Studien zur Gorgo [Reprint 2020 ed.]
 9783111521169, 9783111152936

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E r g ä n z t e r A u f r i ß des G o r g o - T e m p e l s auf K o r f u

K A I S E R W I L H E L M II.

Studien zur

Gorgo

BERLIN 1936

VERLAG WALTER DE G R U Y T E R & CO. V O R M . G.J. GÖSCH EN'SCHE V E R L A G S H A N D L U N G - J G U T T E N T A G , VERLAGSBUCHHANDLUNG K A R L J TRÜBNER -

— G E O R G REIMER V E I T & COMP.

Archiv-Nr. 31 59 36 D r u c k von W a l t e r de Gruyter & Co., Berlin W 35P r i n t e d in G e r m a n y

Dem Andenken meines verewigten V a t e r s

KAISER FRIEDRICH III. des S c h i r m h e r r n der K ö n i g l i c h e n M u s e e n u n d K u n s t s a m m l u n g e n , des Förderers der A u s g r a b u n g e n von Olympia

Vorwort Motto:

Von Ihm, durch Ihn, zu Ihm sind alle Dinge! Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Römer 1 1 , 36.

Bekanntlich ist es mir während meines Aufenthaltes auf K o r f u in der Osterzeit 1 9 1 1 gelungen, dort die Reste eines alten dorischen Steintempels auszugraben, der wohl in der zweiten Hälfte des 8. vorchristlichen Jahrhunderts als Ersatz eines älteren Holztempels errichtet worden war.

Die auf-

gefundenen bedeutenden Bruchstücke des Giebelreliefs konnten mit der sachkundigen Hilfe des Professors Dörpfeld zu einem

Gesamtbilde

ergänzt

werden;

dieses zeigte

uns

zweifelsfrei, daß es sich um einen alten G o r g o t e m p e l (siehe Titelbild) handelte. Die Einzelheiten meiner archäologischen Arbeit und der sich daran knüpfenden wissenschaftlichen Untersuchungen habe ich in meinem K o r f u b u c h geschildert (»Erinnerungen an Korfu«, Berlin und Leipzig 1924; Walter de Gruyter & Co.).

Die mit dem Sinn der G o r g o ver-

knüpften vor- und frühgeschichtlichen Kultprobleme haben mich weiterhin dauernd beschäftigt und mir zu vertiefendem Gedankenaustausch mit Fachgelehrten reiche Anregung gegeben.

Dabei konnte mir Geheimrat Leo Frobenius, der in

seinem Forschungsinstitut für Kulturmorphologie in Frankfurt a. M. in jahrelanger Arbeit ein besonderes

Gorgo-

A r c h i v angelegt hat, reichhaltiges Material und wertvolle Hinweise zur Verfügung stellen.

Es ist mir ein Bedürfnis,

meinen gelehrten Freunden auch an dieser Stelle herzlichen D a n k zu sagen! Meine Gorgostudien fanden ihren Niederschlag in zwei Vorträgen, die ich in den J a h r e n 1934 und 1 9 3 5 vor den Gelehrten hielt, die ich alljährlich als »Doorner Arbeitsgemeinschaft« um mich versammele.

Meine Vorträge be-

gegneten lebhaftem Interesse und führten zu

anregenden 7

Diskussionen. Es wurde dabei betont, daß die erweiterten Gorgostudien viele neue Tatsachen ans Licht gebracht und die Aufstellung sehr beachtenswerter Hypothesen zur Folge gehabt hätten, die weiteren Kreisen der Gebildeten zugänglich gemacht zu werden verdienten. So erging von der »Doorner Arbeitsgemeinschaft« aus an mich die Aufforderung, den zusammengefaßten Inhalt meiner Vorträge als »Studien zur Gorgo« im Druck herauszugeben. Gleichzeitig verknüpfte man damit den Gedanken, daß es für die Öffentlichkeit von Interesse sei, einen Einblick in die Art und den Umfang meiner wissenschaftlichen Betätigung zu gewinnen. So habe ich mich entschlossen, der an mich ergangenen Aufforderung zu folgen. Ich veröffentliche meine Studien zu einem Zeitpunkt, der mich gerade nach 25 Jahren an meine Ausgrabungstätigkeit auf Korfu besonders lebhaft erinnert! Haus Doorn, 15. J u n i 1936. Der Verfasser.

8

Inhalt: Vorwort I. Die Betrachtungsweise

7 ..

..

11

II. Die Gorgo im allgemeinen

..

21

..

27

IV. Untersuchungen über den Knielauf

32

V. Untersuchungen über die Vogelelemente und die Schlangenbeigaben

38

III. Die Gorgo von Korfu

..

VI. Löwen- und Bärenkultus . .

..

60

VII. Der Sinn des Löwen- und Bärenkultus

74

VIII. Der Sinn der Gorgo IX. Die Gorgo der Griechen . .

79 ..

X. Weltbildbauten XI. Pfahlbau-Griechentempel

85 92

..

X I I . Geistige Grundlagen

103 108

X I I I . Bis zum Denken in Bauwerken

129

X I V . Die Geburt des Tempels ..

141

Verzeichnis der Bilder Kartenskizzen Literatur-Verzeichnis

.. und

155 161

9

I. Die Betrachtungsweise U n v e r g e ß l i c h sind mir j e n e sonnigen Zeiten, in denen es mir v e r g ö n n t

war,

unter

meinen A u g e n

das

ehrwürdige

H e i l i g t u m der Insel K o r f u , den G o r g o - T e m p e l , ausgraben z u lassen, — u n v e r g e ß l i c h j e n e Stunden u n d die S p a n n u n g , d i e eintrat, als die gewaltigen L e i b e r der Figuren, die einst oben i m m ä c h t i g e n Giebelfelde g e p r a n g t hatten, unter der rührigen T ä t i g k e i t der Spaten aus d e m Erdreiche

wieder

a u f z u t a u c h e n begannen. So unerhört gewaltig w a r der Eindruck, den diese Stunden a u f mich ausübten, d a ß der damals crweckte W u n s c h , das M y s t e r i u m dieser stummen Herrlichkeit erschließen zu dürfen, und die Frage, wie diese u n h e i m lichen, eindrucksvollen, fast fratzenhaften G e b i l d e inmitten der gricchischcn V o r n e h m h e i t u n d »Schönheit« zu verstehen seien, nicht wieder

wich.

Seit j e n e m J a h r e , in w e l c h e m ich den G o r g o - T e m p c l ausgraben durfte, sind 25 J a h r e verflossen, u n d wenn ich versuche, das Wesen dieses M o n u m e n t s darzulegen, wie es mir h e u t e erscheint, so wird mir b e w u ß t , welchen erstaunlichen W a n d e l w i r selbst sowie a u c h unsere Betrachtungsweise seitdem erlebt h a b e n .

D e n n damals bewegte die Wissenschaft

sich noch in der d u r c h Philologie und Naturwissenschaften »bedingten

rationalen

Methode,

die ihren Gegenstand

in

seine kleinsten T e i l e zerlegt, u m seine Gesamtbeschaffenheit hernach

aus

dem

gesetzmäßigen

Einzelkräfte zu verstehen«.

Zusammenwirken

aller

H e u t e dagegen ist der Blick der

j u n g e n Wissenschaft »auf das G a n z e des Gegenstandes gerichtet und will in der lebendigen A n s c h a u u n g der

Tota-

l i t ä t jenes eigentümliche Sein erkennen, das als sein Wesen bezeichnet w e r d e n muß« (W. F . O t t o ) .

Das heißt, in der

früheren Zeit hätte die U n t e r s u c h u n g unseres Gegenstandes ausgehen müssen von einer umfassenden und eindringlichen

11

Darlegung alles dessen, was wir von der »Gorgo« als solcher wissen, und hätte mit dieser Betrachtung v o n i n n e n

her

und in derart begrenzter Feststellung ihr Endergebnis finden müssen. Heute dagegen dürfen wir ausgehen von der Gorgo als dem S y m b o l Gesamtheit

einer

E r s c h e i n u n g s w e i t und von der

der Erscheinungen, welchen die Gorgo an-

gehört; wir dürfen, wenn es gelingt, eine

entsprechende

geistige Haltung und eine Einstellung zu finden, aus welcher heraus die »Natur« der Gorgo verständlich wird, die Gorgo von a u ß e n h e r beschauen. In Verbindung mit der dergestalt eingetretenen U m k e h r in der Richtung der Betrachtungsweise ist aber auch die Gesamtheit der ihr zugrunde liegenden V o r a u s s e t z u n g e n verändert worden. Schon in früheren Sitzungen der »Doorncr Arbeitsgemeinschaft« konnte ich über das »Wesen der Kultur« (—

der

Vortrag

ist

1931

als

Privatdruck

veröffentlicht

worden — ) und über »Die Chinesische Monade« K ö h l e r 1934) berichten. die G r u n d l a g e

(K.

