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German Pages 53 [60] Year 1905
DIE
VON
I>R
H. L U C K E N
B A C H ,
l'KOKKSSOR AM CYMXASII M IX K.UU.SKnilK.
MIT H.S ' IN I > K N TKNT MI N( i Kl >l< I'( 'KTKN A II P»I i .1 > l : X< i K N.
ZWEITE VOI.I.STÄNDKi l'.M (! E AHHEI'l'KT K AUFLAGE.
MÜNCHEN I XD BERLIN. D R U C K U N D V E R L A G VON R. O L D E N B O U R G .
1905.
ADOLF MICHAELIS ZUM Z W E I U N D Z W A N Z I G S T E N GEWIDMET.
J U N I 1905
Vorwort. E s mag seltsam erscheinen, daß es über die Akropolis von Athen kein Werk von einiger Zuverlässigkeit und Vollständigkeit gibt.
Wer allerdings näher mit den Einzelheiten vertraut ist,
weiß, wie zwar durch die Ausgrabungen manche Fragen gelöst sind, wie aber dafür andere, ebenso schwierig und zahlreich, aufgetaucht sind, deren Lösung längere Zeit und viele Kräfte beansprucht. So wird vermutlich noch manches J a h r verrinnen, ehe wir ein zusammenhängendes, allseitig erschöpfendes Werk über die Akropolis erhalten. Das Bedürfnis aber, sich einen Überblick über das bisher Erforschte zu verschaffen, ist groß, und diesem will die vorliegende kleine Schrift entgegenkommen.
Sie bietet keine neuen Forschungen,
sie ist auch nicht für Archäologen geschrieben, sondern sie will nichts anderes sein als ein knapper und zuverlässiger Führer durch die erhaltenen Reste. nötig, denen gegenüber der Text kurz erscheint. her von dem Architekten W. S t i c k c l
Dazu waren vor allem viele Abbildungen
Die Zeichnungen, die ich anfertigen ließ, rühren
in Frankfurt a. M. und den Studierenden der Architektur
K. K o h l e r und Fr. A n d r e in Karlsruhe.
Zu manchen strittigen Fragen galt es Stellung zu
nehmen ; ich habe es in sachlicher Weise getan, aber hoffentlich so, daß eigenes Urteil nicht vermißt wird. Literaturangaben fehlen nicht, und sie werden dem, der zu den Quellen gehen will, genügenden Anhalt bieten.
Wer aber wissenschaftlich tätig sein will, kann J a h n - M i c h a e l i s , Arx Athenarum a
Pausania descripta (Bonn 1901) und die dazugehörigen, von M i c h a e l i s herausgegebenen Tabulae arcem Athenarum illustrantes nicht entbehren.
Gerade diesen Tabulae verdanke ich sehr viel, und
nicht wenige der von mir gebotenen Abbildungen gehen auf sie zurück. Herr Professor M i c h a e l i s selbst, mein ehemaliger hochverehrter Lehrer, hat mich in jeder Weise unterstützt.
Meinen Dank
dafür weiß ich nicht besser auszusprechen, als indem ich ihm das kleine H e f t zu dem Tage, an dem er das 70. J a h r vollendet, widme. K a r l s r u h e , Ostern 1905.
H. Luckenbach.
Inhalt. Spitn A. Die Burg bis zn den Perserkriegen Die B u r g als W o h n s i t z der K ö n i g e D a s alte K r e c h t h e i o n Das Hekatompedon Der Y o r p a r t h e n o n Die a l t e n P r o p y l ä e n Andere Bauten Die S t a t u e n B. Die Zeit nach den Ferserkriegen I. II.
Allgemeine Übersicht Die e i n z e l n e n D e n k m ä l e r 1. 2.
D a s r ö m i s c h e Tor Der X i k e p y r g o s
¡1. 4. 5. 6. 7. S. 0. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Das Agrippamonument Die K l e p s y d r a Die P r o p y l ä e n Athena Lenmia und Atliena l'roniachos Die T r e p p e Das Krechtheion Der P a r t h e n o n Der Komatempel D a s AYcihgeschenk d e s Attalos Das große Theater Die choregischen Denkmäler D a s O d e i o n d e s H e m d e s Attikos Die Halle des E u m c n c s
16.
Das Asklcpicion
C. Die Zeit des Verfalls
1 3 3 6 7 8 8 10
51
10 11 15—f)l HS 16 . 1 0 10 22 2(S 27 27 33 16 46 48 48 50 51 51 52—53
Fii,r. 1. Die Akropolis vom Iiissos im Südosten ans gesellen. Der Tempel auf dem limirhügel ist der T'artlienon , links unten ;im Abhang liefen die Reste des Odeion, die Säulen rechts und in der Mitte stammen vom < Hynipicion. Das Terrain steigt vom Iiissos Iiis zum l'uß des Hügels um etwa 30 111.
A. Die Burg bis zu den Perserkriegen. Dazu besonders Fig. 2.
D
er Burghügel von Athen (Fig. 1) liegt mit seinem höchsten Punkt 156 m über dem Meeresspiegel, etwa 100 m über dem nächsten Teil des Iiissos, der in einiger Entfernung südlich vorbeifließt, und etwa 60—70 m über der heutigen Stadt Athen. Der Hügel bildete ursprünglich einen 3 0 0 m langen und an seiner breitesten Stelle 130 m breiten, zerklüfteten Felsrücken, der nur an einer Seite, im Westen, bequem zu ersteigen war, an den übrigen Seiten dagegen schroffe Abhänge besaß. So beherrschte er die umliegende Ebene und lud von selbst zur Bewohnung ein; mit Lebensmitteln gut versehen und im Besitz der Quelle im Nordwesten, der Klepsydra, vermochte man hier auch einem starken Feinde dauernden Widerstand entgegenzusetzen. Aber ganz mühelos war die Besiedlung nicht, dazu war der Lu c ke n b ii c Ii, Die Akropolis von Athen.
Fels zu uneben, und so mußte man ihn schon in sehr alter Zeit bearbeiten. Hier galt es, Stücke vom Felsen abzuschlagen, dort den Boden durch Aufschüttung zu erhöhen, um kleinere oder größere Flächen für Wohnungen herzustellen. In uralter Zeit finden wir nun auf dem Felsen, ähnlich wie in Mykenä, Tiryns, Knossos und Troja, eine Königsburg, die Ivekropia, den Wohnort der mythischen Könige Kekrops und Erechtheus Nur spärliche Trümmer sind von ihr erhalten ge') Auf diesen Palast scheint die Homerstelle zu gehen, in der es heißt, daß A t h e n a sich in das feste Haus des Erechtheus begeben h a b e (Od. Y H 81 Svve S 'Epex^^os nvyuvov Sopov). Andere denken auch hier schon an den alten Erechtheustempel, obwohl das W o r t SSfios in der Bedeutung Tempel sich bei Homer nicht nachweisen läßt.
1
A. Die Burg bis zu den Perserkriegen.
2
blieben, sie finden sich an der Nordseite östlich von dem späteren Erechtheion und erstrecken sich bis unter das ebenfalls viel später erbaute Hekatompedon (Fig. 2). Hier hat Dörpfeld zwei quadratische Steine gefunden mit den leicht erhöhten Standflächen für hölzerne Säulen; er ist geneigt, in ihnen die Säulen der Vorhalle, des Prothyrons, zu erkennen. Auch eine andere Vermutung verdient erwähnt zu werden. 1 ) In Tiryns finden wir nämlich im Hofe, der vor dem Hauptraum, dem Megaron, lag, einen Altar des Zeus.
auch hierin ist die Ähnlichkeit mit der gleichen Anlage in Tiryns bemerkenswert. In dieser ältesten Zeit wurden auch Tote auf der Burg beerdigt, wie einige aufgefundene Gräber beweisen. Wie es sich von selbst versteht, halfen Mauern die Festigkeit des Hügels erhöhen. Sie umgaben ihn auf allen Seiten: auf der besonders steilen Nordseite konnte man sich mit einer einfachen Randmauer begnügen, an anderen, von Natur schwächeren Stellen mußten tiefe Futtermauern die natürliche Steilheit des Felsens vermehren.
