Studien zur theoretischen und zur französischen Morphologie: Reduplikation, Echowörter, morphologische Natürlichkeit, Haplologie, Produktivität, Regeltelescoping, paradigmatischer Ausgleich 3484102608, 9783484102606

Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in

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German Pages 204 Year 1977

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Studien zur theoretischen und zur französischen Morphologie: Reduplikation, Echowörter, morphologische Natürlichkeit, Haplologie, Produktivität, Regeltelescoping, paradigmatischer Ausgleich
 3484102608, 9783484102606

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Linguistische Arbeiten

40

Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Willi Mayerthaler

Studien zur theoretischen und zur französischen Morphologie Reduplikation, Echowörter, morphologische Natürlichkeit, Haplologie, Produktivität, Regeltelescoping, paradigmatischer Ausgleich

Max Niemeyer Verlag Tübingen 197 7

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Mayerthaler, WUli Studien zur theoretischen und zur französischen Morphologie : Reduplikationen, Echowörter, morpholog. Natürlichkeit, Haplologie, Produktivität, Regeltelescoping, paradigmat. Ausgleich. - 1. Aufl. - Tübingen : Niemeyer, 1977. (Linguistische Arbeiten ; 40) ISBN 3-484-10260-8

ISBN 3-484-10260-8 Max Niemeyer Verlag Tübingen 1977 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany

A minha Evasinha e aos meus pa-is

VI

Wissenschaftshistorisches Credo: Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, daß er viel größer aussieht, als er wirklich ist. Nestroy

Linguistisches Credo: Une langue est une variation historique sur le grand theme humain de langage. Delacroix

Methodisches Credo: It is not enough to show how clever we are by showing how obscure everything is. Clarity, too, I know, has been said to be not enough: but perhaps it will be time to go into that when we are within measurable distance of achieving clarity on some matter. Austin

INHALT

0. Vorwort 0.1 Abkürzungen

IX XI

1. RedvplikationsnDrpiTologische Probleme 0. 1. 1.l 1.1.1

Vorbemerkung Derivationsmorphologie französischer Echowörter Zur Semantik französischer Echowörter Markiertheitswerte für morphologische Diminution bzw. Natürlichkeit der verschiedenen f r z . Diminutionsverfahren .... 1.2 Phonologische Struktur von Echowörtern, Reduplikation und Spracherwerb l. 3 Zur Analyse von Echowörtern des Typs Zickzack 1.4 Reduplikationsstrukturen und Haplologie 1.4.1 Reduplikationsstrukturen und Suffixwahl 1.4.2 Reduplikationsstrukturen und Ausnahmen zu phonologischen Prozessen 1.4.3 Reduplikationsstrukturen und die sog. 'spurious se rule' des Spanischen 1.5 Appendix: Verzeichnis französischer Echowörter

l l 27 33 4O 46 53 69 71 73 78

II. Zum Them 'frz. ^ -aux' sowie damit verwandten Problemen: Synchrone Analyse, Diachronie und theoretische Implikationen 0. 1. 2. 3. 3.1 3.1.1 3.2 3.3 3.3.1 3.3.2 3.4 3.4.1 4.

Frangen zur Analyse von -al ^ -aux Der Alternationstypus cheval ^ chevaux in prägenerativen Analysen Der Alternationstypus cheval "* chevaux in generativ-transformationellen Arbeiten Präliminarien zu einer Kritik Erster Exkurs über die Redeweise ' X ist regulär' und dgl Das numerische Argument und die sog. Normalität oder Regularität von -al ^ -aux Zweiter Exkurs über die Redeweise ' X ist regulär 1 Zur Frage der Produktivität von -al ^ -aux vs. -al ^ -als .... Zur Geschichte der L-Vokalisierung Warum wurde die L-Vokalisierung und die Alternation -aJ ^ -aux unproduktiv? Dritter Exkurs über die Redeweise 'X ist regulär 1 Gibt es im Frz. eine Regel der Art al ->· o / . . . ? Zum paradigmatischen Ausgleich der Art cheval ^ chevaux =» cheval ^ chevals in der f r z . Umgangs- und Kindersprache .· Einige theoretische Präliminarien

93 94 98 1O1 1O3 1O4 1O7 1O9 112 116 123 128

131

VIII 4.1

Exkurs über den lt. Paradigmaausgleich arbos ^ arbosls -» arbor ^ arboris 134 4.1.1 Suppletion 138 4.2 Begründung des Ausgleichs arbos ^ arbosis ·» arbor 'v arboris .. 142 4.3 Begründung des paradigmatischen Ausgleichs cheval ^ chevaux »* cheval ^ chevals 158 4 . 3 . 1 Zur Analyse ausgeglichener Formen wie chevau/chevaux 164 4.4 Überlegungen zum Thema ' a f r z . -ail ^ -aus =» f r z . -ail ^ -ails. 169 4.5 Zur Entstehung von frz. -eil ^ -eils aus afrz. -ei -eus .... 171 5. Allgemeines zur Chronologie des Abbaus der afrz. Stammabstufung und zur Richtung paradigmatischen Ausgleichs 173

III. Zusanmenfassung der vorgetragenen Thesen IV. Literaturverzeichnis V. Index a) Sprachenindex b) Autorenindex c) Sachindex

174 181 186 186 188

0,

VORWORT

In der vorliegenden Arbeit versuche ich, einige Probleme der theoretischen und französischen Linguistik einer Klärung näherzubringen. Schwerpunkt der Erörterungen werden morphologietheoretische Fragen sowie die Relevanz einiger anhand überwiegend französischer Daten entwickelter Konzepte für die allgemeine Sprachwissenschaft sein. Die zu diskutierenden Probleme der französischen Linguistik sind im einzelnen aus dem Inhaltsverzeichnis leicht zu entnehmen. Die Unterscheidung 'theoretische vs. französische Sprachwissenschaft1 ist nicht als strikte Dichotomie zu verstehen, da die französische oder romanische Teil der allgemeinen bzw. theoretischen ist. Dementsprechend wird es auch bei der Analyse speziell französischer Datenparadigmen nicht an Verweisen auf die allgemeine Sprachtheorie fehlen. Ich will im folgenden syn- und diachrone Probleme mit derselben Methodik und häufig simultan diskutieren, da die Entwicklung der Linguistik zeigte, daß die rigide Alternative 'entweder synchron, oder diachron (tertium non datur) ' metatheoretische ebenso suspekt wie empirisch fiktiv ist: sie drängt m. E. die Linguistik in vielen Bereichen a priori in die falsche Richtung. Als Beispiele wähle ich überwiegend solche, deren Vertrautheit vorausgesetzt werden darf, weil mir eine relativ leichte Kontrollierbarkeit des Argumentationsgangs erstrebenswert erscheint. Terminologisch schließe ich mich eng an den englischen Sprachgebrauch an. Augenscheinlich befindet sich das Englische in der Linguistik auf dem Weg zur modernen Wissenschaftskoine; aus diesem Grund gebe ich hinter zentralen oder neu eingeführten Begriffen auch die englischen Entsprechungen an. Bezüglich der Notation halte ich mich an den üblichen Standard. Lediglich Konventionen und Schreibweisen, die in der Literatur nur sporadisch auftauchen, werden erläutert. Mit Formalismen hantiere ich nach Bedarf, d. h. ich setze sie dort ein, wo eine Formalisierung möglich ist und auch etwas zu leisten scheint. Falls nötig, gebrauche ich eckige Klammern '[]' für eine phonetische Repräsentation, während Schrägstriche '//' nicht-phonetische Formen umschließen, die nicht notwendig zugrundeliegend sein müssen, sondern auch Zwischenstufen einer Ableitung sein können. Wegen der besseren

Lesbarkeit der Orthographie transkribiere ich häufig eine phonetische Kette nicht vollständig, sondern nur diejenigen Segmente, auf die es im gegebenen Zusamnsnhang ankomnt (z. B. sp. proteger/prote[x~\er. Bedanken möchte ich mich bei meiner Frau, die mich während der Abfassung der vorliegenden Arbeit mit Wein, Mahlzeiten und geistigem wie seelischem Zuspruch versorgte. Dank sei insbesondere auch meinem Doktorvater Prof. Dr. H. Stimm (Uhiv. München) gesagt, ohne dessen Anregungen und Kritik mir verschiedene Fehler unterlaufen wären. Mit C.-J. Bailey (TU Berlin), W. U. Dressler (Univ. Wien), H. Lüdtke (TU Berlin) und W. U. Wurzel (Deutsche Akademie der Wissenschaften, Berlin) war es mir vergönnt, über manche Hypothese bzw. Schlußfolgerung der Arbeit zu 'streiten'. Es muß dennoch nicht speziell betont werden, daß verbleibende Unstimmigkeiten ausschließlich zu Lasten des Verfassers gehen. Berlin, im Mai 1975

Willi Mayerthaler

0,1

ABKÜRZUNGEN

MS-Bedingung PhOS-Bedingung P-Regel Ll L-spezifisch Ri V

c

G L N

* frz. mfrz. afrz. gallorom. vlt. kit. lt. sp. ptg. it. kat. dt. engl.

Morphemstrukturbedingung phoneti sehe Ober flächen Strukturbedingung phonologische Regel beliebige Sprache sprachspezifisch, einzelsprachlich beliebige Regel oder Regel mit der Ordnungsnummer i Vokal Konsonant (echter oder unechter) Gleitlaut (Halbvokal, Halbkonsonant) Liquid Nasal ungrammatisch Mo rphemgre nz e Wortgrenze Silbengrenze französisch mittelfranzösisch altfranzösisch galloromanisch vulgärlateinisch klassisch-lateinisch lateinisch spanisch portugiesisch italienisch katalanisch (neuhoch)deutsch englisch beliebiger Zeitpunkt 'vor' (chronologisch oder bezüglich einer Regelordnung) oder 'größer 1

I,

REDUPLIKATIONSMORPHOLOGISCHE

0.

Vorbemerkung

PROBLEME

In verschiedenen Sprachen spielen Reduplikationsprozesse in der Flexion oder Derivation eine mehr oder minder prominente Rolle. Ich beschränke mich im folgenden auf den Bereich der derivationsmorphologischen Reduplikation, also auf die Bildung sog. Echowörter. Qn gewisse allgemeine Strukturen und theoretische Implikationen der Echovrortbildung für andere Bereiche der Grammatik auf der Grundlage einer einigermaßen soliden empirischen Basis verdeutlichen zu können, versuche ich zuerst den Bereich der französischen Echovrortbildung (1.,1.1 und 1.5) annähernd exhaustiv darzustellen. Die Analyse der frz. Echowortderivation legt verschiedene Exkurse in das Gebiet der allgemeinen Reduplikationstheorie nahe, da sich zeigen läßt, daß die frz. Echowortbildung weitgehend eine L.-spezifische Realisierung universeller Bedingungen ist, denen Reduplikationsprozesse genügen. Verschiedene, m.E. jeweils mit Reduplikation in Zusammenhang stehende Probleme der romanischen und/oder allgemeinen Linguistik, die sich im engeren Bereich des Frz. allein nicht adäquat untersuchen ließen, werden in 1.1.1-1.4 diskutiert. 1.

DerivationsiiUL phologie französischer Echowörter

Unter 'Echowörtern1 verstehe ich Wörter, die synchron durch totale oder partielle Reduplikation Zustandekommen oder die zumindest historisch einmal auf diese Weise abgeleitet wurden und synchron noch die phonologische Struktur reduplizierter Wörter haben. Marin (1972) kommt das Verdienst zu, die Problematik der Echwortderivation im Frz. als erster aufgegriffen zu haben, - ein Gebiet, zu dem es bisher keine einzige Detailstudie gab. Im folgenden versuche ich mich kritisch mit den Morinschen Vorschlägen auseinanderzusetzen. Worin (1972, 97) schreibt: "... that echo-words ... constitue an open word-class, and that their phonological description gives some insights into the productive rules of French. The rules are strikingly different from the rules usually postulated for French (von mir hervorgehoben), e.g. by Schane (1968)."

Diese These soll bestritten werden. Ich werde dabei nicht gegen Morins Behauptung angehen, daß die Echowörter eine offene Klasse bilden; auch möchte ich nicht bestreiten, daß die Analyse von Echowörtern teilweise interessante Einsichten in das Funktionieren einiger produktiver Regeln der frz. Grantnatik verschafft, und daß die Formulierung der für Echowörter relevanten P-Regeln von der Schanes abweicht. Ich gehe vielmehr gegen die Auffassung an, daß die Phonologie der Echowörter aus der allgemeinen Phonologie des Frz. herausfällt ("strikingly different"), - was sich unter anderem z.B. darin zeigen soll, daß für die Ableitung von Echowörtern mit einer Denasalierungsregel zu rechnen ist. Gegenthese: Die Analyse frz. Echowörter erfordert keinerlei, ausschließlich für die Derivation von Echowörtern notwendige phonologische Regel. Es gibt entgegen den Annahmen Morins keine spezielle Echowort-Phonologie, sondern nur eine allgemeine frz. Phonologie. Diese deckt den Bereich der Echowörter ohne Zusatzannahmen ab. Bevor ich diese Gegenthese jedoch entwickeln kann, muß ich Morins Argumente zugunsten einer eigenen Echowort Phonologie in Auszügen wiedergeben. Worin (1972, 100) formuliert die einschlägige Regel für die Bildung frz. Echowörter wie folgt: (3)

stem

C,1

structural description

1

structural change

1 2 1

V C o 2 3 2 3

Was "stem1 in dieser Regel heißen soll, klärt die Bemerkung (S. 100): "As has been noted, echo-words are disyllabees in which the first syllable is a partial copy of the second, obtained by truncating all postvocalic consonants, e.g. [pepe], pepere [peper]; nounours [nunurs] 'teddy bear 1 . This shows that an echo-word is completely determined by its second syllable, since the first syllable is unambigously and completely determined by the second. For this reason, I shall refer to the second syllable of an echo-word as its STEM."

Die Strukturbeschreibung von (3) resultiert daraus, daß Echowörter entweder mit einem Konsonanten (bebe) oder mit zwei oder drei Konsonanten (aracva, tsoin-tsoin [tswetswe]) beginnen können. Es muß also mindestens ein Konsonant vorhanden sein, was durch C.. ausgedrückt wird. Der Stammvokal kann entweder oral (oriori} oder nasal (orincriri) sein; es genügt also die Angabe V. Das nachvokalische Segment ist entweder leer (baba) oder ein Konsonant (pepere), was durch C symbolisiert wird. Die Regel (3) soll als solche vorerst nicht beanstandet werden, da sie in der Mehrzahl der Fälle funktioniert. Für (3) kritische Daten bringe ich später vor. Problematisch erscheint mir an Morins Analyse vor allem, daß sie nicht ohne eine Denasalierungsregel auskommt. Morin sieht diese Schwierigkeit selbst, plä-

diert aber dennoch für eine Denasalierungsregel mit dem Hinweis auf die Unmöglichkeit einer Ableitimg von Echowörtern ohne 'Denasalierung' ("Ihere must be a denasalization rule to account for the phonetic form of words derived from echowords" (S. 102) . Daß die postulierte Denasalierungsregel nur fur die Phonologie von Echowörtern gilt, scheint ihm ein entscheidendes Argument dafür zu sein, daß man bei der frz. Echowart-Phonologie mit Sonderfällen zu rechnen habe, die den Rahmen der allgemeinen frz. Phonologie sprengen. Da also die Frage der Denasalierung in Morins und meiner Argumentation eine zentrale Stellung einnimmt, sehe ich mich gezwungen, Marins Argumente zugunsten einer frz. Denasalierungsregel weitgehend zu reproduzieren. Er schreibt (S. 1O1ff.): "4.1. DENASALIZATION. Let us consider how to account for the denasalization of the nasalized vowel in derived words. Nasalized vowels in French frequently alternate with an oral vowel followed by a nasal consonant . . . This leads to the conclusion that nasalization is predictable ... If we turn to echowords containing a nasalized vowel - e.g. bonbon, cancan , ronron, tintin "nothing 1 , Phonphonse 'Alphonse 1 - we see that nasalization of the vowel must take place before reduplication, if we assume that rule 3 represents the mechanism of reduplication. If it were not the case that nasalization takes place before reduplication, final [n] would be deleted in the first syllable of echo-words with a nasalized vowel and would wrongly predict phonetic forms e.g. 5'e[bob3] for bonbon [bob5] . The analysis which orders nasalization before reduplication is not without problems: derivatives such as Bonbonniere [bobonjer] and cancaner [käkane] show that the vowel in the second syllable must be (a) nasalized in the derivation before reduplication takes place, to account for the nasalized vowel in the first syllable, and (b) denasalized after reduplication, to account for its being oral. But I argue that this analysis is essentially correct: there must be a denasalization rule to account for the phonetic form of words derived from echo-words. Using a reductio ad absurdum argument, let us suppose that there cannot be any denasalization rule. Consider the output of the echo-formation rule: because of the mechanism of reduplication, both vowels at this stage of the derivation must be either oral or nasalized. If they are both nasalized, a denasalization rule is necessary to account for the derivation of words like jbonhonniere. But this is against the hypothesis of our reductio ad absurdum argument, thus both vowels must be oral after reduplication. The rule describing echo- formation then cannot be rule 3; rather the steps in the derivation of bonbon would be represented as follows: (4)

stem reduplication nasalization

bon bon [b5b3]

In the derivation of the echo-word Bobonne [bobon] , the stem cannot be since this is now the stem postulated for bonbon [bobo] . We can use the feminine schwa, mentioned previously to distinguish iionne from £>on, and use the stem /ftbonaft/ for the word Bobonne. The rejection of the denasalization hypothesis leads us then to consider two types of stems: (a) monosyllabic stems C 1VC0, e.g. /#bon#/, and (b) disyllabic stems CiVC^a, e.g. /ttbonatt/. Actually, the final vowel of - disyllabic stems does not have to be a schwa; it could be any vowel, e.g. [a]. The rules that generate [bobsn] from underlying /ftbons^/ are capable of generating it from underlying /ftbonaft/. This indicates that the final vowel in disyllabic stems acts simply as a marker. Also, it is only when the stem contains a postvocalic [n] that it is essential to distin-

guish between a monosyllabic and a disyllabic stem; in all other cases, e.g. baba, pepere, nounours, there is no reason whatever to distinguish between them. In other words, in such an analysis, postvocalic [n] behaves unlike any other consonants; it would be the only postvocalic consonant that is ever reduplicated. This shows the absurdity of an analysis without a denasalization rule, where to account for words such as bonbonniere, cancaner etc. postvocalic [n] would have to have a unique analysis - and where, indeed, the cluster VOWEL PLUS n would behave like a simple vowel, since in all other cases only the prevocalic consonants and the vowel are reduplicated, while the cluster VOWEL PLUS n PLUS would behave like the cluster VOWEL PLUS CONSONANT, since the shwa is nothing but a marker. 4 . 2 TRANSITIONAL CONSONANTS. We have just seen that the alternation between [5] and [on! in the derivation of echo-words requires a denasalization rule. There are at least two possible derivations involving denasalization. By one analysis, the [n] in bonbonniere is never deleted: (5)

stem nasalization reduplication denasalization truncation

/ttbontf/ #b3n# bobön

/#bon#+jer/ #b3n#+jer böbön+jer [bobonjer]

[bobo]

Alternatively, the n in bonbonniere is introduced at a later stage: (6)

nasalization reduplication -introduction denasalization

/#b5#/ [b5b5]

/#bo#+jer/ b5b5+jer bob5n+jer [bobonjcr]

I favor the second solution, because n - introduction is related to the more general phenomenon of transitional consonants observed previously: [t] is introduced after an oral vowel and [n] after a nasalized vowel - in either case, a dental consonant, similar to the previous vowel. This analysis gives a simple explanation for the dialect split in the words maman and nanan, where the first vowel may or may not be nasalized. In one dialect, denasalization is restricted to vowels before a suffix, e.g. bonbonniere but not maman, in the second dialect, denasalization applies also to vowels in reduplication."

Soweit Morins Plädoyer für eine Denasalierungsregel in der frz. Echcwort-Phonologie und für eine Ableitung von Wörtern der Art boribonnieve mittels n-Insertion. Auf den ersten Blick scheint seine Argumentation zwingend zu sein; daß sie es faktisch dennoch nicht ist, hoffe ich zeigen zu können. Insgesamt lassen sich folgende Kritikpunkte anführen: (1) Morin (1972, 101) schreibt zu Regel (3): "The status of this rule within the phonological description of French (von mir hervorgehoben), however, is not altogether clear". Hier scheint mir Morin ein Scheinproblem zu evozieren. Er setzt offensichtlich voraus, daß (3) eine phonologische Regel des Frz. ist, doch genau diese Voraussetzung läßt sich nicht halten. (3) beschreibt die Bildung von Wörtern und ist deshalb keine phonologische Regel, sondern eine Wbrtbildungsregel, also eine Regel der frz. Derivationsmorphologie. Innerhalb der frz. Phonologie hat sie keinen Status. (Vermutlich war Marin (1972) auch nur deshalb gezwungen, (3) als phonologische Regel zu interpretieren, weil er keine morphologische Be-

schreibungsebene vorsieht. Auf die Mängel einer Grammatikkonzeption ohne eine eigenständige Morphologiekcnnponente gehe ich im gegebenen Zusammenhang nicht ein. (2) Wenn (3) aber eine Wortbildungsregel ist, dann verletzen die von Morin präsentierten Ableitungen ein Organisationsuniversale, nämlich: Die Morphologie ist der Phonologie vorgeordnet, was im vorliegenden derivationsnorphologischen Fall eben heißt, daß (3) vor allen phonologischen Regeln angewendet werden müßte. In Ableitung (5) appliziert jedoch die Regel 'nasalization1, die eindeutig einen phonologischen Prozess abbildet, vor der derivationsmorphologischen Regel "reduplication1; Analoges gilt für Ableitung (6). (3) Morins Analyse verletzt ein zweites Universale, nämlich: Stanitibildung geht eventuellen weiteren morphologischen oder phonologischen Prozessen voraus. Zwar vermeidet Morin diese Schwierigkeit dadurch, daß er die Bedeutung von 'stem' ad hoc festlegt. Dies aber ist nicht plausibel, da seine Festlegung von 'stem1 die unerwünschte Konsequenz nach sich zieht, daß die Bedeutung von 'Stamm1 in Echowörtern und sonstigen Wörtern nicht dieselbe ist. Streicht man bei einem Manen wie z.B. bonbonniere rtes Suffix --Lere, dann ergibt sich eben der Stamm /bonbonne/ oder /bonbon/, nicht etwa /bon/, das in einer Morinschen Analyse als Stamm auszuzeichnen wäre. Summarisch: Den Stamm bekennt man wie eh und je, wenn man bei einer Wortform^ eventuelle Flexive oder Derivative streicht. Davon sollte man für den kleinen Bereich der Echowörter nicht ad hoc abgehen. Auch haben z.B. alle meine linguistisch uninformierten Informanten auf die Frage, in welche Teile man bonbonnieve zerlegen kann, geantwortet, daß es sich um eine Kombination von bonbon oder bonbonne mit -iere handle. (Zwischen bonbon und bonbonne konnte durch Befragung nicht eindeutig entschieden werden, in keinem Fall aber wurde bon oder bonne als Bestandteil von bonbonniere genannt.) Die traditionelle Definition von "Staitm1, die nicht ad hoc für Echowörter eine Ausnahme macht, entspricht genau diesem naiven Verständnis von linguistisch unverdorbenen Sprechern/Hörern. Liegt in einem Wort wie bonbonnieve aber der Stamm /bonbon/ oder /bonbonne/ vor, dann verletzen die Ableitungen (5) und (6) das oben postulierte Universale. Der Stamm frz. Echowörter muß per Reduplikation vor jedem weiteren Prozess gebildet werden. Dies ist in (5) und (6) nicht der Fall, da die Nasalierungsregel der Reduplikation vorgeordnet wurde. (4) Regel (3), welche die Bildung frz. Echowörter beschreiben soll, funktioniert in verschiedenen Fällen nicht. Vgl. z.B. Echowörter wie tic-tac, frio-frac etc., oder ein Echowort wie zizique (-*- rmsique), Bei Fällen der Art tic-tac erfaßt (3) den Vokalwechsel nicht und bei einem Echowort wie zizique wird entgegen den Prognosen von Regel (3), welche *immusique generiert, nicht die erste Silbe redupliziert ("the first syllable is a partial copy of the second ..."). Hinzu kommt, daß (3) eine Reduplikation von z.B. petit zuläßt und zu *pepetit führt. Von frz.

6

Informanten werden jedoch gemäß (3) derivierte Echowörter, bei denen ein Schwa, also ein ungespannter Vokal redupliziert wird, generell als inakzeptabel eingestuft. Die SB von (3) ist demnach in verschiedener Hinsicht defektiv und der durch (3) bewirkte Strukturwandel führt nicht iimer zu grammatischen Ergebnissen. (5) Selbst wenn man für die Analyse frz. Echowörter nicht ohne eine Denasalierungsregel auskommen sollte, so ist der Status dieser Regel viel problematischer als Marin (1972) tut. Die postulierte Denasalierungsregel würde nur in einigen wenigen Fällen in der Phonologie derivierter Wörter applizieren, da eine generelle Denasalierungsregel für das moderne Frz. nicht in Frage kommt. Zu fragen bleibt deshalb, welche lerntheoretische oder sonstige Evidenz es für eine Regel dieser Art gibt. Auf jeden Fall handelt es sich um eine opake und vermutlich morphologisierte Regel. Opake morphologisierte Regeln vertragen sich nicht mit der Annahme, daß es sich um einen produktiven Prozess handelt. Morin ist zur der Annahme gezwungen, daß die frz. Echowortbildung produktiv ist, da er die frz. Echowörter - ich schließe mich in dieser Hinsicht seinem Urteil an - als offene Klasse (vgl. z.B. die Neubildung 1a musique y£ye "Pop- oder Beatmusik1) auffaßt. Nur wenn ein Prozeß^ oder eine Menge von Prozessen^ .j produktiv ist, kann der Output eine offene Klasse sein. Da grundsätzlich also jederzeit neue Echowörter gebildet werden können, müßte in der Echowortphonologie auch die Denasalierungsregel eine produktive Regel sein. Diese Annahme ist jedoch mit den bereits erwähnten Faktoren 'Opakheit' und 'Morphologisierung1 nicht verträglich. Insofern hängt der Status der postulierten Denasalierungsregel selbst innerhalb der Theorie Morins weitgehend in der Luft. Die Denasalierungsregel resultiert aus autorabhängigen Beschreibungszwängen, d.h. Morin kann ohne eine solche Regel keinen grammatischen Output garantieren, ansonsten aber geht ihr jegliche Motivation ab. (6) -Insertion scheint mir gleichfalls einen ad-hoc-Status zu haben. Wie Morin selbst anmerkt, läßt sich auch ohne n-Insertion auskommen: Die Parallelität zwischen dem generelleren Phänomen 'Ubergangslautinsertion' im Frz. ("transitional consonants") und dem Auftreten von n in einschlägigen Echowort-Kontexten halte ich für zufällig. Die Gründe für diese Einschätzung kann ich jedoch momentan noch nicht diskutieren; ich greife diese Frage später wieder auf. Die prinzipiellen Forderungen an eine alternative Analyse der frz. Echowortderivation dürften somit geklärt sein: Eine alternative Analyse muß so angelegt werden, daß sie den Kritikpunkten (D-(6) nicht ausgesetzt ist. Es fragt sich nur, ob sich ein solches Programm durchhalten läßt. Fragen dieser Art können nicht a priori beantwortet werden. Versuchen wir deshalb einfach, die Morinsche Analyse der Echowortderivation und der Echowortphonologie gemäß den Erfordernissen (D-(6) sukzessive zu modifizieren.

