Textbuch zur Mystik des deutschen Mittelalters: Meister Eckhart - Johannes Tauler - Heinrich Seuse [3rd unrev. Edition] 9783110963519, 9783484100664


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German Pages 163 [164] Year 1978

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Table of contents :
Vorwort
Einleitung
Abkürzungen
Siglen der benutzten Handschriften und Drucke
I. Vorbemerkungen
1. Predigt „Intravit Iesus in quoddam castellum“
2. Predigt „Quasi stella matutina“
3. Predigt „In diebus suis placuit deo“
4. Predigt „Impletum est tempus Elizabeth“
Textvarianten zu Predigt Nr. 1
Anmerkungen zu Predigt Nr. 1
Textvarianten zu Predigt Nr. 2
Anmerkungen zu Predigt Nr. 2
Textvarianten zu Predigt Nr.3
Anmerkungen zu Predigt Nr. 3
Textvarianten zu Predigt Nr. 4
Anmerkungen zu Predigt Nr. 4
II. Vorbemerkungen
1. Predigt „Beati oculi“
2. Predigt „Que mulier habens dragmas decem“
3. Predigt „Divisiones ministracionum sunt“
4. Predigt „Renovamini spiritu“
5. Predigt „Qui michi ministrat“
Textvarianten zu Predigt Nr. 1
Anmerkungen zu Predigt Nr. 1
Textvarianten zu Predigt Nr. 2
Anmerkungen zu Predigt Nr. 2
Textvarianten zu Predigt Nr. 3
Anmerkungen zu Predigt Nr. 3
Textvarianten zu Predigt Nr. 4
Anmerkungen zu Predigt Nr. 4
Textvarianten zu Predigt Nr. 5
Anmerkungen zu Predigt Nr. 5
III. Vorbemerkungen
1. „Büchlein der ewigen Weisheit“, 7. Kapitel
2. „Büchlein der Wahrheit“, 6. Kapitel
3. „Vita“, 44. Kapitel
Anmerkungen zu Nr. 1
Anmerkungen zu Nr. 2
Anmerkungen zu Nr. 3
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Textbuch zur Mystik des deutschen Mittelalters: Meister Eckhart - Johannes Tauler - Heinrich Seuse [3rd unrev. Edition]
 9783110963519, 9783484100664

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T E X T B U C H ZUR MYSTIK DES D E U T S C H E N MITTELALTERS MEISTER ECKHART J O H A N N E S TAULER • H E I N R I C H SEUSE

VON

JOSEF QUINT

3., UNVERÄNDERTE AUFLAGE

MAX NIEMEYER VERLAG 1978

TÜBINGEN

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Textbuch zur Mystik des deutschen Mittelalters / Meister Eckhart ; Johannes Tauler ; Heinrich Seuse. Von Josef Quint. - 3., unveränd. Aufl. - Tübingen : Niemeyer, 1978. I S B N 3-484-10066-4 N E : E c k h a r t [Mitarb.]; Tauler, Johannes [Mitarb.]; Seuse, Heinrich [Mitarb.]; Quint, Josef [Hrsg.]

ISBN 3-484-10066-4 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1978 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany D r u c k : Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten

INHALT Seit*

Vorwort Einleitung Abkürzungen Siglen der benutzten Handschriften und Drucke I. Meister E c k h a r t Vorbemerkungen 1. Fredigt „Intravit Iesus in quoddam castellum" 2. Predigt „Quasi Stella matutina" 3. Predigt „ I n diebus suis placuit deo" 4. Predigt „Impletum est tempus Elizabeth" Textvarianten zu Predigt Nr. 1 Anmerkungen zu Predigt Nr. 1 Textvarianten zu Predigt Nr. 2 Anmerkungen zu Predigt Nr. 2 Textvarianten zu Predigt Nr. 3 Anmerkungen zu Predigt Nr. 3 Textvarianten zu Predigt Nr. 4 Anmerkungen zu Predigt Nr. 4 II. Johannes Tauler Vorbemerkungen 1. Predigt „Beati oculi" 2. Predigt „Que mulier habens dragmaa decem" 3. Predigt „Divisiones ministracionum sunt" 4. Predigt „Renovamini spiritu" 5. Predigt „Qui michi ministrat" Textvarianten zu Predigt Nr. 1 Anmerkungen zu Predigt Nr. 1 Textvarianten zu Predigt Nr. 2 Anmerkungen zu Predigt Nr. 2 Textvarianten zu Predigt Nr. 3 Anmerkungen zu Predigt Nr. 3 Textvarianten zu Predigt Nr. 4 Anmerkungen zu Predigt Nr. 4 Textvarianten zu Predigt Nr. 5 Anmerkungen zu Predigt N r . 5 I I I . H e i n r i c h Seuse Vorbemerkungen 1. „Büchlein der ewigen Weisheit", 7. Kapitel 2. „Büchlein der Wahrheit", 6. Kapitel 3. ,,Vita", 44. Kapitel Anmerkungen zu Nr. 1 Anmerkungen zu Nr. 2 Anmerkungen zu Nr. 3

IV V X XV 1 1 3 9 15 20 24 37 40 46 51 55 58 62 68 68 71 77 82 86 92 98 103 106 110 112 114 118 121 126 132 134 134 136 140 143 145 146 147

D a die Neuauflage dea vorliegenden Textbuches zur Mystik des deutschen Mittelalters v o m Verlag nur in Form eines unveränderten Nachdruckes ermöglicht werden konnte, konnten Textänderungen, die sich bei der endgültigen Edition der Predigten Meister E c k h a r t s in der großen Meister-EckhartAusgabe ergeben haben, nicht berücksichtigt werden. Anneliese Quint

EINLEITUNG Kein Theologe, kein Philosoph, kein Kultur- und kein Kunsthistoriker, aber auch kein Germanist kann heute noch die außerordentliche Bedeutung der Mystik für die Theologie und Philosophie, für die Kultur- und Kunstgeschichte, für die Soziologie, die Geistes- und Literaturgeschichte, sowie für die Geschichte der literarischen Gattungen, für die Sprachgeschichte und die Sprachphilosophie wie für die Geschichte des deutschen Prosastils länger übersehen. Julius S c h w i e t e r i n g sagt am Schluß seines Aufsatzes „Parzivals Schuld. Zur Religiosität Wolframs in ihrer Beziehung zur Mystik 1 ": „Daß die wissenschaftliche Besinnung über die geistigen Strömungen und Kräfte, die um 1200 die Blüte unserer großen Dichtung heraufführten, die lebenerneuernde Bewegung der Mystik so gut wie unbeachtet ließ, ist eine Unbegreiflichkeit, die aus der eingangs skizzierten Einstellung zu mittelalterlicher Dichtung überhaupt ihre Erklärung findet, wofern nicht Befangenheit anderer Art der Frage nach den religiösen Grundlagen einer Dichtung, die für andere Philologien eine ungeheure Vertiefung bedeutet, bewußt ausweicht oder sie gar in wissenschaftlicher Harmlosigkeit — geht es doch hier um das Mittelalter — als nicht literarhistorisch (siehe Deutsche Vierteljahrsschr. 21, Referath. S. 24) ablehnt." Mir scheint, daß Schwieterings Rüge inzwischen weithin gegenstandslos geworden ist oder doch wenigstens stark gefruchtet hat. Gewiß aber waren es auch schon früher nicht die unbedeutendsten Germanisten, die der Mystik ihre Beachtung schenkten, wenn sich unter ihnen Namen wie Pfeiffer, Wackernagel, Sievers, Haupt, Strauch, von der Leyen, Spamer, Stammler finden. Ihre Bemühungen galten allerdings zunächst und naturgemäß insbesondere den Fragen der handschriftlichen Überlieferung und Herausgabe der Mystiktexte, und diese ebenso entsagungsvolle wie angesichts der mitaufgegebenen theologisch-philosophischen Probleme für einen Germanisten äußerst schwierige und heikle Arbeit wurde abseits der die Germanistik gefangenhaltenden Aufgaben und Ziele geleistet. Die starke Welle einer „mystischen Flut", die seit dem ersten Weltkriege ein allgemeines und umfassendes Interesse für die Mystik in der Theologie, der Philosophie und den übrigen 1

Frankfurt a. M. (1946) S. 31.