AKROPOLIS VOR DEN -
PERSERKRIEGEN M
Fig. 2.
Die Akropolis vor den P e r s e r k r i e g e n .
l>ie Bauten nach den I'erserkriegen (Parthenon, Erechtheion, neue Propyläen) sind durch UmrilJlinien a n g e d e u t e t ; ebenso ist die spätere Burgmauer, deren Lauf sicli am wenigsten im Xorden änderte, eingezeichnet.
Auf der Burg von Athen stand in historischer Zeit im Pandroseion (vgl. Fig. 42) neben dem Ölbaum der Athena ein Altar des Zeus Herkeios, und es ist wohl möglich, daß dieser Altar derselbe war oder doch an derselben Stelle stand wie der im Hofe des Palastes. Man hätte somit auch später, als der Palast in Trümmer verfallen war, an der Verehrung des Altars festgehalten. Eine Treppe verband den Palast mit der Unterstadt, AVachsmuth, 1887, S. 403.
Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss.
Sie waren aus polygonen, fast unbehauenen Blöcken von dem Kalkstein, den der Burghügel bietet, erbaut. Größere Stücke dieser Mauer, ausderen Resten sich ihr gewundener Lauf erkennen läßt, sind im Süden und Osten zum Vorschein gekommen. Sie schmiegen sich der natürlichen Gestalt des Felsens an, umgehen die beiden großen Höhlen im Osten und Süden und bilden auf der schroffen SO-Ecke einen bastionartigen Vorsprung. Am deutlichsten aber ist ein Stück der Westmauer erhalten, das auch in späterer Zeit sichtbar blieb; 6 m dick läuft es von Süden
A. Die Burg bis zu den Perserkriegen. n a c h Norden bis zu den P r o p y l ä e n vor. pisch n e n n t m a n solche alte Mauern, aber
nannte
Pelasgern
man
hieß
das Pelargikon,
auch
In
ein
pelasgisch. Vorwerk
das vor allem,
Sicherung der stets bezweckte.
sie
ihrer
fließenden Nähe
Kykloin A t h e n
Nach im
den
Westen,
wie es scheint,
Quelle K l e p s y d r a
begann
die
Mauer,
von der hier gerade größere S p u r e n sich gefunden hüben. Aber auch im S ü d e n der Akropolis scheint n o c h ein Ansatz von i h r erhalten zu sein, so daß m a n darnach den L a u f u n g e f ä h r b e s t i m m e n k a n n . Außer den R e s t e n der K ö n i g s b u r g und der U m f a s s u n g s m a u e r n sind auch von alten Gefäßen zahlreiche S c h e r b e n g e f u n d e n worden ; Tongefäße, wie sie n a m e n t l i c h aus den F u n d e n von T r o j a b e k a n n t sind, ebenso wie sog. m y k e n i s c h e V a s e n waren einstmals reichlich auf der Akropolis vorhanden. Die S c h e r b e n aus der Zeit des Dipylonstils leiten zu der späteren Zeit über. D e n n auch n a c h d e m das K ö n i g t u m beseitigt war, der Überlieferung n a c h im J a h r e 1066, behielt die B u r g als beherrschender M i t t e l p u n k t der L a n d s c h a f t ihre B e d e u t u n g . I m siebenten J a h r h u n d e r t (etwa 632) setzte sich der A t h e n e r K y l o n dort fest, in der H o f f n u n g , bei den inneren Wirren sich zum T y r a n n e n aufschwingen zu k ö n n e n . Sein V e r s u c h mißglückte, die A t h e n e r schritten zur Belagerung, bei der es i h m selbst zu entfliehen gelang, seine A n h ä n g e r aber sich ergeben m u ß t e n lind den T o d fanden. Das sechste J a h r h u n d e r t wird durch die N a m e n Solon und Peisistratos gekennzeichnet, es ist eine Zeit des A u f s c h w u n g s f ü r A t h e n . Die B e d e u t u n g der B u r g n a h m besonders zu, als Peisistratos 5 6 0 v. Chr. von ihr Besitz n a h m , und sie zum zweiten Male der Sitz der H e r r s c h e r von Athen wurde. Als die Perserkriege begannen, war die B u r g m i t vielen G e b ä u d e n und W e i h geschenken geschmückt. V i e r B a u t e n sind es besonders, von d e n e n wir K u n d e h a b e n , der alte A t h e n a t e m p c l , das H e k a t o m p e d o n , der Vorp a r t h e n o n und die alten P r o p y l ä e n .
1. Der älteste Athenatempel ( a l t e s E r e c h t h e i o n). D e r älteste T e m p e l , Burg
wissen,
wird von
von
dem wir auf
Homer
und
der
Herodot1)
') Bei Homer ( I l i a s II 549) hat Erechtheus im Tempel der Athena Aufnahme gefunden. Herodot
3
erwähnt u n d später im Gegensatz zu dem n a c h i h m erbauten H e k a t o m p e d o n der alte T e m p e l (o u.Q/ar Hur«; bis zu den I'erserkriegen.
(Wienand, iirelmisi'lip l'nrosiirehitektur). I'iii.
Aufrilt des Hekutoinperion mit Andeutung der späteren Erweiterung.
diesem in zwei k l e i n e r e K a m m e r n . Aus p o r ö s e m K a l k s t e i n , P o r ö s g e n a n n t , war der ganze T e m p e l e r b a u t , er l e u c h t e t e in h e i t e r e r F a r b e n p r a c h t . G r o ß e S t ü c k e v o m S c h m u c k der Giebelfelder sind e r h a l t e n , die bei i h r e r A u f f i n d u n g n o c h ihre F a r b e besaßen. E s sind Reliefliguren, die a b e r s c h o n f a s t ganz zu R u n d f i g u r e n h e r a u s g e a r b e i t e t sind. I n d e m einen Giebelfelde eilt l i n k s H e r a k l e s d e m T r i t o n n a c h , der i h m v e r g e b l i c h zu ents c h l ü p f e n s u c h t ; r e c h t s finden wir d e n dreiköpfigen T y p h o n (Fig. 7). W a s a b e r s t a n d in der Mitte des Giebelfeldes ? N o c h j ü n g s t h a t P e t e r s e n 1 ) als G e g n e r des T y p h o n d e n Zeus g e f o r d e r t , a b e r die e r h a l t e n e n Reste s c h e i n e n sich n i c h t anders als auf einen B a u m s t a m m d e u t e n zu lassen, so daß d a r n a c h H e r a k l e s a u c h G e g n e r des T y p h o n wäre und durch den Stamm gewissermaßen
sein S t a n d q u a r t i e r bezeichnet würde. 1 ) Der a n d e r e Giebel wies zwischen zwei großen S c h l a n g e n , d e n H ü t e r n der Burg, drei sitzende G o t t h e i t e n a u f , A t h e n a u m g e b e n v o n Zeus u n d einem a n d e r n Gotte, dessen N a m e n wir n i c h t m e h r b e s t i m m e n können. E i n e n b e s o n d e r e n S c h m u c k bietet ü b e r d e n Giebelreliefs die U n t e r s e i t e des a n s t e i g e n d e n K r a n z gesimses; sie ist reich mit Tier- u n d Pflanzeno r n a m e n t e n besetzt. P r a c h t i g sind die g r o ß e n stilisierten B l ü t e n , die a n L o t o s b l u m e n auf ä g y p t i s c h e n D e n k m ä l e r n e r i n n e r n (Fig. 8 u n d 9). Zwischen i h n e n w a r e n fliegende Vögel a n g e b r a c h t , S t ö r c h e u n d Adler. Diese V e r z i e r u n g g l a u b t l
) Auch H r u e c k n c r , der zuerst dem Tvplion den Zeus gegenübergestellt hatte (Ath. Mitt. XIV, 1899, S. 67 ft'.), kann angesichts des Tatbestandes seine Meinung nicht mehr aufrecht erhalten (briefliche Mit-
') Neues Jahrbuch für das klassische Altertum VII ( 1 9 0 4 ) S. 3 2 3 f.
