Taschenbuch für die vaterländische Geschichte: Band 37 (N. F. 19) 1848 [Reprint 2021 ed.]
 9783112411384, 9783112411377

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Taschenbuch für

die vaterländische Geschichte.

Taschenbuch für

die vaterländische Geschichte. H erauSgegeben von

Joseph Freiherrn von Hormayr.

XXXVII. Jahrgang der gestimmten und XIX. der neuen Folge. 1848

M i t Kupfern und Plänen.

Inhalt. Sette I. Die deutschen Alter.

Au- einem großer«, voll-thümliche« Liebe,

von I. L. Knoll............................................................................. 1 II. Die Burgen..............................................................................................12 Die Burgen Giech und Gugel...................................................... 13 III. Erste- und letzte- Bulletin über Leopold- II. plötzliche- Ableben

(1792)............................................................................ IV. Zur neuern Krieg-geschichte.

33

Der Erzherzog Earl an den

«eral von Liadenau ^wr.............................................. 34

V. Dte Kinder der Welseriaa......................................................................... 39 VI. Helden»Klang oder Klaglted um Tilly (1662)

...

49

VII. Heirath-unter-andlangen zwischen der große« Elisabeth von England und dem Erzherzog Carl, Herr« in Znatrostreich, Sohn Ferdinand- I. und Vater Ferdinand- II. (1564)

VIII.

(1327)............................................................................. IX. X

55

Unser Liebeftau von Ettal und Kaiser Ludwig der Bayer

76

Leopold I. und seinDienerhof...................................................... 81

Deutsche Reisende in- Morgenland und in den Rordost .

.111

1. Iter Budense..................................................................... 111 XL Der Preßburger Reich-tagvon 1618.............................................127

VI

XII. Dampierre und Doucquey (1619 — 1620)

Seite .... 142

XIII. Die Dlindheimer Entscheidung-schlacht. Am 13. Aug. 1704.

(Mit 2 Plänen).......................................................... 159 XIV. Der Schweinehirt. Ungarische- Volkslied nach einer wahren Begebenheit c. 1760 au- der Gyengyöffer Gegend . 204

XV. Volkslieder au- Krain. Au- dem slavischen Urtert treu über.

tragen durchAnastasiu- Grün..................................... 208 Ein Johanni-fest.................................................................. 208 Bestrafte Untreue.................................................................. 210 Ein friedfertiger Herr........................................................... 212

Terdoglav........................................................................... 216

219

Freiheit................................

Drei Liedchen

................................................... 220

Minka.................................................................................. 221

XVI. Sitten und Gebräuche, Luiu- und Feste, Krieg und Frieden, Handel undLharakterzüge der Väter .... 222

222

1 Tie Rache .

2. Luther- Andenken.......................................

. 226

3. Da- Porzellan................................................................... 226

4. Jagden der Vorzeit am Thüringcrwald Hennebergischen Antheil-................................................................... 228

5. L'etnt, c'esl moi (1509).......................................

230

6. Kaiser Leopold I. auf der Bibliothek zu Nürnberg am 7ten August 1658

231

7. Alte Hennebergische Sieten und Gebräuche 8. Da- edersteyrische Eisen und die Hansestädte .

. 241 .

. 245

9. Mährische Sittenzüge.................................................. 247 10. Bairische Sitten und Thaten.......................................... 257

VII Seite 11. Maria Stuart an Dothvell..................................................... 269

12. De- Grafen Essex Brief an die Königinn Elisabeth

.

271

13. Der legitime griechische Kaiser..................................................... 272 14. Der Edelman» und zugleich edle Mann ....

273

15. Die gelehrte Wackeufel-.............................................................. 274

16. Schaeiders Grab........................................................................275 17. Die Zerstörung de- Schlosse- Hohenlrahen

.

.

.

276

19. Spanische- Ultrabecorum.............................................................. 279 XVII. Kunst uad Alterthum in Oestreich durch Aloh- Primtsser und Joseph Freiherr» von Hermayr........................................... 280

Klosterneuburg..................................................................................284

Heiltgenkreuz und die ba-eubergische» Kirche» zu Mödling

.

298

Herzogenburg........................................................................................... 305

Lilienfeld............................................................................................311

Götweih.....................................................................................................319 Zvettel.....................................................................................................331

MöN..................................................................................................... 337 Seitenstetteo............................................................................................344

Sankt Florian................................................................................. 349

Krem-münster.......................................................................................... 357 Lambach.....................................................................................................360 Dillach...............................................

366

Ossiach.................................................................................................... 372 Petronell....................................................................................................388 Deutsch - Altenburg................................................................................. 389

Mariazell in Steyermark.............................................................. 390

Titettupfer. A.« Gegenstück zu Philippinen Welser stehe hier eine andere,

(anderthalbhundert Jahre ältere), gleichfalls wunderbare, gleichfalls „der Engel" benannte, durch Lied und Sage gefeierte Aug-burgertnn, Agnes, die Tochter de- Baders unter den Schlachten, Caspar Der­ nauer, die Geliebte, — (in ihrer eigenen und in allgemeiner Mei­ nung,) die Gemahlinn Albrecht- de- Frommen, Herzog- von Bayern-München, in seiner Abwesenheit auf da- grausame Machtwort seine- Vater-, Herzog- Ernst, in seinem Schlosse zu Dohburg verrätherisch überfallen, nach Straubing vor ein ganz unbefugte- Blutgericht ge­ schleppt, und al- Hexe, wegen ihrer bösen Künste, von der Donaubrücke gestürzt und ertränkt. — Ihre, durch so manche, neuentdeckte Thatsachen und Verhältnisse beleuchteten vegegnisse erzählt ausführlich und urkundlich der folgende Jahrgang. — Ihr, im Straubinger Carmelitenkloster aufbewahrte- Vildniß war 1801 noch vorhanden; — aber in der allgemeinen Klosteraufhebung 1803 ist e- fpurlo- verschwunden, angeblich in den Händen eine-, au- Kunst und Alterthum reichen Besitz zusammenraffenden und Wohlbezahleoden Engländer-.

Der Gefängnißthurm, worin sie ihre grauenvolle Todesstunde erwartete, — die Capelle, die nebst feierlichem Gottesdienste, beide Herzoge, Ernst und Albrecht, Vater und Sohn, Liebender und Mörder, über dem Grabe „der ehrsamen und ehrbaren Frau AgneBernauerinn" erhoben, finden sich hier im getreuen Ab-ilde. Die, diesem Jahrgange bestimmten Zeitcarrtrature« und Spottbilder au- den Heerfahrten de- schmalkaldischea Bunde- und Herzog- Moritz wider Larln V und seinen Bruder Ferdinand, werden glelchfall- dem nächsten Jahrgang 1849 beigegeben, da eine- derselben in Verstoß gera­ then und nicht augenblicklich zu ersetzen war.

Gest.v I. Poppel

I. Die deutschen Alter. 9Lu6 einem größern, volkSthümlichen Liede, von Joseph L eorhard Knoll, Professor der Weltgeschichte am k. k. Lycmm zu Ollmütz, dann an der Prager, letztlich an der Wiener Hochschule. Lin neue« Vitb entsteigt dem Haupt de- Barden, Die deutschen Alter singt sein heil'ger Mond; Wodurch wir so, warum nicht ander« worden. Thut mein Gesang dem Kreis der Horcher kund. Sind wir auch Rosen nicht, so sind wir Rarden, Und geist'ger Duft entströmt auch unserm Bund; Drum leibt da- Ohr dem gvtterfüllten Psalter, Er schildert, wie gesagt, die deutschen Alter.

Und bi« in« fernste Grau der großen Zelten Erforscht mein Aug' der Thaten kühne Bahn, Und Ruhm erschallet selbst aus ienen Weiten, Und nährt des Deutschen Stolz und seinen Dahn. Der Iabre Lauf soll mich al« Jaden leiten, Drum fangt mein Lied schon mit den Römern an; Und so entströmt jetzt mild, jetzt wieder brausend Dem lehrenden Gesang so manch Jahrtausend. Horoayr« Taschenbuch 1848.

1

2 Noch bub dieß Capitol die stolze Zinne, Und seine Majestät umschlang die Welt: Es schwelgte fort im reichen Goldgewinne, Vom Atlas her, bi- hin zum kalten Belt; Und nimmer kam's dem eitlen Haupt zu Sinne, ES drob' ihm Sturz vom deutschen Ziriegerzell, Tas bäufig schon des Rheines Ufer deckte, Und auch am Zster wohl den Römer schreckte.

An jenen Strömen nun, in Wald und Wüsten Erwuchs in Araft so mancher Heldenstamm, Durch den die Römer bald die Frevel büßten. Wodurch der Völker Blut in Strömen schwamm; Tie Kaiser mochten sich nun immer rüsten, Ter Schlemmer ist dem Reich ein schlechter Damm. Tie Glocke schlug, da kamen schnell Barbaren, Und überschwemmten Nom in kühnen Schaaren.

Beginne nun mein Lied, und mahl' vor allen Ter edlen Ritterschaft beglücktes Loos, Ta- ihr beim Sturz de- RömerthumS gefallen, Al- sie erschien mit siegendem Geschoß. Auö jeder Wildniß sah man Völker wallen In Roms Gebiet, es war die Beute groß! Aus Zagern TeutS und halbbedeckten Wilden Erwuchsen Herrscher bald in Lustgestlden!

Zn welchem Zustand nun, in welchen Lagen Befand sich denn das edle llraftgeschlecht, Tas sich an Roms Zertrümm'rung durfte wagen, Mit kühnem Geist, im lohnenden Gefechts Sprich, welche Sille galt in frühern Tagen Bei diesem Volk? Wie pflegte man da» Recht? Wie wuchs es auf? Wie stärkt' cs seine Lelber? Und wie betrug es sich einst gegen Weiber?

3 Tie küble Nackt in finstern, kalten Forsten War höchste Männerlust für Alt und Jung; Tas stärkste Wild mit Hörnern und mit Borsten Erlegten sie, sogar im schnellsten Sprung; Tie Kenntniß nur, wo Falk und Adler horsten, («ab Ruhm und Stolz und hoben Thatenschvung; Und stets nur folgten sie der Thiere Spuren, Und sanden Sieg im Lilbcrhorn von Uren.

T ic Freiheit war da- höchste ihrer Worte, Und Riesengröße fast erreichten sie: Ju («ott entstieg ibr Tank an jedem Orte 2'3 e Schatten nur ein Eichenwald verlieh. Und wer ein Römerschild mit Macht durchbohrte. Entging dem PreiSgesang der Barden nie; Tic waren stets der bohen That Dermelder, Tas keusche 2'3eib destellte nur die Felder.

Und Stämme solcher 2lrt, von solchen Sitten Bestürmten jetzt die weite Römerwelt: 2ln jeder t«ren;e ward mit Macht gestritten. Sie strömten au- zuerst vom kalten Belt, Und drangen vor bi- in des Reiches Mitten, Und spannten selbst vor Rom ihr SiegeSzelt: Und dieser Kampf, so allgemein bewundert, 2£arf glänzend fortgesetzt so manch Jahrhundert.

Ten ersten Strauß bestandet ihr, Teutonen! Und Ebrcnfest bekämpfte Cäsarn gar. Siebst Tu der Lippe Fluth? Cherusker wohnen 21 n ihrem Rand, ArminiuS kühne Schaar; Und Barns fällt und drei der Legionen 2'erünfcn mit. und Beute wird der Aar, Ter sonst so stol, vor Krafteohorten prahlte, Und Hermanns Siegesfest nun jetzt umstrahlte.

4 Die Mannen drauf der hochumthürmten Marlen Erschöpften Rom in mancher kühnen Schlacht. Der beßte Kaiser selbst vermag die Starken Kaum zu bezähmen noch mit seiner Macht;

Bald rudern Gothen auch in Weidenbarken

Ten Helle-pont hindurch, der unbewacht

Nun ibnen dreimal darf zum Ziele dienen, An dem sie unverletzt auf Raub erschienen.

Am Rhenu- dort verheeren rasche Franken Des Gallier- noch reichbebaute tflur, Und während sich die Priester grimmig zanken Um unser- Herrn Abstammung und Natur, Wird Rom erschreckt, denn Allemanen tranken

Den Arno schon, und wenig läge nur. So standen sie mit schnellbeschwinzter Soble Im Schatten fest vom heil'gen Lapitole.

Rur Stilico, selbst au- der Deutschen Stamme, Dient noch dem sel'gen Rom zum letzten Schild; Denn wo kein Stilico dem Reich zum Damme Sich stark erbält, da stürmt der Deutsche wild Provinzen durch, und gibt dem Schwert, der Flamme

Palläste preis, die Kirche, das Gefild; Und auf den Märkten siebt in bunten Haufen Man Bischof und Senator auch verkaufen.

Nun läßt Honorius den Helden morden, Den Claudia« so herrlich uns besang. Und Niemand hemmt sie mehr, die kühne« Horden, Bei denen Alarich den Scevter schwang, Ter schon berühmt und mächtig war geworden, Bevor er noch das heil'ge Rom bezwang;

Sie rücken vor auf der Flamin'schen Straße,

Begeistert nur von edlem Römerbaffe.

5 Rom fälle, ritt Tbeil davon wird selbst zur Wüste!

Zwar schonet Alarich der Tempel Pracht,

Doch theilt der Streiter Axt so manche Büste

Doll Kunst und Gold; de- deutschen Sieger- Macht

Besetzt sogleich die Dillen an der Küste, Der Stamm der Weltherrn wird zum Knecht gemacht. Und manchem Dietrich nun, und manchem Werner

Reicht de- Germanien- Geschlecht Falerner.

Roch hoher schwingt, al- Alarich verschwunden, Da- Gothenbeer an der Garumna kreist. Und schon den Weg nach Spanien hat gefunden,

In Adolfs Planen sich der deutsche Geist,

Für den Placidia selbst Lust empfunden.

Den Clio gar von seiner Milde prei-t; Rem wollt' er selbst dem Namen nach vernichten. Und auf dem Schutt ein deutsche- Reich errichten.

Und Sueven zieh'n bis an den Rand der Erde,

Alanenmacht bederrscht den Minhostrom; Damit der Bätio auch teutonisch werde.

Stürmt noch Dandalenwuth da- arme Rom, Und Genserich mit stolzer Sieg-geberde

Befiehlt zuletzt im orthodoxen Dom In Africa's erzeugnißreichen Gluthen,

Wo Schaum und See Carthago'- Wall umfluthe«.

Damit das Schicksal nicht im Kleinsten schone.

Entreißt vom Neckar sich ein neuer Schwarm,

Und dringt mit Kraft hi- an die schnelle Rhone, Erkämpft sich Landbesitz mit starkem Arm;

De- Stamme- Name heißt Burgunbione, Ein sanfte-, weiche- Volk und ohne Harm; E- treibt da- Pflügen bald und da- Gewerbe,

Damit'- den Kunstfleiß auch vom Römer erbe.

6 Und nocb ein Stamm verließ die deutschen Eichen, Den Britten galt der neue Heldenzug ; Der Schotte muß zum rauben Norden weichen, Al- Hengist noch die Rettung-fahne trug; Doch gründet er den Kranz von sieben Reichen, Sobald er für sich selbst die Kämpfe schlug. Der Dritte war den Helden nicht gewachsen. Und so erhob sich dort ein Reich der Sachsen.

Dieß war der Dinge Stand, der Völker Lage, Da trat ein König auf und Herr der Welt; Zerstörung tarn mit ihm und jede Plage, Wohin er immer pflanzt sein Siege-zelt: Tie Geißel Gotte- hieß er nach der Sage; Don China'» Mauer bi- zum kalten Belt

War schon die Macht de- Manne- vorgcdrungen. Den Etzel nennt da- Lied der Nibelungen.

Der ziebt heran mit allen seinen Schaaren, Rom schließt er ein mit einem Völkernetz;

Wenn einmal noch die Hunnen Sieger waren.

Gab dieser Mann der ganzen Welt Gesetz ; Schon ward der Seinestrom von ihm befahren. Zum Himmel auf entstieg der Brand von Metz,

Schon wollt' er Orleans mit seinen Ibürmen Zn blinder Wuth am nächsten Morgen stürmen.

Sieb' da erschien mit lo-gelaß'nem Zügel

Der Gothe Dietrich und Aktivs; So rasch umringen ihn die beiden Flügel,

Daß Etzel ahnt de- kühnen Zug- Beschluß: Und Tborismund entsteigt dem letzten Hügel, Der Herr der Welt erliegt am naben Fluß Zn den Gefilden dort der sanften Marne,

Daß er Tyrannen auch der Nachzeit warne!

7 In seiner Heimat doch, in seinem Wesen

War dieser Attila nicht ganz Barbar,

Daß er gerecht, daß billig er gewesen, Und edelstolz, und voller Großmuth gar,

Kann in den Rollen man von Pri-cu- lesen. Der selber Gast an seiner Tafel war, An welcher froh der Fürsten Becher klangen.

Und Barden lebe That de- Ruhm- besangen.

Dor Allen galt jedoch der deutsche Krieger Bei Epel auch in jeder Lage viel;

Der Deutsche nur umgab ihn stet-, den Sieger, Durch Ostrogvthen kam er oft zum Ziel;

Den Romer schalt er Knecht, entehrt, Bettieger, Mit Rom der Kampf war ihm nur Tand, nur Spiel; Die Deutschen nur, vom Stamme der Amalen,

Die sind'-, die sich al- Helden ihm empfahlen.

Dom Ifter auf nun huben sich die Rügen

Den Hainen zu, wo die Citronen blüh'«, Die Turciltnger auch, die Seprrea schlugen

Sich dort um Land, wo Goldorangen glüh'n;

Den Sieg jedoch, und reiche Beute trugen

Cie dann erst ganz davon, al- lovenküha Sich Held Odoa^er die Laufbahn kürzte. Und den Augustulu- vom Throne stürzte.

Al- an de- Kahlenberg- beschneiten Schluchten Den frommen Severin al- heilten Mann

Die wilden Rugier noch einst besuchten. Kam auch Vdvaeer und forscht', and sann

Dem Glücke nach, und seinen schnellen Fluchten, Al- Severin veißagend non begann:

Rach Dälschland sollt' er hin die Schritte lenken. Dort würde da- Geschick ihn reich beschenken.

