Streit um den Papstthron: Schismen in der Spätantike 9783534275243, 9783534275250, 3534275241

Alle Interessen der Christenheit unter einen gemeinsamen (Papst-)Hut zu bekommen, war immer eine riesige Herausforderung

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German Pages 253 [255] Year 2022

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Table of contents :
Cover
Titel
Impressum
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Einführung
Das Felicianische Schisma
Das Ursinianische Schisma
Das Eulalianische Schisma
Zum Verhältnis von Kirche und Staat
Text und Übersetzung
Kommentar
Anhang
Datierung der behandelten Dokumente
Kommunikation und Übermittlung von Nachrichten
Identifizierung der erwähnten Kirchen und Kultplätze
Zahl, Stellung und Aufgaben der Priester und Diakone
Titel und Anreden
Ziele der kaiserlichen Administration
Konkordanz
Exkurse
Das Glycerius-Edikt von 473
Das Basilius-Dekret von 483
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Register
Rückcover
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Streit um den Papstthron: Schismen in der Spätantike
 9783534275243, 9783534275250, 3534275241

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TEXTE  ZUR  FORSCHUNG

TEXTE  ZUR  FORSCHUNG

Die Edition versammelt Quellen zu drei bedeutenden Schismen des 4. und 5. Jahrhunderts, dem Felicianischen Schisma (356 –  365), dem Ursinianischen Schisma (366 – 384) und dem Eulalianischen Schisma (418 – 419). Der Verlauf dieser Schismen bestimmte auch die Politik der ostgotischen Könige seit Theoderich, als es während ihrer Herrschaft zu weiteren Kirchenspaltungen kam. Eine Quellensammlung, die den Blick auf einen vollkommen unbekannten Aspekt kirchlicher Geschichte lenkt.

AUSBÜTTEL · Streit umTheodorici den Papstthron Edictum regis

Alle Interessen der Christenheit unter einen gemeinsamen (Papst-)Hut zu bekommen, war immer eine riesige Herausforderung. Zwischen 25 bis 40 Gegenpäpste zählt die katholische Kirche insgesamt. Dass diese Spaltungen in der Spätantike begannen, ist allerdings weithin unbekannt.

Streit um den Papstthron Schismen in der Spätantike Lat./dt. Hrsg., übers. und kommentiert von Frank Ausbüttel

ISBN 978-3-534-27524-3

€ 85,00 [D] € 87,40 [A]

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Streit um den Papstthron

TEXTE ZUR FORSCHUNG Band 114

STREIT UM DEN PAPSTTHRON SCHISMEN IN DER SPÄTANTIKE STUDIEN ZUR COLLECTIO AVELLANA

Lateinisch und deutsch herausgegeben, eingeleitet und übersetzt von Frank M. Ausbüttel

Für Felix 23.9.2022

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. wbg Academic ist ein Imprint der wbg. © 2022 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht. Satz: COMPUTUS Druck Satz & Verlag, Gutenberg Einbandgestaltung: Neil McBeath, Stuttgart Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-27524-3 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): ISBN 978-3-534-27525-0

Inhalt Vorwort  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   7 Einleitung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   9 Einführung  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   13 Das Felicianische Schisma. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Das Ursinianische Schisma. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Das Eulalianische Schisma.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Zum Verhältnis von Kirche und Staat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Text und Übersetzung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   59 Kommentar  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   157 Anhang  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   Datierung der behandelten Dokumente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kommunikation und Übermittlung von Nachrichten. . . . . . . . . . . . . Identifizierung der erwähnten Kirchen und Kultplätze.. . . . . . . . . . . Zahl, Stellung und Aufgaben der Priester und Diakone. . . . . . . . . . . Titel und Anreden.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ziele der kaiserlichen Administration. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konkordanz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

169 169 173 175 180 184 190 192

Exkurse  .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   193 Das Glycerius-Edikt von 473.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Das Basilius-Dekret von 483. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 Abkürzungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   227 Literaturverzeichnis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   228 Register  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   247

Vorwort Die collectio Avellana (CA), die nach dem in Umbrien gelegenen Kloster S. Croce di Fonte Avellana benannt worden ist, umfasst 244 Dokumente, bei denen es sich in den meisten Fällen um Briefe von Kaisern und Päpsten handelt. Wer diese Dokumente um die Mitte des 6. Jh.s sammelte, ist unbekannt. Daher lässt sich nur schwer sagen, welchen Zweck der oder gar die Sammler mit ihrer Sammlung verfolgten. Auf jeden Fall erhielt mit ihr der damalige Leser einen näheren Einblick in die Denk- und Vorgehensweise der Handelnden und stilistische Vorbilder für das Verfassen amtlicher Briefe.1 Für den heutigen Leser vermitteln die verschiedenen Dokumente, die sich thematisch in bestimmte Abschnitte und Dossiers einteilen lassen, interessante und tiefer gehende Erkenntnisse über das Verhältnis von Kirche und Staat in der Spätantike. Dies trifft insbesondere für das erste Dossier zu, das sich genau genommen mit drei Schismen, dem Felicianischen, Ursinianischen und Eulalianischen Schisma, befasst. Zu ihm zählen mit Ausnahme von CA 2, 2a und 3 die Dokumente CA 1–37, die vornehmlich aus den Archiven des Stadtpräfekten von Rom, aber auch aus den Archiven des Papstes und des Bischofs von Carthago stammten. Die vorliegende Untersuchung soll helfen, den Einstieg in die Lektüre dieser Dokumente zu erleichtern. Auf der Grundlage des von O. Guenther edierten Textes, der mit geringfügigen Änderungen übernommen wurde, sind die verschiedenen Texte übersetzt und kommentiert worden. Um die Zahl der Anmerkungen in Grenzen zu halten, werden in den Anhängen bestimmte Aspekte, die mehrere Dokumente betreffen, geklärt. Einmal mehr gilt mein Dank der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, insbesondere ihrem Lektor Herrn Zimmermann, für die Aufnahme der vorliegenden Ausgabe in ihre Reihe Texte zur Forschung und für die Betreuung während der Drucklegung. Frankfurt-Oberursel, im Januar 2022

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Grundlegend für das Verständnis der collectio Avellana sind die Studien ihres Herausgebers Guenther. Zum neuesten Forschungsstand P. L. Schmidt, HLL 6 (2020), §637.11; McKitterick 30 ff., Evers 13–28, Torres 1–13, Clemente (2017) 123–126, Jasper 83 ff.

Einleitung Um die Bedeutung und Entwicklung der stadtrömischen Bischofsgemeinde besser einschätzen zu können, wäre es hilfreich zu wissen, wie groß sie war. Leider liegen hierfür keine genauen Angaben vor, vielmehr ist man wie auch sonst bei der Analyse demographischer Entwicklungen in der Antike auf Schätzungen angewiesen. Um 250, als Rom noch eine Million Einwohner hatte, lebten dort wahrscheinlich 10–30.000 Christen.1 Nach der Tolerierung der Christen, nahm ihre Zahl zu und dürfte im späten 4. Jh., als die Einwohnerzahl Roms nur noch eine halbe bis Dreiviertelmillion betrug, bei rund 100.000 gelegen haben.2 Wenn auch innerhalb von knapp 150 Jahren die Christen ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung von 1–3 Prozent auf 13–20 Prozent steigern konnten, blieben sie dennoch eine Minderheit, allerdings mit zunehmender Bedeutung. Denn ihr Gemeindeoberhaupt, der Bischof von Rom, genoss eine bevorzugte Stellung bei den christlichen Kaisern, was für alle durch den Bau von Kirchen sichtbar wurde. Kirchen waren nicht nur aus liturgischen Gründen sinnvoll und zweckmäßig, sondern dienten auch dazu, die Gemeinde besser zu erfassen, da noch im frühen 4. Jh. die meisten Christen sich in kleinen Gruppen in Privathäusern trafen.3 Schon vor der Constantinischen Wende verfügten Christengemeinden über Grundbesitz in Form von Kult- bzw. Versammlungsstätten und anderen Liegenschaften wie Gärten und Wohnhäusern.4 Im Laufe des 4. Jh.s stieg dann ihr Vermögen nicht nur durch die steigende Mitgliederzahl, sondern vermehrt durch Schenkungen und Erbschaften weiter an. Das Vermögen der Bischofsgemeinden war indes sehr ungleichmäßig verteilt. Während einige italische Bischöfe in sehr einfachen Verhältnissen lebten und kaum über irgendwelchen Grundbesitz verfügten,5 übertraf der Bischof von Rom mit seinem Besitz so manchen senatorischen Großgrundbesitzer. Anhand des liber pontificalis lässt sich der Umfang seines Vermögens besonders 1 2 3 4

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Zur Zahl der Gemeindemitglieder Thompson 21 ff. mit einer Übersicht zum Forschungsstand; Wirbelauer (2011) 299; Saxer 502 ff.; Harnack 806 ff. und 950 f. Brown (2017) 185 ff. und 369. Bowes 74 ff. Dies ist vor allem den Konstitutionen zu entnehmen ist, die die römischen Kaiser zwischen 260 und 313 zur Tolerierung der Christen erließen; Ausbüttel (2015) 48–66; vgl. Moreau (2006) 80 ff., Marazzi 20 ff., Plöchl 101. In einem Reskript spricht Constantin auch von Gärten und Wohnhäusern; Eusebius, HE 10,5,15–17. Dass Gärten zum Eigentum der Kirche gehörten, ist auch liber pontificalis 34,3.19 zu entnehmen. Wie gering das Vermögen kleinerer Bistümer sein konnte, berichtet Gregor der Goße, dialogi 1,9 und 3,8 (PL 77). Die Zuwendungen an italische Bistümer betrugen oft weniger als ein Zehntel der Zuwendungen, die Rom erhielt; A. Jones 904 ff.

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Einleitung

detailliert aufzeigen und quantifizieren. Der Bischof von Rom erhielt nicht nur bedeutende und eindrucksvolle Kirchenbauten wie die Peterskirche und die Lateranbasilika, sondern auch Grundstücke (fundi, possessiones), Wohnhäuser (domus), Gärten (horti) und zahlreiche wertvolle Gegenstände aus Gold und Silber. Für die Zeit vom Anfang des 4. Jh.s bis zum Ende des 6. Jh.s sind 75 massae fundorum genannte administrative Einheiten von mehreren Landgütern, davon allein 26 für die Zeit des Episkopats von Silvester (314–335), bezeugt.6 Die jährlichen Einnahmen aus den vor allem in die Zeit Constantins datierten Schenkungen beliefen sich auf 26.370 solidi. In Campanien brachten die 15 massae 4.657 solidi, die 35 possessiones, fundi und agri 6.009 solidi ein.7 So erklärt sich auch, warum sich im späten 4. Jh. der ehemalige Stadtpräfekt und heidnische Priester Vettius Agorius Praetextatus gegenüber Papst Damasus zu der Äußerung hinreißen ließ: „Macht mich zum Bischof von Rom und ich werde sofort zum Christen.“8 Gleichzeitig konnte der Bischof von Rom unter seinen Amtskollegen in Italien und dann im Westen des Reiches seine Vorrangstellung in theologischen und kirchenrechtlichen Fragen stetig ausbauen, was sich in den neuartigen epistulae decretales und in der Verwendung des Titels Papst (papa) ausdrückt, die beide seit Siricius (384–399) sicher überliefert sind.9 Für die noch relativ kleine stadtrömische Gemeinde sind interne Auseinandersetzungen um die Besetzung des Bischofsamtes seit dem frühen 3. Jh. bekannt. Bischof Callistus lag 217 im Streit mit dem Priester Hippolytos, der seinen Werdegang und seine Amtsführung scharf kritisierte.10 Wahrschein6

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Liber pontificalis 34,3–33; die für Bischof Silvester aufgeführten Schenkungen dürften nicht alle aus seiner Zeit stammen; Davis XXIXff., vgl. Marazzi 20 ff. und De Francesco (2004) 75 ff. Zur regionalen Verbreitung der massae fundorum und ihrer Definition Vera (1999) 995 ff. und 1013 ff. Bei dem solidus handelte es sich um eine Goldmünze mit einem Standardgewicht von 4,5 Gramm, sodass sich die Gesamteinnahmen auf 118,7 kg Gold beliefen. Eine detaillierte Aufstellung über den Grundbesitz der Kirche bei Savino 26–37, De Francesco (2004) 32–78; zur symbolischen Bedeutung der Angaben über die Einnahmen Marazzi 35–43. Vgl. Pietri (1976) 77–90 und 558–573. Über die Kirche als Wirtschaftsfaktor in Italien ausführlich Köpke 39–82. Hieronymus, liber c. Iohannem Hierosolymantanum 8 (PL 23, Sp. 361): Praetextatus (…) solebat ludens beato papae Damaso dicere: Facite me Romanae urbis episcopum et ero protinus Christianus. Vgl. Ammianus Marcellinus 27,3,14–15. Ein Vergleich mit dem Vermögen von Senatoren ist aufgrund ungenauer und unzureichender Angaben letztlich nicht möglich; zu dieser Problematik Leppin (2021) 182 ff. M. Zelzer HLL 6 (2020) § 641.5; zum Papsttitel Anhang 5. Wie sehr sich die Korrespondenz des Bischofs von Rom der des Kaisers anglich, hat Hornung (2015, 70 ff.) dargelegt. Zum Primatsanspruch des Bischofs von Rom Kötter (2013) 69–77. Liber pontificalis 17; Hippolytos von Rom, refutatio 9,12 (GCS 26); vgl. traditio Apostolica 2; vgl. zu dem Zusammenhang beider Schriften Schöllgen-Geerlings 148 f. Über den Streit zwischen Callistus und Hippolytus Wirbelauer (1994) 398–403.

Einleitung

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lich mit eben diesem Priester wurde zu Beginn des Jahres 235 Pontianus von dem Kaiser Severus Alexander nach Sardinien verbannt. In Rom muss es zu so heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein, dass die lokalen Amtsträger, insbesondere der Stadtpräfekt, den Kaiser dazu bewogen, eine solche Strafe auszusprechen. Während seiner Verbannung wurde Pontianus wohl am 28. September 235 seines Amtes enthoben und der Grieche Anterus (Antheros) zu seinem Nachfolger gewählt.11 Zu einer tiefgreifenden Spaltung der Gemeinde führte wenige Jahre später der Streit um die Wiederaufnahme von „Gefallenen“ (lapsi), d. h. um die Christen, die dem Kaiser ein Opfer dargebracht hatten. 251 wurde nach der Zustimmung fast aller Kleriker und der Akklamation des Volkes in Anwesenheit sehr vieler Bischöfe Cornelius zum Bischof geweiht, der sich gegenüber den lapsi versöhnlich zeigte. Der Priester Novatianus forderte dagegen, dass sie ihr Leben lang Buße zu leisten hätten. Angeblich ließ er drei Bischöfe nach Rom bringen und zwang sie, ihn zum Bischof zu weihen. Eine nach Rom einberufene Synode, an der sich 60 Bischöfe beteiligten, bestätigte indes die Position des Cornelius und zwang Novatianus, sein Amt niederzulegen. Allerdings spielten seine Anhänger noch bis ins 5. Jh. eine bedeutende Rolle im Gemeindeleben Roms.12 Danach sind für mehr als 100 Jahre sind keine weiteren Spaltungen überliefert. Erst als sich der römische Kaiser Constantius II. massiv in die Angelegenheiten der katholischen Kirche einmischte, kam es zu einer mehrjährigen Spaltung.13 11

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Liber pontificalis 19,2; chronographus anni 354 MGH AA 9, S. 74–75. Da Severus Alexander Mitte März 235 in Mainz ermordet wurde, muss die Verbannung zwischen Januar und März stattgefunden haben. Den genannten Quellen ist nicht zu entnehmen, dass Maximinus Thrax die Verbannung aussprach. Bei dem Chronographen heißt es, dass Pontianus „entgürtet“ (discinctus) wurde. Welches Zeichen seiner Würde er ablegen musste, wird nicht gesagt. Dass der Kaiser mit seiner Verbannung auch seine Absetzung anordnete, ist nicht belegt. Denkbar ist, dass ihn seine Gemeinde absetzte; denn nach seiner Entgürtung am 28. September 235 wählte sie am 21. November 235 Antheros zu seinem Nachfolger. Nicht sicher überliefert ist, dass Pontianus am 30. Oktober 235 an den Folgen seiner Folter starb. Zu den Ereignissen Wirbelauer (1994) 422–424, Lippold (1975) 140 f., Caspar I 43 f. Zu der späteren Verehrung von Pontianus und Hippolytos Diefenbach (2007) 272 ff. Eusebius, HE 6,43,1–10. 13–20; Cyprianus, ep. 55,8,4. Bei ihren Angaben ist zu beachten, dass Novatus mit Novatianus identisch ist. Eine Zusammenstellung der wichtigsten Quellen zu diesem Streit bei Mirbt-Aland 62–72; Sieben I 54–77. Über das Schisma und die Bischofsbestellung ausführlich Wirbelauer (1994) 398–407; vgl. Leppin (2019) 192 ff., Ganter 309 ff. und 328 ff. Über Cyprians Haltung gegenüber den lapsi Thier 44 ff., Caspar (1930) I 66 ff. Zur Bedeutung der Novatianer Diefenbach (2007) 253–276. Liber pontificalis 34,1 und 36,1 ist zu entnehmen, dass sich die Bischöfe Silvester und Julius ins Exil begaben. Da keine kirchlichen Gründe genannt werden, dürfte es sich nicht um Schismen gehandelt haben.

Einführung Das Felicianische Schisma Quellenlage: Als Hauptquelle gilt der Bericht in CA 1, der sehr bald nach den Ereignissen verfasst worden ist.1 Obwohl er mit quae gesta sunt inter Liberium et Felicem episcopos überschrieben ist, befassen sich nur die ersten vier von insgesamt vierzehn Kapiteln mit dem Streit zwischen Liberius und Felix. Der Verfasser steht eindeutig auf der Seite des Athanasius und des Liberius, wenn er gleich zu Beginn von einer erneuten Christenverfolgung durch die arianischen Häretiker spricht (CA 1,1) und wiederholt den großen Rückhalt, den Liberius in seinem Bistum hatte, betont. Bei den Kirchenhistorikern (Hieronymus, Rufinus, Sozomenos, Sulpicius Severus, Sokrates Scholasticus, Philostorgios und Theodoret), die im späten 4. Jh. und im frühen 5. Jh. ihre Werke verfassten, steht ebenfalls Liberius im Vordergrund ihrer Darstellung, nur sehr wenige erwähnen beiläufig Felix. Ihre Angaben sind teilweise in sich widersprüchlich. Die Echtheit des von Theodoret überlieferten Protokolls zur Anhörung des Liberius ist umstritten.2 Bei dem Heiden Ammianus Marcellinus kann man davon ausgehen, dass er sich für seine Darstellung christlicher Quellen bediente, ohne dass man sie einer bestimmten Richtung zuordnen kann.3 Die Ausführungen des Athanasius, der über Liberius’ Verhalten enttäuscht war, verdienen aufgrund ihrer Polemik wenig Vertrauen.4 Als Primärquelle sind durch Hilarius von Poitiers Briefe des Liberius erhalten, die aufschlussreich sind für sein Verhältnis zum Kaiser.5 Höchstwahrscheinlich durch Papst Felix III. (II.) (483–492) setzte eine Tendenzwende in der kirchlichen Geschichtsschreibung ein, als er den Kult 1

Zur Datierung s. S. 169 ff. Guenther (1896,7 ff.) betont, dass CA 1 keine Vorrede zu CA 2 sei, wie lange angenommen. 2 Hieronymus, chronicon A. 349 und 356 (Helm, Rudolf (Hg.), Eusebius Werke 7. Bd., Die Chronik des Hieronymus, Berlin 1984, 3. Aufl. 237 und 240) und de viris illustribus 98; Rufinus, HE 10,21–23.28; Sulpicius Severus, chronica 2,39; Sozomenos 4,11,2–12 und 4,15,1–6; Sokrates 2,36,1–4 und 2,37,91–95; Philostorgios, HE 4,3; Theodoret, HE 2,15–17; vgl. ferner den kurzen Hinweis auf Liberius und Felix bei Prosper Tiro, epitoma chronicon 1076 a. 348 (MGH AA 9, 454); Marcellinus Comes 382,3 (MGH AA 11, 61); Theophanes, chronographia AM 5843 und 5849 (de Boor I S. 40,24–41,6 und 45,10–14). Zur Quellenlage Wirbelauer (1994) 425 ff., Stevenson 21, Pietri (1976) I 248 f. 3 Ammianus Marcellinus 15,7,6–10; Brennecke (1997) 249. 4 Athanasius, historia Arianorum 33–41und 75,3. Sein Hinweis, dass Liberius’ Wahl im Kaiserpalast stattfand, dürfte reine Polemik sein; Curran 132. 5 Hilarius von Poitiers, collectanea antiariana Parisina A VII sowie B III und VII (CSEL 65, 89–93. 155–157. 164–173); einige der Dokumente sind abgedruckt in Brennecke-Stockhausen 359–375; vgl. Sieben I 138–141, 146–157 und 164–183.

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Einführung

um Felix II. und damit die Erinnerung an ihn belebte. Die passio Felicis episcopi bildete im frühen 6. Jh. die Grundlage für die Biographien des Liberius und Felix im liber pontificalis. Unklar bleibt, inwieweit die vita Sancti Eusebii presbyteri, die das Schicksal eines Felix’ Anhängers schildert, mit dieser passio zusammenhängt. Als Reaktion auf die damals einsetzende felixfreundliche Darstellung entstanden die gesta Liberii. Gemeinsam ist den genannten Darstellungen die legendenhafte Verklärung ihrer Hauptpersonen und die nicht immer korrekte Wiedergabe historischer Fakten, was letztlich ihren Aussagewert mindert.6 Historischer Verlauf: Constantius II. war sehr an der Einheit (unitas) der Kirche interessiert und daher über die Auseinandersetzungen um den Bischof von Alexandria Athanasius verärgert, den er 351 auf der Synode von Sirmium und 353 auf der Synode von Arles verurteilen ließ. Auch wenn Athanasius die Glaubensauffassung des alexandrinischen Presbyters Arius über die Wesensähnlichkeit von Gottessohn bekämpfte, besagt dies noch nicht, dass Constantius II. und sein Gefolge Arianer waren. Das Edikt, das der Kaiser wahrscheinlich nach der Synode von Arles erließ und allen, die die damnatio Athanasii nicht unterschrieben, mit der Verbannung drohte, war theologisch nicht fundiert.7 Liberius, der am 17. Mai 352 sein Amt antrat, wurde bereits Ende 352 mit den Streitigkeiten konfrontiert, da der Bischof von Rom seit der Synode von Serdica 342 als oberste Appellationsinstanz eine Vorrangstellung unter den Bischöfen einnahm. Daher wandten sich ägyptische und libysche Bischöfe, die Athanasius als rechtmäßigen Bischof bestätigt hatten, an den Bischof von Rom. Zudem hatte ihn die antiochenische Synode darüber informiert, dass Athanasius ohne Feststellung seiner Unschuld nach Alex6

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Eine Kurzfassung der passio Felicis episcopi liegt vor in Verrando 122–125; vgl. hierzu Verrando 112 ff. Zu der vita Sancti Eusebii presbyteri Mombritius 459 und 661. Text und Übersetzung der gesta Liberii in Wirbelauer (1993) 248–261; vgl. PL 8, Sp. 1389–1393 und liber pontificalis 38 und 39. Diefenbach (447–481) hat zu Recht darauf hingewiesen, dass bei der Auswertung der Quellen nicht immer darauf geachtet wurde, in welcher zeitlichen Reihenfolge sie entstanden, und dass eigene Erfahrungen die Darstellung der historischen Ereignisse überlagern. Zudem hat er überzeugend nachgewiesen, dass die gegensätzlichen Darstellungen von Felix und Liberius nicht durch das Laurentianische Schisma bedingt waren; s. dagegen Verrando 108 ff. Das Edikt erwähnen Sulpicius Severus, chronica 2,39,1(s. Brennecke-Stockhausen 367 f.); vgl. Athanasius, historia Arianorum 31; Theodoret, HE 2,15,2; Rufinus, HE 10,20, der von edicta adversum Athanasium principis spricht; Hilarius, collectanea antiariana Parisina II A series B I 4,2 (CSEL 65, 101); Brennecke (1984) 145 ff. und 184–192. Der Inhalt des Edikts von Arles ist umstritten; Chr. Müller 122 Anm. 119. Die Frage, ob Constantius II. eine “Bekenntnispolitik“ betrieb und inwieweit er eine „Reichskirche“ schaffen wollte, hat Diefenbach (Constantius II. 2012, 59–94 und 118 ff.) ausführlich behandelt; vgl. Kötter (2014) 3 ff.

Das Felicianische Schisma

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andria zurückgekehrt sei. Eine 353 nach Rom einberufene Synode bestätigte dann Athanasius im Amt, obwohl er der Einladung zur Anhörung nicht gefolgt war.8 Dem Wunsch des Liberius zur Einberufung einer Synode in Aquileia, um die Angelegenheit endgültig zu klären, entsprach der Kaiser nicht. Allerdings berief er im Juli/August 355 eine Synode nach Mailand ein, die zunächst in der Bischofskirche, dann aber im Kaiserpalast tagte, auf der Athanasius erneut verurteilt wurde. Liberius befand sich indes nicht unter den Teilnehmern. Seine Legaten protestierten aber gegen die Verurteilung des Athanasius.9 Da auf dieser Synode nur dreißig Bischöfe anwesend waren, forderte Constantius II. von anderen Bischöfen, die in seinem Edikt verkündete damnatio Athanasii zu unterschreiben.10 Aufgrund seiner herausgehobenen Stellung und seines damit verbundenen hohen Ansehens (auctoritas potior) war Liberius’ Unterschrift für den Kaiser von besonderer Bedeutung. Er schickte daher einen Eunuchen zu ihm, um ihn mit Geschenken und Schreiben dazu zu bewegen, das Urteil gegen Athanasius zu unterzeichnen. Liberius kritisierte indes das Verfahren gegen Athanasius und drohte mit einer eigenen Kirchenversammlung.11 Diese Antwort ließ sich der Kaiser nicht bieten und entsandte Ende 355 palatini, notarii und comites an den Stadtpräfekten Leontius mit dem Befehl, Liberius an seinen Hof zu bringen, weil er sich den Befehlen des Kaisers und den Beschlüssen seiner Glaubensbrüder (consortes) widersetze. Da mit Unruhen in der Bevölkerung zu rechnen war, die Aktion mitten in der Nacht stattfand und die Reise nach Mailand rund drei Wochen dauerte, waren es wohl eher keine zivilen Hofbedienstete, sondern Angehörige der kaiserlichen Gardetruppe unter dem Kommando von comites domesticorum.12 8 9

Brennecke (1984) 43 ff. und 125 ff.; Brennecke-Stockhausen 359 ff. Die Dokumente zur Synode von Mailand liegen gesammelt vor in Brennecke – Stockhausen 359–375; vgl. Chr. Müller 122–163. Zu Liberius’ Widerstand gegen Constantius II. Pietri (1976) I 238 ff.; vgl. Poglio 59 ff. In den gesta Liberii (35–48, 88–100 und 148–157; abgedruckt in Wirbelauer (1993) 250–260) wird fälschlicherweise Constans, der Bruder von Constantius II., als Widersacher des Bischofs angegeben. 10 S. hierzu Brennecke-Stockhausen 371–373. 11 Ammianus Marcellinus 15,7,10; Athanasius, historia Arianorum 35. 36; vgl. Pietri (1976) I 246. 12 Athanasius, historia Arianorum 37; Ammianus Marcellinus 15,7,6; vgl. Pietri (1976) I 247 f. Die Datierung ergibt sich aus der Amtszeit des Flavius Leontius, die sich in die Zeit von Oktober 355 bis November 356 datieren lässt; PLRE I 503. Brennecke (1984, 266) datiert die Ereignisse ein Jahr später, da er mit Chastagnol (151) davon ausgeht, dass Leontius von Juni 356 bis April 357 amtierte. Barnes (1992, 257–259) hat indes dargelegt, dass Leontius schon 355 sein Amt antrat; vgl. Stevenson 21 f. Dieser Datierungsansatz passt auch zu der Angabe in CA 1,3, nach der Constantius II. zwei Jahre nach Liberius’ Verbannung Rom besuchte; vgl.

