Taschenbuch für die vaterländische Geschichte: Band 29 (N. F. 11) 1840 [Reprint 2021 ed.]
 9783112413586, 9783112413579

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Taschenbuch für die vaterländische Geschichte.

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Taschenbuch für

die vaterländische Geschichte. Heraußgegeben

von

Joseph Freiherrn von Hormayr.

XXIX. Jahrgang der gesummten und XI. der neuen Folge.

1840.

Inhalt. Seite.

I. Das Vaterland............................................................................... II. Friederich der Schöne

............................................................

III. Tyrolensia (Nr. 22 — 50.)

5 18

...

83

......

91

IV. Kudolpb von Habsburg und der Kaufmann V. ^Eincr Frauen schwerer Traum

1

VI. Lebensbilder aus den Zeitgenossen und aus der Vergan­ genheit, Iean de Werth.................................................

VH. Die Tillysburg. (Nachtrag zum Lebensbilde Tillys)

VIII. Grab schritten großer Augsburger

96

.

211

.....

217

IX. 3. N. von Kaiser................................................................................. 224 X Bayerische Reiscbcschreibu»'gen in fremde Welttheile

.

283

XI. Sagen und Legenden, Zeichen und Wunder

.

287

.

254. Das Jagen im fremden Walde ....

287

255. Wie Ludwig die Wartburg überkommen .

289

.

256. Ludwig der Springer......................................

257. Reinhartsbrunn

258. Der hart geschmiedete Landgraf

90

291

....

.

292

VI

Seite ' 259. Ludwig ackert mit seinen Adeligen

.

294

26(>. Ludwig baut eine Mauer

295

261. Ludwigs Leichnam wird getragen

297

262. Wie es um Ludwigs Seele geschaffen war

297

263. Der Wartburger Krieg

299

.

.

264. St. Petrus auf dem Wischehrad



.

303

265. Die Heidengräber

305

266. Der Stock am Eisen

306

267. Der Es.lritt zu Herrnals

312

268. Die Schweden vor Brünn

314

269. Nothburga

314

270. Die Ahnfrau von Ranzau

318

271. DaS wüthende Heer auf der Malser Haide

272. Hexen und Geister zu Tauer

.

.

320

.

.

326

XU. Sitten und Gebräuche, Luxus und Feste, Handel und Charaeterzüge der Vorzeit

328

1. Anfänge der Glaubensneuerung im Hochgebirge .

328

2. Carl V. als altes Weib auf der Flucht

332

3. Der Madruzze Pracht und Adel

334

4. Diplomatische Rache und Revanche

.

.

.

.

347 354

5. Carls XL Traumgesicht .

6. Pretia rerum

7. Weibertrcue, aber nicht von Weinsberg

358

362

8. Der lcichtgest'örte Amonann

363

9. Ob ein Ziegenbock dem Roß oder Esel ebenbürtig sey?

364

10. Lausige Offenbarung und lausiges droit divin

364

11. Sprüche von den alten Landsknechten ....

365

12. Die theuern Zähne,

die theuern Zahnärzte und die

Krüppel-Republik

367

13. Ungewöhnlich hohes Alter

369

14. Ordre de bataille in Knittelversen 15. Die Scheintodten

....

372 373

VII Seite Sin früherer Roller, Schweizer und Moor . . . 374 Des großen und guten Heinrichs Todesahnungen . 375 Maler - Anekdoten..................................................... 377 Sin mährisches Dorf widersteht den Schweden jahre­ lang als Festung........................................................ 37g 2ra von Ursperg. Urkunden - Ertracte aus den Durgauschen und österreichschen Ar­ chiven. Designation einiger Urkunden aus dem sogenann­ ten „Schatz-Gewölbe" in Jnspruck. Extracte aus Urkunden des burgau'schen Archivs. II. Folio-Band.

Urkunden - Sammlung, aus Archiven des Bisthums Augsburg.

(+) 3st größtentheils der nicht im Druck erschienene Co­ dex diplomaticus von Placidus Braun zur Geschichte der Bischöfe in Augsburg.

245 Dorgebunden: Der Inhalt der Urkunden dieses codicis diplom. nach 513 Nummern. Dann folgen Abschriften von 242 interessanten und meist noch unbekannten Urkunden von verschiedenen Ge­ schichtsfreuden, wie Meichelbeck, Scherer, Braun, Landes, v. Bally, u. a. abgeschrieben, auch zum Theil mit den Originalien collationirt.

IIL F olio-Band. Collectaneen zur Geschichte der Markgrafschaft Burgau und Angrenzung.

Inhalt. 1) Ueber die Grabstätte des Markgrafs von Burgau. 2) Beschreibung des Leichen-Begängnisses desselben. 3) Urkunden - Extraete (Regesta) aus dem Bi­ schöflich - Aug sb urg'schen Archive.

4)

36 weitere Urkunden - Extrakte ditto auch zum Theil Abschriften. 5) Einige geschichtliche Data zum Landgerichte Günz­ burg (cf. guntia.) 6) Historische Data mit 26 Urkunden - Extrak­ ten über Dettingen. 7) v. Steinherr (nicht vollendeter) Entwurf über die älteste Geschichte der Markgrasschaft Burgau bis zum Jahr 1305 (meist irrig; conf. urkundlich in Gun tia.) 8) Antiquitäten zum Oberamte Günzburg. 9) Collectaneen über die Reichs-Ritterschaft und die Ritterschaftlichen Besitzungen in Burgovico. 1V) Collectaneen über das Dominium Ehingen; (cf. Memmingers Beschreibung des würtremberg'schen Oberamts Ehingen, 1826.) 11 et 12) ditto über Oberhausen und Balbertshofen. 13) Kohllöffel'sches Derzeichniß aller Orte in der Markgrafschaft Burgau und ihrer Inhaber; (Mitte des XVJII. Jahrhunderts.) 14) Collectaneen und Urkunden - Extrakte aus dem Archiv des ehemaligen Benediktiner-Klosters Fulten-

246 Lach (vergl. damit die Urk. Extrakte in den Quart­ bänden.') 15) Ertrag des ehemaligen Ritter-Guts Hohen - Raunau. (Ein Erb-Lehen von St. Peter in Augs­ burg.) Monographie abgedruckt in Diaca. 16) Noten, resp. Acten - Extracte über die Herrschaft Dietenheim; (jetzt im Würtembergschen.) 17) Diversa, minder interessant; auch ein Vertrag we­ gen des Dorfes Gegglingen Lei Ulm v. I. 1603. IV. Folio-Band. Collectaneen zu Schwaben, insbesondere Schwäbisch-Oesterreich freies.

Inhalt. I. Ein Operat der Subdelcgirten in der EntschädkgungöSache der vormaligen Reichs-Grafen durch schwäbische Reichs-Klöster mit Angabe des Verlustes auf dem linken Rhein-Ufer, und der Klö­ ster -Revenuen in Schwaben 1803; (ist ge­ druckt.) II. Zur Reklamation des Grafen von Quadt wegen der unzureichenden Revenüen der Stadt und deö Klo­ sters Dßay; (ditto.) t III. Instruction bei Bereisungen der Ssterrekchschen KrvlsCommissairs, (ditto 1784.) IV. Promemoria der Kammer - Gerichts - Bothen, (1803 ditto.) V. Oesterreich'scher Epave-Vertrag mit Württemberg wegen Heiligkreutzthal, (1804.) VI. Ditto mit Nassau - Oranien wegen Weingar­ ten mit Tausch- und Erecutions-Vertrag. Dabei ein älterer Vertrag mit Weingarten v. I. 1675. VII. Landvogteyliche Verträge mit der Weissenau und Rayensburg v. I. 1760 und 1537. Revenüen - Etat dieser Stadt, (1804.) VIII. Oesterreich'schks Besitznahms - Patent der neu erkauf­ ten Grafschaft Rothenfels, (1804.) Statistik, Revenüen - Etat und Kau fs-V er-

247 trag dieser Grafschaft (von Herrn Hoftath v. Sttinherr.) Reichs-Lehen - und Kaufbrief v. I. 1567 Rothenfets betrf. Population und Viehstand i. I. 1804, ditto.

2 Zeitungs-Artikel über die fran zösische Be­ sitznahme von Schwäbisch-Oesterreich und Einweisung der Markgrafschaft Bur­ gau an Bayern mit dem BesitznahmsPatente. IX. Oesterreich'sches Besitznahms-Patent von Lindau, 1804. Relation, Beschreibung der Feierlichkeiten, JnstanzenAnordnung. X. Ueber den Oesterreich'schen Besteuerungs-Streit mit dem schwäbischen Kreis, (1774.) Rustical-Steuer-Cataster. Dominikalli ste n. Conspect für den Oberamts - und Kreis Bezirk Burgau. Summarische Uebersicht der Steuer in Schwäbisch - Oesterreich. XI. Etats der Bevölkerung, Revenüen, Epaves, Matrikular-Anschläge von Schwä­ bisch - Oesterreich. Etat der Stadt Constanz. Des Damen-Stifts Lindau. Stand der Frauen-Klöster in Schwäbisch-Oe­ sterreich, (1803.) Uebersicht der Religions-Fonds-Steuer. Derzeichniß der Manns-Klöster in SchwäbischOesterreich, 1803. Personalstand derselben. Patronats - Rechte durch das droit d’Epaves er­ halten. Desoldungs- Status der Vorderösterrelch'schen, dann schwäbisch-tzsterreich'schen Landes-Stelle, uiid der bei derselben angestellten Beamteten. JahresBerichts-Tabellen der Provinzial-Regierung.

248

V. Folio-Band. Collectaneen zur Geschichte der Grafen von Stellenburg und des Landes.

Inhalt. 1) Geschichte der Grafen und Landgrafen v. Stets lenburg, mit vielen Urkunden Stamm-Bäumen, Zeichnungen rc. 2) 21 Extracte und Beyträge zu dieser Nellenburg'schen Geschichte. 3) Das Habsburg'sche Urbar v. I. 1303 über die Besitzungen in Schwaben (Slemlich Radolfszell, Aach, Höwen, Thengen, Gahlingen, Dörslingen, Gutenstein, Friedberg, Sulgau, Bussen, Sigmaringen, Böhringen, Scheer, Mengen, Riedlingen, Gutenstein.) Pfandschafts-Rodel v. I. 1313. 4) v. Stichaner über die Verbindung Dindeliziens mit der Schweitz, respec. Erklärung der Orte der tabu1 a Peutingeriana von Windisch bis Re­ gensburg. (Cf. „Oberdonau-Kreis unter den Römern,^ Abthl. I. 1830 in fine.*) Eollecta über Kloster-Beuron, Haböthal, die Höfe zu Zielfingen, Wöhrstein, Gutenstein, St. Salvator in Schafhausen, Einsiedlen, Ho­ hentwiel, Bodmann, über den Heg au'scheu Ver­ trag, den pagus Scerru (Scheer), Heiligkreutz, Vöhringen, Mengen, Rheinau, und das StockacherNarren-Gericht. — Excerpta aus N eu g a rt, und van der Meer. 5) Erste Sammlung von Collectaneen in Stockach 1795 — 1802/3 zu einer Nellen burg'schen Gra­ fen- und Landes - Geschichte. Auch einige Bo­ gen des ersten Entwurfs dieser Nellenburg'scheu, in Constanz umgearbeiteten Grafen - Geschichte. *) Daselbst wiederholt abgedruckt.

249 VI. Folio-Band. (Abschrift:) Derzeichniß der Oesterrekch'schen OriginalUrkunden aus demJnspruckersogenannten „Schatz-Ar­ chive" i. I. 1789 nach Vorder-Oesterreich (Freiburg) extradirt. (Folio-Band) Mspt. Nach blefriit Verzeichnisse geschah 1806 (nach dem Preßburger Frie­ den) die Ausscheidnng dieser in dem Regierungs-Archive zu Günz« bürg vorhanden gewesenen Urkunden unter die Höfe Bayern, Württemberg in cf. Sigmaringen und Baden, dann Retour an Oesterreich in Beziehung auf die Schweizerssch en und El sä irischen Urkunden. — Die auf das BreisSau, die Waldftädte, d:e Ortenau, Falkenstein, ürftenberg, Bilfingen, Bräunlingen re. Bezug habenden Urkunden waren schon früher in Frei bürg ausgeschieden und znrllabehalten worden. — Mehrere der bezeichneten auf Schwaben Bezug habende Urkunden fanden sich auch nicht mehr vor; welches bei der Archivs-Separation nach dem Antheile der neuen Landes-Herr n, in Günzburg (1807) in den betreffenden Berzeichniffen auch bereits bemerkt worden ist. (Inden verzeichneten 224 Faszikeln sind einige Taufe nde dieser nur rubrieirten Urkunden bemerkt.)

VII. Folio-Band. (Reinschrift:) Von mir als damaligem k. k. Regie­ rungs-Rache, und Lehens - und Territorial-Referenten i. I. 1806 zu Constanz angefertigte statistisch-historische Beschreibung des vordern schwäbisch - österreich'schen Lehen-Hofs nach seinen Unterabtheilungen: 1) Passiv-Lehen; 2) Kirchbera'scher Lehen - Hof; 3) Bürgau'sch er Lehen-Hof; 4) Hohenbergischer Lehen - Hof; 5) Schramberg'scher Lehen-Hof; 6) Nellenburg'fcher Lehen-Hof; 7) Landvogteylicher Lehen-Hof; 8) Lehen-Wesen derReichs-Grafschaft Mont­ fort. 9) Lehen - Wesen in der Reichs-Grafschaft Rothenfels sammt Zugehörde; 10) Stift Liudau'scher Lehenshof; 11) Oesterreich'sche s. g. „Haus-Lehen;" a) In der Markgrafschaft Burgau; b) in dem Burgau'schtzn Kreis-Bezirke;

250 c) in der Landgrafschaft Nellenburg; d) in dem Nellenburg. Kreis-Bezirke; e) in der Grafschaft Ober - und Nieder- Hohen­ berg; -f) in dem Hohenberg'schen Kreis-Bezirke; g) in der Landvogtey Schwaben; h) in dem landvogteylichen Kreis-Bezirke; i) im Tettnang'schen gelegene österreich'sche HauFLehen; k) in den ältern königl. bayer'schen, königl. Württemberg'scheu, churfürstlich -(groß­ herz o g l.) Baden'schen Staaten gelegeneOesterreich'sche Haus-Lehen; l) die übrigen sonst in Schwaben und Franken ge­ legenen Oesterreich'schen Haus-Lehen, (alsAnhang); (282 Nummern und Borträge.)

(1 Heft in Folio':) Tabellarische U ebersich t dieses vorbeschriebenen ehemaligen Lster reich' schen Lehenhofs in Schwaben (1806.)

Eigener Band fol.) Eronik von Hofen, ehemals „St. Pantaleons-Jelle" bei Buchhorn v. I. 1170—1790.

(In 1 Folio-Heft Statistisch-historische Tabelgebunden.) len über Süd-Schwabennach 4 imaginärenTerritorial - Linien.

I. Abtheilung, Tab. 1. Vorarlberg. Das Fürstenthum Lich­ tenstein. — Tab. 2. Vorige Reichsstadt und Damen Stift Lindau, Herrschaft Wasserburg. — Tab. 3. Reichs-Grafschaft Montfort, Znclaven: Neu-Ra­ vensburg, Hirschlatt. — Tab. 4. Die obere und hie untere Landvogtey in Schwaben mit den Jnclaven: Buchhorn, Hofen, Weisenau, Löwenthal, Ravensburg, Weingarten, Baind, Betten­ reute. — Tab. 5. Vorige Reichs-Grafschaft Königs­ eck - Aulendorf, Deutsch - Ordens - Land - Commende Altshausen,-^ Schussenried. — Tab. 6. Be­ sitzungen der Truchsaßen v. Waldburg - Wolfegg, Waldburg - Wurzach, Waldburg - Heil - Trauch-

251 bürg. — Tab. 7. Vorige Reichsstädte: Leutkirch, Wangen, Graffchast Eglofs, JSny und Reichö-Grafschast Rothenfels.

II.

Abtheilung.

Tab. 1. Deutsche Besitzungen des vorigen Hoch stift s Constanz. — Tab. 2. Des vorigen Reichs-Stifts Salmann.6weil. — Tab. 3. Des vorigen Reichs-StiftS Petershausen. — Tab. 4. Vorige Reichs-Städte: Ueberli ngen und Pfullendorf sammt Gebieth. — Tab. 5. Fürstlich Fürstenberg'sche Besitzungen in der 2. Linie. — Tab. 6. Landgrafschaft und voriger KreisBezirk Nellenburg. — Tab. 7. Die Grafschaften Sig­ maringen und Vöhringen. — Tab. 8. Besitzun­ gen des Fürsten v. Thurn und Taxis.

III.

Abtheilung.

Tab. 1. Die3Donau-Städte: Riedlingen, Mun­ derkingen und Ehingen mit Augehörde. — Tab. 2. Vorige Ritter-Herrschaften in der Umgegend dieser DonauStädte. — Tab. 3. Die Gräflich v. Stadion'schen Be­ sitzungen. — Tab. 4. Die Grafschaften und Herr­ schaften Berg und Schelklingen mit ihren Jnclaven. — Tab. 5. Fortsetzung der Rsitter - Herrschaf­ ten in der 3. Linie. — Tab. 6. Herrschaften Erbach, Wiblingen und Illerrieden. — Tab. 7. königl. bayer. Abtretungen von dem vorigen OberdonauKreis an die Krone Württemberg durch den Pariser Staats-Vertrag vom 18. May 1810. IV.

Ab,theilung.

Tab. 1. Grafschaften Ochsenhausen und Thann­ heim, dann Burg-Grafthum Winterrieden.— Tab. 2. Grafschaft Roth. — Tab. 3. Vorige Reichs-Stadt und Gebieth Biberach. — Tab. 4. Graffchast Heggbach und Herrschaften Mietingen und Sulminaen. — Tab. 5. Graffchast Gutenzell. — Tab, 6. Herr­ schaften Ingoldingen und Balzheim. — Tab. 7. Vorige Ritter - und österreichische Lehen-Herrschaften Orsen- und Bußmannöhausen, — Laupheim und

252 Dietenheim. — Tab. a uebrige vorige RLtterund Reichs - Herrschaften in dieser Lime. Jede Tabelle enthält adgetheilt: a) die vorige Benennung des Gebleths! b' die Inhaber vorige.» und jetziger; c) Suveranirät und Zutheilungcn; d) (Quadrct-) Meilen; e) Anzahl der Orte; f) Häuser; g) Fumillen; hl Seelen; L) Revenuen brutto und netto: k) die Quellen; 1) Historien; m) Beschaffenheit des Lan­ des und bemerkensmerthes Geschichtliches und Geographisches. Sin eigener Folio-Land enthält die zu diesen statistischen Tabellen gesammelten Materialien. (1814.)

Manuscript a. Quartanten.

A r c h i v a 1 i a. Tom. 1. Repertorium über sämmtliche Urkunden und Re­ gesten, welche bis zum Jahre 1815 gesammelt wurden, angefertigt nach den Buchstaben des Alphabets (ohne genaue alphabetische Ordnung.) sIn Eichstädt 1814/15 angefertigt.) 1) nach Ortschaftcn, 2) nach Geschlechtern. Abgetheilt nach den Landgerichts-Bezirken und Um­ gegend. Bei jedem historischen Datum ist in diesem Repertorium auch der Hauptinhalt bemerkt. — Einige spätere Nachträge kommen bei den einzelnen Buchstaben in fine vor. Nachtrag. Uebersicht der bereits gedruckten Orts-Mono­ graphien. (über 300.)

Tom. 2. Regesta: Pars L

A. B. C. D. E.

aus dem Bisch öflich "Aug sburg'schen, dem Dom-Capitel-Augsburg'schen, dem Kloster Fultenbach'schen, dem Frauen - Kloster Oberschonfeld'schen, Deutsch - Ordens - Commende Donauwörth'schen, F. zum Theil Kloster Ursp erg'schen, und G. zum Roggenburg'schen Archiven; auch aus Cartularien, Archivs-Büchern, und Urkunden-Regesten extrahirt und gesammelt.

253 Urkunden - Extracte nach LandgerichtsBezirken betreffend: 1) Burgau (die Markgrafschaft) [mit 53 Urkunden-Extracten. ] 2) den Bezirk des Landgerichts Günzburg [mit 112 Urkunden-Extracten-1 3) den Bezirk des Landgerichts Burgau [mit 50 Urkunden-Extracten,^ 4) von Kirchberg-Weissenhorn [mit 146 Urkunden-Extracten^ 5) den Bezirk des Landgerichts Dilin gen [mit 329 Urkunden-Extracten,^ dann 6) 104 Urkunden-Ertracte aus dem Cartulari um der Deutsch - Ordens - Commende in Donau­ wörth (p. 221 u. f.) und fortgesetzt (p. 317 u. f.) (in 104 Nummern,) 7) den Bezirk des Landgerichts Wertingen [mit 302 Urkunden-Extraeten,1 8) Genealogien über die Geschlechter, aus welchen Dom-Capitularen des Bisthums Eichstädt aufge­ schworen haben. (68 Aufgeschworne mit 16 Ahnen.) (Aus den neuern und ältern Original-AufschwörBüchern) und 101 mit 4 Ahnen.

Tom. 3. Pars II. Gleiche Urkunden-Extracte w ie oben A bis G. Inhalt: 1) Zum Bezirk des Landgerichts Zusmarshausen ge­ hörig [324.Urkund.-Extracte^ (Dann folgt ein Sxkracl aus Dem Urbar der Lehenherrschaft Setfriedsberg )

2) Zum Bezirk des Landgerichts Göggingen [mit 576 Urk. Exrractcn,^ 3) zum Bezirk des Landgerichts Ursperg [mit 47 Urk. Ertracten,1 ad. latus Kloster Ursperg' sche Urkunden nach L ü n i g (mit 9 Urs.

4) zum Bezirk des Landgerichts Roggenburg (und der Umgegend, namentlich des Herrschafts-Gerichtes Ba­ benhausen) [mit 50 Urk. Extr.,1 UrfuntTcn über das Kloster Roggenburg nach Lunig (14.)/

254 6) zum Bezirke der Rieses, [46 Urk. Oxtraete,) Anhang übet das VmedlMner-Kloiler 9tere5h eint (auö einet 1792 im Druck aufgelegten kurzen Geschichte auf 18 Seiten.)

6) Sub rubro „Schwab en allgemein" übrige Ur­ kunden - Extrakte aus den Archiven des Hochstifts Augsburg (278 Stk.), Ottobeuern, Füssen, Herbrechtingen, Adelberg, Stadt Augs­ burg, Buchloe, Steingaden, die StraßenOrte: Hopfen, Nesselwang, Hinnang, Rertenberg, Mindelheim s. a. betreffend. 7) Weitere 42 Urkunden-Extrakte von Oberschöne­ feld. 8) Anhang über einige Familien, und neuere Hochstift'sche Urkunden, (186.) Tom. 4. Urbar über die Habsburg'schen Besitzun­ gen in der Schweiz 1298—1303. Mit erläuternden Rand-Glossen über den textuellen Inhalt,— auch das Resümee, — und mit hiezu angefertigten vielen Spe­ cial- Cärtchen (bearbeitet 1812/14 zu Eichstädt.) Sie betreffen: I. Die Rechtung in d em Aigen zu Ar au und zu Brugg, S. 1 — 11; II. das Amt Baden von der Grafschaft Habs­ burg, S. 15 — 38 und Muri (p. 33);

III. Officium May en berg, S. 39 —44. IV. Officium Arburch, S. 47 — 53. V. Vf. VII. VIII. IX. X.

Zoffingen, p. 53—54. Amt Elfingen und Rein, 57—71. Amt auf dem Bötzberg, p. 73 — 83. Officium in Lenzburg, p. 85 — 93. Die Rechtung zu Vilmeringen p. 94—109. Officium Sursec, p. 110 —114. Mit Sem­ pach, (p. 112.)

XL Officium Wallis au, p. 115 —119. XII. Die Rechtung an der Burg zu Casteln, p. 120 — 22. XIII. Officium Spitzenberg, p. 123—125.

XIV. Officium Wollhusen, p. 126 — 32. L XV. Das Amt im Sickenthal, p. 137—146.

255 XVI. Officium Ä t o 11 e n, p. 149 —165. XVIL Officium Regensberg, p. 169—179. XVIll. Officium in Emmerach (Embrach), p. 181 XIX. XX. XXL XXII. XXIII. XXIV. XXV. XXVI. XXVII. XXVIU.

XXIX. XXX. XXXI. XXXII.

XXXIII. XXXIV.

Das Amt ze Kyburg, p. 193—219. Officium Diesenh ouen, p. 221 — 235. Officium Winterthur, p. 237 — 269. Officium Frauenfeld, p. 273 — 285. Officium Grüningen, p. 291 — 312. Die Rechtung über Ein sied ein, p. 313. Die Rechtung zu Wesen, p. 317—20. Die Rechtung zu Wallenstat, p. 321—22. Officium in Lags, p. 323—329. Officium vallis Clarone (Claris,) p. 333. 339 __34ß# Officium in Zug, p. 353 — 359. Das Amt zu Ursern, p. 360 —61. Die Rechtung über den Hof zu Gersaw, p. 362 — 63. Die Rechtung zu Hinter r Lappen, p. 364 — 370. Das Amt zu Friburg in Oecht Lannte, p. 371 — 372. Officium Rotenburg, p. 373 — 384.

Tom. 5. Die Markgrafschaf Burgau zur Zeit des Preß­ burger Friedens (24. Decbr. 1805); geschrieben in Eich/ stadt 1812/13. Mil allen Verhältnissen der Insassen.

Inhalt: 1) Revenüen; — 2) Extension; — 3) Bevölkerung; — 4) Steuer-Verhältnisse; — 5) Kammer-Gefälle; — 6) Kirchen - und Stiftungs - Vermögen; — 7) Viehstand; — 6) Verhältniß der Gebornen, Getrauten und Gestorbenen; — 9) Besoldungs-Stand;— 10) Lehen. — Oesterreich'sche Haus-Lehen; — II. Kirchberg'sche Lehen; — C. Hand- oder Einschreib - Lehen; — 11) Ritterschaft; — 12) Fugg er'sche Besitzungen; 13) übrige Insassen; — 14,15,16) Hochstift Augsburg.-,

256 Reichs-,Altb a y erl.-Kem ptensche Lehen; — 14) Geschlechter, Orts-Besitzer, FeuerstadtS - Gulden - Derzeichniß v. I. 1492. Tom. 6. Urkundliche OrtS-und Geschlechter- Geschich­ ten des Landgerichts-Bezirks Susmarshausen (von Kaiser und von C. A. Beck,) [4] 1923. Mit Abladungen der Siegel; (37 an der Zahl.) Enthält: 1) Orts - Etymologien; 2) Steuer-Distrikt Adelsried; a. mit Adelsried; b. - Bonstettenz c. - Englishof; d. - Kruichenf e. Ulrichried abgeg.

Sigilla. Titelsiegel: SigiHum Sigismandi Imperatoris. ad a. Schräg von Emersacker (Stephan) 1462.

ad b. SigiHum Alberti de Villenbach 1266. 3) Steuer- Distrikt Agawang: a. mir Agawang; b. - O bern ess ried; c. - Unternefsried; d. - Romeltried; e. abgegangener Ort Kehlbach.

ad a. Hermanni de Agenwang 1365. ad b. Michaelis de Agenwanch 1362. ad c. Sigill. Abbatis Monast. Urspergens. 1418. Et Capituli ditto 1569. ad d. Sig. Cunradi de Rot, militis 1312. ade. Sig. St. G eorgii in Augusta 1272. Geschichte des Geschlechts von Agewang. 4) Steuer-Distrikt Alten- und Reumüster: a. mit Altenmünster; b.u.c. - Eppishofen und Weldishof; (beiMelden,) d. - Neumünster; e. - Aspenhof; f. x Biolau olim Hezlinbach;

257 Unterschöneberg; (bei Melden.) S i g i l l a. ad a. Sig. Ulrici de Hellunstaein 1264. ad d. Frieder tcus dux Aus tri ae 1344. ad f. Sig. Conventus Ellwacens. ecclesie 1344. ad c. Abbatisse Sup. Schenevelt 1262. 5) Steuer-Distrikt Biburg: a. mit Biburg; b. - Neudeck; c. • Greppen. Sig. laesum Beruh. Ram 1468. 6) Steuer - Distrikt Breitenbrunn: a. mit Breitenbrunn; b. - Holzara; c. - Kühbach; d. - Ried; c. - Schembach.

g. ,t

ad6a. Das Castrum Hattenberg mit Zngehorden unb Familien.Geschichte, (mit rinrnt Kartche n.) adGb. Uingtorbcilct von Beck. Mit einer Geschichte deS Geschlechts. Sigiil. Hainriei de Hattenberg, (Ministerialis imperii), 1293.

7) Steuer-Distrikt Deubach: a. mit Deubach; b. - Hausen an der Schmetter; c. - Oggenhofen: d. - Wiltishausen. e. abgeg. Ort Wunden. ad b. 8. Hermanni dict. Ann sorg 13. ad c. S. Vlrici Kammern de Welleburg 1229. ad d. Sigillum civium august. 1321. ad e. 8. Heinrici de Augusta, militis 1323. 8) Steuer - Distrikt Dinkelscherben: a. mit Ausammeck; b. - Dinkelscherben; c. - Au; d. abgeg. Ort Daxbach. ad ki Sig. Vlrici Militis de Zusmeck 1301. ad b. S. Heinrici Schongauer 1335. ad c. Sig. Capituli Augustens 1256. ditto 1467, ditto 1653.

258 ad d. Sig. Hermani de Schwangau 1322. 9) Steuer - Distrikt Ettelried: a. mit Ettelried; b. - Anried; c. - Engertshofen; d. abgeg. Gumpisreute; e. Kauhenberg. f. Reichenbach. ad a. 8. Heinrici Marscalci de Doitrsperg 1327. ad b. 8. Heinr. Marrsc. junioris ditto. ad c. 8. Cunr. (Vetter:) Ministri de Werde 1275. ad d. Heinrici Vraz 1331. ad e. Hartmannns D. G. aug. eccl. electus 1256# ad f. 8. Capituli Vrspergensis 1428. 10) Steuer-Distrikt Fischach: a) mitFischach, b) - Willmatshofen, c) abgeg. Kümmenberg, d) ditto Brümburg. ad a. ...dicti Fischach 1331. ad b. 8. Heinrici de Tainhusen 1345. ad c. Hartmannus D. g. eccl. aug. Eps. 1285# ad d. Vlricus de Augusta 1382. 11) Steuer-Distrikt GabeLbach: a) mit Gabelbach, b) - Kleinried, c) - Fallrked. ad a. 8. Wigmani de Bnrgo 1334. ad b. S. hospitalis Sei Spiritus Auguste 1268. ad c. 8. Hainrici de Knöringen 1334, 12) Steuer-D istrikt Gabelbach: a) mit Grünenbain d, L) * Gabelbach crkreut. ad a. 8. Petri dicti Portner 1346. ad b. 8. Cunradi militis de Gabelbach 1308. 8. Ottonis ducis austr.

259 Tom. 7.

Enthält;

1) Allgemeine Geschichte des Landgerichts-Be­

zirks Ausmarshausen, und Fragment einer Religions-Geschichte. 2) Steuer-Distrikt Hader: a) mit Häder, b' - Neuhäder, c) - Lindach, d) - Schembach, Abgegangene Orte: e") - Lragheim, f) - Murnau, g) - Wtnpozzing.

Sigilla. ad a. Sig. Abbatis S. Vlrici et Afrae 1447. ad b. Sig. Gonventtis Monasterii S. Vdalrici et Afrae in aug. 1447. ad c. Sig. Riedere 1350. ad d, Sig. Hainrici Eberhardi d. Schenege 1250. ad e. Schenevelt 1264. ad f. Sig. Hainrici de Hattenberg 1278. ad g. Sig. Hainr. de Turn egge 1263.

3) Steuer-Distrikt Horgaur a) mit Horgau, b) - Bieselbach,

c)

- Herpfenried,

d)

-

Schafftest, olim Osthaim

Geschichte der Tehlinger.

ad c. 8. Johannes. S. crucis in Augusta 1488. ad d. Ulricus de Ostain 1399.

4) Steuer-Distrikt Kutzenhausen: a) mit Kutzenhausen, b) - Katzenloh, c) - Brunnen, d) - Buch, auch Mittelbuch, e\ - Boschhorn, f) abgeg.: Winden.

260

5)

6)

7)

8)

ad b. 8. Hermanni dicti Hol)onia 1340, ad c. 8. Ottonis (Gollenhofcr) 1293. Steuer-Distrikt Ober Schöneberg: a) mit Ober-Schöneberg, b) - Saulach, c) - Siffenwang, d) - Stadel, e) - Reischenau, f) - Uttenhofen. ad e. 8. Volcmari de Kemenat 1266. Steuer-Distrikt Stcinekirch: a) mit Wolfsberg (und Geschlecht der Fraßen), b) - S teinekirch, c) - Fleinhausen, d) - Ellmischwang, e) - dem abgegangenen Ort Hundsgelten, ad a. Heinrich Vraaz 1263. ad b. Sigill. E. et W. du cum Havarie 1462. ad c. Friderici Burgravii 1367. ad d. Albrecht v. Stein 1447. ad e. 8. C. de Francan (berg.) aug. 1342. Steuer-Distrikt Streitheim: a) mit Auerbach, b) - Ehegatten, c) - Horgauerkreut, d) - Streitheim, e) - Lüftenberg, f) - Lindgraben, g) - Weilerhof, h) - Tieden. ad a. 8. Hermani Winzercz 1364. ad b. Monast. 8. crucis intra muros aug. 1488. ad c. 8. Arnold v. Gerut 1405. ad d. 8. Hainr. v. Waltkirch 1405. ad f. Hartmann D. G. eccl. aug. Eps. 1285. ad g. Fridericus D. g. aug. eccl. Eps. 1313. Steuer-Distrikt Usterbach: a) mit Usterbach, b) - Arctsried,

261

9)

10)

11)

12)

c) 9 Heimberg, d) - Mödishofen, e) - Baschenect, f) - Osterkühbach. , ad d. 8. Heinridi Marscalci de Babenheim 1256. Steuer- Distrikt Melden, und Wörleschwang: 1) mit Melden, (mit der Geschichte des Geschlechts). 2) - Kloster-Welden, 3) - Teutern, 4) - W orleschw>ang, 5) - Schönebe rg (Unter-), 6) - Ep.pishofen. ad 1 et 2. S. Vlrici et Hermanni 1344. de WeIdir (Melden) 1418. ad 2. 8. Anne filie Vlrici de Will (er) 1348. ad 3. Jörg Nerdltngcr 1438. ad 4. 8. Gabriel Vögelin 1421. ad-5. 8. Hartmanni de Gernberk 1327. ad 6. 8. Hans der R L e d l e r 1349. Steuer-Distrikt Wollbach: Mit Wollbach. 8. Petri dicti Kraft 1356. Steuer-Distrikt Wollishausen: 1) Wollishausen, 2) Mayengründel, 3) Raitenbuch. ad 1, 8. Cunra. Steuer-Distrikt Zusmarshausen: 1) mit Zusmarshausen, 2) -- Salcnbach. ad 1. 8. hainrici Marchionis de Bnrgowe 1267. ad 2. 8. Abbatis 8. Michaelis in Vul t en bach 1275.

262 Tom. 8. 1) Neue Urkunden-Sammlung. (H4 Urkunden). 2) Extracte aus dem ältesten bayerischen SaalBuche vom I. 1275 — 1278. (4.13 Regesta). ry Extrakte aus Hospital Augsburg'schen Urkun­ den. (453 Regesta). 4) Paul m Stetten, Burgen- und Orts-Geschichten. (102 Monographien oder Beiträge; — 61 weitere sind in den JUerkreis-Intelligenz-Blättern v. Jahre 1816 — 17 abgedruckt). 5) Kornmanns Urspcrg'sche Orts-Geschichten und Nach­ barschaft. (47 Monographien.) 6) Brauns urkundliche Geschichte des vormaligen St. Stephans-Stiftes in Augsburg. (Besitzun­ gen in 30 Orten.) 7) Kornmanns urkundliche Geschichte des adelichcn Damen-Stifts zu Edelstetten. 8) Brauns urkundliche Geschichte des ehemaligen St. Catharina - Nonnen-Klosters in Augsburg. (Mit Urkunden-Regesten.) 9) Urkundliche Beiträge zur Geschichte des vorigen Klosters Roggenburg. (Mit Urkunden-Regesten.)

Tom. 9. 1) Urkundliche Geschichte des Klosters Heilig­ kreutz in Augsburg (von Braun), [mit i5J Ur­ kunden-Extracten). 2) ditto des vorigen Collegiat - Stifts St. Moritz in Augsburg (von Braun). 3) Brauns Geschichte der vorigen Benedictiner-Ab­ tey St. Ulrich, und Afra in Augsburg (mit einer Menge Orts-Geschichten und Beiträgen zu solchen). 4) Orts - Geschichten der St. Ulrich'schen Ort­ schaften in Burgovico, (43 an der Zahl). 5) Brauns urkundliche Geschichte der Collegiat-Stifte St. Gertrud, und St. Peter in Augsburg. 6) ditto urkundliche Geschichte des Klosters St. Jör­ gen in Augsburg mit Urkunden, (Nachträge »d

263 Latus. Extracte aus den Urkunden dieses Klosters [cf)tonologifd)]). (342 Regesta.)

7) Urkun d en-Extracte, St. Moritz betreffen.

Tom. 10. Monographien und Materialien zu den Land­ gerichts-Bezirken: Günzburg, Roggenburg, Burgau, Lauin­ gen, Dilingen, Höchstädt, Donauwörth, Gög­ gingen, Wertingen; — Klöster: Irsee, Ed e lstetten und Oberschönefeld. Enthält: 1) zum Landgerichts-Bezirk Günzburg und Um­ gegend von Ulm; 2) auch zu Roggenburg. l)Balbertshofen, 2 u. 3) Berg und Dkepertshofen, 4 u. 5) Ettlishofen und Hettschwang, 6 u. 7) Ober- und Unter-Fallheim, 8, 9, u. 10) Hausen, Riedmühle, Stoffenried, 11) Holz­ heim am Bucherb erg, 12, 13 u. 14) Leibe, Opp er­ st et t en, N ersing en, 15) Ochsenbraun, 16) S tra ß, 17) Steinheim am Bucherberg, 18) Thalsingen, 19) Waldstetten und Häusels bürg, 20, 21 u. 22) Ober-, Un ter - El chinge n, Weising en, 23) Rems hart, 24, 25 u. 26) Leinheim, Wasserburg, Deffingen, 27) Denzin gen, 28) Siegel der Grafen von Kirchberg und de nova domti = Neuhausen, 29) Neu-Ulm, 30) Stein heim bei Ulm (mit Urkun­ den - Extracten), 31) Autenried, 32) Anhofen, 34) Finningen am Ulmer-Ried, 35) Dornstadt, 36) To­ merdingen, 37, 38 u 39) Weste rstetten, Birkhof, Denkenthal, 40) R am ming en , 41) der Alb-Gau, 42) Abbildungen der Siegel der Grafen von Kirchberg und Brandenburg, 43) Neu-Ulm mit Nachtrag. 2 u. 3) Roggenburg, Herrsch. Ger. Weissenhorn, zum Theil Burgau, Ursperg: Balbertshofen vid. oben Nr. 1, Berg und Diepertshofen vid. Nr. 2 u. 3, Hausen, Riedmühle,

264 Stoffenried vid. Nr. 8, 9, 10; 44) Waltenhau­ sen, 45) Biberberg, 46 u. 47) Ober- und Nieder­ hausen, 48) Attenhofen, 49) Krumbach, (Ürspergl.), 50) Hohen-Taunau (Ürspergl.), 51) Nieder-Taunau (diito), 52) Aletshausen (ditto), 53) Olgishofen (Babenhausisch), 54) Breitenthal (Roggenbl.), 55) Deisenhausen (ditto), 56) Römer-Spuren zu Ober-Kirchberg, 57) Winterrieden (itzt. Buxheimisch), 58) Limpa ch (Burgauisch). 4) Landgerichts-Bezirk Lauingen und Umgegend pro parte auch Höchstädt. 59) Römerstein zu Zöschingen, 60) Stadt Lauingen, 61) Hausen, 62 u. 63) Frauen- und Veits-Ried­ hausen, 64) Birkach (abgeg.), 65) Weyhengau (ab­ gegangen), 66) Bächingen an der Brenz, 67) Echenbronn, 68) Peterswörth, 69) Kloster Echenb ronn, 70) Haunsheim, 11 u. 12) Ober- und Unter-Bächingen, 73, 74 u. 75) Ammerdingen, Seelbronner- und Sternbacher-Hof, 76) alte Herrschaft Heidenheim mit allen ihren Zugehörden nach dem Urbar vom Jahr 1463.

5) ditto Land-Gerichts-Bezirk Höchstädt. 77) Gremheim, 78) Schwenningen. 6) Land-Gerichts-Bezirk Donauwörth: 79 u. 80) Münster und Erlingshofen, 81) Tiedlingen, 82) Auchsesheim. 7) Land-Gerichts-Bezirk Wertingen, und an­ gränzend Zusmarshausen und Türkheim: 83)Agawang, 84)Aurbach, 85)Aichcn, (Ürspergl.), 86) Attenhausen (Ürspergl.), 87) Anried (Zusmarsh.), 88) Adelgried (äusmarsh.), 89) Wolfsberg, (ditto), 90) Ehemaliges Nonnen-Klösterlein Salmannshofen, (Göggl.), 91) Binswangen ^Wertingen), 92) Meitin­ gen (Wertingen), 93) Affaltern (ditto), 94 u. 95) Oberund Unter-Thürheim (ditto), 96) Tussenhausen und Angelbcrg (Türkheim).

8) Land-Gerichts-Bezirk Göggingen: 97) Langweid, 98) Stettcnhofen, 99) Lechfeld

265 (Münzenfund), 100) Oberhausen, 101) Göggingen, 102) WolLenburg, und Urkunden zu Wollenburg, 103) Leitershofen, 104) Pfersee, 105) Stadtber­ gen, 106) Deuringen, Oberhausen (cf. 100), 107) Hainhofen, 108) Gersthofen, 109) Aystetten, 110) Anhausen bei Diedorf, 113) Tauher Forst bei Lai­ burg, 114) Neusäß, 115) Burgwalden, 116) Innin­ gen, 117) Steppach, 118) Oberschönefeld, NonnenKloster (Urkundliches). 9) Ehemalige Manns-Klöster Irsee und Bux­ heim. Jrsee'sche Besitzungen: 119) Irsee, 120) Pforgen, 121) Rieden, 122) Schlingen, 123) Franken­ hofen, 124) Lauchdorf, 125- Ketterswang, 126) Mauerstetten, 127) Eggerthal, 128) Lomatsried, 129) Buxheim, 130) Althayn, 131) Wester­ hard, 132) Pleß, 133) O b e n h a u s e n im Koththale, 134) Beuren (ditto), 135) Neuhausen bei Holz­ heim (oben), 136) Finningen am Ulmer Ried za um. 10) Ehemaliges Frauen-Kloster Edelstetten: 136) Edelstetten, 137) Hirschfelden, 138) Marbach, 139) Naich enh öfe, 140) \ Balzhausen, 141) Kir ob er g, 142) Oberhagenried, 143) 1 Hof zu Nordhofen. Und Kornmanns Beiträge hiezu. 11) Illertissen: 144) Altsnstadt, 145) Illertissen, auch Herr­ schaft. Tom. 11.

Materialien-Sammlung. Zur Bezirks- und zu den Orts-Geschichten der Landgerichte *): Aichach, Friedberg, Schrobenhausen, Neu­ burg, Rain-, und angränzend. Dann im Allgäu: Füssen, Oberdorf, Kempten, Obergünzburg, *) Deranstehend ist ein Index.

Hv'mayr's Taschenbuch 1840.

