Universal-Lexicon der Völker- und Ländergeschichte von der ältesten bis auf die gegenwärtige Zeit: Teil 4 O bis Z [Reprint 2022 ed.] 9783112628768


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Universal-Lexicon der Völker- und Ländergeschichte von der ältesten bis auf die gegenwärtige Zeit: Teil 4 O bis Z [Reprint 2022 ed.]
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Universal - Lexicon der

Völker- und Ländergeschichte, von der ältesten bis auf die gegenwärtige

Zeit.

Ein

Handbuch für jedermann, herausgegeben von

Karl Friedrich Köppen und

Samuel Christoph Wagener.

Vierter

Theil.

£t bis Z.

Berlin, in ber Buchhandlung de« Commerzienrath» Matzdorff. 1806.

Suaden.

Das südöstlichste unter den zusammenhän­

genden Völkern Germaniens

frühzeitig bekannt.

wurde

den

Römern sehr

Daher nennt sie schon Strabo, aber

fehlerhaft, Kolduli oder Koldui. Vermuthlich sind sie mit den Markomannen gewandert, denn diese beiden Völker er­

scheinen immer in der engsten Verbindung.

Ihre ältesten

Eitze an der Donau reichten auf der Ostseite bis gegen

die Theis, bis an die Wohnungen der Geten. Als aber auf der eiben Seite die Ja;:;ges Metanastar über die Carpathen einbrachen, und gegen btc Dacier oder Geeen krieglm,

auf der andern Seile Maroboduus die

Völker, weiche er unter sich zu vereinigen gewußt hstste,

in engere Gränzen, gegen Böhmen hin zusammenzog, um mit vereinter Kraft besser wirken zu können: so scheinen auch die Quaden ihre Wohnungen in Oberungarn völlig verlassen, und sich westlicher gezogen zu haben; denn bei der Staats-

veranderung im Reiche des Maroboduus waren sie immer eine unmittelbar wirkende Parthei. und Oberungarn fand matt

menschenleer.

Es wurde der König Maroboduus aus dem

Reiche vecrrr ben, sem Nachfolger Catuacha hatte das näm­ liche Schlckml; beide flüchteten zu ben Römern und brach­

ten eine starke Begleitung ihrer Anhänger mit sich. Es schien gefährlich, einen solchen Hauken roher Leute unter

römischen Unterthanen wohnen zu lassen, nran versetzte ft es also jenseits der Donau, zwischen die F Lffe Marns und Cukus, (Marova und Gran) nach Oberungarn. SßiertiT £(;eis. gr

Wie hat-

ten die Römer es gekannt, wenn schon ein anderes Volk daselbst gesessen hätte;

zumal da

von keinem Kriege die

Rebe ist? Der König welchen die Römer diesen Sueven gaben,

war der Quade Vannius, bas neue Volk aber bestand aus einem Zusammenflüsse verschiedener suevischer. Völkerschaf­

ten; und dennoch erhielt es den Namen Quaden bei allen spätern Schriftstellern.

Die Quaden hatten also zur Gränze: gegen Süden

die Donau, gegen Osten beim Granflusse die Iazyges Metanastar, ein sarmatisches Volk, mit welchem die Quaden immer in der innigsten. Verbindung standen; gegen Norden

die Carpathen, und jenseits derselben theils die Bastarner, größtentheils

aber die Lygier;

gegen Abend

eine nicht

mehr zu bestlmnrende Linie durch Oestreich und Mahren. Dieses Volk wurde im zweiten Jahrhundert den Rö­ mern sehr fürchterlich, als es in Vereinigung mit den Markomannen und Jazygen und mehrer» kleinern Völkern

Pannonien überfiel, und sodann gegen den Kaiser Marc Aurel einen langwierigen' Krieg, meist in seinem eignen Lande, aushielt.

Auch in spätern Zeiten dauerten ihre Ein-

falle in der Römer Gebiet häufig fort,

bis zu Endendes

vierten Jahrhunderts, da sie anfingen schwach zu werden, und im fünften Jahrhundert wenigstens dem Namen nach

ganz sich verloren.

Unter den Sueven in Hispanien wer­

den ein einzigesmal noch Quader genannt.

In ihren ehe­

maligen Wohnungen erscheinen dann, auf der Westseite in

Oberöstretch und Ungarn die Rugier, Scyren und Turcilinger, von welchen die Gegend auf einige Zeit den Na­ men Rugtland erhielt; das übrige gehörte zum großen

Hunnivar, oder dem Lande der Hunnen. Qualata (Gualata?).

Dieses Reich gränzt nach

Marmol (Th. IH. S. 59 ) an den Niger, und liegt den

Senegern und Libyern gegenüber.

Die Völker die es be­

wohnen, nennen sich gewöhnlich Benaps. Als die Seneger

Q u i l o a.

Q u a q u a s.

3

dieses Reich und die benachbarten Staaten beherrschten, war der Sch des Reichs in einer der drei Wohnungen,

die 100 Meil n gegen Mittag und 160 gegen Mitternacht lagen; deswegen nannte man den Ann des Ni-ers, der in

den Gegenden fl eßt, den Fluß der Seneqer; aber unter

der Regierung des Sonikeli wendete sich der Handel von da nach Garo und Lombut, und hörte in Q.alata auf.

Diese Völker reden die Sprache von Zungey, und als der

König von Tombut

das Re'ch einnahm,

entfloh dessen

Oberherr in die Wüste des innern Landes:

aber dieser

Prinz gab ihm das Reich hernach gegen Erlegung eines gewissen Tributs wieder zurück.

Quaquas ober die guten Leute, wohnen auf der El­ fenbeinküste, zwischen den Flüssen Lagos und Abassan. Ihre Höflichkeit, Güte und Offenheit wird gerühmt.

sind ziemlich industriös,

Sie

verarbeiten Baumwolle zu blau

und weiß gestreiften Pagnen, verfertigen Goldarbeiten und sind gute Jager. Aus Furcht vor Sc:av?rei getrauen sie sich nicht an die europäischen Schiffe, sind abrr ehrlich,

und wenn sie nach ihrer A'.t geschworen haben, äußerst

zuverlässig.

Sie sollen Menichenfr. ssrr semr, daher der

Sclavenhandel hier nur sehr unb« deutend ist.

Q-oquas

bedeutet, nach des MarchaiL, guten Tag ober willkommen;

nach Smith Zahn oder Elfenbein.

Q u i l 0 a, ein Reich in Afrika

am Flusse Coava, ist ein

sehr heißes, aber fruchtbares Land, dessen Einwohner Ara­

ber und Mohammedaner sind.

Eie haben einen eigenen Kö­

nig. — Dieser Staat wurde um moe bis 1036 von Ara­ bern unter Sultan Husseins von Schiras Sodn Ali ge­ stiftet.

Im I. 1219 — 1237 eroberte Sol'mau die In­

seln Bemba, Momfia, Zmzibar und fast die ganze Küste Zanguebar. Unter seinem Nachfolger Alfudail ben Jo-ephs Sohn eroberten die Portugiesen Qmloa (1505) und stzten damals Mohammed Anconii als Vasall von Portugal!

ein.

Quiloa umfaßte zu dieser Zeit Sofola, Quama, An-

A 2

Quito —

4

gos, Mosambik.

Rasbutten

Diese Länder verlor er theils durch die

Portugiesen, theils

durch den König von Mono Emugi,

der ihm alle Besitzungen auf dem festen Lande nahm, und

dem er zu Zeiten Linschotens zinsbar war.

In der Folge

war dieses Reich nur auf die Stadt Quito« eingeschränkt.

Quito.

Dirrch die Eroberung Quito's kamen die Spa­

nier in den Besitz des anmuthigsten Landes in Amerika und des höchsten in der Welt durch die Cordilleras de los Andes, die höchste Bergkette, und den Chimboraffo, den höchsten Berg der Erde; dabei reich an Gold, Silber, Chi­

na u. s. w. die 1728

Doch fehlt es an Benutzung dieser Schätze: entdeckten Gold- und Silberadern liegen noch

unbearbeitet.

Ais Provinz in Peru hing Quito lange Zeit

von dem Vicerönige des ersiern ab: im achtzehnten Jahr­

hunderte wurde ein eigner Vicekönig über die Terra Firma

und Quito gesetzt, der seinen Sitz zu Santa Fe de Bo­ gota hat. Ragu s a.

Die kleine Republik Ragusa liegt in Dalma­

tien, und steht unter dem Schutze der Pforte, Neapels, des deutschen Kaisers und einiger andern Fürsten. Sie hat eine aristokratische Verfassung, nach dem Muster der ehe­ maligen vrnetianischett.

Ragusa, ehedem Rausium genannt,

entstand im Jahre 550 aus den Ueberresten dec Bürger von der, .durch^die Sklavinnen zerstörten, sonst so mächtig

gewesenen Stadt Epidairrus.

Das Gebiet dieses kleinen

Staates hat einen Flächenraum von ungefähr 90 italieni­ schen Quadratmeilen, und gegen 56000 Einwohner.

Die

Stadt Ragusa hat ost durch Erdbeben gelitten, besonders im I. 1667, wo an 6000 Menschen umkamen. Rasbutten

(Rajapvts) flud kriegerische Indier,

welche seit den ältesten Zeiten die Sandwüsten und den

gebirgigten Theil der Provinz

Aginure

bewohnen, und

unter eignen Fürsten leben, die nie ganz von den Mon­ golen bezwungen wurden.

Ehedem dienten viele Schaaren

Rauraker. dieser Caste in den mongolischen Heeren.

6

Sie mögen auch

wol an den Kriegen in Carnatik Theil genommen habey. die Rasbutten sind eigentlich der Adel unter den Indiern; von ihnen stammen die Maratten.

Rauraker (Rauraci, Raurici), ein germanisches Volk- das in Norden oder Nordwesten zwischen den Hel,

vetiern und Sequanern wohnte, und vermuthlich unter die übergegangenen Germaner gehörte. Sie stießen gegen Mitternacht theils an den Rhein, der sie von den Germa-

nern trennte, theils an die Sequaner, und in der Folge an die übergegangenen Tribocker, gegen Morgen an die

Tiguriner, gegen Süden an die Völker des ungenannten Gaues, und gegen Abend an den Iura, die Granzfchei-

dung zwischen ihnen und den Sequanern. Wann und utt# ter. welchen Umstanden sie übergingen, welche Besitzungen sie jenseits des Rheins hatten, wenn sie ursprünglich Ger­

maner waren, wissen wir nicht.

Anfänglich müssen sie

einen sehr unbedeutenden Landstrich inne gehabt haben, da Cäsar ihrer nicht einmal erwähnt, und doch wohnten sie damals schon in Gallien, denn bei Galliens vereinter

Macht, Alesien zu entsetzen, fanden sich schon Rauraker ein.

Bei dem Auswandern der Helvetier, zu Casars Zei­

ten, verbrannte ein Theil dieses Volks, nach dem Beispiele

der Helvetier, die Städte und Dörfer, und stieß 30000

Mann stark zu den Helvetiern.

Sie wurden aber, wie

diese, geschlagen und aufgerieben.

Sechs Jahre hernach

kamen sie dennoch mit Bojern vereint bei dem allgemei­ nen Aufstande von ganz Gallien in großer Anzahl zur alliirten gallischen Armee.

Nach ihnen erhielt das Ge­

birge nächst der Quelle der Donau den Namen Montes

Rauraci.

Sie waren in der Folge ein Theil von pro Vin­

cis maxima Sequanorum (Ammian. Marcell. 22, g. iZ. 11).

Im 4ten und 5ten Jahrhundert mußten sie bei den Ein­ fällen der germanischen Völker von jenseit des Rheins her überaus viel ausstehen. Vierter Theil.

In ihrem Lande war das

6

Refäer — Nr harter.

Theater des Krieges, auf welchem sich Römer und Barba­ ren, besonders Alemannen, herumschlugen, bis endlich die letzten es behaupteten. R e f ä e r (in der Ueberfetzung Luther- gemeiniglich Rie­ sen genannt), ein Haupturvolk des östlichen Canaans, das in mehrere mächtige und zahlreiche Völkerschaften getheilt war, und meistens auS Leuten von großer keibesgestalt bestand, welche außer de« Höhlen auch viele, zum Theil an­ sehnliche und feste, Städte besaßen. Regner (Regni), ein Volk in Britannien, das von der Themse bis ans Meer wohnte, im heutigen Surry und Sussex. Das heutige Ruth-Rie, Reigate und Rye, scheint noch diesen alten Volksnamen aufzubewahren. Noviomagns war die Hauptstadt desselben. Remer (Remi, Rhemi), eine mittelmäßige Völker­ schaft, welche aber durch ihre Anhänglichkeit an Cäsar nach den Aduern zur wichtigsten deß Landes wurde. Plin. nennt sie föderati. Nach Cäsar waren sie unter allen Belgcn die nächsten an Gallien; daher setzt sie Ptole«. an die Matrona (Marne), den Gränzstuß zwischen Cel­ tic« und Belgica. Jene war also die Südgranze des Volks. Die Westgränze gegen die Suessiones war beim Orte Fines (Fisme). Die Nordgränze bildete der Fluß Arona (Aisne). Wenn sie ja jenseits des Flusses noch einige Besitzungen hatte», so waren sie doch sehr unbeträcht­ lich. Ihre Ostsrite schloß, vielleicht der nämliche Fluß Arona, vielleicht die Maas (Mosa); sichere Angaben von dieser Seite hat man nicht. Der Raum, in welchen sie eingefchlosscn waren, ist also von keiner großen Ausdehnung. Ihre Hauptstadt war Durieortora, richtiger Durocortormn (Rheims). R h a e t e r (Rhaeti). Die Rhaetex haben ihren Ursprung von de« ältesten Bewohnern Italiens. Die lateinische» Schriftsteller erkennen selbst diese Abstammung, weil sie bei näherer Bekanntschaft in der Sprache rc. noch Spnren

Rhaeter davon fanden.



R h a e t i e n.

7

Gewöhnlich giebt man sie für einen Zweig

der Tuscier aus, die entweder Colonien in diese Berge

schickten, oder bei dem Einbrüche der Celten in die Po-Ge­

genden dahin verdrängt wurden.

Wahrscheinlicher waren

es Ombriker (Umbrer), so nennen wenigstens Herodot und

einige andre die nördlichsten Bewohner Italiens und der

Berge; wiewol der Unterschied nicht wesentlich seyn mag. — In dem Gebirge verloren sie bald den Grad der Cul­

tur, welchen sie als hetrurisches Volk mit in dieselben

brachten; sie wurden Räuber, lebten beinahe einzig von

der gewonnenen Beute und behandelten alles, was ihnen in die Hande fiel, mit vieler Grausamkeit.

Endlich be­

zwang sie Augustus (A. V. C. 739.) durch den Drusus und Liberins, und ihr Land wurde in der Folge zur rö­

mischen Provinz. Sie theilten sich in zwei große Aeste: im strengern Verstände, und

2) Vindeliker.

1) Rhaeter Die ersten

waren den Römern lange bekannt, durch ihre Nachbarschaft und Einfalle; denn sie saßen auf dem südlichen Abhange

der Alpen, vom Berge Adula, oder der Quelle des RheinS

bis gegen die zulischen Alpen; das heißt, durch einen Theil der Schweiz,

durch das ganze Dündnerland und durch

ganz Tyrol, bis an die angranzenden Berge von Carnthen und Crain.

Von Italien sonderten sie die vielen Seen

ab, welche sich längs des Fußes der hohen Gebirge ver­

breiten; und zwei römische Colonien, Comum und Verona,

waren vorzüglich als Granzfestungen gegen die Rhaeter bestimmt. R h a e t i e n (Rhaetia), wozu Vindelicia gehörte, als römische Provinz (seit dem Jahre R. 759) betrachtet, hatte zu Gränzen die Donau, und dann eine eingebildete

Linie, welche den Bodensee durchschnitt, und bis an den St. Gotthardsberg hinunter lief. Die Südergranze ging bis an die Quelle von Salzach immer den höchsten Alpen

nach.

Die Ostgranzen machten die Carnthischen Berge,

Si etter Theil.

8

Rhaetien.

die Nordgränze die Donau. Rhätien umfaßte also Schwa den, Baiern auf der Südseite der Donau, ein Stück von Salzburg, von Helvetien das östliche Stück von Thurgau, St. Gallen, Glarus, Appenzell, die Grafschaft Sargans, die Ostspitze von Uri, fast das ganze Dändnerland, den größten Theil von Veltlin, Eleven und die größere nörd­ lichere Hälfte von Tyrol über der Etsch. — Dieses Land theilte man, wahrscheinlich durch de« Lech, in Rhaetia prima (das östliche) und aecunda (das westliche) ab. So war die Lage der Provinz im ersten und zweiten Jahrhunderte. Unter Caracalla und bei sei­ ner Freundschaft mit den Alemannen, scheint sich dieselbe bis an den Rhein erweitert zu haben. Nach seinem Tode aber wurden die Alemannen Feinde des Reichs, und alle Grünzfestungen in Rhaetien an der Donau, so weit Schwa­ ben reicht, gingen verloren, so daß die Granzlinie der Festungen sich damals von Augsburg aus an den Boden­ see zog. Alles westliche Land war den Barbaren ausge­ setzt. Im fünften Jahrhunderte ging Rhaetien an die Alemannen gänzlich verloren. Äur noch einige befestigte Städte erhielten sich, z. B- Augsburg. Das übrige Land war eine unangrbaute Steppe. I« den beschriebenen Gegenden saßen die sogenann­ te« rhätischen Völkerschaften: Bei den Quellen des Rheins wohnten die Lipontik, und nördlich über ihnen die Nantuates. Sie saßen vo« den Quellen des Rheins bis gegen den Lago Maggiore. — Bei ihnen findet Strabo auch die Stoni oder Storni. An die Stelle der Nantuater find bei Ptolem. die Suanitae. — An der Quelle der Rhone faßen nach Plin. die Diberi, ein Zweig der Tepontier, und etwas weiter west­ lich an dem nämlichen Flusse die Daragrt, welchen Cäsar auch die Seduni beifügt. Diese Völker scheinen noch zum rhätischen Stamme gehört zu haben; zur Provinz Rhätia gehörten die Striche an der Rhone nicht mehr.

Rhaetten —

R h » d i s.

s

2« den Bergen aber den Comer See haufeten die Kamuni und werter nördlich die Dennones. Die Breuni und Genauni wohnten unter den östlichern Vindelikern in den hohen Bergen von Tyrol; und eben dahin setzt fie auch Ptolemäus. In spätern Zeiten hießen sie Breones, Driones. — Ganz ein anderes Volk find die Breuci im südöstlichen Pannonien. Weiter südlich im heutigen Tyrol'gab es noch mehre­ re kleine Völker vom rhaetischen Stamme,"es zog sie aber -er Römer nach der Eroberung mit zu Italien. Unter Liesen sind auch die Drixentes (Plin.), die man nicht mit den Brigantii am Bodensee, welche bei Ptolem. Brixantii heißen, verwechseln darf. Eben so auch die Jsarci, die man nicht an die Jser nach Baiern versetzen muß. Es find die Anwohner der Eisach in Tyrol, welche Straß» Jsarus nennt. Rhedonen (Rhedones, RedoneS), ein Volk in Gallia Celtica. Sie saßen in der Gegend von Rennes. Ihre Stadt war Condate (Rennes).

Rheudiüger (Reudigni), ein kleines oder wenig­ stens nicht bekanntes deutsches Volk, eins von den sie­ ben verwandten und vereinten Völkern, deren TacituS (de Germ. 40) erwähnt. Sie waren Sueve«. Buchholz in feiner Gefch. der Churm. Brandend. (Th. 1. S. 95.) setzt sie in die Priegnitz und Grafschaft Ruppin.

RhodiS (Rhodus), vor Alters die berühmteste unter den Cpcladen im mittelländischen Meere, gehört jetzt zu den afiatischen Inseln der Türkei, ist so Quadratmeilen groß und hat 56,500 Einwohner, von denen 11,000 Griechen und 600 Juden sind. Die Insel liefert viel Getreide. Cretenfische Colonisten waren vermuthlich die ältesten Bewohner dieser Insel. Zur Zeit des trojanischen Krieges (904 vor Christo) wurden fie von den Dariern vertrieben, die da­ mals unter Königen schon ein sehr ansehnliches Volk aus»tuet EljeH.

Rhodt-.

10

machten.

Aber 480 vor

Christo

ward die königliche

Würde abgeschaft, und Rhodus blieb republikanisch. Da­ mals hatten die Dorier noch keine eigentliche Hauptstadt.

Rhodus wurde erst 452, folglich im peloponesischen Krie­

ge, — erbauet. Im Jahre 351 vor Christo mußte die Insel der carischen Arremiffa huldigen; doch eilten die Athcnien-

ser den beängstigten Freunden zu Hälfe, und befreiten sie

schnell von dem carischen Joche. Gleichwol war ihreSclbstständigkeit oießmahl nur von kurzer Dauer; denn 351 vor Christo war Alexander schon wieder ihr Herrscher.

Als

nun die Insulaner bald nachher seinen frühzeitigen Tod erfuhren, griffen sie zu den Waffen, schlugen die Mqcedo-

nifche Besatzung aus dem Lande, und machten sich wieder unabhängig (524).

Eine so schimpfliche Vertreibung wollte

Demetrius Poliarcetes hart rächen. Die schrecklichste Be­ lagerung begann, und indem Rhodus unaufhörlich wider­

stand, machte es das Andenken dieser Tapferkeit unver­ geßlich „305 vor Christo).

Jetzt hatte Rhodus doch endlich

den Gipfel seiner Selbstkraft erstiegen.

Periode war leider nur Erscheinung.

Aber die goldene

Rom beehrte die tap­

fern Insulaner mit einem Schutzbündnisse und sie merkten

nicht die Schlinge, die ihnen zu gleicher Zeit die Schlau­ heit der Römer umwarf. Während der bürgerlichen Kriege

nach dem Tode Cäsars, ward Rhodus von Cassius erobert und geplündert.

Vespasian machte es völlig unterwürfig

(71 nach Chr.).

Im I. 652 nach Christo ward Rhodus

von den Arabern bezwungen, deren Herrschaft bis 910 dauerte, wo, zur Zeit der einheimischen Kriege in Arabien, die Griechen sich wieder Meister von der Insel machten. Im I. 1124 kam sie unter die Botmäßigkeit der Venetia-

ner. Aber den Bizantinern war sehr viel an Rhodus ge­

legen, darum mußte auch Johann Ducas die Venetianer bald wieder daraus vertreiben.

Später fiel Rhodus aber­

mals den Saracenen in die Hände, und blieb diesen Bar­ baren bis 1310 unterworfen.

Um diese Zeit ward dort

Ripuarier.

Römer.

das Reich der deutschen Ritter gestiftet.

11

Bis 1522 hat

ihr Ansehn daselbst ziemlich geschlummert; aber in diesem Jahre bezwang, nach einem beispiellosen Widerstände, Soli­

mann II. die Hauptstadt und machte auf eine schreckliche

Weise der christlichen Herrlichkeit ein Ende.

Ripuarier (Ripuarii).

Die Bewohner der Striche

von der Lahne bis an die Lippe

nannte der angränzende

Römer mit gemeinschaftlichem Namen Ripuarii, und der Franke behielt den Namen in der Verfertigung seiner Ge­

Das Land selbst hieß dann Francia, schon seit

setze bei.

dem vierten Jahrhundert. also

D'.uctari,

die

Zu den Ripuariern gehörten

Tubantes,

Divitenses, Ampftvarii,

Chatti re.

Römer.

Von dem

kleinen Umfange

von

kaum zwei

Meilen, den das römische Reich bei seinem Ursprünge hatte, erweiterte es sich in einem Zeitraume von sieben hundert Jahren bis zu einer Größe, daß römisches Reich und Erd­ kreis dem Römer fast gleichbedeutend waren. In seiner größten Ausdehnung, zur Zeit Augusts, er­

streckte sich Italien zwischen dem adriatischcn oder obern

Meere (dessen südlicher Theil auch das jonische Meer ge­ nannt wird,) in Osten, und dem tyrrhenischen ober untern

Meere in Westen von der flcilischen Meerenge bis zum Fuße der Alpen. Es ward eingetheilt in Ober-Italien, (Gallia cisalpina); Mittel-Italien und Unter-Italien,

(Groß-

Griechenland). — Allein diese Eintheilung ist neu, wie dec

Name: Italien, selbst.

Die altern Namen waren: Hespe-

ria, Saturnia, Ausonia und Aenalria. I.

Ober-Italien, Gallia cisalpina, auch togata, im

Gegensatze vom jenseitigen braccata, erstreckte sich von We­

sten nach Osten zwischen Gallien und Illyrien vom Flusse Varus (Varo) bis zum Aisia (Arsa), und von dem süd­ lichen Kranzflusse Rudicon bis zu den nördlichen Alpen.

Ober-Italien wird durch den Padus (Po) in zwei

Theile getheilt: den nördlichen kältern, Gallka transpadana;

«nd den südlichen, cispadana.

1. Gallta transpadana.

Die kleinen hier wohnenden

Völker waren größtencheils rohe Nomaden, sie kommen vor in Hannibals Zuge über die Alpen.

In Cäsars und

Augusts Zeitalter wurde nach geendigten Bürgerkriegen ihr

Gebiet znm Theil den Veteranen zum Wohnsitze gegeben, daher hier so viele römische Colonien. — An der westlichen Gränze wohnten mehrere Stamme der Berg - Ligurer: fer­

ner hauftten in dieser Gegend die Tauriner, die C rgufier,

die Salasser und die Libici. Oestlich von ihnen wohnten die Laevi; nördlich, die mächtigen Jnfnbres, nordöstlich die Orobier am larischen Eee (Lago di Como), südöstlich die

Cenomaner, vom See Scvinus bis zum Padus. — Die

folgenden drei östlichen Völker wurden zuweilen nicht zu Italien gerechnet: die Venetk, deren Gebiet manchmal von

den alten Einwohnern, den Eugancern, genannt wird — die Carni im heutigen Friaul, und die Einwohner bott Jstria, im östlichsten Gebiete, das bis auf Augustus zu Illyrien gehörte. 2. Gallia cispadana.

Die rohen Ligurer, größtentheils

Hirten, wohnten hier vom Varus bis znm Makra (Ma-

gra). dem Granzflusse gegen Hetrurien.

Südlich von Pla-

eentia erstreckt sich das Gebiet der mächtigen Vojer.

Oest­

lich von Mutina (Modena), die Agonen bis ans Meer. II.

Das eigentliche Italien oder Mittel-Italien er­

streckt sich zwischen dem knscischen und adriatischen Meere

vom Makra, de» Apenninen und dem Rubicon jn Norden bis zum Silarus (Selo) und Fronto in Süden. Mit­ ten durch diesen und den untern Theil Italiens bis zur

fictlianischen Meerenge laufen die Apenninen. — Mi tel Italien enthielt folgende Provinzen: i.Etruria,Tuscia auch Tyrrhrnien genannt, erstreckte sich

längs dem von ihm genannten Meere vom Makra und von

den Apenninen bis zum Tiber: ihm nahe in Süden lag der

Römer. Berg Soracte.

15

Außer den zwölf alten Canton-Städten,

die mit einander im Bunde standen und ihre besondern Lukurnonen hatten, haben sich spater noch einige andere gebildet. 2. Uinbria, östlich von Etrurien, längs dem adriati-

schen Meere vom Rubicon bis zum Aefis (Befand) und

Rar (Rera), jetzt Urbino und e Wayl der Imperatoren zeigte. — Diokle­

tian

(vorher Feldherr;

284 — 305).

Maximian zum Mitregenten an;

Er

nahm den

beide wählten Casares:

den Constaniius Chlor us und Galerius, die nach der Re­ signation des Droclerians und Maximians (305) Kaiser

wurden-

Schon machte man jetzt Versuche zu Theilungen

des Reichs, die aber wegen der Unruhen tni Reiche und

in den Armeen, die immer

Gegenkaiser

aufstelllen, noch

nicht bleibend waren, — bis, nach mehrjährigen Kämpfen,

der Sohn des Constantius: Constantinus (306 — 537; Alleinherrscher seit 523) das Reich an sich brachte. — Die größten Veränderungen im Reiche brachten seine

Anhänglichkeit an das Cyriflenlhum (kurz vor seinem Tode durch die Taufe); die Verlegung der Residenz nach Byianz,

und die Theilung des Reiches unter seine Söhne hervor.

— Die Macht des römischen Senats sank seil der Zeit

immer tiefer; der Hof nahm den Anstrich eines orientali-

Römer.

25

fchen Hofes an. — Von Constantins drei Söhnen:' Con­ stantin (der Gallien); Constans (der Italien); Constan­ tins (der den Orient behielt); blieb nur Constantins übrig,

der erst seinen Vetter:

Constantins Galluö (551), dann,

nach dessen Ermordung, dessen Bruder:

Julianus (555)

zum Cäsar ernannte, der schon als Casar in den Kriegen gegen die Deutschen zeigte, was er als Augustus werden würbe. Noch starb Constantins zur rechten Zeit (561),

und Julian (Apostat«) 560 — 565, Muth bestieg den Thron.

voll Talente und

Jenseits des Tigris verlor er

in dem Kampfe gegen Persien sein Leben. —

Das Heer

ernannte Jovian (363 — 364) zum Imperator und nach

dessen Tode den Valentinian, der seinem Bruder: Valens zum Mirregenten annahm und ihm den Orient überließ. Valentinian regierte im Abendlande (364 — 375) und kämpfte

gegen die

Franken,

Sachsen

und

Aieuiannen.

Valens im Orient (364—378) bekriegte die Perser, ward

in ariganische Streitigkeiten verwickelt, und erlebte den Uebergang der Hunnen nach Europa, der die Aufnahme der Westgorhen ins römische Reich bewirkte.

Im Kriege ge­

gen die Gothen verlohr Valens das Leben. —

Dem Va­

lentinian waren feine Söhne: Gratkan (575 — 583) und Valentinian II. (375 — 392) gefolgt. Als Gratian sei­ nem Oheime Valens Hülfe gegen die Gothen leisten wollte, erfuhr er dessen Tod und übergab dem Spanier:

Theo­

dosius den Orient, der die Gothen, so wie in religiöser

Hinsicht die Arianer, bekämpfte.

Nach Gratians und Va-

lentinians Ermordung erhielt Theodosius (394) das ganze Reich, starb aber 595.

Der Theilung ungeachtet, die Theodosius zwischen sei­ nen beiden Söhnen festgesetzt hatte,

sollte das Ganze nur

Ein Reich bleiben; doch haben beide nie wieder Einen Re­

genten gehabt. Rom erhielt Honorius

(395 — 423).

nister war der Vandale; Stiliko.

Sein Mi­

Die endliche Auflösung

Rö me r.

26

Stillko mußte

des abendländischen Reiches näherte sich.

(400), um dem Ala,ich in Italien Widerstand leisten zu

können, die römischen Truppen aus Gallien ziehen, das darauf Vandalen, A'anrn und Sveven, bei ihrem Durch­ züge nach Spanien, beunruhigten; aber er schlug die Westgotheu unter Alarich ('+03) bet Verona und die deutsche,

aus mehrern Stämmen zusammen geflossene, Horde des Radaqais (405) bei Florenz.

Cabalen gegen ihn bewirk­

Alarich eroberte

ten (25 Aug, 408) seine Hinrichtung.

unk piu .brrte nun Rom (410), bet einem dritten Zuge

nach Italien, wahrend sich Honorius zu Ravenna aufhielt. Ala l ich starb, mit dem Plane einer Expedition nach Afri­

und

ka, in .Caiabrien

feilt Nachfolger

und

Schwager,

oexiuß (412) Italien,

und stiftete (415) das

w>. ^gothische R!ch in Spanien,

bas sich von der Loire

Adolph,

und R;one über d'e Pyrenäen bis Lustlqnien erstreckte und

das soevilche (585) ganz unterdrückte. — Dem Honorius folgte sein Schwesirrsobn: Vaientinian III. (423 — 455),

der Britannien (426) freiwillig aufgab, wo die (449),

von den Britann'era gegen die P'cten und Scoten herbei-

gerufeuen A.: »e!sachs»n und Jüten landeten und den Grund der 7 angelsächsischen nach

Wa'es und

Ruche legten, worauf die Britten

Bretagne

(Armorica)

flüchteten; der

Afrika (Mauretanien) den Vandalen unter Geiserich(428), der eine Seemacht auf dem Mitielmeere gründete, über­

lassen mußte;

der das südöstliche

Gallien und Helvetien

Dauphin«, Lynnois, Franche Comte)

den Burgundern

abttat (435), wo endlich das nördlich von der Loire lie­ gende Gallien 486 nach der Schlacht bei Soissons, den

Franken,

die nach

und

Gallien verdrängten,

nach die Westgothen ganz aus

unter Chlodwig überlassen werden

mußte, und unter welchem Aekius (in Verbindung mit

den Westgothen)

bei Cbalons (450)

die Stämme

der

Hunnen und ihrer Coattsiuen unter Attila schlug, weicher

sich nach Pannonien zurückzog, aber (452) in Italien ein-

Römer.

27

fiel, ba man ihm seine Braut, Honoris, die Schwester

Vasentinians, verweigerte, doch bald darauf (455) starb, worauf feine Söhne nach Asten zurück kehrten. —

Nach

Valentinians Ermord ng (16 Marz 455) kam der König der Vandalen, Getlerich, nach Rom und plünderte es (15

— S9 Jun. 453). —

Mit gi aß r Deute beladen, kehrte

er nach Afr ka zurück; der Verlust der römischen Kunst­ werke, die zum Theil von ihm zerstört wurden, zum Toeil auf dem Meere untergingen, war m der That unersetzlich.

— Neun Regenten folgten fich schnell, binnen 20 I, ren, auf dem römischen Throne, dem nichts als Italien übrig

geblieben war.

Der letzte, Momyllus ( August ulus), der

(Soön des Feldherrn Orestes, wurde (476) von den in römischen Solde stehenden deutschen Völkerschaften,

den

Herulern und Rugiern, entthront, die ihren Coes: Oboa-

cer zum Könige ausriefen, der fich ganz Italien und Sicilien unterwarf.

Das abendländische Reich war nun auf-

gelöset und der letzte Rest von Gallien, der noch bis jetzt von römischen Truppen besetzt gewesen war, ging (486)

an die Franken verloren. Alle übrige Lander des westlichen Reichs waren von fremden Völkern besetzt: nur in einen kleinen Theil J'a-

liens, um Ravenna, schickten die griechischen Kaiser Exar­

chen, Statthalter, die sich bis 752 behaupteten, wo sie

durch die Longobarden vertrieben wurden.

Diese ober ver­

trieb wiederum Pipin, und verlieh das Exarchat dem Bi­

schöfe von Rom (755). ~ Rom und der größte theil Jral'ens kamen aus Odoracers Gewalt (495) an Tdeodo-

rlch. König der Ostgothen, und 553 an die morgenlandischen Kaiser, denen auch ein großer Theil von Unter - Italien

nebst Sicilien blieb, wahrend

die Longobarden

von 568

an in Oder- und Mittel-Italien sich ausdreiteten. aber ihre Macht wuchs,

ter - Italien.

ßen zu

Hülfe.

verloren

die

Wie

Kaiser in Un­

Endlich riefen die Römer Carl dcn Gro­

Im

Jahre

773

nahm er Rom ein,

28

Rohrllas

Rüg i e r.

das longobardische Reich ward gestürzt, und Carl (800) zum römischen Kaiser ernannt. R 0 h i l l a s.

Sie sind ein Zweig der Patanen und setz­

ten sich in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts an die Ufer des Jumna und Ganges, zwischen der Nabvbie Auhd

und Delhi, in die ven ihncn benannte Landschaft Rohilcund, wo Dood Chan sich die dasigen Indier unterwarf.

Sein Nachfolger Ali Mohammed beherrschte sie von 1720 bis 1750 und machte sich (1744) unabhängig.

Nischib

Daula stiftete (1750) das Reich Sirhind oberhalb Delhi,

das in der Folge die Seiks schwächten.

Im I. 1774 er­

oberte der Nabob von Auhd Rohilcund, und machte auch den Rohilla Staat Brampur von sich abhängig. — Als

dt-se Nation noch mächtig war, konnte sie 80,000 Mann ins Felo stellen.

Jetzt steht sie unter englischer Oberherr­

schaft. (Vergl. Patanen).

Roxolanen (Roxolani), ein scytisches Volk in Sarmaiien, das abendwärts von den Alanen am Don die un­ tern Theile von Rußland bewohnte, und, wie Spartianus

angiebt, von Königen beherrscht wurde. Rugier (Rugii, Rugi, Rhutiklii), bewohnten das

Küstengebiet jenseits der Oder. Sie sollen von dem Flusse

Regen, der ihr Land durchströmte, so benannt worden seyn. Die Oder trennte sie von den Eudosen und Suardönen,

in Osten stießen sie an die Lemovier, in Südosten an die Gothtner, im Süden an die Sübener und Cariner, und im Norden hatten sie die Ostsee. Ihr Gebiet enthielt bei­ läufig den Küstendisirict von Pommern, der zwischen der

Oder und Wipper liegt.

Denr Jornandes zufolge stamm­

ten die Rugier ans Skandinavien,

und waren in zwei

Stämme getheilt, in Almerugier und Etbelrugier, von de­

nen aber die letzten im alten Vaterlands gewohnt haben sollen.

Sie waren sehr grausam,

hatten Könige, z. B.

den Felatheus, runde Schilder und kurze Degen.

Gebiet hieß Rugiland.

Ihr

Das Volk erscheint nachher erst im

Rufchowanen. fünften Jahrhunderte

Russen,

mit Gewißheit wieder,

denn nach

Attila's Tode nahmen sie ihre Sitze auf der Nordseite der

Donau im yeutigen Oestreich und Oberungarn, aus denen

sie die Scyren vertrieben Odoacer.

hatten.

Aus

ihnen

stammte

Dieser brachte ihnen eine schreckliche Nieder­

lage bei, worauf die Longobarden ihr Land

in Besitz

Die Stadt Nugium möchte das heutige Rü­

nahmen.

genwalde an der Wipper, oder Regenwald an der R gen

seyn.

Die Rugier sollen nach Tacitus Zeiten Rügen be­

setzt, und dieser Insel ihren Namen beigelegt haben.

Rufchowanen.

Die Ruschowanen sind keine bestän­

dige Einwohner von Syrien,

sondern kommen nur im

Winter mit ihren Heerden zur Weide dahin,

wofür sie

dem Großsultan eine gewisse Abgabe bezahlen.

Sle ziehen

vorzüglich in den nördlichen Gegenden herum, wocklbst matt

auch häufig die Dschinganen antrifft, die theils in Zellen, theils in Höhlen unter der Erde wohnen.

D e Ruslowa-

nen lassen sich für Mohammedaner halten, ohne eigentlich selbst zu wissen, welcher Glaubensart sie anhangen und zu

welcher sie sich bekennen. Russen.

Man versteht unter dem russischen Staate, in

der heutigen Bedeutung des Worts, nicht nur daö eigent­

liche Rußland und die Russen,

sondern auch alle in dem

Laufe der Zeiten htnzugekommencn Lander und Docker, die jetzt durch eine gleichförmige politische Organisation auf das innigste mit dem Mutterstaate verwebt und zu Einem

großen Staatäkörper zusammengeschmolzen sind.

Dem Flä­

chenraume nach ist das eigentliche Rußland unendlich viel

kleiner als das russ-sche Reich; aber in der Menfchenzabl überwiegt die Hauptnation alle Nebenvölker, so zahlreich

auch diese in Rücksicht der Verschiedenheit ihrer Abstam­ mung sind.

Wie beträchtlich jedoch der Haupttheil seyn mag, wel­ chen die herrschende Nation bildet, so macht er doch im-

Russen.

5o

wer nur einen Theil der ganzen Volksmenge dieses Reichs. Kein andrer Staat auf dem Erdbooen enthalt ein Mischung und Munnigfaltkgkeit von Dewonnern

solche R >!ien

und Tataren, Deutsche und Mongolen, Fm -en und Lun-

gusen leben hier in unermeßlichen Entfettungen und un­ ter den verschiedensten Himmelsstrichen als Mi-dürger Ei­

nes Staa.'ö, durch ihre politische Verfassung amalgannrt, aber durch körperliche Beschaffenheit, Sprache, Religion, Lebensart und Sitten bis zu den seltsamsten Comrasten verschieden.

Außer den Slaven, zu welchen die herrschende Na­ tion gehört, finden sich im russischen Re-che drei Havptvölkerstamme, deren ursprüngliche Identität historisch aus­

ser Zweifel gesetzt ist, und unter welche sich mehrere an­ dre Völkerschaften als N'benjweige oder Verwandte ord­

nen lassen, nämlich Finnen, Mongolen und Tataren. Hie­ zu kommen die Tungusen,

die zwar kein ursprüngliches

Stammvolk, aber von ihrem Stamme die einzigen in Rußland find. Eme sechste C>asse bilden diejenigen Natio­ nen, deren Sprache Und Gesch chke bis jetzt »och ju unbe­ kannt find, um ihnen mit Huverläßrgkeit eine Stelle in

dem allgemeinen Völkersystem anweisen zu können. Die uralten Einwohner Rußlands waren von zwelerlei Völkerstämmen:

Finnen und Slaven.

Jene besaßen

die Gegenden um die Wolga und Düna; diese wohnten

am Dnepr und am obern Don.

Die Hauptfitze der Sla­

ven waren eigentlich in Litthauen und Polen; nur ein Ast derselben erstreckte sich über den Dnepr.

Erst als die do-

nauischen Slaven, von den Bulgaren gedrängt, nach Nor­

den zurückwichen, breiteten sie sich weit r am Dn pr aus,

wo sie K'ew erbauten.

Eine Colonie dieser Slaven rückte

sogar bis an den Wolchow hinauf, und legte Nowgorod an. Nach einem dunkeln Zeiträume von mehr als hundert Jahren wird dieser letztere Stamm, mitten unter finnischen

Russen. Völkern, wieder sichtbar,

31

und hier war es, wo der russi­

sche Staat von Scanbinaviern ober Norrmännera feinen Ursprung erhielt. Bald nach der Niederlassung

der

beiden slavischen

Stämme am Wolchow und Dnepr standen zwei feindliche

Völker zur Unterdrückung berfelben aus: die Chazaren vom schwarzen, und die Waräger, Wärinqer ober Nokimänner vom baltischen Meere her.

Jene drückten den kiewischen,

diese den nowgorvdiscken Stamm.

Unter abwechselnden

Schicksalen, von- denen Man aber wenig Zuverlassqes weiß, erhielten dennoch beide ©tdmine ihre Unabhang gkeit bis ins neunte Jahrhundert, da, die Waräger von den Russen, ei­

nem verwandten nordisch r gothischen Volke, die heutigen Gegenden von Reval,, St. Petersburg und Archangel er­

oberten, und die Slaven, Kriwitschen, Tstkuden, Meßen und Meränen einem Tribut unterwarfen. Die Russen zo­ gen fich nach Finnland und Karelen zurück; die Slaven aber, in Verbindung mit den übrigen genannten Völkern, verjagten die Waräger, und vereinigten sich am Jimensee

(bei Nowgorod) zu einer.föderativen demokratilchen Repu­ blik.

Da die Mängel dieser Verfassung bald zu innern

Unruhen Veranlassung gaben, so entschlossen sich die fünf

verbündeten Völker, zur Wiederherstellung der Ruhe-in ih­ rem Vaterlande und zur Vertheidigung desselben, die Rus­

sen herbei zu rufen, und ihnen freiwillig die Oberherrschaft zu übertragen. Der russische Fürst Rurik und seine Brü­ der, Sineus und Truwor, nahmen diese Emladnng

an.

Rurik versammelte sein ganzes Volk, kam im Jahre 862 beim Aueflusse des Wolchow an, und übernahm die Re­ gierung des neu errichteten Staats, der gleich anfangs sechs

verschiedene flavische, finnische und warägische Völkerschaf­ ten begriff, und sich auf die Gegenden der heutigen Statt­

halterschaften Riga, Reval, Polotsk, Pskow, Wiburg, St. Petersburg, Nowgorod, Jaroslaw, Kostroma, Smolensk, Olonez, Archangel, Wladimir und Wologda erstreckte.

82

Russe«. Obgleich die Waräger den herrschenden, und unter

Rurik den angesehensten Theil des Volks ausmachten (wel­

ches stch vorzüglich daraus beweist, daß in der Geschichte seiner Zeit überall nur warägische Namen genannt wer­ den): so schmolzen Slaven und Russen doch bald in Eine Nation zusammen: und obgleich der Name der letztern auf

die ganze Nation überging, so behielten slavische Sprach« und Sitten dennoch die Oberhand, weil die Slaven dem herrschenden Theile an Zahl und Cultur überlegen waren.

Rurik, der eigentliche Stifter des slavisch- ruffschen

Staatö, wählte gleich anfangs seine Residenz in der Stadt S-'araja - Ladoga, und nannte sich Großfüist, um dadurch seine Erhebung über die untergeordneten Fürsten zu bezeich­ nen. Eine Art von Patrimonialverfassung gab dem Groß­ fürsten bas Recht, seinen Söhnen oder jängern Brüdern

abgesonderte Fürstenthümer zu verleihen.

Dieß that auch

Rurik, als der älteste, mit seinen zwei Brüdern.

Sineus

erhielt Belo-Osero, und Truwor Jsborsk zu seinem Wohn­

Beide starben

sitze, als Hauptstädte abhängiger Länder.

kinderlos bald nach einander; Rurik vereinigte ihre Staa­

ten wieder mit den seinigen,

und

verlegte im

vierten

Jahre feiner Regierung seine Residenz aus Alt-Ladoga nach

Nowgorod, welches von dieser Zeit an der Hauptsitz der russischen Monarchie ward.

Kaum hatte sich Rurik zum Alleinherrscher des nowgorodischen Staats erhoben, als auch die am Dnepr woh­ nenden Slaven, durch die Chazaren gedrückt, sich an Ru­

rik wandten, und von ihm einen Fürsten aus seinem Stam­

me zur Herrschaft über sich verlangten.

Rurik sandte ih­

nen s inen Stiefsohn, Oskold, der die Chazaren überwand, und in Kiew den zweiten slawisch-russischen, vom nowgo-

rodischen Reiche abhängigen, Staat stiftete. Ruriks nächster Nachfolger, Oleg, bet als Vormund

seines Neffen, Igor, regierte, vereinigte Kiew, welches die Oberherrschaft der nowgorodifchen Großfürsten nicht mehr aner-

Russen

35

anerkenne» wollte, völlig mit dem russischen Staate, und

erhob diesen zweiten slavischen Stammsitz zu seiner Resi­

denz und, jur Hauptstadt des Landes. — Unter dieser und den nachfolgenden Regierungen wuchs die Macht des Reichs auf eine sehr schnelle Weise.

Russische Heere erschiene»

vor den Thoren von Coystantinopel; eme Menge Völker

wurden zinsbar gemacht; die Russen führten einen regel­ mäßigen Handel nach den Küsten des schwarzen Meers;

sie erbaueten Stabte, verschönerten die voryandenen, und ga­

ben sich Gesetze. — Unter Wladimir dem Gr. kam (955)

das Christenthum, nach dem griechischen Rims, nach Ruß­ land, mit dem die Byzantiner schon durch Handel in Ver­ bindung standen.

Wladimirs Reich reichte, durch Erbschaft

und'Eroberungen so weit ausgedehnt, am ganzen Dnepr

hinauf bis zum Ladogasee und bis an die Ufer der Düna.

Die Theilung des Reichs (1015) unter seine zwölf Söhne, konnte keine andere, als nachtheiliqe Folgen ha­

ben, besonders da die einzelnen Färsienthämer unter dem Großfürstenthume zu Kiew stehen sollten. — Kiew und Nowgorod waren Nieberlagerr des nordischen Handels. Die ungeheure Kriegermasse der Mongolen unter Qschin-

gischan erschütterte auch Rußland (1235 ff.) und brachte seine Fürsten unter mongolische Oberherrschaft (1238 —■ 124.1).

Sie gehörten zum kavtschakischen Chanate, dem

sie Tribut entrichten und dessen drückende Obermacht sie empfinden mußten.

Aber auch die Schwerdtbrüber, Polen

und Lilthauer kämpften mit den Russen und den letztem

gelang es, Kiew (1320) zu erobern.

Die Polen erober­

ten (1340) ungefähr das von Gaüicken, was Oestreich in

der ersten Theilung von Polen an sich brachte. Nach Kiew's

Eroberung ward der Sitz des Großfürstenthums nach Mos­

kwa verlegt. Der zweite mongolische Eroberer, Timur, siegte auch

(1595) in Rußland; aber sein Blick war mehr auf Asien gerichtet, um "das kaptschakisch« Chanat zu zerstören. Lierrer Lheil. (T

Die

Russen.

54

Erschütterung, die es erlitt, war für Rußland Vortheilhaft. So wie sich Asow, Astrachan, die Lander am Jrlitsch und

Cafan von dem Chanate trennten;

so warf auch Jlvan

Wasiljewitsch das mongolische Joch (1477) ab.

Nach

und nach wurden Cafan (1552), Astrachan (1554), und Sibirien (1581) dem russischen Reiche einverleibt.

Iwan

lösete auch zu Nowgorod (1478) die kleine Handelsrepublik auf.

Die Versuche den Schweden: Jngermannland,

und den Polen: Liefland zu entreißen, mißlangen.

Die

wissenschaftliche und artistische Kultur blieb unter diesen

Nach dem Erlöschen

Slaven Jahrhunderte lang zurück.

des rurikischen Mannsstammes (1598) mit Feodor litt das Reich unter unglücklichen innern anarchischen Kämpfen und Angriffen der Schweden und Polen von außen. Durch

Wahl

bestieg

Michael Fedrowitsch

der

Sohn

Romanow

eines Pattiarchen:

(1615 —

Thron mit unumschränkter Gewalt. —

1645)

den

Im Frieden mit

Schweden (1617} behielt Rußland: Nowgorod; trat aber Jngermannland ab.

Im Frieden mit Polen mußten (.1654)

alle Ansprüche auf Liefland, Ehstland, Knrland und Jnger­ mannland ^äufgrgeben werden. Auf Michael folgte sein

Sohn: Alexei (1645 — 1676).

Die Kosaken

in der

Ukraine, mit einer militairisch- republikanischen Verfassung

unter einem Hetman,

unterwarfen

sich

dem russischen

Scepter (1654); ein Gewinn für Rußland in militairischer

Hinsicht, wenn gleich der Krieg deshalb mit Polen un­

glücklich geführt wurde.

Eben so wenig vortheilhast war

der Krieg gegen Karl Gustav (1657 — 1661) von Schwe­

den.

Ihm folgte seht ältester Sohn:

— 1682).

Feodor III. (1676

Er beendigte den Türkenkrieg, wo (1680) im

Frieden die Türken sich aller Ansprüche auf die Ukraine

begaben.

Die Strelizen empörten sich nach seinem Tode,

als der jüngere Halbbruder:

Peter den Thron besteigen

wollte, da dessen mittlerer Bruder: Iwan zur Regierung un­ fähig war-

Noch war Peter minderjährig und seine Schwe-

Russen.

55

per, Sophia bewirkte die gemeinschaftliche Anerkennung ih­ rer Brüder:

Iwans und Peters (1632) und für sich die

M'tregentschaft.

Als sie aber nach Alleinherrschaft strebte,

schickte sie Peter ins Kloster und ward Alleinherrscher (Iwan starb 1696).

Peter I. 1689 — 1725) wurde, durch sel­

tene Eigenschaften, Monarchie.

der eigentliche Schöpfer der russischen

Die Wiedergeburt eines slavischen Staates

bedurfte eines solchen Mannes.

Sinn für Cultur; Rasch­

heit und Festigkeit in seinen Entschlüssen; Stolz, bei allem Hinwegsetzen über kleinliche Vorurtheile, und das Verfol­

gen eines sichern Planes zur wahren Vervollkommnung des Reiches bei allen seinen Eroberungen, sind nicht zu ver­ kennen. — Da er auf seine Nation noch zu wenig rechnen

konnte; so mußte er wol Ausländer in sein Reich ziehen und durch sie auf die Nation wirken. Er bändigte den

Aufstand der Strelizen und schaffte sie endlich ganz ab. Für den Handel auf dem schwarzen Meere hatte er von der Pforte Asow (1699) gewonnen.

Eben

so griff er

Karin XII. an, um auf dem baltischen Meere ebenfalls Antheil am Handel zu haben. Zwar verlor er die Schlacht bei Narva (1700) aber Karls Rachekrieg gegen Polen gab ihm Zeit, sich eine Armee und Flotte zu bilden und

Petersburg (1702) und Cronstadt anzulegen. — Er stiftete den Senat (1711) als höchsten Gerichtshof des Reiches.

Im Siege bei Pultawa (1709) sicherte er sich seine Ero­ berungen in Ingermanland und Finnland, und selbst der

Kosakenaufstand konnte ihm nun nicht weiter gefährlich werden. — Der Krieg mit den Türken (zweimal erneuert) war nicht so ernstlich gemeint,

besonders da seine zweite

Gemahlinn: Catharina ihn am Pruth (1711) gerettet, und den Frieden durch die Zurückgabe Asows erkauft hatte. —

Zm Frieden zu Npstadt (1721) behielt er ganz Liefland, Ehstland und Ingermanland. Eben so glücklich war er in einem Kriege mit P?-sien (1722), wo er Derbent und die

Provinzen an der Westseite des kasplschen Meeres eroberte, C 2

Russen.

36

Seinen einzigen Sohn, Alexei Petrowitsch, der vor ihm über Wien nach Neapel gefluchtet war, ließ er (1718) enthaupten, und gab einen von der Nation bestätigten Ukas

(1702) wegen der Succession, nach welchem jeder Regent

seinen Nachfolger, aus männlichem oder weiblichem Ge­

schlechte frei ernennen sollte.

Er stiftete (>724) die Aka­

demie der Wissenschaften in Petersburg.

Ihm folgte, durch

Menzikoff an der Spitze der Garde, seine Wittwe: Catha­ rina I. (1725 — 1727), obgleich der Senat sich für Pe­ ters

Enkel von seinem enthaupteten Sohne erklären und

dadurch die vormundschaftliche Negierung an sich bringen wollte. Menzikoff regierte unter ihr, doch ohne Peters Geist und mit der größten Habsucht für seine Familie. Er schloß

eine Allianz mit Oestreich (1726) und beredete die Kaise­

rinn, daß sie ihrem Nachfolger feine Tochter zur Gemah­ linn bestimmte-

Unter Peter II, Peters I. Enkel (1727 — 1750), ward

Menzikoff durch den jungen Dolgorucki beim Kaiser gestürzt und (1727) mit seiner Familie nach Sibirien geschickt. Dolgoruckis Schwester ward Ihm zur Gemahlinn bestimmt. Der junge Kaiser starb aber, und der Plan scheiterte, sei­ ner Braut die Regierung zu verschaffen. — Ihm foigte:

Anna, verwittwete Herzoginn von Curland, Bruberstochtec Peters 1. (1730 — 1740), welcher der Senat nach Mi-

tau Line strenge Kapitulation zuschickte, die sie zwar unter­ schrieb; aber bei ihrer Ankunft in Petersburg caffirte; Un­

ter ihr hatten, als Geschäftsmann: Osterman»;

führer des Heeres: Münnich;

als An­

und als Liebling: Biron,

der ernannte Herzog von Curland, das meiste Gewicht.

An Persien mußten (1752) mehrere Eroberungen wieder zurück gegeben werden.

Anna unterstützte August III. von

Polen (1734) bei seiner Thronbesteigung.

Münnich und

Lasci) waren (1736) gegen die Türken glücklich und er­

oberten Asow und Oczakow (1737);

nur der Friede zu

Belgrad, den Carl VI., Rußlands Alliirter, mit der Pforte

Russen.

57

schloß, konnte die Siege der Russen aufhalten. Asow mußte geschleift und Oczakow zurück gegeben werden.^ Nach Anna's Willen folgte der Enkel ihrer Schwester: Iwan in. (geb. 1740 den 25. Aug., reg. 1740 den 23. Octbr. bis den 6. Decbr.); zum Regenten war der Herzog Biron bestimmt, der aber von den Aeltern des jungen Kaisers: von Anna

vermahlt mit dem Prinzen: Anton Ulrich von Braunschweig Wolfenbüttel, durch Männich gestürzt und nach Sibirien

geführt wurde.

Anna übernahm die Regentschaft; ihr Ge­

mahl ward Generalissimus des Heeres und Münnkch Mi­

nister. — Die Gesandten des sächsischen (Lynar) und öst­ reichischen Hoses (Botta) veranlaßten bei Annen einen Krieg gegen Preußen. Frankreich hatte Schweden zum

Kriege gegen Rußland (1740 — 1743) veranlaßt.

Der

Leibarzt Lestocq bewirkte eine neue Revolution, vermittelst

der Garden, zu Gm-st-m bv Tochter Peters I., von feiner

Gemahlinn Catharina:

Elisabeth (1740 — 1762).

In

der Nacht (6. Dec.) wurden die Regentin» und ihr Ge­

mahl Iwan, Ostermann nud Münuich gefangen genom­

men und an verschiedenen Orken aufbrwahrt. (Anna starb 1746; der unglückliche Iwan ward 1764 zu Schlüsselburg ermordet). Elisabeths Regierung verschaffte ihren Favoriten einen weiten Spielraum.

Die Financen wurden zerrüttet und

mit ihnen der Wohlstand deS Reiches.

Angelegenheiten

leitete

Die auswärtigen

(der Graf) Lestocq.

Er wurde

(1748) gestürzt und Apraxkn und Bestuchew traten an

feine Stelle.

Im Friede» zu Abo (1745) ward von

Schweden nur ein Theil von Finnland genommen und, unter russischem Einsiusse, dem Bischöfe von Lübeck, aus

dem Hause Holstein-Gotkorp, schwedischen Throne verschafft.

die Succession auf dem

Vorher schon (1742) war

dessen Vetter: Karl Peter Ulrich (Herzog von Holstekn-

Gortorp, Peters I. Enkel von seiner altern mit Catharina erzeugten Tochter) zum Großfürsten und Nachfolger be-

Russen.

38

stimmt, der flch mit der Prinzessinn: Sophie Auguste Frie­ derike (Catharina Aiexiewna) von Anhalt - Zerbst vermahlte. Im östreichischen Successionskriege sandte fie eia Heer

(1744) gegen Frankreich an den Rhein.

Rußland nahm

auch Antheil am siebenjährigen Kriege gegen Friedrich II.

(1757 — 1762); Curland ward bis 1758 von Rußland

administrirt, dann erhielt es in dem sächsischen Prinzen Karl (1758 — 1763) einen neuen Herzog. Nach Elisabete Tode kam Perer III. (1762, jur Regierung.

starb den 17. Jul.)

Sein Friede mir Preußen war für Frie­

drich II. höchst vorkheilhaft.

Minder folgenreich war die

Derbinoung der Russen mit den Preußen, da seine raschen

Schritte gegen die Geistlichkeit, gegen die Großen des Rei­ ches und

seine Anhänglichkeit an die Holsteiner (denen

zu Liebe er den Krieg gegen Dänemark beschloß) seine

Entthronung bewirkten.

Er befreyete Biron, Lestocq und

M'mnich (beide starben 1767). — Nach der Revolution vom 9. Jul. folgte ihm Catharina II. (176a — 1796), die eine ungewöhn­

liche und in der That außerorvemliche Erscheinung unter

den europäischen Regenten war.

Bei vielen weiblichen

Schwachen, die ihr große Summen kosteten, und bei Pro« jeden, die nicht allezeit ganz gelangen, machte sie eine Po­ litik, während ihrer ganzen Regierung, geltend, die das

Gleichgewicht von Europa bedrohte und that für die Ver­ größerung und für das Innere ihres Reiches so viel, daß fie füglich neben Peter I. tu dieser Hinsicht gestellt werden kann.

Im siebenjährigen Kriege blieb fie (1762) neu­

tral; verband sich aber (1764) mir Preußen.

In Cur­

land ward (1763) der Herzog Biron hergestellt. Der Krieg

gegen Dänemark ward aufgegeben und der lange Zwist,

durch

die Vertauschung

Oldenburgs und Delmenhorsts

gegen Holstein, aufgehoben. Ihr Sohn: Paul schenkte diese Länder der jungem Gottorpischen Linie in Lübeck (1773). Seit Stanislaus Ponjatowsky Wahl (1764) zum Könige

Russen.

59

von Polen hatte sie, bis zur völligen Auflösung dieses Staates, einen beständigen Antheil an dem Gange seiner

Schicksale und Verhältnisse.

Sie nahm dke Sache der

Dissidenten (Nichtkatholiken) und da die Pforte durch Frank­

reich gegen sie, zum Schutze der konföderirten Polen, auf)geregt wurde, so brach der Tärkenkrieg aus (1768 — 1774). Unterdessen hatten die Conföderirten in Polen den Thron (1770) für erledigt -erklärt und sogar den König

(1771) zu entführen gesucht.

Oestreichs und Preußens

Eifersucht über die russischen Siege gegen die Türken wur­ den durch die erste Theilung (1772) befriedigt, in welcher

Rußland die Länder zwischen dem Dnepr, der Düna und den? Deutsch erhielt. Die russischen Truppen blieben in Polen. Rußland wünschte den Frieden mit der Pforte, aber zwei Friedenscongresse zerschlugen sich. Die türkische Armee war mißvergnügt über die Thronbesteigung: Abdul

Hamids (die des vorigen Sultans Mustapha Sohn: Se­

lim lieber zum Sultan, nach dessen

hätten).

Tode 1774, gehabt

Romanzow benutzte dieß und nöthigte -en Groß-

vezir zum Frieden zu Kutschuk Kainardschi (in der Bul­

garei!, unweit Silistria) 1774, worin die Krimm für frei erklärt, das Land zwischen den? Dnepr und Bog, und Asow

an Rußland abgetreten und dem letztern die freie Schiff­ fahrt auf dem schwarzen Meere bewilligt ward.

Die Mol­

dau und Wallachei blieb den Türken unterworfen.

Catharinens Theilnahme bewirkte den Frieden zu Te­

sche« (13. Mai 1779).

Das Reich ward in 41 Statt­

halterschaften getheilt, und Catharina ließ ein Gesetzbuch, nach einem eignen Entwürfe von ihr, ausarbeiten. legte viele neue Städte an.

Sie

Im nordamerikanischen Kriege

(1780) bewirkte sie die Vereinigung des Nordens zu einer bewaffneten Neutralität. Der Fürst Heraclius von Geor­

gien unterwarf sich ihr (1785); und die Krimm (zu de­ ren Abtretung 1784 die unzusriedne Pforte genöthigt wach­

ward als Königreich Taurien mit Rußland vereinigt.

Russen.

4o

Die Zusammenkunft Josephs mit Catharine« zu Cher­

son (1787) und die drückenden Bedingungen des vorigen Friedensschlusses, vermehrt durch fortdauernde Feindfeeligkeiten, veranlaßten die Pforte (1787), an Rußland den Krieg

Oestreich nahm, als Rußlands Alllirter (seit

zu erklären.

178L), daran (1788) Antheil.

Der zu gleicher Zeit mit

Schweden ausgevrochene Krieg (1788) beschäftigte Ruß­ land auch bis zum Frieden bei Werelä 1790 im Norden.

Bald darauf folgte eine Allianz mit Schweden. Preußen (mit England alliirt) that, nach einer ge­

schlossenen Allianz mit der Pforte (1790), Vorschläge zum Frieden. Um sie geltend zu machen, rächte eine preußische Armee an die östreichische Gränze. Oestreich schloß nach

der Convention zu Reichenbach (27 Jul. 1790), mit der

Pforte einen Separatfrieden zu Sztstowa (in der Bulgarei)

den 4. Aug. 1791. — Rußland verwarf beim Frieden die preußische

und

englische

Vermittlung,

schloß

ihn zu

Jassy (29. Dec. 1791) und behielt Oczakow und das Land zwischen dem Dnepr und Dniester.

Die aus dem Türken­

kriege ^urückgekommene 9lrmee ging »rach Polen, wo Catha­ rina den Targowltzer Bund gegen die Constitution vom 5. Mai 1791 unterstützte und Rußland gewann in der zwei­

ten Theilung (1793 den größten Theil der Palatinate: Wilna, Novogrodek, Brzesk, Kiew, Volhynien und Podo-

lien.

Unter russischem Einflüsse erhielt Polen eine neue

Constitution.

Die erbitterten Polen wagten (17. Apr. 1794)

eine Empörung zu Warschau, aber bald ward Kosciusko von Fersen (10. Oct. 1794) bei Maniejowice geschlagen.

Souwarow eroberte (4. Nov.) Praca, und Rußland er­

hielt in der dritten (gänzlichen) Theilung Polens (1795) das übrige Volhynien, Brzesk und Novogrodek, Samogitien und einen Theil von Troki.

Auch das Herzogrhum

Curland ward (1795) mit Rußland vereinigt.

An dem Kriege gegen Frankreich nahm Catharina nur durch Manifeste und durch die Absendung einer Flott«

Russe n.



unter Chanikow Antheil, dieser aber blieb ebenfalls unthä­

In dem Kriege mit Perflen (1796) ward Derbent

tig.

erobert, den ihr Sohn, Paul 1. (1796 — 1801), endigte. Dieser modlficirte den Ukas wegen der Succession dahin,

daß der erstgeborne Prinz und dessen. Nachkommen, in de­

ren Ermangelung aber erst die weiblichen Linien succediren sollen.

Er nahm die

französischen Emigranten (1797)

unter Conds in Volhynien auf und versetzte den Cronprä-

tendenten nach Mitau.

Ein Ukas (1798) verschloß allen

Ausländern das russische Reich und rief die auswärtigen Russen zurück.

Er verband sich (1798) mit Oestreich und England

zur Tripleallianz.

Eine russsche Flotte von 12 Krieges­

schiffen (1798) ging aus dem schwarzen Meere ins mit# tella-wifche und vereinigte sich mit der türkischen, und viele

Russen landeten in Ncap-l und im Kirchenstaate gegen die Franzosen in Italien. — Die Besitznahme von Corfu G799)

vollendete die Emnahme der levantischen Inseln. — Paul erklärte sich (1798) für den Großmeister der Maltheser.

Eine russische Armee, unter Souwarows Oberbefehlen, kam im Oestreichischeu (1799) an, und nahm in Italien,

in der Schweiz und am Rheine Antheil an dem Kriege gegen Frank, eich.

Ein andres russisches Heer landete init den

Engländern in Batavien', ward aber von Brune besiegt (1799)- Auch erklärte Paul (1799) an Spanien den Krieg,

als Bundsgenosse Frankreichs.

Die Russen kehrten in 4Colonnen (von 1799— Jan. 1800) in ihr Vaterland zurück und Paul trennte sich von

der Tripleallianz mit Oestreich und England, sandten P-tersburg verließen.

deren Ge­

(Souwarow starb ,8- Mak

1800 zu Pollendorf in Esthlande).

Die Besetzung Malthas (1800) durch die Engländer, und die Beeinträchtigung des nordischen Handels durch

dieselben, führte feine Abneigung gegen die Engländer im­

mer weiter. Er legte ein Embargo auf dke englischen Schiffe

Russen

42

Saba.

und erneuerte den Allkanztractat mit Preußen (Sept. iZao). Er sandte (Dec. 1800) den General Sprcngporten nach

Frankreich,

um

7000 gefangne Russen,

die

Bonaparte

frei gab, abzuholen, und schloß mit Schweden und Dä­

nemark

die Convention jur bewaffneten Neutralität des

Nordens (1800).

Der französische Cronprätendent ging

(Jan. 1801)

nach Königsberg und die Emigranten durften nicht wieder

Pauls Einverstandniß mit Frank­

nach Rußland zurück.

reich beförderte den Frieden in Deutschland (9. Febr. 1801).

Am 25. März starb er, und sein Sohn Alexander I. folgte, unter dessen weiser Regierung Rußland mit schnellen Schrit­ ten dem Gipfel der Größe entgegen eilet.

Ruten er (Ruteni, Rutani), ein Volk in Aquitama, die Bewohner vom heutigen Rovergue. — Nach Cäsar gehörte ein Theil von ihnen zur narbonnesifchen Provinz.

Dadurch wird wahrscheinlich, daß der Fluß Tarnis (le Tarn) die nördliche Gränze der Provinz machte. Rutuler (Rutuli), eine Nation in Latium, die näch­

ste an den Lateinern.

Ihre Stadt war Ardea und Tur­

nus dcr Anführer derselben.

Wie Virgil zu verstehen giebt,

so scheint er eine Sage vor sich zu haben, welche diese Rutuler für einen Zweig des großen illyrischen Stammes in Unter-Italien erklärte.

Nach den Zeiten des Romulus

kommen die Rutuler nicht mehr als eine besondre Nation v-r.

Sie scheinen vielmehr in die Lateiner übergegangen

zu seyn.

Saba.

Diese kleine holländische Insel liegt nordwestlich

von St. Eustach und ist ein steiler, aber auf der Höhe mit

guter Gartenerde bedeckter, Felsen, der etwa eine Quadrat­ meile Flächeninhalt hat, und durch Sandbänke sehr unzu­ gänglich ist.

Die Luft ist hier äußerst rein und gesund, so

daß in ganz Westindien die Menschen, besonders Frauen-

Sabäer.

43

zimmer, kein so frisches Ansehen haben, als hier.

Die

En^ohner bestehen aus etwa 50 europäischen Familien, unter denen sich etwa 150 Neger befinden. — Die Insel

wurde

durch Colonisten von St. Eustaz aus angebaut.

Beide Inseln, St. Eustaz und Saba, enthielten im Jahre 1790: 6000 Weiße, 500 freie Mulatten, und 3000 Neger­ sclaven. Sabäer

(Sabäi).

Sie wohnten in den nördlichen

The'len des heutigen Jemens.

An der Küste wuchs der

Balsambaum und die Cassia, im innern Lande fanden sich dicke Walder, von Weihrauch, Myrrhen, Palmen, Zimmt

und andern wohlriechenden Gewachsen.

Das Volk der

Sabai war, so erzählen die alten Geschichtschreiber, das reichste nicht nur unter den Arabern, sondern auch unter allen ehemaligen Nationen der Erde, nur die Gerrhai aus­

genommen.

erhielten

Denn für einen kleinen Ballen ihrer Waaren

sie beträchtliche

Summen.

Da fie ihrer ent­

fernten Lage wegen nie unter fremde Gewalt kamen, so häuften sich bei ihnen ungeheure Quantitäten von Gold und Silber.

In ihrer Hauptstadt besaßen einzelne Bür­

ger künstliche Gold - und Silbergefäße aller Art. Diese Be­

schreibung lehrt deutlich genug, warum die Europäer hier ein ausgezeichnet glückliches Land suchten, und es vorzugsweise das Glückliche Arabien nannten; nur auf das einzige Land der Sabäi schrankt Diodor diesen Begriff ein.

Daher ent­

stand der Eifer Alexanders des Gr., ein Land zu gewin­ nen, von dem so viel gesprochen wurde, daher der einst

geglückte Versuch des Kaisers Augustus zur

Eroberung.

Man sieht dieser Beschreiöu'ng das Fabelhafte an; die erstenUntersucher fanden eine reicheHanbelsnariorr; und schlos­

sen irrig, dieß sey das Land, welches alle Kostbarkeiten in

Vereinigung hervordringe.

Alles Uebertriebne abgerechnet,

so bleiben die Sabaer immer als ein sehr ansehnliches Handelsvolk übrig. Salomons Königinn von Saba war

wol unstreitig aus diesem Lande, hatte von dem Könige

44

Sabaren

Sabiner.

durch die abgeschickten Schiffe gehört, und diese, in Verbin­ dung mit den Phöniciern, segelten vielleicht nach keinem

andern Ophir als den Häfen Arabiens. S a b a r e n (Sabarä).

Das Volk, bei welchem man

die Diamanten Indiens in beträchtlicher Anzahl fand, nennt Ptolemäus Sabarä, und giebt ihnen zwei Städte, nördlich Tosapion, südlich Karikardama.

Da er im innern Lande

zunächst über der Küste keinen Ort kennt, wol aber in größerer Entfernung, und da er zugleich versichert, daß diese Sabarä nicht ferne vom Ganges liegen, so zeigt sichs, daß die Bekanntschaft mit ihrem Lande und den Diamant­ gruben von diesem Strome, nicht von der Küste aus, durch

Kaufleute gemacht wurde. —

Sie wohnten am heutigen

Sumelpur, wo noch jetzt eine Diamantengrube ist, und gränzten an die Gangariden. S a b e l l e r (Sabelli), hießen die Samniten (oder Sabiniten) über Campanien, um die waldigten Brrge deS

Apennins, wo sie auch Schweineheerden weideten. verwechseln sie mit den Sabinern.