VI

Einleitung

Geisteswissenschaften wie selbst in der Dichtung erweckte, ließ auch die Germanistik nicht unberührt. Man setzte nicht nur mit neuer und verdoppelter Energie und mit umfassender Planung zur Bewältigung der dringlichsten philologisch-textkritischen Aufgabe, der Erstellung einer kritischen Gesamtausgabe der Werke des größten deutschen Mystikers, Meister Eckharts, an und ging in sprach- und stilkritischen Untersuchungen der Eigenart mystischer Sprachprägung und Sprachschöpfung nach, sondern suchte auch je länger um so mehr die Funktion der Mystik innerhalb der deutschen Geistes- und Literaturgeschichte zu erfassen und darzulegen. Die Literaturgeschichte von Wolfgang S t a m m l e r , „Von der Mystik zum Barock", 1927 (2. Aufl. 1950) läßt schon im Titel die epochale Bedeutung erkennen, die man der Mystik zumaß. Breit und eingehend wurde die altdeutsche Mystik in E h r i s m a n n s großer „Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters" behandelt, und selbst in einem so knapp gefaßten Abriß wie dem von G ü n t h e r Müller unter dem Titel „Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit" (Sammlung Göschen Bd. 1086, 1944) gebotenen Bändchen ist die deutsche Mystik unter der Überschrift „Der mystische Grundstrom" im Zusammenhang des Ganzen ausnehmend bedeutsam und wichtig genommen. Aber auch in Vorlesungen und in Seminarübungen hat die Beschäftigung mit der deutschen Mystik innerhalb der Germanistik stark zugenommen. Das nach Aussage seiner Schüler und Hörer bedeutendste und beliebteste Kolleg Arthur H ü b n e r s war das über die deutsche Mystik, und von diesem Kolleg und Hübners seminaristischen Übungen über die altdeutsche Mystik sind starke Impulse auf seine Schüler ausgegangen, die sich nach den Intentionen ihres Lehrers den mannigfachsten Problemen der deutschen Mystik widmeten und beachtliche Beiträge zu ihrer Lösung lieferten. Aus dieser Berliner Schule stammt auch der Versuch einer zusammenfassenden, die Wesenszüge und die wechselnden Ausformungen deutschen Geistes in der Mystik analysierenden Darstellung W e n t z l a f f - E g g e b e r t s mit dem Titel „Deutsche Mystik zwischen Mittelalter und Neuzeit", 1944 (2. Aufl. 1950), die im Anhang eine sehr willkommene Bibliographie der für die Belange der germanistischen Mystikforschung wichtigsten Literatur bietet. Daß Hübners Nachfolger auf dem Berliner germanistischen Lehrstuhl, Julius S c h w i e t e r i n g , die Tradition der Berliner Mystikforschung nicht nur übernommen und fortgesetzt, sondern aus eigenem Antrieb wegen seiner Einsicht in die kaum zu überschätzende Bedeutung der Mystik sowohl für die Literatur des „Herbstes des Mittelalters", als auch und gerade für die Entstehung der „Blüte unserer großen Dichtung" auf dem Gipfel der höfischen Hochkultur um 1200 betont und aufgewiesen hat, verrät schon das

Einleitung

VII

oben gebrachte Zitat aus dem Schluß seines Parzival-Aufsatzes und nicht minder seine Abhandlung „Der Tristan Gottfrieds von Straßburg und die Bernhardische Mystik", 1943, sowie die Wertung und Deutung der Mystik im Gesamtbild des deutschen Mittelalters, das er in seinem Werk „Deutsche Dichtung des Mittelalters", Potsdam (o. J.) gestaltete. Und wenn der erste Weltkrieg das Echo einer starken mystischen Bewegung hervorrief, so erst recht das katastrophale Ende des zweiten, denn Mystik bedeutet Verinnerlichung, bedeutet das Fragen und Suchen nach dem tiefsten und wesentlichsten Grunde und Sinn der menschlichen Existenz und nach den geheimsten Seinsgründen der Welt, das stets dann mit Vehemenz aufbricht, wenn die Seinsordnungen im Chaos zusammenzubrechen drohen. Es kann nach alledem nicht verwundern, daß das Begehren nach Mystikliteratur heute stärker ist denn je und daß man als Germanist und Mystikforscher von den Verlagen geradezu bedrängt wird mit Anträgen auf Lieferung von Arbeiten über die deutsche Mystik, insbesondere mit Bitten nach Textausgaben, Textsammlungen und Übersetzungen. Eines der dringendsten Desiderate, zumal im Hinblick auf die in ihrer Bedeutung erkannte gründliche Auseinandersetzung mit der altdeutschen Mystik im Lehr- und Forschungsbetrieb der Germanistik, ist die Lieferung von Textbüchern zur altdeutschen Mystik in der Ursprache. Der empfindliche Mangel an solchen Übungstexten ist seit langem mit wachsender Stärke gefühlt und beklagt worden. Von den wenigen Textsammlungen in „kritischen Ausgaben", die W e n t z l a f f - E g g e b e r t in der Bibliographie seines oben zitierten Werkes S. 286 f. aufführt, waren für germanistische Seminarübungen eigentlich nur zwei geeignet und verfügbar: „Texte aus der deutschen Mystik des 14. und 15. Jahrhunderts", hsg. von Adolf S p a m e r , 1912, und „Deutsche Mystikertexte" I, hsg. von Joseph Q u i n t , 1929. Beide Sammlungen dürften heute kaum mehr antiquarisch zu haben sein. Ich habe daher bereitwillig der an mich ergangenen Bitte, ein Textbuch zur altdeutschen Mystik zu verfassen, entsprochen. Ich stimmte der Auffassung bei, daß das Mystik-Lesebuch nicht viele „Pröbchen", sondern nur einige wenige längere, charakteristische Stücke der altdeutschen Mystik bieten solle. Daher beschränkte ich die Auswahl auf Texte der drei großen Mystiker des deutschen Mittelalters: Eckhart, Tauler und Seuse, in deren hinterlassenem Werk sich das Licht der Mystik in drei Farben bricht, wie in den einleitenden Bemerkungen zu den drei Textabschnitten kurz angedeutet wird. Nur gesichert echte Texte sind in die Sammlung aufgenommen. Die vier Eck hart-Predigten entnahm ich naturgemäß der bisher im Druck erschienenen ersten Abteilung erwiesen echter

Vili

Einleitung

Texte der großen, im Auftrage der Deutschen Forschungsgemeinschaft von mir veranstalteten Gesamtausgabe der deutschen Werke Meister Eckharts. Diese Predigttexte sind bei der ausgesprochen spekulativen und hochgeistig-abstrakten Denk- und Ausdrucksweise des größten Meisters der deutschen Mystik und bei der fatalen „Zersetzung" seines Geistesguts in der handschriftlichen Überlieferung bei weitem die schwierigsten und, was die Herstellung und Interpretation des „Urtextes" betrifft, am lebhaftesten und leidenschaftlichsten umstritten und diskutiert, und sie werden es wohl auch fürderhin bleiben. Sie sind am meisten geeignet, in germanistischen Seminarübungen bei Schülern, die in die Probleme der Mystik und der Textkritik altdeutscher Texte schon eingeführt sind, an Hand der Übersetzung und Interpretation der Texte die Begabung für textkritisches Feingefühl und Divination sowie für sprachliches Einfühlungs- und Ausdrucksvermögen festzustellen und zu entwickeln. Ich habe daher zur Ermöglichung der dahin zielenden Lehr- und Übungsabsichten den vier Eckhartpredigten den nahezu vollständigen Variantenapparat der großen Gesamtausgabe und einen breiten Teil ihres Kommentars beigegeben. F ü r das Verständnis leichter sind die Predigttexte T a u l e r s , für die bisher eine kritische Ausgabe fehlt — ein höchst bedauerlicher Mangel, dem hoffentlich bald abgeholfen werden kann. Da die für eine kritische Ausgabe unerläßliche Benutzung der gesamten, außerordentlich umfangreichen handschriftlichen Überlieferung unter den gegenwärtigen Umständen unmöglich war, so habe ich die fünf ausgewählten Tauler-Predigten im Wortlaut der V e t t e r s c h e n Ausgabe übernommen, jedoch mit Hilfe der mir zur Verfügung stehenden Mittel einen Variantenapparat zu erstellen versucht, der für die Kritik und Besserung des Vetterschen Textes, wie ich glaube, erhebliche Möglichkeiten bietet. Auch diesen Taulerstücken habe ich Texterläuterungen und Textparallelen, die der Erleichterung des Verständnisses dienen können, in Anmerkungen beigefügt. Die drei aus S e u s e s Werken ausgewählten Kapitel wurden der mustergültigen kritischen Ausgabe von Karl B i h l m e y e r entnommen und mit den Anmerkungen dieser Ausgabe versehen. Den vergleichsweise spärlichen Variantenapparat glaubte ich um so eher weglassen zu dürfen, als der Bihlmeyersche Text gesichert und verläßlich ist und der Textkritik keine erheblicheren Probleme mehr stellt. Zu Beginn der drei Abschnitte habe ich jeweils eine knappe biographische Skizze, eine ebenso knappe Charakterisierung der Eigenart des jeweiligen Mystikers sowie Angaben über die wichtigsten Ausgaben und Übersetzungen geboten. Vor den einzelnen Texten ist bei Eckhart und Tauler die hsl. Überlieferung, soweit sie be-

