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German Pages 55 [60] Year 1924
UNFALLVERHÜTUNG UND RECHTSPFLEGE VON
GEHEIMRAT DR. A. RIEDLER ZWEITE AUFLAGF
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VERLAG R. OLDENBOURG / MÜNCHEN UND BERLIN
Alle Redite, einschließlich des Ûbersetzungsredites, vorbehalten
Inhaltsverzeichnis. Seite Seite Zielbegrenzung . . . . 1 2. Leuchtgasbetrieb . . . 10 I. S t a t i s t i k 3 3. Waaserbetrieb 19 4. Sicherheitsgasbetrieb. . 19 II. F l ü s s i g e B r e n n s t o f f e 4 5. Luftbetrieb 20 1. Erdöle 4 2. Kohlenwasserstoffe. . . 5 VII. S i c h e r h e i t s b e t r i e b 21 3. Kohlendestillate . . . . 5 1. Grundsätze 21 4. Ersatzbrennstoff . . . 6 21 Bedingungen 23 5. Brennstoffverediung . . 6 3. Betriebsordnung. . . . 2 5 III. E x p l o s i o n e n . . . . 6 4. Meßvorrichtungen . . . 26 1. Grundbegriffe 6 2. Erfahrungen 8 VIII. V e r b i l l i g e n u n d 3. Explosionsgrenzen . . . 10 V e r s c h l e c h t e r n . . . 28 4. Zündung 11 1. Armaturen 28 IV. S c h l a g w e t t e r e x p l o 2. Siebe 29 sionen 12 3. Sättigungsverfahren . . 30 1. Methan 12 4. Behauptungen 32 2. ölexplosionen 13 5. Zusatzverfahren . . . . 40 3. Kohlenstaubexplosionen 14 IX. T e c h n i k , RechtsV. L e e r b e h ä l t e r . E x p l o pflege und sittliche sionsgefahren 14 Pflichten 43 VI. S c h u t z m i t t e l . . . . 18 I. Urzustand 18
Unfallverhütung und Rechtspflege.*) Von Geheimrat Dr. H. R i e d l e r .
Zielbegrenzung. Ziel dieser Schrift ist nur, einige Zusammenhinge zwischen Unfallverhfltung und Rechtsfragen, trotz der notwendigen technischen Einzelheiten, allgemein verständlich zu kennzeichnen, und zwar nach zwei Richtungen, durch Fälle, wo die Technik, trotz hoher Leistungen nur eine bedingte Sicherheit gegen Unfälle erreichen kann, jmd durch andere Fälle, wo der Technik die v o l l s t ä n d i g e Sicherung von Betrieben u n b e d i n g t gelingt und wo diese volle Sicherheit auch im großen schon erprobt ist. „Vollständige" und „unbedingte" Sicherheit ist dabei in dem Sinne verstanden, daß durch geeignete technische Mittel Unfälle unmöglich werden, wenn bestimmte technische Einrichtungen geschaffen und bestimmte Betriebsvorschriften eingehalten werden, die jedoch die B e t r i e b s l e i s t u n g nicht beeinträchtigen, sondern nur selbstverständliche Voraussetzung alier Tätigkeit in gefährlichen Betrieben bilden. Hierzu müssen kennzeichnende B e i s p i e l e ausgewählt 'werden, die ohne besondere Facherfahrung allgemein verständlich bleiben. Die V e r k e h r s t e c h n i k böte solches Verständnis, weil die meisten Oefahren jedermann aus eigener Anschauung oder Vorstellung deutlich erkennbar sind. Das Gegenstück fehlt jedocl, denn die Verkehrstechnik kann keine unbedingte Sicherung gegen Unfälle schaffen. *) Diese Auflage ist ein unveränderter Neudruck, jedoch sind S. 12 u. 38 Druckfehler der Erstauflage berichtigt.
2 F a b r i k b e t r i e b e boten hingegen Beispiele sowohl vollständiger und nur bedingter Sicherheit gegen Unfälle. Sie sind jedoch so mannigfaltig, daß sie ohne besondere Fachkenntnis nicht allgemein verständlich werden. K r a f t w e r k e und ihre Betriebe boten gleichfalls beide Beispiele, sowohl der vollen wie der teilweisen Sicherheit, sie können jedoch ebenfalls ohne fachliche Einzelheiten und ohne Zeichnungen nicht allgemein verständlich dargestellt werden. Als kennzeichnendes Beispiel ist daher liier die Technik des L a g e r n s und V e r t e i l e n s von Benzin usw gewählt. Dieses Beispiel kann v o l l e oder t r ü g e r i s c h e oder g a r k e i n e Sicherheit bieten, je nach den angewendeten technischen Mitteln, mit denen das Betriebsverfahren durch* geführt wird. Dieses Betriebsbeispiel ist zugleich das vielseitigste und kann trotz der wissenschaftlichen Grundlagen und trotz der vielgestalteten Erfahrungen doch allgemein verständlich werden, wenn das Wesen der Kohlenwasserstoff gern e n g e und ihres V e r d a m p f e n s erfaßt wird. Dieses Beispiel ist weiters deshalb besonders geeignet, weil es für einen sehr w e i t e n B e r e i c h Wert und Wichtigkeit bietet: Für alle Betriebe, die mit Gewinnung, Veredlung, mit Handel und- Lagerung von B e n z i n zusammenhängen, für alle Betriebe der K r a f t f a h r t und L u f t f a h r t , für die T r a n s p o r t t e c h n i k auf Eisenbahn- und Wasserwegen, für Hafenlager, für städtische Lager, F e u e r w e h r , für V e r s i c h e r u n g s unternehmen, sowie für alle B e h ö r d e n , die mit Unfallverhütung und den Folgen von Unfällen zusammenhängen: R i c h t e r , A n w ä l t e , P o l i z e i , V e r w a l t u n g s - und Aufs i c h t s b e h ö r d e n aller Art. Des weiteren für zahlreiche I n d u s t r i e n , die Kohlenwasserstoffe verwenden, wie Gummifabriken, chemische Wäschereien, Lackfabriken u. a. chemische Fabriken usw. Nur der Kürze halber ist stets von „ B e n z i n " die Rede, alles zu Sagende gilt jedoch sinngemäß für alle gefährlichen flüssigen Brennstoffe, insbesondere für Benzol, S p i r i t u s . Ä t h e r , .für alle Teer-Arten und deren Abkömmlinge sowie
3 für Schwefelkohlenstoff usw. Der B e t r i e b s b e r e i c h , für den Sicherheit geschaffen werden muß, ist daher ein sehr weiter. Das gewählte Beispiel ist außerdem besonders geeignet, weil es die Gefahren und die Vorteile unfallgesicherter Betriebe sowohl für K l e i n b e t r i e b e wie für Großbetriebe augenscheinlich zeigt, da die Gefahrenquellen in beiden Fällen die gleichen sind und nur Gradunterschiede, keine Wesensunterschiede vorliegen.
