kläger oder Beklagter der jeweiligen Gerichtssprache nicht mächtig war. Im kirchlichen Bereich wurden sehr oft Dolmetscher benötigt. Dies gilt zunächst für die Mission, deren Träger dolmetschende Dienste in Anspruch nahmen, wenngleich in weiten Teilen Europas eine anfängliche Unbefangenheit überwunden werden mußte, die der Sprachenfrage keine Bedeutung beimaß. Freilich gab es große räumliche wie zeitliche Unterschiede im fortschreitenden Erkenntnisprozeß. Häufig bezeugt ist die Inanspruchnahme von Dolmetschern bei der Predigt, insbesondere wenn päpstliche Legaten in der Fremde weilten. Ob solche Predigten simultan gedolmetscht oder in größeren Textabschnitten paraphrasiert wurden, ist nicht eindeutig zu beantworten. Im kirchlichen Alltag sind insbesondere Tolken im Preußenland für die Pfarrpredigt bezeugt, und im Beichtwesen recht häufig die Inanspruchnahme von Dolmetschern, die auch kirchenrechtlich als Instrumente galten und deren Tätigkeit das Beichtgeheimnis nicht verletzte. Daß aber im Zweifelsfall jeder Kleriker grundsätzlich zur Wiedergabe lateinischer Worte und Texte in die Volkssprache verpflichtet und befähigt war, bedarf keiner besonderen Betonung. Von spezifischem Dolmetschen ist allerdings in solchen Fällen oft nur in eingeschränkter Weise zu sprechen.
VII. 8 Herkunft und soziale Stellung
Die Frage nach der sozialen Herkunft der jeweiligen Personen und Gruppen gehört zu den wichtigen Aufgaben jeder einschlägigen mediävistischen Untersuchung. So legitim dieses Postulat hinsichtlich der Dolmetscher ist, so kompliziert gestaltet sich schon der Versuch einer Beantwortung. Es ist nämlich keine einheitliche Linie zu erkennen, statt dessen dominiert fast durchgängig das Qualifikationsprinzip. In verkürzter Form ließe sich herausstellen, daß bei erforderlicher Sprachvermittlung jeweils Personen gesucht wurden, die als solche über fremdsprachliche Kenntnisse verfügten und die erforderliche Aufgabe schlecht oder recht erfüllen konnten. Gab es mehrere Sprachkundige, mochte ggf. der Qualifizierteste als Dolmetscher dienen. Mehr läßt sich kaum sagen, zumal die Beurteilung, wer der Qualifizierteste sei, sich unserem interessierten
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Allgemeine Rahmenbedingungen für Dolmetscher
Blick entzieht, ja nicht einmal Beurteilungsmaßstäbe für solche Qualifikation in der Überlieferung erkennbar sind. Gewiß gab es zu manchen Zeiten und an manchen Orten Schulen, die fremdsprachlicher Ausbildung dienten und daher in gewissem Sinne auch einer künftigen Tätigkeit als Dolmetscher dienlich waren. Kuriale Initiativen, auch solche einzelner Orden, vor allem aber der Bedarf an Sprachkundigen, die in der christlichen Missionsarbeit benötigt wurden und entsprechende Ausbildung erfuhren, sind hier zu nennen. Ein Berufsstand der Dolmetscher, für den entsprechend ausgebildet werden mußte, ist jedoch nicht nachweisbar. Dies gilt auch für Juden, deren Sprachkenntnisse vielfach gerühmt werden, insbesondere von denen, die davon profitierten. Eine Ausnahmestellung nahmen jüdische Sprachmittler ohnehin ein,607 auch wenn die Aussage, sie seien aufgrund ihrer Sprachkenntnisse „die ‚geborenen‘ Gesandten und Dolmetscher“ gewesen, etwas überzogen klingt.608 Als ganz herausragende Beispiele allerdings können jüdische Kaufleute gelten, von denen Ibn Chorradabeh um 844/848 respektvoll berichtet, sie sprächen Persisch, Griechisch, Arabisch, Fränkisch, Spanisch und Slawisch.609 Betonen läßt sich, daß sich eine bunte Palette ergibt von Geistlichen niederen wie höheren Ranges, von Fürsten und Herren, Bürgern und Händlern usw., die in dolmetschender Funktion erkennbar sind. Da bei solchen mehrsprachigen Personen in aller Regel keine Ausbildungs- oder Sprachlernphasen bezeugt sind, greift die Annahme, sie kämen aus Grenzgebieten, aus Zonen der Doppelsprachigkeit, am ehesten. Eine gewichtige Ausnahme bilden allerdings vorzugsweise jene Personen, die aus dem Lateinischen bzw. in das Lateinische dolmetschten. Sie hatten ihre Lateinkenntnisse, die für Geistliche ohnehin gefordert wurden, grundsätzlich in den vielfältigen geistlichen Bildungseinrichtungen wie etwa Kloster- oder Domschulen erworben. In einer Vielzahl von Fällen, sieht man von Geistlichen abermals ab, waren die fremdsprachlichen Mittler ursprünglich Kriegsgefangene. Da die Kriegsgefangenschaft im Mittelalter üblicherweise zur Versklavung führte, bedeutete der sklavenhafte Status, daß der jeweilige Eigentümer voll über den Sklaven verfügen konnte und mithin auch seine fremdsprachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten uneingeschränkt nutzen durfte – und es auch tat. Bedeutsam war vor allem, daß ihrer Freiheit beraubte und regulär versklavte Menschen auch auf Märkten als Ware gehandelt wurden. Insofern lassen sich biographische Spuren kaum verfolgen, denn sie verlaufen alsbald. Im Zusammenhang mit diesem nur knapp angedeuteten Problem wäre daran zu erinnern, daß auch mitunter missionsbeflissene geistliche Institute Knaben und Jugendliche in heidnischen Ländern
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oder ihrem Umfeld käuflich erwarben, um sie für Missionszwecke zu schulen und als mindestens zweisprachige Missionare in ihren ursprünglichen Heimatländern einzusetzen. Das Ausmaß einer Herkunft aus Kriegsgefangenschaft und Sklaverei läßt sich kaum näher abschätzen, war aber gewiß relevant. In letzter Konsequenz bedeutet dies jedoch, daß die Frage nach der sozialen Herkunft arg relativiert wird. Hinsichtlich der sozialen Geltung, des aus der Dolmetschertätigkeit erwerbbaren sozialen Ansehens, läßt sich hingegen durchaus sagen, daß es funktionsadäquat war, sowohl Ansehen als auch Lohn in vielfältiger Weise im Regelfall erbringen konnte. Über das jeweilige Alter nachweisbarer Dolmetscher sagen die Quellen fast nichts aus. Die Annahme, daß nahezu alle Altersstufen vom Heranwachsenden bis zum Greis vertreten waren, dürfte aber gerechtfertigt sein. Ganz auffällig scheint zu sein, daß junge Mädchen und Frauen sich nicht unter den Dolmetschern befinden, obwohl doch Zwei- und Mehrsprachigkeit bei Königinnen und Damen des Adels in respektablem Ausmaß nachweisbar ist. Warum Frauen gleichwohl nicht als Dolmetscherinnen zu belegen sind, bleibt eine offene Frage, über die nur spekuliert werden kann, was hier zu unterbleiben hat. Ganz erstaunlich aber ist dann die gesicherte Überlieferung, daß bei der Eroberung Mexikos bei den Feldzügen des Hernando Cortés gegen die Azteken eine Frau als Dolmetscherin – und Verräterin an ihrem Volk – tätig war. Bei der Erörterung eventueller Bildzeugnisse von Dolmetschern wird auf dieses berühmte Beispiel zurückzukommen sein.
VIII.
Bildzeugnisse von Dolmetschern
Es ist gut vorstellbar, daß Dolmetscher als solche erkennbar waren, etwa an ihrer Kleidung, Haltung oder besonderen Kennzeichnungen. Der Schriftsteller Gustave Flaubert gibt in seinem Antikeroman Salammbô (1862) solche Hinweise. Er schreibt dort (Kap. 4): „Dann tauchte die Schar der Dolmetscher auf, mit Kopfbedeckungen wie Sphinxe und den Umrissen von Papageien auf die Brust tätowiert. Freunde und Sklaven folgten, alle ohne Waffen und so zahlreich, daß sie Schulter an Schulter standen.“ Der Schriftsteller beschreibt hier Zustände im alten Karthago, doch auch aus der Antike fehlen entsprechende Zeugnisse, so daß die Vermutung bleibt, dichterische Freiheit greife nach plausiblen Zusammenhängen. Aus dem Mittelalter sind solche oder ähnliche Kennzeichnungen von Dolmetschern ebenfalls nicht geläufig bzw. bekannt. So bleibt als Ausweg die Interpretation bildlicher Überlieferung, die allerdings sprechend sein könnte. Gibt es überhaupt äußerliche Merkmale, die den Dolmetscher anzeigen oder auch verraten? Die Frage ist eindeutig mit Nein zu beantworten, aber die Begründung dafür nicht unwichtig. Sie kann unmittelbar an den vorhergehenden Abschnitt anknüpfen. Da die soziale Herkunft von Dolmetschern ungemein breit gestreut und deren Funktion aus ihrer fremdsprachlichen Qualifikation abzuleiten ist, reduziert sich der soziale Aspekt. Denn spezielle Ausbildungsstätten scheint es durchaus gegeben zu haben, aber ihre Zahl war höchst begrenzt. So dominierte bei allen Anforderungen von Dolmetschdiensten eindeutig die Frage: wer kann diese bieten, wer kann den Anforderungen genügen? Insofern scheiden außer sozialen auch berufsständische Aspekte und damit entsprechende bildliche Erkennungsmerkmale nahezu aus. Wer einen Dolmetscher brauchte, einen auch fand, nutzte ihn. Bei seiner unmittelbaren Tätigkeit war er gewiß erkennbar, spezielle äußere Kennzeichen sind aber nicht belegt. Es gibt allerdings eine Ausnahme, insofern bei bildlichen Darstellungen, die freilich äußerst rar sind, der Dolmetscher als solcher sichtbar ist: Seine Stellung zwischen zwei Parteien und zumal die Gestik seiner nach beiden Seiten ausgebreiteten Arme künden von der Mittlerrolle zwischen den Parteien unterschiedlicher Sprachzugehörigkeit. Einige verfügbare Bildzeugnisse von Dolmetschern sollen im folgenden knapp erwähnt werden. Begonnen sei mit einer bildlichen Darstellung auf der Trajanssäule in Rom (ca. 109 n. Chr.).610
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Bildzeugnisse
Abb. 1 Trajanssäule in Rom: Trajan verhandelt mit unterlegenen Dakern
Das Bild zeigt einen römischen Feldherrn, offenbar Trajan selbst mit seinem persönlichen Gefolge und einigen Kriegern (Abb. 1). Er steht innerhalb eines durch eine Mauer charakterisierten römischen Lagers. Vor der Mauer befinden sich offensichtlich Daker, die teilweise sehr stürmisch auf ihn einzureden versuchen. Hinter ihnen stehen römische Soldaten, von denen drei figürlich abgebildet werden. Zwischen dem Feldherrn und den unterworfenen Landeseinwohnern befindet sich innerhalb der Lagermauern ein einzelner Mann, der wie ein Daker gekleidet ist: Gewand, Hosen, Haartracht, ja fast sogar die Kopfform. Ganz ohne Zweifel handelt es sich um einen Landsmann der anderen. In seiner Haltung bringt er mit ausgebreiteten Armen – wobei die linke Hand über den Rand der Mauer hinausreicht – zum Ausdruck, daß er eine Mittlerfunktion übt. Der Bildzusammenhang scheint zwingend nahezulegen, daß es sich vor allem um eine sprachliche Vermittlung handelt. Insofern wäre an einen Dolmetscher zu denken. Die Tatsache nun, daß dieser mögliche Dolmetscher sich im Lager befindet, könnte auch dafür sprechen, daß es sich um einen spezifischen Unterhändler handelt. Römische Feldherren sprachen in der Regel mit Unterhändlern nur innerhalb ihres Lagers. Die Annahme, es handle sich um einen Dolmetschenden, wird aber dadurch allenfalls etwas relativiert. Man sollte beide Funktionen berücksichtigen und in diesem Falle von einem dakischen Unterhändler sprechen, der für seine Landsleute Verhandlungen führt und dazu in besonderer Weise qualifiziert ist, weil er offenbar auch der lateinischen Sprache mächtig ist. Insofern käme es zu einer Funktionsverschmelzung von Unterhändler und Dolmetscher.
von Dolmetschern
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Abb. 2 Teppich von Bayeux: Offizielle Verhandlungen zwischen Herzog Wilhelm, dem späteren „Eroberer“, und Graf Harald von Wessex
Als mittelalterliches Zeugnis ist ein Bild auf dem berühmten Teppich von Bayeux zu nennen, der Szenen aus der normannischen Geschichte von etwa 1046 bis zur Schlacht bei Hastings 1066 zeigt. Hier wird ein Blick geworfen auf die offiziellen Verhandlungen zwischen Herzog Wilhelm (dem späteren „Eroberer“) und dem Grafen Harald (Harold) von Wessex (Abb. 2).611 Der eine sitzt auf einer Art Thronbank, der andere nähert sich an der Spitze seines Gefolges, und zwischen ihnen steht breitbeinig in engagierter Haltung ein Mann, der mit nach beiden Seiten ausgestreckten Armen seine Mittlerstellung ausdrückt und mit Sicherheit als Sprachmittler oder Dolmetscher anzusprechen ist. Die Szene der Sprachmittlung mag für sich sprechen und ist als solche bislang auch nicht kommentiert worden. Zweifel an der speziellen Deutung scheinen nicht angebracht. Der zwischen 1220 und 1235 abgefaßte Sachsenspiegel „gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Rechtsquellen“.612 Überliefert ist der Text auch in Bilderhandschriften, die hier interessieren (Abb. 3a und 3b). So regelt Sachsenspiegel, Landrecht Buch III Kapitel 71 den Fall, daß ein Kläger, der der Sprache des Gerichtes nicht mächtig ist, vor das Gericht zu treten hat bzw. umgekehrt, daß ein der Sprache des Gerichtes nicht mächtiger Beklagter sich zu verantworten hat. Dann soll ein „vorspreche“ für ihn tätig werden. Die Heidelberger Bil-
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Bildzeugnisse
Abb. 3a Wolfenbütteler Handschrift
derhandschrift (Ldr. 71 §1) zeigt: „Der auf dem Gerichtsstuhl sitzende Richter hat zu beiden Seiten je zwei Figuren, von denen die ihm nächststehenden die jeweiligen Vorsprecher sind.“613 Die Darstellung in der Wolfenbütteler Bilderhandschrift (Bl. 54 v) ist ähnlich.614 Auch Ruth Schmidt-Wiegand arbeitet die besondere Bedeutung für die sprachlichen Verhältnisse heraus: „Danach können fremdsprachige Angeklagte, die kein Deutsch verstehen, verlangen, daß auch ihre Muttersprache vor Gericht zugelassen wird. Der Illustrator hat diesen Rechtssatz durch eine Szene vor Gericht veranschaulicht. In der Mitte des Bildes
Abb. 3b Heidelberger Bilderhandschrift
von Dolmetschern
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Abb. 4 Donna Marina dolmetscht zwischen Cortés und Monteszuma
thront der Graf zwischen beiden Parteien; der des Klägers zu seiner Rechten; der des Angeklagten zu seiner Linken. Seine nach beiden Seiten hin mit Befehlsgestus erhobenen Hände drücken aus, daß Deutsch Verhandlungssprache ist. Es stehen sich Deutsche (Fig. 1 u. 2) und Stammesfremde (Fig. 4 u. 5), kenntlich an den in gleicher Weise quer gestreiften Röcken, gegenüber. Die erste, dunkelblau gekleidete Gestalt und die letzte rot/blau gekleidete, Kläger und Beklagter,
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Bildzeugnisse
geben durch den Griff zum Unterarm, sog. Unfähigkeitsgestus, zu erkennen, daß sie einander nicht verstehen. Jeder hat sich deshalb einen Vormund mitgebracht, der zweisprachig ist. Beide Vorsprecher zeigen mit der Rechten auf den Richter zum Zeichen dafür, daß sie bei der Verhandlung dessen Sprache, Deutsch, sprechen werden. Der Vorsprecher des Deutschen weist mit der Linken zum Boden, als wolle er sagen: ‚Dies ist mein Standpunkt‘. Der Vormund des Stammesfremden aber zeigt mit der linken Hand auf den Kläger, als wolle er damit zum Ausdruck bringen, daß er auch dessen Sprache verstehe und spreche.“615 „Der Text läßt offen, welche Stammeszugehörigkeit derjenige hat, der da ‚dudisch nich ne kann‘.“ Doch der Vergleich mit der Heidelberger Bilderhandschrift läßt erkennen, daß es sich bei dem Stammesfremden um einen Wenden handelt: kurzer Haarschnitt, kurzer Rock, gewickelte Beinkleider. In unserem Zusammenhang ist vor allem von Bedeutung, daß Wendisch als Gerichtssprache nur indirekt zugelassen ist und daß der Wendischsprecher einen Dolmetscher benötigt. Der Illustrator hat sich seinerseits Mühe gegeben, die Möglichkeit von zwei Dolmetschern bildlich zum Ausdruck zu bringen. Ein weiteres Beispiel sei angefügt (Abb. 4). Berühmt, aber aus Sicht der unterjochten Azteken berüchtigt, war Malinche, eine vornehme versklavte Aztekin, die Hernán Cortés, dem Eroberer Mexikos, überaus wertvolle Hilfe als Dolmetscherin leistete. Malinche, die die Spanier Dona Marina nannten, sprach Maya und Nahuatl, die Idiome der Azteken und Tolteken, und ihre Sprachfertigkeit wie auch intime Kenntnis von Land und Leuten wirkten sich letztendlich als entscheidend für die spanische Eroberung Mexikos aus. Spanische Kopien von aztekischen Bilderhandschriften bieten großartige Zeichnungen von Malinches Tätigkeit. Die Bilder sprechen für sich, auffällig sind der typische Mittlergestus der verschränkten Arme und die ‚sichtbaren‘ Worte im jeweiligen Wortwechsel zwischen Cortés und dem Aztekenkönig Moteczuma sowie dem zwischen ihr und einem Landsmann.616 Statt von sichtbaren Worten könnte man auch von Zungen oder – uns geläufiger – von Sprechblasen reden. Auffällig bleibt immerhin. daß die sonst relativ häufigen Spruchbänder hier nicht begegnen.