Einleitung

IX

nutzt wurde, verzeichnet. Die durch Siglen bezeichneten Handschriften sind in dem Siglen-Verzeichnis S. XV f. identifiziert. Das Abkürzungsverzeichnis S. Xff. enthält die zitierte Literatur, die im wesentlichen auf die Beiträge zur hsl. Überlieferung und zur Textkritik beschränkt blieb. Für weitere Literatur wird auf die reiche Bibliographie im Anhang des oben zitierten Werkes von W e n t z l a f f - E g g e b e r t verwiesen. Gern hätte ich die Textauswahl noch um das eine oder andere bedeutende und im Hinblick auf die Vertretung der verschiedenen literarischen Gattungen der deutschen Mystik erwünschte Stück erweitert, etwa durch einen Textteil des Eckhartischen Traktats „Das Buch der göttlichen Tröstung" und Wiedergabe eines der interessanten und den Mystiker kennzeichnenden Briefe Seuses. Indessen habe ich mit dem, was geboten wurde, den ursprünglich vorgesehenen Raum schon erheblich überschritten. Wenn das Textbuch dazu beitragen kann, die „Befangenheit" der — wie ich glaube, nur mehr wenigen — Germanisten gegenüber der altdeutschen Mystik zu lösen, hat es seinen Zweck schon weitgehend erfüllt.

ABKÜRZUNGEN Arch. II BgT

Bihlmeyer Bulle Corin I

Corin II Denifle

= Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters, hsg. von Heinrich Denifle und Franz Ehrle, Bd. II, 1886 = Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung und Vom edlen Menschen (Liber Benedictus), hsg. von Philipp Strauch (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen, hsg. von Hans Lietzmann, Nr. 55) Neudruck 1933 siehe Seuse = Bulle Johanns X X I I . „In agro dominico" vom 27. März 1329, hsg. von Heinrich Denifle, Arch. II, S. 636—640 = Sermons de J . Tauler et autres écrits mystiques I. Le Codex Vindobonensis 2744, édité pour la première fois,- avec les variantes des éditions de Vetter (1910), de Leipzig (1498), d'Augsbourg (1508) et de Cologne (1543), précédé d'une introduction et annoté par A. L. Corin (Bibliothèque de la Faculté de Philosophie et Lettres de l'Université de Liège, Fase. X X X I I I ) 1924 = Sermons de J . Tauler et autres écrits mystiques II. Le Codex Vindobonensis 2739 . . . (Bibliothèque . . . Fase. X L I I ) 1929 = Die deutschen Schriften des Seligen Heinrich Seuse aus dem Predigerorden, hsg. von Heinrich Seuse Denifle, 1880

Denifle, Arch. II :

Heinrich Denifle, Meister Eckeharts lateinische Schriften und die Grundanschauung seiner Lehre, Arch. II (1886) S. 417—615 Denifle, Q F 36 = Taulers Bekehrung, kritisch untersucht von Heinrich Denifle ( Q F 36) 1879. Im Anhang I S. 137—143 hat D. den Traktat „Von den drin fragen in dien beslossen ist anvahent zùnement und volkomen leben" herausgegeben. Dieser Traktat wird zitiert als: Traktat Von den drin fragen.

Abkürzungen

XI

Fahmer

= Rudolf Fahrner, Wortsinn und Wortschöpfung bei Meister Eckehart (Beiträge zur deutschen Literaturwissenschaft, hsg. von Ernst Elster Nr. 31) 1929

Greith

= C. Greith, Die deutsche Mystik im Predigerorden, 1861. Darin S. 96—202: „Das Lehrsystem der deutschen Mystik", zitiert als: Greiths Traktat.

„Gutachten"

= Franz Pelster, Ein Gutachten aus dem Eckehart-Prozeß in Avignon (Aus der Geisteswelt des Mittelalters, Studien und Texte, Martin Grabmann zur Vollendung des 60. Lebensjahres von Freunden und Schülern gewidmet) 1935, S. 1099—1124 = (Eckhart) Sermones et Lectiones super Ecclesiastici cap. 24 — (Eckhart) Expositio Libri Exodi = (Eckhart) Expositio Libri Genesis = (Eckhart) Liber parabolarum Genesis = (Eckhart) In Iohannis (evangelium)

In Eccli. In In In In

Exod. Gen. I Gen. II loh.

In Sap. Jostes

Jundt

= (Eckhart) Expositio Libri Sapientiae = Meister Eckhart und seine Jünger, Ungedruckte Texte zur Geschichte der deutschen Mystik, hsg. von Franz Jostes (Collectanea Friburgensea Fase. IV) 1895 = Auguste Jundt, Histoire du panthéisme populaire au moyen âge et au seizième siècle, Paris 1875 — Anhang II, S. 231—280: Sermons et pièces diverses de Maître Eckhart

Karrer, Das Göttliche = Otto Karrer, Das Göttliche in der Seele bei Meister Eckhart (Abhandlungen zur Philosophie und Psychologie der Religion, Heft 19) 1928 Karrer/Piesch = Meister Eckeharts Rechtfertigungsschrift vom Jahre 1926, Einleitungen, Übersetzung und Anmerkungen von Otto Karrer und Herma Piesch (Deutscher Geist I. Bd.) 1927 Langenberg = Rudolf Langenberg, Quellen und Forschungen zur Geschichte der deutschen Mystik, 1902 Lat. W. = Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hsg. im Auftrage der Deutschen For-

XII

NvL Pahncke, Diss. Pahncke, E. St.

Pahncke, Kl. B. Par. an.

Pf(eiffer) PL Preger I, II, III Prol. gener. QF Quint

Abkürzungen

schungsgemeinschaft: Die lateinischen Werke, hsg. von Ernst Benz, Karl Christ, Bernhard Geyer, Joseph Koch, Erich Seeberg, Konrad Weiß. — Stellen aus den lat. Werken werden mit Angabe des Werkes und der Nummer des Textab'schnittes (n.), schon gedruckte Stellen unter Hinzufügung der Band-, Seiten- und Zeilenziffer zitiert. = Nikolaus von Landau = Max Pahncke, Untersuchungen zu den deutschen Predigten Meister Eckharts, Diss. Halle 1905 = ders., Eckehartstudien (Beilage zum 38. Jahresbericht des Gymnasiums zu Neuhaidensieben) 1913 = d e r s . , Kleine Beiträge zur Eckhartphilologie (34. Jahresbericht des Gymnasiums zu Neuhaldensleben) 1909, S. 1—23 = Paradisus anime intelligentis, hsg. von Philipp Strauch (Deutsche Texte des Mittelalters Bd. XXX) 1919 = Meister Eckhart, hsg. von Franz Pfeiffer, 4. unveränderte Auflage (Deutsche Mystiker des 14. Jahrhunderts, Bd. II) 1924 = Migne, Patrologia Latina = Wilhelm Preger, Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter, 3 Bde, 1874, 1881, 1893 = (Eckhart) Prologus generalis in opus tripartitum = Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker = Meister Eckharts Predigten, hsg. und übersetzt von Josef Quint (Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hsg. im Auftrage der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die deutschen Werke) Stuttgart 1936 ff.