I. Statistik. Dieses Beispiel der Technik der L a g e r u n g und des T r a n s p o r t e s f l ü s s i g e r B r e n n s t o f f e ist um so geeigneter, als es besonders gut zu den Ergebnissen der amtlichen Statistik paßt. Die Statistik der Unfälle zeigt überraschend, daß die Betriebe, welche die meisten Unfälle aufweisen, gar nicht zu denjenigen gehören, die nach aligemeiner Meinung als besonders gefahrvoll vermutet werden. Die Unfälle entfallen zumeist auf Betriebe, die äußerlich harmlos aussehen. Die Statistik zeigt nämlich, daß M a s c h i n e n und M a s c h i n e n b e t r i e b e trotz ihrer Massenhaftigkeit und Vielgestaltigkeit sehr wenige Unfälle verursachen, dank der vorbeugenden Technik, die wirksame Sicherheitsvorrichtungen schafft und Unfälle weitgehend verhütet, bis auf Fälle eigenwilliger Nachlässigkeit, für deren Folgen der Einzelne verantwortlich bleibt. Hingegen ergeben sich die meisten Unfälle in Betrieben, außerhalb der Maschinenbetriebe und Fabriken, in Wohnungen, Kleinwerkstätten usw. und zumeist durch Umfallen oder Herabfallen von Gegenständen. Als sehr unfallreich erweisen sich Treppen, Gänge, Keller und Dachboden gewöhnlicher Häuser- sowie das Straßenpflaster ganz außerhalb des Verkehrs, nur als Folge der millionenfachen täglichen und sorglosen Benutzung der gewohnten Einrichtungen, aus zufällig zusammenwirkenden Ursachen. Die Statistik bietet jedoch eine überreiche Reihe schwerer und schwerster Unfälle als Folge von E x p l o s i o n e n b e i L a g e r u n g u n d T r a n s p o r t f l ü s s i g e r B r e n n s t o f f e in zahlreichen Betrieben. Die meisten Unfälle haben Menschen-
4 opfer gekostet, viele darunter haben Dutzenden von Menschen Verderben gebracht. Dieses Beispiel ist daher nach a l l e n Gesichtspunkten das geeignetste und erfordert zum Verständnis nur, in das W e s e n d e r f l ü s s i g e n B r e n n s t o f f e einzudringen. Außerdem können zu diesem Beispiel die überaus reichen E r f a h r u n g e n aus dem Bereich der g e w o l l t e n Explosionen bei M o t o r betrieben herangezogen werden, sowie die unvermeidbaren Unfälle durch Schlagwetter und sonstige Explosionen.
II. Flüssige Brennstoffe. i. Erdöle.
Die flüssigen Brennstoffe aus Erdölen, die Destillate des Rehöles sind stets v i e l f a c h e G e m e n g e v o n Kohlenw a s s e r s t o f f e n . Die Mannigfaltigkeit dieser Gemenge hat ihre Grundursache in der V i er Wertigkeit des Kohlenstoffes und in seiner Fähigkeit, sich nach seiner Verbindung mit drei Wasserstoffatomen mit sich selbst zu verbinden. Die Reihe der Kohlenwasserstoffgemenge umfaßt das M e t h a n und die Homologe des Methans: Äthan, Propan, Butan, Pentan, Hexan, Septan, Oktan, Nonan, Dekan, Undekan, Dodekan usw., entsprechend der allgemeinen Zusammensetzung C n H 2 n + 2 . Diese lange Reihe von Kohlenwasserstoffen ist als G e m e n g e schon enthalten im R o h ö l , aus dem, durch „ f r a k t i o n i e r t e D e s t i l l a t i o n " , durch stufenweises Verdampfen und Abkühlen, einzelne Teile, iedoch nur teilweise geschieden werden können, je nach den verschiedenen Siedepunkten (Verdampfungstemperatur der Gemengeteile). Diese Scheidung bleibt immer unvollkommen. Die l e i c h t e s t verdampfenden Teile sind in a l l e n Teilverdampfungen mit enthalten. Es können nur ungefähr voneinander geschieden werden: Petroläther, Ligroin, Leichtbenzin und Schwerbenzin. Jeder Teil bleibt jedoch wieder ein G e m e n g e von v i e l e n Kohlenwasserstoffen. Die besondere Gefährlichkeit der Erdöle liegt darin, daß beim Lagern und bei jeder Fortbewegung dieser vielfachen Gemenge immer die l e i c h t v e r d a m p f e n d e n Bestandteile des jeweiligen ölgemenges, je nach Druck und Temperatur, zuerst verdampfen und bei Zutritt von L u f t
5 in die Behälter oder Leitungen sich explosionsfähige Luftöldampfgemische bilden können. Rohöle sind je nach den Fundorten sehr verschieden gemengt Sie werden wesentlich nach den ziemlich unbestimmten S i e d e p u n k t e n (Verdampfungstemperaturen) beurteilt. Die K o h l e n w a s s e r s t o f f e der Erdöle umfassen: a) G a s f ö r m i g e K o h l e n w a s s e r s t o f f e , deren V e r - 1 icohtenw»»»«dampfungstemperaturen tief unter Null liegen, die nur unter *"**' Hochdruck verflüssigt werden können, die also bei gewöhnlichem Druck sofort verdampfen. Diese gasförmigen Kohlenwasserstoffe sind: Methan CH 4 (Verdampfungstemperatur 160° unter Null), Äthan C, H, (minus 80°), Propan C , H a (minus 35°), Butan C 4 H 1 0 ( + ' ° ) ; b) f l ü s s i g e K o h l e n w a s s e r s t o f f e mit Verdampfungstemperaturen über Null: Pentan C , H U ( + 3 0 ° ) , Hexan C , H M ( + 6 0 ° ) , Septan C , ^ (+90®), Oktan C , H U ( + 1 1 6 ° ) , Nonan C , H , 0 (+136«), Dekan C l 5 H M ( - f 150") usf. bis ( ^ H * . L e i c h t b e n z i n e sind wesentlich Gemenge aus Hexan bis Dekan. P e t r o l e u m ist ein Gemenge von C 1 0 H ^ bis C 1 4 H M . R e i n e , g l e i c h b l e i b e n d e Erdöle gibt es nicht. A l l e enthalten Anteile der Kohlenwasserstoff g a s e sowie der 1 e i c h t e s t verdampienden flüssigen Kohlenwasserstoffe. Der Heizwert, der Wärmegehalt der ölgemenge zeigt nur geringe Verschiedenheiten, zwischen 10200 und 10500 Wärmeeinheiten für 1 kg Brennstoff. Der Gehalt an Kohlenstoff und Wasserstoff, in Prozenten ausgedrückt, ist gleichfalls wenig verschieden. Zwischen 83% bis 84% C, 15% bis 16% H. Gleicher Gehalt an C und H und gleicher Heizwert bedeuten jedoch n i c h t gleiches Verhalten bei Verbrennung und beim Bilden von Explosionsgemischen. Die Destillationsstoffe aus Steinkohle, Braunkohle, Koh- j . Kotu«nlenschiefer, Holz, sowie aus Fetten, sind ebenfalls Gemenge d •• ,ilta,e • aus Kohlenwasserstoffen; B e n z o l aus Steinkohle ist gemengt mit Xylol und Toluol, die Verdampfungstemperaturen der Gemenge liegen zwischen 40 und 170°. P a r a f f i n ö l e enthalten ( ^ H « bis C ^ H j , .
6 90proz. Benzol, 50proz. Benzol, Lösimgsbenzol, Leichtund Schwerbenzol sind nur Handelsbezeichnungen der verschiedenen Kohlenwasserstoff gern e n g e . 4. ErsatxbrennWährend des Krieges wurden Ersatzbrennstoffe herstoHe. gestellt, wesentlich Gemenge aus Benzol und S p i r i t u s (Alkohol mit Wasser). Noch jetzt werden ähnliche Ersatzbrennstoffe hergestellt, u. a. der „Reichskraftstoff", Dynalkol genannt. Zeitweise wurde auch sog „ h y d r i e r t e s B e n z o l " hergestellt, dem Wasserstoff nur m e c h a n i s c h beigemengt war. Solches hydriertes Benzol >yar gut haltbar. Der nur beigemengte, nicht chemisch gebundene Wasserstoff hat sich nach tagelangem Lagern bei gewöhnlicher Temperatur nicht abgeschieden, Dichte, Heizwert und Zusammensetzung ergaben gleiche Werte wie bei Leichtbenzin. Die Verbrennung und die Explosionsmischungen ergaben sich jedoch ganz verschieden von Leichtbenzin. Chemische Ähnlichkeiten verbürgen nicht gleiche physikalische Eigenschaften. Selbst bei gleicher chemischer Zusammensetzung ergeben z. B. Stoffe, die nicht kristallisieren, nicht die physikalischen Eigenschaften der gleichzusammengesetzten amorphen Stoffe. Ein Beispiel bietet der Rohgummi, der völlig verschiedene Eigenschaften zeigt, je nachdem er aus dem Urwald stammt oder aus Pflanzungen oder synthetisch hergestellt ist. 5. BrennstoffDie Verfahren, Schweröle mit Wasserstoff c h e m i s c h zu v«rediung. v e r ( j j n ( j e n u n ( j ¡ n L e j c htöle umzuwandeln, erfordern Hochdruck und Hochwärme. Dieses chemische Umwandeln, V e r e d e l n der Schweröle, u. a. das Umwandeln der Teerrückstände in Leichtöle, einschließlich der Verflüssigung fester Brennstoffe, bildet ein neues zukunftsreiches Feld der chemischen Hochdrucktechnik, die im großen erst begonnen hat.