12

266 Sonthofen, Weiler, Lindau, Kaufbeuern, fer­ ner Mindelheim, Türkheim und Diversa, (auch eingehestete, oder eingepappte gedruckte Ortsgeschichte n) Ertracte aus Meich elbecks Urkunden über die Verga­ bungen ad episcopatum f ri singens em. p. 367 u. f. Auszüge aus den v. Hörmann'schen Kaufb eurer Annalen, (Mspt.) — p. 545 u. f. des Archiv-Registrators Sailer Deduction über die Patro­ nats-Rechte im Allgäu; ditto von Dr. Zörr in Immenstadt p. 619 u. f. — p. 587 u. f. Geschichte zum Landgerichte Oberdorf. — p. 728 Wompre chts und Mutten. — p. 729 Weisensberg. — p. 741 Angelberg, und p. 775. — p. 749 zur Geschichte von Mindelheim, —>■ p,. 769 zu Winzer und Hafperg, — p. 789 Erkh ausen; — p. 783 Sch erstetten ; — p. 809 Al tmühl; — p. 812 vorgebliches Aurea tum; — p. 816 Abensberg; p. 826 Aach im Hegau.

Tom. 12. Monographien. Beiträge für Kunst und Alterthum, (wurden abgedruckt). Hormayeriana, (aus seinen Mittheilungen und aus dem Inlands - Blatte). Bischöflich Augsbnrg'scher Lehenhof. Rescripte, (Kunst und Alterthum betreffend). Eingcheftit sind Urkund, n , Sxlracte über die Prosen v. Berg und Schelklingen, und die Manuskripte rir< Irr avgedruckler Aufsätze von meinen historisch archäo­ logischen Ausarbeitungen P. s. w.

Tom. 13. Statistisch - topographische Tabellen über den im Jahre i8{-f bestandenen Oberdonau-Kreis, Sitz Eichstädt. Mit der Unterabtheilung der Häuser und Gebäude, der Volks-Zahl, der Steuer-Distrikte, der Pfar­ ren und Filiale, der Extension und Unterabtheilung des Areals, und bei einigen Bezirken des Steuer-Substrats. Dann mit einem alphabetischen Orts - Verzeichnisse A. Landgerichte: ' 1) Beilngries, 2) Burgau, 3) Dilin gen, 4) Donauwörth, 5) Eichstädt, ch Göggingen, 7) Gre-

267 ding, 8) Günzburg, 9) Heid enheim, 10) Hil­ poltstein, 1l)Höchstädt, 12) Ingolstadt, 13) Kipfenberg, 14) Lauingen, 15) Monheim, 16) Neu­ burg, 17) Neu markt, 18) N ö r d l i n g e n, 19) P le infeld, 20) Rain, 21) Wertingen, 22) Weisenburg, 24) Ausmarshausen,

B,

Untergerichte: 1) Aufkirch en, 2) Bissingen, 3) Glött, 4) Harburg, 5) Mayhingen, 6) Mönchsroth, 7) Dettingen, Stadt-U-Gericht, 8) Dettingen, jen­ seits der Wörnitz, U-Gericht, 9) W a ll er stein, IO) Pap­ penheim, Justiz-Kanzley,

C.

Polizei-Comissariate: 1) Eichstädt, 2)Jngolstadt, Z) Neuburg, Nördlingen, 5) Neu-Ulm, Tom. 14 u 15. Sammlung römischer und anderer Alterthümer. Mit vielen Abbildungen in 2 Bänden *); welche Samm­ lung die Materialien zu der in den Jahren 1830, 1831 u. 183,’ mit Karten und Abbildungen in 3 Heften herausge­ gebenen Druckschrift enthält „der Dberdonau-Kreis des Königreichs Bayern unter den Römern." Auch Ercerpta aus den hinterlassenen Manuscripten des Dekans Redenbacher in Pappenheim, und aus den v. Stichaner'schen Sammlungen. Dann die Mün^-Cabinete und Beschreibung der von mir gesammelten Münzen, und der Hofrarh v. Ahorn ersehen Medaillen- und Münzen-Sammlung,

T o m. 16. Archivalia. Mit 24 Siegeln. Nr. 1. Materialien zur Erörterung des pagi Bitrgov«> (welcher nicht existirte) zur Burgau'schen GrafenGeschichte, *) Der Ink;all di.fer 2 lt'ände ist nach dem Vortrag des Tom. 17 aus­ führlicher peschriedeu,

268 Unterabtheilung. Die Grafen und Markgra­ fen von Burgau. Mit Rückbeziehung auf hie ge­ stifteten Kloster. Die Markgrafen. Sigilla; 1) Des Grafen Berthold v. Nissen, (1274), 2) des Markgrafen Heinrichs v. Burgau, 3) des Grafen Ulrichs von Berg. 4) Des Conrads v. Blo­ chingen, 5 u. 6) des Conrad und Johannes v. B l o chingen, 7) des Burkhards v. Elrbach, 8—12) Bischof!. und Dom-Capitel Augsb u rg'sches Siegel, 12 —14) der Grafen Conrade von Kirchberg, 15) des Grafen von Brandenburg, 16) yom Neuen Hauß« Nr. 2, Sammlung geschichtlicher Daten zu den Orts-Geschichten des LandgerichtsBezirks Burgau. (Nach Orts-Etymologien): 1) Ettenbeuern, 2) Jettingen, 3) Conzenberg, 4) Haldenwang, 5) Landensberg, 6) Wetterhausen, 7) Burgau, 8) Knöringen, 9) Hamryerstetten, 10) Königinbild, 11) Mehrenstetten, 12) Freihalhen, 13) Waldkirch. 14) Eichenhyfen, 15) Nußla ch, 16)Grünhöfe, 17) Arbenhofen, 18) Stuben, 19) Eggenho­ fen, 20) Kleinb euern, 21) Glottweng, 22) Seebach, 23) Gerspach, 24) Schwarzenbach, 25) Limpach, 26) Ebersbach, 27) Goldbach, 28) Deubach, 29 u. 30) Ober- und Unter-Wald bach, 31) Scheppach, 32) Schnuttenbach, 33) Burtenbach, 34) Mindelaltheim, 35) Klimnachbad, 36) Prementhal. Nr. 3. Die Dynasten von Ruck. Nr, 4. Die Grafen von Dillingen, (von Braun sabgedruckt)). Nr 5. Das Geschlecht von Elrbach. Nr. 6. ditto v. Roth. Nr. 7. Grafen v. Abensberg, (Fragment). Nr. 8. Herrschaft Guten st ein (an der Donau), Nr. 9. Kränfingen (auf d?m Schwarzwald).

269 Nn 10. Geschichte von Elchingen. schrift von Bayern 1817 abgedruckt).

(In der Zeit­

Nr. 11. Matricula Episcopatus eistettesis ante Reformationem, 1699 conscript a. Nr. 12. Illeraichen, statistisch-historisch-finanziell be­ arbeitet 1814 für den damals Kauflustigen Herrn Für­ sten und Feld-Marschall v. Wrede (Mit einer Ab­ bildung des Berg-Schlosses).

Fortsetzung der Sigel ad Tom. 16. 17) Siegel des Abts von Elchingen 1480, 18) deß Probsts Jakob zu Wettenhausen 1621, 19) des Convents non Elchingen 1480, 20) des letzten Abts Robert 1809 nach der Säkularisation, 21 u. 22) weite­ rer Aebte in Elchingen 1653, 23) der Stadt Augs­ burg, 24) tzas Haus Dietrichs v. Freiberg.

Tom. 17. Abschriften von Urkunden, welche insbesondere auf die Markgrafschaft Burgau, und derer Nach­ barschaft Bezug haben. An der Zahl 62. Darunter eine Abschrift der ältesten Bi­ schöflich Augeburge'schen Urbare vom Jahre 1316 und 1366. Dann des B u r g a u'schen V e l) e n l) o f 6 v. Jahre 1478. Mik einer Inhalts - Ueberflcht dieser 62 Urkunden.

Nachtrag zu Tom. 14 u. 15.

ad Tom. XIV. 1)

2)

3) 4) 5)

Sammlung über römische und andere Alterthümer. Aeltere und neuere Collecta über römische Alterthümer überhaupt, und über solche im Oberdonau-Kreise insbesondere. Ertracte aus den Manuscripten und Sammlungen des verstorbenen Decans Redenbacher in Pappen­ heim. Materialien zu der antiquarischen Reise nach Diaca, und anderen Römer-Orten. Ercerpta aus v. Hormayr'schen Schriften. Ueber Navoe, Abodiacum, Rapis, Esco, Cam­

po d u n um etc.

270 6) Diversa über -en Römer-Aufenthalt in Bin­ de l i z i e n. 7) Helvetien. — (Druckschrift über das Merkur-Monument in und um Weissenburg. sWeisenburg bei Mayer 1768]). 8) Ueber Passau, und neuere Excerpta rotnana. 9) Auszüge aus Memminge r'schen, Maye r'schen, Prugge r'schen Schriften, und Zeitungs-Artikeln. ad Tom. XV.

Sammlung römischer und ande­ rer Alterthümer.

Inhalts- Verzeickniß vorangeheftet: Tabula Peutingeriana. Zeichnungen. Strassen-Züge in Bayern, (Collecta von v. Sti­ ch a n e r). Römer-Monumente in Oesterreich ob der Ens. Ueber Epfach und Umgegend. Ueber die Römer-Orte der Tabula peutinger 1. jenseits der Donau von Vindonissa bis Regin u m, dann diesseits die Donau - Linien; (Ort für Ort). Münzen- und Brakteaten-Funde in vielen Orten. Beiträge zu den Alterthümern auf dem rechten Lech-Ufer, und zu Augsburg. Römer-Monument zu Igel. Viele Beitrage zu Monographien. Münzen-Funde und Beschreibungen. Noch uneingebundene.

Neue Sammlung über die Gauen im OberDonau-Kreis und angränzend. (XV. Artikel.) Dann Zusammenstellung nach Landgerichten und Bezirken des Ober-Donau-Kreises der diese Bezirke be­ treffenden Urkunden, aus den von La.n g schen Regesten. Mehrung dieser Regesten zu Tom. 1 mit c. 100 Urkunden-Extracten. Extrakte aus des geheimen Raths Krenner Ela-

271 berat über die Landes-Matrikel, das Landgericht Schrobenhausen betreffend. Monographien von Adelshausen, Kenonat Und Ta adern, (Landgericht Aichach). Collecta diversa, auch über PatronatsRechte. — Strafen des Bauern-Aufruhrs zu Roggenburg (1525). Litteratur der Städte Lindau, Kempten, Mem­ mingen. Monographie der Stadt Gundelfingen. Zur Schlacht bei Höchstädt (1704), und Mono­ graphien von Blindheim, Lutzingen, Ober- und Unter-Glauheim. Beiträge zum pagus Argengowe, Linzgove, Albigewe, Wallgau. Das neue fürstlich Oettingen-Wallersteinsche Lehen Unterwaldbach, (Landgerichts Burgau). (Manuskripte des größten Theils meiner Druck­ schriften).

Manuscripte- und Urkunden-Extracte. Octav-Bände. lter Band, enthält: (Nebst einer in diesem Octav-Bande schon vorhanden gewesenen Abschrift der vorigen Oesterreich'schen Rustieal-Steuer in Ober- und Niederhohenberg). Rpgesta. S. 1 — 202 1) 262 resp. 345, aus Urkunden^). Die vorige Markgrafschaft Burgau und den ehema­ ligen Burgauischen Kreis-Bezirk betreffend. Regesta.

S. 202 — 218 2) Von Nummer 262 - 345. Abschrif­ ten solcher früheren Urkunden - Extracte. (Mit einem Orteund Geschlechts-Register ad 1 u. 2). *) Aus btn Originalien in: Jahr« 1816 von mir selbst in Elch stad t eIlrahirt.

Regesta. S. 219—302 3) 160 Urkunden-Ertracte aus dem Kloster Kaisheim'schen Archiv und Copial-Buch (Cartuhrium) nach Buchstaben in so weit ich solche bis zu des Landrichters Grafen von Reisach Tod in Mon­ heim, zur Hand bringen konnte. (Von Litt. B. bis E.) *)**)

Regesta. S. 303 — 406 4) Einlage weiterer Kaisheim'schen Urkunden-Ertracte von Nr. 161—399. (Einige aus Originalien). (Litt. I. K. F. G. H. M. N. 7. Weib er treue, wenn auch nicht von Weins­ berg. — 8. Der leicht gestörte Amtmann. - 9, Ob ein Ziegenbock dem Roß oder Esel ebenbürtig sei? — 10. Lausige Offenbarung und lausiges droit divin. -- 11. Sprüche von den alten Landsknechten. — 12. Die theuern Zähne, die theuern Zahnärzte und die KrüppelRepublik. — 13. Ungewöhnlich hohes Alter. — 14 Ordre de batailie in Knittelversen. — 15. Die Scheintodten — 10. Em frühe­ rer Roller, Schweizer und Moor. — 17. Des guten und großen Heinrichs Todesahnungen. — 18. Maler - Anekdoten. — 19. Ein mährisches Dorf widersteht den Schweden jahrelang als Festung. — 20. Lcmwillige Anordnungen — 21. Wo und von wem die meisten und blutigsten Revolutionen? — 22. Game, Pfauen und Nachteulen als Slädterctter. — 23. Die Macht von Fausts Hellenzwang.— 24. Zarter Streit über die hoch - und plattdeutsche Mundart. — 25. Theurer Fischfang. - 26. Der Weinbau, einst viel tiefer im deutschen Norden. — 27. Der ewige Jude. — 28. Die Deutschen und die Engländer als Erfinder. — 29. Die llberkühnen Reiter. — 30. Große Männer wie kleine Kinder. — 31. Zur Augsburger Kunst­ geschichte. — 32. Recepte gegen Ordalien.

1.

Anfänge der Glaubensneuerung im Hochgebirg. Die ersten Anhänger der Reformirten in Tyrol 1524 waren lauter Mönche: Ein Cistercienser von Stamms, zwei Franziskanermönche von Hall (wovon sich. Einer gleich als Bergknappe verdingte, um recht evangelisch sein Brot im Schweiße seines Angesichtes zu verdienen), Dr.

327 Lohann Strauß und Christoph Söll, zwei entlaufene Mönche predigten zuerst in der vielbesuchten Pfarrkirche des reichen Schwatz und aus selber vertrieben, auf tarn, mit herrlichen Denkmälern gezierten Kirchhofe. Der ge­ lehrte Dr. Urban Regius predigte den Salzbergknappen zu Hall, jedesmal von -einem starken Horst Bewaffneter ge­ schirmt. Eustachius, Frühmeffer zu Haiterwang im OberLnnthale, der im Cilerthal predigte, (wo wie im Pinz­ gau, schon damals die Neuerung zähe Wurzeln schlug) — und ein Bauer, der sich den Weecberg und die Höhen um Mattens zu seinem Predigtstuhl erkoren hatte. — Die Priorin, mit drei Nonnen und drei Laienschwestern zu Maria­ thal in der Duldepp wurden als Anhänger der Lehre Lu­ thers zu Nattenberg eingekerkert. — Jacob Hutter aus Bayern, Schüler des Nicolaus Pelargus, Stifter einer eigenen widertäufcrischen Secte, wurde flüchtig (1530) in Tyrol, unfern Brixen aufgespürt, nach Innsbruck geführt, alldort gefoltert und nach verschiedenen Martern lebendig verbrannt, — 1546 entflohen mehrere regulirte Chorherrn -aus Neustift bei Brixen. Es erging ein allgemeiner Be­ fehl, sie wo. immer aufzufangen und in ihr Kloster zurück­ zuliefern. — Auch das Convent der Augustiner zu Ratten­ berg, wurde durch eine eigene Regierungscommission reformirt, wegen des äußerst ärgerlichen Lebenswandels der Geist­ lichen. — Gleichen bösen Ruf hatte das Benedictinerstist Marienberg. Auch im Prämonstratenserstist Wiltau bei Innsbruck mußte der Prälat Leonhard Klinger abdanken und Christoph Fuchs Ritter, und der Pfarrer zu Hall, Christoph Lantsperger, reformirten das Stift als königliche Commiffäre. — Sieben Nonnen entflohen aus dem Khrster zu Hall, Luthers Lehre zugethan (1532). Im Cistercienftrstift Stamms brachte die Untersuchung drei Mönche iy ewiges Gefängniß (1&35), die Dominicanerinnen zu Stcir

328 nach bei Meran wurden ganz verjagt und das Kloster mit anderen Nonnen besetzt (1537). Hieronymus Elk von Glurus, Benedictiner zu Marienberg, entwich (1540) nach Oesterreich, wurde (1576) lutherischer Prediger zu Meisling, heirathete eine Tyrolerin und fand einen großen Gön­ ner an dem Freiherrn von Althan 1549. Provinzialsynode zu Salzburg gegen das Lutherthum. Pfauser, der nach­ malige berühmte Jesuitenfeind nnd Hofprediger Max II., bei dieser Versammlung Abgeordneter des CollegiatstisteS Jnichen, Brixner Diöcese. — 1554 sogar Spuren der neuen Lehre, in der von aller Welt getrennten Wüste der Kar­ thause Schnals, bei der Visitation durch Wenzeln, Prior zu Mauerbach. Im salzburgisch-tyrolischen Gebirge war eS mit dem Konkubinate der Priester so weit gekommen, daß wir noch eine förmliche Einladung zur Hochzeit des Pfarrers und Dechanten von Aßling (ohnferne Lienz im tyrolischen Un­ terpusterthal an den Pässen Salzburgs und OberkärnthenS) haben, auf welcher die eingeladenen Pfarrer mit ihren Frauen und Töchtern, die Vortänzer und Vortrin­ ker namentlich ausgezeichnet sind. — Merkwürdig ist, daß die zwei Glaubenseiserer Erzherzog Maximilian der Deutschmeister Guvernator Tyrols und Jnnerösterreichs gewaltsamer Bekehrer, Erzherzog Ferdinand von Gratz 1609, ohnferne eben jenes Aßling und Lienz, zu ihren Gegenreformations-Zwecken geheime Zwiesprache hielten, im Schlosse Bruck, dessen Burggraf, Mathias Thurn, bald darauf selbst vertrieben, in Böhmen „die fluchbeladene Fackel des 30jährigen Krieges" wurde. — Den Zustand jener Tage zeigt am besten die kraftvolle Rede deö bayeri­ schen Gesandten und Kanzlers Augustin Baumgärtner an das Concilium zu Trident, über das Ergebniß der in Bayern abgehaltenen Visitation.

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nach bei Meran wurden ganz verjagt und das Kloster mit

anderen Nonnen besetzt (1537). Hieronymus Elk von Glurus, Benediktiner zu Marienberg, entwich (1540) nach Oesterreich, wurde (1576) lutherischer Prediger zu Meisling, heirathete eine Lyrolerin und fand einen großen Gön­ ner an dem Freiherrn von Althan 1549. Provinzialsynode zu Salzburg gegen das Lutherthum. Pfauser, der nach­ malige berühmte Iesuitenfeind nnd Hofprediger Max II., bei dieser Versammlung Abgeordneter des Collegiatstiftes Jnichen, Brixner Diöcese. — 1554 sogar Spuren der neuen Lehre, in der von aller Welt getrennten Wüste der Karthause Schnals, bei der Visitation durch Wenzeln, Prior zu Mauerbach. Im salzburgisch-tyrolischen Gebirge war es mit dem Konkubinate der Priester so weit gek^men, daß wir noch

eine förmliche Einladung zur Hochzeit des Pfarrers und Dechanten von Aßling (ohnferne Lienz im tyrolischen Un­ terpusterthal an den Pässen Salzburgs und Oberkärnthens) haben, auf welcher die eingeladenen Pfarrer mit ihren Frauen und Töchtern, die Vortänzer und Vortrin­ ker namentlich ausgezeichnet sind. — Merkwürdig ist, daß die zwei Glaubenseiserer Erzherzog Maximilian der Deutschmeister Guvernator Tyrols und Jnnerösterreichs gewaltsamer Bekehrer, Erzherzog Ferdinand von Gratz 1609, ohnferne eben jenes Aßling und Lienz, zu ihren Gegenreformations-Zwecken geheime Zwiesprache hielten, im Schlosse Bruck, dessen Burggraf, Mathias Thurn, bald daraus selbst vertrieben, in Böhmen „die fluchbeladene Fackel des 30jährigen Krieges" wurde. — Den Zustand jener Tage zeigt am besten die kraftvolle Rede des bayeri­ schen Gesandten und Kanzlers Augustin Baumgärtner an das Concilium zu Trident, über das Ergebniß der in Bayern abgehaltenen Visitation.

330 ab , bekannt zu machen. Die Schändlichkeit der Sitten schon erheischt eß, daß sie nicht länger ungeahndet bleiben." „Unsere Geistlichkeit wird von diesem so großen Unheile der Kirche nicht nur nicht gerührt noch be­ trübt, sondern immer unverschämter, fröhnt noch weit mehr der Bölleret und den Gelüsten, gleich als wolle sie zu Verachtung Gottes und der Menschen lieber öffentlich mit allen möglichen Lastern befleckt, als nur in irgend ei­ ner noch so kleinen Sache gebessert erscheinen!? Die weltlichen Obrigkeiten dulden keinen Bürger in dem Staatsverbande, welcher öffentlich Unzucht treibt, und bei sich, wie in einem öffentlichen Frauenhause, Konkubinen unterhält. In der letzten, durch ganz Bayern angestellten Untersuchung wurden so häufige Konkubinate ange­ troffen, daß man unter hundert Priestern kaum drei bis vier fand, die nicht im offenbaren Konkubinate, oder nicht in heimlicher Ehe lebten, oder gar unverholen und öffentlich Weiber genommen hatten. Diese Sittenverdor­ benheit bei dem Klerus verletzt die Gemüther des uner­ fahrenen Volkes so sehr, daß es das Priesterthum mit sammt den 'Priestern, die Lehre mit den Lehrern verdammt und verwünscht. So ist es auch gleich bereit, lieber zu je­ der Secte überzugehen, als zur wahren Kirche zurück­ zukehren. " „Außerdem fallen nicht wenige von uns zu den Seetircrn ab, wegen der Verweigerung des Abendmahles unter beiderlei Gestalten. Mw halten doch dafür, daß hierüber Gottes Wort ausdrücklich bestehe, von einer Gestalt aber nichts gefunden werde. Dazu kömmt, daß die Reichung unter beiden Gestalten nicht nur in der ersten Kirche, son­ dern auch jetzt noch in allen orientalischen Kirchen und zwar sehr häufig im Gebrauche ist, ja sogar, daß die rö­ mische Kirche einst von diesem Gebrauche gar nicht zurück-

331 schreckte, wie aus verschiedenen und mancherlei geschicht^ lichen Denkmälern erwiesen werden kann." „Den Anlaß hiezu giebt, vorzüglich in Bayern, daß Paulus IIL in seiner Bulle den deutschen Bischöfen die Vollmacht ertheilte, dem Volke das Abendmahl unter bei­ den Gestalten zu reichen. Auf dieses Decret des Papstes stützten sich Hohe und Niedere, und beschuldigten meinen durchlauchtigsten Fürsten heftig, (was er doch w'eit ent­ fernt ist, zu thun) seinen Unterthanen das göttliche Insti­ tut gegen das ausdrückliche Wort Gottes" rc. „Uebrigens glauben die meisten, mit den Verhältnissen Deutschlands vertrauten Männer, es walte jetzt eine solche Zeit, in welcher gleichsam eine geheime Kraft der Natur nicht bloß die ihren Leidenschaften und Lüsten fröhnenden, sondern auch die enthaltsamen und wahrhaft Katholi­ schen dahin brachte, daß die meisten, ja alle glauben, ein keuscher Ehestand sei einem befleckten Cölibate vorzuziehen. Und eben der Grund ist, warum man allenthal­ ben Männer von ausgezeichnetem Geiste und Ge­ lehrsamkeit findet, die lieber heirathen möchten, wenn sie auch den kirchlichen Gütern entsagen müßten, als kirchliche Güter zu genießen, ohne Weiber zu haben. Zu­ mal um nicht gezwungen zu seyn, unter der angesteck­ ten Heerde des übrigen Klerus zu leben, der mit sei­ ner Döllerei, Wohllust und anderen Lastern die katho­ lische Kirche schändet und schädiget, und für Ge­ nossen dieser Lasterbolde zu gelten!! — So entstand der Mangel an gebildeten Männern im Klerus, so ent­ sprang die verabscheuungswürdige Unwissenheit, hieraus schöpften die Ketzer ihre Kräfte, aus diesem Grunde wurde die Kirche geschwächt. — Erfahrne Männer, diese Angelegenheiten genau und sorgfältig erwä­ gend, halten dafür, es erübrige keine andere Abhülfe des

332 drückenden Mangels eines gelehrten und tauglichen Klerus in unserer Zeit und wie die Sachen in Deutsch­ land stehen, ja es sei sogar nicht einmal zur Feier der noth­ wendigen Kirchendienste eine hinlängliche Anzahl Geistlicher zu bekommen, wenn nicht, wie in der ersten Kirche, ge­ lehrte Verehelichte, und zum Unterrichte fähige Manner zu den heiligen Verrichtungen zugelassen werden, besonders aber um dem Volke das Wort Gottes zu ver­ künden und auszulegen. Denn es ist kein göttliches Gesetz, daß ein Priester unverehelicht seyn müsse, so wie cs aus der Geschichte und aus zahlreichen Denkmälern der Alten erwiesen ist, daß auch Verehelichte durch­ gehends in die heiligen Verrichtungen eingeweiht worden» und nicht nur zur Würde des Priesterthums, sondern sogar zur Hoheit eines Bischofs gelangt sind. Bei dieser Gestalt der Dinge ist es keineswegs dem göttlichen Gesetze widerstreitend, wenn U. H. V. und eine Autorität des heiligen Conciliums mit göttlicher Eingebung nach der Nothwendigkeit der kranken Kirche einen Beschluß faßte, wodurch der Klerus hergestellt, und die Kräfte der Sectirer geschwächt werden können" rc.

2. Carl V. als altes Weib auf der Flucht. Zur Zeit als die verbündeten Fürsten und Verfechter des schmalkaldischen Bundes, Moritz von Sachsen und Wil­ helm von Hessen im Anzuge gegen Dünkelsbühl und Nörd­ lingen waren, um den Kaiser in Tyrol zu überfallen, kam dieser auf den Gedanken, heimlich aus Tyrol in die Nieder­ lande zu entkommen; er war aber rben vom Podagra ge­ plagt, konnte darum nicht reiten und wollte in einem be-

333 deckten Wagen sich

an Rhein bringen lassen.

Jörg von

Nußdorf, bayerischer Jägermeister, sollte ihn in einem Hobelwagen durch das Land Wstrtemberg nach Speyer füh­ ren, und unter Wegs vorgeben, er führe ein altes Frauen­ zimmer ins Wildbad. Nüßdorf aber weigerte sich, ohne seines Herzogs Wissen dieses zu unternehmen. Der Kaiser unterredete sich daher mit Albrecht von Destenberg, welcher auch das Unternehmen wagen wollte, In folgender Nacht reisten nun auch Beide, der Kaiser und der Ritter, in dem Hobelwagen mit einander von Innsbruck ab. Um die Ab­ reise nicht laut werden zu lassen, mußte sich des Kaisers alter Kammerdiener Adrian Dubuis in seines Herrn Bette fegen; auch wurde gekocht, als wenn der Kaiser gegenwär­ tig wäre. Zwei kurze Tagereisen waren bereits zurückge­ legt, als die Reisenden in das Dorf Lermos kamen. Als sie daselbst aus dem Wagen gestiegen waren, um zu essen, schrie ihnen eine junge Dirne, die den Kaiser bloß im Bild­ nisse gesehen hatte, entgegen! „Ei, wie sieht die alte Frau dem Kaiser so gleich!" der Kaiser erschrak über diese Aeuße­ rungen, zugleich griff ihn das Podagra an Händen und Füßen so stark an, daß er sich nicht getraute, weiter zu fahren. Dieser Umstand, und die Ungewißheit, was ihm außer der Grenze des Landes bevorstehen möchte, bewogen den Kaiser, wieder umzukehren; er kam nach Innsbruck zurück, ehss man dprt gewußt hatte, daß er ahgereist wäre *).

•) Des Herausgebers Oesterreichischer Plutarch V(. 282, gab aus Ortginalactcn, hiernit vollkommen Ucbcmnfhninienbet;. — Moritzens Zögern, die Siihnungsuntcrhandlungen mit Ferdinanden zu beging nen, öffnete dem allzulang gläubigen und vertrauensvollen Kaiser die Augen über die arricre - pensdes, und über das eigentliche Vor­ haben seines Absalon, wie er il)n damals nannte. —Moritzens Zug ins tyrolische Gebirg gegen des alternden und siechen Kaisers ein­ sames Hoflager in Innsbruck war sonach keineswegs (wie man bis. her allgemein glaubte) ein Ueberfall, der Kaiser wusite das Ganze beinahe sechs Wochen vorher. Bereits am 4. Apxil schrieb Carl au6

334 3. Der Madruzze Pracht und Adel. Unter dem Adel des Hochstiftes Trient, das in ab­ wechselnder historisch äußerst merkwürdiger Verbindung mit

Innsbruck an feinen Bruder, den römischen Könia, in der fürchter­ lichsten Genn'itl)sstimmnng : — „Voyayt que le duc Maurits a disfern son alle« vers vous et que je suis certainement in sonne, qu’il est en personne sur Aygsbourg et le peu de um in das bischöfliche Schloß zu ziehen. Auf dem Domplatze sahen sie aber ein von Holz erbautes altes Ka­ stell, um welches auf ein Mal ein künstliches sehr schönes und sinnreiches Feuerwerk abgebrannt ward. Der Prinz sah mit seiner Begleitung eine halbe Stunde diesem Schau­ spiele zu, und kam dann durch drei andere Triumphpfor­ ten und durch die festlich geschmückten Hauptstraßen der Stadt unter währenden Acclamationcn des Volkes, unter dem Schalle von Trompeten und Pauken, und unter dem beständigen Donner des Geschützes in das bischöfliche Ca­ stell, ominös genug, boni, öfter aber mali consilii castrum geheißen. Unterwegs bekam er unter andern auch zwei Obelisken mit lateinischen und spanischen Inschriften, und zwei kolossalischen Statueu zu sehen, den Etschfluß und den Herkules mit den zwei Säulen.

341 Auf dem Schlotzplatze warb noch ein anderes, sehr son­ derbares Feuerwerk abgebrannt. An Stricken, welche an den höchsten Spitzen der umstehenden Gebäude festgemacht waren, war eine große Sphäre, die Erdkugel vorstellend, von einem großen gekrönten Adler getragen, unter dersel­ ben eine kleinere Sphäre, welche die Sonne, und ringsher­ um zwölf Köpfe aufgchangen, welche die Winde vorstell­ ten. Als der Prinz auf dem Platze ankam, ward aus allen Kanonen im Schlosse Salve gegeben, die Sonne drehte sich hellleuchtend um die Erde, verfinsterte sich aber nach und nach; dagegen bliesen die Winde ihre feurigen Stürme der Erdkugel zu, und diese sing an, fürchterlich zu blitzen und zu donnern, daß von dem großen Getöse, welches durch die fortwährende Kanonade aus dem Schlosse erhöht ward, nach dem Ausdrucke eines gleichzeitigen Schriftstellers die Erde bebte und die Häuser wankten. Wir würden zu weit­ schichtig werden, wenn wir nun auch aus den Schriftstel­ lern derselben Zeit die Beschreibung von der Pracht der Meublirung des Schlosses und der Mahlzeiten beschreiben wollten. Der Aufwand war in allen Dingen so groß, daß man sagte, der Cardinal Christoph müsse königliche Ein­ künfte haben, um das Alles bestreiten zu können. Am zweiten Abend ward die ganze Stadt beleuchtet, und ein Feuerwerk auf dem Berge Dos Trent, die Ver­ ruca der Römer und des großen Ostgothen Theodorich, bei welchem zwei Sterne, so die ganze Nacht leuchteten, sich be­ sonders auszeichneten, und ein anderes auf dem Berge Sardagna abgebrannt. Das vorzüglichste Schauspiel der Art ward den drit­ ten Abend gegeben. Auf dem großen Schloßplätze ward ein Zauberschloß errichtet, welches durch Kunstfeuer auf ver­ schiedene Art beleuchtet und geziert war, und von vier Centauren bewachet wurde. Sn der Nähe war der feuer-

S42 sprühende Höllenschlund, aus welchem Herkules den Cerbe­ rus an einer Kette zog. Aus diesem stiegen vier Riesen hervor, und schloffen sich an die Centauren an. Dann traten acht Ritter auf, welche mit den erwähnten acht Un­ geheuern einen Kampf begannen, welcher dadurch besonders sehenswürdig war, daß alle Waffen der Streitenden, da sie geschwungen wurden, sprühten. Es versteht sich übrigens, daß die Ritter den Sieg davon trugen. Das Fest des vierten Tages gab der Freiherr Niklaus Madruz durch ein feierliches Turnier, eine glänzende Abend­ tafel und einen Ball, auf welchem der Prinz mit seinen spanischen Grands, und so auch her Herzog von Sachsen in Maske erschienen ist. Der fünfte Tag war endlich Ruhetag, und am 29. Jänner verließ der Prinz Trient, kam denselben Abend unter einer zahlreichen Begleitung nach Tramin, einem damals noch zur Kirche von Trient gehörigen Marktflecken, und ward da wieder von dem Cardinal Christoph auf die gewöhnliche Art bewirthet. Zu Bozen, damals dem Hauptsitze der Stände von Tyrol, besorgten eben diese Stände die Bewirthung des Prinzen, und sie verehrten ihm eine silberne Schaumünze, welche auf der einen Seite sein Bildniß, auf der andern seine Wappen, und darunter das tyrolische Wappen zeigte. Diese Medaille war so schwer, daß nach dem Ausdrucke ei­ nes gleichzeitigen Schriftstellers ein Maulthier sie nicht leicht zu tragen vermochte. Zu Brixen aber, wo der Cardinal Christoph zugleich Bischof war, traf wieder ihn die Reihe, den Prinzen mit neuen Ehrenbezeugungen zu überhäufen. Zu Innsbruck hielt sich der Prinz bei den Erzherzoginnen Töchtern des Königs.Ferdinand I. drei Tage auf, er be­ sah dann die Bergwerke bei Holl und zu Schwaz, fuhr auf dem Jnnflusse bis zur Prälatur Ebersberg in Bayern,

343 und vollendete dann über München, immer in der Begleitung des Cardinals von Trient, seine Reise nach Brüssel. Der schöne bischöfliche Pallast an der Etsch außer Trient, il Palazzo degii Alberi genannt, in welchem er die Thaten Earls V. malen ließ, ward von ihm erbauet. Sein Neffe und Nachfolger, der Cardinal von Madruz sah die ersten zehn Jahre sein Bisthum Trient wegen der Streitigkeiten mit dem Erzherzog Ferdinand von Lyrol unter kaiserlicher Sequestration. Nachdem diese endlich durch die bekannte „Rotel von Speyer" beigelegt wa­ ren, ward er vom Papste drei Mal auf besonderes Ver­ langen des Kaisers Rudolph II. als Legates a latere zu den deutschen Reichsversammlungen entboten, so wie er schon in seinen jüngern Jahren als außerordentlicher Ge­ sandter des Kaisers Ferdinand I. nach Frankreich geschickt worden ist, um dem Könige zu seinem Siege über die Hu­ genotten Glück zu wünschen, bei welchen Gelegenheiten er, gleich seinem Oheim, so vielen Prachtaufwand machte, daß er sich dadurch sehr erschöpfte, und zur Erholung seiner Finanzumstände seine übrigen Tage zu Trient zuzuhrkngen beschloß. Er stand aber wegen seiner Gelehrsamkeit und Bescheidenheit am spanischen, wie am römischen Hofe im größten Ansehen und zwar beim erstern so sehr, daß nach dem Zeugnisse des Cardinal Ossat, Philipp II. seine wich­ tigsten Geheimnisse, besonders was die Papstwahlen betraf, nicht seinen Gesandten, sondern nur dem Cardinal von Madruz anvertraute. Beide Höfe gaben ihm also Unter­ stützung, und er blieb zu Rom bis zu seinem Tode. Der Cardinal Carl Madruz, des vorigen Neffe und Nachfolger im Bisthum Trient, ein Sohn des Freiherrn Johnnn Friedrich Madruz und der Gräfin Elisabeth von Challant wird von seinen Zeitgenossen ganz besonders we­ gen seiner Gxoßmuth und Prachtliehe und gleich wegen sei-

344 neS gefälligen höflichen Betragens, auch wegen seiner Hoch­

schätzung gegen gelehrte Manner und der durch ihn veran­ laßten bessern Bildung deö trkdentischen Clerus gerühmet. Bei seiner Besitznahme des Bisthums waren zu Trient ganz außerordentliche Feierlichkeiten und Feste. Im Jahre 1613 ging er als Legatus a latere des Papstes Paul V. zu der deutschen Reichsvcrsammlung nach Regensburg mit einem Gefolge von beinahe 200 Köpfen, unter welchen viele Edelleute des Landes Tyrol waren, dec vorzüglichste unter ihnen war Gaudenz Madruz, oberster Feldhauptmann von Tyrol. Im Jahre 1620 mußte er auf dringendes Verlangen des Kaisers und des Königs von Spanien seinen fernern Aufenthalt in Rom als besonders vertrauter Cardinal der beiden Kronen nehmen. Er fand zwar diese Bestimmung für seine Oekonomie sehr nachtheilig, ging aber doch, weil, wie er sagte, er und seine Familie dem Hause Oesterreich Alles zu verdanken habe. Zu Rom lebte er bis zu seinem Tode auf einem ungemein glänzenden Fuße, und hielt ei­ nen so zahlreichen und prächtigen Hof, daß er darin den ersten Fürsten und Cardinälcn von Rom nicht nachstand, und man von ihm gewöhnlich sagte, man sehe aus seinem ganzen Betragen, daß er von einem fürstlichen Geschlechte abstamme. Als Protector von Deutschland war er die allgemeine Zuflucht der Deutschen, welche er nach ihrem Stande und Bedürfe entweder mit Ehren überhäufte, oder thätigst un­ terstützte. Er rühmte sich selbst gerne, daß er ein Deut­ scher sey, wiewohl er im Aosta-Thale geboren war, und war besonders wegen seiner Freimüthigkeit bekannt und beliebt. Carl Emanuel, wieder ein Reffe seines Vorgängers, der letzte Bischof (nicht mehr Cardinal) von Trient aus

345 der Familie Mabruz und zugleich der letzte seines Stam­ mes , trat zwar das Bisthum mit den größten Hoffnungen an; war aber in der Folge einer der unglücklichsten Bischöfe. Da er die Schwachheit hatte, sich von einer einzelnen Fa­ milie beinahe ausschließlich leiten zu lassen, so zog er sich dadurch den Haß seiner Unterthanen, und besonders des Domkapitels zu. Mit dem letzter» zerfiel er ganz,.nach­ dem er durch seine Empfehlung veranlasset hatte, daß das Dekanat der Domkirche einem gewissen Johann Todeschini Pfarrer von Pergine vom Papste verliehen ward, woraus dann ein achtzehnjähriger Prozeß entstanden ist. Das Domkapitel ging in seiner Erbitterung gegen den Bischof so weit, daß es beim Kaiser und Papste auf dessen Ent­ fernung von allen Regierungsgeschäften antrug, und ein kaiserlicher, und ein päpstlicher Commissair nach Lrient kam, welche zwar eine Art von Vergleich zwischen dem Bi­ schof und dem Domkapitel vorschrieben, doch die Gemüther nicht wieder zu vereinigen vermochten. Dazu verfiel der Bischof mit der Erzherzogin Claudia und ihrem Sohne, dem Erzherzog Ferdinand Earl, Lan­ desfürsten von Tyrol, in weitschichtige Streitigkeiten we­ gen der Terrktorial-Hoheit, wegen der Besteuerung der Geistlichkeit, und noch einiger andern Gegenstände. Der Bischof betrieb seine Sache vor dem Reichstage, zu Mün­ ster beim Friedens-Eongresse, zu Wien und zu Rom mit außerordentlichen Kosten, hielt sich ein Mal durch vier Monate mit einem zahlreichen Gefolge zu Innsbruck auf, um einen Vergleich zu unterhandeln, und war doch nicht so glücklich, die Beilegung dieser Streitigkeiten zu erleben. Dazu kam, daß auf ein Mal die Freiherrn von Gresta als Abkömmlinge der alten Herren von Castelbarco auf­ standen, und das Lehen der vier Vikariate zurückforderten. Sie erhielten vom Reichs-Hofrath ein günstiges Urtheil,

346 und wurden durch den Erzherzog Ferdinand Carl, welchem die Exeeution aufgetragen worden, in den Besitz nicht nur der vier Vicariate, sondern auch mehrerer Madruzischer Allodialgüter, an den wälschen Cousinen, im Werthe von drei und sechzig tausend rhein. Gulden, zum Ersätze der Kosten und vermißten Früchte gesetzet. So groß die Kosten und Nachtheile waren, welche dem Bischof Carl Emanuel durch alle diese widrigen Um­ stände verursachet wurden, und unerachtet des schon er­ wähnten großen Aufwandes, den er zur Erlangung der Dispensation vom geistlichen Stande vergeblich gemacht hat, zeigte doch auch Er bei besondern Gelegenheiten die dem Madruzischcn Hause gleichsam angeborne Prachtliebe, wie­ wohl er außerdem sehr eingeschränkt lebte. Solche besondere Gelegenheiten gab es aber sehr viele, denn bei seinem Leben gab es fast jährliche Durchreisen fürstlicher Personen, welche er alle, nach dem Ausdruck ei­ nes gleichzeitigen Schriftstellers, mit königlichem Apparat bewirthet hat, von den Bewirthungen einer großen Anzahl von Cardinälen, Bischöfen, Gesandten u. s. w. nichts zu erwähnen. Den größten, und einen, nach dem Ausdrucke des Bo­ nelli unglaublichen Aufwand machte er, als am 21. De­ cember 164S die Erzherzogin Mariana, die Tochter des Kaisers Ferdinand III. und bestimmte Braut des Königs Philipp IV. von Spanien und ihr Bruder der römische König Ferdinand mit einer ungefähr aus 1000 Köpfen be­ standenen Suite nach Trient kamen, und sich dort aus ver­ schiedenen, hieher nicht gehörigen Ursachen bis zum 19. Mai 1649 aufhielten. Der Fürstbischof bewirthete die er­ sten Tage den ganzen Hof, und Mariani sagt, daß eö au­ ßer der Königlichen, noch mehr als 40 gedeckte Tafeln gab. Er wiederholte diese Bewirthungen während des langen

347 Aufenthalts dieser königlichen Gäste noch öfter, und ver­ geudete königlichen Aufwand, um die Gunst des kaiserlichen Hofes, welche er zum Theile verloren zu haben schien, wie­ der zu gewinnen.

4. Diplomatische Rache und Revanche. Cadenas, spanischer Gesandter am Londoner Hofe zur Zeit Carls I., hatte sich den Haß des ProtectorS Olivier Cromwell zugezogen, und dieser ihn auch aus eine kränkende Weise gegen den Gesandten geäußert. Ca­ denas kehrte nach Spanien zurück und Philipp III. machte ihn zum Staats - Seeretair. Er konnte die von Cromwell erlittene Beleidigung nie vergessen und es war daher natürlich, daß er ihm in allen Angelegenheiten, wo es nur möglich war, Hindernisse in den Weg legte. Cromwell bot alles auf, diesen verhaßten Wider­ sacher vom spanischen Hose zu entfernen; doch alle seine Intriguen blieben ohne Erfolg. Ein so rachsüchtiges und hinterlistiges Gemüth ermü­ dete aber nicht bei den ersten fehlgeschlagenen Versuchen, vielmehr spornten sie ihn noch mehr an, auf Mittel zu sin­ nen, seinen heimtückischen Zweck zu erreichen. Einst ließ er den Kerkermeister von Newgate zu sich

rufen. Dieser erschien. „Habt Ihr nicht unter den gefangenen Verbrechern ei­ nen, der die Kunst versteht, alle Arten von Schlössern so zu öffnen, daß man dis nicht gewahr wirb?" Nach einigem Nachsinnen versetzte der Kerkermeister: Ja, ich glaube, daß Thomas Green dies versteht. Aber der Spitzbube ist schon zum Tode verurtheilt und soll Mor­ gen hingerichtet werden.