Modifikation 1: Da gemäß 5) Regel (3) Defekte aufweist und (3) zugleich einen der Schlüsselpunkte der Echowort-Problematik darstellt, empfiehlt es sich, zuerst einmal die SB von (3) so lange zu verändern, bis sie observational adäquate Ergebnisse liefert. Berücksichtigt man die Ungrammatikalität einer Form wie *pepetite, dann könnte man auf den Gedanken kennten, daß im Frz. nur betonte Silben redupliziert werden. Es ergibt sich die Formalisierung: (3a)

C l

1

[v l +akzj 2

c

° 3



l

2

l

2

3

(3a) schließt zwar Bildungen wie *pepetite aus, hat aber dennoch eine recht dubiose Konsequenz: die Information, ob ein Vokal akzentuiert ist oder nicht, wird gemäß den üblichen phonologietheoretischen Vorstellungen (vgl. z.B. Chomsky/Halle (1968)) nicht im Lexikon als inhärentes Merkmal ausgedrückt, sondern erst im Laufe der phonologischen Ableitung per Akzentzuweisung eingespult. Wenn die Phonologie aber der Derivationsmorphologie nachgeordnet ist, dann ist die Information [t akz] nicht verfügbar. (3a) dürfte somit unbrauchbar sein, es sei denn, man formulierte diese Regel zu einer Peeking-Regel um, oder man entschließt sich zu einer nicht literaturüblichen Analyse der frz. Akzentuierung. Die Möglichkeit einer Peeking-Regel scheidet m.E. aus; ich will deshalb versuchen, ob sich nicht eine Analyse des frz. Wbrtakzents erstellen läßt, die mit (3a) in Übereinstimmung zu bringen ist. Exkurs über die Frz. Akzentuierung: In isolierten Wörtern liegt der Akzent entweder auf der vorletzten oder der letzten Silbe. Ist die letzte Silbe ein Schwa ([a]), so wird die vorletzte betont (/emme/[fäm(a)]), andernfalls die letzte (omi/Cami] oder distinct/[distekt]) , Als Formalisierung dieses Sachverhalts wird meist präsentiert: v co ff }]% [\ -gsp/J Eine Formalisierung wie diese entspricht üblichen generativ-phonologischen Annahmen, insbesondere: Was phonologisch regulär ist, wird durch phonologische Regeln beschrieben. Da der Wortakzent im Frz. keine idiosynkratische Distribution aufweist, analysiert man die Regelmäßigkeit des Wortakzents mittels der obigen Akzentuierungsregel. Ein solches Vorgehen ist technisch möglich, theoretisch jedoch nicht zwingend. Ebensogut ließe sich der Wortakzent (in isolierten Wörtern oder Morphemen) als Redundanzbedingung verstehen. Als Paraphrasierung dieses Ansatzes kommt in Frage: Ist X ein isoliertes frz. Wort, dann trägt die letzte gespannte Silbe von X den Hauptakzent.

v -+ [ + akz]/

8

Formalisierung:

U

[+akz] wobei: S = Silbe

Die Formalisierung des frz. Wbrtakzents in Termen einer P-Regel und einer Redundanzbedingung leistet observational dasselbe; dennoch sind diese beiden alternativen Formalisierungen nicht stark-äquivalent, da der metatheoretische Status von P-Regeln und von Redundanzbedingungen nicht identisch ist. Man muß sich deshalb zwischen den beiden vorgeschlagenen Formalisierungen entscheiden und kann sich nicht auf die Redeweise von äquivalenten 'Notationsvarianten1 zurückziehen. Was ist der hauptsächliche Unterschied zwischen Redundanzbedingungen und P-Regeln? a) P-Regeln analysieren (reguläre) phonologische Alternationen, Redundanzbedingungen spezifizieren vorhersagbare Merkmalswerte. b) P-Regeln gehören zur phonologischen Komponente, Redundanzbedingungen zum Lexikon (vgl. Stanley (1967)). Da es in isoliert gesprochenen frz. Wörtern keine Akzentalternationen gibt (etwa im Gegensatz zum Sp.; vgl. canto/[kanto] 'ich singe' vs. cont tik-tik ->- Wechsel i/a ->· tia-tao oder die Ableitung /tak/ ·+·

18

Reduplikation -> tak-tak ->· Wechsel -i la -> tia-taa vorzuziehen ist. Man könnt also - und dies nicht nur im Frz. - ins Schwiitmen, wenn man versucht, die zugrundeliegende Form von Wörtern der Art Zickzack anzugeben. Am plausibelsten erschiene mir eine Form des Typus /zVk/ mit einem vokalischen Archisegment, das erst nach der Reduplikation, die zu zVk-zVk führt, gemäß Kriterien eines maximalen Kontrastes spezifiziert wird. Ich gehe auf diese Problematik jedoch erst in 1.3 genauer ein. Vorerst möge der Hinweis genügen, daß es sich bei Echowörtern der Klasse (a) tatsächlich um eine von (b) verschiedene Klasse handelt, wobei festzuhalten ist, daß eine solche Unterscheidung nicht ad hoc für das Frz. postuliert wird, sondern in verschiedenen Sprachen nachgewiesen werden kann. Leider gibt es inner noch einige Echowörter aus (a), die (3e) Schwierigkeiten machen. Hierunter fallen insbesondere nounours 'Teddybär1 (- [-Diminution] und dgl. Hag semantische Merkmal [-Diminution] zugewiesen wird. Von z.B. dt. Stunde ist damit die Ableitung einer Diminutivform eigentlich verboten. Wie aber ist unter dieser Voraussetzung die faktisch existierende Form Stündchen zu interpretieren? Am plausibelsten erscheint mir die Annahme, daß die derivationsmorphologische Regel R (Diminution) auf das Merkmal [±Diminution] nicht anspricht; sie wird nur 12 Intervention auf dem "X e Congres International de Linguistique et Philologie Romanes', Band I, S. 147. 13 Ein Verzeichnis dieser Arbeiten findet sich in Ettinger (Ettinger ( 1 9 7 4 a / b ) ) . 14 Dubois, J. (1969): Grammaire structurale du francais: la phrase et les transformations, Kapitel IX, Diminutifs, augmentatifs et pejoratifs, 162-167.

31

durch L.-spezifisch variable syntaktische Klassen restringiert, nicht aber semantisch.15 Die Regel R(Diminution) appliziert also unabhängig davon, ob das von ihr erfaßte Lexem semantisch diminuierbar ist oder nicht, - was nur eine Paraphrase des bekannten Sachverhalts ist, daß zwischen semantischer und formaler/morphologischer Diminution unterschieden werden sollte. Für die hier angesprochene Problematik des Primats der 'affektischen1 oder der 'diminutiven1 Bedeutung der morphologischen Diminution involviert die vorausgegangene Überlegung jedoch folgendes: Irtmer, wenn R (Diminution) in einer Sprache L. auf ein Lexem mit der Markierung [-Diminution] Anwendung findet, kamt dem Derivat eine primär 'affektische1 Konnotation zu, andernfalls treten Konnotationen jeweils nur zur primären Bedeutung 'Verkleinerung1 hinzu. Semit wird m.E. begründet, weshalb z.B. dt. Stündchen nicht (referentiell) diminutiv zu interpretieren ist. Welche Konnotation Stündchen faktisch zukotrtit, mag - mangels Alternative weiterhin als Angelegenheit der Sprachverwendungstheorie betrachtet werden; die Kompetenztheorie prognostiziert lediglich, daß z.B. dt. Stündchen notwendigerweise affektive Konnotationen aufweist. Ich hoffe damit ansatzweise verdeutlicht zu haben, daß die traditionelle Dichotomie zwischen der 'affektischen1 und der 'diminutiven1 Interpretation von Diminutivbildungen zumindest partiell überwunden werden kann und nicht gegeneinander ausgespielt werden maß, - was von Bedeutung ist, wenn, wie ich eingangs behauptet hatte, eine Funktion der frz. Echowortbildung auch diminutiver Natur sein soll. Zugegebenermaßen sind z.B. Verwandtschaftsbezeichnungen bzw. Personennamen wie tata, toto, pepere, memere usw. oder Eigennamen wie Mimi, Coco und dgl. semantisch keine Diminutivformen, sondern affektisch besetzte Namen, die nur in Abhängigkeit von der jeweiligen Stilschicht oder Sprechsituation gebraucht werden. Daneben aber könnt der frz. Echcwortbildung auch eine authentisch diminutive Funktion zu. Beispielsweise das Adjektiv fofalle ist im Verhältnis zu falle diminuierend, wie die folgenden Sätze zeigen: (1) (2) (3) (4)

£lle Elle Elle Elle

est est est est

fofolle falle tres falle tres tres falle

"Sie 'Sie "Sie 'Sie

spinnt ein wenig 1 spinnt' spinnt sehr 1 spinnt gewaltig'

Das Frz. bedient sich im Gegensatz zum Dt. zweimal reduplizierter Strukturen: die morphologische (partielle) Reduplikation diminuiert und die syntaktische 15 So können z.B. im Neuhochdt. nur Nomen diminuiert werden (adjektivische Abschwächungsbildungen wie rötlich etc. sowie Iteratiwerben wie hüsteln usw. teilen mit Diminutionsbildungen nur die eine oder andere Gemeinsamkeit, sind aber auf keinen Fall als rein 'diminutiv' zu charakterisieren und mögen deshalb außer Betracht bleiben), im Schwäbischen oder Ptg. jedoch auch Verben; vgl. z . B . schwäb. Tu schön komme-le!, - wie man Schwaben etwa im Umgang mit ihren Hunden oder Kindern sagen hört.

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(totale) augmentiert. Ähnliches ließe sich anhand verschiedener im Appendix (s. 1.5, I.a)) aufgeführter nicht-ononatcpoetischer frz. Echcwörter demonstrieren. (Ich kenne im übrigen keine Sprache, in der partieller Reduplikation eine augmentative Bedeutung zukäme; es scheint sich hier wiederum um einen, ikonischen Zug der Morphologie natürlicher Sprachen zu handeln.) Die Annahme scheint wohl fundiert, daß im Frz. partieller Reduplikation fast immer eine diminutive Funktion zukommt, wenn sie nicht auf Personennamen operiert (z.B. fifille, fanfan, fofalle, bebete, baballe usw.). Insofern gilt: f ': R(part. Red.)/[+lexik. Basis

^ Personenname]

^ u[+diminutiv x]

wobei u = "fast immer1 bzw. normalerweise. Eine nicht-diminutive Form wie z.B. bdba («- ebahi) ist demnach als semantisch markiert anzusehen. Appliziert R(part. Red.) auf einen Personennamen, dann ist dieser als hypochoristisch oder als diminutiv-hypochoristisch zu deuten. Welche dieser beiden Deutungen zutrifft, hängt von der Natur der Sprechsituation ab und kann insofern in einer pragmatik- bzw. (situations-}kontextfreien Semantik nicht analysiert werden. Als kontextfreie Grobformalisierung ergibt sich f ": R(part. Red.)/[+lexik. Basis =3 [+diminutiv

v

= Personenname]

+ diminutiv-hypochoristisch]

Wie bereits eingangs erwähnt, sind iterative Echowörter der Art oouohe-couahe, frotte-frotte, (se) faire faire usw. (Glossen im Appendix) mittels totaler Reduplikation zu analysieren. Die Klasse dieser Echowörter scheint im Frz. geschlossen zu sein, d.h. nur partielle Reduplikation ist als produktiver Prozess der frz. Derivationsmorphologie zu kennzeichnen. Die in 1. entwickelte Reduplikationsregel (3f) kommt für die Bildung von cache-cache etc. nicht auf, da sie eine partielle Reduplikationsregel darstellt. Es ist dies jedoch kein Einwand gegen (3f), sondern nur Ausfluß der Tatsache, Haft es im Frz. verschiedene Typen von Echowörtern gibt. Sollte auch der Typus cache-cache produktiv sein oder (in Zukunft) werden, dann muß einfach eine zusätzliche Reduplikationsregel, die mehrsilbige Basen total redupliziert, formuliert werden. Die entsprechende Interpretationsfunktion hierfür lautet: f : R(tot. Red.)/[+mehrsilbige lexik. Basis x] => [+iterativ x]

Zusammenfassend ergeben sich somit folgende Interpretationsfunktionen für R(Red.) e des Frz.:

33 f

: R(tot. Red.)/ [-lexik. Basis] ·=> [+onomatop.

f ' : R(part. Red.)/[+lexik. Basis => u [+diminutiv x]

+iterativ]

/ Personenname]

f ": R(part. Red.)/ [+lexik. Basis = Personenname] => [+diminutiv V -häiminutiv-hypochoristisch] f

: R(tot. Red.)/[+mehrsilbige lexik. Basis x] => [+iterativ x]

Die Interpretationsfunktionen fi-f? beanspruchen nicht, die Semantik der frz. Echcwortbildung adäquat oder erschöpfend zu analysieren; sie stellen m.E. jedoch eine diskutable Näherung an eine befriedigende Morphosemantik der Echowortbildung dar. Man möge im gegebenen Zusammenhang berücksichtigen, daß in bisherigen Abhandlungen zur Wbrtbildungssemantik auch nur halbwegs explizite Interpretationsfunktionen wie die obigen nicht zu finden sind; die Intention des alten Spruchs 'Bei den Blinden ist der Einäugige König1 muß wohl auch für f.-f., gelten. 1.1.1 Markiertheitswerte für morphologische Diminution bzw. Natürlichkeit der verschiedenen frz. Diminutionsverfahren Die Erörterungen in 1.1 dürften gezeigt haben, daß es zumindest im Frz. die Möglichkeit zu Diminution mittels partieller Reduplikation gibt. Es ist daher eigenartig, daß in allen bisherigen Studien zur Diminution in romanischen Sprachen die Möglichkeit reduplikativer Diminution nicht bemerkt wird. Zwar taucht regelmäßig die Unterscheidung zwischen analytischer/syntaktischer (z. B. frz. petite maison) und synthetischer/morphologischer Diminution (z. B. frz. maisonnette) auf, aber ffaR die morphologische Diminution neben dem affixalen auch einen reduplikativen Typ umfaßt, wurde offensichtlich übersehen, obwohl dieser Diminutionstypus nicht nur im Frz., sondern z.B. auch im Ptg. belegt werden könnte. Hierauf hinzuweisen, erscheint mir im Sinne einer künftigen, integrierten Darstellung der Diminution in romanischen Sprachen sinnvoll. Im weiteren sollen nicht nur die verschiedenen Diminutionsverfahren des Frz. klassifiziert werden, sondern es wird der Versuch unternommen, die einzelnen Verfahren in Tennen von 'morphologischer Natürlichkeit1 bzw. 'Markiertneit' zu charakterisieren. Dieser Versuch hat unter anderem die Aufgabe, die Rolle von Reduplikation im Rahmen des umfassenderen Themas 'frz. Diminution' abzuklären; überwiegend kommt ihm jedoch die Funktion zu, ein von der bisherigen Linguistik gänzlich vernachlässigtes Gebiet theoretisch aufzubereiten.

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Folgende Markiertheitswerte werden in Anschluß an verschiedene Vorschläge C.-J. Baileys verwendet: u = unmarkiert/unmarked, m = markiert/marked und M = übermarkiert/overmarked. Alle Sprachen scheinen die Möglichkeit zu syntaktischer Diminution zu haben, aber nicht alle - so z.B. verschiedene sog. isolierende Sprachen - weisen morphologische, d.h. affixale oder reduplikative Diminutionsverfahren auf. Hat eine Sprache L. morphologische Diminution, dann gibt es in L. auch syntaktische Diminution. Insofern ist syntaktische Diminution unmarkiert (u) und morphologische markiert (m). Mit dieser Markiertheitsverteilung korreliert, daß in einer Sprache mit sowohl syntaktischer wie morphologischer Diminution, die morphologische jeweils restringierter und relativ unproduktiver als die syntaktische ist. Morphologische Diminutionsverfahren unterteilen sich in zwei Haupttypen: a) reduplikative und b) affixale. Gibt es in L. reduplikative Diminution - wie z.B. im Frz. -, so gibt es in L. immer auch affixale Diminution. Eine Sprache mit ausschließlich reduplikativer Diminution ist nicht bekannt, aber zweifelsohne gibt es diverse Sprachen - z.B. Deutsch -, die neben syntaktischer nur affixale Diminution aufweisen, also: reduplikative Diminution impliziert affixale. Dementsprechend ist reduplikative Diminution markiert (m) und affixale unmarkiert (u), Schematisch zusammengefaßt: (l)

Diminution syntaktische u

morphologische m

reduplikative m

affixale u

Bekanntlich läßt sich zwischen initialer, medialer und finaler Reduplikation einerseits und partieller vs. totaler Reduplikation andererseits unterscheiden. Nicht alle durch Kreuzklassifikation mittels der obigen Prädikate charakterisierbaren Reduplikationstypen sind gleichermaßen 'natürlich1 bzw. unmarkiert. Kommt der Reduplikation in I*

eine diminutiv-hypochoristische Funktion zu, dann ist

partielle Reduplikation natürlicher als totale, und zwar aus folgendem Grund: Eine morphologische Konstruktion - z.B. eine durch Reduplikation generierte ist genau dann natürlich bzw. unmarkiert, wenn sie konstruktionellem Ikonismus ('motivation by form1; Marchand) entspricht. Konstruktioneller Ikonismus liegt vor, wenn gilt: Konzeptuelle Merkmalhaftigkeit bildet sich auf morphologische Merkmalnaftigkeit ab. (Was konzeptuell 'mehr1 ist, ist auch konstruktionell 'mehr'.) Beispiele: Sprachen haben eher einen Plural- als einen Singularexpo16 Vgl. z . B . Bailey (1973), wo die Verwendung ternärer Markiertheitswerte begründet wird.

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nenten und dementsprechend kann angesetzt werden: Singularexponent = m und Pluralexponent = u, und ganz analog: Komparativ- bzw. Superlativexponent = u vs. Positivexponent = m etc.. Diminutivkonstruktionen sind also konstruktionell ikonisch, wenn gilt: 'Was konzeptuell "weniger" ist, wird auch konstruktioneil als 'weniger' repräsentiert! Diesem 'weniger1 entspricht die partielle Reduplikation, da nur ein Teil der Derivationsbasis redupliziert wird (z.B. baballe (/balle/), fofalle(/folle/) etc.). Insofern ist partielle Reduplikation bezüglich Diminution ein konstruktionell ikonischer bzw. natürlicher bzw. unmarkierter Prozess. Totale Reduplikation hingegen ist natürlich/unnarkiert bezüglich Augmentation oder Intensivierung oder Iterativbildung und dgl.; vgl. z.B. nur Konstruktionen wie sp. muy muy bien oder frz. tres tres b-ien usw. 'muy bien1 ist "besser" als "bien" und "rnuy muy bien1 ist besser als 'muy bien' (Transitivität von Intensivierung) . Ähnliches scheint für totale Reduplikation in beliebigen Sprachen zu gelten: sie wird fast immer für ein konzeptuelles "Mehr" eingesetzt, - so z.B. für Pluralbildung in malayischen Sprachen. Schema (1) soll deshalb verfeinert werden zu: (2)

Diminution syntaktische u

morphologische m

reduplikative m partielle u

affixale u

totale m

Allgemein gilt für reduplikative Prozesse, d.h. unabhängig davon, ob der Reduplikation eine diminutiv-hypochoristische Funktion zukommt oder nicht, daß in einer Sprache L. - vgl. z.B. nur den diskutierten frz. Fall die Existenz medialer Reduplikation die Existenz finaler bzw. initialer impliziert. Gibt es in L. finale Reduplikation, dann gibt es in L. auch initiale, d.h. initiale Reduplikation stellt den unmarkierten Prozesstypus dar. Also gilt für den morphologischen Prozess 'Reduplikation': initiale Reduplikation = u finale " =m mediale " = M, d.h., mediale Reduplikation wird nur dann gewählt, wenn sowohl die unmarkierte initiale (z.B. baballe) wie die markierte finale (z.B. /auto/ ->· to to) nicht zur Verfügung steht (z.B. im Falle von /musique/

17 Vgl. im gegebenen Zusammenhang z.B. auch lt. Formen der Art quisquis/quidquid/ quamquam ·*- totale Reduplikation /quis bzw. quid bzw. quam/ und dgl.

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-»· zizique). Entsprechend diesen Überlegungen ist der Knoten 'partielle u 1 in (2) zu differenzieren zu: (2')

partielleu initiale u

finale m

mediale M

Diminution mittels totaler Reduplikation kamt im Frz. - und wahrscheinlich auch in anderen Sprachen, da konstruktioneil kontraikonisch - nicht vor; deshalb kann auf eine Subklassifizierung des Knotens 'totale m1 in (2) verzichtet werden. Aufzufächern ist jedoch die Rubrik 'affixale Diminution', da sie im Frz. entweder präfixal (z.B. mini-jupe) oder suffixal (z.B. maisonnette) realisiert wird. Es stellt sich nun die Frage, ob die prä- oder die suffixale Diminution im Frz. markiert ist. Eines dürfte evident sein: ffog Frz. hat mehr Suffixe als Präfixe mit (im weitesten Sinne) diminutiver Funktion (so z.B. -ette/maisonnette, -in/bouqin, -et/moulinet, -on/ourson, -eau/baleineau und dgl.). Insofern scheint suffixale Diminution das normalere Verfahren zu sein, - ein Befund, der ja auch durch einen Blick auf andere romanische Sprachen nahegelegt wird. Andererseits aber ist - bezieht man Produktivitätsgesichtspunkte in die Überlegung ein - zu konstatieren, Ha R suffixale Diminution im Frz. grosso modo wenig produktiv ist 18 , während die präfixale mini-Diminution im modernen Frz. deutliche Ausbreitungstendenzen aufweist. Insofern scheint präfixale Diminution unmarkiert und suffixale markiert zu sein. Wie ist dieser Widerspruch mit der obigen Beobachtung zu deuten bzw. handelt es sich wirklich um eine unverträgliche Zuweisung von Markiertheitswerten? Durch die Einführung des unabhängig von der gegebenen Problematik motivierten Konzepts 'Markiertheitsumkehrung/markedness reversal1 läßt sich dieser Widerspruch m.E. beseitigen. 'Markiertheitsurrkehrung1 = def u wird zu m unter gewissen Bedingungen oder das Umgekehrte. 19 Hierzu zuerst ein nicht-linguistisches, jedoch illustratives Beispiel, da sich Markiertheitsumkehrung in allen semiotischen Systemen beobachten läßt: En Alltag ist formale Kleidung auffallend, rnerkmalhaft bzw. markiert, Alltagskleidung normal bzw. unmarkiert. Im markierten Kontext einer 'Festivität1 wie z.B. Opernball, Staatsempfang usw. sind die Markiertheitswerte der formalen bzw. der Alltagskleidung genau umgekehrt, d.h. irgendeine spezifische Aufmachung (z.B. Frack, zum Friseur gehen für Frauen, Abendkleid etc.) ist unmarkiert; für z.B.

18 Bezüglich eines pro Suffix differenzierteren Bildes, auf das es im gegebenen Zusammenhang jedoch nicht ankommt, vgl. Hasselrot (1972). 19 Zu 'Markiertheitsumkehrung 1 vgl. z.B. Anttila (1974, 156ff.) und die darin angegebene bzw. referierte Literatur.

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den Opemball gilt: Alltagskleidung = m. Der der Alltagskleidung unter gesellschafts- bzw. gruppenspezifisch variablen Norrtalbedingungen (= u-Kontext) zukdtmende Wert u wird im markierten Kontext (= m-Kontext) also zu m, d.h. der zugrundeliegende Markiertheitswert kehrt sich um. Anhand dieses Beispiels, dem diverse analoge zur Seite gestellt werden könnten, läßt sich nun auch eine genauere Definition von 'Markiertheitsumkehrung' angeben: „ , . . , . , , , . _ Markiertheitsumkehrung = def

m -> u -*·

u/u-Kontext , m/m-Kontext

Was leistet diese Festlegung für die markiertheitstheoretische Interpretation der suffixalen vs. präfixalen Diminution im Frz.? Es wird hier die These verteidigt, daß im modernen Frz. dem Regelapparat 'suffixale Diminution1 (R(suff.Dim.)) zugrundeliegend, d.h. ohne Berücksichtigung des Kontexts, der Wert u zukommt, und daß sich u aber zu m ändert, da die suffixale Diminution unter Einbeziehung des Kontexts ausschließlich auf markierte morphologische Kontexte angewiesen ist;

genau das Umgekehrte wird für die prä-

fixale Diminution behauptet. Symbolisch: 1) R ( s u f f . D i m . ) = u/0 R ( p r ä f . D i m . ) = m/0 und 2) u von R ( s u f f .Dim.) -> m/m-Kontext m von R(präf.Dim.) -»· u/u-Kontext

Zu klären ist nun, was bei affixaler Diminution unter 'u-' bzw. 'm-Kontext1 verstanden werden soll. 'Kontext' darf gleichgesetzt werden mit 'Bedingung1 und zu den Bedingungen die affixale Diminution steuern, zählt häufig die phonologische Natur des jeweiligen Derivativs. (Vgl. z.B. die dt. Diminutivsuffixe -chen und -lein, die in Abhängigkeit von der phonologischen Natur des finalen Konsonanten der Basis in weitgehend komplementärer Distribution aufscheinen: Bällohen/i{Bäll+ lein vs. Bäehlein/^Bäoh+chen und dgl.; Steuerungsprinzip: Keine Wiederholung des finalen Konsonanten der Basis im Suffix!). Werfen wir deshalb einen kurzen Blick auf die phonologische Natur der im Frz. bei affixaler Diminution involvierten Derivative. Man kommt dabei schnell zu folgender Grobklassifikation: Das Präfix mini- hat einen [+hohen] Vokalismus, während alle Diminutivsuffixe (-ette/[tt(s)],

-et/[c], -in/

] , -on/[3], -eau/[o], -atre/[at(r&)] usw.) einen [-hohen] bzw.

[+tiefen] Vokalismus aufweisen.

21 Dieser phonologische Kontrast zwischen den Dimi-

20 Manche Autoren sprechen anstelle von 'Markiertheitsumkehrung 1 von 'markedness dominance' (des Kontexts}, - doch das ist für das Folgende irrelevant. 'Markkiertheitsumkehrung' sollte jedoch unterschieden werden von (phonologischer) 'markedness assimilation' im Sinne von Andersen ( 1 9 7 2 ) . 21 Vom nur 'bildungssprachlich 1 existierenden Suffix -ule bzw. seiner Erweiterung -(i)cule (z.B. nodule, canalicule, corpuscule etc.) wird hier abgesehen.

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nutivsuffixen und dem Präfix mini- ist für die Beurteilung ihrer Natürlichkeit/ Markiertheit relevant, - und zwar aus folgendem Grund: Bekanntlich wird 'Kleinheit1 in natürlichen Sprachen häufig durch einen [-tiefen] bzw. vorzugweise [+hohen] Vokalismus symbolisiert. 22 Dieser phonetische Ikonismus (häufigste Deutung: kleiner Kiefernwinkel, d.h. vor allem i, bildet 'Kleinheit1 ab) korreliert m.E. mit der Natürlichkeit bzw. Markiertheit der jeweiligen Diminutivaffixe. Diminutivaffixe sind genau dann natürlich/unmarkiert, wenn sie phonetischem Ikonismus entsprechen, also: Diminutivaffix mit [+hohem] Nukleussegment = u [x " ] " =m f- » ] « =M

wobei: [x hohes] Nukleussegment = Vokal (oder Sonorant) von mittlerer Höhe. (Analoges gilt m.E. für Privativaffixe und Affixe mit hypochoristischer Funktion; bei Augmentativsuffixen ist die Markiertheitsverteilung genau umgekehrt als im obigen Schema; vgl. z.B. nur sp. -al, -azo, -ote und dgl. Im gegebenen Zusatnnenhang kann ich jedoch auf diese Problematik nicht genauer eingehen.) Gemäß den eben vorgeschlagenen Markiertheitswerten ergibt sich für die frz. Diminutivaffixe: mini -eau -in -on etc.

= u = m (da [xhoch]) = M (da [+tief] und damit phonetisch absolut kontraikonisch) =M

Alle Diminutivsuffixe des Frz. sind somit markiert bis übermarkiert, d.h. sie konstituieren für R(suff.Dim.) eine markierte Konstellation bzw. einen m-Kontext. Ein 'gutes1 Affix hingegen ist mini-, d.h. es fungiert für R(präf.Dim.) als uKontext. 23 Somit gilt abschließend für präfixale und suffixale Diminution im Frz. die Markiertheitsumkehrung: a) u von R ( s u f f . D i m . ) ->- m/m-Suffix b) m von R f p r ä f . D i m . ) -v u/u-Präfix

Die Markiertheitsumkehrung a) ist in dem Sinne L.-spezifisch, als sie die frz. Diminution charakterisiert; sie begründet damit auch, weshalb das Frz. in seinem

22 Vgl. hierzu beispielsweise Wescott (1971), der die einschlägige Literatur zusammenfaßt bzw. referiert. 23 Unabhängig von spezifischen soziokulturellen Bedingungen (z.B. Ausstrahlung amerikanisch-angelsächsicher Zivilisationsformen) motiviert der Wert u für mini auch, weshalb gerade dieses Präfix von (vermutlich) allen europäischen Sprachen übernommen wurde.

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Dirainutionsverhalten ein von den Sprachen der Romania oontinua deutlich verschiedenes Bild bietet. Überdies geht die explizierte Markiertheitsumkehrung natürlich in die natürlichkeitstheoretische Deutung des folgenden Gesamtschemas der verschiedenen Diminutionsmöglichkeiten des Frz. ein: Diminution

(3)

syntaktische u

morphologische m

(petite maison) reduplikative m partielle u initiale u

finale m

(fofolle) /folle/

(toto) /auto/

l

l

affixale u

(totale m) präfixale u —mediale j· i M ., \ (Mimile) /Emile/

(mlni-jupe) J r

suffixale m (maisonette)

Hierzu abschließend noch folgende Bemerkungen: a) Es gibt bisher keine Versuche, morphologische Prozesse natürlichkeits- bzw. markiertheitstheoretisch zu interpretieren. Diese schlechte Ausgangslage setzt jedem solchen Versuch Schwierigkeiten entgegen und zwingt öfters zu nicht-literaturüblichen Gedankengängen. Daß sich hierbei Spekulatives gelegentlich mit linguistisch 'Bodenständigem1 mischt, muß in einem ersten Ansatz wohl in Kauf genommen werden. b) Es handelt sich bei der Zuweisung von Markiertheitswerten zu morphologischen Prozessen keineswegs um eine notationstechnische Fingerübung, sondern um ein essentielles Problem der Morphologietheorie. 24 Solange wir nicht in der Lage sind 24 Es sollte z.B. nicht übersehen werden, daß Markiertheitswerten über ihre bereits skizzierte Funktion hinaus ein explanativer bzw. prognostischer Wert zukommt. Beispielsweise scheint - ceteris paribus - zu gelten: Je unmarkierter in Li ein Diminutivaffix ist, desto produktiver ist die Diminution mit diesem Affix, d.h. affixale Diminutionsproduktivität scheint (weitgehend) mit den Markiertheitswerten der jeweiligen Affixe zu korrelieren. Eine Begründung dieser These muß einer anderen, in Vorbereitung befindlichen Arbeit über 'Morphologische vs. phonologische Natürlichkeit' vorbehalten bleiben, da sie die Ausbreitung recht umfangreichen Materials erforderte. Im gegebenen Zusammenhang sei deshalb nur auf die Daten bzw. Entwicklungstendenzen verwiesen, die Ettinger 1974 für die morphologische Diminution im Italienischen, Portugiesischen, Spanischen und Rumänischen präsentiert. Soweit ich sehe, sind weder bei Ettinger - und dies ist ohnehin die empirisch bisher umfangreichste Arbeit zur Diminutivbildung -, noch bei anderen Autoren (z.B. Hasselrot 1957/1972) Daten zu finden, welche die obige These widerlegten. Alle verfügbaren Daten scheinen vielmehr darauf hinzuweisen, daß a) im Falle einer Konkurrenz mehrerer, markiertheitstheoretisch jedoch verschieden zu gewichtender Diminutivsuffixe in einer Sprache L^, der Diminutivbildung mit den unmarkierten Suffixen jeweils die größere Produktivität zukommt, daß b) sich im Laufe der Geschichte von LI die unmarkierteren Suffixe durchsetzen, und daß c) die morphologische Diminution niemals wirklich produktiv ist, wenn es in LI nur markierte bzw. übermarkierte Suffixe gibt.