III. Explosionen. i. OrundDer Begriff „ E x p l o s i o n " und was damit zusammenhängt, hegi-ine ¡ ^ jg^g,. s c harfer, kein feststehender, wesentlich deshalb, weil es in der Brennstoffchemie an zuverlässigen wissenschaftlichen Versuchen und einwandfreien M e s s u n g e n fehlt, weil Großversuche und D a u e r v e r s u c h e der sonstigen Brennstofftechnik im chemischen Bereich ganz fehlen. Daher stimmen
7 die E r f a h r u n g e n aus D a u e r b e t r i e b e n nicht überein mit den Messungen und Schlußfolgerungen, die mit mangelhaften chemischen Laboratoriumsversuchen zusammenhängen. Im vorliegenden Falle der Lagerung gefährlicher Brennstoffe fehlt zudem eine grundsätzliche Unterscheidung: Ein Lagerbehälter mit Benzin kann explodieren, wenn er ähnlich wie ein Dampfkessel von a u ß e n e r h i t z t wird, bis durch Verdampfen der Kohlenwasserstoffe die Spannung der Dämpfe im Behälter so hoch steigt, daß seine Festigkeit nicht mehr ausreicht und der Behälter zerrissen wird. Hiervon ursächlich verschieden sind Explosionen, die dadurch entstehen, daß sich im I n n e r n der Benzinbehälter durch Z u t r i t t v o n L u f t in die stets vorhandenen Benzindämpfe ein eXplosionsfähiges Luftgasgemisch bildet und infolge einer Zündung* die Explosion des Gemisches eintritt und den Behälter zerreißt. Die Gefahren und Wirkungen sind in beiden Fällen ähnlich, die Ursachen sind völlig verschieden. Sogar die w i s s e n s c h a f t l i c h e n Begriffe sind nicht scharf geschieden. Die Grenzen sind unbestimmt zwischen D e f l a g r a t i o n (Abbrennen), E x p l o s i o n und D e t o n a t i o n . Angebliche Grundlagen zur Feststellung von Grenzen bieten die B r e n n g e s c h w i n d i g k e i t e n , das sind die Geschwindigkeiten, mit denen sich die Verbrennung in einem explosionsfähigen Luftgasgemisch f o r t p f l a n z t . Es fehlt jedoch an zuverlässigen Versuchen und insbesondere an richtigen Messungen. Die Verbrennung explosionsfähiger Gemische und ihre Wirkungen hängen von zu vielen Einzelheiten ab, die sich der Messung entziehen: Von Druck und Wärme der Mischung, von der Art des Verbrennungsraumes und Art der Zündung usw. Gleiche Gemische können sehr verschiedene Wirkungen ergeben. Für S p r e n g s t o f f e werden in der Brennstoffchemie Brenngeschwindigkeiten bis zu 9000 m in der Sekunde angegeben, ohne daß auch nur angedeutet wird, wie und mit welchen Mitteln diese hohen Geschwindigkeiten g e m e s s e n wurden. Die Begriffe, die aus der Anwendungstechnik der Explosionen stammen, zumeist aus der Sprengstofftechnik, sind ebenso unsicher und nichtssagend, wie z. B. B r i s a n z (von „briser", brechen). Ebenso unbestimmt sind die Begriffs-
8 Wörter für die A r t der Zündung, die doch auf die Einleitung, den Verlauf und die Wirkung der E x p l o s i o n e n entscheidenden Einfluß ausüben: T h e r m i s c h e Zündung, d y n a m i s c h e Zündung, Stoßzflndung, S c h l a g z ü n d u n g usw. sagen nichts Bestimmtes, jeder kann sie verschieden deuten. Die G r e n z e n der Explosionsfähigkeit von Luftgasgemischen sind ebenfalls ganz unsicher. Sie sind aus unzulänglichen Versuchen und ganz unzuverlässigen Messungen nur errechnet, und die Angaben widersprechen grob der Wirklichkeit der Explosionstatsachen. Das Unbestimmte wird auch bestätigt durch die praktische Anwendung der Sprengexplosionen: Nytroglyzerin, Dynamit usw. können ebensowohl gefahrlos verbrannt oder zerstörend verwendet werden. Die Begriffe sind ebenso unsicher wie die Versuche und Meßverfahren. Nur Erfahrungen aus D a u e r b e t r i e b e n im Bereich g e w o l l t e r Explosionen (Motorbetriebe) können einige Klarheit schaffen, sowie die Erfahrungen aus dem Bereich der n i c h t g e w o l l t e n Explosionen, wie Schlagwetter, Kohlenstaubexplosionen. Die Laboratoriumsversuche sind n i e w i r k l i c h k e i t s r i c h t i g , sind nie Dauerversuche, sie sind nur Teilversuche, denen selbst der Wert von Ähnlichkeitsversuchen nicht immer zukommt. Sie enthalten immer unzulässige V e r a l l g e m e i n e r u n g e n . Daher stimmen die Werte der Brennstoffchemie mit den praktischen Erfahrungen der Explosionstechnik nicht (Iberein. In der „Literatur" werden die unsicheren Versuchswerte o h n e j e d e N a c h p r ü f u n g weitergewälzt. Großversuche, w i r k l i c h k e i t s r i c h t i g e D a u e r v e r suche fehlen ganz. ». Erfahrungen.