8 Noch ein Eroberer trat auf und kriegte. Der Franke Klodwig war'- au- Niederland, Den stet- da- Glück im holden Schooße wiegte, Ten e- gelenkt mit liebevoller Hand, Indem er ring- den Dölkerkranz beflegte Vom schönen Rhein bi- an den Meerk-rand; Siagriu-, und Gothen, und Burgunden, Tie wurden schnell von Klodwig überwunden.

Und angesüüt vom reichen Gothenraube, Iurückgekehrt von dem Garumna - Strom, Roch kaum gereiniget vom Schlachtenstaube, Begiebt er sich nach Tour» zum hohen Dom; Ta- Oel zur Taufe bracht' ihm einst die Taube, Ale er den Glauben nahm vom heil'gen Rom, Run schien der Purpur selbst dem Sieger enge. Und Gold und Silber warf er au- in Menge.

Rach allen Seiten denkt de- Reiches Schranlen Ter rasche Klodwig nun erweiternd au-; Doch übertraf den unerschrocknen Franken Ein and'rer Held aus der Amalen Hau-; Und während schon die Nachbarstaaten wanken. Erscheint mit Macht und krieg'rischem GebrauEin tstrogothe dort an jenen Brücken, Tie noch de» Padu- Flutb und Arno schmücken.

^doaeer verliert in allen Schlachten, Verjüngt erhebt sich dort ein Gothenreich, Italien lebt auf mit seinen Prachten, Richt- ist dem Herrscherruhm von Dietrich gleich; Woran die Kaiser selbst schon lang nicht dachten. Für Alle- ist der Sinn der Gothen weich; Und Elio wird nicht satt, den Mann zu preisen, Und gibt mit Freuden ihm den Rang der Weisen.

9 Und wahrend so durch Gothische- bemühen Der Apennin noch einmal auf sich schwingt, Und unter deutschem Schuh die Städte blühen.

Der deutschen Herrschennacht allein gelingt. Damit nicht ganz verfällt, va- un- die frühen

Epochen schöner Kunst vor Augen bringt. Ward auch in Byzanz dort der Sinn gehoben.

Wovon Procopius ein Werk gewoben.

Den Anschein hat e- dort bereit- gewonnen,

Al- würde jede Macht nun untergeh'n, Und nimmer sich de- Romer- Ramen sonnen,

Das große Reich nicht lange mehr besteh'«; Die Mönche herrschten dort, Verschnittne, Nonnen,

Wie sollte da der alte Geist noch veb'n? Nun warb zum Thron Justinian erkoren. Und ihm zum Glanz ein Belisar geboren.

Und es begann ein Ringen der Gewalten,

Ein Ringen edler Kraft und hoher Kunst, Ein letzter Kampf de- Neuen und des Alten;

Und alle Tapferkeit zerrinnt, wie Dunst, Wo Muth und Geist noch einmal sich entfalten,

Der Wissenschaft nur wird de- Siege- Gunst' Und zwei Monarchen kann, — e- muß un- rühren? —

Ein Belisar im Sieg-gepränge fuhrt«.

Al- Triumphator nun von zweien Welten,

Zog er mit Pomp im stolzen Byzanz ein; Larthago ward erfüllt mit seinen Zelten, Da- Capitol im kühnsten Fluge sein;

Daß noch einmal de- Römer- Waffen gelten, Verdanket Rom dem Belisar allein; E- kaun sich Gelimer von seinen Ketten,

Sogar ein Held, wie Vitige-, nicht retten.

10 Mit Belisar verlischt der letzte Schimmer

Den Römergei- im träge» Morgenland; Don nun erholt es sich am PaduS nimmer, (9riefet wird der Herrschaft strenges Band;

Er hinterließ ein lautes Mlaggewimmer, Und Rettung schien sogar die rauhe Hand,

Tie neuerdings die schönen Fluren stürmte, Wo neue Wuth sich Leichenhügel thürmte.

Juni letzten Mal gebar der deutsche Norden, Und au- den Alpen tarn ein neuer Stamm;

Mein NarseS bemmt den Zug der kühnen Horden,

Mein Belisar ist mehr dem Reich ein Damm; Ter Longobarde war nun Herr geworden, Ter bald darauf in neuen Lüsten schwamm; So ward das Loo- durch Alboin gewendet, Und so der Dolkersturm nach Rom vollendet.

Tas Römerthum war rings nunmehr vernichtet; Tbui-conS Heldenvolk, das hatte kühn Trr neuen Herrschaft Speer dort aufgerichtet;

Vergebens war der Sträubenden Bemüh'n, Tem deutschen Sieger war der Grund verpflichtet. Und deutsche Reiche sah man rings erbluh'n,

Ein Gothenreich, ein Reich gewalt'ger Sachsen, Auch ein Lombardenreich, sah man erwachsen.

Dor Allen dock erhob die Macht der Franken

3ni ganzen Qccidrnt sich weit umher; Wie Reben sich empor an Ulmen ranken, So sab man manchen Stamm, zwar zögernd schwer.

Verwinden ibn, der Freiheit Hochgedanken,

Erliegen doch nach langer Gegenwehr;

Ter Franke stritt mit Lanzen und mit Eiden, So mußte denn der Sieg zulcdt.ihn kleiden.

11 Unb wie der Franke glänzt vor deutschen Stämmen, So strahlt ihr Carl den deutschen Fürsten vor; Wie Franken sich die gold'nen Locken kämmen. So schwang ihr Carl zum Kaiser sich empor; Die deutsche Welt mit Starkmuth etnzudämmen. Auf daß die Grafen treu da- alte Ihor, Woraus der Scythe kam, auch stet- bewachten, Darauf nur ging sein Wirken und sein Trachten.

Nicht Schöpfer bloß, auch Bildner seine- AlterEntrief der Held so manchen heil'gen Dom Den Veden selbst; die Melodie de- PsalterErklang hierauf der Wildniß und dem Strom, Und prie- den Ruhm de- mächtigen Erhalters; Und Vst und West entwallt zum neuen Rom, Zum Sitze Carl-, zum hochgeschmückten Aachen, Die Welt befolgt, wa- seine Lippen sprachen.

II. Die Durgen. Die früheren Jahrgänge dieser Taschenbücher für die Vaterlandsgeschichte gaben: Hohenschwangau, die Burg der Welfen, der Hohenstauffen und der Wittelsbacher, — Bürglitz, Jagdschloß und Staatsgefängniß der böhmischen Könige, — Schaumberg, Arva, Trentsin, Gran, Wisse grad, Pernstein, Eichhorn und sein vermeintlicher Tempelhof, Neutra, das ZipserhauS, Tvkau, Betzko, Raucheneck und Rauchenstein, Szklabina, SaroS Parak, Friedland, Carlftein, Kräßnahorka, Neuhäusel, Mürau, die Kuneburg, Kuueticzka Hora, Littitz, Primda, der TeufelSstein, Nawarow, Szigeth, Zolyom, Appony, GhymeS und Toth-Lipse, Worlik, Theben, Melk und Mödling, Albrechtsberg, Helfenftein, Schallaburg, Pechheim, Nowihrad, Raitz, Kufstein, — das Preßburger Kö­ nig Sschloß, Bibersburg, Plassenstein, Paillenstein, TroSkv, Wolfseck, Aggstein, die Rosenburg, Wolfsberg, Eck, Hei­ ligenberg, Marquardstein, Werdenfels, Scharfenstein, die Repserburg, Boökowitz, die hohe Osterwitz, Saurau, Wurmbrand, der Einstedlerstein, Welnitz, Tollenstein, Ralskc, Korlathkö, Derents, Weistenstein, Raab, Murann, Wcyerburg, Stubeuberg, FreuudSberg, Wolkenstein, Freiberg und Eisenberg, Sontagsbcrg, Merkenstein, Gleiß, Losenstein leuthen, Nagy-Ida, Auöpitz, Thalkirchen, Kuenring, Lapitz,

13 Schlegel, Nicolsburg, Austerlitz, Tillysburg, RieggerSburg, Wasserburg, Velnbach, der Befferstein, Szolnok, Cseithe rc.

Die Burgen GLech und Gügel. Zu dem freundlichen Franken, dessen fruchtbare Gegeuden jetzt noch so viele Ruinen von Burgen schmückc», von welchen die meisten einen historischen Ruf haben, — denn sie entstanden schon in den Zeiträumen vom 11 —14. Jahr­ hundert, einige wenige schon im S. und 10. und wurden von den Karolingern, Hohenstauffeu, Audechö-Meranen, Hohenzollern rc. bewohnt, — liegt auch die merkwürdige Schloßruine Giech mit der jetzigen Wallfahrtscapelle Gügel, gleichfalls einem ehemaligen Schlosse. Beide find ungefähr drei Stunden von Bamberg entfernt und gehören jetzt zum Bezirke des k. bayrischen Landgerichts Scheßlitz. Sie er­ heben sich ganz nahe, einander gegenüber auf einem ziem­ lich hohen, aber nicht sehr steilen Berg. Von ihnen aus genießt mau elne wunderschöne reizende Fernsicht, besonders in das sehr gesegnete Regnitz- und Mainthal; auch elu großer Theil der Höhen Thüringens bietet fich selbst dem unbewaffneten Auge dar. Als Ruine zeigt fich nicht nur Giech, sondern namentlich auch der Gügel höchst malerisch und kein Architektur- und Landschastmaler wird diese Punkte besuchen, ohne sein Portefeuille mit einigen Zeichnungen übenaschend eigenthümlicher Ansichten zu bereichern. Giech hat es mit den meisten fränkischen Schlössern gemein, daß sein ursprüngliches Entstehen nicht leicht zn erforschen ist. Der Behauptung eines sehr geachteten Schrift­ stellers, daß es die Römer anlegten und befestigten, können Wir nicht beisttmmen. Limes imperii, salus reipublicae Danubius, jenseits dessen die Germania magna. Denn der, zum Theil noch stehende, große, viereckige Wartthurm

14 ist kein hinlänglicher Beweis dafür. Auch haben Wir Gründe zu glauben, daß die Römer in Franken ihre Be­ sitzungen nicht weiter, als bis Klingenberg, Miltenberg und höchstens Wertheim fortsetzten; denn cS war ganz gegen ihr System, auf einem einzelnen, so sehr entfernten Punkt eine VcrtheidigungSwarte zu errichten. Auch würde der urdeutsche Name Giech, wenn schon die Romer diesen Punkt befestigt hatten, sicher weit früher verkommen, als im Jahre 112.5. Wir vermuthen, daß Giech in den Zeiten der Gauverfassungen entstanden sei und zu Beschützung der Heerstraße, welche sich von Scheßlitz über Königsfeld nach Sachsen zog, gedient habe und abwechselnd von einem Gaugrafen oder einem, ihm untergeordneten Vogt bewohnt wurde. Diesen Zwecken haben die meisten Burgen in Fran­ ken, so auch die Altenburg bei Bamberg, ihren Ursprung zu verdanken. Da das, am Fuße des GiechbergcS liegende Städtchen Scheßlitz zu dem Königshof Königsfeld gehörte, so war be­ stimmt auch Giech ein Bestandtheil desselben. Ihn erhielt 1008 das Bisthum Bamberg. Spater kam Giech an die Grafen von Bichetingcn oder Beichlingen, welche auch die Veste Lichtenfels und mehrere Güter in der Umgegend von Bamberg besaßen. Ein Zweig derselben benannte sich nach­ dem Schlosse Giech und schon in einer Urkunde vom 4. Mai 1125 erscheint ein Wilhelm von Giech. In dieser Urkunde bekennt der Bischof Otto, daß er ein Gut bei Rintbach vcn dem Abte Volmar zu Hiröau um 100 Talente gekauft und dem Altare des heil. Michael auf dem Babenberger Berge durch die Hand des besagten Wilhelm von Giech geschenkt habe. Gleichfalls erscheint er 1129 in der Ur­ kunde, worin bezeugt wird, daß Abt Hermann vom MichelSberg, tcin Heinrich von Dachsbach ein Gut bei HohenMirSberg abgekautt habe, unter den Zeugen: Keginboto

15 Comes, Friedrich de Liutenbach und Wilehalm de Giche. — Dieser Wilhelm verheirathete seine Tochter Adele an den Grafen Reginboto; sie brachte diesem Giech und LichtenselS zu. Reginboto war ein geborner Gras von Wertheim und wie eS scheint, ein naher Anverwandter, Vielleicht VaterSbrudrr zu dem, in so großem Ansehen stehen­ den Wolfram Grafen von Wertheim, welcher 1147 — 1149 den Kaiser Conrad III. (begraben in der Domkirche zu Bamberg) auf seinen Kreuzzügen begleitete. Reginboto kommt 1109 als Zeuge auch in der Urkunde vor, durch welche Richild von Adelhalmlngen, die Ehegattin Lamberts mit ihren Kindern dem Altar des heil. Georgs zu Baben­ berg als Dienstperson gewidmet worden. Wetter erscheint er als Zeuge 1122, 1124, 1125 und 1129. Nachdem er in den Besitz von Giech getreten, nannte er sich nach dem Gebrauche seiner Zeit, Reginboto Graf von Giech, wie dieses ganz deutlich aus einer Urkunde des Königs Lothar vom 5. April 1130, durch welche Staffelstein zu einem Marktflecken erhoben wurde, sich ergibt; unter den Zeugen steht: Comes Reginboto de Giech. Zum letzteumale er­ scheint er in einer Urkunde von 1137. Er hinterließ eine einzige Tochter, Namens Kunizza, die sich 1137 mit dem reichen Poppo, Grafen von Plaffenburg vom HauS Andechs vermalte; und hiedurch kam dieses Geschlecht in den Besitz von Giech und Lichtenfels. Außer diesen besaßen die Andechser schon jetzt und später in Fran­ ken: Stüffenberg, Staffelstein, Burgkundstadt, Leugast, Arn­ stein, Niesten, Weismain, Kronach, Naila, Hof, Rehau, Münchberg, Kupferberg, Schorgast, Berneck, Goldkronach, Weidenberg, Bayreuth, Plassenburg, Thurnau, Bonsees rc. Die Ehe der Kunizza war aber keine glückliche, sie wurde wegen heftigen Zerwürfnissen 1139 schon wieder getrennt, wozu allzunahe Blutsverwandtschaft den Borwand gegeben.

16 Kunizza zog sich in ein Kloster zurück und gab zu ihrem und ihrer Eltern Seelenheile der Kirche des heil. Peter zu Bamberg ihre Erbgüter, die Schlösser Giech und Lichten­ fels. Diese Schenkung geschah, obgleich sie einen Sohn, Heinrich, hatte, 1142 (nicht 1139) durch die Vermittlung ihrer Vormünder väterlicher und mütterlicher Seite, nemlich den Grafen Wolfram von Wertheim und Friedrich von Beichlingen. Der von ihr geschiedene Gemahl gab, ungeachtet der, in jenem Zeitalter herrschenden Frömmigkeit, eö jedoch nicht zu, daß diese schönen, seinen andern Besitzungen so nahe gelegenen Güter in die Hande des Bamberger Bisthums kommen sollten, sondern sachte sie sogar noch nach dem Tode seiner Gattinn, 1143, mit Gewalt zu behaupten, wo­ durch eine heftige Fehde zwischen ihm und dem Bischof Egilbert auSbrach. Nachdem gegenseitig mehrfache Ver­ wüstungen vorangegangen waren, wurde noch in demselben Jahre zu Vorchheim durch Vermittlung deS Königs Conrad diese Fehde geschlichtet, und ein Vertrag errichtet, durch welchen das Stift die Dörfer Wallenstadt, Stetten und Seubelsdorf, die Hälfte der beiden Burgen Giech und Lich­ tenfels erhielt; die andere Hälfte dem Grafen Poppo, fei­ nem Bruder Berthold und seinem (des Poppo) Sohne Heinrich, jedoch nur lehenweise, zugestanden wurde. Letzterer widmete sich dem geistlichen Stande und ist vor 1149 ge­ storben. Poppo begleitete 1147 seinen Vater Berthold, wel­ cher als Graf im Radenzgau öfter vorkommt und den bayeri­ schen und fränkischen Klöstern Mehreres vermachte, auf der großen Kreuzfahrt des Hohenstauffenfchen Königs Conrad und Königs Ludwig VII. von Frankreich. Auf der Rück­ reise scheint Poppo in Byzanz noch im nemlichen Jahre gestorben zu sein. Seine Besitzungen gingen auf seinen Bruder Berthold II., Grafen von Plaffenburg, Meran und

17 Andechs über. Der Bamberger Bischof Eberhard, Nach­ folger Egilberts, wollte aber hierauf die beiden erwähnte» Schlösser wieder einziehen, weil sie nur Poppo mit feinem Sohne übergeben waren, worüber denn abermals Mißhelligkeit entstand, welche König Eonrad 1149, gleichfalls zu Vorchhcim beilegte. Berthold blieb im Besitze beider Schlös­ ser, aber ebenfalls nur lehensweise, so daß immer nur der Erstgeborne der Söhne, Giech und Lichtenfels erhalten sollte. Auch die Grafen von Beichlingen waren noch an Giech betheiligt, wie man daraus ersieht, daß der Graf Friedrich von Beichlingen 1149 seinen in der Erbtheilung ihm zu­ gefallenen Antheil an den Bischof Eberhard für 100 Mar­ ken gewogenen Silbers und 4 Marken Goldes verkaufte. Aus dieser Erwerbung ergibt sich hinlänglich, daß Bamberg ein besonderes Augenmerk auf Giech richtete und daher be­ mühte sich auch Bischof Eberhard bei dem Kaiser Friedrich I. dahin, daß die Reichslehenbarkeit über Giech und Lichtenfels aufgehoben wurde. Der Kaiser entsprach den Wünschen des Bischofs, was die zu Pavia am 14. Febr. 1160 ausge­ stellte Urkunde bestätigt. Unter den Zeugen in derselben erscheint auch der oben genannte Graf Berthold. Dadurch wurde für Bamberg bei einem allensallsigen Heimfall der Erwerb von Giech genügend gesichert. Aus den beiden, nun kommenden Bertholden war der altere, Stifter von Diessen mit seinen Bettern, den WolsertShausischen Ottonen, Vertrauter des Barbarossa und ein Held seiner Romfahrten, in seinem ostfränkischen Besitzthume nicht selten anwesend, Markgraf in Istrien. — Wie später die schweizerischen Habsburg, also machten die Andechser im Heirathen Glück, — Arnold durch Gisela, deS fränkischen Otto von Schweinfurt Tochter, Poppo durch die Ehunitza von Giech und Plassenburg, die beiden Bertholde durch die Erbinnen von Dachau, von Neuburg und Pitten, aus beiHormayr- Taschenbuch 1848. 2

18 den Ottos, der ältere durch die Erbinn von Burgund, der jüngere durch die von Tyrol. Bald nach der Aechtung Hetrrich des Löwen (1181) erhielt der letzte Berthold den Her^ogStttel von (Kroatien, Dalmatien und Meran, großen Heltenruhm aber auf der dritten großen Kreuzfahrt, die dem Barbarossa im Laufe seiner Siege das zeitliche Leben nahn, ihn mit ewigem zu umglänzen. — Wirnto von Gräfenberg, der Dichter des Wigalois, der Ritter mit dem Rate, diente und sang ihm. Aus Bertholds vier Töchtern wann zwei Heilige, die schlesische Herzoginn Hedwig und Mechtildis, die Kitzinger Äbtissinn und zwei unglückselige Königinnen, Agnes geschieden vom mächtigen Philipp Au­ gust Gertrud von den Ungarn ermordet. Drei Andechser bestiegen den Bamberger Bischofsstuhl, Otto dem Barbarossa, Eckbert seinem Enkel Friedrich, Poppo keiner Seele befreurdet. Otto der Große weilte in den verhängnißvollen Jahren l23O/,.,31 gar oft auf seiner Burg Giech, im nahen Schrßlitz, zu Lichtenfels, in seiner ihm theuern Erbgruft zu Lanzheim, von wo er zum Kaiser nach Ravenna zog und auf diesem wälschen Zuge im Gebirg, Innsbruck zur Stadt erhob. — Nach der engen Freundschaft der Andechser, wie der Schyren, mit den Stauffen, ist es entsetzensvoll genug, König Philipp durch Otto von Wittelsbach in Bamberg ermirdet, die beiden Andechser, Bischof Egbert und Hein­ rich von Istrien, als Mitschuldige ober doch Mitwisser der GrLrelthat und den letzten Andechser, Otto den jungem, Herzog von Meran, als Anhänger des Papstes und des KaiierS Feind, geächtet und auf dem einsamen Waldschloffe Nieten ermordet zu sehen, wie Philipp eS war. — Die alte Sage kennt unvertilgbare Blutspuren, daS uralte Lied läßt ihn zu seinem Mörder, dem Hofmeister Hager flehen: „Ach lieber Hager, laß Mich leben? Ich will Dir Nerdeck und Niesten geben.