Andre

Sie waren Abkömm­

linge der alten ausonischen Sabiner, wovon noch ein Stamm über Latium wohnte; ihr Stamm war oscisch. Sabiner (Sabini), eine der ältesten Nationen in

Mittelitalien, in der gebirgigten Gegend über Latium. Wenn

wir den Griechen glauben wollen, so waren die Sabiner Abkömmlinge der alten Spartaner. Sie wissen aber für diese Behauptung keinen andern Grund, als die Aehnlich-

keit der Sitten anzuführen.

Dionysius Halicamassensis

hält sie für Umbrer, weil nämlich die Umbrer neben den

Siculern dieses Land bewohnten.

Allein, es wurden die

Umbrer von den eindringenden Aboriginern und Pelasgern vertrieben, und ausonische Völkerschaften nahmen das Land ein.

Von diesen Ausonen also waren die Sabiner Abkömm­

linge, und Brüder der Aborigiuer.

Sie machten ein sehr

zahlreiches Volk aus; das erhellet unter andern aus ihren Colonien.

Denn nicht allein die den Sabinern benachbar-

Sabionetta.

Sachsen.

45

ten Völker, dke Vestiner, Marruciner, Pelkgncr, die Mar-

ser, Aequer und Hernicer, sondern auch die Samniter, von denen sich die mächtigsten Colonien durch

ganz Italien

ausbreiteten, also auch die Campaner, Lucaner und Brut­ tier, waren Abkömmlinge der Sabiner. Sie waren eilt

Hirtenvolk, das in den Bergen seines Landes sich haupt­ sächlich von der Viehzucht nährte.

Das Land selbst war

gegen Abend durch die Tiber von Etrurien, gegen Mittag

durch den Anio- Fluß von Latium, gegen Mitternacht durch

den Rar-Fluß von Ambrien geschieden; gegen Morgen zn aber wohnten die sabinischen

Colonien der Vestiner und

Marruciner, die dasselbe vom Meere trennten. Es begriff folglich dem größten Theile nach Berggegenden des Apenninus.

Von den Städte« dieses Landes sagt Strabo:

„ihrer sind wenige,

und

durch! die beständigen Kriege

ganz zerstörte Städte, mehr Felsen, die Rebellen zur Zu-

siucht dienen, als Wohnplatze von Bürgern.

Obst, Oel

und ein eben nicht beliebter Wein, nebst einer guten Ei­ chelmast und Viehweide, machen die Hauptreichthümer voy Sablnuni aus." Sabionetta,

Färstenthum und

kleine

Stabt zwi­

schen dem mantuanischen und cremonischen Gebiete, welche nebst dem Hcrzogthume Guastalla dem spanischen Jnfanten Don Philipp als Herzog von Parma und Piacenza gehör­

ten.

Nach dem Aosterben der Fürsten von Sabionetta

wurden ihre Gäter (1689) als ein kaiserliches Lehn einge-

zvgen, und Joseph I. Guastalla damit.

belehnte (1780) den Herzog von

Als dieser (1746) ohne Erben starb,

kam es wieder an das Haus Oesterreich; worauf es durch

den Achner Frieden (1748) dem oben genannten Jnfanten

abgetreten wurde. Sachsen (Saxen), ein altes und streitbares Volk in

Deutschland, welches Anfangs an der cimbrischen Halbin­

sel im heutigen Holstein, Dittmarfen und Stormarn wohn­ te; nachher breitete es sich diesseits der Elbe an der Nord-

46

Sachsen.

seeküste nach dem Rheine hin aus.

Die an den Küsten

wohnten, waren wegen ihrer Tapferkeit und Geschwindigkeit berühmte Seefahrer. Durch die Verbindung mit den Angeln, Chancen, Angriramern, Cheruskern und andern

wurden sie

Völkern,

in

der Folge eins

der deutschen

Hauptvölker, und stritten mehr um Freiheit als um Län­ dergewinn.

Mit diesen deutschen Hauptvölkern hatten es

die Römer, seit der Mitte des dritten Jahrhunderts dis zum Umstürze des abendländischen Kaiftrthums, zu thun.

Diese wurden öfters auf verschiedenen Seiten von allen zugleich angegriffen, und dadurch gezwungen, einigen den

Frieden abzukaufen, um gegen die andern mit Nachdruck fechten zu können.

Im fünften Jahrhunderte ging eine

-roße Anzahl der Sachsen unter der Anführung der beiden Brüder Hengst und Horst, unter dem Namen der Angeln,

nach Britannien über, und errichteten daselbst sieben Kö­

nigreiche. Die Uebrigrn verbreiteten sich durch ganz Deutsch­ land; in spätern Zeiten nebst den Franken die Thüringer,

und erhielten zur Belohnung einen ansehnlichen Theil die­ ses Landes. Mit Karl dem Großen führten die Sachsen Z2 Jahre lang Krieg- uud mußten sich ihm endlich nach

Bezwingung ihres Heerführers Wittekind unterwerfen (785), und zugleich die Christliche Religion annehmen.

Eine Zeit­

lang waren den Sachsen gleich andern deutschen Völkern

kaiserliche Abgeordnete vorgesetzt, worauf sie Herzoge er­ Nach der Theilung

hielten.

des karolingischen Reichs

(8^Z), gehörten sie zu Deutschland und hakten ihre eigenen

Herzoge.

Heinrich I. behielt, als er deutscher König wur­

de (9'g), sein Herzogthum Sachsen bei, aver fein Sohn,

der Kaiser Otto I., gab es (960) an einen sächsischen Gro­

ßen:

Herman Billung.

Es regierten die billungschen

Herzoge von 960 — 1137. —

Ms der letzte derselben:

Magnus starb und sin Nachfolger, der Graf v. Eupplin-

burg: Lothar Kaiser wurde, gab er Sachsen an seinen Schwie­ gersohn (1137), Herzog Heinrich von Bayern.

Zwei Guel-

Sachsen.

47

phen, Vater und Sohn, Heinrich der Stolze, und Heinrich der Löwe, besaßen es, aber unter manchen Stürmen wah­

rend Heinrichs des Löwen Minderjährigkeit.

Jetzt hatte

Sachsen in Westphalen und in den wendischen Landern in Ober - -und Niedersachsen seine größte Macht und seinen weitesten Umfang erreicht.

Von ihm hingen die wendischen

Fürsten an der Elbe und Oder, bis an die Ostsee, ab. —

Heinrichs Achtserklarung verschaffte diesen die Unabhängig­ keit und begünstigte die Absichten der wesiphälischen deut­

schen Fürsten, sich auf Kosten des sächsischen Staats zu vergrößern. — Bernhard von Ascanien eröffnete (ußo)

die Reihe der ascanischen Fürsten von Sachsen (nßo —

1422), mußte sich aber in den Wendenlandern ein Herzogthum

bilden, dessen Sitz zu Wittenberg und Lauenburg

war,

und dem bisherigen Sachsen weder am Umfange

noch an Stärke gleich kam.

Mit Albrecht III.

erlosch

(1422) der ascanisch- sächsische Stamm und das Hans Wetkin in Meißen erhielt, unter Friedrich dem Streitbaren, vom Kaiser Sigismund die sächsische Chur, der Ansprüche

ungeachtet, die Sachferr-^Lauenburg und das ascanische Haus in Brandenburg darauf machten.

Der siavische Stamm der Sorben - Wenden bewohnte

die Gegenden an der Elbe und beunruhigte die deutsche Gränze, als Heinrich I. sie (922) besiegte, zur Deckung

der deutschen Gränze:

Meißen anlegte, und diese Mark

durch einen Grafen regieren ließ.

Diese Würde wurde

erst mit Konrad von Wettln (seit 1127) erblich.

Hein­

rich der Erlauchte brachte (1242) das Pleißnerland (das

aber Rudolph wieder elnlösete und das erst 1308 auf im­ mer mit Meißen vereinigt wurde) und (1247) die Land,

grafschaft Thüringen an Meißen, von welcher die Hessi­ schen Allodiallander getrennt wurden, die an bas Haus

Brabant fielen.

Heinrichs Enkel: Friedrich der Gebissene

behauptete sich in diesen Ländern gegen die Angriffe zweier

deutschen Könige, vergrößerte sie durch mehrere Reichsdo-

48

Sachsen.

malnen, war zuletzt der alleinige Regent derselben, und mußte nur die Niederlausitz C1317) an Brandenburg ab­ treten. — Sein Urenkel: Friedrich der Streitbare brachte (1422) die sächsische Chur und das Herzogthum Sachsen an sich. Ihm folgte Friedrich der Saiifkmüth'ge, dessen Söhne: Ernst und Albert (nach dem Auösterben der bis jetzt bestehenden Linien des Hauses in Meißen und Thü­ ringen ) 1485 die Lander theilten. Der Churfürst En-st erhielt: Thüringen; Albert: Meißen. Bei Johann Frie­ drich des Großmüthigen Gefangenschaft (1547) und nach der Schlacht bei Mühlberg erhielt die alöertinische Linie unter Moritz die Churwürde und die sächsischen Länder; nur des abgesetzten Churfürsten Söhnen wurden in ihren thüringschen Besitzungen einige Lander angewiesen, aus de­ nen sich (besonders nach dem zwischen beiden Linien zu Naumburg 1554 geschlossenen Vertrage) die Lander der noch jetzt blühenden fünf Häuser der ernestinischen Lmie (Gotha; Weimar; Coburg; Hildburghausen; Meinungen) bildeten. — Churfürst August brachte die Stifter: Merse­ burg; Naumburg; Zeitz und Meißen an sein Haus; erhielt die Ländereien des jetzigen neustadtischen Kreises (1567) für die Kriegeökosten bei der Vollziehung der Acht gegen den Herzog von Gotha; erhielt von Henneberg und brachte durch Kauf große Besitzungen im Voigtlande von dem letzten Burggrafen von Meißen an sich. — Im Frie­ den zu Prag (1655) gewann Churfürst: Johann George I. die Laufißen. Die 1656 sich bildenden drei Nebenlinien der Albertinischen Linie: zu Weißenfels, Merseburg und Zeitz, waren 1746 sämmtlich wieder erloschen und mit der Churlinie vereinigt. — Die Churfürsten: Friedrich August I. und II. waren unter dem Namen: August II. und in., Könige ivon Polen (1697 — 1755 und 1753 — 1765). Unter dem jetzt regierenden Churfürsten; Friedrich August III., der seit 1763 regiert, wurde ein Theil des schon längst sequestrirten MannSseld (1780) mit Sachsen verbunden. Sach-

Sahra.

Sagaier.

49

Sachsen nahm am dreißigjährigen Kuege (bis 1645), am

norb-schen gegen Karl XII., am polnischen 1^54 f., am östreichschen S'«ess 0-skr^ge

(1741 — 1745), am sieben»

jährigen aegen Fnedrich II.

(dis 1765), am Bayrischen

Erb olgekr-ege

französischen (1793 —

1778 f. und am

1796) durch Stellung seines Contingents, Antheil. — Sagaier.

23 .eie Sagaier haben Ackerbau

zu treiben

angefan'.en: allein sich zu einer festen Lebensart zu ent­ schließen, werden sie wol bei ihrer ziemlich reichlichen Viehzncht schwerlich vvrtheilhaft finden.

Sie ziehen mit ihren

Heerden im Sommer längs dem Askysch, Bast, Syr, Ni­

va und Uybat ins kühle Gebirge hinauf, und kommen zum

Winter in die schönen schneelosen Steppen gegen den Aba­

kan herunter. — Die ganze Völkerschaft hat nicht mehr Männer, welche Jasak erlege»,

als hundert und fünfzig

der auf drei Rubel vom Bogen festgesetzt ist.

besitzen

Die reichsten Sagaier

achtzig

bis

hundert

Pferde, eben so viele Kühe, und einige hundert Scbaafe.

Arme haben kaum zeyn bis zwanzig Stück großes Vieh, welches bei Stepprnvölkern so eben hinreicht, eine mäßige Familie zu ernähren.

Ihre Schaafe haben, wie bei den

übrigen Tataren am Jenifei nur kleine Fettschwänze: und einige sind wenig von den russischen verschieden, deren Grö­ ße sie auch nicht weit übertreffen.

S a h r a.

Die Wüste Sahra gegen Osten von Aegypten,

gegen Westen vom Ocean, gegen Norden von Biledulgerid,

gegen Süden von Sudan und dem Flusse Niger begränzt, hat auf seinen einzelnen bewachsenen und fruchtbaren Ge­

genden Einwohner, deren Namen von den Reisenden und ältern Nachrichten verschiecen

jeder, ist,

in der

der

hat

den

daran

Stämmen andre

angegeben

Sahra oder

in

ihrer

werben.

Fast

Nahe gewesen

herumziebenden Völkerschaften oder

Namen

gegeben.

Leo

zählt

die Ze-

naga, Guenzia, Terga, Lemta und Bardewa als die Haupt­ völker der Sahra auf.

Vierter Theil.

Es hält nicht schwer, in den Ze-

A

S a h r a.



nagaten die Ajanaghks, Assenaghen, Seneghen, Sanhager, Sanhadfcher um den Senegal, die auch schon Edrifi und

Abulfeba anfähren, wieder zu erkennen.

Neuere Neisebe-

schreiber haben diese Namen nicht, es sey denn, daß unter den Azumas, Azunas, die Assenaghen zu verstehen seyn. Die Stamme Terarza, Aulad el Hast, und Ebraguena

kommen bei Schott und Labat vor.

Beide zogen ihre

Nachrichten aus demselben Orte ein.

Schott setzt hinzu,

daß die Mauren in zwei Hauptnationen, die Trajas zu« nächst aiU Senegal, und die Bracknais ungefähr 40 oder 50 Meilen östlich von St. Louis, Pobor gegen über, zu

Diese Nationen führen oft Krieg mit einan­

theilen seyn. der,

in welchem Falle alle

zu einer Nation gehörigen

Stämme zusammentreten, und sich unter ihrem Könige ver­

sammeln.

Die Bracknais sind viel gesttteter als die Trar-

zas und die Azumas, ein Stamm der letzten find die aller­ schlimmsten.

Die Darmankors find die besten, bestehen aus

lauter Marabuts oder mohammedanischen

Priestern, und

sammeln daS meiste Gummi, das die Europäer ihnen ab­

kaufen. Sie wohnen dem Senegal am nächsten, und hat­ ten sonst den Gummthandel ganz in Händen, bis die Trar-

zas, d. i. die vorher angeführten Terarza, eia kriegerischer und unternehmender Stamm, ihn fast ganz an fich geris­ sen haben. Denn da jene überaus furchtsam, gar nicht krie­

gerisch sind, und keine andre Waffen als Rosenkränze be­ sitzen, so haben sie sich von diesen in die Enge und auS

dem Besitze des Handels treiben lassen, woran sie vielleicht gar keinen Antheil mehr haben würden, wenn nicht die Trarzas, die, wie alle Mauren, sehr abergläubisch find,

sich vor den Gebeten und Flüchen der Dramankurs fürch­ teten, und ihnen aus Mitleiden noch etwas von dem Han­

del überließen.

Der beiden Hauptnationea

wird auch

von Follie gedacht, der sie Trasarts und Bracknarts schreibt.

Als Brisson auf der afrikanischen Käste Schiffbruch litt, hatte er nicht bas Glück, in die Hände der Trasarts, ober

S a h r a.

5i

wie er sie schreibt, Trargeaner zu falle«.

Zufälligerweise

wurde er von dem Sherif des Stammes Trargea, der in

St. Louis mit ihm zu thun gehabt hatte, erkannt, und aus diesem Umstande, nebst dem, daß die vom Stamme Trargea den Aravern Fkinren gegen Kameele vertauschen, ist es ge­

wiß, daß die Trargeaner und Trasarts eine und dieselbe Nation stad.

Er fiel unter die vom Stamme Labdesseba,

die nebst den Wadelins die wildesten Einwohner der Wü­ ste sind.

Die Wadelins sind ausnehmend trotzig, verwe­

gen, kriegerisch, zum Raube geneigt, und verbreiten Schre­

cken uno Entsetzen, wo sie sich blicken lassen.

Die Labdes­

seba rauben von Arguin an, das sie Agadir nennen, bis

nach Marocco. Von den Wadelins, Labdessebas, Telkönnes, La Ronssye, Lathiederim, Chelus, Tucanois, die wol mit Telkönnes einerlei sind,

Spuren. Land

findet man nur bei Brisson

Die Moßlemis bewohnen Biledulgerid und das

bis an bas Cap Bojador.

Sie gehören nicht zu

den Bewohnern der Sahra, denn diese werden eingetheilt in Trasarts, Bracknarts und Magaren (Mugranen), die an der nördlichen Seite der Sahra wohnen, diesen Na­ men als Spottnamen führen, weil sie einst Christen wa­

ren, weniger kriegerisch als ihre Nachbarn, und vermuth­

lich die Mohafern bei Lempriere sind.

schiedene

andre

Völkerschaften

außer

Leo hat noch ver­ den vorher

ge­

nannten als Bewohner der Sahra angeführt: Die Selemi halten sich hauptsächlich bet dem Flusse Dara auf, durchstreifen aber auch die Wüste, find sehr reich, bringen alle Jahre Waaren nach Tombut, und sollen bei dem Kö­

nige von Tombut gut ange-chrieben seyn. Sie besitzen um Dara einen großen Distrikt und viele Kameele.

Wenn es

zum Kriege kommt, so können sie leicht 3000 Mann Reu­ ter auf die Beine bringen.

Die Dcvihasscn werden ein­

getheilt in Duleim, Vurbus, Vobei, Devimansor, Devihubetdulla. Die Duleim wvbnen mit den Zunage zusammen, haben keine Gewalt «och Einnahme, find arm und D a



S a h r a.

große Räuber.

Sie kommen oft nach Dara, um Vieh

gegen Datteln umjutauschen, sie marschiren ohne Ordnung,

10,006 Mann stark, wovon 400 beritten, die übrigen zu Die Burbus gränzen an die Provinz Sus,

Fuß find.

find sehr zahlreich und arm, befitzen viele Kameele, und sind Herren von Testet. Der Ort liegt an der Gränze der Barbarei. Die Einwohner bezahlen an die benachbar­ ten Araber einen starken Tribut.

Sie handeln nach der

Barbarei und Sudan, und find daher die meiste Zelt ab­

wesend

Bei Edrifi Heist der Ort Azca- Die Dodei bewoh­

nen die Wüste zwischen Gnaden und Gualata in Sudan.

Man rechnet fie 60,000 waffenfähige Mann stark, sie ha­

ben wenige Pferde, und find dem Negerkönige vvn Guala­ ta zinsbar.

Die Dehemrun, die zu dem Stamme der

Devimansor gehören, bewohnen die Wüste, die an Segelmessa gränzt, und durchstreichen

Zahara bis

an Jchid

(Agadez?) Sie erheben von den benachbarten Völkern einen

Tribut, und stehen in großem Ansehen, halten Pferde und viel Vieh. Diese Stämme leben häufig unter flch, noch mehr aber

mit allen Reisenden die durch ihre Wüste ziehen, in Krieg.

Jeden Fremden sehen fie als eine ihnen von Gott zuge­

schickte Beute an.

Jedes an der Küste gestrandete Schiff

wird daher geplündert und seine Mannschaft für Kriegsge­ fangene erklärt;

doch

schenken

sie den Engländern und

Franzosen, die sie durch den Handel mit dem Senegal, Portendic und in der Stabt Marocco kennen, das Leben: hingegen die von den übrigen Nationen werden ohne Gna­ de niedergemacht, Uebrigens nannte man bisher Sahra den ganzen südlichen Strich won Nordafrika; Rennel aber

schränkt ihn bloß auf die große Wüste süd- und ostwärts

von Marocco ein. Dapper unterscheidet acht Wüsten: 1. Zenhaga an der Küste, 2. Tegaza, 3. Iuenziga, 4. Hakr oder Terga,

gela,

5. Lemta oder Jquidi,

8. Serte oder Algunhet.

6. Berdoa,

7. An­

S a j a n e r.

Cake«.

55

Sajaner. Die Sajanischen Tataren nennen sich selbst Söjön, woraus durch fehlerhafte Aussprache und Schreiben Sajani und Sajanzi entstanden ist. Sie haben ihren Namen von dem berühmten Sajanischen oder Söjöntfthen Gebirge erhalten, welches vom alkäischen Gebirge und vom Obfluffe an über denJenisei in Osten streicht und die Grän­ ze zwischen Sibirien und der Mongolei macht. In diesem G-birge ziehen sie als Nomaden in Filzjurten an der Lin, ken des Jenisei am Abakansiusse, des Sommers um dessen Quellen im hohen Gebirge, des Winters in den flächern, untern Gegenden dieses Flusses, neben den Katschinzen und tusnetzkischen Gebirg # Tataren. Ihre Heerden bestehen aus Pferden, Hornvieh und Schaafen. Ein Mann von ioo Pferden, so vielen Rindern und etwa doppelt so vielen Schaafen ist sehr reich. Manche treiben auch wie die Biriussen einen kleinen Ackerbau. Die Jagd, als ihr Hauptgewerbe, hat sie zu guten Bogenschützen gemacht. Sie haben auch wie die Abinzen einige Schmiede, und die Sajanerinnen beschäftigen sich wie das katfchinzische Frauenzimmer. In neuern Zeiten haben viele Sajaner die christliche Religion angenommen, die übrigen aber sind schamanisch: Heiden, welche jedoch so wenig Abneigung gegen ihre christ­ lichen Brüder haben, daß sie sogar freiwillig zur Unterhal­ tung der christlichen Kirchengebaude Beitrage geben. Saken (Sakae). Das ausgebreitete Land der Sakae umfaßte die Kleine Bucharei mit einigen angränzendrn Strichen der Kirgisen und der Soongarei, nordwestlich von der Bucharei; ferner ein westliches Stück der groß-n Sand­ wüste Kobi; und ein nordwestliches Stück von Tibet. Das ganze Land wurde von den Sakae bewohnt, die als Romaden lebten, keine Städte hatten, sondern theils in Wäldern, theils in Höhlen wohnten. — Ptolemäus weiß im ganzen Lande nichts, als die Namen einiger Völker, und drei Stationen der Reifenden.

54

Salafser

Am Jaxartes bei

mari,

längs

Salier

Taschkent ziehen die Karatä und Ko­

des südlichern

Gebirges die Komeda, von

denen diese Berge den Namen haben, der Nordostseite

die Massagetä,

am, Askatankas auf

mitten im Lande

die

Grunai, Scythq und Toornä und am Jmaus in Twet die Biltä.

S a l a sse r (Salassi), ein berühmtes celkifches Alpen­ volk im heutigen Piemont.

kriegerisch.

Es war sehr mächtig und

Einst mischten sich die Römer >n die Streitig­

keiten, welche die Salaffer mit ihren Nachbarn unterhiel­ ten, und schickten den Consul Pülcher mit einem Heere ge­ gen sie.

Der römische Feldherr ward einmal von ihnen

geschlagen, und bezwang sie in einer zweiten Schlacht, nach

welcher sie Unterthanen der Röiner werden mußrrn. Hun­

dert Jahr nachher suchten sie sich von dieser Unke? thaaig-

keit wieder loszumachen.

Allein

Terentius

V >rrv,

den

August gegen sie schickte, entwaffnete sie gänzlich, verkaufte 56000 als Sclaven, und steckte 4000 unter die pratoria-

nischen Cohorten.

Augusta praetoria (Aosta) und E ort#

dia (Jvrea) waren ihre Städte. Salicer (Salict, Saluvii), wohnten in Provincia Narbonensi oder Romana auf der Ostseile des RAdanus unter den Lavarern, von der Druentta (Dürance) bis an

die Küste hin; westlich hatten sie die Rhone inne, und reich­ ten östlich bis über Zsix hinaus.

S a l i e r (Salii).

Die Salier erscheinen zum erstenmal

auf der Insel der Bataver, und als sie von da vertrieben wurden, an der Maas, südlich unter den Cyamarern. So lange man den Namen Cherusker nennt, werß man noch

nichts von Saliern, unl> sobald diese zum Vorschein kom­

men, verschwinden die Cherusker. die Benennung Salier erst, als

ches sie gränzten,

Vermuthlich nahmen sie sie in Batavia, an wel­

einwanderten r

Flusses in ihrem alten Vaterlande.

nach dem Namen deS War dieß die fränki­

sche ober sächsische Sale? Vielleicht beide, dertn es ist nicht

©alpet



Samojeden.

55

unwahrscheinlich, daß die Marvinget aus Franken sich wie­

der mit ihren ältern Brüdern vereinigt hatten,

weil die

Könige der salischen Franken, und nachher aller Franken überhaupt,

sich

aus

dem Marvingischen,

so

wie

Vandalen aus dem astingischen, Stamme'ableiteten.

die

Viel­

leicht erhielt die fränkische Sale den Namen erst von den Marvingrrn, zum Andenken des Flusses im alten Vater­ lande, und wegen der Salzquellen, die sie an beiden fanden. Salyer (Salyes),

eine sehr furchtbare Nation

in

Gallig Narbonenfi, zwischen dem Rhodanus und den Al­ pen. Die Händel zwischen ihr und Massilien gaben den Römern die Veranlassung, nach Gallien zu gehen und sich

da niederzulassen.

Ihre Städte waren die berühmte Han­

delsstadt Arelate (Arles), Tarafco (Tarascop), Glanum (St. Remi), Aqua Sextlä (A'x), die erste Niederlassung

der Römer in Gallien vom I. R. 650.,

Forum Voconii

(Gonsaron).

Samniter (Samnttes).

a.

Die Einwohner der

Landschaft Samnium. Sie theilten sich in zwei Haupt­ völker, Samnites Pentti gegen Süden, und Samnites Caraceni gegey Norden, ein. Sie waren eine reiche und tapfre Nation, die mit den Römern mehrere Jahre hin­ durch Kriege führte, und endlich unterjocht wurde.

Gegen

Norden schied sie der Sagrus von den Marfern und Pe-

lingern, gegen Süden der Vulturnus von Campanien, ge­ gen Westen stießen sie an die Volscer,

Apulien.

gegen Osten an

Die Römer zerstörten ihre meisten Städte. Ihre

Städte waren Aufidena, Bovianum, Aesernia, Telesia, Al-

lifä, Sepinum (Supino), Deneventum, Caudfiun. b. Bewohner der Küste in Provincla Lugdunensis, in der Nähe des Ltgers (Loire), der zwischen ihnen und den Pictonen in die See fiel, folglich im nördlichen Theile an

der Loire vym heutigen Nantes. Samojeden.

Die Geschichte und der Ursprung der

Samojeden ist unter diesem Volke selbst nicht viel be-

56

Samojeden.

kannter, als unter den Russen und übrigen Europäern. Als Nomaden, die in den rauhesten Wildnissen, ohne Schrift

und Zeitrechnung,

leben,

suchen fie das Andenken ihrer

Schicksale und Helden nur durch Lieder der Vergessenheit zu entreißen, die bei einer vielleicht wahren Grundlage mit

so vielen fabelhaften Zusätzen ausgeschmückr sind, daß auch selbst dieser Weg der Ueberlieferung keine Ausschlüsse über ihren ehemaligen Zustand giebt. Als die russischen Sieger im Fortgänge ihrer Eroberungen diese Völler erreichten, trafen

sie

dieselben

schon

außerhalb ihrer väterlichen,

wahrscheinlich südlichern, Wohnsitze, deren sie schon früher durch die Tataren beraubt waren, arößtenkherls auf der Flucht, von ihren verwandten Stämmen getrennt, und nir­

gend in ihrer eigenthümlichen Verfassung.

Weit entkernt,

diese Völker und Stämme gehörig zu unterscheid;-«, wur­ den sogar die Namen derselben tbeils verwechs-lt, theils entstellt, theils w'lltährlich erfunden, und feldsi nach ihrer

Unterwerfung ist wenig oder nichts zur Aufklärung dieser zufälligen Verwirkungen geschehen.

Bisher sind die kalten,

unwegsamen Wildnisse d-'r famojcdischcn Völker noch nie von. dem Fuße eines Forschers betreten; die Tributeinneh-

mer und Aufseher, von denen man einige nayere Aufschlüsse erwarten könnte, haben natürlich mehr ihre eigentliche Be­ stimmung und den Handel, als die Ansammlung historischer

Kenntnisse, zur Absicht; und außerhalb ihrer Gebiete sicht man nur selten einzelne Menschen von diesen Völkerschaf­

ten. — Trotz aller dieser Hindernisse hat die auffallende und leicht bemerkbare Uebereinstimmung der Sprachen, so

wie die große Aehnlichkeit der Lebensart und körperlichen

Bildung, die nahe Verwandtschaft der Stamme und Völ­ ker erwiesen, die wir jetzt mit Grunde zu den famojedifchen

rechnen. Die jetzige Heimath der eigentlichen Samojeden sind die Küsten des Eismeers, ungefähr vom 65 Grade nördli­

cher Breite bis an das Meerufer.

Nowaja Semlja be-

Samojede«.

57

wohne« sie zwar nicht, doch östlich über dem Jenisei rei­ chen die Kästen, auf welchen sie Hausen, bis zum 75 Grade der Breite. In diesen Gegenden, den kältesten, rauhesten und ödesten des Erdbodens, finden sie sich, fteilich sehr einzeln und sparsam, vom weißen Meere bis über den Jeniset und fast bis an die Lena, also sowohl in Europa als in Sibirien. Sie selbst nennen sich Nenecsch, Menschen, oder Chofowo, Männer. Der Ursprung ihrer gewöhnli­ chern Benennung ist zweifelhaft. Die auf der Westseite des Urals befindlichen oder eu­ ropäischen Samojeden wurden Rußland schon im Jahre 1525, folglich lange vor der Bezwingung ihrer sibirischen Stammgenossen, zinsbar. Die Gegenden, in welche fie hier ziehen, sind an und zwischen den Flüssen Mesen und Petschora, also in den Statthalterschaften Archangel und Wologda, wo fie, von andern Völkern getrennt, für sich leben. — Die sibirischen Samojeden, auf der Ostfeite des uralischen Gebirges, finden sich in der Statthalterschaft Tobolsk, längs der Küste der Meerenge Waigatz um den Ausfluß des Ob, zwischen dem Ob und Jenisei, und an der untern Lena. Sie find, zusammengenommen, zahlrei­ cher als die Ostjäken, aber so wie diese in den ungeheuer« Ländereien, die sie gemeinschaftlich bewohnen, nur einzeln und zerstreut. Unter den Völkern, die mit den Samojeden in nähe­ rer oder entfernterer Verwandtschaft zn stehen scheinen, giebt es zweierlei Arten von Ostjäken. Die narümischen Ostjäken, welche auch Morasen genannt werden, finden sich oberhalb des Surgut, am Ob bis an den Narüm, und um den Mündungen der Flüsse Ket und Tom. — Die jeniseifche« Ostjäken haben zwar mit den beiden andern Völ­ kern dieses Namens Benennung und Lebensart gemein, reden aber eine von der ostjäktschen, so wie von allen sibi­ rischen Sprachen, gänzlich verschiedene Mundart, daher man sie eher für Stämme eines besonbem Volks halten

Sandwichinseln.

58

könnte; ob man gleich nicht die mindesten Anzeigen ihres

Ursprungs entdeckt hak.

(Unter den krasnojarskischen Ta­

taren reden die Asanen oder Ossanen, die Chotowzen und

die Arinzen eben diese Sprache, wiewol in abweichenden Tataren find sie also nicht, weil sie, mit Ta­

Dialekten.

taren umgeben

und bei

gleicher Lebensart,

eine andre

Sprache haben; wahrscheinlich sind sig, vermischte Reste der

jeniseischen Ostjäken).

Diese wohnen am untern Jenisei,

neben und zwischen Samojeden.

Nach der Größe des Flä­

chenraums, den sie bewohnen, sind sie nicht zahlreich.

Folgende kleine Völkerschaften werden, wegen

der

Aehnlichkeit ihrer Gestchtsbildung, Lebensart und Sprache,

mit größerm Rechte zu den samojedifchen gerechnet:

Koibalen, am Jenisei;

die

die Sojoten und Mutoren, beide

im sajanischen Gebirge; die Tubinzen,' am linken Ufer des

Jenisei; die Kamatschinzen oder Kaimaschen, um den Ur­ sprung der Flüsse Kana und Mana;

die Juralen oder

Juraken, zwischen dem Ob und Jenisei; die Karagassen, im udinskischeu Kreise,

und einige noch

unbedeutendere

Völkerreste. Sandwichinseln. Eine Gruppe von elf Inseln in Australien oder Südindien, welche erst (1778) von Cook

entdeckt wurden, ungeachtet das spanische Gallionenschiff von Manilla nach Aquapulco seit 200 Jahren über 400

Mal bet dieser Inselgruppe vorbeigesegelt war.

Neun von

diesen Inseln, unter welchen Owachi die größte ist, sind bewohnt, und west- südwestwärts liegt noch ein niedriges,

sandiges

Eiland, Namens Moduapapapa (flache Insel),

wohin man zuweilen schifft, um Schildkröten und Seevö­

gel zu fangen.

Die Elngebornen sind von eben dem Stam­

me, wie die Einwohner von Neuseeland und den Societäts­

inseln.

Ihre Bildung ist schön, ihre Farbe aber dunkler

als die der Otaheiter, und sie sind fleißig, erfindsam und

edelmäthtg.

Ihre ganze Anzahl beträgt ungefähr 400,000

Santonen.

Saporoger.

59

Seele». Ackerbau, Vogelfang, Fischerei und Manufacturarbeiten find ihre Hauptbeschäftigungen. Die Einwohner bestehen aus drei Classen, 1) aus den Chris oder Oberhäuptern jedes Bezirks, unter denen einer der vornehmste ist, und Erich-tabu oder Erich-mod heißt; s) aus andern, welche gewisses Eigenthumsrecht ohne Gewalt besitzen, und 5, aus den Leibeigenen, welche weder Rang noch Eigenthum haben. S a n t 0 n e n (Santones, Santoni) wohnten an der Küste von der Mündung der Sevre bis an die Mündung der Gironde; ostwärts reichten sie bis an das heutige Per rigord. Sie begriffen also, was vom Bourbelois der Dordonne nördlich liegt, Saintou, AngoumoiS und das Länd­ chen Aunis. Saporoger. Eine der beträchtlichsten Colonien der kleinrussischen Kosaken sind die Saporoger. Um das ukrai­ nische Kosakenland desto besser gegen die Einfälle der Ta­ taren zu schützen, hatte man die Veranstaltung getroffen, daß sich immer ein Theil der jungen ehrlosen Mannschaft an den südlichen Gränzen, beim Ausflusse des Dneprs ins schwarze Meer, aufhalten mußte, wodurch diese Gegend bald ein Sammelplatz kriegslustiger Jünglinge, und der Aufenthalt daselbst als eine Schule für die Waffenübungrn angesehen ward. Den jungen Kosaken gefiel die grö­ ßere Freiheit, in welcher sie hier lebten, so wohl, daß sie keine Ablösung von ihrem unruhigen und gefährlichen Po­ sten verlangten. An eine ehrlose Lebensart gewöhnt, nah­ men sie feine Weiber unter sich auf; aber ihre Anzahl ward allmälig durch kosakische Flüchtlinge verstärkt, die sich den polnischen Bedrückungen in ihrer Heimath entzogen. Nach und nach breiteten sie sich gegen den Bug aus, und machten sich hier überall ansaßig. Ungefähr zu Anfänge des siebenzehnten Jahrhunderts trennten sie sich gänzlich von ihrem Muttervolke, den kleinrussifchen Kosaken, unter dessen Hetman sie bisher gestanden hatten, und errichteten

6a

Saporoger.

einen eigenen kriegerischen Staat, dessen Haupt eka will-

kührlich zu erwählender Koschewoi- Ataman war.

Ihr

Hauptfitz, den sie Setscha nannten, bestand aus einem be­ festigten Lager, und obgleich fie ihn oft von Einem Orte zum

andern »erlegten, so blieben fie doch immer an den Was­

serfällen des Dneprs,

von welchen fie auch ihren aus­

schließlichen Beinamen erhielten.

Die Verfassung dieses

militairischen Volks

kleine«

war eine der sonderbarsten in der Welt. Der Krieg machte den

Zweck ihrer gesellschaftlichen Verbindung, ihr erstes

Gewerbe und ihre liebste Beschäftigung aus.

Den Acker­

bau und die Viehzucht vernachlässigten fie; Jagd und Fi­

scherei wurden nur als Zeitvertreibe betrachtet.

Das ehe­

lose Leben war ein Grundgesetz ihres Staats; aber um

die Forderungen der Natur zu befriedigen, entführten fie oft Weiber bei ihren Nachbarn, die jedoch von der Set­

scha entfernt gehalten werden mußten.

Um ihre Anzahl zu

erhalten, raubten fie nicht nur überall Kinder, wo sie de­

ren habhaft werden konnten, sondern nahmen auch Ver­

brecher und Landstreicher von allen Nationen unter sich auf. Es giebt wenige europäische Sprachen, die unter ihnen nicht gesprochen wurden. —

Ihre Verfassung war völlig

demokratisch; jeder Kosak genoß gleiche Rechte. Ihr Ata­ man ward jährlich von neuem gewählt, und trat, wenn

er seine Würde niederlegte, in den Kosakenstand zurück. Jeder Bürger der Republik hatte gleichen Anspruch auf

diese höchste Ehrenstelle. — Schriftliche Gesetze fanden un­ ter ihnen nicht statt, aber sie hatten Gewohnheiten, die

statt derselben galten, und nach welchen mit einer seltnen Strenge und Unparteilichkeit über Verbrechen entschieden wurde.

Ein Kosak, der seinen Mitbruder tödtete, ward

mit demselben lebendig begraben.

Ein Dieb mußte drei

Tage am Pranger stehen, und ward mit Schlägen, cfr

bis zum Tode, gezüchtigt. —

Die mehresten unter ihnen

hielten fich zur griechischen Kirche; doch ward

auf die

Saporoger

Saravater. 6»

Verschiedenheit der Glaubensmeinungen keine Rückficht ge­ nommen. — Ihr fittlicher Charakter entsprach ihrer Le­ bensart und Verfassung: sie hatten alle Tugenden und La­

von Krieg und Raub lebenden Volks.

ster eines freien,

Sie waren tapfer und wild; gastfreundlich und raubsüchtig; thätig und enthaltsam auf ihren Zügen, und faul und

schwelgerisch in ihrer Heimath. —

Die Anzahl der streit­

baren Männer unter ihnen stieg zuweilen bis auf vierzig­

tausend. Die saporogischen Kosaken dauern noch fetzt, nur un­ ter einem andern Namen, Sie haben erst kürzlich (1792) eine neue Verfassung und ein ihnen angewiesenes Land

erhalten.

Durch einen Ukas vom 30. Jun. 1792 räumte

Catharina II. den Saporogern, die sich während des letz­ ten Türkenkrteges um das russische Reich verdient gemacht hatten, die Halbinsel Taman (die zur Provinz Taurien

gehört) nebst dem ganzen Landstriche zwischen dem Kuban» fluffe und dem afowischen Meere, bis an die Flüsse Jeja und Laba (eine Strecke von 1017 Quadratmeilen) zu ih­

ren Niederlassungen ein.

Sie erhielten zugleich, unter dem

Namen der Kosaken vom schwarzen Meere, eine wohlgeord­ nete kosakische Verfassung und das Recht, sich ihren Ata­ man zu wählen, sind aber zunächst von dem Gouverneur

der Provinz Taurien abhängig und stehen unter dem Ober-

kriegscollegium.

Ihre Anzahl von beiden Geschlechtern bc-

trägt fetzt über 20,000, unter welchen ein disciplinirtes und marschfertiges Corps von 15,000 Mann befindlich ist.

Saracolets.

Die Saracolets, Saracolez wohnen in

Galam, Senegambien u.s.w., find sehr unruhigen Gemüths, zu Empörungen und Factlonen geneigt; treulos, gierig, bege­ ben sich nicht gern auf Reisen, und machen keine Ge­

fangene.

Saravater (Saravates), werben bloß von Tacitus (Histor. 4,70.) erwähnt, welcher erzählt, Tutor habe seine treverischen Truppen mit der ausgehobenen Mann-

Sardinien.

6a

schast der Vangioner, Saravater und Tribocker verstärkt.

Folglich waren fie wol Nachbarn von den Vangtonern Ihr wahrer Name ist ungewiß, gewöhn­

und Tribockern.

lich werden sie Caracates genannt.

Einige wollen ihn da­

her in Nemeter, Ceraser, Tabernater umschmeljen.

Besser

ist wahrscheinlich Saravates, d. f. Anwohner der Saar oder

Dieß entspricht auch der Lage der Völker.

des Saravus.

Sardinien, (Sardtnia) bei den Römern, Garbo von den Kriechen genannt, gehörte unter die Kornkammern

des alten Roms.

Die ältesien Bewohner dieser Insel wa­

ren die Jlienses Ccrst und Baleares. Die Carthager bemächrigten sich der Küsten, und bevölkerten sie mit neuen

N'ch dem ersten punischen Kriege wurden

Einwohnern.

die Römer Herren dieser Insel, deren älteste Namen Ich» nula und Sandaliotis gleich« Schicksale.

sind, sie theilte nun

mit jenen

Nach der Zerstörung des vandalischen

Reichs in Afrika durch die Griechen kam Sardinien (534) an die Griechen.

Ihnen ward diese Insel (670) von den

Arabern tntrissen, die sie bis 1066 behielten,

wo sie die

Pitaner, mit Hülfe von Genua, eroberten, nachdem sie Pabst Johann XVIII. dem geschenkt hatte, der sie den Arabern ent­ reißen würde. Noch bestätigte sie Friedrich I. (1166) den

P sanern: aber sein Enkel:

Friedrich II. gab sie seinem

natürlichen Sohne: Heinrich (1259).

Im Zeitalter des

Interregnums (1258) eroberten sie btePisaner von neuem: sie ward aber vom Pabste Bonifaz VilL an Arragonien verschenkt (1297), das fie (1524) nach einem langen Krie­ ge eroberte.

che.

Seit der Zeit gehörte sie zum spanischen Rei­

Im spanischen Suecessionskriege eroberten sie (1708)

die Engländer für Karl VI., der sie im Frieden zu Utrecht

(1713) erhielt.

Spanien eroberte sie (1717) wieder. Sie

ward aber (1718). dem Herzoge von Savoyen gegen Si-

cilten überlassen, der sie (1720) besetzte, seit der Zeit den Titel eines Königs von Sardinien führte und fie durch Vi­ cekönige regieren ließ, bis Karl Immanuel, nachdem er

Sardipelliten. (9. Decbr. 1798)

Sarmaten.

den Franzosen: Piemont

63

einräume»

mußte, selbst dahin abgiag, aber nicht lange daselbst blieb,

sondern sich meistens in Toskana und

im Kirchenstaate

aufhält.

Sardipelliten (Sard ipelliti) Livius XXIII. 4 F. wohnten in den Gebirgen ans der Insel Sardinien, und waren Räuber.

Sie trugen lange Schaafpelze, um sich

vor der Kälte zu schätzen.

Sarmaten (Sarmatä). Sarmatia nannten die Al­ ten die Nordländer in Europa und Asten, was in Europa

ienseits der Weichsel, wo Germanien damit gränzte, dem Dniester^rnd dem Pontus Euxlnus, in Asien aber jenseit

des Taurus und Jmaus lag.

Das europäische Sarmatien,

das, nach Satterer, Polen von der Weichsel an, Preußen,

Curland, Lkefland, Rußland und die europäische Tatarei mit der Krimm in sich begriff, ward in das westliche an der Weichsel, das östliche und den Chersonesus Taurica

eingetheilt.

Das astatische begriff das asiatische Rußland,

Sibirien und die Mongolei. . Unter dem allgemeinen Na­ men Sarmatä wurden alle, auch die hier wohnenden slavi­

schen und andern Nationen begriffen. Dem Ptolemäus sind in den weiten Gefilden Sarma-

tiens vier beträchtliche Völkerschaften bekannt geworden; außer ihnen aber auch eine Menge unbedeutender: — Die

Venedä, längs des ganzen Venedischen Busens — DiePeu-

cini und Bastarnä fetzt er auf die Nordseitr des Berges

Karpates, längs der ganzen Provinz Dacien.

An der gan­

zen Westseite des Mäotis wohnten die Jazyges und Rhoxolank, neben ihnen Hamaxobier. Alauni Scythä.

Bei den Rhoxolanen die

Zwischen diesen großen Völkern befanden

sich viele kleinere, vielleicht zum Theil bloße Unterabthei­ lungen der größeren, deren Namen und ungefähre Lage uns Ptolemäus angiebt.

Am Weichselflusse lagen von Nor­

den gegen Süden: die Gythones, Phinnt, Butanes, Ava-

©ermattn.

64

reni, OmbroneS, BurgioneS, Piengitä, Biest?. —

Unter

den Venedern faßen die Galindä und unter diesen die Jgilliones, Kistoboci und Tramontani. Längs der Ostküste:

Im innern Lande: die

die Veltä, Hoffst und Karbones.

Kareotä, Sali, Agathyrsi, Aorst, Savari, Boruski, ©tue#

nt u. a. Die Karpiani, Bodink, Chuni, Amadoli, Taroscythä, Tagri und Tyrangitä wohnten nach Prolemaus ebenfalls im europäischen ©armorten.

Sarmaten rechnen

Zu den asiatischen

Ptolemäus, Plinius

und Mela alle

Völker in den ausg^breiteen Landern über dem Tanais, bei allen heißen sie im Allgemeinen Sarmaten; aber Pto# lemäus giebt nur den nördlichsten, ihm unbekannten Völ­

kern besonders diesen Namen und laßt uns also in einiger Ungewißheit, ob er auch die übrigen dazu rechne.

Am nördlichsten über die beiden Quellen des Rba-

flnffes bis zum unbekannten Lande setzt er die Hyperborei, mit dem Beinamen Sarmatä.

Zunächst unter ihnen lie­

gen die Basiliskäi-

oder Basil'ki nahe beym

Sarmatä,

Ursprünge der Wolga.

Oestlich neben diesen hat er schon

einen wirklichen Namen, die Modakä. Er giebt ihnen den Beinamen Sarmatä nicht; wohl aber dem gleich darauf folgenden östlichern Volke an der Kama, den Hippopdagi ''pferdfressenden) Sarmatä.

sitzen am westlichsten die Zakalä,

Unter diesen dreien

dann Swardeni nahe

bei Vereinigung der Wolga mir der Kama; unb östlicher die Asai.

Längs der Nordufer

des Tanais herrschen

die Perierbid!, und gleich unter ihnen wohnen die Jaxamatae.

Diesen allein unter allen giebt er den Beinamen

eines großen Volks.

An dem westlichen Ufer der Wolga

wohnen die Charnides;

und auf der Ostseite die Pthiro-

phagi (Läuseftesser) und Mateni.

Vielleicht hatte ein

schmutziges Volk dieser Gegenden diese schöne Sitte.

Ganz anders nennt Plinius die Völker in den Ge­

genden des Tanais, welche er nach einer doppelten Angabe aufzählt.

Nach

S a r m a t e n.

66

Nach der ersten Erzählung versichert er, daß am Ta-

naks Anfangs

die

von Weibern beherrschten Sariuaten

(Sauromatae Gynaecocratumeni) wohnten.

Dann aber

folgen eine Menge unbekannter Namen. Ueber die meisten läßt sich gar nichts sagen; einige hingegen erkennt man Aber Plinius hat noch eine

wieder In andern Nachrichten.

andre oder mehrere Nachrichten, die er selbst nichc ver­

steht,

bloße Namen von Völkern und Flüssen, ohne alle

nähere Kenntniß der Gegenden.

Nur von einigen sagt

er, daß sie zwischen dem Maotis und den Ceraunischen

Bergen (gegen das Kaspische Meer und die Wolga hin)

liegen sollten; aber er fahrt im Eifer fort, uns alle Na­ men ohne weitere Bemerkung mitzuthcilcn. Diodor halt die (Barmaten für Abkömmlinge

der

Meder, die sie während Ihrer über Asten behaupteten Herr­ schaft (vor Christo 653 — 606) aus Medien nach Astra­

chan versetzten (daher auch

der Name Sarmaten

oder

Sauromaten von Schaure-Madai, Mord < Meder, mag ent­

standen seyn); Herodot hingegen für ein Volk, das aus der Verbindung der Amazonen mit Scythifchen Jünglingen

entstanden, und das er ausdrücklich von den Scythen un­ terscheidet.

Nach ihrer Lebensart waren sie Nomaden;

wohnten ursprünglich und vor Hersbots Zeiten vom inner­

sten Busen des Mäotischen Sees uiiib der Mündung deS Dons an, bis etwa zur Vereinigung des Medwediza mit

dem Don; hernach zogen sie über den Tanais (Don) ge­ gen Morgen.

Zu Darius I. Zeiten (.517 vor Christo)

waren sie mit den Scythen, unter Jndathyrfus verbunden, der sie an den Tanais und Martis schickte, den Persern In den Rücken fallen sollten.

damit sie

Während der

Regierung des Mithridates bewohnten sie noch immer die Ebenen bis an die Wolga.

Als dieser die Macht der

Scythen schwächte (116 vor Christo), unterwarfen sie sich alles Land vom Tanais bis an die Donau und Weichsel: die Scythen wurden theils verdrängt, theils unterdrückt, Vierter Theil. (g

66

Sarmaten.

und ihr Name blieb nur einigen nördlichen Völkern eigen. Iu Casars Zelten begriffen sie die Jazygcn und Rhoxolanen, das feste Land oberhalb der Taurischen Halbinsel vom Tanais dis an den Dnieper unter sich. Sie wurden da­ mals von einer Königinn Omage regiert, die den Tauriern gegen die Scythen beistand, einen ihrer Könige absetzte und dessen Prinzen zum Throne verhalf. Unter Augustus mußten sie den Alanen weichen und wurden von ihnen aus dm Gegenden des Tanais und Dniepers verdrängt. In der Folge setzten sich die Jazpgen (17 — 50 n. Chr.) in Thracien, die Rhoxolanen aber in Mösten (69), und die­ ses Land befaßen sie noch 125. Im I. 116 fielen sie in Illyrien ein, mußten sich aber dem Kaiser Hadrian unter­ werfen. Im I. 166 verbanden sich alle Sarmatische Völ­ kerschaften mir den Markomannen gegen die Römer, von denen di« meisten große Niederlagen, besonders die Jajygen, erlitten; sie setzten ihren König, Banabaspus, ab, weil er zum Frieden die Hände bot; sein Nachfolger, Zanticus, aber schloß ihn unter der Bedingung, daß die Sarmaten 10 Meilen von der Donau entfernt blieben. Den andern Sarmatifchen Völkern wurde» Ländereien in Pannonien, Mösten, Deutschland und Italien angewiesen. Sie empör­ ten sich (176) von neuem und Caracalla nahm (215) nach ihrer Besiegung den Beinamen Sarmaticus an. Eine ihrer Nationen, die Carper, am Carpathlschen Gebirge, verlangten (228) einen jährlichen Tribut von den Römern und verheerten, da sie ihn nicht erhielten, Mösten (238). Gordian besiegte (242) und nöthigte sie, nebst den Gothen Thrakien zu räumen, und sich jenseits der Donau zurütkzuztehen. Im I. 260 nahmen sie nebst den Quade» ei­ nen Theil von Pannonien und Dacien ein, wurde» aber von Reglllianus wieder daraus vertrieben. Im I. 280 versetzte man sie wieder nach Thracien, und daselbst »rah­ me« sie römische Sitten an. Während Diokletians Regie­ rung (um 284), war ein Theil von ihnen im Besitze deS

Sarmaten.

67

Bosporanischen Reiches, und unter Crkscon fielen sie in das Land der Lazier in Colchis «in, plünderten Pontus

und zogen von da nach Cappadocien. Die Römer hinder» ten sie über den Halys (jetzt Kisil Etmak) zu setzen, und da Chrestus auf Anstiften des DIocletian in Sarmatien

einfiel, so wurden die Sarmaten gezwungen, um Frieden zu bitten, welchen Dienst dieser Kaiser durch Befreiung von allen bisherigem Tribut belohnte.

Ums Jahr 544.

brachten die Chersoner das ganze Reich Bosporus an sich, das sie den Sarmaten entrissen, und 295 ergab sich das ganze Volk der Cgrper an die Römer.

Constantinus der

Große erhielt (522) verschiedene Siege über die Sarma-

tischen Völker, und tödtete einen ihrer Könige, Rausimodus; dagegen stand er ihnen (322) wider die Geten bei.

Die Jazygea fingen (344) einen Krieg mit den Gothen an, und nachdem ihr König Disimar Mit dem größten Theile des Adels geblieben war, mußten sie ihre Sclaveti

bewaffnen, worauf ihnen Constantinus in ThracieN, Scythien, Macedonien und Italien Ländereien anwies. An­ dre dagegen zogen zü dett Quaden, und wurden diesen

gewissermaßen Unterthan.

Constantinus erklärte die bei

den Quaden um den Gray wohnenden (353) für frei, er­

nannte den Zijais zu ihrem Könige, und setzte sie in ihre ehemaligen Besitzungen wieder ein. Hierdurch entstanden 4

Gattungen der Sarmaten: die Jazygen, die innerhalb des Gebirges Maträ Und des Flusses Granua wohnten, die freien Jazygen oder Ärcaraguntischen Sarmaten, die rö­

mischen Sarmaten und die Sarmatae limigantesj die sich wieder in die Amicettses oder insulanischen Picenses theil­

ten.

Die wieder eingesetzten Sarmaten vergaßen aber den­

noch die ihnen erzeigte Wohlthat, und verheerten (374) Pannoi.ien und Obermösien, welches ihnen eine große Nieder­ lage von Theodosius zuzög. Im I. 47 begleitete ein Theil von ihnen die nach Gallien ziehenden Barbaren t die

im Lande zurückgebliebenen hingegen bezwang Attila, die

E ä

68

Saruneter



Savoyen.

nun unter seinen Truppen dienen mußten.

Nach dessen

Tode (455) befreiten sie sich vom hunnischen Joche und

unterwarfen sich dem Kaiser Marcianus, der ihnen Nieder­ lassungen in den an die Donau gränzenden Ländern ver­ stattete.

Als diese die Gothen eroberten, wurden sie in der

Folge mit ihren Besiegern Ein Volk.

Zu den Jazyzen ge­

hörten die Sarmatae Metanastae die an der Theis wohn­

ten, und diese Gegenden noch zu Ende des dritten Jahr­ hunderts behaupteten.

Sie führten (532) blutige Kriege

mit den Gothen,- denen sie zwar unterthanig werben muß­ ten, deren Joch sie aber zeitig abgefchüttelt haben mögen.

Einige von ihnen saßen im Carpathtschen Gebirge, wo sie

Athanarikus, König der Weftgothen, vertrieb. Saruneter (Sarunetes), einRhätisches Volk, nach

Plinius am Rheine wohnhaft.

Man glaubt, daß in dem

Namen der heutigen Grafschaft Sargans ihr Name noch

übrig ist. Sauro maten (Sauromata). Ein Volk mit den Sarmaten. Sie werden häufig von den Alten zu den Scy­

then gerechnet, die sie btfonders für sehr geschickte Reuter ausgaben.

Die Sarmatä scheinen guch allerdings zu den

Scythen gehört zu haben, nur daß man diesen Namen auch Nationen beilegte, die nicht scythlschen Stammes waren. Savoyen und Piemont wurden ehedem von den Allo-

brogern bewohnt, und machten einen Theil des Narbonesischen Galliens aus. £>. Martlus Rex eroberte als römi­

scher Consul (118 vor Christo) diese Gegenden, die mit den Römern von nun an einerlei Schicksale hatten. Im I. Z95 n. Chr. bemächtigten sich die Alemannen derselben;

wurden aber (496) von den Franken daraus vertrieben, und seit dieser Zeit hatten jene Gegenden mit der Schweiz,

welche die Franken zu eben dieser Zeit eroberten, gleiche Veränderungen. — Aus den Ueberresten der alten Burgun­ dischen Herrschaft bildeten sich die Besitzungen der Grafe»

von Savoyen.

Bald wußten sie sich auch, wahrend der

langen Unruhen in Oberitalken, jenseits der Alpen, nicht

unbedeutende Distrikte zu verschaffen, besonders da der Kai­

ser Heinrich IV., durch.Heirath mit diesem Hause verwandt, seine Absichten beförderte.

Turin und Asti, die nicht eigent

lich zum lombardischen Stadtebunde gehört hatten, kamen

unter die Grafen, welche auch durch Heirath und Erbschaft immer mehr an sich zu bringen wußten. Ein Gewinn war es für die Vergrößerunzsabsichken dieses Hauses, daß schon

1585 die Primogenitur eingeführt, und dadurch allen Thei­ lungen der Länder vorgebeugt wurde.

fertige, Sohn:

Amadeus der fried­

Amadeus III. übernahm also die schönen

Befiyungen seines Hauses, mit denen noch Nizza und Ver-

celli verbunden worden war, ungetheiit, und wurde (1416) erster Herzog von Savoyen unter dem Kaiser Sigismund.

Er überließ feinem Sohne: Ludwig die Regierung und be­ stieg als Felix V. (1439) auf eine kurze Feit den päbst-

lichen Stuhl, resigniere aber, wurde Cardinal (1449) und

starb (1451) im Kloster.

Sein Sohn: Ludwig regierte

bis 1465.

Seit dem Ende des 15 Jahrhunderts hatten die Her­ zoge viele Kämpfe mit den mächtigen Schweizern, mit den muthigen Herzogen von Burgund, und mit den Königen von Frankreich zu bestehen, besonders als Frankreichs Absichten

auf den Besitz von Mailand gingen. Karl III. (starb 1555) verlohr viele seiner Besitzungen in diesen Kriegen und erst

sein Sohn:

Immanuel Philibert wurde (1557) von den

Franzosen restiluirt.

Von Karl Immanuel I. Sohn: Tho­

mas Franz wurde die regierende Nebenlinie Carignam ge­ stiftet, aus der der östreichische Feldherr: Eugen von Sa­

voyen ein appanagirter Prinz war. — Victor Amadeus l.

gewann (1631) einen Theil von Montferat aus dem mantuanischen Nachlasse. — Herzog Victor Amadeus II. er­

griff beim Anfänge

des spanischen Erbfolgekrieges

das

französische Interesse; trat aber (1730) auf östreichische Seite, das ihm dafür das übrige Montferat und einige

Savoyen.

70

mailändische Distrikte überließ.

Im Frieden gewann er

(1715) «Stellten und den königlichen Titel, mußte es aber

(1718) mit Sardinien vertauschen. — Er trat (1750)

an seinen Sohn:

Karl Emannel III. (1730 — 1773)

die Regierung ab; es gereute ihn dieser Schritt, aber der

Sohn hielt den Vater gefangen (starb 1732). Karl. Ema­

nuel gewann in dem östreichischen Erbfolgekriege einige mailändische Besitzungen. — Ihm folgte sein Sohn: Vic­ tor Amadeus III. (1773 — 1796).

Die Kraft des Staa­

tes war gesunken und die Aussicht, in dem Kriege gegen

Frankreich eben so, wie in den vorigen Kriegen, ju gewin­ nen, verschwand. Er zog englische Subfidien, Savoyen und Nizza wurden schon (»792) von den Franzosen be­ setzt.

Bonaparte besiegte (1796) die Oestreicher und Pie-

nwnteser und der König, der die östreichische Allianz ver­ ließ, schloß (1796) einen Frieden, in welchem er Savoyen

und Nizza an Frankreich qbtrat. — Sein Sohn: Karl Emqnuel IV, folgte ihm (»796).

Die französischen Trup­

pen in Italien sollten die Unruhen zwischen Piemont und

Genua qusgleichen, Der König mußte den Franzosen die Festung Turin überlassen. Ein vorgegebenes

geheimes Einverständniß mit de»

Feinden Frankreichs veranlaßte, daß Joubert (1798) ihm eine Entsagungsacte auf Piemont und den Befehl an sein

Heer abdrang, sich mit de» Franzosen zu vereinigen.

Er

ging nach Sardinien und Piemont ward republikanistrt und

in 4 Departements getheilt. — Das Waffenglück der Rus­

sen und Oestreicher (1799) in Oberitalien führte, ihre Hee­ re auch bis nach Piemont.

Turin fiel;

doch nach der

Schlacht bei Marengo (14 Juny 1800) traten dir vorigen Verhältnisse Frankreichs gegen Piemont wieder eia, die

Jourdan leitete, nachdem Melas die piemontesische Festung

in einer Capitnlatiou hatte abtreten müssen. Die Landschaften

Tornose

und Norarse wurden (1800) mit

vereinigt und von Piemont getrennt.

Cisalpinie»

Skandinavier. Skandinavier.

71

Die Einwohner des skandinavische»

Nordens, Dänemarks, Schwedens und Norwegens, wa­

ren den Alten nur durch dunkle Gerüchte bekannt. Lacitus

Im

kommen Sueones (Schweden) als ein seefah­

rendes Volk vor; Plinius kennt eine Insel (Halbinsel)

Nerigon (Norwegen).

Thule,

von dem die Alten viel

sprechen, deuten manche Alterthumsforscher auf Island.

Nur der Name Danus findet fich erst im GregoriuS von Tours im sechsten Jahrhundert nach Christo.

I» Jüt­

land, Dänemark, Schweden und Norwegen wohnte in den ältesten Zetten größtenteils ein germanischer Stamm, an

welchen fich nur in einzelnen Reichen Horden von finni­ scher Abkunft anfchlossen. —

Schon hundert Jahre vor

Christo erscheinen die Einwohner von Jütland und Schles­

wig unter dem Namen der Cimbern in der römischen Ge­

schichte.

Drittehalb hundert Jahre nach Christo fange»

die Fabeln von Othin (Odin, Wodan) an.

So bleibt biS

in die Mitte des neunten Jahrhunderts auf dem skandi­

navischen Norde» von Europa eine Nacht liegen, die erst gegen das Jahr 1000 durch das Christenthum, und die

kühne» Einfälle feiner tapfern Bewohner in die südliche»

und westliche» Reiche von Europa, nach und »ach zerstreuet wirb.

Zu der Zelt, da ste auS derselben treten, sind sie

»och tatarenartig in lauter Horde» abgetheilt; wie viel mehr i« den ersten Jahrhunderten nach der Völkerwande­

rung! — Im neunten und zehnttn Jahrhundert kamen die Skandinavier also zu der größten Genanntheit, aber un­ ter de« verschiedensten Namen: bei den westlichen Geschicht­

schreibern alS Dänen und Normänner,

in den englische»

Annalen alS Easterlkngs, in den russischen als Darägi oder Wärknger,und'in den spanisch arabischen als Mantsch». Diese beiden Jahrhunderte waren die golduen der Seeräuberei.

Don der Schleswig-Jütischen Küste, aus Dänemark,Schwe­

de» und Norwegen zogen Schwärme dieser Seeabentheürrr an nahe und entftrnte Küsten, innerhalb und außer-

Schaggaer.

72

halb Her Ostsee, nach Novogrod, Kiew und Polotzk, nach Jr!a»d und Holland, nach Frankreich, Spanten, Italien,

England und Deutschland; bald plünderten und zerstörten sie nur, bald eroberten sie auch und stifteten neue Reiche.

Ihre Thaten in Westen und Süden von Europa hat man in der Geschichte von Frankreich, Spanien, Italien, Eng­ land und Deutschland zu suchen.

Schaggaer. Die Gagas, Gindes, Giagas, Jagges, Ja­ gas, Giaght, Giaki, Giagues, Giacques, GiaquaS, Giachas,

Gaaer, Schaggaer, die sich selbst Agagi nennen, sind eine krie­ gerische herumztehende Nation, die Menschen fressen, und über ganz Nieder - Guinea, vorzüglich in Benguela und noch weiter südwärts heruinstreifen.

Sierra Leona ihren Ursprung

Sie behaupten, aus

zu haben.

Andre wollen,

daß sie aus dem unbekannten Reiche Monoemugi gekom­ men sind.

So viel ist gewiß, baß sie erst feit Anfänge des

i6ten Jahrhunderts, als die Congoer von dem Christen-

thume, welches sie kurz vorher angenommen hatten, zu dem Heidenthume zurückgekehrt sind, sich in Nieder - Guinea haben sehen lasten, und ein großes Blutbad unter den Ein­ wohnern angerichtet haben. Sie suchen die fruchtbarsten Ge,

genden zu ihrem Aufenthalte aus, vornämlich solche, wo ein großer Ueberfluß von Palmen ist, die sie niederhauen und 10 Tage liegen lassen, ehe sie das Del zu ihrer Nahrung

davon zapfen. haben,

Wenn sie alles Korn und Vieh aufgezehrt

gehen sie nach einem andern

Orte.

Sie bauen

nirgends das Land an, und besitzen kein andres als im

Kriege erbeutetes Vieh.

Sobald ein Lager aufgeschlagen

ist, so wird es mit den Bäumen, die in der Nähe sind,

verschanzt. Sie lagern sich in einem Cirkel, und die 12 Thore zu dem Lager stehen unter dem Befehle so vieler .Generale.

Das Lager, was Dattel kennen lernte, war

16000 Mann stark.

Bei einem Angriffe vertheidigten sie sich

mit vielem Muthe, und lockten oft den Feind in einen Hin­ terhalt, wo ihre Truppen postirt waren.

Der Generalissi-

Schaggaer.

75

muö war ein Mann von großer Tapferkeit, der viel auf Zauberet hielt, Opfer brachte, und feine Götzen, wovon aber

doch keine Bildnisse im Lager waren, um Nach fragte.

Er

war strenge gegen seine Soldaten; die, welche muthlos waren,

und die Flucht ergriffen, wurden als Feige auf der Stelle getödtet und gegessen. Jede Nacht ermunterte er sie durch eine Rebe zur Tapferkeit.

Nach Breitenbauch stammen die Schagga Wahrschelm

sich aus einer Provinz

des

Reichs Monoemugi, ließen

sich etwa zuerst in der Gegend d-s Reichs Ansiko nieder, von wo sie sich in den Landern längs der östlichen Grenze von Loango, Kongo und Angola ausöehnten, und hernach

bis ins Reich Matamba, das sie einnahmen und in Benguela rückten. Unter ihrem Anführer Zimbo überschwemm­ ten sie Kongo und zehrten nach ihrer Gewohnheit alles auf.

Ein andres Corps dieser Menschenfresser, das von

der Seite der Flüsse Zayre und Zimbise etnbrach, vereinigte

sich mit den

nomadischen Mumbi, zerstörte Monoemugi,

eroberte die Portugiesische Festung Tete, verheerte die In­

seln Quilos und Mosambique und kam endlich nach Me-

linde.

Hier erlitt Zimbo eine so große Niederlage, baß er

nur mit einem kleinen Reste entkam. Er theilte sein Heer, und schickte es unter besondern Anführern aus. Einer da­ von, Dongii, drang nach Groß-Ganghella, im Königreiche

Matamba ein.

Nach Zimbo's Tode behielt jeder Unterbe­

fehlshaber die von ihm eroberten Provinzen als sein Ei­ genthum.

Als Dongii gestorben war, stellten sich seine

Concubine, Mussasa, und deren Tochter, Temban Dumba, Diese letzter übertraf an Muth

an die Spitze des Heeres.

und Einsichten alle bisherigen Anführer. Zu den Schaggäländern wird gegenwärtig gerechnet: 1. das Reich Anziko mit seinen Provinzen (Pombo, Pamba, Mopenda, Mosongo und den Landern der Bakä-Bake),

2. die Landschaft Bukkamela, bela,

3. Die Landschaft Konka-

4- Das Königreich Funscheno,

5. Das Königreich

74

Schiho.

Schlesien.

Matamba, 6. Das Königreich Gangbella oder das Reich der Schagga Kassanschi (Jagga Kassanji), 7. Drmbo, 8 Malemba und 9. Bemda. S ch i h 0. Die Nationen in der Ebene von Habefch langder Küste pflegen während der Regenzeit in der Ebene, bas ist vom November bis zum April, Vieh hier herum zu treiben, und, wenn es in den übrigen Monaten auf den Habefchinischen Bergen regnet, alsdann mir ihrem Viehe da­ hin zu wandern, weil auf der Ebene die entgegengesetzte Jahrszeit eintritt. Sie halten sich alsdann in dem Ge­ biete von Baharuagasch und Tigre auf. Unter diesen Stäm­ men sind die Schiho die schwärzesten. Sie sind sämmtlich gekleidet, leben aber weder in Zelten noch Hütten, sondern entweder in Derghöhlen, unter den Bäumen oder in kegel­ förmigen Hütten, dke von einem dicken Rohre gemacht sind. Ihre Waffe« sind eine Lanze und ein Messer im Gürtel. Ihre Nachbarn sind dir Hazorta, die in beständiger Feindschaft mit dem Naybe lebe«. Sie sind kupferfarbig, klei­ ner von Statur als die Schiho, aber behende. Sie schlach­ ten kein Vieh, ob sie es gleich in Menge besitzen; sondern nähren sich von der Milch. Sie leben theils in Höhlen, theils in Hütten, die nur zwei Menschen fassen können, und mit einer Ochsenhaut bedeckt find. Die wohlhabenden Weiher tragen kupferne Armbänder, Glasperlen in den Haaren, und hangen eine gegerbte Haut um bi« Schul­ tern. Schlesien. Schlefiens Bewohner waren wendischer Ilbkunft und ihre Fürsten gewöhnlich in frühern Zeiten von Polen abhängig bis 1539, wo fie, unter Johann, die Oberhoheit Böhmens anerkannten. Ihm folgten Karl IV. Wenzel und Sigismund, als oberste Herzoge von Schlesien. Podiebrad konnte aber Schlesien nicht ganz zur Unterwür­ figkeit bringen, da es sich auf Matthias Corvinus Seite hinwanbte. Unter Ladislav II. kam es wieder an Böhmen Md blieb dabei, als Ferdinand II. fich dasselbe von neuem

Schottland.

75

unterwarf. — Die Besitzung des Hauses Brandenburg itt Oberschlesie» und die Streitigkeiten über die Länder des (1675) verstorbenen Fürsten von Wolau veranlaßten Frie­ drichs II. von Preußen Angriff (1740) auf Schlesien, wo er in dem Frieden zu Breslau (1742) den größten Theil Schlesiens und Glaz, mit den Rechten der Oberlehnshohelt abgetreten und diese Abtretung in den Friedensschlüssen zu Dresden (1745) und Hubertsburg (1763) bestätigt er­ hielt. — Der südliche Theil Schlesiens blieb beim Hause Oestreich.

Schottland. Die Gaels, vom crltischen Stamme, ober die ältesten Einwohner von Schottland, werden von den Römern unter dem Namen der Calebonier noch als wahre Wilde beschrieben. Sie theilten sich in zwei Hauptstämme, in Picken und Schotten, wovon jeder seinen eignen König an der Spitze hatte, beunruhigten die Römer während ihrer Herrschaft auf Britannien durch unaufhörliche Streifereyen, und nach ihrem Abzüge verheerten sie Südbritannien, so weit die römischen Anlagen gingen, unaufhörlich, bis ihnen endlich die gegen sie gerufenen Sachsen Ruhe geboten« und durch ihren Widerstand ihre wilden Einfälle etwas seltener machten. Ihre folgende Geschichte ist ein beständiger Kampf, bald unter sich selbst, bald mit den Sachsen und Dänen: doch haftete in dieser Zett schon in einigen Gegenden das Christenthum, das ihnen die Irlän­ der seit dein sechsten Jahrhundert predigten, Im I. 858 überwand der König der Schotten, Ken­ neth II., die Picten, nachdem der Mannsstamm ihrer Köni­ ge mit Hung erloschen war, und vereinigte beide Reiche unter dem Namen Schottland. Seitdem faßte man die beiden Stämme unter dem gemeinschaftlichen Namen der Schotten zusammen. Ganz Schottland ward allmählkg christlich und lebte in beständigen, nur Pausenweise unterbrochenen Kriegen

?G

Schottland.

mit England, welche nicht bloß die Wildheit der Nation

und die Nachbarschaft, sondern auch das Lehnöverhaltniß

zwischen Schottland und England unterhielt.

Denn im I.