Sichere Erfahrungen.bieten die vielgestalteten, millionenfachen Motorbetriebe mit ihren g e w o l l t e n und s i c h e r b e h e r r s c h b a r e n Explosionen, deren Ergebnisse durch die Betriebswirklichkeit dauernd und unfehlbar nachgeprüf werden, weil sich j e d e r Fehler der gewollten Explosionen im Maschinenlauf zeigt und in den Messungen der Leistungen und in der Art der Abgase. M o t o r i s c h e Verbrennungen sind gewollte Explosionen in geschlossenen Motorzylindern unter Druck in gegebener kleiner Zeit. Der Verlauf der Explosionen zeigt sich abhängig: Vom explodierenden Luftgasgemisch, von Druck und Wärme des Gemisches, von der
0 Wärmesammlung im Gemisch, von den Verbfennungsrflckständen (Restgasen) und auch abhängig von Form und Oberfläche des Verbrennungsraumes und vielen weiteren Bedingungen, u. a. auch vom S c h m i e r ö l , das im Motorzylinder als Brennstoff wirkt Alle diese für Explosionen entscheidenden Einflösse fehlen bei Laboratoriumsversuchen der B r e n n s t o f f c h e m i e , daher die groben Widersprüche mit der Wirklichkeit der Betriebe. Wie sehr die Wirklichkeit den unsicheren Versuchen widerspricht, zeigen zahlreiche Tatsachen. Die Ursache der Widersprüche liegt i m m e r in den Mängeln der Versuche, im unzulässigen Verallgemeinern der Versuchsefgebnisse, die mit mangelhaften Mitteln gemessen, vielmehr gemutmaBt wurden. Nie liegt der Widerspruch in den Dauererfahrungen der Betriebe, denn die Wirkungen der gewollten Explosionen können stets sicher beobachtet und g e m e s s e n werden, und sie sind zudem durch die verschiedenartigsten Dauerbetriebe völlig übereinstimmend bestätigt. Ein auffälliges Beispiel der Widersprache zwischen unsicheren Laboratoriums-Kleinversuchen und der vielgestalteten Betriebswirklichkeit bieten die V e r b r e n n u n g s g e s c h w i n d i g keiten. Die Laboratoriumsversuche mit unzureichenden Mitteln ergeben n i e d r i g e Werte der vermeintlichen Brenngeschwindigkeit, je nachdem sie gemessen wurden in engen ROhren (19 mm Lichtweite) oder in etwas weiteren ROhren (62 mm Lichtweite), oder gemessen wurden in Bomben, jedoch auch nur bis 301 Inhalt. Mit solchen unvollkommenen Mitteln wurden stets nur geringe Brenngeschwindigkeiten von 2 bis 4 m in der Sekunde gemessen. In Bomben, in denen wirkliches Messen besonders schwierig ist, sollen Brenngeschwindigkeiten bis 9 m sekundlich gemessen worden sein. Mit welchen Mitteln und Verfahren gemessen wurde, ist jedoch nicht angegeben. Raschlaufende Motoren, besonders Flugmotoren, sind jedoch mit Kolbengeschwindigkeiten bis 12 m in der Sekunde d a u e r n d betrieben worden. Solchen raschlaufenden Kolben konnte daher, wenn die Laboratoriumsmessungen richtig wären, das explodierende Luftgasgemisch überhaupt nicht folgen. Die Kolben des Motors wflrden wegeilen und das brennende Gasgemisch hinterher folgen und erst im Auspuff
10 verbrennen können. Die Motoren laufen jedoch dauernd und ohne jede Störung und mit sehr geringem Verbrauch, der allein schon die vollständige und rechtzeitige Explosion erkennen läßt. Die mangelhaft gemessenen niedrigen Brenngeschwindigkeiten der Brennstoffchemie sind eben falsch. s. ExpiotionsAus den mangelhaften Versuchen mit explosionsfähigen 8r n,en ® " Benzingasgemischen sind Zahlentafeln errechnet worden über angebliche G r e n z e n der Explosionsfähigkeit, Ober o b e r e und u n t e r e Grenzen, zwischen denen nur die Explosionsfähigkeit vorhanden sein soll. Jenseits der Grenzen sollen die Gemische nicht explosionsfähig sein. Auch diese angeblichen Grenzen stimmen nicht mit den Erfahrungen der Betriebe. In W i r k l i c h k e i t g i b t es k e i n e s o l c h e n G r e n z e n . Alle Luftgasgemische, die genügend Sauerstoff enthalten, k ö n n e n explodieren. Das bekunden die Explosionen von Grubengas sowie die zahlreichen Motorbetriebe. Insbesondere die Hochdruckmotoren mit Selbstzündung der Gemische nur durch Verdichtungswärme Uber die Selbstzündungsgrenze hinaus. Das bekunden insbesondere auch die neueren Versuche mit Gasgemischen, die unter dem Fallhammer hoch und rasch verdichtet wurden, wobei j e d e s genügend sauerstoffreiche Gemisch explodieren kann. Das bekunden auch die Schwerölmotoren, bei denen im Betrieb den schlechtzersetzbaren Schwerölgemischen ein „Zündtropfen" aus Leichtöl vorgelagert wird und eine Wirkung ähnlich der Stoßzündung bei entsprechender Wärmesammlung erzielt wird. Die Bildung explosionsfähiger Gemische in Brennstofflagern ist abhängig vom jeweiligen. Druck und von der Temperatur im Misch- und Lagerraum. Tägliche Temperaturänderungen dringen 3 bis 4 m tief ins Erdreich, die jährlichen Temperaturschwankungen noch viel tiefer, die Bedingungen für die Gemischbildungen werden dadurch verändert. Gefahren und Explosionsmöglichkeiten in Lagerbehältern sind abhängig von diesen Temperaturänderungen und stets abhängig von den L e i c h t es t Stoffen in den gelagerten Kohlenwasserstoffen, die immer zuerst verdampfen. Jeder Brennstoffdampf ist selbst wieder ein Gemenge von Kohlenwasserstoffen und ist ungewollt „ n i c h t f r a k t i o n i e r t . " Er enthält immer a l l e Leichtstoffe, die zum Teil schon unter 0° verdampfen. Maßgebend für Explosionen sind eben immer die leich-
11 testen Bestandteile der unvermeidlichen Kohlenwasserstoffmischungen. Die Möglichkeiten für Zflndung sind ebenfalls Wissenschaft- 4. zandm«. lieh nicht aufgeklärt. Wirkliche Selbstzündung gibt es nicht, ausgenommen bei der gewollten Selbstzflndung der Gemische in H o c h d r u c k m o t o r e n (Dieselmotoren), in denen durch hohe Verdichtungswärme die Explosion erreicht wird. Sonst bedarf es immer einer besonderen Z f l n d q u e l l e (Initialzündung) durch eine Flamme, Glühstelle oder einen Funken. Für die Zündung werden als maßgebend gehalten die F l a m m p u n k t e der Brennstoffe, das sind diejenigen Temperaturen, bei denen sich die Kohlenwasserstoffgemenge an einer Wärmequelle entzünden können. Diese F l a m m p u n k t e sind jedoch wieder schwierig zu messen, weil die ölgemenge verschiedenartig verdampfen, je nach ihrem Siedepunkt. Die für die verschiedenen Brennstoffe ermittelten Flammpunkte gelten n i c h t fflr die Luftgasgemische, deren Zündbarkeit abhängt von ihren l e i c h t e s t e n Bestandteilen sowie von der Art der Mischung, vom Wasserstoffgehalt der Gemische sowie von vielen Nebeneinflüssen. Die sog. „ G e f a h r e n k l a s s e n " der Erdöle sind irreführend, weil die Flammpunkte der öle nicht die Entflammungstemperaturen der L u f t g a s g e m i s c h e sind, auf die es ankommt. P e t r o l e u m z. B. liegt in einer entfernteren Gefahrenklasse als Benzin, kann jedoch schon bei Zimmertemperatur explosionsfähige Gemische bilden. Petroleum ist eben trotz „fraktionierter Destillation" doch wieder ein G e m e n g e verschieden verdampfender Kohlenwasserstoffe. Quellen für eine Zündung können sehr mannigfaltig auftreten. Sie sind wieder wenig geklärt. Elektrische Ströme und Funken können durch das Strömen von Gasen und Flüssigkeiten entstehen, durch Reibung, durch chemische Einflüsse. Klare Versuche fehlen. Erwiesen durch die Erfahrung ist die Funkenbildung in Benzinwäschereien, durch Reibung auf Seide. Erwiesen ist die Zündung durch Ausströmen von Wasserstoff an Roststellen. Schwerste Unfälle der Z e p p e l i n luftschiffe sind auf diese Ursache zurückzuführen, die seither auch in der Hochdrucktechnik bei Umwandlung der Schwerbrennstoffe in Leichtöle mittels Wasserstoff unter Hochdruck
12 und Hochwinne vorgekommen und nachgewiesen sind. — Die vielen Schlagwetterunfälle, die trotz aller Sicherheitsvorrichtungen doch immer wieder vorkommen, sind ebenfalls auf ursächlich, noch nicht aufgeklärte, aber vorhandene Zündquellen zurückzuführen.
IV. Schlagwetter-Explosionen. Der flüchtigste Teil der Kohlenwasserstoffe des Erdfiles ist das M e t h a n CH 4 . Methan bildet sich durch Gärung aus Sumpfschlämm (Sumpfgas). Es entströmt aus gasreicher Steinkohle in Kohlenbergbauten, oft in solcher Menge und hörbar (sog. Bläser), daß es gesammelt und als hochwertiges Gas verwendet werden kann (9000 Wärmeeinheiten für 1 cbm). Methan ist auch der Hauptbestandteil des L e u c h t g a s e s . Methanluftgemische sind die Ursache der Explosionen in gasreichen Kohlengruben (Schlagwetter). Luft bildet schon m i t 5 bis 6% M e t h a n e x p l o s i o n s f ä h i g e G e m i s c h e , d a h e r die strengen Vorschriften, welche Schlagwettergefahr zu vermeiden suchen, jedoch bisher nicht beseitigen konnten, so daß trotz ständiger Überwachung und trotz aller Vorsicht Schlagwetter immer wieder ihre Opfer fordern. Mit der Schlagwettergefahr wurde auch die Theorie der „kritischen Tage" in Verbindung gebracht. Erfahrene Bergleute sagen aber, es gebe 365 kritische Tage im Jahr. In allen schlagwettergefährlichen Gruben werden schon seit vielen Jahrzehnten besondere Sicherheitslampen (von Davy) verwendet, deren Flamme durch ein feines D r a h t s i e b von der Außenluft abgeschlossen ist. Diese Sicherheitslampen sind gleichfalls schon seit Jahrzehnten so verbessert, daß sie in der Grube angezündet werden können, ohne sie zu öffnen, und zwar durch ein in die Lampen eingebautes Schlagfeuerzeug mittels Cerschlagstahl, so daß andere Zündquellen (Streichhölzer) in den Gruben nicht benutzt werden. Trotzdem erfolgen Explosionen durch unvorhergesehene Zündungen. Solche D r a h t s i e b e versagen selbstverständlich, wenn sie glühend werden, sie versagen, wenn sie nicht sehr enge Maschen besitzen (150 bis 200 auf 1 qcm), sie versagen, wenn sie irgendwie beschädigt werden. Diese feinen Siebe sind sehr empfindlich, weshalb sie durch ein übergestülptes, gelochtes
i. Methan.