19 Auch Plaffenburg, das neue, Daß Dich'- ja nicht gereue!

Gierig zogen die Lehensherrn den Helmfall ein: der Kaiser, der Bayerherzog, der Krummftab zu Salzburg, Briren, Ehur, Bamberg und Würzburg, das Allod erbten die Schwestern. Elisabeth, Gemahlinn des Nürnberger Burg­ grafen Friedrich von Zollern und Beatrir und Margaretha, verehelichte Gräfinnen von Orlamünde und von Truhendin­ gen, waren die nächsten zur Hand. Des jungen HerzogOtto Gemahlinn Elisabeth, Tochter de- letzten Grasen von Tyrol, Albrecht, brachte jetzt vielmehr AndechfischeS Erbe zum tyrolischen und als sechs Jahre später, mit Albrechten der Stamm der kurrhätischen Grasen deS Engadeins und WintschgaueS an den Quellen der Etsch und des Juns er­ losch, gewann in dem Deutsch- und Welschland scheidenden Hochgebirg, überwiegende Macht der so schlaue als gewaltthätige Gibelline, Meinhard von Görz, der fich die Erhebung Rudolfs von Habsburg durch Kärnthen bezahlen ließ und seine holde Tochter Elisabeth (des letzten Stauffen ConradinS Stiefschwester), dem finstern Albrecht zur Ahnfrau des Kai­ serhauses gab. Auf die fränkischen Besitzungen machten vor Allen An­ sprüche: der Bamberger Bischof Heinrich von Schmiedefeld, die Männer der oben erwähnten Geschwister, uemlich Graf Friedrich V. von Trnhendingen, Otto II., Graf von Orla­ münde nnd Friedrich III., Burggraf von Nürnberg. Bon Wolfsberg in Kärnthen aus, verordnete schon im Februar 1249 der bambergische Bischof die Lehengüter, namentlich die Burg Giech mit dem Gügel, Kupferberg, Niesten, NeuHau-, Guttenberg, Weismain, Lichtenfels, Königsberg, Betteuburg und ein Drittel de- Hauptmoorwaldes als heimgefallen, einzuziehen und bestimmte in der deßfallfigeu Urkunde, daß dieselben von nun an zu unveräußerlichen

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20 Tischgütern des BiSthumS gehören sollten. Dieses wollten sich jedoch die Allodialerben nicht gefallen lassen, sondern suchten ihre Besitzungen gewaltsamerweise zu behaupten. Es kam wirklich zum Ausbruche einer Fehde und der Graf Heinrich von Henneberg erhielt den Oberbefehl über die bischöflichen Truppen. Zwar kam durch die Vermittlung des Bischofs Hermann von Würzburg schon 1250 ein Ver­ gleich zu Stande, welcher aber bald wieder aufgehoben und worauf der kleine Krieg fortgeführt wurde. In demselben bemächtigte sich 1253 der AndechSsche Dienstmann Chunemuvd von Giech, des GiechschloffeS und verheerte mit seinen Bewaffneten die ganze Gegend durch Brand, Raub und Moid. Endlich wurden demselben zu Memmelsdorf im Februar 1255, 150 Mark Silber gegeben, worauf er das beseite Schloß Giech verließ und es den bischöflichen Trup­ pen einraumte. Nachdem diese Fehde zwölf Jahre lang, mit abwechselndem Glück und Unglück auf beiden Seiten fortzeführt worden, kam endlich zu Langenstadt am Main 1260 der berühmte Vergleich und Vertrag über die Meransche Erbschaft zu Stande. Bamberg erhielt Lichtenfels, Einiges von Giech, Weiömayn, Niesten, Kronach, Nord­ halden, Kupferberg, Stadtsteinach, Marktschorgast rc. Die Wittwe Beatrir von Orlamünde, Plaffenburg, Kulmbach, Berneck, Goldkronach, Zwernitz und VonseeS; die Gräfinn Margaretha von Truhendingen Scheßlitz, das Schloß Giech mit bedeutenden Zugehörungen, das Schloß Gügel rc., die Bnrggrafinn Elisabeth Bayreuth, Creussen, fast das ganze Vogtland und Cadolzburg. Der Graf Heinrich von Henne­ berg erhielt als Ersatz für seine Kriegskosten Königsberg in Franken, die Bettenburg und Neustadt an der Haide. Gügel war ursprünglich ein Schloß, in einer sehr roman­ tischen Gegend auf einem Bergrücken, dem Giechschlcste gegenüber gelegen: eö war fast ganz auf frei emporstebenden

21 Felsen gebaut. Jetzt befindet sich darauf an dessen Stelle eine, dem h. PancratiuS geweihte Kirche, zu welcher sonst sehr stark gewallsahrtet wurde. Die Grafen von Truhendingen waren ursprünglich im Rieß, in dem alten Gau Saalfeld, als Gaugrafen begütert; durch die Meransche Erbschaft zogen sie sich allmählig in das Bainbergsche, wo auch ein Fürstbischof, Friedrich Gras von Truhendingeu, von 1363 bis 1366 verkommt. Fried­ rich V. von Truheudingen hielt sich sehr gerne zu Giech und zu Scheßlitz auf und verglich sich in letzterem Orte 1260 mit seinem Schwager, dem Burggrafen zu Nürnberg, in der Meranschen TheilungSsache. 1374 kommt Eberhard von Giech als Schloßberr auf dem Gügel vor. Ein Enkel des Grasen Friedrich V. von Truhendingen, Friedrich VII., war nicht nur der Nachbar, sondern auch ein intimer Freund des, in der Bamberger Geschichte so oft ge­ nannten Otto von Aufseß. In der Fehde zwischen dem Grafen Berthold von Henneberg und dessen Schwager, dem Grafen Walther von Barbey, Bogt zu Coburg, in welcher Friedrich VII. den letzteren unterstützte, erhielt er von Otto von Aufseß bedeutende Hilfe. Diese Fehde muß für Fried­ rich VII. sehr kostspielig gewesen sein; denn 1308 verpfän­ dete er den Markt Scheßlitz, dann die Burgen Giech, Gügel, Arnstein, Neuhaus und Stüssenberg um 5000 Mark Silber an das Bisthum Bamberg, löste aber dieselben gemein­ schaftlich mit seinem Sohne Eonrad 1318 wieder ein, wobei ihnen jedoch zur Bedingniß gemacht wurde, daß eben die­ selben Güter fernerhin an Niemand andern, als an daBisthum Bamberg verkauft, vertauscht oder verpfändet wer­ den dürften. Diese Bedingung bestätigten auch am 3. Marz 1376 Heinrich Graf von Truhendingeu und sein Sohn Johann. Heinrich war ein Sohn Conrads und kommt alBesitzer de- Giechschlosses schon 1360 vor; er hielt sich in

22 demselben sehr gerne auf und fand seine Ruhestätte wahr­ scheinlich in der Pfarrkirche deS nahegelegenen Marktes Scheßlitz; denn es befindet sich noch daselbst au- jener Zeit ein höchst merkwürdiges, aus Stein gefertigtes Grabdenkmal, auf welchem ein Graf von Truhendingen auf einem Löwen, dem Sinnbild der Stärke, stehend, in ritterlicher Rüstung mit einem Drahthemde dargesteltt ist, die Hand auf das Familien-Wappenschild stützend; neben ihm steht seine Ge­ mahlinn, auf dem Arme ein Hündchen, das Sinnbild der Treue, tragend. Unrichtig ist die Angabe, daß dieses Mo­ nument den Grafen Friedrich von Truhendingen und seine Gemahlinn Agnes, eine geborne Burggräfinn von Nürnberg, welche 1290 bis 1337 Vorkommen, verstelle: denn beider Grabstätten sind in dem ehemaligen Kloster Wülzburg, dem sie viele Wohlthaten erzeigten. Obwohl die Truhendingen in der fränkischen Geschichte mehrere sehr hervorragende Personen auszuwekfen haben, so ließen sich doch einige nach der Gewohnheit ihres Zeitalters auf Plackereien ein und plünderten Fuhrleute, welche Kauf­ mannsgüter und darunter dem König Wenzel gehörige Ge­ genstände geladen batten. Diesen Schaden mußten sie wieder ersetzen, nachdem derselbe am 6. August 1382 auf 1000 Schock gute böhmische Groschen geschätzt werden. Die Brüder Johann und Oswald von Truhendingcn, welche schon viele Schulden von ihrem Bater Heinrich geerbt, kamen durch diesen Ersatz noch mehr in Verlegenheit: sie suchten daher mehrere von ihren Gütern zu veräußern oder zu ver­ pfänden. Da versäumte der gelehrte und geschäftSgewandte Fürstbischof von Bamberg, Lambert von Brunn, diese Ge­ legenheit nicht, die im Bambergischen gelegenen Truhendingischen Besitzungen zu erwerben und schon am 10. April 1382 kaufte er von Jobann, Grafen von Truhendingen, dessen halben Antheil an dem Markte Scheßlitz, an den

23 Burgen Giech und Gügel, für 15600 Gulden. Zum Ueberflusse ließ er am 13. Oct. 1383 von dem königlichen Hof­ richter Primissel, Herzog von Teschen, den Kauf bestätigen. Auch von Oswald, welcher 1424 als der letzte dieses Ge­ schlechtes gestorben, wurde dessen Antheil an den Schlössern Giech und Gügel alsbald erworben. Der vollständige Ab­ schluß des Ankaufes der Truhendingenschen Güter von Jo­ hann und Oswald geschah am 5. Aug. 1390; sie erhielten für die Burgen Giech, Gügel, Arnstein, Neuhaus, Stüffenberg, die Märkte Scheßlitz und Baumach, die damals be­ deutende Gesammtsnmme von 44700 Gulden. Das Domcapitel ertheilte zu dem Kaufe von Giech und Gügel nur unter der Bedingung seine Einwilligung, wenn auf Giech ein Amtmann gesetzt würde, dessen jedes­ malige Bestätigung ihm zustche. Die Fürstbischöfe wählten diese Burg wegen ihrer schönen Lage, ihrer ansehnlichen Gebäude und deren starker Befestigung öfter zu ihrem zeit­ weisen Aufenthaltsort. Der Erwerber des Schlosses, Fürst­ bischof Lambert von Brunn, der Beschützer und Beförderer von Künsten und Wissenschaften, verweilte zu verschiedeuen Zeiten in demselben und sehr wahrscheinlich ist es, daß er das kleine Schloß Gügel in eine Kirche verwandelte; denn heute noch prangt tn derselben sein Wappen. Eine beson­ dere Vorliebe hegte er für Scheßlitz und er stiftete daselbst schon 1395 das jetzt noch so gedeihlich blühende Elisabethenspital. Als dankbare Erinnerung an ihn, nahm Scheßlitz in sein Wappen dessen Familienwappen mit der Fischangel auf. Lambert starb 1399 und vermachte seine reichhaltige, schätzbare Bibliothek dem Spital zu Scheßlitz, um sie zu verwerthen und alsbald fand sie auch einen Käufer an dem römischen König Ruprecht, Pfalzgrafen am Rhein und Herzogen in Bayern, der sie 1408 für vierthalbtausend Goldgulden erwarb. Die Manuscripte derselben machten

24 einen Hauptbestandtheil der Heidelberger Bibliothek aus, deren Hauptgründer Ruprecht war. Sein Nachfolger, der Fürstbischof Albert Graf von Wertheim, hielt sich öfter und längere Zeit zu Giech auf, besonders als er Besuch von feinen Brüdern, dem Dom­ herrn Friedrich zu Würzburg und dem Domherrn Eberhard von Eichstädt erhielt. Da er an der Kirche des Gügel fertbauen ließ, so befindet sich jetzt noch sein Wappen da­ selbst. — Nach ihm bestieg 1421 der sauftmüthige und höchst friedfertige Friedrich von Aufseß den bischöflichen Stuhl zu Bamberg. Auch er war, wie seine Vorgänger, für Giech eingenommen; er ließ es noch mehr befestigen, die Zinnen der äuffern Thürme Herstellen und sein Wappen daran ein­ setzen, als wenn er schon den Sturm geahnet hätte, welcher bald darauf über diese Gegend, die 200 Jahre hindurch den Segen des Friedens genossen, hereingebrochen ist. Denn unter der Anführung des obersten Feldhauptmanns Procop überschwemmten die Hussiten den größten Theil von Ober­ franken und hausten auf die fürchterlichste Weise; vor dem 6. Febr. 1430 schlugen sie auf dem Gebirge zwischen Holl­ feld und Scheßlitz ihr Lager auf, nahmen alle umliegenden Schlösser, Märkte und Ortschaften ein und plünderten und brannten sie aus. Dieses Schicksal erfuhren auch Scheßlitz, Giech und Gügel. Nachdem der Markgraf Friedrich und die Abgeordneten von Bamberg hier in dem Lager der Hussiten einen Vergleich mit denselben abgeschlossen hatten, nach welchem ne von Bamberg allein 10000 Gulden er­ hielten, zogen sie wieder zurück. Der Fürstbischof Anton von Rotenha», welcher von 1432 bis 1459 regierte, war gleich darauf bedacht, das Giechschloß wieder in guten Zustand setzen zu lassen. Bei der Empörung der Bewohner der Stadt Bamberg 1435 hielt er sich schon zu Giech auf, empfing allda abgeordnete

25 Bürger der Stadt und suchte sich allmählig mit ihnen wie­ der zu versöhnen. 1448 gab er gleichfalls Audienz allda. Auch auf die Kirche, auf dem Gügel wurde besondere Rück­ sicht genommen und dieselbe besser hergestellt, als sie es zuvor war. 1439 wurde sie von dem Augustiner, Welhbischcf Peter, zu Ehren des h. Märtyrers PancratiuS ein­ geweiht und ein 40tägiger Ablaß ertheilt. An den Thüren befindet sich noch das Rotenhansche Wappen und außenher an der Seitenwand das sehr schön in Stein gearbeitete Wappen seines Nachfolgers Georg von Schaumberg (reg. 1459 bis 1475). Diese Zeit ist für die Bambergische Ge­ schichte um so merkwürdiger, als zu derselben zu Bamberg Albrecht Pfister lebte, welcher die größten Ansprüche auf die Miterfindung der Buchdruckerkunft zu machen hat. Eine besondere Zierde erhielt die Kirche auch durch ein ausgezeichnetes Altarbild. Der sparsame und kunstlicbende Fürstbischof Heinrich Groß von Trockau beauftragte nemlich 1490 seinen Hofmaler, HanS Wolfgang Kahheimer, ein schönes Altarblatt für den Gügel zu malen, welches er 1505 unter der Regierung des Fürstbischofs Marschalk von Ebnet auch beendigte und wofür er die damals beträchtliche Summe von 21 Fl. 3 Ort erhielt. Leider ist dieses Kunst­ werk, wie so viele andere seiner Arbeiten verschwunden; mehrere davon mögen wohl in Gallerieen unter den Namen von Nürnberger Künstlern prangen. Daß er Ausgezeich­ netes lieferte, beweisen heute noch die gemalten sogenannten Bamberger Fenster in der SebalduSkirche zu Nürnberg. Die Wallfahrten zu der Paucratiuskirche auf dem Gügel nahmen im XVI. Jahrhundert sehr zu, daher mag es auch gekommen sein, daß sie im Bauern- und im Albrechtinischen Krieg verschont blieb, was aber bei dem Giechschloffe nicht der Fall gewesen ist. Die Bauern nahmen dasselbe 1525 ein, plünderten und brannten es zum Theil