945 gab der englische König Edmund Cumberland an Mal­ colm I. in Schottland als ein Lehn ab, und der Kronerbe

von Schottland war seitdem immer Fürst von Cumber­

land und hatte daselbst seine Residenz. Doch zog sich auch über Cumberland manches Stuck der Cultur aus England nach Schottland. Im I. 1289 starb der männliche Stamm der regie­

renden Familie mit Alexander III. ans. Zwar sollte seine Enkelinn, Margaretha, Tochter des Königs Erich in Nor­

wegen, seines Schwiegersohns, die Krone von Schottland erben, und mit dem Prinzen des Königs Eduard I. in

England vermahlt werden.

Aber sie starb vor dieser Ver­

mählung auf der Reise von Norwegen nach Schottland im I. 1290.

Nach Absterben des Kennethischrn Stammes

ward der schottische Thron ein Gegenstand zweier edlen inländischen Familien:

des Streits

Ballkol und Bruce,

die beide weiblicher Seits von der bisherigen königlichen Familie abstammten. beständigem Einflüsse

Sie kämpften mit einander unter von England um den

schottischen

Thron von 1289 — 1371. Johann Balliol gelangte zwar (1292) durch Eduards

I. Beistand und unter seiner Oberhoheit auf den Thron; aber bald darauf suchte er durch franzöfischen Beistand

dieser Abhängigkeit los zu werden;

Eduard nahm daher

den Johann Balliol gefangen, ließ sich von ihm das Reich abtreten, und die Schotten (1296) huldigen. Unzufrieden

mit der englischen Herrschaft verhalfen die Schotten selbst Robert Bruce, den Sohn, auf ihren Thron, und dieser er­

hielt sich durch feine Tapferkeit gegen Eduard II. und be­ festigte sich unter Eduards in. Minderjährigkeit noch mehr

auf demselben (reg. von 1506 — 1329).

Aber seinen

Sohn, David, noch ein Kind von fünf Jahren bei seiner

S ch o t t l a n d.

77

Erhebung auf den Thron, vertrieb im I. 1352 Eduard Balliol (der Sohn des Königs Johann Balliol); doch im

I. »Z44 verhalf Frankreich dem Könige David wieder zum Besitze des Reichs, und er behauptete sich in demselben bis

an keinen Tod; nur brachte er elf Jahre (von 1546 — 1357) in englischer Gefangenschaft hin, in die er in einem

Kriege mit Eduard III. durch dessen eigene Gemahlinn Phi­ lippe gerathen war. den

Sohn

Sein Reich vererbte er an Robert II.,

seiner Schwester Majoria,

die mit Walther

Stuart vermahlt war.

Die beständige kriegerische Verbindung Englands hatte

nach und nach normannifche Bildung, Sprache und Sit­ ten, die ganze Lehnsverfaffung sammt der Chevalerie, nach

Schottland verpflanzt.

Der schottische Adel war jetzt, wie

der englische, im Besitze großer Gäter, Erbgerichtsbarkelten und einer zahlreichen Lehnsmannschaft: es war hier,

wie in England, bet dem Adel alles ritterlich, wie bei dem Volke noch höchst roh. Fast die ganze Zeit der Stuarte über dauerten die Kriege mit England nur in einigen

Zwischenräumen der Waffenruhe fort. Unglücklicher war nicht leicht eine Familie als die

Stuartfche. Auf Robert II. (reg. von »57» — 1390) folgte (»39») Robert III., der während eines schweren Krie­

ges mit England, in welchem sein Sohn Jacob I. zum Ge­ fangenen gemacht ward, vor Gram über das Unglück seiner

Kinder starb.

Bis Jacob aus der Gefangenschaft (1.1424)

entlassen wurde, blieb derThron unbesetzt; Jacob I. regierte von

nun an »3Jahrc(von »424— »437)undstarb durch Meuchel­ mord.

Sein Sohn Jacob II. (reg. von 1457 — 1460)

ward im englischen Kriege vor Roxburg erschossen; Jacob III. (1460 — »488) von seinen eigenen Unterthanen im Aufruhr erschlagen; Jacob IV. (reg. von »488 — 1513)

blieb in der Schlacht gegen die Engländer bei Flowdonshill; Jacob V. (reg. von »513 — 1542), den feine Nei­ gung für Frankreich in höchst

unglückliche Kriege mit

Schwaben.

78

England verwickelte; starb vor Kummer; seine schöne Toch­ ter Maria (reg. von 1542 — 1567), die Erbinn seiner

Crone, ward auf Befehl ihrer Schwester,

brr Königinn

Elisabeth, zn London enthauptet. Und dasselbe Schicksal eines unnatürlichen Todes verfolgte die unglückliche Fami­

lie auch noch auf dem Throne von England, den Jacob IV. inSchottland, in England im 1.1603 bestieg, (s. England). Schwaben.

Der alte deutsche Völkerbund der Aleman­

nen hatte in dem Zeitalter des untergehenden abendländi­

schen römischen Reichs die Länder zwischen dem Rheine und der Donau bis an die bayrischen Gränzen besetzt. Nach langen Kämpfen mit den Franken wurde auch Schwaben bestegt und von einem Statthalter des Königs regiert.

Nach der Theilung zu Derdän gehörte es zu dem Reiche Ludwigs des Deutschen.

Die Häuser: Zollern, Habsburg,

Stauffen, Iehrlngen, waren schon damals bekannt. Un­ ter den Kaisern aus eigenen Deutschen Häusern kommen wieder Herzoge vvn Schwaben vor, aber als Lehnsleute

der deutschen Könige, und ohne bestimmte erbliche Succesfion. Als aber Herzog Rudolph von Schwaben sich juut Gegenkaiser Heinrichs IV. (1077) erwählen ließ, griff ihn

Heinrich an und besiegte ihn (1080) in Thüringen.

Er

starb und Heinrich gab Schwaben, als erledigtes Reichs­ lehn, att seinen Schwiegersohn: Friedrich von Hohenstauf-

fen, dessen Nachkommen sich mit Konrad III. (1137) zur kaiserlichen Würde aufschwangen und, bis zu Konrabitts Enthauptung (1263) in Neapel, sich in Schwaben be­ haupteten.— Seit der Zeit aber gab es keinen schwäbischen Herzog mehr.

Die kleinern Fürsten und die Bischöfe grif­

fen um sich und erweiterten ihr Gebiet;

Nur schwächten

die Erster« die Kraft ihrer Häuser gewöhnlich durch be­ ständige Theilungen.

Dieß war auch der mit den bet. den

bedeutendsten schwäbischen Fürstenthämern neuerer Zeit, mit

der Grafschaft — dem nachherigen Herzogthume (seit 1495)*

Würtemberg und der Markgrafschaft Bade», die nur nach

Schwede«.

79

dem Aussterben ihrer wichtigsten Nebenlinien

wurden.

mächtiger

Besonders gewann Baden - Durlach durch das

Erlöschen der Linie Baden-Baden (1771).

Würtemberg

har durch seine Theilnahme an dem siebenjährigen und an

dem französischen

Kriege viel gelitten,

gelangte indeß

doch zur Churwürde, so wie auch Baden. Schweden.

Der nördliche Theil dieses Reichs war im

Anfänge des Mittelalters von finnischen, der südliche von

germanischen Stammen besetzt.

Zu den letzter» gehörten

die Gorhen, die (250 nach Christo) unter Odin (Wodan)

im Norden durch große Eroberungen vorgcdrungen seyn

sollen.

Lange dauerte hier das rohe Horbrnleben fort und

Stamme, die durch Seereisen und Seeräuberei abgehärtet waren, machten nicht selten große Invasionen in dem übri­ gen Europa.

Der Name: König galt lange nur zur Be­

zeichnung eines Hordenanführers.

Nur erst mit dem, von

Deutschland durch Ansgarius dahin gebrachten, Chrkstenthume (829), wodurch die Verehrung Odins und Freyas

gestürzt wurde; geschah eine Veränderung zum Bessern. Der Ackerbau und das gesellschaftliche Leben wurden mehr

gepflegt und die Geistlichkeit stieg im Ansehen und an

Einkünften durch die Einführung des Zehnten.

Mehrere

finnische Stämme am bothnischen Meerbusen wurden be­ siegt. Doch stritten mehrere Königsfamilien selbst um die Oberherrschaft, da das Reich ein Wahlreich (vom raten

— i4ten Jahrhunderte) war.

Das Ansehn des Adels

Mg durch große Privilegien. Durch die Entthronung Albrechts von Mecklenburg (1389), und durch die Uebertragung der schwedischen Cro­ ne auf die Königinn Margaretha von Dänemark und

Norwegen, wurde der ganze Norden in der calmarischen Union (12 Jul. 1397) vereinigt; aber jedes Reich behielt

feine eigne Verfassung und seinen eignen Geist.

Schon unter Margarethens Nachfolger in den drei Reichen: Herzog Erich von Pommern (1412) wurden die

Schweben,

8o

brückenden Unionsverhältnisse sichtbar und neue Kämpfe brachen aus. An seiner Statt wählten die Dänen Erichs Schwe­ stersohn:

Herzog Christoph von Bayern (1438), den die

Schweden erst (1441) anerkannten. — Nach seinem Tode wählten die Schweden und Norweger: Karl Knutson zu

ihrem Könige (1448); die Dänen hingegen: Graf Chri­

stian von Oldenburg, der Schweden nicht behaupten konnte. Nach Karls Tobe ward seiner Schwester Sohn: Sten Sture (1470) zum Reichsvorsteher gewählt, der viel für Schweden that und es in der That allein regierte, wenn

auch zuweilen ein König von Dänemark als König aner­ kannt wurde.

Ihm folgten noch zwei Sture bis 1520,

die Schweden gegen Dänemark schützten.

Der dritte Stu­

re starb nach einer Schlacht mit den Dänen (1520). Im Frieden mit Dänemark versprachen die Schweden bei der

calmarischen Union zu bleiben, und Christian 11. als König anzuerkennen. Seine Grausamkeiten veranlaßten aber eine Empörung, die Gustav Wasa, der aus dänischer Gefangenschaft ent­

floh, mit Weisheit und Kraft leitete (seit 1521). Er ward (1523) zum Könige gewählt, und im Frieden zu

Malmö (1524) mit Dänemark ward die calmarische Union

aufgelöset. — Die eittgeführte Reformation erleichterte Gustavs I.

(reg. 1523 — 1560.) Absichten, und die meisten Klöster undlLirchengüter wurden zu den königlichen Domainen ge­ schlagen.

Dadurch stieg die Macht des Adels, und der

Grund zur aristokratischen Verfassung wurde gelegt.

Für

den Handel sorgte er durch Tractaten mit England und

Holland (1550), und schwächte so den Alleinhandel der Hansestadt Lübeck nach Schweden, das aus einem Wahi-

reiche ein Erdreich ward (1544).

Sein Sohn und Nach­

folger, Erich XIV. (1560 — 1568), brachte Ehstland an

Schwe-

Schweden.

Zr

Schweden. — Der König ward wahnsinnig und ihm folgte sein Bruder: Johann (1568 — 1592)-

Schweden behielt Im Frieden mit Rußland, mit dem

es über Liefland gekämpft hatte, Ehstland.

Der König

neigte sich zum Katholicismus hin. — Sigismund (>592 — 1604), sein Sohn, war katholisch und zugleich König

von Polen.

Sein Onkel: Karl von Südermannlarid war

Reichsvorsteher.

Die Nation hing an dem lctztern, der

schon seit 1600 allein in Schweden regierte. Auf dein Reichstage zu Norköping (1604) ward er unter dem Na» men: Karl IX. (1604 — 1611) anerkannt.

Er war der

dritte Sohn Gustavs I.'—Karl führte nun einen langwierigen Krieg mit Polen, größtentheils in Liefiand; auch mit Dä­ nemark und Rußland.

Gustav Adolph (1611 — 1652),

des vorigen Sohn und Erbe, hob den schwedischen Staat mit Kraft und Nachdruck in Europa; aber seine beständi­ gen Kriege waren der innern Cultur und der nicht über­

flüssigen Bevölkerung nachtheilig.

Mit Dänemark schloß

er (1613) Frieden; mit Rußland (1617), wo er Jngermannland gewann; km Waffenstillstände mit Polen (1629) erhielt er Liefland. Darauf eilte er den Protestanten in Deutschland zu Hülfe (1650), war überall siegreich, blieb

aber schon 1652 in der Schlacht bei Lützen (vergl. Deutsch­

land).

Oxenstierna, die schwedischen Generale: Bernhard

von Weimar, Banner, Wrangel, Torstensohn, Königsmark setzten unter der Königinn Christine (1632 — 1654) den

deutschen Krieg bis zum westphalischen Frieden fort (1648).

Noch im Laufe dieses Krieges

mußten Torstensohn und

Horn den aüsgebrochnen Krieg mit Dänemark (1643 —

1645) übernehmen. Gothland und Oesel.

Dieses verlor im Frieden die Inseln:

Der westphälische Friede verschaffte

Schweden: Vorpommern, einen Theil von Hinterpommern, Rügen, Bremen, Verden und Wismar. Christinens Regierung

war launenhaft,

schwankend

und verschwenderisch, ob sie gleich die Wissenschaften lieble $ etter ryeil. fl?

Schweden.

Sa

und begünstigte. Sie ward katholisch, rrsignirte (1654) und starb in Rom.

Ihr folgte ihr Vetter, der Pfalzgraf von

Zweybrück: Karl (X)

Gustav (1654 — 1660).

Mit

ihm kam das Haus Zweybrück in Schweden auf den Thron, welches bis 1720 herrschte. Mehrere der ehemals veräußerten, besonders verschenk­

ten Domainen der Crone wurden an dieselbe zurückgebracht, womit der Adel sehr unzufrieden war.

Karl Gustavs krie­

gerischer Geist strengte d:e Kräfte des armen Staates von neuem in Kriegen an. Er kämpfte mit Polen. Branden­

burg war anfangs mit ihm einverstanden und siegte mit ihm bei Warschau (18 — ao Jul. 1656); dann aber trat Bran­

denburg auf Polens Seite. — Dänemark, Rußland, Hol­ land und der deutsche Kaiser erklärten sich gegen ihn. Im

Frieden zu Röschild (1658) bekam Karl von den Dänen:

Schonen, Halland, Drontheim, Bornholm u. Noch einmal überfiel er Dänemark in Seeland (1658),

vielleicht mit der Absicht auf eine große nordische Monar­ chie.

Kopenhagen hielt sich gegen ihn.

Der Holländer

Opdam schlug die schwedische Flotte (1658) im Sunde.

England erklärte sich für Schweben;

Dänemark.

Brandenburg für

Karl Gustav starb plötzlich (1660).

Für sei­

nen minderjährigen Sohn: Karl XI. (1660 — 1697) ward eine vormundschaftliche nachtheilige Regierung eingesetzt. Im Frieden zu Oliva (1660) leistete Polen auf Schweden,

Esthland und kiefiand Verzicht, und Brandenburg (das während dieses Krieges die Souveralnetät über Preußen

erhalten hatte) ward in den Frieden eingeschlossen. Durch

den Friedensschluß zu Kopenhagen (1660) ward Dront­ heim und Bornholm an Dänemark zurück gegeben. Die französische Parthei veranlaßte (1675) den Krieg mit Brandenburg und Dänemark.

Wrangel drang zwar

in die Mark «in; aber der große Churfürst schlug die Schweden bet Fehrbellin (1675).

Der Reichskrieg ward

nun gegen Schweden beschlossen. —

Holland unterstützte

Schweden.

83

Dänemark mit einer Flotte. — Schweden vrrlohr mit der

Eroberung von Stralsund C1678) und von Greifswalde all« deutsche Besktzungen; nur Ludwigs XIV. Uebergewicht konnte ihm die dänischen uub brandenburgischen Eroberun­ gen (1679), nach dem Frieden von Nimwegen, wieder ver­

schaffen.

Des Rekchsraths ungeachtet, bildete sich die Souve« raknttät weiter aus.

endlich eingezogen.

Die veräußerten Crongüter wurden

Das Reich erholte sich einigermaßen;

die Schulden waren bezahlt und ein Schatz gesammelt,

als auf Karl XI. sein Sohn: Karl XII. (1697 — 1718) folgte. Persönlicher Muth; militairlfche Talente; Stolz auf

frühzeitiges Glück; unbezwingbarer Starrsinn, und eine feh­ lerhafte Erziehung brachten die seltensie Mischung in sei,

nem Character hervor. Die Absichten der Könige von Polen (Augusts II.) und Dänemark (Friedrichs IV.), Schweden die ehemals

gemachten Eroberungen zu entreißen und des kzars Peter 1, feinem Reiche einen Hafen am baltischen Meere zu verschaffen, veranlaßten ein geheimes Bündntß zwischen ih­ nen und den Ausbruch deS nordischen Krieges (1700 —

1720).

Dänemark siel in Schleswig ein, aber mit Un­

terstützung der Seemächte bewirkte ein Angriff Karls auf Kopenhagen den Frieden zu Tcavcndahl (im Holsteinschen)

auf den flatus quo.

August fiel, auf Patkuls Zureden, in

Liefland ein und Peter erklärte den Krieg und belagerte

Narva.

Karl ging, nach dem Frieden mit Dänemark, da­

hin und schlug die Russen bei Narva mit 8000 Mann. Er vertrieb die Sachsen aus Liefland und Kurland, erober­ te Warschau, besiegte die Sachsen bei Clissow (in der Woi­

wodschaft Sendomir 1702) und eroberte Thorn.

In Pol­

nisch - Preußen drang er nach der Schlacht bei Pultowsk

(in Mafovien 1705), die die Sachsen verloren, vor.

In

Warschau ließ er (1704) Stanislaus Leszcinskp zum Kö-

§ 2

Schweden.

84

nige von Polen wählen.

August aber behauptete sich in

Polen, bis Rehnschöld die Sachsen unter Schulenburg 1706) bei Frausiadt (in der Woiwodschaft Posen an der

schlesischen Gränze) geschlagen hatte.

Karl fiel darauf in

Sachsen ein, und nöthigte August im Frieden zu Altran­

städt (1706), auf Polen Verzicht zu thun. August blieb in Polen, Karl im Jahre 1707 in Sachsen stehen.

Marl­

borough besprach stch mit ihm, damit er sich nicht für

Frankreich erklären möchte. — Der ausgelieferte Patkul *), ein Lieflander, in russischen Diensten, ward hingerichtet.

Unterdessen

hatte

Peter Jngermannlafld

eingenom­

men, Petersburg (1702) angelegt, und sich in Liefland ausgebreitet.

Als aber Mrnzikoff die Schweden unter Mar-

defeld (1706) bei Kali sch geschlagen hatte, ging Karl nach Polen (1707) zurück, schlug die Russen (1708) bei Holofczim und drang in Rußland bis Smolensk vor.

Sein

Einverstandniß mit dem Hetmann der Kosaken, Mazeppa,

führte ihn in die Ukraine; aber die 19000 Schwede, die ihm Löwenhaupt zusühren sollte, um Moskwa angreifen zu

können, wurden von Peter I. bei Slop am Dnepr geschla­ gen und aufgerieben (1708).

Karl belagerte Pultawa (in

Rußland), ward (27. Jul. 1709) gänzlich geschlagen; Löwenhaupt am Dnepr besiegt und gefangen. Karl floh zu den Türken nach Bender und begab sich in Achmeds III. Schutz. August vernichtete darauf den Frieden zu Altranstädt

und ging wieder nach Polen (1709). Stanislaus zog sich nach Pommern. — Dänemark erneuerte ebenfalls den Krieg;

ward aber bei Helsingburg (in Schonen am Sunde 1710)

geschlagen. — Peter eroberte (1710) Liefland und einen Theil von Finnland. — Für die deutschen Länder suchten die Seemächte und der Kaiser durch das Haager Concert Neutralität zu bewirken; Karl selbst aber verwarf sie und veranlaßte die Pforte zur Kriegserklärung gegen Rußland ') Siehe Patkul« Berichte und Leben in 3 Thln. gr. 8- Berlin, bei Matzdorff.

Schwede n.

85

(1710). — Peter fiel in dle Moldau ein, ward aber (1711) am Flusse Pruth von dem Vezir Baltadschi Mehemet ganz

eingcschloffen.

Seine Gemahlinn: Katharine rettete ihn

und bewirkte (1711) den Frieden, in welchem Peter Asow

zuruckgab. — Die Pforte, unzufrieden darüber, erneuerte (1711) den Krieg.

Die Danen griffen (1711):

Wismar, die Sachsen:

Stralsund an. Dänemark eroberte Bremen (1712). Seeen-

bock landete auf Rügen, schloß mit Sachsen und Rußland

Waffenstillstand und schlug die Danen (1712) bei Gade­ busch (in Mecklenburg-Schwerin), zerstörte Altona, ward aber von den Danen, Russen und Sachsen im Holsteinfchen (1715) mit 11000 Mann gefangen genommen.

Preußen fcquestrirte Stettin (1715), Peter eroberte ganz Finnland (1715). Karl, nachdem er sich gegen die Tür­

ken, die ihm abgeneigt waren, bei Bender vertheidigt (171Z) hatte,und von ihnen gefangen genommen worden war, veranlaßte einen neuen Bruch der Pforte mit Rußland,

der aber bald durch den Frieden wieder aufgehoben wurde,

verließ

(1714) die

Türkei und kam

nach

Stralsund.

Er verlangte von Preußen Stettin zurück; aber Friedrich Wilhelm!, alliirte sich mit Rußland und Sachsen (17-15), und eroberte mit ihnen Stralsund und Rügen. — Däne­

mark verkaufte Bremen und Verden (1715) an Georg I.,

worauf auch dieser, durch die Eroberung Wismars (1716),

Antheil am Kriege gegen Schweden nahm. — Peters Er­ oberungen und Absichten auf Mecklenburg machten Däne­ mark zum Frieden geneigt. — Karls Minister: Görz un­

terhandelte mit Petern, schloß Frieve mit ihm (1717) und

bewog ihn sogar zur Allianz mit Karin, und zu geheimen Lractaten, in welchen Peter Karin die deutschen Länder wieder erobern zu helfen versprach.

Norwegen an (1718).

Dieser griff daraus

Armfeld rückte gegen Drontheim;

Karl gegen Friedrichshall.

Er ward aber bei der Belage­

rung des letzter» (50. Nov. 1718) erschossen.

Seiner

Schwester: Ulriken Eleonoren, Gemahl: Friedrich, Erbprinz

Schwede«.

86

von Hessen, führte die Armee von Friedrlchshall zurück. Armfeld mußte fich nach dem Tode des Königs jurückziehn.

(Görz ward enthauptet 1719). Karls XII. jüngere Schwester: Ulrike Eleonore ward

von den Standen zur Königinn gewählt, mit Uebrrgehung der Ansprüche des Sohnes der ältern Schwester, des Her­ zogs : Karl Friedrich von Holstein.

Sie ließ stch die gro­

ßen Einschränkungen der königlichen Gewalt gefallen, die ihr vorgelegt wurden und überließ ihrem Gemahle, dem

Erbprinzen von Hessen-Cassel: Friedrich (1720 — 1751)

die Regierung mit Bewilligung der Stande, und der Reichs­ Durch mehrere Se-

rath ward vom Könige unabhängig.

paratfriebensschlüsse ward der lange nordische Krieg geen­

digt. — Hannover behielt im Frieden (1719) Bremen und Derben, zahlte aber an Schweden eine Million Thaler. Der Friede mit Sachsen und Polen, anfangs (1719) nur als

Waffenstillstand, ward erst 1732 als Friede ratificirt. Au­ gust behielt Polen; Stanislaus erhielt eine Million und den königlichen Titel. — Mit Preußen ward (1720) zu

Stockholm der Friede geschlossen. Preußen erhielt Vor­ pommern bis an die Peene, Stettin, die Inseln Usedom und Wollin, zahlte aber an Schweden 2 Millionen Thaler. — Dänemark gab Wismar, Stralsund und Rügen zurück

(1720).

Schweden zahlte 600,000 Thaler und verlor die

Zollfreiheit im Sunde. — Rußland schloß zu Nystädt (in Finnland, unweit Abo) 1721 Frieden. Peter war sehr ge­ gen Schweden aufgebracht, weil man feine geheimen Tractaten mit Karln bekannt gemacht hatte.

Er behielt von

seinen Eroberungen: kiefland, Ehstland, Jngermannland

und zahlte 2 Mill. Thaler. Kaum hatte fich Schweden etwas erholt, als es, bek den Thronveränderungen in Rußland (1740), feine ver­

lornen Besitzungen wieder gewinnen wollte, und, auf Frank­

reichs Veranlassung, an Rußland den Krieg (174* — 1743) erklärte. Der Kampf der Factionen in Schweden

Schweden.

87

selbst hinderte den glücklichen Fortgang des Krieges. — Die Schweden unter Wrangel wurden (1741) bei Wilmanstrand (in der russischen Statthalterschaft WIburg) ge­

schlagen.

Es fehlte an Gelde und nach einer Capitulation

(1742 ) mußten die Schweden ganz Finnland räumen.

Da Elisabeth dem, von den Schweden zum Nachfol­

ger des unbeerbten Friedrichs bestimmten, Herzog von Hol­

stein, Karl Ulrich, die Thronfolge in Rußland bestimmte; so suchte fie dir Schweben zur Wahl des Bischofs von Lü, deck, Adolph Friedrich von Holstein, zu leiten.

Als dies

gelang, ward der Friede zu Abo (1743) geschlossen, in

welchem Schweden Finnland bis an den Fluß Kymen ab­

trat.

Es folgte also auf Friedrich : Adolph Friedrich (1751

— 1771), und mit ihm das Haus Holstein. Die französische und russische Partei hielten sich größ-

tentheils das Gleichgewicht in ihrem gegenseitigen Kampfe.

Um Vorpommern wieder zu erobern, erklärte Schwe­ den an Preußen den Krieg (»757 — 1762). warf die Schweden bald bis Stralsund zurück.

Lehwald Die in­

nern Factionrn ;unb der Mangel an Geld und Hülfsquellen machten, daß Schwedens Autheil am siebenjährigen

Kriege höchst unbedeutend war.

Endlich ward der Friede

zu Hamburg (1762) auf den statu» quo geschlossen. Der lange Kampf der Parthrien (Mützen und Häthe), in welchem der König selbst (1765)

auf fünf Tage die

Regierung niederlegte, führte bas Ereigniß herbei, bas un­ ter feinem Sohne: Gustav Hl. (177»—71792) «intrat, der sich, durch die Gefangennehmung des Reichsraths, die völ,

lige Souverainetät (1772) verschaffte.

In der neuen Con­

stitutionsacte wurden nicht die Stände, sondern bloß der

Reichsrath eingeschränkt.

Der König versprach, ohne Zu­

ziehung der Stände, keinen Offensivkrieg anzufangen. Sei­ ne Regierung hatte für Schweben manches Verdienstliche:

nur lag in seinem Betragen zu viel Hang zur Willkühr.

Schweden.

88

Gustav erhielt, für ansehnliche Rückstände von Subst-

diengcldern, von Frankreich (1784) die kleine Insel Dartheiemy in den Antillen abgetreten tyib errichtete dort einen

Freihafen. Um die russische Faction in seinem Lande ;u vernich­ ten, griff Gustav Rußland (1788) in Finnland plötzlich an,

wahrend dieß im Türkenkriegebeschäftigt war.

Der Sieg in

der Seeschlacht bei Hochland (Insel im finniftl)en Meer»

buftn 1788) blieb auf beiden Seiten unentschieden. Ein Au>stand schwedischer Offnere darüber, daß der König,

ohne Zuziehung der Stände keinen Krieg anfangen könne, bewirkte einen Waffenstillstand mit Rußland, während des*

sen sich der Reichstag zu Stockholm (1789) vrrsammelte, der dem Könige, durch die Autorität der. drei Stände, der

Geistlichkeit, der Bürger und der Dauern, größere Rechte

verfchasske. —

Dänemarks Angriff auf Schweden (we­

gen Dänemarks Verbindung mit Rußland)

ward durch

Englands Vermittlung (>789) bald zur Neutralität zurück­ gebracht. Da Schweden England und Preußen nicht unterstütz­

ten, schloß es (1790) Frieden zu Werela (in Finnland am Flusse Kymen) auf den status quo, und bald darauf kam ein Defensivbündniß mit Rußland zu Stande.

Der Reichstag zu Geste (am bothnischeu Meerbusen, 1792) verschaffte dem Könige die Garantie der durch den Krieg vermehrten Nationalschuld durch die Stände.

Eben als der König Antheil an dem Kriege gegen

Frankreich nehmen wollte, traf ihn der Schuß (1792) von Ankerström, wahrscheinlich die Folge des langen Hasses der aristokratischen Faction.

Er starb den 29. März.

Während der Minderjährigkeit seines Sohnes, Gu­ stav IV. (seit 1792) führte der Herzog von Sädermann-

land die Regierung mit Nachdruck und Weisheit.

Die

Neutralität im Kriege gegen Frankreich ward behauptet.

Schweden



Im I. 1796 übernahm

Sclavenküste.

89

Gustav IV. die Regierung selbst,

und näherte sich Rußland von neuem.

Auf dem Reichstage zu Nörköping (1800) ließ sich der König krönen.

Bei den Verhandlungen über das neue

Finanzsystem, das die Geistlichkeit, der Bürger- undBauern-

siand bereits angenommen hatten, entsagten mehrere adliche Familien freiwillig ihrem Adel,

welches der König be­

stätigte.

Die

Beeinträchtigung der Seefahrt der

nordischen

Machte durch die Engländer veranlaßte die Betreibung der

schwedischen Rüstungen.

Der König reifete nach Peters­

burg (1800), nachdem er schon vorher 0799) incognito

in Berlin gewesen war. Er trat der bewaffneten nordi­ schen Neutralität (1800) bei. Die Engländer legten 08o,) ein Em.'argo auf die schwedischen Schiffe:

jedoch wmden

dies- Irrungen gütlich beigelegt. Sc-'.ronen (Scirtones) sind beim Ptolemäus ein

a'.reS Volk in Illyrien, an dec Gränze von Makedonien.

Sie liegt ostwärts von der Gold­

Sclavenküste.

küste und erstreckt sich vom Flusse Volta (in Afrika) bis

zum Cap Lopez Gonsalva. Der größte Theil ist voller Waldungen und wilder Thiere. — Folgende Negervölker

wol neu hier: Die Papua (Popo) auf der einen Seite bis

ans Meer.

Zu ihrem Königreiche gehören die Apaffu,

Nagoo, Affong und andere. dern unterworfen.

Die Affong haben sich die an­

Sir gränzen an die Amina.

Die Watje

haben ein eignes Reich, dessen König manche Fürsten un­ Seine Lander erstrecken sich von der See tief landeinwärts. Sie haben die Amina Kassentl und ter sich hat.

Sokko zu Nachbarn.

Mit den Watje sind die Atje ver­

wandt, denn ihre Stammväter gleiches Namens sollen leib­

lich? Brüder gewesen seyn.

Das Land der Fida ist durch

beständige Kriege sehr verwüstet. Die Wawa wohnen theils an der Küste, theils tief im Lande. Diese zahlreiche Na­ tion redet nicht durchgängig einerlei Sprache. Sie Pnt>

go

Hcote n.

Scyren.

Nachbarn der Dahomer und Fo.

ein mächtiger Fürst.

Der König der Fo ist

Die Carabari (Calabari) wohnen Ihre Nachbarn, die Jbo,

vermuthlich am Flusse Calabar. reden mir ihnen einerlei Sprache.

Die Jbo haben ein sehr

wetkläuftiges Land im Innern von Afrika.

den in ihrem Lande einen eignen Staat. der Jbo heißt beständig Oba.

Die Bibi bilDas Oberhaupt

Die Loango Neger nennen

ihren Regenten Areffan Kongo.

Die Mandongo sind ein

weit ausgebreltetes Volk, das aus drei Stämmen, Colom­

bo, Cando und Bongolo besteht, die einerlei Sprache re­ den. Jeder hat seinen eignen Fürsten, die aber sämmtlich unter einem Oberhaupte stehen. Nach dessen Tode ent­ scheidet der Krieg unter seinen Söhnen. — Die Kongo-

Neger, die in der Nachbarschaft der Portugiesen wohnen, haben einige Kenntniß vom Christenthume.

Die tiefer im

Lande wohnende« sind Heiden. Scoten (Scoti, Scotti), ein Volk in Schottland,

oder in Britannia septentrionali, sollen zuerst aus Hiber-

nien übergeschifft seyn; sie erscheinen erst im 4ten Seculo

(f. Schottland).

Scyren (Scyrk, Sckri, Scirri, Hirti), ein deut­ sches Volk, das nach Plinius nebst den VenediS, zwischen

und an der Ostsee, zum Theil auch auf den Inseln bis an

die Weichsel hin, also im heutigen Mecklenburg und Pom­ mern wohnte.

Sie kamen erst im Zeitalter des Attila an

der Donau wieder zum Vorschein.

Ein Theil von ihnen

stand in seinen Diensten, und nahm nach dessen Tode Sitz in Niedermöfien. Ein andrer Theil saß im heutigen Oest­ reich und Oberungarn an der Donau.

Sein Reich wurde

aber von den Ostgothen zerstört, worauf die Rugier dieses Gebiet annahmen, unter welche sich auch die Scyren von nun an gemischt zu haben scheinen.

Denn Odoacer wird

ein Fürst der Scyren, wie der Rugier und Turcilinger, genannt.

Asiatische Scythe».

9i

Scythen (Scytha). Der Name der Scythen (Skolotrn, Skoten) ist jetzt «in eben so unbestimmter Name in der alten Geographie, als die Namen der Mongolen und Tataren in der neuern. Er ist bald Name Eines Volks; bald aber bezeichnet er auch alle die nomadischen Völker­ schaften, welche im Norden des schwarzen und caspischen Meeres, bis tief ins östliche Asten hin, ihren Sitz hatten. Dieselbe Unbestimmtheit herrscht aber auch in dem Ge­ brauche der Benennung des Landes; indem man unter Scythien bald die Sitze des Volks der Scythen, bald aber auch die Länder begreift, welche wir jetzt unter der Be­ nennung der Mongolei und Tatarei befassen. Nach Herodot gab es dreierlei Arten Scythen: Scythä Georgi (acker­ bauende), welche hauptsächlich die heutige Ukraine be­ wohnten; Scythä Nomades (herumschweifende), die nörd­ licher und südlicher gegen die Donau saßen, und Scy­ thä Bastltdä (königliche), die vorzüglich in der Stimm hauseten und von Königen beherrscht wurde». Wir thei­ len fie überhaupt: 0 in Asiatische s) in Europäische Scythen: I. Asiatische Scythen. Zu den Scythen rechnen die Alten viele nordische Völker, deren Abkunft ihnen nicht bekannt war, ungeach­ tet sie nicht zu ihrem Stamme gehört haben mögen. Von den asiatischen kennt man wenig mehr, als die Namen und die Wohnplätze ihrer verschiedenen Stämme; von ih­ rer Geschichte ist uns das wenigste aufbewahrt. Herodot rechnet zu diesen die Budinen, Gelonen, Thyssageten, Jriken (Jyrken), einen Zweig der königlichen Scythen, und die Argippäer. Die Budinen, die unstreitig in Astrachan wohnten, waren ursprüngliche Landeseinwohner und führ­ ten ein nomabifti^es Leben. Unter ihnen ließen fich die Gelonen, ursprüngliche Griechen, deren Sprache mit der Scythifchen und Griechischen vermischt war, nieder. Die Thyssageten und Jyrken, von denen erstere jenseits des Jaik

92

Asiatische

Scythen.

(Rhymnicus) wohnten, lebten von der Jagd.

Die könig­

lichen Scythen hatten sich von den nach Europa wandern­ den getrennt und in die Gegend des obern Jaiks (das Oren-

burgsche) gezogen.

Die Argippäer, die eine eigne Spra­

che redeten, trugen Scythische Kleidung,

lebten von den

Früchten der Bäume, unter denen sie auch wohnten, und

beschäftigten sich wenig mit der Viehzucht. Zu den Scythen zahlt Diodor: die Jssedonen, auf der nordöstlichen Seite des Caspischen Meers; die Massageten; die Avimasper, ein einäugiges, unruhiges Volk (im

Lande der Karakalpaken über den Jssedonen), dasdieJssrdonen vertrieb, und dadurch die Verjagung der Scythen veranlaßte.

Die Massageten, eine große Nation, auf der

Ostseite des Caspischen Meers südlich bis an den Araxes (Aras), der die Gränze zwischen ihnen und den Persern zu Zeiten des Cyrus machte. Er wollte sie unterjochen, ward aber von ihrer Königinn Tomyrls geschlagen und

getödtet..

Dieses Volk glich in seiner Kleidung und Le­

bensart den Scythen, von denen Pe jedoch Herodot unter­ scheidet. Zu ihrem Volksstamme gehörten die Chorasmier. Mit den Massageten wären die Sacä oder Saken (eine

Benennung, welche die Perser allen Scythen gaben) Eine

Nation, die Diodor Scythae Amyrgi nennt.

Strabo setzt

sie an den Oxus (Gihon); die Saken aber auf die Nord­

feite des Jaxartes (Sir) an die Gränze von Sogdiana. Als Artibarnus (Astibaras) Medien beherrschte,

standen

sie unter der Königinn Iarkna, die das gemeinschaftliche Leben bei ihnen einführte, und deren Sclaven lange vorher

die Saken gewesen waren.

Zu Herodots Seiten waren die

Saken den Persern unterwürfig, und bei den Scythen, die Terxes nach Griechenland führte. Sie zerstörten das Bactrische Reich und brachten es unter ihre Herrschaft.

Die

Arimasper, Jssedonen und Massageten scheinen in dm ältesten Zeiten an der Südseite des Araxes (Aras) und Opus gewohnt zu haben;

denn sie trieben die Scythen,

Astatische Scythe«.

95

welche sich hernach in Timmerien setzten, über den Araxes.

Diese, eigentlich Skoloten genannt, hauseten wahrscheinlich

bis um 1508 vor Christo in eben dieser Gegend; aber, seit­ dem sie ihren Sitz in Europa nahmen, unterscheidet man

fie von ihren Geschlechtsverwandten durch den Beinamen der Europäischen.

Eine Hauptnation der Scythen wa­

ren die Daher, die nebst den Saken an der Südseite des Jaxarkes, theils auch in Margiana an der Gränze Hyrka-

niens wohnten.

Ihnen waren die Provinzen Hyrkanien,

Parthien und Aria eine Zeitlang zinsbar.

Noch andre

waren die Jndo - Scythen, die um den untern Indus wohnten, und von Bochara (Sogdiana) dahin zogen. Einer der scythischen Fürsten (vielleicht Targitaus), machte fich Meister aller Gebirge um den Caucasus und des ganzen Reichs vom Ocean bis an den Palns Mäo-

tis;

nachher verbreiteten die Scythen ihre Eroberungen

über den Tanats bis in Thracien, und nach Aegypten, wel­ che sie so lange behaupteten, bis die Sauromalen, eine ih­

rer Colonien, den größten Theil der Scythen vernichteten, und den königlichen Stamm ausrotteten, worauf der Thron von Weibern besetzt ward. Der erste, der die Scy­

then bekriegte, war Reports (Sesostris); allein sein Glück scheiterte bei ihnen: er nahm beim Anzüge ihres Königs,

Tanaus, die Flucht.

Hierauf bezwangen sie Asten, und

legten den überwundenen Völkern einen mäßigen Tribut auf, bis • Ninus die unterjochten Völker davon befreite. Nachher führten zwei Prinzen, Mlinus und Ecolapius, eine Colonte Scythen an den Fluß Thermobon (Parmon); die

aber von ihren Nachbaren erschlagen, und deren Wittwen

Amazonen genannt wurden.

Unter Orythja, einer Zeitge­

nossinn Sagillus, Königs der Scythen, überwand fie Her­

Nach dieser Zeit zerstörten die benachbarten Völker ihr Reich größtentheils'. Nach Büttners Meinung sind die cules.

Maffageten Stammväter der Türken und Tataren; wofür

Lhunmann die Scythen überhaupt ausgiebt; die Jffedo-

neu die der Mongolen, und die Arimasper die der Mantschuren. Für Abkömmlinge der Astatischen Scythen wer­ ben von bett Alten die Perser, Parther, und Bactrier ge­ halten. II.

Europäische Scythen.

Ihr Land begriff zu Herodots Zeiten alle Länder von der Donau (Jster) bis an den Ursprung des Tyras (Borysthenes) und in die Nähe deö Tanais; südlich bis ans nördliche Ufer des schwarzen Meers, die Halbinsel Taurien mit eingeschlossen. Von diesem Gebiete hieß der Theil vom Jster bis an die Stabt Carcinitis Alt-Scpthien, hernach aber nannte man die Halbinsel bis an den Borysthenes Klein-Scythien, welcher Name zu Strabo's Zeit noch über das Land bis an den Jster, das die Thracier sonst besa­ ßen, ausgedehnt ward, und also Alt-Scythien mit begriff. Zu Mithridates und noch zu Strabo's Zeiten besaßen die Scythen auch ein Stück von Thracien auf der südlichen Sekte des Jsters, und gränzten damals an die Croblzen (ein Thracisches Volk). Die Bewohner waren theils ei­ gentliche Scythen, theils Scythische Griechen. Im westli­ chen Scythien wohnten an der Mündung des Tyras (in der Gegend von Budziak) die Tyriten, eine griechische Na­ tion, über diese, am Tyras hinauf bis an dessen Quelle, eine Art der eigentlichen Scythen, vielleicht der ackerbauen­ den, in der Nachbarschaft der Neurk, die keine Scythen waren, aber Scythische Gebräuche hatten, und im Menschen­ alter vor Darius Einfall (508 vor Christo) aus dem Lan­ de Neuris zu den Budinen zogen. Am Hypanis (Bog) die Kallipiden, die Scythische Griechen waren, weiter hin­ auf die Alajonen, welche beide Völker mit den Scythen einerlei Lebensart führten, aber doch auch säeten. Neben diesen, zwischen dem Hypanis und Borysthenes, und längs diesem Flusse faßen ackerbauende, welche die Griechen Borystheniten, die sich selbst aber Olbiopoliten nannten; im

Europäische Scythen.

95

Lande Gerrhus, am Gerrhus (Mvloschnuja) die Gerrher; längs diesem Flusse und dem Panticapes (Samara) bis an den Gerrhus, wohnten Nomaden, weiterhin auf der Ost­

seite des Gerrhus die königlichen Scythen, theils auf der Halbinsel, die südliche Spitze von Taurirn ausgenommen, theils längs dem Mäolischen See bis zum Tanais, und nordwärts bis an die Melanchlänen hinauf.

Der nach­

theilige Krieg mit den Massageten war die Veranlassung, daß die Asiatischen Scythen nach Europa zogen, wo sie

das Land zwischen dem Tanais und Tyras rinnahmen (1508 vor Christo).

Die Cimmerier waren ihre Nach­

barn: diese wichen vor

ihnen in die nach

ihnen be­

nannte Halbinsel, und bis dahin folgten ihnen dir Scythen^ doch blieb ein Theil von ihnen in der Gegend oes Jaik (Rhymnicuü) sitzen, oder ging hernach erst nach Europa dahin zurück.

Targitaus gründete in diesem Seelande

und in dem zwischen den Flüssen Lyras und Tanais ge­

legenen Gebiete, das Reich der Scythen, die sich selbst Skoloten, die Griechen aber seit ihrem Einfalle in Asien (633) Scythen nannten. Von Targitaus drei Söhnen bekam der jüngste das Reich. Dem ältern waren die Au-

chates und Katiari', dem jüngsten die Paralatä unterwor­

fen, aber dieser hatte die oberste Gewalt.

Die Scythen

wohnten mit den Cimmeriern bis 633 beisammen.

Dann

bemächtigten sie sich des Landes allein, und als jene nach

Kleinasien zogen, folgten sie ihnen nach, verirrten sich, gingen durch die Cafpischen Passe, und geriethen in das Land der Meder. Cyaxares rückte ihnen entgegen,' verlohr aber die Schlacht, und nun behaupteten sie die Herrschaft über Armenien, Cappadocien, Pontus, Colchis, Jberie«, und

einen Theil von Lydien (von 633 — 606.)

Sie plün­

derten während dieser Zeit ganz Vorderasten, nahmen sich auch vor, in Aegypten einzufallen; Psammetichus aber hielt sie durch Geschenke ab.

Damals wurden auch zwei Colo­

nien von ihnen aus dm bezwungene« Ländern, eine au-

96

Europäische Scythen.

Assyrien, von der man die Leukosyrer hrrleitet, die andre

aus Medien an den Tanais geführt, die man für die

Stammvater der Sarmaten ausgiebt.

Im I. 603 ließ

Cyaxares bei einem Gastmahle viele Scythen ermorden-

Die meKen bisher in Asien ansaßig gewesenen Scythen gingen nach Cimmerien zurück.

Von den Regenten, wel­

che daselbst seit dieser Zeit über sie regierten, ist SauliuS,

Gnurus Sohn und des Spargapithes Abkömmling, be­

kannt, dessen Bruder Anacharsis (592) nach Athen kam. Unter seinem Nachfolger Jndathyrsus ober Jancyrus, der

nach der unter des Targitaus Söhnen eingeführten Ver­ fassung den größten Theil des Landes inne hatte, seine Ne­

benregenten Toxaris und Scopasis aber andre Landesstücke besaßen, wurden die Scythen (508) von Darius I. zur

Unterwerfung aufgefordert, weil sie aber bei den benachbar­ ten Völkern keinen Beistand fanden, zogen sie sich zurück, und verwüsteten ihr eigenes Land, ohne sich mit Darius

in eine Schlacht einzulassen.

Mangel an Lebensmitteln be-

freiere die Scythen von den Persern, welche auf diesem

Die erstem folgten ihnen nach, und machten in Thracien große Beute,

Zuge gegen 80,000 Mann verloren hatten.

ohne von den Persern daran gehindert zu werden.

Des

Jndathyrsus Nachfolger, Ariapithes (477), ward von dem Könige der Agathyrsen, Spargapithes, durch Verratherei

umgebracht.

Sein Sohn, Scyles, (456) ahmte dem Ana-

charsis in der Liebe zu Griechischen Gebräuchen nach. Sei-,

ne Unterthanen erwählten deswegen seinen Drüber, Octomasades (451) an seine Stelle.

Scyles nahm seine Zu­

flucht zum Könige Scytalces von Thracien, ward aber von ihm an seinen Bruder ausgeliefert und getödtet.

Um

diese Zeit (459) waren die Scythen in Europa und Asien

allen andern Völkern überlegen.

Matheas (Akheas) war

(um Z48) mit den Jstriern in Krieg verwickelt, und such­

te wider sie Hülfe bei Philipp II. von Macedonien.

Dc

die Furcht vor dieser Hülfe die Feinde zum Zurückzuge nöthig

Europäische Scythen.

97

nöthigte, wollte er an sein Versprechen, den König von Macedonien zum Erben seiner Crone einzufetzen, nicht ge­ halten seyn. Der Letztrc überzog ihn deswegen mit Krieg und schlug ihn. Einige Neuere (Guthrie) glauben, daß mit ihm die Monarchie der Skoloten aufgehört habe; aber es werden noch ferner Könige der Scythen in Cimaierie« erwähnt. Lysimachus, der Thracien und die Gegenden am Pontus in seiner Gewalt hatte, kriegte (508) mit den Scythen und Thraciern, die sich mit den E'nwohnern von Callalia verbunden hakten. Au den Jetten des bosporanischen Reiches, wurden die Scythen dieses Landes vom Asarus regiert, der den Paryfabes gegen seinen Oheim Eumelus schützte. Dieses Nachfolger, Spartacus IV., mußte ihnen (203) eine jährliche Steuer zahlen; und ward von einem scythischen Prinzen, Arfocamas, ermordet. D»e Scythen waren damals sehr mächtig und die Sarmaten, welche über den Tanis aus Asien herüber ka­ men, hatten Mühe, sich gegen sie zu behaupten. Sie erhöhrten die den Bosporanern aufgelegte Summe immer mehr unter ihrem Könige Scylurus, und zwangen den Parysades, König von Bosporus, Mithridates dem Gro­ ßen von Pontus fein Reich zu übergeben. Dieser, der damals die Scythen, die über den Isthmus und bis an den Boryflhenes wohnten, bekriegte, ergriff die Gelegenheit willig, un, auch die auf der Halbinsel fitzenden zu bezwin­ gen. Er überwand den Scilurus (um 116) und nahm seinen Sohn Palacus gefangen. Die Römer wollten den Mithridates (90 vor Christo) zwingen, den Scythischen Königen die abgenommenen Befitzungen wieder zu geben; er ward von ihnen geschlagen; was aber in Ansehung der Scythen geschehen sey, ist nicht bekannt. Die letzten Unternehmungen der Scythen waren Streifereien in die Astatischen Provinzen der Römer, denen einige der letzten Könige von Bosporus Einhalt thaten andre fie dazu mir Schiffen unterstützten. Ihr Name,

Europäische

98

Scythen,

den nach und qach der der Sarmaten und Germaner ver­ drängte, hörte endlich zu den Zeiten des Plinius bet den südöstlichen Europäern völlig auf, und ward nur den nörd­ lichen Völkern belgelegt.

Rechnet man die Taurker zu den Scythen, so gehören

auch ihre Begebenheiten hierher.

Satterer hält sie für äl­

tere Bewohner Cimmeriens, als die Cimmerler und ©so# loten, sie kommen auch schon zu den Zetten der Argonauten

(1265) vor.

Thoas regierte fix damals, und kam von

Lemnos dahin, wo er vorher König war; bei der Ermor­

dung aller Lemnier durch ihre Weiber war er entflohen. Eben dieser Fürst wird auch um die Zelt des Trojanischen

Krieges

als dastger Regent angegeben.

Orestes ermordet..

Er ward von

Damals trieben die Scythen starken

Seehandel, beschifften den ganzen Hellefpont, wo sie mit

den Kästeneinwohnern durch Tauschhandel starken Verkehr hatten, und schweiften weit umher.

Wegen ihrer Kenntniß

im Seewesen erwählten sie die Griechen (1174) zu An­

führern bei ihrem Zuge nach Troja und die Trojer erhiel­ ten durch sie die erst« Nachricht von den Rüstungen der­

selben.

Noch zu Zeiten Herodots pflegten die Laurer alle

Fremden, die durch Schiffbruch oder Landung an den Kä­

sten in ihre Hände fielen, hinzurichten

Die Griechen be­

merken, außer obigem, noch andre die Scythen-betreffende

Begebenheiten.

Dem Jsocrates zufolge fielen nach Eu#

molpus Zetten und vor dem Trojer Kriege die Scythen in Vereinigung mit den Thraciern ins Athenische Gebiet

ein. Aristäus (vor oder nach moo) gedenkt einer zu sei­

ner Zeit vorgefallenen Wanderallg der Scythen.

Zu Zei­

le» Herodots hatten die Scythen auf der Halbinsel Ge­ meinschaft mit Indien, und fuhren auf Wagen dahin, mit

denen gingen.

sie während des

Winters

über

den

Bosporus

Sedetaner



Segonttacer

99

Sedetaner (Sedetani, bei den Historikern und Stra­ bo: Edetani),

ein Volk in Hifpania Tarraconenfis,

das

von Valencia und dem Flusse Guadalviar bis Pennisocola die Küste des mittelländischen Meeres,

im Innern aber

alles Land bis Casaraugusta (Saragossa), die nördlichste

Stadr dieses Volkes, bewohnte;

bas also fast die ganze

nördliche Halste von Valencia und die Südostspitze von

Arragon befaß. Seduner (Sednni), ein wahrscheinlich zum rhatischen

Stamme gehöriges Volk, welches Casar und Strabo an

die Rhone, westlich, in Gallka Narbonensi versetzt. andern in Gallia Belgica,

Nach

oder dem heutigen Walliser­

lande, wo ihr Hauptort Sedunum (das heutige Sitten)

gewesen sey.

Eedusier (Sedufii) wohnten in Schwaben, gingen über den Rhein, dienten unter dem Ariowlst, und wurden mit ihm geschlagen; hierauf verliert sich ihr Name in der Geschichte.

Segalaunen (Segalauni, Segovellauni), ein Volk in Gallia Nar-onensi, zwischen den Vocontiern und Allobrogern.

Ihre Stadt war Valentia (Valence).

Segidenser (Segibettses), eine Nation in Hispania Tarraconenfis.

Ihr Hauptort war Segiba am rech­

ten Ufer des Jberus gegen dre Celkiberi. Gegner (Segni) wohnten zwischen den Trevirern und

Eburonrrn, also in Norbluxenburg und den anschließenden

Theilen

von Lüttich und Stablo.

Sie nahmen an Am-

brorix Entwürfen und Planen keinen Theil, daher auch

Casar bei der gänzlichen Verheerung des Eburonischen Ge­ biets ihr Land verschonte.

Es scheint, daß diese und die

Cäreser und Pämaner sich in der Folge mit den Tungrern vermischt haben, denn ihrer wird nicht wieder erwähnt.

Gegontiater

(Segonttaci),

unbekanntes Volk in Britannien

beim

Ptolcm.

ein

Doch nennt sie aud) Cä G 2

io»

Segusiaurr



Selks.

sar. Ihre Stadt hieß Segontium, im nördlichen Theile der Provinz Wales. Segusianer (Segnskani), 1) ein Volk in Gallka Lngdunensi, zwischen der Rhone und Loire, im heutigen Ltonnois und Forez. Aber aus Cäsar und Strabo sieht man, daß ihre Gränzen sich auch auf die Ostsette deS Arar längs des Rhodanus erstreckten. Zu Cäsars Zetten standen sie in der Cltentele der mächtigen Aeduer. Aber die Römer errichteten bei ihnen Colonien. 2) eine mäch­ tige Nation auf den Alpen. Sie bewohnte im heutigen Piemont die bergigten Gegenden um den Fluß Duria; und hatte einen eigenen König, Cottius, dessen Gebiet aus ia Städten bestand. Da dieser mit seinen Unterthanen sich nicht in die Empörung der Alpenvölker, namentlich der Salasser, mischte, vielmehr zur Besiegung derselben beitrug; so erklärte ihn August für fouverain, und sein kleines Reich für unabhängig von dem Römischen. Aus Dankbarkeit ließ Collins dem August einen Ehrenbogen zu Susa er­ richten. Allein Nero zog dieses Reich wieder ein, und er­ klärte dasselbe für eine Römische Provinz.

S ei ch e l le s oder Mahre, unter dem 4 Gr. 58 M. S- Dr. und 75 Gr. 15 M. L-, gehört zu einer Grupp« von Inseln nordwärts von Madagaskar und Jsle de France. Bis zum Jahre 1769 war Mahre bloß von Caschelotten bewohnt, nachher ward sie von den Franzosen in Besitz genommen, und von einem Commando Soldaten besetzt, nm auf ihr den Anbau der Muskat- und Gewärznelkenbäume zu versuchen.

Seiks (SiekS). Wenn man über den Attuk, den östlich­ sten Hauptarm des Indus, geht, tritt man in das Gebiet -er Seiks. Ein Volk, das feinen religiösen Ursprung ei­ nem Hindu, Namens Nanek (geb. 1470) vom Stam­ me der Khatry oder RajaputS verdankt. Er warb früh «in Verehrer des Nagarnri Gottesdienstes, der in brr

Eerk

101

Verehrung eines einzigen unsichtbaren Gottes besteht, Mb »erhältntßmäßig nur wenige Anhänger 'in Indien hat. Nanek verließ im fünf und zwanzigsten Jahre seine Familie, und durchreiste Bengalen, die meisten östlichen Provinzen Hindostans und kam nach Ceylon, Persien und Arabien. Bet seiner Rückkehr lebte er abgeschieden von der Welt, selbst feine Familie kam selten zu ihm. Da er fich einen großen Ruf erworben hatte, kamen Leute von allen Religionen, ihn zu sehen. Er starb in einem Alter von sirbenzig Jahren, etwa um 1540. So lange die Selks einem Oberhaupte gehorchten, standen fie unter Gurus oder heiligen Meistern. Die Seiks scheinen viele Jahrhunderte lang in tiefem Frieden mit dem ganzen Menschengeschlechte gelebt zu haben, da ihre Sitten so ganz unschädlich waren. Die Anzahl ihrer Anhänger nahm be­ ständig zu; ihre Besitzungen erweiterten sich beträchtlich. Einige der benachbarten Rajahs traten zu ihrer Religion über, und die Regierung überließ ihnen einige «albigte und «nangebautr Distrikte. Aber so wie ihre Macht zu­ nahm, scheint ihr sanfter und demüthiger Geist von ihnen gewichen zu seyn, und zuletzt traten fie mit den Waffen in der Hand auf. Der erste kriegerische Anführer, der fich unter ihnen au-zeichnete, hieß Taigh. Der zweite, war der zehnte und letzte Guru, Gvvand (Gobtnd) Skng, der fich anfänglich gegen die Regierung anflehnte, aber in der Fol­ ge mit dem Kaiser Dahader Schah fich ausföhnte, und sogar an seinem Hofe erschien. Ein patanischrr Soldat brachte ihn umS Leben. Da er keinen Nachfolger ernannt hatte, wählten die Seiks den Banda zu ihrem Anführer. Dieser wagte bald Stteifzüge in die benachbarten Provin­ zen; vornähmlich aber führte er mehrere Jahre lang einen räuberischen Krieg gegen den mongolischen Subahda von Lahore. Endlich warb er Überfallen und gefangen genommen^, und nebst feiner Familie, und vielen seiner kandslmte in Delhi ermordet. Dieß gründete den unauslösch-

S e i k s.

102

lichen Haß, den die Selks seitdem immer gegen die Mo­ hammedaner geäußert haben.

Sie setzten ihre Kriege mit

dem mongolischen Reiche eine Zeitlang mit abwechselndem Erfolge fort

Endlich aber benutzten sie die innerlichen Un­

ruhen, welche Nadir Schahs Einfall veranlaßt hatte, und eroberten verschiedne Distrikte,

Ueberall wo sie siegten,zer­

störten sie die Moscheen, und nöthigten alle diejenigen, die nicht zu ihrer Sekte übertreten wollten, das Land zu ver­

lassen. In der Folge reizten sie den Zorn des benachbarten

Königs von Cahandahar,

Ahmed Schahs, der sie mit

feinem gewöhnlichen Muthe angriff.

Sie waren jetzt un­

ter verschiedne Oberhäupter vertheilt.

Der Krieg mit den

Afganen von Candahar dauerte mehrere Jahre.

Zuletzt

aber vertrieben die Selks diese aus Norden hergekomme­ nen Feinde, und eroberten nicht allein die ganze weitläuf-

tige Provinz Lahor, sondern sind auch jetzt im Besitze des größten Theils von Multan, Slndk und Delhi. Seit 1788 besitzen sie auch ^in Stück von Rohilcund,

Da Nanek die Religion des Brama von ihrer My­

thologie befreit hatte,

beten die Seiks den unsichtbaren

Gott allein ohne Abbildung an; sie kennen auch wie die übrigen Indier keine Untergottheiten; und obgleich sie das Andenken ihres Stifters, wie auch einiger ihrer Gurus,

deren Namen sie oft anführey, sehr schätzen, so erweisen

sie ihnen doch keinesweges Verehrung, Die gesammte Macht der verschiehnen Oberhäupter beläuft sich ungefähr auf zweimalhundert tausend Mann

Reuterel.

Selten aber kann man sie dazu bringen, ge­

meinschaftlich zu verfahren, es sey denn, daß eine allge­ meine Gefahr ihrer ganzen Nation droht,

auf welchen

Fall sie sich allemal vereinigen,

In neuern Zeiten haben sie beinahe alle benachbar­ ten Lander in Contribution gesetzt; und um sich gegen ihre Streifzüge zu schützen, entrichten ihnen verschiedne kleine

S « lgoven —

Semnonen.

105

Fürsten einen jährlichen kleinen Tribut, und stehen unter ihrem Schutze. S e l g 0 v e n (Selg 0 vä), ein Volk in Britannka Ro­ mana; ihre Stadt hieß Trimontium (jetzt Dowridge). S e l l e te n (Seileta), ein ehemaliges Volk sn Thra­ kien am Gebirge Hämus. Semnonen (Semnones, vielleicht richtiger Senones), ein vorgeblich deutsches Volk, bas Strabo in den innern Landern des Marboduus anführt, von dem Vellejus versichert, baß die Elbe in ihren Gränzen fließe, das also Tacitus jenseits dieses Flusses anfttzt, und dem der einzige Ptolemäus bestimmte Sitze im heutigen Branden­ burgischen, von der Elbe bis an den Suevus (Warne), anweifet. Wie die geographischen Nachrichten schwankend find, so sind es auch die historischen. Tacitus sag', daß fie in 100 Gauen (wie einst Cäsars Sueven) eingetheilt waren, daß sie sich für di« angesehensten unter den Sue­ ven hielten, und in einem geheiligten Walde eine Gottheit sehr feierlich mit Menschenopfern verehrten. Es soll selbst ein König der Semnonen, Masyus, nach Rom zum Do, mitten gekommen seyn. Ja die Quaden sollen fich einst entschlossen habe«, in die Länder der Semnonen zu ent­ fliehen. Bei alle dem kommt aber dieses Volk nie zum Vorschein, weder im markomannifchen Kriege, noch nach­ her, da die Slaven olle nördliche Völker Deutschlands aus ihre« Sitze« vertrieben. Und je genauer die Römer mit dem Nordosten von Deutschland bekannt werben: de­ sto weniger erfährt man von de« Semnonen. Der Name Semnonen bezeichnet demnach nicht sowohl ein einzelnes Volk, sondern war die allgemeine Benennung der nördli­ chen Völker an der Ostseite der Elbe. Daß aber diese Nationen bei den südlichen in einer gewissen Verehrung standen, kam daher, weil diese von jenen ausgegangen waren, und also diese innern Striche als ihr gemelnfchaftiches Mutterland betrachteten. Ihren Namen leitet man

Sena.

io4

Eenegambteu.

her von Sen, Versammlung, weil fie alle Jahre nebst

allen Böllern Einer Abkunft eine feierliche Versammlung

hielten,

wo

sie

wahrscheinlich

ihr

Bundesfest

begin­

gen, oder von Sühn, weil man das Fest gleichsam für

ein Versöhnungsfest ansah.

Die Senonen, oder Senno-

nen (s. diese) find unstreitig Germaner aus ihrem Gebiete, und Sens in Frankreich hat von ihnen den Namen, wie

Sennland in der Altmark. Die Nachricht, welche die Trevt-

rer dem Ca59

zahlreichsten find die Battas, welche eben das Stammvolk find, das auf andern Inseln den Namen Haraforas, Bisayes und Tagalen führen.

Sie haben ihren ursprüngli­

chen Charakter und ihre Sitten unveränderter erhalten, als

ihre Brüder.

Durch

die blässere Bräune ihrer Haut,

durch ihre Sitten, Gebräuche und Sprache find sie von allen übrigen Einwohnern zu unterscheiden.

Sie schrei­

ben mit ihren eigenthümlichen Buchstaben, wie wir, und

bewohnen nordwestlich einen eigenen Landstrich, haben fich aber auch unter und südlich neben der Linie, bis ins In­

nere der Insel, ausgebreitet.

Diese Baltas sind Menschenfresser; jedoch trifft dieß Schicksal nur Verbrecher ans ihrer Mitte, die fich nicht mit Gelbe lösen können, und die Kriegesgefangenen.

Im innern Gebirge, zwischen Pallimban und Benkulen wohnt ein andres freies Volk, in kleinen,

unter sich

unabhängigen, Dörfern, wovon jedes sein Oberhaupt hat,

das sich nach geschriebenen

Gewohnheltsgesetzen regiert.

In

wohnen

eben

Gegenden

diesen

Kubuhs oder

die

Guguhs, vermuthlich Ein Volk, in dicken, undurchdringli­ chen Waldern;

sie essen Waldthiere

rc.

und sind vom

Urang Utang auf Borneo fast durch nichts, als durch die Sprache zu unterscheiden; den« ihre Leiber sind ganz mit Haaren bewachsen.

Andre Bergbewohner sind die Raschaus und Lam-

puhner.

Alle haben dunkle, funkelnde Augen,

starke und

glänzend schwarze Haare, welche sie mit Kokosöhl salben,

und das die Männer oft kurz abschneiden.

Alle diese

beschriebenen innern Land-,

Berg- und

Waldbewohner sind Heiden, und scheinen ursprünglich Ein

Volk zu seyn. Das zweite Hauptvolk dieser Insel längs den Kü­

sten find die wohlgewachsenen, kleinen, mit spitzigen Kö­ pfen,breiten Nasen und einer gelben Haut versehenen Ma-

layen.

Ihre Kleidung ist eine enge, bis unters Kinn zu-

Sumatra.

160

geknöpfte Weste ohne Aermel, ein langer Rock, der wie ein Sack darüber hängt, und Beinkleider, die nur bis an den halben Schenkel gehen, denn unten geben sie nackend.

Ueberhaupt kann Sumatra in die malayischen Küstenge­ biete, in die innern, freien Bergreviere,

in den holländi­

schen und englischen Antheil eingetheilt werben; insbeson­

dre aber theilt

man die Insel in »7 Gebiete und die

umliegenden Inseln. Auf Sumatra gabs ehemals mehrere Kaiferhümer,

worunter Atschin,

Minancabo und Jndrapura die wich­

tigsten waren. Von den 17 Distrikten, in welche Suma­ tra gegenwärtig getheilt wird, sind die vornehmsten: die

Königreiche Atschin,

Palimban, Jndrapura und Minan­

cabo. — Die Engländer besitzen Benkulea; die Holländer

das Gebiet Padang in Minancabo. Sumatra, das nach den Ueberlieferungen in den älte­

sten Zeiten einen Theil der Halbinsel Malacca ausmachte, erhielt, so wie die andern sundifchen Inseln, seine frühern

Einwohner zum 75eil von den Malayen, die vöm festen Lande Indiens dahin kamen, und zu deren ältern Stäm­

men die Reschangs, werden.

Battas

und

Lampuner gerechnet

Unter den basigen Reichen war das Katferthum

Minancabo (nach 1268) früher über die ganze Insel aus­

gebreitet, in der Folge ward es von dem Reiche Atschin, das 1522 entstand, seit 1557 eingeschränkt, und vor 1406

bildete sich aus seinen südöstlichen Provinzen das Reich Jndrapura,

wovon sich

Sundschey abriß.

hernach der Staat von

Anak

Neuerlich gehört nur das Land an der

westlichen Küste von Padang bis Jndrapura zu seinen Be­ sitzungen, und das regierende HauS ist in verschiedene

Linien getheilt, wovon die Rajahs von Survaso und Sungitrup an der Regierung der Hauptlinie Theil ne! men: auch erkennen die ehedem unterwürfigen Fürsten noch ge­ wissermaßen dessen Lehnsberrlichkeit.

Vor 1626 fiel auch Palimban ab, bas ein« Zeitlang «chst

Gunbinfeln.

i6i

nebst Jamby von Bantam in Java abhing, aber nach 1688

fich auch von letzterm frei machte.

Die Portugiesen lan­

deten (1509) in Pedir, und verbanden sich mit dem dast-

Im I. 1521 setzten ste einen König ;u Pa-

gcn Sultan.

fay ein,

bauten daselbst ein Fort, und wurden (1524)

von den Arschmern daraus vertrieben.

Die Holländer ka­

men (1599) unter Sultan Alabin nach Arschin, gingen mit diesem Könige nebst den Enziände'n erntn Handlungs­

vertrag ein, fetzten sich in Palimban C1618),- worauf sie

nach der Eroberung von Bantam Anspräche machten, und dehnten sich (1660) von Sillebar bis Barros aus. Im I. 1666 machten sie den König von Minancabo durch

einen Handlungsvergleich von sich abhängig, und setzten sich in Padang, wohin sie ihre Hauptniederlage verlegten, und unter dem Namen seiner Statthalter die Srrandlän-

der in Besitz nahmen. ländern ,

die

Sie erhielten 1683 an den Eng­

aus Bantam vertrieben wurden,

nehmer ihrer Besitzungen;

in Lampun und (1635) in Benkulen nieder,

(1719) weichen mußten.

Theil-

denn diese ließen sich damals

von wo sie

Hingegen entrissen ihnen diese

(1688) einige Plätze, so wie (1761) einen Theil von Bar­ ros, und die Hollander erweiterten sich dafür (1766) burch Bezwingung des Sultans von Kinaley Jang de Pertuang,

HauptregentenS der 12 Landschaften, oder Duoblas Cortas.

Die mohammedanische Religion ward auf Suma­

tra um 1400 in den Küstenländern eingrführt. Sundinfeln

von Java,

(kleine).

Sie liegen an der Ostseite

längs der Sundsee, gerade unter Celebes,

werden durch viele Sunde, Meerengen ober Straßen ge­ und bestehen aus 39 Eilanden, von welchen Ti­ mor, Flores, Sumbava und Bali die größten sind. Das

trennt,

Klima dieser Inselkette ist dem auf Java ähnlich; wegen der Nähe des MeereS und dessen Winde aber abgckühl-

ter und gesunder.

Bei Windstille ist hingegen die H'tze

glühend heiß und fast erstickend. Vierter Theil.

i6a

Sundinseln.

Die Insel Bali oder Kleinjava wird von einem ei­ genen Rajah beherrscht, hat 40 Metten im Umfange, ist sehr fruchtbar, von Küstenflüssen gut bewässert, angenehm und daher der Lkebltngsaufenthalt der Europäer. Die Einwohner find schwarze, kraushaarig Neger, und woh­ nen hier als Abkömmlinge der Hindus. Ihre Gemüths­ art ist besser, als die der malapischen Mohammedaner. Der König 'wird sehr geehrt und regiert mit Schonung und Menschlichkeit. Die Verbannung auf Pulo Roffa, ober Dandtteninsel, ist die gewöhnliche Eriminalstrafe. Die Insel Sumbava, oder Cumbava, ist 40 Meilen lang und 15 bis 16 breit. Die Einwohner sind mohammedanische Malayen, Makassaren und Chineser. Die sechs auf dieser In­ sel herrschenden Sultane, von denen die von Sumbava und Bima die mächtigsten find, stehen alle unter den Holländern. Nördlich liegen die 01 Paternosterinseln, welche, mit ge­ fährlichen Corallen- und Sandbänken umgeben sind. Flo, res oder Ende, 59 Meilen lang und 2 bis 10 Meilen breit, ist ziemlich fruchtbar und hat mohamyredanische Malayen zu Bewohnern. Die Insel Timor liegt im Norden von Neuholland, hält etwa 75 Meilen in der Länge und 16 bis 17 Mei­ len in der Breite, ist größtenteils mit dichten Waldun­ gen besetzt, daher wenig bewohnt, und hat an den mei­ ste» Stellen steile Küsten, die großen Schiffen gefährlich find. Sie besteht auS 4 Gebieten, dem holländische», dem der schwarzen Portugiesen > der europäischen Portu­ giesen, und der größtentheils unbekannte» Landschaft Belo, auf der südlichen Seite, deren kleine Sultane bald die holländische, bald die portugiestsche Partei ergreifen. Die Timorianer besteh« aus vielen Dölkerfchaste», und find theils Mohammedaner, theils Heiden, von mittlerer Größe, gerade und gut gewachsen, schwarzer Kupferfarbe, und haben theils krauses Haar, wie die Papuer, theils glattes, langes Haar, wie die Mohren. Die Ureinwohner find die

©untfer

—»

S u r g ä n e p.

163

Außer dtefen Etogebornen woh­

Haraforen oder Alforösen.

nen hier auch Hollander und schwarz/ Portugiesen, welche

letztre seit Jahrhunderten so ausgeartet sind, baß sie mehr den Negern als den westlichen Europäern gleichen.

Suniker

Ihre

(Sunici), ein germanisches Volk.

Lage ist ungewiß.

Civilis bemächtigte sich von dem Ub.er-

Gebiete aus ihres Landes,

die D> ücke

und Labro ließ

über die Maas abwerfen, und fetzte sich ihm mit einem zufammengeraffren hinter

Corps

diesem Flusse

Betaster,

entgegen,

Tungrer und Nrvier

um feine weitern Fort­

schritte jn hindern: es läßt sich daher mit Grunde ver­ muthen,

daß sie den District zwischen

den Ubiern und

der Maas tone, und also die Ubier und Tungrer,

viel­

leicht auch die Gugerner zwischen beiden in Nordwesten

und Westen,

im

Süden vermuthlich

die Treverer ober

ihre Schutzverwanbten, zu Nachbern gehabt haben. — Sie

wohnten demnach in einem Theile der lüttlchschen

Graf­

schaft Franchimont, in dem größten Theile von dem Herzogthume

Limburg,

in dem Gebiete Aachens,

n. s. w.