F.

In dem ersteren Vortrag wurde

der heutigen wissenschaftlichen

Kultur-

betrachtung, in dem zweiten die A n w e n d u n g der neuen Methode auf ein spezielles T h e m a vorgeführt. beruht

der

entscheidende

Unterschied

U n d worin

gegenüber

dem

früheren Sehen? Die von Leo Frobenius aufgesuchten Wege haben die Erkenntnis gezeitigt, daß die K u l t u r der Menschheit eine e i n h e i t l i c h e ist, und zwar sowohl hinsichtlich des Gewordenseins

wie auch betreffend das Sein

selbst;

die einheitliche Gesamtkultur weist eine Hierarchie ebensowohl gewordener

wie

auch

seiender

Erscheinungen

indem nämlich im Gesamten zwar die jugendlichen

auf, Neu-

g e s t a l t u n g e n in rhythmischen, von Ergriffenheit zu Ergriffenheit schwingenden

Affektwellen

erfolgen,

die

Er-

h a l t u n g des Gewordenen aber durch Verstand und Bewußtsein, also in rationalistischer Begründung, ermöglicht wird. 12

Die K u l t u r k a n n somit als ein auf primitivem H a n d w e b e stuhl verfertigtes Gewebe bezeichnet werden, in welchem die in der H a n d des Webenden liegende Kette die E r h a l t u n g durch rationales Denken, der gleitende Einschlagfaden aber das Werden d u r c h Ergriffenheit repräsentieren würde. D a der Mensch n u n den Kettenfaden immer in der H a n d hat, so bleibt er sich des rationalistischen Prinzips stets bewußt, während mit j e d e m Griffwechsel der Einschlag von H a n d zu H a n d gleitet und damit sogleich sich der Erinnerung zu entziehen beginnt. Das Wesentliche solcher Betrachtungsweise liegt in der Anerkennung der Einschaltung der I d e a l i tät der Ergriffenheiten. I n d e m sich n u n m e h r die Idealität seelischer Ergriffenheit als Einleitung aller Werdensvorgänge und sinnlich begründeter Tatsachenanerkennung und damit als Erhaltungsprinzip der N a t u r erwies, hatte sich eben mit der U m k e h r der R i c h t u n g der Betrachtungsweise auch die grundlegende Voraussetzung verändert. W ä h r e n d vordem das Bewußtsein des Z w e c k m ä ß i g e n als schöpferisch galt, m u ß n u n m e h r die R e l i g i o s i t ä t und die Fähigkeit zur E r g r i f f e n h e i t als Grundlage allen Kulturwerdens angesehen werden. Für diese Betrachtungsweise hat sich die Kulturgeschichte der Menschheit vollkommen verändert. I h r entsprechend hat jede wissenschaftliche Untersuchung von der Erkenntnis auszugehen, d a ß die Pyramide kulturgeschichtlichen Werdens nicht etwa aus einem Stufenbau sich mehrender Kenntnisse und Erkenntnisse, sondern von einem Aufsteigen aus einer Ergriffenheit in die andere gebildet ist. W e n n es sich n u n d a r u m handelt, die Stelle, die der Gorgo u n d dem GorgoTempel in der Kulturgeschichte der Menschheit zukommt, aufzufinden, so h a t der suchende Forscher von der ganz allgemeinen Frage nach der stil- und naturgemäßen Zugehörigkeit auszugehen. 13

Ein Blick auf die P l a s t i k e n des Gorgo-Tempels weist den Weg.

Wir sind es gewöhnt, die griechischen Götter in der

Vollendung des Weges von Myron und Polyklet über Phidias herüber bis Praxiteles und Lysipp zu sehen. gewöhnlichen

Kultur

verstehen

harmonischer Dichtung.

wir

Gestalt

Unter der und

Wesen

Nun hat die G o r g o mit diesen

Herrlichkeiten des klassischen Hellas weder als Form noch als Wesen irgendetwas zu tun.

Dieses grausige Geschöpf,

dieser blutige Leib, dem nach Abschlag

des

Schlangen-

hauptes das Dichterroß und das Blitzschwert entspringen, gehört in die gleiche Schicht urgewaltiger Riesengötter wie Chronos selbst.

Alle diese sind Vertreter einer Unersätt-

lichkeit in der Masse und im Maß einer Vorzeit.

Sic er-

innern noch an die Mcgalithpcriode, eine Zeit, in der die Menschheit aus Fclsenblöcken Kartenhäuser baute.

Alles

dieses kann nur als Erbschaft aus der griechischen V o r z e i t verstanden werden. U n d als Erbschaft aus griechischer Vorzeit muß j a nicht nur die G o r g o , sondern muß wohl auch der griechische Tempel

selbst angesehen werden.

nämlich aus Holz.

Vordem

bestand

er

Die Griechen selbst wußten das, j a es

bestanden bekanntlich sogar in klassischer Zeit noch einige hölzerne Tempel.

Wenn nun also der griechische Tempel

vorgriechisch und ebenso die Gorgo vorgriechisch war, — so gestattet unsere A r t der Kulturbetrachtung die Frage: sollte nicht etwa gerade die Gorgo die beste Möglichkeit geben, in die U r g e s c h i c h t e des G r i c c h e n t e m p e l s

ein-

zudringen? Was nun diesen Griechentempel anbelangt, so hat Paul Sarasin im J a h r e 1907 die Hypothese aufgestellt, daß der Griechentempel von einem P f a h l b a u jener Art abstamme, die heute noch auf indonesischen Inseln den Eingeborenen als Männer- und Rathäuser dienen. Der Schweizer Gelehrte 14

h a t seine Untersuchungen, wie n a c h h e r zu zeigen sein wird, in ausgezeichnet präziser Weise durchgeführt, hat sich aber d u r c h a u s auf die Erörterung der F o r m f r a g e n im Sinne der wissenschaftlichen Methode jener Zeit beschränkt. Erörterungswert war f ü r ihn n u r die F o r m g l e i c h h e i t des Griechentempels hier und des Pfahlbaues dort. Wenn er u n d mit i h m d a n n auch andere zu der Überzeugung gelangten, d a ß zwischen beiden eine offenbar sehr nahe Beziehung der Formen auch eine nahe Verwandtschaft g e n e t i s c h e r Art wahrscheinlich mache, so ist damit f ü r die vorliegende Frage nach der ursprünglichen Bedeutung der Gorgo im Giebel des Gorgotempels zwar ein Hinweis gewonnen, welcher E r d r a u m die größten Möglichkeiten bietet, Material zur Lösung der Probleme zu gewinnen, nicht aber ein Beitrag zur G e s t a l t g c s c h i c h t e selbst. D e n n ein Einblick in die Geschichte jener merkwürdigen Architekturformen, die als »Pfahlbauten« bezeichnet werden, ist damit nicht gewonnen. Der Ablauf dieses W e r d e g a n g e s der Pfahlbauarchitektur m ü ß t e aber erkennbar werden, wenn dem Beschauer die Gorgonenplastik in solchem Zus a m m e n h a n g e wirklich als natürlich, naturgeboren u n d unmißverständlich erscheinen soll. Die zunächst in diesem Z u s a m m e n h a n g e aufzuwerfende Frage wäre also: was wissen wir von der G e s c h i c h t e d e r P f a h l b a u t e n ? Hierauf wird jeder, der die entsprechende Literatur studiert, die Antwort geben müssen: »so gut wie nichts«. Denn das Wichtigste, was uns die Archäologie über diese Gebilde beigebracht hat, lautet: d a ß da, wo mit der Jungsteinzeit die Pfahlbauten, sei es in der Schweiz, in Italien oder sonstwo, angetroffen werden, diese Bauten überall schon als ausgereifte Kulturbildungen anzusprechen sind. Unfertige und ausgereifte Gebilde können aber im Bereiche der Archäologie n i c h t unterschieden werden. 15