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jeden morphologischen Prozess in der Wortbildung und in der Flexion natürlichkeitstheoretisch zu evaluieren, ist uns m.E. ein wichtiger Aspekt des Verständnisses von 'Morphologie einer natürlichen Sprache1 verstellt. Nicht alle morphologischen Prozesse sind 'synchron' gleichermaßen normal, nicht alle Prozesse werden zur gleichen Zeit bzw. mit gleicher Leichtigkeit erworben, nicht alle Prozesse werden von Sprachstörungen in gleicher Weise betroffen, nicht alle Sprachen haben dieselben Prozesse, nicht alle Prozesse werden gleichermaßen von Sprachwandel affiziert, nicht alle Prozesse sind gleichermaßen produktuv und dgl. Es steht zu erwarten, daß eine in wesentlichen Zügen erst zu erarbeitende Theorie der morphologischen Markiertheit/Natürlichkeit zu den oben angesprochenen Problemen Beiträge zu leisten vermag, die über unseren gegenwärtigen Kenntnisstand hinausführen. Die teils universellen, teils pro Sprachtypus differierenden bzw. die teilweise L.-spezifisch variablen Ansätze bzw. Leitlinien einer markiertheitstheoretischen Evaluation morphologischer Prozesse hoffe ich zumindest für den Bereich 'morphologische Diminution (im Frz.)' verdeutlicht zu haben. 1.2

Phonologische Struktur von Echowörtern, Spracherwerbung und Reduplikation

Wie die Beispiele im Appendix verdeutlichen (vgl. 1.5), hat der weitaus größere Teil der frz. Echowörter eine phonologische CVCV-Struktur. Dies ist nicht zufällig und auch keine L.-spezifische Eigenschaft frz. Echowörter, sondern ein universell bevorzugter, unmarkierter Strukturtypus, der sich mittels Gesetzmäßigkeiten der Spracherwerbung motivieren läßt. Moskowitz (1973) konnte anhand empirischer Untersuchungen zeigen, daß die L.-unabhängig zuerst erworbene Silbenstruktur vom CV-Typ

ist.

"The initial syllables are all CV types; this phenomenon, together with the fact that almost all languages have CV syllables and that CV syllables are statistically the most prevalent among the different syllables of a given language, are all due to the same cause: that they are phonetically most simplest." (S. 54)

Gründe für die 'phonetische Einfachheit" einer CV-Struktur finden sich z.B. in Jakobson 'Why Mama and Papa1 oder Malmberg (1971a, b); ich gehe hier nicht weiter darauf ein. Parallel zur Erwerbung der Phonologie einer Sprache L. und damit auch der Erwerbung L.-spezifischer Silbenstrukturen verläuft die Erwerbung des Wortschatzes, oder - da wir es mit Kindersprache zu tun haben - primitiver, anfangs noch kaum differenzierter semantischer Konzepte. Solange nur einsilbige CV-Strukturen verfügbar sind, können allen Konzepten phonologisch nur CV-Strukturen zugeordnet werden. Wie leicht einzusehen, läßt sich mit Hilfe dieses rudimentären Struktur-

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typs nur eine sehr kleine Menge von Konzepten differenzieren. Soll also zusätzlichen Konzepten eine phonologische Struktur zugeordnet werden, dann muß das Kind auch zusätzliche phonologische Differenzierungsmöglichkeiten erwerben. Dies ist der grundlegende Enpetus, der plausibel nacht, wieso weitere Silbenstrukturtypen entwickelt werden und weshalb es zu Reduplikationen könnt. Geben wir nochmals Moskowitz (1973, 56) das Wort, die diesen Gesichtspunkt klar herausgearbeitet hat: "The phonological process which allows the child to reduplicate syllables (and, in fact, pretty much demands that he does so) has an extremely simple explanation. Once the child has encoded a small syllabary (most or all of which is not yet further analyzed), he faces the need to produce words longer than CV (von mir hervorgehoben); by now the concept of "word 1 is strongly entrenched in his linguistic cognizance and he has begun or is beginning to recognize that words are often longer than one syllable. Absolutely the simplest manner in which he can produce a longer word is to utilize one unit - a single CV - twice, and the result is reduplication, a phonological phenomenon which embodies several significant precursors to the adult phonological structur. First the child previously had only an equation (1)

W= S

(where W stands for 'word nality, he has now a rule (2)

1

and S for

'syllable') which involved no directio-

f

Hs-S, and, in particular, one which involves directionality; no longer is he confined to simply filling in a word slot with a single unit from his syllabary: he is now able to generate items to fill the word slot by imposing a structure, namely, reduplication, on any of those elementary units of his inventory."

(Gründe gegen die Annahme, daß das Kind von Anfang an mit einem'Prozess wie (1') W -* S hantiert, in Moskowitz (1973, 56f.). Es ist wahrscheinlich - zweifelsohne handelt es sich um eine Spekulation, aber immerhin um eine plausible -, daß (2) universell den ersten authentisch linguistischen Prozeß darstellt, den ein Kind bei der Spracherlemung meistert.

25 'Authentisch linguistisch' deshalb, weil das Kind vor der Erwerbung von (2) natürlich schon spezifische neuro-artikulatorische Innervationsmuster beherrschen muß, - doch diese Fähigkeit gehört sicherlich zur biologischen Mitgift. Erlernt wird die Kontrolle der Artikulationsmotorik, nicht aber die Fähigkeit, Artikulatoren zu innervieren. Überdies ist es möglich, daß Regeln für suprasegmentale Prozesse vor (2) erworben werden, da Intonationsphänomene gemäß allen Spracherwerbsforschern zu den ersten Phänomenen gehören, die von Kindern 'verstanden' werden. Eine Problematik liegt jedoch darin, daß es bisher nicht gelungen ist, eine auch nur annähernd befriedigende Theorie über 'suprasegmentale' zu entwickeln. Insofern macht es Schwierigkeiten, über die Rolle suprasegmentaler Prozesse bei der Spracherlernung eine präzise Aussage zu treffen.

42

Der Prozeßtypus 'Reduplikation1 dürfte der elementarste sein, der sich in der Graramatikentwicklung natürlicher Sprachen bisher nachweisen läßt. Der Hinweis darauf, daß in manchen Sprachen (z.B. dem Dt.) reduplizierte Formen nur in geringem Ausmaß zu beobachten sind, tut der obigen Annahme keinen Abbruch. Generell heißt Spracherlernung auch, daß das Kind den adäquaten Skopus einer internalisierten Regel bestimmen lernen muß, was häufig beinhaltet, daß anfänglich postulierte, meist übergeneralisierte Regeln einzuschränken sind. Regel (2) ist nichts anderes als der Regelvorläufer L.-spezifischer Reduplikationsregeln; auch ist zum Zeitpunkt der Erwerbung von (2) noch nicht zwischen semantischen, syntaktischen, morphologischen und phonologischen Regeln differenziert. Während sich im Frz. eine revidierte Fassung von (2) in der Derivationsmorphologie (Echowörter der Klasse (a) und (b)) und in der Syntax (syntaktische Reduplikation) erhält, gibt es im Dt. weitgehend nur syntaktische Reduplikation und Echowörter der Klasse (b). 26 Zur zu erlernenden Skopusbeschränkung der frz. Echowortbildungsregel für die Klasse (a) (= (3f), die in letzter Instanz auf (2) zurückgeht, gehört auch, daß (3f) im 'bon usage1 nicht verfügbar ist; nur in der Kindersprache, im francais familier und im fra^ais populaire oder im Argot ist (3f) produktiv. Der fundamentale Charakter des Prozeßtypus 'Reduplikation1 zeigt sich auch in Aphasiedaten. Beispielsweise Qnbredane (1951, 324) führt frz. Formen wie die folgenden an: titan für quittcmt, papo für ahapeau oder papinapapeur für machine a vapeia>. Nach dem Modell der partiellen Reduplikation wurde hier der Konsonantismus vereinheitlicht. Bekanntlich läßt sich anhand verschiedener Typen von Aphasie zeigen, daß spät erworbene Regularitäten bei Aphasie zuerst abgebaut werden. Je später eine Regularität. erworben wurde, desto eher wird sie von aphasischen Störungen beeinträchtigt, je früher eine Regularität. erworben wurde, desto wahrscheinlicher wird sie sogar noch in Fällen schwerer Aphasie beherrscht. Die obigen Aphasiedaten erlauben insofern die Interpretation, daß partielle Reduplikation ein ziemlich fundamentaler Prozeß ist. Die Aphasiestörung liegt bei den angeführten Formen wohl darin, daß gestörte Sprecher den Skopus der partiellen Reduplikation nicht mehr adäquat zu bestimmen wissen; diese Skopusunsicherheit führt zur Neutralisierung syntagmatischer Kontraste zwischen Konsonanten. Es ist jedoch keineswegs allein der Bereich gestörten Sprechens, der Hinweise auf den elementaren Charakter von 'Reduplikation1 liefert. Auch vordergründig irreguläre

26 Von semantischer Reduplikation, worunter man z.B. 'Synonymenverdoppelungen1 rechnen könnte, wird hier abgesehen. Auf die Morphologie der Echowörter der Klasse (b) gehe ich in 1.3 ein.

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Phänomene der Kindersprache verweisen häufig auf 'Reduplikation'. Vgl. z.B. Malitiberg (1971a, 144), der schreibt: "Even a Swedish child who can make a distinction between dentals and velars or between nasals and liquids often prefers gocka (for docka) and lalle (for nalle), thus reducing the number of contrasts within a sytagm."

und etwas später (S. 146): "Nursery words belong structurally the same group, forms like papa, mama, dad, atta (words for "father 1 and 'mother' in different languages) (vgl. auch türk. Attatürk; mein Einschub), or nanna, BUS sa (Swedish nursery words for 'sleep'); ... not to mention expressions for biological functions common to many (even unrelated languages (a good instance is a widely spread verb beginning with -, common to e.g. Swedish, Danish, French, initials k- and t-, thus representing a primitive phonetic stage without distinctions of localisation of stops) ... The same structurally primitive patterns may reappear under unfavourable conditions in any system."

Selbst zu einem Zeitpunkt, in dem Kinder schon zwischen verschiedenen Konsonantenklassen differenzieren können, werden die Kontraste häufig neutralisiert. Das früh erworbene Modell 'Reduplikation1 ist noch zu übermächtig und paßt Ausdrücke in die Echowortstruktur ein (dooka -+ gocka, nalle -»· lalle); das Resultat dieser Einpassung sind Neutralisierungen. Desgleichen läßt sich 'Reduplikation1 in vielen Nonsenswörtern nachweisen, wie sie vorzugsweise in Abzählreimen vorkamen. Vgl. z.B. dt. Lirum, lamm, Löffelstiel, wer ... und dgl. oder einen engl. 'Nursery Rhyme', der in New York zu Beginn des 19. Jh. im Schwange gewesen sein soll (die jeweils kontrastierenden Segmente wurden durch eine Linie verbunden): Hana, mana, mona mike Barcelona, bpna, strike Hare, ware, frown, venae -£

'

'

'

^^^

Harrico, warrico, we , wo, wac (Zitiert nach dem Oxford Dictionary of Nursery Rhymes')

Es bereitete keine Schwierigkeiten, Verse dieser Art aus diversen Sprachen beizubringen und das, was von der Literaturwissenschaft 'Alliteration1 genannt wird, dürfte ebenfalls nur eine 'vornehmere' Ausprägung desselben fundamentalen Prozesses, eben eine der verschiedenen, L.-spezifisch leicht variierenden Realisierungen von ' (partieller oder totaler) Reduplikation1 sein. Da partielle Reduplikation eine schon differenziertere Silbenstruktur als S +S

' i i' erfor^ert' ist anzunehmen, daß sie erst nach der Internalisierung von (2), dem Modell der totalen Reduplikation, erworben wird. Tentativ klassifiziere ich deshalb totale Reduplikation als unmarkierten und partielle Reduplikation

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als markierten Reduplikationstypus. Laut Alaroos Llorach (1968) gibt es zwei Möglichkeiten, eine CVCV-Silbenstruktur weiter zu differenzieren: entweder kommt es zur Differenzierung der Vokale (CVCV =» CV^Q^, wobei V^ ^ V2) oder und dies ist angesichts der wenigen, bisher verfügbaren Daten kaum falsifizieroder bestätigbar - zu beiden Differenzierungen zugleich. Die Erwerbung von Sequenzen mit drei distinkten Segmenten weist Parallelen mit Wörtern der Art Bimbam, Ticktack, Ruckzuck usw. auf; es handelt sich auch hier um partielle Reduplikation, bei der entweder der Vokal oder der konsonantische Ansatz variiert. Daß überwiegend [i] ^ [a]-Alternationen zu beobachten sind, hängt wiederum mit der Spracherlernung zusammen; der Kontrast [i] : [a] ist maximal und wird normalerweise als erster erworben (vgl. hierzu Jakobson). Erwerbungschronologisch werden Wörter mit der weiter differenzierten Struktur C-|V-|C2V2, wobei C-j ^ C2 und V-| ^ V2, also Wörter, die aus vier distinkten Segmenten bestehen, erst nach Wörtern mit partieller Echwortstruktur produziert. Insgesamt lassen sich somit folgende Entwicklungsschritte der Silbenstrukturdifferenzierung annehmen: (1)

cv

(2)

·*

cvcv

(3) __===^

-=
u zu wählen ist, weshalb im Falle konsonantischer Kontraste der vordere Konsonant im zweiten Glied steht und welcher Zusammenhang zwischen der irreversiblen Ordnung eines komplexen Echowortes und der Ordnung von Binomialen besteht; c) weshalb gelegentlich der Kontrast [i] : to] aufscheint; d) weshalb überhaupt nur vordere Konsonanten als Anlautsegmente des zweiten Gliedes eines komplexen Echowortes in Frage koninen;

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e) do sich eine Regularität herausfinden läßt, welche die Wahl der Konsonanten, also ihre genaue phonologische Natur determiniert; f) ob der Echowortbildung mittels partieller oder totaler Reduplikation neben einem gemeinsamen, universellen syntaktischen Durchschnitt auch eine zumindest teilweise universelle Wortsemantik zukommt. Auf die Fragen a) bis f) habe ich keine befriedigende Antwort gefunden. Sollte mich allerdings meine Lesekenntnis nicht trügen, so ist festzuhalten, daß in der Linguistik diese Fragen bisher nicht einmal gestellt worden waren. Zu diskutieren wäre in einer umfassenderen Untersuchung sicherlich auch der Zusammenhang zwischen semantischer Reduplikation (z.B. Synonymenverdoppelung), syntaktischer und morphologischer Reduplikation. Dies konnte hier nicht getan werden, da schon der Prozeßtypus 'morphologische Reduplikation' zu umfangreichen und in manchen Punkten zweifelsohne vorläufigen Erörterungen zwingt. Die vorausgegangenen Überlegungen lassen demnach Vieles offen; eventuell wurden manche Probleme noch nicht einmal erkannt. Beanspruchen möchte ich dennoch, daß der vorgelegte Analyseansatz von Dopplungen der Art pele-mele, tic-taa, Kuddelmuddel, kitap-mitap etc. weiter führt als bisherige Behandlungen dieses Datenbereichs. Wenn z.B. Spitzer (1936, 223) zum Thema türk. Bildungen wie kitap-mitap mit leichter Hand schreibt: "Letzlich entstammt wohl der Varianten- oder Folienausdruck -mitap einer Einsicht des Sprechers in das Konturlose seines Denkens und in das Ungenügen des klarbestimmten fertigen Sprachwortes überhaupt."

so klingt dies zwar recht tiefsinnig, vermittelt aber keinerlei Einsichten in das offensichtlich nicht willkürliche Bildungsmuster von Ablautdoppelungen. Zumindest einige Konturen der Bildung von Echowörtern wie kitap-mitap, t-ir-e-lire, ziok-zadk und dgl. konnte ich aufweisen. Es bleibt zu hoffen, daß die hier präsentierten Präliminarien für eine künftige, theoretisch befriedigendere Analyse von Ablautdoppelungen von Nutzen sind. 1.4

Reduplikationsstrukturen und Haplologie

Die Frage nach der Motivation haplologischer Prozesse scheint mir einen weiteren Bereich abzustecken, für den die Untersuchung von Echowörtern bzw. Reduplikationsstrukturen etwas leistet. In historischen Grammatiken wird 'Haplologie1 meist einfach als deskriptiver Begriff verwendet. Soweit man jedoch versucht, haplo36 Dies ist zumindest das übliche Verfahren in einschlägigen Arbeiten zur romanistischen, germanistischen oder anglistischen Sprachwissenschaft. Definitionen von "Haplologie 1 werden beinahe nie präsentiert, - was einigermaßen erschwert abzuschätzen, was der jeweilige Autor unter 'Haplologie 1 versteht bzw. verstanden wissen will. Einer der wenigen Definitionsversuche stammt von Marouzeau (1961, 1O7): "Cas particulier de la dissimilation du semblable par le semblable; accident qui conduit ä n'enoncer que l'une de deux articulations pareilles; ..."

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logische Prozesse zu motivieren, rekurriert man literaturüblich auf euphonische oder kakophonische Gründe, d.h. gemäß der bisherigen Linguistik treten haplologische Kürzungen deshalb auf, weil es in Abhängigkeit von der jeweils betrachteten Einzelsprache bestimmte L.-spezifische 'kakophonische Lautgruppen1 1 zu vermeiden gilt. 37 Diese teleologische Argumentation präsupponiert mit Ihrem Rekurs auf 'Eu-1 oder 'Kakophonie1, daß Haplologie als phonalogisch oder phonostilistisch induzierter Prozess verstanden wird. Das eben nachgezeichnete Argumentationsmuster weist m.E. gravierende Schwächen auf: 1) Unabhängig von der generellen Problematik teleologischer Argumentationen in der Linguistik, gilt es festzuhalten, daß 'Eu-' bzw. 'Kakophonie' niemals definiert wird; strenggenommen ist man also gar nicht in der Lage, den obigen Argumentationsgang zu verstehen. Hinzukommt, daß ein Explikationsversuch von 'Kakophonie' in Tennen phonotaktischer Beschränkungen die Unhaltbarkeit des 'Kakophoniearguments1 zeigt. Es läßt sich unschwer beobachten, daß Formen, die haplologischen Kürzungen ausgesetzt waren oder sind, die phonotaktischen Bedingungen einer Sprache L. in keinem Fall verletzen. (Z.B. im Engl. wird in Schnellsprechformen library häufig zu Hbry verkürzt; die Sequenz [rsri] ist jedoch phonotaktisch wohlgeformt und der Prozess [rari] alauk usw., die literaturüblich mit 'Beginnt das Wort mit einem Vokal, so wird nur der Reduplikationsvokal vorgeschlagen' kommentiert werden (so z.B*, von Braune/Elbinghaus (1973:107)), nicht wie der Reduplikationstypus haita 'ich heiße 1 -> haihalt und dgl. zu analysieren sind. M . E . ist nicht auka, sondern /Pauka/ anzusetzen, d.h. ich nehme an, daß sog. vokalisch anlautende Wörter nur in der Graphie vokalisch anlauten, phonologisch aber (vgl. den dt. Parallelfall) einen anlautenden, konsonantischen Kehlkopfverschluß (?) aufweisen. Dementsprechend wird bei /Pauka/ -> PalPauka wie im Falle von haita -»· halhait und dgl. der anlautende Konsonant redupliziert. Aus naheliegenden Gründen kann in der vorliegenden Untersuchung auf die got. Reduplikation nicht detaillierter eingegangen werden. Es sollte nur angedeutet werden, daß eine literaturüblich postulierte Reduplikation der Art auka -> aiauka typologisch 'suspekt' ist. Eine genaue Diskussion dieser Problematik muß einer anderen, in Vorbereitung befindlichen Arbeit über flexivische Reduplikation vorbehalten bleiben.

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4a In den weitaus meisten Fällen werden von haplologischer Kürzung nur adjacente Silben erfaßt, d.h. auch diesbezüglich orientiert sich die Haplologie nach dem Vorbild der Reduplikation. Beispiele nicht-adjacenter Silbentilgung A _ _

l -

wie altind. /maryadaya/-»- maryada (schernatisch: S(ilbe) -iS-S,, wobei S.. = S,, -> S.S«) sind sehr selten. 5) Reduplikation ist normalerweise initial und insofern auch regressiv, d.h. es dominiert der Typus der Rückwärtsreduplikation. 5a Rückwärtshaplologien sind der Normalfall haplologischer Tilgungen: unter den aufgeführten Beispielen wird allein in lt. sembella ·*- /semi+libella/, altgriech. 9 ·«- / /, it. Povta Cinese ·«- /porta ticinese/ und altind. maryada -*- /maryadäya/ vorwärts getilgt. Haplologische Tilgungen orientieren sich also auch in ihrer Applikationsrichtung nach dem Modell der

Reduplikation. Soweit entscheidende Unterschiede zwischen Reduplikation und Haplologie bestehen, liegen sie in der Semantik: Reduplikativen Prozessen könnt jeweils eine bestimmte semantische Funktion zu, haplologische sind semantisch irrelevant. Ein weiterer Unterschied liegt - wie teilweise bereits erläutert - im Applikationsbereich: Reduplikation generiert Echowörter oder sonstige reduplizierte Formen: Haplologie operiert im Komplement zu den von R(Reduplikation) konstituierten Klassen. Diese umfassen nicht nur morphologische Wörter oder Wbrtformen, sondern auch phonologische Wörter und andere, durch Juxtaposition 'reduplikationsverdächtig1 gewordene Strukturen, wie sie bisweilen in der Syntax auftreten. (Auf den letzteren Gesichtspunkt gehe ich binnen kurzem genauer ein.) Es erscheint mir demnach zusammenfassend angebracht, Haplologie als eine Art inverser, semantisch neutraler Reduplikation, also als einen Reduplikation zugeordneten Prozeß zu interpretieren, der seine Motivation (in Sprachen mit R(Reduplikation)) aus dem Abbau 'reduplikationsverdächtiger1 Strukturen bezieht. 'Reduplikationsverdächtig1 heißt in diesem Zusanmenhang 'phonologisch wie eine von R(Reduplikation) generierte Struktur aussehend oder daran erinnernd1. Funktion von Haplologie ist die Reduktion oder die Vermeidung von 2-Opakheit von Reduplikation. Es ist genau dieser Grund, der motiviert, weshalb Haplologie im Gegensatz zu Reduplikation nicht eine zusätzliche semantische Funktion zugeordnet wird. Da Reduplikation einen morphologischen Prozeß darstellt und Haplologie (in Sprachen mit R(Reduplikation)) ein durch den Abbau von reduplikativer 2-Opakheit motivierter Prozeß ist, klassifiziere ich Haplologie als 'morphologisch induziert'. Natürlich ist die vorgetragene Deutung haplologischer Prozesse nur dann plausibel, wenn es in einer Sprache L. auch eine Reduplikationsregel gibt. Bevor

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ich jedoch diesen Gesichtspunkt eingehender darzustellen versuche, will ich ansatzweise den prognostischen Wert der bisherigen Überlegungen überprüfen. Nehmen wir zu diesem Zwecke z.B. den Atlas Lingüistieo de la Peninsula Iberioa (A.L.P.I.) zur Hand. An einschlägigen Wörtern, d.h. an Wörtern mit (phonologischer Reduplikationsstruktur des Konsonantismus, enthält Band I (Fonetica) nur ein Verb, und zwar ptg. jejuar (sp. ayunar, cat. dejunav, s. Karte/mapa 21). Unter den Einträgen für ptg. jejuar sollen laut vorgeschlagener Theorie haplologische Kürzungen beobachtbar sein, da jejuar nur phonologisch, nicht aber derivationsmorphologisch ein Echowort ist. Das Galicische hat sp. ayunar übernommen und bleibt deshalb außer Betracht. Von den verbleibenden 88 Punkten, in denen jejuar abgefragt wurde, weisen 2 (221,225) die sp. bzw. leonesische Form ayunar auf und können wie die galicischen unberücksichtigt bleiben. Eine mehr oder minder standardptg. Form der Art jejMor/[ieiuar(a)] - im Vokalismus sind kleinere, im gegebenen Zusammenhang jedoch vernachlässigbare Variationen zu beobachten - liegt in den verbleibenden 86 Punkten nur in 23O, 232, 235, 239, 24O, 241, 242 und 245, also in 8 von 86 möglichen vor. 78 abgefragte jejuar-Punkte weisen haplologisch verkürzte Formen der Art [^uarfe)] auf. Es ist dies ein Ergebnis, das die vorgeschlagene Haplologietheorie nicht gerade falsifiziert. Jej'uar ist kein Echowort, weist aber einen Echowortkonsonantismus auf und macht insofern die ptg. Echcwortbildung 2-opak. Dementsprechend wird jejuar reduziert. (Daß haplologische Kürzung nicht in allen Punkten zu konstatieren ist, mag Zufall der ungenügenden Datenerfassung des A.L.P.I, sein, der z.B. nicht zwischen Langsamund Schnellsprechformen unterscheidet. Es könnte iirmerhin sein, rtefl j_n allen Punkten die Formen jejuar und juar koexistieren, wobei die erstere die normativ korrekte Langsamsprechform und die letztere eine Schnellsprechform darstellt.) Unschwer ist zu ersehen, daß die Echowortbildung im Ptg. einen produktiven Prozeß darstellt, auch wenn ich das im gegebenen Zusammenhang nicht dokumentiert habe; man braucht zu diesem Zwecke nur einen Blick auf die ptg. Umgangssprache zu werden und sich Wörter wie cricri, zunzum, fön fön, ooaoroaö, quero-quero, reoo-reco, tique-taque, teoo-teco, zonzom oder Eigennamen wie TotÜnio (+- Antonio) , Chiahico (·*- Francisco), Janjao (+· Joao), Zeze (·*- Jose), Zezinho (· e/...' durch das übergeordnete und unabhängig motivierbare Prinzip 'Vermeide Reduplikationsopakheit' restringiert. Aus diesem Grund heißt es im Afrz. z.B. oTvmel und nicht etwa ohenel. (In Fällen wie z.B. ohaeine (·*- catena), ahael (·*- aatellu) und dgl. muß man natürlich Zwischenstrukturen der Art /chadeine/ bzw. /chadel/ ansetzen. Es sind diese galloromanischen Zwischenstrukturen, die unter Voraussetzung einer ausnahmslosen Applikation von "a -> e/...1 zur 2-Opakheit der Reduplikation beitrügen (Vchedeine/, */chedel/ und dgl.) , 51 51 Sollte das Gallorom. bzw. Afrz. eine Sprache mit unterdrückter Reduplikation gewesen sein - Untersuchungen hierzu fehlen gänzlich und können hier auch nicht geleistet werden -, dann ist die Blockierung von 'a ·*· e/...' zu motivieren mit: Unterdrücke bzw. vermeide reduplikationsverdächtige Strukturen l

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Damit nicht der Eindruck entsteht, als sei der Skopus dieses Argumentationstypus auf die Diachronie beschränkt, abschließend noch ein Beispiel aus der synchronen frz. Grammatik: Vor silbischem Anlaut wird - von relativ wenigen Ausnahmen abgesehen, deren Motivation jeweils umstritten bis ungeklärt ist der Vokal des definiten Artikels le/la. elidiert (z.B. /le ami/ -»· l 'ami und dgl.). Eine dieser Ausnahmen ist z.B. le ululement. Die eigentlich, d.h. phonologisch zu erwartende, jedoch ungrainnatische Form *l 'ululement wird vermieden, da *[lylylama] die Anlautstruktur eines Echoworts hätte und insofern R (frz. Echowartbildung) opak machte. Wiederum handelt es sich also um die Blockierung eines ansonsten regulären phonologischen Prozesses durch das übergeordnete Prinzip 'Vermeidung von 2-Opakheit der Reduplikation1 . 1.4.3

Reduplikationsstrukturen und die sog. "spurious se rule1 des Spanischen

Im Sp. kann oberflächenstrukturelles se durch dreierlei Prozesse zustandekonroen: a) durch Reflexivierung (z.B. Luisa se ha. peinado) , b) durch Passivierung (passi va refleja) (z.B. Los almzaenes se abren a las tres) und c) durch ' spurious/unechte se-Einführung1 (z.B. Se lo reaomende) . a) und b) bleiben im folgenden außer Betracht; genauer kommentiert soll jedoch c) werden. Zu c) : Perlmutter (197O) hat die Notwendigkeit der 'spurious se rule1 eingehend herausgearbeitet. Ich will deshalb im gegebenen Zusammenhang nur kurz erläutern, wozu man die 'spurious se rule1 braucht. Sequenzen von Pronomen können im Sp. bekanntlich entweder in en- oder proklitischer Position zum Verb aufscheinen; ungrammatisch wäre, ein Pronomen dem Verb voranzustellen und Le lo recomende -> SPURIOUS SE RULE ->· Se lo recomende.

Ohne 'spurious se rule" könnte ein ungrammatischer Output der Art *Le lo reaomende nicht verhindert werden; insofern ist diese Regel erforderlich. Akzeptiert man die Ungramnatikalität von *le lo, *les lo usw., jedoch nicht einfach als gegeben, sondern stellt sich die Frage, weshalb Kombinationen dieser Art ungrammatisch sind, d.h. weshalb das Sp. überhaupt die skizzierte (und deskriptiv sicherlich einwandfreie) 'spurious se rule" aufweist, dann tun sich Schwierigkeiten auf. Beispielsweise Permutter (1970) liefert keine Begründung für die Existenz der 'spurious se rule' und auch in prägenerativen Grammatiken findet sich eine solche nicht. Dieser Zustand ist zweifelsohne unbefriedigend und sollte - falls möglich - korrigiert werden. 53

Weshalb Perlmutter (1970) in die Strukturbeschreibung dieser Regel 'Dativ 1 und Accusativ* aufnimmt, wird in seiner Arbeit ausführlich begründet, ist aber im gegebenen Zusammenhang vernachlässigbar.

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Ich mache dazu folgenden Vorschlag: Wie in den Fällen der Motivation haplologischer Prozesse (vgl. 1.4), der Begründung des die Suffixwahl mitdeterminierenden Prinzips 'Keine Wiederholung des finalen Stanmkonsonantismus bzw. Stamwokalismus im Suffix' (vgl. 1.4.1) und der Argumentation, weshalb bestiitinte phonologische Prozesse spezifische Ausnahmen erleiden (vgl. 1.4.2), so erscheint mir auch die Ratio für die Existenz der 'spurious se rule' im Sp. in der Vermeidung von Reduplikationsopakheit zu liegen. Es ist dies ein Erklärungsvorschlag, der für die diskutierte sp. Problematik m.E. um so plausibler ist, als er sich nicht nur auf ein unabhängig motivierbares Prinzip gründet, sondern durch einen parallelen Prozeß der Art marahamos + nos -> marahamonos gestützt wird. 54 Die 'spurious se rule" arbeitet wie die in 1.4 besprochenen syntaktischen Prozesse des Afrz. oder Frz. auf die Zielstruktur Oberflächenstruktur ohne pseudo-reduplikative bzw. reduplikationsverdächtige Sequenzen1 hin. Es konnte m.E. gezeigt werden, daß Haplologie (s. 1.4), spezifische Blockierungen ansonsten regulärer phonologischer Prozesse (s. 1.4.2), Prinzipien, welche morphologische Verkettung mitsteuern (s. 1.4.1) sowie verschiedenen syntaktischen Vorgängen (s. 1.4 oder diesen Abschnitt) eine gemeinsame Funktion zukamt, eben die, reduplikationsverdächte Strukturen abzubauen bzw. zu reduzieren. Schematisch zusammengefaßt: reduplikationsverdächtige Ausgangsstruktur X

reduplikationsunverdächtige Zielstruktur

Die Angabe einer beliebigen Zielstruktur ist deskriptiv von Interesse, leistet explanativ jedoch nur wenig, solange nicht verdeutlicht wird, woher kennt, wodurch sich motiviert. Das hier thematisierte Zeil 'Abbau reduplikationsverdächtiger Strukturen' bezieht seine Motivation meines Erachtens aus drei Bereichen: a) Bereich 1: Vermeidung bzw. Abbau von Reduplikationsopakheit in Sprachen mit derivatio54 Ein eventueller Einwand der Art, daß es bei der Vermeidung von Pronominalsequenzen wie *Ie lo, *les lo und dgl. nicht um Reduktion von 2-Opakheit der sp. Echowortbildung gehen könne, da *le lo usw. kein 'Wort 1 darstellt, ginge an der Tatsache vorbei, daß klitische Partikel immer zu einem (phonologischen) Wort gehören. Desgleichen gilt es festzuhalten, daß die Echowortbildung im Umgangssp. wie im Ptg. oder Frz. ein produktiver Prozeß ist; dies erweist allein schon ein Blick auf Eigennamen wie Totonio (-«-/Antonio/) etc. Leider kann ich im gegebenen Zusammenhang auf die sp. Echowortbildung nicht eingehen, da mir dies einen zu umfangreichen Exkurs abnötigte (vgl. z.B. nur die analysierte frz. Echowortbildung) und insofern den Rahmen der vorliegenden Studien sprengte.