13 .Metallblech geschützt werden, das aber die Siebe der unmittelbaren Beobachtung und sorgfältigen Nachprüfung entzieht. Die Beschädigung der Siebe kann auch durch chemische Einwirkung erfolgen, die von den Verbrennungsstoffen der Lampenflamme herrühren. Es wird deshalb von den Lampenerzeugern empfohlen, aber kaum befolgt, diese feinen Siebe regelmäßig auszuwechseln, was bei Tausenden von Lampen nicht sachkundig geschehen kann. Diese S c h u t z s i e b e bilden daher nur eine unvollkommene, v o r a u s s e t z u n g s v o l l e Sicherheit. Luft mit n u r 1% M e t h a n , also weit unter der Explosionsgefahr, beeinflußt schon Große, Form und Farbe der Lampenflamme und bildet Anlaß zu besonderer Vorsicht. Methan ist auch Hauptbestandteil der Destillationsstoffe, die aus Steinkohle gewonnen werden. L e u c h t g a s enthält etwa 30% Methan und ist ursprünglich doch als „ S c h u t z g a s " für Benzinlagerung verwendet worden! Methan entströmt auch aus? Petroleumschächten, in Baku, Galizien und im ölgebiet bei Pittsburg. Im Gebläsebetrieb für Hochofen und Stahlwerke sind 2. verheerende Explosionen von ö l d ä m p f e n vorgekommen, die zurückzuführen waren auf die Zersetzung von S c h m i e r ö l in den Druckleitungen der Gebläse, auf die Bildung explosionsfähiger Gemische aus den öldämpfen. Diese Explosionen konnten anfangs schwer erklärt werden, da die Gebläse nur Verbrennungsluft unter geringem Ober» druck von höchstens 1 bis 2 Atm. forderten. Die Ursache wurde schließlich gefunden im Schmieröl, mit dem die Kolben oer rasch laufenden Gebläse geschmiert werden müssen, während bei den alten, langsam laufenden Gebläsen die Schmierung der Kolben durch Graphit ausreichte. Das Schmieröl wird unvermeidlich in den Windleitungen abgelagert und zersetzt sich, sobald Erhitzung hinzutritt. Die Mischung der Zersetzungsgase mit Luft ist ohne weiteres möglich. Die Zündquelle wurde zumeist in Störungen des Gebläseganges gefunden, wenn z. B. die Druckventile versagten und damit die Windforderung der Gebläse aufhörte und immer die gleiche Luft durch das unwirksam gewordene Gebläse zurückgesaugt und wieder verdichtet wurde, wobei die Temperatur immer hoher steigen mußte. Sogar glühend gewordene Gebläsezylinder sind vorgekommen.
2
öi«*pio»ion«n.
14 S. Kohlenstaub-
Explosionen von Gemischen aus K o h l e n s t a u b mit Luft ähnliche Unfälle ergeben wie die Schlagwetter. Kohlenpulver läßt sich mit Luft explosionsfähig mischen, obwohl jeder Kohlenteil unverä dert seine chemischen Eigenschaften behält und sich nur mechanisch durch die feine Zerteilung der Gasform nähert. Kohlenstaubexplosionen haben in trockenen Gruben schwere Unfälle gebracht; durch rechtzeitiges Berieseln des Staubes wird die Gefahr zu verhindern versucht. K o h l e n s t a u b e x p l o s i o n e n sind auch vorgekommen bei Kohlenstaubfeuerungen für Dampfkessel. Für Verbrennungsmaschinen wurde g e w o l l t e Explosion von K o h l e n s t a u b zu verwenden gesucht. Diesel hat seine Hochdruck-Verbrennungsmaschinen zuerst für Kohlenstaub, dann für Gas auszubilden versucht und zuletzt erst für Erdöl. Seine Bestrebungen mit Kohlenstaubbetrieb haben die gewollten Explosionen sicher ergeben. Der Betrieb ist nur gescheitert wegen der Rückstände des Kohlenstaubes in der Maschine. Kohlenstaub und f l ü s s i g e L u f t als Sprengmittel gehören zur gleichen Reihe der Explosionsanwendungen. Flüssige Luft wurde als Ersatzmittel für Sprengstoffe verwendet, weil die Kriegstechnik alle anderen Sprengmittel beanspruchte. Die Wirkung beruht darauf, daß im engbegrenzten Sprengraum sich gewöhnliche Luft als Sauerstoffträger mit dem Kohlenwasserstoffträger nicht explosionsfähig mischen läßt, wohl aber mit dem kleinen Volumen der flüssigen Luft. Der dauernden Verwendung dieses Sprengmittels stand entgegen, daß die Kohlenstaubhalse, in flüssige Luft getaucht, sich veränderte und in zu kurzer Zeit verwendet werden muß, sonst würde zuviel flüssige Luft verdampft.
explosionen. h a b e n
Alle diese Beispiele zeigen, daß die E x p l o s i o n s g r e t t z e n innerhalb welcher die Gemische explodieren oder angeblich ungefährlich sein sollen, höchst unsichere sind. In der vielgestaltigen Wirklichkeit ergibt sich i m m e r die Möglichkeit eines explosionsfähigen Gemisches und immer die Gelegenheit, daß eine Zündquelle hinzutritt.
V. Leerbehälter.
Explosionsgefahren.
Alle ganz oder teilweise e n t l e e r t e n Benzinbehälter ( K a n n e n , F ä s s e r , alle Arten T a n k w a g e n ) sind besonders
15 e x p l o s i o n s g e f ä h r l i c h , sie siqd immer mit K o h l e n w a s s e r s t o f f d ä m p f e n g e f f l l l t , enthalten auch immer Benzinreste, die weiter verdampfen und Explosionsgemische bilden kftnnen, sobald L u f t zutritt. A l l e entleerten Behälter s c h a f f e n daher stets eine starke E x p l o s i o n s g e f a h r , wenn nicht jeder Behälter schon w ä h r e n d d e s E n t l e e r e n s und s e l b s t t ä t i g mit S i c h e r h e i t s g a s g e f ü l l t wird und gefüllt bleibt, wenn nicht jeder L u f t z u t r i t t durch das Auffüllen a l l e r Leerbehälter mit Sicherheitsgas ausgeschlossen wird. Die Leerbehälter sind in jedem Betriebe lästig, raumsperrend und werden in der Regel irgendwo verstaut, innerhalb der Betriebe oder in Hofen, Kellern usw., bis sich das Abfahren einer größeren Zahl v o n Fässern lohnt. Die Polizeivorschrift, daß jedes Leerfaß sofort abgerollt werden soll, ist undurchführbar und nicht nachprüfbar. Die Polizeivorschriften, die nur eine M i n d e s t menge von Benzin in den Betrieben dulden wollen, sind ebenfalls unwirksam, undurchführbar und nicht nachprüfbar, ihre sichere Wirkung ist nur die, das der Betrieb z e r s p l i t t e r t wird, daß die Zahl der L e e r b e h ä l t e r zunimmt und damit die G e f a h r e n vermehrt werden. Die Vorschrift schafft also durch die große Anzahl von Leerbehältern Gefahren, statt sie zu vermindern oder zu verhindern. Gegen die großen G e f a h r e n d e r L e e r b e h ä l t e r hilft nur das grundsätzliche und s e l b s t t ä t i g e Auffüllen j e d e s entleerten Behälters durch S i c h e r h e i t s g a s , und zwar das s e l b s t t ä t i g e Auffüllen w ä h r e n d d e s E n t l e e r e n s , so daß sich wegen Sauerstoffmangel überhaupt kein Gemisch von Kohlenwasserstoffen und L u f t bilden k a n n . Alle sogenannten Spar- und Verbilligungsverfahren, gleichgültig welchen Namen sie führen, wie Sättigungsverfahren, Zusatzverfahren u. dgl. sind sicherheitsvernichtend, schon wegen der L e e r b e h ä l t e r . Jedes Verfahren, das überhaupt L u f t im Betriebe der Benzinverteilung und Luft in den Leerbehältern zuläßt, ist ein T ä u s c h u n g s verfahren. Sicherung der Lager o h n e S i c h e r u n g b e h ä l t e r ist k e i n e Sicherung des Betriebes.