Man glaubt gewöhnlich, die Suniker wären Abkömmlinge der Chatten oder Sueven,

die von Tiber mit den Si-

gambrern in Gallien waren versetzt worben. S u r a fe n e r

der prasischen

(Surasenä).

Daß in dem Herzen

Besitzungen im alten Indien am Ganges

zu der Zeit, als ihre Macht am größten war,

Namen der einzelnen Völkerschaften erhielten,

sich die

aus denen

die Monarchie erwuchs, beweist bas kleine Volk der Surasenä, mit welchem, ihren zwei Städten Methora (Ma­ tura) und Klisobora und der vorzüglichen Verehrung des Herkules uns Megasthenes bekannt macht.

Plin. belehrt

uns, daß die beiden Städte an der Mündung des Iemna, folglich eine von beiden an der Stelle des heutigen Allahabad lag, welches noch immer als eine den Jndiem

besonders heilige Stadt bekannt ist. E n r g ä n e n.

Neben und zwischen den Permzäkrn woh-

164

Surinam.

neu die ©urgdnen, eine der russich-finnischen Völker­ schaften, imweliko-ustjugischen Gebiete der Statchalterschast Wologda, und in dem Gouvernement Perm und Tobolsk. Dtests Volk nennt sich selbst, so wie die Permler, Komi oder Komi-Murt. Ihre Sprache, die mit der persischen fast dieselbe und mtt der finnischen sehr nahe ver­ wandt ist, hat sich noch erhalten; in Religion, Lebensart und Sitten haben sie sich aber den Russen so sehr genä­ hert, daß sie kaum mehr zu erkennen find. Sie wurden mit den Permiern im vierzehnten Jahrhunderte zum christ­ lichen Glauben gebracht. Surinam, am Flusse dieses NameuS, zwischen dem 6ten und 7ten Gr. nördlicher Breite, an einer 76 See­ meilen langen, niedrigen, ost überschwemmten Küste, un­ ter einem ungefundeu Himmel, warb nicht erst von den' Holländern angebaut, sondern mit den ersten Anlagen erobert. Die Meinungen über die erste Entdeckung dieses Erd­ strichs find getheilt. Einige schreiben sie dem Christoph Colon (1498) zu; andre behaupten, er wäre erst von Dascv Nunnez (1504) entdeckt worden. Im I. 1595 besuchte Walther Raleigh diese Küste, und segelte den Qronoko hinauf, um daS vermeintliche Eldorado zu finden. David Peter de Vries fand (1654) in Kurinanr 6« Eng­ länder, unter einem Capitain Marshall, welche sich mit dem Toback^bau beschäftigten, und 1640 machten die

Franzosen einen Versuch, Surinam anzubauen, den sie aber bald aufgaben, weil die Anpflanzung zu große An­ strengungen gegen Moräste und Ueberschwemmungen er­ forderte. Im I. 1650 sandte korb Willoughby von Perham, mit König Karls II. Bewilligung, ein Schiff aus, um von diesem damals unbesetzten Land- Besitz zu nehmen; dem mehrere folgten. Die neuen Ankömmlinge lebten in gutem Vernehmen mit den Eingebornea, bauten fleißig Toback und Zucker, und errichtete« eine starke Festung.

Eygambrer

165

Doch schreiben einige diesen ersten Anbau des Landes de« Portugiesen, noch andre den Franzosen, zu. Der Flor dieser kleinen Colonke hatte indeß nicht lange Bestand; denn im Kriege zwischen König Karl II. und den Holländern nahmen diese, welche die Portugiesen aus Brasilien vertrieben hatten, im Jahre 1667 die neu« Colonie den Engländern weg. Den Holländern gehört Surinam seit dem Frieden zu Breda (1667). Anfänglich wurden diese häufig von den Eingebornen beunruhigt, di« sogar verschiedene Colonistea kn ihren Pflanzungen ermordeten. Um diese Zeit verkauste die Provinz Seeland, deren Eigenthum eigentlich die Nieder­ lassung war, das Ganze an di« holländisch-westindische Compagnie. Hierauf ward Cornelius vo« Aarfen Herr von Som, melsdyk, einer der Eigenthümer, »684 als Generalgou­ verneur nach Surinam geschickt. Die Holländer dämm­ ten nach der Welse wie in ihrem Daterlande die Flüsse ; ein, trockneten die Sümpfe aus und zogen Colonisten nach Surinam. Man vermehrte jährlich die Plantagen, bauet« Paramaribo, Fort Neuamsterdam und Sommelsdyk. Diese Colonie ttaf auch mancher Unfall. I. I. 1712 landeten hier die Franzosen und forderten schwere Brand­ schatzungen ; die Neger entflohen von Zeit zu Zeit in die Wälder, und sammelten sich unter dem Namen der Maroonneger, die 1749, 1772 und 1774 zahlreich und ge­ fährlich aus ihren Wildnisse» hervorbrachen. Die Hol­ länder besiegten sie selbst mit europäischen Truppen nicht, sondern mußten ihre Unabhängigkeit anerkennen, ihnen jährliche Geschenke versprechen und völlig freien Handel zugestehen. Aber dennoch blühte diese Colonie herrlich auf. I. 1.1780 rechnete man 70,000 Negersklaven. Zwi­ schen 1765 bis 1777 lieferte Surinam jährlich lni Durch­ schnitte für acht Millionen Colonialwaaren. S ygambrer (Stgambri, Sicambri', Sugam-

Sygambrer.

166

bri), eins der mächtigsten istävonifchen Völker In West­

deutschland. Die Gränzen dieses ansehnlichen Volks reich­ ten wahrscheinlich, am Rhein, von Emmerich bis südwärts

an den Sieg und gegen Osten an die Lippe bis zu doa

Ihre Sitze umfaßten also einen

Gränzen der Bmeterer.

Theil von Cleo?, das Herjogthum Berg, Recklingshaufen, Essen und ein nordwestliches Stück von Mark.

Dieses

Volk'machte einst einen mächtigen Bund der istävonifchen

Völker aus ',

zu denen die Bructerer und wahrscheinlich

noch einige kleine Völker auf der Südseite der Lippe ge­ hörten.

Aks der Bund der Sygambrer sank, erheb sich

der der Cherusker.

Die Römer vernichteten ihn.

Schon

Cä-ar that einen Einfall in die Länder der Sygambrer. Während der bürgerlichen Kriege brachen die Sygambrer und die mit ihnen Verbündeten oft über den Rhein hin­ ein. Nur die Udler hielten ihre Einfälle ab. Sie muß­

ten aber dafür, wie die Bataver, viel leiden.

Sogar ein

römischer Legat wurde von ihnen geschlagen.

Jetzt eilte

Augustus herbei und that, theils durch angelegte Festungs­ werke, theils durch Drusus Anstalten, diesen Streifereien

Einhalt. Lande.

Im I. R. 742 überfiel ste Drusus in ihrem

Sie verliefen stch in die Wälder, aber Drusus

verheerte, was er antraf, und diesen Zug wiederholte er

im folgenden Jahre.

Er fand die Sygambrer nicht zu

Haust, sondern auf Streifereien gegen die Chatten begrif­

fen. Sie eilten aber sogleich herbei, und droheten, dem Römer de« Rückzug abzuschnetden. Es kam zur Schlacht und die Sygambrer erlitten eine solche Niederlage, daß sie nun «eiter ein großes Volk zu seyn aufhörten, und

die Römer sich

mitten in ihrem Lande anbayeten. —

Bald darauf (I. R. 746) versetzte Tiberius den größten Theil der Sygambrer an die Westufer des Rheins,

wo

ste von nun an Gugerni hießen, und zwischen de« Ubiern

und Batavern wohnten.

Der Rest begab stch zu de»

Bructerern, wo er nachher den Winkel zwischen dem

G y m b r e r.

Syrer»

167

Rheine und der Lippe bewohnte. Er kommt erst im Bun­ de der Cherusker, dann der Franken, vor. Die ehemali­ gen Länder der Sygambrer nahmen bis zur vartantschen Niederlage die Römer, dann die Marfi, ein. Symbrer (Simbri), etu Stamm und Rest der Japoden (nicht, wie man glauben könnte, der Cimbern). Die Symbri kommen schon vor dem zweiten punifchen Kriege vor. Syrer. Syrien hat nicht immer einerlei Umfang ge, habt, sondern bald mehr bald weniger Lander in sich be­ griffen. Die Hebräer nannten es Aram, die Araber Scham Al Scham, oder Schamalt-Alard, das linke Land, oder der zur linken Hand liegende Theil der Erde. 1) Zu Mojrs Zeiten schloß wahrscheinlich der Name Aram den größten Theil der Länder zwischen dem mittel, ländischen Meere, den Gebirgen AmanuS, Taurus, dem Tigris, südwärts bis an Arabien und Aegypten in sich, ausgenommen Phönicten, Palästina und die von den Kanantien um OronteS bewohnten Gegenden. Das mosai­ sche Aram begriff also das eigentliche Syrien, Cölesyrien, Mesopotamien, selbst ein Stück jenseits des Tigris, einen Theil von Sophone und Adiabene. Aram hieß alles Land, wo Aramäisch gesprochen wurde. Zu dem großen Nolke der Aramäer gehörten gewissermaßen Abraham und seine Verwandten (1 Mos. 25, 20). Bei den Syrern hießen auch die Assyrier, weil sie Aramäisch sprachen, Aramäer. 2) Zu Davids Zeiten scheint, im Ganzen genommen, das nämliche unter dem Namen Aram verstanden wor, den zu seyn, näml'ch der größte Theil des jetzigen Soristans (Syrien), das jetzige Dschefira (Mesopotamien), ein kleiner Theil der Armenischen Gebirge tat Norden von Nisibis, und ein kleines Stück von Assyrien. In diesem Lande fand man folgende Königreiche und Provinzen: Aram Damaskus, Aram Zobah, Bram Maachah, Pad,

168

Syrer.

dan Aram, Aram Beth-Rechob,

das Heltte Reich Tob,

Hemath, Hamalh, Chamad, Arphad, u. f. w. 5) Nach Alexanders Zeiten rechnete man zu Syrien

auch Palästina und Phönikien. Provinzen Syriens duf:

Man zählt folgende als

Syrla Palästina,

Eyria Phö-

nice, Cölesyrien (Hohlsyrien), Syria Seleucis, Cyrrhesttra

Tommagene.

4) In den mittlern Zeiten wurde es eingetheilt in

Syriain, oder Syriam primam,

S. salutarem,

oder se-

cundam, S. Euphratenfein. 5) Die Araber rechnen zn Syrien oder Scham (wie in Z) Palästina und Phönikien.

so wie es unter türkischer

6) Das heutige Soria,

Hoheit steht, hat ungefähr die Ausdehnung, die unter 3)

und 5) bemerkt worden ist, es ist >8»2 Q- M. groß und besteh; aus vier Paschaliks. — Das jetzige Syrien gränzt

westwärts an das mittelländische Meer, nördlich an den Tau­ rus, östlich an den Euphrat und das wüste Arabien, und süd­ lich an das petraische Arabien.

Es liegt zwischen dem 31.

und 37. Gr. N. Br. und dem 52. bis Z8sten der Länge. Das Volk der Syrer erwuchs aus Kananitern und

mesopotamischen Aramäern.

In Syrien gab es, wie in

andern Ländern, anfänglich eine Menge kleiner Staaten,

unter welchen der Staat von Damaskus und von Ha­ math

die mächtigsten wurden.

Die Stadt Damaskus

kommt schon in Abrahams Geschichte vor, und Hamalh,

d. t. die nachher sogenannte Stadt und Gegend Epiphania, am Orontes, mag wol eben so alt oder auch noch älter seyn.

Dor Hadareser oder Hadadeser

(1040



1036

v. Chr), lebten die Syrer in Freiheit unter eigenen Kö­

nigen; seitdem aber kamen fie, dem größten Theile nach, unter die Herrschaft des Königs Hadareser von Zoba (Ni-

sibis) in Mesopotamien, der ein ehrgeiziger Mann war. Er gerieth mit dem Könige David in Krieg,

der ihn,

nebst einem ganzen Haufen kleiner Könige von Syrien,

Syrer.

»6g

6k ihm bekgtstanben hatten, unterjochte (1056 v. Chr.).

Syrien mußte nunmehr den König David als seinen Oberherru erkennen, aber es glückte dem Reson (um 980 v. Chr. G.> sich von der israelitischen Bolmäsigkeit loszumachen und ein neues Reich zu stiften.

Er «ar der erste Inländer,

der unter dem Titel eines Königs von Damaskus über ganz Syrien herrschte.

Benhadad I. (um 900 v. Chr)

ober, ein Sohn des Tabrkmon, trat mit Affa, König von Juda, wider Barsa, König von Israel, in ein Bündniß

und fing die ersten Feindseeltgkeiten gegen Israel an, die sein Sohn,

Benhadad II. (um 830), mit aller Macht,

jedoch mit abwechselndem Gtäcke fortsetzte.

Endlich aber

wurde er auf dem Krankenbette von Hasael getödtet, der fich nunmehr zum Könige von Syrien aufwarf.

Unter

diesem hatte Syrien sein goldnes Zeitalter. Hasael wurde Herr über Juba und Israel, allein unter feinem Sohne,

Benhadad HL, gingen alle diese Eroberungen wieder ver> loren, und Ierobeam II., König von Israel, machte fich sogar Syrien selbst unterwürfig und zinsbar.

Rezin ste.llte

zwar den verlohrnen Ruhm der Syrer wieder her.

Er

eroberte sogar den Seehafen Eleth wieder, aber Tiglatpklasar von Assyrien nahm ihm Crone und Leben.

Syrien

wurde nun eine assyrische Provinz, und verpfianzte seine

Einwohner nach Oberafien an den Fluß Kur (v. Chr. 740).

Syrien hat viele Revolutionen erfahren.

Die Assy­

rer bemächtigten fich beinahe des ganzen Landes, bas Ju­ däa nördlich liegt.

Die assyrische Monarchie wurde von

den Chaldäern zerstört, die auch Syrien eroberten.

Auf

die Chaldäer folgten die Perser unter dem Cyrus, und

auf die Perser die Macedonicr unter Alexander d. Gr. Nach Alexanders Tode fiel Syrien an den Seleu-

; IehtztaUsende bei ihrem Rückzüge.

Tabag0

ist die südlichste unter den caraibischen Inseln und liegt unter u Gr. 20 M- N. Br. und 42 Gr. WLänge. Sie hat >4 Q- M- Flächeninhalt. Eie wurde

‘72

Labafser

L a m b u k i.

Im Jabre 1498 von ColumbuS entdeckt, es ist aber un­ gewiß, ob die Spanier hier eine Colonie angelegt habe». Ums I. 163s wurde sie von den Holländern besetzt und Neuwalchern genannt; jedoch wurde diese Colonie in Kur­ zem von den Spaniern und Indianern wieder vernichtet. Einige Jahre darauf schickte Jacob, Herzog von Curland, eine Colonie seiner Unterthanen hteher, die ein kleines Fort und eine Stadt erbaurten, die in kurzer Zeit blü­ hend wurde. Allein die Holländer kamen znm zweiten, male hieher und behaupteten die Insel, jedoch unter dem Schutze der Franzosen, welche aber zuletzt die erster» ganz verbi äugten.- Im Frieden 1765 wurde sie an Großbri­ tannien abgetreten und im I. 1783 eroberten die Fran­ zosen Tabago. Die Bevölkerung der Insel bestand im I. 1788 aus 13,950 Köpfen. Taba fse r (Tabaffi). Zwischen dem Sardonix und Bettigo-Gebirge im alten Indien, folglich an beiden Ufern des Nanagunastusses, hauseten einstens die Labasst oder Labast, ein großes Volk der Magi. Der Raum, welchen ihre Bestimmung auf der Charte fället, spricht von keinem großen Volke«; aber wir kennen auch keine Magi in Indien. ' Ptolem. theiltzihnen keine Städte zu. Nach feinen Angaben saßen sie an beiden Ufern des Narbuddaflusses, im heutigen Popal und weiter südlich in Berar. T a z a l e n (Läzali). Weiter gegen Norden von den Benikontes besetzten alle noch übrigen Theile des östlichen Landes die Täzalt. Außer dem Vorgebirge Läzalum, längs der Küste von Schottland, kennt Ptolem. nur Einen Ort bei ihnen. Lamariker, ein Volk in Hispania Tarraconenst, wohnte auf der nächsten Spitze über den Nerieru, die auf der äußersten Landspitze saßen. T a m b u k i. Jenseits deS Zomo im Hottentottenlande fängt, nach Sparrmann, bas Volk der Tambuki an. Auf eben die Weis« hat Reenrn seine Lage bestimmt, und da-

T a m v t e r.

>75

durch Sparrmanns Nachrichten bas Siegel der Wahr« h->it aufgedrückt. Die Tambuki sind ,n Ansehung der Farbe und des Wuchses den chinesischen Hottentotten ähnlich, aber mächtig und streitbar. Sie sollen Oefeu haben, nm Metall zu schmelzen, bei welchem Geschäfte jene sich zu Holzträgern verdingen. An die Tambukt gränzt eine noch streitbarere und wüthigere Nation, die Mambuki. Die TambukieS (Tambökies, TambookieS), oder Lambuschies, welche Eisen und Waffen besitzen, fübrren zu der Zeit, als Vaillant in Afrika war, Krieg M't den Koffern. Patterson erwähnt M Hottentottenstamms der Tambukies, welche Benennung aus brr von Sparrman-- bemerkten Aehnlichkeit zwischen den chinesi­ schen Hottentotten und den Tambekies erläutert werden kann. Tamuler. Dir verschiedenen Bewohner der Ostküste an der Halbinsel diesseits des Ganges oder der Küste von Coromandel heißen eigentlich Tamuler, und reden eine ei­ gene Sprache, werden aber von den Europäern fälschlich Malabaren genannt. Sie sind schwarzbraun, ziemlich groß und gut gewachsen, aber weichlich und verzagt. Viele gehen ganz nackend, außer daß sie ein schmales Tuch um die krnben gewickelt haben, andre kleiden sich wie die Malabaren, und noch andre gehen gleich den Hin­ dus bekleidet. In den Ohren kragen beide Geschlech­ ter ungeheure große Ohrengehänge. Die meisten Frauen­ zimmer, deren Tracht sich übrigens wenig von der männ­ lichen unterscheidet, haben an jedem Arme, so wie an den Beinen, zehn bis zwölf Ringe, so wie auch an den Fin­ gern und Fußzehen, um den Hals aber große Ketten, die bis zum Magen herabhängen. Die Haare werden mit Kokusöhl gesalbet, und entweder geflochten, oder hinten am Kopfe um eine Haarnadel gewunden. Zn Absicht der Speisen und Getränke leben sie äußerst mäßig. Ihre Religion ist mit der hindostanischen z'rmlkch

Tappas —

»74

Tarantaner.

dieselbe, nur daß sie mehr Götzen haben.

Sie find gleich

den Hindus in Casten getheilt. Tappas.

Die Tappas find nur wenig bekannt.

Man

vermuthet, daß es dasselbe Volk sey, welches bei Snelgrave unter dem Namen Tuffes vorkommt,

von denen

ein ansehnliches Corps den Truppen des Guadscha Truto, Beherrschers der Dahomer, (1708) in die Hai.de fiel, und gänzlich geschlagen ward.

Achtzehnhundert Gefangene

wurden damals in das königliche Lager gebracht, und von

diesen unverzüglich nicht weniger "als vierhundert hinge-

rtchtet,

die übrigen aber zu Sclaven gemacht und zum

Theil verkauft.

Gleichwol mußte dieses Volk sehr mach,

tig geworden seyn, denn es zog einen bestiyrmten Tribut von den Eyus. Tapurer (Tapuri).

Südlich unter den Mardi fas­

sen vor Alters in dem schon niedrigern Gebirge zwischen Parthia und Media die Tapuri (Tapyri); also in Media

Atro^atene.

Sie waren in dieser Gegend minder mächtig,

und standen unter einem persischen Statthalter.

Aber jen­

seits Parthien, in den Bergen zwischen Hyrkanien und Aria, kommt ihr Name ebenfalls zum Vorschein.

Ste­

phanus Byzantinus nennt sie Tapyrrhi.

Außer diesen werden noch mehrere kleine Völkerschaf­ ten von dem nämlichen Stamme gezählt.

Ptolem. nennt

die Margafi und setzt sie unter die Gell,

nördlichen Lauf des Flusses Sefidrud.

also an den

Strabo stellt die

Kyttti in die Nähe der Tapuri; und Plinius die Etauri

in eben dieselben Berge.

Wix wissen von ihnen allen

nichts als den Namen. Tarantaner oder die Bewohner des Berges Taranta

in Abessynten sind meistens arme Sclaven und Hirten der wolhabendsten Einwohner in Dixan.

Sie sind von Farbe

nicht schwarz, sondern dunkel gelblich,

tragen den Kopf

bloß, an den Füßen aber Sandalen,

um die Schultern

ein Ziegenfell und um den Unterleib ein baumwollenes

Tarbeller

T a r a r e n.

175

Tuch. Das Haar ist gekräuselt wie baS der Neger im westlichen Theile von Afrika, aber nicht von Natur, sonbcrn durch Kunst. Ein jeder fährt ein hölzernes Stäb­ chen bei sich, womit er die Locke hält, und um eine Schraube wickelt, bis sie sich in die verlangte Form krau» felt. Die Männer tragen zwei Lanzen und einen großen Schild von einer Ochsenhaut in den Händen. Ein krum­ mes Messer, dessen Klinge unten ungefähr drei Zoll breit ist^ und sechszchn Zoll Länge hat, steckt auf der rechten Seite in einem groben baumwollenen Gürtel, der sechs­ mal um den Leib gewunden wird. Alle Arten von Vieh sind In großer Menge bei ihnen vorhanden und Kühe und Ochsn von vorzüglicher Schönheit. Tar b e ller (Tarbelli), unter Burdigala in Aqui­ tanien bis an die Pyrenäen und Hispaniens Gränze, an der Küste. Das Land ist fandigt und unfruchtbar, nur Hirse zieht man. Aber der Sand enthält viel Klümp­ chen reinen Goldes. Ihre Stadt, Aqua Tarbellicä, oder Augustanä (jetzt Acis), war berühmt wegen ihrer kalten und heißen Bäder. Tarusater (Tarufates), zwischen den Vosatern und Ausciern. Ungefahr im heutigen Marfan. Tataren. Dieser Völkername ist so sehr gemißbraucht worden, daß bei einigen Geschichtforschcrn sogar der Zweifel entstanden ist, ob es je «in eigenes Volk dieses Namens gegeben habe. Man hat nämlich unter dieser Benennung alle Nationen und Völkerschaften oberhalb Persiens und Indiens bis an das östliche Weltmeer ve.

Dieses i unb,

welches auch Tufan und Butan, wie auch von der Haupt­ stadt Lassa und Barantola genannt wird, ward bis 456 von einheimischen Königen regiert. Rach deren Auester­

ben setzten sich die Chineser 790, wahrend der Thronsolgestreitigkeiten, in dessen Besitz.

Gegen noo regierte es

von ihnen abhängig Concion Kielpo, dessen Sohn, Kankoquinbo, Groß - Lama von Sechta, wegen seiner vorgebli­

chen Wunder und Wiedergeburt des Gottes Giamjang in seiner Person, von dem Kaiser von China über ganz Ti­ bet und Groß - Lama ernannt ward.

Im Jahre 123a

brachte der König von Tzhang, einer Provinz des Landes, den größten Theil desselben an sich,

und 1255 kam es

durch Cublaj unter die Mongolen; 1568 wieder unter die

Chineser.

Kanko-quinbo hatte Nachfolger, die sich, wie

er, für Wiedergeborne ausgaben, und wovon Kielva Ke-

dun 1462 (»4*6) von den Chinesern die Vorrechte seines

Vorgängers erhielt, und das Oberhaupt der Lamaischen Religion in ganz Tibet mit dem Titel Dalai - Lama ward.

Sein Nachfolger, Kielva Nga-tzhe, entledigte sich 1620 (1630) der Mitregentschaft des Königs von Tzhang durch

Tibet.

211

Hülfe des Taifchen der Choschoten Gnschi, und verband

nun die weltliche Regierung mit der geistlichen, übergab aber die Verwaltung der e.rstern dem Guschi unter =•?#

dnngener Lehnspflicht, auch behielt er die Oberhaud überdie Parthei des Dogbo Bantfchin, eines Priesters im süd­ lichen Tibet, und ward als Oberhaupt der Religion von

den Elurhen anerkannt;

welches Ansehen doch zwischen

1630 bis 1661 durch den Abfall seines Kutuktu oder geist­ lichen Verwesers bei den eigentlichen Mongolen, und 1690 des bei den Kalkas Mongolen, welche sich auch für Wie-

dergeborne ausgaben, wieder verringert ward. Die europäischen Mifsionarien siedelten sich ebenfalls

in Tibet an,

und außer Marco Polo,

des ,3ten Jahrhunderts bereisete,

der es am Ende

besuchten es bis auf

das letzte Viertel des iSteit Jahrhunderts lauter Geistliche; nur Schade, daß ihre Berichte über die Geschichte -es Landes keinen Aufschluß geben.

Die Soongaren (Dsongaren) entrissen den Chinesern die Herrschaft über Tibet. Nachdem der Dalak - Lama,

Losang,

Lüye,

(1706) gestorben war,

nahm Cingkirkhang, ein

den Thron von Tibet ein;

setzte aber auch bald

wieder einen Lama zum Dalai - Lama,

mit Widerspruch

einer Gegenparthei. Hieraus entstanden langwierige Kriege

mit China, bis die unterliegende Parthei (1714) Zagan Araptan, Chan der soongarischen Kalmücken, zu Hälfe rief.

Kangbi, dec chinesische Kaiser, verjagte ihn aus sei ­

nen Eroberungen, setzte einen Dalai - Lama ein, übertrug aber die weltliche Regierung einem Statthalter.

Diese

Trennung der geistlichen und weltlichen Gewalt veranlaßte in Tibet mancherlei Revolutionen, bis endlich der Hof zu Peking (1752) beide Würben in Einer Person wieder ver­ einigte.

Als wenige Jahre nachher der Soongacenstaat

zerstört war, vereinigte Kienlong den nordöstlichen Theil Tibets

mit seinem Reiche.

In dem chinesischen Tibet

herrschte seitdem der Dalai - Lama; in dem freien oder O 2

eia

Tiguriner-

Tibet.

südlichen ein andres geistliches Oberhaupt, Bogdo - Lama ober Bogdo - Bantschin oder Tischu Lama genannt.

Die brittische Oberherrschaft in Bengalen brachte kurz vor dem letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts die

Engländer mit Tibet in nähere Verbindung. Seitdem sind

zwei brittische Gesandtschaften an den Hof des Dalai # La­ ma abgegangen (i?74 und 178o), um das durch die Un­ ruhen in Nepal unterbrochene Handelsverkehr wieder her­ zustellen. Diese Unruhen veranlaßten die Chinefer, Nepal zu besetzen, und auf diese Weise erweiterten sie ihre Herr­

schaft bis Bengalen.

Die chinesischen Statthalter erlaub­

ten keinen Handelsverkehr;

daher ist gegenwärtig alles

Verkehr mit Tibet aufgehoben, und die Engländer arnb-

ten keine Früchte mehr von den ehemaligen Gesandtschaf­ ten. durch die sie den Handel zwischen Bengalen und Ti­ bet zu befestigen suchten.

Vielleicht richtet die von Ruß­

lands Alexander abgeschickte Gesandtschaft mehr aus.

Ttguriner (Ttgurini).

Die

Tiguriner führten

wahrscheinlich von Tigurum (Zürich) den Namen, erschei­

nen beständig als Gehülfen der Cimbern, und sind uiistreitig ein helvetisches Volk. Denn mit diesem machte näm­

lich ein Theil der Tiguriner gemeinschaftliche Sache, und

brachen in das Gebiet der Allobroger ein.

Die Römer

stellten zwar beiden eine Armee entgegen, aber der Consul

Luc. Cassius wurde von den Tigurinern völlig geschlagen, und selbst getödtet, und M. Aurel. Scaurus hatte gegen

die Cimbern das nämliche Schicksal. Siege wanderten

Ungeachtet dieser

beide Völker doch nicht nach Italien

ein, sondern zogen nach dem transalpinischen Gallien, und von jetzt an findet man sie, in Verbindung mit zwei an­

dern Völkern, den Teutonen und Ambronen. Diesen ver­ einigten Völkern stellten die Römer ein neues großes Heer

unter dem Consul Cn. Manlius, und dem Proconsul Q. Servil. Cäpio, entgegen.

Beide wurden jenseits des Rho-

banus völlig geschlagen.

Nun streiften sie überall im gan-

Tiguriner



Tinian.

#15

zrn westlichen Europa, besonders in Gallien, herum; nur

von den Velgen wurden fie zurückgetrieben. ihnen Italien wieder in den Sinn.

zwei Heere.

Endlich kam

Sie theilten sich in

Die Cimbern und Tiguriner wanderten ge­

gen Osten dahin, wo sie schon bei ihrer ersten Ankunft die

Römer angefallen hatten. zogen gegen die Rhone,

Die Teutonen und Ambronen um auf der Westseite über die

Alpen nach Italien zu dringen.

Daselbst wartete Marius

mit seinem Heere schon drei volle Jahre auf sie, wahrend

denen er seine Soldaten geübt und abgehärtet hatte.

Er

stand in einem befestigten Lager, ließ sie vorbeiziehen, folgte ihnen bis Aquä Sextia (Aix in Provence) nach, schlug

und zerstreuete sie gänzlich

Die Tiguriner kehrten nach

dieser Niederlage ihrer Bundesgenossen, aug den östlichen

Alpen, welche sie besetzt hatten, wieder in ihre vorige Heimath zurück.

Der Rhein trennte sie von Germanien; der

Bodensee und Rhein vor seinem Einflüsse in diesen See von Vindelicien und Rhatien. Ihre Nachbarn in Süden und Südwester» waren die Tiguner, in Westen die RauFolglich bewohnten sie den Canton Zürich größ-

raker.

tentheils, das Thurgau, die Grafschaft Daaden am rechten Ufer der Aar, Appenzell u. f. w. Sie hatten viele Städte. T i m p r a. Das Königreich Timpra (Tipra, Tipora, Tipura, Tripura), Ascham gegen Süden, ist ein noch völlig

unbekanntes Land, das nichts besitzen soll, was die Neu­

gier der Reisenden und die Geldgier der Kaufleute reizen könnte. In den neuesten Nachrichten, die man davon hat, sieht es wie ein Land da, das mit Wildnissen bedeckt

ist,

und von wilden Stämmen bewohnt wirb,

die sich

untereinander aufreiben, vom Fleische der Elephanten, Schweine und andrer Thiere leben, und noch auf einer tiefen Stufe der Menschheit stehen. Tinian. Diese, zwischen Manila und Acapulco in Süd-

Amerika gelegene, Insel hat Spanien im Jahre 1784 be­

setzt, befestigt, und mit einer Garnison belegt, welche in

Toleriner

214

Torgoten.

Zukunft den Weltumseglern nicht gestatten wird, dieses ir­

dische Paradies so zu nützen, wie ehedem Lord Anson ge-t than hat.

T o l e r i n e r (Tolerini und Tolerienses), Stamm der Lateiner.

Plutarch,

ein

Plinius und Dionys.

Halle, erwähnen derselben. Tombut oder T o m b u k t u, eines der bedeutendsten Lander in Nigritien am Niger.

mitteln, Hansthieren und Gold.

Es ist reich an Lebens­ Der Regent nebst den

vornehmsten Staatsbedienten sind Mauren.

Er herrscht

ganz unumschränkt, ist sehr reich, hält einen prächtigen

Hofstaat,

und ein starkes Heer.

Jusef von den Almoraviden von Marocco eroberte um 1069 Nigritien, wo sein Oheim das Reich Melli stif­

tete. Seine Nachkommen errichteten wahrscheinlich Gago und Tombut, letztres um 1221. In Tombut ward So-

nihelis Stamm um 1500 von Abubark Ischia vom Neger­ stamme verdrängt, das Reich durch Eroberung vieler be­ nachbarten Staaten erweitert, und die Regierung der Al-

mvraviden in Nigritien geendigt.

Tombut war 1752, und

noch 1785 dem Reiche Marocco zinsbar. T 0 p a.

Die Topa, die anfangs in Sibirien um den See

Baikal gewohnt haben, die Scheu - schen, Geschlechtsver­ wandte der Sien - pi, die ursprünglich im Norden von

Leao - tong und Lore« wohnten, waren wilde nomadische Horden, deren Namen, nebst ihren Wohnsitzen, nur um

der Hunnischen und Siensischen Geschichte willen merk­ würdig sind. T 0 r g 0 t e n.

Die Torgoten scheinen sich spat und mit

einem kleinen Anfänge zu einer besondern Horde gebildet zu haben. Einige Kalmücken wollen ihre Benennung von Turuk Tnrugur herleiten, welches so viel als Uendür, Riesen,

oder große Leute bedeuten soll, und sagen, eine Leibwache des Dschingis - chan, die sie als Stammväter ihrer Vor­

nehmen ansehen,

habe diesen Namen gesäyrt.

Um die

Lorgoten.

Toxiandrer.

215

häufigen Kriege zu vermeiden, entfernten fie sich, unter

Anführung ihrer Fürsten,

zeitig von der Soongartschen

Macht, und zogen immer westlicher in der Soongarei bis

in die wolgaischen Steppen am' Jemba und Uralfluffe. Schon 1616 soll diese Horde Rußland den Eid der Treue

geleistet haben, und hieß eben so gewöhnlich die wolgaische als torgvtische Horde.

Da sie also durch ihre Vor-

sicht fast ein Jahrhundert,

von Zeit ihrer Trennung an,

ohne verheerende Kriege gelebt hatte, so war 1662 die Anzahl der Kibitken oder Familien auf 50-- bis 6o,noo

angewachsen.

Vom Jahre 1761 an ward Ubuscha Vice,

chan der wolgaischen, an Vieh und Geld reichen, Horde, welcher mit der russischen Regierung in Uneinigkeit ge-

rieth, weswegen der Chan und das Volk etwas ringe, schränkt wurden. Dieses sowohl, als auch die Klagen des

Volks und ihre Geistlichkeit bewogen die ganze Horde, bis auf 6# bis 7000 an der Wolga zurückgebliebener Torgo­

ten, im Winter 1770 und 1771 auszuwandern.

Sie zo­

gen daher, mit Soongaren vermischt, von den Ufern der Wolga und des Zaik in die Gegenden des Jlystroms zu­ rück ,

und kamen noch wenigstens 500,000 Köpfe stark

daselbst an.

Der Chan Ubuscha leistete dem Hofe zu Pe­

king (1771) die Huldigung Bald nach ihrer Entweichung verlangte Rußland, daß die Chineser den Flüchtlingen die

Aufnahme versagen sollten; aber der Kaiser erwiderte, daß die Torgoten wegen der von Rußland erfahrnen Bedräk-

kungen, und nicht auf seine Anreizung, ausgewandert wä­ ren.

Vielmehr verewigte er üm Jlystrome ihre Ankunft

durch ein eigenes Denkmal. Toxiandrer (Toxiandri,

Toxandri),

indem

heutigen Seelande und dem nördlichen Theile von Flan­

dern, welches noch zusammenhängendes, aber mit Süm­

pfen durchschnittenes, Land war. nen wirklich zuzukommen,

Diese Lage scheint ih­

da man von keinem andern

Volke weiß , welches daselbst gesessen hatte.

Ueberhaupt

Trapezunt.

216

L r e v i r e r.

war dieser Winkel'den Römern sehr unbekannt.

Plinius

setzt hinzu, daß es Unterabtheilungen der Völkerschaft gab. Trapezunt (Färstenthum, nachmaliges KatserthuM).

Als die Franzosen und Denetianer im Jahre 1204 daS griechische Kaiserthum zerstückelten, fielen die asiatischen Provinzen griechischen Prinzen zu.

Ueber den Pontus und

Paphlagonien eigneten sich zwei Enkel des Kaisers Andro-

nikus Comnenus von seinem Sohne Manuel,

die beiden

Comnenen, Alexius und David, die Regierung, unter dem

Titel Despotä, zu, woraus die Nachkommen des Alexius, man weiß nicht wie frühe, das Kaiserthum Trapezunt er# richtet haben. — Von der Geschichte dieses Reichs sind kaum die Namen seiner Regenten übrig geblieben: 1. Ale­ xius Comnenus I. oder der Große; 2. und 3. zwei Com-

nene, deren Vornamen verloren sind; 4- Johannes Cvmnenus, der zuerst den kaiserlichen Titel geführt haben soll;

5. Alexius II. ums Jahr 1295; 6. Basilius I; 7. Basi­ lius II. oder der jüngere; 8- Irene Paläologina, des vo­ rigen Gemahlinn um 1539; 9. Comnenus mit einem un­

bekannten Vornamen; 10. Alexius III. vor 1580; 11. Jo­ hannes II. oder Kascho Johannes um 1449;

Comnenus,

12. David

welcher sich und sein Reich im Jahre 1461

oder 1462 an Mohammed II. ergeben mußte. vom Comparative

Trevirer (Treveri, Treviri),

des Adjectivs treu, ein germanisches Volk, für das sie sich selbst ausgaben, obgleich Tacitus sie nicht dafür halt. Unstreitig hatten sie diesen Namen noch ehe sie nach Belgien

gingen.

Weil sie sich im belgischen Gallien niederließen,

rechnete man sie zu den Galliern.

Sie wohnten in der Ge­

gend vom jetzigen Trier, waren dort ein Hauptvolk und

frei.

Sie stießen am Rheine an die Vangioner, und, ehe

diese und die Tribocker und Nemeter heräberkamen, un­ streitig an die Mediomatiker an.

Gegen Süden gränzten

sie jetzt an die letzter», gegen Westen an die Renier, von denen sie vermuthlich die Maas trennte,

gegen Norden

Trevirer

Tribokker.

S17

an die Nervier, und wahrscheinlich auch an die Eburoner und Menapier, und, da die Ubier herüber aus Germania

transrheuana kamen, auch an diese, gegen Osten an den " Rhein, der sie erst von den Ubiern, nachher von den Chat­

ten trennte.

Ihr Gebiet erstreckte sich weit über die Mo­

sel vom Rheine tief in den Ardennerwald.

Ungewiß isis,

wann und unter welchen Umstanden sie auswanderten, und

welches Land sie im eigentlichen Germanien bewohnten.

Sie waren gute Krieger, in den Waffen geübt, aber wild,

hatten in ganz Gallien die beste Reuterei, und eine starke Armee zu Fuße.

Casar mußte daher mit 4 Legionen gegen

sie zu Felde ziehen,

sie verloren zwar ihre Freiheit, die

sie lange unter Roms Oberherrschaft genossen hatten, weil

sie sich mit dem Civilis gegen Rom verbanden, mögen sie aber doch wieder erlangt haben.

Von ihnen hat die Stadt

Trier den Namen (Colonia Trevirorum, oder schlechtweg Treviri), eine der drei wohlhabendsten Städte in Gallien,

die größeste in Gallia transalpin«, die Hauptstadt unter den edlen Städten, berühmt durch den Aufenthalt verschie­

dener Fürsten oder Cäsarn, und wegen des ausgebreiteHier hatte der Prä-

ten Handels und einiger Fabriken.

fcctus Prätorio Galliarum seinen Sitz. T r i b a l l e r (Triballi), eine Nation in Niedermösten

unterhalb des Ciabrus (Ischia).

Sie wohnte in Bulga­

rien, und gehörte zu den illyrischen Nationen.

Tribokker (Tribocci, Triboci), gallische wirkliche Germaner, die den größten Theil des heutigen Elsaß, vor­ züglich in und um Straßburg, inne hatten.

Sie wohn­

ten am Rheinufer nebst den Vangionen und Nemetern. Und es ist kein Widerspruch, wenn die Lage dieser ge­

nannten Völker anders von Tacitus,

anders von Pli­

nius und Ptolemäus angegeben wird.

Tacitus ordnet sie

den Rhein abwärts, Plinius aufwärts.

Die Völker wohn­

ten untereinander, wie sie zu Cäsar's Zeiten im Lande der Sequaner einanartiert wurden, oder sich selbst einquartier-

218

tert.

Trtbokker



Trinidad (la).

Plinius nennt sie Tribochi.

Man leitet den Name«

von drei Buchen her, noch jetzt findet man im Elsaß eine» Flecken, zu den dreien Buchen genannt. Die Gcrmaner lies­

sen sich an jedem Haine, der ihnen gefiel, nieder, denn die Baume hielten sie für heilig. Daher haben noch manche

Oerter den Namen von Baumen erhalten.

Ptolemäus

(2,9) erwähnt noch Breucomagus (Brotomagus) und Elcebus (Helzeboe) als Stabte der Tribocker, von denen man die Spuren in dem jetzigen Dränit (Brämat) und

Ell findet.

Ihr Land gehörte, ehe sie einwanderten, den

Mediomatrikern.

(Ehrvests) Heere, gen wurde.

Sie befanden sich mit unter Ariovifius

da er von Casar in Gallien geschla­

Im fünften Jahrhunderte wurde ihr Gebiet

von den einfallenden Barbaren sehr mitgenommen, und zuletzt, nach verschiedenen fruchtlosen Versuchen, den Ale­

mannen zu Theil. Tricorier (Tricorii) wohnten in Gallia Rarbo-

nensi, in der Gegend von Brian^on oder Gap in de» "lpen. Tr i k a si e r (Trikasii,

Trikassini,

Trecasses),

östlich neben den Carunkes in Gallia Lugdunenfi.

Ihre

Stadt war Augustobona, hernach Tricaffes, jetzt Tronnes. Trikastiner (Trikastini).

Einige Meilen östlich

von Valence bis gegen Grenoble hin,

auf der Südseite

der Jsare (Isere), neben den Segalaunern in Provincia Narbvnenst. Trinidad (la), eine der Inseln unter dem Winde.

Sie liegt südwestlich von Tabago, unter dem loten Grade 58 Minuten nördlicher Breite, und enthalt etwa 144 Qua­

dratmeilen.

Im Innern befinden sich mehrere Gebirge,

welche fast ein Drittheil des Ganzen ausmachen, und der Insel, die überhaupt gut bewässert ist, mehrere Flüsse ge­

ben.

und den Europäern gar Die Bevölkerung soll sich im Jahre 180a

Das Klima ist ungesund,

nicht günstig.

auf &2,ooo Köpfe belaufen haben.

Drei Jahrhunderte stand

Trinidad ununterbrochen

Trinoanter.

Tripolis.

219

unter spanischer Oberherrschaft, wo sie aber nur schlecht bebaut und benutzt wurde.

Im neuesten Revolutionskriege

wurde sie von deu Britten besetzt, und diesen auch im Frieden 1801 abgetreten.

Trinoanter (Trinoantes), mit ihrer Stadt Kamudolanum, dem heutigen Colchester.

Kent, und vielleicht

ein Theil von Herfordshire, Suffolk und Middlesex, ware» also das Eigenthum dieser Völkerschaft, die unter dem Namen Trinobantes bei den ältesten Schriftstellern bekannt

genug sind.

Tripolis liegt zwischen dem aZsten und Z7sten Grade der Lange, und .gfien bis ZZsten Grade der Breite, west­

wärts am Reiche Barka, und enthalt 4681 Quadratmeilen. Die Zahl der Einwohner ist nicht bekannt. An der Käste hat cs den Meerbusen Sidra, birge Garean,

und im Innern das Ge­

eine Fortsetzung des Atlas.

Die Luft ist

gesund, und wird durch Seewinde gemäßigt und erfrischt, von dem Landwinde aber öfters so mit Staub angefällt und erhitzt, daß man ersticken oder verschmachten möchte. Vom May bis in den October fällt kein Regen, wohl aber häufiger Thau, wodurch die Nachte sehr kühl, und für die

Gesundheit sehr gefährlich werden.

Der Boden ist an den

Kästen nur mittelmäßig fruchtbar, im Innern aber, be­

sonders auf der Südseite des Gebirges, ganz wüste und unfruchtbar.

Die Einwohner sind größtentheils Mauren,

welche Handel mit Safran treiben, sich aber meistens vom

Raube nähren. unabhängig,

rung.

Die arabischen Stämme leben zum Theil oder im beständigen Kriege mit der Regie­

Die Sbanduttcn, eine Tagereise von Maffufin, sind

ein so räuberisches Gesindel,

wagen darf.

daß sich niemand unter sie

Die Regierung ist aristckratisch, unter dem

Schutze des GroßherrDas Oberhaupt ist der Pascha,

welcher einen Divan zur Seite hat. schätzt man auf 500,000 Thaler,

zen werden von Deys regiert.

Seine Einkünfte

Die einzelnen Provin­

Tripolis.

320

Die Gegend um Tripolis war den Alten unter dem Lybien war schon vor

Namen Lybia tripolirana bekannt.

dem ersten punischen Kriege den Carthagern unterwor­ fen , es hatte also nachher einerlei Schicksal mit ihnen

(Vergl. Caxthager).

Römer, Vandalen und Saracenen

wechselten hier in der Herrschaft. — Bis 1159 hing Tri­

polis (S. Araber-

von den Almohaden von Marocco,

und seit 1206 von den Abuhafs von Tunis ab, und mag

sich um 1509 unter Omar von diesem Stamme, oder erst unter Abul Amin (Mucamen) vor »499 von Tunis ab­ gerissen haben, da die Tripolitaner die Statthalter absetz­ ten, und sich einen eigenen König wählten.

Hernach er­

oberten die Genueser die Stadt, und 1505 die Spanier, die aber den damaligen König, Abubarc, unter Bedingung

der Lehnspflicht und des Tributs um 1516 wieder ein­ setzten ,

der sein Land abermals durch Schereddin von

Algier ( 1555) verlor. Bald hernach nahm es Karl V. wieder ein, und überließ es den Malthesern. Diesen nahm es der berühmte türkische Seeräuber Dragut (1551) wie­

der ab, und unterwarf es dem Sultan Soliman, der es anfangs durch Paschen, hernach von einem Sangiak (Sand­

schak) regieren ließ,

der vom Pascha von Tunis abhing.

Im Jahre 1600 machte sich Sangiak Mohammed Bey von

der Oberherrschaft der Paschen los,

und stiftete die Re­

gierung der Beys unter dem Schutze der Türken, und

mit Beibehaltung eines besondern, und von Tunis unab­ hängigen, Paschen, doch ohne Antheil an der Regierung. Im Jahre 1672 ermordeten die türkischen Soldaten de»

Pascha Osman, und wählten einen Dey; nachmals nah­

men sie wieder einen Pascha an.

regierte, hieß Ali Ben Karemali.

Der Pascha, der »739

Die Seeräuberei war

ehedem hier so, wie in Algier und Tunis, die Quelle eines

großen Reichthums, so lange die Einwohner wohlhabend

genug waren,

Schiffe auszurästen.

Sie zerstörten den

Handel aller Nationen, und wurden eben daher häufig in

Tripolis



Trojaner.

221

Kriege verwickelt. Ludwig XIV. ließ Tripolis zweimal züch­

tigen ( i68i, 1685); doch zogen die meisten Staaten güt, So ward mit Holland ein Freund­

lieh« Vergleiche vor.

schaftsvertrag geschlossen im Jahre 1705;

mit England

tm Jahre 1716, 1751, 1762 und 1736; mit Dänemark

1762; mit Venedig 1765; mit Schweden 1764; mit Spa­ nien 1784; mit Frankreich 1685, erneuert 1795; mit den

vereinigten Staaten von Nordamerika 1766. Trtumpiliner (Trtuinpilint), ein unberähmtes Volk unter den Euganern in Ober - Italien, zwischen den

Flüssen Larius nnd Athesis. Trojaner Troas erstreckte sich am Hellespont und an dem ägäischen Meere vpn AbydaS bis zum Vorgebirge

Lekton, und östlich bis zum Aesepus.

Das Land war sehr

fruchtbar, und klühete besonders durch Bergbau und Han­

del. — Der Hauptort ist das berühmte Ilion (Troja war

der Name der Gegend), ohne alle Ruinen. Auch die Geschichte dieses Landes ist in Mythen ge­ hüllt, die wir nicht ganz aufzudecken vermögen.

frühesten Zeiten sollen

hier Cünmerier

In den

gewohnt haben.

Als einer der ältesten Könige wird Teucer genannt,

der

aus Creta herüber geschifft seyn soll; daher vielleicht der gleichnamige Ida.

Nach ihm kommt ein Dardanus auS

Samothracien mit seiner Gemahlinn Chryse aus Arkadien Nach Troza: Beide führten wahrscheinlich Colonien au§ jenen Gegenden ein.

Sie erhalten das Bild der Pallas,

von dem das Schicksal Ilions nachher abhing. — Sein Nachfolger Erichthonius wird, als ein friedliebender und reicher Fürst geschildert. — Nach ihm wird Tros ge^

nannt, der Erbauer von Tros und Stammvater einer be­ rühmten Familie. Sein Sohn, Ganymedes, ward von Tantalus, Herrscher in Sipylus,

beleidigt,

für Tros unglücklicher Rachekrieg entstand.

folger des Tros, setzte den Krieg fort;

woraus ein Jlus, Nach­

Tantalus ward

vertrieben, und sein Sohn, Pelops, wanderte nach Grie-

Trojaner.

222

chenland (um 1520) aus, der Grund zu den Feindseeligkeiten zwischen Trojanern und Hellenen, besonders den Pelcpiden. — Laomedon, der ihm folgte, erbauete die Burg von Ilion. Nach mancherlei Unglücksfallen, als: Ueber-

schwemmungen, Pest, griff (um 1250) Herkules, einer der

Argonauten, weil man ihnen, wahrscheinlich als Griechen, Lebensmittel versagt hatte, Troja an, und plünderte die

Stadt. Hierdurch mußten Trojaner und Hellenen noch mehr gegen einander erbittert werden. Podarkes (Priamus), der allein mit seiner Schwester Hesione bei dem Kriege gerettet

war, befestigte daher die Stadt gegen neue Angriffe, die auch bald folgten.

Alexander oder Paris, Sohn des Priamus,

raubte die Helena, die vorher schon Theseus entfährt ha­

ben soll, die Gemahlinn eines Pelopiden, Menelaus. Sein Bruder, Agamemnon, versammelte die Hellenen; und Pria­

mus, dein damals eine ansehnliche Strecke von Kleinasien gehörte, brachte ein Heer von 50,000 Kriegern zusammen, in dem auch Thracier'unter Rhesus, ja, selbst Aechiopier

und Assyrier unter Memnon (das heißt vielleicht: Völker aus Osten und Süden) gewesen seyn sollen. Eine Reihe von Jahren,

mit der unbestimmten Zahl zehn gerannt,

ward in der Ebene um Ilion gekämpft, die Stadt endlich eingenommen und zerstört. Doch herrschten über die Ver­ anlassung, Führung, und über das Ende des trojanischen

Krieges sehr verschiedene Sagen. — Die Griechen zogen nach Hause; die Trojaner verließen zum Theil die Ge­ gend: Antenor soll mit Henetern aus Paphlagonien nach Ober-Italien,

Helenus nach Macedonien,

und Aeneas

mit Trojanern nach Mittel - Italien gezogen seyn ,

und

andre Kleinasiaten, besonders Phrygier, nahmen das Land

ein,

daher Kleinphrygien.

Die spätern Schicksale und

Herrscher desselben sind uns unbekannt;

es kam endlich

unter lydische Herrschaft. Im trojanischen Kriege finden wir Trojaner (Teue­

rer, Dardaner), reicher und gebildeter, als die Hellenen:

Trojaner.

Truchmrnen.

L2Z

doch reden sie dieselbe Sprache, denn im Homer wird kei­ nes Dolmetschers erwähnt; auch haben sie zum Theil hel­

lenische Götter, als: Pallas, Aphrodite, Zeus, Apollon, was ihre gemeinschaftliche Abkunft beweis't,

wie der

enthusiastische Dienst der Cybele ihre Vermischung mit

Phrygiern. Die Trojaner kamen in der Folge mit den andern Kleinafiaten unter persische, macedonische, syrische und rö­ mische Herrschaft,

dann bci der Theilung der römischen

Monarchie zum morgenlandischen Kaiserthume, und end-

lid) in die Hände der rohen Osmanen. Truch menen. Das Stammvvlk der Truchmenen oder der alten Turkomanen, die von den Russen terekmenische

Tataren genannt werden, nomadistrt noch jetzt an der öst­ lichen Küste deS caspischen Meeres, wo sich sein Gebiet

bis an den Aralsee und Persien erstreckt.

Die Truchme-

nen, von denen hier die Rede ist, besitzen an der West­

seite des caspischen Meeres den Theil des camasischen Ge­

birges ,

der sich von dem genannten Meere bis an die

Provinz Kachet, des georgischen Staats, ausdehnt.

Die

rnehresten Distrikte haben ihren eignen gemeinschaftlichen

Fürsten; andre bilden besondre Staaten, und einige stehen

auch unter fremder Oberherrschaft. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gerieth ein Theil dieser Horden unter das Joch des torgotifchen Fürsten Ajuka, und bei dieser Gelegenheit begaben

sich viele trnchmenische Familien zu den vrenburgischen,

ufaischen und astrachanischen Tataren.

Als im Jahre 1770

die Flucht der Kalmücken erfolgte, befreite sich auch der

Ueberrest dieses Volks,

der bisher unter kalmückischer

Herrschaft gestanden hatte, und diese nomadisiren jetzt als

freie Unterthanen des russischen Reichs, um die Mündung der Kuma.

'Ihre Anzahl wird noch stets durch neue An

kömmlinge vermehrt, die den Kirgisen entstehen, und bci

den orcnburgischen und ufaischen Tataren zwar einzeln

L2q. Ltcherem « ssen



Lschuktschen.

aber doch in keiner geringen Anzahl angetroffen werden (Vergl. Caucasische Nationen).

Tschere missen.

Die Tscheremissen, eine russisch­

finnische Völkerschaft, wohnen in dcn Statthalterschaften

Wjätka, Kasan, Simbirsk und Ufa, an beiden Wolgaufern, vorzüglich aber am linken.

Manner.

Eie nennen sich Mari, d. h.

Ihre Sprache ist zwar mit tatarischen und rus­

sischen Wörtern vermischt,

aber doch als ein finnischer

Dialect zu erkennen. Das höchste Wesen nennen sie Iuma. — Zur Zeit der Tataren waren sie denselben unter­

worfen , und wohnten südlicher zwischen der Wolga uhb

dem Don; mit dem Untergange der tatarischen Herrschaft kamen sie an das russische Reich, und selbst in diesem Zu­ stande behielten sie noch eine Zeitlang ihre eigenen Chane, die aber mit der Erlöschung des fürstlichen Stammes auf­ Ehemals waren sie ein Hirtenvolk, unter der

hörten.

russischen, Regierung sind sie aber nach und nach Acker­ leute geworden.

Ihre

jetzige Anzahl ist nicht bekannt;

Witsen schätzte sie auf 2o,o«o. Tschetschingen. Die Tschetschingen, sonst auch Mik-

schessen und Atakhen genannt, weil die zwei kleinen Na­

tionen sich mit ihnen vereinigt haben, bewohnen den öst­ lichen Theil der großen Kabardei,

zwischen den Quellen

des Lereck, und des in ihn fallenden Sunche, mitten im Caucasus. Sie sind russische Schutzverwandte, geben Geis­ seln, und stellen 5000 Reuter.

Tschuktschen. genannt,

Die Lschuktschen, auch Tschukotschen

bewohnen die nordöstliche Landspitze von Sibi­

rien, gegen das Eismeer und das östliche Weltmeer, wel­

che das tschuktschische Vorgebirge (Tschuktskoi Nos) heißt. Dieser Landstrich ist einer der unfreundlichsten in ganz Si­ birien.

So wie das Land, sind auch seine Bewohner: das

wildeste, härteste, unbändigste, roheste und grausamste Volk

Sibiriens.

Bis jetzt ist nur ein geringer Theil davon der

russischen Crone zinsbar; denn alle Versuche, sie unter­ würfig

Tschuwaschen.

Tubanten.

22Z

würflg zu machen, warm vergeblich. Von dim Innern ihres Landes, von ihrer eigentlichen Verfassung, und ihrer Bevölkerung haben wir daher nut unvollständige Nach­ richten ; die neuesten Berichte sind von Lessep und BillingS- Man schätzt sie auf 4000 Bogen oder streitbare Manner. Die Tschuktschen haben so viel AehnlicheS mit den Korjären, daß mau versucht wird, beide Völker für Stammverwandte zu halten. Sie theilen sich in zwei gänzlich von einander verschiedene Stämme, in den ansäßigen Stamm oder die Küstenansiedler und in die wan­ dernden oder Nennthier-Tschuktschen. Tschuwaschen, eine der Russisch# finnischen Völker­ schaften, die sich selbst auch eben so nennen, sind ein sehr zahlreiches Volk, das für mehr alS 200,000 Köpfe steuert. Sie wohnen vorzüglich zu beiden Seiten der Wolga, und finden sich in den Statthalterschaften Tobolsk, Wjätka, Nifchegorod, Kasan, SimbirSk und Ufa. Ihre Sprache nähert sich jetzt mehr der tatarischen als der finnischen, da­ her einige Geschichtforscher sie auch nicht zu diesem letztern Völkerstamme zahlen; doch haben sie in ihren Sitten und Gebräuchen noch eine überaus große Aehnlichkeit mit den mehresten finnischen, besonders aber mit den beiden letzt­ genannten Nationen, den Woljäken und Tscheremlssen. Diese drei Völkerschaften wohnen sämmtlich in Dörfern, aber niemals in Städten; sie sind an den Ackerbau ge­ wöhnt und haben die nomadische Lebensweise verlassen; sie lieben das Pferdefleisch, sind größtentheils Heiden, ha­ ben Zauberer unter sich, und eine Art gottesdienstlicher Plätze, die sie mit dem gemeinschaftlichen Ausdrucke Kermet bezeichnen. Auch opfern sie sämmtlich Pferde, worin ihre vornehmste religiöse Feierlichkeit besteht. T u b a n t e n (Tubantes). Die Tubantm besaßen nach den Chamaveru den nördlichsten Strich am Rhein; aber auch sie find noch vor Cäsars Zeiten von da ausgezogen, nnd finden sich im ersten Jahrhundert südwärts von der Vierter lchrit V

raS

Tublnzr ».

Türken.

Livve'in den nördlichen, bergigem Theilen der Grafschaft Mark, und in der Grafschaft Recklmgshausen. Daher konnten sie so schnell Nachricht haben und zu Hälfe eilen, als Germaniens die Marser unvcrmulhet überfiel. Tacitus nennt sie bei der Arlseinandersetzung der Völkerschaf­ ten nicht, entweder weil er sie unter die unbedeutenden rechnet, oder weil sie schon zu seiner Zeit tiefer in das Land sich gezogen harten. Auch diese werden ost mit un­ ter der allgemeinen Benennung Cherusker begriffen. Bei K i' ruäuS stehen sie viel weiter südlich in Hessen, gegen Fulda zu; wahrscheinlich weil sie bei dem unglücklichen Schicksale der Cherusker sich auf einige Zeit an die Chat­ ten geschlossen hatten. Im 4ten Jahrhundert erscheinen sie wieder als ein Theil der Franken. T u b i n z e n. Die Tubinzen machten vor der russischen Eroberung Sibiriens einen mannstarken und streitbaren samojedischen Stamm aus, der sich an der Ostseite des Jtnisei um den Tubafluß aufhielt, und diesem den Namen gab. .Allein sowohl Krieg als auch die Vermischung mit andern samojedischen und tatarischen Völkern haben ihn fast ganz aufgerieben, so daß sich gegenwärtig nur noch ein tubinskisches Geschlecht bei den katschinskischen Tata­ ren, in der Gegend, wo der Bach Koksa in den Jenisek füllt, befindet. Es ist sehr schwach, hält sich zwar sorg­ fältig zusammen, ist aber jetzt weder in Sprache und Le­ bensart, noch in irgend einer Sache von den Katschinzen ve> schieden. Türken. 1. Das älteste, vielleicht auch wichtigste Volk der Türken, vom Stamme Asena, wohnte (440) am Berge Altai und Flusse Jrtisch und unterwarf sich damals den Scheuschen. Von diesen machte sich Tumuen, Jl Chan genannt, (552) los, uud gründete einen unabhängige», mächtigen Staat. Im I. 581 entstand durch die Tren­ nung des Apo Chan, der das Reich der westlichen Tür­ ke» stiftete, und von Schetu abfirl, eine Theilung, und

Türken.

227

letztrer regierte über den Theil der Nation, den man den. östlichen nannte, fort.

Ein

andrer Stamm der Nation,

die Hoike, standen (429) unter

den Topa Tataren und

Goei, welche zu den östlichen Tataren gehörten, erhoben fich

529 (v?r Tumuen),

gericthen 600 unter die westlichen

Türken, machten stch von dieserOberherrfchaft unter Schi­ kien frei (606), der ihr Reich stiftete, und nahmen da­

mals den Runen Hoike an; 744 bezwangen ste die östli­ chen Türken, ihre ehemaligen Overberren, und 759 die Ki-

kiasii, weiche, nach der um 705

erfolgten Zerstörung des

Reichs der w-stlichen Türken, sich dieser Länder bemäch­

tigt batten.

Durch diese Eroberung des Landes der Asena»

Türken wurde die östliche und westliche Ta;arei vereinigt. Sie behaupteten ihre Herrschaft in diesen Landern nicht län­ ger als bis 840; da sie von den eben erwähnten Kikiasu vertrieben und solcher wieder beraubt wurden.

Sie zer­

streuten und wandten sich nun theils nach China, theils

in die zwischen China und Mavaralnar gelegnen Länder,

Welche sie Turkestan nannten, und wurden in beiden Ge­ genden den Chinesern Unterthan.

Im I. 999 machten sie

dem Reiche der Samaniden ein Ende und eroberten Bochara, mußten es aber an die Gaznertben abtreren.

Im

I. 1124 wurden ste von den Kitanen aus dem östlichen Theile von Turkestan vertrieben, und ihr Reich ward wahr­

scheinlich um diese Zeit zerstört.

2. Wahrend der Zelt der Herrschaft der Hoike in der östlichen und westlichen Tatarei (744 — 840) und in Tur,

kestan (84c» — 1124)

faßen

andre Völkerschaften

der

Türken in Kaptschak, vertrieben einander wechselsweise, und ließen stch nach und nach theils jn Europa nieder, theils wandten sie sich nach den südlichen Provinzen, und wur­ den dort mächtig. Die Gazaren, die zuerst 212 bekannt wurden, da ste

zwischen der Wolga und dem casplschen Meere wohnten, wurden 449 den Hunnen des Attila, 462 — 465 den BulP 2

Türken.

227

letztrer regierte über den Theil der Nation, den man den. östlichen nannte, fort.

Ein

andrer Stamm der Nation,

die Hoike, standen (429) unter

den Topa Tataren und

Goei, welche zu den östlichen Tataren gehörten, erhoben fich

529 (v?r Tumuen),

gericthen 600 unter die westlichen

Türken, machten stch von dieserOberherrfchaft unter Schi­ kien frei (606), der ihr Reich stiftete, und nahmen da­

mals den Runen Hoike an; 744 bezwangen ste die östli­ chen Türken, ihre ehemaligen Overberren, und 759 die Ki-

kiasii, weiche, nach der um 705

erfolgten Zerstörung des

Reichs der w-stlichen Türken, sich dieser Länder bemäch­

tigt batten.

Durch diese Eroberung des Landes der Asena»

Türken wurde die östliche und westliche Ta;arei vereinigt. Sie behaupteten ihre Herrschaft in diesen Landern nicht län­ ger als bis 840; da sie von den eben erwähnten Kikiasu vertrieben und solcher wieder beraubt wurden.

Sie zer­

streuten und wandten sich nun theils nach China, theils

in die zwischen China und Mavaralnar gelegnen Länder,

Welche sie Turkestan nannten, und wurden in beiden Ge­ genden den Chinesern Unterthan.

Im I. 999 machten sie

dem Reiche der Samaniden ein Ende und eroberten Bochara, mußten es aber an die Gaznertben abtreren.

Im

I. 1124 wurden ste von den Kitanen aus dem östlichen Theile von Turkestan vertrieben, und ihr Reich ward wahr­

scheinlich um diese Zeit zerstört.

2. Wahrend der Zelt der Herrschaft der Hoike in der östlichen und westlichen Tatarei (744 — 840) und in Tur,

kestan (84c» — 1124)

faßen

andre Völkerschaften

der

Türken in Kaptschak, vertrieben einander wechselsweise, und ließen stch nach und nach theils jn Europa nieder, theils wandten sie sich nach den südlichen Provinzen, und wur­ den dort mächtig. Die Gazaren, die zuerst 212 bekannt wurden, da ste

zwischen der Wolga und dem casplschen Meere wohnten, wurden 449 den Hunnen des Attila, 462 — 465 den BulP 2

Türken.

328

garen und Ungarn in der Kuban Unterthan; 679 rückten sie nach Europa, und breiteten ihr Reich in der Kuban

bis in die Stimm aus.

Neben ihnen saßen unstreitig um

diese Zeit am casptschen Meere die Comanen, die mit ih-

neu, ven Turkornannen, Oguflern (auch Gozzen und Uzen genannt) auch den Ortokiden für einerlei Volk gehalten werden, und ebenfalls aus Kap-tschak stammten; sie ver­

einigten sich mit den Chajaren und vertrieben (882) die Pnscheneger, ein andres türkisches Volk, das 859 bekannt

ward und biü dahin in Astrachan wohnte , aus diesem

Lande, von wo sich letzter nach bet Stimm, und 892 nach der Moldau wandten, und auch da 1050 von den Coma­ nen wieder verdrängt wurden, welche sich aller ihrer Län­

der bemeisterten.

Die Chazaren

Po'janea oder Russen

hatten

bis

868 die

bei Kiew zu ihren Unterthanen,

nach dieser Zeit aber machten diese sich nicht nur von ihnen frei, sondern bezwangen sie selbst, 964 und 1016 zerstör­ ten st« ihr Reich gänzlich mit den Griechen.

ren den Russen noch 1123 Unterthan.

Sie wa­

Die Turkornannen,

Onokiden genannt, ebenfalls auS Kaprschak, eine beson­ dre Völkerschaft der Comanen, mögen sich von diesen

ihren Landsleuten (852) getrennt hahen, und wandten

sich (1058) nach Syrien, wo sie (1082) von den Seld-

schuken Jerusalem erhielten und

1096 verloren: hingegen

in Mesopotamien und Syrien kleine Reiche stiftete«, die bis ungefähr 1192 und 1231 dauerten.

Don ihnen stam­

men die neuern Turkornannen in Charazme und Mava-

ralnar her;

und andre Stämme der Turkornannen, die

(1284) bei Balk am Amu wohnten, trennten sich damals.

Ein Theil, die sich Turkornannen vorn schwarzen und wei­ ßen Schöps nannten, zogen nach Armenien und Mesopo­ tamien, und errichteten (1405 und 1468) besondre Rei­

che in Aderbidschan und Irak Arabei, die fie den Oschingisen von Persien entzogen, und gegen Ismael Sophi von Persien yerlohren (vid. Persien).

Ein Theil blieb zurück

Mttb zog sich nach Aftarabat und Charazme, wo sie noch wohnen, die erstern «erden die abendländischen, die andern

Zu eben der Zeit, da die

die morgenlandischen genannt.

Orrokiben nach Syrien sich wandten (1058), gingen an­

dre Stimme, die Ogusier, nach Chorasan, wo sie in der Folge den Schahs von Charazme

unterthanig wurden,

und hernach (1209) sich nach klein Asien begaben.

z) Indem in Kaptschak unter den dasigen türkischen

Stämmen der Chazaren,

Comanen und Perscheneger so

große Revolutionen und theils in Europa entstanden, stif­

teten einzelne Personen dieses Volks, die als Sclaven an

den Hof der Challfen verkauft wurden und daselbst zu hohen Ehrenstellen gelangten (b2o — 973, , ansehnliche

Reiche in verschiedenen der vornehmsten Provinzen des

Chalifats; die Taheriden gründeten dergleichen (ßao) un­ ter Taher in Chorasan, die Tuluniden unter Tulun (878)

und die Jkschidier unter Mohammed (93t), «n Aegypten .und Syrien und entzogen sich der Bothmaßigkeir ihrer Oberherren. In Gazna gründete (973) Alptechin, ein

türkischer Sclave, Statthalter der Samaniden in Chora­

san ,

die sich vorher von dem Chalifat in Mavaralnar

abgeriffen hatten-, oder Sebectegin von gleichem Stande

und Stamme ein Reich, das sich in Indien und Mava­ ralnar ausbreitete, und durch die Ghuriden (1183) sein Ende fand.

4) Das mächtigste

derjenigen

Reiche, welche

die

Türken unter dem Chalifat und in dessen Ländern grün­ deten, war das der Seldschuken (Seljuciden).

Seldschuk,

Anführer eines angeblichen curdischen Stamms, den Chans von Turkestan (985).

diente

Sein Nachkomme Tog-

rulbey nahm (1058) zu eben der Zeit, da die Turkoman-

nen, Orrokiben, und Ogusier sich nach Syrien und Cho­ rasan wandten), zuerst Besitz in Chorasan.

breitete sich (1072 — aus, schwächte

sich

Dieses Reich

1091) in Iran und Vordersten durch

Theilungen (1105), und

Türken.

SZS

1097 durch Absonderung des Reichs Charazme, das Mo­

hammed, ein türkischer Sclave, Statthalter der Seldschu-

ken in Cbarazme, gründete, und sein Sohn Aziz (1138) vergrößerte.

Es fiel durch die Mongolen,

die die ver-

schiednen getrennten Reiche (12-24, 1226, 1264 u. 1294) unter fich brachten, und auch Charazme selbst (1229) be­

zwangen. 5) Osmannen. Verschiedene Emire der asiatischen Uzen traten nach Zerstörung des türkischen Staates von Chowaresm durch Dschingis in die Dienste der Seldschuken

von Jkonium.

Die Mongolen griffen auch dieses türki­

sche Reich an, das nun die in ikonische Dienste getretenen Emire zu vertheidigen hatten.

Wahrend des Hauptkam-

pfes mit den Mongolen (1242 — 1292) gelangten diese

Emire bald durch die Dankbarkeit der Silrane von Jko-

nium, bald durch Gewalt zu Macht und Unabhängigkeit, und da sie in den Gebirgen wohnten,

so fiel es ihnen

nicht schwer, ih'e Macht zu behaupten.

Doch versuchte

(1283) der letzte ikonische Sultan, Masud, einige dieser Emire wieder zu unterjochen; rief die Mongolen in Per, sie» zu Hülfe, und zog dadurch dem Seldschukenstaate von Jkonium (1292) die Zerstörung zu.

Die Emire, elf an

der Zahl, erklärten sich nun für Herren des Landes und

errichteten kleine Herrschaften-, Nachbarn zu vergrößern suchten. Emire war Osman.

die sie auf Kosten ihrer Der mächtigste dieser

Dieser setzte sich in Bithynien fest

und ward der nächste Nachbar der Byzantiner, mit de­ nen er zugleich in Krieg verwickelt ward.

Schon sein

Sohn und Nachfolger, Orchan, landete (1355) an der

thracischen Käste, und faßte festen Fuß in Europa.

Von

nun an dauerte der Kampf mit dem griechischen Reiche

in Europa fort bis zur Einnahme Constantinopels durch Mohammed II. (1453).

Durch die neuen Herrscher in Constantinopel wurde die Lage in Osteuropa völlig verändert.

Schon Servien,

Türke«.

LZl

Bosnien, die Walachey u. s. w. wurde« noch unter Mo, hammed II. von den Türken überschwemmt, wieder genommen: nur Belgrad,

erobert und

belagert von i5o>ooo

war ihnen unüberwindlich.

Mann und Zoc> Schiffen,

Zweimal suchte der Pabst die christliche Welt gegen diese Ungläubigen zu vereinigen (1459 und 1470), doch

ohne sonderlichen Erfolg. Nordeuropa

empfanden

das Daseyn des türkischen Reichs in Europa.

Nock Mo­

Ost-, West-/

Süd-

und

hammed II. erschuf eine Seemacht, vor welcher selbst die venetianische und genuesische verschwanden. Unglücklicher waren die Kriege seines Sohnes: Ba-

jessid II. (1431 — i5*s)r

Die höchste Macht erreichte

aber das osmannische Reich unter seinenr Sohne und

Enkel:

Selim I. und Soliman.