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neller und/oder flexivischer Reduplikation (= Reduktion von 2-Opakheit von R (Reduplikation)). b) Bereich 2: Distanzierung von an Kindersprache erinnernde und insofern prestigebeeinträchtigenden Strukturen in Sprachen, in denen Reduplikation als morphologischer Prozeß vollständig oder weitgehend unterdrückt wurde bzw. zu unterdrücken ist. (= Reflex der Unterdrückung von R(Reduplikation)). c) Bereich 3:

Perzeptionserleichterung insofern, als es vermutlich eine Perzeptionsstrategie der Art gibt, daß reduplikative Strukturen zuerst einmal als (morphologische bzw. lexikalische) Wörter analysiert werden und eine solche Strategie bei Pseudoechowörtern der Art dt. die, die oder it. si si etc. aber in eine Sackgasse läuft, d.h. der Hörer erst in Abhängigkeit von zusätzlicher syntaktischer Information aus der skizzierten Perzeptionssackgasse heraus und zu einem korrekten Ergebnis kamt. Werden Strukturen der Art die, die usw. also eliminiert bzw. reduziert, dann vermindert sich die Fehlerquote der vermuteten Perzeptionsstrategie, d.h. die Sprachperzeption wird optimiert bzw. die Dekodierung sprachlicher Äußerungen erleichtert (= Perzeptionsoptimierung). 55 Zur Relevanz des Begriffs 'perceptual strategy/Perzeptionsstrategie' für die linguistische Theoriebildung vgl. Bever/Langendoen (1971) sowie die sich an diesen Aufsatz anschließende Diskussion. 56 Im Gegensatz zur literaturüblichen Auffassung scheint es mir ziemlich unproblematisch zu sein, was als 'Wort 1 zu klassifizieren ist, sobald man sich von der Vorstellung löst, daß 'Wort 1 auf genau einer Repräsentationsebene zu definieren sei. Es ist m.E. zu unterscheiden zwischen 'graphemischem Wort 1 , 'phonologischem Wort 1 , 'lexikalischem Wort' und 'morphologischem Wort'. Graphemisches Wort = def das, was zwischen zwei Leerräumen/ blanks steht. Was zwischen Leerräume zu stehen kommt, variiert sprachspezifisch in Abhängigkeit von den jeweiligen Verschriftungskonventionen; z.B. die sp. Orthographie bildet phonologische Wörter auf graphemische ab, soweit es sich um eine Sequenz 'Verb + enklitisches Pronomen" handelt (z.B. damelo!, marchamonos etc.); ansonsten versuchen die sp. Verschriftungskonventionen das lexikalische bzw. morphologische Wort zu spiegeln. Phonologisches Wort = def das, was zu einer Tongruppe gehört. Was zu einer Tongruppe gehört, wird durch die sprachspezifische Phonologie determiniert. Lexikalisches Wort = def das, was im Lexikon als Wort ausgewiesen wird, d.h., was im Lexikon von Li zwischen echten/true Wortgrenzen steht. Morphologisches Wort = def das, was Output bzw. Gegenstand der Analyse morphologischer Regeln ist. Alle morphologischen Wörter sind auch lexikalische, aber das Umgekehrte gilt nicht, da im Lexikon natürlich auch Simplicia und im Laufe der Geschichte von LI derivationsmorphologisch unanalysierbar gewordene komplexe Wörter stehen. Derivationsmorphologische Wörter sind nur solche, die synchron mittels 'durchsichtiger' Derivationsregeln abgeleitet werden können, - und das ist bekanntlich jeweils eine lexikalische Minderheit. Ein detaillierterer Exkurs zur Definition von 'Wort' verbietet sich im gegebenen Zusammenhang, da er zu umfangreich würde.

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Es muß abschließend jedoch zugegeben werden, daß die funktional äquivalenten Prinzipien a)-c) nur L.-spezifisch variierend durchschlagen (vgl. z.B. standardfrz. II le lui donne und dgl.). Die Fragen, welches grammatische Mittel pro Einzelsprache z.B. zur Reduktion von Reduplikationsopakheit gewählt wird und ob nicht L.-spezifisch variierend Reduplikationsopakheit in mehr oder minder großem Ausmaß toleriert wird, müssen vorerst offenbleiben. (Analoges wäre zu b) und c) zu sagen.) Zusätzlich wird die künftige Forschung noch zu klären haben, wann eine Sprache L. zum Abbau pseudoreduplikativer Strukturen die Radikalmittel 'Haplologie' bzw. "Substitution1 und wann sie das weniger radikale Verfahren 'Dissimilation' wählt. Es erscheint mir beispielsweise nicht unplausibel anzunehmen, daß die raison d'etre verschiedener Dissimilationen (so z.B. des Thurneysenschen Gesetzes im Gotischen oder des Dänischen Gesetzes in bestimmten Bantu-Sprachen) aus a)-c) herrührt. Eine dieser Deutung (scheinbar) zuwiderlaufende Dissimilation wie das Grassmannsche Gesetz im Altgriechischen, das ausgerechnet in Reduplikationssilben vor aspiriertem Wurzelanlaut deaspiriert und damit (zumindest ehemals authentische) Reduplikationsstrukturen dissimiliert (vgl. z.B. vi-fy-fit

1. Pers. Sing. Ind. Präs, von 'setzen1),

ist m.E. wie folgt zu deuten: Die altgriech. Reduplikationsformen werden (in 'klassischer1 Zeit) bereits nicht mehr mittels einer Regel R(flexivische Redu57 plikation) generiert, sondern stehen als solche im Lexikon. Eine eventuelle Regel R(flexivische Reduplikation) wäre opak, eine 'minor rule' und käme dennoch mit diversen Ausnahmen nicht zurecht. Mit welcher Fülle von Ausnahmen, Komplikationen und Sonderfällen die Reduplikationsformen des Altgriech. 'garniert' sind, läßt sich bereits aus jeder einigermaßen detaillierten Schulgrammatik entnehmen (vgl. z.B. Bornemann/Risch (1973:§84-87); ich gehe hier nicht weiter darauf ein. R(flexivische Reduplikation) ist nicht produktiv im Altgriech. und somit auch keine Regularität bzw. Regel der griechischen Morphologie. Es muß m.E. angenommen werden, daß die (ehemalige) Regel R(flexivische Reduplikation) im Altgriech. - vgl. den lt. Parallelfall - durch diverse phonologische Prozesse 'ruiniert1 wurde und als morphologische Regel verlorenging. 57 Vennemann argumentiert in verschiedenen Publikationen für die Annahme, daß alle flektierten Formen einer Sprache L^ nicht durch einen flexionsmorphologischen Regelmechanismus generiert würden, sondern ausnahmslos im Lexikon stünden und dort mittels morphologischer Redundanzbedingungen, die über Paradigmen operieren, zu analysieren seien. Ich sympatisiere mit dieser Annahme ein wenig, halte sie letzten Endes aber für zu stark: M.E. stehen im Lexikon diejenigen flektierten Formen, die nicht durch 'durchsichtige 1 , reguläre bzw. produktive Flexionsregeln ableitbar sind; völlig reguläre Paradigmen - solche gibt es gelegentlich auch - sind durch einen generativen Regelmechanismus aufzuzählen und nicht in toto im Lexikon zu speichern.

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Diese Annahme impliziert, daß altgriech. Raduplikationsstrukturen nicht als 'morphologisch1, sondern als (synchron) 'pseudoreduplikativ1 zu interpretieren sind, bzw. sich für den Sprecher/Hörer des Altgriech. als solche darstellten. Insofern ist die bekannte Dissimilation namens 'Grassmanns Gesetz1 kein Einwand gegen die Begründung spezifischer Dissimilationen mittels a)-c), sondern eine Validierung der vorgeschlagenen Argumentation. M.E. gibt es nur zwei Haupttypen dissdmilatorischer Prozesse, solche, die i) mittels a)-c) begründbar sind (Funktion: Abbau reduplikationsverdächtiger bzw. pseudoreduplikativer Strukturen), und solche, die ihre Motivation aus ii) der Maximierung phonologischer Kontraste (z.B. dt. (ehemals) /laxs/ -*· DISS. -»· [laks]/Lachs) beziehen. Mit Haplologie und dgl. teilen zumindest Dissimilationen des Typs i) die Eigenschaft, daß sie (normalerweise oder inmer?, - diese Problematik ist bisher nicht zufriedenstellend untersucht worden -) unidirektional operieren. Es ist dies ein weiterer Grund, eine funktionale Verbindung zwischen Haplologie etc. einerseits und Dissimilation des Typs i) andererseits herzustellen, deren Detailexplikation jedoch einen viel zu umfangreichen Exkurs in die allgemeine Dissimilationstheorie erforderte, als daß sie im gegebenen Zusammenhang geleistet werden könnte. Verschiedene Fragen bleiben also offen. Man möge dabei jedoch berücksichtigen, daß die einschlägigen Fragen erst auf dem Hintergrund der vorgeschlagenen Haplologietheorie, Reduplikationstheorie und dgl. systematisch formulierbar wurden. Immerhin hoffe ich plausibel gemacht zu haben, daß sich eine Anzahl oberflächlich sehr heterogener Phänomene, deren Analyse und Begründung der bisherigen Linguistik ausnahmslos Schwierigkeiten bereitet hat, auf ein gemeinsames, vermutlich universelles Prinzip zurückführen lassen, eben auf: 'Vermeide pseudoreduplikative Strukturen!' 1.5

Appendix: Verzeichnis französischer Echowörter

Gegenüber traditionellen Sprachwissenschaftlern mußten generative Grammatiker häufig viel Mühe aufwenden, um verdeutlichen zu können, wozu man in der Linguistik überhaupt eine 'Theorie' braucht. Der Grund hierfür lag im wissenschaftstheoretisch teilweise naiven Selbstverständnis großer Teile der traditionellen, meist junggrammatisch geprägten Philologie und/oder Linguistik. Während junggrammatische und auch strukturalistische Analysen von möglichst umfangreichen Material- bzw. Datenmengen auszugehen trachten, um dadurch Ihre induktiven Ge58 neralisierungen abzusichern, geht es dem generativen Grammatiker meist weniger 58

Eine Ausnahme stellt die Glossematik in Anschluß an Hjelmslev dar. Grosso modo gilt aber auch heute noch, daß traditionalle Linguisten (Junggrammati-

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um die Menge der Daten, als um den theoretischen Wert und die explikative Funktion der von ihm postulierten Regularitäten; Primärdaten erscheinen ihm nicht an sich erwähnens- oder betrachtenswert, sondern nur insofern, als sie eine Theorie, bestätigen oder in Schwierigkeiten bringen. Deshalb ist vielen generativ-transfunrationellen Publikationen der Zug eigen, daß einige wenige, für die Theorie, jedoch als kritisch erachtete Daten in einer Weise diskutiert werden, die im traditionellen Paradigma stehenden Linguisten entweder als wenig erhellend ('Wo bleibt die Fülle der Daten?') oder als langweilig ('Uns interessieren 'Sprachen' und nicht 'Formalismen'; natürliche Sprachen lassen sich eben nicht formalisieren!') oder als überstrapaziert ('Soviel Theorie und nur so wenige Daten!') oder als alles drei zugleich erscheint.

Das an-

gesprochene Vorgehen der generativ-transformationellen Linguistik eischeint mir dennoch akzeptabel zu sein. Da es sich inzwischen in weiten Bereichen der Sprachwissenschaft durchgesetzt hat, muß es hier nicht von neuem begründet werden. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, daß diese Theorieorientiertheit der modernen Linguistik gelegentlich zur Vernachlässigung des immerhin ebenfalls anstrebenswerten Ideals 'Vollständigkeit' führte. Ich gebe deshalb im folgenden eine annähernd erschöpfende Liste von Ausdrücken an, die im Frz. die phonologische Struktur von Echowörtern haben. Die einzelnen Einträge stammen zum größeren Teil aus Worin (1972); ich habe seine Angaben, die nicht inmer korrekt waren, falls notwendig modifiziert (z.B. wartet Worin bei Echowörtem wie pepere, bebete usw. generell mit einer Transkription auf, die zwei ker wie StrukturaListen) die Induktionskritik von Seiten der analytischen Philosophie nicht zur Kenntnis genommen haben oder nur vom Hörensagen kennen. 59 Als Ausdruck dieses Empfindens und des präsupponierten Primats der Daten scheint neuerdings das Reizwort 'linguistique des langues' (z.B. Martinet (1973)) in Umlauf zu kommen. Da es eine 'linguistique des langues 1 zu machen gelte, die generative Grammatik aber nur eine Spielart der theoretischen Linguistik ist, stellt sich häufig der Verdacht der Empirieferne der generativen Linguistik ein. Ich will gegen diesen Verdacht nicht angehen. Wenn er - wie traditionell üblich - auf die Meinung zurückgeht, daß wissenschaftliche Theoriebildung nicht anders als induktiv (und zwar ausgehend von möglichst großen, vorgegebenen Datenmengen) zu geschehen habe, so ist dies ein Problem der prägenerativen Linguistik, nicht eines der modernen Wissenschaftstheorie oder der generativen Grammatik; wenn aus diesem Verdacht die Aufdeckung von für eine Theorie T relevanten Daten resultiert, ist er jedoch gerechtfertigt. 60 Da die Klasse der f r z . Echowörter offen ist, kann die nachstehende Liste natürlich nicht im strengen Sinne erschöpfend sein. Auch habe ich einige Echowörter wie z.B. rartare 'Tartarus, Schattenreich, Totenreich, Unterwelt 1 cuculle 'Skapulier 1 oder 'Halshornkäfer', cuculJi/ere 'kappentragend, bekappt 1 , cuculliforme, cucurbite, seseli und dgl., die ihr Dasein hauptsächlich den Lexikologen verdanken, faktisch aber fast nie vorkommen, weggelassen.

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[ ] enthält; korrekt ist jedoch jeweils nur [pepsr] usw., nicht *[peper] und dgl.). Einen anderen Teil der aufgeführten Echowörter habe ich aus Publikationen zur frz. Umgangssprache oder zum frz. Wortschatz oder aus Lexika übernommsn; nützlich waren mir insbesondere Bauche (1965), Sandry/Carrere (1963), Deak/Deak (1964), Gspann (1954), Gottschalk (1931) und Schultz (1936). Ein dritter Teil von Echowörtern wurde mir von Informanten zugetragen; ich bin deshalb Herrn Philippe Lafont (München), Herrn Bernard Dutoit (Paris) sowie verschiedenen französischsprachigen Studenten an der TU Berlin zu Dank verpflichtet. Wertvolle Hinweise auf dem lexikologisch bisher nur sehr lückenhaft erfaßten Gebiet der frz. Echowörter61 verdanke ich auch Herrn W. Heinz (München). Echowörter, die sich in keinem der einschlägigen Lexika finden, die jedoch von meinen Informanten übereinstimmend als "französisch1 klassifiziert wurden, führe ich im folgenden ohne spezielle Markierung auf. Echowörter, die meinen Informanten nicht bekannt waren, obwohl sie in verschiedenen Lexika oder Studien zum frz. Wortschatz zu finden sind, werden entsprechend gekennzeichnet; es mag sein, daß es sich um 'ghost-swords' handelt. Die aufgeführten Echowörter verteilen sich auf drei Hauptgruppen, die zu charakterisieren sind durch: I) synchron ableitbare, d.h. morphologische und II) synchron nicht ableitbare, d.h. nicht-morphologische bzw. lexikalische Echowörter. III) ist ein Verzeichnis von Derivaten mit Echowortbasis. Subklassifütation von I) führt zu (a): Ableitbare, nicht-oncmatopoetische Echowörter mit angebbarer lexikalischer Basis und (b): Ableitbare Echowörter mit onomatopoetischer Basis. Ich nehme sozusagen per Definition an, daß Onomatopoetika ableitbar sind, auch wenn die Einzelheiten der Bildung onomatopoetischer Formen ziemlich unklar sind. Auf jeden Fall gehorcht die Bildung onomatopoetischer Formen L.spezifisch partiell variablen Beschränkungen - ist also nicht willkürlich bzw. 61 Diese lückenhafte Erfassung manifestiert sich unter anderem darin, daß z.B. Haensch/Lallemand (1972:18ff) - dies ist außer Morin (1972) ohnehin die einzige moderne Publikation, in der einige frz. Echowörter zumindest aufgelistet werden - nur einen kleinen Teil der Echowörter angeben, die im Frz. existieren. Das Bildungsprinzip dieser Wortklasse geben sie 'erwartungsgemäß 1 nicht an. ('erwartungsgemäß 1 deshalb, weil in prägenerativen Arbeiten zur Wortbildung 'Wortbildung 1 meist nur in der Überschrift erscheint: was konkret präsentiert wird, sind normalerweise keine Wortbildungsregeln, sondern Wortlisten und Anmerkungen hierzu.) Die einzige ältere Arbeit zur frz. Reduplikation, nämlich Kocher Fr. ( 1 9 2 1 ) : Reduplikationsformen im Französischen und Italienischen, Dissertation an der Universität Bern, ist bezüglich der Datenerfassung reduplizierter Formen des Regionalfrz. (vor allem für die Welschschweizer Kinderspräche) eine Fundgrube, jedoch vernachlässigbar bezüglich Reduplikation im modernen 'Gemeinfrz.'. In theoretischer Hinsicht - anderes wäre erstaunlich - repräsentiert Kocher (1921) einen antiquierten Stand.

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regellos - und es läßt sich auch beobachten, daß zumindest in manchen Lekten (z.B. Kindersprache, baby talk/Ammensprache, Sprache der Comics etc.) Qncmatopoetikabildung reproduktiv ist. Daß in der Sprache Erwachsener eventuell alle onomatopoetischen Formen desto trotz lexikalisiert sind, wird durch diese Bemerkungen nicht in Abrede gestellt. Die Zuordnung onomatopoetischer Bildungen zur Klasse 'morphologische Echowörter1 mag erstaunen, ist jedoch zwingend, wenn man - wie ich es tue - unter 'Derivationsmorphologie' alle Wortbildungsverfahren subsummiert. II) besteht aus (c): entweder phonologischen Echowörtern mit bekanntem lexikalischen Ursprung, die synchron jedoch nicht derivierbar sind, oder echowortverdächtigen Strukturen, und (d): Echowörtern mit unbekanntem Ursprung oder unbekannter Basis. (Im übrigen soll gelten: Wer eine natürlichere bzw. willkürfreiere Klassifikation frz. Echowörter vorschlagen kann, der möge es tun.) Alle Einträge aus I) und II) werden zusätzlich danach spezifiziert, ob sie eine totale (tot.R.) oder partielle reduplikative Struktur (part.R.) aufweisen. Folgende Abkürzungen werden verwendet: N = Noten bzw. Substantiv, V = Verb, Adj = Adjektiv, Adv = Adverb, Pron = Pronomen, Int = Interjektion, onom. = onomatopoetisch, mask. = maskulin, fern. = feminin, k.spr. = kindersprachlich, fam. = familiär, pop. = franpais populaire, worunter ich auch den Argot subsummiere. Da gilt fam. => pop., d.h. familiäre Ausdrücke auch Ausdrücke des francais populaire sind (das Umgekehrte gilt nur im Ausnahmefall), erspare ich mir häufig die Angabe von 'pop.'. Glossen stehen zwischen Anführungszeichen und die Notation 'X(t- Y ) ' hat die Interpretation ist Etymon von X' oder "X wird aus abgeleitet1; '(·*- ?) soll anzeigen, Ha R die zugrundeliegende Form oder das Etymon nicht bekannt oder umstritten ist. Klassifikatorische Grenzfälle werden jeweils vermerkt. I. Morphologische Eohcwörtev a) mit lexikalischer Basis: (Da fast alle Wörter dieser Klasse durch partielle Reduplikation Zustandekommen, wird lediglich totale Reduplikation speziell vermerkt; bei einsilbiger Basis entfällt die Unterscheidung zwischen partieller und totaler Reduplikation. ) 1. i>a£>a/[baba] (·«- eiahi), Adj, fam. 'erstaunt, b a f f , z.B. J'etais totalement baba 'Ich war ganz baff, völlig überrascht". 2. haialle/[babal (s) ] (-ejbete/[bebet(3) ] («- bote) , Adj, fam., 'leicht verrückt 1 ; Elle est behüte "Sie spinnt ein wenig'. 5. BiMcne/[bibi/(3) ] (-*- biche) , N, fern., Spitzname für Madame Pompidou in z.B. "Le Canard Echaine'.

82 6. 2>o£ocne/[bDboi ( a ) ] (-onne/[bobon(a) ] (·*- bonne) , N, fern., fam., 'meine Frau' (mit positiver Konnotation, also nicht etwa 'meine Alte 1 , wird als Eigenname gebraucht, z.B. Faut que je parte, Bobonne m'attend. 8. jbojbosse/[bobos (s) ] (·«- Jbosse, k.spr. Form von boche', s wird vor /erworben) , s. boboche; die Form bobosse war 3 von 6 befragten Informanten nicht bekannt. 9. Jbonbon/[b5b5] (·*- bon) , N, mask., 'Bonbon, Zuckerl 1 . 10. cache-cache/ kaikaJ (·«- cacher) in z.B. jeu de cache-cache 'Versteckspiel 1 , (tot.R.). 11. cniencnien/[ije ijif] (· an/__jf=V; vgl. hierzu Vennemann (1972).

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2) Wie ist R. R. zu deuten? Es liegt nahe im Sinne der anfänglich rein formalen Einfachheitsmetrik der generativ-transformationellen Grammatik, R.^ R. als "Vereinfachung" zu interpretieren. Ein solches Vorgehen ist jedoch in verschiedener Hinsicht dubios: Zum einen sind im Laufe der letzten Jahre verschiedene Fälle nachgewiesen worden, die sich formal nicht als Vereinfachungen niederschlagen, obwohl es sich intuitiv um Vereinfachungen handelt, zum anderen scheint ein rein formales Einfachheitskriterium substantielle Gegebenheiten natürlicher Sprachen ungenügend zu berücksichtigen. Auch ist im laufe der Forschung eine undifferenzierte Simplizitätsmetrik, die nicht zwischen verschiedenen Arten von Komplexität oder Einfachheit unterscheidet, zusehends fragwürdiger geworden. Vor allem Bartsch (1973) verdeutlicht, daß in der Linguistik mit verschiedenen Komplexitätsbegriffen gerechnet werden sollte, wobei allerdings zuzugeben ist, daß deren wechselseitiges Zusairrienspiel bisher nur ungenügend geklärt werden konnte. Verkürzend ließe sich auch sagen: formale Einfachheit fällt nicht immer mit intuitiver oder mentaler/psychischer Einfachheit zusammen, wobei zusätzlich noch verschiedene Arten psychischer Einfachheit zu berücksichtigen sind. Insofern ist das bisherige Einfachheitskriterium kein Maßstab für psychische Realität, - was es seiner Intention nach sein sollte. Kiparsky (1971: 584) drückt dies deutlich aus: "Most papers analyzing the simplicity metric point to the conclusion that the function of an adequate evaluation measure is to be fulfilled by substantive constraints in addition (by no means "instead of) to the simplicity metric."

Einen Schritt in Richtung auf eine adäquate Komplexitätstheorie stellt m.E. die Differenzierung von 'Einfachheit1 in 'sprecherseitige oder motorisch/artikulatorische Einfachheit1, 'hörerseitige oder auditiv/perzeptive Einfachheit' und 'lerntheoretische Einfachheit' dar. Zumindest diese drei Einfachheitsbegriffe sind zu unterscheiden, wenn man über eine in mancherlei Hinsicht verfälschende globale Einfachheitsmetrik hinauskamen will. Es gilt sich nur 17 Wer angesichts dieser Überlegungen meinen sollte, daß sie 'generativ-transformationelles Metageschwätz' darstellen, das ihn nichts angeht, irrt. Mit gleichermaßen undifferenzierten Konzepten wie 'loi du moindre effort' und dgl., die als metatheoretische Annahmen in diverse historische Grammatiken - wenn auch selten deutlich ausgesprochen, so doch im Typus der Argumentation nachweisbar - eingehen, wird wie in der Frühzeit der TG ein undifferenziertes, d.h. ausschließlich artikulatorisch basiertes Einfachheitskriterium eingeführt. Dementsprechend die Entschlossenheit vieler traditioneller Linguisten, jeden sog. Lautwandel artikulatorisch zu "begründen". Zu welchen Bizarrerien dies gelegentlich führt, dafür legen z.B. in der romanischen Sprachwissenschaft die vielfältigen Beschreibungsversuche eines Wandels wie

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vor Augen zu führen, daß für den Sprecher einfach sein kann, was auditiv recht kcnplex ist (oder das Umgekehrte), und daß Sprecher- oder hörerseitige Einfachheit nicht mit lerntheoretischer koinzidieren muß. (z.B. die Affrikate [/] ist auditiv relativ einprägsam und gibt in Hörertests katm zu Verwechslungen Anlaß, während sie sprachlemenden Kindern regelmäßig Schwierigkeiten bereitet und erst spät erworben wird.) Es stellt sich nun die Frage, welchem Einfachheitsbegriff R. R. zugeordnet werden soll. Da Regel-Telescoping für die Artikulation und Perzeption irrelevant ist, bleibt als Deutungsmöglichkeit nur lerntheoretische Einfachheit übrig. Ich interpretiere deshalb die Bildung von R. R. als Vereinfachung, die von Kindern im laufe der Spracherlernung vollzogen wird. Die formale Einfachheitsmetrik der TG scheint brauchbar zu sein für die Deutung von Spracherwerbungsprozessen, aber z.B. nichts auszusagen über perzeptive Komplexität. Die bisher vorgetragene Deutung von R. R. als spracherlernungstheoretische Vereinfachung klärt die Frage, warum die Alternation -al aux im Frz. unproduktiv wurde, natürlich noch nicht; inmerhin aber verdeutlicht sie einige Gesichtspunkte, die im folgenden von Belang sein werden. Es läßt sich nämlich zeigen, daß ein Prozeß der Art R. R. immer zu unnatürlichen Prozessen führt und insofern phonetisch-phonologische Komplexität in die Grammatik einbringt, obwohl R± R. lerntheoretisch mittels 'Vereinfachung1 oder 'Kcmplexitätsabbau1 zu motivieren ist. Lerntheoretische Einfachheit korreliert eben nicht systematisch mit phonetisch-phonologischer. Regel-Telescoping stellt eine der fCglichkeiten dar, wie natürliche Sprachen zu 'crazy rules' können. Zur Erläuterung dieses Gesichtspunktes greife ich auf schon vorgebrachte Beispiele für Telescoping zurück: a) Lt. Rhotazismus: Die in t für das Lt. anzusetzende Regel s -»z/V V ist eine natürliche Assimilationsregel; 18 zwischenvokalische Sonorisierung läßt sich in diversen Sprachen beobachten. Die für t . vorauszusetzende Entwicklung von stimnhaftem s zu apikalem r (z ·+ r/V V) ist gleichfalls ein natürlicher phonologischer Prozeß, der in einer Vielzahl von Sprachen (so z.B. in verschiedenen germ. Sprachen, vgl. dt. Relikte der Art erküren/erkieste und dgl.) Anwendung fand. Der nach dem Telescoping vorliegende Prozeß s -»· r/V v aber ist unnatürlich; er lt. nocte ->· rumänisch noapte oder it. piu ->· neapolit. [kju] ein beredtes Zeugnis ab. Es geht im gegebenen Zusammenhang nicht um die Erfindung artikulatorischer Zwischenstufen zwischen k und p, sondern gangbar ist nur eine hörerseitige Argumentation, d.h. eine Argumentation, die die leichte auditive Verwechselbarkeit von k und p herausarbeitet. 18 Zum Begriff 'natürliche Regel' vgl. z.B. Mayerthaler (1974:93-97).