Fig. 4.
Grundriß
Hekatompeton.
teilung).
A.
Die B u r g b i s zu d e n
] ij. ".>
5
l'erserkrieiien.
Aui'rill des env ri( ertrn llrkntoinpeilon.
l'cti'rst'ii !{i, O.) aus d e r a l t e n g r i e c h i s c h e n Bez e i c h n u n g t'iir Tcmpt-lihu-li lind (• iet>e]feld 711 f-oor ( F H ' w l ) u n d nh-iii: (Yo-jcl. A d l c n h e r l e i t e n zu sollen. D e n a u s g e b r e i t e t e n S c h w i n g e n eines Vi igels v e r g l e i c h b a r , r u h t e n die D a c h h ä l f t e n ü b e r d e m Tempel. E t w a vierzig, vielleicht sogar f ü n f z i g 1 ' .Jahre s t a n d das G o t t e s h a u s so da, Iiis es u m 5"25 g r ü n d lieh v e r ä n d e r t w u r d e . I »enkbar wäre es, dal.i d e r B a u d u r c h ein E r d b e b e n b e s c h ä d i g t gewesen wäre.
a b e r vielleicht war b l o ß d e r ' W u n s c h , einen stattl i c h e r e n T e m p e l zu b e s i t z e n , a n d e m U m b a u schuld. Jedenfalls waren damals T e m p e l mit r i n g s u m l a u f e n d e n S ä u l e n h a l l e n Sitte g e w o r d e n , u n d so w u r d e a u c h u m d a s H e k a t o m p e d o n ein K r a n z v o n S ä u l e n gelegt, je t> a n d e n Schmal-, je 1l> an den L a n g s e i t e n , Fig. 5 u n d ß 1 ). D i e Fig. el der Sieg bringenden Athena oder der Athena Nike. Er ist ein Amphiprostylos im i o n r seilen Stil mit vier Säulen an den beiden Schmalseiten (Fig. 25). In Fig. 23 geben wir nach einer Photographie den Tempel, wie er heute ohne Giebel und Dach aussieht, in Fig. 24 eine zeichnerische Ergänzung. L'ber dem Epistyl lauft ein Fries um den ganzen Tempel herum. Im Osten über dem Eingang sieht man Athena in einer Götterversammlung, an den übrigen Seiten sind Kämpfe von großer Lebendigkeit aus der athenischen Geschichte dargestellt, im Westen kämpfen Griechen gegen Griechen, auf den Langseiten Griechen gegen Barbaren (Fig. 26 und 27). Damit könnte die Schlacht von Platää (479) dargestellt sein, vielleicht ist aber ganz allgemein auf die K ä m p f e der Athener in den letzten Jahrzehnten hingewiesen. Im Innern stand Athena, den Helm in der Linken, einen Granatapfel in der Rechten tragend. Luckenbach,
Die A k r o p o l i s v o n A t h e n .
Fig. 25. ftiketcmpel,
Grundriß*.
19
II. Die einzelnen Denkmäler.
Von der Höhe des Nikepyrgos hat man einen prächtigen Ausblick auf das Meer. Hier soll König Ägeus gestanden haben und die Rückkehr des Schiffes, auf dem sein Sohn Theseus zum Kampf mit dem Minotaurus nach Kreta gefahren war, erharrt haben. Aus Verzweiflung über den vermeintlichen Tod des Sohnes stürzte er sich hinab und fand auf den Felsen seinen Tod. Eine Grabkapelle fand sich von ihm in Athen; so ist es eine glückliche Vermutung, in den Resten eines kleinen Baues am Südfuß des Nikepyrgos dies Heroon zu erkennen. 1 )
Kaisers Tiberius, in Athen geehrt werden sollte, da weihte man ihm dieses Denkmal, wie wenn es für ihn errichtet worden wäre, und schrieb die Ehreninschrift, die ihn feierte, unter die ursprüngliche Inschrift. Ein ähnliches Denkmal, aus dem gleichen Anlaß errichtet, stand gegenüber auf der nördlichen Seite bei der Pinakothek. Später galten die Reiter, wie wir aus Pausanias sehen, aus Mißverständnis als Xenophons Söhne.
Um das Herabstürzen von der Höhe des Turmes zu hindern, umgab den oberen Rand ein Geländer aus Marmorblöcken, die auf ihrer Außenseite mit Reliefs geschmückt waren, die sog. Nikebalustrade. 2 ) Sie umgibt, wie Fig. 25 zeigt, den Tempel auf drei Seiten, während auf der Ostseite nur ein kleines Stück an der Treppe vorhanden ist, die an der Nordseite des Pyrgos emporführt. Im Beisein der Athena sind eine Reihe von Siegesgöttinnen beschäftigt, die Vorbereitungen zur Siegesfeier zu treffen. Auf den drei Stücken, die wir hier abbilden (Fig 28—30), führen zwei Niken eine Opferkuh herbei, eine andere ist mit einem Tropaion beschäftigt, und wieder eine andere macht sich mit ihrer Sandale zu tun. K e k u l e 2 ) hat den dankenswerten Versuch gemacht, nicht die ursprüngliche Darstellung wiederherzustellen — dazu reichen die Trümmer nicht aus —, sondern die überlieferten Stücke in einen künstlerisch möglichen Zusammenhang zu setzen und so das Ganze der Vorstellung näher zu bringen. Aus seinem Buche geben wir in Fig. 31—33 einige Proben wieder.
Auf der anderen Seite des zu den Propyläen emporführenden Weges vor dem Nordflügel dieses Baues wurde dem M. Vipsanius Agrippa, dem Feldherrn und Schwiegersohn des Kaisers Augustus, ein Denkmal errichtet. Das fast 9 m hohe Postament steht noch, eine Inschrift auf der Westseite erwähnt die uns unbekannten Verdienste des Agrippa um Athen; sie lautet: o difiog HJüoy.ou IdyoiTmur yitvy.hu: rtbr rp/c r.naxov i ! r tuTov thoytxrjf. Demnach wurde der Wohltäter Athens so geehrt, als er zum dritten Mal Konsul war, d. h. im Jahre 27 n. Chr. Das Denkmal selbst ist nicht mehr erhalten, Fig. 19 stellt den Feldherrn auf einem von zwei Pferden gezogenen Wagen dar. 2 )
Die ebenerwälmte Treppe ist in Fig. 19 rechts vom Hauptbilde besonders gezeichnet. W e r auf ihr hinaufstieg, hatte zur Linken ein Denkmal, dessen Unterbau noch erhalten ist. E s war ein Reiter dargestellt zur Erinnerung an tapfere Taten der athenischen Reiterei; das Denkmal war zur Zeit des Perikles vom Bildhauer Lykios, einem Sohne Myrons, errichtet worden. Als dann fast 500 J a h r e später Germanicus, der Neffe des •) L o l l i n g , Athen. Mitt. X I , 1886, S, 322 f. ; gebilligt von I) ö r p f e 1 d , Athen. Mitt. X I V , 1889. S. 63. 2 ) Hauptwerk von K e k u l e , Die Reliefs an der Balustrade des Tempels der Athena Nike. Stuttgart,
881.