IX.
Schlußbetrachtung
Die Zerstörung des Turmbaus zu Babel und die daraus resultierende Sprachverwirrung sind im Mittelalter – und weit darüber hinaus – als Strafe empfunden worden. Erst spät, beispielsweise mit Leibniz und dann mit Wilhelm von Humboldt ist diese Sehweise überwunden und die Mehrsprachigkeit der Menschen gefeiert worden.617 Die das Mittelalter beherrschende Auffassung hat Arno Borst herausgearbeitet, wobei er sich vornehmlich auf literarische Quellen stützen konnte. Das dieser Untersuchung zugrunde liegende Belegmaterial läßt jedoch die Bewertung als Strafe Gottes nur ganz selten erkennen. Viel eher erscheint das Verhalten gegenüber der ausgeprägten Sprachenvielfalt als entkrampft. Babel brachte letztlich mit der Zerstörung der ursprünglichen sprachlichen Einheit dann doch keine „Kommunikationssperre“ (Trabant),618 denn Sprachlernen und Rückgriff auf Dolmetscher boten einen Brückenbau, der unverzichtbar blieb. Geradezu selbstverständlich war der Rückgriff auf Sprachmittler, der Einsatz von Dolmetschern, sofern solche verfügbar waren. Eine Reflexion über das Sprachengewirr und seine Bewertung als Strafe Gottes erfolgte in aktuellen Zusammenhängen nicht. Es gibt jedoch ganz vereinzelt und doch sehr auffällig zwei Zeugnisse, die ein Verständnis dafür zeigen, daß Sprachenvielfalt auch einen Reichtum bergen konnte. So ist an Worte König Stephans des Heiligen von Ungarn zu erinnern, der meinte: „Ein Reich mit nur einer einzigen Sprache und nur einem einzigen Brauchtum ist energielos und zerbrechlich.“619 Neben diese bemerkenswerte Erkenntnis läßt sich eine Passage aus dem sogenannten deutschfeindlichen Pamphlet aus Böhmen aus dem 14. Jahrhundert stellen. In dessen polemischem Gedankengang blitzt einmal förmlich die Einsicht auf, daß Sprachenvielfalt eine Gabe Gottes sei: „Möge Dich nicht Zorn ergreifen, Eingeborener, der Du die deutsche Sprache gebrauchst, denn bei den Menschen halte ich den Gebrauch verschiedener Sprachen für eine Gottesgabe.“620 Diese beiden Zeugnisse stehen freilich isoliert. Da aber auch kaum Klagen oder grundsätzliche Kritik an Dolmetschern im Mittelalter nachgewiesen werden können, wird man im Verhältnis zu diesen und zu ihrer Tätigkeit von einem beachtlichen Maß an Pragmatismus sprechen müssen, der den großen Sachbereich der Sprachvermittlung bestimmte. Deren Qualität ist damit noch nicht nachgewiesen, doch ist der vorläufige Befund auffällig, sogar beachtlich.
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Schlußbetrachtung
Es war auch im Mittelalter eine Selbstverständlichkeit: Wer in die Fremde wollte oder mit Fremden zu tun hatte, mußte sich nach sprachkundigen Menschen, am besten nach Dolmetschern umsehen. Dies galt auch für den politischen Raum, in dem relevante Herrschaftsträger allzu oft über keinerlei eigene Fremdsprachenkenntnisse verfügten. Immerhin ist ab und an belegbar, daß einzelne Herrscher versuchten, entsprechende Defizite zu überwinden. Insgesamt aber läßt sich festhalten, daß nach Lage der oft spärlichen Überlieferung die fremdsprachlichen Kenntnisse bei Königen und Kaisern, bei Fürsten und Herren dünn ausfielen. Der Bedarf an sprachlicher Hilfe und vor allem an Dolmetschern dürfte entsprechend groß gewesen sein, wenngleich sichere Zahlen und damit verläßliche Nachweise fehlen. Der Rückgriff auf Dolmetscher erfolgte gewiß regelmäßig, allerdings nur nach Verfügbarkeit, zumal es weithin keinen Stand speziell ausgebildeter Dolmetscher gab und man oft Hilfe bei relativ sprachkundigen Leuten suchen mußte, zur Improvisation gezwungen war. Insofern konnte jeder, der mehrere Sprachen sprach, grundsätzlich als Dolmetscher fungieren. Für den geistlichen bzw. kirchlichen Bereich ergibt sich ein differenziertes Bild. Die lateinische Kirche kannte immer das Problem der Übertragung aus dem Kirchenlatein in die jeweilige Volkssprache, und von überragender Bedeutung war dies bei den vielfältigen Missionsaufgaben. Anfangs offenbar häufig ignoriert, gewann die Erkenntnis an Raum, daß sich Gottes Wort in der Volkssprache zwingender verkünden lasse, und sei es durch Dolmetscher. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß es auch in der (westlichen) Kirche erhebliche Defizite in der Lateinsprachigkeit gab. Dies galt für manche Predigt, für Formen der Seelsorge und sogar für die Beichte. Insofern ist die These vom lateinischen Mittelalter und vom Latein als durchgängiger Kirchensprache mitunter irrig. Dieser Sachverhalt ist nicht ganz unbekannt, er müßte aber häufiger bei Interpretationen wesentlicher Aspekte der mittelalterlichen Lebenswelt berücksichtigt werden. Ohnehin erscheint es angebracht, daß die deutsche Mediävistik der sprachlichen Komponente wieder die ihr gebührende Aufmerksamkeit widmet und differenzierter gewichtet. Die Überlieferung ist brüchiger, als mancher annimmt. Vor allem die schriftliche Überlieferung ist wohl doch in beachtlichen Teilen abgehoben von realen Verhältnissen, und es bedarf bei ihrer Auswertung zusätzlicher Vorbehalte, insofern diese Schriftlichkeit in Entstehung und jeweiligem Bewußtseinsgrad mehrfach gebrochen sein kann – vielleicht im Regelfall auch ist. Wer vom Latein als einigendem Band für die Völker Europas spricht, darf ebenfalls nicht übersehen, daß diese Sprache nicht allgemein verbreitet, vor al-
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lem nicht allen Gesellschaftsschichten zugänglich war. Gerade diese waren im Bedarfsfall auf Dolmetscher, mindestens auf sprachmittelnde Dienste angewiesen. So läßt sich festhalten, daß in allen mittelalterlichen Lebensbereichen Fremdsprachendefizite auftreten konnten, die man aber stets zu überwinden trachtete. Dolmetscher sind folglich fast allenthalben vertreten gewesen, ob der offensichtliche Bedarf allerdings immer und überall gedeckt werden konnte, bleibt ungewiß, die Vermutung spricht für größere Lücken. Gleichwohl leuchtet hinter diesen Ergebnissen ein gar nicht so finsteres Bild vom Mittelalter auf, das sich zumal über etwa 1000 Jahre erstreckt und keine nennenswerten Brüche zeigt. Gerade der so häufig betonte und tatsächlich allzuoft vorhandene Gewaltaspekt scheint bei dieser Thematik ausgeblendet. Ob dieser Eindruck berechtigt ist, bleibt allerdings offen. Immerhin dominiert das Streben nach mündlicher Verständigung, obwohl die alternative Sprache der Gewalt, die statt des Wortes brutale Waffengewalt bevorzugt, nicht gefehlt haben wird , aber vielleicht etwas gezügelt blieb. In dieser Untersuchung ist nach Möglichkeit zwischen dolmetschender Tätigkeit bzw. dolmetschenden Diensten und Dolmetschern unterschieden worden. Als letztere wird man Spezialisten ansprechen, die mitunter sogar professionell ihre Aufgaben erfüllten, über eine mehr oder weniger gezielte Ausbildung verfügten und entsprechend anspruchsvolle Aufträge übernehmen konnten. Abgestuft von solcher professionellen oder quasiprofessionellen Tätigkeit ist eine große Schar von Leuten ermittelbar, die mit ihren fremdsprachigen Kenntnissen sich bei sprachlicher Vermittlung als hilfreich erwiesen und mehr oder weniger gekonnt dolmetschende Hilfe leisteten. Daher wurde gezielt auf Fremdsprachenkenntnisse geachtet, und speziell bei Herrschern waren solche zu konstatieren. Dies geschah auch in der Annahme, daß ein der fremden Sprache kundiger Herrscher auf Dolmetscher verzichten konnte. Allerdings zeigten herausragende Fälle, daß gerade solche Herrscher ungern auf Dolmetscher verzichteten, sei es aus sozusagen diplomatischer Erwägung, bei dem Einsatz von Spezialisten mehr vorrangig zeitlichen Spielraum für eigene Reaktionsformen oder auch, um bessere Unterrichtung in fachsprachlichen Zusammenhängen zu erhalten. Selbstverständlich spielten auch Prestigefragen in solche Überlegungen hinein. Die Einbettung der Untersuchung in eine knappe Übersicht über die verbindliche Kirchensprache, über Verkehrssprachenfragen und Kommunikationsprobleme zwischen Angehörigen verschiedener Stämme zeigt zusätzlich den großen Bedarf an Sprachmittlung, der ein Dolmetschen auf kleinerer gentiler oder regionaler Ebene nötig machte. Hier ergeben sich manche Einblicke in
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mittelalterliche Lebenswirklichkeit, die eben auch von sehr großer Sprachenvielfalt geprägt war, die aber kaum ein striktes Nebeneinander von unterschiedlichen Sprachen und Sprachträgern erkennen läßt, also Verhältnisse ohne verbale Verständigungsansätze. Trotz großer Überlieferungslücken wurde versucht, die Praxis des Dolmetschens zu erfassen, Fragen des Anforderungsprofils, der Ausbildung und der Verläßlichkeit, aber auch der Besoldung und sozialen Herkunft zu erörtern. Neben manch erhellenden Auskünften ergeben sich große Felder der Unzugänglichkeit für den modernen Betrachter, es rundet sich aber gleichwohl ein gewisses Rahmengefüge für Gelegenheitsdolmetscher und professionelle Sprachmittler. Die Vielsprachigkeit im vielgestaltigen mittelalterlichen Europa erschwerte die wechselseitige Kommunikation enorm. Umso mehr nötigen die häufigen Kontakte und politischen wie wirtschaftlichen und sozialen Wechselbeziehungen noch heute großen Respekt ab, zumal Fremdsprachenkenntnisse und Dolmetschen keine überbordenden Verständigungsfaktoren waren. Es besticht aber, daß dieses Manko oft genug empfunden und zu reduzieren gesucht wurde. Die Qualität vieler Dolmetscher ließ sich nachweisen, wenn es auch nur wenige erkennbare Ansätze zu einer Dolmetscherausbildung gab, wobei Byzanz, manch asiatischer Herrschaftskomplex, aber wohl auch die Kurie seit dem frühen 14.Jahrhundert ein relativ geordnetes Dolmetscherwesen, d. h. eine institutionelle Verdichtung kannten, was gezielte Ausbildung erforderte bzw. nahezu voraussetzte. Mit dem Ausgang des Mittelalters bzw. der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit endete die Untersuchung. Daher mag eine Art Rückblick angebracht sein, für den Ulrich (Huldrych) Zwingli (1484–1531) hier stehen mag, auch wenn sein Urteil düster klingt und in seiner vollen Härte wohl nur für die eigene Lebenszeit gerechtfertigt gewesen sein mag. Zwingli hielt seinerseits die Sprachenteilung für unnötig und für eine furchtbare Strafe, sie sei eine zweite Sintflut und schaffe „noch immer Zwietracht, Verwirrung und magna incommoditas. Denn Dolmetscher sind oft Betrüger, Sprachenkenner stolze Wichte“.621 Von diesem Urteil hebt sich dann aber wohltuend die Auffassung des Franziskaners Roger Bacon (ca. 1219–1292) ab, der zuversichtlich war, daß mit mehr Sprachkenntnissen Probleme der Welt zu regeln seien. In seiner letzten Schrift erklärte Roger Bacon 1292 „die Verschiedenheit der Schotten, Engländer, Franzosen, Spanier, Römer, Griechen, Äthiopier und Araber mit ihren mores et consuetudines et negotia, mit physiologischen und klimatischen Bedingungen, nicht mit der babylonischen Völkerteilung. Darum darf sich aber auch niemand wegen
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seiner Unkenntnis auf den Turm von Babel berufen; jedermann kann und muß Sprachen lernen.“622 Einsichtig ist die universale Bedeutung dieser Forderung. Jahrhunderte hat sie überstanden, ist bleibende Erkenntnis und immerwährendes Postulat. Dolmetscher werden damit nicht überflüssig. Sie sind eher Vorbild und Ansporn, für vertiefende Gespräche unverzichtbar, für die mündliche Kommunikation zwischen Sprechern verschiedener Sprachen unerläßlich. Dies gilt auch in fachsprachlichen Belangen. So krönen Dolmetscher letztlich alle fremdsprachlichen Kommunikationsbemühungen.
Anmerkungen
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Vgl. Günther Binding, Dirk Kocks, Artikel: Babel, in: Lexikon des Mittelalters (künftig: Lex MA) Bd. 1 (1980) Sp. 1319f. Ebd. Sp. 1320. Babylon, Mythos und Wahrheit. Eine Ausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin (2008), Bd. 1 (Babylon – Mythos), Bd. 2 (Babylon – Wahrheit). Jürgen Trabant, Europäisches Sprachdenken. Von Platon bis Wittgenstein (München 2006). Arno Borst, Der Turmbau von Babel. Geschichte der Meinungen über Ursprung und Vielfalt der Sprachen und Völker, 4 Bde. (Stuttgart 1957–1963). Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2.5.2007, Nr. 101/Seite N 3. Hermann Heimpel im Geleitwort zu Heinz Quirin, Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte (Braunschweig, 21961) S. 14. Helmut Beumann, Methodenfragen der mittelalterlichen Geschichtsschreibung, in: ders., Wissenschaft vom Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze (Köln, Wien 1972) S. 7. Philipp Heck, Übersetzungsprobleme im frühen Mittelalter (1931); vgl. Hans Hattenhauer, Zum Übersetzungsproblem im hohen Mittelalter, in: ZRG Germ. 81 (1964) S. 341–358; auch Ruth Schmidt-Wiegand, Artikel Volkssprache, in: HRG, Bd. 5 (1998) bes. Sp. 1612f. (Das Übersetzungsproblem). Hattenhauer (wie Anm. 9) S. 342; vgl. K. S. Bader, Arbiter arbitrator seu amicabilis compositor, ZRG Kan. 77 (1960) S. 244. Alfred Wendehorst, Wer konnte im Mittelalter lesen und schreiben? in: Schulen und Studium im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters, hrsg. von Johannes Fried (Vorträge und Forschungen, Bd. 30) Sigmaringen 1986, S. 9–33. Zu beachten ist auch die fundierte Einleitung von Irmgard Fees: Mittelalterliche Schriftlichkeit – oder: ‚Wer konnte im Mittelalter lesen und schreiben?‘ in: Irmgard Fees, Eine Stadt lernt schreiben. Venedig vom 10. bis zum 12. Jahrhundert (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 103) Tübingen 2002, S. 1–7. Rudolf von Fulda, Vita Leobae (MGH SS 15, S. 131). Vgl. Pádraig A. Breatnach, The Pronunciation of Latin in Medieval Ireland, in: Scire litteras. Forschungen zum mittelalterlichen Geistesleben. Hrsg. von Sigrid Krämer und Michael Bernhard (Abh. München, NF 99) München 1988, S. 59–72: In Irland sei Latein im allgemeinen wie das Irische ausgesprochen worden. Codex diplomaticus Amiatinus, bearb. von Wilhelm Kurze, Bd. 1 (Tübingen 1974) Nr. 40, S. 78; Nr. 47, S. 91; Nr. 48, S. 93. Oswald Redlich, Rudolf von Habsburg (Innsbruck 1903, ND 1965) S. 567. Chartularium Sangallense Bd. IV, bearb. von Otto P Clavadetscher (St. Gallen 1985) Nr. 2262, S. 370ff. Vgl. Wendehorst (wie Anm. 11) S. 22. Redlich (wie Anm. 15) S. 567; vgl. Wendehorst (wie Anm. 11) S. 19ff. mit weiteren Beispielen. Ders., Monachus scribere nesciens, in: MIÖG 71 (1963) S. 67–75; Otto Borst, Alltagsleben im Mittelalter (Frankfurt/Main 1983) S. 513f. und S. 518.