deT LeerIm g e f ä h r 2*
16 l i e h s t e n Teil des Betriebes, in den Leerbehältern, können sich jederzeit E x p l o s i o n s g e m i s c h e bilden. Die Sorglosigkeit, mit der gerade Leerbehälter behandelt werden, kann keine Vorschrift bannen, sie erwächst aus dem gedankenlosen Verwechseln von „ l e e r " und „ g e f a h r l o s " . Die großen Gefahren der Leerbehälter, die durch jede Z e r s p l i t t e i u n g der Beiriebe noch vermehrt werden, können nur durch s e l b s t t ä t i g e s Auffüllen j e d e s entleerten Gefäßes mit S i c h e r h e i t s g a s abgewendet werden. Im gleichen Sinn gilt die notwendige Sicherung der Leerbehälter fOr alle Arten T a n k w a g e n . In diesen nimmt die Explosionsgefahr mit der Größe der Behälter zu. Die S i c h e r u n g a l l e r L e e r b e h ä l t e r ist d a h e r e b e n s o w i c h t i g , wie d a s S i c h e r n d e r B e n z i n l a g e r u n d d e r B e n z i n v e r t e i l u n g . Lagersicherung ohne Sicherung der Leerbehälter i s t k e i n e S i c h e r u n g des Betriebes. Die g e f ä h r l i c h s t e n Teile des Betriebes, die L e e r behälter, können jederzeit E x p l o s i o n s g e m i s c h e bilden. Die e n t l e e r t e n Behälter bleiben unbedingt mit Kohlenwasserstoffdämpfen aus den Benzinresten erfüllt und bei L u f t z u t r i t t ist die E x p l o s i o n nur eine Frage von Zeit und Gelegenheit. Die Sicherung fehlt gerade im g e f ä h r l i c h s t e n Teil des Betriebes, der auch immer und unvermeidlich am unordentlichsten geführt wird, weil die L e e r b e h ä l t e r allerorts stören. J e größer der Inhalt der entleerten Zubringegefäße ist, desto größer wird die E x p l o s i o n s g e f a h r , desto leichter und vollständiger aber auch die v o l l s t ä n d i g e Sicherung durch Sicherheitsgas in j e d e m Leerbehälter, während die Sicherung von v i e l e n Kleingefäßen u n m ö g l i c h wird. In jedem größeren Betrieb ist die Sicherung des g a n z e n Betriebes einschließlich der Leerbehälter v o l l k o m m e n und e i n f a c h erreichbar. Wenn dies zumeist nicht ausreichend geschieht, dann tragen die B e h ö r d e n Mitschuld und Verantwortung, wenn sie zwar Vorschriften über Lagern der Vorräte erlassen, aber die s e h r g e f ä h r l i c h e n Leerbehälter unbeachtet lassen, also S i c h e r h e i t s b e t r i e b nur für e i n e n T e i l der Anlage verlangen. Ebenso wichtig wie der Schutz der Benzinlager ist die Vorschrift, daß a l l e entleerten Behälter mit nichtoxydierendem Sicherheitsgas e r f ü l l t sein müssen, so lange sie sich im Bereich der Betriebe befinden,
17 und zwar muß das Auffallen mit Sicherheitsgas s e l b s t t ä t i g während des Entleerens der Behälter stattfinden, so daß j e d e r L u f t e i n t r i t t in d i e B e h ä l t e r a u s g e s c h l o s s e n i s t . Die B e h ö r d e n verstoßen gegen ihre eigenen Absichten und gegen den Sinn ihrer Vorschriften, wenn sie Anlagen g e n e h m i g e n , bei denen für Lagerung und Verteilung von Benzin oxydierende Mittel, Luft, verwendet werden, und wenn sie B e h ä l t e r und F ä s s e r während und nach dem Entleeren u n g e s i c h e r t zulassen, überhaupt wenn sie nicht die Sicherung vorschreiben für Betriebe, für welche eine vollkommene Technik längst schon volle Sicherheit und selbsttätige Wirkung bieten kann. Die sogenannten S i c h e r h e i t s v e r s c h l ü s s e von Behältern, die das Hineinschlagen von Flammen verhindern sotten, t ä u s c h e n eine Sicherheit vor, die sie nie bieten können. Sie erfüllen nicht die maßgebende Grundforderung, daß kein Explosionsgemisch in den Behältern sich überhaupt bilden k a n n , indem kein Sauerstoffträger in die Behälter zugelassen wird. Es gibt kein Mittel, Benzindämpfe und Benzinreste in den Leerbehältern zu vermeiden. Kann L u f t zutreten, wenn auch auf dem Umwege eines Sicherheitsverschlusses, dann ist die E x p l o s i o n s g e f a h r u n b e d i n g t vorhanden, da das sorglose Lagern der Leerbehälter in allen Betrieben vorkommt. Die V e r a n t w o r t u n g für Unfälle und Schaden müßte daher auch die Behörden treffen, die Betriebe zulassen, bei denen L u f t in die Benzindämpfe gelangen kann, und die e n t l e e r t e Gefäße u n g e s i c h e r t lassen. Hierbei ist unter Sicherung hier wie immer zu verstehen, Explosionen u n m ö g l i c h machen, indem Sauerstoffträger ausgeschlossen werden. Es genügt nicht, Explosionen nur unwahrscheinlicher zu machen. Es wird doch verboten, andere Explosivstoffe in Betriebe ungesichert einzuführen. Einen der gefährlichsten Explosivstoffe, die Kohlenwasserstoffdämpfe, die ständige Gefahr bringen, gerade weil die Behälter als l e e r angenommen werden, diese finden sich in fast a l l e n B e n z i n b e t r i e b e n . Sie müßten sämtlich s e l b s t t ä t i g während des Entleerens z u v e r l ä s s i g mit nichtoxydierendem S i c h e r h e i t s g a s g e f ü l l t werden. Auf die großen Gefahren gerade der L e e r b e h ä l t e r kann nicht scharf genug hingewiesen werden, Werkstätten, H ö f « ,
18 Keller, Garagen usw. sind häufig überfüllt mit LeerbehälteriL Keine Polizei- oder Betriebsvorschrift kann je die Sorglosigkeit gerade derer bannen, die ständig i n m i t t e n d e r G e f a h r e n arbeiten und dann in kurzer Zeit das B e w u ß t s e i n der Gef a h r e n verlieren und unvermeidlich auch jedes Bewußtsein über den Sinn von Sicherheitsvorschriften. Hier hilft nur s e l b s t t ä t i g e Sicherung der g a n z e n Anlage in a l l e n Teilen, der Leerbehälter insbesondere. Der beim Abfüllen leichtsinnig rauchende Kraftfahrer ist leider keine Ausnahme, sondern recht häufig, ebenso der Arbeiter, der die l e e r e n Behälter mit einem Licht ableuchtet, um eine Leckstelle zu entdecken. Leider gibt es sogar Fachleute oder solche, die im Laufe der Zeit durch die Erfahrung hätten Fachleute werden können, die trotzdem annehmen, eine brennende Zigarette od. dgl. könne keine Explosionsgefahr herbeiführen. Die v o l l e S i c h e r u n g bietet den Industrie- und Handelsbetrieben die Sicherung nach dreifacher Hinsicht. 1. U n f ä l l e sicher zu verhüten und damit der H a f t p f l i c h t zu entgehen, wobei zu beachten ist, daß Unfälle erfahrungsgemäß gerade in zersplitterten Betrieben und durch die Zubringebehälter am häufigsten entstehen. 2. W i r t s c h a f t l i c h e Verluste zu vermeiden, die Benzinwerte vollständig zu sichern, zugleich Verschütten und Verdunsten zu vermeiden. 3. Den Großbezug von Benzin zu erleichtern, dessen Gesamtkosten wesentlich geringer werden als im Kleinbezug in Fässern. Die Frachtsätze für Tankwagen sind wesentlich geringer als für Fässer. Die Miete für Leihfässer fällt weg sowie die Rückfracht und die Kosten für beschädigte Fässer. Ta k wagen und deren Sicherung gehören daher zum Gesamtbetrieb der Benzinwirtschaft. Sie müssen ebenso gesichert werden wie alle Teile der Lageranlagen, gegen Unfälle und gegen wirtschaftlichen Schaden.