3. Das Agrippamonument.x)
4. Die Klepsydra. Wenden wir uns von dem Agrippaturm zur Nordmauer, so gelangen wir durch ein Tor zu der Burgquelle Klepsydra. Etwa 60 mittelalterliche Stufen führen in gewundener Linie zu einem künstlich hergestellten, 4 m langen und etwa halb so breiten Raum hinab; in dessen Boden befindet sich ein Loch, durch das man das Wasser holen kann. Auch im Mittelalter büßte die Quelle ihre Berühmtheit nicht ein; aus dem kleinen Raum wurde eine Kapelle (die Apostelkirche) hergestellt, und das Wasser diente als Taufquelle. I n den Befreiungskämpfen des ') B o l i n , Die Propyläen, S. 39 und 40. ) Nachdem B o h n S. 40 die Standspuren besprochen hat, fährt er fort: »es wird dadurch zu hoher Wahrscheinlichkeit erhoben, daß die Basis ein Zweioder wahrscheinlicher Viergespann mit dem Wagen trug, auf dem Agrippa stand — denn der Gedanke an eine Einzelstatue, sitzend oder zu Fferde, ist durch die Spuren vollständig ausgeschlossen. * 2
2*
B. 1 >ie Zeit nach den Perserkriegen.
(Fig. 28—33 nach Kekule, Reliefs an der Balustr. d. A t h e n a Nike). Fig. 28.
Von der Brüstung am Mketcmpel.
O p f e r k u h von Siegesgöttinnen g e f ü h r t .
II. ]>ie e i n z e l n e n
Denkmäler.
21
B. Die Zeit nach den l>crserkrieenkin;iler.
Tf
1 ;|
m 1 li^Vvt.r;
T'-'l
1
H
2J
D'Kspouy, Arohit. KinzellO Schnitt durch
die P r o p y l ä e n
(les 3 I n e s i k l e s
und
nächsten
durch
das über i h n e n l i e g e n d e
Gebalk
und
den
die
Giebel
haben
f ü r das T o r
des
zwischenräume
•n
in
d e r F r o n t sechs d o r i s c h e S ä u l e n , sie,
wie
es
sich
heiligen Bezirks geziemt —
Minervae
p y l o n n e n n t L'linius X X X V , Aussehen zeigt die
101 d e n B a u — ,
von Tempelfassaden
sich
der
mittlere
Charakter und
Innern
Säulen
der
darin,
Die prächtige D e c k e
diese
wurde
mußten,
von
sechs
w i e der
Längs-
s c h n i t t d u r c h die P r o p y l ä e n ( F i g . 3.51 zeigt, sein
als d i e
in
der
daß
breiter
der Fries hier den R a u m
Vorderhalle
getragen;
Tor
das
Jedoch
bedeutend
v o n drei M e t o p e n e i n n i m m t . des
erhalten.
als
Säulenüllnung
ist als d i e a n d e r e n
d e l u b r i ]iro-
Front,
Mnesikles hier im I n n e r n
und
so
Burginnern
Stufen
steigt
weitere
man
Stufen
Xebentore
in
führen
empor.
Da
als d i e g r o ß e W e s t h a l l e , unter
dem
mußte jene
gleichen mit
1 Hille ü b e r r a g e n . mögen
Dach
zu die zur die Dach und
rechts
erwähnt der
Mitteltor
ist
mehr
als 4 m
breit,
worden.
Dessen
Propyläen
sind.
Durch
aus
pente-
eine
Vor-
e i n e n 9 m t i e f e n u n d fast 11 m die
sog. P i n a k o t h e k ,
in
der
Pausanias,
Pylades,
fünf
g e o p f e r t wird,
der
vier
höher beide
lag nicht
vielmehr
die
Vorder-
10,30 m, die
das
beiden
einen
töten,
Odysseus, der den B o g e n
Lemnos
das P a l l a d i o n
und
D i e G r ö ß e des s t a t t l i c h e n B a u e s
e t w a 8,50 m , d i e i o n i s c h e n
ist d e r N o r d w e s t t l i i g e l
errichtet
erbaut
einen aus
nossen
einige Maße z e i g e n : die dorischen Säulen
messen
er
Philoktetes
drei
liegen, Giebel
teilweise über G m.
die ganzen
Innenraum,
auf
Schwelle Osthalle
m,
die
d u r c h das .Viter g e l i t t e n h a t t e n , v o n d e n a n d e r e n
benutzen:
so k o n n t e n
3
Säulen-
verwendete
will man
Vorhalle,
die
d e r i n d e r M i t t e des 2. J a h r h u n d e r t s n. Chr.
an
Stufen
nahezu
G e m ä l d e ( T a f e l b i l d e r ) zu s e h e n w a r e n .
und
Stellen
sonst
halle betritt m a n
o d e r l i n k s d u r c h d i e H a l l e h i n e i n g e h e n , so hat m a n zwei
Unterbau
Marmor
breiten
links
ist g e w ö h n l i c h e r S t e i n aus d e m P e i r ä e u s ,
während lischem
betragen
den Seitenbauten
hohem
Material
und
fast 1,50 m .
B u r g b e s c h r i e b , erzählt, daß zu seiner Z e i t m a n c h e
die schlankere ionische empor;
Von auf
rechts
äußersten
höher
Säule. D e r b r e i t e M i t t e l w e g steigt a l l m ä h l i c h o h n e Stufen zum
Tore
beiden
die
holt,
aus I l i o n den
Polyxena,
die
Plan
Flügel
Ge-
Grabe
'Wagenrennen
h a t t e , u. a. m.
muß man zwischen
des M n e s i k l e s 1 )
was ausgeführt wurde, scheiden.
v)
Orestes
seine
an A c h i l l s
Alkibiades, der im
B e i m Südwestflügel
dienst;
und
des
Diomedes,
davonträgt,
Agisthos
Preis d a v o n g e t r a g e n
ursprünglichen
einen
und
dem dem,
Die schraffierten
Diesen erkannt z u h a b e n , ist D ö r p f e ld s VerAthen. nie
Mitt. X ,
1885, S. 38
fertig geworden
längst gesehen.
war,
ff.
Daß
dieser
hatte
man
schon
F i g . 3S. 1 Agrippadenknial;
Die Ruine der P r o p y l ä e n von S ü d w e s t e n uns g e s e h e n .
2 Pinakothek;
3 der nördliche,
4 der südliche
Teil
der
Vorhalle.
Fi LT. :>7.
Fiti. 3i>. 1. 2 . 2 . 3 . 3
die
fünf
Purchiiänirc
in
Die Propyliien.
Aus r ä c h t i g e Tür 3 ), von deren Schönheit freilich die Abbildung Fig. 50, der die Plastik mangelt, keinen rechten Begriff geben kann, führte von der Halle in das ') Nicht gut Karyatidenhalle genannt. 2 ) So auch beim Athenatempel von Priene.
Fig. 50. Erechtheiontlir.
(Journal of Hell, stud.)
') Die Rosetten am R a h m e n erinnern an assyrische Werke sowie an eine mykenische Tür. D ü r r n , B a u k u n s t der Griechen, S. 240.