Quint, Überlieferung = Josef Quint, Die Überlieferung der deutschen Predigten Meister Eckeharts, 1932 RdU = Meister Eckharts Reden der Unterscheidung, hsg. von Ernst Diederichs (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen, hsg. von Hans Lietzmann, Nr. 117) 1913

Abkürzungen

XIII

.Rechtfertigungsschrift" = Gabriel Théry, Edition critique des pièces relatives au procès d'Eckhart contenues dans le manuscrit 33b de la bibliothèque de Soest (Archives d'Histoire Doctrinale et Littéraire du Moyen Age t. I, 1926, p. 129—268) abgekürzt zitiert als: RS. Sermo (Eckhart) Sermones de tempore Heinrich Seuse, Deutsche Schriften, hsg. von Seuse Karl Bihlmeyer, 1907 Skutella Martin Skutella, Zur philologischen Eckhartforschung, PBB 54 (1930) S. 457—476 Skutella, ZfdA 68 ders., Beiträge zur kritischen Ausgabe deutscher Predigten Meister Eckharts, ZfdA 68 (1931) S. 6 9 - 7 8 Spamer, Diss. Adolf Spamer, Über die Zersetzung und Vererbung in den deutschen Mystikertexten, Diss. Gießen 1910 Spamer, Texte = ders., Texte aus der deutschen Mystik des 14. und 15. Jahrh., 1912 Spamer, PBB 34 ders., Zur Überlieferung der Pfeifferschen Eckeharttexte, PBB 34 (1909) S. 307—420 Strauch, ZfdPh 54 Philipp Strauch, Handschriftliches zur deutschen Mystik, ZfdPh 54 (1929) S. 2 8 3 - 2 9 6 Die Predigten Taulers, hsg. von Ferdinand Tauler Vetter (Deutsche Texte des Mittelalters Bd. XI) 1910 Vetter siehe Tauler WentzlaffEggebert Friedrich-Wilhelm Wentzlaff-Eggebert, Deutsche Mystik zwischen Mittelalter und Neuzeit, 1944 (2. Aufl. 1950) ZfdA Zeitschrift für deutsches Altertum Zeitschrift für deutsche Philologie ZfdPh Hans Zuchhold, Des Nikolaus von Landau SerZuchhold mone als Quelle für die Predigt Meister Eckharts und seines Kreises (Hermaea II) 1905

SIGLEN DER BENUTZTEN HANDSCHRIFTEN UND ALTEN DRUCKE Meister E c k h a r t Bx B4 B«

b8 B9 B12 Baa Br, Bra 2 BT Ei Ga H2 Kla Kib Ka x Ko LT Maix Me2 Nt N.

germ. 8° 12 » 4« 191 „ 4° 1084 „ 4° 1486 = „ 4° 1132 = » 4° 1131 = = Basel, Universitätsbibliothek . . . . B IX 15 Brüssel, Bibliothèque Royale de Belgique 3067—73 (Kata= log-Nr. 2362) Braunau C.S.R., Dr.-Eduard-Langersche = Bibliothek 466 Baseler Taulerdruck 1521 (BTa), 1522 = (BTb) Einsiedeln, Stiftsbibliothek 277 Gaesdonck, Bibliothek des Bischöflichen Gymnasiums „Collegium Augustinianum" 16 = Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek theol. 2057 theol. 11 = Kassel, Landesbibliothek theol. 12 = Kassel, Landesbibliothek = Karlsruhe, Badische Landesbibliothek St. Peter 85 Koblenz, Bibliothek des KaiserinAugusta-Gymnasiums 43 (Staatsarchiv Abt. 701 Nr. 149) = Leipziger Taulerdruck 1498 = Maihingen, Fürstlich öttingenWallersteinische Bibliothek III 1 4° 33 = Melk, Bibliothek des Benediktinerstifts 371 = Nürnberg, Stadtbibliothek cent. IV 40 - Nürnberg, Stadtbibliothek cent. VI 46 h Berlin, Preußische Staatsbibliothek

= =

XVI

O Pt

Siglen der Handschriften

= Oxford, Bodleian Library — Paris, Bibliothèque nationale

Laud. Misc. 479 allemand 222 148 = Salzburg, öffentliche Studienbibliothek V 3 H ^ l )

Sj Stj Stg St 6 Str 3 Tr Pf

. . . .

= Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek H. B. I. Ascet. 6 = Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek Brev. 4« 88 = Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek theol. philos. 4° 88 = Straßburg, Bibliothèque nationale et universitaire germ. 2795 (662) = Trier, Stadtbibliothek 303 = Sigle im Variantenapparat zur Bezeichnung des Textes der Pfeifferschen Eckhart-Ausgabe Tauler

AT = Augsburger Taulerausgabe 1508 (siehe Corin p. XVff.) BT = Baseler Taulerdruck 1521 E = Engelberg, Stiftsbibliothek Nr. 124 (siehe Vetter S. II ff.) F = Freiburg, Universitätsbibliothek Nr. 41 (siehe Vetter S. IV ff.) LT = Leipziger Taulerdruck 1498 (siehe Corin p. XIIIff.) S = Abschrift der 3 Hss. A 88, A 89, A 91 der Straßburger Stadtbibliothek, die Karl Schmidt anfertigte, bevor die Hss. 1870 verbrannten. Die Codices gehörten ursprünglich zum Bestand der ehemaligen Johanniterbibliothek (siehe Vetter S. 3 ff.) 1 Sx = Salzburg, öffentliche Studienbibliothek V 3 H W 88

= Wien, Staatsbibliothek Nr. 2744 (siehe Corin I p. I ff.) = Straßburg, Stadtbibliothek A 88 (1870 verbrannt); Varianten in Vetters Ausgabe nach S. = Straßburg, Stadtbibliothek A 91 (1870 verbrannt); Varianten in Vetters Ausgabe nach S.

91

1

Nach Mitteilung der Bibliotheksverwaltung ging der bedeutsam« Codex, dessen reichen Inhalt ich in „Untersuchungen" I. Bd. (1940) der großen Eckhart-Gesamtausgabe S. 169—205 eingehend analysiert habe. 1945 verloren. Ich besitze indessen eine für die Zwecke der EckhartAusgabe s. Z. angefertigte vollständige Photokopie der Handschrift.

I.

MEISTER ECKHART Vorbemerkungen. Eckhart wurde um 1260 in Hochheim unweit Gotha aus thüringischem Rittergeschlecht geboren und trat in jugendlichem Alter in seinen Heimatkonvent in Erfurt ein, absolvierte den Studiengang der Dominikaner und wurde, wohl in den neunziger Jahren des Jahrhunderts, Prior des Erfurter Dominikanerkonvents und zugleich Vikar von Thüringen, Als solcher verfaßte er sein erstes uns bekanntes Werk „Die rede der underscheidunge", „die der vicarius von türingen, der pryor von erdfortt, bruder eckhartt predierordens mit solchen kindern geredt haud, die in diser rede fragten vil dings, da sie sassen in colaczionibus mit einander". 1302 errang er in Paris nach der dazu erforderlichen Erklärung der ,,Sentenzen" des Petrus Lombardus die Magisterwürde und wurde im nächsten Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschland zum ersten Provinzial der neu gegründeten Ordensprovinz Saxonia gewählt. 1307 ernannte man ihn überdies zum Generalvikar der böhmischen Ordensprovinz mit der Aufgabe, diese Provinz zu reformieren. Als nunmehr schon berühmter Magister wurde er auch zum Leiter der deutschen Ordensprovinz gewählt, jedoch durch das Generalkapitel in Neapel 1311 nicht bestätigt, sondern als bedeutendster Kopf des Ordens erneut nach Paris gesandt. 1314 ist E. dann urkundlich in Straßburg bezeugt und entfaltete als berühmter und hochverehrter Prediger eine rege Wirksamkeit als geistiger Führer der Mystik auf ihrem klassischen Boden am Oberrhein. Seine kühne und mit aufstachelnden Paradoxien gewürzte Diktion erregte Anstoß und wurde dem schon hochbetagten Prediger zum Verhängnis, nachdem man ihn an das Studium generale in Köln auf die Lehrkanzel Alberts des Großen berufen hatte. Der Erzbischof Heinrich von Virneburg eröffnete 1326 einen Inquisitionsprozeß gegen E. wegen Verbreitung glaubensgefährlicher Lehren unter dem Volke. Der Prozeß, dessen Akten uns in einer Handschrift der Soester Stadtbibliothek erhalten sind, endete nach Durchführung mehrerer Untersuchungsverfahren in Köln und beim päpstlichen Stuhl in Avignon 1329 mit der Verurteilung von 28 aus E.'s deutschen und lateinischen Werken exzerpierten Sätzen durch die Bulle Johanns XXII. In agro dominico vom 27. März 1329, nachdem der Meister am 13. Februar 1327 in einer öffentlichen Erklärung in der Kölner Dominikanerkirche feierlich seine Rechtgläubigkeit beteuert und einen bedingten Widerruf geleistet hatte für den Fall, daß man ihm einen Irrtum in dem, was er geschrieben und gepredigt habe, nachweise. E. ist wahrscheinlich im gleichen Jahre in Köln gestorben. E.'s Mystik ist spekulativ-philosophisch, d. h. sie sucht die mystische Intuition und innere Erfahrung der unio mystica durch die Geburt des Wortes (oder des Sohnes) im Seelengrund oder Seelenfunken durch philosophischtheologische Spekulation dem menschlichen Erkennen faßbar zu machen oder doch nahezubringen. E. schließt sich bei diesem Bemühen naturgemäß weitgehend dem großen Lehrer seines Ordens Thomas von Aquino, überdies aber Q u i n t , Textbuch z u r Mystik des deutschen Mittelalter»