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Anmerkungen
Zu dieser Notwendigkeit auch Walter Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, 2 Bde. (Köln, Graz 1962) 1, S. 224f.; 2, S. 444f. Gesta Alberonis c. 28 (Lebensbeschreibungen einiger Bischöfe des 10.–12. Jahrhunderts, Text und Übersetzung von Hatto Kallfelz, Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 22, Darmstadt 1973, S. 608f.). MGH Concilia 3, Nr. 14 (Mainz, Okt. 847), ed. W. Hartmann, S. 164. Als Vorlagen für diesen canon 2 der Mainzer Synode dienten die Texte von Chalon 813 c. 37 und Tours 813 c. 17. Das Übersetzungsanliegen ist demnach älter. MGH Concilia 2, Nr. 37, S. 281 und Nr. 38, S. 288. Gregor von Tours, Libri Historiarum VIII, 1 (MGH SS rer. Merov. 1,1) S. 370f. MGH Cap. 1, Nr. 107, S. 222. Briefe des Bonifatius Nr. 45, ed. und übersetzt von Reinhold Rau (Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 4b) Darmstadt 1968, S. 130f. Die Berichte der Generalprokuratoren des Deutschen Ordens an der Kurie, Bd. 4, 2, hrsg. von Kurt Forstreuter und Hans Koeppen (Göttingen 1976) Nr. 713, S. 786. Nicolaus de Fara, Vita Joannis de Capistrano, AA SS oct. X, S. 439–483, hier S. 466, vgl. S. 465; Kaspar Elm, J. v. Capestrano, in: Lex MA Bd. 5 (1991) Sp. 560f. Nicolaus de Fara (wie Anm. 26) S. 465. Bernhard Stasiewski, Kirchengeschichtliche Beiträge zur Entwicklung des deutschpolnischen Grenzsaumes im Hochmittelalter, in: Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Bd. 2 (1955) S. 95 mit Belegen. Reinhard Wenskus, Der deutsche Orden und die nichtdeutsche Bevölkerung des Preußenlandes mit besonderer Berücksichtigung der Siedlung, in: Walter Schlesinger (Hg.), Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte (Vorträge und Forschungen, Bd. 18), Sigmaringen 1975, S. 431. Codex Diplomaticus Majoris Poloniae Bd. 1 (Posen 1877) Nr. 361, S. 322. Josef Steinruck, Buße und Beichte in ihrer geschichtlichen Entwicklung, in: Dienst der Versöhnung (Trierer Theologische Studien 31) Trier 1974, S. 65. Karol Górski, Das Kulmer Domkapitel in den Zeiten des Deutschen Ordens. Zur Bedeutung der Priester im Deutschen Orden, in: Die Geistlichen Ritterorden Europas, hrsg. von J. Fleckenstein und M. Hellmann (Vorträge und Forschungen 26) Sigmaringen 1980, S. 329–337, hier S. 335. Bruno Grießer (Hg.), Registrum Epistolarum Stephani de Lexinton (Analecta sacri ordinis Cisterciensis, Jg. 1946) Nr. 37, S. 47. Chronica Reinhardsbrunnensis, MGH SS 30,1, S. 549. Peter von Dusburg, Chronik des Preußenlandes III, 314 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 25), Darmstadt 1984, S. 424f.; Ulrich Nieß, Hochmeister Karl von Trier (1311–1324). Stationen einer Karriere im Deutschen Orden (Marburg 1992) S. 132. Ignaz Miller, Jakob von Sierck. 1398/99–1456 (Mainz 1983) S. 347. Hans J. Nissen, Geschichte Alt-Vorderasiens (Oldenbourg Grundriß der Geschichte, Bd. 25), München 1999, S. 13. Ebd. S. 13; S. 94.
Anmerkungen
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Günter Neumann, Russennorwegisch und Pidginenglisch. Beobachtungen zum Bau von Behelfssprachen, in: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft 33 (1964) S. 219–232. Ebd. S. 229. Klaus-Peter Matschke, Von der Diplomatie des Überflusses zur Diplomatie des Mangels, in: Rainer C. Schwinges und Klaus Wriedt (Hgg.), Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa (Vorträge und Forschungen 60), Ostfildern 2003, S. 124. Zur „internationalen Verkehrssprache des Mittelniederdeutschen“ im Hansebereich s. Klaus Friedland, Lübeck, Typ der Ostseestadt, in: Klaus Friedland u. a., Politik, Wirtschaft und Kunst des staufischen Lübecks (Lübeck 1976) S. 39ff. Paul Johansen, Heinz von zur Mühlen, Deutsch und Undeutsch im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reval (Köln, Wien 1973) S. 149ff. Ebd. S. 374. Ernst Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse. Hansische Geschichte von der zweiten Hälfte des 14. bis zum letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, Bd. 2 (Berlin 1906) S. 534f. Barbara Hoen, Deutsches Eigenbewußtsein in Lübeck. Zu Fragen spätmittelalterlicher Nationsbildung (Sigmaringen 1994) S. 147f. Robert Peters, Das Mittelniederdeutsche als Sprache der Hanse, in: Sprachkontakt in der Hanse, hrsg. von Sture Ureland (Tübingen 1987) S. 79. Hanserecesse. Die Recesse und andere Akten der Hansetage, II. Abt., Bd. 5 (Leipzig 1888) Nr. 712 §4, S. 482. Leopold Karl Goetz, Deutsch-russische Handelsverträge des Mittelalters (Hamburg 1916); zum Sprachkomplex s. auch Kurt Forstreuter, Preußen und Rußland von den Anfängen des Deutschen Ordens bis zu Peter dem Großen (Göttingen 1955) S. 224ff. Goetz (wie Anm. 48) S. 131f. Goetz (wie Anm. 48) S. 131f.; vgl. S. 201, 208. Ebd. S. 62f. Der 1. Nowgoroder Handelsvertrag wurde bisher auf 1189–1199 datiert. Auf 1191–1192 datiert ihn jetzt Elena Aleksandrovna Rybina, Über den Novgoroder Handelsvertrag des ausgehenden 12. Jahrhunderts, in: Hansisches Visby-Kolloquium 1984, hrsg. von Klaus Friedland, Köln 1987 (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte N. F. 32) S. 125–128. Goetz (wie Anm. 48) S. 131f. Kurt Forstreuter, Latein und Deutsch im Deutschen Orden. Zur Frage einer Amtssprache, in: Studien zur Geschichte des Preußenlandes. Festschrift für Erich Keyser, hrsg. von Ernst Bahr (Marburg 1963) S. 373–391, bes. S. 375. Richer I 20, 48; Bernd Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum (Wiesbaden 1979) S. 56 wertet den „Zwischenfall“ als „einen Beweis für die Auseinanderentwicklung von Ost und West“. Widukind, Sachsengeschichte I,10 (MGH SS rer. Germ. 60) S. 18. Ebd. III, 54, S. 133.
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Anmerkungen
Zitiert nach Wolfgang Haubrichs, Die Sprache Martin Luthers, in: Martin Luther (1483–1983). Ringvorlesung der Philosophischen Fakultät, SS 1983 (Saarbrücken 1983) S. 35–56, hier S. 51. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Tischreden 5, 6146; W. Haubrichs (wie Anm. 57) S. 38. Zitiert nach W. Haubrichs (wie Anm. 57) S. 37. Peter von Zittau, Chronik von Königssaal I, 9 (Fontes rerum Bohemicarum 4) 1884, S. 16: Sic vice tutoris manet hic Saxo brevis oris,/ Lingwe velocis, subtilis erat quoque vocis;/ Saxo recolligit os, Bavarus loquens boat ut bos,/ Exaltans vocem grossam nimis atque ferocem./ Hinc tua vox redolet Bauaro, quasi saxo/ Undarum stille, quia non intelligit ille/ Lingwam saxonicam, sicut nec noctua picam,/ Et velut in sompnis agnoscit Bauarus omnis/ Saxonie verba, si dulcie sint vel acerba,/ Quamvis Thewtunici possunt ambo bene dici. Liudprand, De Ottone rege c. 11 (MGH SS rer. Germ. 41) S. 166. Ekkehard IV., Casus sancti Galli c. 130, ed. Haefele (Darmstadt 1980) S. 252. Arnold von St. Emmeram I c. 7 (Migne PL 141, Sp. 1006). Carl Erdmann, Studien zur Briefliteratur Deutschlands im elften Jahrhundert (MGH Schriften 1) Leipzig 1938, S. 173 (H 39). Ebd., Anm. 3. Karlheinz Blaschke, Geschichte Sachsens im Mittelalter (Berlin 1990) S. 370. Ludwig Schmugge, Albert von Sternberg, in: Ferdinand Seibt (Hg.), Karl IV. und sein Kreis (Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 3), München, Wien 1978, S. 54. Hartmut Boockmann, Die Vertretung des Deutschen Ordens auf den spätmittelalterlichen Reichstagen, in: Nord und Süd in der deutschen Geschichte des Mittelalters. Akten des Kolloquiums veranstaltet zu Ehren von Karl Jordan, hrsg. von Werner Paravicini (Kieler Historische Studien, Bd. 34) Sigmaringen 1990, S. 97–108, hier S. 97f. Vgl. Kurt Forstreuter (wie Anm. 53). Borst (wie Anm. 5) II, 2, S. 631. Ebd. S. 701. Knut Schulz, Was ist deutsch? Zum Selbstverständnis deutscher Bruderschaften im Rom der Renaissance, in: Päpste, Pilger, Poenitentiarie. Festschrift für Ludwig Schmugge, hrsg. von A. Meyer u. a. (Tübingen 2004) S. 135–167. Ebd. S. 142. Vgl. ebd. S. 162. Johann von Salisbury, Policratius IV, 6 (ed. Webb 1909) S. 254; Wendehorst (wie Anm. 11) S. 17. Sabine Krüger, Verhöflichter Krieger und miles illitteratus, in: Curialitas. Studien zu Grundfragen der höfisch-ritterlichen Kultur, hrsg. von Josef Fleckenstein (Göttingen 1990) S. 336. MGH Leges 2 S. 386. Paul Kirn, Die mittelalterliche Staatsverwaltung als geistesgeschichtliches Problem, in: Historische Vierteljahrsschrift, Bd. 27 (1932) S. 527f. Bulla Aurea Karoli IV., ed. Wolfgang D. Fritz (MGH Fontes iuris 11) c. 31, S. 90. Ebd. c. 2, S. 54. Kirn (wie Anm. 76).
Anmerkungen
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Ordo von Apamea c. 17 (Ordines coronationis imperialis, ed. Reinhard Elze, MGH Fontes iuris 9) S. 50. Nikolaus Henkel, Übersetzer, Übersetzungen. VIII: Deutsche Literatur, in: Lex MA Bd. 8 (1997) Sp. 1160–1163, hier Sp. 1601. Claudia Wiotte-Franz, Hermeneus und Interpres. Zum Dolmetscherwesen in der Antike (Saarbrücker Studien zur Archäologie und Alten Geschichte, 16) Saarbrücken 2001. Relativ kurz, aber kenntnisreich informiert H. Fix in seinem Artikel „Dolmetscher“ im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (21984) Bd. 5, Sp. 552–557. Berthold Altaner, Sprachstudien und Sprachkenntnisse im Dienst der Mission des 13. und 14. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft 21 (1931) S. 113–136; ders., Die fremdsprachliche Ausbildung der Dominikanermissionare während des 13. und 14. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Missionswissenschaft 23 (1933) S. 233–241; ders., Sprachkenntnisse und Dolmetscherwesen im missionarischen und diplomatischen Verkehr zwischen Abendland (Päpstliche Kurie) und Orient im 13. und 14. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte, Dritte Folge VI, Bd. 55(1936) S. 83–126. S. auch ders., Die Dominikanermissionen des 13. Jahrhunderts. Forschungen zur Geschichte der kirchlichen Unionen und der Mohammedaner- und Heidenmission des Mittelalters (Habelschwerdt 1924). Beiträge zur Geschichte des Dolmetschens, hrsg. von Karl Thieme, Alfred Hermann und Edgar Glässer (Schriften des Auslands- und Dolmetscherinstituts der JohannesGutenberg-Universität Mainz in Germersheim) Bd. 1, München 1956. Darin vor allem Karl Thieme, Die Bedeutung des Dolmetschens für die „Weltgeschichte Europas“, S. 9–24. Borst (wie Anm. 5). Michael Richter, Kommunikationsprobleme im lateinischen Mittelalter, HZ 222 (1976) S. 43–80. Michael Richter, Sprache und Gesellschaft im Mittelalter. Zur mündlichen Kommunikation in England von der Mitte des 11. bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 18) Stuttgart 1979. Michael Richter, Zum Dolmetscherwesen im früheren Mittelalter (vor a. 1200), in: Rolf Bergmann, Heinrich Tiefenbach, Lothar Voetz (Hgg.), Althochdeutsch, Bd. 2: Wörter und Namen. Forschungsgeschichte (Heidelberg 1987) S. 959–971; ders., Studies in Medieval Language and Culture (Dublin 1995). Reinhard Schneider, Sprachenpolitik im Mittelalter, in: Sprachenpolitik in Grenzregionen, hrsg. von Roland Marti (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 29) Saarbrücken 1996, S. 65–77. Reinhard Schneider, Formen und Motive mittelalterlicher Sprachenpolitik, in: Lectiones eruditorum extraneorum in facultate philosophica Universitatis Carolinae Pragensis factae, fasciculus 5 (Prag 1998) S. 7–23. Thomas Haye, Die lateinische Sprache als Medium mündlicher Diplomatie, in: R. C. Schwinges und K. Wriedt (Hgg.), Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa (Vorträge und Forschungen 60) Ostfildern 2003, S. 15–32. Norbert Ohler, Reisen im Mittelalter (München 1986).
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Anmerkungen
94 Kristian Bosselmann (Hg.), Fremdsprachen und Fremdsprachenerwerb. Das Mittelalter 2, Heft 1 (Berlin 1997). 95 Volker Honemann und Gunhild Roth, Dolmetscher und Dolmetschen im Mittelalter, in: Germanistik genießen. Gedenkschrift für Doc. Dr. phil. Hildegard Boková, hrsg. von Hana Andrásová u. a. (Wien 2006) S. 77–141. 96 Grimmsches Wörterbuch s. v. (Bd. 2, 1860, S. 1231). 97 Thesaurus Linguae Latinae, Bd. VII, 1 (1964) S. 2250; Kleiner Pauly s. v. 98 Isidor, Etymologien X, 123; vgl. Borst (wie Anm. 5) Bd. IV, S. 2075. 99 Lexikon für Antike und Christentum s. v. Dolmetscher, Bd. 4, Sp. 26. 100 Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 18. Auflage hrsg. von W. Mitzka, 1960, S. 137. 101 Roland Marti, „Der Kulturwert des Slawischen“ für Europa, in: Europa. TraditionenWerte-Perspektiven, hrsg. von R. Marti (Annales Universitatis Saraviensis, Phil. Fak. Bd. 13), St. Ingbert 2000, S. 146. 102 S. Handschrift Schlettstadt cod. 84, fol. 89 v. 103 Zum volkssprachlichen Gebrauch siehe vor allem die reichen Ausführungen von Honemann und Roth (wie Anm. 95) S. 80–86. Für die verbalisierte Form siehe unten S. 121 mit Anm. 541. 104 Kleines Lexikon deutscher Wörter arabischer Herkunft, hrsg. von Nabil Osman (München 1982) S. 40. 105 Ebd. 106 Hanserecesse (wie Anm. 47) I, 2, Nr. 100, 101. 107 S. etwa Herbord von Michelsberg, Vita II, c. 9. 108 Margaret Lindsey Faull, British Survival in Anglo-Saxon Northumbria, in: Studies in Celtic Survival, hrsg. von Lloyd Laing = Brit. Archeol. Reports 37 (Oxford 1977) S. 1–55, hier S. 19. 109 Huw Price, A cross-border career: Giraldus Cambrensis between Wales and England, in: „Grenzgänger“, hrsg. von Reinhard Schneider (Saarbrücken 1998) S. 50. 110 Vgl. Borst (wie Anm. 5) Bd. II, 1, S. 691, Anm. 188; zum latimer s. Michael Richter, Zum Dolmetscherwesen im früheren Mittelalter (vor a. 1200), in: Rolf Bergmann, Heinrich Tiefenbach, Lothar Voetz (Hgg.), Althochdeutsch, Bd. 2: Wörter und Namen. Forschungsgeschichte (Heidelberg 1987) S. 969. 111 Zur Begriffsklärung vgl. Honemann und Roth (wie Anm. 95) S. 79. 112 Wolfram Wilss, Übersetzungswissenschaft. Probleme und Methoden (Stuttgart 1977) S. 64. 113 I. Fees (wie Anm. 11). 114 Bibliotheca Palatina. Katalog zur Ausstellung in Heidelberg, hrsg. von Elmar Mittler (Heidelberg 1986), Textband S. 135. Vgl. Lex MA s. v. Nikolaos von Otranto. 115 A. Löhren, Beiträge zur Geschichte des gesandtschaftlichen Verkehrs im Mittelalter. I. Die Zeit vom 4. bis zum Ende des 9. Jahrhunderts (phil. Diss. Heidelberg 1884) S. 29 mit Belegen. 116 Epiphanios, De LXX interpretibus, Migne PG 43, Sp. 372; Theodoret von Kyrrhos, Kirchengeschichte V, 30, GCS 44, 33o. Vgl. Borst (wie Anm. 5) Bd. I, S. 248. 117 Agnellus, Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis, MGH Ssrer, Langob. S. 356f. 118 Widukind, Sachsengeschichte III, 2 (wie Anm. 55) S. 106.
Anmerkungen
165
119 Harold Steinacker, Die römische Kirche und die griechischen Sprachkenntnisse des Frühmittelalters, in: Festschrift für T. Gomperz (Aalen 21979) S. 324–341. 120 Walter Berschin, Griechisch-lateinisches Mittelalter. Von Hieronymus zu Nikolaus von Kues (Bern und München 1980) S. 313. Zu Brunis Übersetzungstheorie s. auch Lex MA, Artikel Bruni. 121 Berschin (wie Anm. 120) S. 314. 122 Friedrich Wilhelm (Hg.), Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300, Bd. 1: 1200–1282 (Lahr 1932) Nr. 7, S. 21f. Es ist allerdings die älteste deutschsprachige Königsurkunde, nicht Kaiserurkunde. 123 Mathias Lawo, Sprachen der Macht – Sprache als Macht. Urkundensprachen im Reich des 13. und 14. Jahrhunderts, in: Die Goldene Bulle. Politik – Wahrnehmung – Rezeption, Bd. 1 (Berlin 2009) S. 517–550. 124 Allgemeiner Überblick im Lex MA Bd. 8 (1997) Sp. 1148–1166, Artikel: Übersetzer; Übersetzungen. 125 S. Wiotte-Franz (wie Anm. 82) mit zahlreichen Literaturhinweisen. 126 Bruno Griesser (Hg.), Ungedruckte Texte zur Zeichensprache in den Klöstern, in: Analecta Sacri Ordinis Cisterciensis 3 (1947) S. 111–137. 127 Berühmtes Beispiel ist Wolfram von Eschenbach: „ich kann weder lesen noch schreiben“ (ine kann decheinen buochstap, Parzival, V. 115, 27). 128 Die Gotengeschichte des Priskos (geb. zwischen 410/420 in Panion/Thrakien) ist nur in Fragmenten erhalten. Im folgenden wird aus den Excerpta de legationibus des Konstantinos Porphyrogennetos zitiert und zwar nach der Ausgabe von Ernst Doblhofer, Byzantinische Diplomaten und östliche Barbaren (Byzantinische Geschichtsschreiber IV) Graz, Wien, Köln 1955. 129 Ebd. S. 24 und S. 25. 130 Ebd. S. 26. 131 Ebd. S. 32. 132 Ebd. S. 55f. 133 Ebd. S. 55. 134 Menander Protektor wird zitiert nach der Ausgabe von Ernst Doblhofer (wie Anm. 128) S. 88f. 135 Ebd. S. 100. 136 Ebd. 137 Ebd. S. 107; vgl. S. 110f. 138 Ebd. S. 111. 139 Ebd. 140 Ebd. S. 118f. 141 Ebd. S. 130f. 142 Ebd. S. 144. 143 Ebd. S. 149. 144 Ebd. S. 170f. 145 Ebd. S. 210. 146 Dietrich Claude, Geschichte der Westgoten (Stuttgart 1970) S. 52. Beispiele von Dolmetschern auf den Britischen Inseln diskutiert Michael Richter (wie Anm. 110) S. 961ff.