348 „ES ist gut, geht und schickt mir den Kerl." Der Kerkermeister entfernte sich und brachte bald dar­ auf den Verbrecher unter sicherer Bedeckung zu dem Pro­ tektor. Cromwell legte ihm die nämliche Frage vor. Der zum Tode Verurtheilte versicherte, daß er dem Verlangen des Protektors gnügen könne. Et mußte Pro­ ben seiner gefährlichen Geschicklichkeit an den künstlichsten Schlößern machen. Keine mißlang. Cromwell war dar­ über höchst vergnügt und zeigte dem Verbrecher die Zeich­ nung von einem Garten, in dessen Mitte ein Pavillon stand. „In diesem letzter» sind viele Thüren, sagte er: und jede ist mit drei verschiedenen,- festen Schlössern versehen. Getrauest du dir wohl, sie alle, ohne Geräusch und ohne daß man eine Verletzung ahnet, aufzumachen?" Warum nicht? versetzte der Befragte frech: wenn auch darin hundert Thüren wären und jede mit tausend Schlös­ sern, ich machte sie doch auf und käme hinein. Cromwell nahm den Kerl nun in scin Kabinet. Hiex sagte er zu ihm: „Ich will dir nicht nur daö Leben schen­ ken , sondern dich reichlich belohnen und mehr als du denkst, wenn du einen Auftrag ausrichtest, zu dem du mir ge­ schickt scheinest." Thomas Green gelobte alles für einen solchen Preis. „Der Garten mit dem Pavillon darin, den ich dir Oben im Abriß gezeigt habe, liegt in Madrid. Du wirst ihn dort darnach leicht auffinden. Du mußt nach Ma­ drid reisen, dir durch deine Kunst den Eingang in diesen Pavillon heimlich öffnen, hier diesen versiegelten, aber wie­ der geöffneten Brief (er reichte ihm bei diesen Worten sol­ chen dar) unter einen in einem rothtapezirten Zimmer be­ findlichen Schreibtisch werfen, dich dann ungesehen wieder

349 davon machen, und eiligst nach England zurückkehren. Die nöthigen Gelder zu der Hin - und Herreise werde ich dir so­ gleich zahlen lassen." Alles wurde hiernach schleunigst angeordnet. Green schiffte sich ein, aber Cromwell, der ihm doch nicht ganz traute, gab ihm noch einen Menschen mit, den er eben­ falls in das Geheimniß eingeweihet hatte, theils um ein wachsames Auge auf ihn zu haben, theils um zur Ausfüh­ rung seines boshaften Plans mitzuwirken. Als beide in Madrid angekommen waren, ging Gre en's Begleiter nach Venedig ab, um dem dortigen englischen Gesandten Depeschen einzuhändigen. Der offene, von Cromwell eigenhändig geschriebene Brief, den Green erhalten, war an Cadenas gerichtet; er dankte ihm dar­ in, daß er seine Versprechungen so klug und vollständig erfüllt, und benachrichtigte ihn zugleich, wie er die dafür als Belohnung verheißenen 20,000 Pfund Sterl., der ge­ troffenen Verabredung gemäß, bei der Bank zu Venedig erhalten könne.

Cromwell hatte erkundschaftet, daß der König von Spanien in der Regel jeden Morgen sich in den gedachten Pavillon begab, und noch vor Cadenas Ankunft die ein­ gelaufenen Depeschen durchsah, um Cadenas Vortrag desto leichter begreifen und einen Beschluß darüber fassen zu können.

Der König fand den eingeschwärzten Brief. Er er­ kannte die Hand des Protectors. Dies siel ihm auf. Aber der Brief war in englischer Sprache geschrieben; davon verstand der Monarch keine Sylbe. In seinem mißtraui­ schen Gemüthe erwachte um desto mehr Argwohn, als Ca­ denas gegen ihn nie davon etwas erwähnt, daß er mit

350 Cromw eil in einem Briefwechsel stände. Der König steckte den Brief zu sich und ließ sich, alS Cadenas eintrat, nichts davon gegen diesen merken. Sobald Philipp III. den Pavillon verlassen, ließ er ein Paar vertraute Staatsbeamte zu sich bescheiden. Er zeigte ihnen den Brief, und einer davon mußte ihn in's Spanische übersehen. Sein Inhalt verrieth eine Verrätherei seines Staats-Secretairs, da er ihn aber stets als ei­ nen ihm treu ergebenen Diener und durchaus rechtlichen Mann befunden hatte, so trug er Bedenken, ohne weitere Beweise ihn zu verurtheilen. Hierin pflichteten ihm auch diejenigen bei, die er in dies Geheimniß geweiht, und ei­ ner gab dem Monarchen den Rath, sogleich einen zuver­ lässigen Mann nach Venedig abzuschickcn, der sich dort er­ kundigen müsse, ob es mit der Anweisung des Geldes seine Richtigkeit habe. Die Bestätigung dieses Umstandes würde die Wahrheit außer Zweifel setzen. Der Abgcschickte kam bald mit der Nachricht zurück, daß ein eigenhändiges Schreiben von Cromwell bei der Bank von Venedig vorhanden sey, dem spanischen StaatsSecretair Cadenaas für des Protectors Rechnung die Summe von 20,000 Pfund Sterling, gegen dessen Quit­ tung zu zahlen. Der Tag und der Monat dieses Schrei­ bens stimmte genau mit der Bekanntmachung an Cade­ nas, die der König in dem Pavillon gesunden hatte. Jetzt schien die Bestechlichkeit und Verrätherei des Staats-Secretairs erwiesen. Alle seine Versicherungen der Unschuld waren ohne Erfolg, er konnte diese wider ihn sprechenden Briefe nicht vernichten. Anfänglich stimmte man dahin, daß er am Lehen bestraft werden müsse, und nur der Kö­ nig, eingedenk seiner früheren Verdienste und seines hohen Alters, verlangte ein milderes Urtheil. Dies fiel dahin

35t auö, daß Cadenas/ als ein Landesverräther, für ehrlos erklärt und aller seiner Güter beraubt wurde.

Der im Jahre 1710 bei den Schweizerkantons accreditirte französische Gesandte, Graf du Luc hatte einen ge­ wissen Merveilleux von Chur zum Gesandtschaftsrath da­ selbst ernannt. Dieser Merveilleux zerfiel mit einem seiner vorigen Freunde, einem Mitgliede des Rathes Masner zu Chur, wußte den Gesandten für diese Streitigkeit zu interesfiren, und beschloß nun seinem Feinde allen nur mögs lichen Schaden zu thun. Dies wurde ihm um so leichter, da Masner ohnehin in dem Verdachte stand, den König und die Gesandtschaft um ansehnliche Summen betrogen zu haben. Merveilleux wußte, daß sich der junge Masner zu Genf befand. Er ließ daher diesen auf die benachbarte savoyische Grenze locken, wo er von französischen Soldaten arretirt, und als Geißel für die Verbindlichkeiten seines Vaters nach dem Fort de l'Ecluse gebracht ward. Kaum bekam aber der alte Masner Nachricht hiervon, so begab er sich mit einem Haufen Bewaffneter zu dem in Chur residirenden Merveilleux, arretirte ihn, und brachte ihn als Gegangenen in sein Haus. Es war natürlich, daß der Graf du Luc diesen Vorfall sehr hoch aufnahm. Er wendete sich unverzüglich an den Magistrat von Chur und verlangte die vollkommenste Genugthuung. Der Magistrat decretirte hierauf, daß Masner den Rath Merveilleux sogleich in Frei­ heit setzen, sich hierauf nach Solothurn zu dem Grasen du Luc in Person begeben, ihn um Verzeihung bitten, und die Freilassung seines Sohnes, der Gnade des Königs an­ heim stellen sollte. Masner befolgte diesen Befehl, und begab sich mit einer Deputation des Magistrats nach So­ lothurn. Hier ward er aber mit vielem Stolze behandelt,

352 und mußte sich sogar zu einer schriftlichen Abbitte verste­ hen. Er reiste hierauf nach Bern, und hatte eine Unter­ redung mit dem englischen Gesandten, Lord Stanley, der diese Genugthuung übertrieben fand und von Mißfallen der Alliirten sprach. Masner wünschte ihn für seine Sache zu interessiren, konnte jedoch nichts Wesentliches bewirken, weil eigentlich nichts weiter dabei zu thun war. Er suchte also den Grafen du Luc zu einer Aenderung jener demüthi­ genden Abbitte zu bewegen, und zugleich die immer noch nicht erfolgte Befreiung seines Sohnes zu bewirken, fand aber durchaus kein Gehör bei dem Ambassadeur. Um diese Zeit Anfangs Novembers 1710 passirte der Großprior Philipp von Vendome durch die Schweiz. Mas­ ner bekam Nachricht davon, legte sich bei SarganS in einen Hinterhalt, fing ihn auf und brachte ihn nach Feldkirch auf österreichisches Gebiet. Letzteres geschah mit Zustimmung des Barons von Geruth, des damaligen österreichischen Ge­ schäftsträgers zu Chur. Masner behandelte seinen Gefan­ genen mit Artigkeit, und erlaubte ihm an den Grafen du Luc zu schreiben, der deshalb sogleich einen Courier nach Paris abgehcn ließ. Bald folgten nun die heftigsten Reclamationen nach, wobei der Bundesrath in große Verle­ genheit gerieth. Das Sonderbarste war, daß zwischen dem Grafen du Luc und Masner ein ordentlicher Schriftwechsel entstand, und daß der österreichische und englische Gesandte ganz offen die Parthei des Letztern nahm. Der Bundes­ rath wünschte die Sache beizulcgen, und verwandte sich zu gleicher Zeit um die Freilassung des jungen Masner und des Großpriors von Vendome. Allein kein Theil war zum Nachgebcn geneigt, und so ging der ganze Winter unter fruchtlosen Unterhandlungen hin. Endlich im März 1711 gelang eS dem Grafen du Luc eine Tagsatzung zusammen zu bringen, auf welcher Mas-

353 nee zur völligen Genugthuung und angeblichen Freilassung des Großpriors verdammt ward. Da aber erstere unbe­ stimmt blieb, so fanden die Proteetoren Masners sehr leicht

Gelegenheit, die Sache abzumachen und Masner sogar zum Landvogte von Mayenfcld erwählen zu lassen, was keine geringe Auszeichnung war. Du Luc intriguirte indessen im Stillen fort, und brachte es bald dahin, daß im Juli desselben Jahres eine Specialcommisston zur Untersuchung der gegen Masner erhobenen Klagen niedergesetzt ward. Masner Hütte inzwischen den Großprior von Vendome los­ gelassen, und täglich auf die Ankunft seines Sohnes ge­ hofft. Kgum bekam er von der Errichtung jener Eommission Nachricht, so flüchtete er sich und ward hierauf in Contumaciam verdammt. Er sollte als Majestätsverbrecher „gegen Gott und die Menschheit" (d. h. gegen den Groß­ prior und den Gesandten) lebendig geviertheilt werden; womit Confiscation seiner Güter und das Niederreißen sei­ nes Hauses, wo eine Schandsäule errichtet werden sollte, verbunden war. Um dieses entsetzliche Urtheil geltend zu machen, ward ein Preis auf seinen Kopf gesetzt, und von dem französischen Gesandten seinem Aufenthalte sorgfältig nachgespürt. Der unglückliche Mann rettete sich hierauf in die Gebirge von Glarus, wo er auf einige Zeit verborgen blieb. Er war in dem bedaurungswürdigsten Zustande und am ganzen Leibe contract. Allein bald wurde er auch in diesem Asyle entdeckt, und vor der Arretur Kum noch zur rechten Zeit gewarnt. Bei der Eile, womit er den zu sei­ ner Flucht bestimmten Karren besteigen wollte, brach er den Hals und starb wenig Stunden nachher auf Vorarl­ berger Boden. Vergebens reclamirte hierauf der österrei­ chische Hof bei dem Eongrcsse zu Baden (1714) die Frei­ lassung des jungen Masners, der noch immer im Fort de l'Ecluse gefangen gehalten ward; Frankreich verweigerte die-

_354_ selbe auf daS Bestimmteste/ so daß der unglückliche junge Mann verscholl und wirklich in seinem Gefängnisse gestor­ ben zu seyn scheint.

5.

Carls XL Traumgesicht. Seit langer Zeit trug man sich in Schweden mit ei­ nem Gespenstermährchen von diesem Könige, der für sein Reich war, was' der eilfte Ludewig für Frankreich. Man that sehr kostbar mit den Abschriften desselben, bis in der letzten Zeit, wo ein eisernes Schicksal so viele Verlegenhei­ ten und Bedrängnisse über Schweden brachte, mit dem dü­ stern Glauben an alles Ungeheure und Schreckliche, auch diele Vision allgemeiner ward. Die Urschrift soll im Reichsarchive gelegen haben. „Ich Carl XL, heute König von Schweden, war die Nacht zwischen dem 16. und 17. December 1676 mehr als gewöhnlich von meiner melancholischen Krankheit geplagt. Ich erwachte um halb zwölf Uhr, da ich von un­ gefähr meine Augen auf das Fenster warf, und gewahr ward, daß ein starker Schein im Reichssaal leuchtete. Ich sagte da zu dem Reichsdrost Bjelke, der bei mir im Zim­ mer war: was ist das sür ein Schein im ReichssaqN ich glaube das ist Feuer los. Er antwortete mir: o nein, Euer Majestät, es ist der Schein des Mondes, der gegen -.das Fenster glittert. Ich war da vergnügt mit diesen Ant?worten, und wandte mich gegen die Wand, um einiger -Ruhe zu genießen, aber ich war unbeschreiblich ängstlich in Wir, wandte mich wieder nach vorne hin und ward des Scheins wieder gewahr. Ich sagte da wieder: hier muß

_355_ eS nimmer richtig zustehen. Ja, sagte der große und ge­ liebte Ncichsdrost Djelke, es ist nichts anders, als der Mpnd. In demselben Augenblick kam der Reichsrath Bjelke ein, um sich zu erkundigen, wie ich mich befände. Ich fragte da diesen wackern Mann, ob er irgend ein Unglück oder Feuer im Rcichssaal gewahr geworden? Er antwortete da nach dem Stillschweigen einer kleinen Weile: nein, Gott sei Lob! das ist nichts; es ist allein der Mondschein, der verursacht, daß es aussieht, als wäre im Rekchssaal Licht. Ich ward wieder etwas besriedigt, aber, indem ich meine Augen wieder dahin warf, ward ich gerade wie gewahr, daß es aussah, als wären Menschen da gewesen. Ich stand dann auf, warf meinen Schlafrock um, ging an das Fen­ ster und öffnete es, wo ich gewahr ward, daß es da ganz voll Lichtern war. Da sagte ich: gute Herren, hier steht es nicht richtig. Ihr verlaffet euch darauf, daß der, wel­ cher Gott fürchtet, sich vor nichts in der Welt, fürchten muß; so will ich nun dahin gehen, um zu erforschen, was eö seyn kann. Ich bestellte da bei den Anwesenden, herun­ ter zu gehen, zvm Wachtmeister, um ihn zu bitten, mit den Schlüsseln herauf zu kommen. Als er herquigekommen war, ging ich zu dem geschlossenen heimlichen Gang, der über meinem Zimmer war, zur Rechten von Gustav Erich­ föns Schlafzimmer. Als wir dahin kamen, befahl ich dem Wachtmeister, die Thüre zu öffnen, aber aus Bangig­ keit bat er um die Gnade, ihn damit zu verschonen. Ich bat darauf den Reichsdrost, aber auch er weigerte sich dessen. Ich bat darauf den Reichsrath Oxcnsticrna, dem nie vor etwas bange war, die Thüre aufzuschließen r aber er antwortete mir: Ich habe ein Mal geschworen, Leib und Mut für Euer Majestät zu wagen, aber nie die. Thüre aufzuschlicßen. Nun begann ich selbst, bestürzt zu werden, , aber faßte' Muth, nahm die Schlüssel, und schloß die Thüre

356 auf, da wir das Zimmer und sogar den Fußboden überall schwarz bekleidet fanden. Ich nebst meiner ganzen Gesell­ schaft waren sehr zitterig. Wir gingen da zur Reichssaal­ thüre. Ich befahl dem Wachtmeister wieder die Thüre zu öffnen, aber er bat mich um Gnade, ihn damit zu verscho­ nen; ich bat da die andern von der Gesellschaft, aber sie baten sich alle die Gnade aus, es nicht zu thun. Ich nahm da selbst die Schlüssel und öffnete die Thüre, und als ich einen Fuß hinein setzte, zog ich ihn aus Bestürzung ha­ stig zurück. Ich stutzte so ein wenig, aber dann sagte ich: gute Herren, wollt Ihr mir folgen, so werden wir sehen, wie es sich hier verhält; vielleicht daß der gnädige Gott uns etwas offenbaren will. Sie antworteten alle mit be­ benden Worten: Ja. Wir gingen da hinein. Allzusammen wurden wir eines großen Tisches gewahr, von 16 würdigen Männern umgeben; alle hatten große Bücher vor sich, unter ihnen ein junger König von 16, 17, 18 Jahren, mit der Krone auf dem Haupt und dem Scepter in der Hand. Zur rechten Seite saß ein langer, schöner Herr von ungefähr 40 Jahren, sein Angesicht verkündigte Ehrlichkeit, und zu seiner linken Seite ein alter Mann

von ungefähr 70 Jahren. Es war besonders, daß der junge König mehrmals den Kopf schüttelte, da alle diese würdi­ gen Männer mit der einen Hand hart auf die Bücher schlugen. Ich warf dann meine Augen von ihnen weg, und ward stracks neben dem Tische Richtblock bei Richt­ block und Henker gewahr, alle mit aufgezogenen Hemdär­ meln , und hieben einen Kopf nach dem andern ab, so daß das Blut längs dem Fußboden fortzuströmen anfing. Gott soll mein Zeuge seyn, daß mir mehr als bange war; ich sah auf meine Pantoffeln, ob etwa einiges Blut auf sie gekommen wäre; aber das war es nicht. Die, welche ent­ hauptet wurden, waren meistentheils junge Edelleute. Ich

357 warf meine Augen davon weg, und ward hinter dem Tisch

in der Ecke einen Thron gewahr, der fast umgestürzt war, und daneben einen Mann, der aussah, als sollte er Reichst­ vorsteher seyn; er war ungefähr 40 Jahre alt.

und bebte, indem ich welche

Ich zitterte

mich zur Thüre zog und laut rief:

ist des Herrn Stimme, die ich hören soll? Gott,

wann soll dieß geschehen? Es wurde mir nicht geantwor­

tet.

Ich rief wieder':

Aber es

o Gott, wann soll dieß geschehen?

wurde mir nicht geantwortet;

König schüttelte mehrmals den Kopf,

allein der junge indem die andern

würdigen Männer hart auf ihre Bücher schlugen.

o

wieder, stärker denn zuvor:

Ich rief

Gott, wann soll dieß ge­

schehen? so sei denn großer Gott so gnädig, und sage, wie

Da antwortete mir der junge

man sich dann verhalten soll.

König: nicht soll dieß geschehen in Deiner Zeit, sondern in

der Zeit des sechsten Regenten nach Dir, und .ex wird seyn von eben dem Alter und Gestalt, wie du mich siehest; und der, toi Id)er hier steht,

offenbart, daß sein Vormund

aussehen wird wie dieser, und der Thron wird gerade in des Vormunds letzten Jahren

an seinem Fall seyn durch

einige junge Edelleute; aber der Vormund, der unter sei­ ner Regierung den jungen Herrn verfolgt, wird sich dann

der Sache annehmen, und sie werden den Thron stärker be­ festigen: daß nie zuvor ein so großer König in Schweden gewesen, und nie nachher kommen wird, als dieser werden

wird, und daß das schwedische Volk in seiner Zeit glücklich

werden wird; und er wird ein seltenes Alter erreichen; er wird sein Neid) ohne Schulden, und mehrere Millionen in der Schatzkammer hinterlassen.

Aber ehe

er sich auf dem

Throne befestigen kann, wird es ein großes Blutbad wer­

den, daß nie desgleichen im schwedischen Lande gewesen, und auch nimmer werden wird. Gieb du ihm, als König

im Schwedenlande,

deine guten Vermahnungen. — Und

358 als er dieß gesagt, verschwand alles, und allein wir mit unsern Lichtern waren noch da, Wir gingen mit dem aller­ größten Erstaunen, wie Jedermann sich vorstellen kann, und als wir in das schwarze Aimmer kamen, war es auch weg, und Alles in seiner gewöhnlichen Ordnung. Wir gin­ gen da hinauf in meine Aimmer, und gleich setzte ich mich diese folgenden Vermahnungen zu schreiben in Briefen, so gut ich konnte. (Die Vermahnungen liegen versiegelt, wer­ den von König zu König erbrochen, gelesen und versiegelt.) Und alles dieses ist wahr. Dieß bekräftige ich mit meinem leiblichen Eide, so wahr mir Gott helfen soll.

Carl XI. heute König in Schweden. Als auf der Stelle gegenwärtige Zeugen haben wir alles gesehen, wie Sr. Königl. Majestät es ausgezeichnet hat, und bekräftigen es mit unserm leiblichen Eide, so wahr uns Gott helfen soll. Carl Bjelke, U. W. Djelke, A. Oxenstjerna, Reichödrost. Reichsratb. Rcichsrath. Peter Grausten, Viee- Wachtmeister.

6. Pretia rerum. Als Volkmar von Burgstall, Landeshauptmann und Burggraf auf dem alten heiligen Hauptschloffe Tyrol, frühcrhin Machtbothe Heinrichs nach Böhmen und Mähren, den Eidschwur der Treue von den wankelmüthigen Großen empfangen, schrieb er 1338 an Markgrafen Carl von Mähren, Gubernator Tyrols, nachmals Kaiser: „Herre ez ist iwer armer pawmann ainev haizzet HanS von Raye (Rayen

359 (m Landgerichte Nauders), der hat wol zehen Clayniu Chynt, vnd sol noch zinsen, von zweien iaren lb. xxv, und tuch rrrvy, eilen, vnd pit ewer gnade, daz ir un dir an genaedichlich tut, oder in verderbet der Richter gar, dar vmb, sol er cz geben vnd müst, mit chynde vnd mit Hauffraw von dem Lande, daz vnderstet durch Got. lieber Herre!"

1402 am St. Jacobstag stiftete Ritter Perzival von Weineck- mit zwei Domherren von Bn'ren, beim heiligen Kreuz zu Airl unter der Martinswand, eine Frühmesse. Den Frühmesser ernannte die Familie Weineck. Er erhielt jährlich 16 Mark. Die übrigen Obligationen waren: Des ersten soll ich — Partziual von Wcineck oder mein-Erben ein frummer pfaflichen pider Priester welen, den sol ich dem Pfarrer gen Auxams antwurtc^, der sol ja versucchen ob er ein gelert man sey. Ist er ain redlicher pfaff so sol ich ym behalten vnd der Capplan sol dem Pfarrer bey seinem treron an ayd stat verhaiffen die pünt zu halten, die her nach geschrieben stent, — — derselb pfaff mein Capplan sol sich kainerlay pfärlich recht mit dnterwinhen weder mit dem opfer noch mit der peicht noch mit den Sacramenten, er soll kein g efrumpftS ambt weder singen noch lesen rc., die Opfer soll er dem Pfarrer antwurten, überfährt er ein oder ander Punct zum Drittenmahl „So soll ich oder mein Erben den capplan absetzen, vnd ------- In aine monat ain andern setzen der ain pfäfflich pfaff sey. (Nach 2lbgang aller von Weineck im Jnthal und an der Etsch fällt das Patto, natsrccht an den Dpmprobst." Auch mag ain capplan derselbigen fruemess ain tag oder zwen in der Wochen styrn. Unter den angewiesenen Zinsen und Gülten wird das Fuher Dein zu 20 Pfd. pr. geraitet,

_J36O_ Heinrich, Herzog von Kärnthen, Graf zu Tyrvl und Görz (Sohn des gewaltigen Meinhart, deß vorzüglichsten Werkzeuges der Erhebung Rudolphs von Habsburg), Kö­ nig von Böhmen und Polen, schreibt an seine Tochter, die berühmte Margarethe Maultasche, und an ihren Gemahl, Johann Heinrich, jüngern Sohn eben dieses Böhmen-Kö­

nigs Johann (1335).

Von vns dem Chunig von Behm.

Lieber Svn vnd liebe Tochter, wann wir vemserm lieben gctrewen Dolkmarn von Purchstal, ain tail gclts, des wir in jctzund, als wir gern taeten, nicht bezalen mögen, schuldich seyn, Pitten wir ew gar fleizzich vnd wellen cz, daz ir im den zol, der da haizzet zu dem Luge vnd dem alb, Graf von Görtz, innegchabt hat ein geben wellet, als lang vctz er fünfrhalb Hundert march Silbers, des landes werung — aufgehebe rc. geben ze Kamme des nacchsten Freitags nach des Heiligen Chreutzes tag als es erhalten wart. Markgraf Ludwig von Brandenburg, ältester Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern, gab im December 1352 zu Botzen folgenden Brief: „Daz wir — Oswalden, Taegcns von Villanders saeligcn sun schuldig seyn 24 Mark pr. 13. 20ger, die er vns nu an dem naechsten Sampztag ze abend, vnd an Suntag frü an chost, vnd an andere fachen verlicnt hat, da wir Hinabriten gen Triende, so hat er: vnnsern Dienarn un an mitwochen ze nacht vnd an pfintztag frü da wie her wider auf von Triende riten. Kost/ futer, vnd ander fachen, geben,---------für 14 Mark 9 Pfd. pr. 4. 20zcr, die er vor Wolfharden dem Satzenhofer unnsern Hofmeister schon beraitt vnd beweiset hat, darnach hat

361 er vnns selbe vnd unnfcrn Dienern, die da mit vnns rkten, an denselben pfintztag ober nacht, auzgewunnen mit kost vnd pfantlos — — 8 Mark 6 Pfd. pr. (10 Pfd. = 1 Mark: 12, 20ger = 1 Pfd. pr.) mit Verweisung auf die Veste und Gericht zu En ne.

Hoher Zinsfuß beim allerreichesten Ertrage der tyrolischen Gold-, Silber-, Kupfer - und Eisengruben, und beim Zuströmen der Schätze der neuen Welt. — Erz­ herzog Ferdinand leit gegen Unterpfand 200,000 Gul­ den zu acht Procent von Hieronymus Rehm und Hanns Langenmantcl, Bürgern zu Augsburg, als Vormündern der Kinder Anton Rehlingers und seiner Hausfrau Felizitas Welserin (1567), dann zu sieben Procent von seiner Schwiegermutter Anna Welferinn, Freifrau von Zin­ nenburg, seinem Hofrathe (1569). Die Münze zu Hall in Tyrol hat die spanische unter Philipp II. reformirt. Ihm sendete der Erzherzog Ferdinand von Hall (1584) zwölf Münzen mit aller Zugehorde, die dann die neue Münze in Segovia aufrichteten. Der König war damit so zufrieden, daß er 1586 Ferdi­ nands und der Philippine Welser Söhnen, eine Pension, und zwar dem Cardinal Andreas von Oesterreich 9000, dem Markgrafen Carl von Burgau aber 4000 Ducaten ertheilte, und dem berühmten Bothschafter Grafen Khevenhüller, der das Ganze bewirkt, 10,000 Ducaten durch Don Christoval de Mora behändigen ließ.

Im Jänner 1569 versprach der Florentiner Thomas Magrezzi, dem Erzherzog Ferdinand neue außerordentliche Vortheile beim Salsieden zu Hall in Tyrol, die sich Hormayr's Taschenbuch 1840.

16

362 aber nicht erprobten. Ihm warb ein Dritttheil deö reinen Gewinnes zugesichert.

7. Weibertreue, aber nicht von Weinsberg. König Johann der Luxemburger und Kaiser Carl IV. ließen bekanntlich durch eine lange Folgezeit nichts unver­ sucht, die vielen schlesischen Fürstenthümer der böhmischen Krone zu unterwerfen. Ueberredung, List und Gewalt wurden abwechselnd zur Erreichung dieses Zweckes an­ gewendet. Am abgeneigtesten zu solch einer Unterwerfung bezeigte sich Boleslaw der Gütige, Herzog zu Mün­ sterberg , Herr auf Frankenstein. Da weder Zureden noch List etwas fruchteten: so griff der Markgraf Mährens, der nachmalige Kaiser Carl IV. auf den Befehl seines Vaters zu den Waffen. Der Herzog erhielt einen Fehdebricf und wurde im Jahre 1341 selbst zu Frankenstein belagert, wehrte sich aber auf das tapferste. In einer dunkeln Nacht machte er einen Ausfall in das feindliche Lager, und bemächtigte sich der vornehmsten Herren Mährens und Böhmens, die sofort auf dem Frankenstein in enge Hast gebracht wurden. — Dieser Unfall machte Carln zwar bestürzt, doch nichts we­ niger als untröstlich, um so mehr, da die bekannte Milde des Herzogs ihn nichts für seine Ritter fürchten ließ. — Carl berief nun schleunigst die Frauen und Töchter der Ge­ fangenen zu sich in das Lager und wies ihnen ihre Rolle an: indeß hatte er auch ein stattliches Banket anrichten, und den Herzog dazu freundlich einladen lassen. Boleslaw hegte so viel Vertrauen zu seinem Feinde, daß er diese Einladung nicht ablehnte und blos von zwei Dienern be­ gleitet, in dem böhmischen Lager ankam. Beide Fürsten

363 umarmten sich herzlich, und ließen -ei der Tafel den Be­ cher fröhlich kreisen. Die Mahlzeit war bereits vorüber, als die miteingeladenen Frauen, die den Herzog durch mun­ tere Gespräche für sich eingenommen hatten, ihm einen Fußfall machten, und mit Thränen um die Freiheit ihrer Gatten und Väter baten. Diesem konnte Boleslaw nicht widerstehen. Er erforderte die Hauptleute der Besatzung zu sich in das feindliche Lager, befahl ihnen, alle Gefange­ nen ohne Lösegeld zu entlassen, und während diese, sein Gebot zu erfüllen, zurückkehrten, schloß er mit dem Mark­ grafen Earl Frieden: er unterwarf sich der böhmischen Kro­ ne , wurde aber dafür sofort mit der Grafschaft Glaz be­ lehnt. Indessen kamen die Befreiten zurück und stürzten in die Arme der Ihrigen; das Banket begann von neuem, und in die Becher perlenden Weines fielen Thränen der freudigsten Rührung.

8.

Der leichtgestörte Amtmann. Der Freiherr Dalvasor berichtet in seiner Ehrenchronik von Kram, (B. 4. S. 604.) über die Veldeser Heil­ quelle Folgendes: Nahebei dem (Veldeser-) See befindet sich ein wiewohl jetzt verwüstetes, doch früherhin sehr heilsames Warmbad, welches vor Jahren von Herrn Weidmanns­ dorf, Hauptmann zu Veldes, um der häufig und stetigen Visiten willen vieler bekannter und großer Herrn zerstört und verwüstet worden, damit es nicht ferner seinen wichtigen Amtsverrichtungen zur Zerstreuung anlässig fallen möchte. „ Amici inimici temporis et quietis. “ Solche Freunde sind Feinde der Zeit und Geschäfte und der Nuhe, (sagte Er.) Dennoch werden heutiger Zeit, durch solches,

16*

364 obgleich jetzo etwas unsauberes und fast wüstes Bab annoch gar viel Kranke und Breßhafte, meistens aber sol­ che, deren Krankheiten kalter Natur und Ur­ sprungs sind, wiederum in porigen Stand ihrer Gesund­ heit gesetzt.

9. Ob ein Ziegenbock dem Roß oder Esel eben­ bürtig sey? In Rochlitz fuhr zu Anfang des achtzehnten JahrHunderts ein Arzt Josias Hartmann in einem Kinderwa­ gen zur Kirche, vor welchem ein großer Ziegenbock ange­ spannt war. Wegen des dadurch gegebenen Aergernisses wurde er von der Geistlichkeit belangt, Aber die JuristenFacultät zu Leipzig entschied hie Streitfrage dahin: „daß es -Niemanden verwehrt sey, einen großen pohlnischen Bock vorzuspannen und damit zur Kirche zu fahren." — Das Rcsponsum ist vom Vice-Kanzler Estor unter die von ihm gesammelten merkwürdigen Rechtssprüche ausgenommen

worden.

10, Lausige Offenbarung und lausiges droit divin, Im westphälisch - bergischen Städtchen Hardenberg blieb das Recht den künftigen Herrscher des gemeinen We­ sens zu bezeigen einem weniger edlen Thier als der Stute des Darius Hystaspes oder der Taube S. Remigius, ja selbst als den Eselinnen von Davids Vater, nämlich einer Laus!? Alle Personen, aus welchen gewählt werden sollte, setzten sich um einen Tisch und legten ihre bärtigen Kinne

365 auf denselben. Nun ließ man eine Laus auf den Tisch tau­ fen und auf wessen Bart sie kroch, der wurde Bürger­ meister. Peter Daniel Huet hat diese Wahl in lateini­ schen Versen beschrieben: Moz Hardenhcrgam sera sub nocte venimus Narratur nobis veteri mos ductus ab aevo; Quippe, tibi delegitur revuluto tempore consuf, Barbati circa mensam statuuntur acernam, Hispidaque imponunt attenti menta Quirites, Porrfgitur series barbarum desupcr, ingens Bestia, pes mordax, sueta intercrescere sordes, Ponitur in medio. Tum cujus, numine Divum Barbam adiit, festo huic gratantur murmure Patres Atque celebratur subjecta per oppida consul!! *—

11. Sprüche von den alten Landsknechten. Zur Arbeit haben die Landsknechte krumme Finger undt lame Hende, aber zu mausen und beute zu holen, seynd alle lame grad geworden, das ist vor uns gewesen und bleibt nach uns auch wohl. Landsknecht haßen die Gänse, weil sie immer in Fe­ dern schlafen, dieweil sie selber im Stroh müssen liegen, item so haßen sie auch die Katzen, weil sie selber wol mausen können. Landsknecht können wohl reformiren, wann sy kom­ men, Bethen die Bawren, sind sie da, so feyert das Landsvolk, undt ziehen sie ab, so fastet es. Ein Wolf und ein Gartbruder seynd ir Tage nicht irr gangen in der Welt. Die Axt hieß man damals im Scherz: der Lands­ knechte Hauptschlüffel. Folgende Reime vom Jahre 1551 schildern das Leben

366 des verdorbenen Soldaten, und bei rüstigen Landsknechts im Gegensatz r Der Gartbruder (bettelnde Soldat) spricht; Ich bin ein armer Gartbruder, Arbeit nicht, lieg gern im Nieder

Ich zieh' das Land hin undt wieder, Bettel das brod und vertäust es wieder. Also schlag ich mein Nahrung an, Damit bleib ich ein Kauffmann,

Dndt zieh in der Bettler Herberg ein Laß Stro und Bank mein Lager seyn. Ich zieh one Müntze undt ohne Gelt Mit allen Fremden durch die Welt. Muß mancherley Ääi’ und Brot essen, Der Barren Hund die Nase dreschen, Ich trink offt Wasser für Bier undt Wein

Undt laß den Winter gut Wetter seyn.

Der Landsknecht spricht: Zu fechten und zu streiten ist mir fach, Trummel und Pfeiff,n lauff ich nach, Will mein Frau nicht mit mir gan, Sv bleib fit zu Haus, thu wie sy kann.

Spring ich über eine Waffervach, Ruff ihr und sy k-mpt nicht nach, So ziehe ich balt nach Flandern, Seh mich umb nach einer andern, Mein Fraw seh sawer oder süß

Landsknecht gebrauch ich halten muß. ein Landsknecht ohne hübsche Hur, Ist wie ein Esel mit einem Ohr.

Wo Landsknecht Peden und braten, Pfaffen zu weltlichen Dingen raten, Und die Weyber haben das Regiment, Da nimpt «S s.lten ein guet end. Die Landsknecht und rin Beckerschrein,

Die wollen wol gefüllet seyn, Dieweil sy wissen nymals nicht, Wann man sy würgt und nydersticht.

367 12. Die theuern Zähne, die theuern Zahnärzte und die Krüppel-Republik.

Carl Robert, der Ungarkönig, auö des französischen HauseS Seitenzweige von Anjou-Neapel, Vater Ludwigs des Großen, stieß einst bei einem Turnier auf der hohen Königsveste Wissegrad, dem Stephan Päzmäny, mit der Lanze, drei Zähne ein, und gab ihm dafür drei Dörfer, Somogyi, Posa und Som. Peter der Große sah einst auf seinen Reisen einen Marktschreier, der unter den seltsamsten Gebärden bald mit freier Hand, bald mit dem Kochlöffel, bald mit der Spitze des Degens den Leuten die Zähne ausstieß. Peter bekam sogleich Lust, ein Gleiches zu thun, und sein Gefolge mußte sich, obgleich mit sauren Gesichtern, zu diesem Expe­ riment hergeben, das auch, weil Peter sehr stark und in den meisten Handgriffen ungemein geschickt war, gar nicht übel gelang. Eines TageS hatte er einen Officier vom ersten Adel zu sich bestellt, um ihn seinen ganzen Zorn durch eine handgreifliche Züchtigung fühlen zu lassen. Schon lag die gefürchtete Dubina (des Kaisers langer Stock, mit dem großen, von Silber und Elfenbein beschlagenen Knopf) zur allerhöchst eigenhändigen Execution bereit. Die Freunde warnten den armen Mann. Dieser aber trat ganz furcht­ los ein, das Tuch fest an den Mund gedrückt, gleich nach ihm der zornesglühende Kaiser. „Warum verbirgst Du Dein nichtswürdiges Gesicht?" — „Ich habe unsinnige Zahnschmerzen„Zahnschmerzen? Meine Werkzeuge her!" schrie der Kaiser, ließ die Dubina fallen, streifte die Aermel streitbegierig auf, und riß dem Delinquenten einen wirklich schadhaften Zahn vortrefflich aus. Der Russe fiel

368 ihm zu Füßen, für die allzugroße Gnade dankend. Peter gab ihm nun einen sanften Verweis, und der übergroße Zorn war vergessen. — Kein übles Gegenstück des bekann­ ten Vorfalls, wie der Kaiser einst mit dem Polizei mi­ nister in Petersburg über eine sträflich vernachlässigte Brücke fuhr, ihn von der Kebitke herunterwarf, wacker durchprügelte, und als der Minister noch ganz in die über­ raschende. Zurechtweisung versunken war, ebenso schnell wieder auf den Wagen sprang, und freundlich auf den Sitz klopfend, ihn zu sich winkte: „Nun? — Wird's bald, Bruder?"

Unglückliche Aerzte erhielten auch manchmal un­ erwünschtes Honorar. — So begehrte die schöne Austrigilde, die Gemahlin Guntrams, Königs von Orleans, von ihrem Gatten, die zwei Leibärzte, denen sie ihren Tod zuschrieb, an ihrer Seite in der Gruft der Könige beerdi­ gen zu lassen, was auch vollzogen wurde. Die indischen Fabeldichter erzählen von einem Lande der Bucklichten und Ungestalten, wo ein schöner Fremdling, der sich darin verirrt, bald in Stücke zerrissen worden wäre und für einen Ausbund von Häßlichkeit galt. — Der unter Ferdinand I. lebende ungarische Geschicht­ schreiber Niklas Olahi erzählt: im Dorfe Simänd in Szarander- Comitate, sei ein Dorf von lauter Krüp­

peln, Hinkenden, Bucklichten und Lahmen bewohnt gewe­ sen , die selbst ihre Kinder auf allerlei Weise verunstalteten und Niemanden erlaubten, sich bei ihnen niederzulassen, um ihre treffliche Raxe nicht zu verderben. — Sie hatten auch eine eigene Sprache, welche „die Sprache der Blindm" hieß. Sie durchstrichen das ganze Land, weckten durch ihre Gebrechen Mitleiden, sangen die beweglichsten Lieder, erbettelten vorzüglich auf den Jahrmärkten viel Geld und

369 waren von allen Abgaben frei. — Es ist nicht bekannt, wann diese saubere Simander - Krüppelrepublik, zur Ehre der Menschheit auseinander gejagt worden sey? —

13.

Ungewöhnlich hohes Alter.

Ein gemeiner österreichischer Husar, Stephan Magyary, von Belleznay, (jetzt König von Preußen, früher Stipsicz Husaren), wurde 1744 wegen seiner ge­ lähmten Hand als Invalide entlassen. Auf dem Marsch nach seiner Heimath stieß er in einem Wirthshause auf ei­ nen preußischen Major, der wichtige Depeschen mit sich führte. Unbewaffnet,' wie Magyary war, nahm er so klug als entschlossen diesen Major gefangen, und brachte ihn zum commandirenden österreichischen General, Prinzen Carl von Lothringen, ins Hauptquartier. Der Prinz trug ihm zur Belohnung wieder Dienste an und machte ihn züm Lieutenantbei seiner eigenen Husaren-Compagnie.— 1757 kam Magyary, der sich bei jeder Gelegenheit rühm­ lichst hervorthat, schon als Rittmeister zu seinem ehemali­ gen Regimente, damals Morosz zurück, machte im Juli in einem Scharmützel bei Zittau viele Gefangene, zerstreute am 30. April 1758 bei Mittewalde im Glatzischen ein feind­ liches Detaschement, wovon er den Commandanten mit 38 Mann gefangen nahm. 1759 wurde er Major im Regi­ mente und commandirtc mit 1760 einen Streifzug bis an die Oder, wobei er viele feindliche Trupps aufhob. Er kam 1761 zu Spleny Husaren, Zeichnete sich 1762 beim Angriffe auf das preußische Detaschcement zu Kirchheim durch vor­ zügliche Tapferkeit aus, und wurde 1767 Obristlieütenant

370 bit Ääuendorf Husarm. Äort avaneirte er 1773 zum Obersten- nachdem er in den Adelstand mit dem Prädicate von Remeth erhoben worden war. 1777 wurde er Gene­ ralmajor, erhielt bald darauf den Elisabeth-Orden und starb 1790, nachdem er also nach seiner Entlassung als gemeiner Invalide noch durch zwei und vier­ zig Jahre Officier in allen Chargen und General gewe­ sen war. Don dem ältesten im weitern Umfange des österreichi­ schen Kaiserstaates bekannten Manne erstattete im Jänner 1724 ein eigenes Blatt umständliche Nachricht. Dieser Mann war am 5. Jänner 1724 daselbst in einem Alter von einhundert fünf und achtzig Jahren gestorben und hieß Petracz Czärtan. Er war im Jahre 1539 in Lemeswar von armen Aeltern geboren, und als diese Fe­ stung in die Hände der Türken fiel, hütete er die Heerde seines Vaters. Durch die Tataren von derselben ver­ trieben , flüchtete er in die Gebirge und lebte dann in ver­ schiedenen Gegenden des südlichen Ungarns, indem er sich theils von Ackerarbeit, theils durch Bothengänge, und als sein zunehmendes Alter ihn zur Arbeit unrüchtig machte, von Wohlthaten erhielt. Seine letzten Lebensjahre brachte er in einem Dorf an der Straße von Temeswar nach Caransebes zu, wo er unfern des PosthaufeS auf seinem Stock gestützt saß, und sich, wenn Fremde daselbst ankamen, so­ gleich dahin begab, um Almosen zu erhalten. Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Franz Paul von Wallis ließ den Alten eine Stunde vor seinem Tode von einem durchrei­ senden Künstler malen. Zur Zeit seines Todes war er, obwohl etwas gebeugt, doch, um einen Kopf größer als sein Sohn, welcher gleichfalls ein Alter von hundert Jah­ ren erreichte. Seine Augen waren roth, aber nicht trübe, seine Stimme stark, Kopf und Bart weiß, mit einem schwa-

371 chen grünlichen Schimmer, und noch hatte er in seinem letzten Lebensjahre mehrere Zähne von vorzüglicher Weiße. Da er der griechischen Religion zugethan, ihre Gebräuche mit äußerster Genauigkeit ausübte, so unterzog er sich bis an sein Ende den vorgeschriebenen strengen Fasten. In sei­ nem höhern Mer-lebte er beinahe ganz von Milch, wei­ chen Mohnkuchen, und sein Getränke bestand aus wenig Wasser und Pflaumen-Branntwein, welchen er, so wie den Rauchtabak leidenschaftlich liebte. Ihm ward das Glück, seiner Urenkel Kinder auf -en Knien zu wiegen, und in den Armen eines seiner Enkcel sanft zu sterben. Er soll nie trunken, und seit seinem Mannesalter nie heftig er­ zürnt gewesen seyn. Wie Thomas Parre (alt 169 Jahre) lebte er in drei Jahrhunderten, — mehr und größere Herrscher erlebte er — Carl den V., Ferdinand I., Maxi­ milian den IL, Rudolph den II., Mathias, Ferdinand den II., Ferdinand III., Leopold den L, Joseph den I. und Carl VI. — unter einem Carl geboren, starb er unter dem an­ dern, älter als Abraham, Isaak, Jacob, Nachor und Moses. ------- Auch in Mähren drängen sich auf einem kleinen Fleck Beispiele eines sehr hohen MerS zusammen. Auf der Salmischen Herrschaft Raitz starb im April 1680, im Dorfe Senatarz, Johann Hedl, der Alte genannt, nachdem er drei Jahre vorher aus Schwachheit bettlägerig gewesen, im hundert und zwanzigsten Jahre seines Alters; erliegt auf dem Jedownitzer Kirchhof begraben.— Am 16. August 1692 starb zu Wilimowitz der 110 Jahre alte Thomas Schwewczik von Lipowetz, Raitzer Herrschaft. Wenige Ta­ ge vor seinem Hinscheiden ging er zu Fuß über hohe Berge nach dem eine starke Meile von Lipowetz entlegenen Markte Jedownitz ohne sich ermattet zu fühlen. Im Jahre 1632 starb Carl Langer auf der Herrschaft Goldenstem im Dorfe Weigelsdorf im 117 Jahre seines Alters. Malcher Chri-

372 sten aus Neuullersdorf starb im Jahr 1669 im 111 Lebens­ wahre, Andreas Schubert aus Altstadt starb im Jahr 1661 mit 117 Jahren. Am 1. Mai 1730 starb zu Holstein auf der Herrschaft Raitz, der Jäger Mathias Stark im 112 Jahre seines Alters. — Am 25. April 1675 starb im Boskowitzer Spitale die Bettlerin Mariana Kosczaczka von Raitz im 120., im Jahre 1726 die Mariana Lazebnikowa im 112., und im Jahre 1679 Wenzel Dolezel aus Ludikow im 110. Lebensjahre. Arn 1. December 1766 starb in Am­ sterdam ein, seit 70 Jahren im Haag wohnender mähri­ scher Jude, Samuel Emanuel aus Nikols bürg (der Hel­ math des österreichischen Reformators, des jungen Schacherjuden, nachmaligen Gemeinen bei Deutschmeister, end­ lich Hofrathcs, Vicepräsidenten und Ordensritters, Jo­ seph von Sonnenfels,) 107 Jahre alt, seit 76 Jah­ ren verheirathet, mit 58 annoch lebenden Kindern und

Enkeln'.