Auch konnte die früher einmal sehr wichtig genommene Annahme, d a ß der Pfahlbau einfach durch eine in die Sicherheit der Wasserburg flüchtende Menschheit, also als einfache Übertragung eines Grundbaues auf einen Pfahlrost, entstanden sei, nicht gehalten werden. Die ältesten und schönsten Pfahlbauten haben sich nämlich von Anfang an nicht über einer Wasserfläche, sondern auf f e s t e r E r d e erhoben. Wenn diese Art der Nachprüfung aller Forschungsakten nun auch kein anderes Resultat als das bietet, d a ß der Pfahlbau wie so viele Kulturerscheinungen plötzlich und vollendet als Symptom der sogenannten W a l z e n b e i l k u l t u r auftaucht, so ist damit doch das gewonnen, was zu wissen zunächst a m nötigsten ist. Denn wieviele einzelne große Kulturgruppen auch für die verschiedenen Teile der Erde heute schon nachgewiesen sind, keine andere hat das Recht, das Interesse des Kulturmorphologen in gleichem M a ß e in Anspruch zu nehmen wie die W a l z e n b e i l k u l t u r ; denn hier kommt die vielumkämpftc Frage nicht in Betracht, ob für wissenschaftliche Forschung v e r s t o r b e n e (als übersichtliche, abgeschlossene und stumme) oder l e b e n d i g e (als sprechende, aber verwirrende) Kulturen fruchtbarer sind: Die Walzenbeilkultur ist einerseits — vor allem durch Ausgrabungen — als an vielen Orten vor langen J a h r tausenden zum Lebenserschluß gelangt erkennbar und übersichtlich geworden, andererseits aber heute noch in einer ganzen Reihe von Kulturprovinzen der Erde lebendig erhalten. Lebendig bis in die Jetztzeit hat die Walzenbeilkultur sich vor allem in den Südostasien vorgelagerten Inselländern, darüber hinaus aber im Nordosten bis nach Nordwestamerika, nach Westen zu über Indien und Südarabien hinweg auch bis Westafrika erhalten. Der eigentliche H e r d der Entstehung der Walzenbeilkultur kann als R a u m bis heute nicht aufgewiesen werden. 16

Hinsichtlich der Z e i t dagegen k a n n gesagt werden, d a ß sie der Megalithkultur v o r a n g i n g . A m wichtigsten aber für die hier in Betracht kommenden Fragen ist es, d a ß die Geistigkeit der Walzenbeilkultur erstaunlich deutlich ist, und zwar nicht etwa n u r das betreffend, was sie selbst an Wesen und Gestalt bietet, sondern auch in bezug auf das, was ihr v o r a n g i n g , und auf das, was ihr f o l g t e . Will m a n das Wesen der Walzenbeilkultur und ihres Daseins inmitten der Altkulturen in wenigen Worten auf eine Formel bringen, so kann nach Leo Frobenius gesagt werden: In großem Periodenrhythmus hat sich seinerzeit die K u l t u r vom eurasiatischcn Länderblock aus wie aus einem K r a t e r über die Erde hin ergossen, und die ältesten Ergüsse sind in ihrer Verdrängthcit an dem R a n d der Ö k u m e n e erkennbar. Drei solche A u s s t r a h l u n g e n treten i m m e r deutlicher hervor, die heute hier einfachheitshalber als I. totemistische, I I . manistische und I I I . kosmogonische bezeichnet und kurz skizziert werden mögen (vgl. K a r t e n s k i z z e i ) : Die e r s t e dieser Ausstrahlungen — die t o t e m i s t i s c h e — bis heute für uns geistig älteste K u l t u r , ist a m besten erhalten auf Neuholland (Australien); weniger gut, weil stark überwuchert, im östlichen Nordamerika, d a n n auf der Südspitze Afrikas und endlich als letzter H a u c h im nordwestlichen Sudanafrika (Senegambien usw.). Das Charakteristische an ihr ist das Denken in T i e r e n , in Enthaltungsgeboten, in ängstlichen Schutzzeremonien, in Ehehindernissen u n d ständiger Flucht vor einem Bekenntnis zu der am Horizont a u f d ä m m e r n d e n Problematik des Todes (Angst vor dem Tode). Diese K u l t u r kennen wir n u r in senilen, verwaschenen oder wild verwucherten Formen. Die z w e i t e — m a n i s t i s c h e — die bis heute unter den großen vorgeschichtlichen als Mittelkultur erscheint und die W a l z e n b e i l k u l t u r einschließt — ist, wie eben schon 2

17

skizziert, nachweisbar in voller Deutlichkeit in Melanesien, auch noch in Indonesien und Südostasien erhalten, vereinseitigt u n d verdünnt in Polynesien und Mikronesien, übermalt in Nordwestamerika, rationalisiert und vernüchtert in Westafrika. Bezeichnend f ü r diese K u l t u r ist vor allem das Denken im W a c h s e n und in der P f l a n z e (und zwar mit ständigem Bezug auf Baumfrucht und Wurzelknolle), ferner die Identifikation des Pflanzendaseins mit d e m Menschenleben, der Gewinn einer Problematik des Todes als Gegenstück zu der der Befruchtungsidee, vor allem aber einer Steigerung konsequent durchgeführter D r a m a t i k des Lebens, bei welchem der M e n s c h selbst in einem weder vorher noch später erreichten Grade der Drastik Objekt der Vorstellung wird. Dabei läßt diese D r a m a t i k schon ergriffenheitsmäßig deutlich werdende Auseinandersetzungen mit dem Auftauchen kosmischer Dimensionen erkennen. Die d r i t t e K u l t u r - A u s s t r a h l u n g — die kosmog o n i s c h e — ist die eigentliche Trägerin der Vorgeschichte des historischen Werdens. Sie m u ß ihre Geburt im südlichen Asien erlebt haben, und zeigt ihre intensivste Ausbildung im R a u m der südlichen Halbinseln Asiens, in der Halbinselwelt zwischen Kleinasien u n d Südostchina. Aus diesem ihrem eigentlichen Heimatbecken ist sie überschwemmungsartig ausgeflossen nach Westen und Südwesten über Afrika, nach Osten über Mikronesien und Polynesien nach Nordwestamerika einerseits und Zentralamerika andererseits. Charakteristisch f ü r diese K u l t u r ist das Denken in W e l t r ä u m e n u n d der Bewegung in der Vertikalen, in der P r o j e k t i o n kosmischer Geschehnisse auf irdischen Raum sowie in der Identifikation des Schicksals für Gestirn u n d Mensch (Sumer). Das will besagen, d a ß also als erste die totemistische K u l t u r der Neuholländer oder Nordamerikaner auftaucht, als zweite 18

die manistische (Walzenbeilkultur) jener Völker, die sich in Geheimbünden, Initiationsfeiern, Menschenopfern, K a n n i balismus usw. äußert, und als dritte die kosniogonische mit ihrer Priesterhierarchie, R a u m - und Staatsordnung, mit Viehzucht, Pflugbau usw. Soweit die Frage nach der Stellung der W a l z e n b e i l k u l t u r , in welcher unter anderen Elementen auch eben der Pfahlbau — u n d zwar zunächst als Ausdruck der Schau u n d als Objekt des Kultus — in Erscheinung tritt. Wie schon aus dem Gesagten hervorgeht, ist die Erscheinungswelt der manistischen K u l t u r nicht ohne erschütternd drastische wie spannungsgewaltige Ergriffenhcitsausdrücke verständlich. Wenn sie sich auch noch nicht in der Symbolik kosmischer O r d n u n g äußert, so müssen doch damals schon die S t e r n e als gewaltige Riesen u n d Ogren in der Seele des Menschen aufgedämmert sein. Menschenblut, K o p f j a g d e n , Drastik bis zum äußersten gesteigerten Todesschreckens u n d entsprechende Hingabeentladungen gehören in dieser Umwelt einfach zueinander. In diesem Sinne »zugehörig« erscheinen denn auch die gewaltigen Leiber der Giganten und himmeltragenden Riesen, die erschütternde Vorstellung von der gewaltsamen und blutigen T r e n n u n g verschlungener Welteltern u n d von der ebenso drastischen Gorgo, aus deren blutsprudelndem Hals Götterroß u n d Gewitterschwert aufspringen. Was also die wilde urtümliche G ö t t i n s e l b s t anbelangt, so erscheint der geistige Stil der Walzenbeilkultur, dem m a n in diesem Sinne sehr wohl den gut entsprechenden N a m e n : »Ogrcnstil« geben kann, ohne weiteres geeignet, das Material zu einer eingehenden Form- u n d Gestaltanalyse zu liefern. Nicht ganz so einfach liegt die Frage nach dem Urwesen des T e m p e l s . V o n der Geistigkeit der Walzenbeilkultur ist soviel Ogrenartiges bekannt, d a ß damit wohl ein d i r e k t e r 2*

19

Weg zur Verdeutlichung der G o r g o eröffnet ist. Dagegen ist die Entstehung des Pfahlbaues für uns zunächst ein Mysterium. Erst wenn die Altgeschichte des Pfahlbaues als eines typischen Elements der Walzenbeilkultur deutlich geworden ist, kann ein Verständnis für die Sinnbindung »Griechentempel — Gorgo« als einer naturgeborenen Zusammengehörigkeit gewonnen werden. Das heißt also, d a ß zwar der Werdegang der G o r g o auf d i r e k t e m , der des Gorgo t e m p e i s aber n u r auf i n d i r e k t e m Wege erschlossen werden kann.