VI. Schutzmittel. Urzustand.
Ursprünglich, zu Beginn der technischen Verwendung flüssiger Brennstoffe, insbesondere bei Beginn der Kraftfahrbetnebe, wurde Benzin in verschlossenen Blechkannen von 5 bis 101 Inhalt verkauft. Der Inhalt wurde ohne Nachmessen in die Brennstoffbehälter der Fahrzeuge umgegossen, mit
19 einem Verlust, der auf 5% geschätzt wurde, jedoch im Sommer durch Verdampfen etwa 10% erreicht hat. Die mehr oder weniger geleerten Kannen wurden beim Verkäufer zurückgelassen oder im Fahrzeug irgendwo verstaut. Unfälle galten als unvermeidlich. J e d e K a n n e b o t bei L u f t z u t r i t t e i n e E x p l o s i o n s m ö g l i c h k e i t . Die Benutzung der Kraftwagen war jedoch noch keine massenhafte. Die Folgen dieses Urverfahrens waren: Verluste beim Umgießen, Verteuern des Betriebes durch die vielen Kannen, viele Unfälle beim Loten leck gewordener Kannen usw. Die behördliche Annahme war, es genüge die Vorschrift, daß höchstens 201 in Kellern oder Werkstätten gelagert werden dürfen und daß größere Lager 40 m von Wohnstätten entfernt liegen müssen. Die Gefahren, welche gerade durch die Z e r s p l i t t e r u n g des Betriebes geschaffen wurden, wurden nicht beachtet. L e u c h t g a s als Schutz- und Transportmittel für Benzin 2. uuchtgasvom Lagerbehälter bis zu den Verteilungsstellen (Zapfstellen) b * trUb zu verwenden, war das älteste in Gaswerken in Amerika verwendete Verfahren. S i c h e r h e i t s v o r s c h r i f t e n g a b es n i c h t . V e r l u s t e u n d K o s t e n w u r d e n n i c h t b e a c h t e t . DieZulässigkeit dieses Verfahrens ruhte nur auf der B e h a u p t u n g , Leuchtgas sei wohl brennbar, aber ohne innige Mischung mit Luft nicht explosionsfähig. Das angeblich Ungefährliche des Verfahrens wurde durch Laboratoriumsversuche zu zeigen versucht und auch im großen, indem in einen Gasometer ein Loch geschlagen und das austretende Gas entzündet wurde, wobei der Gasometer zur Überraschung der Unwissenden nicht explodierte. Die Mischung mit Luft fehlte eben, zu der die vielgestaltigen Betriebe reichlich Gelegenheit bieten. Das Benzin wurde von den Lagerbehältern nach den Zapf- 3. wassarbatriab. stellen durch Wasser unter Druck verdrängt mit der Wirkung: 1. Im Behälter konnten die Benzindämpfe keine explosionsfähige Mischung bilden, 2. das Innere, Unzugängliche der Behälter wurde dem Verrosten ausgesetzt, 3. die Benzinverluste waren groß, weil beim Auslassen des Wassers unvermeidlich auch Benzin ausströmte. Dadurch waren auch große Gefahren gegeben. Als S i c h e r h e i t s g a s e können nur nicht oxydierende Gase4. Slcharheltsgasb trleb dienen, die keine explosionsfähigen Gemische b i l d e n k ö n n e n . * -
20 Als solches Sicherheitsgas war anfangs nur K o h l e n s ä u r e im Handel zu haben. Der Kohlensäure ist jedoch ein hohes Lösungsvermögen eigen; schon der Vergleich mit Wasser zeigt den Einfluß. 1 1 Wasser vermag zu absorbieren: bei 0® 25 cm 3 Luft 20 cm 3 Stickstoff, 1,797 1 Kohlensäure „ 10° 20 „ „ 16 , „ 1,185 1 „ 20» 17 „ „ 14 „ „ 0,901 1 Das Lösungsvermögen wächst mit dem Druck. Die geringste Absorption ergeben S t i c k s t o f f und v e r b r a n n t e A b g a s e aus Motorbetrieben. S t i c k s t o f f als Sicherheitsgas war erst später genügend im Handel zu haben. Er kann durch gereinigte A b g a s e der Motorbetriebe ersetzt werden. Diese n i c h t b r e n n b a r e n , nicht oxydierenden Gase können j e d e Explosionsgefahr ausschließen, wenn die Sicherung im g a n z e n Bereich der Anlage sachgemäß durchgeführt wird. i. Luitbetrieb.
Das vollständige, u n b e d i n g t e Ausschalten jeder Explosionsgefahr durch wirkliche S i c h e r h e i t s g a s e , die keine Explosionsgemische bilden k ö n n e n , hat selbstverständlich große auffällige Erfolge gebracht, hat daher die Nachahmer angezogen, die unter der Flagge der „Verbilligung" behaupten, die Sicherheit sei auch mit L u f t b e t r i e b durch L u f t g a s erreichbar, das ist durch a n g e r e i c h e r t e , angeblich „ ü b e r s ä t t i g t e " Luft, die nicht explosionsfähig sei. L u f t g a s , das ist Luft mit B e n z i n d ä m p f e n angereichert, ist schon lange f ü r Haus- und Gewerbegebrauch verwendet wofden, f ü r Lötlampen, f ü r vielerlei Koch-, Licht- und Heizgeräte. Jede Petroleumlampe bietet ein Beispiel des Luftgasbetriebs. Der Docht der Lampe ist der Vergaser für die Kohlenwasserstoffe des Erdöls, welcher die Luft mit den leichten Kohlenwasserstoffdämpfen sättigt, nämlich a n r e i c h e r t . Die eigenartige geschlitzte Kappe oberhalb des Dochtes ist dre Mischvorrichtung der mit Konlenwasserstoffen g e s ä t t i g t e n Luft.
21 Die Wirkungen jedes Luftbetriebes bei der Lagerung von Benzin sind: 1. V e r r o s t e n im Innern, im unzugänglichen Tei! der Behälter, weil die Luft sauerstoffhältig und wasserhältig ist, 2. V e r l u s t der verdampften Kohlenwasserstoffe beim Ausströmen der gesättigten Luft, 3. k e i n e S i c h e r u n g , weder der Lagerbehälter noch der Benzinleitung. Explosionsfähige Gemische können sich immer- bilden. 4. Keine Sicherung der gefährlichen L e e r b e h ä l t e r . Das sog. „ S ä t t i g u n g s v e r f a h r e n " sowie „ Z u s a t z verfahren", die jetzt als Schutzverfahren empfohlen werden, sind genau das gleiche wie das a l t e L u f t b e t r i e b s v e r f a h r e n , nur vermehrt durch die bloße Behauptung, daß die mit Benzmdämpfen „übersättigte" Luft oder eine mit „Zusätzen" versehene Luft fein S c h u t z g a s , nicht explosionsfähig sei. Eine Behauptung, die schon im Widerspruch steht mit der Tatsache, daß in jedem Behälter, in den Luft eintreten kann, je nach Druck und Temperatur die leichten Kohlenwasserstoffe der Erdöle verdampfen müssen und daß durch die Vorrichtungen des Sättigungsverfahrens und der „Zusatzverfahren" der angeblieh notwendige Grad der Sättigung oder der Zusätze w e d e r e r k a n n t n o c h g e r e g e l t werden kann. Näheres enthält der Abschnitt „ V e r b i l l i g u n g " , der besser verständlich wird, wenn vorher v o l l k o m m e n e bedingungsfreie S i c h e r heitsbetriebe gekennzeichnet sind.