166
Anmerkungen
147 Erich Zöllner, Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts (München 1970) S. 255. 148 Vita Lupi ep. Trecensis c. 5 (MGH SS rer. Merov. 3, S. 121). 149 Gregor von Tours (wie Anm. 22) VI, 6, S. 273. 150 Paulus Diaconus, Historia Langobardorum III,1f (MGH SS rer. Langob.) S. 93. 151 Gregor von Tours (wie Anm. 22) VIII, 1, S. 370f. 152 Gegen Siegmund Hellmann und Rudolf Buchner hat Ingrid Heidrich, Syrische Kirchengemeinden im Frankenreich des 6. Jahrhunderts, in: Aus Archiven und Bibliotheken. Festschrift für Raymund Kottje, hrsg. von Hubert Mordek, Frankfurt a. M. u. a. 1992, S. 22ff. das ausdrückliche Fehlen von fränkischen Gesängen mit dem überzeugenden Hinweis erklärt, daß die Franken sich in die ihnen vertraute lateinische Liturgie selbstverständlich einfügten. 153 Paulus Diaconus (wie Anm. 150) IV, 44, S. 135. 154 Herbert Grundmann, Die Frauen und die Literatur im Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte 26 (1936); Laetitia Boehm, Das mittelalterliche Erziehungs- und Bildungswesen, in: Die mittelalterliche Welt. 600–1400 (Propyläen Geschichte der Literatur: Literatur und Gesellschaft der westlichen Welt) hrsg. von Erika Wischer, Berlin 1982, S. 143–181; Detlef Illmer, Formen der Erziehung und Wissensvermittlung im frühen Mittelalter (Münchener Beiträge zur Mediävistik und RenaissanceForschung 7) München 1971. 155 Zöllner (wie Anm. 147). 156 MGH Auct. ant. IV, 203, Vers 93. 157 Gregor von Tours (wie Anm. 22) V, 44, S. 253. 158 Zu Gundowald s. auch Reinhard Schneider, Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 3) Stuttgart 1972, S. 99–109. 159 Venantius Fortunatus, MGH AA Bd. 4, Buch VIII, 1, 53–60 (S. 179f.). 160 Wilhelm Ensslin, Rex Theodericus inlitteratus?, in: Historisches Jahrbuch 60 (1940) S. 391–396. 161 Prokop, Gotenkriege, ed. Otto Veh (München 1966) S. 19. 162 Ebd. S. 23. 163 Ebd. S. 17–19. 164 Claude (wie Anm. 146) S. 76. 165 Le Liber pontificalis, ed. L. Duchesne, Bd. 1 (Paris 1955) S. 359. 166 Ebd. S. 415. 167 Codex Carolinus 24 (MGH Epp III S. 529). Percy Ernst Schramm, Denkmale der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 1 (München 1962) S. 64f.; Paul Lehmann, Erforschung des Mittelalters, Bd. 2 (Stuttgart 1959) S. 124. 168 Einhard, Vita Karoli Magni c. 25 (MGH SS rer. Germ. 25) S. 30. 169 Ebd. 170 Helmut Beumann, Das Paderborner Epos und die Kaiseridee Karls des Großen, in: Karolus Magnus et Leo Papa. Ein Paderborner Epos vom Jahre 799 (Paderborn 1966) S. 16.
Anmerkungen
167
171 Helena Siemes, Beiträge zum literarischen Bild Kaiser Ludwigs des Frommen in der Karolingerzeit (Phil. Diss. Freiburg 1966) S. 199. 172 Heirich von Auxerre, Widmung seiner Vita S. Germani (MGH Poetae 3, 428–32). 173 Casus s. Galli 46, ed. Haefele S. 104. 174 Allgemein zum Bildungsstand: Herbert Grundmann, Litteratus – illiteratus, in: Archiv für Kulturgeschichte, Bd. 40 (1958) S. 1–65; vgl. ders., Die Frauen und die Literatur im Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte 26 (1935) S. 129–161. 175 Josef Fleckenstein, Brun, in: Lex MA Bd. 2 (1983) Sp. 753ff. 176 Widukind, Sachsengeschichte II 36 (MGH SS rer. Germ 60, S. 96). 177 Casus s. Galli 130, ed. Haefele, S. 252. 178 Ebd. 147, S. 284. 179 Thietmar, Chronik III, 25 (MGH SS rer. Germ. N. S. 9) S. 128. 180 Gerd Althoff, Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat (Stuttgart 2000) S. 162. 181 Vita Meinwerci episcopi Patherbrunnensis c. 186 (MGH SS rer. Germ. 59) S. 106f.; vgl. Karl Kroeschell, Deutsche Rechtsgeschichte 1 (bis 1250), Hamburg 1972, S. 123. 182 Tilman Struve, Konrad II., in: Lex MA Bd. 5 (1991) Sp. 1338f. 183 Rudolf Schieffer, Heinrich III. (1039–1056), in: Kaisergestalten des Mittelalters, hrsg. von Helmut Beumann (München 21985) S. 115. 184 MGH SS 7, S. 128, vgl. Alfred Wendehorst (wie Anm. 11) S. 16. 185 Harald Zimmermann, Heinrich IV. (1056–1106), in: Kaisergestalten (wie Anm. 183) S. 120. 186 Heinrich Appelt, Friedrich Barbarossa (1152–1190), in: Kaisergestalten (wie Anm. 183) S. 196. 187 Ursula Schulze, Heinrich VI. Literarische Bedeutung, in: Lex MA Bd. 4 (1989) Sp. 2046. 188 Bernd Ulrich Hucker, Kaiser Otto IV. (Hannover 1990) S. 9 und 21. 189 Ernst Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite (Düsseldorf und München 1963) S. 317; Walther Lammers, Friedrich II. (1212–1250), in: Kaisergestalten (wie Anm. 183) S. 224. – Skeptisch hinsichtlich insbesondere der arabischen Sprachkenntnisse ist Olaf B.Rader, Friedrich II.. Der Sizilianer auf dem Kaiserthron. Eine Biographie (München 2010.) S. 63f. 190 Walther Lammers, Friedrich II. (1212–1250), in: Kaisergestalten (wie Anm. 183) S. 223. 191 Manfreds Brief an die Römer, 1265 Mai 24 (MGH Const. 2, S. 561). 192 Franco Cardini, Manfred, in: Lex MA Bd. 6 (1992) Sp. 192. 193 Oswald Redlich, Rudolf von Habsburg (wie Anm. 15) S. 732. 194 Chronicon Colmariense (MGH SS 17) S. 257. 195 Werner Kolb, Herrscherbegegnungen im Mittelalter (Bern u. a. 1988) S. 101; Ottokars österreichische Reimchronik, ed. Joseph Seemüller, Vers 75053f. (MGH Dt. Chron. 5). 196 Maria Elisabeth Franke, Kaiser Heinrich VII. im Spiegel der Historiographie (Köln u. a. 1992) S. 41, auch S. 36. 197 Wendehorst (wie Anm. 11) S. 17f.
168
Anmerkungen
198 Bayerische Chroniken des 14. Jahrhunderts (MGH SS rer. Germ. 19) S. 158. Vgl. MGH Const. 4,1, Nr. 256. 199 Ursula Schulze, Wenzel II. Literarische Repräsentation, in: Lex MA Bd. 8 (1997) Sp. 2189f. 200 Heinrich von Dießenhofen, ed. Boehmer, Fontes rerum Germanicarum IV, 52f. 201 Heinz Thomas, Die deutsche Nation und Luther, in: Historisches Jahrbuch 105 (1985) S. 441 und S. 443. Vgl. Jörg K. Hoensch, Geschichte Böhmens (München 2 1992) S. 160. 202 Reinhard Schneider, Karls IV. Auffassung vom Herrscheramt, in: Historische Zeitschrift, Beiheft 2 (NF) 1973, S. 122–150, auch im folgenden. 203 H. Neureither, Das Bild Kaiser Karls IV. in der zeitgenössischen französischen Geschichtsschreibung, phil. Diss. Heidelberg 1964, S. 138. 204 Wendehorst (wie Anm. 11) S. 19. 205 Heinrich Koller, Sigismund 1410–1437, in: Kaisergestalten (wie Anm. 183) S. 277. 206 Jörg K. Hoensch, Kaiser Sigismund (München 1996) S. 484. 207 Anton Schwob, Oswald von Wolkenstein (Bozen 31979) bes. S. 106. 208 Wendehorst (wie Anm. 11) S. 19. 209 Roderich Schmidt, Friedrich III. 1440–1493, in: Kaisergestalten (wie Anm. 183) S. 305; 327; 329. 210 Hermann Wiesflecker, Maximilian I. (1486–1519), in: Kaisergestalten (wie Anm. 183) S. 335. 211 Ebd. S. 338, vgl. S. 347. 212 Alberto Várvaro, Alfons X. der Weise. Gesetzgeberische, wissenschaftliche und literarische Tätigkeit, in: Lex MA Bd. 1 (1978) Sp. 397f. 213 Giovanni Vitolo, Robert von Anjou, in: Lex MA Bd. 7 (1995) Sp. 888f. 214 Philippe de Commynes, Memoiren. Europa in der Krise zwischen Mittelalter und Neuzeit, neu übertragen und hrsg. von Fritz Ernst (Stuttgart 1972) S. 156. 215 Heinz Thomas, Deutsche Geschichte des Spätmittelalters 1250–1500 (Stuttgart u. a. 1983) S. 482. 216 Zur Thematik s. Wendehorst (wie Anm. 11) S. 13ff. 217 Für Spätantike und Frühmittelalter s. vor allem Peter Classen, Kaiserreskript und Königsurkunde (Thessaloniki 1977) S. 60f.; 163ff.; 229. 218 Percy Ernst Schramm, Kaiser Könige Päpste. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 3 (Stuttgart 1969) S. 300. 219 Waldemar Schlögl, Die Unterfertigung deutscher Könige von der Karolingerzeit bis zum Interregnum durch Kreuz und Unterschrift (Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtl. Hilfswissenschaften 16), 1978. 220 D Zwentibold Nr. 3 (MGH Die Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes), ed. Th. Schieffer, S. 21, Zeile 21f. 221 Th. Schieffer (wie vorstehende Anm.) D 13, S. 41; D 15, S. 44. 222 Prokop, Anekdota, ed. Otto Veh (München 31981), Anhang S. 294, Erläuterungen zu Kapitel 6. 223 Prokop, Anekdota c. 6, S. 55. 224 Wendehorst (wie Anm. 11) S. 12. Vgl. Prokop (wie Anm. 222) S. 1231 (Excerpta Valesiana).
Anmerkungen
169
225 Zitiert nach H. v. Sybel, Th. v. Sickel, Kaiserurkunden in Abbildungen, Lief. V und Abb. 6; Reinhard Schneider, Probleme der Reichspolitik Karls IV., in: Hans Patze (Hg.), Kaiser Karl IV. 1316–1378. Forschungen über Kaiser und Reich (1978) S. 82. 226 Allgemein zum Thema H. Grundmann, Die Frauen und die Literatur im Mittelalter (wie Anm. 174). 227 Elfie-Marita Eibl, Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern (1142/54– 1180), in: Deutsche Fürsten des Mittelalters, hrsg. von Eberhard Holtz und Wolfgang Huschner (Leipzig 1995) S. 212f. 228 Karl-Heinz Spieß, Unterwegs zu einem fremden Ehemann. Brautfahrt und Ehe in europäischen Fürstenhäusern des Spätmittelalters, in: Fremdheit und Reisen im Mittelalter, hrsg. von Irene Erfen und Karl-Heinz Spieß (Stuttgart 1997) S. 30, mit einigen Beispielen ebd. Anm. 68. 229 Karl-Heinz Spieß, Zum Gebrauch von Literatur im spätmittelalterlichen Adel, in: Kultureller Austausch und Literaturgeschichte im Mittelalter, hrsg. von I. Kasten u. a. (Beihefte der Francia, Bd. 43) Sigmaringen 1998, S. 89. 230 Ebd. 231 Peter von Zittau, Chronik III,3 ed. J. Emler (Fontes rerum Bohemicarum IV, S. 320). 232 Zum jeweiligen historischen, politischen und sozialen Umfeld einiger Herrscherinnen s. Karl Rudolf Schnith (Hg.), Frauen des Mittelalters in Lebensbildern (Graz 1997). 233 Amalie Fößel, Die Königin im mittelalterlichen Reich. Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume (Mittelalter-Forschungen 4) Stuttgart 2000, S. 83. 234 Einhard, Vita Karoli Magni (wie Anm. 168) c. 19. 235 Frechulf von Lisieux, praefatio zum 2. Teil seiner Weltgeschichte (Migne PL 106, Sp. 1115f.). 236 Walafrid Strabo, Carmina (MGH Poetae latini aevi Carolini II), S. 376. Vgl. Fr. von Bezold, Kaiserin Judith und ihr Dichter Walafrid Strabo, in: HZ 130 (1924) S. 397f. 237 Grundmann (wie Anm. 154). 238 Widukind, Sachsengeschichte, III, 74 (wie Anm. 55) S. 151. 239 Vita reginae Mathildis antiquior c. 1, 2 (MGH SS X, 575f.). Vgl. Rudolf Köpke, Ernst Dümmler, Kaiser Otto der Große (Darmstadt 21962) S. 5. 240 Odilo, Epitaphium Adalheidae (MGH SS 4, 641). 241 Casus sancti Galli 144 (wie Anm. 173) S. 278. 242 Acerbus Morena zum Jahre 1162, in: Italische Quellen über die Taten Kaiser Friedrichs I. in Italien, hrsg. von Franz-Josef Schmale (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 17a) Darmstadt 1986, S. 188. 243 Maria Magdalena Rückert, Irene-Maria, Gemahlin Philipps von Schwaben, und ihre Kinder, in: Frauen der Staufer (Göppingen 2006) S. 83. 244 MGH Const. 3, Nr. 214, S. 197. 245 Günter Bernt, Dhuoda, in: Lex MA Bd. 3 (1986) Sp. 934. 246 Katharina M. Wilson (Hg.), Medieval Women Writers (1984); An Encyclopedia of Continental Women Writers, ed. Katharina M. Wilson, 2 Bde. (1991). Zum Bildungsstand in Damenklöstern s. Edith Ennen, Frauen im Mittelalter (München
170
Anmerkungen 2
247 248 249 250
251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261
262
263 264 265 266 267 268 269 270
1985) S. 79f.; Eva Schlotheuber, Klostereintritt und Bildung. Die Lebenswelt der Nonnen im späten Mittelalter (Tübingen 2004). Bettina Pferschy-Maleczek, in: K. Schnith (wie Anm. 232) S. 163. K. Schnith (wie Anm. 232) S. 193. Ebd. S. 261. Sachsenspiegel, Landrecht I 24: Unde alle buchere, di zu gotis dinste gehorn, di vrouwen phlegen zu lesene. Eike von Repgow, Sachsenspiegel. Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift Cod. Guelf. 3.1 Aug. 2, Textband, hrsg. von Ruth Schmidt-Wiegand (Berlin 1998) S. 122. Giovanni di Boccaccio, Das Dekameron (deutsche Ausgabe von Albert Wesselski, 1. Bd. (Frankfurt am Main 1972) S. 5f. und passim. MGH SS 12, S. 351. Edith Ennen (wie Anm. 246) S. 196. S. oben (bei Anm. 175); außerdem Barbara Pätzold, Brun, Erzbischof von Köln (953–965), in: Deutsche Fürsten (wie Anm. 227) S. 64. Olaf B. Rader, Adalbert, Erzbischof von Magdeburg (968–981), in: Deutsche Fürsten (wie Anm. 227) S. 83f. Gerald Beyreuther, Meinwerk, Bischof von Paderborn (1009–1036), in: Deutsche Fürsten (wie Anm. 227) S. 113; 117. Vgl. Wendehorst (wie Anm. 11) S. 20ff. Wolfgang Eggert, Balduin-Erzbischof von Trier (1307–1354), in: Deutsche Fürsten (wie Anm. 227) S. 316. Adam von Bremen, Hamburgische Kirchengeschichte III, 19 (MGH SS rer. Germ. 2) S. 162: ut eum quasi regem timerent. Ebd. III, 20, S. 163. Helmold von Bosau, Chronica Slavorum c. 49 (MGH SS rer. Germ. 32) S. 98; Helmold von Bosau, Slawenchronik, neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte, Bd. 19) Darmstadt 1963, S. 191. Dieter Kartschoke, Deutsche Literatur am Hof Heinrichs des Löwen? In: Heinrich der Löwe. Herrschaft und Repräsentation, hrsg. von Johannes Fried und Otto Gerhard Oexle (Vorträge und Forschungen 57) Stuttgart 2003, S. 111f. Elfie Maria Eibl (wie Anm. 227) S. 212f. Peter Neumeister, Hermann I., Landgraf von Thüringen (1190–1217), in: Deutsche Fürsten (wie Anm. 227) S. 287f. Burchard von Ursberg, Chronicon (MGH SS rer. Germ. 16), S. 64. Eberhard Holtz, Johann II. von Nassau, Erzbischof von Mainz (1397–1419), in: Deutsche Fürsten (wie Anm. 227) S. 362f. Jürgen Miethke, Die mittelalterlichen Universitäten und das gesprochene Wort (Schriften des Historischen Kollegs, Vorträge 23) München 1990, S. 41. Eberhard Holtz, Friedrich I., Kurfürst von der Pfalz (1449–1476), in: Deutsche Fürsten (wie Anm. 227) S. 371, Zitat S. 379. Heidelore Böcker, Bogislaw X., Herzog von Pommern (1474–1523), in: Deutsche Fürsten (wie Anm. 227) S. 384. Johannes von Cermenate, Historia (Fonti per la storia d’Italia. Scrittori secolo XIV) Roma 1889, S. 129.