33
II. Die einzelnen Denkmäler.
Brunnengemach. Die Westwand dieses Brunnengemaches und damit auch des ganzen Erechtheion geben wir in zwei verschiedenen Ergänzungen wieder. In Fig. 49 gliedern Halbsäulen die Wand, u n d drei Fenster zwischen ihnen erhellen die Innenräume. So stand die W a n d noch bis in die 20 er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Aber R. B o r r m a n n 1 ) hat bewiesen, daß diese Fenster nicht zu den ursprünglichen Bestandteilen des Baues gehören, sondern bei einem Umbau entstanden sind. Das ursprüngliche Aussehen sucht M i c h a e l i s in Fig. 45 wiederzugeben. Nahe der "Westwand stand das Wahrzeichen der Athena, der heilige Ölbaum. Bei der Zerstörung der Burg durch die Perser hatte die Flamme auch ihn versengt, aber zwei Tage später war er nach frommer Sage um eine Elle wieder in die Höhe geschossen, zum Zeichen, daß auch fürderhin Athena der geliebten Stadt ihren Schutz nicht versagen werde. Der Baum bedurfte des Schutzes der Kekropstochter Pandrosos, der Göttin des Wachstum bringenden Frühlingsregens 2 ); ihr war der Platz, in dem der Baum wuchs, geweiht, das sog. Pandroseion. Übrigens soll nicht verschwiegen werden, daß noch heute beim Erechtheion viele Fragen der Lösung harren. Genaue Aufnahmen, wie sie jetzt von Amerikanern gemacht werden, müssen die sichere Grundlage für alle Forschungen geben. 3 ) *) Ath. Mitt. VI, 1881. ) Vgl. u. a. U s e n e r , Götternamen, S. 137. s ) Der Vollständigkeit halber muß ich Dörpfelds neueste Meinung hier a n f ü h r e n (Ath. Mitt. X X I X , 1904, S. 101—107). Er hält den Bau f ü r unvollendet und vermutet, daß nach dem ursprünglichen Plan das Ge!
•
•
• •
Fig. 51. Luckenbach,
Die Akropolis von Athen.
9. Der Parthenon.1) Der großartigste und gewaltigste Bau auf der Akropolis ist der Parthenon (Fig. 52 und 53). Als seinen eigentlichen Schöpfer haben wir den Perikles zu betrachten, der durch ihn und die Propyläen sich unvergänglichen Ruhm erworben hat. Baumeister des Tempels war Iktinos, dem als Bauführer Kallikrates zur Seite stand. Mit dem plastischen Schmuck, dem Fries, den Metopen und der Ausschmückung der Giebelfelder ist der Name des Pheidias, der die große Statue des Tempels zu schaffen hatte, verknüpft, wobei freilich ungewiß ist, wie weit auf ihn die Entwürfe zurückgehen , und wie weit er selbst an der Ausführung beteiligt war. Der Tempel ist, wie der Grundriß (Fig. 55) zeigt, ein Perípteros mit je 8 dorischen Säulen an den Schmalseiten und je 17 an den Langseiten. Das eigentliche Tempelhaus hat an beiden Seiten eine Halle mit je 6 dorischen Säulen in der Front. Die Vorhalle im Osten hieß Pronaos (ngóvtuH;), für die Hinterhalle im Westen können wir ohne Bedenken den dafür allgemein üblichen Namen Opisthodomos anwenden. Aus dem Pronaos schritt man durch eine große Flügeltür, die sich nach innen öffnete, in einen großen Raum mit dem Namen Hekatompedos. Dieser 'Ey.axóf.mt0og n / i g , der 100 Fuß lange Tempelraum, war bände nach Westen zu sich weiter ausdehnen und die doppelte Länge des ausgeführten h a b e n sollte (Fig. 51). Gerade in der Mitte sollte nach Süden zu die Korenhalie, gegenüber die Nordhalle liegen. Die ausführliche Begründung h a t Dörpfeld f ü r später angekündigt, so daß es nicht leicht ist, zu seiner Meinung Stellung zu n e h m e n . Einstweilen kann ich darin nichts als eine nicht glückliche Wiederholung des Gedankens, der die Propyläenfrage so glänzend löste, erkennen. Inzwischen ist Oberbaurat R e i n h a r d t in der Süddeutschen Bauzeitung (XIV, 1904, Nr. 50, S. 393—396) Dörpfeld entgegengetreten. I n d e m er nach dem Plan, wie ihn Dörpfeld als ursprünglich annimmt, eine Ansicht von Süden und zwei Schnitte (von Ost nach West und von Süden nach Norden) zeichnet, scheint er mir allerdings Dörpfelds Vermutung widerlegt zu haben. W e n n aber R e i n h a r d t dann selbst eine Wiederherstellung versucht, so nimmt diese weder auf die Inschriften und den wirklichen Zustand des Baues noch auf wichtige Forschungen (z. B. von B o r r m a n n und M i c h a e l i s ; die gebührende Rücksicht. ') Hauptwerk: M i c h a e l i s , Der Parthenon, 1870. 3
P>. Die Zeit nach den l'erscrkriegen.
34
der Athena geweiht. Drei Reihen Säulen, in doppeltem Stocke übereinander stehend, teilten ihn in drei Schiffe, in ein breites Mittelschiff und zwei schmalere Seitenschiffe, die auch hinter dem Mittelschiff sich fortsetzten und sich hier vereinigten. Im Mittelschiff stand das Bild der jungfräulichen Athena, der '4t)/¡rä Huo3-fVoc. Durch eine starke Mauer getrennt, lag nach Westen zu ein zweiter Raum, den wir als Schatzkammer benutzt finden, lltKjtftvdn' genannt. Wie die inneren Räume eines Hauses, in denen
(Nach Fr. Thierscli F"ig. ">2.
Goldblech und Elfenbeinplatten bedeckt wurde. Die nackten Teile der Göttin waren aus Elfenhein hergestellt, alles andere aus Gold. Mehrere Kopien sind uns erhalten, aber keine ist ganz genau. Diejenige, die uns am vollständigsten den Gesamteindruck vermittelt und hier abgebildet wird (Fig. 57), ist leider die geringe Arbeit eines Handwerkers; feinere Einzelheiten, besonders den Gesichtsausdruck des Originals, vermag sie uns nicht zu übermitteln. Die Statue stand aufrecht, mit dem Chiton bekleidet, die Brust mit der Agis
und Springer-Michaelis,
neu
gezeichnet.)
Der P a r t h e n o n von den l'ropyliien aus g e s e h e n ;
ruixe'ir Frauen sich aufhalten, die Benennung yi ( = yvi'utyjoi'iTic) führen, ein entsprechender Raum für Männer urÖntiU' genannt werden kann, so erhält dieser Raum als Gemach einer Jungfrau (.TIuQiHt'dc) den Namen Parthenon. Diese Bezeichnung aber wurde im Volkstnunde bald auf den ganzen Bau übertragen. Seinen bedeutendsten Schmuck erhielt der Hekatompedos durch das etwa 12 m hohe, von Pheidias gearbeitete Bild der Athena. Innen war es ein künstlich verbundener Holzkern, der schon sorgfältig ausgearbeitet war und dann noch mit
ergänzt.
umgürtet. Der Kopf war mit einem reichverzierten Helm bedeckt, die Locken fielen vorn und hinten über die Schultern herab. Mit der Linken hielt die Göttin den Schild, an dessen innere Höhlung, ein Versteck suchend, die Schlange der Athena sich anschmiegt. Ein Speer an dieser Seite, durch den die Rüstung vervollständigt wurde, fehlt in der Kopie. Auf der Rechten trug die Göttin die Nike. W e n n man bedenkt, daß die Nike etwa lebensgroß war, so begreift man leicht, daß die Hand, auf der sie stand, der Stütze nicht entbehren konnte. Die
II. Die einzelnen
l.>enkmüler.