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entbehrt phonetisch-phonologischer Plausibilität, d.h. kann weder artikulatorisch noch perzeptiv motiviert warden und dementsprechend läßt er sich auch nur selten nachweisen. Dort, wo er beobachtbar ist, toleriert er typischerweise Ausnahmen, ist unproduktiv und scheint paradigmatischen Ausgleich zu begünstigen (vgl. z.B. lt. arbos ~ arboris =» arbor ~ arboris etc.). b) L-Vokalisierung im Frz.: Die anhand des lt. Rhotazisraus vorgebrachte Argunventation gilt für alle Prozesse der Art R. R.; ich verzichte deshalb auf einen längeren Kommentar: l -> / C und 1 -> w/ C sind natürliche phonologische Prozesse, 1 -> / C aber ist ein markierter oder unnatürlicher Prozeß. Dementsprechend toleriert er im Laufe der Sprachgeschichte imner mehr Ausnahmen Alsace, alternanoe, oarnavals etc.), ist unproduktiv und scheint paradigmatischen Ausgleich zu begünstigen (z.B. ohevel ~ eheveux ·* aheveu ~ oheveux oder cheval ~ shevaux ·» oheval ~ ahevals im Umgangsfrz. usw.) . Zusammenfassend läßt sich festhalten: Das Aufkommen eines natürlichen Prozesses (z.B. s -*· a/V V in einer Grammatik G. sowie die natürliche Vfeiterentwicklung dieses Prozesses (z.B. zu z -> y/V V) führt unter den bereits explizierten Bedingungen zu Regel-Telescoping. Obwohl Regel-Telescoping natürliche Prozesse als Input hat und als lerntheoretische Vereinfachung zu interpretieren ist, führt es grundsätzlich zu einem unnatürlichen Prozeß. Regel-Telescoping 'kontaminiert1 natürliche 19 phonologische Prozesse und macht sie insofern "undurchsichtig1. Undurch20 sichtige Prozesse sind unnatürlich; unnatürliche Prozesse sind unproduktiv. 19 'Undurchsichtigkeit 1 wird hier nicht im Sinne von Kiparskys Opacity1 verwendet. Laut Kiparsky (1973) ist eine Regel R der Form: A -»· B/C D 1-opak, wenn es As gibt, die von R nicht erfaßt werden, 2-opak, wenn es Bs im Kontext C D gibt, die nicht von R generiert werden. Skopus dieser Definition sind phonologische Regeln. 'Undurchsichtigkeit 1 wird im gegebenen Kontext jedoch nicht auf Regeln, sondern auf den Output von Regeln, also Alternationen bezogen: Eine Alternation A ist def undurchsichtig, wenn die Relation zwischen den Gliedern von A nicht mittels einer natürlichen phonologisehen Regel beschreibbar ist. Sinn dieser Definition ist eine Unterscheidung zwischen 'Regel-' und 'Alternationsopakheit 1 , die durch Kiparskys Ansatz allein noch nicht gewährleistet wird. 20 Es konnte bisher kein Fall einer unnatürlichen phonologischen Regel nachgewiesen werden, die zugleich produktiv gewesen wäre. Solange der Nachweis eines solchen Falles aussteht, ist die Allaussage 'Alle unnatürlichen Prozesse sind unproduktiv 1 als gerechtfertigt zu betrachten. Zumindest die Empirie bekannter und diesbezüglich untersuchter Fälle bestätigt die obige Aussage; ununtersuchte Fälle stellen kein Gegenbeispiel dar, sondern nur eine Falsifikationsmöglichkeit, - doch dies ist nicht 'tragisch', da nur unempirische Sätze nicht falsifiziert werden können, solche in empirischen Wissenschaften aber nicht interessieren.

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Da gezeigt werden konnte, daß 1 -> w/ _ C ein durch Telescoping zustandegekonnener unnatürlicher Prozeß ist, ist damit motiviert, weshalb die L-Vokalisierung und damit auch die Alternation -al ~ -aux im Laufe der frz. Sprachgeschichte unproduktiv werden mußte. Abschließend sei noch erwähnt, daß dieser Befund mit literaturüblichen Annahmen unverträglich ist, die entweder Produktivität des Musters -al ~ -aux postulieren, oder, falls Produktivität nicht behauptet wird, nicht in der Lage sind anzugeben, warum die L-Vokalisierung trotz Produktivität im Afrz. im Laufe der weiteren Sprachentwicklung unproduktiv wurde. Insofern beanspruchen die vorgetragenen Überlegungen zum Thema 'Telescoping' und 'Produktivität' über die speziell romanische Problematik hinaus auch einen kleinen, jedoch systematischen Beitrag zu einer allgemeinen Produkcivitätstheorie zu leisten, an der es rfer bisherigen Linguistik bekanntlich fehlt. 3.4

Dritter Exkurs über die Redeweise 'X ist regulär1

Die Diskussion in 3.2 hatte ergeben, daß für 'X ist regulär1 folgende Interpretationen in Frage kommen: i) Ein Prozeß ist regulär, g. d.w. er produktiv ist. ii) Ein Prozeß ist regulär, g. d.w. er die strukturelle Mehrheit einer durch seine Strukturbeschreibung charakterisierten Klasse erfaßt und produktiv ist.

Die L-Vokalisierung ist im modernen Frz. weder gemäß i) noch gemäß ii) regulär. Dies impliziert, daß alle traditionellen, strukturalistischen oder generativtransformationellen Analysen, welche den Alternationstypus -al ~ -aux als regulär auszeichnen, das Muster -al ~ -aux inadäquat analysieren. Regulär ist im Frz. das Muster [al] ~ [al]/-aZ -- als. Es wäre zu wünschen, daß sich diese Einsicht auch in Schulgrammatiken niederschlüge. Für das Vorgehen, im Fremdsprachenunterricht -al -- als als Regularität zu präsentieren, spricht unabhängig von den aufgeführten theoretischlinguistischen Überlegungen auch das folgende Argument: Wörter mit -al -- auxAlternationen weisen meist eine höhere Vorkonnmisfrequenz als solche auf, die im Plural auf -als enden. Häufiger vorkommende Formen werden leichter memoriert als weniger häufig auftretende. Man sieht dies z.B. auch an der Erlernung von Verbalformen: stark gebeugte Verben weisen z.B. im Engl. oder Dt. eine höhere Vorkonnmisfrequenz als schwachgebeugte auf; dementsprechend werden sie vor den schwachen erworben, - wie übereinstimmend alle Untersuchungen des Spracherwerbs belegen. Erst nach der chronologisch später anzusetzenden Erwerbung der Regularität 'Bilde das Imperfekt durch Anhängen von -te (im Dt.) oder -ed (im

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Engl.) an den Staitri1 treten durch Ubergeneralisierung dieser Regel Formen wie er gehte/he singed und dgl. auf, d.h. die ursprünglich bereits korrekt erworbenen starken Flexionsformen werden wieder verdrängt und erst in einer dritten Phase, in der sich von der Sprachgemeinschaft ausgehende Korrekturen mehr oder minder systematisch auswirken, kommt es zur erneuten Stabilisierung stark gebeugter Verbformen. Analoges gilt wohl für die Erwerbung der frz. Muster -al/-aux vs. -alf-als. Aufgrund häufig vorliegender Stimuli mit -a£/-awo:-Alternation wird anfänglich das Master -al/-aux erworben. Sobald jedoch in der weiteren Spracherlernung auch das Muster -alf-als als mögliches Muster erkannt wird, etabliert sich die Regel 'Nomina auf -al bleiben im Plural (phonologisch) unverändert1. Dies führt zu weitgehender Eliminierung der Alternation -al aux zugunsten des Musters -al/-al(s) in der frz. Kinder- und Umgangssprache. Daß nicht die Regel 'Bilde bei Wörtern auf -al den Plural auf -aux* erworben wird, hängt, wie bereits dargelegt, davon ab, daß als Regel, d.h. als Regularität nur das internalisiert werden kann, was auch produktiv ist und L-Vokalisierung im Frz. eben nicht mehr produktiv sein kann. Insofern ist selbst bei Adjektiven auf -al die phonologische Unveränderlichkeit im Plural als Regelfall darzustellen. Das numerische Verhältnis von -als- vs. -aiuHPluralen spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Da Sekundärspracherwerb nicht isomorph zu Primärspracherwerb verläuft, muß im Fremdsprachenunterricht auch nicht die relative Chronologie der kindersprachlichen Hypothesenbildung nachvollzogen werden. Es genügt der Hinweis auf die Regularität -al/-als sowie die Memorierung der irregulären -aur-Fornen für die Stilschicht des 'bon usage1. Diese Memorierung ist aufgrund der relativ hohen Vorkonnmisfrequenz von -owa^Formen leichter zu erreichen, als wenn man ausgehend von der vermeintlichen Regularität von -al aux Formen auf -als als 'Ausnahmen' zu klassifizieren und zu erlernen gezwungen ist. Es wird aufgefallen sein, daß meine Entscheidung auch bei Adjektiven -alsBildungen als regulär zu interpretieren, obwohl numerisch -aux-Plurale vorherrschen, eine Ablehnung von quantitativen Gesichtspunkten angesichts der Frage 'Ist X regulär oder irregulär?' beinhaltet. Allein 'Produktivität1 wird als maßgeblich angesehen, d.h. ich schlage folgende Bedeutungsfestlegung von 'regulär' vor: Ein Prozeß ist def regulär, wenn er produktiv ist. Eine solche Definition mag befremden, da sie in scharfem Kontrast zur prägenerativen und bisherigen generativen Linguistik steht, wo quantitative Aussagen bezüglich der Entscheidung 'regulär oder irregulär?1 meist eine große Bedeutung zugemessen wird. Ich hoffe jedoch durch die bisherige Argumentation nachgewiesen zu haben, daß der Gesichtspunkt 'Produktivität' in die Definition

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von 'regulär1 zumindest eingehen muß; daß quantitative Feststellungen im gegebenen Zusaitmenhang irrelevant sind, soll im folgenden gezeigt werden. Die traditionell präsupponierte Relevanz des numerischen oder quantitativen Arguments kann m.E. erschüttert werden, wenn man sich verdeutlicht, zu welchen Konsequenzen es zwingt, was es positiv aussagt und zu welchen Ausklanmerungen empirisch durchaus zugänglicher und für die Sprachtheorie erheblicher Datenbereiche es verfuhrt. Dabei wird sich zeigen, daß die in der generativ-transformationellen Linguistik seit Lakoff (1965) literaturüblich gewordene Dichotomie 'major vs. minor rule'/'Haupt- vs. Neben- oder Ausnahmeregel', die nichts anderes als eine Portsetzung prägenerativer Vorstellungen in neuem terminologischen Gewände darstellt, der sprachlichen Realität nicht gerecht wird. Notationstechnisch verlangt die Formulierung von Ausnahmeregeln den Einsatz 21 von Regelmerkmalen; man erreicht dadurch formal saubere Darstellungen, was im Vergleich zur prägenerativen Praxis zweifelsohne als Fortschritt anzusehen ist.

Darüber sollte jedoch nicht vergessen werden, daß die Beschreibungstech-

nik 'Ausnahmeregel plus Regelmerkmale etc.' eben nur eine deskriptive Technik darstellt. Explikativ ist sie belanglos, da sie nicht motiviert, weshalb manche Regeln Hauptregeln, andere aber nur Nebenregeln sind und weshalb bestürmte Lexikoneinträge als Ausnahmen zu kennzeichnen sind, andere jedoch nicht. Mit Chen (1972:462) gesagt: "Formalism is a descriptive shorthand, not an explanatory statement." Der Einsatz des Konzepts "major vs. minor rule' und der damit verknüpften Notationstechniken liefert maximal eine formal saubere Taxonomie. Insofern entgeht er dem Vorwurf der 'taxonomischen Linguistik', der von Seiten der generativen Grammatik strukturalistischen Richtungen in anderem Zusammenhang zu Recht gemacht wurde, nicht. Vor allem die Arbeiten von Wang (1969), Wang/Cheng (197O), Hsieh (1971) und Chen (1972) verdeutlichen wsitere Schwächen der Dichotomie 'Haupt- vs. Nebenregel1 . Auf Wang (1969) und Wang/Cheng (197O) geht das theoretische Konzept 'lexical diffusion1/'lexikalische Diffusion' zurück. Hierunter ist zu verstehen, daß phonologischer Wandel nicht simultan eine seine Strukturbeschreibung erfüllende Klasse von Lexikoneinträgen erfaßt (wie dies häufig angenonmen wurde), sondern sich durch das Lexikon hindurch kontinuierlich von Morphem zu Morphem ausbreitet, bis er im Idealfall 10O % der einschlägigen Klasse von Le22 xikoneinträgen erfaßt. Jeder synchron zu beobachtende und sich ausbreitende phonologische Wandel (z.B. das Verstummen von [ ] im Frz., die Entwicklung von 21 Vgl. hierzu z.B. Mayerthaler (1974:67-71). 22 Damit wird in keiner Weise der Vorstellung von sog. kontinuierlichem Lautwandel das Wort geredet. Lautwandel und Ausbreitung eines Lautwandels sind zu unterscheiden.

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[s] zu [ ] im Sp. vor Konsonanten oder im Auslaut, die Ersetzung von [r] durch [R] im Ptg., die Ersetzung des Diphthongs [wa] zugunsten von [aj] im Bairischen, der Abbau der Liaison im Frz., die zwischenvokalische Sonorierung der Art wri[t]er -*- wri\_d]er im amerik. Englisch etc.) breitet sich langsam, jedoch in drei Dimensionen zugleich aus: er 'überklettert1 geographische Grenzen oder Hindernisse, erfaßt von jüngeren Gruppen von 'Sprachteilnehmern1 ausgehend Altersgruppe um Altersgruppe und diffundiert innerhalb des Lexikons von Morphem zu Morphem. Dies ist das relativ komplexe empirische Bild, das man zumindest dann erhält, wenn man sich "changes in progress1 ansieht. Hierauf mit Nachdruck hingewiesen, d.h. die interne und differenzierte Dynamik einer jeden phonologischen Komponenten mit einer Fülle einschlägiger Daten untermauert zu haben, ist das Verdienst der oben genannten Arbeiten. Es muß wohl kaum betont werden, daß die Dichotcmie 'major vs. minor rule' mit diesem empirischen Befund unvereinbar ist.

Die Taxonanie 'Haupt- vs. Nebenregel1 vernach-

lässigt die Heterogenität und auch synchron durchaus inhärente Entwicklungsdynamik einer gegebenen Grammatik; sie suggeriert stattdessen eine rein statisch Zweiteilung des Lexikons in Ausnahmen und reguläre Einträge, die empirisch nie gegeben ist.

Insofern eignet sie sich nicht zur theoretischen Er-

fassung der sprachlichen Realität. Wie durch das alternative Modell der lexikalischen Diffusion plausibel gemacht werden konnte, ist keineswegs eine statische Zweiteilung des Lexikons zu konstatieren, die Veränderungen des Applikationsbereiches eines Prozesses ausschließt, sondern das chronologische Applikationsprofil eines phonologischen oder morphologischen Wandels stellt sich - von einigen Extremfällen abgesehen, die hier nicht diskutiert werden sollen; vgl. hierzu die angegebenen Arbeiten - als S-Kurve wie in der folgenden Figur

dar:

0 % \f^

^V1^

produktiv

^

r

-» ~

~

Zeit

~'V

unproduktiv

Die Ordinate repräsentiert hierbei den von einem gegebenen Wandel erfaßten Prozentsatz des Lexikons, während die Abszisse für die Zeitdimension steht. Das gestrichelte Auslaufen der S-Kurve soll anzeigen, daß ein phonologischer oder morphologischer Prozeß oder Wandel nur sehr selten auf 100 % des Lexikons Anwendung findet; es ist im Normalfall mit irgendwelchen Ausnahmen zu rechnen. Die Klassifizierung 'produktiv vs. unproduktiv' bemißt sich am Ansteigen vs. Nichtansteigen der Kurve.

127

Von wesentlicher Bedeutung an diesem empirisch gut motivierten Ausbreitungsmodell phonologischen oder morphologischen Wandels ist, daß sich die Ausbreitung eines gegebenen Wandels nicht in Termen der Aufeinanderfolge abgeschlossener Zustände beschreiben läßt, sondern sich als dynamischer Prozeß mit einem charakteristischen Verlaufsprofil darstellt, das aus der graduellen Ausdehnung einer sprachlichen Neuerung auf immer weitere Bereiche des Lexikons in Abhängigkeit von der Zeitdimension resultiert. Im hier thematisierten Fall der Alternation -al ~ -aux kann die S-Kurve als Ausdehnung der -aZs-Plurale interpretiert wert? ji. Der im Vergleich zu den Nomen geringe Prozentsatz von Adjektivformen ^uf -als wird durch die numerisch verschiedenen und damit auch lerntheoret·* ,ch nicht äquivalenten Proportionen von -al- vs. -aur-Formen bei Adjektiven und Nomen bedingt: Es gab im Afrz. mehr Adjektive auf -al und damit auch mehr - -Bildungen bei Adjektiven als bei Substantiven. Quantitative Gesichtspunkte werden also nicht negiert; sie beeinflussen m.E. die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines bestimmten Formtyps in hemmender oder fördernder Weise, aber für die grundsätzliche Frage "Ist Formtyp X regulär oder nicht?1 scheinen 23 sie keine Rolle zu spielen. Anttila (1972) hat, wie ich meine, zu Recht darauf hingewiesen, daß die Dichotomie 'Haupt- vs. Nebenregel1 die generative Grammatik dazu zwingt, produktive Prozesse als irregulär anzusehen, falls sie nicht mehr als 5O % des Lexikons erfassen. Da jedoch davon auszugehen ist, daß jeder Wandel als Nebenregel beginnt und (falls produktiv) im Laufe der Zeit zu einer Hauptregel werden kann, eliminiert die generative Granmatik üblichen Zuschnitts entscheidende Gesichtspunkte der Entwicklung linguistischer Regeln a priori. Geben wir Anttila (1972:2) das Wort: "At one point English words like chief and faith were anomalous in that they did not undergo voicing in the plural. This exception is now the regularity (see Anttila 1972:58-9, 126-7). Languages and speakers are future-oriented, whereas generative grammar is past-oriented thus violating its own goals."

Die Dichotomie 'major vs. minor rule1 scheint mir aus den angegebenen Gründen ein Konstrukt zu sein, dem in einer Sprachtheorie, die als Zielvorstellung 'psychologische Realität1 der linguistischen Analyse und nicht nur eine Taxonomie von 'Mehrzahl vs. Minderzahl' anstrebt, weitgehend irrelevant zu sein. Nur wenn angenonmen wird, daß der Gesichtspunkt 'Produktivität' die Gesichts23 Ein zusätzlicher Grund, der bei Adjektiven die Alternation -al ~ -aux relativ stabilisieren half, dürfte darin liegen, daß -al bei Adjektiven (im Gegensatz zu den Substantiven) Suffixcharakter hat.

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punkte 'strukturelle Mehrheit vs. Minderheit1 aussticht, kann die Entwicklung von Neben- zu Hauptregeln motiviert werden. Insofern ist ein Prozeß regulär, wenn er produktiv ist, selbst wenn er zu einem Zeitpunkt ti nur 1 % von 100 % der Lexikoneinträge erfaßt. Der Gesichtspunkt 'Produktivität1 scheint einen besseren Zugriff auf'psychologische Realität1 als 'major vs. minor rule' zu erlauben. Die L-Vokalisierung mußte im Laufe der frz. Sprachgeschichte unproduktiv werden; deshalb beginnt sich die neue Regularität -alf-als auszubreiten. 3.4.1 Gibt es im Frz. eine Regel der Art dl -* o/...? Wie in 2. zu sehen war, wird von generativ-transformationellen Linguisten bei der Analyse von -al aux auf wesentlich zwei Annahmen rekurriert: Schane (1968) und Selkrik (1973) wollen diese Alternation als regulär verstanden wissen und sie durch die sukzessive Applikation von 'L-Vokalisierung' und 'AuMonophthongierung1 generieren; Kiefer (1973) nimmt an, daß die anfänglich idiosynkratische Regel al -»· o/ [++ PluralJl

im Laufe der weiteren Spracherlernung zu al + o/

* C*

generalisiert wird. Wie schon erwähnt, sind Vorschläge dieser Art mehr oder minder Nacherzählungen der historischen frz. Grammatik, für die synchrone Geltung beansprucht wird. Sie gewährleisten einen observational adäquaten Output - was nicht schwierig ist, da sich alles, was sich den Regeln nicht fügt, in den unreflektierten theoretischen Abfalleimer der 'Ausnahmen1 werfen läßt -, ansonsten aber fehlt ihnen jegliche Motivation. Als gravierende Defekte sind zu nennen: a) Verkennung des unproduktiven Status der Alternation - ~ -aux; b) Unfähigkeit zu motivieren, weshalb überhaupt -aZs-Plurale aufkamen; c) Unfähigkeit zu motivieren, weshalb es im modernen Umgangsfrz. paradigmatische Ausgleichstendenzen der Art oheval ~ ohevaux -» aheual ~ ahevals gibt; 24 Dies ist im übrigen keine überprononcierte oder konstruierte Feststellung. Das erste belegte Nomen mit einem -als-Plural ist bocal (1532); es stellt zu diesem Zeitpunkt natürlich nur l % aller f r z . Substantive auf -al dar. Dennoch breitet sich die Pluralbildung -al/-als aus, obwohl die traditionell so gern bemühte 'Analogie' eine solche Pluralbildung gar nicht erst aufkommen lassen dürfte. Es zeigt sich hier einmal mehr, daß ein unrestringierter und unexplizierter Analogiebegriff, wie ihn die prägenerative Linguistik benützt, zur Kategorie 'linguistische Mythen' zu zählen ist.

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d) Kontrafaktische Hintergrundsannahmen der Art, daß die L-Vokalisierung und die Au-Morophthongierung phonologische Prozesse darstellen, die in der Synchronie des Neufrz. eine Rolle spielen; e) übersehen des in die Geschichte der L-Vokalisierung involvierten RegelTelescoping; f) Inadäquate metatheoretische Annahmen bezüglich der Kriterien, welche die Entscheidung der Frage 'Ist X regulär oder nicht?1 steuern ("major vs. minor rule') ; g) Beschränkung auf einen maximal observational adäquaten Regelmechanismus. Aus den Gründen a)-g) wird klar, riafl es sich bei den von Schane (1968), Selkirk (1972) und Kiefer (1973) vorgeschlagenen Analysen der Alternation - ~ -ai^c um unplausible Konstrukte handelt, denen keine sprachliche Realität zukommt. Unmotiviert ist deshalb z.B. auch Selkirks (1972:307) Behauptung: "Because modern grammarians, beginning in the seventeenth century, began putting fals restraints on the natural phonological inclinations of the language, L-VOC does not enjoy complete freedom of application."

Obwohl sich Fälle normativen Eingriffs in der frz. Sprachgeschichte beobachten lassen, die als Resultat meist Verunklärungen der natürlichen grammatischen Struktur zeitigen, sind die "modern grammarians" im gegebenen Zusammenhang unschuldig. "L-VOC does not enjoy complete freedom of application", weil die LVokalisierung im Laufe der frz. Sprachgeschichte systemimmanent unproduktiv werden mußte, ja die L-Vokalisierung hat im modernen Frz. überhaupt keine 'application1 mehr; sie ging verloren. Warum die L-Vokalisierung verloren ging, ist leicht zu motivieren: Einmal wurde sie durch Regel-Telescoping zu einer unnatürlichen und damit unproduktiven Regel. Unproduktive Regeln sind generell bevorzugte 'Opfer' von Regeltilgung oder 'Regel-nicht-Erwerbung1. Ein zweites Argument, das den Verlust der L-Vokalisierung nicht nur plausibel macht, sondern sogar erzwingt, ist folgendes: Man nehme an, daß L-VOC im Neufrz. nach wie vor appliziert. Im Falle von z.B. oulpobilit&, falsifier und dgl. ergäbe sich dann ungrammatisches *e[yti]pabilit&, *f[aw]sif-ier usw. Sequenzen dieser Art sind im modernen Frz. sowohl durch MS-, als auch durch PhOS-Bedingungen ausgeschlossen. Da es im modernen Frz. im Gegensatz zu früheren Sprachstadien keine Monophthongierungsregel mehr gibt, und auch keine andere Regel verfügbar ist, die die ungrammatischen Sequenzen *[yw] oder *[aw] auf ein phonotaktisch akzeptables Format 25 Kontraktionen der Art V^V2 -*· [V,+gsp], wobei V^=V2, sind indes noch zu beobachten: vgl. z.B. alcool -»· [alkol].

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bringen würde, kann die L-Vokalisierung in keinem Falle applizieren. Trivialerweise wird eine Regel, die in der Phänologie einer Sprache nie angewendet wird, bei der Spracherlernung auch nicht erworben. Dies scheint mir evident zu sein. Wer's nicht glaubt, ist zu der Annahme verpflichtet, daß in der synchronen Phonologie einer Sprache L. alle Regeln präsent sind, die sich mittels distinktiver Merkmale und Notationskonventionen überhaupt formulieren lassen und die es in der Geschichte von L. irgendwann einmal gab, - doch eine solche Annahme ist offensichtlich absurd. Wenn es im modernen Frz. noch -al ~ -aux-Alternationen gibt, so bedingt dies nicht, daß mit L-Vokalisierung gerechnet werden müßte. Zwar läßt sich eine Ausnahmeregel der Art R(al/o) : al -> o /

+N, +ADJ [+R al/o] +P1

formulieren, doch eine solche Regel hat einen ganz anderen Status als von Schane, Selkirk oder Kiefer vermutet. Sie ordnet dem Segment al bei Nomen [+N] oder Ajektiven [+ADJ], die im Plural stehen t+Pl] und bezüglich der Alternation [al] ~ [o] im Lexikon positiv markiert sind [+R al/o], also derjenigen Klasse von Nomen oder Adjektiven, die keinen - -s-Plural bilden, vor der Morphemgrenze (+) das Segmsnt o zu. Eine solche Regel aber ist weder produktiv noch phonologischer Natur. Es handelt sich vielmehr um eine morpholexikalische Alternationsregel oder eine 'via rule1 im Sinne Vennemanns (1972), da sie nicht ein Segment oder eine Segnentsequenz phonologisch transformiert, sondern in bestimmten Fällen die Segmentsequenz al durch o substituiert. Die Segmentsequenz al und das Segment o stehen in einer Suppletivrelation, nicht in einer phonologischen Ableitungsbeziehung. R(al/o) beschreibt also schwache oder segmentale Suppletion und ist Teil des morphologischen Regelapparates 'frz. Pluralbildung1 . Weshalb die Alternation -dl

aux im modernen Frz. als suppletiv

anzusehen ist - ähnlich wie z.B. dt. [ts] ~ [s] in Wortpaaren wie heiß ~ Hitze, Schweiß ~ schnitzen und dgl., zwischen denen ehemals eine phonologische Ableitbarkeitsbeziehung bestand - wird im Zusaitmenhang paradigmatischer Ausgleichstendenzen der Art aheval ~ ahevaux ·* aheval ~ ahevals systematisch begründet und bleibe vorerst hintangestellt. Zusammenfassend kann festgestellt werden: Es gibt im 'bon usage' des Frz. eine Ausnahmeregel der Art R(al/o), die bei oberflächlicher Betrachtungsweise noch an die ehemalige, d.h. afrz. phonologische Regel 'L-Vokalisierung' erinnern mag. Im Gegensatz zu R(L-VOC) ist R(al/o) aber eine stilistisch restringierte, unproduktive, morphologische, segmentale

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Suppletion beschreibende "via rule1 und widerspricht insofern den Vorschlägen Schanes (1968), Selkirks (1972) und Kiefers (1973) in Gänze. 4.

Zum paradigmatischen Ausgleich der Art cheval ~ ohevaux ·* cheval ~ ahevals im Umgangsfrz. und in der frz. Kindersprache: Einige theoretische Präliminarien

Einige Zeit glaubten verschiedene generative Grarnratiker in Anschluß an einschlägige Arbeiten Kiparskys 'proportionale Analogie1 durch 'Regelgeneralisierung1 explizieren zu können. 'Leveling1 oder 'paradigmatischer Ausgleich* wurde in Teuren einer Vereinfachung oder Generalisierung des Strukturwandels einer Itegel R. (bei der potentiell auch die Strukturbeschreibung von R. generalisiert werden konnte) analysiert; Regelgeneralisierungen, die den Strukturwandel von R. nicht affizierten, stellten sich als 'extension1 bzw. 'analogische Ausdehnung/Verallgemeinerung' dar. Motivation dieses Vorgehens war es nicht, 'Analogie' hinwegzureden oder abzuschaffen, sondern man versuchte über einen Teilbereich analogischer Prozesse, eben über den Bereich der proportionalen Analogie, eine überprüfbare und explizite Theorie zu erstellen. Die prägenerative Linguistik verstand ja unter "Analogie1 ein Sammelsurium von unter Umständen sehr disparaten Phänomenen und versäumte es, eine stringente und genügend restringierte Analogietheorie zu entwickeln. Z.B. können auf der Grundlage der oben angesprochenen Explikationsversuche von 'proportionale Analogie" offensichtlich irreale Proportionen, die in der Analogietheorie junggraniratischer oder strukturalistischer Prägung nicht auszuschließen waren, wie: je vais : nous allons = je fais : X, wobei X = nous fallons, nicht mehr formuliert werden. (Aufgrund des prinzipiell unrestringierten Charakters des traditionellen Ansatzes wäre es z.B. auch völlig belanglos die Proportion: le camaval : les carnavals = le cheval : X, wobei X = les ahevals, zur Erklärung des Aufkcmnens von les chevals und dgl. heranzuziehen; Modelle dieser Art sind in der Linguistik wertlos.) Eine Analyse nicht-proportionaler Analogie wie z.B. von Kontamination oder sog. Volksetymologien, deren Beschreibungswert über das Auflisten inkonsistenter Einzelbeispiele hinausgegangen wäre, wurde freilich auch durch die Kiparskysehen Vorschläge nicht verfügbar, ja es stellte sich sogar bald heraus, daß Kiparskys Analogietheorie nicht einmal alle Fälle proportionaler Analogie abdecken konnte. In Kiparsky (1968) gelingt es ihm jedoch, diese Mängel teilweise zu beheben; er konnte seinen ursprünglichen analogietheoretischen Ansatz (= Kiparsky (1965/ 1967)) weiterführen, indem er zeigte, daß verschiedene Beispiele analogischer Prozesse plausiblerweise als Veränderung von einer markierten zu einer unmarkierten Regelordnung zu interpretieren sind. In der sich an Kiparsky (1968)

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anschließenden Diskussion, die ich hier - um nicht eine spezielle Ifonographie schreiben zu müssen - nur fragrnenthaft wiedergebe, wurden jedoch Daten vorgebracht, die den unter TG-Graitmatikern inzwischen weit verbreiteten Glauben, alle Fälle proportionaler Analogie ließen sich mittels 'Regelgeneralisierung1 bzw. 'Regelumordnung1 explizieren, erschütterten. Es scheint eben Fälle zu geben, die zusätzlich zu den Konzepten 'Regelgeneralisierung' bzw. 'Veränderung der Regelordnung' (nicht anstelle von, wie manche vielleicht vermuten werden) nur mit Hilfe des Faktors 'Paradigmakohärenz' oder 'Systemzwang1 oder 'Tendenz zum Paradigmaausgleich1 - und zwar als verursachender Faktor und nicht als Resultat wie bei Kiparsky (1965/1967/1968) und anderen - zu motivieren sind. Hierauf haben vor allem Harris (197O), Anttila (1972), Vennemann (1972) und Schindler (1974) hingewiesen. Vennemann greift die alte Schuchardtsche Unterscheidung zwischen "konzeptioneller" und "phonetischer" Analogie wieder auf und versucht sie in die moderne Analogiediskussion einzubringen. Die Analogiediskussion könnt dadurch in der TG von neuem in Gang und die alte junggranrnatische Dichotomie "Analogie vs. Lautgesetz" feiert in modifizierter Form Auferstehung. Vennemann charakterisiert konzeptuelle und phonetische Analogie wie folgt: "... that only phonetic analogy is motivated by the internal structure of the grammar, while conceptual analogy is motivated by irregularities in the output of grammar. Regarding conceptual analogy it agrees thus with pretransformational linguistics." (S.183)

Zu dieser Unterscheidung kennt Vennemann primär deswegen, weil er in Betracht zieht, daß phonologische Regeln zwar natürlich sein können - das sind sie im Normalfall -, der Effekt natürlicher Regeln aber dennoch oft sehr komplex ist, da sie paradigrratische Variationen einführen und paradigmatische Variation oder Nicht-Uniformität linguistischer Symbolisierung problematisch, da konzeptuell suppletiver Natur ist. Wenn paradigmatischer Ausgleich auf uniforme linguistische Symbolisierung zielt, dann handelt es sich um konzeptuelle Analogie. Zweifelsohne stellt die Dichotomie 'konzeptuelle vs. phonetische Analogie' eine nützliche Unterscheidung dar, aber eine adäquate Analogietheorie wird dadurch allein noch keineswegs entwickelt. Es stellen sich z.B. nach wie vor offenbleibende Fragen: 1) Warum sind einige Fälle analogischen Wandels mittels Regelgeneralisierung bzw. Regelumkehrung zu beschreiben, andere aber nicht? (Vennemanns Unterscheidung 'konzeptuelle vs. phonetische Analogie1 führt hier nicht weiter, da auch Vennemann nicht prognostizieren kann, in welchen Fällen konzeptuelle und in welchen Fällen phonetische Analogie eintritt oder zumindest eintreten kann.)