26 aus. Die Wiederherstellung des Schlosses wurde bald darauf vorgenommen. Aber die Truppen des Markgrafen Albrecht eroberten es und raubten und brannten es 1552 abermals auö. Die Gebäude sind hierauf nur nothdürftig reparirt worden, bis Johann Philipp von Gebsattel an die Regierung kam. Dieser menschenfreundliche, geistvolle und zugleich sehr schlaue Regent, wurde am 4. Fcbr. 1599 erwählt und hul­ digte Ansichten, welche denen seines Vorgängers ganz ent­ gegengesetzt waren: dieser — Reidhart v on Thun gen, ein sehr strenger Katholik, verfolgte alle diejenigen, welche nicht seinen Grundsätzen deistimmten, wcßhalb viele prote­ stantische Bewohner des Bisthnms Bamberg auöwandern mußten. Gebsattel dagegen gestattete ihnen nicht nur, wie­ der zurückzukehren, sondern nahm sogar unter seine Räthe Protestanten und Ealvinisten auf. Seine vorzüglichsten Rathgeber waren die Kalvinisten Sigmund und Beit Ulrich Marschalk von Ebnet. Gebsattel suchte auch in sehr freund­ schaftlichen Verhältnissen mit seinen protestantischen Nach­ barn, dem Herzoge von Eoburg, den Markgrafen von Bay­ reuth und Anöbach sich zu erhalten, mit welchen er einen intimen Briefwechsel führte. Dann ließ er die Festungen Borchheim und Kronach in bcßten Stand setzen, welche später im 30jährigen Kriege so vortreffliche Dienste leisteten. Ferner wurden alle zur Beschützung des BisthumS sich eignenden Schlosser hergestellt und in Vertheidigungsstand gesetzt und namentlich das Schloß Giech, auf welchem Geb­ sattel gerne und öfter sich aufzuhalten pflegte. Die Ge­ bäude und Ueberreste derselben stammen zum Theil noch aus jener Zeit, und über dem Hauptthore zeigt sich noch das fürstbischöflich Gebsattelsche Wappen. Durch dieses Treiben wurden der scharfsinnige Fürst­ bischof Julius zu Würzburg und der gewandte Staats-

27 mann Herzog Maximilian in Bayern sehr argwöhnisch. Zudem war ihnen Gebsattel auch eine- der größten Hinder­ nisse, die Liga zu stiften, indem sie ihm Nichts anvertrauen konnten, da sie mit Gewißheit voraussetzten, daß er Alles den protestantischen Fürsten mittheile; auch glaubten sie und zwar nicht mit Unrecht, daß er calvinisch werden und sich zu einem weltlichen Regenten, wie der Kurfürst Gebhard zu Cöln, aufwerfen würde. — Daran war vorzüglich seitie eigene Aeußeruug schuld; denn er sagte öfter, man wolle einmal einen weltlichen Bischof und Herrn zu Bamberg haben. Sie ließen ihn durch vertraute Personen beobachten und diese berichteten über ihn 35 Punkte "); diese sendete der Fürstbischof Julius und der Herzog Mar an den päpst­ lichen Hof nach Rom, in der Absicht, daß Gebsattel in Untersuchung gezogen und seines Bisthumö entsetzt werde. Sie konnten aber hiemit Nichts gegen ihn ausführcn, da er seinen, sehr geschaftsgewandten und mit ihm gleich ge­ sinnten Weihbischos Johann Schoner auch nach Rom sen­ dete, welcher es dahin zu bringen wußte, daß alle diese Punkte als Verlaumdung angesehen wurden, indem sein Fürstbischof ein eifriger Katholik sei, der die Wallfahrtskirche zu Schlüssclau mit vieler Pracht wieder hcraestellt und selbst ein vortreffliches Gebetbuch geschrieben und habe drucken lassen. b) — Der Haß der Würzburger Regierung ging später so weit, daß sie dieses Gebetbuch verbot, c) und die­ jenigen strafen ließ, welche es besaßen und nicht einliefcrten. Beide Regenten waren auch fortwährend bemüht, es bei dem päpstlichen Hofe dahin zu bringen, Gebsattel in eine Untersuchung zu verwickeln, bis dieser am 26. Juni 1609 starb. Und nunmehr suchten sie bei einem Theil der Bam­ berger Capitularen dahin zu wirken, daß ein frommer, gut­ katholischer Regent gewählt werde, welche Eigenschaften vorzüglich Johann Gottfried von Aschhausen zu besitzen

26 schien, so daß die Wahl auf ihn fiel. Er bestieg den bischöf­ lichen Stuhl am 21. Juli 1609. Bald nach dem Antritte seiner Regierung kam die Liga zu Stande. Er ließ das von Neidhart von Thüngen angefangene Reformationöwerk beendigen und berief die Jesuiten nach Bamberg. Dann war er auch für Wiederherstellung vieler baufälliger Kirchen und Capellen besorgt, unter welchen sich unsere Paucratiuskirche auf dem Gügel befand; 1612 ertheilte er dem Würz­ burger welschen Baumeister Augustin Lazarus den Austrag, Ueberschläge zu machen und den Bau bald zu beginnen. Der Chor wurde ganz neu aufgeführt und an dessen äußerer Wand daS Aschhausensche Wappen angebracht. Sämmtliche Kosten beliefen sich auf 7245 Fl. 7 Psd. 16 Pf. DaS Innere der Kirche wurde zweckmässig auSgcschmückt, und der geschickte Bildhauer Michael Kern aus Forchtenberg fertigte 1612 die, noch daselbst befindlichen Statuen der vierzehn Heiligen aus Alabaster, wofür er 292 Fl. erhielt. DaS Hochaltargemälde, die Himmelfahrt Mariä darstellend, ist von der Hand deö Hofmalers Wolfgang Fukher um 1617 gemalt; es ist in Rubens Manier und wurde deßhalb in mehreren Reisebeschreibungen als ein Werk dieses großen Meisters angegeben; Andere schreiben es, ebenfalls irrig, dem Job. Baptist de Ruel zu. Aschhausen überlebte nicht lange die vollendete Herstellung dieser Kirche, denn er starb zu Regensburg auf dem Reichstag schon am 29. Spt. 1622 und nach der Aussage seiner Freunde an von seinen Geg­ nern ihm beigcbrachtcm Gift. Die Schrecken des 30jährigcn Krieges verbreiteten fich bald in unserer Gegend und am 16. Jan. 1633 rückten die schwedischen Generale Lohausen und Zorn von Bullach in Scheßlitz ein. Man flüchtete von da sehr Viele- nach dem Schlosse Giech und zwar der allgemeinen Sage nach durch einen unterirdischen Gang, der vom Rathhanse bis zu dem,

29 nun verfallenen Eckthurm geführt gewesen sein soll. Dießmal kam Giech unbeschädigt davon, was in späterer Zeit der Fall nicht gewesen sein mag; denn in den Jahren 1652, 1654 und 1667 wurden bedeutende Reparaturen an diesem Schlöffe vorgenommen. Der Jagdfreund Fürstbischof Marquard Schenk von Staufenberg, welcher von 1683 bis 1693 regierte, hielt sich der Jagd wegen sehr gerne in Giech auf und ließ um 1690, rechts des Hofraumes ein großes Gebäude aufführen, welches aber nur bis auf zwei Stockwerke in die Höhe ge­ bracht ward und unvollendet geblieben ist. Im vorigen Jahrhundert wurde Giech gehörig unterhalten, bis es end­ lich 1808 dem k. bayrischen Bauinspector von Hohenhausen einfiel, aus diesem Schlöffe eine Ruine zu machen, zu wel­ chem Zwecke mehrere Gebäude bis auf die vier UmfaugSmauern abgebrochen wurden. Ebenso hatte derselbe vor, mit der Kirche auf dem Gügcl zu verfahren; allein hier scheiterte sein Plan an dem religiösen und gesunden Sinn der Bewohner von Scheßlitz, welche die, zum Einreißen da­ hin beorderten Arbeitsleute verjagten. Im Jahre 1809 überließ der Staat die merkwürdigen Reste des Schlosses Giech der gräflichen Familie von Giech zu Thurnau, welche, es als ihr Stammschloß betrachtend, 1836 auf die Erhaltung derselben, eine ansehnliche Summe verwendete. Zu wünschen wäre, daß noch mehr dafür ge­ schehen möge. Anmerkungen. a) Dieselben theilte der Würzburger Fürstbischof Echter von Mespelbrunn dem, von Herzog Maximilian von Bayern eigenbs gesendeten Probst zu Landshut, Balthasar König mit; es waren folgende: 1) Der Bischof glaube kein Zeg feuer, 2) F asten, behaupte er, sei Menschengedicht, und 3) Keuschheit zu halten, sei unmöglich; 4) er halte Concubinen für eheliche Weiber;

30 5) er habe die Heiligen - und Patronen-Festtage aut dem Calender gethan; 6) ehe er Priester werden und sich cvnsecriren lassen wolle, sei er beda

gen, bis die Seinen ihn abholteu und rasch nach Wien sendeten, wo er am 20. Jnli mit allen kriegerischen Ehren

und großer Pracht in der Minoritenkirche beigesetzt wurde.

Gar bald fand er eine andere Ruhestätte. Bereits hatte ihm Ferdinand ansehnlichen Güterbefitz in dem, ganz nach dem ErobernngS- und Waffenrechte be­ handelten Böhmen verheißen, gegen seinen Wunsch, denn

Boucquoy hatte entgegnet: „Dann Allergnädigsier Kaiser und Herr! was massen mir und zuvor an­

dern, ehe ich zu Euer Majestät KriegSvolt iu'ö Königreich Böhmen aus Oesterreich eingefallen, etliche im gemeldten Königreiche Böhmen Land­

güter zugesagt worden, dieselben ich nicht be­

gehren thue zu besitzen: und über das viel weni-

144 ger in dem Königreiche Böhmen nicht bleiben oder zn wohnen willens bin: dann ich selber schon recht wohl sehe nnd erkenne, daß die Böhmen nicht sind so gar geringe Leute, wie etliche bei Euer Majestät Hof von ihnen reden: u. s. w. Datum BndweiS am 15. Dezember 1618. Doch hatten die Mächte des Himmels es anders beschlossen. — Denn eine baldige Erfüllung dieses Versprechens schien um so wichtiger, als die Stände Böhmen- in einem, an den Churfürsten von Sachsen am 16. Febr. 1619 erlassenen Schreiben un­ umwunden sagten: Der Krieg-general, Comte de Boucqaoy ist ein Ausländer, welcher unsereWissen- im h. römischen Reich nicht immatriculirt, vielweniger ansäßig ist. Dahero keinen Rech­ ten unterworfen, also, da er excessom würde begehen, nirgends beständtglich zu erlangen. Bald bot sich auch eine günstige Gelegenheit dar. Denn da auch Peter von Schwamberg an die Mißvergnügten sich angeschlessen batte, wurden seine und seine- Sohne- Heinrich großen Theil- von den Schwägern de- letzteren, Peter Wok von Rosenberg und Johann, Grafen von Serin, ererbten Besitzungen durch den k. Fi-cu- elngezogen, und Gratzen, Liebegitz, Rosenberg, sammt einem Theile de- ChwalkohofeS, mittelst einer zu Wien am Donnerstage, dem Feste der h. Dorothea 1620 (b. i. am 6. Febr., nicht aber, wie Schalter im 13. Th. feiner Topogr. S. 130 sagte: nach Dorothea,) ausgefertigten Urkunde sammt allen Rechten dem Grasen Boucquoy und seinen Erben ertheilt. Dieß geschah auch mit Sonnberg, welche- dem Hacke von Zweybrück, und mit Luckenstein, welche- dem Gaba von Ribnian gehört hatte. Da- böhmische Original befindet sich im gräfl. Archiv zu Gratzen Lit. 8. nr. 1. Die Bestätigung für die Wittwe Magdalena (Hofdame dcr Jnfantinn, Tochter deö Grafen

145 Balthasar von Blglia und der Gräfinn Justine von Milan; mit dem Grasen Boucquoy am 14. Juni 1606 vermählt), so wie auch für den Sohn Carl Albert, ist gegeben im

Schlosse zu Prag am Samstage nach dem Sontage Jubklate 1623, (13. Mai,) und kömmt in der k. böhmischen

Landtafel im neuen, verschiedenfarbigen Quäkern für Aus­ länder 1624, am Donnerstage nach S. Ludmilla, K primam

vor. — Bemerkenswerth ist es, daß Graf Boucquoy, Gratzen und Rosenberg ein Jahr vor der Schenkung mit bewaffne­ ter Hand einzunehmen bemüssigt war.

Vor Gratzen erschien

er mit 17000 Mann, und forderte es zur Ucbergabe auf.

Die Besatzung bestand zwar nur aus 300 Söldnern, die sich aber erboten,

bis auf den letzten zu kämpfen.

Darum

schlugen fie auch die stürmenden Wallonen zurück, so daß

80 getödtet und 200 verwundet wurden.

Als fie aber des

Nachts Rüstungen zum neuen Sturme bemerkten, ergaben sie sich unter der Bedingung, mit Ober- und Untergewehr, wie auch mit dem, was jeder zu tragen vermochte, abziehea

zu dürfen. — Rosenberg, dessen Besatzung meist aus Schle­ siern bestand, wurde gegen das Ende des Septembers 1619

mit 9 Kanonen beschossen, im Sturme genommen und, zum

warnenden Beispiel, härter als je behandelt. — Damals ahnete wohl der Graf nicht, daß es bald darauf nicht bloß sein Eigenthum, sondern auch seine Ruhestätte werden dürfte. Und dennoch kam es so.

Denn kaum waren zwei Jahre

von der Beisetzung seiner Hülle in der Wiener Minoriten­

kirche verstossen, so wurde fie nach Rosenberg überbracht. Bürgschaft dessen leistet nachstehendes Schreiben des damali­ gen Hohenfurter Abtes, dessen Original sich im Archive zn

Gratzen befindet.

Dem edlen, gestrengen H. Philipps

vonStrütten, wohlbestellten RegentenI. Excel­

lenz Frauen Gräfinn von Boucquoy, über die Herrschaft Rosenberg,

HormayrS Taschenbuch 1848,

Gratzen nud Liedegitz:

10

146 meinem freundlichen, lieben H. Nachbarn. Edler Herr! Des nunmehr in Gott ruhende H. H. Conde Boucquoy in Rosenberg sein Ruhstatt zu neh­ men, angebrachten Körpers Notisication thue ich mich höchlichen bedanken. Will nicht allein morgen, geliebt-Gott! neben dem Glockenläuten den Gottesdienst zu verrichten anstellen: sondern auf bemeldteu Dienstag, wo nicht unvermeid­ liche Verhindernuß einfallen, auch neben etlichen der meinen, gedachten H. Konde Buquoy Körper zu der Ruhestatt begleiten und was sich bei sol­ chen Begegnussen gebührt, helfen verrichten. Die 4 begehrte Wapen, so viel möglich und so gut eS ein Laybruder vermag, sollen verfertigt werden. Das (vielleicht Bild) so der Herr über­ schickt, hat er, soviel möglich gewest, abkyntrafirt zu erhalten. Thu hiermit denHerru in den Schutz des Allerhöchsten befehlen. Hohenfurt den 27. Augusti 1623. Des H. Nachbarn dienst­ beflissener williger Gangolf Scheidiuger h. t. Abbas. — Vom hier genannten Philipp von Strätten sagt die leider erst mit 1625 anfangende Rosenberger Todtenmatrik: 21. gebt. 1625 mort. est gener. et nob. D. D. Philippus de Straeten: C. Maj. ab aula ßuqaojanarum haereditatum regens. — 5. Mart. gen. et nob. D. D. Philippus de Straetten sepultus est. —- Die besprochenen Wappen mögen zur Verzierung des Sarkophags bestimmt, das Bild aber die im Gratzner Archive aufbewahrte Abbil­ dung des entseelten Grasen gewesen sein. Der angeführte Hohenfurter Laibruder hieß Johann Negelin, ein Schwabe, geb. 1599, Pros. 1618, gest. 1676 und Mahler, von deffcn Hand sich noch einige Denkmale im Stifte, z. D. das Gitter vor dem Chore u. s. w. befinden. Noch umständlicher sprickt

147 von dieser Uebertragung ein von Lambert Segraud von Koschumberg, wohnhaft im Markte Beneschau, dem Hochund Wohlgeboren H. H. Garclo Alberto von Lonqueval, Grafen von Boucquoy, Freiherrn von Beaur, Ritter deS Calatrava Ordens, Sr. königl. Maj. zu Hispanien bestellten Capitän über eine Eompagnie zu Roß und eine zu Fuß von der Ordonance in Flandern — am 17. Jänner 1629 präsentirtes Memorial, dessen Original gleichfalls in Gratzen aufbewahrt wird und in dem es heißt: In Ansehung meiner Ihr Excellenz hochseltgster Gedachtnuß, dem HH. Vater treu geleistet: Dienst: dem ich auS Niederland auf meine Unkosten -»gezogen, und bis in seinen Tob treulich gcdienet. Wie ich denn auch den 19. August 1623 Jahres auö Befehl ge­ westen Regenten Philipp von Stratten den tod­ ten Körper von Wien aus nach Rosenberg in grosser Gefahr gebracht, und mir die H.H. Patres, da der Korpus gelegen, Tag und Nacht bei dem­ selben zu verbleiben befohlen: dadurch ich grosse Krankheit, wie männichlichen bewußt, bekommen. Wenn habe ich wiederum zu meiner vorigen Ge­ sundheit gereichen wollen, den Medicis zu Lintz, allda ich bei 2 Monat bleiben, über 1200 Fl. lange Münz spediren müssen. — Doch vermag man es gegenwärtig nicht mehr, den Ort, der seine Gebeine faßt, zu bestimmen. Einer Sage nach, soll an der linken Seite der Kirche neben der Eanzel einst eine Eapelle des heil. Georg, mit eisernem Gitter umgeben, bestanden haben und in dieser die Leiche deü Grafen unterbracht worden sein. An ihrer Stelle befindet sich gegenwärtig ein anderer Altar und vor diesem ein 4 Sch. langer, 2 Sch. breiter Marmor­ stein, ohne Schrift, oben mit einem Sterne, untenher mit einem großen Kreuze, in der Mitte mit zwei unkennbaren 10*