35
Form der Säule ist in der K o p i e schwerlich getreu nachgebildet, möglich daß sie einst durch Bemalung dem Original ähnlich gestaltet war. Die Figur erscheint steif, fast möchte man sagen eckig. Die gerade, senkrechte Linie überwiegt durchaus: der Kopf ist gerade nach vorn gerichtet ; mitten auf der Brust ist die Agis in zwei gleiche Teile geteilt, fast gleichmäßig gehen die Arme von den Schultern herab, und der Eindruck des Unbeweglichen wird durch die tiefen,
über die Wirkung des Bildes steht uns nach der Kopie nur in beschränktem Maße zu; abgesehen von ihrer Oberflächlichkeit, die jede künstlerische Wirkung unmöglich macht, müßten wir das Bild in dem Raum, in dem es stand, und in dem Material, aus dem es gefertigt war, betrachten können. I n Fig. 58 haben wir den Versuch gemacht, das Innere des Tempels mit dem Bilde der Güttin genau in den Verhältnissen der Wirklichkeit wiederzugeben. W i r bitten die wenig
senkrechten Linien der Gewandung erhöht. K e i n Zweifel, daß Pheidias durch die Strenge der Darstellung nicht bloß die göttliche Erhabenheit zum Ausdruck zu bringen suchte, sondern daß er seine Göttin so schuf im Hinblick auf die Architektur, deren beherrschender Mittelpunkt das Bild wurde. So versteht man auch die Säule unter der Hand, an der m a n c h e mit Unrecht Anstoß genommen h a b e n ; diese Seite der Statue würde ohne die Säule leer erschienen sein, namentlich im Vergleich mit den reicheren Zutaten der gegenüberstehenden Seite. Ein Urteil
ähnlichen Gesichtszüge zu entschuldigen, ebenso nicht auf kleinere Mängel am rechten Arm der Göttin oder an der Decke zu achten, sondern nur darauf das Augenmerk zu richten, wie harmonisch sich die Göttin in ihrer geraden Haltung mit den tiefen Falten im Metallgewande, mit Speer und Säule in die umgebende Architektur einfügt. Daß der K o p f mit seinem ernsten Gesichtsausdruck sehr wirkungsvoll war, zeigt uns die beste Kopie, die in einer Wiener Gemme des Steinschneiders Aspasios erhalten ist (Fig. 6 1 ) , und daß die fast an das Archaische streifende Strenge 3*
1!. D i o Z e i t ìuii'li d o n
Porsorkrietjon
II.
2
1
Die e i n z e l n e n
s i 1 M
» i í I M
Kii,'.
1
37
l'onknialer.
*r >s i . ei vi ir , ^M»t«r. i I I I I I I II I I I I Ii I I I I
f •)" i [ 1111 r Í Ii (los Parthenon.
im A u f b a u nicht d e n eigentlichen C h a r a k t e r der K u n s t des P h e i d i a s b i l d e t e , d a f ü r h a b e n wir jetzt einen d e u t l i c h e n Beweis, seitdem es g e l u n g e n ist, die I . e m n i s c h e A t h e n a des gleichen Meisters in m e h r e r e n K o p i e n nachzuweisen. W o h l h a t das G e w a n d , wie die A b b i l d u n g der S t a t u e in Fig. (iO zeigt, n o c h die Steilf a l t e n , a b e r leichter u n d zwangloser fällt es auf die F ü ß e h e r a b ; wie a n d e r s als in d e r I ' a r t h e n o s legt sich die Agis u m die Brust der G ö t t i n ! Das G o r g o n e i o n ist auf die Seite g e r ü c k t u n d d a m i t die a r c h i t e k t o n i s c h e S y m m e t r i e d e r
I'arthenos aufgegeben. Der r e c h t e A r m h ä n g t herab, die H a n d t r ä g t d e n H e l m 1 ) ; in der erh o b e n e n l i n k e n H a n d hält sie d e n Speer. Der K o p f ist stark seitwärts geneigt, das Antlitz gibt u n s z u m ersten Male einen Begriff v o n dem, was die K u n s t des P h e i d i a s in der G e s i c h t s b i l d u n g zu leisten v e r m o c h t e . S c h o n im A l t e r t u m war die L e m n i e r i n des P h e i d i a s b e r ü h m t wegen i h r e r ') Der Unterarm sollte im Gelenk aufwärts gebogen sein und die Iland den Helm etwas höher halten.
E r o b e r u n g T r o j a s (52 M e t o p e n )
(h
Wagen
Jünglinge
Männer mit Oelzweigen
mit K r ü g e n u n d Schüsseln
Opfertiere Mädchen Opferge steh. Män Götter
W.j
Mittelgru Götter steh. Män Mädchen
PANATHENÄENZUG die gleiche O r d n u n g des Zuges w i e im N o r d e n
K e n t a u r e n k a m p f (32 M e t o p e n )
Fig. i>().
Der bildnerische Schmuck des P a r t h e n o n .
Opferge
J
J
40
B. Die Zeit nach den Perserkriegen.
Kraft lenken die Reiter ihre Tiere, die in dichtausnehmenden Schönheit, Lukian wie andere gedrängten Reihen vorwärts eilen. Vor den preisen sie ohne Rückhalt. Reitern finden wir die Gruppe der Wagen, die Von dem bildnerischen Schmuck, der sich von Wagenlenkern geleitet werden, während die unmittelbar am Tempel befand, war noch nicht Krieger selbst daneben zu Fuß vorwärts eilen; die Rede. Er war dreifacher Art. Über dem davor den Zug derer, die zu Fuß mitgehen, Epistyl des äußeren Säulenumganges waren zunächst eine Anzahl von älteren Männern, die Metopen auf allen vier Seiten des Tempels anThallophoren, mit Ölzweigen in der Hand. Weiter gebracht, an den beiden Schmalseiten waren die die Musik, die den Zug begleitet, 4 Kithar- und Giebelfelder mit großen Freifiguren geschmückt, 4 Flötenspieler. Vor ihnen ziehen Jünglinge einund endlich zog sich über den Säulen der Vorher mit weingefüllten Krügen und mit Schüsseln, halle und Hinterhalle ein langes Friesband hin, auf denen sie Opferkuchen tragen, und diesen das an den Langseiten über die äußere Mauer voran schreiten die Opfertiere, Schafe und Kühe des Tempels hinlief. (Fig. 54 und 56.) mit ihren Führern. Damit sind wir an der Ecke In diesem Fries war die große Prozession darder Nordreihe angelangt und biegen zur Ostseite gestellt, die an den Panathenäen, dem glänzenden um. Ehe wir diese betrachten, bemerken wir, Fest der Athener, stattfand. Am Geburtstag der daß die Anordnung auf der Südseite Athena wurde der Burggöttin das der auf der Nordseite entspricht: neue Festkleid, der Peplos, von Reiter, Wagen, Männer, Musiker dem oben (S. 30) schon die Rede und die Hekatombe finden wir war, überbracht. An dem Festzug, ähnlich dargestellt, und wir biegen bei dem Athen seinen ganzen Glanz also auch hier zur Ostseite um. entfaltete, beteiligte sich namentDie Symmetrie, mit der der Fries lich die junge Mannschaft zu Fuß im Süden der nördlichen Darund zu Roß. Diesen Zug nahm