178 74 107MB
German Pages 288 Year 2001
Lehr- und Handbücher zur Ökologischen Unternehmensführung und Umweltökonomie Herausgegeben von Dr. Carlo Burschel Bisher erschienene Werke: Baum • Coenenberg • Günther, Betriebliche Umweltökonomie in Fällen, Band I: Anwendung betriebswirtschaftlicher Instrumente Baum • Coenenberg • Günther, Betriebliche Umweltökonomie in Fällen, Band II: Umweltmanagement und ökologieorientierte Instrumente Birke • Burschel • Schwarz, Handbuch Umweltschutz und Organisation Bringezu, Umweltpolitik Jens, Ökologieorientierte Wirtschaftspolitik Krcmar u.a., Informationssysteme für das Umweltmanagement Lange • von Ahsen • Daldrup, Umweltschutz-Reporting Lemke • Wackerbauer, Handbuch der Umweltschutzwirtschaft Pfaffenberger • Strebel, Ökonomische Energienutzung Pfander, Ökologieorientierte Informations- und Steuerungssysteme im Unternehmen Schwaderlapp, Umweltmanagementsysteme in der Praxis Steger, Handbuch des integrierten Umweltmanagements Strebel • Schwarz, Kreislauforientierte Unternehmenskooperationen
Umweltschutz Reporting Umwelterklärungen und -berichte als Module eines Reportingsystems
Von
Professor Dr. Christoph Lange Dr. Anette von Ahsen Dipl.-Kfm. Herbert Daldrup
R. Oldenbourg Verlag München Wien
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Lange, Christoph: Umweltschutz-Reporting : Umwelterklärungen und -berichte als Module eines Reportingsystems / von Christoph Lange ; Anette von Ahsen ; Herbert Daldrup. - München ; Wien : Oldenbourg, 2001 (Lehr- und Handbücher zur ökologischen Unternehmensführung und Umweltökonomie) ISBN 3-486-25209-7
© 2001 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza ISBN 3-486-25209-7
Vorwort
V
Vorwort Die Belastung der ökologischen Umwelt als Folge wirtschaftlichen Handelns, der gesellschaftliche Wertewandel und eine wachsende Sensibilisierung der Anspruchsgruppen (Stakeholder) eines Unternehmens sowie eine fortschreitende Verschärfung des Umweltrechts sind interdependente Faktoren, die eine umfassende Einbeziehung ökologischer Aspekte in alle unternehmerischen Entscheidungen erfordern. Um im Wettbewerb bestehen zu können, ist es daher für viele Unternehmen unumgänglich, sich nicht nur an ökonomischen Zielgrößen zu orientieren, sondern zusätzlich etwa auch ökologische Komponenten in das unternehmerische Zielsystem sowie in die daraus abgeleiteten Unternehmensstrategien zu integrieren. Dies setzt eine problem- und entscheidungsebenenbezogene Generierung und Verdichtung von Informationen voraus, die zur zielorientierten Unternehmensführung zunächst an interne Anspruchsgruppen bereitzustellen sind (internes Umweltschutz-Reporting). Auf Grundlage der vorhandenen Datenbasis sind aber auch Entscheidungen über die Ausgestaltung der Informationsgewährung an externe Anspruchsgruppen zu treffen. Im vorliegenden Buch steht das externe Umweltschutz-Reporting im Vordergrund des Interesses, allerdings sind die Grenzen zum internen Reporting ähnlich wie bei der internen und externen Rechnungslegung - fließend. Die steigende Bedeutung des Umweltschutz-Reporting spiegelt sich auch in der Berichtspraxis wider. Dabei zeigen aktuelle empirische Studien, dass deutsche Unternehmen bei der Veröffentlichung von Umwelterklärungen im europäischen Vergleich und von Umweltberichten weltweit eine führende Rolle einnehmen. Eine fundierte Analyse und Diskussion des Umweltschutz-Reporting ist nicht nur für einen kleinen Kreis von „Experten", sondern vielmehr für einen immer größer werdenden Interessentenkreis von Bedeutung. Dementsprechend sollen mit diesem Buch unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden: O Zunächst wendet sich dieses Buch an Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen mit Bezug zum Umweltschutz, wie insb. der Betrieblichen UmWeltwirtschaft, volkswirtschaftlich ausgerichteten Umweltökonomie, Umwelttechnik, Ökologie sowie des Umweltrechts. Im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung des Umweltschutz-Reporting im Rahmen der Rechnungslegung richtet sich die Monographie zudem an Studierende der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkten im (internen und externen) Rechnungswesen, Controlling oder in der Wirtschaftsprüfung. © Als weitere Zielgruppen werden Interessierte angesprochen, die im Rahmen ihrer betrieblichen Tätigkeit umweltschutzbezogene Informationen erfassen, verdichten, prüfen und kommunizieren. Dieses sind z. B. Führungskräfte in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie in öffentlichen Institutionen, Umweltschutzbeauftragte und Mitarbeiter in Umweltschutzabteilungen, Mitarbeiter aus den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation, Umweltgutachter, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater.
VI
Lange/Ahsen/Daldrup
© Weiterhin richtet sich die Publikation an die Empfänger umweltschutzbezogener Informationen. Neben der interessierten allgemeinen Öffentlichkeit ergeben sich auch für Mitarbeiter von Marktpartnern, z. B. Kunden, Lieferanten, Investoren, Kreditinstituten und Versicherungen, Hinweise auf ihre jeweiligen Informationsbeschaffiingsmöglichkeiten. O Das Buch wendet sich zudem an politische Entscheidungsträger bzw. an Mitarbeiter der „Umweltverwaltung" sowie an Interessenvertreter der Wirtschaft, die sich - auch im Zusammenhang mit einer möglichen umweltrechtlichen Deregulierung - umfassend über den Stand und die Entwicklungstendenzen der Berichtspraxis informieren wollen. © Vor dem Hintergrund der zur Zeit - auch international - intensiv geführten Diskussion um die Ausgestaltung des Umweltschutz-Reporting werden nicht zuletzt Wissenschaftler in Forschungsinstituten und Universitäten angesprochen. Zur Erstellung dieser Monographie haben die wertvollen Diskussionen mit den Mitarbeitern des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insb. Umweltwirtschaft und Controlling, der Universität Essen in erheblicher Weise beigetragen. Besonders herzlich danken wir vor allem Marc-Oliver Hauswald, Ove Martensen, Dr. Sigrid Schaefer sowie Harald Ukena. Für die sehr engagierte Unterstützung bei der Durchführung der empirischen Untersuchungen danken wir ebenso herzlich Andreas Balfanz, Dirk Behmer, Ute Dreischenkemper, Jeanette Metternich, Dirk Reichenbruch, Kai Suelmann und Miija Weindorf.
Christoph Lange Anette von Ahsen Herbert Daldrup
VII
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis Vorwort
V
Inhaltsverzeichnis
VII
Abbildungsverzeichnis
XII
Abkürzungsverzeichnis
XVII
Problemstellung
1
1 Begriff, Arten und Ziele des Umweltschutz-Reporting im Rahmen eines umweltschutzbezogenen Controllingsystems
5
1.1 Begriff und Grundlagen des Umweltschutz-Reporting
5
1.2 Arten des Umweltschutz-Reporting
10
1.3 Umweltschutz-Controlling und -Reporting
12
1.3.1 Umweltschutz-Reporting und Aufgaben des Controlling 1.3.2 Umweltschutz-Reporting auf Basis eines Betrieblichen Umweltschutz-Informationssystems 1.4 Ziele des Umweltschutz-Reporting
2 Spektrum und Ausgestaltung des externen Umweltschutz-Reporting 2.1 Umweltschutz-Reporting an die allgemeine Öffentlichkeit: Umweltschutz-Publizität 2.1.1 Arten der Umweltschutz-Publizität: Überblick 2.1.2 Umweltschutz-Publizität im Rahmen der Berichterstattung über die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens 2.1.2.1 Umweltschutz-Publizität im Jahresabschluss 2.1.2.2 Umweltschutz-Publizität im Lagebericht 2.1.2.3 Umweltschutz-Publizität im allgemeinen Teil des Geschäftsberichts
12 14 18
21 21 21 22 22 26 29
VIII
Lange/Ahsen/Daldrup 2.1.3 Umweltschutz-Publizität im Rahmen der Berichterstattung über die ökologische Lage eines Unternehmens 2.1.3.1 Obligatorische Umweltschutz-Publizität aufgrund zwingender umweltrechtlicher Vorschriften: de lege lata 2.1.3.2 Obligatorische Umweltschutz-Publizität gemäß UGB-KomE: de lege ferenda 2.1.3.3 Fakultative Umweltschutz-Publizität gemäß EMAS-I bzw. EMAS-II sowie DIN EN ISO 14001 2.1.3.4 Fakultative Umweltschutz-Publizität in Umweltberichten 2.1.4 Zusammenfassende Empfehlungen zur Ausgestaltung der Umweltschutz-Publizität
2.2 Obligatorisches Umweltschutz-Reporting an spezifische Adressaten aufgrund umweltrechtlicher Vorschriften 2.2.1 Umweltschutz-Reporting an spezifische öffentliche Adressaten 2.2.1.1 Informationsrechte von Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen 2.2.1.2 Informationsrechte von Statistischen Ämtern 2.2.2 Umweltschutz-Reporting an spezifische nicht-öffentliche Adressaten 2.2.3 Zusammenfassende Empfehlungen zur Ausgestaltung des adressatenspezifischen Umweltschutz-Reporting 2.3 Umweltschutz-Reporting an spezifische Benutzer 2.3.1 Entscheidungsorientierte Informationsnachfrage als Grundlage des benutzerspezifischen UmweltschutzReporting 2.3.2 Umweltschutz-Reporting an Versicherungen 2.3.3 Umweltschutz-Reporting an Kreditinstitute 2.3.4 Umweltschutz-Reporting an Unternehmenskäufer 2.3.5 Umweltschutz-Reporting an ökologisch orientierte Investoren 2.3.6 Umweltschutz-Reporting an ökologisch orientierte Kunden 2.3.7 Zusammenfassende Empfehlungen zur Ausgestaltung des benutzerspezifischen Umweltschutz-Reporting
30
30 32
38 45 51
52 52 52 58 61 63 64
64 70 73 76 80 85 88
Inhaltsverzeichnis
IX
3 Berichtspraxis in Umwelterklärungen gemäß EMAS-VO
93
3.1
Empirische Analysen der Berichtspraxis in Umwelterklärungen gemäß EMAS-I: Überblick
3.2 Kriterien zur Auswertung von Umwelterklärungen 3.2.1 Ansatzpunkte zur Herleitung von Auswertungskriterien 3.2.2 Auswertungskriterien zu inhaltlichen Bereichen von Umwelterklärungen 3.2.2.1 Beschreibung und umweltschutzbezogene Beurteilung der Tätigkeiten sowie der zusammenfassenden Zahlenangaben 3.2.2.1.1 Zusammenhänge der inhaltlichen Bereiche 3.2.2.1.2 Beschreibung der Tätigkeiten 3.2.2.1.3 Zusammenfassung der Zahlenangaben 3.2.2.1.4 Beurteilung aller wichtigen Umweltfragen 3.2.2.1.5 Darstellung sonstiger Faktoren 3.2.2.2 Darstellung der Umweltpolitik 3.2.2.3 Darstellung der Umweltprogramme 3.2.2.4 Darstellung der Umweltmanagementsysteme 3.2.3 Auswertungskriterien zur Adressatenorientierung von Umwelterklärungen 3.3 Auswertung erstmalig erstellter Umwelterklärungen gemäß EMAS-I 3.3.1 Darstellung der Grundgesamtheiten 3.3.2 Umfang der Umwelterklärungen sowie Aufteilung in inhaltliche Bereiche 3.3.3 Inhaltliche Bereiche der Umwelterklärungen 3.3.3.1 Beschreibung und umweltschutzbezogene Beurteilung der Tätigkeiten sowie der zusammenfassenden Zahlenangaben 3.3.3.2 Darstellung der Umweltpolitik 3.3.3.3 Darstellung der Umweltprogramme 3.3.3.4 Darstellung der Umweltmanagementsysteme 3.3.4 Adressatenorientierung der Umwelterklärungen 3.4 Auswertung revalidierter Umwelterklärungen gemäß EMAS-I 3.4.1 Darstellung der Grundgesamtheit 3.4.2 Umfang der Umwelterklärungen und Aufteilung in inhaltliche Bereiche
93 99 99 101
101 101 103 104 106 107 108 111 114 117 118 118 122 124
124 140 142 148 153 157 157 158
X
Lange/Ahsen/Daldrup 3.4.3 Inhaltliche Bereiche der Umwelterklärungen 3.4.3.1 Beschreibung und umweltschutzbezogene Beurteilung der Tätigkeiten sowie der zusammenfassenden Zahlenangaben 3.4.3.2 Darstellung der Umweltpolitik 3.4.3.3 Darstellung der Umweltprogramme 3.4.3.4 Darstellung der Umweltmanagementsysteme 3.4.4 Adressatenorientierung der Umwelterklärungen
159
159 166 167 170 172
3.5 Zusammenfassende Ergebnisse der empirischen Analysen
174
3.6 Implikationen der Novellierung der EMAS-VO (EMAS-II) für die Berichtspraxis
177
3.6.1 Novellierung der EMAS-VO im Überblick 3.6.2 Arten von Umwelterklärungen gemäß EMAS-II 3.6.3 Inhaltliche Bereiche von Umwelterklärungen gemäß EMAS-II 3.6.3.1 Überblick 3.6.3.2 Beschreibung der Organisation 3.6.3.3 Darstellung der Umweltpolitik und Beschreibung des Umweltmanagementsystems 3.6.3.4 Beschreibimg der Umweltaspekte und -auswirkungen 3.6.3.5 Beschreibung der Umweltzielsetzungen 3.6.3.6 Beschreibung der Umweltleistung 3.6.4 Adressatenorientierung von Umwelterklärungen gemäß EMAS-II 3.6.5 Zusammenfassung: Veränderungen der zukünftigen Berichtspraxis durch EMAS-II
4 Möglichkeiten zur Erhöhung des Informationswertes des Umweltschutz-Reporting
177 180 181 181 182 183 186 188 189 190 191
195
4.1 Ansatzpunkte zur zielorientierten Ausgestaltung des internen und externen Umweltschutz-Reporting: Überblick
195
4.2 Grundsätze ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting
197
4.2.1 Methodik zur Herleitung eines Systems von Grundsätzen ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting 4.2.2 Grundsätze ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting in der Literatur 4.2.3 Grundsätze ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting gemäß EMAS-II
197 198 200
Inhaltsverzeichnis 4.3 Prüfung des Umweltschutz-Reporting 4.3.1 Standardisierungsvorschläge im Überblick 4.3.2 Prüfung der Umweltschutz-Publizität im Rahmen der Berichterstattung über die wirtschaftliche Lage 4.3.3 Prüfung der Umweltschutz-Publizität im Rahmen der Berichterstattung über die ökologische Lage 4.3.4 Prüfung des benutzerspezifischen UmweltschutzReporting 4.4 Kennzahlensysteme als Instrumente des UmweltschutzReporting 4.4.1 Umweltschutz-Kennzahlen und -Kennzahlensysteme in der Normierungsdiskussion 4.4.2 Entwicklungsstufen betriebswirtschaftlicher Kennzahlensysteme 4.4.3 Integrierte Kennzahlensysteme auf Basis der Balanced Scorecard-Konzeption 4.4.3.1 Konzeption der Balanced Scorecard 4.4.3.2 Perspektiven einer umweltschutzbezogenen Balanced Scorecard 4.5 Modulares Berichtssystem zur internen und externen Information
5 Zusammenfassung
XI 209 209 210 212 216 216 216 221 223 223 228 238
241
Literaturverzeichnis
245
Verzeichnis zitierter Rechtsvorschriften, Nonnen und Richtlinien
261
Stichwortverzeichnis
265
XII
Lange/Ahsen/Daldrup
Abbildungsverzeichnis Abbildung 0-1:
Aufbau der Arbeit
Abbildung 1 -1: Umweltwirkungen als Determinanten der ökologischen Lage Abbildung 1-2: Wirtschaftliche Lage i.S.d. stakeholderorientierten Effektivlage Abbildung 1-3: Ergebnisse empirischer Zielforschung Abbildung 1-4: Arten umweltschutzbezogener Informationen Abbildung 1-5: Interne Anspruchsgruppen Abbildung 1-6: Externes Umweltschutz-Reporting Abbildung 1 -7: Reportingsystem des BUWIS Abbildung 1-8: Positiver Informationswert als Ziel des Umweltschutz-Reporting Abbildung 2-1: Abbildung 2-2: Abbildung 2-3: Abbildung 2-4: Abbildung 2-5: Abbildung 2-6: Abbildung 2-7: Abbildung 2-8: Abbildung 2-9: Abbildung 2-10: Abbildung 2-11:
Abbildung 2-12: Abbildung 2-13: Abbildung 2-14: Abbildung 2-15: Abbildung 2-16: Abbildung 2-17:
Wichtige Arten der Umweltschutz-Publizität Umweltschutzbezogene GuV-Positionen nach Peemöller/Zwingel Umweltschutzbezogene Bilanzpositionen nach Peemöller/Zwingel Umweltschutz-Publizität im Anhang Umweltschutz-Publizität im Lagebericht im Rahmen einer integrierten Berichtskonzeption Umweltschutz-Publizität gem. Störfall-Verordnung und StrlSchV Umweltschutz-Publizität gem. Umweltgesetzbuch Großunternehmen nach den Kriterien des HGB und PublG Inhaltliche Bereiche der Publizitätspflicht gem. Umweltgesetzbuch und EMAS-1 Umweltschutz-Publizität gem. EMAS-I Anforderungen an Inhalte von Umwelterklärungen gem. EMAS-I nach der "Handreichung" des Umweltgutachterausschusses Beurteilungskriterien des Rankings vom Öko-Institut e.V. Umweltschutz-Publizität gem. EMAS-II Ausgewählte internationale und nationale Standardisierungsvorschläge Aufbau eines Nachhaltigkeitsberichts gem. GRI Beurteilungskriterien des Rankings 1998 vom future e. VJ Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Beurteilungskriterien des Rankings von SustainAbility/ United Nations Environment Programme
3
5 6 7 9 11 12 17 20 21 23 24 25 29 31 33 36 37 39
40 42 44 45 47 48 49
Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-18: Emissionserklärung gem. § 27 BImSchG Abbildung 2-19: Nachweisbücher gem. §§ 42-48 KrW-/AbfG Abbildung 2-20: Abfallwirtschaftskonzepte und -bilanzen gem. §§ 19,20 KrW-/ AbfG Abbildung 2-21: Umweltschutz-Reporting an Statistische Ämter Abbildung 2-22: Inhalte von Mitteilungen an den Betriebsrat gem. Störfall-Verordnung Abbildung 2-23: Sicherheitsdatenblatt gem. GefStoffV Abbildung 2-24: Modell einer (idealtypischen) umweltschutzbezogenen Unternehmensbeurteilung Abbildung 2-25: Entscheidungen ausgewählter Anspruchsgruppen im Überblick Abbildung 2-26: Risikobausteine und Risikoerfassungskonzept des UHM Abbildung 2-27: Risikoerfassungsbögen von Versicherungsunternehmen Abbildung 2-28: Umweltschutzbezogene Erweiterungen des Scoring-Modells Abbildung 2-29: Umweltschutz-Reporting im Rahmen des Akquisitionsprozesses Abbildung 2-30: Environmental due diligence-Checkliste Abbildung 2-31: Stufenweiser Auswahlprozess der ÖKOVISION. Abbildung 2-32: Öko-Rating-Modell der ökom Abbildung 2-33: Portfolio zur umweltschutzbezogenen Unternehmensbeurteilung Abbildung 2-34: Fragebogen des VDA zur ökologischen Beurteilung von Lieferanten Abbildung 2-35: Life Cycle Assessment-Report gem. DIN EN ISO 14040 Abbildung 3-1: Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung
3-2: 3-3: 3-4: 3-5: 3-6:
Abbildung Abbildung Abbildung Abbildung
3-7: 3-8: 3-9: 3-10:
Abbildung 3-11: Abbildung 3-12: Abbildung 3-13:
Entwicklung der Anzahl deutscher Unternehmen, die Umweltberichte und/oder Umwelterklärungen publizieren Zielsetzungen der Untersuchungen Ableitungsbasis der Kriterienraster Untersuchungsumfang und Untersuchungszeitraum Ausgestaltung von Umwelterklärungen Anforderungen an die Beschreibung und umweltschutzbezogene Beurteilung der Tätigkeiten sowie der zusammenfassenden Zahlenangaben Anforderungen an die Beschreibung der Tätigkeiten Berichtsinhalte zur Beschreibung der Tätigkeiten Input- und Outputströme Möglichkeiten der Beurteilung umweltrelevanter Tätigkeiten Mögliche sonstige Faktoren, die den betrieblichen Umweltschutz betreffen Anforderungen an die Umweltpolitik Mögliche Leitsätze im Rahmen der Darstellung der Umweltpolitik
XIII 55 56 57 58 61 62 67 69 71 72 75 77 79 82 83 85 86 87
94 96 97 98 101
102 103 104 105 106 108 109 110
XIV
Lange/Ahsen/Daldrup
Abbildung 3-14: Anforderungen an das Umweltprogramm 112 Abbildung 3-15: Beispiele für die ökologische Vorteilhaftigkeit von Umweltschutzmaßnahmen 114 Abbildung 3-16: Anforderungen an das Umweltmanagementsystem 115 Abbildung 3-17: Ausgestaltungsmöglichkeiten der Darstellung der Umweltmanagementsysteme 116 Abbildung 3-18: Aspekte der Dialogorientierung 117 Abbildung 3-19: Aspekte der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit 118 Abbildung 3-20: Unternehmensgröße 119 Abbildung 3-21: Branchenzugehörigkeit der Standorte 120 Abbildung 3-22: Registrierungsdatum der Umwelterklärungen 121 Abbildung 3-23: Inhaltliche Bereich von Umwelterklärungen 123 Abbildung 3-24: Tätigkeitsmerkmale des Unternehmens am Standort 125 Abbildung 3-25: Darstellungen zur Standortfläche 126 Abbildung 3-26: Zahlenangaben zu Input- und Outputströmen 127 Abbildung 3-27: Zahlenangaben in Abhängigkeit von der Branche 128 Abbildung 3-28: Beispiel einer Stoff- und Energieflussrechnung 130 Abbildung 3-29: Anzahl der Unterpositionen von Stoff- und Energieflussrechnungen 131 Abbildung 3-30: Klassifikation und Maßeinheiten fiir Zahlenangaben zu den Input- und Outputströmen 133 Abbildung 3-31: Form der Beurteilung der Input- und Outputströme 135 Abbildung 3-32: Abbildung von Kennzahlen zu Input- und Outputströmen ... 137 Abbildung 3-33: Angaben zu den sonstigen Faktoren 138 Abbildung 3-34: Darstellung von Umweltschutz-Investitionen und-Betriebskosten 139 Abbildung 3-35: Leitsätze im Rahmen der Umweltpolitik 141 Abbildung 3-36: Handlungsgrundsätze gem. Anhang I D 143 Abbildung 3-37: Konkrete Umweltziele und Umweltschutzmaßnahmen 145 Abbildung 3-38: Konkretheit von Umweltprogrammen 146 Abbildung 3-39: Beispiel für ein Umweltprogramm 147 Abbildung 3-40: Anforderungen an Umweltmanagementsysteme 149 Abbildung 3-41: Bewertung und Registrierung der Auswirkungen auf die Umwelt 151 Abbildung 3-42: Darstellung der Umweltmanagementsysteme in Abhängigkeit von dem Registrierungsdatum 152 Abbildung 3-43: In Umwelterklärungen angesprochene Adressaten 154 Abbildung 3-44: Einsatz von Abbildungen 155 Abbildung 3-45: Einsatz von Abbildungen in den inhaltlichen Bereichen 156 Abbildung 3-46: Tätigkeitsmerkmale des Unternehmens am Standort 160 Abbildung 3-47: Darstellungen zur Standortfläche 160 Abbildung 3-48: Vorjahreswerte zu Input- und Outputströmen 162 Abbildung 3-49: Beurteilung von Produktionsprogrammen, -anlagen und -prozessen 163 Abbildung 3-50: Form der Beurteilung der Input- und Outputströme 164 Abbildung 3-51: Angaben zu den sonstigen Faktoren 165
Abbildungsverzeichnis Abbildung 3-52: Handlungsgrundsätze gem. Anhang I D Abbildung 3-53: Darstellungsform der Umweltprogramme Abbildung 3-54: Darstellungen zu Veränderungen des Umweltmanagementsystems Abbildung 3-55: Anforderungen an Umweltmanagementsysteme Abbildung 3-56: Einsatz von Abbildungen Abbildung 3-57: Ausgestaltung von Umwelterklärungen gem. EMAS-II Abbildung 3-58: Anforderungen an die Umweltpolitik gem. EMAS-II Abbildung 3-59: Anforderungen an Umweltmanagementsysteme gem. EMAS-II Abbildung 3-60: Anforderungen an die Darstellung der Umweltaspekte und Umweltauswirkungen gem. EMAS-II Abbildung 3-61: Anforderungen an die Beschreibungen der Umweltzielsetzungen und -einzelziele gem. EMAS-II Abbildung 3-62: Anforderungen an die Darstellung der Umweltleistungen gem. EMAS-II Abbildung 4-1: Abbildung 4-2: Abbildung 4-3: Abbildung 4-4: Abbildung 4-5:.
Abbildung 4-6: Abbildung 4-7:
Abbildung 4-8: Abbildung 4-9: Abbildung 4-10: Abbildung 4-11: Abbildung 4-12: Abbildung 4-13: Abbildung 4-14: Abbildung 4-15:
Ansatzpunkte eines zielorientierten UmweltschutzReporting Grundsätze ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting in der Literatur System von Grundsätzen ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting Standardisierungsvorschläge zur Prüfung des Umweltschutz-Reporting im Überblick International Auditing Practice Statement 1010: „The Consideration of Environmental Matters in the Audit of Financial Statements" Grundsätze ordnungsmäßiger Durchfuhrung von Umweltberichtsprüflingen (IDW PS 820/99) Umweltschutz-Kennzahlensystem gern DIN EN ISO 14031 sowie Bundesumweltministerium/Umweltbundesamt Operative Leistungskennzahlen gern DIN EN ISO 14031... Managementleistungskennzahlen gem. DIN EN ISO 14031 Entwicklungsstufen betriebswirtschaftlicher Kennzahlensysteme Perspektiven einer Balanced Scorecard nach Kaplan/Norton Balanced Scorecard als Managementprozess Perspektiven einer umweltschutzbezogenen Balanced Scorecard Ableitung umweltschutzbezogener finanzieller Kennzahlen im Rahmen einer Shareholder-Value-Konzeption Ableitung relativer Umweltwirkungskennzahlen
XV 168 169 170 171 173 182 184 185 187 188 190
195 199 201 209
211 214
218 219 220 222 224 225 229 230 231
XVI Abbildung 4-16: Abbildung 4-17: Abbildung 4-18: Abbildung 4-19:
Lange/Ahsen/Daldrup Ableitung geschäftsprozessbezogener Kennzahlen Ableitung stakeholderbezogener Kennzahlen Konzeption eines modularen Berichtssystems Ausgewählte Module eines umweltschutzbezogenen Reportingsystems
233 235 238 239
Abkürzungsverzeichnis
XVII
Abkürzungsverzeichnis AB1EG Anh. BB BGBl. BFuP BI/GF BMU BSC BUMIS BUWIS CEO CF-Rol CIM DAX DB DBW DCF DIN DÖV DStR DtA DV DVB1. ECI EMAS EN EPE EPI EuZW EVA F&E FEE FN-IDW GoB GRI GuV h.M. HFA HUK-Verband IAPC
Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Anhang Betriebs-Berater Bundesgesetzblatt Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis Bankinformation und Genossenschaftsforum Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Balanced Scorecard Betriebliches Umweltschutz-Managementinformationssystem Betriebliches Umweltschutz-Informationssystem chief executive officer Cash Flow-Return on Investment Computer Integrated Manufacturing Deutscher Aktienindex Der Betrieb Die Betriebwirtschaft Discounted Cash Flow Deutsches Institut für Normung e.V. gleichzeitig: Deutsche Norm Die Öffentliche Verwaltung Deutsches Steuerrecht Deutsche Ausgleichsbank Datenverarbeitung Deutsches Verwaltungsblatt environmental condition indicator Environmental Management and Auditing System Europäische Norm environmental performance evaluation environmental performance indicator Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht Economic Value Added Forschung und Entwicklung Fédération des Experts Constables Européens Fachnachrichten IDW Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und Bilanzierung Global Reporting Initiative Gewinn- und Verlustrechnung herrschende Meinung Hauptfachausschuß Verband der Haftpflichtversicherer, Unfallversicherer, Autoversicherer und Rechtsschutzversicherer e.V. International Auditing Practices Committee
XVIII
Lange/Ahsen/Daldrup
IAS ICC IDW IFAC IÖW ISA ISO KfW KMU LCA MPI NACE
International Accounting Standards International Chamber of Commerce Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. International Federation of Accountants Institut für ökologische Wirtschaftsforschung e.V. International Standards on Auditing International Organization for Standardization Kreditanstalt für Wiederaufbau kleine und mittlere Unternehmen Life Cycle Assessment management performance indicator Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige in den Europäischen Gemeinschaften Normenausschuß Grundlagen des Umweltschutzes im DIN Nordrhein-Westfalen Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht Neue Wirtschaftsbriefe operational performance indicator Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme Produktions- und Recyclingplanungssystem Reichsgesetzblatt Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe Rentabilität/ Liquidität Stoff- und Energieflussrechnung Small and Medium Enterprises Umweltbundesamt Umwelthafitpflicht-Modell Umweltmanagement Umweltmanagementsystem United States - Generally Accepted Accounting Principles UmweltWirtschaftsForum Verband der Automobilindustrie Verein deutscher Ingenieure Verfasser Versicherungsrecht Versicherungspraxis Wheighted Average Cost of Capital World Industry Council for the Environment Die Wirtschaftsprüfung Zeitschrift für Angewandte Umweltforschung Zeitschrift für Betriebswirtschaft Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung Zeitschrift für Planung Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie
NAGUS NRW NVwZ NWB OPI PPS-Systeme PRPS RGBl. RHB-Stoffe RL SEFR SME UBA UHM UM UMS US - GAAP UWF VDA VDI Verf. VersR VP WACC WICE WPg ZAU ZfB ZfbF ZP ZVEI
Problemstellung
1
Problemstellung Eine zielorientierte Unternehmensführung erfordert die Bereitstellung umweltschutzrelevanter Informationen in problem- und empfängerorientiert aufgebauten Berichtssystemen. Dabei sind - ggf. im Zusammenhang mit einer Zertifizierung gem. EMAS-VO und/oder DIN EN ISO 140011 - verdichtete Informationen für Planungs-, Steuerungs- und Kontrollzwecke zunächst an interne Anspruchsgruppen bereitzustellen. Auf Basis des zu implementierenden Datenpools ist der Auf- und Ausbau von Informationsbeziehungen auch zu externen Anspruchsgruppen möglich. Das externe Umweltschutz-Reporting befindet sich in einer dynamischen Entwicklung. Die steigende Relevanz der obligatorischen wie fakultativen Bereitstellung umweltschutzbezogener Informationen ergibt sich u.a. aus dem Rechnungslegungsstandard „Aufstellung des Lageberichts" (IDW RS HFA 1/98), dem Sachverständigenentwurf zum Umweltgesetzbuch (UGB-KomE), der Novellierung der EMAS-VO (EMAS-II), der anhaltenden - auch internationalen - Diskussion um eine Standardisierung der Inhalte von Umwelterklärungen und -berichten einschließlich der hiermit verbundenen Weiterentwicklung eines Systems von Grundsätzen ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting sowie den „Grundsätzen ordnungsmäßiger Durchführung von Umweltberichtsprüfungen" (IDW PS 820/99). Hierbei ist von - zumindest teilweise - differierenden Informationsbedürfnissen über die umweltschutzbezogene Lage eines Unternehmens auszugehen. Insofern die Anspruchsgruppen, wie z. B. Versicherungen, Kreditinstitute oder Unternehmenskäufer, ausschließlich an der Realisierung finanzieller Zielbeiträge interessiert sind, benötigen sie Informationen über die Interdependenzen zwischen dem betrieblichen Umweltschutz und der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens. Hierüber hinausgehend werden etwa Investoren und Kunden, die auch ökologische Ziele verfolgen, den jeweiligen Entscheidungen zusätzlich Informationen über die ökologische Lage eines Unternehmens zugrunde legen. Ziel des vorliegenden Buches ist es, das Spektrum des externen Umweltschutz-Reporting, das von publizierten über adressaten- bis zu benutzerspezifischen Informationen reicht,2 zu analysieren. Dabei sollen (mögliche) umweltschutzbezogene Informationsinhalte im Rahmen der Berichterstattung einerseits über die ökologische Lage und andererseits Uber die Interdependenzbeziehungen zur wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens dargestellt werden. Aus den Ergebnissen werden Empfehlungen zur Ausgestaltung einzelner Berichtsmodule im Rahmen eines Reportingsystems abgeleitet.
1
2
Zu den vollständigen Titeln und Quellen der in diesem Buch verwendeten Rechtsvorschriften, Normen und Richtlinien vgl. das entsprechende Verzeichnis (Seite 261). Zur Klassifizierung der Interessentenkreise allgemein verfügbarer sowie adressaten- oder benutzerspezifischer Unternehmensinformationen vgl. Lange 1989, S. 7-13.
2
Lange/Ahsen/Daldrup
Die Informationsbereitstellung in Umwelterklärungen und -berichten steht hier im Vordergrund des Interesses, wobei diese Berichtsmodule allerdings in ein umfassenderes Reportingsystem einzubetten sind. Daher ist, nachdem Begriff, Arten und Ziele des Umweltschutz-Reporting erläutert worden sind (Kapitel 1), zunächst die Umweltschutz-Publizität auch im Rahmen der handelsrechtlichen Rechnungslegung und aufgrund zwingender umweltrechtlicher Vorschriften zu analysieren (Kapitel 2.1). Hierüber hinausgehend ist das UmweltschutzReporting an spezifische Adressaten, d. h. gegenüber einzelnen, gesetzlich gewollten Informationsempfängern, zu untersuchen (Kapitel 2.2). Zudem kann die Aufstellung von „specialized reports for specific types of users"3 informationszweckentsprechend sein, so dass unsere Analyse um das UmweltschutzReporting an spezifische Benutzer, das sich aus den faktischen Machtpositionen zwischen Informationsanbieter und -nachfrager ergibt, zu erweitern ist (Kapitel 2.3). Im Rahmen dieses Gesamtspektrums werden - entsprechend der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Bedeutung — Umwelterklärungen und -berichte einer vertiefenden Analyse unterzogen. Hierzu ist es notwendig, die Berichtspraxis in Umwelterklärungen empirisch zu analysieren (Kapitel 3). In diesem Kapitel sind auch die Auswirkungen zu erörtern, die sich aus der Novellierung der EMAS-VO (EMAS-II) auf die Berichtspraxis ergeben können. Auf dieser Basis werden Möglichkeiten zur Erhöhung des Informationswertes des (internen und externen) Umweltschutz-Reporting, insb. durch (1) Beachtung von Grundsätzen ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting, (2) Prüfung der bereitgestellten Informationen, (3) Nutzung von Umweltschutz-Kennzahlen auf Basis der Balanced ScorecardKonzeption sowie (4) Aufbau modularer Berichtssysteme, diskutiert (Kapitel 4). Abschließend werden die Ergebnisse thesenförmig zusammengefasst (Kapitel 5). Abbildung 0-1 zeigt den Aufbau der Arbeit und verdeutlicht die Betrachtungsebenen der einzelnen Kapitel.
3
Bedford 1973, S. 119; vgl. auch Lange 1989, S. 47.
Problemstellung
3 Internes und externes Umweltschutz-Reporting
Begriff, Arten und Ziele des Umweltschutz-Reporting im Rahmen eines umweltschutzbezogenen Controllingsystems Externes Umweltschutz-Reporting Spektrum und Ausgestaltung des externen UmweltschutzReporting Kap. 2.2 Umweltschutz-Reporting an die allgemeine Öffentlichkeit: Umweltschutz-Publizität
Bcrichtspraxis in Umwcltcrklarungen gemäß EMAS-VO
Obligatorisches UmweltschutzReporting an spezifische Adressaten aufgrund umweltrechtlicher Vorschriften
Kap. 2.3 ', UmweltschutzReporting an spezifische Benutzer
Möglichkeiten zur Erhöhung des Informationswertes des Umweltschutz-Reporting Zusammenfassung Abbildung 0-1:
Aufbau der Arbeit
Kapitel 1
5
1
Begriff, Arten und Ziele des UmweltschutzReporting im Rahmen eines umweltschutzbezogenen Controllingsystems
1.1
Begriff und Grundlagen des Umweltschutz-Reporting
*
Definition
Unter Umweltschutz-Reporting - auch als „ökologieorientierte Berichterstattung" 4 , „ökologische Berichterstattung" 5 , „Umweltberichterstattung" 6 oder "corporate environmental reporting" 7 bezeichnet - verstehen wir die fallweise und/ oder regelmäßige Bereitstellung von Informationen über die (vergangenheits- und zukunftsorientierte) umweltschutzbezogene Lage eines Unternehmens an interne und externe Anspruchsgruppen. •
Berichterstattung über die ökologische Lage
Die umweltschutzbezogene Lage eines Unternehmens umfasst zum einen die ökologische Lage, die durch die von den Unternehmensaktivitäten ausgehenden Umweltwirkungen bestimmt wird. Dabei sind Umweltwirkungen alle durch Eingriffe in den Naturhaushalt verursachten Auswirkungen auf Atmosphäre, Boden, Wasser, Pflanzen, Tiere und Menschen vor allem in Form der stofflichen oder energetischen Input- und Outputströme (vgl. Abbildung 1-1) sowie etwa der Bodenversiegelungen und Veränderungen des Landschaftsbildes. Unternehmen c
Prozesse
1 I
Inputströme
• Sonstiges
Abbildung 1-1:
5 6 7
J.5 C
Produkte
T Umweltwirkungen: Stoff- und Energieströme • Material • Wasser • Energie
4
. ___ Projekte
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Outputströme Emissionen in die Atmosphäre Ableitungen in Gewässer/Kanalisation Abfallaufkommen Veränderung der Kontaminierung von Böden • Lärm • Sonstiges
• • • •
Umweltwirkungen als Determinanten der ökologischen Lage
Schulz 1995, S. 25f. Keller 1996, S. 11; Zwyssig 1996, S. 127f. Fichter/Loew 1997, S. 12; Steven/Schwarz/Letmathe 1997, S. 12-15. White/Zinkl 1997, S. 2.
i
6 •
Lange/Ahsen/Daldrup Berichterstattung über die Interdependenzbeziehungen zur wirtschaftlichen Lage
Zum anderen umfasst die umweltschutzbezogene Lage auch die (positiven und negativen) Interdependenzen zwischen dem betrieblichen Umweltschutz und der wirtschaftlichen Lage i.S.d. (vergangenheitsbezogenen) Jahresabschlusslage (Vermögens-, Finanz- und Ertragslage) und der (zukunftsbezogenen) Effektivlage (vgl. Abbildung 1-2) eines Unternehmens. 8
Fähigkeit eines Unternehmens zur Deckung des Fremdkapitals durch bilanzielles Vermögen und Ermittlung einer Reinvermögensgröße als Eigenkapital (bei Einzelbewertung):
statisches Schuldendeckungspotential Abbildung 1-2:
Fähigkeit eines Unternehmens zum künftigen Ausgleich aller Ein- und Auszahlungen, d.h. der Sicherstellung der jederzeitigen Auszahlungsdeckung:
dynamisches Schuldendeckungspotential
Wirtschaftliche Lage i.S.d. stakeholderorientierten Effektivlage 9
Aus den Umweltwirkungen können einerseits finanzielle Risiken resultieren, die aus entgehenden Deckungsbeiträgen oder zusätzlichen Kosten bzw. Investitionsauszahlungen entstehen und teilweise sogar zur Gefährdung des Fortbestandes des Unternehmens fuhren, wie dies beispielsweise bei behördlich angeordneten Verpflichtungen zur Stillegung von Anlagen oder zur Sanierung kontaminierter Grundstücke möglich ist. Andererseits ergeben sich aus dem betrieblichen Umweltschutz aber auch Chancen, wie insb. eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit aufgrund von Differenzierungsvorteilen, vor allem durch umweltverträgliche Produkte und/oder Prozesse, sowie Kostensenkungspotentialen, insb. durch eine systematische Reduzierung des Ressourceneinsatzes und/oder z. B. des Abfallaufkommens. 8
9
Die Bereitstellung von Jahresabschlussinformationen ist allerdings nur insoweit für den Informationsempfänger entscheidungsrelevant, als hieraus Indikatoren für die Effektivlage des Unternehmens abgeleitet werden können. Vgl. so bereits Lange 1989, S. 17-20.
Kapitel 1
7
Diese Interdependenzbeziehungen lassen sich durch Ergebnisse der empirischen Zielforschung belegen. Entsprechende Untersuchungen wurden etwa von Meffert/Kirchgeorg10, Raffee/Förster/Fritz11 und Tarara12 durchgeführt. 13 Die in Abbildung 1-3 dargestellten Ergebnisse zeigen, dass dem Umweltschutz zwar keine hohe Priorität im Zielsystem eines Unternehmens beigemessen wird, deutlich wird aber die komplementäre Beziehung des Umweltschutzes zu (fast) allen anderen Unternehmenszielen. I |
Meffert/Kirchgeorg 1 (1989) 1 Interdependenz
Rang
Ziel
(insg.12)
Wettbewerbsfähigkeit isU langfristige Gewinnerzielung ¡0 Produktivität Kosteneinsparungen
4 2
3 - < 4 - 4
Mitarbeitermotivation
5.
Image/Ansehen in der Öffentlichkeit
6.
Erschließung neuer Märkte
|
7.
Umweltschutz
8.
Arbeitsplätze
9.
Marktanteil
10.
..
Umsatz kurzfristige Gewinnerzielung j •1
12.
|4
^4—
Raffée/Forster/ Fritz (1992)
« :
12.
4
7.
++
14.
+++
21.
4
Interdependenz
Rang (insg.12)
+ +
1.
++
3
TT
,1 1
-
+
-
+ ++
4
TT
6.
-
4
Jg
- -
++ -H-
+ + +
|
3. c
Tarara (1995)
Interdependenz
Rang (insg.24)
+ +
1 S
KH + .
«
|
,9.
—
16.
4
18.
j« - -(+)
15.
|
22. 14
11.
+ +
(+)
!*—
+
4
+
[-
4—-
+
12.
4—-
10.
9
;
Legende:
+ = Zielkomplementarität - = Zielkonkurrenz ( + / - ) * Annähemde Zielneutralität mit Tendenz zur Zielkomplementarität bzw. -konkurrenz
Abbildung 1-3:
Ergebnisse empirischer Zielforschung 14
Dies führt dazu, wie auch eine 1997 durchgeführte Umfrage des Unternehmerinstituts der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmen e.V. bei 434 mittelständischen Unternehmen zeigt, dass die Implementierung eines Umweltmanagementsystems durchaus - auch allein auf Basis monetärer Zielgrößen - vorteilhaft sein kann. 15 10 11 12 13
14 15
Vgl. Meffert/Kirchgeorg 1998, S. 44-48. Vgl. Raffee/Förster/Fritz 1992. Vgl. Tarara 1997, S. 150-198, insb. S. 177-180. Zu weiteren empirischen Untersuchungen vgl. etwa Baum/Sturm/Wittmann 1996; Coenenberg et al. 1994. Vgl. allgemein zur Einbeziehung des Umweltschutzes in das unternehmerische Zielsystem Haasis 1996, S. 38-53. Zusammengestellt aus Fritz 1995, S. 349 und S. 351; Meffert/Kirchgeorg 1998, S. 47; Raffee/Förster/Fritz 1992, S. 244; Tarara 1997, S. 177f. So beziffern in der genannten Untersuchung knapp die Hälfte der Befragten die jährlichen Einsparungen auf über 100.000 DM, woraus sich bei durchschnittlichen Implementierungskosten von ca. 160.000 DM Amortisationszeiten von
8 *
Lange/Ahsen/Daldrup Umweltschutz-Reporting und "tripple bottom line"
Ausgehend von dem so abgegrenzten Umweltschutz-Reporting wird - vor allem international - eine Erweiterung zum social and environmental reporting {Gray/Owen/Adams)16, Sustainable Development Reporting (SustainAbilitiy/ United Nations Environment Programme)17 oder auch zum Sustainability Reporting (Global Reporting Initiative)18 diskutiert. Diesen Berichtskonzeptionen ist gemeinsam, dass ihnen die sog. "tripple bottom line", die eine ökonomische, ökologische und soziale Dimension umfasst, zugrunde gelegt wird. Sie unterscheiden sich allerdings im Hinblick auf die Reichweite der Integration. Als einen "simple, cheap and eminently practicable first step" 19 fordern Gray/ Owen/Adams die Zusammenfassung von "all currently disclosed social, environmental and employee information into a single social and environmental report within the existing conventional Annual Report" 20 . In ähnlicher Weise argumentieren SustainAbility/United Nations Environment Programme-, "three separate reporting activities is usually going to be both complicated and expensive. Increasingly, leading companies will think in terms of integrating at least the key elements of their financial, environmental and social reporting" 21 , wobei die Informationsbereitstellung aber in einem eigenständigen "sustainable development report" erfolgen soll. Die Global Reporting Initiative weist zudem darauf hin, dass "a sustainability report, however, is more than the sum of environmental, social and economic information. It must seek to integrate this information to allow readers to understand the inter-relations and balance between the three dimensions from the standpoint of both process (how decisions are made) and outcome (the results of decisions)." 22 Die Berichtskonzeptionen stimmen also in der Forderung überein, dass Unternehmen zusätzlich zu ökologischen gleichermaßen auch ökonomische und soziale Informationen bereitstellen sollen, wobei allerdings weitgehend offen bleibt, was unter der ökonomischen und sozialen Dimension zu verstehen ist. Dagegen vertreten wir die Auffassung, dass eine Integration sämtlicher ökonomischer, ökologischer und sozialer Informationen in einen einzigen Bericht unabhängig davon, ob es sich hierbei um einen Geschäfts- oder Umweltbericht handelt - weder aus Sicht der Informationsanbieter noch der Informationsnachfrager zweckentsprechend ist. 23 Vielmehr erfordert eine zielorientierte, an den heterogenen Bedürfnissen der unterschiedlichen Anspruchsgruppen ausgerichtete Re-
16 17 18 19 20 21 22 23
durchschnittlich weniger als 1,5 Jahren ergeben. Vgl. Günther 1998 S. 18; Günther et al. 1997, S. 33f. Vgl. Gray/Owen/Adams 1996. Vgl. SustainAbility/United Nations Environment Programme 1997. Vgl. Global Reporting Initiative 1999. Gray/Owen/Adams 1996, S. 299. Ebenda, S. 298. SustainAbility/United Nations Environment Programme 1997, S. 28. Global Reporting Initiative 1999, S. 29. Dies zeigen nicht zuletzt auch die Erfahrungen mit einer gesellschaftsbezogenen Rechnungslegung (vgl. etwa Reichmann/Lange 1980).
Kapitel 1
9
portingkonzeption unseres Erachtens die Bereitstellung differenzierter, allgemein verfügbarer sowie adressaten- bzw. benutzerspezifischer Berichte. Unstrittig ist allerdings, dass das Umweltschutz-Reporting die Interdependenzbeziehungen zwischen dem Umweltschutz und weiteren Dimensionen der Unternehmenstätigkeit, insb. zur wirtschaftlichen und sozialen Lage 24 , umfassen sollte. •
Arten umweltschutzbezogener Informationen
In Abhängigkeit davon, ob die bereitgestellten Informationen zur Beurteilung der ökologischen Lage oder der Interdependenzbeziehungen zur wirtschaftlichen Lage dienen sollen, lassen sich die in Abbildung 1-4 dargestellten Arten umweltschutzbezogener Informationen unterscheiden.
Abbildung 1-4: Arten umweltschutzbezogener Informationen Voraussetzung des Umweltschutz-Reporting ist - wie im einzelnen noch zu diskutieren sein wird - die Erweiterung des betrieblichen Informationssystems um ein Betriebliches Umweltschutz-Informationssystem 25 . Dieses kann auf einen Datenpool zurückgreifen, in dem die Daten zunächst (unbewertet) als Arten und Mengen, z. B. der produzierten bzw. abgesetzten Leistungen, des Material-, Was24
25
Von besonderer Bedeutung sind hier etwa die Interdependenzbeziehungen zwischen dem Umweltschutz und der Arbeitssicherheit sowie dem Gesundheitsschutz. Vgl. zur Berichterstattung über die soziale Lage bereits die Beiträge zur gesellschaftsbezogenen Rechnungslegung, z. B. von Budäus 1977; Dierkes 1984; Reichmann/Lange 1980; Wysocki 1981. Vgl. z. B. Lange/Schaefer 1998, S. 309-316 und die dort angegebene Literatur.
10
Lange/Ahsen/Daldrup
ser- und Energieeinsatzes sowie der Emissionen in die Atmosphäre, die Ableitungen in Gewässer oder die Kanalisation und des Abfallaufkommens, zweckneutral erfasst sind. Die ökologische Beurteilung dieser Daten wird in der Praxis i.d.R. anhand von relativierenden Kennzahlen(-vergleichen) oder verbal-kommentierend vorgenommen. 26 Im Schrifttum wird darüber hinaus auch eine nicht-monetäre Bewertung, z. B. anhand ordinaler (z. B. ABC-Analysen) oder kardinaler (z. B. Nutzwertanalysen) Methoden, vorgeschlagen.27 Neben diesen anhand ökologischer Kriterien generierten Informationen sind auch monetäre Informationen bereitzustellen, wie u.a. zusätzliche Ist- und Plan-Erlöse aus umweltfreundlichen Produkten, die Ist- und Plan-Umweltschutzkosten und die zur umweltschutzbezogenen Investitionsplanung und -kontrolle benötigten (mehrwertigen) projektbezogenen Ein- und Auszahlungen.
1.2
Arten des Umweltschutz-Reporting
Die so klassifizierten Informationen werden entscheidungsorientiert aufbereitet, verdichtet und zunächst für Zwecke der zielorientierten Unternehmensführung an interne Anspruchsgruppen bereitgestellt (internes Umweltschutz-Reporting). Hierauf fundierend sind von der Unternehmensleitung Entscheidungen über die Ausgestaltung der Informationsbereitstellung an (spezifische,) externe Anspruchsgruppen zu treffen (externes Umweltschutz-Reporting). Zur Differenzierung der internen und externen Anspruchsgruppen wird im Folgenden das (gesetzlich fixierte) Recht auf Nutzung des Informationspotentials des Betrieblichen Umweltschutz-Informationssystems herangezogen. Dieses Recht auf Einsichtnahme in die Determinanten der umweltschutzbezogenen Lage eines Unternehmens impliziert vor allem die Möglichkeit, dass die internen Anspruchsgruppen - in Abhängigkeit von ihren Verantwortungsbereichen und den damit verbundenen Zugriffsrechten - eigeninitiativ (aktiv) zusätzliche Informationen, insb. auch hinsichtlich der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, einsehen können. 28 •
Umweltschutz-Reporting an interne Anspruchsgruppen
Zu den internen Anspruchsgruppen (vgl. Abbildung 1-5) gehören nach der hier vorgenommenen Klassifizierung zum einen die Geschäftsführung bzw. das Management sowie Gesellschafterorgane. Zum anderen sind auch die Umweltschutzbeauftragten sowie die Prüfungsorgane eines Unternehmens mit umfassenden Einsichtsrechten in das Informationspotential des Betrieblichen Umwelt26 27 28
Vgl. Lange/Ahsen/Daldrup 1999, S. 206. Vgl. z. B. Stahlmann 1994, S. 8f.; Letmathe 1998, S. 71-81; Letmathe/Steven 1999, S. 541-547. Vgl. Lange 1989, S. 7f.
Kapitel 1
11
schutz-Informationssystems ausgestattet und damit als interne Anspruchsgruppen zu betrachten. Interne Anspruchsgruppen Geschäftsführungsorgane / Management Unternehmensleitung (Top-Management) ^ Unternehmensleitung eines herrschenden Unternehmens bzw. einer Konzemobergesellschaft ^
Weiteres Management
Gesellschafterorgane Aufsichtsrat, insb. der AG, KGaA, sowie ggf. der GmbH ^
Nicht-geschäftsfuhrende Gesellschafter der GmbH, KG, OHG
Umweltschutzbeauftragte — • Betriebsbeauftragte für Immissionsschutz (Immissionsschutzbeauftragte) Störfallbeauftragte ->• Betriebsbeauftragte für Abfall (Abfallbeauftragte) Beauftragte für biologische Sicherheit Strahlenschutzbeauftragte — • Betriebsbeauftragte für Gewässerschutz (Gewässerschutzbeauftragte) - • Gefahrgutbeauftragte — • Umweltmanagementsystem-Vertreter Prüfungsorgane ->• Jahresabschlussprüfer Umweltberichtsprüfer Umweltbetriebsprüfer gemäß EMAS-VO Umweltgutachter gemäß EMAS-VO Umweltmanagement-Auditoren gemäß DIN EN ISO 14001 ff. ->• Umweltmanagement-Zertifizierer gemäß DIN EN ISO 14001 ff.
Abbildung 1-5:
*
Interne Anspruchsgruppen
Umweltschutz-Reporting an externe Anspruchsgruppen
Bei den externen Anspruchsgruppen ist zwischen dem Umweltschutz-Reporting an spezifische (öffentliche oder nicht-öffentliche) Adressaten aufgrund gesetzlicher Informationssonderrechte sowie an spezifische Benutzer aufgrund faktischer Machtpositionen zu unterscheiden. In ähnlicher Weise wie das adressaten- bzw. benutzerspezifische Umweltschutz-Reporting erfordert die Umweltschutz-Publizität Entscheidungen der Unternehmensleitung vor allem über Umfang, Art und Form der Bereitstellung umweltschutzbezogener Informationen. Die Umweltschutz-Publizität bezeichnet dabei, unabhängig davon, ob sie auf gesetzlicher Basis oder freiwillig erfolgt, den Teilbereich des Umweltschutz-Reporting, der auf die Bereitstellung allgemein verfugbarer Informationen an die Öffentlichkeit ge-
12
Lange/Ahsen/Daldrup
richtet ist. In Abbildung 1-6 sind die Arten des externen Umweltschutz-Reporting zusammengefasst dargestellt.
Umweltinformationsgesetz (UIG)
Abbildung 1-6:
Externes Umweltschutz-Reporting
1.3
Umweltschutz-Controlling und -Reporting
1.3.1
Umweltschutz-Reporting und Aufgaben des Controlling
*
Definition des Controlling
Controlling lässt sich als ein an ökonomischen, insb. monetären Zielgrößen zur Messung von "Erfolg" 29 , orientiertes Führungssubsystem zur Koordination von 29
Auf die Problematik der (traditionellen versus kapitalmarktorientierten) Messung von "Erfolg" wird hier nicht weiter eingegangen. Vgl. hierzu etwa Rappaport 1999, insb. S. 15-70.
Kapitel 1
13
Führungshandlungen auf allen Hierarchieebenen des Unternehmens definieren. Die aufgezeigten Interdependenzen zwischen der wirtschaftlichen und der ökologischen Lage eines Unternehmens (vgl. Kapitel 1.1) erfordern dabei eine umweltschutzbezogene Erweiterung des "konventionellen" Controllingsystems.30
•
Koordination als originäre Umweltschutz-Controllingaufgabe
Die originäre Aufgabe des umweltschutzbezogenen Controlling ist die sachliche und zeitliche Koordination der Teilsysteme des Führungssystems, insb. von Planungs-, Kontroll- und Informationssystem (führungssysteminterne Koordination). 31 Insbesondere für das Umweltschutz-Controlling sehen wir zusätzlich eine originäre Aufgabe in der fiihrungssystemübergreifenden Koordination.32 Ein entsprechender Koordinationsbedarf lässt sich beispielsweise an den Anforderungen des KrW-/AbfG verdeutlichen: Die Vorgabe, Abfälle in erster Linie zu vermeiden und in zweiter Linie stofflich oder energetisch zu verwerten (§§ 5, 6 KrW/AbfG), sowie der Grundsatz der Produktverantwortung (§§ 22-26 KrW-/AbfG) über den gesamten - auch die Entsorgung einschließenden - Lebenszyklus eines Produktes lassen sich nur durch eine unternehmensübergreifende, "vernetzte" Kooperation und der damit verbundenen Koordination verwirklichen.33 Betroffen sind Entscheidungen über Rohstoffe, Produkteigenschaften und Produktionsprozesse bis hin zu solchen über Recycling oder Beseitigung anfallender Abfälle. Durch die (führungssysteminterne und -übergreifende) Koordination soll erreicht werden, dass die Aktivitäten des Umweltschutz-Controlling unter Minimierung der Transaktionskosten auf die Optimierung der Gesamtzielerreichung ausgerichtet werden. Dabei erstreckt sich die Koordination grundsätzlich auf alle unternehmensinternen und -übergreifenden Geschäftsprozesse.
30 31
32 33
Vgl. ausführlich z. B. Lange/Schaefer 1998, S. 298-309. Damit wird deutlich, dass der Begriff Umweltschutz-Controlling anknüpfen muss an die Diskussion in der betriebswirtschaftlichen Literatur. Vgl. insb. Horväth 1998, S. 87-158; Küpper 1993, Reichmann 1997, S. 1-18 sowie zu einer Befragung der Mitglieder im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre Ahn 1999. Umweltschutz-Controlling ist insb. nicht gleichzusetzen mit der Kontrolle von art- und mengenmäßigen Umweltwirkungen, z. B. durch die Aufstellung sog. "Öko-Bilanzen", schon gar nicht in einem reaktiven Sinne, wie es etwa typisch für das Umweltschutz-Auditing ist. Vgl. auch Ahsen 1999b, S. 749f.; Janzen 1996, S. 104. Vgl. Meffert/Kirchgeorg 1996; Schneidewind 1998, S. 391; Wagner/Matten 1995, S. 51-53. Zur unternehmensübergreifenden Kooperation in Netzwerken allgemein vgl. etwa Ortmann/Sydow 1999.
14 •
Lange/Ahsen/Daldrup Informationsversorgung als derivative Umweltschutz-Controllingaufgabe
Eine zielorientierte, die einzelnen Führungsteilbereiche umfassende Koordination wird erst durch die entscheidungsebenenbezogene Bereitstellung umweltschutzbezogener Informationen in problem- und empfängerorientiert aufgebauten Berichtssystemen möglich. Das Umweltschutz-Controlling sollte sich dabei nicht auf eine passive Informationsversorgung beschränken, sondern die betriebliche Nachfrage nach umweltschutzbezogenen Informationen und Instrumenten für die empfängerorientierte Verarbeitung dieser Informationen aktivieren. Damit wird die Sicherstellung der unternehmensinternen Informationsversorgung, inkl. der Bereitstellung eines entscheidungszweckentsprechenden Instrumentenwissens, zu einer wichtigen (derivativen) Aufgabe des Umweltschutz-Controlling. Zudem umfassen die Umweltschutz-Controllingaufgaben auch den Auf- und Ausbau von Informationsbeziehungen zu externen Anspruchsgruppen. Diese Informationsversorgungsaufgaben lassen sich aber nur teilweise aus der Koordinationsaufgabe ableiten, da eine integrierte Berichtskonzeption nicht nur die Bereitstellung von Informationen zur unternehmensübergreifenden Koordination der Führungssysteme des Unternehmens mit denen etwa von Lieferanten und/oder Kunden verlangt. Aufgabe des Umweltschutz-Controlling ist unseres Erachtens darüber hinaus die Sicherstellung, dass die Informationsnachfrage aller (relevanten) externen Anspruchsgruppen eines Unternehmens befriedigt werden kann. Dies bedingt den Aufbau und die Pflege eines multifunktionalen Betrieblichen Umweltschutz-Informationssystems, das der systematischen Erfassung, entscheidungsorientierten Aufbereitung sowie problem- und empfängerorientierten Bereitstellung umweltschutzrelevanter Informationen dient.
1.3.2
Umweltschutz-Reporting auf Basis eines Betrieblichen Umweltschutz-Informationssystems
Betriebliche Umweltinformationssysteme sind betriebswirtschaftlich-technische DV-Anwendungssysteme, bei denen art- und mengenmäßige Daten (zunächst) dezentral in den operativen Datenbasen der vorhandenen betriebswirtschaftlichen und technischen Anwendungssysteme geführt werden. Hierzu gehören in Industrieunternehmen neben den Systemen der Beschaffung und des Vertriebs insb. die eng mit der Leistungserstellung verbundenen, unter dem Schlagwort „Computer Integrated Manufacturing" (CIM) zusammengefassten Systeme sowie die als (zumindest weitgehend) branchenneutral geltenden Systeme insb. der Kosten- und Leistungsrechnung, der Investitionsrechnung und der Finanzbuchhaltung. 34
34
Vgl. auch zu Folgendem Lange/Schaefer 1998, S. 309-316 und die dort angegebene Literatur. Zu einem Uberblick über Betriebliche Umweltinformationssysteme vgl. auch Haasts 1997.
Kapitel 1
15
Neben den vornehmlich unternehmensinternen Datenbasen können sich Betriebliche Umweltinfonnationssysteme aber auch auf Informationen unternehmensexterner Umweltdatenbanken beziehen, wie beispielsweise Gefahrstoffdatenbanken, Abfalldatenbanken, Emissions- und Abwasserkataster, Umweltforschungs- und Umweltliteraturdatenbanken sowie Umweltnormendatenbanken. Diese können insb. auch Informationen zur Bewertung von Umweltwirkungen bereitstellen. • Arten Betrieblicher Umweltinformationssysteme Hinsichtlich der Integration von Betrieblichen Umweltinformationssystemen in die konventionellen betriebswirtschaftlichen Systeme werden in der Literatur und Praxis drei Ansätze unterschieden: Betriebliche Umweltinformationssysteme zur Dokumentation von art- und mengenmäßigen Stoff- und Energieflüssen, die i.d.R. als Stand-alone-Systeme, d. h. ohne Schnittstellen zu anderen betrieblichen Anwendungssystemen realisiert sind und ausgewählte, administrative, ggf. auch dispositive Aufgaben des betrieblichen Umweltschutzes übernehmen. Das Betriebliche Umweltinformationssystem unterstützt die automatisierte Erstellung und Archivierung von obligatorischen Berichten an behördliche Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen sowie von Informationen an die allgemeine Öffentlichkeit. Obgleich der Aufwand für die größtenteils manuell erfolgende Datenerhebung und -eingäbe sehr groß ist, sind diese Systeme nahezu die einzigen in der Unternehmenspraxis zu findenden Betrieblichen Umweltinfonnationssysteme. Produktionsnahe Betriebliche Umweltinformationssysteme, die Uber eine vollständige Integration von Aufgaben des betrieblichen Umweltschutzes in vorhandene Komponenten des CIM-Konzeptes realisiert sind und sowohl an den Produkten (produktintegrierter Umweltschutz) als auch an den Produktionsprozessen (prozessintegrierter Umweltschutz) ansetzen können. Dementsprechend konzentrieren sich diese in der Praxis bisher lediglich ansatzweise eingesetzten Systeme im wesentlichen auf PPS-Systeme, die um umweltschutzbezogene Daten und Funktionen erweitert werden. Auf den so entstandenen Umwelt-PPS-Systemen aufbauend sind Recycling-Informationssysteme entwickelt worden, die entweder stand-alone eingesetzt, als Add-on-Komponente zu vorhandenen PPS-Systemen implementiert oder zum Integrierten Produktions- und Recyclingplanungs- und -steuerungssystem (PRPS) ausgebaut worden sind. Datenintegrierte Betriebliche Umweltinformationssysteme, die ihre ökonomischen und ökologischen Informationen aus den Datenbasen der vorhandenen betriebswirtschaftlichen und technischen DV-Anwendungssysteme sowie aus externen Umweltdatenbanken beziehen, entscheidungszweckentsprechend auswerten und zum unternehmensinternen und -externen Umweltschutz-Reporting bereitstellen. Im Vergleich zu den Stand-alone-Systemen ist der Aufwand der Datenerfassung vergleichsweise gering, die Funktionalität allerdings wesentlich komplexer. Anders als die produktionsnahen Betrieblichen Umweltinformationssysteme sind diese Systeme weniger technisch als vielmehr primär betriebswirtschaftlich ausge-
16
Lange/Ahsen/Daldrup
richtet. Ein entsprechendes (datenintegriertes) Betriebliches Umweltschutz-Informationssystem (BUWIS) wurde etwa von Lange/Schaefer35 konzipiert. *
Reportingmodule des Betrieblichen Umweltschutz-Informationssystems
Voraussetzung für die Übernahme von umweltschutzbezogenen Informationen in die BUWIS-Datenbasis ist, dass die vielfach sowohl syntaktisch als auch semantisch sehr heterogen strukturierten Datenbestände der bestehenden Anwendungssystemlandschafit sowie der unternehmensexternen Quellen in ein auf Umweltschutz-Informationen bezogenes Gesamtkonzept integriert werden. Dieses kann durch Entwicklung eines einheitlichen Umweltschutz-Datenmodells, dessen praktische Umsetzung durch die Implementierung eines umweltschutzbezogenen Data Warehouse-Systems erfolgt, realisiert werden. Die flexible, controllinggerechte Auswertung der im umweltschutzbezogenen Data Warehouse erfassten umweltschutzbezogenen Informationen erfolgt im Rahmen des Umweltschutz-Reportingsystems. Wie Abbildung 1-7 verdeutlicht, ist das Umweltschutz-Reportingsystem multifunktional, d. h. sowohl für das interne als auch für das externe Umweltschutz-Reporting anwendbar, auszugestalten. Im Gegensatz hierzu ist das Betriebliche Umweltschutz-Managementinformationssystem (BUMIS) ein ausschließlich intern genutztes Modul eines BUWIS. Das Umweltschutz-Reportingsystem beinhaltet die Generierung, Verwaltung und Distribution unterschiedlicher Umweltschutz-Reportingmodule, wie z. B. Umwelterklärungen und -berichte. Die Vielfalt der bereitzustellenden umweltschutzbezogenen Dokumente erfordert - wie im einzelnen noch zu zeigen ist - den Aufbau unternehmensindividueller Berichtshierarchien. Das Spektrum reicht hier von regelmäßigen Standardberichten bis zu fallweisen Individualberichten. Die Möglichkeit einer Unterstützung des BUWIS bei der Erstellung dieser Reportingmodule hängt dabei vor allem davon ab, inwieweit die jeweiligen Berichtsinhalte normiert sind und mit welcher Häufigkeit bzw. Regelmäßigkeit diese Dokumente erstellt werden. Die untemehmensinterne und -externe Distribution dieser Reportingmodule kann auch über Kommunikationsschnittstellen etwa zum Intranet und zum Internet erfolgen. Voraussetzung zur Erstellung der umweltschutzbezogenen Dokumente ist die Anwendung von Methoden zur Beurteilung der ökologischen Lage sowie der Interdependenzen zur wirtschaftlichen Lage. Die bereitzustellenden UmweltschutzReportinginstrumente umfassen etwa die Erstellung von Stoff- und Energieflussrechnungen, Wirkungsanalysen und produktbezogene "Öko-Bilanzen" (Life-Cycle Assessment) und/oder prozessbezogene "Öko-Bilanzen" 36 als Instrumente zur Beurteilung der ökologischen Lage eines Unternehmens. Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage wird auf die Systeme der Unternehmensrechnung, insb. der Bi-
35 36
Vgl. Lange/Schaefer 1998, S. 311 -316. Zusätzlich zu den bekannten Problemen bei der Aufstellung produkt- bzw. prozessbezogener „Öko-Bilanzen" bestehen hinsichtlich deren Aggregation zu Standort- oder sogar unternehmensbezogenen "Öko-Bilanzen" weitere (bislang) ungelöste Probleme.
Kapitel 1
17
lanz- und Erfolgsrechnung, Kosten- und Leistungsrechnung, Finanzrechnung und Investitionsrechnung zugegriffen. Dies setzt allerdings eine Ausgestaltung der Systeme voraus, die es ermöglicht, dass der umweltschutzbezogene (Ist-/Plan-) Vermögens-/Kapitaleinsatz sowie die umweltschutzbezogenen (Ist-/Plan-) Erträge/ Aufwendungen, Leistungen/Kosten und Einzahlungen/Auszahlungen gesondert ausgewiesen und unterschiedlichen Bezugsobjekten zugeordnet werden können.
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Umweltschutz-Reportingmodule, z. B. Umwelterklärung, Umweltbericlit, Umweltschutz-Kapitel i m Lagebericht
internes Umweltschutz-Reporting
externes Umweltschutz-Reporting
Datenbasis
Abbildung 1-7: Reportingsystem des BUWIS Zudem umfasst das Umweltschutz-Reportingsystem verdichtende Umweltschutz-Kennzahlen, die - ggf. auf Basis der Balanced Scorecard-Konzeption - zu einem hierarchisch strukturierten Umweltschutz-Kennzahlensystem zusammengefasst werden können. Durch Vergleiche mit entsprechenden Kennzahlen des Unternehmens, insb. in Form von Zeit-, Soll-Ist- und zwischenbetrieblichen Vergleichen, sowie mit unternehmensexternen Kennzahlen, vor allem durch Grenzwert-
18
Lange/Ahsen/Daldrup
und Unternehmensvergleiche (Benchmarking), lässt sich die Aussagefähigkeit der Informationen erhöhen. Die Konzeption eines adäquaten UmweltschutzKennzahlensystems ist hierbei grundsätzlich multifunktional, d. h. sowohl für interne als auch externe Zwecke einsetzbar, aufgebaut. Im Gegensatz hierzu ist das Betriebliche Umweltschutz-Managementinformationssystem (BUMIS), mit dem die Bearbeitung insb. strategischer Entscheidungsprobleme unterstützt wird, ausschließlich dem internen Umweltschutz-Reporting zuzuordnen.
1.4 •
Ziele des Umweltschutz-Reporting Unterschiedliche Informationsstände und Interessenlagen
Die bereits erläuterten Koordinations- und Informationsaufgaben des Umweltschutz-Controlling lassen sich - auf einer übergeordneten Ebene - aus informationsökonomischen Überlegungen herleiten. 37 Hiernach zielt das UmweltschutzControlling auf die "Bewältigung von Problemlagen aus asymmetrischen Informationsverteilungen, und zwar einerseits im Verhältnis zwischen dezentral organisierten Entscheidungsbereichen im Unternehmen wie auch andererseits im Verhältnis zwischen dem Unternehmen und den auf dieses Einfluß nehmenden außenstehenden Dritten ('Stakeholdern')" 38 ab. Eng verbunden hiermit ist, dass sowohl interne als auch externe Anspruchsgruppen Eigeninteressen verfolgen können, die (möglicherweise) in Konflikt zur Realisierung der Unternehmensziele stehen. Insgesamt soll daher durch das Umweltschutz-Reporting - aus Sicht des berichtenden Unternehmens - eine Ausrichtung der Entscheidungen interner und externer Ansprachsgruppen an den Unternehmenszielen erreicht werden. *
Entscheidungsunterstützung und -beeinflussung
Hierzu können den Entscheidungsträgern einerseits unmittelbar relevante Informationen zur Unterstützung von Planungs-, Steuerungs- und Kontrollentscheidungen zur Verfügung gestellt werden. Dies gilt nicht nur für das interne, sondern gleichermaßen auch für das externe Umweltschutz-Reporting, wie folgendes Beispiel verdeutlicht. Im Rahmen des Abschlusses eines Umwelthaftpflicht-Versiche37
Zur informationsökonomischen Fundierung des Controlling vgl. etwa Ewert 1992, S. 279-283; Schildbach 1992, S. 30-32. 38 \yagner 1997 ; s . 192. Als Stakeholder bezeichnet Freeman "any group or individual who can affect or is affected by the achievement of the firm's objectives" (Freeman 1984, S. 25). Hierbei wurde die auf der Anreiz-BeitragsTheorie basierende Koalitionstheorie, deren Betrachtung sich insb. auf Eigentümer, Manager und Mitarbeiter (Unternehmensbeteiligte) beschränkt, auf alle Stakeholder, beispielsweise auch auf Konkurrenten und Anlieger, ausgedehnt. (Vgl. Staehle/Nork 1992, S. 72-76.) Als Übersetzung des Begriffs "Stakeholder" findet sich im deutschsprachigem Schrifttum häufig der Terminus "Anspruchsgruppen". Wir verwenden beide Begriffe synonym.
Kapitel 1
19
rungsvertrages bestehen Informationsasymmetrien zwischen dem Versicherungsnehmer (Unternehmen) und dem Versicherungsgeber etwa in Bezug auf den Umgang mit Gefahrstoffen. Insbesondere kann der Versicherungsnehmer z. B. einen Informationsvorsprung über die Einhaltung von Arbeitsanweisungen zum Umgang mit Gefahrstoffen besitzen. Die hieraus resultierende Unsicherheit wird der Versicherungsgeber bei der Festlegung der Höhe der Haftpflichtprämie berücksichtigen. Durch die Bereitstellung entsprechender umweltschutzbezogener Informationen kann der Versicherungsnehmer die auf Seiten des Versicherungsgebers bestehende Unsicherheit, d. h. die Mehrwertigkeit der Erwartungen über das abzudeckende Risiko, reduzieren und damit verbunden die zu zahlende Versicherungsprämie senken. Zudem kann das Unternehmen etwa durch die Bereitstellung einer Umwelterklärung oder eines Umweltberichtes versuchen, das Vertrauen des Versicherungsunternehmens zu erhöhen und damit verbunden verbesserte Versicherungsbedingungen erzielen. In ähnlicher Weise können sich durch die externe Informationsgewährung auch positive Zielerreichungsbeiträge etwa aufgrund günstigerer Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten realisieren lassen. Ferner wird mit der Umweltschutz-Publizität die Weiterentwicklung von Deregulierungsansätzen angestrebt. So fordern Unternehmen beispielsweise auf Grundlage einer freiwilligen Teilnahme an EMAS und der hierzu obligatorisch zu validierenden und zu publizierenden Umwelterklärung verkürzte Genehmigungsverfahren sowie reduzierte Anforderungen hinsichtlich der vielfältigen Berichtspflichten an die jeweils zuständigen öffentlichen Genehmigungs- und Kontrollinstitutionen. 39 Somit kann das Umweltschutz-Reporting sowohl zur direkten Entscheidungsunterstützung auch indirekt - insb. über die Erhöhung der Motivation interner Anspruchsgruppen oder des Vertrauens externer Anspruchsgruppen - zur Beeinflussung des Entscheidungsverhaltens dienen und damit zur Realisierung eines unternehmenszielkonformen Verhaltens beitragen. •
Erzielung eines positiven Informationswertes
Letztlich soll - wie Abbildung 1-8 zeigt - dem Umweltschutz-Reporting ein positiver Informationswert zukommen. 40 Dieser ergibt sich aus einer Abwägung zwischen dem Informationsnutzen, d. h. einem höheren Erreichungsgrad der Unternehmensziele, und den Informationskosten, etwa für die Informationsbedarfsermittlung, -beschaffung, -aufbereitung und -Übermittlung41.
39
40 41
Auch im Zusammenhang mit dem staatlichen Einsatz umweltpolitischer Instrumente wird der Ansatz einer indirekten Verhaltenssteuerung mittels einer (obligatorischen) Umweltschutz-Publizität diskutiert. Vgl. hierzu Kapitel 2.1.3.2. Zu den umweltpolitischen Zielen adressatenspezifischer Berichtspflichten an einzelne Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen vgl. Kapitel 2.2.1.1 sowie an Statistische Ämter vgl. Kapitel 2.2.1.2. Vgl. Haberer 1996, S. 265f. Zu den Phasen des Informationsbereitstellungsprozesses vgl. Schaefer 1993, S. 36-43.
20
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Informations bedarfsermittlung, -beschaffung, I -aufbereitung und -Übermittlung
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Wichtige Arten der Umweltschutz-Publizität
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22
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Umweltschutzbezogene Informationen können - über die im Folgenden ausfuhrlich betrachteten Arten der Umweltschutz-Publizität (vgl. Abbildung 2-1) hinausgehend - auch in weiteren fakultativen oder obligatorischen Unternehmenspublikationen, z. B. in unterjährigen Zwischenberichten, fallweise zu veröffentlichenden Börsenzulassungsprospekten und/oder Sonderbilanzen sowie auch in Mitarbeiter- bzw. Kundenzeitschriften, produktbezogenen Werbebroschüren und dgl., allgemein verfugbar bereitgestellt werden. Ergänzend zu dieser schriftlichen Form der Informationsgewährung können umweltschutzrelevante Themen zudem im Rahmen etwa von (Bilanz-)Pressekonferenzen, Vorträgen und anderen Veranstaltungen des Unternehmens kommuniziert und mit der interessierten Öffentlichkeit diskutiert werden.
2.1.2
2.1.2.1
Umweltschutz-Publizität im Rahmen der Berichterstattung über die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens
Umweltschutz-Publizität
im Jahresabschluss
Die internalisierten finanziellen Konsequenzen der von einem Unternehmen ausgehenden Umweltwirkungen sowie der durchgeführten Umweltschutzmaßnahmen 4 4 sind in dessen Jahresabschluss, d. h. in der Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) sowie (bei Kapitalgesellschaften und neuerdings auf Basis der Änderungen durch das KapCoRiLiG auch bei bestimmten Personengesellschaften) im Anhang enthalten. Für den Ansatz, die Bewertung und den Ausweis gelten - da für den Umweltschutz keine handelsrechtlichen Sondervorschriften existieren - die gleichen Bilanzierungsregeln und -grundsätze wie für konventionelle Geschäftsvorfalle 4 5 •
Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung
Zahlreiche Positionen einer Bilanz sowie einer GuV können Bestandteile enthalten, deren Bilanzierung durch den Umweltschutz bedingt bzw. beeinflusst ist. Insbesondere (aktivierungsfähige) Umweltschutz-Investitionen sowie Umweltschutz-Rückstellungen, die ggf. in der Sammelposition "sonstige Rückstellungen" enthalten sind, können bedeutende Bestandsgrößen darstellen. Die umwelt44
45
Umweltschutzmaßnahmen werden verstanden als Aktivitäten zur Verminderung von Umweltwirkungen. Auch die Unterlassung von Maßnahmen kann zu finanziellen Auswirkungen, z. B. durch die Bildung von Rückstellungen, Zahlung von Strafen oder Abwasserabgaben, führen. Analoges gilt auch für internationale Rechnungslegungsstandards. Zur Bilanzierung von Umweltlasten und -maßnahmen nach IAS vgl. Gantzkow/Gröner 1998; Schmidbauer 2000.
Kapitel 2
23
schutzbezogenen Bestandteile der einzelnen Bilanzpositionen sind für externe Anspruchsgruppen allerdings i.d.R. nicht, zumindest nicht aus der Bilanz, erkennbar. Analoges gilt auch für die in der GuV enthaltenen umweltschutzbezogenen Erträge, etwa aus dem Verkauf von Abfällen zur Verwertung sowie ggf. zusätzlicher Umsatzerlöse aus umweltfreundlichen Produkten. Ebenso sind Aufwendungen, z. B. für „Öko"-Steuern, Abwasserabgaben und sonstige Emissionsabgaben, Abfallgebühren, Prämien für Umwelthaftpflicht-Versicherungen oder Aufwendungen insb. für Personal, Hilfs- und Betriebsstoffe, Energie, Fremdleistungen 46 sowie Abschreibungen, die für additive oder auch integrierte Umweltschutzmaßnahmen anfallen, 47 nicht aus der GuV ersichtlich. Da nach den gesetzlichen Gliederungsvorschriften i.d.R. keine umweltschutzbezogenen Positionen gesondert auszuweisen sind, 48 werden im Schrifttum Möglichkeiten freiwilliger weiterer Untergliederungen und Hinzufügungen neuer Positionen diskutiert (vgl. Abbildungen 2-2 und 2-3). Gewinn- und Verlustrechnung (Gesamtkostenverfahren) 1. Umsatzerlöse davon Erlöse aus dem Verkauf umweltschützender Produkte 4. Sonstige betriebliche Erträge davon sonstige betriebliche Erträge, die dem Umweltschutz zuzurechnen sind 5. Materialaufwand davon Aufwendungen für umweltfreundliche Rohstoffe 6. Personalaufwand davon Löhne und Gehälter für Zwecke des Umweltschutzes 7. Abschreibungen davon Abschreibungen für umweltschützende Sachanlagen 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen davon sonstige Aufwendungen für Zwecke des Umweltschutzes 9. Außerordentliche Erträge davon außerordentliche Erträge, die dem Umweltschutz zuzurechnen sind 10. Außerordentliche Aufwendungen davon außerordentliche Aufwendungen, die dem Umweltschutz zuzurechnen sind
Abbildung 2-2:
46
47 48
49
Umweltschutzbezogene GuV-Positionen nach Peemöller/Zwinget
Hierzu zählen etwa Beratungs-, Wartungs-, Mess- und Prüfleistungen sowie von Fremdunternehmen durchgeführte Umweltschutzmaßnahmen, wie z. B. die Entsorgung von Abfällen sowie Boden- und Gebäudesanierungen. Zur Abgrenzung von Umweltschutzkosten vgl. z. B. Lange/Fischer 1998, S. 109f. Zum gesonderten Ausweis etwa von Kernbrennelementen sowie von Rückstellungen für Bergschäden vgl. Adler/Düring/Schmaltz 1997, § 265 HGB, Tz. 66 und 68. Peemöller/Zwingel 1995, S. 102. Zu ähnlichen Abbildungen vgl. etwa FronekJ Uecker 1992, S. 7; Wicke et al. 1992, S. 530.
24
Lange/Ahsen/Daldrup Aktiva
Passiva
A Anlagevermögen
A Eigenkapital
I. Immaterielle Vermögensgegenstände
III Gewinnrücklagen
1 .a Rechte an der Mitbenutzung von Umweltanlagen 3.a geleistete Anzahlungen auf Rechte an Umweltschutzanlagen II. Sachanlagen 2.a technische Anlagen und Maschinen, die für den Umweltschutz eingesetzt werden 3.a andere Anlagen, Betriebs-und Geschäftsausstattung, die für den Umweltschutz eingesetzt werden 4.a geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau, die für den Umweltschutz eingesetzt werden B Umlaufvermögen 1. Vorräte 1 .a RHB-Stoffe, die dem Umweltschutz zuzurechnen sind 2.a Unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen, die dem Umweltschutz dienen 3.a umweltschützende fertige Erzeugnisse ' und Waren
4.a Rücklagen für Umweltschutzinvestitionen B Rückstellungen 3.a Umweltschutzrückstellungen aa. bb. cc. dd. ee. ff.
für Altlasten für Anpassungsverpflichtungen für Sicherheitsinspektionen fiir Rekultivierung für Entsorgung sonstige Rückstellungen
C Verbindlichkeiten 2.a Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten aus Krediten für Umweltschutzmaßnahmen 4.a Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, die d e m Umweltschutz zuzurechnen sind 8.a Verbindlichkeiten aufgrund verursachter Umweltschäden
4.a geleistete Anzahlungen auf Vorräte, die dem Umweltschutz dienen II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 1 .a Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, die dem Umweltschutz zuzurechnen sind 4.a sonstige Vermögensgegenstände, die dem Umweltschutz zuzurechnen sind
Abbildung 2-3:
Umweltschutzbezogene Bilanzpositionen nach Peemöller/ Zwinget
Allerdings ist eine so umfassende Segmentierung rechtlich wohl nicht zulässig, da die Klarheit und Übersichtlichkeit der Bilanz und GuV nicht durch die Vielzahl freiwillig ausgewiesener Einzelpositionen beeinträchtigt werden darf. 51 Ein zusätzlicher Ausweis ist lediglich in seltenen Fällen für einzelne wesentliche Positio50
51
Peemöller/Zwingel 1995, S. 101. Zu ähnlichen Abbildungen vgl. etwa Fronek/ Uecker 1992, S. 6; Schreiner 1996, S. 257f.; Clausen!Fichter 1996, S. 35; Wicke et al. 1992 S. 529. Vgl. Adler/Düring/Schmaltz 1997, § 265 HGB, Tz. 59; Budde/Geißler 1999, § 265 HGB, Tz. 14; Institut der Wirtschaftsprüfer e. V. (Hrsg.) 1996, Abschn. F, Tz. 17.
Kapitel 2
25
nen zu erwägen. Dies könnte etwa für die Rückstellungen im Kernenergiebereich gelten, d. h. für die Wiederaufbereitung und Endlagerung der Kernbrennelemente sowie die Stilliegung von Kernkraftwerken. Unabhängig von solchen Ausnahmen ist zumindest eine Erläuterung „sonstiger Rückstellungen" gem. § 285 Nr. 12 HGB im Anhang erforderlich. •
Anhang
Mögliche umweltschutzbezogene Berichtsinhalte des Anhangs, für die ggf. - unter Berücksichtigung der Gegebenheiten des Einzelfalls - eine Pflichtpublizität besteht, bzw. die ansonsten freiwillig dargestellt werden können, sind in Abbildung 2-4 beispielhaft aufgezeigt. 52 HGB
Berichtsinhalt
§284
Angabe der angewandten Bilan-
Abs. 2
zierungs- und Bewertungs-
Nr. 1
methoden ...
§285 Nr. 12
Erläuterungen der Rückstellungen, die in der Bilanz unter dem Posten sonstige Rückstellungen nicht gesondert ausgewiesen werden ...
§ 277 Abs. 4 S. 2
§285 Nr. 4
Erläuterungen der a u ß e r o r d e n t lichen E r t r ä g e und A u f w e n d u n g e n hinsichtlich ihres Betrages und ihrer Art...
Aufgliederung der Umsatzerlöse nach Tätigkeitsbereichen ...
Abbildung 2-4:
Beispiele
Berichtsptlicht insb. soweit explizite Wahlrechte bestehen
o Angaben zum Ansatz und zur Bewertung von UmweltschutzRückstellungen
wenn sie einen nicht unerheblichen Umfang haben
^ Erläuterungen zu den UmweltschutzRückstellungen dem Grunde und der Höhe nach, etwa im Kernenergiebereich, für Rekultivierungs-, Altlastensanierungs- und/oder Entsorgungsverpflichtungen
soweit für die Beurteilung der Ertragslage nicht von untergeordneter Bedeutung
Erläuterungen zur Stillegung einer gesamten Produktionsstätte, an der FCKW produziert wurde
wenn diese sich, unter Berücksichtigung der Organisation des Verkaufs, erheblich unterscheiden
Ausweis der Umsatzerlöse des Geschäftsbereichs Entsorgung oder des Geschäftsbereichs "Öko-Produkte"
Umweltschutz-Publizität im Anhang
Des weiteren können sich, insb. wenn die Entwicklungstendenzen der (vergangenheitsbezogenen) Jahresabschlusslage und der (zukunfitsbezogenen) Effektivlage eines Unternehmens (in Ausnahmefällen) - betragsmäßig - wesentlich voneinander abweichen, zusätzliche Berichtspflichten im Anhang auf Basis der General52
Zudem kann z. B. eine Aufgliederung des Gesamtbetrags der sonstigen finanziellen Verpflichtungen gem. § 285 Nr. 3 HGB in Zahlungsverpflichtungen aus abgeschlossenen Verträgen, z. B. aus Bestellobligo oder Leasingvertrag für eine Abwasserbehandlungsanlage bzw. aus langfristigen Entsorgungsverträgen, sowie in öffentlich-rechtliche Zahlungsverpflichtungen, etwa für künftige Anpassungsverpflichtungen aufgrund behördlicher Auflagen, in Betracht kommen. Welche Mindestanforderungen an die Berichterstattung sich aus der Gesetzesnorm ergeben, ist ein offenes Problem, wobei der Wortlaut in der Kommentierung tendenziell weit ausgelegt wird. Vgl. Lange 1994, S. 727 sowie die dort angegebene Literatur.
26
Lange/Ahsen/Daldrup
norm des handelsrechtlichen Jahresabschlusses (§ 264 Abs. 2 S. 2 HGB bzw. § 297 Abs. 2 S. 3 HGB) ergeben. 53 So müssen beispielsweise durch einen Störfall bedingte (wesentliche) Umsatzrückgänge, „die sich, etwa weil sie kurz vor dem Bilanzstichtag auftraten, noch nicht im Zahlenwerk niedergeschlagen haben, erkennbar werden." 54 Ebenso kann das Auslaufen eines (selbstgeschaffenen) Patents für ein Produkt, das etwa aufgrund seiner guten Recyclierbarkeit besonders erfolgreich vermarktet wurde, Erläuterungspflichten in Form (nur) verbaler Zusatzangaben und ggf. ergänzender Zusatzrechnungen begründen. Insofern das Unternehmen aktive Informationsstrategien verfolgt, kommt auch die freiwillige Publizität entsprechender Angaben im Rahmen von (zukunftsorientierten) Zusatzinformationsinstrumenten, die im Anhang, ggf. auch im Lagebericht, abgebildet werden können, in Betracht.
2.1.2.2
Umweltschutz-Publizität
im Lagebericht
Im Lagebericht sind gem. § 289 Abs. 1 HGB "zumindest der Geschäftsverlauf und die Lage der Kapitalgesellschaft so darzustellen, daß ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt wird" (sog. "Wirtschaftsbericht"). Sofern es für die Darstellung des Geschäftsverlaufs wesentlich ist, sind gem. IDW RS HFA 1/98 "Umweltfaktoren (Umweltrisiken, umweltrechtliche Auflagen) und Umweltschutzmaßnahmen" 55 zu erläutern. Was unter "Umweltfaktoren" verstanden werden kann, wird in der Anlage zu diesem Rechnungslegungsstandard (beispielhaft) spezifiziert: (1) Umweltschutzpolitik und Umweltmanagementsystem, (2) Umweltrisiken i.S.v. Haftungsgefahren, Schadenersatzansprüchen oder Kostensteigerungen bzw. Mehraufwendungen, (3) produktions- oder produktbezogene Umweltauflagen, (4) getroffene Umweltschutzmaßnahmen sowie (5) Umweltschutz-Aufwendungen und -Investitionen. 56 Hierbei ist allerdings nicht allein auf eine Darstellung vergangenheitsbezogener Berichtsinhalte abzustellen. Da ausschließlich Informationen über die zukunftsbezogene Effektivlage des Unternehmens für die Investoren entscheidungsrelevant sind, erscheint es sinnvoll, den Geschäftsverlauf, die Lage und die voraussichtliche Entwicklung (i.S.v. § 289 Abs. 2 Nr. 2 HGB) des Unternehmens "im Rahmen einer integrierten Darstel-
53
54 55 56
Dabei ist die Generalnorm kein "overriding principle", sondern vielmehr eine Auffangvorschrift, die verlangt, dass der Jahresabschluss - im Rahmen der konzeptionellen Grenzen - die Adressaten in ihren Informationserwartungen nicht täuschen darf. Vgl. Baetge/Commandeur 1995, § 264 HGB, Tz. 36; Lange 1992, Sp. 612; Moxter 1986, S. 99; Moxter 1997, S. 725. Adler/Düring/Schmaltz 1997, § 264 HGB, Tz. 111-114. IDW RS HFA 1/98, S. 656, Tz. 24. Vgl. IDW RS HFA 1/98 (A. 8., S. 661). Die Anlage ist dabei "nicht im Sinne eines Katalogs von Pflichtangaben", sondern als "Sammlung möglicher Berichtsgegenstände" (ebenda, S. 659) zu verstehen.
Kapitel 2
27
lung" 57 zu erläutern. 58 Nicht zuletzt aufgrund dieser Berichtskonzeption kann es erforderlich sein, dass z. B. zu den Angaben über die Aufwendungen 59 im abgelaufenen Geschäftsjahr, etwa gegliedert nach Umweltschutzmaßnahmen (1) der Abfallwirtschaft, (2) des Gewässerschutzes, (3) der Lärmbekämpfung, (4) der Luftreinhaltung, (5) des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie (6) der Bodensanierung, 60 zusätzlich deren erwartete Entwicklungstendenzen dargestellt, ggf. sogar die jeweiligen Plan-Aufwendungen angegeben werden. Analoges gilt beispielsweise auch für die geplanten Umweltschutz-Investitionen. 61 Des weiteren können Angaben zu zukünftig erwarteten Erträgen geboten sein, etwa wenn diese aufgrund umweltschutzbedingter (positiver oder negativer) Nachfrageveränderungen wesentlich von denen, die in der Vergangenheit erzielt wurden, abweichen. 62 Außerdem ist im Lagebericht auf Vorgänge von besonderer Bedeutung, die nach dem Schluss des Geschäftsjahres eingetreten sind (Nachtragsbericht gem. § 289 Abs. 2 Nr. 1 HGB), etwa auf zwischenzeitliche Stilliegungen von Produktionsstätten aufgrund verschärfter umweltrechtlicher Vorschriften bzw. behördlicher Umweltschutzauflagen, einzugehen. Auch im Rahmen der Berichterstattung über den Bereich Forschung und Entwicklung (Forschungs- und Entwicklungsbericht gem. § 289 Abs. 2 Nr. 3 HGB) sind ggf. umweltschutzbezogene Sachverhalte darzustellen, wie z. B. in Bezug auf Forschungsaktivitäten zur Förderung regenerativer Energiequellen oder die Entwicklung recyclierbarer Verpackungen. Über solche Pflichtangaben hinausgehend bietet der Lagebericht, anders als der Jahresabschluss, vielfältige Möglichkeiten, zusätzliche freiwillige Angaben zu publizieren. So wird es im überwiegenden Teil der Literatur sogar als rechtlich zulässig angesehen, wenn Unternehmen hier ökologische Berichtsinstrumente, wie etwa Stoff- und Energieflussrechnungen 63 , abbilden. Dementsprechend wird 57 58
59
60 61
62
63
IDW RS HFA 1/98, S. 656, Tz. 21. Die Bedeutung der Berichtsinhalte zu Risiken der künftigen Entwicklung wird dadurch betont, dass sie mit dem KonTraG in den Wortlaut des § 289 Abs. 1 HGB aufgenommen worden sind. Die Erfassung bestandsgefährdender Risiken erfolgt ggf. im Risikofrüherkennungssystem gem. § 91 Abs. 2 AktG, wobei auch umweltschutzbezogene Risiken zu berücksichtigen sind. Vgl. Giese 1998, S. 454. Ein Abstellen der Berichtspflichten auf Umweltschutzkosten erscheint uns nicht sinnvoll, da angesichts der Problematik des üblicherweise unterstellten wertmäßigen Kostenbegriffs eine objektivierte Ermittlung kaum möglich ist. Zur Systematisierung vgl. § 15 Abs. 1 UStatG. Allerdings zeigen empirische Befunde, dass solche Informationen - im Vergleich zu anderen umweltschutzbezogenen Berichtsinhalten - weniger häufig im Geschäftsbericht enthalten sind. Dies wird durch die Problematik der zur Erfassung notwendigen Abgrenzung von Investitionen mit überwiegendem Umweltschutzbezug - gerade bei produktions- oder produktbezogenen integrierten Umweltschutzmaßnahmen - begründet sein. Vgl. Daldrup 1999, S. 746. Auch die aktuelle Diskussion um einen möglichen „Atomausstieg" könnte Berichtspflichten beispielsweise zu den aktivierten Kernbrennelementen sowie den Entsorgungsrückstellungen eines Energieversorgungsunternehmens begründen. Vgl. Adler/Düring/Schmaltz 1995, §284 HGB, Tz. 32; Institut der Wirtschaftsprüfer e.V. (Hrsg.) 1996, Abschn. F, Tz. 449 und Tz. 679. Während
28
Lange/Ahsen/Daldrup
auch im Entwurf der Unabhängigen Sachverständigenkommission zum Umweltgesetzbuch darauf hingewiesen, dass die hier geforderten Publizitätspflichten (vgl. Kapitel 2.1.3.2) über die ökologische Lage eines Unternehmens fakultative Bestandteile der Lageberichterstattung sein können. Entgegen diesen Vorschlägen einer umfassenden Berichterstattung über die ökologische Lage im Rahmen des Lageberichts sehen wir eher eine Gefahr darin, dass eine solche UmweltschutzPublizität weder an den Zielen der handelsrechtlichen Rechnungslegung noch an den (gemeinsamen) Informationsbedürfnissen der Jahresabschlussadressaten ausgerichtet ist: Diese erwarten vielmehr zusätzliche (freiwillige) Informationen über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens, d. h. über die Realisierungsmöglichkeiten individueller Einkommenserwartungen, das dynamische sowie das statische Schuldendeckungspotential. 64 Da zudem die freiwilligen Angaben im Lagebericht nicht so umfangreich sein dürfen, dass die Gefahr besteht, von den Pflichtangaben abzulenken, 65 erscheint es unseres Erachtens insgesamt zweckentsprechend, ausschließlich die Interdependenzen zwischen dem Umweltschutz und der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens in einem gesonderten Kapitel des Lageberichts zu publizieren. Hierzu kann - unabhängig davon, ob die Berichterstattung auf obligatorischer oder fakultativer Basis erfolgt - auf die in Abbildung 2-5 dargestellten inhaltlichen Bereiche eingegangen werden, wobei, soweit möglich, auch monetäre Informationen gewährt werden sollten.
64
65
erstere den in diesem Zusammenhang verwendeten Begriff "Öko-Bilanz" nicht weiter spezifizieren, verstehen letztere darunter eine "systematische technischmengenorientierte Darstellung aller Inputs und Outputs" (Tz. 679). Angesprochen sind hier also keine "Oko-Bilanzen" sondern vielmehr sog. Stoff- und Energieflussrechnungen. Hierüber hinausgehend bezeichnet der Begriff der "Öko-Bilanz" - in Anlehnung an den Normenausschuß Grundlagen des Umweltschutzes (NAGUS) im Deutschen Institut für Normung (DIN) - eine Methodik, mit der versucht wird, die von alternativen "Bilanzierungsobjekten" ausgehenden (ausschließlich) ökologischen Einflüsse unter Verwendung möglichst validierter Daten im Hinblick auf das definierte "Bilanzierungsziel" und unter Angabe einer nutzenbezogenen Vergleichseinheit hinreichend vollständig zu erfassen, ihre spezifischen Umweltwirkungen zu beschreiben und intersubjektiv nachprüfbar, ggf. nur verbal kommentierend, zu bewerten bzw. "auszuwerten" (Vgl. Deutsches Institut für Normung 1994). Allerdings ist der in diesem Zusammenhang verwendete Begriff der „Bilanz" irreführend: Die Öko"Bilanz" stellt stoffliche und energetische Input- und Outputmengen als Stromgrößen pro Zeitabschnitt gegenüber und ist daher keine Zeitpunkt-, sondern eine Zeitraumrechnung. Darüber hinaus besteht weder über die grundsätzlichen Ansatz- noch über Bewertungsfragen Einigkeit. Vgl. Lange/Schaefer 1998, S. 317f. Vgl. Lange 1989, S. 199-201. So kann die Realisierung finanzieller Zielvorstellungen externer Anspruchsgruppen etwa mit Hilfe der Verwendungsseite einer Wertschöpfungsrechnung abgebildet werden. Vgl. Reichmann/Lange 1980, S. 525f. Vgl. Baetge 1993b, Sp. 1332; Ballwieser 1997, S. 159; Ellrott 1999, § 289 HGB, Tz. 47.
Kapitel 2
29 G r u n d s ä t z e d e r L a g e b e r i c h t e r s t a t t u n g g e m . IDYV RS H F A 1/98
M ö g l i c h e Inhalte eines U m w e l t s c h u t z - K a p i t e l s A n g a b e , o b eine U m w e l t s c h u t z p o l i t i k im U n t e r n e h m e n i m p l e m e n t i e r t ist und w e l c h e Umweltschutzleitsätze verfolgt werden A n g a b e , o b ein U m w e l t m a n a g e m e n t s y s t e m , ggf. g e m . E M A S - V O u n d / o d e r D I N E N I S O 14001, im U n t e r n e h m e n i m p l e m e n t i e r t ist bzw. z u k ü n f t i g i m p l e m e n tiert w e r d e n soll E r l ä u t e r u n g u m w e l t s c h u t z b e z o g e n e r Risiken und C h a n c e n , z. B.: • Umweltrechtliche Risiken, etwa aufgrund (geplanter) Verschärfungen des Umweltrechts und dadurch bedingte Stillegungen oder Verlagerungen von Produktionsstätten oder von Haftungsgefahren sowie hiermit verbundener (potentieller) Schadenersatzansprüche • Marktrisiken, etwa aufgrund von (erwarteten) höheren Anforderungen der Kunden an die Umweltverträglichkeit von Produkten und Produktionsprozessen • Marktchancen, etwa aufgrund von Kostenvorteilen, z. B. durch systematische Senkung des Energieeinsatzes oder Abfallaufkommens, und/oder Differenzierungsvorteilen, z. B. durch ein Image als "umweltschutzaktives Unternehmen" bzw. durch umweltfreundliche Produkte D a r s t e l l u n g d e r Art und der finanziellen A u s w i r k u n g e n einzelner b e d e u t e n d e r (realisierter bzw. geplanter) U m w e l t s c h u t z m a ß n a h m e n , z. B.: • Maßnahmen zur Vermeidung von Umweltwirkungen, etwa durch produkt- oder produktionsintegrierte Technologien • Maßnahmen zur Verwertung, insb. von Abfällen und Abwärme • Maßnahmen zur Beseitigung von Umweltwirkungen, etwa durch additive Technologien •
Maßnahmen zur Restitution, etwa zur Rekultivierung, Wiederaufforstung oder Bodensanierung H ö h e , E n t w i c k l u n g und Z u s a m m e n s e t z u n g d e r g e s a m t e n I s t - / P l a n - U m w e l t s c h u t z A u f w e n d u n g e n sowie d e r I s t - / P l a n - U m w e l t s c h u t z - I n v e s t i t i o n e n , z. B.: • Abfallwirtschaft • Lärmbekämpfung • Naturschutz und Landschaftspflege • Gewässerschutz • Luftreinhaltung • Bodensanierung H i n w e i s auf weitere Arten der U m w e l t s c h u t z - P u b l i z i t ä t , insb. d i e Erstellung von U m w e l t e r k l ä r u n g e n g e m . E M A S - V O u n d / o d e r eines freiwilligen U m w e l t b e r i c h t s
Abbildung 2-5:
2.1.2.3
Umweltschutz-Publizität im Lagebericht im Rahmen einer integrierten Berichtskonzeption
Umweltschutz-Publizität im allgemeinen Teil des Geschäftsberichts
Insofern Unternehmen (in Ausnahmefällen) über die bisher dargestellten Informationen zu den Interdependenzen hinausgehende umweltschutzbezogene Informationen über die primär ökologische Lage, wie etwa (detaillierte) Darstellungen der Umweltwirkungen des Unternehmens in Stoff- und Energieflussrechnungen sowie Beurteilungen anhand von Kennzahlen bzw. ABC-Analysen oder Darstellungen zum Umweltprogramm des Unternehmens, im Geschäftsbericht publizieren möchten, sind diese in den allgemeinen Teil des Geschäftsberichts zu verlagern. Im Hinblick auf die Erhöhung der Vertrauenswürdigkeit wäre in solchen Fällen -
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da der allgemeine Teil des Geschäftsberichts nicht der handelsrechtlichen Pflichtprüfung unterliegt 66 - eine freiwillige Prüfling, ggf. gem. IDW PS 820/99: Grundsätze ordnungsmäßiger Durchführung von Umweltberichtsprüfungen, 67 und die Abbildung einer entsprechenden „Bescheinigung" im Geschäftsbericht (informations-)zweckentsprechend. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass eine (ausfuhrliche) Berichterstattung über die ökologische Lage eines Unternehmens i.d.R. nicht auf wenige Seiten begrenzt werden kann, erscheint uns jedoch eher die Publizität und Prüfung eines eigenständigen Umweltberichts auf freiwilliger Basis sinnvoll. Die in den letzten Jahren zunehmende Anzahl veröffentlichter Umweltberichte deutet darauf hin, dass dieses auch von der Berichtspraxis so gesehen wird. 6 8 Hinzu kommt, dass mit Umweltberichten antizipativ die Anforderungen des geplanten Umweltgesetzbuches an die Umweltschutz-Publizität im Rahmen der Berichterstattung über die ökologische Lage eines Unternehmens erfüllt werden können.
2.1.3
2.1.3.1
Umweltschutz-Publizität im Rahmen der Berichterstattung über die ökologische Lage eines Unternehmens
Obligatorische Umweltschutz-Publizität aufgrund umweltrechtlicher Vorschriften: de lege lata
zwingender
Lediglich vereinzelte umweltrechtliche Vorschriften verpflichten Unternehmen zur Veröffentlichung umweltschutzbezogener Informationen. So hat z. B. der Betreiber einer Anlage gem. § 11 Störfall-Verordnung diejenigen Personen, die von einem Störfall betroffen werden können, sowie die Öffentlichkeit u.a. über Sicherheitsmaßnahmen und das richtige Verhalten bei einem (potentiellen) Störfall zu informieren; die einzelnen inhaltlichen Bereiche der Publizitätspflicht sind im Anhang V Störfall-Verordnung kodifiziert. Ebenso ist der Betreiber kerntechnischer Anlagen gem. § 38 Abs. 4 StrlSchV verpflichtet, die Bevölkerung regelmäßig über den radiologischen Notfallschutz zu unterrichten. Entsprechende Informationen erstrecken sich gem. Anlage XII StrlSchV u.a. auf eine Darstellung der Anlage, die Art der Warnung, die fortlaufende Unterrichtung bei einer radiologi-
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67 68
Zur Einbeziehung solcher, im allgemeinen Teil des Geschäftsberichts abgebildeter „zusätzlicher Informationen" in die Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts vgl. IDW EPS 202/99. Siehe auch Kapitel 4.3.3. Vgl. Kapitel 3.1. Zudem haben erste Unternehmen ihre Umweltberichte (nach dem Verlautbarungsentwurf) prüfen lassen. Vgl. etwa Bayer AG 1999, S. 62; Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH 1997, S. 38; Volkswagen AG 1998, S. 95.
Kapitel 2
31
sehen Notstandssituation, das Verhalten bei solchen Situationen und die vom Betreiber für solche Ereignisse getroffenen Maßnahmen (vgl. Abbildung 2-6). Anhang V Störfall-Verordnung: Information der Öffentlichkeit "1. (...) 4. Verständlich abgefasste Erläuterung der Tätigkeit/der Tätigkeiten im Betriebsbereich. 5. Gebräuchliche Bezeichnung oder - bei gefährlichen Stoffen (...) - Gattungsbezeichnung oder allgemeine Einstufung der im Betriebsbereich vorhandenen Stoffe und Zubereitungen, von denen ein Störfall ausgehen könnte, nach ihrem Gefährlichkeitsmerkmal sowie Angabe ihrer wesentlichen Gefahreneigenschaften. 6. Allgemeine Unterrichtung über die Art der Gefahren von Störfällen, einschließlich ihrer möglichen Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Umwelt. 7. Hinreichende Auskünfte darüber, wie die betroffene Bevölkerung gewarnt und im Fall eines Störfalls fortlaufend unterrichtet werden soll. 8. Hinreichende Auskünfte darüber, wie die betroffene Bevölkerung bei Eintreten eines Störfalls handeln und sich verhalten soll. 9. Bestätigung, dass der Betreiber verpflichtet ist, (...) geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung von Störfällen und zur größtmöglichen Begrenzung der Auswirkungen von Störfällen zu treffen. 10. Verweis auf die externen Alarm- und Gefahrenabwehrpläne (...) 11. Einzelheiten darüber, wo weitere Informationen eingeholt werden können."
Abbildung 2-6:
Anlage XII StrISchV: Informationen über Sicherheitsmaßnahmen "Die Information muß sich erstrecken auf: (...) 3. allgemeinverständliche Kurzbeschreibung über Art und Zweck der Anlage und Tätigkeit, 4. Grundbegriffe der Radioaktivität und Auswirkungen der Radioaktivität auf den Menschen und die Umwelt, 5. radiologische Notstandssituationen und ihre Folgen für Bevölkerung und Umwelt, 6. hinreichende Auskünfte darüber, wie die betroffenen Personen gewarnt und über den Verlauf einer radiologischen Notstandssituation fortlaufend unterrichtet werden sollen, 7. hinreichende Auskünfte darüber, wie die betroffenen Personen bei einer radiologischen Notstandssituation handeln und sich verhalten sollen, 8. Bestätigung, daß der Genehmigungsinhaber geeignete Maßnahmen am Standort (...) getroffen hat, um bei Eintritt einer radiologischen Notstandssituation gerüstet zu sein und deren Wirkungen so gering wie möglich zu halten, 9. Hinweis auf außerbetriebliche Alarm- und Gefahrenabwehrpläne (...), 10. Benennung der für die öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie für den Katastophenschutz zuständigen Behörden."
Umweltschutz-Publizität gem. Störfall-Verordnung und StrISchV
Eine umfassendere (indirekte) Publizität umweltschutzrelevanter Unternehmensinformationen könnte sich aus dem Umweltinformationsgesetz (UIG) ergeben. Nach § 4 Abs. 1 UIG steht allen natürlichen oder juristischen Personen - unabhängig von einer Verfahrensbeteiligung oder des Nachweises eines berechtigten Interesses - ein subjektiv öffentliches Recht auf unmittelbaren Zugang zu den bei öffentlichen Institutionen vorhandenen umweltschutzbezogenen Informationen zu. Nach einhelliger Meinung besteht allerdings kein Anspruch der Allgemeinheit darauf, dass die öffentlichen Institutionen ihre zahlreichen Informationssonderrechte ausüben: Es kann nicht von den zuständigen Behörden gefordert werden, dass sie zusätzliche - umweltschutzbezogene Informationen, z. B. Abfallbilanzen und Abfallwirtschaftskonzepte (§§ 19, 20 KrW-/AbfG) oder Emissionserklärungen (§ 27 BlmSchG), erheben. 69 Als weitere Einschränkung kommen die gesetzlichen Aus69
Vgl. z. B. Turiaux 1995, §§ 2, 3 UIG, Tz. 63.
32
Lange/Ahsen/D aldrup
nahmetatbestände gem. §§ 7, 8 UIG, die insb. auch Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse umfassen, hinzu. 70 Zudem ist die Erhebung von Gebühren und Auslagen gem. § 10 UIG als eine - unseres Erachtens nicht zielkonforme - Zugangsbarriere anzusehen. 71
2.1.3.2
•
Obligatorische Umweltschutz-Publizität gemäß UGB-KomE: de lege ferenda
Überblick
Aufgrund der diskutierten zwingenden umweltrechtlichen Vorschriften ergibt sich keine umfassende Publizitätspflicht. Diese könnte allerdings zukünftig kodifiziert werden: Der Entwurf der Unabhängigen Sachverständigenkommission zum Umweltgesetzbuch 72 (UGB-KomE) umfasst - wie Abbildung 2-7 zeigt - die obligatorische Aufstellung und Publizität eines Umweltberichts für Unternehmen, die einen Umweltbeauftragten zu bestellen und einen Lagebericht (gem. § 325 Abs. 1 S. 1 und Abs. 2 HGB) offen zu legen haben (§ 170 Abs. 1 S. 1 UGB-KomE). •
Notwendigkeit einer Pflichtpublizität: Entwurfsbegründung
Die Entwurfsbegründung zum fünften Unterabschnitt des UGB-KomE "Betriebliche Umweltinformationen" sowie zur Regelung des § 170 UGB-KomE im einzelnen enthalten insb. zwei Ansatzpunkte, aus denen die Pflichtpublizität primär ökologischer Informationen abgeleitet werden soll. Erstens heißt es mit Verweis auf § 14 ProfE-AT: "Die gesellschaftsrechtliche Publizitätspflicht, die sich ursprünglich als Mittel zur Information der Aktionäre und der Gläubiger entwickelt hat, diene auch der Unterrichtung der Öffentlichkeit über die wirtschaftliche Lage von Unternehmen, die auf Grund ihres wirtschaftlichen Potentials von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung seien." 73 Unabhängig davon, dass die Einbeziehung der
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72 73
Einen unzureichenden Schutz der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse kritisieren allerdings Eilers/Schröder 1993; Fluck 1994. Auch im Umweltgutachten 1998 des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen wird darauf hingewiesen, dass die europäische Umweltinformationsrichtlinie in Deutschland mit dem Umweltinformationsgesetz sehr restriktiv umgesetzt wird und vor allem die Praxis der Erhebung von Gebühren den Informationszugang erschwert. Vgl. Rat von Sachverständigen für Umweltfragen 1998, S. 62, Tz. 52 sowie S. 163, Tz. 368f. Zu empirischen Befunden über Defizite bei der Umsetzung des UIG vgl. Lenius/Ekardt 1998. Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 1998. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 1998, S. 760.
Kapitel 2
33 llimveltgesetzbuch • Entwuf der "Arbeitsgruppe rechtswissenschaftlicher Hochschullehrer" 1990 - Allgemeiner Teil (ProfE-AT): § 14 Umweltrechnungslegung in Unternehmen
I Wissenschaftliche Phase
: (1) Betreiber von nach diesem Gesetz oder aufgrund dieses Gesetzes genehmigungsbedürftigen Anlagen, die nach den §§ 264 Absatz 1,325 Absatz 1 Satz 1, Absatz 2 des Handelsgesetzbuches zur Aufstellung und Offenlegung des Lageberichts verpflichtet sind, haben einmal jährlich über die wesentlichen Auswirkungen auf die Umwelt einschließlich der Reststoffe und Abfälle, die von den Anlagen und den in ihnen hergestellten Produkten verursacht werden, und die zu ihrer Vermeidung oder Verminderung getroffenen Maßnahmen sowie die Tätigkeit des Umweltbeauftragten öffentlich zu berichten. Der Bericht kann Teil des Lageberichts (§ 289 des Handelsgesetzbuchs) sein. ! (2) Soweit der Betreiber nach den §§ 290, 293 bis 296 des Handelsgesetzbuchs zur Aufstellung eines Konzernlageberichts verpflichtet ist, hat er nach Absatz 1 auch über den Konzern zu berichten. § 291 des Handelsgesetzbuchs gilt entsprechend. 1994 - Besonderer Teil (ProfE-BT) • Entwuf der "Unabhängigen Sachverständigenkommission" 1998 - Umweltgesetzbuch (UGB-KomE): j 170 Offenlegung betrieblicher Umweltinformationen
SachverständigenPhase
(1) Unternehmen, die zur Bestellung eines Umweltbeauftragten verpflichtet sind und die nach § 264 Abs. 1, § 325 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 des Handelsgesetzbuches zur Aufstellung und Offenlegung eines Lageberichts verpflichtet sind, haben jährlich über die wesentlichen Auswirkungen der Tätigkeit des Unternehmens auf die Umwelt sowie die Tätigkeit des Umweltbeauftragten öffentlich zu berichten. Der Umweltbericht soll Angaben nach Artikel 5 Abs. 3 Buchstabe a bis d der limweltaudit-Verordnung (EWG) Nr. 1836/93 sowie einen Hinweis darauf enthalten, ob die Angaben im Rahmen des Gemeinschaftssystems für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung von einem Umweltgutachter geprüft worden sind. Der Umweltbericht kann Teil des Lageberichts sein. (2) Soweit ein Unternehmen nach den §§ 290, 293 bis 296 des Handelsgesetzbuches zur Aufstellung eines Konzemlageberichts verpflichtet ist und das Mutteruntemehmen oder eines der Tochterunternehmen die Voraussetzungen des Absatzes 1 erfüllt, hat es auch über den Konzern zu berichten. § 291 des Handelsgesetzbuches gilt entsprechend. (3) Unternehmen, die sich für einen oder mehrere Standorte am Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung beteiligen, können insoweit auf die Umwelterklärungen verweisen."
Ministerielle Phase
Abbildung 2-7: 74
1999 - Entwürfe eines ersten Teils eines Umweltgesetzbuches wurden im Zusammenhang mit der Umsetzung der europäischen IVU-Richtlinie und der UVPÄnderungsrichtlinie diskutiert. Hierbei wurden vom Bundesumweltministerium allerdings verfassungsrechtliche Bedenken gesehen. Daher soll zunächst eine Grundgesetzänderung herbeigeführt werden, um nicht zu stark in die Rechtskompctenzen der Länder einzugreifen.
Umweltschutz-Publizität gem. Umweltgesetzbuch74
Zu den Phasen der Kodifizierung des Umweltgesetzbuches vgl. Kloepfer 1995. Vgl. zum ProfE-AT Kloepfer et al. 1991; zum ProfE-BT Jarass et al. 1994 sowie zum UGB-KomE Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 1998.
34
Lange/Ahsen/Daldrup
Informationsinteressen der Öffentlichkeit bei der Aufstellung des Lageberichts gem. § 289 HGB im relevanten Schrifttum nicht unumstritten ist, 75 besteht ein Konsens darüber, dass die Vollständigkeit des Lageberichts ausschließlich im Hinblick auf die Berichtsinhalte zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens zu beurteilen ist. Daher kann eine Pflichtpublizität, die sich - über Informationen zu den Interdependenzen zwischen dem Umweltschutz und der wirtschaftlichen Lage hinausgehend - auf primär ökologische Informationen erstreckt, so wie dies im UGB-KomE vorgesehen ist, nicht aus den handelsrechtlichen Offenlegungspflichten des Lageberichts ableitet werden. Dies wurde offensichtlich auch bereits im Kommissionsentwurf berücksichtigt, indem ein zweiter, wiederum auf § 14 ProfE-AT basierender Ansatzpunkt zur Begründung der Publizitätspflicht herangezogen wird: "Das Informationsinteresse der Öffentlichkeit erstrecke sich auch auf die Umweltauswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit, die mit Hilfe der Publizitätspflicht der öffentlichen Kritik ausgesetzt würden. Die Unternehmen würden dadurch veranlaßt, die Umweltbelastungen bei bedeutsamen wirtschaftlichen Entscheidungen besser zu berücksichtigen." 76 Diese durchaus plausible Argumentation schließt an die Diskussion des staatlichen Einsatzes einer umweltschutzbezogenen Pflichtpublizität zur indirekten Verhaltenssteuerung von Unternehmen 77 an. Dieses umweltpolitische Instrument wird in neuerer Zeit von der EU in mehreren Regelungswerken, etwa der Umweltinformationsrichtlinie und der EMAS-VO, eingesetzt. 78 Die Regulierung der Pflichtpublizität gem. § 170 UGB-KomE zielt daher primär auf die Schaffung eines umweltpolitischen Instruments des Staates zur indirekten Verhaltenssteuerung von Unternehmen ab. Die mit der Pflichtpublizität angestrebte (kontinuierliche) Verbesserung des Umweltschutzes kann sich aber nicht nur aus einer (potentiellen oder tatsächlichen) Überwachung der Unternehmen durch die Öffentlichkeit, sondern (vor allem) aus der Förderung der Eigenüberwachung durch die Unternehmen selbst ergeben. Auf dieser Grundlage ist unseres Erachtens daher im Zusammenhang mit 75
76 77 78
Während' Adler/Düring/Schmaltz (1995, § 289 HGB, Tz 41) dies für sämtliche Unternehmen, die einen Lagebericht aufstellen, und Ellrott (1999, § 289 HGB, Tz. 4) ausschließlich für Großunternehmen oder börsennotierte Aktiengesellschaften fordern, schließen andere Autoren, wie etwa Baetge (1993b, Sp. 1329) und Ballwieser (1997, S. 156f.) die Berücksichtigung öffentlicher Informationsbedürfnisse zur Beurteilung der Vollständigkeit des Lageberichts explizit aus. Insofern ist nicht jeder "Rechenschaftsinteressent" auch "Rechenschaftsadressat" (vgl. Moxter 1976, S. 95). Im IDW RS HFA 1/98 wird diese Problematik umgangen, indem darauf hingewiesen wird, dass sich die Unternehmensfiihrung "bei der Auswahl der Themen und Einzelsachverhalte an deren Bedeutung für die Lage des Unternehmens und an den Interessen der Adressaten des Lageberichts orientieren" (IDW RS HFA 1/98, S. 654, Tz. 9) muss, allerdings ohne die Adressaten näher zu spezifizieren. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 1998, S. 760. Vgl. schon Lange 1978, S. 31f. Vgl. Scherer 1993, S. 15; ähnlich Führ 1992, S. 473. Vgl. auch Schwanenflügel 1994, S. 238f.
Kapitel 2
35
einer obligatorischen Umweltschutz-Publizität auch eine Deregulierung der (künftigen) Regelungen des Umweltrechts, ggf. im Rahmen eines Umweltgesetzbuches, zu erwägen. Dies gilt um so mehr, als im Sachverständigenentwurf die Eigenverantwortung der Unternehmen hervorgehoben wird. 79 In Frage kommen hier - wie nicht zuletzt die vergleichbare Diskussion im Zusammenhang mit der Aufstellung von Umwelterklärungen gem. EMAS-I zeigt - vor allem reduzierte Anforderungen hinsichtlich der vielfältigen Berichtspflichten an öffentliche Kontrollund Genehmigungsinstitutionen. Eng verbunden mit solchen Fragestellungen sind die konkreten Anforderungen an eine obligatorische Umweltschutz-Publizität. •
Publizitätspflichtige Unternehmen gem. UGB-KomE
Die Publizitätspflichten des UGB-KomE knüpfen zum einen an die Bestellung eines Umweltbeauftragten, etwa eines Abfallbeauftragten (§ 754 UGB-KomE), Immissionsschutzbeauftragten (§ 425 UGB-KomE) oder Gewässerschutzbeauftragten (§ 402 UGB-KomE), an. Der Entwurf sieht somit vor, dass ausschließlich Betreiber bestimmter genehmigungsbedürftiger Anlagen bzw. Unternehmen, die definierte Grenzwerte überschreiten, zur Umweltschutz-Publizität verpflichtet werden. Das Vorliegen dieses Tatbestandsmerkmals wird hierbei als "hinreichendes Indiz für die Umweltrelevanz der Tätigkeit des Unternehmens" 80 herangezogen. Dies ist grundsätzlich zu begrüßen, da durch dieses objektivierbare Kriterium Unternehmen, von denen lediglich unbedeutende Umweltwirkungen ausgehen, von der Publizitätspflicht ausgenommen werden sollen. 81 Zum anderen sollen die Publizitätspflichten nach dem Entwurf durch die Größe und die Rechtsform des Unternehmens begründet werden: "Die Beschränkung auf Großunternehmen in der Rechtsform der AG, KGaA und GmbH trage deren besonderer Sozialpflichtigkeit und ihrem besonderen Innovationspotential Rechnung." 82 Im Wortlaut des § 170 Abs. 1 S. 1 UGB-KomE wird auf § 264 Abs. 1, § 325 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 HGB zurückgegriffen, um offensichtlich ausschließlich große Kapitalgesellschaften zur Publizität umweltschutzbezogener Informationen zu verpflichten. Hierbei stellt sich allerdings erstens die Frage, weshalb nicht direkt Bezug genommen wird auf § 267 Abs. 3, 4 HGB, in dem die Merkmale großer Kapitalgesellschaften definiert sind. Ein entsprechender Verweis wäre im Ergebnis identisch. Der im Entwurf gewählte "Umweg" lässt sich unseres Erachtens nicht allein damit begründen, dass hierdurch ein Hinweis auf die Aufstellungs- und Offenlegungspflichten des Lageberichts gegeben werden soll. Dies gilt um so mehr, als sich die Pflichtpublizität gem. UGB-KomE - wie bereits be79
80 81 82
So heißt es in der Einleitung: "Ein weiteres besonderes Anliegen der Sachverständigenkommission liegt darin, die Eigenverantwortung der für den Umweltschutz maßgeblichen Akteure zu stärken." Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 1998, S. 88. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 1998, S. 760. Hervorhebung durch die Verfasser. Vgl. auch Schellhorn 1996, S. 118. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 1998, S. 760.
36
Lange/Ahsen/Daldrup
gründet - nicht aus einem Konsens über die Einbeziehung öffentlicher Informationsinteressen bei der Aufstellung des Lageberichts ableiten lässt. Außerdem ist es nicht nachvollziehbar, dass die Rechtsform eines Unternehmens als Indikator für dessen Sozialpflichtigkeit, wie sie sich aus Art. 14 Abs. 2 S. 2 GG ableiten lässt, und dessen Innovationspotential herangezogen wird. So besteht eine periodische (handelsrechtliche) Zwangspublizität auch für NichtKapitalgesellschaften, etwa für Genossenschaften (§§ 336, 339 HGB), Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (§ 55 Abs. 1 u. 3 VAG) sowie Großunternehmen im Sinne des PublG (§ 9 Abs. 1 PublG), z. B. in Form eines Einzelunternehmens oder einer Kommanditgesellschaft. 83 Hinzu kommt, dass die Vorschriften des zweiten Abschnitts des HGB mit den Änderungen durch das KapCoRiLiG auch auf sämtliche Personengesellschaften angewendet werden, bei denen keine natürliche Person persönlich haftender Gesellschafter ist, wie dies etwa bei einer GmbH & Co. KG möglich ist. Dagegen erscheint ein kausaler Zusammenhang zwischen der Sozialverantwortlichkeit und der Unternehmensgröße plausibel. Hierbei sind die Höhe der Bilanzsumme, des jährlichen Umsatzes und die Anzahl der Arbeitnehmer (vgl. Abbildung 2-8) als objektivierbare Kriterien anzusehen. Allerdings ist es unseres Erachtens zu erwägen, ob nicht die Überschreitung der Größenkriterien des § 267 Abs. 3, 4 HGB, die vor Kurzem durch das KapCoRiLiG erhöht wurden, als vielmehr diejenigen des § 1 Abs. 1 PublG dazu geeignet sind, eine besondere - Sozialpflichtigkeit des Unternehmens zu begründen.
Großunternehmen gem. § 267 Abs. 3 , 4 HGB 1 § 1 Abs. 1 PublG Bilanzsumme
> 26.890 TDM
> 125.000 TDM
Umsatzerlöse
> 53.780 TDM
> 250.000 TDM
Arbeitnehmer
> 250 AN
>5.000 AN
Abbildung 2-8: •
Großunternehmen nach den Kriterien des HGB und PublG
Inhaltliche Bereiche der Publizitätspflicht gem. UGB-KomE
Unternehmen, die diese beiden diskutierten Tatbestandsmerkmale erfüllen, 84 sollen jährlich Informationen über die wesentlichen Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Umwelt sowie die Tätigkeiten des Umweltbeauftragten publizieren. Der Umweltbericht soll - wie Abbildung 2-9 zeigt - hierzu wichtige Informationsinhalte von Umwelterklärungen gem. EMAS-I enthalten.
83 84
Vgl. ausführlich Lange 1989, S. 27-35. Gemäß § 170 Abs. 2 UGB-KomE bestehen die Berichtspflichten auch für Konzerne bzw. Mutterunternehmen, insofern (nur) ein Tochterunternehmen die Voraussetzung des Abs. 1 erfüllt.
Kapitel 2
37
Inhaltliche Bereiche von Ilmweltberichten gem. § 170 Abs. 1 UGB-KomE
Inhaltliche Bereiche von Ilmwelterklärungen gem. Art. 5 (3) EMAS-I a) Beschreibung der Tätigkeiten des Unternehmens an dem betreffenden Standort; >i _ _ _ . _
• Tätigkeiten des Umweltbeauftragten
• wesentliche Auswirkungen der Tätigkeiten des Unternehmens auf die Umwelt
—
c) Zusammenfassung der Zahlenangaben über Input- und Outputströme; —1
Angaben nach Art. 5 ( 3 ) Buchstabe a bis d EMAS-I i.
b) Beurteilung aller wichtigen Umweltfragen im Zusammenhang mit den betreffenden • Tätigkeiten;
d) sonstige Faktoren, die den betrieblichen Umweltschutz betreffen; e) Darstellung der Umweltpolitik, des Umweltprogramms und des Umweltmanagementsystems des Unternehmens für den betreffenden Standort
EMAS-II
Abbildung 2-9:
Inhaltliche Bereiche der Publizitätspflicht gem. Umweltgesetzbuch und EMAS-I
Die Verknüpfung der Anforderungen des UGB-KomE mit denen von E M A S I erscheint nicht zuletzt vor dem Hintergrund der angestrebten Vereinheitlichung des Umweltrechts sinnvoll. Es ist allerdings die Novellierung der EMAS-VO zu berücksichtigen, so dass eine künftig mögliche Pflichtpublizität gem. Umweltgesetzbuch auf den inhaltlichen Bereichen von EMAS-II basieren müsste. Dagegen ist es nicht zweckentsprechend, dass eine obligatorische Umweltschutz-Publizität, so wie sie im UGB-KomE vorgesehen ist, im Rahmen der handelsrechtlichen Offenlegung möglich sein soll: "Der Umweltbericht kann Teil des Lageberichts sein" (§ 170 Abs. 1 S. 3 UGB-KomE). Die Darstellung der geforderten Berichtsinhalte hat zwar nicht zwingend im Lagebericht zu erfolgen, aber es "soll daraufhingewirkt werden, daß Ausführungen zum Umweltschutz in sämtliche veröffentlichte Jahresabschlüsse aufgenommen werden." 85 Abgesehen davon, dass der Jahresabschluss, also die Bilanz, GuV und der Anhang, nicht den Lagebericht umfasst, ist zu berücksichtigen, dass sich die im Entwurf vorgesehenen Berichtspflichten primär auf inhaltliche Bereiche 86 zur Informationsbereitstellung über 85 86
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) 1998, S. 761. Die inhaltlichen Bereiche einer Berichtspflicht gem. eines Umweltgesetzbuches werden den Unternehmen zahlreiche explizite und implizite Wahlrechte bezüglich der Ausgestaltung der Umweltberichte lassen. Wie nicht zuletzt die Erfahrungen mit Umwelterklärungen gem. EMAS-I zeigen, ist dies auch erforderlich, wenn Unternehmen unterschiedlicher Branchen zur Umweltschutz-
38
Lange/Ahsen/Daldrup
die ökologische Lage eines Unternehmens erstrecken. Wir vertreten daher die Auffassung, dass nicht der Lagebericht, sondern ein eigenständiger Umweltbericht zur umfassenden Berichterstattung über die ökologische Lage eines Unternehmens geeignet ist. •
Prüfung eines Umweltberichts gem. UGB-KomE
In Abhängigkeit davon, ob die Berichterstattung im Lagebericht oder in einem eigenständigen Umweltbericht erfolgt, müssen Unternehmen die bereitgestellten Informationen prüfen lassen. Während der Lagebericht und somit auch die hierin enthaltenen ökologischen Informationen der obligatorischen handelsrechtlichen Abschlussprüfung unterliegen, sieht der Sachverständigenentwurf keine vergleichbare Prüfung für die in einem separaten Umweltbericht publizierten Informationen vor. Es wird lediglich gefordert, dass der Umweltbericht einen Hinweis darauf enthalten soll, ob die Berichtsinhalte im Rahmen einer freiwilligen Teilnahme an EMAS geprüft wurden (§ 170 Abs. 1 S. 2 UGB-KomE). Wie in Kapitel 4.3.3 noch ausfuhrlich zu diskutieren ist, bietet es sich unseres Erachtens allerdings an, Umweltberichte - unabhängig davon, ob sie auf gesetzlicher oder freiwilliger Basis publiziert werden - zur Erhöhung der Vertrauenswürdigkeit (freiwillig) prüfen zu lassen.
2.1.3.3
Fakultative Umweltschutz-Publizität gemäß EMAS-I bzw. EMAS-II sowie DIN EN ISO 14001
Im Gegensatz zur bisher betrachteten obligatorischen Umweltschutz-Publizität im Rahmen der Berichterstattung primär über die ökologische Lage handelt es sich bei der Umweltschutz-Publizität gem. EMAS-I bzw. EMAS-II sowie DIN EN ISO 14001 grundsätzlich um eine fakultative Informationsbereitstellung, da eine Validierung bzw. Zertifizierung nach diesen Normen auf freiwilliger Basis erfolgt. Das heißt, nur insofern sich das Unternehmen auf freiwilliger Basis zur Teilnahme an EMAS bzw. zur Anwendung der DIN EN ISO 14001 entschließt, sind die nachfolgend betrachteten Anforderungen an das externe Umweltschutz-Reporting zu erfüllen. Im nächsten Abschnitt wird zunächst ein Überblick über die Ausgestaltung von Umwelterklärungen gem. EMAS-I gegeben; im Anschluss daran werden die geänderten Anforderungen gem. EMAS-II dargestellt.
Publizität verpflichtet werden sollen. Um dennoch eine vertrauenswürdige Berichtspraxis zu gewährleisten, erscheint die Entwicklung eines Systems von Grundsätzen ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting notwendig. Vgl. hierzu ausführlich Kapitel 4.2.
Kapitel 2 •
39
Ausgestaltung von Umwelterklärungen gem. EMAS-I: Überblick
Die Aufstellung, Validierung und Publizität von Umwelterklärungen sind zentrale Bestandteile der EMAS-VO. Mit EMAS-I wird die Förderung einer kontinuierlichen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes sowie eine „geeignete" Bereitstellung von Informationen an die Öffentlichkeit angestrebt. Art. 5 (3) EMAS-I gibt den Unternehmen, die sich freiwillig an diesem System beteiligen, zwar die inhaltlichen Bereiche standortbezogener Umwelterklärungen (vgl. Abbildung 2-10) vor, jedoch sind diese Berichtspflichten in weiten Teilen interpretationsbedürftig. 87
1
Inhaltliche Bereiche von Umwelterklärungen gem. Art. 5 EMAS-I
"(2) (3) fa)
8
Die Umwelterklärung wird für die Öffentlichkeit verfaßt und in knapper, verständlicher Form geschrieben (...) Die Umwelterklärung umfaßt insbesondere eine Beschreibung der Tätigkeiten des Unternehmens an dem betreffenden Standort;
b) eine Beurteilung aller wichtigen Umweltfragen im Zusammenhang mit den betreffenden Tätigkeiten; c) eine Zusammenfassung der Zahlenangaben über Schadstoffemissionen, Abfallaufkommen, Rohstoff-, Energie- und Wasserverbrauch und gegebenenfalls über Lärm und andere bedeutsame umweltrelevante Aspekte, soweit angemessen; d) sonstige Faktoren, die den betrieblichen Umweltschutz betreffen; ' " e T eine Darstellung der Umweltpolitik, des Umweltprogramms und des Umweltmanagementsystems des Unternehmens für den betreffenden Standort; (...)"
Abbildung 2-10: Umweltschutz-Publizität gem. EMAS-I 88 Aufgrund der bestehenden (impliziten und expliziten) Wahlrechte bei der Aufstellung von Umwelterklärungen wird zur Gewährleistung einer vergleichbaren Berichtspraxis eine Standardisierung der Berichtsinhalte von Umwelterklärungen durch Normen, Leitfäden oder Rankings in der Literatur vorgeschlagen. 89 Hierzu werden im Folgenden der Leitfaden bzw. die Handreichung des Umweltgutachterausschusses sowie das vom Öko-Institut durchgeführte Ranking kurz vorgestellt und diskutiert. In dem Entwurf zu einer „Handreichung zur Erstellung einer Umwelterklärung nach der EG-Umwelt-Audit-Verordnung 1836/93 vom 29.6.1993", der vom Umweltgutachterausschuß herausgegeben wird, werden sog. „Muß-, Sollte- und
87 88 89
Vgl. zur Ausfüllung der inhaltlichen Bereiche Kapitel 3.2 bis 3.4. Die Formatierungen, insb. die Hervorhebungen, wurden von den Verfassern vorgenommen. Analoge Standardisierungsvorschläge werden in der Literatur auch in Bezug auf die Ausgestaltung von freiwilligen Umweltberichten diskutiert. Vgl. hierzu Kapitel 2.1.3.4.
40
Lange/Ahsen/Daldrup
Kann-Punkte" 90 für die einzelnen inhaltlichen Bereiche von Umwelterklärungen wie in Abbildung 2-11 dargestellt unterschieden:
Anforderungen an Inhalte von Umwelterklärungen gem. EMAS-I nach der "Handreichung" des Umweltgutachterausschusses Inhaltliche Bereiche gem. Art. 5 (3) a) bis e) EMAS-I
"KannPunkte"
"SolltePunkte"
"MußPunkte"
•-•••V*.
Vgl. Abbildung 2-10 Definition g e m .
z. B . D a r s t e l l u n g d e s
Umweltgutachterausschuß
U m w e ltprogramms
"Unterpunkte, die innerhalb der Umwelterklärung zu erwähnen sind. Die Validierung einer Umwelterklärung, die solche Unterpunkte unbeachtet läßt, ist grundsätzlich nicht möglich."
"Unterpunkte, deren Einbeziehung in eine gute Umwelterklärung nachdrücklich empfohlen wird."
"Unterpunkte (..), deren A u f n a h m e die Qualität und Aussagekraft der Umwelterklärung weiter erhöht."
j
"Der Zielerreichungsgrad muß jeweils dargestellt werden. Nichterreichungen sind zu begründen."
"Es sollte erkennbar sein, wie das Umweltprogramm j festgelegt wird und daß es in regelmäßigen Abständen überprüft und angepaßt wird."
"Das Umweltprogramm kann in Form einer Tabelle dargestellt werden." j
Abbildung 2-11: Anforderungen an Inhalte von Umwelterklärungen gem. EMAS-I nach der "Handreichung" des Umweltgutachterausschusses Ohne diese Handreichung im einzelnen diskutieren zu wollen, erscheint uns die hier vorgenommene Standardisierung von "Muß-/Sollte-/Kann-" Berichtsinhalten nicht nachvollziehbar, da die (jeweilige) Ableitungsbasis nicht erkennbar ist. Grundsätzlich kann der Wortlaut des Art. 5 (3) EMAS-I nur unter Einbeziehung des Gesetzeszwecks und des Sinnzusammenhangs ausgelegt werden. Der Gesetzeszweck ist zwar in Art. 1 EMAS-I festgelegt und umfasst u.a. die: "Bereitstellung von Informationen über den betrieblichen Umweltschutz für die Öffentlichkeit". Diese Generalnorm kann allerdings nur ein schwache Deduktionsbasis liefern, da nicht festgelegt ist, welche Informationen in welchem Umfang an welche Anspruchsgruppen bereitzustellen sind. Daher kann es nicht verwundern, dass die 90
Vgl. Umweltgutachterausschuß
1999, S. 3.
Kapitel 2
41
einzelnen, konkreten Berichtspflichten nicht unstrittig sind. Allerdings verlieren solche Auslegungsdivergenzen des Wortlautes der Verordnung dann an Relevanz, wenn Informationen - in Abhängigkeit von den Zielen des Informationsanbieters freiwillig in Umwelterklärungen publiziert werden. Um so wichtiger ist es, dass die Ergebnisse des (schwierigen) deduktiven Vorgehens induktiv, d. h. anhand von empirischen Analysen der Berichtspraxis, überprüft werden, wobei sich Inhaltsanalysen von Umwelterklärungen 91 und darüber hinausgehende Rankings unterscheiden lassen. Während die oben dargestellte "Handreichung" des Umweltgutachterausschusses grundsätzlich als Interpretationshilfe für die berichtenden Unternehmen zu verstehen ist, 92 beabsichtigen Rankings, einen faktischen Zwang auf die Berichtspraxis auszuüben. Hierzu wird - in ähnlicher Weise wie bei der Durchfuhrung von Nutzwertanalysen - versucht, die „Qualität" der publizierten Umwelterklärungen anhand von Punktwerten zu messen. Indem die Ergebnisse des Rankings veröffentlicht werden, sollen Unternehmen, die an einer guten Beurteilung und der damit verbundenen positiven Darstellung in der Öffentlichkeit interessiert sind, zur Beachtung der jeweiligen Anforderungen veranlasst werden. Ein entsprechendes Ranking wurde etwa vom Öko-Institut durchgeführt. Die hierbei verwendeten Kriterien(-gruppen) und deren Gewichtung (vgl. Abbildung 2-12) werden zwar offengelegt, es wird allerdings nicht erläutert, wie bzw. auf welchen Grundlagen basierend das Ranking entwickelt wurde. Auch ist nicht ersichtlich, wie die Punktvergabe erfolgt: Beispielsweise sind die Anforderungen, die etwa beim Kriterium 11 "Umweltkennzahlen/Zeitreihen" zur Erreichung der maximalen Anzahl von 20 Punkten oder etwa von 15, 10 oder 5 Punkten erfüllt sein müssen, nicht erkennbar. Dies ist unter Berücksichtigung der einem Ranking innewohnenden Subjektivität besonders problematisch. 93 Weiterhin ist zu kritisieren, dass solche Faktoren, die einen Einfluss auf die Ausgestaltung der Umweltschutz-Publizität haben können, wie insb. die Unternehmensgröße und Branchenzugehörigkeit, im Rahmen des Rankings nicht bzw. kaum berücksichtigt werden. 94
91 92
93 94
Vgl. hierzu ausführlich Kapitel 3. Vgl. Umweltgutachterausschuß 1999, S. 1. Bei den hier genannten Zielen der Handreichung wird allerdings nicht darauf eingegangen, inwieweit sich - über die Prüfung der Umwelterklärung durch den Umweltgutachter hinausgehend für die berichtenden Unternehmen ein Zwang zur Einhaltung der genannten Anforderungen ergeben kann. Die mangelnde Transparenz des vom Öko-Institut durchgeführten Rankings kritisieren auch Nissen/Falk 1996, S. 7. So werden im Rahmen des vom Öko-Institut durchgeführten Rankings zwar branchenspezifische Vergleiche der jeweils erreichten Punktzahlen vorgenommen, die Ermittlung der Punktzahlen erfolgt jedoch - unabhängig davon, ob es sich um die Umwelterklärung etwa eines Standortes der Chemischen Industrie oder der Nahrungsmittelbranche handelt - anhand des selben Kriterienrasters.
Lange/Ahsen/Daldrup
42 Oko-lnstitut e.V.
"möchte (...) dazu beitragen, das Nutzenpotential des Instruments Umwelterklärungen zu verbessern" (S. 9)
Ranking von Umwelterklärungen deutscher Unternehmen Darstellung 1.
2. 3.
Vollständigkeit der Angaben/Termin der nächsten Umwelterklärung/Name des zugelassenen Umweltgutachters Plausibilität/Verständlichkeit der Teilaussagen Systematischer Aufbau/Grafiken
Umweltprüfung 7. 8. 9.
Allg. Angaben: Beschäftigte/Umsatz/Auswirkungen der Umweltaktivitäten auf den Ertrag Beschreibung der Produkte/Produktionsverfahren Zahlenangaben zu Emissionen, Abfall, Rohstoff-, Energie-, Wasserverbrauch, Lärm u.a. bedeutsame umweltrelevante Aspekte
Umweltmanagementsystem 14. Beschreibung des Organisationsaufbaus/ Darstellung mit Organigramm 15. Kontinuierliche Dokumentation/ Handbuch UMS 16. Sicherheits-/Risikomanagement: interne/ externe Prüfungen/Kontrollen 17. systematische Einbeziehung externer Informationen für ökologischen Fortschritt (Wissenschaft, Verbände, Behörden, Medien) Umweltpolitik, -ziele und -programm: Zuständigkeit und Abläufe 19 Nennung des Managementvertreters 20. Umweltschutz durch Gremien (Umweltbeauftragter/Umweltausschuss/Umweltteams) im Unternehmen verankert
Umweltpolitik und Ziele 27. Standortbezogenes Profil 28. "Gute Managementpraktiken" und Nachhaltigkeit
Punkte 15 10
Punkte 4.
Inhaltsverzeichnis
5
5.
Register/Begriffserklärungen
10
6.
Nennung von Ansprechpartnem
5
Maximal erreichbare Punkte insgesamt Punkte 5 15
50
10.
Systematische Input/OutputBilanzierung 11. Umweltkennzahlen/Zeitreihen 12. Beurteilung der verursachten Umweltbelastungen 13. Berücksichtigung von Produktlebenszyklen i Maximal erreichbare Punkte insgesamt
Punkte 10
21
10 22 23. 10 24. 25. 26.
Beschreibung der Arbeitsweise der Gremien/Bereiche, in denen Initiativen ergriffen wurden Mitarbeiterbeteiligung durch betriebliches Vorschlagwesen systematische Einbeziehung/Zusammenarbeit der Abteilungen Einkauf, F&E, Produktion etc. Umweltcontrolling/ökologisch ausgerichtete Rechnungslegung Kriterien der Mitarbeiterschulung und -Weiterbildung steigender Anteil geschulter Mitarbeiter
Maximal erreichbare Punkte insgesamt Punkte 10 10 10
29. Konkretheit und Überprüfbarkeit 30. Hauptumweltbelastungen werden reduziert
10
31. Langlebigkeit berücksichtigt
5
32. Produktlebenszyklen berücksichtigt
5
100 | ruiiKt
33. 34. 35. 36. 37.
Nennung von Umsetzungsfristen Beschreibung der Maßnahmen Nennung der Zuständigkeiten Kontinuierlicher Verbesserungsprozess Best Available Technology
!
Maximal erreichbare Punltfe insgesamt
Abbildung 2-12: Beurteilungskriterien des Rankings vom Öko-Institut e.V.95
95
Vgl. Hönes/Küppers 1998.
10
Kapitel 2
43
Wir vertreten hierzu die Auffassung, dass eine unternehmensgrößen- und branchenübergreifende Standardisierung der Mindestinhalte von Umwelterklärungen mit einem so hohen Detaillierungsgrad, wie er zur Durchführung von Rankings notwendig ist, nicht möglich ist. Vielmehr sind die expliziten und impliziten Wahlrechte der EMAS-I gerade unter Berücksichtigung der Vielfältigkeit der teilnehmenden Unternehmensstandorte, die durch die "Erweiterungsverordnung" (UAG-ErwV) in Deutschland und durch EMAS-II europaweit noch zugenommen hat bzw. zunehmen wird, erforderlich. •
Ausgestaltung von Umwelterklärungen gem. EMAS-II: Überblick
Nach EMAS-II sind Unternehmen (Organisationen) sämtlicher Branchen zur freiwilligen Teilnahme an diesem Gemeinschaftssystem, mit dem "eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung von Organisationen durch (...) die Information der Öffentlichkeit und der anderen interessierten Kreise über den betrieblichen Umweltschutz und einen offenen Dialog mit der Öffentlichkeit und den anderen interessierten Kreisen" (Art. 1 EMAS-II) angestrebt werden, berechtigt. Im Gegensatz zu EMAS-I sieht EMAS-II nicht unbedingt die Aufstellung standortbezogener Umwelterklärungen vor, sondern Unternehmen können ihre Berichtspflichten (für unterschiedliche Standorte) auch durch eine aggregierte Umwelterklärung erfüllen. 96 Daher kann die Unterscheidung zwischen der standortbezogenen Publizität in Umwelterklärungen und der unternehmensbezogenen Publizität in Umweltberichten (künftig) wegfallen. In ähnlicher Weise wie EMAS-I legt auch EMAS-II, allerdings in einem eigenständigen Anhang III, die inhaltlichen Bereiche der Publizitätspflicht fest (vgl. Abbildung 2-13). 97 Im Hinblick auf die Heterogenität der teilnahmeberechtigten Unternehmen erscheint es unseres Erachtens zweckentsprechend, dass sich den Berichtspflichtigen bei der Ausgestaltung von Umwelterklärungen gem. EMAS-II weiterhin vielfältige Ausgestaltungsmöglichkeiten bieten. Um dennoch eine vertrauenswürdige Berichtspraxis zu gewährleisten, ist - analog zur handelsrechtlichen Rechnungslegung - die Entwicklung eines Systems von Grundsätzen ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting in Umwelterklärung notwendig. 98
96 97 98
Es besteht aber weiterhin die Möglichkeit, standortbezogene Umwelterklärungen zu publizieren. Vgl. hierzu Kapitel 3.6.2. Zu einem Vergleich der einzelnen Berichtspflichten gem. EMAS-I und EMASII vgl. Kapitel 3.6.3. Vgl. hierzu ausführlich Kapitel 4.2.
44
Lange/Ahsen/D aldrup Inhaltliche Bereiche von Umwelterklärungen gem. Anh. III EMAS-II
"3.2 (...) Die Umwelterklärung ist ein Instrument für die Kommunikation und den Dialog mit der Öffentlichkeit und den anderen interessierten Kreisen in bezug auf die Umweltleistung. Bei der Abfassung und Ausgestaltung der Umwelterklärung trägt die Organisation dem Informationsbedarf der Öffentlichkeit und anderer interessierter Kreise Rechnung. Die Informationen umfassen mindestens: a) eine klare und eindeutige Beschreibung der Organisation, die sich in EMAS eintragen läßt, und eine Zusammenfassung ihrer Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen sowie gegebenenfalls der Beziehung zur Muttergesellschaft; b) die Umweltpolitik der Organisation und eine kurze Beschreibung des Umweltmanagementsystems der Organisation; c) eine Beschreibung aller wesentlichen direkten und indirekten Umweltaspekte, die zu erheblichen Umweltauswirkungen der Organisation führen, und eine Erklärung der Art dieser auf die Umweltaspekte bezogenen Auswirkungen (...); d) eine Beschreibung der Umweltzielsetzungen und -einzelziele im Zusammenhang mit den wesentlichen Umweltaspekten und -auswirkungen; e) eine Zusammenfassung der verfügbaren Daten über die Umweltleistung, gemessen an den Umweltzielsetzungen und -einzelzielen der Organisation und bezogen auf ihre erheblichen Umweltauswirkungen; die Zusammenfassung kann Zahlenangaben über die Emission von Schadstoffen, das Abfallaufkommen, den Verbrauch von Rohstoffen, Energie und Wasser, Lärm sowie andere (...) Aspekte enthalten; die Daten sollen einen Vergleich auf Jahresbasis ermöglichen, damit beurteilt werden kann, wie sich die Umweltleistung der Organisation entwickelt; 0
sonstige Aspekte der Umweltleistung, einschließlich der Einhaltung von Rechtsvorschriften im Hinblick auf ihre erheblichen Umweltauswirkungen;"
Abbildung 2-13: Umweltschutz-Publizität gem. E M A S - I l "
•
Offenlegung der Umweltpolitik gem. DIN EN ISO 14001
Im Gegensatz zu Unternehmen, die sich auf freiwilliger Basis an EMAS beteiligen, unterliegen Unternehmen, die ihre Umweltmanagementsysteme nach der DIN EN ISO 14001 zertifizieren lassen, keiner vergleichbaren umweltschutzbezogene Publizitätspflicht: Es muss nur sichergestellt werden, dass die von der obersten Leitung festgelegte Umweltpolitik öffentlich zugänglich ist (gem. 4.2 f DIN EN ISO 14001). Auf Grundlage des in den zertifizierten Unternehmen vorhandenen Datenpools bietet sich aber eine umfangreichere Umweltschutz-Publizität an; insb. erscheint die freiwillige Aufstellung eines Umweltberichts als fakultative Ergänzung zur Erfüllung der Anforderungen der DIN EN ISO 14001 sinnvoll. Unabhängig davon, auf Basis welcher Normen ein Umweltmanagementsystem implementiert wird, ist die Veröffentlichung und Prüfung von Umweltberichten und damit die Kommunikation des Unternehmens mit der Öffentlichkeit unseres Erachtens 99
Die Formatierungen, insb. die Hervorhebungen, wurden von den Verfassern vorgenommen.
Kapitel 2
45
ein notwendiger Bestandteil eines jeden Systems. Auch für die Ausgestaltung solcher freiwilliger Umweltberichte könnten Grundsätze ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting hilfreich sein.
2.1.3.4
Fakultative Umweltschutz-Publizität in Umweltberichten
Für die Publizität von Umweltberichten existieren nach zur Zeit geltendem Recht keine zwingenden Vorgaben. Unternehmen ist es also freigestellt, ob sie einen Umweltbericht veröffentlichen und über welche Inhalte sie berichten. Da die Berichtspraxis entsprechend vielfältig ausgestaltet ist100, wird eine mögliche Standardisierung, wiederum durch Normen bzw. Leitfäden oder Rankings, national wie auch international diskutiert. Abbildung 2-14 gibt einen Überblick über die bereits vorgestellten sowie im Folgenden betrachteten Vorschläge zur Standardisierung der Ausgestaltung von Umwelterklärungen und/oder freiwilligen Umweltberichten. Anwendung
Art
1998
t- N o r m u n g Ov Ov SustainAbiiity/United Nations
berichte für die Öffentlichkeit Engaging Stakeholders. T h e 1997
Environment Programme future e.V./Institut fur ökolo-
Benchmark Survey. Umweltberichte und Umwelter-
gische Wirtschaftsforschung
klärungen. Ranking 1998
Öko-Institut e . V .
welterklärungen deutscher Un-
Unternehmen Umwelt. Die Um-
1999
ternehmen im Vergleich Umweltgutachterausschuß Global Reporting Initiative
Handreichung zur Erstellung einer Umwelterklärung (...) Sustainability Reporting Guidelines
#
•
©
• • • • • • •
Ranking
Leitfaden
Bezeichnung D I N 33922: Leitfaden. Umwelt-
berichte
Organisation Deutsches Institut für
= u ei i = — U L. £ a S 1 3 S
Norm/
von freiwilligen I nnveltberichten und/oder l mwelterklärungen
Umwelt-
Ausgewählte internationale und nationale Standards z u r Aufstellung
• • •
Abbildung 2-14: Ausgewählte internationale und nationale Standardisierungsvorschläge101
100 101
Vgl. z. B. die empirischen Ergebnisse von Schuh 1995, S. 173-229; Steven/ Schwarz/Letmathe 1997, S. 66-126 und S. 155. In diese Abbildung wurden ausschließlich Normen, Leitfäden und Rankings aufgenommen, die ab 1997 veröffentlicht wurden. Zu weiteren Übersichten, die auch ältere Standardsierungsansätze enthalten, vgl. etwa Fédération des Experts Comptables Européens 1999, S. 30; Loew/Fichter 1999, S. 26; White/Zinkl 1997, S. 8.
46
Lange/Ahsen/Daldrup
In der Norm DIN 33922: "Leitfaden. Umweltberichte für die Öffentlichkeit" werden der EMAS-I entsprechende inhaltliche Bereiche: „Tätigkeiten der Organisation", „Umweltpolitik und Umweltprogramm", „Umweltmanagementsystem", „wichtige Zahlenangaben" und „Beurteilung wichtiger Umweltfragen" vorgeschlagen und (kurz) erläutert. Der hierbei zugrunde gelegte Ansatz, d. h. die Übertragung der Berichtsinhalte von Umwelterklärungen auf Umweltberichte, ist zwar grundsätzlich zu befürworten, allerdings kann eine Konkretisierung der Inhalte eines freiwilligen Umweltberichts, die sich - wie in dieser Norm - auf nur eine Textseite 102 beschränkt, lediglich erste Anhaltspunkte für die Aufstellung entsprechender Berichtsmodule liefern. Leitfaden, wie sie z. B. von der Global Reporting Initiative (GRI) herausgegeben werden, enthalten neben (konkreten) Standards zu möglichen Unternehmens- bzw. branchenspezifischen Berichtsinhalten i.d.R. auch grundsätzliche Anforderungen, die bei der Aufstellung von Umweltberichten beachtet werden sollten. Die von der Coalition for Environmentally Responsible Economies gegründete GRI ist ein weltweiter Zusammenschluss insb. von Unternehmen, Non-Governmental Organizations, Unternehmensberatern, Wirtschaftsprüfern, Unternehmensverbänden und Wissenschaftlern mit dem Ziel, "to establish a common framework for enterprise-level reporting on the linked aspects of sustainability: the environmental, the economic and the social." 103 Mit dem zuletzt veröffentlichten Entwurf der "Sustainability Reporting Guidelines" wird der in Abbildung 2-15 dargestellte Aufbau von Umweltberichten vorgeschlagen. Zu den einzelnen Kapiteln enthält der Leitfaden (einschließlich der Anhänge) stichpunktartige Erläuterungen, die allerdings weitestgehend unverbindlich und sehr allgemein formuliert sind. Insbesondere werden nahezu keine Vorschläge zur Ausgestaltung der Berichterstattung über die Interdependenzbeziehungen des betrieblichen Umweltschutzes zur wirtschaftlichen Lage unterbreitet. Rankings werden in Deutschland beispielsweise vom future e. V./Institut für ökologische Wirtschaftsforschung sowie auf internationaler Ebene etwa von SustainAbility/United Nations Environment Programme durchgeführt. Im Rahmen des vom future e. V. koordinierten und unter Leitung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung im Jahr 1998 durchgeführten Rankings 104 wurden sowohl Umweltberichte als auch Umwelterklärungen deutscher Unternehmen analysiert. Die hierbei verwendeten Beurteilungskriterien wurden (1) aus umweltrechtlichen Vorschriften, insb. den Vorgaben der EMAS-I, (2) unter Einbeziehung nationaler und internationaler Forschungsergebnisse sowie (3) aus den Anforderungen, die von unterschiedlichen Anspruchsgruppen formuliert wurden, entwickelt. Die 1998 zur Analyse von 57 Umweltberichten und 80 Umwelterklärungen von Großunternehmen sowie 18 Umweltberichten bzw. -erklärungen von kleinen und mittleren
102 103 104
Insgesamt umfasst die DIN 33922 (ohne das Inhaltsverzeichnis) lediglich vier Seiten. Global Reporting Initiative 1999, S. 1. Zuvor wurden bereits in den Jahren 1994 und 1996 entsprechende Rankings durchgeführt. Zu dem Ranking 2000 vgl. http://www.ranking-umweltberichte.de
Kapitel 2
47
Unternehmen verwendeten Kriterien und deren Gewichtung sind in Abbildung 2-16 (Seite 48) dargestellt.
Global Reporting Initiative ( G R I )
O "The G R I seeks to establish a c o m m o n f r a m e w o r k for enterprise-level reporting on the linked aspects o f sustainability: the environmental, the economic and the social" (S. 1)
Sustainability Reporting Guidelines 1. C E O Statement
Statement o f the chief executive officer ( C E O ) , or equivalent o f f i c e r for reporting entity, describing key elements o f the report.
2. K e y Indicators
Selected items, drawn directly f r o m subsequent parts of the Guidelines, provide an overview of aspects and indicators for the reporting entity.
3. Profile o f Reporting Entity
An overview o f the reporting entity and s c o p e of the report to provide a context for understanding and evaluating information in subsequent sections.
4. Policies, Organization and M a n a g e m e n t Systems
A statement o f the reporting entity's public c o m m i t m e n t to the elements of sustainable development and h o w the entity has implemented organizational structures and m a n a g e m e n t processes intended to fulfill that commitment.
5. Stakeholder Relationships
Information on the process and methods b y which stakeholders - both internal and external to the enterprise - are engaged.
6. M a n a g e m e n t P e r f o r m a n c e
Indicators of the reporting entity's p e r f o r m a n c e regarding compliance with applicable mandatory standards, and adherence to internal policies and standards reported in Part 4.
7. Operational P e r f o r m a n c e
Indicators of the reporting entity's operational p e r f o r m a n c e regarding key aspects o f sustainability.
8. Product P e r f o r m a n c e
Indicators of the performance o f the reporting entity's prod u c e s ) regarding environmental, social and economic aspects o f sustainability.
9. Sustainability O v e r v i e w
A discussion o f the reporting entity's efforts and progress towards integrating sustainability into its decision making and p e r f o r m a n c e measurement.
Abbildung 2-15: Aufbau eines Nachhaltigkeitsberichts gem. GRI Zu sämtlichen in Abbildung 2-16 dargestellten "Hauptkriterien" sind bis zu vier "Unterkriterien" festgelegt, für die - nach festgelegten Regeln - jeweils 5, 3, 1 oder 0 Punkte vergeben werden können. Durch Bildung des arithmetischen Mittelwertes der Unterpunkte wird die Punktzahl der Hauptbewertungskriterien ermittelt, die wiederum mit der jeweiligen Gewichtung multipliziert, zu den in Abbildung 2-16 dargestellten maximalen Punktwerten führen. Dieses Ranking ist - im
48
Lange/Ahsen/Daldrup future e.V./Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
"Mit dem aktuellen Ranking und der Veröffentlichung der Ergebnisse sollen positive Entwicklungen dargestellt, Schwachstellen offengelegt und der kritische Dialog über die Umweltberichterstattung gefördert werden" (S. 4)
Ranking 1998 A: Einzelelemente des Berichts
Punkte
AI.
Allgemeine Angaben zum Unternehmen/Standort
25
A2.
Umweltpolitik/Umweltleitlinien
25
A3.
Umweltmanagementsystem
25
A4.
Daten über Unternehmens- bzw. standortbezogene Stoff- und Energieströme
50
A5.
Ökologische Aspekte der Produkte und Dienstleistungen
75
A6.
Analyse und Bewertung ökologischer Problemfelder
50
A7.
Umweltprogramm und Umweltziele
75
A8.
Wirtschaftliche Fragen des Umweltschutzes
25
A9.
Kommunikation mit Zielgruppen Maximal erreichbare Punkte insgesamt |
B: Inhaltliche Gesamtqualität
25 375 Punkte
Bl.
Glaubwürdigkeit
25
B2.
Wesentlichkeit, Klarheit, Nachvollziehbarkeit
25
B3.
Stetigkeit und Vergleichbarkeit Maximal erreichbare Punktejnsgesamt
Punkte
C: Kommunikative Qualität Cl.
Text/Sprache
C2.
Optische Gestaltung
25 75
25 25. Maximal erreichbare Punkte insgesamt
50
Abbildung 2-16: Beurteilungskriterien des Rankings 1998 vomfuture e. V. /Institut für ökologische Wirtschaftsforschung105 Gegensatz zu dem bereits betrachteten Ranking des Öko-Instituts und auch des nachfolgend dargestellten Rankings von SustainAbility/United Nations Environment Programme - in der Literatur gut dokumentiert: Die Herleitung der Hauptund Unterkriterien wird zwar nicht im einzelnen begründet, aber deren Gewichtung und die Vorgehensweise bei der jeweiligen Punktvergabe werden ausführlich dargelegt. 106 Allerdings wird die Unterschiedlichkeit der berichtenden Unternehmen - obwohl unternehmensgrößen- und branchenspezifische Auswertungen vorgenommen werden - auch hier nicht berücksichtigt. In der internationalen Diskussion sind - neben dem dargestellten "Sustainability Reporting Guidelines" (GRI) - vor allem die sog. "50 reporting criteria" relevant, die im Rahmen der von SustainAbility mit Unterstützung des United Nations
105 Ygj Clausen/Fichter/Alpers 1998, S. 9-11. Die Bewertungskriterien sind zudem ausführlich dargelegt in Clausen/Fichter/Loew 1998. 106 Vgl. hierzu ausfuhrlich Clausen/Fichter/Loew 1998.
Kapitel 2
49
Environment Programme durchgeführten „1997 Benchmark Survey" zugrunde gelegt wurden (vgl. Abbildung 2-17). SustainAbility / United Nations Environment P r o g r a m m e (UNEP)
"The purpose of the survey is to identify areas of strength and weakness in company environmental reporting and to highlight examples of best practice" (S. 4)
50 reporting criteria Management Policies and Systems
Points 8. 9. 10. 11. 12.
Inputs ]3 SME Material Use 14 SME Energy Consumption ¡ 5 SME y/ater Consumption
Points 4
Process M a n a g e m e n t 16. Eco-efficiency/Clean Technology 1 7 . S M E Health and Safety IG SME Occident and Emergency Response 19. Risk Management and Environmental Impact Assessments 20. Land Contamination and Remediation
Points
Stewardship of Local Habitats and Eco-systems
Finance 31. 32.
Environmental Spending Environmental Liabilities
33.
Market Solutions, Instruments and Opportunities
Stakeholder Relations/Partnerships 36.SME Employees 37.SME Politicians. Legislators and Regulators 38 SME Local Communities 3 9 SME I N V E S L O L . S
40.
Suppliers and Contractors
Sustainable Development 45.
Technology Cooperation
46. 47.
Global Environment Global Development issues
Research and Development Awards Verification Reporting Policy Corporate Context
... 4.....
4 4 4 4 4
SME =
Report Design and Accessibility
Points
Outputs 22. SME Waste Minimisation and M a n a g e m e n t 2 3 . S M E Air Emissions 2 4 . S M E Water Effluents 25. Noise and Odours 26. Transportation
4 4 4 4 4
Products 27. 28. 29. 30.
Points
Life-cyle Design Environmental Impacts Product Stewardship Packaging
4 4 4 4
Maximum score points
72
4 Points . 4 4 4
34.
Environmental Cost Accounting
35.
Charitable Contributions
Points 4 17
M a x i m u m score points
Points 4
Points 4 4 4 . 4 4
41.
Customers and Consumers
42. 43. 44.
Environment Groups Science and Education Other (eg Industry Associations)
4 4 4
M a x i m u m score points
36 Points
Points 4 4 4_ .
48.
Global Operating Standards
49.
Visions/Scenario&Tuture Trends
M a x i m u m score points
Report Design and Accessibility 50.
_4_ 4 45
M a x i m u m score points
Inputs and Outputs
21.
Points j 7 SME L E G a j Compliance
1. Top Management Statement 2 SME Environmental Policy 3 SM E Environmental Management System 4 SME Management Responsibility and Accountability 5. Environmental Auditing 6. Goals and Targets
i
Maximum score points
4 4 20
:r
indicates core criteria recommended for small and medium sized-enterprises (SMEs).
Abbildung 2-17: Beurteilungskriterien des Rankings von Nations Environment Programme
SustainAbility/United
50
Lange/Ahsen/Daldrup
Zur Entwicklung der Analysekriterien des Rankings im Jahr 1997 1 0 7 wird lediglich darauf hingewiesen, dass diese "have been progressively refined in response to stakeholder inputs." 1 0 8 Für die einzelnen in Abbildung 2-17 dargestellten Unterkriterien werden zwar deren Gewichtung (mit den beiden genannten Ausnahmen jeweils maximal vier Punkte) offengelegt; zur Vergabe der Punkte heißt es allerdings nur allgemein: "where '0' means that the area covered by the criterion is not discussed at all and ' 4 ' means that the reporting is comprehensive." 1 0 9 Dagegen ist es grundsätzlich positiv zu beurteilen, dass zumindest größenspezifische Unterschiede in Form reduzierter Anforderungen an die Umweltberichte von K M U im Rahmen des Rankings berücksichtigt werden. Ein Vergleich der einzelnen oben dargestellten Standardisierungsvorschläge zeigt deutliche Unterschiede hinsichtlich der Anforderungen, die an die Ausgestaltung von freiwilligen Umweltberichten gestellt werden. Im Hinblick auf einen hierbei angestrebten Konsens zwischen Informationsanbieter, -nachfrager sowie Staat und Standardisierungsinstitutionen als "Standardsetter" (zumindest) über die inhaltlichen Bereiche wird EMAS-II verstärkt in die Diskussion einzubeziehen sein. 1 1 0 Hier werden allerdings nur "Mindestinhalte" vorgegeben, wobei aber zu Recht darauf verwiesen wird, dass Unternehmen bei der Aufstellung von Umwelterklärungen dem Informationsbedarf der Öffentlichkeit und anderer interessierter Kreise Rechnung tragen. 1 1 1 Hieraus könnte sich sowohl für Umwelterklärungen als auch für Umweltberichte eine Ausweitung der inhaltlichen Bereiche ergeben. Insbesondere ist es (vermutlich) informationsbedarfsentsprechend, hier Erläuterungen über die Interdependenzen zwischen der wirtschaftlichen und der ökologischen Lage des Unternehmens - wie sie bereits im Zusammenhang mit der Lageberichterstattung diskutiert wurden (vgl. Kapitel 2.1.2.2) - zur Verfügung zu stellen. Hieraus resultierende Redundanzen zur Berichterstattung in einem gesonderten Kapitel im Rahmen des Lageberichts lassen sich mit dem übergeordneten Ziel einer empfängerorientierten Ausgestaltung von Umweltberichten rechtfertigen.
107 108 109 110
111
Zuvor wurden bereits entsprechende Rankings in den Jahren 1994 und 1996 durchgeführt. SustainAbility/United Nations Environment Programme 1997, S. 32. Ebenda, S. 30. Um so mehr ist es zu begrüßen, dass mit EMAS-II Berichtsinhalte zur "Umweltleistung" des Unternehmens stärker fokussiert werden. Zu Recht wird hierzu vor allem die Abbildung von Umweltschutz-Kennzahlen gefordert, die u.a. sogar die Durchfuhrung eines Benchmarking ermöglichen soll. Vgl. Anh. III 3.3 EMAS-II. Vgl. Anh. III 3.2 EMAS-II.
Kapitel 2 2.1.4
51
Zusammenfassende Empfehlungen zur Ausgestaltung der Umweltschutz-Publizität
Den Unternehmen bieten sich vielfältige Möglichkeiten, umweltschutzbezogene Informationen zu publizieren. Das Spektrum reicht hier von der Offenlegung im Rahmen der handelsrechtlichen Rechnungslegung, insb. im Lagebericht, über die Umweltschutz-Publizität aufgrund zwingender umweltrechtlicher Vorschriften bis zur allgemein verfugbaren Informationsbereitstellung in Umwelterklärungen gem. EMAS-I bzw. EMAS-II sowie in freiwilligen Umweltberichten. In den vorstehenden Abschnitten des Kapitels 2.1 werden folgende zentrale Empfehlungen zur Ausgestaltung der Umweltschutz-Publizität abgeleitet: •
Im Rahmen der Umweltschutz-Publizität primär über die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens ist - auf Basis des IDW RS HFA 1/98 - der Informationsbereitstellung im Lagebericht eine besondere Bedeutung beizumessen. Entgegen teilweise anderslautenden Stellungnahmen in der kommentierenden Literatur zum HGB ist es unseres Erachtens (rechnungslegungs-)zweckentsprechend, im Lagebericht ausschließlich die Interdependenzen zwischen dem Umweltschutz und der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens darzustellen, und diese Berichtsinhalte in einem gesonderten Umweltschutz-Kapitel (vgl. Abbildung 2-5) zusammenzufassen.
•
In einem solchen Umweltschutz-Kapitel ist vor allem auch auf die zukunftsbezogene Effektivlage eines Unternehmens einzugehen. Hierbei kann eine integrierte Darstellung des Geschäftsverlaufs, der Lage und der voraussichtlichen Entwicklung erfordern, dass zu den Angaben z. B. über die Umweltschutz-Aufwendungen und -Investitionen der abgelaufenen Berichtsperiode zusätzlich deren erwartete Entwicklungstendenzen erläutert, ggf. sogar die Höhe der Plan-Aufwendungen und -Investitionen in ihrer zeitlichen Struktur angegeben werden. Lediglich vereinzelte umweltrechtliche Vorschriften, wie z. B. § 11 StörfallVerordnung und § 38 Abs. 4 StrlSchV, verpflichten Unternehmen derzeitig, ökologische Informationen (vgl. Abbildung 2-6) zu veröffentlichen. Eine umfassende Pflichtpublizität könnte zukünftig aber mit einem Umweltgesetzbuch kodifiziert werden. Hierbei erscheint es nicht zuletzt vor dem Hintergrund der angestrebten Vereinheitlichung des Umweltrechts sinnvoll, wenn die Anforderungen zu den inhaltlichen Bereichen der Berichtspflicht - ähnlich wie im UGB-KomE vorgesehen (vgl. Abbildung 2-9) - mit denen von EMAS-II verknüpft werden.
•
•
•
Vor dem Hintergrund dieser umweltrechtlichen Diskussion kann es für Unternehmen zweckmäßig sein, die Anforderungen eines Umweltgesetzbuches antizipativ zu erfüllen. Entgegen dem Sachverständigenentwurf vertreten wir hierzu die Auffassung, dass nicht der handelsrechtliche Lagebericht, sondern ein eigenständiger Umweltbericht zur umfassenden Berichterstattung über die ökologische Lage eines Unternehmens geeignet ist. Des weiteren können im Rahmen der Umweltschutz-Publizität primär über die ökologische Lage eines Unternehmens - auf Basis von EMAS-II - die beste-
52
•
•
Lange/Ahsen/Daldrup henden inhaltlichen Unterschiede von Umwelterklärungen gem. EMAS-II und freiwilligen Umweltberichten, die ggf. auch als fakultative Ergänzung zu einer Zertifizierung gem. DIN EN ISO 14001 aufgestellt werden, künftig weitgehend wegfallen. Beide Berichtsmedien sollten unseres Erachtens vor allem ökologische Informationen zu den inhaltlichen Bereichen gem. EMAS-II (vgl. Abbildung 2-13) beinhalten. Im Sinne einer empfängerorientierten Ausgestaltung erscheint es uns allerdings zweckmäßig, wenn Umwelterklärungen und Umweltberichte auch Erläuterungen zu den Interdependenzen zwischen der wirtschaftlichen und der ökologischen Lage - wie sie ggf. auch im Umweltschutz-Kapitel des Lageberichts enthalten sind - umfassen. Zur Gewährleistung einer vertrauenswürdigen Berichtspraxis sind die hier (notwendigerweise) vorhandenen Ausgestaltungsmöglichkeiten - analog zur handelsrechtlichen Rechnungslegung - durch ein System von Grundsätzen ordnungsmäßigen Umweltschutz-Reporting auszufüllen. Zudem erscheint uns zur Erhöhung der Aussagefähigkeit von Umwelterklärungen die Abbildung von Umweltschutz-Kennzahlen notwendig, wie dies auch in EMAS-II gefordert wird.
2.2
Obligatorisches Umweltschutz-Reporting an spezifische Adressaten aufgrund umweltrechtlicher Vorschriften
Über die Umweltschutz-Publizität hinausgehend müssen Unternehmen - wie bereits erläutert (vgl. Kapitel 1.2) - auch einzelnen Adressaten umweltschutzbezogene Informationen zur Verfugung stellen. Bei diesem auf gesetzlichen Informationssonderrechten basierenden externen Reporting kann unterschieden werden zwischen dem Umweltschutz-Reporting an spezifische öffentliche und nichtöffentliche Adressaten.
2.2.1
2.2.1.1
Umweltschutz-Reporting an spezifische öffentliche Adressaten
Informationsrechte
von Kontroll- und
Genehmigungsinstitutionen
Durch das obligatorische, adressatenspezifische Umweltschutz-Reporting, d. h. hier durch die rechtliche Verpflichtung der Unternehmen, den jeweils zuständigen öffentlichen Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen bestimmte Informationen bereitzustellen, sollen die zur Aufgabenerfüllung der Behörden, insb. die zur Überwachung und Kontrolle der Einhaltung umweltrechtlicher Vorschriften, er-
Kapitel 2
53
forderlichen Daten erhoben werden. Zugleich dienen diese Informationen zur Eigenüberwachung und damit zur Förderung einer umweltschutzbezogenen Eigenverantwortung der Unternehmen, wodurch ggf. entsprechende betriebliche Umweltschutzmaßnahmen ausgelöst werden können. 1 1 2 Hierzu müssen Unternehmen den öffentlichen Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen neben Informationen (1) zur allgemeinen Regelüberwachung sowie (2) zu Umweltschutzverantwortlichen und Umweltschutzbeauftragten (3) vielfältige weitere umweltschutzbezogene Berichte unaufgefordert oder auf besonderes Verlangen vorlegen. 1 1 3 Aufgrund der Vielzahl von Informationssonderrechten werden im Folgenden Emissionserklärungen (§ 27 BImSchG), Nachweisbücher (§§ 42-48 KrW-/AbfG) sowie Abfallwirtschaftskonzepte und -bilanzen (§§ 19, 20 KrW-/AbfG) exemplarisch dargestellt. 114 *
Allgemeine Regelüberwachung
Zur Überwachung der Einhaltung umweltrechtlicher Vorschriften haben die jeweils zuständigen Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen, wie z. B. kommunale Umweltschutzämter, etwa gem. § 52 BImSchG, § 40 KrW-/AbfG oder § 21 WHG, weitgehende Auskunfts- und Einsichtsrechte. So können von ihr beauftragte Personen Geschäfts- und Betriebsräume betreten, Unterlagen einsehen sowie technische Prüfungen verlangen. Im Rahmen der allgemeinen Regelüberwachung werden also keine konkreten Berichtspflichten für Unternehmen vorgegeben, sondern es werden vielmehr allgemeine Informationssonderrechte der Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen begründet. Im Gegensatz hierzu intendieren die im Folgenden betrachteten umweltrechtlichen Pflichten vor allem (auch) die Wahrnehmung bestimmter Kontrollaufgaben und -Verantwortlichkeiten durch die Kontrollierten selbst. •
Umweltschutzverantwortliche und Umweltschutzbeauftragte
Dementsprechend haben Unternehmen, deren Außenvertretung durch mehrere Personen wahrgenommen wird, der zuständigen Kontroll- und Genehmigungsinstitution den Verantwortlichen der Unternehmensführung anzuzeigen, der nach den Bestimmungen über die Geschäftsführungsbefugnis für das Unternehmen die Pflichten etwa des BImSchG (§ 52a BImSchG) oder des KrW-/AbfG (§ 53 KrW/AbfG) wahrnimmt. Dieser muss Informationen darüber bereitstellten, auf welche 112 113
114
Vgl. zur Funktion von Informationspflichten ausführlich Herrmann 1997, S. 149-203. Für die bei den öffentlichen Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen vorliegenden umweltschutzbezogenen Informationen bestehen auf Basis des UIG allerdings mit den bereits diskutierten Einschränkungen (vgl. Kapitel 2.1.3.1) - Akteneinsichtsrechte der allgemeinen Öffentlichkeit. Vgl. hierzu ausführlich Hoffinann 1999, S. 141-179. Insbesondere werden im Folgenden Informationssonderrechte, die öffentlichen Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen im Rahmen von Genehmigungsverfahren, z. B. gem. UVPG, zustehen, nicht diskutiert.
54
Lange/Ahsen/Daldrup
Weise sichergestellt ist, dass die umweltrechtlichen Vorschriften eingehalten werden. Welche einzelnen Angaben zur Umweltschutzorganisation gemacht werden müssen, ist zwar nicht im BImSchG oder KrW-/AbfG geregelt, aber Inhalt und Umfang der Mitteilung sollen so umfangreich sein, dass die Kontroll- und Genehmigungsinstitution beurteilen kann, ob die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden. Hierzu können etwa Informationen zu Verantwortungsbereichen und Weisungsbefugnissen innerhalb der Unternehmensführung, zur Aufgabenverteilung und Einbindung von Stabsstellen sowie der Umweltschutzbeauftragten, zur Schulung von Arbeitnehmern, zur Durchführung umweltschutzrelevanter Kontrollen und Planungen für Betriebsstörungen verlangt werden. 1 1 5 Insbesondere müssen Unternehmen die Bestellung, Aufgaben und Entscheidungsbefugnisse (einschließlich etwaiger Veränderungen) sowie die Abberufung von Umweltschutzbeauftragten, z. B. eines Immissionsschutzbeauftragten (§ 55 BImSchG), Betriebsbeauftragten für Abfall (§§ 54, 55 KrW-/AbfG) oder eines Betriebsbeauftragten für Gewässerschutz (§ 21c WHG), der zuständigen Kontroll- und Genehmigungsinstitution anzeigen. Diese Umweltschutzbeauftragten müssen die Unternehmensleitung (gem. §§ 54 Abs. 2, 58b Abs. 2 BImSchG, § 21b Abs. 3 WHG, § 55 Abs. 2 KrW-/AbfG) in einem jährlichen Bericht über die realisierten und geplanten Umweltschutzmaßnahmen informieren sowie Uber ihre Kontrollaktivitäten und Information der Arbeitnehmer (zumindest mündlich) berichten, wobei sie Inhalt und Umfang der Berichterstattung selber festlegen können. 116 Über die Ausübung eines solchen gesetzlichen Organisationszwanges hinausgehend soll die eigenverantwortliche Einhaltung umweltrechtlicher Vorschriften auch durch die Pflicht zur Generierung und adressatenspezifischen Bereitstellung umweltschutzrelevanter Informationen sichergestellt werden. 1 1 7 *
Emissionserklärungen gem. § 27 BImSchG
Unternehmen, die eine genehmigungsbedürftige Anlage betreiben, sind verpflichtet, gegenüber der zuständigen Kontroll- und Genehmigungsinstitution "Angaben zu machen über Art, Menge, räumliche und zeitliche Verteilung der Luftverunreinigungen, die von der Anlage in einem bestimmten Zeitraum ausgegangen sind, sowie über die Austrittsbedingungen (Emissionserklärung)" (§ 27 BImSchG). 1 1 8 115
116
117 118
Vgl. Hoffmann 1999, S. 156f. (mit weiteren Nachweisen), der hier auch daraufhinweist, dass die Umweltschutzorganisation zweckmäßigerweise anhand eines Organigramms verdeutlicht werden kann. Vgl. Hoffmann 1999, S. 170f. Vorschriften zum Inhalt entsprechender Aufzeichnungen existieren lediglich für den Störfallbeauftragten (vgl. ebenda), dessen Aufzeichnungen - anders als die jährlichen Berichte - auch der zuständigen Kontroll- und Genehmigungsinstitution auf Verlangen vorzulegen sind. Vgl. Jarass 1995, § 58b BImSchG, Tz. 10. Vgl. Kloepfer 1993, S. 1126. Das BImSchG sieht unterschiedliche Möglichkeiten der Ermittlung von Immissionen und Emissionen vor, die üblicherweise durch Messungen (vgl. auch zu weiteren zulässigen Formen der Ermittlung Jarass 1995, § 26 BImSchG) der Unternehmen erfolgt: Auf Grundlage der §§ 26, 28 BImSchG
Kapitel 2
55
Wie aus Abbildung 2-18 ersichtlich, sind die Anforderungen, die an die Aufstellung von Emissionserklärungen gestellt werden, im einzelnen in der Emissionserklärungsverordnung (11. BImSchV) bestimmt. Demnach erfolgt die Datenerhebung anhand vordefinierter, im Anhang 3 der Verordnung enthaltener Formulare, 1 1 9 wobei die zuständige Kontroll- und Genehmigungsinstitution festlegt, welche Formulare für die Abgabe der Erklärung zu verwenden sind. Emissionserklärung gem. § 27 BImSchG Erstellungspflichtiger
Betreiber genehmigungsbedürftiger Anlagen
Berichtsperiode
vorhergehendes (gradzahliges) Kalenderjahr
Fortschreibung
alle zwei Jahre Art, Menge, räumliche und zeitliche Verteilung der Luftverunreinigungen sowie deren Austrittsbedingungen
Inhalt
Empfänger
nähere Anforderungen an Inhalt, U m f a n g und Form der Unterlagen werden durch die Emissionserklärungsverordnung (11. BImSchV) bestimmt Pflicht zur Abgabe bei der zuständigen Behörde
Abbildung 2-18: Emissionserklärung gem. § 27 BImSchG 1 2 0
119
120
kann ein Unternehmen dazu verpflichtet werden, die Emissionen bzw. Immissionen von zugelassenen Stellen durch einmalige oder wiederkehrende Messungen ermitteln zu lassen. Alternativ oder ergänzend kann der Einsatz aufzeichnender Messgeräte vorgeschrieben werden, mit denen die Emissionen bzw. Immissionen fortlaufend zu dokumentieren sind (§ 29 BImSchG). In diesen Fällen kann die zuständige Kontroll- und Genehmigungsinstitution Einzelheiten über Art und Umfang der Ermittlungen sowie in Bezug auf die Vorlage der Ermittlungsergebnisse vorschreiben. Die Pflicht zur Aufstellung von Emissionserklärungen entfällt auch dann nicht, wenn die entsprechenden Informationen bereits aufgrund einer Anordnung nach §§ 26, 28f. erbracht wurden. Vgl. Jarass 1995, § 27 BImSchG, Tz. 1. Abweichungen hiervon, die nicht den Inhalt oder Umfang betreffen, können auf Antrag zugelassen werden (§ 4 Abs. 3 S. 2 Emissionserklärungsverordnung). Einzelangaben dürfen von der zuständigen Kontroll- und Genehmigungsbehörde nur insoweit veröffentlicht werden, als hierdurch keine Rückschlüsse auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse gezogen werden können. Der Berichtspflichtige hat dieses bei Abgabe der Emissionserklärung mitzuteilen und zu begründen (§ 27 Abs. 3 BImSchG). "Die für die Emissionserklärung notwendigen Daten können nach § 6 der 11. BImSchV alternativ durch fortlaufend aufgezeichnete Messungen, Einzelmessungen oder Messergebnisse von gleichartigen Anlagen ermittelt werden. Da der Grad der Genauigkeit der Ermittlung nicht vorgeschrieben ist, können anstelle direkter Messungen auch Hochrechnungen und Schätzungen unter Verwendung von Emissionsfaktoren, Energie- und Massenbilanzen oder Analyseergebnisse herangezogen
56 •
Lange/Ahsen/Daldrup Nachweisbücher gem. §§ 42-48 KrW-/AbfG
Auch für Nachweisbücher, die in Abhängigkeit von der Menge und Überwachungsbedürftigkeit der in einem Unternehmen anfallenden Abfälle zu führen sind, ergibt sich die Ausgestaltung der konkreten Berichtspflichten aus dem untergesetzlichen Regelwerk. Die Anforderungen an das fakultative und obligatorische Nachweisverfahren sind in der Nachweisverordnung detailliert vorgegeben (vgl. Abbildung 2-19). Die Nachweisbücher bestehen aus einer zeitlich geordneten Sammlung der Entsorgungsnachweise, Sammelentsorgungsnachweise, Nachweiserklärungen, Begleitscheine und Übernahmescheine sowie Anzeigen und Freistellungen, für die Anlage 1 der Nachweisverordnung jeweils mehrere Formblätter, die zu verwenden sind, enthält.
Abfall i.S.d. Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes Abfall zur Verwertung
Abfall zur Beseitigung
Bestimmungsverordnung besonders überwachungsbedürftige Abfälle (BestbüAbfV) Bestimmungsverordnung überwachungsbedürftige Abfalle zur Verwertung (BestüVAbfV) nicht überwachungs- überwachungsbedürftig bedürftig
1
>
besonders überwachungsbedürftig
Fakultatives Nachweisverfahren: nur bei Anordnung der zuständigen Behörde '
'
überwachungsbedürftig
besonders überwachungsbedürftig
Obligatorisches Nachweisverfahren: (auch) ohne besonderes Verlangen der zuständigen Behörde ^
-
-
_
-
Machwcisbücher gem. §§ 42-48 KrW-/AbfC Abfallerzeuger und -besitzer, Einsammler und Beförderer, Abfallentsorger Erstellungspflichtiger Berichtsperiode/ Fortschreibung
wenn die jährlich anfallende Menge an Abfallen fünf Tonnen je Abfallschlüssel übersteigt
wenn die jährlich anfallende Menge an Abfallen insg. 2000 kg übersteigt
fortlaufend Führung eines Nachweisbuches - einschließlich der entsprechenden Belege über Art und Menge der Abfälle sowie über deren Beseitigung bzw. Verwertung
Inhalt
—• Art, Umfang und Inhalt des geforderten Nachweises werden zum einen durch das pflichtgemäße Ermessen der zuständigen Behörde, zum anderen durch die Nachweisverordnung (NachwVO) bestimmt
Empfänger
Vorlage auf Verlangen der zuständigen Behörde
i
Abbildung 2-19: Nachweisbücher gem. §§ 42-48 KrW-/AbfG
werden. (...) Die gewählte Ermittlungsart ist nach § 6 Abs. 2 Satz 1 der 11. BImSchV anzugeben." Hoffmann 1999, S. 147f. mit weiteren Nachweisen.
Kapitel 2 •
57
Abfallwirtschaftskonzepte und Abfallbilanzen gem. §§ 19,20 KrW/AbfG
Insoweit Erzeuger oder Besitzer von Abfällen diese in eigenen, in engem räumlichen und betrieblichen Zusammenhang stehenden Anlagen beseitigen oder verwerten, können die Nachweise durch Abfallwirtschaftskonzepte und -bilanzen ersetzt werden. Die Verpflichtung zur Aufstellung von Abfallwirtschaftskonzepten und -bilanzen besteht - wie Abbildung 2-20 zeigt - für Unternehmen, bei denen bestimmte art- und mengenmäßige Grenzwerte überschritten werden. Abfallwirtschaftskonzepte gem. § 19 KrW-/AbfG
Abfallbilanzen gem. § 20 KrW-/AbfG
Erstellungspflichtiger
Erzeuger, bei denen einer der folgenden Grenzwerte überschritten wird: - 2000 kg/Jahr besonders überwachungsbedürftige Abfälle - 2000 t/Jahr überwachungsbedürftige Abfälle j e Abfallschlüssel
Berichtsperiode
die nächsten fünf Jahre (erstmalig zum 31.12.1999)
das vorhergehende Jahr (erstmalig zum 01.04.1998)
Fortschreibung
alle fünf Jahre
jährlich
Art, Menge und Verbleib der besonders überwachungsbedürftigen und überwachungsbedürftigen Abfälle (gesonderte Darlegung bei Verwertung oder Beseitigung außerhalb der BRD) Darstellung der getroffenen und geplanten Maßnahmen zur Vermeidung, Verminderung und Beseitigung
Inhalt
Begründung der Notwendigkeit der Abfallbeseitigung, insb. Angaben zur mangelnden Verwertbarkeit aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen Darlegung der vorgesehenen Entsorgungswege —• nähere Anforderungen an Inhalt, Umfang und Form der Unterlagen werden durch die Abfallwirtschaftskonzeptund -bilanzverordnung (AbfKoBiV) bestimmt
Empfänger
Vorlage auf Verlangen der zuständigen Behörde
Abbildung 2-20: Abfallwirtschaftskonzepte und -bilanzen gem. §§ 19, 20 KrW/AbfG 1 2 1 Abfallwirtschaftskonzepte sollen den berichtspflichtigen Unternehmen primär als „internes Planungsinstrument" (§ 19 Abs. 1 S. 2 KrW-/Abfü) zur Entwicklung 121
Abfallwirtschaftskonzepte und -bilanzen sind für jeden Standort gesondert zu erstellen (§ 7 AbfKoBiV).
58
Lange/Ahsen/Daldrup
von Strategien und Maßnahmen zur Vermeidung, Verwertung und Beseitigung der Abfälle dienen; Abfallbilanzen stellen hierzu ein Kontrollinstrument für den Aufstellungspflichtigen dar. Hieraus resultieren Überschneidungen der einerseits zukunfts- und andererseits vergangenheitsorientierten Berichtsinhalte. 122 Auch für Abfallwirtschaftskonzepte und -bilanzen ergeben sich detaillierte Anforderungen, die an ihre Aufstellung gestellt werden, aus dem untergesetzlichen Regelwerk, d. h. aus der Abfallwirtschaftskonzept- und -bilanzverordnung. Der zur Aufstellung Verpflichtete kann das Abfallwirtschaftskonzept und die Abfallbilanz unter Verwendung der Formblätter, die in der Anlage 1 zu dieser Verordnung enthalten sind, darstellen. 1 2 3
2.2.1.2
•
Informationsrechte
von Statistischen
Ämtern
Überblick
Neben Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen sind auch Statistische Ämter auf Basis des Umweltstatistikgesetzes (UStatG) - öffentliche Adressaten umweltschutzbezogener Informationen. Von ihnen werden für Zwecke der Umweltpolitik die in Abbildung 2-21 dargestellten Erhebungen bei Unternehmen durchgeführt.
Umweltschutz-Reporting an Statistische Ämter auf Basis des UStatG Gemäß § 2 UStatG umfasst die Statistik Erhebungen " 1. der Abfallentsorgung (§ 3), (...) 3. der Entsorgung bestimmter Abfälle (§ 5), (...) 5. der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung im Bergbau, bei der Gewinnung von Steinen und Erden und im Verarbeitenden Gewerbe (§ 7), 6. der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung in der Landwirtschaft (§ 8), 7. der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung bei Wärmekraftwerken für die öffentliche Versorgung (§ 9), (...) 9. bestimmter ozonschichtschädigender und klimawirksamer Stoffe (§ 11), (...) 13. der Aufwendungen für den Umweltschutz im Produzierenden Gewerbe (§ 15), 14. der Waren und Dienstleistungen für den Umweltschutz (§ 16)." Abbildung 2-21: Umweltschutz-Reporting an Statistische Ämter 122 123
Vgl. Rat von Sachverständigen für Umweltfragen 1998, S. 182, Tz. 441. Weitere nach der Abfallwirtschaftskonzept- und -bilanzverordnung geforderte Darstellungen sind formlos vorzunehmen (§ 8 AbfKoBiV).
Kapitel 2
59
Im Rahmen des adressatenspezifischen Umweltschutz-Reporting sind von Unternehmen zum einen ökologische Informationen an Statistische Ämter bereitzustellen. Zum anderen umfasst das Reporting auch Interdependenzbeziehungen zur wirtschaftlichen Lage, wie im Folgenden am Beispiel der "Aufwendungen für den Umweltschutz" (§ 15 UStatG) diskutiert wird, wobei diese Berichtspflichten allerdings nicht nur Umweltschutz-Aufwendungen, sondern auch kalkulatorische Kosten (kalkulatorische Zinsen und Abschreibungen) sowie Sachanlageinvestitionen umfassen. •
Erhebung von "Investitionen" und "Aufwendungen" für den Umweltschutz gem. § 15 Abs. 1 UStatG
Gemäß § 15 Abs. 1 UStatG wird jährlich jeweils für das abgelaufene Geschäftsjahr bei höchstens 15.000 Unternehmen des Produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) (1) die Höhe der Investitionen und der Wert der zusätzlich gemieteten und gepachteten Sachanlagen, die ausschließlich oder überwiegend dem Schutz der Umwelt dienen, sowie (2) die Höhe der laufenden Aufwendungen für Maßnahmen, die ausschließlich dem Schutz der Umwelt dienen, einschließlich Emissionsabgaben, anhand von Erhebungsbögen ermittelt. 124 Als Investitionen werden die im Geschäftsjahr aktivierten Bruttozugänge erworbener, selbsterstellter, gemieteter oder gepachteter Sachanlagen erfasst. Hierbei sind die Zugänge sämtlicher additiver ("nachgeschalteter") Umweltschutz-Sachanlagen, deren Zweck der Schutz vor schädlichen Einflüssen auf die Umwelt ist, mit ihrem Gesamtwert einzubeziehen. Dagegen werden die Zugänge an integrierten Umweltschutz-Sachanlagen - offensichtlich durch die Abgrenzungsproblematik begründet - nicht erfasst. Die laufenden Aufwendungen beziehen sich ausschließlich auf produktionsbezogene Maßnahmen, die dem Schutz der Umwelt vor schädigenden Einflüssen aus der Produktionstätigkeit des Unternehmens dienen, indem sie die Emissionen des Unternehmens in die Umwelt vermeiden, verringern oder beseitigen. Nicht einbezogen werden dagegen Aufwendungen für produktbezogene Umweltschutzmaßnahmen. Sowohl für die "Investitionen" als auch die "laufenden Aufwendungen" sind ausschließlich die Bereiche (1) Abfallwirtschaft, (2) Gewässerschutz, (3) Lärmbekämpfung, (4) Luftreinhaltung, (5) Naturschutz und Landschaftspflege sowie (6) Bodensanierung einzubeziehen; hierfür sind die Angaben jeweils differenziert auszuweisen. Die entsprechenden Auswertungsergebnisse sind nach dem Statistischen Bundesamt, da die Umweltschutz-Investitionen und -Auf-
124
In den Fällen, bei denen die entsprechenden Angaben nicht aus dem Rechnungswesen vorliegen, "genügen vorläufige Werte aus den entsprechenden Konten oder sorgfältig geschätzte Angaben." Anschreiben zum Erhebungsbögen.
60
Lange/Ahsen/Daldrup
Wendungen nur unvollständig erfasst werden, als Untergrenzen anzusehen. 125 Allerdings ist unseres Erachtens insb. im Hinblick auf die zunehmende Bedeutung des integrierten und produktbezogenen Umweltschutzes fraglich, ob die umweltstatistischen Auswertungen nicht zu irreführenden Ergebnissen fuhren, die möglicherweise sogar nicht einmal in ihrer Entwicklungstendenz mit der Realität übereinstimmen. Des weiteren ist problematisch, dass die Auswertungen gem. UStatG, die auch solche zu Stoffströmen und dem Zustand der Umwelt enthalten, weitgehend unverbunden nebeneinander stehen. Daher sind Konzeptionen einer "umweltökonomischen Gesamtrechnung" 126 sowie umweltpolitischer "Indikatoren über den Zustand der Umwelt" 127 , in die die Auswertungsergebnisse der Umweltstatistik einfließen, zu forcieren. •
Bedeutung sog. "micro-macro-links"
Die steigende Relevanz dieser aktuellen Diskussion für das UmweltschutzReporting ergibt sich daraus, dass zukünftig verstärkt Schnittstellen, d. h. sog. "micro-macro-links", zwischen den nationalen Umwelt-Gesamtrechnungen und Indikatoren (Makro-Ebene) und der Umweltschutz-Publizität von Unternehmen (Mikro-Ebene) zu entwickeln sind. 128 An diesen Grundgedanken anlehnend wird etwa in der DIN EN ISO 14031 zur Umweltleistungsbewertung (environmental performance evaluation) eine Unterscheidung in Umweltzustandsindikatoren (environmental condition indicators) und sog. "Umweltleistungskennzahlen" (environmental performance indicators) vorgenommen; letztere werden weiter differenziert in Managementleistungskennzahlen (management performance indicators) und operative Leistungskennzahlen (operational performance indicators). 129 Während Umweltzustandsindikatoren insb. von regionalen, nationalen oder internationalen Umweltbehörden, statistischen Ämtern sowie ggf. auch Forschungsinstitutionen bereitzustellen sind, sollen die Umweltleistungskennzahlen von Unternehmen sowohl für das interne als auch externe Umweltschutz-Reporting ermittelt werden. Zwischen diesen Indikatoren und Kennzahlen besteht folgender Zusammenhang: Für Unternehmen können Umweltindikatoren zur Identifizierung regionaler bis hin zu globalen Umweltproblemen sowie entsprechender umweltpolitischer Ziele und damit als Orientierungshilfe zur Ableitung von Umweltleistungskennzahlen und zur Durchfuhrung von Kennzahlenvergleichen dienen. 130 Bis solche micro-macro-links systematisch 125
Vgl. hierzu ausfuhrlich Statistisches Bundesamt 1999, S. l l f . Zur Darstellung von Umweltschutz-Investitionen und -Aufwendungen in Umwelterklärungen vgl. Kapitel 3.3.3.1. 126 v g l e twa Beirat "Umweltökonomische Gesamtrechnung" 1995. 127 Vgl. etwa Rat von Sachverständigen für Umweltfragen 1998, S. 93-118. 128 Vgl Beirat "Umweltökonomische Gesamtrechnung" 1995, S. 473f.; Clausen/ Fichter 1996, S. 6; Seifert 1998, S. 72 und S. 108f. 129 Diese Unterscheidimg findet sich auch im Leitfaden: "Betriebliche Umweltkennzahlen" des BMU/UBA. Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit/Umweltbundesamt (Hrsg.) 1997. 130 Vgl. zu Umweltschutz-Kennzahlen ausführlich Kapitel 4.4.
Kapitel 2
61
in das Umweltschutz-Management und -Reporting einbezogen werden können, ist allerdings "vermutlich noch ein längerer Weg der Entwicklung und vor allem auch praktischer Erprobungen von betrieblichen Umweltkennzahlen zurückzulegen."131
2.2.2
Umweltschutz-Reporting an spezifische nicht-öffentliche Adressaten
Im Gegensatz zu den umfassenden Informationssonderrechten öffentlicher Adressaten begründen nur vergleichsweise wenige umweltrechtliche Vorschriften Informationsansprüche für einzelne nicht-öffentliche Adressaten. Entsprechende Berichtspflichten für Unternehmen werden im Folgenden am Beispiel der StörfallVerordnung, GefStoffV sowie dem UmweltHG diskutiert. *
Umweltschutz-Reporting an Arbeitnehmer bzw. Arbeitnehmervertreter gem. Störfall-Verordnung
Der Betreiber einer nach dem BImSchG genehmigungsbedürftigen Anlage hat, insofern die Anlage im Anhang I der Störfall-Verordnung genannt ist und bestimmte Mengenschwellen erreicht oder überschritten werden, die betroffenen Arbeitnehmer über die für sie in den betrieblichen Alarm- und Gefahrenabwehrplänen für einen potentiellen Störfall enthaltenen Verhaltensregeln zu unterweisen (§ 10 Abs. 3 Störfall-Verordnung). Im Falle des Eintritts eines Störfalls oder einer Störung des bestimmungsgemäßen Betriebs hat der Anlagenbetreiber dies der zuständigen Behörde unverzüglich mitzuteilen. Die hierzu erforderliche schriftliche Bestätigung, von der eine Abschrift dem Betriebsrat auf Verlangen zu überlassen ist, umfasst mindestens die in Abbildung 2-22 genannten Berichtsinhalte (§19 Abs. 6 Störfall-Verordnung).
Abbildung 2-22: Inhalte von Mitteilungen an den Betriebsrat gem. StörfallVerordnung 131
Seifert 1998, S. 72.
62 •
Lange/Ahsen/Daldrup Umweltschutz-Reporting an Kundenunternehmen gem. GefStoffV
Eine weitere adressatenspezifische Berichtspflicht besteht auf Grundlage der GefStoffV. Hiernach haben Hersteller oder EinfÜhrer gefährlicher Stoffe oder Zubereitungen diese entsprechend der Einstufung nach Gefährlichkeitsmerkmalen zu kennzeichnen (§§ 5-13 GefStoffV). Ist der Informationsgehalt der Kennzeichnung nicht ausreichend, um anderen Herstellern (Kundenunternehmen), die den Stoff oder die Zubereitung als Bestandteil eigener Zubereitungen verwenden möchten, eine ordnungsgemäße Einstufung zu ermöglichen, hat der ursprüngliche Hersteller auf begründete Anfrage alle hierzu erforderlichen Daten über die (enthaltenen) gefährlichen Stoffe bereitzustellen. Zudem haben Unternehmen dem (Business-to-Business) Kunden gem. § 14 Abs. 1 GefStoffV spätestens bei der ersten Lieferung ein Sicherheitsdatenblatt kostenlos zur Verfügung zu stellen, wobei die Anforderungen an die Erstellung von Sicherheitsdatenblättern - wie in Abbildung 2-23 dargestellt - in unterschiedlichen europäischen Richtlinien geregelt sind.
Mögliche inhaltliche Bereiche eines Sicherheitsdatenblattes gem. § 14 Abs. 1 GefStoffV
«
• • • • • «
• • • • • • • • •
Stoff-/Zubereitungs- und Firmenbezeichnung Zusammensetzung/Angaben zu Bestandteilen Mögliche Gefahren Erste-Hilfe-Maßnahmen Maßnahmen zur Brandbekämpfung Maßnahmen bei unbeabsichtigter Freisetzung Handhabung und Lagerung Explosionsbegrenzung und persönliche Schutzausrüstungen Physikalische und chemische Eigenschaften Stabilität und Reaktivität Angaben zur Toxikologie Angaben zur Ökologie Hinweise zur Entsorgung Angaben zum Transport Vorschriften Sonstige Angaben nähere Anforderungen an den Inhalt eines Sicherheitsdatenblattes werden durch die europäischen Richtlinien 67/548/EWG, 88/379/EWG sowie 91/155/EWG bestimmt
Abbildung 2-23: Sicherheitsdatenblatt gem. GefStoffV
Kapitel 2 *
63
Umweltschutz-Reporting an Geschädigte gem. UmweltHG
Zudem gewährt das UmweltHG einem Geschädigten - insofern Tatsachen vorliegen, die die Annahme begründen, dass eine Anlage des Unternehmens einen Schaden verursacht hat - ein Recht auf Informationen, die zur Feststellung, dass ein Schadenersatzanspruch nach diesem Gesetz besteht, erforderlich ist (§ 8 Abs. 1 UmweltHG). Verlangt werden können allerdings nur Angaben über die verwendeten Einrichtungen, die Art der Konzentration der eingesetzten und freigesetzten Stoffe und die sonst von der Anlage ausgehenden Umweltwirkungen sowie die besonderen Betriebspflichten. Über eine solche Informationsbereitstellung hinausgehend kann der Geschädigte, insofern die Annahme begründet ist, dass die Auskunft unrichtig, unvollständig oder nicht ausreichend ist bzw. nicht in angemessener Frist erteilt wird, die Gewährung einer Einsicht in vorhandene Unterlagen verlangen (§ 8 Abs. 3 UmweltHG). Diese adressatenspezifischen Informationssonderrechte können allerdings dann nicht geltend gemacht werden, wenn die Geheimhaltung der Informationen einem überwiegenden Interesse des Unternehmens oder eines Dritten entspricht.
2.2.3
Zusammenfassende Empfehlungen zur Ausgestaltung des adressatenspezifischen Umweltschutz-Reporting
Die obige Diskussion exemplarischer Berichtspflichten gegenüber einzelnen gesetzlich gewollten Informationsempfängern (spezifischen Adressaten) verdeutlicht, dass das adressatenspezifische Umweltschutz-Reporting im Hinblick auf Umfang, Inhalt und Form sehr heterogen ausgestaltet ist: •
•
•
Während Unternehmen - auf Basis umweltrechtlicher Vorschriften - öffentlichen Kontroll- und Genehmigungsinstitutionen sehr vielfaltige umweltschutzbezogene Informationen zu gewähren und Statistischen Ämtern Angaben zu den im UStatG definierten Bereichen bereitzustellen haben, müssen einzelnen nicht-öffentlichen Adressaten nur weniger umfangreiche umweltschutzbezogene Informationen zur Verfügung gestellt werden. Das Spektrum, das durch das adressatenspezifische Umweltschutz-Reporting abzudecken ist, reicht von sehr allgemein formulierten Informationssonderrechten öffentlicher Adressaten, wie etwa im Rahmen der allgemeinen Regelüberwachung, oder nicht-öffentlicher Adressaten, z. B. auf Basis des UmweltHG, bis zu sehr detailliert geregelten Berichtspflichten, wie dies etwa für Emissionserklärungen oder Abfallwirtschaftskonzepte und -bilanzen oder in ähnlicher Weise auch für umweltstatistische Datenerhebungen gilt. Hieraus resultierend ergibt sich für berichtspflichtige Unternehmen zum einen die Notwendigkeit zum Aufbau einer umfassenden Datenbasis, die es sicherstellt, dass auch eine potentielle - in den gesetzlichen Regelwerken nicht exakt spezifizierte - Informationsnachfrage befriedigt werden kann. Zum anderen kann es im Hinblick auf die Informationskosten sinnvoll erscheinen, dass Be-
64
•
•
Lange/Ahsen/Daldrup richtsformulare im Rahmen des Betrieblichen Umweltschutz-Informationssystems hinterlegt und mit den entsprechenden Daten verknüpft werden, um so eine (weitgehend) automatische Generierung etwa von Emissionserklärungen und/oder Abfallbilanzen zu ermöglichen. Die auf Basis umweltrechtlicher Vorschriften etwa an einzelne Adressaten bereitzustellenden Berichte sind teilweise auch für weitere Arten des Umweltschutz-Reporting relevant. So gehören die dargestellten umfassenden Informationspflichten zu Umweltschutzverantwortlichen und -beauftragten, die zweckmäßig anhand eines Organigramms zu verdeutlichen sind, zu den Berichtsinhalten zum Umweltmanagementsystem in Umwelterklärungen und -berichten. Im Gegensatz hierzu werden die zur Aufstellung etwa von Emissionserklärungen, Nachweisbüchern sowie Abfallwirtschaftskonzepten und -bilanzen zu verwendenden Formblätter und damit diese Berichte aufgrund der sehr hohen Detailliertheit kaum für die Informationsbereitstellung an die allgemeine Öffentlichkeit relevant sein. Für einzelne spezifische Benutzer können sich aus diesen obligatorischen Berichtsmodulen aber entscheidungsrelevante Informationen ergeben.
2.3
Umweltschutz-Reporting an spezifische Benutzer
2.3.1
*
Entscheidungsorientierte Informationsnachfrage als Grundlage des benutzerspezifischen Umweltschutz-Reporting
Methoden zur Ableitung der Informationsnachfrage
Über die Umweltschutz-Publizität und das adressatenspezifische UmweltschutzReporting hinausgehend stellen Unternehmen häufig auch einzelnen Anspruchsgruppen — in Abhängigkeit von den faktischen Machtpositionen - benutzerspezifische Informationen zur Verfügung. Damit dem Informationsangebot eine unmittelbare Entscheidungsrelevanz zukommen kann, sollte es an der jeweiligen Informationsnachfrage des externen Benutzers ausgerichtet sein. 132 In der bisherigen Literatur werden Hypothesen über die jeweilige Informationsnachfrage spezifischer externer Anspruchsgruppen primär aus deren (mögli-
132
Es ist allerdings im Einzelfall zu prüfen, ob die jeweiligen Informationen als „Insidertatsachen" (§ 13 Abs. 1 WpHG) zu werten sind und damit (ad hoc) publiziert (§ 15 WpHG) werden müssen. Vgl. hierzu Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel/Deutsche Börse AG 1998.
Kapitel 2
65
chen) Zielsetzungen anhand von Plausibilitätsüberlegungen deduziert. 133 Die im einzelnen ermittelten Informationsinhalte erscheinen, zumal sie üblicherweise recht allgemein formuliert sind, durchaus plausibel. Allerdings besteht die Problematik einer solchen deduktiven Ermittlungsweise in der Ungewissheit darüber, ob die jeweils abgeleiteten Informationsbedürfhisse tatsächlich den in der Realität nachgefragten Informationen entsprechen. 134 Teilweise wird versucht, diesen Nachteil mit empirisch-induktiven Verfahren, insb. durch Befragungen der (potentiellen) Informationsempfanger, zu beheben. 1 3 5 Im Rahmen solcher Studien wird einigen ausgewählten Vertretern bestimmter externer Anspruchsgruppen eine Liste möglicher Berichtsinhalte mit der Bitte vorgelegt, eine individuelle Einschätzung der Bedeutung der aufgeführten umweltschutzbezogenen Informationen vorzunehmen. Auch bei einer solchen Vorgehensweise bestehen allerdings methodische Probleme: So ist beispielsweise zu bezweifeln, ob die Befragungsergebnisse nicht durch die jeweiligen Vorgaben (im Fragebogen) stark beeinflusst werden. Zudem ist es wahrscheinlich, dass die Befragten eher ihre maximalen Informationswünsche als die im Rahmen der jeweiligen Entscheidungsprozesse tatsächlich nachgefragten Informationen angeben. Infolgedessen leiten wir die Informationsnachfrage aus den für spezifische externe Anspruchsgruppen sowie für unterschiedliche Entscheidungsprozesse angewendeten Entscheidungsunterstützungsmodellen, insb. den hierbei zur Informationsbeschaffung eingesetzten Instrumenten, ab. 136 Dieser hier eher deskriptiv ausgerichtete „decision-model-approach" ist allerdings ebenfalls nicht unproblematisch: Zum einen sind die Entscheidungsunterstützungsmodelle immer (sehr) stark vereinfachend und typisierend, wodurch die Heterogenität unterschiedlicher Entscheidungsbedingungen innerhalb bestimmter Gruppen von Entscheidungen unterdrückt wird. Zum anderen werden für gleiche Entscheidungssituationen unterschiedliche Modelle mit (teilweise) unterschiedlichen Implikationen für die Informationsnachfrage angewendet. Hierzu ist zwar weitgehend bekannt, welche Entscheidungsunterstützungsmodelle in der Praxis eine dominierende Stellung einnehmen, allerdings stellt sich deren konkrete Ausgestaltung i.d.R. als offenes Problem dar. Wir sind dennoch der Ansicht, dass eine sorgfältige Analyse der un133
134
135 136
So z . B . Eichkorn 1996, S. 16-19; Fischbach 1997, S. 106-118; Hoffmann 1999, S. 52-54; Schulz 1995, S. 50-75; World Industry Council for the Environment (WICE) 1994, S. 9-10. Vielmehr haben die Ergebnisse der empirischen Forschung nachgewiesen, dass Entscheidungsprozesse in der Praxis stark vom präskriptiven Ideal abweichen können. Vgl. Hanssmann 1993, Sp. 898. Vgl. z. B. Vollmer 1995, S. 75-97. Den in der Praxis angewendeten Entscheidungsunterstützungsmodellen kommt für das benutzerspezifische Umweltschutz-Reporting eine zentrale Bedeutung zu. Aus der (hier zugrunde gelegten) Perspektive des berichtenden Unternehmens stellt sich weniger die Frage, ob das Entscheidungsunterstützungsmodell des unternehmensexternen Entscheidungsträgers auf einem theoretisch soliden Fundament basiert - also unserem Grundmodell einer umweltschutzbezogenen Unternehmensbeurteilung entspricht - , als vielmehr, welche Informationen zu dessen Anwendung benötigt werden und damit bereitzustellen sind.
66
Lange/Ahsen/Daldrup
terschiedlichen Entscheidungsunterstützungsmodelle und Informationsbeschaffungsinstrumente, auch wenn man typisieren und vereinfachen muss, zusammen mit einer Durchsicht der vorhandenen empirischen Untersuchungen bzw. von Verlautbarungen der Anspruchsgruppen über Informationswünsche wertvolle Hinweise über die Struktur der zu berücksichtigenden Informationsnachfrage liefern kann. *
Grundmodell einer umweltschutzbezogenen Unternehmensbeurteilung
Es ist im Folgenden allerdings nicht möglich, für sämtliche Entscheidungsprozesse aller externen Anspruchsgruppen eines Unternehmens die nachgefragten Informationen modellgestützt herzuleiten. Wir beschränken uns daher auf typische Entscheidungsprozesse ausgewählter Anspruchsgruppen, wobei die im Folgenden konzipierte systematische Vorgehensweise einer umweltschutzbezogenen Unternehmensbeurteilung zugrunde gelegt werden kann. Wie Abbildung 2-24 zeigt, bilden - unabhängig davon, ob ausschließlich finanzielle oder auch ökologische Ziele verfolgt werden - drei Bereiche den Ausgangspunkt der Analyse: (1) Altlasten, wie insb. Boden- und Gebäudekontaminierungen, (2) stoffliche und energetische Input- und Outputströme, bezogen auf Produkte, Projekte und/oder Prozesse, sowie (3) Ausgestaltung des Umweltschutz-Management- und -Controllingsystems. Für diese Bereiche erfolgen die Analysen zur Beurteilung der ökonomischen und insofern auch ökologische Ziele verfolgt werden - der ökologischen Lage zunächst parallel. Zur entscheidungsorientierten Analyse und Verdichtung der vielfältigen Informationen über die Interdependenzbeziehungen zwischen der ökonomischen und ökologischen Lage eines Unternehmens sind für die genannten Analysebereiche zum einen die finanziellen Auswirkungen der Risiken zu beurteilen, die sich aus der geltenden sowie der künftig erwarteten Rechtslage ergeben (können). Zum anderen werden die umweltschutzbezogenen Marktrisiken und -chancen eingeschätzt. Aus diesen Ergebnissen sind umweltschutzbezogene Risiko- und Chancenstrategien abzuleiten. Im Rahmen der Entwicklung von Risikostrategien sind zunächst Entscheidungen über die Verminderung von Umweltwirkungen 137 zu treffen. Hiermit sind häufig Investitionen verbunden, z. B. für additive oder integrierte Umweltschutzmaßnahmen. Eine weitere mögliche Risikostrategie besteht in der Überwälzung von Umweltrisiken, etwa durch den Abschluss einer Umwelthaftpflicht-Versicherung. Schließlich sind die verbleibenden Umweltrisiken mit ihren finanziellen Konsequenzen, z. B. in Form von Abwasserabgaben oder als poten-
137
Im Rahmen der Planung entsprechender Vermeidungs-, Verwertungs-, Beseitigungs- oder Restitutionsmaßnahmen ist auch zu prüfen, ob umweltschutzbezogene Subventionen, d. h. Finanzhilfen, wie etwa Zuschüsse, zinslose oder zinsgünstige Darlehen der EU, des Bundes oder der Länder, Steuervergünstigungen oder sonstige Förderungsmaßnahmen, in Anspruch genommen werden können. Vgl. Lange 1978, S. 73-81.
Kapitel 2
i ( v I 13 -ü 5 J
. §IMS u^ eia
umweltrechtliehe Risiken
r~,
Marktrisiken
umweltsch utzbezogene (Markt-)Chancen
Verminderung
Vermeidung
Überwälzung Verwertung Risiko-Akzeptanz Beseitigung
Kostensenkung
Restitution
Differenzierung
Beurteilung der ökologischen Zielerreichung sowie der Realisierung strategischer Erfolgspotentiale mittels Ökologischer Kennzahlen
Bewertung der finanziellen Zielerreichung sowie der Realisierung strategischer Erfolgspotentiale mittels ökonomischer Kennzahlen
Zielgewichtung und Beurteilung der ökonomischen L a g e
nicht-monetär integrierende j Unternehmensbeurteilung ]
Abbildung 2-24: Modell einer (idealtypischen) umweltschutzbezogenen Unternehmensbeurteilung 13 8
138
Zur analogen Konzeption integrierter Umweltschutz-Controllinginstrumente vgl. z. B. Ahsen 1999b; Lange/Ukena 1996.
68
Lange/Ahsen/Daldrup
tielle Entschädigungszahlungen, einzuschätzen. 139 Die umweltschutzbezogenen Chancenstrategien zielen auf die Realisierung von Kostensenkungspotentialen sowie Differenzierungsvorteilen, die aus umweltfreundlichen Produkten und Prozessen resultieren können. Zur Beurteilung der ökologischen Lage ist es zunächst notwendig, im Rahmen einer Wirkungsanalyse die von der Unternehmenstätigkeit, insb. der Altlasten sowie stofflichen oder energetischen Input- und Outputströme, ausgehenden Einflüsse auf (subjektiv) ausgewählte ökologische Wirkungskategorien, wie z. B. Klimawirkung, Ressourcenbeanspruchung, Eutrophierung, Human- und Ökotoxität, zu beschreiben. Das jeweilige Schadwirkungspotential kann dabei in Relation zu festgelegten Referenzgrößen (z. B. Kohlendioxid für die Klimawirkung, Phosphat für die Überdüngung) zahlenmäßig angegeben werden, was auch eine Aggregation der Umweltwirkungen innerhalb der einzelnen Wirkungskategorien erlaubt. 1 4 0 Eine solche Gewichtung stellt dabei noch keine Bewertung i.e.S. dar, sondern lediglich eine Beschreibung der ausgelösten Umweltwirkungen auf Basis möglichst abgesicherter wissenschaftlicher Kenntnisse über die jeweiligen Wirkungspotentiale, und ist daher (nur) als Informationsbasis für anschließende umweltschutzbezogene Beurteilungen bzw. Auswertungen, ggf. im Rahmen aggregierter Öko-Bilanzen, zu sehen. Hieraus können wiederum ökologische Risikound Chancenstrategien abgeleitet werden, die zur Vermeidung (z. B. produktions- oder produktintegrierte Umweltschutzstrategien), Verwertung (z. B. Recyclingstrategien), Beseitigung (z. B. additive Umweltschutzstrategien) und/oder Restitution (z. B. Sanierungsstrategien) von Umweltwirkungen dienen. Auf dieser Basis wird für die definierten ökonomischen sowie ökologischen Zielgrößen die jeweilige Zielerreichung anhand von Kennzahlen ermittelt. Hieran anschließend werden die ökonomische und ökologische Lage des Unternehmens zunächst getrennt beurteilt, bevor diesbezügliche Ergebnisse ggf. zu einem nichtmonetär integrierenden Entscheidungswert 141 zusammengefasst werden können. *
Analysierte Entscheidungsunterstützungsmodelle ausgewählter Anspruchsgruppen
Auf Grundlage des entwickelten Modells einer umweltschutzbezogenen Unternehmensbeurteilung ist von einer - zumindest teilweise - differierenden Informationsnachfrage der unterschiedlichen Gruppen spezifischer Informationsbenutzer auszugehen. So kann unterstellt werden, dass Versicherungen, Kreditinstitute sowie Unternehmenskäufer ausschließlich an der Realisierung finanzieller Zielbeiträge interessiert sind und somit (nur) Informationen über die Interdependenzen 139 140 141
Zur Systematisierung von Risikostrategien vgl. ähnlich Wagner/Janzen 1994, S. 594f. Vgl. z. B. Guinée et al. 1992, S. 41-49. Aufgrund der hinreichend bekannten Problematik einer monetären Bewertung von Umweltwirkungen wird der Weg einer Integration in Form eines monetären Entscheidungswertes hier nicht beschritten.
Kapitel 2
69
zwischen dem betrieblichen Umweltschutz und der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens benötigen. 142 Hierüber hinausgehend werden etwa ökologisch orientierte Investoren oder Kunden zusätzliche Informationen über die ökologische Lage eines Unternehmens zur Fundierung ihrer jeweiligen Entscheidungen zugrunde legen. Dabei sollen im Folgenden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Informationsnachfrage spezifischer externer Anspruchsgruppen - stärker als in der bisherigen Literatur zur umweltschutzbezogenen Unternehmensbeurteilung üblich - herausgearbeitet werden. Hierbei zeigt sich, dass mit den Entscheidungsunterstützungsmodellen in unterschiedlichem Ausmaß finanzielle und/oder ökologische Chancen sowie Risiken berücksichtigt werden (vgl. Abbildung 2-25). I nmeltschutzbezogene Risiken und C h a n c e n Finanzielle
Ökologische Risiken und C h a n c e n
Versicherungen
Entscheid u ngsunterstützungsmodelle
Risikoprüfung mit Umwelthaft! dem Ziel der Konpflicht-Modell ditionenfestlegung
Instrumente zur Inl'orniationsbeschaffung
Kreditwürdigkeitsprüfung mit dem Ziel einer Insolvenzprognose
Jahresabschlüsse, Multiple Diskri- i Fragebögen, minanzanalysen Scoring-Checkund Scoringlisten, Modelle Audit-Report
Unternehmens" käufer
Unternehmensbewertung mit dem Ziel einer Grenzpreisermittlung
Zukunftserfolgswert-Modelle
Environmental due diligenceChecklisten
Ökologisch orientierte Investoren
Beurteilung der ökologischen Lage mit dem Ziel einer Portfolioentscheidung Beurteilung der ökologischen Lage mit dem Ziel einer Lieferantenauswahl
InvestmentRatingModelle
Fragebögen, Rating-Checklisten, AuditReport
LieferantenRatingModelle
Fragebögen, Life Cycle AssessmentReport
ökologisch orientierte Kunden
1
Risikoerfassungsbögen, Audit-Report
Kreditinstitute
Chancen
Entscheidungsprozesse
marktbezogen
Anspruchsgruppen
uimveltrechtlich
Risiken
i
Finanzielle Z ielsetzungen
:
;
N
^J
Fir lanziel le und ö kologi sehe Zi elsetzi ingen r P
r
x ^ " i
Abbildung 2-25: Entscheidungen ausgewählter Anspruchsgruppen im Überblick
142
Abweichend von dieser realitätsnahen Annahme werden die genannten Anspruchsgruppen in Ausnahmefällen gleichermaßen finanzielle wie auch ökologische Ziele verfolgen, wie dies beispielsweise bei sog. Öko-Banken der Fall ist.
70 2.3.2
Lange/Ahsen/Daldrup Umweltschutz-Reporting an Versicherungen
Umweltschutzbezogene Informationen werden von Versicherungsunternehmen im Zusammenhang mit dem Abschluss bzw. der Änderung unterschiedlicher Versicherungsverträge nachgefragt. Während die von Produkten verursachten Umweltschäden durch die Betriebshaftpflichtversicherung oder die erweiterte Produkthaftpflichtversicherung gedeckt werden können, wird die Anlagenhaftung üblicherweise über das Umwelthaftpflicht-Modell 143 (UHM) separat versichert. 144 Durch Abschluss eines UHM-Vertrags werden nach dem Deklarationsprinzip (ausschließlich) diejenigen Risiken des Unternehmens (Versicherungsnehmer) auf das Versicherungsunternehmen übertragen, die im Versicherungsschein aufgeführt sind. 1 4 5 Das UHM umfasst hierbei grundsätzlich Personen- und Sachschäden sowie daraus resultierende Vermögensfolgeschäden, die durch Umweltwirkungen verursacht werden. 146 Neben Schäden, die aus Störfallen resultieren, sind auch solche, die durch den „genehmigten Normalbetrieb" entstehen, eingeschlossen. 147 Ein umfassender Versicherungsschutz wird durch das Bausteinprinzip des UHM gewährleistet, wonach einzelne Risiko-Bausteine unterschieden und den individuellen Gegebenheiten des Unternehmens entsprechend versichert werden können (vgl. Abbildung 2-26). 148 Zur Erfassung der Umweltrisiken eines Unternehmens werden üblicherweise Risikoerfassungsbögen eingesetzt. 149 Der Risikoerfassungsbogen zur Umweltbasisdeckung (Risiko-Baustein 7) umfasst insb. Angaben zur Tätigkeit des Unternehmens an einem betreffenden Standort sowie Erläuterungen zu organisatorischen Aspekten des Umweltmanagement.
143 y g j ¿ m einzelnen Verband der Haftpflichtversicherer, Unfallversicherer, Autoversicherer und Rechtsschutzversicherer e. V. (HUK-Verband) 1993. 144 y g j Poschen 1993, S. 654. Die Deckung der umweltschutzbezogenen Produkthaftung über die Betriebs- bzw. Produkthaftpflichtversicherung wird im Folgenden nicht weiter betrachtet. 145 Vgl. Balzereit/Kassebohm/Kettler 1996, S. 122. 146 V g l poschen 1993 S. 654. 147 Vgl. Hontheim 1996, S. 2122; Schmidt-Salzer 1993, S. 360; Wagner 1992, S. 264. 148 y g j Poschen 1993, S. 654f. Die Umweltbasisdeckung wird immer dann automatisch mitversichert, wenn Risiken der Bausteine 1-6 versichert werden; ansonsten wird sie als obligatorischer Bestandteil der Betriebshaftpflichtversicherung gegen Prämienzuschlag abgedeckt. Vgl. ebenda, S. 657f. 149 Vgl. Vogel 1995, S. 1297.
Kapitel 2
71
Risikoerfassungsbogen 1: Allgemeine Angaben z u r Ermittlung d e r industriellen Umwelt-Haftpllichtrisiken 1. Anschrift des Versicherungsnehmers 2. Angaben zur Tätigkeit des Unternehmens an dem Standort 2.2 2.3
Branche/Unternehmensbeschreibung Zahl der Mitarbeiter
2.6 2.7
Größe des Betriebsgrundstücks
2.10 2.11 2.12
RisikoBaustein 7: Uimveltbasisdeckung
Gewässer im Umkreis von 500 m Untergrund Brunnen
Lage im Industrie-, Gewerbe-, Misch-, Wohn-, Wasserschutzgebiet
3* E r l ä u t e r u n g e n zum Umweltnianageinent: Organisation des betrieblichen Umweltschutzes U n t e r n e h m e n in d e r Umgebung des Betriebsgeländes
y
f •i Risiko-Baustein !: WHG-Anlagen
Lagern, verwenden oder produzieren Sie ö l e , Lacke, Salze, Säuren, Laugen, \ Reiniger etc?
Risikoerfassungsbogen 2: Gewässerschädenrisiken
Fallen bei Ihnen Abfälle wie Altöl, Altemulsionen, Farbschlamm o.ä. an?
Risikoerfassungsbogen 3: Abfallrisiken
v
Risiko-Baustein 2: l ' i m i e l t l l G - A n l a g e n gem. Anh. I Risiko-Baustein 3: Sonstige deklarationspllichtige Ali lagen
c3ß ^
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Input- und Outputströme
Die Ausgestaltung der Zahlenangaben kann sehr unterschiedlich gehandhabt werden. So können die Angaben zu den einzelnen Input- und Outputströmen nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden und das Aggregationsniveau kann variieren (z. B. produkt-, prozess- oder standortbezogene Angaben). Zwar wird erst ab der zweiten Umwelterklärung die Angabe von Vorjahreswerten erforderlich, jedoch können auch (soweit schon vorhanden) in den erstmalig erstellten Umwelterklärungen entsprechende Größen veröffentlicht werden. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass die Zahlenangaben zweckmäßig in Form einer Stoff- und Energieflussrechnung gemacht werden können; 212 auch bei der exemplarischen Durchsicht finden sich teilweise sehr umfassende Stoff- und Energieflussrechnungen.
211
212
Produkte sind hier dem Wortlaut entsprechend nicht enthalten, sondern wurden bereits im Zusammenhang mit der Beschreibung der Tätigkeiten thematisiert. Außerdem wird der Begriff „Rohstoffverbrauch" durch „Materialeinsatz" ersetzt, der neben dem Einsatz von Rohstoffen insb. auch Hilfs- und Betriebsstoffe (allerdings ohne Energie und Wasser) sowie fertig bezogene Teile umfasst. Vgl. z. B. Falk/Nissen 1995, S. 2102; Förschle/Mandler 1994, S. 527f.
106
Lange/Ahsen/Daldrup
3.2.2.1.4 Beurteilung aller wichtigen Umweltfragen
Eine „Beurteilung aller wichtigen Umweltfragen im Zusammenhang mit den betreffenden Tätigkeiten" wird in Art. 5 (3) b) gefordert. Für die Aufstellung der Umwelterklärung ist zunächst festzulegen, welche der gem. Art. 5 (3) a) und c) beschriebenen Sachverhalte als wichtig eingeschätzt werden, so dass eine Beurteilung vorzunehmen ist. In EMAS-I ist nicht konkretisiert, in welcher Form die Beurteilung darzustellen ist, welche Bewertungsverfahren etwa anzuwenden sind und inwieweit diese aus den Umwelterklärungen erkennbar sein sollen. Abbildung 3-10 zeigt mögliche Formen der Beurteilung. 1
—
1
Beurteilung umweltrelevanter Tätigkeiten 1
Bewertung
Monetäre Bewertung
Kardinale, nichtmonetäre Bewertung
Ordinale Bewertung
Verbal-argumentative Kommentierung
Grenzwertvergleich
Branchenvergleich
Soll-Ist-Vergleich
Zeitvergleich
[ Kenn/ahlenvergleiche
Umweltrecht
Bereits realisierte Maßnahmen
Verbleib
Erläuternde Darstellung
Herkunft
'r
i Relativierende Darstellung:
Abbildung 3-10: Möglichkeiten der Beurteilung umweltrelevanter Tätigkeiten Erläuternde Darstellungen umfassen zusätzliche Informationen - je nach Analysebereich - über Herkunft und Verbleib von Input- und Outputströmen, bereits realisierte Umweltschutz-Maßnahmen213 und/oder relevante umweltrechtliche Vorschriften. Relativierende Darstellungen stellen den jeweiligen Sachverhalt in Beziehung zu quantitativen oder qualitativen Vergleichsgrößen dar. Eine Bewertung umfasst eine Verknüpfung von Sachinformationen (z. B. über stoffli213
Zu den bereits realisierten Maßnahmen können auch Angaben über ihre ökonomische und ökologische Vorteilhaftigkeit gemacht werden (vgl. auch Kapitel 3.2.2.3). Die Darstellung bereits realisierter Maßnahmen gewinnt mindestens ab der zweiten Umwelterklärung besondere Bedeutung, da hier aufzuzeigen ist, ob und inwieweit die Ziele des Programms der vorangegangenen Umwelterklärung erreicht wurden. Vgl. zu diesbezüglichen empirischen Auswertungen Kapitel 3.4.3.3.
Kapitel 3
107
che oder energetische Input- und Outputströme) mit Wertehaltungen hinsichtlich der Wirkungen auf die Umwelt (z. B. Schädlichkeit, Vermeidungskosten). Eine Bewertung kann erstens als verbal-argumentative Kommentierung vorgenommen werden. Dies ist auf der einen Seite nur als Vorstufe einer Bewertung anzusehen, auf der anderen Seite sind anspruchsvollere Bewertungsmethoden häufig mit einer problematischen theoretischen Fundierung verbunden. Zweitens kann eine Bewertung auf einem ordinalen Skalenniveau erfolgen. Zu diesen abstufenden Bewertungen zählen beispielsweise ABC-Analysen. Drittens können kardinale nichtmonetäre Bewertungen vorgenommen werden (z. B. mittels der ökologischen Buchhaltung und darauf basierender Ansätze). Und schließlich besteht viertens die Möglichkeit monetärer Bewertungen, d. h., standortbedingte Umweltwirkungen werden in Geldeinheiten transformiert.214 Gemäß Anh. I B. 3 sind für den Standort die umweltschutzbezogenen Auswirkungen nicht nur fiir den normalen Betriebsablauf zu bewerten und zu registrieren, sondern auch für abnormale Betriebsabläufe und/oder Störfälle. Da die Umwelterklärung alle fllr den Standort bedeutenden Umweltfragen berücksichtigen muss, sind ggf. zumindest eingetretene Störfälle und deren Auswirkungen zu beschreiben. Anderenfalls kann darauf hingewiesen werden, dass kein Störfall in der Berichtsperiode eingetreten ist. Die exemplarische Durchsicht zeigt, dass auch bereits realisierte Maßnahmen, insb. zur Vermeidung und/oder Verminderung der Schäden potentieller Störfälle, angeführt und damit Hinweise auf ein vermindertes Risiko gegeben werden.
3.2.2.1.5 Darstellung sonstiger Faktoren
EMAS-I fordert in Art. 5 (3) d), dass „sonstige Faktoren, die den betrieblichen Umweltschutz betreffen", in der Umwelterklärung thematisiert werden. Diese sonstigen Faktoren werden im Verordnungstext nicht weiter spezifiziert; sie sind vom Verordnungsgeber offensichtlich als Auffangnorm gedacht. 215 Daher werden auch in der Literatur sowie in der Berichtspraxis vielfältige, sehr unterschiedliche mögliche Berichtsinhalte genannt, z. B. Angaben über Landschaftsverbrauch, Naturschutz, Artenvielfalt, Tierschutz, ökologischen Landbau und Leistungen im Umweltschutz.216 Wünschenswert sind in diesem Zusammenhang auch 2,4
In der Literatur werden die Bewertungsverfahren teilweise etwas anders klassifiziert, vgl. z. B. Stahlmann 1994, S. 8f.; Steven/Schwarz/Letmathe 1997, S. 32-48. 215 Vgl. auch Girkinger/Schäfer 1997, S. 29. 216 Ygj hierzu und zu weiteren Beispielen Clausen/Fichter 1996, S. 144; Falk/ Nissen 1995, S. 2103. Teilweise werden solche Angaben im Rahmen unserer Analysen im Zusammenhang mit anderen im Art. 5 (3) geforderten Bereichen
108
Lange/Ahsen/Daldrup
Informationen über die Auswirkungen des Umweltschutzes auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens, also über Interdependenzen zwischen wirtschaftlicher und ökologischer Lage. Aufgrund des hier vorliegenden expliziten Wahlrechts besteht ein sehr breites Spektrum an möglichen Berichtsinhalten zu den sonstigen Faktoren, die den betrieblichen Umweltschutz betreffen (vgl. Abbildung 3-11). Interdependenzen zwischen der ökologischen und wirtschaftlichen Lage des Unternehmens, z. B. Marktchancen und -risiken, Kostensenkungspotentiale Inanspruchnahme öffentlicher Umweltschutz-Fördermaßnahmen Finanzielle Detail-Informationen, Höhe z. B. der Umweltschutz-Investitionen, -Erträge, -Aufwendungen, -Rückstellungen, Kostensenkungen Weitere Umweltschutz-Zertifizierungen, z. B. nach DIN EN ISO 14000 ff., BS 7750
Sonstige Faktoren
Qualitäts-Zertifizierungen, z. B. nach DIN EN ISO 9000 ff. Umweltschutz-Zertifizierungen g e m . EMAS-I an weiteren Standorten Sonstige Arten des Umweltschutz-Reporting, z. B. Umweltberichte, Abfallbilanzen, Emissionserklärungen Sponsoring im Umweltschutz Umweltschutz-Auszeichnungen Unterstützung im Umweltschutz durch externe Berater/Institutionen
Abbildung 3-11: Mögliche sonstige Faktoren, die den betrieblichen Umweltschutz betreffen
3.2.2.2
Darstellung der Umweltpolitik
Die Darstellung der Umweltpolitik in der Umwelterklärung wird in Art. 5 (3) e) gefordert. Gemäß Art. 2 a) ist die Umweltpolitik eines Unternehmens definiert als untersucht. Beispielsweise werden Leistungen im Umweltschutz den Beurteilungen in Form bereits realisierter Maßnahmen zugeordnet. Auch der Landschaftsverbrauch wird bereits im Zusammenhang mit den Darstellungen zur Standortfläche thematisiert.
Kapitel 3
109
„die umweltbezogenen Gesamtziele und Handlungsgrundsätze eines Unternehmens, einschließlich der Einhaltung aller einschlägigen Umweltvorschriften". Weitere Konkretisierungen finden sich in Art. 3 a) sowie in den Anhängen I A., I C. und I D. Diese Zusammenhänge veranschaulicht Abbildung 3-12.
Abbildung 3-12: Anforderungen an die Umweltpolitik Eine exemplarische Durchsicht zeigt, dass der Begriff Umweltpolitik in einigen Umwelterklärungen explizit deßniert wird, obwohl dies nicht in EMAS-I
110
Lange/Ahsen/Daldrup
verlangt wird. 217 Die in der Definition der EMAS-I vorgenommene Differenzierung zwischen umweltbezogenen Gesamtzielen und Handlungsgrundsätzen kann auch in den Umwelterklärungen nachvollzogen werden. Als umweltbezogene Gesamtziele, sog. „Leitsätze", werden im Verordnungstext die Einhaltung aller einschlägigen Umweltvorschriften (vgl. Definition gem. Art. 2 a)), die kontinuierliche Verbesserung des Umweltschutzes218 sowie die Verwendung der besten verfügbaren Technik, soweit wirtschaftlich vertretbar, (vgl. Art. 3 a)) gefordert. Im Hinblick auf weitere Leitsätze fuhren eine Literatursynopse 219 sowie eine exemplarische Durchsicht von Umwelterklärungen zu den in Abbildung 3-13 aufgeführten möglichen Leitsätzen.
Abbildung 3-13: Mögliche Leitsätze im Rahmen der Darstellung der Umweltpolitik
217
218
219
Das Gleiche gilt für die Definition des Umweltprogramms und des Umweltmanagementsystems. Mögliche Ansatzpunkte zur Umsetzung einer kontinuierlichen Verbesserung des Umweltschutzes enthält Anh. I C. Vgl. Waskow 1997, S. 58f. Vgl. z. B. Falk/Nissen 1995, S. 2103; Förschle/Mandler 1994, S. 528f.; Girkinger/Schäfer 1997, S. 30; Hopfenbeck/Jasch/Jasch 1995, S. 69-71; Pfriem 1995, S. 80-82; Waskow 1997, S. 58f. Etwas überraschend ordnen Clausen/ Fichter hier auch „Meilensteine des Umweltschutzes und des Unternehmens" ein (vgl. Clausen/Fichter 1996, S. 129f.).
Kapitel 3
111
Im Vergleich zu diesen Leitsätzen weisen die Handlungsgrundsätze einen höheren Konkretheitsgrad auf. Die Wahl des Begriffs in Art. 2 weist auf den engen Zusammenhang zu den „Guten Managementpraktiken", die ebenfalls als „Handlungsgrundsätze" bezeichnet werden und auf denen die Umweltpolitik beruhen soll (Anh. I D.), hin. Eine exemplarische Durchsicht von Umwelterklärungen zeigt, dass hier teilweise diese Handlungsgrundsätze sogar wörtlich, häufig aber zumindest sinngemäß wiedergegeben werden. Die Umweltpolitik ist gem. Anh. I A. auf „der höchsten Managementebene" festzulegen und zu überprüfen. Entsprechende Regelungen können in der Umwelterklärung noch einmal schriftlich dokumentiert werden. Zusätzlich kann angegeben werden, welcher Weg der Veröffentlichung (neben der Umwelterklärung) ggf. gewählt wird. Beispielsweise können die Mitarbeiter am Standort mittels Aushang der Umweltpolitik informiert werden.
3.2.2.3
Darstellung der Umweltprogramme
Die Darstellung des Umweltprogramms wird in Art. 5 (3) e) gefordert. Es ist definiert als „eine Beschreibung der konkreten Ziele und Tätigkeiten des Unternehmens, die einen größeren Schutz der Umwelt an einem bestimmten Standort gewährleisten sollen, einschließlich einer Beschreibung der zur Erreichung dieser Ziele getroffenen oder in Betracht gezogenen Maßnahmen und der gegebenenfalls festgelegten Fristen für die Durchführung dieser Maßnahmen" (Art. 2 c)). Die Anforderungen an das Programm veranschaulicht Abbildung 3-14. Deutlich wird, dass die Umweltprogramme die im Rahmen der Umweltpolitik formulierten Selbstverpflichtungen konkretisieren und in Maßnahmen umsetzen sollen. Waskow fordert in diesem Zusammenhang: „Wenn es etwa im Rahmen der Umweltpolitik heißt, das Abfallaufkommen solle auf ein Mindestmaß verringert werden, dann muß im Rahmen des Umweltprogramms eine Verpflichtung zur Reduzierung der Abfallmengen von derzeit x-Tonnen auf y-Tonnen innerhalb von ... Jahren festgeschrieben werden." 220 Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Umweltpolitik - wie die Unternehmenspolitik insgesamt - für gewöhnlich langfristig angelegt ist. Daher wird unseres Erachtens nicht in jedem Jahr, für das die Umweltpolitik gilt, für jeden einzelnen Handlungsgrundsatz eine entsprechende Maßnahme im Rahmen des Umweltprogramms festgelegt werden müssen. Die Relevanz der Umweltwirkungen und somit die Dringlichkeit einer Festlegung bestimmter Maßnahmen wird aus den Ergebnissen der Umweltprüfung bzw. Umweltbetriebsprüfung, aufgrund derer gem. EMAS-I die Umweltprogramme auf-
220
Waskow 1997, S. 66.
112
Lange/Ahsen/Daldrup
zustellen sind, ersichtlich. Zu berücksichtigen sind dabei insb. die in Anh. I C. enthaltenen Anforderungen.
Anforderungen an das Umweltprogramm i Art. 2 c): Definition: "'Umweltprogramm': eine Beschreibung der konkreten Ziele und Tätigkeiten ..." l
l
Art. 3 b) und c): Das Umweltprogramm wird aufgrund der Ergebnisse der Umweltprüfung für den Standort aufgestellt. Außerdem muss das Programm "der Erfüllung der Verpflichtungen dienen, die in der Umweltpolitik des Unternehmens im Hinblick auf eine kontinuierliche Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes festgelegt sind."
Anhang I A. 3. - 5.: "3. ... Die Umweltpolitik und das Umweltprogramm für den betreffenden Standort stellen insbesondere auf die in Teil C aufgeführten Gesichtspunkte ab. 4. Umweltziele Das Unternehmen legt seine Umweltziele auf allen betroffenen Unternehmensebenen fest. Die Ziele müssen im Einklang mit der Umweltpolitik stehen und so formuliert sein, daß die Verpflichtung zur stetigen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes, wo immer dies in der Praxis möglich ist, quantitativ bestimmt und mit Zeitvorgaben versehen wird. 5. Umweltprogramm für den Standort V o m Unternehmen wird ein Programm zur Verwirklichung der Ziele am Standort aufgestellt und fortgeschrieben. Das Programm umfaßt folgendes: a) Festlegung der Verantwortung für die Erreichung der Ziele in jedem Aufgabenbereich und auf jeder Ebene des Unternehmens; b) die Mittel, mit denen diese Ziele erreicht werden sollen. Für Vorhaben im Zusammenhang mit neuen Entwicklungen oder neuen oder geänderten Produkten, Dienstleistungen oder Verfahren werden gesonderte Umweltmanagementprogramme aufgestellt, ..."
Ï Anhang I ('.: Zu behandelnde Gesichtspunkte "Die nachstehenden Gesichtspunkte werden im Rahmen der Umweltpolitik und -programme sowie der Umweltbetriebsprüfungen berücksichtigt. 1. Beurteilung, Kontrolle und Verringerung der Auswirkungen der betreffenden Tätigkeit auf die verschiedenen Umweltbereiche; 7. Produktplanung (Design, Verpackung, Transport, Verwendung und Endlagerung); 8. betrieblicher Umweltschutz und Praktiken bei Auftragnehmern, Unterauftragnehmern und Lieferanten; 9. Verhütung und Begrenzung umweltschädigender Unialle; 10. besondere Verfahren bei umweltschädigenden Unfällen; 12. externe Information über ökologische Fragestellungen."
Abbildung 3-14: Anforderungen an das Umweltprogramm
Kapitel 3
113
Die Vorgaben der EMAS-I beziehen sich zunächst nur auf die Programme selbst, nicht auf ihre Darstellung in der Umwelterklärung. Hier kann unter Umständen auch eine verkürzte Beschreibung vorliegen. Eine exemplarische Durchsicht zeigt, dass in der Praxis zum Teil ausdrücklich daraufhingewiesen wird, dass in der Umwelterklärung nur ein Auszug des Programms veröffentlicht wird. Eine solche Einschränkung lässt sich insofern rechtfertigen, als die Umwelterklärung keine Informationen enthalten muss, die als Betriebs- bzw. Geschäftsgeheimnisse einzuschätzen sind. Es liegt im Ermessen des Umweltgutachters zu entscheiden, ob die Darstellung in der Umwelterklärung im Einzelfall ausreichend umfassend ist, wobei er das Interesse der Unternehmen zur Wahrung der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse gegen die Informationsbedürfnisse der Öffentlichkeit abzuwägen hat. 221 Die ökologische Vorteilhaftigkeit der geplanten Umweltschutzmaßnahmen können (ggf. analog zur Erläuterung bereits realisierter Maßnahmen im Rahmen der Beurteilung aller wichtigen Umweltfragen) inhaltlich an den Input- und Outputströmen sowie den Tätigkeitsmerkmalen ausgerichtet sein. Die Abbildung 3-15 enthält hierzu jeweils Beispiele. Hinsichtlich des Konkretheits- und Verbindlichkeitsgrades fordert EMAS-I, dass möglichst auch die geplanten Zeiträume für die Durchführung der Maßnahmen, eine Festlegung der Verantwortung für die Erreichung der Ziele und eine Quantifizierung der Ziele (z. B. in Form prozentualer Angaben für die geplante Reduzierung von Emissionen eines bestimmten Schadstoffes) vorliegen sollen. Das Problem, welche dieser Informationen zum Programm in der Umwelterklärung veröffentlicht werden, ist analog zur oben angesprochenen Frage, welche Maßnahmen hier beschrieben werden. In beiden Fällen kann letztlich nur der Gutachter über die Zulässigkeit von verkürzten Darstellungen entscheiden. Dies gilt auch für die - in Teilen der Literatur 222 vorgeschlagenen und auch in der Berichtspraxis vorzufindenden - Informationen zu ökonomischen Vor- und Nachteilen, die dem Standort durch die Maßnahmen voraussichtlich entstehen werden. Im Hinblick auf die Darstellungsform ist zu unterscheiden, ob das Umweltprogramm separat in einem eigenen Abschnitt der Umwelterklärung abgedruckt wird, z. B. in Form einer Tabelle, oder ob die geplanten Maßnahmen und Ziele in die umweltschutzbezogene Beurteilung der Tätigkeiten eingefügt werden, also eine integrierte Darstellung des Programms vorgezogen wird. 223 Da der Verordnungstext hierzu keine Hinweise enthält, besteht bezüglich der Darstellungsform ein implizites Wahlrecht.
221
222 223
Gleiches gilt für die gem. Anh. I A. 5. im Zusammenhang mit neueren Entwicklungen oder neuen oder geänderten Produkten, Dienstleistungen oder Verfahren aufzustellenden gesonderten Umweltprogramme. Vgl. Rauberger 1995, S. 146-148; Vollmer 1995, S. 74. Vgl. z. B. Clausen/Fichter 1996, S. 149.
114
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Beurteilung aller wichtigen l nnveltfragen
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geplante M a ß n a h m e n
Z . B.: Ressourcenschonender Einsatz von Material Etablierung von Stoffkreisläufen und Einsatz von Sek undärrohsto f f e n Substitution/Vermeidung u m w e l t s c h ä d i g e n d e r Einsatzmaterialien
Energieeinsatz
Verminderung d e s Energieeinsatzes Einsatz umweltfreundlicher Energieträger
Wassereinsatz
Verminderung d e s Wassereinsatzes durch K r e i s l a u f f ü h r u n g
E m i s s i o n e n in die A t m o s p h ä r e
Verminderung d e r Emissionen in die A t m o s p h ä r e
A b l e i t u n g e n in G e w ä s s e r oder in die Kanalisation
Verminderung d e r Ableitungen in G e w ä s s e r oder in die Kanalisation
Veränderungen der K o n t a m i n i e rung v o n Erdreich Abfallaufkommen Lärm
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Darstellung der l'mweltprogramme
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Produktionsprogramm
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Produktionsprozesse
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Produktionsanlagen
Reduktion der S c h a d s t o f f f r a c h t der Ableitungen in G e w ä s s e r oder in die Kanalisation durch A b w a s s e r b e h a n d l u n g s a n l a g e n Beseitigung oder Verringerung der Kontaminierungen v o n Erdreich Verminderung d e s A b f a l l a u f k o m m e n s E r h ö h u n g des Anteils recyclierbarer A b f ä l l e Substitution/Vermeidung u m w e l t s c h ä d i g e n d e r Abfälle Verminderung d e r Lärmemissionen U m w e l t f r e u n d l i c h e Produkte U m w e l t f r e u n d l i c h e A u s l i e f e r u n g der Produkte Verbesserung d e r Recyclierbarkeit der Produkte Verbesserung d e r innerbetrieblichen Logistik Modernisierung der Produktionsanlagen
Abbildung 3-15: Beispiele für die ökologische Vorteilhaftigkeit von Umweltschutzmaßnahmen
3.2.2.4
Darstellung der
Umweltmanagementsysteme
Die Darstellung des Umweltmanagementsystems (UMS) wird in Art. 5 (3) e) gefordert. Definiert wird es als „der Teil des gesamten übergreifenden Managementsystems, der die Organisationsstruktur, Zuständigkeiten, Verhaltensweisen, förmliche Verfahren, Abläufe und Mittel für die Festlegung und Durchführung der Umweltpolitik einschließt." (Art. 2 e)). Wie Abbildung 3-16 zeigt, finden sich in Anh. I B . detaillierte Anforderungen an Umweltmanagementsysteme. Gefordert ist zwar eine Darstellung des UMS in der Umwelterklärung, die Verordnung legt aber nicht fest, wie ausführlich auf die einzelnen Bestandteile
Kapitel 3
115
einzugehen ist. In der Literatur wird von einer Schwerpunktsetzung auf organisatorische und personale Aspekte ausgegangen. 224 Auch die exemplarische Durchsicht der Umwelterklärungen zeigt, dass sich vor allem im Hinblick auf diese Bereiche umfassendere Darstellungen finden. Anforderungen an das Umweltmanagcmentsystem Art. 2 e): Definition: " ' U m w e l t m a n a g e m e n t s y s t e m ' : der Teil des gesamten übergreifenden M a n a g e m e n t s y s t e m s , ..." -v^rT-^rr , V ; v ^ r : , ..-= : - ; ; 0 A n h a n g I B.: U m w e l t m a n a g e m e n t s y s t e m e "Das U m w e l t m a n a g e m e n t s y s t e m wird so ausgestattet, angewandt und aufrechterhalten, d a ß es die Erfüllung der nachstehend definierten A n f o r d e r u n g e n gewährleistet." 1. Festlegung, Ü b e r p r ü f u n g , ggfs. A n p a s s u n g von Umweltpolitik und U m w e l t p r o g r a m m e n a u f höchster geeigneter M a n a g e m e n t e b e n e . 2. G e w ä h r l e i s t u n g adäquater organisatorischer und personaler Regelungen und deren D o k u mentation, einschließlich der Bestellung eines Managementvertreters mit Befugnissen und V e r a n t w o r t u n g f ü r die A n w e n d u n g und Aufrechterhaltung des M a n a g e m e n t s y s t e m s . G e währleistung adäquater u m w e l t s c h u t z b e z o g e n e r Schulung einschließlich Förderung von Verantwortungsbewusstsein. 3. A d ä q u a t e Bewertung und Registrierung der Umweltauswirkungen der Tätigkeiten des U n t e r n e h m e n s am Standort. Erstellung eines Verzeichnisses besonders bedeutsamer A u s w i r k u n g e n sowie eines Verzeichnisses relevanter umweltschutzbezogener Rechtsund Verwaltungsvorschriften und sonstiger umweltpolitischer A n f o r d e r u n g e n . 4. Festlegung von A u f b a u - und A b l a u f v e r f a h r e n : Ermittlung von Funktionen, Tätigkeiten und Verfahren, die sich auf die U m w e l t auswirken (können) und für Politik und Ziele des U n t e r n e h m e n s relevant sind. Planung und Kontrolle solcher Funktionen, Tätigkeiten und Verfahren sowie B e s t i m m u n g von M a ß n a h m e n bei Nichteinhaltung und K o r r e k t u r m a ß n a h m e n . 5. Erstellung einer U m w e l t m a n a g e m e n t - D o k u m e n t a t i o n im Hinblick auf eine u m f a s s e n d e Darstellung von Umweltpolitik, -zielen und -Programmen, Schlüsselfunktionen und -Verantwortlichkeiten sowie die W e c h s e l w i r k u n g e n zwischen den Systemelementen. 6. M a n a g e m e n t , D u r c h f ü h r u n g und P r ü f u n g eines systematischen und regelmäßig durchgeführten P r o g r a m m s f ü r U m w e l t b e t r i e b s p r ü f u n g e n .
Abbildung 3-16: Anforderungen an das Umweltmanagementsystem Die Aufbauorganisation des Standortes kann zweckmäßig in Form eines solchen Organigramms dargestellt werden, aus dem auch die umweltschutzbezogene Aufgabenverteilung erkennbar ist. Nahe liegt es zudem, auf die Aufgaben, Befugnisse und Verantwortungsbereiche von Mitarbeitern, die besonders umweltschutzrelevante Arbeitsprozesse leiten, durchführen und/oder überwachen, aber auch des Managementvertreters, der gem. Anh. I B. 2. zu bestellen ist, zumindest kurz einzugehen. 225 Im Hinblick auf die Ablauforganisation kommt insb. für Prozesse
224
225
Vgl. z. B. Clausen/Fichter 1996 S. 131-133. Auch in der DIN 33922 (vgl. Pkt. 5.3.) wird im Hinblick auf die Beschreibung von Umweltmanagementsystemen ein deutlicher Schwerpunkt auf die Beschreibung organisationaler Zusammenhänge gelegt. Vgl. z. B. Clausen/Fichter 1994, S. 29.
116
Lange/Ahsen/Daldrup
mit hohem Umweltgefährdungspotential sowie für Störfallsituationen u. ä. Arbeitsanweisungen große Bedeutung zu. Sie werden zwar häufig Bestandteil der internen UMS-Dokumentation sein, gehören aber wohl nur selten zu den in Umwelterklärungen enthaltenen Informationen. Hier werden eher Beschreibungen dazu erwartet, wie die Mitarbeiter umweltschutzbezogen informiert, aus- und weitergebildet, aber auch an Problemlösungsprozessen beteiligt werden (z. B. in Form von Qualitätszirkeln). Das UMS muss gewährleisten, dass eine adäquate Planung und Überprüfung der Umweltpolitik, -ziele und -programme auf der höchsten geeigneten Managementebene erfolgt. Einzurichten ist daher auch ein internes Planungs- und Kontrollsystem, das alle umweltschutzbezogenen Planungs- und Kontrollaktivitäten einschließlich der hierzu erforderlichen Instrumente umfasst. 2 2 6 In diesem Zusammenhang kann auch auf die angewandten Umweltschutz-Controllinginstrumente eingegangen werden. 2 2 7 Eine exemplarische Durchsicht von Umwelterklärungen zeigt, dass bei der Darstellung des UMS teilweise auf die enge Verbindung oder sogar eine Integration mit dem Qualitätsmanagementsystem des Unternehmens hingewiesen wird. 2 2 8 Abbildung 3-17 zeigt eine Übersicht über mögliche Inhalte der Beschreibung von UMS in Umwelterklärungen.
r
Darstellung von Lmweltmanagcmentsystemen i Grundlagen
1
Inhalte der UMS-Darstellung
Definition
Bestandteile
Gem. EMAS-VO/ Gem. DIN EN ISO 14001/ Sonstige/ Keine
Umweltpolitik, -ziele, -programme/ Organisation und Personal/ Auswirkungen auf die Umwelt/ Aufbau- und Ablaufkontrolle/ UMS-Dokumentation/ Umweltbetriebsprüfungen
Strukturierung Anh. I B./ Art. 2 d DIN EN ISO 9001/ Sonstige Verantwortung für UMS Unternehmensleitung/ Standortleitung/ Sonstige/ Keine Hinweise Begründung für Einführung Verbindung zwischen Umwelt- und Quaütätsmanagemcntsystem
1
Darstellung hinsichtlich "Organisation und Personal" Umweltschutz-Organisation/ Verantwortung und Befugnisse/ Managementvertreter/ Personal, Kommunikation und Ausbildung/ Sonstige Angewandte Umweltschutz-Controllinginstrumente
Abbildung 3-17: Ausgestaltungsmöglichkeiten der Darstellung der Umweltmanagementsysteme 226 227 228
Förschle/Mandler 1994, S. 530. Vgl zur Systematisierung und Diskussion von Umweltschutz-Controllinginstrumenten ausfuhrlich Lange/Schaefer 1998, S. 301-309. y g i z u Integrationsmöglichkeiten, insb. im Hinblick auf Qualitäts- und Umweltschutz-Controllinginstrumente, Ahsen 1999b.
Vgl
Kapitel 3 3.2.3
117
Auswertungskriterien zur Adressatenorientierung von Umwelterklärungen
Gemäß Art. 5 (2) wird die Umwelterklärung „für die Öffentlichkeit verfaßt und in knapper, verständlicher Form geschrieben. Technische Unterlagen können beigefügt werden." Aus diesem Wortlaut abgeleitet werden die Dialogorientierung sowie Übersichtlichkeit und Verständlichkeit als Komponenten der Adressatenorientierung unterschieden. Da sich die Öffentlichkeit aus sehr unterschiedlichen Anspruchsgruppen zusammensetzt, stellt sich für die Berichtspflichtigen die Frage, ob und ggf. welche Adressaten in der Umwelterklärung explizit genannt werden sollen. Auch hiervon kann die Art der Publikation abhängen: Möglicherweise bietet sich neben der Zusendung von Umwelterklärungen aufgrund entsprechender Anfragen deren Verteilung an Mitarbeiter und/oder Anlieger bzw. eine Publikation über das Internet an. Strittig ist in diesem Zusammenhang die Frage der Zulässigkeit und ggf. der Höhe eines Entgelts. 229 Eine zusätzliche Möglichkeit, die umweltschutzbezogene Kommunikationsbereitschaft herauszustellen, besteht in der Benennung von Ansprechpartnern für weitergehende Fragen, etwa zu bestimmten Inhalten der Umwelterklärung, bzw. für Kritik an der Umwelterklärung (vgl. Abbildung 3-18).
Abbildung 3-18: Aspekte der Dialogorientierung Die Ausgestaltung von Umwelterklärungen erfordert in besonderem Maße eine übersichtliche und verständliche Darstellung der Berichtsinhalte, da bei den Adressaten, also der Öffentlichkeit, nicht vom Vorhandensein umfassender Fachkenntnisse ausgegangen werden kann. Entsprechend werden in der Literatur beispielsweise technische Erläuterungen und Glossarien erwartet. Einen Überblick 229
Zur Diskussion um die Frage, ob eine Entgeltforderung zulässig und ggf. in welcher Höhe sie angemessen ist, vgl. Girkinger/Schäfer 1997, S. 14; Schulz 1997, S. 16; Waskow 1997, S. 165.
118
Lange/Ahsen/Daldrup
über Möglichkeiten der Gewährleistung von Übersichtlichkeit und Verständlichkeit gibt Abbildung 3-19.
Übersichtlichkeit
Inhaltsverzeichnis Paginierte Seiten Hervorhebungen im Text Bezeichnung als Umwelterklärung Angabe des Standortes/ Unternehmens Zeitangaben zur Berichtsperiode und/oder zum Aufstellungszeitpunkt
Verständlichkeit
Umfang der Umwelterklärung
Glossarium
Abbildungen
Abkürzungsverzeichnis
Tabellen Diagramme Organigramme Schematische Darstellung von Produktionsprozessen Fotos Zeichnungen
Verdichtende Controllinginstrumente, z. B. SEFR, Kennzahlen Ziele der Umwelterklärung
m
Methoden der Datenerfassung und -auswertung Technische Erläuterungen
Abbildung 3-19: Aspekte der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit
3.3
3.3.1
Auswertung erstmalig erstellter Umwelterklärungen gemäß EMAS-I Darstellung der Grundgesamtheiten
Die in den Forschungsprojekten analysierten Grundgesamtheiten setzen sich hinsichtlich der Unternehmensgröße, der Branchenzugehörigkeit der Standorte und dem Registrierungsdatum der Umwelterklärungen wie im Folgenden gezeigt zusammen. Durch die vorgenommenen Klassifizierungen sind auch entsprechende
Kapitel 3
119
Kreuzauswertungen möglich, wodurch zeit-, branchen- und größenspezifische Unterschiede zwischen den Umwelterklärungen erkannt werden können. 230 *
Unternehmensgröße
Bei einer Unterscheidung der Grundgesamtheiten von Steven/Letmathe, Wicenec und Lange/Ahsen/Daldrup nach der Unternehmensgröße wird - auch wenn unterschiedliche Abgrenzungskriterien zur Definition der Größenklassen zugrunde gelegt werden - übereinstimmend festgestellt, dass ein überwiegender Teil der analysierten Umwelterklärungen von Standorten publiziert wurden, die großen Unternehmen zuzuordnen sind (vgl. Abbildung 3-20).
Abbildung 3-20: Unternehmensgröße231
230
231
Im weiteren werden nur diejenigen Kreuzauswertungen nach dem Registrierungsdatum, der Branchenzugehörigkeit des Standortes und der Unternehmensgröße dargestellt, die zu auffälligen Ergebnissen führen. Prozentuale Angaben wurden auf ganze Stellen auf- bzw. abgerundet, teilweise wurden sie aus absoluten Angaben in den Studien errechnet. Liegen zu einzelnen Ausprägungen keine Ergebnisse vor, werden diese in den Abbildungen durch „-" gekennzeichnet. In der Studie von Mettke/Schwedes/Freimann erfolgt aufgrund der geringen Anzahl von untersuchten Umwelterklärungen keine Gruppierung nach der Untemehmensgröße. Allerdings werden im Anhang Zuordnungen sowohl im Hinblick auf die Mitarbeiterzahlen als auch die Branchenzugehörigkeit vorgenommen (vgl. Mettke/Schwedes/Freimann 1996, S. 60f.) Aus der Veröffentlichung von MiljöekoAB/The Swedish EMAS-Council (1997) ist keine Größeneinteilung ersichtlich.
120 •
Lange/Ahsen/Daldrup Branchenzugehörigkeit der Standorte
An dem System konnten sich im Untersuchungszeitraum ausschließlich Standorte beteiligen, an denen bestimmte, in Art. 2i) festgelegte gewerbliche Tätigkeiten ausgeübt werden (vgl. Art. 3). 232 Hierbei wird die "statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft" (NACE Rev. 1) zugrunde gelegt und um die Bereiche Energie- und Abfallwirtschaft ergänzt. Abbildung 3-21 zeigt, dass die Grundgesamtheiten der unterschiedlichen Studien auch in diesem Merkmal (weitestgehend) identisch sind. NACE
Steven/Letmathe
Wicenec
(1998, S. 11)
(1998, S. 25)
Lange/Ahsen/ Daldrup (1998a, S. 32)
Investitionsgüter 27
Metallerzeugung und -bearbeitung
1,9%
2,6%
33%
28
Stahl- und Leichtmetallbau
6,4%
6,6%
! 8,6%
29
Maschinenbau
10,1%
8,6%
p7,0% 1
30
Herstellung von Büromaschinen
1,5%
31
Hiektrizitätserzeugungsgeräte
6,2%
34,0%
2,0% 7,2%
¡
393%
6,4%
33 Medizintechnik
1,9%
4,0%
-
34 Herstellung von Kraftwagen
4,9%
7,7%
33%
1,1%
0,6%
-
35
Sonstiger Fahrzeugbau
i 28,3%
Chemie. Kunststoff 24 Chemische Industrie 25 Gummi- und Kunststoffivaren
113% 8,8%
20,1%
11,7% 9,7%
Tl83% [ 9,1%
21,5%
27,3%
Verbrauehsgflter 17 18 19 20 21 22 26 32 36
Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe Ledergewefbe Holzgewerbe Papiergeweibe Verlags- und Druckgewerbe Glasgewerbe, Keramik Nachrichtentechnik Heist, v. Möbeln, Schrruck usw.
3,3% 0,4% 0,7% 3,4% 2,9% 3,8% 1 1,9% 2,9%
24,2%
~43%
2,6% 0,6% 0,3% 1,7% 2,6% 3,4% 0,9% 2,6% 5,7%
2,7% 1,1% 1
20,3%
|l3,8%
13,8%
0,6% 0,6% 1,7%
2,9%
r 2,3%
23%
-
3,7% : 1,6%
21,4%
[ 1,1% 3,7%
[l,5%
Nahrung 1 5 j Emährungsgewerbe
115,1%
15,1%
13,9%
i3,9%n
Energie, Bergbau 14 Gewimung von Steinen und Erden 23 Kokerei, Mineralölverarbeitung 40 Energieerzeugung und-Versorgung
1,1% 1,5% 1,1%
3,7%
1
1,1% 03% [33%
4,8%
AbfalL Recycling - f Abfallwillschaft, Recycling
i 3,0% f
3,0%~1
|
43% |
4,3% |
Abbildung 3-21: Branchenzugehörigkeit der Standorte 232
Mit der "Erweiterungsverordnung" (UAG-ErwV) hat sich der Kreis der Teilnahmeberechtigten insb. auf Körperschaften des öffentlichen Rechts und zahlreiche Dienstleistungsunternehmen erweitert.
Kapitel 3 *
121
Registrierungsdatum der Umwelterklärungen
Bei den von Mettke/Schwedes/Freimann analysierten Umwelterklärungen handelt es sich ausschließlich um solche, die im Zeitraum Herbst 1995 bis Frühjahr 1996 validiert wurden; 233 dabei wird keine Gruppierung in verschiedene Zeiträume vorgenommen, was aufgrund der geringen Anzahl an Umwelterklärungen auch nicht zweckmäßig gewesen wäre. In der Miljöeko-Studie werden die Umwelterklärungen zwar in drei Gruppen unterteilt.234 Allerdings sind in der Veröffentlichung die Auswertungsergebnisse nicht gemäß dieser Einteilung differenziert. Steven/ Letmathe nehmen keine Gruppierung der Umwelterklärungen nach dem Registrierungsdatum vor. Sie betonen jedoch: „Die erfaßten Umwelterklärungen sind nach dem Zufallsprinzip ausgewählt worden. Es wurde jedoch darauf geachtet, daß sich die Umwelterklärungen möglichst gleichmäßig auf den Zeitraum von November 1995 bis zum Juli 1997 verteilen."235 Um mögliche Entwicklungstendenzen der noch relativ jungen Berichtspraxis zu erkennen, ist der Untersuchungszeitraum von Lange/Ahsen/Daldrup - wie Abbildung 3-22 zeigt - in vier Halbjahre eingeteilt.
Abbildung 3-22: Registrierungsdatum der Umwelterklärungen 233 234
235
Vgl. Mettke/Schwedes/Freimann 1996, S. 10. Die Einteilung erfolgt in Umwelterklärungen, die vor März 1996 registriert wurden, solche, die zwischen März und Dezember 1996 sowie schließlich solche, die zwischen Dezember 1996 und April 1997 registriert wurden. Vgl. Miljöeko AB/The Swedish EMAS-Council 1997, S. 4. Steven/Letmathe 1998, S. 10.
122
Lange/Ahsen/Daldrup
Mit Ausnahme des ersten Halbjahres wurden jeweils zwischen 55 und 63 Umwelterklärungen (in NRW) registriert.236 Da das Umweltauditgesetz (UAG) erst Mitte Dezember 1995 in Kraft trat - vor diesem Zeitpunkt wurden Umweltgutachter vorläufig zugelassen 237 - , ist die geringe Anzahl der Registrierungen in 1995 nicht überraschend. Wie die Kreuzauswertungen insgesamt zeigen, unterscheiden sich die Umwelterklärungen dieser Standorte von den anderen deutlich, insb. enthalten sie zu einigen inhaltlichen Bereichen ausführlichere Informationen. Hierbei ist einerseits die aufgrund der geringen Anzahl von sieben Umwelterklärungen nur bedingte Aussagekraft des Vergleichs zu berücksichtigen. Andererseits könnte eine mögliche Erklärung für die Unterschiede darin bestehen, dass es sich um Pionierunternehmen handelt, die zwar nicht auf Erfahrungen anderer Unternehmen zurückgreifen konnten, aber evtl. besonders aktiv im Umweltbereich sind. Von dieser Besonderheit abgesehen, können die Unterschiede der Umwelterklärungen u.U. auch Aufschlüsse über mögliche "Lerneffekte" geben. In diesem Zusammenhang ist damit gemeint, dass für die Gestaltung einer Umwelterklärung bereits publizierte Umwelterklärungen anderer Standorte sowie Diskussionsbeiträge in der Literatur zur Umsetzung von EMAS-I herangezogen werden. Dagegen spiegeln sich mögliche Lerneffekte durch eigene Erfahrungen eines Standortes erst in wiederholten Umwelterklärungen wider. 238
3.3.2
Umfang der Umwelterklärungen sowie Aufteilung in inhaltliche Bereiche
Die Umwelterklärungen umfassen durchschnittlich ca. 20 Seiten, wobei eine weite Spannbreite (zwischen 4 und 61 Seiten) festzustellen ist. 239 Tendenziell sind die Umwelterklärungen großer Unternehmen etwas umfangreicher als die mittlerer oder kleinerer Unternehmen. 240 Die Auswertungen zur Aufteilung der Umwelterklärungen in die einzelnen inhaltlichen Bereiche gemäß Art. 5 (3) ergeben das in Abbildung 3-23 dargestellte Bild. 236
Eine monatsbezogene Auswertung lässt deutliche Schwankungen erkennen. Auffallig ist, dass jeweils im Januar die meisten Umwelterklärungen registriert wurden. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Unternehmensstandorte (ggf. parallel zum handelsrechtlichen Jahresabschluss) einen "Umwelt-Jahresabschluss" zum Jahresende erstellen. 237 Vgl. Ensthaler 1996, S. 148. 238 Ygi hierzu die in Kapitel 3.4 dargestellten Ergebnisse. 239
240
Vgl. Steven/Letmathe 1998, S. 43; Lange/Ahsen/Daldrup 1998a, S. 33; Wicenec 1998, S. 28. Letzterer weist auf - allerdings geringfügige - branchenspezifische Unterschiede hin. Vgl. Steven/Letmathe 1998, S. 43 und Lange/Ahsen/Daldrup 1998a, S. 95.
Kapitel 3
123
Steven/Letmathe
Lang e/Ahsen/Daldrup
(vgl. 1998, S. 44)
(vg . 1998a, S. 33f.) Durch- Durchschnitt schnitt
Mini- Maximum mum
Unternehmensdarstellung
11%
11%
3%
35% Beschreibung der Tätigkeiten
Datenteil
14%
13%
1%
44%
Zusammenfassung der Zahlenangaben
19%
2%
54%
Beurteilung aller wichtigen Umweltfragen
9%
1%
27% Darstellung der Umweltprogramme
8%
2%
38% Darstellung der Umweltpolitik
12%
3%
30%
-
-
Umweltrelevante Situation und Maßnahmen
22%
Umweltpolitik, Ziele, Organisation
21%
Sonstige Informationen
17% 28%
Leerseiten, Photos
15%
-
Darstellung der Umweltmanagementsysteme Darstellung sonstiger Faktoren Leerseiten, Photos
Abbildung 3-23: Inhaltliche Bereiche von Umwelterklärungen
Aus dem Vergleich der durchschnittlichen Seitenanzahlen wird ersichtlich, dass insgesamt - obwohl die inhaltlichen Bereiche in den beiden Untersuchungen unterschiedlich aggregiert werden 241 - eine sehr ähnliche Aufteilung der jeweiligen Berichtsinhalte festgestellt wird. Offensichtlich wird der Beurteilung aller wichtigen Umweltfragen eine besondere Bedeutung in den Umwelterklärungen beigemessen; dieses ist angesichts der Informationsbedürfnisse der Öffentlichkeit positiv zu beurteilen. Zusätzliche unternehmensgrößenbezogene Auswertungen von Steven/Letmathe zeigen geringe Differenzen bezüglich der Aufteilung der Umwelterklärungen auf. 242
241
Zu berücksichtigen ist zudem, dass Steven/Letmathe Beurteilungen, die in engem Zusammenhang mit Zahlenangaben, z. B. unmittelbar neben einer Tabelle, platziert sind, dem „Datenteil" zurechnen, während Lange/Ahsen/Daldrup sie den Beurteilungen zuordnen. In diesen unterschiedlichen Vorgehensweisen liegen möglicherweise die differierenden Auswertungsergebnisse z. T. begründet.
242
Vgl. Steven/Letmathe 1998, S. 44.
124
Lange/Ahsen/Daldrup
3.3.3
Inhaltliche Bereiche der Umwelterklärungen
3.3.3.1
•
Beschreibung und umweltschutzbezogene Beurteilung der Tätigkeiten sowie der zusammenfassenden Zahlenangaben
Beschreibung der Tätigkeiten
Die Beschreibung der Tätigkeiten des Unternehmens am Standort umfasst nach den Ergebnissen von Lange/Ahsen/Daldrup neben Angaben zum Produktionsprogramm, die in nahezu allen Umwelterklärungen der Art nach und in knapp 60 % auch der Menge nach enthalten sind, häufig Darstellungen der Produktionsanlagen (88 %) und -prozesse (78 %). Während fast drei Viertel der Berichtspflichtigen die Anzahl der Beschäftigten nennen, werden selten Angaben zum Umsatz (13 %) gemacht. Letzteres überrascht nicht, da der Umsatz i.d.R. Unternehmens- und nicht standortbezogen ermittelt wird. Die verglichenen Studien kommen allerdings zu recht unterschiedlichen Ergebnissen (vgl. Abbildung 3-24). Die niedrigeren Häufigkeiten der Angaben zu Produktionsprogrammen und -prozessen in den Ergebnissen von Steven/ Letmathe liegen jedoch (auch) darin begründet, dass hier nicht schon eine Nennung, sondern erst eine „Beschreibung der an einem Standort hergestellten Produkte" 2 4 3 erfasst wird. Offensichtlich geben die berichtenden Unternehmen i.d.R. zwar an, welche Produkte am Standort hergestellt werden, ohne jedoch näher hieraufeinzugehen. Analoges gilt im Hinblick auf die Produktionsprozesse. Auffällig sind auch Differenzen hinsichtlich der Angaben zu den Beschäftigtenzahlen: Mettke/Schwedes/Freimann sowie Steven/Letmathe konstatieren deutlich höhere Ausprägungen als Lange/Ahsen/Daldrup. Die Ergebnisse von Steven/ Letmathe sind z. T. darauf zurückzuführen, dass hier neben Angaben zu Beschäftigtenzahlen des Standortes auch solche zu den Gesamtuntemehmen bzw. Unternehmensgruppen herangezogen werden. Die hohen Ausprägungen bei Mettke/ Schwedes/Freimann stehen insofern im Widerspruch zu den Ergebnissen von Lange/Ahsen/Daldrup, als deren zeitabhängige Untersuchungen zeigen, dass die von
243
Steven/Letmathe 1998, S. 17. Der Wortlaut der EMAS-I verlangt eine "Beschreibung". Bei Lange/Ahsen/Daldrup wird diese als gegeben angesehen, wenn mehrere Tätigkeitsmerkmale (z. B. Produktionsprogramm, -prozesse) genannt werden. Bei Mettke/Schwedes/Freimann (1996, S. 14) heißt es: "In allen Umwelterklärungen wird (...) beschrieben, welche Produkte und Dienstleistungen am Standort hergestellt werden". Zu den Produktionsprozessen werden "wenigstens einige Anmerkungen" (ebenda) verlangt. Zu beiden Fragestellungen werden solche Ausführungen erfasst, die dem Leser zumindest einen Einblick ermöglichen.
Kapitel 3
125
Tätigkeitsmerkmale
ihnen analysierten zu einem frühen Zeitpunkt validierten Umwelterklärungen sogar weniger häufig Angaben zu den Beschäftigtenzahlen enthalten.244 Mettke/Sch wedes/ Freimann (1996, S. 14f.)
Steven/ Letmathe (1998, S. 17)
(1998a, S. 35f.)
Produktionsprogramm
100%
70%
99%
Produktionsprozesse
81%
56%
78%
Beschäftigte
95%
89%
69%
Lange/Ahsen/ Daldrup
Abbildung 3-24: Tätigkeitsmerkmale des Unternehmens am Standort245 Für drei Viertel der Unternehmensstandorte wird aus den Umwelterklärungen eine wirtschaftliche Verflechtung mit weiteren Standorten, Unternehmen oder einer Unternehmensgruppe ersichtlich. In mehr als der Hälfte dieser 139 Umwelterklärungen wird auf das Produktionsprogramm und die Anzahl der Beschäftigten der verbundenen Unternehmen eingegangen. Wie bei den standortbezogenen Angaben wird auch hier der Umsatz der Unternehmensgruppe (16%) seltener genannt; solche Angaben sind jedoch auch nicht in EMAS-I gefordert. Weitergehende Untersuchungen von Mettke/Schwedes/Freimann lassen allerdings erkennen, dass die Mehrzahl der Unternehmen diese Strukturen nicht detailliert aufzeigt. 246 Ergänzend weisen 14% der Umwelterklärungen zur weiteren Verdeutlichung auf standortübergreifende Tätigkeiten, die für den Standort hinsichtlich umweltschutzbezogener Aspekte von Bedeutung sind, jedoch an anderen Standorten der Unternehmensgruppe wahrgenommen werden, zumindest kurz hin. Beispielsweise stellt ein Unternehmen in seiner Umwelterklärung dar, dass der Standort SpezialWellpappenpapier von der schwedischen Muttergesellschaft erhält, die mittels einer speziellen Geschäftsgruppe für eine umweltgerechte Wiederaufforstung der Wälder sorgt. 247 Solche, über die Anforderungen der EMAS-I hinausgehenden Informationen sind zu begrüßen, da sie einen umfassenderen Eindruck von der Umweltrelevanz des Standortes ermöglichen. Weitere umfangreiche Erläuterungen zu den Standortflächen zeigen, dass die Berichtspflichtigen - entsprechend dem Standortbezug der EMAS-I - viel Wert darauf legen, standortbezogene Informationen verständlich darzustellen (vgl. Ab-
244 245
246 247
Vgl. Lange/Ahsen/Daldrup 1998a, S. 36. Bezüglich der Ergebnisse von Mettke/Schwedes/Freimann ist zu berücksichtigen, dass aufgrund des Untersuchungsziels, zu einem sehr frühen Zeitpunkt validierte Umwelterklärungen zu analysieren, sich die Prozentangaben natürlich nur auf eine geringe Grundgesamtheit beziehen können. Vgl. Mettke/Schwedes/Freimann 1996, S. 16. Vgl. SCA Verpackungswerke 1996, S. 8.
126
Lange/Ahsen/Daldrup
bildung 3-25). Auch Schwedes/Mettke/Freimann kommen zu dem Ergebnis, dass in den Umwelterklärungen häufig ausführliche Beschreibungen der Standortfläche vorliegen. 248
Geographische Lage
Größe des Standortes