Selim I. (1512 - 1520)

bekriegte die Perser und dehnte sein Reich in Asien bis an den Tigris aus.

Das mamluckifche Reich in Syrien

und Aegypten zerstörte er C1517) und machte sie zu Pro­

vinzen.

Selims Sohn, Soliman (1520 — 1566), er­

oberte Belgrad und Rhodus.

Seine Kampfe galten vor­

züglich Ungarn, ob er gleich durch seine Seemacht das so

sehr geschwächte Italien hätte unterjochen können.

Er

siegte bei Mohacz (1526) über Ludwig II. von Ungarn

und gewann viel während Japolyas Kämpfe mit Ferdi­ nand von Oestreich um die Succession in Ungarn.

Die

Moldau ward ihm (1529) zinsbar; Penien kam zu fei­ nem Reiche, so wie Algier und Tunis; nur Maltha konn­

te er nicht bezwingen (1565). Mit seinem Tode erlosch die militärische Macht und

die nach außen sich erweiternde K m des osmanmschen

Reichs.

Seine Nachfolger waren größtentheils schwache,

im Serail erzogene Menschen, deren Lieblinge, unter be­ ständigen Cabalen, Räubereien, Hinrichtungen und Er-

preffungen sich behaupteten und wieder selbst verdrängten. Die Sultane selbst ließen öfters ihre Brüder und Ver-

Türken.

LZ2

wandte und alle schwangere Weiber des Serails Hinrich ten.

Eben so oft wurden die Großveziere gewechselt; ja

zuweilen sanken sie selbst als Opfer der Verschwörung. Die Janitscharen verwilderten, und mit dem Sinken ihrer

Disciplin sank auch ihre- Kraft.

Beyverfaffung

glich den

Die elende Pascha

und

mächtigen Satrapen des per­

sischen Reichs, kurz vor der Zertrümmerung desselben. Nur die Eifersucht der europäischen Mächte in neuern Zei­ ten hat diesen entkräfteteten und ohnmächtigen Staat noch

erhalten können.

Andre Mächte müssen ihn und seine

Provinzen vertheidigen; er selbst vermag es nicht; er kann sich nicht einmal seiner abtrünnigen Paschas bemächtigen.

Die Reihe der auf Soliman folgenden Regenten ist: Selim IL (Solimans Sohn, regierte 1546 — 1574), der das schon längst zinsbare Cypern in Besitz

nahm

(1572) und gegen Spanien und Venedig die Seeschlacht

bei Lepanto (in Livadien) verlohr. rad III. (1574 —

Sein Sohn, Mu­

1595), behauptete nach langwierigen

Kriegen mit Abbas von Persien Bagdad.

Mohammed III.

Murads Sohn (1595 — 1603); Achmed I. (1603 —1617);

und Achmeds Bruder: Mustapha I. (1617 — 1618. Os­ man II., Achmeds erster Sohn (1618 — 1622).

Dann

Mustapha

Nach

I. zum zweitenmal

(1622 — 1623).

ihm gelangte Achmeds zweiter Söhn, Murad IL, zur Re­ gierung (1623 — 1640). Dieser kämpfte persönlich ge­ gen Persien.

Murads Bruder, Ibrahim (1640 — 1648),

und nach seiner Erdrosselung sein Sohn, Mohammed IV (1648 — 1687), dessen Regierung durch die beiden Ve, ziere, Mehemed

Kiupruli und Achmed

Kiupruli (Va­

ter und Sohn), bis 1675 ausgezeichnet war.

ken entrissen den Venetianern (1669) Candia,

Die Tür­ und den

von den Ungarn an ihre Spitze gegen Leopold I. gestell­ ten Graf Tökeli erkannten sie als König an und unter­

stützten ihn.

Selbst Wien belagerten die Osmannen unter

dem Vezier, Kara Mustapha (1633); aber die Deutschen

Türken.

235

und Sobiesky nöthigten sie, die Belagerung aufzuheben-

Auf Mustapha folgte dessen Bruder, Soliman II. (1687 bis 1691).

Sein Vezier, Kiupruli Musiapha, hauchte

in die Armee und in den Staat neues Leben, kämpfte glücklich gegen Oestreich, eroberte Belgrad und blieb in

der Schlacht

bei Salankemen (in Sclavonien,

Kurz

hatte Solimans II. Bruder:

vorher

1691),

Achmed II.

(1691 — 1695), den Thron bestiegen, auf den Mahommeds IV. Sohn:

Mustapha II. (1695 — 1702) folgte.

Er verlor Asow an Rußland und im Karlowitzer Frie­

den (1699) mußte die Pforte Siebenbürgen und das Land zwischen der Dona« und Theiß abtreten.

Sein Bruder,

Achmed III. (1702 — 1750), verdrängte ihn vom Thro­ ne.

Während dieser Regierung wurden die Kriege gegen

Peter I. nicht mit Nachdruck geführt, und die erhaltenen

Vortheile (z. B- am Pruth 1711) nicht gehörig benutzt, obgleich

Asow

wieder

gewonnen ward.

schützte Karl XII. (1709 — 1714). Morea's (1715),

Der Sultan

— Die Wegnahme

das die Venetianer besaßen, mitten im

Frieden, veranlaßte einen Krieg zwischen diesen und dem Kaiser gegen die Pforte.

Im Frieden zu Passarowitz

(in Servien 1713) behielt die Pforte Morea; die Oestrelcher gewannen Temeswar, einen Theil der Walachey, von Servien und Bosnien und behielten Belgrad.

Ach­

med mußte resigniren und Mustapha's II. Sohn:

Mah­

mud I. (1730 — 1754), war sein Nachfolger. Gegen Ruß­ land und Oestreich brach ein Krieg aus (1756 — »739), den erstrer glücklich, die letzter» aber unglücklich führten.

Der nachtheilige Friede zu Belgrad (1739) brachte die östreichische Walachei-, Servien, Belgrad und Asow wie­

der an die Pforte.

Auf

Mahmud

folgte

sein Bruder:

Osman III.

(1754 — 1757); dann Achmeds III. Sohn: Mustapha II.

(1757 — 1774).

Der durch Frankreichs Mitwirkung ge­

gen Rußland angefangene Krieg (1768 —

1774) .ward

Sulinger.

T v g e n e r.

254

durch den nachteiligen Frieden zu Kutschuk Kaknardschi

(1774) unter Mustapha's Bruder: Abdul Hamid (1774 bis 1785) beendigt. Scbon p($t wurden die Kämpfe mit den aufrührerischen Bey's in Aegypten und mit den unzu-

sriednen Paschen, immer bedenklicher.

Catharina's und

Josephs II. Zusammenkunft in Cherson (1787) bewog die Pforte, an Rußland den Krieg zu erklären,

an welchem

Oestreich, als Alltirter Rußlands, Theil nahm. Er wurde durch die Friedensschlüsse zu Sjistowa und Jassy (1791)

Dieser Friede fiel ins zweite Jahr

beendigt (s. Russen).

der Regierung Selims (III., der seinem Onkel 1789 ge­ felgt war.

Bonaparte's Eroberung von Aegypten (1798) veran­ laßte dir Kriegeserklärung der Pforte an Frankreich und ihr Bändniß mit Rußland und England.

Eine türkifch-

msstsche Flotte eroberte die levantischen Inseln; blockirte An­

cona, und landete in Neapel und t:n Kirchenstaate. — Nach

langen

Zurüstungen

brach

Asien auf, ward aber,

endlich der Großvezier nach

ob er gleich bei El Arisch siegte,

bei Heliopolis geschlagen (1800). Pforte Aegypten zurück.

Im Frieden bekam die

Paswan Ogiu's und der Beys

in Aegypten fortdauernde Empörungen, die, soMie mehrere Paschen , die Pforte nicht zu stillen im Stande ist, zeugen von ihrer Schwäche und der nahen Auflösung beS ganze«

Staates. Lugen er

(Tugeni,

ein helvetischer

Toggeni),

Völkerstamm am Rhein, der sie von den Rhätiern trenn­ te.

Gegen Westen stießen sie an die Urbigeuer.

Strabo erwähnt ihrer,

Nur

sonst werden sie von den alten

classischen Schriftstellern nicht genannt.

Ihr Name kommt

vermuthlich von Tugenum ober Tugium $er. ten wahrscheinlich in den Cantonen Zug,

rus und den angränzenden Districten.

Sie wohn­

Schwyz, Gla­

Die Tugener ver­

einigten sich mit den Cimbrern gegen die Römer. Tulinger

(Tulingt) werden von manchen zu den

Tungufen.

Tungrer.

H-stvetiern,

mit denen sie

=55

großer Menge ausw^n-

in

bfitftt „ wie Cäsar erzählt, von andern aber richtiger zu

Nur Cäsar erwähnt ihrer nebst

den Deutschen gerechnet.

den kotobrigern.

Ihre Wohnsitze sind nicht gewiß bestimmt.

Wegen Aehnlichkeit mit dem Worte Stuhlingen, Du lingen, sonst Iultomagus, und Trugen, sonst Tenedum, im Würtem-

bergischen, machen sie einige zu Einwohnern dieser Gegenden.

Tungrer

(Tungri).

das nämliche Volk, nennt; oder vielmehr

mehrerer deutschen

Die Tungri sind ohne Zweifel

welches Cäsar Aduatuci

(Abvatuci)

nebst diesen die vereinigte Menge

kleinen Völkerschaften,

gleich nach den Advatukern setzt. kannte dieser noch nicht.

welche Cäsar

Den Namen Tungri

Tacilus meint, daß die Eer-

maner, oder die Völkerschaft, die anfänglich diesen Na­ men hatte, und von welcher hernach Germania den Na­ men erhalten haben soll, späterhin Tungri genannt wor­

den wären.

Er erzählt auch von diesen Tungrern, sie

Rätter, den Anfang gemacht,

über 'den Rhein zu geben,

um die Gallier aus ihren Besitzungen zu vertreiben.

Cäsars Zeiten hießen die Tungrer Eburonen, me sich wahrscheinlich verlor.

Vor

deren Na­

Ihre Wohnungen erstreck­

ten sich von der Mündung der östlichen Schelde, ostwärts bis unter Mastricht;

denn Ptolem. läßt sie gleich östlich

von der Schelde anfangen, und die Hauptstadt lag in der

Gegend von Mostrlcht.

Rechnet man noch die Eburonen zu

ihnen, welche Casar beinahe vertilgte,

und welche nach

ihm nicht weiter genannt werden, so wohnten sie auch auf der Ostseite der Maas, bis gegen den Rhein, in der Höhe

von Lüttich und Aachen; denn dieß ist der Strich, welchen Cäsar ihnen zueignet.

Aber unter dem Augustus besetzten

einen Theil dieses Strichs die Ubier.

T u n g u se n.

Die Tungufen, ein mandslmrifches Volk,

nennen sich Oewäen, nach ihrem vater, oder auch schlechthin,

mukhmaßlichen Stamm­

nach der Weise vieler sibiri­

schen Völker, Boje, d. L Menschen.

Tungufen heißen sie

szS

Tungufen.

nur bei den jenistischen Ostjäken und Tataren. läuftigen Wüsten,

Die weit-

in welchen sie jetzt ihre nomadischen

Wohnsitze haben, erstrecken sich von Westen nach Osten vom Jen sei über die Lena bis an den Amur und das

Von Süden nach Norden halten sie

östliche Weltmeer.

sich ungefähr zwischen dem 55. und 65. Grade nördlicher

Breite, daher sie eben so wenig die soongarischen Grän­

zen als die Küsten des Eismeers berühren. vertragliches

Volk

haben sie in btese

Alö ein sehr

ihre Wohnsitze

auch Ostjäken, Samojeden und besonders Jakuten unter

sich ausgenommen.

Die angezeigten Gegenden liegen größ-

tenrheils in der Statthalterschaft Irkutsk; einige wenige

Geschlechter der Tungustn werden auch zur Statthalter­ schaft Tobolsk ge ahlt.

Die ersten Nachrichten von diesem Volke erhielten die Russen bei den jeniseifchen Ostjäken, und seit dem Jahre

1607 schickte man von Mangafei zuerst Kosacken wider

die Tungustn aus, um ihre Unterwerfung zu erzwingen. Damals standen viele tungufische Stämme unter der Bot­ mäßigkeit der kurz vorher aus der Mongoiey vorgedrun­ genen Buräten. Bei den Angriffen der Russen bewiesen

die Tungustn mehr Muth als andre Sibiriaken, und erst in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kam man mit ihrer Unterwerfung, so weit sie jetzt geht, zu Stande. Nach der Zählung vom Jahre 1766 bestanden sie aus

18,000 männlichen Köpfen, außer diesen aber ziehen noch einzelne tungustsche Stämme bei den sibirischen Völkern

umher, welche zusammen etwa 1700 Jurten oder Familien

ausmachen.

Dennoch gehört dieses Volk zu den zahlreich­

sten In Sibirien;

ihrer umherschweifenden Lebensart we­

gen können nur die wenigsten Stämme genau registrirt

werden. — Die Tungustn, welche an den Küsten des öst­

lichen Weltmeers nomadisiren,

sind unter dem Namen

Lamuten (am Meere Wohnende) bekannt.

Von diesen

waren in genanntem Jahre nur gegen 400 Männer zum

Tunis. Tribut eingeschrieben.

nebst den Dutcheri,

»57

Die Dauren oder Solonen, die Giljäkt und Nakt zu den Tungufen

gerechnet werden, wohnen längs des Amurs bis ans öst­ liche Weltmeer. Von den Chinesern werden

(Schützen),

die Tungufen Ssolon

von den Ostiaken Kellem oder Vellem (die

Banken) genannt.

Nachdem sie unter russische Botmäs­

sigkeit kamen, theilte man sie, je nachdem sie mir verschie­ denen Thieren herum zogen, 1) in Konnte-Tungufen

(Perd,tungufen), welche in Daurien und bet der Stadt Nerschtnsk wohnen. Die im russischen Daurien wohnennenden tungusischen Stämme, von dem äußersten Winkel

des Amur an gezählt, sind: Dulegat,

Bogajit, Kölleset,

Pvtschegorre, Saradur, Schnuinkan, Sartot, Udsnu, Tukeschin, Gnui-Mogol, Balikagit, Kuidselyk, Namät, Ulät

und Tschilkair;

2) in Olennte Lungufi (Rernthiertungu-

sen), am Lena - Nishnaja - und Tunguskastromr;

Eabatshie-Tungust, (Hundetungusen).

5) in

Hierzu komme»

noch die Podkamenie-Tungusen, welche zwischen den Flüs­ sen Jenisei und Lena,

oder um Jlmisk herum wohnen,

sehr arm, und benachbarten Ostiaken und Samojeden in der Lebensart ähnlich sind. Besser würde man ste in

Wald- und Steppentungufen, die ersten aber wieder in

Rennthier- und Sreppentungusen eintheilen. Tunis liegt nordwestlich von Tripolis am mittelländi­

schen Meere und enthalt gegen 84»o £>. M. Es hat i» Süden dürres Steppenland, westwärts aber und an de» Kästen sehr fruchtbaren Boden.

Die Luft ist rein und

gesund und wird durch die Seewinde sehr gemäßigt; im Juli und August aber erhebt sich nicht selten ein heißer

Siroccowind, der mit Ersticken droht.

Der wichtigste Fluß

ist der Meßherda, oder Bagrada, der Nil dieses Landes.

An den Küsten befinden sich große Korallenfischereien; die

fruchtbaren Gegenden tragen viel Getreide, Wein, Obst und allerlei, Südfrüchte. Die Einwohner bestehen aus al-

Tunis.

2ZS

len bei Algier angeführten Classen und find ziemlich indu-

An der Spitze der Republik steht der Bey, den

striös

die Miliz zu seiner Stelle erhebt; Schutzherr aber ist der türkische Kaiser, dem jährlich ansehnliche Geschenke

richtet werden müss n.

ent­

Die Einkünfte der Beys schätzt

Die Seemacht ist unbedeu­

man auf 200,000 Dukaten.

tend und schränkt fid) bloß auf Capereien ein;

die Land­

ist beträchtlicher.

Die Einwohner sind

überhaupt gesitteter und fleißiger,

als die andern Nord-

macht

dageaen

Acker« und Gartenbau, haben mehrere afn Manufakturen und ihr Handel, weicher seinen Hauptsitz zu Tunis hat, ist sehr ansehnlich. Ueber die frühere Geschichte dieses Landes vergl. Car-

thagrr.

Tunis ward

durch

angemaßte Herrschaft des

Statthalters Abdolwahed vom negrischen ober aravifti-en

Stamme der Abuhafs ein besondrer Staat und riß sich

(1206) von den Almohaden zu Marokko ab.

Arraschid,

komme dieses Abdolwahed,

Ein Nach­

gerieth

in einen

Thronfolgestreit mit seinem Bruder, Muley (Prinz) Hae­

san, und flüchtete zu Scherebdin nach Algier, der Tunis für die Türken (1532) einnahm; indem er ihn zu beschüt­

zen vorgab; dagegen rief Hassan Carl V. zu Hülfe, und ward von ihm (»535) eingefttzt, Scherebdin geschlagen,

und erstrer mußte em Vasall von Spanten werden und demselben Goletta einräumen.

Im I. 1574 wurde Tunis

wieder unter Amurad 111. den Türken zinsbar,

der Go-

lrtta den Spaniern wieder abnahm, und der Dynastie der

Im

Abuhafs ein Ende machte.

I.

1575 richteten die

Tuneser die Regierung nach Art der algterischen ein und

wählten einen Dey, wovon der erste, Osman, den Titel 1600 wurden die Beys so daß sie die Deys unterdrückten und die Ober­

eineö Chalifen annahm, und

mächtig,

herrschaft an sich rissen.

Von diesen machte Murad I.

die Deywürde in seinem Hanse erblich, und zwang viele bisher unabhängige Völker der Gegend, dem tunesische»

Lunkin. Reiche zinsbar zu werden.

2Z9

Unter dessen Sohne, Amuda,

ward (1642) die Peywürbe mit der Paschawürde verei­ nigt,

auch die Gränzen von Tunis durch Eroberungen

bis in Äthiopien (Sahera) erweitert.

Seine Söhne, Mu­

rad II. und Mehemed Lassy, theilten daS Reich, das un­

ter des erster« Sohne: Ali (i6s6) wieder zusammen kam. Diesen Stamm beschloß Murad III. (1702).

ward Tunis gegen Algier lehnspflichtig.

Um 1705

In dieser Ab­

hängigkeit blieb es bis ans die neueste Zeit.

Der Groß­

sultan erhält jährlich als Schutzherr Geschenke und der

Dey als Oberherr Tribut. — Unter Assem Ben Alt (reg.

bis 1740) ward eine Gesellschaft Naturforscher von Au­

gust II. von Polen nach Tunis geschickt (1732), und wäh§ rend der Regierung des S>di Hamuda (von 178a) that

Herr von Einstedel (1785) eine Reise nach Afrika. In den neuern Zeilen hat Tunis sein Corsarengewrr-

be größtentheils mit einem friedlichen Handel vertauscht, und deshalb nach und nach mit den meisten europäischen Nationen Friebensvertröge geschlossen:

mit Holland und

England schon vor dem Anfänge des i8ten Jahrhunderts, die mit beiden Staaten öfters, wie z. B. tut Holland im

I. 1700, mit England 1751, erneuert wurden; mit Oest, reich 1725; mit Schweden 1736 u. f. w.

Selbst Spa­

nien hat im I. 1791 einen Vertrag mit Tunis geschlos­ sen, und Frankreich hat 1795 seine frühern Verträge ergänzt.

Lunkin, oder Tonqukn, eia Königreich in Hinterindken, westwärts von

Cochinchina am Meerbusen von Tunkin.

Es hat in Norden und Westen fast unersteigliche und un­ bewohnbare Gebirge, gegen das Meer zu aber niedriges, sumpfiges Land, das von mehreren Kästenflässen bewäs­

sert wird. Die Luft ist hier abwechselnd; die Regierung despotisch, nur hat der König einen Mächtigen des Reichs zur Seite, von dem er sehr in Abhängigkeit erhalten wird.

Die Kriegesmacht besteht ans 140,000 Mann.

Die Tun-

24o

T « r a l i n j e n.

kinesen haben alle benöthkgte Handwerke, Schreibe« und Buchdruckerkunst und selbst Kanonengießereien. Lange war Tunkin eine Provinz von China, und zwar nach den chinesischen Jahrbüchern schon leit I. Chr. 184. — Die Namen eiqener Könige bis zum Jchre 1335 werden von den chinesischen Annalen genannt. Unter der Herrschaft dieser Könige suchten die Mongolen, als Beherrscher von China, dessen Rechte auf Tunkin wieder geltend zu machen. Koblai ließ in drei verschiedenen Jah­ ren (1281, 1285/ 1288) seine Feldherren mit ungleichem Erfolge in Tunkin einfallen. Die Namen der Könige die­ ses Reichs und seine Schicksale nach dem Jahre 1335 bis zur Ankunft der Europäer sind unbekannt, doch blieb, wie es scheint, Tunkin unter eigenen Königen in einer Art von Abhängigkeit. Die Familie Li behauptete eoo Jahre lang den tunkknischen Thron, und verfiel darauf in Unthäligkekt. Als 1596 ein Rebelle, Mak, aufstand, setzte Tring, ein Adentheurer, einen Prinzen vom Stamme Li auf den Thron; aber er selbst behielt als Chova oder oberster Feldherr die höchste Gewalt. Die Könige (Dova) sind seitdem von jenen abhängig. Cochinchina, das über 700 Jahr eine Provinz von Tunkin gewesen seyn soll, riß sich (1575) log. — Die Familie Li regierte noch (i?44) unter Lyon Cyrao, der (1748) die verlorne Gewalt des Dowa wieder herstellte. Portugiesen, Holländer und Franzosen suchten sich vergeblich Handlungsniederlassungen in Tunkin zu erwer­ ben; die Chlnesrr haben sich immer im Besitz des Han­ dels behauptet. Luralinzen, ober Turalk, Turalinzi, b. h. Stadt­ oder seßhafte Leute, erhielten diesen Namen, weil sie früh­ zeitig schon auf beständige und feste Wohnsitze oder Städte — Tura — bedacht gewesen sind. Diese tatarische Colonie fand zu dieser Einrichtung und Veränderung ihrer Lebens-

Turcilinger.

Turdetaner.

241

Lebensart sowohl in den waldigen und gebirgigen Gegen­

den, als auch in der Nachbarschaft der durch ihre Ein­ wanderung nach Sibirien ins hohe Gebirge getriebenen

Wogulen, viel Vortheilhaftes.

Denn nach der Eroberung

Sibiriens durch die Tataren ward einer Colonie derselben,

den Turalinzen, das östliche Vorgebirge des mittlern Urals

zum Woonsiye angewiesen; und seit ihrer Ankunft in Si­ birien bewohnen sie auch noch die Gegend zu beiden Sei­ ten des von ihnen benannten Turaflusses, vom hohen Ge­

birge oder den wogulischen

Gränzen an,

bis zu seinem

Einfalle in die linke Seite des Tobalflusses, folglich zwi­ schen dem Tawda und Jset.

Die Dörfer der Turalinzen enthalten selten über zehn Höfe; die von Blockwerk erbauten Häuser sind klein, und ganz wie die Hauser der kasanischen Tataren eingerichtet. Sie treiben insgesammt den Ackerbau, aber bei wei­

tem nicht so stark, als die Viehzucht, und viele von ihnen besitzen auch Bienen.

ger und Fischer. Tu r c i l i n g e r

Im Winter sind sie fast alle Jä­

(Turcilingl).

Sie werden im Al­

terthume nie genannt, außer in Gesellschaft der Rugier; und Odoaeer heißt sowohl ein König der Turcilinger als

der Rugier.

Ihr Name kommt nie zum Vorschein, als

zu Ende des fünften Jahrhunderts. Turdetaner (Tuedetani).

Die Turdetaner und

Turduler waren zwar zwei verschiedene Völkerschaften, die sich aber so vermengten, und so wenig Auszeichuendes hat­ ten, daß man sie bald als Ein Volk rechnete. Die Turdeta­

ner bewohnten die Westhälfte der Provinz Bädika bis an den Fluß Singulis (Genil), und einen Theil des marlanifchen Gebirges. Sie verbreiteten sich aber westlich über

den Anas (Guadiana), bis an die äußersten Gränzen Hi-

spaniens, folglich gehören sie zum Theil auch mit zur Pro­

vinz Lusitania.

Die Turduler erreichten die See nur mir

einem schmalen Striche, in der Gegend von GadeS (CaVierter Theil.

Q

L/,2

bij);

Turkomannen.

Turmobtger.

im innern Lande besetzten fie aber die ganze Ost«

hä fte der Provinz auf beiden Seiten deS Bätisfluffes (Guadalquivir^ Turkomannen

(Turkumannen) machten mit de»

Ogusiern (Gozz-n, Uzen), Orrokibea, Kumanern und Osmannen einen Völkerstamm aus.

Sie stammten aus Kaptschack , und wohnten wenigstens seit der ersten Hälfte

de« zehnten Jahrhunderts

auf der Westseite des c Epi­

schen Meeres, in dem Theile des Uzenlandes,

Berzilia und Azia hieß.

welcher

Die Turkomannen mögen sich

852 von ihren Landsleuten, den Kumanen, getrennt

ba-

ben; sie gingen (105g) nach Syrien, wo fie (1082) von den

Srldschuken Jerusalem erhielten, das fie ober 1096) wie­ der verloren.

In

Mesopotamien und Syrien hingegen

stifteten fie kleine Reiche, die ungefähr bis 1192 und 1251 dauerten. - Von ihnen stammen die neuern Turkomannen

in Cdarazme und Mavaralnar her;, und andre Stämme derselben, die (1284) bei Balk am Amu wohnten, trenn­ ten fich damals.

Einige Zweige dieses Volkes, welche sich

nach Bildern, die sie in den Fahnen führten, Turkoman­

nen vom schwarzen und weißen Schöps (türkisch: Karakomlu und Ak-komlu; bei den Byzantinern: Mau'-oprobatadä und Asprobatadä) nannten, zogen nach Armenien und Mesopotamien, errichteten (1403 und 1468) besondre Reiche in Aderbidschan und Irak Arabi, die sie den Dschin-

giochaniden von Persien entzogen, und gegen JSmael Sophi verloren (1508). Ein Theil blieb zurück und ging

nach Astarabat und Charazme,

wo er noch wohnt.

erster» werden die abendländischen, die andern genländischen

genannt

Die

die mor-

(Vergl. Truchmenen und caucast-

sche Nationen).

Turm obiger (Turmodgri).

Unter den Cantabrern

liegt das kleine Volk der Murbagier (oder es gehört viel­ mehr noch zu ihnen). modiger.

Plin. und Ores. nennen fie Tur-

Sie sind wahrscheiniich die Curgonier des Florus

Ubier.

Turonen Turonen

«43

(Turones, Turontt, Turtni, Turu-

pit, Turpii), Bewohner vom heutigen Touraine,

aber

mit mehrerer Ausdehnung gegen Norden, und mit gerin­ gerer gegen Süden. Ihre Stadt war Cäsarodunum

(Toms).

Turoner

(Turoni), rin deutsches Volk,

Bunde der Franken gehörte.

chen Theile von Hessen.

das jum

Sie wohnten in dem südli­

Man hat vor Ptolemäus nie

etwas von Turonern gehört;

man glaubt, daß sie aus

dem innern Lande, aus Thüringen, hieher versetzt wurden. Tu s cter

(Tusci, nicht Thusct, so viel als Etru-

sci), die alten Bewohner von Etrurien.

Sie erhielten

diesen griechischen Namen vom Opsergebrauche bei ihren gottesdienstlichen Handlungen, gleichsam Opferet, nach an­ dern vom Weihrauche, und wieder nach andern von einem

alten Könige, Tuscus, des Herkules Sohn. Tyrigeten

(Tyrigetä, Tyrttä, auch Tyragetä)

wurden die an der Mündung des Tyr as- (Dniestr) Flus­

ses in Sarmatien wohnenden griechischen Stämme ge­

nannt. Tjannen (Tzannt), oder Sanny, nach dem Eustathius ein Volk, bas sich in der Landschaft ColchiS ver­

breitet haue. Ubier (Ubii), eine deutsche Nation.

Sie wohnte zu

Casars Zeiten noch an den östlichen Ufern des Rheins,

wohin sie durch die mächtigen Sueben getrieben worden

waren.

Schon nut dem Cäsar hielten sie sich sehr nach­

barlich, und unter der Regierung des Augustus führte sie Agrippa vollends, mit ihrem Willen, an das westliche Ufer

des Rheins, wo sie sich immer als eifrige Freunde der Rö­ mer bewiesen, und Gallien vor den Einfällen ihrer Lands­

leute deckten, aber deswegen von diesen äußerst gehaßt wurden.

Ihre Freundschaft zu den Römern verursachte,

daß sie sich (wider die Gewohnheit andrer Stämme in

Q 2

A m b r e r.

244

Ungarn.

Gallien, welche von Deutschen abstammten) nicht gern Ub ier nennen ließen, sondern Agrkppinenses, nach dem Na­ men der Stifterinn ihrer Hauptstadt, genannt werden woll­

ten. Ihre Sitze hatten vor diesem den Eburonen und zum Theile den Trrvtrern gekört; und da dir erstre Völker­ schaft zu Cäsars Zeiten sehr geschwächet worden war, so

war eö von Agrippa klug, das Ufer des Flusses mit neuen

Bewovnern zu versehen. Beugung des Rheins,

Sie saßen von der westlichen

südlich von der Stadt Meurs an

btö nahe an die Mündung der Nahe.

Prolemaus nennt

Ihre Städte wol, aber weder den Namen der Ubier, noch der Gugerner, da er doch die übrigen Vöikernamen längs

des Rheins angiebt.

Umbrer (Utr.bri) bei den Griechen Ombriker, waren Abkömmlinge der alten Gallier, und ein vorzüglich ausgebretteleS und altes Volk; also ein Zweig der Urbewohner Gallien-, das ist, eine gallische oder keltische Völkerschaft,

die, während des Zugs der Gäls (Celten, Calebonier rc.) aus Ost - Europa, von der Hauprhorde sich getrennt haben

mag.

In den ältern Zeiten besaßen sie, theils am adria-

tischen Meere das Land, in welches späterhin die Senones einräckleu, Picenum und das Land der Prätutier, welche-

sir, nach Plinius, den Sikulern abgenommen haben; theils im innern Lande das eigentliche Umbrien, das nordöstliche

E'rurien zwischen der Tiber und dem Clanis (Chiana); das Sabinerland zwischen den Flüssen Tiber, Rar und

Slnto,

das

Gebier der Marser,

und

namentlich

die

Hauptstadt desselben, Marrublum (Morrea).

Ungarn (Hungarn, Magyar, Orfzag); ein Kö­ nigreich, das im engern Verstände an die Drau, Servien, die Wallachcy und Siebenbürgen, an das karpathische Gebirge, an Mahren, Oestreich und Steyermark gränzt. In dieser Bedeutung begreift es 2790 deutsche Quadrat­

meilen.

Zu Ungarn im weitiäuftigeren Sinne rechnet man

Slavonien, Dalmatien, Bosnien, Servien und Stebenbür-

Ungarn.

245

gen, ja auch wol die Moldau, die Wallachei und Bulga­ rien, und dann ist es ungefähr 10375 geographische ££u -

dra'meilen groß.

Die Einwohner Ungarns kann man in

vier Hauptnationen theilen:

in die ungarische, slavische,

Außer dem giebt es hier auch

wallachische und deutsche.

Kriechen, Juden, Armenier, Raitzen, Uskochen, Morlachen, Türken und Zigeuner.

Die Ungarn ober Magyaren, von finnischer oder nach andern von mongolisch - kalmückischer Abkunft, wurden noch

als Einwohner von Asien in der Geschichte (um 462 463) bekannt. Sie nahmen damals die Länder in Besitz, weiche

die Wolga, daS kaspische Meer, der Don und das schwarze Meer b> gränzen.

Ein Theil von ihnen, die Uciguren,

blieben in Asien sitzen; ein andrer, die Kutriguren, gingen mit den Bulgaren nach Europa und besetzten das ganze

Land vom Don bis zum Bog und hernach bis an den Dniestr.

Diese behielten sie bis 6go; sie theilten sich in sieben Stam­ me (Horden), unter denen der Magyarenstamm, nach dem

sie sich selbst nennen, der ganzen Nation den Namen ge­

geben hat.

Bis 6ßo standen sie unter eigenen Königen,

und erschienen bald als Freunde und Bundeegmossen, bald Seit 6go wurden die Ungarn

als Feinde der Byzantiner.

von den Chazaren unterjocht, die über ihre sieben Släm-

rne eben so viele Woiwoden fetzten.

Jin 3. 883 vertrie­

ben sie gar die Petscheneger, und nun zogen sie nach Arelkuzu (Moldau, Wallachei «.). Hier blieben sie zwar von dem chazarischen Chan einige Zeit noch abhängig; doch

wählten sie bald einen gewissen Almus, und darauf des­ sen Sohn Arpab, zum Oberchef, von dem alle ungrische

Könige bis 1311 abstammen.

Erst 894 zogen sie in das

heutige Ungarn, durch die Verheerungen der Petscheneger

in Atelkuzu dazu bewogen.

Der Hauptanführer des wan­

dernden Volks betrachtete das eroberte Land, von den Car-

pathen bis an den Gaufluß, und von der Morava bis an die Gränze von Siebenbürgen und der Moldau wie

§46

Ungarn.

fein Eigenthum, und theilte es mit den Unteranführern, und diese wieder mit ihren Horden.

Bis in die Mitte

des zehnten Jahrhunderts begriff schon Ungarn: 1) ganz Oberungarn, 2) die Wallachei, 5) Nlederungarn, 4) Oest­

reich im Süden der Donau (das aber die Ungarn 979

wieder verloren). In ihren neuen Wohnsitzen thaten fle verheerende Ein­

fälle gegen Osten und Westen bis zu E de des zehnten Jahrhunderts.

Erst unter Geisa

(um 972) stellten fie

ihre Streifereien ganz «in und legten fid> auf Ackerbau, Gewerbe und Handlung.

Unter ihm drang schon das

Christenthum zu ihnen; sein Sohn und Nachfolger, Ste­ phan, befestigte es (um 997), weshalb er den Zuname« des Heiligen bekam. Er war der erste einheimische Kö­

nig, der Ungarn,

wiewol er den königlichen Titel erst im

Jahre 1000 zu führen anfing.

Jyrn folgten noch mehrere

eingeborne Regenten, von welchen der Mite, Peter, sein Reich, wiewol ohne Einwilligung der Stände, und nur auf kurze Zett (von 1045 — 1060), vom deutschen Kaiser,

Heinrich III., als Lehn nahm.

Andreas I. theilte das

Reich in drei Theile, und gab einen seinem Bruder, Bela, unter dem Namen eines Herzogkhums.

Ladislaus I., oder

der Heilige, brachte Croatten, Sirmien und Dalmatien an das Reich, wurde alleiniger König (1085), und stellte die Ruhe im Lande wieder her.

Geisa II. räumte den Sach­

sen auf seinen Kammergütern Wohnsitze «in (1155); An­

dreas II. ertheilte dem Adel große Freiheiten (1222). Sein Sohn, Bei« IV, wurde von den vordringenden mongoli­

schen Horden geschlaaen und das Land schrecklich verwü­ stet.

Mit Andreas III

erlosch der arpadische Manns­

stamm (1501) auf denr Throne von Ungarn.

Nun folg­

ten Wahlkönige aus verschiedenen Familien. Die Regierung des böhmischen Wenzels und die des

Otto Dauer.

von Bayern waren weder ruhig noch von langer Carl Robert von Anjou (1508 — 1342) wurde

Ungarn.

247

durch Pabsts Bonifaz VIII. Unterstützung König von Un­

garn.

Sein Sohn, Ludwig der Große, ein wahres Kö-

ntgsgenie (1Z42 — 1582), bekriegte Venedig dreimal, bas

ihm Dalmatien abkrat.

Sieg, Glück, Erbschaft und Wahl

verschafften ihm die Crone von Polen, die Unterwerfung der Dulgarey,

Bosniens,

der Moldau und Wallachey.

Unter Ludwig stiegen die Gesetze im Ansehen mit Cultur

und Landbau.

Von feinen beiden Töchtern bekam Hed­

wig Polen; Maria, hernach vermählt mit SigiSmund, Un­

garn.

Dieser konnte aber erst nach Karls von Neapel Er­ Seme Regierung war

mordung den Thron besteigen.

höchst stürmisch.

Die Ungarn riefen Ladielav von

Nea­

pel, einen Sohn des ermordeten Karls, zum König aus, der aber nicht nach Ungarn ging.

An Polen verlohr Si­

gismund Rothrußland, Pobolien und die Wallachey;

Venedig Dalmatien.

an

Im I. 1412 mußte er 15 Städte

der jlpser Gespannfchaft nebst den Schlössern Podolm und

Lublyo und den dazu gehörigen zwei Städten und einigen

Dörfern an Polen verpfänden.

Sigismunds Tochter, Eli­

sabeth, erhob nach ihres Vaters Tode (1437) ihren Ge­ mahl, Albrecht von Oestreich (als Kaiser Albrecht II.),

auf den Thron.

Ais dieser

starb (1439),

heirathete

sie Ulabislav I. von Polen, um mit der vereinigten Mach§ beider Reiche den Osmannen sicherer widerstehen zu kön­ nen.

Dennoch war Sigismunds natürlicher Sohn, Jo­

hann von Hunyad, ein besserer Schutz gegen diese Erb­ feinde, so lange ihm der König folgte. Uladlslav blieb

in der Schlacht bei Varna (in der Dulgarey) gegen Mu­ rad II. (1444).



Hunyad ward nun Statthalter des

Reichs, bis Albrechts Sohn,

der junge Ladislav,

Reich kam (1453) und die Regierung antrat.

ins

Doch blieb

ihm Hunyad zur Seite; erst mit dem Tode desselben fin­

gen innere Unruhen durch gesetzwidrige Handlungen und Niederlagen in dem Kriege mit den Türken an (reg. 1455 bis >457).

Der muthige Matthias Corvinus ward durch

Ungarn.

a48

Wahl der Nation im sechszehnten Jahre König (reg. 1458

bis 1490).

Von der ihm vorgelegten harten Capttulation

hielt er zum Vortheile des Reichs auch nicht einen Punct. Im I. 1479 erzwang er sich die Abtretung von Mähren

und Schlesien auf Lebenszeit, und Friedrich Hl. entriß er sogar Wien (1485). Viele andre glückliche Kriege führte Matthias gegen die Osmannen,

Böhmen.

Oestreich,

Polen und

Er errichtete ein stehendes Heer und doch be­

schäftigten ihn dabei Künste und Wissenschaften recht ernst­

Wie stach gegen diesen Vorgänger Ladislav von

haft.

Böhmen (1400 — 1516) ab!

Ein schläfriger, kraftloser

König, der sich die schmählichste Capitulation gefallen ließ! Oestreich bekam Wien, und alles, was-Corvin in Steyermark, Kärnthen und Krain erobert hatte, zurück.

Selbst Oestreichs Aussichten auf die Succession wurden von der Nation begünstigt.

Innere Unruhen verriethen

den Geist einer kraftlosen Regierung, besonders stieg das Ansehen des unternehmende» Fürsten von Siebenbürgen:

Johann von Zapolya. Unter Ladislav's üppig erzogenem Sohne, Ludwig II.

(1516 — 1526), brach gar ein Magnatettkrieg aus, zwi­

schen dem Zapolya und Stephan Bathory, dem Relchspaiatinus,

und die Verwirrungen wurden noch -größer;

desto kühner streiften die Türken nach Ungarn.

Im Jahr«

1526 richteten sie eine fürchterliche Niederlage unter den

Ungarn bei Mvhacz (Marktflecken in der Baranger Gefvannfchaft, unweit der Donau) an,

blieb,

wobei selbst Ludwig

und überschwemmten das Reich.

Das Haus Habsburg,

das hierauf den ungrischen

Thron erhielt, hatte gegen solche Feinde die Anstrengung

aller seiner Kräfte nöthig. Der erste König aus diesem

Hause,

Ferdinand 1.

(1526 — 1564), hatte mit seinem Nebenbuhler, Johann O'n Zapolya, viel zu schassen, und mußte ihm Siebenbür­

gen nebst der Halste von Ungarn abtreten, welche Abtre-

Ungarn..

=49

tun- feltt Sohn und Nachfolger, Maximilian.II., bestä­

tigte.

Von seiner Regierung an wird Ungarn von Deutsch­

land aus regiert, und ist an das Interesse des Hauses Habs­

burg geknüpft (bergt Deutschland).

Die Hauptmomente,

die, von ihrer Regierung an, Ungarn allein angehören, find: der Kampf gegen die Türken und die innern Factionen.

Der Einfluß der mächtigen Fürsten von Siebenbürgen geht

fast durch diesen ganzen Zeitraum fort.

Man merkt es

nur zu deutlich, daß kein eingeborner Regent seine Kraft über ein vaterländisches Reich verbreitete. Die Capitulationkn, die die Ungarn häufig den habebi rgischen Köni­ gen vorlegen, werden gewöhnlich nicht gehalten. Rudolph

II.

mußte seinem Bruder Matthias das

Reich noch bei seinen Lebzeiten überlassen,

wozu die Un­

Diesem folgte Ferdinand II., dem b er. sie# benbürgische Fürst, Dethlen Gabor, im dreißigjährigen

garn halfen.

Kriege durch das Bünbntß mit seinen Gegnern viel zu schaffen machte. Ferdinand III. wurde in einen Krieg m't dem Fürsten von Siebenbürgen, Georg Ragotzky, ver­

winkelt; sein Cohn, Ferdinand IV., zum Könige von Un­ garn gewählt und gecrönt, starb noch vor seinem Vater,

und sein Bruder, Leopold, wurde (1654) Köniz, unter dessen Regierung die wegen der Religion und anderer Ur­ sachen entstandenen Unruhen in einen innerlichen blutigen Krieg ausbrachen, in welchen der Graf Tökily die Tür­

ken, welche sogar Wien belagerten (1685), mit hinein zog,

die aber keinen Vortheil davon hatten; denn im Karlowitzer Frieden (1699) sicherte sich Oestreich seine Eroberun­ gen. Schon vorher (1682) war Ungarn ein Erdreich geworden. Der Fürst von Siebenbürgen unterwarf sich

als Vasall (1687).

Die mißvergnügten Ungarn fanden

hierauf an Franz Ragotzky, unter welchem sie nach dem

Tode des Kaisers Leopold I. dessen Nachfolger Joseph I. zu bekriegen fortfuhren, Beistand, bis sie (>71») wieder zum

Gehorsam gebracht wurden. In eben diesem Jahre starb Jo-

350

Urbigene r.

sephl, und fein Bruder, Carl VI , welcher den Thron bestieg, brachte i. I. 1718 durch den passarowitzer Frieden das ganze temeswarer Bannst, ein Stück der Wallachey, den größten Theil Serviens mit der Hauptstadt Belgrad, ein Stück von Kroatien und Bosnien, und bett ssbr'gen kleinen Theil -von Slavonien an sich; im I. 1759 aber ging Belgrad nebst ganz Servien, die östreichische Wallachey, die Insel

und Festung Orsova,

das Fort Er. Elisabeth,

erworbene nördliche Theil von Bosnien,

und der

welcher an der

Sau liegt, wieder an dieTürken verlohren. I. 1.1722 wur­

de auf dem Reichstage zu Preßburg dem östreichischen Hause die Erbfolge dergestalt versichert, baß, in Ermangelung männlicher Nachkommenschaft, die weibliche in der Regie­ rung folgen sollte. Als daher Kaiser Carl VI. (1740) mit Tode abging, bestieg seine älteste Princesstnn, Maria

Theresia, Gemahlinn Franz I., den ungarischen Thron, und wurde im Jahre 1741 gecrönt.

Im nämlichen Jahre

trugen die Retchsstände ihrem Gemahle die Mitregentschast

an, und eben dieses thaten sie auch (1765) seinem

h-

ne, Joseph II. Im Jahre 1771 wurden die an Polen verpfändet gewesenen 13 zipser Städte, ein Theil der Mol­

dau (»777) und Temeswar nebst dem Bannate mit Un­

garn verbunden. Die Reichsverfassung in Ungarn ist eine Monarchie, wo das östreichische Haus sowohl in männlicher als weib-

licher Linie (jetzt Franz II.) succebirt, und gegenwärtig weniger, als ehemals, von den Reichsständen eingeschränkt wird. Urbigener

(Urbkgeni), ein helvetischer Völker­

stamm, der das Südwestgebiet inne hatte.

Gegen Abend

schlossen sie sich an den Jura an, der ihre Gränze gegen

das Sequanische zu ausmachte; in Süden an die steilen Gebirge zwischen Bern und Wallis, an den Genfersee und

an die Rhone, bis in die Gegend, wo sich der Jura ganz nahe an diesem Flusse endigt, wodurch sie von den Allo-

LZK

Usipeter. brogern, wurden.

Nantuatern,

Veragern und Sebunern getrennt

In Osten waren sie Nachbarn der Tugener,

und in Norden der Bewohner des Gaues, dessen Benen­

nung wir nicht wissen. — Sie befaßen demnach das franzöfische Ländchen Gex,

mit dem genfer Gebiete an dem

rechten Ufer der Rvone, die berner Landschaft Waadt, den Canton Freyburg, die Landvogteyen an den französischen

Gränzen, das Fü-stenthum Neuenburg, d n bieler Bezirk, und den größten Theil vom berner Gebiete, besonders in Süden. — Die Hauptstadt der Urbigener war:

Anentk-

cum (Avanticum, Avemicus), um AvencheS ober Wtf'is-

burg, eine römische Colonte, Colonia Flavia, Colonia lulia Avanticormn genannt, die Hauptstadt von ganz Hel­

vetien,

aber schon in dem 4ten Jahrhunderte ein entvöl­

kerter Ort, dessen ehemaligen Flor jedoch noch seine Trüm­

mer und halbverfallnen Gebäude zeigten« — Urbanum Orbe, von dem die Urbigener (Urbigauer, oder nach der al­

ten Aussprache Urblgöwer) vermuthlich ihren Namen hat­ ten, lag ebenfalls in ihrem Gebiete. der Helvetier,

Nach der Niederlage

bet ihrem Ausmarsche aus dem Santoni­

schen, machten sich 6000 aus diesem Gaue bei der Unter­ werfung

der

übrigen

heimlich auf den Weg nach dem

Rheine und Germanien fort, die Cäsar sich ausltefern und als Sclaven verkaufen ließ.

Usipeter

(Usipii, Ustpetes).

Sie nebst den

Tenkterern waren von einem mächtigern Vplke

(Cäsar

sagt von den Sueven) aus dem innern Lande getrieben

worden,

und kamen nach langem Irren an den Rhein,

da, wo er sich zu theilen anfängt.

Die Menapier, ein

belgisches Volk, wohnten in dieser Gegend an beiden Ufern des Flusses, und ob sie gleich bei Annäherung der

wilden Fremdlinge sich an das westliche Ufer zurückzogen und den Uebergang zu w hren suchten, so erreichten doch die Ustpeter durch einen Betrug ihren Zweck, setzten über

den Rhein, überfielen die Menapier, und drangen ziemlich

u x i e r. Uten.

£5*

tief in Gall-'en ein.

stand,

schlug sie,

Casar, welcher in diesen Gegenden

ebenfalls durch einen Betrug.

Viele

blieben, die übrigen retteten sich über den Rhein zu den Sygambern, und von dieser Zeit an findet man sie im­

mer in ihrer Nachbarschaft.

Die Usipeter verloren sich in

der Zukunft unter dem allgemeinen Namen Alemannen. Im ersten Jahrhunderte erscheinen sie zuweilen als Bun­

desgenossen der Römer. Uxier (Uxti), ein Volk des alten Persiens. Sie la­ gen südöstlich unter den ElymLi des nördlichen Gebirges,

und begrünzten auf der Ostseite die größer», in den Ebe­ nen und Sümpfen von Snsiana wohnenden, Elimät.

Die

Bewobner der Ebene lebten ruhig als Ackerleute und ge­ horchten den Befehlen der persischen Könige.

Die Uxik

im Gebirge leisteten nicht nur keinen Gehorsam, plünder­ ten nicht bloß die umliegenden Orte, selbst die Könige,

sondern nöthigten

durch Geschenke sich Ruhe vor ihren

E nlällrn, oder freien Durchzug durch ihre Berge zu er­ kaufen.

Alexander bezwang sie durch die Schnelligkeit und

gute Richtung seines Anfalls.

Er wollte sie zum Feldbau

zwingen, aber wir finden keine Nachricht, daß er ihre na­ türliche Abneigung, vielleicht auch den Widerstand der Natur, zu ändern vermocht hätte. Einzelne zerstreuet« Dör­ fer und Flecken hatten sie, aber keine Städte.

Ihr Land

nennt Strabo Uxia, Diodor Uxiana. — Die Syrer nen­ nen das Land Huzia, die Einwohner Huzitä.

Neben sie

fetzt Plinius noch die Namen einiger kleinen unbekannten Völker, der Parthusi, Saitä, Hyt, von welchen man

nicht einmal weiß, ob sie alle in die Nachbarschaft gehören,

ll z e n.

Ein uraltes türkisches Nomadenvolk, das schon

Herodot und Strabo kennen, waren die Uzen (oder Gaz,

bet den Ungarn Jaß genannt), die bet andern Geschicht­ schreibern auch Kumaner, Komaner und Polovzer heißen.

Von 883 — 1000 wurden sie bekannt.

Als fie zu­

erst in der europäischen Geschichte (883) auftraten, wohn-

Uzen.

-53

ten sie von Charesm und dem Gebirge Kktzig Tay bis an

die Niederivolaa, und bilderen sieben Stamme unter sie­

ben Stommfürsten.

Sie verrrteben in Verbindung mit

den Lhazaren die Petscheneger aus ihren Wohnsitzen Mi­ schen

dem Jack und der Mittelwolga.

1100

breiteten

Von 1050 bis

sich die Uzen in Osteuropa weiter aus.

Urne I. 1050 entrissen sie den Petschenegern fast alles, was sie bisher in Europa besessen hatten;

besonders die

Halbinsel Krimm, die Länder zwischen dem Don und Dnjepr, ur8ten Grade 16 Minuten, und dem Hosten Grade nördlicher

Breite.

Sie enthalt etwa 4 Quadratmeilen, und ist dem

grvßren Theile nach gebirgig, hat aber Mangel an Quell­ wasser. Sie ist die älteste Besitzung der Danen in West-

indlen,

und gehört ihnen schon seit 1671.

Sie ist ihnen

aber mehr ihres vortrefflichen Hafens, als ihrer Products wegen wichtig, da erstrer zum Schleichhandel mit dem spa­

nischen Wcstindien geschickt ist.

Im Jahre igoi wurde

die Insel von den Engländern erobert, aber im folgenden wieder zurückgegeben.

Die Bevölkerung betrug 1789 an

500 Wnße, 160 freie Neger und 4614 Sclaven. 2. Et. Jean, südostwärts von der vorigen, enthält etwa Z Quadraüneilen Flachenraum, ist ebenfalls gebir-

g'g, hat aber vortrefflichen Boden.

und 22on Neger.

Hier leben 200 Weiße

Die Danen besitzen sie feit 1719.

Rings um St. Jean und St. Thomas liegen eine Menge kleiner Eylande, die theils bewohnt, theils wüste'

sind.

Dahin- gehört die Krabbeninsel, auf welcher Däne­

mark ebenfalls Anspruch macht.

Jetzt ist sie unbewohnt.

Die Engländer legten hier zu Ende des siebenzehnten Jahr­ hunderts eine Colonie an, wurden aber von den Spaniern verdrängt. Die Dänen, welche sich 1717 auf derselben

festzusetzen suchten, hatten eben das Schicksal. Jetzt wird sie von den erwähnten 5 Nationen gemeinschaftlich benutzt. Z. St. Croix, südwärts von St. Jean, ist die vor­

nehmste der dänischen Inseln in Westindien. beträgt etwa 8 Quadratmeilen.

Ihre Größe

Sie ist mäßig gebirgig

und von ausnehmender Fruchtbarkeit.

Die Anzahl der

Bewohner beträgt 28,000, von denen 25,000 Neger sind.

»7o

Visburgier.

Volontier.

Die Insel wurde von den Spaniern entdeckt, die nach

ihrer Gewohnheit die Ureinwohner ausrotteten, und sie als­ dann wüste liegen ließen. Schon ums Jahr 1645 suchten

sich, zu gleicher Zeit, Engländer und Holländer hier zu behaupten,

wovon

erstre zwar die Oberhand behielten,

aber 1650 von den Spaniern wieder verjagt wurden.

Nun

nahmen die Franzosen davon Besitz, und suchten sie anzu­ bauen.

Allein im Jahre 1696 verließ die Colonie, wegen

des Drucks der Finanzpachter, die Insel, und begab sich nach St. Domingo, worauf sie im Jahre 1735 für 32,000 Pfund Sterlinge an Dänemark verkauft wurde

Die 1734

errichtete dänisch - westindische Handelsgesellschaft, die ein Handelsprivilegium in dieser und andern Inseln hatte, mach­ te so schlechte Geschäfte, daß sie Friedrich V. im Jahre 1764

aufheben mußte, und er zahlte der Gesellschaft 2,200,000 für die Abtretung. Seitdem hat sich besonders St. Croix sehr gehoben. Die Engländer besitzen zwar mehrere von den Jung­ fern-Inseln, aber nur folgende verdienet! einer Erwähnung.

1. Anegada, unbewohnt.

2. Spanisch - Town, ober

Virgin - Gerda, bewohnt u. s. w.

Die sämmtlichen Be­

wohner der englischen Jungfern - Inseln belaufen sich auf 9000, worunter über 6000 Neger sind. Visburgier (Visbnrgii),

beim Ptolemäus ein

Volk, das am Orcynischen Walde gegen Norden, und von

Asanca und den Sarmatischen Gebirgen westlich wohnte, Männert rechnet sie nebst den über ihnen weiter nördlich wohnenden Cvgni zu den Quaden.

Vocontier (Docontii, Uskondii).

Die Vokontii

erstreckten sich auf dem Gebirge mitten durch Dauphine und einen Theil von Provence. — Vom Flusse Drac, bis an die südlichste Beugung der Dürance; der Länge nach, vom Embrän, bis Dir. — Sie waren ein mit den Rö­ mern verbündetes Volk, und standen, so wie die Arekomi­

ker, nicht unter dem Prätor der Provinz, sondern wähl-

Volker.

Vorgebirge der guten Hoffnung 27»

ten ihre Obrigkeit selbst.

Plinius rechnet außer den bei­

den Hauptstädten noch 19 unbeträchtliche Oerter zu ihnen.

Volker (Volcä), a. Volcä Tectosages wohnten gegen Mittag an den pyrenäifchen Gebirgen, und waren ihrer

Tapferkeit wegen vor andern bekannt. Ein Theil von ih­ nen drang in das südliche Deutschland, und von da nach Makedonien und Thracien vor, von wo sie nach Vorder-Asten übergingen, und sich in Nordphrygien, in dem nach­

mals von ihnen genannten Galatien festfttzten.

Es ge­

hörten noch zu ihnen die Bebryces, oder vielmehr die Sardonnes, Atacini und Tolosates.

b. Volcä Arecomici, an dem Rhodanns, längs der Ceekäste. Livius setzt sie an die beiden Ufer dieses Flus­ ses : Strabo aber behauptet, daß sie nur an Einem ge­

wohnt haben. Volsker (Volsci), ein uraltes ansehnliches Volk des

ausonischen Stammes in Latium, über Circeji.

Eie be­

wohnten den südlichen Theil dieses Landes. Gegen Abend stießen die Volsker an die Rutuler und Lateiner, gegen

Mitternacht an die Aequer, Herniker und Marser, gegen

Morgen an die Samniter.und Campaner, gegen Mittag an das tyrrhenische Meer.

Die Volsker redeten ihre eigne,

d. i. die alte unvermischte ausonische oder oscische Spra­ che, hatten ihre eigne Religion, und eine eigne National­ fabel.

Die Römer kämpften lange gegen sie, und hielten

elf Triumphe und zwei Ovationen über dieselben, besiegt wurden.

ehe sie

Dann zahlte man sie unter die Lateiner.

Das Land der Volsker war ein gutes Getreideland, und oft die Kornkammer für Rom.

Vbrgebirge der guten Hoffnung.

Das

an der südlichen Spitze Aftika's gelegene Cap hatten die Portugiesen (1498) zuerst umschifft, und sich dort nieder­ gelassen.

Die Holländer landeten (1601) darauf zum er­

stenmale, und nahmen auch nach der Zeit immer daselbst Erfrischungen auf ihren Handelsreisen nach Ostindien ein.

s?2

Dulgientek.

Walache».

Ein bloßer SchiffschirurguH, Vankisbek, bemerkte endlich

die Wichtigkeit des Platzes. Es wuroe ihm daher auch die Einrichtung der ersten Anlage übertragen; aber nur erst 1652 sicherte sich die ostindische Compagnie den Besitz derselben durch Festungswerke.

Selldem haben sich Nie­

derländer, Deutsche und Franjosen hier niedergelassen, wo­

durch verschiedne Distrikte, der Capsche, Stellenbosch, Dra-

.kenstei», das Land Wavern, das schwarze Land und Eevellendam entstanden sind. Die Hottentotten ziehen sich vor den neuen Ankömmlingen gegen Norden und Osten zurück

Die Hollander haben das Cap nie so genutzt, wie

eö hatte geschehen können, und erst kurz vor der französi­ schen Revolution wurden dort bessere Einrichtungen ge­ troffen. Die Engländer bemächtigten sich (1795) dessel­ ben nach einem schwachen Widerstände;

aber es wurde

von diesen im Frieden (1901) in einem weit bessern Zu­ stande zurückgegeben, als sie eü bei der Besitznehmung ge­

funden hatten. Dulgienter (Vulgientes),

ein Volk in Gallia

Narbonensi, zwischen der Druentia (Durance) und Jsara (Oise).

Ihre Stadt war Apta Julia (Apt).

W a l a ch e n.

Der Name der Walachen ist appellativ,

und bedeutet Nomaden.

Sie nannten sich von jeher und

noch jetzt Rumunje oder Römer, wodurch sie selbst den

Ursprung ihres Stammes, den auch die vielen lateinischen Wörter ihrer Sprache bestätigen, andeuten. Er ist höchst wahrscheinlich aus den Urvölkern von Thrakien durch Ver­

mischung mit Römern, die sich theils als Soldaten, theils als Colonisien,

Staats- und Regierungsdedienten unter

ihnen niederließen, entstanden. Bei den verheerenden Einfällen wilder Völker in das

oströmische Reich, während der Völkerwanderung, zogen

sich die Rumunje in die Gebirge von Thrakien, Makedo­ nien, Thessalien u. f. w-, und sanken dort von chrer hö­ heren

Walachen.

S7S

Heren Stufe der Cultur in eine weit niedrere herab, und

wurden Walachen oder Nomaden.

Seit dem achten Jahr­

hunderte waren sie, besonders der Theil von ihnen, wel­ cher am Hamus wohnte, Unterjochte der Bulgaren.

Mit

den Bulgaren kamen sie wieder unter die Herrschaft der

Byzantiner, von denen sie durch unerschwingliche Auflagen gedrückt, und öfters mehr wie Feinde, als wie Untertha­

nen, bevandelt wurden. Im Jahre u8'5 standen sie da­ her gegen ihre Unterdrücker auf, und bewogen ihre vor­

maligen Beherrscher, die Bulgaren, sich mit ihnen zu ver­ binden ,

und an der Empörung Theil zu nehmen.

Die

beiden Brüder, Afan und Peter, ihre Anführer, stifteten auf der Südseite der Donau ein walachisch - bulgarisches

Reich, und blieben seine Könige.

Bulgaren und Walachen

werden seitdem von den Geschichtschreibern synonym ge­ braucht, weil sie Ein Reich bildeten.

Bald nach ihrem Abfalle von den Byzantinern schlos­ sen die walachischen Könige ein Bändniß mit den Kuma-

nern zur Erhaltung ihrer Unabhängigkeit.

Von dieser Zeit

an besteht ihre Geschichte in Nachrichten von Streifereien in daö byzantinische Reich, und von jederzeit bald darauf

wieder erfolgtem Verluste der dort gemachten Eroberun­

gen.

Im Jahre 1374 verlor Eismann Markus Schlacht

und Leben gegen den Osmanischen Sultan Murad Gha-

zi, und damit hatte das walachisch - bulgarische Reich im Süden der Donau rin Ende, dagegen aber erhob sich Lin

andres auf ihrer Nordfeite. Die Norddonauischen Walachen stammten von den Südwalachen ab,

ob man gleich nicht anzugeben weiß,

wann sie über den Granzfluß gezogen sind.

Sie kommen

zuerst ans der Nordseite der Donau um das Jahr 1065 vor, wahrend die Kumaner über diese Gegend herrschten.

Vor dem zwölften Jahrhunderte mässen sie schon in Sie benbürgen eingerückt gewesen seyn, weil im Anfänge des

zwölften Jahrhunderts starke Colynien derselben in die Heu L'ereer Theil.

S

274

W idi va r i e r.

tige Walachei einzogen.

Wogule«.

In der Mitte des zwölften Jahr­

hunderts findet man.sie auch schon in der Moldau.

diese Zeit gehorchten sie den Kumauern.

Um

Was die Wa­

lachen für ein Schicksal hatten, als die Dschingisischen Mongolen das Reich der Kumaner im Jahre 1254 zer­

störten, ist unbekannt. In der Walacl)ei standen die Walachen unter Woje-

woden, die von den Königen von Ungarn bald abhängig, bald frei waren.

Am Ende des vierzehnten Jahrhunderts

(seit 1391) fingen ihre Kriege mit den Osmanen an, de-

ven sie schon im Jahre 14*5 zinsbar wurden. Die Moldau, ivelche auch durch den Einfall der Mon­

golen (1234) große Verwüstung erlitten hatte, erhielt nach dem Jahre »374 eigne Wojewodm, mnd ward den Os-

manen erst im Jahre »529 zinsbar. W i d i v a r i e r. Ostseekäste

Ob Jornands Widlvarier, die an der

von Weichselmünde bis Witteslandes - Ort

oder Lochstedt, aus der Vereinigung mehrerer Völkerschaf­ ten zu Einem Volke, zwischen den Jahren 241 und 55,, erwachsen sind, theils für einerlei Volk mit des K. Ael-

freds des Großen Witen in der letzter» Hülste des gten Jahrhunderts angesehen, theils insonderheit zu den letti­

schen Völkern gerechnet werden können, ist noch nicht so ausgemacht, als Thunmann und andre geglaubt haben. Wogulen.

Völkerschaften,

Die Wogulen, eine der russisch - finnischen bewohnen de» westlichen und noch mehr

den östlichen Theil des nördlichen Urals, und nomadisiren

hauptsächlich an den Fläffen, die mit dem Jrtäsch und Ob dem Eismeere, oder mit der Kama und Wolga dem caspischen Meere zulaufen,

also vorzüglich in den Statt­

halterschaften Perm und Tobolsk.

Sie selbst nennen sich

Wogulen; von den Russen werden sie Wogulitschi genannt. Nach ihren Traditionen find fie von -eher in ihren fetzi­

gen Wohnsitzen zu Hause gewesen; unter die russische Ober­

herrschaft kamen sie schon vor der Eroberung Sibiriens'

Wotjäkea.

Aanguebar.

£75

zu welcher Zeit sie ein tapferes Volk waren, bas den

Ruffen seine Unterjochung sauer genug machte. Eine Zeit­ lang wurden sie von diesen für Eine Nation mit den Ostjaken gehalten;

doch giebt es Documente, die mehr als

dreihundert Jahr alt sind, in welchen sie als ein besonde­ res Volk unterschieden werden. gulen zusammen genommen,

Alle Stämme der Wo­

die in verschiedenen Gegen­

den zerstreut sind, bilden eine zahlreiche Nation; aber nä­ here Angaben von ihrer Volksmenge sind nicht vorhanden. W o t j ä k e n. Die Wotjäken oder Woten, eine der rus­ sisch - finnischen Völkerschaften, am Fluffe Wjatka, in den Statthalterschaften Wjäka und Ufa, nennen sich selbst Ud

oder Udi (welches mit dem russischen Woti einerlei zu

seyn scheint), auch Mord, d h. Mensch, oder Udmord. 9ßeil sie wenig mit andern Völkern vermischt leben, so ist

ihre Sprache auch ein reiner finnischer Dialeck geblieben. Gott heißt bei ihnen Jumar, und bei den Finnen Jumala. Sie haben noch ihre alte Eintheilung nach Stämmen bei­ behalten, und geben ihren Dörfern nach denselben Beina­

men; ihre edlen Familien sind aber theils erloschen, theils mit dem Volke vermischt.

Auch sie standen unter tatari­

schem Schutze, und veränderten, als sie mit diesen ihren

ehemaligen Beherrschern unter die russische Botmäßigkeit

kamen, ihr Hirtenleben in das sichere Ackerleben, und ihre Zelte in beständige Häuser. — Ihre Anzahl ist nicht un­

beträchtlich; in der ufaischen Statthalterschaft find sie un­

gefähr 15,000, und in der wjätkischen 30,000 männliche Köpfe stark.

Zanguebar.

Die Küste Zanguebar (Zanzibar, San-

kebar), an der Ostküste von Südafrika, im weitläuftigsten

Sinne, von Magadoxo bis zur Mündung des Kumaflusfes,

wird von gemischten Nationen bewohnt,

Weißen,

Schwarzen und Olivenfarbenen, die meist einen durch Fe-

tischdiensi verdorbenen Islam bekennen.

Sie stehen unter

S a

L7§

Zarangäer



Zigeuner.

monarchischen und republikanischen Verfassungen, die «an nur sehk unvollkommen kennt, obgleich die Portugiesen nun schon drei Jahrhunderte her in den meisten Reichen ihre

Niederlassungen-haben, und bei den Eingebornen in großem Ansehen stehen.

Hinter diesen Küstenreichen wohnen wilde

Völker, die nicht selten die ersten durch ihre Streifereien beunruhigen.

Auf der Küste von Zanguebar liegen die

-Staaten Magadoxo, Drava, Judo, Melinde, Quiloa u. a. m. Zarangäer (Zaranga , Zarangi), Bewohner von

Drangiana, einer Provinz des großen parthifchen und per­

sischen Reichs, jetzt Sedschestan.

Die Zarangi waren ei­

gentlich das nördlichste Volk in dem erwähnten Landstri­

che, und also ein Theil der Drangäund die Zaranga für Ein Volk.

D'Anville hält diese

Daher nannte mau di«

Einwohner von Drangiana mit einem gemeinschaftlichen Namen Drang« Zarangäi; bei Herodot heißen sie Sarangä und Ariaspä, nachher Evergetä. — Eie lebte» in Sitten

und Gebrauchen den Persern sehr ähnlich,

zahlten ihnen

Tribut, fochten mit ihren Armeen, und triebe« Ackerbau.

Z i ch ä e r (Zichäi, vorher Achäi), wohnten nebst den

Heniochen in Colchis, an den Kästen des schwarzen Mee­ res bis an den Bosporus Cimmerius (Estretto di Cassa), und trieben häufig Seeräuberei. Zigeuner.

Dieses Volk ist eine überaus sonderbare Er­

scheinung in Europa; denn in jeder Hinsicht findet man es

eigen. Schon seit viertehalb Jahrhunderten wandeln ße auf ausländischem Boden umher, sind überall zu finden,

und doch haben weder Zeit, Klima, noch Beispiele im Gan­

zen auf sie merklichen Einfluß gehabt. — Seit mehr als zweihundert Jahren hat man sich angelegen seyn lassen, zu erfahren, wer doch eigentlich die Gäste seyn möchten,

die unter dem Namen Zigeuner oder Aegypter re. im fünf­ zehnten Jahrhunderte in Europa Besuch gemacht, unb'es sich bis auf den heutigen Tag bei uns hätten gefallen las­ sen?

Die Meinungen der Gelehrten über das eigentliche

Zigeuner.

»77

Vaterland dieser höchst wahrscheinlich orientalischen Fremd­ linge

find sehr verschieden,

zumal da keine historische

Quelle vorhanden ist, die uns geradezu den Ursorung des Zigeuners entdeckte; und diejenigen, die man dafür halt,

sind unacht.

Diese Verschiedenheit über die Abstammung

des erwähnten Volkes zeigt sich gleich bei den mannich-

faltigen Namen, welche es in den Ländern erhielt, wo es

sich blicken ließ.

Don Böhmen aus kam die erste Nah­

richt von ihnen nach Frankreich,

daher nannte man sie

hier Böhmen, in Holland Heyden; in Deutschland, Schwe­

den rc. dachte man bei ihrem Anblicke an Tataren; in

England heißen sie Aegypter «. s. w.

Am weitesten hat

sich der Name Zigeuner verbreitet, und sie selbst, wie einige fälschlich behaupten,

nennen sich Morre.

Kaum ist es

glaublich, wie zahlreich dieses Volk ist, und wie weit es sich verbreitet hat: In Asim, Afrika und Europa streift es herum; nur Amerika scheint davon frei zu seyn.

Don

ihnen ist in Europa fast kein Land, wo sie sich nicht fan­

den- und Spanien hat z. D. dieftr Menschen so viele, daß sie oft in großen Banden umherstreift«; aber über­

trieben ist gewiß ihre Zahl, wenn sie Twkß auf 40,000 Köpfe anschlagt.

In Frankreich, Lothringen und Elsaß

ausgenommen, find die Zigeuner ziemlich einzeln; weniger in Italien, wo der Kirchenstaat, vielleicht wegen der schlech­ ten Polizei,

die größte Menge dieser Landstreicher hegt.

Für den Deutschen, in manchen Gegenden, die Schweizer

und Niederländer, find sie eine große Seltenheit.

Daß

sie in keinem der Nordischen Staaten, und selbst auch in Rußland nicht fehlen, ist gewiß. Die südöstlichen Länder Europa's scheinen ei« wahrer Sammelplatz der Zigeuner zu seyn.

In Ungarn z. B. beläuft sich ihre Menge auf

50,000;

die Walachei,

Moldau,

die ganze Tatarek,

Bulgarien rc. steckt voll von diesem Gesindel.

Die Kopf­

steuer , welche die im Ottomannischen Reich« wohnenden

2?S

Zigeuner.

erlegen mußten, war im Jahre 1776 für 1,350,000 Pia­ ster verpachtet.

Der Zigeuner ist von regelmäßigem Körperbau und

ausgejeichneter Gesundheit; ihm schadet kein noch so schnell auf einander folgender Wechsel der Temperatur der Luft:

denn er kann mit entblößtem Kopfe, in einem zerrissenen

Hemde, bei größter Kälte, von Einem Dorfe zum andern wa dein, ohne den geringsten Nachtheil zu spüren. Die schwarze Gesichtsfarbe ist nicht sowohl Folge der Abstam­

mung , als vielmehr der unreinlichen Lebensart und der

unsaubern Pflege des Körpers.

Im Essen und Trinken

weichen diejenigen, die mit gesitteten Menschen in Ver­ bindung stehen, von diesen nicht ab; die übrigen hingegen

führen zuweilen einen sonderbaren Tisch.

Ein besonders

festlicher Tag aber ist es für sie, wenn ein Braten von irgend einem gestorbenen Stück Vieh in ihrer Schüssel

erscheint.

Jedes Aas ist ihnen gleich,

sollen sie nicht essen.

nur Pferdefleisch

Brod backen die Zigeuner selten;

dies kaufen, betteln, oder stehlen sie entweder, oder ent­

behren es ganz.. Mit Messer und Gabel zu speisen, oder Teller und Tisch zu gebrauchen, ist gar nicht Sitte bei

ihnen.

Wasser ist ihr gewöhnliches Getränk; das liebste

Branntwein.

So groß indessen der Durst des Zigeuners

nach diesem Getränke ist, so kommt er doch kaum in Be­ tracht, gegen die unglaubliche Begierde dieser Leute nach

Taback.