1

Eckhart, Vorbemerkungen inabesondere dem Neuplatoniamus an, wie er in der Tradition über Proclus, Pseudo-Dionysius, Scolits Eriugena in Albertus Magnus und seiner Schule lebendig geblieben war, und läßt sich weiterhin insbesondere durch die Philosophie der Araber und Juden, der Vermittler antiker Philosophie an das Mittelalter, vorzüglich durch Avicenna und Moses Maimonides, beeinflussen. Bei seinem leidenschaftlichen Bemühen, das Geheimnis der mystischen Intuition, der nur das sacrum silentium taugt, für das Erkennen faßbar und aussagbar zu machen, gerät er einerseits in die Gefahr des Pantheisierens, die er mit allen Mitteln zu bannen sucht, und wird er anderseits zum hinreißendsten Verkünder der mystischen inneren Schau und in seinen deutschen Predigten zu einem der gewaltigsten Sprachschöpfer deutscher Zunge.

Werke: 1) Lateinische Schriften: a) „Opus tripartitum", das in folgende Teile zerfiel : „Prologus generalis in opus tripartitum", „Opus propositionum" (davon nur der Prolog erhalten), „Opus quaestionum" (unbekannt), „Opus expositionum", das „Sermones"' (meist nur Skizzen lateinischer Predigten) und eine Reihe von Schriftkommentaren enthielt, von denen zwei zu „Genesis" und je einer zu „Exodus", „Sapientia" und zum Johannesevangelium überliefert sind, b) „Tractatus super oratione dominica", c) „Quaestiones Parisienses". d) „Sermo die B. Augustini Parisius habitus". e) „Collatio in libros sententiarum". f ) Erklärung einiger Stellen des „Ecclesiasticus". g) Die „Rechtfertigungsschrift". 2) Deutsche Werke: a) Traktate: „Die rede der underscheidunge", „Das Buch der göttlichen Tröstung" mit „Von dem edelen menschen" (die Echtheit der übrigen 15 Traktate der Pfeifferschen Ausgabe ist sehr zweifelhaft). b) Deutsche Predigten. Das Echtheits- und das textkritische Problem der nur in Nachschriften von Hörern überlieferten Predigten ist außerordentlich schwierig und kompliziert. Von den durch P f e i f f e r und andere edierten Stücken dürfen bis auf weiteres als echt gelten: P f . Nr. 6, 8, 10—14, 21, 25, 29, 31, 32, 40, 43, 45, 48, 55, 56, 65, 82-84, 87, 88, 90, 96; JundtNr. 11; Jostes Nr. 10, 28; PahnckeZfdA 49 (1908) S. 400-404 (vgl. Josef Koch in Stammlers „Verfasserlexikon" Bd. 1 [1933] Sp.497).

Ausgaben: 1) Deutsche Werke: sieh das Verzeichnis der Abkürzungen S . X f f . unter: Pf ei f fer, Quint, Jostes, Jundt, Langenberg, Pahncke, BgT, RdU ; ferner Ed. Sievers, ZfdA 15 (1872) S. 373—439; „Deutsche Mystikertexte des Mittelalters" I , hsg. von J.Quint, 1929, S.31—63. 2) Lateinische Werke: sieh das Verzeichnis der Abkürzungen S. X f f . unter: Lat. W., Denifle, Arch. I I , „Rechtfertigungsschrift"; ferner: „Commentaire du Maître Eckhart sur le livre de Sagesse", hsg. von G. Théry (Archives d'histoire doctrinale et littéraire du moyen âge 3 [1928] S. 321 f f., 4 [1929] S. 233ff.), „Questions inédites de maître Eckhart", hsg. von F. Longpré (Revue Néoscolastique de Philosophie publ. par la Société philosophique de Louvain 29 [1927] S. 69—78), „Quaestiones et Sermo Parisienses", hsg. von B. Geyer, (Florilegium Patristicum Fasc. 25), 1931, „OperaLatina", hsg. von G. Théry und R. Klibansky, 1. „Super oratione dominica", hsg. von R. Klibansky, 1934, 2. „Opus tripartitum. Prologi", hsg. von H. Bascour, 1935, 13. „Quaestiones Parisienses", hsg. von A. Dondaine, 1936, „Texte aus der deutschen Mystik des 14. und 15. Jhs", hsg. von Adolf Spamer, 1912, S.5—57 (4 Sermones).

Eckhart, Vorbemerkungen — Predigt 1 Wichtigste

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über Setzungen:

1) Deutsche Werke: „Meister Eckeharts Schriften und Predigten aus dem Mittelhochdeutschen übersetzt und hsg." von Herman Büttner, 2 Bde., 1917, Volksausgabe in 1 Bd., 1934; Walter Lehmann, „Meister Eckehart" (Die Klassiker der Religion, hsg. von O. Pfannmüller, 14. u. 15. Bd.), 1919; „Meister Eckharts deutsche Predigten u. Traktate, ausgewählt, übertragen und eingeleitet" von Friedrich Schulze-Maizier, 1927, 2. Aufl. o.J. (1934). — 2) Lateinische Werke: „Meister Eckeharts Rechtfertigungsschrift vom Jahre 1326, Einleitungen, Übersetzung und Anmerkungen" von O. Karrer und Herma Piesch (Deutscher Geist, 1. Bd.), 1927; „Aus Meister Eckharts Johanneskommentar", hsg. von O. Karrer (Jahrbuch des Verbandes der Renaissance-Gesellschaften), 1928/29, S. 20—31; M. Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke 1936 f f . Weitere Eckhart-Literatur sieh in der Bibliographie bei WentzlaffEggebert, S. 302-307. Die folgenden vier Predigten sind der großen kritischen, im Auftrage der „Deutschen Forschungsgemeinschaft" besorgten Ausgabe entnommen, und zwar der 1. Abteilung, in der ich die durch die „Rechtfertigungsschrift" als echt bezeugten Predigten herausgegeben habe. Der Variantenapparat wurde zur Raumersparnis nur unwesentlich verkürzt. Alle inhaltlich irgendwie erheblichen Varianten sind verzeichnet. In die Anmerkungen habe ich nur die wichtigeren Nachweise und Erläuterungen des kommentierenden Apparates meiner kritischen Ausgabe aufgenommen.

