Untersuchungen zur griechischen Laut- und Verslehre [Reprint 2019 ed.] 9783111719825, 9783111112336


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German Pages 329 [364] Year 1901

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Zur lehre von der metrischen dehnung im älteren griechischen epos
Zur lehre vom digamma
Exkurs (zu s. 181). Die Schicksale der lautgruppen: nasal oder liquida +ې im Ionischen
Sachverzeichnis
Stellenverzeichnis
Wörterverzeichnis
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Neuere Werke aus dem Verlag von Karl J. Trübner in Strassburg
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Untersuchungen zur griechischen Laut- und Verslehre [Reprint 2019 ed.]
 9783111719825, 9783111112336

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UNTERSUCHUNGEN

ZUE

GRIECHISCHEN LAUT- UND VERSLEHRE

VON

FELIX SOLMSEN.

STRASSBURG V E R L A G V O N K A R L J. T R Ü B N E R

1901.

MEINEM HOCHVEREHRTEN FREUNDE HERRN

PROFESSOR F. FORT UNATO V IN MOSKAU

IN E R I N N E R U N G A N D E N SOMMER 1805 GEWIDMET.

Vorwort. Die Untersuchungen, die nachstehend der öffentlichkeit übergeben werden, haben seit märz vorigen jahres druckreif in meinem schreibtisch gelegen. Die hoifnung im laufe des sommers und herbstes einige weitere, das gleiche gebiet beschlagende auszuarbeiten, zu denen der stoff so gut wie vollständig gesammelt ist, wurde durch widrige gesund hei ts Verhältnisse vereitelt; sie zwangen mich die arbeit zunächst einzuschränken, dann eine weile ganz ruhen zu lassen, und ich musste mich entschliessen das fertig gestellte in druck zu geben, wollte ich nicht sein erscheinen ins ungewisse vertagen. Der beginn des satzes hat sich dann noch bis zur jahreswende hingezögert. Was während der Sommermonate an neuer litteratur erschienen ist, habe ich einzuarbeiten versucht, soweit es mir möglich war; herbst und winter habe ich unter umständen und an orten verlebt, wo ich von allen littcrarischen hilfsmitteln abgeschnitten war. Auch die correkturbogen sind zum grössten teil unter diesen Verhältnissen gelesen, und ich muss um nachsicht bitten, wenn etwaige versehen infolge dessen stehen geblieben sind; doch hoffe ich das manuskript so sorgfältig vorbereitet zu haben, dass ihre zahl jedenfalls nicht gross sein dürfte. Von nachträgen glaubte ich absehen zu sollen, da es mir seit meiner rückkehr zur tätigkeit noch nicht möglich gewesen ist alles neu veröffentlichte durchzulesen. Nur auf ein novum sei hier kurz hingewiesen, das uns die wahrhaft unerschöpfliche griechische erde widerum gespendet hat, die von Hiller von Gärtringen im Hermes XXXVI (1901) 134 ff. publizierte felsinschrift von Thera aus dem ende des 6. oder dem anfang des 5. jahrhunderts v. Chr. mit ihrem Aticäbi, dessen erstes t durch das metrum als länge gesichert wird; es lehrt, dass die s. 252 angeführten dorischen formen im gegensatz

VI

zu att. ark. eiK O C H als nccrn IKÖT? ' I K A B E Ü Q 'katnuiv zu verstehen sind, und liefert eine erfreuliche bestätigung der ansieht, die s. 221 und weiter passim Uber die beziehungen zwischen digammatischem anlaut und aspiration einerseits, entwieklung von vorschlagsvocal und nielitaspiration andererseits vorgetragen ist. Dass ich die geplanten weiteren aufsätze vor der band habe unausgeführt lassen müssen, bedaure ich vor allem mit rttcksicht auf eine arbeit: 'Zur frage nach dem wesen des griechischen accents', von deren hauptergebnissen ich den fachgenossen schon in einem vortrage auf der Kölner philologenversammlung 1895 künde gegeben habe (s. Verhandlungen dieser Versammlung [Leipzig 1896] s. 154 f. IF. Anz. VI 154). Hinsichtlich des ersten der beiden damals erörterten punkte, der schicksale der ursprünglichen lautfolge: vocal + u -f- s + vocal, stehe ich noch heute auf dem seinerzeit vertretenen Standpunkte, bei dem zweiten, der sogenannten hyphaeresis eines o vor vocal, habe ich, nach gründlicherer Vertiefung in das problem, meine anschauungen zum teil geändert; es ist etwas daran an der rolle, die ich damals dem accent für diesen Vorgang zugewiesen habe, aber der grössere teil des materials, das mir im sinne lag, fällt unter einen anderen gesichtspunkt. Ich verweise vorläufig auf die andeutungen, die s. 90. 117. 223. 250. 257 gegeben sind, und hoffe nun, da ich dank der belebenden luft der berge und der glänzenderen sonne des südens die alte Spannkraft und arbeitsfreudigkeit widergewonnen habe, das versprechen die ganze Untersuchung in extenso vorzulegen in nicht allzu ferner zeit einlösen zu können. Ich mag dieses buch, an dessen entstehen für mich viele freuden, aber auch so manche schmerzen hängen, nicht aus der hand geben, ohne des werten mannes zu gedenken, mit dessen namen geschmückt ich es in die weit ziehen lasse. Der wünsch ihm die nächste grössere arbeit zu widmen und ihm so meinen dank für die herzlichkeit zu bezeugen, mit der er dem fremden im fremden lande entgegenkam, reifte in mir in jenen unvergesslichen stunden, da wir, in dem stillen hause seitwärts der Nikitskaja um den traulichen theetisch sitzend oder in den lichten birkenhainen von Listvjany, den dunklen fichtenwäldern von Puschkino an lauen sommerahenden und in hellen Sommernächten wandelnd, Vergangenheit, gegenwart und