148 Wappen geziert. — Der Enkel, Graf Ferdinand, ertheilte dem Stifte Hohcnfurt am 20. Sept. 1677 die Pfarre Malschiug für jene zu Gratzen, umwandelte diese in ein Servttenkloster, legte in demselben die noch bestehende Familien­ gruft an und wurde im Jännet 1685 beigesetzt. Wie, wenn trotz der Versicherungen vom Gegentheile, die Hülle des Stammvaters dieses in Böhmen nun schon seit zwei Jahrhunderten blühenden, gräflichen Geschlechtes abermals erhoben und in diese Familiengruft übertragen worden wäre? Noch besinden sich im Gratzner Archive folgende Denk­ male von ihm: 1) Jenes Hemd, in welchem er getödtet wurde. Es ist mehrfach durchlöchert und mit Blut' befleckt. Doch laßt die Zahl der Wunden sich nicht genau bestimmen. 2) Sein silberner, vergoldeter und mit Steinen besetzter Commandostab. 3) Drei rothe Decorationen des Ordens Calatrava. 4) Ein paar Handschuhe, angeblich von Elendleder. 5) Ein goldener Vließ im Futteral. 6) Vier vergoldete Kammerherrnschlüssel. 7) Ein Gemälde, das ihn mit den vor und rückwärts erhaltenen Wunden vorstellt. 8) Ein Bildniß S. Mariae de Victoria. 9) Eine mit Gold gestickte Estandarte: vorwärts mit dem Bilde des Gekreuzigten und den Worten: Rxurge Domine! et jtidica causam tuam: rückwärts mit dem Bilde Mariens und der Inschrift: Monstra, te esse matrem. Wahrscheinlich dieselbe, von welcher Vernulaeus Nicol, in seinen virt. Aug. gent. Austr. Lovan. typ. Jac. Zegeri. 1610 in 4. pag, 35 spricht. 10) Mehrere Aktenstücke und Briefe in teutscher, latei­ nischer, französischer, italienischer, spanischer und holländischer Sprache, welche vortreffliche Materialien zu einer pragma-

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tischen Lebensbeschreibung enthalten dürften, die nnt so wünschenSwerther wäre, je mehr sie die vaterländische Ge­ schichte zu beleuchten vermag, und je weniger die neueste, nämlich des H. Abbe Goffe d'Ar.... mit einer, vcn I. G. Mannsseld nach dem Original des P. P. Rubens, das sich nrr in Rußland befinden soll, gestochenen Abbildung des Grafen — anonym herausgegebenes Werk: Vie de Charles Bonaventurc de Lonqueval, Comte de Buquoy. Vienne le rimprimerie d’Alberti 1796 226 Seiten in 8. dem kritischen Forscher genügt: indem der Verfasser zwar längere Zeit in Gratzcn lebte und auch schrieb, allein das dortige Archiv zu diesem Zwecke nicht benutzte. Ein gleiches, des zu größeren Dingen ausbewahrten Oberseldherrn, keineswegs würdiges Ende, hatte drei Viertel­ jahre früher, auch eine letzte Hoffnung Ferdinands, der Landsmann und früher ein Freund Boucquoy'S genommen, Heinrich du Val, Graf von Dampierre, wenige Wochen, ja beinahe nur wenige Tage vor dem entscheidenden Um­ schwung des Kriegsglückes in Böhmen, durch die Prager Schlacht am weißen Berge. Er fiel in dem Bemühen, die ungarische Macht Gabriel Bethlens von Wien abzuhalten, ja von Preßburg, und sie von ihren vorzüglichsten Hilfs­ quellen abzuschneidcn. Das seinem Gelingen überaus nahe, wohlberechnete Vorhaben scheiterte an dem ganz zufälligen Tode des Ober­ feldherrn. — Genau unterrichtete, gleichzeitige Quellen er­ örtern dieses folgendermassen: Noch war der, im Dezember 1619 unter französischer Vermittlung, zwischen Kaiser Ferdinand und dem Sieben­ bürger Fürsten und Gegenkönig in Ungarn, Gabriel Bethleu, bald nach der Umzinglung Wien- durch die Böhmen und Ungarn abgeschlossene Waffenstillstand nicht zu Ende, als wenige Tage früher, am 20. Spt. 1620 Bethleu

150 über Tyrnau in Preßburg einrückte und sogleich eine herrliche Schiffbrücke über die Donau schlagen ließ. — Um seinem, den ungarischen Ständen nach vollbrachter Königs­ wahl von Ungarn auf dem Rensohler Reichstage gethanen Versprechen zu felgen, begab er sich auch persönlich zu Felde, setzte am 29. September mit mehreren Tausend sei­ ner Truppen über die fertige Brücke auf das jenseitige Ufer und fiel stracks darauf nach Oesterreich. Von DeutschAltenburg, wo er still hielt, ließ er die eingeschlossenen Bürger von Hainburg zur Uebergabe ausfordern. Sie verlangten einen Tag zum Bedenken, verwendeten aber den­ selben zur Befestigung ihrer Stadt. Aufgefordert zum zwei­ ten Mal, baten sie flehentlich um Verlängerung des Waffen­ stillstandes, während dem sie die Eingänge der Stadt mit ungeheuren Steinen inwendig verrammelten. Als Alles zur Vertheidigung vorbereitet war, gaben die Hainburger von den Zinnen der Stadtmauer die Antwort: „Sie hätten einen rechtmässig en Herrn, dem sie getreu zu verbleiben entschlossen, und bereit seien, sich eher in den Ruinen der Mauer begraben zu lassen, als die Gefahr mit Meineid abzuwcnden." — Darauf befahl Bethlen die Stadtthore mit Kanonen zu beschießen; weil aber damit wenig auSgerichtet wurde, beorderte er die entschlossensten Soldaten zum An­ griff der Mauern, welche zwar von den Bürgern tapfer vertheidigt, nichts desto weniger aber von einigen Ungarn erstiegen wurden, die auf der Zinne derselben zwei weithin schimmernde Fahnen, eine des Fürsten Bethlen, die andere des Grafen (5'merich Thurzo, UnterbefchlöhaberS aufpsianzten und von oben die übrigen Kriegskameraden zum Sturm entflammten. Der Angriff auf die Mauern geschah mit kühnem Muth, aber mit geringer Zurüstung; denn wegen Mangel an langen Sturmleitern erstiegen gar wenige die hohen Stadtmauern, aber auch diese wurden durch die er-

151 bitterten Bürger hinabgestoßen und die übrigen mit ununter­ brochenem Kugelregen von der Stadt weggejagt. Und so gab Bethlen, der, unbekümmert um die verrammelten Thore, Feuer in die Stadt hätte schleudern sollen, nach drei ver­ geblichen Stürmen die Belagerung von Hainburg am I. Okto­ ber 1620 Abends auf. Bei dem Dorfe Hundsheim wur­ den ungefähr 300 Mann der Dethleuischen Truppen durch die Kaiserlichen niedergemacht. Aber diesen Schaden rächten jene bald wieder zu Schwächst und Kaiser-Ebersdorf, in welche namhafte Oerter sie mit 3000 Manu eiufieleu, und, was sie von kaiserlichen Soldaten und Einwohnern antrafen, des Leben- beraubten. Dieser Ueberfall verursachte ein große- Jammern und Flüchten nach Wien und viele Leute verkrochen sich in die Wälder. — Da schickten die Evangelischen von Wien mit Vorwissen des Kaisers Ferdi­ nand II. an Gabriel Bethlen ein Schreiben, worin sie baten, er möchte die Stadt und Gegend mit seinen Heeres­ zügen verschonen, weil die Einwohner an dem, wa- etwa vorgehe, nicht schuldig seien. Darauf zog Bethlen gegen Wienerisch-Neustadt, dann nach Oedenburg, Laken­ bach und GünS. In der letzten Stadt kamen zwei Ab­ geordnete von der französischen Gesandtschaft in Wien zu ihm, um mit ihm über einen Frieden zu tractiren. Mittlerweile zog der Kaiserliche General, Graf Heinrich du Val Dampierre ein Armeecorps von 8000 Mann zu­ sammen, und faßte den Anschlag, die Schiffbrücke bei -Preß­ burg zu zerreissen, sohin auf diese Weise den unter per­ sönlicher Anführung des erwählten GegenkönigS Bethlen (Electus regni Hungariae), darüber ziehenden Völkern den Rückweg zu verlegen, sie in die Enge zu treiben und jede Communication mit Preßvurg abzuschneiden. — Zu dem Ende wurden von Wien etliche Schiffe mit Steinen beladen, worunter einige Feuerwerke mit 16 Tonnen Schießpulver

152 zur Zersprengung der Preßburger Schiffsbrücke mit bren­ nenden Lunten dergestalt zugertchtet waren, daß das Schieß­ pulver gerade bei Erreichung der Brücke angezündet werden und mächtige Steine auf und an dieselbe schleudern solle, auf dem Strome nach Preßburg abgeschickt. Aber dieser Anschlag ward zeitlich verrathen; daher die Bethlenischen Soldaten und Schiffleute bei Theben auf selbe im Hinter­ halt lauerten und sie bei ihrer Ankunft zwischen dem Markte und der Thebner Au, zum Theil in den Grund bohrten, zum Theil anzündeten, zum Theil Wegnahmen, die Artille­ rie-Mannschaft aber, und die Ruderknechte niedcrhieben. Weil also dieser Anschlag mißlang, faßte Dampierre den Entschluß, mit seinem Kriegsvolk die Stadt und daö Schloß Preßburg zu überrumpeln, da er benachrichtigt war, daß die Stadt und das Schloß, worin die heilige Reichökrone mit den übrigen Kleinodien noch in Verwahrung stand, mit geringer Besatzung versehen sei. Zu dem Ende machte er mit einigen Vornehmen und Bürgern in Preß­ burg, ein heimliches Verständniß. Zu der beabsichtigten Ueberrumpelung ließ er neun Petarden und andres Feuer­ werk zurichten, und eilte mit 40 Schiffen und 6000 Mann Infanterie, worunter sich viele vornehme Ritter und Kriegö­ leute mit begeben hatten, den 8. October gegen Nacht vom untern Werd in Wien zu Wasser fort, auf der Ham­ burger Heerstrasse schickte er 2000 Mann Cavallerie unter dem Befehl des Grafen Colalto eben dahin. Es ereignete sich aber bald Anfangs ein unglücklicher Fall, weil noch an dem nemlichen Abend drei Schiffe an der äußern, langen Wienerbrücke zu Grunde gingen, mit Artillerie und Munitionsvorrath, wie auch eins mit 100 Mann, und fast alle Personen und Pferde ertranken, viele andere Schiffe aber aus Mangel der Schiffleute strandeteu. Dampierre selbst fuhr zwar mit seinen Kriegsleuteu

153 von Wien zu Wasser ungestört fort, mußte aber hernach bei Hainburg der übrigen Schiffe gewärtigen. Unterdessen war die bestimmte Zeit des Angriffs verflossen, da nemlich um Ein Uhr nach Mitternacht, die Stadt auf der Laudfeite (in Blumenthal,) mit Lärmen angefallen wurde. Als Dampierre's Kriegsvolk wieder vom Lande gestoßen war, sind unterhalb Halnburg, am Fuße des BrauuSberges, welcher die Ruine der Burg Ratten stein trägt, abermals zwei Schiffe mit 200 Musketieren an Klippen gescheitert und der größte Theil im Wasser nmgekommen. Dessen ungeachtet setzte Dampierre seine Fahrt, bei Theben vorbei, fort, stieg den 9. October Morgens früh bei Sonnen­ aufgang oberhalb Preßburg mit den Seinigen aus, eroberte sobald die an der Donau liegenden Vorstädte Zuckmantel, Wcidritz, Donau-Neusiedel, (Donau-Neustist,) die daselbst aufgeworfene Schanze und das darin befindliche Geschütz, zersprengte die Schiffbrücke, nahm den Bethlenischen zwei Kanonen weg, die auf dem Königöberge, der damals nicht am User der Donau, wie der jetzige, sondern vor dem Fischerthor, auf der nemlichen Stelle stand, wo sich gegenwärtig das königliche Kornmagaziu befindet, auf­ gepflanzt waren, drehte sie gegen die Stadtmauer und das Fischerthor um, und ließ die Stadt zur Ergebung aufforderu. Als die Besatzung erklärte, sich bis zum letzten Blutstropfen zu wehren, begrüßten sich beide Theile um 7 Uhr früh mit grobem Geschütz. Unter den Belagerten befanden sich auch etliche Fähnlein confoderirter Oesterreicher, Böhmen und Mährer, welche von den entwichenen öster­ reichischen Edelherren Erasmus von Landau, AudreaS Thonradtel von Ebergasfing und Zacharias Stärker mit Wort und Beispiel zur tapfern Vertheidigung der Stadt ermuthigt, die anlauseadcu Kaiserlichen mehrmals zurücktriebeu.

154 Als der Angriff mißlang, gab Damplerre die Bestür­ mung der Stadt um 10 Uhr auf, und eilte mit einem Theil der Musketierer den Schloßberg hinauf mit dem Versah, die Petarde an das östliche Thor, so der Domkirche zugewendet ist, anzuhängen. Aus dem steilen und schmalen Wege, der zum obberührten Schloßthor führt, und jetzt die Schlvßberg-Gasse formlrt, wurden seine, in Schlachtordnung aufmarschirenden Truppen von der Schloßbesatzung mit dichtem Kugelregen empfangen und zum Weichen gebracht. Aber eS wurde der zweite Angriff wiederholt, und vor dem Thore ein mörderisches Gefecht mit gegenseitiger Erbitterung geliefert, weil einerseits die Dampierre'schen MuSketierer mit aller möglichen Anstrengung ihrer Kräfte die Pallisaden herausriffen und mit martialischem Geschrei sich zum Vor­ dringen unter einander entstammten; andrerseits aber die bedrängte Besatzung den Vordringenden einen Hagel von Kugeln ans Musketen entgegenschickte und unter denselben eine solche Niederlage anrichtete, daß der ganze Weg mit Blutströmen bespritzt und mit Leichnamen bestreut war. — Schon hat die erste Reihe der, alle Wunden und tödtliche Schlage verachtenden Angreifer sich dem Thore genähert. Der unerschrockene Dampierre, voll Hoffnung eines glück­ lichen Erfolgs, gab schon das Zeichen znm Anhängen der Petarde mit bloßem Degen und trieb die Seinen zur Auf­ sprengung des Schloßthores an: als er in demselben Augen­ blick von den im Schlosse kämpfenden, mährischen oder schle­ sischen Soldaten erkannt, mit einem Hagel von Kugeln be­ grüßt und aus einer Muskete auf die linke Seite des Kopfes so gut getroffen wurde, daß die Kugel zum rechten Ohr wieder herausfuhr und er augenblicklich todt zu Boden fiel. Dieß geschah um zwei Uhr Nachmittags. Als die Kaiserlichen den Fall ihres Anführers bemerkten, liefen sie in der wildesten Verwirrung mit solcher Eile, daß sie nicht

nur den Leichnam ihres Generals, sondern auch die Petarden und Brandzeuge zurückließen. Dann machte die Besatzung aus dem Schlosse elUen wüthenden Ausfall, verfolgte die Fliehenden mit Säbel und Flinten;, des ge­ fallenen Grasen Kopf, Brust und Angesicht wurde von den, wider ihu erhitzten Hayducken mit Buzoganys und Picken zerschlagen, dann der Kopf mit dem Säbel abgehauen und der Leib hinauf auf das Schloß geschleppt. Nach diesem Mißlingen entfiel den Kaiserlichen aller Muth, etwas Weiteres vorzunehmcn um so mehr, als Eollalto im Moment des Unglücks mit seiner Reiterei über Gngerau ankommend, von den Ungarn, die einen leb­ haften Ausfall machten, mit empfindlichem Verlust in die Flucht geschlagen und selbst verwundet wurde. Als die Kaiserlichen nebstbei horten, daß BethlenS General, Georg Rakoczy mit dritthalb Tausend Mann zum Entsatz im Anzug sei, machten sie sich von Preßburg weg, setzten über die Donau, cd stürzten aber Viele von ihnen tnS Wasser, andere kamen wohlbehalten nach Hainburg. Etliche Eompagnieen fielen unterwegs zwischen Hainburg und Bruck an der Leytha in einen Hinterhalt Stephans Petnehnzy und Stephans Töröck, und als sie selben offene Stirne boten, wurden sie größtenteils (worunter auch etwelche von österreichischem Adel und etliche Oberste waren,) nach muthigem Widerstand erlegt. — Ferdinand II. schickte ohne Ver­ zug zu den zerstreuten, entmuthigten Truppen gegen Hain­ burg, den Grafen Johann Breuner als Oberbefehlshaber, der sie wieder unter die Fahne versammelte. Als der Siebenbürgerfnrst Gabriel Bethlen benach­ richtigt wurde, was sich in Preßburg zugetragen, kam er aus dem Eisenburger Eomitat eilends nach Preßburg und ließ daselbst mehrere Magnaten einziehen. Er ehrte des gefatleneu Helden Andenken. Auf seinen ausdrücklichen Be-

156 fehl ward des Grasen Dampierre Kopf an den Körper wieder angehestct und im Beisein des mit ihm von GünS hieher gekommenen, französischen Abgesandten, Herzogs von Angoulöme, von dessen Nation Dampierre war, stattlich und ansehnlich im Franziskaner Kloster zu Preßburg zur Erde bestattet, und allda in die Gruft des tapfern Kriegers Ladislaus Pethey beigesetzt. Dem Lcichenbegängniß, das mit aller militärischer Pracht vollzogen wurde, wohnte auch Fürst Bethlen, seine sämmtlichen Generäle und der fran­ zösische Gesandte bei. Den Leichnam des Grafen Dampierrc verehrte Bethlen zu Anfang deö folgenden Jahres, 1621, dem französischen Gesandten am Wiener Hofe, wel­ cher ihn in Wien am 4. Jänner bei den Augustinern prächtig begraben ließ. Dampierre war aus dem Disthum Metz an den Gränzen veu Lothringen gebürtig. Er begab sich schon sehr jung in Rudolfs II. Kriegsdienste wider die Türken, half unter dem General Basta die siebcnbürgischeu Unru­ hen dämpfen, ohne sich durch Antheil an Basta'S empörenden, heute noch sprichwörtlichen Grausamkeiten zu beflecken, und wurde, nebst Ludwig Rakoczy, Eommandant in der Fe­ stung Lippa, in der Temescher Gespanuschast. Im Jahre 1604, als Gabriel Bethlen Siebenbürgen cinzunehmen suchte, drängte er ihn so, daß Bethlen mit Noth noch über den Fluß TemeS entkam. Doch bald darauf gewann Ste­ phan BotSkay die Oberhand, und Dan,Pierre war ge­ zwungen, sich nebst dem berüchtigten Grafen Belgiojoso aus dem ganzen Großfürstenthum zurück zu ziehen. Im folgenden Jahre, 1605, wurde ihm, statt des Grasen Gott­ fried von Oettingeu, welcher von den Türken bei Be­ lagerung der Feste Gran am 24. August getödtet wurde, die Commandantenstelle desselben festen Platzes aufgetrageu. Weil er aber nicht bei Zeiten, nach der Besatzung Willen,