1. P R E D I G T „Intravit Iesus in quoddam castellum" (Quint Nr. 2 S. 2 1 - 4 5 , P f e i f f e r Nr. VIII S. 4 2 - 4 7 ) Handschriftliche Bt Bt Bt B9 Bl2 Br1 BT Ga Ka! Koa Kob

Überlieferung

(sieh Quint

S. 21f.):

f . 3v — iv, Fragment = Z. 83 Ich — Z. 138 süeze. f . 2r — v, Fragment = Z. 143 ich enhan — Z. 190 pfände. f . 165v - 168v. f . 66v — 70r, gedruckt von De Vooys, sieh unten Brx. f . 173r - 178v; vgl. Pahncke, E. St. S. 7 zu XXVII. f . 57r, alte Zhlg.: f . 70r, Fragment = Z. 125 Wilt — Z. 138 süeze, in einem Mosaiktraktat von lyden, gedruckt von Spam er, Texte S. 110,29 - 111,11. f . 42r — 45v, gedruckt mit beigefügtem Text der Hs. B, von C. G. N. De Vooys, Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis, Nieuwe Serie I I I , 's-Gravenhage 1905, S. 66-76. f . 296ra — 297vb. f . 211r — 219r; vgl. J. H. A. Beuken, Rondom een middelnederlandsche Eckehart-Tekst (Ons geestelijk erf, Jg. 1934, S. 325). f . lOlra — 104ra; vgl. Spamer, Diss., S. 83 zu CXXV u. S. 278. p. 127 - 139. p. 20 — 26 = eine lateinische Übersetzung der Predigt, hsg. und britisch untersucht von v. d. Leyen, ZfdPh 38, 1906, S. 177 — 197. Korrekturen dieses Textes sieh Quint, Überlieferung, S. 126 f . Die Übersetzung ist sehr fehlerhaft und unzuverlässig; ohne Stützung durch andere Textzeugen kann ihren Varianten kein Vertrauen geschenkt werden. Isoliert stehende Varianten der Übersetzung werden im allgemeinen im Variantenapparat nicht berücksichtigt. 1»

4 Maix Me,

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Stt Strt

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oc = ß=

Meister Eckhart f . 14r - 19r. f . 307va — 309vb, gedruckt von Spamer, Texte S. 61 f f . Der Text der Hs. geht nur von Z. 5 'unser herre — Z. 124 vröude parallel mit dem unsrigen. Abgesehen von kleineren Lücken fehlen die Partien Z. 36 wan — 44 wirt., 48 Daz — 68 han., 89 Wan —119 kan. Mit dem an frewd (Z. 124) anschließenden Satz Nw sol man hörn was das castel sey dar in ihus ist gangen vnd von einer Junchfrawn enphangen w a r t dy ein weib was ( f . 308ra), der in etwa unten Z. 142 Nü — 144 wil entspricht, schwenkt die Hs. von dem Pfeifferschen Text ah und führt die Predigt unter mosaikartiger Verwertung verschiedener Eckharttexte zu Ende. Die Varianten des von allen übrigen stark abweichenden Textes werden im Variantenapparat nur da aufgeführt, wo sie zur Textkritik unseres Textes von Bedeutung sind. Über die Bewertung des Textes sieh Quint, S. 23. f . 247r — 249r ( f . 247v u. 248v unbeschrieben), Fragment = Z. 83 Ich — 138 süeze (vgl. oben Bt). f . 159v, Fragment = Z. 30 Nü —132 we mit starken Kürzungen. Umstellungen: Z. 91 vaters. + 108 und —111 underl&z. + 101 Wsere - 105 gote + 113 Noch - 132 wö. f . 134r - 140v. f . 2r - 7v. f . 14v — 20v, alte Zhlg.: f . 13v — 19v. Die Predigt ist in der Hs. in zwei Teile zerlegt. Der zweite Teil beginnt bei Z. 139 'Jesus gienc mit einer Initiale und einer besonderen, auf dem unteren Rande von f . 18v (17v) stehenden Überschrift: Die ii bredig an der himel fart marie. Der Einschnitt zwischen den beiden Teilen fällt also mit dem Schluß des ersten Fragments von Bl und des Fragments von Pt und Blt zusammen. f . 11 Iv — 114v. Stt £t Koa Tr /Sij Bt jPj

,,Rechtfertigung88chrift" § II art. 13 (Thiry, II ort. 51 (Thiry,

: S. 183) = Z. S. 253) = Z.

171-186. 145-156.

Zu trFiliation der Hss", „Textkonstituierung", „Echtheit" sieh Quint, S. 22f.

„Übersetzungen"

und

I n t r a v i t Iesus in quoddam castellum et mulier quaedam, Martha nomine, e x c e p i t illum in domum suam. Lucae II 1 . Ich hân ein wörtelin gesprochen des êrsten in dem latine, daz stàt geschriben in dem êwangeliô und sprichet also ze tiutsche: 5 'unser herre Jésus Kristus der gienc ûf in ein bürgelin und wart enpfangen von einer juncvrouwen, diu ein wîp was'1. Eyâ, nû merket mit vlîze diz wort: ez muoz von nôt sîn, daz si ein juncvrouwe was, der mensche, von der Jésus wart enpfangen. Juncvrouwe ist alsô vil gesprochen als ein mensche, der von allen IO vremden bilden ledic ist, also ledic, als er was, dô er niht enwas*.

Fredigt 1

5

S e h e t , n û m ö h t e m a n v r â g e n , wie d e r m e n s c h e , d e r g e b o r n ist u n d v o r g e g a n g e n ist in v e r n ü n f t i c l e b e n , w i e e r a l s o ledic m ü g e sin a l l e r bilde, a l s d ò e r n i h t e n w a s , u n d e r weiz d o c h vil, d a z s i n t allez b i l d e ; w i e m a c e r d e n n e l e d i c sîn ? N û m e r k e t d a z u n d e r s c h e i t , d a z w i l ich iu b e w î s e n . W œ r e ich a l s o v e r n ü n f t i c , d a z alliu b i l d e 15 v e r n ü n f t i c l i c h e in m i r s t ü e n d e n , diu a l l e m e n s c h e n ie e n p f i e n g e n u n d d i u in g o t e s e l b e r s i n t , w œ r e ich d e r â n e e i g e n s c h a f t , d a z ich e n k e i n e z m i t e i g e n s c h a f t h sete begriffen in t u o n n e n o c h in l â z e n n e , m i t v o r n o c h m i t n â c h , m ê r : d a z ich in d i s e m g e g e n w e r t i g e n n û v r î u n d ledic s t ü e n d e n â c h d e m l i e b e s t e n willen g o t e s u n d d e n ze 20 t u o n n e â n e u n d e r l â z , in der w â r h e i t s ô wœre ich j u n c v r o u w e â n e h i n d e r n i s s e a l l e r b i l d e a l s gewœrlîche, a l s ich w a s , d ò ich n i h t e n w a s . I c h s p r i c h e a b e r : d a z d e r m e n s c h e ist j u n c v r o u w e , d a z e n b e n i m e t i m n i h t e s n i h t v o n a l l e n den w e r k e n , diu e r ie g e t e t e 3 ; d e s s t â t e r m e g e t l i c h u n d v r î â n e alle h i n d e r n i s s e d e r o b e r s t e n w â r h e i t 4 , a l s 25 J é s u s ledic u n d v r î ist u n d m e g e t l i c h in i m s e l b e r . A l s die m e i s t e r s p r e c h e n t , d a z g l i c h u n d g l i c h a l e i n e ein s a c h e ist d e r ein u n g e 6 , h e r u m b e sô m u o z d e r m e n s c h e m a g e t sin, j u n c v r o u w e , diu den m e g e t l î c h e n J ê s u m e n p f â h e n sol. N û m e r k e t u n d s e h e t m i t v l i z e ! D a z n û d e r m e n s c h e i e m e r m ê 30 j u n c v r o u w e wœre, s ô e n k œ m e k e i n i u v r u h t v o n i m . S o l er v r u h t b œ r e w e r d e n , s ô m u o z d a z v o n n ô t sîn, d a z e r e i n wîp sì. W î p ist d a z e d e l s t e w o r t , d a z m a n d e r sêle z u o g e s p r e c h e n m a c , u n d ist v i l e d e l e r d a n j u n c v r o u w e . D a z d e r m e n s c h e g o t enpfaehet in i m , d a z ist g u o t , u n d in der e n p f e n c l i c h e i t ist e r m a g e t . D a z a b e r 35 g o t v r u h t b œ r l i c h in im w e r d e , d a z ist b e z z e r ; w a n v r u h t b œ r k e i t d e r g ä b e daz ist a l e i n e d a n k b œ r k e i t d e r g ä b e , u n d d a ist d e r g e i s t e i n w î p in d e r w i d e r b e r n d e n d a n k b œ r k e i t , d à e r g o t e w i d e r g e b i r t J ê s u m in d a z v e t e r l î c h e h e r z e . Vil g u o t e r g ä b e n w e r d e n t e n p f a n g e n in d e r j u n c v r ö u w e l i c h e i t 40 u n d e n w e r d e n t n i h t w i d e r î n g e b o r n in d e r w î p l î c h e n v r u h t b œ r k e i t m i t d a n k b œ r e m l o b e in g o t . D i e g ä b e v e r d e r b e n t u n d w e r d e n t alle z e n i h t e , d a z d e r m e n s c h e n i e m e r sœliger n o c h b e z z e r d a r a b e w i r t 8 . D à e n i s t i m sîn j u n c v r ö u w e l i c h e i t ze n i h t e n ü t z e , w a n e r n i h t e i n wîp e n i s t z u o d e r j u n c v r ö u w e l i c h e i t m i t g a n z e r v r u h t b œ r - 43 k e i t . D a r a n l î t d e r s c h a d e . D a r u m b e h â n ich g e s p r o c h e n : ' J é s u s g i e n c û f in ein b ü r g e l i n u n d w a r t e n p f a n g e n v o n e i n e r j u n c v r o u w e n , diu e i n wîp w a s ' . D a z m u o z v o n n ô t sîn, a l s ich iu b e w i s e t h â n . E l i c h e l i u t e d i e b r i n g e n t d e s j â r e s lützel m ê d a n éine v r u h t . A b e r a n d e r è l i c h e l i u t e die m e i n e ich n û ze d i s e m m â l e : alle d i e m i t so eigenschaft gebunden sint an gebete, an vastenne, an wachenne u n d a l l e r h a n d e û z e r l î c h e r ü e b u n g e u n d k e s t i g u n g e . E i n ieglîchiu e i g e n s c h a f t e i n e s i e g l î c h e n w e r k e s , d a z d i e v r i h e i t b e n i m e t 7 , in d i s e m g e g e n w e r t i g e n n û g o t e ze w a r t e n n e u n d d e m a l e i n e ze volg e n n e in d e m l i e h t e , m i t d e m e r dich a n w î s e n d e wœre ze t u o n n e M