Anmerkungen
171
271 Anton Schwob, Oswald von Wolkenstein. Eine Biographie (Bozen 31979) S. 23f. 272 Knut Schulz, Die süddeutsche Ministerialität in der Verwaltung Reichsitaliens, in: Schwaben und Italien im Hochmittelalter, hrsg. von Helmut Maurer u. a. (Vorträge und Forschungen 52) Stuttgart 2001, S. 185. 273 Ebd. S. 199. 274 Annales regni Francorum a. 801 und 803 (MGH SS rer. Germ. 6) S. 115; 117. 275 Annales Bertiniani a. 872 (MGH SS rer. Germ. 5) S. 120. 276 Liudprand von Cremona (MGH SS rer. Germ 41), Antapodoseos VI, S. 155 und S. 157; Legatio c. 2, S. 177; c. 37, S. 194; c. 53, S. 204. 277 Liudprand, Legatio c. 46, S. 200. 278 Liudprand, Historia Ottonis c. 11, S. 167. 279 Richer III 85 (MGH SS 38, S. 117). 280 Ekkehard IV, Casus sancti Galli c. 53 (ed. Haefele, S. 117). 281 Theodor Schieffers Vorbemerkung zu Lothars I. Diplom Nr. 143 verweist auf den um 1148 schreibenden sog. Chronograph von Corvey (ed. Jaffé Mon. Corb. 43f.): Er, „der sich allerdings auf zwei Augenzeugen beruft, schmückt diese Meldung aus, indem er eine Unterredung Lothars mit den Slawen durch Dolmetscher schildert“ (S. 321). 282 Prüfeninger Vita I, 2 (ed. Petersohn, MGH SS rer. Germ. 71, S. 50f., vgl. S. 125 und S. 127). 283 Herbord von Michelsberg, Dialogus II, 9 (ed. Hofmeister, S. 728). 284 Helmold von Bosau, Chronica Slavorum I c. 25 (MGH SS rer. Germ. 32) S. 50. Dazu Erich Maschke, Das Erwachen des Nationalbewußtseins im deutsch-slavischen Grenzraum (Leipzig 1933) S.10ff. 285 Lampert von Hersfeld, Annalen (zu 1065), MGH SS rer Germ. 38, S. 96f. 286 R. Schönfeld, Die Donau, in: Die Stadt am Fluß (Sigmaringen 1978) S. 115. 287 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum, Distinctio quarta, c. 15 (ed. J. Strange, Bd. 1) 1851, S. 186. 288 Otto de Diogilo (MGH SS 26, S. 70). 289 Petrarca, Familiares I, 5 (ed. Piur, S. 168–174). 290 Klaus Voigt, Italienische Berichte aus dem spätmittelalterlichen Deutschland (Stuttgart 1973) S. 28. 291 Vita Sturmi des Eigil von Fulda, ed. Pius Engelbert (Marburg 1968) c. 7, S. 139. 292 MGH Capitularia 1, Nr. 124, S. 246. 293 Helmold von Bosau, Slawenchronik c. 81 (MGH SS rer. Germ. 32), S. 153. 294 Otto von Freising, Gesta Frederici III, 12 (MGH SS rer. Germ. 46) S. 176f. 295 Ebd. IV, 3 S. 236. 296 Saxo Grammaticus (MGH SS 29, S. 114). 297 Walter Heinemeyer, Die Verhandlungen an der Saône im Jahre 1162, in: DA 20 (1964) S. 181. 298 Friderici I. Diplomata Nr. 376 (Original). 299 Chronica Regia Coloniensis. Cont. A. 1190 (MGH SS rer. Germ.18) S. 149. 300 Romoaldus Salernitanus, hrsg. und übersetzt von Franz-Josef Schmale (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 17a) Darmstadt 1986, S. 349.
172
Anmerkungen
301 Ebd. S. 350f. 302 Otto von St. Blasien, Chronica c. 51 (MGH SS rer. Germ. 47) S. 85. Vgl. Bernd Ulrich Hucker, Otto IV. in Bamberg, in: 120. Bericht des Historischen Vereins Bamberg 1984, S. 84. 303 Oswald Redlich (wie Anm. 15) S. 175f. 304 MGH Const. 3, Nr. 51, S. 47. 305 MGH Const. 3, Nr. 601, S. 562. 306 Migne, Patrologia Latina, Bd. 126, Sp. 448. 307 Bericht des mantuanischen Gesandten Bonifacius de Cuppis an seine Herrn aus Prag, den 27. Mai 1383, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, Jg. 37 (1898/9) S. 350; vgl. S. 340. 308 Thomas Haye (wie Anm. 92) S. 18. 309 Ebd. S. 18–29; Zitate S. 25 und 29. 310 Ebd. S. 30. 311 Nithard, Historiae III, 5 (MGH SS rer. Germ. 44) S. 35ff.; MGH Capitularia 2, Nr. 242, S. 152ff. 312 Heinrich Mitteis, Politische Verträge im Mittelalter, in: ders., Die Rechtsidee in der Geschichte (Weimar 1957) S. 595. 313 Ingrid Voss, Herrschertreffen im frühen und hohen Mittelalter (Köln/Wien 1987) S. 179 mit Beleg. 314 Klaus-Peter Matschke, Von der Diplomatie des Überflusses zur Diplomatie des Mangels. Byzantinische Diplomaten auf der Suche nach westlicher Hilfe gegen die Türken am Vorabend des Falls von Konstantinopel, in: Gesandtschafts- und Botenwesen (wie Anm. 92) S. 87–133, hier S. 122f. 315 Hier und im folgenden I. Voss (wie Anm. 313) S. 179 und S. 206. 316 Werner Kolb, Herrscherbegegnungen im Mittelalter (Bern 1988) S. 101. 317 Ottokars österreichische Reimchronik,Vers 75053f. (MGH Deutsche Chroniken V, 2, 1893). 318 Thomas Riis, Das Gesandtschaftswesen im mittelalterlichen Nordeuropa, in: Gesandtschafts- und Botenwesen (wie Anm. 92) S. 169–190, hier S. 174f. 319 Arnd Reitemeier, Diplomatischer Alltag im Spätmittelalter. Gesandte in den englischen Beziehungen zu Frankreich und zur Hanse, in: Gesandtschafts- und Botenwesen (wie Anm. 92) S. 135–167, hier S. 156. 320 Paul-Joachim Heinig, Römisch-deutscher Herrscherhof und Reichstag im europäischen Gesandtschaftssystem an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, in: Gesandtschafts- und Botenwesen (wie Anm. 92) S. 225–263, hier S. 250 und Andreas Würgler, Boten und Gesandte an den eidgenössischen Tagsatzungen. Diplomatische Praxis im Spätmittelalter, in: ebd. S. 287–312, hier S. 309f. 321 Zitiert nach M. Richter (wie Anm. 110) S. 966ff. 322 Klaus Neitmann, Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen 1230–1449 (Neue Forschungen zur brandenburg-preußischen Geschichte, Bd. 6) Köln, Wien 1986, S. 49; S. 71f.; vgl. S. 95. 323 Commynes (wie Anm. 214) 8, 16, S. 376. 324 MGH Die Urkunden der Kaiserin Konstanze, ed. Th. Kölzer, Nr. 3 (Palermo, 1195, Okt. 3) S. 11. Vgl. Die Briefsammlung Gerberts von Reims, Nr. 47 (MGH Die Brie-
Anmerkungen
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329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339
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173
fe der deutschen Kaiserzeit 2, 1966), Briefsammlungen der Zeit Heinrichs IV. Nr. 81 (MGH Die Briefe der deutschen Kaiserzeit 5, 1950). Erich Caspar, Die Lateransynode von 649, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 51 (1932) S. 75–137, Zitat S. 84. Peter Classen, Italien zwischen Byzanz und dem Frankenreich, in: Settimane di studio […] 27, II (Spoleto 1981) S. 926 Anm. 11; Wiederabdruck in: Ausgewählte Aufsätze von Peter Classen (Vorträge und Forschungen 28) 1983, S. 89 Anm. 11. MGH Epp 4, 28 (Nr. 3). Annales Laureshamenses a. 802, ed. Pertz (MGH SS 1, 39); zur Interpretation vgl. auch im folgenden Reinhard Schneider, Schriftlichkeit und Mündlichkeit im Bereich der Kapitularien, in: Peter Classen (Hg.), Schrift und Recht im Mittelalter (Vorträge und Forschungen 23) 1977, S. 264. Ann. Lauresham. ebd. Ebd. MGH Capitularia 1, Nr. 124 (S. 246). Rudolf Köpke, Ernst Dümmler, Kaiser Otto der Große (Leipzig 1876, ND Darmstadt 1962) S. 162. Ebd. S. 164 mit Anm. 1. Acta concilii Mosomensis auctore Gerberto archiepiscopo, ed. Pertz (MGH SS 3) S. 690. Vita Sanctae Margaritae Reginae Scotiae, in: AA SS Junii II, S. 326f. M. Richter (wie Anm. 87) S. 54ff.; S. 132ff. Vita Landiberti c. 9 (MGH SS rer. Merov. 6) S. 413f. Peter Brommer, Die bischöfliche Gesetzgebung Theodulfs von Orléans, in: ZRG Kan. 60 (1974) S. 87. Johannes Helmrath, Kommunikation auf den spätmittelalterlichen Konzilien, in: Die Bedeutung der Kommunikation für Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg. von Hans Pohl (VSWG Beiheft 87) Stuttgart 1989, S. 116–172, hier S. 135. Beda Venerabilis, Historia Ecclesiastica gentis Anglorum I 25, ediert und übersetzt von Günter Spitzbart (Darmstadt 1982) S. 80f. Ebd. III 3, S. 214f. Wilhelm von Malmesbury, Gesta regum Anglorum I § 49, ed. W. Stubbs (Rolls Series 90 I, 1887) S. 51. Beda (wie Anm. 340) III 25, S. 286f. Vgl. Theodor Schieffer, Winfrid-Bonifatius und die christliche Grundlegung Europas (Darmstadt, ND 1972) S. 140. Zu Boso, den ersten Bischof von Merseburg s. R. Kaiser, Artikel Boso, in: Lex MA 2 (1982) Sp. 479. Herbord von Michelsberg, Dialogus II, 9 (MGH SS rer. Germ. 33) S. 728. Christian Hannick, Konstantin und Method, in: Lex MA Bd. 5 (1991) Sp. 1382ff. Franz Dölger, Regesten der Kaiserurkunden des Oströmischen Reiches von 565– 1453 (München, Berlin 1924) Nr. 463, S. 56. Adam von Bremen, Bischofsgeschichte der Hamburger Kirche III, 20 (MGH SS rer. Germ. 2, S.163). Ebd. II, 65, S. 126.
174
Anmerkungen
351 Ebd. III, 72, S. 220. 352 Heinrich von Lettland, Chronicon Livoniae IX, 14 (MGH SS rer. Germ. 31); Übersetzung von Albert Bauer (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 24) Darmstadt 1959, S. 45. Vgl. Reinhard Schneider, Straßentheater im Missionseinsatz. Zu Heinrichs von Lettland Bericht über ein großes Spiel in Riga 1205, in: Studien über die Mission in Livland, hrsg. von M. Hellmann (Vorträge und Forschungen, Sbd. 37) Sigmaringen 1989, S.107–121. 353 Belege bei M. Richter (wie Anm. 87) S. 60f. 354 Ebd. 355 Ebd S. 61. 356 Ebd. 357 Gaufrid von Auxerre, Vita prima III, 3, 7 (Migne PL 185, Sp. 307). 358 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum, ed. Strange Bd. 1, S. 523. 359 André Chèvre, Lucelle (1973) S. 44. 360 A. Chroust, Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I. (MGH SS rer Germ. N S 5, S. 10). 361 Michael Oberweis, Zum geschichtlichen Hintergrund von Bernhards Traktat De praecepto et dispensatione, in: Cistercienser Chronik 106 (1999) S. 37–45, hier S. 41. 362 Ekkehard IV, Casus sancti Galli, c. 35f, S. 80ff. 363 Ebd. c. 131, S. 252. 364 Gotefredi Viterbiensis Pantheon, particula XIII, 33 (MGH SS 22, S. 240). 365 Statuta 1242 c. 6 (Statuta Capitulorum Generalium Ordinis Cisterciensis, hrsg. von J.-M. Canivez, Bd. 2, 1934, S. 246f.). 366 Passio II des Brun von Querfurt c. 6, in: Adalbert von Prag und Otto von Bamberg, hrsg. von Lorenz Weinrich (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 23) Darmstadt 2005, S. 75. 367 Tractatus de Purgatorio S. Patricii, in: Migne PL 180, Sp. 1000f. 368 Registrum epistolarum Stephani de Lexinton, ed. Bruno Grießer, Analecta Cisterciensia 2 (1946) S. 47 (Nr. 37), vgl. S. 102 (Nr. 104) c. 40. 369 Christoph Cluse (ed.), „Fabula ineptissima“. Die Ritualmordlegende um Adam von Bristol nach der Handschrift London, British Library, Harley 957, in: AschkenasZeitschrift für die Geschichte und Kultur der Juden 5 (1995) S. 322. 370 Helene Tillmann, Die päpstlichen Legaten in England bis zur Beendigung der Legation Gualas (1218), phil. Diss. Bonn 1926, insbes. S. 150f. 371 Historia de expeditione Friderici imperatoris, in: A. Chroust, Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I. (MGH SS rer. Germ. NS 5) S. 10. 372 Chronica Reinhardsbrunnensis (MGH SS 30, S. 555). Zitat nach Ina Friedlaender, Die Päpstlichen Legaten in Deutschland und Italien am Ende des XII. Jahrhunderts (1181–1198) Berlin 1928, S. 92. 373 Chartularium Universitatis Parisiensis, hrsg. von Heinrich Denifle und E. Chatelain (Paris 1889) Nr. 180, S. 212. Vgl. K. Thieme (wie Anm. 85) S. 20. 374 Regesta Pontificum Romanorum, ed. A. Potthast, Bd. 2 (1875) Nr. 14202. 375 Registre de Nicolas III. , ed. J. Gay (1898) Nr. 733, S. 335f.; MGH Const. 3, Nr. 219, S. 202. 376 Ebd., Registre Nr. 772, S. 357.
Anmerkungen
175
377 Alfred A. Strnad, Bessarion verstand auch deutsch. Zur Sprachenkenntnis des griechischen Kardinals, in: Römische Kurie. Kirchliche Finanzen. Vatikanisches Archiv, hrsg. von Erwin Gatz (Miscellanea Historiae Pontificiae 46/2), Rom 1979, Bd. 2, S. 869–881. 378 Werner Maleczek, Die päpstlichen Legaten im 14. und 15. Jahrhundert, in: Gesandtschafts- und Botenwesen (wie Anm. 92) S. 33–86, hier S. 83 – vgl. S. 52 mit Anmerkungen. 379 Joh. Peter Kirsch, Die päpstlichen Kollektorien in Deutschland während des 14. Jahrhunderts (Paderborn 1894) S. 72. 380 Ebd. S. 76. 381 Joseph Lecler, Vienne (Geschichte der ökumenischen Konzilien Bd. 8) Mainz 1965, S. 83. 382 Ebd. S. 212, Text VII (Das Dekret in Übersetzung). 383 Ebd. 384 J. P. Kirsch (wie Anm. 379) S. 495ff. 385 Ebd. S. 497; ebd. S. 495ff. aber Hinweise auf gerühmte Sprachkenntnisse einzelner. 386 Dieter Berg, Kreuzzugsbewegung und Propagatio Fidei. Das Problem der Franziskanermission im 13. Jahrhundert und das Bild von der islamischen Welt in der zeitgenössischen Ordenshistoriographie, in: Miscellanea Mediaevalia, Bd. 17 (1985) S. 72f. 387 Dieter Berg, Armut und Wissenschaft. Beiträge zur Geschichte des Studienwesens der Bettelorden im 13. Jahrhundert (Geschichte und Gesellschaft. Bochumer Historische Studien 15) Düsseldorf 1977, S. 135. 388 John David North, Roger Bacon, in: Lex MA Bd. 7 (1995) Sp. 940f. 389 Berg (wie Anm. 387) S. 138f. 390 K. H. Schäfer, Die Ausgaben der apostolischen Kammer unter Johann XXII. (Vatikanische Quellen zur Geschichte der päpstlichen Hof-und Finanzverwaltung 1316– 1378, Bd. 2) Paderborn 1911, S. 564. 391 Ebd. S. 564, Anm. 1. 392 Ebd. S. 564, Anm. 1 und S. 566 mit der vollständigen Wiedergabe der 12. solutio (vom 29. Juli 1318). 393 K. H. Schäfer, Die Ausgaben der apostolischen Kammer unter Benedikt XII., Klemens VI. und Innozenz VI. (1335–1362) Paderborn 1914 (Vatikanische Quellen zur Geschichte der Päpstlichen Hof- und Finanzverwaltung 1316–1378, Bd. 3, S. 198). 394 Ebd. S. 198; vgl. S. 230 zu 1343: „Von August an erhält dominus f. Marcesius archiep. Manasgardensis in Grecia [!] ein zweimonatiges Gehalt von 24fl 19s 6d.“ 395 Schäfer (wie Anm. 390) S. 573. 396 Vgl. Brigide Schwarz, Die beiden römischen Universitäten: das studium Romanae Curiae und das studium Urbis (14. und 15. Jahrhundert), in: S. Andresen u. a., Über Mobilität von Studenten und Gelehrten zwischen dem Reich und Italien (1400– 1600), Zürich 2011, S. 141–160. 397 Kanzleiregel vom 11.6.1373 (Regulae cancellariae, ed. Ottenthal, Gregor XI. Nr. 71); hier zitiert nach: Quellen zur Kirchenreform im Zeitalter der großen Konzilien des 15. Jahrhunderts, Teil 1. Die Konzilien von Pisa (1409) und Konstanz (1414–1418). Ausgewählt und übersetzt von Jürgen Miethke und Lorenz Weinrich (Ausgewähl-
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Anmerkungen
te Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 38a) Darmstadt 1995, S. 368. Ed. Miethke, Weinrich, Quellen (wie Anm. 397) S. 368. Matthäus von Krakau, De squaloribus curie Romane, in: Miethke, Weinrich, Quellen (wie Anm. 397) S. 144ff. Konzil von Basel, 19. Sitzung vom 7. Sept. 1434 zur Judenbekehrung, in: Quellen zur Kirchenreform im Zeitalter der Großen Konzilien des 15. Jahrhunderts, Teil 2. Die Konzilien von Pavia, Siena 1423/1424, Basel (1431–1449) und Ferrara (1438– 1445). Ausgewählt und übersetzt von Jürgen Miethke und Lorenz Weinrich (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 38b) Darmstadt 2002, S. 366ff. Die Berichte der Generalprokuratoren des Deutschen Ordens an der Kurie, Bd. 4, 2. Halbband, bearb. von Kurt Forstreuter und Hans Koeppen (Göttingen 1976) Nr. 713, S. 785f. Kurt Forstreuter, Preußen und Rußland im Mittelalter (Königsberg, Berlin 1938) S. 220f. Die Berichte (wie Anm. 401) Nr. 713, S. 786 (auch das Zitat davor). Kurt Forstreuter, Abel Will, ein ostpreußischer Übersetzer, in: ders., Wirkungen des Preußenlandes (Köln, Berlin 1981) S. 297. Ebd. S. 298. Lotar Weber, Preußen vor 500 Jahren in culturhistorischer, statistischer und militairischer Beziehung nebst Special-Geographie (Danzig 1878) S. 132. B. Altaner, Sprachkenntnisse (wie Anm. 84) S. 87ff. Ebd. S. 85f. Zum „mehrstufigen Dolmetsch-Vorgang“ s. vor allem Volker Honemann und Gunhild Roth, die auch von „Dolmetscherketten“ bei Reisen in den Orient sprechen, weil wegen mangelnder Mehrsprachenkompetenz kaum Dolmetscher mit der Kenntnis einer europäischen und der tatarischen Sprache zu finden waren (wie Anm. 95) S. 100. Grundlegende Literatur: Folker Reichert, Begegnungen mit China. Die Entdeckung Ostasiens im Mittelalter (Sigmaringen 1992); Felicitas Schmieder, Europa und die Fremden. Die Mongolen im Urteil des Abendlandes vom 13. bis in das 15. Jahrhundert (Sigmaringen 1994). B. Altaner, Sprachkenntnisse (wie Anm. 84) S. 92ff. B. Altaner, Sprachstudien (wie Anm. 84) S. 115f; Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 101. B. Altaner, Sprachkenntnisse (wie Anm. 84) S. 92, Anm. 18; Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 97. B. Altaner, Sprachkenntnisse (wie Anm. 84) S. 91ff. Widukind, Sachsengeschichte (wie Anm. 55) II 36, S. 96. Liudprand, Das Buch von König Otto c. 11 (MGH SS rer. Germ. 41) S. 167. Ekkehard IV, Casus s. Galli 130, ed. Haefele S. 252. Widukind, Sachsengeschichte (wie Anm. 55) II 17, S. 82. Nithard, Geschichten III, 5 (MGH SS rer. Germ. 44) S. 35ff. Otto von Freising, Chronik VII 5, S. 508.