14. Ordre de bataille in Knittelversen.

Als der russische Feldmarschall Suwarow im Herbste 1799 aus Italien über den Gotthard in die Schweiz zog, dictirte er eine Zeit vorher seinem vielgeliebten Generalquar­ tiermeister, Obristen Weyrot ter, (der, seit der General Marquis Chastelcr vor Tortona, die 14. und gefährlichste Wunde erhalten,) es am besten verstand, mit dem wunder­ lichen Heldengreis umzugehen, in seine Schreibtasel wört­ lich folgende Disposition, in deutschen Knittelversen: den 20. Septbr. Die Tragthiere bereit! - 21. Zieht Rosenberg zum Streit, - 22. Folgt Dürrfelden zur Schlacht.

373 Gotthardsberg erobert Macht. So haben Wir durch Säbel und Bajonett, Die Schweitz von ihrem Untergang errett.

den 24. Septbr. Ist

mit

15. Die. Scheintodten.

Bei der Menge schaudervoller Geschichten, die bei un­ sern Vorfahren wegen einer zu frühen Beerdigung der Scheintodten statt finden, ist es wohl nöthig, eines Vor­ falls zu erwähnen, der den Ollmützern in dieser Hinsicht Ehre macht, und von einem Augenzeugen, dem bürgerli­ chen Mälzer, Hanns Kranich für seine Nachkommen mit diesen Worten ausgezeichnet wurde: „Anno 1573 ist Herr Schlechta gestorben (zu Ollmütz nämlich), ist bis den siebenten Tag gestanden, Ehe man ihn hat begraben, dann er war stets röthlich, und nicht wie sunst ein Leich erstarkt, Ist in Grab auch etliche Tage offen ge­ standen, ehe man ihn zugescharrst hat." Ein Graf des ölten an erfahrenen Kriegeshauptleu­ ten reichen Hauses Rogendorf, Herren auf Raitz, Mollen­ burg und Daubrawitz in Mähren, Gegenschwager des gro­ ßen Palatins Palffy, wurde ein Opfer der Gespensterfurcht. — Im Leichenhause bei den Earmeliten zu Brünn beige­ setzt, raffte er sich vom Scheintod auf, stieg die Treppen des Gewölbes hinan, ächzte und klopfte. Alles bekreuzte sich und floh. Am dritten Tage erst wagte ein bekannter Exorcist zu öffnen und hinabzusteigen — und fand zum all­ gemeinen Entsetzen den unglücklichen Grafen im Leichentuch, todt vor Erstarrung und Hunger auf den obersten Stufen der Treppe hingestreckt.

874 Im Jahre 1545 im Frühlinge war Margarethe Sieberinn zu Laybach nach einer langwierigen Krankheit ver­ schieden, und zu St. Peter in der Todten - Kapelle ausge­ setzt. Ein Dieb aus dem Leichengeftlge hatte an ihrem Finger einen köstlichen Ring bemerkt, schlich sich bei RachtS in die Todten - Kapelle, und wollte ihr denselben mit Ge­ walt vom Finger ziehen, und da dies nicht gehen wollte, ihr den ganzen Finger abbeißen, oder abschneiden. — Der heftige Schmerz erweckte die Scheintodte. Sie regte sich, und gab dem Frevler mit eiskalter, geballter Faust, einen tüchtigen Schlag, daß er vor Wahnsinn brüllend davon stürzte. — Margarethe stand im Todtenkleid auf, ging so­ gleich wieder nach Hause und hatte noch Kraft genug, ih­ ren Mann aus dem Schlafe zu lauten, der sie (gewiß ein seltner Fall) mit der freudigsten Ueberraschung aufnahm. Sie gebar ihm noch drei Kinder und lebte noch sieben Jahre.

16.

Ein früherer Roller, Schweizer und Moor.

Rahe bei der Stadt Pilsen in Böhmen erhob sich die Burg Krzenow, von der nur noch wenige traurige Rui­ nen übrig sind. Dort hauste unter der Regierung des Jagelloniden Wladislaw ein kecker Raubritter, Johann Bawureck von Schwamberg geheißen. Dieser lebte mit den Städten Saatz und Pilsen in beständiger Fehde, that ihnen allen möglichen Abbruch, und beraubte ihre Handelsleute, wenn sie auf Märkte zogen. Jahrelang schon hatte er diese Städte gepeinigt: als die Stunde zur Rache herankam. Die Pilsner insgesammt, alt und jung, bewaffneten sich, und umlagerten im Jahr 1507 die Burg, wo Bawureck

375 so eben in übermüthiger Sicherheit mit seiner Beischläfe­ rin an der Tafel saß und zechte. Aller Widerstand «ar vergebens: die Bürger, die für Habe und Ruhe kämpften, erstiegen die Burg und bemächtigten sich des Burgherrn. Jene wurde geschleift, dieser in Ketten und Banden nach Pilsen gebracht und in den Kerker geworfen, die übrigen Räuber aber an die nächsten Bäume aufgeknüpft. — Auf die diesfälligen Berichte, und Vorstellungen der Bürgerschaft gebot König Wladislaw, den Raubritter hinzurichten, und schenkte dessen Burg sammt dem dazu gehörigen Gebiete der Stadt zum Ersätze der ihr zugefügten Schäden. Als Bawureck zur Hinrichtung hinausgeführt werden sollte, bat er um die einzige Gnade, seine Geliebte im Kerker noch

einmal sehen und Abschied von ihr nehmen zu dürfen. Als man dieß zugelaffen, und er sie einige Augenblicke allein gesprochen hatte, -ging er seltsam lächelnd zu dem marter­ vollen Lod. Er hatte sein Loos kaum überstanden, als die Sturmglocke ertönte, und die Stadt an mehreren Seiten zugleich zu brennen begann. In wenigen Stunden lagen mehr als zweihundert Häuser in der Asche. Bawurecks Beischläferin war nicht mehr zu finden. Diese gräßliche Rache hatte sie zugleich mit den entkommenen Knechten des Faustritters verübt.

17. Des großen und guten Heinrichs Todes­ ahnungen. Dem Tode Heinrichs IV. gingen, der Sage nach, mehrere Ahnungen voran, die uns die Geschichte der da­ maligen Zeit aufbewahrt hat. Am Morgen des Tages,

_376_ wo ihn Ravaillac der rothhaarige Schullehrer von AngouLeme ermordete (am 14. Mai 1610), war der König unge­ wöhnlich trüb und nachdenkend. Er wollte, um sich in eine bessere Stimmung zu versetzen, noch ein Stündchen schla­ fen, warf sich aber drei Mal vergebens auf das Bette; er versuchte zu beten — Alles gleich vergebens. Bei dem Lever war er bemüht, sich aufzuheitern, es wollte nicht gelingen; er zwang sich zu scherzen, lächelte, und lachte ein paar Mal laut auf, schloß aber mit dem Sprichworte „Mancher, der am Freitag lacht, (der 14. Mai war ein Freitag) wird am'Sonntag weinen." Seine Gemahlin Maria von Medicis, war am Tage vorher gekrönt wor­ den. Am Abende des Krönungstages sagte ihr Leibarzt La Brosse zum Herzog von Vendome: „Erlebt der König noch den morgenden Abend, so stehe ich ihm noch für drei­ ßig Lebensjahre." Vendome erzählte dieses dem König, welcher es leicht aufnahm und zur Antwort gab: „La Brosse ist ein alter Narr so etwas zu sagen, und Sie ein junger Narr es zu glauben." — „Sire," erwiederte der Herzog, „man glaubt so etwas nicht, aber man fürchtet es doch!" Wenige Nächte vor dem Mord träumte der Königin ein Mal, alle Diamanten ihrer Krone verwandelten sich in Perlen, ein ander Mal, der König habe einen Messerstich in die kurzen Rippen erhalten; sie erzählte diese Träume dem König, er sprach beim ersten: „Man muß nicht an Träume glauben!" Beim zweiten: „Gott sei Dank, es war nur ein Traum!" An demselben Tage nannte er sie statt „Frau Königin" scherzweise „Frau Regentin." Be­ vor er sich in den Wagen setzte, den er nur als Leiche wie­ der verlassen sollte, nahm er drei Mal hinter einander wie­ der zurückkehrend sehr zärtlichen Abschied von seiner Gemahlin.

377

18. Maler-Anekdoten. Salvator Rosa war zugleich ein großer Tonkünst­ ler besonders auf dem Clavier. Einst gefiel ihm das In­ strument, worauf er spielte, so sehr, daß er den Deckel in eines seiner schönsten Gemälde umschuf.

sik.

Gerhard Lairesse stimmte sich zum Malen durch MuSeine Violine nannte er sein Begeisterungsmittel.

Barici malte einen reichen Filz, der fich hernach wei­ gerte, den verabredeten Preis zu zahlen. Was that Ba­ riei? Er behielt das Bild, malte mit Wasserfarbe eiserne Stäbe darüber und hing den Gefangenen so lange vor sein Fenster, bis sich dieser theuer losgekaust hatte. Jetzt löschte er die Stäbe aus.

Delasquez, der Lehrer Morillo's, malte mit vier Fuß langen Pinseln, um die Wirkung sogleich beobachten zu kön­ nen, die seine Gemälde in dieser Entfernung machen sollten. Mattia Pretti, il Ealabrese, hatte in der ersten Wuth zwei Schkldwachen erdolcht, die ihn, während einer Pest­ seuche, nicht in Neapel eknlaffen wollten. Der ViceKönig , anstatt sein Todesurtheil zu unterschreiben, that den Ausspruch: n Excellens in arte non debet mori.“

Don Doullogne verfertigte sein Oel- Gemälde, ohne Pinsel, mit den Fingern. Blanchet hatte von der Magistrats-Behörde von Lyon den Auftrag erhalten, das Stadthaus mit den schönen Ge­ mälden zu versehen, die es zieren. Als er fertig war, ver­ langte der Bürgermeister von ihm, er sollte mit der Rech­ nung einreichen: wie viel er für Farben ausgelegt. Blan-

378 chet ergriff eine Feder und schrieb auf einen Papierstreifen: „100,000 Franken für weiße und schwarze Farbe."

19.

Ein mährisches Dorf widersteht den Schweden jahrelang als Festung.

Mähren hat durch zweimalige Invasion der Franzosen-Heere Napoleons im Jahre 1805 und 1809 sehr viel gelitten, allein vor beinahe zweihundert Jahren litten un­ sere Dorältern von den Schweden weit mehr. Alle Gegen­ den, wo sie hinkamen, wurden verwüstet, beraubt, die Einwohner mißhandelt und unglaublich gequält. Am mei­ sten litt Ollmütz; ein Opfer seiner schnellen Uebergabe, und des in des Feindes Versprechungen gesetzten Vertrauens. Die Häuserzahl daselbst hat sich durch die Zeit von 8 lan­ gen Jahren schwedischer Besetzung, um beinahe Tausend, die Bevölkerung von 30,000 auf nicht volle 2000 gemin­ dert. Die Einwohner des Dorfes Groß-Senitz hatten bald nach der Uebergabe von Ollmütz vernommen, wie wenig die Schweden die hierbei eingegangenen Verpflichtun­ gen hielten, und welche Erpressungen und Plackereien sie sich daselbst erlaubten, sie befürchteten ein gleiches Schicksal, wenn auch ihr Dorf in schwedische Hände fallen sollte. Sie hielten also eine Hromada (Gemeindeversammlung), und verabredeten sich vor allen für genügliche Lebensmittel zu sorgen, dann ihr Dorf zu befestigen, mit Gräben und Schanzen zu umgeben, sich Waffen zu verschaffen, 'dann verbanden sie sich eidlich, den Schweden nicht die ge-

379 ringste Abgabe zu leisten, und bis auf den letzten Mann sich gegen jeden Anfall zu vertheidigen. AL dieses wurde auch ausgeführt; ins siebente Jahr in diesem Belagerungs­ stande heldenmüthig ausgeharrt. Doch haben sie alle Jahre ihre Aecker bestellt, die Früchte eingeembtet und in den Scheuern bewahrt, überhaupt keine ihrer landwirthschasts lichen Verrichtungen unterlassen, aber Alles mit rühmli­ cher Klugheit unternommen; denn sie hatten an den Anhö­ hen immerfort ihre eigenen Wachen ausgestellt, und beim ersten, von dieses durch Poller gegebenen Zeichen zogen sie sich vom Felde mit Wägen und Pflügen, dann allem Vieh in das befestigte Dorf zurück, und widerstanden den oft wiederholten Angriffen der Schweden tapfer und immer glück­ lich. Diese hatten zwar im Umkreise von Ollmütz be­ kannt machen lassen, daß den Städten, Schlössern und Dörfern, die sich hierum bewerben wollten, sicheres Ge­ leit (Sauvegarden) würden gegeben werden; allein die Groß-Senitzer meldeten sich nicht, und da der Ollmützer Commandant ihnen sogar insbesondere einen Trom­ peter zusendete, und das sichere Geleit, wie sie es wollten, mittelst Soldaten oder mittelst schriftlicher Befehle anbie­ ten ließ, wollten ihn die ausgestellten Wachen, unter dem Vorwande, sie verständen die schwedische Sprache nicht, gar nicht anhören. Als endlich die Dorfeinwohner beim Ein­ gänge des Dorfes in großer Menge sich versammelt hatten, sprachen die ältesten unter ihnen zu dem Trompeter, auf ihre Waffen zeigend: „Siehe! Gott und diese Waffen sind unser Geleit, und so kehre in Frieden zurück." Diese rühmliche Standhaftigkeit, diese unerschütterliche Treue gegen ihren Landesfürsten Kaiser Ferdinand IH. wußte aber auch der Feind selbst an diesem Dorfe zu eh­ ren; denn als nach hergestelltem Frieden aus der ganzen

380 Gegend die erforderlichen Wägen zur TranSportkrung des feindlichen Gepäckes ausgeschrieben wurden, hatten auch die Groß-Senitzer eine bestimmte Zahl zu stellen, und schickten zugleich zwei verständige wohlberedte Männer an den von Lorstenson und Wrangel bestallten, allge­ mein gefürchteten Ollmützer Stadtkommandanten, Obristen Paikul, die sich in einer zierlichen hannakischen Rede entschuldigten, wenn die Gemeinde durch diese vielen Jahre ihn oder seine Leute beleidiget hätte, und baten, er möge es der ländlichen Einfalt zu Gute halten.! Bei dieser Gelegenheit versammelten sich beim Commandanten die schwedischen Officiere in großer Anzahl, um die Abgeord­ neten dieser muthvollen Bauern zu sehen, und belobten ihre Standhaftigkeit ungemein. Der Commandant aber erwie­ derte ihnen: Er wünsche dem Kaiser lauter so getreue Un­ terthanen, und so tapfere Soldaten, und ließ ihnen dann Branntwein geben, so viel sie wollten; auch befahl er, am Stadtthor eine Tafel mit folgender Aufschrift anzuheften: „Den, ihrem Kaiser getreuen Groß-Senitzern ist freier Aus- und Eintritt in die Stadt verwilligt!"— und eben dies gab er den Abgeordneten schriftlich zum Ausweis bei der Gemeinde mit. Groß-.Senitz liegt im Ollmützer Kreise, zwei Stunden von Ollmütz, an dem Bache Bl ata in sehr fruchtbarer Gegend; es zählt ungefähr 110 Häuser, bei 800 Seelen, eine Kirche, Pfarre und Schule.

331 20. Letztwillige Anordnungen. Cortusius, einer der berühmtesten Rechtslehrer des fünfzehnten Jahrhunderts, ein eben so lebhafter als gelehr­ ter Mann, der sein Leben zu genießen wußte, mit Freun­ den sich lustig machte, Tafel und Gesellschaften liebte, gern die gefüllten Decher leerte, und freundlichen Weibern freund­ lich in die Augen sah, geliebt von der frohen Welt, geehrt von seinen Schülern und F.ienten, starb zu Padua den 17. Julius 1418, allgemein bedauert und beklagt, was er doch nicht haben wollte. Er pflegte oft mit Bion dem Borystheneter zu sagen: „Man behandelt die Todten als Unempfindliche, und beweint sie§ als wenn sie empfindlich wären. Aber der Weg in die andere Welt ist leicht zu finden, man geht ihn mit geschloffenen Augen." Cortusius wollte kein Weinen und Klagen bei seiner Leiche. Er verbot daher in seinem Testamente seinen Er­ ben alle Trauer bei hoher Strafe. Vielmehr befahl er in demselben, da er doch wußte, daß man mit Gepränge ihn zur Erde bestatten würde, daß bei seinem Leichenbegäng­ nisse Spielleu^ Pfeifer und Sänger hinter und vor sei­ nem Sarge hergehen, und mit dem Gesänge der Geistlich­ keit abwechseln sollten, Seine Bahre sollten zwölf ledige, grün gekleidete Mädchen, flngend lustige Lieder, die ihnen eben einfielcn, tragen, und dafür eine Aussteuer bekommen. Er wurde nach seiner Verordnung, am Tage bei dem Scheine von hundert brennenden Fackeln begraben, und zwanzig Wachslichter trugen die Geistlichen, welche vor und hinter hem Sarge hergingen. Unter diesen waren auch Mönche, ausgenommen Augustiner-Eremiten, deren Be­ gleitung er ausdrücklich im Testamente verbeten hatte, da­ mit sie, in ihrem ganz schwarzen Ornate, nicht die Heiter­ keit des BegräbnißzugeS verdunkeln möchten.

382 Ein anderer, .nicht minder berühmter Rechtslehrer Baldus, mit Ehrfurcht stets genannt, ließ nach der Ver­ ordnung in seinem Testamente, sich in einer FranziskanerKutte begraben. Rudolph Agrikola und Achilles StatiuS wollten in Dominikaner-Kutten beerdigt seyn. Der zärt­ liche Liebhaber der schönen Laura, der liebliche Dichter Petrarka, wählte, wie Baldus, eine Franziskaner-Kutte zu seinem Sterbekleide. Viele Kaiser, Könige, Fürsten und Herren von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten, mach­ ten durch gleiche Verhüllung ihres Leichnams der Geistlich­ keit eben dieses Compliment, und gingen auf eine andere Art und Weise, unter andern Voraussetzungen, als der lu­ stige Cortusius, nach Aristophanes lieblichem Ausdrucke: — ad beatorum convivia. Eben so aber, wie der fröhliche Paduaner, wollte ein Engländer seine Leiche behandelt, und seine Bestattung froh und freudig begangen wissen. — I. Unterwood, der im Hahre 1733 zu Withlcson starb, hinterließ folgendes Te­ stament : 1) „Sobald mein Leichnam in das Grab eingesenkt ist, soll eine kleine, weiße Marmorplatte auf dasselbe gesetzt werden, mit der Inschrift: Non omnis moriar, J. Unterwood. 1733." 2) „ Sollen, wenn dieses geschehen ist, folgende sechs Herren (welche genannt waren) die letzten Strophen aus Horazens 20ster Ode, des zweiten Buches, auf meinem Grabe, mit lauter Stimme froh und freudig absingen: Absint inant sintere naeniae Luctusquc tuqtcs et querimoniae. Compesce clamorem, ac sepulchri Mitte super vacuos honores,14

3S3 3) „Sollen/ wenn meine Leiche zu Grabe getragen wird, keine Glocken geläutet werden; auch soll keiner mei­ ner Anverwandten oder Freunde, ausgenommen obgedachte 6 Herren, meinem Sarge folgen." 4) „Dieser mein Sarg soll grün angestrichen werden. Dies war immer meine Lieblingsfarbe." 5) „Soll man mich in meinen gewöhnlichen Kleidern in den Sarg legen; Sanadon's Horaz unter den Kopf, Bentley's Milton zu den Füßen; ein kleines griechisches Testament soll man mir in die rechte, eine kleine Edition des Horaz in die linke Hand geben, und Bentley's Horaz unter den Hintern legen." 6) „Soll meine Schwester nach der Beerdigung gedachte sechs Freunde im Sterbehause herrlich und fröhlich bewirthen, und für ihre Bemühung jedem 12 Guineen auszahlen." 6) „Dafür sollen diese Freunde nach der Mahlzeit Horazens 31 sie Ode des ersten Buchs (Quid dedicatum poscit Apollinem Vates etc.) absingen, und wenn dieses geschehen ist, sollen sie bei einem Glase Wein fröhlich seyn, und nicht mehr denken an Unterwood." Folgender Schluß des Testaments hat, so wie er schnell und unerwartet auf das Vorhergehende folgt, etwas ganz sonderbar Ergreifendes. — „Dahin ist nun der Freund und Theilnehmer an euren Fröhlichkeiten, ihr guten Sechse! Nach seinem Willen wäret ihr bei seinem Grabe und in seinem Hause an dem bekannten Platze noch einmal lustig; solltet es wenigstens seyn, und nun sollt ihr seiner nicht mehr gedenken. Das könnt ihr nicht und solltet ihr seinen letzten Willen noch so hoch achten. — Und wenn nun einer von euch Sechsen nach und nach stirbt und seine Freunde ver­ lassen muß, was wird dann jeder wollen? von euch als Freunden verlangen? Was werdet ihr thun, um seine

384 Leiche zu ehrm? — Und der letzte von euch? Wer wird auf seinem Grabe ein Absint naeniae anstimmen?" Francesko Sales, der die Rechte in Padua studierte, und in seinem achtzehnten Jahre in ein hitziges Fieber siel, vermachte seinen Leichnam der Anatomie, um den Aerzten, die ehemals so etwas theuer erkaufen mußten, einen Dienst

zu erweisen. Der Straßburger Bischof Arbogast befahl im Jahr 658 in seinem Testamente, seinen Leichnam aus christlicher Demuth unter das Hochgericht zu begraben. Ein im Jahre 1630 verstorbener Oberster Hoorne ver­ ordnete, daß bei seinem Leichenbegängnisse alle seine lustigen Freunde sich versammeln, und dasselbe mit einem großen Gastmahle feiern sollten. Ein Mailänder hatte sich dem Spiele so leidenschaft­ lich ergeben, daß er sein ganzes Vermögen demselben aus­ opferte. Nichts blieb ihm als ein Maierhof, auf welchem er aber auch nicht ruhig leben konnte. Einzeln verspielte er die dazu gehörigen Grundstücke, die Aiegeln^und Balken des Hauses, wurde bettelarm, und verfiel in die höchste Schwermuth. In derselben machte er ein Testament, und da er über nichts mehr zu gebieten, nichts mehr der Welt zu vermachen hatte, disponirte er über seinen Körper, und befahl, man sollte nach seinem Tode demselben die Haut abziehen und mit derselben ein Brettspiel säuberlich über­ ziehen, seine Knochen aber sollte man zu Würfeln verar­ beiten, und dieselben an Spieler verschenken. Sonderbar und merkwürdig ist das Testament einer erklärten Männerfeindin, die in der Grafschaft Essex im Jahr 1791 als eine alte Jungfer von 83 Jahren starb, und von ihrer frühesten Jugend an, wo es nicht leicht war, bis in ihr spätestes Alter, wo es weit leichter wurde, alle Männer floh und verachtete. Die Sonderbare bekam viel-

385 leicht eben ihrer Sonderbarkeit wegen viele Liebhaber, welche die Spröde zu bekehren hofften, aber vergebens. Sie be­ handelte dieselben mit auffallender Härte, und wies alle gemachten Anträge schnöde von sich. So erreichte sie end­ lich ihren Endzweck, wurde als eine Männerfeindin aner­ kannt, und starb mit diesem erwünschten Ruhme und Namen. Als die Zeit ihres Scheidens von dieser Welt herannahete, machte sie ihr Testament. — In demselben ver­ machte sie ihr ganzes Vermögen nur ihren weiblichen Ver­ wandten. Mit großer Genauigkeit ordnete sie ihr Leichenbegängniß an, zu welchem, dem Gebrauche ihres Ortes ge­ mäß, denn doch vser Quastenträger gehörten. Da dieß nicht zu vermeiden war, so bestimmte die nothgedrungene Männerfeindin, daß dieselben jeder 100 Pfund erhalten, we­ nigstens über 40 Jahre alt seyn, und vorher einen Eid ab­ legen sollten, nie mit einem Weibe eine Schäferstunde ge­ feiert zu haben. — Da sich nun kein Mann dazu verstehen wollte diesen sonderbaren Eid abzulegen, mußte man an ihrer Stelle ohne Eid, vier verheirathete Weiber zu Qua­ stenträgerinnen nehmen. — Ihr Begräbnißtag mußte, nach ihrem letzten Wollen, ein Freudentag seyn, und sechs Jungfern sollten auf ihrem Grabe tanzen. Da suchte man dazu sechs Mädchen, keine derselben fünfzehn Jahr alt, aus, die auf dem Grabe dieser Männerfeindin herumsprangen. Der holländische Maler Martin Heimskerk hatte von verschiedenen Dingen sonderbare Ansichten, war ein ziem­ lich eigner, aber dabei lustiger Mann, der die Freuden der Tafel liebte, mit Freunden bei einem Glase Wein gern lu­ stig lebte und die Weiber sehr gern sah. So blieb er bis in sein Alter, genoß die Freuden des Lebens, und liebte die Mädchen. Da nun die Zeit seines Scheidens sich nahte, bereitete Hcrmayr'S Taschenbuch 1340. 17

386

er sich wohl vor, bestellte

sein Haus und machte sein Te­ stament. — In demselben setzte er ein feines Kapital aus, von dessen Interessen jäbrlich ein schönes, armes Mädchen auSgestattet würde. Diese Ausstattung aber erhielt sie je­ doch nur unter der Bedingung daß sie an ihrem Hochzeit­ feste im Brautstaate mit ihrem Bräutigam und den Hoch­ zeitgästen zu dem Grabe des lustigen Malers zog, und auf demselben mit der ganzen Gesellschaft herum tanzte; was auch, — wir wissen jedoch nicht wie oft und wie lange geschah. Der lustige Schalk lag ganz in diesem, wicwodl übri­ gens sehr löblichen Vermächtnisse. Die Tanzenden aber sowohl als die vielen Hunderte von Zuschauern riefen ver­ gnügt aus: „es lebe der wohlthätige, lustige Maler Heimskerkl"

Im Januar 1810 starb zu London der Banquier Davaynes und hinterließ ein sonderbares merkwürdiges Testa­ ment, in welchem er seiner Witwe, welche eine geborne afrikanische Prinzessin sein solle, jährlich eine Revenue von 1200 Pfund Sterling ausgesetzt hatte. Uebrigens ver­ machte er ihr 300 Flaschen Wein zu ihrer künftigen Hochzekrfeicr. Endlich verordnete er, daß man ihm im Sarge unter jeden Arm eine Flasche Xereswein geben sollte, den er in großer Quantität und von vorzüglicher Güte besaß. Nicht leicht bei einer andern Nation als bei der eng­ lischen findet man einen so ausgezeichneten Hang, auch noch den letzten Act des menschlichen Lebens so sonderbar, wie möglich, durch ein Testament zu schließen. Es kömmt dieß von der ungestörten Eigenthümlichkeit des' Lebensge­ nusses her. Der Mensch, der über seine Lebensweise eigen­ willig gebot, will gebietend über das Seinige bis an sein Ende, ja nach seinem Tode noch erscheinen, und sich, wenn er selbst auch nicht mehr 6a ist, noch fühlbar und bemerk-

387 bar macken. Ausgezeichnete letzte Willensmeinungen der Engländer müßten eine interesffante Sammlung zur unter­ haltenden Lectüre, Stoff zum Nachdenken und Betrachtun­ gen über den Menschen selbst Liefern. — Hier mögen noch einige folgen. Mr. Smith, ein Landbesitzer in Northumberlandshire starb im März 1791 und hinterließ ein ungeheures Ver­ mögen, welches 10,000 Pfund Sterling jährliche Einkünfte trug, seinem einzigen Sohne, jedoch mit der Bedingung, nie ein Reitpferd zu halten und nie bei einem Pferderen­ nen zu wetten. Der Testator mußte Erfahrungen ge­ macht haben, daß diese Leidenschaften ruiniren konnten. — Kam der Erbe dem Verbote nicht genau nach, so verlor er das ganze Vermögen, welches anderen Verwandten zuficl. Eine in London wohnende reiche Jüdin welche im De­ cember 1794 starb, machte in ihrem Testamente die Ver­ ordnung, daß ihr Leichnam nach Jerusalem gebracht und dort beerdigt werden sollte. Zwölf gesetzte Männer der jü­ dischen Nation sollten die Leiche dahin begleiten und das Begräbniß nach der Vorschrift besorgen. Für diese Mühewal­ tung sollte ein Jeder 400 Pfund Sterling erhalten. Buch­ stäblich wurde auch dieser letzte Wille in Erfüllung gebrachtEin wohlhabender Mann, Mr. Greenway in Yorkshire, der 1791 starb/ machte ein Testament, in welchem sich fol­ gendes Bermächtniß für seine Frau befand: „Ich habe das Unglück gehabt, ein sehr unzufriedenes Leben mit mei­ ner Frau Elisabeth zu führen, da sie ihr ungestümes Be­ tragen durchaus nicht änderte, alle meine Ermahnungen verspottete, und stets auf Mittel sann, mich in meinem Gemüthe elend zu machen. Auch die Vorstellungen der vernünftigsten Menschen fruchteten nichts bei ihr, sie war

17*

388 und blieb verstockt und zu meiner Qual geboren. Die Stärke Simsons, die Weisheit Homers, Augusts Vorsichr tigkeit, Pyrrhus Schlauheit, die Geduld Hiobs, die Subti­ lität HannibalS und Hermogenes Wachsamkeit wären nicht hinreichend gewesen, meine Frau zu beherrschen. Aus diesen angeführten Ursachen vermache ich ihr hiermit — einen Schilling."

2t.

Wo und von wem die meisten und blutigsten Revolutionen?

Kein Thron hat so viel Stürme erlebt, wie der zu Constantinopel, noch ist fein anderer mit so viel Frevel be­ sudelt. Von 68 Kaisern, die ihn von den Jahren 395 bis 1453 inne gehabt, hatten 25 ihn usurpirt und 42 wurden davon verjagt. Soldaten, Geistliche, Bauern, Weiber, Eunuchen geboten darüber abwechselnd; man sah einen Ochsentreiber (Leo III.), einen Falschmünzer (Michel IV.), einen Handwerker (Michel Calaphates), einen zum Tode Verurteilten (Romanus Diogenes), einen Roßhändler (Michel Lebegus) darauf, und Keiner von Allen diesen war durch eine besondere Großthat dahin gekommen, noch be­ währte er sein Regierungs-Talent. Obgleich Justinian II. seine Rase, Isaak II. seine Augen auf diesem Throne ein­ büßte, und derselbe sogar oft genug der Uebergang zum Schaffst gewesen, so hatte er dennoch unaufhörlich ein Heer von kompetenten. Von beiläufig 148 Thronumwälzungen seit Augustus, kommen nur neun auf die Demagogie oder das Volk, zweiunddreißig auf die Päpste und aufden Clerus, achtundsiebenzig auf das Heer und auf die Leib­ wachen, die übrigen alle auf Nebenbuhler der Macht und

389 treulose Brüder und Vettern des Herrscherhauses.— Sigismund von Schweden, Carl I., Jacob II., Carl X fielen, (Carl I. zum Theil ausgenommen), als gehaßte und verachtete Pfaffenkönige. — Es ist auffallend, daß wir kein Beispiel von Revolutionen im Sinne der Propaganda erblicken in Ländern, wo der Protestantis­ mus einmal ausgestritten war, dagegen alle und gerade die wildesten Revolutionen, in lauter erzkatholischen Ländern: — in Polen, Südamerika, Portugal, Spanien, Frankreich,-Piemont, Neapel, ©teilten, ja selbst im Kirchen­ staate!? 2tm ärgsten war es wohl in Schweden. Seine äl­ tere Geschichte weiset eine ganze Gallerie abgesetzter, gefan­ gener, vergifteter, erschossener, erstochener, enthaupteter, verjagter, vorzüglich aber zum Hungertode verdammter Könige und ganzer Dynastien, die einander ausrotteten.

22. Gänse, Pfauen und Nachteulen als Städteretter. Die Gänse weckten bekanntlich Manlius zur Rettung des Kapitols vor dem nächtlichen Ueberfall des BrennuS und seiner Gallier, — dars Gekrächze der Pfauen, 1242, die wichtige ungarische Btergstadt Kremnitz vor nächtlicher Überrumpelung der Mongolen, — das unerträgliche Ge­ schrei einer Nachteule,» 1260, die hannöversche Stadt Peine gegen ähnliche Nachstellungen Herzog Albrechts von Braunschweig und Bischofs Johann von Hildesheim. Hier­ von hat noch den Namen: die Eulenburg ohnfern Peine, — der Eulentrunk aus den zwei silbervergoldeten, einer Nachteule gleichenden Bechern auf dem Rathhause. Noctua, Peinensis custots, desenderat olim Peinensis castri moenia» fama ul habet.

390 Poriimus hunc vlgllem rursus Peineneia ad arcia Ingressum. Hic noctis tempore bubo sedet, Bubo oculis trucibus minatur et unguibus uncis. Ulula, tu vigiles! arx invlctu manet.

23.

Die Macht von Faust's Höllenzwang.

Noch 1660 mußte ein armer Schreiber in Hildesheim, der für einen ihm unbekannten freigebigen Fremden um schweres Geld Faust' s Höllenzwang abgeschrieben hatte, langes Gefängniß erdulden, durch die besten und ver­ läßlichsten Zeugnisse und Bürgschaften über seinen unbe­ scholtenen Lebenswandel, die Qualen der Folter yyn sich abwenden und die schärfsten Eide schwören,, daß derjenige, dem er seine Abschrift zu eigenen Händen übergeben, un­ möglich der Teufel selber gewesen sein könne.

24.

Zarter Streit über die hoch- und plattdeutsche Mundart. Keine unwichtige Andeutung wann die hochdeutsche Sprache die plattdeutsche nach und nach von der Kanzel verdrängt habe? findet sich 1584 in einem Schiedspruche vom Bürgermeister und Rath zu Nordheim, zwischen — Ern Francisco Lübeck unserm Pfarrherrn alhier an einem vnd dan Ern Heinrich Rusteno Dieser Zeit Pfarrherrn zu Leube und Sutheimb. — Letzterer griff Ersteren mit folgen­ den Worten an: — Du bist ein grosser fürsten Pre­ diger gewesen, führest Hoche Meisnische Sprache, bist freilich woll in Meißen nie gewesen sondern die spräche

391 ethwahn aus einer Postille gefastet, hast einen auslendischen Dreck geschlochen vnd gleichwoll einett hierländischen Arsch, kenstu deine Mutter nicht? rc.

25. Theurer Fischfang.

Unter dem Hildesheimer Stadtvogt Andreas Finken­ stein hatte der Kanzler Siegfried Nuenz die Marienburg inne. Im August 1578 gingen zwei Hildesheimer Bürger nach Marienburg und fischten in der Inster. Der Schwa­ ger des Kanzlers, Heinrich Pauli, mißhandelte diese Bür­ ger als Fischdiebe so, daß einer derselben bald nachher starb. Der Magistrat ließ durch Bürger die Marienburg besetzen, und Pauli, der entfliehen wollte, wurde ertappt. Man brachte ihn auf die Stcingrube, wo nach einem Dolksgerichte, das bei dem Körper des verstorbenen Bürgers, den man auf die Steingrube gebracht hatte, gehalten ward, der Kohlenträger Barthold Münstermann demselben den Kopf abschlagen, und der Abdecker ihn auf dem St. Ka­ tharinen Kirchhofe beerdigen mußte.

26.

Der Weinbau

einst viel tiefer im deutschen Norden.

Vom gräulich sauren Schwabenwein und von dem bloß durch Localitäten so begünstigten Mainwein nicht;u reden, waren die durch die neuesten Befestigungsthürme zwischen Deutschland, Italien und Illyrien berühmten, strategisch so wichtigen Höhen des Dörfchens Schabs, ohn-

392 ferne der Mühlbacher Klause und dem Zusammenflüsse der

Rienz und des Eisack, zwischen dem tyrolischen Brenner, der niedrigsten und bequemsten aus den zweiundsiebenzkg Einsattelungen

über

die Alpen

und dem Centralpunkte

Brixen, die Grenze des Weinbaues höchst merkwürdige

botanische

und überhaupt eine

Scheidewand.

Gleichwohl

wurde noch in den Tagen Max I. auf den nördlichen Ane höhen ob Innsbruck bei Hötting urkundlich Wein gebaut,

ja in Altbayern, bei Landshut und selbst in der Oberpfalz. Doch gehen diese Spuren viel nördlicher, und selbst jenseitdes Thüringer Waldes und Harzes ist Weinkultur urkundlich

erweislich. Schon in der Stiftung des Hildesheimer Michaelis­ klosters durch jenen großen Bischof Bernward, Mathemati­ ker, Chemiker, Astrologen, Bildhauer, Erzgießer und Stein­

schneider, — Erzieher Otto's III.,. — berühmtesten Zögling der bayerischen Klosterschule zu Niederalteich, nebst dem ungleich

spätern Thiemo,

Erzbischof von Salzburg. —

Marienrode hatte reichen Weinbau, doch auch frühe Spu­

ren von ihrer Verwandlung in Kornfelder, 1248 im April, in einer Urkunde des Grafen Rudolph von Hallermünde, quod cum Ludolphus dictus de Hörne civis Hildense»

mensis teneret in feodo de manu mea locum quendnm

ad villam Henedhe,

qui dicilur vinea,

ubi videlicet

aIiquando fuerat vinea, sed nunc ad agr iculturam locus est redactus, et praeterea sex jugera pertinentia ad vineam, et decimam de ejusdcm jugeri-

bus, et decimam de vinea eadem cum jure illo, quod Echtiverth dicitur, quod scilicet in campis et silvis per­ tinent ad praedicta.

Der heilige Bischof Otto von Bamberg verpflanzte mit seinen Geistlichen, neben dem Christenthum auch die Weinreben aus Franken

nach Pommern, ja man findet

noch in der Husfitenzeit Weinbau im Hannöverschen, im

393 Braunschweigischen, in den Brandenburger Marken. Der Dichter Sabinus singt in seinem italienischen Reisegedicht, DerS 8, wo er von seiner Vaterstadt Brandenburg spricht: „daß an den Wogen der Havel ein Berg stehe, der, bis zum Gipfel hinauf mit Reben bepflanzt, auf dem sandigen Boden einen süßen Wein erzeuge, dergleichen an den Wogen des schäumenden Rheins der Weinstock auf dem fetten Gefilde der Wangionen (Worms) hervorbringt."

27.

Der ewige Jude. Ueber die alte Sage vom ewigen Juden findet sich die erschöpfendste Zusammenstellung in einer Helmstädter Jnaugural-Disputation von 1756: Commentatio historica de Judaeo immortali, in qua haec fabula exatninatur et confutatur, auctore Carole Antonio Philos. P. P, Urd. in Acad. Julia. Carol. — Des Matheus Paris englische Geschichten hält man hierüber für eine Haupt­ quelle. — Dobencck in seinen „Volksglauben und Heroen­ sagen des deutschen Mittelalters," giebt hieraus Folgendes: Ein armenischer Erzbischof, nach England kommend, wurde gefragt über Joseph, den Mann, von dem so viel Redens ist unter den Leuten, der, als der Heiland gelitten, da gewesen ist und ihn gesprochen hat und noch lebt zum Beweise des christlichen Glaubens. Auf die Frage: ob er ihn zuweilen gesehen oder von ihm etwas gehört habe? antwortete der Erzbischof, die Thatsache der Länge nach vortragend; worauf ein Knegsmann aus Antiochia, zu deS Erzbischofs Dienerschaft gehörig, der sein Dollmetsch war, dieß in gallischer Mundart also sprach: Wohl kennt Mein

394 Herr jenen Mann und kurz vorher, als er die Reist antrat nach dem Abendland , aß derselbe Joseph in Armenien am Tische meines Herrn Erzbischofs, welchen er vielmals ge­ sehen und sprechen gehört. Und darauf gefragt von den Dingen, welche zwischen unserm Herrn Christus und ihm vorgefallen, hat er geantwortet: Zur Zeit des Leidens Christi, als er von den Juden gefangen, in des Landpfle­ gers Wohnung vor den Pilatus geführt wurde, daß er von ihm gerichtet werde und ihn die Juden beharrlich anklag­ ten, Pilatus aber keinen Grund, ihn am Leben zu strafen, an ihm sand, sprach dieser zu ihnen: nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetze; aber da das Geschrei der Juden zunahm, ließ er ihnen den Barrabas frei nach ih­ rem Verlangen und übergab ihnen Jesum, damit er ge­ kreuzigt würde. — Da nun die Juden aus dem Palaste

herauskamen, hat des Pilatus Tyürhüter, Cartaphilus ihn verächtlich gestoßen und ihn verspottend, gesagt: Geh schneller, Jesus, gehe, was verweilst du? Und Jesus mit

strengem Blick und Auge auf ihn zurückschauend, sagte: ,,Sd) gehe und du wirst warten, bis ich kommen werde." Nach diesem Worte des Herrn wartet noch jener Carta­ philus, lebt in Thränen und in der Furcht, immer sich fürchtend vor der Ankunft des, die Welt in Feuer richten­ den Jesus Christus und sich ängstend, ob er nicht bei dem jüngsten Gericht den noch erzürnt finde, den er zur Kreu­ zigung gehend, zu so gerechter Strafe aufforderte. Aus ent­ fernten Weltgegenden kommen viele zu ihm und ergötzen sich an seinem Anblick und Gespräch, welchen er, wenn es zuverlässige Menschen sind, über die gefragten Dinge Auf­ schluß giebt. Alle ihm dargebotenen Geschenke verschmäht et, mit dürftiger Kost und Kleidung zufrieden. Er setzt immer darauf noch die einzige Hoffnung seines Hells, daß

395 er unwissend sündigte und daß der Herr betete: ,Mütep, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie ttyun." Der in den Tagen des westphälischen Friedens erschien nene ewige Jude von Duduläus nennt den ewigen Juden, Ahasverus und sein Gewerbe das eines Schusters,— Christo aber legt er die Worte kn den Mund „Ich will allhier stehen und ruhen, du aber sollst gehen, bis an den jüngsten Tag." Daß an vielen Orten listige Betrüger dem leichtgläu­ bigen Janhagel sich für den „ewigen Juden" ausgaben, ist z. B. für München aus Westenrieder und aus dem Ta­ schenbuch auf 1834, S. 216 zu entnehmen, nicht minder aus den fast allerorten obschwebenden Sagen und Ueber­ lieferungen: unter welchen Umständen der ewige Jude ge­ sehen und meist sehr ausführlich besprochen worden sey.