6

Meister E c k h a r t

und ze lâzenne in einem ieglîchen nû vrî und niuwe, als ob dû anders niht enhabest noch enwellest noch enkünnest : ein ieglîchiu eigenschaft oder vürgesetzet werk, daz dir dise vrîheit benimet alle zît niuwe, daz heize ich nû ein jâr; wan dîn sêle bringet dekeine » vruht, si enhabe daz werk getân, daz dû mit eigenschaft besezzen hâst, noch dû engetriuwest gote noch dir selber, dû enhabest dîn werk volbrâht, daz dû mit eigenschaft begriffen hâst; anders sô enhâst dû dekeinen vride. Dar umbe sô enbringest dû ouch dekeine vruht, dû enhabest dîn werk getan. Daz setze ich vür ein jâr, und 65 diu vruht ist nochdenne kleine, wan si ûz eigenschaft gegangen ist nâch dem werke und niht von vrîheit 8 . Dise heize ich êlîche liute, wan sie an eigenschaft gebunden stânt. Dise bringent lützel vrühte, und diu selbe ist nochdenne kleine, als ich gesprochen hân. Ein juncvrouwe, diu ein wîp ist, diu ist vrî und ungebunden âne 70 eigenschaft, diu ist gote und ir selber alle zît glîch nähe. Diu bringet vil vrühte und die sint grôz, minner noch mêr dan got selber ist. Dise vruht und dise geburt machet disiu juncvrouwe, diu ein wîp ist, geborn 9 und bringet alle tage hundert mâl oder tûsent mâl vruht joch âne zal gebernde und vruhtbsere werdende ûz dem 75 aller edelsten gründe; noch baz gesprochen: jâ, ûz dem selben gründe, dâ der vater ûz gebernde ist sîn êwic wort, dar ûz wirt si vruhtbsere mitgebernde. Wan Jésus, daz lieht und der schîn des veterlîchen herzen — als sant P a u l u s sprichet, daz er ist ein ère und ein schîn des veterlîchen herzen, und er durchliuhtet mit ge80 walte daz veterlîche herze — dirre Jésus ist mit ir vereinet und si mit im, und si liuhtet und schînet mit im als ein einic ein und als ein lûter klär lieht in dem veterlîchen herzen 10 . Ich hân ouch mê gesprochen, daz ein kraft in der sêle ist, diu berüeret niht zît noch vleisch; si vliuzet ûz dem geiste und blîbet 85 in dem geiste und ist zemâle geistlich. In dirre kraft ist got alzemâle grüenende und blüejende in aller der vröude und in aller der ère, daz er in im selber ist. Dâ ist also herzenlîchiu vröude und also unbegrîfelîchiu vröude, daz dâ nieman volle abe gesprochen kan 1 1 . Wan der êwige vater gebirt sînen êwigen sun in dirre kraft âne oo underlâz, also daz disiu kraft mitgebernde ist den sun des vaters und sich selber den selben sun in der einiger kraft des vaters 12 . Heete ein mensche ein ganzez kûnicrîche oder allez daz guot von ertrîche und lieze daz lûterlîche durch got und würde der ermesten menschen einer, der ûf ertrîche iener lebet, und gaebe im denne got «5 also vil ze lîdenne, als er ie menschen gegap, und lite er allez diz unz an sînen tôt und gaebe im denne got einen blik ze einem mâle ze schouwenne, wie er in dirre kraft ist: sîn vröude würde also grôz, daz alles diss lîdens und armüetes wœre nochdenne ze kleine. Jâ, engaebe im joch got her nâch niemer mê himelrîches, er haete loo nochdenne alze grôzen lôn enpfangen umbe allez, daz er ie geleit ;

Predigt 1

7

wan g o t ist in dirre kraft als in dem êwigen nû. Waere der geist alle zît mit gote vereinet in dirre kraft, der mensche enmöhte niht alten ; wan daz nû, dâ g o t den êrsten menschen inne machete, und daz nû, dâ der leste mensche inne sol vergân, und daz nû, dâ ich inne spriche, diu sint glich in g o t e und enist niht dan éin nû 13 . 105 N û sehet, dirre mensche wonet in éinem lieh te mit g o t e ; dar umbe enist in im noch lîden noch volgen sunder ein glîchiu êwicheit. Disem menschen ist in der wârheit wunder abegenomen, und alliu dinc stânt weselîche in im 1 4 . Dar umbe enpfaehet er niht niuwes von künftigen dingen noch v o n keinem zuovalle, wan er wonet in 110 einem nû alle zît niuwe âne underlâz. Alsolîchiu gôtlîchiu hêrschaft ist in dirre kraft. N o c h ein kraft 1 5 ist, diu ist ouch unlîplich; si vliuzet ûz dem geiste und blîbet in dem geiste und ist zemâle geistlich. In dirre kraft ist got âne underlâz glimmende und brinnende mit aller sîner 115 rîcheit, mit aller sîner süezicheit und mit aller sîner wunne. Waerlîche, in dirre kraft ist alsô grôziu vröude und also grôziu, unmaezigiu wunne, daz nieman vollen dar abe gesprechen noch geofïenbâren kan. Ich spriche aber: waere ein einic mensche, der hie inne schouwete vernünfticliche in der wârheit einen ougenblik die 120 wunne und die vröude, diu dar inne ist : allez daz er gelîden möhte und daz got von im geliten wolte hân, daz waere im allez kleine und joch nihtes niht; ich spriche noch m ê : ez waere im alzemâle ein vröude und ein gemach. W i l t dû rehte wizzen, ob dîn lîden dîn sî oder gotes, daz soit 12s dû her an merken : lîdest dû umbe dîn selbes willen, in welher wîse daz ist, daz lîden tuot dir wê und ist dir swaere ze tragenne. Lîdest dû aber umbe got und g o t aleine, daz lîden entuot dir niht wê und ist dir ouch niht swaere, wan g o t treit den last. Mit guoter wârheit ! Waere ein mensche, der lîden wolte durch got und lûterlîche got ii» aleine, und viele allez daz lîden ûf in zemâle, daz alle menschen ie geliten und daz al diu werlt hât gemeinlich, daz entsete im niht wê noch enwaere im ouch niht swaere, wan g o t der trüege den last. Der mir einen zentener leite ûf mînen hals und in denne ein ander trüege ûf mînem halse 16 , als liep leite ich hundert ûf als einen, 135 wan ez enwaere mir niht swaere noch entaete mir ouch niht wê. Kürzliche gesprochen: swaz der mensche lîdet durch got und got aleine, daz machet im g o t lîhte und süeze, als ich sprach in dem beginne, dâ mite wir unser predige begunden: 'Jésus gienc ûf in ein bürgelin und wart enpfangen v o n einer juncvrouwen, diu ein i«o wîp was'. W a r umbe ? Daz muoste sîn v o n nôt, daz si ein juncv r o u w e was und ouch ein wîp. N û hân ich iu geseit, daz Jésus enpfangen w a r t ; ich enhân iu aber niht geseit, waz daz bürgelin sî, also als ich nû dar abe sprechen wil. Ich hân underwîlen gesprochen, ez sî ein kraft in dem geiste, 1«