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2) Warum gibt es im ümgangsfrz. und in der frz. Kindersprache überhaupt eine zu cheval/chevals führende paradigmatische Ausgleichstendenz? Wäre es nicht denkbar, Haß rfag Muster cheval ~ chevaux stabil ist? 3) Gibt es irgendwelche Kriterien, die steuern, daß bestürmte Typen paradigmatischer Variation eine Tendenz zu paradigmatischem Ausgleich aufweisen, andere aber nicht? (Z.B. ist die dt. Paradigmavariation der Art Tag ~ Tages/[ta:k] ~ [ta:ges] stabil, obwohl sie laut Vennemann ebenfalls in die Rubrik 'konzeptuell suppletiv1 fielen, da f^g ziel 'uniforme linguistische Symbolisierung1 verletzt wird. (Paradigmen der Art [ta:g] ~ [targas], wie sie im Jiddischen und in verschiedenen Unterdialekten des Mittelhairischen vorliegen, erklären sich durch den Verlust der Auslautverhärtung; Regelverlust kann wie Regelgeneralisierung und Regelumordnung in bestimmten Fällen, die ich hier nicht genauer charakterisieren will, da mich das zu weit abführte, ebenfalls zu paradigmatischem Ausgleich führen.) Es scheint, als verlange die Klasse 'konzeptuell suppletive paradigmatische Variation' nach einer genaueren Spezifikation; andernfalls läßt sich nicht prognostizieren, wann konzeptuelle Analogie eintreten kann. 4) Welche Faktoren steuern die Richtung, die konzeptuelle Analogie nimmt? (Z.B. könnte sich im Uhigangsfrz. anstelle von cheval/chevals auch chevau/ chevaux ergeben haben.) Auf die Frage 1)-4) weiß die bisherige Analogietheorie keine systematische Antwort. Da Fragen dieser Art anhand diverser Daten aufgeworfen werden könnten, ist die verfügbare generativ-transformationelle Analogietheorie inadäquat. Summarisch: Obwohl die Einführung von Konzepten wie 'Regelgeneralisierung1, 'Regelverlust', 'Regelumordnung', 'konzeptuelle vs. phonetische Analogie1 usw. gegenüber prägenerativen Analogietheorien einen bemerkenswerten Fortschritt darstellt und verschiedene traditionell einfach als 'analogisch' präsentierte und nicht weiter hinterfragbare Phänomene explizieren konnte,

leistet die

moderne Analogietheorie insgesamt nur einen Bruchteil dessen, was sie leisten sollte. Nicht einmal einen oberflächlich so simpel anmutenden paradigmatischen Ausgleich der Art cheval ~ chevals kann sie theoretisch hinreichend begründen. Dies zu verdeutlichen war die Funktion der Fragen 1)-4) sowie der vorausgegangenen fragmenthaften Nachzeichnung der analogietheoretischen Diskussion in der neueren Linguistik. Beim Versuch einer Motivation des Ausgleichs cheval ~ chevaux ·*· cheval ~ chevals werden deshalb Exkurse in partiell theoretisches Neuland unvermeidlich sein. Entweder verzichtet die romanische Linguistik auf 26 Vgl. hierzu z . B . Kiparsky (1965/1967/1968), King (1968), Wagner (197O) und Mayerthaler (1972).

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die Erklärung eines ihr zukommenden Datenbereichs a priori, oder sie wird gezwungen sein, vermeintliche Trennungslinien zwischen der allgemeinen und der romanischen Sprachwissenschaft zu überschreiten. Ich erachte es hierbei für günstig, zuerst den Fall des lt. Paradigmaausgleichs arbos ~ arboris ·» arbor ~ arboris und dgl. zu erörtern, - und zwar aus folgenden Gründen: 1) Der Ausgleich der Art arbos ~ arboris =» arbor ~ arboris ist a) gut dokumentiert, b) bekannter als z.B. cheval ~ ahevaux ·» eheval ~ chevals und c) wurde er gerade in neuerer Zeit extensiv diskutiert, ohne daß sich m.E. eine Lösung des Problems abgezeichnet hätte. 2) Anhang des Ausgleichs zu arbor/arboris lassen sich spezifische theoretische Annahmen und Konstrukte, die auch für die Motivation des Ausgleichs zu aheval/chevals entscheidend sind, relativ leicht einführen und verdeutlichen. 3) Schließlich zeigt die Analyse des Ausgleichs arbos ~ arboris =» arbor ~ arboris mit denselben theoretischen Mitteln wie im Falle des Ausgleichs zu sheval/ohevals auch, daß diese theoretischen Mittel nicht ad hoc für Zwecke der Erklärung von frz. cheval/ahevals entwickelt wurden, sondern unabhängig von der jeweiligen einzelsprachlichen Problematik verfügbar und motiviert sind 4.1

Exkurs über den lt. Paradigmaausgleich arbos ~ arboris -»· arbor ~ arboris

ün zu demonstrieren, daß die traditionelle Linguistik einen paradigmatischen Ausgleich der obigen Art nicht begründen kann, möchte ich zuerst kurz die Vorschläge Sommers (1968) wiedergeben; er schreibt (S.353): "Durch Rhotazismus des -s- zwischen Vokalen (S.19O) entsteht in allen Kasus außer dem N. sg. -r-, das analogisch z . T . auch in diesen eindringt und den äußerlichen Zusammenfall mit den r-Stämmen bewirkt (Beispiele S.368f, 38O); II

Auf S.368f und 380 führt Sommer die einzelnen Wortklassen auf, in die r 'analogisch übertragen1 wird. S.369 stellt er fest: "Bei e i n s i l b i g e n s-Stämmen pflegt der Rhotazismus nicht auf den N. sg. überzugehen, vgl. mas (Pl. R. 1O4) : maris (Lucr. IV 1198; Quantität des N. unbestimmbar); ferner flös, mös, müs usw.-"

Folgende Hypothese scheint ihm das Ausbleiben des paradigmatischen Ausgleichs bei einsilbigen Wörtern zu gewährleisten: "Die Erhaltung des für das Sprachbewußtsein unregelmäßigen Zustandes speziell bei Monosyllaba mag darauf beruhen, daß kürzere Formen sich dem Gedächtnis mehr einprägen und so ausgleichenden Neuerungen am besten widerstehen. lar ( . . . ) verdankt sein -r dem weit häufigeren Plural laxes ( . . . ) . . . glir verlangten einige n. Char. I 903."

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Inwiefern diese Hypothese plausibel ist, wird später zu überprüfen sein. Vorerst soll nur festgehalten werden, daß sich in Scmtier (1948) keinerlei Stelle findet, an der auch nur der Versuch zu einer Begründung gemacht würde, weshalb die angesprochene 'analogische Übertragung1 eintritt bzw. wodurch sie ausgelöst wird und warum sie ausgerechnet mehrsilbige Wörter erfaßt. Offensichtlich präsupponiert Sommer in übereinstiimung mit der Linguistik seiner Zeit, es genüge einfach 'Analogie1 oder 'Übertragung' und dgl. zu rufen und das Problem sei gelöst. Ähnlich wie Scnmer argumentiert Kieckers (1965). Er schreibt (Formenlehre, § 15, S.36): "Die Übertragung Substantiven auf bei einer Anzahl bestanden, z . B . -uris; ..."

des -r war allgemein bei den mehrsilbigen geschlechtigen -os üblich und erklärt sich bei den Neutra dadurch, daß von Wörtern Doppelformen, geschlechtige und neutrische, fulgur m., Gen. -öris, 'Blitz, Glanz' neben fulgus n.,

Weshalb die 'Übertragung1 von -r auf einsilbige Wörter unterbleibt, motiviert Kieckers nicht; hierzu schreibt er lapidar (S.37): "In Einsiblern bleibt -ös: /lös m. 'Blume', Gen. fl5r-is, mös m. 'Sitte 1 , Gen. mör-is."

Ebensowenig begründet er, weshalb die 'Übertragung' von -r die 'geschlechtigen' Substantive systematischer erfaßt als die Neutra. Scraners und Kieckers Ansichten dürfen als weitgehend repräsentativ für den Typus der Beschreibungsversuche gelten, welche die traditionelle Linguistik zum Thema arbos ~ arboris =* arbor ~ arboris und dgl. vorbrachte. Sie weisen, vom prinzipiellen Mangel auf unrestringierten Analogievorstellungen zu beruhen einmal ganz abgesehen, folgende Defekte auf: a) Es wird nicht motiviert, weshalb es überhaupt zu paradigmatischem Ausgleich kennt. b) Es wird nicht motiviert, weshalb der paradigmatische Ausgleich Neutra weniger systematisch erfaßt als Maskulina oder Feminina. c) Es wird nicht motiviert, weshalb einsilbige Wörter nicht 'analogisch angeglichen1 werden. d) Es bleibt desgleichen unmotiviert, weshalb sich z.B. die Form arbustus halten konnte, obwohl es nach dem paradigmatischen Ausgleich arbor/arboris heißt und auch Formen wie *arburtus oder *arbortus phonotaktisch und derivationsmorphologisch möglich gewesen wären. Die Punkte a) - d) verdeutlichen m.E., daß die traditionelle Linguistik eines Wandels des Typus arbos ~ arboris * arbor ~ arboris nur in ein Wortgespinst

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von "Analogie1, 'Übertragung1, 'analogisches Eindringen1 und dgl. einhüllte, zu seiner Klärung jedoch - trotz unbestrittener Verdienste auf anderen Gebieten - nichts beigetragen hat. Ich wende mich deshalb im folgenden generativtransfontBtionellen Analyseversuchen, insbesondere Überlegungen Kiparskys zum Thema 'arbos/arbor/arboris/arbustus' usw. zu. Kiparsky (1971/1972) entscheidet sich nicht, wie der angesprochene paradigmatische Ausgleich zu beschreiben ist, da jede von ihm ins Auge gefaßte Analyse gravierende Schwächen aufweist. Ich referiere seine Überlegungen dennoch, da sie mir charakteristisch zu sein scheinen bezüglich der Mängel, die m.E. jeder rein innerphonologischen Argumentation, die eine eigenständige morphologische Repräsentationsebene nicht ansetzt, bei Fällen konzeptueller Analogie anhaften. Die erste Hypothese Kiparskys ist die einer Restrukturierung von ehemali27 gern /honos/ zu /honor/. Da Restrukturierung Regelverlust involviert, wurde die lt. Rhotazismus-Regel nicht mehr erworben. Unabhängig davon, daß die postulierte Restrukturierung nur schlecht motiviert werden kann, tut sich eine weitere Schwierigkeit auf: Trotz Restrukturierung von /-os/ zur /-or/, wird Has ehemalige s vor Derivativen beibehalten: honor/honestus, arbov/arbustus, angor/angustus etc. Um dies zu berücksichtigen, können zwei Möglichkeiten in Betracht: i) Unter der Voraussetzung einer Restrukturierung zu /honor/, /arbor/ usw., muß eine Nebenregel postuliert werden, die in derivierten Adjektiven das zugrundeliegende /r/ zu [s] macht. Beispiel: /honor/ -»- Derivation des Adjektivs ·> honertus -+ Nebenregel r/s

->· honestus.

An i) ist zu kritisieren, daß das suspekte Konstrukt 'Nebenregel/minor rule1 ins Spiel gebracht wird, und daß die Nebenregel r/s überdies phonologisch unplausibel ist und zu einer Komplizierung der phonologischen Komponente führt, - was nicht sein sollte, wenn man voraussetzt, rfop sich phonologischer Wandel, abgesehen von Fällen normativen Eingriffs, als 'Gratrmatikvereinfachung1 darstellt. Zusätzlich spricht gegen die Nebenregel r/s der Gesichtspunkt 'Regelmorphologisierung'. R (r/s) muß ja auf den Kontext / + k^ eingeschränkt ——~ [+uer] werden, damit nicht etwa hortus zu *hostus wird. Aus der einschlägigen Literatur ist bekannt, daß ursprünglich rein phonologische Regeln im Laufe der Sprachgeschichte morphologisiert werden können, aber daß eine bereits morpho-

27 Kiparsky diskutiert die zur Diskussion stehende Problematik anhand von honos/honor/honoris/honestus, doch dieser Unterschied ist irrelevant, da der hier involvierte paradigmatische Ausgleich mit dem Ausgleich arbos ~ arboris =» arbor ~ arboris identisch ist.

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logisierte Regel wie R (r/s) zur Grammatik addiert wird - wie unter Annahme i) rotwendig - ist a priori unplausibel, da bisher kein einziger analoger Fall nachgewiesen werden konnte. Die Möglichkeit i) scheidet als Hypothese wohl

aus. ii) Falls i) nicht in Frage konint, kann nur angenotmen werden, daß es zu keiner Restrukturierung kommt, d.h. /honos/, /arbos/ und dgl. als zugrundeliegende Formen im Lexikon erhalten bleiben. In diesem Falle benötigt man laut Kiparsky ein spezielles Regelmerkmal, etwa [+R(Rhotazisnus)J, das angibt, daß R(Rhotazismus) auf /honos/, /arbos/ usw. angewendet werden muß, obwohl diese Lexikoneinträge die Strukturbeschreibung des lt. Rhotazismus nicht erfüllen, /honos/, /arbos/ etc. werden also als absolute, positive Ausnahme interpretiert, - doch ein solches Vorgehen könnt einer unmotivierten Komplizierung der phonologischen Komponente gleich. Somit führt auch die Annahme ii) nicht weiter. Weitere Annahmen außer i) und ii)

lassen sich kaum machen. Hinzukommt, daß die anhand

traditioneller Beschreibungsversuche des Wandels arbos ~ arboris »» ar>bor> ~ arboris vorgebrachten Kritikpunkte a) - d) für Kiparsky (1971/1972) gleichermaßen gelten. Kiparskys Überlegungen enden in einer theoretischen Sackgasse; von traditionellen Arbeiten unterscheidet ihn allerdings, daß er dies selbst erkennt. Außer Kiparsky (1971/1972) wurden bisher keine generativ-transformationellen Arbeiten zum Thema arbos/arbor/arboris usw. publiziert. Abschließend erscheint es demnach nicht übertrieben zu behaupten, daß die Linguistik dem zur Diskussion stehenden paradigmatischen Ausgleich hilflos gegenübersteht. Ein möglicher und vorerst noch durchaus tentativer Ausweg aus dieser Lage mag sich jedoch in Folgendem abzeichnen: Es wird akzeptiert, daß es eine eigenständige morphologische Repräsentationsebene und demnach auch Größen wie 'Paradigma' und dgl. gibt; es wird damit zugleich akzeptiert, daß nicht jeder paradigmatische Ausgleich innerphonologisch zu analysieren ist.

Dies eröffnet

die Möglichkeit, daß sich ein gegebener paradigmatischer Ausgleich nicht als Vereinfachung, sondern unter Umständen sogar als Komplizierung der phonologischen Komponente darstellt. Falls der Anstoß für einen paradigmatischen Ausgleich aus der Morphologie kämmt, dann kann es primär gar nicht um artikulatorische oder perzeptive, d.h. phonologisch-phonetische Einfachheit gehen, sondern die durch den paradigmatischen Ausgleich erzielte Vereinfachung der Gesamtgrammatik ist konzeptueller, morphologischer oder lerntheoretischer Natur (uniforme linguistische Symbolisierung, Abbau von Suppletion usw.). Daß eine solche Möglichkeit der Interaktion verschiedener Komponenten der Granmaik von z.B. Kiparsky nicht in Betracht gezogen wird, liegt wohl daran, daß die Orthodoxe1 generativ-transformationelle Grammatik keine eigenständige

138

ttorpholcigiekoniponente ansetzt und sich deshalb bei Fragen paradigmtischen Ausgleichs nolens/volens im Bereich rein phonologisch konzipierter theoretischer Sackgassen verliert. M.E. ist eben auch bei paradigmatischem Ausgleich mit konkurrierenden Simplizitätsbegriffen zu rechnen: Was lerntheoretisch einfach ist, muß noch lange nicht artikulatorisch oder perzeptiv einfach sein. Einen solchen Fall hatte ich bereits im Rahmen der Phonologie anhand des Phänomens "Regel-Telescoping1 diskutiert; um so wahrscheinlicher ist es, daß es auch zu Konflikten, zwischen 'morphologischer1 und 'phonologischer Einfachheit1 kamt. Genau dieser Gesichtspunkt dürfte die theoretische Motivation für Fälle paradigmatischen Ausgleichs leisten, die sich phonologisch nicht als Regelgeneralisierung, Regelverlust, Rsgelumordnung und dgl. niederschlagen. Einer der auslösenden Faktoren des Ausgleichs zu arbor/arboris usw. scheint mir im Abbau lerntheoretisch und konzeptuell ungünstiger Suppletivformen zu liegen. Um dies jedoch verdeutlichen zu können, müssen einige logisch vorgeordnete Fragen geklärt werden, insbesondere: 1) Was soll unter 'Suppletion1 verstanden werden? 2) Ist eine Alternation der Art arbos ~ arboris oder aheval ~ ahevaux tatsächlich suppletiv? 3) Weshalb enthält jede Granmatik natürlicher Sprachen in mehr oder minder großem Ausmaß Suppletivformen, obwohl sich doch beobachten läßt, daß in der Kindersprache und auch in der Sprachgeschichte Suppletivformen permanent reduziert oder sogar eliminiert werden? Nach der Beantwortung dieser Fragen kann ein paradigmatischer Ausgleich wie arbos ~ arboris ·* arbor1 ~ arboris stringenter begründet werden; deshalb zuerst einige Bemerkungen zum Thema 'Suppletion1. 4.1.1 Suppletion Traditionellerweise wird von Suppletion gesprochen, wenn innerhalb eines Paradigmas ein Austausch des Stammorphems vorkommt (z.B. frz. je vais vs. nous allons, engl. go vs. went, sp. Demos vs. iremos, lt. fero vs. tuli vs. latum, dt. gut vs. besser usw.). Für verschiedene Zwecke ist dieser globale Begriff von 'Suppletion1 jedoch nicht günstig. In Anschluß an Vennemann (1972b) läßt sich besser unterscheiden zwischen a) starker Suppletion und b) schwacher Suppletion. Starke Suppletion liegt vor, wenn wie in den obigen Beispielen ein Austausch des Stanmorphems zu beobachten ist; um schwache Suppletion handelt es sich, wenn nicht der Stamm in toto, sondern nur ein oder mehrere Segmente des Stammes ausgetauscht werden. 'Schwache Suppletion1 bedeutet 'segmentale Suppletion';

139

segmentale Suppletion liegt inner dann vor, wenn keine phonologisch motivierbare Ableitbarkeitsbeziehung zwischen Allomorphen besteht. Da es im Falle einer Alternation/Allonorphie des Typs arbos ~ arboris oder aheval ~ chevaux nicht um starke Suppletion geht, bezieht sich das im folgenden Gesagte fast ausschließlich auf 'schwache1 oder 'segmentale1 Suppletion. Bisher wurde einfach behauptet, daß es sich im Falle der Relation [r] ~ [s] in z.B. honos ~ honor-is um eine segmentale Suppletionsrelation handelt. Weshalb die Alternation [r] ~ [s] keine phonologische Ableitbarkeitsbeziehung darstellt, wird wie folgt begründet: Es war dargelegt worden (s. 3.3.2), daß der lt. Rhotazismus durch Regel-Telescoping zustandekcrant. Gleichfalls war gezeigt worden, daß Regel-Telescoping zu unnatürlichen und unproduktiven Prozessen führt. Es ist ein Charakteristikum von Suppletivrelationen (starken wie schwachen) , cfaß sie unproduktiv sind. In diesem Punkt stimmen sie also mit Prozessen, die durch Regel-Telescoping Zustandekommen, überein. In 3.3.2 war auch herausgearbeitet worden, daß es sinnvoll ist, zwischen Regelopakheit und Alternationsopakheit zu unterscheiden und 'Alternationsopakheit' wie folgt zu definieren: Eine Alternation A ist def opak, wenn die Relation zwischen den Gliedern von A nicht mittels einer natürlichen phonologischen Regel beschreibbar ist. Da also zwischen den Gliedern einer opaken Alternation nur eine unnatürliche Regel vermittelt und Telescoping zu unnatürlichen Regeln führt, d.h. der lt. Rhotazismus und die frz. L-Vokalisierung unnatürliche Regeln sind, ist die durch R(Rhotazismus) und R(L-VOC) beschriebene Alternation als opak anzusehen. Es ist uimittelbar einzusehen, daß im Sinne der Definition von 'Alternationsopakheit' auch die Relation zwischen Suppletivformen als opak klassifiziert werden muß. Alternationen des Typs arbos ~ arboris / cheval ~ chevaux teilen mit Suppletivrelationen demnach nicht nur die Eigenschaft 'Unproduktivität1, sondern auch 'Opakheit1 (bei arbos ~ arboris bzw. aheval ~ chevaux natürlich nur bezüglich [r] ~ [s] bzw. [1] ~ [o] und nicht bezüglich des ganzen Stammes wie z.B. bei sein vs. war), ja es läßt sich überhaupt kein Unterschied zu Suppletivrelationen feststellen, sobald man von der undifferenzierten Festlegung 'Suppletion ist Stammtausch' abgegangen ist, d.h. unter 'Suppletion' auch den Austausch einzelner, nicht in phonologisch natürlicher Ableitungsrelation stehender Segmente subsumiert. Aus diesem Grunde erscheint es mir angebracht, Alternationen der Art arbos ~ arboris bzw. cheval ~ chevaux als schwach oder segmental suppletiv zu charakterisieren. Die am Ende von 4.1 aufgeworfenen Fragen 1) und 2) sind damit m.E. beantwortet; nach wie vor aber stellt sich die Frage 3).

140 Zu 3):

Das Auftreten von Suppletion scheint in natürlichen Sprechen an derivationsOder flexionsmorphologische Prozesse gebunden zu sein (z.B. frz. oeil/oooulaiice., $e vais/nous allons, cheval/ohevaux, dt. gut/besser, heiß/Hitze, lt. fero/tuli/latum etc.). Der Grund hierfür liegt wahrscheinlich darin, daß der Output der Morphologie - etwa im Gegensatz zur Syntax - finiter Natur ist und finite Mengen zumindest potentiell eine direkte Memorisierung erlauben. Da - unter der Voraussetzung einer durchgängig suppletiven Morphologie - die Gedächtniskapazität sehr belastet, wenn nicht überfordert würde, gibt es in der Morphologie aller Sprachen neben direkt memorierten Daten inner auch solche, die mittels der Gedächtniskapazität von weniger belastenden Regeln abgeleitet werden. Daß direkte Memorierung schwach oder stark suppletiver Formen nicht optimal ist, sieht man daran, daß solche Formen im Sprachwandel häufig 'regularisiert' werden (z.B. afrz. j'aime/nous amons vs. frz. j'aime/ nous aimons, frz. nous disons/vous dites vs. franiyais pop. und kinderspr. nous disons/ vous disez usw.), und

das Ausbleiben von p. A. bei Fönten wie oinis/oinls ~ eineris, pulvis/pulvis ~ pulveris und dgl. zu sein. Eine genauere Analyse zeigt aber auch hier, daß diese Formen die vorgeschlagene Hypothese eines Zusammenhangs zwischen p. A. und iambischer Kürzung nicht in Schwierigkeiten bringen, sondern validieren. Das i in ainis, pulvis etc. ist zugrundeliegend kurz und kann deshalb wie das -us der Neutra von R (iamb. K.) gar nicht affiziert werden. Zur Kürze des i in cinis usw. vgl. z. B. Kühner (1966:11, 12.7): "is ist in dem Nom. Sing, e i g e n t l i c h lang nur in Worten, die im G e n . S i n g . T t i s , l n i s , e n t i s , a l s o im Stamm naturlanges oder durch Ersatzd e h n u n g l a n g e s 1 h a b e n ; doch findet sich aus metrischen Gründen ? auch in den Nominativen pulv^s ...; cini-ts Liv. Andr.; ...; aber in der Regel war dieses —is kurz, bei Verg. und den anderen angeführten Dichtern (hier durch '...' unterschlagen; mein Einschub), is als Endung des Gen. Sing, der 3. Dekl. ist eigentlich kurz; es erscheint selten lang aus metrischen Gründen, ..." Die Redeweise "eigentlich kurz" wurde hier übersetzt in 'zugrundeliegend kurz 1 . Daß um der Metrik willen gelegentlich Längungen vorgenommen werden können, wird dadurch nicht in Abrede gestellt, - doch das ist eine andere Geschichte. Metrische Längungen sind m. E. nicht unmittelbarer Gegenstand der phonologischen Konponente einer Sprache, sondern gehören zu den Phänomenen, die in einer Art 'stilistischen Zusatzkomponente' abzuhandeln sind; diese Zusatzkomponente interessiert im gegebenen Zusammenhang nicht weiter. Zusammenfassend darf wohl festgehalten werden, daß die anfangs vorgebrachte Korrelationshypothese 'Wb iamb. Kürzung und [s] ~ [r]-Alternation, dort p. A. 1 empirisch in hohem Maße bestätigt ist, auch wenn ihr einige wenige Ausnahmen wie z. B. lar, robia> oder bicorpor, deren Motivation gesondert beigebracht werden wird, widersprechen. Die weitgehende Korrelation zwischen p. A. und iamb. K. könnte zufälliger Natur sein. Sollte sich jedoch plausibel machen lassen, rteR ein systematischer Zusammenhang zwischen iamb. K. und p. A. besteht, dann ist der Gesichtspunkt "Zufall1 aufzugeben oder zumindest als unfruchtbar erwiesen. Der funktionale Zusammenhang zwischen iamb. K. und p. A. wird m. E. durch das übergeordnete Konzept 'Opakheit1 gestiftet. P. A. reduziert Paradigmaopakheit, iamb. K. führt zusätzliche Paradigmaopakheit ein. Insofern kann angencranen werden, daß R(iamb. K.) p. A. induziert. Ob diese Annahme etwas taugt, wird an ihrem Erfolg zu bemessen sein und ist nicht Gegenstand apriorischer Spekulationen.

149

Abstrakt wird also folgendes Modell zur Begründung eines p. A. der Art orbos ~ arbor-is -> arbor ~ arbor-is vorgeschlagen: Je mehr opake Regeln R.,...., R in die Generierung eines Paradigmas P. involviert sind, desto opaker oder undurchsichtiger ist P.; durch die Anwendung von R., — , R kommt es in P.^ zu einer Opakheitsakkumulation. Opakheitsakkumulation ist nicht beliebig fortsetzbar, sondern verlangt bei Erreichung eines gewissen Opakheitsgrades nach Abbau, d. h. nach morphologisch oder konzeptuell günstigerer Restrukturierung von P., oder - was dasselbe ist - nach paradigmatischen Ausgleich. Überprüfen wir nun dieses Modell anhand von Ableitungen für z. B. genus ~ generis, müs ~ mur-is und arbor ~ arbor-is. Hierbei ist folgende Vorausbeirerkung zu machen: Der alte, schon im Altlt. morphologisierte, unproduktive und opake Ablaut, der seinerseits bereits p. A. begünstigte (vgl. z. B. tempos ~ tempests -» p. A. tempos ~ temposis -» ... tempus ~ temporis und dgl.) bleibe weitgehend außer Betracht, da dieser p. A. nicht mit dem hier thematisierten identisch ist. Kit. erhaltene Paradigmen mit Ablautvariation mögen jedoch die im gegebenen Zusammenhang nicht weiter diskutierte - da als evident vorausgesetzte - Markierung [+opak] erhalten. Zusätzlich führe ich folgende Abkürzungen ein: AB. = Abschwächung von o in Endsilben, SON. = Sonorisierung, RH. = Rhotazismus, ABL. = Ablaut, IK. = iambische Kürzung. a) s-Stämme der Neutra, /genos/

/genos+is/

ABL. " AB. genus SON. " RH. " IK. [genus]

genus;

genesis [+opak] " gene[z]is generis [+opak] ~

[generis] [+2opak]

Normalerweise kein p. .; Ausgleich nur unter zusätzlichen Bedingungen wie Doppelformen (z. B. fulgus/fulgw) usw. b) einsilbige s-Stämme, /müs/

ABL. AB. SON. RH. IK.

raus: /müs+is/

mü[z]is müris [müs]

[mOris]

[+opak] [+lopak]

Kein p. A. mit Ausnahme des Sonderfalls Zar.

150 c) mehrsilbige s-Stämme der Maskulina und Femina, z. B. arjbor:

ABL. AB. SON. RH. IK.