157 sich mit den Türken in Accord einleffen u»b die Festong übergebe» wollte, nahn» sie ihn gefangen, band ihm Hände und Füße und capitulirte selbst, was leider damals in den ungarischen Plätzen gar häufig geschah zum empörende« Hohn aller Ordnung und» Kriegszucht. — Dieß geschah am Au-gang des Monats September. Hierauf diente er dem Erzherzoge Ferdinand von Gratz, im Uökoken- und Friauler-Kriege wider Venedig. — Im Jahre 1618 schickte ihn der Kaiser Mathias als Generallieutenant wider die aufständischen Böhmen. Weil er aber mit dem Grafen Boucquey sich, trotz ihrer alten Freundschaft und Waffen­ brüderschaft, scharf entzweiet hatte, wurde er mit einem be­ sondern CorpS von 8000 Mann nach Mähren geschickt, wo er zwar Anfangs das Schloß Joslavicz einnahm, von Nikols bürg aber mit ziemlichem Verlust abgetrieben wurde, und überhaupt schlechtes Glück hatte wider die Feldherrn der Stände, Friedrich von Teuffenbach und Peter Sedlnicky von Chcltitz. Im Jahre 1619 mußte er zum Entsatz Wiens eilen, vor welches die Böhmen unter dem Grafen Matthias Thurn bei S. Ulrich gelagert hatten, Ferdinanden in der Burg belagerten und, auf eine starke Partei in der Stadt selber rechnend, ihrer Uebergabe be­ reits gewiß zu sein wähnten, als eine Abtheilung Cuirasfiere unter dem Obersten Saint Hilaire, durch unbe­ greifliche Sorglosigkeit der Böhmen, glücklich von Krems die Donau herunter kam und den tiefgesunkenen Muth wieder hob. Die Hauptsache aber war, daß die Böhmen auf die übertriebene Nachricht, daß Boucquoy den MannSfeld bei Roselitz geschlagen, rasch wieder von Wien ab­ zogen. In eben diesem Jahre wurde er nebst 28 andern vornehmen Personen, Ritter des Ordens de Santa Militia. Im Jahre 1620, als der Waffenstillstand am 29. Septbr. vorüber war, und die Streifereien sowohl von der Kaiser-

158 lichen, wie auch Bethlenischeu Seite anfingen, überraschten die Ungarn das Lager des Dampierre'schen Corps zu Gra­ fe »werd am Kampffluffe unterhalb Krems in der Nacht, hieben viele der Soldaten Ferdinands nieder vnd brannten hernach den Markt und das Schloß aus: ein für die kaiser­ lichen Waffen unrühmlicher Vorfall.

XIII. Die Alm-Heimer Entscheidungsschlacht. Am 13. August 1704.

Zwischen den combinirten Armeen des Herzogs von Marlborough und Prinz Eugeny von Savoyen, des Herzogs von Bayer» Marchal von Marfin, samt denen auxiliar Truppen des Marchal von Tallard. Um getreuen Bericht abzustatten von der Schlacht, so durch göttlichen Seegen zu unserm Vortheil ausgeschlagen, ist nothwendig zu reden von den Bewegungen; so wir nach dem Treffen bei Donauwörth gemacht. Nachdem dieses glücklich vorbey, setzten wir über die Donau und dem Lech ohne einzigen Widerstand und nach­ dem wir uns der Stadt Rain bemächtiget, machten wir uns von ganz Bayern, so der Churfürst verlassen, Meister. Wir lagerten uns also überall, wo es uns beliebte, unter andern auch zu Aichach, eine sehr schöne Stadt, wie auch zu Schrobenhausen, allwo wir unsere Magazin hatten. Wir kämmen alsdann nach Friedberg, allwo wir in angesicht deö Feindes, so zu Augsburg sich verschanzet, das Lager schlugen. Es war aber ehnmöglich, selben atldorten anzugreifen, und war anders nichts auSzurichten, als daß wir uns da­ feindliche Land verbrannten und Verhergten, unter welchen

160 wir 4000 Pferd auSschickten, so alles bis auf München verbrennt, womit dann auch die ganze Stadt Brugg sammt allen herumliegendxn Dörfern in die Aschen gelegt worden. Nachdem wir nun gesehen, daß der Churfürst aus Bayern die französische Parthei nicht nur allein nicht ver­ lassen wollte, sondern auch sich durch den ankommenden Tailard verstärkte, beschlösse man gleich ohne Zeit Vcrlurst die Vöstung Ingolstadt zu bereonen. Indessen da der Prinz Eugenius ganz nahe an Dillingen ’) rückte, gingen wir über den Paer Fluß12) und Kämmen den 4. Aug. nach Kirbach, der rechte Fliege! — zwar nach Aichach, der linke aber jenseits des Schlos Wieden, wobey wir dann alle noch übrige Dörfer, deren wir unter diesen 2 Märchen verschont hatten, in die Aschen legten. Den 5. Sezte unsere Armee abermahl nahe bei der Stadt Schrobenhausen über den Paer und liefe selbige rech­ ter Hand liegen, wir lagerten uns also und zwar der rechte Flügel bei einem Ort, Klosterberg mit Namen, welches höher liegt, als die kleine Stadt Hohenwart, der linke aber bei besagter Stadt Schrobenhausen. Den 6. nachdeme man vernommen, daß der (Churfürst aus Bayern seine Verschanzungen verlassen, und über Thier­ haupten ans die andere Seiten des Lechs sich gewendet, bei Biberbach und Klosterhclzen das Lager zu schlagen, hatte man gleich beschlossen, denselben zu observiren' und nach Donauwörth zurücken, welches auch -sofort beschehen, indeme der ganze Kriegs Vorrath zu Neuburg angelangt, also: zwar, daß den 7. der General Graf ^on Merci von der Reichs Armee des Prinz Louis mit 760 Pferd abgeschickt worden, von einer feiten diesen plaz zu beziehen. Da indessen der Brigadier DNdewin, welcher schon 1) Par Dlllingen, da- Dorf. 2) Die Par.

161 den 14. Jnlij Don der Armee abgeschtckt worden, ordre empfangen, die Stadt an der Nordseiten mit seinen 500 Pferd einzuschlüffen. Den 8. Marchirte unsere ganze Armee auf die Seiten Don zandissel'). Die Kaiserl. aber auf die anderen feiten der Kleinen Stadt BöttmeS, welche schon ganz verbrannt war. Eben selbigen Tag bekammen wir Nachricht, das der feind Don Kloster Holzen aufgebrochen wäre und sich der Donau näherte, auch das der Tallard hinter Ihme mit seinen Trouppen darin Kämme und beede den Marche Lauingen zu genommen. Den 9. gegen Enhiem -) sich gewendet, alwo Er den rechten, den linken Flügel aber gegen Dilliagen gelagert. Prinz Louis liesse auch seine Truppen nach Neuburg Marchtren, und Hinterliesse den Herzog von Marlboroug 28 Escadrons Reiter Don der Reichs Armee samt seinen. Dragonern unter dem Commando deS Fürsten Don Würtenberg, General der Cavallerie, so sich bey unserm rechten Flügel gelagert. Den 10. hat der Herzog seinen Marche fortgesetzt, der rechte Flügel Kamme bey Midelstat^), der Linke aber bey Blukingen zu stehen: die Stadt Rain hatte Er Don Dor­ nen, das general quartier wäre zu unterschönenseld. Eben diesen Tag wurde der Herzog Don Würtenberg mit seinen 28 Escadronen abgeschickt. Er -nähme den Weg neben dem Kloster unterschöunenfeld her, passirte über die geschlagene Brücken die Donau, um sich hart an Donau­ wörth zu lagern, und den Prinz Eugenium zu Verstärkern. Ueber dieses hat mau noch 20 BatailonS unter dem Commando des General Chärehül ausgeschickt, welcher 1) Sandizell. 2) Steinhelm. 3) Mlttelstätten. Hormayrs Taschenbuch 1848.

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162 diese über eben gemeldete Drukeu nach Marren gehen liessen, sich auch alldorten mit der ganzen Artillerie lagerte, mit eben dem Vorhaben, den Prinz Eugen!um, fals Er Vom feind solte angegrifen werden, zu unterstützen. Den 11. nachdem Mann Vernohmen, daS der feind zu Lauingen samt dem Tallard über die Donau gegangen, und seinen Linken flügel an besagter Stadt, den rechten aber an Stein') gelagert, gienge Prinz EuqeniuS um sich in die sicherheit zu Sezen, bey der nacht Von Münster, altwo Er sich gelagert, hinweg, und postirte sich auf die andere feiten der Coörnitz nahe bei Donauwörth, Hinter sich habend den Schellenberg, also daß unsere Armee, nachdeme selbe von dieser Bewegung Nachricht erhalten, um 8 Uhr morgens zu Donauwörth angelauget. Von danen aber mit der Armee des Prinzen Eugens wiederum mit dem linken Flügel bey Münster an der Donau, mit dem rechten aber diesseits des Dorfes appetshofen 7) Bis an den Wald sich ausgebreitet. Den 12. waren die Generalen gern weiter mit dem Linken Flügel bis auf Gremheim, mit dem rechten aber bis auf Schwengenbach31) 2 fort gerüket, aber weil die Völker allzu sehr ermüdet waren, begnügte Mann sich erst den Tag darnach den plaz zu RecognoSciren, und die Armee auSrasten zu lassen. Der Herzog von Marlborough und Prinz EugeniuS langten also den 12. um 5 Uhr Morgens mit dem ganzen Lager bei Schwenningen an, und als sie die Höhe erreichet, fangten sie gleich an, die feindlichen Völker auf die Ebene bey Plindheim zu entdecken. Welche die Mühlen zwischen Gramheim und unterglauheim besezt hatten. 1) Steinheim. 2) Oppetthofen. 3) Schwennenhach.

163 Ein wenig darnach Vermerkten Sie deren noch eine größere Zahl, wie auch derselben Generalen so den ptaz befichtügten, dergestalteo, da- die unsere, obwohlen Sie der ganzen Armee Befehl hinterlassen, sich Marche fertig zu halten, alle Ihre Kölker, so Bornen her postiret waren, und beständig in Waffen waren, Vor gut befunden, auf deur alten Weeg nach Ihrer Armee zurück zu gehen, und da nothwendige Pässe ergänzen zu lassen, auch schickte man Arbeiter ohnweit von Tapfheim, um die Communica, tion Brüggen über einen Bach zu verfertigen, so zwar Klein, aber ein hohes Gestalt hatte, um die Völker darüber Marchkren zu lassen. Die Generalen hatten Kaum zu der Armee nnd die Arbeiter zu der Arbeit sich begeben, so Kämmen die feindliche Wachten bis zwischen Schwenningen und Tapfheim, und Ihre Husaren trieben unsere Arbeiter bis zu unserm Vortrab zurück, worauf sodann ein Lermeu in unserm Lager entstanden, welcher Verursachte, daß der Herzog Von Marlboroug und Prinz EugeniuS mit dem ganzen Lager und 7 Escadron Dragoner, welche bei dem Generalquartier sich gelagert, auf diese feiten gezohen, über das nahmen Sie auch 5 Englische Bataillons und die Bri­ gade des Brigadiers Ron samt denen BatailonS, so die wacht hatten. Nebst dieffem Marchirte noch dahin eine Hessische Bri­ gade und ein guter Theil der Armee. Da Sie aber zu dem Bach Kommen, wo unsere arbeitet zurück getrieben worden, befanden sie, daß die feind nicht allein gewichen, sondern in Völligen galopp nach Ihrer Armee zurück Kehrten. Mann Verstärkte also den Vortrab, so Mann unter Commando Eines General Majors Hinterlassen hatte, wie auch die 2 Brigaden Infanterie, welche im Dorf Tapfheim gelegen, unter dem Eommando eines gleichen officierS, so sich in denen Zäunen, so es allda giebt, postirte. 11*

164 Mann ficnge darauf an zu beobachten, daß die ganze feindliche Armee Versamlct wäre, auch daß Ihr linker Flü­ gel dergestalten eingerichtet, uemlichen Ihr rechter Flügel gegen Plindheim, der Linke zu Lutzingen gerad gegen einen Wald zu Stehen Kommen. Mann gäbe so fort das wort und zugleich Befehl, das die ganze Bagage der Armee auf die seithen Von Donau­ wörth bei dem Dorf Riedlingen bis auf neue Ordre sich begeben solle. Zugleich wurde auch alle- veranstaltet, dem feind unter die Augen zu gehen, wobev Mann auch unterschiedliche Schifbrücken über den Kösselbach schlagen liesse, um also bald mit der ganzen Armee aus die andere Seiten hinüber zu Sezen. Nachdem nun die Sach dergestalten eingerichtet, hat man den 13. um 1 Uhr Nachts das Zeichen zum Aufbruch gegeben, die Völlige Versamlung aber auf halbe 2. den Marche aber auf 2 und 3 Uhr fest gestellet. Fienge also die Armee an in 8 reihen über den Bach zu gehen, nemlich die Reichs Völker in 2 reihen mit ihrer Infanterie, jede besonder, durchaus die rechte Hand behaltend, und 2 Linien Reuterey zur Linken habend. Unsere Völker Marchirten auch in 4 Linien, nemlich 2 Linien Infanterie der Kavserl. Cavalerie zur linken, und 2 Linien Cavalerie zur Linken der ganzen Armee. Also langte die ganze Armee in 8 Linien bey dem Bach zu Tapfheim an, alwo Mann die öfnungen gemacht hatte. A. Die Vorwachten hatten auch Befehl empfangen, sich bei denen Ihrigen einzufinden und die 2 Brigaden Infauterie, so in diesem Dorfe geblieben, unter den Herrn General Major Von VuilkeS samt 5 andern Escadrons Dragoner, so der Herzog Commandiren liesse, machten mit-

165 einander zur Linken die 9. Linie aus, und also Marchirte Mann gegen Schwenningen. So bald diese 9. Linie zwischen dem Dorf und dem Wald angelanget, liesse Mann bey dem Buchstaben (B) die Armee halten, alwco Mann nicht mehr beobachtete, das die feindliche Armee Vüele Bewegungen machte. Der Herzog von Marboroug und Prinz Eugenias, welche sich bei dem Bu chstaben (C) auf einer Höhe Postiret hatten, liessen sodann allle Generalen zu sich kommen, Ihnen, weil Sie die Linien führten die nöthige Ordre zu geben den Feind anzugreisen. Es war also, als diese- Vorbey gienge, gelinge 6 Uhr Morgens. Der General Lieutenant Milcrd CütS, General Major St. Paul, und der Brigadier Fergusson wurden mit 20 BatailonS abgefertigt, den Generalen Major Vuilkeö zu unterstützen, so ordre bekommen hatte, die 2 Wassermühlen, so vor dem Dorf Piindheim gelegen, anzugreisen. Auf wel­ ches der Feind augenblicklich das ganze Dorf unterglauheim, wie auch die 2 Wassermühlen bei dem Buchstaben (D) die 2 Höfe') nebst deren Dörfern Wolperstetten, Weiler1 2), Berghausen und schwennenbach angezündet, und darbey mit 2 Canon-Schüssen Ihre fourrageurS, deren eine gute An­ zahl aus der Beut auSware, zurückgerufen, auf welches sie das General-Zeichen gegeben, um sich zu Versammeln; Mann observirte zugleich wie Selbe in Völligen Waf­ fen vor Jhv Lager herauSruckten, die Generalen aber und Adjutanten hin und her Galoppirten. Da indessen dieses Vorgieng, Setzten unsere Linien in der Ebene fort, 4 von denen unsrigen Marchirten zur Lin­ ken auf der feiten des Dorfes Gr-omheim, die andern 4 be­ stehend aus Reichs Völkern, rüsten rechter Hand gegen 1) Höfe«. 2) Weilheim.

166 Schwenenbach fort, liessen auf eben dieser Hand Wolperstetten und Berghausen liegen. Mann besichtigte sofort den Bach, so zwischen uns und dem Feind wäre, und Mann befunde, das es der Eavalcrie sehr schwer fallen würde, selbigen zu Passiren, dieweilen an beeden (bestatt, so ziemlich hoch waren, ein stehendes, aus der rechten aber bey Oberglauheim und denen Wasser mühten gar ein SümpftigteS Wasser wäre; dessen ohngeachtet be­ schlösse man demnach Vermittelst unsere Schiff Tillen die passirung zu erleichtern. Der Feind liesse überall stuck herbeyführen und auf die unsrige feuern; und da indessen der General Major WilkeS ansinge, sich denen Mühlen zu nähern, Schosse derselbe tapfer darauf, und unter anderen mit Kugeln von 20 Pfd. um uns zu Verhindern, daß wir uns dem Morast mit Namen hafelaerS brceck') näherten. Es war alsvan gäh« linger acht uhr. Wir liessen auch also bald etliche Batterie Stück her­ beibringen auf die linke Seiten des Dorfes uuterglavheim an der Straffe nach Hochstädt, alwo Mann 2 Dattarien, ein Englisch und Holländisch angelegt (E) und Schosse Mann alsdann heftig aufeinander, so dann Don beiden Seiten grossen Schaden Verursachte, indcme das Feld ganz eben war. Unterdessen aber, als die Reichs-Volker auf ihrer rech­ ten Seiten weiter fortsetzren, bedienten sich die Feinde aller ihrer Batterien, um selbige in ihrem Marsch zu beschlüssen: gegen 11 Uhr zu da unsere Armee in 2 Linien ausgenom­ men einige Trouppen, welche den Hinterhalt ausmachten, in der schlachtordnung stunde, schlagte mann mit schifen Brettern eilends 5 Brucken auf (F) und Reparirte auch die Bruck an der Straffe (G) so der Feind abgeworsen. 1) Hafner Brückle.