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Meister Eckhart

diu sî aleine vrî. Underwîlen hân ich gesprochen, ez sî ein huote 1 7 des geistes; underwîlen hân ich gesprochen, ez sî ein lieht 1 8 des geistes; underwîlen hân ich gesprochen, ez sî ein vûnkelîn 19 . Ich spriche aber nû : ez enist weder diz noch daz ; nochdenne ist ez ein im waz, daz ist hœher hoben diz und daz dan der himel ob der erde. Dar umbe nenne ich ez nû in einer edelerr wîse dan ich ez ie genante, und ez lougent der edelkeit und der wîse und ist dar enboben. Ez ist von allen namen vrî und von allen formen blôz, ledic und vrî zemâle, als got ledic und vrî ist in im selber. Ez ist sô gar 155 ein und einvaltic, als got ein und einvaltic ist, daz man mit dekeiner wîse dar zuo geluogen mac 2 0 . Diu selbe kraft, dar abe ich gesprochen hân, dâ got inne ist blüejende und grüenende mit aller sîner gotheit und der geist in gote, in dirre selber kraft ist der vater gebernde sînen eingebornen sun als gewserlîche als in im selber, im wan er waerlîche lebet in dirre kraft, und der geist gebirt mit dem vater den selben eingebornen sun und sich selber den selben sun und ist der selbe sun in disem liehte und ist diu wârheit. Möhtet ir gemerken mit mînem herzen, ir verstüendet wol, waz ich spriche, wan ez ist wâr, und diu wârheit sprichet ez selbe. 165 Sehet, nû merket ! Also ein und einvaltic ist diz biirgelîn boben alle wîse, dâ von ich iu sage und daz ich meine, in der sêle, daz disiu edele kraft, von der ich gesprochen hân, niht des wirdic ist, daz si iemer ze einem einigen mâle einen ougenblik geluoge in diz bûrgelîn und ouch diu ander kraft, dâ ich von sprach, dâ got ist 170 inne glimmende und brinnende mit aller sîner rîcheit und mit aller sîner wunne, diu engetar ouch niemer mê dar în geluogen ; sô rehte ein und einvaltic ist diz bûrgelîn, und sô enboben alle wîse und alle krefte ist diz einic ein, daz im niemer kraft noch wîse zuo geluogen mac noch got selber. Mit guoter wârheit und alsô wœr175 lîche, als daz got lebet ! Got selber luoget dâ niemer în einen ougenblik und geluogete noch nie dar în, als verre als er sich habende ist nach wîse und ûf eigenschaft sîner persônen. Diz ist guot ze merkenne, wan diz einic ein ist sunder wîse und sunder eigenschaft. Und dar umbe: soi got iemer dar în geluogen, ez muoz in kosten i8o alle sîne gôtlîche namen 2 1 und sîne persönliche eigenschaft; daz muoz er alzemâle hie vor lâzen, sol er iemer mê dar în geluogen. Sunder als er ist einvaltic ein, âne alle wîse und eigenschaft: dâ enist er vater noch sun noch heiliger geist in disem sinne und ist doch ein waz, daz enist noch diz noch daz. 185 Sehet, alsus als er ein ist und einvaltic, also kumet er in daz ein, daz ich dâ heize ein bûrgelîn in der sêle 2 2 , und anders kumet er enkeine wîse dar în; sunder also kumet er dar în und ist dâ inne. Mit dem teile ist diu sêle gote glich und anders niht. Daz ich iu geseit hân, daz ist wâr; des setze ich iu die wârheit ze einem gei9o ziugen und mîne sêle ze einem pfände.

Predigt 2

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Daz wir alsus sîn ein bürgelin, in dem Jésus ûfgange und werde enpfangen und êwiclîche in uns blîbe in der wîse, als ich gesprochen hân, des helfe uns got. Âmen.

2. P R E D I G T „Quasi Stella matutina" (Quint Nr. 9 S. 141-158, P f e i f f e r Nr. LXXXIV S. 2 6 7 - 2 7 2 ) Handschriftliche Überlieferung (sieh Quint S. 138f.): B, f . 25v—29v; vgl. Pahncke E. St. S. 4 zu XI. Bt f . 112 v—113 v, Fragment = Z. 1 Quasi — Z. 155 âbentsterne ; vgl. R. Priebsch, Deutsche Handschriften in England, 1. Bd. 1896 S. 138 f . Bt f . 90r—v, Fragment = Z. 136 f . + 142—144 : Ain Maister spricht vernûnftikait gottes ist dz das wesen gottes des engels (90 v) zemâl a n hanget Ain ander maister spricht des engels wesen hanget dar a n dz ain göttlich vernûnftikait gegenwärtig (gegenwärtig über d. Zeile nachgetragen) ist dar jnne er sich bekennet. Bat f . 248rb—va, Fragment = Z. 11 Der — 16 bekantnisse. + 1 Satz + 31 got — 33 bedarf + 36 Sant Bernhart — 42 wîse. + 73 Nû — 77 enist. BT f . 286va—288rb. H„ f . 86 v—91 v. Kal f . 45va—vb, Fragment = Z. 47 Grobe — 58 gewalt. + 1 Satz + Z. 36 Sant Bernhart — 42 wîse.; vgl. Spamer Dias. S. 62 zu XXXXI und XXXXII. N1 f . 38ra—39rb; gedruckt: Jostes Nr. 31 S. 25—28. Der Text zeigt im Vergleich zur sonstigen Überlieferung eine Fülle von Verschiebungen und infolgedessen im gedanklichen Aufbau der Predigt völlige Verwirrung. Zur Textfolge sieh Quint S. 138. 0 f . 58ar—61v; gedruckt: Strauch Par. an. Nr. 33 S. 73—77. Äj f . 234r, Fragment = Z. 4 'Als — 6 gotes'. + 9 Vierundzweinzig — 10 waere. + 11 Der — 25 ougen + 31 Ein — 36 wîse. + 51 Und — 52 niht. Nikolaus von Landau (NvL) hat folgende Textstücke in seine Predigt Novum faciet dominus eingebaut: Z. 45 er würket — 48 wesen; + 43 Ein — 45 wîte, + 11 Der — 22 sîn. (Umstellung). Die Stücke stehen in: K\a f- 5ra—rb; vgl. Zuchhold S. 86f. Stt f . 6r. Greiths Traktat enthält folgende Stücke, die ich im Wortlaut der Hss. aufführe : Greith S. 169,13—19 = unten Z. 26—30: und nime ich (ich fehlt M7) ein stücklin (stüki Zt) der zît, sô ist ez weder der tac hiute noch der tac gester. Nime (und nime ö 9 Zt) ich aber nû, daz begrifet in sich alle zît; wan daz nû (daz fehlt Zt), dâ got die werlt inne (im G,) machete, ist als nähe dirre (der M 7 ) zît als daz (daz] da ö , fehlt M7) nû, dâ ich iezuo inne spriche, und der jüngeste tac der ist als nähe disem nû (nû] tag AT,) als der tac, der gester was. G, (p. 233) M7 ( f . 77r) Zt ( f . 90r) Greith S. 155,36-156,6 = unten Z. 116-119 + 128—131: und hier umbe sô sprichet ein meister : diu sêle, diu got minnet, diu minnet in under dem velle der güete ; aber vernünfticheit (diu v. M, Zt) diu ziuhet gote diz vel

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Meister Eckhart

der güete abe und nimet in blöz, da er entkleidet ist von giiete und von wesene und von allen (allem Gt) namen; wan güete ist ein kleit, da got under verborgen ist, und der wille der nimet got under dem kleide der güete; wan und wsere güete an gote niht, min wille der enmöhte (en wSlti M,) sin niht (wan diu minne diu wil alwege etwaz an gote hän, und si minnet in, als er guot und minniclich ist.) G„ (p. 188) M. ( f . 63r) Z , ( f . 53v). Greith S. 121,20—24 = unten Z. 188—191: und also , so liget gotes saelicheit an der inwürkender vernünftieheit, da daz wort inneblibende (inne belyben