/arbös/

/arbös+is/

"

arbosis

" " arbos

[arbös]/[arbos]

arbo[z]is arböris " ~

[arböris]

[+opak]

[+opak] [+opak], da neben arbos auch arbös [+3opak]

P. A. zu arbor ~ arboris

Ableitung c) verdeutlicht, daß ceteris paribus, d. h. ohne Zusatzbedingungen wie z. B. der Doppelsinnigkeit mancher Neutra, nur dann p. A. eintritt, wenn R(iamb.K.) zur Opakheitsakkuraulation im jeweiligen Paradigma beiträgt. Das Konzept 'Opakheitsakkumulation1 motiviert insofern, weshalb ausgerechnet die mehrsilbigen alten -ös-Stämme und einige -es-Stämme von p. A. erfaßt werden, - ein Sachverhalt, der der bisherigen Analogietheorie und damit auch allen hist. lt. Grantnatiken als zufällig oder unbegründbar erschien. Prinzipiell lassen sich quantifizierte Aussagen über Paradigmaopakheit treffen, doch dies besagt nicht, daß es bereits sinnvoll wäre, sich zu Aussagen wie z. B. 'Inner wenn ein Paradigma mehr als -opak ist, dann tritt p. A. ein1 verführen zu lassen. Auch wenn Quantifikation im gegebenen Zusammenhang ein unbestreitbares Forschungsziel darstellt, so ist es gegenwärtig noch nicht adäquat erreichbar. Die von mir diesbezüglich untersuchten Fälle - und dies sind einige mehr, als in dieser Arbeit dargelegt, insgesamt aber dennoch zu wenige - erlauben noch keine empirisch begründete Festlegung des Opakheitsgrades, der von einem Paradigma maximal toleriert wird. Das Konzept 'Opakheitsakkumulation1 oder 'Paradigmaopakheit1 hat deshalb vorerst nur einen weitgehend informellen und heuristischen Wert. Es erlaubt m. E. jedoch bereits diejenigen Klassen paradigmatischer Variation auszuzeichnen, die für p. A bevorzugt in Frage können, - eine Aufgabe, der ja die bisherige Analogietheorie nicht gewachsen war. Das Konzept 'Opakheitsakkumulation' ist Teil des Versuchs, eine probabilistische Analogietheorie zu erstellen, nicht ein Konzept, das strikt deterministisches Argumentieren erlaubte. Vfenn von generativen Grammatikern häufig behauptet wird, eine Sprachtheorie müsse Prognosen erlauben, so ist dies in dem Sinne zu verstehen, wie auch von der prädiktiven Kraft naturwissenschaftlicher Theorien gesprochen wird. Naturwissenschaftliche Theorien oder Gesetze sind bewährte, bisher unfalsifizierte Hypothesen, die strenggenoirmen ebenfalls nur statistisch, d. h. probabilistisch zu interpretieren sind. In völlig analoger Weise ist die Hypothese 'Falls es in einem Paradigma

151

p. zu OpaJdieitsakkumulation könnt, die ein tolerierbares - im Laufe der weiteren Forschung errpirisch zu bestimmendes - Maximum übersteigt, dann tendiert P. zu paradigmatischem Ausgleich1 zu verstehen. Opakheitsakkumulation scheint mir in allen Fällen sog. konzeptueller Analogie, die sich nicht mittels Regelgeneralisierung, Regelverlust, Veränderung der Regelordnung und dgl. beschreiben läßt, involviert zu sein. Da Opakheitsakkumulation nur in Paradigmen auftritt, Paradigmen aber morphologische Entitäten darstellen, dürfte 'konzeptuelle Analogie1 mit 'morphologisch bedingter1 identisch sein. Aufgrund des grundsätzlich möglichen Konfliktes zwischen verschiedenen Komplexitätsbegriffen, führt p. A. häufig sogar zu Komplizierungen in anderen Komponenten oder Subkomponenten der Grammatik. Ein Beispiel hierfür ist die nach dem diskutierten p. A. anzusetzende Suppletivrelation zwischen arbor und arbustus. Die von Kiparsky postulierte phonologische "minor rule1, die bei Adjektivableitungen r zu s transformieren soll, existiert nicht. Wohl aber existiert eine 'via rule1 der Art r -» s/ "s , die vor dem Derivativ -tus das r des Stammes arbor durch das zu r schwach suppletive Segment s substituiert. Daß das Aufkommen einer solchen Regel die lt. Derivationsitorphologie kompliziert, ist offensichtlich; kompensiert wird diese Komplizierung jedoch durch die durch einen Ausgleich der Art arbos ~ arboris ·» arbor ~ arboris weniger komplex gewordene Struktur der lt. Flexionsmorphologie. Warum wird arbustus nicht ausgeglichen? Ich verstehe unter 'Paradigma' im weiteren Sinne die Vereinigung von Flexionsund Derivationsparadigma. Eine Form wie arbustus gehört demnach zum Paradigma von arbor ~ arboris etc. Wenn also schon p. A., dann sollte sich auch z. B. *arburtus ergeben haben. Im Normalfall erlaubt die sprachliche Empirie - es handelt sich hier um einen theoretisch nur ganz ungenügend verstandenen Bereich der Linguistik - die Deutung, daß die Kohärenz zwischen Formen des Flexionsparadigmas bzw. Derivationsparadigmas untereinander stärker ist als die Kohärenz zwischen flektierten und derivierten Formen. Schindler (1974) bringt diesbezüglich folgende präzisierende Hypothese vor: "Derivate umstrukturierte Morpheme werden (von p. A . ; mein Zusatz) teils miterfaßt, teils nicht. Wir können die im einzelnen noch zu überprüfende Hypothese aufstellen, daß solche Ableitungen, die nach einer synchronen Wortbildungsregel (im Sinne von Schindler 1972) gebildet sind, ihre alte Form behalten. In diesem Fall führt die phonologische Differenzierung von Basis und Derivat zu einer Komplizierung der Grammatik."

Ich akzeptiere diese Hypothese, da sie m. E. bisher nicht falsifiziert wurde, wenngleich mir das pauschale Urteil 'Komplizierung der Grammatik1 zu un-

152

differenziert verkannt. Im hier genauer diskutierten Fall wurde nicht die lt. Granmatik in toto kompliziert, ja nicht einral die lt. Morphologie, sondern die Vereinfachung der Subkoitponente der lt. Flexionsmorphologie führte zur Komplizierung der Subkomponente der lt. Derivationsmorphologie. (Systematisch für dieses Wechselspiel zwischen Vereinfachung und Kbmplizierung mag das Eintreten bzw. Nichteintreten von p. A. in z. B. degener vs. arbustus sein: In degener wurde ausgeglichen, obwohl in der Flexion (genus ~ generis) s bewahrt blieb; arbustus unterliegt trotz p. A. in der Flexion (arbor ~ arboris) keinem Ausgleich. Analoges wie im Falle der Entstehung von arbor/ arboris/arbustus und dgl., d. h. Vereinfachung in der Flexion, aber Kcmplizierung der Derivation, dürfte immer beobachtbar sein, wenn p. A. zwar zur Restrukturierung der Basisform führt, Derivate jedoch nicht miterfaßt. Da die -tws-Adjektivbildungsregel eine synchrone Regel des Lt. zu sein scheint, ist unter Voraussetzung der empirischen Angemessenheit der Schindlerschen Hypothese motiviert, weshalb z. B. arbustusf honestus und dgl. nicht von p. A. erfaßt werden. Der p. A. in degener (-» degenes ~ degeneris) stellt - diesen Hinweis verdanke ich H. Stimm - kein Problem für den präsentierten theoretischen Ansatz dar. Degener geht auf /d5-genes/ mit langem oder gespanntem ~e zurück, wird also analog muli'es von R(iamb. K.) erfaßt, weist [s] ~ [r]-Alternation auf und erfüllt damit alle Vorbedingungen für den einschlägigen p. A. Auffällig ist jedoch angesichts der Bewahrung von arbustus der p. A. in z. B. biaorpor oder dedecor. Dieser Sachverhalt kann m. E. wie folgt begründet werden: In einem ersten Schritt gilt es, folgende Kbmplementarität festzuhalten: Wo p. A. in der Flexion eintritt, werden Derivate nicht erfaßt (z. B. arbustus, honestus etc.); wo p. A. in der Flexion unterbleibt, zeigt er sich in der Derivation (z. B. biaorpor, dedeaor) . Diese Kbmplementarität - ausgenortmen die unabhängig begründbare Entwicklung zu degener und dgl. - findet ihre Erklärung in der Entwicklung des lt. Rhotazismus. Der p. A. der [V, 4gsp] s-Stämne eliminiert außer bei einsilbigen Morphemen und beim Großteil der Neutra die [s] ~ [r]-Alternation und reduziert insofern den Anwendungsbereich 3

Gelegentlich wurde degener als Rückbildung aus degrenerare interpretiert (vgl. die Literatur in Sommer (1948:369). M. E. spricht nichts für diese Auffassung, außer der Unfähigkeit der traditionellen Linguistik zu begründen, weshalb sich degener trotz Nichteintretens von p. A. in genus etc. ergab. Es ist dies wohl ein 'klassisches' Beispiel, wie eine unrestringierte Analogietheorie, die 'analog' genus ~ generis *degenes ~ degeneris erwarten lassen sollte, zu ad-hoc-Annahmen wie (empirisch unbelegbare) "Rückbildung aus degenerare' führt.

153

von R (Rhotazismus) s -» r»/V V drastisch. Diese Reduktion des Applikationsbereiches von R(Rhotazismus) induziert Regelurnkehrung/rule inversion im Sinne von Vennemann (1972b). Für totale Regelutnkehrung gilt abstrakt: Eine Regel A -» B/D wird zu B -» A/D, wenn: a) die Vereinigung der sich nicht überlappenden Kontextmengen D und D, wobei D Komplement zu D ist, die Menge aller Kontexte U ergibt (D « D = U ) , und b) D diejenige (echte oder unechte) Teilmenge von D ist, in der A und B noch alternieren. Im gegebenen Fall ist A -» B/D mit R (Rhotazismus) s -> r/V V gleichzusetzen (A = s, B = r, D = V V). Das Komplement D, d. h.—.{V V) ist die Mange der Kontexte, in denen kein Rhotazismus eintritt. D ist diejenige Teilmenge von D, wobei D =—{V V}, oder was hierzu äquivalent ist: D = { C, C , C C, V, V , #, # }, in der nach dem p. A. noch Alternation vorliegt. Da nur im Kontext # Restalternation zu beobachten ist (z. B. deous% ~ decoris), gilt: D = { #} = .a) und b) sind somit simultan erfüllt und R (Rhotazismus) wird umgekehrt zu: R(inverser (Rest)Rhotazismus): v -» s/ %)Neutra, einsilbige Wörter usw. Jede Regelumkehrung impliziert Restrukturierung. Ebenso wie z. B. die Variation ~ an des engl. indefiniten Artikels trotz des historisch zugrundeliegenden an (t- one) synchron mittels a\AT?r ~* an/___#V aus (synchron zugrundeliegendem) /a/ abzuleiten ist, liegt im Kit. einer Alternation wie z. B. genus ~ generis synchron ein Stamm /genur/ zugrunde und genus ist hieraus mittels R(inverser Rhotazismus) zu gewinnen. Eine Form wie z. B. dedecor deriviert sich synchron von der Basis /decur/, da derivationsmorphologische Regularitäten morphonologischen vorgeordnet sind. Da es bei alten -os-Stänrnen zu p. A. und nicht zu Regelumkehrung kam, bleibt z. B. arbustus erhalten. Summarisch: Das von der vorliegenden Arbeit gänzlich unabhängig motivierbare Konzept 'Regelutnkehrung' determiniert die eingangs festgestellte Komplementarität, d. h. wo p. A., da Regelumkehrung und deshalb Restrukturierung in der Derivation bzw. der Derivationsbasis (bieorpor, dedeaor und dgl.). Soweit neutrische (alte) s-Stänrne zu beobachten sind, die im Kit. einen ausgeglichenen i»-Stamm aufweisen (z. B. vobur), obwohl sie niemals Doppelformen wie z. B. fulgur/fulgus aufwiesen, sind sie zu deuten als das Resultat von Verlusttendenzen von R(inv. Rhotazismus) (= p. A. mittels Regeltilgung). Interessant dürfte sein, daß es in der Geschichte des Rhotazismus zu Regelumkehrung kommt,

154

da dies von der prägenerativen Linguistik nicht erkannt wurde. Ich mächte deshalb die Entwicklung von R(Rhotazismus) einschließlich der Regelvor- und Regelnachläufer kurz zusammenfassen. t , R

(Sonorisierung)

t„, R„ (Rhotazismus )

:

s -» z/V

V

Regelvor-

:

z -» r/V

V

läufer

t , Telescoping R.xR-j R

(Rhotazismus )

des

kit. Rhotazismus :

s -» r/V

V

kit. Rhotazismus

t~, paradigmatischer Ausgleich zu arbor ~ arboris und dgl.; Reduktion des Anwendungsbereiches von Rt , Regelumkehrung zu R . : 4 4

r -» s/

ft. )Neutra t einsilbige Wörter etc.

Regelnachläufer

tg, Verlust von R. in der weiteren Geschichte des Lt.

Abschließend noch einige Bemerkungen zu lor und ausgeglichenen s-Stämmen der Neutra. i) zu lav: Die Entwicklung las -» lar ist mittels des hier vorgeschlagenen theoretischen Instrumentariums, das sich jedoch auch nur als Beitrag zu einer adäquaten Analogietheorie versteht, nicht begründbar. Zusätzlich zu den hier diskutierten Konzepten 'Regelojeneralisierunq, Regelverlust, Regelumordnung, Regeltelescoping1 und 'Opakheitsakkumulation1 könnt als begünstigender Faktor für p. A. zweifelsohne auch 'hohe Vorkcmnnisfrequenz' in Frage, auch wenn der Stellenwert frequentieller Argumente bei der Motivation irgendeines p. A. insgesamt nur sehr schlecht abzuschätzen ist. Dennoch scheint las zu lar restrukturiert worden zu sein, weil dieses Wort überwiegend im Plural laves verwendet wurde. Diese bereits in der hist. lt. Grammatik zu findende 'Erklärung1 wird mangels einer überzeugenderen Alternative akzeptiert. Ich behaupte also nicht, daß Frequenzargumenten keine Bedeutung zukcmnt, nur scheint mir 'Frequenz1 allein nicht die große Rolle zu spielen, die diesem Faktor literaturüblich zugemessen wird. Wenn in einen p. A. frequentielle und nicht-frequentielle Gesichtspunkte involviert sind, dann scheint den nicht-freouentiellen regelmäßia eine höhere Gewichtung zuzukaimen. Auch die 4 Richtung von p. A. ist der, die 'Frequenz' erwarten ließe, oft gegenläufig. Ich plädiere also für einen vorsichtigen und im Vergleich zur traditionellen 4

S. hierzu z. B. Beispiele in Maverthaler (1972) oder - wie bereits erwähnt - ein Paradigma der Art mus ~ muris, das laut 'Frequenzargument 1 zu *mur ~ muris geworden sein sollte, da der s-Stamm nur im Nominativ Singular vorliegt.

155

Linguistik sehr restringierten Einsatz des Frequenzargumentes. Nur wenn Gründe anderen Typs nicht zu finden sind, sollte m. E. auf 'Frequenz' rekurriert warden. Dies scheint mir eine fruchtbarere Praxis als die literaturübliche zu sein, wo viele Autoren sich durch die Feststellung 'größere Frequenz' der Mühe weiteren Nachdenkens über Gründe und Richtung von P. A. entbunden fühlen, ii) zu ausgeglichenen s-Stämmen der Neutra: Diesbezüglich hat m. E. bereits Kieckers (1965:36) die richtige Hypothese vorgebracht: "Die Übertragung des r war bei den mehrsilbigen geschlechtlichen Substantiva auf -ös üblich und erklärt sich bei den Neutra dadurch, daß bei einer Anzahl von Wörtern Doppelformen, geschlechtige und neutrische bestanden, z. B. fulgor m . , Gen. -oris, 'Blitz, Glanz' neben fulgus n . , -uris; robosem (noch mit s) bei Paul. Fest. 15 setzt roiior m. neben robur n. voraus, ...; beachte auch tenus n. ( . . . ) '(ausgespannte) Schnur' neben allgemeinem tenor m. 'Spannung, Schwung 1 ; ferner decus n. ... und decor m. .. Später frigus n. (-oris) 'Kälte 1 /rigor m."

Diese meist nur morphologisch differenzierten Doppelfornven tragen zur Komplexität der lt. Grammatik bei, da ihnen nur im Ausnahmefall eine funktionale Differenzierung zukommt. Durch Übergeneralisierung des ursprünglich auf mehrsilbige, 'geschlechtige1 Nonen beschränkten p. A., die durch das Nebeneinander von maskulinen und neutrischen Nomen induziert wurde, wird diese Komplexität abgebaut. Soweit einige wenige neutrische s-Stämme Ausgleich zeigen, obwohl sie keine Doppelformen aufweisen, sind sie - wie bereits vorgetragen - durch die Tendenz zum Verlust der Regel R(inverser Rhotazismus) zu motivieren. Wir wollen zusammenfassen: Mit Hilfe des unabhängig motivierbaren Konzeptes 'Regeltelescoping1 und mittels des Konzeptes 'Opakheitsakkumulation1 gelang es m. E. eine Reihe von Fragen zu beantworten, die ein p. A. der Art arbos ~ arboris ·* arbor ~ arboris aufwirft, insbesondere: a) warum im Lt. maskuline und feminine Ncmen auf -5s von p. A. erfaßt werden; b) warum z. B. ein -es-Stamm wie /mulies/ ebenfalls Cpfer des p. A. ist; c) weshalb einsilbige Vförter nicht von p. A. affiziert werden; d) weshalb der p. A. Neutra nur gelegentlich erfaßt; e) weshalb Formen wie arbustus trotz arbor/arboris erhalten bleiben; f) warum es trotz genus/generis, degener/degeneris und nicht etwa *degenes/ degeneris heißt.

Auf die Fragen a) - f) hatte die bisherige Linguistik keine Antwort geben können. Auch wenn die hier vorgeschlagenen Antworten aufgrund des noch nicht genügend geklärten Charakters von 'Paradigmaopakheit1 oder 'morphologischer

156 Opakheit/opacityAJndurchsicihtigkeit1 nicht beanspruchen können, definitiver Natur zu sein, so scheinen sie mir doch in die richtige Richtung zu weisen. Zumindest gelingt es der vorgeschlagenen Theorie - mit ganz wenigen Ausnahmen wie z. B. lax- - genau diejenige Klasse von ausgeglichenen s-Stämmen zu prognostizieren, die tatsächlich von p. A. erfaßt wurden. Dies kann von alternativen Theorien nicht behauptet werden, was abschließend anhand des Ansatzes von Strunk (1975): 'Horizontale Verkettung und vertikale Flexion in indogermanischen Sprachen1 noch kurz demonstriert werden soll. Der entscheidende Abschnitt der einschlägigen Argumentation von Strunk (1975:302f) lautet: "Das Ausbleiben von Nominativen auf -r bei den Einsilblern legt demnach die Vermutung nahe, daß solche Formen bei den zweisilbigen s-Stämmen des Typus honor noch aufgrund eines weiteren, über das jeweilige Deklinationsparadigma hinausreichenden analogischen Anschlusses zustande gekommen sind. Eine m. E. zutreffende Beurteilung steht schon bei Stolz-Leumann, Lat. Gramm. S. 141: "Nur auf analogischem Wege in Anlehnung an echte r-Stämme wie die Substantive auf -tor, -toris wurde r von den obliquen Kasus her an die Stelle von -s verschleppt im Nom. Sing, fast aller geschlechtigen -osStämme wie calor, -oris, arbor, -oris, besonders der Komparative, daher -ior, -ioris." Danach wäre also zusätzlich mit einer "horizontalen" Ausrichtung der geschlechtigen s-Stämme nach den Paradigmen der lat. Nomina Agentis zu rechnen, etwa im Sinne einer Proportion datorem : dator = calorem ·. x. Dieser bei Leumann nicht näher präzisierte Gedanke an eine mehrdimensionale (vertikale und horizontale) Analogie läßt sich einmal durch die unterschiedliche Entwicklung der Nominativfonnen beim Typ honor, labor einerseits und beim Typ flos, mos andererseits stützen. Denn die angenommenen Muster der Nomina Agentis waren eben keinesfalls Monoeyllaba, sondern wie honor, labor, color usw. mindestens Zweisilbler: z. B. actor, auctor, cultor, dator. Deshalb ergab sich offenbar keine horizontale, interparadigmatische Verknüpfung zwischen letzteren und den einsilbigen s-Stämmen wie flos, mos, LOS. Zum anderen ist darauf hinzuweisen, daß auch zweisilbige s-Stämme dann ihr Nominativ-s bewahrten, wenn der Vokal ihres Stammsuffixes ein anderer als - - war; tellüs, -üris, cinis, -eris, vömis, -eris blieben im Nominativ wie Einsilbler nach Art von raus, ius ( n ) , glis "Haselmaus 1 ohne analogischen Einfluß. Hier war es die Abweichung des Suffixvokals von dem der Nomina Agentis, die bei Mehrsilblern wie tellüs im Gegensatz zu denen des Typs honor eine Querverbindung zu den Wörtern auf -tor nicht aufkommen ließ ... Lateinische Nominativformen wie honor, labor, color ... sind also offenbar Produkte sowohl eines intraparadigmatischen bzw. vertikalen als auch eines interparadigmatischen bzw. horizontalen ( . . . ) Anschlusses."

Ich muß gestehen, daß mir diese Schlußfolgerung nicht so Offenbar' ist, wie Strunk das gerne haben möchte, - und zwar aus folgenden Gründen: a) Proportionen wie die von Strunk präsentierte 'datorem : dator - oalorem : x' mögen für illustrative Zwecke brauchbar sein, aber was ist (unter systematischem Aspekt) ihr deskriptiver und explanativer Wert? Strunks Koranentar zu dieser Proportion ("Dieser bei Leumann nicht naher präzisierte Gedanke an eine mehrdimensionale (vertikale und horizontale) Analogie") spricht von

157

'Präzisierung1, doch in welchen Sinne wird hier etwas präzisiert? Soweit ich zu sehen vermag, ist die monierte Proportion keine Präzisierung, sondern nur eine metaphorische Paraphrase der von Strunk selbst zitierten Stelle aus Leumann: was bei Leumann eine Hypothese war, wird durch Pseudoformalisierung nicht zu einem Sachverhaltl Als bekannt vorausgesetzt darf werden, daß Pseudoformalisierungen keine präzisierende Rolle zukommt. Bei einer auf Proportionen beruhenden Analogietheorie ist der Phantasie keine Grenze gesetzt. Warum denn z. B. nicht calovem : calos - datorem : (wobei = *datos) oder eine weitere 'interparadigmatische' Proportion der Art: je vais : nous allons - je fais : nous (wobei = nous *fallons) und dgl.? Insofern sind Proportionen (ein- bzw. mehrdimensional, intra- oder interparadigmatisch, horizontal, vertikal oder 'diagonal') für das Verständnis von 'Analogie1 oder paradigmatischem Ausgleich m. E. bedeutungslos; ihr 'Wert' erschöpft sich darin, daß sie sich leicht hinschreiben lassen und daß man mit ihnen so tun kann, als präsentierte man eine 'Erklärung'. b) Selbst wenn man gutwillig präsupponiert, daß dem Kbnstrukt 'interparadigmatische bzw. vertikale Analogie' Realität zukantit, bleibt zu konstatieren, Haß Strunks 'empirische' Ausgangslage keinen Kredit verdient. Seine Behauptung 'daß auch zweisilbige s-Stänrne dann ihr Nominativ-s bewahren, wenn der Vokal ihres Stanmsuffixes ein anderer als -ö- war" ist falsch. Wie steht es z. B. mit mul-ier ( /mulies/) - mulieris oder einem Adjektiv wie degener ( /degenes/) - degeneris oder ausgeglichenen Neutra der Art fulgur fulguris usw.? Bei Formen dieses Typs kann sich gemäß der Intention der Strunkschen Argumentation keine 'interparadigmatische Verknüpfung1 (mit den Nomina Agentis auf -tor) ergeben haben. Es ist deshalb festzuhalten, daß Strunks Ansatz das nicht leistet, was er leisten sollte. Strunks Anspruch, den zur Diskussion stehenden Problembereich abzudecken ist scmit fiktiv bzw. höchstens dann zu akzeptieren, wenn man die Datenlage simplifiziert. c) Desgleichen ist das Strunksche Hypothesengebäude nicht zu begründen in der Lage: a) weshalb in Derivaten wie z. B. arbustus kein Ausgleich eintritt, - wäre nicht gerade hier wiederum eine 'interparadigmatische1 Verknüpfung zwischen Der theoretische Ansatz von DeChene (1975) hat trotz teilweiser terminologischer Überlappung mit Strunk - z. B. rekurriert DeChene bei der Begründung von Analogie ebenfalls auf 'interparadigmatic vs. intraparadigmatic' und 'proportion' keinen gemeinsamen Durchschnitt. Eine Auseinandersetzung mit DeChene muß hier ausgeklammert bleiben.

158

dem Flexionsparadigma von arbor und dem Derivationsparadigma arbustus etc. zu erwarten? -, und b) weshalb in z. B. degener, biaorpor und dgl. Ausgleich eintritt, obwohl das jeweils zugeordnete Flexionsparadigma unausgeglichen bleibt. Summarisch: Strunk gelingt es m. E. nicht, auch nur einen der Einwände, die gegen bisherige Deskriptionsversuche eines Ausgleichs des Typs arbos ~ arboris + arbor ~ arboris vorgebracht wurden (vgl. S.135), zu vermeiden. Terminologische Neuprägungen wie 'mehrdimensional, horizontal, vertikal1 und dgl. zählen - solange ihre theoretische Fruchtbarkeit nicht nachgewiesen wird - zur Rubrik 'des Kaisers neue Kleider'. Unabhängig von diesen Kritikpunkten mögen konkurrierende Theorien einfach nach ihrer Leistung beurteilt werden. Die in dieser Arbeit entwickelte l e i s t e t eine Prognose (und damit auch Begründung) der von paradigmatischem Ausgleich erfassten Formen, Strunk (1975) kleidet das Problem nur terminologisch neu ein. Ich hoffe insofern auch gezeigt zu haben, daß die generative Grammatik auf diachronietheoretischem Gebiet weniger grobe und theoretisch wie empirisch adäquatere Analysen erlaubt, als sie der prägenerativen Linguistik mit ihrem globalen Gerede von 'Analogie' und dgl. möglich sind. 4.3

Begründung des paradigmatischen Ausgleichs oheval ~ ohevaux ·* oheval ~ ohevals

Dieser p, A. ist weniger komplex als der eben diskutierte lt. überdies kann bei seiner Begründung auf bereits entwickelte theoretische Vorstellungen zurückgegriffen werden. Als Hauptthese werde ich verteidigen, daß der p. A. oheval ~ ohevaux ·* oheval ~ chevals wie der Ausgleich arbos ~ arboris ^ arbor ~ arboris durch Opakheitsakkumulation ausgelöst wird. Bei der Diskussion der frz. L-Vokalisierung hatte sich ergeben, daß R(L-Voc) im Laufe der frz. Sprachgeschichte durch Regeltelescoping zu einer opaken und unproduktiven Regel werden mußte. Ebenso war bereits gezeigt worden, daß die Alternation -at ~ -aux im Frz. schwach suppletiv und opak ist. Da die frz. Sprachgeschichte unzweideutig belegt, daß ein zu ohevals führender p. A. in afrz. Zeit noch nicht eintritt, obwohl das Telescoping von R.: l -» i/

C und R 2 : 4 -» w/

l -» »/

C,

C, also R.

R„:

bereits für das Afrz. anzusetzen ist, nehme ich an, daß in nach-afrz. Zeit zusätzliche Opakheit in Paradigmen des Typs oheval ~ ohevaux akkumuliert wurde, um dies zeigen zu können, muß ich zumindest auszugsweise auf die im späten Afrz. bereits einsetzende Monophtnongierung eingehen. Es ist bekannt, daß

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nicht alle Diph- oder Triphthonge zur selben Zeit monophthongisiert wurden. Glücklicherweise muß im gegebenen Zusammenhang das komplexe Gesamtbild der Monophthongierung jedoch gar nicht nachgezeichnet werden; es genügt, sich das Schicksal des durch L-Vokalisierung ergebenden Diphthongs [aw] anzusehen. Hierzu schreibt z. B. Pope (1966:199f): "In the course of later Middle French the labial element of the diphtong an rounded a and merged in the rounded vowel. In the stressed syllables this monophthongisation was only accepted by the grammarians in the sixteenth century but in less stressed syllables and in vulgar speech the levelled pronounciation had some vogue earlier ( c f . Villon, os.· maulx, hospitaulx, T.cxliii)."