Der Vorwurf, daß sie Menschenfresser wären, ist

ungegründet, und so auch der sonst so stark geglaubte Kin­ derraub der Zigeuner. Die Kleidung dieses Volks zeichnet sich von jeher und

noch jetzt nur durch Armuth und Dürftigkeit aus: ihr An­ buck ist fähig, jedem gesitteten Menschen Ekel und Ab­

scheu zu erwecken; aber bei alle dem lieben sie doch den

Putz; denn man sahe schon oft einige von ihnen baarfuß seidene, gold- oder stlbergestickte, Kleider tragen. — Die meisten Zigeuner führen ein hemmziehendes Leben, und

Zigeuner.

27g

haben keine andre Wohnungen, als Zelte, Felsengrotten

und Höhlen; jedoch halten sich auch viele an Einem Orte beständig, und in ordentlich eingerichteten Häusern auf.

Der Zigeuner lrebt nichts mehr als ein Zelt (Tschater), unter dem manche sogar gegen die strengste Kalte Schutz suchen, und kann er es irgend möglich machen, so hat er auch rin Pferd, auf das er beim Herumziehen Zelt, Fa­

milie, und seinen ganzen Habseeligkeiten packt. Die Mqtrrhütten sind zuweilen Gruben, zehn auch zwölf Schuh tief in die Erde. Wie schrecklich die innere Verfassung solcher Zigeunerhütten sey , laßt sich leicht denken. Der

ganze Hausrath besteht meistens in einem irdenen Topfe,

einer eisernen Pfanne, Löffel, Wafferkrug und einem Mes-

ftr.

Das Essen, Tabakrauchen, Schwatzen und Schlafen

— machen die gewöhnlichen häuslichen Verrichtungen des

größten Theils der Zigeuner aus.

Denn sie hassen jede

Arbeit, wenn sie mühsam ist, und darum dulden sie lieber Hunger und Blöße.

Unter allen Nahrungsarten der Zi­

geuner ist Schlösser- und Schmiedearbeit die gemeinste;

außerdem Handel und Tausch mit Pferden, wodurch schon mancher, freilich selten genug, Reichthum gewann. Hier­ bei erlauben sie sich viele Ränke und Betrügereien, um

ihre Waare an dm Mann zu bringen.

Auch Drechsler,

Korb- und Siebmacher giebt's unter ihnen; nur dem Ak-

kerbau sind sie mit Leib und Seele abgeneigt.



Die

Weiber betteln, stehlen, trödeln, geben sich jedem Preis,

sind Hundewärterinnen, betrügen in allm Gegenden Eu-

ropa's die Einfalt durch Wahrsager« u. f. w.

Der bes­

sere Theil der Nation von beiden Geschlechtern beschäfti­ get sich in Spanien mit Gastwtrthschaft,

mit Musik in

Ungarn und der Türkei, und der Goldwascherei in Sie­ benbürgen, in der Moldau und Walachei.

Von dem letz­

teren Geschäfte nähren sich einige tausend Zigeuner, Män­

ner sowohl als Weiber.

Ohne weniger Umstände werben nicht leicht dir Ehen

Zigeuner.

2tz0

bei einem Volke geschloffen, als bei den Zigeunern.

Ist

der Junge dreizehn oder vierzehn Jahr alt, so sucht er sich

meistens ein noch jüngeres Mädchen, dem er seine Hand giebt, unbekümmert, ob die Eltern beider Theile damit zu­

frieden sind oder nicht, und einer aus ihrer Mitte copulirt dieses junge Paar

Ihre Ehen sind sehr gesegnet,

und zu den Kindern haben Vater und Mutter eine unbe-

granzte Zärtlichkeit. Die Zigeuner lieben das Leben unbeschreiblich; gleich­ wohl find die Beispiele fast unerhört, daß jemand bei sei­ ner auch noch so gefährlichen Krankheit einen Arzt, und

ordentliche Mittel gebrauchte.

Von Belohnungen und

Strafen nach dem Tod« wissen sie fast nichts, und daher sterben sie auch selten anders, als' Thiere. Als dieses Volk zuerst in Europa erschien, hatte es, nach den verschiedenen Horden, auch verschiedene Anführer

und Vorgesetzte unter sich, die in den alten Jahrbüchern Woiwoden, Ritter, Grafen, Herzoge, und sogar Könige

heißen.

Dieser Gebrauch,

eigene Oberhäupter und Vor­

gesetzte zu haben, ist indessen bis auf diesen Tag, vorzüg­

lich in Ungarn und Siebenbürgen, unter ihnen geblieben. Das Zeichen der Würde eines solchen Woiwoden, den die

Zigeuner aus ihrer Mitte wählen, ist eine große Peitsche, die ihm über die Schulter hängt,

mit welcher er Diebe

oder sonstige Verbrecher sogleich abstraft.

Dieß geschieht,

bet Dieben besonders, nicht aus Gerechtigkeitsliebe, als vielmehr darum, damit der Kläger befriedigt, und zugleich seine Leute im Stehlen und in Verwahrung des Gestohlnen behutsamer gemacht werden:

denn wenn seine Ein­

künfte wirklich allein darin bestehen, daß ihm von jeder

gestohlnen Sache sein Antheil gebühre, so müffen diese auch mit jedem entdeckten Diebstahle kleiden; folglich muß dem Woiwoden alles darauf ankömmen, als möglich an's Licht kommen zu lassen.

diese so wenig

Eine eigenthümliche Religion hat der Zigeuner nicht,

Lgt

Zigeuner.

sondern richtet sich bloß nach der Religion des Landes, in

dem er lebt.

Unter Griechen ist er griechisch, unter Ka­

tholiken ist er katholisch; es fallt ihm eben so leicht, mit

jedem neuen Dorfe seine Religion zu verändern, als an­ dern Menschen,

ein andres Kleid anzujiehen.

Nach sol­

cher Denkungsart und solchen Begriffen richtet sich denn natürlich auch das Verhalten.

Jede Pflicht wird verab­

säumt, kein Gebet geht über ihre Lippen, und eben so we­

nig sind sie in gottesdienstlichen Versammlungen zu fin­ den.

Außerdem, daß jeder Z'geuner die Sprache deö Lan­

des versteht und redet, wo er lebt, haben sie auch noch

eine gemeinschaftliche, deren sie sich allenthalben bedienen, sobald sie unter sich spreche«.

Ob sie eine erdichtete, oder

wirkliche Volkssprache ,. und welchem Volke sie ur­ sprünglich angehöre, darüber sind die Urtheile verschieden.

Unter allen ist wol das am richtigsten, die Sprache der

Zigeuner sey wirklich Mundart eines gewissen Landes, aber nicht mehr so rein, wie sie in dem Lande, dem sie ur­ sprünglich angchörte, gesprochen werde. Eine eigne Schrift für ihre Sprache haben sie nicht; wie man denn überhaupt Schreib- und Lesekunst unter ihnen, wenigstens bei den no­

madisch lebenden, nicht zu suchen hat. senschaften und Kenntnisse, Dichtkunst ausnimmt,

An höhere Wis­

wenn man etwa Musik und

ist bei diesem Volke gar nicht zu

gedenken. — Die Zigeuner könnten, in Hinsicht auf ihre

vorzüglichen Talente, die brauchbarsten Bürger des Staats seyn; aber jetzt gehören sie zu den unnützesten und schäd­ lichsten.

Daher verjagte man sie schon in früheren Zei­

ten aus den Ländern, wo sie sich angesiedelt hatten. Dieß that Ferdinand von Spanien (1492); Kaiser Karl V. und

Philipp II.

In Frankreich gab Franz I. die ersten Be­

fehle zu ihrer Vertreibung. 15*0 verbannt.

Aus Helvetien wurden sie

In Italien haben sie eben so wenig eine

bleibende Stätte gehabt.

Im Jahre 1572 mußten sie das

Mailändische und Parmesanische, früher bas Venetianische,

s8»

Zigeuner.

und nachher das Neapolitanische räume».

England suchte

sich ihrer unter Heinrich VIII. (1531) zu entledigen. Auch Dänemark und Schweden ist ihnen nicht günstiger gewe­ sen. In letzterem Staate ergingen (»662, 1723 und 1727) scharfe Verordnungen gegen ste. Ein gleiches Schicksal

haben sie auch in Polen gehabt.

Aus den Niederlande«

wurden ste bei Lebensstrafe (1532, 1588, 1590 u. s w.)

verwiesen.

In Deutschland sind gegen sie die allermeisten

Derbannungsbefehle ergangen.

Zuerst auf dem Reichs­

tage zu Lindau (1496 und 1497); zu Freyburg (,493); zu Augsburg (1500).

Eben dieser Gegenstand beschäftigte

die Reichstage von 153», »544, »548 und 1551. — Kein Staat, Ungarn, Siebenbürgen und Rußland ausgenom­ men, wo die Zigeuner überh.-upt weit glücklicher sind, als

in Deutschland, hat vielleicht das Mittel der Landesver­

weisung gegen sie unversucht gelassen, was doch selten dem Uebel ganz abhalf. Dafür hatte man sich die Aufklärung ih­ res Verstandes, und Besserung des Herzens angelegen seyn lassen sollen, um sie dadurch zu nützlichen Bürgern, wenn

gleich nur langsam nach oft fehlgeschlagenen Versuchen,

umzubilden.

Und dieß haben der König von Spanien,

Maria Theresia und Joseph II. durch weise Verfügungen

beabsichtigt, die sie in Beziehung auf die Zigeuner erließen.

In welchem Jahre, und in welcher Provinz Europa's, Zigeuner zu allererst aufgetreten sind, hat die Ge­

schichte so genau nicht angemerkt.

In Deutschland er­

schienen sie um's Jahr 1417,

ein Jahr darauf in der

Schweiz, und 1422 in Italien.

Wann man sie in Frank­

reich und Spanien am frühesten gesehen habe, ist unbe­ kannt; im ersteren geschieht ihrer *427 Erwähnung. Nach

-ter Chronik von Bologna kam 1422 eine ungefähr Hun­ dert starke Horde in diese Stadt, welche dem Papste ei­

nen Besuch abstattm wollte.

Ungarn ist unstreitig dasje­

nige Land, aus dem Deutschland die Zigeuner bekam. Es frägt sich nun: sind sie anderswo in Europa noch früher,

Zigeuner.

oder hier zuerst aufgetreten?

285

Laßt sich gleich nicht die

Provinz angeben, wo man sie am frühesten sahe, so kön­ nen wir doch ohne Bedenken die Türkei für die Gegend

halten, in die sich jene orientalischen Ankömmlinge zuerst entschüttet haben; denn, außer mehreren Gründen, wird es

durch diese Annahme am leichtesten erklärbar, warum ge­ rade die südöstlichen Provinzen von Europa am meisten voller Zigeuner stecken.

Früher als 1417 können sie nicht

ii unserm Welttheile angekommen seyn, und gleich nach

ihrer Ankunft in Deutschland verbreiteten sie sich so sehr, daß schon 1418 beinahe an allen Orten ihr Name in die Jahrbücher eingetragen wurde. Dir Anzahl dieses Volkmußte, wenn Stumpf Recht hat, sehr groß seyn; denn er

giebt die allein nach der Schweiz 1418 gekommenen in al­ lem auf i4,aac» Köpfe an; aber er hat sich wol verrech­

net, weil in der Geschichte selten andere, als 100 bis 200 Mann starke Horden, und nur eine von 300 Köpfen vor­ kommen.

Ihr Aeußeres und ihr ganzes Betragen war

damals, wie jetzt.

Daß diese Leute Aegyptier, und zwar Pilgrimme, wa­ ren , wurde bald nach ihrer Ankunft gangbarer Glaube,

der sich auf eigne, ziemlich übereinstimmende, Aussage der­ selben gründete, und man hat nicht Ursach zu zweifeln,

daß sie wirklich daher kamen.

Sie wollten bei ihrem er­

sten Erscheinen in Europa für Wallfahrer gehalten seyn,

man glaubte ihnen, betrachtete sie nun als Heilige Leute, und daher rührt die gegen sie bewiesene sonderbare Nach­ sicht.

Nur selten wurden ihre Diebstähle und Betrüge­

reien von der Obrigkeit bestraft; ja, es gelang ihnen so-

' gar, hie und da (z. B. vom Kaiser Sigismund, dem Hause Bathory) öffentliche Schutz- und Freibriefe zu erhalten.

Die Zigeuner, welche 1424 nach Regensburg kamen, führ­

ten einen dergleichen von Sigismund, als König von Un­

garn ertheilten, und zu Zips ausgefertigten Schutzbrief bei

sich.

Ueber rin halbes Jahrhundert dauerte die Nachsicht

«64

Zigeuner.

gegen dieses Volk, dann aber erginge«, wie oben angeführt ist, Verbannungsbefehle gegen sie. Was nun den Ursprung der Zigeuner betrifft, so sind viele Meinungen darüber vorhanden, die man aber $um Theil nur zu hören braucht, um sie zu verwerfen. Einige z. B. sagten, weil sie Zigeuner (Cingani) heißen, so stam­ men sie von den geiechischen Ketzern, den Athinganern, her; andre ließen sie aus der ehemaligen afrikanischen Pro­ vinz Zeugitana abstammen; dann versetzte man sie an den Caucasus, ur,b machte sie zu Zochoren, oder an den mäotischen Sumpf, und ließ die Zichen ihre Vorfahren seyn. Manche dachten statt Zigeuner an, Zigarener, und dieß sollte eine aus Saracenen corrumpirte Benennung seyn ». f. w. Wagenseil halt die Zigeuner für deutsche Ju­ den, die sich, bei Gelegenheit einer Pest, da man sie aufs schrecklichste verfolgte, in der Mitte des vierzehnten Jahr­ hunderts, in Einöden und Walder begeben hätten, aus de­ nen sie nach vielen Jahren wieder zum Vorschein gekom­ men waren. — Hottinger, in seiner Kirchengrschichte, hält sie für eine tatarische Horde, die sich von Timurs Heere (1401) losgeriffen, und überall zerstreuet hätte; aber bei dieser Meinung werden Mongolen und Tataren verwech­ selt: überdieß lieben diese das Hirtenleben, der Zigeuner weiß nichts von Heerden, hat auch nicht den mindesten Sinn für Viehzucht. — Der Glaube, daß die Zigeuner aus Aegypten stam­ men, ist so alt, als das Volk selbst in Europa. Einigt, die dieser Meinung beipflichten, halten sie für Mamlncken, die bei der türkischen Eroberung Aegyptens (1517) das Land verließen, und von ihrem Hauptmanne Zinganeus den Namen Zigeuner (türkisch Zinganies) bekommen hät­ ten ; andre für ein Gemisch von -Aegyptern, Aethiopiern und Troglodyten. Die Sprache der Zigeuner wäre noch eins der sicher­ sten Mittel, den wahren Ursprung dieses Volks zur Ge-

Zigeuner.

2V5

wißheit zu erheben, wenn man den allgemeinen Gebrauch derselben irgendwo in einem Lande anträfe.

chungen eines Büttner,

Die Untersu­

Rüdiger, Pallas und Marsden,

die jeder unabhängig von dem andern anstellte, haben be­ wiesen, daß die Sprache dieser Fremdlinge ostindisch sey.

Um die Wahrheit dieses Satzes noch einleuchtender zu machen, liefert Greümann (s. Historischer Versuch über die Zigeuner S- ag6 bis 51s) eine Vergleichung von Hindosiamschen und Zigeuner - Wörter», woraus sich er# giebt, daß unter 30 Wörtern der letztem Sprache immer

12 bis 15 Hindostanisch sind.

Diese Uebereinsiimmuug ist

ungemein groß, wenn man bedenkt, daß die meisten in der angeführten Schrift mitgetheilten Wörter erst vor weni­

gen Jahren von Zigeunern erfragt wurden,

nachdem sie

bereits vier volle Jahrhunderte aus Hindostan entfernt sind, unter Menschen von ganz andern Sprachen gelebt, und diese fremden Sprachen geredet hatten, wodurch ihre Mut tersprache nothwendig die größten Veränderungen leiden

mußte.

Wie

viele unrichtige Wörter mögen überdies

nicht uie befragten Zigeuner gegeben haben, da sie mei­ stens furchtsam und argwöhnisch sind, wenn man sich nach ihrer Sprache erkundigte.

Beyde Sprachen, die der

Hindostaner und Zigeuner, ihr Bau und ihre Beugungen, ferner die auffallende Aehnlichkeit beyder Völker in Gefichtsfarbe und Gestalt lassen keinen Zweifel übrig, daß

Hindostan der Zigeuner Vaterland sey.

Ihr Hang zu

rothen Kleidungsstücken, die Verheimlichuny der Sprache,

der steinerne Ambos der Schmiede, die unsittlichen Tänje der Zigeuner - Weiber, ihr Hang zur Wahrsagerei; kurz, jeder der angeführten Züge ist ächt Indisch.

Die Zigeuner stammen aus der

niedrigsten Classe

der Indier, nämlich der Parier (Pareier) oder Suders

her.

Die Indier theilen sich, wie bekannt, in vier Clas­

sen oder Casten (s. oben Indier).

ist die der Suders.

Die letzte von.diesen

Diese liegen in der tiefsten Verach-

Zigeuner. tung, sind, ihrer Verrichtungen wegen, unehrlich und un­ rein;

werden verabscheuet, weil sie Fleisch essen,

und

aus dieser Caste nun sind, wie nachstehende Vergleichung zeigt, auch unsre Zigeuner. Wir haben diese als Men­ schen von den verderbtesten Herzen, diebisch, lügenhaft

u. s. w. geschildert, und dieß ist gerade das Bild des Suders.

Zigeuner lieben Berauschung und Branntewein,

bey den Parias findet dieser Hang ohne Ausnahme statt; da hingegen bey andern Indiern dergleichen Ausschwei­

fungen höchst selten angetroffen werden.

Was von dem

unsittlichen Leben der Zigeuner, von ihren Ehen, der Er­ ziehung und dem Unterrichte der Kinder gesagt ist, paßt abermals vollkomnien auf die Pareier.

In seinem Hange

zur Musik und der Neigung zu den Pferden schließt sich der Zigeuner genau an den Suder an; und vorzüglich wegen der letztem Neigung sind diese die gewöhnlichen

Stallknechte der Europäer in Indien. — Zigeuner waren ehedem die ordentlichen Abdecker, Henker und Scharfrich­ ter durch Ungarn und Siebenbürgen und sind es noch

und so pflegt in Indien sich Niemand solchen

jetzt gern;

Verrichtungen zu unterziehen, als wer aus der Caste der

Suders ist.

Die Zigeuner stellen umgefallenem Viehe

nach u. f. w. dies ist gleichfalls ausschließliche Sitte der Pareier. Diese Züge geben dem Zigeuner das Zeugniß,

daß

er Abkömmling der niedrigsten Caste sey; aber es finden sich noch

andre,

die dieß ebenfalls bestätigen.' —

Der

Zigeuner schlitzt seinen Wohnplatz gern in der Nahe von

Dörfern und Städten auf, nicht leicht aber in denselben, ja selbst der bessere Theil dieses Volkes, der längst nicht

mehr nomadisiret, uNd in Städten wohnen dürfte,

seine Hütten außerhalb derselben,

ten Platze, an-

legt

an einem abgesonder­

Diese Gewohnheit hängt ihm von der

Suderschaft heran; denn die Suders wohnen in ganz In­ dien von den übrigen Casten abgesondert, vor Städten mb

e8?

Zigeuner.

Dörfern.

Unter den verschiedenen Unterabtherlungen *tr

Enders giebt es vielleicht sogax eine Gattung solcher, die

selbst dem Zigeuner in Betracht des unstäten Umherzie, hens in Horden gleich kommen.

Für Religion, wie oben

gesagt ist, haben die Zigeuner wenig Sinn. Je sonder, barer und unerhörter nun eine solche Erscheinung, ein solcher Mangel an Religion, und solche Gleichgültigkeit gegen dieselbe bey einem ganzen Volke ist, desto wichtiger ist es daher, daß alles dieses buchstäblich auch bey den

Subers zutrifft. Will man die Zeit der Auswanderung der Zigeuner

aus Indien nicht willkührlich bestimmen, Tirnurs Krieg in diesem kande

ihres Aufbruchs

halten.

so muß man

für die wahre Ursache

Hierauf deutet offenbar die

Zeit ihrer Ankunft. Es war das Jahr 1408 und 1409, als dieser Eroberer in Indien stürmte, und fein Krieg

war auch verheerend genug,

um die Veranlassung einer

solchen Auswanderung zu werden. Er verbreitete allgemeines Schrecken, was war natürlicher, als daß ein gro,

ßer Theil der geängsteten Einwohner sich durch dir Flucht zu retten suchte? bey den Subers;

den Tod,

Besonders war dies wol der Fall denn die höhern Classen litten lieber

als daß sie dieß von Gott für sie erkohrne

Land verlassen haben sollten.

Die Subers sind äberdieß

in ihren Augen die verworfensten Geschöpfe,

und der

Umgang mit diesen schrecklicher als der Tod; daher war es unmöglich,

daß jemand aus der höhern Caste mit

Suders gemeinschaftliche Sache machte, und in ihrer Ge­

sellschaft fortzog.

Die Gegenden um Multan bis zum Ausflüsse deS Indus herab, waren aller Wahrscheinlichkeit nach die

ersten Sammelplätze der

flüchtig

Und so würbe sich auch

der Ursprung ihres Namens,

gewordenen Suders.

Ciganen, oder auch nach deutscher Form, Zigeuner, sehr-

gut erklären lassen.

War es nämlich die Landschaft der

«88

Zigeuner.

Zinganen, in die diese Flüchtlinge zusammen liefen, und

zog ein ansehnlicher Theil dieser Zinganen selbst mit ih­ nen fort;

so war nichts natürlicher, als daß die aus der

Zerstreuung zusammen Gelaufenen unter dem Namen des größten Hausens, der aus Einer Landschaft war, zusam­ men schmolzen.

Auf was für Wegen nun sie zu uns ge­

kommen sind, laßt sich nicht entscheiden.

Sind sie gerade

aus gelaufen; so trug sie ihr Weg durch die südlich-per­

sischen Wüsten, die von Sigistan, Makran und Kirman, längs dem persischen Meerbusen bis an den Ausfluß des Euphrats sich erstrecken, von welchem sie über Dassora in die große arabische Wüste geriechen, und von da durch

das peträische Arabien über die Landenge von Suez in Aegypten anlangen konnten.

gewesen seyn,

Hier mässen sie wenigstens

ehe sie zu uns kamen; es laßt sich sonst

schlechterdings nicht einsehen, wie die Sage entstehen konnte, daß sie Aegyptier wären. Bey welcher Gelegen­ heit sie in der Folge nach Europa kamen, eine dunkle Frage.

ist gleichfalls

Vielleicht geschahe es durch die Tür­

ken, die damahls schon in voller Arbeit mit dem griechi­ schen Kaiserthume waren, und die Zigeuner unter dem zu

Streifereyen bestimmten Gesindel mit laufen ließen.

Ende des vierten und letzten Theils.

Uebersicht der

denkwürdigsten Begebenheiten, die sich während des Druckes ereignet haben.

Uebersicht der denkwürdigsten Begebenheiten, die sich wahrend des Druckes ereignet haben.

Der Anfang des Jahres 1805 schmeichelte mit einer trügerischen Friedenshoffnung; die Spannungen mit Rußland, die Rüstungen gegen England dauerten französischer SeitS fort. Bald nach seiner Krönung machte der französische Kaiser einen FrievenSversuch mit England, in­ dem er dessen Könige in einem Briefe seine friedlichen Gesinnungen zu erkennen gab. Allein Georg III., der herkömmlichen Form getreu, ließ seinen StaatSsecre« tair, Lord Mulgrave, darauf eine Antwort erthei­ len, welche die Hoffnung der Wiederherstellung fried­ licher Ruhe darniederschlug. Nun nahm der Krieg mit England einen heftigern Character an. Er. er­ griff Spanien, und führte neue französische Flotten, die Napoleon hatte bauen lassen, aus den Häfen in die See, welche sie beschifften, ohne von den Brit­ ten erreicht zu werden; auch mehrten sich die Anstalten in Boulogne.

292

Uebersicht der

Der letzte Doge von Genua, Durazzo, über brachte Napoleon die Wünsche des Ligurischen Vol­ kes, und am zosten Junius begab sich Napoleon nach Genua, wo die Vereinigung mit Frankreich feierlich bestätigt wurde. Zugleich wurden Parma, Piacenza und Guastalla auf französischen Fuß ein» gerichtet. Aus Italien begab sich der Kaiser zu seinen an den Küsten versammelten 150,000 Streitern, brachte hier den August zu, und ließ die Truppen bey Boulogne manövriren. Alles schien die nahe Ausführung der Expedition gegen England anzukündigen. Doch das Schicksal wollte es anders. Der nach Berlin ge« schickte Gesandte Rußlands, Novosilzoff, der bereits französische Passe erhalten hatte, um in Frank­ reich Einleitungen zum allgemeinen Frieden zu machen, wurde, wegen der Veränderungen in Italien und na­ mentlich wegen der Vereinigung Genua's mit Frank­ reich, befehliget, die Pässe wieder abzugeben und nach Rußland zurückzukehren. Auch Oestreich erklärte sich über die italienischen Angelegenheiten, welches einen lebhaften diplomatischen Schriftwechsel und baldigen Truppenmarsch zur Folge hatte. In einem Monat waren indessen 200,000 Mann Franzosen von den Küsten des Oceans auf den Kriegs­ schauplatz versetzt, angeführt von Napoleon und den erfahrensten seiner Generale. Zum Offensivkriege und zum Theil zur Erhaltung der Neutralität waren, fast von Einem Ende Europa'S bis zum andern, zahllose Heere in Bewegung. Nie sahe man in der neuern Geschichte eine so große Heeresmacht versammelt. Dieser ausgebrocheneContinentalkrig befreiete Eng­ land aus einer sehr gefährlichen Lage. Die französi­ sche Eskadre von Rochefort, unter Missiessi, hatte die Inseln Dominica, Montserrat, St. Chri­ stoph u. s. w. gebrandschahk, hatte dem englisch-west­ indischen Handel großen Schaden zugefügt, und war

denkwürdigsten Begebenheiten rc.

293

glücklich zurückgekehrt. Auch die Toulonner Flotte, commandirt vom Admiral Villeneuve, vereinigt mit der spanischen, unter Gravina, segelte nach West­ indien, wo die Engländer eine solche Macht nicht erwarteten. Nelson suchte seinen Gegner an der Aegyptischen Küste und in den Gewässern Sicilienö; endlich fand er Spuren der feindlichen Flotte, die, nachdem sie bloß den Diamantfelsen bey Martini­ que erobert hatte, nach Europa zurücksegclte. Nel­ son erreichte sie abermals nicht, und nach einem unentschiedenen Treffen mit der schwächeren Escadre des Viceadmirals Calder (am -Lsten Julii), in der Ge­ gend zwischen Corunna und Ferrol, und nach ei­ nem Verluste von zwey Schiffen, kam die combinirte Flotte nach den spanischen Häfen. Das Kriegsfeuer kam auf dem festen Lande zum Ausbruch und erleuch­ tete den düstern Horizont Großbritanniens. Durch einen in den Annalen der Geschichte beyspiellose» Sieg sicherte es sich von neuem die Herrschaft zur See. Dieser Sieg wurde aber durch den Tod seines größten Seehelden erkauft. Nelson erfocht ihn an Spa­ niens Küste, beym Cap Trafalgar, über die fran­ zösisch-spanische Flotte, den Listen October. Diese Seeschlacht übertraf weit die berühmte westindische, vom ßten April 1782. Von 53 feindlichen Schiffen wur­ den, mit Inbegriff der 4 nachmals vom Admiral Strachan eroberten, 8 in englische Häfen gebracht, 36 zerstört; 6 wurden als Wracks nach Cadix ge­ schleppt, 3 blieben nur dienstfähig, und an 20,000 Matrosen und Landtruppen fanden den Tod oder wur­ den gefangen. Die Engländer hatten nur 23 Linien­ schiffe, an Todten 425, Verwundete 1164. Rußland, Oestreich und Schweden ergrif­ fen, vereinigt mir England, die Waffen. Ueber die Oe streich er, die sich bis zur Ankunft der Russen in Schwaben behaupten sollten, warf sich Napo­ leon mit seinen Kriegern her. Bayern, Würtemberg und Baden wurden Alliirre Frankreichs.

294

Uebersicht der

Diese vom französischen Kaiser selbst trefflich geführte Masse erdrückte die braven Oestreicher. So wird es begreiffich, wie die Tage vom ?ten bis i?ten Oktober, ohne Hauptschlacht, die Niederlage der Oestreichischen Armee entscheiden konnten Der Obergeneral, Erzher« zog Ferdinand, schlug sich zwar murhig mit einem kleinen Theile der Armee nach Böhmen durch, der bey weitem größere, von den Erbstaaren des deutschen Kaisers abgeschmttene Theil mußte bey Ulm, 25,000 Mann stark, am Tage der Seeschlacht bey Trafal­ gar, capiruliren. Die Franzosen gaben die Zahl der zu Gefangenen gemachten Oestreicher auf60,000 Mann an. Unaufhaltsam drangen nun die Franzosen gegen Wien vor. Das Corps des General Kien« mayr, vereinigt mit der ersten Russischen Armee, wich langsam. Am izten November rückten die ersten Franzosen in Wien ein, von wo sie den Russen nach Mähren folgten, was um so leichter geschehen konnte, da der Fürst Auersperg die Donaubrücke bey Wien nicht zerstört hatte. Drey Kaiser standen gegen einander über, und Napoleon wählte de» -ten December, seinen KrönungStag, zur SchlachtMit der ausgezeichnetsten Bravour fochten die Russen, aber schon nach 4 Stunden war bey Austerlitz der Sieg für die Franzosen entschieden. Beispiellos mörderisch war dieser Tag; jedoch gaben die Berichte des General Kutusow den russischen Verlust nur auf 12,000 Mann an. Die russisch-östreichische Armee war an diesem Tage über 100,000 Mann stark, wie die französischen Berichte sagen; die Franzosen nur go bis 90,000. Die russischen Nachrichten hingegen ge­ ben den Franzosen am Schlachttage eine Ueberlegenheit von 20,000 Mann. Die Russen verloren, fran­ zösischen Berichten zufolge, 20,000 Gefangene und 15,000 Todte. Diese Schlacht, entscheidender als die bey Marengo, hatte einen Waffenstillstand am 6ten December zwischen Oestreich und Frankreich, und die Eröffnung von Friedensunterhandlungen zu Folge.

denkwürdigsten Begebenheiten rc.

295

Das russische Heer, welche- seinen Verlust durch die Truppenverstärkung, welche General Benningsen herbeiführte, wieder erseht hatte, kehrte von dem fried« lich gewordenen Kriegsschauplätze zurück. Eben war der Waffenstillstand proklamirt, so kam der Erzherzog Carl mit 80,000 Mann in die Nähe der Kaiserstadt,' nachdem er vorher den General Mas­ sen«, der feinen meisterhaften Rückzug verhindern wollte, in der Schlacht bey Caldiero, mit einem Verluste von 8000 Todren und cooo Gefangenen, zurückgebröngt hotte. Am Lasten December wurde der Friede zwischen Oestreich und Frankreich zu Preß­ burg unterzeichnet. Ersteres mußte ihn durch Abtre­ tung seines Antheils von Venedig, Dalmatien, durch den Verlust von Tyrol, seiner schwäbischen Besitzungen und andere große Opfer erkaufen. Doch erhielt es Salzburg. Chursalzburg erhielt Wirz­ burg als ein Churfürstenthum; Frankreichs Alliirte, Bayern, Wirtemberg und Baden, erhielten, be­ sonders ersteres, ansehnliche Erweiterungen ihrer Grän­ zen. Die beiden erster» haben seit Anfang des Jah­ res »go6 die königliche Würde angenommen. Unentschieden ist, nach öffentlichen Berichten, das Schicksal Hollands und der Schweiz. Spanien betrauerte am Ende des Jahres 1305 den Verlust seiner schönen von Gravina geführten Flotte. Portugal erhielt während des Krieges seine Neutralität Auch Dänemark, welches die beneidenewerche Fortdauer seiner glücklichen Ruhe der Weis­ heit seiner Regierung, und der eigenen von seinem Kronprinzen aufgebotenen Kraft verdankte. Gleich Dänemark blieb auch die Schweiz neutral. Für das Glück Europens stand Preußen noch mit ungeschwächter Kraft da. Friedrich Wilhelm III. wollte allgemeinen Frieden. Es rückten seine Heere ins Feld, mit ihnen die Hessen und Sach­ sen. Kaiser Alexander, Erzherzog Anton, Lord Harrowby erschienen in Berlin. Alexander und

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Uebersicht der denktv. Begebenheiten rc.

Friedrich Wilhelm knüpften eine enge Freundschaft. Der nach Wien gesandte Graf Haugwitz bracht: die bald verwürklichte Hoffnung des Continentalfriedens mit zurück. Preußen besetzte darauf das von Rus­ sen und Schweden geräumte Hannover, ausge­ nommen Hameln, das nun, nach der Uebergabe We­ fels an die Franzosen, von diesen verlassen ist. Ansbach, Neufchatel und Valengin, und einige Theile der preußisch-westphalischen Staaten sind bis jetzt an Frankreich uud Bayern abgetreten. Der Coloß des englischen Ostindiens wurde durch den unruhigen Holkar und andre MarattenFürsten erschüttert. Afrika hatte jüngsthin auch die Merkwürdigkeit einer Revolution, welche mit blutiger Gewalt einen neuen Dey in Algier einsetzte. Die nach der neuen Welt versetzten Brüder der Afrika­ ner pflanzten auf Domingo, statt des FreiheitSbaumeS, ein seltsames Kaiserthmn.

Register

Register. 5lb«bbe 111. s.

Ababde« 1. i. Ab-caten L i. AbagnrS 1 *. Abaloe 1 i. Abana» 111. 39Abaffnen 111. abenten 1. i. AVanriS 1. i. Adargia 1. 24;. Adas« 1. 24;. 3baf»*i 1. 341. AbaSgen 1. r. 341. Abasgia 1. 34). Abasi 1. 237. Abaffy» 1. 148. AdastaoL 111. 177. Ab cd äsen L 341. 243. Abchastti 1. 343. Abchaff 1. »37Abchasten 1. 346. Abdaltt 111. 334. AbeUinater 1. 3. AbeUakis 1. 34Abeuaquit 111. 25. Abessynien 1. 3. 87. Abeffynier 1. 3. ;oi. Slbichiras Hl. Abii 11. 310. Ablnr«» 1. 9. IV. 193. Abinzi 1. 9. Abiponen 1. 10. Abwoner 111. 39. Abokrvw 11. 264. Abonbser 1. 54Aboriginer. 1. 10. Abraguena IV. 105. Abrinkatuer 1. n. Absnr 1. 243. Abu Salibe 1. 86. Aöysffnier. 1 3. Vierter ryeil.

Myver 1. 43. Aeadien H. 34- 113. III. 272. 28z. AeansaS UL 25. Acarnanien 11. 233. 2?s. 241. Acdäer 11. 254. Achät 1. 240.1V. 276. Achaj« 11. 23i. LZ2. 2?5. 2Z8. 256. 857IV. 18. Acham 1. 99Achem 1. 99AcoqnaS 111. 39» Acra 11. 264. Acron 11. 264. Adamper L n. Adampi 11. 264. Adana 11. 126, Adel 1. 7» H. Adiadene. 1. iot, HL 333. Adias 11. 200. Adige 1. 24z. Adirondaken 111. 68. Adirondaks 111. 26. AdmiraNtätsinseln 11. 146. 111. 264. Adom 11. 264. Adoni 11. 14. Adonis 11. 265. Adow 11. 264. AdrSdLkampen 1. 12. 11 21;, Adrai-ä 1. 235. Adramiten 1. 12. Advatiri 1. 288. Advatiker Lr2.ll.215. Advaruci IV. 235. Adyrmachidä 1.12. Aeduer 1.12» 99.156. 253. Aegialos 11. 2,2.

Aeglna il. 23s, Aegypten 1.1,13. 72. 74* 7s* 77» 1,0. Jiu 112. 113. Il6. 135. II. 93.102. I24.116. III. KO. I57. IV. I8. 20. Aegyvicr 1. 13. Aela U, 264.111. iooe Aemonia 11. 234. Aemonier 11. 240. Arnianer 1. 24. Aeolier 1). 243. Aequani 1. 24. 104. Aequer L 24. IV. 13. Aeqni 1. 104. Aequiroli 1. 104. Ae^uloulenil. 24.104. Aequ cutt 1. 24. Aeftyer L 24.171. 11. 212. 227. 111. 64. Aethici 1. 24. Aethiker L 24. 11. 94. Aerdiopien 1. 4. 88. Aethiopier 1.4-16.88. Aetintaner 111. 18. Aetolien 11.233.235. Aetvlier 11. 241. 254, 255. Affong IV. 89. Afganen 11. 290. 11L 60. 334. 360. Afnu IV. 149. Afrika 1. 46. 57- 77» IV. 26. 27. AgadeS 1. 79. Agarener 1. 68» Asathyrsen 1. 25. Agaus 1. 25. Aqawi 1. 25. Agedi 1. 243. Asimerelll.r93.lV4» Asvnna 1L 264.

Register. AgowS 1. 3. 25. AgowSvon Lafta l.r6. Agra 11. 74. 288. 111. 51. 52. 61. 193. Agri lll. i6z. Aqrianen 1. 26. Agnaspa 11. 148* Agrippinenses IV. 244. Aguaer 1. 42. Aguaner 1. 26. AguanoS HL 39* Ahir 11. 74Ahmednagur 11. n. Azam 1. 27. 84- 87Art 1- 27. Aroues 111. 26» AiffuariS 111. 39. Aite Amuer 1. 27Akalzike 11. 126. AkansaS 1. 36. AkinakL 1. 118. Akkermen 111. 2gi. Akkim 1. 46. 1L 226. AkkrLer 1. 46. Akkran 1. 46.11. 226. Ak-koinlu IV. 242. Akkripon 11. 226. AkoquovaS 111. 39 4r. AkouchtenS. 111.39. Akra 11. 108. Akte 11. 232. Alanen 1. 28. 24;. 11. 221. 227. 111. 231. 279. IV. 26.66.185. 193Alaska 11. 121. Alaun! HL u9. AlauniSevthLlV. 63. Alazonen 1. 2g. Alban I 246. Albaner 1. 29. Albanta 11. 234. Albanien 1. 29. 246. 11 25.205. IV. 262. Albanier 1. 241. Albter 1. 29. Albinos 111. 90. Albioeci 1. 29. Albion IV. 15. Alboeensti 11. 224. Aleodolad-s 1. 29. Al-Gchestra; 1. 66.111. 21 . Alemannen 1. 29.157. ll.21x.220. IV. 24. S5.

Älenren k ;r. . .. Aleutische Insel» 11. 122. Alsorise» 111. 225. aifnbri«« IH.174.175. AlfuhriS 111. 374. Algarbiealll. ;s6.IV. U7Algier 1. 17. ?r. 11. »02. 205. 111. 21;. IV. 195. Algonkinen 1. 33.111. 26. Algonquinen 111. 26. Algonquins 111. 26. Algunhet IV. 52. Older 1. 27. AlimabouS 111. 26. Allahabad 11.2gg. 111. 52. 193. AllibamouS 111. 3g. Allübroger 1. 37. 98. 287. Llmerugier IV. 2g. AlmouchignolS 1. 37. Altekesek 1. 243. Altmark 1. 163. 167. 169. 111. 130. Alt-Mexico L 37- H.

Alufta (Gt.l 111.1Z7. AmacioouS 111.39.45Amaker 1. 101. Amalekiter 11. 26g. Amanten 1. 40. AmanteS 111. 323. Amartkä 1. 40. AmariS 1. 119. Amazirg 111. 88Amazonen 1. 41. 241. 111. 164. IV. 203. Ambarliner 1. 44Amharlis L 44. Ambarrer 1. 45. Ambesrs 1. ji. Ambianer 1- 45. Amdiani 1. 102. Ambibarrer 1. 45Ambidraver 1. 45Amdisonti 1. 45Ambotna 11. 13 kIIL 224. Amboiner 111. ir. 225. Ambondoer 1. 54 Ambronen 1. 45. 287. 11. 215,

Amedabad 111. 19?Amednagur 11.292.111. 173. Ameneyous 111.39-45. Amerika 1.32.111- 20. 21. 23. Amicenftr 11. 224. AmHoueS Hl. 26. AmikoveS 1. 35. Amina 1. 46. 11. 226. 264. IV. 89. Ammonlter 1. im- lL 26g. Amorayapore I. 25g. Amoriter 11. 267. Ampatres 1. 46. Ampaza 1. 46. Amssrvarit IV. ir. Anachimuffen 1. 47. Anacuren 1. 47. Anase 1. 86. AnaauatteS 1. 26. Anamani 1. 47. Ananen t. 47. Anariaka 1. 4r. Anarrer 1. 47« Anartes 11. 224. Attartofracti 1. 97. Anatiler 1 47. Ancaeö 111. 475. Andaquilas 1. 47. Andaguili 1. 47. Andamanen 1. 47. lll. 53. AndaqueS lll. 39. Andecavi 1. 50. Andegavi 1. 50. Andeö 1. 50. AndeveS lll. 160. Andicavi 1. 50. AndigeteS lll. 323. Andras lll 39. AndreasInseln 11.122. Androphagen 1. 50. Aavros 11. 234. ANeaada IV. 27s. Angarierl.50.ll.2L2. III. 64. Angela IV. 52. Anaeln 1. 50. gi. II. 2r3.HL 85. IV. 46. Angel ' Sachsen 1. so. IV. 26. Anglia. 1. 53. Angola I. 53. IL 104. lll. 5.109. IV. 71.

Register. Angola,r 1. 54. Ul. 260. Angos IV. 3. Angrvarier 1. so. SS. 1J. 75' 212. 111, 64. IV. 46. Anauilla 1. 55. AnqurereS 111. 39, Anl-alr 1. 66. Antez 111. 26. Annaeioat 1. 56, '21 satte 1. 56. Al stanacten 1. 57. Arstvarier L 57. 268. 11. 2n. 111. 72. AnsiquainS 1. 57. AnsiquanS 1, 57Anstko 1. 61. IV. 7). Anstvarii 1. 57. Anlvach 1. 169. 17?. 180. Anten 1. 57. IV. 128. 129. Antigua 1. 58.59. Hl. -85. Antillen 1, 58. II. 66. HO. Antitettii 111. 323., Anricana 1. 61. Anrichi 1. 6t. Anzikoer Hl. 219. AnjikoS 111. 260. AnzinguiS 1. 61. AnztqueS 1. 61. Äonen 1- 61. 11. 240. Aoma 11. 232. Aorsen 1. 6s. Apachaliten 1. 221* Apalachenl62.lV.26. Apalchen 111. 26. Apaffu IV. 89. ApetouS 1. 62. Aphnter 1- 62. AptaouaS 111. 3% 45. Apotcer 1. 43Apstnthier 1. 62. Apulia IV. 14. Apulier 1. 104. Aquambv 11. 108. Aquamboe 1. n. Aquanuschionig IU.67. Äquigirt 1. 62. AqU'gtreS 1- 62. Aquttaner 1. 62. Aquitanien 1. 98. Ul. 15-

Araber L 6?, Arader Adelata 111.1. Arabes NomadeS 1. 65. AradeS Scenitj 1.65. Aradia 1. 6?. Arabien 1.14- 17. 63. 67. 192, 204. 205. 206. 207. 208. 282, 11. 27. 111. 3$4. IV. 43Aradreö 1. 88. Arablttan 1. 65. Aradtten 1. 88. Aracbosia-11. 70. 111. 346. Araler IV. igo. 182. Aratzen 1. 89. Aram IV. 167. Aramäer IV. 167. AramtsaS 111. 39» Araucani 1. 272. AraucanoS 111.39. 45Arauco 1. 272. Arauker 1. 272. Ara Uluß 1. 91. Aravil'ct 1.92.111.323. ArbieS 1. 88. Arbit 1. 88. . Arbi^ 1. 88. ArdoreS 11. 200. Arcadten 11. 231.235. 238. Archangel IV. 31Arcor 11.13- 14. izr. 134. 136. 294. ArdiLer 1. 89. Ardiäi 11. 8Ardra 1. 142. 11. 6. 264. Arecomiker 1. 89* Aremvrikor 1. 62. Arevaker 1. 89. 255. Arglpäer I.90. IV.91. Arglpai 1. 90. Argotiö 11. 232. ArgoS 11. 2zi. 235. 238. Arguin 11. 103. iog. IV. 106. Art 1. 91. Aria 11. 70. Hl. 344. Ariaciten 1. 90. . Anaöpj 11. 148« IV. 276. Arier Hl. hi-

ArlkoratS 111. 39. 4s. Arim 11. 202. Anmasper 1. 90. IV. 92. Arini 1. 91. Artnzen 1.91. 99. Ul. ir?. IV. 58. Arinzi 1. 91. Akivarer 1. 92. AnoareS 111. 323. ArLzanrer 1. 115. ArmagoutouS Hl. 3942. Armenien 1. 7?- 92. 93.95.11. 126.205. III. 157. 333* IV. Armenier 1. 14 92. IV. . l?4- III- 53* Cansren I. 216. CanareS III. 39. 48. Canarinen I. 216.. Canarische Inseln II, 103. 108. Candahar II. 292.294. III. ss. 60. 335. 346. 361. 362.

Register. Landciscb n. n. in. 19?. Carrdia 1. 219. Cando in. 181. IV. 90. Landy I. 258. II. 129. Cangen I. 219. Canina 1. 24. Eaninefater I. 219. Cannidalen I. 60. Cannibaleninsel I. 59. CannibaS l. 34. Cano 11. 224. Canoul 11. 14. Cansen I. 36. Canses llL 27. Canrabrer 1. 220. in. »5Courier I. 220. Carmi I. 146. Canul ui. 60/ Cap in. 397. Cap Breton II. 116. Caphotunroeren n. 299. Cavorer I. 214. Cappadocteni.7Z Hl157. baptor n. 2or. Cap-Verdische Inseln I. 220. II. 103. Carabari L 142. IV. 90. Carabuyavaer I. 43. Caracares 1. 221. IV. 62. Caraganrr Hl. 165. Caraaos III. 374. Cara! den 1.59.60.--21. 284.II. 70.250. III. LZ. 1V. 266. Caraibeninseln I. 59. Carakiraner I. 225. Carben 1. 22z. Carducben l. 22z. Carduel I. 237. II. 205. 206. Career I. 224. Careni I. 224. CareraS III. 39. 44. Cariner l. 224. IV. 2?. Carister I. 224. Carlsinseln, Er. HI. 311. Carrrate II. 10. n. Carnatie ni. 53.

Cornatik II. n. 12. 14. 132. 134. 135. 136. 292. 294. 296. Carner I. 224. Carni IV. 12. Carnuter I. 224/ Carolina in. 27. 30. 285. Carolinen 11.128. in. 63. Carper IV. 66, Carvesier I. 225. Carpetaner 1.224. in. 15. z Carpetani I. 224. Carpi I. 225. Carptaner 1. 225. Carpiani I. 249. CarqueS III. 39. 48. Carrhager 1. 225. Carthago I. 18. 73« IV. 17. Cartris I. 289. Carusarer I. 233. Casan IV. 34Caschmir in. 50. Caschna IV. 150. Casrier I. 233. Caffena II. 224. Cassey I. 150. Casst I. 14$. Caffopäer I. 234. Ceüellaner I. 234. Caftilien III. 396. IV. 137Casiilien/alt 1.81.82. Castobokt I. 225. Casuarii in. 72. Catabani L 234. CatabaniS 1. 234. CatabawS in. 27. Catalaunen 1.235. Catalonie» 1.81. IV. 137. Caralunna in. 2. Cateuchlanen I. 235. Cathöer I. 235. Catharinenburs n. 122. Cattuarier 1.235.268. Carvellani I- 235. Catuvellauni I. 235. Caucasien II. 123. Caueasische Nationen 1. 236. CaueasuS 1. s.

Cauevnen I. 248. Caupanasr I. 42. Cauqui l. 272. Causchen I. 57. 247. II. 75. 212. 216. III. 64. Cavaren 1. 24g. Cavinen I. 249. Cavini I. 249. Cavoer I. 42Cayci I. 247. Cayenne II, 171. CavugaS II. 308. III. 27. 29. Celebes I. 133. 249. 11.130. in. 53.224. Celta 1. 25 r. Celten 1. 98.136.155. 251.111.15.67.316. IV. 126. Celtiberer I- i4f- 254. 11. 65. Celtica IV. 6. Celtika I. 251. Celtlker I. 255. 300. Cenimagni I. 145. Cennen I. 256. Cenomanen 1.103.256. Cenomanaer 1. 42. Cen^m^ner IV. 12. Centauren I. 256. Cephalonia n. 235. IV. 263. Ceram in. 224. Ceramer in. 225. Cerafer IV. 62. Cereeten 1. 240. 257. Cereres IV. 109. Cerigo IV. 263. C?rne 11.108. in. 71. Cerretaner 1. 257. Ceylan I. 257. 11.94. 129. 131. 145. HI. 49- 53Ceylon I. 133. Chaeo in. 48CbactLwer in. 27. Chödini II. 2i2. III. 65. IV. 125. Chatgie m. 1. Chalcis in. 333, Chaldaa 1. 107Chaldäer 1. m. uz. 260. in. 217. Chaler l. 289. Chalmik in. 92.

Register. Cbalyben i. 261. Chämen 1. 260. Cham 1. 15. Cbamaver 1. 261.26g. II. 160. IV. 54. Chamavi ll.211.lll.72. Cvamicuros in. 39. ChanaquacShottentotten II. 301, ChanoS in. 45. Chaoneri 262.11.94. Cbaonia Ji. 94. Characeni 1. 240. Characiraner 1. 262. Cbarazme 1. 73. 232. in. 237. Charazmier 1. 77* Charlotteninseln IT. 76.139.146. Charuder l. Lgg. Cbasael l. 86. Cvaschdim i. sßi. Cha uarii i. 235. II. 211. Cbatramitj I. 12. Chatamotritä 1. 221. Cbatramolitä i. 12. Cbarramvliten I. 64. Chaeriäer I. 262. Chatuori II. 213. Chatten 1.30.57.131. 262. II. 8* 75* 160. 211. 216. 218. Chatti HL 72. IV. 11. Chattrrarii I. 235. Charin II. 160. IV. 46. Edauken I. 55. Cbazaren 1.243. IV.31. 32.177. iß6.223.255. ChechehetS III. 39.40. Cbeeracken in. 27. Chelus IV. 51. Cheridon Hl- n. 12. Cderson IV. 185. Chersoner IV. 67. CbersoneS Ii. 124. CbersonesuS Cimbrica I. 289. Chrrsvniren I. 162. Cheruöei ui. 72. Cherusker 1. 50. 5557- 19°- 235. 261. 267. II. 75. 211. 216. 217. 220. IV. 21. 46. 54. Vierrsr Theil»

Chickimeker ui. 23. ChicketwaS III. 27. Chili I. 271. II. 67. III. 39. Cbilier in. 39Chilkasah Hl. 38China I. 133. 273. 295. III. 6. 235. Chmeser 1. 273. ui. 11. 225. Chios II. 255. Chiquitos Iil. 39.46. ChiricoaS in 39. 42. Chiriguaneu ni. 39. 45Chiriguornes I. 231. Chirugiei III. 39. 45. Chiror in. 61. Chtwa 1. 282. Chiwaer 1. 282. IV. 180. 182. Chiwirrien I. 282. III. 99. IV. 180. Cho-it in. 93. 242. Cboktab in. 23. Cbomari I. n8. ChonaquacShottentot, ten II. 301. Cbondi Chui in. 512. Cborasan I. 77. 232. in. 237. 241. 344. 347- 361. Cborasmien I. 117« Choresm 1. 232. Choriter 1. 283. Cbolchoten 1.280.233. III. 92. 93. Cbosowo IV. 57. Cboten in. 236. ChowareSmier I. 94. IV. 92. 176. ChriftinoS 1. 34» Hl. 30. Christoph (St.) 1.59. II. 67. 114. 117. III. 284- I. 184Chrvaten IV. 130. Chrobaten I. 297. IV. 123. Chirlilau-Cehoaulll. 39- 46. Cburbranvenburg I. 168» Churhannover 1. 187* Chnrmark I 168.169. Chutistan in. 344X

Ckconen I. 285. Ciqanen IV. 287. Cikonen IV. 203. Cilicien 1.17.18. 75. III. 69. Cilicier I. 285. Ciliner 1. «14. Ctmhebaer in. 90. Cimbern 1. 46. 155. 2Z6. II. 2. 2Og. 210. 214. 215. III. 317. IV. 19. 71. Cimbri I. 236. Cimbusche Halbinsel i. 289. Cimerier l. 2Z9. ne 214. iv. 95. 98. 184- 195. Clmmerit L 236. 289. Cingalesen 1. 259. in. 63. Cingani IV. 284. CtngulaiS Hl. 63. Circars II. 134. 136, Circassen 1. 241. 243. Circassien I. 105. Cisalptnien in. 83. CiSalpintsche Republik II. 188. ni. 80. Cistoboct H. 223. Claudinarier I. 290. Cleve 1. 137. 174’ II. 46. HI. 84» 207, iv. 8. Eleven IV. 8Cobander l. 289. Coburg IV. 48^ Cocamaö ni. 39. Cocamivaö III. 39. Cochin II. 9.126.129. 135. Hl. 53. Cochrnckina I.290. III, 52. 57. Cochinchineserlli. 61. 62. Cocosater I. 292. Cocosinseln H. 13g» Cocurni I. 294. Cölerrner l. 214. Cvlesyrten I. 17. 18» Cölln I. 137» Cosaiten I. 62. 221. Coimbettore II. 134. Colambo IV. 90. Colapiner l. 292. Colapini in. 325.

Register. Colapissa- III. iß. z8. Colcki 1.224. III. 120* EolchrS I. 256 240. 241. 246. III. 120. CologiieS I. «92. Colombo III. Coloniehottentotten 11. 299* Coloris I. 292Com^anen IV» 228. 242. 253. Cvmaner I. 29z. Comma^ene Ul. 333. Comoro Inseln I. 29z. Concan II. 9. UI. 53» 61. Condanor ui. 337» Condttlser I. 294* Condruü 1. 12. Congv l 7- 54- ^42. II. 103. III. lOß. Conier l. 3OO‘ Connecticut HL 235. Constantine I. 27 32. Consuaraner I. 294. Contestaner I 294* Convenä I. 294. Coprapim I. 272. Coquimbani l. 272. CoraS III 28Corcyra II. 235. Cvrduba 1. 81. 82. Cordueni I. 22z. Corea I. 275. 295. III. 6. Coreaner I. 295. Corfu II. 235. IV. 41. 263. Corinth 11. 232. 235. 258. 256. IV. iß. Corr'vpiter I. 296. Corttaner 1. 296. Cornaceter I. 296. Cornaeetee ui. 324. Cornavter I. 296. CornwalltS u. 7* Coromandel n. 130. 135 Corien 1.297. IV. 15. Corli IV. 62. Corstka 1. 296. Coffäer 1. ioß. 297. III. 151. Co ra I. 258. CoumavuS III. 39- *3CvusaniS in. 39- 45-

Cranganor il. 9.'in. 53. Creek, Indianer

UL

Crevlen I. 60. II. 6ß. 69. Crera I. 207. Crtks III. 28. Croateu I. 297. Croatten L 29g. III. 19. IV. 13 l. 246. Crobyji I. 90. Croix (St.) I. 59. IV. 269. Cuacerner I. 2»4- 298Cuba I. 37. 59- 299II. ITO. Cubagua n. m. in.

Cuch'garaer I. 42. Cucis I. 300. CucurateS HI. 59. 44. Codapah 11. 14. in. 337. Cumbava IV* 162. Cumanarter I. 42. CumykS I. 242. Cunchi 1. 272. 273. Cunchies III. 39. Cuneer I. 300. Cunter 1. 300. Curacaol. 300. II. 110. Curassao I. 59. 500* Curven 1.219. II. 241. Curgonler IV. 242, Curi I. 272. Cnrter 1. 42. CurioneS II. 213. Curiosoliter I. 301. Curland I. 24. ui. 123. 124. 390. IV. 34 38- 40. 63. Curländer 11.109.120. Curuzicarier 1. 42. Curuzicarls in. 39.45. Cuscbiten L 67. 301. III. 217. Cusea 1. 296. Curry ui. 177. Cyklopen I. 301. Cykladen 1. 17. !L 234. Cynefter I. 300. Cyvern 1.17.72.302. II. 242.

Cyrene i. 17*

Cyrener 1. 303. CyrnuS 1. 296. D.

Daä IL 21. Dacer I. 156. Dact III. 3i6. Dacia II. 1. 221. Daeien I. 105. II. 1. 227. IV. 22. Dacier IL 1. 222. IV. r. DactyLen II. 242. Dactyler l. 219. Dades II. 200. Dänemark l. 33. IL 2. 28. 35. 58. 92. IV. 71. Dänen II. 2. 81* iö8> 120. 135. 212. III. 64. 296. IV. 71. Dagestan I. 236. 237. 245 Dagestan« III. 231. DagueliS IV. 193. Daher iv. 93. ' Dahi II. 7. Dahome 1.143. II. 6. Dadom^k II. 6. 148. III. 260. IV. go. Dadome^ II. 6. Dahomey II. 6. 1^8. Dahomy XL 6. 264» Dai II. 7. Dajakkers 1. 159. Daker 1. 25. Dalemintier II. 26. Dalmater IL 20. in. 18 Dalmatia Hi. 17. Dalmatien 1.89.105. 298. II. 8. 65. III. 19. I V. 4. 131.244. 246. 262. Dalmatter IH. 313» DamaquaS II. 301. Damascus 1. 72. 77. DamaSk II. 126. Dambandan I. 23g. Damntrr II. 7. Damnonier II. 7. Damot I. 15. Dandaren IL 6» Danvarit lll. 163. Dandaridä in. 163.

Register. Danduter IL g. Dauburi L 264. II, Lu. III. 72. Da'gom HL 3q2, Daorin II. g. Düplians, HI. 165. Dap-tans III. 574, Darah HI 301, Dardaner ii. g. Darbania II. g. tarien 11. Ub iv. iq8»

DarmankorS IVV 50, Daffaretier II. g. ^attelniand I. 146. KaucioneS Ii. 212. Daulatabab III. 53, Dauma I. 145. Dauphin« I 57. Kamen HL 183. IV. 237. . Daurien HI. igz. x aot 11. 1. Taoib (St.) L 145. ©eben H. gDecan ii. 9.132.135. 283. 292. III. 53. Teciater II. 20. Degomdah III. 101, IV. 150. T ehemrün IV. 52. T ekavoltS H. 207. Tekin ui. 302. ©daroaren 11. zog. 111. 29. 69. Delhi II. 74. 2gg. III. 51. 52. 1V. 28. Delmaten H. 20. Delmarä II. 8. DelmenhyrK II. 4» 5iv. 38. DeloS H. 235. Delta 1. 14. Dembo IV. 74. Temerary II. 20.ng, Demeten II. 21. Derdet H. 21. Derberen H. 21. Hl. 92. 93. 94. Derbices H. 73. Derdiker 11. 21. Derdikkä II. 73. Derben H. 21. DermankorS in. 256. DeruS II. 71. Derufiät 1. 98.

Desareni HI. 220. Deseabe II. 260. Desrberabk lit 260. Destraoe II. 260. Deutsche 11. 209. IV. 30. Deutschland I. 12. 30. 51. 132. 155. 213. II. 22. 163. IV. 21. Devihaffem 1.157. IV. 51De^HuberdUklaIV.51. Devuuansor IV. 51. DeoonShjre II. 7. D a II. 234. Diavlinten II. 65. Diablinter l. 102. Diarbek I. 34. Diarbekr II. 124.126. Dieböinseln HL 115. Drnkira II 264. D tmarsen IV. 45. Ditthani II. 65. Dltther 1. 255. 11. 65. DtvrhetS in. 39. 46. Diyjrenser IL 65. DivitsnIeS IV. 11, Dobas IL 65. Dobunen IL 65. Dobonäa II. 234. Dörbön ^Olrat 1.127, III. 241. Doltoner H. 66. Dvlonei IV. 203. Doloper II. 66. Dolrabad H. 9. Domingoli. 115.170. Domingo (St.) 1.59» Ii. 66. 109. Dominica I. 59Dc "inika IL 69. Dominique II. 69 91. Donboü III. 90. Dvngo Angoüo I. 53, Dongoer I. 54. Dordän,O:rat 111.91. Dorier n. 43. HL 143, IV. 9. Dortngi IV. 2o5. DoriS H. 233. 235. Dosareni Hl. 220. DoSki HI. 163. Dvwlatabad IL 193. II. 212. Dra hi. 2oi.

DrangL IV. 276. Dranga Jaraagji IV. 276. Drangen II. 70. Drangtana II 70. Dregwirschen IV. 152. ©rtler II. 70. Drugunnren IV. 152. Drusen II. 71. Drybiker IL 7z. Dryoper II. 73. Dschaaatai 1.191. III. 235. 256. Dschallonker II. 73. Dschaten II. 74. HI. 60. 6s. iß6. DscLembulukiil. 277. 2ßl. Dschesira l. 86. iv. ' 167. Dschesira al Arab. 1. 65. Dscdole - Inseln IV< 157» Dsjarhamie I. 66. Duad IL 14. Duhassin 1.157. Duleim IV. 5i. Dulqubinl II. 74» DulgumnierL.268. IL 74. 211. Dulgumnii HL 72. Dumnonter II. 75. Duraten n, 75. Durarer 1. 214. Duromger II. 75. Dusareni HI. 220. Dutcheri iv. 237. Dutscharen III. igz. Dwalaten IV. 193.

E. Eaüerling- m. 295. iv. 7». EdoeS I. 142. II. 6. Ebraguena IV. 50. 105, EburoaeS I. 12. Eduravicer IL 75. Edessa III. 333. Ederaner II. 75Edomtter H- 76- 267. 269. Ebonen IV. 283.

Register. Ebur 1.12. Esmonr-iaiÄ n. 76. 139.

Egurrrr 1.101.11.77. Elften n. 77. 212. III. 64. 12g. Ehstland n. 77. in. 123. 390. IV. 34. 35. s». 86. EichSfeld L igr. Eidahaner i. 159* Elam in. 344. Elepbantenland hl 117. Elfenbeinküste II. 264. Elaoven 11. 78. Elks II. 232. 238. El'K-vtt II. 3Elsaß I. 137- II. •78. III. 505. Elusater n 79. Elurhen in. gu EluthS III. 91. Elymaer II. 80. Elymer II. 80. Ekymioten II. 81.94. Elysier HL 141. Cmeretierr II. 205. Emirette II- 205.. Emozaiden L »67. Enaker n« 81. Euchelärr in. 17. EndrveS HL 160. Enger» ui. 66. England 1. 33. 52- 55* II. 41.81.164.165. 167. Engländer 1.150.159. ii 31.106.115.131. Eorbeten II. 94Epidirr n. 94. Epirer II. 94. Epiroten II. 96. 98. Epirus I. 24. II. tzi. VClUt J. OU. Edely IV. 119. EringdraneS ii. 98. Eriwan II. 125. EstoneS I 100. ESkimo III. 115. Eskimo- II. 99. ^lquimaux in. 23. Esten III. 207. Esseque l. 60. II, 99. 11g.

Esterabad II. 125. Estiones IV. 26g. Etechem.S I. 34. Ethelrugier IV. 28. Etrurien II. 100. IV. 12. Etrusci IV. 243. Etrusker II. 100. IV. 15. 16. 24z. Euböa 1. 1. 11. 234. 246. Eudosen IV. 28EudoseS I. 106. Euganeer n. 102. IV. 12. Europa in. 2z. 24. Europäer in Afrika. 11. 102 Europäer in Amerika 11. 109. Europäer in Asten n. 122. Europäer in Austra­ lien Eustache (6t.) L 5911. 147. Eustaz II. 747. IV, 45, Evergeten 11. 143. EvergeteS IV. 276, Exarckat in. 73.105. EvoS II- 148LyouS III. 14g.

FFalsan I. 147. FalaschaS n. 149. FalaSjan I. 3. II. 149. FattlandSjnselnII.750. Fanten I. 46. Santi» II. 264. Fars ui. 344' af>>. 362. FelladS I. 14. 66. Fellaken I. 14. Feltrioer n. 151. FeluveS II. 151. IV. 105. Fennen II. 151. Fknni II. 212. UI. 151. Fernando del Po IL 105. 106. Ferrara UI. 78. 104« 105,

Fe- II. 702. III. 201. Fetu II. 264. Feueranbeter II. 261. Feuerland II. 152. Feuerlander n. 152. Fez l. 79.80. Hl. 201. 27Z. erran I. 147. ida IV. 89. Fidah II. 6. 264. Fidda II. 6. Ftdensrer II. 101. Sinti 11. 167. Finmark 11. 155.156. Finnen II. 151. 155. II. 2. III. 64. IV.

f

Finnische Völkerschaf­ ten 11. 123. Finnland iv. 31. Flämische Inseln I. 107. Flandern I. 132. izz. Flandrische Inseln 1. 107. Flibustiers II. 67. FlovpS II. 151. Florentiner UL 78. Florenz UL 8c>. Flores in. 224. Florida I. bo. 62. II. 91. 113. 158. III. 52. 135. Flsrtda(Ostr) III. 287. Florida (West-) in. 287. Fiuvü II. 151. Fo IV. Qo. FolzaS II. 264. Folschaer H. 264. Foni IV. io6* Fonia IV. 106. Formosa 1. 155- 280. II. 129. i5g. ForsterSinseln II. 140. Fosen II. 160. Soft II 211. FvyS II. 6. Franken 1.78.102.105. *29.737. 157. 163. 190.263.271.11.22. 27. 35. 160. 211. 220. *221. IV. 23. 26. 46. 55. 78. Frankreich I. 132.133. rZ7- rz8. II.25.24.

Register. LZ. 47- 5o. AZ. 56. 60. 64. 65. 6A. g2. 83» 86, 87. 88- 89. c;o. 91. 93. 163.1IL 79. f ranrosen 11. 64.107. 115. 135. "renraner IV. 13. Sren:aut I. 104. Mcsia II. 193. Freso eS II. 192. Freundschaftliche InIdn 11.131. Freundschaftöinselnll. 159. 146. Friaul 11. 65. Friesen 11. 40.Q1.1ga. 212. 216. 21ß-

Friesland 1. izz. Frisaboni 11. 212. III. 64. Fr sia oneS ii. 192. gnfh in 64. FrtsoneS II-192. Fuchö i Indianer III. 29FuchSinseln II. 122. Füchse I. 35. Fünf-Nuionen III.29. Fuhlier II. 194. Fula II. 194.26z. IV. 1 ;o. FvlahS III. 260. FmaS II. 194. IV. 105. Fulda I. 263. Fuleö II. 194Fulier II. 194. HI223. Fvnche ui- 301. Fuugi 1. z. 9.124. Funscheno IV. 73.

G. Gabakn n. 195. Gaba»itä L 234. Gaben H. 265. ©oben« n. 195. @»el< I. 51. IV. 75. GaeS in. 39. GLtulier n. 195. GafateS I. 3. Gafat« 11. 196. GasaS IV. 72. Tagrr iV. 72.

Gages iv. 150. Gago I. 79. Galam in. 180. iv. 105. Galatia I. 251. Galatien II. 196.157. Galen 1.188. 290. II. 198C ali den III. 39. 41,. Ga'ilaa II 267. Galmder IV. 151. Galla II. 199. Gallani I. 3. II. 199. Gallas 1. z. n/25. II. 199.111. 261. Galla^j I. 251. Gallen (St.) I V. tz. Galles I. 5Galeri 1. 213. Galli 1.251. Gall a Belgica I. 12. Gallia CiSa^pina IV11.

Gallia CiSpadana IV. 12.

Gallia Loqata IV. n. Gallia LranSpadana IV. 12. Galligen 1. 81- H-56in. iz. iv. 33. Gallien I 12. 23. 30. 37.45.51.98. 102. 129. 131. iz4- 136. 155. 156. II. 22.23. 111. .5. IV. 15. 19. Gall^ii. loi.

in.

155- iv. 17. GaUlnagt, lll.39.41. Gallizien I. 130. Galoh ui. 12. Ga'wei II. 264. Gandarier 11. 200. Gandicorta II. 14. Gangara II. 200. Gangariden 11. 200. Ganghella. IV. 74. Gani IV. 105. Ganrar II. 201. Garmcotta II. 14. Gaogao II. 201. GaramSer 1. iog. 11. LOI. Garamanten 11. 202. Garaycus ni. 39, 47. Ganter il 20®. ‘

Garumner H. 202. Gasandä I. 37. Gasconier L 12g. Gaspesier 1. 34- m. ZO.

Gassen I. 70. 72. Gauern II. 261. Gauli I. 295. GaulonitiS 11. 267. Gavainer I. 42. Gavlrer 11. rc>2. 267. Gaz iv. 2.52. Gazaren IV. 227. Ga;na in. 536. Gaz.^i II. 2.8g. III. 356. Gedde Monu II. 264. Gebern II. 261. Gedaliten 111. 246. Gedrosia III. 344. Geldern I 133. Gelen 11. 202. Gelonen n. 214. IV. 9lGenaunen II. 203. Genauni 1V. 9. Gennah IV. 150. GernooS III. 59. Genua 11. 167. 203. III. 79 81. George (St.) I. 14z. Georgien 1. 29. 236. 237. 264. 11. 125. 124. 205. in. 14. 361. 2Z5. 288. iv. 39Georgier i- 241. 246. Gepiden 11. 207. 220. ui- 13. Germaner 1. 130. 11. 22. 209. iv. 98. Germania IL 209. Germanien 1.131. IV. »5- , Germanil I. 98Gerrhai m. 254. Gerrher IV. 95. GeftllschaftSlnseln II. 139. 145. IV. 133. Getä HL 316. Gelen 1. 25. 156. 11. 2. 221. IV. 1. 67. 20z. GeteS II. 74. Gewürrinseln in. 53224.

Register. Ghana n. 224. ©bereitn I 245» II. 125. GiackaS V . 72, I. 142. in. 109. G acqueS IV 72. ©ragas III. 109. IV. 72. GtaMilV. 72, GragueS 1.54. IV. 72. Giükt IA. 72. Giavtealagas in. 59. GraquaS IV. 72. Glvverr H. 224. GUead 11 267. Glliäki IV. 237. © liaken III, 183. Mr vlo II i 224. ©Indes IV. 72. Gin a I 79. Gingt 11. 11. Grngie I 216. Gturd,starr 1 237. II» 205. GlaruS iv. g. Glaukamkä II. 225. ®laufd II. 225. Glaz L 178. IV. 75. Glückselige Insel« 1°. 217. Goa I. 249. Goer I . 227. Gört Hi 306. Gög III. 167. Golawan^r II. »»5. Gehud II. 74- HI-. 61. 193. G^iam I. 26. Go cor da II. 9. 292. III ZZ. Holdeste I. 11. 46.. II. 226. 264 Gomarer III. 22z. GonakaShvttentotten. II. 301, GonaquaSbottevtotte» II. 301» Gonqae I 3. Gongas II 226. Gor,»ad IV. 150, Gordyäi I. -23. Gvrdyeni 1. 223. Goree II. 106. IV< 106. B»tä II. 21s.