20

II. Die Gorgo im allgemeinen Literarisch

ist uns die Gorgo

Heldensagen bekannt.

aus

den

griechischen

Was dort über sie berichtet wird,

kann nach meinen Ausführungen im I. Kapitel nur ein später, schwacher A b g l a n z der Bedeutung sein, die sie in alter vorgeschichtlicher Zeit gehabt hat.

Im

Zusammen-

hang mit den uns überkommenen bildlichen Darstellungen möchte ich aber meinen Lesern die Sage vom Gorgo-Überwinder P e r s e u s so, wie sie von den griechischen Dichtern der klassischen Zeit überliefert wird, kurz ins Gedächtnis zurückrufen.

Ich halte mich dabei an die Darstellung von

P r e l l e r , nach dessen Ansicht diese Sage aus der Sphäre des lycischen Apollodienstes

aus Kleinasien nach

Argos

und K o r i n t h verpflanzt wurde. Schon die Ilias ( X I V , 3 1 9 ) kennt die Liebe des Z e u s zur schöncn D a n a e , der »blendenden Tochter des Akrisios«, »die den Perseus gebar, den größten Helden der Menschen«.

Die griechischen Tragiker,

Aeschylos, Sophokles, Euripides, haben den mythischen Stoff dann weiter

ausgestaltet.

A k r i s i o s , Burgherr von L a r i s s a , durch ein Orakel vor dem Ehrgeiz eines ihm etwa geborenen Enkelsohnes gewarnt, sperrt seine einzige Tochter D a n a e , um sie unschädlich zu machen, in ein unterirdisches Gewölbe.

Z e u s naht sich ihr

als Goldregen, ein Sonnenstrahl, der in das dunkle Gefängnis dringt; P e r s e u s wird geboren, als Sohn des Lichts aus dem tiefen Dunkel, eine Gestalt des Sonnenkultus. — Akrisios setzt Mutter und K i n d in einen Kasten und übergibt diesen den Fluten des Meeres.

Von

Zeus beschützt, landen

beide

wohlbehalten auf der Felseninsel S e r i p h o s , wo der böse König

Polydektes,

um

die schöne

Danae

zu

gewinnen,

ihren Sohn Perseus in die Ferne treiben will. E r weckt seine Ruhmbegierde und entlockt ihm das Versprechen, der ge21

fürchteten G o r g o M e d u s a das H a u p t abzuschlagen. H e r m e s u n d A t h e n a geleiten den Helden auf seinem gefährlichen Abenteuer. Sie führen ihn an die äußersten E n d e n der Welt, zu den G r a i e n , den T ö c h t e r n des Meerungeheuers P h o r k i s . P e r s e u s zwingt sie durch Wegnahme ihres einzigen, gemeinsamen Zahnes u n d ihres einzigen Auges, ihm den Weg zu den N y m p h e n zu zeigen, von denen er d a n n die nötige Ausrüstung für den K a m p f mit der Gorgo erhält. Sie geben ihm ein P a a r Flügelschuhe, eine Tasche u n d eine Nebelkappe; dazu bekommt er von Hermes ein scharfes Sichelschwert, oder vielmehr eine k r u m m e sogenannte H a r p e , die ihre Schneide an der ä u ß e r e n Seite der K r ü m m u n g hat. So ausgerüstet, findet Perseus die schrecklichen G o r g o n e n , nach der späteren Überlieferung drei Schwestcrn, von denen n u r die eine, M e d u s a , sterblich ist; — ursprünglich kannte m a n n u r die e i n e Gorgo Medusa. Sie hat einen so gräßlichen Ausdruck des Gesichts, d a ß alles zu Stein wird, was von ihren Blicken getroffen wird. Perseus darf nicht wagen, ihr ins Gesicht zu sehen; daher zeigt Athena ihm im Spiegel ihres Schildes die Schreckgestalt, die er d a n n mit k ü h n e m Schwertschlage enthauptet. Aus dem R u m p f e der Gorgo springen die vom Gott P o s e i d o n gezeugten Söhne hervor: P e g a s o s , der sich als lichtes, geflügeltes Pferd zum H i m m e l emporschwingt, u m d e m allgewaltigen Zeus als Träger der Donnerkeile zu dienen, u n d C h r y s a o r mit dem goldenen Schwert, d e m symbolischen Blitz u n d Sonnenstrahl. Perseus steckt das Medusenhaupt in seine Tasche u n d eilt davon, »schnell wie ein Gedanke«. Die Nebelkappe macht ihn unsichtbar, so d a ß die verfolgenden Schwestern der getöteten Gorgo ihn nicht zu greifen vermögen. — N a c h der griechischen Auffassung ist P e r s e u s der siegreich aus dem K a m p f e mit der Finsternis zurückkehrende, leicht a m H i m m e l dahin22

Bild i : M e t o p e v o m T e m p e l in Sclinus.

schwebenclc S o n n e n h c i d . Für die bildende Kunst der Griechen war er im K a m p f mit der Gorgo ein beliebter und oft variierter Vorwurf. Einige Bilder mögen als Beispiele dienen. Sic müssen als selbständige Phantasie-Produkte betrachtet werden, nicht als »Illustrationen« der eben von mir skizzierten Sage; denn die Bilder, oder wenigstens die ihnen z u g r u n d e liegenden V o r s t e l l u n g e n können viel älter sein als der Mythos, der vielleicht erst später zu ihrer »Deutung« gedichtet w u r d e ! Mit diesem Vorbehalt bitte ich die Abbildungen i—5 zu betrachten! Wir müssen dabei bedenken, d a ß die in unsere Zeit hinübergeretteten archaischcn S t e i n b i l d e r ihre Motive vielfach von viel 23

älteren,

längst vermoderten H o l z s c h n i t z e r e i e n

nommen

haben.

Die archaische Metope vom T e m p e l

C

in

über-

Selinus

(Abbildung i) stellt den Akt der Gorgotötung ganz realistisch dar.

Hinter dem Helden steht die ihn beschirmende Gott-

heit. Die Gorgo hält ein Pferd — den Pegasus — im rechten Arm.

Vielleicht ist das Kunstwerk phönizischen Ursprungs.

A u f dem A n t e f i x u m eines g r i e c h i s c h e n

Tempels

auf

M e l o s (Abbildung 2) sehen wir Perseus in elegantem Sitz auf galoppierendem Pferde, das abgeschlagene Gorgohaupt in der rechten, die H a r p e in der linken Hand, den Blick

24

rückwärts gewendet gegen die verfolgenden Rache-Dämonen. Aus

dem kopflosen R u m p f der geflügelten Gorgo

steigt

C h r y s a o r empor. Das g r i e c h i s c h e bewegte Szene.

Vasenbild

(Abbildung 3) zeigt eine

Rechts voran Perseus auf eiligster Flucht —

ohne Gorgohaupt und ohne Schwert — ; hinter ihm sein Schutzgott Hermes mit dem Stabe, beide verfolgt von den zwei überlebenden Gorgonen-Schwestern; links am Boden die enthauptete Gorgo Medusa, aus deren Leibe das Flügelroß sich entwickelt.

Charakteristisch ist bei den laufenden

Figuren das im rechten Winkel gebogene Knie, bei den Gorgonen auch die Haltung der fast rechtwinklig gebogenen Arme. A u f einem e t r u s k i s c h e n Vasenbild (Abbildung 4) sieht P e r s e u s , die Tasche mit dem Gorgohaupt und das Sichelschwert in den Händen, erstaunt zu, wie ein sonderbares Wesen aus dem Leibe der Gorgo emporsteigt, diesmal ein Hirschkopf

mit starkem

Geweih!