167 Alsdann wurde der Reiterey des rechten Flügels Ordre er­ theilt, sich mit Faschinen zu versehen.

Prinz Eugenius, nachdeme Er so weit fortgerüket, als Er nöthig erachtet den linken Flügel des Feinds anzu-

greisen, stellte sich in der Ordnung und sing um 1 uhr nachmittags an, den General angrief zu thun.

ES geschah

solcher durch den General Major Wilkes, so durch den Milord Cutts unterstützt wurde gemäß der ordre, wo Er dessentwegen Empfangen, indem Er zu dieffem End gegen

die 2 Mühlen anmarchirte, darauf liffe mann Von neuem tapfer die Stuck spielen, so der Armee Vor ein Zeichen zum

General angrif diente. Sie Marchirte auch wirklich in diesem Augenblick Vor

den Feind.

Die Infanterie bemächtigte sich also bald der

2 Mühlen, und das fus Volk des mittel Heers faßte posto aufeinmal bey unserm rechten Fliege!, nahe bey dem Bach zwischen denen Kalchöfen *) vor sich habend das Dorf Unter-

glauheim, allwo Viel seindl. Bataillons lagen.

Die Reichs

Völker aber Könnten so bald als wir nicht zum angreiffen kommen, dieweil der Boden .alwo sie in schlachtordvung ge­

sellet worden, Voll der Lünne und Hecken waren, also, das Sie ehender nicht als eine halbe Stund nach uns den angricfe thaten.

Auf den Linken Fliegel Kamme die Ca-

vallerie nicht ohne große Mühe über den Graben, nachdem

Sie eine starke Stund das feindliche Feuer ausgestanden, habend auf der feiten das Dorf Plindheim und dessen Rei­

terey Von Bornen, von welcher die unserigen einmal zurück­

getrieben worden. Indessen da diese tapfer unterstützet wurden, triebs Sie

den Feind auch über den andern Bach Meülweyer^) beym

1) Kohlhäufen. 2) Muhlweyn.

168 eingang, alwo dessen Ursprung ansaugt (H) so von dar an bis zu dem zaun des Dorfes Sünftig ist. Unsere Eavelerie Versamelte sich je mehr und mehr hinter besagten Bach unter beständiger auShaltung des feindl. grossen Feuers aus dem Dorf, bis endlich das fues Volk selbe zu bedeken anfinge. Die übrige Cavallerie bestehend aus hanoverischen und Dänischen Völkern kamen auf den rechten Fliege! in mitten des Dorfes unterglauheim und dessen rechten Seiten über den Bach, kaum aber wurden selbe angegriffen, wurden sie über selben wieder herüber getrieben, nachteme aber unsere Infanterie selbe unterstützt, haben Sie zum 2 mal zu fechten angefangen, so Ihnen auch nicht von statten giengen. End­ lich zum 3 mal nachdem der Herzog Von Marlboroug selbsten etliche Escadrons (I) so er durch etliche Reichs Es­ cadrons aus dem Hinterhalt unterstützen lassen, angeführt, liesse Er selbe mit andern BatailonS über den Bach Sezen, und das feindl. fus Volk aus dem Dorf unterglauheim. Von Wannen es unsere Cavallerie auf der Seiten angriffe, her­ ausschlagen, auf welches auch diese zu weichen anfingen. Prinz von Holstein Bek General Major, so auf dem rech­ ten Flügel unsers sueß-Volk wäre, hatte auch das Dorf Obirglauheim angegriffen. Indessen aber da auf seiner rechten die Reichs Caval­ lerie mehr als 2 MuSqueteu SchuS von ihm entfernt wäre, Kamme Er Kaum auf die andere selten des Bachs mit 3 oder 4 Bataillons, da 8 oder 9 feindliche aus besagten Dors Ihm so schnell auf den Hals gefallen, daß ehe sich die Regimenter in die Ordnung gesteltet, das Goomische, so auf dem rechten Flügel war, gänzlich zu schänden gemacht, und der Prinz Von Hollstein Bek so überaus blessirt, gefangen wurde (K) aus den rechten Fliegel jagte der Feind die Reichstrouppen weither als 150 schritt Von dem Ort,

169 allwo sich selbe in die schlachtcrdnung geflellet um den Angrlf zu thun, auch hatte Prinz EugeniuS, nachdem Er wieder zum treffen gekommen, das Unglück 3 Derschiedenermahl zurück getrieben zu werden. Bctresend dem Linken Flieget, Kamme selbiger alsobald herbey, und machte das der rechte Flügel des Feinds flichtig gienge und sich Von dem Dorf Plindheim, alwo 27 Batail­ lons und 12 Escadrons Dragoner der Ihrigen lagen, so sich Verschanzet, und nach Ihren Kräften Desendiret, entferneten, und Ware diese Defension so heftig, das der General Ehurchil den Milord CütS und General Major Wilkes Von daraus zu unterstützen, und disen Posten zu Verstärken gezwungen worden. Zu welchem Zieht Er dann den Weeg der Länge nach an den Bach nähme und unsere Eavallerie, welche auf der rechten striette, hinter sich liffe. Endlich nachdem der rechte Flügel des Feinds zurück getrieben worden, hatte Er im fliehen die Donau hinter sich, alwo sich Viele Escadrons hinein gestürzet und mristentheils Versoffen. Der Marchal de Tallard wurde an dem Ufer des Flusses gefangen, sonsten wurde Er genöthiget gewesen seyn, eben den Weeg, welche diese Escadronen genehmen, zu fliehen (L). In dem mittlern Heer Thaten 2 Brigaden fuS-Dolk (M) so aus 8 Bataillons bestunden und von Ihrer Eavallerie unterstützet wurden, einigen wiederstaud, Sie waren vor ihren Zelten, so noch aufgeschlagen waren, posttret. Da aber unsere Eavallerie die Escadrons des rechten fetndltchea Flügels über den Haufen geworfen, machten die andern, so in der mitten waren, ans forcht eingeschlossen zu werden gähllug eine Bewegung, auch diese 2 Brigaden (M) nachdeme Sie gesehen, das Sie beschlossen, und von 2 Ba-

170 laillons und 3 oder 2 Linien unserer (Kavallerie umgeben wurden, Suchten sie sich bei Plindheim zu Salviren, allein sie wurden gänzlich in stuck zerhauen, indem Kein einziger darvon entkamme, als die Gefangene, so doch meistentheils blessirt waren. Nachdeme Mann aber gesehen, das die Sach auf den rechten Flügel nicht so wohl Von statten gienge als aus den Linken, und daS der Prinz Von Holstein Beek bey Oberglauheim wäre zuruk getrieben worden, hat der Herzog von Malboreug Dor gut angesehen, unsere Siegende Volker des Linken flügels still halten zu lassen, auch daraus etwelche (ZScadron und Bataillons zu ziehen um bei Oberglauheim dem Feind in die Seiten zu geben. Aber ehe diese Trouppcn aldorten ankammeu, bekamme man die erfreuliche Nachricht, das der Prinz EugeniuS den feind das 4 mal glücklich angegriffen, auch das sich Selber zurückgezogen, nachdem Sie die Dörfer Oberglauheim und Lutzingen angczündet. Mann lisse also unsern Linken Flügel Von neuen agiren, Triebe einige feindliche Infanterie in dir Donau, und bekamme Viel Stuck, welche der Feind nach geendigten Treffen begleittete und selbe zu Salviren Suchte. Nachdem also unsere Reiterey den Feind bis auf den engen Deeg bei Höchstadt (N) Verfolgt hatte, Sahe der Herzog von Marlboroug Vor gut an, die Völker, dieweilen die nacht beguvte einzusallcn, still stehen zu lassen. Betreffend den Prinz Eugeni, Verfolgte solcher auf seiner Seiten den linken flügel des Feinds, welcher sich durch den Wald hinter Lutzingen, mit der Cavallerie aber nach Mörschlingen (O) zöge, alwo dieser Prinz gleichfalls still gehalten. Unterdessen wehrten sich die 27 Battaillons und 12 ES-

171 cadronS, so in dem Dorf Plindheim waren noch immerdar Jinb gaben sich erst um 8 Uhr Abends gefangen. Mann erfahrte, das der feind 84 Bataillons und 150 Escadrons Stark wäre, und das Er gegen 10 Batterie Stuck hatte darvon deren einige, nömiich 8 Kugeln von 24 Pfd. schossen. Betreffend unsere Armee, so Bestünde Selbige aus 66 Bataillons und 181 Escadrons samt 52 Batterie Stucken. Der Feind, nachdem Er besagten engen Weeg passiret, Pcstirte auf einige Zeit seinen rechten Flügel bei dem Gottesacker zu Höchstadt, den Linken aber zu Donalthen ’) (P) und zöge sich unter Bedeckung der einfallenden Rächt nach Lauingen zurück. Unsere Belker lagerten sich in der finstere an oöbesagten Morast, der linke fligel an der Donau bey Senderheim *), der rechte bei unterfiningen (Q). Den 14. Lagerte sich unser Linke fligl ben Steinhcim, der rechte aber zu WitteSlingen. Mann sahe auch die Armee aus dem Feld Marchiren, und prangten schier gar alle Re­ gimenter mit ihren Fahnen, Eftandarten und Bauken.

Specisication. Was in der Hechstavter Action französischer und Chur Bayer. Seiten verloren worden 1704.

Marschal de Tallard, dessen Sohn, nebst 28 Hof Herren, Gemeine zu fuS 11000, Reiter und Dragoner 4400 mit aller Montur und Pferden. Proviant Wägen 5400. Gutschen meist Doll sravzöfischer flauen zimmer 20. und französische Marquifin 34. beladene Maul Thier — samt 1) Donau-Alt-eim. 2) Sander-eim.

172 allerley Bagage 330. groS- und Kleine SLuk 127. Mörsel 24. Fahnen 129, Standarten 17, Heerpauken 17 paar, Kriegs Cassa so in 8 eisernen ReiStruchen, und 21 Kleine fäslen mit eisernen reifen bestanden, die französische und Churbayrische Kanzley samt den meisten Bedienten, auch alle selb Apotheken, Zelten 3600. Schiffbrücken 2,. Kupferner Schis 15; die Zahl derer, so auf der Wahlstatt todt ge­ blieben seynd, ist nicht beygefügt worden, muS also nicht gering seyn, dem gefangenen Marschall de Tallard will Mann einige schuld des so großen Verlurstes beymessen, da doch versichert wird, wofern dieser Marchal mit seinen 27 Battaillonen und 12 ESquadroncn im Dorf Plindheim dem feind nicht so großen Gegenstandt und dadurch aufge­ halten, wäre die ganze französische und Chur-Bayrische Armee Verlohren gangen re.

Stellungen und Bewegungen der beiden Heere nach der Schellenberger und vor der Blindheimer Schlacht. Schnell hatte sich die Kunde von der großen Niederlage am Schellen­ berge durch ganz Deutschland verbreitet. Oestreich jauchzte über die­ sen glanzenden Sieg und Bayern fing an, sich zu be­ trüben; es hielt sich nach der Frommen Wahn von seiner Landespatroninn sichtbar ver­ lassen, da gerade am Mariä Heimsuchung- Tage das Kriegsglück von ihm gewichen war. Churfürst Marimilian hub Die Verbündeten über-

173 sein verschanzte« Lager zwi­ schen LaAngen und Dillingen

schritten die Donau auf 3

Punkten; die Grenzfeste Rain

eiligst auf, zog die Garniso­

ward nach lOtägiger Belage­

nen von verschiedenen kleinern

rung am 16. Juli 1704 ge­

Orten an sich, und marschirte

nommen — Aichach

nach

Augsburg.

Was

zu

zwei

Tage darauf überrumpelt und

Donauwörth noch entkommen

verbrannt,Landsberg durch

war, floh nach Ingolstadt.

Sturm erobert. Dillingen ergab

sich

auf Diskretion.

Mittlerweile ward bei Fried­

berg Posto gefaßt. — Streif­ corps durchzogen ganz Bayern

bis vor die Thore von Mün­ chen, und verheerten daö Land so unmenschlich, daß in weni­

gen Tagen gegen 300 Ort­

schaften in Asche lagen. Diese Grausamkeit sollte zur Beförderung der

mit dem Churfürsten angeknüpften Friedens

Unterhandlungen führen. Denn ihm gegenüber stand ein Heer von — Mann, sei-

ner Macht bei weitem über­ Abgeschnitten Staaten,

aller

seinen

legen, dessen erste Operationen

Hilfsmittel

schon mit glänzendem Stege

von

entbehrend, litt die Armee schon Mangel an Bedürfnis­ sen. Bayern w-r in eine Wüste

verwandelt, und die erwartete Hilfe stand noch ferne. Diese Umstände waren wohl

vermögend, Maximilians

begonnen hatten.

174 strengen Sinn zu brechen; und eö

begannen nunmehr ernstere Unterhandlungen mit dem kaiserlichen Minister, Grafen WratiSlaw.

Der Churfürst hatte schon die Feder znr Unterzeichnung der Tractate in der Hand; — da trat ein Eilbote ein, der ihm die Nachricht brachte, Marchal Tallard rücke mit 30 — Mann neuer Truppen in in Eilmärschen zu seiner Hilfe heran. Da hoben sich mit einem Male alle seine Hoffnungen wieder, und er wollte nicht durch Unterwerfung enden, waS er mit dem Schwerte begonnen. „Nun wohl; rief er, die „Federhinwegwerfend, so „will ich dann noch einmal „mein Heil versuchen". Und damit schritt er in sein Verderben. Tallard stand als Befehls­ 3hm gegenüber stand Prinz Eugen mit 25 Bataillonen haber am Oberrhein. Fußvolk und 31 Escadronen Er drehte bald die Linien von Stcllhofen, bald die feste Reuterei. Philippsburg anzugreifen; aber die Niederlage am Schel-

175 lenberge und die dringenden Aufforderungen des Churfür­ sten gaben seinen Bewegun­ gen die Richtung nach der Donau. Durch den Schwarzwald 30 zog er mit einem, — Mann m starken Heere über Donau­ eschingen und Ulm nach Augsburg, wo er am 4. Au­ gust ankam.

„Sie sehen hier, Monseig­ neur, sprach Tallard zum Churfürsten, al- er ihm, von einem glänzenden General­ stabe und mehr als 800 Officleren umgeben, zu Augsburg vorgestellt wurde. Sie sehen hier eine unüberwindliche Ar­ mee, den Kern der franzöfischen Kriegsmacht, größtentheils zum Hause des König­ gehörend, die Sie in den Stand setzen wird, Ähren Zweck zu erreichen und alle Schwierigkeiten zu überwin­ den." Tallard wußte wohl, daß

Eugen sollte die Vereini­ gung der Franzosen mit den Bayern bindern, dieß konnte er aber nicht. Er brach daher zu gleicher Zeit auf, folgte dem Marschall immer zur Linken, zog durch Würtemberg, und langte am nemlichen Tage (den 4. August) zu Heidenheim und Dischin­ gen an.

176 Eugen zum Heere des Her­ zogs Marleb oroug stoßen wellte, doch war ihm unbe­ kannt, daß dieser schon so weit vorgerückt wäre. Sein erster Plan ging nun dahin, den Prinzen aufzusuchen, ihn vcreinzelnt anzugreifen und auf­ zureiben; und deßhalb brach das ganze Heer der Bayern und Franzosen am 6. August von Augsburg auf, passirte bei Höchftädt und Lauingen in zwei Eolonnen die Donau, und nahm seine Stellung bei Höchstädt, um da den Feind zu erwarten.

Dem Herzog Marleboroug waren diese Bewegungen nicht entgangen; er zog deßhalb eiligst am rechten Ufer des Lechs von Friedberg nach Do­ nauwörth, und beorderte den Prinzen Ludwig von Baden zur Belagerung von Ingol­ stadt. Prinz Eugen theilte seine Macht in 3 Säulen. Ein Corps marschirte nach Nördlingen, eines nach Har­ burg, er selbst mit dem drit­ ten nach Donauwörth. Hier trafen die beedcn Feldherrn am 11. August zusammen. Die Heere la­ gerten in dssr Umgebung der Stadt, und die Vorhut ward bis Münster und Oppertshcfen vorgerückt.

177 Stellung und Bewegungen am Vorabende der Schlacht den 12. August 1704. (Bayern und Franzosen.) Plan N. I. Lagerplatz am 12. Au­ gust 1704.

In einem gedrückten Halb­ kreise von 4500 Toisen oder zwei Reisestunden von der Donau bei Blindheim bis an den Goldberg bei Lutzin­ gen lagerten die Franzosen und Bayern, deren rechten Flügel Tallard befehligte. — Blindheim war mit Grä­ ben und Pallisaden umgeben. Darin standen als Hinterhut 27 Bat. und 22 Escadrons, lauter Kervtruppen. Das Ceutrum gegen Oberglauheim führte der Marschall Marstn. Auf dem linken HonnayrS Taschenbuch 1646.

(Dle Verbündeten.)

Ihre Stellung und Be­ wegung Morgens 6 Uhr. Mit Tages Anbruch setzten sich dle um dle Stadt Do­ nauwörth gelagerten, verbün­ deten Heere in Marsch. Her­ zog Marleborough mlt dem Unken Flügel zwischen der Donau und der Landstraße, wollte bls Gremheim, Prinz Eugen mlt dem rech­ ten bis Schweunebach vor­ rücken. Allein dieß ließ sich selbigen TagS nicht ins Werk setzen; denn die zerstörten Brücken an der Straße muß­ ten hergestellt, neue Brücken über die Kessel geschlagen, und die Wege tu den Wäl­ dern zum Fortkommen vorbe­ reitet werden; auch war das Heer zu ermüdet und bedurfte noch einige Ruhe.

178 (B. und I.)

(D.)