28.

Die Deutschen und die Engländer als Erfinder. Schon die Erfindung der Buchdrucker-, Kupfer­ stecher- und Aetzkunst, dann des Steindruckes, gab den Deutschen über das Verdienst anderer Nationen ein beträchtliches Uebergewicht. Aber wie viele andere, nicht minder schätzbare Erfindungen reihten sich an jene an, welche dieß Uebergewicht ungemein verstärkten. Deutsch­ land brachte im zehnten Jahrhundert die erste Wind­ mühle hervor, und ein Deutscher erfand zu Anfänge deS sechsten Jahrhunderts das erste Beutelwerk in Mühlerr zur Absonderung des Mehls von der Kleie. Deutsche verfertig­ ten zu Anfänge des fiebenzehnten Jahrhunderts die ersten Feld - oder Wag en müh len, wie sie Armeen mit sich führen, und die erste vom Wasser getriebene Sägemühle

396 hatte Deutschland schon im vierten Jahrhundert.

Bohr­

mühlen zum Bohren hölzerner Röhren scheinen nicht min­ der den Deutschen ihre Existenz zu verdanken, so wie Dreh­ mühlen, auf welchen durch eine und dieselbe bewegende Kraft viele Sachen auf ein Mal abgedreht werden können. Deutsche erfanden ferner zu Anfänge des siebenzehnten Jahr­ hunderts die Schuffermühlen zur Bereitung der Schusser oder Knicker, die Kaffeemühlen und Kaffeebrenner, und in der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts die Hobel­ mühlen zur schnellen Verfertigung breiter und langer Spähne. Die letzter» Maschinen machten freilich in der Erfindungsgeschichte keine sehr große Epoche. Ungleich merkwürdiger und nützlicher hingegen war die deutsche Erfindung der Bandmühlen, auf welchen man schnell und leicht viele Stücke Band auf einmal wirken kann. Ein Deutscher, (wie gewöhnlich behauptet wird, der Nürnberger Rudolph), erfand auch in der Mitte des vier­ zehnten Jahrhunderts die Maschinen zum Drahtziehen. Ein anderer Deutscher erfand das Druck- oder Prägewerk und das Rändelwcrk in Münzen. In den ersten Jahren des sechszchntcn Jahrhunderts kamen zuerst in Deutschland die eigentlichen Pochwerke oder Pochmühlen mit Stampfen ans Licht. Stoßheerde, hölzerne Blasebälge, oder Kastengeblase uud viele andere Hüttenmaschinen sind ebenfalls von Deutschen geschaffen worden. Eisenschneide­ werke oder Eisenschneidcmühlen, worin man sehr schnell viele eiserne Stäbe in kleinere Stücke zertheilen kann, hat man zu Anfänge des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland zuerst erbaut, und höchstwahrscheinlich haben auch Deutsche zuerst die Kunst erfunden, das Zinn in dünne Bleche zu schlagen, oder Stanniol zu machen. Daß Deutsche, vermuthlich zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts, die Erfinder des Leinenpapiers waren.

397 kann Niemand widerlegen. Deutsche erfanden auch die meisten Maschinen für Papierfabriken. Im ersten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts erfand ein Deutscher die Lumpenschneidemaschine, nachdem schon etliche zwan­ zig Jahre früher ein anderer Deutscher den Hollander oder die Holländische Maschine zum Zermahlen der Lumpen erfunden hatte. Die Holländer erkannten zuerst den Werth dieser nützlichen Erfindung, und rissen sie gleichsam als ihr Eigenthum an sich. Das Tret-Spinnrad erfand Jür­ gens zu Watenmüttel bei Braunschweig im Jahre 1530. Das Doppel-Spinnrad, oder das Spinnrad mit 2 Spuhlen erfand der Prediger Trefurt zu Riede im Hannöver­ schen, vor etlichen vierzig Jahren. Eine Webemaschine zum Selbstwebcn der Zeuge hat schon im siebenzehnten Jahrhunderte der bekannte Dr. Becher angegeben; wenn sie auch noch sehr unvollkommen war, so gab sie doch zu den nachfolgenden bessern Erfindungen der Engländer und Fran­ zosen die nächste Veranlassung. Das Klöppeln der Spitzen hat in der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts ein deut­ sches Frauenzimmer, Barbara Utmann, erfunden. Die Kunst mit Menschenhaaren zu sticken und zu poussiren, er­ fanden im Jahre 1782 die drei Schwestern von Wyllich zu Zelle, nachdem schon im Jahre 1770 der Juwelier Scharf in Eoburg, die sogenannte Haarmalerci (die Ver­ fertigung sehr ähnlicher Porträts mit gestreuten Haaren) erfunden hatte. Das Weben der schlauchförmigen Seile ist die Erfindung eines Würtembcrgers aus den letzten Jahren des achtzehnten Jahrhunderts. Die erste Taschenuhr verfertigte Peter Hele zu Nürnberg 1500. Die Luftpumpe erfand Otto von Guerike 1650. Demselben verdienten Manne verdanken wir auch die erste Elcektrisir-Maschine (freilich nur mit einer Schwefelkugel). Schon diese drei Erfindungen

398 allein würden den Deutschen

einen ausgezeichneten Rang

unter den Erfindern auf der Erde eingeräumt Haden. Höchst wahrscheinlich ist auch die Erfindung der Blitzab­ leiter und der Windbüchsen in Deutschland entsprun­ gen. Nicht blos das erste Flintenschloß mit einem Feuer­ stein und einem stählernen Rade, sondern auch das soge­ nannte franzöfische Schloß, das in der Folge die Franzo­ sen verbesserten, ist eine deutsche Erfindung aus dem sechs­ zehnten Jahrhunderte. Deutsche Büchsenmacher verfertigten auch zuerst gezogene Schießgewehre. Pistolen hatte man in Deutschland, als man noch in keinem andern Lande et­ was davon wußte. Orgeln, von Händen und Füßen bewegt, nahmen zu Ende des dreizehnten oder zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts in Deutschland ihren Ursprung, und fast alle nachmalige Erfindungen, zur Vervollkommnung dieser mu­ sikalischen Werkzeuge rühren von Deutschland her. Das Fortepiano erfand Schröder im Jahre 1717. Am mei­ sten zeichneten sich die Deutschen von jeher in der Erfin­ dung trefflicher und höchst nutzbarer mechanischer Werke aus, wie dieß alle bisherigen Erzählungen bewiesen haben. Der Erfinder des so künstlichen und sinnreichen Mahlschlos­ ses, welches nur ein Eingeweihter ohne Schlüssel auf- und zumachen kann, war Ehemann zu Nürnberg im Jahre 1540. Zu Nürnberg, wo man höchst wahrscheinlich die er­ sten ordentlichen Stecknadeln verfertigte, erfand man auch zu Ende des siebenzchnten Jahrhunderts die Wippe, oder dasjenige Werkzeug, womit Nadler in einem Augen­ blicke den Stecknadelkopf runden, und ihn fest mit dem Schafte vereinigen können. — Selbst der Schiebkarren ist eine deutsche Erfindung. Böttcher, aus Schleitz im Voigtlande, erfand das eu­ ropäische Porcellan im Jahre 1706. In der ersten

399 Hälfte deö siebenzehnten Jahrhunderts hatten Deutsche die Kunst erfunden, Eisenbleche zu verzinnen. Auch hölzerne Siedegefäße kamen in Deutschland zuerst ans Licht. Auf deutschen Salinen wurde die sogenannte Tröpfelgradk rung in der letzten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts

erfunden. Das Gradir-Haus erhielt aber anfangs stroherne Wände, die erst im achtzehnten Jahrhunderte in Dorn­ wände verwandelt wurden.

Erfindungen der Engländer. Es ist wahr, wenn Deutsche in frühern Zeiten die nützlichsten Erfindungen gemacht haben, so muß man den Engländern doch die allerkünstlichsten Maschinen zuschreiben,

welche größtentheils in spätern Jahrhunderten entspran­ gen, und diese Maschinen sind: der Strumpfwirkerstuhl, die Kämm-, Krempel- und Spinnmaschinen zu Wolle und Baumwolle, die Dampfmaschinen, die Repetir-Uhren und die See- oder Längen-Uhren. Den Strumpfwirkerstuhl erfand der Magister Lee im Jahre 1599; die Kämm -, Krempel- und Spinnmaschinen Ri­ chard Arkwright im Jahre 1775. Zwar hatten schon früher Spinnmaschinen (auch zu Flachs) existirt; aber diese waren so mangelhaft gewesen, daß Arkwrights Maschinen mit Recht für ganz neue Erfindungen passiren konnten. Savary gab im Jahre 1699 den Dampfmaschinen ihren Ur­ sprung. Was diese in der Folge durch Watts und Boul­ tons Erfindungen gewonnen haben und wie nutzbar man sie in Bergwerken und in so vielerlei Arten von Fabriken zur Betreibung von mannichfaltigcn mechanischen Vorrich­ tungen angewandt hat, ist bekannt genug. Die RepetirUhren erfand Barlow im Jahre 1676. Die erste Seeuhr, aber noch nicht diejenige, welche man des Preises würdig fand, brachte Harrison im Jahre 1736 zu Stande.

400 Die Schnecke in Taschenuhren, eine ungemein finn­ reiche Erfindung, wodurch man den ungleichen Zug der Feder eorrigirt, verdanken wir einem Engländer. Den Regulator der Taschenuhren, die Spiral-Feder erfand Hook im Jahre 1658; den englischen Haken oder die An­ kerhemmung der großen Uhren erfand Clement im Jahre 1680; und das für die astronomischen Uhren so wichtige Rost-Pendul, welches die Wirkungen der Wärme und Kälte auf den Gang der Maschine so schön compenfirt, er­ fand Graham im Jahre 1740. Im Jahre 1734 brachte Blakey große Maschinen zu Stande, womit man Uhrfedern, Uhrketten und viele andere Uhrtheile in größter Geschwin­ digkeit und sehr genau verfertigen konnte. Kay erfand im Jahre 1737 einen Weberstuhl, worauf ein Mann die breitesten Tücher weben konnte. Clulow brachte vor zwölf Jahren einen andern Weberstuhl ans Licht, worauf man allerlei Zeuge cylindrisch zu weben ver­ mochte. Selbst - Webemaschinen kamen aus der kunstreichen Hand eines Miller und Anderer zum Vorscheine. Evcret erbaute seine große vom Wasser getriebene Scheermühle zum Scheercn der Tücher im Jahre 1758. Moirir - Ma­ schinen zum Wässern der seidenen Zeuge hatten die Eng­ länder in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts erfunden; in der Mitte desselben Jahrhunderts aber die schönen Glättmaschinen zu Papier und zu Zeugen. Die Druckmaschinen mit Walzen für die Zeugmanufacturen er­ hielten im Jahre 1770 durch die Herrn Taylor und Wal­ ker ihr Dasein. Antis erfand sein treffliches Spinnrad, woran sich der Faden auf der Rolle von selbst weiter hakt, vor ungefähr vierzig Jahren. Waschmaschinen zum Waschen der Lumpen in Papier­ fabriken erfanden die Engländer in der Mitte des achtzehn­ ten Jahrhunderts. Ungefähr zu derselben Zeit erfanden sie

401 auch dae sogenannte Pergamentpapker oder Velinpapier. Dollands achromatische Gläser setzten im Jahre 1657 allen bisherigen Erfindungen in der Optik die Krone auf. Newton brachte im Jahre 1672 das erste ordentliche Spiegel Teleskop zu Stande. Er brach dadurch die Bahn zu des großen Herschels nachmaligen Erfindungen. Die Erfinder der neuen Thonwaaren (der Steingutwaaren) des Wed­ gwood, welche nach * ber Mitte des achtzehnten Jahrhun­ derts erfolgte, war eine der wichtigsten, die je von Eng­ ländern gemacht worden ist. Cilinder - Maschinen zum Ausdchnen des Eisens in Stangen und Bleche nahmen in England ihren Ursprung, so wie die Walzenmaschinen zum Silber-Plattiren, zur Knopfverfertigung rc. Boulton gebührt der Dank für die meisten dahin gehörigen Erfindungen. Was hat dieser treffliche Mechaniker ferner durch seine großen ungemein wirksamen Pragemaschknen geleistet! Auch seine Erfindung den Stahl einzulegen war keine der gemeinsten. Herrliche lakirte Waaren, den Japanischen ganz ähnlich, kamen in England zuerst ans Licht. Das Emaillrren der ei­ sernen und kupfernen Gefäße erfand Hickling zu Birmingham vor 12 Jahren. Das Kochen mit heißen Wafferdämpfen, welches man jetzt so häufig und mit so vielem Vortheil benutzt, kam in England vor etwa 40 Jahren zuerst auf. Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts hatte ein Eng­ länder den geschmolzenen Stahl oder Gußstahl erfunden. Ein anderer Engländer erfand die Kunst, gegossenes Eisen zu schmieden. Ueberhaupt verdanken wir den Engländern viele Erfindungen in der Eisen - und Stahl-Waaren-Fa­ brikation. Welche bedeutende Vortheile haben sie dann seit fünfzig Jahren entdeckt? Wie schön sind z. B. ihre neuen Stahlpolituren, ihre Stahlvergoldungen, ihre Schleif- und Härtungsmethoden 1 Nvch keine Nation htzt es ihnen hierin

402 gleichgethan. Die herrliche Erfindung, Feuergewehre gegen das willkührliche Losgehen zu sichern, ist bis jetzt viel we­ niger nachgeahmt worden, als sie zum Besten der Mensch­ heit verdiente. Groß war,, die englische Erfindung der Eisenwege oder Eisenbahnen, welche den Gang der Fuhrwerke so sehr er­ leichtern; groß die Erfindung der eisernen Brücken, der ei­ sernen Mühlen, und vieler anderer in Eisen gebauter Werke. Die Rettungsboote des Bosquets des Greatheads und anderer gereichen dieser Nation nicht minder zu gro­ ßer Ehre. Welche nützliche Ideen haben sie außerdem bei ihren Fuhrwerken, bei ihrer Oanal-Schifffahrt, und bei manchen andern Anstalten ausgeführt.

29.

Die überkühnen Reiter. Das krainerische Schloß Neukofel unfern Triest, ist bekannt durch die fürchterlichen Winterstürme, die hier Bäume entwurzeln, Roß und Mann und die schwersten Lastwägen über den Haufen stürzen. Aus der einen Seite senkt sich hart vom Schloßzwinger ein Abgrund hinunter, aus dem man nur die Reka heraufbrausen hort, die bei St. Eantian in den Berg fließt, und alsdann der, bei­ nahe seit der Argonautenfahrt von allen Sängern Hellas und Latiums gefeierte Timavus wird. In diesem Abgrund oder riesenhaften Burggraben sind zahlreiche, ganz spitzige scharfe Felsklippen, die zumal in einer Vollmondsnacht, mit ihrem weißlichten Helle und abenteuerlicher Gestalt ei­ nen schauderhaften, gleichsam drohenden und sinnverwirren­ den Anblick geben. In einer dunklen Hcrbstnacht des Jahres 1669 ritt der Edelmann Ludwig Bottoni von Tückhlitsch, dicht

403 neben diesem Abgrund hin, weil er vorn Karst herkommend, in der Dunkelheit des Weglks verfehlt hatte. Er wollte den Burgherrn Baron Rossetti, seinen Freund besuchen. In dessen Wohnzimmer gerade gegenüber sah er auch deut­ lich die Lichter sich aus einem Zimmer ins andere bewegen. Es war Mitternacht. Doch war im Schlosse Alles noch wach/ man harrte des werthen Gastes. Auch der Cavaliere Bottoni war froh, aus der langen, unheimlichen Nacht heraus, unter des Freundes wirthliches Dach zu kommen. Doch das Pferd stutzte, legte die Ohren zurück, stemmte sich mit den Vorderfüßen mächtig in die Erde, denn gerade vor seinen Füßen klaffte der Abgrund, und es sah die Ge­ fahr weit besser, als sein todesmüder und geblendeter Herr. Aber der setzte ihm ungeduldig die Sporen scharf in die Seiten, und da auch dieß nichts half, schoß er ihm eine seiner Pistolen zwischen die Ohren. — Das arme Thier hob sich nun gewaltig, und setzte in die gräßliche Tiefe hinunter. Unglaublich ist, daß Bottoni, zwischen zwei geb sen mit dem Riemen seines Karabiners an einer Spitzen­ klippe ganz unverletzt hängen blieb. Jener Schuß und sein Geschrei zog die' Schloßleute mit Stangen, Seilen und Fackeln herbei, sie zogen ihn herauf, aber weder von seinen Pistolen , noch von seinem Pferde .war die geringste Spur mehr zu finden. Der Waldstrom scheint sie in sein unter­ irdisches Grab mitgewälzt zu haben. Das tyrolische Rittergeschlecht der Prakh von Asch zählte mehrere freisame Kämpfer. — Gabriel Prakh von Asch, war des Hochstiftes Brixen Hauptmann in Buchen­ stem. Dieser errang eine traurige Berühmtheit in den Händeln des Cardinal-Bischofs Nikolaus von Cusa mit Erzherzog Sigmund von Tyrol. Jener belegte 1460 die dem Landcsfürsten getreuen Nonnen der adeligen und fürst­ lichen-Benedictiner-Abtei Sonn en bürg mit dem Kir-

404 chenbann, setzte die Aebtissin Verena von Stuben ab, gab ihnen in der Person der Afra vyn Velseck eine Verwalterin, und belegte mit .Sperre ihre Gülten, Gefälle und Ein­ künfte ; denn sie widersetzten sich der von ihm versuchten Visitation und Klosterreform. Aber die mit dem Banne verstrickten Stiftfrauen wagten nichts desto weniger ihre Zinsbauern zur Entrichtung der herkömmlichen Abga­ ben zu entbieten. Die arglosen Enneberger gehorchten. — Sie sahen das Drangsal ihrer, (wie sie sie zu nennen pfleg­ ten), rechten und natürlichen Gerichtsfrauen. — Ihnen war der Zwist und Spalt fremd. Da überfiel sie aber Ritter Gabriel Prakh, des Bischofs Schloßhauptmann in Buchenstem, mit bewaffneter Hand. Es half ihnen nichts auf den Knien ihre Unschuld zu betheuern, indem sie nur glaubten ihre Schuldigkeit gethan zu haben. Mit kalter Grausamkeit ließ sie Prakh sammt und sonders nieder­ metzeln, und auf des Cardinals Befehl ihre Leichname dem Fraße der Vögel und Raubthiere aussetzen. Ihm wurde dafür Loszählung von aller Sünde und zum Geschenke ein stattlicher Weinkopf von vergoldetem Silber. Franz Wilhelm Prakh von Asch, Hauptmann in Corvara und Colfusk, war wegen seiner Riesenkraft, Kühn­ heit und Geschicklichkeit, wie auch wegen seiner Abenteuer mit den Nachbaren und Ahnenfeinden Caspar Anton und Hanns, den Kölzen berühmt und lebt in der Sage bis auf den heutigen Tag. Er war ein Bogenschütze trotz dem Tell. Einst sah er von seinem Ansitze zu Asch aus, seinen Todfeind, den Kölzen, aus dem hohen Plajeswalde heran­ reiten. Schnell spannte er den Bogen, drückte ihn hin­ über das Thal in ungeheurer Entfernung gegen den Köl­ zen öfr; aber glücklich für diesen traf der Pfeil nur seinen Sattelknopf. Auch mit den Ampezzanern hatte er Fehde. Er machte einem Fräulein auf dem Schlosse Beutelstein

_405_ den Hof. Ueber das Gebirg ging der Besuch; darum woll­ ten ihn jene auf einem dieser Rückzüge fangen und trugen vor ihm die über einen fünf bis sechs Kirchthürme tiefen Abgrund führende Felsenbrücke Tavernanza ab. Ritter Prakh mit feinem Rosse hier anlangend konnte nur zwi­ schen Gefangenschaft oder dem ungeheuern Sprung wählen. Bald entschieden zieht er schnell das starke Roß zurück, und spornte cs zum schauerlichen Sprunge. Glücklich er­ reichte es mit den Vordersätzen den jenseitigen Felsen; glücklich arbeitet es sich auch mit den Hinterfüßen aus der Kluft hinaus. Er steigt ab, küßt dem edlen Rosse die Füße, und spottet der erstaunten Feinde. Leider wurden sie seiner dennoch Meister und er fiel am 7. Februar 1682 von ih­ rem meuchelmörderischen Geschoß, auf der Ebene des Alpen­ ortes Corvara.

30.

Große Männer wie kleine Kinder. Richelieu, der sich selbst zum Ersten in Frank­ reich, so wie Frankreich zum Ersten in Europa ge­ macht, und über zahlreiche Verschwörungen triumphirt hatte, an deren Spitze alle Großen, die Mutter, die Gat­ tin, der Bruder des Königs und sein schwacher Ludwig XIII. selbst gestanden, konnte sich oft, wenn er vom geheimen Rathe heraus kam, des unbändigsten Lachens nicht erweh­ ren. Da pflegte er, und nicht selten, wenn er eben diesen oder jenen Gegner, mit seinem eigenen Pulver in öie Lust gesprengt halte, oder eine ganz besondere Abgeschmacktheit zum Besten gegeben worden war, um,das Billard herum zu galloppiren, dabei wie ein Pferd überlaut zu wiehern, und rechts und links auszuschlagen.

—406Dem großen Cond6 kam einst nach einem seiner vielen Siege eine Danksagungs- und Glückwüvschungs Deputatton entgegen, deren Anführer der Dorfschulze, sich anschickte, an den Prinzen eine lange und feierliche Rede zu halten. — Condch dadurch in seiner ausgelassenen Laune

gestört, ersah den Augenblick, wo der Schulze sich tief bückte, und voltigirte ihm über die Schulter weg, so daß er hinter ihn zu stehen kam. Der Schulze ließ sich nicht irre machen, drehte sich um, und fuhr fort, sich wohl hü­ tend , durch ein neues Bücken noch einmal demselben eentrifugalen Experiment Spielraum zu geben. Conde genirte sich gar nicht im mindesten, legte nun beide Hände herzhaft auf des armen Schulzen Schultern, und wieder­ holte Sprung und Schwung, worüber Alles so in Bestür­ zung kam, daß die ganze Deputation über Hals und Kopf davon lief. Der geistreiche und tapfere, witzige und kindische Prinz Conti hatte die Gabe, verschiedene Thiere vortrefflich nachzuahmen, insonderheit zu bellen, täuschend wie ein kleiner, keifender Schooßhund. Das war ihm aber bei sei­ ner Zerstreuung so zur Gewohnheit geworden, daß er oft von mancher an ihn gerichteten Rede nur das Ende ver­ nehmend, die Damen, zu ihrer nicht geringen Verwunde­ rung an bellte, statt ihnen zu antworten. Einst kam ihm auch, als er en Corps im königlichen Thronsaale war,

eine unwiderstehliche Lust zu bellen. Er wußte wohl, daß Ludwig XIV. in Dingen seiner königlichen Würde nicht den geringsten Spaß verstehe. Doch konnte er seinem Drange nicht widerstehen, gewann mit genauer Noth ein Fenster, drückte das Tuch an den Mund, und bellte ganz leise zum Fenster hinaus.

407 31. Zur Augsburger Kunstgeschichte.

Zu den vorzüglichsten Erzeugnissen des kunstreichen Augs­ burg gehörten auch die fast in ieder fürstlichen Kunst- und Wunderkammer zu erblickenden, in ganz Europa bewunder­ ten Kunstschränke. Die Reisetagebücher des gelehrten kunstreichen und vielgereisten Philipp Hainhofer haben diesen Gegenstand neuerdings in Anregung gebracht. Das 1834 zu Stettin erschienene Itinerar durch Brandenburg und Pommern überliefert hievon verschiedenes Interessante. Es erwähnt zuvörderst des herrlichen Schreibtisches, welchen Augsburg 1632 von Hainhofer für den großen Gustav Adolph erkaufte, welcher noch eine Zierde der Bibliothek der Hochschule zu Upsala ist. Dieser Schreibtisch hält aber, sowohl in der architektonischen Anordnung als im Reichthume seines Inhalts keinen Vergleich aus mit jenem pommerschcn Kunstschrank in Berlin, einer der Hauptzieden des preußischen Kunstkabinctse Die Beschreibung sagt ausdrücklich: „Sein beide Tisch, (d. i. der untere und obere Theil des Schrankes) angegeben worden von Phi­ lipp Hainhofer Bürger zu Augsburg; hat beide Tisch fürnehmlich in Augsburg gemacht der Ulrich Baumgartner Küstler" (Kistler oder Kunsttischler). In einem sehr ver­ steckten Fache des Schrankes befindet sich ein silbernes Kästlein mit trefflich geschnittener Arbeit, auf der einen Seite mit dem Wappen der Stadt Augsburg und der Unterschrift: Philippus Hainhofer Augusta Vindelicorum F. F. A. 1616 „wo nemlich und durch wen dieser schrelbti^ch ist gemacht und angeben worden" fügt die Beschreibung Pnzu. Der Schrank hat eine Höhe von 4 Fuß 10 Zoll, eine Breite von 3 Fuß 4 Zoll und eine Tiefe von 2 Fuß 10 Zoll. Er ist ganz von Ebenholz; die Facher des Innern sind zum

408 Theil von Sandelholz, und mit rothem türkischem Leder gefüttert. Silber und Edelsteine verzieren das Aeußere; olle mögliche Werkzeuge des Nutzens und Vergnügens fül­ len das Innere. Vier silberne, an Kopf und Mähnen im Feuer stark vergoldete Greifen scheinen die Schwere des Schran­ kes zu tragen;' dieser ruht vielmehr auf einer mächtigen Schraube, die ihn mit dem Untergestell in Verbindung setzt. Mit beiden Klauen halten die Greifen vor sich ein Schild, worauf zweimal das pornmersche (des Herzogs), zweimal das holsteinische (der Herzogin) Wappen, die sich auch im Innern des Schrankes an vielen Gegenständen wiederholen, eingegraben ist. Das Wollwerk der Vorseite A dient als bloße Verzierung; zu beiden Seiten sind jedoch Auszüge, in deren einem Schreibzeug, in deren anderm die verschie­ denen Schlüssel zum Schranke liegen. Die untere Schieblade B enthält eine große Anzahl mathematischer Instru­ mente, wie die meisten Gegenstände von Silber und reich vergoldet. Darunter sieht man einen von Georg Zorn in Augsburg 1613 verfertigten: circulus geometricus von Leonhard Zedler, in des letzten ebenfalls beigefügter Schrift: nova geometria pyrobulia, Zürich 1608 näher beschrieben und abgebildet. Ferner des Galilaeus Galilaei Tubus, einen Seekompas- Ring von Ulrich Klieber zu Augsburg, einen Geschütz-Quadrant, des Appiani Qua­ drant, viele Zirkeln, unter andern des Livin HulsiuS Proportional-Zirkel, eine Schlaguhr von dem pommerschen Greifen getragen, eine Sonnenuhr, ein Calendarium perpetuum, Perpendikel, Reißfedern, Maaßstäbe u. s. w. Außerdem befinden sich kostbar eingebunden in diesem Fache des Philipp Kegel 12 geistliche Andachten. Leipzig 1613, 16., und ein auf Pergament geschriebenes und gezeichnetes geographisches Manuscript, in welchem „ die fürnemsten Theil und Königreich der ganzen Welt lythographica de-

409 scriptione anonymi cujusdam nobilis tarnen et equitis ordinis Sti. Johannis in Insula Melita propria delineatione describirt und elaboriert worden." Die ovalen und oblongen Scheibchen, womit die beiden Frreße des Unter­ baues geschmückt erscheinen, sind in das Holz eingelegte Steine, zum Theil bemalte Carneole, Achate, Jaspis, Lapis lazuli. Zwischen denselben sieht man von getriebe­ nem Silber allerhand Ornamente angebracht, im obern Frieß E Früchte, im untern Frieß D musikalische Instrumente. Die größern Ovale F, deren auf Vorder- und Rück­ seite je zwei, auf jeder Flanke eins sich zeigen, stellen vor­ trefflich in Silber getrieben die 6 freien Künste: 1) Gram­ mali ca, 2) Dialectica oder Philosophia, 3) Architectura oder Rhetorica, 4) Arithmetica, 5) Geometria und 6) Astronomia; während die 7te der freien Künste, die Musica, in vier verschiedenen Darstellungen von gegossenem Silber auf den 4 Postamenten G, rings um den Schrank sitzend, angebracht ist. Mittelst des Schlosses C öffnet man zwei Thürflügel, auf deren innerer Seite zwei Gemälde au Kupfer zu sehen sind, die Erde und Wasser allegorisch vorstellend; es zeigen sich nun zwei kleinere und darunter eine große Schicblade, deren Außenseite kostbar und sinnreich ausgeschmückt ist. Wir führen unsern Hainhoser, der mit besonderm Behagen bei den allegorischen Compofitionen, recht eigentlich seinem Felde, verweilt, am liebsten redend ein: „Auf dem großen Schubladen sein zwei gruenlichte ab­ lang runde Jaspides, auf dem einen typus diligentiae et sedulitatis in der Zeit fischen, angeln, Felder und Berg­ werg bawen, und mit Weidwerkh gerepresentirt. Auf dem andern ist in der Zeit typus felicitatis et opulentiae mit allerhand Zufuhr von Getraid, Früchten, Vihe, clinotiis mercibus vnb andern glücklichen Wohlstand sürgestellet. Hormayr's Taschenbuch 1840.

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410 Auf dem Jaspite vergato zwischen diesen zwei typts ist sors mit gesprengtem Kleid, umb Verwunderung des Glücks willen, mit verbundenen Augen, umb der indiscretion wil­ len, da das Glück selten die bene meritos belohnt, mit der Cron in der rechten Hand und Strick in der linken, umb der Ungleichheit der glück- und unglückseligen Zustände willen, abbildet. — Auf dem ablangen Jaspite vergato zur rechten Hand der Schubladen steht cognitio mit offe­ nem Buch und brünnendcr Fackel in den Händen, zum Anzeigen, daß durch fleißiges Lesen und Hören muß die Erkandtnuß der Sachen khommen, und daß wie die äußerliche Augen zum Sehen, das Licht vonnöthen, also auch cognitio apeciei intelligibilis des instrumenti extrinseorum sensuum vonnöthen hat. — Auf dem Jaspite vergato zur lin­ ken Hand ist figuriret prudentia mit dem Spiegel in der Hand, zum Zeichen der Erkhantnuß seiner selbe eignen Ge­ brechen, dieselbe vor andern actionen zu corrigiren und dann erst für hinauß zu sehen, mit der Schlangen, Fisch unb Pfeil in der andern Hand, zur tzehr, daß man geschwünd und langsam an einander temperire und nichts unbedächtlich vor der Zeit thun soll. — In der andern obern Schublade zur rechten Hand deß Tisch im runden Jaspite ist typu» negligentiae et socordiae mit schlafen­ den Weibern und Männern, die in der Zeit Esel und Hund alles lassen versehren, Khinder aus der Wiegen werfen, Gläser umbfallcn, Fewer und Lichter Schaden thon, die Vögel den Saamen auffressen. Auf dem Jaspite der Schub­ laden zur linkhen Hand sein allerlei dürftige Leut, welche in der Zeit nichts gespart und jetzt Hunger und Kummer leiden müssen." Zwei schöne orientalische Amethyste an jeder Schieblade bilden die Knöpfe, an denen dieselben herauszuziehen sind. In denselben erblickt man eine große Zahl silberner

411 Geräthschaften zum Hausgebrauch, sechs herzförmige mit den fürstlichen Wappen gezierte Schüsseln, sechs dergleichen Teller, ein Handbecken, gleichzeitig zum Barbieren zu ge­ brauchen, Glutkessel, Schmelzpfanne, Rauchfaß, Zangen, Eierbecher, Lichtputzen, Compotschüsseln, Essig- und Oelkrüge, Leuchter, Handlaternen u. s. w. ferner verschiedene Gegenstände der Toilette, ein schön gesticktes Kammtuch, verschiedene Kämme, Spiegel, Scheermeffer, Bürsten, Bart­ pinsel u. s. w. 2suf der Rückseite des Schrankes, dieser Abtheilung gegenüber, sind ebenfalls zwei Thüren zum Oeffnen. Eine Tafel von Buchsbaum, worauf die zwölf Arbeiten des Her­ cules meisterhaft geschnitten sind, verdeckt das Pfeifenwerk einer Orgel, die „ein Tambulum, dann Allein nach dir Herr Jesu Christ, und eine Phantasie spielt, hübsch colloricrt und tremuliert." Der obere Frieß E ist fortzuschieben. Hinter demsel­ ben zieht man in der Mitte an zwei Amethystknöpfchen ein auf das zierlichste und geschmackvollste mit gravirtem Silber eingelegtes Spielbrett hervor, welches mit seinem reichen Inhalte allein schon eine Hauptzierde jedes Kunstkabinets seyn würde. Durchdachteste Anordnung des Gan­ zen, zweckmäßigste Verwendung des Raumes, sinnvollste Anspielung der Ausschmückungen, höchste technische Vollen­ dung in der Ausführung jedes einzelnen Theiles, solideste Dauerhaftigkeit, der Jahrhunderte nichts anhaben konnten, — alles dieses erfüllt uns mit Bewunderung. In ur­ sprünglicher Neuheit und Schöne tritt das Werk vor unsere Augen, daß wir glauben könnten, es sei so eben erst aus der Hand der Künstler hcrvorgcgangen, wüßten wir nicht, daß die Zeit, welche solche Kunstarbeiten schaffen konnte, eine langst verflossene ist. Ein 30 Jahre in Deutschland wüthender Krieg sprengte diese Werkstätten auseinander;

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412 weder Akademien noch Gewerbinstitute vermochten die alte deutsche Meisterschaft wieder ins Leben zurückzurufen. Die Spiele, welche dieser mittlere Auszug enthält, sind folgende: Ein Schachspiel; die Figuren von Elfenbein „alle gar künstlich geschnitten, kain Bildlein wie das andere, und so­ wohl in Königen, Königinnen, in den Elephanten, Cavalliern, Senatoren, alß in den 16 Bäuerlen, underschiedlicher Nationen vil zu speculieren und zu sehen ist." Ein Bretund Mühlenspiel, deren rothe und grüne Steine mit niellirten Darstellungen von Vögeln und vierfüßigen Thie­ ren eingelegt sind. Ein Drendel oder Kegelspiel, 3 große und 3 kleine silberne Singe-Würfel, ein Pikierbrett, das Thurm-, das Brenten-, das Narren- oder Ta'felspiel. Besonders schön sind die gestochenen mnd geschnit­ tenen Silber - Einlegungen, womit die verschiedenen Theile des Spielbretes geschmückt sind; z. B. in der Mitte des Bret- oder Toceadille- Spiels Orpheus umgeben von Thie­ ren, die auf die Töne seiner Leier lauschen, an den 4 Ecken die damals bekannten 4 Welttheile und zwischen diesen am Rande Triumphzüge der 4 Elemente. Zwei kleinere Auszüge neben dem Spielbrett enthalten 4 Kartenspiele, ein deutsches, italienisches und französisches, ganz von Silber, und gemalte Venerkarten; ferner 53 hol­ ländische Jettons von Silber „ ihre res gestas und successus under ihrem Regiment und Libertet betreffend" und viele Geräthschasten als Probierstein, Glocken, Handwär­ mer u. s. w. Bei H zieht man ein Pultbret hervor, musivisch aus­ gelegt mit edlen Steinen, die größtentheils bemalt sind, und mit graviertem Silber. In der Mitte sehen wir z. B. einen großen Jaspis, worauf die 3 Parcen vorgestellt sind. Rings herum auf Steinen die 12 Horen des Tages und der Nacht.

413 „Hora prima diel ist eine hüpsche fröliche Jungfrau mit ainem fliegenden weißen Schopf vornen, die hinderen Haar niedergelegt und zwar in satt Leibfarben, geschürzten Rock, mit den Flügeln, in der rechten Hand signum solis, in der linken ain Büschel roth und gelber Blumen. Aus Ursach, daß bey Aufgang der Sonnen sich alles erfreut und gleichsam lachet, daß die Stunden in kurzer Zeit herum­ laufen, daß die Sonnen im Aufgehn rothe Sttummlen von sich wurst" Auf ähnliche Weise sind nun die Darstellungen der übrigen Stunden motivirt; an den 4 Ecken des Pultes sind die 4 Temperamente angebracht; zwischen den nächt­ lichen Horen allegorisch: Sobrietas, Diligentia, Virtus, Sollicitudo, Oratio und Perseverantia; ferner von gravirtem Silber das Studieren, die Buchdruckerei, Mathe­ matik und Malerei. Ehe wir das Pultbret wieder an seinen Ort bringen, drücken wir im Schranke an eine Feder und ziehen ein Gemälde hervor, welches unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, — abgebildet und beschrieben in Biesters N. Berl. Monatschr. Bd. 26. S. 311—320. In der Mitte desselben sehen wir den pommerschen Schrank; die Flügelthüren desselben sind geöffüet, und Philipp Hainho­ fer ist im Begriff, dem hochfürstlichen Ehepaar, Herzog Phi­ lipp und seiner Gemahlin Sophia den reichen Inhalt des Schrankes zu zeigen und zu erklären. Hinter dem Stuhle der Herzogin stehen einige Hofdamen; hinter dem des Her­ zogs Leibttabanten. Zur Linken des Herzogs erblicken wir den Kanzler Martin Chemnitz, den Geheimenrath und Hof­ gerichtsverwalter Matthias von Earnitz und mehrere andere Personen. Im Vordergründe sehen wir des Herzogs Pat­ chen, den bei Uebergabe des Schrankes bereits verstorbenen kleinen Philipp Hainhofer, — in der Beschreibung des

414 SHrankes Philippus Hainhofer jun., I. F. G. Dotlin genamt— mit einem schönen Hunde spielend, den er eben zu deftigen willens ist. Auf sehr geschickte Weise ist der Vordeyrund zur Rechten, und eine an dieser Seite hinaufführ rewe Treppe benutzt, dem Beschauer sämmtliche Künstler, die an dem Schranke gearbeitet haben, vorzuführen. Ihre Ranen lauten rote folgt: Matthias Kager, Maler, David Altmstetter, Goldschmitt. Achilles Langenbücher, Muggcrmatn, (an einer andern Stelle Muggeinner auch „Landschaftund Muggenkünstler" genannt) Joiß Müller, Schlosser. Go^tfridt Münderer, Goldschmidt. Philipp Jacob Pehner, Gotschmidt. Daniel Grießbeck, Steinschneider. Caspar Mmdeler, Bildharoer. Nicolaus Kolb, Goldschmidt. Georg Zom, Zirkelmacher. Marr Genfer, Orgelmacher. Paulus Geltich, Kupfferstecher. Michael Gaß, Goltschmidt. Jonas He^inger, Füttermacher. Daniel Müller, Drechßel. Ma­ thies Gabler, Windenmacher. Friedrich Goschman, Urmacher. Mattheus Wallbaum, Goltschmidt. Antoni Mozart, Meter. Ullrich Baumgartner, Kistler. Jacob Kuenlin, Scktoffer. Gabriel Meelführer, Buchbinder. Die 6 Schildchen I, welche den Mittelsatz des obern Bares schmücken, sind zierliche Schmelzarbeiten, symboli­ sche Darstellungen der vier Elemente, sowie des Tages und der Nacht; wieder nicht ohne Anspielungen auf den Herzog. Das Feuer mit dem Motto: Te Duce; der Tag mit den Worten: Philippe homo cs; die Luft mit Emblen und Wahlspruch Christo et Reipublicae, rote wir auch auf einigen Thalern des Herzogs finden. — In dem Jnrrrn dieses Mittelsatzes finden wir eine vollständige Apotheb in mehreren Einsätzen allerlei Büchsen, Flaschen, eine Marge u. a. m. Auf der innern Seite des Aussatzes, der gleihsam als Deckel die Apotheke schließt, ist ein Gemälde angchracht. In einem dreifachen Portal sieht man zuerst

415 den Arzt in Engelsgestalt an dem Bette eines Kranken, dann als Heiland, endlich aber wo er für seine Mühwaltung die Rechnung vorlegt, als Teufel. Unter dieser Dar­ stellung ist der Spruch zu lesen: Tres medicus facies habet, unam quando rogatur Angelicam, mox est, cum juvat, ipse Deus. Post ubi curato posuit sua praemia morbo I- Horridus apparet, terribilisque Sathan. In dem Fach K, die Balbiererei oder Balbierstube ge­ nannt, liegen Scheeren, Zangen, Schröpfeisen, Aderlaß­ binden, Schnepper u. a. Instrumente; in dem obersten Fach L endlich in Schieblädchen allerlei Prätiosen von Gold und Edelsteinen, Ringe u. s. w. Die pyramidialische Gestalt des Schrankes schließt eine von vergoldetem Silber massiv gearbeitete Darstellung des Parnasses. „Unten sitzet eine Musa oder Nympha, die allerlei instrumenta musicalia bey Zhr hat, eonversiert mit Pallate, die ain hüpsch punzionirte Harnisch und Hauben an und ob hat, oben am Berg fleugt Pegasus vorüber, so mit hinderen Füeßen am Felsen anschlegt." — Thiere und eine üppige Pflan­ zenwelt beleben den Fuß des Parnasses, dem die Hippos crene entspringt. Am Boden liegt auch ein Notenbuch, worauf die Worte stehen: dum vivo spero und Miscentur tristia laetis, ferner die Buchstaben P. P., welches, wie Hainhofer bemerkt, bedeuten möge Parnassus Pegasus aber auch Philippus Princeps oder Philippus Pomeranus. L. von Ledebur. Bei welchem Anlaß und wann der hier beschriebene Schreibtisch, der unbezweifelt derselbe ist, dessen Hainhofer erwähnt, von Stettin nach Berlin entführt wurde, und wohin ferner der „Meierhof" gerieth, bliebe noch zu er­ mitteln.

416 32. Arkana wider das Gottesurtheil.