Es ist also anzunehmen, daß die Monophthongierung zuerst unbetonte Silben erfaßte und später auf unbetonte und betonte generalisiert wurde. Versuchen wir dieses 'später' chronologisch ein wenig genauer zu fassen und konsultieren wir zu diesan Zweck Fouche (1958:301, volume II): "L'o long provenant de au ( j und hyperkorrigiertes

Bastille (-» ßastie) oder ...). Eine solche Beispielshäufung brächte jedoch keine neuen Gesichtspunkte; insofern soll darauf verzichtet werden. Abschließend darf festgehalten werden, daß sich unter fortmalen Gesichtspunkt segmentale Hyperkorrektion jeweils als Regelpaar der Art A -» B/... und B -> A/... darstellt, fog notationeil zu einer Austauschregel zusammengefaßt werden kann, deren Applikation und genauere Spezifizierung stilistische sowie soziolinguistische Information mit einschließt. Isomorph zu diesem allgoneinen Muster, läßt sich ffag Aufkamen von Formen wie ahevaUj hopitau usw. beschreiben. Der in Stil, dominierende p. A. zu aheval ~ chevals ist linguistisch zwar natürlich, sozial aber nicht prestigefördernd. Einem Sprecher/Hörer stellt sich deshalb Stil. - und das frz. Schulsystem bestärkt natürlich diese Einschätzung - als minderwertige Abweichung von Stil, dar, der die prestigefordernden -al ~ -aur-Alternationen aufweist. Zur 'Degenerierung1 von Stil, hatte der besprochene p. A. geführt, der sich in Termen eines Vergleichs zwischen Stil, und Stil, als Regel darstellt, die in Stil, [o] durch [al] substituiert ([o] -> [al]/...). Gilt es also von Stil, in Stil, zu wechseln - und dies ist für manche koimunikative Zwecke unungänglich -, dann muß der Effekt der obigen Regel rückgängig gemacht werden, d. h. die Regel [o] -> [al]/... in ungekehrter Richtung durchlaufen werden. Als Resultat ergibt sich ein Paradigma wie chevau ~ chevaux, hopitau ~ hopitaux und dgl. Formen wie hopitau sind demnach das Ergebnis mißglückten Stilwechsels, also hyperkorrigierte Formen und nicht Resultat eines primären paradigmatischen Ausgleichs. Daß sekundärer p. A. jedoch auch durch Hyperkorrektion hervorgerufen werden kann, wird von einer künftigen und hoffentlich exhaustiven Analogietheorie zu berücksichtigen sein. 4.4

Überlegungen zum Thema 'Afrz. -ail

aus =» frz. -ail

ails'

Das Afrz. wies bekanntlich regulär Alternationen des Typs corail ~ ooraus, esmail ~ esmaus usw. auf. Partiell wurde diese Alternation in das moderne Stan-

170

dardfrz. tradiert (aovail ~ QOPOUX, email ~ emaux), partiell in das synchron allein produktive Muster -ail ails eingepaßt (z. B. eventail ~ eventails, ohandail ~ chandails), oder es kam zur Bildung semantisch differenzierter Doppelformen wie travaux vs. travails usw. (Das fran9ais populaire kennt fast nur -aüs-Plurale). Die anhand des Ausgleichs zu -al ~ -als entwickelte Theorie T., welche annimmt, daß die Aufgabe einer umkehrbar eindeutigen segtnentalen Zuordnung Opakheit in ein Paradigma einbringt, prognostiziert, daß die Tendenz zum Ausgleich von -ail ~ aus zur s e l b e n Zeit wie die Ausgleichstendenz -al ~ -aux ·> -al ~ -als einsetzt, da beide Paradigmen zur selben Zeit zum Abschluß der aw-Monophthongierung affiziert werden. Diese aus T. ableitbare Prognose wird zu überprüfen sein: Sollte sich eine chronologische Koinzidenz der Entwicklung zu -al/-als und derjenigen zu -ail/-ails feststellen lassen, dann ist T. als validiert, anderenfalls als falsifiziert anzusehen. Einigermaßen detaillierte historische Grammatiken des Frz. wie z. B. Pope (1966:316) oder Fouche (1958, vol. II, 301), geben zwar jeweils an, wann die ersten -ails-Fonnsn. belegt sind, setzen die Chronologie aber nicht argumentativ ein. Beispielsweise Fouche schreibt: "Apres la disparition du cas sujet sing., il n'est plus reste que l Opposition sing. -ail.· plur. -aus (auj. -aux). Cependant le pluriel a eprouve de bonne heure une tendance a se modeler sur le singulier et -aus a pu etre remplace par -auls. C'est ainsi qu'on a eu en fr. mod. mails, gouvernails, tremails, en face de travaux, soupiraux, baux, vantaux, Lanoue (1596) donne dejä espouvantails et gouvernails, tandis qu'un peu plus tard Malherbe dit encore espouvantaux. Ce ne sont pas la les seuls examples de remplacement de -aus par -ails: Lanoue cite de plus bails, soupirails et travails qui n'ont pas ete retenus. Ces pluriel analogiques en -ails s'expliquent d'ailleurs soit par un emplois plus frequent du singulier ( . . . ) , soit par I'action de formes correspondantes en 1... Quant aux mots d'emprunt en -ail, ils ne fönt jamais le pluriel en -aux. Cela s'explique par le fait qu'ils ont ete et qu'ils sont surtout employes au singulier: ... Si cependant le pluriel de rail XIXe ( u Odiminutiv x] f 2 " : R(part. Red.)/ [+lexik. Basis ΧΛ x = Personenname] ^ [-fdiminutiv v -i-diminutiv-hypochoristisch] f :

R(tot. Red.)/ [+mehrsilbige lexik. Basis x] ^ [+iterativ x]

(Zur Erl uterung von f-f-

siehe 1.1.1)

(d) R(al/o): ( Morpholexikalische Alternationsregel der frz. NcminalitDrphologie, s. II. 3.4.1) al -» o/

+N, +ADJ [+R al/o] +P1

(e) R (r/s): (= Morpholexikalische Alternationsregel der lt. Mjektivderivation, s. II. 4.2) +tus +DER

(f) Geschichte des lt. Rhotazismus: (s. II. 4.2) t,,R

(Sonorisierung)

: s -» z/V

V Regelvorl ufer des

t„,R

(Rhotazismus )

: z -» r/V

V kit. Rhotazismus

t 2 , Telescoping R.xR„ R^ (Rhotazismus ) : s -» r/V V kit. Rhotazismus j /. t , paradigmatischer Ausgleich zu arbor ~ arboris etc.; Reduktion des Anwendungsbereiches von R... t., Regelumkehrung zu R. : r -» s/

tt)Neutra, einRegelnachl ufer silbige W rter etc. t,, Verlust von R. in der weiteren Geschichte des Lt.

176

(2) Theoretische Konstrukte: (a) Konstxuktioneller Ikonismus: (s. I. 1.1.1) Eine morphologische Konstruktion ist konstruktionell ikonisch, wenn gilt: Konzeptuelle Merkmalhaftigkeit bildet sich auf morphologische ab. (Was konzeptuell 'mehr' ist, ist auch konstruktioneil ' m e h r ' .

(b) Markiertheitsumkehrung: (s. I. 1.1.1) ,m -» u/u-Kontext Markiertheitsumkehrung = def t , „ . . u -* m/m-Kontext

(c) Frz. Diminutionsnatürlichkeit: (s. I. 1.1.1) Diminution syntaktische u

partielle u

morphologische m

(totale m) präfixale u suffixale m

initiale u finale m mediale M (d) Opakheit morphologischer Regeln: (s. I. 1.4) R sei eine morphologische Regel und A eine Variable über die Einheiten, mit denen morphologische Regeln operieren; B sei ein deriviertes Wort bzw. eine abgeleitete Wortform und C D gebe die Bedingungen an, welche die Ableitung von B unter systematischem Aspekt erlauben. Unter dieser Voraussetzung ist die Regel R: A -» B / C

D

1-opak, wenn es As gibt, die nicht von R erfaßt werden, und 2-opak, wenn es Bs im Kontext C D gibt, die nicht von R generiert werden.

(e) Regeltelescoping: (s. II. 3.3.2) R : A -» B/. . . R . : B -» C/ . . . R.

R. : A -» C/. . .

unter der Bedingung: (Output ( R . ) = Input ( R . ) ) (Kontext ( R . ) £ (Kontext ( R . ) ) Alternationserhaltungsbedingung.

(f) Alternationsopakheit: (s. II. 3.3.2) Eine Alternation A ist def undurchsichtig oder opak, wenn die Relation zwischen den Gliedern von A nicht mittels einer natürlichen phonologischen Regel beschreibbar ist.

(g) Opakheitsakkuraulation: (s. II. 4.2) Je mehr opake Regeln R , . . . , R (im Sinne von Kiparsky) in die Generierung eines Paradigmas P. involviert sind, desto opaker bzw. undurchsichtiger ist P. . """

177

(h) Regelschena für segrtentale Hyperkorrekt ion: (s. II. 4.3.1) Ist R : A -» B/... eine Regel der Sprache L·., dann

ist

R-: B -» A / . . . eine hyperkorrekte Formen erzeugende Regel, falls R. und R~ in der Grammatik von L. kopräsent sind. Notationelle Zusammenfassung von R. und R„ ergibt: [aM] -» [-otM]/..., wobei M = Merkmal (e) und

= eine Variable über { + ,-},

die in Abhängigkeit von der jeweiligen Stilschicht spezifiziert wird.

(3) Thesen bzw. Postulate: (Als Thesen bzw. Postulate sind im weiten Sinne natürlich auch alle vorgeschlagenen Regeln oder theoretischen Konstrukte anzusehen; im folgenden werden jedoch nur diejenigen (unformalisierten) Thesen oder Postulate verzeichnet,

denen in der vorliegenden Arbeit eine gewisse Bedeutung zukcftmt und

die in Kontrast zu bisherigen Arbeiten stehen bzw. beanspruchen, 'linguistisches Neuland1 zu tangieren.)

(a) Frz. Echowortphonologie: (s. I. 1.) Die Phonologie f r z . Echowörter wird durch die allgemeine f r z . Phonologie ohne Zusatzannahmen abgedeckt. (a) umfaßt an Einzelergebnissen: ( a . ) Im Gegensatz zu Morins Annahmen hat das finale nicht den Status eines ad-hoc-Markers, sondern ist als zugrundeliegendes Segment aufzufassen. (a„) Im Gegensatz zu Annahmen Morins erfordert die frz. Echowortphonologie keine Denasalierungsregel. (a,) Im Gegensatz zu Annahmen Morins erfordert die frz. Echowortphonologie keine n-Insertion. ( a . ) Im Gegensatz zu Morin, ist die f r z . Echowortbildung kein Problem der Phonologie, sondern der Derivationsmorphologie. (a^) Im Gegensatz zu bisherigen generativ-transformationellen Analysen des f r z . Konsonantismus ist mit zugrundeliegenden Gleitlauten zu rechnen. (a,) R ( f r z . Echowortbildung) zeigt, daß Silbifizierungsregeln bereits in der Derivationsmorphologie verfügbar sein müssen. (a..) Zumindest im Frz. sind oberflächenmorphologisch initial, medial und final reduplizierte Formen das Resultat einer einzigen Regularität " R ( f r z . Echowortbildung)' ( = 3 f ) ) ; zu vermuten bleibt, daß ein analoger Nachweis auch für andere Sprachen geführt werden könnte. (ag) Die präsentierte Analyse der f r z . Echowortmorphonologie und Echowortphonologie erlaubt die Ableitung aller einschlägigen morphologischen Echowörter ohne Verletzung der postulierten Organisationsuniversalien (Morphologie vor Phonologie, Derivationsmorphologie vor Flexionsmorphologie, Stammbildung vor weiteren morphologischen Prozessen) ; insofern validiert sie diese.

(b) Morphosemantik: (s. I. 1.1) Die Semantik morphologischer Prozesse ist durch eine den jeweiligen Prozessen homomorph zugeordnete semantische Algebra zu analysieren. (Bezüglich Reduplikation s. I. 1.1)

178

(c) Natürlichkeit morphologischer Prozesse: (s. I. 1.1.1) Morphologische Prozesse sind natürlichkeits- bzw. markiertheitstheoretisch zu evaluieren. Über die Natürlichkeit/Markiertheit entscheidet unter anderem der in der vorliegenden Arbeit thematisierte Gesichtspunkt 'Ikonismus 1 .

(d) Silbenstrukturdifferenzierung in der Kindersprache: (s. I. 1.2) PU PVPV "-·> cv -» -» cvcv c vc v

> Lpi v1Cp2Vv2

Für alle Sprachen gilt: In der Kindersprache von L. ist Reduplikation zu beobachten; in der weiteren Entwicklung ist Reduplikation entweder L.-spezifisch zu restringieren oder gänzlich zu unterdrücken.

(e) Haplologie: (s. I. 1.4 und 1.4.3) Haplologie wird in einer Sprache mit Reduplikation (i) durch das Bestreben motiviert, 2-Opakheit von Reduplikationsprozessen zu reduzieren oder zu vermeiden. In Sprachen ohne Reduplikation wird Haplologie durch (ii) und (iii) begründet, (ii): Distanzierung von an Kindersprache erinnernde und insofern prestigebeeinträchtigenden Strukturen, in denen Reduplikation als morphologischer Prozess vollständig bzw. weitgehend zu unterdrücken ist. (= Reflex der Unterdrückung von R(Reduplikation)) (iii): Perzeptionsdptimierung insofern, als der Abbau pseudoreduplikativer Strukturen zur Optimierung der Perzeptionsstrategie 'Analysiere in einem ersten Schritt all das, was (zumindest phonologisch) ein Echowort sein könnte, als morphologisches Echowort 1 beiträgt.

(f) Suffixverkettung/Ausnahmen zu phonologischen Regeln/spurious se-rule im Sp.: (s. I. 1.4.1, 1.4.2, 1.4.3) Für bestimmte Regularitäten der Suffixverkettung, für spezifische Ausnahmen phonologischer Regeln sowie für die 'raison d'gtre" der sp. spurious se-rule kommen wie bei der Motivation von Haplologie die Gründe (i)-(iii) a u f .

(g) Zielstruktur 'keine pseudopreduplikativen Sequenzen1: (s. I. 1.4.3) Für alle Sprachen stellt die Reduktion pseudoreduplikativer Sequenzen eine Zielstruktur dar. reduplikationsverdächtige Ausgangsstruktur X

reduplikationsunverdächtige ZielStruktur

Die Zielstruktur bezieht ihre Motivation aus den in (e) aufgeführten Gründen ( i ) - ( i i i ) . Zur L.-spezifisch variablen Annäherung an können verschiedene Prozesse 'konspirieren'.

(h) Alternation frz. -a Z.

aux: (s. II. 1.-3.3, 3.4, 3.4.1)

Die in der einschlägigen Literatur zu findende Behauptung, daß die Alternation -al ~ -aux regulär sei, entbehrt jeglicher Grundlage. Regulär ist im Frz. der Typ (le) carnaval ~ (les) carnavals.

(i) Ableitung von -auxt (s. II. 2., 3.4.1) Einer (synchronen) phonologischen Ableitung von -aux aus /-als/, wie sie von Schane (1968), Kiefer (1973), Selkirk (1973) und anderen vorgeschlagen

179 wurde, kommt keine Realität zu. Das moderne Frz. hat weder eine L-Vokalisierung noch eine AU-Monophthongierung. Die Unproduktive und schwache Suppletion beschreibende morpholexikalische Regel R(al/o) kommt für -auxFormen auf.

(j) Regularität: (s. II. 3.1, 3.2, 3.4) Die Unterscheidung 'Haupt- vs. Nebenregel/major vs. minor rule' ist für die Explikation von 'regulär' bzw. 'irregulär 1 ungeeignet. Ein Prozeß ist regulär, wenn er produktiv ist.

(k) Regeltelesooping: (s. II. 3.3.2) Regeltelescoping ist als lerntheoretisch motivierte 'Vereinfachung' zu deuten, führt phonologisch jedoch zu unnatürlichen Prozessen. Phonologische Unnatürlichkeit impliziert Unproduktivität.

(1) Forschungslage 'Analogie': (s. II. 4., 4.1) Die bisherige Linguistik ist nicht in der Lage einen paradigmatischen Ausgleich der Art cheval ~ chevaux * cheval ~ chevals oder arbos ~ arboris ^ arbor ~ arbojris zu begründen.

(m) Suppletion: (s. II. 4.1.1) Vennemanns (1972:184) Dictum: "Paradigmatic variation, even though it may be regular phonologically, is suppletion conceptually" kann nur bedingt akzeptiert werden. Es gibt wohlunterscheidbare Grade konzeptueller Suppletion und überdies gilt, daß nicht jede Alternation gleichermaßen zu paradigmatischem Ausgleich tendiert, - was man aufgrund der obigen Hypothese Vennemanns eigentlich nicht erwarten sollte. (O)

(1)

natürliche, durchsichtige phonologische Alternationsrelation

opake, schwach suppletive AIternationsrelation

z u n e h m e n d e

(2)

starke Suppletionsrelation

S u p p l e t i o n

Als konzeptuell suppletiv zählt ohne das Hinzutreten weiterer Faktoren nur (1) und ( 2 ) . (O)-Suppletion wie in z. B. dt. Tag/Tage ist für Ausgleichstendenzen kaum sensitiv, es sei denn, eine nicht-opake Alternation wird durch das Aufkommen einer anderen Regel 'verdunkelt'.

(n) Ausgleich zu arbor/arboris: (s. II. 4.2) Dieser Ausgleich ist zu begründen durch a) die Tendenz zum Abbau der Suppletivrelation r/s plus b) die Annahme von Opakheitsakkumulation in den einschlägigen Paradigmen. Die Regel Rdambische Kürzung) führte zusätzliche Paradigmaopakheit ein und induzierte dermaßen paradigmatischen Ausgleich.

(o) Lt. Khotazismus: (s. II. 4.2) In die Geschichte des lt. Rhotazismus ist Regeltelescoping und Regelumkehrung involviert; das Übersehen dieser beiden Gesichtspunkte stand

180 einer adäquaten Analyse des lt. Rhotazismus bisher im Wege. Beispielsweise erübrigt sich die an eine Form wie lt. floralis anschließende Diskussion bezüglich 'nonchronological rule insertion, extrinsische vs. intrinsische Regelordnung, Regelumordnung, analogischen Einfluß 1 und dgl., da aufgrund von R(inverser Rhotazismus) als Stamm /flor/ anzusetzen ist und Suffigierung ganz regulär zu flor+alis führt. (Angedeutet hat diesen Gedanken bereits Vennemann (1972b), aber da er offensichtlich nicht rezipiert wurde, sei er hier mit Nachdruck von neuem vorgeschlagen.) Zu vermuten bleibt, daß auch für andere Sprachen mit Rhotazismus der Nachweis geführt werden könnte, daß in die L.-spezifische Geschichte des Rhotazismus Regeltelescoping und Regelinversion involviert ist.

(p) Ausgleich zu oheval/ohevals: (s. II. 4.3) Dieser Ausgleich ist wie der obige lt. zu begründen durch a) die Tendenz zum Abbau der Suppletivrelation al/o und b) durch Opakheitsakkumulation. Die Regel R(AU-Monophthongierung) führte zusätzliche Opakheit ein und induzierte dermaßen paradigmatischen Ausgleich.

(q) Ausgleich zu ohevau/ahevaux: (s. II. 4.3.1) Begründung wie in ( p ) ; zusätzlich ist Hyperkorrektion anzunehmen. Neben Regelumordnung, Regelverlust etc. kann unter spezifischen soziolinguistischen Voraussetzungen auch Hyperkorrektion zu paradigmatischem Ausgleich führen.

(r) Ausgleich zu -a-ilf-ails:

(s. II. 4.4)

Begründung wie in ( p ) : a) Abbau der Suppletivrelation a f r z . -ail/-aus; b) Opakheitsakkumulation durch R(AU-Monophthongierung).

(s) Ausgleich zu -eil/-eils:

(s. II. 4.5)

Begründung wie in ( p ) : a) Abbau der Suppletivrelation a f r z . -eii/-eus,· b) Opakheitsakkumulation durch R(Eu-Monophthongierung).

(t) Prognostischer Wert der vorgeschlagenen Analogietheorie: Im Gegensatz zu bisherigen Überlegungen zum selben Datenbereich macht die vorgeschlagene Analogietheorie empirisch validierte Prognosen. Sie ist deshalb nicht nur beobachtungs-, sondern auch erklärungsadäquater.

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INDEX

a) Sprachenindex Altfranzösisch 5O,59,66ff,71f,1 9, 112-115,127,164,169-172,173 Altgriechisch 57,77 Althochdeutsch 55,59 Altindisch 56,62,63 Altkirchenslawisch 56 Altlateinisch 59 Altokzitanisch 113 Altspanisch 7O Argot 16,81 Armenisch 49 Aserbeidschanisch 49 Bairisch 47,83,126,142 Bantu-Sprachen 77 Bulgarisch 49 Dänisch 43 Deutsch 15,17,30,31,43,44,46f,49, 50,51,55,57,58,59,65,69,70,76, 78,121,122,138,}40,i41/.142 Englisch 15,29,43,48,49,51,54,55,119, 123,126,127,138,140,166,167 Finnisch 15 Franyais populaire 16,81,170 Frankoprovenzalisch 113 Französisch 1-40,41,45,46-53,56,57, 61,62,68,69,70,71,73,75,77,78-92, 93-107,109-111,113,118,158-163, 164ff,168,169-172,175,176ff,180 Galicisch 64 Galloromanisch 71,112,114 Gascognisch 166,167f Gotisch 59,61,62 Griechisch 49 Indogermanisch 59 Italienisch 14,15,39,48,56,59,62,63,66, 69,70,76,140 Italische Sprachen 117 Jiddisch 142

Kalabresisch 59 Katalanisch 15,64,115 Kaukasische Sprachen 49 Kindersprache 14,16,20,80,81-92, 124,138,140 Lateinisch 16,35,47,50,51,57,58, 59,61,62,63,69,77,112,114, 139,140,141,142-158,166ff, 175,179f Leonesisch 64 Lombardisch 114 Malayisch 35 Mittelfranzösisch 164,169 Mittelhochdeutsch 141 Osmanisch 49 Persisch 49 Portugiesisch 19,24,31,39,55,64, 75,126 Rätoromanisch 114 Romanische Sprachen 36 Rumänisch 15,39,49,70 Russisch 56 Sabinisch 117 Sardisch 117 Schwäbisch 31 Schwedisch 43 Semitische Sprachen 49 Serbisch 56 Slawisch 14 Spanisch 8,15,35,39,48,50,51,53, 55,64,73ff,126,138,168 Tschechisch 14 Tschuwaschisch 49 Türkisch 15,43,48f,53 Turkmenisch 49 Turksprachen 49,69 Vulgärlateinisch 71,169 Wascho 61

b) Autorenindex Alarcos Llorach 44

Alonso 29f

187 Andersen, H. 37,1O8 Anttila 36,127,132 Bailey 12,34,113 Bartsch 12O Battaglia/Pernicone 69 Bauche 8 O , 9 7 f , l l O Bever/Langendoen 76 Bloomfield 54 Bolinger 5O Bornemann/Risch 77 Braune/Elbinghaus 62 Brinzeu 49 Brugmann 56 Chen 125 Chen/Hsieh 125 Chomsky 12 Chomsky/Halle 7 Cohen 14 Coseriu 29f Damourette/Pinchon 1O6 Dauzat/Dubois/Mitterand 15 Deak/Deak 8O DeChene 157 De Kock I04f,109,160 Dell 12 Deny 49 Dressler 117, 142 Drexler 142 Dubois 3O,97 Ettinger 3O,39,69,70 Fouche 71f,97,l03,112f,159,161,170ff Francescato 5O Frei 110,164 Gamillscheg 66f,68,69,84 Gauger 6O Gertner 23 Gonzalez Olle 69,7O Gooch 15 Grammont 48f,57 Greive 167 Grevisse 96,1O6 Gspann 8O Haensch/Lallemand SO Haiman 68 Haie 22 Harris, J.W. 132 Hasselrot 36,39 Hooper IOf Householder 6O Hjelmslev 78 Hsieh 125 Jakobson 4O,44,5O Jungemann 117 Kieckers 135,143ff,146,155 Kiefer 98f,lO4,128f,131 Kimball 116 King 133,142

Kiparsky 60,116,120,122,131ff, 136f,142,147,151 Klein/Strohmeyer 95 Kocher 8O Labov 12,16,164 Lakoff 125 Lausberg 6O Leiland/Longuet 95 Leys 69 Malkiel 5O,51 Malmberg 4O,43 Marchand 34 Marouz eau 53,56 Martinet 79 Mauger 94,98 Mayerthaler 23,25,46,l16f,121, 125,133,154 Montague 28 Morin I f f , l o f , 1 7 , 2 4 f f , 2 9 , 7 9 f Moskowitz 40f,44f Ohnesorg 14 Ombredane 42 Osthoff 58 Parisi 14 Perlmutter 73,74 Plattner 95 Pope 24,72,113,118,159,170,172 Regula 96 Richter HO Rosset 25 Sandry/Carre're 8O Sapir 61 Schane l , 8 , 1 2 , 2 3 , 9 8 f f , Ι Ο Ι , 1 Ο 4 , 128f,131 Schindler 116,132,142,147 Schultz 8O Selkirk 98ff,1O4,128f,131 Shibatani 2O Sommer 58,117,134,142,145,152 Spitzer 53 Stanley 8 Stimm 67,152 Strunk 156,158 Sturtevant 66 Thomason 174 Tietze 49 Tobler 66,68 Vennemann lof,51,58,77,116,119, 130,132,138,141f,153 Wagner, K.H. 133 Wagner, M.L. 117 Wang 116,125 Wang/Cheng 125 Weinreich/Labov/Herzog 159 Wescott 15,38,47 Wilbur 26 Yen Ren Chao 167

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c) Sachindex Ablaut 149f Ablautdoppelung s. Echowort Alternationsbedingung 23f Alternationsopakheit s. Opakheit Analogie 128,131f,135f,144,154,156ff, 161,179 proportionale 131,156ff konzeptuelle 132f,151 phonetische 132 Aphasie 42,65 Archisegment 18 Augmentativsuffixe 38 au-Monophthongierung (im Frz.) 129, 160ff,163,171,180 Auslautverhärtung 14If Austauschregel 166f,176 Binomiale 5Off Chronologie 161,17Off,173f faktische 173 linguistische erschließbare 173 crazy rules 121 Dahls Gesetz 77 Denasalierung (im Frz.) 3f,6,24,26,177 Derivationsmorphologie s. Morphologie Diminution 29-39 morphologische 33f,4O reduplikative 34 syntaktische 33f Diminutionsnatürlichkeit s. Natürlichkeit Diminutivsuffixe 37f,7O diminutiv-hypochoristisch 28,34 Dissimilation 59,72,77,78,117 Echowort l,5f,8,16,23,40-53,57,59,61, 64f,78-92 Ablautdoppelung 46-53 Echowortbildung (im Frz.) 1-33,52f Echowortphonologie s. Phonologie Einfachheit 12Off,152 Epenthese 114 eu-Monophthongierung (im Frz.) 172,180 Flexionsmorphologie s. Morphologie Frequenz 123,154f,171 Grassmanns Gesetz 77 Haplologie 53-69,178 Haupt- vs. Nebenregel/major vs. minor rule 125-128 Nebenregel 77,136 historisches Argument s. Regularität Homogenitätsannahme 12 Hyperkorrektion 164-169,177 lambenkürzung (im Lt.) 143-15O Ikonismus 34,47f kontraikonisch 36 konstruktioneller 34f,176 phonetischer 48

Implikationsuniversale 62 Interpretationsfunktion 29,32f, 175 Iteration 47,61f Iterativbildung 28,35 Kakophonie 54,59,69,71 Kindersprache 14f,16,19,20,21, 40-46,76,80,81-92,124,131, 138,140 Kompositionsfuge 17,47 konstruktioneller Ikonismus s. Ikonismus kontraikonisch s. Ikonismus konzeptuelle Analogie s. Analogie Lautsymbolismus s. onomatopoetisch lexikalische Diffusion 125ff I-Velarisierung (im Afrz.) 118,162 1-Vokalisierung (im Afrz./Frz.) 98, 99,100,112-115,116-118,122,123, 128ff,158ff partielle 113ff totale 113ff major vs. minor rule s. Haut- vs„ Nebenregel Markiertheitswerte 34,35,36ff ternäre 34 Markiertheitsumkehrung 36-39 Minimalvokalismus 5O morpholexikalische Alternationsregel 130,161,175 via rule 13Of,151 Morphologie 11,17,22,57,77 Derivationsmorphologie 4,12,17, 18,22,32,81,151,177 Flexionsmorphologie 151f,177 morphologische Algebra 27f morphologische Diminution s. Diminution morphologische Komponente 5,11, 138 morphologische Natürlichkeit s. Natürlichkeit morphologischer Prozess 5,4O,47, 63 morphologische Repräsentationsebene 4,137 Morphosemantik 27f,177 Nasalierung 24f,48 progressiv 24,25 regressiv 25 Natürlichkeit 33-40,139,141,164, 178 Diminutionsnatürlichkeit 33-4O,176 morphologische Natürlichkeit 4O unmarkiert 35,36,38,39,116 Nebenregel s. Haupt- vs. Nebenregel

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Nullsuppletion s. Suppletion numerisches Argument s. Regularität onomatopoetisch 15,28f,47f,65,8 ,85ff Qpakheit 14,58,6Of,62,64,7O,72f,122, 139,142,148f,158 Alternationsopakheit 119,139,176 Paradigmaopakheit 148,150,155 Reduplikationsopakheit 65,71,72,75ff Regelopakheit 119,176 Opakheitsakkumulation 149ff,154f,158, 162f,173,176,179 Operator/Operand-Struktur 5l Organisationsuniversale 5,46,177 Paradigma 137,149ff Paradigmaopakheit s. Opakheit Paradigmatischer Ausgleich 110,122, 128,131-138,141,142-174,179f partielle 2-Vokalisierung s. 1-Vokalisierung partielle Reduplikation s. Reduplikation PerzeptionsStrategie 76 phonetische Invarianz 46 phonetischer Ikonismus s. Ikonismus Phonologie (des Frz.) 2,4,17,144 Echowortphonologie 2,6,17,23,25f Phonotaktik 22,54,115,146f,177 PhOS-Bedingung 2O,22,114f,146 polylektal 12 Produktivität 32,36,39,49,77,103, 109-112,116-123,126ff unproduktiv 58,111,122,124,141 Produktivitätsargument s. Regularität pseudoreduplikative/reduplikat ionsverdächtige Struktur 59,62,63,67f, 70,75ff,78,87ff,178 Redundanzbedingung 8,26,175 Reduplikation 1-33, 40-46,57-63 finale 22f,35,177 initiale 22f,35,177 mediale 22f,35,177 partielle 28,31f,35,36,43f,57 totale 28,32,34,43f,57 im Altgriech. 77f im Frz. 1-33 im Got. 62 im Lat. 58 im Ptg. 64

Reduplikationsopaktheit s. Opakheit ReduplikationsStrukturen 53-78 reduplikationsverdächtig s. pseudoreduplikativ Regelmorphologisierung 142 Regelopakheit s. Opakheit Regeltelescoping 117-123,142,155, 158,176,179 Regelumkehrung 119,153 Regularität 42,77,95ff,99,1OO,1O3, 104-109,123-128,129,178f historisches Argument 1O1,1O3,1O8 numerisches Argument !Olf,lO3, !O4-l07,125ff Produktivitätsargument lO2,lO3 Rhotazismus 117,121f,137,153f,175, 179f R(al/o) im Frz. 128-131,175 R ( r / s ) im Lat. 136,151,175 R ( f r z . Echowortbildung) 21,70,175, 177 R ( f r z . Wortakzent) 7f,26,175 Silbenstruktur 4Of unmarkierte 4O Silbenstrukturdifferenzierung 44, 178 Silbifizierung 9 f f , 1 9 f , 2 7 Spracherwerb 4O-46,121,123f,14 spurious se-rule im Sp. 73-78,178 Suffixwahl 69-71,178 Suppletion 58,130,138-142,163,179 Nullsuppletion 142,179 segmentale/schwache 138f,141,158, 179 starke 138f,142,179 Suppletionsabbau 14O Suppletionsentstehung 14Of syntaktische Diminution s. Diminution Syntaxerwerbung 45f ternäre Markiertheitswerte s. Markiertheitswerte Thurneysens Gesetz 77 uniforme Symbolisierung 132 unproduktiv s. Produktivität unmarkiert s. Natürlichkeit Verdoppelung 14 via rule s. morpholexikalische Alternationsregel·