Anmerkungen
177
421 Leopold Grill, Der hl. Bernhard von Clairvaux und Morimond, in: Festschrift zum 800-Jahrgedächtnis des Todes Bernhards von Clairvaux, hrsg. von der österreichischen Cistercienser-Kongregation vom Heiligsten Herzen Jesu (Wien/München 1953) S. 112. 422 Pactum cum Soldano Tuneti (MGH Const. 2, Nr. 153, S. 187 – Inscriptio der überliefernden Handschriften). 423 Foedus cum Lombardis. Scriptum Foederis (MGH Const. 2, Nr. 328) S. 438. 424 Francois Louis Ganshof, Was ist das Lehnswesen? (Darmstadt 1961) S. 80f. 425 Widukind, Sachsengeschichte (wie Anm. 55) III 70, S. 147. 426 Die Chronik Ottos von St. Blasien, hrsg. und übersetzt von Franz Josef Schmale (Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 18a), Darmstadt 1998, S. 154f. 427 Angaben der Kölner Königschronik zum Mainzer Reichslandfrieden, in: MGH Const. 2, Nr. 196a, S. 248. 428 Redlich (wie Anm. 15) S. 239. 429 Ebd. S. 732. 430 Johann von Viktring, Liber certarum historiarum II, S. 221 (MGH SS rer. Germ. 36), auch S. 222. 431 Rüdiger Schnell, Deutsche Literatur und Deutsches Nationsbewußtsein in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: Joachim Ehlers (Hg.), Ansätze und Diskontinuität deutscher Nationsbildung im Mittelalter (Nationes, Bd. 8) Sigmaringen 1989, S. 301f. 432 Max Vancsa, Das erste Auftreten der deutschen Sprache in den Urkunden (1895, Nachdruck Leipzig 1963) S.104. 433 Schnell (wie Anm. 431) S. 301. 434 Johann von Viktring (wie Anm. 430) , Buch II, S. 269. 435 Ebd. S. 221 und Schnell (wie Anm. 431) S. 301. 436 Redlich (wie Anm. 15) S. 732. 437 Hans K. Schulze, Slavica lingua penitus intermissa. – Zum Verbot des Wendischen als Gerichtssprache, in: Europa slavica – Europa orientalis, Festschrift für Herbert Ludat (Berlin 1980) S. 354–367; Zitat S. 362. 438 S. unten im Abschnitt Bildzeugnisse von Dolmetschern. 439 Das (Meißner) Rechtsbuch nach Distinkionen, ed. Ortloff (1836, ND1967) S. 333f.; vgl. Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 109. 440 S. unten bei Anm. 445. 441 King Alfred’s West-Saxon Version of Gregory’s Pastoral Care, ed. Henry Sweet (London 1871) S. 6; Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 88. 442 Zitiert nach M. Richter (wie Anm. 88) S. 41. 443 M. Richter, Sprache und Gesellschaft (wie Anm. 88) S. 99 mit Anm. 18. 444 Ottokars Österreichische Reimchronik, Vers 79599 (MGH Deutsche Chroniken 5); Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 105. 445 Paul Siegmund, Deutsche Siedlungstätigkeit der samländischen Bischöfe und Domkapitel vornehmlich im 14. Jahrhundert, in: Altpreußische Forschungen 5 (1928) S. 262–303, bes. S. 291.
178
Anmerkungen
446 Hansisches Urkundenbuch, Bd. 10, Nr. 473 S. 299; Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 119. 447 Mone, Bemerkungen zur praktischen Diplomatik, in: ZGORh 136 (1861) S. 193– 196. 448 MGH Leges 2, S. 454; Regesta Imperii VI, 1 – 2268. 449 Mathias von Neuenburg c. 36 (MGH SS rer. Germ. NS 4) S. 68. 450 Reinhard Wenskus, Das Ordensland Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, in: Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert, hrsg. von Hans Patze (Vorträge und Forschungen, Bd. 13) Sigmaringen 1970, S. 364. Vgl. Hanns-Peter Bruchhäuser, Kaufmannsbildung im Mittelalter (Wien 1989). 451 Codex Diplomaticus Warmiensis, Bd. 1 (Mainz 1860) Nr. 33, S. 66. 452 Ebd. Nr. 162, S. 282. 453 Ebd. Nr. 240, S. 400. 454 Ebd. Nr. 310, S. 499. 455 Revaler Urkunden und Briefe von 1273 bis 1510, bearbeitet von Dieter Heckmann, Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Bd. 5 (Köln Weimar Wien 1995), Nr. 68. 456 Ebd. Nr. 69. 457 Ebd. Nr. 121. 458 Ebd. Nr. 68. 459 Ebd. Nr. 94. 460 So ebd. der Herausgeber, S. 105. 461 Preußisches Urkundenbuch, Bd. 2 (1309–1335), hrsg. von M. Hein und E. Maschke, Nr. 78, S. 50. 462 Ebd. Nr. 117, S. 122. 463 Ebd. Nr. 260, S. 169 sowie Nr. 301, S. 195. 464 Ebd. Nr. 530, S. 357. 465 Ebd. Nr. 771, S. 511. 466 Ebd. Nr. 223, S. 148; Nr. 332, S. 249; Nr. 426, S. 304; Nr. 486, S. 332. 467 Z. B. ebd. Nr. 836, S. 563. 468 Wenskus (wie Anm. 450) S. 364f. 469 Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1,1, Nr. 247, S. 320ff. 470 Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Bd. 9, Nr. 389, S. 266. 471 Zum gesamten Sachverhalt s. Klaus Eberhard Murawski, Zwischen Tannenberg und Thorn. Die Geschichte des Deutschen Ordens unter dem Hochmeister Konrad von Erlichshausen 1441–1449 (Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft 10/11) Göttingen 1953, S. 360ff. 472 Livländisches Urkundenbuch, Bd. 8, Nr. 145 und Nr. 199. 473 Ebd. Nr. 341. 474 Ebd. Bd. 9, Nr. 144. 475 Ebd. Bd. 10, Nr. 503, S. 354. Vgl. Nr. 505, S. 355. 476 Joachim Hartig, Überlegungen zur Frage der Schreib- und Sprechweise im niederdeutsch-hansischen Bereich, in: Visby-Colloquium, hrsg. von Klaus Friedland (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte NF 32) Köln, Wien 1987, S. 141–150, hier S. 142.
Anmerkungen
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R. Peters (wie Anm. 46) S. 65–88, hier S. 78f. Ebd. S. 79. Ebd. S. 82f. Klaus Wriedt, Latein und Deutsch in den Hansestädten vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, in: Latein und Nationalsprachen in der Renaissance, hrsg. von Bodo Guthmüller (Wiesbaden 1998) S. 287–313, hier S. 310. Ebd. S. 295. Wriedt (wie Anm. 480) S. 297. Erich Maschke, Das Berufsbewußtsein des mittelalterlichen Fernkaufmanns, in: Die Stadt des Mittelalters. Bd. 3, Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg. von Carl Haase (Darmstadt 1976) S. 213ff. – mit Literaturhinweisen; H. Kelbert, Die Berufsbildung der deutschen Kaufleute im Mittelalter (Berlin 1956). Hans-Walter Herrmann, Volkssprache und Verwaltung in Oberlothringen im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, in: Beiträge zum Sprachkontakt und zu den Urkundensprachen zwischen Maas und Rhein, hrsg. von K. Gärtner und G. Holtus (Trierer Historische Forschungen, Bd. 29) Trier 1995, S. 129–171, Zitat S. 171. Ebd. S. 158. Ebd. S. 153. Ebd. S. 168. Dieter Heckmann, Zum Persönlichkeitsbild des Metzer Patriziers Andre Voey de Rieneck (1444–1525/29), in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 15 (1989) S. 55. S. z. B. Les Chroniques de la ville de Metz, 900–1552, hrsg. von J. F. Huguenin (Metz 1838), S. 127 Sp. II.; S. 136/II; S. 513/If. Heckmann (wie Anm. 488) S. 58. Ebd. Herrmann (wie Anm. 484) S. 134. Norbert Warken, Mittelalterliche Geschichtsschreibung in Straßburg. Studien zu ihrer Funktion und Rezeption bis zur frühen Neuzeit (Saarbrücken 1995) S. 382. Jürgen Miethke, Die mittelalterlichen Universitäten und das gesprochene Wort (Schriften des Historischen Kollegs, Vorträge 23) München 1990, S. 12. Rainer Christoph Schwinges, Studentische Kleingruppen im späten Mittelalter. Ein Beitag zur Sozialgeschichte deutscher Universitäten, in: Politik, Gesellschaft, Geschichtsschreibung. Gießener Festgabe für František Graus zum 60. Geburtstag, hrsg. von H. Ludat und R. C. Schwinges (Köln, Wien 1982) S. 319–361, hier S. 321. Ebd. S. 323. Vgl. Reinhard Schneider, Sprachprobleme in zisterziensischen Studienhäusern, in: Vita Religiosa im Mittelalter. Festschrift für Kaspar Elm zum 70. Geburtstag, hrsg, von F. J. Felten und N. Jaspert (Berlin 1999) S. 217–225, hier S. 224. Peter Burke, Küchenlatein. Sprache und Umgangssprache in der frühen Neuzeit (Berlin 1990) S. 40. Rolf Köhn, Latein und Volkssprache, Schriftlichkeit und Mündlichkeit in der Korrespondenz des lateinischen Mittelalters, in: Jörg O. Fichte/Karl Heinz Göller/Bernd Schimmelpfennig (Hgg,), Zusammenhänge, Einflüsse, Wirkungen. Kongreßakten zum ersten Symposium des Mediävistenverbandes in Tübingen, 1984 (Berlin, New York 1986) S. 340–356, hier S. 356.
180
Anmerkungen
499 Werner Rösener, Artikel: Hof, in: Lex MA Bd. 5 (1991) Sp. 66. 500 Peter Moraw, Über den Hof Kaisers Karls IV., in: Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter, hrsg. von P. Moraw (Vorträge und Forschungen 48) Stuttgart 2002, S. 78. 501 Joachim Ehlers und Bernd Schneidmüller in der Zusammenfassung des soeben genannten Bandes, S. 588. 502 Ivan Hlavácek, Hof und Hofführung König Wenzels IV., in: Deutscher Königshof (wie Anm. 500) S. 119, vgl. S. 133. 503 Vgl. Rüdiger Schnell, Hofliteratur und Hofkritik in Deutschland, in: Deutscher Königshof (wie Anm. 500) S. 323–355, bes. S. 351. Zum allgemeinen Problem des Textvortrages mit verschiedenen Thesen s. Ulrich Müller, Wolfram von Eschenbach, in: Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte, hrsg. von Horst Albert Glaser, Bd. 1 (Hamburg 1988) S. 241. 504 Joachim Bumke, Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, Bd. 1 (München 1986) S. 116 mit Beispielen. 505 J. Bumke, Bd. 2, S. 719. 506 Mit Konrad von Würzburg bieten Honemann u. Roth (Anm. 95) S. 101 ein gutes Beispiel. 507 (Prosa-) Lancelot, hrsg. von Reinhold Kluge, Bd. II (1963) S. 231. 508 Altaner, Sprachkenntnisse und Dolmetscherwesen (wie Anm. 84) S. 91. 509 Ebd. S. 103ff.; Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 97ff. 510 Lampert von Hersfeld, Annales (MGH SS rer. Germ. 38) S. 100. 511 Rudolf Köpke, Ernst Dümmler, Kaiser Otto der Große (Jahrbücher der deutschen Geschichte) Leipzig 1876, ND 1962, S. 278f. 512 Franz-Josef Heyen, Simeon und Burchard-Poppo. Aus den Anfängen des Stiftes St. Simeon in Trier, in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein, hrsg. von Lutz Fenske u. a. (Sigmaringen 1984) S. 197. 513 Caesarius von Heisterbach, Dialogus, Distinctio quarta, cap. XV (ed. J. Strange 1851, S. 187). 514 Kristian Bosselmann-Cyran, Dolmetscher und Dragomane in Palästina und Ägypten. Über sprachkundige Galeerensklaven, Renegaten und Mamluken im ausgehenden Mittelalter, in: Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung, Bd. 2 (1997) Heft 1: Fremdsprachen und Fremdsprachenerwerb, S. 47–65. 515 Folker E. Reichert, Begegnungen mit China. Die Entdeckung Ostasiens im Mittelalter (Sigmaringen 1992); Felicitas Schmieder, Europa und die Fremden. Die Mongolen im Urteil des Abendlandes vom 13. bis in das 15. Jahrhundert (Sigmaringen 1994). 516 Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 100. 517 Ebd. S. 128. 518 Marie-Luise Favreau-Lilie, Die Bedeutung von Wallfahrten, Kreuzzügen und anderen Wanderungsbewegungen (z. B. Gesellenwanderungen) für die Kommunikation in Mittelalter und früher Neuzeit, in: Hans Pohl (Hg.), Die Bedeutung der Kommunikation für Wirtschaft und Gesellschaft (Stuttgart 1989) S. 64–89, hier S. 84f. 519 Vgl. ebd. S. 88f.
Anmerkungen
181
520 Der Gegensatz zum Konsekutivdolmetscher ist im heutigen Sprachgebrauch der sog. Simultandolmetscher, „der einen (meist durch Kopfhörer übertragenen) Text zur selben Zeit übersetzt, während dieser noch gesprochen wird“. Wahrig, Deutsches Wörterbuch (Die Große Bertelsmann Lexikothek) Gütersloh 1997, s. v. Simultandolmetscher. 521 Jean Glenisson, Le Livre au Moyen Age (Paris 1988), S. 158f. 522 Peter Classen, Burgundio von Pisa. Richter – Gesandter – Übersetzer (SB Akad. Heidelberg, Jahrgang 1974), bes. S. 50–67, Zitat S. V. 523 Richard J. Durling, Burgundio v. Pisa (Lex MA Bd. 2, 1983, Sp. 1097). 524 Ebd. 525 Classen (wie Anm. 522) S. 50. 526 Ebd. S. 84ff. 527 Ebd. S. 54. 528 Ebd. S. 58. 529 Willehad Paul Eckert/Christoph von Imhoff, Willibald Pirckheimer. Dürers Freund im Spiegel seines Lebens, seiner Werke und sein Umland (Köln 1971) S. 222. 530 Georg Steer, Geistliche Prosa, in: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter 1250– 1370, zweiter Teil, hrsg. von Ingeborg Glier (München 1987) S. 352. 531 Ebd. 532 Marc-Aeilko Aris, Übersetzung, in: Lex MA Bd. 8 (1997) Sp. 1163–1166, hier Sp. 1165. 533 MGH Epp. VII, 411, 6. 534 S. Aris (wie Anm. 532) Sp. 1165. 535 Notker, Gesta Karoli II, 10 (MGH SS rer. Germ. N.S. 12) S. 66. 536 Zum Problem s. Wolfram Wilss, Übersetzungswissenschaft. Probleme und Methoden (Stuttgart 1977) S. 65f.: „Was der Dolmetscher in dem ersten und einzigen ihm gestatteten Textzugriff nicht zu erfassen vermag, ist unwiederbringlich verloren. Eine nachträgliche Rekonstruktion des ausgangssprachlichen Textes ist nicht möglich. Deswegen ist beim Dolmetschen – vorab beim Simultandolmetschen, weniger beim Konsekutivdolmetschen – mit einem bestimmten Maß an Informationsverlust zu rechnen.“ 537 Ruth Schmidt-Wiegand, Art. Volkssprache in: HRG, Bd. 5 (1998), bes. Sp. 1016f. 538 György Györffy, Die Landnahme der Ungarn aus historischer Sicht, in: Ausgewählte Probleme europäischer Landnahmen des Früh- und Hochmittelalters, Teil 2, hrsg. von Michael Müller-Wille und Reinhard Schneider (Vorträge und Forschungen 41) Sigmaringen 1994, S. 70. 539 Vgl. Lex MA Bd. 3 (1984) Sp. 273 (s. v. Corpus Iuris Civilis, II Digesten). 540 Franz Dölger, Regesten der Kaiserurkunden des Oströmischen Reiches von 565– 1453 (Hildesheim 1976) Nr. 325. 541 Wie Anm. 537. 542 Hanserecesse Bd. VIII (Leipzig 1897) S. 668 Nr. 1030; vgl. Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 111. 543 Nizamulmulk, Das Buch der Staatskunst Sigasatnama, hrsg. von Karl Friedrich Schabinger (Zürich 1987) S. 169.