Interessant ist

der 25

Bild 5: Assyrischer

Siegelzylinder.

e t r u s k i s c h c Ursprung dieses Bildes; er läßt die A n n a h m e zu, daß die Etrusker die Pcrseus-Gorgo-Sage, vielleicht in anderer Form, schon aus ihrer früheren (kleinasiatischen?) Heimat mitgebracht haben. Eine Gorgo-ähnlichc knieende Figur auf einem schen

Siegelzylindcr

assyri-

(Abbildung 5) wird von

einem

M a n n e angepackt, der eine sichelartige W a f f e in der rechten H a n d hält.

A n den Füßen hat er offenbar Flügel; er sieht

sich um nach einem Fisch.

Es wäre kühn, dieses Bild ohne

weiteres mit der Perseus-Sage in Zusammenhang

bringen

zu wollen; aber irgendeine Beziehung zu dem Gedanken der Gorgo-Tötung könnte doch bestehen und auf einen asiatischen Entstehungsort hinweisen. Ich verlasse hiermit das Gebiet der griechischen PerseusSage, die ich vorausgeschickt habe, um an den allgemein bekannten Begriff der Gorgo als Objekt der anzuknüpfen.

Meinen

Perseus-Tat

weiteren Ausführungen, die

dem

U r s p r u n g der Gorgo gelten, lege ich n i c h t die griechische Sage und ihre vielfachen, uns überlieferten zugrunde, sondern die G o r g o sagen: » m e i n e Gorgo«.

26

von

»Deutungen«

K o r f u , ich darf wohl

Bild ü: Gorgo von K o r f u .

I I I . Die Gorgo von Korfu Ich wiederhole, daß es mir während meines Aufenthaltes auf K o r f u in der Osterzeit des J a h r e s 1 9 1 1

gelungen ist,

dort einen alten d o r i s c h e n

auszugraben,

Steintempel

der wohl in der zweiten Hälfte des 8. vorchristlichen J a h r hunderts

als

worden war

Ersatz

eines

älteren

(siehe Titelbild).

Holztcmpels

errichtet

Die Einzelheiten

meiner

archäologischen Arbeit und der damals sich anknüpfenden Forschungen habe ich in meinem Korfu-Buch geschildert. Meine weiteren Untersuchungen werden sich nun zunächst auf das G o r g o - B i l d Die

Gorgo,

und

seine

Attribute

erstrecken.

die bei der Ausgrabung zutage kam, wird

in dem Zustande, in dem sie gefunden wurde, in Abbildung 6 vorgeführt, das rekonstruierte Mittelstück vom Westgiebel des Tempels in Abbildung 7.

Zunächst erwähne ich hier

kurz das G e s a m t e r g e b n i s meiner an der Hand der Fundstückc angestellten Forschungen.

Außer der Gorgo selbst

wurde ein ziemlich gut erhaltener liegender L ö w e gefunden, der das Gesicht dem Beschauer zuwendet: ein En-face-Löwe. D a z u ein zweites Löwenhaupt, auch en-face.

Zu beiden

Seiten der Gorgo haben also zwei En-face-Löwen gelegen. Ü b e r dem ersten Löwen fand sich ein Teil des Flügelpfcrdes von Korinth, des P e g a s o s .

Dazu kamen dann stehende,

sitzende, kämpfende, liegende menschliche Figuren.

Die

Zusammenstellung der Figuren zu einer Gruppe ergab dann den Relief-Schmuck des Tcmpelgiebcls, der offenbar durch ein Erdbeben herabgestürzt und zerstört war.

Die mit Hilfe

des Professors Dörpfeld erfolgte Rekonstruktion ergab folgendes Bild: in der Mitte des Giebels die gewaltige, über drei Meter hohe Gestalt der G o r g o .

Mit ihren Hauptflügeln

umfaßt sie ihre beiden Söhne, rechts vom Beschauer den C h r y s a o r , links den P e g a s o s .

Neben ihnen lagern die

schon erwähnten beiden mächtigen L ö w e n , j e drei Meter lang.

Beiderseits

dieser gewaltigen

K ä m p f e dargestellt.

Mittelgruppe

waren

Rechts erschlägt ein Mann, der an

seiner Waffe, dem Blitzbündel, sicher als Z e u s

erkennbar

ist, einen in die K n i e gesunkenen bärtigen Gegner, der wohl als G i g a n t gedeutet werden darf.

Als Gegenstück dieser

Kampfszene links eine sitzende Frau, wahrscheinlich

Gäa,

die Mutter der Giganten, die von einer zu ergänzenden Gottheit mit dem noch sichtbaren Speer bedroht wird.

In

den beiden spitz auslaufenden Winkeln des Giebels liegen erschlagene

Giganten

am

Boden.

In dieser Giebeldarstellung findet sich keinerlei Anklang an die Perseus-Sage, in der die G o r g o enthauptet wird und

28

Bild

7: G o r g o t e m p e l

von

Korfu.

Rekonstruiertes

Mittelstück

vom

Westgiebel.

im

Tode

ihre K i n d e r zur Welt bringt.

Als H a u p t f i g u r

in der Mitte des Giebels spielt sie eine a n d e r e in d e m l a n d l ä u f i g e n Mythos.

Rolle

als

A u c h als »Apotropaion

der der

charakteristische Mcgarcr

in

Tor!

Löwenkopf

Olympia

am

(Abbildung

Schatz43)

war 65

Bild 45: Indischer Löwcnvogcl.

dort vielleicht als »Wächter« bestellt. gesperrten

Rachens

die Mähnenhaarc

ähnelt

der

erinnern

an

Die Form des auf-

heraushängenden die

Zunge,

Schlangcnhaare

der

Gorgo. Der

Säulensockel

vom

hethitischen

Palast

in

S e n d s c h i r l i , Nordsyrien (Abbildung 44), bildet gleichsam eine Steigerung der Darstellung vom mykenischen Löwentor: die beiden En-face-Löwen in Verbindung swastikalen

Menschen

in ihrer Mitte.

mit

dem

In diesem Bild-

werk erkennen wir schon eine Andeutung der G o r g o - K o m position an dem wohl etwas jüngeren K o r f u - T e m p e l ! Vom

östlichen Mittelmecr —

Griechenland,

Syrien



wandert der symbolische En-face-Löwe weiter nach Osten und geht in I n d i e n recht groteske Verbindungen mit dem Sonnenvogel ein, oft in Kombination mit den zugehörigen Schlangen.

Als Beispiele mögen dienen: ein geschnitztes

Holzrelief an einem indischen Götterwagen (Abbildung 45), der

Sonnenvogel

Löwenkopf



mit

dieselbe

ausgebreiteten Mischung

Schwingen

wie bei

und

dem Stadt-

Bild 46: L ö w e mit Elefantenvögeln,

wappen der altsumerischen K u l t u r !

Indien.

Dazu die Schlangen

des Garuda-Mythos. Ferner eine Holzschnitzerei an einem Götterwagen (Abbildung 46): in der Mitte der S o n n e n l ö w e , zwei phantastischen

flankiert

von

Elefantenvögeln,

und an demselben Götterwagen ein geschnitztes Flachreliefbild (Abbildung 47): in der Mitte ein L ö w e n h a u p t , zu beiden Seiten die bekannten M a k a r a - K ö p f e , aus deren R a c h e n Löwen heraussteigen — ähnlich den Bildern, die bei der Behandlung der Vogelmotive, Abbildung 16, vorkamen. — eine

Hier hat jeder

Kobra-Schlange

mit

der beiden schirmartig

seitlichen

Löwen

entfalteter

Haube

im Maul. Als letztes Bild dieser Gruppe erscheint ein L ö w e

mit

einer Shesha-Schlange im M a u l (Abbildung 48), der am Toreingang eines indischen Tempels angebracht ist.

Hier

ist der L ö w e an die Stelle des G a r u d a getreten. — Bei dem erfreulicherweise wachsenden Interesse für die g e r m a n i s c h e Urgeschichte ist hervorzuheben, daß sich das Motiv des L ö w e n im K a m p f mit der ihn umringelnden 5*

Schlange 67

auch häufig in dem sogenannten J e l l i n g e - S t i l aus der Wikingerzeit

Jütlands

findet!

Wir haben den E n - f a c c - L ö w c n auf seiner Wanderung von Südfrankreich nach Osten bis nach Indien begleitet. Betrachten wir noch einmal auf Kartenskizze 4 das Gebiet, in dem die ältesten Dokumente dieses Symbols gefunden sind: die Randländer des w e s t l i c h e n Mittclmceres. Höhlcnbilder

dort,

die

den

En-face-Löwen

Die

darstellen,

stammen schätzungsweise aus der Zeit um 9000 vor Christo! 7000 J a h r e später, also etwa von 2000 v. Chr. an,

finden

wir ihn dann in den Ländern des ö s t l i c h e n Mittelmeeres. Hieran

knüpft

sich

noch

eine

andere

Betrachtung.