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Einführung

In Mailand musste sich Liberius einem Verhör unterziehen. Die Partei des Kaisers unterstellte, dass Athanasius Wahrsagerei betreibe und sich mit Angelegenheit außerhalb seiner Kirchenprovinz befasst habe. Liberius, der die κοινωνία zu ihm betonte, forderte, dass ohne finanzielle Unterstützung des Kaisers Bischöfe nach Alexandria kommen sollten, kritisierte die Einseitigkeit früherer Verfahren und verlangte wie vorher auch schon, dass Athanasius nicht in Abwesenheit und somit ohne eine Anhörung verurteilt werden dürfe.13 Weil er sich weigerte zu unterschreiben, verbannte Constantius II. Liberius in die thrakische Stadt Beroia (Augusta Traiana, heute Stara Zagora in Bulgarien).14 Liberius, der zuvor schon die Ansicht vertreten hatte, dass Bischöfe ohne finanzielle Hilfe des Kaisers reisen sollten,15 lehnte nun konsequent eine finanzielle Unterstützung des Hofes ab.16 Warum der Kaiser gerade Beroia als Verbannungsort auswählte, entzieht sich unserer Kenntnis. Von Konstantinopel, wo ein kaisertreuer Patriarch residierte, war die Stadt immerhin 130 km entfernt. Vielleicht stand Liberius unter der Aufsicht des Demophilus von Beroia, der 345 auf der Synode von Mailand die Sache der Arianer vertreten und den Liberius in einem Brief an Constantius II. kritisiert hatte.17 Theodoret, HE 2,17,1. Ambrosius wurde auch von einem tribunus et notarius, einem Eunuchen, angesprochen s. ep. 30,2; 75,1 und 76,28. 13 Ammianus Marcellinus 15,7,7.8; Sozomenos 4,11,4–8; Theodoret, HE 2,16. Brennecke (1984) 265 ff. Dass Constantius II. strikt gegen Wahrsagerei vorging, ist durch Gesetze bezeugt; Leppin (1999) 474 ff.; vgl. Ausbüttel (2017) 585; Barnes (1993) 117 ff. Die Anhörung des Liberius analysiert unter rechtlichen Aspekten Herrmann (80–86), der allerdings die Glaubwürdigkeit von Theodorets Darstellung nicht hinterfragt. 14 Am 23. September 355 hatten Constantius II. und Constans in einem Schreiben festgelegt, dass Verfahren gegen Bischöfe von Bischöfen durchgeführt werden sollten; CTh 16,2,12. Wenn man den zeitlichen Ablauf des Verfahrens gegen Liberius bedenkt, war diese Bestimmung bereits rechtskräftig, als er in Mailand angehört wurde. Aus dieser Tatsache kann man allerdings nicht schließen, dass Felix bereits Bischof und Liberius nicht mehr im Amt war, weil er sich quasi selbst exkommuniziert hatte und ihn der stadtrömische Klerus folglich nicht mehr als amtierenden Bischof ansah; vgl. Brennecke (1984) 270, Girardet 15 f., der betont, dass ohne einen Konzilsbeschluss Liberius nicht verbannt werden durfte, und Wirbelauer (2008) 37 ff. Die genannte Konstitution schrieb nämlich vor, dass Bischöfe vornehmlich (potissimum) und nicht ausschließlich eine Untersuchung gegen Amtskollegen durchführen sollten und eröffnete somit dem Kaiser durchaus die Möglichkeit für eine eigene Untersuchung. Dies war aus seiner Sicht angesichts des Verstoßes gegen ein von ihm erlassenes Edikt angebracht. 15 Sozomenos 4,11,6. 16 Ausführlich hierzu Theodoret, HE 2,16,23–29. 17 Liberius, ep. obsecro 5 und ep. pro deifico timore (CSEL 65, 91 und 168–170); Brennecke – Stockhausen 363 ff.; Wirbelauer (2008) 41; zur Verbannung von

Das Felicianische Schisma

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Bevor Liberius nach Beroia abreiste, erreichte die Nachricht seiner Verbannung Rom. An dem Tag seiner Abreise beschlossen der gesamte Klerus und alle Amtsträger der Kirche keinen anderen Bischof zu wählen, solange Liberius lebe, um so eine Spaltung zu verhindern. Wer mit clerus omnis gemeint ist, erläutert der Verfasser der gesta inter Liberium et Felicem mit dem Hinweis: die Priester und die beiden Diakone Felix und Damasus. Wie die anderen fünf Diakone sich verhielten, sagt er nicht. Aber auch sie dürften sich den Priestern angeschlossen haben. Felix und Damasus werden nur genannt, um sie später als Verräter zu brandmarken. Die Stadtbevölkerung (populus Romanus) war indes so aufgebracht über die Entscheidung des Kaisers, dass der Klerus vor dem Volk seinen Beschluss mit einem Eid (ius iurandum) bekräftigen musste.18 Wie bei der Berufung eines Bischofs wirkten auch hier Klerus und Volk zusammen, um geschlossen gegen die Verbannung des von ihnen berufenen Kandidaten zu demonstrieren. Trotzdem änderte der stadtrömische Klerus alsbald seine Haltung und wählte angeblich zum Missfallen der Bevölkerung im Laufe des Jahres 356 Felix zum Bischof und führte ihn feierlich in sein Amt ein. Für den Sinneswandel des Klerus bieten sich mehrere Erklärungen an: Denkbar ist, dass Constantius II. den Klerus unter Druck setzte und eine Neuwahl verlangte. Liberius hatte zudem keinen offiziellen Stellvertreter bestellt, der ihn in seiner Abwesenheit vertreten sollte. Für einen kurzen Zeitraum war dies noch hinnehmbar, aber da seine Rückkehr nicht absehbar war, war das Bistum führungslos, was wiederum für den Zusammenhalt des Bistums problematisch war. Felix nahm indes als Archidiakon die Funktion eines „Stellvertreters des Bschofs“ ein, sodass er in Liberius’ Abwesenheit immer mehr in dessen Aufgaben hineinwuchs. So gesehen war die Wahl des Felix durchaus legitim, weshalb von einem Schisma im herkömmlichen Sinne nicht gesprochen werden kann. Diese Tatsache dürfte dazu beigetragen haben, dass Felix in der zweiten Hälfte des 5. Jh.s rehabilitiert und als rechtmäßiger Bischof angesehen werden konnte. In dem liber pontificalis wird er denn auch nach Liberius als legitimer Bischof geführt.19 Zu seiner allgemeinen Akzeptanz dürfte auch beigetragen haben, dass Felix kein „Arianer“ war, wie man annehmen könnte. Er gehörte vielmehr zu der Anhängerschaft des Liberius und folgte der fides Nicaena, allerdings zeigte er sich gegenüber Andersgläubigen (ἑτεροδόξοι) aufgeschlossen. Somit dürfte Felix über eine große Anhängerschaft verfügt

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Bischöfen in die östliche Reichshälfte Hillner (2015) 217 ff.; zu Liberius’ Exil Pentiricci 293 ff., Pietri (1976) I 251 ff., Curran 131. CA 1,2 und Prosper Tiro, epitoma chronicon 1076 a. 348 (MGH AA 9, 454). Zur Zusammensetzung des Kollegiums der Diakone S. 179 ff. CA 1,2; liber pontificalis 1,38; zur Aufwertung des Felix ausführlich Diefenbach (2007) 460 ff.; vgl. Mommsen (1910) 570 f. Ursinus wird beispielsweise im liber pontificalis nicht als Bischof geführt. Zur Position des Archidiakons S. 182 f.

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Einführung

haben. Die Behauptung des Athanasius, dass er im Kaiserpalast ordiniert worden sei, ist wohl als reine Polemik abzutun.20 Liberius hatte mit der Verbannung sein Amt als Bischof nicht abgelegt, was zur Folge hatte, dass die Forderungen nach seiner Rückkehr nicht verstummten.21 Als Constantius II. am 28. April 357 Rom besuchte, erfuhr er aus nächster Nähe, wie beliebt Liberius immer noch beim Volk war. Bereits bei seinem Einzug forderte das Volk die Rückkehr seines Bischofs. Dass Ehefrauen von Senatoren den Kaiser in seiner Entscheidung beeinflussten, ist wohl eher eine nette Geschichte, die einen wahren Kern beinhaltet. Letztlich ging es Constantius II. darum, die Ruhe in der Stadt wiederherzustellen. Aber er knüpfte seine Entscheidung an bestimmte Bedingungen. Die Bischöfe, die sich in seiner Entourage befanden, befürworteten diese Entscheidung, wohl weil sich abzeichnete, dass Liberius im Exil einlenkte und ganz in ihrem Sinne gegen Athanasius Stellung bezog.22 Denn bald nach seiner Ankunft in Beroia hatte er Athanasius verurteilt, von dessen Unschuld er wohl nie ganz

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Rufinus, HE 10,23; Sokrates 2,37,91.92; Sozomenos 4,11,11; Theodoret, HE 2,17,3–4; Athanasius, historia Arianorum 75,3; Hieronymus, de viris illustribus 98. Zur Stellung der Archidiakone als potentielle Nachfolger des Bischofs S. 182 f. Nach Sokrates’ Angaben stand Felix dem Arianismus nicht nahe. Ob ihn die Ursaciani, die Anhänger des Bischofs von Singidunum Ursacius, zum Bischof machten, ist wenig wahrscheinlich. Eher steht der Name des Ursacius für die Partei von Constantius II. Diesen Angaben zufolge war Felix kein reiner „Hoftheologe“ des Kaisers; Wirbelauer (1994) 430. Zu Felix s. auch Mommsen 574. Ob Constantius II. Felix bereits 355 als Vertretung für Liberius vorsah, ist den Quellen nicht zu entnehmen; Brennecke (1984), 270. Dass Felix die an Liberius gerichteten Forderungen erfüllen und sich den östlichen Bischöfen anschließen musste, wie Pietri (1976 I, 250) in Anlehnung an CA 1,1 vermutet, lässt sich nicht eruieren; s. ferner Verrando 95 f. Eine verzerrte Darstellung liefert die passio Felicis episcopi. Nach ihr verurteilte Felix aufgrund seiner antiarianischen Einstellung die Bischöfe Ursacius und Valens, weshalb Constantius II. ihn schließlich absetzte und beide Bischöfe dafür sorgten, dass Liberius rehabilitiert wurde. Zur Frage, ob Felix und seine Anhänger einem bestimmten Clan oder einer Zirkuspartei zuzurechnen sind, Poglio 61 ff. Jedenfalls ist nicht überliefert, dass Liberius bei seiner Rückkehr sich erneut zur Wahl stellte. Zum Rombesuch von Constantius II. Ammianus Marcellinus 16,10,1–20; CA 1,3; Sozomenos 4,11,12; Theodoret, HE 2,17,4–7 zu den Ehefrauen. Zur Einflussnahme von Frauen Washburn 156 f., McLynn (2012) 311. Zur Datierung des Rombesuchs Barnes (1983) 222; s. ferner Klein (1979) 109–111, der Constantius’ Bemühen um Ausgleich mit der Bevölkerung betont, und Poglio 79 ff.

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überzeugt war, worauf seine im Exil verfassten Briefe hindeuten.23 Ferner sollte Felix im Amt bleiben und gemeinsam mit Liberius das Bistum leiten.24 Im Circus Maximus verlas Constantius II. unter dem großen Jubel des Volkes ein Schreiben (γράμματα), bei dem es sich wohl um ein edictum ad populum handelte.25 Der in CA 1,3 zitierte Satz habetis Liberium, qui, qualis a vobis profectus est, melior revertetur dürfte aus ihm stammen. Jedoch bekundete das Volk seine ablehnende Haltung zu dem Vorschlag einer gemeinsamen Führung des Bistums durch zwei Bischöfe mit der spöttischen Bemerkung „ein Gott, ein Christus, ein Bischof“.26 Liberius’ Rückkehr zog sich allerdings bis zum 2. August 358 hin. Dafür dürfte nicht allein die lange Reisezeit von Beroia nach Rom, die mehr als einen Monat betrug, ausschlaggebend gewesen sein. Die höhnische Reaktion des Volkes auf seinen Vorschlag eines Doppelepiskopats dürfte dem Kaiser zu denken gegeben haben. Liberius konnte er nicht ohne Weiteres zurückschicken, ohne weitere Maßnahmen zu treffen. Dafür bot sich Ende Oktober 357 ein Aufenthalt in der pannonischen Stadt Sirmium an, in der sich Constantius II. erneut mit anderen Bischöfen mit der Frage nach der Einheit der Kirche und der Verbannung von Athanasius’ Anhängern befasste. Die auf dieser Synode verabschiedete Erklärung (Formel), die die Einzigartigkeit Gottes, aber die Verschiedenheit von Vater und Sohn hervorhob, hat Liberius dann unterschrieben.27 Die in Sirmium versammelten Bischöfe schrieben daraufhin an Felix und den stadtrömischen Klerus mit der Bitte um eine 23

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Nach Athanasius (historia Arianorum 41) fürchtete Liberius den Tod. Zur Verurteilung des Athanasius durch Liberius Brennecke (1984) 277 ff., 287 ff. Zum taedium exilii Hieronymus, chronicon a. 349 (Helm 237); s. ferner Bleckmann-Stein 280 ff. zu Philostorgios, HE 4,3; Theophanes, chronographia AM 5843. Doppelepiskopate waren nichts Ungewöhnliches. Paulinus teilte sich mit Meletius, dem vorgeworfen wurde, dass ihn arianische Bischöfe ordiniert hätten, die Leitung des Bistums von Antiochia. Als Meletius 381 nach Konstantinopel ging, übernahm er dort die Leitung des Konzils. Zu dem Abkommen zwischen Paulinus und Meletius zur Beilegung des Streits um das Bischofsamt von Antiochien Sozomenos 7,3,4 und Sokrates 5,5,5.6; nach Theodoretos (HE 5,3,13–16) akzeptierte Paulinus nicht Meletius’ Vorschlag zur Regelung ihrer Nachfolge. Vgl. CA 24. Theodoret, HE 2,17,5.6; s. hierzu Wirbelauer (1994) 427 ff. McLynn (2012, 311) sieht in dem Ausruf des Volkes „a pious gloss on the competitive proclamations by two rival teams of cheerleaders“ wie im Zirkus; vgl. Pentiricci 294. Zum Datum seiner Rückkehr Brennecke (1984) 270 ff. und 316 ff. sowie (2014) 376; vgl. Barnes (1992) 259–265, Lizzi Testa (2004) 127. In der Forschung ist umstritten, ob Liberius die 2. oder 3. Sirmische Formel unterschrieb. Diefenbach (Constantius II. 2012, 81 f.) meint, dass die 2. Sirmische Formel lediglich ein theologisches Manifest gewesen sei. In dem Streit um die Unfehlbarkeit des Papstes auf dem 1. Vaticanum 1870 spielte das Verhalten des Liberius eine wichtige Rolle; vgl. Brennecke (1984) 275 ff.; Wirbelauer (1994) 425.

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gemeinsame und einträchtige Leitung des Bistums durch beide Bischöfe, als deren Grundlage eine Amnestie ihrer Gegner dienen sollte.28 Das Volk empfing Liberius bei seiner Rückkehr unter großem Jubel wie einen Sieger.29 Sein Einlenken in der kirchenpolitischen Frage gereichte ihm offensichtlich nicht zum Nachteil. Durch sein persönliches Auftreten brachte er schnell wieder viele Menschen auf seine Seite. Immerhin vertrieben der Senat und das Volk von Rom Felix aus ihrer Stadt, der aber bald darauf mit einigen Getreuen zurückkehrte. Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die einigen Stadtbewohnern das Leben kostete. Felix konnte sich mit seinen Anhängern zeitweise in Trastevere festsetzen, von wo ihn die Anhänger des Liberius vertrieben.30 Obwohl damit die Forderung des Kaisers nach gemeinsamer Leitung des Bistums nicht erfüllt wurde, griffen er und sein Stadtpräfekt nicht ein. Jedenfalls ist in keiner Quelle eine staatliche Intervention bezeugt. Offensichtlich gab Constantius II. sich damit zufrieden, dass Felix zwar noch im Bereich des Bistums, aber außerhalb der befestigten Stadt lebte. Felix behielt weiterhin seinen Bischofstitel, ohne sich in irgendeiner Form in Angelegenheiten des Bistums einzumischen, und lebte bis zu seinem Tod am 22. November 365 auf einem kleinen Landgut (praediolum) an der via Portuensis vor den Toren Roms31 Jedoch sind Zweifel angebracht, ob Felix aufgrund seiner liberalen religiösen Einstellung ein unbeliebter Bischof ohne Rückhalt in der Bevölkerung war. Die Aussage, dass kein Bewohner ein Gotteshaus betrat, wenn er sich in ihm aufhielt, ist eher eine Verleumdung seiner Gegner.32 Immerhin war Felix ein „legitimer“ Bischof, der im vergleichbaren Umfang wie Liberius mehrere Priester, Diakone und Bischöfe weihte. Die ihm nahestehenden Kleriker bildeten eine so wichtige Gruppe, dass Liberius sie nach Felix’ Tod in ihren früheren Positionen übernahm, um eine weitergehende Spaltung zu 28 29

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Sozomenos 4,15,4; vgl. Theodoret, HE 2,17,7 und Philostorgios, HE 4,3. CA 1,3; Hieronymus, chronicon a. 349 (Helm 237). Nach Rufinus, HE 10,28 wusste man nicht mehr, ob Liberius wegen seiner Unterschrift oder aufgrund einer Intervention des Volkes zurückkehrte; Wirbelauer (1994) 426. Bevor Liberius Rom betrat, soll er am cimiterium sanctae Agne martyris gelebt haben; passio Sancti Felicis papae 21–29, Verrando 123, Curran 135, der diesen Hinweis für falsch hält. Diefenbach (2007, 449 und 476) weist daraufhin, dass Liberius’ Name aufgrund einer von ihm durchgeführten Spende mit dem Grab der Heiligen Agnes in Verbindung gebracht wurde. CA 1,3; Sozomenos 4,15,5; Sokrates 2,37,94. S. hierzu McLynn (2012) 314. Sokrates 2,37,94; CA 1,3.4. Nach Sozomenos 4,15,5 lebte Felix nur noch kurze Zeit, sodass Liberius wieder allein regieren konnte; nach Theophanes, chronographia AM 5843 und Philostorgios HE 4,3 verließ Felix Rom; Bleckmann – Stein 281 ff. Nach den Angaben in liber pontificalis 1,38 hielt sich Felix mit Klerikern und Glaubensanhängern ad latus forma (sic!) Traiani auf; vgl. Verrando 117 ff. Das praediolum wird in der passio Sancti Felicis papae 35 (Verrando 123) erwähnt. Theodoret, HE 2,17,4.

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verhindern.33 Bald nach dem Rombesuch von Constantius II. befasste sich Felix näher mit den seit Constantin den Priestern gewährten Privilegien. In einer Konstitution, die auf den 10. November 357 datiert ist, bestätigte Constantius II. dem Stadtpräfekten Leontius, dass die der Kirche von Rom und ihren Klerikern gewährten Privilegien weiterhin gelten, und einige Tage später am 6. Dezember 357 dem amtierenden Bischof Felix, dass die Kleriker von munera sordida/extraordinaria, d. h. von Sonderanforderungen zur Bereitstellung von Waren und Gütern und Spanndiensten (parangariae), befreit seien, um so die Armenfürsorge zu gewährleisten.34 Felix und seine Anhänger hatten eine besondere Beziehung zu Bischof Julius (337–352) und wirkten vor allem im Westen der Stadt, während Liberius’ Anhänger wohl eher den Osten der Stadt dominierten. Dafür spricht, dass Felix in der basilica Iuli demonstrativ einen Gottesdienst nach Liberius’ Rückkehr abhielt und die ihm zugeschriebene Basilika an der via Aurelia und sein praediolum an der via Portuensis in der Nähe von Basiliken des Bischofs Julius lagen.35 Zudem spielte Felix’ Anhängerschaft bei der Bischofswahl 366 noch eine Rolle.36 Allerdings nahm die Erinnerung an ihn bald ab und wurde erst im späten 5. Jh. wiederbelebt.37 Liberius leitete nur zehn Monate allein das Bistum. Bereits am 24. September 366 verstarb er. Sein Ansehen hatte indes aufgrund seiner Zugeständnisse an den Kaiser gelitten. Unter den Bischöfen spielte er keine führende Rolle mehr.38 Auch war die christliche Gemeinde trotz seines Entgegenkommens gegenüber den felicianischen Priestern nicht zur Ruhe gekommen, vielmehr kam es bei der nächsten Bischofswahl zu einem erneuten Schisma

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CA 1,2.4; zu den von Felix durchgeführten Priesterweihen liber pontificalis 37,6 und 38,3; vgl. Reutter 4 f. In der passio Felicis episcopi 32–33 (Verrando 123) ist dagegen von einer persecutio maxima in clero die Rede. Diefenbach (2007, 238) schätzt dagegen Felix’ Einfluss gering ein. CTh 16,2.13.14. Dass in der zweiten Konstitution mit Felix episcopus als Adressat Felix von Rom gemeint ist, ergibt sich aus dem Zusammenhang mit der erstgenannten Konstitution. Zudem amtierte um 357 kein anderer Bischof namens Felix in Italien; PCBE II 2404–2429; vgl. Mommsen 574, Chastagnol 148, Lizzi Testa (2004) 140 ff.; ungenau in seiner Wiedergabe der Konstitution Wirbelauer (1994) 429 f. und (2008) 41 f. Da Constantius II. in derselben Angelegenheit den Stadtpräfekten anschrieb, ist fraglich, ob er allein Felix eine Gunst erweisen wollte; vielmehr dürfte er versucht haben, dieses nicht neue Problem endgültig zu klären; vgl. Pietri (1976) I 251. Diefenbach (2007) 449ff; vgl. Curran 131 ff. über Felix’ Einflussbereich. S. S. 26 f.; vgl. Wirbelauer (2008) 37 Anm. 20. Diefenbach (2007) 457 ff.; vgl. Verrando 105 ff. Brennecke (1984) 271. Zu Liberius’ Nachleben Verrando 103 ff.

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Einführung

Das Ursinianische Schisma Quellenlage: Über das Ursinianische Schisma liegen einige kurze Hinweise in spätantiken Geschichtswerken vor. Der wohl bekannteste und am meisten gelesene Bericht ist der des Historikers Ammianus Marcellinus. Obwohl er Heide war, berichtete er über die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Damasus und Ursinus. Sein Bericht, der sich wohl eher auf die Darstellung der Ursinianer stützt, zeigt eine gewisse Reserviertheit gegenüber den Christen. Die heftigen Auseinandersetzungen sind für ihn ein weiterer Beleg für das Machtstreben und die Prunksucht in Rom.39 Hieronymus, der kurz vor Damasus’ Lebensende zum Umfeld des Bischofs in Rom gehörte, notierte in seiner Chronik, dass Damasus vor Ursinus ordiniert worden sei. Noch mehr als er heben Rufinus von Aquileia, Sokrates Scholasticus und Sozomenos die Rechtmäßigkeit von Damasus’ Wahl hervor.40 Angesichts dieser einseitigen Quellenlage sind die Dokumente der CA eine Bereicherung und sinnvolle Ergänzung. Von den 11 Dokumenten stellt CA 1 eine Ausnahme dar, weil es sich bei den gesta inter Liberium et Felicem nicht um einen Papst- oder Kaiserbrief handelt, sondern um einen detaillierten Bericht, der am Anfang die vorangegangenen Streitigkeiten zwischen Liberius und Felix behandelt (CA 1,1–4) und dann auf die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Damasus und Ursinus eingeht. Er liefert somit wertvolle Informationen zu den nachfolgenden Dokumenten und könnte als historische Einführung gelten. Dennoch ist seine Darstellung einseitig. Damasus wird als der eigentliche Kriegstreiber dargestellt, der hohe Würdenträger besticht und das gemeine Volk aufwiegelt, und als Liebling der Frauen diffamiert. Im Gegensatz zu ihm wird Ursinus als vir sanctus et sine crimine bezeichnet (CA 1,9–11). Die Angaben in den gesta inter Liberium et Felicem passen am ehesten zu dem nachfolgenden libellus precum (CA 2), in dem ebenfalls negativ über Damasus berichtet wird, aber nicht zu den nachfolgenden Kaiserbriefen (CA 4–13), in denen das Handeln des Ursinus gebrandmarkt wird.41 39

Ammianus Marcellinus 27,3,11–14 und 27,9,8–9; s. hierzu den Kommentar von den Boeft u. a. (2009) 61–74 und 217–219; vgl. Cameron 220–225, McLynn (2012) 308 ff. 40 Rufinus, HE 11,10; Sozomenos 6,23,1–15; Sokrates 4,29,1–6; Theodoret von Cyrrhus, HE 2,22. Zur Quellenlage ausführlich Künzle 4–61 und 129–162; vgl. Coşkun 21 ff., Venken-Dupont 223 ff., Reutter 31–43, Pilara 124–128, Lippold (1965) 106–110 41 Die gesta inter Liberium et Felicem hat auch Wittig (51–54) ediert. Den ersten Satz der einleitenden Bemerkung zu dem libellus precum (CA 2) sieht er im Unterschied zu Guenther als letzten Satz von CA 1 an. Der libellus precum, in dem Ursinus nicht erwähnt wird, entstand unabhängig von CA 1. Wittig (58–62 und 71) vermutet ferner,

Das Ursinianische Schisma

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Von den zehn Kaiserbriefen, die Hinweise auf den weiteren Verlauf des Schismas enthalten, sind sieben an den Stadtpräfekten und drei an den Vikar von Rom gerichtet. Allerdings ist zu bedenken, dass es sich bei ihnen nur um einen Teil einer viel ausführlicheren Kompetenz handelt. So sind im Unterschied zum Eulalianischen Schisma die Schreiben der jeweiligen Amtsträger nicht überliefert. In den zehn Kaiserbriefen wird explizit auf zwei litterae des praefectus urbi Olybrius (CA 8,1 und 10,1) und auf scripta des vicarius urbis Romae Aginatius (CA 8,1; vgl. 9,1) Bezug genommen. Zudem ist der Kaiserbrief (litterae) an den vicarius urbis Romae Simplicius nicht erhalten (CA 13,3). Die Petition des Konzils von Rom, auf die sich das an den vicarius urbis Romae Aquilinus gerichtete kaiserliche Schreiben CA 13 bezieht, ist in der Briefsammlung des Ambrosius (ep. e. c. 7) zu finden. Das offizielle Antwortschreiben an das Konzil von Rom liegt indes nicht vor. Interessanterweise befindet sich unter den Dokumenten für das Ursinianische Schisma im Unterschied zu den Dokumenten für das Eulalianische Schisma keine relatio eines Stadtpräfekten. Dass es auch in diesem Fall solche Berichte gegeben hat, ist einem Schreiben des Konzils von Aquileia zu entnehmen.42 Nicht auszuschließen ist, dass einige Kaiserbriefe als Antwort auf relationes zu verstehen sind, wie z. B. das Schreiben CA 4, mit dem die Kaiser auf einen Bericht über die Amtseinführung des neuen Bischofs Siricius reagierten. Neben dem direkten Schriftverkehr zwischen den Kaisern und ihren Amtsträgern gab es noch weitere Dokumente, die in den Briefen erwähnt werden: • eine petitio der defensores ecclesiae urbis Romae, die diese in Damasus’ Auftrag verfasst hatten (CA 6,2), • statuta gegen Ursinus und acht seiner Gefährten (CA 11,2.3; 12,2), • scriptiones des vicarius urbis Romae Maximinus an die primores atque incolae singularum urbium atque regionum (CA 12,4), • die voces plebis, die in Form einer Petition oder relatio Kaiser Valentinian I. überbracht worden sind (CA 1,10). Diese Angaben lassen erahnen, wie umfangreich der Schriftverkehr zur Bewältigung des Ursinianischen Schismas ursprünglich war.

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dass der konvertierte Jude Isaac, der 373 einen Prozess gegen Damasus führte, die Schrift verfasste; s. Anm. 90. Ob die gesta inter Liberium et Felicem eine an die Bischöfe gerichtete Schrift waren, ist fraglich; immerhin befanden sie sich in den Unterlagen des Archivs des Stadtpräfekten; Pentiricci 292. Die Absender der Briefe werden nicht ausdrücklich nicht genannt. Die Briefe CA 6–12 dürften von Valentinian I., Valens und Gratian, der Brief CA 13 von Gratian und Valentinian II. stammen. Diese Zuordnung ergibt sich aus der Datierung der Briefe; s. hierzu Anhang 1. Zur Zusammensetzung der Dokumente zum Ursinianischen Schisma Clemente (2017) 126 ff. und Torres 31–45, die auch näher auf die gesta eingeht. Vgl. Venken-Dupont 220–225, Künzle 15 ff. Ambrosius, ep. e. c. 5,6; Ausbüttel (2020) 83 f.

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Einführung

Historischer Verlauf: Nachdem Papst Liberius am 24. September 366 gestorben war, nahmen die Auseinandersetzungen im Bistum von Rom ein bis dahin unbekanntes Ausmaß an.43 Um das Amt des Bischofs konkurrierten mit Damasus und Ursinus zwei Diakone. Den Quellen ist zu entnehmen, dass für ihre allgemeine Anerkennung mehrere Kriterien entscheidend waren: die Wahl durch die Kleriker, die Zustimmung (Akklamation) durch das Volk sowie der Zeitpunkt und der Ort ihrer Weihe. In den damasusfreundlichen Darstellungen wird betont, dass Ursinus bei der Wahl seinem Mitdiakon Damasus unterlag.44 Diese Aussage suggeriert, dass auf einer Versammlung der gesamten Bischofsgemeinde in einer nicht bekannten Kirche Damasus die Mehrheit der Gemeindemitglieder hinter sich brachte. Die Darstellung in den gesta inter Liberium et Felicem vermittelt dagegen ein anderes, genaueres, wenn auch sehr einseitiges Bild der Ereignisse. Da die Bischofsgemeinde sehr zerstritten war und sich nicht einvernehmlich auf einen Kandidaten einigen konnte, trafen sich die Anhänger des Ursinus und Damasus an getrennten Orten bzw. in verschiedenen Kirchen. Die Ursinianer versammelten sich in der basilica Iulii iuxta forum Traiani, einer von drei Bischofskirchen im Zentrum Roms. Nachdem die anwesenden presbyteri et diacones für Ursinus gestimmt hatten, bestätigte die plebs sancta seine Wahl mit der Forderung, ihn zum Bischof zu weihen. Die Weihe nahm Paulus, der Bischof aus dem benachbarten Tibur (Tivoli), in Gegenwart anderer Bischöfe vor, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass Ursinus’ Berufung gut vorbereitet war und man Kontakte zu den benachbarten Bistümern aufgenommen hatte. Wahlort und Weiheort waren wohl identisch, denn eine zeitliche Verschiebung beider Handlungen erscheint aufgrund der angespannten Situation wenig wahrscheinlich.45 Die Damasianer trafen sich dagegen an einem nicht mehr genau zu bestimmenden Ort und forderten, dass ihr Kandidat Bischof werden solle.46 Da Ursinus sich aber durch die Wahl und Weihe in einer Bischofskirche im Vorteil befand, von der aus er den Damasianern den Zugang ins Stadt43 44

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Ammianus Marcellinus 27,3,12: supra humanum modum. Über Liberius’ Lebensende CA 1,4; vgl. liber pontificalis 37,6. Sozomenos 6,23,1; Sokrates 4,29,2; Rufinus, HE 11,10; liber pontificalis 39,1. Folglich betont Hieronymus (chronicon a. 366, Helm 244–245), dass Ursinus nach Damasus geweiht wurde. Zu den Kriterien für eine Bischofswahl Raimondi (elezione 2009) 198 ff., Venken-Dupont 226 f. CA 1,5.6. Nach Rufinus, HE 11,10 war es ein imperitus et agrestis episcopus, nach Sokrates 4,29,3.4 waren es unbedeutende Bischöfe, die Ursinus weihten. Dass Paulus als einziger italischer Bischof anwesend war, ist aufgrund dieser Angabe und sachlicher Erwägungen unwahrscheinlich; Reutter 44, vgl. Venken-Dupont 239 ff. Nach Sokrates 4,29,4 wurde Ursinus in keiner Kirche geweiht. Zur basilica Sicinini als Ort seiner Weihe S. 178 ff. CA 1,5. Zu der Ortsangabe in Lucinis S. 176 ff.