stellung entsprach, ist für die Ostder Bildhauer sich zum Vorwurf; seite beibehalten, in der Weise, daß während an der Ostseite sein Ende ähnlich gestaltete Gruppen eine und die Ankunft am Tempel darMittelgruppe umrahmen. Zunächst gestellt ist, nahen die Hauptfinden wir, von beiden Ecken gruppen von rechts und links, Fin 61. Gemme des Aspaslos ausgehend, eine Anzahl Frauen d. h. auf der Nord- wie Südseite mit d e m Kopf der A t h e n a Parthenos. und Mädchen mit Opfergerät, die heran. Den Anfang des so vom also den auf den Langseiten darBildhauer aus künstlerischen Rückgestellten Opfertieren vorangehen. Die einen sichten in zwei gesonderte Hälften zerlegten tragen Kannen, andere Schalen, einige WeihZuges finden wir in der Südwestccke des Tempels, rauchbecken. Weiter finden wir eine Anzahl in der Weise, daß die West- und Nordseite stehender Männer (Fig. 66), sie sind offenbar zusammengehören, während die Südseite den nur Zuschauer, Vertreter des Publikums, in geanderen Teil des Zuges vorführt (Fig. 56 und 64). mütlicher Unterhaltung miteinander begriffen. Im Westen 1 ) sind die Vorbereitungen der Der Bildhauer wollte den Festzug von den Göttern Reiter dargestellt (Fig. 62). Der eine wirft seinen trennen, und zu diesem Zwecke schob er die Mantel um, ein anderer zieht seinen Schuh an, plaudernden Männer ein. Die Götter, es sind ein dritter legt seinem Pferde die Zügel um, dem auf jeder Seite sieben, sind vom Olympos herabwill ein Pferd nicht parieren, ein anderes kratzt gestiegen, um das Fest der Göttin mitzumachen sich gemütlich am Bein. Andere Reiter aber sind und mit ihr an dem großen Festschmaus teilzubereits aufgesessen und galoppieren fort, um nehmen. Zwischen den Göttern befindet sich den Zug noch zu erreichen, der sich an der die Mittelgruppe, aus fünf Personen bestehend Nordseite reich und glänzend entwickelt. Hier Nicht völlig klar ist der dargestellte Vorgang. finden wir zunächst ruhigere Gruppen von Pferden, Ein bärtiger Priester, kenntlich an dem langen aber die Lebendigkeit nimmt nach vorne zu; mit ungegürteten Chiton, ist mit einem Diener beschäftigt an dem Gewände, das der Athena verDas Folgende nach F r i e d e r i c h s - W o 11 e r s.
ehrt werden
soll.
Faltet
der
P r i e s t e r das G e w a n d ? o d e r luit er es v o n d e m a u s g e s t r e c k t e n Arm
des
Knaben
emporge-
hoben?
Zwei M ä d c h e n h a b e n
Stühle
herbeigebracht,
Priesterin
der A t h e n a
sie i h n e n a b .
die nimmt
A u f diese S t ü h l e ,
so s e h e i n t es, soll n a c h a n t i k e m B r a u c h der Pcplos niedergelegt w e r d e n , bis er der H o l z s t a t u e im
Erechtheion
wird.1) daLi
umgehängt
.Man k a n n n i c h t s a g e n ,
diese
Mittelgruppe
künstlerisch
ein
wirksamer
Ab-
s c h l u ß des g a n z e n Zuges w ä r e , alier
die Ü b e r g a b e
des
Fest-
gewandes bildete
nun
einmal
den
der
ganzen
Mittelpunkt
Feier,
und
mit
Rücksicht
d a r a u f s t e l l t e der K ü n s t l e r sie in d e r M i t t e Die
dar.
(lütter
rechts
von
der M i t t e l g r u p p e s i n d : A t h e n a o h n e H e l m und Panzer, zum
Feste
bedarf
sie
denn dieser
W a f f e n n i c h t , d a g e g e n w a r sie durch
die
Lanze,
die
aus
Bronze gefertigt und an ihren rechten
Arm
gelehnt
war,
heute aber nicht mehr erhalten ist, a l s A t h e n a k e n n t l i c h .
Ihr
z u g e w e n d e t sitzt der G o t t , d e r nach
attischer
nächsten
Sage
ihr
am
S.
30),
der s i c h a u f
den
stand
Hephästos,
(vgl.
S t o c k stützt und seinem W e s e n g e m ä ß als G o t t der H a n d w e r k e r ganz wie
so
bürgerlich
aussieht,
die A t h e n e r zur
und
Linken
der
Rechten
Götterver-
sammlung.
E s folgt Poseidon,
der
seinen
Nachbar
auf
den
nahenden
Apollon Zug
mit
Vgl. M i c h a e l i s in der Festschrift für J o h . O v e r b e c k , Leipzig 1 8 9 3 , S. 178 — 183. M. weist auf >. Die Natürlichkeit und r n g e z w u n g e n h e i t der H a l t u n g u n d B e w e g u n g , die K u n s t , m i t d e r d a s G e w a n d d e n K ö r p e r b e k l e i d e t u n d d o c h seine F o r m e n n i c h t v e r d e c k t , die H ö h e des t e c h n i s c h e n K ö n n e n s h a b e n trotz d e r Z e r s t ö r u n g diese W e r k e stets als ein H ö c h s t e s e r s c h e i n e n lassen. V o n den Rossen der Mondgöttin h i n g der hier d a r g e s t e l l t e K o p f z u m Teil ü b e r das K r a n z g e s i m s h e r a b u n d d u r c h s c h n i t t so die L i n i e d e r A r c h i t e k t u r . 1
Michaelis,
der
diese D e u t u n g eintritt, mich
aufmerksam,
selbe
Symbolik
Geburt Basis und
dal.i
die-
hei
der
der Aphrodite an
der
des
Zeus
auch
für
macht
in
Olympia
hei d e r S c h ö p f u n g
oder
45
Denkmäler.
m ü d e vim der F a h r t t a u c h t es in d e n Ozean h i n a b (Fig. Tl-i, Den a n d e r e n Giebel b r i n g e n wir n a c h d e r E r g ä n z u n g v o n S c h w c r z e k , die trotz e i n z e l n e r M i ß g r i f f e 1 ) d o c h die freie B e w e g u n g d e r d i c h t gedrängten Figuren und den malerischen (Irundzug d e r g a n z e n A n o r d n u n g gut e r k e n n e n liil.it (Fig. 6*). Dargestellt war A t h e n a s K a m p f m i t P o s e i d o n . In d e r Mitte des Giebels tretl'cn die b e i d e n G ö t t e r z u s a m m e n . P o s e i d o n h a t mit e i n e m Stol.i des Dreizacks das M e e r w a s s e r h e r v o r g e r u f e n , A t h e n a aber, m i t d e r L i n k e n den S c h a f t des e b e n erschalTcnen Ö l b a u m s u m f a s s e n d , tritt i h m e n t g e g e n u n d zwingt ihn z u m R ü c k z u g . V o n allen G i e b e l t i g u r e n hat heute nur D i o n y s o s seinen K o p f , a b e r a u c h dieser ist s t a r k b e s c h ä d i g t . Besser e r h a l t e n ist ein sicher zu e i n e m d e r Giebel g e h ö r i g e r w e i b l i c h e r K o p f , d e r sog. W c b e r s e h c K o p f , im Besitze d e r Mariptise de L a b o r d e ; n u r ist er d u r c h E r g ä n z u n g entstellt. W i e sehr er o h n e die e r g ä n z t e n Teile g e w i n n t , 1
Zu s t r e n g urteilt m. E. II.