Höhlenfunde in Südfrankreich und besonders in Süddeutschland —

zwischen

dem

Alpengebiet

von

St. Gallen

und

Mittelfranken — beweisen, daß schon in der frühen Steinzeit neben dem Löwen auch der B ä r kultische Verehrung genoß.

Wie der F c l i c l c n k u l t u s der Steinzeit heute noch in

A f r i k a , so lebt der B ä r e n k u l t u s gleicher Herkunft heute noch in den Richtung

nördlichen

der Breitengrade

Kulturen weiter, etwa in der ausgehend von

durch Sibirien hindurch, hinein nach 68

Skandinavien,

Nordamerika.

B i l d 48: L ö w e mit S h e s h a s c h l a n g c ,

Indien.

Die Gcbräuchc des B ä r e n k u l t u s , die sich bei einzelnen nordsibirischen Volksstämmen als schwache Reminiszenz an uralte Vorstellungen der Steinzeit erhalten haben, sind noch so plastisch, daß sie uns einen gewissen Einblick in die Geistigkeit d e r Zeiten gestatten, in denen wir auch den Ursprung der die Gestaltung der G o r g o und ihrer Löwenbeigabe

beeinflussenden Ideen zu suchen haben.

Diese

Tatsache ist so bedeutsam, daß ich kurz auf die eigentümlichen Gebräuche des B ä r e n f e s t e s eingehen möchte, wie sie noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts beispielsweise bei den G i l j a k e n im Amurgebiet von dem Forschungsreisenden L . von Schrenck beobachtet worden sind. Die Bären, äußerst gefährliche, kräftige Tiere, werden bei der J a g d

nicht getötet, sondern g e f a n g e n und gefesselt.

D a n n werden sie in das Dorf der glücklichen J ä g e r gebracht und dort monatelang als Gäste beherbergt und geehrt.

Man

veranstaltet mit ihnen feierliche Umzüge (Abbildung 49) und führt sie abwechselnd in die einzelnen Hütten, wo sie als hoher Besuch empfangen und gastlich gefüttert werden. N a h t der T a g des eigentlichen Bärenfestes heran, so wird 69

der zum Verspeisen bestimmte B ä r durch einen Lungenpfeilschuß getötet; aber sein Fell mit dem K o p f wird zu einer B ä r e n - A t r a p p e als

sei

sie

der

noch

gestaltet und diese so behandelt, lebende

Bär.

Dieser fiktive Bär nimmt als Ehrengast unter den

Zu-

schauern an den tagelang währenden Vergnügungen, wie Hunderennen und dergleichen, teil und wird schließlich zu dem F e s t e s s e n eingeladen, bei dem sein Fleisch verzehrt wird.

E r wird vom Gastgeber zunächst an den ihm ge-

weihten Herd gebracht, u m sich zu erwärmen; dann wird er auf ein Gestell am Mittelpfeiler des Hauses — als Ehrenplatz — gehoben, wo ihm seine Lieblingsspeisen werden (Abbildung 50).

serviert

Damit der Bär aber auch deutlich

s i e h t , w i e er geehrt wird, setzt man ihm gegenüber unter die Gäste sein Ebenbild aus Holz (Abbildung

51):

Eine P u p p e , in deren Gürtel vorne eine K r ö t e

ein-

geritzt ist, dieselbe Kröte, deren Abbild auch den A u g e n des toten Bären gegenüber außen an das Fenster geklebt ist. Diese Kröte ist eine wichtige Figur. Sie gilt bei den Giljaken als böse Unheilbringerin; darum wird sie nicht in das Haus gelassen, aber dem Bären vor die Augen gebracht, um ihn dauernd daran zu erinnern, daß die Bosheit der

Kröte,

und nicht die der G i l j a k e n , an seinem ganzen Unglück schuld ist!

Die Giljaken erweisen ihm scheinbar nur Gutes;

gegen Ende des Mahles kommen sogar die Weiber

mit

Tüchern und trocknen dem armen Bären ganz ernsthaft die Tränen, die er — A n n a h m e ! — über sein Unglück und seinen T o d vergießt!

Zuweilen werden auch in ebenso

naiver Weise andere V o l k s s t ä m m e oder andere M e n s c h e n dem Bären als die an seinem T o d e Schuldigen bezeichnet. In all diesen symbolischen Handlungen hat sich von der Urzeit her in naiver Weise die Ü b e r l i s t u n g des gefangenen und getöteten Tieres erhalten, eine Täuschung, die dem 70

Bild

50:

Giljakisrlu-s

Bäron-I'Vstmahl.

71

Bild 5 1 : Giljakisrher

Holzbär.

Mcnschcn der totemistischen K u l t u r geboten erschien, um sich — wie m a n es im Sinne der »Zweckmäßigkeit« ausdrücken würde — gegen die R a e h e g e i s t er« des überw u n d e n e n Tieres zu schützen. Sicher hatten aber diese Gebräuche, frei vom Gedanken der ¡•Zweckmäßigkeit«, einen t i e f e n , im Wesen der totemistischen K u l t u r begründeten S i n n . Hierauf werde ich im nächsten Kapitel eingehen. — Zunächst wäre als Ergebnis dieses Abschnittes meiner Betrachtungen festzuhalten, d a ß wir im westlichen Randgebiet der asiatischen Avidenkultur von Westen her

das Eindringen des E n - f a c e - L ö w e n in die Sonnen-Symbolik feststellen konnten, daß wir Dokumente seines ersten Auftretens in den westlichen Randgebieten des Mittelmeeres gefunden haben, und daß sich schwache Reste der steinzeitlichen Quadrupeden-Verehrung in äußerlicher, verflachter Form bis zum heutigen T a g in gewissen Volksbräuchen noch erkennen lassen: als Löwenkult in Afrika, als Bärenkult im Norden des eurasiatischen Kontinents.

73

V I I . Der Sinn des Löwen- und Bärenkultus Auf G r u n d des Tatsachenmaterials, das ich in Wort und Bild vorgeführt habe, wollen wir n u n dem S i n n des Löwenund Bärenkultus nachzuspüren suchen. Damit kommen wir in Anlehnung an das Eingangskapitel zu einer Betrachtung, wie sich unsere steinzeitlichen Vorfahren zu ihrer U m w e l t gestellt h a b e n mögen. Leo Frobenius ist d u r c h das Studium der paläolithischen Felsbilder im Verein mit seinen umfassenden ethnographischen Forschungen zu dem überzeugenden Ergebnis gekommen, d a ß die d u r c h die Bildkunst überlieferten menschlichen Handlungen ebenso wie die zum Teil noch heute unter einzelnen primitiven Völkern lebenden Sitten uralter Zeit k u l t i s c h e Beziehungen, also s a k r a l e n Charakter haben. Er belegt dies in seinen wissenschaftlichen Werken durch zahlreiche schlagcndc Beispiele. Für den Bereich der t o t e m i s t i s c h e n K u l t u r sind sie n a t u r g e m ä ß d e m U m g a n g mit Tieren und den J a g d gebräuchen e n t n o m m e n . Später werden die Tiere mit den H i m m e l s k ö r p e r n in einen mystischen oder auch magischen Z u s a m m e n h a n g gebracht. Wir müssen uns klar machen, d a ß das Weltbild des Steinzeitmenschen durch persönliche, e i g e n e W a h r n e h m u n g , nicht d u r c h Lehre entstand. Die Umwelt w u r d e so vorgestellt, wie das eigene Auge sie wahrn a h m ; infolgedessen stand d e m Menschen der H i m m e l , den er bei T a g e u n d bei Nacht s a h , n ä h e r als die Nachbarländer, von denen er bestenfalls n u r durch Hörensagen etwas wußte. Der H i m m e l spielte d a n n eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben k o s m o g o n i s c h e r Kultur. D a das T u n und Treiben des Menschen abhing von d e m L i c h t , das Sonne u n d Mond spendeten, u n d von der Sonnenw ä r m e , so hatten Sonne und Mond für ihn s c h i c k s a l h a f t e Bedeutung. Es lag nahe, anderen Gestirnen gleichen 74