Gotha IV. 48. Guatlmala 1.39. Gethan I 150, II. 2. Guayavas III. 40. 220. 5^23. 226. III. Guaqarier I. 4315. IV, 23 24 25. GuaymuraS III, 40. 67. 78 185. .4 47Guayra IJI. 43. 44. Gothirren L 199. Gvthmer IV. 2it. ©abu II. 226. Gorren IV. 22Z. 242. ©über I. 79. II. 261. IV. 150. Gräcist II. 231. G-anaba I. 8i. 82. Guberru II. 262. ©Lebern, IL- 261. IV. 137. Grande-Lerre II. 25g. Gueda II. 6, Guenj qa IV. 49. Giaurhungr II. 231. Grena a I. 59. IIt. 91. Güter iv. 157. Gugerner II. 262. 250. III. 287, Grenadiliea 1. 59. II. Gugerni II. 262. GuguhS IV. 159.. 230. Grcfsrk III. 12. Guvam III. 116. Gutstna II. 113. III. Grerudunger 11.231. 41. 47. IV. 198Griechen I. 14. H. 231. _T99- T Griechenland. 1. 61. Gumea I. 120. 142. II. 6. 104. 262. II. 231. ui. 155. IV, 17. 18. 20,. Gurai I. 101. Gurague IL 265. Grönländer II. 99. Grönland II 126.257» ©urarcaer I. 42. Gurgiftan I. 246. III. 71. 283. 298. Guriel 1.246. II. 126, Groß-Angeka I., 6i. Großbritannien 11.64. Gurtichi I. 246. Gurä II. 226. 93» Großbulgarien 1.195. Güter IV. 157. Gutdonee II. 214. Groß-Griechenland IV. 11. ©utt II, 14. ©uttor.es II. 226. Grubendagen II. 75. Grüne Inseln I. 220. Guyana H. 265t yrusin.en 1. 236. II. ©uzerat II. 294. III. 205. 193. Gutarate III. 50. 52. Grusinier I. 246» 56. 61. Gruvier I- 214. Guadeloupe L 59. II. GylltoneS I. 149. 170, 259. ©ychoneS I. 249. II. 226. Guajinas ui. 39.41. Guaiibas in. 39.42. Guajvcuras III. 39. H. Gualata I. 79. iV. 2. Gulloga III. 39. Habrsch I. 5. $• 11. Guamoö III 39. 42. 87- *38- II» 65. Hadeschi?r I. 2. GuanaS III. 40. Guanchen I. 218. Habesftnier 1.4. Habichtti» »In I. *06, GuancheS I. 218. Guaytschen I. 218. Habtdurg ui. 505. ©uaragoö III. 40. 42. Hackbows II. 265. 46. Hahdesst I.' 66. II. 266. GuaraniS III. 40.45, Suastallq II. 260. IV. Hadramaut I. 66. Habramaulh 1.12.

Register. -elvemorg IV. 4g. Halbinsel, diesseit de- Heotachomöterkll 283. GangeS III. 52. Hepra.iomiS I. 13. Halbinsel, jenseit deS Hera III. 186. Ganges I. 99. III. Hermatba I. 158. Hermkvnen II. 210. 52. Haleb Ii 126. 28V Hamaxod er 11. 266. Hermunduren II. 213. IV. 63. 218« Hermundurrr II. 283. Hamsrodii I. 25. HamdonaS II. 266. Hernici I. 104. IV» Hamyar 1.68. 86. 14. Heruler Ii. 23. 212. Hanau I. 263.220. 235. III. 161. Ha?nover II. 58. HarafvraS III. 163. IV. 27. 225. 267. IV. i5g. Helyeria IV. u. Haranrees II. 266. Hessen I. 262.263. II. Harmatotrophi I. 9 35. 286. 119. Hess^nkassel II» 64. Harveyinseln II 266. Hethiter II. 267. Harvfysinseln 11.139. He^rurien II. 191.287. 146. 147. III. 81. Hev ller 1.164. Hallen I. 262. HayortaS II. 266. Heviter II 267» Hrdernia III 66» Hayti II. 66. 69. Hilanoites III. 374. Hnjarmaveib I. Hazorta I. 3. IV. 74. Hildburghausen IV. Heahrames I. 35. 48Hildesheim I. ißi*U* Hebräer II. 76. 267. 37. Hebrtdi'cheInseln III. 298. Hindi III 50. Hindostan i2z. 140. HedschaS I. 69. Hedschaz l. 66* 281. II. 9. 288. III. Hedsja« I. 82. 83. 52» 56. 337. Hedstar I. 66. Hindus ii. 74. ui. Hedui I. 12. 59. Heiligen - Inseln H. Hinter-Indien 111.52. Hionanu II. 304. 260. Hira 1.70. 72. Helena II. 107. Hella- II. 231. 232. Hirptrrer IV. 13. Hirpint I. 104. 234. Hirri II. 212. I V. 90. Hellenen II. 235. Hellevivnen II 212. tt^i^panta IV. 15. Hispgnirnl. 51. izi. Helleviones III. 64. niola 11.66. iog. Hetvrconen III. 141. Helvetien I. 31. 198. ►f III. 22z. II. 167. 163. 279. Hochburgnnd I 198* Hoffnung IV» 271. IV. 8.

Hoffnung--Inseln II. , »39-, Ho k I V- 227. Horke , Tarare« ni. roh. Holländer 1.143» t5o. 150. 18z. 134. 215. II. 36.99* 106. [ ig. 128. Holland I Z3 133. H. 87- 88. 91. Holstein II. 5. 35. 47. 296. III 64.IV.3g. 4-. Holstein Gottoroll.4. Holste.n Plön II. 5. Homeriten I. z» 64. 6h, Horester Ii 297. Hs ita III. 309» Hormuö 11. 297. Honentomn 11. 266» 298 Hooal III- 3. IV. 105» Hovalo HI» 3. H waren I. 297. Hudsonsday II. 85. 115. 30 (/III. 234. Hu.lliDen III. 4. 45. Hurlrch; L 272. Hu ater II. 304. Hungarn IV. 244» Hunnen I» 201 243. II. 227» 304. III. 320. IV» 25. 26. 185. Hunnogudaren 1.196. Huronen 11. zog. in. 30. 36. Hussa IV. 150. Huzia IV. 252» Huzitt IV. 252, Hyanten I. 61.2$o» Hyderabad in. S5» 289. . Hydrabad 1.217. HyksoS 1.15. II. 30g. Hylophagen IV. 148» Hyperboreer II. 310. IV. 203. Hyperborei IV. 64. I.

Jaiah n. 264. 2at>uer 1.145.

Register. Zacatra nr. n. Jatttanrr JH. 15. Iaczwingi IV. 152. 386. Kangli HI. 369. Kannibalen I. 223, Kano I. 79. Kantor IV. ic6. Kappas HI. 30. Kaptschak III. 231. 235. 237. IV. iSx 183. Kaptschakc» III. 231. Karabad« Monn H. 264. Karadab III. «o. Kara gaffen in. gg. IV. 58. Sarai den III. 40.41. Karakalxaken III. 99, IV. Zgo. itza.

Karakals«« IV. 193. Kara •. Kiptsch»? ni. 99Karakltanen in. 107. Karakieay 1 19t. Kara-Kvinlu iv. 242. Karamanen BI. 70. Karamrnien IT. 126. Karatst IV. 54. Karduel I. 248, Karel«» IV. 31. Karelien II. t$$. 157. >18. Karie» I. >7. 18. Karmania III. 344Karra Monu II. 264. Karrou- III. 260. Kar- II. 126. Karraltnie« II. 205. Kartei II. 205. Karrwalii II. »09. Kasagt III. 11?. Kasakh« I. 24?. „ Kala» II. »22. III. 238. IV. 182. 183. Kaschaar I. 192. Kaschrar III. 101. Kasena I. 79. Kasgar I. 280. III. 236. Kaspirji Bi. 177. Kasqvia- III. 30. Kassandre- I. 37. Kassanitä j. ;7> Kaffenti II. 226.264. III. 100. IV. 89. Kasstantbeer HI. 100. Kastlteridische Insel» IV. 1$. Kaffoiien in. 101. Kaffopjer II. 94. Kaffndrn I. 66. KaSamoni II; 124. Kastilien II. 49Karadanis l.. 64. Kateuchlani I. 14s. Katbei in. 177. Katiari IV. 99. Katlchar in. 101. Katscht»»«» 1.9». >47. III. 101. IV. 192. Lauchen I. 90. Kavier III. 278. Kayor BI. 3. Kayowgaw- II. ?og. Lebeple» III. 88.

Lebaler in. 246. Kellem IV. 237. Kenda I. 70. Kennt« III. io». Lennvuß III. 102. Kenr 1. 92. Keiitucky in. 292. Kephenea III. 347. Kepbener I. hi. 113. Keral'f II. 99Kexdvlm n. 198. Key Du- BI. 40. 49. Kbuststan 11. 80. Ktab 1. 86. LillestinoS in. 30. Limo- III. 102. Li» III-107.182.229. Aiptschak III. 281. Kirchenstaat IIi. 103. Lirgi- III. 106. Kirstst» I. 124. In. 72. 106. 230. IV. 281.

Lirgi« f Kaisake» in. 106. Kirman m. 344. Lischt 1. 249. Kissti II. 80. Kisten 1.237. in. 107. Ktsti 1.241. Kistien I. 237. Kistinzen in. 107. Kistirien I. 237. Kitaj IV. 177. Kitane» Hl. 107.182. 229. 231. Hitaaen(schwartr)Hl. 107. KItay ui. 107. Kitt« (6t.) I. »84. Kjufl« III. 6. Klandinatii IV. 268. Kleinasten III. 197. Kochimier I. 214. Kist» II. 37. Koibalen Bl. 108.IV. 98. KvkvllS IV. 106. Koldui IV. 1. Kvlduli IV. i. Kolerie- Hl. 91. Kolon- I. 292. Koma»«» IV. 186, Komani I. ii8. Komar» iv. 94. Lomdv IV. 106.

Kongier III. 260. Kongo BI.K7z.Iv.73. Komi 1.118. IV. -64. Komi'Murt IV. 163. Komsrte I. 49. Ksnkadela IV. 73. Konuntkk. Oniga BI. , 67. LoopmaniiS 1 Nativ» bi. 109. Kopten 1.14. IIi. 110. Korjaken bi. ho. Kororofa IV. 190. Kvr< in. 121. Ko- II. 239. Kosak Bl. 112. Kosaken l. 244. III. ho. in.IV. 99,119. Kostroma IV. 31. Korensti n. 224. Koto II. 264. Koto iv »en Bl. ii 3. Loistn-Stna 1. »79. Konlogli I. 292. Kvyl in. 17-... Krebbent»seli. 99 IV. 269. Krai» n. 4». 92. BI. 294. IV. 132. Krek- I. 34. Kreolen 1. 162. Kreta 1.219.11. 234. 242. Krik« B. 269. Krim« 1. 238. 266. III. 238. IV. 39. 63. 182. 184. Kriti 1. 219. Lriwitschra IV. 31. Kuba» 1.236. II. 123. III. 278. Kllduh« IV. 199. Kürz!- in. 277. Kul Oglou« 1. 292. Kumaner IV. 292. Kunka» B. 127. KllpserJaielu I. 149. Karacao 11. 119. Kuraffao 11. 119. Kurdeni.223.in. 213. Kurdistan 1. rog. 11. 124. Lurileit II. 122. III. 114. Kuriltsche Inseln m. 86.

Register. Kurllischr Inseln (große) III. 7. Kukkichrllan II. 207. Kusch- I. 24s. Kutragoren I. 196? Kutriguren IV. 245. Kydurg Hi. 305. Kymren I. $1. Kynädvkolpitä II. 8. Äynrster in. 114. Kynerer in. 114. Kyrjaler n, 196.. L.

Labbeffeba IV. 5». Labrador n. 99. 114. ny. III. 71. 115. Laeedänilm 11, -32. rzs. 238. SZ9Laeeeaner in. 2. Lachsa I. 66. Lacrnia II. 232. Laconiea II. 252. Ladronen 1. 40. 144in. 63. uv. Laftriqonen IIJ. 116. «tt I. 31, LLven in. 116. Laevi IV. 12. Laggrani I. 240. Lahor II- 288. Lahore n. 294. Ul., $0. 6l. Lakedivr« HI. 49. $3. L^ketaner III. 2. Laletaner in. 116. Lamo 1.46. Lampudner IV. 199, Lampuhn« ui. 63. Lamter in. 246. Lamure» in. ns. iv. 136. Lan I. »7. Lanctater 1.10t, 116, Landack I. ,58. Land»« II. 13t. Langobarden in. 130. Lanianen in. 61. La»< 1. 149- ni. 5»61. 61. 117. Lapithen in. 117. Lappländer Hl. 117. Lappland HI. 118. Lappen II. 154. IIL 117.

Lappmark II. 196. La Roussye IV $1. Laffa I. 280. Lasta I, 26. Lateiner I. 209. II. 98. 1OO. III. 118. IV. 15 Latbiederim IV. ;i. Lartnm I. 10.11.100. in. 118. IV. 13. Latoviker in. ns. Laue rdirra IV. 47. Launen III. ug. Lauste- I. 166. II. 44. III. 119. IV. 48. Lausitzer IV 128. Lazier III, 119. 353. Lrzika I. 241. Leav tonq 1.278.279, III, r;8. Lechen IV. 12g, LectoratrN in. 120. Legä L 241. Leith III. 374. Lelegeri. 161. 11.24»* Lemarer i., 214. in. 120. 1 LrmnoS n. 23$. Le Movicer in. no._ Le Movier IV. -8. Lrmta IV. 49. $1. Lemtunen in. ,46. Lenriense» 1. 31. Leo» I. 81. IV. 137. Levoaeier III. 120. Lrsabiüaa I. 245. Le» BaSqurS 1.129, Lesbos II. »3$. Lrsgä I. 249. Lesghi« I, -45. IV.. 193. LrSgier I, 24». 245. LrSgistan I. 236. 237. LeS SainreS II. 260. Letten II. izt. 127. Lettgaller UI. 121. Lettland III. 121. Lencaetbivpes HI. 90. Leucer in. 125. Leurosyrer IV. 96.171. LrukosyreriV.96.17,. Leuni in. ns. Leuvuchen III. 40. 46. Levo»«- n. 212. ni. 64. Lrvonin.212.in.64.

Lexubirr ni. 129. Liachen I. 58.130. Libici IV. 12. Liblkrr in. 125. Llbucnia HI. 17. Libyen 1.12.17. ho. IV. 220. Licatier in. 126. Liefland III, 390. IV. 81. 86. Lleoland 11. 78. IV. 63. Ligier II. »13. si9. IV. 154. Liguren III, 19. Ligurer in. 126. Ligurer (Berg,) IV. 12. Ligurien II. 203, Ligaer III. is. LiageS I. 24s. Ligonen iv. 12. Ligorr in. j8. LikateS IV. 268. Likatii IV. -68. Limlcrr I. -14. Llngen I. 178. Linzer III. ig. Lingonen III. 126. Lipontii IV. 8. Lippe 1.17. Ltquejo-Inseln III. 7. Liqneot-Inseln 1.279. Litthaurn Hl. 127. 128. 389- IV. 30. 128. Litthauer III. „7. Litwa III. irr- 127.» Livadien II. »3». Ltven II. 212.111.128. Livland in. 121.123. i-s. IV. 34. 81. 63. kiw III i2i. Lixovii HI. 129. Lornge 1.97. III. 1,9. IV. 78. Lecri Esienemidii H. 233. Locri Opuntll II.233. Locri vrolae n. 233. Locris II. 233. 239. Lvdiontici IV. 107. Loger ni. 129. Logii in. 141. LvgionrS in. 141.

Lohavobtt« nr. 160. Lv-lv- III. I,y. Lombardei in. go. r; Lombarden H. 39. Lvngvbarde» 1. $0. 10$. 163. so;. II. 212'8. III. 130. i6r. IV. »7. 29. Lopari in. ne. Lotbrin-en 1.137. n. »$. 26. 27. 60. 78. 172. X75. III. 132. k«topha«rn in. 134. Lovifiana in. 2733. 34- 36. 38.134. 292. r°»ons III. 377. Lnancer 1 214. Lvbänen in. 136. Ludiiner 1. 214. Lucaner I. 191. in. 136. Lnrani III. 136. Lucania IV. 14.

Lucayische Insel« 1.

120. Lueea in. 79. gi. in. 136. Lueever in. 137. Lucenser 1. 101. in. Xttdt (St.) I. 59. Hl. J37Luneburg L 55. H. 39. in. 64. Ludwig (Gk.) II. io7» Lugii in. 141. Sufnnt 1. 104. Luler in. 40. Lungoner I. 101. Lvsttauer 1. 255. ui. 15. Lusstanie» I. 28. 97. Lusoner l. 255. LutaoS III. Z74. Lurtzer iv. i;o. Luxemburg II. 46. Luron HI. 37$. Lyaurong in. 138. Lycren I. 17.18. Hl. »38. Lyeter in. i;8. Lysien I. 115. 1.100.11^. Ist. III. IZ9. Lygier 1.46. nj, 141.

Masrndanoerni.165. Magneten III. 167. Maa Rahwaft 11. 77. Maaog III. 167. Magvtka III. 142. Macaffar II. 130. Magnemaneblll. 142. Macaffaren II. 129. Macassrn III. 142. Maguher ui. 46. Macedonien II. 96. Magyar IV- 244. 249- 25;. 256.257. Magyaren IV. 12^ III. 16.54.141.142b 245. IV. IJ. 20. Ma^aer m. ?i. Maeedonler l. 93- H. Mahrf^UeS III. 168. 80. III 142. Mahee II. 108. IV. 100. Machian III. 224. MahtnganS I. 34. Machidas III. is8. Mahiö Hl. 168. Macoco III. 158. Mahrah I. 66. M^eon'S I. 142. Majaeen III. 16z. Macoffen III. 142. Macrvpvgonen 1.240. MaikichvnouS Hl. 40. Madagaskar I. 46.47. 4;. 57. 88. 162. II. 98. Mailand n. 45. 5,. 167. III. 78. 80. 107. 135- 171. HI. 169. 102. 159. Madeira n. 103. HL Maimsstii II. 157. Ma^notten in. 171, 161. Main; 11. 37. 63. Madrkaffe III. 159» Madekaffen Hl. 160. Majombo II. 265. Majorka IV. 138. Madai 1. io*. Madegaffen Hl. 160. Makamea iv. i;g. Makapes III 40. 42. Madera in. 161. Madjapait III. n. Makassar I. 249. Makaffaren I. 250. Madtnga in. 180. Madtnger IV. 105. Makoko III. 219. Madion in. 12. Makoretj III. 220. Madras II. 19. Makrvdter 11. 310. Makronen Hl. 171. Madschareu II. 157. Madsche I. 66. Makuaer III. 250. Madura 1. 216. II. Malabar 1. 87. H11. ui. 12. 53. 126. 129. 130. III. Mäder in. 161. 64. 171- 173. Mähren I. 106. 154. Matabaren I. 86. 2x6. 11. 24. IV. 2. 128. in. 60. 61. 171. Mädren (klein) 1.298» Malacca I. 87. 52. Mährische- (groß) in 58. Reich III. 161, MalaqettaküKeII.26z. MäoneS I ieo. Malakka n. 127. Mäoter in. 762. Malayen I. 86. III. 11. 61. 62. 63.173, Maqadoxo III. 165. Magalhaeuland in. 225- 374- It - 159. Maldiven in. 49.53. 41. 45MagapaS III. 40. 175. Maldlvier in. 63. Magaren IV. 51Magdeburg 1.50. >75» MaleciteS I. 34. Malegaschen III. 160. II. 56. Malegentes (Küste)Il. Mager I. 115. Magindanao III. 53. 264. 165. Malemba IV. 74M.

MaHvminrs III. ;i. M-. ’ »)■: II. 7Z. Malienieö JII. 215. Malli I. LZ5. JII. 176. Malorossen HI. i»r. Maltva I. ;i. II. 92. HI. 177. IV. 41. Maluinen II. i$o. MaiuS IV. 106. Malva II. 289. 294. III. 5Z. 61. Malwa III. 19;. Mambos III. 261. Mamerriner I. 229. Mamluck^n 1. 14- 7980. 244. III. 178. Man III. 298. Manaereas III. 40.46. Manda IV. 150. Mandalä HI. jgo. Maudadineu HI. 180. Mandruger IL 26z. III. 180. MandLngoer HL 180. 260. MandingoS Hl. 180. Mandongo III. 181. IV. 90. Mandrueni I. 119. Manhscku III. igi. 229. IV. 71. Mandschuren HI. 181. Mandubter in. 184Mangree III. 98. Mantca III. 244. Manila III. Z74. Mammer HI. 141» ManirS in. 220. Manilen L 40, Mankat Hi. 276. Mannsfeld IV. 48* Manoaö HL 40.4;» Mantkcheu L 279. Manrfchuren IV. 94. Manrua in. 78. go. 184MapeletS I. 87. Mapochmi I. 272. MapoyaS HL 40.41^ Mapronanis in. 4042. .MaquaaS III. 29. Maquis Hi. 6g. Maraboux 111. 246. MarabutS HL 246.

IV.

$0.

Maracaten in. i$$. 18s. Ma acoupiS III. 40, Malanen III. 222. Maratten H. n. »2. rz. iS. r6.29z. 294. 295. HL 56.60. 61« 18s. Maratten (Berar) IL 133. Maratten (Punah) n. 133- . M:raphlr I. 98. Maravi Hl. 9s. Marbutv HI. 246. Marder 1. io8. HI. 194. Mardi I. 41. H. 21. Marnajaer. Hl. 46. Margarerva HL 19s. Margarita (St.) H. HO Margiana n. 21.111. 346. Margrebinen Hl, 197. Marguenta I. s9-Hl. >95. Mari IV. 224. Mana Galante I. 59II. 260. Marianen II. 128. Mariandynenlll. . 134. Ssjoten I . 58. 134. So ffon^ II. 161. Ss^io- II. 226. 264. III. 66. IV. 89. ^5Se'ms I. 263. Goroqulke^ III- 374. So on IV 23 So 00 jn6) regierte. Franz II., der, fünf Tage nach der proclamirten Trennung des süd­ lichen und westlichen Deutschlands, die Krone dieses Reichs niederlegte, war der 55fte Römische Kaiser.

Die noch -id)t in den Rheinbund aufgenommenen deutschen Fürsten und Stande wollte Preußen zu einer nordischen Conföderation

verbinden

Frankreichs nicht

unbedingte Gutheißung dieses Plans, Preußens unglück­

licher Krieg rc. — vereitelten dieses Vorhaben. Die meisten Länder des nordischen und östlichen Deutschlands

(Sachsen, Mecklenburg, die Churheffifchen und Praun-

schweigischen Lande rc.) beigetreten. Domingo (St).

sind bereits dem Rheinbünde

Am 5’ Oct. i8°4 bestieg Jakob Des-

salineö, als Erster Kaiser von Hayti, den Thron des in

der neuen Welt gestifteten Negerstaates

Kurz und doch

zu lange dauerte seine tyrannische Herrschaft, nämlich 2

Jahre und 8 Tage.

Er veranstaltete (den 14. Mai 1806)

in dem ihm unterworfenen Theile von Domingo ein all­ gemeines Gemetzel aller noch übrig gebliebenen Weiße«. Einige Zeit vor dem erwähnten Tage schickte man sie

größtentheils von Cap Francois unter einem Vorwande

weg und schloß sie in ein Fort ein.

Ueber die noch

dort zurückgebliebenen, ungefähr 150 Weißen, fiel man

in der Nacht (am 14. Mai) her, erdrosselte und ver­ stümmelte sie, plünderte ihre Häuser rc. Gleiche Greuel wurden an den im Fort Eingesperrten ausgeübt

Seit

der Thronbesteigung des Ungeheuers Dessalines floß auf dieser einst so blühenden Insel das Blut in Strömen.

Domingo (St.).

30

So ließ er z. B. einstens sooo Spanier, ohne Rücksicht

auf Alter und Geschlecht, in den Französischen Theil der

Insel schleppen, wo sie ohne Ausnahme niedergemacht

wurden.

Der treue Genosse und Gehülfe dieser Schand­

thaten war der General Clervaux, ein Mulatte. Dieser,

Christoph und Petion, hatten Deffalines auf den Thron gehoben; die beiden letzten raubten ihm (am 16. Octbr.

Die

1806) mit dem Leben seine angemaßte Würde.

Veranlassung dazu war: Im südlichen Departement der Insel sollten Tausende als Opfer des Argwohns und

der Barbarei fallen.

Dieß Vorhaben erfuhren die Ein­

wohner der Gegenden, wo die Blutscene eröffnet werden

sollte; sie standen in Masse auf und schwuren, das öf­

fentliche Wohl zu retten, oder mit den Waffen in der Hand umzukommen.

Der Kriegsminister Gerin, die Ge­

nerale Ferou und Vaval machten mit den Einwohnern gemeinschaftliche Sache.

General Petion und Amoroyse

vereinigten sich mit den Verbündeten, und nahmen (am 15. Octbr.) Port au Prince weg. Deffalines, ohne et­ was hievon zu wissen, rückt (am 16. Octbr.) auf jenen

Ort vor, und erst in dem Augenblicke, da er arretirt werden soll, merkt er, daß er nicht unter seinen Freun­

den sich befinde; im Begriff zu entfliehen, macht ein tödtlicher Streich seinem schändlichen Leben ein Ende. Henry Christoph, der Deffalines an Einsicht, Verstand und Bildung weit übertraf, der älteste Neger-General, wurde, bis zur Einführung einer neuen Constitution, pro­

visorisches Oberhaupt zu Domingo oder Hayti.

Durch

eine Proclamation forderte er (am 21. Octbr.) alle neu­ tralen Nationen zum Handel nach dieser Insel auf.

Es

fehlte indessen viel, daß die Ruhe dadurch wäre wie­

derhergestellt worden; vielmehr wüthete der Krieg im Innern nach, wie vor.

Besonders warf sich Petion

zum Gegner Christoph's auf. zeichnete sich

Der Monath Mai (1807)

vorzüglich durch Jnsurrectionen, Brand

England.

5*

und Mord aus, welche Petion's Agenten in dem nördli­ chen Theile angestiftet hatten.

Der Feldzug gegen Chri­

stoph endigte sich mit der Niederlage Petion's, der über­

haupt mehr Barbarei zeigte, als sein Gegner.

Späterhin setzte sich

Christoph an der Spitze von

10,000 Mann in Marsch, um seinen Antagonisten anzu­ greifen.

Dieser hatte ebenfalls eine beträchtliche Macht,

und man war auf einen

heftigen

Widerstand gefaßt.

Petion lieferte dem Heere Christoph's ein blutiges Tref­ fen, das für letztern einen großen Verlust und seinen

Rückzug zur Folge hatte. In einem Tagesbefehle machte der nunmehrige Prä­

sident Christoph, dem man in der Anrede den Titel My­ lord beilegen mußte, bekannt (den 25. August), daß die Brittische Regierung ihn anerkannt, und ihm alle Hälfe versprochen habe, deren er benöthigt seyn könnte, um

seine Autorität zu erhalten. In einem Theile von Domingo behauptet sich der

Französische General Ferrand fortdauernd.

England. Die Jahre 1805, 6 und 7 (besonders die letztern Monathe), waren für das Brittische Reich, so

wie für Europa überhaupt, eine der folgenreichsten Kri­

sen. Und gerade in dieser kritischen Epoche raubte ihm der Tod fünf seiner größten Männer. Am 5. Oct starb der Besieger Tippo Saibs, der Marquis von Cornwallis

in Ostmdien; am 21. Oct. desselben Jahres fiel Lord Nelson in der Schlacht bei Trafalgar; am 25. Januar 1806 wurde William Pitt seinem Vaterlande entrissen, dessen Schicksal er siebenzehn Jahr als Premierminister

ununterbrochen geleitet hatte; am 12. Sept. igo6 starb der alte Lord Thurlow, der sich auf dem hohen

Posten eines Lord Großkanzlers, als Rechtsgelehrter und Staatsmann, eine so ausgezeichnete Achtung erworben hatte,

daß er beständig der Rathgeber des Königs, des Thron­ erben und des Cabinets blieb; und am 15. Sept, trat

England.

Z2

der in -er Englischen Geschichte unvergeßliche Staatsse-

cretär, Charles James Fox von der Bühne ab, auf wel­

cher er, besonders in den letzten acht Monathen seines Lebens, eine Rolle gespielt hatte. In dem Kriege Frankreichs gegen

Oestreich hatte

England die Deutsche Legion, unter Lord Cathcart, nach Hannover gesandt, um in Verbindung mit Russen und Schweden zu operiren; aber die Unglücksfalle in Mah­

ren und der Preßburger Friede vereitelten dieß Vorha­ ben und die Engländer segelten nach ihrer Heimath zu­

rück-

Preußen nahm Hannover anfänglich in Verwah­

rung, dann als rechtmäßig

erworbenes

Eigenthum in

Besitz und verschloß (28- Marz) den Engländern die El­

be, Weser und Ems

Georg III., der mtf Bestimmt­

heit erklärt hatte, daß er nie in eine Abtretung seiner

Deutschen Erbstaaten willigen werde, ließ bald gegen Preußen die nachdrücklichsten Maaßregeln nehmen. Die erwähnten Flüsse und die Trave (8- April) wurden blo-

kirt ein Embargo (5. April) auf alle Schiffe Preußischer Unterthanen gelegt, Kaperbriefe gegen dieselben ertheilt

(14. Mai) und endlich (h. Jun ) dieser Macht förmlich der Krieg erklärt. Die Mitte des Jahres

meinen Frieden.

1806 versprach einen allge­

Ein Russischer Abgeordneter kam nach

Paris und unterzeichnete einen Friedenstractat ( Nov. (d 19.)

eine allgemeine Jmurrection verfügt.

landeten 16000 Russen und 18000 Engländer und be­

setzten die Gränzen des Königreichs.

fruchtbare

bei

Schlacht

Schicksal Neapels.

Austerlitz

Die an Folgen so entschied auch

Die gegen dieses

Land

das

bestimmte

Französische Armee zog sich langsam zusammen, um den Russen und Engländern Zeit zum Einschiffen zu lassen,

daS auch im Januar erfolgte.

Im Anfänge des Februars 1807 traten 60,000 Mann (die Reserve von 20,000 Mann ungerechnet) unter dem Prinzen Joseph, den Generalen Massen» und Regnier, ihren Marsch an.

Der Erste legte sich den Titel eines

Gouverneurs von Neapel und ©teilten bei. Am 9. Febr.

erließ er eine Proclamation an die

Neapolitaner,

in

welcher er sie zur Ruhe ermahnte, und die Bestrafung

der Treulosigkeit des Hofes als Beweggrund des Ein­ marsches angab.

Maffena kam (am 12. Febr.) vor Ca­

pua an, welches die Franz. Aufforderung mit Kanonen­ schüssen beantwortete.

Eben so betrug sich der Prinz

von Hessen-Philippsthal, der in Gaeta

commandirte.

Allein, die nach der Abreise des Kronprinzen von Nea-

N eape l. pel niedergefetzte Regierungscourmission sandte Drputirte an den Prinzen Joseph, welche (am 13. Febr) die Uebergabe von Capua, Neapel u s. w. unterzeichneten.

Die Garnisonen dieser Platze wurden als Kriegsgefan­ gene entwaffnet.

Am izten Febr. hielt Prinz

ganz unbeunruhigt, seinen Einzug in Neapel.

Joseph Obgleich

die kostbarsten Effecten weggeführt und der Hof selbst mit seinen Anhängern nach Sicilien geflüchtet war, so

fanden die Franzosen doch noch genug Beute.

Der neue Regent nahm von dem Lande, so weit es vccupirt war, am 21. Febr.

durch eine

Proclamation

Besitz und versprach den Einwohner» keine Eontributio» aufzulegen.

Der

bisherige Hof war mit seinen Schätzen nach

Palermo abgegangen; wohin auch der König von Sar­

dinien seine Zuflucht nahm. Der Schauplatz des Krieges ward inzwischen nach

Calabrien verlegt.

Hier befanden sich seitdem 11. Febr.

der Kronprinz und der General Damas an der Spitze von 18000 Mann, wozu noch äberdieß die Landesein­ wohner aufgeboten waren. Im Falle diese Macht den Franzosen unterliegen sollte, hatte man Schiffe in Be­

reitschaft, um den Rest der Truppen nach Sicilien äberzuführen.

Bei dieser Insel befanden sich mehrere Ruffi­

sche und Englische Kriegsschiffe.

Die Neapolitaner in Calabrien konnten der gegen sie in der Mitte des Febr. abgeschickten Französischen Macht

nicht widerstehen, und General Damas entkam nur mit einem kleinen Ueberreste. ner machten übrigens

Die Gesinnungen der Einwoh­ viele Arretirungen nothwendig;

die Festungen wurden mit Gefangenen angefüllt und die Franzosen sahen die Eroberung

Neapels als vollendet

an; nur die Festung Gaeta hielt sich noch. Durch ein Decret, das der Kaiser Napoleon am 51. März

Neapel.

65

Marz an den Senat zu Paris sandte, wurde Prinz Jo­ seph zum Könige von Neapel und Sicilien erklärt.

Je­

nem Beschlusse zu Folge soll die Krone in der Ordnung

der Erstgeburt erben.

Im Falle die jetztregierende Dy­

nastie erlöscht, folgen die Kinder des Königs von Hol­

land rc..

Im

Neapolitanischen

werden

sechs

große

Reichslehen (Herzogthümer) errichtet; der Kaiser behalt

sich eine Million Einkünfte dieses Reichs vor rc-, um damit verdiente Militarpersonen zu belohnen.

Die Nea­

politanische Krone soll nie mit der Französischen verek-

nigt werden. Der nunmehrige König von Neapel ist geboren den 5. Febr. 1768 und vermahlt am 24. Sept. 1794 mit

Marie Julie Clary (geboren den 26. Dec. 1777).

Aus

dieser Ehe sind zwei Prinzessinnen geboren. Während sich alles im Neapolitanischen den Franzo­

sen ergab, widerstand das einzige Gaeta, mit einer auS 8oo Mann bestehenden Besatzung von Engländern und

Die Franzosen mußten deswegen eine kost­

Sicilianern.

spielige Belagerung mit 16000 Mann unter Massen« anfangen.

Der Commodore Sir Sidney Smith suchte

den Belagerten einige Erleichterung zu verschaffen uwd

unternahm eine Landung in Calabrien, wo sich die Ein­ wohner von neuem den Franzosen lebhaft widersetzter,». Den 7. Jul. wurden die Laufgräben vor Gaeta eröffnet,

und in kurzer

Zeit verschossen die Belagerer an eine

Million Pfund Pulver.

Den Prinzen von Hessen Phi­

lippsthal verwundete die durch eine Bombe einstürzende

Mauer schwer; inan brachte ihn nach Sicilien.

Am

so. Jul. hatten die Feinde schon Bresche geschossen, alles

war zum Sturme fertig; deswegen capitulirte Gaeta, nach einer 5 monathlichen Belagerung (den 13. Jul. 1806). Ehe indessen diese Festung fiel, landeten die Englän­

der, commandirt vom General Stuart, im Anfänge Jul. in Calabrien.

Sie waren glücklich in ihrem Unterneh-

Univ. Lex. 5- Th.

C

Neapel.

66

men; der General Stuart lieferte dem General Regnier,

mit einem Verluste von 4000 Mann, am 6. Jul. bei Maida ein Treffen; die Flamme des innerlichen Krieges

mit allen ihren Schrecknissen loderte hoch empor. Fran«

zösischer Setts erklärte man daher (am 31- Jul.) Cala« freien in Kriegszustand und mehrere rebellische Orte steck­

te man in Brand.

Nach der Capitulation von Gaeta

täckte der Marschall Massen« selbst nach Calabrien, um die Einwohner zum Gehorsame zu bringen.

Im Decbr.

(1806) schlug General Regnier in Calabrien die Eng­

länder und Sicilianer frei Scilla und zwang den Rest, sich nach ©teilten zu flächten.

Der Prinz von Hessen-

Philippsthal landete bei Reggio (9. Mai 1807) mit

6000 Mann Neapolitanern; aber auch ihn schlug Gene­

ral Regnier (2g. Mai).

Dieß waren die letzten Versuche von Seiten der Engländer und ehemaligen Regierung auf Neapel. Seit­

dem ist die Ruhe und Sicherheit immer befestigt worben.

König Joseph legte neue Landstraßen an, hob (14. Febr.

1807) die religiösen Orden auf, schaffte Mißbräuche ver­ schiedener Art ab, und erwarb sich durch allerley gute

Einrichtungen die Liebe seiner Unterthanen. Die Versuche, durch Hälfe der Engländer Neapel wieder zu erobern, find jetzt aufgegeben.

Die Englän­

der haben größtentheils Sicilien verlassen, und die noch

dort befindlichen Englischen, Deutschen und Schweizerischen Truppen, an 2,400 Mann, werden fich unter General Moore zur anderweitigen Expedition einschiffen. Der Prinz von Hessen-Philippsthal hat jedoch wieder ein Corps von 5—6000 Sicilianern zusammengebracht.

Im Tilflter Frieden erkannten Rußland und Preußen

den König Joseph als Souverän von Neapel und Si­

cilien an. Arealgröße Neapels:

1437

Weil.; Bevölkerung

4/929,502 Menschen in 144 Städten/ 2070 Flecken und

Neuffchatel.

Nordamerika.

67

Dörferü. Die Land- und Seemacht sind noch km Ent­ stehen, die bisherigen Einkünfte: 8,215,656 Fl.. Arealgröße Siciliens: 576 9RdL; Bevölkerung:

1,600,000 Menschen in 540 Städten und Flecken. Mi­ litär: 15,000 Mann. Seemacht: 4 Fregatten. Einkünf­ te: 3,750,000 Fl..

Neuffchatel (Neuenburg). Das Herzogthum und die Grafschaft Neuenburg und Valengin bildeten schon ehe­ mals, so wie jetzt, einen für sich bestehenden Staat, welchen die Fürsten aus dem Hause Longuevtlle beherrsch­ ten. Im Jahre 1694 starb es aus, und bet dem Tode der einzigen Erbinn, der Herzoginn Marie von Nemours, im Jahre 1707, wählten die Stände den König von Preußen zu ihrem Landesherrn. Die Bevölkerung die­ ses kleinen Staates beläuft sich auf 50,000 Seelen; die Größe beträgt 17 m Meil.; die reinen Einkünfte steigen auf 60,000 Fl.. Durch den Tractat vom 15- Febr. 1806 kamen Neuffchatel und Valengin an Frankreich. General Oudinot nahm (am 18. März) die erwähnten

Länder in Besitz. Ein kaiserliches Dekret, vom 30. März 1806, übertrug die Regierung derselben, mit dem Titel

eines Prinzen und Herzogs von Neuffchatel, mit vollen Eigenthums- und Souveränetätsrechten, dem jetzigen Dice - Connetable und Marschall, Alexander Berthier, dem treuen Waffengefährten des Kaisers Napoleon. Nordamerika (vereinigte Staaten von). Als die über­

raschendsten und unerwartetsten Ereignisse Europa eine neue Gestalt gaben, hob sich in friedlicher Ruhe die nordamerikanische Republik zu einem Grade der Bevöl­ kerung, des Wohlstandes und der Handlung, der fast unter die Wunder gerechnet werden darf. Die Volsmenge hat sich in diesem Staate seit 25 Jahren verdoppelt. Sieben bis acht Millionen Men­ schen verbrauchen jetzt im Durchschnitte für 6 Millionen

Englische Fabrikate; führen aber, .ungeachtet Amerika E 2

Nordamerika.

63

noch nicht zu den Fabrikländern gehört, für 13 Millio­

Von »784 — »799 machten

nen aus.

die Bewohner

dieses Freystaates »5 Millionen Acres Land urbar. — Der vorzüglichste Stapelartikel der Stadt Philadelphia ist Mehl, wovon jährlich 400,000 Fässer ausgeführt

werden.

Der sonst unbedeutende Handel beschäftigt jetzt

1200—1500 Schisse; 20 von ihnen umschiffen das Cap, und werben um die köstlichen Erzeugnisse des Orients-

Nach einem vom Finanz-Secretär dem Congreffe ab­

gestatteten

Berichte sind

die Staatseinkünfte für das

Jahr 1807: 14 Mill. 500,000 Dollars und die Ausga­

ben »4 Mill. 100,000 Dollars.

Vom ». Jan. »80»

bis zum 1- Jan. »807 ist auf die Nationalschuld eine

Summe von 24,944,779 Dollars und 74 Cents abge­ tragen, und der Rest der Staatsschuld, mit Inbegriff

ter beim Ankauf von Louisiana gemachten Schulden, wird bis zum ». Jan. »809 nur 57 Mill. 491,828 Dol­

lars 77 Cents betragen.

Bei der Eröffnung des Con-

greffes (3. Dec. »805) stellte der Präsident die Lage des Staats in einer merkwürdigen Bothschaft dar.

Die

auswärtigen Verhältnisse Nordamerika's hatten sich, nach derselben, seit seiner letzten Versammlung sehr geändert. Die Kästen waren auf eine seeräuberische Weise von

armirten

Schiffen beunruhigt und selbst amerikanische

Schiffe weggeführt worden-

Mit Spanien waren die

Differenzen nicht geschlichtet; denn die Vorschläge zur

Ausgleichung der Grenzen von Louisiana waren von die­

ser Macht nicht angenommen. Die Spanier thaten Ein­ fälle in das Gebiet von Orleans und Miffisippi. Gegen diese und andre Gewaltthätigkeiten empfahl der Präsi­

dent nachdrückliche Vorkehrungen.

Schon seit gerau­

mer Zeit bildeten sich in dem Freystaate von Nordame­

rika zwei einander entgegenkämpfende Parteien; die eine begünstigt das Französische Interesse, an ihrer Spitze steht der Präsident Jefferson:

die andre ist die söge-

Nordamerika. nannte Englische.

Zu Anfänge der Sitzung des Congres-

ses im Jahre 1806 erhielt die erstre über die

letzter

die Oberhand und zwar um so eher, weil die Englän­ der stch so manche Bedrückungen des Amerikanischen

Handels erlaubten.

Ein Verbot der Einfuhr der Britti-

fchen Fabrikate und Handelsartikel bewirkten Englands Gegner.

Doch kam es nicht zur Vollziehung, und der

nach London geschickte Amerikanische Gesandte, Pinckney, sollte gütlich alle Differenzen schlichten, als ein unvermutheter Vorfall die freundschaftlichen Verhältnisse mit

Großbrittannien sehr erschwerte. —

Der Capitän des

Englische» Kriegesschiffes, Leander Whitby, hatte Ge­ waltthätigkeiten gegen ein Amerikanisches Schiff ausge-

geübt, wobey ein Seemann sein Leben verlor. In Newyork entstanden hierüber Bewegungen; der Präsident be­

fahl in einer Proklamation die Verhaftung aller Engli­ schen Seebefehlshaber und Entfernung aller Brittifchen Schiffe aus den Amerikanischen Gewässern, und selbst in

London machte dieser Vorfall tiefen Eindruck.

Um in­

dessen dem Französischen Anhänge nicht zu viel Raum

zu gestatten, brachten die Freunde Englands die Absen­

dung der 2 Millionen Dollars nach Frankreich aufs Tapet. Eigentlich sollte dafür durch Frankreichs Ver­ mittelung der Rest von Florida gekauft werden;

aber

die Englischgesinnten nannten es einen von dem Präsi­ denten und seinen Anhängern gezahlten Tribut.

Unter solchen Ausbrüchen des Parteigeistes ging der

Congreß (23. April 1306) aus einander. Jede Par­ tei hoffte, dis zur nächsten Zusammenkunft (im Oecbr.) ihre Zwecke erreicht zu haben. Die Streitigkeiten mit England schienen durch daS am 31. Decbr. 1306 zu London abgeschlossene Handels-,

Schifffahrts - und Freundschafts - Bündniß beendigt zu

seyn;

als aber der Präsident der vereinigten Staa­

ten diesen Tractat verwarf, so erhöhte dieser Umstand



Nordamerika.

die schon hoch gestiegene Spannung zwischen beiden Staaten um ein merkliches. Ungeachtet bei einem Kriege mit Nordamerika die Englischen Colonien ganz in der Gewalt der Amerikaner sich befinden, so bewiesen die Engländer dennoch nicht die geringste Schonung gegen sie. Folgender Vorfall reizte besonders zu Newyork alle Einwohner. Die Ame­ rikanische Fregatte Chesapeak, die nach dem Mittelmeere bestimmt war, wurde beim Auslaufen von dem Engli­ schen Linienschiffe Leopard mit mehrer» vollen Lagen an­ gegriffen, so daß sie streichen mußte. Die Engländer fanden hier freilich die 4 Matrosen, von denen sie be­ haupteten, daß sie ihnen in Halifax entlaufen wären, allein sie waren erweislich Amerikaner. Bei dem er­ wähnten Angriffe kamen mehrere Menschen um; ver­ schiedene wurden verwundet. Die Bewohner von Nor­ folk, Hampton, Portsmouth und die Generalversammlung zu Newyork nahmen zu Anfänge des Juli kräftige Maaß­ regeln gegen diese Verletzung des Völkerrechts; alle Nordamerikaner fühlten voll Unwillen das erlittene Un­ recht. Der Präsident des Congreffes forderte wegen des Vorfalls mit der Fregatte Chesapeak und des Pres­ sens Amerikanischer Matrosen Genugthuung, und wollte es lieber aufs Aeußerste ankommen lassen. In einer von ihm erlassenen Proklamation (31. Juli) rief er den Congreß auf den 26. Octbr. außerordentlich zusammen. In einer andern drang Jefferson auf die Aufstellung von 60,00c» Mann Landmiliz. Die Freunde Englands hatten die Gemüther zu besänftigen und besonders die Handelsstädte vor den Folgen eines Bruchs mit dieser Macht bange zu machen gesucht; aber ohne allen Erfolg und ohne den allgemeinen Haß gegen die Engländer zu mindern. Die Depeschen, welche die Regierung von ihrem Ge­ sandten Monroe aus London erhielt (im Octbr.), sollen,

Nordamerika.

71

öffentliche« Nachrichten' zu Folge, eine ungünstige Wen­

dung der zwischen den Nordamerikanern und England obwaltenden

Streitigkeiten erwarten lassen.

Einigkeit,

die für die erstem so nothwendig ist, findet leider! nicht

statt; die Beschuldigungen der Parteien gegen einander

folgen stch schnell.

dieser

Ungeachtet

Uneinigkeit im

Innern, hoffen die Amerikanischen Republikaner hinrei­ chende Macht gegen die Englischen Operationen stellen

zu können.

Der Congreß hat beschlossen, daß vom 25.

Decbr. an alle Handelsverbindungen mit diesem Lande und England aufhören mässen. Die Gewalt, die Voll­

ziehung dieser Resolution aufzuheben, ist dem Präsiden­ ten untersagt worden. Vorzügliches Aufsehen erregte, nicht bloß in Ameri­ ka,

der Oberste und

Burr.

ehemalige

Viceprasident

Aaron

Erst Haupt der demokratischen Partei, hatte er

hernach das Projekt, theils die jenseit des Alliganischen oder Apalachischen Gebirges liegenden Staa­ ten (Kentucky, Teneffen, Florida, Louisiana) von der Union zu trennen; theils Mexico zu erobern und diese Lander zu einem neuen Föderativ-Staate zu vereinigen.

Er hatte 400,000 Morgen Land in Louisiana

gekauft,

unter dem Vorwande, eine Colonie anzulegen, und Waf­ fen zusammengebracht, um sie gegen die Spanier zu

schätzen.

Ueberall, wo Burr Einfluß hatte, sammelte er

alle schlechtgesinnte Menschen,

suchte er zu täuschen. dessen Jefferson.

und die guten Bürger

Burr's Vorhaben vereitelte in­

In Kentucky leitete man, etwas zu

übereilt, wider erstem einen Proceß ein; Burr stellte

sich und wurde losgesprochen.

Kaum war dieß gesche­

hen, so verfolgte er dessenungeachtet feine Plane; aber

bei alle dem mißlang ihre Ausführung, und im Anfän­ ge des Februars 1307 mußte er sich vor dem Gouver­ neur des Missisippi Gebiets als Staatsgefangener stellen. Die große Jury von Louisiana ließ ihn, um sich seiner

Oestreich.

72

Person zu versichern, 10,000 Piaster Bürgschaft stellen;

da er aber befürchtete, nicht losgesprochen zu werden,

so ließ er obige Summe im Stich, und verschwand. Nun setzte die Regierung auf seine Ergreifung 2000 Pia­ ster Belohnung.

Am 28. Marz brachte man ihn gefan­

gen nach Richmond, wo er des kandesverraths und we­ gen der Vorbereitung einer Expedition wider die Colo­ nien Spaniens (eines Landes, mit dem die V- St. im

Frieden sind) angeklagt wurde.

Man entließ

ihn in­

dessen aus dem Gefängnisse, er bekam aber 6 Mann Wa­

che.

Den 7. August sollte das Verhör über ihn in der

erwähnten Stadt anfangen. haften

Verhandlungen,

Nach langen und sehr leb­

worin Durr's

Advokaten alle

Hülfsmittel der Redekunst aufboten, erklärte ihn endlich

die Jury.für nicht schuldig.

Der Oberste soll aber

«ach dieser Lossprechung, wie die Amerikanischen Zeitun­ gen vom Octbr. versichern, von neuem in Anklagezustand

versetzt worden seyn, weil er bewaffnete Schiffe, ohne

Vollmacht von der Regierung dazu zu haben, erbauet

habe. In diesem ganzen Processe ist noch vieles uner­ klärbar. Oestreich.

So schnell der unglückliche Krieg Oestreichs

gegen Frankreich durch einen Waffenstillstand

beendigt

wurde, eben so geschwind kamen auch die Friedensun­ terhandlungen zu Preßburg (den 26. Dec. 1805) zu

Stande.

Es trat vermöge desselben ab;

1) an Frankreich:

den Theil der Staaten der Repu­

blik Venedig, die ihm durch die Tractaten von Cam­ po Formto und Läneville zugefallen waren und die

nun an das Königreich Italien kamen.

L) an Baiern: Burgau, Eichstädt, den bis dahin zu Salzburg gehörigen Theil von Passau; Tyrol mit

Trident und Brixen; die 7 Vorarlbergischen Herr­ schaften rc..

73

Oestreich.

3) an Wirtemberg: die 5 Donaustädte, einen Theil des

Bretsgaue's, die Grafschaft Hohenberg rc.. 4) an Baden: das übrige Breisgau, die Ortenau, Constanz rc.. Als Schadloshaltung erhielt Oestreich Salzburg und Berchtesgaden, und der bisherige Churfürst, Erzherzog Ferdinand, Würzburg. Die gesammten Oestreichischen Staaten hatten vor dem Ausbruche des erwähnten un­ glücklichen Krieges, nach Hassel, ein Areal von 11.975

□ Meil. worauf 25,543,000 Menschen in 969 Städten, 1993 Flecken, 74,686 Dörfern und 18,360 Weilern wohnten. Die Staatseinkünfte betrugen 80 Mill. Rthl.. Der Verlust, den Oestreich durch den Tractat vom 26. Decbr. 1305 erlitt, betrug an Landern, Menschen und Einkünften: □ Meil. Bevölkerung Einkünfte Fl.

Herzogthum Venedig, die dazu gehörigen In­ seln und Dalmatien Markgrafsch. Burgau Graffch. Tyrol - Fürstenth. Brixen ------Trient Die 7 Vorarlbergifchen Herrsch, u. Hohenems Graffch. Königsegg u. Rothenfels # Tetnang und Argen Stadt und Gebiet von Lindau - - - Die 5 Donaustadte Graffch. Hohenberg

Landgrfsch. Stellenburg Landvoigtei Altorf Willingen u. Dreunling. Total-Verlust

17 75

*,950/000 4.6,000 515,000 30,000 155,000

10,000,000 350,000 3,600,000 250,000 550,000

42

72,000

500,000

8 9

12,000 15,000

100,000 90,000

1 6 16 16 12 2

8/000 32,300 34,900 29,000 30,000 8/4oo I 2,936,700

46,000 195,000 260,000 170,000 i85/ooo 40,000

712 32 427

1/375

16,316,000

Oestreich.

74

AlS Ersatz gab der Preßburger Friede Oestreich:

dasHerjogth. Salzburg von 171 LUM. 194,000 Einw. 910,000 Fl. Eink.

u. Berchtols-

i»LHM.

gaden

Zusammen 181

20,000—

190,000---------

— 214,000 — 1,100,000 — —

Nach dieser Berechnung hätte Oestreich noch behalten: 10,781

M. mit einer Bevölkerung von 22,825,300

Seelen, und eine Einnahme von 104,784,000 Fl..

Lich­

tenstern in feiner Uebersicht des Oestretchischen Erbkai-

serstaats für die erste Hälfte des Jahres 1807, liefert folgende Angaben: Größe: 10,956

M-; Bevölkerung nach den Con-

scriptionslisten: 24,900,000 Menschen, die in 796 Städ­

ten, 2012 Marktflecken und 65,572 Dörfern leben.

Die

gewöhnlichen Einkünfte, die aus den Domänen mitge­ rechnet, betragen 110 Mill. Fl..

schlägt er auf 900 Mill. Fl. an.

Die Staatsschulden Die Armee ist 540,000

Mann stark.

Am 16. Jan. 1806 kehrte Kaiser Franz II. aus Mäh­

Mancherlei Veränderungen im

ren nach Wien zurück.

Mtnisterio und bet der Armee

waren die Folgen des

beendigten Krieges. Erzherzog Karl ward Generalissimus aller Truppen. Eins der merkwürdigsten Ereignisse für den Oestreichi-

schen Kaiserstaat «ar

Kaiserkrone.

die Niederlegung der deutschen

Am 1. August (1806) war die Bildung

des Rheinbundes zu Regensburg erklärt, und fast zu

gleicher Zeit (den 6. Aug.) sah sich Franz II. veranlaßt,

die Krone des deutschen Reichs, die er 14 Jahre getra­ gen hatte, niederzulegen.

Er war der letzte Habsbur­

ger, der sie seit 1438 trug.

Kurz vor dem Ausbruche des Krieges zwischen Frank­ reich und Preußen erließ das Wiener Cabinet (6. Oct.)

Oestreich.

75

«ine Circular-Note, in welcher es seine Neutralität er­ klärte und deswegen ein Armee-Corps in Böhmen auf­

stellte. Als sich der Krieg in Polen den Oestreichischen Gränjen näherte, so wurde zwar in Gallizien eine Ar­

mee zusammengezogen, die aber keine andre Bestimmung hatte, als die Neutralität Oestreichs nachdrücklich zu be­ haupten.

Zu geheimen Unterhandlungei, sandte man von

Seiten dieses Hofes den General St. Vincent in das Französische Hauptquartier, deren eigentlicher Zweck in­ dessen bis jetzt noch nicht bekannt ist.

Co viel weiß

man aber, daß Oestreich zur Wiederherstellung des all­ gemeinen Friedens wirksam seyn wollte, und deshalb durch feine Gesandten im April iga?. Frankreich, Ruß­

land, England und Preußen seine Vermittelung antra­ gen ließ, die diese Mächte annahmen.

Fast zu gleicher

Zeit eröffnete der Kaiser (9. April) in Ungarn einen Reichstag, der sich in die Lange zog.

Erst am 15. Dec.

ertheilte der Kaiser den Verhandlungen desselben seine Zustimmungen und schloß so die Versammlung. .

Zwischen Frankreich und Oestreich sind nun alle Dif­ ferenzen beigelegt, welche sich bald nach Abschluß des

Preßburger Friedens, weil die Russen Cattaro besetzt hatten, erhoben.

Diese gaben, in Verbindung mit an­

dern Umstanden, seit zwei Jahren zu mehreren Verhand­ lungen Anlaß, zu tvelchen man Oestreichischer Seits den Graf St. Vincent gebrauchte.

Die Englische Expedition

gegen Copenhagen und der Tilsiter Friede haben nun­ mehr auch hier eine endliche Entscheidung Herbeigefährt.

Cattaro ist von den Russen geräumt; die Häfen Oest­

reichs am Adriatischen Meere find den Engländern ge­

schloffen, und vermittelst einer zu Fontainebleau abge­ schlossenen (10. Nov.) Convention, sind alle bisher noch wegen Ausführung des Preßburger Friedens obwalten­ den- Streitigkeiten gehoben. Braunau übergaben die

Französischen Truppen (am 10. Dec.) an die Oestreichi-

Paraguay.

?6

Perser.

Der Kaiser Napoleon trat Montefalcone ab, und

schm.

der Thalweg des Jsonjo soll künftig die Gränze

des

Königreichs Italien an dem Oestreichischen Staate seyn, wodurch Aquileja und Gradtsca an das erwähnte Kö­ nigreich fielen.

Zwei neue Ordm find km Oestreichischen gestiftet:

der St. Leopolds - und der

Franzorden;

letztrer für

verdiente Personen km Civilfache, für Gelehrte und Künst­

ler.

Er ist mit einem jährlichen Gehalte verbunden.

Paraguay s. Buenos - Ayres.

Perser.

Schon seit längrer Zeit hatte Frankreichs Poli­

tik die Perser in sein Interesse zu ziehen gesucht. Zweck wurde erreicht.

Dieser

Als sich der Kaiser Napoleon in

dem Preußischen Antheile von Polen befand, schickte der, in den öffentlichen Blättern sogenannte, Kaiser von Per­

sien, Feth Aly Schah, einen Gesandten, Myrza Rhija Hau, der sich, in Begleitung des Französischen Inter­ preten Zaubert, über Wien nach Warschau begab.

Am

2. März (ißo?) hatte der Persische Gesandte eine Au­

dienz bei dem Prinzen von Benevent. Persien soll, als Alliirter Frankreichs und der Pforte,

50,000 Mann Reiterei gegen Rußland in Bereitschaft gebabt haben.

Diese wurden, nach einer am 16. März

zu Warschau gegebenen Nachricht, wirklich gegen die

Russen

gebraucht.

Der Persische Bothfchafter erhielt

aus Theran Berichte von den glänzenden Vortheilen der Waffen

seines Souveräns.

Der Sohn des Kaisers,

Abbas Mirza, meldete ihm (d. 16. Dec. 1806), daß ei­

ner seiner Brüder, Mehemed-Veli-Mirza, siegreich bis

an den Oxus vorgedrungen, sich der Stadt Merve be­ mächtigt und der Gouverneur dieser Länder dem Kaiser

von Persien gehuldigt habe.

Kabul und Candahar hät­

ten sich ganz dem Feth-Aly-Schah unterworfen. Abbas

Mirza befände sich mit 40,000 Mann nicht weit von

Perser.

Tiflis.

Pfaljbaiern.

77

Ahmed-Khan, der diese Truppen commandire,

habe von den Russen mehrere Plätze erobert; die Be­

satzung derselben sey getödtet oder zu Gefangenen ge­ macht.

In dem Perfischen Kaiserreiche herrsche die voll­

kommenste Ruhe und Eintracht, dessen Macht bis zu den Besitzungen der Engländer in Indien reiche. Die Russen hätten Vorschläge zur gütlichen Beilegung des Streites gethan, Feth-Aly, Schah aber habe sie abge­

wiesen, alle Verbindung mit ihnen abgebrochen und er­

klärt, daß, so lange Rußland mit seinem Freunde, dem Kaiser Napoleon, Krieg führe, dürfe er von ihm weder Waffenstillstand noch Frieden hoffen. In wie fern diese Nachrichten gegründet find, läßt

sich für jetzt nicht bestimmen.

Die Mißverständnisse, die seit so langer Zeit zwischen der Pforte und Persien herrschten, wurden beigelegt. Zu Anfänge des Monaths März (1807) ging ein Tür­ kischer Bochschaftrr nach Jspahan.

Zu Constantinopel

kamen häufig Persische Offiziere an.

Alle Englische Kaufleute, Waaren und Factoreien, verhaftete und konfiscirte man in Persien.

Der Gesand­

te des Feth«Aly Schah kam den 26. April in dem

Schlosse Finkenstein an, wo er am folgenden Tage bek

dem Kaiser seine Audienz hatte, und am 8. Mai, nach Ueberreichung sehr kostbarer Geschenke, nahm er Abschied.

Es wurde festgesetzt, daß künftig eine zahlreiche Gesandt­ schaft von Persern in Paris, und von Franzosen in Theran sich aufhalten sollte. Wirklich ist auch Franzö­ sischer Selts der General Gardanne nach letztrem Orte

als Gesandter vor längerer Zeit (im August) abgerelset.

Pfalzbaiern.

Maximilian Joseph erhielt, durch den am

26. Decbr. 1805 zwischen Oestreich und Frankreich ge­

schloffenen Frieden, einen bedeutenden Länderzuwachs' Jenes trat an Baiern ab: die Markgrafschaft Burgau,

78

Pfalzbatern.

Las Färstenthum Eichstädt, den bisher zu Salzburg ge­

hörigen Theil von Passau; Tyrol mit Trident und Brixen; die sieben Vorarlbergischen Herrschaften; die Graf­ schaft Hohenems, Stadt und Gebiet von Lindau u. s. w.. Der bisherige Churfürst nahm nun den Königstitel an; kn welcher Würde ihn auch Oestreich, vermöge des ?ten

Artikels des erwähnten Friedenschlusses, anerkannte. Am 1. Jan. 1806 wurde die Annahme der königl. Würde zu München feierlich proclamirt. Das von Preußen an. Frankreich abgetretene Anspach (15. Febr. 1806) erhielt Baiern; trat aber dafür das Herzogthum Berg ab, das der Prinz Mürat bekam. Um die zwischen Frankreich und Baiern bestehenden freundschaftlichen Verhältnisse noch mehr zu befestigen, trat dieses der Rheinconfödera­ tion bei. Durch dieselbe kamen Castell, Wiefenheid, Speckfeld, ein Theil von Hohenlohe, die Fürsten von Oettingen, der Fürst von Thurn und Lapis, die Grafen von Fugger u. f. w. unter Baierische Souveranetat. Das Gebiet von Nürnberg, Augsburg und andre Di-

stricte wurden mit der Krone Baiern vereinigt, deren Bundescontingent 30,000 Mann betragt. An Frankreichs und Preußens Kriege nahm Baiern, durch Stellung seines Contingents, unter den Generalen Deroy und Wrede Antheil. Ein Theil desselben bildete, vereint mit den Wirtembergern, das Armeecorps, das unter Anführung des Prinzen Hieronymus die meisten

Schlesischen Festungen eroberte; einen andern con^mandirte der Kronprinz, der bei dem Marschall Maffena, in der Gegend von Ostrolenka, stand. Eine für die jetzigen Zeiten sehr heilsame Einrichtung

in der Baterischen Monarchie ist die militärische Einrich­ tung der bürgerlichen Einwohner. Jeder Bürger muß zur Handhabung der innern Sicherheit bis zum sechszizsten Jahre in diesem Institute dienen. Wenn die

Ponte-Corvo.

Portugal!.

79

Armee |u Felde geht, so übernimmt der Bürger die Gar­

nisondienste. Nach den neuesten statistischen Angaben betragt der

Flächeninhalt des gesammten Königreichs Baiern gegen­

wärtig 1810

Meilen, und die Bevölkerung 5,500,000

Seelen, welche in 205 Städten, 587 Marktflecken und so, 100 Dörfern rc. wohnen.

Wachsthum des Hau es Baiern seit 1801. Flachen^ Bevölke­ Militär. Einkünfte in Inhalt in Reichsguld. rung. Epochen. IHM.

Churfürstth. Baiern, vor dem Lüneviller 1,104 Frieden Churfürstth Baiern, nach diesem Fried. 1,124 Königreich Baiern, nach dem Preßbur­ 1,650 ger Frieden # Königreich Baiern, nach dem Pariser 1,810 Tractate rc. Staatsschuld über 80

2,130,000 55,000 12,580,000 2,390,000 38,450 13,000,000

3/O3o,ooo 56,000 19,000,000

5,500,000 60,000 25,000,00s Mill. Gulden.

Ponte-Corvo s. Benevent.

Portugal!.

Bei dm wichtigen Veränderungen und Ka­

tastrophen welche Europa

erlebt,

entging auch

dieser

kleine Staat seinem Schicksale nicht; das alte System

sollte hier ebenfalls dem neuen weichen. Der Kaiser Napoleon blieb seinem Grundsätze treu: die Engländer,

durch Ausschließung vom Handel des festen Landes, zum

Frieden zu zwingen und verlangte vom Lissaboner Hofe, daß er, Behufs dieses Zwecks, dienliche Maaßregeln nehmen sollte. Durch unpolitisches Benehmen hat sich

der Regent von Portugall den ihm vorher verkündigten Sturz bereitet. Statt, wie Spanien und Frankreich verlangten, unverzüglich alle Verhältnisse mit Eng­ land abzubrechen, und sich dadurch za retten, unterhan»

8o

Portugal!. delte mau mit den Englischen Agenten und ercheilte ih­ rer Factorei den Rath, sich mit ihren Personen und

Schätzen von Waaren nach ihrem Vaterlande zu retten. Eie räumten dieses für ihren Handel so wichtige Land und gelangten glücklich in ihre Heimath. Der Franzö-

sifche und Spanische Gesandte verließen nun die bestürz­ te Residenz.

Hierauf erst, und nach der Entfernung der

Portugiesischen Gesandtschaft von Paris, erließ der Prinz

Regent ein Edict (20. Oct. *307), welches den Engli­ schen Schiffen alle Häfen Portugalls verschloß.

Doch

dieses Verfahren genügte Frankreich und Spanien keiftesweges.

Schoa am »Z. Oct. war von Bayonne eine

25—30,000 Mann starke Französische Armee aufgebro­

chen, um, unter Anführung des Generals Junot, durch Spanien, und zwar über Salamanka, nach Portugall zu

marschiren. Eben dahin sollten 50 — 35,000 Spanier vorrücken. Sobald der Prinz Regent von der Ankunft

-er Franzosen Nachricht erhielt, faßte er den Entschluß, nach Brasilien zu gehen, um bis zum allgemeinen Frie«

den zu Rio de Janeiro zu residiren.

Wirklich ging er

(den 29. Nov.), mit seinen Schätzen (250 Mill. Fl. an

Werth) und einer aus 8 Linienschiffen bestehenden Flotte, dahin unter Segel.

Ihn begleitete Sidney Smith. Am

Tage darauf zogen 20,000 Franzosen in Lissabon ein.

Vor dem Hafen derselben lag eine Englische Flotte un­ ter Sidney Smith.

Der Thron von Portugall wird, wie es heißt, an Spanien fallen, jedoch stets von einem Prinzen diese-

Hauses regiert, und zuförderst der Königinn von Hetrurien und ihrem Sohne überlassen.

Wegen Hetrurle«,

welches dem Senator Lucian Bonaparte als Bundes­ staat des Französischen Reichs zufallen, auch durch ein

benachbartes Gebiet oder einen Theil desselben vergrößert werden soll, ist zwischen Spanien und Frankreich eine besondere Convention geschlossen,

Die

Portugal.

Ragusa.

8i

Die Frattjosen fanden in Portugal noch 4 Linienschiffe,

6 Fregatten und 12 Briggs. Portugals Arealgröße: 1,896

Meilen; Bevölke­

rung 3,266,000 Menschen in iß Stabten, 527 Flecken, 519 Klöstern und 2,520 Kirchspielen. Landmacht: 48,600 Mann; außerdem 50,000 Mann Landmilizen. Seemacht: 18 Linienschiffe und 18 Fregatten mit 12,000 Matrosen. Staatseinkünfte gegen 40 Mill. Fl., wozu die auswär­

tigen Besitzungen 13,500,000 Fl. beitragen. Die Landund Seemacht ist indessen wol selten vollständig organisirt gewesen, wenigstens sagen die Franzosen, daß die Portugiesische Armee, die sie nach ihrem Einmärsche für den Französischen Dienst einrichteten, nur aus 24

Infanterie- und 6 Cavallerieregimentern, zusammen 10,000 Mann, bestanden habe. Portugals Nebenländer enthalten 1,450,000 Men­ schen, nämlich a) in Südamerika: Brasilien — 1,000,200. b) in Afrika: die Gouvernements Mozambique und An­ gola — 80,000; die Inseln Madera und Porto Santo 122,000; die Azoren — 142,000; die Kapverdischen In­ seln — 42,000; Sanct Thomas — 5000. c) in Asien: das Gouvernement Goa — 10,000 Einwohner: noch hal­ ten die Portugiesen Makaon, einen Theil von Timor, besetzt. Rag Ufa. Diese kleine Republik hat 50 Meilen Flä­ cheninhalt, 60,000 Menschen und 500,000 Fl. Einkünfte. Landmacht: 1,200 Mann; Seemacht: 4 Fregatten.

Die

Regierungsform war in diesem Staate bisher aristokra­ tisch ; das Staatsoberhaupt ein Rektor, der alle Monathe wechselte. Sie stand unter dem Schutze der Pforte. Am 27. Mai (1806) besetzten Französische Truppen diese Republik, wobei General Lauriston erklärte, daß Frankreich die Unabhängigkeit derselben anerkennen wür­ de, sobald die Russen Albanien, Corfu und die andern Exvenetianischen Inseln geräumt hatten. Wahrend des Krieges mit Rußland und auch noch bis jetzt, ist dieses

Univ. Lex. 5. Th.

F

Rheinbund. Ländchen in Französischen Händen geblieben und wird, wie es heißt, mit Italien vereinigt werden. Rheinbund. (Rheinconföderation.) Durch eine am 12.

July 1806 zu Paris unterzeichnete Acte, hatten sich Bai­ ern, Wirtemberg, der Erzkanzler, Baden, Berg, HessenDarmstadt, Nassau - Weilburg und Usingen, Hohenzollern-

Hechingen und Siegmaringen, Salm # Salm und SalmKyrburg,

Idenburg,

Lichtenstein,

Ahremberg und der

Graf von der Leyen zu der sogenannten rheinischen Con­

föderation vereinigt. Diese sämmtlichen, bis dahin zum deutschen Reiche gehörigen, Stände hoben in ihren Staa­ ten alle deutsche Reichsgefetze auf und am 1. August

trennten sie sich förmlich vom Reichsverbande. Die bei­

den erster» hatten schon den königlichen Titel angenom­ men. Der Erzkanzler wurde Primas; Baden, Berg und Hessen bekamen den Titel von Großherzogen mit König!.

Prärogativen rc., Nassau den eines Herzogs und von der Leyen den eines Fürsten. Die Bundesversammlung wird ihren Sitz zu Frankfurt haben, und in das König­ liche und Fürstliche Collegium getheilt seyn.

Die Mit­

glieder des Bundes müssen von jeder fremden Macht

unabhängig seyn und dürfen daher nur in Diensten der

Conföderation und ihrer Alliirten stehen.

Die Streitig­

keiten zwischen den Rheinischen Conföderirten schlichtet die Bundesversammlung, in welcher der Fürst Primas

prasidirt.

Die Zeiten, wann sich die beiden, oder eins

der Collegien zu versammeln hat, die Art der Zusam­ menberufung, die Gegenstände der Berathschlagung rc.

sollen durch ein Fundamental - Statut bestimmt werden, welches auch den Rang der Mitglieder des Färstl. -'Col­

legiums bestimmen wird.

Der Kaiser von Frankreich ist

Protector der Conföderation; er hat das Recht, dem Pri­

mas bei seinem Ableben einen Nachfolger zu ernennen. Baiern, Wirtemberg, Baden, Berg, Hessen traten gegen­

seitig an einander verschiedene Dtstricte ab, bekamen Der-

Rheinbund.

83

größerunqen und die Souveränetat über kleinere Fürsten, Grafen und Herren (f. die einzelnen Artikel). Der Fürst

Primas erhielt als Eigenthum Frankfurt am Main und dieSvuveränetat über einen Theil von Löwenstein-Werth­

heim und Rheineck. Aehnliche Vortheile rmd Rechte wurden den Fürstlichen Mitgliedern: Nassau, Hohenzollern rc. ein­ geräumt. Die Könige und Fürsten üben dem zufolge über

die ihnen zugetheilten Länder und Regenten die Souve-

ränetät aus. Diese besteht in dem Rechte der Gesetzgebung, obersten Jurisdiktion, Ober-Policei, Militär-Conscription

und der Abgaben.

Die unter der Souveranetat stehen­

den Fürsten behalte« das Patrimonial- und Privateigenthum, alle Domänen, die Rechte der hohen und niedern

Gerichtsbarkeit in bürgerlichen- und Criminalfallen, die

Jagd-, Wald-, Fischerei- und Bergwerksrechte rc. Andre Artikel der Rhein - Conföderations - Acte ent­

halten Bestimmungen über Pensionen, Schulden und Re­ sidenz der Fürsten, Grafen, Lander und der darin ange­

stellten Personen rc. Zwischen dem Kaiser der Franzosen und den conföderirten Staaten, als Bund und Einzeln, besteht eine Al­

lianz, kraft welcher jeder Eontinentalkrieg, den Einer von beiden zu führen hat, gemeinschaftlich für alle wird.

Durch das Gebiet der Fürsten, die zum Bunde gehören,

dürfen keine fremde Truppen ohne Einwilligung dessel­ ben marschiren. Im Falle eine benachbarte Macht sich rüstet, geschieht von den Bundesmitgliedern ein Glei­

ches.

Das Kontingent ist in vier Viertel getheilt.

Die

Bundesversammlung bestimmt, wie viel davon mobil ge­ macht werden soll.

Die Bewaffnung aber geschieht erst

vermöge einer Einladung des Französischen Kaisers, die

er an jeden der contrahirenden Theile erläßt.

Die Con-

tingente sind in der Acte so bestimmt: Frankreich stellt 200,000, Bayern 50,000, Wirtem-

berg, 12,000, Baden 8,000, Berg 5,000, Darmstadt 4,000 F 2

Rheinbund.