182
Anmerkungen
544 A. de Prevost (Hg.), Orderici Vitalis Historiae Ecclesiasticae, Liber 13, Bd. 2 (Paris 1840) S. 215. 545 Legenda minor, SS rer. Hungar. II, S. 477; deutsche Übersetzung von Gabriel Silagi, Gerhardslegenden, in: Die heiligen Könige, hrsg. von Thomas von Bogyay (Ungarns Geschichtsschreiber Bd. 1), Graz, Wien, Köln 1976, S. 82. 546 Ebd. S. 83. 547 Legenda maior c. 14, in: Die heiligen Könige (wie Anm. 545) S. 110f.; SS rer. Hungar. II, S. 500. 548 Rudolf Schieffer, Humbert, in: Lex MA Bd. 5 (1990) Sp. 207f. 549 Acta et scripta, ed. C. Will, S. 151f. 550 Hansgerd Göckenjan (Übers.), Bericht des frater Julianus über das Leben der Tataren 5.4–6, in: Der Mongolensturm, hrsg. von Hansgerd Göckenjan und James R.Sweeney (Ungarns Geschichtsschreiber Bd. 3), Graz, Wien, Köln 1985, S. 108f. 551 Karol Górski, Probleme der Christianisierung in Preußen, Livland und Litauen, in: Die Rolle der Ritterorden in der Christianisierung und Kolonisierung des Ostseegebietes (Thorn 1983) S. 25 mit Anm. 40: „In Neuhausen bei Königsberg gab es im Jahre 1547 drei Tolke, der vornehmste war Kretschmer. Es gab auch Tolke in Natangen. Man machte ihnen den Vorwurf, daß sie die Texte der Bibel und der Gebete willkürlich änderten.“ 552 Altaner, Sprachkenntnisse (wie Anm. 84) S. 123. 553 Der Babylonische Talmud, ed. Lazarus Goldschmidt, Bd. 5 (Haag 1933), b Sota VII, VI, Fol. 40a (S. 306). 554 Ekkehard IV., Casus Sancti Galli c.130 (ed. Haefele S. 252f.). 555 Horaz, Ars poetica, 133f. 556 Marc-Aeilko Aris, Übersetzung, allgemeine Voraussetzungen und theoretische Grundlagen 2, in: Lex MA Bd. 8 (1997) Sp. 1163–1166, hier Sp. 1165. Niklas von Wyle, Translationes, hrsg. von Adelbert von Keller (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart 57) Stuttgart 1861, S. 352. 557 MGH Const. 3, Nr. 219, S. 202. 558 Ebd. 559 Otto von Freising, Gesta Frederici III, 12 (S. 176). 560 Ebd. III, 27 (S. 197). 561 D FI. 824 (Mainz, 27. Mai 1182 – für Speyer). 562 S. z. B. Altaner, Sprachkenntnisse (wie Anm. 84) S. 123f. 563 Lutz Roemheld, Die diplomatische Funktion der Herolde im späten Mittelalter (Diss. Heidelberg 1964). 564 Borst (wie Anm. 5), Bd. 2, S. 72–75. 565 W. Rösener, Art. Herold, in: Lex MA 4 (1989) Sp. 2172. 566 S. oben S. 85 und S. 127. 567 Loup de Ferrières, Correspondance I Nr. 35 (ed. Léon Levillain, Paris 1964) S. 158. Vgl. Karl Heinrich Rexroth, Volkssprache und werdendes Volksbewußtsein, in: Aspekte der Nationsbildung im Mittelalter, hrsg. von H. Beumann und W. Schröder (Nationes 1) Sigmaringen 1978, S. 287. 568 Ebd. Correspondance II Nr. 70, S. 6.
Anmerkungen
183
569 Bulla aurea Karoli IV., c. 31 (MGH Fontes iuris 11) S. 90. 570 Die Urkunden Heinrichs des Löwen, Herzogs von Sachsen und Bayern, ed. Karl Jordan (MGH Laienfürsten- und Dynastenurkunden der Kaiserzeit 1) Stuttgart 1941/49, Nr. 117. 571 Adam von Bremen, Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum III, 72 (MGH SS rer. Germ. 2) S. 220. 572 Rimbert, Vita Anskarii c. 36 (MGH SS rer. Germ. 55) S. 71; vgl. c. 8, S. 30; c. 15, S. 36; c. 35, S. 67. Die Übersetzung nach Werner Trillmich (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. XI) Darmstadt 1961, S. 117. 573 Heinrich von Lettland, Livländische Chronik XVI,3 ed. Bauer (MGH SS rer. Germ. 31). Belege bei Bauer in der MGH-Edition und bei Paul Johansen, Die Chronik als Biographie. Heinrich von Lettlands Lebensgang und Weltanschauung, in: Jahrbuch für Geschichte Osteuropas, N.F. 1 (1953). 574 Bauer (wie Anm. 573) S. XIIf. 575 Chronik XVI, 3; XVIII, 3; XXIII, 7; vgl. Bauer S. XV. 576 Johansen (wie Anm. 573) S. 10. 577 Chronik IV, 4; V, 1. 578 Annette Lohaus, Die Merowinger und England (München 1974) S. 145. 579 Karol Górski (wie Anm. 551) S. 16f. und S. 25 mit Anm. 40; Marian Biskup, Bemerkungen zum Siedlungsproblem und den Pfarrbezirken in Ordenspreußen im 14.–15. Jahrhundert, in: Die Rolle der Ritterorden (wie Anm. 551) S. 37f.; S. 46f. 580 Helmut Riedlinger, Raymundus Lullus, in: Lex MA Bd. 7 (1995) Sp. 490. 581 Pierre Dubois, De recuperatione terre sancte; Paris 1891, c. 59 (S. 47ff.); Otto Gerhard Oexle Utopisches Denken im Mittelalter: Pierre Dubois, in: HZ 224, S. 293– 329, bes. S. 326. Vgl. die Überblicke von Bernhard Bischoff, The Study of Foreign Languages in the Middle Ages, in: Speculum 36 (1961), S. 209–224; Jean Richard, L’enseignement des langues orientales en occident au moyen age, in: ders., Croisés, missionaires et voyageurs. Les perspectives orientales du monde latin médiéval (Variorum Reprints) London 1983, XVIII, S. 149–164. 582 Oskar Pausch, Das älteste italienisch-deutsche Sprachbuch. Eine Überlieferung aus dem Jahre 1424 nach Georg von Nürnberg (Wien 1972). 583 Ebd. S. 62. 584 Nikolas Jaspert, Ein Leben in der Fremde. Deutsche Handwerker und Kaufleute im Barcelona des 15. Jahrhunderts, in: Ein gefüllter Willkomm. Festschrift für Knut Schulz zum 65. Geburtstag, hrsg. von Franz J. Felten u. a. (Aachen 2002) S. 442 mit detaillierten Hinweisen zum Werk in Anm. 34 sowie auf S. 459, Anm. 119. 585 Dieter Heckmann, Zum Persönlichkeitsbild des Metzer Patriziers Andre Voey de Ryneck (1444–1525/29), in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 15 (1989) S. 58 mit Anm. 89. 586 Felicitas Schmieder, Die Welt des Codex Cumanicus. Außereuropäische Kontexte lateinisch-christlicher Sprachgrenzüberwindung, in: Grenze und Grenzüberschreitung im Mittelalter. 11. Symposium des Mediävistenverbandes vom 14. bis 17. März 2005 in Frankfurt an der Oder, hrsg. von Ulrich Knefelkamp und Kristian BosselmannCyran (Berlin 2007) S. 285–294, hier S. 285.
184
Anmerkungen
587 Jürgen Trabant, Zur Einführung: Fremde Sprachen in Babel und Paris, in: Die Herausforderung durch die fremde Sprache. Das Beispiel der Verteidigung des Französischen, hrsg. von Jürgen Trabant (Berlin 1995) S. 15f. 588 Bulla aurea Karoli IV. c. 31 (MGH Fontes iuris 11) S. 90; vgl. oben bei Anm. 104. 589 Karl IV., Vita ab eo ipso conscripta, ed. K. Pfisterer und W. Bulst (Editiones Heidelbergenses, Heft 16, 1950) c. 8, S. 25. 590 Ebd. c. 8, S. 27. 591 Cosmas von Prag, Chronik der Böhmen I, 40 (MGH SS rer. Germ. N S 2) S. 73: (Bretislav) perpendit enim innatam Teutonicis superbiam et, quod semper tumido fastu habeant despectui Sclavos et eorum linguam. Vgl. František Graus, Die Nationenbildung der Westslaven im Mittelalter (Nationes 3) Sigmaringen 1980, S. 60 mit weiteren Belegen zur superbia, auch S. 77f. 592 Borst (wie Anm. 5) I, S. 310, nach R. Lechner, Hellenen und Barbaren im Weltbild der Byzantiner, Diss. phil. München 1954, S. 84f. 593 Dölger, Regesten (wie Anm. 348) Nr. 464, S. 56f. 594 Thomas Campanella, Der Sonnenstaat. Idee eines philosophischen Gemeinwesens (Berlin 1955), S. 44. 595 Borst (wie Anm. 5) Bd. III, 1, S. 486. 596 Nach H. Witte, Die Armagnaken im Elsaß. Beiträge zur Landes- und Volkskunde von Elsaß-Lothringen 11 (Straßburg 1889) S. 112. 597 De institutione morum ad Emericum ducem, IV. De detencione et nutrimento hospitum, ed. György Györffy, Wirtschaft und Gesellschaft der Ungarn um die Jahrtausendwende (Wien, Köln, Graz 1983) Anhang, S. 259. 598 Huw Price (wie Anm. 109) S. 50. 599 Preußisches Urkundenbuch, Bd. 2 (1309–1335), hrsg. von M. Hein und E. Maschke, Nr. 530, S. 357. 600 Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Bd. 1, Nr. 247, Regest 277. 601 Preußisches Urkundenbuch, Bd. 2, Nr. 836, S. 563. 602 Adolf Rogge, Besoldung der Tolken, in: Altpreußische Monatsschrift 13 (1876) S. 282. 603 Zusammenfassend Honemann u. Roth (wie Anm. 95) S. 128f. 604 Kristian Bosselmann-Cyran, Dolmetscher und Dragomane in Palästina und Ägypten. Über sprachkundige Galeerensklaven, Renegaten und Mamluken im ausgehenden Mittelalter, in: Das Mittelalter 2 (1997) 1, S. 47–65, hier S. 49f. und 52. 605 Peter Engels, Wilhelm von Tripolis, Notitia de Machometo / De statu Sarracenorum. Text, Kommentar und Untersuchungen (Würzburg 1992) S. 324f. 606 Vgl. P. Siegmund (wie Anm. 445) S. 291. 607 M. Steinschneider, Die hebräischen Übersetzungen des Mittelalters und die Juden als Dolmetscher (Berlin 1893); Matthias Thiel, Grundlagen und Gestalt der Hebräischkenntnisse des frühen Mittelalters (Biblioteca degli „Studi Medievali“ 4) Spoleto 1973.; vgl. Solomon Katz, The Jews in the Visigothic and Frankish Kingdoms of Spain and Gaul (Cambridge, Massachusetts 1937) S. 61ff. 608 Johannes Fried, Die Formierung Europas 840–1046 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte, Bd. 6) München 1991, S. 35. 609 Borst (wie Anm. 5) Bd. 1, S. 332.
Bildnachweise
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610 Paoli Mario Monti, La Colonna Traiana (Roma: Editori Romani Associati, 1980) S. 82 (= Rappresentazione grafica dei rilievi della colonna Traiana / Da Reinach). 611 Tapisserie de Bayeux (Edition Ville de Bayeux, 14). 612 Rolf Lieberwirth, Sachsenspiegel (Lex MA Bd. 7, Sp. 1240). 613 Der Sachsenspiegel in Bildern. Aus der Heidelberger Bilderhandschrift ausgewählt und erläutert von Walter Koschorreck (Insel Verlag Frankfurt am Main, 21977) S. 81. 614 Ruth Schmidt-Wiegand, Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift des Sachsenspiegels und ihr Verhältnis zum Text Eikes von Repgow (Wolfenbütteler Hefte 13) 1983. 615 Ebd. S. 42. Auf S. 40f. sind die Heidelberger und Wolfenbütteler Abbildungen gegenübergestellt. 616 Bernal Díaz del Castillo. Wahrhafte Geschichte der Entdeckung und Eroberung von Mexiko. Hrsg. und bearbeitet von Georg A. Narciß mit einem Nachwort von Tzvetan Todorov (Frankfurt am Main 1981). Zu Malinche bzw. Dona Marina s. besonders S. 645f. und die Farbtafel S. 15 sowie die Abbildungen zu S. 201 und S. 304. 617 Jürgen Trabant (wie Anm. 587) S. 8f. 618 Ebd. S. 8; vgl. Jürgen Trabant, Fremdheit der Sprache, in: Dirk Naguschewski und Jürgen Trabant, Was heißt hier „fremd“? Studien zu Sprache und Fremdheit (Berlin 1997) S. 93–114. 619 S. oben S.139. 620 Wilhelm Wostry, Ein deutschfeindliches Pamphlet aus Böhmen aus dem 14. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 53 (1915) S. 232. 621 Zitiert nach Borst (wie Anm. 5) Bd. III, 1, S. 1931. 622 Borst (wie Anm. 5) Bd. II, 2, S. 901.
Bildnachweise Abb. 1 aus: Paoli Mario Monti, La Colonna Traiana (Roma: Editori Romani Associati, 1980) S. 82. Abb. 2 aus: La Tapisserie de Bayeux, Reproduction intégrale au 1/7 (Edition Ville de Bayeux 2007), Abb. 14. Abb. 3a und 3b aus: Ruth Schmidt-Wiegand, Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift des Sachsenspiegels und ihr Verhältnis zum Text Eikes von Repgow (Wolfenbütteler Hefte 13) 1983, S. 40f. (Abb. 15, 16). Abb. 4 aus: Bernal Díaz del Castillo, Wahrhafte Geschichte der Entdeckung und Eroberung von Mexiko. Hrsg. und bearbeitet von Georg A. Narciß mit einem Nachwort von Tzvetan Todorov (Frankfurt am Main 1981) Tafel 44.
Bildnachweise
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610 Paoli Mario Monti, La Colonna Traiana (Roma: Editori Romani Associati, 1980) S. 82 (= Rappresentazione grafica dei rilievi della colonna Traiana / Da Reinach). 611 Tapisserie de Bayeux (Edition Ville de Bayeux, 14). 612 Rolf Lieberwirth, Sachsenspiegel (Lex MA Bd. 7, Sp. 1240). 613 Der Sachsenspiegel in Bildern. Aus der Heidelberger Bilderhandschrift ausgewählt und erläutert von Walter Koschorreck (Insel Verlag Frankfurt am Main, 21977) S. 81. 614 Ruth Schmidt-Wiegand, Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift des Sachsenspiegels und ihr Verhältnis zum Text Eikes von Repgow (Wolfenbütteler Hefte 13) 1983. 615 Ebd. S. 42. Auf S. 40f. sind die Heidelberger und Wolfenbütteler Abbildungen gegenübergestellt. 616 Bernal Díaz del Castillo. Wahrhafte Geschichte der Entdeckung und Eroberung von Mexiko. Hrsg. und bearbeitet von Georg A. Narciß mit einem Nachwort von Tzvetan Todorov (Frankfurt am Main 1981). Zu Malinche bzw. Dona Marina s. besonders S. 645f. und die Farbtafel S. 15 sowie die Abbildungen zu S. 201 und S. 304. 617 Jürgen Trabant (wie Anm. 587) S. 8f. 618 Ebd. S. 8; vgl. Jürgen Trabant, Fremdheit der Sprache, in: Dirk Naguschewski und Jürgen Trabant, Was heißt hier „fremd“? Studien zu Sprache und Fremdheit (Berlin 1997) S. 93–114. 619 S. oben S.139. 620 Wilhelm Wostry, Ein deutschfeindliches Pamphlet aus Böhmen aus dem 14. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 53 (1915) S. 232. 621 Zitiert nach Borst (wie Anm. 5) Bd. III, 1, S. 1931. 622 Borst (wie Anm. 5) Bd. II, 2, S. 901.
Bildnachweise Abb. 1 aus: Paoli Mario Monti, La Colonna Traiana (Roma: Editori Romani Associati, 1980) S. 82. Abb. 2 aus: La Tapisserie de Bayeux, Reproduction intégrale au 1/7 (Edition Ville de Bayeux 2007), Abb. 14. Abb. 3a und 3b aus: Ruth Schmidt-Wiegand, Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift des Sachsenspiegels und ihr Verhältnis zum Text Eikes von Repgow (Wolfenbütteler Hefte 13) 1983, S. 40f. (Abb. 15, 16). Abb. 4 aus: Bernal Díaz del Castillo, Wahrhafte Geschichte der Entdeckung und Eroberung von Mexiko. Hrsg. und bearbeitet von Georg A. Narciß mit einem Nachwort von Tzvetan Todorov (Frankfurt am Main 1981) Tafel 44.