Einfluß auf die Schicksale der Erdbewohner zuzuschreiben. Wie das Licht zweifellos von der Sonne kam, so konnten andere Himmels- oder Wetter-Erscheinungen — Regen, Gewitter — von anderen Sternen ausgehen. Nicht nur die Menschheit im ganzen, sondern jedes einzelne Individuum fühlte sich schicksalhaft von den Himmelskörpern beeinflußt. Dasselbe mußte auch für die T i e r e gelten. Der totemistische Mensch lebte mit den Tieren in paradiesischem Frieden kameradschaftlich zusammen, ein Naturwesen unter Naturwesen, alle unter derselben siderischen Schicksalsmacht. Die primitiven Denkkategorien kannten noch keinen Kausalnexus; Leben und Tod, Werden und Vergehen am Himmel und auf Erden waren dem Menschen nichts als W u n d e r , sie umschloß ein undurchdringliches G e h e i m n i s , vor dem er ratlos in staunender Bewunderung und mit f r o m m e r E h r f u r c h t stand. In der » h e i l i g e n E h r f u r c h t « , in der sich die Ergriffenheit äußert, sehe ich mit Walter Otto die intuitive Folge einer Art überirdischen O f f e n b a r u n g , das innere Erlebnis von dem »ganz anderen«, das außerhalb des sinnlich Wahrnehmbaren als Schicksalsmacht existiert und den Menschen »packt«, ihn zur inneren Einordnung in den L a u f der Welt zwingt, das — christlich gesprochen — die freiwillige Unterwerfung unter den heiligen Willen Gottes von ihm fordert. Aus solcher »Ergriffenheit« entstanden die sakralen Handlungen und mit ihnen die Zeichnungen der Felsbilder an den heiligen Kultstätten. J e mehr der Mensch von seiner intellektuellen Begabung Gebrauch machte, und »zweckmäßiges« Handeln an die Stelle der spontanen, triebhaften Instinkte setzte, j e mehr er selbst sich allmählich von dem Natureinheitsgefühl zu emanzipieren suchte, desto mehr mußten die T i e r e ihm noch als »naturverbunden« erscheinen. Er glaubte wohl, daß die Tiere mehr als er selbst unter der Einwirkung über75

irdischer Schicksalsmächte ständen, deren V e r e h r u n g sich i h m von jeher als naturnotwendig aufgedrängt hatte. Wie mein verewigter Freund Professor Alfred Jeremias es ausd r ü c k t : »Dem primitiven Menschen ist das Tier T r ä g e r göttlichen Lebensgeheimnisses. Das D u ist ihm näher als das I c h . U n t e r U m s t ä n d e n stand ihm das Tier innerlich n ä h e r als der andere, der feindliche Mensch.« D a h e r der »Totemismus«, daher in der sumerisch-babylonischen wie in der ägyptischen Götterwelt die Verquickung von Tieren mit Göttergestalten oder die Darstellung von Tieren als Attributen der Gottheit. Die T ö t u n g eines Tieres war ein gewaltsamer Eingriff in sein von höheren Mächten bestimmtes Schicksal, ein S a k r i l e g . M a n vermied daher den K a m p f mit den Tieren, m a n suchte sie vielmehr, wenn man ihrer h a b h a f t werden wollte, zu ü b e r l i s t e n , wie die von mir geschilderten naiven Gebräuche beim Bärcnfest noch heute erkennen lassen. U n d wie bei den Giljaken die K r ö t e , so wird bei den Kongo-Pygmäen, nach einer interessanten Schilderung von Leo Frobenius, offenbar die S o n n e durch Zauberzeremonien für den T o d des erlegten Jagdtieres diesem gegenüber verantwortlich zu machen gesucht. Wenn m a n ein Tier tötete, so geschah dies ursprünglich wohl nicht wegen seines Nahrungswertes, sondern u m sich die i h m innewohnenden geheimnisvollen Kräfte im manistischen Sinne dienstbar zu m a c h e n ; daher war die J a g d ursprünglich ein kultischer Akt; das zeigen auch die Jagddarstellungen in den steinzeitlichen, heiligen H ö h l e n r ä u m e n . Aus dieser Einstellung des Menschen z u m »sakralen Tier« k a n n m a n auch die V e r b i n d u n g des letzteren mit den schicksalbestimm e n d e n S t e r n e n erklären. T i e r n a m e n wurden auf S t e r n b i l d e r übertragen. Mein X I I . Kapitel wird über die in diesen Gebräuchen zum Ausdruck k o m m e n d e n »geistigen Grundlagen« Näheres sagen. Zunächst handelt 76

es sich nur um die Beziehungen, die zwischen L ö w e und S o n n e , in anderen Gegenden zwischen B ä r und

Sonne

bestanden haben mögen. Ich zeigte in Abbildung 40 die L ö w e n »Des

Trois

aus der

Höhle

F r è r e s « und sagte, daß sie gleichsam

als

Wächter über d e n Eingängen thronen, die zu den Heiligtümern der Unterwelt führen, ebenso wie später die MykencLöwen über dem Grabeingang.

Der B l i c k des Löwen, der

in der En-face-Haltung zur Wirkung kommt, scheint eine mystische Bedeutung

zu haben.

Wie vom

leuchtenden

Sonnenstrahl geht eine schicksalbestimmendc K r a f t von ihm aus.

Die Idee von der blendenden K r a f t des Blicks hat seit

Urzeiten eine psychische Wirkung gehabt; sie wird unter anderem auch im alten sumerischen

Gilgamcsch-Epos

bezeugt: Dort sagt der Held des Epos vor seinem K a m p f mit dem gewaltigen

Chumbawa:

»Chumbawa, im Zedernhaus spür' ich ihn a u f ! Blick ich ihn an, so blendet mein B l i c k ihn«.

U n d einige Jahrtausende später berichtet C a e s a r von den G e r m a n e n , die römischen Soldaten hätten nicht einmal ihren B l i c k und die Schärfe ihrer Augen ertragen können, der Augen, die Tacitus »truces et caerulei«, trotzig und blau, nennt. Aus

dieser

mystischen,

psychologischen

Wirkung

des

»Blicks« entstand dann in der Zauberwelt magischer K u l turen die Angstvorstellung vom M a l o c c h i o , dem »bösen Blick«, wie ich schon in meinem Vortrage über das »Wesen der Kultur« ausführte. Bei der schicksalhaften Bedeutung, die dem B l i c k in der Vorwelt beigemessen w r urde, ist es denkbar, daß der L ö w e als scharfblickender Wächtcr heiliger R ä u m e in den Höhlen die alles sehende S o n n e zu vertreten hatte.

Jedenfalls be-

steht die bereits durch mein Anschauungsmaterial belegte 77

Tatsache, daß der Löwe auf seiner Wanderung nach dem Osten eine zwanglose Verbindung mit dem S o n n e n v o g e l einging, und daraus dürfen wir ex post schließen, daß er auch in seinem westlichen Ursprungsgebiet in enger Beziehung zur S o n n e stand. Ich komme noch einmal auf die durch Bilddokumente nachgewiesenen Ursprungsgebiete der Kulturen des Sonnenvogels und des Löwen zurück und zeige auf der K a r t e n skizze 5, wie

die Wanderungen

des Sonnenvogcls

nach

Westen und des Löwen nach Osten zur B e g e g n u n g beiden Kulturen in Vorderasien führen, in dem wo wir nun das E n t s t e h u n g s g e b i c t

der

der

Raum,

Gorgo

zu

suchen haben; dieses Gebiet ist auf der Kartenskizze etwa zwischen Kaspischem Meer und Mittelmccr bezeichnet. Das letzte Kartenbild die g r ö ß t e

(Kartenskizze 6) zeigt schließlich

Ausdehnung

der

Gorgoncnkultur:

im

Westen bis Italien und Sizilien, im Osten weiter bis Südchina, Hinterindien und zum Malaiischen Insel-Archipel. — Ich glaube nun durch meine Ausführungen nachgewiesen zu haben, daß sich zwischen den V o g e l - S c h l a n g e n m o t i v Darstellungen des Ostens und den L ö w e n d a r s t e l l u n g e n des Westens Beziehungen scheinlich

aus

angeknüpft haben, und daß

der Verbindung

der beiden

wahr-

Symbole

im

Berührungsraum des östlichen Mittelmeeres die G o r g o entstanden ist.

Wir haben weiter festgestellt, daß die von uns

betrachteten Einzel-Symbole Beziehungen zur S o n n e habt haben.

ge-

N u n entsteht die Frage, welchen S i n n hat

wohl die aus diesen Einzclsymbolen zusammengesetzte Gorgo gehabt?