VII. Sicherheitsbetrieb. a) Eine teilweise, eine b e d i n g u n g s v o l l e Sicherheit ist i. arundsatz«. k e i n e S i c h e r h e i t . Von der Lagerung und Verteilung des Benzins muß und kann v o l l e u n b e d i n g t e Sicherheit verlangt und erreicht werden, jedoch müssen a l l e Teile der Anlage unter allen Umständen v o l l e Sicherheit bieten. b) Die Benzinlagerbehälter sind ständig durch ein u n b r e n n b a r e s , v ö l l i g e x p l o s i o n s u n f ä h i g e s , nicht oxydierendes S i c h e r h e i t s g a s zu überlagern, welches mit den Dämpfen der gelagerten Flüssigkeit weder ein brennbares noch explosionsfähiges Gemisch bilden k a n n , wie Kohlensäure, Stickstoff oder gereinigte verbrahnte Gase (Abgase aus Motorbetrieben).
22 c) A l l e Benzinrohrleitungen vom Lagerbehälter bis zu den Zapfstellen einschließlich a l l e r V e n t i l e und sonstigen Armaturen müssen ständig durch diese unbrennbaren Sicherheicsgase umschlossen werden. d) Der D r u c k des Sicherheitsgases, der für den Transport des Benzins vom Lagerbehälter bis zu den Zapfstellen notwendig ist (etwa 0,5 Atm.), muß selbsttätig aufhören, wenn irgendein Teil der Anlage versagt. Bei allen vorkommenden Störungen, die zufällige genannt werden, muß mit dem AufhOcen des Druckes jede Benzinforderung unmöglich werden. e) A l l e Behälter ( P ä s s e r , E i s e n b a h n b e h ä l t e r usw.) des g e s a m t e n Betriebsbereiches, in denen das Benzin der Lagerstelle zugebracht wird, müssen während des Abfüllens ebenfalls mit S i c h e r h e i t s g a s erfüllt werden, desgleichen während aller Ausbesserungsarbeiten an allen diesen Zubringerbehältern, allen Leerbehältern (beim LOten von Leckstellen der Behälter usw.), so daß j e d e Explosion im g a n z e n Betriebsbereich während aller Betriebsarbeiten u n m ö g l i c h wird. f) Die Betriebsvorrichtungen, welche diese Bedingungen erfüllen, müssen p r a k t i s c h e r p r o b t sein, müssen inmitten schwerster Gefahr ihre v o l l s t ä n d i g e Betriebssicherheit erwiesen haben. Die Sicherheit muß eine u n b e d i n g t e sein. Die Gelegenheit zu Bränden ergibt sich inmitten der vielen, vielgestaltigen praktischen Betriebe nur allzu oft, in Benzinlagern der Industrie, des Bergbaues, der Kraftfahrunternehmungen, Gummifabriken usw. In allen solchen Betrieben muß die vollständig gesicherte Anlage inmitten stärkster Brände v ö l l i g unversehrt bleiben, selbst wenn die Lagerbehälter sich unmittelbar inmitten schwerster Brandstätten befanden. Die Vorschriften, daß Benzinlagerungen nur in weiten Abständen von Wohnungen und Arbeitsstätten zulässig sein sollen, verlieren gegenüber solchen praktischen Dauererprobungen ihren Sinn. Die u n b e d i n g t e Sicherheit ist tatsächlich erreicht. Solche vollständig gesicherte Anlagen, die jede Explosion u n m ö g l i c h machen, müssen daher auch anderen Gewaltproben durch Feuer, Hochspannungsströme usw. standhalten. Wenn j e d e Explosionsmischung u n m ö g l i c h ist, durch volle Sicherung der Anlage und a l l e r ihrer Teile, dann ist auch keine Zündungsmöglichkeit vorhanden.
23 g) Für
die volle
Sicherung aller Teile der A n l a g e
ist
-wesentlich, v o m Lagerbehälter zu den Zapfstellen Doppelrohrleitungen derart auszuführen, daß die Benzinröhren d u r c h ein Außenrohr
umhüllt
und
mit
Sicherheitsgas
unter
Druck
g e f ü l l t sind, so d a ß aus der Benzinleitung kein Benzin aust r e t e n , sondern höchstens Sicherheitsgas in die Benzinleitung eindringen kann.
Ebenso bei a l l e n A r m a t u r e n .
W i r d der
A u ß e n m a n t e l zerstört, der das Sicherheitsgas einschließt, dann m u ß der D r u c k des Sicherheitsgases selbsttätig aufhören und j e d e Benzinförderung unmöglich werden. h) Die Lagerbehälter müssen so tief ins Erdreich eingebettet werden,
d a ß selbst
ein
Dauerbrand
unmittelbar
über
den
Lagerbehältern keine Gefahr bringen Kann. Diese Bedingungen lassen sich, wenn jede Luftbeimischung 2. Bedingungen, verhindert wird, ohne einschränkende Voraussetzungen, ohne Vorbehalte erfüllen, die die Betriebsleistung
vermindern:
W e n n nur Kohlensäure, S t i c k s t o f f oder gereinigte A b g a s e als nichtoxydierendes S i c h e r h e i t s g a s zur Oberlagerung des Benzins in den Behältern so benutzt wird, d a ß in jedem Falle, auch im Falle eines Bruches oder sonstiger Zerstörung eines Teiles
der Anlage,
niemals
Luft
zum
Benzin
einströmen kann, w e n n a l l e Rohrleitungen, V e n t i l e und Armaturenteile v o m Lagerbehälter bis zu den Zapfstellen durch dieses nicht o x y d i e r e n d e Sicherheitsgas so umschlossen werden, d a ß in k e i n e m Falle Benzin aus den Leitungen ausfließen oder L u f t ins Benzin eindringen kann, wenn der F ö r d e r d r u c k des Sicherheitsgases selbsttätig aufhört und jeder Benzinausfluß unmöglich wird, falls irgendeine
Stelle
der
Rohrleitungen
oder
Armaturen
durch
Sicherheitsgase nicht mehr umhüllt ist, wenn die Anlage unverwendbar wird und kein Benzinausfluß möglich ist, falls irgendein Teil der Anlage sich nicht in ordnungsmäßigem Zustande befindet, wenn die Lagerbehälter o h n e H o h l r ä u m e , Kanäle, Einsteigschächte u. dgl. unterirdisch eingebaut sind und
innen
durch das nichtoxydierende Sicherheitsgas, a u ß e n durch luft-
und
wasserdichte
geschützt wird.
Umhüllung
gegen
Verrosten
24 Die vorhin genannte Bedingung der S i c h e r h e i t s e r p r o b u n g im g r o ß e n ergibt sich im Laufe derZeit, inmitten der gefährlichen massenhaften Benzinbetriebe von selbst, durch gelegentliche Brände, die die v o l l s t ä n d i g e Sicherung der Benzinlagerung in vielen auffälligen Fällen tatsächlich erwiesen hat. Sonst müßte der Nachweis durch Großversuche und Dauerversuche erbracht werden, mit Gewaltmitteln, deren Wirkung und Datier den stärksten Bränden gleichkommen. Alle genannten Bedingungen müssen erfüllt werden, das Erfüllen einzelner Bedingungen kann n