Bulle,
der
Schniiiekimg der l'andora, der
schlecht
nennt
g r i e c h i s c h e n Eva, an der Basis
gem.
tark
dagegen unter
gehliehen.
Sieg
lange
Änderungen
(1205) wurde
eine
stifteten.
aus
stürzIm
später ( 1 2 0 6 ) zog in die K i r c h e n a u f der B u r g statt des g r i e c h i s c h e n K u l t u s der r ö m i s c h e ein. waren
ten
die F r a n k e n
von A t h e n , da k a m e n die K a t a l o n e n
Etwas
im Besitz
von
Sizilien,
die
Franken
7t! J a h r e
i 1311
aufs
juolo
Besitz
von
damals
im
weithin
Ihnen
der T u r m ,
heißt,
sichtbar
und
als das
die
Seinen
Palast
hatte
v e r m u t l i c h 1 'i e r h o b s i c h
und
Südtlügel Turm
Türken:
herrsch-
1.S87 n a h m X e r i o I. A e c i a -
der
bis
daher
zum J a h r
Wahrzeichen
polis erschien (Fig. 3 9 \ die
und
über Athen.
der Burg.
e r in d e n P r o p y l ä e n , fränkische
Haupt
-1887
folgten die F l o r e n t i n e r ;
80 Jahre
.Marienkirche
der
darauf
(der
ein .Minarett
aufgeführt,
halten
Die
traurige
erst
um
ist.
aljer beginnt derts. und
Damals in
den
magazin,
Akro-
Parthenon)
wurden
bis
1
man
eine
zum
führte,
er-
des 17.
ein,
die L u f t ,
Jahrhun-
dicht
bebaut,
sieh, d a s
Pulver-
ein großer Teil der
die E p i s t y l e
Säulen
des
und
die
Mittelbaues
zerschmettert.
Hatte durch
befand
sämtlicher
wurde
noch
Zerstörungsgeschichte
die M i t t e
Propyläen
i l o g in
Teile
Treppe
die A k r o p o h s
der Blitz schlug
Propyläen oberen
war
dessen
der 1875
kamen
w a r d 146H z u r M o s c h e e , u n d i m S ü d w e s t e n
fränkische Be-
satzung a u f die B u r g geführt, u n d a b e r m a l s ein J a h r
m e h r als 1 0 0 J a h r e
schlugen
schon
vorher den
feste Schanze,
Unterhau geschützt,
des so
Andere schreiben
die
"Westaufgang
vom
Xikepyrgos
Agrippadenkmals
wurde
sie b e i m
¡Im d e n T ü r k e n
hin-
Heranzug zu.
('. Die Zeit des Verfalls. von Feinden, etwa im Jahre 1G85, verstärkt, wobei der Niketempel abgebrochen und in die Bastion verbaut wurde. So ging der zweite Bau zugrunde, der bis dahin nur das Dach eingebüßt hatte, sonst aber wohl erhalten geblieben war. Im vorigen Jahrhundert (1835) wurde er dann aus den alten Bausteinen durch die Deutschen L. R o ß und Ii. S c h a u b e r t und den Dänen Chr. H a n s e n wieder hergestellt. Die Gefahr, deren Nahen das Verschwinden des Niketempels zur Folge hatte, sollte auch dem Parthenon verderblich werden. Als nämlich 1683 der Angriff der Türken auf Wien gescheitert war, bildete sich ein mächtiger Bund zu ihrer Niederwerfung, und die Verbündeten gingen ihrerseits zum Angriff über. Während in Österreich und Ungarn Markgraf Ludwig von Baden zu Lande gegen die Türken focht, fuhr von Venedig aus Morosini nach Griechenland. Fr eroberte Korinth und Agina und rückte dann zur Belagerung der Burg Athens heran. Das Landheer, das mit der Flotte gekommen war, bestand meist aus Deutschen, die damals unter den Fahnen Venedigs fochten. Ihr Führer war der westfälische Graf Königsmark. Am 21. September rückte Königsmark in die Stadt Athen ein; die Burg wurde beschossen, zunächst vergeblich. Da erfuhr man von einem Überläufer, daß der türkische Kommandant einen Teil seines Pulvervorrates in die große Moschee habe bringen lassen. Man richtete nun die Mörser auf den Parthenon, und Freitag, den 26. September 1087, ilog ein großer Teil des herrlichen Baues in die Luft. Über 2000 Jahre war er erhalten geblieben, jetzt fiel er durch eine Bombe, die ein Braunschweiger Artillericleutnant gerichtet hatte. Der Zerstörung, die wesentlich den mittleren Teil betroffen hatte, folgte dann die Beraubung des Parthenon. Als, bald nachdem die Burg in die H ä n d e der Venezianer gefallen war, türkische Truppen beranmarschierten und Morosini die Notwendigkeit einsah, Athen zu verlassen, da wollte er wenigstens nicht nach Venedig zurückkehren, ohne eine Erinnerung an Athen mitzubringen. Die Rosse der Athena und die mächtige Gestalt des Poseidon aus dem Westgiebelfelde des
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Parthenon sollten die Trophäe sein. Aber die Arbeiter, denen keine Maschinen zur Verfügung standen, konnten ihre Aufgabe nicht lösen, die Figuren stürzten und zerschellten auf dem Felsen (1688). Hundert Jahre später (1787) kamen einige Stücke der Parthenonskulpturen in französische Hände, sie sind heute im Louvre. Größer war die Beute des schottischen Lords Elgin, dem es 1801 und 1802 gelang, den größten Teil der Giebelfiguren, des Frieses und der Metopen vom Parthenon, eine Statue von der Korenhalle des Erechtheion und die damals sichtbaren Stücke vom Fries des Niketempels an sich zu bringen; diese Kunstwerke bilden heute den Hauptschmuck des Britischen Museums. Die Kämpfe im ersten Drittel unseres Jahrhunderts zwischen Griechen und Türken brachten wieder manchen Schaden, der Parthenon hatte stark zu leiden und besonders das Erechtheion, an dem die Decke der nördlichen Vorhalle, die nördliche und südliche Mauer, zum Teil auch die Westwand, einstürzte (1825). Das Jahr 1833 bildet einen W e n d e p u n k t : die Burg wurde von den Türken für immer geräumt, und seitdem sucht man zu erhalten, was noch geblieben ist. Aber das Erdbeben im Sommer 1894 hat daran erinnert, welchen Gefahren auch jetzt noch die Ruinen ausgesetzt sind. Hoffen wir, daß es gelingt, sie noch viele Jahrhunderte kommenden Geschlechtern zu erhalten. Denn wenn es auch Ruinen sind, so sind sie doch mit all dem Glanz, der Ruinen nur anhaften kann, umgeben, und wer einmal auf der Burg gestanden hat, der vergißt das Bild nicht mehr. Am schönsten aber ist es auf der Burg bei Nacht, wenn der Mond sein magisches Licht auf die Trümmer wirft. Rings am Horizont auf einigen Seiten Berge, dann weithin das Meer, aus dem die Inseln Salamis und Agina auftauchen. Auf der Burg selbst aber ersteht in unseren Gedanken die alte Herrlichkeit, und in uns steigt das Bild alter Zeiten auf, der Zeiten, da die Kunst diesen Hügel mit Werken, die einzig in ihrer Art sind, schmückte. Dann erst fühlt und begreift man ganz das Zeitalter, das in der Weltgeschichte einzig dasteht, das Zeitalter des Perikles und Pheidias.
VERLAG VON R. OLDENBOURG IN MÜNCHEN U N D BERLIN W. 10.
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