VII

zukunft unserer Wissenschaft an uns vorüberziehen Hessen. Mögen ihm diese blätter nun, nach fast sechs jähren, meine grtlsse vom Rhein znr Moskva bringen, von den statten, wo eine Jahrtausende alte festgewurzelte cultur sich ungestört und fröhlich weiter entwickelt, zu den orten, wo ein grosses volk sich in hartem ringen langsam, sehr langsam, aber, wie ich überzeugt bin, trotz aller hemmnisse sicher zu einer neuen cultur emporarbeitet, mögen sie ihm sagen, dass die gefühle der Verehrung und Zuneigung heute wie damals, als wir uns zum abschied die hand drückten, in ungeschwächter kraft in mir fortleben. Bonu den 1. mai 1901. Felix

Solmsen.

Inhalt. Seite

Zur lehre von der metrischen dehnung im älteren griechischen epos I. Bukolische caesur und metrische dehnung 1. Die silbenfolgen UUVA/" und 2. Die silbenfolge ww^w . . . 3. Die Silbenfolgen und 4. Die personennamen auf -iuuv I I . Zur behandlung der silbenfolgen www- und w - v . . III. oi und ut als dehnungen von o Zur lehre vom digamma I. Über metrische Wirkungen und wesen des digamma . II. Über scheinbare Störungen im auftreten des digamma III. Über vocalvorschlag vor digamma 1. e 2. a 3. o E x k u r s (zu s. 181). Die Schicksale der lautgruppen: nasal oder liquida + * im Ionischen Sachverzeichnis Stellenverzeichnis Wörterverzeichnis

1 3 o 34 41 47 70 94 127 129 186 220 221 258 297 302 310 315 317

ZUR L E H R E VON DER METRISCHEN DEHNUNG IM ÄLTEREN GRIECHISCHEN EPOS.

S o t m s c n , Untersuch, z. griech. laut- u. Verslehre.

1

Wilhelm Schulzes 'Quaestiones epicae' habe ich alsbald nach ihrem erscheinen dahin charakterisiert, dass durch sie die fragen, die mit der metrischen dehnung im älteren griechischen epos zusammenhängen, 'in allem wesentlichen zum abschluss gebracht' seien (IF. Anz. I I I 129). Auch heute noch bewundere ich das buch wegen der fülle von gelehrsamkeit, scharfsinn und fleiss, die in ihm niedergelegt ist, und halte es für eine der hervorragendsten erscheinungen, die uns das nun zur rüste gegangene jahrzehnt auf sprachwissenschaftlichem gebiete gebracht hat. Aber ich bin doch zu der einsieht gekommen, dass man mit ausdrücken wie dem damals gebrauchten besser behutsam umgeht, und muss jetzt bitten ihn der ersten begeisterung zu gute zu halten, wie sie angesichts einer glänzenden leistung natürlich ist. Danielssons abhandlung 'Zur metrischen (lehnung im älteren griechischen epos' (Upsala 1897) hat mich davon überzeugt, dass Schulze den bogen zu straff gespannt, dass er die technik der epischen dichter in regeln eingeschnürt hat, die dem mass von freibeit nicht gerecht werden, dessen sich jene in Wahrheit erfreuten. Und eigene Untersuchungen, zu denen mir die lektüre der letztgenannten schrift anlass gegeben hat, haben mir gezeigt, dass Schulzes lehren noch in weiterem umfange und in anderen richtungen, als seitens des schwedischen forschers nachgewiesen ist, der berichtigung und ergänzung bedürfen. Welches diese richtungen sind, sollen die folgenden seiten darthun.

I.

Bukolische caesur und metrische dehnung.