Flügel bei Lutzingen stand Mar Emanuel mit den Seinen. Vor der Fronte wurde der Nebelbach bei seiner AuSmündung in die Donau gesperrt, und wo seine Ufer niedrig, das französische Lager mit Erdaufwürsenumgeben. Sein starkes Auötreten ließ die Feinde glauben, sic hatten einen ansehnlichen Fluß vor sich. Auch waren die vorwärts liegenden Straßenbrücken über die beiden Bache bei Schwa­ ningen und Tapfheim abgewcrsen und zerstört. Französische Husaren jag­ ten die feindlichen Arbeiter schnell auf daö Hauptcorps zurück, als sie aber dessen Stärke bemerkt, wichen die verprellenden französischen PiketS rasch an ihr Lager­ zurück. Eugen und Marleborough, nachdem sie vom Tapsheimer Kirchthurme die ganze feindliche Stellung übersehen, unternahmen eine Necognoöcirung an der Spitze von 28 Escadrons und 13

179 (D.)

5. ond F.)

Bat., bis dahin vorpoussircnd, wo

ihre Arbeiter und Pa­

trouillen

so

eben

zurückge-

drangt worden waren. Beide Hceressürsten blieben

nun die Nacht über in Tapf­

heim,

schickten die Bagage

gegen

Donauwörth

zurück

und dehnten ihren Vortrapp

bis gegen Schweningen und Wolperöstetten ans.

Auch im französisch-bayri­ schen Lager gerieth Alles in Bewegung — die Fourageurs

wurden durch 2 Kanonenschüsse

In der ersten Stunde nach

unberufen, und daS ganze

Mitternacht des verhänguiß-

Heer fermirtc sich in Schlacht­

vellen 14. Aug. ertönten bei

ordnung. Seine Starke bestand in

den

82 Bat. Fußvolk, und 146

Trompeten

(Säe. Reuter mit 90 Kanonen,

zum Ausbruch, zwischen 2 und

worunter 8 halbe (»arthaunen,

3 Uhr war Alles in vollster

etwa zusammen 58000 Mann.

Bewegung, Alles in 8 (Zolon-

Alliirten,

Oestreichern,

(5'nglandern und Holländern,

und

Trommeln

nen getheilt, viere zur Rech­ ten, viere zur Linken.

Dle

Borwachen, 8 Bat. und 5 l§sc. unter dem Generalmajor

Wilkes, bildeten die neunte

Eolonne. S>o überschritt

man

den

Bach von Tapsheim und kam

zurAnhöhevonSchweningen.

12*

180 (v. unk F )

(v.)

Um 6 Uhr Morgens wurde der ganzen Armee Halt ge­ boten. Die beiden Heeresführer versammelten die sämmtlichen Generale in der Tiefe beim Zehentstadl von Schwelungen und gaben ihnen die Ordre und nöthigen DiSpontioncn zum Angriffe mit. Das verbündete Heer zahl­ te 66 Bat. und 181 CSc. mit 52 Kanonen, zusammen 52000 Mann.

Im nemlichen Augenblicke wurden die Simon- und Brei­ sachmühle, die Gebäude zu Höfen, dann die Dörfer Unterglauheim, Wolperstettev, Berghausen und Weilheim in Braud gesteckt.

Diesen^Angriffe begegne­ ten die Franzosen mit einer heftigen Canonade, selbst mit 20pfüudigem Geschütze.

Generalmajor Wilkes sollte von 20 Bat. Fußvolk, unter Anführung der Gene­ rale CuttS, St. Paul und Ferguson den ersten Angriff auf die beiden Mühlen vor Blindheim machen, und die­ selben wegvehmen. Bei der Breisachmühle fiel der erste Schuß.

181 (6. und F.)

(93.)

Stellung am 13. August 1704. Morgens 8 Uhr. Mittlerweile hatten sich die 4 (Solennen zur Linken bis Gremheim und jene 4 zur Rechten bis Schwennebach und Nntcrliegheim vorgescho­ ben und mit der Spitze der 9 (Solenne wurde der Angriff auf die Mühlen lebhaft fortgesetzt. Mehrere Bataillons rück­ ten bis an den Nebelbach vor DerangeschwoltneBachmit und suchten den Uebergang seinen sumpsigtcn Ufern, und über diesen, so wie über die die vor der Fronte aufge­ abgebrochne Straßbrücke (feie pflanzten Feuerschlüude mach­ sogenannte HasnerS-Drücke) ten jeden Versuch der Ueberzu erzwingen. schreitung unmöglich, und die Angreisenden mußten mit großem Verluste zurückweichen. Morgens 10 Uhr. Von nun an wurden 2 Batterieen links bei Unterglauheim aufgeführt, um die Durch unausgesetztes KaStraffe zu decken, nonenfeuer aus allen Batterieen wurde aber jedes Vor­ dringen und Anreihen der Truppen gehindert.

182 (B. und F.)

(D.)

VormittagS 11 Uhr. Um 11 Uhr war das ver­ bündete Heer in zwei Linien — der Hinterhalt zwischen Schwcningen und Wolper stetten aufgestellt. Fünf Brücken schlug man im Angesichte des Feindes über den Bach, besserte die Straßbrücken aus, und ver­ sah die Reuterei des rechten Flügels mit Faschinen, damit diese anden sumpfigten Stellen zum Uebergange des Fußvol­ kes eingelegt werden könnten. (Sine ganze Stunde lang General WilkeS nahm, hielt die Reuterei das Flanalles Widerstandes ohngeachkenfcuer aus und wurde gräu­ tet, die zwei Mühlen mit lich zerstört, auch das vcrgeSturm und rückte bis an die drungene Fußvolk, von der Garten von Blindheim vor, französisch geharnischten Reu­ und die Ncutcrei wollte zur Linken zu gleicher Zeit über terei geworfen, mußte mit großem Verluste wieder über den Bach dringen. den Bach zurückweichen. Auch das in Unterglauheim gelegene, zahlreiche, französi­ sche Fußvolk widersetzte sich tapfer jedem Angriffe, und Churfürst Marimilian auf dem linken Flügel, versicherte seine Stellung aus allen Seiten.

183 CB.) Schlacht rdnung. Nachmittags I Uhr, nach­ dem das ganze Heer in Schlachtordnung stand, ge­ schah das Zeichen zum all­ gemeinen Angriff auf allen Punkten. I». Gegen den Mittelpunkt rückte Prinz Holstein Bek mit 10 Jnfant. Regimentern Mit Uebermacht fielen die vor. Er stürmte aufUnterFranzosen den angreisenden glauheim, schritt über den RelchSvölkern in die Flanken Nebelbach und dehnte sich und trieben sie nach hartnäcki­ schon bis Oberglaucheim aus. gem Widerstande wieder über den Bach zurück. An der Oberglauchheimer Flurmarkung, beim sogenann­ ten BelzeleS Baum, war der Angriff am heftigsten; daselbst wurden Prinz Holstein schwer verwundet und gefangen und das holländische Regiment Goor nebst mehreren Escadrous dänischer und hauövrischer Reiterei ganz und gar aufgerieben. N». Mittlerweile geschahen gegen den rechten, feindliche» Diese Äugriffe hatten jedoch Flügel zwei stürmische An­ wenig Erfolg und wurden je­ griffe auf das Dorf Blind­ desmal mit großem Berlurste heim durch die Generale W ilkes und Cutts. abgeschlagen. (53. und F.)

184 (B. und I )

Auch dieser Angriff blieb ohne Erfolg, denn der Feind vermochte das Feuer der zur Linken des Dorfes ausgestell­ ten Batterieen nicht auSzuhalten. Marchall Tallard hatte indessen seine Maßregeln so gut genommen, daß er auch diesem jedes weitere Bor­ rücken verwehrte.

(SM

Endlich durchbrach die eng­ lische Reiterei die aufgestellten Brigaden französischen Fuß­ volks, und drang bis an den zweiten Bach, den sogenann­ ten Weihenbrunnen vor.

Da sprengte der Lüneburgische General von Bülow mit 3 Dragoner Regimentern herbei, und mit Muth bis an die Pallisaden des Dorfes. Gegen den linken Flügel des Feindes, welchen Churfürst Maximilian commandirte, konnte, der vielen Hindernisse wegen, Prinz Eugen erst Nachmittags 2 Uhr ansangen zu agiren. Seine beiden Infanterie Colennen aus 7 Bat. Danen und 11 Bat. Preussen führte der berühmte deutsche Held, Fürst Leopold von Anhalt Dessau an, und die Reiterei, 92 ESc. stark, befehligte Prinz Georg August von Hauo­ ver und Herzog Eberhard Ludwig von Würtemberg. In zwei Linien rückte diese ganze Macht, rechts das Fuß­ volk, links die Reiterei, über

185 (V. und Z.)

(D.)

den Bach, bis zur Anhöhe bei Lutzingen (den Niedberg,) vor, wo das Gefecht auf dem rechten Flügel begann. Fürst L e o p o l d mit seinen Preussen, und General Schelten an der Spitze der Dänen, sermirten sich in kühner Haltung im Angesicht der ersten Linie des Feindes, stürzten nach einigen lebhaften Abfeuerungen auf sie los und warfen sie zurück. In diesem Augenblick un­ terliegt die Neirerei der Hef­ tigkeit des feindlichen FeuerS und wendet um. Dadurch wird die Flanke des Fußvolks entblößt.

Diesen Umstand meisterhaft benutzend, stürmt nun die Garde des Churfürsten, un­ terstützt von einigen andern Regimentern herbei, macht einen ungestümen Angriff, bringt 2 Bataillone in gänz­ liche Unordnung, und treibt die übrigen wieder bis an den Wald zurück. Zweifelhaft schien In diesem Augenblick bad Schicksal des Tages, und schon glaubte man, das Glück werde sich zu Gunsten der fran­ zösisch-bayrischen Armee entscheiden. —

186 (v. und 5.)

(D.)

Malborough stand, ven seinen Adjutanten umgeben, auf der Anhöhe vor den Müh­ len, als er die Hartnäckigkeit des wechselnden Kampfes mit eigenen Augen sah und von dem Schicksale des Prinzen Holstein Beck, so wie von dem geringen Erfolge seines rechten Flügels unter Prinz Engen unterrichtet wurde. Seine Diener brachten ihm in der Hitze des Tages Wasser aus der nahen Quelle (dem Welfsbrunnen). Der Held ergriff den silbernen Pokal mit seinem Familienwappen, und schwur, nicht eher einen Tropfen Wasser über seine Zunge zu bringen, bis nicht dle Schlacht gewonnen wäre. Neue und die gemessensten Befehle wurden nun auf al­ len Seiten auSgeschickt. Der Erbprinz Friedrich von Hessen Kassel übernahm das Commando gegen den rechten, feindlichen Flügel — Marleborough eilte selbst nach dem Mittelpunkte, uud Prinz Eugen erneuerte den

187 (B. und F.)

Das schöne EorpS Gensd'armerie ging dabei bis auf den letzten Mann zu Grunde. Marschall Ta Hard selbst, der die Reiterei auf ihrer Flucht noch einmal zum Stehen brin­ gen wollte, vergaß auf seine Rettung, und wurde von dem hessischen Obristlieutenant von Boineburg am Rande der Donau, nahe bei Sonderbeim eingeholt. Dieser erkannte ihn chngeachtet seiner geringen Klei­ dung an seinem OrdenSzeichen und forderte ihm seinen Degen ab. Umsonst bot Tallard dem Sieger seine Geldbörse, sein Orden-zeichen, sein Pferd an. — „Nicht um Ihr Geld, um Ihre Person ist mir zu thun," entgegnete Boineburg, und führte den Gefangenen zum Erbprinzen Friedrich, der ihn auf edle Art empfing. „Tout est perda, rief der

CB.)

Kampf gegen den linken Flügel. Mit Wuth stürzte Prinz Friedrich über die franzöfischen Infanteriemaffen her, zerstreute ihre Kavallerie und verfolgte die Fliehenden un­ aufhaltsam bis an die Donau­ brücke, wo der größte Theil, da die Brücke die Menge der Fliehenden nicht fassen konnte, in den Strom stürzte und in den Fluthcn ertrank.

188 (V. und 3.)

(v.)

Marschall au-, Lors fhonneur.” Unterdessen ward die 92iederlage des Feindcö auf sei­ nem rechten Flügel vollendet. Im Eentrum sammelte Marleborough die Geschlage­ nen, verstärkte sie mit einigen EScadronS Reiterei und führte sie wieder über den Bach, der feindlichen Stellung entgegen. Nach der ersten Decharge schritt man mit gefälltem Ba­ jonette vorwärts. Die Franzosen, vom Schick­ sale ihre- rechten Flügel- un­ terrichtet, räumten da- Feld; aber ihr Rückzug glich keiner Flucht. Geschlossen und mit fester Haltung verliessen sie die Stätte, die sie so ruhm­ voll vertheidigt hatten.

Maximilian mußte sich in seine alte Stellung zurück­ ziehen. Ein fürchterliches Ka­ nonenfeuer sprühte von der Höbe von Lützungcn herab; —

Unterdessen hatte sich auf dem rechten Flügel auch die zersprengte Reiterei wieder angercihet und die fliehenden Bataillons gesammelt. Fürst Leopold ergreift selbst eine Fahne und stellte sich an ihre Spitzt. Man drang neuer­ dings über den Bach und den Graben und stellte sich in Schlachtordnung.

Ta befahl Prinz Engen,

189 (8. und 3.)

Die Bayern mußten der Uebermacht weichen; sie zogen sich zurück und steckten das Dorfnoch vorher in Flammen.

Der Rückzug war nun un­ vermeidlich, aber er geschah mit Deseunenheit und vieler Ordnung, und der Verlust auf dieser Seite war der Nie­ derlage der Franzosen bei Weitem nicht zu vergleichen. Die Bayern flohen auf dem Wege nach Ditlingen bis jen­ seits des Dorfes MoeSlingen, wo beide Heere, durch enge Wege und Sümpfe im Zuge gehemmt, die Nacht über ste­ hen bleiben mußten.

(B.) daß ein allgemeiner Angriff gemacht und das Dorf und die Batterien um jeden Preigenommen werden sollten. Festen Schritts und mit ge­ fälltem Bajonette begann die Attaque. Die Höhe und daDorf Lützingen wurden ge­ nommen. Zu gleicher Zeit qewanuen die Dänen die Anhöhe des Waldes zur Rechten von Lützingen und mittlerweile kam auch Prinz Eugen mit seiner Reiterei herbei, um die Niederlage zu vollenden; aber es bedurfte noch eines An­ führers von Eugens Geist und Klugheit, um gegen Maximilian den Sieg zu erringen; und er gestand selbst, er hätte einen solchen Wider­ stand nicht erwartet, und ohne die groben Fehler TallardS, würde dieser Tag für Deutsch­ land, für die österreichische Monarchie, und vielleicht für ganz Europa, entscheidend gewesen sein. So waren denn die beiden Flügel der feindlichen Armee geschlagen.

190 (D. und F.)

(d.)

Aber noch standen 27 Ba­ taillons Infanterie und 12 ESc. Dragoner*) hinter den Pallisaden und Wehren von Blindheim. General Clairembault, er aus diesem Punkte befeh­ ligte, bemerkte die Gefahr seiner Stellung, als er die Reiterei res rechten Flügels fliehen sah; er suchte eine Furth durch die Donau und fand in dem Strome seinen Tod. General Blunsac, der nun an die Spitze dieses Hecrhaufens trat, sah sich bald von allen Seiten abgeschniltcn. ') 5 n f vi r. r c r i r.

cslnotcrrs, C)r. der Ile Small «* einigen Orten mag aufgelö»t Haie«, «n . Hubertus re. Zwei alte Bilder von Lambach, mit den heil, drei Königen und dem neugeborne« Jesu- mit seinen anbetenden Aeltern i« Stalle, haben de»

Buchstaben W. und scheinen au- der ersten Hälfte de- XV. Jahrhundert-. Auch an Gla-gemälden fehlt e- nicht.

Bier sehr alte, in Kirchen«

fenstern eingesetzte Stucke find au- der, zu Seitenstetten gehörigen Kirche

zu Apsitz.

Sie stellen vor Madonna, die h. Margaretha, den knieende»

Bischof Wichmann von Magdeburg,

geschenkt.

der Fpfitz dem Stifte Seitenstetten

Die Tafel hat die Aufschrift: Her Weichmann ertzbischolfe

zu Maidburg hye Stifter anno doinini MCLXXXVI (1186.)

Da­

vierte Blatt zeigt den Abt Kilian H e y m ad er mit seinem Wappen, einem Mähder (der Heu mäht,) und den Worten: Iler Kylian heymader abbt

(1455) EMEME.

zu Seilensteten anno doinini

Zwei sehr schön gemalte Glasbilder sind au- der Kirche von Wall-

mer-dorf,

ohne Zweifel Votivscheiben,

wie man sie in Kirchenfenstern

öfters findet und stellen den Geber mit seiner grau und Kindern dar, wie beide, er vor dem heil. Sebastian, seinem Schutzpatron, sie vor der Mutter Anna und der Jungfrau Maria mit dem Kinde knieen.

Namen gibt die Inschrift: sein geinahel.

Ihre

Sebastian heindt 1518 und Margaretha

Da- Wappen de- Manne- ist ein Hahn, da- der Frau,

ein rother Arm mit einer Keule.

IX.

Sanct Flcrian.

In den weiten Landen Unsere- Kaiserreiche- ist kaum eine durch Al«

ter, Schicksale, folgenreiche Ereignisse und hochberühmte Namen merkwür­ digere Stätte, al- ieue, wo der alte Donaustrom die En- aufnimmt. Lau-

reacum, die wichtige Grenz- und Waffenstadt der Römer gegen die jensei­ tigen Marcomannen, lebt jetzt in dem Namen de- kleinen Dörflein- Lorch,

augenfälliger noch in den alten Denkmalen, die seit 1750, zu verschiede­ nen Zeiten, hier und zu Enn-,

An-felden,

auf dem Schildberge und

Aichberge gefunden sind: Büsten, Lampen, Urnen, Münzen, (von Claudiu-

bis über die Constantine hinaus, am zahlreichsten jene der Antonine und

Faustinen,) Sarkophage, Waffen, Geräthschäften, Hufeisen,

Theile von

350 Sebäudm, ®afrtlrihiiifir», Dmksteine, fett- Denkmäler «ichtrömischer Einwohner, j. v. €trtnt mit sonderbare», mnmartigen Eharaetere». — Schon seit de« Jahre Christi 257, hatte Lorch eine Lhristmgemeiade,

von dem heil. Märtyrer Martmilt an gegründet, von de« standhaften, römische» Lribre» Florian durch dm Martertod