Das Ursinianische Schisma

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zentrum erschweren konnte, stürmten Damasus’ Anhänger in einem drei Tage währenden Gemetzel die basilica Iulii iuxta forum Traiani. Auf dieses Ereignis bezieht sich wohl eine Angabe bei Ammianus Marcellinus, nach der an einem Tag bei einer solchen Auseinandersetzung 137 Menschen starben. Sieben Tage später brachten die Damasianer dann die Lateranensis basilica gegen den Widerstand der Ursinianer in ihre Gewalt. Warum für keine der beiden Parteien nach Liberius’ Ableben die Hauptkirche Roms zugänglich war, lässt sich nicht mehr feststellen. In der Lateranbasilika empfing dann Damasus wahrscheinlich um den 1. oder 8. Oktober 366 seine Weihe. Diese vollzog wohl der Bischof von Ostia, da 336 der Bischof von Rom Marcus festgelegt hatte, dass sein Amtskollege in Ostia ein Anrecht auf die Weihe des Bischofs von Rom habe.47 Ganz bewusst übergeht der Verfasser der gesta inter Liberium et Felicem Damasus’ Wahl durch die Kleriker und seine Akklamation durch das Volk. Immerhin hatte Damasus die knappe Mehrheit der Diakone hinter sich. Nach der Vertreibung seines Gegenkandidaten gab es nur noch sieben Priester, die zu ihm hielten. 48 Worauf die Spaltung der Bischofsgemeinde zurückzuführen ist, wird nicht ganz deutlich. Grundlegende religiöse bzw. theologische Differenzen 47

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CA 1,5.6 und Ammianus Marcellinus 27,3,13. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass es damals neben der Lateranbasilika zwei weitere Bischofskirchen gab: die basilica Iulii iuxta forum Traiani und die basilica Liberii. Letztere ist höchstwahrscheinlich nicht mit der basilica Sicinini gleichzusetzen; zur Identifizierung der Kirchen S. 174–179, zur strategischen Lage der basilica Iulii iuxta forum Traiani Künzle 41. In seiner Notiz bezieht sich Ammianus auf ein Gemetzel an der basilica Sicinini. In CA 1,7 wird ein ähnliches Gemetzel in der basilica Liberii erwähnt. Beide Berichte unterscheiden sich hinsichtlich der Ortsangabe und der Zahl der Gefallenen. Nach CA 1,5 dauerte das Gemetzel an der basilica Iulii drei Tage, nach Ammianus das Gemetzel an der basilica Sicinini nur einen Tag. Dass Ammianus an dieser Stelle nicht die Ursinianer erwähnt, aber dafür Damasus, ist auf seine verkürzte Darstellung zurückzuführen und kein Indiz dafür, dass er eine pro-ursinische Quelle benutzte; McLynn (2012) 309. Nach den Angaben des liber pontificalis (39,1) war Damasus, der am 11. Dezember 384 starb, 18 Jahre, 3 Monate und 11 Tage im Amt. Danach wäre er am 1. September 366 gewählt worden, als Liberius noch lebte. Wenn man davon ausgeht, dass im liber pontificalis ein Monat zu viel angegeben worden ist, fand die Wahl bzw. Weihe um den 1. Oktober 366 statt; vgl. hierzu Coşkun 19 Anm. 7; Venken-Dupont 236 ff., Reutter 36 f., Lippold (1965) 113, 118 f.; Künzle 42 ff. Zur Bischofsweihe liber pontificalis 35; vgl. Raimondi (elezione 2009) 202 f., Diefenbach (2007) 230 f., de Spirito 269, Lippold (1965) 119; zur Bischofswahl Coşkun 19 Anm. 7. Dass die Ursinianer auf die Bischofswahl besser vorbereitet waren als die Damasianer ist bei genauer Betrachtung der Ereignisse nicht zu erkennen; Green 536 CA 1,6. Zu den Diakonen S. 179 ff. Die Überlegung, dass Ursinus’ Wahl nicht rechtmäßig war, weil die öffentliche Akklamation ausblieb, ist recht spekulativ, da er als Diakon wohl auf so ein wichtiges und entscheidendes Kriterium geachtet haben dürfte; s. hierzu Venken-Dupont 242.

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Einführung

wie die Spaltung in Arianer und Athanasianer scheint es nicht gegeben zu haben, zumindest waren sie nicht so virulent, dass sie der Erwähnung wert waren.49 Persönliche Animositäten und Rivalitäten spielten sicherlich eine Rolle. Der Verfasser der gesta inter Liberium et Felicem betont, dass der Zwist, der zwischen Liberius und Felix bestand, fortlebte. Nachdem Felix gestorben war, war allerdings kein Nachfolger für ihn gewählt worden. Da nur ein Bischof als Oberhaupt der Stadtgemeinde vorgesehen war und Liberius sich großer Beliebtheit erfreute, wäre die Berufung eines weiteren Bischofs ein ziemlicher Affront gewesen, zumal Liberius bemüht war, die Felicianer für sich zu gewinnen und einen Ausgleich zwischen beiden Lagern zu bewirken. Dennoch blieben die Spannungen in der Bischofsgemeinde so groß, dass es nach Liberius’ Tod sogleich zu einer Konfrontation zwischen Damasus und Ursinus kam. Damasus war damals einer der dienstältesten Diakone Roms, da er bereits seit dem Beginn von Liberius’ Pontifikat dieses Amt versah. In den gesta inter Liberium et Felicem wird ihm indes vorgeworfen, dass er Liberius auf seiner Reise nach Mailand aus Ehrgeiz im Stich gelassen habe. Neben theologischen oder kirchenpolitischen Differenzen können aber auch einfach gesundheitliche Gründe für seine Abreise ausschlaggebend gewesen sein. Außerdem wird ihm vorgehalten, dass er wie Felix und alle Priester seinen vor dem Kirchenvolk abgelegten Eid brach, keinen Nachfolger für den verbannten Liberius zu wählen. Das klingt fast so, als ob Damasus Liberius hintergangen hätte und letztlich mit dem damaligen Archidiakon Felix gemeinsame Sache machte. Jedenfalls versucht der Verfasser der gesta inter Liberium et Felicem ihn als einen von Ehrgeiz getriebenen Menschen und Nachfolger des Felix darzustellen und diffamiert die Damasianer als „Wortbrüchige“ (periuri) und „Treulose“ (perfidi). Ursinus, über dessen Verhalten während des Felicianischen Schismas nichts gesagt wird, wird wie seine Anhänger dagegen als ein Christ dargestellt, der Liberius auch während seiner Verbannung die Treue hielt, sodass ein Außenstehender daraus ableiten kann, dass er den Platz des wahren Bischofs einnahm.50 Nicht ganz auszuschließen ist die Überlegung, dass Ursinus ein Anhänger des Bischofs Lucifer von Cagliari war, der als Anhänger des Athanasius konsequent für die nizänische Orthodoxie eintrat und deshalb wie Liberius, mit dem er im Briefwechsel stand, von Constantius II. verbannt wurde. Dies würde erklären, warum in der collectio Avellana auf die gesta inter Liberium 49 50

Vgl. Sozomenos 6,23,3. CA 1,2.5–7; Raimondi (elezione 2009) 171 f., 179 ff. und 186 f.; Pentiricci (2009) 295 f.; Cracco Ruggini (1997) 173. In den gesta Liberii (49–97, 101–131; abgedruckt in Wirbelauer (1993) 252–258) wird Damasus dagegen als enger Vertrauter des Liberius dargestellt, was aber darauf zurückzuführen ist, dass man ihn als rechtmäßigen Nachfolger darstellen und eine Kontinuität vortäuschen wollte, die es so nicht gab.

Das Ursinianische Schisma

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et Felicem sogleich eine Bittschrift der Luciferianer (libellus precum) folgt, die teilweise auch gegen Damasus gerichtet ist.51 Damasus wird trotz seines hohen Alters – bei seiner Wahl war er bereits über 60 Jahre alt und somit ein senex52 - als Anführer einer gewaltbereiten Menge geschildert, der neben den kirchlichen fossores im Unterschied zur plebs sancta des Ursinus auch Mitglieder der Zirkusparteien, der quadrigarii und arenarii, angehörten. Da mit ihrer Erwähnung die Damasianer in ein schlechtes Licht gerückt werden sollten, darf man ihre Teilnahme nicht überbewerten. Ein derartiger Hinweis ist ebenso polemisch und diffamierend wie die Bemerkung des Rufinus, nach der Ursinus eine collecta turbulentorum et seditiosorum manus um sich geschart hatte. Da die Ursinianer hartnäckig Widerstand leisteten, dürften sich unter ihnen auch solche oder andere kampferprobte Menschen der Stadtbevölkerung befunden haben. Dass die in Rom vorhandenen Clanstrukturen sich auf die innerkirchlichen Kämpfe auswirkten und Senatoren und deren Familie angesichts der wachsenden Bedeutung der katholischen Kirche Einfluss auf sie zu nehmen versuchten, ist naheliegend, lässt sich aber nicht konkret belegen.53

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Zur Verbannung Lucifers von Cagliari CA 1,1; zu seinem Briefverkehr mit Liberius s. Lucifer Calaritanus, opuscula, ep. 2 und 7 (CSEL 14, 320–321, 327–331). Die Möglichkeit einer Kooperation zwischen den Luciferianern und Ursinianern erörtert Green 531 ff. Gegen seine These könnte sprechen, dass der libellus precum, obwohl er 383/384 noch zu Ursinus’ Lebzeiten verfasst wurde, Ursinus überhaupt nicht als Verfolgten erwähnt. Ein Grund hierfür könnte sein, dass Ursinus sich mit den Arianern zusammentat; Ambrosius, ep. e. c. 5,3; Ausbüttel (2020) 329 f. Y.-M. Duval (HLL 6 (2020) § 645,1) sieht dagegen keine Verbindung zwischen Ursinus und den Luciferianern. Da Damasus am Ende seiner Amtszeit 384 fast 80 Jahre alt war, dürfte er bei der Bischofswahl über 60 Jahre alt gewesen sein; Hieronymus, de viris illustribus 103; Reutter 5. CA 1,5–7; Rufinus, HE 11,10. Zu diesem Thema sind einige Untersuchungen vorgelegt worden. Wie schon im Falle von Liberius und Felix versucht Poglio (62 ff., 143 ff. und 159 ff.) Damasus und Ursinus, in dem er einen Vertreter der einfachen Bevölkerung sieht, bestimmten Senatorenfamilien zuzuordnen. Raimondi (partiti 2009, 190 f.) meint, dass Ursinus durchaus Rückhalt in der Aristokratie besaß; vgl. hierzu Sághy (2020) 122 f., Venken-Dupont 230 f., Pietri (1997) 54 f., Lizzi Testa (2004) 132 ff. und 143 ff., Cracco Ruggini (1997) 174 f. sowie die kritischen Anmerkungen von Diefenbach (2007) 235 ff. Zur möglichen theologischen Ausrichtung der Kontrahenten de Spirito 270 ff. Dass Damasus’ Familie Grundbesitz am Marsfeld besaß und Kontakt zur Zirkuspartei der Grünen (factio prasina) hatte, womit sich die Beziehungen des Damasus zu den arenarii und quadrigarii und die Gründung seiner Kirche S. Lorenzo fuori le mura am Marsfeld erklären ließen, ist eine interessante, wenn auch rein spekulative Überlegung; Pentiricci 297 ff., 300–309; Krautheimer (2009) 315 ff.

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Einführung

Obwohl die Ursinianer für sich in Anspruch nehmen konnten, dass ihr Kandidat vor Damasus zum Bischof geweiht worden war,54 machten diesen offensichtlich seine Bischofsweihe in der Hauptkirche Roms und sein „Sieg“ über die Ursinianer zum wichtigsten Ansprechpartner in Fragen der Kirche und erleichterten ihm den Zugang zu den führenden kaiserlichen Amtsträgern der Stadt. Anders als im Eulalianischen Schisma werden ihm die Ausschreitungen seiner Anhänger in Rom nicht zum Vorwurf gemacht. Es dürfte daher nicht allein Bestechung gewesen sein, wie der Verfasser der gesta inter Liberium et Felicem behauptet, dass der Stadtpräfekt Viventius und der Getreidepräfekt Julianus veranlassten, Ursinus zusammen mit den beiden Diakonen Amantius und Lupus zu verbannen, zumal Ammianus den Stadtpräfekten Viventius als eine integre und vorausschauende Persönlichkeit charakterisiert, die die Stadt Rom in Frieden leitete und ausreichend versorgte.55 Allerdings lag es nicht in der alleinigen Verantwortung der beiden Präfekten, eine solche Strafe zu verhängen. Vielmehr besaß allein der Kaiser das Recht, Verbannungen in Form einer relegatio oder deportatio auszusprechen. Aufgrund der Vergehen und Tumulte entschied er sich für die mit dem Entzug des Vermögens und der Bürgerrechte verbundene deportatio.56 Ihn dürften beide Amtsträger, insbesondere aber Viventius, der als ehemaliger quaestor sacri palatii über gute und direkte Kontakte zum Hof in Mailand verfügte, darüber informiert haben, dass Ursinus und seine Anhänger gerade nach dem Verlust einer Bischofskirche für Unruhe in der Stadt sorgten.

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CA 1,6: qui prius fuerat pontifex ordinatus. Hieronymus (chronicon a. 366, Helm 244–245) behauptet dagegen, dass Damasus zuerst geweiht worden sei. CA 1,6; über Viventius schreibt Ammianus Marcellinus 27,3,11: integer et prudens Pannonius, cuius administratio quieta fuit et placida, copia rerum omnium adfluens; vgl. den Boeft u. a. (2009) 61–64. Die letzte Bemerkung dürfte sich auf die Versorgung der Stadt beziehen; Lippold (1965) 120 f. Ob sich ein Bischof damals zum ersten Mal an die kaiserliche Verwaltung wandte, wie Lippold (1965, 128) behauptet, ist nicht nachzuweisen. Auch vorher gab es schon Kontakte zwischen Bischof und Stadtpräfekten, wie der Streit zwischen Liberius und Felix zeigt. Inwieweit Viventius die Damasianer favorisierte, ist fraglich; vgl. Lizzi Testa (2004) 155 ff., Pietri (1997) 55 f. Für diese Überlegung spricht auch die Formulierung edictum prorogat in CA 1,11, die besagt, dass Valentinian I. sein Edikt über Ursinus’ Verbannung verlängerte, was letztlich bedeutet, dass bereits ein solches Edikt existierte. S. hierzu jetzt Washburn 42 ff. und Hillner (2017) 195–199; falsch dagegen Sághy (2020) 121. Die hier geschilderte Situation lässt sich mit dem Beginn des Eulalianischen Schismas vergleichen. Nachdem Kaiser Honorius Eulalius als Bischof anerkannt hatte, verbannte er den Gegenkandidaten Bonifatius aus Rom; CA 15,4. Die Verbannung von Bischöfen setzte unter Constantin ein. Die deportatio betraf aber eher Laien als Kleriker; Washburn 55 f. Zur deportatio s. auch CA 5,1.

Das Ursinianische Schisma

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Wahrscheinlich Mitte Oktober 366 wird Valentinian I. sein Urteil von Reims aus verkündet haben.57 Obwohl die Ursinianer durch das Eingreifen des Kaisers ihre Führung verloren hatten, beruhigten sich die Verhältnisse nicht. Bald nach ihrer Vertreibung aus der basilica Iulii iuxta forum Traiani hatten sie noch unter Ursinus’ Leitung die basilica Liberii besetzt. Damit hatten sie eine weitere, der Lateranbasilika gleichwertige Kirche gefunden, in der sie sich zudem einmal mehr darauf berufen konnten, in der Tradition des verstorbenen Bischofs Liberius zu stehen.58 Nach Ursinus’ Verbannung spitzten sich die Ereignisse weiter zu. Nachdem Damasus mit seinem Versuch gescheitert war, sieben ihm nicht freundlich gesonnene Priester aus der Stadt zu vertreiben, belagerte er mit seinen Gefolgsleuten die basilica Liberii, in der sich die Priester mit ihren Anhängern verschanzt hatten. Bei dem sich daraus ergebenden Gemetzel starben am 26. Oktober 366 angeblich 160 Menschen.59 Wohl im Zusammenhang mit diesen Kämpfen zog sich Viventius, wie die Darstellung des Ammianus nahelegt, in die Vorstadt zurück und überließ so die streitenden Parteien sich selbst.60 Entsetzt über dieses Ereignis versammelte sich die Bischofsgemeinde (plebs sancta) am 29. Oktober 366 in der basilica Liberii, um ihrer großen Besorgnis und Betroffenheit Ausdruck zu verleihen.61 Obwohl oder gerade weil sich der Stadtpräfekt aus der Stadt zurückgezogen hatte, konnten sich die Damasianer nur schwer durchsetzen. Nach dem von ihnen angerichteten Blutbad hatten sie die basilica Liberii offensichtlich 57

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Zu Viventius’ Tätigkeit als Quästor den Boeft u. a. (2009) 61 ff. Dafür, dass Valentinian I. in die Entscheidung über die Verbannung involviert war, sprechen die Hinweise in CA 1,10.11, in denen auch die Prorogation seines Edikts erwähnt wird. Zum Aufenthaltsort des Kaisers Seeck (1919) 228. Vielleicht geht das von Ambrosius (ep. e. c. 5,6) erwähnte turpe convicium auf diese Verbannung zurück; vgl. Raimondi (partiti 2009) 198 f. Zur Gleichsetzung der basilica Liberii mit der basilica Sicinini Anhang 3. Ursinus war bei den Ereignissen am 26. Oktober 366 bereits in der Verbannung; Lippold (1965) 123. CA 1,7. Inwieweit sich die Angaben bei Ammianus Marcellinus 27,3,13 auf dieses Ereignis beziehen, ist fraglich; s. hierzu S. 178 f.; vgl. Lizzi Testa (2004) 159 ff. Möglicherweise bezieht sich Ammianus Marcellinus bei der Angabe der Opferzahl auf einen Bericht des Stadtpräfekten; Künzle 133. Da Lippold (1965, 122) die basilica Iulii mit der basilica Liberii gleichsetzt, datiert er die Kämpfe um die beiden Kirchen auf den 26. Oktober 366; vgl Reutter 45 f. Ammianus Marcellinus 27,3,12: coactus vi magna secessit in suburbanum; Pentiricci 298 f.; Lippold (1965) 120 f. Mit suburbanum ist hier nicht ein Landgut vor den Toren Roms gemeint; vgl. Künzle 135 ff. Wie Viventius verhielt sich auch sein direkter Vorgänger Volusianus Lampadius; Ammianus Marcellinus 27,3,9; den Boeft u. a. (2009) 58 ff.; McLynn (2012) 310. CA 1,8.

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Einführung

nicht in ihre Gewalt bringen können; denn sie blieb weiterhin die zentrale Versammlungsstätte der Ursinianer, an der sie sich des Öfteren trafen und Valentinian I. aufforderten, eine Bischofssynode einzuberufen, die den Streitfall, insbesondere das „kriegerische“ Vorgehen des Damasus untersuchen und verurteilen sollte. Der Kaiser ging aber nicht auf diesen Vorschlag ein. In einem Schreiben an den neuen Stadtpräfekten Vettius Agorius Praetextatus bedauerte er allerdings die Deportation bzw. Verbannung von Ursinus und seinen Gefolgsleuten und erlaubte ihnen, am 15. September 367 nach Rom zurückzukehren.62 Damasus versuchte anlässlich des Jahrestages seiner Bischofsweihe Anfang Oktober 367 die eingeladenen Bischöfe auf seine Seite zu ziehen und gegen Ursinus aufzubringen.63 Angesichts der gewalttätigen Auseinandersetzungen und der schwankenden Haltung der Kaiser war die Skepsis der Bischöfe offensichtlich zu groß, um sich auf Damasus’ Ansinnen einzulassen. Allerdings hatte Damasus beim Kaiser Erfolg. Dass er den gesamten kaiserlichen Hof, der sich damals in Trier aufhielt, bestach, wie ihm der Verfasser gesta inter Liberium et Felicem unterstellt, erscheint wenig wahrscheinlich. Vielmehr dürften Ursinus und seine Anhänger gegen die Auflage, sich ruhig zu verhalten, verstoßen haben, sodass Valentinian I. sein Verbannungsedikt erneuerte. Bereits am 16. November 367 musste Ursinus zusammen mit acht consortes wieder in die Verbannung gehen. Ob er dies freiwillig (sponte) tat, setzt voraus, dass er einsah, wie aussichtslos sein Handeln war.64 Kaiserbriefen, die vier bzw. elf Jahre später verfasst wurden, ist zu entnehmen, dass Ursinus sich in Köln aufhielt. Ungewöhnlich ist der Verbannungsort jedoch insofern, als Geistliche in der Regel in den Osten des Reiches geschickt wurden.65 Da sich Valentinian I. damals im gallisch-germanischen Grenzgebiet aufhielt, wollte er höchstwahrscheinlich Ursinus in seiner Nähe wissen.66 Die Tatsache, dass sein Verbannungsort erst in Briefen genannt wird, die einige Jahre nach seiner Verbannung verfasst wurden, ist kein Indiz für eine weitere, dritte Verbannung des Ursinus, die 370 erfolgt sein müsste. In den Unterlagen der collectio Avellana ist jedenfalls kein konkreter Hinweis darauf zu finden. Wenn es eine dritte Verbannung gegeben haben sollte, würde dies bedeuten, dass sich Ursinus zunächst an einem anderen Ort, vielleicht in der Nähe von Rom, aufgehalten hätte und dann infolge einer weiteren 62 63 64 65 66

CA 1,9.10 und CA 5. Zu dem neuen praefectus urbi Praetextatus PLRE I 722–724; Kahlos 45 f. CA 1,13. CA 1,11: nulla ulterius populos contentio nefanda collideret; vgl. CA 5,2. Die consortes werden in CA 11,2.3 und 12,2.4 erwähnt. CA 11,2.3; 12,2.4 und 13,4. Zu den Verbannungsorten für Geistliche s. die Aufstellung von Hillner (2015) 359–373. Zu den Aufenthaltsorten Valentinians I. Seeck (1919) 226–246.

Das Ursinianische Schisma

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Eskalation nach Gallien deportiert worden wäre. Damit hätte der Kaiser gezeigt, dass er auch bei der zweiten Verbannung die Lage nicht richtig eingeschätzt und folglich nicht konsequent genug gehandelt hätte. Zudem sprechen die Lockerungen, die der Kaiser bereits Anfang 371 Ursinus und seinen Gefährten gewährte, gegen eine solche These.67 Nach der wiederholten Verbannung 367 ging die kaiserliche Verwaltung zudem viel entschiedener gegen die Ursinianer vor. Auf Damasus’ Anweisung hatten die defensores ecclesiae urbis Romae eine Petition an den Stadtpräfekten Praetextatus vorbereitet, in der sie darum baten, dass dem neuen Bischof mit Unterstützung der kaiserlichen Verwaltung die basilica Liberii zugänglich gemacht werde. Sie hatten erkannt, dass, wenn Ursinus über eine eigene Kirche verfügen konnte, dies seine Position stärken würde. Der Stadtpräfekt war indes unsicher in seiner Entscheidung und leitete die Petition an den Kaiser weiter. Valentinian I. wollte den Eindruck einer fortbestehenden Spaltung vermeiden und ordnete gegenüber dem Stadtpräfekten an, die Kirche zu öffnen, um so die Einheit der Kirche zu demonstrieren.68 In den folgenden zwei Monaten reagierte die staatliche Verwaltung viel schneller und konsequenter. Hatte man vorher noch auf eine friedliche Koexistenz beider Parteien gehofft, griff die kaiserliche Verwaltung nun in die Angelegenheiten des Bistums ein. Der Stadtpräfekt wurde angehalten, die basilica Liberii für Damasus zu öffnen.69 Mit Erlaubnis des Kaisers durften sich die Ursinianer im Umfeld der Stadt aufhalten und fanden Zuflucht auf den Coemeterien, wo sie allerdings ohne Kleriker ihre Gottesdienste feierten. Wo genau sie sich aufhielten, wird nicht gesagt.70 Auch wenn Offizialen des Stadtpräfekten diese Regelung kontrollierten, konnten sie nicht ein Massaker der Damasianer an der Grabstätte der Heiligen Agnes verhindern.71 Daher entschied der Kaiser am 12. Januar 368 von Trier aus, dass sich die Ursinianer bis auf 20 Meilen (30 Kilometer) der Stadt Rom nicht nähern durften.72 Da diese Entfernung der Strecke von Rom nach Tivoli oder Ostia entspricht, durften sie sich nur in dem umliegenden Bergland aufhalten. 67

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CA 11,2.3; 12,2.4 und 13,4; vgl. Ambrosius, ep. e.c. 7,4. Mit den in CA 13,2 erwähnten mitia edicta dürften die beiden Verbannungsedikte Valentinians I. gemeint sein. Zur Datierung der Verbannung PCBE II 2357; ungenau Reutter 50 ff., vgl. Chastagnol 154 ff. CA 6; zur Datierung Anhang 1 und 2. Vgl. McLynn (2012) 315 f., der die Ansicht vertritt, dass der Kaiser über Praetextatus’ Vorgehensweise irritiert war. CA 6,2. CA 7,2; Reutter 47; zur Bedeutung der Coemeterien Diefenbach (2007) 241 f. Nach Curran (142) entwickelten sie sich zu Treffpunkten für Sektierer. CA 1,13. CA 8,2; vgl. Chastagnol 154 f. und 270 f. Diefenbach (2012, 205 Anm. 38) vermutet, dass der Kaiser mit dieser Regelung die Ursinianer von den Coemeterien fernhalten wollte.

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Einführung

Diese Regelung führte auch nicht zu einer endgültigen Beilegung des Streites. Allerdings gab es in der Beurteilung der Lage unterschiedliche Aussagen zwischen dem Stadtpräfekten Olybrius und seinem Vikar Aginatius. Während Olybrius die Verhältnisse positiv darstellt, berichtete Aginatius, dass der beabsichtigte Frieden immer wieder gestört werde und es zu Zusammenstößen außerhalb der Stadtmauer gekommen sei. Die gegensätzlichen Darstellungen lassen sich mit der unterschiedlichen Größe ihrer Amtsbezirke begründen. Während der Stadtpräfekt das Gebiet der Stadt Rom und ihrer Umgebung bis zum 100. Meilenstein beaufsichtigte, unterlagen dem vicarius urbis Romae, der, anders als es sein Titel vermuten lässt, dem für Italien zuständigen Prätorianerpräfekten unterstellt war, die suburbicariae regiones, d. h. alle italischen Provinzen von Tuscia et Umbria bis in den Süden einschließlich der drei Inselprovinzen. Es war eben nicht in Rom, sondern im weiteren Umfeld der Stadt zu Zusammenstößen mit den Ursinianern gekommen. Die Kaiser bekräftigten daher 369/Anfang 370 ihren Beschluss, dass bis zum 20. Meilenstein keine Gottesdienste bzw. Zusammenkünfte stattfinden dürften, und forderten den Stadtpräfekten auf, den vicarius urbis Romae zu unterstützen.73 Olybrius sorgte zudem dafür, dass die durch den innerkirchlichen Konflikt gestörte Lebensmittelversorgung Roms wieder reibungslos funktionierte.74 Anfang 371 milderte der Kaiser sein Verbannungsurteil ab, indem er Ursinus in einem Schreiben an den Stadtpräfekten Ampelius und den Vikar Maximinus eine copia abscedendi bzw. conditio evagandi zubilligte. Bis auf 100 Meilen (150 Kilometer) durfte er sich der Stadt Rom nähern und folglich nicht den Aufsichtsbereich des Stadtpräfekten betreten. Dies galt auch für den wesentlich umfangreicheren Aufsichtsbereich des Vikars. Zur Überwachung dieser Regelung wurden keine Offizialen eingesetzt. Vielmehr vertraute der Kaiser den primores atque incolae singularum urbium atque regionum, die der Vikar in einer eingehenden schriftlichen Information anwies.75 Inwieweit Ursinus von seiner neuen Bewegungsfreiheit Gebrauch machte, bleibt unklar. Er und seine Anhänger gaben indes ihre Bestrebungen nicht auf. Erst in der Korrespondenz zwischen dem Konzil von Rom und den Kaisern wird Ende 378/Anfang 379 rückblickend auf einen Prozess verwiesen, den der Ursinianer Isaac, ein konvertierter Jude, wahrscheinlich 373 gegen Damasus angestrengt hatte. Es handelte sich dabei um eine Kapitalklage, die dem 73

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CA 8 und 9. Der Stellvertreter des praefectus urbi nannte sich vicarius praefecturae urbis; den Boeft u. a. (2011) 14 f., Chastagnol 32 ff. und 41 ff. Die Kompetenzen des praefectus urbi und des vicarius urbis Romae waren nicht klar abgegrenzt. Zu dem um 357 eingerichteten Amtsbezirk des vicarius urbis Romae Ausbüttel (1988) 138 f. CA 10. CA 11,2 und 12,2.4. Die 100–Meilen-Zone wird erst in CA 13,2 erwähnt. Zu ihrer Ausdehnung Chastagnol VII f.

Das Eulalianische Schisma

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amtierenden Bischof Ehebruch vorwarf. Allerdings musste die kaiserliche Verwaltung hier nicht intervenieren, weil eine Bischofssynode Damasus freisprach. Der Fall diente den Konzilsteilnehmern in Rom vor allem dazu, eine gerichtliche Sonderstellung für den Bischof von Rom zu fordern.76 Ursinus kehrte wahrscheinlich spätestens Anfang 381 aus seinem gallischen Exil nach Oberitalien zurück. In Mailand führte er angeblich konspirative Treffen mit „Arianern“ und Juden durch und verschickte Briefe an seine Anhänger. Ein exkommunizierter Christ namens Paschasius versuchte in seinem Namen Menschen aufzuwiegeln. In Rom kam es zu Unruhen, über die der Stadtpräfekt Valerianus oder sein Nachfolger Flavius Afranius Syagrius eine relatio an den Kaiser Gratian verfasste, der sich ab Ende März 381 in Oberitalien aufhielt. Auch wenn ein Konzil, das Anfang September 381 in Aquileia tagte, diese Ereignisse zum Anlass nahm, in einem Schreiben Gratian vor den Umtrieben des Ursinus zu warnen, darf man die Ereignisse nicht überbewerten. Vielmehr dürften die Konzilsteilnehmer, die unter dem Einfluss des Mailänder Bischofs Ambrosius standen, die Geschehnisse dramatisiert haben; denn sie blieben ohne nennenswerte Folgen.77 Die Ursinianer besaßen offensichtlich nach über zehn Jahren keinen großen Rückhalt mehr in der Bevölkerung. Das wurde in einem entscheidenden Moment besonders deutlich. Die Auseinandersetzungen mit Ursinus begleiteten Damasus bis an sein Lebensende. Als er am 11. Dezember 384 starb, wurden Stimmen laut, die erneut die Wahl des Ursinus zum Bischof von Rom forderten. Sehr schnell und eindeutig konnte in einer einzigen Akklamation der Diakon Siricius die Wahl für sich entscheiden.78 Das Eulalianische Schisma Quellenlage: Einen kurzen und knappen Bericht über das Eulalianische Schisma beinhaltet die Biographie des Bischofs Bonifatius im liber pon-

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Ambrosius, ep. e. c. 7,8.9 und CA 13,5; der Inhalt der Anklage ergibt sich aus Hinweisen in liber pontificalis 1,39,3 und CA 1,9; vgl. Hieronymus, ep. 1,15,4. Über das von Isaac angestrengte Verfahren ausführlich Coşkun 28 ff. und 37 ff., der das Verfahren mit guten Argumenten in das Jahr 373 datiert, zumal es in den Dokumenten CA 5–12 nicht erwähnt wird. Zu dem Briefwechsel Ausbüttel (2020) 90–95. Ambrosius, ep. e. c. 5,2–6; vgl. Ausbüttel (2020) 82 ff., 333 f. Zu Gratians Aufenthaltsort Seeck (1919) 256–258. CA 4; dieses Schreiben ist keine Bestätigung des Bischofs durch den Kaiser, vielmehr reagierte der Kaiser auf einen Bericht des Stadtpräfekten; vgl. liber pontificalis 40.

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Einführung

tificalis (44,1–4).79 Allerdings sind ihre Angaben teilweise ungenau und unhistorisch. Mehr noch als beim Ursinianischen Schisma liefern die in der collectio Avellana tradierten Dokumente genaue Hinweise über den Verlauf dieses Schismas. Von den insgesamt 24 Dokumenten stammen 15 aus der Kanzlei des Kaisers Honorius. Von ihnen sind vier Schreiben an den Stadtpräfekten Symmachus gerichtet (CA 15; 21; 31 und 33), jeweils ein Schreiben an die stadtrömischen Priester (CA 18), an die Synode von Ravenna (CA 20), an den Bischof von Spoleto Achilleus (CA 22), an den Senat und das Volk der Stadt Rom (CA 23 und 24), an den Bischof von Nola Paulinus (CA 25), an den proconsul Africae Largus (CA 35) und schließlich an Papst Bonifatius (CA 37). Die Schreiben an den Bischof von Carthago Aurelius und an sieben nordafrikanische Bischöfe (CA 27 und 28) stammen zwar aus der Kanzlei des Honorius, sind aber von seiner Halbschwester Galla Placidia verfasst worden.80 Außerdem liegt noch ein Schreiben des Heermeisters und Patricius Constantius an den Stadtpräfekten Symmachus vor (CA 30). Von den übrigen acht Dokumenten stammen sechs von dem Stadtpäfekten Symmachus. Bei ihnen handelt es sich um vier relationes an den Kaiser Honorius (CA 14, 16, 19 und 34) und um zwei relationes an den Heermeister Constantius (CA 29 und 32). Die Petition der Priester (CA 17), die die Grundlage für das Schreiben CA 18 war, ist ebenfalls überliefert wie ein Schreiben des proconsul Africae Largus an den Bischof von Carthago (CA 36). Das Schreiben von Papst Bonifatius, auf das Honorius antwortete (CA 37), befindet sich in der collectio Dionysiana.81 Zum besseren Verständnis des Briefverkehrs zwischen Papst und Kaiser wurde es in die vorliegende Edition aufgenommen. Darüber hinaus gab es noch eine Reihe weiterer Dokumente, auf die in den genannten Schreiben verwiesen wird. Es handelt sich bei ihnen um die folgenden Dokumente: • die acclamationes populi anlässlich der Wahlen von Eulalius und Bonifatius, der Bestätigung von Eulalius in der Peterskirche und des Einzugs von Bonifatius als Papst in Rom (CA 14,8; 15,1; 16,8; 34,4), • das Gnadengesuch der Bonifatianer, das sie Ende Dezember 418 an den Kaiser richteten (CA 18,5),

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Eine kurze Anspielung auf das Schisma befindet sich in Ennodius, libellus pro synodo 109.110. Zur Autorschaft der Briefe CA 27 und 28 und zur umstrittenen Autorschaft von CA 25 s. S. 40. S. P. L. Schmidt HLL 6 (2020) § 641,1.

Das Eulalianische Schisma

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• Abschriften des kaiserlichen Beschlusses CA 15 an die Bonifatianer (CA 16,4), • die Abschrift des kaiserlichen Urteils vom 15. Januar 419 (CA 18,5), • die Vorladungen des Stadtpräfekten an Eulalius, Bonifatius und andere stadtrömische Kleriker (CA 19,2), • Vorladungen des Stadtpräfekten an bestimmte „Rädelsführer“ und an seine Person gerichtete Beschuldigungen (CA 19,3) • Vorwürfe (contestationes) der Parteien CA 19,3, • öffentliche Anschläge der kaiserlichen Verlautbarungen über die Durchführung des Osterfests 419 (CA 31,7), • statuta caelestia und edicta (CA 34,2),82 • öffentliche Verlautbarungen zur Bestätigung des Bonifatius und die Verbannung des Eulalius im April 419 (CA 35,2), • die Einladungen an die italischen Bischöfe zur Synode von Ravenna (CA 18,4), • das oder die Protokolle über den Verlauf der Synode von Ravenna,83 • die Einladungen an die italischen und gallischen Bischöfe zur Synode von Spoleto im Juni 419 (vgl. die Einladung an die nordafrikanischen Bischöfe CA 26), • der Brief des Bischofs von Spoleto Achilleus an den Stadtpräfekten Symmachus vom April 419 (CA 34,3), • die an die italischen, gallischen und nordafrikanischen Bischöfe gerichteten Absagen der geplanten Synode von Spoleto, die über die Statthalter der Provinzen erfolgte (vgl. CA 35,3 und 36).84 Gerade der Verlust der acta des Konzils von Ravenna ist sehr bedauerlich, denn sie könnten Aufschluss geben über die unterschiedlichen Positionen in diesem Kirchenstreit, die Parteibildungen innerhalb des italischen Episkopats und die Kriterien für die Bestellung eines Bischofs. Auch wenn der Schriftverkehr über das Eulalianische Schisma in seinem Umfang nicht einmalig war,85 lässt er erahnen, wie groß und umfangreich der administrative Aufwand für die Kanzlei des Kaisers in Ravenna und des Stadtpräfekten in Rom war, um einen wichtigen innerkirchlichen Streit zu regeln. Historischer Verlauf: Zwischen 384 und 417 verliefen die Berufungen des Bischofs von Rom ohne nennenswerte Probleme. Zu größeren Auseinandersetzungen kam es erst wieder, als 418 Bischof Zosimus starb und 82 83 84 85

S. hierzu den Kommentar zu CA 34,2. Vgl. hierzu die von M. Zelzer edierten acta concili Aquileiensis in CSEL 82 (Wien 1982) 325–368 Vgl. die Aufstellung bei Chantraine 80 f. Vgl. die Korrespondenz zum Streit um die Pelagianer Wermelinger 286–306

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am 26. Dezember 418 beigesetzt wurde.86 Die genauen Ursachen für den Konflikt lassen sich nicht benennen, doch ist die Annahme naheliegend, dass sie ihren Ursprung in den schweren Zerwürfnissen hatten, die in dem nur fünfzehn Monate währenden Episkopat des Zosimus aufkamen. Seine schwankende und undiplomatische Haltung im Streit um die Irrlehre des Pelagius brachte die afrikanischen, der Streit um die zunehmende Metropolitangewalt für den Bischof von Arles die gallischen Bischöfe gegen ihn auf. Priester, die gegen ihn am kaiserlichen Hof in Ravenna intrigiert hatten, exkommunizierte er. Außerdem nahmen die seit Jahren schwelenden Spannungen zwischen den Priestern und Diakonen zu, sodass mit Eulalius, der, wofür sein Name spricht, wie Zosimus griechischer Abstammung war, ein Archidiakon und mit Bonifatius ein Priester gegeneinander kandidierten.87 Als sich Zosimus’ Gesundheitszustand immer mehr verschlechterte, spitzten sich die Streitigkeiten zu. Darüber war der neue Stadtpräfekt Symmachus schon im Vorfeld seines Amtsantritts informiert worden, sodass er nicht völlig unvorbereitet am 25. Dezember 418 Rom betrat. Um eine turbatio popularis zu verhindern, mahnte er in einer Ansprache das Volk zur Ruhe. Zudem band er andere Personengruppen in seinen Appell ein: die Kleriker, d. h. die Priester und Diakone, die in Predigten das Volk beschwichtigen sollten, sowie die Mitglieder der verschiedenen Vereine (corpora) und die Vorsteher der 14 städtischen Regionen. Die Maßnahmen blieben jedoch wirkungslos. Ohne die Beisetzung des verstorbenen Bischofs abzuwarten, besetzte Eulalius am 26. Dezember 418 zusammen mit einigen Klerikern und Laien die Lateranbasilika und ließ den sterbenskranken Bischof von Ostia herbeiholen, der seit 336 ein Anrecht auf die Weihe des Bischofs von Rom hatte und diese auch am 28. Dezember 418 vornahm. Die Mehrzahl der Priester versammelte sich dagegen mit Mitgliedern der Gemeinde am 27. Dezember 418 in der ecclesia Theodorae, um Bonifatius’ Wahl und Weihe in Anwesenheit von Bischöfen aus benachbarten Provinzen durchzuführen. Daraufhin rief der Stadtpräfekt Symmachus am 27. oder 28. Dezember 418 die Priester zu sich und forderte sie auf, rational zu handeln und nicht gegen die vorgegebene christliche Ordnung zu verstoßen. Sein Appell fand aber keine Resonanz. Vielmehr wurde Bonifatius in der ecclesia Marcelli geweiht. Seine Anhänger zogen mit ihm in die Peterskirche, nicht nur, weil ihm in der Stadt keine Bischofskirche zur Verfügung stand, sondern 86 87

Zu diesem Schisma Diefenbach (2007) 242–251; Wirbelauer (1994) 410–415, Cristo 163 ff., Lütkenhaus 139–143, Caspar (1930) I 344–360. S. hierzu Dunn (2016) 3 ff. mit einem Überblick über die Diskussion in der Forschung und (2015) 10 f., Diefenbach (2007) 242 ff., Wirbelauer (1994) 410, Chantraine 90 ff., Caspar (1930) I 344 ff. Zum Streit mit den Pelagianern Brown 545 ff., Wermelinger 146–218; zu den Zwistigkeiten zwischen Priestern und Diakonen CA 17 sowie S. 182 f.

Das Eulalianische Schisma

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auch, um zu dokumentieren, dass er der wahre Nachfolger des Apostels Petrus sei.88 Der Kaiser griff nun wenige Tage später in die Ereignissse ein. Zum einen wollte er die öffentliche Ordnung herstellen, zum anderen war es üblich, dass er der Wahl eines Bischofs zustimmte. Am 3. Januar 419 entschied Honorius von Ravenna aus, dass Eulalius rechtmäßig zum Bischof gewählt worden sei und Bonifatius verbannt werden müsse. Als Grundlage für seine Entscheidung dienten ihm bzw. seiner Kanzlei der Bericht (relatio) des Stadtpräfekten und die Unterlagen über die beiden Bischofsakklamationen (gesta omnia). Dabei achtete er auf die Einhaltung der Wahlordnung (ordo subrogandi), die Übereinstimmung in der Volksmenge (concinens multitudo), die Einhaltung des Grundsatzes der katholischen Lehre (regula catholicae disciplinae), womit Kirchenordnungen und Konzilsbeschlüsse gemeint sein könnten, und des herkömmlichen Verfahrens (sollemnitas) und kam zu dem Schluss, dass die ausreichende Anzahl an Weihenden (competens numerus ordinantum), das gewohnte Verfahren des rechtmäßigen Zeitpunktes und Ortes (sollemnitas legitimi temporis locique) und die Eigenschaft eines vorschriftsmäßig zu verehrenden Titels (qualitas recte venerandi nominis) für Eulalius’ Wahl sprächen. Entscheidend dafür war demnach, dass Eulalius zwei Tage nach dem Tod seines Vorgängers in der Lateranbasilika, der Bischofskirche Roms, zum Bischof geweiht worden war. Unklar bleibt, wie viele ordinantes bei der Bischofsweihe des Eulalius anwesend waren. In seiner relatio spricht Symmachus doppeldeutig von plures sacerdotes. Mit sacerdotes können Priester wie Bischöfe gemeint gewesen sein. In einem späteren Schreiben, das allerdings Eulalius’ Gegner verfasst haben, wird lediglich der Bischof von Ostia genannt.89 Denkbar ist aber auch, dass der Kaiser seine Information den nicht erhaltenen gesta acclamationum populi entnahm. Ein Gesuch der Bonifatianer, in dem sie um Gnade für ihr Fehlverhalten baten, dürfte außerdem Honorius seine Entscheidung erleichtert und ihn in seiner Haltung bestätigt haben. Er schloss nicht ganz aus, dass sich Bonifatius einsichtig genug zeigte und daher freiwillig seiner Anordnung folgte, ent-

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CA 14 und 17; vgl. Diefenbach (2007) 243, Wirbelauer (1994) 412 f. Dunn (2009, 2) vermutet, dass Eulalius am 27. Dezember 418 gewählt wurde. Nach dem liber pontificalis 44,1 fand Bonifatius’ Ordination in der basilica Iuliae statt. Diefenbach (urbs 2012, 208) gibt zu bedenken, dass die Peterskirche damals noch kein „identitätsstiftendes Zentrum der stadtrömischen Gemeinde“ darstellte. CA 14,4; 15; 17,4; 20,2. Mit den in CA 23,2 erwähnten episcopi sind alle Bischöfe gemeint, die an den beiden Ordinationen teilnahmen. Zu dem Ausdruck sacerdotes im Sinne von „Bischöfe“ vgl. CA 25,1. Diefenbach (urbs 2012, 205), der qualitas loci liest, geht davon aus, dass mit dieser Bezeichnung wohl nicht der Lateran, sondern der „Wahl- und Erhebungsvorgang durch die Gemeinde“ gemeint ist.

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sandte aber vorsorglich einen Tribun für den Fall, dass Widerstand geleistet wurde.90 Die Ereignisse spitzten sich indes weiter zu. Am 6. Januar 419 erhielt der Stadtpräfekt Symmachus das Schreiben des Kaisers und informierte mit Abschriften beide Parteien. Während Eulalius mit seinen Anhängern seine Bestätigung während eines Gottesdienstes außerhalb der Stadt in der Peterskirche freudig feierte, versuchte Bonifatius sich über die Anweisung des Kaisers hinwegzusetzen. Er ließ nicht nur den Überbringer der für ihn negativen Nachricht misshandeln, sondern versuchte, da ihm erneut der kaiserliche Befehl in die basilica Pauli, in der er Epiphanias feierte und die vor den Toren Roms lag, zugestellt worden war, in die Stadt einzudringen. Nach einem gescheiterten Versuch hatte er schließlich Erfolg. Als er aber bemerkte, dass der Widerstand durch die Amtsdiener und Teile der Bevölkerung zu groß war, zog er sich wieder zurück. Der Stadtpräfekt Symmachus kontrollierte daraufhin das Vorfeld der Stadt, um weiterhin zu verhindern, dass die Bonifatianer eine innerstädtische Kirche okkupierten.91 Die Bonifatianer änderten indes schnell ihre Vorgehensweise und gingen nicht mehr gewaltsam vor, sondern schlugen den regulären und rechtmäßigen Weg ein. Da ihnen nun bekannt war, wie der Kaiser seine Entscheidung und die damit verbundene Vorgehensweise begründete, versuchten sie mit einer Petition ihn zu einer Revision seiner Anordnungen zu bewegen. In ihr legten sie unmissverständlich das Fehlverhalten und die Verstöße des Eulalius dar: Er habe die Beerdigungsfeier seines Vorgängers missachtet, die Bischofskirche mit einer aufgebrachten Volksmenge besetzt und verbarrikadiert, um ungehindert seine Wahl durchführen zu können, den schwerkranken Bischof von Ostia gegen seinen Willen zur Weihe gezwungen. Zudem wiesen sie darauf hin, dass Eulalius, den wohl alle Diakone, aber nur sehr wenige Priester unterstützten, trotz schriftlicher Vorwarnung durch drei Priester (consacerdotes) gegen die eindeutige Mehrheit und den Willen des clerus maior handeln würde. Bonifatius wird als ein rechtskundiger und ehrbarer Priester dargestellt, der, wie bei solchen Berufungen üblich, gegen seinen Willen gewählt worden sei. Zudem, so die Priester, waren bei seiner Weihe zu einem passenden Zeitpunkt (competens tempus) neun Amtskollegen aus verschiedenen Provinzen anwesend, sodass seine Wahl ein dei iudicium sei. Zur Lösung des Konflikts schlugen sie eine Anhörung am kaiserlichen Hof in Ravenna vor, an den sich die beiden Kandidaten begeben sollten.92 Die Ausführungen der Priester und vielleicht auch noch andere Informationen überzeugten den Kaiser und seinen Hof so sehr, dass Honorius, ihrem 90 91 92

CA 15,2–4. CA 16,3–7; vgl. Dunn (2015) 4 f. CA 17,2–5; vgl. Dunn (2015) 4 f., Wirbelauer (1994) 412, Chantraine 83 ff. Zur Weigerung der Kandidaten bei Bischofswahlen Ausbüttel (2020) 13; Norton 191–202.

Das Eulalianische Schisma

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Vorschlag folgend, mit Wirkung vom 15. Januar 419 alle in der Angelegenheit getroffenen Beschlüsse (decreta) aufhob, Eulalius, Bonifatius, die Verantwortlichen ihrer Bischofsweihe (auctores utriusque ordinationis) sowie eine nicht weiter genannte Zahl von Bischöfen aus verschiedenen Provinzen nach Ravenna einlud, wo sie im Laufe des 8. Februar 419 zu erscheinen hatten. Die auctores mussten historische Beispiele ihrer Vorgehensweise erläutern und im Falle einer Absenz mit einer härteren Strafe rechnen.93 Honorius’ Entscheidung bedeutete auch eine Kritik an dem Verhalten des Symmachus, der offensichtlich nicht ausreichend über die Abläufe bei der Bischofswahl informiert gewesen war und zu sehr die Zustimmung durch das Volk, aber nicht die Frage der Ordination berücksichtigt hatte. In seinem Antwortschreiben vom 25. Januar 419 ließ er sich nichts anmerken. Er berichtete, dass er sich mit den Senatoren (proceres) getroffen habe, um sie über die neue Lage zu informieren, und an Eulalius und Bonifatius den kaiserlichen Befehl geschickt habe. Ferner ermahnte er die Kleriker und riet mögliche „Rädelsführer“ davon ab, sich mit ihren Anhängern in einer Kirche zu treffen, was heftige Gegenreaktionen auslöste.94 Für die am 8. Februar 419 in Ravenna beginnende Synode machte der Kaiser die Vorgabe, dass Bischöfe, die Ende 418 an einer der beiden Ordinationen in Rom teilgenommen hatten, nicht auf der Synode erscheinen sollten. Zugleich versprach er ein offenes Verfahren und gestand ein, seine Entscheidungen in der Bischofswahl voreilig getroffen zu haben. Die endgültige Entscheidung darüber, wer Bischof von Rom wird, lag für ihn beim Konzil.95 Die Verhandlungen zogen sich indes hin, zu erbittert stritten die beiden Parteien miteinander. Dabei kamen Fakten zum Vorschein, die noch einer näheren Prüfung bedurften.96 Wegen des bevorstehenden Osterfests, das die Gemeinden mit ihren Bischöfen feiern sollten, löste sich die Synode auf. Für Rom beauftragte Honorius den Bischof von Spoleto Achilleus mit der Durchführung der Feierlichkeiten, um zu verdeutlichen, dass noch keine endgültige Entscheidung bei der Auswahl des Bischofs getroffen worden sei.97 Der Stadtpräfekt Symmachus verpflichtete die Vorsteher der städtischen Regionen, dafür Sorge zu tragen, dass es zu keinen weiteren Unruhen komme. Gleichzeitig informierte und ermahnte Honorius am 15. März 419 Senat und Volk in eigenen Schreiben. Weil die Streitfrage der Bischofsernennung 93

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CA 17,5 und 18,2–5. In CA 20,3 spricht Honorius sogar von celeriter destinata iussa. Die Angabe, dass 52 Bischöfe teilnahmen, ist keine gesicherte Überlieferung; liber pontificalis 44,4. Nach Girardet (24 f.) handelte es sich um ein concilium imperiale. Über die Quellenlage zum concilium Ravennate Weckwerth (2013) 304 f. CA 19,2–4. CA 20,2–4; Dunn (2015) 5 f. CA 21,2; 23,2; 24,2; vgl. 28,1. CA 22; 23,3; 24,2.3.

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noch nicht geklärt war, versprach er die Einberufung eines größeren Konzils, zu dem er neben den italischen auch die gallischen und nordafrikanischen Bischöfe einlud.98 Das Konzil sollte in Spoleto stattfinden, das relativ günstig an der via Flaminia zwischen Rom und Ravenna lag, aber wohl wegen der langen Anreise erst ein Vierteljahr später nach Pfingsten am 13. Juni 419 beginnen. Allerdings sollte nicht der dortige Bischof dessen Leitung übernehmen, sondern der allgemein bekannte und geschätzte Bischof von Nola Paulinus, der als ehemaliger Statthalter der bedeutendsten italischen Provinz Campania entsprechende Erfahrungen bei der Schlichtung von Streitigkeiten mitbrachte. In seinem Schreiben an Paulinus lässt Honorius in einer verklausulierten Formulierung anklingen, dass er mit dem Machtstreben (ambitio) des Eulalius, das zur Besetzung der Lateranbasilika führte, nicht einverstanden sei.99 Honorius’ Halbschwester Galla Placidia lud am 20. März 419 in zwei Schreiben ganz gezielt sieben nordafrikanische Bischöfe, unter ihnen Augustinus, den Bischof von Hippo, und Aurelius, den Metropoliten von Carthago, zu der Synode ein. Warum Galla Placidia in dieser Angelegenheit so spät intervenierte, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Die Tatsache, dass sie sehr religiös und daher an kirchenpolitischen Problemen interessiert war, reicht als Erklärung nicht aus.100 Sie war offensichtlich eine sehr eigenständige und selbstbewusste Person, die sich auch in andere Angelegenheiten einmischte und Kontroversen nicht aus dem Weg ging.101 Den Schreiben selbst ist aufgrund ihrer verklausulierten Formulierungen eine eindeutige Intention nicht zu entnehmen. In beiden Schreiben kritisiert Galla Placidia aber am Anfang das gegen den Papst (papa urbis Romae) gerichtete Machtstreben (ambitio) und Fehlverhalten (vitia). Es kann sich um eine allgemein gehaltene Aussage handeln; da ihr Bruder Honorius Eulalius bereits als Papst anerkannt hatte, könnte diese Aussage gegen Bonifatius und dessen ambitio gerichtet gewesen sein, den der Kaiser nun favorisierte.102 Das würde 98

CA 21,2; 23; 24,2.4; 26 und CA 35,1: ut ex Africanis vel Gallicanis provinciis plures episcopi commearent. Die italischen Bischöfe werden interessanterweise nicht erwähnt. 99 CA 25. Die Autorschaft dieses Briefes ist umstritten; oft wird er Galla Placidia zugeschrieben; Chantraine 87; vgl. Duchesne III 84; vgl. Sivan 75 ff. In CA 24,2 spricht Honorius ganz allgemein von der cognitio de episcopis. 100 Sozomenos 9,16,2; Orosius, historiae 7,43,8. Salisbury (126) betont, dass Galla Placidia sehr gläubig war. 101 Vgl. ihr Eingreifen in das Verfahren gegen den Magier Libanius Olympiodor fr. 36 (Blockley); über das Verhältnis zu ihrem Ehemann Constantius kann man nur spekulieren; Dunn (2020) 53ff; Lütkenhaus 160 f. 102 CA 27 und 28; vgl. Clemente 133, Dunn (2015) 6 ff., Chantraine 88 ff. Seeck (1919, 340) nennt als Autor fälschlicherweise Constantius. Lütkenhaus (140–143) vermutet ohne nähere Analyse der Briefe, dass Galla Placidia Bonifatius und die ihn favorisierende Adelspartei unterstützte. Nach Oost (158 ff., 167 f.) favorisierten

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bedeuten, dass die Auseinandersetzungen um den Bischofsstuhl in Rom auch die Familie des Kaisers erfassten und die getroffenen Maßnahmen kontrovers behandelt wurden. Offensichtlich versprach sich Galla Placidia von den einflussreichen nordafrikanischen Bischöfen eine Entscheidung in ihrem Sinne. Wie groß deren Einfluss war, hatte sie ein Jahr zuvor erfahren, als eine Gesandtschaft der nordafrikanischen Bischöfe am kaiserlichen Hof in Ravenna erfolgreich eine Entscheidung des Papstes Zosimus revidieren ließ, sodass der Kaiser gegen die Pelagianer vorging.103 Zudem griff ihr Ehemann, der Heermeister Constantius, in den innerkirchlichen Streit ein. Dies war nicht neu; denn bereits 412 hatte er die Besetzung des Bischofsstuhls von Arles entschieden und im Herbst 418 den damaligen Stadtpräfekten Volusianus zu Strafmaßnahmen gegen die Pelagianer aufgefordert.104 Am Hof in Ravenna ging man wohl davon aus, dass sich die Situation in Rom über die Osterfeiertage zuspitzen könnte und traute daher eher Constantius zu, die entsprechenden Maßnahmen ergreifen und durchsetzen zu können. Jedenfalls richtete der Stadtpräfekt Symmachus am 23. und 29. März 419 seine relationes direkt an Constantius. Allerdings blieb der Kaiser zumindest formell in die Entscheidungen eingebunden, wie ein Begleitschreiben des Constantius an den Stadtpräfekten belegt.105 In der Tat kam es noch vor Ostern zu erneuten Ausschreitungen. Eulalius, der an der Synode von Ravenna teilgenommen hatte und so über die Maßnahmen des Kaisers informiert war, brach sofort auf und betrat zwei Tage vor Achilleus am 18. März 419 zur Mittagszeit Rom.106 Symmachus, der anfänglich dachte, dass Eulalius von dem Kaiser irgendwelche Instruktionen erhalten habe, wurde am Abend desselben Tages von Achilleus über die unrechtmäßige Vorgehensweise des Eulalius informiert. Weil sich ein Teil der Bevölkerung, unter ihnen viele Sklaven, bewaffnete, traf sich Symmachus sie und ihr Ehemann dagegen Eulalius. Sivan (78 ff.) betont, dass Galla Placidias Briefe die Einmütigkeit des kaiserlichen Hofes bezeugen und Constantius in dem Briefwechsel zum „model of political prudence“ stilisiert wird. 103 PL 56, Sp. 490–492; Wermelinger 196 ff. 104 Prosper Tiro, epitoma chronicon 1247 a. 412; PL 56, Sp. 499–500; Wermelinger 197 f. Wagner (145 ff.) stellt ohne weitere Belege die These auf, dass Constantius sich einmischte, weil er aufgrund seiner senatsfreundlichen Politik zwischen dem Hof in Ravenna, dem Senat und dem Stadtpräfekten vermitteln wollte und der Kaiser entscheidungsschwach war; die früheren religionspolitischen Maßnahmen des Constantius berücksichtigt er nicht. Zu Constantius’ Politik vgl. Lütkenhaus 150–169. 105 CA 29–32. 106 Der liber pontificalis 44,2 nennt als Aufenthaltsorte für Bonifatius und Eulalius das cymeterium sanctae Felicitatis martyris an der via Salaria und Antium. Allerdings fehlen hierfür konkrete Zeitangaben. Bei Bonifatius handelt es sich um eine Verwechselung mit seiner Begräbnisstätte; liber pontificalis 44,6. Daher sind diese Angaben nicht sicher; s. dagegen PCBE I 680.

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mit den Senatoren (proceres). Die bewaffnete Menge, in erster Linie Bonifatianer, verhinderte ein Zusammentreffen zwischen dem Stadtpräfekten und Achilleus und griff die unbewaffneten Eulalianer sowie Symmachus und den vicarius urbis Romae im Zentrum der Stadt am Vespasiansforum an.107 Zu einem Streitpunkt wurde erneut die Lateranbasilika, da in ihr Achilleus die Ostermesse zelebrieren sollte. In einem Schreiben vom 26. März 419 warf Honorius Eulalius vor, ein publicum paene bellum initiiert zu haben, und forderte ihn auf, sich auch im Interesse seiner Stellung (status) und seines persönlichen Wohlergehens (salus) zurückzuziehen und das Gerichtsverfahren abzuwarten.108 Eulalius gelang es dagegen einmal mehr die Bischofskirche zu besetzen, aus der ihn aber die corporati und Vorsteher der städtischen Regionen vertreiben konnten. Der vicarius urbis Romae und der Stadtpräfekt hielten sich aus Angst bzw. aus Furcht vor religiösem Eifer in dieser Situation zurück, jedoch brachten die Amtsdiener des Stadtpräfekten Eulalius an einen sicheren Ort, sodass Achilleus das Osterfest feiern konnte.109 Aufgrund des Berichts des Stadtpräfekten entschied Honorius am 3. April 419, dass nun Bonifatius als rechtmäßiger Bischof Rom betreten dürfte, da Eulalius gegen das Urteil der Bischofssynode verstoßen und sich gegen seine Herrschaft aufgelehnt habe.110 Was Eulalius zu seiner erneuten aggressiven Vorgehensweise veranlasste, lässt sich nur vermuten. Der Stadtpräfekt Symmachus meinte, dass er es nicht ertrug, für kurze Zeit nicht in Rom zu sein. Honorius bezeichnete ihn als „selbstvergessen“ (oblitus sui).111 Eulalius’ Reaktion könnte auf seine ohnehin vorschnelle, unbedachte, starrsinnige und auf Konflikte ausgerichtete Haltung zurückzuführen sein. Er, der sich wohl noch als rechtmäßiger Bischof ansah, dürfte aber auch befürchtet haben, dass seine Position innerhalb der stadtrömischen Gemeinde gefährdet sei, wenn ein anderer Bischof die Feiern zum höchsten christlichen Fest vollzog, in der vorösterlichen Zeit sich mit Büßern aussöhnte und Katechumenen auf die Taufe vorbereitete. Ob Eulalius glaubte, dass die geplante Synode von Spoleto ihn vor vollendete Tatsachen stellen wollte, weil er die Konfrontation mit dem gallischen und afrikanischen Episkopat fürchtete, ist fraglich. In einem solchen Fall hätte er letztlich das Vorhaben des Kaisers konterkariert und folglich mit dessen Widerstand rechnen müssen.112 107 CA 29,2–5. 108 CA 29,3; 31,2–5; vgl. Diefenbach (2007) 248 ff. 109 CA 32,2–5. Nach Wirbelauer (1994, 413) beging Eulalius nach römischem Recht einen Formfehler. 110 CA 33,2.3; vgl. CA 36,1. Lütkenhaus (143 f.) nimmt ohne genaue Belege an, dass Honorius umschwenkte, weil Teile der römischen Nobilität dies so wollten. 111 CA 31,2 und 33,2. 112 Zu den Gründen des Eulalius Diefenbach (2007) 248 ff., Chantraine 90 ff. und Oost 168, der sich die Frage stellt, ob Eulalius so handelte, weil er glaubte, dass

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Die Entscheidung des Kaisers in der Bischofsfrage teilte der Stadtpräfekt Symmachus sowohl mündlich als auch schriftlich durch öffentliche Anschläge dem Volk mit. Am 10. April 419 wurde Bonifatius angeblich von der gesamten Bevölkerung freudig empfangen, das officium des Stadtpräfekten war zu seinem Schutz anwesend. Eulalius wurde derweil an einen unbekannten Ort in Campanien geschickt.113 Die für Juni 419 in Spoleto angesetzte Synode wurde abgesagt, indem die Statthalter die Bischöfe in den italischen, gallischen und africanischen Provinzen informierten.114 Mit der Bestätigung von Bonifatius als rechtmäßiger Bischof von Rom war der Streit um die Besetzung des Bischofsstuhls noch nicht abgeschlossen. Bei dem gesundheitlich angeschlagenen Bonifatius war die Sorge um eine geregelte Nachfolge groß, da sein Kontrahent Eulalius unter den Klerikern wie den Laien noch viele Sympathisanten besaß. Bonifatius schickte daher 420 eine Gesandtschaft zu Honorius, um die Verfahrensweise bei der Regelung seiner Nachfolge zu klären. Der Kaiser entschied, dass, wenn sich zwei Kandidaten streiten sollten, keiner von beiden den Bischofsstuhl besteigen dürfe. Um seditiosae conspirationes zu vermeiden, müsse der Kandidat einmütig gewählt werden. Ausschlaggebend seien das Votum der Kleriker und die Zustimmung der Gemeinde.115 Bonifatius’ Befürchtungen waren nicht unbegründet. Nach seinem Ableben setzten sich Klerus und Volk dafür ein, dass Eulalius nach Rom zurückkehrte. Dieser ging jedoch nicht auf das Angebot ein. Mag sein, dass er befürchtete, dass der Kaiser erneut gegen ihn Stellung bezog. Da Eulalius bereits ein Jahr später starb, können auch gesundheitliche Gründe eine Rolle gespielt haben.116

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Galla Placidia und Constantius ihn unterstützen würden. Diefenbach (urbs 2012, 207) gibt zu bedenken, dass in der vorösterlichen Zeit die Lateranbasilika durch die Aufnahme von Büßern und durch die Taufe von Katechumenen ein richtiger Kommunikationsort war. Dies gilt aber auch für andere Kirchen. Eine Lesung des liber pontificalis 44,4 besagt, dass 52 Bischöfe Eulalius abgesetzt hätten; Geertman 203. Dem Papstbuch ist zudem zu entnehmen, dass Eulalius das Osterfest in der Lateranbasilika beging und Bonifatius in der basilica sanctae martyris Agnae; liber pontificalis 44,3. CA 34,1.3. Zu Eulalius liber pontificalis 44,4. CA 35 und 36. PL 20, Sp. 766–767 und CA 37,3; vgl. Dockter 162. Liber pontificalis 44,4; PCBE I 681.

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Zum Verhältnis von Kirche und Staat Um das Verhältnis von Kaiser und Kirche zu erfassen und zu definieren, wird vor allem in der deutschen althistorischen Forschung gerne der Begriff „Reichskirche“ verwendet. Hierbei handelt es sich um eine moderne Bezeichnung, die keine Entsprechung in der zeitgenössischen lateinischen oder griechischen Sprache findet. Unter dem Begriff „Reichskirche“ ist jedoch nicht zu verstehen, dass der Kaiser wie ein neuzeitlicher Landesherr als summus episcopus die inneren und äußeren Angelegenheiten seiner Kirche regelte. Zwar sah sich der Kaiser schon immer als oberste Instanz in religiösen Fragen, aber so wenig wie es zeitweise mit zwei oder drei Kaisern, die zudem noch unterschiedlichen Glaubensauffassungen folgten, ein festes Staatsoberhaupt gab, so wenig gab es eine einheitliche dogmatische Kirchenführung. Anstelle einer „Gesamtorganisation“ konkurrierten mehrere „Großkirchen“, unter ihnen insbesondere Rom und Konstantinopel, um die Meinungsführerschaft.117 Das Verhältnis zwischen den beiden Institutionen Kaiser und Kirche war keineswegs formalrechtlich geregelt. Es bestand jedoch ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis. Die Kaiser unterstützten seit ihrer Tolerierung die Kirche als von ihnen präferierte Religionsgemeinschaft auf vielfältige Weise. Bischöfe durften kostenlos die Staatspost (cursus publicus) benutzen, Presbyter wurden von der Übernahme städtischer Dienstleistungen (munera) befreit. Mit der Stiftung von repräsentativen Kirchenbauten, wie z. B. der Lateranbasilika, der Peters- und Paulskirche in Rom, in denen sich die verschiedenen Gemeinden versammeln konnten, erhöhten die Kaiser nicht nur das Ansehen der Kirche, sondern verbesserten zugleich deren Organisationsstruktur. Wie sehr die Kirche den Kaiser benötigte, wird auch an der Frage der bischöflichen Gerichtsbarkeit (episcopale iudicium, episcopalis audientia) deutlich, die Constantin bestätigt hatte, deren Kompetenzen aber immer wieder in Abgrenzung zur weltlichen Gerichtsbarkeit geklärt werden mussten. So verfasste die Synode von Rom 378 ein Schreiben (relatio) an die Kaiser Gratian und Valentinian II., an dem höchstwahrscheinlich Ambrosius beteiligt war und das er Ende 378/Anfang 379 Gratian selbst überreichte.118 In ihrer relatio lobten die Verfasser die große Fürsorge der Kaiser um die Kirche und das Urteil gegen Ursinus und legten dar, wie gegensätzlich kirchliche und weltliche Gerichte in ein und derselben Sache entscheiden können. Dann schilderten sie, wie problematisch und unwirksam Gerichtsentscheidungen über die von ihnen genannten italischen Bischöfe seien und wie der Bischof von Rom als oberster geistlicher Richter seiner Gerichts117 Kötter (2014, 3 ff.) hat umfassend die Problematik des Reichskirchenbegriffs erörtert. 118 Ambrosius, ep. e. c. 7; Ausbüttel (2020) 90–95 und 250–259.

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barkeit nicht nachkommen könne, aber seit Constantin direkt an den Kaiser appellieren dürfe. Als Gegenmaßnahme schlugen sie vor, dass die Bischöfe bei der Durchsetzung von Gerichtsurteilen vom Prätorianerpräfekten und dem für Rom zuständigen Vikar unterstützt werden sollten. In weiter entfernten Gebieten solle der Metropolit die zweite Gerichtsinstanz bilden, wenn er aber selbst betroffen sei, der Bischof von Rom oder ein Konzil von fünfzehn Bischöfen. Des Weiteren forderten sie, nachdem Damasus nach seinem Freispruch durch den Kaiser noch die Bischöfe um ein Urteil gebeten hatte, dass sich der Bischof von Rom aufgrund seines Vorranges (praerogativa apostolicae sedis) im Falle einer Anklage direkt vor dem Kaiser verantworten dürfe. Die Synode forderte somit für ihren Metropoliten einen privilegierten Gerichtsstand, ähnlich dem eines Senators.119 Die vorgebrachten Gravamina müssen Gratian und seinen Bruder überzeugt haben, denn beide Kaiser reagierten umgehend. In einem Schreiben an den vicarius urbis Romae Aquilinus wird auf die von der Synode aufgezeigten Vergehen von Bischöfen und ihren Anhängern sowie auf die Forderungen der Synode eingegangen, die mit leichten Modifizierungen und Präzisierungen weitestgehend übernommen wurden. Der Wunsch des Damasus, sich direkt an den kaiserlichen Hofrat wenden zu dürfen, wurde nicht weiter erörtert, die Forderung nach einem solchen Privileg indes nicht grundsätzlich abgelehnt, sondern einfach übergangen mit dem Hinweis auf das Streben der Kaiser nach Gerechtigkeit.120 Die von der kaiserlichen Kanzlei vorgenommenen Korrekturen an der Petition der Synode sprechen dafür, dass man sich am Hofe näher mit ihr befasst hat und sie keineswegs ungeprüft durchgehen ließ. Die gewünschten Regelungen zur Beilegung kircheninterner Streitigkeiten scheinen sich auf Dauer nicht in der Praxis bewährt zu haben. Eine Konstitution der Kaiser Arcadius, Honorius und Theodosius II. vom 4. Februar 405, die wiederum an den Prätorianerpräfekten von Italien und Gallien Hadrianus gerichtet ist, bezieht sich zwar auf eine lex Gratiani, nach der sich ihrer Ämter enthobene Bischöfe hundert Meilen von ihrer Stadt entfernen mussten.121 In späteren Gesetzessammlungen wie dem codex Theodosianus taucht diese Regelung jedoch nicht mehr auf. In dem Konflikt mit dem gallischen Bischof Hilarius von Arles bestätigten 445 Theodosius II. und Valentinian III. den sedis apostolicae primatus und erklärten, dass Bischöfe, die sich weigerten, einen Beschluss der apostolicae sedis auctoritas anzuerkennen, mit Hilfe der Statthalter gezwungen werden könnten, vor ihm zu erscheinen.122 Die auctoritas des Papstes beruhte 119 120 121 122

Zum Inhalt Reutter 163 ff.; Caspar (1929) 189–197. CA 13,4–9. 10–14. Zum Inhalt Reutter 176 ff.; Caspar (1929) 198–201. Constitutiones Sirmondianae 2; zu Hadrianus PLRE I 406. Novellae Valentiniani 17; Mirbt-Aland 212–213; Caspar (1930) I 446 ff.

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demnach nicht allein auf Ansehen und Charisma, sondern auch auf seinen jurisdiktionellen Vollmachten, die allerdings der Unterstützung des Kaisers bedurften, wie überhaupt der Kaiser mit seinem Heer auch die Kirche schützte und mit seinen finanziellen Zuwendungen und Spenden zu Ansehen verhalf. Weil sie sich so sehr für die Kirche einsetzten, die sich in ihrer Organisation an den Verwaltungsstrukturen des Reiches orientierte, waren die Kaiser daran interessiert, ihre Einheit und innere Ordnung zu bewahren. Sie mischten sich in innerkirchliche Angelegenheiten ein, indem sie Konzile einberiefen und vor allem in größeren Kirchen Bischöfe absetzten oder inthronisierten. Der Kaiser griff vor allem in die Besetzung von Bischofsstühlen bedeutender Bistümer ein. Er tat dies zum einen aus theologischen Gründen, um seine Position in der Kirche auszubauen, zum anderen, wenn es zu Unruhen kam. Hierzu war er geradezu verpflichtet, da er für die öffentliche Sicherheit und Ordnung verantwortlich war.123 Die „innere Verfassung“ der Kirche erleichterte es ihm zu intervenieren; denn die frühchristlichen Kirchenordnungen kannten keine klaren, detaillierten und systematischen Regelungen für die Bischofswahlen, sondern waren darauf aus, die charakterlichen Anforderungen zu klären.124 Während anfänglich die Zustimmung der gesamten Gemeinde gefragt war, gewannen mit der Einführung des Monepiskopats die Kleriker immer mehr an Bedeutung, vor allem die Bischöfe der benachbarten Bistümer. Drei, mindestens jedoch zwei sollten bei der Ordination eines neuen Bischofs anwesend sein.125 Andere entscheidende Fragen wurden nicht geklärt. So wurden beispielsweise keine Lösungsvorschläge unterbreitet, wie die Kandidatenfindung auszusehen hätte, wie und wo die Priester und Diakone abstimmen sollten und wie verhindert werden konnte, dass zwei Kandidaten gegeneinander antraten. In Rom fanden zwischen 356 und 419 drei Schismata statt, die sehr unterschiedlich dokumentiert sind. Ungeachtet ihrer Quellenlage lässt sich an ihnen zeigen, wie unterschiedlich der Staat bzw. der kaiserliche Hof auf die damit verbundenen Unruhen reagierte: Das Felicianische Schisma hatte der Kaiser letztlich selbst verursacht, indem er den ihm unliebsamen Bischof Liberius in die Verbannung schickte. Warum gerade der Diakon Felix anstelle von Liberius zum Bischof gewählt wurde, lässt sich nicht mehr klären. Wie damals üblich, dürfte ihn 123 Vgl. Norton 81–117. 124 Glomb 73 ff. 125 Traditio Apostolica 2; constitutiones apostolorum 3,20 und 8,27; Mirbt-Aland 156–157; vgl. Glomb 79 ff. Zu den pseudoapostolischen Kirchenordnungen M. Geerard – P. L. Schmidt HLL 6 (2020) § 641.2. Thier (31–97), der sich eingehend mit den spätantiken Bischofsbestellungen aus juristischer Sicht befasst hat, geht ähnlich wie Schima (31 ff. und 80 ff.) zu sehr von den Vorstellungen Cyprians aus und analysiert nicht den Verlauf einzelner Verfahren.

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Constantius II. im Amt bestätigt haben. Als der Kaiser bei seinem Rombesuch erfuhr, wie beliebt Liberius bei der Bevölkerung war, lenkte er ein und versprach dessen Rückkehr, um Unruhen vorzubeugen. Damit war das Problem aber noch nicht gelöst; denn nach Liberius’ Ankunft in Rom blieb Felix weiterhin im Amt. In die sich aus dem Doppelepiskopat ergebenden Auseinandersetzungen griffen die staatlichen Amtsträger nicht ein. Vielmehr sorgte die „Stadtregierung“, d. h. der Senat und das Volk von Rom, soweit es möglich war, für Ruhe und Ordnung.126 Das Felicianische Schisma hatte die Kirchengemeinde so sehr gespalten, dass sich seit 366 zwei Kandidaten unversöhnlich gegenüberstanden. Wie Valentinian  I. in die blutigen Auseinandersetzungen eingriff, lässt sich nur erahnen. Bevor er im Herbst 366 Ursinus in die Verbannung schickte, dürfte ihn der Stadtpräfekt über die Ereignisse in Rom informiert haben. Die Tatsache, dass Ursinus mindestens sieben Tage vor Damasus von einem Bischof in einer Basilika geweiht worden war, war für den Kaiser nicht entscheidend. Ausschlaggebend dürfte für ihn gewesen sein, dass Damasus am rechtmäßigen Ort, nämlich in der Lateranbasilika, und von dem Bischof von Ostia geweiht worden war. Hinzu kam noch, dass Damasus die Mehrheit der Kleriker und große Teile des Volkes hinter sich hatte.127 Ein Großteil der Christen nahm die Entscheidung des Kaisers nicht hin. Nach dem Gemetzel der Damasianer in der basilica Liberii versammelten sie sich am 29. Oktober 366 in eben dieser Kirche, prangerten die „Kriegsführung“ des Damasus an und forderten die Einberufung einer Synode nach Rom. Entweder wurde bei dieser Gelegenheit eine Bittschrift an Valentinian I. verfasst oder der Stadtpräfekt berichtete ihm in einer relatio über die Vorkommnisse. Die Einberufung einer Synode hätte bedeutet, dass der Kaiser die Entscheidung über die Besetzung des Bischofsstuhls mehr oder weniger aus der Hand gegeben hätte, da er durch seine Kämpfe mit den Germanen nicht nach Italien kommen konnte. Zudem hob er Ursinus’ Verbannung auf.128 Damasus bewirkte jedoch, dass sein Kontrahent bald nach seiner Rückkehr erneut ins Exil gehen musste und der Stadtpräfekt ihn bei der Übertragung der letzten Kirche der Ursinianer unterstützte. In den Folgejahren bis zu Damasus’ Amtsende beschränkten sich die kaiserlichen Anordnungen darauf, die sich ändernden Vorgaben über Ursinus’ Verbannung zu regeln.129 Trotz der guten Aktenlage bleibt beim Eulalianischen Schisma unklar, inwieweit Kaiser Honorius, der zu Beginn des Schismas bereits 34 Jahre alt war und unter dem Rom wieder eine besondere Wertschätzung erfuhr, 126 CA 1,3. 127 CA 1,5.6. Zur Mehrheit der Kleriker Anhang 4; zu den Kriterien für eine reguläre Bischofswahl Raimondi (elezione 2009) 201 ff., Venken-Dupont 225 f. 128 CA 1,8–10. Zum Aufenthalt Valentinians I. Seeck (1919) 228 f. 129 CA 6–13.

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mit klaren Vorgaben und letztlich entscheidend in die Ereignisse eingriff. In der antiken Geschichtsschreibung wird er gerne als schwacher Kaiser dargestellt. Es ist daher davon auszugehen, dass seine juristisch geschulten Berater und Angehörige seiner Familie den Lauf der Ereignisse beeinflussten, wenn nicht gar bestimmten, wie der Dissens mit seiner Halbschwester Galla Placidia zeigt.130 Aufgrund einer relatio des Stadtpräfekten griff Kaiser Honorius relativ schnell in die Ereignisse ein, indem er sich innerhalb von sieben Tagen für den Diakon Eulalius als rechtmäßigen Bischof entschied. Kriterien für seine Entscheidung waren der Zeitpunkt und der Ort der Wahl, der Titel, die Weihe durch andere Bischöfe und die Zustimmung des Volkes. Offensichtlich hatte der Stadtpräfekt Symmachus – ob absichtlich oder aufgrund fehlender bzw. falscher Informationen, sei dahingestellt – wesentliche Aspekte in seinem Bericht nicht erwähnt. Denn in ihrer Petition führten die Anhänger des Gegenkandidaten Bonifatius mehrere Beispiele für ein eklatantes Fehlverhalten des neu berufenen Bischofs an und verwiesen auf ihre eindeutige Mehrheit im Priesterkollegium. Ihre Darlegungen überzeugten Honorius so sehr, dass er seine Entscheidung für Eulalius umgehend widerrief und dem Wunsch der Bonifatianer nach einer Anhörung entsprach. Im Unterschied zum Ursinianischen Schisma berief der Kaiser mit klaren Vorgaben über den Zeitpunkt und den Kreis der Teilnehmer eine Synode italischer Bischöfe ein, die unter der Aufsicht des kaiserlichen Hofes am 8. Februar 419 in Ravenna begann.131 Ausschlaggebend hierfür könnte eine Entscheidung gewesen sein, die eine Synode in Rom unter der Leitung des Bischofs Siricius am 6. Januar 386 traf. Diese sah vor, dass in der Kirche bei der Wahl eines Bischofs das Mehrheitsprinzip galt, um den Eindruck einer geheimen Absprache zu vermeiden. Ein zusätzliches Argument ergab sich noch durch die Tatsache, dass Siricius für sich als „Erbe Petri“ die Vorrangstellung seines Amtes gegenüber den anderen, insbesondere westlichen Bischöfen betonte.132 130 Zu Honorius s. Prokop BV 1,2,8–10.25–26; vgl. Dunn (2020) 56 ff., McEvoy (2010) 160 f. und 170 f. 131 CA 14–18. 132 Zur Entscheidung der Synode von Rom s. Siricius’ Schreiben an die nordafrikanischen Bischöfe (PL 13, Sp. 1157–1158 = Sieben II 331): primum, ut extra conscientiam sedis apostolicae (hoc est primatis) nemo ordinare audeat: integrum enim iudicium est quod plurimorum sententia consequatur. Ne unus episcopus episcopum ordinare praesumat propter adrogantiam, ne furtivum beneficium praestitum videatur; hoc est enim in synodo Nicena constat esse definitum. Zur Rolle als Erbe Petri Siricius, directa ad decessorem 1 (PL 13, Sp. 1133 = Sieben II 305): portamus onera omnium, qui gravantur; quin immo haec portat in nobis beatus apostolus Petrus, qui nos in omnibus, ut confidimus, administrationis suae protegit tuetur haeredes. Glomb (96 ff.) betont, dass der Einmütigkeitsgrundsatz nicht grundsätzlich vom Mehrheitsprinzip abgelöst wurde, sondern der Wunsch nach Einmütigkeit fortbestand.

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Die Synode brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg. Zu zerstritten waren beide Lager, zu unüberwindbar die Gräben. Sogar innerhalb der Kaiserfamilie kam es zu Meinungsverschiedenheiten, wie sich am Verhalten der Kaiserschwester Galla Placidia und ihres Ehemanns Constantius zeigen lässt. Daher wurde eine zweite größere Synode für den 13. Juni 419 in Spoleto angesetzt, zu der auch die gallischen und nordafrikanischen Bischöfe eine Einladung erhielten. Als Eulalius sich über die kaiserlichen Anordnungen hinwegsetzte und während der Vorbereitungen für die Osterfeiertage gewaltsam mit seinen Anhängern in Rom eingriff, vollzog der Kaiser und mit ihm sein Hof eine grundlegende Kehrtwende. Hatten sie zuvor noch gehofft, dass sich die Besetzung des Bischofsstuhls durch einen Diskurs innerhalb des römischen Episkopats in einem geradezu modern anmutenden auf Konsens ausgerichteten Verfahren beiliegen ließe, entschieden sie, dass Bonifatius der rechtmäßige Bischof sei. Der Kaiser betonte, dass die Herrschaft eines Bischofs (moderatio) eng mit seiner auctoritas verbunden sei, und berief sich zur Absicherung auf eine sententia venerabilis synodi.133 Seine dominante Haltung behielt Honorius bei, als Papst Bonifatius wissen wollte, wie bei der Neuwahl eines Bischofs zu verfahren sei. Bei den Kriterien für eine Bischofswahl orientierte sich der Kaiser zwar an den kirchlichen Vorgaben, erklärte aber, dass, wenn zwei geweiht würden, keiner von ihnen Bischof werden dürfte, sondern nur derjenige, der als einziger unter den Klerikern und beim Volk die Zustimmung aller erhalten habe.134 Das widersprach seiner Entscheidung von 419, bei der er nur zwischen den beiden geweihten Kandidaten seine Entscheidung getroffen hatte. Dieses Grundsatzurteil fällte er zudem ohne die Zustimmung einer Bischofssynode. Die Tatsache, dass der Papst erklärte, dass Christus dem Kaiser als frommen und gottesfürchtigen Menschen die Kirche anvertraut habe, und eine Gesandtschaft mit Bischöfen zu ihm schickte, dürfte ihn in seiner Haltung nur noch bestätigt haben.135 Honorius’ Maßnahmen offenbaren ganz deutlich, worum es dem römischen Kaiser bei der Beilegung eines solchen innerkirchlichen Streits in erster Linie ging – nämlich um Ruhe, Ordnung und Eintracht. In der kaiserlichen Korrespondenz zum Ursinianischen und Eulalianischen Schisma dominieren in den prooemia der Kaiserbriefe als oberste Zielsetzung vor allem die teilweise synonymen Begriffe concordia, disciplina, pax, quies und tranquillitas. Auf jeden Fall sollten dissensio, seditio, strepitus, tumultus und turbae verhindert werden. Bei dem Streit zwischen Eulalius und Bonifatius spielen zudem Begriffe wie certamen, commotio, contentio, furor und perturbatio

133 CA 19–34; insbesondere CA 33,2.3. 134 CA 37,2. 135 PL 20, Sp. 766–767.

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eine Rolle.136 Die kaiserlichen Briefe (sacrae litterae) besaßen so eher einen moralisierenden, appellativen Inhalt. Theologische Begründungen z. B. in der Form von Verweisen auf die Bibel fehlten in ihnen ebenso wie konkrete Angaben zu den Geschehnissen. Auch werden kaum Bezüge zu den Rechtsgrundlagen hergestellt, auf denen die Entscheidungen des Kaisers beruhten.137 Dagegen sind die relationes des Stadtpräfekten, die für das Eulalianische Schisma überliefert sind, viel informativer. Sie geben, wenn auch aus der Sicht eines weltlichen Amtsträgers, einen Überblick über den Verlauf der Ereignisse, allerdings beinhalten sie keine genauen Hintergrundanalysen, die Aufschluss geben könnten über die Beweggründe der Beteiligten und ggf. über die sozialen Hintergründe, obwohl Valentinian I. in einem Reskript gefordert hatte, dass eine relatio durchaus den gesamten Fall beinhalten sollte. Eine soziologische Betrachtungsweise war der kaiserlichen Verwaltung fremd.138 Angesichts solcher Ergebnisse stellt sich die Frage, wie effizient und unabhängig die staatliche Verwaltung arbeitete. Der Verfasser der gesta inter Liberium et Felicem, ein Parteigänger des Ursinus, warf Damasus vor, den Stadtpräfekten Viventius und den Annonapräfekten Julianus und im darauffolgenden Jahr den gesamten kaiserlichen Hof bestochen zu haben, damit Ursinus in die Verbannung geschickt wurde.139 Konkrete Belege bringt er nicht vor. Da zudem der erste Vorwurf insofern falsch ist, als ein Präfekt keine Verbannung aussprechen durfte, und der zweite Vorwurf sehr pauschal und ungeheuerlich klingt, handelt es sich hierbei wohl eher um eine Stimmungsmache gegen die Damasianer. Aber auch der amtlichen Korrespondenz in der collectio Avellana ist zu entnehmen, dass die staatlichen Amtsträger bei den Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Lagern versagten oder nicht mit der gebotenen und erwarteten Sorgfalt ihren Aufgaben nachkamen. 136 Zu den Belegen S. 189–191. Vgl. Chantraine 85. 137 A. und P. Eich (76 ff., 81–95) haben zu Recht darauf hingewiesen, dass die Bewertung kaiserlicher Verlautbarungen bislang sehr einseitig war und nicht auf neutralen Kriterien beruhte. Für die Spätantike konstatieren sie, dass der Stil sachorientierter, aber nicht sachlich wurde, die Kaiser sich nachdenklich und um das Wohl ihrer Untertanen besorgt zeigten. Dabei legten diese großen Wert auf ihre Rolle als „Friedensgarant“. Eine systematische Untersuchung zu Stil und Inhalt der amtlichen Korrespondenz in der späten Kaiserzeit steht indes noch aus. Angaben wie ordo subrogandi oder regula catholicae disciplinae in CA 15,1 zur Bestätigung des Eulalius sind sehr allgemein gehalten; s. dagegen Siricius, cogitantibus nobis metum 3 (PL 13, Sp. 1165 = Sieben II 339) ecclesiastici canonis dispositio quae apud Nicaeam tractata est. Vgl. ferner die Übersicht über die canones zur Bischofswahl Norton 246–252. 138 CTh 11,29,4: omnem omnino causa conprehendat. Zu den soziologischen Aspekten vgl. Dunn (2015) 8 ff. 139 CA 1,6.11.

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In seinen Schreiben, die stets in einem lobenden und wertschätzenden Ton gehalten sind, spricht der Kaiser allerdings nur gelegentlich ein Fehlverhalten seiner Amtsträger an. Der Stadtpräfekt Olybrius wird aufgefordert selbstständiger zu handeln und nicht so sehr den Kaiser um Rat zu fragen, der die gratia comprobandi gegenüber der incitandi necessitas bevorzugte. Der Vikar Aquilinus wird verhältnismäßig scharf für seine neglegentia kritisiert, weil er ein Schreiben, das an seinen Vorgänger bezüglich der Ursinianer gerichtet war, nicht beachtet hatte. Der Stadtpräfekt Symmachus berichtet von einem Vikar, der aus Angst davor zurückschreckte gegen die in der Lateranbasilika eingedrungenen Eulalianer vorzugehen, während er selbst sich mit dem fadenscheinigen Argument, eine invidia religionis zu vermeiden, ebenfalls zurückhielt140 Die Bonifatianer bezeichneten einen Bericht an den Kaiser als falsidica relatio. Gemeint ist wohl der Bericht des Stadtpräfekten Symmachus, den Honorius als laudanda relatio gewürdigt hatte.141 Obwohl der Kaiser die Einwände der Bonifatianer akzeptierte, hatte dies keine Konsequenzen für Symmachus, wohl weil der Kaiser ihn schätzte und wusste, wie schwierig es für ihn war, gleich zu Beginn seines Amtsantritts einen genauen Überblick über die innerkirchlichen Streitigkeiten zu haben. Inwieweit die Religionszugehörigkeit die Tätigkeit der praefecti urbi und vicarii urbis Romae beeinflusste, lässt sich nur schwer einschätzen. Zum einen mussten sie ohnehin die Vorgaben des Kaisers umsetzen, zum anderen lässt sich oft ihre Religionszugehörigkeit nicht genau feststellen. Praetextatus war heidnischer Priester und somit Heide wie Ampelius und vielleicht Maximinus und Simplicius. Olybrius gehörte der katholischen Kirche an wie wohl auch Viventius, Aginatius und Symmachus. Letzterer betonte gegenüber dem Kaiser seine Treue und Pflicht zur Zurückhaltung.142 Wie wenig die Religionszugehörigkeit etwas über die Unterstützung des Bischofs und seiner Kirche aussagt, belegt ein Ereignis aus dem Ende von Damasus’ Amtszeit. Als der Bischof 382–383 den angeblich häretischen Bischof Ephesius vor das Gericht des Stadtpräfekten Auchenius Bassus brachte, wies dieser, obwohl er der catholica fides anhing, die Anklagen des Damasus unter Hinweis auf die kaiserlichen Konstitutionen zurück und stellte damit seine Unabhängigkeit unter Beweis.143 Bei der Kommunikation zwischen dem Kaiser und seinen Amtsträgern in Rom ist zu bedenken, dass sich der Kaiser nicht direkt vor Ort befand. 140 CA 10,2.3; 13,1.3 und 32,3. 141 Gemeint ist die relatio in CA 14; zu deren Bewertung CA 15,1 und 17,5. 142 CA 19,4; zur Religionszugehörigkeit der genannten Amtsträger PLRE I 29–30, 57, 577–578 641, 723, 844 972 und II 1044. Dass Symmachus Eulalius begünstigte, ist den Quellen nicht zu entnehmen; vgl. Chantraine 85 f. Viventius lässt sich weder als Partner oder Patron des Damasus oder Ursinus zuordnen: McLynn (2012) 310 f. 143 CA 2, 84.85; Canellis 188–191; vgl. McLynn (2012) 315 ff.,

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Constantius II. besuchte zwar 357 Rom, residierte aber zwischen 355 und 357 vornehmlich in Mailand und danach in Sirmium, Constantinopel und Antiochia.144 Valentinian I., der unter den Kaisern der eigentliche Ansprechpartner für das Ursinianische Schisma war, verbrachte die meiste Zeit im gallisch-germanischen Grenzgebiet. Die Übermittlung von Nachrichten an seine Residenz in Trier konnte bis zu 17 Wochen dauern. Zeitnahe Entscheidungen konnten daher nicht getroffen werden. Anders sah es dagegen während des Eulalianischen Schismas aus, da der Kaiser vornehmlich auf der Apenninhalbinsel in dem stark befestigten Ravenna residierte. Der Stadtpräfekt von Rom musste auf eine Antwort des Kaisers höchstens eine Woche warten. Dies ist insofern bemerkenswert, als gut acht Jahre nach der Eroberung Roms durch Alarichs Goten der Postverkehr zwischen Rom und Ravenna offensichtlich unvermindert und reibungslos verlief und der Kaiser weiterhin ein großes Interesse an den Zuständen in seiner altehrwürdigen Kapitale hatte, obwohl er sich nur selten in ihr aufhielt.145 Auffallend ist, dass Honorius wie auch sein Heermeister Constantius verschiedene Funktionsträger des kaiserlichen Hofes mit ihren Schreiben nach Rom schickten, damit sie die Umsetzung ihrer Anweisungen kontrollierten und dann am Hofe darüber berichten konnten.146 Während des Ursinianischen und Eulalianischen Schismas hielten sich die Stadtpräfekten Viventius und Symmachus zeitweise außerhalb Roms auf, obwohl es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. Die genauen Gründe für ihr Verhalten lassen sich nicht mehr nennen. Offensichtlich war ihr Stab an Mitarbeitern, das officium, einfach zu klein, um „polizeiliche Gewalt“ gerade gegen größere Menschenansammlungen auszuüben und die aufgewiegelte Menschenmenge in Schranken zu halten. Dies zeigte sich ganz deutlich zu Beginn des Ursinianischen Schismas, als die Damasianer ohne Rücksicht auf Menschenverluste gegen ihre Gegner vorgingen und die Offizialen des praefectus urbi sie nicht aufhalten konnten.147 Um die Lage einigermaßen zu beherrschen, waren die Stadtpräfekten auf die Unterstützung der Vorsteher der 14 Stadtregionen, aber auch auf private Institutionen wie Vereine (corpora), den Senat oder die Curien von Stadtgemeinden angewiesen. Nur durch letztere konnte beispielsweise flächendeckend kontrolliert werden, ob Ursinianer sich an das Abstandsgebot zu Rom hielten.148 144 Seeck (1919) 201–208. 145 Zu der Übermittlung von Nachrichten S. 172–174. Zur Bedeutung von Ravenna als Residenzstadt und ihr Verhältnis zu Rom Gillett 162 ff. 146 CA 15,5 tribunus et notarius, CA 19,1 decurio sacri palatii und CA 30,1 cancellarius. 147 CA 1,5–7.12 und 15,4. Chastagnol (272) betont, dass der Stadtpräfekt bei allem Unvermögen letztlich doch Herr der Lage blieb. 148 Inwieweit der Einsatz von corporati während des Eulalianischen Schismas eine Reaktion auf die Ereignisse zu Beginn des Ursinianischen Schismas 366 war, ist

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Ungeachtet aller Defizite der staatlichen Verwaltung war die Kirche auf ihre Unterstützung angewiesen, was allein schon die Tatsache belegt, dass sich Bonifatius aus Sorge um die Wahl eines Nachfolgers an Honorius wandte. Das Reskript des Kaisers als „erstes Papstwahldekret“ zu bezeichnen,149 trifft nicht genau den Sachverhalt. Dafür sind seine Aussagen zu unbestimmt und vage gehalten. Sie klären nicht, wie zwei Kandidaten von ihrer Kandidatur abgebracht werden können, und sind letztlich als eine bloße Empfehlung zu werten. Eine klare Regelung hätte zudem einen entscheidenden Eingriff in die kirchliche Autonomie bedeutet. Mit seiner Aussage griff Honorius letztlich eine Erwartungshaltung und Hoffnung auf, wie sie in der Kirche weit verbreitet war: Der Bischof soll möglichst einstimmig von allen Beteiligten gewählt werden. So war es 384 bei der Berufung von Siricius geschehen, obwohl noch einige Anhänger des Ursinus seine Wahl forderten. Innocentius I. betonte 402, dass er einstimmig gewählt worden sei, wie nach ihm 432 Sixtus III.150 Noch in anderen Fragen arbeiteten die Kirche und der kaiserliche Hof zusammen. Ein weit verbreitetes Phänomen bei der Wahl eines Bischofs waren Ämterkauf und Alienation. Bei den hier behandelten Fällen werden sie nicht erwähnt, was aber noch nicht bedeutet, dass sie nicht vorkamen. Dafür sprechen zum einen das Edikt, in dem 473 Kaiser Glycerius den Ämterkauf scharf verurteilte, und die Kooperation zwischen Papst Simplicius und dem praefectus praetorio Italiae Flavius Caecina Decius Maximus Basilius iunior. Ende Februar/Anfang März 483 legten sie den Entwurf eines Dekrets vor, das jegliche Form der Zweckentfremdung (alienatio) unter Strafe stellte. Obwohl es nicht in Kraft trat, hatte es doch eine gewisse Vorbildfunktion.151 Die geschilderte Kooperation zwischen Papst und Kaiser überrascht insofern, als das Selbstbewusstsein der Kirche und ihrer Bischöfe gegen Ende des 4. Jh.s zugenommen hatte. Während des Mailänder Kirchenstreits verhinderte 385/386 der einflussreiche Mailänder Bischof Ambrosius im Streit mit den Arianern die Übergabe einer Kirche an den Kaiser. Mit markigen Worten trat er in der Tradition des Neuen Testaments für eine klare Trennung der Aufgaben von Kirche und Staat ein und erklärte, dass die Paläste dem Kaiser und die Kirchen dem Bischof gehörten, der Kaiser in der Kirche und nicht

fraglich; vgl. Raimondi (partiti 2009) 199 f. Der Einsatz von Vereinsmitgliedern war vorher schon durchaus üblich; vgl. Ambrosius, ep. 76,6.26; Ausbüttel (2020) 181 und 193. 149 Ullmann 55 f. Vgl. hierzu das Dekret in Cassiodor, Variae 9,15. 150 CA 4; Sieben II 10 und 368, III 876. 151 Text, Inhalt und Bedeutung des Glycerius-Edikts und des sogenannten BasiliusDekrets werden in den Exkursen 1 und 2 eingehend besprochen.

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über der Kirche stehe und dass in einer Glaubensfrage Laien nicht über einen Bischof geurteilt hätten.152 Ambrosius’ Gedanken griff Papst Gelasius (492–496) auf, der bewunderte, wie sein Amtskollege einst Kaiser Theodosius dazu brachte, öffentlich Buße zu tun.153 In einem Brief an den oströmischen Kaiser Anastasius konstatierte er 494, dass die Welt von der geheiligten Autorität der Bischöfe (auctoritas sacrata pontificum) und der kaiserlichen Macht (regalis potestas) gelenkt werde. Erstere hätte für ihn ein größeres Gewicht, da sie für die Herrscher vor Gott Rechenschaft ablege.154 Allerdings wollte Gelasius damit keineswegs ausdrücken, auch wenn es aus ekklesiologischer Sicht so wirkt, dass es zwei „Gewalten“ gebe und dass das sacerdotium dem imperium überlegen sei. Vielmehr ging es ihm darum den Einflussbereich der Kirche bzw. der Bischöfe von dem des Kaisers abzugrenzen in dem Bewusstsein, dass beide – der Kaiser als Laie und der Bischof als Priester – einander benötigen. Gelasius schrieb dies in einer Zeit, in der er Probleme hatte, sich gegenüber den einflussreichen Senatorenfamilien durchzusetzen. Außerdem belasteten der Einfall der Goten in Italien und die religionspolitischen Differenzen das Verhältnis zwischen Rom und Konstantinopel.155 Unter den germanischen Herrschern Odoaker und Theoderich änderte sich das Verhältnis zwischen dem Bischof von Rom und dem Staat zunächst nicht grundlegend, obwohl beide Könige nicht der katholischen, sondern der arianischen Glaubensrichtung folgten. Beide waren an einem guten 152 NT Mt 22,21; Ambrosius, ep. 76,19: ad imperatorem palatia pertinent, ad sacerdotem ecclesiae; ep. 75a,36: imperator enim intra ecclesiam non supra ecclesiam est; ep. 75,4: quando audisti, clementissime imperator, in causa fidei laicos de episcopo iudicasse; vgl. Ambrosius, ep. 75a,35: tributum Caesaris est, non negatur, ecclesia dei est. 153 CA 95,60: ad paenitentiam redegit regiam potestatem. 154 Gelasius, ep. 12,2: duo quippe sunt, imperator auguste, quibus principaliter mundus hic regitur: auctoritas sacrata pontificum, et regalis potestas. In quibus tanto gravius est pondus sacerdotum, quanto etiam pro ipsis regibus hominum in divino reddituri sunt examine rationem. Zu regalis in der Bedeutung von „kaiserlich“ Ullmann 200 f. 155 Gelasius’ Lehre wird gerne als Zwei-Gewalten-Lehre bezeichnet, obwohl es sich nicht um Gewalten im Sinne der weltlichen „Gewaltenteilung“ handelt. Inwieweit Gelasius die von Augustus in seinen res gestae propagierte Trennung von auctoritas und potestas aufgreift, ist fraglich nicht nur aufgrund des zeitlichen Abstandes von rund 500 Jahren. Zu bedenken ist, welchen Bedeutungswandel die beiden Begriffe im Laufe der Zeit erfahren haben. So wurde der Begriff auctoritas auch auf die kaiserliche Befehlsgewalt angewandt; s. CA 15,3; 20,3; 28,3; 30,2 und 34,1. Zu der Problematik Meier 11 ff., Ensslin 664 ff. Nach Kötter (2013, 103–109) ging es Gelasius um den Grundsatz der Arbeitsteilung zwischen Kaiser und Kirche. Demacopoulos (142 ff.) hat aufgezeigt, wie schwer es Gelasius fiel, ein Lupercalienverbot durchzusetzen, und wie sehr sich die Privathaushalte von Senatoren mit ihren Gottesdiensten seiner Aufsicht entzogen.

Zum Verhältnis von Kirche und Staat

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Verhältnis zur katholischen Kirche interessiert und hielten sich mit Einmischungen zurück. Dies trifft grundsätzlich auch für das Schisma zu, das zu Beginn von Theoderichs Herrschaft stattfand. Am 22. November 498 wurden der Diakon Symmachus in der basilica Constantiniana (Lateranbasilika) und der Archipresbyter Laurentius in der basilica beatae Mariae (Basilika S. Maria Maggiore) zu Bischöfen gewählt und geweiht. Zur Klärung der Situation wandten sich beide Parteien an Theoderich, der wie die Kaiser vor ihm in Ravenna residierte.156 Als Vorbild für diesen Schritt diente offensichtlich das Eulalianische Schisma, obwohl es bereits 80 Jahre zurücklag.157 Allerdings ging 418/419 die Initiative von dem Stadtpräfekten aus, dessen Berichte den Kaiser veranlassten, die streitenden Parteien nach Ravenna zu bestellen, während 498 die beiden Parteien von sich aus aktiv wurden. Zudem spielten in dem Laurentianischen Schisma ganz offen Senatoren eine entscheidende Rolle, in deren Interesse es lag, dass es infolge der Doppelwahl nicht zu gewalttätigen Ausschreitungen kam.158 Theoderich entschied, dass Symmachus der rechtmäßige Bischof sei, weil er vor Laurentius geweiht worden und die Mehrheit mit ihm einverstanden gewesen sei.159 Ausschlaggebend waren für ihn also der Zeitpunkt der Weihe und das Mehrheitsprinzip. Seine Entscheidung ähnelte der des Honorius für Eulalius Anfang 419. Allerdings wird in der Entscheidung des Gotenkönigs nicht der rechtmäßige Weiheort, die Lateranbasilika, erwähnt. Da dieser Aspekt ein weiteres Argument für Symmachus’ Wahl lieferte, kann es sein, dass er in der sehr kurz gehaltenen Nachricht über die Ereignisse übersehen oder gar weggelassen wurde. Honorius’ Vorstellung, wie bei zwei Kandidaten grundsätzlich zu verfahren sei, scheint Theoderich erst gar nicht in Erwägung gezogen zu haben. Zur Bestätigung des ausgewählten Kandidaten wurde ebenfalls wie 419 eine Synode einberufen, allerdings nicht nach Ravenna, sondern nach 156 Liber pontificalis 53,1.2 und Anonymus Valesianus 65; König 58 ff. 157 Wie sehr der Streit zwischen Eulalius und Bonifatius noch gegen Ende des 5. Jh.s präsent war, verdeutlicht eine Bemerkung des Bischofs Ennodius von Pavia, in der er ihn als abschreckendes Beispiel erwähnt; Ennodius, libellus pro synodo 109.110. 158 Grundlegend zu den Ereignissen noch immer Wirbelauer (1993) 9–17, der sich auch zu der Frage, ob Symmachus den Hof Theoderichs bestach, kritisch äußert; s. fragmentum Laurentianum MGH AA 12 S. IX = fragmentum Veronense Duchesne 44; vgl. Wiemer (2018) 513 ff., Kötter (2013) 114–122, Moorhead (2015) 51–60, Meier 243 ff., Ausbüttel (2003) 92–107, Kohlhas-Müller 270–297, Caspar (1930) II 88–120. Wie tolerant sich Theoderich gegenüber den Römern zeigte, ist Cassiodor, Variae 2,27 und Propkop, BG 2,6 zu entnehmen. Dass er sich von proceres palatii beraten ließ, gestand der Gotenkönig selbst ein; MGH AA 12, 425, 4. 159 Liber pontificalis 53,2; im Werk des Anonymus Valesianus 65 wird die Entscheidung allein auf den Willen Gottes zurückgeführt.

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Einführung

Rom. Sie fand also nicht in unmittelbarer Nähe des Hofes und auch ohne Theoderich statt. Dies mag eine Konzession an die Symmachianer gewesen sein, mit der sie ihre Eigenständigkeit demonstrieren konnten. Am 1. März 499 legte die in Rom tagende Synode per Dekret fest, dass aufgrund der Rivalitäten zwischen den Kandidaten um das Bischofsamt, die sich nachteilig auf die Kirche und das Kirchenvolk auswirkten, kein Priester, Diakon und keine sonstigen Kleriker sich zu Lebzeiten und ohne Wissen des Papstes weder schriftlich noch mündlich zu einem Wahlversprechen verpflichten dürften. Versammlungen, die zu diesem Zweck stattfanden, waren verboten. Als Strafe drohten der Verlust des Amtes und die Exkommunikation.160 Die Synode bestätigte schließlich Symmachus in seinem Amt. Auf diese Weise wurde die Einmütigkeit, wie sie 420 Honorius gefordert hatte, erfüllt. Damit Laurentius nicht leer ausging, erhielt er als Kompensation für seinen Amtsverzicht das Bistum der campanischen Stadt Nuceria.161 Die Laurentianer gaben sich indes nicht geschlagen und überhäuften Symmachus mit Vorwürfen: Er habe Ostern nicht mit der gesamten Christenheit, sondern vier Wochen zu früh gefeiert. Ferner soll er Frauen verführt und Kirchengüter verschleudert haben. Als Symmachus sich vor Theoderich rechtfertigen wollte, brach er seine Reise nach Ravenna ab und kehrte nach Rom zurück. Auf Anraten führender Senatoren bestimmte der Gote ähnlich wie vor ihm Honorius für die Feiern zum Osterfest mit Petrus, dem Bischof von Altinum, einen externen Kleriker zum Visitator.162 Durch die Einberufung einer Synode nach Rom, die den Anfang eines synodalen Verfahrens bildete, versuchte sich Symmachus Ende 501 zumindest von dem Vorwurf, Kirchengut verschleudert zu haben, zu befreien. Dabei kam es zu gewalttätigen Übergriffen auf Priester. Theoderich, der sehr daran interessiert war, dass die Stadt zur Ruhe kam, verlangte eine Fortsetzung der Synode, deren Leitung drei italische Bischöfe übernahmen. Die Forderung, ähnlich wie 419 eine Synode in Ravenna abzuhalten, hatte der Gote ausdrücklich abgelehnt. Mit dem Schutz des Bischofs von 160 Acta synhodorum habitarum Romae MGH AA 12, 403,23 – 404,9; Ensslin 110. Ferner wurde festgelegt, dass, wenn es keine eindeutige Entscheidung für einen Kandidaten geben sollte, die sententia plurimorum entscheidend sei; MGH AA 12, 404,17–23. 161 Liber pontificalis 53,2; acta synhodi a. 499 MGH AA 12,399–415. Die Synode beschloss auch, dass zu Lebzeiten eines Papstes und ohne sein Wissen kein Kleriker in irgendeiner Form eine Entscheidung über seine Nachfolge treffen sollte; MGH AA 12, 403,25–404,12; Caspar (1930) II 89. 162 Über den Fortgang des Laurentianischen Schismas MGH AA12, 399–455; liber pontificalis 53,1–5; fragmentum Laurentianum 45–56 (Duchesne 44–46); Theodorus Lector 2,17 (PG 86,1, 193); Paulus Diaconus, HR 16,2. Das Problem mit dem Ostertermin erörtert Wirbelauer (1993) 17 ff. Die zeitliche Reihenfolge der Konzilsakten ist umstritten; hierzu ausführlich Wirbelauer (1993) 22–34.

Zum Verhältnis von Kirche und Staat

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Rom beauftragte er drei hohe gotische Amtsträger. Das Konzil konnte zum Ärger des Gotenkönigs den Streit nicht beilegen. Mit dem Hinweis, dass die „Arglosigkeit der Bischöfe der weltlichen Schläue nicht gewachsen sei“, wollten die Bischöfe in ihre Gemeinden zurückkehren.163 Theoderich ordnete daraufhin erneut die Einberufung einer Synode an, die letztlich die frühere Synode fortsetzte. Symmachus wurde nun für unschuldig erklärt und abtrünnige Kleriker amnestiert. Allerdings blieb Rom weiterhin gespalten. Symmachus zog sich in die Peterskirche zurück, während Laurentius den Lateran kontrollierte. Es herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände, die vielen Menschen, auch Priestern, das Leben kostete.164 Als Laurentius jedoch seinen Rückhalt bei den Senatoren verlor, sorgte Theoderich 506 dafür, dass seine Kirchen Symmachus unterstellt wurden, der über seinen Gegenbischof den Bann aussprach.165 Je länger der Gote im Amt war, um so entschiedener griff er in innerkirchliche Angelegenheiten ein. Kurz vor dem Ende seiner Herrschaft wurde 526 auf seinen Befehl Felix IV. (III.) zum Papst gekrönt. Zu groß war seine Befürchtung, dass der oströmische Kaiser den Bischof von Rom für seine (kirchen-)politischen Ziele gegen die Herrschaft der Ostgoten nutzte. Der Bischofsgemeinde fehlte es jedoch an Geschlossenheit. Als Felix starb, verhinderte nur der frühe Tod des Gegenkandidaten eine Spaltung der Kirche. Der neue Gotenkönig Athalarich bestätigte dann 533 einen Senatsbeschluss, der in Ergänzung zu dem Glycerius-Edikt von 473 materielle Zuwendungen bei der Bischofswahl untersagte. In dem bereits 535 einsetzenden Krieg zwischen den Goten und der oströmischen Armee, der sich bis 562 hinzog, geriet dann der Papst endgültig in eine immer größere Abhängigkeit von den Kriegsparteien.166

163 MGH AA 12, 423, 23–24: quoniam calliditati saeculari sacerdotum simplicitas non sufficit. 164 Liber pontificalis 53,5. 165 Welche Senatoren Laurentius unterstützten, analysiert Wirbelauer (1993) 57–65. 166 Einen Überblick über die Entwicklung des Papsttums in dieser Zeit bei Moorhead (2015) 69–99; Caspar (1930) II 193–305. Zur Berufung von Papst Felix IV. liber pontificalis 56,2; zu dem Athalarich-Dekret Cassiodor, Variae 9,15.16.

Text und Übersetzung

Collectio Avellana 1 Quae gesta sunt inter Liberium et Felicem episcopos 1. Temporibus Constantii imperatoris filii Constantini durior orta est persecutio Christianorum ab impiis haereticis Arrianis annitente Constantio, qui Athanasium episcopum resistentem haereticis persecutus est et, ut damnaretur ab omnibus episcopis, imperavit, quod etiam metu principis facere temptaverunt omnes ubique pontifices inauditum innocentemque damnantes; sed Liberius Romanus episcopus et Eusebius Vercellensis et Lucifer Caralitanus et Hilarius Pictavensis dare sententiam noluerunt. Hi ergo mittuntur in exilium pro fide servanda. 2. Cum Liberio Damasus diaconus eius se simulat proficisci. Unde fugiens de itinere Romam redit ambitione corruptus. Sed eo die, quo Liberius ad exilium proficiscebatur, clerus omnis id est presbyteri et archidiaconus Felix et ipse Damasus sub iureiurando et cuncta ecclesiae officia omnes pariter praesente populo Romano iureiurando firmarunt se vivente Liberio pontificem alterum nullatenus habituros. Sed clerus contra fas, quod minime decebat, cum summo periurii scelere Felicem archidiaconum ordinatum in loco Liberii episcopum susceperunt. Quod factum universo populo displicuit et se ab eius processione suspendit. 3. Post annos duos venit Romam Constantius imperator; pro Liberio rogatur a populo. Qui mox annuens ait: „Habetis Liberium, qui, qualis a vobis profectus est, melior revertetur.“ Hoc autem de consensu eius, quo manus perfidiae dederat, indicabat. Tertio anno redit Liberius, cui obviam cum gaudio populus Romanus exivit. Felix notatus a senatu vel populo de urbe propellitur. Et post parum temporis impulsu clericorum, qui periuraverant, inrumpit in urbem et stationem in a Iuli trans Tiberim dare praesumit. Quem omnis multitudo fidelium et proceres de urbe iterum cum magno dedecore proiecerunt. 4. Post annos octo Valentiniano et Valente consulibus X Kalendarum Decembrium die defunctus est Felix. Liberius misericordiam fecit in clericos, qui periuraverant, eosque locis propriis suscepit. Itemque octavo Kalendas Octobr(es) Gratiano et Dagalaifo consulibus Liberius humanis rebus eximitur.

a

Zu dieser Textergänzung s. S. 176.

Collectio Avellana 1 Was zwischen den Bischöfen Liberius und Felix geschah 1. Zur Zeit des Kaisers Constantius, Constantins Sohn, nahm eine ziemlich schwere Verfolgung der Christen durch die gottlosen Häretiker der Arianer ihren Anfang mit Unterstützung des Constantius, der den Bischof Athanasius, der den Häretikern Widerstand leistete, verfolgte und befahl, dass er von allen Bischöfen verurteilt werde. Das versuchten auch aus Furcht vor dem Fürsten überall alle Bischöfe zu machen, indem sie ohne Anhörung einen Unschuldigen verurteilten; aber Liberius, der Bischof von Rom, Eusebius (der Bischof von) Vercelli, Lucifer (der Bischof von) Cagliari und Hilarius (der Bischof von) Poitiers wollten kein Urteil fällen. Daher wurden sie in die Verbannung geschickt, weil sie den Glauben bewahrten.1 2. Sein Diakon Damasus2 täuschte vor, dass er mit Liberius abreiste. Als er von da floh, kehrte er, vom Ehrgeiz verdorben, von der Reise nach Rom zurück. Aber an dem Tag, an dem Liberius in die Verbannung ging, beschloss der gesamte Klerus, das heißt die Presbyter, der Archidiakon Felix und selbst der Diakon Damasus und alle Amtsträger der Kirche,3 alle zugleich in Anwesenheit des Kirchenvolkes unter Eid, dass sie, solange Liberius am Leben sei, keinen anderen Bischof haben werden. Aber der Klerus empfing gegen göttliches Recht, was sich keineswegs geziemte, mit dem höchsten Verbrechen des Meineides den Archidiakon Felix als Bischof,4 der anstelle des Liberius geweiht wurde. Diese Tat missfiel dem gesamten Volk und es hielt sich von seiner Prozession (zur Amtseinführung) fern. 3. Nach zwei Jahren kam der Kaiser Constantius nach Rom; das Volk bat um Liberius. Er, der bald zustimmte, sagte: „Ihr sollt Liberius haben,5 der als besserer (Mensch) zurückkehrt, wie er von Euch ging.“6 Das aber offenbarte, dass er mit seiner Zustimmung dem Verrat die Hand gereicht hatte. Im dritten Jahr kehrte Liberius zurück, dem das Volk Roms mit Freude entgegenkam. Felix, der vom Senat und vom Volk getadelt worden war, wurde aus der Stadt vertrieben. Nach einer kurzen Zeit fiel er, angetrieben durch die Kleriker, die ihren Eid gebrochen hatten, in die Stadt ein und wagte es, einen Gottesdienst in der (Kirche) des Julius jenseits des Tibers abzuhalten.7 Die ganze Menge der Gläubigen und die Senatoren8 warfen ihn wiederum aus der Stadt mit großer Schande. 4. Nach acht Jahren, während des Konsulats von Valentinian und Valens (im Jahr 365),9 starb Felix am 22. November. Liberius zeigte Erbarmen mit den Klerikern, die ihren Eid gebrochen hatten, und übernahm sie in ihre früheren Positionen. Und Liberius wurde ebenfalls am 24. September während des Konsulats von Gratian und Dagalaifus (im Jahr 366) von den irdischen Gütern befreit.

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Text und Übersetzung

5. Tunc presbyteri et diacones Ursinus, Amantius et Lupus cum plebe sancta, quae Liberio fidem servaverat in exilio constituto, coeperunt in basilica Iuli procedere et sibi Ursinum diaconum pontificem in loco Liberii ordinari deposcunt; periuri vero in Lucinis Damasum sibi episcopum in loco Felicis expostulant. Ursinum Paulus Tiburtinus episcopus benedicit. Quod ubi Damasus, qui semper episcopatum ambierat, comperit, omnes quadrigarios et imperitam multitudinem pretio concitat et armatus fustibus ad basilicam Iuli perrumpit et magna fidelium caede per triduum debacchatus est. 6. Post dies septem cum omnibus periuris et arenariis, quos ingenti corrupit pretio, Lateranensem basilicam tenuit et ibi ordinatus episcopus et redimens iudicem urbis Viventium et praefectum annonae Iulianum id egit, ut Ursinus vir venerabilis, qui prius fuerat pontifex ordinatus, cum Amantio et Lupo diaconibus in exilium mitteretur. Quod ubi factum est, coepit Damasus Romanam plebem, quae sibi nolebat procedere, fustibus et caede varia perurguere. Presbyteros quoque numero septem detentos per officium nititur ab urbe propellere, sed plebs fidelis occurrens eosdem presbyteros eruit et ad basilicam Liberii sine mora perduxit. 7. Tunc Damasus cum perfidis incitatb arenarios, quadrigarios et fossores omnemque clerum cum securibus, gladiis et fustibus et obsedit basilicam hora diei secunda septimo Kalendarum Novembrium die Gratiano et Dagalaifo cons(ulibus) et grave proelium concitavit. Nam effractis foribus igneque subposito aditum, unde inrumperet, exquirebat; nonnulli quoque de familiaribus eius tectum basilicae destruentes tegulis fidelem populum perimebant. Tunc universi Damasiani irruentes in basilicam centum sexaginta de plebe tam viros quam mulieres occiderunt; vulneraverunt etiam quam plurimos, ex quibus multi defuncti sunt. De parte vero Damasi nullus est mortuus. 8. Post tres autem dies sancta plebs in unum conveniens coepit adversus eum domini mandata recitare dicentis: nolite timere eos, qui occidunt corpus, animam vero non possunt occidere;c psallebat etiam in laudibus et dicebat: posuerunt mortalia servorum tuorum escas volatilibus caeli, carnes sanctorum tuorum bestiis terrae; effuderunt sanguinem eorum velut aquam in circuitu Hierusalem et non erat, qui sepeliret.d

b c d

invitat Guenther. Diese Verbform passt aufgrund ihrer Bedeutung (höflich auffordern) nicht in den Text. Matth. 10,28. Psalm. 79,2 ff.

Collectio Avellana 1

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5. Damals fingen (die) Priester und die Diakone Ursinus, Amantius und Lupus10 an, mit dem heiligen Volk, das Liberius während seiner beschlossenen Verbannung die Treue gehalten hatte, in der Basilika des Julius eine Prozession abzuhalten,11 und forderten, dass der Diakon Ursinus für sie zu (ihrem) Bischof an Stelle des Liberius geweiht werde; aber die, die den Eid gebrochen hatten,12 forderten in Lucinis13 Damasus für sich als (ihren) Bischof an Stelle des Felix. Paulus, der Bischof von Tibur,14 weihte Ursinus.15 Sobald das Damasus, der immer das Bischofsamt angestrebt hatte, erfuhr, stachelte er alle Wagenlenker und eine nichts ahnende Menge mit Geld auf und drang, mit Knüppeln bewaffnet, in die Basilika des Julius ein und wütete mit einem großen Blutbad an den Gläubigen drei Tage lang. 6. Sieben Tage später eroberte er mit allen Eidbrüchigen und Gladiatoren, die er mit sehr viel Geld bestochen hatte, die Lateranbasilika, wurde dort zum Bischof geweiht und, indem er den Richter der Stadt Viventius16 und den praefectus annonae Julianus17 bestach, erreichte er, dass der verehrungswürdige Mann Ursinus, der vorher zum Bischof geweiht worden war, mit den Diakonen Amantius und Lupus in die Verbannung geschickt wurde. Sobald das geschehen war, fing Damasus an das Volk Roms, das ihm nicht folgen wollte, mit Knüppeln und verschiedenen Bluttaten zu bedrängen. Auch bemühte er sich Priester, sieben an der Zahl, die im Amt geblieben waren, aus der Stadt zu vertreiben, aber das gläubige Volk eilte herbei, machte dieselben Priester ausfindig und führte sie unverzüglich zur Basilika des Liberius. 7. Dann stachelte Damasus mit seinen gottlosen (Gefolgsleuten) Gladiatoren, Wagenlenker und Totengräber18 und den ganzen Klerus mit Beilen, Schwertern und Knüppeln an und belagerte die Basilika zur zweiten Tagesstunde am 26. Oktober während des Konsulats von Gratian und Dagalaifus (im Jahr 366) und führte einen schweren Kampf herbei. Denn nachdem die Türen aufgebrochen und das Feuer gelegt worden war, nahmen sie den Eingang, von wo sie einbrachen; einige ihrer Diener zerstörten das Dach der Basilika und töteten mit Ziegeln das gläubige Volk. Dann drangen alle Anhänger des Damasus in die Basilika ein und töteten hundertsechzig aus dem Volk, Männer wie Frauen;19 sie verletzten sogar möglichst viele, von denen viele starben. Von Damasus’ Partei aber starb niemand. 8. Allerdings nach drei Tagen fand das heilige Volk an einem Ort zusammen und fing an gegen ihn die Gebote des Herrn vorzutragen, der sagt: Fürchtet nicht die, die den Körper töten, aber die Seele nicht töten können; es sang sogar in Lobliedern und sagte: Sie legten Menschliches Deiner Diener als Köder für die Vögel des Himmels20 aus, Fleisch Deiner Heiligen für die Tiere der Erde; sie vergossen deren Blut wie Wasser im Umkreis von Jerusalem und es gab niemanden, der bestattete.

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Text und Übersetzung

9. Saepe igitur eadem plebs adunata in basilica Liberii clamabat dicens: „Christiane imperator, nihil te latet. Omnes episcopi Romam veniant, agatur causa. Quintum iam bellum Damasus fecit. A sede Petri homicidas foras!“ Dei autem populus episcopos convenire multis precibus exorabat, ut memoratum tanta impietate maculatum sententia iusta percellerent; quem in tantum matronae diligebant, ut matronarum auriscalpius diceretur. 10. Voces ergo plebis ad Valentinianum principem sunt delatae, qui pietate commotus reditum concessit exulibus. Tunc Ursinus cum Amantio et Lupo diaconibus septimo decimo Kalendarum Octobrium Lupicino et Iovino cons(ulibus) ad urbem rediit. Cui plebs sancta gratanter occurrit. 11. Sed Damasus tantorum sibi conscius scelerum non mediocri timore concussus redemit omne palatium, ne facta sua principi panderentur. Imperator nesciens, quid Damasus perpetrasset, edictum prorogat, ut Ursino exilio relegato nulla ulterius populos contentio nefanda collideret. Tunc Ursinus episcopus vir sanctus et sine crimine consulens plebi tradidit se manibus iniquorum et sexto decimo Kal(endarum) Decembr(ium) iussione imperatoris ad exilium sponte properavit. 12. Sed populus timens deum multisque persecutionibus fatigatus non imperatorem, non iudices nec ipsum auctorem scelerum et homicidam Damasum timuit, sed per coemeteria martyrum stationes sine clericis celebrabat. Unde cum ad sanctam Agnem multi fidelium convenissent, armatus cum satellitibus suis Damasus irruit et plurimos vastationis suae strage deiecit. 13. Quod factum crudelissimum nimis episcopis Italiae displicebat. Quos etiam cum ad natale suum sollemniter invitasset et nonnulli convenissent ex eis, precibus apud eos molitur et pretio, ut sententiam in sanctum Ursinum proferant. Qui responderunt: „Nos ad natale convenimus, non ut inauditum damnemus.“ 14. Ita prava eius intentio caruit, quo nitebatur effectu.

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9. Daher rief das in der Basilika des Liberius versammelte Volk oft und sagte: „Christlicher Kaiser, nichts bleibt Dir verborgen. Alle Bischöfe sollen nach Rom kommen, der Fall soll verhandelt werden. Schon führt Damasus seinen fünften Krieg.21 Weg mit den Mördern vom Stuhl des Petrus!“ Das Volk Gottes aber bat in vielen Gebeten, dass die Bischöfe zusammenkommen, auf dass sie durch ein gerechtes Urteil die durch eine so große Gottlosigkeit besudelte Erinnerung zunichte machten; die verheirateten Frauen liebten ihn (Damasus) so sehr, dass er als Ohrlöffel der verheirateten Frauen22 bezeichnet wurde. 10. Die Äußerungen des Volkes sind deshalb dem Fürsten Valentinian überbracht worden, der aus Frömmigkeit den Verbannten die Rückkehr gestattete. Dann kehrte Ursinus mit den Diakonen Amantius und Lupus am 15. September während des Konsulats von Lupicinus und Jovinus (im Jahr 367) in die Stadt zurück. Ihm eilte das heilige Volk dankbar entgegen. 11. Aber Damasus, der von so vielen Verbrechen wusste, bestach, von großer Furcht getrieben, den ganzen Palast, damit seine Taten nicht dem Fürsten eröffnet werden. Der Kaiser, nicht wissend, was Damasus begangen hatte, erneuerte sein Edikt, damit, indem er Ursinus in die Verbannung schickte, kein ruchloser Streit weiter die Gemeinden entzweie. Dann begab sich der Bischof Ursinus, ein heiliger Mann und frei von Verbrechen, der sich um das Volk kümmerte, in die Hände seiner Feinde und ging schnell am 16. November (367) auf Befehl des Kaisers freiwillig in die Verbannung. 12. Aber die Gemeinde, die Gott fürchtete und durch viele Verfolgungen erschöpft war, fürchtete nicht den Kaiser, nicht die Richter und selbst nicht den Anstifter von Verbrechen und Mörder Damasus, sondern feierte auf den Friedhöfen der Märtyrer die Gottesdienste23 ohne Kleriker. Nachdem daraufhin viele Gläubige sich bei der Heiligen Agnes24 versammelt hatten, überfiel (sie) Damasus, unterstützt von seinen Helfershelfern, und brachte sehr viele durch sein verheerendes Massaker um.25 13. Diese äußerst grausame Tat missfiel den Bischöfen Italiens allzu sehr. Als er sie sogar feierlich zu seinem Amtsantritt26 eingeladen hatte und einige von ihnen gekommen waren, beabsichtigte er bei ihnen durch Gebete und Bestechung, dass sie ein Urteil gegen den heiligen Ursinus veröffentlichten. Sie erwiderten: „Wir sind zu Deinem Amtsantritt gekommen, (aber) nicht um (jemanden) ohne Anhörung zu verurteilen.“ 14. So verfehlte seine schlechte Absicht die Wirkung, die er erwartete.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 4 Gratulatoria de ordinatione papae Siricii 1. Have Piniane carissime nobis  Populum urbis aeternae gaudere concordia et optimum eligere sacerdotem et populi Romani esse cernimus instituti et nostris gratulamur id evenire temporibus. 2. Proinde quoniam religiosum Siricium antistitem sanctitatis sic praeesse sacerdotio voluerunt, ut Ursinum improbum acclamationibus violarent, nostro cum gaudio memoratus episcopus esse permaneat, Piniane karissime ac iocundissime; siquidem magnum innocentiae et probitatis exemplum est in una acclamatione et ipsum eligi et ceteros improbari. Data VI. Kal(endas) Mar(tias)e Mediolani

e

Die Angabe der festen Monatstage erfolgt sowohl im Akkusativ als auch im Genitiv; vgl. CA 1,4; 16,8; 19,4 und 33,3.

Collectio Avellana 4

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Collectio Avellana 4 Glückwunschschreiben zur Bischofsweihe des Papstes Siricius27 1. Sei gegrüßt, uns teuerster Pinianus28  Wir sehen, dass das Volk der ewigen Stadt sich über die Eintracht freut und den besten Bischof wählt und es für die Absicht des Volkes von Rom spricht,29 und wir freuen uns darüber, dass es in unserer Zeit geschieht. 2. Daher, weil sie nun wollten, dass der gottesfürchtige Siricius als Aufseher über die Frömmigkeit so dem Bischofsamt vorsteht, dass sie den boshaften Ursinus durch Zurufe beleidigten,30 möge es fortdauern, dass der Erwähnte zu unserer großen Freude Bischof ist, teuerster und liebenswürdigster Pinianus, weil es ja ein großer Beweis für Unschuld und Redlichkeit ist, dass in einer einzigen Akklamation er selbst gewählt wird und die anderen zurückgewiesen werden. Ausgehändigt am 24. Februar in Mailand

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 5 Ubi Ursinus et qui cum eo sunt ab exilio relaxantur. 1. Have Praetextate karissime nobis  Licet iusta videatur fuisse vindicta, quae illic turbulenter exercitam factionem cohercitione sedavit, ubi maxima debet esse concordia, scilicet in ecclesiae vel sede vel causa, quarum rerum utraque et modestiam poscit et cultum: Tamen nos omnes, qui nuper propter illum tumultum deportatione damnati sunt, et propriae lenitate naturae et ipsius religionis ac legis contemplatione miseremur, Praetextate karissime ac iocundissime. 2. Cunctos igitur, qui sunt eius et sortis et culpae, praecelsa sublimitas tua nostri auctoritate iudicii liberabit. Hanc vero formam tenebit in posterum, ut si idem pristino statui restituti aliquid spiritu iterum gesserint inquieto, quo tranquillitas reformata turbetur, severissima in eos sententia proferatur. Nullam enim possunt veniam promereri, qui non desinunt peccare post veniam.

Collectio Avellana 5

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Collectio Avellana 5 Worin Ursinus und die, die mit ihm sind, von der Verbannung befreit werden. 1. Sei gegrüßt, uns teuerster Praetextatus31  Wenn es auch eine gerechte Strafe gewesen zu sein scheint, die dort (in Rom) den stürmisch geführten Aufstand mit Gewalt beruhigte, wo äußerst große Eintracht herrschen muss, selbstverständlich an einem Amtssitz oder in einem Fall der Kirche, für deren Angelegenheiten beide Bescheidenheit und Verehrung erfordern: Dennoch bedauern wir aufgrund der Milde des eigenen Charakters und mit Rücksicht auch auf die Gottesverehrung und das Gesetz alle, die neulich aufgrund jenes Tumultes zu einer Deportation verurteilt worden sind,32 teuerster und liebenswürdigster Praetextatus.33 2. Daher wird Deine sehr große Erhabenheit aufgrund der Autorität unseres Urteils die befreien, die von diesem Schicksal und dieser Schuld betroffen sind. Sie wird aber die folgende Regelung34 für die Zukunft festhalten, dass, wenn dieselben in den alten Zustand versetzt, irgendetwas wiederum mit unruhigem Geist machen werden, damit durch ihn die wiederhergestellte Ruhe gestört werde, das strengste Urteil gegen sie ausgesprochen wird. Denn sie, die nicht aufhören nach (der Bekanntgabe einer) Gnade zu sündigen, können keine Gnade verdienen.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 6 Ubi redditur basilica Sicinini. 1. Valentinianus, Valens et Gratianus Praetextato p(raefecto) u(rbi)f  Dissensionis auctore sublato omnis causa discordiae sopienda est, ne aliqua manente materia nihil prosit e medio sustulisse fomitem iurgiorum, Praetextate parens karissime atque amantissime. 2. Quam ob rem praecelsa sublimitas tua defensorum ecclesiae urbis Romae sive Damasi sacrae legis antistitis petitione perspecta, qua una tantum ex ecclesiis catholicae religionis obsequio a dissentientibus adhuc dicitur retentari, quoniam pro publica securitate metuendum est, ne aliqui hinc iterum tumultus oriatur, quandoquidem non parva sit separationis effigies, si ita aliquid putetur obclusum, Damaso eam iubebit aperiri, ut singuli universique cognoscant, quo unitas studio sit colenda, qua omnibus pace vivendum, cum ecclesiis restitutis plenissimam postulet congregatio ubique permissa concordiam.

f

In der CA wird für den Stadtpräfekten von Rom sowohl die Formulierung praefectus urbi als auch praefectus urbis verwendet.

Collectio Avellana 6

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Collectio Avellana 6 Worin die Basilica Sicinini35 zurückgegeben wird. 1. Valentinian, Valens und Gratian an den Stadtpräfekten Praetex­ tatus  Nachdem der Anstifter des Streites beseitigt worden ist, muss jede Ursache für Zwietracht beigelegt werden, damit, solange ein Zündstoff zurückbleibt, es sehr wohl hilft den Zunder für Streitigkeiten aus dem Weg geräumt zu haben, teuerster und allerliebster Vetter Praetextatus. 2. Deshalb wird Deine große Erhabenheit nach der Durchsicht der Bittschrift der Verteidiger der Kirche der Stadt Rom36 oder vielmehr des Bischofs des Heiligen Gesetzes37 Damasus, nach der, wie berichtet wird, nur eine einzige von den Kirchen der katholischen Gottesverehrung für die Hingabe (zu Gott) von den Abweichlern bis jetzt zurückgehalten wird, weil man um die öffentliche Sicherheit fürchten muss, damit nicht von hier wiederum irgendein Aufruhr entsteht, da ja der Eindruck einer Spaltung sehr groß ist, wenn auf diese Weise irgendetwas verschlossen gehalten wird, befehlen, sie (die Basilika) für Damasus zu öffnen, sodass jeder einzelne und alle erfahren, mit welchem Eifer die Einheit gepflegt werden muss, mit welchem Frieden alle leben müssen, da nach einer Wiederherstellung der Kirchen eine überall erlaubte Versammlung Eintracht voll und ganz erwartet.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 7 De expellendis sociis Ursini extra Romam 1. Idem Augusti Praetextato p(raefecto) u(rbi)  Ea nobis est innata moderatio, ut publicam disciplinam sine cuiusquam calamitate munire cupiamus. 2. Itaque quoniam animadversionum occasionibus non favemus, Ursini sociis ac ministris, quos praecelsa sublimitas tua propter quietem urbis aeternae de medio putavit esse tollendos, Roma tantum, cuius tranquillitati studetur, excepta, ubicumque maluerint absque aliqua religionis iniuria, ut peregrinari potius quam exulari videantur, proprio liceat iure versari, Praetextate parens karissime atque amantissime. Neque enim interest nostra, quem habitationis eligant locum, dummodo incentivis dissensionibus ablatis fima sit rursus in plebe concordia. Data pridie Idus Ianuar(ias) Triv(eris) A(ugustis) cons(ulibus)

Collectio Avellana 7

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Collectio Avellana 7 Über die Vertreibung der Gefährten des Ursinus außerhalb Roms 1. Dieselben Augusti an den Stadtpräfekten Praetextatus  Solch ein maßvolles Handeln ist uns angeboren, dass wir die öffentliche Ordnung ohne Unglück für jemanden festigen wollen. 2. Daher, da wir ja nicht Gelegenheiten für Bestrafungen wünschen, soll es den Gefährten und Dienern des Ursinus, die, wie Deine große Erhabenheit wegen des Friedens für die ewige Stadt meinte, beseitigt werden mussten, erlaubt sein sich nach eigenem Recht aufzuhalten – nur Rom ausgenommen, um dessen Frieden man sich bemüht –, wo auch immer sie wollen fern von irgendeinem Nachteil für die Gottesverehrung, sodass sie eher umherzureisen als verbannt zu sein scheinen, teuerster und liebster Vetter Praetextatus. Denn es interessiert uns nicht, welchen Ort sie für ihren Aufenthalt wählen, wenn nur nach Beseitigung anklingender Feindseligkeiten wiederum eine feste Eintracht im Volk herrscht. Ausgehändigt am 12. Januar in Trier während des Konsulats der beiden Augusti

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 8 1. Idem Aug(usti) Olybrio p(raefecto) u(rbi)  Tu quidem, sicut proximis indicasti, enixissimo studio praestare voluisti, ut nulla in urbe Roma possit esse discordia Christianorumque populus profunda in otio securitate gaudere. Sed quantum Aginatii clarissimi viri vicariae praefecturae scripta testata sunt, adhuc aliquantos placata miscere delectat extramuranisque conventibus frequens strepitus excitatur, Olybri parens karissime atque amantissime. 2. Quam ob rem egregia sublimitas tua istius auctoritate praeceptionis et patriae praestet et legi, ut populo dissentientig nulla intra vicesimum lapidem vel religio ad coeundum possit esse vel copia, ut, si cessare non vult, migret, ut iussum est, insana collectio. Ita demum enim tumultibus cunctis procul longeque summotis certa pax plebi in aevum omne tribuetur.

g

dissenentiti Guenther. Bei dieser Verbform handelt es sich um einen Schreibfehler.

Collectio Avellana 8

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Collectio Avellana 8 1. Dieselben Augusti an den Stadtpräfekten Olybrius  Du wolltest jedenfalls, wie Du in dem letzten Brief angezeigt hast, mit aller Entschiedenheit beweisen, dass in der Stadt Rom keine Zwietracht sein und das Volk der Christen sich in Ruhe einer unbegrenzten Sicherheit erfreuen könne. Aber wie die Schriftstücke des hochberühmten Mannes, des Vikars des Präfekten38 Aginatius bezeugen, macht es ziemlich vielen (Leuten) Spaß die beruhigten (Verhältnisse) zu stören und wird bei Zusammenkünften außerhalb der Stadtmauern häufig Aufruhr erzeugt, teuerster und allerliebster Vetter Olybrius. 2. Daher möge Deine herausragende Erhabenheit aufgrund der Autorität dieses Befehls dem Vaterland und dem Gesetz garantieren, dass es für ein streitbares Volk innerhalb des 20. Meilensteins39 entweder keine Gottesverehrung oder keine Möglichkeit für eine Zusammenkunft geben kann, sodass die törichte Ansammlung wegzieht, wenn sie nicht weichen will, wie es befohlen wurde. Denn so wird erst, nachdem alle Unruhen weit weg verbannt worden sind, ein sicherer Frieden dem Volk in alle Ewigkeit zuteil.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 9 1. Idem Aug(usti) ad Aginatium vicarium  Omnem his dissensionibus causam, quae, ut prudentia scripsit, sacratissimam urbem Christianorum populo fluctuante confundunt, auferre cupientes iubemus his litteris, ut ab his, quos iuvat turbulenta seiunctio, nullus intra vicesimum lapidem conventus habeatur, Aginati karissime ac iocundissime. 2. Itaque spectata sinceritas tua admodum salutare praeceptum et quod nullum interpretationibus locum ex aliquo relinquat ambiguo, his animis exequatur, quos paci tranquillitatique reparandae et iudex debet et civis. 3. Habes et urbanae in hoc auxilium praefecturae; nam etiam Olybrium clarissimum atque illustrem virum pari serenitas nostra convenit arbitrio in factiosorum impios coetus, ut termino, qui evidenter est limitatus, excluderet, quo nec in vicino quidem exoreretur id motus, quod in urbe non esset. Et facile praestabitis duo, quod singuli praestare possitis.

Collectio Avellana 9

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Collectio Avellana 9 1. Dieselben Augusti an den Vikar Aginatius  Wir, die wir jeden Grund für diese Feindseligkeiten beseitigen wollen, die, wie Klugheit schrieb, die heiligste Stadt der Christen durch die Unschlüssigkeit des Volkes aufwühlen, befehlen mit diesem Brief, dass von diesen, die ein Unruhe stiftender Zwist erfreut, keine Versammlung innerhalb des 20. Meilensteins abgehalten werden soll, teuerster und liebenswürdigster Aginatius. 2. Deine vortreffliche Aufrichtigkeit soll daher die völlig heilsame Anordnung, die keinen Raum für Deutungen infolge irgendeiner Zweideutigkeit zulässt, mit dieser Energie verfolgen, die ein Richter und Bürger der Wiederherstellung des Friedens und der Ruhe schulden. 3. Du hast hierin die Unterstützung der Stadtpräfektur; denn unsere Durchlaucht richtete auch an den hochberühmten und hervorragenden Mann40 Olybrius die gleiche Entscheidung gegen die gottlosen Versammlungen von Unruhestiftern, sodass er sie aufgrund der Grenze, die eindeutig festgelegt ist, ausschließt, auf dass in der Nachbarschaft jedenfalls keine Unruhe entstehe, die nicht in der Stadt herrsche. Zu zweit werdet Ihr leicht schaffen, was Ihr allein schaffen könnt.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 10 1. Idem Aug(usti) ad Olybrium p(raefectum) u(rbi)  Cum nihil possit esse iocundius vel abundantia vel quiete ac summa felicitas sit, quotiens duo ista iunguntur, procul dubio sublimitas tua perspicit, quam gratae nobis litterae tuae fuerint, cum et eos esse compressos, qui sanctissimam legem tumultu et seditione miscuerant, et annonam communis omnium patriae paulatim in statum pristinum redire coepisse testatae sunt. 2. Sed haec propemodum non stupemus in noto; talem enim te futurum esse praesumpsimus, cum detulerimus tuis meritis praefecturam, qualem statim in administrationis exordiis invenimus. Denique non monemus, ut illustris auctoritas tua eandem efficaciam devotionemque custodiens penitus statum plebis vel reformatione pristinae disciplinae vel necessariorum provisionibus commodorum et modestiae gloria et bonis securitatis accumulet, Olybri parens karissime atque amantissime: Proprio quippe cura ingenio; satis est, ut inceptis posteriora respondeant. 3. Neque ita origines criminum metiaris, ut mansuetudinem nostram de correctionibus singulorum aestimes consulendam, cum omnia, ex quibus aliqua potest esse confusio, sponte praevenias ac sic sollicite verecundeque compescas, ut nobis non tam incitandi necessitas relinquatur quam gratia comprobandi.

Collectio Avellana 10

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Collectio Avellana 10 1. Dieselben Augusti an den Stadtpräfekten Olybrius  Da nichts angenehmer sein kann als Wohlstand und Frieden und das höchste Glück darin besteht, wie diese beiden verbunden sind, erkannte Deine Erhabenheit ohne Zweifel, wie willkommen uns Dein Brief war, weil er bewies, dass diese (Leute) zurückgehalten worden sind, die die Christen durch Tumult und Aufruhr gestört hatten, und dass die Getreideversorgung für das gemeinsame Vaterland aller begann allmählich in den alten Zustand zurückzukehren.41 2. Aber wir sind bei dem, was bekannt geworden ist, beinahe nicht erstaunt; denn wir erwarteten, als wir (Dir) aufgrund Deiner Verdienste die Präfektur übertrugen, dass Du so handeln wirst, wie wir (Dich) sofort am Beginn (Deiner) Verwaltungstätigkeit vorfanden. Überhaupt ermahnen wir (Dich) nicht, dass Deine hervorragende Autorität, indem sie dieselbe Wirksamkeit und Ehrerbietung beibehält, die Lage des Volkes völlig verbessert durch die Wiederherstellung der alten Ordnung oder durch die Vorkehrungen notwendiger Vergünstigungen42 aufgrund des Ruhmes der Bescheidenheit und der Vorteile von Sicherheit, teuerster und liebster Vetter Olybrius: Sorge Dich darum gleichwohl aufgrund (Deiner) eigenen Begabung; es reicht aus, dass zukünftige (Maßnahmen) begonnenen (Maßnahmen) entsprechen. 3. Du sollst die Ursachen für Verbrechen nicht so beurteilen, dass Du meinst, dass unsere Milde bei der Zurechtweisung Einzelner um Rat gefragt werden muss, da Du allem zuvorkommst, aus dem irgendeine Unordnung entstehen kann, und (es) so sorgenvoll und achtunggebietend im Zaume hältst, auf dass uns nicht so sehr die Notwendigkeit anzuspornen als die Freude zu bestätigen übrigbleibt.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 11 1. Idem Aug(usti) ad Ampelium p(raefectum) u(rbi)  Iure mansuetudinis nostrae sensibus vel divinitus datum est vel tranquillitate naturae, ne cum delinquentum facinore legum severitate certemus ac spe emendationis futurae mitiorem esse velimus correctionis iniuriam quam provocat meritum noxiorum, Ampeli parens karissime atque amantissime. 2. Dudum Ursini inquietudine provocati, faventes concordiae populi Christiani, quieti etiam urbis sacratissimae providentes uno interim loco intra Gallias dumtaxat perturbatorem tranquillitatis publicae statueramus iure cohiberi, scilicet ne applicatione morum late dissensionis incommodum spargeretur. Verum naturae nostrae mansuetudine levigati ita memorato abscedendi copiam dedimus, ne ad urbem Romam vel certe suburbicarias regiones pedem introferre aut nequitiae suae contagionem conetur infundere. 3. Id etiam de ceteris erroris eius consortibus, Gaudentio videlicet, Urso, Rufo, Auxanone, Auxanio, Adiecto, et Rufino sancimus, ut, quos nequitiae similitudo complectitur, eos eadem etiam conditio emendationis astringat. Quod si quispiam ex memoratis sacrilega intentione statutum mansuetudinis nostrae transgrediendum putaverit, non iam ut Christianus, sed ut legum ac religionis ratione seclusus severitatem publicae animadversionis agnoscat. 4. De hac autem eadem observantia ad v(irum) c(larissimum) Maximinum vicarium urbis Romae dedisse nos conducibilem iussionem etiam censurae tuae volumus innotescere, quo circa memoratorum personas ab his, qui rei publicae nostrae praesident, proclivior statutis exsecutio deferatur maiorque sit eorum moderatio, qui qualitatem morum suorum atque actuum ad multorum specula senserint pertinere. Et manu imperatoris: Vale Ampeli karissime atque amantissime.

Collectio Avellana 11

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Collectio Avellana 11 1. Dieselben Augusti an den Stadtpräfekten Ampelius  Mit Recht ist den Empfindungen unserer Milde entweder durch göttliche Fügung oder durch die Gelassenheit des Charakters zuteilgeworden,43 dass wir, da wir gegen die Untat von Verbrechern mit der Strenge der Gesetze und in der Hoffnung auf eine zukünftige Besserung angehen, nicht wünschen, dass die Strafe einer Zurechtweisung milder ausfällt, als es die Schuld der Verbrecher erfordert, teuerster und liebster Vetter Ampelius. 2. Wir, die wir vor Kurzem durch den Aufruhr des Ursinus provoziert worden sind, da wir die Eintracht des christlichen Volkes wünschen (und) auch für den Frieden der heiligsten Stadt sorgen, hatten beschlossen, dass nämlich der Störenfried der öffentlichen Ruhe inzwischen an einem einzigen Ort innerhalb Galliens44 mit Recht im Zaum gehalten wird, natürlich damit nicht durch eine Zustimmung zu seinem Verhalten das Unglück der Uneinigkeit sich weit verbreitet. Aber erleichtert durch die Milde unseres Charakters haben wir so dem Erwähnten die Möglichkeit gegeben wegzugehen, auf dass er nicht versucht seinen Fuß in die Stadt Rom oder zumindest in die suburbikarischen Gebiete zu setzen oder (sie) mit seiner Leichtfertigkeit zu infizieren. 3. Wir setzen dies auch für die übrigen Gefährten seiner Verblendung, selbstverständlich für Gaudentius, für Ursus, Rufus, Auxano, Auxanius, Adiectus, und Rufinus,45 fest, damit sie, die eine ähnliche Leichtfertigkeit erfasst, auch dieselbe Voraussetzung für eine Verbesserung bindet. Aber wenn irgendjemand von den Erwähnten meinen sollte, in gottloser Absicht den Beschluss unserer Milde übergehen zu müssen, möge er nicht wie ein Christ, sondern wie einer, der von der Beachtung der Gesetze und Gottesverehrung ausgeschlossen worden ist, die Strenge einer öffentlichen Bestrafung erfahren. 4. Wir wollen auch Deiner Strenge bekannt machen, dass wir darüber mit derselben Ehrerbietung dem hochberühmten Mann Maximinus, dem Vikar der Stadt Rom, einen zweckdienlichen Befehl gegeben haben, damit gegenüber den Personen der erwähnten (Männer) von diesen, die unseren Staat leiten, eine mehr an den Beschlüssen orientierte Verfolgung durchgeführt wird und deren Mäßigung größer ist, die gemerkt haben, dass die Qualität ihres Verhaltens und ihrer Handlungen als Spiegel für viele dient. Und von der Hand des Kaisers: Leb wohl, teuerster und liebster Ampelius.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 12 1. Idem Aug(usti) Maximino vicario urbis Romae  Est istud divinitus institutum mansuetudini nostrae, ut, etiamsi morum emendatio in hominum vita sufficiat, numquam tamen ab indulgendi studio et voluntate cessemus mitioremque esse cupiamus correctionis iniuriam quam provocant merita delinquentum. 2. E quo oritur, Ursino, quem propter quietem populi Christiani et debitam religioni ac legibus disciplinam uno interim loco morari intra Gallias iusseramus, sub ea conditione evagandi arbitrium praeberemus, ne vel ad urbem Romam vel ad regiones suburbicarias audeat commeare. 3. Qui si ingrata pertinacia statutum mansuetudinis nostrae egrediendum putaverit, eundem non iam ut Christianum, quippe quem a communione religionis mentis inquietudo disterminat, sed ut hominem factiosum perturbatoremque publicae tranquillitatis legum et religionis inimicum iuris severitas persequatur, Maximine karissime ac iocundissime. 4. Sinceritas igitur tua iussionis nostrae serie debita veneratione praelata singularum urbium atque regionum, quibus temporarie praeest, primores atque incolas propria scriptione conveniat, quatenus sciant ita memorato egrediendi terminos iure praescriptos una cum inquietudinis suae errorisve consortibus Gaudentio, Urso, Rufo, Auxanone, Auxanio, Adiecto, Leontio nec non Rufino licentiam praebitam, ut ab interdictis locis incessum intellegant abstinendum. Sic enim mansuetudinis nostrae indulgentiam temperamus, ne occasione praestita vicinitate inquietorum ad aliquam forsitan vociferationem religiosi populi studia provocemus.

Collectio Avellana 12

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Collectio Avellana 12 1. Dieselben Augusti an den Vikar der Stadt Rom Maximinus46 Für unsere Milde ist von Gott bestimmt worden, dass, wenn auch eine Verbesserung des Verhaltens im Leben der Menschen ausreicht, wir dennoch niemals von dem Bemühen und dem Willen um Nachsicht abweichen und uns wünschen, dass die Strafe einer Zurechtweisung milder ausfällt, als (es) die Schuld der Verbrecher erfordert.47 2. Daraus folgt, wir Ursinus, dem wir befohlen hatten, dass er sich wegen des Friedens für das Volk der Christen und der der Gottesverehrung und den Gesetzen geschuldeten Unterordnung einstweilen an einem einzigen Ort innerhalb Galliens aufhält, unter der Bedingung die freie Entscheidung sich zu entfernen gewähren, dass er es nicht wagt, in die Stadt Rom oder in die suburbikarischen Gebiete zu gehen. 3. Und wenn er undankbar aufgrund seines Starrsinns meint den Beschluss unserer Milde übergehen zu müssen, möge die Strenge des Rechts ebendiesen nicht mehr wie einen Christen, den ja sein ruheloser Geist von der Gemeinschaft der Gottesverehrung trennt, sondern wie einen boshaften Menschen, einen Störenfried der öffentlichen Ruhe und einen Feind der Gesetze und Gottesverehrung verfolgen, teuerster und liebenswürdigster Maximinus. 4. Daher soll Deine Aufrichtigkeit, nachdem der Text48 unseres Befehls mit der geschuldeten Verehrung vorgetragen worden ist, die Vornehmsten49 und Einwohner der einzelnen Städte und Regionen, denen (Deine Aufrichtigkeit) für eine Zeit vorsteht, aufgrund eines eigenen Schreibens versammeln, da sie wissen sollen, dass so dem Erwähnten mit Recht die Grenzen seiner Ausreise vorgeschrieben sind zusammen mit den Gefährten seines Aufruhrs und seiner Verblendung Gaudentius, Ursus, Rufus, Auxano, Auxanius, Adiectus, Leontius und auch Rufinus (und) dass die Befugnis erteilt worden ist, dass sie einsehen, dass sie sich von den verbotenen Gegenden fernhalten müssen. Denn so steuern wir die Nachsicht unserer Milde richtig, damit wir nicht die Parteinahme eines gottesfürchtigen Volkes provozieren, indem wir durch die Nähe von Unruhestiftern nicht die Gelegenheit vielleicht für einen Aufschrei bieten.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 13 De rebaptizatoribus 1. Gratianus et Valentinianus Aug(usti) Aquilino vicario  Ordinariorum sententias iudicum aut temporum limes aut contumacis pronuntiatio aut habitum coram partibus sancit examen et haec mediocris auctoritas labefactari atque convelli nec a potentioribus nec ab impudentibus pertimescit: nostra praecepta per vestram neglegentiam destituta quae tandem poterit ferre patientia? Quam quidem dum despicitis excitatis, ut longae tolerantiae desperatos sumat accentus et officium metu cogat agnosci. 2. Etiamne vividius est, quod Ursini inussit amentia, quam quod serenitas nostra mitibus persuasit edictis, ut omnes, qui impios coetus profanata religione temptarent, vel ad centesimum urbis miliarium pellerentur, ubi pertinax furor ab obsequentibus destitutus in eius tantum perniciem rueret, qui solus erraret, et ut condemnati iudicio recte sentientium sacerdotum reditum postea vel ad ecclesias, quas contaminaverant, non haberent vel integrationem iudicii frustra nobis impudenti pervicacia precarentur? 3. Repetat laudanda et spectata sinceritas tua, quales ad virum clarissimum Simplicium quondam vicarium litteras clementia nostra transmiserit, et desinat iterationem sperare mandati, quia pigendus mansuetudinis nostrae pudor est instaurare praeceptum. 4. Ursinum quidem Gallia cohercet et, ne motus aliquos inquietos exerceat, cohibet Agrippina secessio; quem tamen ipsum per occursantes obtundentem saepius quam maerentem ad hoc, ut frequentius afficeretur, audivimus. 5. Hisacem remotus Hispaniae angulus titulo damnationis inclusit, non bene capiti consulturum, si quid turbarum vesanus agitauerit. 6. Parmensis episcopus eo perniciosior, quod inclytae urbi magis proximus, et imperitorum multitudinem vicinus exagitat et ecclesiam de qua iudicio sanctorum praesulum deiectus est, inquietat, inanem videlicet gloriam sententiae gravioris exspectans: quem si quid decessor tuus devoti vigoris habuisset, porro ultra ines debuisset extrudere.