Ueber die Untrügtichkeit der Ordalien, nament­ lich für Frau en ehre, gab bereits das histon'sche Taschen­ buch auf 1836, S. 309, einen höchst belustigenden Beleg aus der Chronik des uralten schwäbischen Heldenhauses der Grafen von Montfort. — Inzwischen fehlte es auch in der guten, alten Zeit unseren frommen Müttern nicht an ge­ heimen Recepten gegen die Brandwunden des ihnen zuer­ kannten Gottesurtheils, des rothen Eisens oder der glühen­ den Pflugschaar. — Schätzbare Andeutungen hierüber ent­ halten die deutschen Rechtsalterthümer des allverehrten Ja­ kob Grimm und Münters Kirchengeschichte. — Der An­ zeiger zur Kunde des deutschen Mittelalters wies auch ein solches geheimes Mittel. Schon Albertus Magnus de mirabilibus mundi hat ein solches Recept mitgetheilt: „Si vis in manu tua portare ignem, ut non offen da t, accipe calcem dissolutam cum aqua fabarum calida et aliquantulum magranculis (?) et aliquantulum malvavisci et permisce illud cum eo deinde line.“ Snorro Sturleson (V. 49.) erzählt, daß, als König Hakon Hakoson's Mutter das heiße Eisen tragen sollte, ein gewisser Sigar von Bra­ bant zu einem der Freunde der Königin gesagt habe, er wisse ein Kraut, welches in den Stand setze, das Eisen ohne Beschädigung zu tragen. Auf näheres Befragen sagte er, daß es vor jedem Hause in Bergen wachse. , Nach Einigen hat ein solches Recept Frau Adelheid, Pfalzgrafen Friedrichs zu Sachsen, im thüringischen Osterland ungetreue Gemahlin im Gottesgerichte gerettet und zur langegepflogenen Buhlschaft und Ehe mit Landgrafen Ludwig dem Springer glücklich bewahrt. — Andere melden das gerade Gegentheil. Die Brüder und Neffen des von

417 Ludwig dem Springer erschlagenen Pfalzgrafen Friedrich hätten Adelheiden, des Grafen von Stade und Salzwedel wunderschöne Tochter, auf Gottesurtheil durch das glühende Eisen hart angeklagt und zugleich ihren Buhlen Ludwig auf gerichtlichen Zweikampf auf Leben und Tod in den Schranken. — Adelheid, von rachgierigen Feinden so strenge bewacht, daß weder Rath noch Hilfe zu ihr durchdringen können, sei mit verbrannter Rechte im Gottesgericht un­ terlegen. Ihren Ankläger aber habe Ludwig im ritterlichen Zweikampf überwunden und erschlagen, so daß des zwie­ fachen Gottesurtheiles Widerspruch die Beklagten gerettet und nach Ablauf des Trauerjahres, Ludwig Adelheiden zur Ehe genommen und lange Jahre mit ihr vergnügt und glücklich gelebt hat.

XIII.

Serbische Heldensagen. I. Mirko Craljewitsch findet den Säbel seines Vaters. Früh am Morgen, noch Vor Tagesanbruch War ein Türkenmädchen aufgestanden, Am Mariza wellt es Leinwand bleichen. Klar vor Sonnenaufgang war das Wasser Doch nach Sonnenaufgang würd' es trübe, Trübe würd' cs und mit Blut geröthet, Führte Rosse mit und blanke Helme lind manch' wunde Helden, noch vor Mittag.

So auch bracht' heran cs einen Helden Den die wilde Flu'h des Strom's ergriffen. In dem Strome fich im Wirbel drehend Sicht der Held das Mädchen nun am Ufer Und beginnt bei Gott cs zu beschwören: Schönes Mädchen, sei in Gott mir Schwester! Wirf mir zu doch eine Rolle Leinwand

Und errette mich aus diesen Wellen, Und ich will, zum Dank, dich glücklich machen. Und das Mädchen fühlt in Gott Erbarmen, Wirft ihm zu das eine End' der Leinwand,

419 Dringt ihn glücklich an des Flusses User, Siebzehn Wunden deckten seinen Körper

Der geschmüät mit köstlichem Gewandt,

An der Seite trug er einen Säbel Welchen dreifach goldne Griffe zierten, Drei gar seltne Steine in den Griffen

Gleich an Werth drei Festungen des Sultans. Und der Held zum Türkenmädchen sagte:

„Türkenmädchen, meine liebe Schwester ’ Sag', wer wohnt bei dir im weißen Schlosse?" D’rauf das Türken Mädchen ihm entgegnet:

Hab' ein altes Mütterchen zu Hause Und noch einen Bruder: MustafAga. Und der wunde Krleqer nun erwidert:

„Türkenmädchen meine liebe Schwester Geh' und sag' dem Bruder Mu st af Aga,

Daß er in eg’ in's weisse Schloß mich bringen, Trag’, am Leibe drei gefüllte Gürtel,

Jeder faßt dreihundert Eolddukaten; Mit dem einen will ich dich beschenken, Mit dem zweiten deinen Bruder Must af,

Nur den dritten will ich mir behalten

Um die schweren Wunden mir zu heilen. Will es Gott, daß wieder ich genese,

Türkenmädchen, sollst du glücklich werden So wie auch dein Bruder Mustaf Aga."

Und das Mädchen geht zum weißen Schlosse Und erzählt dem Bruder Mustaf Aga:

„0 mein Bruder Aga, Mustaf Aga,

Linen Helden habe ich gefunden Schwerverwundet am Marizaflusse,

Trägt bei sich drei vellgtfüllte Gürtel,

Jeder faßt dreihundert Golddukaten, Mit dem einen will er mich beschenken,

Mit dem zweiten dich, o Mustaf Aga, Will den dritten nur für sich behalten,

Um die schweren Wunden sich zu Pflegen. Lieber Bruder, laß dichs nicht gelüsten

Zu erschlagen ihn, den wunden Helden, Bring in's weiße Schloß ihn mit Erbarmen."

Ging zum Fluß Mariza hin der Aga,

420 Als er fand den schwerverletzten Helden Hub er an Len Säbel zu bewundern, Schlug Lern Helden dann das Haupt herunter, Zog ihm aus sodann die reichen Kleider Und begab zurück sich nach dem Schlosse. Seine Schwester kam ihm hier entgegen Und wie sic jetzt sah was er verübet, Sprach sie so zu Bruder Mustaf Aga: Bruder, sag' warum, dafi Gott dich strafe, Haft den wunden Helden bn erschlagen? Mochtest also dich verleiten lassen Zu dem Todtschlag, eines Säbels wegen? Gebe Gott, daß es dein Haupt nicht koste! Also sprach sie und entfloh zum Schlosse. Kurze Zeit nach diesem war vergangen, Kam ein Firman von dem Türkenkaiser, Daß in's Feld der Mustaf Aga ziehe. Zog der M u j o zu de n Heer des Sultans, Jenen Sabel an der Seite tragend. Als er angelangt nun be! dem Heere, Alt und Jung den Säbel da bewundert, Keiner doch kann ans dec Scheid' ihn ziehen. So von einer Hand zur andern wandernd Kam an Marko Eraljewitsch der Säbel, Und von selber flog er aus der Scheide. Als den Säbel Marko jetzt betrachtet Fand er d'rauf drei wohlbekannte Zeichen. War des Waffenschmiedes Nam' das Erste, Der des Königs W u k a s ch i n das Zweite, Und des Marko C r a l j c w i t s ch das Dritte. Und es fragt den Türken Mustaf Ä g a: „Sag' bei Gott mir, jungee Türkenbürschchen, Wie zu diesem Säbel du gekommen? Haft du ihn für baarcs Gold erstanden, Oder in der blut'gen Schlacht gewonnen, Oder ift's ein Erbtheil Leines Vaters, Oder ein Geschenk von deinem Liebchen ? u Ihm entgegnet da der Mustaf Aga: „Weil du mich befragst Kaurine Marko Will bei Gott ich dir die Wahrheit sagen. D'rauf erzählt er, wie es sich begeben.

421 Doch der Marko Craljcwitsch entgegnet: „Warum Türke, daß dich Gott erschlage, Haft du seiner Munden nicht gepflcget, Hätte jetzt, btim mächtigen Türkenkaiser, Dich mit einem Agali belohnet." Spricht hierauf zu ihm der Muftaf Aga: Fasle so nicht, o Kaurine Marko! Könntest du ein Agali bekommen Würdest du's wohl selbst für dich behalten, Gieb zurück mir lieber meinen Säbel. Doch der M a r k o Craljewitsch ihn schwenket, Haut den Kopf dem Mustaf von dem Rumpfe. Schnell zum Sultan bringt man diese Kunde Und der Sultan ließ den Marko rufen. Wie die Sclaven zu dem Marko kamen Ihn zu rufen, gab er keine Antwort, Sondern saß und trank vom rothen Weine. Als jedoch zu viel der Boten kamen, Warf er seinen Wolfspelz um die Achseln, Langte dann nach der gewichtigen Keule Und begab sich in das Zelt des Sultans, Und so heftig M a r k o war erzürnet Daß im Aug' ihm blut'ge Thränen glänzten. Als der Sultan so erblickt den Marko, In der Rechten die gewicht'ge Keule, Wich zurück Er, bis stets näher tretend, An die Wand ihn hat gedrängt der Marko. Griff der Sultan da in seine Tasche, Reichte Marko hundert Golddukaten, „Gehe Marko, labe dich mit Weine, Warum bist du nur so sehr erzürnet?" Frage nicht, o Sultan, lieber Vater, Hab' erkannt den Säbel meines Vaters, Hätt' ich ihn in deiner Hand gefunden, Wär' ich nlindcr nicht in Zorn gertahcn! " " Wandte d'rauf sich und verließ den Sultan.

422 II.

Marko Craijewitsch *) und die Dkle.**) Muthig zogen einst zwei Waffenbruder Uetzer Miro sch's***) herrliche Gebirge, Marko Craljewitfch so hieß der Sine,

Mi losch der Woiwod', nannnt'sich der Andre. Mann an Mann auf muth'gen Rossen reitend,

Mann an Mann die blanken Lanzen tragend,

Siner küßt des andern weißes Antlitz Weil sich beide, gleich als Brüder lieben,

Marko auf den Schelten fast entschlummert, Sprach zu Mi losch da, dem tapfern Bruder:

„0 mein Bruder, tu Woiwode Milo sch!

Gar sehr hat der Schlummer mich bewältigt, Singe Bruder, daß ich mich erheit re." Ihn» erwidert Mi losch, der Woiwode: „ 0 mein Bruder, o mein tapfrer Marko!

Gerne wollt' ich dir, mein Bruder, singen,

Doch verboten hat es mir die Vile, Schwur'e, wenn sie mich wurde singen Heren,

Mich mit scharfem Pfeile zu verwunden, 3n den Hals und in das Her;, das muth'ge."

Da entgegnet Sraljewitsch dem Bruder:

„Singe Bruder, fürchte nicht die B i he An der Seite deines Freundes Marko,

Und hier meines fcrneseh'nden Scheltens

Und der goldnen sechsgezackten Keule." Hub hierauf der Milosch an zu fingrp,

*) Marko Craljewitsch, einer der grössten Heroen, der Gib der Serben, dessen Heldenthaten und Abentheuer sich in unzähligen Liedern in dem Munde des Volkes erhalten haben.

**) Vilen, Nymphen, welche auf die Schicksale der Sterblichen oft mächtigen Sinftuß ausübt.n. Sic wohnen in hohen Gebirgen, an den Qutllen der Flüsse, sind bezaubernd von Gestalt und im 23 fx sitze ewiger Jugend. Die Bilen erscheinen dem Menschen immer in blendend weißem ewande mit siiegenden Haaren. Sie erhal­ ten oft besondere Beinamen wie z. B. Ta v i s o i 1 a. *•*) Mi rosch (Mirotsch) ein Berg an der Donau zu Serbien ge­ hörig.

423 Ein gar herrlich Lied hat er begonnen

Bon den Alten, wie sie besser waren. Wie jedweder einst das Keich verwaltet Im gerühmten Lande Mazedonien,

Welchen 9?uhnt jedweder sich erworben. Und das Lied war Marko lieb gewordm Und er stützt sich an den Knopf des SattelS.

Marko schlnnlmert und der M i l o s ch singet.

Hörte ihn die D i l e Xavijoila Und begann mit M i l o s ch wettzusingen. M i l o sch singt, es singt die weiße D i le,

Aber schöner klingt dee Milosch Stimme

Als die Stimme klingt der weißen Nymphe. —

D'reb ergrimmt die Vile Xtt n i j o i 1

q,

Springt hinauf in das Gebirge Mirvsch, Spannt zwei Pfeile auf zwei weiße Bogen,

Einer trifft den M ilosch in den Nacken,

In sein heldenmüth'ges Herz der zweite. Rief da M ilosch: „Wehe, meine Mutter!

Wehe Marko, mir in Gott verb üdert, Bruder weh', mich traf der Pfeil der Di le!

Hab' ich dir cs nicht voraus gekündet

Dafi ich nicht scll singen durch's Gebirge Riß der Marko da sich ans dem Schlafe, Sprang herab vom buntgcflcckten Rosse,

Schnallte fest den Sattelgurt dem Schecken, Küßt u, d halset sein gestecktes Rößlein: „Wehe Schecke, meine Rechte Hand du!

Hol' mir ein die D i l e X a v i j o i l a,

Will mit blankem Silber dich beschlagen, Blankem Silber und gedieg'nem Golde, Will dich bis an's Knie mit Seide decken,

Don dem Knie mit Troddeln bis zum Hufe; Will die Mahnen dir n it Gold durchflechten,

Will verzieren sie mit edlen Perlen. Doch so du mir nicht erreichst die Bi le, Will ich dich auf beiden Augen blenden,

Will dich lahmen auch an allen Füßen, Und dich in der Ocde hier verlassen,

Daß du irren sellst von Tann' zu Tanne Wie der Marlo ohne seinen Bruder.

424 Dann erfaßt sein Roß er an den Schultern Und durchbrauset das Gebirge Mirosch, Vile flog am Gipfel des GebirgeS, Schecke schnaubte mitten durch die Wildniß, Nicht ftu sehen war sie, nicht zu hören. Als jedoch der Schecke sie erblickte, Sprang er an drei Lanzen in die Hohe, An vier Lanzen aber in die Länge; Bald hak Schecke eingeholt die Vile. Ale sich also sah bedrängt die Vile Flog sie auf gen Himmel in die Wolken, Da erfaßte Marko seine Keule, Schleudert sie vielkräftig und behende, Traf die Vile an die weiße Schulter, Warf sie so zur schwarzen Erde nieder Und begann sie mit der ÄeuP zu schlagen, Wendet sie zur Rechten und zur Linken, Schlägt sie mit der scchsgezackten Keule: „Warunc Vile, daß dich Gott erschlage! Warum schossest du auf meinen Vruder, Gib jetzt Kräuter für den wunden Mi losch, Nimmer trägst du sonst dein Haupt von hinnen." Vile hub da an ihn zu beschwören: „Laß um Gott, mein Vruder, tapfrer Marko, Gott den Höchsten, um den heil'gen Johann, Laß doch lebend mich nur in's Gebirge Daß ich Kräuter suche auf, dem Mirosch, Daß die Wunden ich dem Helden heile!" Marko war barmherzig Gottes wegen, Fühlte Mitleid in dem Hcldenherzen, Ließ die Vile lebend in's Gebirge. Vile pflückte Kräuter auf dem Mirosch, Pflückte Kräuter, oft sich Marko meldend: „Bruder Marko, werde alsbald kommen!" Vile fand die Kräuter auf den, Mirosch, Heilte bald mit diesen Mi losch's Wunden. Schöner ist des Mi losch schöne Stimme, Wahrlich schöner a s sie je gewesen. Ging die Vile wieder in's Gebirge Und der Marko zog mit seinem Bruder

425 3» die Gegend zogen sie von P orecS *), Wateten durch S i m o td **)***) gLlbe Fluthen, Dort bei Bregow"*), bei Vem großen Dorf,, Gingen an die Grenze dann von W iddin. Sprach die Di le zu den andern Vilen: „Herr ihr Vilen, hort und laßt euch warnen, Schießt auf keinen Helden im Gebirge, So vorn Marko Craljewitsch ihr Kunde, Und von seinem fernhinseh'ndcn Schecken, Und von seiner sechsgczackten Keule, Was mußt' Aermfte ich von ihm erleiden, Kaum daß mit dem Leben ich entkommen."

e) P orees (Peretsch), eine Insel in der Donau, zu Serbien ge, hörig. **) Grenzfluß zwischen Serbien und Bulgarien. ***) Bregow, ein Dorf am linken Ufer des Timok.

Die Here von Riegersburg *). (Ballade.) Zu Riegersburg int alten Saal Versammelt sich der Schöffen Zahl.

Dor ihnen steht ein bleiches Weib, Verkümmert an Gesicht und Leib.

„Der schwarzen Kunst bist du verklagt, Weh', wenn dein Mund zu leugnen wagt." „Viel Blumen bliih'n im Garten dein, Doch nicht wie die auf Flur und Hain."

„Doch nicht wie die in GetteS Luft, Weit schöner noch an Färb und Duft." „Ja selbst wenn Schnee die Fluren hüllt, Erblüh'« sie dir von Duft erfüllt."

„Bekenne d'rum daß durch die Macht Der Hölle sie hervorgebracht."

) Noch wird in dem alten Felsenschlojse Riegersburg in Steyermark (eines der besten Ueberbleibsel der Borzeit) ein kleines Gemach gezeigt, dessen Wände mit phantastischen Thiergestalteu und Hexenapparaten bemalt ist, und das Hexenzimmer genannt wird. In diesem Ge­ mache befindet sich noch das Bildniß jener Unglücklichen, deren Pro­ zeß sich noch in Originalaktcn im Markte Feldbach, wo sie verbrannt wurde, besiuden soll. 2oh. R. B 0 g l.

427 „ „und blüh'n mir Blumen allerley Die Helle half mir nicht dabei.""

„ „Schon pflegte ich der Blumen gern. Als ich ein Kind, und von euch fern."" — „„Einst kam ein Fremder, jung und hold,

Die Wang' so roth, das Haar wie Gold."" „„Der liebte auch die Blumen sehr, Mich aber liebt' er noch viel mehr." " „ „Ihm folgte ich vom heimschen Strand, Zu euch, ins ferne Steyerland." " „„Die Blumen aber, die mein Glück, Nicht konnt' ich lasten sie zurück." " „ „In eure rauhe Dergesluft, Bracht' ich die Kinder, reich an Duft." "

„„Da siarb, von mir noch jetzt beweint, Der mir und meinen Blumen Freund."" „„Sie senkten seinen Leib hinab, Ich pflanzte Blumen auf sein Grab.""

,, „Ich pflanzte Blumen seit der Zeit, Wie sonst voll Lust, nunmehr voll Leid." "

, „Ich Pflegte ihrer stets mit Fleiß, Don keiner schwarzen Kunst ich weiß."" „„Und so gelang es meinem Müh'n, Daß sie mir selbst im Winter blüh'n." "

„Das lügst 6ii?" drauf der Schöffe spricht, „Doch nicht b.thörst du das Gericht."

„Drum denk' an deiner Seele Heil,

Und künde uns dein sündig Theil."

„„Bekennen kann ich nichts als das,"" Sie sprichts von bittren Thränen naß.

„Wohlan— so sei der Feuertod ,/Dein Loos, im nächsten Morgenroth." —

428 Am nächsten Tag mit dumpfem Schall, Ein Glöcklein tont hinab inö Thal. DaS Todtenglocklein wimmert laut, es gilt der armen Fcuerbraut.

Hinführt man ne mit Spott und Hohn, Zu Feldbach harrt der Holzstoß schon.

Da ficht das Weib: „„Ein einzigmal Laßt wich noch schau'n die Blumen all'."" „„Nur einmal lasst, erbarmt euch mein, Mich laben noch an ihrem Schein.""

,, „Mich laben noch an ihrem Duft, Ch' meinen Staub verweht die Luft."" Und zu dem Gärtchen führen hin

In Ketten sic die Zauberin. Wie blüh'n die Blumen rings umher,

Wie wogt von Düften da ein Meer. Wie schimmerts da in Farben licht, Aus grünem Busch, aus Lauben dicht.' Und Jeder der die Flur erblickt, Der fühlt sein Herz von Luft entzückt.

Die schönsten Blumen aber bricht Das Weib, bethränt das Angesicht.

„ „Und habt ihr mich vom heimschen Strand Geleitet in dies rauhe Land," " „„So leitet jetzt mich auch dahin Wo noch viel schön'rc Blumen blüh'n.""

Drauf wendet sie sich ab, und geht, Don ihrer Blumen Duft umweht. — Da steigt int schwarzen Wirbellauf Zu Feldbach eine Säule auf.

Die Säule sinkt; sie ist dahin, Die fremde Blumenpflegerin.

429 Doch Ihren Kindern groß und klein Entschwand hierauf so Duft als Schein. Sie neigten sich hinab zum Staub, Mit fahlem Stamm, mit welkem Laub.

Das Gärtchen ward zum öden Grund, Kein Blümchen triffst du dort zur Stund'.

Johann N. Vogl.

XV.

Die Mutter des Tököly*). Ballade. Wie der Donner rollt's von Ferne, Wie die Windsbraut kommts daher, Sagt doch, naht ein Ungewittter, Grauset ein Orkan so sehr?

Nicht Orkan, nicht Ungewitter, Ist's was sich der Heide naht,

Reiter sind's auf fiucht'gen Hufen Schmach nun erntend für Verrath.

Tököli, der Pfiichtvergcß'ne, Flüchtend vor des Kaisers Schwert, Sucht nun Schutz im festen Schlosse Das der Mutter angeh'ört. Und so jagt aus schnellem Ross» Er, von scheuer Angst durchbebt, Hin wo ihre schwarzen Thürme Ernst der Ahnen Durg erhebt.

Und mit seinem fiucht'gen Trosse Halt er vor dem Thore schon,

•) Aus den im Lause dieses Jahres bei Sendler und Schäferin Wien erschienenen ,, Klängen und Bildern au- Ungarn" von Johann R. Vogl.

431 „Mutter, Mutter, offne schnelle,

Vor der Pforte harrt dein Sohn!" Sieh da zeigt sich auf dem Erker Eine Frau int schwarzen Kleid, Dleich das Antlitz, gleich als berge

Ihre Brust ein tiefes Leid. Und befremdend schaut die Hohe

Nieder von des Erkers Rand, Auf den Tök'öli, der drunten An dem Saum des Felsens stand. „ „Sprich , was willst du A frecher Fremdling," "

Ruft sie dann, „ „in diesem Schloß? Einlaß wird hier nun und nimmer Solchem Führer, solchem Troß !" " „Mutter, wie? hast du verloren

Dao Gehör, seit ich dir fern,

Daß dir unbekannt die Stimme Die du sonst v.rnahmst so gern?"

„Ist das Aug' dir so/ erblindet

Daß du nicht den Sohn erkennst, Und den Einlaß ihm verweigernd Einen Fremdling ihn benennst?" — D'rauf die Frau: „ „Wie kannst du's wagen Dich zu nennen meinen Sohn? Du, der treulos sich gewendet Von des Ungarkönigs Thron.""

„ „Der den Erbfeind bot gerufen

Als Berrälher in das Land,

Und nach seinen eignen Brüdern,

Ein Rebell, erhob die Hand."" „ „Nimmer hab' ich den geboren

Der so Schinipfiichcs verübt, Nimmer kann verüben solches Den gesäugt ich und geliebt.""

„„Darum fort von dieser Schwelle

Eh' dich Schlimm'res hier bedroht,

432 Denn mein Sehn — der bist du nimmer, Denn mein Sohn-------- ist lange — todt!"" Und hinein zum Erker wieder Tritt die hohe bleiche Frau, Und die Pforte bleibt verschlossen. Stumm und finster liegt der Bau.

Und mit leichenfahlen Wangen Starrt noch lang' hinauf der Sohn, Presst den Helm in'e Aug' und brauset

Mit den Seinen drauf davon. Weinend aber durch's Gcgitter

Sah' vom Schloß ein Weib ihm nach, Der das Mnlterhcrz im Busen Ueber den Verlornen brach.

Johann N. Vogl.

XVI. DeS alten Kuenrkngers Meerfahrt Ballade. Der alte Kuenringer Wollt' zieh'» zum hekl'gen Grab, D'rum was an Gut sein eigen Er seinen Sehnen gab.

Auch ward mit Gut und Vfiünce Stift Zwettel reich bedacht Dort sollten für ihn beten Zwölf Mönche um Mitternacht. Und nun er's so berichtet Zieht er hinaus zum Land, Baarhaupts und ohne Schuhe Den Stab in seiner Havd. Doch als am Meercsufer Nach langer Fahrt er st.ht, Da sind viel schwarze Wolken Herbei vom Wind geweht.

Und alS das Schiff will stechen Mit ihm hinaus ins Meer, Da schäumen wild die Wegen, Der Sturm erbrauset sehr.

Hormayr'S Taschenbuch 1840.

19

434 ES sieht's der Kuenringer Mit trübem Angesicht: „Ach Schiffer, guter Schiffe«-, Jetzt kann ich fahren nicht." „Ach Schiffer, guter Schiffer Jetzt kann ich fahren nicht, 6s drücket mich im Inneren Zu sehr der Schuld Gewicht."

„Muß harren hier am Strand» Bis kommt die Mitternacht,

Da werden Zwölfe beten Da fr mich der Herr bewacht." Der Schiffer d'rauf verdrossen: „Was fällt euch, Alter, ein?

Nicht günst'ger wird das Wetter So spät zur Nacht uns seyn."

Der fromme Pilger aber Kniet hin und spricht kein Mort. Doch ach, stets wilder brauset

Die Windsbraut fort und fort.

Ein nä'cht'ger Höllenrachen Aufgähnt des Meeres Schsund, Da schallt's mit eh'rnen Schlägen. 6s ist die zwölfte Stund.

Noch liegt der Greis am Ufer, Sein Haar im Winde weht, Jetzt liegen wohl die Zwölf» Für ihn auch int Gebets Und horch — dnrch's Sturmgcsause Herweht's im selt'nen Klang, Wie ferne Orgeltene,

Wie dumpfer Menchögesang.

435 Und roir Den Zauberworten Flieht mählig Sturm und Nacht, Schon schimmern wieder Helle Die Sterne in heh'rer Pracht. Da steigt der gläub'gc Düfier InS Schiff mit freudigem Muth, Und ziehet ungefährdet Dahin auf blauer Fluth,

Johann N. Vogl.

XVII.

Beiträge zur Geschichte des deutschen Municipalwesens. (Fortsetzung.)

Die frühern vielen Arbeiten des rubricirtcn Betreffs in des Freiherrn von Hormayr Archiv für Geschichte, Sta­ tistik, Literatur und Kunst (1810—1828, in XVIII. gro­ ßen Quartbänden) wurden fortgesetzt und ergänzt in den vorangegangenen Jahrgängen dieser historischen Taschenbü­ cher, namentlich durch den trefflichen, streng quellengemä­ ßen Aufsatz Joseph Albrechts über das ungarische Munickpalwcsen Seite 253 bis 302, — durch jenen über die Jglauer Stadtrechte und die dortigen Juden, 1833, S. 297, — die deutschen Städte im Mittelalter und namentlich die Geschicke Augsburgs, 1834, S. 116—160, die Fortsetzung 1835, Seite 236. — Jahrgang 1837, S. 355, Rudolfs II. Pancharta für die Stadt Wels an der Traun ob der Enns, bestätigend sämmtliche Freiheiten von 1127 bis 1582, end­ lich im Jahrgang 1839, Seite 254—286, aus der Hanse, die Bischofs-und freie Stadt Hildesheim, die stets aufgc. regte freie und Herzogöstadt Braunschweig rc. rc.

437 4. König Ottokar von Böhmen erlaubt den edeln Baronen seines Reiches, Conrad und Hertwik von Krawarcz den Wald Besdhelz (Lednitz) auszureuten und daselbst eine Stadt an­ zulegen, die sich der Munkckpalrechte der Hauptstadt Prag und anderer Städte Böhmens zu erfreuen haben solle. Bei Neyzkam, den 22. October 1264. In nomine domini Amen. Otacharus dci gracia Rex Bocmie. Dux Austrie ct Styrie ct Marchio Morauie *). Omnibus in perpetuum. Gloriam. decus, ct potentiam Regni nostri, que consistunt maxime in multitudine et diuiciis, fidelium subditorum, ut Regalis ex­ cellente nostre requirit auctoritas (ampliare volcntcs, Siluas ct loca jnculta, ad inhabitationem et cmcndacio• ncm siliorum hominum), procreamus solertius informari, vnde constare volumus tarn viuentibus quam victuris, quod de Silua nostra in Besdhctz sita circa aquarn, dictam Dogs, vna cum villa que Clumme dicitur, ad estimationem Centum Laneorum. et non vltra, vna cum Pratis, Pascuis. aquis et ceteris suis pertinenciis locauimus Chunrado ct Hertwico de Kracwerc pro fun• ) Die Regierung 6r6 grossen Ottokars ist überhaupt tmfNur dann wird Friede seyn, ein schneller guter und fester, wenn der Kaiser an der Spitze der ersten Aehenmalhünderttausend von Oesterreich, auf der Grenze, die der Feind vor dem Krieg hatte, ihm zeigen wird: bis hieher thue was du willst, aber nicht einen Schritt weiter." „Wohin sollen wir denn ziehen? Wo der Feind Wie weit? Bis in sein Land. Wie lange sollen wir streiten? Bis er nachgiebt. Wo unsere Magazine sein wer­ den? Wo Früchte gewachsen find, wo Vieh geboren ist und durststillende Wässer fließen.— Wo die Waffen hernehmen ? Aus.allen Burgen und Rüstkammern der Monarchie und wo von Krakau bis Triest gießbares Metall ist. — Wer mit uns sein wird?? Die Begeisterung für Gott und das Recht und der vor einem Volke das ernstlich will, stets herwandelnde Schrecken." Aber 1796 erregte noch den ängstlichsten Verdacht und

S47 Widerwillen, was in der Zeit der Reserven, der Landwehren, des Landsturms, desTyroler Krieges, der ungarischen Jnsurrection lauten Beifall gewann. Alle Weisheit der Cabinette und der Hauptquartiere hatten von Marengo und Hohenlinden, Ulm und Austerlitz bis Erfurt, Auerstädt, Charlottenburg und Tilsit, Regens­ burg, Wagram und Znaym, bloß Verderben auf Verder­ ben,gehäuft. Nur die Begeisterung, nur der HannihalShaß hat endlich des xrcmdlingsjocheS erlediget, wenn auch leider nicht seiner ehemaligen Söldner und Schmeich­ ler,.seiner Hehler und Stehler.— Das Unheil mußte fp lange dauern, denn man erschrack ja vor allem Außerqrdentlichen in Wort, Schrift und That, vor jedem höhe­ ren und kühneren Sinn für Wahrheit und Recht, vor Allem was den Dummköpfen oder Schelmen, einen beschä­ menden Spiegel vorhalten konnte. Jedes Spiel mit neuen Ztamen und Zeichen, mit gutmeinenden Vereinen, die in diesem Augenblicke wohlthätig wirksam, im nächsten spur­ los verweht waren, wurde als gefährlich gedeutet, jede U eVerlegenheit verdächtigt, jedes Wart und jede Gebärde gemustert. Durch unverdiente Verfolgung wurden sie dann oft wirklich gefährlich. Jedes Talent, jede selbststän« hige Kraft wurden den Herrschern als drohend gezeigt und sie selber recht enge in den AauberkreiS ,der Mittelmä-r ßigkeit und der Gemeinheit hineingetriebeu, die durch, die schlechtesten Künste, mit leichter Mühe das Steuer zu behaupten trachteten, weil sie sich der edleren Künste gleich unkundig als unmächtig fühlten. Gle riefen wohl den Geist an, — in der Noth, —

Doch graute ihnen gleich, wenn er sich zeigte. Das U n g e m e i n e soll , das Höchste scldst. Geschehn , wie dav Alltäglichste! ? —

548 War doch die große Lehre acht blutiger Feldzüge noch nicht eingreifend genug, um in Wien die egoistischen, furchtsamen und kleinlichen Motiven des Gamaschcn-Kultus, des soldatischen Zunftgeistes, der Jakobinerriecher und der­ jenigen zu Boden zu schlagen, von denen Deutschland nicht einmal so viel unabhängige Kraft gewinnen sollte, um aus sich selbst, nicht länger mehr die Vorrathskammer, der leidende, aber widerstrebende Schauplatz der noch immer nicht auss gestrittenen Weltfehde zu seyn und die Uebel und Schrecken derselben um so länger den Erbstaaten ferne zu halten? — Stimmen wie jene Gustav Adolfs IV. von Schweden als Reichsstand, des Coadjutors Dalberg, Friedrich Stadions, Albinis, Westfalens, Wredes re. verhallten in taube Luft, in unbelebter Wüste. Nach Wurmsers großen Unfällen vor Mantua im Aug. 1796 trat Graf Hugo Salm mit dem ältesten Bruder sei­ ner Stiefmutter, Wenzel Grafen von Paar (der zweite, nachmals Fürst, Carl war sprichwörtlich berühmt durch sein tapferes Grenadierbataillon, der jüngere Baptist, insgemein John, war der treffliche und bis zum Tode treue Adjutant des Fürsten Carl Schwarzenberg und Mitunter­ zeichner der Capitulation von Paris) und mit Friedrich Wilhelm Mayer, Verfasser der Dya-na-sore zusammen, um des letzteren Plan einer Volksbewaffnung und der Aus­ bildung des Staatsbürgers zum großen Kriegshandwerke der Ausführung anzunähern. Der böse Gang der Angele­

genheiten in Italien gab solchen Vorschlägen Gehör und der Eifer der Behörden schützte sie genugsam vor dem Vor­ wurf einiger Tadler, das Ganze sei nur ein eigenmächti­ ges Unternehmen brausender Jünglinge gewesen. — 11,000 Unterschriften angeworbener ehrenwerther Männer waren beisammen, die vom Staate nichts forderten als Waffen, alles Uebrige durch sich selbst bestritten, oder durch Beiträge

54Z anderer. — Jene Werbung (der sich die Grafen Salm und Paar unterzogen hatten) das Sammeln von Unter­ schriften und Beiträgen wurde gleichwohl auf einmal ein­ gestellt und alles an die Militärbehörde verwiesen, um es auf dem gewöhnlichen Wege zu betreiben. Da jeder, der wohl für das Vaterland Gut und Blut wagen, aber nicht geradezu Soldat werden wollte, sich zurückzog, so blieben Mitte Octobers von 11,000 kaum 1200 Mann, welche das Corps der Wiener Freiwilligen hießen und auf den Fuß eines österreichischen Füsilierbataillons mit der unendli­ chen Begünstigung, den Grenadiermarsch zu spielen, dem Commando des Majors Kovösdy, eines eben so tapfern als geistesarmen Ofsiciers übergeben wurden. Herr Mayer, älter, fester, dessen Ruf schon gegründet war, zog sich von dem verkümmerten Werke zurück. Die beiden Grafen mußten ausharren, um sich nicht dem Vorwurf der Feig­ heit oder des Wankelmuthes auszufetzen. Sie erhielten auf die außerordentliche Verwendung der patriotischen Grafen Kufstein, Herberstein und Joseph Dietrichstciu, endlich so­ gar Unterlieutenantsstellen. Die Militärbehörde hatte wie­ derholt für beide nur Cadettenplätze bewilligen wollen, „ih­ rer Unerfahrenheit wegen," und die Feldmarschälle Grafen Nostitz und Joseph Kinsky boten, ersterer dem Grafen Salm eine Oberlieutenantsstelle bei den Jägern, letzterer dem Grafen Paar (der schon früher bei Hehenzollern ge­ dient hatte) eben eine solche bei seinem eigenen Regiments an, wenn sie nur nicht zu dem verhaßten Freicorps gehen wollten. Beider Antwort versteht sich von selbst. — Nach einem beschwerlichen Zuge durch Lyrol in Eilmärschen bis Bassano (wobei der Graf beide Fersen erfror, welches ihm unsägliche Leiden verursachte) kam bei Bevilacqua unweit Legnago dies kleine Corps zum ersten Male vor den Feind. Wie sehr es sich auszeichnete, bezeugten die damaligen Aeitun-

550 gen und Extrablätter. Graf Salm besonders erhielt noch unaufgefordert von seinev Cameraden und dem 'Corpscom­ mandanten das ruhmvolle Zeugniß über das, was er bei dem nächtlichen Uebergang über die Etsch, bei Anghiari ger than, wo ohne seine Bravour der Uebergang höchst wahr­ scheinlich ganz gescheitert wäre. Dor Mantua wurden' 400 Mann dieses Corps (der übriggebliebeve Rest nach vier siegreichen Gefechten) durch Capitulation des F. M. L. Pro­ vera mit dem ganzen linken Flügel von ALvinzy's Ar­ mee gefangen, die Offiziere aus Parole entlassen. An Hand und Fuß verwundet, krank, alles Gepäckes beraubt, ganz ohne Geld, wäre des Grafen Lage in der Festung Legnago, wohin man die Gefangenen sperrte, sehr traurig gewesen, wenn nicht ein französischer Offizier mit Namen l'Huillier, dem er von einem Commissärordonnateut war anempfohlen worden, welchen der Graf den Tag zu­ vor mit Gewalt aus den plündernden Fäusten der Erdödyschen Husaren rettete, ihm 300 Livres geriehen hätte. Eben dieser ritterliche Offizier schrieb auch aus freiem Antrieb an den Fürsten Salm, des Grafen Bater nach Brünn, um ihn über seines einzigen Sohnes Schicksal zu beruhigen. 8n Castellara sah und sprach Graf Salm den General Bonaparte, indem er den Wortführer für seine Cameraden machte. Der Graf, der den Feldzug krank begonnen und den nur allein der Abscheu vor dem Zurückbleiben aufrecht er­ halten hatte, kehrte ungeachtet der zwei erhaltenen, an sich nicht schweren Wunden schnell zurück und bekam die Rötheln. Derselben Folge war, weil er sich gar nicht schonte, eine solche Augenschwäche, daß er sich endlich eines Stabes bedienen mußte, um nicht sogar an die nächsten Gegenstände anzustoßen. Er sollte superarbitrirt werden, die Franzosen rückten unterdeß als Sieger der Hauptstadt immer näher. —.

551 Heisse Begierde, sie zu bekämpfen und die mildere Jahres­ zeit bewirkten die Besserung, woran die besten Aerzte und namentlich die Kunst des berühmten Adam Schmidt von der josephinischen Akademie und die freundschaftliche Bemü­ hung des deutschen Ordens Commenthurs, gelehrten Heil­ kundigen und Menschenfreundes, Grafen Carl Harrach -gescheitert waren. Salm war noch nicht ausgewechselt, konnte also auch als Offizier des gegebenen Wortes wegen noch nicht wieder dienen. Da trat er, von seiner Gluth übermannt, als gemeiner Reiter in das Wiener Aufgebot unter dem Herzog Ferdinand von Würtemberg. Nach den im Octbr. 1797 zu Campoformio geschlossenen Frieden trat er aus ei­ nem Stande, welchen er sich niemals ausschließend, sondern nur für die Lage der Gefahr hatte widmen wollen. Bisher hatten naturhistorische, physikalische, chemische und alchemische Studien als Knabevfpiele, als Jugendliebchaberei und zu epidemischen Excentricitäten des Aeitschwindels gedient. — Cagliostro, Philidor, Mesmer, Graham beschäftigten den jungen Altgrafen sehr. Auch Her Vater Fürst Carl (beide, Rosenkreuzer und Freimaurer,) war leidenschaftlich für Alchymie, für den Stein der Wei­ sen und für Geisterscherei. Auch Hugo Salm meinte durch die Kraft des Willens und liebevoller Beschwörung die EnHelsgestalt der in seinem 15, Jahre verlorenen Mutter noch einmal sehen und befragen zu können'! Ja er und der ReHierungsrath Leon wählten einst eine gräuliche Gewitter­ nacht, um auf einem elenden Kahn, unter dem Aufruhr aller Elemente, ganz allein, von Nußdorf, auf eine, ihnen bekannte kleine Donauinsel hinüber zu fahren und daselbst den Teufel zu beschwören. Aber nicht nur daß Freund Mephisto nicht erschien, er harre nicht einmal die

552 gewöhnliche Höflichkeit gegen Standespersonen, sein Ausblei­ ben gehörig entschuldigen zu lassen. Die nachfolgenden Hinweisungen über die wissenschaft­ liche und gemeinnützige Thätigkeit SalmS sind fast wörtt lich einem Aufsatz entnommen, den Er Selbst hierüber (im ersten Jahre des wiederhergestellten Weltfriedens,) im Sornmer 1816 aus Bitten des ihm durch so viele Jahre befreun­ deten Herausgebers dieses Taschenbuches entwarf und der daher in jeder Hinsicht die Spuren und den Stufengang der Zeit trägt, in welcher er niedergeschrieben ward. Graf Salm suchte den Mesmerismus an der Quelle, in Straßburg in berSociete Ksrmonigue auf.—Das Direktorium nahm gegen alle Fremden überhaupt in jenem Augenblicke strenge Maßregeln. Er schien verdächtig. Der berühmte Astronom La lande, den er auf den Iinnen des Straßburger Münsters kennen lernte, hatte ihn dem Vor­ stände der Polizei empfohlen, einem biedern Deutschen, der sich auf jenen Platz hin verirrt hatte.. Seine Warnung rettete den Grafen wenige Stunden vor dem zu seiner Ver­ haftung bestimmten Augenblicke. Dieser Reise wissenschaft­ liche Ausbeute war zwar gering. Das zu Freiburg im Breisgau mit dem sanften Jacobi geschlossene engere Freundschaftsband wirkte vortheilhaft auf des Grafen bis dahin noch ziemlich zurüchgebliebene ästhetische Bildung und auf seine Vorliebe für die Königin der Künste, für die Dichtkunst. Sie bewahrte ihn vor den damals zum guten Ton gehörigen vornehmen Absprechen über die vermeintliche Rohheit und Barbarei des Mittelalters. Er besorgte für Jacobi eine bedeutende Sammlung böhmischer Volks­ lieder und Sagen aus der Vorzeit. In München lernte er Eckarts Haus en, und mehrere noch im Keime liegende Arbeiten desselben kennen, womit dieser spättrhin öffentlich austrat, sich und andere täuschte, oft aber auch

553 mißverstanden ward. Seit dem Jahre 1798 verlebte er den Winter theils in Brünn, theils im Schlosse Raitz in seinem Laboratorium, theils in Wien. Die schöne Jahres­ zeit hindurch that er Reisen durch Schlesien, Sachsen und Böhmen, allwo er in Prag länger verweilend, sich an Meißner näher und beständiger anschließen durste, als der kalte, ernste Mann cs gewöhnlich gestattete. Seiner Arbeiten besonderes Ziel war ihm: „Ver­ gleichung alter Chemiker mit den neuern." Das Undeutliche, Verworrene in spagyrischen und alchemischen Schriften, (seiner Jugend frühester Lesung) wollte er ge­ sichtet, geläutert, erhellt, nach dem System und den Ent­ deckungen der mittlerweile mächtig fortgeschrittenen Wissen­ schaft entwickeln und darstellen. Er nahm zuerst Kunkel von Löwenstern vor, dessen chemisches Laboratorium für jeden Unbefangenen eine Fund­ grube von merkwürdigen Versuchen enthält. Kunkels An­ deutungen sogenannter Projectationen wurden bestimmter, die merkwürdige Arbeit mit dem rothen Kupferglase, die einer Verbindung des Goldes mit der Kohle, die soge­ nannte Firirung des Arseniks, Verglasung des Silbers und die Mcrcurisicationen der Metalle nach Isaak Holland rc. entschädigten ihn durch ihr Gelingen, über manches Miß­ lingen. Er unterstützte in Wien den als Chemiker und Mineralogen bekannten Wondraschek und arbeitete wäh­ rend einer Reise desselben, für ihn Versuche über den In­ digo, zum Behufe des Handelsstandes aus. Die Aufgabe war, untrügliche, leicht anzustellende Probemittel dieses Stoffes aufzufinden, die. auch Nichtchcmiker leicht nachma­ chen könnten, um die Güte, den Werth dieser Waare je­ des Mal schnell zu erproben. Aus mehr als 200 Versu­ chen entwarf er ein Schema, welches allen Forderungen

Hvrmayr's Taschenbuch 1840.