Personenregister
Abahu, R 127 Abba, R aus Akko 127 Abderrhaman III. 116 Abu-Ishac 100 Acerbus Morena 63 Adalbert von Prag 86 Adalbert, Eb 83, 132 Adalbert, Eb Magdeburg 65 Adam von Bremen 65, 83, 132 Adelheid 62 Adolf II. 65 Adolf von Nassau, Kg 54 Aenea Silvio 22 Aetius 42 Agapit II., Papst 80 Aidan 82 Albero, Eb Trier 15 Albert von Sternberg 24 Albert, B Riga 133 Albrecht I., Graf 103 Albrecht I., Kg 54, 75 Albrecht von Halberstadt 66 Alexander III., Papst 72 Alexandro Petri 92 Alfons von Kastilien, Kg 56, 91 Alfred der Große 103 Alkuin 48 Altaner, Berthold 30, 95, 96–97 Amalasuntha 47 Anastasius 68, 122 Anonymus Valesianus 59 Ansbert 88 Anselm von Havelberg 120 Arnold von St. Emmeram 23 Arnt Tolk 106 Artold von Reims 80 Ascelinus 95 Athalarich 47 Attila 41, 45–46, 115 Augustinus 82
Bacon, Roger 92, 156 Bader, Karl Siegfried 12 Balderich, B Utrecht 15, 51 Balduin, Eb Trier 65 Baldwin, Eb Canterbury 84 Bar Kochba 115 Barlan, Abt 92 Beatrix 63 Beda 82 Bernhard II. von Anhalt 103 Bernhard von Clairvaux 16, 24, 84 Bernhard von Seckau 101 Berthold von Regensburg 22 Bessarion, Kardinal 89–90 Bianca Maria Sforza 61 Blanka 61 Blaschke, Karlheinz 23 Boccaccio 64 Boehm, Laetitia 46 Bogislaw X. von Pommern 67 Bonifacius, magister linguarum 92 Boockmann, Hartmut 24 Borst, Arno 8, 30, 138, 153, Boso 82 Bosselmann-Cyran, Kristian 31, 116, 141 Bovo, Abt 36 Brun 51, 65 Brun von Querfurt 86 Bruni, Leonardo 36 Bruno, Eb Trier 75 Burchard von Ursberg 66 Burgundio von Pisa 120 Caesarius von Heisterbach 116 Campanella 138 Candidus 134 Carpino, Johannes Pian 95 Caspar, Erich 79 Castellanus 72 Chilperich, Kg 46–47
188 Chlothar I., Kg 47 Christian von Buch 71 Christophorus 124 Cicero, Marcus Obelius 100 Classen, Peter 79, 120 Claus Cure 107, 140 Clemens V., Papst 91 Colman, B 82 Conradus, magister linguarum 92 Dante 77 Dhuoda 63 Dietrich Beyer zu Boppard, B 110 Dietrich Tolk 106 Donizo von Canossa 64 Dümmler, Ernst 80 Durandi, Petrus 90 Dürcop, Hans 125 Eberhard, B 106 Eberhard III. von Württemberg 61 Edith 51 Eduard, Prinz von England 142 Eibl, Elfi Marita 60 Einhard 62 Ekkehard I. von St. Gallen 51 Ekkehard II. 85 Ekkehard IV. 49, 62, 69, 85, 99, 128 Elisabeth von Böhmen 137 Eurich 44 Fees, Irmgard 35 Flaubert, Gustave 147 Fößel, Amalie 61 Frechulf von Lisieux 62 Friedrich 125 Friedrich Barbarossa 52, 63, 69, 71– 72, 75–76, 86, 129 Friedrich I., Kf. Pfalz 67 Friedrich II. 100–102, 36, 53 Friedrich III., Ks 56–57 Friedrich, B Speyer 104 Frowin, Abt 84 Gaspard Hochfeder 135 Gautiers Gallicus 104 Georg von Nürnberg 135
Personenregister
Georg von Podiebrad 54 Georgios, B von Ostia 79 Gerbert von Aurillac 80 Gerhard von Cleve 107 Gerhard von der Mark 108 Gero, Markgraf 21 Gervasius von Luda 86 Ghaerbald, B Lüttich 71, 80 Giffridus von Anagni 89 Gilbert 86 Ginova, Kgn 114 Giraldus Cambrensis 84 Glück, Helmut 31 Godefridus 72 Gottfried von Bouillon 100 Gottschalk 65, 83 Gregor der Große 48, 82, 134 Gregor III., Papst 15, 48 Gregor von Tours 45, 47 Gregor XI., Papst 93 Grundmann, Herbert 46, 62 Guido de Suzaria 73 Gundowald 47 Gunther von Bamberg, B 115 Gunthram, Kg 45 Hadrian I., Papst 79 Hadrian II., Papst 68 Hadrian IV., Papst 71, 129 Haimo von Verdun 80 Harald von Wessex 149 Harun al Raschid 68, 115 Hattenhauer, Hans 12 Haye, Thomas 31, 74 Heck, Philipp 12 Hedwig von Schlesien 63 Heinrich von Albano 85, 88 Heinrich, B Speyer 104 Heinrich der Löwe 60, 65–66, 132 Heinrich I., Kg 51, 62 Heinrich II. 51–52, 65 Heinrich III. 52 Heinrich IV. 52, 58, 63 Heinrich V. 52, 74
Personenregister
Heinrich VI. 52, 54, 58 Heinrich VII. 54, 67 Heinrich (VII.) 54, 100 Heinrich von Champagne 26 Heinrich von Dießenhoven 54 Heinrich von Lettland 83–84, 133– 134 Heinrich von Troyes 100 Heinrich von Veldecke 66 Heinrich, B Ermland 106 Heinrich, B Kurland 107, 140 Heinricus Camerago 100, 101 Heinricus de Tolcksdorf 106 Heinricus dictus Benko 107 Heinricus Renneku 107 Heinrich von Auxerre 49 Helmold von Bosau 65 Henry II., Kg 104, 139 Herbord von Michelsberg 33, 69 Herbort von Fritzlar 66 Heribald 69 Hermann tor Koken 107 Hernando Cortés 145 Herrmann, Hans-Walter 110 Heverlingh 113 Hieronymus 38 Hilduin 122 Hinderbach, Johannes 90 Hinkmar von Reims 73 Honemann, Volker 31, 117 Hospitius 45 Hrabanus Maurus 62 Hugo ad solem 105 Hugo Capet 68 Hugo von Ostia 72 Humbert von Romans 91–92, 96 Humbert von Silva Candida 125 Humboldt, Wilhelm von 153 Hunigasius 45 Ibn Chorradabeh 144 Illmer, Detlev 46 Innozenz IV. 88, 95 Iorwerth Goch 139
189 Isaak 68, 115 Jakob von Sierck 17, 110 Jacobus 106 Jakob Twinger von Königshofen 33, 138 Jean Xepikere 111 Johann Wrede 125 Johann II. von Nassau 66 Johann von Cerminate 67 Johann von Lechtes 106 Johann von Saarbrücken 67 Johann von Salisbury 26 Johann von Viktring 102 Johann, Kg von Böhmen 54, 137 Johannes 140 Johannes Chrysostomus 120 Johannes Diabolus 107 Johannes Scotus 122 Johannes von Capestrano 16 Johannes von St. Stephan 88 Johannes, B von Samland 107, 140 Johansen, Paul 133 Judith 62 Justinian, Ks 120 Justinus I., Ks 59 Justinus II. Ks 43 Kantorowicz, Ernst 53 Kantzow, Thomas 67 Karl der Große 15, 26, 48, 62, 68, 71, 79–80, 115, 123 Karl der Kahle 49, 100 Karl der Kühne 56–57 Karl III. 49 Karl IV. 37, 55, 59, 61, 131, 136–137 Karl von Trier 17 Kluge-Mitzka 33 Konrad I. 36 Konrad II. 52 Konrad III. 26, 52, 70, 75 Konrad IV. 37 Konrad von Mainz 88 Konrad von Megenberg 122 Konrad von Montferrat 66
190 Konradin 58 Konstantin Porphyrogennetos 124 Konstantin/Kyrill 83 Konstantinos V., Ks 124 Konstantios 42 Konstanze 63 Kosmas von Prag 137 Kunigunde (Konstanze, Katharina) 63 Kunigunde von Cernigov 63 Lambert von Maastricht 81 Lambert, Abt 85 Lambrecht Tolk 106 Lammers, Walter 53 Lampert von Hersfeld 115 Lancelot(Prosa-) 114 Laurens Honen 108 Leibniz 153 Leo II. 47 Lexington, Stephan 17, 87 Liutprand von Cremona 99 Longjumeau, Andreas 95 Lothar III. (von Supplinburg) 52, 69 Lucrezia 64 Ludwig der Bayer 37, 54 Ludwig der Deutsche 100, 123 Ludwig der Fromme 48, 62 Ludwig IV., frz. Kg 80 Ludwig VII., frz. Kg 70, 75, 132 Lull, Ramon 91 Lupus von Ferrières 131 Lupus von Troyes 45 Luther, Martin 22, 24, 122 Malcolm III. 81 Malinche 152 Marcward von Prüm 131 Maschke, Erich 110 Mathia Tolke 105 Mathilde 60, 62 Mathilde von Tuszien 63-64 Mathilde, Ksn 63 Matthäus von Krakau 93 Maximilian 56, 61 Megott, Paul 94
Personenregister
Meinwerk von Paderborn 52, 65 Menander Protector 42–43, 115 Method 83 Michael Choniates 137 Michael Paläologus 96 Michael Protospathar 137 Michael, B von Samland 15, 94 Mitteis, Heinrich 74 Mörlin, B 141 Narsesius, Eb 92 Nicolaus, interpres maior 96 Niketas 120 Niklas von Wyle 128 Nikolaos von Otranto 36 Nikolaus 107 Nikolaus I., Papst 137 Nikolaus III., Papst 89, 128 Nikolaus von Ponicz, Graf 107 Nimrod 7 Nizamulmulk 125 Noah 7 Notker von St. Gallen 123 Odilo 62 Odo von Deuil 70 Ohler, Norbert 31 Oswald von Nordhumbrien 82 Oswald von Wolkenstein 55, 67 Otakar II. 54 Otto I. 23, 51, 62, 65, 68, 80, 82, 85, 99, 101, 116 Otto II. 51, 60, 68, 85–86, 99, 128 Otto III. 51, 58 Otto IV. 53, 58, 72, 101, 102 Otto von Bamberg 25, 69, 82 Otto von Freising 100, 129 Otto von Grandson, B 105 Otto von St. Blasien 72, 101 Otto, Kanzler 73 Otto, Pfalzgraf 72 Ottokar II. 63, 101 Owein, Ritter 86–87 Paul I. 48 Paulus 126
Personenregister
Paulus Diaconus 45–46 Paythun 106 Peraudi, Raimund 90 Peter von Hagenbach 57 Peter von Zittau 23 Petrarca 56, 70 Petrus von Amalfi 125 Petrus, Meister von Freiburg 54 Petrus, ung. Kg 125 Philipp de Vigneulles 110 Philipp IV., frz. Kg 54, 75 Philipp von Commynes 56 Philipp von Harvengt 26 Philipp von Schwaben 63 Pirckheimer, Willibald 121 Pierre d’Ailly 93 Pierre Dubois 134 Pippin 48, 124 Pius II., Papst 22 Plutarch 121 Priskos 41, 115 Proklos 59 Prokop 47, 59 Radegunde 47 Raduald 46 Radulf 85 Rainald von Dassel 71, 75, 129–130 Raphael, B 96 Rastislaw von Mähren 79 Raynerio de Costansa 92 Recemund von Elvira, B 116 Redlich, Oswald 53 Richard von London 76 Richer von Reims 21 Richter, Michael 30 Rimbert 132 Robert von Anjou 56 Rosenbach, Hans 135 Roth, Gunhild 31, 117 Rubruk, Wilhelm 95, 127 Rudolf von Fulda 13 Rudolf von Habsburg 14, 37, 53–54, 63, 73, 89, 101–102
191 Ruprecht I., Pfalzgraf 66 Rusticius 41 Rustikios 41 Saladin 69, 116 Schlögl, Waldemar 58 Schmidt-Wiegand, Ruth 150 Sedulius 47 Sigismund 55, 67, 110 Silvester II., Papst 80 Simeon 116 Sindolf 85 Smaragdus 126 Spieß, Karl-Heinz 61 Stanow/Stano 107 Steer, Georg 122 Stephan von Bar, B Metz 70 Stephan, Hl. 125, 139, 153 Stephan, Kg 86 Stoinef, Fürst der Obodriten 21 Sturmi 70 Suger von St. Denis 75 Thegan 48–49 Theodahad 47 Theoderich 88 Theoderich der Große 47 Theodulf von Orléans 81 Theophanu 60 Thietmar 51 Thomas von Gaeta 77 Tile (Tyle) 106 Tillmann, Helene 87 Trabant, Jürgen 8, 153 Trajan 148 Turxanthos 43 Tüsch, Hans Erhard 111 Vancsa, Max 102 Venantius Fortunatus 46-47 Vridach Grote (Frydagh Groten) 108 Walafrid Strabo 62 Walther von der Vogelweide 66 Wendehorst, Alfred 46 Wenzel I. 63 Wenzel II. 54
192 Wenzel IV. 113 Wenzel, Kg 73, 104 Widukind von Corvey 21, 36, 51, 62, 99 Wilfrid 82 Wilhelm 69 Wilhelm der Eroberer 103, 125, 149 Wilhelm von Malmesbury 82 Wilhelm von Meißen 66
Personenregister
Wilhelm, Friedrich 37 Winfrid Bonifatius 82 Wiotte-Franz, Claudia 30 Wolfram von Eschenbach 66, 114 Zacharias 48 Zöllner, Erich 44, 46 Zwentibold 58 Zwingli, Ulrich 156
Ortsregister
Adrianopel 69 Akkon 69 Altenburg 82 Andechs 63 Askalon 100 Athen 38, 137 Avignon 17, 93, 96 Babylon 8, 153 Bamberg 25, 82, 115 Basel 63, 93, 105, 110 Bayeux 149 Besançon 71, 129–130 Bologna 53, 91 Byzanz 36, 96, 156 Capua 101 Casole 36 Chalon 15 Dorpat 108 Dortmund 108 Embrun 90 Erfurt 104 Frankfurt 27 Frauenburg 134 Fulda 13, 70 Gelnhausen 88 Gnesen 69 Gorze 116 Gotha 17 Hamburg 20, 109 Heilsberg 134 Hildesheim 51 Hy Iona 82 Ingelheim 80 Jerusalem 116 Karthago 147 Koblenz 74 Konstantinopel 36, 42, 68, 92, 96, 116, 125–126 Lübeck 133 Lüneburg 83
Luxemburg 61 Magdeburg 86 Mainz 27, 66, 88, 90 Mallorca 134 Mellifont 17 Metz 70, 75, 110–111 Monte Amiata 13 Monte Cassino 134 Mouzon 80 Murbach 14 Neapel 56 Nizza 45 Novgorod 20 Orenburg 96 Orléans 15, 45, 69, 81 Oxford 91 Paderborn 52, 65 Palermo 77 Paris 53, 55, 88, 91 Parma 72 Piacenza 73 Pobethen 94 Prag 61, 86, 137 Prüm 131 Ramleh 115 Ravenna 36 Regensburg 22–23, 51, 134 Reval 19, 106, 108, 125, 142 Riga 19, 108, 133, 142 Rom 25, 38, 64, 68, 91, 96–97, 99, 147–148 Roncaglia 71 Rostock 113 Salamanca 91 Schaken 141 Segeberg 133–134 Selz 62 Sevilla 32, 91 Sirmium 44 Speyer 73, 99, 104, 129
194 St. Gallen 14, 49, 85–86, 123, 128 St. Jean de Losne 71 Straßburg 74, 111 Sutri 71 Syrakus 116 Toledo 91 Torhout 132-133 Tours 15, 45, 47, 81 Trier 15, 17, 57, 65, 75, 116
Ortsregister
Tripolis 89 Utrecht 65 Vaucouleurs 75 Venedig 35, 72, 117, 141, 142 Verdun 80, 111 Villach 16 Würzburg 72–73, 101 Zinten 94
Beihef te zum Archiv für Kulturgeschichte herausgegeben von Klaus herbers In verbIndung mIt K arl acham, günther bIndIng, egon boshof, Wolfgang brücKner, Kurt düWell, gustav adolf lehmann, helmut neuhaus, mIchael schIllIng
eIne ausWahl
bd. 69 | hanns chrIstof
bd. 65 | barbara Krug-rIchter,
Werner WIlhelm schnabel (hg.)
ruth-e. mohrmann (hg.)
AKAdemie und universität Altdorf
frühneuzeitliche
studien Zur hochschulgeschichte
universitätsKulturen
nürnBergs
brennecKe, dIrK nIefanger,
Kulturhistorische PersPeKtiven
2011. vI, 464 s. 17 s/W-abb. Im teXt.
auf die hochschulen in euroPa
23 s/W-abb. auf 8 taf. gb.
2009. vI, 315 s. 16 s/W-abb. u.
Isbn 978-3-412-20640-6
14 farb. abb. auf 14 taf. gb. Isbn 978-3-412-22906-1
bd. 70 | lorIs sturlese (hg.) mAntiK, schicKsAl und
bd. 66 | andreas goltz,
freiheit im mittelAlter
heInrIch schlange-schönIngen (hg.)
2011. 204 s. gb. | Isbn 978-3-412-20781-6
KonstAntin der grosse das Bild des Kaisers im
bd. 71 | chrIstIne JulIane henzler
Wandel der Zeiten
die frAuen KArls vii. und
2008. vIII, 315 s. 22 s/W-abb. und 1 farb.
ludwigs xi.
abb. gb. mIt su. | Isbn 978-3-412-20192-0
rolle und Position der Königinnen
bd. 67 | anna margarete
hof (1422–1483)
und mätressen am franZösischen schlegelmIlch
2012. 281 s. 10 s/W-abb. gb.
die JugendJAhre KArls v.
Isbn 978-3-412-20879-0
leBensWelt und erZiehung des Burgundischen PrinZen
bd. 72 | reInhard schneIder
2011. X, 654 s. 12 farb. abb. auf 8 taf.
vom dolmetschen im mittelAlter
gb. | Isbn 978-3-412-20525-6
sPrachliche vermittlung in Weltlichen und Kirchlichen
bd. 68 | flemmIng schocK
Zusammenhängen
die text-KunstKAmmer
2012. 194 s. 5 s/W-abb. gb.
PoPuläre Wissenssammlungen des
Isbn 978-3-412-20967-4
BarocK am BeisPiel der »relationes curiosae« von e. W. haPPel 2011. X, 410 s. 33 s/W-abb. auf 24 taf.
RB034
gb. | Isbn 978-3-412-20615-4
böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar