Umstritten und prägend: Kultur- und Wissenschaftsbauten in der Stadt Salzburg 1986-2011 9783205792116, 9783205788607


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Umstritten und prägend: Kultur- und Wissenschaftsbauten in der Stadt Salzburg 1986-2011
 9783205792116, 9783205788607

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Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg Herausgegeben von Robert Kriechbaumer · Franz Schausberger · Hubert Weinberger



Band 45

Robert Kriechbaumer

UM STR IT TE N U N D P R ÄG E N D Kultur- und Wissenschaftsbauten in der Stadt Salzburg 1986–2011

2012 b ö h l au v er l ag wi en kö l n wei m a r

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlagabbildungen: © Simone Rosenberg (oben links); © Andrew Phelps (oben rechts und unten) © 2012 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Umschlaggestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: Michael Rauscher, Wien Druck und Bindung: Balto Print, Vilnius Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Lithuania ISBN 978-3-205-78860-7



Landeshauptmann a. D. Univ.-Doz. Dr. Franz Schausberger gewidmet

Inhaltsverzeichnis

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I. Ein Haus für Mozart

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1. Ein vergeblicher Ruf 2. Das Wiederaufleben einer unendlichen Diskussion in den Neunzigerjahren 3. Statt einer direkten Betrauung Holzbauers ein internationaler Architektenwettbewerb? 4. Das zweistufige Verhandlungsverfahren 5. Der Architektenstreit 6. Der Kompromiss – das Projekt Holzbauer/Valentiny 7. Die Kontroverse um die Ästhetik des Baus – zwischen gelungenem Theaterbau und architektonischer Schande 8. Eine gebaute Sparvariante

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II. Ein Festspielhaus der bildenden Kunst

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1. Die Verbindung von großer Architektur und einer einzigartigen Sammlung. Das Projekt Guggenheim-Museum in den frühen Neunzigerjahren 2. Die Idee der Kunsthalle und das Museum der Moderne am Berg 3. Ein neuer Anlauf für Guggenheim und das Kunstzentrum Mönchsberg 4. „Eine Partnerschaft zwischen dem Hollein-Projekt und dem Guggenheim Museum ist daher nur mehr in einer internationalen Partnerschaft möglich.“ Die geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen und neue politische Grabenkämpfe 5. „Obwohl es noch der Überwindung einiger Hürden bis dahin bedarf.“ Die nicht gelösten Fragen des Betreibers und der Finanzierung 6. Olympia gegen Guggenheim 7. „. . . Andere Prioritäten . . .“ (Partei-)politische Taktik und vergebliche Wiederbelebungsversuche

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III. Die Neuordnung der Museumslandschaft

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1. Präludium: der Streit der Meinungen und Vorschläge 1984–1989 2. Die Museumsstudie – neue Vorschläge und die Entscheidung für die Neue Residenz 1989–1992

Inhaltsverzeichnis

  9 Vorwort

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177 3. 182 4. 184 5. 189 193 194 6.

Politische Grabenkämpfe und der Streit um die Kosten 1992/93 Der museumspolitische Stillstand 1993–1996 Vom Stillstand zur Realisierung 1996–2002 5.1 Der umstrittene Architektenwettbewerb 5.2 Die Realisierungsphase 2002–2006 Auf dem Weg zum Museumsquartier 2011/12

213 IV. „Ein großes Auf- und Durchatmen . . .“ Das Mozarteum

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V. Das Ringen um den Universitätsstandort ­Salzburg

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1. Präludium 2. Die Naturwissenschaftliche Fakultät in Freisaal und die Altstadtuniversität 1986–1994 3. Nicht nur Kultur und Tourismus. Regionale Modernisierungsstrategien – Technologie und Wissenschaftspolitik um die Jahrtausendwende 4. Der mühsame Weg zum Uni-Park Nonntal

242 246

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Quellen- und Fotonachweis

Inhaltsverzeichnis

267 Personenregister

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Neben dem Bau des Großen Festspielhauses ließen keine Vorhaben die Wogen der öffentlichen Erregung und des politischen Diskurses so hoch gehen wie die Situierung der wieder-errichteten Universität, der Bau eines „Hauses für ­Mozart“ und die Neuordnung der Museumslandschaft. Wenngleich der Entschluss für die Errichtung der Altstadt-Universität bereits in den Siebzigerjahren fiel, so wurde diese in wesentlichen Teilen durch das Freiwerden des Toskana-Trakts infolge der Absiedlung der Bundespolizeidirektion in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre im Zusammenhang mit der Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft nochmals infrage gestellt. Im Zusammenhang mit einer Erweiterung und Neusituierung des Museums Carolino Augusteum erfolgte auch der Vorschlag einer Situierung des Museums im Mönchsberg, wofür Hans Hollein einen faszinierenden Vorschlag erarbeitete, der jedoch nicht realisiert wurde. Wenig später griff der Salzburger Herzchirurg Felix Unger das Projekt auf und offerierte es dem Guggenheim-Museum und dessen neuem Manager Thomas Krens als mögliches weiteres Standbein. Gleichzeitig erfolgte in Salzburg eine Vorentscheidung in der allgemein als notwendig erachteten Neuordnung der Museen, indem sich Landeshauptmann Dr. Hans Katschthaler, ähnlich wie sein Vorgänger Dr. Wilfried Haslauer, gegen den von einer Bürgerinitiative unterbreiteten Vorschlag einer Übersiedlung des Museums Carolino Augusteum in den Toskana-Trakt der Alten Residenz und für den Plan einer Übersiedlung in Teile der Neuen Residenz aussprach. Der Toskana-Trakt sollte, wie im Konzept der Altstadt-Universität beschlossen, der Juridischen Fakultät zur Verfügung stehen. Mit diesen landespolitischen Weichenstellungen Anfang der Neunzigerjahre war jedoch der komplexe kultur- und wissenschaftspolitische Problemhaushalt keineswegs gelöst. Wenngleich der Toskana-Trakt 1992 der Universität übergeben und damit das Konzept der Altstadt-Universität weitgehend abgeschlossen wurde, so waren zahlreiche Institute ihrer größten Fakultät, der Geisteswissenschaften, nach wie vor in unwürdigen Plattenbauten in der Akademiestraße untergebracht, weshalb die Universität auf eine große architektonische Lösung des Problems in Altstadtnähe drängte. Gleichzeitig geriet die prinzipiell beschlossene Übersiedlung des Museums Carolino Augusteum in die Neue Residenz in die Fallstricke der politischen Kontroversen sowie der nunmehr massiv einsetzenden Bemühungen um die Errichtung eines Guggenheim-Museums im Mönchsberg. Zudem benötigte das auf Bestände aus der Sammlung von Friedrich Welz zurückgehende Rupertinum dringend einen Erweiterungsbau in Form einer Kunsthalle, und der Umbau des Kleinen Festspielhauses in ein bereits von Bernhard Paumgartner gefordertes „Haus für Mozart“ harrte nach vergeblichen Bemühungen in den Achtzigerjahren nach wie vor einer Realisierung. Trotz aller Bemühungen von Landeshauptmann Dr. Hans Katschthaler herrschte Mitte der Neunzigerjahre ein kulturpolitischer Stillstand. Dessen

Vorwort

Vorwort

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Vorwort

Nachfolger Dr. Franz Schausberger suchte durch einen großen Wurf die eng miteinander verwobenen Probleme zu lösen, indem er Dr. Klaus Albrecht Schröder zum Museumsbeauftragten berief und mit der Erstellung eines Museumskonzepts beauftragte. Gleichzeitig erklärte er die Errichtung eines „Hauses für Mozart“ bis zum bevorstehenden Mozart-Jahr 2006 zu einem seiner zentralen kulturpolitischen Anliegen. In direkten Verhandlungen mit dem Bund wollte er zudem die Zukunft der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Paris-Lodron-Universität ebenso sichern wie den Neubau eines großen Instituts für die Geisteswissenschaften in unmittelbarer Zentrumsnähe. Nicht unerheblich vergrößert wurde der Problemhaushalt durch den Umstand, dass das große Studiengebäude des Mozarteums am Mirabellplatz 1 aus gesundheitlichen Gründen 1998 geräumt wurde und die weltberühmte Universität provisorisch auf elf Standorte in der Stadt verteilt war. In der Amtszeit von Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger erfolgten nachhaltig prägende landespolitische Weichenstellungen im Kultur- und Wissenschaftsbereich, die, begleitet von heftigen politischen Kontroversen, das Erscheinungsbild der Stadt verändern sollten: die Errichtung des „Hauses für ­Mozart“ und des „Museums der Moderne“ auf dem Mönchsberg, die Übersiedlung des Museums Carolino Augusteum in Teile der umgebauten Neuen Residenz, der Umbau des Burgmuseums und des Keltenmuseums in Hallein, der Um- und teilweise Neubau des Mozarteums, die Errichtung des Uni-Parks Nonntal und nach dem Rückzug der Akademie der Wissenschaften die Sicherung der Naturwissenschaftlichen Fakultät durch die Bildung eines Forschungsschwerpunktes „Biowissenschaften und Gesundheit“. In dem vorliegenden Band wird der Versuch unternommen, die ein Vierteljahrhundert umfassende Geschichte und die äußerst kontroversen (partei-) politischen Diskussionen dieses komplexen und miteinander verwobenen Problemhaushalts zu schildern und die architektonischen Ergebnisse dieser landespolitischen Weichenstellungen auch in Fotografien zu veranschaulichen. Zu besonderem Dank ist der Autor Landeshauptmann a. D. Univ. Prof. Dr. Franz Schausberger verbunden, der nicht nur Akteneinsicht gewährte, sondern auch sein Privatarchiv zur Verfügung stellte. Für Hintergrundinformationen standen uneigennützig Architekt Prof. Wilhelm Holzbauer und HR MMag. Dr. Hubert Weinberger, für die Besorgung der Fotos sowie der Fotorechte DI Heinrich Pölsler, Mag. Gabriele Pfeifer, Ernst Blanke, DI Rainer Herbrich sowie die Architekten Prof. Hans Hollein, DI Jörg Leitner, DI Heide Mühlfellner und Mag. Reiner Kaschl zur Verfügung. Der Dank gilt auch den Fotografen Franz Neumayr, Mag. Reinhart Mlineritsch, Simone Rosenberg, Rainer Iglar, Michael Mauracher und Andrew Phelps für ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Robert Kriechbaumer Salzburg, im März 2012

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I. Ein Haus für Mozart

1 Zu Holzmeisters Plänen für ein Haus für Mozart vgl. Alfred Pointner: Das Vermächtnis Clemens Holzmeisters. Umbau des Kleinen Festspielhauses in Salzburg. – Salzburg o. J.

Mit der Fertigstellung des Großen Festspielhauses 1960 wurde der Ruf nach einem „Haus für Mozart“ laut. Die Dimensionen des Großen Festspielhauses eigneten sich nur sehr bedingt für Mozarts Opern und die in der Festspielprogrammatik verankerten von Gluck bis Rossini und Donizetti. Unmittelbar nach der Fertigstellung des Großen Festspielhauses stellte daher Clemens Holzmeister seine bereits in Skizzen vorhandenen Umbaupläne für das nunmehr alte Haus vor. Der 48 Meter lange Zuschauerraum sollte um 17 Meter verkürzt und in dem umgestalteten Zuschauerraum ein dreigeschossiger Logenblock im Stil des 18. Jahrhunderts für 1.172 Besucher errichtet werden. Wenngleich Landeshauptmann Josef Klaus die Betrauung Holzmeisters für den Bau eines „Hauses für Mozart“ befürwortete, fiel schließlich aufgrund des politischen Drucks sowie der massiven Intervention der Salzburger Architekten die Entscheidung zugunsten der Salzburger Architekten Josef Hoffmann und Erich Engels. Das von ihnen errichtete und 1963 eröffnete Kleine Festspielhaus verfügte über 1.320 Plätze und erfreute sich seit seiner Eröffnung nur geringen Zuspruchs. Die Forderung nach einem neuerlichen Umbau wurde immer wieder erhoben und erhielt 1968 neue Nahrung, als Clemens Holzmeister im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien über die Umbauarbeiten in der Felsenreitschule für einen neuerlichen Umbau des Kleinen Festspielhauses in ein „Haus für Mozart“ plädierte. Der Umbau der Felsenreitschule ließ jedoch die Diskussion mit dem Hinweis auf die finanziellen Rahmenbedingungen wiederum verstummen, um 1976 neuerlich aufzuflammen, als Präsident Josef Kaut dem Direktorium der Festspiele vertraulich von seinem Besuch bei Holzmeister berichtete. Er habe im Atelier Holzmeisters einen faszinierenden Entwurf und ein Modell für ein „Haus für Mozart“ gesehen.1 Damit begann eine von zahlreichen politischen Implikationen begleitete Diskussion über einen allgemein als notwendig erachteten Umbau des Kleinen Festspielhauses. Obwohl sich die Landeshauptleute Hans Lechner und Wilfried Haslauer vehement für einen Umbau nach den Plänen Holzmeisters einsetzten, kam es zu keiner Inangriffnahme des Projekts. In den vor allem in den Achtzigerjahren geführten politischen Diskussionen um ein „Haus für Mozart“ wurden vor allem von der spö wiederum jene Argumente ins Feld geführt, die bereits in den Fünfzigerjahren die Diskussion über den Bau des Großen Festspielhauses begleitet hatten. Der kulturpolitische Stillstand begann sich erst mit Wolfgang Radlegger aufzulösen, der 1984 Herbert Moritz als Landesparteiobmann der Salzburger spö und Landeshauptmann-Stellvertreter nachfolgte. Radlegger hatte das Image des „Machers“ und bildete mit Landeshauptmann

Ein vergeblicher Ruf

1. Ein vergeblicher Ruf

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Haslauer, jenseits aller ideologischen Differenzen, eine landespolitische Symbiose. Radlegger, der auch für das Kultur- und Bauressort verantwortlich zeichnete und mit den sogenannten „Jahrhundertbauten“ deutliche Akzente setzte, vertrat, ebenso wie Haslauer, die Auffassung, dass eines der vorrangigen landespolitischen Anliegen in der Stärkung des Kulturstandortes Salzburg liegen musste.2 Clemens Holzmeister starb 1983 im 98. Lebensjahr. Trotz seines hohen Alters erlebte er nicht mehr die Realisierung seines Herzenswunsches, die Vollendung des Festspielbezirks durch ein „Haus für Mozart“. Zwei Jahre nach seinem Tod unterbreitete Friedrich Achleitner dem Kuratorium des Salzburger Festspielfonds den Vorschlag, die Holzmeister-Schüler Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer und Friedrich Kurrent einzuladen, das bereits weit gediehene Holzmeister-Projekt als Grundlage für gering modifizierte Projektentwürfe zu verwenden. Die drei eingeladenen Architekten unterbreiteten modifizierte Entwürfe, die jedoch für eine Entscheidungsfindung als nicht ausreichend betrachtet wurden, weshalb das Kuratorium den Beschluss fasste, die drei Architekten zu einem beschränkten Wettbewerb einzuladen. Unter den eingrenzenden Auflagen des Altstadterhaltungsgesetzes sowie den Forderungen der Politik nach einer Verbesserung der optischen und akustischen Verhältnisse, keinem Verlust an Sitzplätzen, gleichzeitiger Bespielbarkeit von Kleinem Haus und Felsenreitschule sowie Einbau von Werkstätten, war den drei Holzmeister-Schülern wenig Spielraum gegeben. Im Herbst 1986 wurden die drei eingereichten Entwürfe vom Obergutachtergremium begutachtet. Dieses empfahl keines der drei eingereichten Projekte in der vorliegenden Form zur Realisierung, doch wurde einstimmig das Projekt von Wilhelm Holzbauer zur Weiterbearbeitung empfohlen. Das Direktorium kam zu dem Schluss, dass ein Umbau des Kleinen Festspielhauses nicht vor dem Mozart-Jahr 1991 erfolgen konnte. Bis dahin sollten die als unbedingt notwendig erachteten Umbauarbeiten im Bereich der Bühnentechnik, der Wirtschafts- und Sozialräume vorgenommen werden. Für diese Arbeiten erschienen die von Holzbauer erarbeiteten Pläne bestens geeignet, weshalb Holzbauer, ohne Anspruch auf eine Beauftragung mit dem Umbau des Kleinen Festspielhauses, mit der Durchführung dieser Arbeiten 1988 bis 1990 beauftragt wurde. Erst nach 1991 sollte neuerlich über die Realisierung des „Hauses für Mozart“ verhandelt werden.3

Ein Haus für Mozart

2. Das Wiederaufleben einer unendlichen Diskussion in den Neunzigerjahren

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Im August 1990 erklärte Hans Landesmann, das designierte Direktorium habe den Plan eines Umbaus des Kleinen Festspielhauses in ein „Haus für Mozart“ aufgegeben und begründete dies mit der Bemerkung: „Wenn wir zurückdenken, hat es immer wieder geheißen, die glücklichsten Produktionen der vergangenen Jahre haben nicht im Großen, sondern im Kleinen Haus stattgefunden. Also sehen wir keine Notwendigkeit, den Zuschauerraum aufwändig umzugestalten.“4 Die neue Festspielführung konnte diese Position insofern relativ leicht beziehen, da bis Festspielbeginn 1990 mit einem Kostenaufwand von 31 Millionen Schil-

2 Vgl. Herbert Dachs, Roland Floimair, Herbert Moser, Franz Schausberger (Hg.): Wolfgang Radlegger. Ein Mitgestalter seiner Zeit. Wien/ Köln/Weimar 2007. (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.- Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg. Band 31. Hg. v. Robert Kriechbaumer, Franz Schausberger, Hubert Weinberger.) 3 Zur Diskussion über ein Haus für Mozart vgl. Robert Kriechbaumer: Salzburger Festspiele 1960–1989. Ihre Geschichte von 1960 bis 1989. Die Ära Karajan. Salzburg/Wien 2009. S. 89–110. 4 Die Presse 13. 7. 1990.

Kurier 26. 8. 1990. Kleine Zeitung 19. 7. 1995. Kurier 30. 1. 1995. SN 27. 3. 1996.

Das Wiederaufleben einer unendlichen Diskussion in den Neunzigerjahren

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ling, der von den „Freunden und Förderern der Salzburger Festspiele“ getragen wurde, die noch aus dem Jahr 1937 stammenden technischen Gegebenheiten im Bühnen- und Orchesterraum erneuert wurden, wobei vor allem eine neue Hydraulik den raschen Bühnenumbau gewährleisten sollte. Ende August meldete Franz Endler, die Pläne für den Umbau des Kleinen Festspielhauses seien „endgültig ins Archiv gewandert. Weder ab 1992 noch später wird die Idee von Clemens Holzmeister realisiert, das Haus zu einem Theater umzubauen, in dem Oper und Schauspiel ‚auf neue Art‘ gespielt werden könnte. Ebenso wenig werden die Pläne verwirklicht, die Schüler von Holzmeister vorgelegt haben. . . . Zwischen Landeshauptmann Katschthaler und der designierten Festspielleitung besteht Übereinstimmung: Ein totaler Umbau ist endgültig abgesagt. . . . Man wird Umbauten vornehmen, die es ermöglichen, im Kleinen Haus und in der Felsenreitschule zugleich zu spielen, und damit das Platzangebot vergrößern.“5 Erst fünf Jahre später erfolgte anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums eine neuerliche Erklärung der Festspielleitung zum Thema Um- oder Neubau des Kleinen Festspielhauses, als Gérard Mortier in einem Interview mit Ernst Naredi-Rainer bemerkte: „Mein Anliegen ist eigentlich der Bau eines neuen Festspielhauses für Mozart-Aufführungen. Und da habe ich gebeten, dass eine Arbeitsgruppe gegründet wird, um zu überprüfen, ob bis 2006, dem 250. Geburtstag Mozarts, dieses Projekt realisiert werden kann. Mein Traum wäre, dass man in Hellbrunn dieses Mozart-Haus privat finanziert wie in Glyndebourne und dass man das Kleine Festspielhaus für Tanz und moderne Projekte umbaut.“6 Ende Jänner 1996 wiederholte Mortier diesen Wunsch und regte an, zur Finanzierung eines solchen „Mozarttheaters“ eine Salzburg-Foundation zum Zweck der Finanzierung des Vorhabens, dessen Kosten mit 500 Millionen Schilling geschätzt wurden, zu gründen.7 Bewegung in die Diskussion um ein „Haus für Mozart“ kam wenige Wochen später, als Landeshauptmann Hans Katschthaler erklärte, am 24. April aus dem Amt scheiden zu wollen und den bisherigen Klubobmann der övp im Salzburger Landtag, Franz Schausberger, als seinen Nachfolger vorstellte. Der 46-jährige Klubobmann galt als ehrgeizig, dynamisch und entscheidungsfreudig. Von ihm erwarteten sich viele eine Beendigung des durch den dominanten Konsens entstandenen landespolitischen Stillstandes der letzten Jahre. In einem seiner ersten programmatischen Interviews erklärte der designierte Landeshauptmann Wirtschaft und Kultur zu Schwerpunkten seiner Politik. Im Bereich der Kultur offerierte er Gesprächsbereitschaft über ein allgemein als notwendig erachtetes neues „Haus für Mozart“ und betonte, dass man sich dieser Frage vor allem auch mit Blick auf das Jahr 2006 verstärkt zuwenden müsse.8 Die Initiative des designierten Landeshauptmanns und von Gérard Mortier geriet sofort in das parteipolitische Sperrfeuer. Kulturlandesrat Othmar Raus (spö) antwortete, es gebe in Salzburg bereits genügend geeignete Spielstätten, die bei Weitem nicht ausgelastet seien. Ein „Haus für Mozart“ auf der grünen Wiese würde eine schwere Beeinträchtigung der Salzburger Altstadt bedeuten. Es sei daher viel vernünftiger, das Kleine Festspielhaus mit einigen Umbauarbeiten in ein für „Haus für Mozart“ umzugestalten. Eine solche Adaptierung würde erheblich geringere Kosten verursachen. Und zudem könnte man ein umgebautes Kleines Festspielhaus z. B. auch an das Landestheater vermieten, um es rund sechs Wochen im Jahr mit Opern zu bespielen. Die Vermietung

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Ein Haus für Mozart

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würde zehn Millionen Schilling pro Jahr einspielen und das Budget der Festspiele entlasten.9 In der anbrechenden Debatte um die von Landeshauptmann Schausberger artikulierten kulturpolitischen Schwerpunkte – vor allem Bau ­eines „Hauses für Mozart“, eines Museums der Moderne und Neugestaltung der Museumslandschaft – kam es zu einem argumentativen Déja-vu der Fünfziger Jahre. spö, fpö und Bürgerliste opponierten mit dem Hinweis auf die Kosten sowie wichtigere sozialpolitische Maßnahmen. Dabei feierte der politische Populismus fröhliche Urständ, Salzburg drohte wiederum in kulturpolitischem Stillstand zu versinken. Besorgt bemerkte Werner Thuswaldner: „Der Bau des Großen Festspielhauses in wirtschaftlich schlechter Zeit war umstritten. Rückblickend erweist er sich als eine Investition in die Zukunft und Salzburg zehrt bis heute davon. Damals stand Salzburg damit einzigartig da. Die Festspiele waren lange Zeit richtiggehend geschützt und damit andere Initiativen klein gehalten. Inzwischen aber gibt es Festspiele allerorten. Andere Städte in Europa haben es verstanden, etwa durch den Bau von spektakulären Museen, den Kulturtourismus auf sich zu ziehen. Prag ist dabei, sich als die Mozart-Stadt zu etablieren. In Salzburg dagegen herrscht Stillstand seit Jahrzehnten. Man verlässt sich in bedenklicher Überschätzung auf den Besitzstand, auf den guten Ruf als Kulturstadt und ließ eine Initiative, außer in der Musik auch in der bildenden Kunst einen kräftigen Akzent zu setzen – Stichwort ‚Guggenheim-Museum‘ – kläglich scheitern. Es wird etwas geschehen müssen, um die angebliche oder tatsächliche ‚Mozart-Kompetenz‘ auch in Zukunft behaupten zu können.“10 Bei der Eröffnungsfeier der Salzburger Festspiele griff Landeshauptmann Schausberger diese publizistische Aufforderung auf und erklärte, das MozartJahr 2006 sei jener Termin, bis zu dem ein „Haus für Mozart“ geschaffen sein sollte.11 Wenige Tage später wiederholte er im orf-Kulturjournal „Treffpunkt Kultur“ seine Forderung und begründete sie mit dem Hinweis, dass angesichts der zunehmenden internationalen Konkurrenz Salzburg Gefahr laufe, „sich die Rolle der Mozartstadt von anderen Städten abgraben zu lassen. Dagegen muss etwas getan werden.“12 So sehr die Errichtung eines „Hauses für Mozart“ auf breite Zustimmung stieß, so unterschiedlich waren die Vorstellungen seiner Situierung. Schlug Mortier, unterstützt von Rolf Liebermann, die Errichtung auf der grünen Wiese in Hellbrunn vor, so bezeichnete Wilhelm Holzbauer eine solche Vorstellung als „Windei“, mit dem der Festspielbezirk zerstört werden würde. Holzbauer vertrat, wie sein Lehrer Holzmeister, die Auffassung, dass ein solches intimeres Theater nur im Festspielbezirk, d. h. anstelle des derzeitigen Kleinen Festspielhauses, errichtet werden sollte. Im Sommer 1996 hatten die „Salzburger Nachrichten“ ein Symposion zum Thema „Ein Haus für Mozart“ veranstaltet, dessen Überlegungen Landeshauptmann Schausberger zur Installierung einer Arbeitsgruppe veranlasste, die klären sollte, wie Salzburg dieses Ziel einer idealen Spielstätte für Mozart erreichen könnte. Der Gruppe gehörten u. a. Gérard Mortier, der Intendant des Salzburger Landestheaters Lutz Hochstraate und ein Vertreter der Internationalen Stiftung Mozarteum an. Beim Symposion war der Entwurf Wilhelm Holzbauers aus den Achtzigerjahren intensiv diskutiert worden, der eine Verkürzung und Verbreiterung des Zuschauerraums vorsah, was allerdings ein geringfügiges Heraus­ rücken der Gebäudefront auf den Max-Reinhardt-Platz erforderte. Mortier hatte

9 SN 13. 5. 1996. 10 Werner Thuswaldner: Um die „MozartKompetenz“. In: SN 18. 5. 1996. 11 Kurier 22. 7. 1996. 12 SVZ 31. 7. 1996.

13 Protokoll der Sitzung des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds am 20. 1. 1998. S. 1.

1. Die nicht notwendige Trennung zwischen Kleinem Festspielhaus und Felsenreitschule. 2. Die Umgestaltung des Zuschauerraumes des Kleinen Festspielhauses innerhalb des derzeit bestehenden Volumens, sodass keine besonderen Genehmigungen der Altstadtkommission erforderlich werden, insbesondere a) ein Absenken des Zuschauerraumes um etwa 8 bis 10 Meter mit einem absteigenden Parkett; b) eine Verkürzung des Zuschauerraumes; c) eine Gesamtplatzanzahl zwischen 1.480 und 1.600; d) das Schaffen von zwei bis drei schmalen Seitenbalkonen mit eventuellem Zugang außerhalb des Zuschauerraumes;

Das Wiederaufleben einer unendlichen Diskussion in den Neunzigerjahren

sich in der Diskussion gegen die damit entstehende Asymmetrie des Opernhauses gewandt, wobei allgemein die Meinung vertreten wurde, dass man mit einigem Aufwand auch eine axiale Anlage errichten könne. Im Verlauf der Diskussion der Arbeitsgruppe erwiesen sich der Umbau des Kleinen Festspielhauses und damit das Verbleiben eines „Hauses für Mozart“ im Festspielbezirk als die realistischere Variante. Anlässlich der Pressekonferenz zur Eröffnung einer von Gisela Prossnitz, Hans Widrich und Imre Vinze gestalteten Ausstellung über „Festspielhäuser, Ideen und Bauten“ im Schüttkasten am 22. Jänner 1998 erklärte Präsidentin Helga Rabl-Stadler, dass man nun den Kuratoriumsbeschluss aus dem Jahr 1987 über den Umbau des Kleinen Festspielhauses in ein „Haus für Mozart“ realisieren sollte. Damals lagen die Ergebnisse eines Verfahrens vor, an dem die Holzmeister-Schüler Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Hans Hollein teilgenommen hatten. Holzbauer und Hollein wollten eine deutliche Verbesserung der Sicht- und akustischen Verhältnisse durch eine Verkürzung und Verbreiterung des Zuschauerraums erreichen, wodurch die neue Außenfront in den Max-Reinhardt-Platz gerückt wäre. Einem solchen Vorrücken stand jedoch das Salzburger Altstadterhaltungsgesetz entgegen. Im Gutachten über die vorliegenden Entwürfe wurde jener von Holzbauer als der praktikabelste bezeichnet. Seine Realisierung fiel jedoch den lokal- und bundespolitischen Rahmenbedingungen, vor allem dem massiven Widerstand der spö, zum Opfer. Angesichts des 2006 bevorstehenden Mozart-Jahres und aufgrund einer Initiative von Landeshauptmann Franz Schausberger unternahmen nunmehr die Festspiele einen neuerlichen Anlauf in Richtung „Haus für Mozart“. Am 20. Jänner 1998 berichtete Gérard Mortier dem Direktorium über ein Gespräch mit Wilhelm Holzbauer, in dem Mortier den Vorschlag machte, die äußere Form der Gebäudefront zu belassen und durch eine deutliche Vertiefung des Zuschauerraums die Möglichkeit zu schaffen, mit einem nach dem Vorbild von Glyndebourne steil ansteigenden Auditorium sogar mehr Sitzplätze unterzubringen. Das Direktorium beschloss, die Entwürfe im März mit der Bitte um Genehmigung vorzulegen, und zwar auf Basis des schon begutachteten Projekts von Holzbauer, der eine Weiterentwicklung seines Projekts erarbeiten wird.13 Am 23. Jänner schrieb Mortier im Auftrag des Direktoriums an Holzbauer: „In Absprache mit meinen Kollegen im Direktorium möchte ich Sie hiermit bitten, auf Basis Ihres schon begutachteten Projekts eine Weiterentwicklung auszuarbeiten und zwar auf der Basis der von mir nachstehend genannten Vorgaben:

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e) die gleichzeitige Versenkung der Bühne unter Beibehalten einer Breite von 12 Metern und einer Portalhöhe von 10 Metern; . . . h) die Gestaltung eines Licht durchfluteten Foyers möglicherweise mit einer großen Wendeltreppe über alle Stockwerke im Ausmaß des derzeitigen Orpheus-Foyers.“14 Holzbauer antwortete am 27. Jänner. Er habe die Möglichkeiten „skizzenhaft untersucht“ und sei „zu folgendem Ergebnis gekommen: Ihrer Idee folgend, die Bühne und damit das unterste Saalniveau um 7,50 Meter abzusenken und die Tiefe des Saales um etwa 5 Meter zu verkürzen, würde eine Anzahl von etwa 1.520 Plätzen ermöglichen. Dies würde allerdings bedingen, dass wir die Zugänge zu den seitlichen – ein-oder zweireihigen – Galerien außerhalb der Saalwände anordnen müssten. An der Seite der Felsenreitschule wäre dies kein Problem, an der Außenseite wahrscheinlich schon. Aus diesem Grund habe ich für den 23. Februar einen Termin bei der Altstadtkommission vereinbart, um die Möglichkeiten in dieser Hinsicht auszuloten.“ Die Kostenschätzung des gesamten Bauvorhabens habe 300 Millionen Schilling ergeben. Zudem müsste eine Machbarkeitsstudie erstellt werden.15 Holzbauer hatte zudem die Zusicherung gegeben, dass bei guter und ausreichender Vorbereitung eine kurze Bauzeit erreicht werden könnte, die keinen Ausfall des Hauses für eine Spielzeit nötig machen würde. Das neue „Haus für Mozart“ könnte bereits im Festspielsommer 2001 zur Verfügung stehen. Mortier betonte bei der Präsentation des Bauvorhabens, dass das Wiener Konzerthaus soeben um 280 Millionen Schilling umgebaut worden sei. Die kulturellen Investitionen des Bundes sollten nicht immer in Wien gemacht werden.

Ein Haus für Mozart

3. Statt einer direkten Betrauung Holzbauers ein internationaler Architektenwettbewerb?

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Um den Bau des „Hauses für Mozart“ voranzutreiben, berief Landeshauptmann Schausberger für 13. März eine Sitzung mit dem Finanzreferenten des Landes, Arno Gasteiger, und den Mitgliedern des Direktoriums ein. Darin wurde Übereinkunft erzielt, dass aus Gründen der Wirtschaftlichkeit der Zuschauerraum verkürzt und durch Schrägstellung des Parketts und den Einbau von Rängen eine Sitzplatzanzahl zwischen 1.500 und 1.600 erreicht werden sollte. Die Finanzierungsverhandlungen mit dem Bund und der Stadt würde das Land übernehmen. Zudem sollte geprüft werden, ob ein Architektenwettbewerb für den Umbau notwendig sei. Vorerst sollte das Projekt auf der Basis der Vorschläge Holzbauers weiterentwickelt werden. Eine Betrauung Holzbauers mit dem Neubau erschien als logisch und wahrscheinlich, war doch sein Plan für ein „Haus für Mozart“ vor etwas mehr als zehn Jahren als der praktikabelste bezeichnet worden. Als dessen Realisierung sich als nicht möglich erwies, wurde Holzbauer mit den für das Publikum nicht sichtbaren Umbauarbeiten im Sozialtrakt beauftragt. Nunmehr erklärte er sich mit dem Vorschlag Mortiers und der Forderung des Kuratoriums einverstanden, das neue Haus mit 1.500 Sitzen, d. h. mehr als im bestehenden Kleinen Festspielhaus, auszustatten und zu diesem Zweck den Zuschauerraum zu vertiefen. Gegenüber dem „Kurier“ erklärte er Anfang März, er finde es durch-

14 Anlage Nr. 3 zum Protokoll Nr. 5 – 97/98 der Sitzung des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds. 15 Anlage 1 zum Protokoll Nr. 6 – 97/98 der Sitzung des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds.

Statt einer direkten Betrauung Holzbauers ein internationaler Architektenwettbewerb?

16 Kurier 3. 3. 1998. 17 Anlage 1 zum Protokoll Nr. 8 – 97/98 der Sitzung des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds. 18 Protokoll der 180. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 18. 3. 1998. S. 21f.

aus vernünftig, ein „Haus für Mozart“ in Salzburg mit einem Fassungsvermögen von 1.500 Plätzen zu bauen, da es mit einem großen Publikumszuspruch zu rechnen habe. „Wenn bis zum Sommer 1998 der Auftrag erteilt ist, kann so vorbereitet werden, dass wir im September 2000 den Bau beginnen und ihn im Juli 2001 übergeben. Es gibt ein eingespieltes Team, zwei Jahre Vorausplanung bis hin zur Türschnalle müsste es möglich machen.“16 Die Meinung im Direktorium bezüglich einer Betrauung Holzbauers war jedoch keineswegs einhellig. Hans Landesmann, der an der Sitzung bei Landeshauptmann Schausberger nicht teilnehmen konnte, erklärte in einem Brief am 3. März, er sei grundsätzlich für den Umbau des Kleinen Festspielhauses, glaube allerdings, „dass unbedingt ein international ausgeschriebener Architektenwettbewerb stattfinden soll“, da kein Monopol eines Architekten entstehen sollte. „Gerade unser Besuch in Bregenz hat gezeigt, welch schöne und mutige architektonische Lösungen möglich sind.“ Zudem finde er es „nicht unbedingt notwendig, dass der Bau möglichst rasch abgeschlossen wird und dafür Kompromisse in der Gestaltung gemacht werden sollen.“17 Die Frage einer notwendigen Ausschreibung bildete auch den Gegenstand der Diskussion des Kuratoriums am 18. März, in der Präsidentin Rabl-Stadler erklärte, dass nach einem Rechtsgutachten von RA Lukas Vavrovsky nur im Falle eines Anschlussauftrages an Holzbauer im Rahmen des Planungswettbewerbs 1986 keine Ausschreibung erfolgen müsse. Gebe es keinen Folgeauftrag, sei hingegen eine Ausschreibung geboten. Landeshauptmann Schausberger plädierte indirekt für einen Folgeauftrag, indem er sich für eine Fortentwicklung des Projekts durch Holzbauer aussprach, da dieses „sehr konkret sei und eine rasche Realisierung ermögliche“. Der ehemalige Salzburger Bürgermeister Josef Reschen als Vertreter des Unterrichtsministeriums vertrat hingegen die Ansicht, „dass keiner der Architekten des Gutachterverfahrens 1986 die seinerzeitigen Vorgaben erfüllt hat, auch Holzbauer nicht“, weshalb von einer Fortführung des seinerzeitigen HolzbauerProjekts keine Rede sein könne. „Vielmehr solle eine Machbarkeitsstudie nach der Idee von Dr. Mortier verfasst werden, wonach der Zuschauerraum verkürzt und ein Geschoß in der Tiefe dazukommen, die Bühne tiefer gelegt und die Sitzplatzanzahl nicht vermindert, sondern sogar erhöht werden soll. Dies ist etwas völlig anderes als der seinerzeitige Entwurf Holzbauers, daher ist auch keine Adaptierung des Entwurfes Holzbauers möglich und erwünscht, sondern eine Machbarkeitsstudie nach der Idee von Dr. Mortier. Dies gilt auch für den Fall, dass Prof. Holzbauer wegen der langjährigen beruflichen Verbindung mit dem Salzburger Festspielfonds die Machbarkeitsstudie verfassen wird.“ Das Kuratorium kam schließlich zu dem Ergebnis, dass das Direktorium einen Auftrag zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie durch Holzbauer vorbereiten sowie die rechtliche Frage eines allfälligen Wettbewerbes klären solle.18 Am 22. Juli erläuterten Wilhelm Holzbauer und der Salzburger Statiker Rainer Herbrich, der schon bisher die Umbauten im Festspielbezirk betreute, dem Kuratorium die von ihnen erstellte Vorstudie anhand eines Modells, das auf der Basis der von Mortier gemachten Vorschläge eine Sitzplatzkapazität von 1.560 beinhaltete. Wenngleich die Vorstudie zustimmend zur Kenntnis genommen wurde, blieb die rechtliche Frage einer notwendigen europaweiten Ausschreibung oder aber eines Folgeauftrages für Holzbauer offen, weshalb neben dem Gutachten des Salzburger Rechtsanwaltes Lukas Vavrovsky ein zweites Rechtsgut-

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achten für erforderlich gehalten wurde. Sollte die rechtliche Möglichkeit eines Folgeauftrages bestehen, würde man Holzbauer beauftragen, das Projekt weiterzuentwickeln.19 Am 21. August lag das vom Kuratorium eingeforderte zweite Rechtsgutachten des Wiener Ordinarius für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht, Franz Zehetner, vor. Darin kam Zehetner auf die Frage, ob die noch erforderlichen Architektenleistungen nach dem Beitritt Österreichs zur EU den einschlägigen EU-Vergaberichtlinien bzw. den zu ihrer in Österreich erlassenen Vergabegesetzen unterliegen, zu folgendem Ergebnis: „Nach ausführlicher Analyse des Sachverhalts, Einholung weiterer (telefonischer und persönlicher) Auskünfte, Recherchen vor Ort und Prüfung der geltenden Rechtslage bin ich zu dem Befund gekommen, dass aufgrund des im Jahr 1985 begonnenen und im Jahr 1986 abgeschlossenen Gutachterverfahrens sowie der anschließenden Geschichte der Realisierung der verschiedenen Projektphasen davon auszugehen ist, dass die für den Umbau des Kleinen Festspielhauses erforderlichen Architektenleistungen nicht in den zeitlichen Geltungsbereich der zur Umsetzung der RLDienstleistungsaufträge ergangenen Vorschriften des Salzburger Vergabegesetzes bzw. des Bundesvergabegesetzes fallen. Das bedeutet, dass das Projekt von Architekt Professor Holzbauer, aufbauend auf dem bereits ab 1985 durchgeführten Gutachterverfahren, hinsichtlich der erforderlichen Architektenleistungen außerhalb des Anwendungsbereichs des Salzburger Landes-Vergabegesetzes realisiert werden kann. Dies gilt jedoch nicht für die für den Umbau des Kleinen Festspielhauses erforderlichen Bauaufträge und Lieferaufträge.“20 Am 24. Juli 1998 erklärte Landeshauptmann Franz Schausberger bei seiner Begrüßungsrede anlässlich der Festspieleröffnung, Salzburg müsse, wolle es weiterhin an der Spitze bleiben, neben der gebotenen Kunst auf höchstem Niveau den Ausführenden auch die dafür notwendige bestmögliche künstlerische Infrastruktur zur Verfügung stellen. Das Kuratorium der Festspiele habe sich zum Umbau des Kleinen Festspielhauses in ein „Haus für Mozart“ bekannt und die dafür notwendige Machbarkeitsstudie beschlossen. „Nach unseren Vorstellungen – und wenn es keine unvorhersehbaren Hindernisse gibt – soll dieses neue Kleine Festspielhaus nach der Idee von Gérard Mortier und den Plänen von Prof. Wilhelm Holzbauer bereits für die Festspiele 2001 zur Verfügung stehen.“21 Der Verwirklichung des Wunsches des Salzburger Landeshauptmanns standen allerdings die von ihm angesprochenen „unvorhersehbaren Hindernisse“ im Wege. In der Kuratoriumssitzung am 10. November 1998 berichtete Präsidentin Helga Rabl-Stadler über den neuesten Stand der Entwicklung. Die beiden Rechtsgutachten von Vavrovsky und Zehetner seien zwar zu dem Schluss gekommen, dass die Erteilung eines Folgeauftrages für Holzbauer rechtlich möglich sei, doch hätten sich verschiedene Salzburger Architekten gegen diese Vorgangsweise ausgesprochen und beim Salzburger Landesvergabesenat Einspruch erhoben. Dieser habe sich jedoch nicht für zuständig erklärt und die Beschwerde an den Bundesvergabekontrollsenat in Wien weiter gereicht. Man möge daher aufgrund des laufenden Verfahrens „keine Beschlüsse . . . fassen und die Entscheidung des Bundesvergabekontrollsenats abwarten“. Bürgermeister a. D. Josef Reschen erklärte hingegen, er „halte die Vergabe an Prof. Holzbauer . . . im Wege eines Folgeauftrages für verfehlt“ und wies auf den Kuratoriumsbeschluss vom 8. Juni hin, im dem der Auftrag für eine Machbarkeitsstudie keine Beauftragung für künftige Planungen beinhalte. Zudem hätten die Obergutachter 1986 festge-

19 Protokoll der 182. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 22. 7. 1998. S. 12ff. 20 Anlage 1 zum Protokoll 1 – 98/99 der Sitzung des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds. 21 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 149. 24. 7. 1998.

22 Protokoll der 183. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 10. 11. 1998. S. 13f.

a) Möglichkeit zur Schaffung einer höheren Sitzplatzanzahl und bessere Sicht des Publikums zur Bühne.

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stellt, dass keines der drei von den ehemaligen Holzmeister-Schülern Holzbauer, Kurrent und Hollein vorgelegten Projekte in der vorliegenden Form beschlossen werden könne. Das Projekt Holzbauer erscheine jedoch „zur Einhaltung der Bedingungen noch am ehesten geeignet“. Das Kuratorium habe daher in seiner Sitzung am 11. November 1986 beschlossen, Holzbauer ohne jeden Anspruch auf die Realisierung der zweiten Etappe, d. h. den eigentlichen Theaterneubau, mit der Projektierung des Riegelbaus (Sozialräume) zu beauftragen. Zudem habe damals Alt-Landeshauptmann Hans Lechner darauf hingewiesen, dass seiner Meinung nach im von Holzbauer präsentierten Projekt eine spezifische Salzburger Note fehle und er sich offensichtlich ganz bewusst an seinem Amsterdamer Opernbau orientiert habe. Es gebe somit keine Bindung an die Entwürfe Holzbauers. Zudem sei der Bau eines Hauses für Mozart ein so wichtiges Projekt, dass der „europaweit beste Vorschlag genutzt werden sollte. Er verweise darauf, dass es heute auf der ganzen Welt und vor allem bei wichtigen Kulturbauten in Europa üblich sei, die weltbesten Architekten für das geplante Vorhaben zu interessieren, indem man ihre Ideen in einem Wettbewerb gegenüberstelle. Die Publizität für die Festspiele sei bei einem Architektenwettbewerb enorm und nicht nur in Fachzeitschriften, sondern auch in allgemein zugänglichen Medien gesichert. „Wenn gerade die Salzburger Festspiele mit ihrem weltweiten Kulturanspruch nun in ein provinzielles ‚Mir san mir‘ zurückfielen, droht ein erheblicher Ansehensverlust.“ Rabl-Stadler entgegnete, dass Holzbauer schließlich „den Auftrag für die Errichtung des ‚Querriegels‘ bekommen und damit eine wichtige Phase des gesamten Entwurfes realisiert“ habe. „Für Holzbauer sprach außerdem, dass er die Festspielhäuser am besten kennt. Jetzt lägen zwei juristische Gutachten vor, die zwar nicht die geistige Urheberschaft prüfen, sondern nur die Frage, ob das seinerzeitige Gutachterverfahren einen Wettbewerb gemäß EU-Wettbewerb ersetzt. Dies wird von den beiden Juristen bejaht, sohin ist keine EU-weite Ausschreibung der Planung für den gesamten geplanten Umbau des Kleinen Festspielhauses notwendig.“22 Das Kuratorium folgte dem Vorschlag der Präsidentin, die Entscheidung der Bundesvergabekontrollkommission abzuwarten und anschließend noch einmal die strittige Frage der Planungsvergabe für den Umbau des Kleinen Festspielhauses zu erörtern. Am 18. November 1998 erklärte sich jedoch die Bundesvergabe-Kontrollkommission ebenso wie die Landesvergabe-Kontrollkommission mit dem Hinweis auf die Art der Finanzierung des Festspielhausumbaus für unzuständig. Die Diskussion geriete in die Mühlen der juristischen Spitzfindigkeiten sowie – wiederum – der politischen Querelen. Der Anfangsschwung drohte zu erlahmen. Einen Tag nach der Kuratoriumssitzung verfasste Hans Landesmann einen Brief an seine beiden Direktoriumsmitglieder, in dem er seine Bedenken gegen eine Betrauung Holzbauers mit dem Umbau des Kleinen Festspielhauses nochmals vortrug, jedoch hinzufügte, er habe Landeshauptmann Schausberger auf dessen Bitte hin versprochen, seine Bedenken nicht in der Öffentlichkeit kundzutun. Er sei „grundsätzlich und mit Nachdruck für den Umbau des Kleinen Festspielhauses, wenn dadurch folgende Voraussetzungen erfüllt werden:

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b) Das Projekt soll nicht nur eine pragmatische Lösung werden, sondern auch in künstlerischer Hinsicht den Festspielen und der Stadt Salzburg bestimmtes Ansehen verleihen. c) Die bisher in Aussicht genommene Vergabemodalität lehne ich grundsätzlich ab, auch dann, wenn diese rechtlich unbedenklich ist (was ich trotz Gutachten bezweifle), weil es nicht in der Gesinnung einer offenen und freien Meinungsbildung geschieht. d) Aufgrund der Vorstudien von Holzbauer bin ich der Meinung, dass man eine begrenzte Anzahl namhafter in- und ausländischer Architekten zwecks Projekterstellung einlädt, auch dann, wenn dies das Bauvorhaben um 1 bis 2 Jahre verzögert. e) Wenn man die derzeit erstellten Kulturbauten in Österreich (über das Ausland spreche ich gar nicht) wie z. B. Klagenfurt, Bregenz und St. Pölten betrachtet, so ist das bis jetzt vorgelegte Projekt, sagen wir, sehr alltäglich. f) Die derzeit geplante Vorgangsweise und das vorliegende Modell wäre eine internationale Blamage für das Direktorium und eine wieder einmal vertane Chance für Salzburg.“23

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Am 18. Jänner 1999 bemerkte Gérard Mortier im Zuge der Diskussion über das Budget in der Sitzung des Direktoriums, es stelle sich immer wieder heraus, dass die Budgeterstellung erheblich einfacher wäre, „wenn wir im Kleinen Haus über etwa 200 Plätze mehr verfügen könnten“. Er wundere sich zudem, „weshalb nach dem großen Anfangsschwung in Sachen Umbau, wofür er sich persönlich sehr eingesetzt hat, jetzt totale Funkstille herrscht“. Präsidentin Helga RablStadler erwiderte, dass der Umbau nur „durch die Zusicherung eines Beitrages des Bundes möglich ist und der Landeshauptmann diesbezüglich erst nach den Wahlen einen Termin beim Bundeskanzler bekommen kann“. Mortier antwortete, er „verstehe diese politische Logik nicht, müsse sich aber danach richten“.24 Nach der Salzburger Landtagswahl am 7. März 1999 ergriff das Direktorium neuerlich die Initiative und erarbeitete für die Kuratoriumssitzung am 23. März eine Tischvorlage, in der es auf drei Möglichkeiten einer Entscheidung in der ins Stocken geratenen Frage des Umbaus des Kleinen Festspielhauses aufmerksam machte: 1. Direktvergabe unter Hinweis auf die beiden vorliegenden Rechtsgutachten an Wilhelm Holzbauer; 2. Durchführung eines zweistufigen Wettbewerbs oder 3. eines Generalübernahmeverfahrens, in dem die Leistungen des Bauträgers, des Architekten und die des Generalunternehmers gemeinsam in einem zweistufigen Verfahren ausgeschrieben werden. Das Direktorium stellte den Antrag, vom Kuratorium zur Durchführung der dritten Variante bevollmächtigt zu werden.25 Wenngleich mit Ausnahme von Josef Reschen im Kuratorium eine deutliche Tendenz zu einer Betrauung Holzbauers feststellbar war und sich Landeshauptmann Schausberger für den Antrag des Direktoriums aussprach, fasste das Kuratorium mit dem Hinweis auf die noch völlig ungeklärte Finanzierungsfrage keinen Beschluss. Erst nach einem positiven Gespräch Schausbergers mit den Bundesstellen werde man den Antrag des Direktoriums weiter diskutieren. Zur allgemeinen Überraschung erteilte jedoch im Dezember 1999 Staatssekretär Peter Wittmann für den Bund den Plänen für ein „Haus für Mozart“ eine Absage. „Man muss die Realitäten im Auge behalten. Die Bundesmittel müssten aus dem Bautenministerium kommen oder vom Finanzminister bewilligt wer-

23 Anlage Nr. 2 zum Protokoll der Sitzung des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds am 11. 11. 1998. 24 Protokoll der Sitzung des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds am 18. 1. 1999. S. 4. 25 Tischvorlage des Direktoriums für die Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 23. 3. 1999.

Statt einer direkten Betrauung Holzbauers ein internationaler Architektenwettbewerb?

26 Kurier 22. 12. 1999. 27 Salzburger Landeskorrespondenz 11. 5. 2000. 28 Protokoll der 188. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 12. 5. 2000. S. 13f.

den. Aus dem Kulturbudget ist ein derartiges Vorhaben schon per Gesetz nicht zu finanzieren. Wenn gegen alle Voraussicht eine neue Regierung beschließt, das Salzburger Projekt mitzufinanzieren, dann müsste ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben werden.“26 Diese Erklärung rief Landeshauptmann Schausberger auf den Plan, der replizierte, es liege ein gutes Projekt von Wilhelm Holzbauer vor, dem das Festspielkuratorium prinzipiell zugestimmt habe. Entsprechende Verhandlungen mit dem Bund würden nach Abschluss der laufenden Regierungsverhandlungen geführt werden. Am 11. Mai 2000 einigten sich Land und Stadt Salzburg auf ein Investitionsprogramm für Kulturstätten in der Höhe von 1,2 Milliarden Schilling. Für die Errichtung eines „Hauses für Mozart“ waren zwischen 2002 und 2006 von Land und Stadt jeweils 15 Millionen Schilling jährlich vorgesehen. Der Bundesanteil in der Höhe von 150 Millionen Schilling musste noch verhandelt werden, und Alberto Vilar stellte 75 Millionen Schilling an Sponsorgeldern in Form eines „matchinggift“ in Aussicht. Dies bedeutete, dass sich die Festspiele verpflichteten, durch eigene Anstrengungen private Sponsorgelder für den Umbau aufzutreiben. Anlässlich der Präsentation des Investitionsprogramms bemerkte Landeshauptmann Schausberger, der Bau eines „Hauses für Mozart“ werde 420 Millionen Schilling kosten. Für den Bau liege ein Projekt Holzbauers vor, dem das Kuratorium der Festspiele prinzipiell zugestimmt habe und das nunmehr unter der Voraussetzung der Beteiligung des Bundes rasch in Angriff genommen werden sollte, da Salzburg nicht nur eine angemessene Aufführungsstätte für Mozart-Opern benötige, sondern dies auch angesichts des bevorstehenden Mozart-Jahres 2006 seiner internationalen Reputation schuldig sei.27 Auch in der Sitzung des Kuratoriums am 12. Mai betonte Bürgermeister Heinz Schaden „die Wichtigkeit dieses Umbauvorhabens im Hinblick auf das Mozart-Jahr 2006. . . . Freilich könne nichts ohne entsprechende Zusage des Bundes vorankommen.“ Präsidentin Helga Rabl-Stadler betonte in Richtung der Vertreter des Bundes, die sich weigerten, ohne Zustimmung der zuständigen Minister Gehrer und Grasser die geforderten Zusagen zu machen, und darauf hinwiesen, dass die Bundesvergabekommission noch keine Entscheidung getroffen habe, dass bei einer weiteren Verzögerung „die Gefahr eines Rückzugs von Herrn Vilar von diesem Umbauvorhaben“ bestehe.28 Der Ball lag bei Landeshauptmann Schausberger, der so bald als möglich, wollte man den Bau bis 2006 fertiggestellt haben, die Zusage einer finanziellen Beteiligung des Bundes erreichen musste. In einer außerordentlichen Sitzung am 31. Juli 2000 fasste das Kuratorium den Beschluss, das Direktorium zu ermächtigen, mit Wilhelm Holzbauer einen Architektenfolgeauftrag für den Umbau des Kleinen Festspielhauses auf der Basis der Machbarkeitsstudie vom Sommer 1998 unterschriftsreif zu verhandeln. Mit den Verhandlungen wurde Präsidentin Helga Rabl-Stadler beauftragt. Die Verhandlungen sollten noch im November abgeschlossen werden. Über den unterschriftsreifen Vertrag sollte ein Gutachten der Bundesvergabekontrollkommission eingeholt werden und die endgültige Beauftragung erst nach dem Vorliegen des Gutachtens und einem positiven Beschluss des Kuratoriums erfolgen. Parallel zu diesen Verhandlungen sollten die Verhandlungen über eine Finanzierung des Umbaus, dessen Kosten mit 420 Millionen Schilling veranschlagt wurden, fortgesetzt werden. Seitens des Landes und der Stadt Salzburg lagen Finanzierungszusagen in der Höhe von jeweils 75 Millionen Schilling vor. Alberto Vilar

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bekräftigte unter der Bedingung, dass ein Saal in dem zu errichtenden „Haus für Mozart“ nach ihm benannt werde, nochmals seine Zusage, für den Umbau fünf Millionen Dollar zur Verfügung zu stellen. Eine Bausteinaktion sollte weitere 60 Millionen Schilling aufbringen. Landeshauptmann Schausberger wurde beauftragt, so rasch als möglich Verhandlungen mit Finanzminister Karl-Heinz Grasser über eine Beteiligung des Bundes aufzunehmen.29 Die Verhandlungen des Salzburger Landeshauptmanns führten am 25. Jänner 2001 zu einem erfolgreichen Abschluss. Finanzminister Karl-Heinz Grasser stellte mit dem Hinweis, dass es sich um Projekte von überregionaler Bedeutung handle, für den Bau des Hauses für Mozart 130 Millionen Schilling und für das „Museum der Moderne“ auf dem Mönchsberg 120 Millionen Schilling zur Verfügung. Der noch offene Rest in der Höhe von 140 Millionen Schilling sollte durch Sponsorenbeiträge aufgebracht werden. Ziel sei es, so Schausberger und Grasser, im Mozart-Jahr 2006 in Salzburg endlich über ein seit den frühen Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts gefordertes „Haus für Mozart“ zu verfügen. Der Realisierung des durch politische Querelen immer wieder verzögerten Projekts nach den Plänen von Wilhelm Holzbauer schien zu Jahresbeginn 2001 nichts mehr im Wege zu stehen. Dieser hatte aufgrund des Kuratoriumsbeschlusses im August 2000 seine Pläne für ein Haus für Mozart vorgelegt. Er versenkte Bühne und Zuschauerraum, zog in den nunmehr deutlich höheren Zuschauerraum drei Ränge ein und erhöhte das Sitzplatzangebot um 300, wodurch die geforderte größere Wirtschaftlichkeit erreicht wurde. Durch diese Raumgestaltung mit einem Raumvolumen von acht Kubikmeter pro Besucher ergab sich eine ähnlich gute Akustik wie im von Holzbauer ebenfalls errichteten Festspielhaus in Baden-Baden. Um für die Garderoben auf derselben Ebene wie die Bühne Platz zu gewinnen, sollte der unterirdisch fließende Almbach umgeleitet und als Wasserfall in den angrenzenden Toscaninihof plätschern. Die Arkaden auf dem Max-Reinhardt-Platz erhielten eine dezente Verglasung, um die notwendigen Fluchtwege, die im Inneren des Gebäudes keinen Platz fanden, unterzubringen. Zudem war dadurch das neue hohe Foyer von außen sichtbar. Parallel mit der weitgehenden Sicherung der Finanzierung des Projekts durch die Zusage des Bundes wurde die im Kuratorium durchaus kontrovers diskutierte Frage der EU-konformen Auftragsvergabe beantwortet. Wenngleich Schausberger und Rabl-Stadler für eine direkte Vergabe an Wilhelm Holzbauer eintraten, so konnten sie sich den juristischen Bedenken gegen ein solches Vorgehen einer freihändigen Vergabe nicht verschließen. Bürgermeister Heinz Schaden und Armin Gebhard Fehle als Vertreter des Finanzministers erklärten Anfang April 2001 in einer Kuratoriumssitzung, dass nach Rücksprache mit Fachleuten des Bundes (Finanzprokuratur) und des Landes (Landesbaudirektion) eine zweistufige Vorgangsweise rechtlich einwandfrei sei. Der Beschluss einer solchen Vorgangsweise müsse jedoch umgehend gefasst werden, wolle man mit Blick auf das Mozart-Jahr den Eröffnungstermin 2006 halten. Angesichts dieser Entwicklung ermächtigte das Kuratorium das Direktorium, „in Abstimmung mit und unter Heranziehung der Personal- und Sachressourcen des Amtes der Salzburger Landesregierung die Ausschreibung eines Generalplanerteams in Form eines zweistufigen Verhandlungsverfahrens für den Umbau des Kleinen Festspielhauses zu einem ‚Haus für Mozart‘ in Angriff zu nehmen und das für die Vergabe eines Generalplanerteamauftrages erforderliche Vergabeverfahren durchzuführen“.30

29 Beilage zum Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 31. 7. 2000. 30 Die Ausschreibungsunterlagen enthielten im Kapitel 2 „Baurechtliche Bedingungen“ Stellungnahme der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung, der Planungsabteilung des Magistrats sowie des Bundesdenkmalamts. In der Stellungnahme der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung hieß es u. a.: „Das bauliche Ensemble der Festspielhäuser, hervorgegangen aus den auf Fürsterzbischof (Wolf Dietrich, Anm. d. Verf.) zurückreichenden Hofstallungen und den angeschlossenen Reitschulen, ist seit 1926 aufs engste mit dem Gestaltungswillen von Clemens Holzmeister verknüpft. Seine Bauten und Projekte haben nicht nur dem Festspielbezirk seinen heutigen Charakter verliehen, sondern stets Begriff und Idee der Salzburger Festspiele vermittelt. Für das Stadtbild und Stadtgefüge von Salzburg sind seine Bauten von bestimmender Bedeutung. Aus diesen Gründen hat die beabsichtigte Adaptierung des sogenannten ‚Kleinen Festspielhauses‘ auch über im engeren Sinne architektonische Fragen hinaus, die Funktion und Funktionalität des Gebäudes betreffend, Antworten für die äußerst sensible Frage der Tradition, des öffentlichen Erscheinungsbildes der Festspiele einerseits und die Wirkung dieser Maßnahmen auf das Stadtbild und Stadtgefüge andererseits zu geben. Aus den oben getroffenen Erwägungen schließt die svk, dass eine Veränderung dieses Ensembles nur im Dialog mit der Tradition und Inhalten der Architektur von Clemens Holzmeister geschehen kann und dass eine bauliche Veränderung des derzeitigen Bestandes aufgrund neuer inhaltlicher (Haus für Mozart), technischer und funktioneller Anforderungen, die ein moderner Schauspielbetrieb erfordert, diesen – durchaus auch ideologischen Rahmen – zu respektieren hat. Grundsätzlich sind die Adaptierungen und Umbaumaßnahmen im Dialog mit der hochwertig gesehenen Architektur von Clemens Holzmeister zu entwickeln und ist im Projekt entsprechend zu berücksichtigen. Das Erscheinungsbild des Bühnenhauses darf nicht beeinträchtigt werden und ist auch besonders auf die raumbildende Kante des Garderobentraktes Bedacht zu nehmen. Veränderungen an den Saalumfassungswänden werden als möglich angesehen, ebenso Veränderungen an den Fassaden des Saaltraktes. Geringfügige Veränderungen in der Höhe bzw. der Dachlandschaft sind möglich.“ (Umbau des Kleinen Festspielhauses in der Altstadt von Salzburg. Ausschreibungsunterlagen. – Salzburg Juni 2001. S. 13.) Bei den Zuschlagskriterien wurde für die Beratungskommission folgende prozentuelle Zuordnung vorgenommen:

Unter Klärung der steuerlichen Fragen und unter Wahrung des Einflusses des Salzburger Festspielfonds sowohl auf die künstlerische wie bauliche Gestaltung „ist eine Errichtungsgesellschaft . . . zu gründen“, deren Aufsichtsrat „sich aus den stimmberechtigten Mitgliedern des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds sowie aus dem Präsidenten (der Präsidentin) der Salzburger Festspiele“ zusammensetzt.31

Ästhetik und Funktionalität 55 Prozent (Vorschläge zur Anhebung der ästhetischen Qualität und zeitgemäßen Präsentation 20 Prozent, Verbesserung der Funktionalität gegenüber dem Ist-Zustand 25 Prozent, Berücksichtigung der Bestandsqualität und Umgang mit der Erhaltungswürdigkeit des Gesamtbaukörpers 10 Prozent), Qualität 25 Prozent (Qualität der Zusammenarbeit und Abstimmung des Planerteams in der Erestellung des Angebots 5 Prozent, Plausibilität der Angebotsunterlagen 10 Prozent, Qualität der Vertragsbedingungen 10 Prozent), Wirtschaftlichkeit 10 Prozent, Preis 8 Prozent, Umweltgerechtigkeit 2 Prozent. (Ebda. S. 20.) 31 Protokoll der 190. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 2. 4. 2001. S. 13. 32 Kurier 4. 4. 2001.

Das nunmehr beschlossene zweistufige Verfahren sah vor, in einem ersten Schritt hoch qualifizierte Interessenten (Architekten) zu finden, aus denen eine Jury gebildet werden sollte. In einem zweiten Schritt sollte bis zum Herbst ein Generalplaner oder ein Gestaltungsteam zur konkreten Durchführung ermittelt werden. Gleichzeitig wurde für die organisatorische Abwicklung des Projekts die Errichtung einer „Umbau- und Verwaltungs GmbH“ beschlossen, als dessen Gesellschafter die Rechtsträger der Festspiele und als dessen Aufsichtsräte die stimmberechtigten Mitglieder des Festspielkuratoriums fungierten. Die Abwicklung der Umbauarbeiten über eine GmbH bot neben dem Vorteil einer effizienten Abwicklung des Bauvorhabens und der Vermeidung zusätzlicher Strukturen die Möglichkeit der Kontroll- und Mitwirkungsrechte der finanzierenden Körperschaften. Sichtlich irritiert und verärgert über diese Entwicklung reagierte Wilhelm Holzbauer. In einem „Kurier“-Interview erklärte er, er habe seit 1986 sein „Herz in den Umbau und Ausbau des Festspielbezirks in Salzburg investiert, habe zuerst – nach gewonnenem Wettbewerb – einzelne Trakte umgebaut, dann den Schüttkasten für die Festspiele aktiviert, dann den Umbau des Kleinen Festspielhauses konzipiert. Und immer in Absprache mit allen Entscheidungsträgern.“ Der nunmehr vom Kuratorium nach EU-Regeln beschlossene Auftragsvergabe­ modus – Ausschreibung und Begutachtung der eingehenden Meldungen – bringe, trotz relativ knapper Fristen, Verzögerungen von rund drei Monaten mit sich. „Dazwischen erhalten diejenigen, die sich melden, mein fertiges Projekt zur Ansicht und spätestens im September gibt es einen richtigen Auftrag.“ Durch diese Vorgangsweise sowohl der Landesregierung wie auch des Kuratoriums und des Finanzministeriums hätte man sein „fertig vorliegendes Projekt plötzlich desavouiert. Man fürchtet die Klage eines Architekten. Wenn jetzt, auf meinem Projekt basierend, ein anderer den Auftrag erhält, muss man natürlich mit meiner Klage rechnen, denn auch ich verteidige mein geistiges Eigentum.“ Die nunmehr gewählte Vorgangsweise sei ihm unverständlich. „Der Spielraum für Mitbewerber ist ja denkbar gering. Der gestutzte Zuschauerraum, die versenkte Bühne, die Verlegung der Garderoben – das alles soll gemacht werden und ist doch mein geistiges Eigentum.“32 Die Entscheidung des Kuratoriums führte auch zu zahlreichen publizistischen Reaktionen. Werner Thuswaldner bemerkte, in Salzburg stehe mit der Entscheidung für einen Generalunternehmer „wieder ein Bauabenteuer bevor“. Man habe in letzter Zeit mit Generalunternehmern, bei denen Planung, Statik, Zeitplan, Kostenrechnung usw. in einer Hand sei, keine gute Erfahrung gemacht, wie das Beispiel Kongresshaus zeige. Wichtiger wäre vielmehr, die Frage des

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Bauherrn zu beantworten. Dieser müsse nicht der Landeshauptmann in persona sein. „Aber es wird sich doch in Salzburg ein kleines sachverständiges, hoch qualifiziertes Team finden, das diese Agenden verantwortlich übernimmt. Die Aufgabe verdient es, dass die besten Kräfte – bereits in der Vorbereitungsphase – angestrengt werden. Eine Blamage darf sich Salzburg vor einem großen internationalen Publikum nicht leisten.“33 Norbert Mayr bemerkte enttäuscht, dass mit der Entscheidung für ein zweistufiges Verfahren die Chance eines EU-weiten offenen Architektenwettbewerbs vergeben worden sei. Das nunmehr mit 15. Mai 2001 beschlossene „Verhandlungsverfahren“ schließe wegen der darin geforderten Büro-Kapazitäten für die Generalunternehmeraufgaben sowie der Forderung nach Erfahrungen im Theater- oder Konzertsaalbau und mit denkmalgeschützten Bauten fast alle Salzburger sowie viele andere interessante und engagierte Architekten aus. Da der Planer bereits im August 2001 feststehen soll, habe er, so wie der Salzburger Architekt Gerhard Garstenauer, die größten Bedenken, dass in etwa einem Monat die notwendigen Vorarbeiten für ein erfolgreiches Wettbewerbsverfahren geleistet werden können. Garstenauer habe in einem Gespräch mit Präsidentin Helga Rabl-Stadler Anfang Februar 2001 vorgeschlagen, ein Bauherrnteam zu konstituieren, das ein Programm auf der Basis der Studie Holzbauers beschließen sollte. Die Rolle des Bauherrn sollte vom Land unbedingt wahrgenommen und die Entscheidung für einen Generalunternehmer korrigiert werden. „Landeshauptmann Rehrl hatte seinerzeit weder eine Generalplaner-Ausbildung noch zuvor ein Festspielhaus geplant. Auf seiner Idee basierend realisierte Clemens Holzmeister städtebaulich-architektonisch höchste Qualität im Dialog mit dem Baubestand. Diese Aspekte sind nicht vorformulierbar, sondern Resultat eines schlüssigen Entwurfskonzepts. Dieses hat eine optimale Konfiguration des Zuschauerraums zu erzielen, aber ebenso angemessen dem Kontext im Festspielbezirk zu entsprechen. Dabei ist betreffend Erhaltung der Fassadengestaltung von 1926 ein Spielraum notwendig, dessen Legitimation mit der Qualität des Entwurfs einhergehen muss. Das Verhandlungsverfahren soll die optische und akustische Qualität verbessern und die gleichzeitige Erhöhung der Sitz- und Stehplatzkapazität ‚überwiegend innerhalb des Besitzstandsgrundrisses‘ erreichen. Entscheidend wird sein, ob langfristig gültige Lösungen im Rahmen dieses Ausschreibungstextes umsetzbar sein werden. Ein entsprechender Entwurf muss erst gefunden werden und ihm die Gestaltung des Freiraums im Festspielbezirk folgen.“34 Hans Hollein kommentierte das gewählte Verfahren mit der Bemerkung, er habe bisher als Juryvorsitzender in drei Salzburger Bewerben – Bahnhofsvorplatz, Kongresshaus, Sparkassengebäude – fungiert, jedoch kein einziges Mal erlebt, dass dem Ergebnis entsprechend gebaut worden sei.35 Holleins Erfahrung sollte sich auch beim Bau des Hauses für Mozart bestätigen. In einem ersten Schritt wurden am 8. Juni von der Bewertungskommission unter Vorsitz von Präsidentin Helga Rabl-Stadler (weitere Mitglieder: Intendant Peter Ruzicka, Direktor Gerbert Schwaighofer, Landeshauptmann Franz Schausberger, vertreten von Baudirektor Alfred Denk, Bürgermeister Heinz Schaden, Armin Fehle als Vertreter des Finanzministeriums sowie die Architekten Carl Fingerhuth, Reiner Kaschl und Walter Veyhle) die eingereichten Bewerbungen von zwanzig Architektenbüros auf fünf reduziert. Neben Holzbauer erreichten noch Bétrix/Consolascio (Schweiz), Domenig/Eisenköck/Lorenz (Graz/Salzburg),

33 Werner Thuswaldner: Das „Haus für Mozart“ braucht einen Bauherrn. In: SN 19. 4. 2001. 34 Norbert Mayer: Sorge um das „Haus für Mozart“. – In: SN 19. 4. 2001. 35 apa 29. 4. 2001.

Das zweistufige Verhandlungsverfahren

36 Kurier 2. 9. 2001. 37 Zit. bei Der Standard 6. 9. 2001. 38 Norbert Mayer: Entscheidung für Mozart. In: SN 20. 9. 2001.

Friedrich & Partner (Hamburg) sowie Hermann/Valentiny und Wimmer/Zaic (Wien/Salzburg) das bis 24. August 2001 terminisierte Verfahren. Am 4. Juli fand in Salzburg ein Kolloquium der fünf eingeladenen Generalplanerteams statt, um sich vor Ort genauer über den Umbau informieren zu können und den bestehenden Bau unter Führung von Mitarbeitern der Festspiele, darunter auch die beiden Mitglieder der Beratungs- und Bewertungskommission, Architekt Fingerhuth vom Gestaltungsbeirat und Architekt Kaschl als Vorsitzender der Sachverständigenkommission für die Altstadt, zu besichtigen, wobei besonderes Augenmerk der eine äußerst sensible Behandlung erfordernden Fassade und der Dachlandschaft galt. Die finalisierten Vorschläge mussten bis 24. August vorliegen, da bereits mit 21. September ein Generalunternehmer für den im Herbst 2002 beginnenden Bau feststehen sollte und am 18. September die Gesellschaft „Haus für Mozart – Kleines Festspielhaus Umbau- und VerwaltungsGmbH“ gegründet wurde, der die Mitglieder des Festspielkuratoriums und die Präsidentin der Festspiele angehörten. Der neue Intendant Peter Ruzicka, Mitglied der Bewertungskommission, sorgte im Vorfeld der Entscheidung für erhebliche Aufregung, als er in einem „Kurier“-Interview erklärte: „Entscheidungen vorwegzunehmen, ist nicht meine Sache. Aber ich finde den Holzbauer-Entwurf faszinierend, und in Salzburg weiß man, dass Holzbauer die Gegebenheiten am besten kennt. Er hat am und im Haus gebaut, er kann am ehesten mit Unvorhergesehenem fertig werden.“36 Der Grazer Architekt Günther Domenig, Mitbewerber Holzbauers, äußerte die Befürchtung, dass der geladene Wettbewerb zum Umbau des Kleinen Festspielhauses angesichts der offensichtlichen Präferenzen von Präsidentin Rabl-Stadler und Intendant Ruzicka für Holzbauer zur „reinen Farce“ zu werden drohe. In einem Protestschreiben forderte er Ruzicka zum Rückzug aus der neunköpfigen Bewertungskommission wegen Befangenheit auf. Seine Erklärung stelle einen „ungeheuren Affront“ gegenüber den weiteren Teilnehmern dar. „Im Sinne eines fairen Verfahrens und um sich eine internationale Blamage zu ersparen, wäre es daher anständig, dass sich Mitglieder des Bewertungsgremiums, die sich ohne Kenntnisse der weiteren Beiträge bereits öffentlich zu einem Projekt deklarieren, aus dem Gutachtergremium zurückziehen.“37 Ähnlich äußerte sich der Architekturkritiker der „Salzburger Nachrichten“, Norbert Mayr, der dem Entwurf Holzbauers ablehnend gegenüberstand: „Ruzicka müsste nach seiner Äußerung im Sinne einer Schadensbegrenzung aus dem Bewertungsgremium ausscheiden. Im Zentrum kann und darf nicht der Architekt, sondern muss das architektonische Konzept stehen, das sich neben anderen sachlichen Erfordernissen am Besucher orientieren sollte. Gemessen an den Bedürfnissen des Besuchers werden auch die Mängel der Holzbauer-Studie von 1998 am deutlichsten, wie unabhängige Fachleute feststellten: Die Tieferlegung von Bühne und Zuschauerraum bei gleichzeitigem Einbau von drei Seitengalerien und zwei Rängen führt zu gravierenden Mängeln bei Hör- und Sichtverhältnissen zahlreicher Plätze. Für die ‚Aufrechterhaltung‘ dieses bereits vorhandenen Problems des Hauses ist eine 420-Millionen-Schilling-Investition schwer argumentierbar, müsste man denken.“38 Ruzicka wies die Aufforderung Domenigs mit der Bemerkung zurück, dass das Verfahren selbstverständlich nach den bestehenden Vorschriften durchgeführt werde. „Der Zuschlag ergeht nach einer demokratischen Juryentscheidung. Wer

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die Mehrheit der Jury mit geeigneten Planungen überzeugt, wird das Rennen machen.“39 Wie zur demonstrativen Bestätigung dieser Feststellung entschied sich am 21. September die Bewertungskommission zur allgemeinen Überraschung für das Projekt des Architektenteams Hermann/Valentiny/Wimmer/Zaic und reihte den als Favoriten gehandelten Entwurf von Holzbauer auf den zweiten Platz. Bétrix & Consolascio belegten Platz drei, Friedrich & Partner Platz vier und Domenig/Eisenköck/Lorenz Platz fünf. Während der Beratungen war die Notwendigkeit einer Reihung der eingereichten Projekte deutlich geworden, da man im Fall eines ebenfalls erwogenen Dreiervorschlags ohne Wertung mit drei Architektenteams, deren Planungen in die engste Wahl kamen, gleichzeitig hätte verhandeln müssen. Architekt Reiner Kaschl stellte daher den Antrag einer Reihung, um lediglich mit einem Team die Verhandlungen aufnehmen zu müssen. Die Abstimmung ging zugunsten des Teams Hermann/Valentiny/Wimmer/ Zaic aus. Das Anforderungsprofil forderte eine neue Proportionierung des Auditoriums, wobei eine Verkürzung des Saals bei gleichzeitiger Anhebung der Platzanzahl mit optimaler Einsehbarkeit der Bühne von allen Sitzen gewünscht wurde. Ebenso neu zu gestalten waren die Foyers, die Pausen- und Buffetzonen, während der Bühnen- und Hinterbühnenbereich saniert werden musste. Bei der Entscheidung wurde nach den Kriterien Ästhetik und Funktionalität des Entwurfs (55 Prozent), Qualität des Angebots (25 Prozent), Wirtschaftlichkeit (10 Prozent), Preis (8 Prozent) und Umweltgerechtigkeit (2 Prozent) bewertet. Architekt Fingerhuth begründete die Entscheidung für den Entwurf Hermann/Valentiny/ Wimmer/Zaic mit der überzeugenden Qualität des Projekts. Es sei die „Inszenierung eines neuen Theaters, das unheimliche Frische, Vitalität ausstrahlt“, ohne eine „formalistische, exzessive Inszenierung“ zu sein. Das neue Haus verspreche für die Besucher eine hohe Qualität, für die Betreiber optimalen Nutzen, eine „gute Akustik und die Einhaltung der Kosten“. Im Gegensatz dazu seien beim zweitgereihten Projekt Holzbauer noch zahlreiche Umarbeiten nötig gewesen. Die Gewinner Hermann und Valentiny waren Schüler Holzbauers und bezeichneten sich daher als „Holzmeister-Enkel“. Nach der Entscheidung erklärte ein sichtlich erleichterter Salzburger Bürgermeister: „Nach 15 Jahren der Diskussion war heute ein guter Tag.“ Die nunmehr getroffene einstimmige Entscheidung „macht zuversichtlich, dass wir das Mozart-Jahr 2006 tatsächlich mit einem neuen Haus schaffen“.40

Ein Haus für Mozart

5. Der Architektenstreit

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Wilhelm Holzbauer stellte in einem Schreiben vom 25. Oktober an Gerbert Schwaighofer, den neuen kaufmännischen Direktor der Festspiele, fest, dass er der Erklärung, die Entscheidung der Bewertungskommission sei „in sehr verantwortungsvoller Weise“ zustande gekommen, keineswegs zustimmen könne und daher „bei den für eine solche Entscheidung zuständigen Gremien Einspruch erheben werde“. Er wolle in seinem Schreiben nun gar nicht auf die „beachtliche Zahl von vorhandenen rechtlichen Fehlern des Verhandlungsverfahrens eingehen“, da dies seine Anwälte tun werden, sondern wolle „vielmehr begründen, warum ich nicht bereit bin, mir durch eine an einem Nachmittag herbeigeführte

39 Der Standard 6. 9. 2001. 40 apa 21. 9. 2001.

Da Holzbauer seinen Brief auch allen Mitgliedern des Kuratoriums übermittelte, antworteten dessen Mitglieder am 13. November in einem gemeinsam verfass-

Der Architektenstreit

Entscheidung eine siebzehnjährige Tätigkeit und Studium dieses Projekts zunichte werden zu lassen – ich werde Ihnen die Gründe hierfür anführen: Es geht mir nicht darum, das Werk von Kollegen schlecht zu machen oder um den Versuch, einen ‚Auftrag‘ zu retten, an dem man wegen der Komplexität der Aufgabe ohnehin aufpassen muss, keinen finanziellen Verlust zu erleiden, es geht mir vielmehr darum, eines der wesentlichsten Werke Clemens Holzmeisters, das ‚Festspielhaus‘ und die ursprüngliche bauliche Substanz aus dem Jahre 1924 bzw. 1926 und den später errichteten Bühnenturm und Garderobentrakt in ihrem ursprünglichen Kontext unverändert zu bewahren. Wie ich aus Presse und anderen Informationen entnehmen konnte, wird im Projekt der Architekten Hermann & Valentiny/Wimmer/Zaic eine Anhebung des Daches um etwa ein Geschoß vorgeschlagen. Ich halte dies für einen für das Salzburger Stadtbild und den Respekt für die Arbeit Clemens Holzmeisters unerträglichen Anschlag auf eines der einprägsamsten Architekturensembles in Salzburg. Die Fassade des Saales und die geniale Plastizität des Bühnenturmes bilden eine Symbiose, welche auch nicht die kleinste Veränderung verträgt. Ich werde dieses Ensemble mit dem einmaligen Blick an der Philharmonikergasse und vom Herbert von Karajan-Platz zu schützen wissen. . . . Ein weiterer Punkt, der Plan des Teams Valentiny et. sieht lt. Bericht in den Medien vor, die Mauer zwischen dem Kleinen Festspielhaus und der Felsenreitschule zu entfernen. Dies war ‚expressis verbis‘ in den Ausschreibungsbedingungen ausgeschlossen! Erschütternd ist nur, dass das ‚Bewertungskomitee‘ diese Idee akzeptieren konnte.“ Zudem verwehre er sich gegen die Aussage, seine der Anregung Mortiers folgende Tieferlegung des Saals würde bedeuten, „Mozart in den Keller“ zu verbannen. Diese Behauptung „ist . . . an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Das Parkett des neuen Konzerthauses in Luzern ist 4 Meter unter dem Spiegel des Sees und der neue Vilar-Saal des Musikvereins 14 Meter unter Niveau – niemand kommt auf die Idee, derart unsinnige Argumente anzubringen. Abgesehen von der obigen – etwas zynischen Anmerkung – ist eine Verbreiterung des Saales auch im akustischen Sinne völlig abwegig – wir haben bereits ein breites Haus im Großen Festspielhaus. Karlheinz Müller hat in brillanter Weise bei der Präsentation des Wesens eines Mozarthauses erklärt – schmal, elegant und hoch. Vor allem hoch, um die für eine hervorragende Akustik nötige Proportion und idealen Luftraum zu schaffen. Noch ein Wort zur Gesamtkomposition der Festspielhäuser. Die von Clemens Holzmeister vorgenommene Erhöhung des Baukörpers des Großen Festspielhauses gibt dem großen Haus eine Identität. Durch die Anhebung des Daches des Kleinen Hauses würde diese zerstört, da der Maßstab zwischen den beiden Häusern empfindlich gestört wäre. . . . Bitte fassen Sie diesen Brief als eine persönliche Rechtfertigung auf, warum ich den Beschluss der Bewertungskommission nicht akzeptieren kann und er für mich unakzeptabel ist und den ich mit allen mir gebotenen Mitteln infrage stellen werde.“

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ten Brief, in dem sie darauf hinwiesen, Holzbauer habe durch seine Bauten in Salzburg „architektonische Marksteine“ gesetzt. Man sei daher „sehr einverstanden“ gewesen, als ihn der damalige Intendant Gérard Mortier am 23. Jänner 1998 „mit einer Machbarkeitsstudie für den Umbau des Kleinen Festspielhauses in ein Mozart-Haus betraute. Das nationale und internationale Vergaberecht haben uns allerdings gezwungen, diesen Bau auszuschreiben. Wir haben uns für ein Verhandlungsverfahren entschlossen, für das sich europaweit 21 Teams interessiert haben. . . . Die Bewertungskommission entschied sich am 21. September 2001 mit großer Mehrheit dafür, zunächst nur mit dem Team Valentiny, Wimmer, Zaic zu verhandeln und erst nach Fehlschlagen dieser Verhandlung mit dem zweitgereihten, nämlich mit Ihnen, Herr Prof. Holzbauer. . . . Wir bitten Sie, sehr geehrter Herr Prof. Holzbauer, um Verständnis dafür, dass wir bei aller Wertschätzung Ihres hohen architektonischen Könnens und Ihrer großen Leistungen für Salzburg dem Spruch der Bewertungskommission gefolgt sind und uns daher für ein anderes Team entschieden haben. Es ist sicherlich für einen Künstler schwer, ein Projekt, von dem er überzeugt ist, nicht verwirklichen zu können. Die Tatsache, dass Herr Valentiny Ihr Schüler ist, wird hoffentlich gerade für Sie ein besonderes Gütesiegel für dessen Arbeit sein. Wir hoffen daher sehr, dass Sie Ihre Ankündigung, man könnte in diesem Fall fast sagen Androhung, gegen das Ergebnis der Bewertungskommission Einspruch zu erheben, nicht wahr machen.“41 Die von manchen Publizisten stets behauptete Holzbauer-Lobby innerhalb des Kuratoriums und Direktoriums – Schausberger, Rabl-Stadler, Wiesmüller –, welche nach der Entscheidung der Bewertungskommission neuerlich aktiv geworden sei, um doch noch eine Beauftragung Holzbauers durchzusetzen, ist reine Mystifikation. Schausberger und Rabl-Stadler gehörten, ebenso wie Ruzicka, zu den Befürwortern einer Beauftragung Holzbauers und präferierten mit Hinweis auf dessen langjährige Tätigkeit im Festspielbezirk seine direkte Beauftragung. Als dies aufgrund rechtlicher Bedenken nicht möglich war, schwenkten sie auf die schließlich getroffene Entscheidung einer beschränkten Ausschreibung ein und akzeptierten die Entscheidung der Bewertungskommission, die Holzbauer an zweite Stelle reihte. Da sowohl Schausberger wie auch Ruzicka und Rabl-Stadler an einem möglichst raschen Baubeginn interessiert waren, um im Mozart-Jahr 2006 über ein neues „Haus für Mozart“ zu verfügen, unterstützten sie die Entscheidung der Bewertungskommission und waren vom Einspruch Holzbauers betroffen, da sie durch die nunmehr einsetzenden rechtlichen Auseinandersetzungen eine erhebliche Verzögerung des Baubeginns und damit eine Gefährdung der Fertigstellung vor dem Mozart-Jahr 2006 befürchteten. So bemerkte Rabl-Stadler in der Sitzung des Kuratoriums am 13. November 2001 in ihrem Bericht über den Umbau des Kleinen Festspielhauses, Holzbauer „scheine aufgrund der Entscheidung der Jury für das Bieterteam Hermann und Valentiny, Wimmer Zaic Architekten persönlich gekränkt und fachlich dagegen zu sein, wenn man die Dachkonstruktion ändern wolle, um Höhe zu gewinnen . . .“ Schausberger bemerkte in der anschließenden Diskussion, die Vorgangsweise bei der Entscheidungsfindung sei „korrekt, wenn auch schwierig“ gewesen. „Die Kommission habe einen klaren Vergabevorschlag gemacht, welchem er daher zustimme.“ Abschließend betonte er, „dass das neue ‚Haus für Mozart‘ im Jahr 2006 fertig sein müsse. Das Kuratorium habe sich in

41 Beilage zur 192. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 13. 11. 2001.

42 Protokoll der 192. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 13. 11. 2001. S. 10f.

Der Architektenstreit

dieser Sache viel Mühe gegeben, um ein adäquates, einwandfreies Verfahren sicherzustellen. Das Votum der Kommission für das Projekt Hermann & Valentiny, Wimmer Zaic Architekten sei überwältigend und es gehöre daher ein Beschluss in dieser Richtung gefasst, um die Sache auch weiterhin geordnet voranzubringen.“42 Das Kuratorium ermächtigte das Direktorium, den Zuschlag für die Generalplanerleistungen für den Umbau des Kleinen Festspielhauses an Hermann & Valentiny, Wimmer Zaic zu erteilen. Die Hoffnung des Kuratoriums, Holzbauer werde von rechtlichen Schritten Abstand nehmen, sollte sich nicht erfüllen. Ein von der Entscheidung emotional getroffener Wilhelm Holzbauer stellte über seinen Anwalt Stephan Heid bei der Bundesvergabe-Kontrollkommission am 26. November 2001 ein „Schlichtungsersuchen“ u. a. mit der Begründung, ein Punkt der Ausschreibebedingungen habe vorgeschrieben, dass der Mönchsberg nicht angetastet werden dürfe. Diese Bedingung erfülle jedoch das Siegerprojekt nicht. Zudem plane die erstgereihte Architektengemeinschaft, das Dach des Kleinen Festspielhauses zu heben und die 100 Jahre alte Trennmauer zwischen dem Kleinen Festspielhaus und der Felsenreitschule niederzureißen. Dies sei ebenfalls eine grobe Verletzung des Ausschreibungstextes und des Weltkulturerbes im Festspielbezirk. Außerdem verfüge kein Mitglied des Siegerteams über die im Ausschreibungstext geforderte Erfahrung mit Theater- und Konzertbauten. Durch den Schritt Holzbauers wurde ein Schlichtungsverfahren in Gang gesetzt. Außerdem suchte Holzbauer am 10. Jänner 2002 beim Bundesvergabeamt nochmals um eine einstweilige Verfügung betreffend das Vergabeverfahren für den Umbau des Kleinen Festspielhauses an, mit der dem Salzburger Festspielfonds für die Dauer des Nachprüfungsverfahrens, längstens jedoch zwei Monate, die Aussetzung der Zuschlags­entscheidung aufgetragen wurde. Im Rückblick begründete Wilhelm Holzbauer gegenüber Siegbert Stronegger seinen Einspruch mit der Bemerkung, er habe 1997 den Auftrag bekommen, „den Orchesterprobensaal im Schüttkasten hinter der Pferdeschwemme zu machen, der akustisch hervorragend ist. Dann habe ich den Auftrag bekommen, mir Gedanken über das Kleine Festspielhaus zu machen. Gérard Mortier war der Meinung, dass das Haus zu lang, zu zerquetscht und zu niedrig ist, und er hatte die Idee, die Bühne um einige Meter abzusenken, denn den First zu erhöhen, das wäre nicht infrage gekommen, weil dann diese Relation zwischen dem langen Haus und dem Turm – ich halte diesen Bühnenturm von Holzmeister für eine der genialsten Arbeiten, die er überhaupt je gemacht hat – zerstört wäre. Wir könnten den First, wenn überhaupt, nur ein paar Zentimeter oder einen halben Meter erhöhen, sonst wäre das ganze Ensemble zerstört worden. Darum sind wir auf die Idee gekommen, hinunter zu gehen. Ich habe dann dieses Projekt ausgearbeitet, und es ist auch darüber diskutiert worden, wobei es noch keine Finanzierung gab. Als Landeshauptmann Franz Schausberger, dem ich in dieser Sache viel zu verdanken habe, das Projekt gestartet hat, wurde mir gesagt, wenn wir zwei Gutachten bringen, ist eine Direktbeauftragung möglich und ich werde mit der Aufgabe betraut. Die Engländer, Franzosen, Spanier und Portugiesen scheren sich einen Dreck um diese EU-Richtlinien. Sir Norman Foster baut eine Konzerthalle, ein Stadion, der Gregotti baut in Lissabon, Calatrava baut ein Opernhaus in Cartagena, und was weiß ich noch alles ohne EU, ohne Wettbewerb, wobei die Projekte teilweise zu zwei Drittel mit EU-Geldern finanziert werden. Aber feig,

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wie man in Österreich ist, hat man sich für einen geladenen Wettbewerb entschlossen. In der Jury war nicht eine Person, die jemals etwas mit Theaterbau zu tun gehabt hat. Vorsitzender war Prof. Fingerhuth, ein Raumplaner der Universität Darmstadt. Sonst waren noch ein paar Architekten dabei. Von den eingeladenen Architekten hatte auch keiner Theater-Erfahrung. Dann ist es zu dieser Jurysitzung gekommen, und da ist irgendwann der Satz gefallen: ‚Na, Mozart in den Keller, des kann man net machen.‘ Und auf dieses geflügelte Wort sind sofort ein paar aufgesprungen. Wir haben damals die Bühne um vier Meter abgesenkt, was sehr gut gewesen wäre, da die Bühne vom Großen Haus vier Meter höher ist als die Straße, und ob ich jetzt mit den Geräten vier Meter hinunter oder hinauf fahre, ist völlig egal. Damals ist gerade dieses hoch gelobte Konzerthaus in Luzern gebaut worden, vier Meter unter der Seeoberfläche, aber da ist niemand auf die Idee gekommen, der gesagt hätte: ‚Beethoven in den See.‘ Während dieser Jurysitzung ist das der Todesstoß für mein Projekt gewesen. Alles muss man sich im Leben nicht gefallen lassen, und daher habe ich beeinsprucht.“43 Liesbeth Waechter-Böhm diagnostizierte in einer Analyse des Salzburger Architektenstreits die signifikante Ausbreitung eines Virus. Dieser gelte als kleinster bekannter Krankheitserreger. „Der Brockhaus erläutert das näher: Alle Viren vermehren sich natürlicherweise nur in lebenden Zellen, und sie führen nach einer bestimmten Inkubationszeit mit einem fieberhaften Stadium zu akuten Inkubationskrankheiten. Auf dem Feld der Architekturwettbewerbe ist es jetzt soweit: das fieberhafte Stadium macht einer akuten Krankheit Platz. Architekten bekriegen Architekten, eindeutige Wettbewerbsentscheidungen werden nicht von außen, sondern von innen, von der Profession selbst, infrage gestellt. Das ist neu. Vorher waren es in der Regel andere, die den ‚demokratischen‘ Prozess des Wettbewerbsverfahrens infrage gestellt haben.“ Mit den in jüngster Zeit um sich greifenden Einsprüchen von Architekten gegen Juryentscheidungen, wofür der Fall „Haus für Mozart“ das bekannteste Beispiel sei, werde eine bisher bestehende Tabuzone verletzt. „Bisher galt, dass kein Architekt das Territorium eines Kollegen infrage stellt. Wenigstens nicht offen. Was hinter vorgehaltener Hand immer schon gemauschelt wurde, davon wollen wir hier gar nicht erst reden. Offensichtlich ist, dass es die kollegiale Tabuzone scheinbar nicht mehr gibt. Am Fall des Kleinen Festspielhauses lässt sich die ganze Misere besonders anschaulich illustrieren. Im österreichischen Wettbewerbswesen ist so etwas wie in Salzburg, etwas in diesen (Bedeutungs-)Ausmaßen, noch nicht vorgekommen.“ Die lange Beschäftigung mit dem Kleinen Festspielhaus und die Verweisung auf den zweiten Platz durch die Bewertungskommission habe Holzbauer „klarerweise getroffen: überrundet von den eigenen Schülern, und das in Salzburg, seiner Heimatstadt. Es muss ihn hart getroffen haben. Aber Holzbauer wäre nicht Holzbauer, wenn er die nachfolgende Depressionsphase nicht rasch überwunden hätte. Voilà: Seither herrscht Krieg. Er reagierte mit Einsprüchen über Einsprüchen, jetzt sind also die Juristen am Zug. Und wenn die erst am Zug sind, dann findet sich immer etwas. Denn es gibt kein Verfahren, das juristisch so wasserdicht ist, dass man es nicht in Details anfechten könnte und damit insgesamt infrage stellt. In Wirklichkeit reden wir ja von einer unbekannten Größe. Denn merkwürdigerweise wurde niemals etwas veröffentlicht. Niemand kennt das ‚Sieger-

43 Hubert Novak (Hg.): Ausgesprochen österreichisch. Gedanken über Österreich. St. Pölten/Salzburg 2005. S. 84f.

projekt‘. Niemand kennt das von Holzbauer. Nur Holzbauer scheint das seiner Konkurrenten zu kennen, obwohl er es eigentlich nicht kennen darf. Dennoch: Er scheint es zu kennen, jedenfalls lassen sich bestimmte Einsprüche anders nicht erklären. Warum verhält sich Holzbauer so, wie er sich verhält? Man könnte antworten: Zurückhaltung war seine Sache noch nie. . . . ein Großmogul der Architektur wehrt sich gegen ‚Wadlbeißer‘. Denn wer sind die denn schon, die da eine intelligentere, auch eine ökonomischere Lösung anzubieten hatten? . . . Es geht nicht um inhaltliche Qualitäten. Es geht um Prestige und um Geld.“44 Mit Bescheid vom 3. Dezember 2001 erließ das Bundesvergabeamt eine einstweilige Verfügung, mit der die Zuschlagsentscheidung des Salzburger Festspielfonds vom 13. November ausgesetzt und diesem die Erteilung des Zuschlags bis 26. Jänner 2002 untersagt wurde. Angesichts des neuerlichen Antrags Holzbauers auf einstweilige Verfügung vom 10. Jänner 2002 schrieb am 21. Jänner die Geschäftsführerin der „Umbau- und Verwaltungs GmbH“, Anna Hofstätter, an den Rechtsvertreter der Festspiele, RA Richard Regner, Weiss-Tessbach Rechtsanwälte GmbH, der neuerliche rechtliche Schritt Holzbauers lasse sie „das Schlimmste für unser Projekt ‚Haus für Mozart‘ befürchten. Wenn wir nun zwei weitere Monate Zeit bis zur Zuschlagserteilung verlieren, kommen wir in einen Zeitrückstand, den wir nicht mehr aufholen können. Der beigelegte Zeitplan zeigt, dass die Planungs- und Bauabläufe von Anfang an sehr knapp bemessen waren. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, dass die Notwendigkeit einer ständigen Bespielbarkeit des Kleinen Hauses auch während der Umbauzeit berücksichtigt werden musste. Letzteres war ja auch einer der Gründe, darum die Bewertungskommission das Projekt Holzbauer, der diese Möglichkeit der ständigen Bespielbarkeit nicht bieten konnte, geringer bewertet hatte. Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass das umgebaute Haus bereits 2005 bei den Sommerfestspielen quasi einer Generalprobe unterzogen werden kann, um eventuelle Mängel noch vor dem Mozart-Jahr 2006 . . . beheben zu können.“ Zudem sei zu befürchten, „dass die öffentliche Hand ihre Zusage wieder zurücknimmt, wenn es sich abzeichnet, dass der Umbau des Kleinen Hauses bis 2006 nicht abgeschlossen werden kann“.45 Ähnlich argumentierten die beiden Salzburger Architekten Robert Wimmer und Michael Zaic, die in einer Aussendung erklärten, dass durch diese zeitlichen Verzögerungen die Festspiele 2006 in einem neuen „Haus für Mozart“ gefährdet seien. „Jegliche Fristverlängerung . . . wird dazu führen, dass der geplante Planungs- und Bauablauf nicht mehr eingehalten werden kann. Die Festspielsaison im Mozart-Jahr 2006 im neuen Haus ist dadurch zum Scheitern verurteilt.“46 Am 25. Jänner gab der Senat 9 des Bundesvergabeamts in einem Bescheid dem neuerlichen Antrag Holzbauers auf eine einstweilige Verfügung teilweise statt und trug dem Salzburger Festspielfonds auf, die Zuschlagsentscheidung über den 26. Jänner hinaus auszusetzen. Die von der Rechtsvertretung der Festspiele Richard Regner, Weiss-Tessbach Rechtsanwälte GmbH, gegen den neuerlichen Antrag Holzbauers vom 10. Jänner 2002 vorgebrachten Argumente einer zeitlichen Gefährdung des notwendigen Fertigstellungstermins sowie die drohenden Verluste von bereits gegebenen Finanzierungszusagen47 wurden zurückgewiesen.48 Diese Entscheidung galt für die Dauer des Nachprüfungsverfahrens über den Antrag der Nichtigerklärung vom 26. November, längstens jedoch bis zum 11. März 2002.

Der Architektenstreit

44 Liesbeth Waechter-Böhm: Voilà: Seither herrscht Krieg. In: Die Presse SPEKTRUM 25. 5. 2002. 45 Beilage zum Protokoll der 193. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 1. 2. 2002. 46 apa 23. 1. 2002. 47 Vgl. Stellungnahme Regner, Weiss-Tessbach Rechtsanwälte GmbH zum Antrag vom 10. 1. 2002 auf neuerliche Erlassung einer einstweiligen Verfügung gemäß § 113 Abs. 2 BVergG vom 23. 1. 2002. 48 Der Senat kam zur Auffassung, dass der zeitliche Rahmen für die einzelnen Planungsund Bauabschnitte großzügig bemessen sei und eine Reihe von Einsparungsmöglichkeiten offen lasse. Deshalb sei mit einer neuerlichen einstweiligen Verfügung keine unzumutbare zeitliche Verzögerung des Projekts gegeben. „Darüber hinaus ist aber festzustellen, dass die Einhaltung des Termins Mai 2005 überhaupt nicht erforderlich ist, um sicherzustellen, dass das umgebaute Kleine Festspielhaus im Mozart-Jahr 2006 zur Verfügung steht. Der Auftraggeber hat diesen Zusammenhang lediglich damit begründet, dass ein Probebetrieb zur Überprüfung der Benützbarkeit im Jahr 2005 durchgeführt werden muss, um die Bespielbarkeit im Jahr 2006 zu gewährleisten. Mangels anderer Angaben des Auftraggebers ist aber davon auszugehen, dass ein solcher Probebetrieb nicht notwendigerweise im Festspielsommer erfolgen muss, sondern auch zu einem anderen Zeitpunkt durchgeführt werden kann. Daraus folgt, dass der Fertigstellungstermin 2005 nicht eingehalten werden muss, um die Verfügbarkeit des Hauses 2006 sicherzustellen. Sohin sind alle vom Auftraggeber und der mitbeteiligten Partei auf die Gefährdung des Termins 2006 gegründeten Argumente nicht geeignet, ein Überwiegen der nachteiligen Folgen der beantragten einstweiligen Verfügung darzutun. Hinsichtlich des vom Auftraggeber und der mitbeteiligten Partei behaupteten Verlustes von Finanzierungszusagen bzw. Sponsormöglichkeiten für den Fall, dass das umgebaute Kleine Festspielhaus im Festspielsommer 2006 (Mozart-Jahr) nicht zur Verfügung steht, ist darüber hinaus festzustellen, dass diese Behauptungen in keiner Weise durch entsprechende Mitteilungen der Finanzierungsgeber bzw. Sponsoren belegt wurden und schon aus diesem Grunde nicht von ihrer Richtigkeit ausgegangen werden konnte.“ Bundesvergabeamt ZG: N-128/0145. S. 4. Auch die Architekten Robert Wimmer und Michael Zaic ließen im Jänner 2002 über eine apa-Erklärung verlauten, durch das Vorgehen Holzbauers würde die Festspielsaison 2006 gefährdet. Holzbauer erwiderte in einer ebenfalls der apa übergebenen Stellungnahme, von einer drohenden Verzögerung wegen des von ihm in die Wege geleiteten Vergabekontrollverfahrens könne

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Das Direktorium fürchtete eine nicht absehbare zeitliche Verzögerung des Baus und erhob gegen das Erkenntnis des Bundesvergabeamts mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof mit dem Ziel, die Vergabe an das erstgereihte Architektenteam trotz des laufenden Einspruchsverfahrens durchführen zu können. In der Sitzung des Kuratoriums erklärte der Rechtsvertreter der Festspiele, RA Regner, „die Erfolgsaussichten seien im Hinblick auf bereits zwei vorliegende Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes in Vergabesachen als günstig anzusehen.“49 Ein positives Erkenntnis des Höchstgerichtes hätte Holzbauer zwar die Möglichkeit einer Entschädigung offen gelassen, nicht mehr jedoch die Anfechtung der Vergabe. Ende Februar wies jedoch der Verfassungsgerichtshof die Klage des Direktoriums gegen die einstweilige Verfügung mit der Begründung ab, dass der durch die aufschiebende Wirkung der einstigen Verfügung für die Festspiele entstehende Schaden der Festspiele nicht größer sei als jener, den Holzbauer erfahre. Zudem erklärte das Bundesvergabeamt, dass eine Vergabe an das erstgereihte Architektenteam derzeit aufgrund der eingehenden Prüfung des Verfahrens nicht erfolgen könne, und verlängerte die Vergabesperre nochmals bis 15. April. Landeshauptmann Schausberger sah einen zentralen Bereich seiner kulturpolitischen Initiative gefährdet und bemühte sich um eine gütliche Lösung, zumal der Bund bereits am 21. Dezember 2000 eine Finanzierungszusage in der Höhe von 9,45 Millionen Euro gegeben und diesen Betrag bereits überwiesen hatte. Zum Architektenstreit erklärte er zu Jahresbeginn 2002, Salzburg verdanke Wilhelm Holzbauer viel und er verstehe dessen Enttäuschung über die Juryentscheidung. „Er war Schüler von Clemens Holzmeister, er kennt das Festspielhaus in- und auswendig und es hätte natürlich Sinn gemacht, wenn er mit dem Umbau des Kleinen Festspielhauses beauftragt worden wäre. Man muss alles versuchen, um zu einer gütlichen Lösung zu kommen.“ Die Lage sei vor allem auch dadurch kompliziert worden, dass „die Kommission, die das Siegerprojekt auswählte, Dinge übersehen hat und dabei Fehler passiert sind, die dazu führen, dass Professor Holzbauers Einsprüche greifen.“50 Am 12. April gab das Bundesvergabeamt dem Einspruch Holzbauers recht, indem es zwei wesentliche Rechtswidrigkeiten beim Vergabeverfahren feststellte:51 1. Der Auftraggeber habe seine Sorgfaltspflicht dadurch verletzt, indem er die Entscheidung zugunsten des Teams Hermann & Valentiny/Wimmer Zaic traf, ohne dass Klarheit darüber bestanden habe, von welchen Kosten bei der Durchführung des Vorschlags auszugehen sei und ob zur Einhaltung des Kostenrahmens nicht Änderungen im Angebot notwendig sind. Es fehle die in den Ausschreibungsunterlagen geforderte Nachweisberechnung, in der die Kostenansätze glaubwürdig dargestellt werden. Das Angebot sei daher zum Zeitpunkt der Beurteilung nicht vollständig gewesen, sodass weder die Einhaltung des Kostenrahmens garantiert war noch die Zuschlagskriterien Honorar und Wirtschaftlichkeit angewendet werden konnten.52 2. Bei der Entscheidung erfolgte eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes, indem er die Unterschiede in den vorgelegten Angeboten nicht berücksichtigte und nicht durch Zuschlagskriterien vergleichbar machte.53 In einem Rechtsgutachten der Landesamtsdirektion wurde die Begründung der Entscheidung des Bundesvergabeamts als „nachvollziehbar und . . . somit begründet“ bezeichnet. „Eine Beschwerdeführung vor dem Verfassungsgerichts-

keine Rede sein. Dies habe auch die Vergabekontrollbehörde festgestellt. „Aufgrund einer Reihe von eindeutigen Verstößen gegen mehrere in den Ausschreibungsbedingungen formulierte Forderungen, welche im Angebot und in den Planungsvorschlägen der Gruppe Valentiny/ Herrmann und Wimmer/Zaic enthalten sind, hat sich die Bietergemeinschaft, welche federführend durch Prof. Wilhelm Holzbauer vertreten wird, entschlossen, das Bundesvergabeamt anzurufen, um eine Nichtigerklärung der Vergabeverstöße zu bewirken. Dieser Nachprüfungsantrag wurde vom Bundesvergabeamt mit einer Zuschlagssperre bis 11. März 2002 gesichert. Über die einzelnen Punkte der erwähnten Verstöße gegen die Ausschreibung wird das Bundesvergabeamt entscheiden. Der tiefere Grund unseres Einspruches ist jedoch ein anderer: Wie kein anderes Bauwerk innerhalb des Festspielbezirkes spiegelt die Fassade des Kleinen Hauses und der Bühnenturm und deren Relation zueinander Gründung und Geschichte der Salzburger Festspiele wider. Die Fassade des Kleinen Hauses von Clemens Holzmeister aus dem Jahre 1926 – die auch heute noch ihrem ursprünglichen Zustand entspricht – ist das erste sichtbare bauliche Dokument der Salzburger Festspiele. Zusammen mit dem 1937 erbauten Bühnenturm bilden diese beiden Bauteile ein Ensemble und einen städtebaulichen Akzent, dessen Veränderung ein Akt der Zerstörung wäre. Gerade diese Veränderung ist jedoch in den Vorschlägen der Architekten Valentiny/Hermann und Wimmer/Zaic durch das Anheben des Daches um fast drei Meter gegeben, das umlaufende Gesimse von Garderobentrakt und die Fassade des Kleinen Festspielhauses wäre unterbrochen, die Fassade selbst erhielte völlig andere Proportionen und der ‚aufragende stadtbildprägende Bühnenturm‘ (Zitat Ausschreibungstext) in seiner Wirkung völlig abgeschwächt. Ein weiterer Punkt betrifft den vorgeschlagenen Abbruch der Jahrhunderte alten Mauer zwischen Kleinem Haus und der Felsenreitschule (übrigens ein Verstoß gegen die in der Ausschreibung angeführte ‚Tabuzone‘). Zusammen mit dem Abbruch der Mauer müsste auch das Dach abgebrochen (nicht nur angehoben) werden, sowie Teile des Daches der Felsenreitschule – stehen bleiben würde als Kulisse nur die Holzmeister’sche Fassade – und die müsste dann noch aufgestockt werden! Es ist kaum vorstellbar, dass in einer kürzlich zum ‚Weltkulturerbe‘ erklärten Altstadt ein solcher Akt der Verfremdung an einem denkmalgeschützten Bau heute möglich wäre.“ (SLA Präs. Akt 1293. SZ 11–26. Umbau Kleines Festspielhaus. Mozarthaus. Errichtungs-Ges. m. b. H. Zahl 1294/17.) 49 Protokoll der 193. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 1. 2. 2002. S. 8.

Der Architektenstreit

50 Kronen Zeitung 10. 1. 2002. 51 Bundesvergabeamt Senat 9. GZ: N – 128/01 – 72. 52 Ebda. S. 30–35. 53 Ebda. S. 35–37. 54 Schreiben des Legislativ- und Verfassungsdienstes des Amtes der Salzburger Landesregierung an Landeshauptmann Franz Schausberger vom 23. 4. 2002. 55 apa 16. 5. 2002. 56 Der Standard 17. 4. 2002.

hof durch den Salzburger Festspielfonds wegen Verletzung verfassungsgesetzlich gewährleisteter Rechte kann nicht empfohlen werden. . . . Eine Anfechtung vor dem Verwaltungsgerichtshof scheidet aus, da das Bundesvergabeamt als Behörde im Sinn des Art 133 Z 4 B – VG konstruiert ist. Es wird daher das Vergabeverfahren fortzufahren sein. Dabei wird einerseits die Bietergemeinschaft Hermann u. a. aufzufordern sein, ihr Angebot zu vervollständigen. Andererseits wird dem Bieter Holzbauer Gelegenheit zu geben sein, . . . die Berechnung der voraussichtlichen Kosten . . . zu ändern.“54 Am 23. April schrieb ein sichtlich gestärkter Holzbauer in einem Brief an Landeshauptmann Schausberger, er sei „aufgrund des Bescheides des Bundesvergabeamts . . . der Auffassung, dass das von der Bewertungskommission erstgereihte Projekt vom Verfahren auszuschließen ist. Sollte sich das Kuratorium dieser Meinung anschließen, wäre ich trotzdem zu einer Zusammenarbeit mit Valentiny bereit. Dabei müssten allerdings die Aspekte meiner Einsprüche berücksichtigt werden; das betrifft vor allem die Verletzung der Tabuzonen sowie die Unversehrtheit des Holzmeister’schen Ensembles und der Dachlandschaft.“ Eine rasche und definitive Vergabe an das Team Hermann/Valen­tiny/Wim­ mer/Zaic rückte mit der Entscheidung des Bundesvergabeamts in weite Ferne und schien die Eröffnung des Mozart-Jahres 2006 im „Haus für Mozart“ zu gefährden. Intendant Peter Ruzicka bezeichnete im Mai 2002 das „Haus für Mozart“ als einen zentralen Bestandteil seiner Planungen für das Mozart-Jahr 2006 und als „Jahrhundertprojekt. Bundeskanzler Schüssel hat mir gesagt: Wenn Sie es bekommen, dann nur im Hinblick auf das Mozart-Jahr. Klappt es nicht jetzt, ist es also für die nächsten zwei Generationen verloren – bis zum nächsten Jubiläum.“55 Bürgermeister Heinz Schaden bezeichnete die Entscheidung des Bundesvergabeamts als „Katastrophe für die Festspiele und ganz Österreich“. Die Angelegenheit trage zunehmend „die Züge einer Operette“ und werde „auch in der internationalen Architekturszene einen Aufschrei provozieren“. Und Franz Valentiny, der siegreiche Holzbauer-Schüler, ließ sichtlich verärgert wissen, sein Team habe den Wettbewerb im Herbst 2001 „mit neun zu null Stimmen gewonnen und stand jetzt wie Verbrecher vor einem Tribunal. Architektur wurde hier nach rein juristisch-formalen Gesichtspunkten abgehandelt, es ist ein Skandal, dass diese Leute sich nicht einmal ein Gesamtbild des Projekts gemacht, sondern nur die Kosten behandelt haben.“ Die eingeforderte Kostenaufstellung werde man gerne nachreichen, doch zweifle er die „Objektivität dieses Ausschusses an. Hier werden Steuergelder verplempert, weil ein ignoranter, schlechter Architekt gemeinsame Sache mit einem Amt macht und ein Verfahren unnötig in die Länge zieht. Es ist skandalös, dass ein Lehrer, der ohnehin nur mehr einen Schüler hatte, der zu ihm stand, diesen opfert wie Abraham seinen Sohn. Holzbauer ist ein alter Mann, der nicht mehr weiß, worum es im Leben geht. Er zeigt egoistisches Blut- und Bodendenken, das mit unserer heutigen Welt nichts mehr zu tun hat.“56 Holzbauer erwiderte auf die Vorwürfe seines ehemaligen Schülers, er äußere sich dazu nicht, denn „auf diesem Niveau sage ich gar nichts. . . . Ich meine, dass das von der Jury empfohlene Projekt mit einer geplanten Aufstockung das wichtige Ensemble zerstört, das die Keimzelle der Salzburger Festspiele darstellt. Ich habe versucht, mit Hermann & Valentiny zu einer gemeinsamen Lösung zu

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kommen, bin aber gescheitert.“ Holzbauers Argumente gegen das Siegerprojekt erhielten Unterstützung vom Wiener Architekten Hans Lechner, der an der Vorbereitung und Betreuung der Ausschreibung maßgeblich beteiligt war. Dieser erklärte nun, er habe bereits während der Juryentscheidung mehrfach darauf hingewiesen, dass das Siegerprojekt in drei Punkten gegen den Ausschreibungstext verstoße. Obwohl nur ein Projekt präsentiert werden durfte, hätten Hermann & Valentiny, Wimmer, Zaic zwei Varianten präsentiert, mit den Planungen deutlich in ausgewiesene Tabuzonen eingegriffen und das vorgegebene Kostenlimit von 400 Millionen Schilling um 86 Millionen überschritten. Er sei aber bei der Jury mit seinen Einwänden auf taube Ohren gestoßen, denn Valentiny habe „einen brillanten Vortrag gehalten, das Beste, was ich in Sachen Wettbewerbspräsentation je gehört habe, und damit wurden die Weichen gestellt. Holzbauer habe sich hingegen an alle Regeln gehalten, weshalb ein juristisches Nachspiel zu erwarten gewesen sei.“57 Als Lösung der verfahrenen Lage boten sich drei Möglichkeiten an: 1. Die beiden erstgereihten Architekten entwickelten gemeinsam ein modifiziertes Projekt. Diese an sich wünschenswerte Variante hatte Holzbauer in seinem Schreiben an Landeshauptmann Schausberger angedeutet. Erschwert wurde diese Option durch eine Erklärung der Architekten Robert Wimmer und Michael Zaic, sie würden beim Verfassungsgerichtshof einen Antrag auf Ausschluss des zweitgereihten Wilhelm Holzbauer stellen. Begründet wurde der Antrag damit, dass Holzbauer durch seine langjährige Beschäftigung mit dem Kleinen Festspielhaus gegenüber seinen Mitbewerbern einen Wettbewerbsvorteil besessen habe. Dies widerspreche dem Bundesvergabegesetz. Die beiden Salzburger Architekten hatten dieses Argument bereits beim Bundesvergabeamt vorgebracht, waren damit jedoch nicht durchgedrungen, weshalb sie sich nunmehr an den Verfassungsgerichtshof wandten. Dass ihr Projekt den vorgegebenen Kostenrahmen sprenge, sei ebenso nicht richtig wie die Behauptung Holzbauers, sie würden die von Clemens Holzmeister geschaffene Substanz zerstören. Das Gegenteil sei vielmehr der Fall: Sie würden die von Holzbauer in den vergangenen Jahren verursachten gestalterischen Eingriffe korrigieren. Dies geschehe mit einer dem Geist Holzmeisters entsprechenden Formensprache und durch den Einsatz von Materialien, mit denen Holzmeister seinerzeit gearbeitet habe. Zudem würde ihr Projekt 1.737 Sitzplätze, jenes von Holzbauer hingegen nur 1.406 anbieten. Unterstützung erhielt das erstgereihte Architektenteam durch den Salzburger Fachbeirat für Architektur und den Landeskulturbeirat, die dafür plädierten, die monierten Verfahrensmängel so rasch als möglich zu beseitigen, um das Team Hermann/Valentiny/Wimmer/Zaic mit der Durchführung beauftragen zu können. Auch der Schweizer Jury-Vorsitzende Carl Fingerhuth erklärte in einem Brief an die Festspiele: „Es fand eine sehr objektive Erwägung aller Vor- und Nachteile der Projekte statt, die zu einer einstimmigen Entscheidung des Gremiums geführt hat. Es ist für mich absolut unverständlich, dass jetzt aus juristischen Gründen auf diesen Entscheid zurückgekommen werden soll und ein schlechter beurteiltes Projekt mit wesentlichen Defiziten zur Grundlage der Ausschreibung bestimmt werden soll.“58 2. Das Verfahren wurde nochmals mit denselben Teilnehmern in Form einer Neubewertung aufgrund von Neuangeboten durchgeführt. Nach einer Neuangebotsstellung sämtlicher fünf eingeladenen Teams musste eine Neubewer-

57 Der Standard 18. 4. 2002. 58 Der Standard 25. 4. 2002.

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59 SN 17. 4. 2002. 60 Karl Harb: Jetzt sitzen alle in der Festspielhaus-Klemme. In: SN 16. 4. 2002. 61 SN 16. 4. 2002. 62 Der Standard 20./21. 4. 2002. 63 Bericht von Alfred Denk zum Umbau Kleines Festspielhaus 24. 4. 2002. Beilage zum Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 25. 4. 2002.

tung erfolgen. Lautete allerdings nach einer solchen Neubewertung die Entscheidung wiederum zugunsten von Hermann/Valentiny/Wimmer/Zaic, würde wahrscheinlich das Verfahren vor dem Bundesvergabeamt wieder aufgenommen und über die noch nicht entschiedenen Anträge von Holzbauer – fehlende Referenzen der Architekten des Siegerprojekts, Eingriff in „Tabuzonen“, Unzulässigkeit des Bestbieterschemas – entschieden werden. Darüber hinaus war durch Holzbauer mit einem neuen Vergabekontrollverfahren gegen die zweite Entscheidung und damit einer weiteren Vergabesperre zu rechnen. 3. Das Verfahren wurde noch einmal öffentlich ausgeschrieben, was jedoch die Gefahr einer Schadenersatzklage durch die Teilnehmer des ersten Verfahrens in sich barg. Für diese dritte Variante plädierte Landesrat Othmar Raus, der erklärte, Qualität müsse vor einem bestimmten Datum – dem Mozart-Jahr 2006 – Vorrang haben. Zur Lösung des Problems bedürfe es jetzt „eines großen Fingerspitzengefühls“. Direktorium und Kuratorium der Festspiele würden nach genauer rechtlicher Prüfung zu entscheiden haben, „ob es zu einem neuerlichen Start kommen muss“. Wenn ja, sollten die Vorbereitungen für eine neue Ausschreibung „auf höchstem Niveau“ und ohne Zeitdruck erfolgen.59 „Die Festspiele saßen in der Klemme und mit ihnen viele andere“, kommentierte Karl Harb die Lage. Hier könne nur ein Machtwort helfen. „Wer aber soll, kann und – vor allem – darf es aussprechen?“60 Wenngleich Präsidentin RablStadler, wie viele andere auch, die Frage stellte, warum das Bundesvergabeamt fünf Monate für diese Entscheidung benötigt und die Festspiele damit in eine schwierige Lage gebracht habe, so erklärte sie beschwichtigend und sichtlich um eine Kalmierung der hoch emotionellen Situation bemüht: „Wir müssen eine Möglichkeit finden, den gordischen Knoten zu durchschlagen.“ Landeshauptmann Schausberger betonte ebenso wie Bürgermeister Schaden, der Festspielfonds habe „nach bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt, seine Vorgangsweise abgestimmt und die Beschlüsse gemeinsam gefasst.61 Um den gordischen Knoten zu durchschlagen, lud Landeshauptmann Schausberger, turnusmäßiger Vorsitzender des Kuratoriums, für 25. April zu einer Sondersitzung des Kuratoriums nach Salzburg, um Lösungsmöglichkeiten für die schwierige Situation zu diskutieren. Es müsse eine eindeutige Lösung geben, um das neue Haus zum Mozart-Jahr bespielen zu können. Sollte der Zeitplan nicht eingehalten werden können, wäre dies „eine riesige Blamage für Salzburg“.62 Zur Sondersitzung des Kuratoriums am 25. April wurde auch Baudirektor Denk zugezogen, der sowohl ein Gutachten des Legislativ- und Verfassungsdienstes des Landes Salzburg wie auch ein Memorandum der Wiener Rechtsanwälte Siemer, Siegl, Füreder & Partner über die verfahrenstechnischen Möglichkeiten vorlegte und zusammenfassend erklärte, dass „aus der Sicht des Praktikers . . . ein Ausscheiden von Hermann und Valentiny Wimmer Zaic wegen der Verletzung der ‚Tabuzone‘ die realistische Chance ergibt, das Projekt für 2006 noch zu retten. In Folge könnte mit Architekt Holzbauer die Verhandlung aufgenommen werden und es ist abzuwarten, welche Schritte die ausgeschiedene Bietergruppe unternimmt. Es spricht einiges dafür, dass einem Einspruch gegen das Ausscheiden nicht stattgegeben werden wird und das Projekt so rasch weitergeführt werden kann. . . . Sollte einem Einspruch tatsächlich stattgegeben werden, und dies wäre in wenigen Wochen auf dem Tisch, so ist der Termin 2006 kaum zu halten und das Projekt ist dann in seiner Dimension zu überdenken.“63 Wäh-

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rend Bürgermeister Schaden sich gegen ein mögliches Nachgeben gegenüber Holzbauer und für einen neuen Start des Verfahrens aussprach, womit der vorgesehene Zeitrahmen hinfällig wurde, betonte Ruzicka „die Wichtigkeit dieses neuen ,Hauses für Mozart‘ bei den Planungen für 2006, das dort fix eingeplant sei. Er erinnert auch an das Gespräch mit Herrn Bundeskanzler, der gesagt habe, entweder das neue Haus gehe 2006 in Betrieb, oder es gebe nie mehr wieder hierfür eine Bundeshilfe. Es sollte daher ein relativ sicherer Weg begangen werden, um den Termin zu halten. Die beiden Erstgereihten gemeinsam mit dem Projekt zu betrauen, erscheine nicht mehr so ausgeschlossen wie seinerzeit, es gebe hier zuletzt gewisse Signale für eine Verständigungsmöglichkeit.“ Ruzicka erhielt Unterstützung von Rabl-Stadler, die betonte, der Termin 2006 sei für Salzburg „noch wichtiger als seinerzeit 1991. Das Kleine Festspielhaus sei in der Sanierung zurückgestellt worden im Hinblick auf den zu erwartenden Neubau. Es würden also erhebliche Kosten aus der Sanierung erwachsen, sofern der Umbau nicht zustande käme. Sie sieht auch eine große Gefahr in der ständig erstarkenden Konkurrenz, insbesondere Prags. Sie ist auch der Meinung, dass das Projekt im Volumen von 400 Mio. Schilling verwirklicht gehörte und sieht dieses als causa prima sowohl für die Stadtgemeinde als auch das Land Salzburg an. . . . (. . .) Auch sie habe zuletzt Signale einer möglichen Verständigung der beiden Erstgereihten erhalten.“64 Das Kuratorium verwarf die Möglichkeit eines Ausscheidens des Siegerprojekts und schloss sich einem Vorschlag von Rabl-Stadler und Radel an. Es hob aufgrund des Spruchs des Bundesvergabeamts die Vergabe der Umbauarbeiten an das Team Hermann/Valentiny/Wimmer/Zaic auf, lehnte jedoch eine Entscheidung zugunsten Holzbauers mit dem Argument ab, dass die Gruppe Hermann & Valentiny/Wimmer Zaic eine solche Entscheidung bei allen möglichen Instanzen anfechten werde und damit eine nicht absehbare zeitliche Verzögerung eintreten würde. Die Bewertungskommission des Architektenwettbewerbs sollte stattdessen alle fünf eingereichten Projekte unter Berücksichtigung der vorgebrachten und von Gutachten bestätigten Einwände erneut begutachten und bewerten. Der Termin für die Fertigstellung des neuen Hauses sei, so betonte Vorsitzender Landeshauptmann Schausberger in der anschließenden Pressekonferenz, unbedingt einzuhalten, weshalb das Land nunmehr „die Zügel straffer in die Hand nehmen“ werde.65 Landesbaudirektor Alfred Denk wurde beauftragt, die Projekte der fünf Architektenteams aufzubereiten und der Vergabekommission erneut vorzulegen, die am 22. Mai eine endgültige Entscheidung treffen sollte. Nachdem diese Entscheidung gefallen sein wird, werde das Kuratorium der Frage nach den Ursachen des peinlichen Vergabechaos nachgehen. Die Entscheidung des Kuratoriums stieß auf breite Zustimmung. So zeigte sich der Vorsitzende der österreichischen Architektenkammer, Peter Scheifinger, über den Beschluss erfreut, betonte jedoch, er könne sich kaum vorstellen, dass die Bewertungskommission, die schon einmal die fünf Projekte eingehend geprüft habe, nunmehr zu einem anderen Ergebnis komme. Auch Robert Wimmer und Franz Valentiny zeigten sich über die Entscheidung des Kuratoriums erfreut, und Wilhelm Holzbauer sah in ihr eine Bestätigung seines Einspruchs. Auch Carl Fingerhuth, der Vorsitzende der Bewertungskommission, kommentierte zustimmend: „Ich bin froh darüber, dass wir zumindest im Beurteilungsgremium noch einmal die Gelegenheit haben, darüber zu reden.“66

64 Ebda. S. 6. 65 apa 25. 4. 2002. 66 Der Standard 27./28. 4. 2002.

Der nächste Akt der Tragikomödie begann am 15. Mai. An diesem Tag sollte das Bundesvergabeamt weitere Einsprüche Holzbauers gegen das erstgereihte Team klären: die vom Ausschreibungstext geforderte Eignung von Franz (Francois) Valentiny für die Durchführung des Projekts. Der Luxemburger Architekt konnte nämlich als Referenzbau nur auf eine Mehrzweckhalle, nicht jedoch auf den Bau eines Theater- oder Opernhauses verweisen. Das Bundesvergabeamt fällte jedoch keine Entscheidung mit der Begründung, dass die notwendigen Vorerhebungen noch nicht abgeschlossen seien. Keine Entscheidung traf auch die am selben Tag tagende Bewertungskommission, die mit Hinweis auf juristische Argumente erklärte, dass die vom Kuratorium geforderte Reihung der fünf Projekte derzeit sinnlos sei. Gegen den Widerstand von Landesbaudirektor Denk wurden die Juristen von Stadt und Land beauftragt, angesichts der schwierigen juristischen Lage das Szenario eines Widerrufs des Verfahrens zu prüfen. Die Prüfung sollte bis zur nächsten Sitzung des Kuratoriums am 22. Mai abgeschlossen sein.67 Bürgermeister Schaden begründete diesen Beschluss mit dem Hinweis auf die rechtlich total verfahrene Situation. Welches Projekt immer man nunmehr an die erste Stelle reihe, man müsse stets mit der Klage der nicht berücksichtigten Architekten rechnen. Man müsse sich daher auch mit dem Gedanken vertraut machen, mit einem neuen Verfahren ganz von vorn zu beginnen. „Der Zeitplan ist ohnedies schon obsolet.“ Ob mit einer Fertigstellung zum Mozart-Jahr 2006 gerechnet werden könne, wage in Salzburg kaum mehr jemand vorherzusagen.68

67 Protokoll der Sitzung der Bewertungskommission am 15. 5. 2002. S. 2. 68 apa 16. 5. 2002. 69 Ebda. 70 Protokoll der Bewertungskommission am 15. 5. 2002. S. 2.

Eine Lösung schien weit und breit nicht in Sicht, der peinliche Stillstand wurde prolongiert. Intendant Peter Ruzicka übte sich dennoch in Optimismus. Das geplante „Haus für Mozart“ sei eine „künstlerische Notwendigkeit“ für den geplanten Mozart-Zyklus im Jahr 2006, weshalb er auf „eine zielführende Weichenstellung“ im Kuratorium hoffe.69 Er hatte sich in der Sitzung der Bewertungskommission am 15. Mai vehement für einen Vorschlag Breitenfelds ausgesprochen, der in der Debatte von zwei Möglichkeiten gesprochen hatte: „. . . sich die beiden Erstgereihten ‚zur Brust zu nehmen‘ oder die radikalere Möglichkeit, das Team Valentiny auszuscheiden.“70 Ruzicka sah in der Zusammenführung der beiden erstgereihten Projekte die am meisten Erfolg versprechende Möglichkeit, sich aus dem drohenden Stillstand zu befreien und das „Haus für Mozart“ doch noch rechtzeitig fertigzustellen. Der Intendant wurde zusammen mit Landeshauptmann Schausberger in diese Richtung hinter den Kulissen zur treibenden Kraft einer Kompromisslösung. Am 7. Dezember 2001 hatte Wilhelm Holzbauer an seinen ehemaligen Schüler Francois Valentiny versöhnlich geschrieben, dass es ihm nicht darum gehe, ihn „aus einer – unter welchen Umständen auch immer entstandenen – Entscheidung hinauszudrängen. . . . Es ist jetzt fast eine Groteske, wenn ich Dich jetzt daran erinnere, dass Du in einem unserer Telefonate sagtest, es wäre das Beste, was mir passieren könnte, wenn Du gewinnen würdest, weil Du ja das ‚Haus für Mozart‘ – übrigens auch eine Wortschöpfung von mir – gerne mit mir bauen würdest. Vielleicht erinnerst Du Dich daran.

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Keine Angst, ich werde diese Bemerkung nicht einfordern, erlaube mir aber, dass ich Dir die Umstände schildere, die zu dem ‚Einspruch‘ führten – der nichts anderes bedeutet, als dass die Entscheidungsfindung des Gremiums überprüft wird – und den ich Dir und dem Kuratorium im Voraus mitteile. . . . Wir – und das ist in erster Linie mein Mitarbeiter Dieter Irresberger, mein Statiker Rainer Herbrich und mein Akustiker Karlheinz Müller – haben seit Jahren an der Verfeinerung eines Konzeptes gearbeitet, das wir zusammen mit Gérard Mortier entwickelt hatten und das die Absenkung der Bühne vorsah. Du kennst das ursprüngliche, im Wettbewerb etwas veränderte Projekt . . . Wir sind davon ausgegangen, dass die Baumassenrelation zwischen Bühnenturm und der Fassade des ursprünglichen Festspielhauses nicht verändert werden konnte. Auch Holzmeister, der mit seinen drei Projekten scheiterte, weil er sein eigenes Werk nicht zerstören wollte, sah eine solche Veränderung nicht vor. Deshalb brachte er die notwendige Sitzplatzzahl nicht zustande, und keiner seiner Pläne wurde je verwirklicht. Wir sind immer wieder aufgefordert worden, an diesem Projekt weiterzuarbeiten. Und dann wird von einem Gremium, in welchem keine einzige Person sitzt, welche je mit einem Theaterbau zu tun hatte, mit dem ebenso dummen wie infamen Slogan ‚Mozart in den Keller‘ das Projekt und die Idee lächerlich gemacht und mit der niedrigsten Punktezahl bewertet, die zu vergeben war. Und darüber hinaus beschließt dieses Gremium noch, mit uns nicht einmal zu reden! Es ist diese maßlose Kränkung, die uns dazu bewogen hat, die Prüfung einzuleiten. Du weißt, dass ich nichts davon halte, das Holzmeister’sche Dach zu heben, den Saal breiter zu machen und das akustische Idealmaß, das für ein MozartHaus eben richtig ist – ein relativ schmaler und hoher Saal – zu ignorieren. . . . Und ich möchte Dir hier auch sagen, dass, wie immer dieses Prüfungsverfahren ausgeht, ich Dich nicht verdrängen würde, da ich wenig Lust verspüre, mit diesem Gremium zu tun zu haben. Ich will es nur wissen, ich will wissen, ob man ein Verhandlungsverfahren, das von Formfehlern und Verstößen nur so strotzt, so durchführen kann. Das, und nichts anderes, will ich wissen und ich hoffe, dass unsere Freundschaft dies aushält . . .“71

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Der Brief Holzbauers zeigte zunächst keine Wirkung. Valentiny und Wimmer hatten zunächst noch über ihren Anwalt Christoph Bamberger Landeshauptmann Schausberger Anfang Februar 2002 wissen lassen, dass sie sehr wohl zu einem Gespräch mit dem Landeshauptmann bereit seien, nicht jedoch mit Holzbauer, da ein solches „nicht zielführend ist“.72 Am 17. April goss Valentiny noch Öl ins Feuer. In einem Interview mit Bezugnahme auf den Spruch des Bundesvergabeamts, seine Arbeitsgemeinschaft wurde nicht aus dem Verfahren ausgeschieden „und Holzbauer wird als Zweitgereihter auch nicht automatisch zum Zug kommen“. Auf die Frage, ob nicht die Vorkommnisse um den Salzburger Architektenwettbewerb, in dem nur noch Juristen zu entscheiden hätten, eine katastrophale Wirkung für künftige Wettbewerbe ausübten, bemerkte Valentiny in Richtung Holzbauer: „Solange es altmodische Menschen wie Holzbauer gibt, die öffentlich Ansprüche stellen, die ihnen nicht zustehen, ist das möglich. Das ist eine undemokratische Haltung, die in ganz Europa schon nicht mehr verstanden

71 SLA Präs. Akt 1293. SZ 11–26. Umbau Kleines Festspielhaus. Mozarthaus. Errichtungs Ges. m. b. H. Zahl 1293/20. 72 Ebda.

„1. Beide Teile sind bereit, in Form einer Machbarkeitsstudie deren Projekte zu vereinen; diese Machbarkeitsstudie soll bis 15. Juli vorliegen und sie wäre dann ein ‚point of no return‘; so würde unter anderem Holzbauer seine Einwendungen am selben Tag zurücknehmen. 2. Es müsste dann der Zuschlag für dieses gemeinsame Projekt erfolgen, wobei allerdings zu erwarten sei, dass die von den Festspielen gewünschte Ausdehnung der Sitzplatzzahl nicht gelingen sollte. 3. Es ist ferner klar, dass der Zeitplan gehalten werden könne, d. h. 2005 das neue Haus nutzbar sein werde, was insbesondere auch in der Öffentlichkeit zur Akzeptanz führen sollte. 4. Rechtsanwalt Dr. Regner soll dieses Vorgehen rechtlich absichern. 5. Der Termin 29. Mai beim Bundesvergabeamt sollte nicht abgehalten werden, um eine Störung der Zusammenarbeit der beiden Erstgereihten zu vermeiden.“75

73 Der Standard 17. 4. 2002. 74 Protokoll der 194. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 22. 5. 2002. S. 12. 75 Ebda. S. 15.

Mit dem Bericht Ruzickas schien eine gangbare und allgemein akzeptable Lösung in Sicht und damit auch die Einhaltung des Fertigstellungstermins 2005. Die von Holzbauer/Valentiny zu erarbeitende Machbarkeitsstudie sollte bis 15. Juli vorliegen und zusammen mit den übrigen drei eingereichten Projekten von der Bewertungskommission einer neuerlichen Prüfung und Reihung unterzogen werden. Diese Reihung sollte als Grundlage für eine endgültige Entscheidung des Kuratoriums dienen. Bei den von Schausberger und Ruzicka geführten inoffiziellen Gesprächen hatte diese eine Trumpfkarte in der Hand: die Drohung mit einer Neuausschreibung. In diesem Fall konnten sich nämlich die Architektenteams nicht mehr bewerben. Der Druck wirkte, und Schausberger gab nach der Sitzung des Kuratoriums vorsichtig optimistisch bekannt, es gebe gute Chancen, dass beide Gruppen ernsthaft und mit einem positiven Ergebnis miteinander verhandeln.

Der Kompromiss – das Projekt Holzbauer/Valentiny

wird, ein Denken aus längst vergangener Zeit . . . Holzbauer baut seit 20 Jahren nur mehr miese Investorenarchitektur, er hat seinen Idealismus, sein Können, sein Talent dem Geld geopfert.“73 Holzbauer reagierte auf diese Attacke, indem er beim Bundesvergabeamt einen Antrag auf Ausschluss des Architektenteams Valentiny vom weiteren Verfahren wegen Verleumdung und Rufschädigung stellte. Die Fronten waren festgefahren, die Positionen nicht vermittelbar und die Fertigstellung des „Hauses für Mozart“ im Jahr 2006 gefährdet. In dieser Situation ergriffen Landeshauptmann Schausberger und Intendant Ruzicka hinter den Kulissen die Initiative, indem sie als Kompromiss auf eine Kooperation der beiden erstgereihten Architektenteams drängten. Am 21. Mai fand im Restaurant „Pan e Vin“ ein von Ruzicka moderiertes Gespräch zwischen Holzbauer, Valentiny und Wimmer statt, das mit der prinzipiellen Bereitschaft von Holzbauer und Valentiny endete, nach dem Motto „Von jedem Projekt das Beste“ mithilfe einer Machbarkeitsstudie eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. Schausberger berichtete noch am selben Tag in der Sitzung des Kuratoriums von den Bemühungen Prof. Dr. Ruzickas, eine gemeinsame Planung der beiden Erstgereihten zu versuchen“74, und der soeben von dem Vermittlungsgespräch zurückgekehrte Intendant Ruzicka referierte die zu einer möglichen Lösung führenden Ergebnisse:

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„Damit wäre allen gedient – dem Land, den Festspielen, der Stadt und den beiden Architektenteams – und wir könnten den vereinbarten Terminplan, das heißt die Fertigstellung bis zum Sommer 2005, einhalten.“ Sollte es zu einem gemeinsamen Projekt kommen, so habe Wilhelm Holzbauer in Aussicht gestellt, seine Anträge beim Bundesvergabeamt zurückzuziehen. Ein auch diskutierter Ausstieg aus dem laufenden Verfahren komme für ihn nicht infrage. Nunmehr könne man „froh sein, dass es eine Bewegung in die richtige Richtung gibt“.76 Um diese Richtung auch juristisch abzusichern, d. h. eine Reklamation der übrigen drei Architektenteams in die Gemeinschaftsplanung zu verhindern, wollte sich Schausberger mit den Juristen des Bundesvergabeamts absprechen. Holzbauer signalisierte öffentlich seine Verständigungsbereitschaft und erklärte, er erwarte im Fall einer Kooperation, „dass das gemeinsame Projekt besser ist als die Einzel-Entwürfe. Meine Prämisse ist allerdings, dass das Holzmeister-Ensemble erhalten bleiben muss.“ Und zum Vorwurf, er handle mit seiner plötzlich gezeigten Kompromissbereitschaft nur im Eigeninteresse: „Man soll doch nicht so tun, als würden die Sieger in Auswahlverfahren immer bauen. Ich selber habe den Rechnungshof gewonnen, gebaut hat der Czernin. Beim Kriegsministerium sind der Loos und der Wagner durchgefallen. Und Partnerschaften hat es auch immer gegeben. Es gibt genügend sachliche Argumente.“ Mehrere Architekten würden das Projekt keineswegs verteuern, denn dieses sei „so kompliziert, dass man froh sein muss, wenn das Honorar die Kosten deckt. Die Zahl der Architekten spielt keine Rolle, das Honorar bleibt gleich und wird aufgeteilt, da bleibt nicht viel übrig.“ Im Fall einer raschen Einigung reiche die Zeit, um die gewünschten Fristen einzuhalten. Allerdings nur dann, wenn man im Herbst 2003 zu bauen beginne.77 Sein erfolgreiches Agieren gegen den Juryentscheid stieß in einer Umfrage der Tageszeitung „Der Standard“ bei führenden österreichischen Architekten – Peter Lorenz (Innsbruck), Adolf Krischanitz (Wien), Manfred Wolff-Plottegg (Graz), Gustav Peichl (Wien), Klaus-Jürgen Bauer (Eisenstadt), IG-Architekten, Marie-Therese Harnoncourt (Wien), Klaus Kada (Graz) – auf Unverständnis und Ablehnung. Es sei ein Signal in die falsche Richtung, wenn ein Verfahren durch solche Maßnahmen ausgehebelt werden könne, so der Tenor der Stellungnahmen.78 Trotz dieser verbalen Rückenstärkung waren Hermann und Valentiny aufgrund des rechtlich möglichen Ausscheidens ihres Projekts infolge der vom Bundesvergabeamt festgestellten Verfahrensmängel, einiger nicht ausschreibungskonformer Planungsmomente und der drohenden Alternative einer Neuausschreibung des Umbaus, an dem sie nicht mehr teilnahmeberechtigt gewesen wären, bereit, auf das Angebot der Prüfung einer Machbarkeitsstudie für ein gemeinsames Projekt mit Holzbauer einzugehen. Dabei sollten sie in der neuen Arbeitsgemeinschaft als Subunternehmer Holzbauers fungieren.79 Der im Kuratorium und im Festspielhaus bereits mit Erleichterung aufgenommene mögliche Kompromiss schien in letzter Minute noch gefährdet, als Valentiny am 29. Mai einen Brief an die Mitglieder des Kuratoriums schrieb, in dem er bemerkte, dass das Gespräch am 21. Mai „aus unserer Sicht durchaus positiv verlaufen“ ist, „wobei wir keinesfalls unsere ausdrückliche Zustimmung zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie gegeben haben, da es aus unserer Sicht im Vorfeld erforderlich ist, einerseits funktionale und architektonische Parameter festzulegen und andererseits auch erforderlich ist, die rechtlichen Rahmenbe-

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Salzburger Landeskorrespondenz 22. 5. 2002. Die Presse 27. 5. 2002. Der Standard 1./2. 6. 2002. Inmitten der neuerlichen sommerlichen Turbulenzen präsentierte der Salzburger Architekt Gerhard Garstenauer einen Projektentwurf, der erhebliche publizistische Resonanz erhielt, löste er doch nach Ansicht vieler Kommentatoren die Aufgabe auf eine äußerst originelle Weise. Es sei ihm gelungen, so Wilhelm Sinkovicz, „aus der scheinbar unvermeidlichen ‚Schuhschachtel‘ auszubrechen und eine an der uralten, aus der Antike überkommenen Theater-Anlage orientierte Lösung zu finden. Garstenauer ist im Salzburgischen und darüber hinaus nicht zuletzt durch seine vieldiskutierten ‚Kristalle‘ – etwa im Gasteinerland – berühmt geworden. Eine Kristallstruktur sieht er auch für das neue Kleine Festspielhaus vor, in die er aufs natürlichste das altvertraute Theater-Rund einschreibt. Dieses vermittelt die Intimität, aber auch die akustischen Verhältnisse, wie sie ein Mozarthaus braucht, bietet aber dennoch bis zu 1.700 Zuschauern Platz. Bisher haben die Architekten in der Regel versucht, nach oben oder unten – durch eine Tieferlegung – auszuweichen, um die von der Festspielführung gewünschte Vermehrung des Sitzplatzangebotes sicherzustellen. Als Praktiker hat Garstenauer vorgesehen, diesen Festspielhaus-Kristall so vorzufertigen, dass er mühelos in die bestehenden Grundfesten ‚eingepasst‘ werden kann. . . . (. . .) Ein Anreiz für die neue Festspielführung jedenfalls, die Zukunft des Kleinen Hauses noch einmal zu überdenken.“ (Wilhelm Sinkovicz: Ein Haus für Mozart? – In: Die Presse 19. 7. 2002.)

„1. Eine Vermehrung der Platzanzahl (Richtzahl: zusätzlich 100 Plätze) im neuen ‚Haus für Mozart‘ wird von beiden Architektenteams grundsätzlich auch bei einem vermittelnden Konzept für möglich gehalten, und zwar je nach der endgültigen Gewichtung der baulichen Parameter. 2. Es besteht Übereinstimmung, dass das Parkett des Theatersaales vom Foyer (Karl-Böhm-Saal) aus ebenerdig zu betreten ist. 3. Als technische Konsequenz hieraus wird die Bühne des ‚Hauses für Mozart‘ um ca. 2,5 m tiefer liegen. 4. Durch die beabsichtigte Vermehrung des Raumvolumens ist eine Anhebung des Daches nicht in dem bisher angenommenen Maße erforderlich. 5. Die Trennwand zur Felsenreitschule wird (nach statischen Erfordernissen) durch eine neue Wand ersetzt, ohne dass eine Veränderung des Raumes der Felsenreitschule erfolgt. Ein Platzgewinn von ca. 70 cm kann dem Raumvolumen des ‚Hauses von Mozart‘ zugeschlagen werden.“81

80 SLA Präs. Akt 1293. Ab SZ 27. Haus für Mozart. Betriebs- und Errichtungs G. m. b. H. Zahl 12940/28. 81 Ebda. Ohne Zahl.

Jenseits des damit erzielten Kompromisses musste auch die weitere Vorgangsweise noch juristisch geklärt werden. Aus rechtlicher Sicht war es auch möglich, eine neu besetzte Bewertungskommission für die Fortführung des Verhandlungsverfahrens zu berufen. Diese Lösung wurde von Intendant Ruzicka befürwortet, hatte jedoch nur schwierig zu meisternde politische Implikationen. Die politisch leichter zu bewältigende und aufgrund der Zeitnot praktikablere Lösung bestand in einer Fortführung des Verhandlungsverfahrens mit derselben personellen Besetzung der Bewertungskommission. Um das Verfahren zügig fortführen zu können, wurde die zweite Stufe des Verhandlungsverfahrens widerrufen und die fünf Architektenteams am 15. Juli aufgefordert mitzuteilen, ob sie an einer weiteren Beteiligung interessiert seien. Im Fall einer positiven

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dingungen einer derartigen Machbarkeitsstudie festzulegen. Wir haben dies Herrn Ruzicka auch ausdrücklich im Rahmen des am 21. 5. 02 geführten Gespräches mitgeteilt.“ Es habe jedoch bis jetzt über die zentralen „funktionalen und architektonischen Parameter . . . keinerlei Gespräche gegeben, so dass unsere Zustimmung zu einer Machbarkeitsstudie aus diesem Grunde bereits nicht vorliegt“. Der von Intendant Ruzicka gegebene positive Bericht, der auch in einer Meldung der „Salzburger Landeskorrespondenz“ wiedergegeben wurde, über das Gespräch „entspricht . . . jedenfalls nicht den Tatsachen“.80 Um die nach wie vor bestehenden Irritationen zu beseitigen und die Erstellung einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie bis zum 15. Juli zu erreichen, lud Intendant Ruzicka am 12. Juni zu einer Besprechung ein, bei der die bestehenden persönlichen Differenzen zwischen Valentiny und Holzbauer beseitigt und die weitere Vorgangsweise schriftlich festgelegt werden sollten. Ruzicka gelang es dabei, Holzbauer zu einer Rücknahme seines Antrags gegen Valentiny beim Bundesvergabeamt und Valentiny zu einer Entschuldigung für seine Äußerungen über Holzbauer zu bewegen. Das weitere Gespräch, so Ruzicka in einem Brief an die Mitglieder des Kuratoriums, „verlief sodann außerordentlich sachlich und konstruktiv und war vom ehrlichen Bemühen der Architektenteams bestimmt, zu einer gemeinsamen technischen Lösung zu kommen“. Das Ergebnis des Gesprächs wurde von Ruzicka in einem von beiden Architekten unterzeichneten „Memorandum“ festgehalten:

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Antwort sollten sie ihr eventuell überarbeitetes Anbot bis 24. Juli abgeben, wobei die Bieter darauf hingewiesen wurden, dass sie sich auch zu Bietergemeinschaften zusammenschließen konnten. Damit wurde Holzbauer und Valentiny die Möglichkeit gegeben, ein gemeinsames Projekt einzureichen. Die Salzburger Architekten Wimmer und Zaic unterbreiteten in der Folge ­einen Vertragsvorschlag, in dem sie für ihr Büro einen Anteil von 70 Prozent der Arbeitsleistung, für die Büros von Holzbauer und Valentiny hingegen nur je 15 Prozent vorsahen. Sollten Holzbauer und Valentiny mit dieser Aufteilung nicht einverstanden sein, würde eine Kooperation nicht zustande kommen. Holzbauer und Valentiny unterbreiteten einen Vermittlungsvorschlag, der die Aufteilung der Planungsleistung zu je einem Drittel an die drei Büros und zusätzlich die örtliche Bauleitung für den komplizierten Bau bis zur Kellerdecke an das Büro Wimmer und Zaic vorsah. Dies wurde von Wimmer und Zaic hingegen abgelehnt und mitgeteilt, dass sie mit sofortiger Wirkung aus der Arbeitsgemeinschaft ausschieden und ein eigenes Projekt entwickelten. Diese Absage erfolgte ohne Wissen und Zustimmung Valentinys zwei Tage vor dem Abgabetermin der Machbarkeitsstudie. Valentiny reagierte seinerseits mit dem Ausstieg aus der ursprünglichen Bietergemeinschaft Hermann & Valentiny, Wimmer/Zaic. Valentiny begründete diesen Schritt damit, dass er keinerlei Kenntnis von dem von Wimmer/Zaic vorgelegten Projekt hatte, die Büros Valentiny und Holzbauer hingegen in den letzten Wochen in Zusammenarbeit mit dem Akustiker Prof. Müller und dem Statiker Herbrich ein gemeinsames Modell für ein „Haus für Mozart“ erarbeiteten. Bei der Entwicklung eines eigenen Projekts stützten sich Wimmer und Zaic auf die neuen Bedingungen der nunmehrigen zweiten Runde, nach denen es allen bisher Beteiligten offen gelassen wurde, ob sie das alte Projekt oder ein neues einreichten, wobei sie sich auch – vor allem mit Blick auf die neue Kooperation von Holzbauer/Hermann/Valentiny – als neue Arbeitsgemeinschaften konstituierten. Sie konnten jedoch aus juristischen Gründen als neue Arbeitsgemeinschaft am neuerlichen Prüfungsverfahren der Bewertungskommission nicht mehr teilnehmen. Die Festspiele begründeten diese Ablehnung in einer Aussendung damit, dass „das von Wimmer/Zaic unter dem Namen Hermann & Valentiny/Wimmer/Zaic eingereichte Angebot“ deshalb „nicht angenommen werden konnte, da Hermann & Valentiny sich von diesem Entwurf distanziert haben und Wimmer/Zaic nicht als Teilnehmer am Verfahren gemeldet waren. Sie wiesen nur in Gemeinschaft mit Hermann & Valentiny die geforderte Eignung auf und waren nur in dieser Konstellation zur Angebotslegung aufgefordert worden.“82 Die beiden Salzburger Architekten antworteten mit der Beantragung einer einstweiligen Verfügung gegen den Festspielfonds beim Salzburger Bezirksgericht sowie einer Klage wegen Verletzung des Urheberrechts – Valentiny habe sein Wissen, das er bei der Erarbeitung des ursprünglichen Siegerprojekts gewon­nen habe, nunmehr in das mit Holzbauer erarbeitete neue Projekt eingebracht – und der Einleitung eines Vergabekontrollverfahrens beim Bundes­ vergabeamt. Ihr Rechtsanwalt, Christoph Koller, schrieb an Intendant Peter Ruzicka, dass der Ausschluss seiner Mandanten aus dem zweiten Verfahren „rechtswidrig erfolgte“. Es liege „der Verdacht nahe, dass unzulässige Absprachen ­zwischen dem Festspielfonds und Herrn Architekten Holzbauer getroffen

82 Pressemitteilung der Salzburger Festspiele vom 28. 8. 2002.

Der Kompromiss – das Projekt Holzbauer/Valentiny

83 Der Standard 29. 8. 2002. 84 SLA Präs. Akt LK – 1293. Ab SZ 27. Haus für Mozart. Betriebs- und Errichtungs Ges. m. b. H. Ohne Zahl. 85 In einem Brief an Landeshauptmann Franz Schausberger beklagte sich Wilhelm Holzbauer im Namen der Bietergemeinschaft Holzbauer/Valentiny über die ihrer Meinung nach ihnen entgegengebrachte „Aura von Feindseligkeit und Aggression von einigen Persönlichkeiten der Bewertungskommission, besonders der Herren Fingerhuth und Fehle . . . Wir waren der Meinung, dass, wenn es gelingt, von den Autoren des Erst- und Zweitgereihten im vorangegangenen Verfahren ein gemeinsames Projekt zu erstellen, welches die Vorzüge beider Projekte beinhaltet, könnten wir ein faires Urteil erwarten und nicht, dass durch eine tendenziös schlechte Bewertung unser Projekt hinter die Arbeit eines dritten Projekts gereiht wird.“ (Ebda. Zahl 12940/45.) 86 Protokoll der 195. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 13. 9. 2002. S. 5. 87 Ebda. S. 16.

wurden“. ­Zudem wurde die rechtsgültige Vertragsauflösung mit ihnen durch Valentiny am Tag der Projekt-Abgabe bezweifelt. Durchaus ähnlich äußerte sich Günther Domenig: „Das Ganze ist eine unfassbare Sauerei. Valentiny kooperiert plötzlich mit Holzbauer, und die Änderungen in den Verfahrensregeln haben nur im Auge gehabt, Holzbauer erstzureihen. Ich warte eigentlich nur mehr auf den Anruf, dass wir verloren haben.“83 Auch die Architektengemeinschafen Günther Domenig/Hermann Eisenköck/Fritz Lorenz und Jörg Friedrich ließen den Salzburger Festspielfonds am 9. und 11. Juli in gleich lautenden Schreiben mitteilen, „dass alle bisherigen Meldungen nicht den korrekten Regelungen eines Bewerbungsverfahrens entsprechen“. Dies sei der Grund, warum gegen eine Entscheidung „auf jeden Fall Einspruch“ erhoben werde, „sollte das Verfahren nicht zu gleichen Bedingungen wie die vergangene Ausschreibung und mit den gleichen Teilnehmern durchgeführt werden“.84 Die Bewertungskommission führte am 28. August ein neuerliches Prüfungsverfahren der vier Projekte für den Umbau des Kleinen Festspielhauses in ein „Haus für Mozart“ durch, ohne eine Entscheidung zugunsten eines der vier eingereichten Projekte – Domenig/Eisenköck/Lorenz, Friedrich & Partner, Bétrix & Consolascio und Holzbauer/Hermann/Valentiny – zu treffen.85 Aufgrund der Präsentation der Projekte sowie der anschließenden Diskussionen wurden die Bieter aufgefordert, bis spätestens 10. September aufgezeigte Mängel zu beheben bzw. offene Fragen zu klären, wobei auch noch zusätzliche mündliche Verhandlungen stattfinden konnten. Die Bewertungskommission sollte anschließend in einer abschließenden Sitzung eine Wertung der Projekte vornehmen, die als Grundlage für eine Entscheidung des Kuratoriums in dessen Sitzung am 13. September dienen sollte. Wenngleich die Bewertungskommission es vermied, eines der vier eingereichten Projekte zum Sieger zu erklären, führte sie dennoch eine Bewertung durch, in der die Schweizer Architekten Bétrix & Consolascio die höchste Punkteanzahl erreichten, gefolgt von Holzbauer/Valentiny. Die Sondersitzung des Kuratoriums am 13. September fällte aufgrund der von Wimmer/Zaic angestrengten rechtlichen Schritte sowie der nach Ansicht des Direktoriums „sehr auseinander gehenden Ergebnisse“ des Bewertungsverfahrens durch die Bewertungskommission keine Entscheidung. „Das Direktorium sei der Meinung“, so Präsidentin Rabl-Stadler in ihrem Bericht, „dass das Team Bétrix & Consolascio und Holzbauer/Valentiny in der Bewertung Kopf an Kopf liegen.“86 In der Diskussion wurde die Einsichtnahme in die vorgelegten Projekte gefordert, um eine Entscheidung treffen zu können. Zudem seien vor einer Entscheidung die noch offenen rechtlichen und baupolizeilichen Fragen vor ­allem im Bereich der Fluchtwege zu klären. Unter Hinweis auf die überraschende Vorreihung des ursprünglich drittgereihten Projekts an die erste Stelle wurde allgemein Erstaunen geäußert. Heinrich Wiesmüller äußerte die Meinung, dass „seiner Ansicht nach . . . einzelne Mitglieder dieser Bewertungskommission eine parteiische Stellung bezogen“ hätten. Landeshauptmann Schausberger betonte unter allgemeiner Zustimmung – lediglich Gebhard Fehle vertrat eine andere Auffassung –, dass das Kuratorium nicht über Projekte abstimme, sondern darüber, „wem zugetraut werden kann, dass er den Umbau am besten mache“.87 Aufgrund der noch offenen Fragen wurde das Direktorium beauftragt, „bis zur nächsten Sitzung des Kuratoriums am 10. Oktober 2002 sämtliche noch offe­nen Fragen zur Bewertung der Projekte unter Zuhilfenahme unabhängiger

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Ziviltechniker zu klären“. Es sollte „ein begründeter schriftlicher Vorschlag zur Zuschlagserteilung“ vorgelegt und „in einer umfassenden schriftlichen Begründung . . . die fachliche Nachvollziehbarkeit zu diesem Vorschlag“ dargelegt werden. 88 Vor dieser Sitzung bemerkte Werner Thuswaldner, dass das künftige „Haus für Mozart“ zu einem „Festspielhaus für Juristen“ zu verkommen drohe. „Der Streit wird von den Anwaltskanzleien verschiedener Architektenteams geführt, und als Schiedsrichter tritt immer wieder das Bundesvergabeamt in Wien auf. Der Streit geht darüber, ob Wettbewerbsbestimmungen verletzt worden sind oder nicht, ob das eine oder andere Projekt zum Wettbewerb überhaupt zugelassen werden sollte und anderes mehr. Die Architektur und die Frage, ob aus dem Kleinen Festspielhaus das ideale ‚Haus für Mozart‘ wird, spielt in der Auseinandersetzung überhaupt keine Rolle. Selbst der Festspielfonds, der ja der Bauherr ist, verzichtet darauf, architektonische Argumente ins Spiel zu bringen. Er interessiert sich höchstens dafür, wie viele Plätze zur Verfügung stehen werden, weil sich damit die Rentabilität des Hauses berechnen lässt. Wichtig ist auch noch der Fertigstellungstermin, der unbedingt eingehalten werden muss: Herbst 2005.“89 Die juristischen Fragen klärten sich bis zur Sitzung des Kuratoriums am 10. Oktober durch Bescheide des Bundesvergabeamts vom 30. September und 2. Oktober, die die von Wimmer und Zaic angestrengte einstweilige Verfügung und den Nachprüfungsantrag wegen Unzulässigkeit zurückwiesen.90 Wimmer und Zaic bezweifelten allerdings die Begründung des Bundesvergabeamts und brachten eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof ein. Zur nach wie vor anhängigen Klage wegen angeblicher Verletzung des Urheberrechts erklärte das Direktorium in der Sitzung des Kuratoriums am 10. Oktober unter Berufung auf ein von dem gerichtlich beeideten Sachverständigen Klaus Nötzberger erstelltes Gutachten, dass diese seiner Meinung nach keine Aussicht auf Erfolg haben werde, da eine urheberrechtliche Verletzung geschützter Rechte der Architekten Wimmer und Zaic nicht ersichtlich vorliege. Zur ebenfalls offenen Frage der Erfüllung der Eignungskriterien von Bétrix & Consolascio wurden seitens des Direktoriums Gutachten eingeholt, die zwar rechtliche Zweifel an der Berechtigung von Bétrix & Consolascio an der Teilnahme am Vergabeverfahren äußerten, jedoch angesichts der nicht geklärten Judikatur keine endgültige Antwort gaben, weshalb das Direktorium davon Abstand nahm, das Schweizer Architektenteam von der Teilnahme am weiteren Vergabeverfahren auszuschließen. Die ebenfalls offene Frage der Erfüllung des Eignungskriteriums – Erfahrung in Planung und Errichtung von zumindest einem Theater- bzw. Konzertsaalbau in vergleichbarer Größenordnung – wurde durch ein Gutachten als ausreichend erfüllt angesehen. Zur Erfüllung des Auftrags des Kuratoriums, die Angebote einer objektiven Prüfung anhand der definierten Zuschlagskriterien zu unterziehen, beauftragte das Direktorium auf Vorschlag von Baudirektor Alfred Denk die „Spirk & Partner Ziviltechnikergesellschaft m. b. H.“, die, so Intendant Peter Ruzicka in seinem Bericht, zu dem Ergebnis kam, „dass die Bewertung der vom Direktorium des Salzburger Festspielfonds als Hilfsorgan für eine Beurteilung und Bewertung der Angebote eingesetzten Bewertungskommission, deren Sitzung am 28. 8. 2002 stattfand, grundsätzlich plausibel erscheint. Lediglich die Bereiche ‚Verbesserung in der Funktionalität gegenüber dem Ist-

88 Ebda. S. 17. 89 Werner Thuswaldner: Festspielhaus für Juristen. – In: SN 5./6. 10. 2002. 90 Bundesvergabeamt Senat 11. GZ: N-47/02 – 7 S. 9f.: „Gemäß § 115 Abs. 1 BVergG 1997 kann ein Unternehmer, der ein Interesse am Abschluss eines dem Anwendungsbereich dieses Bundesgesetzes unterliegenden Vertrages behauptet, die Nachprüfbarkeit einer Entscheidung des Auftraggebers im Vergabeverfahren wegen Rechtswidrigkeit beantragen, sofern ihm durch die behauptete Rechtswidrigkeit ein Schaden entstanden ist oder zu entstehen droht. Wie aus der Regelung ersichtlich ist, ergibt sich die Anwendungslegitimation eines Bieters erst dann, wenn ihm durch die behauptete Rechtswidrigkeit ein Schaden entstanden sein oder drohen kann. Wenn somit selbst bei Vermeidung der behaupteten Rechtswidrigkeit dem Antragsteller kein Schaden entstanden sein konnte bzw. entstehen kann, ist nicht weiter zu prüfen, ob eine Rechtswidrigkeit bei Auftragvergabe vorgelegen hat. Im gegenständlichen Fall traten die hinter Wimmer Zaic Architekten OEG stehenden Personen (Mag. Arch. Robert Wimmer und DI Michael Zaic) der Auftraggeberin Salzburger Festspielfonds stets als Teilnehmer an der Planungsgemeinschaft ‚Haus für Mozart‘ Hermann & Valentiny/Wimmer Zaic Architekten, niemals jedoch als Wimmer Zaic Architekten OEG gegenüber. Die Wimmer Zaic Architekten OEG als Gesellschafter der Planungsgemeinschaft ‚Haus für Mozart‘ Hermann & Valentiny et associés Architectes S. A. R. L./Wimmer Zaic Architekten OEG hat, wie aus sämtlichen vorliegenden Unterlagen hervorgeht, am Vergabeverfahren nicht teilgenommen. Es kann ihr durch eine behauptete Rechtswidrigkeit weder ein Schaden entstanden sein noch drohen.“ Eine ähnliche und teilweise wortidente Entscheidung erfolgte am 2. Oktober 2002. Vgl. Bundesvergabeamt Senat 11. GZ: N-47/02–10.

91 Peter Ruzicka: Vorschlag für einen Beschluss des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds. 196. Kuratoriumssitzung am 10. Oktober 2002. S. 3f. Vgl. auch Gutachten Spirk & Partner. Beilage 6 zum Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 10. Oktober 2002. 92 Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 10. Oktober 2002. S. 4. Norbert Mayr behauptet in seiner Darstellung, dass eines der Gutachten von Holzbauer bei einem Sachbearbeiter des Bundesvergabeamts, der zuvor maßgeblich an dem Bescheiden zugunsten Holzbauers beteiligt gewesen sei, bestellt worden sei. Das zweite von Landesbaudirektor Alfred Denk bei dem Salzburger Tiefbauingenieur Wilhelm Spirk in Auftrag gegebene Gutachten sei in seinem Platzvergleich und den daraus resultierenden Einnahmenschätzungen zwischen den Projekten Bétrix & Consolascio und Holzbauer & Valentiny äußerst anzweifelbar. (Norbert Mayr: Stadtbühne und Talschluss. Baukultur in Stadt und Land Salzburg. – Salzburg/ Wien 2006. S. 62)

Das Direktorium hatte sich bereits vor der Kuratoriumssitzung einstimmig für das Projekt Holzbauer/Valentiny ausgesprochen und in der Kuratoriumssitzung wurden noch offene Detailfragen durch die Vorlage von – allerdings umstrittenen – Gutachten geklärt, wobei vor allem der Vertreter des Finanzministeriums, Gebhard Fehle, am Gutachten von Spirk & Partner sowie der rechtlichen Haltbarkeit einer Entscheidung für Holzbauer/Valentiny zweifelte. Er sei davon überzeugt, „dass die diversen Berechnungen, die vorgenommen wurden und das Projekt Holzbauer (das in 2 Bewertungen an 2. Stelle gereiht wurde) nunmehr an 1. Stelle reihen, einer Nachprüfung durch das Bundesvergabeamt nicht standhalten werden. Z. B. bewertete Spirk & Partner nicht die Qualität der Sitzplätze, sondern nur deren Anzahl. Spirk & Partner bewertet dieses Kriterium zweimal (nämlich bei 1.2a und 3.2.). Dies ist vergaberechtlich sicher nicht zulässig. Spirk & Partner berechnet für Holzbauer Mehreinnahmen von 216.000 Euro, lässt aber die Mehrkosten von 2 Mio. Euro und einer weiteren für das Abtragen der Rückwand der Felsenreitschule und deren Ersatz durch eine Stahlwand außer Acht. Angesichts dieser Situation und der als sicher anzunehmenden Klagsflut (auch von Domenig und Friedrich), die über uns hereinbrechen wird, und die neben neuerlicher Kosten einen Baubeginn, der eine Fertigstellung bis 2005/06 garantieren könnte, unmöglich macht, halte ich die sofortige Aufhebung des Verfahrens und die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbes für unerlässlich.“92 Fehle stieß mit diesem Vorschlag auf den heftigen Widerstand des Direktoriums sowie von Landeshauptmann Schausberger und Heinrich Wiesmüller, während Bürgermeister Schaden Sympathien für einen völligen Neubeginn erkennen ließ. Auch der Leiter der Wettbewerbsabteilung der Architektenkammer Salzburg, Franz Seidl, plädierte für einen Abbruch des Verhandlungsverfahrens und für ein neues, offenes EU-weites Wettbewerbsverfahren. Andernfalls komme es zu keiner befriedigenden Lösung der offensichtlich heillos verfahrenen und sich in Rechtsstreitigkeiten ergehenden Situation. Würde jetzt abgebrochen und so-

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Stand‘, ‚Qualität der Zusammenarbeit und Abstimmung des Planungsteams in der Erstellung des Angebotes‘ und ‚Auswirkung der Lösungsvorschläge auf den späteren Betrieb‘ wurden von der beauftragten Ziviltechnikergesellschaft kritisch gesehen und einer Nachprüfung unterzogen. Unter Berücksichtigung dieser Nachprüfung kam der vom Direktorium beauftragte Ziviltechniker zum Ergebnis, dass das Angebot des Bieters Prof. Holzbauer richtigerweise mit 72,79 Punkten (im Vergleich zu 64,10 Punkten, die durch die Bewertungskommission vergeben worden waren) und der Bieter Bétrix & Consolascio Architekten AG richtigerweise mit 70,48 (im Vergleich zu 71,01 Punkten, die durch die Bewertungskommission vergeben worden waren) zu bewerten wäre. Zusammengefasst ergibt sich damit eine Umreihung der Bieter. Ausgehend von den Feststellungen und Untersuchungen der Spirk & Partner Ziviltechnikergesellschaft m. b. H. ist richtigerweise das Angebot von Prof. Wilhelm Holzbauer als bestbietendes Angebot zu betrachten.“91

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fort neu ausgeschrieben, könnte eine Eröffnung des neuen „Hauses für Mozart“ noch 2006 erfolgen.93 Heinrich Wiesmüller hingegen betonte, man müsse wissen, ob man ein Festspielhaus wolle oder nicht. Er sei „gegen weitere Gutachten. Es handelt sich nicht nur um juristische oder technische Probleme. Man kann nicht sicher sein, dass es keine Klagen gibt, das Problem ist aber auch gegeben, wenn das Verfahren aufgehoben wird. Wir haben diesen Weg gewählt und sollten ihn zu Ende bringen.“ Auch Schausberger wies darauf hin, dass der vom Kuratorium am 13. September geforderte schriftliche Vorschlag für eine Zuschlagserteilung nunmehr vorliege und vom Direktorium einstimmig beschlossen sei. „Das Direktorium hat mehr Vertrauen zum Projekt Holzbauer/Valentiny als zu anderen und das ist für die Abwicklung ein wesentliches Kriterium. . . . Der Vorschlag des Direktoriums ist einstimmig, er ist begründet, eine Nichtannahme wäre ein Misstrauen gegen das Direktorium.“94 Präsidentin Rabl-Stadler unterstrich, dass es dem Direktorium „um die Wahl des Teams geht und das vorliegende Projekt jederzeit geändert werden kann. . . . Das Direktorium bevorzugt das Team Holzbauer, weil neben dem Architekten die Mitglieder des Teams, Müller, Iresberger, Herbrich uns seit Jahren mit Rat und Tat zur Seite stehen und das Haus genau kennen.“95 Das Kuratorium beschloss schließlich einstimmig – Fehle verließ den Sitzungssaal – die Zuschlagserteilung an das Team Holzbauer/Valentiny und beauftragte das Direktorium, das Vergabeverfahren rasch zum Abschluss zu bringen, um die Fertigstellung zum Mozart-Jahr 2006 zu ermöglichen. Die veranschlagten Baukosten von 29 Millionen Euro durften auf keinen Fall überschritten werden. Die noch offenen 4,36 Millionen Euro sollte Präsidentin Rabl-Stadler durch eine Bausteinaktion aufbringen. Mit der Abwicklung des Umbaus wurde die „Haus für Mozart“ – Kleines Festspielhaus Umbau – und Verwaltungs Ges. m. b. H. beauftragt. Ein sichtlich erleichterter Landeshauptmann bemerkte zu der Entscheidung, dass das Kuratorium stets korrekt vorgegangen sei, die Kontroversen hätten stets nur auf der Seite der Architekten stattgefunden. Die nunmehr getroffene Entscheidung sei landespolitisch wichtig und ein in die Zukunft weisender Schritt. Salzburg benötige für das Jahr 2006 ein „Haus für Mozart“, doch hätte er „einen faulen Kompromiss . . . nicht akzeptiert“.96 Festspielintendant Ruzicka zeigte sich „sehr glücklich“ über das Ergebnis. Direktorium und Kuratorium hätten sich für ein „neues Projekt“ entschieden, das „neue Synergien“ enthalte. Insofern sei das vergangene Jahr nicht umsonst gewesen. Das Direktorium sei vor allem deshalb vom Projekt Holzbauer/Valentiny so begeistert, weil es eine hervorragende Akustik verspreche. Im „Goldenen Schnitt“ bei einer Raumhöhe und Breite von je 20 Metern entstünden akustische Verhältnisse wie in der Wiener Staatsoper, die neue Ästhetik und Funktionalität sei „vorzüglich“ und die Absenkung der Bühne ein praktikabler Weg, um die gewünschten Ergebnisse unter den gegebenen Bedingungen zu erzielen.97 Festspielpräsidentin Rabl-Stadler ergänzte: „Ich hoffe, dass wir damit das Haus bekommen, in dem wir besser hören, besser sehen und das schöner anzuschauen ist.“98 Wilhelm Holzbauer kommentierte die Entscheidung des Kuratoriums mit der Bemerkung: „Ich freue mich darüber, das war mir ein echtes Anliegen seit Jahren. Ich glaube, dass wir ein hervorragendes Projekt haben. Gerade die Zusammenarbeit mit Valentiny hat sich als äußerst fruchtbar erwiesen. Ich glaube,

93 SN 10. 10. 2002. 94 Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 10. Oktober 2002. S. 4f. 95 Ebda. S. 5f. 96 Kurier 11. 10. 2002. 97 SN 11. 10. 2002. 98 Kronen Zeitung 11. 10. 2002.

Der Kompromiss – das Projekt Holzbauer/Valentiny

99 apa 10. 10. 2002. 100 Kronen Zeitung 11. 10. 2002. 101 Der Standard 12. 10. 2002. 102 Werner Thuswaldner: So sehen Sieger aus. In: SN 29. 10. 2002. 103 Ute Woltron: „Tatsächlich ist alles höchst undurchsichtig gelaufen.“ In: Der Standard 12./13. 10. 2002. 104 Hans Langwallner: Der Kompromiss hat einen Geruch. In: Kronen Zeitung 12. 10. 2002. 105 Karl Harb: Neues Haus, schiefe Optik. In: SN 11. 10. 2002. 106 apa 21. 11. 2002. 107 SN 25./26./27. 10. 2002. 108 apa 25. 10. 2002.

dass wir jetzt ein wesentlich besseres Projekt haben als jedes andere vorher. Wir haben die Silhouette nicht verändern müssen und haben auch wesentlich mehr Sitzplätze untergebracht. Ich war befreundet mit Clemens Holzmeister in seinen letzten Jahren. Es war mir ein Anliegen, dass die Fassade, der erste Teil der Festspielbauten, erhalten bleibt.“ Und zur Frage der nach wie vor anhängigen Urheberrechtsklagen: „Die zuletzt kolportierte Verletzung von Urheberrechten finde ich lächerlich, weil Herr Wimmer unser Projekt überhaupt nicht kennt. Dass wir Ideen stehlen müssten, ist meines Erachtens völlig grotesk.“99 Für das Direktorium zeigte sich Peter Ruzicka ebenso „sehr glücklich, weil es der beste Entwurf ist, den es bisher gegeben hat“. Für Landeshauptmann Franz Schausberger war es die gelungene „Zusammenführung zweier Projekte zur besten Lösung und keinesfalls ein Kompromiss“.100 Es gab allerdings auch zahlreiche kritische Kommentare, die u. a. ein Zusam­ menspiel von Landeshauptmann Schausberger und Festspielpräsidentin RablStadler zugunsten ihres Favoriten Holzbauer behaupteten, wodurch dieser wichtigste Kulturbau Salzburgs zur Provinzposse verkommen sei. Der Vorsitzende der Bewertungskommission, Carl Fingerhuth, bemerkte sarkastisch, das nunmehrige Ergebnis erstaune ihn nicht, „denn in Salzburg will das System offensichtlich Sachen beweisen, die eigentlich nicht beweisbar sind. Wie mit dem Resultat umzugehen ist, muss sich Österreich selbst ausmachen. Was hier passiert ist, ist Lokalpolitik und hat mit Architektur nichts zu tun. Ich kann nur sagen: Mein Beileid.“101 Für Werner Thuswaldner war die Art und Weise, wie „Architekt Wilhelm Holzbauer . . . sich diesen Auftrag erkämpft hat, . . . ohne Beispiel. Mehr als dreizehn Monate dauerte der Entscheidungsprozess in diesem Wettbewerbsverfahren. So lange brauchte man, um das ursprüngliche Ergebnis des Wettbewerbs, das auf einen anderen Sieger gelautet hatte, auf Holzbauer hinzubiegen.“102 Ute Woltron sprach von einem „undurchsichtigen Verfahren“103, Hans Langwallner von einem „Kompromiss mit Geruch“104 und Karl Harb von einem neuen Haus mit „schiefer Optik“105. Für den Landessprecher der Grünen, Cyriak Schwaighofer, und den Klubobmann der Bürgerliste, Helmut Hüttinger, war die Vergabe an Holzbauer seit 1997 „beschlossene Sache“, der Architektenwettbewerb eine Farce und Landeshauptmann Schausberger hätte als Vorsitzender des Festspielkuratoriums sämtliche Ergebnisse in dem von ihm gewünschten Sinn „zurechtgebogen“.106 Die unterlegene Schweizer Architektin Marie-Claude Bétrix kommentierte bitter: „Was man bei diesem Salzburger Wettbewerbsverfahren erlebt hat, ist unerhört. . . . Wir schauen, was wir machen können.“107 Das unterlegene Architektenteam Bétrix & Consolascio beantragte beim Bundesvergabeamt eine einstweilige Verfügung gegen die Kuratoriumsentscheidung, die jedoch am 25. Oktober abgewiesen wurde. Ein sichtlich erleichterter Intendant Ruzicka erklärte in einer Stellungnahme: „Jetzt ist unsere Entscheidung für Holzbauer/Valentiny rechtlich wasserdicht. Es ist in einer Demokratie legitim, dass Unterlegene mit juristischen Mitteln um einen 30 Millionen Auftrag, an den international enorme Reputation geknüpft ist, kämpfen. Aber die Zeit ist jetzt wirklich knapp geworden. Allerdings, es hat sich ausgezahlt. Denn die jetzt vorgelegten Projekte, jenes der unterlegenen Bétrix & Consolascio eingeschlossen, sind ohne Zweifel wesentlich besser geworden.“108 War mit der Entscheidung des Kuratoriums die so heftig umstrittene Architekturfrage gelöst, so entspannte sich auch in der Finanzierungsfrage des

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29-Millionen-Euro-Projekts die angespannte Lage. Im April 2002 hatte in Salzburg das Gerücht die Runde gemacht, dass sich Festspielmäzen Alberto Vilar in Geldnöten befinde und die versprochenen 4,3 Millionen Euro für den Umbau des Kleinen Festspielhauses, die in allen Kalkulationen bereits als Fixposten eingeplant waren, nicht zur Anweisung bringen werde. Die damit auftretende Finanzierungslücke wurde am 15. September durch eine Finanzierungszusage des US-Kunstmäzens Donald Kahn gelöst, der eine Zuwendung in der Höhe von 4,36 Millionen Euro für den Umbau des Kleinen Festspielhauses zusicherte. Am 6. November präsentierten Holzbauer und Valentiny schließlich ihr Siegerprojekt der Öffentlichkeit. Der Innenraum hatte eine Breite mit 20 Meter und eine von 41 auf 31 Meter verkürzte Tiefe. Durch zwei neue Ränge auf beiden Bühnenseiten wurde trotzdem die Sitzplatzzahl von 1.350 auf 1.664 erhöht.109 Die Bühne wurde um eineinhalb Meter vertieft und mit modernster Technik ausgestattet, die Foyers freundlicher und heller gestaltet, wobei Licht durch ein Glasdach auf die Stiegenhäuser fiel. Frischluft wurde durch das Stadtfenster samt Balkon auf der Hofstallgasse sowie durch offene Terrassen, die einen Rundblick auf die Altstadt ermöglichten, zugeführt. Signifikant im äußeren Erscheinungsbild wurde der Balkon des Stadtfensters auf der Seite der Hofstallgasse, der die Holzmeister-Fassade aus dem Jahr 1925 deutlich veränderte und heftige Diskussionen auslöste. Einen deutlichen Einschnitt in das Holzmeister-Konzept bildete auch das vorgesehene Flachdach (abgewalmtes Dach), das das Aussehen des Hauses deutlich veränderte. Holzbauer und Valentiny beeilten sich, bei der Präsentation zu betonen, dass es noch völlig offen sei, ob das Projekt in der vorliegenden Form verwirklicht werde. Viele Dinge seien noch im Fluss und man arbeite noch an den Plänen.110 Unmittelbar nach der Präsentation formierte sich die Front der Kritiker. Ute Woltron bezeichnete das vorgesehene Salzburg Fenster samt Balkon als „ein täppisches auskragendes Konstrukt, eine Tribüne, auf der man die Herrscher im Land der architektonischen Undemokratie schon huldvoll lustwandeln und auf das Reich da unten hinabwinken sehen darf. Plumper geht es wohl kaum.“ Der Salzburger Architekturkritiker Norbert Mayr bezeichnete den Entwurf als „historisierende Unzeitgemäßheit“.111 Die Kritiker veranstalteten auch unter dem Namen „initiative kultur“ am 11. Dezember 2002 im Salzburger Künstlerhaus eine Präsentation sämtlicher Projekte, um die angeblich mangelnde Transparenz im Auswahlverfahren zu dokumentieren. Die Salzburger Festspiele verweigerten sich einer solchen Ausstellung mit dem Hinweis, dass die Architektenteams eine Präsentation ihrer Entwürfe verweigerten und man nicht gegen deren Willen handeln könne. Die „initiative architektur“ hingegen war offensichtlich erfolgreicher und präsentierte sämtliche Entwürfe sowohl im Salzburger Künstlerhaus wie auch Ende Jänner 2003 im Architekturzentrum in Wien, wobei es jeweils heftige Kritik an der Vergabe an Holzbauer/Valentiny gab. Die Planung des Architektenduos sei unzeitgemäß, uninspiriert, phantasielos, plump, eine vertane Chance, lautete der Tenor der von dem Salzburger Architekturpublizisten geäußerten Kritik, und der Bundesvorsitzende der Architekten, Georg Pendl, bezeichnete die Vergabe als „architektonisch-rechtliches Gruselkabinett“. Die Politik in Salzburg habe momentan ihre Verantwortung in Sachen Architektur vergessen.112 Die „Salzburger Nachrichten“, vehementer publizistischer Gegner des Holzbauer-Projekts – Präsidentin Rabl-Stadler sprach nicht unberechtigt von

109 Norbert Mayr von der initiative kultur kritisierte das Projekt mit der Bemerkung, dieses weise „mehr als 200 Sitze mit miserabler Sicht auf die Bühne“ auf, „die zu Normalpreisen wohl nicht verkauft werden können.“ (apa 12. 12. 2002.) 110 Für die Begleitung des Baus hatte die Generalversammlung der „Haus für Mozart“ – Kleines Festspielhaus Umbau- und Verwaltungs GmbH am 20. Dezember 2001 die Installierung eines Baubeirats, bestehend aus Vertretern des Bundes (Franz Loicht, Günther Bischof), von Land und Stadt Salzburg (Alfred Denk, Hubert Weinberger, Herbert Lechner, Winfried Wagner) sowie den Salzburger Festspielen (Gerbert Schwaighofer, Siegfried Kürzl, Klaus Kretschmer) beschlossen, um die Behördenverfahren und Bauarbeiten möglichst rasch und friktionsfrei durchführen zu können. Der Baubeirat konstituierte sich am 15. Jänner 2001 und löste sich nach dessen Fertigstellung am 21. November nach 19 Sitzungen 2006 auf. 111 Der Standard Album 7. 12. 2002. 112 Die Presse 13. 12. 2002.

113 Protokoll der 196. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 25. 2. 2002. S. 11. 114 SN 19. 12. 2002. 115 Der Standard 17. 1. 2003.

Wilhelm Holzbauer, der sich Mitte Jänner 2003 mit Wimmer und Zaic verglich, bezeichnete die Mitglieder der „initiative architektur“ als „inkompetente Rotzbuben“, die lediglich Streit schürten und ihn „mit Neid“ verfolgten115, und Intendant Peter Ruzicka bemerkte in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“, dass das endgültige Siegerprojekt zwei Ideen kombiniere, „die ihrerseits für sich schon große Vorzüge bieten: zum einen eine räumliche Disposition, die ideale akustische Verhältnisse gewährleistet, zum anderen eine erhebliche Verbesserung der Publikumsbereiche . . . Was liegt also näher, als die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu nützen, um auf diesem Weg Synergien freizusetzen, die einer der eingereichten Entwürfe allein nicht zu leisten imstande gewesen wäre. Übrigens hat sich das Direktorium einstimmig für diese Lösung entschie-

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einer regelrechten „Rufmord-Kampagne“ der Zeitung gegen sie113 – veröffentlichten eine „Chronik der Ereignisse“, in der nochmals alle Kritikpunkte am Vergabeverfahren, der angeblich massiven politischen Intervention zugunsten von Holzbauer sowie dem Vergabeverfahren als solchem zusammengefasst wurden. Dies veranlasste Landeshauptmann Schausberger zu einer Erwiderung, in der er einleitend feststellte, dass die „Chronik der Ereignisse“ von falschen Voraussetzungen ausgehe. „Die Salzburger Festspiele haben keinen Wettbewerb zur Suche nach einem Projekt für den Umbau des Kleinen Festspielhauses ausgeschrieben, sondern ein Verhandlungsverfahren gemäß Vergabegesetz zur Auswahl des bestgeeigneten Planungsteams. Dass zwischen einem Planungsverfahren und einem Wettbewerbsverfahren gravierende Unterschiede bestehen, ist ein Faktum. Damit in keiner Weise der Vorwurf erhoben werden kann, dass ich in der Bewertungskommission eine politische Einflussnahme auf die Auswahl des Planungsteams nehme, habe ich bewusst abgelehnt, Mitglied der Bewertungskommission zu werden. Die Bewertungskommission als Beratungsgremium des Festspieldirektoriums hat sich zum Teil nicht an die vorgegebenen Beurteilungskriterien gehalten, weshalb die folgenden Anfechtungen durch Architekt Holzbauer beim Bundesvergabeamt erfolgreich waren. Dass das Verfahren dem Vergabegesetz entsprochen hat und auch korrekt abgewickelt worden ist, ist erwiesen. Die Einsprüche gegen das Verfahren sind abgewiesen worden. Ich habe weder für Prof. Holzbauer noch für sonst jemanden interveniert. Die Politik hat lediglich zweimal bei dem Projekt mitgewirkt. Einmal habe ich mit Bundesfinanzminister Grasser und Kunststaatssekretär Morak die Mittel des Bundes (in der Höhe von fast 10 Mio. Euro, die auch bereits überwiesen wurden) ausverhandelt und die Mittel des Landes Salzburg und der Stadt (gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Schaden) sichergestellt. Und zum Zweiten wurde von mir der Wunsch geäußert, das umgebaute Haus 2006, zum 250. Geburtstag von Mozart, fertigzustellen. Auf Vorschlag des Direktoriums, des künstlerischen Leiters Prof. Peter Ruzicka und Präsidentin Dr. Helga Rabl-Stadler, und des kaufmännischen Direktors Dr. Gerbert Schwaighofer, die als Bauherren fungieren, hat das Festspielkuratorium einstimmig die Vergabeentscheidung zugunsten Holzbauer/Valentiny getroffen.“114

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den, und das Kuratorium hat sie ebenfalls ohne Gegenstimme gebilligt.“ Dem Vorwurf, das Auswahlverfahren sei eine Farce gewesen, da man von Anfang an Holzbauer für den Umbau vorgesehen habe, entgegnete Ruzicka: „Im Vergabeverfahren hatten alle Bieter die gleichen Chancen. Außerdem ist hinlänglich bekannt, dass im ersten Bewertungsgang Holzbauer nur der Zweitplatzierte war. Welch besseren Beleg könnte es dafür geben, dass hier gerade nichts präjudiziert wurde? Zu behaupten, es hätte von Anfang an festgestanden, den Auftrag an Holzbauer zu erteilen, ist also ein Vorwurf, der nicht nachvollzogen werden kann116.“ Mitte Jänner 2003 sah sich der Intendant anlässlich der anhaltenden Kritik an der Vergabe und am Projekt Holzbauer/Valentiny zu einer Aussendung veranlasst, in der er die Kontinuität unrichtiger Aussagen durch beteiligte und nicht beteiligte Architekten als „betrüblich und erschreckend“ bezeichnete.117 Auch Präsidentin Helga-Rabl-Stadler sah sich angesichts der kursierenden Gerüchte und Behauptungen über das gewählte Verfahren sowie die Auftragsvergabe zu einer Stellungnahme veranlasst: „Das Verhandlungsverfahren ist ein international sehr häufig angewandtes Verfahren. Im Gegensatz zum Wettbewerbsverfahren treten hier nicht fertige Projekte gegeneinander in Konkurrenz, sondern Teams, denen man zutraut, eine bestimmte Aufgabe zu lösen. Das Team Holzbauer gehörte in allen Phasen des Verfahrens zu dem bestgeeigneten, weil Wilhelm Holzbauer die meiste Erfahrung mit Theaterbauten und dem Festspielhaus hat und weil der europaweit bekannte Akustiker Karlheinz Müller Mitglied dieses Teams ist. Dass die unverbindliche Empfehlung der Bewertungskommission beim ersten Mal Valentiny/Wimmer, Zaic lautete, hat einen ganz einfachen psychologischen Grund. Holzbauer setzte die Mortier-Idee um, durch Hinuntergraben mehr Plätze zu gewinnen. Da entstand das böse Wort vom ‚Mozart im Keller‘. Dieses Argument machte Holzbauer zum zweiten. Das Projekt Holzbauer/Valentiny, wie es jetzt vorgesehen ist, hat den Vorteil, ein work in progress zu sein. Bis zur nächsten Kuratoriumssitzung im Mai müssen die Architekten schriftlich Termine und Kosten garantieren. Dann kann der Umbau von Direktorium und Kuratorium gemeinsam verantwortet werden. Das Direktorium der Festspiele glaubt an dieses Projekt, und zwar nicht, weil es ‚mir gfallt‘, wie ich unrichtig und diffamierend in den SN zitiert wurde, sondern weil es uns optisch und akustisch einen großen Schritt vorwärts bringt.“118

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Die Diskussion verebbte nur kurzfristig, um bereits zwei Monate später neuerlich an Fahrt aufzunehmen, als Holzbauer/Valentiny den Totalabbruch der Holzmeister-Fassade des Jahres 1926 mit dem durch Statikergutachten untermauerten Argument des schlechten Zustandes der Fassadenmauer und der wirtschaftlichen Unzumutbarkeit seiner Erhaltung planten. Die Beibehaltung der Baufluchtlinie und damit der Holzmeister-Fassade war in den Vorverhandlungen zum Umbau vom Magistrat Salzburg unter Hinweis auf das Altstadterhaltungsgesetz als Bedingung genannt worden, weshalb alle Entwürfe, zuletzt jener von Domenig/Eisenköck/Lorenz, die einen Abriss der Holzmeister-Fassade sowie eine Verbreiterung des Theaterraums vorsahen, abgelehnt wurden. Nun-

116 SN 24. 12. 2002 117 apa 14. 1. 2003. 118 SN 1. 3. 2003.

SN 28. 3. 2003. SN 26. 3. 2003. apa 26. 3. 2003. Der Standard 27. 3. 2003. Kronen Zeitung 28. 3. 2003.

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mehr begründete Holzbauer den durch die Neugestaltung des Zuschauerraums und der Bühne, den Ausbau des Dachs und den Neubau des Kellers notwendigen Abriss damit, dass sich im Laufe der Planungen herausgestellt habe, dass die Fassade einer Umbaubelastung nicht standhalte und auch die Anbringung von seitlichen Galerien nicht ermögliche – die Außenmauer bestand teilweise aus Stampfbeton –, weshalb man eine „subtile Lösung“ in Form einer „nachempfundenen Fassade“ plane. Durch diese geänderten Voraussetzungen ergaben sich für die Planung neue Möglichkeiten. Holzbauer/Valentiny versicherten, dass die nunmehr modifizierten Planungen mit der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung abgesprochen werden.119 Zudem sei die auf Arkaden ruhende Terrasse Holzmeisters seit ihrer Errichtung niemals für das Publikum zugänglich gewesen, somit eher Kulisse gewesen. Einige Tage zuvor hatten Holzbauer/Valentiny ein erstes modifiziertes Neubauprojekt der durch Mitglieder des Gestaltungsbeirates verstärkten Sachverständigenkommission für die Altstadt vorgestellt, wobei die Mitglieder des Gestaltungsbeirates Klaus Kada, Flora Ruchat Roncati und Stefano di Martino mit abwertenden Beurteilungen reagierten. Wenngleich eine Begutachtung durch den Gestaltungsbeirat nicht vorgesehen war, so wurde dieser von der zuständigen Altstadterhaltungskommission zu einer Stellungnahme eingeladen, da bei großen Projekten eine Kooperation vereinbart worden war. Der Vorsitzende des Gestaltungsbeirates, Klaus Kada, bezeichnete die geplante Fassade, aus der der als „Führerbalkon“ bezeichnete Ausbruch verschwunden war, als „Katastrophe“.120 Holzbauers Architektur erinnere ihn an „eine Mischung aus einer Mehrzweckhalle auf dem Land und einem Interspar-Einkaufszentrum. Besonders schockierend ist, dass jetzt der gesamte Gebäudeschutz der Holzmeister-Architektur über Bord geworfen wird, obwohl dieser von den Festspielen fast weinerlich eingefordert worden war. Zudem sollen jetzt nicht nur die Felsenreitschule und das Große Festspielhaus, sondern auch der Max-Reinhardt-Platz in diesen ‚Riesenpfusch‘ miteinbezogen werden.“121 Die drei Mitglieder des Gestaltungsbeirates kritisierten ferner, das Flachdach spotte jeder Beschreibung, es gebe zu viele Sitze mit miserabler Sicht, weshalb die Anzahl der angegebenen Sitze letztlich deutlich sinken werde, die Foyers seien zu klein und die Fluchttreppe münde in die Felsenreitschule.122 Man sei „erschüttert, wie dilettantisch mit den Problemen des Hauses und des Ortes umgegangen wird“.123 In einem Interview erklärte Klaus Kada, das grundsätzliche Problem bestehe darin, „dass Wilhelm Holzbauer versucht hat, das neue Kleine Festspielhaus in dem Haus, das bereits dort steht, unterzubringen. Das hat er aufgezeichnet, und die Jury hat ihm seine Pläne nicht geglaubt. Er war also nie Erstgereihter, und zwar aus dem einfachen Grund: Es geht sich nicht aus. . . . Dieses Haus ist für Massenveranstaltungen gemacht, und da müssen gewisse Regeln eingehalten werden. Man braucht die entsprechende Menge von Fluchtwegen und Treppen in den erforderlichen Breiten, damit die Leute rasch das Gebäude verlassen können. Auf den ersten Blick sieht es zwar so aus, als ob er dieses Problem auf die Reihe gekriegt hätte, doch auf den zweiten Blick erkennt man, dass der vorhandene Platz nicht reicht. Es gibt dieses berühmte ausschlaggebende Gutachten eines Ingenieurbüros, das besagte, wenn eine bestehende Mauer verletzt würde, so würde das viel Geld kosten. Holzbauer selbst hat erst weinerlich Holzmeister beschworen und

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sich dann plötzlich selbst dazu entschlossen, diese Mauer gänzlich abzureißen. Er bleibt trotzdem innerhalb der alten Grenzen – und es geht sich wiederum nicht aus. Auch das geplante Foyer ist zu klein, die Nottreppe ebenfalls.“ Er sehe vor allem den totalen Abriss als großes Problem. „Es war doch vor allem Holzbauer, der Holzmeister stets als altvorderen Himmelvater angerufen hat. Vor allem der Eingriff in die Felsenreitschule ist problematisch. Es ist schon eine harte Sache, dort eine Fluchttreppe hineinzubauen. Auch die Foyer-Verbindung von Kleinem Festspielhaus, Großem Festspielhaus und Faistauer-Saal ist räumlich problematisch. . . . Wenn auch nur eine Kleinigkeit passiert, geht sich der vorgelegte Zeitplan nie aus, genauso gut könnte man sagen, man glaube noch an den Weihnachtsmann. Und das Geld langt mit ziemlicher Sicherheit nicht. Es wäre ein schönes Märchen, wenn Holzbauer mit dem vorgesehenen Budget auskommen könnte.“124 Weder die kalkulierte Bausumme noch der Fertigstellungszeitraum werde eingehalten werden können, und auch die viel gepriesene Funktionalität werde nicht gegeben sein. Wilhelm Holzbauer replizierte, dies sei „eine unglaublich unfaire, perfid geschmacklose Attacke. Es ist, glaube ich, einmalig, wie eine Junta von ArchitektenKollegen ein Projekt mit Worten vernichten will, aus denen nichts als Blödheit und Uniformiertheit spricht. Alles, was vom Gestaltungsbeirat behauptet wird, ist falsch. . . . Behauptungen, die Kosten oder Termine würden überschritten, sind völlig aus der Luft gegriffen.“125 Das Direktorium der Festspiele reagierte auf die Stellungnahme des Gestaltungsbeirates mit einer Pressemitteilung, in der es darauf hinwies, dass in wochenlangen Beratungen zwischen dem Auftraggeber und den Architekten sowie den Fachleuten für den Altstadtschutz bis hin zur Feuerpolizei das Projekt optimiert worden sei. „Umso bestürzter ist das Direktorium der Festspiele über die Tatsache, dass der Vorsitzende eines sachlich nicht zuständigen Gremiums, Klaus Kada, versucht, das Projekt zu Fall zu bringen. Das Direktorium ersucht die Stadtregierung, den von Bürgermeister Schaden zu Recht als ‚Causa prima‘ bezeichneten Bau des Mozart-Hauses nicht in die politische Tagesauseinandersetzung zu ziehen. Zu oft ist in Salzburg schon ein gutes Projekt mit der vagen Versicherung, man wisse ein viel besseres, zu Fall gebracht worden. Nur wenn das Projekt Holzbauer/Valentiny in den nächsten Wochen eingereicht werden kann, ist eine zeitgerechte Fertigstellung bis 2006 noch möglich.“126 Die Hoffnungen der Festspiele, den Bau des „Hauses für Mozart“ aus dem politischen Streit halten zu können, sollten sich als irrig erweisen. Die Kritik des Gestaltungsbeirates war Wasser auf die Mühlen der Gegner des Holzmeister/Valentiny-Projekts. Werner Thuswaldner kommentierte das Urteil des Gestaltungsbeirates mit der Bemerkung, dass nunmehr „erstmals ein Gremium über das Vorhaben“ spreche, „das ausschließlich der architektonischen Qualität verpflichtet ist . . . Das Urteil fiel vernichtend aus. Das mag für alle, die mit dem Thema beschäftigt sind, höchst unangenehm sein, weil Verbesserungen nicht einfach aus dem Hut zu zaubern sein werden, aber einfach vom Tisch wischen wird man das Diktum nicht können. Denn gefällt wurde das Urteil unter anderem auch von Fachleuten, die den Blick von außen und internationale Vergleiche parat haben.“127 Die negative Stellungnahme der (allerdings nicht zuständigen) Mitglieder des Gestaltungsbeirates lösten heftige lokalpolitische Reaktionen aus. Die Bür-

124 Der Standard 4. 4. 2003. 125 Der Standard 4. 4. 2003. 126 Pressemitteilung der Salzburger Festspiele 27. 3. 2003. 127 Werner Thuswaldner: Urteil über die Qualität. In: SN 26. 3. 2003.

Kurier 28. 3. 2003. apa 26. 3. 2003; SN 27. 3. 2003. Der Standard 28. 3. 2003. SN 29./30. 3. 2003. apa 27. 3. 2003. SN 29. 3. 2003.

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gerliste publizierte am 26. März 2003 eine Information zu dem von ihr behaupteten „Festspielhaus-Skandal“, in dem sie u. a. behauptete, die Kosten würden explodieren, der Fertigstellungstermin im Mai 2006 sei äußerst fraglich, die Auftragsvergabe sei skandalös und habe den internationalen Ruf Salzburgs schwer beschädigt. Sie forderte keine Zustimmung der Stadt zum Bau, den sofortigen Stopp aller Planungen, die Beendigung der Beauftragung von Holzbauer/Valen­ tiny, die Durchführung eines Verfahrens mit Fachleuten statt Politikern und Funktionären sowie einen Baubeginn erst nach dem Mozart-Jahr 2006. Bürgerliste-Planungsstadtrat Johann Padutsch erklärte in einer Pressekonferenz am 26. März, er lasse prüfen, ob eine Realisierung der Pläne von Holzbauer/Valentiny durch eine zivilrechtliche Klage zu verhindern sei. Er sei mit den Mitgliedern des Gestaltungsbeirates der Meinung, dass ein sofortiger Planungsstopp und eine Neuausschreibung des Projekts erfolgen müsse, erklärte er auf der Suche nach politischen Verbündeten.128 Gestaltungsbeirats-Vorsitzender Klaus Kada stützte den Vorstoß Padutschs mit der Bemerkung, durch den Holzbauer/ValentinyUmbau komme es zu einer Verschlechterung der jetzigen Situation. fpö-Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer schloss sich dem Vorstoß Padutschs an und forderte ebenfalls, den Umbau zurück an den Start zu schicken „und erst nach dem Mozart-Jahr 2006 neu zu beginnen“.129 Und auch Bürgermeister Schaden ließ wissen, dass er mit den Entwürfen für das „Haus für Mozart“ „wenig Freude“ habe.130 Am folgenden Tag eröffnete Padutsch die von ihm geplante Offensive gegen den Festspielhausbau mit der Feststellung, für den Umbau nach den Plänen von Holzbauer/Valentiny seien drei Zivilrechtsverfahren notwendig, da die aktuellen Entwürfe die Erweiterung der Kubatur des bestehenden Hauses vorsehen und Flächen auf dem Max-Reinhardt-Platz und in der Hofstallgasse verbauen. Davon seien Verkehrsflächen tangiert, was ein Verfahren nach dem Verkehrsrecht, für das er zuständig sei, notwendig mache. Zudem beziehe sich der Mietvertrag der Festspiele nicht auf die zusätzlich benötigten Flächen, weshalb ein neuer Mietvertrag notwendig sei. Und schließlich seien die zusätzlich benötigten Flächen öffentlicher Grund und müssten daher in nichtöffentlichen Grund umgewandelt werden. Politisch zuständig dafür sei Vizebürgermeister Mitterdorfer, ein ebenfalls erklärter Gegner des Projekts. Dieser ließ wissen, dass von einer Genehmigung der Überlassung des Grundes im Ausmaß von 150 Quadratmetern „derzeit . . . keine Rede“ sein könne. Und Padutsch ergänzte hoffnungsfroh: „Wenn die Stadt diesen Grund nicht zur Verfügung stellt, kann der Bau nicht errichtet werden.“131 Er werde „im Sinne eines vernünftigen Festspielhauses . . . die Genehmigung für diesen Umbau verweigern“. Er hoffe, das „unglückselige Projekt“ zu Fall bringen zu können. „Ich sehe mich aber nicht als Verhinderer eines guten Projekts, sondern als Retter von einer architektonischen Schande, die das Image Salzburgs als Kulturstadt nachhaltig schädigen würde.“132 Während Vizebürgermeister Karl Gollegger (övp) eine Blockadepolitik als dem Image der Stadt Salzburg abträglich bezeichnete und grundsätzlich ablehnte133, reagierte Bürgermeister Heinz Schaden, ebenfalls kein glühender Befürworter des Holzbauer/Valentiny-Projekts, auf den spektakulären Vorstoß Padutschs und Mitterdorfers ambivalent zurückhaltend. Die Stadt solle dem Architektenteam mit einem unüberlegten Vorgehen keinen Anlass geben, den Baurechtsvertrag mit den Festspielen einzuklagen. „Die Stadt muss aufpassen, dass sie

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sich kein Eigentor schießt. Der Vertrag zwischen Holzbauer und den Festspielen ist nämlich gültig.“ Wenn die rechtliche Prüfung ergebe, dass die Verweigerung des Stadtgrundes einen Vertragsbruch darstelle, werde er auf seine beiden Kollegen entsprechend einwirken, denn eine solche könnte für die Stadt sehr teuer werden. Gleichzeitig ließ er jedoch seine ablehnende Haltung gegenüber dem Umbauprojekt durchblicken, indem er anmerkte, dass der bestehende Vertrag auch durchaus Vorteile für die Stadt habe. „Wenn die Architekten die Kosten von 29 Millionen Euro und den Zeitplan nicht einhalten, dann muss das Projekt zurück an den Start. Ich glaube nicht, dass sie es schaffen, aber das werden wir sehen. Es wäre keine Katastrophe, wenn im Mozart-Jahr das alte Haus benützt würde und wir anschließend ein gutes, neues Haus bauen.“134 Am 11. April präsentierte Valentiny in einer außerordentlichen Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds den Stand der Planungen und der Behördenverfahren und erklärte, „die Altstadt-Kommission (svk) habe zu erkennen gegeben, dass einer Einreichung nichts im Wege stünde. Mit ihr zusammen solle die Fassade kollegial entwickelt werden. . . . Es habe sich gezeigt, dass der Umbau der Fassade zur Hofstallgasse, wie er im Projekt vorgesehen sei, schon von Prof. Holzmeister in einem Plan von 1982 überlegt wurde, worin die Arkade fortgeführt werden sollte. In der jetzigen Planung sei die Terrasse begehbar gestaltet, die Solistengarderoben könnten verdoppelt werden und das Foyer werde vergrößert. . . . Die Fassade, wie sie jetzt mit der Arkade sich in Wirklichkeit darstelle, müsse aus statischen Gründen abgerissen und neu errichtet werden, um als Fluchtweg geeignet zu sein.“135 Die außerordentliche Sitzung des Kuratoriums entbehrte insofern nicht einer gewissen politischen Brisanz, als Bürgermeister Schaden turnusmäßig den Vorsitz führte und als solcher um notwendige einstimmige Beschlüsse bemüht sein musste. Im Anschluss an die Sitzung sprach er von einer „schwierigen Situation für die Entscheidungsfindung, da in jüngster Zeit einerseits einige Fragezeichen und Probleme aufgetaucht sind und andererseits im Festspielkuratorium Einstimmigkeit erzielt werden muss“. Man habe sich daher für die Durchführung des Projekts des Generalplaners Holzbauer/Valentiny entschieden, der auch versichert habe, er könne das Projekt zu den beschlossenen Kosten und in dem vorgegebenen Zeitrahmen realisieren.136 Und Landeshauptmann Schausberger erklärte im Anschluss in einer Pressekonferenz, dass es in der Causa „Haus für Mozart“ keinen von der Bürgerliste und der fpö so vehement, von der spö indirekt, geforderten Weg zurück an den Start gebe. Man werde das Projekt Holzbauer/Valentiny verwirklichen.137 Allerdings in einer schlankeren Version. Die von den Festspielen beauftragte Münchner Agentur „Dietrichs & Partner“ hatte in ihrem Gutachten festgestellt, dass mit dem Kostenrahmen von 29 Millionen Euro nicht das Auslangen zu finden werde, weshalb das Kuratorium bis zu seiner nächsten Sitzung auf einer Überarbeitung des Projekts von Holzbauer/Valentiny bestand, um ohne Beeinträchtigung der Qualität den fixierten Kostenrahmen einhalten zu können. Ohne Zweifel, so Präsidentin Helga Rabl-Stadler, würden die Festspiele damit „auf so manches Wünschenswerte verzichten müssen“.138 Wenngleich es kein Zurück an den Start gab, so stand, neben einer Umarbeitung des Projekts in Richtung der geforderten Kostenreduktion, eine positive Stellungnahme der Sachverständigenkommission für den Schutz der Salzburger Altstadt einem Baubeginn noch im Wege. Das Kuratorium hatte in seiner außer-

134 apa 27. 3. 2003. 135 Protokoll der außerordentlichen Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 11. 4. 2003. S. 3f. 136 Salzburger Landeskorrespondenz 11. 4. 2003. 137 orf – Radio Salzburg 11. 4. 2003. 7.30 Uhr. Redetranskript. 138 apa 11. 4. 2003.

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139 apa 8. 5. 2003. 140 Die Münchner Agentur „Dietrichs & Partner“ hatte in einem von den Festspielen in Auftrag gegebenen Gutachten die Einhaltung der Kosten von 29 Millionen Euro bezweifelt. Holzbauer/Valentiny nahmen daraufhin bestimmte Posten aus der Planung, um die Kosten zu verringern. In einem neuerlichen Gutachten bestätigten daraufhin „Dietrichs & Partner“ den vorgegebenen Kostenrahmen. 141 Protokoll der 197. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 28. 5. 2003. S. 12. 142 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 142/II. 28. 7. 2003. 143 Vgl. Bundesvergabeamt Senat 5. GZ: 17N-80/03-38 vom 2. 10. 2003. 144 Kronen Zeitung 27. 11. 2003.

ordentlichen Sitzung am 11. April eine Änderung der heftig diskutierten Fassadengestaltung verlangt, wobei besonders auf das historische Erbe Holzmeisters zu achten sei. Anfang Mai hatten der Vorsitzende der Sachverständigenkommission, Reiner Kaschl, und deren Geschäftsführer, Kurt Straub, erklärt, die heftig umstrittene Fassade des Projektentwurfs müsse noch „grundsätzlich überarbeitet werden“, da sie „in sich nicht schlüssig“ sei. Holzbauer/Valentiny hatten die Fassade mit grob behauenem Beton gestalten wollen. Dies sei jedoch, so beide Mitglieder der Sachverständigenkommission unisono, „an dieser Stelle fehl am Platz. Aber es geht auch um die Grundfrage, wie mit dem architektonischen Erbe Holzmeisters . . . umgegangen werden muss.“139 Bürgermeister Schaden erklärte, dass es ohne ein positives Gutachten der Sachverständigenkommission für den Schutz der Salzburger Altstadt keine Baugenehmigung der Stadt geben werde. Am 12. Mai kam es zu einem Gespräch zwischen der Sachverständigenkommission und den planenden Architekten, um die Möglichkeiten einer Lösung der sensiblen Frage der Fassadengestaltung auszuloten. Holzbauer/Valentiny waren bereit, auf die Einwände der Kommission positiv zu reagieren, und am 20. Mai gab diese grünes Licht für den Abriss nach der Vorlage des Statikergutachtens und mit der Auflage einer Neuerrichtung im Sinne des alten Erscheinungsbildes. Durch die Neukonzeption des Saales und Foyers schufen Holzbauer/Valentiny mit einer nunmehr für das Publikum begehbaren Terrasse eine Vergrößerung der Pausenflächen. Zudem ermöglichte die Verglasung der Arkade die Aufschließung des Saales von beiden Seiten anstatt wie bisher nur von einer. Die neue Fassadengestaltung enthielt nun nicht mehr das heftig kritisierte Stadtfenster, jedoch die sogenannte „Salzburg Kulisse“ auf dem Dach für Sponsoren und Festspielfreunde. Nachdem alle rechtlichen Verfahren gegen den Zuschlag an Holzmeister/Valentiny abgewiesen – zuletzt wurde ein von Wimmer/Zaic angestrengtes Nachprüfungsverfahren vom Verwaltungsgerichtshof negativ beschieden – und die Zweifel an der Einhaltung des Kostenrahmens beseitigt worden waren140, fasste das Kuratorium am 28. Mai in Bestätigung seiner Festlegung vom 11. April den Beschluss, bei den Umbauarbeiten auf einen „schonenden Umgang mit dem Erbe Holzmeisters“ zu achten. Es liegt am Generalplaner, die nunmehr eingereichten Pläne im Einvernehmen mit dem Direktorium und der svk im obigen Sinne zu adaptieren“, wobei strikt auf die Einhaltung des Kostenrahmens zu achten sei.141 Zwei Monate später fixierte das Kuratorium nach dem Vorliegen eines positiven Gutachtens des Bundesdenkmalamtes den Beginn der Bauarbeiten mit 15. September.142 Der geplante Baubeginn verzögerte sich schließlich um drei Wochen, da die im Vergabeverfahren der Generalunternehmerleistungen zweitgereihte Bietergemeinschaft Porr/Hinteregger eine einstweilige Verfügung beim Bundesvergabeamt erwirkte. Am 2. Oktober wies dieses den Einspruch ab143, sodass schließlich am 6. Oktober mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. Eine sichtlich erleichterte Festspielpräsidentin erklärte: „Wir werden sicher fertig und wir werden mit dem Geld auskommen, auch wenn es schwierig ist und viele Wünsche nicht erfüllt werden können.“144 Die erste Bauphase beinhaltete die Neugestaltung des Bühnenturms und der Garderoben sowie die Neugestaltung des Zuschauerraums und die Renovierung des Faistauer-Foyers.

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Bei den Vorbereitungsarbeiten für die Restaurierung der Fresken von Anton Faistauer im Foyer kam zur allgemeinen Überraschung hinter den Wandplatten die Originalmalerei zum Vorschein. Faistauer ging mit seinem monumentalen Werk über die Idee, das Entstehen und die Bestimmung der Salzburger Festspiele in die Kunstgeschichte ein. Der 1930 im Alter von nur 43 Jahren verstorbene Künstler war einer der bedeutendsten Vertreter des österreichischen Expressionismus. Die Fresken waren auf Anordnung der Nationalsozialisten 1938 von Alberto Susat abgenommen und auf Leinwand übertragen worden. Dies gelang ihm jedoch nur an jenen Stellen, an denen die Malerei auf Mörtel und nicht auf Beton aufgetragen worden war. 1956 brachte Susat die Fresken im Foyer wieder an, wobei er die Arbeiten auf an den Wänden befestigte Faserplatten aufzog und die fehlenden Stellen ergänzte. Bei den Bauarbeiten Ende 2004 wurden nun jene Stellen freigelegt, an denen Susat das Abnehmen nicht gelungen war. Die nunmehr aufgefundenen Originalfresken ermöglichten eine weitgehende Vervollständigung des Freskenzyklus. Die als kunstgeschichtliche Sensation gewertete Entdeckung hatte Folgen für den Bau des „Hauses für Mozart“, da der von Holzbauer/Valentiny geplante Durchbruch vom Faistauer-Foyer in das neue Haus und damit die Gestaltung eines luftigeren Foyers aus Denkmalschutzgründen unmöglich wurden. Die notwendige Renovierung der Fresken erforderte einen erheblichen Betrag, der durch Sponsoren aufgebracht werden musste. Präsidentin Rabl-Stadler, deren unermüdliche Bemühungen um Sponsoren den Bau des „Hauses für Mozart“ wesentlich ermöglichten – die Sponsoren steuerten schließlich rund neun Millionen Euro zu den Gesamtkosten von 29 Millionen bei –, konnte Herbert Batliner als Mäzen für diese Aufgabe gewinnen. Einen Monat nach Baubeginn wiesen Holzbauer/Valentiny das Direktorium sowie den Baubeirat darauf hin, dass im Zuge des Neubaus eine notwendige Sanie­rung der Felsenreitschule erfolgen müsste, da dies im Zusammenhang mit den laufenden Baumaßnahmen im Bühnenbereich des Kleinen Festspielhauses äußerst kostengünstig um lediglich eine Million Euro und wenig betriebsstörend durchführbar wäre.145 Präsidentin Rabl-Stadler unterbreitete diesen Vorschlag am 23. März dem Kuratorium, in dem die Vertreter des Bundes – Armin Fehle und Peter Radel – erklärten, sie seien nicht ermächtigt, eine Zustimmung zum Umbau der Felsenreitschule zu geben. Um angesichts des knappen Zeitfensters den als notwendig erachteten Umbau dennoch durchführen zu können, sicherten Stadt und Land Salzburg sowie der Fremdenverkehrsförderungsfonds den auf sie entfallenden Anteil von jeweils 200.000 Euro zu. Die auf den Bund entfallenden 400.000 Euro erklärte sich der Festspielfonds bereit aus eigenen Mitteln aufbringen.146 Dies dürfe jedoch nicht zulasten des Programms oder zulasten des Budgets für den Umbau des Kleinen Festspielhauses gehen.147 Staatssekretär Franz Morak und Finanzminister Karl-Heinz Grasser ermächtigten daraufhin ihre Vertreter im Kuratorium, Peter Radel und Armin Fehle, den zusätzlichen Baumaßnahmen zuzustimmen, womit die Inangriffnahme des Vorhabens gesichert war. Am 3. Mai beschloss das Kuratorium mit Umlaufbeschluss, die fehlende Summe aus eigener Kraft aufzubringen, wobei festgehalten wurde, „dass damit kein Auftrag für eine etwaige spätere bauliche und künstlerische Umgestaltung der Felsenreitschule erteilt wird“.148 Die Baumaßnahmen begannen im September 2004, gleichzeitig mit der zweiten Bauetappe für das neue „Haus für Mozart“. Der Zuschauerraum wurde

145 Bereits am 1. Dezember 2003 schrieb Gerbert Schwaighofer an Landeshauptmann Franz Schausberger, dass „für jene rein baulichen Maßnahmen, die sicherstellen, dass die Felsenreitschule in einen attraktiven Zustand gebracht werden kann, rund € 987.000,- inklusive Nebenkosten notwendig wären. Weitere Verbesserungen wären in späteren Schritten umsetzbar. Diese würden inklusive Nebenkosten weitere € 4 Mio. betragen. Die Erstmaßnahmen in der Felsenreitschule zu einem Betrag von ca. € 987.000,sind nur jetzt im Zuge des Umbaus des Kleinen Festspielhauses möglich, da einerseits nur jetzt mit großer Gerätschaft gearbeitet werden kann und andererseits nur zu diesem Zeitpunkt eine für beide Häuser gemeinsame Statik möglich ist. Auch die zukünftige Haustechnik des neuen „Hauses für Mozart“ könnte jetzt so geplant und ausgelegt werden, dass sie mit geringen Änderungen für die Felsenreitschule mit verwendet werden könnte. . . . Die Entscheidung darüber müsste bis spätestens März 2004 fallen, da ab diesem Zeitpunkt Detailpläne für die zweite Phase des Umbaus des Kleinen Festspielhauses ab September 2004 erstellt werden müssen. Eine spätere gemeinsame Planung ist dann zu diesem Preis nicht mehr möglich. Wir können dieses Projekt nur dringend empfehlen. Es muss uns bewusst sein, dass ein zu einem späteren Zeitpunkt separat durchgeführter Umbau der Felsenreitschule mit weit höheren Kosten (ca. dem Dreifachen) verbunden wäre.“ (SLA Präs. Akt LH – 1294. SZ 130 . Umbau Kleines Festspielhaus. Zahl 1294/135.) Am 11. März 2004 diskutierte der Baubeirat die Überlegungen des Generalplaners, der mitgeteilt hatte, „dass im Zuge der Weiterbearbeitung und Umsetzung des Projekts ‚Haus für Mozart‘ neue Erkenntnisse zu Tage getreten sind, die bei der behördlich vorgeschriebenen Erneuerung der Fluchtwege aus der Felsenreitschule statische Zusatzmaßnahmen in dem an die Fluchtwege angrenzenden Teil der Tribünen erfordern. Statisch und wirtschaftlich sinnvoll sind diese Zusatzmaßnahmen nur, wenn sie so gestaltet werden, dass mit vergleichsweise geringen Mehrkosten auch Vorbereitungsmaßnahmen für eine allfällige spätere Sanierung der Felsenreitschule ausgeführt werden, wobei damit noch keine Determinierung einer bestimmten Sanierung erfolgen würde. Es handle sich primär um jenen Teil der Tribünen in der Felsenreitschule, welche sinnvoll nur im Zuge des Bauvorhabens ‚Haus für Mozart‘ realisiert werden kann (geschätzte Kosten ca. € 1 Million). Bei gesonderter Realisierung wären nämlich unvertretbar hohe Kosten die Folge . . .“ Der Baubeirat stand diesen Überlegungen grundsätzlich positiv gegenüber. „Aufgrund des Wissenszuwachses in der Weiterbear-

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beitung des Projekts erscheint es zweckmäßig, die Bereinigung der Fluchtwegsituation so auszuführen, dass auch ein Teil der Tribüne baulich saniert wird. Die Felsenreitschule wird dadurch in funktioneller Hinsicht (Akustik, Sicht, Zugang) wesentlich verbessert und es bleiben alle Optionen für später erforderliche Sanierungs- und Nachrüstungsmaßnahmen offen. Eine bauliche Umsetzung zum jetzigen Zeitpunkt ist technisch und wirtschaftlich sinnvoll.“ (Protokoll der 9. Sitzung des Baubeirates am 11. 3. 2004. S. 2.) Am 27. Februar 2004 hatte Landeshauptmann Franz Schausberger Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ersucht, einen 40-prozentigen Anteil an den Gesamtkosten der notwendigen Umbauarbeiten, d. h. € 400.000,-, zu übernehmen. Protokoll der 199. Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 23. 3. 2004. S. 7. Umlaufbeschluss des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds vom 3. 5. 2004. Christian Kühn: Fassade des Kleingeistes. – In: SN 31. 5. 2006.

bis auf die ersten neun Reihen erneuert, der alte Rang beseitigt. Eine muschelförmige Steigerung und zwei zusätzliche Zugänge werteten das Auditorium deutlich auf. Parallel erfolgten die Erweiterung und Umgestaltung der Räume der Direktionsetage. Während der Bauarbeiten ergab sich zudem die Möglichkeit, im Dachbereich des „Hauses für Mozart“ die sogenannte „Salzburg Kulisse“ als repräsentativen Empfangs- und Veranstaltungsort zu errichten. Da jedoch die dafür notwendigen Baumaßnahmen in der Höhe von 2 Mio. Euro nicht budgetiert waren und der Kostenrahmen unbedingt eingehalten werden musste, konnte dies nur über Sponsorenbeiträge realisiert werden. Dabei ergaben sich insofern Schwierigkeiten, da die traditionellen Privatsponsoren wie Donald Kahn oder Herbert Batliner bereits erhebliche Beträge für das „Haus für Mozart“ gespendet hatten. So Donald Kahn 4,3 Mio. Euro für den Bau und Herbert Batliner 500.000 Euro für die Renovierung des Faistauer-Foyers. Die Festspiele hatten zudem bei Gesamtkosten von 29 Mio. Euro 8,7 Mio. Euro an Sponsorengeldern für das „Haus für Mozart“ aufgebracht und damit die meisten möglichen Sponsoren bereits kontaktiert. Die ursprünglich vorgesehene Versicherung uniqa zögerte, und zudem stand Präsidentin Rabl-Stadler einer Finanzierung durch uniqa ablehnend gegenüber, da die Versicherung die „Salzburg Kulisse“ mit dem Namen „uniqaLounge“ versehen wollte, wodurch eine Verwendung dieser Räumlichkeiten für andere Sponsoren erschwert oder gar unmöglich gemacht wurde. Landeshauptmann Franz Schausberger kontaktierte daraufhin Gerhard Andlinger, der sich schließlich bereit erklärte, für die „Salzburg Kulisse“ 1,8 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen. Am 30. Mai 2005 unterzeichnete Andlinger den Sponsorenvertrag, und das Kuratorium beschloss am 31. Mai 2005 den Vollausbau der „Salzburg Kulisse“. Ohne Mäzene und Sponsoren wäre die Realisierung des Projekts aufgrund der politisch verordneten Budgetknappheit nicht zu realisieren gewesen. Die vom Kuratorium fixierten 29 Millionen Euro Gesamtkosten – die neue Oper in Kopenhagen kostete 320 Millionen Euro – zwangen zu massiven Sparmaßnahmen im Bereich der Ausstattung. So musste man, obwohl die Salzburger Häuser mit Untersberger Marmor ausgelegt sind, auf dessen Verwendung beim „Haus für Mozart“ verzichten und sich mit rumänischem Kalksandstein zufrieden geben. Wenn auch noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen waren, wurde der Bauzaun entfernt und gab den Blick frei auf das neue „Haus für Mozart“, das am 31. Mai 2006 von der Errichtergesellschaft formell an die Festspiele übergeben wurde. Damit begann nochmals eine publizistisch begleitete Debatte über den Holzbauer/Valentiny-Bau, bei der sich vor allem die Kritiker zu Wort meldeten. Christian Kühn bemerkte, dass neben der „selbst schon nicht überragenden Architektur von Clemens Holzmeisters Großem Festspielhaus“ nunmehr das neue „Haus für Mozart“ eine „Fassade des Kleingeistes“ biete. Angesichts der von beiden Architekten abgelieferten „offensichtlichen Mittelmäßigkeit“ sei es besonders schmerzhaft, „dass die Entscheidungsträger eine Jahrhundertchance ungenutzt gelassen haben, die Salzburger Festspiele architektonisch in der Gegenwart zu positionieren.“149 Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden beeilte sich zu betonen, er sei stets der Meinung gewesen, dass die im Wettbewerb Erstgereihten ein besseres Projekt vorgelegt hätten. Er habe die Vergabe an

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Holzbauer/Valentiny „massiv bekämpft“, doch habe es rechtlich keinen Ausweg gegeben.150 Wilhelm Holzbauer konterte den sich neuerlich massiv zu Wort meldenden Kritikern, diese sollten doch „einmal abwarten, bis das Haus eröffnet wird. Das Wesentliche an dem ,Haus für Mozart‘ ist, wie man sieht und hört. Da wird ganz dumm über mögliche andere Fassaden herum geredet.“ Die nunmehr neuerlich geäußerte Kritik sei „dümmlich und blöd. Was glauben denn die Leute eigentlich, wie so ein Projekt entsteht? Sie sollen – wie gesagt – einmal abwarten, bis das Haus eröffnet ist.“151 Er sei mit dem Ergebnis, so Holzbauer einige Tage später, „großteils“ zufrieden. „Es ist auf jeden Fall ein Haus, das sich hervorragend für die Musik eignen wird.“152 Unterstützung erhielt Holzbauer von Peter Ruzicka. Bereits vor der Eröffnung des neuen Hauses bemerkte der Intendant, der die Camerata Academica bei den ersten beiden Pre-OpeningKonzerten für geladene Gäste leitete, die von Karlheinz Müller verantwortete Akustik sei nicht nur sehr gut, sondern optimal. Mit dem nunmehr fertigen „Haus für Mozart“ sei „das erreicht, was wir uns erträumt haben“.153 Holzbauers und Ruzickas Behauptung von der famosen Akustik sollte sich beim Eröffnungskonzert am 17. Juni 2006 bewahrheiten, von der Christoph Lindenbauer als von „einer akustisch grandiosen Feuertaufe“ berichtete.154 Daniela Tomasovsky bemerkte, das neue Haus entzweie in der Optik, besteche jedoch durch seine Akustik.155

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Die Kommentare zahlreicher Architekturkritiker wurden jedoch auch nach der Öffnung des Hauses für Journalisten kaum freundlicher. Ute Woltron bemerkte sarkastisch, dass die Festspielgäste, Salzburgs Edeltouristen, mit dem neuen „Haus für Mozart“ eine zeitgenössische Variante der Anbiederung der Stadt an den Massentourismus serviert bekämen: „einen von außen wirklich nur als unansehnlich zu bezeichnenden Bau, der innen brav, aber ohne Bravour seine Funktion erfüllt“. Die Fassade sei nicht nur das Produkt der Architekten, sondern vor allem auch der Altstadtkommission. Diese sei offensichtlich „frei von Talent, wie man sieht, denn die graue Front aus getrocknetem Beton mit ihrem Balkon, den braun umrandeten Fensterscharten und einem an Sozialwohnbauten der Vergangenheit gemahnenden Geländer ist an Einfallslosigkeit nicht zu überbieten“.156 Liesbeth Waechter-Böhm bemerkte, das „Haus für Mozart“ sei „zunächst eine konzeptionelle Aufgabe“ gewesen, „die man als die Quadratur des Kreises bezeichnen könnte: Denn es ging um einen viel kürzeren Saal (zehn Meter), damit das Publikum besser sieht, es ging um eine Verbesserung der Akustik und zugleich um eine Steigerung der Sitzanzahl. In funktioneller Hinsicht kann man Wilhelm Holzbauer und François Valentiny wenig ankreiden. . . . (. . .) Danebengegangen ist das Tonnengewölbe über dem Saal. . . . Der Außenauftritt des Hauses: ein ziemliches Debakel. Er hat keine Gesetzmäßigkeit, keine Logik. Die Eingangstore unten stehen in einer zufälligen Beziehung zu den fünf schmalen, hohen Fixverglasungen, die nur einen fragmentierten Ausblick auf das spektakuläre architektonische Visavis erlauben. Es gibt ein großes Schaufenster für Plakate, Informationen. So etwas Läppisches

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SN 3. 6. 2006. orf Salzburg Online 6. 6. 2006. Kurier 17. 6. 2006. SN 17. 6. 2006. apa 18. 6. 2006. Daniela Tomasovsky: Wo Mozart hinter goldenen Wänden glitzert. In: Die Presse 19. 6. 2006. 156 Ute Woltron: Aus für Mozart. In: Der Standard Album 17./18. 6. 2006.

157 Liesbeth Waechter-Böhm: Falscher Marmor für Mozart. In: Die Presse SPEKTRUM 17./18. 6. 2006. 158 Gottfried Knapp: Es klinget so herrlich. – In: Süddeutsche Zeitung 19. 6. 2006.

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habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Lauter hochformatige Glasstreifen, aneinander gereiht. Und von der Traufe will ich überhaupt nicht reden . . . Aber der kritische Punkt sind die Verglasungen: Im Wettbewerb haben die Architekten eine Art Panorama-Glaselement vorgeschlagen, ein gefasstes Bild des architektonischen Gegenüber. Das hat die Altstadtkommission als nicht maßstäblich abgeschmettert. Die Frage, was denn den Maßstab abgibt, bleibt bei solchen Entscheidungen allerdings immer unbeantwortet. Und damit sind wir bei einer Kernfrage zum Projekt: Wie kann man über Architektur reden, wenn ununterbrochen irgendwelche Leute, die in irgendwelchen Gremien sitzen, ihre Existenzberechtigung beweisen wollen. . . . Wenn es immer nur um absurde Vorschriften geht, um Geldknappheit, sodass bei jeder speziellen Maßnahme erst ein Sponsor aufgetan werden muss, dann werden grundsätzliche Fragen illusorisch. Was bleibt, wenn man die sogenannte Geschmacksfrage und den ganzen Zeitgeist von einer architektonischen Lösung subtrahiert? Unter diesen Umständen muss ich die Antwort schuldig bleiben.“157 Erheblich freundlicher kommentierte Gottfried Knapp das neue „Haus für Mozart“. „Wie die Querelen beim Großen Festspielhaus werden auch die beim ‚Haus für Mozart‘ bald vergessen sein, denn was immer man von der Zwangsgemeinschaft der Planer halten und an Details bei dem nur 29 Millionen Euro teuren Bau bemängeln mag – der Gewinn für die Festspiele ist in jedem Fall gewaltig. . . . (. . .) Das größte Kompliment, das man den Architekten machen kann, ist aber fraglos folgendes: Der Zuschauerraum kommt einem beim ersten Betreten so vertraut vor, dass man meinen könnte, ihn schon seit Langem zu kennen. Hier wurde ein guter Kompromiss zwischen traditionellen und modernen Formen gefunden. . . . Richtig befreiend für die Besucher ist aber die Öffnung der bislang hermetisch vermauerten linken Saalseite. Im ersten Rang kann man nun hinaustreten auf einen geräumigen Balkon vor der neuen Fassade; vom Parterre aus betritt man die verglaste Vorhalle unter dem Balkon oder schreitet direkt hinaus auf den Platz vor dem Festspielhaus. Es ist, als sei an dieser Stelle die dritte, die tiefenräumliche Dimension jetzt erst hinzugekommen.“158

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II. Ein Festspielhaus der bildenden Kunst Das Museum im und am Berg – zwischen Guggenheim, Museum der Moderne und Kunstzentrum Mönchsberg

159 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. 1. Teil bis 1990. Zahl 1315/1022.

Die aufgrund massiver Widerstände sowie der prekären finanziellen Situation von Stadt und Land Salzburg aus dem Entscheidungsprozess für die Situierung des smca eliminierte preisgekrönte Studie von Hans Hollein für ein Museum im Berg mobilisierte deren Salzburger Befürworter, die darin das Nicht-Wahrnehmen einer Jahrhundertchance für Salzburg sahen. Der Salzburger Herzchirurg Felix Unger ergriff 1989 die Initiative und konnte den neuen Direktor des Guggenheim-Museums New York, Thomas Krens, für das Hollein-Projekt gewinnen. Wenn schon nicht das smca die Chance einer einmaligen architektonischen Präsentation wahrnahm, so sollten die ursprünglich geplanten Museumsräume ein spektakuläres Ambiente für die Präsentation von moderner Kunst abgeben. Am 26. Mai 1989 schrieb Thomas Krens nach einem Salzburg-Besuch auf Anregung von Felix Unger an Landeshauptmann Katschthaler, er sei „anfänglich in der Beurteilung der Chancen zur Verwirklichung eines derartigen Projekts sehr skeptisch“ gewesen. „Der Bau eines Museums von internationalem Rang ist eine extrem kostspielige und schwierige Unternehmung. Enthusiasmus und Interesse und sogar eine große Sammlung zusammen sind nicht genug. Noch vor meinem Besuch vor drei Tagen war mein allgemeiner Eindruck, dass Salzburg trotz oder vielleicht gerade wegen seines Rufes und seiner erblichen Vorbelastung als Zentrum der Musikfestspiele nicht jenes gewisse Etwas besitzt, um ein wirklich internationales Zentrum für die bildende Kunst zu werden. Als Ergebnis meiner Reise muss ich nun sagen, dass ich auf diesem Gebiet meine Meinung vollkommen geändert habe. Anlass zu dieser Meinungsänderung waren die Pläne von Hans Hollein für ein Museum im Mönchsbergfelsen. . . . Große Architektur genügt nicht, um ein großes Museum zu machen, ebenso wenig wie eine große Sammlung in einer unbedeutenden Umgebung nicht genügen mag, um die notwendigen Besucher anzuziehen, die ein Museum funktionieren lassen. Die Verbindung von großer Architektur und einer großen Sammlung jedoch, die den besonderen Ruf der Guggenheim-Stiftung in New York und Venedig ausmachen, sind zusammengenommen eine ganz andere Sache. Die außergewöhnliche Eigenschaft des Hollein-Projekts ist, dass es gleichsam unsichtbar ist und doch im Zentrum der Stadt liegt. Es ist überdies außergewöhnliche zeitgenössische Architektur.“159 1990 bemerkte er zur Philosophie des Museums, dass dieses den Bruch der Postmoderne, den „Übergang vom modernen zum postmodernen Paradigma“ und seinen Folgen für das Bewusstsein dokumentieren sollte. „Die

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1. Die Verbindung von großer Architektur und einer einzigartigen Sammlung. Das Projekt Guggenheim-Museum in den frühen Neunzigerjahren

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Lage und Geschichte der Stadt, Holleins Architektur und die Bereitschaft der Guggenheim Foundation, ihre Mitarbeit an dem Projekt in Betracht zu ziehen, stellen eine einzigartige Kombination dar. Für dieses Unternehmen gibt es kaum einen historischen Präzedenzfall. Dennoch verlangt der Umfang des Projekts . . . zumindest eine Verankerung in einem ausreichend großen und maßgebenden Kontext, um seine besondere Bedeutung zu etablieren. . . . Denn dieses Projekt kann nicht an der Beurteilung seiner einzelnen Teile gemessen werden. Es außerhalb seines Zusammenhanges zu erwägen – etwa als ein weiteres Museum in Österreich oder als ein Kulturbündnis für die Salzburger Festspiele oder isoliert als einen spektakulären architektonischen Entwurf oder einfach als Erweiterung eines existierenden Museums, das in einer sich schnell verändernden Welt um Bedeutung kämpft –, das hieße, seinen Sinn vollkommen misszuverstehen. Es ist offensichtlich, dass dieses Projekt mehr darstellt als nur die Summe seiner einzelnen Teile. Wie auch immer, diese Schlussfolgerung zieht ihre Berechtigung aus einer Perspektive, die jenseits von Parteipolitik, engstirnigen Bedenken oder ästhetischen Prinzipien liegt. Sich im traditionellen Sinne an Geschichte um Rechtfertigung und Verdinglichung zu wenden, ist nicht ausreichend; besonders in einem Zeitpunkt, an dem das ‚Zeitalter der Geschichte‘ von einem postmodernen Relativismus verdrängt wird. . . . Die Argumentation über das Salzburger Museum muss deshalb im Rahmen einer sich rapide verändernden Welt und mit dem radikalen Bewusstsein der bedingten Autorität traditioneller erkenntnistheoretischer und institutionaler Strukturen geführt werden. Es muss seine Stärke aus einer beherrschenden Position ziehen, die die Perspektive über die Vergangenheit und gleichzeitig Zukunft gestattet. Es geht um die Geburt einer neuen Institution, sowohl praktisch wie begrifflich. Sie muss ihre Bedeutung als eine Sache mit kühnen Dimensionen etablieren, indem es die Zukunft umfasst, ohne gleichzeitig den Kontakt mit tief eingebetteten Strömungen der Geschichte zu verlieren.“ Dabei erhalten „drei Auffassungen über Museumsfunktionen eine besondere Bedeutung für diese Angelegenheit: die Vorstellung vom Museum als konkretem Ort, als Begegnungsstätte mit Geschichte und Wissen, die Vorstellung vom Museum als symbolischem Moment seiner Zeit und Kultur und die Idee vom öffentlichen Museum als Vertreter von Austausch, Umgestaltung und Diskurs. Eine Triangulierung zwischen diesen Anhaltspunkten kann für das Salzburger Museum eine begriffliche, auf Erkenntnistheorie ruhende Grundlage darstellen, welche die praktische Diskussion seiner Durchführbarkeit allein nicht dominieren kann, aber welche trotzdem als eine essentielle und notwendige Ergänzung zu den verschiedenen Elementen der Debatte anerkannt werden sollte. Falls dieses Projekt jemals realisiert werden sollte, wird seine grundlegende Position in historischer wie auch politischer Zeit sein Mandat klar verstärken. . . . (. . .) Diese Idee des Museums hat für das Salzburger Museumsprojekt besondere Bedeutung, da die Architektur eindeutig dazu bestimmt ist, zu einer besonderen Zeit und an einem besonderen Ort eine kraftvolle Aussage zu machen. Holleins Entwurf vertritt inhaltlich mit Nachdruck postmoderne Ideen und lässt doch gleichzeitig durchaus konservative Haltungen erkennen.“ Holleins Konzept sei eine „Fast perfekt postmoderne Manifestation. Eine Kombination von Widersprüchen: ein Museum ohne Fassade, ein versenktes Monument, angefüllt mit natürlichem Licht, einer der einzigartigsten Innenräume seit Frank Lloyd Wrights Atrium im Guggenheim in New York.“160

160 Thomas Krens: Museum und Geschichte: Dynamik und Kultur im postmodernen Zeitalter. In: Das Guggenheim Museum Salzburg. Ein Projekt von Hans Hollein. Salzburg 1990. S. 8–13. S. 9ff.

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161 Das Guggenheim Museum Salzburg. Machbarkeitsstudie. Teil 1. Zusammenfassung. – Wien Juli 1990. 162 Patricia Grzonka, Wolfgang Paterno: 1 + 1 = 3. – In: Profil Nr. 4. 22. 1. 2001. S. 112–115. S.  114.

In dem von Frank Lloyd Wright errichteten New Yorker Museum konnten lediglich drei Prozent der ständig wachsenden Sammlung permanent gezeigt werden. Die in New York angemieteten Depoträume kosteten viel Geld, und man suchte daher nach einer Möglichkeit, die zum Großteil gelagerten Kunstwerke dem Stiftungsauftrag gemäß öffentlich zugänglich zu machen. Die Guggenheim Foundation war zwar in Europa mit ihrer im Palazzo Venier dei Leoni in Venedig präsentierten Bestände vertreten, doch litt die ehemalige Residenz von Peggy Guggenheim unter Platzmangel, und die Chancen für eine räumliche Erweiterung in Venedig waren äußerst gering. In den Sechziger- und Siebzigerjahren hatte die Guggenheim Foundation vom italienischen Grafen Panza di Biumo mehr als 200 Gemälde und Skulpturen erworben, und wenig später schenkte der Graf der Foundation weitere 100 Kunstwerke sowie seine Villa in Varese. Innerhalb der Foundation Varese wurde Varese als möglicher zweiter europäischer Standort diskutiert, als Salzburg mit seinem Hollein-Projekt ins Spiel kam, wobei die Vertreter von Guggenheim betonten, dass Varese keine Konkurrenz zu Salzburg sei. Das Interesse Guggenheims löste in Salzburg heftige Betriebsamkeit aus. Am 12. Oktober 1989 erfolgte im Schloss Mirabell ein Spitzengespräch zwischen Thomas Krens, Hans Hollein, Wieland Schmied, Felix Unger, Bürgermeister Josef Reschen, Landesrat Othmar Raus sowie Vertretern der Kulturabteilungen von Stadt und Land Salzburg, um die Voraussetzungen für die Vergabe einer Machbarkeitsstudie zur Errichtung eines Guggenheim-Museums nach den Plänen von Hans Hollein zu prüfen. Am 14. November fasste die Landesregierung über Antrag der Abteilung 12 den Beschluss, für die Erstellung der Studie 400.000 Schilling zur Verfügung zu stellen. Die Machbarkeitsstudie kam zu dem Schluss, dass das kühne Projekt Holleins finanziell und technisch realisierbar wäre.161 Die Betreiber des Projekts, vor allem Thomas Krens, seit 1988 Leiter der New Yorker Solomon R. Guggenheim Foundation, starteten zu Festspielbeginn 1990 ihr Werben um das Projekt mit einem Empfang für 150 ausgewählte Gäste in der Residenz, in der im Rahmen einer Guggenheim-Ausstellung – 40 Meisterwerke der Moderne von Chagall bis Picasso – das Modell Holleins zu besichtigen war. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Kunsthistoriker sanierte das in die Krise geratene New Yorker Museum, und ihm gelang es, „aus einer mittelmäßigen Sammlung eine Trademark für erfolgreiches Unternehmertum im Ausstellungsbereich zu lancieren“. Dabei ließ er sich von der von ihm formulierten Maxime leiten: „Eins und eins ist drei. Eine tolle Sammlung und eine großartige Architektur bringen ein überwältigendes Ergebnis.“162 Nach der Vermarktung des von Frank Lloyd Wright errichteten New Yorker Stammhauses folgte der spektakuläre Museumsbau Frank O. Gehrys in Bilbao, und auch die von Hans Hollein entworfene spektakuläre Architektur eines Museums im Berg schien ideal in diese Vermarktungsstrategie zu passen. Holleins Pläne und Modelle wurden nunmehr im Rahmen einer Ausstellung des Guggenheim-Museums in der Residenz präsentiert, in deren Mittelpunkt ein gewaltiger Raumtrichter stand, der von der Sohle des Felsens bis zur grünen Ebene der Mönchsbergplatte reichte. Der künstliche Krater wurde von einer flach gekrümmten Lichtkuppel überwölbt, die sich in eine Mulde des Mönchsberges schmiegte. Das Museum bot sowohl Platz für historische Exponate der

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Salzburger Kunstgeschichte wie auch für jene der Moderne aus den Beständen des Guggenheim-Museums. Mit dem Eingang im Hof des historischen Bürgerspitals in unmittelbarer Nähe des Festspielhauses hätte Salzburg ein zweites künstlerisches Wahrzeichen erhalten. Die Machbarkeitsstudie bezifferte die Kosten mit 900 Millionen Schilling, die nach 15 Jahren wiederum eingespielt wären. Im August 1990 stellte Peter M. Bode die Frage: „Schafft es Salzburg, gelingt es Österreich, eines der kühnsten und attraktivsten Museumsprojekte der Welt zu verwirklichen?“163 Mit der Errichtung des Museums bestand für Salzburg die Möglichkeit, neben den Festspielen einen internationalen künstlerischen Schwerpunkt im Bereich der bildenden Kunst zu setzen. Dimitri Pappas, einer der vehementesten Befürworter des Projekts und Kenner der Salzburger Szene, bemerkte: „Was alle schreckt, ist das Gerede um die . . . Millionen für das Projekt . . . aber man muss Visionen haben. Was wurde gegen die Festspielhäuser vom alten Holzmeister gewettert. Und ohne die grandiose Bauwut seiner Bischöfe, die ihre Kathedralen als Denkmäler hinterließen, wäre Salzburg heute ein Provinznest.“164 Die Salzburger Befürworter des Projekts führten gegen die Zweifler und Kritiker, die auf die enormen Kosten und den utopischen Charakter des Unternehmens hinwiesen, ins Treffen, auch die Salzburger Festspiele seien einmal eine gewagte Utopie gewesen und heute neben Mozart der bedeutendste Wirtschaftsfaktor der Stadt. Das faszinierende Projekt schuf die Fronten der heftigen Befürworter und Skeptiker, in deren Reihen sich u. a. auch der „Verein der Freunde des Instituts für Kunstgeschichte“ an der Universität Salzburg befand. „Es sei durchaus zu begrüßen“, so der Verein in einem am 25. Juli 1991 an Landeshauptmann Katschthaler übergebenen „Memorandum“, „dass ein Museumsprojekt von internationalem Rang, wie es das New Yorker Guggenheim-Museum – nach Venedig – in einer zweiten europäischen Stadt verwirklichen möchte, . . . sofern dadurch die kulturelle Identität des neuen europäischen Standortes nicht beeinträchtigt wird. In Salzburg scheint diese Gefahr gegeben . . .“ Zudem würde „eine Beteiligung der Stadt oder des Landes an den Errichtungs- und Instandhaltungskosten des geplanten Museums . . . eine ernsthafte Gefahr für die Interessen der Salzburger Museen bedeuten. . . . Gerade die geplante Rechtsform des Projekts stößt bei den Unterzeichneten auf größte Bedenken. Nach dem Willen der Guggenheim Foundation soll die Republik Österreich zwar Besitzer der Museumshöhle im Mönchsberg, die sogenannte Betreibergesellschaft, d. h. die gesamte Verwaltung und Betreibung, hingegen ausschließlich amerikanisch sein. . . . Ein amerikanisch geführtes Museum ohne Mitspracherecht Salzburgs, insbesondere des Rupertinums, ist jedoch inakzeptabel; es wäre ein Fremdkörper in der Salzburger Museumslandschaft.“ Die Architektur Holleins sei zwar faszinierend, doch die von ihm geschaffene „Höhle“ für ein Museum „gewiss nicht optimal geeignet. . . . In einem Museum sollte sich die Architektur den Kunstwerken unterordnen und nicht umgekehrt.“165 Landesumweltanwalt Eberhard Stüber bemerkte in einer Stellungnahme am 16. März 1991, eine Verwirklichung des Museumsprojekts im Berg müsse „vom Standpunkt des Landschaftsschutzes . . . auf jeden Fall abgelehnt werden. Die Landesumweltanwaltschaft würde sich im Bewilligungsverfahren nach den Bestimmungen der Allgemeinen Landschaftsschutzverordnung gegen das Vorhaben aussprechen. Mit dem Guggenheim-Museum wäre

163 Peter M. Bode: Wie man moderne Kunst im Felsmassiv erlebt. In: Abendzeitung 9. 8. 1990. 164 Kronen Zeitung 26. 7. 1990. 165 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. 2. Teil. 1991–1992. Zahl 1537/26.

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166 Ebda. Zahl 1537/35. 167 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. Teil 1 bis 1990. Zahl 1315/1027. 168 Ebda. Zahl 0/9-14-304/107-1989. 169 Arbeiter-Zeitung 22. 5. 1990.

ein massiver Eingriff in das Landschaftsgefüge verbunden, gleichfalls würde das Landschaftsbild abträglich beeinflusst.“166 Bereits am 28. November 1989 hatte Herbert Fux, der wohl prominenteste Gegner des Projekts, an Landeshauptmann Katschthaler geschrieben, ob das Land auch die Meinung des Salzburger Bürgermeisters vertrete, „bis 1995 das Guggenheim-Museum zu errichten, anlässlich der Jahrtausendfeier der Stadt aber die Neugestaltung des Museums CA mit einer repräsentativen Darstellung der Stadt- und Landesgeschichte erst nach 1995 zur Realisierung gelangt. Dies bedeutet, dass die Stadt- und Landesgeschichte anlässlich der Jahrtausendfeier für die spö-Fraktion der Stadt nicht wichtig zu sein scheint, dem gegenüber aber eine Filiale der Guggenheim-Stiftung. Auch wenn noch andere Sponsoren für Guggenheim Salzburg gewonnen werden, ist doch wohl anzunehmen, dass Stadt und Land zusammen mindestens die Hälfte der Kosten tragen müssten, das wären sicher 400–500 Millionen Schilling.“167 Am 18. Dezember antwortete Katschthaler, „dass das Land Salzburg grundsätzlich an der Errichtung einer Zweigstelle dieses Museums interessiert ist und sich aus diesem Grund auch finanziell an der Machbarkeitsstudie beteiligt. Ein Beitrag zu den Investitions- und Betriebskosten für ein solches Museum wird aber nicht in Betracht gezogen, da die Probleme im eigenen Museumsbereich wohl Vorrang genießen müssen.“168 Damit waren die beiden entscheidenden Aspekte der Diskussion angesprochen, auf die auch Thomas Krens nicht müde wurde hinzuweisen: der politische Wille im Sinne einer (kulturpolitischen) Prioritätensetzung sowie die daraus folgende Bereitschaft zur Investition erheblicher Mittel der öffentlichen Hand. Erst dann konnte man auch private Sponsoren motivieren, einen entsprechenden Beitrag zu leisten. Die Politik war daher nunmehr gefordert. Bundeskanzler Vranitzky und Unterrichtsministerin Hilde Hawlicek bekundeten ihre Sympathie für das Projekt, Salzburger Bürgermeister Harald Lettner und Landeshauptmann Hans Katschthaler gehörten mit Hinweis auf die noch völlig ungelöste Finanzierung zu den Skeptikern und Grünen-Nationalrat Herbert Fux führte die Ablehnungsfront an. Für Herbert Fux war das Guggenheim-Projekt „zum einen nicht finanzierbar und würde zum anderen einen Aufstand der Salzburger Szene zeitigen. Da kämpfen auf der einen Seite die ‚Elisabethbühne‘ und die ganzen kleineren Theater, das ‚Gegenlicht‘ und ‚Das Kino‘ ums Überleben, und auf der anderen Seite plant man allen Ernstes ein Museum, dessen Entstehungskosten der Leiter der New Yorker Guggenheim Foundation, Thomas Krens, locker auf 50 bis 100 Millionen Dollar geschätzt hat. Wobei ich persönlich die obere Eckzahl, also die Schilling-Milliarde, für realistisch halte . . . 1996 feiert Salzburg sein 1000-jähriges Bestehen. Und für diesen Zweck gibt es ja durchaus vernünftige Bestrebungen, das Historische Museum in die Neue Residenz und in Teile der Alten Residenz zu übersiedeln, um dort eine dynamische Präsentation der Salzburger Stadt- und Landesgeschichte einzurichten. . . . Das ist’s, was wir im Gegensatz zum Guggenheim-Museum zur Jahrtausendfeier dringend brauchen!“169 Wenige Monate später erklärte er gegenüber dem „Salzburger Tagblatt“: „Salzburg braucht nicht Guggenheim – aber Guggenheim braucht Salzburg als Vermarktungsidee. In Japan zahlt man 4 Millionen Dollar für eine Guggenheim-Ausstellung – Salzburg zahlt nichts. Genauso wie mit Sony: Die hätten auch keine Wirtschaftshilfe benötigt. Die 60 oder 80 Millionen, die da bezahlt wurden, waren eine vollkommene Sinnlosigkeit. Die momentan in der Residenz laufende

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Guggenheim-Schau gehört natürlich zur Werbestrategie der Amerikaner – es ist eine Werbeveranstaltung. Doch das ganze Projekt ist unrealistisch, da sowohl Stadt als auch Land es sich nicht leisten können, bei dem enormen Bedarf, den die heimischen Künstler haben und der kulturellen Aushungerung, die betrieben wurde. . . . Der Landeshauptmann hat mir vor Kurzem ganz klar gesagt, dass das Museum C. A. Priorität hat. Für ihn kommt keine Geldbereitstellung für Guggenheim infrage.“170 Tatsächlich übte sich Landeshauptmann Hans Katschthaler gegenüber der Guggenheim-Initiative in sichtlicher Zurückhaltung, da sein zentrales kulturpolitisches Anliegen, die allgemein als notwendig erachtete räumliche und organisatorische Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft, über ein Diskussionsstadium noch nicht hinaus gelangt war. Er fürchtete, einen erheblichen Teil des Kulturbudgets des Landes für den Bau und die Betriebskosten des HolleinProjekts aufbringen zu müssen und dadurch die von ihm als vorrangig erachteten lokalen Projekte, vor allem die Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft, entweder auf längere Zeit verschieben oder gänzlich absagen zu müssen. Er erklärte daher zu Beginn des Guggenheim-Empfangs in der Residenz mit Bezug auf den notwendigen Beitrag der öffentlichen Hand von in nicht unbeträchtlicher Höhe, das Land könne aufgrund anderer Prioritäten keine Beträge zur Verfügung stellen. Katschthalers Haltung war keineswegs überraschend, sondern die Konsequenz seiner bisherigen Stellungnahmen zum Guggenheim-Museum in Salzburg. So hatte er Anfang März 1990 in einem Interview, er sei von der architektonischen Konzeption des Guggenheim-Museums fasziniert, doch gebe es derzeit Pläne für die Neugestaltung des smca im Neugebäude der Residenz, für deren Realisierung 500 Millionen Schilling seitens der Stadt und des Landes notwendig seien. Das Land Salzburg werde sich deshalb an den Errichtungs- und Baukosten des Guggenheim-Museums nicht beteiligen können.171 Diese Erklärung gab er am 7. März anlässlich eines Besuchs im Atelier von Hans Hollein auch gegenüber den Repräsentanten des Guggenheim-Museums ab und bat sie, dies bei ihren weiteren Schritten stets in Betracht zu ziehen. Er bekräftigte diese Position anlässlich der Eröffnung einer Guggenheim-Ausstellung in der Residenz am 24. Juli 1990, und am 7. August nahm er vor dem Professorenkollegium der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst eine landespolitische Festlegung vor. Er stehe der Idee eines Guggenheim-Museums zwar positiv gegenüber, doch habe die Neusituierung des smca eindeutig Priorität gegenüber einem Projekt, das aus Bundesmitteln und privaten Sponsorengeldern verwirklicht werden sollte.172 In deutlicher Kritik an Unterrichtsministerin Hilde Hawlicek, die sich begeistert über das Projekt geäußert hatte, betonte er, er halte nichts von einer Politik, die einerseits große Ankündigungen mache, andererseits aber die Subvention für die Sommerakademie von 400.000 auf 50.000 Schilling kürze.173 Die Position Katschthalers war klar definiert: Da die geplante Unterbringung des Salzburger Stadt-Land-Museums in der Neuen Residenz rund 500 Millionen Schilling kosten werde, könne sich das Land nicht auch an der Finanzierung des Guggenheim-Museums beteiligen. Und Bürgermeister Harald Lettner, ähnlich wie Landeshauptmann Katschthaler ein ambivalenter Skeptiker, betonte, er sei keineswegs ein Gegner des Guggenheim-Projekts, im Gegenteil. Er habe anlässlich seiner Antrittsrede betont, „dass das Projekt für mich eine ungeheure Faszi-

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Salzburger Tagblatt 11. 8. 1990. Die Presse 6. 3. 1990. Salzburger Landeskorrespondenz 7. 8. 1990. Die Presse 8. 8. 1990.

Die Verbindung von großer Architektur und einer einzigartigen Sammlung

174 Salzburger Tagblatt 9, 3. 1990. 175 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 61. 27. 3. 1990. 176 apa 22. 3. 1990. 177 apa 15. 3. 1990. 178 SN 17. 11. 1990.

nation darstellt. Der Bau scheint mir von nationaler Bedeutung. Wir haben doch in Salzburg ein großes Manko an Einrichtungen der bildenden Kunst. . . .. Nur müssen halt jetzt im Rahmen der Projektstudie die Finanzierungsmöglichkeiten eruiert werden. Denn wir allein – das heißt Stadt und Land Salzburg – sind wohl kaum in der Lage, das Unternehmen zu bezahlen!“174 Sowohl der Salzburger Landeshauptmann wie auch der neue Salzburger Bürgermeister stimmten bei einem ersten Gedankenaustausch über die Probleme der Landes- und Stadtpolitik darin überein, dass das Guggenheim-Projekt faszinierend sei und eine Machbarkeitsstudie erstellt werden sollte. Kommt diese zu einem positiven Ergebnis, müsse man über neue Wege der Finanzierung und Führung des Museums im Berg nachdenken und vor allem nach privaten Sponsoren suchen, da weder Stadt noch Land Salzburg angesichts der in nächster Zukunft zu bewältigenden Aufgaben in der Lage seien, die notwendigen erheblichen Mittel für die Errichtung und den Betrieb aufzubringen.175 Herbert Fartacek, Salzburgs Vizebürgermeister und Kulturstadtrat, wies darauf hin, dass Stadt und Land Salzburg von den geschätzten Errichtungskosten von 600 Millionen Schilling nur zehn Prozent aufbringen könnten. Die restlichen 90 Prozent müssten in einem Verhältnis 50 : 40 vom Bund und Privaten getragen werden. An erster Stelle kämen für die Stadt „Wohnen, Umwelt und soziale Absicherung, da bleibt kein Spielraum für 100 bis 150 Millionen“. Zudem müsse geprüft werden, „ob im Berg überhaupt Ausstellungen möglich sind“.176 Auch Wissenschaftsminister Erhard Busek stieß mit Blick auf die Finanzen des Bundes anlässlich einer Aussprache mit Mitgliedern des övp-Kulturausschusses in ein ähnliches Horn und erklärte, „eine Realisierung des Guggenheim-Projekts in Salzburg sei für ihn nur dann denkbar, wenn europaweit Kulturinitiativen und Stiftungen gefunden werden könnten, die vor allem den Betrieb eines solchen Museums mitfinanzieren. Das Guggenheim-Museum sei als nationales Projekt (getragen vom Bund, Land und der Stadt) auf Dauer ein finanzielles Abenteuer.“177 Zur allgemeinen Überraschung unterbreitete Landeshauptmann Katschthaler angesichts der hohen Errichtungs- und Betriebskosten für das Hollein-Projekt am 16. November 1990 anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung in der Coiffeur-Galerie von Herbert Reindl in der Judengasse den Vorschlag, das Guggenheim-Museum in Schloss Kleßheim zu situieren. Angesichts der äußerst sensiblen Strukturen in der Salzburger Altstadt, der Verkehrsprobleme und der limitierten Aufnahmefähigkeit des Standortes Mönchsberg bei einer prognostizierten Besucherzahl von rund 600.000 pro Jahr sei eine Situierung des Museums im Berg problematisch, weshalb sich das verkehrstechnisch erheblich besser geeignete Schloss vor den Toren der Stadt als Alternative anbiete. Das Land könne sich aufgrund seiner vorrangigen kulturpolitischen Anliegen, vor allem die Unterbringung des smca, an den erheblichen Errichtungskosten im Berg nicht beteiligen. Die Übersiedelung des smca in die Neue Residenz werde das Land rund 500 Millionen Schilling kosten, deren Refinanzierung das Kulturbudget bis weit über 2000 hinaus voll in Anspruch nehme, weshalb sich das Land keine weitere Beteiligung an einem Kulturprojekt leisten könne. Der von ihm nunmehr vorgeschlagene Tausch „Fischer von Erlach gegen Hans Hollein“ sei ein durchaus adäquater Vorschlag für eine standesgemäße Unterbringung des Guggenheim-Museums.178 In einer Presseinformation betonte Katschthaler, sein Vorschlag sei „Ausdruck des Interesses für das Gug-

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genheim-Museum . . . in Salzburg und stellt sich als realistische Lösungsmöglichkeit gegenüber dem Mönchsberg-Projekt dar. Das Land hat wiederholt erklärt und auch die maßgeblichen Vertreter der Projektbetreiber nie im Ungewissen gelassen, dass eine finanzielle Beteiligung des Landes an den Errichtungs- und Betriebskosten nicht in Betracht kommt, weil die Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft Vorrang hat.“179 Die Guggenheim Foundation antwortete umgehend in einem Fax, in dem sie unmissverständlich feststellte, dass „eine Niederlassung der GuggenheimFoundation in Salzburg . . . unumgänglich mit dem großartigen Hollein-Projekt verbunden“ sei.180 Während die Grünen und die Bürgerliste den Vorschlag des Salzburger Landeshauptmanns begrüßten und övp-Klubobmann Franz Schausberger das Angebot des Landeshauptmanns als echte Alternative bezeichnete, da das HolleinProjekt zwar faszinierend, aber nicht verwirklichbar sei181, lehnten ihn führende Repräsentanten der spö ab. So erklärte der Salzburger Bürgermeister Harald Lettner zur allgemeinen Überraschung und sichtlich um politisches Kleingeld bemüht, „die Kehrtwende des Landeshauptmanns“ sei „auf die sichtlich noch immer bestehende Panik und Orientierungslosigkeit innerhalb der Salzburger övp“ zurückzuführen. Es sei nämlich nie in Zweifel gestanden, dass die Unterbringung des smca von dem Guggenheim-Projekt nicht tangiert werde. Die Stadt und der Bund hätten ihre Bereitschaft zu einer entsprechenden Kostenbeteiligung am Guggenheim-Projekt signalisiert, weshalb die Begründung des Landeshauptmanns, die Errichtungskosten des Hollein-Projekts würden die Landesfinanzen überstrapazieren und damit die Unterbringung des smca gefährden, nicht stichhaltig sei. Die Erklärung Katschthalers sei daher ein Indiz für seine „Angst vor schwierigen Entscheidungen“. Für Kulturlandesrat Othmar Raus war der Vorschlag Katschthalers „nicht ernst zu nehmen“, denn Kleßheim sei keine Alternative zum Mönchsberg.182 Im Gegensatz zu Katschthaler plädierte Wieland Schmied in seiner im Oktober 1990 finalisierten „Museumsstudie“ für eine visionäre Politik des Sowohlals-auch. Das Projekt der Errichtung eines Guggenheim-Museums nach den Plänen des Architekten Hans Hollein im Felsen des Mönchsbergs sei „die Jahrhundertchance für Salzburg“. Holleins Entwurf sei „genial“ und würde die Stadt Salzburg nicht nur als Festspielstadt, sondern auch „als Zentrum der Künste“ weltweit positionieren. „Das Guggenheim-Museum ist zwar nicht zu den größten (was die Zahl der Sammlungsstücke betrifft), wohl aber unbestritten zu den berühmtesten und auf dem Gebiet der Kunst des 20. Jahrhunderts bestrenommierten Museen der Welt zu zählen.“183 Österreich müsste für die Kosten des Museumsbaus in der geschätzten Höhe von 900 Millionen Schilling sowie dessen laufende Instandhaltung mit jährlich elf Millionen Schilling aufkommen, den laufenden Betrieb würde die Guggenheim-Stiftung zur Gänze übernehmen. Die volkswirtschaftliche Rentabilität einer solchen Investition unterliege „wohl keinem Zweifel . . . Eine Investition, die als self liquidaring anzusehen ist, muss oder sollte andere Priorität haben als eine, die es nicht ist. Daher muss auch die Sorge anders verstanden werden, die darin bestehen könnte, dass andere Vorhaben im Kunst- und Museumsbereich gekürzt werden könnten. Dieser ursächliche Zusammenhang besteht nämlich dann gar nicht.“184

179 Presseinformation vom 20. 11. 1990. SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. Presseberichte bis Dezember 1990. 180 Ebda. 181 SVZ 21. 11. 1990. 182 SN 20. 11. 1990. 183 Wieland Schmied: „Museumsstudie“. Untersuchungen und Überlegungen zur Situation der Museen in Salzburg und Vorschläge zu ihren Zukunftsperspektiven. München/Salzburg Oktober/November 1990. S. 26f. 184 Ebda. S. 32.

Die Verbindung von großer Architektur und einer einzigartigen Sammlung

185 Ebda. S. 52f. 186 Ebda. S. 54ff. 187 Aktenvermerk über die Besprechung der Museumsstudie von Prof. Wieland Schmied zwischen Stadt und Land am Donnerstag, den 17. Jänner 1991 um 15.00 Uhr, Regierungssitzungszimmer, Chiemseehof. S. 3f. SLA Präs. Akt 299. Teil 2.

Kritisch war jedoch die in der Machbarkeitsstudie geschätzte Besucherzahl von jährlich 650.000 Besuchern – die Zahl wurde schließlich von Guggenheim auf 570.000 reduziert – zu sehen, da selbst das Guggenheim-Museum in der Weltstadt New York nur jährlich 700.000 und das Guggenheim-Museum in Venedig jährlich 150.000 Besucher verzeichnete. Die prognostizierten jährlichen Einnahmen durch Eintrittsgelder, Erträge aus „Shopping“ und „Gastronomie“ sowie Sponsoren wurden in der Studie zu hoch bewertet. Doch auch bei einer deutlich geringeren Besucherzahl von 300.000 bis 400.000 sei das Guggenheim-Museum wünschenswert und machbar. Die Beantwortung der Frage, ob es auch finanzierbar sei, „hängt wiederum mit einer anderen zusammen, nämlich der nach der Priorität, die dem Guggenheim-Projekt eingeräumt wird. . . . Die Frage kann nur differenziert beantwortet werden. Sie muss lauten: einerseits der höchste Stellenwert, also die absolute Priorität, andererseits nur unter der Bedingung, dass durch die Gründung des Guggenheim-Museums in Salzburg der Bestand und der dringend notwendige Ausbau der anderen Salzburger Museen in keiner Weise beeinträchtigt werden. . . . Die Errichtung des Guggenheim-Museums löst keine einzige der dringlich anstehenden Aufgaben auf dem Museumssektor in Salzburg.“185 Salzburg sollte sich nicht für ein Entweder-oder, sondern für ein Sowohl-als-auch entscheiden, nicht für Prioritäten, sondern für eine Parallelität. Dieser mutige Schritt überfordere jedoch Stadt und Land finanziell, weshalb „die Errichtung des GuggenheimMuseums im Mönchsberg . . . wesentlich eine Angelegenheit der Republik“ sei. „Wesentliche Voraussetzung einer solchen Federführung des Bundes bei diesem Projekt erscheint aber eine eindeutige und eindringliche Willenserklärung der verantwortlichen Politiker von Land und Stadt.“ Stadt und Land sollten sich zudem mit jeweils fünf bis zehn Prozent an der Errichtergesellschaft und den Errichtungskosten beteiligen.186 Bei dem Stadt-Land-Gespräch über die von Wieland Schmied erarbeitete Museumsstudie am 17. Jänner 1991 richtete dessen Verfasser einen Appell an die Politik. „Man müsste den Bund drängen können, wenn Land und Stadt sich einig wären und ihr gemeinsames Interesse dokumentieren.“ In der Debatte richtete Vizebürgermeister Josef Dechant angesichts der sich massierenden raumordnungsmäßigen, verkehrstechnischen und umweltpolitischen Bedenken, der völlig offenen Frage der Finanzierung und des von Katschthaler am 19. November 1990 unterbreiteten Alternativvorschlags an Schmied die Frage, ob er bei seinem Plädoyer für Guggenheim „das Projekt für sich meine oder nur im Zusammenhang mit dem Projekt Hollein“. Wenn das Projekt an sich so gut sei, „dann müsste auch ein anderer Standort als der Mönchsberg möglich sein“. Schmied erwiderte, Guggenheim sei „derzeit auf das Hollein-Projekt fixiert“, doch könnte „man . . . prinzipiell über alles reden . . .“187 Am 10. April 1991 führten Thomas Krens und Heinrich Spängler, der Vertreter des Salzburger „Guggenheim Museum Advisory Board“ in Salzburg, Gespräche mit Landeshauptmann Hans Katschthaler, Bürgermeister Harald Lettner und der Präsidentin der Salzburger Wirtschaftskammer, Helga Rabl-Stadler. Der Generaldirektor der Kontrollbank, Helmut Haschek, hatte zu diesem Zeitpunkt als Promotor des Museums im Berg das Interesse von Sponsoren geweckt. In einem Artikel in der „Presse“ wies Haschek unter Hinweis auf John Naisbitts Buch „Megatrends 2000“ darauf hin, dass sich die Kunst in Zukunft sowohl als geis-

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tiger Motor wie auch als wirtschaftliches Phänomen von enormer Bedeutung erweisen werde. Es sei daher angebracht, Projekte von internationaler Bedeutung zu realisieren und nicht ständig vor angeblichen Finanzierungsproblemen zurückzuschrecken. „In der Zeit tiefsten wirtschaftlichen Niedergangs, bei einer Arbeitslosenrate von einem Viertel der Beschäftigungsfähigen, wurden in der Zwischenkriegszeit die Salzburger Festspiele geschaffen, die bis heute ihre Anziehungskraft behalten haben. Sollte es nicht möglich sein, mit einem Brutto­ nationalprodukt, das pro Kopf das 20-Fache von damals beträgt, Initiativen umzusetzen, die mithelfen, Österreich auch im kulturellen Bereich jenen Platz zu erhalten, den es unter Zeitumständen begründet und besessen hat, die wesentlich ungünstiger waren? Im Museumsbereich bieten sich zwei Großprojekte an, die europäische Dimension haben: erstens die Schaffung eines Museumsbezirkes in Wien durch den Umbau des Messepalastes in einem gegebenen historischen Rahmen, wo die verstreuten Sammlungen des 19. und 20. Jahrhunderts zusammengeführt werden, . . . und zweitens der Bau eines Museums im Felsen, neben dem Festspielhaus, im Mönchsberg in Salzburg als gleichberechtigtem Standort neben New York und Venedig, zur Aufnahme eines Teils der Guggenheim-Sammlung. . . . (. . .) Warum aber scheint das Guggenheim-Projekt so besonders interessant? . . . Die Investitionskosten von einer Milliarde Schilling könnten innerhalb von 20 Jahren mit einem Aufwand von jährlich 120 Millionen Schilling pro Jahr amortisiert werden. Stellt man dagegen den Wert der von Guggenheim einzubringenden Sammlung von mindestens fünf Milliarden Schilling in Rechnung, so ergibt sich ein Nutzungsentgelt von jährlich 2,5 Prozent (!) für eine Sammlung, die man heute auch um den doppelten Preis nicht mehr erwerben könnte, weil entsprechende Werke auf dem Markt gar nicht angeboten werden.“188 Thomas Krens bemerkte anlässlich seines Salzburg-Besuches in einem Gespräch mit den „Salzburger Nachrichten“, die Guggenheim Foundation sei vor allem aus zwei Gründen an Salzburg interessiert: das Projekt von Hans Hollein sei faszinierend und Salzburg sei aufgrund seiner überschaubaren Größe sowie seines Festspielpublikums und dessen kulturellem Interesse, das sich derzeit auf Musik und Theater fokussiere, dieses Interesse jedoch auch auf die bildende Kunst erweitert werden könnte. Er habe daher bereits ein Gespräch mit Gérard Mortier mit dem Ziel einer zukünftigen Zusammenarbeit geführt.189 Für die Guggenheim Foundation fügte jedoch Agnes Husslein einschränkend hinzu, dass man sich nicht auf Salzburg kapriziere. Krens sei zwar von dem Hollein-Projekt begeistert, doch gebe es von mehreren Seiten interessante Angebote für die Errichtung eines Guggenheim-Museums, wobei Spanien besonders interessiert sei. Am 7. Mai 1991 fand ein erstes Gipfelgespräch über die Haltung des Bundes, der nach dem Vorschlag Wieland Schmieds 80 Prozent der Errichtungskosten in der nunmehr geschätzten Höhe von 950 Millionen Schilling übernehmen sollte, statt. Der Salzburger Bürgermeister Harald Lettner hatte daraufhin erklärt, erst nach einer Finanzierungszusage des Bundes in der Höhe von 80 Prozent der Errichtungskosten sei auch die Stadt bereit, einen Beitrag in der Höhe von zehn Prozent zu leisten und die notwendigen Umwelt- und Raumordnungsprüfungen in Auftrag zu geben, um die heftig umstrittene Frage zu klären, ob die Salzburger Altstadt ein so stark frequentiertes Museum verkraften könne. Wenn sich der

188 Helmut H. Haschek: Doppelt und rasch. In: Die Presse 27./28. 4. 1991. 189 SN 12. 4. 1991.

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190 Die Presse 26. 3. 1991. 191 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 70. 10. 4. 1991. 192 Die Presse 7. 5. 1991. 193 Christian Ankowitsch: Salzburger Schwarzer-Peter-Spiel. In: Der Standard 29./30. 5. 1991.

Bund und die Stadt einig seien, könne sich auch das bisher widerstrebende Land einer zehnprozentigen Beteiligung an den Errichtungskosten nicht entziehen.190 Landeshauptmann Katschthaler hatte dagegen bereits anlässlich des Besuches von Thomas Krens in Salzburg zur Finanzierung des Guggenheim-Projekts erklärt, dass das Land der Errichtung des Stadt-Land-Museums absolute Priorität einräume und sich daher an einer Finanzierung des Guggenheim-Museums in keiner Weise, d. h. auch nicht in den von Lettner thematisierten zehn Prozent, beteiligen könne. Dabei thematisierte er einen in gewissen Abständen regelmäßigen Dauerkonflikt Salzburgs mit dem Bund, indem er sich dagegen verwehrte, dass der Bund seine Finanzierungszusage von einer Beteiligung des Landes abhängig mache. Beim Guggenheim-Museum handle es sich ob seiner Bedeutung zweifellos um ein Museum von österreichweiter Bedeutung und damit letztlich um ein Bundesmuseum. Das Hollein-Projekt sei daher eine nationale Angelegenheit. In diesem Zusammenhang betonte er, dass der Bund für die Sanierung der Wiener Museen zu 100 Prozent aufkomme.191 In Salzburg verwies man zudem darauf, dass der Bund 3,6 Milliarden Schilling in das Museumsquartier im Wiener Messepalast investiere. Es sei daher nur billig, für ein ähnlich bedeutendes Projekt außerhalb der Bundeshauptstadt eine Milliarde Schilling zu fordern. An dem am 7. Mai 1991 in Wien stattfindenden Gespräch nahmen seitens des Bundes Bundeskanzler Vranitzky, Finanzminister Lacina, Wirtschaftsminister Schüssel und Wissenschaftsminister Busek teil. Der Bund übte sich dabei in unverbindlichen Sympathieerklärungen und Andeutungen einer möglichen Mitfinanzierung. Unter Hinweis auf die äußerst kontroverse Salzburger Diskussion erklärte ein Sprecher des Kanzleramtes, man wolle die „Salzburger nicht zwangsbeglücken“.192 Der Bund hatte mit der Finanzierung des Museumsquartiers und der bereits existierenden Sammlungen erhebliche Kosten zu bewältigen und bezweifelte die optimistischen Angaben über die notwendige jährliche Besucherfrequenz von 600.000 eines Guggenheim-Museums im Berg. Das Gespräch endete mit Sympathieerklärungen und Andeutungen einer – in seiner Höhe allerdings nicht fixierten – Kostenbeteiligung des Bundes. Christian Ankowitsch bemerkte in einer Analyse der Diskussion über das Hollein-Projekt, diese gleiche zunehmend „einem Schwarzen-Peter-Spiel. Jeder verweist darauf, der jeweils andere müsse die Voraussetzungen für weitere Schritte schaffen.“193 Als Konsequenz aus dem Museumsgipfel am 7. Mai fanden am 29. Mai Verhandlungen von Landeshauptmann Katschthaler und Bürgermeister Lettner mit Wissenschaftsminister Busek statt. Dabei forderte Busek, entgegen der Position des Landeshauptmanns, auch eine Beteiligung des Landes an den Errichtungskosten. Katschthaler vertrat in dem subtilen politischen Spiel auch die Auffassung, dass vor der Erörterung der Finanzierungsfragen jene des Naturschutzes und der Flächenwidmung geklärt sein müssten. Damit spielte er den Ball zurück an die Stadt und Bürgermeister Lettner. Einig war man sich lediglich in der Erklärung, das Guggenheim-Museum im Mönchsberg sei für den Kulturstandort Österreich wichtig und verfolgenswert. Jenseits dieser Überschrift dominierten noch zahlreiche ungeklärte Fragen wie die 20-jährige Bindung der Kunstwerke an Salzburg, die österreichische Mitwirkung an der Ausstellungsgestaltung oder die Berücksichtigung heimischer Künstler. In seiner Eigenschaft als Minister für Museumsangelegenheiten erklärte Erhard Busek Ende Juli 1991 unter indirekter Berufung auf das Gespräch am 29. Mai in Beantwortung einer parlamenta-

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rischen Anfrage, er werde dem Projekt seine volle Unterstützung angedeihen lassen. Die endgültige Realisierung des Projekts würde wohl noch viereinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Sein Ministerium werde jedoch mit der Guggenheim Foundation ein Grundsatzabkommen aushandeln, in dem die komplizierten technischen Details wie Laufzeit des Mietvertrages oder die Mitwirkung am Ausstellungsbetrieb geregelt würden. Zudem werde sich eine Arbeitsgruppe von Stadt und Land Salzburg mit der Frage der Akzeptanz und Verträglichkeit des Projekts beschäftigen.194 Obwohl sich in Salzburg die Position von Landeshauptmann Katschthaler nicht änderte und sich die kritischen bis ablehnenden Stimmen mehrten195, erklärte Thomas Krens Anfang März 1992 anlässlich eines zweitägigen Symposiums des „Guggenheim Museum Advisory Boards“ vor internationalen Fachleuten in Salzburg noch optimistisch, der Neubau eines Guggenheim-Museums in Bilbao durch den Architekten Frank Gehry werde ebenfalls eine Milliarde Schilling kosten, und er hoffe, dass sich dieser Betrag auch noch für ein Salzburger Museum auftreiben lassen werde. Zudem sei Guggenheim auch nach der Entscheidung für Bilbao problemlos in der Lage, sämtliche Häuser gleichzeitig hochqualitativ zu bestücken, da die umfangreiche Sammlung derzeit nur zu einem geringen Teil gezeigt werden könne. Derzeit sei sie vor allem in Archiven aufbewahrt, doch wolle man sie der Öffentlichkeit zeigen. „Mit New York, Venedig, Bilbao und Salzburg würden wir kostenintensive außergewöhnliche Ausstellungen aus unseren Beständen wirtschaftlich rentabel verwirklichen können. Wir sehen Österreich als eine Brücke zum Osten, und diese Brückenfunktion muss in jeder Hinsicht genützt werden. Salzburg und das Felsenmuseum wären ein weit reichendes Symbol österreichisch-amerikanischer Zusammenarbeit. . . . Wir können dieses Haus natürlich nicht finanzieren. Das ist Sache des Staates Österreich. Wir können es aber spektakulär, der außergewöhnlichen Architektur entsprechend, füllen.“196 Zur entscheidenden Frage der Finanzierung erklärte Oswald Oberhuber auf dem Symposium, Österreich gebe im laufenden Jahr 25 Milliarden Schilling für den Straßenbau aus. „Da kann man wohl eine Milliarde in etwas Konstruktives investieren.“197 Landeshauptmann Katschthaler beeilte sich, allen optimistischen Erklärungen mit der Feststellung entgegenzutreten, dass die Stadt die komplexen rechtlichen Voraussetzungen für die Realisierung des Hollein-Projekts noch nicht geklärt habe und seitens des Bundes bisher keine konkreten Finanzierungszusagen vorlägen.198 Eva Karcher bemerkte in einem Bericht über das Symposium und das Projekt: „Die Chance . . ., die etwas triste Salzburger und gesamtösterreichische Situation im Bereich zeitgenössischer Kunst auszugleichen, die Salzburger Museumslandschaft generell zu beleben und die Stadt zu einem neben Wien internationalen kulturellen Zentrum Österreichs und Europas zu machen, ist unwiederholbar. Das geniale Projekt des Hollein-Guggenheim-Salzburg-Museums nicht zu verwirklichen, wäre ein Akt kulturpolitischer Barbarei.“199 Wenig später ließ Gérard Mortier indirekt unterstützend wissen, die Salzburger Festspiele würden in den nächsten Jahren die Kunst des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt ihres Programms stellen. Zu diesem Zweck sollte Salzburg zum Begegnungsort von Musik, Literatur und Darstellender Kunst werden.200 Trotz aller positiven Stellungnahmen wie jener von Heinrich Klotz, dem Leiter des Karlsruher Zentrums für Museumstechnologie, der betonte, Salzburg brauche Guggenheim, Guggen-

194 SN 27. 7. 1991. 195 In seiner Begrüßungsrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele am 26. Juli 1991 betonte Katschthaler neuerlich seine kulturpolitischen Prioritäten, indem er darauf hinwies, Heimat sei für den Menschen unverzichtbar. Heimatgefühl bedürfe jedoch auch des Wissens um die eigene Vergangenheit, weshalb er es für „unumgänglich notwendig“ erachte, „Vergangenheit und Gegenwart von Land und Stadt Salzburg umfassend, aus Tiefe, Breite und in der ganzen Länge, in einem historischen Gebäude der Altstadt darzustellen. Wir können das Tausendjahrjubiläum 1996 nicht vorbeigehen lassen, ohne die Voraussetzungen für die museale Präsentation des Lebens der Menschen in den Zeiten wie für die Zukunft gesetzt zu haben.“ (Hans Katschthaler: Salzburg auf dem Weg nach Europa. In: Ein Jahrzehnt Salzburger Festspiele. Eröffnungsfeiern 1991–2001. Hg. v. d. Salzburg Association. Salzburg o. J. S. 9–16. S. 11.) In seiner turnusmäßigen Radiorede Mitte August 1991 betonte der Landeshauptmann, seine Haltung zum Guggenheim-Museum im Mönchsberg habe sich nicht geändert, für ihn habe die notwendige Neusituierung des Stadt-LandMuseums smca in der Neuen Residenz absolute landespolitische Priorität. (Der Standard 19. 8. 1991.) Gleichzeitig formierte sich in Salzburg der Widerstand der Bürgerinitiativen um Herbert Fux, die erklärten, sollten die Angaben der Machbarkeitsstudie über das Projekt stimmen, dann würden die Besuchermassen die Salzburger Altstadt überfordern. Stimmten sie hingegen nicht, seien die Investitionen und die laufenden Betriebskosten verlorenes Geld. Holleins „unsichtbare Architektur“ sei grotesk und in New York müsse Guggenheim aus Eigenmitteln existieren, während man in Salzburg Milliarden verlange. Nicht Salzburg brauche Guggenheim, sondern Guggenheim Salzburg. (Kurier 17. 8. 1991.) Im Februar 1993 erklärten Christian Walderdorff und Thomas Wassibauer im Namen der „Urbes Sal Orbis Foundation“ mit Sitz in Salzburg, bei der Guggenheim Foundation fehle ein „zukunftsweisender Anspruch geistig-inhaltlicher Art . . . Thomas Krens . . . versucht, das Prestige der Stiftung weltweit zu Markte zu tragen, um deren offenbar prekäre Finanzlage zu kaschieren. Statt die Projekte wie bisher aus Kunstverkäufen oder Eigenmitteln zu bestreiten, fordert Guggenheim überall Milliardenvorleistungen aus öffentlichen Kassen.“ (SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. 3. Teil. SZ 1993–1995. Zahl 1537/5.) 196 Kurier 8. 3. 1992. 197 Kurier 9. 3. 1992. 198 SVZ 7. 3. 1992. apa 7. 3. 1992. 199 Eva Karcher: Goldstreif im Berg. In: Süddeutsche Zeitung 12. 3. 1992. Zum Symposium vgl. Reinhard Kriechbaum: „Ein Museum des 21. Jahrhunderts“. Resümee über

Die Verbindung von großer Architektur und einer einzigartigen Sammlung

das zweitägige internationale Symposium „Das Guggenheim Museum in Salzburg“ 6. und 7. März 1992.) 200 Rhein-Zeitung 24. 4. 1992. 201 Der Standard 9. 3. 1992. 202 SN 9. 3. 1992. 203 SN 29. 4. 1993. Eineinhalb Jahre später vertrat der Landes-Kulturbeirat eine ähnliche Position. In einer Resolution zeigte er sich „grundsätzlich angetan von dem Projekt eines ‚Museums im Berg‘ von Hans Hollein als großer architektonischer Leistung“ und erklärte es „für verantwortungslos, die Möglichkeiten eines Guggenheim-Museums nicht mit allem Ernst zu verhandeln. Wir sehen es als außerordentlich wichtig an, das Projekt sorgfältig zu überlegen, das Interesse zu betonen und Mitfinanzierungszusagen von Stadt und Land zu geben, damit sich der Bund dieser seiner Aufgabe stellt. Wir fordern das Recht auf ein Bundesmuseum in Salzburg ein.“ (Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 219. 11. 11. 1994.) 204 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. 3. Teil. SZ 1993–1995. Ohne Zahl.

heim jedoch nicht Salzburg, im Falle einer Verweigerung werde eine einmalige kulturpolitische Chance verspielt, sowie auch der Salzburger Festspiele, für die Pressechef Hans Widrich erklärte, das Museum würde ein neues Spannungsverhältnis bringen, blieb die Diskussion aufgrund der deutlichen politischen Absetzbewegungen im Unverbindlichen. Der „Standard“ betitelte angesichts des offensichtlichen politischen Desinteresses seinen Bericht mit „Ein Mönchsberg ohne Echo“.201 Die politische Absatzbewegung folgte entlang der bereits bekannten Argumente. Salzburgs Kulturlandesrat Othmar Raus erklärte sich zum Befürworter des Projekts an sich, betonte, Holleins Plan sei eine „ausgezeichnete Idee“, fügte jedoch gleich hinzu, diese sei derzeit nicht finanzierbar. Die Hälfte der Baukosten müssten durch private Mäzene aufgebracht werden. Er könne sich zudem nicht vorstellen, dass „für Stadt und Land Salzburg ein Zuschuss von jeweils mehr als 10 bis 15 Prozent, insgesamt rund 200 bis 250 Millionen“ zu den Baukosten zumutbar sei.202 Bei einem „Kulturfrühstück“ erklärte der neue Salzburger Bürgermeister Josef Dechant am 28. April 1993 auch unter Hinweis auf den Vorschlag von Wieland Schmied, das Guggenheim-Museum habe nur dann eine Chance, wenn sich der Bund mit 80 Prozent an den Errichtungskosten beteilige. Es könne nämlich nicht sein, dass in Salzburg ein Projekt mit internationalem Renommee für die gesamte Republik entstehe, ohne dass sich der Bund daran entsprechend beteilige. Zudem sollte er auch einen Teil der jährlichen Betriebskosten übernehmen.203 Am 19. Mai 1993 schrieb Landeshauptmann Katschthaler nach seinem usaBesuch, der auch eine Einladung der Guggenheim Foundation beinhaltete, an Thomas Krens, der Salzburger Bürgermeister Josef Dechant und er hätten mit Vizekanzler und Wissenschaftsminister Erhard Busek „ein Gespräch geführt, um zu klären, welche Bewandtnis es mit der in jüngster Zeit im Raum stehenden Unterstützung der Errichtung eines Guggenheim-Museums in Salzburg durch eine 80-prozentige Beitragsleistung des Bundes hat. Bei diesem Gespräch teilte Vizekanzler Dr. Busek mit, dass es diesbezüglich keine, wie immer geartete, Zusage vonseiten des Bundes gibt. Ich habe bei dieser Besprechung auch neuerlich die Ihnen bekannte Position vertreten, nämlich, dass sich das Land Salzburg an einer Mitfinanzierung des Guggenheim-Museums in Salzburg finanziell nicht beteiligen kann.“ Der Salzburger Landeshauptmann schlug Krens vor, in dieser Angelegenheit „mehr Flexibilität“ zu zeigen „und sich nicht ausschließlich auf ein konkretes Projekt zu fixieren, dessen Verwirklichung finanziell – aber auch hinsichtlich der erforderlichen Bescheidverfahren im äußerst sensiblen Bereich der Salzburger Altstadt – als nur sehr schwer realisierbar erachtet werden muss“.204 Und anlässlich des Empfangs des neuen Direktors des Salzburg Seminars, Bruce A. Lohof, erklärte er in Übernahme der Argumentation der Bürgerinitiative gegen das GuggenheimMuseum im Mönchsberg, dieses Vorhaben sei in zweierlei Hinsicht unrealistisch. „Vor allem das Finanzierungskonzept, das eine gänzliche Übernahme der Baukosten durch Bund, Land und Stadt vorsehe, sei indiskutabel. Auch in den Vereinigten Staaten könne ein derartiges Projekt nicht auf diese Weise finanziert werden. Weiters sei die Frage der Auswirkungen eines Museums im Mönchsberg auf das sensible Bild der Salzburger Altstadt noch ungeklärt. Dabei gehe es um das

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richtige Maß, die Ökologie, die Raumordnung, das zusätzliche Verkehrsaufkommen und den Naturschutz.“205 Vier Monate später ließ er wissen, man solle sich über eine Finanzierung des Projekts erst dann Gedanken machen, wenn seitens der Stadt Salzburg alle bau-, verkehrs-, raumordnungs- und naturschutzrechtlichen Vorfragen für ein Museum im Berg geklärt seien, um zwei Jahre später angesichts der inzwischen vorliegenden Stellungnahmen sowie der Finanzlage des Landes zu betonen, er halte „eine Verwirklichung des Hollein-Projekts im Mönchsberg . . . für nicht realistisch“. Das Land Salzburg sei „in erster Linie um die Darstellung seiner eigenen Identität bemüht. Wir sind nicht in der Lage, über ein Stadt-Land-Museum hinaus, das nun im neuen Residenzgebäude untergebracht werden soll, noch Millionen für Guggenheim flüssig zu machen.“ Das Hollein-Projekt sei „faszinierend“, er teile jedoch die „schwerwiegenden Bedenken vieler Salzburgerinnen und Salzburger bezüglich des Standortes im Mönchsberg – der durch die Altstadtgaragen weitgehend ausgehöhlt ist – , der Raumordnung und des Naturschutzes“. Man sei jedoch „an einer gedeihlichen Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Guggenheim-Museum“ interessiert.206 Parallel zu dieser weitgehend ablehnenden Stellungnahme aus Salzburg erfolgte in Wien anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung des GuggenheimMuseums im Kunstforum der Bank Austria ein Gespräch zwischen Bürgermeister Helmut Zilk, Vizebürgermeister Hans Mayr, Kulturstadträtin Ursula Pasterk sowie Thomas Krens, bei dem die Stadt Wien ihr Interesse an einem Wiener Guggenheim-Museum bekundete. Man werde diese Möglichkeit weiterverfolgen. Von dieser Meldung aufgeschreckt, erneuerten die Salzburger Proponenten eines Guggenheim-Museums nochmals ihre Bemühungen um eine Realisierung des Projekts. Werner Thuswaldner bemerkte mit Blick auf die spezifische Salzburger Situation, dass hier „wichtige Initiativen im Kulturbereich . . . immer wieder von Privatpersonen ausgegangen“ seien, „nicht von Politikern. Es musste zunächst Überzeugungsarbeit geleistet werden, bis auch Politiker für die eine oder andere Idee zu motivieren waren. So ist es in Salzburg. Wien scheint, wie in vielen anderen Belangen, auch in dieser Hinsicht anders zu sein. Während in Salzburg die mit großem Einsatz betriebene Überzeugungsarbeit für das Projekt eines Guggenheim-Museums schon lange dauert, ohne dass auch nur ein Teil erreicht worden wäre, genügt in Wien der Anstoß durch eine Ausstellung aus Guggenheim-Beständen, um Bürgermeister Zilk für ein Guggenheim-Museum in Wien zu begeistern. Salzburger Politiker deuten keinen Widerstand an, wenn es darum ginge, das Projekt an Wien abzutreten. Wenn sich das Projekt dort politisch durchsetzen lässt, warum nicht auch hier? Mit diesem Denken hätte es nie zur Gründung der Festspiele kommen dürfen, sie hätten gleich in Wien stattfinden müssen. Wenn sich dieses Museum in Wien finanzieren ließe, warum nicht auch hier? . . . Der Grund dafür kann sein, dass Politiker hier in Legislaturperioden denken. Die Guggenheim-Initiative aber geht weit über lokale Dimensionen hinaus, reicht in das nächste Jahrhundert und sichert Salzburg den Ruf als Kulturstadt in der Zukunft. Das Museum ist keine lokale Aufgabe . . .“207 Mit Blickrichtung auf die Wiener Gespräche und das Angebot Wiens, für Guggenheim in den alten Gasometern ein Museum zu errichten, meldete sich Salzburgs Bürgermeister Josef Dechant mit einem Vermittlungsvorschlag zu Wort,

205 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 231. 30. 11. 1993. 206 Die Presse 5. 3. 1994. 207 Werner Thuswaldner: Guggenheim ist wirtschaftlich und auch kulturell sinnvoll. In: SN 19. 3. 1994.

Die Verbindung von großer Architektur und einer einzigartigen Sammlung

208 Kurier 27. 4. 1994. 209 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. 3. Teil. SZ 1993–1995. Zahl 1537/49. 210 Die Presse 20. 5. 1994. 211 Kurier 4. 5. 1994.

indem er die Argumentation Katschthalers aufgriff, der von der Guggenheim Foundation in der Frage des Standortes in Salzburg mehr Flexibilität gefordert hatte. Er werde versuchen, „bei den Guggenheim-Leuten ein Umdenken zu bewirken; weg von der Idee des Museums im Felsen.“ Dieses würde nach neuesten Berechnungen 1,2 Milliarden Schilling kosten. „Eine tolle Sache, doch niemand hat das Geld dafür.“ Wenn Wien nun Guggenheim ein Museum in den alten Gasometern unter finanzieller Beteiligung des Bundes anbiete und dies in New York auf Interesse stoße, dann könne auch Salzburg mit den in Wien verwendeten Bundesmitteln das Angebot eines außergewöhnlichen Museums, jedoch nicht im Mönchsberg, unterbreiten.208 Am 3. Mai schrieb Heinrich Spängler an Landeshauptmann Katschthaler. Nach Ansicht der Salzburger Proponenten des Guggenheim-Museums „wäre der vorgesehene Standort auf der Donauinsel eine deutlich schlechtere Lösung, und so bin ich überzeugt und höre auch, dass Guggenheim mit dem Herzen nach wie vor beim Salzburger Projekt läge. . . . Unsere kleine Salzburger Proponentengruppe hat es deshalb noch einmal auf sich genommen, auf die Vorzüge hinzuweisen, die das Projekt sowohl vom kulturellen Inhalt als auch von der wirtschaftlichen Auswirkung her hat. Eine vom 20. Mai bis 30. Juni laufende Ausstellung der Modelle von Professor Hollein sowie von Plänen, Ansichten und Aussagen im Schüttkasten soll das Projekt nochmals vorstellen.“209 In Salzburg selber kursierte seit 21. März 1994 ein Manifest mit der Überschrift „Frühlingserwachen für ein Guggenheim Salzburg – oder soll eine Jahrhundertchance an Wien verloren gehen?“ des Vereins „Guggenheim Advisory Board Salzburg“, das u. a. von Bankier Heinrich Spängler, Johannes Graf Walderdorff, Thaddaeus Ropac und Thomas Salis unterfertigt war und um Unterstützung warb. „Es ist sehr spät, aber nicht zu spät“, begründete Heinrich Spängler die neuerliche Initiative. „Guggenheim stellt die Kunst, Österreich das Museum.“210 Die Finanzierung des Museums könnte durch eine Sondergesellschaft erfolgen, welcher Stadt und Land Salzburg sowie der Bund angehören, während die Betriebskosten von Guggenheim übernommen werden sollten. Der kunstsinnige Bankier bezog sich mit dieser Formel auf die GuggenheimPhilosophie, die Barbara Steffen, Sprecherin der Guggenheim Foundation für Europa-Projekte, mit indirekter Bezugnahme auf die Pläne in Bilbao und Salzburg Anfang Mai formuliert hatte: „Wir arbeiten nur mit Regierungen oder Regionen oder Institutionen zusammen, die mit unserem Know-how etwas schaffen wollen. Wir sind nicht daran interessiert, eine Niederlassung auf eigene Kosten zu installieren.“211 Vom 20. Mai bis 30. Juni wurde daher von den Befürwortern des Guggenheim-Museums im Schüttkasten neben dem Großen Festspielhaus das seit 1989 forcierte Hollein-Projekt mit Modellen, Plänen und Kostenrechnungen im Rahmen einer Dokumentationsschau unter dem Titel „Das Guggenheim-Museum im Mönchsberg – Salzburg auf dem Weg zur europäischen Kulturstadt“ öffentlich ausgestellt. Dabei zeigte sich für die Salzburger Befürworter ein politischer Hoffnungsschimmer, als anlässlich der Eröffnung am 19. Mai Kulturlandesrat Othmar Raus erklärte, der großartigen Architektur Hans Holleins könne „nach wie vor nichts Gleichwertiges entgegengesetzt werden. . . . Die bau-, verkehrs-, raumordnungs- und naturschutzrechtlichen Vorfragen müssten von der Stadt gelöst werden, an der Finanzierung müssten sich die Gebietskörperschaften

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nach einem Aufteilungsschlüssel im Ausmaß des Steueraufkommens beteiligen. Auch dürfe die Rolle privater Sponsoren nicht vernachlässigt werden. Das Problem der Finanzierung sei zwar bisher ungelöst, die Kosten für dieses einzigartige Museum von europäischer Dimension sollten jedoch kein ‚magisches Schreckgespenst‘ sein.“212 Wirtschaftskammer-Präsidentin Helga RablStadler forderte von der Landespolitik mehr Mut und wies darauf hin, dass „das Festspielhaus, das Kraftwerk Kaprun oder die Großglockner-Hochalpenstraße . . . in wirtschaftlich schwierigen Zeiten realisiert worden“ seien.213 Das Museum sei zudem, wie die Festspiele, ein volkswirtschaftlicher Faktor erster Güte für die Region, der sich rechne. „1994 hat Salzburg zwar nicht mit wirtschaftlichen Krisen wie in den Dreißigerjahren zu kämpfen. Die Herausforderungen aber sind angesichts von Ostöffnung und EU-Beitritt ebenfalls gewaltig. Für die Wirtschaft ist nach dem Kongresshaus das Guggenheim-Museum die wichtigste Infrastruktur-Investition zur Jahrtausendwende, weil es den Qualitätstourismus stärkt und weil es umweltverträgliche Arbeitsplätze durch Kultur schafft. Darum muss das Drittabschlagen zwischen Bund, Land und Stadt endlich ein Ende haben.“214 Das Projekt, so Festspielintendant Gérard Mortier, sei für Salzburg notwendig. „Der Besucherrückgang im Mozart-Haus zeigt es: Man muss für Salzburg neue Attraktionen suchen, die außerhalb der Festspielzeit internationales Publikum in die Stadt bringen.“215 Er sah zudem in einer indirekten Kooperation der Salzburger Festspiele mit der Guggenheim Foundation einen interessanten Partner für die Festspiele in den usa. So hatte er am 25. Jänner 1993 in einer Sitzung des Direktoriums erklärt, das Guggenheim-Museum habe ihm und Landesmann anlässlich ihres Besuches in New York zugesichert, „jedes Jahr eine Ankündigung über die kommenden Salzburger Festspiele während der Monate Februar oder März organisieren zu wollen“.216 Der Kunsthistoriker Günter Brucher wies darauf hin, dass Guggenheim-Direktor Thomas Krens bereits 1991 ein Papier für das Salzburger Museum vorgelegt habe, das Maler der klassischen Moderne wie Picasso, Braque, Klee, Kandinsky, Mondrian, Chagall, Delaunay u. a. ebenso enthielt wie die prominentesten Künstler der Nachkriegszeit wie Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, Joseph Beuys, Georg Baselitz, Robert Rauschenberg, Anselm Kiefer oder Arnulf Rainer. „Ein dermaßen hochkarätiges Künstlerverzeichnis lässt aufhorchen und führt zur Schlussfolgerung, dass hier die wichtigsten Stationen genannt sind, die für den Entwicklungsgang der Kunst des 20. Jahrhunderts bestimmend waren. Da ist es beinahe müßig, auf den materiellen, in die Milliarden gehenden Wert dieses Kunstbestandes zu verweisen, zumal es heute auch bei höchstem Kapitaleinsatz nicht mehr möglich wäre, eine solche Sammlung auf die Beine zu stellen. . . . (. . .) Wird dies alles aus Gründen provinzieller Ängstlichkeit oder falsch verstandener Bescheidenheit nur Utopie bleiben oder sollte Salzburg nicht doch die Chance wahrnehmen, in sein von Musik und Sprechtheater dominiertes Festspielkonzept auf qualitätsadäquater Ebene auch die bildende Kunst einzubeziehen, die schließlich dazu beitragen könnte, der Stadt nicht nur ein sommerlich geprägtes, sondern ganzjährig wirksames Kulturambiente zu sichern?“217 Sowohl die Bemühungen Salzburgs wie auch Wiens um ein Guggenheim-Museum wurden Mitte Juni durch eine Erklärung von Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel in der Fragestunde des Nationalrates stimuliert. Unabhängig davon, ob

212 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 97. 19. 5. 1994. 213 Die Presse 20. 5. 1994. 214 Helga Rabl-Stadler: Rat zur Initiative: Reicht die Baubewilligung ein! In: SN 15. 6. 1994. 215 Kurier 10. 5. 1994. 216 Protokoll Nr. 6 der Direktoriumssitzung des Salzburger Festspielfonds am 25. 1., 2., 9. und 16. 2. 1993. S. 3. 217 Günther Brucher: Die Möglichkeit, eine Jahrhundert-Chance zu vertun. In: SN 18. 5. 1994.

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218 SN 17. 6. 1994. 219 Kurier 24. 6. 1994. 220 Kronen Zeitung 24. 6. 1994. 221 SN 30. 6. 1994. 222 Nr. 92 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (1. Session der 11. Gesetzgebungsperiode). 223 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. 3. Teil. SZ 1993–1995. Zahl 1537/55.

Salzburg oder Wien das Projekt realisiere, werde sich der Bund an dessen Finanzierung beteiligen. Die Bank Austria habe bereits eine Zusage gegeben, ein Drittel der Baukosten als verlorenen Zuschuss zu übernehmen. Sollte das Projekt in Salzburg realisiert werden, trete er für das Hollein-Projekt, von dem er „schwer begeistert“ sei, ein.218 In dem Rennen zwischen Salzburg und Wien schien sich Wien durch seine einhellige politische Unterstützung durchzusetzen. Die Stadt bot als Standort die Donau-City für ein von Hans Hollein zu errichtendes Museum sowie die sofortige Inangriffnahme einer Machbarkeitsstudie unter der inhaltlichen Federführung Guggenheims an. Thomas Krens erklärte am 22. Juni anlässlich der öffentlichen Willenserklärung für ein Guggenheim-Museum in Wien durch Bürgermeister Helmut Zilk, Vizebürgermeister Hans Mayr und Stadträtin Ursula Pasterk, er bedauere, aus Salzburg die längste Zeit keine offizielle Stellungnahme erhalten zu haben, und räume daher Wien als zusätzlichen Standort für ein Guggenheim-Museum in Europa absolute Priorität ein. „Architekt Hans Hollein und das große Engagement der Wiener Politik haben uns die Entscheidung leicht gemacht. Für uns war es keine Frage, ob Salzburg oder Wien, sondern wir wollten für unser internationales Museum einen Partner im Zentrum Europas. Und in Wien könnte jetzt eines der interessantesten Museumsprojekte des 21. Jahrhunderts entstehen.“219 Bürgermeister Helmut Zilk erklärte in indirekter Anspielung auf Salzburg: „Wir spielen keine Spielchen mit jahrelangem Hin und Her. Ende November wird über Guggenheim in Wien entschieden.“220 Die endgültige Entscheidung jedoch, so versicherte der deutsche Industrielle Rainer Heubach, Mitglied des „Board of Trusts“ der Guggenheim-Stiftung, den Salzburger Befürwortern des Projekts, sei trotz aller Bemühungen Wiens noch nicht gefallen. „Die Brücke für Landeshauptmann Katschthaler soll offen bleiben.“221 In Salzburg führte die auftauchende Wien-Option der Guggenheim Foundation am 8. Juni 1994 zu einer Anfrage der spö an Landeshauptmann Katschthaler im Landtag über den Stand der Verhandlungen mit Guggenheim, die Chancen der Realisierung des Hollein-Projekts sowie der Finanzierung der Errichtungsund Betriebskosten.222 Katschthaler stellte in seiner Beantwortung am 4. Juli fest, es habe bisher noch keine konkreten Verhandlungen zwischen allen Interessenten gegeben, und der Realisierung des faszinierenden Projekts Holleins stünden derzeit die ungelöste Finanzierung der Errichtungskosten von rund einer Milliarde Schilling sowie die nicht geklärten raumordnungs- und naturschutzrechtlichen Fragen entgegen. Die Vorstellungen der Guggenheim Foundation seien zudem nicht mit jenen des Landes kompatibel. „Nach den Vorstellungen der Guggenheim Foundation soll der Bau durch die öffentliche Hand erfolgen und dann der Guggenheim Foundation übergeben werden, die dann für die Betriebskosten und das Personal aufkommt. Inwieweit im Falle von Schwierigkeiten bei den Betriebskosten nicht doch wieder an die Gebietskörperschaften herangetreten würde, bleibt eine offene Frage.“223 Katschthaler war jedoch in der Zwischenzeit von seiner Haltung einer generellen Nichtbeteiligung des Landes an den Errichtungs- und Betriebskosten für ein Guggenheim-Museum abgegangen und hatte die Position der Stadt eingenommen, die bei einer Bundesfinanzierung von 80 Prozent eine jeweils zehnprozentige Mitfinanzierung von Stadt und Land vorsah. Um die Position des Landes im Bereich der Errichtungs- und Betriebskosten zu präzisieren, beschlossen Landeshauptmann Katschthaler und der Leiter der

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Finanzabteilung, Johann Schernthanner, am 25. Juli 1994 eine Punktation, die eine 80-prozentige Beteiligung des Bundes an den Bau- und Betriebskosten vorsah. Bei derzeit geschätzten Baukosten von 1,2 Milliarden Schilling entfielen auf den Bund 960 Millionen Schilling, auf Stadt und Land Salzburg je 120 Millionen Schilling. Einschließlich der Umsatzsteuer erhöhten sich diese Beträge auf 1,152 Milliarden Schilling bzw. je 144 Millionen Schilling. Der jährliche Betriebsaufwand wurde mit 15 Millionen Schilling geschätzt. Die Errichtung und Erhaltung sowie die Finanzierung sollten durch einen mittels Bundesgesetz zu errichtenden Fonds nach dem Muster des Salzburger Festspielfonds erfolgen. Zwischen dem Fonds und der Guggenheim Foundation sollte ein Vertrag abgeschlossen werden, der Guggenheim auf die Dauer von rund 40 Jahren, d. h. den doppelten Finanzierungszeitraum, zu einer entsprechenden Betriebsführung auf eigene Rechnung und eigenes Risiko verpflichtete. Bei Nichteinhaltung der Verpflichtung durch Guggenheim konnten bestimmte Kunstwerke im Wert von drei Milliarden Schilling in das Eigentum des Fonds übergehen. In dem zwischen dem Fonds und Guggenheim abzuschließenden Vertrag mussten auch die wechselseitigen Mitwirkungsrechte definiert werden.224 Parallel zu diesen internen Festlegungen erfolgte in der Öffentlichkeit die Offensive der Befürworter des Guggenheim-Projekts. So erklärte Gérard Mortier unter Hinweis auf die erfolgreiche EU-Volksabstimmung in Österreich, angesichts des bevorstehenden EU-Beitritts Österreichs am 1. Jänner 1995 „wäre die Zeit gekommen, Salzburg zu einem großen europäischen Festival weiterzuentwickeln, zur Kulturstadt Europas – durchaus auch im Gegensatz zu Wien. Wobei ich sagen muss, dass ich es für katastrophal halte, wenn das Guggenheim-Museum statt nach Salzburg nach Wien kommt. Das Guggenheim-Museum ist für Salzburgs Zukunft wichtiger als Mozarts Geburtshaus.“225 Der Salzburger Bankier und Mitglied des „Guggenheim Museum Salzburg Advisory Boards“, Heinrich Spängler, argumentierte Ende Oktober gegen ein mögliches Wiener Guggenheim-Museum, „dass drei Viertel der Steuereinnahmen aus den Bundesländern stammen, aber sieben von acht Kulturschillingen in Wien ausgegeben werden“. Angesichts dieses kulturpolitischen Ungleichgewichts sowie des finanziell vor allem von den Bundesländern finanzierten Großvorhabens Museumsquartier stelle sich die berechtigte Frage, „ob nicht ein Bundesmuseum auch in einem der Bundesländer errichtet werden müsste – oder sollen Museumsquartier und ein Museum auf der Donauinsel faktisch zugleich in Wien errichtet werden“? Um das faszinierende Hollein-Projekt für Salzburg doch noch zu gewinnen, müsse von der Stadtpolitik vor allem dafür Sorge getragen werden, dass in der Diskussion über das neue Raumentwicklungskonzept der Stadt die Errichtung des Museums im Berg und dessen mannigfache Nutzungsmöglichkeiten als Kunsthalle sowie als Kunst- und Kongresszentrum nicht verhindert werde.226 Gleichzeitig erklärte für Wien Planungsstadtrat Hannes Swoboda, jüngste Gespräche in New York mit der Guggenheim Foundation hätten keine Klärung der Frage ergeben, welche Sammlungen in einem von Hans Hollein geplanten Wiener Museum am nördlichen Donauufer Platz finden könnten. Thomas Krens habe jedoch für die Guggenheim Foundation versichert, dass man nach wie vor zu einem möglichen Standort Wien stehe.227 Zum Zeitpunkt dieser Gespräche mehrten sich allerdings die kritischen Meldungen auch in den usa über den künstlerischen Wert der Guggenheim-Sammlungsbestände sowie über die fi-

224 Ebda. Zahl 1537/57. 225 NEWS Nr. 28. 4. 8. 1994. S. 102. 226 Heinrich Spängler: Salzburg sollte unbedingt die Guggenheim-Chance nutzen. In: SN 29. 10. 1994. 227 Die Presse 27. 10. 1994.

nanziellen Möglichkeiten der Stiftung. Bereits im Frühjahr waren Meldungen durch die New Yorker Presse gegangen, die von deutlichen Schwierigkeiten Guggenheims berichteten. Die von Guggenheim-Direktor Thomas Krens für 1993 vorhergesagten Spenden in der Höhe von 100 Millionen Dollar wurden bei Weitem nicht erreicht. Lediglich 20 Millionen Dollar konnten aufgebracht werden. Hinzu kamen deutlich rückläufige Besucherzahlen. Die Foundation verzeichnete 1993 ein Defizit von 53 Millionen Dollar, weshalb Krens 1994 eine Reihe von geplanten Ausstellungen absagen und 30 Angestellte kündigen musste. Zudem wurden von Kennern der Sammlung Zweifel an der Behauptung Krens laut, im Fundus von Guggenheim lagere Material von solcher Qualität, dass sämtliche in Europa geplanten Museen leicht mit „großen“ Bildern oder Ausstellungsobjekten bestückt werden könnten. Guggenheim verfüge zwar über ein großes Lager, doch in diesem befänden sich keineswegs genügend Bestände von erster Qualität. Krens verkaufe in Europa vor allem sich selbst und den Mythos Guggenheim.

228 Kurier 29. 4. 1996. 229 Die Presse 30. 4. 1996. 230 Nr. 388 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (1. Session der 11. Gesetzgebungsperiode).

Alle Bemühungen um eine Realisierung des Hollein-Projekts eines Museums im Berg waren vergeblich, und die faszinierende Vision einer internationalen kulturellen Positionierung Salzburgs als erster Standort für moderne bildende Kunst verschwand in der Versenkung, um Anfang 1996 zu neuem Leben erweckt zu werden. Landeshauptmann Hans Katschthaler hatte am 22. Jänner erklärt, er beabsichtige sich von allen politischen Funktionen zurückzuziehen und habe den bisherigen Klubobmann der övp im Salzburger Landtag, Franz Schausberger, den Gremien als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Der designierte 46-jährige Landeshauptmann erklärte programmatisch, seine Politik werde sich besonders den Bereichen Wirtschaft und Kultur widmen. Nach seiner am 25. April erfolgten Wahl präzisierte er seine kulturpolitischen Vorstellungen in einem orf-Interview u. a. durch den Hinweis auf das Hollein-Projekt, das noch einmal einer genauen Überprüfung, unabhängig von einem Guggenheim-Engagement, unterzogen werden sollte. „Ich bin mir nicht sicher, ob Guggenheim überhaupt noch interessiert daran ist. Wenn nicht, so gibt es jedenfalls das Hollein-Projekt.“ Er könnte sich durchaus vorstellen, im Fall der Realisierung eines Museums der Moderne eine andere bedeutende Sammlung der Moderne nach Salzburg zu bringen.228 Man könnte auch, so ein kolportierter Alternativvorschlag zum Hol-lein-Projekt, ein Museum auf dem Mönchsberg an der Stelle des derzeitigen Café Winkler errichten.229 Die Äußerungen des neuen Landeshauptmanns führten am 15. Mai zu einer Anfrage der spö im Landtag, ob Schausberger bereits neue Verhandlungen mit dem Bund, der Stadt und Guggenheim aufgenommen habe und wie er die Fülle der noch ungelösten Probleme zu lösen gedenke.230 Schausberger antwortete am 26. Juni mit dem Hinweis, er sei „für das Museums- und Ausstellungswesen im Lande Salzburg nicht ressortzuständig“, habe jedoch „in einigen Erklärungen die Absicht geäußert, das ‚Guggenheim-Projekt‘ noch einmal in Diskussion zu bringen und in dieser Frage nach eingehender Prüfung zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen. Dies entspricht dem bis 1999 vereinbarten Regierungsprogramm, wonach für den Standort Mönchsberg eine erstklassige Nutzung gefun-

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den werden soll. Unter den verschiedenen Möglichkeiten befindet sich auch das Guggenheim-Projekt.“ Gespräche mit Guggenheim und dem Bund seien bereits aufgenommen worden.231 Die neu erwachten Salzburger Ambitionen erhielten jedoch im April 1997 einen Dämpfer, als anlässlich eines von Hugo Boss gesponserten bevorstehenden Gastspiels der Salzburger Festspiele im New Yorker Guggenheim-Museum vom 21. bis 24. April 1997 mit Arnold Schönbergs „Pierre Lunaire“ in der Regie von Christoph Marthaler, einem Liederabend von Catherine Malfitano und einem von Robert Wilson gestalteten Theaterabend Thomas Krens mit Hinweis auf die bevorstehende Eröffnung des von Frank O. Gehry entworfenen Museums in Bilbao bei einer Pressekonferenz in New York erklärte, man könne und wolle für Österreich nicht weiter planen, da es am politischen Willen fehle und man offensichtlich weder in Salzburg noch in Wien bereit sei, entsprechende Mittel zu investieren. Dennoch plante man in Salzburg nach dem Motto „Letzte Chance für Guggenheim“. Wenn schon aus Kostengründen sowie des Rückzugs Guggenheims das Hollein-Projekt eines Museums im Berg nicht zu realisieren war, so sollte eine günstigere Variante realisiert werden, die eine eventuelle spätere Realisierung des Hollein-Projekts nicht ausschloss. Da das Rupertinum als Museum für moderne Kunst aus allen Nähten platzte, wurde bereits seit Längerem die Forderung nach einer Kunsthalle erhoben. Wieland Schmied setzte in seiner Museumsstudie 1990 die Notwendigkeit einer räumlichen Erweiterung in der Prioritätenliste ganz nach oben, und auch Kulturlandesrat Othmar Raus sprach sich im Sommer 1992 für eine solche aus. Im Sommer 1992 waren die Vorplanungen bereits im Gange, wobei für die allgemein als absolut notwendig erkannte räumliche Erweiterung drei Möglichkeiten bestanden: der vom Salzburger Architekten Gerhard Garstenauer stammende faszinierende Plan einer Kunsthalle unter dem Max-Reinhardt-Platz, die vom Rupertinum, vom Festspielhaus wie auch vom Platz selber, der ohnedies neu gestaltet werden musste, zugänglich sein sollte. Die Kunsthalle konnte nicht nur vom Rupertinum, sondern auch von anderen Institutionen bespielt werden. Eine zweite Möglichkeit war die Errichtung von Depots zwei Stockwerke unter dem Gebäude in der Franziskanergasse, eine dritte die Überlassung des angrenzenden Studentenheims durch die Erzdiözese. Peter Krön, Leiter der Kulturabteilung des Landes, bemerkte mit Blick auf die Probleme um die Errichtung des „Salzburg-Museums“ in der Neuen Residenz: „Der Rupertinum-Ausbau ist absolut notwendig. Das muss jedem klar sein, und er ist doch letztlich leichter zu realisieren als das neue Stadt- und Landesmuseum, wo die Kostenschätzungen derart auseinander klaffen. Den Rupertinum-Ausbau könnte das Land auch ohne Mitwirkung der Stadt durchziehen.“232 Die Verhandlungen gerieten jedoch im Zuge der Debatte um die Lösung der Museumsfrage ins Stocken, und der Landes-Kulturbeirat sah sich im November 1994 veranlasst, in einer Resolution zu betonen, dass der Förderung der modernen bildenden Kunst „durch die Schaffung einer Kunsthalle unter dem MaxReinhardt-Platz und dem Furtwänglerpark bei gleichzeitiger architektonischer Neugestaltung dieses Areals am besten entsprochen“ werde. „Die dafür nötige und seit Langem geplante Machbarkeitsstudie sollte unverzüglich in Auftrag ge-

231 Nr. 28 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (4. Session der 11. Gesetzgebungsperiode) Bereits am 2. August fanden im Bankhaus Spängler mit den Proponenten eines Guggenheim-Museums in Salzburg – Heinrich Spängler, Thaddaeus Ropac und Hannes Pflaum – erste Besprechungen über die Realisierungschancen und die zu treffenden Maßnahmen statt. (SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum 4. Teil. SZ 58–116. Zahl 1537/64.) Am 11. November wandte sich Schausberger an Bundeskanzler Vranitzky, um einen Gesprächstermin über Guggenheim zu vereinbaren und die jeweiligen Positionen auszutauschen. 232 Die Presse 6. 10. 1992.

Die Idee der Kunsthalle und das Museum der Moderne am Berg

233 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 219. 11. 11. 1994. 234 Ernst Hoffmann, Franz Fürst: Ein Impuls für die Salzburger Altstadt. In: wettbewerbe Nr. 135/136. S. 112–117. SVZ 1. 10. 1994. 235 Franz Schausberger: Gedanken. Architekten – Meisterleistung ist gefragt. In: Konstruktiv Nr. 197. Oktober/November 1996. S. 48–49. S. 48f.

geben werden.“233 Einen Monat zuvor hatte der Salzburger Bürgermeister Josef Dechant angesichts der zum Stillstand gekommenen Verhandlungen um das smca zusammen mit dem Bauträger Franz Fürst ein Projekt präsentiert, dessen Kosten, so Dechant, „sich Stadt und Land leisten können“. Das von Ernst Hoffmann und Franz Fürst entwickelte 600 Millionen Schilling teure Projekt sah den Umbau des Gebäudes auf dem Anton-Neumayr-Platz für das smca sowie die Errichtung einer Kunsthalle, die in den Sommermonaten von der „Szene“ benutzt werden konnte, auf dem existierenden Rot-Kreuz-Parkplatz vor, der durch eine Tiefgarage mit 300 Abstellplätzen ersetzt werden sollte, sowie die Schaffung einer bis zu drei Etagen großen Altstadtpassage mit kleinen Geschäften. Der Kai werde dadurch autofrei.234 Kulturlandesrat Othmar Raus ging jedoch zu diesem Vorschlag deutlich auf Distanz und bezeichnete im Sommer 1996 die Situierung einer Kunsthalle auf dem Rot-Kreuz-Parkplatz als „sicher nicht die beste Variante“. Er favorisierte hingegen den Plan des Salzburger Architekten Gerhard Garstenauer. Als überlegenswert bezeichnete Raus auch den von Klaus Albrecht Schröder unterbreiteten Vorschlag, die Kunsthalle im ehemaligen Café Winkler auf dem Mönchsberg zu errichten. Im Herbst 1996 skizzierte der Landeshauptmann fünf Zukunftsvisionen für Salzburg, wobei er u. a. anführte: „Die Musik muss auch im bildnerischen Bereich eine Ergänzung finden. Das hoch angesehene Rupertinum als Galerie für zeitgenössische Kunst platzt aus allen Nähten. Direkte bauliche Erweiterungen sind kaum möglich oder zielführend. Vielmehr muss der Mönchsberg als einzigartiger Standort für ein Museum der bildenden Kunst genützt werden. Hier handelt es sich – wie bei den Festspielhäusern – um ein Jahrhundertprojekt, das die Zukunft unserer Stadt mitentscheiden wird. Nur in der Kombination von Musik und bildender Kunst liegt eine erfolgreiche Zukunft des Kulturstandortes Salzburg. Das Projekt von Hans Hollein für ein Museum im Mönchsberg ist ein faszinierendes Konzept, das ich noch keineswegs auf die politische Schutthalde entsorgen möchte. Allerdings müssen wir die Diskussion auch dahin gehend führen, unter welchen Bedingungen wir bereit sind, ein solches Museum zu verwirklichen. Das Hollein-Projekt ist für mich nur eine Variante, neben der andere Konzepte einer Kunsthalle auf dem Berg zu diskutieren sind. Der Standort verlangt allerdings nach einem architektonischen Meisterwerk, denn auch hier dürfen wir uns nicht mit Mittelmäßigkeit begnügen.“235 Zwei Monate später empfahl der von Schausberger installierte Museums­ koordinator Klaus Albrecht Schröder in dem von ihm präsentierten Konzept über die „Neuordnung der Salzburger Museen“ die Errichtung einer dringend benötigten Kunsthalle auf dem Mönchsberg. „Die Altstadt Salzburgs dominieren – an vergleichbar prominenten Standorten – zwei Bauwerke, die unverträglicher nicht sein könnten: die Festung Hohensalzburg und das Café Winkler mit dem ehemaligen Casino. Während die Festung aufgrund ihrer Schönheit und historischen Bedeutung trotz einer deutlich verbesserungswürdigen Infrastruktur ein Wahrzeichen Salzburgs ist, stellt das Café Winkler heute einen architektonischen und funktionalen Schandfleck über der Stadt dar.“ Schröder empfahl u. a. „1. Die Zusammenführung der Salzburger Museen und ihre Neuorganisation nach epocha-

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len Gesichtspunkten. 2. Die Errichtung eines Museums der Moderne und einer Kunsthalle Salzburg im Casino/Café Winkler. 3. Die Schaffung eines kulturell und architektonisch würdigen Pendants zur Festung auf dem Mönchsberg.“236 Bürgerliste-Gemeinderat Herbert Fux bezeichnete das geplante Museum der Moderne als monströsen Betonbau, und der Salzburger Museumsverein vermutete einen nach NS-Ära und dem von Stadtrat Johannes Voggenhuber vor zehn Jahren unterstützten Plan eines Außenaufzugs auf den Mönchsberg den nunmehr dritten Versuch einer Zerstörung des Altstadtbildes.237 Trotz dieser Einwände wurde in einem Stadt-Land-Gespräch am 5. Februar 1997 dem Konzept Schröders die Zustimmung erteilt und Schröder mit der Koordinierung der Neuordnung beauftragt.238 Gegen die Stimmen der fpö fasste die Salzburger Landesregierung am 18. März 1997 einen gleich lautenden Grundsatzbeschluss über die Errichtung eines Museums am Berg sowie die Neuordnung der Museumslandschaft nach den Vorschlägen Schröders. Zu diesem Zeitpunkt führte Schausberger Gespräche mit dem Liechtensteiner Anwalt Herbert Batliner, der seine prinzipielle Bereitschaft signalisierte, seine wertvolle Privatsammlung moderner Kunst als Leihgabe einem Museum der Moderne auf dem Mönchsberg zur Verfügung zu stellen. Batliners Sammlung spannte den Bogen von den Impressionisten bis zur zeitgenössischen österreichischen Kunst und konnte damit als vollwertiger Ersatz für Guggenheim fungieren und dem Museum die notwendige Attraktivität verleihen. Flankierend zu den Festspielen, so Schausbergers kulturpolitisches Credo, sollte sich Salzburg auch als (ganzjähriges) Zentrum der bildenden Kunst etablieren. Kunst und Kultur, so signalisierten zahlreiche Studien über die Zukunft des Tourismus, galten als Wachstumsbranchen. Durch eine deutliche, international beachtete Akzentsetzung im Bereich der bildenden Kunst konnte man die infolge des Falls des Eisernen Vorhangs durch die Verlagerung zahlreicher Firmenzentralen nach Wien entstandenen wirtschaftlichen Rückschläge kompensieren. Die Ansiedlung neuer Betriebe mit hoher Wertschöpfung, der Ausbau des Technologiebereichs, die Stärkung des Universitätsstandortes Salzburg durch den Ausbau wirtschaftsnaher und -relevanter Fächer, die Sicherung einer intakten Umwelt sowie die stärkere Positionierung als Kulturland bildeten die landespolitischen Schwerpunkte Schausbergers.239 So sehr dieses landespolitische Credo mit breiter Zustimmung rechnen konnte, so stieß der Plan einer Errichtung einer Kunsthalle/eines Museums der Moderne auf dem Gelände des ehemaligen Café Winkler auf Widerstand, dem Landeshauptmann Schausberger, Bürgermeister Dechant und Landesrat Raus mit einer publizistischen Gegenoffensive zu begegnen suchten. So erwiderten sie in einem gemeinsam verfassten Inserat in den „Salzburger Nachrichten“ dem Vorwurf von Herbert Fux, dass sich dieser irre. „Wir wollen keinen monströsen Betonbau, der die weltbekannte Architektur der Salzburger Altstadt zerstört, sondern eine hochwertige und architektonisch qualitätsvolle Kunsthalle anstelle des Café Winkler errichten. Sie soll ein attraktives Museum der Moderne für alle Salzburgerinnen und Salzburger sowie für unsere Gäste werden.“ Das zu errichtende Museum werde mit dem vorhandenen Grundriss auskommen müssen und auch die vorhandenen Kubaturen würden bestehen bleiben. Dadurch werde es weder eine Zerstörung des Altstadtbildes geben noch werde ein neues Wahrzeichen auf einem so sensiblen Punkt entstehen.240

236 Klaus Albrecht Schröder: Neuordnung der Salzburger Museen. – Wien, 9. Jänner 1997. S. 1f. 237 Der Salzburger Museumsverein bemerkte in einer Resolution zu den Vorschlägen Schröders: „Der Salzburger Museumsverein (2.500 Mitglieder) tritt mit aller Schärfe diesem Anschlag auf das Salzburger Stadtbild entgegen. Die Festung ist das singuläre Wahrzeichen der Stadt und hat bestenfalls ein bescheidenes Pendant im Kloster auf dem Kapuzinerberg. Weder das alte noch das neue Café Winkler war und ist ein Pendant zur Festung; das allein zeigt schon die optische Betrachtung der Größenverhältnisse. Bei der Errichtung des Winkler-Baues war ausdrücklich gefordert, jede Dominanz für das Stadtbild zu vermeiden. Die Forderung, nun ein architektonisches Wahrzeichen an diese Stelle zu setzen, ist der dritte Versuch, das Salzburger Stadtbild zu zerstören. Der erste stammt von den Gaubehörden der NS-Zeit, der zweite, vertreten durch Stadtrat Voggenhuber, war ein Beschluss des Gestaltungsbeirates vor genau zehn Jahren, die Planung des portugiesischen Architekten Siza mit einer dominierenden Architektur auf dem dritten Stadtberg zu verwirklichen. Die Eigentümerrechte am ‚Winkler‘, einem städtischen Superädifikat, werden von der Casino AG ausgeübt. Wir erwarten von der Casino AG, dass sie sich diesem Angriff auf das Stadtbild widersetzt. Die sogenannte Neukonzeption Schröders ist zielgerichtet auf die Errichtung einer Kunsthalle und eines Museums des 19. und 20. Jahrhunderts auf dem Mönchsberg. Der in Wien tätige Ausstellungsmacher verkennt völlig die Situation und es ist beschämend, dass die Salzburger Politiker nicht erkannt haben, dass in dem vorliegenden Konzept keine Neuordnung, sondern eine Demontage des Salzburger Museums Carolino Augusteum vorgenommen wird.“ (Resolution des Salzburger Museumsvereines zum Konzept der Neuordnung der Salzburger Museen. – Salzburg, 10. 2. 1997.) Ähnlich äußerte sich Heinz Klier am 10. Februar 1997 in einem Schreiben an Landeshauptmann Schausberger, in dem er in der Museumsfrage eine Konzentration auf das smca und das Haus der Natur einmahnte. Das smca müsse unbedingt in die Neue Residenz übersiedeln, „denn dieses ist sicherlich die letzte Chance für das smca und gleichzeitig auch für das Haus der Natur, das schon seit Jahren aus allen Nähten platzt und dringend die angrenzenden Räume braucht, um sich noch besser präsentieren zu können. . . . Ich kenne und schätze Sie als einen klugen Realpolitiker und hoffe daher zuversichtlich, dass Sie in der Museumsfrage alles noch einmal überdenken, denn die Pläne von Klaus Schröder zielen wirklich auf eine Zerschlagung des smca. Bedauerlich, dass Hans Sedlmayr nicht mehr lebt, denn sein Wort hätte zweifellos mehr Gewicht als das meine.“ (SLA Präs. Akt LH-2261. Neuordnung

Die Argumente vermochten die sich formierenden Gegner allerdings nicht zu überzeugen. So begrüßte Bürgermeister-Stellvertreter Johann Padutsch zwar prinzipiell den Umstand, dass über ein Salzburger Museumskonzept wieder geredet werde, sprach sich jedoch gegen eine Kunsthalle auf dem Mönchsberg aus. Stattdessen sollte die Idee von Architekt Garstenauer verfolgt werden, der die Schaffung eines unterirdischen Kunstforums unter dem Max-Reinhardt-Platz auch als Verbindung zu den Festspielhäusern vorgeschlagen hatte.241 Roman Höllbacher erstellte in Abstimmung mit Oskar Boeckl und Gerhard Garstenauer ein Konzept für ein „Salzburger Kunstforum Rupertinum“, das die Vorteile einer unterirdischen Kunsthalle in unmittelbarer Nähe des Rupertinums und der Festspielhäuser unterstrich und sich vehement gegen den Plan einer Kunsthalle auf dem Mönchsberg wandte.242 Der Kunsthistoriker und Nachfolger von Hans Sedlmayr, Franz Fuhrmann, bemerkte in einem offenen Brief an Schausberger, „eine Kunsthalle allein scheint vorstellbar, vorausgesetzt, dass alle Voraussetzungen stimmen und auch andere Verwendungszwecke noch erörtert werden. Nur sollte man sich schleunigst von den überheblichen Vorstellungen verabschieden, auf dem Mönchsberg ein ‚sichtbares‘ (das meint wohl weithin sichtbares) ‚Pendant‘ zur Festung als ‚neues Wahrzeichen Salzburgs‘ zu errichten. Die Festung Hohensalzburg bedarf eines solchen ‚Pendants‘ ebenso wenig wie z. B. die Alhambra. Vornehme Zurückhaltung und Einfühlsamkeit sind geboten. Im Übrigen seien allen, die mit der Gesamtlösung der Museumsfrage künftighin befasst sind, die Vermächtnis-Worte von Wilfried Haslauer und Hans Sedlmayr ans Herz gelegt: ‚Passt mir auf mein Salzburg auf‘ und ‚es ist unmöglich, sich um Salzburg nicht zu sorgen‘.“243 Bei den kritischen Wortmeldungen zum Museumskonzept von Klaus Albrecht Schröder sowie dem Beschluss zum Bau einer Kunsthalle auf dem Mönchsberg wurden vor allem drei Argumente ins Treffen geführt: 1. Durch die themen- und epochenzentrierte Neuordnung der Salzburger Museenlandschaft drohe eine Zerstörung des smca. Reinhard Heinisch, geschäftsführender Vorstand der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, bezeichnete in einem Brief an Landeshauptmann Schausberger dieses Vorhaben als „Nonsens“.244 2. Mit dem Beschluss zum Bau eines Museums am Berg drohe eine dramatische Änderung in den kulturpolitischen Prioritäten zulasten vor allem des smca. 3. Ein Bau einer Kunsthalle/eines Museums auf dem Mönchsberg werde erheblich weniger Besucher anziehen als eine Kunsthalle unter dem Max-Reinhardt-Platz.245 Klaus Albrecht Schröder erwiderte den Kritikern, in dem Museum auf dem Mönchsberg komme „es zu einer idealen Symbiose von Kunst und Natur. Es ist mir unverständlich, wie angesichts dieser Verbindung vom Kunstschönen mit dem Naturschönen sowie beider Verbindung mit dem panoramatischen Überblick über die Altstadt Salzburgs von einer Deplatzierung dieses Museums die Rede sein kann. Es gibt kaum eine prominentere Lage für ein Museum als die an der Kante des Mönchsbergs. Gerade der Wechsel zwischen der Betrachtung von Kunst und den Ausblicken in die Naturlandschaft des Mönchsbergs einerseits und andererseits auf die Altstadt hinunter und hinüber zur Festung, gerade dieser Wechsel wird den unvergleichlichen Reiz dieses Museums auf dem Mönchsberg darstellen. Dadurch wird sich dieses Museum auch diametral von Hans Holleins Jahrhundert-

Die Idee der Kunsthalle und das Museum der Moderne am Berg

der Museumslandschaft in Salzburg. Teil 1. Zahl 2261/19.) 238 An dem Gespräch nahmen Landeshauptmann Franz Schausberger, die Landesräte Arno Gasteiger und Othmar Raus, Bürgermeister Josef Dechant und Klaus Albrecht Schröder teil. Dabei wurden folgende Standorte und die in ihnen präsentierten Epochen definiert: Antike/Standort offen, möglicherweise Bürgerspital Kelten/Keltenmuseum Hallein Mittelalter und Frühe Neuzeit/Burgmuseum Festung Barock/Residenzgalerie 19. und 20. Jahrhundert/Museum auf dem Mönchsberg Kunsthalle/Museum auf dem Mönchsberg Der Standort Mozartplatz (Westtrakt des Glockenspielgebäudes) wird auf seine Nutzung für ein Kultur- und historisches Museum zur Geschichte der Salzburger Fürsterzbischöfe des 16.–18. Jahrhunderts geprüft. (Beschlussprotokoll der Aussprache am 5. Februar 1997 über die Neuordnung der Salzburger Museen – Kunsthalle und Museum für Moderne Kunst auf dem Mönchsberg. S. 1f.) Die Landesregierung fasste am 18. März 1997 über Antrag der Abteilung 12, Zahl 12.K/ einen wortidenten Beschluss und setzte zur Umsetzung des Museumskonzepts eine Arbeitsgruppe ein, der neben Klaus Albrecht Schröder die Direktorin der Residenzgalerie, Roswitha Juffinger, die Direktoren des smca und des Rupertinums, Wolfram Morath und Otto Breicha, die Leiterinnen der Kulturabteilungen des Landes und der Stadt, Monika Kalista und Ingrid Tröger-Gordon, sowie Wolfgang Frieß von der Präsidialabteilung des Amtes der Salzburger Landesregierung angehörten. 239 Vgl. Christian Dirninger, Walter Scherrer: Salzburger Wirtschaft und Wirtschaftspolitik. Wieder zurück auf dem Weg zur Spitze? In: Herbert Dachs, Roland Floimair (Hg.): Salzburger Jahrbuch für Politik 1999. Salzburg/Wien 1999. S. 93–117. 240 Stellungnahme vom 13. 2. 1997. Faxnachricht an SN. 241 Medieninformation zu „Salzburger Museen“ vom 22. 1. 1997. 242 Roman Höllbacher: Salzburger Kunstforum Rupertinum. Salzburg 1997. 243 SLA Präs. Akt LH 2261. Neuordnung der Museumslandschaft in Salzburg. Teil 2. Zahl 2261/36. 244 Ebda. Zahl 2261/40. 245 Am 25. Februar 1997 verfasste der Salzburger Museumsverein eine zweite Resolution, in der er darauf hinwies, dass Salzburg zwar eine große Ausstellungshalle/Kunsthalle benötige, doch sei „der Standort Winkler voreilig und einseitig festgelegt. . . . Eine Kunsthalle inmitten des Touristenstromes in der Innenstadt würde die Frequenz erheblich steigern. So wäre unserer Meinung nach noch immer der Vorschlag

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entwurf des Museums im Mönchsberg unterscheiden. Keineswegs stellt jedoch das jetzt durch den Umbau des Casinos entstehende Museum eine Alternative zu Holleins Guggenheim-Projekt dar.“246 Am 25. Juni 1997 betonten Landeshauptmann Schausberger, Bürgermeister Dechant, Landesrat Raus und Klaus Albrecht Schröder in einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien mit Blick auf die zahlreichen kritischen Stellungnahmen vor allem aus Salzburg, dass das geplante Museum der Moderne und die Kunsthalle auf dem Mönchsberg durch einen Umbau von Casino und Café Winkler entstehen sollen. Zu diesem Zweck werde noch in diesem Jahr ein EU-weiter anonymer Architektenwettbewerb mit gesonderten Zuladungen herausragender Architekten vorbereitet und ausgeschrieben. Dabei würden als Rahmenbedingungen die Limitierung der äußeren Baulinien auf jene des bestehenden Gebäudes, kein Totalabriss und eine maximale Bausumme von 300 Millionen Schilling vorgegeben, wobei man sich eine 50-prozentige Beteiligung des Bundes erwarte. Die hochrangig besetzte Jury – ihr gehörten u. a. Friedrich Achleitner, Hermann Czech und Luigi Snozzi an – sowie die organisatorische Mitarbeit der Landesbaudirektion (Josef Leitner und Axel Wagner) garantiere zudem ein qualitativ entsprechendes Ergebnis. Mit diesem Museum der Moderne auf dem Mönchsberg verfügte das aus allen Nähten platzende Rupertinum mit einer Ausstellungsfläche von 5.900 Quadratmetern über eine dreimal größere Ausstellungskapazität. Mit der Entscheidung zum Bau des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg mit einem Kostenaufwand von rund 21,8 Millionen Euro waren die Würfel in der so lange und heftig diskutierten Causa „Kunsthalle“ gefallen. Das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg sowie die geplante Neuordnung der Museumslandschaft wurden jedoch in der Folge auch zum Politikum. fpö und Bürgerliste drängten auf genauere Informationen sowie eine direkte Aussprache mit Klaus Albrecht Schröder. Landtagspräsident Helmut Schreiner entsprach diesen Forderungen mit der Anberaumung einer parlamentarischen Enquete des Salzburger Landtages am 27. Oktober 1997, wobei neben Klaus Albrecht Schröder,247 Landesrat Othmar Raus und Landeshauptmann Franz Schausberger Peter Krön, Karl Heinz Ritschel und Wolfram Morath Impulsreferate hielten. Dabei bemerkte Ritschel zum geplanten Museum der Moderne auf dem Mönchsberg: „Zwischen der damals plakativen Ankündigung, ein Pendant zur Festung auf dem Mönchsberg zu schaffen, ja ein ‚neues Wahrzeichen Salzburgs‘ usw., ist der nun vorliegende Ausschreibungstext wohltuend anders, denn da wird nicht nur auf die Sensibilität des Platzes, auf die besondere städtebauliche Situation hingewiesen, sondern von den Auslobern äußerste Zurückhaltung verlangt. Grundsätzlich halte ich noch immer den Vorschlag von Stadtrat Mitterdorfer, den Winklerkomplex für kleinere Kongresse zusätzlich zum Kongresshaus umzubauen, für wichtig. . . . Andererseits ist das heutige Rupertinum, das wissen wir ja, wirklich schlecht geeignet. Und die Nutzungszahlen, die Dr. Schröder für das Winkler vorlegt, sind natürlich bestechend. Dazu kommt seine Idee, dazu möchte ich ihm gratulieren, auf den Terrassen und dem Umfeld einen Skulpturenpark zu schaffen.“248 Das Interesse an diesem Museumsbau war enorm. Die Unterlagen wurden von 520 Architekten angefordert, von denen schließlich 145 Architekten Entwürfe einreichten, die von einer Jury, bestehend aus Luigi Snozzi, Karljosef Schatter, Friedrich Achleitner, Hermann Czech und Klaus Albrecht Schröder, beurteilt wurden. Am 26. Juni 1998 wurden die Münchner Architekten Stefan Zwink, Ste-

von Architekt Garstenauer, die Kunsthalle unter dem Max-Reinhardt-Platz zu etablieren, genauer zu prüfen, da gleichzeitig das Rupertinum die notwendigen Erweiterungsräume erhalten könnte.“ (Neuerliche) Resolution des Salzburger Museumsvereines zum Konzept der Neuordnung der Salzburger Museen. Salzburg, 25. 2. 1997.) 246 Klaus Albrecht Schröder: Die Neuorganisation der Salzburger Museen. – Wien 8. 7. 1997. S. 7. (SLA Präs. Akt LH 2261. Neuordnung der Museumslandschaft in Salzburg. Teil 3. Ohne Zahl.) 247 Klaus Albrecht Schröder: Bericht zur Neuorganisation der Salzburger Museen. (SLA Präs. Akt LH 2261. Neuordnung der Museumslandschaft in Salzburg. Teil 3. Zahl 2261/90.) 248 Zit. nach Redemanuskript.

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249 Kurier 27. 6. 1998. 250 Oberösterreichische Nachrichten (OÖN) 7. 7. 1998. 251 Hans Haider: Schaufenster für Mönchsberg. – In: Die Presse 7. 7. 1998. 252 Werner Thuswaldner: Lorbeer für Wohlverhalten. – In: SN 7. 7. 1998. 253 Werner Thuswaldner: Museum der Mittelmäßigkeit. – In: SN 12. 12. 1998.

fan Hoff und Klaus Friedrich als Sieger ermittelt. Ihr Projekt, ein allerdings nur aus der Vogelperspektive wahrnehmbarer geschlossener dreigeschossiger Baukörper, war in drei Segmente gegliedert und wich fünf Meter von der Felskante zurück. Das mit Konglomerat verkleidete Bauwerk öffnete sich zur Stadt hin mit einem breiten Fensterband, das dem Restaurant zugeordnet wurde. Klaus Albrecht Schröder begründete die Entscheidung der Jury mit der Erklärung, das Siegerteam sei „wie kein zweites Team auf den Ort eingegangen. Die der Stadt zugewandte Seite ist als schlichter Quader geplant. Zwei breite Stiegenhäuser geben den Blick auf die Festung und auf den Wasserturm frei.“249 Jury-Mitglied Friedrich Achleitner charakterisierte das Siegerprojekt mit der Feststellung: „Das Modell trifft mit Sicherheit nicht den Herzschlag der Moderne, aber in 50 Jahren wird sein Herz immer noch schlagen.“250 Die österreichischen Kommentatoren konnten sich für das Siegerprojekt erheblich weniger erwärmen. So bemerkte Hans Haider, der Umstand, „dass dem Zeitgeist kein visuelles Daueropfer gespendet wurde, kann matt beklatscht werden. Doch wem wäre nicht als banalster Kompromiss für die stadtseitige Schauseite des neuen Museums eingefallen: eine Fassade aus Stein des Mönchsbergs (Nagelfluh) mit einem riesigen Fenster darin, durch das man vom Museum aus den berühmten Blick auf die Stadt genießen kann. Neben dem Café Winkler steht ein alter, nicht mehr gebrauchter Wasserturm, den Fremde für den Auswuchs schlechten aristokratischen Geschmacks im 19. Jahrhundert halten. Nun ist daneben eine 42 Meter breite, rohe Steinfassade zu erwarten, stark geometrisch, ein wuchtiger Rahmen um das Aussichtsfenster. Vom Material her also: anpasslerisch. Von der Linienführung ein bisschen Dreißiger- (Haus der Deutschen Kunst) und ein bisschen Fünfzigerjahre (Wien – Westbahnhof).“251 Werner Thuswaldner bemerkte unter Hinweis auf die Schwierigkeiten moderner Architektur in der Salzburger Altstadt zu dem Siegerprojekt der bis dahin völlig unbekannten Münchner Architekten: „Sie wurden dafür belohnt, weil sie ein, wie es hieß, funktionierendes Konzept im Inneren bieten, und vor allem, weil sie nach außen Wohlverhalten beweisen. Ein Zeichen für die moderne Kunst setzten sie nicht. Wegen dieser Konglomerat verkleideten Museumsarchitektur wird kein zusätzlicher Besucher nach Salzburg kommen. Doch hätten sie etwas gewagt, das über die Schlichtheit eines Kubus hinausgeht, hätte mit Sicherheit sofort ein Altstadtschützer die Keule der Vernichtung geschwungen.“252 Einige Monate später bemerkte er, „weder Architektur noch Inhalt des geplanten Museums auf dem Mönchsberg versprechen ein Publikumsmagnet zu werden.“253 Und Ute Woltron kommentierte ironisch: „Das Gebäude biedert sich seiner Umgebung dermaßen an, dass es in selbiger nachgerade verschwindet. Der neben dem Bauplatz befindliche Wasserturm hat neben keiner architektonischen nur eine sonstige Qualität: Er ist aus dem vorigen Jahrhundert und deshalb selbstverständlich denkmalgeschützt. Damit der zwecklose Kerl auch weiterhin immer und von überall sichtbar bleibt – das ist man in Salzburg schließlich gewohnt –, nimmt sich das Museumsprojekt zurück, bleibt flach und geht in Deckung. Damit gar nichts passieren kann, zieht es sich eine Tarnjacke aus Nagelfluh an, so heißt der Stein, aus dem der Mönchsberg ist. Diesmal hat also eindeutig der Berg gewonnen. Er wird ein wenig höher, sonst bleibt er unverändert. Die vergeblichen Bemühungen um eine moderne Architektur in der Salzburger Innenstadt hätten offensichtlich bei den verantwortlichen Politikern

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ihre Spuren hinterlassen. Die Salzburger Bevölkerung habe unmissverständlich zu erkennen gegeben, dass sie keine Veränderung wünsche, und bekomme nun, was sie verdiene.“254 Von Teilen der österreichischen Presse, vor allem den „Salzburger Nachrichten“, sowie zahlreichen Salzburgern von Anfang an als brave Kompromiss­lösung oder als „Hutschachtel“ verächtlich gemacht, erhielt das Siegerprojekt in der deutschen Presse hingegen überwiegend positive Rezensionen. So bemerkte Gottfried Knapp zur Juryentscheidung und zum Entschluss der Errichtung des Museums inkl. Kunsthalle auf dem Mönchsberg, das Siegerprojekt sei ein „behutsam den Ort interpretierender Entwurf . . . Für die Besucher, die mit dem Mönchsberglift aus der Altstadt nach oben fahren, soll sich direkt am Ende der Lifthalle, also noch im Berg, das weite Foyer des Museums auftun. Von dort führt eine breite Treppe hinauf in einen der beiden querliegenden glasüberdachten hellen Treppenschächte, die das dreistöckige Ausstellungsgebäude parallel durchziehen und den Besuchern beim Weg nach oben den Blick auf die malerische Kulisse des Wasserturms freigeben. . . . (. . .) Mit diesem ‚Museum der Moderne‘ – diesmal nicht versteckt im Berg, sondern weithin sichtbar an der wohl spektakulärsten Stelle hoch über der Stadt – könnte Salzburg endlich die hartnäckigen Gerüchte widerlegen, die behaupten, dass die bildenden Künste in der Sommerhauptstadt der Musik und des Theaters nie eine Chance gehabt haben.“255 Günther Prechter urteilte, die architektonische Lösung des Siegerprojekts der drei jungen Münchner Architekten fuße „auf der Eigenart und Bedeutsamkeit des Orts auf dem Rücken des Mönchsbergs, dessen nackte Felswand für Salzburgs mittelalterlichen Kern und seine Silhouette aus Domkuppel, St. Peter und Franziskanerkirche gleichsam den Bühnenprospekt bildet.“256 Landeshauptmann Schausberger, Landesrat Raus und Museumskoordinator Schröder präsentierten das Siegerprojekt am 6. Juli 1998 auch mit der Ankündigung, dass das Museum inkl. Kunsthalle in Zukunft nicht nur mit den Beständen des Rupertinums, sondern vor allem auch mit jenen von bedeutenden Privatsammlungen bespielt werden sollte. Wer diese Sammler sein sollten, blieb allerdings vorerst ein Geheimnis. Eingeweihte wussten zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits von den Bemühungen Schausbergers um die bedeutende Privatsammlung der Klassiker der Moderne des Liechtensteiner Anwalts Herbert Batliner, die zu einem erheblichen Teil als Leihgabe in Salzburg präsentiert werden sollte. Eine definitive politische Weichenstellung für das Projekt war jedoch mit den bisher gesetzten Schritten – Regierungsbeschluss am 21. April 1997, Durchführung des Ausschreibungsverfahrens – noch nicht erfolgt. Noch immer bestand – vor allem aufgrund der zu erwartenden zunehmenden Kritik an dem Projekt – die Möglichkeit eines politischen Rückschlags und damit der Entsorgung in der landespolitischen Rumpelkammer der letztlich nicht realisierten Projekte. Landeshauptmann Schausberger erklärte, unterstützt von Landesrat Raus, bei der Präsentation des Siegerprojekts optimistisch: „Sehen Sie dieses Projekt positiv. Es wäre schade, wenn dieses Museum das gleiche Schicksal wie so viele andere Bauprojekte in Salzburg erleiden würde.“257 Landesrat Raus hatte bereits wenige Tage zuvor mit Hinweis auf die möglichen bevorstehenden politischen Kontroversen bemerkt: „Der erste Schritt ist gesetzt, nun liegt das Ganze bei der Stadt.“258

254 Ute Woltron: Elferschießen. In: Profil Nr. 29. 13. 7. 1998. S. 92f. 255 Gottfried Knapp: Der Kubus und der Fels. In: Süddeutsche Zeitung 10. 7. 1998. Vgl. dazu auch Die Presse 7. 7. 1998: „Das Siegerprojekt stellt das Museum der Moderne als klar definierten, ruhigen Baukörper dar, der sich über nahezu quadratischem Grundriss entwickelt; der dreigeschoßige Museumsbau lässt den historischen Wasserturm unberührt und organisiert davor einen intimen Skulpturengarten. Die Schauseite zur Stadt hin ist als ruhige zweigeschoßige Natursteinfassade aus einem Konglomerat des Mönchsbergs gestaltet.“ 256 Günther Prechter: Der Berg ruft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 1. 3. 2001. 257 Kurier 7. 7. 1998. 258 apa 1. 7. 1998.

259 Gemeinderatsklub der Bürgerliste. Medieninformation. 6. 8. 1998.

Trotz dieser politischen Querschüsse beschloss die Landesregierung am 22. September einstimmig die Genehmigung der Planungen für das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg sowie die kalkulierten Errichtungskosten in der Höhe von 300 Millionen Schilling inkl. Mehrwertsteuer. Dies bedeutete die Inangriffnahme der konkreten Planungsleistungen gemäß dem Salzburger Landesvergabegesetz sowie die Erwirkung der baurechtlichen Genehmigungen. Auch die Stadt Salzburg als Grundeigentümer gab, trotz des Widerstands der Bürgerliste, ihr Einverständnis für die Detailplanungen. Am 22. Februar 1999 konnte Landeshauptmann Schausberger nach langen Verhandlungen mit den Bundesministern Elisabeth Gehrer und Johann Farnleitner einen bedeutenden Erfolg vermelden: Das Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten und das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten stellten für die Errichtung des Museums der Moderne 90 bzw. 30 Millionen Schilling zur Verfügung. Damit wurde zwar die angepeilte 50-prozentige Kostenbeteiligung des Bundes nicht ganz erreicht, jedoch die bundespolitische Bedeutung des Museumsprojekts durch eine Finanzierungsbeteiligung des Bundes erreicht. Für diese Beteiligung spielte auch die Aussicht auf die bedeutende Sammlung Batliner eine Rolle. So erklärte der Salzburger Landeshauptmann nicht ohne Stolz, „dass es mit der Sammlung Batliner gelungen sei, eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt als Ausstellungsobjekte für das Museum auf dem Mönchsberg zu gewinnen. Es

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Raus hatte mit dieser Erklärung die kommenden politischen Kontroversen angedeutet, deren Konturen sich bereits im Sommer 1998 abzuzeichnen begannen. Am 6. August 1998 formulierte der Gemeinderatsklub der Bürgerliste in einer Medieninformation am 6. August 1998 seine Kritik sowohl am Museumskonzept wie der Ausschreibung und deren Ergebnis, wobei die Handschrift lokaler Architekturkritiker deutlich wurde. „Ohne den Inhalt des Museums zu kennen, kann man auch keine maßgeschneiderten Räume schaffen. Was wird in dem Haus konkret gezeigt, für welche Kunstwerke wird geplant? . . . Dr. Schröder hat es immer verstanden, Privatsammlungen und Leihgeber in Aussicht zu stellen, ohne dass je die Schleier von diesen Versprechungen gelüftet wurden. Will man sich in Salzburg wirklich blind auf diese Andeutungen verlassen? Was soll wirklich ausgestellt werden?“ Schröder sei am 23. und 24. Juni 1998 Mitglied der Jury gewesen, obwohl er als solches laut Ausschreibung nicht bestellt war. Zudem habe die Jury für das Ausscheiden der ersten 89 Projekte lediglich 2,5 Stunden benötigt. „Da erhebt sich die Frage, wie sorgfältig die Projekte begutachtet und wie eingehend die Vor- und Nachteile der insgesamt 145 Projekte studiert und diskutiert wurden. Ausscheidungsgründe wurden nicht protokolliert . . . (. . .) Eine abschließende Begründung für das Siegerprojekt fehlt. Warum hat man gerade dieses Projekt gewählt? Die Jury bleibt eine Erklärung schuldig! Die Fassade des Siegerprojekts zur Stadt ist banal und keinesfalls aufregend, dieses Haus wird in der internationalen Museumsarchitektur nicht existent sein. . . . (. . .) Dem Landeshauptmann mangelt es wohl an Mut, in Salzburg wirklich ein außergewöhnliches Museum der Moderne zu ermöglichen. Eine Riesenchance wird damit vergeben.“259

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handelt sich dabei um eine singuläre Kollektion zur klassischen Moderne und zur internationalen Kunst nach 1945, wie sie in Österreich einzigartig sei.“ Und Klaus Albrecht Schröder ergänzte: „Österreich besitzt derzeit keine hochrangige Sammlung der internationalen klassischen Moderne. Mithilfe der Sammlung Batliner wird im kulturellen Erscheinungsbild des Landes, weit über den unmittelbaren Standort hinaus, ein neuer und für die gesamtösterreichische Kulturpolitik wichtiger Akzent gesetzt.“260 Die Bundesbeteiligung in der Höhe von 120 Millionen Schilling sorgte hinter den großkoalitionären Wiener Kulissen für erhebliche Aufregung. So fragte Staatssekretär Wolfgang Ruttensdorfer auf Intervention von Staatssekretär Peter Wittmann bereits am folgenden Tag telefonisch bei Bundesministerin Gehrer nach dem Grund der Beteiligung ihres Ministeriums in der Höhe von 90 Millionen Schilling an. Gehrer antwortete, dass anlässlich einer Ausstellung der Sammlung Batliner 1998 im Kunstforum Landeshauptmann Schausberger Bundeskanzler Klima mitgeteilt habe, „dass Herr Dr. Batliner bereit sei, seine Werke der internationalen klassischen Moderne in eine Stiftung und in ein in Salzburg zu errichtendes Gebäude einzubringen. Es wurde von vornherein klargestellt, dass Batliner diese Stiftung nur in der Stadt Salzburg zu situieren bereit ist. Landeshauptmann Schausberger erläuterte bei diesem Gespräch die Planungen für ein Museum der Modernen Kunst auf dem Mönchsberg, bei dem auch diese Stiftung untergebracht werden sollte, und ersuchte den Bundeskanzler dafür um finanzielle Unterstützung. Der Bundeskanzler erteilte an seinen Mitarbeiter Dr. Mailath-Pokorny den Auftrag, dementsprechend zielgerichtete Koordinationsgespräche darüber zu führen. Die Begründung, warum sich der Bund an einem Museum der Moderne auf dem Mönchsberg beteiligen soll, liegt darin, dass den Österreichischen Bundessammlungen die Bilder der internationalen klassischen Moderne in ihrem Sammlungsbestand fehlen. . . . Da es völlig undenkbar ist, dass aus Bundesmitteln die fehlenden Sammlungen für die Bundesmuseen erworben werden können, kann dieses Museum der Moderne mit der Stiftung Batliner als wichtige Ergänzung der Bundesmuseen und praktisch als inhaltliche Erweiterung der Bundessammlungen selbst gesehen werden.“261 Die Zusage des Bundes konnte jedoch zunächst nicht in der vollen Höhe von 120 Millionen Schilling realisiert werden. Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner hatte mit dem Hinweis auf die internationale Bedeutung des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg für den Tourismus einen Betrag von 30 Millionen Schilling zugesagt. Diese Zusage wurde jedoch von Finanzminister Rudolf Edlinger blockiert. Landeshauptmann Schausberger wandte sich daher am 3. Februar 2000 in einem Schreiben an Bundesminister Wilhelm Molterer mit dem Ersuchen, diese Zusage in Verhandlungen mit dem Koalitionspartner fpö außer Streit zu stellen und zu fixieren.262 Am 2. März intervenierte Schausberger persönlich beim neuen Finanzminister Karl-Heinz Grasser und erreichte am 18. April die endgültige Zusage der Mitfinanzierung des Bundes in der Höhe der bereits verhandelten 120 Millionen Schilling.



260 Salzburger Landeskorrespondenz 22. 2. 1999. 261 Gedächtnisnotiz von Bundesministerin Elisabeth Gehrer über ein Telefonat mit Staatssekretär Ruttensdorfer am 23. 2. 1999. (SLA Präs. Akt LH-2261. Neuordnung der Museumslandschaft in Salzburg. Teil 5. Zahl 2261/157.) Um die vom Bund gewährten Subventionen in Anspruch nehmen zu können, war es notwendig, am 7. September 1999 einen Verein „Museum der Moderne auf dem Mönchsberg“ zu gründen, dessen Zweck die Finanzierung, Errichtung und Förderung des Vorhabens war und dessen Vorsitzender Landeshauptmann Franz Schausberger wurde. Am 6. August 1999 fasste die Landesregierung den Beschluss, in Abtausch für die Aussiedlung der Casinos Austria AG aus dem Gebäude auf dem Mönchsberg diesen das Schloss Kleßheim samt Hoyos-Schlössl und Nebengebäude bis 2050 zu den Konditionen der bestehenden Mietverträge und unter Beachtung der vereinbarten Wertsicherung der Mietzinszahlungen in Bestand zu geben. Für die Errichtung des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg wurde Landesbaudirektor Axel Wagner mit einer Generalvollmacht für das Baumanagement ausgestattet. 262 SLA Präs. Akt LH 2261. Museum der Moderne. Teil 6. Ohne Zahl.

Während in Salzburg das Museum der Moderne anstelle des Guggenheim-Museums in seine Realisierungsphase trat, blickten die Befürworter des HolleinProjekts neidvoll nach Bilbao, wo sich das Guggenheim-Museumsprojekt Frank Gehrys als Publikumsmagnet erwies. Die weltweite Attraktivität und finanzielle Potenz Guggenheims schien sich zudem durch einen Bericht der „New York Times“ im November 1998 zu bestätigen: Frank Gehry werde auch den Neubau eines Guggenheim-Museums an der Westseite von Manhattan mit Gesamtkosten von 400 Millionen Dollar, des Vierfachen der Kosten von Bilbao, planen. Die Befürworter des Guggenheim-Museums in Salzburg waren auch weiterhin bemüht, für die Realisierung des Museums im Berg Stimmung zu machen, wobei sie durch das Scheitern der Olympia-Bewerbung Salzburgs für das Jahr 2006 indirekt Rückenwind bekamen. So erklärte Gérard Mortier, er wolle aus der Not eine Tugend machen und den Elan, der in Salzburg für die Bewerbung um Olympia 2006 entstanden sei, für die Realisierung großer kultureller Projekte nutzen. Mit Gleichgesinnten werde er Ideen entwickeln, um Salzburg 2006 zur Kulturhauptstadt Europas zu machen. Mozarts 250. Geburtstag sollte Anlass und Ansporn sein, Salzburgs Anziehungskraft weit über das Jahr 2006 hinaus zu sichern. Zu diesem Zweck hätten prominente Salzburg-Freunde wie Helga RablStadler, Francesca Habsburg, Thaddaeus Ropac und er das faszinierende HolleinProjekt eines Museums im Berg wieder aktiviert. Wenn, wie von Schausberger angekündigt, an eine Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft mit einer Kunsthalle auf dem Mönchsberg gedacht werde, müsse man auch über das Museum im Berg diskutieren. Mit einer Beteiligung des Bundes an den Baukosten von rund einer Milliarde Schilling würde das international Aufsehen erregende Projekt im Mönchsberg Stadt und Land nicht mehr kosten als ein wenig attraktives Museum anstelle des ehemaligen Café Winkler. Mit einem internationalen Partner könnte das Museum im Berg zur zweiten kulturellen Säule Salzburgs neben den Festspielen werden. Rabl-Stadler ergänzte, dass der Umbau des Kleinen Festspielhauses in ein „Haus für Mozart“ und der Felsenreitschule neben dem Hollein-Projekt die wichtigsten Projekte seien, um die Anziehungskraft Salzburgs auch in Zukunft zu sichern. Die neuerliche Initiative für die Realisierung des Hollein-Projekts scheiterte jedoch zunächst an den politischen Rahmenbedingungen, vor allem der strikten Weigerung des Bundes, die dafür notwendigen Mittel in der Höhe von etwa 800 Millionen Schilling zur Verfügung zu stellen, und dem Widerstand der die verschiedenen kritischen Initiativen auf ihre politischen Mühlen lenkenden Bürgerliste in der Stadt Salzburg. Zur allgemeinen Überraschung vollzog jedoch die Bürgerliste im Sommer 2000 eine politische Kehrtwende. Bürgerliste-Baustadtrat Johann Padutsch, einst entschiedener Gegner des Museumsprojekts, wandelte sich vom Saulus zum Paulus und schrieb am 19. Juli an den Direktor der Guggenheim Foundation in New York, Thomas Krens, ob das Salzburger Projekt noch eine Chance auf Verwirklichung habe. „Ich hoffe, Sie haben nicht schon jetzt mit ‚Nein‘ geantwortet, obwohl Ihre Erinnerungen an den seinerzeitigen Prozess vermutlich nicht die besten sind. Ich weiß, dass die Diskussion zum Guggenheim-Projekt vor rund

Ein neuer Anlauf für Guggenheim und das Kunstzentrum Mönchsberg

3. Ein neuer Anlauf für Guggenheim und das Kunstzentrum Mönchsberg

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Ein Festspielhaus der bildenden Kunst

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zehn Jahren teilweise sehr unwürdig geführt wurde und ebenso unwürdig geendet hat. Ich muss gestehen, dass auch ich damals als Fraktionskollege von Herbert Fux zu den Gegnern des Projekts gezählt habe und ich denke, dass Herbert Fux doch einen wesentlichen Anteil am Scheitern des Projekts hatte. Ich denke heute, dass dies ein schwerer, ja geradezu historischer Fehler war, eine gravierende Fehlentscheidung mit äußerst gravierenden Auswirkungen für die Zukunft der Stadt und ich stehe mit dieser Meinung nicht alleine. Viele der seinerzeitigen Gegner und Skeptiker weinen heute dem Guggenheim-Projekt geradezu nach und diese Stimmung ist in Salzburg deutlich spürbar. Dass dies gerade jetzt so ist, mag auch daran liegen, dass jetzt in Salzburg ein anderes Projekt für ein Museum der Moderne umgesetzt werden soll, das weder architektonisch und schon gar nicht in der Ausstellungsqualität auch nur im Entferntesten an die Qualität des Guggenheim-Konzeptes heranreicht.“ Es sei ihm daher „ein sehr ernsthaftes und tiefes Anliegen“, dieses „für die Zukunft unserer Stadt enorm wichtige Projekt zu retten. Es ist mir klar, dass dies, wenn überhaupt, nur dann gelingen kann, wenn Stadt und Land Salzburg und die Republik Österreich dieses Mal geschlossen auftreten und keinen Zweifel daran lassen, dass es ihnen ernst ist. Ich bin auch gerne bereit, hier eine koordinierende Funktion zu übernehmen. Was ich aber zuallererst brauche, ist ein Signal von Ihnen, das da lautet: ‚Guggenheim ist bereit, noch einmal über das HolleinProjekt in Salzburg zu reden und es gibt eine Chance auf ein Guggenheim-Museum in Salzburg‘.“263 Der Vorstoß von Padutsch erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die österreichische und Salzburger Presse berichtete, Herbert Batliner werde dem geplanten Museum der Moderne nicht große Teile seiner Sammlung als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen, wodurch sowohl eines der Motive für die Errichtung des Museums auf dem Mönchsberg wie auch die Zusage einer Mitfinanzierung des Bundes entfielen. Die international bedeutende Sammlung der klassischen Moderne des Liechtensteiner Anwalts Herbert Batliner hatte sowohl bei der inhaltlichen Konzeption des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg wie auch bei der Gewährung der Bundesmittel in der Höhe von 120 Millionen Schilling für dieses Projekt eine wichtige Rolle gespielt. Landeshauptmann Schausberger und dessen Museumsbeauftragter Klaus Albrecht Schröder hatten aufgrund von intensiven Gesprächen mit Batliner noch Anfang 2000 erklärt, Batliner würde 50 Meisterwerke seiner Sammlung als Dauerleihgaben dem Museum zur Verfügung stellen. Im Sommer 2000 hingegen begann sich die bekundete Bereitschaft des Liechtensteiner Anwalts deutlich abzukühlen, als österreichische und Salzburger Medien sowie Salzburger Oppositionspolitiker Vorwürfe gegen Batliner wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung kolportierten. Ende August berichtete die Tageszeitung „Die Presse“, der Familienrat Batliner habe beschlossen, die wertvollen Bilder Salzburg nicht zur Verfügung zu stellen.264 Die Meldung sorgte für erhebliches Aufsehen, und Klaus Albrecht Schröder beeilte sich zu betonen, die Verhandlungen mit Batliner würden nach wie vor positiv verlaufen. Tatsache sei jedoch, „dass einige Medienberichte und persönliche Äußerungen von verschiedenen Oppositionspolitikern das Verhältnis belastet haben, aber ich glaube weiterhin daran, dass eine Jahrzehnte währende Beziehung zwischen dem Ehepaar Batliner und dem Land Salzburg auf lange Sicht nicht durch unakzeptable, un-

263 SLA Präs. Akt LH-2261. Museum der Moderne. Teil 6. Ohne Zahl. 264 Die Presse 28. 8. 2000.

Ein neuer Anlauf für Guggenheim und das Kunstzentrum Mönchsberg

265 Salzburger Landeskorrespondenz 28. 8. 2000. 266 SN 6. 9. 2000. 267 apa 7. 9. 2000. 268 Cyriak Schwaighofer: Breite Zusammenarbeit für Salzburg – jetzt die Chance auf einen gemeinsamen Neuanfang nützen! Goldegg 27. 8. 2000. Ebda. 269 SN 23. 8. 2000.

faire und in der Sache in keiner Weise begründete Zwischenrufe und Anfeindungen gestört werden kann.“265 Ein wegen seines Mäzenatentums für zahlreiche Salzburger Institutionen mit der Salzachstadt eng verbundener Batliner sah sich seiner Meinung nach in Salzburg mit diffamierenden Aussagen konfrontiert und erklärte Anfang September 2000 in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“, er habe keine Zusage, sondern bestenfalls eine Absichtserklärung für eine Dauerleihgabe abgegeben.266 Gegenüber der apa erklärte Grünen-Chef Cyriak Schwaighofer ironisch, Schausberger habe Salzburg eine Sammlung versprochen, die er gar nicht habe. „Batliner hat keinen Grund, jetzt den Beleidigten zu spielen. Die Vorwürfe gegen ihn stammen nicht von den Grünen, sondern vom deutschen Bundesnachrichtendienst, von lokalen und internationalen Medien und von Richtern, die mit Vorerhebungen gegen Batliner beschäftigt sind.“ Der Vorteil dieser Entwicklung sei jedoch, dass dadurch das wirtschaftlich und künstlerisch wesentlich interessantere Guggenheim-Projekt wiederum bessere Chancen habe.267 In einer Aussendung am 27. August hatte Schwaighofer unter Bezugnahme auf den bevorstehenden Rückzug Batliners erklärt, diese Entwicklung biete eine neue Chance für eine Realisierung des Hollein-Projekts. Angesichts der Erklärung des Batliner-Familienrates „ist nicht Schadenfreude angebracht (die wir als überzeugte Gegner dieses Museums haben könnten), sondern ich sehe diese Entwicklung als wirkliche Chance, wieder ALLE in Salzburg an einer herausragenden und schlüssigen Museumslösung Interessierten an einen Tisch zu bekommen. Künstler, Museumsexperten und Architekten in Salzburg haben sich in letzter Zeit zunehmend bis gänzlich von der von Wien (Klaus A. Schröder) aus ferngesteuerten Museumsdebatte abgewandt. Damit wurde immer mehr klar, dass die Neugestaltung der Museumslandschaft mit smca-Übersiedlung und v. a. der Neubau auf dem Mönchsberg nicht breit und mit aller Begeisterung mitgetragen, sondern bestenfalls ‚erlitten‘ worden wäre. Angesichts derzeit allgemein knapper Mittel und wohl auch des Zwanges, in näherer Zukunft nur mehr entsprechend professionell erarbeitete, aber auch breit getragene Gesamtlösungen finanzieren zu können, lautet die Einladung der Stunde: Suchen wir diese Lösung gemeinsam – kämpfen wir auch gemeinsam für die Chance ‚Guggenheim‘. Jetzt zählt nicht eine ‚Macher‘-Entscheidung oder eine ‚Jetzt-erst-recht‘Mentalität, sondern Weisheit und die Größe, noch einmal von vorne zu beginnen . . .“268 Unterstützung erhielt Padutschs Vorstoß nicht nur von den Grünen im Salzburger Landtag, sondern auch von Galerist Thaddaeus Ropac und Alfred R. Friese, der bemerkte: „Bilbao ist nicht wegen seines Fußballvereins bekannt geworden, sondern wegen seines Guggenheimmuseums.“269 Die Festspiele am Fuße des Mönchsbergs sollten sich als ganzjährige Kunststadt positionieren. Und auch övp-Vizebürgermeister Karl Gollegger zeigte deutliche Sympathien für einen neuerlichen Anlauf für ein Guggenheim-Museum. Der neuerliche Anlauf für ein Museum im Berg fand auch breite Zustimmung in der Salzburger (interessierten) Öffentlichkeit. Ein Leserbriefschreiber wies darauf hin, dass die Finanzierung eines solchen Projekts durchaus möglich wäre,

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Ein Festspielhaus der bildenden Kunst

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wenn der entsprechende politische Wille vorhanden sei. Langfristige Finanzierungsmodelle „wären für ein solches Jahrhundertprojekt hier sicher vertretbar und möglich, wenn sogar für ein Projekt wie das Kleßheim-Stadion, das bestenfalls ein paar Mal im Jahr benützt wird, die Mittel aufgebracht werden können. Salzburg darf nicht zu saturiert und kleinkariert sein, um zu erkennen, was ein großzügiges Guggenheim-Projekt an Umwegrentabilität und Ruhm für die Stadt, letztlich auch für Österreich bedeuten würde. Das liefe ganzjährig und wäre neben den Festspielen eine zweite kulturelle Säule von größtem internationalem Ansehen. Der Landeshauptmann soll sich der Sache annehmen.“270 Der so Angesprochene erwiderte, dass die Chance für eine Realisierung des faszinierenden Hollein-Projekts vor zehn Jahren vertan worden sei. Damals wäre eine finanzielle Beteiligung des Bundes in der Höhe von einer Milliarde Schilling realistisch gewesen. In der derzeitigen finanziellen Situation hingegen, die einen rigorosen Sparkurs erfordere, sei eine neuerliche Diskussion über die Realisierung des Projekts unrealistisch. „Es würde niemand verstehen, dass man in einer Zeit des Sparens nun ein 1,6 Milliarden Schilling teures Projekt beginnt.“ Die Landesregierung werde aber konsequent an der Realisierung des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg weiterarbeiten. „Dieses ist ausfinanziert und gewährleistet bis 2003 eine attraktive Präsentation der modernen Kunst. Das MaM ist keine Alternative zum Guggenheim-Museum, denn das Hollein-Projekt schließt das Winkler nicht ein.“271 Schausberger hatte damit auf den Umstand hingewiesen, dass, trotz der Salzburger Euphorie, eine Mitfinanzierung des Hollein-Projekts durch den Bund zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich war. Johann Padutsch hatte sich am 17. August an Ministerin Elisabeth Gehrer mit der Bitte um Unterstützung gewandt. Die Ministerin antwortete am 1. September mit dem Hinweis, dass ihr Ministerium „seinerzeit das Hollein-Projekt unterstützt hat und auch am Zustandekommen der . . . Machbarkeitsstudie im Juni 1990 in finanzieller und ideeller Hinsicht maßgeblich beteiligt war. Sie werden verstehen, dass ich aus heutiger Sicht – es liegt weder eine Zusage des Guggenheim-Museums New York vor, noch eine Unterstützungserklärung des Landes Salzburg – eine Förderung dieses Projekts seitens des Bundes nicht zusagen kann. Gerade im Hinblick auf die Errichtung des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg und die Unterstützung dieses Projekts durch mein Ministerium kann ich aus heutiger Sicht keine Zusage für die Realisierung Ihres Projekts machen.“272 In Kenntnis dieser Stellungnahme betonte Schausberger in Richtung der sich nunmehr erneut formierenden Befürworter des Guggenheim-Museums, dass angesichts der von der Bundesregierung beschlossenen Budgetkonsolidierung das Wiederaufflammen der Diskussion zum „denkbar ungünstigsten Zeitpunkt“ erfolge.273 In dieser Auffassung wurde er durch eine Erklärung von Finanzminister Karl-Heinz Grasser bestätigt, der Mitte September in Salzburg erklärte, derzeit sei für eine Realisierung des inzwischen 1,6 Milliarden Schilling teuren Guggenheim-Museums „seitens des Bundes kein Geld vorhanden“.274 In einem orf-Interview mit Siegbert Stronegger am 11. September 2000 erklärte Schausberger in Richtung vor allem des Vorschlags von GrünenChef Cyriak Schwaighofer: „Wir können nicht ein fertiges Projekt, mit dem wir im Frühjahr zu bauen beginnen, einer Diskussion opfern, die derzeit auf Sand baut. Ich möchte, dass in Salzburg so wie in anderen Landeshauptstädten, in Linz, in

270 SN 24. 8. 2000. 271 SVZ 30. 8. 2000. 272 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. 4. Teil. SZ 58 – 166. Ohne Zahl. 273 apa 2. 9. 2000. 274 apa 17. 9. 2000.

275 Salzburg Heute 11. 9. 2000. 19.00 Uhr. Transkript des gesprochenen Wortes. SLA Präs. Akt LH-2261. Museum der Moderne . Teil 7. Zahl 2261/31.

1. Hollein und die Architekten des Museums der Moderne sollten beraten, in welcher Form eine mögliche künftige Anbindung des Museums der Moderne an das Projekt Guggenheim gewährleistet werden kann, ohne dass es zu einer Verzögerung der Errichtung des Museums der Moderne kommt. 2. Der Gemeinderat der Stadt Salzburg sollte einen Beschluss über eine verbindliche Drittelfinanzierung des auf eine Milliarde Schilling kalkulierten Gesamtprojekts fassen sowie die notwendigen raumordnungsrechtlichen, baurechtlichen und naturschutzrechtlichen Bewilligungen erteilen. 3. Nach diesen verbindlichen Beschlüssen der Stadt sei das Land bereit, sich um die Finanzierung der restlichen zwei Drittel der Baukosten zu kümmern und ab 2004 einen Finanzierungsplan zu erstellen. 4. Nach Vorliegen dieser Beschlüsse sei er bereit, einen „Guggenheim-Gipfel“ mit allen Beteiligten einzuberufen und die weiteren Schritte zu erörtern. [. . .] 7. Im Fall einer Realisierung des Hollein-Projekts ab dem Jahr 2004 sei nach relativ geringen Beträgen in den Jahren 2004 und 2005 mit 28,5 bzw. 36,2 Millionen Schilling zwischen 2006 und 2008 mit einem jährlichen Finanzierungsbedarf von 186,6, 385,5 und 329,8 Millionen Schilling zu rechnen. Aufgrund der schwierigen budgetären Situation der öffentlichen Haushalte könne zudem mit einer Finanzierung erst ab dem Jahr 2006 begonnen werden, sodass sich die zusätzliche Notwendigkeit einer Kreditaufnahme von 120 Millionen

Ein neuer Anlauf für Guggenheim und das Kunstzentrum Mönchsberg

Graz, jetzt endlich ein international anerkanntes und schönes Museum der Moderne geschaffen wird.“275 In einer weiteren Wortmeldung wies er auf die möglichen (partei)politischen Implikationen der neuen Initiative hin und ging auch auf die Genesis der Projekte, um schließlich eine überraschende Lösung anzubieten. „Das Guggenheim-Museum von Architekt Hollein ist ein wunderbares Projekt, das nicht noch einmal das gleiche Schicksal erleiden soll wie so oft in den letzten zehn Jahren. . . . Das Projekt war seit 1989 mehrmals vor allem aus finanziellen Gründen und aufgrund raumordnerischer und naturschutzrechtlicher Bedenken gescheitert. Nachdem jene, die seit Jahren das Guggenheim-Projekt vehement bekämpft hatten, nunmehr verlangen, dass das Museum der Moderne gestoppt werde und mit dem Guggenheim-Projekt neu begonnen werde, liegt die Vermutung nahe, dass es nur darum geht, ein weit fortgeschrittenes Museumsprojekt zu Fall zu bringen, um dann auf die Erfolglosigkeit des Landeshauptmannes hinzuweisen.“ Man dürfe daher „diesen destruktiven Kräften nicht auf den Leim gehen“. Er wolle jedoch das Guggenheim-Projekt auf einer seriösen Basis diskutieren und prüfen, jedoch nicht auf Zuruf der bisherigen Gegner. „Guggenheim-Museum und das Museum der Moderne sind keine gegnerischen Projekte, schließen einander nicht aus. Im Gegenteil: es wäre wunderbar, wenn es letztlich zu einem großen gemeinsamen Museum käme.“ Er könne sich sehr gut eine spätere Verbindung von Guggenheim-Museum und Museum der Moderne vorstellen. „Das Museum der Moderne könnte das Fenster des Guggenheim-Museums zur Stadt sein.“ Damit war in einer äußerst geschickten, flexiblen Reaktion auf die wieder aufgeflammte Diskussion über die Möglichkeit einer Realisierung des HolleinProjekts die Idee des „Kunstzentrums Mönchsberg“ geboren. Zu dessen Realisierung schlug der Landeshauptmann eine Reihe von Schritten vor:

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Ein Festspielhaus der bildenden Kunst

Schilling ergebe, wodurch sich die Gesamtfinanzierungskosten auf 1,1 Milliarden Schilling erhöhten.276

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Der Salzburger Landeshauptmann stieß mit seiner Initiative bei Bürgermeister Schaden auf positive Resonanz, der das Thema Guggenheim in der Kollegiumssitzung des Stadtsenats zur Sprache brachte und dem Salzburger Landeshauptmann ein mögliches gemeinsames Vorgehen vorschlug. Nach einer realistischen Kostenschätzung sollte für die Finanzierung des Guggenheim-Projekts ein langfristiger Zahlungsplan erarbeitet werden. „Wir alle wissen, dass eine Milliardeninvestition in den nächsten fünf Jahren aufgrund der budgetären Lage der öffentlichen Haushalte unrealistisch ist. Unter der Voraussetzung der Sanierung der öffentlichen Haushalte sollte eine Finanzierung jedoch langfristig möglich sein.“ Der Finanzierungsplan sollte erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts die ersten Zahlungen für die üblichen Laufzeiten vorsehen. Die auch von Hollein erwähnte Möglichkeit der kombinierten Nutzung eines Museums im und am Berg erscheine zielführend. „Ich gehe davon aus – und das habe ich auch gegenüber meinen Kollegen so zum Ausdruck gebracht –, dass das Guggenheim-Projekt keinesfalls dazu verwendet werden darf, das von der Salzburger Landesregierung verfolgte Projekt des Museums auf dem Berg zu verhindern.“277 Ergab sich in der von Schausberger in die Diskussion gebrachten Version eines Kunstzentrums Mönchsberg ein – trotz aller Differenzen in der Abfolge der Realisierungsschritte und der damit verbundenen Finanzierung – prinzipieller Konsens zwischen övp, spö und Bürgerliste/Grünen, so stand die fpö sowohl dem Guggenheim-Museum wie auch dem Museum am Berg prinzipiell ablehnend gegenüber. Die Klubobfrau der Stadt-fpö Doris Tatzl und Landtagsabgeordneter Andreas Schöppl erklärten Mitte Oktober 2000, sie seien von der Unfinanzierbarkeit des Hollein-Projekts überzeugt, weshalb es endgültig zu den Akten gelegt werden sollte. Das Museum am Berg sei keine Alternative, sondern eine „Schnapsidee“. Vielmehr sollten sich Stadt und Land auf eine lokale Museumsstrategie konzentrieren und für diese ein entsprechendes Museumskonzept erarbeiten.278 Als Dritter im Bund erklärte fpö-Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer, ressortzuständig für Liegenschaftsangelegenheiten, er werde mit allen Mitteln die Errichtung eines Museums am Berg verhindern.279 Anfang Oktober 2000 veröffentlichten die „Salzburger Nachrichten“ das Ergebnis einer Leserbefragung zu beiden Museumsprojekten, die, trotz der bekannten, wenn auch unterschiedlich hohen Kosten beider Projekte, eine deutliche Zustimmung erbrachte, wobei die positive Stimmung in der Stadt, im Flachgau und im Tennengau für beide Projekte in etwa gleich ausfiel, während Guggenheim in den Gebirgsgauen deutliche Präferenzen aufwies. Die Museumsdiskussion konnte sich großer Aufmerksamkeit erfreuen. Landesweit hatten 81 Prozent der Befragten bereits vom Museum der Moderne auf dem Mönchsberg gehört, von den Plänen um ein Guggenheim-Museum im Berg sogar 87 Prozent. In der Stadt erhöhte sich der Informationsstand sogar auf 90 bzw. 96 Prozent. In Verfolgung der neuen politischen Linie der Bürgerliste/Grünen – Stopp der gesamten Planungen für eine Neuordnung der Museumslandschaft sowie der Vorbereitungen zum Bau des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg zugunsten der Realisierung des Hollein-Projekts – beschäftigten die Grünen mit einer Anfrage zum Stand der Museumsfrage am 8. November 2000 den Bildungs-,

276 Franz Schausberger: Vision: Guggenheim und Museum der Moderne in einem. September 2000. (SLA Präs. Akt LH 2261. Museum der Moderne. Teil 7. Ohne Zahl.) 277 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum. 4. Teil. SZ 58–116. Zahl 1537/86. 278 Salzburg aktuell 18. 10. 2000. 12.30 Uhr. 279 SN 29. 11. 2000.

280 SN 9. 10. 2000. 281 Nr. 248 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (3. Session der 12. Gesetzgebungsperiode.). 282 orf – Radio Salzburg 18. 10. 2000. 12.30 Uhr. 283 Werner Thuswaldner: Jetzt die bessere Chance. In: SN 25. 11. 2000.

Museum der Moderne auf dem Mönchsberg

Guggenheim-Museum

Bin dafür

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Bin dagegen

31

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Weiß nicht

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Schul-, Sport- und Kulturausschuss des Salzburger Landtages, vor dem Landeshauptmann Schausberger erklärte, Thomas Krens sei stets ein Befürworter des Hollein-Projekts „als architektonisches Projekt gewesen. Zur Frage, ob im Mönchsberg ein Guggenheim-Museum eingerichtet werde solle oder könne, seien weitere und subtilere Abklärungen nötig – so Krens in seinem Schreiben. Krens stellte auch klar, dass es kein ausschließliches Guggenheim-Museum geben werde, sondern eine Beteiligung mindestens eines weiteren großen österreichischen Museums anzustreben sei. Außerdem würden von Krens klare Beschlüsse und Bekenntnisse von Stadt, Land und Bund zu diesem Projekt vorausgesetzt werden. Eine Bundesbeteiligung sei zum derzeitigen Zeitpunkt mehr als in Frage zu stellen. . . . Dem gegenüber stünden klare Beschlüsse der Landesregierung und ein ausfinanziertes wie baureifes Projekt für ein Museum der Moderne auf dem Mönchsberg, das auch konsequent umgesetzt werde.“281 Damit verwies Schausberger auf die geänderte Position Guggenheims. Für die Stiftung hatte Thomas Krens in deutlichem Abrücken von früheren Positionen erklärt, man räume einer Realisierung des Hollein-Projekts keine Priorität mehr ein, sei jedoch eventuell bereit, ein Museum im Berg zusammen mit anderen großen Museen zu bespielen. Trotz dieses indirekten Hinweises auf die derzeitige Nicht-Realisierbarkeit des Projekts aufgrund der ungelösten Finanzierungsfrage sowie der geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen sah Rainer Heubach, ein Kenner der Guggenheim Foundation, in dem jüngsten Schreiben von Thomas Krens, in deutlichem Gegensatz zu Schausberger, eine neue und letzte Chance für Salzburg. Ein kleines Museum wie jenes am Berg, so Heubach in einem orf-Interview, „wäre ein Luxus, denn das zieht keinen von außen an. Das ist ein Luxus, den sich die Salzburger leisten würden. Bei allem Respekt für das Museum am Berg. Das ist eine gute Idee, aber die passt vielleicht zu einer Mittelstadt wie Augsburg. Aber wenn man Formel 1 ist, entschuldigen Sie diese banale Sprache, dann kann ich keine Rallye-Autos daneben stellen. Ich habe hier eine Verpflichtung, bei der Qualität zu bleiben, wenn ich diese Stadt aufwerten will. . . . Wenn die Menschen diese Chance erkennen, da bin ich absolut davon überzeugt, dann werden unsere Politiker die Chance auch erkennen.“282 Publizistische Unterstützung erhielte er von Werner Thuswaldner, der sich für die Realisierung des faszinierenden Hollein-Projekts mit der Begründung aussprach, dass sich durch den Schwenk der Bürgerliste die politischen Rahmenbedingungen erheblich gebessert hätten und zudem die Stadt Salzburg bereit sei, aus den Beträgen des Verkaufs der Sparkasse einen entscheidenden Beitrag zur Finanzierung des Projekts zu leisten. Man müsse sich für eines der Projekte entscheiden, und zwar für das bei Weitem faszinierendere Holleins, dessen Realisierung nunmehr doch noch möglich erscheine. Landeshauptmann Schausberger sollte daher diese Möglichkeit präferieren.283

Ein neuer Anlauf für Guggenheim und das Kunstzentrum Mönchsberg

Grundeinstellung zu Museumsprojekten (Angaben in Prozent):280

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Ein Festspielhaus der bildenden Kunst

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Thuswaldner bezog sich bei seinem Plädoyer für das Hollein-Projekt auf eine im November 2000 erfolgte überraschende Wendung in der umstrittenen Finanzierungsfrage. Die Stadt verkaufte ihren 25,5-Prozent-Anteil an der Salzburger Sparkasse an die „Erste“ um rund 850 Millionen Schilling. Die Verwendung dieser Einnahmen, so das parteiübergreifende Credo der Stadtpolitik, werde nicht im Budgetloch versinken, sondern für die Finanzierung konkreter Projekte verwendet werden. Neben der Abbezahlung des Kongresshauses wurde auch eine entsprechende Mitfinanzierung des Guggenheim-Projekts als Option genannt. Am 20. November beschloss der Budgetsenat der Stadt Salzburg einstimmig, aus dem Verkaufserlös der Sparkasse 600 Millionen Schilling für die Bezahlung des Kongresshauses aufzuwenden und 250 Millionen ein Jahr lang zweckgebunden für das Guggenheim-Museum zu reservieren. Damit eröffnete sich die Option einer Drittelfinanzierung des Hollein-Projekts durch Bund, Stadt und Land anstelle des bisher stets geforderten Finanzierungsschlüssels von 80 : 10 : 10. Durch ein Sinken des Bundeszuschusses auf ein Drittel sollte diesem die Zustimmung zum Projekt wesentlich erleichtert werden. Bei einer Diskussion des övp-nahen „Seebrunner Kreises“ im Café-Restaurant Winkler erklärte Landeshauptmann Schausberger mit Zustimmung von Vizebürgermeister Karl Gollegger und RA Wilfried Haslauer, dem Vorsitzenden des Seebrunner Kreises, er verfolge den eines „Kunstzentrums Mönchsberg“, d. h. sowohl die Realisierung des Museums am wie im Berg. Er werde nicht von den bereits weit gediehenen Vorarbeiten zur Errichtung des Museums am Berg abgehen, dessen Finanzierung zudem gesichert sei, jedoch alle notwendigen Maßnahmen für die Errichtung des Museums im Berg einleiten. Er wolle nicht zwei, sondern ein koordiniertes Projekt. Zu diesem Zweck sollte eine Expertengruppe die Machbarkeitsstudie für das Hollein-Projekt aus dem Jahr 1990 adaptieren, die sich aus beiden Projekten ergebenden Synergieeffekte überprüfen und mit möglichen Betreibern verhandeln. Über die Finanzierung des Museums im Berg mache er sich keine Illusionen. Diese werde großteils durch die öffentliche Hand erfolgen müssen, wobei das Verhalten der Stadt, die für dieses Projekt bereits 250 Millionen Schilling aus dem Sparkassen-Verkauf reserviert habe, äußerst lobenswert sei. Eine Umschichtung der bereits zugesagten Gelder des Bundes vom Museum auf dem Berg für das Hollein-Projekt sei nicht möglich. Sponsorgelder in der Höhe von 100 Millionen Schilling seien erzielbar.284 Zu diesem Zeitpunkt hatte der Salzburger Landeshauptmann bereits hinter den Kulissen die Initiative für die Realisierung des von ihm forcierten Projekts Kunstzentrum Mönchsberg ergriffen. Am 30. Oktober hatte ein erstes Architektengespräch im Atelier von Hans Hollein stattgefunden, in dem Hollein darauf hinwies, dass bereits sein in den Neunzigerjahren für die Casinos Austria AG erstelltes Umbauprojekt für das Café Winkler eine interne Anbindung an das Guggenheim-Museum im Fels vorgesehen habe. Eine unterirdische Verbindung des Guggenheim-Museums mit dem Museum der Moderne im Bereich des Foyers auf Bergniveau war daher, wie Hollein dem Salzburger Landeshauptmann am 19. November mitteilte, problemlos möglich, wenn beim Bau des Museums der Moderne „Soll-Anschlusszonen und Punkte geschaffen werden, die Eingangsebene . . . als Ausstellungsbereich aktiver gestaltet . . ., Technikräume in dieser Ebene minimalisiert und in tiefer liegende Zonen verlagert werden.“285

284 SN 30. 11. 2000. 285 SLA Präs. Akt LH-2261. Museum der Moderne. Teil 7. Zahl 2261/37.

286 Heinrich Spängler, Rainer Heubach: Kunstzentrum Mönchsberg. Aufruf zum Konsens. Salzburg, 1. Dezember 2000. 287 Heinrich Spängler: Der Qualität eine Chance. In: Kronen Zeitung 7. 2. 2001.

Zwei Monate später plädierte Heinrich Spängler nochmals in einem Artikel für diese von Schausberger angepeilte Doppellösung, d. h. die gleichzeitige Realisierung eines Museums am und im Berg. Das ehemalige Café Winkler müsse durch eine der Altstadt adäquate Architektur der Einmaligkeit ersetzt werden und mit dem einmaligen Hollein-Projekt verbunden werden. „Die Altstadt wird nicht nur geliebt und in aller Pracht erhalten, sie ist Salzburgs höchstes Kapital. Und sie darf unter keinen Umständen dem Aussterben ausgeliefert werden, sondern muss ein ungeteilt leidenschaftliches Anliegen aller und Mittelpunkt unseres Lebens sein – kulturell wie auch ökonomisch. Ihre einzigartige Attraktivität beruht auf Visionen und Investitionen, die vor Jahrhunderten durch die Fürsterzbischöfe und vor einigen Jahrzehnten mit dem Bau der Festspielhäuser realisiert wurden. Niemand wird bestreiten wollen, dass der Glanz der Tradition nur dann erhalten bleibt, wenn große Perspektiven entfaltet und konkrete Zukunftsentwicklungen mit internationaler Ausstrahlung in Angriff genommen werden. Die Zeit ist mehr als reif für eine weitere Investition, die den Geist unserer Epoche widerspiegelt und zugleich den von unseren Vorfahren gesetzten Anspruch nach Einmaligkeit erreicht. Es besteht weitgehende Übereinstimmung, dass das Hollein-Museum im Mönchsberg diesen Anspruch in kongenialer Weise erfüllt.“ Die Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 1990 müsse auf einen aktuellen Stand gebracht werden, um eine definitive Beschlussfassung zu ermöglichen. Stadt und Land müssten über eine finanzielle Einbindung des Bundes und mit renommierten Betreibern wie Guggenheim Foundation, dem Kunsthistorischen Museum oder der Albertina verhandeln. „Nach zehnjährigem Reifungsprozess ist jetzt alles zum Greifen nahe. Angesichts des großen Sinneswandels und Engagements seitens der Bürger sollten sich Salzburgs Politiker nicht im letzten Moment von einer einzigartigen Chance verabschieden. Denn ein Kunstzentrum im Mönchsberg ist ausschließlich mit der Gründung der Salzburger Festspiele und dem Bau des Großen Festspielhauses vergleichbar.“287

Ein neuer Anlauf für Guggenheim und das Kunstzentrum Mönchsberg

Schausbergers Konzept eines Kunstzentrums Mönchsberg stieß bei zahlreichen Unterstützern des Hollein-Projekts auf Zustimmung, bot es doch noch die Realisierung eines auch von Hans Hollein als sinnvoll erachteten kombinierten Projekts. Auch in Kenntnis der Kontakte Schausbergers mit Hollein forderten Heinrich Spängler und Rainer Heubach zwei Tage nach Schausbergers Vortrag beim „Seebrunner Kreis“ in einem Aufruf zu einem Konsens in der Causa „Kunstzentrum Mönchsberg“ auf und betonten, „die Verschmelzung der Sanierung des Winklers mit dem Hollein-Projekt zu einem einheitlichen Kunstzentrum Mönchsberg ist eine einmalige und nicht wiederkehrende Chance für Salzburg, die es zügig und vor allem simultan umzusetzen gilt“. Zu diesem Zweck sollte eine Projektgruppe mit der Zielsetzung der beiden Projekte eingesetzt werden. „Unabdingbar ist . . . das feste gemeinsame Auftreten von Stadt und Land bezüglich einer finanziellen Einbindung des Bundes und einer einheitlichen Gesprächsführung mit so renommierten potentiellen Betreibern wie z. B. dem Guggenheim gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum oder der Albertina. . . . Wir plädieren deshalb an die politisch Verantwortlichen, die zu allerletzt wieder aufgetretenen Streitigkeiten beizulegen, um das Gesamtprojekt nicht zu gefährden, sondern vielmehr endgültige und glaubhafte Schritte zu seiner Verwirklichung zu setzen.“286

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Spänglers engagiertes Plädoyer stieß allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung. Weder die nach wie vor anhaltenden Bemühungen um das Hollein-Projekt und Guggenheim noch die Errichtung des Museums der Moderne und die Berufung der ehemaligen Guggenheim-Europa-Repräsentantin Agnes Husslein zu dessen Direktorin ab 1. Jänner 2001 stießen in der Salzburger Kulturszene auf ungeteilte Zustimmung. Deren Vertreter fürchteten eine drohende Kürzung der Zuwendungen aus den Kulturbudgets von Land und Stadt Salzburg im Fall einer Verwirklichung des Hollein-Projekts wie auch des Museums am Berg. Beide seien Prestigeprojekte einer Wirtschaftswundermentalität. Deren Repräsentanten seien der von Landeshauptmann Schausberger berufene Museumsbeauftragte Klaus Albrecht Schröder und die neue Direktorin des Rupertinums Agnes Husslein. So erklärte Barbara Wally, Leiterin der Internationalen Sommerakademie, bei einer Diskussion über das Museums der Moderne, die Pläne seien „völlig austauschbar“ und würden an der lokalen Kulturszene vorbeigehen. Guggenheim sei ein Ausdruck der Dominanz ökonomischer Interessen, eine Werbefläche für die Einkaufsstadt Salzburg, Guggenheim mit seinem breiten Angebot von Luxusmarken. Es sollte jedoch keinesfalls aus den Salzburger Kulturbudgets finanziert werden.288 Und auch in der Lokalpolitik regte sich heftiger Widerstand. fpö-Vizebürgermeister und Stadtrat Siegfried Mitterdorfer, u. a. für das Grundamt zuständig, erklärte, er werde alle Einspruchsmöglichkeiten wahrnehmen, um die „Schnapsidee“ eines Museums im Berg zu verhindern. Solle dies baurechtlich nicht möglich sein, biete sich als letzte Möglichkeit eine Bürgerbefragung an. Kurz zuvor hatten in Oberösterreich 59,6 Prozent der Bevölkerung einem fpö-Slogan „Kleiner Mann zahlt große Oper“ zugestimmt und in einer von der fpö initiierten Volksbefragung die Errichtung eines Theaters im Berg als Ersatz für das bestehende Landestheater abgelehnt. Unbeeindruckt vom oppositionellen Schlachtenlärm arbeitete die von Landeshauptmann Schausberger eingesetzte Expertengruppe zur Prüfung der Realisierungsmöglichkeiten des Hollein-Projekts und der gleichzeitigen Inangriffnahme beider Museumsprojekte am Salzburger Hausberg unter dem Vorsitz des ehemaligen Landesbaudirektors Axel Wagner. In ihrer Ende Juni 2001 aktualisierten Machbarkeitsstudie des Jahres 1990 kam sie zu dem Ergebnis, dass es vom Standpunkt der Arbeitsgruppen Geologie und Geotechnik, Haustechnik und Bauphysik keinerlei geologische Probleme für die Inangriffnahme des Hollein-Projekts gebe und sich auch die Herstellungskosten in den vergangenen zehn Jahren mit einer Steigerung von 902 Millionen auf rund 1,1 Milliarden Schilling im Rahmen hielten. Die Betriebskosten würden sich auf 168,955 Millionen Schilling belaufen, sowohl das Hollein-Museum allein wie auch beide Museumsprojekte zusammen seien realisierbar, „da eine bauliche und betriebliche Verbindung zwischen beiden Museen problemlos möglich ist. . . . Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die beiden Museumsbauten als unterschiedliche Bauabschnitte (Bauabschnitt I – Museum der Moderne auf dem Mönchsberg und Bauabschnitt II – Museum im Mönchsberg) errichtet werden können. In der Expertengruppe herrschte Übereinstimmung, dass sich aus einer solchen Verbindung wesentliche Synergieeffekte für Bau und Betrieb ergeben.“289 Axel Wagner bemerkte anlässlich der Präsentation der überarbeiteten Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 1990, „der nächste Schritt müsste sein, dass

288 Der Standard 3. 2. 2001. 289 Museum im Mönchsberg. Entwurf Prof. Hans Hollein. Aktualisierung der Machbarkeitsstudie. Kurzfassung. Salzburg Juni 2001. S. 4. Hans Hollein bemerkte am 2. Juli 2001 in einem Schreiben an Axel Wagner zum Bericht der Expertenkommission, dass eine problemlose räumliche Anbindung des Museums im Berg an jenes am Berg nur dann sinnvoll hergestellt werden könne, „wenn die Bauabwicklung eines Museums am Berg und im Berg parallel erfolgt und nicht in unterschiedlichen Bauabschnitten . . .“ (SLA Präs. Akt LH-2261. Museum der Moderne. Teil 8. Ohne Zahl.)

sich die politischen Entscheidungsträger in Stadt und Land über einen Betreiber einigen und ein Nutzungskonzept erstellen“. Es bedürfe nunmehr einer raschen Entscheidung. „Jedes halbe Jahr, das man wartet, wird es teurer. Es ist nichts schlimmer, als ein fertiges Projekt hinauszuzögern.“290 Die Entscheidung liege bei der Politik.

290 apa 26. 6. 2001. 291 Salzburger Landeskorrespondenz 15. 1. 2001. 292 orf Salzburg Heute 15. 1. 2001. 19.00 Uhr. Redetranskript. Die Position unterstrich auch RA Hannes Pflaum in der Sitzung der Expertengruppe zur Überarbeitung der Machbarkeitsstudie des Museumsprojekts von Hans Hollein am 9. Februar 2001. „Die Salomon R. Guggenheim Foundation steht als Betreiber nicht mehr zur Verfügung, es muss ein neuer Betreiber gesucht werden.“ (Protokoll der Sitzung vom 9. 2. 2001. S. 4. SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum 2001 bis SZ 26. Zahl 1537/10.)

Die von Axel Wagner angesprochene Politik bemühte sich hinter den Kulissen intensiv um eine Realisierung des Kunstzentrums Mönchsberg. Am 15. Jänner 2001 führte Schausberger zusammen mit Raus, der neu bestellten Direktorin des Museums der Moderne und langjährigen Guggenheim-Europa-Direktorin Agnes Husslein, Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, dem Direktor des Kunsthistorischen Museums Wien, Wilfried Seipel, dem amtierenden Guggenheim Europa-Direktor Nicolas V. Iljine in Wien ein Gespräch mit Thomas Krens über eine mögliche Kooperation zwischen dem Land Salzburg und der GuggenheimFoundation. Bei diesem Gespräch und der anschließenden Pressekonferenz fand Krens anerkennende Worte über das projektierte Museum der Moderne sowie das Kunstzentrum Mönchsberg, erklärte jedoch eindeutig, „dass sich die Situation gegenüber dem Guggenheim im Mönchsberg vor zehn Jahren und dem heutigen Projekt entscheidend verändert habe, was den Betrieb des Museums anlange. . . . Guggenheim habe mittlerweile verschiedene internationale Standorte . . . Der Betrieb eines Guggenheim-Museums alleine in Salzburg sei definitiv nicht mehr möglich . . . Dies gelte auch für das Hollein-Projekt . . . Eine Partnerschaft zwischen dem Hollein-Projekt und dem Guggenheim-Museum sei daher nur mehr in einer internationalen Partnerschaft möglich . . .“291 Die Botschaft war klar: Ein von Guggenheim geführtes Museum in Salzburg wie in Bilbao werde es auch im Fall einer Verwirklichung des Hollein-Projekts nicht geben, sondern nur eine Kooperation von internationalen Museen unter der Federführung eines Partners, der jedoch nicht Guggenheim sei. „Ich glaube, die Welt hat sich sehr verändert in den vergangenen zehn Jahren; im Speziellen für Guggenheim. Vor zehn Jahren war das vorstellbar, dass Guggenheim ein Hollein-Museum im Berg allein betreibt. Das ist nicht mehr der Fall“, erklärte Krens.292 Damit bezog sich Krens unausgesprochen auf den Umstand, dass Guggenheim mit nur rund 15.000 keineswegs immer erstklassigen Exponaten zu den kleinen internationalen Spielern auf dem internationalen Ausstellungsmarkt gehörte und kaum in der Lage war, mehrere Museen gleichzeitig hoch qualitativ zu bespielen, sondern potente Partner benötigte. Die zwischen dem Kunsthistorischen Museum Wien, dem Guggenheim-Museum in New York und der Eremitage in St. Petersburg am selben Tag unterzeichnete Kooperation, deren konkrete Pläne allerdings noch ungewiss waren, sollte die Basis einer einmaligen internationalen Kooperation bilden, die leicht in der Lage war, auch ein Salzburger Museum im Berg hoch qualitativ zu bespielen. Krens bemerkte zur

Die geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen und neue politische Grabenkämpfe

4. „Eine Partnerschaft zwischen dem Hollein-Projekt und dem Guggenheim-Museum ist daher nur mehr in einer internationalen Partnerschaft möglich.“ Die geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen und neue politische Grabenkämpfe

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Genesis der Kooperation, dass Salzburg der Initiator der künftigen Zusammenarbeit gewesen sei. „Von Salzburg ging der Impuls aus, der Guggenheim Bilbao, Guggenheim Berlin und schließlich auch die Zusammenarbeit zwischen Guggenheim und dem khm ermöglicht hat.“293 Sowohl das Gespräch von Schausberger und Raus mit Krens, in dem dieser erklärte, das Konzept eines eigenen Guggenheim-Museums in Salzburg sei nicht mehr realistisch, sehr wohl jedoch Ausstellungskooperationen mit dem geplanten Museum der Moderne, wie die anschließende Pressekonferenz der drei großen Museen lösten in Salzburg heftige politische und publizistische Reaktionen aus. Bürgermeister Schaden und Stadtrat Padutsch zeigten sich sichtlich irritiert, dass Guggenheim nunmehr das von der Stadt nicht geschätzte Museum der Moderne am Berg unterstützte, und befremdet darüber, dass die Stadt zu dem Gespräch weder eingeladen noch vorinformiert war. Am 16. Jänner erklärte Schaden im orf, er habe den Eindruck, „dass ein, ich sag mal, nicht gar so positives Ergebnis für Guggenheim möglicherweise gewollt war. Das Land ist wohl nicht mit ganzem Herzen bei der Sache.“ Das Land bedeutete in diesem Fall nicht nur Landeshauptmann Schausberger, sondern auch Schadens Parteifreund Raus. Dass dieser an dem Gesprächsergebnis mitgewirkt habe, sei „kein erfreuliches Ergebnis“. Padutsch äußerte den Verdacht, dass das Land a priori nicht für ein Guggenheim-Museum gekämpft habe. Und zur positiven Stellungnahme von Krens zum Museum der Moderne: „Das nährt natürlich den Verdacht, dass das Gespräch auch in die Richtung geführt wurde, das eigene Haus einmal sozusagen baureif zu kriegen und sich das von Krens absegnen zu lassen.“294 Und Werner Thuswaldner bemerkte in einem Kommentar: „Die Stadt Salzburg strebt einmütig eine große Lösung an. Aber die Stadt, die dafür sogar schon Geld deponiert hat, wird brüskiert und nicht ernst genommen. Sie wird in der Sache nicht wie ein gleichberechtigter Partner behandelt. Schausberger und Raus wollen ihr Projekt mit Nachdruck durchziehen. . . . Raus und Schausberger sind nicht dafür verantwortlich zu machen, was vor ihrer Zeit in der Sache von anderen kurzsichtigen Politikern gehörig verbockt worden ist: dafür, dass dann die baskische Stadt Bilbao geworden ist, was Salzburg in Sachen Kunst hätte werden können. Sie sind dabei, ein zweites Mal alles zu verspielen. . . . Es fehlt ihnen der Mut, aus der wiedergekehrten Chance für die große Lösung etwas zu machen. Mit diesem unverzeihlichen Versäumnis wird ihr Name verbunden bleiben. Damit werden sie in die Salzburger Geschichte eingehen.“295 Thuswaldners Urteil war jedoch, wie so viele Wortspenden und Erklärungen zu diesem Thema, das Ergebnis kulturpolitischer Wunschvorstellungen und entsprach keineswegs den Fakten. Fünf Monate später führte im Auftrag Schausbergers Klaus Albrecht Schröder in New York ein ausführliches Gespräch mit Thomas Krens. Dabei wiederholte Krens, so Schröder in einem Brief an Schausberger am 21. Mai, den Standpunkt Guggenheims, „nämlich dass er bzw. das Guggenheim-Museum nicht in der Lage ist, die Verantwortung für die Betreibung eines Museums im Berg übernehmen zu können. Er betonte auch seine Bereitschaft, falls es einen anderen – wer auch immer das ist – Betreiber geben würde, grundsätzlich seine Kooperationswilligkeit.“ Vor diesem Gespräch hatte der Direktor des Kunsthistorischen Museums Wien, Wilfried Seipel, in mehreren Zeitungsartikeln, allerdings ohne Information bzw. Rücksprache mit Krens, seine Bereitschaft zu einer Koopera-

293 Kurier 16. 1. 2001. 294 orf – Radio Salzburg 16. 1. 2001. 7.30 Uhr. Redetranskript. 295 Werner Thuswaldner: Die Salzburger Museumspolitik. Ein Fall für zwei. In: SN 17. 1. 2001.

Die geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen und neue politische Grabenkämpfe

296 SLA Präs. Akt LH-2261. Museum der Moderne. Teil 8. Ohne Zahl. 297 orf Salzburg aktuell 26. 6. 2001. 12.30 Uhr. Redetranskript. 298 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum 2001 bis SZ 26. Ohne Zahl. 299 SLA Präs. Akt LH-2261. Museum der Moderne. Teil 8. Ohne Zahl.

tion mit Guggenheim in Salzburg erklärt. Krens zeigte sich daher über die Initiative Seipels beim Gespräch mit Schröder überrascht, „betonte aber, wenn Seipel es wünsche, in diesem Projekt eine aktive Rolle zu übernehmen, dann könne er dies tun und müsse dies mit ihm . . . absprechen“.296 Schröder vereinbarte mit Krens und Seipel einen gemeinsamen Termin bei der Biennale in Venedig am 7. Juni 2001, um die Möglichkeit einer Kooperation der beiden Museen sowie einer gemeinsamen Betreibergesellschaft zu ventilieren. Wenige Tage später erklärte Agnes Husslein in Salzburg, eine Kooperation von Guggenheim, Kunsthistorischem Museum Wien und Eremitage St. Petersburg in einem Salzburger Museum im Berg sei durchaus möglich. „Doch alles hängt jetzt von den politischen Entscheidungen ab, ob Stadt, Land und Bund bereit sind, das Museum zu finanzieren und zu betreiben.“297 Am 2. Juli 2001 übersandte der Wiener Rechtsanwalt Hannes Pflaum Bürgermeister Heinz Schaden ein an ihn gerichtetes Schreiben des Kunsthistorischen Museums Wien vom 7. Juni, aus dem hervorging, dass das Kunsthistorische Museum Wien als federführende Institution gemeinsam mit dem GuggenheimMuseum New York und der Eremitage St. Petersburg daran interessiert und bereit sei, das Museum im Berg zu führen und zu bespielen. In diesem Schreiben betonte Seipel, dass eine Kooperation der drei Museen mit Salzburg erst nach der Sicherung der Finanzierung des Museums im Berg erfolgen könne. Ferner sei davon auszugehen, dass das Museum 40 bis 50 Prozent seines laufenden Betriebes erwirtschaften könne, während der Rest von der öffentlichen Hand bestritten werden müsse. Bei dieser Kooperation sollte auch das Mitspracherecht Salzburgs in museums- und ausstellungspolitischer Hinsicht gesichert sein.298 Pflaum berichtete, dass „Hofrat Seipel und Thomas Krens von der Stadt und dem Land Salzburg eine klare Entscheidung erwarten, ob nach Vorliegen der positiven Machbarkeitsstudie das Projekt weiterverfolgt werden soll oder nicht. Im Falle eines positiven Beschlusses müssten Stadt und Land Salzburg offiziell das Kunsthistorische Museum ersuchen, gemeinsam mit dem GuggenheimMuseum und der Eremitage St. Petersburg ein Betreiberkonzept zu erarbeiten. Im Gegensatz zum ursprünglichen Konzept von Guggenheim besteht jetzt eine starke Präferenz für eine Kunsthalle mit laufend wechselnden Ausstellungen. Weiters müsste ein inhaltliches Konzept erarbeitet werden (Kunst vor 1900 oder klassische Moderne).“ Die von der Expertengruppe errechneten Betriebskosten in der Höhe von rund 170 Millionen Schilling seien „eine reine Fiktion“. Wilfried Seipel gehe „von der extrem vorsichtigen Annahme aus, dass nur ca. 50 Prozent der Betriebskosten durch Kartenverkäufe, Museums-Shop und Gastronomie eingespielt werden können und der Rest von der Öffentlichen Hand finanziert werden muss. . . . Es wird daher wesentliche Aufgabe bzw. Bedingung für das Betreiberkonzept sein, den Prozentsatz der Einnahmen gegenüber den Betriebskosten wesentlich zu erhöhen, sodass der verbleibende Rest realistisch von der Öffentlichen Hand und privaten Sponsoren abgedeckt werden kann. Sowohl Thomas Krens als auch Hofrat Seipel sind der Auffassung, dass das architektonische Konzept von Prof. Hollein dem geänderten Betreiberkonzept angepasst werden muss und wesentlich verkleinert werden soll.“ Beide seien sich jedoch auch dessen bewusst, dass es sich bei dieser Lösung letztlich „nur um die zweitbeste . . . handelt. Die beste Lösung wäre (die) Zusammenführung der beiden Museumsprojekte zu einem ‚Kunstzentrum Mönchsberg‘.“299

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Zehn Tage zuvor hatte Schröder angesichts der anhaltenden Kritik an der behaupteten Unattraktivität sowie der inhaltlichen Konzeption des Museums der Moderne in einem Brief an Landeshauptmann Schausberger betont, er sei „zutiefst von dem Potential“ des Museums überzeugt, weshalb er als neuer Direktor der Albertina den Vorschlag einer „vertraglich fixierten Kooperation mit dem Land Salzburg bzw. dem Museum der Moderne“ unterbreitete. „Diese Kooperation sollte nicht nur den Austausch von wechselseitig organisierten Ausstellungen beinhalten, obwohl gerade das in einer Zeit zunehmender Vernetzung eine deutliche Verbesserung der Ausstellungsplanung erlaubte. Die Albertina wäre vielmehr darüber hinaus bereit, in regelmäßiger Folge wichtige Ausstellungen mit Hauptwerken aus den eigenen Sammlungen in Salzburg zu zeigen. Ich denke, dass sich dabei über die moderne Kunst hinausgehend auch die Möglichkeit bieten könnte, die großen alten Meister wie Michelangelo und Leonardo da Vinci, Dürer oder Pieter Breughel zum Ausgangspunkt einer intelligenten und spannenden Themenausstellung zu machen.“300 Die neuerliche Diskussion über ein Museum der Moderne am Berg und im Berg im Sommer 2001 erfolgte – jenseits der ästhetischen und kulturpolitischen Aspekte – in einem subtilen politischen Kräftefeld mit mehreren Spielern, die, wie im Fall der Stadt, ihre bisherigen Positionen wechselten. Landeshauptmann Schausberger hatte zwar die Idee des „Kunstzentrums Mönchsberg“ geboren und war auch durchaus bereit, das Museum am und im Berg zu realisieren, musste jedoch die (finanziellen) Rahmenbedingungen zur Kenntnis nehmen. Die Errichtungskosten für ein Museum im Berg betrugen rund 1,1 Milliarden Schilling und konnten nur mit einer entsprechenden Bundesbeteiligung ins Auge gefasst werden. Angesichts der Situation der öffentlichen Haushalte war eine – auch von ihm als optimal bezeichnete – parallele Realisierung beider Museen nicht realistisch. Die Finanzierung der Betriebskosten in der Höhe von 170 Millionen Schilling musste erhebliche Mittel des Kulturbudgets des Landes zulasten anderer kultureller Institutionen und Initiativen binden. Auch eine von vielen geforderte Umschichtung der Budgetmittel vom Museum am Berg zum Museum im Berg war nicht möglich. Am 16. Juli 2001 schrieb Bundesministerin Elisabeth Gehrer unter Bezugnahme auf die neuerliche Diskussion über ein Museum im Berg an den Salzburger Landeshauptmann unmissverständlich, sie halte aus ihrer Sicht Folgendes fest: „1. Der Fördervertrag für das Museum auf dem Mönchsberg, der zwischen dem Land Salzburg und dem bmbwk abgeschlossen wurde (mit Genehmigung des Finanzministeriums), gilt nur für die Errichtung des Museums auf dem Mönchsberg. . . . Es wäre daher schade, wenn die Stadt Salzburg die erforderlichen Schritte zum Start dieses Projekts nicht rechtzeitig durchführt. 2. Zwischen Salzburg und dem Bund ist die Förderung verschiedener wichtiger Projekte auf längere Sicht vereinbart worden. Aus der derzeitigen budgetären Situation heraus kann ich mir keine Ausweitung vorstellen. Auch das Kunsthistorische Museum kann keinesfalls aus seinem Budget Errichtungs- und Betriebskosten einbringen. Angesichts der fehlenden Kostenerhebung und der fehlenden Kostenübernahme sowohl hinsichtlich des Mehrbedarfs für die Errichtung dieser neuerlich in Diskussion gekommenen zusätzlichen Variante im Mönchsberg und der völlig offenen Frage der Übernahme der Kosten für den laufenden Betrieb, ersuche ich

300 Ebda. Zahl 2261/34.

301 Ebda. Ohne Zahl. 302 SN 6. 7. 2001. 303 Johann Padutsch: Medieninformation 10. 7. 2001.

Schausberger plädierte daher für eine – auch von der Expertenkommission für machbar erklärte – zweistufige Lösung: In einem ersten Schritt sollte das Museum der Moderne am Berg realisiert werden, wobei alle Vorkehrungen für eine spätere Realisierung und Anbindung eines Museums im Berg getroffen werden sollten. Dabei stand er allerdings den Überlegungen einer deutlichen Reduktion des Hollein-Projekts im Rahmen des Kunstzentrums Mönchsberg ablehnend gegenüber. Ein reduziertes Hollein-Projekt würde ein „800 Millionen Stiegenhaus“ bedeuten, wofür er nicht zur Verfügung stehe.302 Der Salzburger Landeshauptmann war nicht gewillt, seine mit der spö im Land akkordierte kulturpolitische Initiative, deren Finanzierung zudem gesichert war, einer in seinen Augen fragwürdigen und letztlich zum Scheitern verurteilten Alternative – Verzicht auf das Museum der Moderne zugunsten des Hollein-Projekts oder gleichzeitige Realisierung beider, wenn auch modifizierter, Projekte – zu opfern. Auch ein Museum am Berg konnte, etwa in Kooperation mit der Albertina, über Jahre ein attraktives und weit über den regionalen Bereich ausstrahlendes Kunstzentrum sein. Der Spatz in der Hand war ihm lieber als die Taube auf dem Dach. Die Gefahr der Rückkehr des (kultur-)politischen Stillstandes schien ihm im Fall eines Eingehens auf die Forderungen einer breiten (bürgerlichen) Öffentlichkeit sowie der Stadt gegeben. Er entschied sich daher für die Politik der etappenweisen Realisierung des Projekts Kunstzentrum Mönchsberg. Im Gegensatz dazu formierte sich in der Stadt Salzburg die Opposition, wobei sich auch die Stadt-spö im Lager der Befürworter des Museums im Berg positionierte und damit die klassischen (partei-)politischen Frontlinien auflöste. Für die Bürgerliste erklärte Johann Padutsch in einer Medieninformation, „das Ergebnis der Expertenrunde zur Überarbeitung der Machbarkeitsstudie für das Museumsprojekt von Prof. Hollein im Mönchsberg kann nur eines heißen: Die Chance ergreifen, bevor sie ein weiteres Mal an Salzburg vorübergeht“. Eine Baulandswidmung komme für ihn „nur dann in Frage, wenn die Realisierung des kombinierten Projekts auch vonseiten des Landes glaubhaft betrieben wird. Dabei sind Aussagen des Landeshauptmanns wie ‚Für ein 800 Millionen Stiegenhaus stehe ich nicht zur Verfügung‘, oder zum Haus am Berg ‚Gravierende Änderungen wird es nicht geben‘, mehr als kontraproduktiv. Gerade die Überarbeitung (und Reduzierung) des Hollein-Projekts im Berg und die Überarbeitung (und Neustrukturierung) des Hauses am Berg kann neben dem Vorteil einer deutlichen Kostenreduzierung ja erst ein stimmiges Gesamtkonzept bringen.“303 In der Kommunal- und Landespolitik war inzwischen das Museum am wie jenes im Berg zum Objekt mehr oder weniger subtiler politischer Junktimierungen geworden. Der Handelsriese spar mit Firmenzentrale in Salzburg-Taxham betrieb in diesem Stadtteil den höchst erfolgreichen „Europark“ mit einem jährlichen Besucherzustrom von 5,5 Millionen und einem Jahresumsatz von zweiMilliarden Schilling. spar beabsichtigte, den Europark zu erweitern, und auch das schwedische Möbelhaus ikea wollte sich in unmittelbarer Nähe des Einkaufszentrums ansiedeln. Beide Projekte waren für die Finanzen der Stadt von

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dich um eine rasche und klare Entscheidung hinsichtlich des von uns gemeinsam beschlossenen Projekts am Mönchsberg.“301

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entscheidender Bedeutung, da zahlreiche Firmen längst der Stadt den Rücken gekehrt und sich in den Umlandgemeinden wie z. B. Wals-Siezenheim angesiedelt hatten, die damit erhebliche Steuereinnahmen lukrieren konnten. Gegen eine Erweiterung des Europarks sowie die Ansiedlung von ikea opponierte der Wirtschaftsbund der övp mit dem Argument der drohenden Schieflage der Wirtschaftsstruktur des Zentralraums und der Gefährdung der klein- und mittelständischen Kaufleute. Die der övp angehörenden Mitglieder der Landesregierung verweigerten daher ihre Zustimmung, sodass das Erweiterungsprojekt des Europarks auf Eis lag. Daraufhin junktimierte Bürgermeister Schaden, unterstützt von den spö-Mitgliedern der Landesregierung, die Zustimmung des Landes zur Europark-Erweiterung mit der notwendigen Zustimmung der Stadt zum Bau des Museums am Berg, indem sie seit Mai 2000 die Baugenehmigung verweigerte. Gestützt auf eine Meinungsumfrage, die eine deutliche Mehrheit für den Ausbau von spar samt ikea ergab, drohte sie zudem mit einer Bürger­ befragung zu Europark und Museum am Berg. Die Stadt verfügte neben der Baubewilligung mit der notwendigen Teilabänderung des Flächenwidmungsplans, der Genehmigung des Bebauungsplans sowie der Zustimmung zur verkehrsmäßigen Aufschließung der Baustelle über eine Reihe von Druckmitteln, die sie auch bereit war anzuwenden.304 Schausberger, als Landeshauptmann und övp-Landesparteiobmann ob dieser populistischen Strategie in die Defensive gedrängt, reagierte mit der Feststellung: „Die Stadt muss diese Drohung einer Bürgerbefragung zurücknehmen. Sie dient nicht der Sache, sondern nur als politisches Mittel, um das Land unter Druck zu setzen. So geht man nicht mit Partnern um.“ Sollte die Stadt auf der angekündigten Bürgerbefragung bestehen, dann, so gab er sich nach außen kämpferisch, gebe es „keine Gesprächsbasis mehr. Und wer nicht mehr miteinander spricht, kann auch nicht verhandeln. Weder über den Europark noch über das Museum.“305 Doch Schausberger, dessen war er sich sehr wohl bewusst, war in der schwächeren Position. Die von ihm aufgebaute Drohkulisse, dass es im Konfliktfall eben weder eine Erweiterung des Europarks noch die Niederlassung von ikea, noch das Museum am Berg oder/und im Berg geben werde, war letztlich zu schwach. Er konnte in der nunmehr geöffneten Mühle zwischen landespolitischem Gestaltungswillen und Junktimierung des Koalitionspartners letztlich nur lavieren, um eine akzeptable Lösung für den Wirtschaftsbund ohne Aufgabe eines seiner zentralen kulturpolitischen Projekte zu erreichen. Die övp gab schließlich nach und bewilligte eine reduzierte Erweiterung des Europarks. Verbittert erklärte Landeshauptmann Schausberger: „Wir haben nicht gedacht, dass es uns die Stadt so schwer macht. Nicht nur, dass die Gemeinde von vornherein gesagt hat, sie zahle nichts für das Museum auf dem Mönchsberg, macht sie jetzt auch noch Schwierigkeiten bei der Baugenehmigung.“306 Infolge des am 2. Juli von Rechtsanwalt Hannes Pflaum übersandten Briefs, in dem eine Bespiel-Kooperation des Kunsthistorischen Museums, des Guggenheim-Museums und der Eremitage St. Petersburg im Fall der Errichtung eines Kunstzentrums Mönchsberg, d. h. der gleichzeitigen Errichtung eines reduzierten Museums im Berg und des Museums am Berg, erklärt wurde, bildete sich nunmehr in der Stadt eine – zumindest partielle – Koalition aus spö und Bürgerliste zur Realisierung des Projekts. Am 4. Juli unternahm Bürgermeister Heinz

304 Das Land Salzburg hatte in den Jahren 1999 bis 2001 rund 14,5 Millionen Schilling für Planung und Detailplanung aufgewendet, die im jeweils außerordentlichen Teil des Landesbudgets auf Beschlüsse des Landtages aufschienen. Auch die Professionistenauschreibungen für Bauvorbereitung und Baumeister waren vorbereitet, konnten jedoch erst nach Vorliegen eines rechtskräftigen Baubescheides der Stadt kundgetan werden. (Salzburger Landeskorrespondenz 13. 6. 2001.) 305 SN 13. 12. 2000. 306 Die Presse 1. 6. 2001.

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307 apa 4. 7. 2001. 308 SN 6. 7. 2001. 309 orf – Radio Salzburg 5. 7. 2001. 7.30 Uhr. Redetranskript.

Schaden, unterstützt von der Bürgerliste, den Versuch, durch einen positiven Beschluss des Salzburger Gemeinderates die bisherige Blockade des Baus des Museums der Moderne durch den gleichzeitigen Beschluss einer Realisierung des Kunstzentrums Mönchsberg aufzuheben. Um die Kosten zu senken, sollte das von Landeshauptmann Schausberger forcierte Projekt eines Museums am Berg umgeplant und erheblich erweitert, das Hollein-Projekt im Berg hingegen kleiner dimensioniert werden, wodurch sowohl die Errichtungs- wie auch Betriebskosten deutlich gesenkt werden könnten. Dabei berief sich Schaden darauf, dass sich die Landesregierung vorbehaltlich der Kostenfrage grundsätzlich für die Errichtung eines Kunstzentrums Mönchsberg, d. h. die Verbindung von Museum im und am Berg, ausgesprochen hatte. Und auch die Expertengruppe hatte auf die dadurch zu erzielenden Synergieeffekte hingewiesen. Die Stadt schlug nunmehr eine Neudimensionierung der beiden Projekte vor. Die Zurückführung der Ausstellungsfläche im Berg basierte auf den Vorbehalten von Ausstellern gegen den im Berg möglicherweise nicht idealen Luftfeuchtigkeitsgehalt, weshalb die Ausstellung am Berg vergrößert und die verkleinerten Flächen im Berg für weniger empfindliche Exponate zur Verfügung stehen sollten. Um große internationale Ausstellungen aufnehmen zu können, wäre, so Schaden unter Berufung auf Experten, eine Anhebung der Raumhöhen des Museums der Moderne notwendig. So sei die derzeit geplante Maximalhöhe von 4,60 Meter eindeutig zu niedrig und sollte auf mindestens sechs Meter erhöht werden. Der Bürgermeister präsentierte dem Gemeinderat schließlich auch das Schreiben Wilfried Seipels, in dem er seine prinzipielle Bereitschaft erklärte, federführend in einer Gemeinschaft mit Guggenheim und der Eremitage St. Petersburg das Museum zu führen.307 Sowohl Landeshauptmann Schausberger wie Landesrat Raus reagierten auf diese Entwicklung reserviert, hatte doch damit der Gemeinderat die vom Land erhoffte Baugenehmigung für das Museum am Berg nicht erteilt und den seit Mai 2000 anhaltenden Stillstand verlängert. Der Landeshauptmann antwortete auf die Initiative des Salzburger Bürgermeisters, er werde zu einer neuerlichen Besprechung am 17. Juli einladen, ein völlig neues Projekt gebe es aber nicht. Zudem zeigte er sich über die Haltung der Stadt verwundert, die dem Museum am Berg die maximale Raumhöhe von 4,60 Meter vorgeschrieben hatte, die sie nunmehr als zu niedrig bezeichnete. Er verschließe sich keineswegs gewissen Änderungen, doch müsse „alles im Rahmen bleiben“.308 Im orf erklärte er zum neuen Vorschlag der Stadt: „Offensichtlich – das halte ich aber auch für verantwortungslos – will die Stadt Salzburg ein solches Museum nicht. Man hat sich jetzt sowohl verabschiedet vom Guggenheim- bzw. Hollein-Museum und will offensichtlich daraus ein großes schönes Stiegenhaus machen, um mehrere hundert Millionen Schilling, und das Museum am Berg völlig umgestalten. Das heißt, wenn man das ‚Mensch-ärgere-dich-nicht‘ hernehmen würde, man schmeißt jemanden und beginnt wieder bei null. Da bin ich offen gestanden nicht mehr mit dabei.“ Und Landesrat Raus kommentierte die Haltung der Stadt mit der Bemerkung: „Manches kann gut gemeint sein und trotzdem schlecht getroffen werden. Ich befürchte, dass am Ende vielleicht überhaupt kein Museum an dieser Stelle entsteht.“309 Bürgermeister Schaden reagierte auf die Kritik mit der Bemerkung, dass sich alle befragten Experten darin einig seien, „dass für die Schaffung eines wirklich

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attraktiven Museumsbezirks Mönchsberg die beiden Projekte am und im Berg zusammengeführt und integriert werden sollen. . . . Der Gemeinderat hat in seiner überwiegenden Mehrheit auch bereits klargestellt, dass sich die Stadt an einem integrierten Museumsprojekt am/im Mönchsberg finanziell beteiligen wird. Ebenso wurde klargestellt, dass das betroffene Areal in Bauland umgewandelt wird. . . . Der Gemeinderat arbeitet mit Hochdruck an der Integration und Optimierung der Projekte und wird sich an einem Sondertermin Ende Juli erneut mit der Angelegenheit befassen.“310 Die Stadt zielte somit auf eine sofortige Inangriffnahme des Gesamtprojekts, während das Land die Realisierung der Bauetappe I (Museum am Berg) forcierte. Die Grünen plädierten sogar für eine Verschiebung des Projekts auf die Jahre ab 2006. So erklärte Cyriak Schwaighofer: „Die große Chance, Salzburgs Ruf als Kultur-Metropole mit dem JahrhundertProjekt von Hollein zu festigen, darf nicht an falschen Zeitplänen und Prämissen scheitern. Bis zum Mozart-Jahr 2006 sollen die dringlichen Projekte abgeschlossen werden, dann kann das ‚Museum am Berg‘ in Angriff genommen werden. Das Hollein-Museum im Berg ist ein Langzeitprojekt, das nicht in Sparzeiten realisiert werden kann. Nach dem Mozart-Jahr 2006 und der Realisierung der bis dahin schon fixierten Kulturum- und neubauten kann es die nächste große Herausforderung für Salzburg sein. Es darf daher nicht, um kurzfristig die Wunschprojekte Stadion und Museum am Berg umzusetzen, mangels derzeit fehlender Nutzungskonzepte kaputt geredet und ad acta gelegt werden.“311 Schausberger übte sich vor allem deshalb in deutlicher Zurückhaltung, weil die Fragen der Finanzierung des Kunstzentrums Mönchsberg, der Betriebskosten und des Betreibers noch nicht beantwortet waren. Der Bund – Wissenschaftsund Wirtschaftsministerium – hatte für das Museum am Berg insgesamt 120 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt, jedoch keinerlei Finanzierungszusage für ein Museum im Berg gegeben. Im Gegenteil, im Falle eines neuen Projekts und der Stornierung des Baus des Museums der Moderne betrachtete der Bund seine Finanzierungszusage als erledigt. Ein Gutachten der Landesamtsdirektion bestätigte den Verlust der Finanzierungszusage, sodass Schausberger nicht gewillt war, auf die Forderung nach der gleichzeitigen Realisierung des modifizierten Gesamtprojekts Kunstzentrum Mönchsberg einzugehen. Eine offene Frage war zudem die Finanzierung des auf das Land entfallenden Anteils der jährlichen Betriebskosten in der Höhe von – allerdings umstrittenen – 170 Millionen Schilling. Schausberger vermutete außerdem, dass durch die spektakuläre politische Kehrtwende der Bürgerliste und der Stadt-spö das kurz vor der Realisierung stehende Museum am Berg verhindert und ihm ein spektakulärer politischer Misserfolg bereitet werden sollte. Zudem handle es sich bei dieser politischen Offensive der Stadt auch um einen Stellvertreterkrieg der Museumsdirektoren Seipel gegen Schröder und die als Rupertinum-Chefin berufene Agnes Husslein. Der Landeshauptmanns leistete daher massiven Widerstand gegen den seiner Ansicht nach unrealistischen Plan eines Stopps sämtlicher bereits getätigter Vorarbeiten für ein Museum am Berg und den Beginn der Planungen für ein Kunstzentrum Mönchsberg. Dies würde nicht nur zu massiven zeitlichen Verzögerungen, sondern letztlich sogar zum Scheitern des Projekts führen. Mit Blick auf die massive Verzögerungstaktik der Stadt, die den im Mai 2000 gestellten Antrag auf Baubewilligung noch immer nicht positiv beantwortet hatte, drängte

310 Stadt Salzburg Magistrat. Information 5. 7. 2001. 311 apa 5. 7. 2001.

Die geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen und neue politische Grabenkämpfe

312 Salzburger Landeskorrespondenz 17. 7. 2001. 313 SLA Präs. Akt LH-2261. Museum der Moderne. Teil 8. Ohne Zahl. Vgl. dazu vor allem auch „Grundsatzvereinbarung zwischen Stadt und Land Salzburg zur Realisierung des „Kunstzentrums Mönchsberg“. Grundlage Brief vom 18. Juli von Herrn Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger und Herrn Landesrat Dr. Othmar Raus. 314 Kronen Zeitung 18. 7. 2001.

er nunmehr auf eine rasche Entscheidung. Sollte nämlich das Museum am Berg bis spätestens 2004 nicht in Betrieb gehen, mussten die vom Bildungsministerium 1999 zugesicherten und bereits angewiesenen 90 Millionen Schilling als verloren gelten und zurückgezahlt werden. Der einzig gangbare Weg schien ihm daher die etappenweise Realisierung des Kunstzentrums Mönchsberg durch die Fertigstellung der Bauetappe I, d. h. des Museums am Berg, bei gleichzeitigen Vorkehrungen für eine spätere Realisierung der Bauetappe II, des Museums im Berg. Eine Vorgangsweise, die die Expertengruppe unter Vorsitz von Landesbaudirektor Axel Wagner vorgeschlagen hatte. Diese Position vertrat er, unterstützt von Landesrat Othmar Raus, in dem von ihm einberufenen Stadt-Land-Gespräch am 17. Juli. In diesem erklärte er dezidiert, das Land warte seit nunmehr mehr als einem Jahr auf die Baugenehmigung der Stadt. Die Finanzierung des Museums am Berg sei gesichert, und er wolle eine weitere Verzögerung nicht mehr hinnehmen. Es sei auch für die Bevölkerung wichtig, dass die Ruine des ehemaligen Café Winkler nicht noch länger ungenutzt und leer stehe. Unterstützung erhielt er von seiner Stellvertreterin Gabi Burgstaller, die in Richtung Stadt betonte, man könne und solle nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt über ein Milliarden-Projekt reden, wenn man wisse, dass man in nächster Zeit die notwendigen Mittel dafür nicht aufbringen könne.312 Das massive Auftreten der gesamten Landesregierung gegenüber der Stadt hatte schließlich Erfolg und schlug sich in einer Kompromisslösung in Form einer Punktation nieder, der die Beschlüsse des Gemeinderates am 30. Juli folgen sollten.313 Für diese Kompromisslösung war die geschickte taktische Haltung von Landeshauptmann Schausberger von zentraler Bedeutung: So erklärte er, dass aufgrund der politischen und finanziellen Rahmenbedingungen die bereits in die Wege geleitete Errichtung des Museums am Berg die einzige realistische Möglichkeit sei, betonte aber gleichzeitig seine Bereitschaft für eine spätere Realisierung des Museums im Berg und versprach, dass bei der Errichtung des Museums am Berg alle nötigen Maßnahmen für eine spätere Verbindung zu einem Museum im Berg getroffen würden. Gleichzeitig bemerkte er unmissverständlich gegenüber den Vertretern der Stadt, dass bei deren weiterem Widerstand durch Blockierung des Baubewilligungsverfahrens für das Museum am Berg das Land aus dem Projekt völlig aussteigen werde, wodurch es weder zur Errichtung eines Museums im noch am Berg komme. Mit dieser Strategie spielte er den Ball an die Stadt zurück, die nunmehr in Zugzwang geriet. So erklärte Bürgermeister Schaden nach dem Stadt-Land-Gespräch: „Es gibt beiderseits Signale, dass es zu einem Bau kommt. Für das Haus des Landes am Berg schaut es gut aus, im Idealfall könnte 2010 ein großer Wurf mit abgespeckter Hollein-Rotunde perfekt sein.“314 Stadtrat Johann Padutsch hingegen sprach von einem „Desaster“ der Stadt. Die Aussagen von Landeshauptmann Schausberger und Landesrat Raus bedeuten, „neuerlich über den eigenen Schatten zu springen, ein hohes Risiko in Kauf zu nehmen und letztlich das Schicksal dieses großartigen Projekts in die Hände jener zu legen, die in den letzten Wochen und Monaten wenig Zweifel daran gelassen haben, was sie wollen. Ein kleines Projekt, für das sich kaum jemand in Salzburg erwärmen kann, am schönsten Bauplatz der Stadt realisieren und eine Chance für Stadt und Land ein zweites Mal aufgeben.

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Klar ist, dass ohne Baubewilligung für das Haus am Berg, so wie es jetzt vorliegt, Schausberger und Raus auch das Kunstzentrum sterben lassen werden. Das ist als letztlich einziges, klares Ergebnis der Besprechung vom Dienstag festzuhalten. Dies bedeutet für mich ein neuerliches Springen über den eigenen Schatten, weil sonst alles endgültig vorbei ist.“315 Wie sehr sich in der Frage des Museums am und im Berg die parteipolitischen Frontlinien auflösten, wurde unmittelbar nach dem „Museumsgipfel“ vom 17. Juli deutlich, als sich auf Initiative von Vizebürgermeister Karl Gollegger (övp) ein „Personenkomitee pro ‚Kunstzentrum Mönchsberg‘“ bildete, dem überwiegend Persönlichkeiten angehörten, die der övp nahestanden. Die Liste reichte von Mitgliedern der Familie Porsche über Generaldirektor Manfred Holztrattner, die Galeristen Thaddaeus Ropac und Thomas Salis bis zu den Universitätsprofessoren Friedrich Sandhofer und Felix Unger sowie dem Bankier und Präsidenten der Freunde der Salzburger Festspiele Heinrich Spängler. In einer ersten Presseinformation hieß es: „Das Personenkomitee hat es sich zum Ziel gesetzt, sich für die Verwirklichung des ‚Kunstzentrums Mönchsberg‘ mit dem Hollein-Projekt mit Ein- und Aufgang, vor allem aber mit den Tageslicht beleuchteten Galeriegeschoßen im Berg einzusetzen, nationale und internationale Sponsoren zu finden und auch renommierte Sammlungen aufzutreiben und zur Verfügung zu stellen.“316 Der Gemeinderat hatte aufgrund der Fundamentalopposition von Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer (fpö) sowohl gegen das Museum am wie im Berg am 28. März 2001 beschlossen, die Entscheidung über die Errichtung des Museums am Berg an sich zu ziehen und die Magistratsdirektion beauftragt, bis zur nächsten Sitzung am 9. Mai unter Einbeziehung der Fachabteilungen einen entsprechenden Amtsbericht vorzulegen. Am 18. April legte die Magis­ tratsdirektion den geforderten Amtsbericht vor, in dem sie darauf hinwies, dass sich lediglich die Abteilung 4 (Liegenschaftsverwaltung) grundsätzlich und definitiv gegen das Projekt ausgesprochen habe.317 Der Antrag beziehe sich lediglich auf die Haltung der Stadtgemeinde Salzburg als Inhaberin von Privatrechten, d. h. Eigentümerin betroffener Grundstücke oder als Parteistellung besitzende Nachbarschaft im baubehördlichen Verfahren. „Diese privatrechtliche Haltung der Stadtgemeinde ist rechtlich nicht determiniert und damit . . . letztlich eine politische Entscheidung.“ Um diese treffen zu können, unterbreitete die Magistratsdirektion zwei gegensätzliche Alternativen: Im Fall einer positiven Grundhaltung sollte die Stadtgemeinde keine Einwendungen erheben und keine negative Stellungnahme abgeben sowie im Fall eines Zustimmungsrechts als Grundeigentümerin diese erteilen. Im Fall einer negativen Haltung müssten die zur Vertretung der Stadt berufenen Organe bzw. Dienststellen in den verschiedenen behördlichen Verfahren negative Stellungnahmen abgeben bzw. bei einer erforderlichen zivilrechtlichen Zustimmung diese verweigern.318 Die von der Magistratsdirektion angesprochene „politische Entscheidung“ fiel am 30. Juli in Form eines Kompromisses, indem sich der Gemeinderat gegen die Stimmen von fpö, Bürgerliste und Liste Angerer der ersten Alternative anschloss und beschloss, das seit Mai 2000 blockierte Bauverfahren bis spätestens 30. September mit der rechtskräftigen Baubewilligung für das Museum am Berg abzuschließen und noch im August 2001 die Bauverhandlung durchzuführen.

315 Johann Padutsch: Presseaussendung 19. 7. 2001. 316 Presseinformation Karl Gollegger 23. 7. 2001. 317 In der Stellungnahme der Abteilung 4 hieß es u. a.: „Wie die Diskussionen der letzten Monate über die Errichtung eines Kunstmuseums auf dem Mönchsberg gezeigt haben, gibt es bei einem Großteil der Salzburger, insbesondere in Kreisen einer engagierten und kunstinteressierten Bürgerschaft sowie seitens des Ressorts starke Bedenken gegen das geplante Museum am Berg. Diese Bedenken betreffen in erster Linie den Standort an sich, der immer wieder als weltweit best bezeichneter Bauplatz nicht dazu geeignet sei, einen, nach derzeitigen Plänen architektonisch vollkommen anspruchslosen, mit Konglomerat ‚umhüllten‘ Bauwerkskörper zu errichten. Der Plan, der zum jetzigen Zeitpunkt für dieses Museum auf dem Mönchsberg vorliegt, verfehle das Ziel, das die Stadt immer wieder mit ihrer kulturellen Weltgeltung verlangen muss. In weiterer Folge stützt sich die ablehnende Haltung darauf, dass es in wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll erscheint, eine Bausubstanz um geschätzte 100 Millionen Schilling zu zerstören, um eine neue um ca. 300 Millionen Schilling zu errichten, die aus ihrer inneren Logik heraus diesen prominenten (Bau)Platz nicht zufriedenstellend ausfüllen kann. Was die durch den Bau dieses Museums erforderliche Umfahrung der Monikapforte betrifft, wird die Meinung vertreten, dass dadurch das derzeit bestehende Landschaftsbild und damit das Naherholungsgebiet im Hinblick auf den zu erwartenden Mehrverkehr erheblich beeinträchtigt bzw. zerstört wird.“ (Zl. MD/00/28041/2001/2.) 318 Amtsbericht der Magistratsdirektion vom 18. 4. 2001. S. 4f. (Zahl MD/00/28041/2001/2.)

Die geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen und neue politische Grabenkämpfe

319 Ergänzender Amtsbericht der Magistratsdirektion vom 30. 7. 2001. S. 6f. (Zahl MD/00/28041/2001/011.) 320 Wilfried Seipel: Konzeptionelle und betriebstechnische Überlegungen und Vorschläge zum „Museumszentrum SalzburgMönchsberg“. Wien 21. 7. 2001. S. 1f.

Außerdem wurden die Teilabänderung des Flächenwidmungsplans sowie die Aufstellung des Bebauungsplans beschlossen und am 31. Oktober rechtswirksam. In einem ergänzenden Amtsbericht der Magistratsdirektion vom 30. Juli wurde darauf hingewiesen, dass sich „die Stadt insofern in einer ‚Zwangssituation‘ befinde, „als von der Stadt unstrittigerweise eine Verschränkung der beiden Projekte als sinnvoll erachtet wird. Ob eine Realisierung dieses Großprojekts – insbesondere unter dem Aspekt der Finanzierbarkeit – jedoch überhaupt möglich ist, kann erst nach Abklärung der inhaltlichen Zielvorgaben, der Betreiberfrage, der Finanzierung bzw. vergaberechtlicher Fragen endgültig entschieden werden. Andererseits ist das Land nicht bereit, mit der Realisierung des Projekts des Museums der Moderne am Berg so lange zuzuwarten, bis diese Fragen definitiv geklärt werden können und wäre bei Vorliegen aller behördlichen Bewilligungen jederzeit in der Lage, mit dem Bau des Museums am Berg zu beginnen.“ Bei dem Stadt-Land-Gespräch am 17. Juli habe „das Land ausdrücklich erklärt, bei weiterem Widerstand der Stadtgemeinde gegen das Landesprojekt . . . aus dem Projekt des Museums der Moderne am Berg völlig auszusteigen. Sollte die Stadt daher im baurechtlichen Verfahren Einwendungen erheben, würde dies bedeuten, dass es möglicherweise weder zur Errichtung eines Museums im Berg noch eines Museums am Berg und noch weniger zu einem gemeinsamen Projekt eines ‚Kunstzentrums Mönchsberg‘ kommen wird.“319 Dem Gemeinderat lagen auch von Wilfried Seipel am 21. Juli erstellte konzeptionelle und betriebstechnische Überlegungen sowie Vorschläge für ein „Museumszentrum Salzburg-Mönchsberg“ vor, in denen er einleitend betonte, dass im Fall einer „politischen Willensbildung zu einer Errichtung des Museums ‚im‘ Berg . . . eine zeitlich verschobene, also voneinander unabhängige Errichtung der beiden Museen aus Kostengründen unwirtschaftlich“ wäre. „Eine getrennte Betriebsführung aus museologischen und betriebstechnischen, aber auch finanziellen Gründen erscheint ebenfalls unwirtschaftlich. Das Museumsund Ausstellungszentrum (vielleicht auch Museums- und/oder Kulturzentrum) Mönchsberg-Salzburg erhält vielmehr seine besondere Attraktivität und Legitimierung durch die inzwischen mehrfach auch in der Öffentlichkeit diskutierte ‚Verschmelzung‘ der beiden Museumsprojekte zu einem einheitlichen Museums- und Ausstellungszentrum mit gemeinsamer Betriebsführung einschließlich Konzeptionierung, Marketingstrategie und Budgetierung. Die Kombination der architektonischen Vorgaben, die Museumsbauten ‚auf‘ und ‚im‘ Mönchsberg vorsehen, bietet vielmehr die Chance einer ganzheitlichen Gesamtlösung, durch die die anerkannte Attraktivität der beiden Siegerprojekte über alle bisherigen Ansätze hinaus weiter gesteigert werden kann, um somit die nationale und internationale Anziehungskraft dieses ‚Museumszentrums‘ gewaltig zu potenzieren.“320 Seipels Konzeptvorschlag sprach den entscheidenden programmatischen Aspekt des zukünftigen Kunstzentrums Mönchsberg an. Bereits am 10. November 2000 hatte Rechtsanwalt Pflaum in einem Brief an Landeshauptmann Schausberger auf diesen zentralen Punkt hingewiesen, dessen Lösung letztlich die konzeptionelle Grundlage für die Realisierung des Projekts Kunstzentrum Mönchsberg bildete. Die räumliche Verbindung beider Museen sei nach der Ansicht der Architekten „überhaupt kein Problem und war schon (von Hollein, Anm. d. Verf.) mit dem ursprünglich geplanten Casino vorgesehen.

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Die entscheidende Frage, die nicht die Architekten, sondern nur der Bauherr entscheiden kann, ist aber, ob es sich in Zukunft um zwei Museen oder um ein Museum handeln soll. Für den Fall, dass man nur ein Museum möchte, müsste das gesamte Raumkonzept beider Museen neu überdacht und aufeinander abgestimmt werden. Das bedeutet in jedem Fall eine längere Verzögerung gegenüber dem geplanten Baubeginn. Sollte man aber zwei unabhängige Museen planen, so könnte der Baubeginn für das Museum am Berg planmäßig erfolgen. Obwohl der gleichzeitige Bau beider Museen wesentliche Einsparungen brächte . . . und der Betrieb zweier unabhängiger Museen naturgemäß teurer ist, glaube ich, dass die Vorteile des raschen Baubeginns und der späteren inhaltlichen Unabhängigkeit der beiden Museen überwiegen.“321 Die Entscheidung in dieser Frage war zu diesem Zeitpunkt in Salzburg bereits gefallen. Das Museum am Berg sollte als spezielles Museum der Moderne vom Rupertinum geführt werden und auch spezifische Ausstellungsprogramme verfolgen, während das Museum im Berg als Kunsthalle für große repräsentative Ausstellungen der künftigen Kooperationspartner – Kunsthistorisches Museum Wien, Guggenheim Foundation, Eremitage St. Petersburg – dienen sollte. Jenseits der konzeptionellen Ausrichtung des zu errichtenden Kunstzentrums Mönchsberg warf die konkrete Realisierung des Kunstzentrums Mönchsberg eine Reihe technischer Fragen auf, die einer dringenden Antwort bedurften. Zu diesem Zweck beschloss der Gemeinderat, entsprechend den Ergebnissen des Stadt-Land-Gesprächs vom 17. Juli, die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft aus Bund, Land und Stadt unter Federführung der Stadt, um die noch offenen Fragen wie architektonische Gestaltung der reduzierten Kubatur, Betreiberkonzept, Errichtungs- und Betriebskosten sowie die weitere Vorgangsweise bei der geplanten Errichtung eines Museums im Berg zu klären. Im Gegenzug versprach Landeshauptmann Schausberger eine Weiterverfolgung des Projekts eines Museums im Berg und damit eines Kunstzentrums Mönchsberg.322 Die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft unter der Federführung der Stadt war ein geschickter Schachzug Schausbergers, konnte er doch damit den seiner Ansicht nach kaum zu spielenden Ball der baldigen Realisierung des HolleinProjekts und damit des Kunstzentrums Mönchsberg an die Stadt ebenso zurückspielen wie die nach wie vor ungelöste Finanzierung des Gesamtprojekts.323 Im „Salzburger Fenster“ erklärte Schausberger unter Bezugnahme auf den Beschluss des Salzburger Gemeinderates, es liege „nun an Stadt, Land und Bund, möglichst rasch alle offenen Fragen und notwendigen Details für ein solches Kunstzentrum zu klären. Bis Ende des Jahres erwarte ich mir Ergebnisse dazu. Unabhängig davon soll mit dem Bau des Museums am Berg so rasch wie möglich begonnen werden.“324 Die politischen Wogen waren mit der Entscheidung des Salzburger Gemeinderates jedoch nur zum Teil geglättet. So erklärten Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer (fpö) und der Klubobmann der Bürgerliste, Helmut Hüttinger, unisono, der Gemeinderat habe mit dem Beschluss, dem Land bei den noch notwendigen Bewilligungen für das Museum am Berg keine Steine mehr in den Weg zu legen, seinen einzigen Trumpf, doch noch das Museum im Berg zu realisieren, aus der Hand gegeben. Trotz aller Beteuerungen des Landes, das Projekt Kunstzentrum Mönchsberg weiterzuverfolgen, sei damit, so Hüttinger, dieses

321 SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum 2001 bis SZ 26. Zahl 1537/108. 322 SVZ 31. 7. 2001; Wiener Zeitung 6. 8. 2001. 323 So hatte in der Sitzung des Stadtratskollegiums am 18. September 2000 Bürgermeister Heinz Schaden erklärt, „dass seitens des Bundes derzeit wenig Bereitschaft zu einer finanziellen Beteiligung besteht.“ (Protokoll über die 23. Sitzung des Stadtratskollegiums am 18. 9. 2000.) Am 29. September 2000 hatte Heinrich Spängler in einem Schreiben dem Salzburger Bürgermeister ein Finanzierungskonzept mit und ohne rückzahlungsfreiem Vorlauf unterbreitet, nach dem bei einer 15-jährigen Laufzeit mit 5-jähriger tilgungsfreier Zeit, in der nur die Zinsen zu bezahlen waren, auf Basis der gegenwärtigen Zinsbasis in den ersten fünf Jahren jährlich 61 Millionen Schilling, in der Folge 136,5 Millionen Schilling zu bezahlen waren. Bei einer 20-jährigen Laufzeit mit ebenfalls 5-jähriger tilgungsfreier Zeit jährlich 62 Millionen Schilling und in der Folge 104,3 Millionen Schilling. Am 29. November 2000 merkte der Leiter der Finanzabteilung des Amtes der Salzburger Landesregierung, Johann Schernthanner, zu verschiedenen, ausschließlich auf Landesinitiativen basierenden, Finanzierungskonzepten des Museums im Berg an, dass unter Bedachtnahme der MaastrichtKriterien sowie der für 2003 zu erwartenden Steuerreform, „die wiederum mit erheblichen Mindereinnahmen für Bund, Länder und Gemeinden verbunden ist, . . . davon ausgegangen werden muss, dass die Finanzierung jeder nennenswerten neuen Ausgabe nur durch Einsparungen bei bestehenden Aufgaben erfolgen kann. Angesichts der Einschnitte, die von 2000 auf 2001 erforderlich waren und auch noch von 2001 auf 2002 erforderlich sein werden, erscheinen weitere Einsparungen in einer entscheidenden Größenordnung realistischerweise nicht mehr denkbar.“ Unter Berücksichtigung der Machbarkeitsstudien 1990 und 2000 sowie der Einrechnung von Unwägbarkeiten betrage der Investitionsbedarf 1,864 Milliarden Schilling. „Wird dieses Erfordernis im Wege eines Darlehens mit einer 20-jährigen Laufzeit und einer 6-prozentigen Verzinsung finanziert, beläuft sich der Zinsenaufwand auf etwa 1,21 Milliarden Schilling. Daraus ergibt sich eine Gesamtbelastung von 3,075 Milliarden Schilling.“ Die Übernahme einer Haftung des Landes sei nur anteilig mit Bund und Stadt und unter der Voraussetzung einer exakten Berechnung des Investitionsbedarfs zu diskutieren. Allerdings sei mit Blick auf die Finanzlage des Landes „die Übernahme eines Drittels des jährlichen Schuldendienstaufwandes von 153 Millionen Schilling zuzüglich der betrieblichen Folgekosten . . . mittelfristig nicht möglich.“ (SLA Präs. Akt 1537. Guggenheim-Museum 2001 bis SZ 26. Zahl 1537/111.) 324 Salzburger Fenster 15. 8. 2001.

am 30. Juli letztlich begraben worden.325 Die Grünen bemerkten in einer Aussendung, die Stadt habe „klein beigegeben. Die Genehmigungen für den Bau des MaM sind erteilt worden, obwohl dieses ‚Schausberger-Projekt‘ auf breite Ablehnung stößt und viele Experten zu einer Verschmelzung des MaM mit dem Hollein-Projekt für ein Museum im Mönchsberg raten. Schausberger gibt sich jetzt gütig und hat versprochen, eine Arbeitsgruppe einzurichten und die Verbindung beider Projekte zu prüfen.“326 Der für die Erteilung der Baugenehmigung zuständige freiheitliche Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer blieb, wie seine Fraktion, ein erklärter Gegner des Museums am Berg und legte aufgrund der einschlägigen Bestimmungen des Salzburger Stadtrechts gegen den von Bürgermeister Schaden am 22. August mündlich erteilten Bescheid Berufung und den Antrag auf Parteistellung ein, weshalb Bürgermeister Schaden, gestützt auf ein Rechtsgutachten des Salzburger Rechtsanwaltes und Professors an der Universität Salzburg, Josef Aichlreiter, und unter Berufung auf den Beschluss des Gemeinderates vom 30. Juli sowohl den Antrag auf Zuerkennung der Feststellung der Parteistellung wie auch die Berufung vom Dezember 2001 zurückzog, um eine weitere Verzögerung der Inangriffnahme der Bautätigkeit mit erheblichen finanziellen Folgen zu verhindern.327 Wenngleich Siegfried Mitterdorfer publikumswirksam von „politischer Willkür“ und einem Treten des „Rechtsstaates mit Füßen“ sprach328, waren die Reaktionen der (interessierten) Öffentlichkeit durchaus unterschiedlich. Neben zahlreichen Leserbriefen vor allem in den „Salzburger Nachrichten“, die sich vehement für eine gleichzeitige Realisierung des reduzierten Hollein-Projekts aussprachen329, sowie einer Bürgerinitiative zur Erhaltung des Café Winkler erhob Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener Anfang Oktober Einspruch gegen die Weiterverfolgung des Projekts Kunstzentrum Mönchsberg, vor allem des Hollein-Projekts, mit dem Argument, das Museum im Berg würde die Rodung eines fußballfeldgroßen Buchenwaldes auf dem Mönchsberg erforderlich machen.330 Er erntete wütende Reaktionen des Proponentenkomitees für die Errichtung des Museums im Berg. In einer Stellungnahme wiesen der Unternehmer Rainer Heubach und der Bankier Heinrich Spängler darauf hin, dass im „Sunk“ auf dem Mönchsberg, den das Hollein-Projekt benötige, um die Galerien im Museum mit Tageslicht zu versorgen, Buschwerk wachse, von einem Baumbestand somit keine Rede sein könne. Die insgesamt 0,6 Hektar große Fläche, die sich in der Senke befinde, würde für eine transparente Überdachung benötigt und keineswegs störend in Erscheinung treten sowie nur aus der Vogelperspektive wahrnehmbar sein. Diese 0,6 Hektar müssten zudem im Vergleich zu 30 Hektar Waldfläche und 28 Hektar Auen, die das Naherholungsgebiet Mönchsberg insgesamt aufweist, gesehen werden. „Hier entsteht ein neues Symbol für das Weltkulturerbe, das gleichwertig neben den großartigen Baudenkmälern unserer Vorväter wie der Festung, der Altstadt, den Festspielen oder der Großglocknerstraße bestehen kann. . . . Wie die architektonische Schönheit der Stadt belegt, wussten die Salzburger schon immer, dass die Anziehungskraft nur fortwirkt, wenn jede Generation ihren, der Einmaligkeit des Gesamtbildes angemessenen, Beitrag liefert, so wie zuletzt Landeshauptmann Klaus und Herbert von Karajan mit dem Großen Festspielhaus. In diesem Sinne ist das Hollein-Museum der fällige Beitrag der heutigen Generation.“331 Man möge sich nicht von Wieners „weiner-

Die geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen und neue politische Grabenkämpfe

325 Der Standard 2. 8. 2001. 326 „Die Grüne“ Nr. 4/2001. 327 Die Bauverhandlung am 22. August entbehrte nicht einer gewissen politischen und juristischen Delikatesse. Bei der Bauverhandlung beabsichtigten die Vertreter des Landes nicht die Erstellung eines Bescheides, der einer weiteren Verzögerung breiten Raum gegeben hätte, sondern beantragten eine Vertagung, da die Haltung der Stadt wegen der einander widersprechenden Beschlüsse des Gemeinderates vom 30. Juli und der ablehnenden Haltung Mitterdorfers widersprüchlich war. Diesem Antrag wurde vom Verhandlungsleiter stattgegeben, weshalb sich die Teilnehmer auflösten, um allerdings wenige Stunden später wiederum zusammenzutreten und das Verfahren mit einer rechtskräftigen Baubewilligung für das Museum am Berg abzuschließen. Dies war nur deshalb möglich, weil man Vizebürgermeister Mitterdorfer die Fortsetzung der Bauverhandlung nicht mitgeteilt hatte. Da der bei der Wiederaufnahme der Bauverhandlung abwesende fpöVizebürgermeister offiziell als auf Urlaub befindlich galt, holten sich die Projektwerber die Zustimmung der Stadt vom zu diesem Zeitpunkt amtsführenden Bürgermeister Vizebürgermeister Karl Gollegger (övp). Dieser antwortete in Vertretung des auf Urlaub weilenden Bürgermeisters Schaden, dass er zu den Beschlüssen des Gemeinderates vom 30. Juli stehe, d. h. die Stadt keine Einwände gegen eine Baubewilligung erhebe. Am 27. August schrieb Gollegger an Schausberger, er habe „bei der Bauverhandlung am 22. August alles getan, damit die Zusagen der Stadt Salzburg – auch festgelegt in einem Gemeinderatsbeschluss vom 30. Juli dieses Jahres – eingehalten werden. Politisch gesehen habe ich mir damit sicherlich geschadet. Einerseits bei einem Teil der Bevölkerung, der gegen das Projekt und für eine bessere touristische Nutzung des Platzes auf dem Mönchsberg ist, andererseits habe ich damit endgültig Kollegen Mitterdorfer und die fpö in die Arme der Stadt-spö getrieben. Ich weiß nicht, ob Bürgermeister Dr. Schaden – wäre er nicht auf Urlaub gewesen – diese Handlung gesetzt hätte.“ (SLA Präs. Akt 1537. GuggenheimMuseum 2001 ab SZ 27. Ohne Zahl.) 328 apa 22. 8. 2000. 329 Hollein hatte sein Projekt überarbeitet und die ursprüngliche Ausstellungsfläche von 15.000 auf 9.000 m2 mit einem freien Amphitheater mit Blick auf die Stadt reduziert, wodurch sich die Gesamtkosten auf rund 54 Millionen Euro, die zu je einem Drittel von Land, Stadt und Bund aufgebracht werden sollten, reduzierten. Das Museum sollte bei einer Eigendeckung von 50 Prozent, d. h. mindestens 300.000 Besuchern jährlich, mit einem öffentlichen Zuschuss von jährlich 3,5 Millionen Euro auskommen. (Süddeutsche Zeitung 24. 4. 2002.) Zudem fasste der Salzburger Gemeinderat am

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lichen Klagen“ irritieren lassen, sondern ein koordiniertes Vorgehen auf dem Mönchsberg im Auge behalten, um neben dem Museum am Berg ein Museum im Berg und damit die Schaffung eines „Kunstzentrums Mönchsberg“ zu ermöglichen. Die heftige kulturpolitische Debatte war weitgehend ein Elitendiskurs, der bei einem Großteil der Salzburger Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt auf nur geringe Resonanz stieß. Lediglich 14 Prozent der Bewohner der Landeshauptstadt und nur 10 Prozent des Bundeslandes bezeichneten in einer Umfrage des Grazer Meinungsforschungsinstituts gmk das Projekt eines Museums am Berg als „sehr wichtig“, ein Drittel der Einwohner der Stadt und 34 Prozent der Einwohner des Landes als „teilweise wichtig“. Jeweils 24 Prozent bezeichneten es als „unwichtig“ und 22 bzw. 17 Prozent sprachen sich dagegen aus.332 Am 18. September berichteten Klaus Albrecht Schröder und Hans Hollein in einem Stadt-Land-Gespräch, dass nach den nunmehr modifizierten Plänen Holleins sowie der Münchner Architekten Hoff, Zwink und Friedrich Konsens darüber bestehe, „dass nach dem Museum am Berg jederzeit ein Museum im Berg in Etappen weitergebaut werden kann“.333 Noch nicht beantwortet waren die Fragen der Errichtungs- und Betriebskosten eines von 15.000 auf 9.000 m2 reduzierten Museums im Berg sowie eines detaillierten Betreiberkonzepts und der Klärung der Trägerschaft. Einen Monat später berichtete LandeshauptmannStellvertreter Wolfgang Eisl in der Regierungssitzung, dass die Errichterkosten des reduzierten Hollein-Projekts rund 750 Millionen Schilling betragen werden, während Landesrat Othmar Raus anmerkte, dass noch immer kein Betreiberkonzept für das Museum im Berg vorliege und auch keine Sitzung der im StadtLand-Gespräch am 18. September vereinbarten Arbeitsgruppe stattgefunden habe. Ein besonderes Problem bildete der nach wie vor anhaltende Widerstand der Bürgerliste/Grünen, der die Realisierung der von övp und spö vereinbarten Etappenlösung zu gefährden schien. Bürgerliste-Stadtrat Johann Padutsch unterschrieb nach wie vor nicht den vom Magistrat bereits fertiggestellten Bescheid der naturschutzrechtlichen Bewilligung für die provisorische Umfahrung der Monikapforte durch eine auf zwei Jahre anberaumte Brückenlösung. Wurde das für den Bau notwendige Brückenprovisorium naturschutzbehördlich nicht bewilligt, so ergaben sich erhebliche Probleme, da der Zu- und Abtransport zur Baustelle auf dem Mönchsberg nur mit erheblichen Mehrkosten durch die sog. Monikapforte erfolgen konnte. Zudem war der Zu- und Abtransport durch die Monikapforte während der gesamten Bauzeit fraglich, wodurch eine Bauzeitverlängerung mit erheblichen Mehrkosten eintreten musste. Wurde nicht mit 1. Jänner 2002 mit der Bauabnahme begonnen, drohte aufgrund einer mit 1. März 2002 in Kraft tretenden neuen steuerrechtlichen Vorschrift über den Vorsteuerabzug ein steuerlicher Nachteil in der Höhe zwischen 30 und 40 Millionen Schilling. Diese zeitlichen Verzögerungen ließen eine Inbetriebnahme des Museums am Berg im Jahr 2004 als unwahrscheinlich erscheinen, wodurch nicht nur die 90 Millionen Schilling des Bildungsministeriums, sondern auch die 30 Millionen Schilling des Wirtschaftsministeriums und der ausschließlich für das Museum der Moderne am Berg gewidmete Sponsorenbeitrag in der Höhe von 40 Millionen Schilling der Casinos Austria, d. h. in der Summe 160 Millionen Schilling, als verloren gelten mussten.

30. September 2001 einen Beschluss, in dem die Stadtgemeinde dem Land vorschlug, mit dem tatsächlichen Baubeginn des Museums am Berg so lange zuzuwarten, bis eine Klärung darüber herbeigeführt wurde, in welcher Weise am sinnvollsten eine Verschränkung der beiden Museen und damit eine Realisierung des Kunstzentrums Mönchsberg erreicht werden kann. 330 Presseinformation der Landes-Umweltanwaltschaft Salzburg vom 8. 10. 2001. 331 Zit. bei Kronen Zeitung 27. 10. 2001. 332 Salzburger Wirtschaft 28. 6. 2001. 333 Protokoll über das Stadt-Land-Gespräch „Museum am Berg/Museum im Berg/ Kunstzentrum Mönchsberg“ am 18. September 2001. S. 1.

Die geänderten museumspolitischen Rahmenbedingungen und neue politische Grabenkämpfe

334 Ergebnisprotokoll einer Besprechung betreffend offene Fragen von Land und Stadt Salzburg am 30. 10. 2001. S. 1f. 335 apa 27. 12. 2001. 336 Johann Padutsch: Medieninformation 28. 12. 2001. Die Klubobfrau der Salzburger Stadt-fpö, Doris Tatzl, erklärte am 24. Oktober 2003 den Museumsbau auf dem Mönchsberg als hässlich und zudem nicht mehrheitsfähig. Zum Beweis ihrer ablehnenden Haltung berief sie sich dabei auf das Ergebnis einer von der fpö in Auftrag gegebenen IGF-Umfrage, nach der 48 Prozent der Salzburger der Aussage zustimmten, dass das Museum auf dem Berg besser nicht gebaut würde. (Medieninformation der Stadt-fpö 24. 10. 2003.) 337 Kronen Zeitung 7. 1. 2002.

Landeshauptmann Schausberger drängte daher auf ein neuerliches StadtLand-Gespräch der Spitzen von övp und spö, um eine konsensuale Lösung der Blockade Padutschs zu vereinbaren sowie die nächsten Schritte für die Realisierung des Bauabschnitts II, die Errichtung des Museums im Berg, zu beschließen. Bei dem Gespräch am 30. Oktober sagte Bürgermeister Schaden zu ,„dafür Sorge zu tragen, dass der fertige Bescheid für die provisorische Umfahrung der Monikapforte möglichst rasch herausgegeben wird, sodass noch im November mit der Errichtung der provisorischen Umfahrung begonnen werden kann . . .“ Der Salzburger Bürgermeister zwang Stadtrat Johann Padutsch Anfang November per Weisung, einen positiven Naturschutzbescheid für die Baustellenzufahrt auszustellen und damit die letzte Trumpfkarte in seinem Widerstand gegen das Land aus der Hand zu geben. Bezüglich des Museums im Berg wurde eine fundierte Kostenangabe für die Errichtung, den Betrieb des Hollein-Projekts und die Federführung bei der Ausarbeitung eines Betreiberkonzepts zugesagt. Nach deren Vorliegen sollten „Stadt und Land Salzburg gemeinsam die Verhandlungen mit dem Bund betreffend eine Mitfinanzierung seitens des Bundes aufnehmen“. Angesichts der Finanzlage der öffentlichen Haushalte ging man davon aus, dass eine Finanzierung des Projekts erst ab 2006 möglich wäre.334 Gegen den nach wie vor gegebenen Widerstand der Bürgerliste bzw. der Grünen, die sich auf eine Erklärung Wilfried Seipels stützten, der eine Verschiebung des Baubeginns und die gleichzeitige Inangriffnahme beider Bauetappen empfahl335, sowie der fpö erklärte Landesrat Raus im Dezember 2001, der Baubeginn für das Museum am Berg sei ohne Wenn und Aber auf Mitte Jänner 2002 festgelegt worden. Dies veranlasste Johann Padutsch zu einer Presseaussendung, in der er die Aussage des Salzburger Kulturlandesrates als „kleinkariert und wirtschaftlich absurd und verantwortungslos“ bezeichnete.336 Schausberger erwiderte zu Jahresbeginn 2002 auf die vor allem von der Stadt formulierte Kritik an der Inangriffnahme der Abbrucharbeiten, es sei zwischen Stadt und Land vereinbart worden, dass bis November 2001 die entsprechenden Konzepte für ein Museum im Berg vorliegen sollten. Die Arbeitsgruppen für Finanzierung, Betriebskosten und Betreiberkonzept seien in der Verantwortung der Stadt, die für Vergaberechtsfragen in jener des Landes. „Tatsache ist, dass bis heute keine Ergebnisse vorhanden sind und auch zum neuen Termin am 11. Jänner nicht vorliegen werden. Wir haben immer wieder zugewartet, und wir fühlen uns schön langsam gepflanzt. Wir beginnen nach fast einem Jahr Verzögerung noch im Jänner mit den Abbrucharbeiten des Café Winkler, damit wird ja nichts präjudiziert. Und das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg wurde nicht aus Jux und Tollerei so umgeplant, dass jederzeit ein Anschließen des Museums im Berg möglich ist. Ich sehe überhaupt keinen Grund, noch weiter zuzuwarten.“ Das Land stehe weiterhin zu seiner Vereinbarung mit der Stadt: „Wenn die Konzepte für das Museum im Mönchsberg vorliegen, pilgern Land und Stadt gemeinsam zum Bund.“337 Die Arbeiten für das Museum der Moderne am Berg auf der ungemein schwie­rigen Baustelle des Mönchsbergs begannen am 14. Jänner 2002, am 25. März folgte hinter einem von Künstlern gestalteten Bauzaun die Demontage der Glasfassade des Café Winkler.

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Ein Festspielhaus der bildenden Kunst

5. „Obwohl es noch der Überwindung einiger Hürden bis dahin bedarf.“ Die nicht gelösten Fragen des Betreibers und der Finanzierung

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Am 4. Februar lagen das von Hans Hollein und Wilfried Seipel erarbeitete Betreiberkonzept sowie eine abgeänderte architektonische Studie für ein Museum im Berg vor. Die Studie sollte angesichts der deutlichen Divergenz mit den bisherigen Zahlen bis 1. Mai durch eine Wirtschaftsprüfungskanzlei und ein Ziviltechnikerbüro einer externen Evaluierung unterzogen werden und anschließend als Grundlage für Verhandlungen mit dem Bund dienen. Nachdem eine Expertengruppe von Stadt und Land im Juli 2001 für das Museum im Berg Errichtungskosten von 1,3 Milliarden Schilling und jährliche Betriebskosten von 170 Millionen Schilling errechnet hatte, sollte nunmehr durch räumliche Einsparungen vor allem in der unteren Ebene sowie im Bereich der Depots eine Gesamtfläche von 8.500 m2, davon 4.460 m2 Ausstellungsfläche, erreicht werden. Dies hatte eine Kostenreduktion auf rund 47 Millionen Euro (700 Millionen Schilling), d. h. 60 Prozent der ursprünglichen Errichterkosten, und jener der Betriebskosten auf 4,5 Millionen Schilling zur Folge. Das von Seipel erarbeitete Betreiberkonzept beinhaltete nunmehr eine breite Nutzungsmöglichkeit, d. h. nicht nur als Ausstellungs- und Museumsraum, sondern auch als Ereignis- und Eventzentrum, um möglichst viele Besucher anzusprechen. Seipel ging von jährlich 300.000 Besuchern aus, was einen Eigenfinanzierungsgrad von 53 Prozent ergab. Dies bedeutete, dass für den Betrieb und die Erhaltung des Museums jährlich 3,5 Millionen Euro als Zuschuss notwendig waren. Bei einer Besucherzahl von 500.000 erhöhte sich die Eigenfinanzierungsquote auf 74 Prozent und reduzierte sich der jährliche Zuschussbedarf auf 1,8 Millionen Euro.338 Bis 1. Mai 2002 wollte sich die Landesregierung aufgrund der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie über das umgearbeitete Hollein-Projekt eine Meinung über dessen mögliche gleichzeitige Realisierung bilden, wobei Landeshauptmann Schausberger in Richtung der sich neuerlich formierenden Befürworter erklärte, er könne sich sehr wohl unter bestimmten Bedingungen eine Beteiligung des Landes an dessen Finanzierung vorstellen. Am 29. März 2002 präzisierte Schausberger vor dem Hintergrund der am 4. Februar 2002 vorliegenden Kostenberechnung Holleins für sein reduziertes Projekt in der Höhe von 47 Millionen Euro in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ die Bereitschaft des Landes zur Mitfinanzierung in der Höhe von 14,5 Millionen Euro, die ab 2004 in fünf unterschiedlichen Jahresraten zur Verfügung gestellt werden könnten.339 Das Land musste bei seiner Mitfinanzierungszusage den Umstand berücksichtigen, dass die gleichzeitig erfolgende Adaptierung der Neuen Residenz für das Museum Carolino Augusteum durch das Architekturbüro Kaschl/Mühlfellner sowie die Sanierung oder der Neubau des seit 1998 wegen Schadstoffbelastung geschlossenen Mozarteums in der Dreifaltigkeitsgasse erhebliche Finanzmittel in Anspruch nahmen. Die Adaptierung der Neuen Residenz kostete 20,64 Millionen Euro, die jeweils zur Hälfte von Land und Stadt getragen wurden. Nach intensiven Verhandlungen mit der Bundesimmobiliengesellschaft und Kulturministerin Elisabeth Gehrer war es Schausberger gelungen, eine namhafte Mitfinanzierung des Bundes an dem 30-Millionen-Euro-Projekt für ein neues Mozarteum zu erreichen, sodass mit der Ausschreibung des Bauvorhabens begonnen werden konnte,

338 Wilfried Seipel: Konzeptionelle und betriebstechnische Überlegungen und Vorschläge für ein Betreiberkonzept des „Kulturzentrums Salzburg-Mönchsberg“. Wien Jänner 2002. MIM Museum im Mönchsberg. Präsentation am 4. 2. 2002. Zusammenfassung der Ergebnisse von Hannes Pflaum. Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 24/II 4. 2. 2002. 339 SN 29. 3. 2002.

Die nicht gelösten Fragen des Betreibers und der Finanzierung

340 SN 30. 3. 2002. 341 Nr. 577 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages 20. 5. 2002 (4. Session der 12. Gesetzgebungsperiode). 342 Aktenvermerk zur Besprechung am 18. Oktober 2001. SLA Präs. Akt 1537. GuggenheimMuseum 2001 ab SZ 27. Zahl 1537/39.

um der nunmehr dislozierten Kunstuniversität spätestens im Mozart-Jahr 2006 ein modernes Gebäude übergeben zu können. Hinzu trat die ebenfalls in Angriff genommene Planung für das Projekt „Uni-Park“ im Nonntal. Zu Recht konnte man darauf verweisen, dass seit 1945 noch nie so hohe Beträge in Kultur- und Wissenschaftsbauten investiert wurden. Die Finanzierungszusage von Landeshauptmann Schausberger wurde jedoch von Bürgermeister Schaden umgehend als ungenügend zurückgewiesen. Die Stadt habe für das Museum im Berg 18,2 Millionen Euro aus dem Sparkassenverkauf reserviert. Land und Bund müssten ihren Beitrag in derselben Höhe leisten. Diese Drittelfinanzierung gelte auch für die Betriebs- und Erhaltungskosten.340 Unterstützung erhielt er bei dieser Forderung durch die Grünen, die im Landtag den Antrag stellten, die Landesregierung aufzufordern, „bei ihrer nächsten Sitzung einen Grundsatzbeschluss zur Errichtung des ‚Hollein-Museums‘ herbeizuführen und die grundsätzliche Bereitschaft zu bekunden, bis zu einem Drittel der Errichtungskosten zu übernehmen sowie sich zu verpflichten, einen adäquaten Teil des Betriebsabgangs zu übernehmen“.341 Die Finanzierungszusage des Landes für das Museum im Berg erfolgte trotz der fehlenden Einigung mit der Stadt in der Frage der Finanzierung des Museums im Berg. Am 18. Oktober 2001 kam es in der zur Klärung dieser Frage eingesetzten Arbeitsgruppe unter der Leitung von Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Eisl zu deutlichen Differenzen zwischen diesem und Bürgermeister Schaden. Das Land vertrat die Auffassung, dass beim Museum im Berg die Stadt die Federführung für die Errichtung, Betriebsführung und Kostentragung übernehmen sollte, da sich die Liegenschaft im ausschließlichen Besitz befand, während das Land für das Museum am Berg verantwortlich zeichnen sollte. Eine getrennte Errichtung, Betriebsführung und Kostentragung habe zudem den Vorteil der effizienteren Abwicklung, da es nur jeweils einen Ansprechpartner gebe. Bürgermeister Schaden hingegen sprach sich für eine gemeinsame Errichtung des Museums im Berg aus, weigerte sich jedoch im Gegenzug, eine gleiche Beteiligung der Stadt beim Museum am Berg zu übernehmen. Da eine Einigung nicht zu erzielen war, übernahm die Stadt Salzburg die alleinige Federführung bei der Errichtung und dem Betrieb des Museums im Berg. Das Land erklärte sich jedoch bereit, einen Errichtungsbeitrag in derselben Höhe wie der Bund zu leisten. Es lag daher nach Ansicht des Landes nunmehr bei der Stadt, sowohl ein Errichtungs- wie auch ein Betreiberkonzept zu erarbeiten und die Verhandlungen mit dem Bund über dessen als notwendig erachtete Mitfinanzierung aufzunehmen. Erst nach Fertigstellung beider Museen sollten diese, wie alle anderen städtischen und landeseigenen Museen, gemeinsam betrieben werden.342 Schausbergers Verdacht, dass die neuerliche Initiative für das Hollein-Projekt letztlich dazu diene, das durch die Mitfinanzierungszusage des Bundes bereits gesicherte Museum am Berg zugunsten eines finanziell völlig ungesicherten Museums im Berg zu verhindern und ihm damit auch einen politischen Erfolg zu verwehren, schien Anfang April 2002 neue Nahrung zu erhalten, als für die Grünen deren Landesobmann Cyriak Schwaighofer forderte, das Museum der Moderne am Berg nicht zu bauen und sich ausschließlich auf die Realisierung des Hollein-Projekts zu konzentrieren. Alles, was im geplanten Museum der Moderne gezeigt werden soll, könne auch im Museum im Berg gezeigt werden. Die bisher bereitgestellten Mittel für das Museum der Moderne in der Höhe von 22

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Millionen Euro sollten in das Hollein-Projekt fließen. Der Bau zweier Museen sei zu teuer, und darüber hinaus würden deren Betriebskosten das Landesbudget und damit auch die Landesbürger über Gebühr belasten.343 Am 10. und 11. April diskutierte der Salzburger Landtag über Antrag der Grünen über das HolleinProjekt, wobei diese, wenn auch vergeblich, auf eine klare Willenserklärung des Landes zugunsten des Museums im Berg drängten. Der verhinderte Landeshauptmann teilte die Position des Landes am 9. April in einem Schreiben an Landtagspräsident Georg Griessner mit. Darin erklärte er, er beabsichtige nach Vorliegen der Ergebnisse der Evaluierung der von Hollein/Seipel am 4. Februar unterbreiteten Kostenschätzung der Landesregierung folgenden Erledigungsvorschlag zu unterbreiten:

Ein Festspielhaus der bildenden Kunst

„1. Die Salzburger Landesregierung bekennt sich zu einem Kunstzentrum Mönchsberg, bestehend aus dem Museum der Moderne auf dem Mönchsberg und dem Museum im Mönchsberg. 2. Errichtung und Betrieb des Museums im Mönchsberg liegt bei der Landeshauptstadt Salzburg. 3. Die Salzburger Landesregierung erklärt sich bereit, zur Errichtung des Kunstzentrums Mönchsberg ein Drittel der Errichtungskosten, das sind maximal weitere 14,5 Millionen Euro, beizutragen. Dieser Betrag kann ab 2004 in fünf unterschiedlichen Jahresbeiträgen zur Verfügung gestellt werden. 4. Die Landesregierung ist bereit, gemeinsam mit der Stadt Salzburg auf der Basis der Punkte 1–3 mit dem Bund über eine Mitfinanzierung bei der Errichtung des Museums im Berg unverzüglich Gespräche aufzunehmen. 5. Nach der Fertigstellung beider Projekte ist eine gemeinsame Dachkonstruktion für die Führung der Salzburger Museen anzustreben.“344

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övp und spö lehnten die von den Grünen gewünschte Fixierung auf das HolleinProjekt ab, gaben jedoch – wenn auch unverbindliche – positive Stellungnahmen ab und die fpö enthielt sich der Stimme mit dem Argument, dass sie nicht über die notwendigen Unterlagen für eine Entscheidung verfüge. Als geladener Experte erklärte der Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums Wien, Wilfried Seipel, der im Auftrag der Stadt Salzburg ein Betreiberkonzept für das Hollein-Projekt erarbeitet hatte, sein Konzept wolle das Museum im Berg keineswegs in eine reine „Kathedrale der Kunst“ verwandeln, sondern dieses breiten Bevölkerungskreisen auch als Veranstaltungsraum öffnen.345 Am 20. April luden die „Salzburger Nachrichten“, heftige Befürworter des Hollein-Projekts, zu einer Diskussion über ein „Kunstzentrum Mönchsberg“, an der die möglichen drei Betreiber – Eremitage St. Petersburg (Direktor Mikhail Pietrovsky), Thomas Krens (Guggenheim Foundation New York), Kunsthistorisches Museum Wien (Generaldirektor Wilfried Seipel) – teilnahmen. Die drei geladenen Direktoren empfahlen „entscheiden und bauen“ und stießen damit auf Zustimmung nicht nur eines Großteils des Publikums, sondern auch der anwesenden Politiker. So erklärte Bürgermeister Heinz Schaden unter Zustimmung von Vizebürgermeister Karl Gollegger, die Stadt stehe zu ihrer Finanzierungszusage. Das Museum im Berg sei jedoch kein lokales Projekt, sondern ein nationales und internationales, weshalb es eines den Festspielen analogen Finanzierungsschlüssels bedürfe, und Stadtrat Johann Padutsch äußerte mit Hinweis auf

343 SN 5. 4. 2002. 344 SLA Präs. Akt 1537. Museum im Mönchsberg 2002. SZ 1–44. 345 Salzburger Landeskorrespondenz 11. 4. 2002.

346 SN 22. 4. 2002. 347 Eva Menasse: Der Bergtrichter ruft. In: FAZ 26. 4. 2002. 348 SLA Präs. Akt 1537. Museum im Mönchsberg 2002. SZ 1–44. 349 apa 16. 10. 2002.

Zu diesem Zeitpunkt entwickelte Husslein angesichts der Absage der Sammlung Batliner ein neues Konzept für das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg. Das Museum sollte nicht mehr der klassischen Moderne, sondern vorwiegend der zeitgenössischen Kunst gewidmet sein und 2004 mit künstlerischen Lichtinstallationen von Tracy Emin, Sue Webster, Zim Knoble, Dan Flavin u. a., einer dreiteiligen Schau unter dem Titel „Le grand spectacle“ sowie „Visionen einer Sammlung“ eröffnet werden, erklärte sie in einem Pressegespräch am 16. Oktober. Bis zum Jahr 2006 sollte die „Verbindung zwischen bildender Kunst, Theater und Musik in beiden Häusern des Rupertinums dargestellt werden.“349

Die nicht gelösten Fragen des Betreibers und der Finanzierung

die noch völlig ungeklärte, jedoch notwendige, Bundesbeteiligung den Wunsch, das Museum im Berg im Mozart-Jahr 2006 eröffnen zu können.346 Salzburg liege im „Hollein-Fieber“, berichtete Eva Menasse.347 In dem von Menasse diagnostizierten „Hollein-Fieber“ blieben allerdings einige wichtige Fragen wie jene nach dem Verhältnis der beiden Museen im und am Berg zueinander, ihre programmatische Ausrichtung und organisatorische Verklammerung ungeklärt. So bemerkte am 25. April die Direktorin des Rupertinums, Agnes Husslein, in einem Schreiben an Landeshauptmann Schausberger, sie habe als Direktorin auch des im Bau befindlichen Museums am Berg den Auftrag erhalten, „Salzburg zu einer Drehscheibe im internationalen und nationalen Geschehen im Bereich der klassischen Moderne und der aktuellen Kunst zu machen. Das Museum soll im Rahmen eines differenzierten Ausstellungsprogramms ein Spannungsfeld zwischen zugkräftigen Highlights der klassischen Moderne und der aktiven Vermittlung aktueller künstlerischer Positionen schaffen.“ Sie habe mit Ausstellungen zum tschechischen Kubismus, Mucha, Newton und Fernand Léger deutliche Zeichen in diese Richtung gesetzt. „Diesen Auftrag des Landes Salzburg unterläuft das Konzept von Wilfried Seipel. Das Museum im Mönchsberg nimmt die attraktiven, zugkräftigen Ausstellungen der klassischen Moderne für sich in Anspruch. Das Museum der Moderne verweist es in die salzburgisch-bayerische Regionalliga. Es soll sich den lokalen und regionalen Kunstphänomenen widmen. Das ist eine in hohem Maße fragwürdige Aufgabenteilung. Weder das Kunsthaus Bregenz noch das Museum Bozen oder das Linzer Museum moderner Kunst lassen sich auf solche Beschränkung ein. Diese würde die hohen Investitionen des Landes für das Museum der Moderne – an einem der schönsten Standorte der Stadt errichtet – obsolet machen. Die vielfältigen Aufgaben eines besucherorientierten Museums können und dürfen nicht – das gehört zum kulturellen Standardwissen – durch eine auf Events orientierte Kunsthalle der ‚großen Namen‘ ersetzt werden. Dieser Typus von Kunsthallen leitet keine kontinuierliche Kulturarbeit, sondern neigt dazu, nur ‚den Rahm abzuschöpfen‘.“ Man müsse daher eine klare Trennung der Konzepte und Aufgaben beider Museen vornehmen nach dem Muster: „Das Museum der Moderne ist für die Ausrichtung von Ausstellungen der klassischen Moderne, der internationalen und nationalen Kunst nach 1945 sowie aktueller Phänomene zuständig. Das Museum im Berg konzentriert sich dem gegenüber auf kunst- und kulturgeschichtliche Ausstellungen aller Epochen mit Ausnahme des späten 19.   und 20. Jahrhunderts.“348

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Ein Festspielhaus der bildenden Kunst

Auch Klaus Albrecht Schröder bemerkte am 28. März in einem Gutachten zum Seipel-Konzept vom 4. Februar 2002, dass die „Abstimmung zwischen dem Museum auf dem Mönchsberg und dem Museum im Mönchsberg“ nicht sichtbar sei. „Völlig unklar gehalten sind die Andeutungen zu einem internationalen Kooperationsvertrag zwischen Kunsthistorischem Museum, dem GuggenheimMuseum und der Eremitage. Die politische Vorgabe einerseits und die betriebstechnische Konzeption von Seipel andererseits gehen von einer getrennten Führung der beiden Mönchsberg-Museen aus. Diese Trennung beruht einmal darauf, dass das Museum auf dem Mönchsberg als Nachfolgemuseum des Rupertinums vom Land Salzburg allein getragen wird. Das Museum im Mönchsberg wird von einer eigenen Betreibergesellschaft betrieben und soll durch Land und Stadt Salzburg subventioniert werden. Dementsprechend soll auch die inhaltliche Verantwortung bei den beiden Institutionen in getrennten Händen liegen. Für das Veranstaltungszentrum Museum im Mönchsberg wird von Seipel daher ein Betreiberkonzept im Rahmen eines Dienstleistungsvertrages mit dem Kunsthistorischen Museum vorgeschlagen. Tatsächlich ist eine getrennte Betriebsführung bei einer so engen räumlichen Verschränkung der beiden Häuser unmöglich. . . . Mit dem Vorschlag Seipels wird ein Allerweltsanspruch auf Ausstellungen aller Arten erhoben, der die Probleme der Wiener Museumspolitik, eine eindeutige Zuordnung von Programmen und Aufgaben der einzelnen Museen, nach Salzburg exportiert.“350

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Aufgrund des massiven Drucks der Befürworter des Hollein-Projekts war Landeshauptmann Schausberger wiederum am Zug. Er erklärte Anfang Mai, das Museum im Berg, bei dem es sich um ein nationales Vorhaben handle, könne nur bei einer entsprechenden finanziellen Beteiligung des Bundes realisiert werden. Das Land habe die Erstellung entsprechender Unterlagen als Basis für Verhandlung mit dem Bund in Auftrag gegeben; und er habe sich am 23. April in einem Brief an Bundeskanzler Schüssel gewendet, um einen Gesprächstermin mit Vertretern der Salzburger Politik – Landesrat Othmar Raus, Bürgermeister Heinz Schaden, Vizebürgermeister Karl Gollegger und ihm – zu vereinbaren.351 Bei einem Stadt-Land-Gespräch am 25. Juni 2002 wurden die Ergebnisse der Kostenevaluierung für die Errichtung und den Betrieb des Museums im Berg diskutiert. Die Experten berechneten die Errichtungskosten mit einer Schwankungsbreite zwischen 56,8 und 68,8 Millionen Euro, den jährlichen Subventionsbedarf in den ersten beiden Jahren mit 8,2 Millionen Euro und in den Folgejahren mit 6,2 Millionen Euro.352 Im Gegensatz zum von Seipel erarbeiteten Betreiberkonzept wurde mit Blick auf die gewünschte Bundesbeteiligung das Museum im Berg nicht mehr als Veranstaltungs- und Eventraum, sondern als reiner Museumsraum konzipiert. Aufgrund dieser Kostenrechnung bekräftigte das Land seine Bereitschaft, einen Kostenbeitrag in der Höhe von nunmehr 18,16 Millionen zu leisten. Die Bereitschaft des Landes zu dieser Drittelfinanzierung wurde jedoch an die Bedingung geknüpft, dass das Projekt ausfinanziert, d. h. die Drittelfinanzierung des Bundes gesichert war und die Federführung für die Projektentwicklung und -ausführung von der Stadt wahrgenommen wurde. Auf der Basis dieser Prämissen wurde dahingehend Einigung erzielt, eine „Errichter-

350 SLA Präs. Akt 1537. Museum im Mönchsberg 2002. SZ 1–44. 351 Salzburger Landeskorrespondenz 2. 5. 2002. 352 Wenngleich die Prüfer des Landes und der Stadt die von Hollein angegebene Höhe der reinen Baukosten bestätigten, so rechneten sie, sehr zum Ärger Holleins, zu diesem Betrag noch die 20-prozentige Mehrwertsteuer, die allerdings für eine allfällige Errichtergesellschaft ein reiner Durchlaufposten war; sowie die Kosten für einen Zufahrtstunnel, den Hollein aufgrund der Möglichkeit der Umfahrung der Monikapforte gestrichen hatte, hinzu. Für das redimensionierte Projekt wurden Errichtungskosten in der Höhe von 49,8 Millionen Euro exkl. Umsatzsteuer errechnet. Die von Seipel angegebene jährliche Besucherzahl von 300.000 – Guggenheim Bilbao hatte jährlich eine Million, das Salzburger „Haus der Natur“ rund 290.000 Besucher – wurde angezweifelt und um 27 Prozent reduziert. Der jährliche Zuschuss der öffentlichen Hand wurde daher für die beiden ersten Jahre mit 8,2 Millionen und für die folgenden Jahre mit 6,2 Millionen Euro errechnet. In einer Stellungnahme zum Gutachten erklärte Wilfried Seipel am 1. 7. 2002, dass die von ihm „dargestellten Zahlen . . . nicht aus Schätzungen resultieren, sondern auf der tatsächlichen Ist-Kostenstruktur des Kunsthistorischen Museums einerseits sowie meiner 20-jährigen Erfahrung in der Leitung von Museen andererseits beruhen. Weiters ist in der Gegenüberstellung des nunmehr vorliegenden Betreiberkonzepts und der ursprünglichen GuggenheimStudie zu hinterfragen. Dies begründet sich darin, dass die Guggenheim-Studie auf den spezifischen Rahmenbedingungen eines amerikanischen Museums unter Berücksichtigung von Dauer- und Wechselausstellungen beruht, während mein Konzept von dem Betrieb eines Museums mit Wechselausstellungen ausgeht. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass die Zahlen der Guggenheim-Studie weder evaluiert noch hinterfragt wurden und sohin keinen tauglichen Vergleich zu dem Betreiberkonzept darstellen.“ (SLA Präs. Akt 1537. Museum im Mönchsberg 2002. SZ 45–70.)

Die nicht gelösten Fragen des Betreibers und der Finanzierung

353 Ergebnisprotokoll des Land-StadtGesprächs „Museum im Mönchsberg“ am 25. Juni 2002.S. 2. SLA Präs. Akt 1537/28, 0/9 – 1537. 354 orf Salzburg aktuell 27. 5. 2002. 12.30 Uhr. Redetranskript. 355 Die Presse 28. 5. 2002.

gesellschaft Museum im Mönchsberg (analog dem Verein Museum der Moderne auf dem Mönchsberg) unter Federführung der Stadt Salzburg“ zu gründen, „um einen juristischen Ansprechpartner für die Verhandlungen mit dem Bund zu schaffen. Dabei ist auch ein von den Banken vorgeschlagenes ppp-Modell (Public Private Partnership) als Grundlage oder mögliche Form der Finanzierung für die Errichtung zu erwägen und in die Verhandlungen mit dem Bund einzubeziehen. Das Kunsthistorische Museum Wien, das Guggenheim-Museum New York und die Eremitage St. Petersburg werden eingeladen, eine schriftliche Kooperationsvereinbarung bezüglich des Museums im Berg abzuschließen und vor den Verhandlungen mit dem Bund vorzulegen und damit die internationale Bedeutung des Museums im Mönchsberg zu dokumentieren. Möglichst bis 30. August 2002 soll es zu Verhandlungen mit dem Bund über die Finanzierung des Museums im Berg und der weiteren Vorgangsweise kommen, wobei eine Drittelfinanzierung angestrebt wird. Als generelles Ziel wird angestrebt, dass rechtzeitig zum Mozart-Jahr 2006 das Kunstzentrum Mönchsberg fertiggestellt werden kann.“353 Ungeachtet dieser Beschlüsse als notwendige Grundlage für Verhandlungen mit dem Bund verbreitete Stadtrat Johann Padutsch eine Verschwörungstheorie. Unter Hinweis auf den Umstand, dass die bis 1. Mai 2002 angekündigte Evaluierungsstudie des Landes über das von Hollein und Seipel am 4. Februar vorgelegte neue architektonische und Betreiber-Konzept noch nicht vorlag, sie wurde mit zweimonatiger Verspätung am 25. Juni der Landesregierung übergeben, vermutete er eine Doppelstrategie des Landes. In Salzburg würden derzeit Gerüchte kursieren, erklärte er im orf, „dass das Land zwar formal Ja sagen will, aber über den Bund quasi das Projekt doch noch zum Scheitern bringe, so nach dem Motto, wir hätten ja wollen, aber leider der Bund nicht. . . . Ich habe keinerlei Erklärung dafür, warum ein Landeshauptmann dieses Projekt nicht mit Freude aufnimmt, sondern sich nach wie vor sehr schleppend damit befasst und immer noch der Verdacht im Raum steht, dass er es gar nicht will.“354 Das Museum im Berg könne, so Padutsch, bei einigem guten Willen bis 2006 fertig sein und einen Glanzpunkt des Mozart-Jahres bilden. Man müsse den Bau nur zielstrebig verfolgen und zügig mit dem Bund verhandeln, ließ Padutsch an die Adresse des Salzburger Landeshauptmanns wissen, der erwiderte, das Land sei keineswegs säumig, sondern lasse „ordentliche Unterlagen erarbeiten, damit wir bei Verhandlungen mit dem Bund fundiert agieren können“.355 Die Chancen für eine neuerliche Finanzierungszusage des Bundes waren jedoch zu diesem Zeitpunkt gering, hatte doch dieser bereits Zusagen zu den von Landeshauptmann Schausberger initiierten Projekten Museum der Moderne am Berg, Mozarteum, Haus für Mozart und Uni-Park gegeben. In Wien herrschte Unverständnis darüber, dass man in Salzburg Bundeszuschüsse für zwei Museen am selben Ort haben wolle. Erhielte Salzburg angesichts der von der Bundesregierung ausgegebenen Devise einer drastischen Reduzierung des Budgetdefizits eine neuerliche Finanzierungszusage, würde sich Widerstand in den übrigen Bundesländern regen. Am 6. Juni verweigerten Bundeskanzler Schüssel und Bildungsministerin Gehrer bei einem Besuch in Salzburg eine Beteiligung des Bundes an der Finanzierung des Hollein-Projekts und ernteten von Bürgermeister Schaden wütende Reaktionen. Schüssel hatte erklärt, der Bund habe „für eine Kunsthalle, wie sie mit dem Hollein-Projekt geplant ist, . . . keine

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Kompetenz“. Der Bund habe auch bei der Kunsthalle Bregenz keine Mitfinanzierung vorgenommen. Salzburg sollte zur Finanzierung mehr Fantasie aufbringen, wobei der Bundeskanzler auf das Modell einer Public Private Partnership (ppp) verwies. Zuerst müssten potente private Sponsoren gefunden werden. „Dann kann der Bund entsprechend dabei sein. Darüber werden wir sicher miteinander reden.“356 Am folgenden Tag erklärte Finanzminister Karl-Heinz Grasser bei einem Salzburg-Besuch, es handle sich bei dem Museum im Berg um ein reines „Landes- und Stadtprojekt, das den Bund nichts angeht. . . . Salzburg habe im Vergleich zu anderen Bundesländern ohnedies ein attraktives Paket vom Bund erhalten. . . . Der Bund zahle schon beim Museum der Moderne auf dem Berg mit. Der Bund kann nicht jedes Jahr ein neues Museumsprojekt in Salzburg unterstützen.“357 Der Salzburger Bürgermeister sah in der ablehnenden Haltung des Bundes „eine Brüskierung von Stadt und Land Salzburg“ und bezeichnete sie als „inakzeptabel“. Mit seiner Absage an das faszinierende Projekt habe Bundeskanzler Schüssel lediglich bewiesen, „dass er Inhalt, Strahlkraft und Potenzial des Hollein-Projekts nicht erfasst habe. Das Projekt ‚Museum im Mönchsberg‘ sei sehr wohl nationale Bedeutung mit internationaler Ausstrahlung, von der Wertigkeit sei es durchaus mit den Festspielen zu vergleichen. Das Hollein-Projekt biete für Salzburg und für ganz Österreich eine einmalige kultur- und wirtschaftspolitische Chance, für die die Stadt Salzburg weiterhin mit Vehemenz kämpfen werde. Mit seiner Haltung fällt Kanzler Schüssel auch deutlich gegen den früheren Bundeskanzler Josef Klaus ab, der in seiner Zeit als Salzburger Landeshauptmann mit Weitblick und Mut gegen alle Widerstände den Festspielhaus-Bau durchgesetzt hat.“358 Zu diesem Zeitpunkt liefen in Salzburg die Bemühungen um die von Bundeskanzler Schüssel angeregte Möglichkeit der Realisierung einer Public Private Partnership auf Hochtouren. Die Salzburger Banken unterbreiteten einen Finanzierungsvorschlag für das Museum im Berg, indem sie ihre Bereitschaft erklärten, für das Hollein-Projekt als Bauherr aufzutreten, die Errichtungskosten aufzubringen und nach dessen Fertigstellung nach dem Modell der „Public Private Partnership“ an den Betreiber oder die Betreiber zu vermieten. Damit würden der öffentlichen Hand bis zur Fertigstellung keinerlei Kosten entstehen, sehr wohl aber würde sie ein Abgabenvolumen von 14,5 Millionen Euro lukrieren. Der volkswirtschaftliche Nutzen würde sich in den Betriebsjahren, selbst bei einer geringeren jährlichen Besucherfrequenz als 300.000, fortsetzen, sodass sich letztlich ein Gewinn für die öffentliche Hand von 900.000 Euro ergäbe. Das rund 4.000 Personen umfassende Proponentenkomitee für das Hollein-Projekt, publizistisch unterstützt von den „Salzburger Nachrichten“, erklärte angesichts dieser Entwicklung, die Landespolitik solle auf die Realisierung des Projekts des Museums der Moderne am Berg zugunsten des international ausstrahlenden Hollein-Projekts verzichten. Werner Thuswaldner bemerkte: „Für dieses Vorhaben ließen sich Investoren und Betreiber gewinnbringend finden. Rational vorgehende Politik kann das nicht anders sehen. Sie muss daran interessiert sein, für Salzburg das Beste zu erreichen.“359 Die Befürworter der Realisierung des Hollein-Projekts bekamen prominente Unterstützung, als Festspielintendant Peter Ruzicka gegenüber der apa erklärte, dass das faszinierende Projekt die Investition der benötigten Summen durchaus rechtfertige. „Sehen Sie nur nach Bilbao, dort hat das ursprünglich für Salzburg konzipierte Projekt der ganzen

356 SN 7. 6. 2002. 357 apa 7. 6. 2002. 358 apa 6. 6. 2002. 359 Werner Thuswaldner: Jetzt geht’s ums Ganze. In: SN 25. 6. 2002.

360 apa 16. 5. 2002. 361 SVZ 29. 7. 2002.

Die nicht gelösten Fragen des Betreibers und der Finanzierung

Stadt ein neues Profil gegeben. Dieses Projekt ist für Salzburg eine Riesenchance, Kooperationen mit den Festspielen wären möglich und wünschenswert.“360 Der neu ausbrechende Enthusiasmus für eine sofortige und alleinige Realisierung des Hollein-Projekts missachtete die (finanz-)politischen Realitäten, hätte er doch die Gefahr des Rückzugs des Bundes aus seiner Finanzierungszusage, die nur für das Museum der Moderne am Berg galt, bedeutet. Zudem lagen keinerlei Zusagen des Bundes für eine Mitfinanzierung des Hollein-Projekts vor, weshalb die Reaktionen von Schausberger und Raus auf die Sicherung des bereits Erreichten mit der Option einer Realisierung des Hollein-Projekts abzielten. Lieber der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, war die politische Devise. Schausberger reagierte daher positiv auf die Initiative der Salzburger Kreditwirtschaft und versprach, sie in die bevorstehenden Gespräche mit dem Bund einzubringen, da Bundeskanzler Schüssel dazu aufgefordert habe, die Fantasie zu aktivieren. Doch ein Entweder-oder war er in dieser Frage nicht bereit zu akzeptieren, weshalb er auf der „Und-Option“ beharrte, indem er ausschließlich von der Errichtung eines „Kunstzentrums Mönchsberg“ sprach, das die Realisierung beider Projekte beinhaltete. Schausberger agierte auch aufgrund der Ergebnisse des Stadt-Land-Gesprächs vom 25. Juni 2002 über das überarbeitete und reduzierte Hollein-Projekt zurückhaltend, da die Experten des Landes die tatsächlichen Bau- und Errichterkosten für das Hollein-Projekt mit bis zu 68,8 Millionen Euro und die Betriebskosten mit 6,2 Millionen Euro deutlich höher ansetzten als deren Planer. Landeshauptmann Schausberger erklärte anlässlich der Eröffnung der Fer­ nand Léger-Ausstellung im Rupertinum, er trete dafür ein, das Hollein-Projekt eines Museums im Berg zum Mozart-Jahr 2006 fertigzustellen, wolle jedoch am bereits laufenden Bau des Museums am Berg, das 2004 eröffnet werden soll, festhalten. Landesrat Raus äußerte sich zu den Realisierungschancen hingegen betont skeptisch und erklärte, man habe bisher in der zentralen Frage der finanziellen Beteiligung des Bundes an der Errichtung und am laufenden Betrieb nur ablehnende Stellungnahmen erhalten, um mit einer gehörigen Portion von politischem Populismus hinzuzufügen: „Viele Museen wären leicht zu finanzieren, wenn man nicht die Abfangjäger kaufen würde.“361 Der Salzburger Landeshauptmann blieb bei seiner optimistischen Einschätzung der Realisierungsmöglichkeit beider Projekte und erklärte beim traditionellen Wirtschaftsbrunch während der Salzburger Festspiele am 5. August 2002 im Schloss Hellbrunn unter Bezugnahme auf die soeben veröffentlichten Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung der Festspiele, man bemühe sich, Salzburg aufgrund der weltweiten Ausstrahlung seiner Festspiele zum Ort der internationalen Begegnungen zu machen. Das Museumskonzept sei ein wesentlicher Bestandteil dieser Bemühungen, weshalb man sich seitens der Landesregierung bemühe, das Hollein-Projekt zusätzlich zum Museum der Moderne am Berg bis 2006 zu realisieren, „obwohl es noch der Überwindung einiger Hürden bis dahin bedarf“. Eine Beteiligung des Bundes an der Finanzierung werde jedoch nur möglich sein, wenn überzeugende Argumente für das Museum dargelegt werden können. „Dazu benötigen wir eine Kooperationsvereinbarung der drei großen Player am weltweiten Kunstausstellungsmarkt, nämlich des Kunsthistorischen Museums Wien, des Guggenheim-Museums New York und der Eremitage St. Petersburg über das Museum im Berg. Damit könnte die internationale Bedeutung doku-

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mentiert werden. Die Suche nach internationalen und heimischen Sponsoren für das Museum im Berg läuft, auch dank der Initiative unserer Salzburger Ministerin Dr. Benita Ferrero-Waldner.“362 Zu den von Schausberger angesprochenen Hürden gehörte neben der Weigerung des Bundes zur Mitfinanzierung die Haltung von Stadtrat Johann Padutsch, der in Absprache mit Bürgermeister Schaden Anfang Juni dem Land mit der Nicht-Kundmachung des geänderten Flächenwidmungsplans drohte, so lange seitens des Landes kein eindeutiges Bekenntnis zum Hollein-Projekt vorliege. Ohne Kundmachung war der geänderte Flächenwidmungsplan nicht rechtskräftig. Das Museum der Moderne am Berg sei nämlich nicht, wie ursprünglich behauptet, ein Umbau eines Bestandsobjekts, sondern ein Neubau. Die derzeitigen Genehmigungen gelten nur für einen Umbau, nicht jedoch für einen Neubau. Er erwarte sich daher von Landeshauptmann Schausberger „ernsthafte Gespräche über Finanzierung, Betriebskosten, Betreibergesellschaft und inhaltliche Konzepte für eine Kombination der beiden Museen auf dem und im Berg. Wenn nicht, wird man sich das ganze Projekt noch einmal anschauen müssen. Es kann nicht sein, dass ein Teil realisiert wird in einer Form, die rechtlich zu hinterfragen ist, um es vorsichtig auszudrücken und die außerdem inhaltlich, konzeptionell mittlerweile x-fach dokumentiert, nicht gerade das Gelbe vom Ei ist. . . . Der sensibelste Bauplatz in der Stadt Salzburg braucht ein herausragendes Projekt. Und das ist nur das Museum im Berg, das Museum auf dem Berg allein ist das nicht.“363

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Die Drohung Padutschs sollte sich als letztlich ohnmächtig erweisen. Am 15. Juli wurde der geänderte Flächenwidmungsplan mit der Kundmachung im Amtsblatt der Stadt Salzburg rechtskräftig. Aufgrund der Beschlüsse des Gemeinderates und der bereits vorliegenden Bewilligungen durch das Land war die Kundmachung gesetzlich zwingend vorgeschrieben. Padutsch betonte jedoch, dass es sich dabei nur um Sonderwidmungen handle, die ausschließlich vom Projekt Kunstzentrum im Mönchsberg konsumiert werden können. Auch die Rodungsbewilligung gelte nur im Fall der Realisierung des Hollein-Projekts. „Mit der Rechtskraft des Flächenwidmungsplanes hat die Stadt alles in ihrer Macht Stehende getan, die Realisierung des Hollein-Projekts zu ermöglichen, und alle diesbezüglichen Forderungen seitens des Landes uneingeschränkt erfüllt.“ Er hoffe, so Padutsch, dass nunmehr das Land die für die Finanzierung des Projekts notwendige Drittelfinanzierung des Bundes erreiche.364 Die Hoffnungen Padutschs sollten sich jedoch nicht erfüllen. Im Herbst 2002 wurden Verstimmungen zwischen Wilfried Seipel und dem Land Salzburg publik. Im Stadt-Land-Gespräch vom 25. Juni wurde im Beisein von zwei Mitarbeitern Seipels beschlossen, die zukünftigen möglichen Betreiber des Museums im Berg – das Kunsthistorische Museum Wien, die Guggenheim Foundation und die Eremitage St. Petersburg – zu ersuchen, bis August einen schriftlichen Kooperationsvertrag zu schließen, in dem geklärt werden sollte, welche Bestände der drei Museen an das Museum im Berg verliehen werden sollten, wobei das Kunsthistorische Museum, d. h. Seipel, federführend tätig sein sollte. Da Ende September noch keine Vereinbarung vorlag, stellte Landeshauptmann Schausberger öffentlich die Frage, ob und wann eine solche Vereinbarung geschlossen werde. Der soeben in seiner Funktion bis 2009 verlängerte Direktor des Kunsthistorischen Mu-

362 Salzburger Landeskorrespondenz 5. 8. 2002. 363 orf Salzburg aktuell 7. 6. 2002. 12.30 Uhr. Redetranskript. 364 SVZ 17. 7. 2002.

Die nicht gelösten Fragen des Betreibers und der Finanzierung

365 Der Standard 4. 10. 2002. 366 apa 3. 10. 2002. 367 apa 21. 1. 2003. 368 Ende 2002 erklärte Peter Lewis, der Vorsitzende des Guggenheim-Museums, die ursprünglichen Ausgabenpläne von Thomas Krens seien unakzeptabel expansiv. Das tatsächliche Budget des Museums werde nur mehr die Hälfte der vergangenen Jahre betragen. Lewis hatte bis zu diesem Zeitpunkt dem Museum 62 Millionen Dollar gespendet und spendete nunmehr nochmals 12 Millionen Dollar. Gleichzeitig erklärte er jedoch, seine Geduld und Großzügigkeit seien nunmehr erschöpft. Das Finanzmanagement des Museums habe sich in den letzten Jahren dadurch ausgezeichnet, dass es vom Ruhm vergangener Jahre und dann von der Hoffnung auf die Zukunft gelebt habe. Die Ära des scheinbar ungebrochenen Siegeszugs von Guggenheim schien vorbei. Die Selbsterfindung des Museums in den 1990er-Jahren, die Etablierung eines internationalen Markenzeichens, war an ihre Grenzen gelangt. Geld, das durch Projekte wie das Museum in Bilbao eingespielt wurde, wurde rasch wieder ausgegeben, um die wachsenden Kosten und die ehrgeizigen Expansionspläne zu finanzieren. Thomas Krens scheiterte mit seinem Projekt der Museum-Internet-Firmen, die hypertrophen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Guggenheim musste sparen, von den 391 Mitarbeitern blieben nur mehr 181, das Ausstellungsprogramm musste deutlich zurückgefahren werden, das geplante Guggenheim-Museum von Frank Gehry in Downtown Manhattan gehörte der Vergangenheit an. (International Herald Tribune 11. 12. 2002.)

seums reagierte auf die Anfrage aus dem Chiemseehof gereizt. Er sei nicht bereit, weitere Konzepte für das in Salzburg geplante Museum im Berg vorzulegen, und werde auch nicht auf Zurufe von Salzburg reagieren. Wenn der Salzburger Landeshauptmann es ernst meine, müsse er „schriftlich anfragen oder zumindest direkt mit dem Kunsthistorischen Museum reden. Passiert das nicht, dann kann Salzburg lange auf ein Konzept warten.“ Die Zusammenarbeit der drei Museen funktioniere auch ohne Salzburg. Sichtlich verärgert zeigte sich Seipel auch über die Evaluierungsstudie des Landes über sein am 4. Februar vorgelegtes Betreiberkonzept, in der erhebliche Zweifel an den von ihm geschätzten Kosten geäußert wurden. Man möge seine Berechnungen in Salzburg ernst nehmen, ließ er wissen. „Schließlich leite ich eines der größten Museen der Welt.“365 In Salzburg war man um Kalmierung der hoch gehenden Wogen bemüht, und Landeshauptmann Schausberger beeilte sich zu betonen, Seipel habe keinen Grund, verärgert zu sein. „Mit meiner Aufforderung an Seipel, einen Kooperationsvertrag vorzulegen, habe ich nur den Weg beschrieben, den die Sache gehen muss. Wenn die Zeit reif ist, wird sich das Land Salzburg offiziell an das Kunsthistorische Museum wenden.“366 Vom Land Salzburg würden keine weiteren Konzepte eingefordert, sondern nur ein Kooperationsvertrag der drei großen Museen, der als Grundlage für die Finanzierungsverhandlungen mit dem Bund dienen sollte. Angesichts der Fakten (nicht geklärte juristische Frage, ob im Fall eines Baus des Museums im Berg das Projekt direkt an Hollein vergeben werden konnte oder ein EU-weiter Wettbewerb ausgeschrieben werden musste, nicht unterschriebene Kooperationsvereinbarung zwischen Kunsthistorischem Museum Wien, Guggenheim-Museum New York und Eremitage St. Petersburg und der Weigerung des Bundes, eine Finanzierungszusage für ein Museum im Berg zu geben) trat der faszinierende Hollein-Entwurf in den Hintergrund. Im Jänner 2003 erklärte Wilfried Seipel gegenüber der apa, er sei nicht mehr optimistisch, dass dieses Projekt verwirklicht werde. „Ich will das Hollein-Projekt für Salzburg damit nicht umbringen. Aber es gibt einen Punkt, an dem das beste Projekt uninteressant wird und auch durch politische Elektroschocks nicht am Leben erhalten werden kann. Mit Ausnahme einer kurzen Mitteilung von Landeshauptmann Franz Schausberger an mich, noch einmal ein Angebot für den Betrieb des Museums zu erstellen, ist in Salzburgs Landespolitik nicht viel passiert. Dazu sehe ich mich aber nicht in der Lage, solange man in Salzburg nicht ausführlich über meine Betreiberstudie diskutiert. Darin habe ich das ‚Know-how‘ des Kunsthistorischen Museums in Wien angeboten. Für ein Projekt von derart großer Tragweite muss von der Politik der Wille in sehr viel entschiedenerer Form zum Ausdruck gebracht werden.“367 Die derzeitigen finanziellen Probleme des Guggenheim-Museums hätten mit seinem Pessimismus nichts zu tun.368 Guggenheim war und ist als einer der drei Betreiber des Museums geplant. Entscheidend für dessen Realisierung seien jedoch die Klärung der Finanzierung und die Bereitschaft, das Museum in die Konzeption der Kulturpolitik des Landes einzubeziehen. In der Kulturpolitik des Landes wurde, unabhängig von der Aufforderung Seipels, eine kulturpolitische Weichenstellung vorgenommen. Mit Blick auf das Modell der Ausgliederung der Bundesmuseen wurde das Rupertinum 2003 in eine GmbH umgewandelt. Wenngleich bei dieser Lösung das Land Eigentümer blieb, so erhielt das privatisierte Rupertinum vor allem im Hinblick auf die Übernahme und das notwendige Bespielen des neuen Museums der Moderne

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auf dem Mönchsberg einen größeren wirtschaftlichen Handlungsspielraum. Geschäftsführerin der am 22. August gegründeten neuen GmbH wurde, sehr zum Ärger der Bürgerliste/Grünen, die eine Ausschreibung forderten und der Landesregierung Gesetzesbruch vorwarfen, am 29. August die bisherige Direktorin des Rupertinums Agnes Husslein. Diese hatte im April zur Situation der zeitgenössischen bildenden Kunst in Salzburg bemerkt, die Stadt sei durch die Festspiele „für wenige Wochen im Jahr . . . eine Weltkulturstadt“. Nirgendwo gebe es in so kurzer Zeit eine solche Konzentration erstklassiger Veranstaltungen. Diese sommerliche Sonderstellung habe aber auch ihre Schattenseiten. „Die Leute glauben, wir haben die Festspiele und das reicht, damit es uns gut geht.“ Doch in der festspiellosen Zeit passiere in der Stadt wenig. „Die Stadt verfällt in Lethargie.“ Wenn das internationale Publikum Anfang September die Stadt verlasse, gebe es nur mehr eine kleine Gruppe von Menschen, die sich für die zeitgenössische Kunst interessiere. Der Blick auf das 21. Jahrhundert sei weitgehend verstellt, Neues, Innovatives werde skeptisch beurteilt und oft abgelehnt. Es sei daher notwendig, mit dem neuen Museum am Berg einen deutlichen Akzent zu setzen und den Blick auf die zeitgenössische Kunst mit spektakulären Ausstellungen zu öffnen.369

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Wenig später wurde bekannt, dass Bürgermeister Heinz Schaden 10 der 18,17 Millionen Euro, die für das Museum im Berg reserviert waren, für die OlympiaBewerbung 2010 verwenden werde. Er könne das Geld nicht herbeizaubern, erklärte Schaden seinen Entschluss. Die Stadt habe keine andere Möglichkeit, um ihren Anteil an der Durchführungsgesellschaft für Olympia 2010 aufzubringen. Die Umschichtung sollte jedoch nur dann schlagend werden, wenn die Stadt den Zuschlag für die Durchführung der Olympischen Winterspiele 2010 erhielt. Diese Vorgangsweise sei zudem kein Todesstoß für das Museum im Berg. „Da weder Bund noch Land mitzahlen wollen, ist die Realisierung des Projekts ohnedies in weite Ferne gerückt.“ Unterstützung erhielt Schaden von Vizebürgermeister Siegfried Mitterdorfer, der erklärte, es sei der Stadt nicht zumutbar, erhebliche Mittel für ein Projekt beiseite zu legen, das keine Verwirklichungschancen mehr habe. Schuld daran habe letztlich der Landeshauptmann, der jedes Engagement für das Museum im Berg in dem Moment eingestellt habe, als der Bau des Museums am Berg sicher war.370 Diese Behauptung entsprach jedoch nicht den Tatsachen. Zu diesem Zeitpunkt hatte nämlich Schausberger bereits einen Regierungsbeschluss unterzeichnet, der eine Landesbeteiligung an der Finanzierung des Museums im Berg in der Höhe von einem Drittel, d. h. 18,16 Millionen Euro, in sechs Jahresraten vorsah. Sobald alle Regierungsmitglieder den Beschluss unterzeichnet hatten, wollte er direkte Verhandlungen mit dem Bund über dessen Beteiligung führen. Aufgrund der innerparteilichen Turbulenzen der fpö, der am 24. November 2002 erfolgenden Neuwahlen und anschließenden Regierungsbildung konnten diese Verhandlungen erst im Frühjahr 2003 erfolgen, wobei der Bund seinen Beitrag nicht auf ein Mal leisten musste und zudem die Möglichkeit einer Vorfinanzierung durch ein ppp-Modell der Salzburger Banken bestand. In Richtung spö erklärte er, er hoffe auf deren landespolitische Verantwortung. „Ich vertraue auch

369 SN 17. 4. 2003. 370 SN Aus Stadt und Land 6. 3. 2003.

371 apa 6. 3. 2003. 372 Ebda. 373 SN 5. 5. 2003. 374 So bemerkte der Landesrechnungshof in seinem Prüfbericht 2003, dass die Durchführung des Architektenwettbewerbs alle Anforderungen der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllt habe. Durch die begleitende Kontrolle bei der Detailplanung durch externe Architekten sei ein Einsparungseffekt von 1,5 Millionen Euro erzielt worden (Salzburger Landesrechnungshof: Prüfbericht Museum der Moderne (Planung und Errichtung). April 2003 LRH-3-68/20 – 2003.)

7. „. . . Andere Prioritäten . . .“ (Partei-)politische Taktik und vergebliche Wiederbelebungsversuche Nach dem Scheitern der Olympia-Bewerbung rückte das Museum im Berg wiederum in den Mittelpunkt landespolitischer Zukunftsprojekte. Bereits am 12. März 2003 hatte Landeshauptmann Schausberger bei einer Besprechung mit Finanzminister Karl-Heinz Grasser in Salzburg eine Bundesbeteiligung von einem Drittel der Errichtungskosten, d. h. 18,16 Millionen Euro, thematisiert. Der Betrag sollte langfristig ab 2008 zur Verfügung stehen. Grasser hatte erwidert, er werde dieses

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auf den Bürgermeister, dass er wieder aufspringt, sollte es ernst werden.“371 Sein Appell an den Koalitionspartner im Land sollte ungehört verhallen. Die spö verweigerte in der Landesregierung ihre Zustimmung. Für die Stadt-övp erklärte deren Klubobfrau Judith Floimair, die OlympiaBewerbung der Stadt dürfe nicht mit einer Aufgabe des Museums im Berg verbunden werden. Eine Umwidmung der Finanzmittel wäre für beide Projekte eine Katastrophe. Für das Museum, weil die Stadt sowohl dem Bund wie auch dem Land signalisieren würde, dass es dessen Realisierung nicht mehr weiter verfolge, für die Olympia-Bewerbung, weil damit der Sport gegen die Kultur ausgespielt werde. Das Museum im Berg gelte für die Stadt-övp nach wie vor als Zukunftsprojekt, mit dem sie neben der Musik im Bereich der bildenden Kunst ein Standbein von Weltformat erhalten könne.372 Die Bürgerliste vertrat mit Blick auf die Kosten der Olympia-Bewerbung den Standpunkt, dass sich die Stadt nicht beide Projekte leisten könne. „Das heißt“, so Klubobmann Helmut Hüttinger, „dass die Mehrheit in der Stadt sich klar dazu bekennen muss, dass mit Olympia das Museum im Berg endgültig tot ist.“373 Angesichts des allgemein ausbrechenden Olympia-Fiebers fielen jedoch die kritischen Stimmen zur finanziellen Umwidmung der für das Hollein-Projekt reservierten Mittel eher zurückhaltend aus. Nur die Bürgerliste opponierte heftig und wies auch darauf hin, dass selbst im Fall einer erfolgreichen Bewerbung die Olympischen Winterspiele Stadt und Land nur für kurze Zeit in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stellten, während ein Museum vom Range Holleins einen dauernden Renommeeschub mit sich bringe und zudem den Kulturstandort Salzburg stärke. Während die Bauarbeiten am Museum am Berg zügig vorangingen und mit äußerster Sparsamkeit und Effizienz vorangetrieben wurden374, mutierte das Land vor dem Hintergrund der Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2010 vom Kulturland zum Sportland. Eine schwungvoll stilisierte Note und das Motto „The Sound of Winter Sports“ symbolisierten die inhaltliche Werbelinie, in der man auf die Verbindung von Kultur und Sport setzte, wofür man Grace Bumbry und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler für Auftritte vor den iocDelegierten mobilisierte. Salzburg als Verbindung von Wolfgang Amadeus Mozart und Hermann Maier. Das „Sportland Salzburg“ trat, auch in der großflächig anlaufenden Werbung, neben das „Kulturland Salzburg“. Kritiker der allgemeinen Sportbegeisterung monierten auch, dass mit der Errichtung des rund einer Milliarde Schilling teuren Stadions eben jener Betrag in den Bereich des Sports investiert werde, der mehr als zehn Jahre zuvor für die Realisierung des Guggenheim-Museums als unfinanzierbar gegolten hatte.

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Ansinnen mit den Ministern Gehrer und Bartenstein diskutieren. Für den Bund sei es jedoch schwierig, Salzburg neuerlich Mittel für Kulturbauten zur Verfügung zu stellen, nachdem es Proteste anderer Bundesländer wegen der Bundesfinanzierung des Museums am Berg, des „Hauses für Mozart“ und des Stadions gegeben habe. Chancen für eine Bundesbeteiligung bestünden nur dann, wenn das Projekt als ein gesamtösterreichisches betrachtet werde und Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus besitze. Ein konkreter internationaler Betreiber wie Guggenheim oder die Eremitage St. Petersburg sei dabei sicherlich hilfreich.375 Am 23. Juli erklärte unter Beifall der Grünen Landeshauptmann Schausberger, das Hollein-Projekt sei „eines der wichtigsten Projekte in der Regierungsperiode nach den Wahlen im kommenden Frühjahr“. Von Salzburgs Bürgermeister Schaden gebe es Andeutungen, dass die Stadt ihren Drittel-Anteil, der zwischenzeitlich für die Olympia-Bewerbung umgeschichtet worden war, wiederum in der vollen Höhe zur Verfügung stelle. Er hoffe, dass sich nunmehr auch die Landesspö für ein Museum im Berg einsetze. „Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Projekt im Laufe der kommenden Legislaturperiode realisiert wird“, lautete die Botschaft des Landeshauptmanns.376 Schausberger hatte bereits am 4. Mai 2003 den Antrag auf eine Drittelfinanzierung des Landes377 unterschrieben, die eine Voraussetzung für die notwendigen Verhandlungen mit dem Bund war. Nur wenn Stadt und Land ihre jeweilige Bereitschaft zur Übernahme einer Drittelfinanzierung bekundeten, waren Verhandlungen mit dem Bund sinnvoll. Für die spö deutete hingegen deren Vorsitzende und Landeshauptmann-Stellvertreterin Gabi Burgstaller die ablehnende Haltung an, als sie auf den Vorstoß Schausbergers erwiderte, sie halte zwar das wieder in die Diskussion gebrachte Hol­ lein-Projekt für interessant, „doch ist es durch das Museum am Berg schwerer vollziehbar. Voraussetzung ist für mich jedenfalls die Leistbarkeit.“ Und in Wiederholung klassischer Positionen der spö: Für sie gebe es „aber derzeit andere Prioritäten wie beispielsweise Gesundheit, soziale Sicherheit, Wirtschaftspolitik, Bildung oder Jugend. Erst wenn wir unsere Pflichtaufgaben erfüllt haben, dann kann es an die Kür gehen.“378 Bereits am 28. April 2003 hatte sie in der Regierungssitzung erklärt, „dass der beantragte Regierungsbeschluss derzeit bei der spö keine politische und finanzielle Priorität genießt“.379 Burgstaller verweigerte auch in der Folgezeit ihre Unterschrift, wodurch Verhandlungen mit dem Bund auf Eis gelegt wurden, und blieb geschickt bei ihrer ambivalenten Haltung: Offiziell bekannte sie sich zwar zum Hollein-Projekt, verweigerte jedoch mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl im März 2004 mit dem populistischen Hinweis auf notwendige sozial-, wirtschafts- und bildungspolitische Maßnahmen die notwendige Zustimmung der spö in der Landesregierung. Schausberger sah jedoch noch immer einen Silberstreif am sich verdunkelnden politischen Horizont. Am 20. August 2003 schrieb er an Heinrich Spängler, die gescheiterte Olympia-Bewerbung 2010 habe auch ihre guten Seiten. „Ich erwarte mir eine Konzentration auf die Kernkompetenz Kultur und bin zuversichtlich, dass wir auch hier, wie bei so vielen Vorhaben, über die Ziellinie kommen. Ich möchte Dir . . . und dem Personenkomitee dafür danken, dass die Fahne für ein Kunstzentrum immer getragen wurde. Jetzt geht es darum, dass die Betreiber Farbe bekennen und sich zu einem Ja für den Betrieb des Museums im Mönchsberg durchringen. Ich bin zuversichtlich, dass wir dann auch den noch schwankenden Koalitionspartner auf Landesebene dazu bringen werden, auch Ja zu sagen.“380

375 Aktenvermerk über die Besprechung mit Minister Grasser am 13. März 2003. SLA Präs. Akt 1537. Museum im Mönchsberg 2003. Ohne Zahl. 376 SVZ 24. 7. 2003. 377 Regierungsbeschluss über Antrag der Abteilung 8, Zahl 20802-33.066/60 – 2003. 378 apa 31. 7. 2003. 379 Protokoll der Sitzung der Salzburger Landesregierung vom 28. 4. 2003. SLA Präs. Akt LH – 1537. Museum im Mönchsberg 2003. Zahl 1537/5. 380 SLA Präs. Akt LH – 1537. Museum im Mönchsberg 2003. Zahl LH – 1537/14 – 2003.

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381 apa 21. 9. 2003. 382 Hans Langwallner: Qualität im Museum. In: Kronen Zeitung 28. 10. 2003. 383 SN 3. 11. 2003.

Für die potenziellen Betreiber skizzierte wenig später Wilfried Seipel in einer von den „Salzburger Nachrichten“ im Hotel Sacher veranstalteten Diskussion im September 2003 das Ausstiegsszenario. Der Direktor des Kunsthistorischen Museums erklärte, das Hollein-Projekt sei nun 15 Jahre alt und zu einer Zeit geplant worden, „da war vom Museum auf dem Mönchsberg noch keine Rede“. Es sei absurd, über dieses Projekt jetzt wiederum ernsthaft zu diskutieren, da der plötzlich wieder erwachte politische Wille nur ein Scheinwille sei. „Wenn das Museum im Mönchsberg überhaupt sinnvoll sein soll, dann braucht es eine neue Idee, die eng an das Museum auf dem Mönchsberg geknüpft sein muss. Aber mit Geld vom Bund ist nicht zu rechnen. Denn der Bund hat sich für Ausstellungsflächen ohne eigene Sammlung für nicht zuständig erklärt. Außerdem scheint es unrealistisch, die 9.000 m2 Ausstellungsfläche permanent mit guter Kunst zu bestücken.“ Auf die Frage, ob die für das Museum im Berg als notwendig erachtete Kooperation von Kunsthistorischem Museum Wien, Guggenheim Foundation und Eremitage St. Petersburg nicht auch für das Museum am Berg gelten sollte, antwortete dessen Direktorin Agnes Husslein: „Hören Sie, ich bin Direktorin und sehe mich in der Lage, dieses Haus selbst zu bespielen.“381 Die Firstfeier für den von Husslein allein zu bespielenden Museumsbau fand am 25. Oktober 2003 statt und gab erstmals die Möglichkeit, sich einen Eindruck von den Qualitäten und Möglichkeiten des Baus zu verschaffen. Die Meinungen waren auch hier, wie in der ganzen bisherigen Diskussion, äußerst kontroversiell. Hans Langwallner kommentierte, die Eindrücke von der Qualität des Museums seien „wesentlich überzeugender als alles, was dem Bau an Üblem nachgesagt wird. Das kann, und es sieht danach aus, ein ganz feines Museum werden.“382 Der streitbare Herbert Fux hingegen bezeichnete in einem Leserbrief an die „Salzburger Nachrichten“ das Museum als einen „Betonbunker mit einem Sehschlitz in Richtung Altstadt. . . . Für dieses Projekt wurde eine internationale Jury bemüht und führende Architekten standen im Wettbewerb. Solch einen Bau hätte auch ein Polier zustande gebracht.“383 Das neue Museum der Moderne auf dem Mönchsberg wurde am 23. Oktober 2004 mit einer die zeitgenössische Sammlung des Rupertinums präsentierenden Ausstellung zum Thema „Vision einer Sammlung“ eröffnet. Damit sollte ein Panorama einer zukünftigen Sammlertätigkeit entworfen werden. Die Voreröffnung erfolgte allerdings bereits während der Festspiele am 24. Juli mit der Lichtobjekte-Ausstellung „ein – leuchten“, die auch der ausländischen Presse die Möglichkeit gab, Salzburgs so umstrittenes neues Museum zu besichtigen. Hubertus Adam berichtete, dass das Restaurant mit der Freiterrasse und ihrem atemberaubenden Blick über die Stadt das eigentliche Zentrum des Museums bilde. „Zur Talseite hin überspannt die mit Platten aus Untersberger Marmor verkleidete Betonstruktur bügelartig den vitrinenartigen Gastraum. Wirkt schon diese Kombination etwas schematisch, so nimmt man die 35 Meter lange Fassade mit ihrer simplen Boss-Ästhetik von unten kaum als ästhetischen Gewinn für das Stadtbild wahr. Da hilft es auch wenig, wenn die Architekten Friedrich, Hoff und Zwink durch die unterschiedliche Größe des Platteneinschnitts sowie schlitzartige Vertikalfugen – das Vorbild der Bauten von Ortner & Ortner ist überdeutlich – Lebendigkeit der Oberflächen zu erzielen suchten. Das in grauem Sichtbeton realisierte Innere gliedert sich in drei Raumschichten, die durch die beiden als Lichthöfe ausge-

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bildeten Treppenhäuser getrennt sind.“ Die Räume vermögen „wohl kaum Faszination auszulösen. Gewiss, sie entsprechen den Konventionen, wie heute ein Museum für zeitgenössische Kunst auszusehen hat: reduzierte Materialpalette, orthogonale Anordnung der Säle, unterschiedliche Belichtungssituationen. Also alles richtig gemacht? Man könnte sagen ja, denn das Museum der Moderne ist flexibel und funktioniert gut. Doch woran es ihm fehlt, das ist räumliche Magie, das ist zurückhaltende Eleganz, das ist subtile Spannung. Etwas brav und banal kommt das neue Gebäude daher – Minimalismus auf epigonalem Niveau.“384 Gottfried Knapp urteilte hingegen nach einer ersten Besichtigung, „dass das viel geschmähte Objekt hoch über dem Ende der Getreidegasse als neue, prominente Markierung im Stadtraum, als vorzüglich funktionierendes Haus der Künste und als Aussichtsplateau auf dem Felsen bald schon zu den ganzjährig wirksamen Attraktionen der Stadt gehören wird“.385 Für Hedwig Kainberger konnte das neue Museum der Moderne dem Vergleich mit dem Hollein-Projekt nicht standhalten. Aber „der Neubau ist pragmatisch, praktisch und damit gut. Mit ihm ist das Fundament für den Erfolg dieses Museums gelegt. Und mit ihm beginnt eine neue Ära der bildenden Kunst in Salzburg. Wie glanzvoll diese wird, hängt von künftigen Ausstellungen ab und insbesondere davon, ob und wie es gelingt, die Sammlung entsprechend auszuweiten und aufzuwerten.“386 Auch die führenden Vertreter der österreichischen Architektur urteilten über das Museum der Moderne erheblich freundlicher als die Salzburger Kritiker. Friedrich Kurrent bemerkte, dass, „sollte es diskussionswürdige Infragestellungen des Neubaus geben, dann müssten es inhaltliche Fragen sein. War es richtig, das Museum heraus aus der unteren Stadt auf den Berg zu verlegen? War es richtig, das von Friedrich Welz geschaffene ‚Rupertinum‘ zu spalten, und nur mehr als Fotomuseum unten zu belassen? Wäre eine unterirdische Erweiterung des ‚Rupertinum‘ möglich gewesen, wie es sein Architekt Gerhard Garstenauer vorgeschlagen hatte? All dies sind Fragen, die vor der letzten Beschlussfassung und vor dem Architektenwettbewerb zu stellen gewesen wären und zum Teil auch gestellt wurden. . . . Bleibt also zu konstatieren, dass ab der Weichenstellung durch den Architektenwettbewerb und der Baubeauftragung des jungen preisgekrönten Architektenteams mit der Baudurchführung alles rechtens geschah. Ihr erstes Werk ist Realität geworden. Sie haben es durchgestanden. Sie haben es geschafft. Und dazu ist zu gratulieren. Ein Βeispiel, wie es vielen heutigen jungen Architekten zu wünschen wäre.“387 Im Urteil von Friedrich Achleitner ist „der Bau . . . weder in seiner räumlichen Konzeption noch in seinem Volumen eine ‚Schachtel‘. Wer dies behauptet, ist entweder blind oder infam, oder beides in einem. . . . (. . .) Das Museum der Moderne in Salzburg wird sich von seinem Gebrauch her, also von innen heraus, langsam in das Kulturleben der Stadt einfügen. Wenn es dem Haus gelingt, eine gute und sehenswerte Sammlung aufzubauen, wenn es mit Elan und offen geführt und wenn das Restaurant ein Gewinn für die Gastronomie wird, ist Salzburg sicher um eine solide Besucherattraktion reicher. Nicht durch einen Bilbao-Effekt, aber mit jener stillen Hartnäckigkeit, mit der seit Generationen Münchner Architektur in Salzburg präsent ist, auch wenn sie bis heute nicht wahrgenommen wird.“388

384 Hubertus Adam: Epigonaler Minimalismus. In: NZZ 17. 8. 2004. 385 Gottfried Knapp: Das Kunstbergwerk. In: Süddeutsche Zeitung 24. 7. 2004. 386 Hedwig Kainberger: Pragmatisch, praktisch und gut. In: SN 26. 7. 2004. 387 Friedrich Kurrent: Das MönchsbergMuseum. In: Museum der Moderne Salzburg. Salzburg/München 2004. S. 26–31. S. 29. 388 Friedrich Achleitner: Hülle und Hintergrund. In: Ebda. S. 72–74. S. 73f.

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III. Die Neuordnung der Museumslandschaft Das Salzburger Museum Carolino Augusteum (smca)

Der 1967 vollendete Wiederaufbau des im Jahr 1944 durch zwei Bombenangriffe zerstörten Museums Carolino Augusteum erfüllte nicht die räumlichen Anforderungen eines neuen Museums, das nunmehr nicht nur ein städtisches Museum, sondern ein „Stadt-Land-Museum“ war, d. h. das historische Gebiet des einstigen Erzbistums präsentieren sollte. Das Museum verfügte über zu wenig Schauräume und lediglich zwei moderne Depots, während die übrigen klimatisch nicht befriedigend und zudem überfüllt waren. Die Übernahme des Bürgerspitals führte zwar zu einer Entlastung der angespannten Depotsituation, doch ließ erst die Übertragung der Räume des angrenzenden Stadtkinos eine befriedigende Lösung für den Umstand erwarten, dass das Museum nur fünfProzent seiner Bestände zur Salzburger Kulturgeschichte zeigen konnte. Hinzu traten die keineswegs befriedigenden Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter. So führte die Zunahme des Personalstandes in den Bereichen Archäologie und Kunstgeschichte im Bürotrakt, der für den Personalstand des Jahres 1967 konzipiert war, zu massiver Raumnot. Am 11. Dezember 1984 beschloss daher das Kuratorium auf Antrag des Verwaltungsrates des Salzburger Museums Carolino Augusteum (smca) die Einsetzung einer Arbeitsgruppe (Planungsausschuss), um ein wissenschaftliches Konzept für die Darstellung der Stadt- und Landesgeschichte sowie das Gesamtmuseum (Haupthaus, Stadtkinohaus, Bürgerspitalmuseum, Burgmuseum, Monatsschlösschen, Grabungsmuseum am Domplatz) sowie einen räumlichen Entwicklungsplan unter Einbeziehung des Stadtkinosaals am Standort des Museums auf dem Anton-Neumayr-Platz zu erarbeiten. Vor allem der damalige Landeshauptmann-Stellvertreter Hans Katschthaler hatte dafür plädiert, ein Gesamtkonzept für die dislozierten Bestände zu entwickeln. Der Arbeitsgruppe gehörten der Direktor des smca Albin Rohrmoser, die Kustoden Christa Svoboda und Friedrich Moosleitner, der Historiker Heinz Dopsch, die Architekten Franz Fonatsch und Heinz Wondra sowie der Museumsarchitekt Heinz Michael an. Eine grundlegende Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft war ein Gebot der Stunde. In diesem Punkt herrschte politischer Konsens, in der Frage der konkreten Realisierung gab es allerdings völlig unterschiedliche Vorstellungen. Kompliziert wurde die Realisierung durch das notwendige koordinierte Vorgehen von Land und Stadt Salzburg, die rechtliche Konstruktion des smca mit Verwaltungsrat und Kuratorium sowie durch die Spannungen um den Direktor des smca Albin Rohrmoser, um dessen Person Mitte der Achtzigerjahre eine heftige Kontroverse ausbrach. Rohrmoser wurde vorgeworfen, die Empfehlungen des Kontrollamtsberichts der Stadt nur zögernd umzusetzen, die angesichts der Neuordnung der Museumslandschaft erforderliche Inventarisierung der Muse-

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umsbestände nur zögerlich voranzutreiben und das mit der Koordinierung der Vorbereitung der Neuordnung der Museumslandschaft betraute Gremium mit zu geringem Einsatz zu leiten. Vor allem Bürgerlisten-Gemeinderat Herbert Fux als Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt und der övp-Gemeinderat Franz Klingspigl ritten gegen den amtierenden Direktor vehemente Attacken, dem sie zudem vorwarfen, das Haus nicht attraktiv führen zu können. Unter ihm werde sich der bescheidene Besuch des smca auch nach dessen Erweiterung nicht bessern, da er die Erfahrungen zahlreicher neuer Museen offensichtlich nicht beachte und sich jeder modernen Museumspädagogik verweigere. Beide wandten sich in mehreren Briefen an Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der damit in eine schwierige politische Lage geriet. Rohrmoser war CVer und galt als övp-Mann, weshalb Haslauer um eine gütliche Regelung des Konflikts bemüht war. So antwortete er am 5. Februar 1985 auf einen Brief Klingspigls, er wisse „um die großen Schwierigkeiten und werde sich bemühen, eine Lösung vorzuschlagen“.389 Eine der von Haslauer angesprochenen Lösungen war die am Tag zuvor erfolgte Ernennung von Karl Heinz Ritschel zum Vorsitzenden des Planungsausschusses für das neue smca. Er werde, so teilte er Rohrmoser am 11. Februar 1985 mit, die von Magistratsdirektor Herbert Meister u. a. geforderte außerordentliche Sitzung des Kuratoriums nicht einberufen, denn er „halte das Kuratorium nicht für ein Gericht“, das über den Direktor des smca entscheiden soll.390 Herbert Fux wurde eineinhalb Jahre später in der Museumsfrage neuerlich aktiv. Die Planungen für das smca konzentrierten sich in der Zwischenzeit auf einen Umbau des gesamten Gebäudekomplexes auf dem Anton-NeumayrPlatz inklusive des Stadtkinos. Die Arbeitsgruppe legte 1986 ein „Konzept für ein Gesamtmuseum“ vor, in dem nicht nur eine neue Präsentation der Museumsbestände vorgeschlagen, sondern auch darauf hingewiesen wurde, dass das Museum in Zukunft sowohl als wissenschaftliche Stätte wie auch als Ort der Begegnung an Bedeutung gewinnen werde.391 Der Auszug der Bundespolizeidirektion aus dem Toskana-Trakt der Residenz in ihr neues Gebäude an der Alpenstraße machte in Ergänzung der Planungen für die Altstadt-Universität den Toskana-Trakt für die Juridische Fakultät der Universität frei. Am 9. Juli 1986 schrieb Fux in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kulturausschusses des Gemeinderates an seinen Duz-Freund Landeshauptmann Wilfried Haslauer, er habe zusammen mit zwei deutschen Kunsthistorikern den leeren Toskana-Trakt besichtigt, der sich nunmehr „in der ganzen Großzügigkeit und Schönheit einer erzbischöflichen Residenz“ präsentiere. „An historischer Substanz wurde kaum etwas zerstört, wohl hauptsächlich aus Geldmangel. Die Freilegung der Renaissance-Fresken wird internationale Aufmerksamkeit erregen.“ Ein solches architektonisches und kunsthistorisches Juwel sollte der einheimischen Öffentlichkeit und dem internationalen Tourismus unbedingt zugänglich gemacht werden. „Salzburg verdankt seine heutige internationale Anerkennung dem Kunstverstand der damaligen Erzbischöfe. Es wäre sicher angebracht, einen Teil des Toskana-Traktes der Darstellung der Erzbischöfe und ihrer Leistungen als regierende Fürsten zu widmen. Gerade im Anschluss an die große Wolf-DietrichAusstellung wäre ein solcher politischer Entschluss von besonderer Bedeutung. Die Umfunktionierung zu einer Universität, die im Grunde andere Raumfunktionen verlangt und öffentliche Begehung weitgehend unmöglich macht, noch dazu in einer erstrangigen Fremdenverkehrsstadt, wäre nicht sinnvoll.

389 SLA Präs. Akt. smca Allgemein 299. Teil 1. 0/9-299/50 – 1985. Zl. 0/93-299/50 – 1985. 390 Ebda. 391 Salzburger Museum Carolino Augusteum. Konzept für ein Gesamtmuseum. – Salzburg 1986.

Haslauer antwortete zwei Tage später mit dem Hinweis, er habe immer bewiesen, gute Ideen aufzugreifen und auch eine Abänderung bisheriger Überlegungen ins Auge zu fassen, „wenn überzeugende Gegenargumente genannt werden. In diesem Falle kommt Dein Vorschlag aber ganz eindeutig zu spät, und darüber hinaus kann ich mich auch in der Sache nicht mit Dir identifizieren. Ich kann nicht umhin festzustellen, dass es in Salzburg üblich ist, dann, wenn alle Pläne nach langwierigen Verhandlungen und Diskussionen vorliegen, genehmigt sind und vor der Realisierung stehen, alles wieder umstoßen zu wollen. Ich bitte Dich, Dir auch die besitzrechtlichen Gegebenheiten vor Augen zu halten. Der Toskana-Trakt steht im Eigentum des Bundes. Für seinen Umbau und seine Adaptierung zugunsten der Juridischen Fakultät liegen seit Kurzem die Baugenehmigungen vor. Die Einrichtung für das Museum würde ganz andere Voraussetzungen verlangen. . . . Eine Änderung würde nicht eine Verzögerung um ein Jahr, sondern eine Lähmung auf lange Sicht bedeuten, die im Interesse der Universität, des architektonischen Konzepts und aller Betroffenen nicht zu verantworten wäre. . . . Du weißt, wie ausführlich wir uns mit dem Umbau des smca auseinander gesetzt haben. Auch dies ist nunmehr beschlossen und es ist mir ein persönliches Anliegen, diesen Ausbau im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten schrittweise zu realisieren.“393

392 SLA. Präs. Akt. smca Allgemein 299. Teil 1. Zahl 934/131. 393 Ebda. Zl. 0/93-934/131 – 1986.

Dieser bereits fixierte Um- und Ausbau des smca erhielt zwei Wochen nach diesem Briefwechsel eine überraschende neue Wende, als sich Friedrich Urban als Vorsitzender der „Szene der Jugend“ in gleich lautenden Briefen an Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Radlegger, Bürgermeister Josef Reschen und Stadtrat Johannes Voggenhuber mit dem Vorschlag wandte, den in diesem Sommer erstmals von der „Szene“ genutzten Stadtkinosaal als Veranstaltungsort zu retten. Im Fall einer positiven Entscheidung für seinen Vorschlag würden sich drei Varianten für ein weiteres Vorgehen anbieten: „1. Das Stadtkino bleibt als Veranstaltungsort erhalten und wird in das Museumskonzept integriert. Dies müsste entweder zu einer Überarbeitung des Museumskonzepts führen, oder zu einer Dislozierung der Museumsräumlichkeiten. Dafür bieten sich sowohl in der Umgebung des Stadtkinos, als auch in der Altstadt selbst andere Räume an. 2. Das Museum übersiedelt in den Toskana-Trakt, und die derzeit geplante Altstadt-Universität erhält einen neuen Standort. 3. Das Museum übersiedelt an den derzeit freien Platz des alten Kiesel-Gebäudes.

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Vorschlag der Experten: Das CA Museum mit dem gesamten Stadtkinotrakt und Büros der Universität zur Gestaltung zu geben. . . . Das historische, landeskundliche und volkskundliche Museum zusammen mit der Darstellung des erzbischöflichen Salzburgs soll im Toskana-Trakt untergebracht werden.“ Wenngleich bereits ein Grundsatzbeschluss für die Situierung des smca im, um den Stadtkinotrakt erweiterten, derzeitigen Standort gefallen sei, sollte dieser Beschluss angesichts der sich ergebenden neuen Möglichkeiten unbedingt überdacht werden. „Beschlüsse oder Entschlüsse aus zwingenden Sacherwägungen zu revidieren ist ein Kriterium hervorragender Politiker.“392

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Diese Modelle habe ich mit dem Leiter der Museumsarbeitsgruppe, Prof. Dr. Karl Heinz Ritschel, und dem Rektor der Universität, Prof. Dr. Joachim Dalfen besprochen und grundsätzlich keine abweisenden Antworten erhalten“394 In einem neuerlichen Schreiben vom 5. August 1986 an Landeshauptmann Haslauer betonte Urban, die „Szene“ sei bereit, vorläufig für eine Laufzeit von drei Jahren den Stadtkinosaal als Kulturstätte als Verein zu führen, sollten für die notwendigen Adaptierungsarbeiten die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die Causa smca, „Szene“ und Juridische Fakultät im Toskana-Trakt wurde öffentlich intensiv und durchaus kontroversiell diskutiert, der auch über die Medien erzeugt Druck auf die Politik wuchs. In dieser Situation entschloss sich Haslauer Anfang August zur Einberufung eines Spitzengesprächs aller betroffenen Institutionen, in dem auf Vorschlag des Landeshauptmanns die Einsetzung einer Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des Leiters der Kulturabteilung des Amtes der Salzburger Landesregierung, Peter Krön, beschlossen wurde. Diese sollte „die Möglichkeiten einer Erhaltung des Stadtkinosaales für die ‚Szene‘ prüfen . . ., allerdings unter Bedachtnahme auf die Ausbauerfordernisse des Museums. . . . Die Arbeitsgruppe hat bei ihren Überlegungen davon auszugehen, dass eine Widmungsänderung des Toskana-Traktes nicht infrage kommt und mit dem Bau des Probensaales für das Mozarteum-Orchester im Frühjahr 1987 begonnen werden muss.“395 Mit diesem Beschluss hatte Haslauer seine politischen Ziele erreicht. Eine grundlegende Änderung der bereits getroffenen Entscheidungen für die Situierung der Juridischen Fakultät im Toskana-Trakt und eine Übersiedlung des smca wurde bei der Auftragsformulierung an die Arbeitsgruppe ausdrücklich ausgeschlossen. Ebenso wurden die Beschlüsse über den Umbau des Petersbrunnhofs sowie den in unmittelbarer Nachbarschaft geplanten Neubau eines Probensaals für das Mozarteum-Orchester ausdrücklich betont. Ein „Zurück an den Start“ war für Haslauer ausgeschlossen und politisch nicht zu verantworten. Um den in den letzten Wochen steigenden öffentlichen Druck zu mildern, sollte die Arbeitsgruppe modifizierende Vorschläge im bereits beschlossenen Rahmen erarbeiten. Die Vorgangsweise des Landeshauptmanns war jedoch keineswegs unumstritten. Ein sichtlich irritierter Herbert Fux verfasste einen „Offenen Brief“ an Haslauer, in dem er erklärte, er könne es „als Museumskurator niemals zur Kenntnis nehmen, dass der Kuratoriumsbeschluss, der nach jahrzehntelangen Bemühungen endlich den gesamten Stadtkinokomplex dem Museum zurückgibt, rückgängig gemacht wird. Heißt Deine Gesprächsbereitschaft zur Erhaltung des Stadtkinosaales bei Ablehnung der Diskussion über andere Standorte für die Rechtswissenschaften Ersparung der Ausgaben für den Petersbrunnhof und Ersparung des Museumsbaus? . . . Die ‚Szene‘ wie auch andere Organisationen streben seit 10 Jahren den Petersbrunnhof als ständigen Aufführungsort an. Planungen und Genehmigungen sind praktisch abgeschlossen. Im Herbst kann endlich zum Bauen begonnen werden. Jetzt plötzlich möchte die ‚Szene‘ den Petersbrunnhof aufgegeben und die Museumsplanung zerstören.“396 Auch der Vorsitzende des Landeskulturbeirates, Franz Nikolasch, beschwor Haslauer und dessen Stellvertreter Radlegger, am bereits beschlossenen Museumskonzept durch das plötzlich auftauchende Begehren der „Szene“ nicht zu rütteln. Es sei gründlich überlegt worden, „und die

394 Ebda. Zahl 299/59. 395 Ebda. Zl. 0/93-299/59 – 1986. 396 Ebda. Zahl 34/131.

397 Ebda. Zahl 299/59. 398 Ebda. Zahl 12/01-408/345 – 1986 399 Ebda. Zl. 299/59.

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Verwirklichung eines Museumsbezirkes am gegenwärtig vorgesehenen Standort hat ihre Berechtigung. Daher muss das gesamte Areal des bisherigen Stadtkinos dem Museum zur Verfügung stehen.“ Die Repräsentanten der „Szene“ hätten in der Vergangenheit „immer wieder neue Konzepte und Pläne ins Spiel gebracht . . . Die lange Dauer der Planungsarbeiten für den Petersbrunnhof ist nicht zuletzt auf die ständigen Änderungswünsche der ‚Szene der Jugend‘ zurückzuführen.“ Zudem hätte die „Szene der Jugend“ in äußerst sprunghafter Weise in der Zwischenzeit auch andere Räumlichkeiten wie die Domgaragen für sich beansprucht und werde sicherlich in kürzester Zeit wiederum andere Pläne und Konzepte vorbringen. Vor diesem Hintergrund dürfe an dem bereits erarbeiteten und in den Grundsätzen beschlossenen Museumskonzept nicht gerüttelt werden.397 Am 7. August 1986 kam eine Besprechung zwischen Peter Krön als Leiter der Kulturabteilung des Landes, Karl Heinz Ritschel als Leiter des Planungsteams für das smca, Museumsdirektor Albin Rohrmoser, dem planenden Architekten Franz Fonatsch und Intendant Friedrich Urban und Michael Stolhofer als Vertreter der „Szene der Jugend“ zu dem nicht überraschenden Ergebnis, dass beide diskutierten Verwendungszwecke des Stadtkinosaals – Teil des erweiterten smca oder Veranstaltungsort für die „Szene der Jugend“ – nicht kompatibel seien und daher eine kulturpolitische Grundsatzentscheidung getroffen werden müsse. In einem Brief an Landeshauptmann Haslauer, Landeshauptmann-Stellvertreter Radlegger und Bürgermeister Reschen plädierte Krön für die exklusive Nutzung des Stadtkinosaals durch das smca. Als Kompromiss schlug er vor, in den folgenden zwei bis drei Jahren, in denen der Raum noch nicht für das smca benötigt werde, der „Szene der Jugend“ als Spielstätte zur Verfügung zu stellen. In dieser Zeit könnte für die „Szene der Jugend“ ein anderer Veranstaltungssaal, eventuell im Mönchsberg, gefunden werden. Der bereits beschlossene Umbau des Petersbrunnhofs als ganzjähriger Spielort für möglichst viele Kulturinstitutionen sollte nicht verzögert werden.398 Auch Karl Heinz Ritschel unterstützte in einem Memorandum diese Position, indem er darauf hinwies, dass, sollte kein anderer Standort für das Museum gefunden werden, für dieses Waffengleichheit mit der Universität und dem Mozarteum-Orchester gelten müsse, d. h. „dass der auf breitem Konsens beruhende Widmungsbeschluss aufrecht bleibt. Hinzu kommt, dass dies der alte Standort des Museums ist und beim Wiederaufbau das Kino ausdrücklich nur auf Zeit errichtet wurde, um das Areal dem Museum zurückzugeben.“ Für die „Szene der Jugend“ böte sich allerdings eine andere, von Architekt Fonatsch vorgeschlagene, faszinierende Lösung an, „im Mönchsbergfelsen, zugänglich vom Bürgerspital her, einen Felsensaal zu schaffen (geschätzte Kosten 10 Mill. S.). Dieser Spielort wäre auf der ganzen Welt einzigartig und würde in sonstigen Funktionen den Stadtkinosaal voll ersetzen.399 Die Würfel in Richtung Erweiterungsbau des smca unter Einbeziehung des Stadtkinosaals schienen am 15. Oktober 1986 endgültig gefallen, als ein von Peter Krön geleitetes Land-Stadt-Gespräch unter Einbeziehung von Vertretern des Landeskulturbeirates zu dem einstimmigen Ergebnis kam, die Museumsplanung unter Einbeziehung des Stadtkinosaals fortzuführen. „Da ein anderer Standort für das Museum realistischerweise nicht zur Verfügung steht, müsse in Abwägung der Prioritäten zwischen Saal und Museum dem Museum Vorrang

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eingeräumt werden.“ Im Sinne des von Krön unterbreiteten Kompromissvorschlags und einer konsensualen landespolitischen Entscheidung wurde die Erklärung der Vertreter des Landes zur Kenntnis genommen, dass angesichts der schwierigen finanziellen Situation des Landes „in den nächsten drei Jahren mit einer Realisierung des Museumsbaus nicht zu rechnen sei. . . . Für die ‚Szene der Jugend‘ bedeutet dies die verbindliche Zusage, bis inklusive 1989 den derzeitigen Stadtkinosaal nutzen zu können.“400 Für die „Szene der Jugend“ beeilten sich am 26. November Friedrich Urban und Michael Stolhofer in gleich lautenden Briefen an Landeshauptmann Haslauer, Landeshauptmann-Stellvertreter Radlegger und Bürgermeister Reschen zu betonen, dass die „Szene der Jugend“ für den unverzüglichen Umbau des Petersbrunnhofs sei und diesen auch als ihre künftige Spielstätte betrachte. Der Stadtkinosaal sei bis einschließlich 1989 lediglich eine Ersatzräumlichkeit für den Petersbrunnhof. Und man werde, sollte der Petersbrunnhof bis dahin fertiggestellt sein, einem Umbau des Stadtkinosaals zugunsten des smca nicht entgegentreten. Entsprechend den Ergebnissen der Besprechungen fasste die Landesregierung im April 1987 den Beschluss, für die von der „Szene der Jugend“ im Stadtkinosaal vorgenommenen Adaptierungsarbeiten einen Betrag von 400.000 Schilling zur Verfügung zu stellen. In der von völlig unterschiedlichen Interessen und Vorschlägen geprägten Diskussion über die Kultur- und Wissenschaftsbauten unterbreitete FinanzLandesrat Arno Gasteiger am 8. August 1986 in einem Schreiben an Landeshauptmann Haslauer einen völlig neuen Vorschlag. Erhebliche Teile des Amtsgebäudes in der Neuen Residenz, die für die im kommenden Jahr stattfindende Landesausstellung über Erzbischof Wolf-Dietrich derzeit frei gemacht wurden, „eignen sich nicht nur nach meiner laienhaften Auffassung, sondern auch nach Ansicht von Experten aus der Kulturszene in hervorragender Weise für eine Expositur des Museums C. A. Hier könnte das Museum in passender Umgebung z. B. eine Galerie einrichten und so Platz schaffen für jene Bilder, die derzeit in den Depots verschimmeln.“401 Haslauer antwortete auf diesen Vorschlag zurückhaltend. Er sei auch der Meinung, dass sich die Räume in der Neuen Residenz für kulturelle Veranstaltungen eignen würden, und habe vor, dort in Zukunft Sonderausstellungen z. B. der Residenzgalerie zu ermöglichen. „Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass wir diese Räumlichkeiten als Expositur des Museums Carolino Augusteum verwenden.“ Er lege aber „größten Wert darauf, dass die neu renovierten Räumlichkeiten mit den prachtvollen Stuckdecken in Zukunft der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen“.402 Die politische Diskussion über die Situierung und Erweiterung des smca schien im Sommer durch die einvernehmlich getroffenen Entscheidungen von Stadt und Land 1987 beendet, um jedoch durch zwei Entwicklungen überraschend neuerlich angeregt zu werden. Der aus dem Kulturausschuss scheidende Gemeinderat Herbert Fux warf am 3. August 1987 dem amtierenden Direktor des smca, Albin Rohrmoser, in einem Brief an Landeshauptmann Haslauer vor, in der für Salzburg so wichtigen Museumsfrage keinerlei Aktivitäten an den Tag zu legen, dadurch den von Haslauer berufenen Vorsitzenden der Planungsgruppe Ritschel zu blockieren und sich offensichtlich auch nicht für die innovative Museumsentwicklung in der Bundesrepublik zu interessieren. Die Situation verlange jedoch nach entschiedenem Handeln. „Das letzte große kulturelle Problem der

400 Protokoll einer Besprechung über Planung und Umbau des Museums Carolino Augusteum (unter besonderer Berücksichtigung der Verwendung des Stadtkinosaals) am Mittwoch, 15. Oktober 1986. S. 2. Ebda. Zahl 12/01-408/349 – 1986. 401 Ebda. Zahl 299/60. 402 Ebda. Zl. 0/93-290/60 – 1986.

Präludium: der Streit der Meinungen und Vorschläge 1984–1989

403 SLA Präs. Akt. smca Allgemein. 299 Teil 1. 0/9-299/50 – 1985. Zahl 299/63. 404 SLA Präs. Akt. smca Allgemein 299 Teil 1. Zahl 299/70. 405 Ebda. Zahl 299/71. 406 Ebda. Zl. 0/93-299/70 – 1988. 407 Ebda. Zl. 0/93-299/71 – 1988.

gemeinsamen Landes- und Stadtpolitik ist das Museum. Österreich hat nach dem Krieg überhaupt kein neues gebaut. . . . Die Stadt Frankfurt hat seit 1980 vier neue Museen errichten lassen. Gleiche Aktivitäten setzten auch zahlreiche Provinzstädte der brd. Es wäre von österreichweiter Bedeutung, wenn Salzburg, des unverzichtbaren Kulturerbes bewusst, einen solchen Schritt setzen würde.“403 Dieser sei jedoch nur dann sinnvoll, wenn nicht mit der bisherigen Leitung geplant werde. Personelle Veränderungen an der Spitze des Museums seien unbedingt erforderlich, um das künftige Museum aus einer drohenden Perpetuierung der unbefriedigenden Situation zu befreien. Ein Jahr später teilte der Salzburger Bürgermeister Josef Reschen dem Landeshauptmann brieflich mit, dass sich der Kulturausschuss nicht nur mit der nunmehr vorliegenden Museumskonzeption bis 1995 beschäftigen werde, sondern auch mit auf Architekt Fonatsch zurückgehenden Überlegungen, „die über 1995 hinaus die Verlegung der Ausstellungsräume des Museums in den Mönchsberg zum Inhalt haben“. Zu diesem Zweck werde die Stadt in einem ersten Schritt „einen geladenen Wettbewerb mit namhaften europäischen Architekten durchführen, der die grundsätzliche Machbarkeit dieses Projekts unter Beweis stellen und die Grundlagen für das künftige Projekt erbringen soll. Sowohl für die vorbereitende Arbeitsgruppe als auch für die Jury zur Bewertung der Wettbewerbsprojekte konnte Prof. Gustav Peichl als Vorsitzender gewonnen werden. Bis auf einen haben bereits alle angeschriebenen Architekten ihre Teilnahme am Wettbewerb zugesagt, darunter Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer, Jean Nouvel, James Stirling und auch der hervorragende Salzburger Architekt Gerhard Garstenauer.“ Haslauer möge den Leiter der Kulturabteilung des Landes, Peter Krön, die Teilnahme an der den Wettbewerb vorbereitenden Arbeitsgruppe, die sich am 19. August 1988 konstituieren werde, ermöglichen, um auch das Land in diese neuen konzeptionellen Überlegungen rechtzeitig einzubinden.404 Drei Tage später schrieb Reschen einen neuerlichen Brief, in dem er, um eine befürchtete eventuell ablehnende Haltung des Landes zu vermeiden und den von der Stadt bereits eingeleiteten Wettbewerb auf eine breite landespolitische Basis zu stellen, Haslauer einlud, in der Wettbewerbsjury mitzuwirken, wobei er nur in der Entscheidungsphase auch persönlich anwesend sein müsse. „Ihre Mitwirkung in der Jury würde selbstverständlich nicht automatisch als Zustimmung zu diesem Vorhaben oder zu einer Kostenübernahme durch das Land aufgefasst werden.“405 Genau dies aber fürchtete der Landeshauptmann, weshalb er zunächst vorsichtig zurückhaltend agierte, da er durch diese Entwicklung eine neuerliche Verzögerung des Museumsprojekts und durch seine persönliche Mitwirkung in der Jury eine Involvierung des Landes in eine mit ihm nicht abgesprochene Initiative der Stadt befürchtete. Er antwortete eine Woche später, er sei „stets für die beste und großzügigste Lösung, persönlich jedoch für einen Neubau des Museums am Platz“, versage sich „jedoch nicht einer Prüfung, wenn die Stadt diesen von ihr initiierten Wettbewerb organisatorisch und kostenmäßig übernimmt“ und werde Peter Krön, wie gewünscht in die vorbereitende Arbeitsgruppe entsenden.406 Vier Tage fällte er nach internen Besprechungen auch eine positive Entscheidung für seine Mitwirkung in der Jury und betonte, „man sollte keine Idee von vornherein verwerfen, sondern alles . . . unvoreingenommen prüfen“.407

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In der konstituierenden Sitzung der Planungskommission erklärte Bürgermeister Reschen, Ziel der Beratungen sei es, eine großzügige Lösung im Bereich der Altstadt für die beengten Räumlichkeiten des smca zu erarbeiten, ohne mit dem Altstadterhaltungsgesetz in Konflikt zu geraten. Um diese Parameter zu erfüllen, sei die Idee eines Museums im Mönchsberg entstanden. Der Salzburger Historiker Heinz Dopsch habe bewiesen, dass Salzburg die älteste Stadt Österreichs sei, die im Jahr 1996 ihr tausendjähriges Bestehen feiern werde. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte das neue smca, das Peichl als „Jahrhundertbauwerk“ bezeichnet habe, vollendet sein. Und Gustav Peichl ergänzte, dass alle eingeladenen Architekten bis April 1989 ihre Projekte einreichen müssten, die anschließend von der Planungsgruppe geprüft und bewertet werden.408 Die Initiative der Stadt erfolgte jedoch keineswegs konsensual, sondern gegen den massiven Widerstand der Bürgerliste, für die Johann Padutsch in einer Medieninformation erklärte: „Auf den ersten Blick ist der Plan, im Mönchsberg ein Salzburg-Museum zu errichten, durchaus interessant. Beim genaueren Hinsehen allerdings steigt relativ schnell der Verdacht auf, dass unser Bürgermeister seine jahrelangen Versäumnisse in der Museumsfrage mit einer riesig großen Seifenblase kaschieren will. Vor allem Bürgermeister Reschen war es ja, der gegen einen Museumsneubau auf dem Anton-Neumayr-Platz ‚wegen der hohen Kosten‘ opponiert hatte. Die kalkulierten Kosten für diesen Museumsneubau hätten 120 Millionen betragen und nehmen sich gegenüber den geschätzten 270 Millionen für den Neubau im Mönchsberg recht bescheiden aus.“ Vor Inangriffnahme eines solchen Projekts müssten drei Fragen beantwortet werden: 1. Die Seriosität der Kostenschätzung von 270 Millionen Schilling, 2. die Beteiligung des Bundes an den Errichtungskosten sowie 3. die Finanzierbarkeit der verbleibenden Investitionskosten für die Stadt unter der Voraussetzung einer Beteiligung des Landes. Und schließlich sei das ganze Vorhaben problematisch, denn „die touristisch und wirtschaftlich ohnedies bereits massiv überhitzte zentrale Altstadt ist auf eine zusätzliche Attraktion sicherlich nicht angewiesen“.409 Und auch der „Salzburger Museumsverein“ lehnte das geplante „Museum im Berg“ ab. In einer an Landeshauptmann Haslauer gerichteten Stellungnahme zum Projekt erklärte dessen Vorstand (Walter Schlegel, Georg Stadler, Norbert Heger), „aus konservatorischen, städtebaulichen, museumspsychologischen und finanziellen Gründen scheidet eine Unterbringung des Museums im Mönchsberg aus. Alle entsprechenden Planungen sind dem Steuerzahler gegenüber nicht zu verantworten und deshalb sofort einzustellen.“410 Ähnlich argumentierte der „Stadtverein Salzburg“ in einem Brief an die politischen Verantwortungsträger. Die Arbeitsbedingungen für das Personal seien in einem Museum im Berg unzumutbar, die Besucher würden „aus psychologischen Gründen von einer Besichtigung der Museumsschätze abgeschreckt“ und das smca habe „es nicht not, sich in den Berg zurückzuziehen und ‚unsichtbar‘ zu werden, da es seinen angestammten Platz im Gefüge der Altstadt hat und diesen Platz nach dem Endausbau unter Einschluss des Stadtkinogebäudes wieder voll nutzen kann“.411 Haslauer antwortete, die Anregung für eine Situierung des Museums im Berg stamme nicht von ihm, und er werde, wenn auch mit einer gewissen Skepsis seinerseits, das Projekt prüfen lassen. Seiner Meinung nach würden derzeit die Einwände die positiven Argumente überwiegen, doch sollte man eine unvoreingenommene Prüfung vornehmen.

408 Gedächtnisprotokoll der Konstituierenden Sitzung der Museumsplanungskommission am 19. August 1988. Magistratsabteilung IX. Zahl IX/2-20.533/88. In: Ebda. 409 Medieninformation der „Bürgerliste“ vom 31. 8. 1988. In: Ebda. 410 Ebda. Zahl 299/81. 411 Ebda. Zahl 299/83

Er erachte deshalb „eine verbindliche Aussage für einen Neubau des Museums am angestammten Areal, wie es ursprünglich auch von mir vorgesehen war“, für „noch nicht gekommen“.412

412 Ebda. Zahl 0/93-200/81–88 413 Die Jury bemerkte zum Hollein-Projekt: „Das Projekts lässt ein äußerst subtiles Verständnis für die Besonderheit der Bauaufgabe, ihre Integration in den Stadtraum und die vielfältigen Möglichkeiten erkennen, welche das Bergmassiv für die Ausformung von Räumen unterschiedlicher Größe bietet. Besonders der von einer gläsernen Kuppel überdachte Großraum des Sunk lässt einen Raum von großer Faszination im Hinblick auf Gestalt, Lichtführung und vertikalem Wegesystem erwarten. Die Zweiteilung des Museums in den geschichtlichen Bereich – in kavernenartigen Raumfolgen etwa auf Eingangsniveau vorgesehen und den Sonderausstellungsräumen, welche im oberen Bereich des Sunk angeordnet, mit leichten Dächern überspannt und mit natürlichem Licht großzügigst versorgt sind, erscheint sinnvoll und überlegt. Die großzügige Eingangssituation mit den richtig zugeordneten Nebenfunktionen verbindet Alt- und Neubau in überzeugender Weise und ermöglicht den Eintritt in beide Teile auf kurzem Weg. Der chronologische Weg durch die Sammlung in historisch, wie räumlich aufsteigender Linie ist museologisch besonders gut durchdacht . . . Die kleinen Eingriffe in den denkmalgeschützten Bestand, wie z. B. Treppenhäuser im Trakt neben der Pferdeschwemme, sollten und können leicht vermieden werden. Das Projekt zeigt auch im Einzelnen eine Fülle von Ideen, welche den Aufenthalt im Museum zu einem Erlebnis der besonderen Art machen können. . . . (. . .) Nach zweitägiger Beratung ist die Jury zum Ergebnis gekommen, dass die vorgegebene Aufgabe hervorragend lösbar ist. Sie empfiehlt das Projekt Hollein zur weiteren Bearbeitung. Die Attraktivität und Qualität des Projekts im Sinne der einmaligen Salzburger Situation halten jedem Vergleich stand. Die Jury ist der Meinung, dass zur Absicherung des Ergebnisses Standortvergleiche durchgeführt werden können.“ (Gutachterverfahren „Salzburg – Museum“ Jury – Protokoll. S. 9 und 13.) 414 SLA Präs. Akt 299. Teil 2. Zahl 299/98. 415 SLA Präs. Akt 299. Teil 1. Zahl 299/93

Die Museumsfrage blieb auch nach dem Rückzug Haslauers aus der Politik im Frühjahr 1989 auf der politischen Tagesordnung. Haslauers Nachfolger, der bisherige Landeshauptmann-Stellvertreter Hans Katschthaler, machte als studierter Historiker die Neuordnung der Museumslandschaft, vor allem des smca, zu seinem zentralen kulturpolitischen Anliegen, wobei er unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit denselben Argumenten und Interventionen konfrontiert wurde wie sein Vorgänger. Katschthaler hatte in seiner Antrittsrede als Landeshauptmann die Erarbeitung eines Museumskonzepts, das in einer bewertenden Analyse auch die unterschiedlichen Vorstellungen darstellen sollte, als Grundlage für eine politische Entscheidung vorgeschlagen. Am 9. Mai 1989 entschied sich die Wettbewerbsjury für ein Museum im Berg für das von Hans Hollein entworfene Projekt, empfahl jedoch eine Reduzierung der Gesamtkubatur sowie eine allfällige Überarbeitung nach dem künftigen Museumskonzept.413 Die Jury empfahl zudem für ein zu erarbeitendes Museumskonzept eine vergleichende Standortuntersuchung. Karl Heinz Ritschel schlug den Präsidenten der Salzburger Sommerakademie, Wieland Schmied, als Autor einer solchen Studie vor und erhielt dafür die Unterstützung von Bürgermeister Josef Reschen, der Katschthaler am 30. Mai in einem Schreiben ein koordiniertes Vorgehen von Land und Stadt bei der Bestellung von Wieland Schmied zum Verfasser eines Museumskonzepts, das auch eine vergleichende Standortuntersuchung beinhalten sollt, vorschlug.414 Gleichzeitig wurde Katschthaler von Peter Krön eine ausführliche Stellungnahme des Salzburger Architekten Gerhard Garstenauer zu den derzeit diskutierten Museumskonzepten übermittelt, wobei er deutliche Sympathien für die Idee eines Museums im Berg erkennen ließ. „Die Kombination Bürgerspital und Felsmuseum stellt eine konkrete und m. E. auch sehr attraktive Möglichkeit zur Lösung der Museumsfrage dar – jedenfalls für ein erstes Denkmodell. . . . Wir wissen alle, dass Salzburg für große (internationale?) Ausstellungen einen entsprechenden Ausstellungsraum braucht (. . . wie er im Felsmuseum gedacht ist). Dieser muss allerdings eine ganz besondere Lage-Gunst aufweisen. Es bietet sich an, den (städtebaulich ohnedies ungelösten) Max-Reinhardt-Platz ‚unterirdisch‘ zu nutzen. Mit einem Schlage könnte dort alles erfüllt werden, was wir benötigen.“415 Doch auch die Befürworter einer Übersiedlung des smca in den Toskana-Trakt der Universität sowie die Gegner eines Museums im Berg formierten sich angesichts des Wechsels im Amt des Landeshauptmanns neu, bestand ihrer Meinung nach nunmehr die Möglichkeit, die jeweils eigenen Vorstellungen doch noch verwirklicht zu sehen. Der Landesverband Salzburg der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs plädierte vehement für eine Situierung des smca im Toskana-Trakt,

Die Museumsstudie – neue Vorschläge und die Entscheidung für die Neue Residenz 1989–1992

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die ehemalige Direktorin des smca, Friederike Prodinger, beschwor in einem Brief Katschthaler, dem „absurden Felsenprojekt smca nicht zuzustimmen“416 und Katschthalers Parteifreund Bürgermeister-Stellvertreter Josef Dechant erklärte am 31. Mai in einem Brief an den Landeshauptmann, alle seine Bedenken gegen ein Museum im Berg hätten sich bestätigt. Man hätte zuerst eine städtebauliche Standortbestimmung für das smca unter Einschluss aller möglichen Standorte durchführen und zudem die inhaltlichen Fragen klären müssen. Erst dann sei ein Architektenwettbewerb sinnvoll, nicht jedoch vorher, da man damit den zweiten vor dem ersten Schritt mache. Die bisher geschätzten Kosten von 270 Millionen Schilling hätten sich beim Hollein-Projekt zudem als Illusion erwiesen, da für dessen Realisierung mindestens 500 Millionen Schilling, allerdings ohne Einrichtung, notwendig seien. Da sich der Bund an der Finanzierung nicht beteiligen werde, sei von Finanzierungskosten in der Höhe von einer Milliarde Schilling auszugehen, die vom Land und der Stadt im Wege eines außerordentlichen Haushalts aufzubringen seien. „Diese Gigantomanie ist nur dann zu rechtfertigen, wenn eine ‚Schatzkammer im Felsen‘ gebaut wird. Ein Beispiel hierfür wäre der Ankauf der Sammlung von Dr. Leopold in Wien, die für wahrscheinlich rund 2 Milliarden Schilling zu erwerben wäre. Darüber hinaus müsste ein Museum in dieser Größenordnung selbstverständlich auch entsprechend hoch dotierte jährliche Ankaufsbudgets vorweisen können.“ Zudem bringe das Hollein-Projekt „größte Probleme im Zusammenhang mit der Altstadterhaltung, mit dem Natur- und Landschaftsschutz, der Grünlanddeklaration und der Flächenwidmung mit sich“.417 Katschthaler agierte in dieser Gemengelage der Vorschläge, Begehren und warnenden Stimmen wie sein Vorgänger Haslauer, indem er zunächst nur die Notwendigkeit der Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft betonte und jede inhaltliche Festlegung vermied. Am 9. Juni 1989 antwortete er Bürgermeister Reschen, er beurteile die Realisierung eines Museums im Berg „eher vorsichtig. Eine langfristig zu verantwortende Entscheidung kann nur durch ein klares, eingehend geprüftes und ganzheitliches Museumskonzept getroffen werden. Dabei müssen die Standortvarianten ebenso überprüft und verglichen werden, wie die architektonischen und museumspädagogischen Gesichtspunkte. . . . Ich stehe allen Ideen für eine zukunftsorientierte Museumskonzeption sehr aufgeschlossen gegenüber und würde es sehr begrüßen, wenn Salzburg in Orientierung – aber nicht Nachahmung – an faszinierenden internationalen Beispielen der jüngsten Zeit neue kulturelle Entfaltungschancen wahrnimmt.“418 Aus dem Antwortschreiben des Salzburger Landeshauptmanns wurden dessen reservierte Haltung gegenüber dem Projekt eines Museums im Berg und seine Präferenz für ein vergleichendes Museumskonzept inklusive Standortuntersuchung deutlich. In dieser Haltung wurde er auch durch den Klubobmann der övp im Salzburger Landtag, Franz Schausberger, bestätigt, der in einer Punktation an Katschthaler betonte, er stimme mit der Auffassung von Vizebürgermeister Dechant überein, „dass die Vorgangsweise von Bürgermeister Reschen falsch war und die Ausschreibung eines Wettbewerbes für ein Museum im Mönchsberg – wenn überhaupt – viel später, nach Klärung wichtiger Vorfragen, hätte erfolgen sollen“. Hingegen sollte man „dem Vorschlag, Prof. Dr. Wieland Schmied mit einer vergleichenden Standortuntersuchung zu beauftragen, . . . näher treten, wobei alle denkbaren Standorte, wie dies Dechant bereits im Vorjahr gefordert

416 Ebda. Zahl 299/99. 417 SLA Präs. Akt 299. Teil 2. Ohne Zahl. 418 Ebda. Zahl 0/93-299/98 – 1989.

419 Ebda. Zahl 299/103. 420 Ebda. Zahl 0/9 – R 1500/7 – 1989. 421 Ebda. Zahl 299/105.

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habe, zu berücksichtigen seien. Zudem müsse man sich dessen bewusst sein, dass für alle derzeit diskutierten Standorte – derzeitiger Standort, Toskana-Trakt, Mönchsberg – keineswegs die gleichen Kosten angenommen werden könnten, wie dies Bürgermeister Reschen tue. „Natürlich ist das Mönchsberg-Projekt das teuerste. Ich halte es für völlig falsch, parallel zur Standortuntersuchung eine Überarbeitung des Projekts Hollein vorzunehmen, wie es Bürgermeister Reschen vorschlägt. Jetzt sollen einmal die Standorte untersucht werden.“419 Die Diskussion schien damit im Frühjahr 1989 wieder auf ihren Ausgangspunkt zurückzukommen, zumal Katschthaler zwar gewisse Präferenzen erkennen ließ, jedoch keine definitive politische Festlegung vornahm, sondern den Weg der Gutachten und Stellungnahmen zu allen möglichen Varianten beschritt. Die betraf auch die noch von Haslauer mit Hinweis auf bereits getroffene Vereinbarungen mit dem Bund abgelehnte Situierung des smca im für die Juridische Fakultät reservierten Toskana-Trakt. Zahlreiche Institutionen wie etwa die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde und Persönlichkeiten traten nach wie vor vehement für diese Variante ein, weshalb die Landesregierung am 3. Juli 1989 Landesbaudirektor Axel Wagner die „Kosten und Folgekosten, die sich durch eine allfällige Unterbringung des Museums C. A. im Toskana-Trakt und damit einem Verlassen des Altstadt-Universitätskonzeptes für Land und Stadt ergeben würden, zu ermitteln. Weiters sollte ausgeforscht werden, wo Grundstücke für eine Juridische Fakultät zur Verfügung stünden.“420 Eine Übersiedlung des smca in den Toskana-Trakt schien insofern nicht mehr unmöglich, als Bundesminister Erhard Busek bei einem privaten Arbeitsfrühstück mit Karl Färbinger dessen Bemerkung zustimmte, der frei gewordene Toskana-Trakt biete eine Jahrhundertchance, dessen kostbare Räumlichkeiten der Öffentlichkeit wiederum zugänglich zu machen. Färbinger berichtete Katschthaler am 30. Juli: „Soweit ich Erhard Busek verstanden habe, besteht der Bund keinesfalls auf dem Toskana-Trakt, sofern wir Salzburger ein Lösungspaket (Raum + Finanz) für die Juridische anbieten. Da bereits renoviert wird und so eine Umwidmung sicher ohne Verlustabschreibung einiger Millionen nicht mehr machbar ist, ist sozusagen höchste Eile oder Gefahr in Verzug, dass das Versäumnis der Jahrhundertchance an einem Punkt anlangt, wo es nicht mehr rückgängig zu machen ist.“421 Der von Färbinger eingemahnten Eile in der Causa Toskana-Trakt wurde durch den weiteren Gang der regierungsinternen Entscheidungsabläufe entsprochen. Am 24. Juli lag das von Landesbaudirektor Axel Wagner geforderte Gutachten vor. Darin wies Wagner auf das in den Siebzigerjahren nach turbulenten Diskussionen beschlossene Konzept einer Altstadt-Universität hin. Der Bund habe in den vergangenen zehn Jahren mit einem Aufwand von 2,9 Milliarden Schilling die dafür erforderlichen Ersatz- bzw. Neubauten wie die Naturwissenschaftliche Fakultät, die Finanzlandesdirektion, die Bundespolizeidirektion, die htlba in Itzling und den Umbau der Alten Gewerbeschule am Rudolfs-Kai durchgeführt. Zur Realisierung des Konzepts fehle nur mehr die Adaptierung des ToskanaTrakts und der Kapitelhäuser. Für diesen letzten Schritt wurden 300 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt und 1986 mit dem Umbau begonnen. Von den veranschlagten 300 Millionen Schilling seien bereits Aufträge in der Höhe von 220 Millionen Schilling erteilt worden und von diesen bereits rund 140 Millionen Schilling verbaut. Im Falle eines Verzichts des Bundes auf den Toskana-Trakt

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zugunsten des smca würde er von Stadt und Land Salzburg die Kosten für den Neubau einer Juridischen Fakultät in der nunmehr geplanten Größenordnung im Toskana-Trakt verlangen. Dies würde – ohne Grundkosten – rund 500 Millionen Schilling erforderlich machen. Berücksichtigt man die Grundkosten, wäre mit einem Gesamtaufwand in der Höhe von 585 Millionen Schilling zu rechnen. Aufgrund des Baufortschritts sei mit verlorenen Kosten im Ausmaß von 30 Millionen Schilling zu rechnen. Zudem müsste geprüft werden, wo dieser Neubau errichtet werden könnte, da die derzeitige Unterbringung in der Weiserstraße nicht ausreiche. Die bgv 1 besitze jedoch derzeit keine Grundstücke, die für einen Neubau der Juridischen Fakultät infrage kämen. Eine von den Architekten Prossinger/Windisch/Wierer vorgenommene Gegenüberstellung der Zielsetzungen einer im Toskana-Trakt untergebrachten Juridischen Fakultät und eines Museums „fällt zu Ungunsten einer Museumsnutzung aus“.422 Die ablehnende Stellungnahme der Landesbaudirektion veranlasste die Landesregierung am 11. September zu einem prinzipiellen Bekenntnis zum Altstadt-Universitätsgesetz, wobei jedoch die Bereitschaft erklärt wurde, mit allen unmittelbar Beteiligten und Proponenten eines smca im Toskana-Trakt bis zur Regierungssitzung am 23. Oktober, bei der eine endgültige Entscheidung fallen sollte, Gespräche zu führen. Dies veranlasste das Aktionskomitee „Salzburger Museum im Toskana-Trakt“, dem u. a. smca-Direktor Albin Rohrmoser, der Vorstand der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Kurt Conrad und der Kunsthistoriker Franz Fuhrmann angehörten, zu einer Inseratenkampagne, in der es darauf hinwies, dass es für sein Anliegen bereits 10.000 Unterschriften gesammelt habe. „10.000 Unterschriften haben bei anderen Anlässen zum Umdenken der Politiker geführt (Freisaal, Hellbrunn, Stadtautobahn, Grünmarkt). Glaubt man, eine Kulturinitiative missachten zu können? Mangel an Kulturbewusstsein der Politiker hat in den letzten Jahrzehnten zu vielen Fehlentscheidungen geführt, z. B. Verzicht auf Erwerb der Schlösser Leopoldskron und Freisaal trotz Billigstpreises . . . (. . .) Herr Landeshauptmann, wenn Sie historisches und kulturelles Bewusstsein haben, handeln Sie, bevor es zu spät ist. Ersparen Sie Stadt und Land eine weitere, nicht mehr wieder gutzumachende Kulturschande.“423 Die Aktionen der Befürworter der Übersiedlung des smca in den Toskana-Trakt rief die Vertreter der Universität auf den Plan, die in einer Resolution darauf hinwiesen, dass das Konzept der Altstadt-Universität des Jahres 1979 auf Bürgerinitiativen zurückgehe, die seinerzeit von 20.000 Bürgern unterfertigt wurden. Ein Museum im Toskana-Trakt würde den „Zusammenbruch des Konzeptes Altstadt-Universität unweigerlich zur Folge haben. Der Schaden für die ‚Universitätsstadt Salzburg‘ ist dann nicht abzusehen, aber unvermeidlich.“424 Im Kampf der Meinungen setzten sich die Befürworter der Vollendung des Konzepts einer Altstadt-Universität durch. Am 23. Oktober 1989 fasste die Salzburger Landesregierung den Beschluss, den Toskana-Trakt der Juridischen Fakultät zu widmen, wobei allerdings von der Universität eine entgegenkommende Öffnung der kunsthistorisch wertvollen Räume und Höfe für die Salzburger Bevölkerung und Touristen erwartet wurde. Gleichzeitig wurde der Beschluss gefasst, unter Federführung der Kulturabteilung des Amtes der Salzburger Landesregierung eine Museumsstudie inklusive Standortvergleich

422 Ebda. Zahl 299/106. 423 SN 21. 9. 1989. 424 SLA Präs. Akt. 299. Teil 2. Ohne Zahl.

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in Auftrag zu geben. Aufgrund vorhergehender Stadt-Land-Gespräche schloss sich diesem Beschluss der Salzburger Gemeinderat am 13. Dezember an. Karl Heinz Ritschel hatte bereits im Sommer 1989 Wieland Schmied als Verfasser eines solchen Museumskonzepts vorgeschlagen. Bürgermeister Reschen signalisierte seine Zustimmung und ventilierte diesen Vorschlag bei Landeshauptmann Katschthaler, der nach parteiinternen Rücksprachen ebenfalls positiv reagierte, sodass Wieland Schmied am 12. April 1990 mit der Erstellung der Studie offiziell beauftragt wurde. Sie sollte sämtliche Kulturinstitutionen, d. h. nicht nur das smca, sondern auch das Barockmuseum, das Rupertinum und die Residenzgalerie, berücksichtigen und Vorschläge für eine Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft unterbreiten. Angesichts der zahlreichen negativen Stellungnahmen zu einer Situierung des smca im Mönchsberg, der sich mehrenden Bedenken gegenüber einem weitgehenden Neubau unter Einbeziehung des Stadtkinosaals am alten Standort, der inzwischen festen Etablierung der „Szene“ im Stadtkinosaal und der Unmöglichkeit einer Übersiedlung in den Toskana-Trakt griff der Salzburger Museumsverein in seiner Hauptversammlung am 4. April 1990 unter seinem neuen Präsidenten Karl Heinz Ritschel die von Landesrat Arno Gasteiger entwickelte Idee einer Übersiedlung des Museums in die Räumlichkeiten der Neuen Residenz auf und unterbreitete die auf den Salzburger Architekten Gerhard Garstenauer zurückgehende Idee, das smca sowohl in der Neuen wie in Teilen der Alten Residenz zu situieren und die relativ brach liegenden archäologischen Grabungsreste entlang des Doms durch einen unterirdischen Schauraum zugänglich zu machen. Damit würde Salzburg über eine Attraktion verfügen, die man sonst nur in Paris finde. Zu diesem Zweck mussten allerdings die bisher vom Amt der Salzburger Landesregierung genutzten Räume geräumt und die Büros an einer anderen Stelle untergebracht werden. Die Salzburger Architekten Gerhard Garstenauer und Martin Windisch legten daraufhin einen detaillierten Plan für die Umwidmung der Neuen Residenz für das smca vor. Die Gesamtkosten des Projekts wurden mit 158,5 Millionen Schilling beziffert. Landeshauptmann Hans Katschthaler reagierte zustimmend, bot doch diese Option eine attraktive und mögliche konsensuale Lösung für die Situierung des smca und die 1996 stattfindenden Feierlichkeiten zum 1000-Jahr-Jubiläum der Stadt Salzburg. Einer wünschenswerten landespolitischen Initiative stand jedoch die Beauftragung von Wieland Schmied für ein umfassendes Museumskonzept entgegen. Dieses sollte im September 1990 vorliegen. Erst dann konnten die notwendigen landespolitischen Weichenstellungen vorgenommen werden. Im Oktober 1990 lag das von Wieland Schmied erarbeitete Museumskonzept vor. Darin zählte Schmied sieben Optionen für eine mögliche Situierung des smca auf (Neubau am alten Standort, neuer Standort in der Riedenburg, Provisorium in der Akademiestraße, Unterbringung im Bürgerspital, Unterbringung in Teilen der Alten Residenz und stufenweise des größeren Teils in der Neuen Residenz inklusive unterirdischer Verbindung beider Museumsteile, Konzentration auf die Neue Residenz, Umwidmung der Kapitelhäuser) und unterzog sie einer kritischen Analyse, die sich schließlich für die Konzentration in der Neuen Residenz aussprach. Sie stelle gegenüber der Situierung in der Alten und Neuen Residenz, verbunden durch einen unterirdischen Gang, der sicherlich eine „Königsidee“ sei, „vielleicht nicht unbedingt eine Verbesserung dar, wohl aber bedeutet

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sie eine Vereinfachung und hätte damit den Vorteil der leichteren Realisierbarkeit für sich. . . . Es ist gewiss leichter, ein Gebäude freizumachen als deren zwei und dabei noch eine Reihe komplexer Umwidmungen und Umschichtungen vornehmen zu müssen. Auch respektiert diese hier vorgeschlagene ‚kleinere‘ Lösung noch stärker die Wünsche der Universität, die bei alleiniger Umwidmung des Residenz-Neugebäudes überhaupt nicht tangiert wäre. . . . Ein weiterer Grund kommt hinzu. Ein an zwei Stellen – wenn auch in einander gegenüberliegenden Gebäuden – untergebrachtes Museum reißt die Sammlungsbestände auseinander. . . . Ein Museum, das sich an einem Platz – dem Residenzplatz – zweigeteilt darbietet, schafft notwendigerweise Irritation. Wohin soll sich der Besucher zuerst wenden? . . . Der Verfasser plädiert also – bei voller Würdigung des Gesamtplans der Architekten Garstenauer und Windisch – für die Konzentration auf ein einziges der beiden Residenzgebäude, auf das Neugebäude der Residenz.“425 Am 17. Jänner 1991 erfolgte ein Land-Stadt-Gespräch über die Museumsstudie, in dem sich Bürgermeister Harald Lettner, Landesrat Othmar Raus und Landeshauptmann Hans Katschthaler für den Vorschlag Schmieds aussprachen. Der Landeshauptmann erklärte, „er halte die Darstellung von Wieland Schmied für umfassend, für optimal und maximal. Sehr klar scheine ihm schon zu sein, dass der politische Wille, das Neugebäude verfügbar zu machen, vorhanden ist und zwar nicht für eine Übersiedlung des smca, sondern für eine Errichtung eines neu konzipierten landeshistorischen Museums (Stadt und Land gemeinsam). Das derzeitige smca biete zu wenig. Das Gebäude der Neuen Residenz gehört dem Bund und wurde vom Land unter der Widmung ‚Verwaltung‘ zur Verfügung gestellt.“426 Katschthaler hatte damit die drei zentralen Themenbereiche der unmittelbaren Zukunft angesprochen: Der neue Standort sollte nicht eine bloße Neuaufstellung der Bestände des smca nach dem bereits praktizierten Muster sein, sondern nach einem neu zu erarbeitenden innovativen Konzept erfolgen. Der Entschluss für die Neue Residenz als Museumsstandort erforderte die Absiedlung der hier untergebrachten Dienststellen des Amtes der Salzburger Landesregierung sowie der Amtsräume von Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Buchleitner. Für beide musste entsprechender Ersatz gefunden werden, wobei sich für die zu übersiedelnden Dienststellen des Landes der Neubau eines Amtsgebäudes oder die Anmietung/das Leasing eines entsprechenden Objekts als Alternativen anboten. Die Übersiedlung der Dienststellen des Landes bildete die Voraussetzung für die Inangriffnahme der Bauarbeiten für das Museum. Karl Heinz Ritschel plädierte vehement für die nun vorgenommene landespolitische Weichenstellung mit dem Hinweis, dass die Neue Residenz „als Ämtersitz ja ein vergewaltigter Bau ist, wertvolle Substanz ist durch Einbauten zerstört worden. Der Charakter dieses von Erzbischof Wolf-Dietrich erbauten Schlosses ist völlig verloren gegangen. Man hat bei der Räumung der Prunkgemächer, die heute ungenutzt sind, und deren Renovierung für die Wolf-Dietrich-Ausstellung gesehen, wie wunderschön dieses Schloss sein kann.“427 Und Landeshauptmann Katschthaler wurde nicht müde, die kultur- und landespolitische Bedeutung des neuen smca zu betonen. So erklärte er anlässlich der Präsentation der letzten Bände der von Heinz Dopsch und Hans Spatzenegger herausgegebenen Geschichte Salzburgs am 12. Dezember 1991, das neue Museum dürfe auf keinen Fall eine bloße Übertragung des derzeitigen smca in die Räume der Neuen

425 Wieland Schmied: „Museumsstudie“. Untersuchungen und Überlegungen zur Situation der Museen in Salzburg und Vorschläge zu ihren Zukunftsperspektiven. München/Salzburg Oktober/November 1990.S. 96ff. 426 Aktenvermerk über die Besprechung der Museumsstudie von Prof. Wieland Schmied zwischen Stadt und Land Salzburg am Donnerstag, den 17. Jänner 1991, um 15.00 Uhr, Regierungssitzungszimmer, Chiemseehof. S. 2. SLA Präs. Akt 299. Teil 2. Ohne Zahl. 427 Karl Heinz Ritschel: Vor der Museums-Entscheidung. In: Salzburger Museumsblätter Nr. 3. September 1991. S. 1f. S. 1.

Die Museumsstudie – neue Vorschläge und die Entscheidung für die Neue Residenz 1989–1992

428 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 241. 12. 12. 1991. 429 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 242. 13. 12. 1991. Die Projektleiter waren zudem zur laufenden Berichterstattung an den Verwaltungsrat verpflichtet, dessen Vorsitz 1992 Peter Krön, der Leiter der Kulturabteilung des Amtes der Salzburger Landesregierung, innehatte. Der Verwaltungsrat beschloss die zu setzenden Maßnahmen bzw. leitete die zu treffenden Entscheidungen an die zuständigen Stellen weiter. 430 Regierungsbeschluss Zahl 12/02 – 1244/9 – 1991.

Residenz sein. Es gehe vielmehr darum, „ein neues Konzept für ein lebendiges geistiges Zentrum zu erstellen, das den Besuchern deutlich macht, warum Salzburg nicht irgendein Land ist, was Salzburger Identität in einem vereinten Europa heißt, warum wir uns für ein ‚Europa der Regionen‘ einsetzen müssen und was wir an großer europäischer Geschichte einbringen“. Er habe deshalb in der letzten Kuratoriumssitzung des smca die Erstellung eines Museumskonzepts gefordert, an dem in- und ausländische Fachleute mitwirken sollen.428 Um die Errichtung des neuen Stadt-Land-Museums voranzutreiben, beschloss das Kuratorium des smca die Installierung zweier Projektleiter (Inge Brodil von den Salzburger Landesausstellungen und Wolfgang Krejs vom Magistrat der Stadt Salzburg), die beauftragt wurden, einen Problemkatalog sowie einen Operationskalender für die notwendigen Schritte bis zum projektierten Baubeginn mit Jahresbeginn 1996 zu erstellen.429 Die Neue Residenz befand sich jedoch im Bundesbesitz und wurde vom Bund erstmals 1930 dem Land Salzburg für die Vollziehung der mittelbaren Bundesverwaltung unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Neben der Nutzung durch das Land erfolgte auch eine Nutzung durch verschiedene Bundeseinrichtungen wie die Post, die Berghauptmannschaft und die Universität, wobei sich ein Nutzungsverhältnis Land/Bund von 68,55/31,45 Prozent ergab. Für die Übersiedlung der Landesdienststellen und den Einzug des smca war eine Nutzungsänderung notwendig, die jedoch aus rechtlichen Gründen nur durch ein eigenes Bundesgesetz möglich war. Am 28. Jänner fasste die Salzburger Landesregierung den Beschluss, der Unterbringung des smca in der Neuen Residenz und dem Ausbau des Rupertinums Priorität einzuräumen. Zur Realisierung dieses Grundsatzbeschlusses wurden drei Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich mit der Standortfindung und der Finanzierung eines neuen Amtsgebäudes, der Planung, Neugestaltung und Neuorganisation des smca sowie der Erweiterung des Rupertinums beschäftigen sollten.430 Am 16. September folgte der Grundsatzbeschluss, im Zuge der Etablierung des smca die im Gebäude der Neuen Residenz befindlichen Dienststellen des Amtes der Salzburger Landesregierung in einem neuen Amtsgebäude unterzubringen, wodurch eine Nutzungsänderung gegenüber dem Vertrag mit dem Bund aus dem Jahr 1930 eintrat. Damit begann ein intensiver Briefwechsel zwischen Landeshauptmann Katschthaler und Bundeskanzler Franz Vranitzky sowie den Bundesministern für wirtschaftliche Angelegenheiten und Finanzen, Wolfgang Schüssel und Ferdinand Lacina, mit dem Ziel, die Zustimmung des Bundes für eine Nutzungsänderung zu erhalten. Dabei schienen die rechtlichen Bestimmungen eine nur schwer zu überwindende Hürde zu bilden: Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel, der dem Vorhaben sehr wohlwollend und durchaus großzügig gegenüberstand, erklärte unter Hinweis auf die rechtlichen Bestimmungen, er müsse die frei werdenden Räume in jedem Fall allen anderen Bundesstellen mit der Frage anbieten, ob sie dafür Bedarf hätten. Zudem sei eine einfache Nutzungsänderung durch den Bund nicht möglich, sondern für diesen Fall ein eigenes Bundesgesetz notwendig. Eine ebenfalls ventilierte Schenkung des Bundes wurde von Finanzminister Lacina abgelehnt. Die Verhandlungen waren zur Jahreswende 1991/92 an einem toten Punkt angelangt und drohten dort zu bleiben, bis Wirtschaftsminister Schüssel in Abstimmung mit Wissenschaftsminister Erhard Busek die Lösung offerierte. Am 4. März

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1992 teilte er Katschthaler mit, er beabsichtige seitens seines Ressorts, „die Neue Residenz für Zwecke des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung zu widmen. In diesem Fall kann das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung das Objekt Mozartplatz 1 dem Land Salzburg als Sachsubvention zur unentgeltlichen Nutzung als Stadt-Land-Museum zur Verfügung stellen. Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung wurde bereits von meinem Ressort um Mitteilung ersucht, ob die o. a. Vorgangsweise im Einvernehmen abgewickelt werden kann.“431 Am 20. Mai teilte Wissenschaftsminister Erhard Busek dem Salzburger Landeshauptmann mit, er werde am Gebäude Eigenbedarf anmelden, sei aber bereit, dem Land Salzburg das Gebäude der Neuen Residenz als Sachsubvention zur Verfügung zu stellen, wenn dieses alle daraus erwachsenden Kosten trage, dem Bund aus der Übersiedlung der Dienststellen des Landes keine Kosten erwachsen und die Universität Salzburg, die derzeit bereits einen Teil der Neuen Residenz benutze, dies auch weiterhin könne.432 Die ins Stocken geratenen Vorbereitungen nahmen damit im Frühjahr 1992 wiederum Fahrt auf. Die Salzburger Landesregierung fasste am 9. März den Beschluss, ein neues Amtsgebäude auf den Porsche-Gründen in Schallmoos zu errichten, und am 29. Juni stimmten Karl Heinz Ritschel als Vorstand des Salzburger Museumsvereins und Heinz Dopsch als Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität der von der Landesbaudirektion erarbeiteten Raumaufteilung der Neuen Residenz zu. Diese sicherte der Universität die notwendigen Räume für die Institute für Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft zu, womit der Vorbehalt, unter dem der Akademische Senat der Widmung von großen Teilen der Neuen Residenz für das smca seine Relevanz verlor. In einem Schreiben an Landeshauptmann Katschthaler am 1. Juli wies Dopsch jedoch darauf hin, dass die Geisteswissenschaftliche Fakultät als größte Fakultät der Universität „leider bis heute nur zu einem ganz geringen Teil – insgesamt fünf Institute von 18 Instituten – in definitiv gewidmeten Räumlichkeiten untergebracht ist. . . . Ich darf daher Sie, sehr verehrter Herr Landeshauptmann, höflichst bitten, trotz der erfreulichen Übersiedlung der Juridischen Fakultät in den Toskana-Trakt die völlig unzureichende, oft arbeitsbehindernde Unterbringung der Geisteswissenschaften als der größten Fakultät im Auge zu behalten und unsere Bemühungen um eine Besserung dieser tristen Situation zu unterstützen.“433 Zu diesem Zweck übernahm Landeshauptmann Katschthaler den Vorsitz im reaktivierten Kontaktkomitee von Land und Universität. Am 5. Oktober 1992 konnte er den restaurierten und adaptierten Toskana-Trakt an die Juridische Fakultät übergeben. Damit wurde ob des einmaligen Ambientes ein spektakulärer Schritt in Richtung Realisierung des Konzepts der Altstadt-Universität gesetzt, dem in den folgenden beiden Jahren der Bezug des Firmian-Salm-Hauses in der Kapitelgasse 5–7 durch die Juridische Fakultät und der weiteren Häuser der Kapitelgasse sowie des Palais Liechtenstein in der Kaigasse 12 durch das Rektorat, die Universitätsdirektion und weitere nachgeordnete Dienststellen folgten. Angesichts der deutlichen Fortschritte in der Klärung rechtlicher Fragen mit dem Bund präzisierte Landeshauptmann Katschthaler im Dezember 1992 seine kulturpolitischen Prioritäten bei einem Pressegespräch und Lokalaugenschein in den Depots des smca. Der Salzburger Bevölkerung sei viel zu wenig bekannt, welch wertvolle Schätze das Depot des smca beinhalte. Es sei nicht länger zu verantworten, diese Schätze, die schließlich allen Salzburgern gehörten, in

431 SLA Präs. Akt 299. Teil 2. Zahl 299/152. 432 Ebda. Zahl 299/160. Aufgrund der immer wieder ins Stocken geratenen Bemühungen um eine Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft kam es jedoch erst am 14. Oktober 1999 zu einer vertraglich gesicherten Lösung. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten teilte Landeshauptmann Franz Schausberger mit, dass nach Absprache mit dem Bundesministerium für Finanzen die Überlassung des Gebäudes der Neuen Residenz zur teilweisen Verwendung für das smca unter der Bedingung zugestimmt werde, dass dem Bund daraus keinerlei Kosten erwachsen und das Land Salzburg für die Erhaltung des Gebäudes Sorge trage. (SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Zahl 299/25.) 433 Ebda. Zahl 299/161.

3. Politische Grabenkämpfe und der Streit um die Kosten 1992/93

434 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 240. 10. 12. 1992. 435 SVZ 11. 12. 1992.

Die von der Architektengemeinschaft Garstenauer/Windisch/Fonatsch/Wondra sowie Museumsdirektor Rohrmoser vorgenommene Kostenschätzung für das Gesamtprojekt in der Höhe von 430 Millionen Schilling ohne Mehr-

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schlecht ausgestatteten Depots aufzubewahren. Eine adäquate Präsentation dieser Schätze könne nur in einem modernen und faszinierenden SalzburgMuseum in der Neuen Residenz erfolgen, weshalb dessen Errichtung sein prioritäres kulturpolitisches Ziel sei. Die Neue Residenz könne außerdem nicht auf Dauer in ihrem jetzigen Zustand verbleiben. Zwar sei bereits ein Teil im Rahmen der Wolf-Dietrich-Landesausstellung vor fünf Jahren renoviert worden, doch sei noch viel an dem Gebäude, das für sich bereits ein Museum ist, zu tun. Im Jahr 1996 mit seinem doppelten Jubiläum, 1.000 Jahre Verleihung des Marktrechts an die Stadt Salzburg und 1.300 Jahre Ankunft des Hl. Rupert in Salzburg, sollte das Gebäude frei sein und die Inangriffnahme der Umbauarbeiten beginnen. Der Museumsbau müsse höchsten Ansprüchen genügen.434 Und Museumsdirektor Albin Rohrmoser bemerkte hoffnungsfroh in Richtung Katschthaler, er habe „das Gefühl, dass das Museumsprojekt von einem Politiker auch ernsthaft verfolgt werde.“435 Für die konkrete Museumsplanung war es notwendig, die Bausubstanz des von Wolf Dietrich erbauten Gebäudes zu kennen und die zu restaurierenden bzw. wiederherzustellenden historischen Räumlichkeiten sowie die im Zuge der Raumaufteilung und Gestaltung veränderbaren Teile festzustellen. Dies konnte nur durch eine Bauaufnahme erfolgen. Zudem mussten aufgrund der Situierung des Gebäudes der Neuen Residenz im Kerngebiet der römischen und mittelalterlichen Stadt vor dem geplanten Einbau von eingetieften Depots im Hof großflächige archäologische Untersuchungen durchgeführt werden. Für die weitere Planung sowie die notwendigen politischen Entscheidungen war außerdem eine erste Kostenschätzung des Gesamtprojekts notwendig. Sowohl für die Bauaufnahme wie für eine erste Gesamtkostenschätzung empfahl sich die mit dem Museumsbau vertrauten Architektenteams Gerhard Garstenauer/Martin Windisch und Franz Fonatsch/Heinz Wondra, die sich über Anregung der Landesbaudirektion zu einer Architektengemeinschaft zusammenschlossen. Über Ersuchen der Kulturabteilung des Amtes der Salzburger Landesregierung unterbreiteten sie am 30. April 1992 sowohl ein Angebot für die Bauaufnahme (ohne Geometerkosten) wie auch eine erste Kostenschätzung für das Gesamtprojekt in der Höhe von 430 Millionen Schilling ohne Mehrwertsteuer. Die Höhe des Angebots für die Bauaufnahme stieß jedoch bei den Landesräten Othmar Raus und Volker Winkler auf Befremden, weshalb die Abteilungen 6 (Landesbaudirektion) und 12 (Kultur und Sport) beauftragt wurden, weitere Angebote einzuholen. Beide Abteilungen forderten auf der Basis eines Leistungsverzeichnisses fünf Büros, darunter auch die Architektengemeinschaft Garstenauer/Windisch/Fonatsch/Wondra, zu einer Anbotslegung auf und empfahlen Mitte September aufgrund der eingelangten Anbote das Büro von Geometer Josef Linsinger für die Durchführung der Bauaufnahme. Die Landesregierung folgte dieser Empfehlung und beauftragte am 1. Oktober das Büro Linsinger mit der Bauaufnahme.

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wertsteuer führte zu heftigen politischen Reaktionen und landespolitischen Turbulenzen, die die Situierung des smca im Gebäude der Neuen Residenz zu gefährden schienen. So erklärte Landesrat Othmar Raus (spö), für die Landesregierung seien anteilsmäßige Umbaukosten in der Höhe von 250 Millionen Schilling undenkbar. Es müssten deutliche Abstriche bei der Planung gemacht werden, denn diese Schätzung sei keine Diskussionsgrundlage.436 Wenige Wochen später formulierten Landesrat Othmar Raus und LandeshauptmannStellvertreter Arno Gasteiger nach einer Regierungssitzung die Gesamtsumme von 250 Millionen Schilling als Obergrenze für das neue smca.437 Am 7. Oktober erklärte Raus in einer Presseaussendung, sollten 250 Millionen Schilling für den Ausbau der Neuen Residenz nicht reichen, halte er es für besser, „von Plänen für die Neuerrichtung des Museums endgültig Abstand zu nehmen“. Zu den eigentlichen Umbaukosten seien nämlich noch weitere 250 bis 300 Millionen Schilling für die Übersiedlung der Dienststellen des Amtes der Salzburger Landesregierung zu veranschlagen. Angesichts der spektakulären Niederlage der spö bei der Gemeinderatswahl von 4. Oktober 1992 bediente sich der Kulturlandesrat und Stadtparteiobmann der spö der populistischen Argumentation. „Diese insgesamt 500 bis 600 Millionen Schilling sollten in den nächsten Jahren für wichtigere und dringendere Vorhaben für die Bevölkerung in Land und Stadt Salzburg investiert werden, wie z. B. neue Wohnungen, den Nahverkehr und den Ausbau der Landeskrankenanstalten. Diese Aufgaben seien vorrangig zu lösen.438 Das bisher weitgehend konsensuale landespolitische Vorgehen sowie die kulturpolitische Priorität von Landeshauptmann Katschthaler schienen durch die heftigen Reaktionen der spö gefährdet. Der Salzburger Landeshauptmann betonte, dass am 6. Oktober das auch von der spö beschickte Kuratorium des smca den einstimmigen Beschluss gefasst habe, das Museum in der Neuen Residenz unterzubringen. Bei der Diskussion im Kuratorium, die Raus allerdings vorzeitig verließ, habe sich zudem gezeigt, dass 200 Millionen Schilling zu wenig seien. 500 Millionen, wie sie die Pläne von smca-Direktor Albin Rohrmoser vorsehen, seien jedoch für das Land auch nicht akzeptabel. „Die Wahrheit muss in der Mitte liegen.“ Aufgrund der bisherigen Vorarbeiten müsse nach einstimmiger Ansicht der Landesbaudirektion von einem Gesamtkostenvolumen von 400 bis 450 Millionen Schilling ausgegangen werden, in denen auch die ohnedies längst fällige Restaurierung und Sanierung des Gebäudes enthalten seien. Eine endgültige Planung und Kostenschätzung könne jedoch erst nach der inzwischen erfolgten Bauaufnahme erfolgen. Die Landesregierung werde sich in ihrer nächsten Sitzung mit den Expertenberichten sowie den Ergebnissen der Kuratoriumssitzung befassen. Ein Projekt in dieser Größenordnung müsse gemeinsam getragen werden. „Salzburg darf nicht zu einer Provinz kleinkarierter Leute werden, sondern Salzburg ist ein Land souveräner Provenienz mit Leuten mit Weitblick.“ Sollte es zu keiner Beschlussfassung kommen, werde er die Variante eines Museums auf der Festung prüfen lassen. Sollte dies auch nicht möglich sein, dann sei das geplante „Salzburg-Museum“ in der Neuen Residenz für dieses Jahrtausend gestorben.439 Der Klubobmann der övp im Salzburger Landtag, Franz Schausberger, kommentierte die Haltung von Raus mit der Bemerkung, wenn sich der kulturpolitische Kleingeist à la Raus vor dreißig Jahren durchgesetzt hätte, würde Salzburg über kein Großes Festspielhaus verfügen.440

436 SN 26. 8. 1992. 437 Kronen Zeitung 23. 9. 1992. 438 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 196. 7. 10. 1992. 439 Ebda. 440 SVZ 8. 10. 1992.

Politische Grabenkämpfe und der Streit um die Kosten 1992/93

441 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Ohne Zahl. 442 Karl Heinz Ritschel: Parteitaktik um das Museum. In: SN 9. 10. 1992. 443 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 197. 8. 10. 1992.

Die kulturpolitische Diskussion wurde durch den Umstand der Spaltung der spö in der Causa smca kompliziert. Kulturlandesrat Raus hatte die Sitzung des Kuratoriums vorzeitig verlassen und die Argumente der geladenen Experten nicht gehört, die eindringlich darauf hingewiesen hatten, dass Kosten von 250 Millionen Schilling für Umbau und Einrichtung völlig unrealistisch seien. Das Kuratorium unter dem Vorsitz von Vizebürgermeister Herbert Fartacek und in Anwesenheit von Bürgermeister Harald Lettner hatte bei Kenntnis der geschätzten Kosten von rund 400 Millionen Schilling den Beschluss einer Übersiedlung des smca in die Neue Residenz einstimmig gefasst. Während Bürgermeister Lettner aufgrund der Absage von Raus an den Kostenrahmen seine Position änderte und unter Hinweis auf die anfallenden Kosten ebenfalls Front gegen eine Übersiedlung in die Neue Residenz machte, reagierte Vizebürgermeister Fartacek verärgert und betonte, er wolle unbedingt weiter verhandeln, denn die Neue Residenz sei nach wie vor der ideale Standort. In den orf-Landesnachrichten am 8. Oktober erklärte er: „Ich halte nichts davon, dass man nun wieder die Standortdebatte beginnt. Man hat 20 Jahre lang den Standort diskutiert und ich mache das Spiel nicht mit, dass man alle drei Jahre einen neuen Standort diskutiert und zu keiner Lösung beim Museum kommt. Eine Zahl heute zu nennen, ist eine Diskussion mit Hausnummern.“441 Karl Heinz Ritschel ortete eine „grotesk schauerliche Debatte“ um die Widmung und Errichtung des Salzburger Museums im Residenz-Neugebäude. Diese sei „ein politisches Lehrstück. Othmar Raus, zuständig als Landesrat für Kultur – ohne bisher jemals bewiesen zu haben, dass Kultur ihm wirklich nahe steht – hat . . . an einer Kuratoriumssitzung des Museums teilgenommen, sie aber, weil er keine Zeit hatte, vorzeitig verlassen. . . . Raus ging vorher weg und gackerte tags darauf ohne Kenntnis der Sachlage, für ihn komme das Museum so nicht infrage. „Schon allein dieser Stil ist kulturlos, denn damit hat er die Arbeit des gesamten Kuratoriums brüskiert. Anscheinend zieht sich die von Landeshauptmann-Stellvertreter Buchleitner vorgegebene Linie fort, am spö-Wahlmisserfolg sei auch das Eintreten für kulturelle Randgruppen mit schuld. Ist das Museum also für Herrn Raus ein Randgruppenphänomen?“442 Landeshauptmann Katschthaler war um eine Beruhigung der plötzlich eskalierenden Diskussion bemüht, mahnte die landespolitische Verantwortung der politischen Parteien ein und wies darauf hin, dass ein Land vom Range Salzburgs in der Lage sein müsse, „innerhalb von zwei Jahrzehnten zu einem repräsentativen Museum zu kommen“: Es handle sich bei der Errichtung des neuen „Salzburg-Museums“ um ein „patriotisches Projekt“. Es werde daher „kein ‚schwarzes Museum‘ geben, sondern er wolle ein rot-weiß-rotes Museum . . . und alle politischen Kräfte einladen, das Projekt zu verwirklichen. Die Zustimmung der övp allein sei zu wenig.“ Der sichtlich um ein konsensuales Klima bemühte Landeshauptmann bot zudem der spö einen Kompromiss an, indem er betonte, die Kosten für das Museum müssten „deutlich unter 500 Millionen Schilling“ liegen und er werde bei der nächsten Kuratoriumssitzung im November für „das Einziehen von verbindlichen Kostenobergrenzen“ durch die Landesregierung und den Stadtsenat die notwendigen Unterlagen liefern, „damit die Bäume nicht in den Himmel wachsen“:443 Sichtlich um eine Versachlichung der Diskussion bemüht, deutete er neue Finanzierungsvarianten an. So betonte er am 15. Oktober, man müsse zwischen der ohnedies nötigen Renovierung der historischen Ge-

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bäudesubstanz und den Kosten für die Errichtung des neuen smca unterscheiden. Bei ersterer könne er sich durchaus eine finanzielle Beteiligung des Bundes vorstellen, da sich die Residenz ja im Bundesbesitz befinde. Mit der von der spö vorgenommenen Fixierung auf eine Kostenobergrenze von 250 Millionen Schilling für das Gesamtprojekt sei sicherlich nicht das Auslangen zu finden.444 Sollte sich hingegen das Bundesdenkmalamt, ähnlich wie beim Toskana-Trakt, an der Sanierung der historischen Bausubstanz beteiligen, konnte die von der spö geforderte Obergrenze von 250 Millionen Schilling eingehalten werden. Das Agieren des Landeshauptmanns war insofern von Erfolg gekrönt, als die Landesregierung, allerdings ohne konkrete finanzielle Zusagen, sich in ihrer Sitzung am 9. November einstimmig zu ihrer Absicht bekannte, ein Stadt-LandMuseum im Gebäude der Neuen Residenz zu errichten. Unterstützung erhielt Katschthaler durch den Stadtverein, den Museumsverein und die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, die sich anlässlich eines Referats von Chefredakteur Karl Heinz Ritschel im SN-Saal zu einem „Rütlischwur“ formierten. Man werde von einer Unterbringung des smca in der Neuen Residenz nicht abgehen. Ritschel wies dabei darauf hin, dass sich bedeutende Landespolitiker wie Josef Klaus beim Bau des Großen Festspielhauses auch durch eine Politik gegen einen mehrheitlichen Widerstand ausgezeichnet hätten. Wenn das Museum unter den gegenwärtigen politischen Verhältnissen nicht realisiert werde, müsse man „auf eine verständnisvollere Generation und neue Politiker warten“:445 Diesem „Rütlischwur“ schlossen sich wenig später der Verein der Freunde des Instituts für Kunstgeschichte und der Verein der Freunde der Salzburger Geschichte an. Die sich formierende Kulturlobby mit rund 6.000 Mitgliedern betonte, die Unterbringung des Museums in der Neuen Residenz sei die wichtigste Kulturaufgabe von Stadt und Land Salzburg im ausgehenden 20. Jahrhundert. Kurt Conrad von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde betonte, die Neue Residenz sei das letzte große Gebäude in Salzburg, das für Museumszwecke geeignet sei. Sein derzeitiger Zustand sei eines Kulturlandes nicht würdig, Salzburg müsse sich im Museumsbereich im Vergleich mit anderen Bundesländern schämen.446 Landeshauptmann Katschthaler hatte zu diesem Zeitpunkt jede Unterstützung in seinem verzweifelten Kampf um das smca in der Neuen Residenz nötig, denn auch die övp präsentierte sich in dieser Frage keineswegs geschlossen. So hatte sich im Herbst 1992 Landeshauptmann-Stellvertreter und Finanzreferent Arno Gasteiger der Position von Raus angeschlossen und betont, er müsse „als Finanzlandesreferent darauf bestehen, dass Kostenobergrenzen eingezogen werden. Die Kosten von 800 bis 900 Millionen Schilling für beides zusammen, nämlich Museum und Amtsgebäude, sind entschieden zu hoch. . . . Ich persönlich halte den Standort Festung für attraktiv.“447 Und der neue Salzburger Bürgermeister und Kulturreferent Josef Dechant erklärte in einem Pressegespräch Ende April 1993, bei dem von ihm die Ergebnisse einer „Kultur-Klausur“ vorgestellt wurden, die Landeshauptstadt benötige keine zentrale Lösung für das smca. Das Museum sollte vielmehr verschiedene Bestände z. B. auf die Festung Hohensalzburg oder die Burg Hohenwerfen auslagern. Dabei stützte er sich auch auf ein von den Architekten Franz Fonatsch und Heinz Wondra erarbeitetes Konzept eines „Themenmuseums“, in dem diese angesichts der auftauchenden politischen und finanziellen Probleme die schrittweise Etablierung von kleineren Schwer-

444 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 202. 15. 10. 1992. 445 SN 19. 11. 1992. 446 SN 26. 1. 1993. 447 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Ohne Zahl.

Politische Grabenkämpfe und der Streit um die Kosten 1992/93

448 Franz Fonatsch, Heinz Wondra: Themenmuseum. Konzept für eine Neuorientierung des smca. 3. 3. 1993. 449 apa 28. 4. 1993. 450 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Zl. 09-299/194 – 1993. 451 Werner Thuswaldner: Museumsspiel. In: SN 30. 4. 1993. 452 SN 30. 4. 1993. 453 SN 22. 5. 1993.

punktmuseen im Rahmen eines Museums-Gesamtkonzepts vorgeschlagen hatten. Dieses Konzept sah u. a. die Präsentation von „Renaissance und Barock“ in der Neuen Residenz und des „Mittelalters“ im Burgmuseum vor.448 Die zentrale Lösung in der Neuen Residenz werde nämlich letztlich nicht verantwort- und finanzierbare Kosten in der Höhe von bis zu einer Milliarde Schilling kosten. Zudem fehle für die Museumslösung eine Bedarfserhebung, sodass letztlich ohne konkrete Zahlen agiert werde.449 Nachdem sich bereits einige Wochen zuvor der neue sozialistische Vizebürgermeister Heinz Schaden der letztlich ablehnenden Position von Landesrat Othmar Raus angeschlossen hatte, schien sich nunmehr die neue Stadtregierung aus den zuvor gefassten gemeinsamen Beschlüssen im Kuratorium des smca zu verabschieden. Katschthaler, der sich zum Zeitpunkt der völlig überraschenden Erklärung Dechants auf dem Rückflug aus den usa befand, reagierte bereits am folgenden Tag mit einer Presseaussendung, in der er seine dominant konsensuale Haltung teilweise aufgab und den ihm von der Stadtpolitik zugeworfenen Fehdehandschuh aufgriff. Er verwies auf die Beschlüsse des Gemeinderates und die einstimmigen Kuratoriumsbeschlüsse des smca, „wonach ein neues Stadt-LandMuseum im Neugebäude der Residenz eingerichtet werden soll. Er stehe nach wie vor zu dieser Zielsetzung, die auch einstimmigen Beschlüssen der Salzburger Landesregierung entspreche. Angesichts dessen, dass bereits vor einigen Wochen Vizebürgermeister Dr. Schaden und nunmehr auch Bürgermeister Dr. Dechant abweichende Positionen zu früheren Festlegungen beziehen, werde er in einer Kuratoriumssitzung eine Klarstellung verlangen. Ohne den Partner Stadt wäre dieses Kulturprojekt nicht zu verwirklichen, da das Museum Carolino Augusteum gemeinsam von Stadt und Land Salzburg getragen wird.“450 Der nunmehr auch zwischen Land und Stadt offen ausgebrochene Konflikt um das smca erregte allgemeines Aufsehen. Werner Thuswaldner bemerkte, die Verwirrung in dieser Angelegenheit sei „wieder einmal komplett“. Die Bemühungen um ein Museum dauerten nun schon 50 Jahre. „Das Erstaunliche daran ist, dass es den politischen Instanzen in all der Zeit gelungen ist, um eine Entscheidung herumzukommen.“451 Und die fpö-Landtagsabgeordnete Margot Hofer nannte die Vorgangsweise von Bürgermeister Dechant „wenig durchdacht“ und „konzeptlos“. In der nunmehr wiederum völlig offenen Museumsfrage sollten „verantwortungs- und geschichtslose Politiker“ durch ein „parteiübergreifendes Proponentenkomitee“ ersetzt werden.452 Und in einem gemeinsamen Kommuniqué sprachen sich die im „Rütlischwur“ vereinten Institutionen massiv gegen den von Bürgermeister Dechant unterbreiteten Plan eines dezentralen Museums aus. Dieser Vorschlag zeuge von Unkenntnis des Sammelgutes und der besonderen Bedeutung der Geschichte Salzburgs und würde zudem das smca zerstören. Die Stadt müsse unbedingt zu dem bereits beschlossenen gemeinsamen Vorhaben Residenz zurückkehren.453 Wenige Tage später richtete das Kuratorium des smca einen Appell an die Landesregierung und den Salzburger Gemeinderat, an den bereits gefassten Beschlüssen festzuhalten und die dafür notwendigen Schritte wie Kostenermittlung, Fertigstellung der Bauaufnahme, Verhandlungen mit dem Bund über eine Beteiligung an den Restaurierungskosten, Absiedlung der Landesbediensteten, Bestellung eines Museumsmanagers, Beschlussfassung über eine finanziell verkraftbare Verwirklichung in

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die Wege zu leiten. Landeshauptmann Katschthaler betonte als Vorsitzender des Kuratoriums, er halte „das Museum im Neugebäude für ein sehr wichtiges Projekt, für das es sich lohne, gewisse Anstrengungen zu unternehmen. . . . Es sei nun wichtig, einen Schritt nach dem anderen zu setzen, auch wenn sich die Verwirklichung des Projekts über mehrere Jahre hinziehe. . . . Es wäre eine Schande, wenn Salzburg mit seiner einmaligen Geschichte nicht imstande sein sollte, ein repräsentatives Museum für die Präsentation seiner Landesgeschichte zu schaffen.“ Und in deutlicher Kritik an seinem Parteifreund Bürgermeister Dechant fügte er hinzu, man könne die Geschichte Salzburgs nicht in einem „Fleckerlteppich“ im Land verstreut anbieten.454 Der so Angesprochene bekannte sich zwar zum Beschluss des Salzburger Gemeinderates, einen Beitrag von maximal 201 Millionen Schilling für die Absiedlung der Landesbediensteten aus der Neuen Residenz zu leisten, lehnte jedoch ein klares Ja oder Nein zum Museumsprojekt vor Vorliegen einer genauen Kostenschätzung ab.

4. Der museumspolitische Stillstand 1993–1996

Die Neuordnung der Museumslandschaft

Damit drohte 1993 ein weitgehender Stillstand in der allgemein als notwendig erkannten Neuordnung der Museumslandschaft. Der nunmehr tatsächlich eintretende Stillstand resultierte aus einer Reihe von noch ungelösten Problemen:

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1. Die für 1996 geplante Übersiedlung der Dienststellen des Amtes der Salzburger Landesregierung war nach dem Scheitern des Baus eines zentralen Amtsgebäudes auf den Porsche-Gründen in Schallmoos noch nicht geklärt. 2. Die Kosten für den gesamten Museumsbau (inkl. Einrichtungen) wurden auf 400 bis 450 Millionen Schilling geschätzt. Hinzu kamen die Kosten für die Übersiedlung der Beamten in mindestens der gleichen Höhe, sodass sich ein realistischer Finanzierungsbedarf zwischen 900 Millionen und einer Milliarde Schilling ergab.455 Die Festlegung der Stadt, den auf sie entfallenden anteilsmäßigen Betrag nicht zu übernehmen, stoppte automatisch jede weitere Planungsarbeit. 3. Da die Leitung des smca, vor allem Direktor Albin Rohrmoser, als wenig effizient erachtet wurde – die bereits zu Beginn der Museumsdebatte geäußerte Kritik erfuhr durch zahlreiche amtsinterne Berichte eine Bestätigung –, wurde das Projektmanagement der Museumsleitung entzogen und ein Projektteam, bestehend aus jeweils einem Vertreter der Stadt und des Landes, berufen. Durch den Wechsel des Vertreters der Stadt, Wolfgang Krejs, der aufgrund dieser Entwicklung als Stadtbaudirektor nach Krems wechselte, bestand das Projektteam nur mehr aus Inge Brodil, der Vertreterin des Landes. Sollten die notwendigen Planungsarbeiten durch das Projektteam weitergeführt werden, musste die Stadt einen Vertreter in das Projektteam entsenden und zudem die notwendigen Gelder für die Weiterarbeit zur Verfügung stellen. Da jedoch Bürgermeister Dechant für weitere Planungsarbeiten aufgrund der von ihm als nicht finanzierbar erklärten Gesamtkosten des Projekts kein Geld zur Verfügung zu stellen bereit war, wurde eine Weiterarbeit des Projektteams unmöglich. Die Weiterführung der Arbeit durch das smca wurde vor allem von den Vertretern des Landes als nicht sinnvoll er-

454 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 99. 25. 5. 1993. 455 Die Landesregierung hatte in ihrer Sitzung am 9. November 1992 die Abteilung 6 beauftragt, die Kosten für die erforderliche Sanierung und Renovierung der Räumlichkeiten der Neuen Residenz sowie der Unterbringung des smca zu erheben. Die Abteilung 6 legte am 24. Februar 1993 einen Amtsbericht vor, der drei Varianten enthielt, deren Kosten zwischen 737 und 811 Millionen Schilling variierten. Aufgrund dieses Berichts fasste die Landesregierung den Beschluss, die Stadtgemeinde einzuladen, „mit dem Land eine verbindliche Vereinbarung über die Tragung der Hälftekosten des Museums einerseits und der Ersatzräumlichkeiten andererseits abzuschließen, wobei von derzeitigen Gesamtkosten von 737 Millionen Schilling bzw. bei einer allenfalls erforderlichen Freimachung des Amtsgebäudes Mozartplatz 8 – 10 von 811 Millionen Schilling auszugehen ist.“ (Regierungsbeschluss über Antrag der Abteilung 6, Zahl 6/11-3091/16 – 1993.)

456 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Zahl 299/185. 457 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 180. 15. 9. 1994. 458 Die övp verlor gegenüber der letzten Landtagswahl 1989 5,4 Prozent der Stimmen und zwei Mandate, die spö verlor 4,2 Prozent und ein Mandat. Die fpö konnte ihren Stimmenanteil um 3,1 Prozent erhöhen und gewann zwei Mandate, die Bürgerliste verlor zwar 0,7 Prozent der Stimmen, gewann jedoch aufgrund der Wahlarithmetik ein Mandat. Vgl. Franz Schausberger: Die Salzburger Landtagswahl 1994. In: Andreas Khol, Günther Ofner, Alfred Stirnemann (Hg.): Österreichisches Jahrbuch für Politik (ÖZP) 1994. Wien/München 1995. S. 255–274. Herbert Dachs: „Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben . . .“ Über politische Veränderungen im Land Salzburg 1993 – 1995. In: Ders., Roland Floimair (Hg.): Salzburger Jahrbuch für Politik 1995. Salzburg/Wien 1995. S. 28–53. (Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Sonderpublikationen“, Nr. 121.) 459 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Zahl 299/217.

Angesichts des Stillstandes in der Realisierung der Neuordnung der Salzburger Museenlandschaft sowie der Landtagswahl am 13. März 1994, die für die övp den Verlust der absoluten Mandatsmehrheit und der absoluten Mehrheit in der Landesregierung bei gleichzeitigen deutlichen Gewinnen der fpö brachte458, appellierte der Salzburger Museumsverein am 8. April 1994 „an die Fraktionen des Salzburger Landtages, bei den Gesprächen für ein Abkommen über die Arbeitsvorhaben der kommenden Legislaturperiode die Erneuerung des Salzburger Museums einzubeziehen. Jahrzehntelang wird von der untragbaren Lage des Salzburger Museums Carolino Augusteum (smca) in einem funktionsuntüchtigen Haus geredet. Dieses Haus ersetzt das alte Museum, das vor nunmehr fünfzig Jahren zerbombt worden ist. Außer Planungen aber ist konkret nichts geschehen. Am 16. September 1991 schienen die Weichen für die Schaffung eines Stadt-Land-Museums im Schloss Neugebäude gestellt. Die Realisierung ist jedoch auf einen Nimmerleinstag verschoben.“459 Katschthaler antwortete dem Präsidenten des Museumsvereins, Karl Heinz Ritschel, am 2. Mai mit dem Hinweis, er sei „für jede Unterstützung dankbar, weil in der Stadt die Begeisterung für die Übersiedlung des Museums Carolino Augusteum hinter Hinweis auf die Finanzierungsprobleme eher gering ist. Das Land wird alle Vorkehrungen treffen und bis 1997 in der Lage sein, das neue Gebäude der Residenz frei zu bekommen.“ Er habe die Museumsfrage

Der museumspolitische Stillstand 1993–1996

achtet. Bitter bemerkte Peter Krön in einem Schreiben an Landeshauptmann Katschthaler: „Bürgermeister Dechant will absolut kein Geld für die Planung ausgeben. Damit gibt es aber auch kein Museum.“456 Jede Weiterarbeit an dem Projekt wurde daher eingestellt. 4. Damit wurde auch die vom Land als notwendig erachtete Berufung eines Generalbevollmächtigten für die gesamte Museumsfrage illusorisch. 5. Die Bemühungen von Landeshauptmann Katschthaler, eine Aufteilung der Kosten der Renovierung und Adaptierung der Räume der Neuen Residenz und damit eine Kostensenkung auf das auch von der spö sowie der Stadt akzeptierte Niveau von 200 bis 250 Millionen zu erreichen, waren nur teilweise erfolgreich. Katschthaler konnte in Verhandlungen mit der spö auf Landesebene deren prinzipielle Zustimmung zu einem Kostensplitting erreichen, d. h. einer Trennung zwischen den ohnedies notwendigen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten und den eigentlichen Museumsarbeiten, doch war eine geforderte Kostenbeteiligung des Bundes (Bundesdenkmalamt) an den Renovierungs- und Sanierungsarbeiten noch nicht erreicht. Die Position der spö bekräftigte Kulturlandesrat Othmar Raus am 15. September 1994 anlässlich der Eröffnung des 6. Österreichischen Museumstages im Salzburger Kongresshaus. Die Bemühungen Salzburgs um ein attraktives Stadt-Land-Museum seien auch vom Bund finanziell zu unterstützen. Geld für Museen dürfe nicht nur in die Bundeshauptstadt fließen, sondern müsse österreichweit verteilt werden. Dieses Ansinnen sei auch deshalb gerechtfertigt, da Salzburg als Nettozahler erhebliche Steuerleistungen für den Bund erbringe.457 6. Entsprechende Beschlüsse des Gemeinderates zur Hälfte-Mitfinanzierung der Stadt für die Errichtung des Museums in der Neuen Residenz sowie für das Ersatzamtsgebäude für die zu übersiedelnden Beamten wurden nicht gefasst.

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Die Neuordnung der Museumslandschaft

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„bei den Parteienverhandlungen zur Salzburger Landesregierung . . . massiv vertreten“ und „entsprechende Zustimmung vor allem von freiheitlicher Seite (Margot Hofer) erhalten . . . Ich halte die museale Präsentation unserer eigenen Geschichte und Kultur im Interesse der Festigung unserer Identität für unumgänglich notwendig.“460 Und övp-Klubobmann Franz Schausberger teilte Ritschel mit, dass die Museumsfrage bei den Regierungsverhandlungen vor allem auf Initiative der övp auf der Tagesordnung gestanden sei. In den Verhandlungen sei es gelungen, die spö von einer ablehnenden oder reservierten Haltung abzubringen. „Dabei haben sich die Regierungsparteien dafür ausgesprochen, dass zur Vorbereitung der mittelfristigen Umsetzung des Museumskonzepts geeignete Schritte unternommen werden. Bei der Fülle der anstehenden Fragen in der kommenden Legislaturperiode halte ich diese einvernehmliche Festlegung für einen wichtigen Schritt.“461 Trotz dieser Bekenntnisse war der landespolitische Stillstand in der Museumsfrage unverkennbar. In dieser kulturpolitischen Windstille ergriff die Architektengemeinschaft Franz Fonatsch/Heinz Wondra/Gerhard Garstenauer die Initiative und unterbreitete Landeshauptmann Katschthaler am 16. Mai 1994 das Konzept für die Gestaltung einer Salzburger Museumsachse, die vom Mozartplatz bis zum Bürgerspital reichen sollte und Stadt und Land eine neue Dimension im internationalen Maßstab verleihen würde. Das Konzept hätte zudem den Vorteil, dass ein Großteil der Landesbediensteten im Gebäude der Neuen Residenz verbleiben könnte und dass es angesichts der finanziellen Engpässe Schritt für Schritt verwirklicht werden könnte. Fünf Monate später unterbreitete Bürgermeister Josef Dechant das Projekt des Wiener Architekten Josef Hoffmann und des Bauträgers Franz Fürst, das das Verbleiben des smca in den erweiterten Räumen auf dem Anton-Neumayr-Platz, die Errichtung einer Kunsthalle inklusive Tiefgarage auf dem Rot-Kreuz-Parkplatz sowie eine Einkaufszone vorsah. Der „Salzburger Museumsverein“ reagierte in seiner „Resolution“ ablehnend und betonte, bei diesem Vorschlag handle es „sich nicht um ein Museumskonzept, sondern um eine optimale kommerzielle Verwertung der Immobilie ‚Museumsgebäude‘ . . .“ Zudem lehnte er die im Projekt „enthaltene Zerstörung des klassischen Salzburger Stadtbildes entschieden ab“.462 Eine von der Landesamtsdirektion durchgeführte Überprüfung des Konzepts von Fonatsch/Wondra/Garstenauer kam am 18. Mai 1995 zu dem Ergebnis, dass eine Vielzahl von wesentlichen Funktionen nicht aufrechterhalten werden könnte und die Auswirkungen auf das Funktionieren des Amtsbetriebs negativ seien. Von einer Weiterverfolgung des Plans sollte daher Abstand genommen werden.463 Die museumspolitische Windstille hielt an.

5. Vom Stillstand zur Realisierung 1996 –2002 Am 22. Februar 1996, kurz vor seinem 63. Geburtstag, gab Landeshauptmann Hans Katschthaler zur allgemeinen Überraschung bekannt, dass er sich von allen politischen Funktionen zurückziehen und den bisherigen Klubobmann der övp und jüngst habilitierten Historiker Franz Schausberger zu seinem Nachfolger vorschlagen werde. In einem subtilen, parteiinternen Ringen hatte sich Schausberger gegen den lange als logischen Nachfolger geltenden Landeshauptmann-

460 Ebda. Zahl: LH – 12-299/217 – 1994. 461 Ebda. Zahl 299/218. 462 Ebda. Zahl 299/227. 463 Ebda. Zahl 299/247.

Vom Stillstand zur Realisierung 1996–2002

464 SN 6. 5. 1997. 465 Nr. 128 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (4. Session der 11. Gesetzgebungsperiode).

Stellvertreter Arno Gasteiger durchgesetzt. Der Historiker Schausberger, der sich der landespolitischen Philosophie von Alt-Landeshauptmann Wilfried Haslauer verpflichtet sah – Kultur, Wissenschaft, Natur als Standortspezifika des Landes, die es gezielt auszubauen und zu fördern galt –, folgte am 24. April dem Historiker Katschthaler. Jenseits der Parallelität der Zugehörigkeit zur Zunft der Historiker repräsentierten jedoch Katschthaler und Schausberger unterschiedliche Politikertypen. Katschthaler galt als personifizierte politische Harmonie, als Inkarnation des „Salzburger Klimas“, suchte stets den Konsens und scheute den Konflikt und damit auch die politische Entscheidung. Parteiintern wurde ihm daher vorgeworfen, er sei zu nett für die Politik und würde daher vor allem von der spö ständig erpresst. Schausberger hingegen hatte, ähnlich wie sein Vorbild Haslauer sen., das Image des Machers, galt als entscheidungs- und konfliktfreudig. Der neue Landeshauptmann war durchaus gewillt, diesem Image gerecht zu werden, die vielen landespolitischen Baustellen zu schließen und neue, eigene Akzente zu setzen. Der nicht bewältigte Problemhaushalt war beträchtlich, und viele erwarteten sich vor allem von einem habilitierten Historiker ein besonderes Engagement für die Realisierung der Neuordnung der Museumslandschaft, vor allem die Situierung des smca im Gebäude der Neuen Residenz. Wilhelm Holzbauer bemerkte in einem Interview über die sich bereits endlos ziehende Museumsdebatte, dieser allgemein als unbefriedigend empfundene Zustand sei das Ergebnis mangelnder Entscheidungsfreudigkeit der Salzburger Politik. „Es ist einfach niemand da, der die Macht und den Willen hat und sagt: ‚Jetzt setz‘ ich was durch.‘ Seit Radlegger/Haslauer setzt niemand mehr was durch. Dieses Museum im Residenztrakt, das könnte längst fertig sein. Es gibt keinen Grund, dass das nicht in Angriff genommen worden wäre.“464 Am 13. November 1996 richteten die freiheitlichen Landtagsabgeordneten Margot Hofer und Gerhard Höggerl an Landeshauptmann Schausberger eine zehn Punkte umfassende Anfrage zum Stand der Museumsplanungen, die mit der Frage endete: „Können Sie einen Zeitplan darlegen, bis wann das smca endgültig eine würdige Heimstätte, nämlich die Neue Residenz, beziehen kann und dort unsere Salzburger Kultur präsentieren kann?“465 Die parlamentarische Anfrage, vor allem deren letzter Punkt, war zu diesem Zeitpunkt nur teilweise zu beantworten. Kernpunkt der von Wieland Schmied erstellten Museumsstudie war die Übersiedlung des smca in die Neue Residenz. Dieser Vorschlag wurde von der Landes- und Stadtregierung akzeptiert und bildete die Grundlage der weiteren Überlegungen. Die dafür notwendigen Planungen als Voraussetzung für eine exakte Kostenschätzung wurden vom Direktor des smca, Albin Rohrmoser, in Angriff genommen. Der frühzeitige Tod Rohrmosers 1994 machte die Suche nach einem Nachfolger notwendig, der schließlich in Wolfram Morath gefunden wurde. Morath trat seinen Dienst am 1. Oktober 1996 an und sollte vorrangig ein Konzept für das neue smca unter Berücksichtigung der inzwischen zwischen Stadt und Land Salzburg erfolgten Gespräche zur Realisierung der Neuordnung der Museumslandschaft erarbeiten. Landeshauptmann Franz Schausberger war in der Zwischenzeit hinter den Kulissen in Gesprächen mit Bürgermeister Dechant und Landesrat Raus um die Lösung des kulturpolitischen Stillstands bemüht und erreichte zur Jahreswende 1996/97 eine Grundsatzeinigung. Deren Kern bildete ein dezentrales

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Die Neuordnung der Museumslandschaft

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Museumskonzept. Dieses nur in seinen Grundstrukturen fixierte Konzept sah die Präsentation der reichhaltigen Bestände des smca in thematisch definierten Ausstellungsorten vor. So sollten das Mittelalter im renovierten Burgmuseum auf der Festung, die Ur- und Frühgeschichte im Halleiner Keltenmuseum dargestellt werden und das 19. und 20. Jahrhundert einen eigenen Schwerpunkt bilden. Zu diesem Zweck mussten die Museumsdirektoren veranlasst werden, nicht auf ihre jeweiligen Besitzstände zu pochen, sondern im Sinne eines themenzentrierten Ausstellungskonzepts ihre jeweiligen Bestände zur Verfügung zu stellen. In die bisherigen Räume des smca sollte das erweiterte „Haus der Natur“ einziehen, wobei die Frage des von der „Szene“ genutzten Stadtkinosaals noch offen blieb. Die nunmehr wieder Fahrt aufnehmende Museumsdiskussion war zudem durch den Beschluss der Landesregierung, das Porsche-Gebäude am Bahnhof als neues Amtsgebäude für die aus der Neuen Residenz abzusiedelnden Beamten zu nutzen, wesentlich erleichtert worden. Diese Lösung der mit der Unterbringung des smca eng verknüpften Frage eines neuen Amtsgebäudes hatte sich erstmals am 12. August 1993 anlässlich eines Gesprächs von Landeshauptmann Katschthaler mit Gemeinderat Herbert Fux angedeutet, in dem Fux darauf hinwies, dass sich der Ankauf der safe-Häuser oder des Porsche-Gebäudes beim Bahnhof für die Übersiedlung der Beamten aus der Neuen Residenz als Möglichkeiten anböten. Dieser allerdings nicht unumstrittene Schritt war inzwischen getan, und am 4. Juni 1996 hatte die Landesregierung beschlossen, durch welche Dienststellen das neue Verwaltungsgebäude am Bahnhof ab dem Jahr 1998 genutzt werden sollte. Landeshauptmann Schausberger hatte zur Realisierung der Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft den Direktor des Kunstforums der Bank Austria und Präsidenten der Interessenvereinigung österreichischer Museen, Klaus Albrecht Schröder, als Museumsbeauftragten gewonnen. Schröder wurde mit der Erstellung einer Studie zur Neuordnung der Salzburger Museenlandschaft beauftragt. Wenngleich die von Schröder unterbreiteten Vorschläge inklusive eines Museums der Moderne auf dem Mönchsberg in der Öffentlichkeit und vor allem den betroffenen Institutionen kontroversiell diskutiert wurden, wurden sie von der Landesregierung am 18. März 1997 beschlossen. Das mit Schausberger, Dechant und Raus abgestimmte Konzept Schröders sah eine Neuordnung der Bestände der existierenden Museen nach Epochen vor.466 In weiterer Folge wurde Schröder mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die vor allem die Fragen der Eignung der Neuen Residenz als Standort für das smca sowie den Raumbedarf des Museums unter Berücksichtigung der aus dem Gebäude nur schwer abzusiedelnden Dienststellen des Landes, den Verbleib des Heimatwerks und der Post zu klären. Die Machbarkeitsstudie lag im Herbst 1997 vor und wurde in der Öffentlichkeit als sog. „Schröder-Plan“ bekannt. Kernpunkte des von Landeshauptmann Schausberger, Bürgermeister Dechant und Landesrat Raus am 23. Oktober 1997 präsentierten „Schröder-Plans“ waren die Eignung der Neuen Residenz als Standort des smca inklusive Raumkonzept und zweistufiger Umbauphase sowie die Situierung einer Kunsthalle des Rupertinums auf dem Mönchsberg. Der „Schröder-Plan“ basierte in seinem das smca betreffenden Teil auf einer im September 1997 fertiggestellten Studie von Franz Fonatsch.

466 Die Landesregierung fasste aufgrund der von Klaus Albrecht Schröder am 9. Jänner 1997 finalisierten Studie über die „Neuordnung der Salzburger Museen“ für die Neuorganisation der Museenlandschaft nach Epochen und Standorten folgenden Beschluss: „1. Antike/Standort offen, möglicherweise Bürgerspital. 2. Kelten/Keltenmuseum Hallein. 3. Mittelalter und Neuzeit/Burgmuseum auf der Festung Hohensalzburg. 4. Darstellung der Geschichte der Salzburger Erzbischöfe/Westtrakt des Glockenspielgebäudes, wobei der Standort Mozartplatz noch zu prüfen ist. 5. Zusammenlegung des Barockmuseums und der Residenzgalerie. 6. Moderne Galerie und Graphische Sammlung sowie Österreichische Fotogalerie/ Rupertinum, Grafik und Fotosammlung im derzeit bestehenden Rupertinumgebäude in der Sigmund-Haffner-Gasse, Ausweitung der Moderne auf dem Mönchsberg. 7. 19. und 20. Jahrhundert/Museum auf dem Mönchsberg. 8. Kunsthalle auf dem Mönchsberg.“ (Regierungsbeschluss über Antrag der Abteilung 12, Zahl 12. K/1932/1 – 1997. SLA Präs. Akt 299. Teil 2. Zahl 2261/31.) 467 Franz Fonatsch: Studie für die Unterbringung des Salzburger Museums Carolino Augusteum im Residenz-Neugebäude 31. 8. 1997. Überarbeitung 10. 9. 1997. Gerhard Walcher, Franz Fonatsch, Josef Schwab: Machbarkeitsstudie Neue Residenz. Künftige Büroraumnutzung unter Berücksichtigung der Museumsplanungen. Salzburg Dezember 1997. Vgl. dazu auch Werner Thuswaldner: Museum vis-à-vis von Mozart. In: SN 15. 11. 1997. Die von Schröder vorgelegte „Studie zur Unterbringung des smca im ResidenzNeugebäude“ bemerkte zum Raumbedarf: „Die Bereiche um den nordseitig gelegenen, kleineren Hof sollen in zwei Umbauetappen für das smca adaptiert werden. Der Eingang in das Museum erfolgt über das bestehende historische Portal vom Mozartplatz aus. Der Hof soll mit einem Glasdach auf Höhe der Gebäudetraufe abgeschlossen und so zu einem Raum für Wechselausstellungen umgewandelt werden. Dieses Glasdach ist von außen, von den die Residenz umgebenden Plätzen, nicht sichtbar. Auch der Blick von den Stadtbergen aus ergibt keine Störung der Salzburger Dachlandschaft. Der ursprüngliche Zustand der miteinander verbundenen Raumfluchten im ersten und zweiten Stock wird wiederhergestellt und ermöglicht so die für eine museale Nutzung unerlässlichen Rundgänge. . . . Die ursprünglich vorgesehene Nutzung des ausschließlich domseitig gelegenen Westtrakts der Neuen Residenz wurde aus museologischer und technischer Sicht ausgeschlossen.

Vom Stillstand zur Realisierung 1996–2002

In der Folge wurde auf der Grundlage einer Ideenskizze von Arch. Fonatsch eine museologische Nutzung des gesamten ersten Hofes (unter Ausschluss des an der Kaigasse gelegenen Traktes) erarbeitet. Ergebnis dieser Studie: 1. Die museologische Nutzung des ersten Hofes ist technisch machbar und kann in zwei Bauetappen bis zum Jahre 2003 realisiert werden. 2. Der Haupteingang erfolgt unter Ausklammerung des Heimatwerks/Residenzplatzes durch die Torzufahrt vom Mozartplatz aus. Damit bleibt der historisch ursprüngliche Eingang in die Neue Residenz erhalten: Eine optimale Erschließung der permanenten Sammlungen in den verschiedenen Hoftrakten erfolgt über die originalen Stiegen aus der Zeit Wolf Dietrichs sowie über einen im Hof platzierten Personal- und Transportlift. 3. Durch die Überdachung des ersten Hofes wird eine vollklimatisierte Wechselausstellungshalle bzw. ein attraktiver Raum für Veranstaltungen geschaffen. . . . 4. Mit der Übersiedlung des smca in die Neue Residenz wird der derzeitige Standort des Haupthauses auf dem Museumsplatz für andere Nutzungen (Haus der Natur) bzw. Verwertung disponibel. 5. Durch die Realisierung des Umbaus der Neuen Residenz in zwei Bauetappen verteilen sich die Gesamtkosten für das Land von max. 167,5 Millionen bis zum Jahr 2003 auf sechs Jahre.“ (SLA Präs. Akt 299. Teil 2. Ohne Zahl.) 468 SVZ 3. 10. 1997. 469 SLA Präs. Akt 299. Teil 5. Zahl 299/28.

Fonatsch hatte gemeinsam mit seinem Partner Wondra 1982 den Wettbewerb für den Umbau des smca an seinem damaligen Standort auf dem AntonNeumayr-Platz gewonnen, doch wurde der Plan sowie darauf folgende aus Geldmangel nicht verwirklicht. 1994 erarbeitete er zusammen mit dem damaligen Direktor Albin Rohrmoser einen Plan für die Unterbringung des Museums in der Neuen Residenz, in dem die Überdachung des ersten Hofes vorgesehen war, um einen großen Raum für Wechselausstellungen zu gewinnen. 1997 erstellte er eine modifizierte Studie, die davon ausging, nur einen Teil des Gebäudekomplexes, der sich um den nördlich gelegenen kleineren Hof gruppiert, für das Museum zu verwenden. Um den bisher sich an den Kosten entzündenden politischen Konflikt zu entschärfen, wurde zum Zweck der Kostenminderung auf die – an sich wünschenswerte – zweigeschossige Unterkellerung ebenso verzichtet wie auf die Absiedlung der landeseigenen edv-Anlage (ioz), des Heimatwerks und der Post. Der Haupteingang zu dem sich um den Nordhof gruppierenden Museum erfolgte durch das bestehende Portal auf dem Mozartplatz. Die Realisierung sollte in zwei Etappen bis zum Jahr 2003 erfolgen.467 Landesrat Othmar Raus nannte die von Schröder präsentierten Vorstellungen als „sehr, sehr schönes Konzept“.468 Da sich zudem die angegebenen Kosten in dem von der spö vertretenen Rahmen bewegten – die von Vertretern des Landes und Schröder Anfang Februar 1998 vorgenommene Gesamtkostenschätzung (inkl. eingeschossiger Unterkellerung für Depoträume sowie der Kosten für die Maßnahmen der Landesverwaltung) ergab einen Bruttobetrag von 311 Millionen Schilling –, schien einer raschen Realisierung nichts mehr im Wege zu stehen. Aufgrund dieser Grobkostenschätzung fasste die Salzburger Landesregierung am 21. April 1998 den einstimmigen Beschluss, die Realisierung des Projekts mit einem Kostenrahmen von 300 Millionen Schilling in Angriff zu nehmen. Einen Monat später, am 29. Mai, folgte eine Vereinbarung mit der Stadt über eine paritätische Kostenbeteiligung. Am 17. Juli 1998 drückte Landeskonservator Walter Schlegel in gleich lautenden Briefen an Landeshauptmann Franz Schausberger, Bürgermeister Josef Dechant, smca-Direktor Wolfram Morath und den Salzburger Museumsverein angesichts des bevorstehenden Abrisses des Café Winkler und der Errichtung des Museums am Berg seine Sorge um die Zukunft des Sattler-Panoramas aus. Das Panorama war nach der Bombardierung des im 19. Jahrhundert eigens dafür errichteten Pavillons im Kurgarten nach Kriegsende in gerolltem Zustand auf der Festung gelagert worden und konnte durch Vorarbeiten des Salzburger Museumsvereins und des Bundesdenkmalamtes nach einer gründlichen Renovierung im Neubau des Café Winkler ab 1976 wiederum öffentlich präsentiert werden. „Nunmehr scheint es Tatsache zu werden, dass dieses für die Geschichte Salzburgs einzigartige Bilddokument wieder abgenommen wird und in einem Depot verschwindet, womit auch bei fachgerechter Behandlung allein schon durch das notwendige Einrollen für das auf Leinwand gemalte Kunstwerk auf Dauer gesehen eine eklatante Gefährdung gegeben ist. Das im Eigentum des Salzburger Museums C. A. stehende, einzigartige Panorama mit seinem hohen kulturellen Stellenwert dürfte aus meiner Sicht keinesfalls wieder ein möglicherweise jahrelanges Depotdasein fristen, weshalb ich mir die höfliche und dringende Bitte erlaube, Überlegungen für eine neue und würdige Präsentation des Panoramas anstellen zu wollen.“469 Die Besorgnis des

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Landeskonservators wurde sowohl von Landesrätin Margot Hofer wie auch Landeshauptmann Franz Schausberger geteilt. Hofer beantragte für die Ende November 1998 anberaumte Sitzung der Landesregierung die Restaurierung und Wiederaufstellung des Sattler-Panoramas als Tagesordnung, und Schausberger beauftragte seinen Museumskoordinator Klaus Albrecht Schröder mit einer umgehenden Analyse des weiteren Vorgehens in dieser Frage. Schröder berichtete am 1. Dezember 1998 dem Landeshauptmann, dass sich für die Wiederaufstellung des Sattler-Panoramas zwei Optionen anböten: die Rekonstruktion des ursprünglichen Panoramas und seine Wiederaufstellung in seinem ursprünglichen Standort im Mirabellgarten oder in der Orangerie, dem derzeitigen Barock-Museum. Zudem sollten die übrigen Sattler-Panoramen, Stadtbilder usw. gezeigt werden. Er prüfe beide Optionen mit smca-Direktor Morath.470 Fünf Monate später kamen auf Einladung des Salzburger Museumsvereins, Karl Heinz Ritschel, die Vorstände des Museumsvereins, der Landeskunde, der Freunde der Salzburger Geschichte, des Salzburger Stadtvereins, die Leiter der Kulturabteilungen von Stadt und Land sowie smca-Direktor Wolfram Morath zu einem Gespräch über die Zukunft des einmaligen Panoramas zusammen, konnten sich jedoch auf keinen der diskutierten möglichen Aufstellungsorte einigen. Die nach wie vor ungewisse Zukunft des Sattler-Panoramas veranlasste smca-Direktor Morath am 28. Juni 1999 nach einem Stadt-Land-Gespräch zum Thema smca zu einem Schreiben an Landeshauptmann Schausberger, in dem er darauf hinwies, dass in dem zwischen Land und Stadt Salzburg vereinbarten Kostenrahmen von 300 Millionen Schilling die aufgrund der Errichtung des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg notwendige Abnahme, Restaurierung und Neuaufstellung des „Sattler-Panoramas“ nicht berücksichtigt sei. „Dieses singuläre Werk, das bald nach seiner Entstehung in ganz Europa gezeigt wurde und am Beginn einer weltweiten Salzburg-Werbung steht, kann und muss im Falle seiner verbesserten Neuaufstellung an anderem Ort eine touristische Hauptattraktion für Salzburg werden. Die Dimension des ca. 26 mal 5,25 m großen Rundbildes stellen besondere Anforderungen bezüglich Dokumentation, Abnahme, Verlagerung, Instandsetzung und Neuaufstellung. Sowohl für die Instandsetzung wie für die Neuaufstellung sind geeignete Räumlichkeiten erst noch zu finden. Und die Zeit drängt.“471 Durch die im ehemaligen Casinogebäude auf dem Mönchsberg beginnenden Bauarbeiten für das Museum am Berg musste das Sattler-Panorama vor Beginn der Bauarbeiten zu Jahres- beginn 2001 abgenommen und im Museumsdepot zwischengelagert werden. Als idealer Ort einer repräsentativen Neuaufstellung des restaurierten Panoramas sollte sich nach einer Idee von Baudirektor Axel Wagner die Schalterhalle der Post auf dem Residenzplatz erweisen. Am 8. November 1999 verfasste er einen Brief an sämtliche Mitglieder der Landesregierung, Bürgermeister Schaden, führende Beamte der Stadt und des Landes, die Präsidenten der landesgeschichtlichen Vereine sowie den Vorsitzenden des Landeskulturbeirates, Hans Peter Kaserer. „Aus meiner Kenntnis heraus, dass die Postverwaltung einen Umbau des Postamtes 5010 am Residenzplatz im Auge hat, unterbreitete ich den Vorschlag zu versuchen, das Sattler-Panorama in der bisherigen Schalterhalle dieses Postamtes neu aufzustellen.“ Bei Gesprächen mit den Verantwortlichen der Post sei er auf große Begeisterung gestoßen. „Die große Schalterhalle, erbaut 1930, wird für die Präsentation des Sattler-Panoramas von Kosmoramabildern frei gemacht; ein idealer Aufstellungsort, mitten in

470 Ebda. Zahl 299/44. 471 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Zahl 299/12.

5.1 Der umstrittene Architektenwettbewerb

472 SLA Präs. Akt 299. Teil 5. Zahl 299/28. 473 SN 23. 9. 1999.

Am 12. November 1991 hatte sich die Abteilungen 6 und 12 in einem von Landesbaudirektor Axel Wagner verfassten Schreiben an Landeshauptmann Katschthaler für die Gestaltung des smca für die Durchführung eines „geladenen baukünstlerischen Wettbewerbs“ ausgesprochen. „Für einen solchen Wettbewerb sprechen unter anderem folgende Gründe: Geladene Wettbewerbe bieten dem Auslober die Möglichkeit, unter mehreren Entwürfen das zweckmäßigste, wirtschaftlichste und architektonisch ansprechendste Projekt auswählen zu können. Trotz einer gewissen Vorgabe durch die bestehende historische Bausubstanz könnte ein baukünstlerischer Wettbewerb durchaus sehr unterschiedliche Lö-

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der Salzburger Altstadt im sogenannten Herzen des Weltkulturerbes, dem Residenzplatz, gelegen und für alle Salzburger und die Millionen Gäste aus aller Welt leicht zu erreichen. Der Trompeterturm, der Entstehungsort des Panoramas, ist beim Eintritt in den künftigen Sattlersaal des smca durch einen Blick hinauf zur Festung klar zu erkennen.“ Derzeit würden Gespräche über notwendige vertragliche Vereinbarungen geführt, und die Fachabteilung Hochbau werde Architekt Franz Fonatsch mit den entsprechenden Planungen beauftragen. „Nach Vorliegen der Pläne und der Kostenberechnung für die Adaptierung der ehemaligen Schalterhalle wird die Landesbaudirektion entsprechende Vorlagen an die Landesregierung bzw. an die Stadtgemeinde erarbeiten, damit ein Finanzierungsübereinkommen abgeschlossen werden kann.“472 Franz Fonatsch erarbeitete die entsprechenden Pläne, die auch die Anbindung des neuen Aufstellungsortes des Sattler-Panoramas an das smca durch einen unterirdischen Gang vorsah. Es sollten nach dem Brief Moraths jedoch noch vier Jahre vergehen, ehe das 1829 vom Maler Johann Michael Sattler geschaffene Stadtpanorama nach einer gründlichen Renovierung zusammen mit 85 Kosmoramen und einem Kostenaufwand von zwei Millionen Euro in einem Rundbau in der alten Post-Schalterhalle auf dem Residenzplatz mit einer direkten Anbindung an das smca seine viel beachtete und gelobte Aufstellung erfuhr. smca-Direktor Morath sah sich im Herbst 1999, ähnlich wie sein Vorgänger Rohrmoser, zunehmender Kritik an seiner Amts- und Mitarbeiterführung ausgesetzt. Die sich immer deutlicher artikulierende Kritik an seiner Ausstellungsphilosophie, die sich in sinkenden Besucherzahlen niederschlug (die Besucherzahl des smca sank zwischen 1997 und 1999 von 30.755 auf 24.786), seinem Führungsstil sowie an der stockenden Planung für die Übersiedlung des Museums in die Neue Residenz wurde auch von den Salzburger Tageszeitungen berichtet. Hinzu trat der deutliche Besucherrückgang, der auch die Politik auf den Plan rief, vor allem Landesrat Othmar Raus und Bürgermeister Heinz Schaden, den Vorsitzenden des Kuratoriums. Beide warfen dem amtierenden Direktor Führungsund Entscheidungsschwäche vor und hegten offen Zweifel, ob er den bevorstehenden Herausforderungen gewachsen sei.473 Morath resignierte und schied vorzeitig aus seinem Vertrag als Museumsdirektor. Ihm folgte am 31. Mai 2000 als – zunächst – interimistischer Leiter der bisherige Leiter des Stadtarchivs, der Historiker Erich Marx.

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sungsvorschläge in gestalterischer, organisatorischer und funktioneller Hinsicht erbringen. Gerade bei einem für Salzburg so bedeutenden Bauvorhaben sollte die Möglichkeit wahrgenommen werden, aus einer Reihe von Entwürfen und Ideen das beispielgebendste Projekt ermitteln zu können.“474 Es sollten noch sieben Jahre vergehen, bis nach den notwendigen politischen Weichenstellungen von Land und Stadt für die Übersiedlung des smca in Teile der Neuen Residenz ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben wurde. Die von der Jury unter Vorsitz von Peter Kulka am 21. und 22. Oktober 1999 unter insgesamt 15 eingereichten Projekten gekürten drei für die Weiterbearbeitung ausgewählten Projekte475 stießen auf die massive Kritik von Franz Fonatsch, der am 1. November 1999 seine Bedenken in einem Schreiben an Landeshauptmann Schausberger übermittelte. Grundsätzlich merkte er kritisch an, dass „die Jury die vorliegenden Projekte so beurteilte, als ob es um einen Ideenwettbewerb von Studenten der Sommerakademie ginge und nicht um eine zu realisierende Aufgabe“. So seien wesentliche Aspekte des Denkmalschutzes ignoriert, bei einigen Projekten Ausweitungen in den nicht zur Verfügung stehenden Bereich der Amtsräume vorgenommen und durch zwei- bis dreigeschossige Unterkellerungen der vorgegebene Kostenrahmen völlig ignoriert worden. Es müssten daher alle 15 vorliegenden Projekte einer Prüfung nach den ignorierten Kriterien unterzogen werden.476 Wenngleich Schausberger in seiner Antwort betonte, die Entscheidung sei von einer unabhängigen Jury getroffen worden, die den weiteren Gang des Verfahrens autonom bestimmen und die endgültige Entscheidung treffen werde, so leitete er die Kritik doch an den Juryvorsitzenden weiter. Dieser hatte bereits während der Sitzung der Jury die Meinung geäußert, dass sich keines der eingereichten Projekte für eine Realisierung in der vorliegenden Form aufdränge. Zudem war bei der Jurysitzung durch das Öffnen der Kuverts die gebotene Anonymität aufgehoben worden. Kritik am Ergebnis der Juryentscheidung äußerte jedoch nicht nur Fonatsch. Am 16. November teilte der Vorsitzende der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung Bürgermeister Heinz Schaden in einem Gespräch mit, dass die Sachverständigenkommission die von der Jury zur Weiterbearbeitung empfohlenen Entwürfe für den Umbau der Neuen Residenz bei der Bauverhandlung ablehnen werde. Der Widerstand der Sachverständigenkommission, die lt. Altstadterhaltungsgesetz bei Bauvorhaben in der Altstadt Gutachter ist, wurde damit begründet, dass in der entscheidenden Jurysitzung im Oktober ihr Wunsch abgelehnt wurde, zwei ihrer Meinung nach besser geeignete Entwürfe ebenfalls in den Überarbeitungsauftrag einzubeziehen. In einem Brief an Landeshauptmann Schausberger drängte der Bürgermeister auf „eine rasche Reaktion auf diese Ankündigung der Sachverständigenkommission, um unerfreuliche Debatten in der Öffentlichkeit zu vermeiden“.477 Auch Landesrat Raus ersuchte Schausberger am 19. November aufgrund dieser Entwicklung „um eine rasche Einberufung eines Kreises, der sich mit dieser Situation beschäftigen soll. Auf alle Fälle muss dazu Bürgermeister Heinz Schaden eingeladen werden. Eine Auseinandersetzung mit der Sachverständigenkommission heraufzubeschwören, halte ich nicht für zweckmäßig.“478 Einen Monat später berichtete der Rechtsdienst der Landesbaudirektion Landesamtsdirektor Heinrich Christian Marckghott, dass der „derzeit laufende Wettbewerb (Stufe I und II) zwingend

474 SLA Präs. Akt 299. Teil 2. Zahl 299/141. 475 Es waren dies die Projekte der Architekten Martin Schranz (Aldrans), Hubertus Mayr (Salzburg) und Günther Domenig/Hermann Eisenköck/Herfried Peyker (Graz). Als Nachrücker wurden zudem Reiner Kaschl/ Heide Mühlfellner (Salzburg) und Fritz Lorenz (Salzburg) nominiert. 476 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Ohne Zahl. 477 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Zahl 299/32. 478 Ebda. Ohne Zahl.

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479 Ebda. Zl. 916/168. Vgl. dazu auch Schreiben des Rechtsdienstes der Landesbaudirektion vom 22. 11. 1999. (Ebda. Zahl 6/-602/6/1693 – 1999.) 480 Ebda. Zahl 1294B/12.

nach § 4 Abs. 1 Landesvergabegesetz iVm § 55 Abs. 1 Bundesvergabegesetz widerrufen werden muss, da nicht nur die letztlich zwingend im § 82 Abs. 6 geforderte Anonymität vor Abschluss des Verfahrens aufgehoben wurde, sondern vor allem auch im Zuge der Jurysitzung neue wesentliche, vom ursprünglichen Auslobungstext abweichende, Bedingungen . . . hervorgekommen sind und daher aufgrund ‚zwingender Gründe‘ (Stmk VKS K 2 – 1997/13 vom 22. 9. 1997) das Wettbewerbsverfahren nicht zu Ende geführt werden kann . . .“ Der derzeit laufende Wettbewerb müsse daher abgebrochen und ein neuer Ausschreibungstext für einen EU-weiten, offenen, anonymen Realisierungswettbewerb unter Einholung der dafür notwendigen Grundlagenpapiere verfasst werden. Zudem müsse darauf hingewiesen werden, „dass die bestellte Jury gemäß § 82 Abs. 6 ihre Entscheidungen und Stellungnahmen nur aufgrund der vorgegebenen Wettbewerbsausschreibungskriterien treffen dürfe“.479 Aufgrund dieser Entwicklung fand am 13. Dezember in den Amtsräumen des Salzburger Bürgermeisters Heinz Schaden eine Besprechung zwischen Landesrat Raus, smca-Direktor Morath, Spitzenbeamten des Landes und der Stadt sowie dem Vorsitzenden der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung statt, die zu dem Ergebnis kam, den laufenden Architektenwettbewerb aufgrund der unbefriedigenden und die notwendigen Vorgaben nicht genügend berücksichtigenden Lösungen und Entscheidungsabläufe abzubrechen. Direktor Morath sollte in Form eines Gutachterverfahrens Museumsexperten für einen museologischen Konzeptvorschlag beauftragen und die Landesbaudirektion die notwendigen Vorgaben des Denkmalschutzes sowie der baurechtlichen Situation prüfen. Im März 2000 sollte auf Grundlage dieser Vorgaben eine Neuausschreibung eines EU-weiten, offenen Wettbewerbs erfolgen und ein Siegerprojekt bis September gekürt werden. In einem Brief an Landeshauptmann Schausberger bezeichnete Bürgermeister Schaden mit einem deutlichen Seitenhieb auf den Museumskoordinator Schröder die Vorbereitungsarbeiten zum Stadt-Land-Museum als „völlig vermurkst“, weshalb es notwendig geworden sei, „das Architekturverfahren abzubrechen und zunächst einmal mit der inhaltlichen und konzeptiven Arbeit für das gemeinsam geplante Museum zu beginnen“.480 Das zwischen Stadt und Land akkordierte Vorgehen, vor allem die Absicht der Durchführung eines zweistufigen EU-weiten Wettbewerbsverfahrens, bedurfte jedoch aufgrund der rechtlichen Implikationen – war das laufende Verfahren zu widerrufen, fortzuführen oder als abgeschlossen zu betrachten – der Beurteilung der Rechtmäßigkeit. Der Arbeitsausschuss der Landesregierung fasste daher in seiner Sitzung am 11. Jänner 2000 den Beschluss, die Landesbaudirektion mit der Einholung einer externen Begutachtung zu beauftragen. Diese beauftragte Martin Platzer von der Bundesingenieurkammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten mit einem Vergaberechtsgutachten. Dieses kam zu dem Ergebnis, dass sich das laufende Wettbewerbsverfahren nicht mehr im Einklang mit den Bestimmungen des Salzburger Landesvergabegesetzes und den entsprechenden Richtlinien der EU befand. Aufgrund der von der Jury bereits aufgehobenen Anonymität sei es daher nicht möglich, den laufenden Wettbewerb vergaberechtskonform zu Ende zu führen. Deshalb sollte das laufende Wettbewerbsverfahren aufgehoben und eine Wiederholung in Form eines Verhandlungsverfahrens mit allen bisher einreichenden 15 Teilnehmern durchgeführt

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werden. Aufgrund der Bestimmungen des § 80 Abs. 2 Z 1 Bundesvergabegesetz war es möglich, im Wiederholungsfall nach dem Scheitern des ersten Vergabeverfahrens, ein Verhandlungsverfahren durchzuführen und dabei den entscheidenden Organen ein beratendes Fachgremium, das in diesem Fall keine Jury war, beizustellen. Dies hatte den Vorteil, dass, im Gegensatz zum Wettbewerb, die entscheidenden Organe einen erheblich größeren Spielraum und damit auch höhere Entscheidungsmöglichkeiten hatten.481 Die Landesbaudirektion schlug daher eine dreistufige Vorgangsweise vor: 1. Die sofortige Aufhebung des laufenden Wettbewerbsverfahrens und die Mitteilung an sämtliche Jurymitglieder, dass die Jury als aufgelöst gilt. 2. Die Vorbereitung eines Architekturverhandlungsverfahrens mit sämtlichen am laufenden Wettbewerb teilnehmenden 15 Architekten, wobei diese bei der Einladung zur Teilnahme am neuen Verfahren zur Vertiefung der ausgearbeiteten Projekte angehalten werden sollten. Dabei waren die Ergebnisse des von smca-Direktor Morath durchgeführten und noch laufenden Ideenwettbewerbs zur Museumskonzeption zu berücksichtigen. 3. Das Beratungsgremium sollte aus je einem Vertreter des Bundesdenkmalamtes, der Baubehörde des Magistrats, der Landesbaudirektion, der Altstadterhaltungskommission, der Ingenieurkammer für Oberösterreich und Salzburg, eines Sachverständigen für den Umbau historischer Bausubstanzen, der Nutzungsvertreter, der Preisträger des Ideenwettbewerbs „Museumskonzept“482 sowie dem Museumskoordinator des Landes bestehen.483 Die Landesregierung folgte dieser Empfehlung am 27. März 2000 einstimmig und beauftragte die Landesbaudirektion, ein Verhandlungsverfahren durchzuführen, zu dem alle 15 Teilnehmer der 2. Stufe des Wettbewerbsverfahrens eingeladen wurden. In einem Gespräch mit Landesrat Othmar Raus, dem Museumsbeauftragten Klaus Albrecht Schröder sowie den involvierten Spitzenbeamten des Landes drängte Landeshauptmann Franz Schausberger am 3. Juli auf eine rasche Durchführung des Verhandlungsverfahrens, „um eine ‚Dauerbaustelle‘ im Residenz-Neugebäude zu vermeiden“.484 Schausberger beabsichtigte, das neue smca im Herbst 2003 zum 200. Gedenkjahr des Endes des selbstständigen Erzstiftes Salzburg eröffnen zu können. Die Aufforderung des Landeshauptmanns sollte nicht ungehört verhallen. Mit der Berufung von Erich Marx anstelle von Wolfram Morath zum Direktor des smca „wurde aus der Not eine Tugend gemacht“.485 Marx versprach in einer Pressekonferenz am 13. Juni 2000 eine rasche Finalisierung des mit einem Kostenaufwand von 16 Millionen Schilling renovierten und erweiterten Burgmuseums auf der Festung Hohensalzburg, in dem publikumsorientiert der Schwerpunkt Mittelalter gezeigt werden sollte (die Eröffnung erfolgte am 30. September), die Adaption der in der Alpenstraße angemieteten Depoträume, die mit Kosten in der Höhe von 32 Millionen Schilling verbundene Inangriffnahme der Abnahme, Renovierung und Neuaufstellung des Sattler-Panoramas sowie in Kooperation mit den Gewinnern des Ideenwettbewerbs, der arge Bogner/Nofrontiere, die Erarbeitung eines Grobkonzepts mit Raum- und Funktionsprogramm als Grundlage für die Fortführung des Verhandlungsverfahrens mit den Architekten. Bereits am 25. Juli präsentierte Erich Marx Landesbaudirektor Axel Wagner und Museumskoordinator Klaus Albrecht Schröder sein erstes Konzept für die

481 Martin Platzer: Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für das Museum Carolino Augusteum. Beurteilung in vergaberechtlicher Sicht. Außergerichtliches Sachverständigengutachten. Wien 22. 2. 2000. 482 Den Ideenwettbewerb gewann mit einer knappen Juryentscheidung von 4:3 die arge bogner.cc/Nofrontiere. 483 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Zl. 916/180. 484 Protokoll über ein Gespräch betreffend das Salzburger Museum Carolino Augusteum im Residenz-Neugebäude und das Sattlerpanorama am Montag, 3. Juli 2000, von 17.45 Uhr bis 18.30 Uhr. S. 2. (Ebda. Ohne Zahl.) 485 Siegbert Stronegger: Weder herrlich noch öd. Die Salzburger Museumslandschaft. In: Herbert Dachs, Roland Floimair (Hg.): Salzburger Jahrbuch für Politik 2003. Wien/ Köln/Weimar 2004. S. 161 – 167. S. 162. 486 Dieses Konzept sah als zentrale Abweichungen von den bisherigen Planungen keine fixe Glasüberdachung des Hofes vor, sondern einen variablen Regenschutz, der nur temporär in Anspruch genommen werden sollte. Teile des 2. Obergeschosses sollten für Wechselausstellungen vorgesehen werden, wozu allerdings ein Flächentausch mit dem Land notwendig wurde. Der Flächentausch wurde vom Land akzeptiert. 487 SLA Präs. Akt 299. Teil 4. Zahl 299/37. 488 Kronen Zeitung 18. 1. 2001. 489 SLA Präs. Akt 299. Teil 5. Zahl 299/17. Das Kuratorium des smca fasste am 17. Oktober gleich lautende Beschlüsse. 490 „Entwurfstragend ist der Gedanke, ein denkmalgeschütztes Gebäude, das als Museum Kunst und Kultur dokumentieren wird, einerseits zeitgeistig zu gestalten, andererseits aber mit der historischen Bausubstanz verantwortungsvoll umzugehen. Ursprüngliche und originale Raumfolgen und Raumstrukturen werden herausgearbeitet, zum Teil behutsam rekonstruiert und adaptiert. Das Museumscafé als wichtiger Anziehungspunkt befindet sich an der Nord-

Unterbringung des Museums486 und am 13. Oktober die Vorgaben für das Verhandlungsverfahren.487 Marx erwies sich in der schwierigen Lage als äußerst dynamische Persönlichkeit und bewies sein Talent 2001 mit drei sehr gut besuchten Sonderausstellungen – Albrecht Birkle, Thomas Bernhard und Salzburg, Wilhelm Kaufmann/Max Rieder – in dem keineswegs mehr attraktiven Stammhaus. Anlässlich der ersten Sonderausstellung bemerkte Hans Langwallner, die Berufung von Marx sei „nach drei Jahren musealen Siechtums . . . ein Glücksfall . . .“488 Am 23. April 2001 erfolgte der für die Eröffnung des Verhandlungsverfahrens notwendige Regierungsbeschluss auf der Basis des von Marx erstellten Raumkonzepts sowie der musealen Erfordernisse. In einem Stadt-Land-Spitzengespräch am 25. Juli wurde eine grundsätzliche Einigung über die Finanzierung erzielt, wobei eine Obergrenze von 284 Millionen Schilling „als Vorgabe für die planenden und bauausführenden Stellen festgelegt“ wurde.489 Am 14. Dezember 2001 wurde das Verhandlungsverfahren eröffnet, aus dem Anfang April 2002 die Salzburger Architekten Reiner Kaschl und Heide Mühlfellner als Sieger hervorgingen und vom Kuratorium des smca mit dem sensiblen Umbau beauftragt.490

5.2 Die Realisierungsphase 2002–2006 Die offizielle Vorstellung durch Stadt und Land sowie Museumsdirektor Marx erfolgte jedoch erst am 24. April im Rahmen einer Pressekonferenz im Gloriensaal der Neuen Residenz. Bürgermeister Schaden kommentierte die Entscheidung sichtlich erleichtert mit der Bemerkung, es würden „ja noch Zeichen und Wunder“ geschehen491 und ein sichtlich erleichterter Landeshauptmann Schausberger sprach von einem „Meilenstein“492 und betonte besonders den Beitrag des Landes zum Gelingen des Projekts. Das Land habe nicht nur durch die Finanzierungszusage der Hälfte der Errichtungskosten seinen Beitrag geleistet, sondern darüber hinaus durch den Ankauf des Porschehofs um 29 Millionen Euro und die damit erst mögliche Aussiedlung von Dienststellen des Landes eine zusätzliche Leistung erbracht.493 Nicht ohne Stolz konnte der Landeshauptmann vermelden, dass noch nie seit 1945 so viel in Kunst- und Kulturbauten, nämlich 1,654 Milliarden Schilling (120,2 Millionen Euro), investiert worden sei.494 Mit dieser Entscheidung hatte eine bereits zehn Jahre dauernde Planungs- und Vorbereitungsphase für das neue smca seinen Abschluss gefunden, und Museumsdirektor Marx bekam, wie er es ausdrückte, die Möglichkeit, „ein Maximum an Information und musealer Sinnlichkeit zu vermitteln“.495 Die Bauleitung für das mit rund 21 Millionen Euro veranschlagte Projekt inklusive Neuaufstellung des Sattler-Panoramas lag bei der Abteilung 6 des Amtes der Salzburger Landesregierung und einem Baurat.496 Das Projekt sollte Ende 2005 abgeschlossen sein und die Eröffnung des neuen Museums am 26. Jänner 2006, dem Vorabend von Mozarts 250. Geburtstag, erfolgen. Der Baubeirat hatte sich noch vor dem Beschluss zum Baubeginn mit einer Reihe bautechnischer Fragen und deren finanziellen Folgekosten, d. h. Baukostenerhöhungen, zu beschäftigen. Diese Fragen waren besonders sensibel, da der von Stadt und Land vereinbarte Kostenrahmen nicht überschritten werden

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West-Ecke des Gebäudes mit Sommerausgang zum Innenhof. Ein Eingang vom Residenzplatz über einen Wintergarten hinter einem historisierenden Anbau des Arkadentraktes wird die Attraktivität des Museums unterstützen. Der Hauptzugang für Besucher wird über den Mozartplatz erfolgen. Der Zugang über den zweiten Hof bleibt erhalten, so dass ein Überqueren des Innenhofes möglich ist. Die Anlieferung für Ausstellungsgut wird über einen neuen Zugang von der Kaigasse erfolgen. Unter dem gesamten Innenhof wird ein ca. 600 m2 großer Ausstellungsraum geschaffen, der zukünftige Sonderausstellungen beherbergen wird. Eine Luftwolke schwebt über dem Innenhof und bildet einen symbolischen Bilderrahmen. Dieser ist sowohl vom Hof aus als auch von der Festung in seiner Leichtigkeit erkennbar und soll Offenheit nach außen dokumentieren. Diese Luftkissenkonstruktion dient der teilweisen Überdachung des Innenhofes. Das Schließen des Hofes für Sonderveranstaltungen bei Schlechtwetter wird durch eine einfache Markisenkonstruktion erreicht.“ (smca: Medieninformation Museum Neue Residenz. Vorstellung des Sieger-Projekts Kaschl/Mühlfellner. Vgl. dazu auch Reiner Kaschl, Heide Mühlfellner, Michael Wiesmüller: Der architektonische Entwurf für das Salzburg-Museum in der Neuen Residenz. In: Erich Marx, Peter Laub [Hg.]: Die Neue Residenz in Salzburg. Vom „Palazzo Nuovo“ zum Salzburg-Museum. Salzburg 2003. S. 39–52. [Jahresschrift des Salzburger Museums Carolino Augusteum 47–48/2001–2002.]) 491 Kronen Zeitung 25. 4. 2002. 492 SVZ 25. 4. 2002. 493 apa 24. 4. 2002. 494 Diese Investitionen betrafen das Burgmuseum auf der Festung, das 2001 fertiggestellt und 2002 mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet wurde (49,54 Millionen Schilling/3,6 Millionen Euro), das Keltenmuseum Hallein (59,17 Millionen Schilling/4,3 Millionen Euro), das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg (rd. 300 Millionen Schilling/21,8 Millionen Euro), das smca (ca. 296 Millionen Schilling/21,5 Millionen Euro), das Haus für Mozart (ca. 450 Millionen Schilling/32,7 Millionen Euro) und das zwischen 2001 und 2008 abzuwickelnde Kulturbautenpaket mit Landestheater, Künstlerhaus, Haus der Natur und Arge Nonntal (ca. 500 Millionen Schilling/36,3 Millionen Euro). 495 Ebda. 496 Dem Baurat gehörten Direktor Dr. Erich Marx (smca), HR DI Alfred Denk (Leiter Abteilung 6), HR DI Gerhard Horn und/oder DI Maximilian Schöppl (Fachabteilung 6/1), HR Dr. Eduard Paulus (Leiter Abteilung 8) und Mag. Heinz Permanschlager (Bauleiter und Berichterstatter) an.

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durfte. Am 8. Juli 2003 ergab eine detaillierte Gesamtkostenrechnung der Abteilung 6 einen Finanzierungsfehlbetrag von 1,764 Millionen Euro497, der durch Einsparungen und Sponsoren gedeckt werden musste, da vor allem die Stadt auf die strikte Einhaltung des Kostenrahmens drängte. Bürgermeister Heinz Schaden erklärte apodiktisch: „Mehr Geld gibt es nicht.“ Museumsdirektor Marx konterte mit der Feststellung: „Die Verantwortlichen sollen klar sagen, was sie wollen und wozu sie sich bekennen.“498 Das Museum war gezwungen, sich auf die Suche nach Sponsoren zu begeben, wobei bitter darauf verwiesen wurde, dass anlässlich der Durchführung der Fußball-Europameisterschaft in der sich plötzlich als „Sportstadt“ gerierenden Landeshauptstadt für den Umbau des Stadions für lediglich drei Spiele 2,1 Millionen Euro ausgegeben wurden. Um den engen Kostenrahmen einhalten zu können, starteten die „Salzburger Nachrichten“ eine Spendenaktion unter dem Motto „Rettet das Sattler-Panorama“, in der sich die Salzburgerinnen und Salzburger auch als Paten für die Restaurierung bestimmter markanter Gebäude und Landschaftsteile, die in diesem Panorama abgebildet waren, fungieren konnten. Nach dem Abschluss der Ausschreibungen konnten nach einem einstimmigen Beschluss des Kuratoriums des smca am 23. September 2003 die Bauarbeiten in Angriff genommen werden. In dem denkmalgeschützten Gebäude wurden die Einbauten des 19. und 20. Jahrhunderts entfernt und die ursprüngliche großzügige Raumstruktur wiederhergestellt, wobei 2004 vor allem die bei der Unterkellerung des Hofes überraschend auftauchenden archäologischen Funde wie z. B. eine römische Mauer mit Fresken oder das Auffinden des originalen Fußbodens (Terrazzobodens) aus der Zeit Wolf Dietrichs Sorgen bereiteten: Zum einen hatte deren Bergung und Sicherung Auswirkungen auf den Zeitplan und zum anderen musste deren Restaurierung aus den Gesamtprojektkosten bestritten werden. Der 25. Oktober 2005 war der letzte reguläre Öffnungstag des smca in seinem alten Hauptgebäude. Am 26. Jänner 2006, dem Vortag von Mozarts 250. Geburtstag, öffnete das in die Neue Residenz übersiedelte smca wiederum seine Pforten.

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Die Neugestaltung der Museumslandschaft war mit der Neugestaltung des Burgmuseums auf der Festung, des Keltenmuseums in Hallein, der Situierung des smca in Teilen der Neuen Residenz und dem Museum der Moderne noch nicht abgeschlossen. Vor allem die Frage der zukünftigen Rechtsform des smca, die Zukunft des Spielzeug- und Barockmuseums waren noch nicht beantwortet. Die Beantwortung dieser Fragen sollte noch fünf Jahre in Anspruch nehmen. Am 15. Oktober 2011 erfolgte die Neueröffnung des mit Gesamtkosten von zwei Millionen Euro sanierten und neu eingerichteten Spielzeugmuseums im Bürgerspital und mit Jahresbeginn 2012 die Eingliederung des Kelten- und Barockmuseums in das smca, das mit Jahresbeginn 2011 die Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung erhalten hatte. Das Keltenmuseum wurde als Bestandteil des nunmehr größeren Salzburg-Museums (smca) mit dessen Beständen aufgewertet, vor allem mit der weltberühmten Schnabelkanne.

497 SLA Präs. Akt 299. Teil 5. Aktenvermerk der Finanzabteilung vom 11. 8. 2003. Zahl 20802 v- 47.881/147 – 2003. 498 Wolfgang Weber: Kein Dach überm Kopf: Das Museum sucht jetzt Sponsoren. In: Kronen Zeitung 2. 10. 2003.

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Zu den traditionellen museumseigenen Schwerpunkten Kelten und Halleiner Stadtgeschichte sollte der Schwerpunkt Ur- und Frühgeschichte präsentiert werden. Am 28. November 2011 unterzeichneten der für Museumsfragen zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer, der den Abschluss der Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft zu einem Kernbereich seiner kulturpolitischen Agenda erklärt hatte, und der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden ein Abkommen über die Schaffung eines Salzburger Museumsquartiers rund um den Dom mit dem Schwerpunkt Barock. Mit einer Investitionssumme in der Höhe von 8,5 Millionen Euro, von denen die Stadt 900.000 Euro übernahm, soll ein ab Herbst 2013 ganzjährig nutzbares „Museumsquartier/ Domquartier“ geschaffen werden, das die Prunkräume der Alten Residenz, die Residenzgalerie, die nördlichen und südlichen Dombögen, das Dommuseum, die Kunst- und Wunderkammer, den Langen Gang und den von der Universität genutzten Wallistrakt zu einem Themenmuseum „Barock“ zusammenfasst und durchgängig begehbar macht. Dies implizierte die Schließung des Barockmuseums, dessen Bestände zusammen mit jenen des Salzburg-Museums (smca), des Dommuseums, der Residenz-Galerie und von St. Peter den Bestand des neuen Museumsquartiers bilden soll. Die Leitung des neuen barocken Museumsquartiers/Domquartiers übernahm die bisherige Direktorin des Barockmuseums Regina Kaltenbrunner. Ein Problem des auf der Sammlung Rossbacher beruhenden Barockmuseums war dessen fehlender Salzburg-Bezug, weshalb Wilfried Haslauer anlässlich der Unterzeichnung des Abkommens erklärte: „Wenn man Barock hört, soll man an Salzburg denken. Das ist das Ziel.“499 Die ambitionierte Zielvorgabe für das neue Museum seien 100.000 Besucher jährlich. „Wir haben in Salzburg keine Mona Lisa, aber ein architektonisch einmaliges Zusammenspiel von weltlicher Pracht und geistlicher Schönheit. Da spielen wir in der Weltliga.“500

499 Österreich 29. 11. 2011. 500 SN 29. 11. 2011.

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IV. „Ein großes Auf- und Durchatmen . . .“

501 Wilfried Schaber: Bauen und Baugesinnung nach dem Wiederaufbau. Eberhard Zwink (Hg.): Die Ära Lechner. Das Land Salzburg in den sechziger und siebziger Jahren. Salzburg 1988. S. 509–526. S. 517f. (­Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Sonderpublikationen“ Nr. 71.)

Das 1841 gegründete Salzburger Mozarteum, 1914 zum Konservatorium, 1953 Akademie und 1970 zur Hochschule für Musik und darstellende Kunst erhoben, bezog in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts neben seinem Hauptgebäude in der Schwarzstraße den seit den späten Fünfzigerjahren leer stehenden und nunmehr umgebauten ehemaligen Lodron’schen Sekundogeniturpalast (Altes Borromäum) an der Ecke Mirabellplatz/Dreifaltigkeitsgasse. Vom Alten Borromäum war, zum Entsetzen des Salzburger Stadtvereins und des Kunsthistorikers Hans Sedlmayr, nur die Fassade übrig geblieben, während der Rest des Renaissancepalasts der Spitzhacke zum Opfer fiel. Der hinter der Renaissancefassade entstehende Neubau mit seiner gegen den Mirabellgarten demonstrierten Hässlichkeit und Großvolumigkeit löste einen Sturm der Entrüstung aus. Der Galerist Friedrich Welz protestierte gegen diese Form von Architektur. und der Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten“, Karl Heinz Ritschel, empörte sich über das geplante Vorhaben. Der Protest hatte Erfolg. Der damalige Salzburger Landeshauptmann Hans Lechner nominierte eine Expertenrunde mit beratender Funktion, die eine Änderung der Planung und Verringerung der vorgesehenen Kubatur erreichte. Das modifizierte Projekt wurde am 29. März 1979 dem Mozarteum übergeben.501 Der Bau, in dem auch das Historische Institut der Universität Salzburg untergebracht war, erfreute sich jedoch nie besonderer Wertschätzung, weder seitens der Salzburger Bevölkerung noch der darin Beschäftigten. 1998 wurde die Hochschule Mozarteum, an der inzwischen 1.700 Studierende inskribiert waren, nicht nur Universität, sondern musste aufgrund auftretender gesundheitlicher Probleme der Mitarbeiter auch ihr zweites Standbein, das Alte Borromäum, räumen, um ab nun in zehn über die Stadt verteilten Ausweichquartieren seinen Betrieb notdürftig weiterzuführen. Die Frage des Schicksals des nunmehr geräumten Alten Borromäums bildete einen der zentralen Punkte der Wissenschafts- und Architekturpolitik des Landes. Sollte man den ohnedies als verunglückt bezeichneten Bau generalsanieren, für das Mozarteum an einem anderen Ort ein entsprechendes Gebäude errichten oder an dem sensiblen Standort hinter der Fassade des Lodron'schen Sekundiogeniturpalasts einen Neubau planen? Die Unterbringung des Mozarteums, in welcher Form auch immer, erforderte erhebliche Mittel, die jedoch erst vom Bund lukriert werden mussten. Salzburg erwuchs im Jahr 2000 in diesem Bemühen in Innsbruck unerwartet Konkurrenz. Bürgermeister Herwig van Staa und Kulturstadträtin Hilde Zach erklärten, dass sie die in der Tiroler Landeshauptstadt schon seit Jahren diskutierte Kunstuniversität endlich verwirklicht sehen möchten. Die zukünftige Kunstuniversität sollte im Karmeliterinnenkloster Windegg untergebracht werden. In Tirol fand

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dieses Begehren eine parteiübergreifende Unterstützung. spö-Kultursprecher Ernst Pechlaner erklärte, er könne sich „am besten die Schwerpunkte Literatur, Theater, Film und Neue Medien vorstellen, denn Musik und bildende Kunst haben wir ja schon in Salzburg“. Das Geld für die allgemein gewünschte Kunstuniversität müsse man sich zu einem großen Teil vom Bund holen.502 Selbst im Falle einer Finanzierung der notwendigen Gebäudeadaptierung durch die Stadt Innsbruck und das Land Tirol bedeutete die Errichtung einer Kunstuniversität in Innsbruck für den Bund eine zusätzliche jährliche Belastung von rund 500 Millionen Schilling, die dieser jedoch, so Sigurd Höllinger, aufgrund der angespannten Budgetsituation nicht aufbringen konnte. Es gehe jetzt darum, so ließ er wissen, „bestehende Unis weiter zu finanzieren, alle anderen Pläne sind nicht vorrangig“.503 Eine dieser bestehenden Universitäten, das Salzburger Mozarteum, hatte durch die 1998 infolge des Giftskandals erzwungene Übersiedlung an zehn provisorische Standorte jährliche Mietkosten in der Höhe von 35 Millionen Schilling zu bewältigen. Hinzu kamen zahlreiche Probleme mit anderen Mietern in den angemieteten Objekten sowie erhebliche Kosten für den Instrumententransport. Als besonders unerträglich wurde die Ungewissheit über die Zukunft der weltbekannten Kunstuniversität empfunden. Wenngleich es die offizielle Erklärung der Politik gab, bis zum Mozart-Jahr 2006 das inzwischen geräumte Gebäude umzubauen, schienen sich Anfang 2001 diese Versprechen in Luft aufzulösen. Die Bundesimmobiliengesellschaft (big) hatte zu diesem Zeitpunkt das Mozarteum übernommen und empfahl aus wirtschaftlichen Gründen, da eine Sanierung des Alten Borromäums mit Kosten zwischen 500 und 800 Millionen Schilling viel zu teuer sei, zum Entsetzen der Universitätsleitung, das desolate Gebäude zu verkaufen und am Stadtrand einen Neubau zu errichten. Rektor Roland Haas erklärte: „Die Universität gehört in die Altstadt, dorthin, wo sie immer war.“504 Der zweite Standort sei auch im Zusammenhang mit dem geplanten „Uni-Park“ für die Geisteswissenschaften denkbar. Am 26. Jänner 2001 beschlossen der Universitätsbeirat und die Universitätsleitung eine Resolution, in der sie auf die inakzeptablen Verhältnisse hinwiesen, deren rasche Beseitigung sowie eine Sicherung des Hauptstandortes im Stadtzentrum und eine Entscheidung über die Situierung des zweiten Standortes als „existenzielle Forderung“ bezeichneten.505 Am 14. Februar rief Helmut Schreiner, der Vorsitzende des Universitätsbeirates des Mozarteums, im Büro von Landeshauptmann Franz Schausberger an und schlug eine „Vorwärtsstrategie“ zur Erzielung eines „positiven Ergebnisses im Sinne einer Grundsatzerklärung“ zur Wissenschaftspolitik des Landes vor. Diese sollte drei Punkte beinhalten: „1. Das Land steht voll hinter den Absichten einer baldigen Regelung der Raumprobleme des Mozarteums. 2. Das Land steht hinter den Absichten der Unipark-Lösung und ersucht die Universität, das Projekt entsprechend (den Effizienzerfordernissen) anzupassen. 3. Es wird übereinstimmend festgestellt, die Synergien (die zweifelsohne möglich wären) der beiden Unis zu nützen.“506 Die von Schreiner empfohlene Vorwärtsstrategie wurde von Landeshauptmann Schausberger bereits seit Längerem verfolgt, wobei dieser drei Projekte als landespolitisches Gesamtpaket gleichzeitig zu realisieren trachtete: die Sicherung des Standortes Salzburg der Naturwissenschaftlichen Fakultät und deren Erweiterung am zweiten Standort Itzling, den Bau des „Uni-Parks Nonntal“

502 Tiroler Tageszeitung 15. 12. 2000. 503 Ebda. 504 SN 8. 2. 2001. 505 In der Resolution hieß es: „Die gedeihliche Entwicklung der Kunstuniversität Mozarteum ist zu einem wesentlichen Teil von der Gewährleistung und Sicherung der erforderlichen geeigneten Räumlichkeiten abhängig. Bedingt durch die Entscheidung des 1998 amtierenden Ressortministers ist das Mozarteum derzeit an zehn Stellen der Stadt Salzburg provisorisch untergebracht. Diese Räumlichkeiten, die zwar kurzfristig die Aufrechterhaltung des Universitätsbetriebs ermöglichen, entsprechen aber keinesfalls den Erfordernissen einer Universität für Musik, Schauspiel, Bühnenbild und Kunsterziehung für einen Dauerbetrieb. Deshalb ist es eine existentielle Forderung, wenn die zuständigen Bundesministerien um eine möglichst rasche Klärung der räumlichen Situation ersucht werden, wobei am Hauptstandort im Stadtzentrum aus ideellen und wirtschaftlichen Gründen festzuhalten ist. In einigen Studienbereichen kommt es bereits zu raumbedingten Qualitätsverlusten des Angebots. Überdies gilt es, dem 1998 weltweit verbreiteten Ruf, das weltbekannte Mozarteum sei wegen eines Giftskandals geschlossen, eine positive Meldung und Änderung zur Sicherung dieser österreichischen Institution entgegenzusetzen. Die Kunstuniversität Mozarteum benötigt eine vertragliche Fixierung ihrer Standorte, ähnlich wie dies hinsichtlich der ParisLodron-Universität zwischen dem Bund und dem Land Salzburg geschehen ist. Gleichzeitig tritt die Kunstuniversität Mozarteum an Stadt und Land Salzburg mit der dringenden Bitte um nachhaltige Unterstützung in dieser Frage heran.“ (Universität Mozarteum Salzburg Zahl 752/1 – 2001.) Am 28. März 2001 verwahrte sich Bundesministerin Elisabeth Gehrer in einem Schreiben an Manuela Widmer, die Vorsitzende des Universitätskollegiums, gegen die in der Resolution aufgestellte Behauptung, die Schließung des Standortes Altes Borromäum durch ihren Amtsvorgänger Caspar Einem sei ausschließlich auf dessen Entscheidung erfolgt. „Wie Sie sich sicherlich erinnern können, hat der Inhalt dieses Berichtes keine andere Möglichkeit als die einstweilige Schließung des Gebäudes zugelassen. Diesen Vorgang daher als einseitige Maßnahme des Ministeriums darzustellen, befremdet mich etwas. Mein Vorgänger und die zuständigen Beamten im Ministerium haben sofort die entsprechenden Schritte veranlasst, um den Studienbetrieb an der Salzburger Musikuniversität zu gewährleisten. Leider ist im Ausland der falsche Eindruck entstanden, dass die Sperre durch einen ‚Giftskandal‘

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erfolgte.“ (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur GZ 25.600/10 – VII/A/5/2001.) 506 Aktenvermerk 14. 2. 2001. (Präs. Akt 313. Zahl 312 A/30.) 507 SN 17. 2. 2001. 508 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 56. 15. 3. 2001.

zur Unterbringung der nicht in der Altstadt situierten Institute der Geisteswissenschaftlichen Fakultät und die Sicherung der Bundesmittel für einen Neubau des zweiten Standbeins des Mozarteums. Der Salzburger Landeshauptmann verhandelte seit Juli 1997 mit dem Bund und hatte 1999 eine Bundeszusage für den Erweiterungsbau der Naturwissenschaftlichen Fakultät erreicht, doch wurde diese unterschriftsreife Übereinkunft ein Opfer der Neuwahl. Nach Bildung der övp/fpö-Regierung setzte er diese Verhandlungen fort und erreichte Anfang 2001 mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer eine prinzipielle Einigung für den Neubau der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Itzling sowie den Uni-Park Nonntal. Finanzminister Karl-Heinz Grasser bestand jedoch aus budgetären Gründen auf einer Redimensionierung der beiden Vorhaben sowie einer gleichzeitigen Verhandlung aller drei Salzburger Wissenschaftsprojekte, d. h. auch des Neubaus des Mozarteums. Während diese Verhandlungen hinter den Kulissen erfolgten, konnte der Salzburger Landeshauptmann auf einer anderen Front einen persönlichen Erfolg verbuchen: Am 25. Jänner 2001 schloss er eine offizielle Vereinbarung mit dem Bund, die eine Bundesbeteiligung in der Höhe von 120 bzw. 130 Millionen Schilling für die Errichtung des „Museums der Moderne“ und des „Hauses für Mozart“ vorsah. Dies rief die Opposition auf den Plan. So warfen die Grünen dem Landeshauptmann vor, er sei in seinen Verhandlungen mit dem Bund lediglich an seinen Prestigeprojekten Museum am Berg, „Haus für Mozart“, smca und Stadion interessiert, während er die berechtigten Anliegen der Universität als nachrangig betrachte. Schausberger konterte auf diesen Vorwurf, er sehe es als Vorsitzender des Universitätsbeirates als seine „besondere Verpflichtung an, die Interessen der Uni mit allen Kräften zu vertreten“. Das Land habe für die Universitätsprojekte bereits viel Geld und Arbeitskraft, „auch meine persönliche“, investiert. Bei seinen Verhandlungen mit dem Bund habe er alle Projekte gleichrangig behandelt, doch seien die Museen Landessache, für die der Bund auch Geld gebe, jedoch nicht geben müsse, während die Universität Bundessache sei, für die auch das Land Geld gebe.507 Nach intensiven Verhandlungen mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gelang Schausberger am 15. März 2001 eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft des Universitätsstandortes Salzburg. Ministerin Elisabeth Gehrer und der Salzburger Landeshauptmann unterzeichneten eine verbindliche Erklärung, die die Projekte Uni-Park Nonntal, Sicherung des Standortes Salzburg und Entwicklung der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Itzling sowie Umbau des Mozarteums an seinem alten zweiten Standort Altes Borromäum. Dies entsprach dem Wunsch des Mozarteums, das mehrere Standorte in Salzburg, darunter auch die Campus-Idee, diskutiert hatte, jedoch schließlich zu dem Ergebnis gekommen war, dass die Universität im Stadtzentrum verbleiben sollte und sich dafür neben dem Stammhaus in der Schwarzstraße das nunmehr leer stehende Haus am Mirabellplatz 1 (Altes Borromäum) anbot. Das leer stehende Gebäude sollte um einen Betrag zwischen 350 und 400 Millionen Schilling wieder betriebsfähig gemacht und spätestens zum Mozart-Jahr 2006 für den Studienbetrieb wieder zur Verfügung stehen. Eventuelle zusätzliche Raumerfordernisse sollten in einer vom Bund, dem Land und der Stadt sowie dem Mozarteum beschickten Arbeitsgruppe bis 21. Dezember 2001 erhoben werden, wobei die Zahl der Standorte möglichst gering gehalten werden sollte.508

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Am 4. April fand in den Amtsräumen des Salzburger Landeshauptmanns eine Besprechung über die Umsetzung der Vereinbarung vom 15. März statt, in der die personelle Zusammensetzung der Arbeitsgruppe festgelegt wurde.509 Bei dieser Besprechung wurde auch Konsens darüber erzielt, dass als „zweiter Standort für die verbleibenden Restflächen für das Mozarteum . . . der Bereich ‚Uni-Park Nonntal‘ ins Auge gefasst“ wird und „dass Salzburg bei der Umsetzung und finanziellen Sicherung dieser Universitätsbauten Priorität besitzt“.510 Nachdem das Mozarteum am 11. Mai seinen Raumbedarf definierte, konstituierte sich am 16. Mai 2001 die Arbeitsgruppe Mozarteum, wobei Rektor Roland Haas die Wünsche des Mozarteums deponierte: neben den beiden Standorten Schwarzstraße und Mirabellplatz 1 für die Musikfächer und die zentrale Verwaltung sollten die übrigen Fächer an einem weiteren zentralen Standort, voraussichtlich dem Uni-Park Nonntal, unter Berücksichtigung des vorgelegten Raumbedarfs zusammengeführt werden. Aufgrund des als vordringlich erachteten partiellen Neubaus des Standortes Mirabellplatz 1 sollten die Vorbereitung eines Architektenwettbewerbs durch die big als Liegenschaftseigentümer und eine Begutachtung des Raumprogramms durch die Bundesministerien für Bildung, Wissenschaft und Kunst sowie für Wirtschaft und Arbeit erfolgen.511 Mitte Jänner 2002 konnte Landeshauptmann Schausberger erklären, die Sanierung und der teilweise Neubau des Alten Borromäums seien nach rund einjährigen Verhandlungen mit der big und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Wesentlichen „unter Dach und Fach“. Das Bundesministerium habe nunmehr die Zustimmung zum rund 400 Millionen Schilling teuren Umbau gegeben und die big in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt einen Ausschreibungstext für ein Gutachterverfahren nach den EURichtlinien erstellt, mit dem nach Zustimmung der Stadt begonnen werden könnte.512 Es sei nunmehr an der Stadt, für die notwendigen Bewilligungen zu sorgen, um diesen wichtigen Universitätsbau zum Mozart-Jahr 2006 fertigstellen zu können.513 Bürgermeister Schaden antwortete auf den von der big und dem Bundesdenkmalamt vorgeschlagenen Entwurf positiv. Er habe diesen am 21. Jänner im Stadtratskollegium berichtet. „Dabei wurde sowohl von mir als auch vom Bürgermeister-Stellvertreter DDr. Karl Gollegger und Planungsstadtrat Johann Padutsch übereinstimmend festgestellt, dass so eine Variante durchaus denkbar sei. Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass das Projekt Makartplatz so wie vorgesehen umgesetzt wird und zumindest eine teilweise Verkehrsberuhigung stattfindet.“514 Damit schien der Weg zu einer zügigen Ausschreibung des Architektenwettbewerbs frei. Bei der Konstituierung der Jury für den Architektenwettbewerb am 26. Februar erklärte jedoch zur allgemeinen Überraschung Planungsstadtrat Padutsch, ein Verzicht der Stadt auf das Servitutsrecht der Stadt an der von den Planern als problematisch bezeichneten Aicher-Passage sei zwar künftig möglich, könne jedoch gegenwärtig nicht verbindlich zugesagt werden. Der vorgeschlagene Gehsteig außerhalb des Gebäudes entlang der Dreifaltigkeitsgasse sollte zwar errichtet werden, zusätzlich sei jedoch aus städteplanerischer Sicht auch eine Durchlässigkeit innerhalb des Gebäudes sinnvoll. Die Aicher-Passage sollte somit erhalten und durch die Ansiedlung kleinerer Läden attraktiver gestaltet werden. Die Ansicht Padutschs wurde vom Vertreter des Gestaltungsbeirates und der Salzburger Architektenkammer unterstützt, während die

509 Der Arbeitsgruppe gehörten seitens des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Sektionschef Dr. Franz Loicht als Vorsitzender, Oberrätin Dr. Eva Gaisbauer, Oberrat Dr. Peter Seitz, Univ. Prof. Dr. Stefan Titscher und ein Vertreter des Universitätskuratoriums, seitens der BIG Direktor HR DI Hans Simmerstätter, seitens des Mozarteums Rektor Dr. Roland Haas, Präsident Univ. Prof. Dr. Helmut Schreiner und Ing. Gerhard Baumann, seitens des Landes Salzburg HR DI Alfred Denk, DR. Dr. Peter Mittermayr und MMag. Dr. Hubert Weinberger an. 510 Protokoll der Besprechung vom 4. 4. 2001. (SLA Präs. Akt 313. Ohne Zahl.) 511 Protokoll der 1. Sitzung der „Arbeitsgruppe Universität für Musik und darstellende Kunst ‚Mozarteum‘ Salzburg, Standortplanung und Evaluierung Raumerfordernisse“ 16. Mai 2001. (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst Zl. 30.922/3/ – Z/A/10/2001.) 512 Die BIG und das Bundesdenkmalamt erarbeiteten einen Vorschlag für die mögliche Neugestaltung der Erdgeschosszone, der von der „Auflassung der derzeit bestehenden, parallel zur Dreifaltigkeitsgasse verlaufenden Fußgängerpassage und der Schaffung eines Gehsteiges in der Dreifaltigkeitsgasse“ ausging. Ob dieser Gehsteig nur im Bereich des historischen Gebäudes errichtet wird, . . . oder bis zum Makartplatz geführt werden könnte, ist primär aus verkehrstechnischen Überlegungen, aber auch von der Bereitschaft des Eigentümers der Nachbarliegenschaft zu einer Neugestaltung der EG-Zone abhängig. Gleichzeitig wird die Aufweitung des Durchgangs von der Dreifaltigkeitsgasse zum Mirabellplatz im Bereich Dreifaltigkeitsgasse vorgeschlagen, wodurch das bestehende Renaissanceportal (ehemalige Hofeinfahrt) wieder eine adäquate Funktion erhalten und ein attraktiver und logischer Zugang zum Mirabellgarten entstehen würde.“ Die BIG begrüßte diesen Lösungsansatz auch mit der Begründung, „weil zu befürchten ist, dass, unter der Annahme eines neuen Haupteingangs zum Mozarteum am Mirabellplatz, die bestehende Fußgängerpassage weiter veröden und verstärkt zu einer innerstädtischen Problemzone verkommen würde“. Gleichzeitig sah man „in einer großzügigeren Gestaltung des von der Dreifaltigkeitsgasse zum Mirabellgarten führenden Durchgangs auch eine Hebung der Attraktivität dieser innerstädtischen Ost-Westverbindung“. (Schreiben der BIG an das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst vom 9. 1. 2002.) 513 Salzburger Landeskorrespondenz Nr. 13. 18. 1. 2002. 514 SLA Präs. Akt 313. Zahl 312A/42.

515 Ebda. Ohne Zahl. 516 Ebda. 312A/52.

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Sachverständigenkommission für die Salzburger Altstadt die Position der big, des Bundesdenkmalamtes und des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst vertrat. Die Frage des Entfalls bzw. Weiterbestandes des Servitutsrechts bildete jedoch eine wesentliche Voraussetzung für die Durchführung des geplanten Architektenwettbewerbs. Eine Konstituierung der Jury war durch diese offene Frage ebenso wenig möglich wie eine Beschlussfassung über ­einen Ausschreibungstext. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst stellte in einem an Landeshauptmann Schausberger übermittelten Aktenvermerk fest, dass im Fall eines Bestehens der Stadt auf dem Servitutsrechts bei der nächsten Sitzung eine Zustimmung zum Ausschreibungstext nicht akzeptabel sei. Dies würde bedeuten, dass der geplante Fertigstellungstermin mehr als fraglich sei, „zumal gerade in Salzburg damit zu rechnen ist, dass auch nach Beendigung des Wettbewerbsverfahrens die Diskussion darüber, in welchem Umfang in die bestehende Bausubstanz eingegriffen werden darf/soll, weitergehen wird und der künftige Projektablauf und Terminplan noch nicht wirklich abgesehen werden können. . . . Nach Möglichkeit sollte bereits im Vorfeld auch auf politischer Ebene versucht werden, die Stadt zur Einhaltung ihres zugesagten Verzichts auf das bestehende Servitutsrecht zu bewegen.“515 Am 18. März schrieb Bundesministerin Elisabeth Gehrer an Bürgermeister Heinz Schaden, dieser möge im Interesse des Mozarteums eine Änderung der Haltung der Stadt herbeiführen. Die von der Stadt Salzburg „nunmehr neu formulierten städtebaulichen Rahmenbedingungen berücksichtigen leider nicht die bisherigen Vorgespräche und lassen die künftige Position der Stadt Salzburg in Bezug auf die öffentlichen Durchgänge durch das Gebäude weiterhin offen. Damit gibt es nach wie vor keine verlässliche Planungsbasis, weder für das ‚Mozarteum‘ noch für die Wettbewerbsteilnehmer. Die Position des Bundes ist eindeutig. Die Verbindung Mirabellplatz – Makartplatz soll außerhalb des Gebäudes über einen Gehsteig führen, gegen eine gebäudeinterne Verbindung Bergstraße – Mirabellgarten gibt es keinen Einwand. Nicht vorstellen kann ich mir, dass parallel zum neuen Gehsteig zusätzlich eine innen liegende Passage geführt werden soll, da diese ausschließlich zu Lasten der Flächen des ‚Mozarteums‘ geht und das große Risiko besteht, dass sie, wie die alte Passage, nicht angenommen wird und damit der triste und verwahrloste Eindruck perpetuiert wird. Die Fehler der Vergangenheit sollen nicht wiederholt werden! Die städtebaulichen Rahmenbedingungen sind eine wesentliche Vorfrage des Wettbewerbs: Solange darüber kein Einvernehmen besteht, gibt es keine Planungssicherheit und kann der Wettbewerb nicht starten.“516 Die massiven politischen Interventionen führten schließlich zum Erfolg. Stadtrat Johann Padutsch gab vor der nächsten Sitzung der Jury am 3. April seine bisherige Position auf, die Stadt verzichtete auf die Aicher-Passage, und Ende April 2002 konnte der Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Aus insgesamt 31 eingereichten Projekten wählte die Jury am 22. August 2002 den Entwurf des Münchner Architekten Robert Rechenauer zum Siegerprojekt. Bestehen blieb nur mehr die denkmalgeschützte Fassade des Alten Borromäums. Das neue Gebäude sollte mit 8.350 m2 nur mehr die Hälfte der Nutzfläche des alten umfassen und ausschließlich der Musik gewidmet sein. Jury-Vorsit-

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zender Günther Domenig lobte das Siegerprojekt als sehr streng und einfach mit perfekten Funktionsabläufen. Und Planungsstadtrat Johann Padutsch bemerkte, dass durch seine Verschachtelung das alte Gebäude fast unbrauchbar gewesen sei. Nunmehr entstehe an seiner Stelle ein „sehr offenes Haus“. Durch seine Öffnung werde es nicht nur ein Gebäude für Studierende, sondern auch für die Salzburger. „Es ist kein berauschendes Kunstwerk, aber eine gute Lösung.“517 Wenngleich auch Rektor Roland Haas die Funktionalität des Siegerprojekts rühmte, so äußerte er auch die Sorge, dass das Mozarteum aufgrund der nach wie vor anhaltenden Raumnot schrumpfen werde. Damit sprach Haas den heftig diskutierten zusätzlichen Raumbedarf des Mozarteums an. Das Mozarteum errechnete, jenseits der beiden Standorte Schwarzstraße und Dreifaltigkeitsgasse, auf der Basis des Jahres 1998 einen zusätzlichen Flächen­ bedarf am geplanten dritten Standort Uni-Park Nonntal von m ­ indestens 8.500 m2, während das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst lediglich 6.000 m2 vorsah. Rektor Roland Haas wandte sich an Landeshauptmann Schausberger mit der Bitte um Unterstützung. Sollte es nämlich zu dieser Flächen­reduktion kommen, müssten Studienzweige wie Kunst- und Werkerziehung oder die Schauspielausbildung gestrichen werden. Er möge daher im Interesse der Sicherung des Universitätsstandortes Salzburg die Position des Mozarteums in Wien politisch unterstützen.518 Die anhaltende Raumnot des Mozarteums führte zu einem Angebot eines privaten Investors, die ehemalige Sternbrauerei am Rainberg zu adaptieren und dem Mozarteum als dritten Standort in Form einer langjährigen Mietbindung zur Verfügung zu stellen, wobei die Kosten nicht mehr betragen würden als die Miete für die in der Stadt verstreuten Ausweichquartiere. Die Politik reagierte auf dieses Angebot zurückhaltend, da ohne die Situierung des dritten Standbeins des Mozarteums im Uni-Park Nonntal dieses Projekt gefährdet sein könnte. Während der Beirat der Universität Mozarteum das Projekt auf dem Gelände der ehemaligen Sternbrauerei mit dem Hinweis auf den dringenden Handlungsbedarf begrüßte519, lehnte ihn der Vorstand des Verbandes der Universitätsprofessoren der Universität Mozarteum am 28. Oktober mit der Begründung ab, dass „diese Gründe für die geplante Nutzung einer Kunstuniversität nur sehr beschränkt geeignet sind“.520 Die nach wie vor nicht gelöste Raumfrage veranlasste Rektor Roland Haas im Herbst 2002 zu der Erklärung, Salzburg drohe aus Platzgründen die Bereiche Kunst- und Werkerziehung an die neue Kunstfakultät der Universität Innsbruck zu verlieren.521 Bei dem in Salzburg anhebenden Besorgnis, die sich auch in entsprechenden Äußerungen der Lokalpolitik und Aufforderungen an den Landeshauptmann niederschlug, in Wien entsprechend tätig zu werden, handelte es sich allerdings um einen Sturm im Wasserglas. Am 14. Oktober schrieb Sektionschef Peter Mahringer an Rektor Haas, es bestehe, wie bereits Bundesministerin Gehrer gegenüber den Medien feststellte, „derzeit kein akuter Anlass, Sorgen über eine Übersiedlung des Standortes der Kunstund Werkpädagogik in Salzburg an einen anderen Standort zu verbreiten. Die Versorgung von Ausbildungsnachfragen in diesem Bereich aus Westösterreich kann sicherlich auch durch die derzeitige Einrichtung im Mozarteum bewältigt werden. . . . Eine Verlegung des Standortes ist derzeit nicht aktuell und wäre auch im praktischen Vollzug derzeit gar nicht machbar.“522 Auch Ministerin Gehrer

517 apa 22. 8. 2002. 518 Ebda. 312A/51. 519 Beschluss des Beirates der Universität Mozarteum Salzburg vom 18. 12. 2002. 520 Protokoll der 1. Vorstands-Sitzung des Verbandes der Universitätsprofessoren der Universität Mozarteum Salzburg am 28. 10. 2002. 521 SN 12. 10. 2002. 522 SLA Präs. Akt 313. Ohne Zahl.

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523 Am 22. Oktober 2002 schrieb Ministerin Elisabeth Gehrer an Landeshauptmann Franz Schausberger: „Im Übrigen ist ein neuer Standort für die Kunst- und Werkerziehung bzw. eine Verlagerung von Salzburg nach Innsbruck nicht aktuell. Auch bin ich deiner Meinung, dass man alle vorhandenen Energieeffekte in Salzburg dazu nützen sollte, um, wie von dir zitiert, ein ‚Zentrum der Kunst’ aufzubauen.“ (SLA Präs. Akt 312. Zahl 312/193.) 524 Das Raumplanungskonzept lag Anfang Juli 2003 und in einer überarbeiteten Form im Oktober 2003 vor. Darin wurde für das sog. „zweite Standbein“, d. h. den Bereich Schauspiel und darstellende Kunst, eine Fläche von 10.013 m2 angegeben. Das Konzept kam zu dem Ergebnis, dass die erhobenen Daten „zum einen . . . den Mangel an funktionalen Räumlichkeiten – Bühnen und Probebühnen, Probenräume, Ateliers, Werkräume, einem Gymnastikraum mit Umkleidekabinen und Duschen als auch je einen Akt- und Malsaal – seit 1998 sowie die Auswirkungen, die mit der Zerschlagung der Kunstuniversität auf 11 Standorte einhergehenden, nämlich, massive prozessuale und kommunikative Einbußen, die sich mittlerweile bedrohlich auf den Bildungsauftrag sowie auf die Leistungsqualität und auf die damit einhergehenden Entwicklungspotenziale der Universität Mozarteum Salzburg niederschlagen. Angesichts dieser Erkenntnisse bietet sich zur Lösung des Raumproblems nur die Verwirklichung eines ‚2. Standbeins‘ an. Darunter wird ein fachspezifischer Nutzbau verstanden, in dem die darstellenden und bildenden Künste gemeinsam untergebracht sind. Ihm gegenüber steht das ‚1. Standbein‘, das Haupthaus am Mirabellplatz 1 mit dem nahe gelegenen Schwarzstraßenkomplex, in dem ab 2006 die Musikausbildung stattfinden wird.“ (Universität Mozarteum Salzburg/Rektorat: Teil-Entwicklungskonzept. Sanierung der Ausbildung der darstellenden und bildenden Künste mit fachgerechten Räumen. S. 45.) 525 Salzburger Landeskorrespondenz 9. 10. 2003. 526 Kronen Zeitung 22. 2. 2004.

versicherte Landeshauptmann Schausberger am Oktober 2002 in einem Schreiben523 und am 23. Jänner 2003 in einem persönlichen Gespräch, dass keine Verlegung der Kunst- und Werkpädagogik nach Innsbruck geplant sei. Der Raumbedarf des Mozarteums im Uni-Park Nonntal werde nach einer Evaluierung des Raumbedarfs der Geisteswissenschaftlichen Fakultät festgelegt. Um die Bedürfnisse des Mozarteums zu präzisieren und deren Realisierung voranzutreiben, erfolgte am 18. März 2003 im Chiemseehof ein Beamtengespräch zwischen Bund, Land, Stadt und Mozarteum, in dem die Erstellung eines Entwicklungsplans durch Rektor Haas beschlossen wurde, der anschließend seitens des Ministeriums einer Prüfung unterzogen werden sollte.524 Die Diskussion über das dritte Standbein des Mozarteums wurde mit der von Landeshauptmann Schausberger mit Ministerin Gehrer verhandelten und am 9. Oktober 2003 in Wien unterzeichneten „Politischen Vereinbarung“ beendet. Um den landespolitischen Stellenwert des Abkommens zu unterstreichen und außer Streit zu stellen, hatte er auch Bürgermeister Heinz Schaden sowie die Rektoren der beiden Universitäten, Heinrich Schmidinger und Roland Haas, zur Unterzeichnung eingeladen. Die in dem Abkommen fixierten Bauvorhaben in der Höhe von 100 Millionen Euro betrafen vor allem die Projekte Altes Borromäum, das bis zum Mozart-Jahr 2006 fertiggestellt sein sollte, und Uni-Park Nonntal, in dem neben den in der Akademiestraße untergebrachten Instituten der Geisteswissenschaftlichen Fakultät auch das Mozarteum einen neuen Standort erhalten sollte. „Qualitätssicherung, Schwerpunktbildung und Profilentwicklung sind wesentliche Komponenten des neuen Universitätsgesetzes“, erklärte Elisabeth Gehrer anlässlich der Unterzeichnung. „Durch die baulichen Maßnahmen, die im Salzburger Universitätsabkommen vereinbart sind, sind die Universität Salzburg und das Mozarteum auch in räumlicher Hinsicht für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet. Beide Universitäten werden als moderne Universitätsstandorte noch attraktiver und wettbewerbsfähiger.“525 Im April 2004 erfolgte der Baubeginn für das zweite Standbein des Mozarteums am Standort Altes Borromäum. Hoffnungsfroh erklärte Rektor Haas anlässlich der Präsentation des Modells des Neubaus am 21. Februar, dass nunmehr alles besser werde. „Wir bekommen ein Haus mit einer sinnvollen Gliederung, mit hoher Funktionalität. Und das Haus öffnet sich zur Stadt.“526 Karl Harb bemerkte: „Seitdem das Mozarteum 1979 in den renovierten Primogeniturpalast des Fürsterzbischofs Paris Lodron eingezogen ist, waren Bau und Architektur (Eugen Wörle) umstritten. Nun ergibt sich die Chance, Fehler und Mängel mit einer Neudefinition zu beheben. Diese hat der Münchner Architekt Robert Rechenauer als Sieger eines EUweiten baukünstlerischen Wettbewerbs funktional behutsam und ohne Schnörkel vorgenommen. Das Mozarteum soll mehr Licht und Luft bekommen. Die verwinkelte Innensituation und die unterschiedlichen Niveauebenen, die im bisherigen Haus für hohe Verwirrung gesorgt haben, werden ausgeglichen und klar gegliedert. Die Orientierbarkeit ist ein entscheidendes Kriterium. Der – bisher in der Aicher-Passage versteckte – Hauptzugang wird von der Seite des Mirabellplatzes her erfolgen. Er soll freundlicher und einladend in die Universität hinein führen und zugleich die Universität zur Stadt öffnen. Ein zentrales gläsernes Foyer wird die verschiedenen Bereiche erschließen. Unterrichtsräume, Theatersaal (Großes Studio), Bibliothek, Café in den bisheri-

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gen Grundrissen und den neuen Konzertsaal, der im einzigen neu zu bauenden Gebäude untergebracht wird. Dieses steht als Solitär an der Stelle des derzeitigen ‚Universitätstraktes‘ auf der Mirabellplatz-Seite. Von der Loggia des Saales ergibt sich über den Mirabellgarten hinweg eine neue ‚Stadt-Aussicht‘.“527 Der am 12. Oktober 2006 feierlich eröffnete Neubau konnte die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen. Die Kosten in der Höhe von 37 Millionen Euro waren gerechtfertigt. Am Vorabend der Eröffnung erklärte die Vorsitzende der ÖH-Mozarteum Angela Nassal: „Ich kann nur sagen, dass die Studierenden eine sehr große Freude mit dem neuen Haus haben.“ Und der Geiger Lukas Hagen, einer der prominenten Lehrenden der Universität: „Ein großes Auf- und Durchatmen, eine Erleichterung.“528

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527 Karl Harb: Mehr Licht und mehr Luft. In: SN 23. 2. 2004. 528 Kronen Zeitung 12. 10. 2006.

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529 Zur frühen Universitätsplanung vgl. Franz Horner: Entwicklung der Wissenschaft. In: Zwink (Hg.): Die Ära Lechner. S. 481–526. S. 487ff. 530 Zur Diskussion in den Medien vgl. Bernhard Hütter: So kam es zur Altstadt-Universität. Die Standortfrage der Universität Salzburg im Spiegel der Medien. Eine Studie zur Wirkung der Massenmedien auf die Politik. Phil. Diss. Salzburg 1980. Ders.: Ausgangsund Endpunkt Altstadt-Universität. In: Eberhard Zwink (Hg.): Naturwissenschaftliche Fakultät – Teilband 2/1. Salzburg 1983. S. 15–38.(Schriftenreihe des Landespressebüros . Serie Baudokumentation Universität und Ersatzbauten.)

Für die wiederbegründete Paris-Lodron-Universität Salzburg hatte 1964 Roland Rainer auf Einladung von Stadtrat Walter Vavrovsky das Gebiet zwischen dem Mönchsberg und Leopoldskron neben der Altstadt als neuen Universitätscampus vorgeschlagen. Ein rund 800 Meter langer Tunnel sollte das neue Viertel mit den Teilen der Altstadt-Universität verbinden. Das Vorhaben, die Universität in der Altstadt und im Süden der Stadt zu situieren, stieß teilweise auf heftigen Widerstand, wobei sich vor allem der spätere Präsident des Stadtvereins, Ernst Ziegeleder, vehement gegen eine Altstadt-Universität aussprach. Zu Jahresbeginn 1965 berichtete Anton Bohdal in dem für die Universitätsentwicklung eingerichteten Arbeitsausschuss, dass die Prüfung der möglichen Standorte für eine Universitätserweiterung nur zwei Optionen ergeben habe: das Nonntal und Hellbrunn. Bei Besprechungen in Wien sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass letztlich das Nonntal der geeignetere Standort wäre und man mit den Planungen von Roland Rainer fortfahren sollte. Rainer präsentierte mit großer Zustimmung von Bund, Land, Stadt und Universität im Februar 1966 sein sogenanntes „Krauthügelprojekt“. Der erzielte politische Konsens sah vor, mit Ausnahme der Medizinischen und Theologischen Fakultät die Universität im Nonntal entstehen zu lassen.529 Gegen diesen Plan erhoben der Galerist Friedrich Welz und der Architekt Gerhard Garstenauer Einspruch, publizistisch massiv unterstützt vom „Salzburger Volksblatt“.530 Doch auch in der Lokalpolitik begannen bereits andere Überlegungen Platz zu greifen. Während die Universität nach wie vor am Projekt Nonntal festhielt, neigte der Salzburger Gemeinderat bereits mehrheitlich (spö und fpö) dem Standort Hellbrunn (Alpenstraße) zu. Der ursprünglich favorisierte Standort Nonntal/Leopoldskron sei ein Grün- und Erholungsraum der Salzburger und dürfe nicht durch einen Universitätscampus beeinträchtigt oder sogar beseitigt werden. Man sei aber bereit, der Universität Stadtgründe im Gebiet Hellbrunn (Alpenstraße), wo die Stadt in der Zwischenzeit ihren Grundbesitz auf etwa 60 Hektar vergrößert hatte, anzubieten. In einem Spitzengespräch zwischen Bund, Land, Stadt und Universität am 13. Juli 1968 wurden die Weichen für den Universitätsstandort neu gestellt: Die bisher am Standort Nonntal festhaltende övp sowie die Universität schwenkten auf den neuen Standort Freisaal ein. Ein Jahr später erfolgte eine weitere raumpolitische Entscheidung, die in wesentlichen Bereichen von früheren Festlegungen abwich. Die Altstadt spielte nun nicht mehr als erster Standort der Universität eine entscheidende Rolle, sondern der vorgesehene Universitätscampus in Freisaal, in dem auf einer Fläche von 212.000 m2 die naturwissenschaftlichen und meisten geisteswissenschaftlichen Fächer der Philosophischen Fakultät sowie die noch zu errichtende Medizinische Fakultät untergebracht werden sollten.

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Parallel zur Ansiedlung der Universität plante die Stadt im südlichen Freisaal die Errichtung von Wohnbauten und stieß damit auf den entschiedenen Widerstand einer Bürgerinitiative, die sich unter dem Titel „Verein zum Schutz der Salzburger Landschaft“ formierte. Die von ihr gestartete Unterschriftenaktion kann aufgrund ihrer Sensibilisierung der Bevölkerung für den Schutz der Grünflächen im Süden der Stadt als Geburtsstunde einer sich formierenden Zivilgesellschaft gelten, die in der Folgezeit entscheidenden Einfluss auf die architektonische und stadtplanerische Entwicklung der Stadt nehmen sowie durch die Formierung zu einer politischen Gruppierung – Bürgerliste/Grüne – das Parteienspektrum im Salzburger Zentralraum nachhaltig verändern sollte.531 Nachdem die Stadtpolitik ihren Plan einer Verbauung von Freisaal Süd zurückgezogen hatte, folgte 1973 eine weitere folgenschwere Entscheidung, die den Widerstand der Bürgerinitiativen neuerlich auf den Plan rufen sollte: Nach Abschluss des Architektenwettbewerbs für den Universitätscampus in Freisaal wurde die zusätzliche Errichtung des Landessportzentrums auf dem künftigen Universitätsgelände beschlossen und Anfang 1974 die beiden erstgereihten Architektenteams aufgefordert, für die Realisierung dieses nunmehr erweiterten Projekts zusammenzuarbeiten. Die besorgten und kritischen Meinungen über dieses Projekt in der südlichen Grünzone der Stadt formulierte in Nachfolge von Hans Sedlmayr Karl Heinz Ritschel im Sommer 1975 in einem aufsehenerregenden Leitartikel „Die hässliche Stadt“. Der geplante Mammutbau werde das Stadtbild massiv beeinträchtigen und die Stadt, in der ohnedies bereits genug Hässliches existiere, nachhaltig negativ beeinflussen. Die Bürger Salzburgs sollten sich noch vor der Verwirklichung dieses Projekts darüber informieren und ihren Widerstand artikulieren.532 Ritschels Aufforderung stieß auf erhebliche Resonanz und mobilisierte den „Verein zum Schutz der Salzburger Landschaft“, der, publizistisch massiv unterstützt vom „Salzburger Volksblatt“ und der sich aus Persönlichkeiten des kulturellen Lebens formierenden „Aktion Salzburg“, den Kampf gegen die drohende ausufernde Verbauung von Freisaal nunmehr auf seine Fahnen schrieb. Der erhebliche Breite annehmende Widerstand blieb nicht ohne Wirkung auf die politischen Entscheidungsträger. Nachdem sich im Namen der fpö Vizebürgermeister Waldemar Steiner gegen die Situierung der Landessportschule und der Universitätssportanlage ausgesprochen hatte, folgte ihm die övp-Stadtratsfraktion einen Monat später im April 1976. Die övp schloss sich auch der Forderung der fpö an, die Universität möge nochmals ihren allzu großzügig bemessenen Raumplan überdenken. Der Anfang vom Ende der Universitätsplanung in Freisaal war damit gesetzt und das endgültige Aus Anfang August durch einen Leitartikel von Karl Heinz Ritschel eingeleitet, in dem dieser für den ursprünglichen Plan einer „Altstadt-Universität“ plädierte, in der auch ein Großteil der geisteswissenschaftlichen Fächer untergebracht werden sollte. Lediglich die Naturwissenschaftliche Fakultät sollte aufgrund ihres speziellen Raumbedarfs in Freisaal verbleiben.533 Im Herbst 1976 stieß Barbara Kutschera in einer Artikelserie im „Salzburger Volksblatt“ in dieselbe Richtung nach und forderte, dass auch die am Rudolfs-Kai untergebrachte und aus allen Nähten platzende htl in die Planungen einer Altstadt-Universität mit einbezogen werden sollte. Die Salzburger Politik und die Universität reagierten im Sinne einer realpolitischen Wende. Bei einer Aussprache mit der Bundesregierung in Wien wurde eine wohlwollende Prüfung des Salzburger Anliegens einer völlig neuen Univer-

531 Zur Frühgeschichte der Bürgerliste in der Stadt Salzburg vgl. Raimund Gutmann, Werner Pleschberger: Die Bürgerliste – grüne Mitte in Salzburg. In: Umdenken. Analysen grüner Politik in Österreich. Wien 1984. S. 106 – 124. Herbert Dachs: Bürgerlisten und Grün-Alternative Parteien in Österreich. In: Anton Pelinka, Fritz Plasser (Hg.). Das österreichische Parteiensystem. Wien/Köln/Graz 1988. S. 181–207. S. 184f. (Studien zu Politik und Verwaltung. Herausgegeben von Christian Brünner, Wolfgang Mantl, Manfried Welan. Band 22.) 532 Karl Heinz Ritschel: Die hässliche Stadt. In: SN 9./10. 8. 1975. 533 Karl Heinz Ritschel: Für Altstadt-Universität. In: SN 7./8. 8. 1976.

sitätsplanung versprochen und im Juli 1977 positiv beantwortet. Damit waren die Würfel für die Errichtung einer Altstadt-Universität gefallen, in der auch die in den Plattenbauten an der Akademiestraße untergebrachten Fächer der Geisteswissenschaftlichen Fakultät eine neue Heimat finden sollten. Für die Realisierung dieses Konzepts mussten die Alte Gewerbeschule (htl) am Rudolfs-Kai, die Kapitelhäuser und der Toskana-Trakt der Residenz in Anspruch genommen werden.534 Nur die Naturwissenschaftliche Fakultät, für die im Juli 1978 ein Areal von 47.000 m2 in Bauland umgewidmet wurde, sollte in Freisaal verbleiben, während das Landessportzentrum nach Rif verlegt wurde. Damit war die Ära der heftigen politischen Debatten um den Standort der Universität beendet, wobei diese kaum von parteipolitischen Kontroversen, sondern vom Widerstand verschiedener Bürgerinitiativen gegen konsensuale politische Entscheidungen geprägt war. Nunmehr galt es, die mit erheblichen strukturellen und raumordnungspolitischen sowie architektonischen Folgen verbundene Grundsatzentscheidung zu realisieren. Daraus ergab sich eine komplexe Gemengelage von Problemen wie die notwendige Umsiedlung von Beamten und Schülern und die Errichtung der sogenannten „Jahrhundertbauten“ Finanzlandesdirektion, Bundespolizeidirektion, neue htl in Itzling, die ein Finanzierungsvolumen von drei Milliarden Schilling erforderte. Die Realisierung gelang dem legendären politischen Duo Wilfried Haslauer/Wolfgang Radlegger.

534 Zur Planung der Altstadt-Universität vgl. Otto Prossinger, Martin Windisch: AltstadtUniversität Salzburg. Salzburg 1979. (Schriftenreihe des Landespressebüros. Sonderpublikationen, Band 23.)

Der 1982 begonnene Neubau der Naturwissenschaftlichen Fakultät nach den Plänen der Architekten Heinz Ekhart, Wilhelm Holzbauer, Stefan Hübner, Georg Ladstätter und Heinz Marschalek sollte, so Wilhelm Holzbauer, im Stile einer „maniera salisburgensis“ einen neuen architektonischen und städtebaulichen Akzent setzen. „Es würde bedeuten, sich die Sache zu einfach zu machen, würde man das Spezifische der Architektur Salzburgs mit Ausdrücken wie ‚harmonisch, ausgewogen, frei von Extremen‘, zu kennzeichnen versuchen, obwohl diese Eigenschaften in dieser Baukunst vorhanden sind. Die ‚Gestalt‘ Salzburgs ist im Wesentlichen aus der Zeit des Übergangs zwischen Renaissance und Barock, der Zeit der Hochblüte des Manierismus, dem die unglaublich schwierige und problematische Aufgabe zufiel, das mittelalterliche konzeptionelle Denken, den Glauben der Renaissance in den Begriff der klassischen Schönheit mit dem rationellen wissenschaftlichen einer neuen Zeit zu verbinden. Es ist kein Zufall, dass gerade in Salzburg die Universität der Architektur des Manierismus besonders zum Ausdruck kommt. Dieses ‚Manieristische‘, wie dies besonders am Beispiel Hellbrunns – einem der Hauptwerke des Stilbegriffs nördlich der Alpen – sichtbar wird, lässt noch heute das in der Renaissance neu erwachte Gefühl für die Symbiose von Bauwerk und Natur, für das träumerische Spiel des Menschen mit der Natur erahnen. Im ursprünglichen Sinn des italienischen Wortes ,maniera‘ bedeutet dies nicht mehr und nicht weniger als den Ausdruck eines persönlichen Stils. Im selben Sinne, in dem Giorgio Vasari, der bedeutendste Kunstschriftsteller der Zeit

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des Manierismus, von der ‚maniera greca‘ oder ‚maniera bizantina‘ schreibt, ist die Architektur Salzburgs aus ihrer prägenden Zeit als ‚maniera italiae‘ zu bezeichnen, ohne dabei ihren spezifischen, nur im Raum Salzburgs möglichen Charakter zu verlieren. In einem gewissen Sinne leben wir vielleicht in einer künstlerischen Atmosphäre, die jener der Entstehung des historischen Manierismus nicht unähnlich ist – wenn auch in einer viel geraffteren Form. Die sogenannte ‚Moderne‘, ein universell applizierbarer Stil als Ausdruck eines vermeintlichen neuen technologischen Zeitalters, hat sich als Schimäre erwiesen – an den Resultaten dieses zukunftsgläubigen Professionalismus werden unsere Städte und unsere visuelle Umwelt noch lange zu tragen haben. In diesem Sinn ist der nunmehr fertiggestellte Bau der Naturwissenschaftlichen Fakultät im Raume Freisaal zu sehen. Die architektonische Sprache ist spezifisch und nicht universell, der Plan ist in die Gegebenheiten der Umgebung integriert und als solcher nicht auswechselbar. Die Formensprache ist manieristisch und pittoresk – die Funktionen sind Erzeuger der Form, jedoch nicht funktionell interpretiert, sondern auf pragmatische Weise dem formalen Konzept zugrunde gelegt. Gewisse architektonische Elemente der urbanen Struktur Salzburgs sind bewusst übernommen – als eine Art ‚maniera salisburgensis‘. . . . (. . .) Mit der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg sollte ein Bauwerk geschaffen werden, das nur hier an diesem Ort entstehen konnte und dessen architektonischer Ausdruck würdig der reichen und besonderen Tradition Salzburgs und doch neu und unverwechselbar ein Werk unserer Zeit ist.“535 Die Naturwissenschaftliche Fakultät galt bereits bei ihrer Eröffnung als architektonische Großtat und wurde mit dem Architekturpreis 1986 ausgezeichnet.536 Die Bedeutung des Baus wird auch aus seinen Dimensionen deutlich, die mit 283.000 Kubikmetern umbauten Raums jenen einer Kleinstadt entsprechen. Die Salzburger Altstadt spiegelte sich in den Hallen, Terrassen und Arkaden des Baus und bietet dem Besucher immer wieder überraschende architektonische Lösungen sowie – mit der Festung im Hintergrund – außergewöhnliche Ausblicke.537 Gleichzeitig erfolgte durch Franz Fonatsch nach dem Auszug der Post- und Telegrafenverwaltung aus dem Süd- und Südwesttrakt der Neuen Residenz 1985 bis 1988 der die historische Substanz wieder freilegende und die strukturellen Eigenheiten betonende Umbau und Adaptierung der Räumlichkeiten, vor allem der Max-Gandolph-Bibliothek, als Institutsräume für das Institut für Kunstgeschichte sowie die Quästur der Universität.538 Als zweiter Bau der Altstadt-Universität folgte das am 12. November 1989 eröffnete Haus für Gesellschaftswissenschaften in der durch Architekt Martin Windisch sanierten und umgebauten Alten Gewerbeschule am Rudolfs-Kai, in dem die Institute für Geschichte, Politikwissenschaft, Publizistik und Kultursoziologie eine neue Heimat erhielten. Der alt und neu gelungen verbindende Umbau des Gründerzeitobjekts war im Vorfeld von zwei Jahre dauernden heftigen politischen Debatten und Kontroversen um eine vorgesehene Tiefgarage mit 350 Plätzen begleitet.539 Der Bund hatte für das neue Institutsgebäude für die Gesellschaftswissenschaften eine Tiefgarage mit 120 Plätzen vorgeschrieben. Am 16. August 1983

535 Wilhelm Holzbauer: Das „Salzburgische“ in der Architektur. Zu den Neubauten der Universität Salzburg – Naturwissenschaftliche Fakultät. In: Eberhard Zwink (Hg.): Naturwissenschaftliche Fakultät Universität Salzburg. Teilband 7/II. Salzburg 1986. S. 9 – 11. S. 10f. (Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Baudokumentation Universität und Ersatzbauten“.) 536 Vgl. Liesbeth Waechter-Böhm (Hg.): Wilhelm Holzbauer. Holzbauer und Partner/ Holzbauer und Irresberger. Wien/New York 2006. S. 298–311. Die Jury des Architekturpreises begründete ihre Entscheidung u. a. damit, dass mit der Naturwissenschaftlichen Fakultät „erstmalig nach den verschiedenen Bauetappen zum Festspielhaus von Clemens Holzmeister durch eine städtebauliche Großform wieder die Formulierung des urbanen Gestaltbildes von Salzburg“ aufgenommen werde. „Dieser Bau wird für die studierende Jugend und die Salzburger ein Brennglas sein für eine neue, von touristischen Klischeevorstellungen Salzburgs befreite Sicht.“ 537 Heide Gottas: Brennglas für eine neue Sicht Salzburgs. In: Zwink (Hg.): Naturwissenschaftliche Fakultät Universität Salzburg. Teilband 7/II. S. 15–24. 538 Vgl. Franz Fonatsch: Der Umbau im Neugebäude. In: Roland Floimair (Hg.): Das Neugebäude. 25 Jahre Institut für Kunstgeschichte. Salzburg 1989. S. 7 – 18. (Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Baudokumentation Universität und Ersatzbauten“. Band 9.) 539 Vgl. Roland Floimair (Hg.): Institutsgebäude für Gesellschaftswissenschaften. Salzburg 1990. (Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Baudokumentation Universität und Ersatzbauten“. Band 10.)

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540 Alfred Kyrer: Was hat die Diskussion bewirkt? In: Roland Floimair (Hg.): Toskanatrakt der Residenz. Salzburg 1993. S. 7–8. S. 7. Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Baudokumentation Universität und Ersatzbauten“. Band 11.) 541 Hans Katschthaler: Ein Palast für die Juristen. In: ebda. S. 5–6.

hatte der Salzburger Gemeinderat einstimmig den Innenstadtkaufleuten als Ersatz für die in der Fußgängerzone befürchteten Umsatzeinbußen Parkplätze in unmittelbarer Altstadtnähe zugesichert. Bei Bekanntwerden des Universitätsbaus inklusive Tiefgarage am Rudolfs-Kai sprachen sich die Innenstadtkaufleute unter Berufung auf ein Gutachten des Verkehrsexperten Hermann Knoflacher für einen Ausbau der Tiefgarage auf 350 Plätze aus. Die Altstadtkaufleute lehnten den von Stadtrat Johannes Voggenhuber 1984 unterbreiteten Vorschlag einer Südgarage im Nonntal ab und bestanden auf der Vergrößerung der Tiefgarage im neuen Gebäude für Gesellschaftswissenschaften. Am 3. April 1985 stimmten sämtliche Fraktionen mit Ausnahme der Bürgerliste für die Errichtung einer erweiterten Tiefgarage am Rudolfs-Kai, stießen mit diesem Beschluss jedoch auf den sich formierenden Widerstand der künftigen Benützer des Institutsgebäudes, die mit einer drohenden unzumutbaren Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen gegen eine Vergrößerung der Tiefgarage zu Felde zogen. Doch erst das Ende November bekannt gewordene Gutachten Hermann Knoflachers, das aufgrund der notwendigen Umplanungen eine verkehrstechnisch nicht mehr lösbare Aufgabe konstatierte, löste eine politische Kehrtwende von Stadt und Land aus. Die Erregung war umso größer, als bekannt war, dass das Gutachten dem Geschäftsführer der Park-Garagengesellschaft seit Monaten bekannt war, jedoch unter Verschluss gehalten wurde. Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Radlegger plädierte sogar für eine schließlich vorgenommene Reduktion der unterirdischen Parkplätze auf 60, die restlichen 60 sollten in der Mönchsberg-Garage angemietet werden. Mit der Übergabe des durch die Architekten Otto Prossinger/Martin Windisch renovierten und adaptierten Toskana-Trakts der Residenz 1992 fand ein weiterer, von teilweise heftigen und kontroversen Diskussionen begleiteter, Bauabschnitt der Altstadt-Universität seinen Abschluss. Anlässlich der Übergabe des Toskana-Trakts an die Juridische Fakultät bemerkte Rektor Alfred Kyrer mit Blick auf die politisch so turbulente Vorgeschichte, es scheine zur „Besonderheit des viel gerühmten ‚Salzburger Klimas‘ zu gehören, dass die Meinungsbildung zu einem Projekt nochmals stattfindet, obwohl alle wesentlichen Sachverhalte eigentlich schon ausdiskutiert wurden. Und die von heftigen Kontroversen begleitete Diskussion habe auch gezeigt, dass bei einigen Salzburger Printmedien „der Gedächtnisschwund ganz beträchtlich sein kann.“ Hätte sich z. B. Karl Heinz Ritschel in den „Salzburger Nachrichten“ 1979 noch vehement für die Altstadt-Universität ausgesprochen, so habe er zehn Jahre später unter Hinweis auf die freigelegten kunsthistorischen Kostbarkeiten für die Etablierung eines Museumsbezirks plädiert.540 Und Landeshauptmann Hans Katschthaler bemerkte mit Blick auf die vergangenen Diskussionen: „Es war gewiss schade, dass der Gedanke, das neue geplante Stadt-Land-Museum im Toskana-Trakt einzurichten, zu spät kam. Die baulichen Vorkehrungen und die finanziellen Verpflichtungen waren so weit gediehen, dass eine Umkehr nicht mehr verantwortbar gewesen wäre. Deshalb habe ich auch diese Museumsdiskussion wohl begründet beendet und mich klar dafür ausgesprochen, den Toskana-Trakt der Universität zu belassen. Aus diesem Grunde verfolgen wir nun das Museumsprojekt im Residenz-Neugebäude.541 Den Schlusspunkt setzte die Planungsgruppe Otto Prossinger/Martin Windisch, Franz Fonatsch, Reiner Kaschl mit der Sanierung der Kapitelhäuser 1994

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und deren Übergabe an die Juridische Fakultät bzw. das Rektorat der Universität.542 Die damit realisierte Altstadt-Universität kann mit Recht als architektonisch gelungen bezeichnet werden, während die sogenannten „Ersatzbauten“ – Bundespolizeidirektion, Finanzlandesdirektion, htl Itzling – auf zahlreiche kritische Reaktionen stießen.543 Die ursprünglichen Hoffnungen auf eine Übersiedlung der in den Plattenbauten in der Akademiestraße untergebrachten Institute der Geisteswissenschaftlichen Fakultät in die Altstadt sollten sich aufgrund der zunehmenden Studentenzahl und des daraus resultierenden Raumbedarfs nicht erfüllen. Ein Großteil der Institute der Geisteswissenschaftlichen Fakultät befand sich in den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts nach wie vor in den lediglich als Provisorien gedachten Plattenbauten in der Akademiestraße. Die Paris-Lodron-Universität hatte daher zwei zentrale Anliegen: die stadtnahe Zusammenfassung der in der Akademiestraße unter unwürdigen Umständen situierten Institute der Geisteswissenschaftlichen Fakultät in einem zentralen Studiengebäude im Nonntal (Uni-Park Nonntal) sowie die Erweiterung der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Itzling.

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3. Nicht nur Kultur und Tourismus. Regionale Modernisierungsstrategien – Technologie und Wissenschaftspolitik um die Jahrtausendwende

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Im Sinne regionaler Modernisierungsstrategien sah Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Technologiebereich einen landespolitischen Schwerpunkt, den es neben Kultur und Tourismus im Sinne einer Stärkung des Wirtschaftsstandortes Salzburg zu forcieren galt, wobei die vom bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß vertretene wirtschaftspolitische Maxime, Tradition und Fortschritt sowie Know-how und große Wertschöpfung zu verbinden, Pate stand. Die Politik der CSU hatte Bayern von einem agrarisch dominierten Land zunächst auf die Überholspur und schließlich an die Spitze der deutschen Bundesländer geführt, ohne das Image der mit erheblichen Problemen kämpfenden traditionellen Industriestandorte zu erhalten. Anstelle der „schmutzigen“ Industrie mit sinkender Wertschöpfung trat „saubere“ Industrie mit hoher Wertschöpfung und hohem Qualifikationsanspruch. Haslauer war bewusst, dass die Sicherung des hohen Lebensstandards Salzburgs nicht durch eine monokausale Förderung des Tourismus erfolgen konnte, die zudem die regionalen Disparitäten im Bereich der ökonomischen Entwicklung noch verstärken musste. Nach bayerischem Vorbild galt es daher, Innovationsstrategien zu entwickeln, die Salzburg als Standort zukunftsorientierter und innovativer Industrien positionierten. War Salzburg nach 1945 zum Inbegriff des „Goldenen Westens“ geworden und hatte es den Nimbus der armen und rückständigen Provinz – ähnlich wie Bayern – abgelegt, so galt es nunmehr angesichts der zunehmenden internationalen Konkurrenz (auch der Regionen) diese Position nicht nur zu behaupten, sondern zu stärken und nach Möglichkeit auszubauen. Die Wiederbegründung der Universität hatte zwar Salzburg aus dem intellektuellen Dornröschenschlaf wach geküsst, doch war die Dominanz der Theologischen, Juridischen und Geisteswissenschaftlichen Fakultät für eine intendierte innovative

542 Roland Floimair: Kapitelhäuser AltstadtUniversität Abschlussband. Salzburg 1995. (Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Baudokumentation Universität und Ersatzbauten“. Band 12.) 543 Für die Bundespolizeidirektion an der Alpenstraße wurde 1978 ein Architektenwettbewerb durchgeführt, den die Architekten Erich Fally, Fritz Kohlbacher und Rudolf Scheiber gewannen. Fritz Kohlbacher und Rudolf Scheiber gingen zusammen mit Hermann Liebs auch als Sieger aus dem Architektenwettbewerb um die neue htl in Itzling hervor, während die Architekten Heinz Neumann und Eric Steiner 1982 den Wettbewerb um die Finanzlandesdirektion in Aigen für sich entschieden. Roman Höllbacher bemerkte kritisch zu den drei architektonischen Großvorhaben: „Versucht man abschließend diese Neubauten zu bewerten, die allein durch ihre gesammelten Volumina stadtgestaltend wirken, kann kein zusammenhängendes Ganzes ausgemacht werden. Eine Struktur, wie sie durch den Kontext der Palazzi in der Altstadt für die Universität vorgegeben war, fehlte hier. Als Teilprobleme begriffen und partiell vorangetrieben, bestätigt das Ergebnis die Kritiker zeitgenössischer Architektur im doppelten Sinn: einerseits war die Moderne aus der Stadt ferngehalten und die Chance, der neuen Stadt ein der alten ebenbürtiges Gesicht zu geben, nicht einmal ansatzweise verwirklicht. Im Sinne Sedlmayrs war diese Möglichkeit von vornherein verspielt: Wer sich das neue Salzburg nur neben dem alten vorstellt, kann kein zusammenhängendes Ganzes entwickeln. Der gebannte Blick auf die Vergangenheit bot keinen Raum, um ein neues Leitbild zu denken.“ (Roman Höllbacher: Architektur – Stadt – Landschaft. Allegorie und Politik in Salzburg von 1970–1990. In: Herbert Dachs, Roland Floimair, Ernst Hanisch, Franz Schausberger (Hg.): Die Ära Haslauer. Salzburg in den siebziger und achtziger Jahren. Wien/ Köln/Weimar 2001. S. 565–612. S. 579.)

Nicht nur Kultur und Tourismus

544 Wilfried Haslauer: Salzburg unser Land, unser Auftrag. München/Salzburg 1988. S. 182f. 545 Günther Sandner: Wirtschaft und regionale Wissenschaftspolitik im Land Salzburg 1977–1989. In: Herbert Dachs, Roland Floimair, Ernst Hanisch, Franz Schausberger (Hg.): Die Ära Haslauer. Salzburg in den siebziger und achtziger Jahren. Wien/Köln/ Weimar 2001. S. 539–563. S. 548. 546 Vgl. dazu Christian Dirninger: Wirtschaftsbezogene Modernisierungsstrategien. Strukturpolitik – Betriebsansiedlung – Technologieförderung im Bundesland Salzburg von 1958 bis 1998. Unter Mitarbeit von Richard Schmidjell. Wien/Köln/Weimar 1998. S. 147ff. 547 Franz Schausberger: Krise und Neuordnung der Technologiepolitik am Ende der neunziger Jahre. In: Robert Kriechbaumer, Franz Schausberger (Hg.): Fast eine Insel der Seligen. Handlungsspielräume regionaler Finanz- und Wirtschaftspolitik am Ende des 20. Jahrhunderts am Beispiel Salzburgs. Wien/Köln/Weimar 2002. S. 97 – 109. S. 101. (Schriftenreihe des Forschungs-institutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek. Hg. v. Wilfried Haslauer, Robert Kriechbaumer, Hubert Weinberger. Band 16.)

Vorwärtsstrategie des Landes nur sehr bedingt geeignet. Die nur in Teilbereichen entstehende Naturwissenschaftliche Fakultät schien auch nur beschränkt Optionsmöglichkeiten zu bieten, da deren Entwicklung von inneruniversitären Parametern sowie von den vom Bund zur Verfügung gestellten erforderlichen Ressourcen abhängig und damit eingeschränkt war. Haslauer setzte daher auf eine Doppelstrategie: Um die Entwicklung kleinund mittelständischer innovativer Industrien vor allem im High-Tech-Bereich zu fördern und die regionalspezifischen Ungleichgewichte und Differenzen der ökonomischen Strukturen auszugleichen, setzte er, beginnend in der Stadt Salzburg, auf die Entwicklung von Technologie-Zentren (Techno-Z). Diese Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sollten als Keimzellen einer zukunftsorientierten Wirtschaftspolitik dienen. Um dieses Ziel zu erreichen, war jedoch einerseits die Anbindung an die Universität sowie andererseits die Entwicklung völlig neuer, industrieorientierter Ausbildungsmöglichkeiten notwendig. Um das erste Ziel zu erreichen, musste die Etablierung eines breit aufgestellten technologieorientierten Studiums an der Universität erreicht werden. Mit massiver Unterstützung der Salzburger Handelskammer gelang schließlich 1988 die Etablierung des Studienversuches „Computerwissenschaften“, Haslauer vertrat den Standpunkt, regionale Wirtschaftspolitik werde „in zunehmendem Maße Technologiepolitik sein müssen“. Mit Etablierung der Computerwissenschaften werde eine neue Studienrichtung eröffnet, die einem dringenden Bedürfnis der Wirtschaft entspricht.“544 Mit einer bewussten Wirtschafts- und Praxisnähe der neuen Studienrichtung sollte ein strukturelles Defizit der Salzburger Universität, die weder über eine technische noch wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultät verfügt, in einem Teilbereich kompensiert werden.545 Es entsprach daher dieser Maxime, das neue Institut in den Räumen des Techno-Z in Itzling anzusiedeln und damit der Naturwissenschaftlichen Fakultät ein zweites Standbein zu verschaffen. Dieser landespolitischen Schwerpunktbildung gemäß folgten zwischen 1993 und 1998 die neuen FH-Studiengänge „Telekommunikationstechnik und -systeme“, „MultiMediaArt“ und „Informationswirtschaft und -management, die ebenfalls im nunmehr erweiterten Gebäudekomplex in Itzling angesiedelt wurden“.546 Zwischen 1988 und 1999 flossen in den gesamten Techno-Z-Verbund (Technologiezentren, Forschung und Entwicklung, Fachhochschullehrgänge) 360 Millionen Schilling an Landesförderungen. Um die Jahrtausendwende bestand politischer Konsens darin, die einzelnen Bereiche des Techno-Z-Verbundes durch das Land zu übernehmen und damit „eine engere Vernetzung mit der Wirtschaft des Landes“ und einen „verstärkten Technologietransfer in Richtung Klein- und Mittelbetriebe“ anzustreben.547 Der Bereich der Fachhochschule sollte hingegen ausgelagert werden. Im Herbst 1999 übernahm die Salzburger Wirtschaftskammer die Fachhochschule als Alleingesellschafterin, mit Jahresbeginn 2003 erfolgte die Vereinigung der Studiengänge in Salzburg und Kuchl zu einer Gesellschaft, an der ab 1. März 2005 die Salzburger Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer jeweils 50 Prozent halten. Die 1999 neu gebildete Landesregierung sah ein eigenes „Zukunftsressort“ für den gesamten Bereich der Forschung und Entwicklung im Ressort von Landeshauptmann Franz Schausberger vor. Zudem wurde die Erarbeitung eines Wissenschaftsleitbildes in Auftrag gegeben, das im Juni 2001 vorlag und u. a.

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empfahl, dass die Universität Salzburg ein Leitbild mit Forschungsschwerpunkten erarbeiten und diesem entsprechend in den beiden folgenden Jahren eine Reorganisation durchführen sollte. Zudem sollte eine Akkordierung von Universitäts- und Landespolitik erfolgen. Bei der Präsentation des neuen Wissenschaftsleitbildes des Landes erklärte Schausberger, es sei sein landespolitisches Ziel, für Forschung und Entwicklung im Jahr 2004 100 Millionen Schilling an Landesgeldern zur Verfügung stellen zu können. Zu diesem Zweck sollte ein „Zukunftsfonds“ und ein Wissenschaftsbeirat mit hoch qualifizierten Experten eingerichtet werden. In seinen Bemühungen um eine Stärkung des regionalen Forschungsprofils konnte Schausberger 2003 auf zwei erhebliche Erfolge verweisen: das Land und die Universität Salzburg, Wüstenrot Salzburg, der Bund und das Managementzentrum St. Gallen gründeten eine Gesellschaft für eine „Salzburg Business School“. Damit konnte in Salzburg auf internationalem Niveau eine universitäre Masterausbildung angeboten werden. Im September 2003 nahm die Paracelsus Medizinische Privatuniversität ihren Betrieb auf. Das besonders Interesse Schausbergers galt der Stärkung des Universitätsstandortes Salzburg im zunehmenden innerösterreichischen und internationalen Wettbewerb. Die Universität war daher angehalten, ähnlich wie das Land, ihre künftigen Forschungsschwerpunkte zu definieren und auch entsprechende Ressourcenzuteilungen vorzunehmen. Ein besonderes Problem bildete dabei die Naturwissenschaftliche Fakultät, deren Weiterbestand zur Jahrtausendwende gerüchteweise gefährdet schien. Für ihren Weiterbestand mussten daher ihr Profil geschärft sowie spezifische Entwicklungsfelder definiert werden. Zum anderen wurde deutlich, dass die aufgrund der erforderlichen Laborplätze sowie der Zunahme der Studierendenzahlen entstehende Raumnot nur durch die Schaffung eines zweiten Standbeins beseitigt werden konnte. Land, Stadt und Universität fassten dafür den Bereich des Techno-Z sowie der Fachhochschule in Itzling ins Auge, an dem sich bereits das Institut für Computerwissenschaften befand. Am 11. Juli 1997 präsentierte Landeshauptmann Schausberger bei einem Gespräch mit Bundeskanzler Viktor Klima ein Neubauprojekt für den Erweiterungsbau der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Salzburg-Itzling. Der Bundeskanzler bekundete das prinzipielle Interesse des Bundes an diesem Projekt und schlug dessen Realisierung über ein Mietkauf-Sonderfinanzierungsmodell vor, das jedoch mit dem Wissenschaftsministerium noch im Detail verhandelt werden müsse. Um das Anliegen des Landes zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Salzburg gegenüber dem zögernden Bund zu beschleunigen, erklärte sich das Land in einer Vereinbarung mit dem Wissenschaftsministerium 1998 bereit, ein Drittel der Betriebskosten des Erweiterungsbaus der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Itzling, die beiden anderen Drittel sollten vom Bund und der Universität finanziert werden, in der jährlichen Höhe von 5,3 Millionen Schilling auf 15 Jahre zu übernehmen. Trotz dieses Angebots erfolgte keine Bestätigung des Finanzministeriums, worauf das Land sein Angebot auf acht Millionen Schilling jährlich für eine Laufzeit von 15 Jahren erhöhte. Die 1999 erfolgreich abgeschlossenen Verhandlungen mit dem Wissenschaftsministerium über den Erweiterungsbau lagen unterschriftsreif bei Finanzminister Rudolf Edlinger, wurden jedoch ein Opfer der Neuwahlen.

Nicht nur Kultur und Tourismus

In neuerlichen Verhandlungen mit Bundesministerin Elisabeth Gehrer gelang dem Salzburger Landeshauptmann am 15. März 2001 die Sicherung des Bestandes der Naturwissenschaftlichen Fakultät, wobei jedoch eine Evaluation der einzelnen Fächer erfolgen sollte. Durch die wenig später bekannt werdende Übersiedlung der Fachhochschule nach Urstein bei Puch – sie erfolgte schließlich im August 2005 – sollte der Standort Itzling als zweites Standbein der Naturwissenschaftlichen Fakultät zu einem „Zentrum für angewandte Forschung“ im Biobereich ausgebaut werden, mit dem Schwerpunkt einer Kooperation mit der Privatwirtschaft im Sinne auch von Spin-offs und der Ansiedlung von Gründerfirmen. Am 4. April 2001 folgte eine Besprechung von Vertretern der Naturwissenschaftlichen Fakultät und des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Büro von Landeshauptmann Schausberger, in der seitens des Ministeriums Sektionschef Peter Mahringer den Bestand der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Salzburg für gesichert erklärte, jedoch deren schwerpunktmäßige Weiterentwicklung einforderte, wobei eine in Aussicht genommene Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft besonders begrüßt wurde. Der Evaluationsbericht des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur lag Anfang 2003 vor. Er sah vor allem in dem auch von der Universität definierten biowissenschaftlichen Schwerpunkt Entwicklungsmöglichkeiten und erklärte sich bereit, am Aufbau eines Forschungszentrums „Biowissenschaften und Gesundheit“ mitzuwirken. Um das Projekt eines „Zentrums für angewandte Forschung“ in Itzling voranzutreiben, empfahl die Steuerungsgruppe für Strategie und Planung im Universitätsbereich Mitte März 2003 bei einer Besprechung in Salzburg, zur Realisierung dieses Vorhabens eine Trägergesellschaft etwa in Form einer Ges. m. b. H. zu errichten und ein entsprechendes Finanzierungskonzept zu erarbeiten. An der Erarbeitung des Konzepts unter Federführung der Universität sollten neben Land und Stadt Salzburg, dem8 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung auch die neu geschaffenen Universitätsräte beteiligt sein. Die ursprünglich geplante wirtschaftsnahe biologische Schwerpunktbildung in Itzling kam nicht zustande. Die Biologie verblieb im Stammhaus der Naturwissenschaftlichen Fakultät und erhielt zudem ein Forschungszentrum „Biowis­ senschaften und Gesundheit“ im ehemaligen Gebäude der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in der Billrothstraße. Mit den neu geschaffenen Professuren Protein-Engineering und Strukturbiologie, einer Stiftungsprofessur des Landes sowie den bereits bestehenden Instituten Molekulare Pflanzenphysiologie entstand ein international konkurrenzfähiger Schwerpunkt Allergieforschung. Zudem mietete die Paracelsus Medizinische Privatuniversität im neuen Universitätsgebäude ein Forschungslabor und die Biotech-Firma abt, ein Startup-Unternehmen aus dem Umfeld des ehemaligen Instituts der Akademie der Wissenschaften, zog als Mieter ein, wodurch sich erhebliche Synergieeffekte auch im Sinne einer intendierten Kooperation von klinischen und wirtschaftlichen Partnern ergab. Mit dem seit 2003 existierenden Schwerpunkt „Biowissenschaften und Gesundheit“ erfolgte die Zusammenführung von drei Forschungsgebieten der Naturwissenschaftlichen Fakultät – der Allergieforschung, der Bioinformatik und der Genomik. Damit wurden für eine mittelgroße Universität Forschungsschwerpunkte geschaffen, die auch im internationalen Forschungs-

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umfeld bestehen konnten. Ihr Entstehen wäre jedoch ohne die massive landespolitische Initiative und Unterstützung nicht möglich gewesen. Die Universität hatte das Gebäude mit einem Landeszuschuss von 1 Million Euro um 3,8 Millionen Euro erworben und 2004 um 700.000 Euro umgebaut, wobei sich das Land Salzburg mit 500.000 Euro an den Kosten beteiligte. Mit der Eröffnung des Forschungszentrums am 8. November 2005 fand eine Entwicklung ihren letztlich erfolgreichen Abschluss, die noch fünf Jahre zuvor durch Alarmmeldungen über den Fortbestand der Naturwissenschaftlichen Fakultät gekennzeichnet war.

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4. Der mühsame Weg zum Uni-Park Nonntal

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Die Verhandlungen von Landeshauptmann Schausberger mit dem Bund konzentrierten sich daher um die Jahrtausendwende vor allem auf die Bereiche Kultur und Wissenschaftsbauten, d. h. „Haus für Mozart“ und Museum der Moderne einerseits, Uni-Park Nonntal, Um- und Neubau des Mozarteums sowie Erweiterung der Naturwissenschaftlichen Fakultät andererseits. Nach intensiven Verhandlungen mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gelang Schausberger am 15. März 2001 eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft des Universitätsstandortes Salzburg. Ministerin Elisabeth Gehrer und der Salzburger Landeshauptmann unterzeichneten eine verbindliche Erklärung, welche die Projekte Uni-Park Nonntal, Entwicklung der Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie Um- und Neubau des Mozarteums zum Inhalt hatte. Gehrer gab darin grünes Licht für den städtebaulichen Wettbewerb für den Neubau der Geisteswissenschaftlichen Fakultät (Uni-Park Nonntal) und die Entwicklung der Naturwissenschaftlichen Fakultät, wobei allerdings die Universität in einer Arbeitsgruppe bis Jahresende 2001 Schwerpunktsetzungen vornehmen musste sowie den Umbau des Mozarteums am bisherigen Standort Altes Borromäum. Außerdem sollte das Sportwissenschaftliche Institut durch den Ankauf des Schlosses Rif durch den Bund und das Land in Salzburg-Rif ein neues Zuhause erhalten. Brigitta Schörghofer kommentierte das Abkommen mit der Bemerkung, es sei ein Wunder geschehen. „Landeshauptmann Franz Schausberger war in Wien und hat’s wieder gutgemacht. Salzburgs Uni-Projekte sind gesichert. Der Kunstuniversität Mozarteum wird ihr Wunsch nach der Rückkehr in ihr Stammhaus erfüllt. Das Gifthaus am Mirabellplatz wird endlich saniert, ein notwendiger zweiter Standort darf gesucht werden. Ausgeregnet hat es bald auch für die Geisteswissenschaften, die nun doch ihren Uni-Park bekommen, zumindest den städtebaulichen Wettbewerb dafür. Und die Kollegen von den Naturwissenschaften brauchen auch nicht zusperren . . . Bei so viel Glück an einem Tag drängt sich nun doch die Frage auf: Ist ein Wunder geschehen? Kann ein Mann mit einem Mal alle Probleme – und es sind viele, die der Uni-Standort Salzburg hat – lösen? Das Misstrauen bei den politischen Gegnern und wohl auch bei den Professoren und Studierenden ist beträchtlich. Landeshauptmann Schausberger wird viele Fragen beantworten und beweisen müssen, dass seine Erfolge beim Bund nicht doch nur Luftblasen sind. Gelingt ihm das, sind ihm Dank und Anerkennung gewiss.“548

548 Brigitta Schörghofer: Ein Wunder ist geschehen. In: SN 16. 3. 2001.

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549 Salzburger Landeskorrespondenz 9. 10. 2003. 550 SVZ 10. 10. 2003. 551 Mit dem am 18. Dezember unterzeichneten Vertrag kaufte die Stadt Salzburg vom Stift St. Peter das 18.700 m2 große Areal an der Akademiestraße, und die Bundesimmobiliengesellschaft kaufte von der Stadt ein gleich großes Areal zum gleichen Preis nördlich der Akademiestraße. Dieser Tausch war deshalb notwendig, weil im Flächenwidmungsplan das von der Stadt gekaufte Areal als Grünfläche – Sport ausgewiesen wurde, das von der Bundesimmobiliengesellschaft gekaufte hingegen als Bauland für universitäre Neubauten. In einem weiteren Abtausch verkaufte die BIG der Erzdiözese den universitär genutzten Wallistrakt der Residenz, kaufte jedoch im Gegenzug von der Erzdiözese das im Baurecht errichtete Gebäude Mühlbacherhofweg 4, das ebenfalls universitär genutzt wurde. Der Standort der arge Kultur wurde verlegt und ein Sportzentrum Mitte errichtet, das von den Vereinen SAK und Union genutzt wurde.

Die Gefahr der geargwöhnten Luftblasen bestand nicht. Um die bereits getätigten Vorarbeiten zur Realisierung des Projekts Uni-Park Nonntal sowie der übrigen in der verbindlichen Erklärung vom 15. März 2001 enthaltenen Punkte abzusichern, erfolgte auf Initiative von Landeshauptmann Schausberger am 9. Oktober 2003 in Salzburg ein Universitätsgipfel, an dem neben ihm Ministerin Elisabeth Gehrer und Bürgermeister Heinz Schaden sowie auch die Rektoren der beiden Salzburger Universitäten Heinrich Schmidinger und Roland Haas teilnahmen und der mit der Unterzeichnung eines „Universitätsabkommens“ endete. In diesem verpflichtete sich der Bund u. a. zur Unterstützung der Realisierung des Projekts Uni-Park. In dem Abkommen hieß es: „Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (bmbwk) setzt sich für einen Neubau für jene Teile der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg ein, die derzeit in der Akademiestraße untergebracht sind, und wird die dafür erforderlichen Beschlüsse betreiben. Damit soll die Realisierung des Projekts ‚Universitätspark Nonntal‘ initiiert und betrieben werden. Die erforderlichen Grundstückstransaktionen stehen vor dem Abschluss.“549 Sichtlich erleichtert erklärte Schausberger: „Dieses Universitätsabkommen ist ein echter Durchbruch. . . . Der Uni-Park kann definitiv gebaut werden.“ Und für Bürgermeister Schaden war damit „ein echter Meilenstein für die weitere Entwicklung der UniversitätsLandschaft in Salzburg erreicht“.550 Die im Universitätsabkommen angesprochenen notwendigen Grundstückstransaktionen erfolgten am 18. Dezember 2003. Die Realisierung der verbindlichen Erklärung vom 15. März 2001 erforderte seitens der Stadt neben der Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbs eine Änderung des Flächenwidmungsplans, um die vom Gemeinderat am 19. März 2003 beschlossene gleichzeitige Errichtung des Sportzentrums Mitte und des Neubaus des Kulturgeländes Nonntal zu ermöglichen. Dies erforderte einen komplizierten Flächentausch zwischen dem Erzstift St. Peter, der Bundesimmobilengesellschaft und der Stadt, der nach intensiven Verhandlungen am 18. Dezember 2003 unterzeichnet wurde.551 Den von der Bundesimmobiliengesellschaft als Auslober EU-weit ausgeschriebenen offenen Realisierungswettbewerb gewannen am 11. November 2005 die Architekten Storch, Ehlers & Partner aus Hannover, die im Jahr zuvor in Dresden mit dem „Kongresszentrum Neue Terrasse“ einen städtebaulichen Akzent gesetzt hatten. Nunmehr sollten sie diesen auch in Salzburg setzen, wobei sie sich bei ihren Planungen von drei Faktoren leiten ließen: die Verbindung zwischen Innenstadt und Nonntal sollte für Fußgänger offen gehalten werden, der Wunsch nach einem kompakten Baukörper und der Überzeugung, dass nur ein Solitär die Universität angemessen repräsentiert. Der Spatenstich für den zweigeschossigen, auf Sockeln ruhenden Baukörper mit seinen charakteristischen Metall-Lamellen zur Regulierung des Sonneneinfalls und einer Nutzfläche von 17.000 m2 erfolgte im Jänner 2008. Zu Beginn des Wintersemesters 2011/12 stand er für 5.500 Studierende und 350 Lehrende der Anglistik, Romanistik, Slawistik, Linguistik, Erziehungswissenschaft sowie der Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft zur Verfügung. Der Bau beinhaltet nicht nur eine Bibliothek sowie ein Audi Max, sondern auch eine öffentlich zugängliche Dachterrasse und eine Caféteria unikum Sky und bezieht seine Energie zur Hälfte aus Erdwärme. Zu diesem Zweck wurde die

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größte Geothermie-Anlage Österreichs mit 56 Rohren, die 200 Meter tief in den Boden gebohrt und mit einem Wasser-Glykol-Gemisch gefüllt wurden, errichtet. Die zweite Hälfte des Energiebedarfs wird durch Fernwärme und eine Kälteanlage gedeckt. Die Bundesimmobiliengesellschaft investierte 55 Millionen Euro, die von der Universität über Mietzahlungen refinanziert werden. Zusammen mit dem UniPark Nonntal entstanden mithilfe von Investitionen der Stadt in der Höhe von 16 Millionen Euro auch das Sportzentrum Mitte und die arge Kultur Nonntal sowie Wohnbauten der Gemeinnützigen Wohn- und Siedlungsgenossenschaft „salzburg“. Wenngleich die Österreichische Hochschülerschaft anlässlich der Eröffnung dieses neuen architektonischen Markenzeichens der Stadt den zu geringen Platz, die gläsernen Wände im Inneren sowie die angeblich nur scheinbare Barrierefreiheit kritisierte, fand der Bau bei den Tausenden Salzburgern, die ihn anlässlich eines „Tags der offenen Tür“ besuchten, überwiegend Anerkennung und Lob.

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Quellen- und Fotonachweis

ÖSTERREICHISCHE TAGESZEITUNGEN: Arbeiter Zeitung (AZ) Austria Presse Agentur (apa) Die Presse Der Standard Kleine Zeitung Kronen Zeitung Kurier Oberösterreichische Nachrichten (OÖN) Österreich Salzburger Landeskorrespondenz Salzburger Nachrichten (SN) Salzburger Tagblatt Salzburger Volkszeitung (SVZ) Tiroler Tageszeitung Wiener Zeitung AUSLÄNDISCHE TAGESZEITUNGEN: Abendzeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) International Herald Tribune Neue Zürcher Zeitung (NZZ) Süddeutsche Zeitung WOCHENZEITUNGEN/ZEITSCHRIFTEN/PERIODIKA: FORMAT wettbewerbe Konstruktiv NEWS Profil Salzburger Fenster Salzburger Museumsblätter Salzburger Wirtschaft BIBLIOGRAFIE: Dachs, Herbert; Floimair, Roland (Hg.): Salzburger Jahrbuch für Politik 1995. – Salzburg/Wien 1995. Dies. (Hg.): Salzburger Jahrbuch für Politik 1999. Salzburg/Wien 1999. Ders.; Floimair, Roland; Hanisch, Ernst; Schausberger, Franz (Hg.): Die Ära Haslauer. Salzburg in den siebziger und achtziger Jahren. Wien/Köln/ Weimar 2001. Ders.; Floimair, Roland; Moser, Herbert; Schausberger, Franz (Hg.): Wolfgang Radlegger. Ein Mitgestalter seiner Zeit. Wien/Köln/Weimar 2007. Das Guggenheim Museum Salzburg. Ein Projekt von Hans Hollein. Salzburg 1990. Dirninger, Christian: Wirtschaftsbezogene Modernisierungsstrategien. Struk­turpolitik – Betriebsansiedlung – Technologieförderung im Bundesland Salzburg von 1958 bis 1998. Unter Mitarbeit von Richard Schmidjell. Wien/Köln/Weimar 1998. Floimair, Roland (Hg.): Das Neugebäude. 25 Jahre Institut für Kunstgeschichte. Salzburg 1989 (Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Baudokumentation Universität und Ersatzbauten“. Band 9). Ders. (Hg.): Institutsgebäude für Gesellschaftswissenschaften. Salzburg 1990 (Schriftenreihe des Landespressebüros. Serie „Baudokumentation Universität und Ersatzbauten“. Band 10).

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FOTONACHWEIS: 1 Andrew Phelps, 2 Rainer Iglar, 3,4 Andrew Phelps, 5 Rainer Iglar, 6, 7, 8, 9, 10 Andrew Phelps, 11, 12, 13 Sina Baniahmad/Atelier Hans Hollein, 14, 15 Reinhart Mlineritsch, 16, 17, 18, 19, 20 Simone Rosenberg, 21 Franz Neumayr, 22 Simone Rosenberg, 23 Franz Neumayr, 24 Simone Rosenberg, 25, 26, 27, 28, 29 Foto Scheinast/Universität Salzburg, 30 Atelier Kaschl/Mühlfellner, 31 Foto Scheinast/Universität Salzburg, 33, 34, 35, 36, 37, 38 Atelier Kaschl/Mühlfellner, 39, 40, 41 Christian Schneider/Universität Mozarteum, 42, 43 Andrew Phelps/Universität Mozarteum, 44 Christian Schneider/Universität Mozarteum, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52 Martha Deltsios/Atelier Holzbauer und Partner, 53, 54 Rainer Iglar, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64 Luigi Caputo/ Universität Salzburg.

Quellen- und Fotonachweis

ARCHIVE: Salzburger Landesarchiv (SLA) Archiv des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek Privatarchiv des Verfassers

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Personenregister

Bamberger, Christoph 38 Bartenstein, Martin 142 Baselitz, Georg 92 Batliner, Herbert 56, 57, 98, 102, 104, 106, 107 Bauer, Klaus-Jürgen 40 Beethoven, Ludwig van 30 Bernhard, Thomas 193 Bétrix, Marie-Claude 24, 26, 43–45, 47 Beuys, Joseph 92 Birkle, Albrecht 193 Biumo, Panza di 79 Blanke, Ernst 10 Bode, Peter M. 80 Boeckl, Oskar 99 Bohdal, Anton 237 Böhm, Karl 41 Braque, Georges 92 Breughel, Pieter 118 Brodil, Inge 175, 182 Brucher, Günter 92 Buchleitner, Gerhard 174 Bumbry, Grace 141 Burgstaller, Gabi 123, 142 Busek, Erhard 83, 87, 89, 171, 175, 176 Calatrava, Santiago 29 Chagall, Marc 92 Conrad, Kurt 172 Consolascio, Eraldo 24, 26, 43, 44, 45, 47 Czech, Hermann 100 Czernin, Nikolaus 40 Dalfen, Joachim 164 Dechant, Josef 85, 89, 90, 97, 98, 100, 170, 180–187 Delaunay, Robert 92 Denk, Alfred 24, 35, 36, 37, 44 Domenig, Günther 24–26, 43, 50, 218 Donizetti, Gaetano 11 Dopsch, Heinz 161, 168, 174, 176 Dürer, Albrecht 118 Edlinger, Rudolf 104, 244 Eisenköck, Hermann 24, 26, 43, 50 Eisl, Wolfgang 128, 131 Ekhart, Heinz 239 Emin, Tracy 133 Endler, Franz 13 Engels, Erich 11 Faistauer, Anton 55–57 Färbinger, Karl 171 Farnleitner, Hannes 104 Farnleitner, Johann 103

Fartacek, Herbert 83, 179 Fehle, Armin Gebhard 22, 24, 43, 45, 56 Ferrero-Waldner, Benita 138 Fingerhuth, Carl 24, 25, 30, 34, 36, 47 Fischer von Erlach, Johann Bernhard 83 Flavin, Dan 133 Floimair, Judith 141 Fonatsch, Franz 161, 165, 167, 177, 180, 184, 186, 187, 189, 190, 240, 241 Foster, Norman 29 Friedrich, Jörg 43, 128, 143 Friedrich, Klaus 101 Friese, Alfred R. 107 Fuhrmann, Franz 99, 172 Fürst, Franz 97, 184 Furtwängler, Wilhelm 96 Fux, Herbert 81, 98, 106, 143, 162, 164, 166, 186 Gandolph, Max 240 Garstenauer, Gerhard 24, 96, 97, 99, 144, 167, 169, 173, 177, 184, 237 Gasteiger, Arno 16, 166, 173, 178, 180, 185 Gehrer, Elisabeth 21, 103, 104, 108, 118, 130, 142, 215, 217–219, 245, 246, 247 Gehry, Frank O. 79, 88, 96, 105 Gluck, Christoph Willibald 11 Gollegger, Karl 53, 107, 112, 124, 132, 134, 216 Grasser, Karl-Heinz 21, 22, 49, 56, 104, 108, 136, 141, 215 Gregotti, Vittorio 29 Griessner, Georg 132 Guggenheim, Peggy 79 Guggenheim, Solomon R. 79 Haas, Roland 214, 216, 218, 219, 247 Habsburg, Francesca 105 Hagen, Lukas 220 Haider, Hans 101 Harb, Karl 35, 47, 219 Harnoncourt, Marie-Therese 40 Haschek, Helmut 85 Haslauer, Wilfried jun. 112, 195 Haslauer, Wilfried sen. 9, 11, 12, 99, 162–171, 185, 239, 242, 243 Hawlicek, Hilde 81, 82 Heger, Norbert 168 Heid, Stephan 29 Heinisch, Reinhard 99 Herbrich, Rainer 10, 17, 38, 42, 46 Heubach, Rainer 93, 111, 113, 127 Hofer, Margot 181, 184, 185, 188 Hoffmann, Ernst 97 Hoffmann, Josef 11, 184 Hoff, Stefan 100, 128, 143 Hofstätter, Anna 31 Höggerl, Gerhard 185 Höllbacher, Roman 99 Hollein, Hans 9, 10, 12, 15, 19, 24, 77–80, 82–91, 93–97, 99, 100, 105–115, 117, 119, 121–133, 135–139, 142–144, 167, 169–171

Höllinger, Sigurd 214 Holzbauer, Wilhelm 10, 12, 14–17, 19, 20–43, 45–58, 167, 185, 239 Holzmeister, Clemens 11–15, 19, 24, 26, 27, 32, 34, 38, 40, 47, 48, 50–52, 55, 57, 80 Holztrattner, Manfred 124 Hübner, Stefan 239 Husslein, Agnes 86, 114, 115, 117, 122, 133, 140, 143 Hüttinger, Helmut 47, 126, 141 Iglar, Rainer 10 Iljine, Nicolas V. 115 Iresberger, Dieter 46 Irresberger, Dieter 38 Kada, Klaus 40, 51, 52, 53 Kahn, Donald 48, 57 Kainberger, Hedwig 144 Kaltenbrunner, Regina 195 Kandinsky, Wassili 92 Karajan, Herbert von 27, 127 Karcher, Eva 88 Kaschl, Reiner 10, 24, 25, 26, 55, 193, 241 Kaserer, Hans Peter 188 Katschthaler, Hans 9, 13, 77, 80–88, 91, 93, 95, 161, 169–171, 173–178, 180–186, 189, 241 Kaufmann, Wilhelm 193 Kaut, Josef 11 Kiefer, Anselm 92 Klaus, Josef 11, 127, 136, 180 Klee, Paul 92 Klima, Viktor 104, 244 Klingspigl, Franz 162 Klotz, Heinrich 88 Knapp, Gottfried 59, 102, 144 Knoble, Zim 133 Knoflacher, Hermann 241 Koller, Christoph 42 Krejs, Wolfgang 175, 182 Krens, Thomas 9, 77, 79, 81, 85–90, 92–96, 105, 111, 115, 116, 117, 132 Krischanitz, Adolf 40 Krön, Peter 96, 100, 164–167, 169, 183 Kühn, Christian 57 Kulka, Peter 190 Kurrent, Friedrich 12, 15, 19, 144 Kutschera, Barbara 238 Kyrer, Alfred 241 Lacina, Ferdinand 87, 175 Ladstätter, Georg 239 Landesmann, Hans 12, 17, 19 Langwallner, Hans 47, 143, 193 Lechner, Hans 11, 34, 213 Léger, Fernand 133, 137 Leitner, Jörg 10 Leitner, Josef 100 Leopold, Rudolf 170 Lettner, Harald 81, 82, 84–87, 174, 179 Lichtenstein, Roy 92

Personenregister

Achleitner, Friedrich 100, 101, 144 Adam, Hubertus 143 Aichlreiter, Josef 127 Andlinger, Gerhard 57 Angerer, Albert 124

267

Liebermann, Rolf 14 Lindenbauer, Christoph 58 Linsinger, Josef 177 Lodron, Paris 242 Lohof, Bruce A. 89 Loos, Adolf 40 Lorenz, Fritz 24, 26, 43, 50 Lorenz, Peter 40 Mahringer, Peter 218, 245 Maier, Hermann 141 Mailath-Pokorny, Andreas 104 Malfitano, Catherine 96 Marckghott, Heinrich Christian 190 Marschalek, Heinz 239 Marthaler, Christoph 96 Martino, Stefano di 51 Marx, Erich 192–194 Mauracher, Michael 10 Mayr, Hans 90, 93 Mayr, Norbert 24, 25, 48 Meister, Herbert 162 Menasse, Eva 133 Michael, Heinz 161 Michelangelo 118 Mitterdorfer, Siegfried 53, 100, 110, 114, 124, 126, 127, 140 Mlineritsch, Reinhart 10 Molterer, Wilhelm 104 Mondrian, Piet 92 Moosleitner, Friedrich 161 Morak, Franz 49, 56 Morath, Wolfram 100, 185, 187–189, 191, 192 Moritz, Herbert 11 Mortier, Gérard 13–17, 20, 28, 29, 38, 86, 88, 92, 94, 105 Mozart, Wolfgang Amadeus 13–16, 19–31, 33, 35–38, 41, 44, 46, 50, 52–59, 80, 94, 105, 122, 131, 133, 135, 137, 141, 142, 214, 215, 219 Mucha, Alfons 133 Mühlfellner, Heide 10, 193 Müller, Karlheinz 27, 38, 42, 46, 50, 58 Naisbitt, John 85 Naredi-Rainer, Ernst 13 Nassal, Angela 220 Neumayr, Franz 10, 97, 162, 168, 184, 187 Newton, Isaac 133 Nikolasch, Franz 164 Nouvel, Jean 167

Personenregister

Oberhuber, Oswald 88 Oldenburg, Claes 92

268

Padutsch, Johann 53, 99, 105–108, 116, 119, 123, 128, 129, 132, 135, 138, 168, 216, 217, 218 Pappas, Dimitri 80 Paracelsus 244, 245 Pasterk, Ursula 90, 93 Paumgartner, Bernhard 9 Pechlaner, Ernst 214 Peichl, Gustav 40, 167, 168 Pendl, Georg 48 Pfeifer, Gabriele 10 Pflaum, Hannes 117, 120, 125 Phelps, Andrew 10 Picasso, Pablo 92 Pietrovsky, Mikhail 132

Platzer, Martin 191 Pölsler, Heinrich 10 Porsche, Familie 124 Prechter, Günther 102 Prodinger, Friederike 170 Prossinger, Otto 241 Prossnitz, Gisela 15 Rabl-Stadler, Helga 15, 17, 19–22, 24, 25, 28, 35, 36, 46–48, 54, 56, 57, 85, 92, 105, 141 Radel, Peter 36, 56 Radlegger, Wolfgang 11, 12, 163–166, 185, 239, 241 Rainer, Arnulf 92 Rainer, Roland 237 Rauschenberg, Robert 92 Raus, Othmar 13, 35, 79, 84, 89, 91, 96–98, 100, 102, 103, 115, 116, 121, 123, 124, 129, 134, 137, 174, 177–179, 183, 185–187, 189, 190, 192 Rechenauer, Robert 217, 219 Regner, Richard 31, 32 Rehrl, Franz 24 Reindl, Herbert 83 Reinhardt, Max 14, 15, 22, 51, 96, 99, 169 Reschen, Josef 17, 20, 79, 163, 165–171, 173 Rieder, Max 193 Ritschel, Karl Heinz 100, 162, 164, 165, 169, 173, 174, 176, 179, 180, 184, 188, 213, 238, 241 Rohrmoser, Albin 161, 162, 165, 166, 172, 177, 178, 182, 185, 187, 189 Ropac, Thaddaeus 91, 105, 107, 124 Rosenberg, Simone 10 Rossini, Gioachino 11 Ruchat Roncati, Flora 51 Rupert, Heiliger 177 Ruttensdorfer, Wolfgang 104 Ruzicka, Peter 24, 25, 28, 33, 36, 37, 39, 41, 42, 44, 46, 47, 49, 50, 58, 136 Salis, Thomas 91, 124 Salm, Firmian 176 Sandhofer, Friedrich 124 Sattler, Johann Michael 188, 189, 193 Schaden, Heinz 21, 22, 24, 33, 35–37, 45, 52–55, 57, 110, 116, 117, 120, 121, 123, 129, 131, 132, 134, 135, 138, 140, 142, 181, 188–191, 193–195, 216, 217, 219, 247 Schatter, Karljosef 100 Schausberger, Franz 10, 13–17, 19–22, 24, 28, 29, 32, 33, 35, 37–39, 43, 45–47, 49, 57, 84, 95, 97–100, 102–108, 111–116, 118–124, 127, 129–131, 133, 134, 137–142, 170, 178, 184–188, 190–193, 214, 215, 217–219, 243, 244–247 Scheifinger, Peter 36 Schernthanner, Johann 94 Schlegel, Walter 168, 187 Schmidinger, Heinrich 219, 247 Schmied, Wieland 79, 84, 85, 89, 96, 169, 170, 173, 185 Schönberg, Arnold 96 Schöppl, Andreas 110 Schörghofer, Brigitta 246 Schreiner, Helmut 100, 214 Schröder, Klaus Albrecht 10, 97–104, 106, 107, 114–118, 122, 128, 134, 186–188, 192 Schüssel, Wolfgang 33, 87, 92, 135, 136, 137, 175 Schwaighofer, Cyriak 47, 107, 108, 122, 131 Schwaighofer, Gerbert 24, 26, 49 Sedlmayr, Hans 99, 213, 238

Seidl, Franz 45 Seipel, Wilfried 115–117, 121, 122, 125, 129, 130, 132–135, 138, 139, 143 Snozzi, Luigi 100 Spängler, Heinrich 85, 91, 94, 113, 114, 124, 127, 142 Spatzenegger, Hans 174 Staa, Herwig van 213 Stadler, Georg 168 Steffen, Barbara 91 Steiner, Waldemar 238 Stirling, James 167 Stolhofer, Michael 165, 166 Straub, Kurt 55 Strauß, Franz Josef 242 Stronegger, Siegbert 29, 108 Stüber, Eberhard 80 Susat, Alberto 56 Svoboda, Christa 161 Swoboda, Hannes 94 Tatzl, Doris 110 Thuswaldner, Werner 14, 23, 44, 47, 52, 90, 101, 111, 112, 116, 136, 181 Tomasovsky, Daniela 58 Unger, Felix 9, 77, 79, 124 Urban, Friedrich 163, 165, 166 Valentiny, Franz 25–29, 32–43, 45–48, 50–58 Vasari, Giorgio 239 Vavrovsky, Lukas 17 Vavrovsky, Walter 237 Veyhle, Walter 24 Vilar, Alberto 21, 48 Vinci, Leonardo da 118 Vinze, Imre 15 Voggenhuber, Johannes 98, 163, 241 Vranitzky, Franz 81, 87, 175 Waechter-Böhm, Liesbeth 30, 58 Wagner, Axel 100, 114, 171, 188, 189, 192 Wagner, Otto 40 Walderdorff, Johannes Graf 91 Wally, Barbara 114 Webster, Sue 133 Weinberger, Hubert 10 Welz, Friedrich 9, 144, 213, 237 Widrich, Hans 15, 89 Wiener, Wolfgang 127 Wiesmüller, Heinrich 28, 45, 46 Wilson, Robert 96 Wimmer, Robert 25–29, 31–36, 38, 39, 41–44, 47, 49, 50, 55 Windisch, Martin 173, 177, 240, 241 Winkler, Volker 177 Wittmann, Peter 20, 104 Wolf Dietrich, Erzbischof 162, 166, 174, 177, 194 Wolff-Plottegg, Manfred 40 Woltron, Ute 47, 48, 58, 101 Wondra, Heinz 161, 177, 180, 184, 187 Wright, Frank Lloyd 78, 79 Zach, Hilde 213 Zaic, Michael 25–29, 31–36, 42–44, 49, 50, 55 Ziegeleder, Ernst 237 Zilk, Helmut 90, 93 Zwink, Stefan 100, 128, 143

SCHRIFTENREIHE DES FORSCHUNGSINSTITUTES FÜR POLITISCH-HISTORISCHE STUDIEN DER DR.-WILFRIED -HASL AUER-BIBLIOTHEK HERAUSGEGEBEN VON: ROBERT KRIECHBAUMER, HUBERT WEINBERGER UND FRANZ SCHAUSBERGER

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2004. 568 S. 31 KARIK. GB.

REICHS BUNDESLÄNDERN 1945–1970

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2006. 469 S. 56 S/W-ABB. U. ZAHLR. TAB. BR. | ISBN 978-3-205-77445-7

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ROBERT KRIECHBAUMER (HG.)

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2005. 278 S. 29 S/W-ABB. BR.

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