24

554 ganz entsprach und welches Wondraschek, dem er es schenkte, viel Geld eintrug. Im Jahre 1798 unternahm dr eine Reise nach Ber­ lin , um die damals noch unbekannte Art, Zucker aus Run­ kelrüben zu machen, zu lernen und in der Heimath gemein­ nützig zu machen. Da begann seine Verbindung mit dem großen Chemiker Richter, einem gebornen Schlesier. Sie gaben sich das Wort, nach gleichen Grundsätzen einige Ar­ beiten (sogenannter alchymischer Art) zu machen und theil­ ten sich die Erfolge in versiegelten Zetteln mit, welche sie nach dem Uebereinkommen zu gleicher Zeit eröffneten. Der bearbeitete Stoff war, (um bei der Kunstsprache zu blei­ ben,) Lapis Pyrmeson (eine Verbindung aus Arsenik, Schwefel und Spießglas) und Sal Alebrat (eine schwierig darzustellende Verbindung aus Salmiak und ätzendem Su­ blimat.) — Genaues Zusammenstimmen der merkwürdigen Erfolge lohnte sie reichlich; ganz neu war die hierdurch von beiden zugleich aufgefundene Scheidung des Goldes vom Eisen. — Salm suchte nach seiner Rückreise Anderen, — (da ihm eigene fernere wissenschaftliche Ausbildung lieber war, als Besorgung eines technischen Betriebes, —) das Verfahren mitzutheilen. Mit Dr. Zarda in Prag wurde der erste Runkelrübenzucker nach seiner Anleitung gemacht. In Brünn verfertigte ihn sodann der Apotheker Petke ebenfalls nach dieser und der Graf gab eine eigene Abhand­ lung hierüber an die Landesstelle durch seinen längst ver­ ewigten guten Bekannten, den Hofrath Rupprecht ein, um die Hofkammer auf dem kürzesten Wege schnell in die Kennt­ niß dessen zu setzen, was späterhin erst nach vier und meh­ reren Jahren allgemein bekannt wurde. Um diese Zeit begann des Grafen Bekanntschaft mit dem oberwähnten erst als Erzieher, dann als Volksschriftsteller und Journalisten bekannten Wirthschaftörath An-

555 dre in Brünn, Schwiegersohn und Mitarbeiter von Salz­ mann in Schnepfenthal, einem der „Nützlichen" und Nikolaiten, über welche Ticck so viel Witz gebröckelt hat, dergestalt thätig und eilig, auch fremde Ideen und Ent­ deckungen sich anzueignen, daß es in Brünn Sprichwort war: „Andr6 wird schreiben, so lang Andre schreiben." Lange Jahr übte er, oft mit günstigem, öfter mit ungün­ stigem Erfolg ungemeinen Einfluß auf Salm, war unge­ mein rührig als Secretar der Brünner Ackerbaugesellschaft, deren Direktor Salm gewesen ist und versorgte diesen letzt­ lich auch mit seinen zwei Söhnen Rudolph und Emil, die aber Salm nach verschiedentlichem, agrarischen und Forestal-Expcrimentiren und Tattonircn, wieder abzuschütteln bemüssiget war. — Andre rief Salms Neigung zur Mi­ neralogie noch mehr ins Leben. Salm kaufte die schöne Sammlung seines verblichenen Freundes Nepomuk Mittrowsky, vervollständigte und vermehrte sie zu einer selteyen Vollendung und Berg - und Hüttenwesen wurde nun ein Hauptzweck seiner Reisen, wie ihn denn der Hof­ rath Rupprecht durchaus für den Staatsdienst des Münzund Bergwesens gewinnen wollte, eine Stelle bei welcher Salm das Trefflichste geleistet haben würde. Auf einer dieser Reisen entdeckte er unter andern bei Neuhaus hinter Töplitz, eine neue Art des kohlensauern Kalkes lagerweise in der Grauwacke und nannte ihn da­ mals Stängelkalk, seines Ansehens wegen. Die außeror­ dentliche Schwere desselben veranlaßte den Mineralienhänd­ ler Eichinger in Wien, den der Graf dahin führte, diesen Kalk häufig als Withurit an Unkundige zu verkaufen; er leerte in zwei Nächten den ganzen zu Tag gehenden Vor­ rath, so daß der Graf bei einem zweiten Besuch nichts mehr fand. Seine und Petke's in Brünn vorgenommcne chemische Untersuchung bestätigte dessen Vermuthung, ein 24*

556 ungemein starker Thonerdegehalt unterscheide chemisch, so wie die äußere Gestalt oryktognostisch diese Kalkspathart von allen bekannten Arten. Eben so sand er zuerst in dem Syenit auf der Herrschaft Raitz den sparsam eingesprengten Titan, den Andre erst bestimmte und der nunmehr als eine gar nicht seltene Erscheinung im Syenit und Granit be­ kannt ist. In der Grafschaft Glatz am Sinkenhübel bei Dürrkunzendorf entdeckte er den nadelförmigen Zeolit, am Fuße des Riesengebirges auf dem Wege nach der Schnee­ kuppe die Akantikone (erst späterhin so benannt) die da­ mals nur noch in Norwegen bekannt waren. Er scheute weder Anstrengung noch Kosten, so z. B. arbeitete er in Przibram als gemeiner Bergmann, um Gelegen1)eit zu finden, däß weiße Antimonium einer alten Zeche zu

gewinnen,

welches unter die mineralogischen Seltenheiten

gehörte rc. u. rc. Ein geliebter Schüler Galls,

des genialen Arztes

und Craniologen, wurde Salm von diesem zum Studium der Anatomie veranlaßt, welches er emfig trieb, um des scharffinnigen Kopfes Lichtblicke für sich geordneter zu ge­ nießen, doch verließ er bald ein Studium, dessen Aus­

übung ihn zu sehr von seinem Hauptziele entfernte. Biel beschäftigten ihn neben dem Studium seines Lieb­ lingsschriftstellers, des Grafen Rumford (als Minister des Kurfürsten Earl Theodor und Bayerischer Generallieu­ tenant unter dem Namen Benjamin Thompson be­ kannt) Versuche über die Expansion der Luftarten bei Explosionen der bekannten Erfahrung, daß unter einem gewissen Compressionsgrade Schießpulver nicht explodirt, sondern sich wohl entzündet und zu einem ganz veränder­ ten Körper wird, spürte er emsig nach, bis er durch viele kleinere Versuche kühner geworden, einen Versuch mit Lo­ then machte, der ganze Apparat zertrümmert wurde und

5d7 die weitere Fortsetzung dieser Versuche wohl vor der Hand aushob, ohne jedoch der durch sie begründeten Wahrheit nahe-zu treten. Gleiches Schicksal hatte die Untersuchung des Verhal­ tens der in verschiedenen Graden der Verdichtung entzün­ deten Mischung des Wasser- und Sauerstoffgases. Wie der Zufall zuweilen das Nahe übersehen läßt, wenn man einem Gegenstand unverrückt in der Ferne nachsucht, so so übersah er auch damals die Wichtigkeit der öfters bestä­ tigten Erscheinung, daß diese Mischung je nachdem der Druck stärker, ihre Dichtigkeit größer ist, auch immer verhältnißmaßig mehr Salpetersäure erzeugt würde; eine Ent­ deckung, welche, wenn ihr Verfolgen nur nicht so äußerst gefährlich wäre, zu den allerwunderbarsten Aufschlüssen über die Natur des Stickstoffes führen mußte, und die Be­ reitung des Schießpulvers ungemein erleichtern würde. Auch hier beendete eine Explosion, welche einen unaus­ gebauten Flügel^des Schlosses Raitz, in welchem aus Vor­ sicht gearbeitet wurde, züsammenwarf, für den Augenblick die weitere Verfolgung. Früher schon hatte der Abbate Maffei, dieser scharfsinnige Förderer und Verbesserer der österreichischen Artillerie, der den Grafen Salm auch be­ wogen, den chemischen Cursus bei Jacquin zu hören, (seinen einzigen Besuch einer öffentlichen Lehranstalt,) zärt­ liche Freundschaft für Salm gefaßt. Durch ihn erhielt er viele Belehrungen, besonders über Mittheilung des aller­ neuesten, was im Gebiete der Chemie und Physik in Ita­ lien geschah. Nach der von Maffei mündlich erhaltenen Beschreibung eilte er nach Brünn und erbaute daselbst mit dem sich ganz der Physik widmenden Großhändler Herzo­ genrath den ersten galvanischen Tragapparat, der in der Monarchie bestand; der- wenige Jahre darauf so unglücklich umgekommcne Major Vega vom Bombardiercorps, den er

558 bei Maffei kennen lernte,

gehörte auch zu dem wirket bet

Männer, deren Gesellschaft der Graf beinahe ausschließend besuchte. Zm Jahre 1799 setzte der Graf zuerst einen Preis für denjenigen Arzt aus, welcher binnen einem bestimmten Zeitraume am meisten Impfungen mit dem kürzlich bekannt gewordenen Kuhpockenstoff aufweiftn könnte?! Johann d e Earro, aus einem der ersten Häuser Genfs (8. Aug. 1770 geboren), in England gebildet, durch mehrere dreißig Jahre ausübender Arzt in Wien, nun seit geraumer Zeit mit eben so großem Ruf in Earlsbad, der erste Verbreiter der Schutzpocken auf dem europäischen Festland und in Oe­ sterreich, wie in Ostindien, Jenners Schüler und Freund, war seit geraumer Zeit auch mit Salm in naher Verbin­ dung.— Salm verschaffte sich Impfstoff von de Earro und begann nach gründlichen Studium sogleich selbst zu impfen -unter der Leitung des mährischen Protomedicus Dr. GarMgrüber. Er schrieb eine kleine Dolksschrist: Was sind die Kuhpocken? und wozu nützen sie? und ließ 400 Eremplare auf seine Kosten drucken, die er selbst und durch die

Länderstellen, unentgeltlich verthcilen ließ. Als diese er­ schöpft waren, ließ er nochmals 2000 Exemplare drucken, welche er gleichfalls unentgeltlich vertheilte. Diese Schrift, bloß auf ihren nächsten populären Zweck beschränkt, ohne höhere, streng wissenschaftliche Ansprüche, scheint jedoch ih­ rem Zwecke- Belehrung des Volkes, ganz zugcsagt zu ha­ ben, weil im Jahre 1808 die Gastlische Buchhandlung sic zum dritten Male auf eigene Kosten auflegte und sie in den Buchhandel brachte. Die deutschen Journale zollten ihr ausgezeichneten Beifall, insonderheit die Hall'sche Literaturzcitung, die österreichischen Annalen, der Rcichsanzciger, Rims neue ökonomische Schriften. Die gedachten An­ nalen sagen mit Recht: es sei schwer zu entscheiden, ob sich

559 der Graf durch seinen Eifer, für diese hochwichtige, da­ mals noch viel bestrittene Sache, oder aber durch die treff­ liche Behandlung des Gegenstandes, die damals bei Aerz­ ten geschweige denn bei Lain, nichts weniger als alltäglich gewesen sei, größere Ansprüche auf den Dank des Vater­ landes erworben habe? Anfänglich war der Graf bei seinem gleichfalls überaus wohlwollenden und von glühendem Patriotismus beseelten Vater, dem Fürsten Salm in Brünn, das jetzt ein rechter Mittelpunkt der Vaccinationen wurde. Thätig unterstützte

ihn Andre durch sein Tageblatt, eben so eifrig der prorestantische Pfarr Rieke. Mit vielen Kosten versendete Salm, silberne Nadeln, Impfstoff und Unterrichtsbücher in die Hunderte. Auch ließ er eigens für dieses ihm so sehr am Herzen liegende Geschäft einen hoffnungsvollen jun­ gen Arzt aus Wien kommen. Es war der in der Folge als politischer Schriftsteller so bekannte Dr. Friedrich Ludwig Lindner aus Mictau in Curland. Aller Hindernisse un­ geachtet drang die Wahrheit durch, besonders durch das Bemühen mehrerer wackeren Aerzte namentlich des damali­ gen Hofmedicus Valenzi, der seine eigene Tochter im­ pfen ließ und durch die Ueberzeugung, welche die unter ei­ ner ärztlichen Commission, welcher dieser und Dr. Gartelgruber vorstand, angestelltcn großen Jmpfungsversuche mit natürlichem Blatterngifte auf Kuhpockenimpflinge gewähr­ ten. Einige Belobungsdecrete der Landesstellen erfreuten den Grafen durch die Versicherung, die sie ihm gaben, nicht mehr mißverstanden zu werden, am meisten aber be­ lohnte ihn die Ueberzeugung, daß er der erste war, der nach de Carro für diese Impfung kämpfte, dec einzige, ohne den sie in Mahren nur mehrere Jahre später unsichern Fuß gefaßt hätte, folglich zur Erhaltung aller derer

560 wesentlich gewirkt zu haben, die sonst die Blatternfeuche hinweggerafft haben würde. Er ging die ganz Reihe von Versuchen durch, theils Kuhpocken, theils Blatter-, theils Maukenstoff anderen Thieren einzuimpfen, unter mehreren lehrreichen weniger bekannten Folgerungen war eine der anziehendsten die Be­ stätigung eines Versuches de Carro's, daß Kuhpocken, Hunden eingeimpft, diese gegen die Staupe vollkommen schützen. Schade, daß ihn die feindliche Invasion von 1805 aller seiner, über diese und andere Arbeiten geführten äu­ ßerst genauen Tagebücher, so wie eines reichen Schatzes an -Büchern, Handschriften und Sammlungen beraubte. Seine innige Verbindung mit dem Dr. Pessina in Wien, ver­ schaffte ihm die Gelegenheit, dessen glücklichen Versuchen mit eisenhaltiger Salzsäure die Löserdürre zu heilen, nach­ zufolgen. Er verfaßte hierauf eine eigene Abhandlung hier­ über von 12—15 Bogen, wozu Pessina ein Vorwort schrieb. Dieser waren einige Bemerkungen über Landespo­ lizei, Viehassecuranzen und ein Anhang über Düngsalze und einfache Bereitungsart der Salzsäure um zugleich aus dem Kochsalz Matron zu gewinnen, beigefügt. — Diese Schrift war gleichfalls bestimmt, unentgeltlich durch die Stellen vertheilt zu werden. Der Gubernialrath Schrödter, Censor in Brünn, versagte ihr das Imprimatur, ver­ muthlich, einiger Aeußerungen wegen, die in jener Zeit der Infallibitität und Inviolabilität jedes Beamten kühn schienen, jetzt aber von der Art sind, wie sie die Regierung selbst hervorruft und zu bereiten wünscht. Ungefähr in diese Zeit fallen auch des Grafen Salm wichtige und gefährliche Versuche mit wüthenden Hunden, um eine sichere specifische Heilart gegen diese Krankheit zu finden. Der Erfolg zeigte, daß Blausäure - Verbindung diese höchst wahrscheinlich bewirken dürfte. Eine kurze

561 Uebersicht derselben, aus dem Gedächtniß niedergeschrieben,

sendete er zur Bekanntmachung im Jahre 1807 an den Herausgeber des Reichsanzeigers. Als nach langen Kriegsleiden endlich 1801 der Frieden hergestellt war, als der von Thugut und Lehrbach zu ih­ rem eigenen Unglimpf so sehr verkleinerte und verläumdete Sieger von Altenkirchen, Amberg, Würzburg, Engen, Kehl, Osterach, Stockach, Zürich und Mannheim, der Erzherzog Carl an die Spitze des Heerwesens geruftn, vielen Verbesserungen durch ihn Bahn gebrochen, manche Lebensfrage der Verwaltung zum erstenmal erörtert wurde und der talentvolle, von Kenntnissen glimmende, lebelu­ stige, rücksichtslose, leicht mißbrauchbare Staatsdilettant Faßbender, viele in - und ausländische Geister anregte, konnte der Graf Salm unmöglich unbeachtet bleiben. Vor­ züglich auf diesen Antrieb ging Er 1801 nach England. — Die Ausbeute dieser Reise waren die Erforschung des Geheimnisses, Tuch, Leder u. s. w. wasserdicht zu machen, des Zusatzes bei Bereitung des Gußstahls, nebst dem voll­ ständigen Verfahren bei demselben, richtige Zeichnungen und Beschreibungen der englischen Schaswollspinnmaschinen, welche in der österreichischen Monarchie bisher noch ganz unbekannt waren, die Enthüllung des Verfahrens bei der geheimgehaltenen englischen Filtrirmaschine, endlich zahl­ reiche Fabrik- und Handwerksvortheile. Hier lernte er mehrere ausgezeichnete Männer kennen, besonderer Achtung und Freundschaft würdigte ihn Graf Rumford und Tenant. Ersteren gewann er durch den, jenem noch unbekannten Versuch der Selbsterhitzung des Quecksilbers bei der Auflösung des Gold - oder Silberkal­ kes. Hatchets und Nicholsons rc. Laboratorien besuchte er mit Nutzen, so wie Sir Joseph Bancks ungeheure Bü­ chersammlung, in welcher er hechvcrwundert, Einiges vom

562 Grafen Nepomuck Mittrowsky aus Mähren und über Mähren fand. Er gab. zuerst dem Grafen Rumford zwei rohe Entwürfe an, die dieser weiter auszuführen versprach", den ersten eines sogenannten Perpetuum mobile durch He­ ber und Pumpen (welches einige Aehnlichkeit mit BleffonS Angabe in Hermbstädts Archiv hat und sich nur in der Kraftursache unterscheidet, welche bei dem Grafen der He­ ber, bei Bleffon die Anziehung der Haarröhrchen hergeben sollten); dann eines Vortheils bei allen Abdampfungen durch eine eigene Vorrichtung den Druck der Atmosphäre aufzu­ heben und so die Ausdünstung zu befördern A daß SO 0 Reaumur Wärme gerade die Wirkung der sonst erforder­ lichen Kochhitze ersetzen sollten. Schade daß diese Vorrich­ tung, die wohl bekannt wurde, sich nur auf Abdampfungs­ gefäße eines beschränkten Durchmessers anbringen läßt, doch inventis facile est addere. Sollte es dem Grafen bei weiteren Versuchen gelingen, diese Vorrichtung auch bei Salzpfannen anwendbar zu machen, welches wenigstens vicht widersprechend ist, so könnte der Staat ungeheuere Summen an Holz ersparen, welche setzt noch bei diesen. Gocturen verschwendet werden müssen. Auf der Rückreise über Hamburg und Berlin erhielt der Graf Klaproth die Originalzeichnung desselben von einer Thermolampe, welche er noch vor Lebons Bekannt» machungen der Berliner Akademie mitgetheilt hatte; er be­ nützte diese und Professor Pickels in Würzburg früher ge­ machte Versuche, um für die Deutschen, die von den Fran­ zosen usurpirte Ehre der Erfindung der Thermolampe zu retten. Dieser Zeitraum, der letzte seiner wissenschaftlichen Raistn, ließ ihm unvergeßliche Erinnerungen an Klop stocke Reimarus, Leonhard Wachter (Veit Weber) in Hamburg, den aus Wien verbannten Wöllstein, in Al-

563 tona,

in Berlin nn Markus Herz,

Schrift,

endlich an den in

in That und Leben gewaltigen Fichte,

an den

Apostel Blaarer, seinen frühesten Religionslehrer, den er dort wieder fand,

so schlicht und einfach fein Leben dem

Wohlthun weihend wie ehemals.

Der freundschaftliche Um­

gang dieser Männer warf manchen

der erst später aufging. irigt,

Keim in seine Seele,

Welch ein Stern hätte ihn begün-

hätte er solche Umgebungen im Laufe ordentlicher

Studien und anhaltend genießen können? Rach Brünn zurückgekehrt, trat er mit dem, (einer

Schwester seines Freundes Grasen Deym vermählten) Feld­

zeugmeister Thomas Freiherrn von Brady, mit dem Landfchaftßapother Petke,

mit dem Großhändler Her ring,

(einem Nürnberger, dessen Thätigkeit dem Hause Salm,

der Brünner Landwirthschaftsgesellschaft und in Feindeszeit den Kaiserlichen Familiengütern mehrfach nützlich war) und mit den Feintuchfabrikanten Hopf und Bräunlich zu­

sammen,

um die ersten Schafwollspinnmaschinen in der

Monarchie zu erbauen.

Baumwollspinnmaschinen waren

damals nur bei Leittnberger in Böhmen und mehrere wur­ den zu bauen angefangen.

Der Engländer Thornton, au»

des Baumeisters Hansens Fabrik von Hamburg und die

Engländer Leever, und Rycs bauten welche in Wien.

stände und Hindernisse

verschiedener,,

weder

An­

belohnender

noch ermunternder Art vereitelten die Ausführung-

Am 6- September 1802 vermählte sich Altgraf Hugo zu 'Reuschloß bei Arnau, dem Gute des mehrerwähnten Grafen Deym, mit der Brünner Stistsdame Marie Jose­ phine Gräfin Mac-Caffry Keanmore-Maguire, (geb.

21. März 1775) Tochter des Oberstlieutenants Grafen Ro­

bert Mac-Eaffry und der ReichSfreyin Marianne von Dlü-

wegen, einer Dame, deren Anmuth und Schönheit, noch durch die Borzüge einer so vielseitigen. als tiefen Zürsbit-

ö64 düng eines seltenen Geistes weit überboten wurden., der sie in ihrer geliebten Zurückgezogenheit und Verschlossenheit gleichwohl den ausgezeichnetsten Frauen ihrer Tage beige? sellt. — Graf Robert Mao-Caffry, ihr Vater, war des be­ rühmten Vertheidigers von Dresden (durch einige Zeit an des Herzogs von Zweybrücken Stelle, Oberfeldherrn der Reichsarmee) Gryßkreuzes des Therestenordens, Feldzeugs meisters Johanns Mac-Caffry Keanmore, Grafen Maquire Neffe, Zögling und Waffengenoß in den für ihn so glänzenden Tagen von Collin, Görlitz, Hochkirch, Ma­ xen, Dresden und Torgau. — Die Mac - Caffry (alterthümlicher Mac-Gabfraigh) gehören unter die Aboriginen Irlands. Der in Gesängen und Stammtafeln dort ängstlicher als irgendwo bewahrten Volkssage nach, waren sie vor der Ankunft der Milesier und durch lange Zeit, Herren des unabhängigen Fürstenthums Fermanagh, LhanS zu Roß und Dally, den großen Namen anknüpstnd an die Nebelgcstalten ossianischer Helden. — Noch in der letzten gewaltigen Zuckung des irländischen Freiheitsstolzes wider Heinrichs MU. Sultanslaunen, durch die Plunketts aufgestachelt, focht vor andern heldenherrlich, Lerenz MacCaffry, genannt der Halbhaupt (von der schweren Kopf­ wunde dieser Schlacht), mit den Brüdern Hugo und Jo­ hann. — Treu hielten sie zu der uuglückselichsten aller Dy­ nastien, zu den Stuarts. In Cromwells Entscheidungs­ siege ließ Bernhard Mac-Caffry für den unglücklichen Carl I. auf dem Bett der Ehre das Leben. Den kriegbe­ rühmten Constantin Mac-Caffry trieb Jacobs II. Entthro­ nung ganz aus dem Vaterlande. Durch alle diese politi­ schen Unfälle war das Haus verarmt und lebte in öster­ reichischen und spanischen Kriegsdiensten. — Aus der Ehe mit der Gräfin Marie Mac-Caffry, hatte Graf Hugo Salm drei Söhne: Hugo Carl (geb. 15. Sept. 1803 zu

565 Brünn,) feit dem Tode seines Großvaters 1838 Fürst, feit

1830 vermalt mit der Fürstin Leopoldine von Salm-Reif­ ferscheid-Krautheim, — Robert (geb. am 19. Dec. 1804 zu Lüttich,) Hofrath in Mailand und Hugo Ernst (geb. am 8. Mai und gestorben am 16. Mai 1806 zu Salzburg.) Im Spätjahre 1804 ging der Graf nach Frankreich, um das ihm von seinem Vater übergebene alte Stammschloß Salm in den Ardennen zu übernehmen. Die obgedachte Gesellschaft trennte sich, — aus ihren Trümmern und ne­ ben denselben entstanden viele blühende Schafwollspinnma­ schinenfabriken und Schafwollspinnereien nach der ursprüng­ lich von dem Grafen gegebenen technischen Anleitung, nach den von ihm (trotz aller Strenge der englischen Mauthbcamten mit nicht geringer Gefahr aus England) mitgebrach­ ten Zeichnungen. Ihr wohlthätiger Einfluß zeigte sich bald und auffallend durch Verminderung der Handspinnerei. In dem Jahre 1803, welches der Graf wegen des an ihm von Napoleon begangenen Raubes seines uralten Stammeigens Salm, in Lüttich, zum Theil in den wi­ drigsten Umständen zubrachte, trieb er ernstlich, was ehe­ mals ihn bloß vergnügte, Chemie. In diese Zeit fallen Analysen des französischen Titans für Senator Monge und stöchiometrische Untersuchungen über Arsenik, Phosphor und über Säuerungsstufen; über das wesentliche Salz des Opiums eines heftigen Giftes, im Gegensatz zu dem gummigten Bestandtheil desselben, einer herrlichen Arznei rc. Wollseife und deren fabrikmäßige Bereitung, Natronscheis düng aus Kochsalz re. rc. Er arbeitete bei einem jungen Apotheker, welcher erst aus der polytechnischen Schule ge­ kommen, sehr viele Kenntnisse, aber wenig praktische Hand­ thätigkeit mitgebracht hatte und für den die Provinz be­ reisenden Senator Monge, sehr beschäftigt war. Von dem Lütticher Präfecten aufgefordert als Mitarbeiter des da-

L66 __ Müls von Napoleon erdachten Code agraire aufzutreten, begann er Landwirthschaft zu studieren und arbeitete mehrere Theile derselben zur Zufriedenheit der Behörde aus, welches vielleicht den Antrag Napoleons der Wiederein­ setzung in seine Besitzungen mit veranlaßte, wenn er gänzlich Oesterreich entsagen wollte!! Im Jahre .1806 ernannte ihn die Societd medicale de Liege zu ih­ rem Mitglied und forderte ihn auf, als Mitarbeiter za wirken. Noch zu tief verwundet durch Alles, was er in Frankreich erfahren hatte, lehnte er diese Ehre ab. Er wollte auf keinerlei Weise mit Frankreich oder Franzosen verkehren; die Aufnahme in die Jennyrion Society in Lon­ don hingegen nahm er mit Freude an. Durch die Herausgeber des Journales des Arte et ^fanufactnres par Oreilly aufgefordert, schrieb er mehren res für dieses und auch einige Aufsätze für die Annales de Chymie, -unter anderen eine tüchtige Abfertigung auf Chennerix pöbelhafte Beleidigung der deutschen Gelehrten. Man verweigerte ihm nebst der Druckesbewillig ung auch die Rückgabe des Manuseriptes mit dem Beisatz, „er könnte es sonst anderwärts drucken lassen/' als ob dies da­ durch verhindert würde: immer ein merkwürdiger Zug fran­ zösischer Liberalität unter Bonaparte, dem Regenerateur der Menschheit. Doch diese Kränkung literarischer Geistesentwickelung Mr bei weitem nicht das Aergste, was ihm von Bonaparte zu befahren war. Bei der großen Säkularisation und Ent­ schädigung in Deutschland gab. der §. 3 des Accesses dem Fürsten Salm-Reifferscheid eine Rente auf die würtembergische Abtei Schönthal für die verlornen „ Feudal­ rechte und Einkünfte." Der Grundbesitz der Grafschaft Niedersalm war ohnehin weder vor noch nach jener gro­ ßen Besitzveranderung .auf. irgend eine Weise angefochteru.

567 Lange nach derselben trat der Altgraf Hugo die durch die vorausgegangenen Kriege schwer verkümmerte und verschul­ dete Grafschaft an, des Willens ihren tief gesunkenen Wohls stand durch die erhaltene Rente und durch sein ganzemütterliches Vermögen wieder empor zu richten. Aus einmal kam der Befehl, Salm zu sequestriren und in Folge eines (hier gar nicht anwendbaren) Dekretes vom 31. Florial, Jahr 13, den kaiserlichen Domänen einzu­ verleiben!'. Das Haus Salm sei bereits entschädigt, habe also an sein Stammeigen keine Ansprüche mehr, ein eben so grundfalsches, als treuloses Vorgeben, weil nur „Feudalrechte und Einkünfte" verloren waren, aber nie der Grundbesitz, weil die Entschädigungsrente von 12,000 Fl. wohl ein sehr dürftiger Ersatz für Jene, aber gar kein denkbarer für diesen war, weil sich der Graf noch lange Zeit nach dem Recesse, im ungestörten Besitze befand, welk ihn die französischen Behörden selbst, unter den theuersten Versicherungen bewogen hatten, für die zahlreichen Gebäu­ de und den äußerst herabgekommenen Fundus Instructua große Vorauslagen zu machen und die Schulden zu tilgen, die fie denn auch im Bureau des Hypotheques zu Malmedy f mit Schadenfreude über den, ihrem Zwing­ herrn erlisteten kleinlichen Vortheil löschen ließen. — Der Prafect des Ourthedepartements Desmousseaux bot dem Altgraftn Hugo in Napoleons Namen völlige Wieder­ einsetzung und eine glänzende Anstellung, wenn er dem deutschen Daterlande und Oesterreich entsagte und in Napoleons Hofdienst träte, welcher eben damals zur Verherrlichung seiner neugebackeven Größe nach nichts so eifrig haschte und nichts so aus­ schweifend belohnte, als celebre Apostasien.— Der proviso­ risch mit dem Portefeuille des Finanzministeriums bekleidete Staatsrath Boulay rescribirte ihm, da Vm Anträge der

568 Präfeeten ihn noch nicht bekehren wollten, noch einmal aus unmittelbarem Auftrag des Soldatcnkaisers: „Que sa Ma» jeste fcrait rentrer Je Comte de Salm dans totis ses biens, s'il voulait se naturaliser en Franke, comme son Cousin, Monsieur de Salm-Dyk avait fait avant lui, a qui, malgre Undemnite, les terres de Dyk dtaient restecs I!" — Sein Stammensvetter Salm-Dyk war näm­ lich jenem Rufe gefolgt, hatte auf seinen Rang verzichtet, eine Französin geheirathet, nebst der Graffchaft Dyk auch seine Entschädigungsrente auf Frankfurt, und darüber noch die Stellen eines Kanzlers der dritten Eohorte und Com­ mandeurs der Ehrenlegion, Capitäns der kaiserl. Wolfs­ jagd und Mitgliedes des gesetzgebenden Corps erhalten. Aber dem Minister wie dem Präfeeten antwortete der Alt­ graf Hugo: „ Lieber wolle er.der tausendjährigen Wiege und hem Stammeigen seines Hauses für immer entsagen, als es um solchen Preis wieder erkaufen I!" verließ Alles Und zog nach Oesterreich. Als das Haus Oranien, dessen Legitimität in der Fe­ lonie und Rebellion der ^groß^n Wilhelme und Moritze ge­ gen die spanische Iwingherrschaft wurzelt, durch deutsche Waffen wieder in das kleine Nassauische Erbe und statt des Stadthouderats auf den Doppelthron von Holland und Belgien geführt war, legte Graf Salm sogleich im Haag und in Frankfutt seine (von Oesterreich wie natürlich, nachdrucksamst unterstützte) Reklamation ein. — Aber hier zeigte es sich, was es eigentlich mit der Wiederkehr des Rechts und mit der Befreiung für eine Bewandniß habe?? der Großherzog von Luxemburg erklärte sich als Universalerben des bonapartischen Rechtes und Unrechrechtes. — Er behielt Salm und erstattete von den zur Epurirung der Schulden durch Salm erlegten Sum­ men eben so wenig einen Heller wieder U Wurde ja auch

569 der deutschen Geduld mit dem : „bis insMeer" und: „bis ans Meer" durch anderthalb Jahrzehende fort und fort Hohn ge­ sprochen bis zu den Juliustagen: discite justitiam moniti et non temnere divos! Salm verließ Frankreich und kaufte sich bei Salzburg an, wo er das Studium der Landwirthschaft fortsetzte und viele Versuche machte über schnellere Fortpflanzung der Nadelhölzer durch Bogen, sie gelangen stets beim Lehrbau­ me, manches Mal bei der Fichte; dann über Mittel, das Keimen zu befördern um in jenen Ländern, wo der Herbst kalt und der Winter früh kömmt, die Sommerfrucht schnel­ ler zu erndten, damit sich die Wintersaaten noch bestocken konnten; besonders vortheilhast erwies sich die Einwirkung der Salpetersäure, doch verhindert ihre Kostspieligkeit die Anwendung im Großen, so lange das Salpetersieden unter der Staatsverwaltung steht, welche allein Käufer sein will. Am Ende des Jahres 1806 berief ihn sein Vater und übertrug ihm die Direction seiner Güter in Mähren. Es galt nun, praktt'sch zu arbeiten. — Auf diesen Gütern was rm alle Betriebe auf das elendeste verwaltet, alle Wirthschastsgebäude, dem Zusammenstürzen nahe, manche stürz» ten wirklich zusammen. Im Walde, Semmelwirthschaft, Waldweide, im Felde kein Klee, keine Knollengewächse, bloß mit Roboth betrieben, DreiselderrWirthschast mit un­ benützter Brache, eiserner Viehstand bei dem Hornvieh, eine Mischung von Paduaner- und Zackelschasen in den Schäfe­ reien. — Mit letztem begann er zuerst die Verbesserungen. Die Weidewirthschaft hat aufgehort, der Kleebau ward allgemein eingeführt, Kartoffeln welche sonst nie gebaut wurden, wurden zu 12,000 und weit mehr Metzen erzeugt und der ehemalige Landviehschlag ist so veredelt, daß so wie das Schafvieh eines der ersten in Mähren ist, im Jahre

570 1816 bereits Stierkalber zur Nachzucht an fremde Käufer um hohe Preise verkauft wurden. Daß die Einführung der besseren landwirthschaftlichen Maschinen nach sehr vielen mißlungenen, manchen wenigen gelungenen Versuchen, gleichen Schritt mit den Fortschrit­ ten der Viehzucht hielt, beweisen die im Gebrauch fortwäh­ rend stehenden Säe-/Dreschmaschinen, Walzen, Schrottmühlcn, Saatharken rc. k. Zum Behuf der ersten Umände­ rungen berief der Graf einen eigenen Oekonomen, einen Schüler Thaers. Auch im Hüttenwesen geschahen gleiche Fortschritte; das erste Tonnengebläse (nach Baderscher Art), der erste englische Capolloofen in Mähren, erhoben sich und bestehen noch, — das ehemals schon seiner Zähigkeit und Weichheit wegen berühmte Salmische Stabeisen, hat nun an der fei•nen sehr geschmeidigen Gußwaare, welche vorher gar nicht erzeugt wurde, einen würdigen Begleiter. Die stärksten Abnehmer waren Wiener Maschinisten. Diele Wersuche, 'manche, damals bloß theoretische Meinungen bestätigend oder verwerfend, wurde angestellt. Unter die merkwürdig­ sten gehörte die bisher unbekannte Verzinnung des Rohei­ sens, das Zusammenlöthen desselben durch Stabeisen mit­ telst eines Loths, welches Rothglühhitze erträgt, ohne zu schmelzen, zwei Dinge, die vielleicht mancher weiß, die aber nirgendwo bekannt gemacht worden sind. Das Tempering des Roheisens, um es so geschmeidig zu machen, daß es sich arbeiten läßt; z. B. gegossene Messerklingen in einen solchen Frischzustand zu versetzen, daß sie statt ge­ schmiedeten gebraucht werden können, ein England eigen­ thümliches Geheimniß, welches der Director des polytechni­ schen Instituts in Wien, Andres Schwiegersohn Director Prechtl dem Grafen mittheilte. — Zm Jahre 1807 zum Direktor der k- k. mährisch-schlesischen Ackerbaugesellschast

571 gewählt, öffnete sich des Grafen öffentlicher Wirksamkeit eine neue Bahn. Wir kommen sogleich wieder darauf zurück. Unter allen Gewerben fand der Graf die Köhlerei noch in dem rohesten Zustand. Er arbeitete die ganze Lehre derselben neu durch. Meiler und Werker, italienische Mei­ ler mit dichten Decken k. kamen an die Prüfung, selbst die Holzsäure und Lheergewinnung bei dem gewöhnlichen Meiler wurde vorgenommen und da nichts der Förderung genügte, die vielen bei diesen Handlungsweisen immer noch entweichenden Stoffe zu erhalten, versuchte der Graf die Verkohlung in eingeschloffenen Räumen, aber sehr im Gro­ ßen. Im Jahre 1807 erbaute der Graf mit dem bekann­ ten Physiker Winzler den ersten großen Verkohlungsofen in Europa, wo 80 Klafter Holz auf einmal verkohlt und alle sonst verfliegenden Produkte gewonnen wurden. — Mehr mißlungene als gelungene Versuche lehrten erst die Größe, die Wichtigkeit des Unternehmens ganz kennen und belehrten über die Schwierigkeiten; die freilich nur wenigen und nur theilwcise gelungenen, erprobten die Mög­ lichkeit der Lösung der Aufgabe, die sich der Graf gegeben hatte, entweder mit der Hälfte weniger Brennstoff, als man sonst braucht, gleiche Wirkungen bei den meisten pyrotechnischen Anstalten hervor zu bringen, oder aber dop­ pelte Wirkungen, wenn gleiche Mengen Brennstoff verwen­ det würden. — Der feindliche Ueberfall unterbrach die Versuche und beschädigte die Anlage so, daß sie sich bis 1823 nicht unter dem Druck der Nachwehen hervorarbeiten konnte. Von Seite der Landesstelle Mährens unter dem Gou­ verneur Grafen Lazansky, wurde der Graf zu mehreren Arbeiten aufgefordert, welche in die von ihm bearbeiteten Facher schlugen. Die vorzüglicheren sind: Eine Abhand-

572 lung über den Indigo und dessen Surrogate. Eine über die Viehzucht in Mähren, ihren Zustand, Hindernisse derselben, Mittel zu ihrer Vervollkommnung, über welche der Graf Lazansky einen eigenen Vortrag bei einem außer­ ordentlichen ständischen Ausschuß hielt rc. rc. Im Jahre 1808 wurde der Graf vom Gouverneur zum Mitgliede eines Ausschusses ernannt, welcher eine be­ ständige Einsicht in die Spitäler nehmen sollte; zu dem Behuf derselben schrieb er ein allgemeines Schema zu Un­ tersuchungen der Spitäler und öffentlichen Anstalten, bis in die kleinste Verzweigung hinab. Als die Kriegsepoche von 1809, diese Zeit voll Unglücks und Ruhmes hercinbrach, war der Graf der eifrigste Be­ förderer der Landwehren und Reserven, sehr betrübt daß der Zustand seiner Gesundheit, insonders seiner Augen, ihm dem ewig Rauflustigen, dem Franzosenhasscr, nicht ver­ gönnte, seine Bataillons selbst zu commandiren wie seine Freunde Berchtotd, Louis Haugwitz, Franz Deym, Ferdinand Colloredo rc. Gewiß hätte er einen verschiedenen Geschmack bewährt von andern mährischen Cavaliren wie Graf Schrattenbach oder Baron Honrichs von Kunstadt?? Selbst als der Feind Raitz besetzt hatte, schaffte er mitten durch ihn hindurch, große Vorräthe Munition bis zu den kaiserlichen Vorposten nach Leutomischel und nur der Friede hemmte zur großen Freude seines braven Gastes, des französ. Generals d'Alton das gegen Salm bereits angeordnete Kriegsrecht. Zwischen den Schlachten von Aspern und Wagram errichtete Salm im Mayerhofe von Rajezko (Klein-Raitz) im Angesichte seines Schlosses, unentgeltlich, ein Hospital auf 400 Köpfe, die er auch reichlich ernähren und verpfle­ gen wollte, die Arzneien in seinem Laboratorium hatte machen nnd die Instrumente durch Estafetten aus Breslau kommen lassen.

573 Der Feind nöthigte den Grafen, Munition zu gießen gegen sehr gute Bezahlung. Graf Salm zerstörte, um dem verhaßten Gewinn zu entgehen, ein ganz neues Ka­ stengebläse und ließ den ersten Ofen im schönsten Gange seiner Campagne ersticken, aber bei allen Arbeitern einge­ legte Execution und wohl angebrachte Bestechung beförderte mehr als Salm heimlich verhindern und zerstören konnte, doch bald half der Friede. — Die feindliche Invasion hatte in den kurzen drei Monaten vom halben Juli bis Ende October 1809 gegen 250,000 Gulden gekostet. In den kargen Ruhepunkten der Friedensjahrt zwischen den Scheinverträgen von Lüneville, Preßburg und Wien war das Streben vaterländisch gesinnter Privatvereine oder constituirter Gesellschaften äußerst zeitgemäß; der in ungeheurem Ringen mit immer wachsenden Erforderm'ffen begriffenen Regierung entgegen zu kommen, ihre Mittel zu vervollständigen und zu ergänzen. — Vorzüglich zeichnete sich hierin die mährisch - schlesischr Gesell­ schaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur* und Land eskunde aus. Ihre Verhandlungen um­ faßten unmittelbar agrarische Gegenstände, Viehzucht, Forste wesen, Chemie, Technologie, Mathematik, Naturkunde überhaupt und Landeskunde. Gleichzeitig rügte sie die Mängel des Mühlenbaues, gleichzeitig trug die schätzbaren meteorologischen Beobachtungen des Hauptmanns Knittclmever, des Advocaten Dr. Schindler und des unvergleichli­ chen, erst feit der Zeit nach seinem ganzen hohen Werth erkannten Astronomen Cassian Hallaschka in ihre Bücher, förderte den Flachsbau nach Niederländer-Art, die Bie­ nenzucht., Len Ahorn- und Runkelrüben-Zucker, den Wein­ bau (womit im Brünner, Znaymer und Hradischer Krttse schon 1816 über 50,000 Joch Landes bebaut und gegen hunderttausend Eimer erzeugt wurden, wovon die Hälfte

574 Ausfuhr-Artikel und wohl 45 ausgezeichnete Rebensorten, mitunter auch Ausbrüche. Neben dem meteorologi­ schen erstand bei der Gesellschaft (vorzüglich durch Salms inniges Vernehmen mit dem Grafen Caspar Stern­ berg) ein botanischer und pomologischer Verein. Am wohlthätigsten aber war Salms Streben für die Aus­ breitung und Veredlung der Schafzucht. Großer Dank gebührte hierin auch Salms Freunden, dem Freiherrn Emanuel von Bartenstein, dem Baron Geislern auf Hostitz, dem Grasen Nepomuk von Lamberg-Orteneck aus Quassitz, dem Herrn von Weissenburg rc. Vor­ trefflich bezeichnete die am 16. Mai 1814 in der Gesell­ schaftsversammlung im Augarten zu Brünn von Hugo Salm gehaltene Rede die Wichtigkeit des Augenblickes, in welchen in Spanien und Sachsen die edelsten Originalschäfereien verwüstet worden, wo Sachsen und Preußen, ihren Verlust nachzuholen die Zuflucht nach Oesterreich nähmen, wo seine Wolle selbst von England aus, um preiswürdige Anbote gesucht würde. — Salm errichtete auf seinen Herrschaften einen eigenen Unterricht für Schafmeister. Er gab den ersten Anstoß den Wollmärkten in Brünn, den ältesten in der Monarchie. Er erließ mit scharfsinni­ ger Uebersicht des ganzen Gegenstandes ein überaus prak­ tisches Umlaufschreiben über das Verhältniß der Schaf­ zucht zur Fabrikation, über eine allgemeine Beschau, über eine Bereisung des Landes durch die Repräsentan­ ten des Schafzuchtoereins und über ein genaues Einverständniß mit den Verarbeitern der Wolle. Die Sache war um so wichtiger, je weniger nach lan­ gem Kampf die vermeinte glückliche, goldene Zeit eintreten wollte, je weniger eine frohe Rückwirkung der französischen Contributionsmillionen auf die unerschwinglichen Steuern und den großen Nothstand zu verspüren war??—Vielmehr

57 a gerade in dem gesegneten Mähren und an der March ent­ standen, kleine Bauernkriege, aus gar keiner politischen Wurzel, sondern lediglich aus der Unmöglichkeit, zugleich den alten Rechten der Grundherrn zu genügen und zugleich den Staatslasten, die unter Franz II. Regierung (1792) auf eine fast fabelhafte Weise gestiegen waren. — Bei dem geringen Werth aller agrarischen Production und bei der in gleichem Maaße immer tiefer sinkenden Contribuabilirat; als das Militär großentheils auf fruchtlose Erecutionen im Lande herumlag, konnten alle Couriere und blasenden Po­ stillons von der napolitanisch-piemontesischen Haasenjagd und alle die Jericho-Trompeten von Alessandria und Gaeta, alle Waaterloosiege über Studenten, Professoren und Buch­ händler, ja der ganze Acten-Schreckhorn und Pilatus der Maynzer Diätenschmelzcommission, die Wahrheit nicht um­ blasen, daß Industrie, Wohlstand und Geldumlauf sich bei­ nahe besser befanden, da die bonapartifchen Rotten mitten im Lande standen, als jetzt bei den Seegnungcn des Frie­ dens, ein volles Jahrzehend nach dem triumphirenden Ein­ zug in Paris,*) (1814—1824.) In einer solchen Lage der Dinge war die Emporhebung goldbringender Zweige, die Wechselwirkung der Bodencultur und der Industrie, vor Allem wohlthätig und preiswürdig zu nennen: Solche Zweige waren die Schafzucht und der Wollhandel, das Berg-und Hüttenwesen und unvergänglich bleiben hierin die Namen: Graf Hugo Salm, Graf Georg Boucquoy, Gras Rudolf Wrb n a, Graf Franz und Cas­ par Sternberg. Für Jnnerösterreich war hierin der Genius des unvergleichlichen Erzherzogs Johann ein wohlthätiges Gestirn und folgenreich war auch des erhabenen Kronprinzen, nun Kaisers Ferdinand V. sinnvolles und *) Gerade feit 1830 hat sich dies erfreulich geiinCcrt,

576 herrliches technologisches Cabinet durch Stephan von Keeß. Man darf sagen, daß zur Zeit des Befreiungskrieges der auswärtige Woll-Handel in der österreichischen Mo­ narchie, zumal in Ungarn noch auf einer ziemlich niedri­ gen Stufe stand. Die Continentalsperre trug das Ihrige bei. Wichtigen Vorschub gab hierin die Verbindung Salms mit einem der ersten europäischen Schafzüchter und Vermittler des Wollumsatzes nach England, mir dem Leipziger Ban­ quier und Rittergutsbesitzer Mar von Speck, Herrn auf Lüzschena und Freirode. — Kaiser Alexander erhob ihn 1825 zum Ritter seiner Orden, König Ludwig von Bayern 1828 zum Freiherrn von Sternburg. — Behufes des auswärtigen, mit den brittischcn Inseln, mit Frankreich, Belgien, Spanien in stätem Zuge befindlichen, auch des über­ seeischen Verkehrs hatte Herr von Speck damals in London, Liverpool, Paris und Aachen eigene Commanditen. Er bcreisete Mähren, Südböhmen und Linen großen Theil Un­ garns und bewahrt über die gegebenen Winke und Rath­ schläge, Mittel und Absatzwege, taute Anerkennung von sol­ che Namen in seinem Portefeuille, wie Esterhazy, Erdödy, Auersberg, Ozernin, Salm, Colloredo, Lamberg, Bar­ tenstein rc. Sein großer Ruf in diesem Zweige bewog den Kaiser Alexander den Herrn von Speck 1825 zu berufen, um die Schafzucht in allen Climaten Rußlands einzufüh­ ren und zu vervollkommnen. Er machte diese hochwichtige Reife mit dem russischen Generalconsul in Leipzig, Staats­ rath Freygang, von Moskau an die Wolga, an den Don, an das weisse und schwarze Meer. Den Rückweg nahm er über England und Frankreich, wo.er die Ergebnisse mit seinen', sachkundigen Freunden Ternaux und Per­ rault de Jotemps reiflich berieth und dem (einen hohen Wertb hierauf, wie auf seine persönliche Freundschaft legcndcn)

577 Grafen Hugo Salm mittheilte. Auch taö Herrn von Speck sinnige Modellsammlung entwickelte in Salm viele neue.Ideen und nützliche Anschläge. — Doch nicht allein auf dem agra­ rischen und industriellen Gebiet ist die bis in den Tod unverbrüchliche Zuneigung beider hochverdienten Män­ ner dem gemeinsamen deutschen Vaterlande nutzbringend ge­ wesen. Sie war es auch für die von Salm jederzeit mit seinem eigenthümlich angebornen Feuer heiß geliebte bil­ dende Kunst. Schon damals war Herr von Speck, als einer der größten Kunstkenner und Kunstfreunde Deutsch­ lands hinlänglich bekannt. Seine Gallerie in Leipzig, (nun auf dem schönen Rittergute Lützschena, das als Muster­ wirthschaft allen Agronomen und mit seinem herrlichen Park durch Lied und Bild gefcyert ist,) weiset auch mehrere Zierden aus Oesterreich, aus der aufgelösten gräflich Friesischen und Fürst Kaunitzischen Gallerie, welche Salm lieber seinem Freund als den englischen Unterhändlern vergönnte. Auf die in Naitz zusammen gekommenen Gemälde-Kleinode kommen wir noch einmal zurück. Dem vielseitigen Verdienste, das Salm sich als Direc­ tor der Ackerbaugesellschaft um das Markgrasthum Mähren und um das Anhängsel der aus dem Schiffbruche des Breslauerfriedens noch geretteten schlesischen Herzogtümer er­ warb, trat ein anderes nicht minder Bedeutsames zur Seite. Er gab am 7. März 1816 vereint mit dem Brün­ ner Avpellationspräsidenten Grafen Joseph Auersberg die Srisrungöurkunde des mährisch-schlesischen Landes­ museums. Sie steht sub. a. am Schluffe dieses Lebens­ abrisses und floß aus der Feder des Herausgebers dieses historischen Taschenbuches. Salm leistete hierzu sehr kost­ bare Beiträge für Mineralogie, Geognosie, Oryktognosie, praktische Landwirthschaft. Er öffnete das eigene, reiche Archiv und kaufte schätzbare Manuscripte, insonderheit den Hormayr'S Taschenbuch 1840.