34

Nassau, Hohenzollern rc- 4,000 Mann. —

Auch andre

deutsche Fürsten und Stände können, wenn es für dien­

lich erachtet wird,

ju dieser Conföderatton zugelaffen

werden.

Dieß war der erste Anfang des rheinischen Bundes,

der sich seitdem auch über das nördliche und östliche Deutschland verbreitet hat. Die Lander der vorhin an­ geführten und in diesen Verein eingetretenen Fürsten

haben einen Flächeninhalt von 5,046

Meilen, die von

7,008,122 Deutschen bewohnt werden. Die Fürsten

und Staaten des nördlichen Deutsch­

lands wollte Preußen zu einem nordischen Bunde verei«igen; aber die Ausführung hat der Krieg vereitelt. Das Gebiet des nördl. Deutschlands, das noch nicht ur­

sprünglich zum Rheinbünde gehörte, umfaßte einen Flä­

cheninhalt von 1,744

Meilen mit 4,766,050 Bewoh­

nern und einer Truppenzahl von 67,425 Kriegern. Die bedeutendsten Fürsten waren: Sachsen (der Churfürst und die Herzoge), Churhessen, Braunschweig, Mecklenburg u. f. w.. Diese Fürsten oder derenSkaaten gehören nun auch

der Rheinconföderation an.

Kurz vor dem Ausbruche des Französisch - Preußkschen Krieges, trat Würzburg als Großherzog zu diesem

Bunde.

Ein Gleiches thaten nach der Schlacht bet Je­

na und besonders im Poftner Frieden (12. Ocbr. 1806) Chursachsen als nunmehriger König und bald darauf

(den izten Dcbr.) auch die sächsischen Herzoge Ernestinischer Linie.

Durch den Tilsiter Frieden kamen Mecklen­

burg, das neue Königreich Westphalen und andre hinzu. Das Königreich Sachsen stellt 20,000 Mann Contingent; Westphalen 25,000; die Sächsischen Herzoge 2,800; Würzburg 2,000 u. s. w. Die ganze Bundesarmee, die Frankreich zu Gebot steht, möchte jetzt wol 120,0*0 Mann betragen.

Russe«.

85

Russe«. Im Jan. (1806) kam Alexander I. vom Schlacht­ feld« bei Austerlitz nach Petersburg, und zu eben der Zeit

kehrten auch die Russischen Heere aus dem Oestreichischen und Hannöverischen in die Heimath zurück, ohne daß freundschaftliche Verhältnisse zwischen Rußland und Frankreich hergestellt wären.

Vielmehr trat ein merk­

würdiger militärischer Jncidentpunct ein, der die Span­

nung merklich erhöhte.

Vermöge des 23. Artikels des

Presburger Friedenstraetats sollte unter andern Bouches de Cattaro, im ehemaligen venetianischen Albanien, bin­

nen 6 Wochen, von Auswechselung der Ratiticationen

angerechnet (30. Dcbr. 1805) von Oestreich an Frank­ reich überliefert werden. Als man diesen Punct zu voll­ ziehen im Begriss war, erschien plötzlich eine Russische

Eskadre mit mehrer» tausend Mann Landungstruppen, welche die schwache Oestreichissche Garnison zwangen, ih­ nen Cattaro zu übergeben (4. April. 1806). Die Nach­

richt hievon machte allenthalben, besonders bei den Fran­

zosen, tiefen Eindruck. Ein Theil der in Deutschland stehenden Französischen Armee marschirte nach Dalma­ tien und Italien; über ,00,000 Mann blieben in Baiern, Franken rc. stehen.

Diese sollten aus Deutschland zurück­

kehren. als Rußland den Befehl zur Räumung Cattaro's

gegeben hatte.

Aber aufs urue geschahe es nicht, weil

die Franzosen Ragusa (den 27. Mai) besetzten.

Zu An­

fang des Maimonaths reiset« der Russische Staatsrath

Oudril, vorgeblich zur Erleichterung der in Frankreich be­ findlichen Kriegsgefangenen, nach Paris, und eine An­

näherung beider Kaiserhöfe schien nicht mehr weit.

Am

so. Jul unterzeichneten Oubril und General Clarke ei­

nen Friedrnstractat, der am >5. August ratificirt werden sollte.

Aber gerade an diesem Tage erklärte Alexander

zu Petersburg, daß sein Abgeordneter die ihm ertheilten

Vollmachten überschritten und einen Rußlands Ehre zu-

Russen.

86

wider laufenden Frieden geschlossen habe; der also auch

nicht ratificirt werden könne. Dieser Widerstand gegen die Entwürfe des Kaisers

Napoleon ward die bestimmte Tendenz der ganzen Ru­ ßischen Monarchie, als die Französischen Fortschritte ge­ gen Preußen die Sicherheit der Russischen Staaten be­

drohten.

Nun machte die Regierung diesen Krieg zur

National - Sache.

Man schrieb eine neue Recrutenaus-

hebung aus, und ein an die gesammte Nation gerichte­

tes Manifest (den 30. Nov.) forderte diese auf, zur Ver­ theidigung des Vaterlandes weder Opfer noch Anstren­ gungen zu schonen; überdieß war die Errichtung einer

Landmilij von 612,000 Mann anbefohlen.

Französische

Corps drangen ununterbrochen über Warschau nach dem Russischen Polen vor, wo der General Bennigsen Ver­

stärkungen an sich gezogen hatte Das Oberkommando mit unbeschrankter Vollmacht übernahm Graf Kamensky, das er aber nur bis zum 25. Dcbr. führte

Die Campagne in Polen ward zwischen Russen und Franzosen (25. Dcbr.) durch ein Nachtgefecht bei Czar-

nowo eröffnet.

Dieses und die Gefechte bei Nasie'sk und

Kursomb, waren nur Vorspiele der wichtigern Auftritte

bei Pultusk (den Lösten December) und Golynim (den

Lösten December). Am ersten Orte commandirte Bennig­ Die Russen verloren in die­

sen, am andern Buxhöfden.

sen beiden Gefechten 8» Kanonen, 12,000 Todte, Ver­

wundete und Gefangene.

Die Franzosen 8o Todte und

2000 Verwundete. Die Russischen Hofberichte geben den Französischen Verlust gegen 10000 und den Russi­

schen auf 2, bis 3000 Mann an

Nach diesen Auftrit­

ten hatte Kaiser Napoleon bestimmt, daß seine Truppen

die Winterquartiere beziehen sollten; allein die Waffen­

ruhe

dauerte

nicht

lange.

Kaum waren

die Winter­

quartire bezogen, so riefen die Operationen der Russen wieder zu den Waffen.

Am Ende des Jahres 1806 war

Russe«.

87

der Krieges schauplatz in Polnisch - Preuße« gewesen; im Januar 1807 zog sich der größte Lbeil der Russischen

Armee schleunig nach Ostpreußen.

Hier kam es zwischen

der Avantgarde des Generals Bennigsen und der Divi­ sion des Prinzen von Pontecorvo bei Mohrungen zu ei­

ner lebhaften Action (den 25. Jan. 1807).

Der Verlust

der..Russen war über 2000 Mann, der der Franzosen

goo, die Russen hingegen behaupten nur 500 verloren zu haben, wahrend 15» bis 16000 Franzosen geblieben wä­ ren.

Schnell brach die große Armee nach Ostpreußen

auf, wohin auch der Kaiser Napoleon (zosten Januar)

von Warschau abging. Offenbar war es die Absicht der

Russen, die Weichsel zu gewinnen; denn ihre Armee war dahin auf dem Marsche. Die Franzosen rückten ihnen ent­

gegen, und so war die Action bet Mohrungen natürlich nur der Anfang blutigerer Ereignisse.

Vom ersten bis

achten Februar wurde täglich gefochten; die Russen zo­

gen sich nach den Gefechten bet Bergfried, Deppen und Haff, bis nach der kleinen Stadt Preußisch - Eylau, un­ weit Königsberg, wo es (den 7ten und 8ten Februar)

zu einer mörderischen Schlacht kam. ten

Die Franzosen hat­

1,900 Todte und 5,700 Verwundete;

sen 7000 Todte auf dem Schlachtfelde.

loren die Russen 12 bis

und 18 Fahnen.

die

Rus­

Außerdem ver­

1500 Gefangene, 45 Kanonen

General Bennigsen setzt in dem offici-

ellen Berichte seinen Verlust zu 12,000 Todten und 7,900 Verwundeten und den der Franzosen bloß an Getödteten zu 50,000 Mann an.

So viel hat die Folgezeit gelehrt:

Der Kaiser Napoleon behauptete das Schlachtfeld und hatte einige Zeit sein Hauptquartier zu Eylau, Osterrode

und Finkenstein, bald nachher schlug Savary das 25000 Mann starke Russische Corps des General Essen bei Ostrolenka mit Verlust von 1300 Todten und 400 Gefange­ nen. Von allen Seiten strömten Französische Verstär­

kungen zur großen Armee; auch die Petersburger Gar-

Russen.

88

den mit ihrem Anführer, dem Großfürsten Constantin und

selbst Alexander kamen zu ihrem Heere. Zu Anfänge des Aprils (den Zten) bot Oestreich den kriegführenden Mächten seine Vermittelung an, die in­

dessen ohne Erfolg blieb, so wie auch die mancherlei den

Winter hindurch gemachten Friedensversuche. Wahrend dies vorging, fiel die wichtige Festung Dan­

zig (den 20. Mai) und gab das Signal zur Erneuerung Der Feldzug war eben so blutig

des Blutvergießens.

als kurz.

Die Treffen bei Spanden und Lomitten (den

6- Jun.), Deppen (Guttstadt) (8- Jun.) und die Schlacht bei Heilsberg ..den io. Jun ) folgten schnell auf einander.

Und doch waren sie nur das Vorspiel der Hauptschlacht vom 14 Jun. nahe bei Friedland. Die Anzahl der in dieser

Schlacht getödteten Russen betrug 17,500; die der Gefan­ genen 40,000 M. Die Russen haben, in den Tagen vom 5—14. Jun, 60,000 M. an Todten, Verwundeten und Ge­

fangenen, einen Theil der Artillerie, bestehend in 120 Ka­

nonen, fast alle Munition und alle Magazine verloren. geben ihren

Verlust in der letzten

Schlacht auf 10,000 Mann an.

Die nächste Folge der­

Die Russen selbst

selben war die Einnahme von Königsberg durch Franzö­

sische Truppen.

Von Russischer Seite that man Vor­

schläge zum Waffenstillstände, (20. Jun.), der auch wirk­

lich abgeschlossen wurde (21. Jun.).

Ehe der Russisch

Französische Krieg ausbrach, hatte

sich die Pforte Frankreich genähert, und die Allianz mit der letzter» Macht bewirkte eine gänzliche Veränderung

ihres bisherigen Systems; denn der zwischen ihr und Rußland seit 14 Jahren bestehende Friede ward unter­ brochen. Eine Russische Armee unter dem General Michelson

war in die Moldau und Wallachei eingerückt, nachdem

vorher. Choczim, Bender und andre Granzplatze in die Hände der Russen gefallen waren. General Michelson hat-

Russen.

89

te in einer Proklamation viele Beschwerden feines Mo­

narchen gegen die Pforte angeführt.

Diese erließ dage­

gen eine umständliche Darstellung der Absichten Rußlands. Der Gesandte dieser Macht verließ (den 26. Dcbr.) Con-

stantinopel, woravf in dieser Stadt (50. Dcbr.) die Tür­

kische Kriegserklärung gegen Rußland feierlich proclamirt wurde.

Die Türken hielten Michelsons Armee in

ihrem Marsche wenig auf, überhaupt ereigneten sich in

diesen Gegenden keine ausgezeichnete Auftritte.

Rußland

mußte seine Macht theilen, zumal da die Perser mit dem Kaiser Napoleon ebenfalls eine Allianz unterhandelten. Auf der andern Seite fanden die Russen an den Serviern, be­ sonders ihrem Heerführer Czerny Georg, treue Gehülfen.

Zur See kam es indessen zwischen der Russischen und Türkischen Flotte zu einer sehr blutigen Schlacht.

Der

Capitain Pascha, Seid Aly, wurde von dem Russischen Admiral Siniavin unweit der Insel Tenedos geschlagen

(11 Jul). Er vernichtete die aus 12 Linienschiffen beste­ hende Türkische Flotte mit seinen 10 Linienschiffen fast

gänzlich.

In Constantinopel hatten sich vorher schon die Um­ stände sehr geändert: die Janitscharen stürzten den Sul­

tan Selim (am 29. Mai) vom Throne und erhoben Mu­ stapha IV. zum Padischah.

Die in Ostpreußen (am 14. Jun.) gelieferte Schlacht führte nicht nur zum Waffenstillstände, sondern auch zum

Frieden zwischen Frankreich, Rußland, Preußen und zum

Waffenstillstände mit der Pforte.

Der Kaiser Napoleon

war feit dem 19. Jun. in Tilsit.

Am 25. hatte er eine

Zusammenkunft mit Alexander auf dem Riemen und eben­ daselbst mit Friedrich Wilhelm III (den 26. Jun ). Vier­

zehn Tagelang waren diese drei Monarchen zu Tilsit. Der Friede mit Rußland kam den 8- Jul. zu Stande.

Um natürliche Gränzen mit diesem Reiche und dem Herzogthume Warschau zu bilden, bekam Rußland einen

Russen.



Strich Landes vom Departement Bialystock mit 489,73»

Einwohnern und trat dagegen die Herrschaft Jever mit

15,000 Menschen ab. Unter Französischer Vermittelung,

schloß man den

Waffenstillstand zwischen Rußland und der Pforte (24. Aug ).

In diesem wurde unter andern bestimmt, daß

die Russischen und Türkischen Truppen sich binnen 55 Tagen aus der Moldau und Wallachei zurückzieben soll­

ten-

Doch ging diese Bedingung im Jahre 1807 noch

nicht in Erfüllung. Die Verhältnisse des Petersburger Cabinetts mit Eng­

land nahmen eine andre Richtung.

Alexander hatte in

jenem Traktate die Friedensvermittelung zwischen Eng­ land und Frankreich übernommen, die aber bisher noch nicht die beabsichtete Wirkung hervorgebracht hat. Viel­ mehr erließ Alexander, entrüstet über die Englische Expe­

dition nach Dänemark, eine Declaration, wodurch alle

Communication mit England aufgehoben wurde.

Diese

sollte auch nicht eher wieder angeknüpft werden, als bis Dänemark Genugthuung bekommen hätte.

Den König

von Schweden will Rußland, wie es heißt, ebenfalls

zum Beitritt des Bundes gegen die Englische Seedictatur nöthigen.

Das Russische Reich, der weiteste Staat,

den die Geschichte kennt, umfaßt den neunten Theil des

Conttnents, den vierzehnten der nördlichen Hemisphäre und den acht und zwanzigsten der ganzen Erdkugel. Sein ungeheures Areal mißt 557,803 M-, wovon 78,000 dem Europäischen angehören. Dieses zählt in 45 Gouver­ nements 57,600,000 Menschen, die ganze Bevölkerung steigt jetzt über 4» Millionen. Die Zahl der Städte giebt

man zu 1500, die der Dörfer auf 55,000 an. 510,000.

Landmacht

Seemacht: 60 Linienschiffe, 100 Fregatten.

Die Galeeren - oder Scheerenflotte hat 513 Segel.

Staatseinkünfte: 110,000.000 Fl. — Staatsschuld mit Einschluß des Papiergeldes: 150 Mill. Fl.

Sachsen.

9*

Zu Rußlands Nebenlandern gehören: die Niederlas­

sungen

auf der Nordwestküste Amerikas. — Seinem

Schutze find unterworfen: 1) verschiedene Gebirgsfürsten

des Kaukasus, 2) der Chan von Schirwan und 3) die

mittlere und kleine Horde der Kirgis - kaisaken. Sachsen.

Churfürst Friedrich August und sein Cabinett

hatten sich bei den Europäischen Welthandeln mit muster­

hafter Klugheit benommen, und so des Landes Ruhe und Wohlstand befestiget und erhöhet. Durch Vernich­

tung der bisherigen deutschen Reichsverfaffung (am 1. Aug. 1806) und den etwas früher errichteten Rheinbund war die Lage der minder mächtigen Fürsten, im nördli­ chen und östlichen Deutschlande, gefahrvoll geworden. Sie

mußten in den verhangnißreicheu jetzigen Zeiten eilen,

sich an größere Staaten anzuschließen.

Die

in jenen

Bund nicht begriffenen Länder wallte Preußen in einen

sogenannten nordischen Bund vereinigen, Sachsen, Chur­ hessen sollten vorzüglich Mitglieder desselben seyn. Er kam indessen nicht zu Stande; dieß und so manches an­ dre brachte zwischen Preußen und Frankreich ernsthafte Differenzen hervor. Preußen hatte bei seinen Rüstungen gegen Frankreich

an Sachsen einen bedeutenden Alliirten, dessen Armee über 30,000 Mann stark war.

Die Preußischen Truppen

versammelten sich auch vom August bis Anfangs Octbr.

(1806) in Sachsen, und ein Sächsisches Corps vereinigte

sich mit ihnen.

Der Kaiser Napoleon erließ (am 10.

Octbr. 1806), eine Proclamation an die Sachsen, in wel­

cher der Einmarsch der Preußen als eine Gewaltthätig­ keit dargesteüt wird, die nur die Unterjochung des Lan­ des beabsichtige. Er versprach ihnen Sicherheit ihrer Unabhängigkeit u. s. w..

An der Schlacht bei Auerstädt (14. Octbr.) nahmen

die Sachsen lebhaften Antheil und zeichneten sich durch ihre Tapferkeit aus; aber das Unglück, welches seit die-

Sachsen.

K2

fern Tage über die Preußisch'? Monarchie kam, zerriß auch bald das Band, welches beide Machte vereinigte.

Ungeachtet so viele Fürsten ihre Residenz verlassen hat­ ten, war

der Churfürst

doch

anfänglich

in Dresden

geblieben: hernach aber reifete er zum Kaiser Napoleon, den er nicht mehr in Berlin traf.

Bald ward indessen

der Friede zwischen Frankreich und Sachsen (am

n.

Dcbr. 1306) zu Posen unterzeichnet. Sachsen erhielt da­

durch die Königswürde und trat dem Rheinbünde bei,

Dem neuen Könige wurde im künftigen Frieden mit Preußen der Cottbusser Kreis zugeeignet, wogegen er aber in Thüringen ein an Bevölkerung gleiches Stück abtreten sollte; das Contingent Sachsens setzte man auf

20,000 Mann, doch durfte es für jetzt nur 1500 Mann

Cavallerie, 4200 Infanterie und etwas Artillerie stellen.

Diesem Beispiele folgten bald die Sächsischen Her­ zoge, deren Bevollmächtigte mit dem Marschall Düroc

(am 15. Dcbr.) zu Posen ebenfalls Frieden schloffen. Sie

traten dem Rheinbünde bei; bekommen ihren Sitz im Fürstencollegio, und stellen bei einem Kriege 2,800 Mann

Infanterie.

Der Herzog von Sachsen - Coburg verlor zwar her­ nach, wegen der Verhältnisse in welchen er mit Rußland stand, auf einige Zett sein Fürstenthum; bekam es aber

durch den T>.fiter Frieden wieder.

Die Königs - Säch­

sischen Truppen, die vermöge des vorhin erwähnten Frie­

densschlusses zur großen Armee stießen, zeichneten sich be­ sonders bei der Belagerung von Danzig aus. Im Tilsiter Frieden (9 July 1807) begünstigte der

Kaiser Napoleon das Königreich Sachsen auf eine aus­

gezeichnete Weise.

Preußen trat ihm den Cottbusser Kreis

ab; Sachsens König wurde Herzog von Warschau, und,

damit zwischen diesem Lande und Sachsen eine ungehin­ derte Communication Statt fände, mußte Preußen den

freien Gebrauch einer Militär - Straße durch seine Staa-

Sachsen. ten zugestehen.

95

Schlesien.

Diese geht über Krossen und Züllichau:

4000 Mann dürfen mit einem Male marschiren.

Auch

die Polen, ihre Bundesgenossen, können sich dieser Straße bedienen.

Auch die Unabhängigkeit von Danzig garan-

tirte Sachsen mit Frankreich und Preußen.

Im Novbr. 1807 begab sich Friedrich August nach seinem neuen Herzogthume Warschau, und für die dorti­ gen Nationaltruppen stiftete er einen neuen Militärorden;

auch den Rautenkranzorden erneuerte er.

Das König­

reich Sachsen, in Verbindung mit den neu # acquirirten

Landern von 1740 M. mit 2,059,827 Einw. ist jetzt eine bedeutende Macht zweiter Größe. Vor dem nun beendigten Kriege besaß es:

716 Quadratmeilen Land,

mit mehr denn 2 Millionen Menschen, in 250 Städten, 34 Flecken, 6,182 Dörfern, 12 Mill. Fl. Einkünften und

34,000 Mann Soldaten.

Den jetzigen Bestand der Herzogs. Sächsischen Län­ der zeigt nachstehende Tabelle: Flachen- Volksinhaltin Namen. Menge. M.

1) Staaten des Her­ zogs von Weimar 2) St. d. Herz, von Gotha - - 3) St. d. Herz, von Meiningen - 4) St. d. Herz, von Hildburgshausen 5) St. d. Herz, von Coburg - Eaalfeld Schlesien.

Einkünfte Militär­ in Fl. macht.

35

109,000 1,000,000

800

55

180,000 1,300,000

2,500

18

48,000

500,000 i Comp. Grenad.

11

33,000

150,000

18

59,000

250,000

200

Nach der Schlacht bei Jena rückten auch die

in Sachsen gestandenen Truppen des Rheinbundes, Bai­ ern und Wirtemberger (31. Octbr. — 1 Novbr.) vor;

die erstem commandirten die Generale Wrede und Deroi. Sie beaaben sich sämmtlich nach der Oder, und bildeten

das Corps des damaligen Prinzen Hieronymus, da-

Schlesien.

S4

Schlesien zu erobern bestimmt war. Das zu Belagerun­ gen nöthige Geschütz nahm man aus Kästrin. Prinz Hieronymus ließ die Festung Glogau vom Ge­ neral Lefevre mit 2000 Baiern blokiren und am 8. Nov.

mit 10 Haubitzen beschießen. Den 9. Nov. schloß Ge­ neral Deroi diese Stadt förmlich ein. Die Belagerung

wurde ununterbrochen von Wirtembergern fortgesetzt, ob­ gleich die beiden Divisionen Baiern, vom Prinzen Hiero­

nymus befehligt, den Russen nach Kalisch entgegen mar# schirten.

Als das Geschütz «»gekommen war,

beschoß

Vandamme Glogau; und die mit 2500 Mann und 200 Kanonen besetzte Stadt capitulirte (6. Dcbr.).

Den Oberbefehl

über

die

in

Schlesien

stehenden

Preußischen Truppen, 12 — 15,000 Mann stark, führte

der Prinz von Anhalt Pleß. Diese wurden, in den Ge­ fechten vom 2gsten und Zosten December, in Stücken ge­ hauen.

Die Preußen verloren in diesen beiden Tagen,

die Todten ungerechnet, 1500 Gefangene.

Am 8- Jan.

1807 marschirte die 5500 Mann starke Besatzung von

Breslau vor dem Prinzen Hieronymus vorbei.

Diesen

Platz hatten die Alliirten nach allen Regeln der Kunst belagert, und man war schon an der Bresche, ehe er sich

ergab.

Die bedeutende Festung Brieg exgab sich an die

Baiern (t6. Jan.).

Dessen ungeachtet setzte man den

kleinen Krieg Preußischer Seits, freilich meistens ohne Erfolg, fort.

Der General Lefevre attakirte die Preußen

in ihren Positionen bei Frankenstein, Wartha und Neu­ rode und trieb sie, nach zweistündigem Widerstande, bis

unter die Mauern von Glaz.

Hier wollten sie sich wie­

der sammeln, wurden aber zerstreut und mußten sich in

die Festung werfen.

In dem Gefechte bei Friedland (am

16. Febr-, zerstreuten die Alliirten das Corps des Prin­ zen von Pleß vollständig und die Soldaten flüchteten größtes Theils nach Böhmen.

Schon vor diesen Ereig-

Schlesien.

Schweden.

95

Nissen batte man (den 6. Febr.) die Festung Schweidnitz zur Uehergabe aufgefordert, sie capitulirte am 7. Febr. und die Garnison marschirte (den 16. Febr.) als Kriegs­

gefangene aus.

Die Fortisicationen dieser Stadt, so wie

die von Brieg und Br Slau, demolirten die Belagerer.

Die noch übrigen Schlesischen Festungen waren meistens berennt oder förmlich belagert, jedoch vertheidigten sich

die Commandanten.

Besonders zeichnete sich der Gou­

verneur von Neiße, ungeachtet die Alliirten der Stadt

sehr zusetztett, aus. An die Stelle des Prinzen von Pleß hatte der König seinen Adjutant, den Grafen Götz, zum General - Gouverneur Schlesiens ernannt.

Er griff so­

gleich (13 May) das, die Belagerung von Neiße decken­

de, Corps an. Auch die Besatzung dieser Stadt wagte verschiedene Ausfälle (den 22. Mai), die aber zurückgeschlagen wurden.

Der darin kommandirende Preußische

Osticier capitulirte (den 28. Mai).

6000 Mann Infanterie und

Die Besatzung, von

500 Reuter,

marschierte

(den i6ten Juni) als Kriegsgefangene aus. In der Fe­ stung fand man 300 Artilleriestücke und 300,000 Pfd.

Pulver. — Die Reihe kam nun an Glaz.

Vor dieser

Stadt hatten die Preußen ein verschanztes Lager bezo­ gen, welches Prinz Hieronymus (den 23. Juny) angreifen ließ. Die Verschanzungen wurden überwältigt und 1800 Mann dabey getödtet.

Preußischen Lagers

Die eroberten Kanonen des

richtete man nun auf die Festung.

Auch sie capitulirte. Der unterdessen in Preußen abgeschlossene Waffenstill­

stand (22. Jun.) endigte auch in Schlesien den Krieg und rettete die übrigen Festungen. Schweden.

König Gustav IV. Adolph war bei den Er­

eignissen der beiden letzten Jahre im Verhältnisse seiner

Macht und Lage seht thätig.

Als die Preußen Hanno­

ver besetzt hatten, zogen sich die Schwedischen Truppen in's Lauenburgische, das sie unter ihren besondern Schutz

Schweden.

96

«ahmen, und entfernten sich aus demselben erst nach ei­

nigem Blutvergießen (den 25. April 1806). Dieser Vor­ fall verwickelte Preußen mit Schweden in Mißverständ­ nisse, die für seine Schifffahrt drückend waren. Am 25. April wurde nämlich auf alle Preußischen Schiffe, die in

den Schwedischen und Pommerschen Häfen sich befanden, ein Embargo verordnet, und am 27. April erfolgte die Declaration wegen -er Blokade der Preußischen OstseeHäfen.

Aus seinem Hauptquartiere Greifswalde erließ Gustav (den 5. Jul ) das bekannte Circular - Rescript wegen Einführung der Schwedischen Verfassung in dem ihm unterworfenen Theile von Pommern. Schon am 15. Jan.

mußte sein Gesandter zu Regensburg eine Erklärung we­ gen dieses Landes, in welcher Schweden allem Antheile an den Reichstagsberathschlagungen entsagte, übergeben.

Die

Landstände

von

Pommern versammelten sich

zu

Greifswalde den 4- August und den 7. erklärte der König

diesen, daß er seine deutschen Staaten auf Schwedischen Fuß einzurichten gesonnen sey. Während dieser Zeit war

in Preußens Systeme eine bedeutende Aenderung vorge­

gangen.

Bei seinen Rüstungen gegen Frankreich näher­

te es sich Schweden, und dieses ließ (am 31. August), nach dem Rückzüge der Preußen, Laucnburg wieder be­

setzen.

Die Einstellung der Feindseligkeiten und die Auf­

hebung der Schwedischen Blokade der Preussrschen Ost­ seehafen und des Embargo's waren die Folge gegenseiti­ ger Annäherung.

Nach den Unglücksfallen, welche die

Preußen in Sachsen vorzüglich erlitten hatten, drangen

verschiedene Corps der großen Armee mit solcher Schnel­ ligkeit vor, daß sie bet der Capitulation von Lübeck auch

1Z00 Mann Schweden zu Gefangenen machten. Endlich rückte der Marschall Mortier, der zur Occupkrung des

nördlichen Deutschlands bestimmt war, in Schwedisch-

Pommern ein (2g. Jan- 1807) und blokirte Stralsund von

Schweden. von der Landsekte.

97

Diese Stadt hatte eine mit allem

wohlversehene Besatzung von 10,000 Mann;

die Insel

Rügen war, mit Einschluß der Landwehr, durch eine

fast gleiche Macht gedeckt. Wochen gedauert hatte,

Die Blokade, welche neun

mußte das vor der Stadt be­

findlich«, setzt nur noch schwache, Corps aufheben. Die Besatzung von Stralsund griff es nämlich vom i — 4tett April wiederholentlich an, und trieb es mit ansehnlichem Verluste zurück, worauf die Schweden in Preußifch-Pommern einrückten; aber aus diesem vom Marschall Mortier bald wieder (15. April) vertrieben wurden.

Mit

diesem schloß (ig. April) der Baron von Essen einen Waffenstillstand, der 10 Tage vorher aufgekündigt wer­

den sollte, und in einem additlonellen Artikel (den 29. April) setzte man die Aufkündigungszeit auf einen Monath. Der König von Schweden war zu Stralsund angekommen (11. Mai), wo er persönlich das Commando

übernahm, den additionellen Artikel des Waffenstillstan­ des nicht anerkannte, und dem gemäß ihn zehn Tage vorher (am 5. Jul.) aufkündigte.

Um diese Zeit, war

die Ankunft zweier Abtheilungen der Englischen, aus der Deutschen Legion bestehenden, Expedition auf der Insel

Rügen erfolgt. Das Corps des Generals Blücher trennte sich, vermöge deö zu Tilsit geschlossenen Waffenstillstan­

des (den 26. Jun.), von den Schweden. Bei den Fran­ zosen führte jetzt Marschall Brüne, der (am 4. Jul.) mit König Gustav eine Unterredung hatte, den Oberbe­

fehl.

Die Lage der Dinge veränderte sich

nach dem

Frieden zwischen Frankreich, Rußland und Preußen, in

Schwedisch-Pommern sehr.

Schwedischer Seits machte

man Anträge zur Erneuerung und Verlängerung des Waffenstillstandes; allein umsonst. Den 13. Jul. rückte Brüne mit einer beträchtlichen Armee in die erwähnte Provinz ein.

Der König beschloß nun, da überdieß die

Engländer sich nach Seeland eingeschifft hatten, Stral» tinio. Lex. Th. 5-

G

Spanien.

98

fund zu raume«.

Die Artillerie,

Magazin?,

Vorrache

und alle Truppen setzten nach der Insel Rügen ut- r. Die Franzosen zogen (am 20. Aug.), ohne C-pirulatiou, in Stralsund ein. Nun war ihr Augenmerk auf Rüg n gerichtet, wo sich ungefähr 16,000 Schweden befinden.

Alles war zu dieser Expedition bereit, als, nach der (am 5. Septbr. 's Abreise des Königs eine Cavitulaiion

abgeschlossen wurde 7. Septbr.). in der die Schw-den die Insel Rüge« nach und nach zu raumen sich. verbind­

lich machten. Mit Rußland und Dännemark sind jetzt die Verhält­ nisse Schwedens, wegen Begünstigung der Engländer,

gespannt. Pommern, diese für Schweden nicht unbedeutende Provinz von 66 (UM. und 115.000 Menschen, ist ohne Zweifel für dasselbe auf immer verloren.

Schwedens

Gcöße:

5,270,000 Menschen.

14,056

Bevölk rung:

M ;

Landmacht 4^,000.

Cerwachs:

6

Linienschiffe und 14 Fregatten. Galeeren« oder Scheere. flotten: über 500 Seegel. Staatseinkünfte 11 Mill.

Fl.; Staatsschuld gegen 80 Mill Fl. Nebenland! die westindische Insel Darthelemi, 2

M.

mit 1 800 Einw- . Spanien erfreuet? sich im Innern, vermöge seiner Lage

und als Föderativstaat Frankreichs, seit mehreren Jahren einer glücklichen Ruhe; anders verhielt es sich freilich

mit seinen Amerikanischen Besitzungen.

Die Streitigkei­

ten mit den vereinigten Staaten dauerten fort; die Vor­ schläge wegen Ausgleichung der Gränzen von Louisiana

nahm Spanien nicht an.

Vor allem aber zogen Miran-

da's Unternehmungen und die der Engländer gegen den dieser Krone unterworfenen Theil von Südamerika die

Aufmerksamkeit der gesitteten Welt auf sich. Der erstere, ein Abentheurer und ehemaliger Fran­ zösischer General, hatte den Plan, sein Vaterland, Süd-

Spanier».

99

amerika, von der Spanischen Herrschaft zu 6efrefen. Der

Schauplatz feiner Unternehmungen sollte die Capitanie CarracaS seyn, die aus den Provinzen Venezuela, Ma­ racaibo, Darinas, Guyana, Cumana und den Perlenin-

sein besteht.

Die Expedition ging vor sich;

nachdem

aber zwei seiner Sch'ffe von den Spaniern genommen waren, konnte er mit dem einzigen, ihm übrig gevliebe-

iten. keine bedeutende Unternehmungen, ohne unmittelba­ ren nachdrücklichen Beistand der Engländer, mehr aus­

führen.

Ein wiederholter Versuch schlug ebenfalls fehl

(f Terra firma).

Bedeutender und folgenreicher waren die Englischen Angriffe auf Buenos-Ayres unter Home Popham. Dies fer landete bei jener Stadt (24. Jun. igc>6.), die sich

»hm (am 2 Jul.) durch Capitulation ergab; jedoch mußte

er diese Eroberung bald wieder verlaffen (12. Aug.) und nach wiederholten Versuchen sahen sich die Engländer

gezwungen, Südamerika zu räumen (s. Buenos Ayrcs.) Der Vicekönig von Peru erließ in Lima eine merkwür­ dige Proclamarion, die unstreitig viel dazu beigetragen

hat, die Einwohner gegen die E»gl. Unternehmungen in Südamerika zu erbittern. Zu den merkwürdigsten Männern in Spanien selbst

gehört unstreitig Don Manuel Godoy, durch seinen ihn

umstralenden Glanz, der nur dem des königlichen Hau­

ses nachsteht. Dieser Glanz und fein weitgreifender Ein­

fluß erinnern an die Macht der Major Domen der alten Fränkischen Könige.

Dieser unter dem Namen Principe

de la Pa; (Friedenesärst) noch bekanntere Mann bekleidet, die wichtige Stelle eines Generalissimus und Groß-Ad­ mirals der Spanischen Land - und Seemacht, wie sie Don Juan von Oestreich besessen hatte. Durch ein Kö­ nigliches Decret (15 Jan. iß»?, wurden die ohnedieß ho­

hen Vorrechte dieses Postens noch bedeutend vermehrt,

indem der König unter andern; deutlich erklärte, G 2

man

Spanien.

10O

solle den Generalissimus als seinen Repräsentanten und

Stellvertreter ansehen.

In einer Bekanntmachung (den

7. Febr. 1807) erklärt die Regierung, daß Spanien und England sich im Kriegszustände befinden,

und ersteres

völlig dem Dekrete des Kaisers Napoleon (21. Nvvbr. igo6) beitrete.

Die

Ruhe der Königlichen

Familie

schien

einige

Zeit schrecklich getrübt zu werden. König Karl IV. klagt in einer öffentlich

vors

Volk

gebrachten

Declaration

(50. Octbr- 1807) seinen Sohn und Thronerben Ferdi­ nand, als einen Conspiranten wider den Thron und das Leben des Vaters, an.

Diese öffentliche Anklage beglei­

teten Sicherheitsmaßregeln und Arrerirungen

Verhaftete war der Prinz von Asturien.

Der erste Er bekannte

feine vorher geleugneten Vergehungen, flehte schriftlich feine Eltern um Verzeihung, und der Vater erklärte, baß er den Strafbaren wieder zu Gnaden annehmen wol­ le, sobald er ihm Proben seiner wahrhaften Besserung gegeben haben würde.

Spaniens Antheil an Frankreichs Kriege gegen Preu­ ßen bestand darin, daß es ein Hülfscorps in das nörd­ liche Deutschland schickte, welches besonders

besetzte.

Hannover

Bedeutender dürfte indessen seine Theilnahme

bei der Französischen Expedition gegen Portugall seyn.

Die

Franzosen marschirten durch

Spanien,

und

fast

gleichzeitig mit ihnen eine 55,000 Mann starke Spani­ sche Armee, nach PortugallArealgröße: 9,055 Q M.; Bevölkerung 10,750,000 Menschen in 145 Städten, 4,562 gletfen, 12,752 Dörfern,

1,058 Weilern.

Landmacht in Europa: 150,000, und in

den Kolonien: 129,055 Mann Seemacht (vor der Schlacht

bei Trafalgar) 40 Linienschiffe, 44 Fregatten und an

40,000 Seefoldaten und Matrosen. Staatseinkünfte: 60

Mill. Fl.,

wozu Amerika die Halste beitragt;

schuld ohne Kredit fast 300 Mill..

Stadts­

Terra ßrma.

101

3i Spaniens Nebenlandern, welche etwa 8,710,000 Einw. zahlen, gehören: a) in Amerika das Vicekönigreich Alt - Mexiko — 5,000,000; Mexiko

die Statthalterschaft Neu-

mit Nennavarra und Kalifornien — 200,000;

Das Gouvernement Florida mit Kuba — 510,000; das Gouvernement Porto - Rico mit den Jungferninseln — L000; die Vicekönigreiche Nugranada, Peru, Rio de

fa Plata mit Patagonien und den Maluinen — 3,500,000;

b) in Afrika: die Presides d'Afrique — 15,800; die Ka­ narischen Inseln — 420,000; die Prinzeninsel, Fernando del Po und Annabon — 5000;

c) In Asien: die Ma-

nilischen, Kalamianischen, Marianischen,

Karolinischen

und Dasheiinseln, so wie einige Bezirke von Magiada-

nao — 1.050,000 Einw. Terra ft r m a. Der aus der Geschichte des Reyolutionskrieges bekannte General Miranda, aus CarracaS in Südamerika gebürtig, der unter Dünouriez (1792)

zunächst commandirte, und hernach den Oberbefehl über

die Nordarmer erhielt, erregte durch sein Vorhaben, da­ südliche Amerika von Spanien loszureißen, Aufsehen. Schon früher hatte er dem Minister Pitt versichert, daß

er mit 10,000 Mann feinen Plan auefähren wolle, und dieser Staatsmann würde, falls er am Leben geblieben wäre, sicherlich diesen Abentheurer unterstützt haben. Im A fange des Jahres i8 >6 trat er wieder in Newyork

auf,

wohin er eine Anweisung von 60,000 Pfund mit­

brachte.

Nur mit drei Sch.ssen und go entschlossenen

Männern segelte er nach der vaterländischen Küste ab.

Allein der kühne Mann traute zu sehr feiner Kratt und übersah die großen Schwierigkeiten seines Unternehmens. Der Schauplatz desselben sollten die fruchtbarsten La der

der Erde werden, die bet so mildem Klima und ergiebi­

gem Boden, unter einer bessern Regierung, des höchsten Wohlstandes fähig waren. Die Provinzen Carracas und Cumana, deren Miranda sich anfänglich völlig bemäch-

Türkei.

102

tlgte, sind Theile von Terra firma; auch die nahe am

Continent von Amerika liegende Insel Margaretha nahm

er in Besitz. Eine von Barbados den s6. Novbr. 1806 batikte Nachricht meldet über Miranda's Unternehmen dieses: Sein Plan, den südlichen Theil des Spanischen Amerika's

zu revolutioniren,

scheint

gänzlich

gescheitert zu

seyn. Nachdem er Caro verlassen, und das feste Land ganz geräumt hatte, nahm er eine Stellung in der klei­

nen Jnsei Aruba, Barbados gieng.

die er auch bald verließ und nach

Am 26. Sptbr. reifete er von Aruba

wieder ab; er kam am ai.Octbr. in Grenada an, von da

er am andern Tage wieder nach Barbados abfegelte, und

mit dem Englischen Admirale eine Unterredung hatte. Die zu seiner Expedition gehörigen Schiffe hatten sich schon vorher von ihm getrennt. Miranda soll von der Englischen Marine bei feinem Vorhaben unterstützt Wor­

ten seyn, und mit dem bekannten Republikaner der ver­

einigten Staaten,

dem Obristen Burr in Verbindung

gestanden haben, der durch partielle Angriffe die Ameri­

kanische Conföderakion in einen langen Krieg mit Spa­

nien verwickeln sollte. Das fernere Schicksal Miranda's ist noch nicht be­ kannt.

Türkei.

Die

Franzosen

waren

durch

den

Preßburger

Frieden, der sie in Besitz des ehemaligen Venetianischen Albaniens, Dalmatiens rc. setzte, Nachbaren der Türken geworden. Diese suchten sich also auch gegen jene ge­ fällig zu beweisen und sich ihnen zu nähern. Darum

sandte die Pforte auch einen Botschafter nach Paris, der ein Schreiben seines Souverains an den Kaiser Na­ poleon (5. Jun. 1806) überreichte und diesem zu seiner Thronbesteigung Glück wünschte.

So war der Franzö­

sische Kaiser auch von der Pforte anerkannt. Ungeachtet Bürgerkriege und Unruhen im Innern

Türkei.

to5

des Türkischen Reichs wütheten, so wußte doch der Fran­ zösische Bothschafter zu Constantinopel,

General Seba-

fiiani, die Pforte zu einer gewissen Energie in ihren Maaß­ regeln zu bringen.

Er schloß mit ihr eine Allianz ab,

wogegen freilich Rußland und England viel einzuwenden hatten. Die Gesandten beider Machte führten manche Beschwerde; der Englische verlangte sogar drohend vom

Divan die Erneuerung der bisher bestandenen Bündnisse. Der Französische Einfluß stieg mit jedem Tage.

Endlich

rückten die Russischen Generale Michelson und Dolgo-

rucky, denen Czerny Georg, Chef der Servischen Insur­

genten, die Hand bot, mit einer Armee in die Moldau und Wallachei ein.

Unter freundschaftlichen Vorstellun­

gen oder mit Gewalt fielen mehrere bedeutende Türkische Granzfestungen (Choczim und Bender) in die Hande der

Russen. General Michelson erließ eine Proclamation, in welcher er sich z. B. über die Begünstigung der Fran­ zosen beschwerte, und die Pforte beschuldigte, daß sie nach

der Herrschaft des Orients strebe.

Dagegen erließ die

Pforte eine umständliche Darstellung der Absichten Ruß­

lands, dessen Ehrgeize man mit fremdem Beistände einen mächtigen Damm entgegenstellen werde. Eine Aushe­ bung von 200,000 Mann wurde im Türkischen Reiche

ausgeschrieben.

Der Russische Gesandte reifete (am 26.

Dccbr.) von Constantinopel ab. Michelson, von den Tür­

ken wenig gehindert, fetzte seinen Marsch in den Türki­ schen Provinzen fort.

Der Großvezier sammelte unter­

dessen eine zahlreiche Armee, um ihm, nebst andern Trup­ pen, entgegen zu marschiren. Auch zur See rüstete sich

die Pforte mit vielem Eifer, und verlangte von den dret Barbaresken - Regierungen einen Succurs von 30 Se­ geln Zu Constantinopel wurde der Krieg gegen Ruß­ land feierlich proclamirt (50. Decbr.); die Kriegserklä­

rung selbst erfolgte

den 5. Jan. 1807.

Bald darauf

(den 17. Jan.) machte die Pforte den fremden Gesand-

Türkei. ten bekannt, daß fie die Schifffarth durch den Canal nach

dem schwarzen Meere verboten habe.

Auch die freund­

schaftlichen Verhältnisse der Pforte mit England erlitten einen Stoß; der Gesandte dieser Macht reifete ebenfalls

ab (29. Ian.) und begab sich zur Evcadre dos Admirals Louis. Wahrend der Krieg in der Moldau wenig Merkwür­

diges darbot,

ereigneten

tvnh iaere Ausritte.

sich

bei Eorstanlinopei desto

Um den Forderungen des Englis.

Gesandten Aburthno bet der Pforte Eingang zu verschaf­ fe», segelte die Englische Flotte von 8 L niensch ffen durch die Dardanellen.

Sie verbrannte daselbst die Türkische

Eskadre und erschien (»m 20. Decbr.) dem Serail ge­ genüber.

General Seb»stiani en flammte alle Bewoh­

ner der Stadt;

gegen 100,000 Menschen ergriffen die

W -ffen; Selim selbst zeigte Energie, und in weniger als

ei-erWoche waren Batterien angelegt, die mit rooMörsern und 500 Kanonen besetzt waren. Die Engländer, welche die Ueberlieferung der Dardanellen, der Türkischen

Flotte und die Kriegserklärung an Frankreich von der Pforte verlangten, verloren die Zeit durch Unterhandeln.

Ohne einen Schuß zu thun, kehrte die Flotte nach 8 Ta­

gen (1. Marz), unter einem starken

Feuer der Türken

und mit Verlust einiger Schiffe, durch die Dardanellen (5. Marz), nach Tenedos zurück, wo sie sich mit der Russischen Escadre des Admirals Siniavin vereinigte.

Der Großherr legte auf alle in Tückischen Häfen befind­ liche Ruff sche Kauffartheischrffe,

so wie auf alle Engli­

schen Waaren in seinen Staaten ein Embargo, wovon

allein in Constantinopel mehr denn 50 Millionen

an

W-rth sich befanden Englischer Seits that man ein Gleiches, und verfügte die Blokade der Dardanellen und

des Hafens von Smyrna (iZ. Mai).

Der Türkische

Sultan erließ einen Befehl an die Staaten der Barba­ rei, mn alle Schiffe der Engländer wegzunehmen. Eine

Türkei. andre Expedition

105

der Engländer, die gegen Aegypten

gerichtet war, mißglückte ebenfalls.

Alexandriens

(so. Marz)

Nach der Besetzung

griffen sie zweimal Rosette

(den 6. und 24. April) an; beide Angriffe schlugen die Türken und Albaneser ab. Am 21. Sptbr. räumten die Engländer Aegypten. Der Türkische Kaiser hatte sich schon seit längerer

Zeit das Mißfallen seiner Prätorianer, der Janitscharen,

zugezogen, besonders durch

die Errichtung

eines nach

Europäischer Art exerclrten Truppencorps des sogenann­

ten Nizam-Gedid.

Dieses brach aus, und endigte sich

nach Selims HI. Absetzung (29. Mai), dem Mustapha IV. (geb. den 7- Septbr. 1779), ein Syhn Abdul-Hamids,

als Sultan folgte.

Dieser junge Fürst fügte sich an die

Türkischen Einrichtungen. In Hinsicht auf Krieg und Frieden blieb er dem Systeme Wiederherstellung

alter

seines Vorgängers getreu. Bald nach seinem Regierungs­ antritte (den 1. Juli) lieferte der Türkische Großadmi­ ral, Seid Aly, mit seiner aus 12 Linienschiffen und 6

Fregatten bestehenden Flotte,

den Russen,

commandtrt

vom Viceadmtral Siniavin, die nur 10 Linienschiffe und

12 Fregatten hatten, bei Tenedos eine Seeschlacht, die sich, einigen Nachrichten zufolge, mit der fast gänzlichen Vernichtung der Türkischen Flotte endigte.

Die Russen

nahmen 4 Linienschiffe, 3 wurden verbrannt und 2 auf

den Strand getrieben (rr. Jul- 1307).

Inzwischen beendigte die Versöhnung der Kaiser Napoleon's und Alexanders zu Tilsit auch den Krieg der Pforte mit Rußland, wenige Wochen nach der zu Constantinopel ausgebrochenen Thronrevolution. Den förmli­

chen Waffenstillstand unterzeichneten beide Theile durch Bevollmächtigte (den 24. August). Die Armee des Groß­

veziers wird noch immer verstärkt.

Der Zwist der Ho­

hen-Pforte mit England, der besonders in seinen Fol-

io6

Vorgebirge der guten Hoffnung,

gen für den Handel und die Zufuhr Constantlnopels so

nachrheilig ist, dmert noch fort. Der Osmannische Staat hat eine Arealgröße von 49,*73 Q9)? ;

eine Bevölkerung von 25,330,000 Man­

schen; wir wohl in dieser kändermasse, bei der Freigeb'g-

keir der Natur gegen dieselben und bei bessern Einrich­

tungen, 60 Mill leben könnten.

Auf die Europäische Türkei kommen: und 11,040,000 Einwohner.

11,963

Auf die Astatische 24,262

9KetI mit 11,090,000 Bewohnern.

Auf Aegypten:

19,943 $? und 5,200,000 Einwohner. Die Landmacht betrug 1304.: 266,454 Mann nebst

60000 irregulären Truppen; die Seemacht:

12 Linien­

schiffe, 6 Fregatten und 50 geringere Fahrzeuge.

Einkünfte der Chasna (Kaiserkasse) 2 Mill.; desMi-

ri Reichsschotz-s) 44 94^,500; Staatsschuld: 53350000 Piaster. — Dem Osmannischen Schutze fi .b die Afrika­ nischen Räuberrepubliken Algier, Tunis u.,d Tripolis

unterworfen. Vorgebirge der guten Hoffnung.

Im Laufe des

jetzigen langwierigen Seekrieges, betrachteten die Eng­

länder die Holländischen, außerhalb Europa

liegenden

Besitzungen als eine vorzüglich leichte und reizende Beu­

te.

Dieß war auch in Ansehung des Caps

das sie schon 1795 einmal eroberten,

der Fall,

aber nach einem

sechsjährigen Besitze im Frieden zu Amiens (1802) wie­ der Zurückgaben. Bei dem neu ausgebrochenen Kriege

zwischen Frankreich und England richtete die Regierung dieses Landes aufs Neue ihr Augenmerk auf dieses wich­ tige Holländische Etablissement.

Am 20.

July i8n5

erhielt der berühmte Capitain des Schiffes Diadem, Sir Home Popham, von der Admiralität den Auftrag, das Commando über mehrere Englische Schiffe zu überneh­

men, und, in Vereinigung mit den vom Generalmajor Baird commandirten Truppen (6 — 7000 Mann), die

Walachen und Servier.

i»7

feindlichen Besitzungen am Vorgebirge der guten Hoff­

nung einzunehmen. Am 4 Jan- 1806 landete diese Expedition in der Tafclbay; den 8. rückten die Engländer, 4000 Mann stark, gegen die Capstadt vor. Die Holländische Macht, von 5000 Mann, größtentheils Cavallerie, hatte sich zum Empfange ihrer Feinde bereit gemacht. Es kam zu einer Aetion. Der General-Gouverneur Janssen zog sich nach diesem Gefechte ins Innere des Landes zurück

und trug von hier aus auf eine Kapitulation an, die auch am 10. Jan. zu Stande kam. Die Garnison wurde kriegsgefangen t die Officiere erhielten Erlaub niß zur Rückkehr nach Europa. Vom Vorgebirge der guten Hoffnung unternahmen Popham und der General Beresford die anfangs glück­ liche Expedition gegen das Spanische Südamerika. Er­ sterer, als die Seele der ganzen Unternehmung, war von der Regierung dazu nicht authorisirt, und mußte sich deswegen auch in England, da das Unternehmen hernach unglücklich ablief, vor ein Kriegsgericht stellen, das ihn indessen mit einem nachdrücklichen Verweise

entließ. Walachen und Servier.

Die Wallachei und Moldau

waren bisher Schutzlander der Ottomannischen Pforte, deren Beherrscher sie nach Belieben ein- und absetzte. Die Russen hatten, wie Türkische und Französische

Nachrichten sie beschuldigten, schon langst nach diesen und andern Türkischen Besitzungen getrachtet und vor­ züglich in dem letzten Kriege die Hoöpodaren der Mol­ dau und Wallachei zur Widersetzlichkeit gegen ihren Herrn ermuntert. Die Wallachei zahlt auf 1005 Meilen 950,000 Menschen; die Moldau auf 1,600 Meilen 730,000 Einwohner. Als die Pforte Rußland den Krieg er­ klärte (.den Zo. Dedr. 1806) waren die Russischen Trup-

Walachen und Servier.

io8

pen unter Anführung des Generals Michelson- bereits in Jassy (den 29. Novbr.)

eingerückt.

Die Servier,

angeführt von Czerny Georg, unterstützten ihre Opera­ tionen nachdrücklichst, so wie auch der Fürst der Wal­

lachei, Jpsilanti, den die Pforte für einen Landesverräther erklärte, und auf dessen Kopf sie einen Preis

An seiner Stelle wurde Fürst Suzzo zum Hos­

setzte.

podar ernannt, und an die Stelle des Hospodars der Moldau Mornsi setzte sie den Prinzen Callimachi.

An

die konstituirten Autoritäten, so wie an Mustapha Baraiaktar erließ der General Michelson bei seinem Ein­

märsche in die Wallachei und Moldau ein Schreiben (den 19. und 20. Novbr.) mit den Beschwerden seines

Hofes und den Gründen zur Ergreifung militairischer

Maßregeln

gegen

die Pforte.

Dieses

Einrücken der

Russischen Truppen brachte aber keine wichtige Resul­ tate; denn bei dem Gange des Krieges in Polen und Preußen, ben,

unter

mußten

andern

mehrere

Abtheilungen

dersel­

das ganze vom General Essen be­

fehligte Corps, zur Hauptarmee stoßen, wodurch sie be­ deutend geschwächt und Fch auf die Devensive zu be­

schranken genöthigt waren. setzung

Doch bewirkten sie die Be­

der Festungen Choczim und

Bender;

weniger

glücklich waren sie in den Unternehmungen bei Jsmai-

loff, wo nach öffentlichen Berichten, die Türken mehremale, so wie in verschiedenen andern Treffen, über sie

Vortheile erhielten.

Diesen Nachrichten zu Folge be­

Russischen Truppen in der Moldau und Walachei nicht über 25,000 Mann; dahingegen die der

trugen die

Türken zu 60,000 Mann angegeben werden, ungeachtet

sich die Hauptarmee unter dem Großvezier erst sam­ melte.

Auch die Servier sollen keine bessere Fortschrit­

te gemacht haben. Sie wurden am 22. April (1807) unvermuthet von den Türken überfallen und 9 Meilen zurückgetrieben.

Das Gefecht dauerte von früh 5 bis

Warschau. Abends 9! Uhr.

109

Die Servier verloren fast 5000 Todte

und 800 Gefangene; außerdem 7200 Verwundete rc. Der

zwischen Rußland und Frankreich geschloffene

Friede machte auch diesem Blutvergießen

ein Ende.

In dem unter Französischer Vermittelung von Rußland

und der Pfv.te unterzeichne.en Waffenstillstände (vom 24. August) wurde festgesetzt, daß beide kriegführende Theile ihre Truppen aus den erwähnten Provinzen zie­

hen sollten; alsdann wolle man in dem zu unter­ handelnden Frieden bas Schicksal derselben näher be­

stimmen. Die Servier sind noch immer unter den Waffen, und ihre Armee im Felde soll 100,000 Mann stark seyn.

Alle Landesfestungen

sind in gutem Stande und mit

Kriegsvorrärhen reichlich

versehen.

Die Armee

her

Servier hat sich (vom 29. Novbr. bis 5 Decbr.) aus Bosnien zurückgezogen und ihre alten Stellungen an Die Regie­

der Gränze von Servien wieder besetzt.

rung des Landes besorgt jetzt ein Senat, der sich ■ den iten und 2-Dec.br-) nun nach der künftigen Haupt- und Residenzstadt Serviens, Belgrad, begeben

hat.

Der

Präsident derselben und der Oberbefehlshaber der Armee ist Czerny Georg Petrowitz.

Der Paschalik Servien (Sers-Wilsjeli) oder Belgrad

hat eine Arealgröße von 920 Einwohner.

Belgrad,

Meilen, und 960,000

Semendria und Nissa rc.

sind

die bedeutendsten Städte. Warschau. (Herzoglhum).

Bei der ersten Theilung Po­

lens hatte dieses Reich auf einem Flächenraume von »3,400 m M- über 12 Mill. Einwohner.

Hiervon bekam

Preußen in den verschiedenen Theilungen:

i) > 772. Westpreußen von 606

786,000 Einw.

fi) 1^95. Südpreußen von 897 LH M-, 1,402,000



3) »795-Neuostpreuß. von 8»3 LH M-, 904,000 — 2,508 L^M-, 5,092,000 Einw.

Warschau.

110

Frankreich nährte

schon seit mehrer» Jahren die

Idee, Polen als Reich wieder herzustellen;

im Kriege

zum Theil ausgeführt.

mit Preußen wurde sie

Schlacht bei Jena gab dazu das Signal.

Die

Unaufhalt­

sam drang des Kaisers Napoleon siegreiches Heer vor, und gegen Ende Novembers 1806 wurden die Franzö­ sischen Adler an den Ufern der Weichsel aufgepflanzt. Schon

hatte der bekannte General

von Berlin aus

einen Aufruf

Dombrowsky

an

seine Nation erlassen.

Die Deputirten derselben kamen nach Berlin zum Kai­ ser Napoleon,

der am 27. Novbr. in Posen eintraf.

Seine Erscheinung erhöhte

Wiederherstellung

Selbstständigkeit

den Enthusiasmus der zur

ihrer National - Existenz

Polen.

aufgerufenen

und

ihrer

Dombrowsky

stand an ihrer Spitze es bildeten sich neue Confödera­ tionen. Die Conföderirten fochten mit Begeisterung ge­

gen Russen und Preußen. Während der blutigen Auftritte in Preußisch - Po­ len, ging die Organisation dieses von den Franzosen eroberten Landes rasch vorwärts, wozu der Kaiser Na­ poleon eine aus vornehmen Eingebornen bestehende Re-

gierungskommission ernannte.

Dieser Theil des ehema­

ligen Königreichs Polen erhielt durch den Tilsiter Frie­

den (meistens) eine neue Existenz unter dem Namen: Herzogthum Warschau.

Im 13. Artikel dieses Frie­

dens-Traktats mußte Preußen den größten Theil alles dessen abtreten, was es seit 1772 von Polen acquirirt

hatte; folglich West-, Süd- und Neuostpreußen.

Einen

Theil des Departements Bialystock, mit 439,780 Men­

schen, erhielt Rußland. Von Westpreußen blieben Frie­ Meil. und 421,000 Das übrige bildete, mit Ausnahme von

drich Wilhelm dem III. nur 353

Einwohner.

Neu-Schlesien (4>

M- und 75,000 Menscheni und

Danzig mit seinem Gebiete, das Herzogthum Warschau.

Dieses fiel dem Könige von Sachsen zu, der, zur leich­ ter»

Westphalen.

111

lern Communication mit seinem Königreiche, auch eine Militairstraße und bedeutende Handelsvortheile von Preußen in dessen Staaten erhielt. — Der neue Her, zog begab sich im Novbr. 1307. nach seinem Herzogthume.

Es soll nach einer vom Kaiser Napoleon (am 21. Jul. 1807) zu Dresden gebilligten Constitution regiert wer­ den. Diese besteht aus zwölf Titeln und 89 Artikeln;

fie enthält Bestimmungen in Ansehung der Religion, Regierung, der Minister und des Staatsraths; des Reichstages, Senats, der Landboten, der Eintheilung und Administration des Grundgebiets, der Gerichtsord­ nung, Militairmacht rc. Der Codex Napoleon ist das Civilgesetz für das Herzogthum Warschau; die bewaffnete Macht besteht in Zukunft aus 30,000 Mann; das Land ist in 6 Deparments getheilt. Das Herzogthum Warschau besteht aus dem ehema­

ligen Südpreußen, dem Kulmer und Bromberger Krei­ se, dem Departement Plozk und einem Theile des De­ partements Bialystock. Es hat auf 1722 Meilen etwa 2 Mill. Einwohner, in 550 Stabten und 14,700 Dörfern, und Landeseinkünfte 9,000,000 Fl.

Für die Truppen dieses Landes stiftete der neue Regent «inen Militairorden. Westphalen (Königreich). Der jüngste Bruder des

Kaisers Napoleon, Hieronymus, der in dem Kriege ge­ gen Preußen den größten Theil Schlesiens erobert hat­ te, wurde durch den Tilsiter Frieden (9. Jul. 1807) Beherrscher des neu gestifteten Königreichs Westphalen. Es besteht aus folgenden Theilen: 1) dem Churfärstenthum Hessen, mit Ausschluß der Grafschaft Hanau, und Katzenelnbogen am Rhein;

2) den von Preußen, am linken Elbufer gelegenen, abgetretenen Provinzen: Paderborn, Minden, Ravens­ berg, Magdeburg, Mansfeld und dem Saalkreife; Hal, Univ. Lex. 5. Th.

H

119

Westphalen.

berstadt, Hohenstein, Quedlinburg, Hildesheim und Gos­ lar, der Altmark, Erfurter Gebiet, Unlergleichen mit Blankenhain, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen;

Z) dem Herzogthum Braunschweig; 4) dem von Hannover getrennten Gebiete von Göt­ tingen und Grubenhagen, nebst den Umgebungen von

Hohenstein und Elbingerode; 5) Osnabrück, die Grafschaften Stollberg und Kau­ nitz-Rittberg. 6) Unter die Souveränetät von Westphalen kommen: das Herjogthum Anhalt, Schwarzburg u. s. w.. Der Flächeninhalt des ganzen Königreichs beträgt

etwa 66o Meilen, mit beinahe zwei Millionen Men­ schen. Im Durchschnitte leben daher auf der IIIM.ZoZo Menschen. Die Einkünfte mögen sich auf 16 Millionen Reichsgulden belaufen. Die Militärmacht soll in Zu­ kunft aus 30,000 Mann bestehen, von denen Frankreich in den ersten 2 Jahren, auf Unkosten des Königs von Westphalen, 12500 Mann als Garnison in Magde­ burg läßt. Die dem Königreiche Westphalen anhängigen Staa­

ten enthalten, auf 145 Meilen, 380,000 Einwohner. Der ganze Staat enthielte demnach auf 305 Q Meil. 2 Millionen 380,000 Einwohner, in 263 Städten, 146 Marktflecken und 5019 Dörfern. Das Königreich Westphalen wird in 8 Departe­

ments, jedes Departement in 2,3 höchstens 4 Distrikte, diese wieder in Kantons getheilt, und jeder Kanton be­ steht aus 8 bis höchstens 15 Communen, deren jede wenigstens 200 Einwohner haben muß. Uebersicht der verschiedenen Departements:

Westphalen. Hauptorte, Distrikte (Bezirke, ürrondissements).

115 Volksr menge.

Name.

Bestandtheile.

1) Das Depar­ tement der El­ be:

Der größte Theil des Herzogrhums Mag­ deburg ; die Graf­ schaft Barby; die von Sachsen abge­ tretenen Gommerschen Aemter; die Alt Mark; dieAemter Calvörde und Weferlingen.

s) Das Dep. der Fulda.

Ein Theil von Nie­ Haupt, O.: Cassel. derhessen; das Ge­ Distr.: Cassel, Höx­ 239,502. biet von Paderborn, ter, Paderborn. (SortM’o; das Amt Reckenberg,dieGrafschaft Rietberg,Kau­ nitz; dasAmtMünden.

Färstenthunr 5) Das- Das Harz- Eichsfeld; die Graf schäft Hohenstein; Dep. ein Theil von Gru­ benhagen; das Ge­ biet v. Walkenried; ein Theil von Blan­ kenburg und Hessen; die Städte Mühl­ hausen und Nord­ hausen.

4) Das Dep. der Leine.

Haupt-O.: Magde­ burg. Distrikte: Magde­ 255,210. burg, Neuhaldensleben, Stendal, Saljwedel.

Hpt-O.: Heiligen­ 210,989. stadt. Distr - Heiligenstadt, Duderstadt, Osterrode, Nordhausen.

Ein Theil des Göt­ Hpt-O-: Göttingen. tinger, Grubenhage­ Distr.: Göttingen u- 145,537. ner , Hildesheimi- Eimbeckschen, Braunschwei­ gischen u. Hessischen Gebietes.

H 8

Westphalen.

u4

Hauptorte, Disiricte Volks­ (Bezirke, Arrondisse­ menge. ments).

Name.

Bestandtheile.

5) Das Depar­ tement der Ocker.

Beinahe das ganze Fürftenthum Wol­ fenbüttel und Hil­ desheim ; Goslar, mehrere von Mag­ deburg und Halber­ stadt abgesonderte Dörfer.

6) Das Dep. der Saale.

Die Färstenthämer Hpt-O. Halberstadt. Halberstadt u. Blan­ Distr-: Halberstadt, 206,222. kenburg; Grafschaft Blankenburg, Halle. Wernigerode; Qued­ linburg; der Saal­ kreis ; der Preußi­ sche und etwas vom Sächsischen Antheil Mansfelds; einige Dörfer von Magde­ burg.

7) Das Dep der Werra.

Ganz Ober-Hessen, Hpt-O. Marburg. Grafschaft Ziegen­ Districte: Marburg, 254/000. hain ; Färstenthum Hersfeld, Eschwege. Hersfeld; ein großer Theil Nieder-Hes­ sens und die Herr­ schaft Schmalkal­ den.

8) Das Depder Weser.

Färstenthum Min­ den ; Grafsch. Ra­ vensberg ; Färstenthum Osnabrück; der Hessische Antheil von Schaumburg u. das Amt Theding­ hausen.

Haupt-O.: Braun­ schweig. Dist. Braunschweig, 267,378. Helmstadt, Hildes­ heim, Goslar.

Hpt-O. Osnabrück. Distr. Osnabrück, 334,965. Minden, Bielefeld, Rinteln.

Am io. Dcbr. (1807) hat der König Hieronymus

Napoleon seinen feierlichen Einzug in Cassel gehalten;

Wtrtembe r g.

115

elne provisorische Regierung, die Staatsräthe, Präfec(en ic. sind bereits ernannt. Durch ein von Napoleonshöhe (sonst Wilhelmshöhe

bei Cassel) erlassenes Decret (den 7. Decbr.) wurde die am 15. Nvbr. im Kaiserlichen Pallaste zu Fontainebleau

beschlossene

officiel publicirt.

Constitution Westphalens

Die wichtigsten Puncte derselben sind:

1) Der Kaiser

reservirt sich die Halste der im Königreiche liegenden

Domänen.

2) Westphalen gehört zum Rheinbünde und

stellt 25,000 M. Contingent.

3) Der Thron ist blos in

männlicher Linie erblich. 4) Der Adel bleibt, jedoch hö­ ren alle Privilegien auf, da Gleichheit aller Unterthanen

vor dem Gesetze Statt finden soll.

5) Das Französi­

sche Maaß # u. Münzsystem, die Conscription, der Codex

Napoleon :t. werden eingeführt. Am 1. Januar 1808 ist dem Könige von Westphalen

zu Cassel gehuldigt. W i r t e m b e r g.

So wie Pfalzbakern, nahm auch der

erst seit drei Jahren zum Churfürsten erhobene Herzog von Wirtemberg den königlichen Titel an, und auch diese

Veränderung war eine Folge des Preßburger Friedens. Die feierliche Proclamation und Notification der Annah­ me der Königswürde geschahen den 1. und 10. Januar 1806.

In einem schon am 12. Decbr. 1305 abgeschlos­

senen Tractate versprach Frankreich, die Anerkennung dieser Königlichen Würde bei allen andern Mächten be­ wirken zu wollen.

Von Oestreich erhielt Wirtemberg in

dem erwähnten Frieden abgetreten: die fünf sogenannten

Donaustädte (Ehingen, Munderkingen, Reutlingen, Men­ gen und Sulgau); die Ober - und Niedergrafschaft Ho­ henberg, die Landgrafschaft Nellenburg rc.; ferner den von

den Wirtembergischen Besitzungen eingeschlossenen Theil

des Breisgaus, die Stadt Willingen und Brentlingen. — Durch den Beitritt zum Rheinbünde erwarb dieses

Würzburg.

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Königreich: die Herrschaft Wiesensteig, die Städte Bie­

berach, Waldsee und Schalklingen u. s. w.; ferner die Souveränetät über die Befitzungen der Fürsten und Gra­ fen von Truchseß-Waldburg, die Grafschaften Baindt, Egloff, Guttenzell u. f w.; die Besitzungen von Thurn und Taxis zum Theil rc. rc. Wirtemberg stellt zur Fö­

derationsarmee i2,oo0 Mann. Seine Truppen bildeten, bei dem zwischen Frankreich und Preußen ausgebroche­ nen Kriege, in Verbindung mit Baiern, die Armee des Prinzen Hieronymus, jetzigen Königs von Westphalen. Durch die Vermählung einer Wirtembergischen Prin­ zessinn mit diesem, wurden die Bande mit Frankreich noch genauer geknüpft. Wirtemberg hat seit dem Jahre 1801 bedeutend an Macht und Umfang des Gebiets ge­

wonnen.

Epochen.

Flacheninhaltin □ SR.

Herzogthum Wir­ temberg vor dem Lüneviller Frie­ den. - - 180 Churfürstenthum Wirtemberg, nach dem Läneviller Frieden. >871 Königreich Wir­ temberg, nach dem Preßburger Frieden (i85-) 247 Königr. Wirtem­ berg nach dem Pariser Traktate (1806) - 35655

Volks­ menge.

Kriegs­ macht.

Einkünfte-

665,000

5/Ooo 5/248/OOoFl.

726,000

8zooo 4,000,0005t

889,160 10,000 4,600,00051.

1,154/440 20,000 8/000,0005t

Würzburg (Großherzogthum). Der Churfürst von Salz­ burg, Erzherzog Ferdinand von Oesterreich, mußte, nach dem roten Artikel des Preßburger Frtedenstractats, seine

Würzburg.

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Länder an das Haus Oesterreich abtreten, dem sie ein­

verleibt wurden;

durch den uten Artikel bekam er von

Baiern das Färstenthum Würzburg, so wie es von die­

sem durch den Reichsdeputations - Receß vom 25. Febr. 1803 besessen worden war. Eine völlige Entschädigung für seinen Verlust in Italien, versprach Frankreich dem Erzherzog. Anfänglich nahm er zwar den Churfärstlichen Titel an,

welchen er aber hernach, bei der Auflösung

des Deutschen Reichs, mit dem eines Großherzogs ver­

tauschte.

Als solcher ist er Mitglied der Rhein-Confö-

deration (seit dem Septbr. 1806.)

und er stellte auch

in dem Kriege gegen Preußen sein Contingent von 2000

Mann.

Durch den Beitritt zum Rheinbünde erhielt er

die Souveränetät über alle in feinem Lande liegende Malthesergüter, die Besitzungen der Grafschaft Ortenau, über

die Baronien Tann unv Weyhers zt. Bei der Ueber­ nahme Würzburgs von Seiten des jetzt regierenden Landesherrn entstanden zwischen ihm und Baiern Diffe­

renzen über die Nichtbefolgung des Preßburger Friedens in Ueberlieferung des Landes. Statt des Statusquo von 1803 ward die Citadelle der Residenz demolirt und das Schloßinventarium höchst mangelhaft Übergeben.

Für

nach einigen Nachrichten, an Millionen Gulden verkauften geistlichen Gäter wollte man Baierischer Seits die,

nichts vergüten und die jure territorii occupirten ritterschaftlichen Districte, so wie auch das eingeborne Würz­ burger Militair, wurden zuräckgehalten.

Der Kammer­

herr von Frankenstein unterhandelte deswegen zu München.

Der Großherzog reifete 1807 nach der Rückkehr des Kaisers Napoleon aus Polen, nach Parts, wo er, wie öffentliche Blätter erzählen, mit wichtigen Unterhandlun­

gen zu Fontainebleau beschäftigt war, die aber zur Zeit noch ein Geheimniß find.

Er soll besonders dazu bei­

getragen haben, die zwischen Oesterreich

und Frank-

ns

Würzburg.

reich noch streitigen Puncte auszugleichen, und das gute Einverstänbniß zwischen beiden Machten zu befestigen.

Der Flächeninhalt

des Großherzogthums Würzburg

betragt, nach Hassel 80, nach Ockhart 115 Quadratmei­ len;

die Bevölkerung 260,000, und an Einkünften hat

der Fürst 2,800,000 Fl., doch muß er hiervon an 160,000 Fl. Pensionen an den gewesenen Bischof und

Personen auszahlen.

an andre