78

V I I I . Der Sinn der Gorgo Ich darf wohl sagen, d a ß mich die Frage nach d e m geheimnisvollen S i n n der Gorgo seit meinen Ausgrabungen in Korfu unablässig beschäftigt hat. Die Antwort ist schwierig, denn die Gorgo umschließt ein Mysterium, das sich in der Zeit der »Ergriffenheit« gebildet und erst viel später in »Begriffen« andeutungsweise dokumentiert hat. Die mittelsteinzeitliche Kunst ist in bezug auf den S i n n ihrer Schöpfungen vollkommen s t u m m . I h r e Werke entstanden — wie ich schon ausführte — zwangsläufig aus einer n a t u r haften »Ergriffenheit« oder »Begeisterung« heraus, aus einem »Affekt«, der den schaffenden Künstler und den Beschauer in gleicher Weise beherrschte und daher den S i n n der D a r stellung ohne weiteres allgemein gefühlsmäßig empfinden ließ. Wir, die wir in unserem Empfinden von der »Ergriffenheit« unserer steinzeitlichen Vorfahren durch die K u l t u r wandlungcn von J a h r t a u s e n d e n getrennt sind, hätten daher ein Recht, uns bescheiden auf den resignierenden Standpunkt zu stellen, den der Altmeister R a n k e in dieser Beziehung einnahm, wenn er einmal sagte: » P r ä h i s t o r i e i s t N a t u r g e s c h i c h t e o d e r R e l i g i o n . Wir haben n u r zwei Möglichkeiten der W a h l : wir können uns entweder auf die B e s c h r e i b u n g der staunenswerten Kunstwerke beschränken, die jene Menschen schufen, oder wir müssen in stummer E h r f u r c h t vor ihren geheimnisvollen Bekundungen stehen.« — U n d doch gibt es eine gewisse, wenn auch schwache Brücke von uns hinüber in die Geistigkeit der Steinzeit, eine Brücke, die uns unsere Vorfahren selbst gebaut haben. Nämlich beim Schwinden der »Ergriffenheit« bedurfte m a n bald einer »Deutung« durch Symbole, die d a n n neben der rein »veristischcn«, naturgetreuen Abbildung der Urzeit allmählich immer mehr in den Vordergrund traten und schließ79

lieh in der A n w e n d u n g im Laufe der J a h r h u n d e r t e zu einer reinen D e k o r a t i o n verflachten. Wenn wir also n a c h dem S i n n eines steinzeitlichcn Kunstbildes forschen, bleibt uns modernen Menschen immer noch der Weg, die später hinzugekommenen S y m b o l e mit zu R a t e zu ziehen. V o m Symbol können wir d a n n noch weiter gehen bis zum M y t h o s , der — ich wiederhole es — in seiner dichterischen F o r m zwar viel j ü n g e r ist als die geistigen Vorstellungen, denen er seine Entstehung verdankt; aber er schlummerte in ihnen schon lange bevor er geformt war, im Sinne des Satzes, den Walter O t t o geprägt hat: »Der Mythos lebte damals schon und keimte in den Handlungen«. Damit sind die k u l t i s c h e n H a n d l u n g e n gemeint, und dazu gehört auch die bildliche Darstellung der Kultobjekte. So konnten wir mit Hilfe des Garuda-Naga-Mythos das V o g e l - S c h l a n g e n - M o t i v zu deuten suchen. Diese D e u t u n g hat uns d a n n im Verein mit der S w a s t i k a als Bewegungssymbol zu den Sonnenbezichungen der Gorgo geführt. A b e r i s t d i e G o r g o ein S o n n e n s y m b o l s c h l e c h t w e g ? W a r u m wird sie d a n n — u m wieder einen Mythos heranzuziehen — von dem Sonncnheldcn P e r s e u s g e t ö t e t ? U m das Abschreckende in der Gestalt der Gorgo zu erklären, könnte m a n j a an die sengende, verheerende Glut und die mitleidlosen Strahlen der Sonne in tropischen oder subtropischen Ländern denken; aber auch dort steht die Sonne doch nicht im G e g e n s a t z zu dem Licht und Leben spendenden Tagesgestirn gemäßigter Zonen. Wir müssen also noch andere Überlegungen anstellen. U n d damit komme ich auf den in den alten Anschauungen bestehenden Gegensatz zwischen T a g e s - und N a c h t s o n n e . N a c h d e m im V. Kapitel erwähnten G a r u d a M y t h o s w u r d e der Sonncnvogel abends im Westen von einem Fisch, von einer Schlange oder von einem anderen Untier verschlungen, aus dessen Rachen er sich morgens 80

im Osten wieder befreite.

Nach einer anderen

uralten

Mythenform nahm die Sonne, ohne von einem Tier verschlungen zu sein, nachts ihren Weg von Westen nach Osten durch die U n t e r w e l t .

In den grausigen Höhlen des Erd-

inneren w a r sie nicht das freundlich strahlende Tagesgestirn, sondern

eine unheilbringende

Macht

der

Finsternis,

die

Furcht und Entsetzen verbreitete. Vielleicht darf man darin einen Zusammenhang vermuten mit der Sage von ihrem schrecklichen,

versteinernden

Blick

und

mit

der

Ver-

wendung des Medusenhauptes als »Apotropeion Hausgiebel von Neu-Seeland. — J . Dumont d'Urville, V o y a g e au Pôle Sud et dans l'Océanie pendant les années 1837—40, Bild i o o : ' P a r i s 1842. 159

Bild 1 0 1 : Welteltern-Motiv, Bemalung auf einem ägyptischen Holzsarg. — Leo Frobcnius, Kulturgeschichte Afrikas, Phaidor.V e r l a g 1933. Bild 102: Opferplatz (Gott Edschu), J o r u b a l a n d . - - L e o Frobenius, Kulturgeschichte Afrikas, Phaidon-Verlag 1933. Bild 103: Altarweltbild der Dulganen (Jakuten). - L e o Frobenius, Kulturgeschichte Afrikas, Phaidon-Verlag 1933. Bild 104: Gottesstuhl, Dahome, Westafrika. - Leo Frobenius, Kulturgeschichte Afrikas, Phaidon-Verlag 1933. Bild 105: Königsstuhl, Togo, Westafrika. Leo Frobenius, Kulturgeschichte Afrikas, Phaidon-Verlag 1933. Bild 106: Hausgiebel von Palau. K r a e m e r , Palau, Teilband 5, T a f e l I I b. Bild 107: Giebelbilder aus Palau. - K r a e m e r , Palau, Teilband 5, T a f e l X I V , 2. Bild 108: Hausgiebel aus Neu-Guinea. - Otto Reche, Kaiserin AugustaFluß, H a m b u r g 1 9 1 3 . Bild 109: Zeremonialhaus vom Kaiserin Augusta-Fluß. - OriginalA u f n a h m e von Professor Fülleborn, Völkerkunde-Museum, Hamburg. Bild 1 1 0 : Zeremonialhaus vom Kaiserin Augusta-Fluß. — OriginalA u f n a h m e von Professor Fülleborn, Völkerkunde-Museum, Hamburg. Bild 1 1 1 : Zeremonialhaus vom Kaiserin Augusta-Fluß. • OriginalA u f n a h m e von Professor Füllcborn, Völkerkunde-Museum, Hamburg. Bild 1 1 2 : Hausgiebel von Palau. - K r a e m e r , Palau, T e i l b a n d 5, T a f e l I V b. Bild 1 1 3 : Hausgiebel von Palau. -— K r a e m e r , Palau, T e i l b a n d 5, Tafel V I I I . Bild 1 1 4 : Sonnenrad von Palau. - K r a e m e r , Palau, T e i l b a n d 5, A b b . 4. Kartenskizzen. Sämtlich aus dem Forschungsinstitut für Kulturmorphologic in Frankfurt a. M . 1. Lagerung der wichtigsten Restbestände aus den drei Weltanschauungsperioden der Vorgeschichte zum I. Kapitel 2. Verbreitung der solaren K u l t u r und des Knielaufs ,, IV. ,, 3. A v i d e n - K u l t u r „ V. 4. Leoniden-Kultur und A v i d e n - K u l t u r ,, VI. ,, 5. Entstehung der G o r g o n e n - K u l t u r ,, VII. ,, 6. Größte Ausdehnung der Gorgonen-Kultur ,, VII. ,,

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Lagerung der wichtigsten Restbestände aus dei Weltanschauungsperioden der Vorgeschichtt . •V •i •V • I . A u s dem Zeitalter ,*,Vi des Totemismus

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