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578 Nachlaß des verdienstvollen Topographen Schwoy; er gab sogar ein unersetzliches Kleinod seines Hauses, den Fcldharnksch des Helden Nicolaus Salm und den Panzerstecher, den er Franz I. bei Pavia abgenommen hat» Durch zwanzig Jahre bis an seinem Lod ließ Salm kein Jahr vorüberstreichen, ohne das Museum mit neuen werthvollcn Gaben zu bereichern. Der Gouverneur, jetzt Oberstkanzler Graf Mittrowsky, Anfangs nicht ohne einige Beimischung von Eifersucht, daß Salm und Auersberg in jener Stift

hing ihm zuvorgekommen, wendete ihr dennoch bald die ersprießlichste Aufmerksamkeit zu. Er gewann ihr auf Salms und Auerbergs Bitte von der Großmuth des Eardinalerzbischofs Trautmannsdorf und des „alle Zeit getreuen" Domkapitels, 1817 den Öllmützer Bischofshof in Brünn als Local für das Museum und die verdiente Ackerbauge­ sellschaft. Salm batte die Freude, am 12. Oetober 1818 auf dem Fürsterzbischöflichen Lehenstage zu Cremsier, die feierliche Investitur zu empfangen. Das Museum er­ hielt den Namen des regierenden Monarchen, Franzens Museum. Die neue schöne Anlage an dem durch die Angriffe des Hussiten Prokop und des Schweden Torstensons berühmten Petersberg und Domplatz, zum Andenken des sogenannten Befreiungskrieges 44ty ausgeführt, vom Grafen Mittrowsky mit zweckmäßiger und geschmackvoller Thatkraft gefördert und eingeweiht, hieß der Franzens­ berg. — Der Schatz von ethnographischen, topographi­ schen und historischen Kenntnissen, den Graf Mittrowsky hiebei entwickelte, zeigte ihn als den ersten Gelehrten des Landes. Die Gesellschaft ehrte dieses durch ein von Höfel nach Richter vortrefflich gestochenes Ebenbild mit charakte­ ristischen ?(ttributen und einer anerkennenden, durch Hor-

tnayr entworfenen, lateinischen Unterschrift.

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Wie die Jahre 1797, 1802, 1805, 1806 machte auch das Jahr 1821 einen Wendepunkt in Salrns Leben. Dies­ mal endete er seinen Landaufenthalt in Raitz (Mai bis Nov.) nicht durch den seit 15 Jahren gewohnten Umzug in das nahe Brünn, sondern übersiedelte sich nach Wien, wo seine beiden Sohne Hugo und Robert, unter Hormayrs freundschaftlicher Hut seit 1818 mit vielem Erfolge den Universitätsstudien oblagen. Diese theure Vereinigung war durch eine andere Veränderung möglich geworden, die zu­ gleich die Vollendung mancher Lieblingsunternchmungen des Grafen und längst gewünschte Verbesserungen auf sei­ nen mährischen Herrschaften wie in seinem Berg-und Hüt­ tenwesen in ihrem Gefolge hatte.— Dr. Carl Reichenbach, jetzt Freiherr von Reisenberg, ein Sohn des bekannten Herzoglichen Bibliothekars in Stuttgard (am 12. Febr. 1788 daselbst geboren,) war im Verlaufe seiner vielen Bergund Hüttenmännischen Reisen 1817 auch nach Franken, Obcrsachscn und Schlesien und von dort nach Mähren ge­ kommen. Salms Ruf hatte ihn angezogen und so verweilte er länger in Blansko.— Achtung und Vertrauen schlos­ sen die beiden ausgezeichneten Männer gar bald an einan­ der. Reichenbach war mit der Eisengewerkschaft in Hau­ sach auf dem Schwarzwalde verbunden und hatte eigene Eisenwerke zu Villingcn. — 1818 baute Er zu Hausach nach eigenen Ideen zwei Kohlöscn, die unter vielen Schwie­ rigkeiten gleichwohl gelangen, wovon Reichenbach Ende 1820 Salm unverzüglich benachrichtigte. — Dieser, dessen ritterliche Seele von Eifersüchtelei und Neid gar keine Ah­ nung hatte, lud unverzüglich Reichenbach ein, jetzt in Blansko ins Werk zu setzen, was dem Grafen nicht gelun­ gen war. Er bot ihm eine ehrenhafte und unabhängige Stelle als Associö und 25£ vom reinen Ertrage. — Rei­ chenbach tttfaufte nun seine eigenen kleinen Eisenwerke 25*

580 löste seine Verbindung mit .Hausach und zog nach Mähren, nachdem er vorher noch in Bezug auf seine schönen Zwecke Paris und das Innere von Frankreich durchflogen hatte. Im Spätsommer 1821 entwickelte Reichenbach seine höchst zweckmäßige Wirksamkeit. Er baute den neuen Kohl­ ofen auf 90 Klafter Scheitholz Capacität mit eisernem Dachgerüste, einem eisernen Gascanal von 400 Fuß Länge und 15 Quadratfuß Querschnitt über den als Kühlwasser ein ganzer kleiner Bach geleitet wurde mit den zugehörigen Pumpwerken, Wafferredern re.— Zrn März 1822 setzte Rei­ chenbach den Ofen in Thätigkeit und lieferte gleich, so lange Salm noch in Wien war, mehrere trefflich gelun­ gene Brände. Das Verkohlungsgas entströmte dem Appa­ rat in. einer 20 Stunden andauernden, mehrere Klafter hohen Flamme die das ganze Thal und selbst die Wolken so erleuchtete, daß man des Nachts auf mehrere Stunden weit sah. Jedes Klafter Buchenholz gab einen halben Ei­ mer Theer und 5 bis 6 Eimer Holzessig. Die Kohlenaus­ beute übertrat die gewöhnliche Meierköhlerei um 15 bis 20 Procent. Die früheren 14jährigen Arbeiten hatten nichts anders als die Möglichkeit des Gelingens bewiesen. Die brauchbare Wirklichkeit aber war an zwei Umständen ge­ scheitert, daran, daß Salm von dem Gedanken nicht ab­ gehen wollte, die sich entwickelnde Menge Kohlenwasser­ stoffgas, deren Brennkrast jener der gewonnenen Kohle gleichkommt, wieder zur Selbstheizung des Ofens zu ver­ wenden, woraus der zweite Nachtheil entstand, daß kein vollkommen luftdichtes Abschließen des Ofens erreicht wer­ den konnte, man also wohl die gasförmigen Produkte ge­ wann, dagegen aber meist die Kohlen einbüßte. Beide Hin­ dernisse waren durch Reichenbachs scharffinnige Vorrichtun­ gen völlig gehoben und die alte Scharte ausgewetzt. — Der günstige Erfolg zog 1823 die Erbauung eines zweiten

581 großen Ofens nach sich; nur durch Zufälle auf kurze Zeit unbedeutend unterbrochen. — Aus dem Ertrage baute Rei­ chenbach die nöthigen Hülfsgebäude. Das ganze Ernstthal gruppirte sich zu einem halbkreisförmigen/ geordneten Etablissement von ansehnlicher Ausdehnung. Von einem eigens dazu berechneten, im Mittelpunkt, in einiger Höhe erbauten Pavillon konnte die neue Ansiedlung in der frü­ heren Wildniß überschaut werden, dieses von steilen und hohen Bergen eng umschlossene, romantische Waldthal, des­ sen dunkles Tannengehölz mit der Heiterkeit eleganter Ge­ bäude, mit der Lebendigkeit des durchrauschenden Baches

und den Tönen ruheloser Arbeitsamkeit, reizend contrastirte. Schnelle stand eine Rußhütte, eine große Essighütte zur Reinigung des Holzessigs, Essigäthers, zur Bereitung des Bleizuckers und Rothsalzes für Färber und Kattundrucker, des Kr'enrußes für die Buchdruckereien, des Schwarzpechs der Radachsenschmiere re. Es ist in diesem kurzen Lebens­ umriß eines mit dankgerührter Liebe verehrten Freundes ein erhebender Aug, daß Alles, was Reichenbachs Ge­ nie und Wirksamkeit betrifft, aus des verewigten Grafen eigener Feder geflossen und seinen vertrauten Briefen entnom­ men ist. Seit 1825 hatte Reichenbachs grosartige Thätigkeit über die Ränke der meisten damaligen Unterbeamten siegend, einen weiteren Kreis erhalten, der sogleich mit der größten Thätigkeit benutzt wurde. Er erbaute ein großes Walz­ werk, eine Bohr- und Drehart auf acht Gänge, eine Ma­ schinenwerkstätte nach englischer Art, stellte den Jedownitzer Hochofen ganz neu her, wo ein gedeckter Gichtengang mit Eisenbahnen über ein tiefes Thal weggehend, unmittelbar zu einem großen, allgemeinen Kohlungsplatz leitet. Es wurden englische Gebläse, Bracheno's hydraulische Pressen, Schnelldruckmaschinen, Dampfmaschinen erbaut, vorzüglich gutes Blech gewalzt und die schönsten antiken Figuren in

582 natürlicher Größe von Eisen gegossen, Eisenbrücken gemacht, zwei Hauptmederlagen in Brünn uud Wien und mehrere Commissionslager, unter andern eines in Hamburg, errich­ tet. Mit der Ausdehnung der Fabrikation hob Reicheilbach den Ruf der Fabrik und ebenso ein umsichtiger Kauf­ mann als geschickter Techniker, verbreitete er die erzeugten Waaren in alle WelttheiLe, z. D. Faßbänder von ungeheu­ rer Länge und Breite nach Sincapore, Holzsäure nach Alexandrien, Kochgeschirr nach Haiti und feine Gußwaa­ ren nach Newyork. — Das Zahr 1831 war in jeder Hin­ sicht ein schweres. Der Graf und die Gräfin Salm über­ standen die schwere Cholera-Zeit in Raitz, mitten un­ ter ihren Unterthanen. Beispiellose Ueberschwemmungen hatten einen Theil der neuen Schöpfung zerstört. — Da übergab Salm, Reichenbach als seinem Bevollmächtigten auch die Oberleitung seiner von mehr als Achtzehntausend Seelen bewohnten Herrschaften. Das Berggericht zu Kut­ tenberg ernannte ihn zugleich zum Dergrichter. Er begann den Versuch zur Verminderung der Proletarier und zur Erhöhung des reinen Ertrags, die herrschaftlichen Felder allmählig statt der eignen Regie in kleinere, zeitweilige Pachtungen umzusetzcn, was bis jetzt ganz der Erwartung entsprochen hat. Während dieser letztem Zahre besuchte er regelmäßig die Naturforschcrversammlungcn und begann seine chemischen Arbeiten, die ihm einen europäischen Ruf begründeten. Er fand im Theer eigenthümliche, bisher ganz unbekannte Stoffe, von besondern physischen und che­ mischen Eigenschaften, als Paraffin, Eupion, Piccamar, Pitakal, Kreosot, Kapnomore (eines der heftigsten orga­ nischen Gifte), Urmoder und die bereits früher bekannte Naphthalin und Choloestrin. Die Unzerstörbarkeit des Pa­ raffins in allen Sauren und Alkalien, die außerordentliche Leichtigkeit des EupionS, der unter allen bekannten Flüs-

583 sigkeiten die geringste specifische Schwere besitzt, die schöne blaue Farbe des Pittakal, die auf Seide, Baumwolle, Schafwolle und Leinwand gebracht, dem Indigo gleich kommt, werden endlich den Gebrauch dieser Körper in der Heilkunde und in den Gewerben, immer mehr empfehlen. Bereits haben dieses die zahlreichsten Erfahrungen, jene des Kreosots gelehrt, welcher selbst in geringer Menge alle Körper vor Fäulniß bewahrt, die Mumisirung der Alten auf eine leichte und wohlfeile Weise zu der größten An­ wendung bringen könnte und aus Seereisen ein Mittel schaf­ fen wird, binnen 24 Stunden Fleisch - und Fischvorräthe der Fäulniß sowie den Jnsecten unangreifbar zu machen. — Die Heilkräfte des Kreosots sind bereits anerkannt. Gewisse Arten von Krebs, Flechten, veraltete Geschwüre, Brand, Winden aller Art weichen der Heilkraft des gehö­ rig angewendeten Kreosots, so wie Bcinfraß, gewisse Ar­ ten veralteter Lungensuchten und Gicht dadurch geheilt oder wenigstens gemildert wurden. Fast nie fehlte die beinahe augenblicklich helfende Wirkung desselben bei hohlen schmer­ zenden Zahnen. — Die Fabrikation der Blausäure und chlausaurcn Salze in der höchsten Vollkommenheit wurde von Reichenbach und Salm in einem eignen Laboratorium betrieben. Erst neuerdings zeigte eine aus den BlanSker Werkstätten hervorgegangene Dampfmaschine, auf 12 Pferdekraft, bei dem Fabrikanten Godher in Brünn mit großer Eleganz aufgestellt, eine große Ersparniß an Brenn­ material. Auf seinen Geschäftsreisen eröffnete sich Reichen­ bachs Geiste eine neue Bahn im Felde der Geognosie, unb nach kürzern, im Jahre 1832 bei der Wiener Raturforschergesellschaft gehaltenen Vorträgen schrieb er: „Geo­ logische Mittheilungen aus Mähren" und „Geognostische Darstellung der Umgegend von Bl ans ko," (Wien 1834), welche er dem Oberstlanzler Grafen Mittrowsky, als gründ-

584 lichem Kenner deS mährischen Landes, zncigncte. Darin deckte Er die frühern Irrthümer Anderer über die geognostischen Verhältnisse Mährens, die Perioden der Kalkhöh­ lenbildung, auf und zeigte, daß der sogenannte bisher England eigene old red sandstone auch in Mähren ei­ ne große Stelle einnimmt — dem er, seiner Verhältnisse wegen, den eignen Namen Lachon gab. Dieses Buch be­ richtigt viele Erscheinungen und eröffnet der Geognosie als Wissenschaft ein neues fruchtbares Feld. Am 23. Novem­ ber 1833 zeigte sich die vielbesprochene feurige Lufterschei­ nung, die man von Schlesien bis nach Ungarn sah. ES gelang Reichenbach am 11. Tage, nachdem er mit unsäg­ licher Mühe und Vergleichung verschiedener Aussagen, die Bahn des Meteors in seinem Cabinet bestimmt hatte, auf dem Horcziczer Berg, unweit deS Dörfchens Zawjcst, der Herrschaft Blansko, gerade da wo er es vermuthete, den ersten niedergefallenen Aerolithen zu finden, dem noch der Fund von sechs andern folgte. Ein gefallener hoher Schnee verschob die weitern Nachforschungen bis zum Frühjahr. Eine scharfsinnige Beobachtung des ungarischen Vicekanz­ lers Alois Freiherrn vonMednyanszky, innigen Freun­ des von Salm und Hormayr, dem das Meteor zufällig im Freien auf der Reise erschien, bestätigte über den Lauf des­ selben Reichenbachs scharfsinnige Vermuthungen, die über­ haupt als classisch über den Gang und über die Niedcrfallsorte solcher Erscheinungen anerkannt worden sind. — Alle diese Wahrnehmungen, Entdeckungen, Beobachtungen, von Salm mit dem angebornen Feuereifer begleitet und ver­ folgt, waren das letzte Interesse, das die Wissenschaft seinem schönen Leben erfreulich beigesellte. Schon kamen allmählig die Vorboten der Auflösung, eine ihm völlig fremde, ja entgegengesetzte Abstumpfung und doch wieder eine krank­ haft erhöhte Sensibilität und Jrascibilität, selbst gegen

585 Reichenbach, die er immer wieder mit der edelsten Herzlich-keit ausplättete. Die tödliche Krankheit überfiel die Grä­ fin Salm zu gleicher Zeit, ihn die Herzwassersucht, sie ein schleichendes Nervenfiebcr, das ihr den Schmerz er­ sparte, seine Todespost noch zu vernehmen. Sie verschied zwanzig Tage nach ihm. Graf Hugo starb an seinem sechzigsten Geburtstage (31. März 1836.) Graf Hugo Salm war mehr klein als groß, ge­ drungen und stark gebaut, von athletischer Muskelkraft, so daß man (zumal bei seiner durchgängigen Mäßigkeit,) wohl eher ihm als seinem Vater ein neunzigjähriges Alter geweissagt hätte? Oft fiel die (durch seine abentheuerlustige Verwegenheit begünstigte) Rede, er könne nur eines zufäl­ ligen oder gewaltsamen Todes sterben? ? Es lag etwas Freisinniges und Edles in der hohen Stirne, in der schön

geformten Nase und- den Augenbraunenbogen-, — etwas Starres im Kinn, ungemeine Gutmütigkeit in den Au­ gen, die sich aber leicht einem exaltirten Ausdruck Hinga­ ben und deren fast beständige, zitternde Bewegung, von frühen Leiden und lebenslanger Reizbarkeit hcrrührend, den heitern Eindruck minderte und Salm gegen keine Classe von Unglücklichen mildthätiger machte, als gegen die Blin­ den. — Ein angenehm entgegenkommendes, (auch dem Scherz, auch der Ironie dienstbares) Lächeln schwebte um die Lippen. Der ausgezeichnete Bau des KopftS war ein rechtes Cathedereremplar zur Lehre seines Freundes Gall. Er selbst scherzte oft über die Monstruosität, in der sich bet ihm die Organe des Muthes, der Freundschaft, der Menschenliebe und des Geschlechtstriebes vvrfänden! Die in­ nerliche^ sprühende Lebhaftigkeit brachte in jede Bewegung etwas Hast und Unruhe. Der Gang des unermüdbaren Fußgängers war fest, entschieden, ausgreifend. Der erste. Blick zeigte:

586 ------------- es sei ihm angeboren, Daf. sein Gefühl hinauf und vorwärts drang, Wo über ihm, im blauen Raum verloren, Ihr schmetternd Lied die Lerche sang, — Wo über schroffe Fichtenhöhrn Der Adler ausgebreitet schwebtUnd über Flächen, über Seen, Der Kranich — nach der H e i m a t h strebt!!

Obgleich die Sumpfvögel der Antichambre und die torystischen Petrefacten und Putrefacten, Salm lange für einen Renegaten von seiner eigenen Kaste, für einen Ideo­ logen und mit Recht für einen Doktrinär und Philanthropen ausgaben, lag doch etwas Vornehmes in ihm und das ge­ übte Auge erkannte bald in dem gesellschaftlichen Ton und in den, von aller Verlegenheit freien Manieren, einen, den ersten Reihen der Aristokratie angehörigen Mann. — Der oben erwähnte Irrwahn trug wohl am meisten dazu bei, daß Salms vielseitige und große Verdienste fast durch ein Viertcljahrhundert ganz ignorirt blieben und erst we­ nige Zeit vor seinem Ableben durch das Commandeurkreuz des Leopoldordens, einige Anerkennung fanden. — Ihm und in ihm war Alles subjektiv. Er versicherte oft aufs treu­ herzigste , von einer Objektivität Nichts zu wissen, noch zu begreifen. Allüberall schlug das rein Menschliche vor. Er hielt sich nicht für mehr als den letzten Bettler. Es war eine ungemeine Sinnlichkeit in ihm. Dies darf aber durchaus nicht so verstanden werden, als habe es ihm je­ mals in irgend einem Genuß an selbstbeherrschender Mäßi­ gung gefehlt. Vielmehr glich seine Gesittung dem Urbild von Tacitus Germanenjünglingen. — Stricte diäteti­ sche Regeln und vollends in dem letzten Lcbensdecennium, die von ihm, wie Alles, mit Leidenschaft verfochtene Ho­ möopathie bestärkten dieses glückliche Ebenmaß. — lieber Haupt, wer hat je auf seine Umgebungen, auf sein Volk

587 und seine Zeit mächtig eingegriffen, ohne daß eine starke Sinnlichkeit als Dampfkraft, all' sein körperliches, geisti­ ges und Herzensvermögen beschwingt hätte? '! Was der Her­ ausgeber dieses Taschenbuches einst von seinem Landsmann und Ahnherrn, dem Tyrolerhelden, Georg von Freunds­ berg gesprochen, gilt vorzugsweise auch von Hugo Salm: Er war ein Vordermann jenes vorübergegangenen Geschlechtes, das in hoher Einfalt und Pflichttreue nur dem Einen was Noth that, ergeben war, vertrauensvoll und freudig; — jeder Aug eine Seele, jeder Aug eine Zunge: — jenes Ge­ schlechtes , dessen volle Brust die Schläge der Begeisterung -nicht an den Fingern zählte, das im keckem Selbstvertrauen sich über das Mißlingen und Unglück des Augenblickes weg­ schwang, das Nichts sah als die Ehre, Nichts scheute als die Unehre, das Gold wenig achtete, mit dem Eisen spielte und mit der Gefahr kurzweüte. — Salm war in­ wendig ein durchaus mittelalterliches Ritterbild; nach Au­ ßen aber ein modernisirter Rittermönch, ein deutscher Or­ densritter wie Carl Harrach, ein Johanniter, ein Temp­ ler aus jenen Tagen, wo ihm die Sorge für Kranke, Ver­ wundete und Arme die erste Pflicht der Ritter des rothen und des schwarzen Kreuzes war. — Geben, Erheben, Bele­ ben , Lindern war das rastlose Thun dieses barmherzigen Samariters. Er suchte die Noth auf, wenn sie nicht zu ihm kam. Ihm war es erlaubt „parcus deorum cultor et infrequens“ zu seyn, denn die stets zu Trost und Hilfe offene Kirche war in seinem eignen Herzen.— Er war ächt christlich, das scharfe Gegentheil alles Egoismus« Als er ohne Hoffnung war, berief der oberste Kanzler Graf Mittrowsky edelmüthig den zweiten Sohn Robert, Hofrath in Triest. Da er erst vor Kurzem Urlaub gehabt, hatte der Vater diesen Herzenswunsch unterdrückt, damit er etwa dem Sohn nicht schade in seiner Carriere. Robert erblik-

588 kend, glänzten die matten Rügen noch einmal, doch setzte er gleich hinzu: — „aber Ich habe Dich nicht kommen lassen, dazu bin ich nicht Egoist genug." Das Schicksal ließ es ihm auch an Prüfungen nicht fehlen. Er, der der kommenden Generation rastlos das alte Chaos aus dem Wege geräumt und neue Bahnen ge­ brochen hatte, wurde niemals Fürst, sondern starb vor dem sechsundachtzigjährigen Vater. Sein war die Arbeit, nicht der Genuß. Salms wissenschaftliche Bildung umkreiste fast aus­ schließend die scicnces exactes. Dafür war er voll speculativen Scharfsinnes, Entdeckungsgeistes und Ausdauer. Der damaligen französischen Abbes- und Gouvernanten Erziehung war er weniger als gar nichts schuldig. Gym­ nasial- und Universitätsstudien hielt man überflüssig für den einzigen Sohn eines fürstlichen Hauses. Erst nahe an den Vierzigen holte sein schwunghaftes Talent das Griechi­ sche und Lateinische nach. Im Französischen und Engli­ schen drückte er sich vortrefflich aus. Er kannte das Ita­ lienische und Spanische und machte sich beim Antritte sei­ ner Herrschaften das slavische Idiom eigen. — Für die Bureaucratie, für die Geschäfte, eignete Salm sich nicht. Zhm fehlte alle Ruhe und Stätigkeit des Geistes, das Gleichgewicht, die vorurtheilsfreie Prüfung, die unerschüt­ terliche Verfolgung einer Hauptidee. Zhm fehlte die Men­ schenkenntniß. Allen Andern maß er seine eigene Rechtlich­ keit und Emsigkeit bei. Er ließ sich durch usurpirte, aus­ wärtige Celebritäten imponiren und gab sich hinter einan­ der einer Reihe von Leuten- hm, die ihn nicht verstanden, ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren, auch wohl ihn hintergingen,. seine Geduld und seine Wohlthatcn mit Un­ dank vergalten. — Eben diese geringe Kenntniß der Men­ schen., denen er doch so wohl wollte,, ließ ihn auch gleich-

589 gültiger gegen» die großen Lehren der Historie. — Die französischen Encyklopädisten und die deutschen Humanitäts­ redner hatten aus ihm einen Großmeister der „Nützli­ chen" und „Fortschreitenden" gemacht und er selbst

ergötzte sich daran, mit welchem Pfeffer Ludwig Tieck und Friedrich Schlegel dieser Schule manches Gericht vorgesetzt haben!! Seine hilfreiche Thatkraft hatte immer mehr eine kosmopolitische als nationale Richtung— Das war die wesentliche Verschiedenheit zwischen ihm undHormayr, der unter seinem Dache fünfzehn Sommer in Raktz und sieben Winter in Wien verlebte. Hormayr hatte die Krie­ ge von 1809 und 1813 im Ernst als Befreiungs-Krie­ ge betrachtet, bisher in den einseitigen Quellen immer nur die eine Seite der Medaille gesehen, aus Mangel der Ungarischen und Böhmischen Sprachen nur den Chro­ niken der Dynastie, nicht der Entwicklung der anlagen­ reichen, in allen Stürmen herrlich bewährten Nationen zu folgen vermocht, aber für letztere, ja selbst für Deutschland noch immer erlaubte, ja in den Tagen der Gefahr eigens befugte Hoffnungen gehegt. Ruch dieses historische Taschenbuch, dessen vierzig­ stes Jahr (1802—1842) der Herausgeber mit Gottes Hilfe vielleicht noch erlebt, hat in Raitz zum drkttenmale seinen Ursprung genommen, denn dort vereinigte Salm im Juli 1817 die Freiherrn Aloys von Mednyansky und Joseph von Hormayr zu manchen, den materiellen In­ teressen und der Wissenschaft und Kunst gemeinnützigen Unternehmen. Mednyansky am 20. April 1784 in der Thurotz aus einer bereits in der Epoche der Anjou's durch kriegerisches Verdienst wie in den Zapolya'schen und Rakoczyschen Unruhen durch ihre Treue rühmlich bekannten Familie geboren, war mit Salm aus der Brünner Ackerbaugesellschaft und. dem Schafzüchter-Verein, längst in agros

590 nomischen und: statistischen Beziehungen gewesen. Seine herrlichen Sammlungen und seine urkundlichen histonschen Arbeiten machten ihn den Ungarn theuer, deren Geschicke seit geraumer Zeit zum Theil seinem ächt vaterländischen Sinn, seiner Gewandtheit und hohen Rechtlichkeit anver­ trauet sinh. JnderschönenLiteratur Deutschlands, Englands, Frankreichs, Italiens und der pyrenäischen Halbinsel, war Salm vollständig zu Hause. Dieses bewirkte erst nach sei­ nem dreißigsten Jahre der überlegene Geist und strenge ge­ siebte Geschmack der Gräfin, seiner Gemahlin. Die lebens­ warme Idee der Popularisirung der VaterlandSgeschichre durch ihre beständige und innige Vermählung mit der redenden und bildenden Kunst, durch die Pla­ stik und Historienmalerei, durch das Epos und Drama, durch die Ballade und Legende, wurde auch von Salm mit seinem eigenthümlichen Feuer aufgegriffen und gefördert. Das Schloß Raitz erhielt im Verfolge dieser Richtung eine kleine Gallerie herrlicher Bilder aus der vaterländischen Geschichts- und Sagenwelt vom Custos Carl Ruß, von Ludwig Schnorr von Carolsfeld, von dem unvergleichli­ chen Zeichner des Münz- und Antikenkabinets Peter Fendi rc. — Wie es überhaupt in mechanischen Fertig­ keiten und in den Künsten kaum Etwas gab, was Salm nicht versuchte, was er nicht kannte W konnte, war er auch in der Jugend ein mehr als gewöhnlicher Zeichner und Radirer. Mehrere der Naturwunder um Raitz bildete er treu und malerisch ab. AehnlicheS hatte der Architect Beduzzi versucht, der (1764—1769) an die Stelle des ab­ gebrannten, das jetzige neue Schloß Raitz erbauet hat. —* Nur für die Tonkunst war Salm zu seinem eigenen Un­ willen ohne Gehör und ohne allen eigentlichen Sinn.

591 Dieser edle Eifer für redende und bildende Kunst ver­ band auch dem Hause S a Im in Freundschaft viele gefeierte Namen: Caroline Pichler geborne von Greiner, den schon als Abten des romantischen Lilienfeld gekannten und geehrten Erzbischof und Patriarchen Pyrker, den großen Orientalisten Joseph Freiherrn von Hammer-Purgstall, den Grafen Anton Alexander Auersberg, den Freiherrn von Zedlitz, Grillparzer, Grafen Johann Mailath: — Kleinode des Vaterlandes und ihrer Kaste, wie die Gra­ fen Caspar und Franz Sternberg, Franz Hartig, Carl Harrach, Vincenz Batthiany, Georg Boucquoy, Johann Paar; — der Przemyslide Graf Eugen Czernin hätte kaum gedacht, daß seinem geliebten Dobrowsk y, dem Altmeister slavischer Zunge und Wissenschaft, an der zufälligen Todesftätte zu Brünn, durch Hugo Salm, das erste Denkmal erstehen würde?! —

„Eintracht und Zusammenhalten für Menschheit und Vaterland," — „vi? unita fortior,“ — war Salms unaufhörlich wiederholte Loosung. Daher verletzte ihn nichts empfindlicher, machte nichts ihn ungeduldiger, als Eifer­ süchtelei, Brodneid, wechselseitige Verkleinerung, Zunft­ geist und Dogmatist'ren in dem Freistaate der Literatur: so die Anatheme gegen Magnetismus und Homöopathie, ge­ gen Gall und seine Craniologie, gegen die Josephinische Akademie, der Zwist zwischen Meißner und Prechtel, — die akademische Eklektik und daß man in Wien und Brünn in dem encyklopädisch-journalistischen Negimcntstambour, Wirthschaftsrath Andre, nur ein untergeordnetes Talent gelten lassen wollte. Salm hatte ein ungemeines Talent der Darstellung für Comödie und Drama. Im französischen Lustspiel war er unübertrefflich: ein großer Freund des Volkstheaters und

592 des in Oesterreich zu Berg und Thal äußerst fruchtbaren und anziehenden Volkswitzes. — Der Humor und die Posse lagen seiner von kurzem Trübsinn leicht wieder übersprin­ genden, ursprünglichen Heiterkeit sehr nahe. So nahm er 1817 zwischen Nikolsburg und Muschau, einen sehr an­ ständig gekleideten Reisenden in seinen Wagen und ver­ traute ihm im strengsten Geheimniß, „Er wäre der Her­ zog Wellington," was denn gleich in den nächsten Orten ehrfurchtsvollen Zulauf um den, auf gut englisch stumm in sich gekehrten Helden des Tages nach sich zog. Ein ander­ mal ließ er sich mit Hirten und Köhlern bei Wranau in ein Gespräch ein, nahm die Stimme plötzlich in hoher Fi­ stel, dann wieder in grollendem Baß und als die Leute ihn erstaut und verwirrt betrachteten, eröffnete er ihnen mit furchtbar hohlem Ruf: „Er sei der lebendige Teufel und werde mit demjenigen gleich durch die Luft fahren, der seinem Herrn am meisten gestohlen habe." — Jesus Maria! unaufhörlich brüllend, rannten die Leute dem Dorfe zu, Salm aber setzte lachend seinen Weg nach Brünn fort. — Er liebte es wo möglich, alle seine klei­ nen Reisen zu Fuß, den Mantelsack auf dem Rücken, zurückzulegen, als sein eigener Beamter oder als Bcrgknappg von Przibram, wo er auch manchmal, den Spaß zu erhö­ hen, eine Wegzehrung bettelte und den alten Mütterchen die kläglichsten Geschichten von seinen Unfällen erzählte. — Seine Lust nach Abcnthcucrn, nach Gefahren war über­ schwänglich und er war von einer glänzenden Unerschrocken­ heit und Tapferkeit, in der aber nichts Ansteckendes, Be­ geisterndes lag. Ueberhaupt war das unwiderstehliche Wir­ ken auf Andere, das mit sich Fortreißen, ihm versagt— In streitigen Fällen gewissenhafter, als Hausvater sorgsa­ mer, als Freund entschlossener und unwandelbarer zu seyn-

593 ist unmöglich. —

.

Er war von altfranzösischcr Galanterie

gegen alle Damen. Er war sehr zärtlich gegen Kinder und Thiere, zumal Hunde, aber sie mochten ihn nicht, denn er war für sie zu hastig und leidenschaftlich. Aber schon nahe an Sechszig war es der Gipfel seiner Glückseligkeit, halb, wohl auch ganz erwachsenen hübschen Mädchen alle erdenkliche Aufmerksamkeit zu beweisen, zu erklären, zu er­ zählen, spielend zu belehren- und übermal „ein Nützlicher" zu seyn.

Die Iulitage hatten wahrlich keinen Lobredner an ihm. Es war eine bittere Enttäuschung. Sein Glaubens­ bekenntniß war unlängst in dem Leben eines zu früh geal­ terten und vielleicht doch zu spät gestorbenen, europäischen Staatsmannes zu lesen. „In der Welt steht Nichts stille. Selbst aller Tod ist eine natürliche und unausbleibliche Entwickelung des Lebens. Wie konnte, wie mußte die Zeit in ihrem Gan­ ge nicht beständig Alles verändern, was sie berührte? Das Fcstklammern am Alten, die Scheu vor dem Neuen ist eben so erklärlich und noch viel verzeihlicher, als daStreben sich jünger zu machen und ferner vom Ziele der Auflösung zu erscheinen. Aber unbedingtes Zurückdrehen des Alten ist nicht nur vergeblich, sondern auch nach­ theilig, weil jede Wirkung die Gegenwirkung herausfor­ dert und diese das Aufzehren der Kräfte beschleuniget. — Die eine Partei, voll Zuversicht auf den obschon ziemlich verwitterten Rost ihres Baues, sprach von Nichts als von geschichtlichem Recht und von geschichtlichem Boden. Darunter scheint sie freilich nur zuzulassen, was etwa bei der völligen. Unmündigkeit der Völker, was in den Tagen galt, wo der Clerus mit den Blitzen der Intelligenz, fast Alles, der Feudal-Adel mit den Blitzen der Waffen, das

594 Meiste, die Städte noch nicht vieles, der Fürst (bei dem: ai non, non und als primus inter parcs) ziemlich wenig, das Volk aber, gar nichts hatte!! — Die an­ dere Partei dagegen möchte die Bäume gleich alle auf ein­ mal umhauen, um die Früchte schnell und auf einmal zu haben und weil sie sich unter einander doch Licht und Luft benähmen, auch wohl weit viele Aeste und Zweige doch verdorrt seyen. — Diese kennen nur eine Gegenwart und eine Zukunft ohne alle Vergangenheit, voll Gier, auf den Trümmern der Wirklichkeit um jeden Preis, ihre idealen Kartenhäuser aufzurichten. — Dieser Partei der Bewegung (wohl zu unterscheiden von der successiven, gemäßigten uud naturgemäßen Reform) muß das ersehnte Ziel immer weiter zurückweichcn, bis eS ihr zuletzt entge­ gentritt, im lebensgroßen Spiegel der eigenen Jrrsaale und Leidenschaften, in den sie Kopfüber hineinrennt." Salm hat in guten Augenblicken noch manches Tref­ fende über den großen Gegenstand gesagt, z. B. —: „man vergleicht das Leben immer mit einer Reise und Ich war stets der Reisende par excellence. Aber wenn ich von Stabilität höre, so ist mir immer, als hätte es mir auf dieser großen Reise gleich im ersten Dorf so wohl ge­ fallen, daß ich für immer dort bliebe und Pferde, Wa­ gen und Knechte vor dem Thore stehen ließe, in Sturm und Regen, Schnee und Hitze.------------ Wer sich wie ich zur natur- und zeitgemäßen, successiven Re­ form bekannt, kennt wenigstens sein bestimmtes und verchältnißmäßigcs Eintrittsgeld und was er dafür bekömmt und daß cs bloß zu seinem Besten verwendet wird! — Es gilt weder die Bewegung aufzuhalten, noch zu be­ schleunigen, sondern sie zu verstehen. Im westphäli-

Ö95 schen Frieden haben die Katholiken nicht ganz gesiegt unb die Protestanten auch nicht ganz. So wird eL wieder gehen, aber Intelligenz, Geldmacht, Productivität werden obenan sein."

Trotz vieler und langwieriger Mühen und Trübsale war das Leben Salms doch ein glückliches zu nennen. In ihm war Bewegung in Allem, Lust und Freude an Allem und Entwürfe für Alles. — Weniger em­ pfänglich für Ideen, für das Unbewegliche im ewig Be­ wegten, hatte alles Sächliche, ungeheure Anziehung für ihn. Er ergab sich den Dingen ganz und unbedingt. Immer voll neuer Plane, vergaß er leicht das Mißlin­ gen der Alten. — Selbstsucht, Furcht und Zweifel, cifcrsüchtelnder Neid, nachtragender Groll waren völlig frem­ de Tropfen in seinem leichten, Hellen Blute. — Trotz aller Kampflust, blieb er immer versöhnlich, trotz alles Undanks und Bosheit war er immer großmüthig. — Der Heraus­ geber hat fast ein Drittheil all seiner Mühen dem Leben eines edeln (zumal von Britten, Wälschen und Franzosen allzugcring geschätzten) Fürsten gewidmet, Maximilians des letzten Ritters, des Wciskhünigs, des Freudal, des von Fürwittig, Unfalls und Neidhart vielversuchten

Theuerdanks. — Zur klaren Anschauung seines in­ nersten Privatlebens ist ihm aber nichts so förderlich ge­ wesen, als die vieljährige intime Bekanntschaft mit Salm, einer so treuen Maximilianischen reprise, wie schwerlich der Ahnherr Nicolaus Salm sie erkannte, der doch mit Maxen gelebt und geliebet, gelitten und gestrit­ ten hat.

„Wir, seine treuen Freunde, wir haben ihn nicht „verloren.— War sein L>cben ein klarer Spiegel, in

596 „dem Wir uns gerne betrachteten, so fei es auch sein Lod! . Eines jeden LageS hat er sich gefreut. 2sn jedem „Tag hat er mit rascher Wirkung seine Pflicht gethan, „wie sein Gewissen sie ihm zeigte. — Die Menschen sind „nicht nur zusammen, wenn sie beisammen sind. — „Auch der Entfernte, auch der Abgeschiedene lebt uns."*)

(Beilagen und Nachträge im kommenden XXX. Jahr­ gang auf 1941.)

*) vcthc- Sgmont.

XIX. Direktorium Freihercn

der vorzüglichsten,

von

Hormayr

herausgegebenen Urkunden

durch

entdeckten

den

und

und Quellen.

(Fortsetzung aus dem Taschenbuche auf 1839.) X1IL

Jahrhundert.

1244. 22. Juni. Starhemberg. Dem Abte Dietrich von Seitenstetten wurden von den Bischöfen von Passau die Güter zu Prohling bei Bbbsitz als unmittelbare Besitzungen zugesprochen. Da aber Heinrich von Prunsberg, der selber bloß factisch als vorgebliche passauische Lehen inne hatte, sich diesen Sprüchen nicht fügen wollte, so ging der Abt den Bischof von Passau um Abhülfe an, und dieser wendete sich an den Herzog Friedrich von Oesterreich, der dem Heinrich von Prunsberg befahl, diese Güter dem Kloster nicht ferner vor­ zuenthalten; indem er sonst ihn bestrafen würde, daß andere von ähnlichen Bergewaltungen adsiünden.