1. Die gilbenfolgen u v u u - und w u - j 1 ) ' Wörter, die aus den silbenreihen oder www —w bestehen, werden im hexameter des älteren epos in der regel 1) Mit

bezeichne ich nach dem vorgange Danielssons a. a. o,

i so gestellt, dass die letzte silbe als länge fungiert nnd von den vorhergehenden drei kürzen die erste metrische dehnung erfährt, die formen also das schema ausfüllen 1 ): dSavaTO? -ov dxdnaTOv avéqpeXoq airaXaiiOV Yfivójuevov bloftve'i; AouXixiov tiapivó? eìXaTivoq -ov eiXiirobai; eivaxépeq (èmTOvoq) EìpÉTpiav GüYcrr^poq te, -aq ^laTretó«; -óv (?) Köave'oq -ov pùbaXéov oùXónevov TTeipiöoov TTXn'iabeq -aq aieiXe'ióv einerseits, a0avaTri -oi -ai Y^ivonéviu -01 AouXixiou -ui Aüvanevii dapivrj eiXanvai elvaXiw -R| -ai. eìv ÒYopf) eiv lepri eìv 'IGÓKI^ elvi Gpóvw eìpecriij (Zeqjupiri) iépevai Köaver) -q -oi -ai nübaXen ouXo^evri -q (TTävairaXiy) TTeipiöoou -u) TTouXuvón (-vó^ti liss.) TTplanibq -ti Teipeaig -ri andrerseits. Sieh betreffs eiXirrobaq Osthoff Bezz. beitr. X X I I 2 5 5 ff., betreffs der anderen Wörter Schulze Quaest. ep. 1 4 0 ff. Abweichend von letzterem urteile ich über eivaXiuj -n -cu und nfivcmaXaj; darüber näheres weiter unten. Sonst habe ich zu Schutzes ausfuhrungen nur für zwei der genannten formen etwas hinzuzusetzen. Dass eivcrrepeq (X 4 7 3 ) nebst eivaTtpiuv ( Z 3 7 8 . 3 8 3 . Q 7 6 9 ) aus rein metrischen gründen für èvai- stehen, haben L e o Meyer Vgl. gramm. 1-' 159. 7 7 2 und Wackernagel Dehnungsgesetz d. griech. comp. 3, denen Schulze 157 f. folgt, aus den formen der verwanten sprachen (ai. yütdr-, \sxt.janitrlces, altbulg. jqtry, lit. jenté inte) gefolgert, obwohl in der grammatischen litteratur (Herodian I I 2 2 4 , 2 8 . 5 0 1 , 2 2 . 9 2 2 , 2 8 Ltz.) auch ein nom. sg. eivomip erscheint. Die urkundliche bestätigung hat uns jetzt die erde geliefert : Buresch in seinem hinterlassenen werke 'Aus Lydien' (Leipzig 1 8 9 8 ) berichtet s. 147 von einer grabstele, die er in Jemischlü, im gebiet der antiken landschaft Abbaitis, gesehen hat und die die worte enthält: 'AXeEavbpw àbeXq>ù> Kai laßeiviavq èvcapi. Ob die bedeutung des ausdrucks hier genau dieselbe ist wie in der Ilias ffrauen

eine wortschliessende silbe mit kurzem vocal und auslautendem consonanten, die als kürze gebraucht, aber auch durch position gelängt werden kann, mit eine solche mit auslautendem langen vocal oder diphthong, der vor anlautendem consonanten seine ursprüngliche quantität bewahrt, vor anlautendem vocal aber verkürzt wird. 1) In klammern gebe ich diejenigen fälle, die sich nur im beginn des verses finden, bei denen man also zweifeln kann, ob es sich um metrische dehnung im üblichen siune oder um "OT(XOI dicin Tiva navnv ¿peio^ev f| Uprja. èpeionev kann somit rein um des metrums willen für *epéojiev stehen und dies = èpé/-ofiev, d. h. die 1. plur. conj. praes. der unthematischen flexion sein; dem conjunktiv kam 1) Den umstand, dass das Attische nur den aorist ¿piaSat, nicht das praes. ipeoOai kennt, dürfen Smyth und Schulze nicht zu ihren gunsten verwerten; bei der weitgehenden Übereinstimmung (iraperf. = aor. fipönnv, conj. praes. = aor. Ipiunai, opt. praes. = aor. ipoinnv usw.) ist es kein wunder, dass die formen für das praesenssystem durch die deutlicheren von ipuixäv verdrängt wurden.

12 ja von rechts wegen starke wurzelstufe zu. In einem so nralten bestandteile homerischer dichtung, wie es der grösste teil von A seinem Ursprung nach ist, kann die b e w a h r u n g auch einer uralten form nicht wunder nehmen; sonstige reste der themavocallosen conjugation nämlich lassen sich weder im conjunktiv (¿Eepeqdi epeuj^ai ¿£eper|Tcn eipujuai usw.) noch in anderen formationen nachweisen. Die bisherigen versuche mit ¿peiojuev fertig zu werden sind samt und sonders gescheitert. Naucks (Mel. IV 596) ¿puifieöa ist viel zu gewaltsam, als dass es richtig sein könnte. Curtius (Vb. II 2 72) legt einen indic. *£prmi zu gründe, der durch die etymologie und die sonstigen ableitungen von der wurzel ausgeschlossen ist. Gegen Wackernagels (KZ. X X V 278) und F i c k s (Ilias 76 zu A 62) ¿ptüouev hat schon Schulze s. 98 richtig eingewendet, dass nicht zu begreifen ist, wie dies zu epeio^iev umgestaltet werden konnte, während z. b. x e "°M e v ¿Xeueto u. a. unangetastet blieben. Schulze selbst will eprionev einsetzen und dies aus *£pr|u-aüXo