Collectio Avellana 13

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Collectio Avellana 13 Über die Wiedertäufer50 1. Die Augusti Gratian und Valentinian an den Vikar Aquilinus51  Die Urteile der ordentlichen Richter legt entweder die Begrenzung der Zeit oder die Aussage eines Übeltäters oder die vor den Parteien durchgeführte Untersuchung fest und diese wohlabgewogene Autorität fürchtet weder von Mächtigeren noch von Unverschämten erschüttert und untergraben zu werden: Wer in aller Welt kann es mit Nachsicht hinnehmen, dass unsere Anweisungen durch Eure Nachlässigkeit nicht beachtet worden sind? Ihr fordert sie (die Nachsicht) jedenfalls heraus, während Ihr sie missachtet, sodass sie die verzweifelten Töne einer langen Geduld vernimmt und durch Furcht erzwingt, dass man sich der Pflicht besinnt. 2. Ist das, was Ursinus’ Wahnsinn entfacht, sogar lebendiger als das, was unsere Durchlaucht in milde gestimmten Edikten bestimmt hat, auf dass alle, weil sie gottlose Zusammenkünfte durch Entweihung der Gottesverehrung ausprobierten, entweder bis zu 100 Meilen von der Stadt (Rom) vertrieben wurden,52 wo die hartnäckige von den Anhängern verlassene Wut nur zum Verderben dessen führte, der allein irrte, und damit die, die durch das Urteil richtig empfindender Bischöfe verurteilt worden waren, später nicht in die Kirchen, die sie besudelt haben, zurückkehren konnten, oder eine Erneuerung des Urteils vergebens von uns mit unverschämter Hartnäckigkeit erbaten? 3. Deine löbliche und vortreffliche Rechtschaffenheit möge auf den Brief zurückgreifen, den unsere Gnade einst dem hochberühmten Mann und Vikar Simplicius53 geschickt hat, und soll nicht auf eine Wiederholung des Auftrages hoffen, weil es das Ehrgefühl unserer Milde verdrießen muss eine Anordnung zu wiederholen. 4. Gallien bändigt jedenfalls Ursinus und davon, dass er keine Unruhen ausübt, hält ihn die Verbannung in Köln zurück;54 dennoch haben wir gehört, dass er selbst durch (Personen), die (ihm) begegneten, (sie) öfter belästigt, als dass er darüber trauert, dass er ziemlich häufig verstoßen wurde. 5. Ein entlegener Winkel Spaniens sperrte Isaac mit dem Rechtstitel der Verbannung ein, der nicht gut für seine Person sorgen würde, wenn er wütend irgendeine Unruhe anzettelt.55 6. Der Bischof von Parma ist umso gefährlicher, weil er der erhabenen Stadt (Rom) sehr nahe ist und als Nachbar die Menge der Unerfahrenen aufwiegelt und die Kirche, aus der er durch das Urteil der heiligen Bischöfe56 hinausgeworfen worden ist, nicht zur Ruhe kommen lässt, da er nämlich den nutzlosen Ruhm eines härteren Urteils erwartet: Ihn hätte, wenn Dein Amtsvorgänger irgendetwas an Gott ergebener Tatkraft besessen hätte, weiter fort über die Grenzen jagen müssen.

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Text und Übersetzung

7. Et Florentius Puteolanus post damnationem, quam recto iudicio convictus accepit ac mansuetudinem nostram inquietare conatus dignum tulit improba offensione responsum: post quintum demumh annum ecclesiam, de qua fuerat extrusus, rursus contaminare conatur, congregationes illicitas facere molitur egentemque consilii multitudinem perditi animi persuasione depravat: nostrorum uidelicet iudicum socordia fretus, qui privatae gratiae imperialia praecepta condonant et religionem, quam nos iure veneramur, quia fortasse ipsi neglegunt, inquietari patienter accipiunt. 8. Claudianus etiam ab his, qui contra divina praecepta initia religionis instaurant, ab his, inquam, quos expelli iusseramus, accitus, quasi parum facinoris aggressus esset, si in Africa perstitisset, Romae sese dicitur intimasse falsusque praeceptor vel expertes adhuc devio profanare mysterio uel iam initiatos ex integro nititur flagitio maiore corrumpere, cum religionis sanctissimae disciplinam non cumulet iteratio sed evertat. Quem nos Claudianum dissimili poena ac meruit persequentes repetere tantummodo patriam hactenus commota severitate praecepimus. Sed residere etiamnunc dicitur imperitosque sollicitans et cassa nomina mercede conquirens perdit animas corporum redemptorum. 9. Hinc illi insectatores sanctissimae sedis non solum dei numine, quod satis erat, sed etiam iudiciorum examine exploratum mentis sanctissimae virum, ut etiam divo patri nostro Valentiniano est comprobatum, turpissimis calumniis episcopum Damasum inquietare non veriti, postquam desperaverunt posse percelli, populum, pro quo ille divinitati obses est, inquietant. 10. Sed hactenus steterit iners dissimulatio iudicantum; nec necesse est admonere, quo possit sanctio contempta procedere; hactenus, inquam, steterit apparitorum supina desidia: posthac nisi omnes, ut nominatim iussionis nostrae summa complectitur, vel quos turbas istiusmodi molientes sancti episcoporum concilii consensus ostenderit, ultra centesimum miliarium ab urbe depuleris atque earum ciuitatum finibus extorres esse praeceperis, quarum plebem uel ecclesias vel per se vel per simile sui vulgus exercent,

h

decimum Guenther. Nach Ambrosius (ep. e. c. 7,4) waren es nur sechs Jahre; daher ist die Korrektur quintum demum einleuchtend; s. dagegen Coşkun 38 f., der Florentius’ Absetzung in das Jahr 374 datiert.

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7. Auch Florentius von Puteoli hat nach der Verurteilung, die er, durch ein gerechtes Urteil überführt, erhalten hat, und, nachdem er unsere Milde zu behelligen versuchte, eine würdige Antwort auf seine boshafte Beleidigung erhalten: Erst nach fünf Jahren versucht er wiederum die Kirche, aus der er fortgejagt worden war, zu besudeln, beabsichtigt unerlaubte Versammlungen zu veranstalten und verführt die Menge, die ohne Plan ist, mit der Überzeugung seiner verlorenen Seele: Indem er leicht ersichtlich auf die Gedankenlosigkeit unserer Richter vertraut, die kaiserliche Anordnungen für eine private Gunstbezeigung aufgeben und geduldig hinnehmen, dass die Gottesverehrung, die wir mit Recht noch hochhalten, weil sie (sie) vielleicht selbst vernachlässigen, nicht zur Ruhe kommt. 8. Sogar Claudianus ist von denen, die gegen die göttlichen Vorschriften die Einführung in die Gottesverehrung erneuern, von denen, wie ich sagte, die auf unseren Befehl vertrieben worden waren, herbeigeholt worden, als ob er zu wenige Verbrechen begangen hätte, wenn er in Africa geblieben wäre, und soll sich in Rom bekannt gemacht und als falscher Lehrer sich eifrig bemüht haben bis jetzt Unbeteiligte mit einem abwegigen Mysterium zu schänden oder bereits Eingeweihte ganz von Anfang an durch eine größere Schandtat zu verderben, da eine Wiederholung die Ordnung der heiligsten Gottesverehrung nicht steigert, sondern zugrunde richtet. Wir haben angeordnet, dass Claudianus, den wir mit einer Strafe, die nicht dem entspricht, was er verdient hat, verfolgen, nur in seine Heimat zurückkehrt, indem insoweit Strenge angewendet würde. Aber er soll auch jetzt anwesend sein und Unerfahrene aufwiegeln, und er verdirbt, indem er gegen Honorar unnütze Titel erwirbt, die Seelen der erlösten Körper. 9. Daher belästigen jene Gegner des heiligsten Stuhles das Volk, für das er (Damasus) ein Garant für die göttliche Weisheit ist, nachdem sie sich nicht scheuten nicht nur durch den Willen Gottes, was genug wäre, sondern auch durch die Überprüfung der Gerichtsurteile einen ausgemachten Mann von heiligster Gesinnung, wie es auch von unserem göttlichen Vater Valentinian bestätigt worden ist,57 den Bischof Damasus mit den übelsten Verleumdungen zu belästigen, nachdem sie die Hoffnung aufgegeben hatten, dass (er) zugrunde gerichtet werden kann. 10. Aber bis jetzt mag die ungeschickte Ignoranz der Richter Bestand gehabt haben; und es ist nicht notwendig daran zu erinnern, wohin die Missachtung einer Verordnung führen kann; bis jetzt, wie ich sagte, mag die lässige Untätigkeit der Amtsdiener58 Bestand gehabt haben; wenn Du künftig nicht alle, wie sie namentlich der Hauptgegenstand unserer Verordnung umfasst, oder die, die das heilige Konzil der Bischöfe, weil sie Unruhen dieser Art anstreben, einstimmig anzeigte, mehr als 100 Meilen von der Stadt (Rom) entfernst und anordnest, dass sie als aus den Gebieten dieser Städte Vertriebene gelten, deren Volk oder Kirchen sie entweder durch sich oder einen ihnen ähnlichen Pöbel heimsuchen, wird Dir außer der Einbuße

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Text und Übersetzung

praeter aestimationis iniuriam, cuius apud bonos iactura non levis est, piaculum neglectae sanctionis incurres. 11. Volumus autem, ut, quicumque iudicio Damasi, quod ille cum concilio quinque uel septem habuerit episcoporum, vel eorum qui catholici sint iudicio atque concilio condemnatus erit, si iniuste voluerit ecclesiam retentare uel evocatus ad sacerdotale iudicium per contumaciam non esse, seu ab illustribus viris praefectis praetorio Galliae atque Italiae auctoritate adhibita ad episcopale iudicium remittatur sive a proconsulibus vel vicariis ad urbem Romam sub prosecutione perveniat, 12. aut si in longinquioribus partibus alicuius ferocitas talis emerserit, omnis eius causae dictio ad metropolitani in eadem prouincia episcopi deducatur examen, vel, si ipse metropolitanus est, Romam necessario vel ad eos, quos Romanus episcopus iudices dederit, sine relatione contendat, ita tamen ut, quicumque deiecti sunt, ab eius tantum urbis finibus segregentur, in quibus fuerint sacerdotes. Mitius enim graviter meritos cohercemus et sacrilegam pertinaciam lenius quam merentur ulciscimur. 13. Quod si vel metropolitani episcopi vel cuiuscumque alterius sacerdotis iniquitas suspectatur aut gratia, ad Romanum episcopum vel ad concilium quindecim finitimorum episcoporum arcessito liceat prouocare, modo ne post examen habitum, quod definitum fuerit, integretur. 14. Iam vero illud, quod in negotiis quoque rerum minorum et in levibus causae dictionibus animis nostris iustitia naturalis inseruit, multo diligentius in causis iustissimis volumus convalescere, ne facile sit cuicumque perdito notabili pravitate morum aut infami calumnia notato personam criminatoris assumere aut testimonii dictionem in accusationem episcopi profiteri.

Collectio Avellana 13

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an Wertschätzung, deren Verlust bei achtbaren Bürger nicht unerheblich ist, eine Strafe für die Missachtung der Verordnung zuteilwerden. 11. Wir59 wollen aber, dass, wer auch immer durch das Urteil des Damasus, das er mit dem Konzil von fünf oder sieben Bischöfen gefällt hat,60 oder durch das Urteil und Konzil derer, die katholisch sind, verurteilt wird, wenn er unrechtmäßig seine Kirche behalten will oder zu einem Bischofsgericht vorgeladen wegen seiner Unbeugsamkeit nicht anwesend ist, sei es von den hervoragenden Prätorianerpräfekten für Gallien und Italien61 sei es von den Prokonsuln62 oder Vikaren herbeigeholt unter Anwendung von Gewalt dem Bischofsgericht wird63 (und) zur Stadt Rom unter Begleitung kommen möge, 12. oder wenn in weiter entfernten Reichsteilen ein solch unbändiges Gebaren von irgendjemandem auftaucht, möge die gesamte Untersuchung dieses Falls auf den Metropolitanbischof in derselben Provinz übergehen, oder, wenn es selbst den Metropoliten betrifft, notwendigerweise nach Rom oder zu denen, die der Bischof von Rom als Richter eingesetzt hat, ohne Bericht64 übergehen, sodass dennoch, wer auch immer vertrieben worden ist, nur von dem Gebiet dieser Stadt getrennt wird, in dem er Bischof war. Recht milde züchtigen wir die, die eine schwere Schuld auf sich geladen haben, und eine gottlose Rechthaberei ahnden wir sanfter, als sie es verdienen. 13. Wenn nun ein Metropolit oder irgendein anderer Bischof der Ungerechtigkeit oder Begünstigung verdächtigt wird, soll es dem Beklagten erlaubt sein an den Bischof von Rom oder an ein Konzil von fünfzehn Bischöfen aus der Nachbarschaft zu appellieren, nur unter der Voraussetzung, dass nach der Durchführung der Untersuchung nicht erneut vorgebracht wird, was festgestellt worden ist. 14. Aber außerdem wollen wir das, was auch in den Verhandlungen geringerer Angelegenheiten und in unbedeutenden Untersuchungen eines Falls unserem Sinn eine natürliche Gerechtigkeit verliehen hat, umso sorgfältiger in äußerst gerechten Prozessen Geltung verschaffen, damit es nicht jedem, der aufgrund seines bemerkenswert schlechten Charakters verloren ist oder der sich durch eine schimpfliche Verleumdung auszeichnet, leicht fällt die Rolle des Anklägers anzunehmen oder das Zeugnisrecht in eine Anklage gegen den Bischof umzuwandeln.

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Text und Übersetzung

De his, quae inter Bonifatium et Eulalium gesta sunt, quando utrique post mortem papae Zosimi episcopatum Romanae urbis contentionis ambitu persuaserunt. Collectio Avellana 14 Exemplum relationis Symmachi praef(ecti) urb(i) ad Honorium principem Ravennae constitutum 1. Quaecumque in urbe geruntur, me tacere non convenit pro debito famulatu, quem maiestati vestrae semper exhibeo. 2. Cum diu episcopus Zosimus gravi incommodo laboraret usque adeo, ut frequenter mortuus iactaretur, accidit, ut secundo die post ingressum meum vita decederet. 3. Statim, ut convenerat, populum alloquendo commonui, ut cum quiete clericorum tractatu omnia finirentur nec se rebus disponendis misceret turbatio popularis, siquidem certum esset in eligendo episcopo dei omnipotentis expectandum esse iudicium, domini imperatores Honori et Theodosi pii felices inclyti victores semper Augusti. Admonui etiam corporatos, officio quoque interminatus sum ac maiores deterrui regionum, ne quis quietem urbis vestrae perturbare temptaret. 4. Quod quidem ita custoditum est, ut sine strepitu omnia finirentur. Verum cum vir sanctus Eulalius ad ecclesiam Lateranensem de exequiis prioris episcopi a populo et a clericis fuisset adductus, ibi per biduum cum maxima multitudine et cum pluribus sacerdotibus remoratus est, ut expectaretur dies consuetus, quo possit sollemniter ordinari. 5. Cum haec ita essent, subito aliquanti presbyteri cum Bonifatio eius­ dem ordinis ad Theodorae ecclesiam collecto populo properarunt ibique habito tractatu ipsum ordinare episcopum velle coeperunt. 6. Quod ubi comperi, omnes, qui pariter erant, ad me ut venirent presbyteros depoposci ac residens cum viro clarissimo tribuno Sereniano eos admonui, ne quid temere fieri paterentur aut contra sacrae legis ordinem venirent aut contra consuetudinis rationem. Sed tanta pertinacia restiterunt, ut id quod minati sunt facere minime dubitarent. Nam etiam presbyterum Bonifatium in ecclesia Marcelli ordinandum esse duxerunt atque cum eo ad sancti apostoli Petri basilicam processerunt.

Collectio Avellana 13

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Über das, was sich zwischen Bonifatius und Eulalius zutrug, als beide nach dem Tod des Papstes Zosimus das Bischofsamt der Stadt Rom mit ihrer Streitsucht erfüllten.65 Collectio Avellana 14 Die in Ravenna erstellte Abschrift des Berichts des Stadtpräfekten Symmachus66 an den Fürsten Honorius 1. Alles, was sich in der Stadt Rom ereignet, zwingt mich nicht zu schweigen angesichts der geschuldeten Ergebenheit,67 die ich immer Eurer Majestät erweise. 2. Als der Bischof Zosimus lange an einem schweren Gebrechen stets so sehr litt, dass er häufig für tot gehalten wurde, geschah es, dass er am folgenden Tag nach meinem Einzug aus dem Leben schied .68 3. Ich habe sofort, wie man vereinbart hatte, das Volk durch eine Ansprache ermahnt,69 auf dass in Ruhe durch eine Predigt der Kleriker alles zu Ende gebracht und durch eine Ordnung der Angelegenheit kein Volksaufstand entstehen würde, wenn nämlich sicher ist, dass bei der Wahl des Bischofs das Urteil des allmächtigen Gottes zu erwarten ist, Herren Kaiser Honorius und Theodosius,70 fromme, glückliche, erhabene, siegreiche, immerwährende Augusti. Ich ermahnte ebenfalls die Vereinsmitglieder, auch drohte ich mit meinem Amt und hielt die Vorsteher der Regionen davon ab,71 dass irgendjemand versuchte den Frieden Eurer Stadt zu stören. 4. Das ist jedenfalls beachtet worden, sodass alles ohne Lärm beendet wurde. Aber nachdem der heilige Mann Eulalius noch während der Beerdigung des früheren Bischofs zu der Laterankirche von dem Volk und den Klerikern geführt worden war,72 hielt er sich dort zwei Tage lang mit einer sehr großen Menge und mehreren Priestern73 auf, um wie gewöhnlich den Tag abzuwarten, an dem er feierlich zum Bischof geweiht werden kann. 5. Als sich das so zutrug, eilten plötzlich ziemlich viele Priester mit Bonifatius, (einem Mitglied) desselben Standes,74 zur Kirche der Theodora, nachdem sie das Volk versammelt hatten, und fingen an, dort nach dem Abhalten einer Predigt ihn selbst zum Bischof weihen zu wollen.75 6. Sobald ich (das) erfuhr, forderte ich alle Priester, die zur gleichen Zeit anwesend waren, auf zu mir zu kommen und, indem ich mit dem hochberühmten Mann und Tribunen Serenianus76 Hof hielt, ermahnte ich sie, dass sie nicht duldeten, dass irgendetwas unüberlegt geschehe, oder sie gegen die Ordnung des Christentums oder die gewohnte Verfahrensweise zusammenkämen. Aber sie leisteten mit so großem Starrsinn Widerstand, dass sie keineswegs zögerten, das, was sie androhten, zu machen. Denn sie meinten, dass auch der Priester Bonifatius in der Kirche des Marcellus geweiht werden müsse, und zogen mit ihm zur Basilika des heiligen Apostels Petrus.77

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Text und Übersetzung

7. Et quoniam pietatis vestrae est de hac parte ferre iudicium, statim pro competenti sollicitudine vestram maiestatem credidi consulendam, ut, quid de hac parte pietas vestra decernat, praecepto vestri numinis evidenter informer. Diu enim, quae contra reverentiam venerandae legis facta sunt temeritate paucorum, differri non convenit, ne tarditate firmentur, quae oportet inter exordia resecari. 8. Gesta acclamationum populi, quae singulis diebus habita sunt, relationi meae subieci; quicquid postea gestum fuerit, non tacebo. Data IIII. Kal(endas) Ianuarias

Collectio Avellana 13

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7. Und da es ja die Aufgabe Eurer Frömmigkeit ist, über diese Partei ein Urteil zu sprechen, glaubte ich sofort Eure Majestät mit gebührender Sorgfalt um Rat fragen zu müssen, damit ich durch einen Befehl Eurer Gottheit darüber informiert werde, was Eure Frömmigkeit über diese Partei entscheidet. Denn es geziemt sich nicht, dass lange aufgeschoben wird, was gegen die Achtung vor einem verehrungswürdigen Gesetz durch die Unbesonnenheit weniger geschieht, damit nicht das durch eine Verzögerung bestätigt wird, dem am Anfang Einhalt geboten werden muss. 8. Die Unterlagen über die Akklamationen des Volkes, die an einzelnen Tagen erstellt worden sind, habe ich meinem Bericht beigefügt;78 alles, was später geschehen wird, werde ich nicht verschweigen. Ausgehändigt am 29. Dezember

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 15 Exemplum sacrarum litterarum 1. Gestis omnibus recensitis laudanda sublimitatis tuae relatione perclaruit in ordinatione venerabilis sacerdotii quietem veterem paucorum insolentiam attemptare voluisse. Nam cum post abscessum venerabilis viri Zosimi circa meritum Eulalii ordine subrogandi communi iudicio concinens multitudo sonuisset ac plena erga se omnia, quae regula catholicae posceret disciplinae, successoris confirmatio custodiret, vehementer miramur aliquos extitisse, qui sollemnitate contempta circa ordinationem alterius festinarent. 2. In quorum castigandum factum mansuetudinem nostrum rite oporteret insurgere, nisi hoc tamen genere decerneremus eos ad veniam pertinere, quod lapsum cito proprium contuentes ad deprecandi suffragium sunt relapsi, ignosci sibi super id, quod vim perpessi conquesti sunt, postulantes. 3. Convenire ergo votum et studium nostrum circa Eulalium sacrae legis antistitem sublimitas tua clementiae nostrae auctoritate praesenti cognoscat, cui competens numerus ordinantum, legitimi sollemnitas temporis locique qualitas recte venerandi nominis apicem contulerunt. Cum autem Bonifatio constet omnia defuisse, superflue expectatam sententiam nostram esse censemus, cum factum suum episcopum, qui praesumpserant, ammotis damnasse precibus videantur. 4. Absoluta itaque decernimus iussione extraordinaria praesumptione summota Bonifatium interdicta confestim urbe prohiberi: Erit verecundiae eius, ut morem gerens caelestibus constitutis sponte discedat; pertinacius resistentem invitum praecipimus expelli. 5. Plebeiae sane seditionis auctores sum sociis suis sublimitas tua, Symmache parens karissime atque amantissime, statuet attineri atque in eos congrue vindicari, ut res temere praesumpta non transeat impunita. In qua re Afrodisium v(irum) c(larissimum) tribunum et notarium dirigi a nostra mansuetudine placuit, ut praesente eo, quae statuimus, celerius impleantur, quatenus quies populi nulla perturbatione vexetur et pacata eum veneretur

Collectio Avellana 15

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Collectio Avellana 15 Abschrift des kaiserlichen79 Briefes 1. Nach der Durchsicht aller Unterlagen ist durch den lobenswerten Bericht Deiner Erhabenheit sehr deutlich geworden, dass bei der Weihe des ehrwürdigen Bischofsamtes die Unverschämtheit Weniger den alten Frieden auf die Probe stellen wollte. Denn wir, als nach dem Fortgang des ehrwürdigen Mannes Zosimus die Menge betreffs des Verdienstes des Eulalius nach der Wahlordnung durch ein gemeinsames Urteil Übereinstimmung angezeigt hatte und die Bestätigung des Nachfolgers vollständig für sich alles beachtete, was der Grundsatz der katholischen Lehre80 forderte, wundern uns gar sehr, dass manche auftraten, die unter Missachtung des gewohnten Verfahrens eilig für die Weihe eines Anderen eintraten. 2. Unsere Milde müsste mit Recht gegen deren tadelnswerte Tat vorgehen, wenn wir nicht dennoch in diesem Fall entscheiden würden, dass sie Gnade erlangen, weil sie, da sie ihres eigenen Fehltritts schnell gewahr wurden, auf ihr Recht um Gnade zu bitten zurückgriffen, indem sie verlangten, dass ihnen deswegen verziehen werde, weil sie sich beklagten, da sie Gewalt standhaft erduldet hatten. 3. Deine Erhabenheit möge durch das vorliegende Schreiben81 unserer Milde erfahren, dass also unser Wunsch und Bemühen bezüglich Eulalius als Bischof des Christentums übereinstimmen, dem die ausreichende Anzahl an Weihenden, das gewohnte Verfahren des rechtmäßigen Zeitpunktes und Ortes und die Richtigkeit82 eines vorschriftsmäßig zu verehrenden Titels83 zur höchsten Würde verhalfen. Da aber feststeht, dass alles auf Bonifatius nicht zutrifft, meinen wir, dass auf unser Urteil überflüssigerweise gewartet worden ist, weil sie, die (es) erwartet hatten, ihren erwählten Bischof mit Hilfe von Gebeten verurteilt zu haben scheinen. 4. Ohne Einschränkung ordnen wir daher durch einen Befehl an, dass Bonifatius nach der Aufhebung und dem Verbot seiner außerordentlichen Dreistigkeit sofort von der Stadt ferngehalten wird: Es wird ein Zeichen von Ehrfurcht sein, dass er, indem er den himmlischen Geboten gehorcht, freiwillig geht; wir befehlen, dass er, wenn er ziemlich hartnäckig Widerstand leistet, gegen seinen Willen vertrieben wird. 5. Deine Erhabenheit, teuerster und liebster Vetter Symmachus, wird festlegen, dass in der Tat die Urheber des Aufruhrs im Volk mit ihren Gefährten festgehalten und sie angemessen bestraft werden, sodass eine blindlings unternommene Angelegenheit nicht straflos durchgeht. In dieser Angelegenheit haben wir beschlossen, dass der hochberühmte Mann, Tribun und Notar Afrodisius84 von unserer Milde geschickt wird, auf dass in seiner Gegenwart das, was wir beschlossen haben, schneller ausgeführt wird, auf dass der Frieden des Volkes durch keine Unruhe heimgesucht wird und eine

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Text und Übersetzung

universitas, quem secundum veterem consuetudinem observata sacrae legis mysteria susceperunt. Data III. Non(as) Ian(uarias) Ravennae

Collectio Avellana 15

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befriedete Gemeinde ihn respektiert, den gemäß einer alten Gewohnheit die verehrten Mysterien des Christentums anerkennen. Ausgehändigt am 3. Januar in Ravenna

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 16 Exemplum relationis Symmachi p(raefecti) u(rbi) ad principem 1. Ubi primum sacer sermo pietatis vestrae expectationem populi celeritate praevenit, omne, quod sibi diversitas voluntatum usurpaverat de episcoporum electione, summovit ac divina provisione inter initia resecavit, quod tarditate imperitae multitudinis crescentibus studiis difficilius potuisset auferri, domini imperatores. 2. Ob quam rem statim debito famulatu implere, quae fuerant imperata, properavi et, quod felicitati clementiae vestrae ascribendum est, res novi exempli et maximae contentionis magnique certaminis ut sine commotione populi coepta fuerat, ita salva clementia vestra cum totius multitudinis quiete finita est. 3. Nam cum eo tempore ad me sacra perlata esset auctoritas, quo sancti diei erat celebranda sollemnitas, statim, ut oportebat, misso primiscrinio Bonifatium, ut ad me veniret, admonui, quod praeceptum fuerat, agniturus ac se a processione, quam sibi inhibitam didicerat, abstineret. Qui conventione contempta processit atque eum, quem direxeram, dedit populo verberandum. 4. Quod ubi nuntiatum est, habito cum v(iro) c(larissimo) tribuno Sereniano tractatu ad sanctum apostolum Paulum, quo convenerat, et sacrae i exemplaria pro cautela direxi, ne quid † iniuriam publicam de praeceptis immissa multitudo temptaret, et partem offici pariter destinavi. 5. Sed neutrum fieri passus cum ad urbem vellet cum populo remeare, statim ad portas tam contubernales quam apparitores occurrerunt, qui eum, ut statutum fuerat, urbem vestram ingredi prohiberent. Verum ipsos quoque contemnendos credidit atque violenter ingressus a certa urbis parte pluribus occurrentibus est repulsus nec permissus, quod cogitabat, implere. Quod ubi turba, quae comitabatur, aspexit, sine aliquo tumultu dispersa est.

i

Diese Ergänzung fehlt bei Guenther.

Collectio Avellana 16

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Collectio Avellana 16 Abschrift des Berichts des Stadtpräfekten Symmachus an den Fürsten 1. Sobald die kaiserliche Rede Eurer Frömmigkeit der Erwartung des Volkes85 durch ihre Schnelligkeit zuvorkam, verdrängte sie alles, was die verschiedenen Absichten für sich hinsichtlich der Wahl der Bischöfe beansprucht hatten, und beseitigte anfangs durch göttliche Vorsehung, was bei einer langsamen Vorgehensweise angesichts der zunehmenden Bemühungen der unkundigen Menge schwieriger hätte beseitigt werden können, Herren Kaiser. 2. Deshalb habe ich mich beeilt, sofort mit der geschuldeten Ergebenheit zu erfüllen, was befohlen worden war, und ist, was dem glücklichen Erfolg Eurer Gnade zugeschrieben werden muss, die Angelegenheit eines neuen Präzedenzfalls und auch eines sehr großen Streites und eines großen Kampfes so, wie sie ohne Aufregung des Volkes angefangen worden war, wohlbehalten durch Eure Gnade mit einem Frieden für das gesamte Volk beendet worden. 3. Denn nachdem in dieser Zeit, in der die Festlichkeit des heiligen Tages86 feierlich begangen werden musste, der kaiserliche Beschluss mir überbracht worden ist, ermahnte ich sofort, wie es sich gehört, Bonifatius durch die Entsendung meines Büroleiters, dass er zu mir komme, um zu bestätigen, was befohlen worden war, und dass er sich von der Prozession fernhalte, von der er erfahren hatte, dass sie sich gegen ihn richtete. Unter Missachtung der Vereinbarung ging er voran und übergab ihn,87 den ich geschickt hatte, dem Volk zur Züchtigung. 4. Sobald das gemeldet worden ist, habe ich, nachdem eine Besprechung mit dem hochberühmten Mann (und) Tribunen Serenianus88 abgehalten worden war bei dem heiligen Apostel Paulus,89 wohin man zusammengekommen war, Abschriften des heiligen (Beschlusses)90 sicherheitshalber geschickt, damit nicht91 die aufgehetzte Menge ein öffentliches Unrecht wegen der Befehle unternahm, und beauftragte zugleich einen Teil des Büros. 5. Aber während ich nicht zuließ, dass keines von beiden geschah, eilten, als er (Bonifatius) mit dem Volk zur Stadt zurückkehren wollte, sofort Gefährten wie Amtsdiener zu den Toren, die ihn, wie es beschlossen worden war, daran hinderten Eure Stadt zu betreten. Er aber glaubte, dass auch sie selbst nicht beachtet werden müssten, und, als er gewaltsam von einem bestimmten Teil der Stadt eintrat, ist er, weil mehrere herbeieilten, vertrieben und (ihm) nicht erlaubt worden durchzuführen, was er beabsichtigte. Sobald das die Menschenmenge, die (ihn) begleitete, einsah, zerstreute sie sich ohne irgendeinen Tumult.

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Text und Übersetzung

6. Ipse vero extra murum deductus non longe ab urbe remoratur. Qui ne occulte per noctem ingressus urbem ad ecclesiam convolaret et rursus populi studia commoveret, communi tractatu pro competenti sollicitudine contubernales et apparitores quattuor illic sine iniuria eius observare disposui: Expectans, quid pietas vestra decernat, ut quies possit, quae hactenus servata est, perdurare. 7. Circa partem vero Eulalii episcopi venerabilis viri, qui eo die paene cum omni multitudine ad sancti apostoli Petri basilicam sollemnia celebrabat, ubi primum pietatis vestrae praecepta sunt publicata, fuit totius laetitia civitatis. 8. Unde ea, quae populus Romanus publico gaudio diversis acclamationibus agens gratias maiestati vestrae credidit publicanda, relationi meae universa subieci, ut agnosceret pietas vestra, et quanta quiete vobis propitiis correcta sint, quae male fuerant admissa temeritate paucorum, et quanta gratia suscepta sint, quae clementia vestra divino iudicio et pro venerandae religionis reverentia decernenda credidit et pro quiete Romani populi in perpetuum servanda constituit. Data VI. Id(us) Ianuarias

Collectio Avellana 16

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6. Ich selbst aber, der ich mich außerhalb der Mauer begeben hatte, hielt mich nicht weit von der Stadt entfernt auf. Damit er nicht heimlich in der Nacht die Stadt betrat und zu einer Kirche eilte und wiederum den Eifer des Volkes anstachelte, ordnete ich im Hinblick auf eine angemessene Besorgnis in einer gemeinsamen Besprechung an, dass die Gefährten und vier Amtsdiener92 dort ohne Nachteil für ihn Wache hielten: in Erwartung der Entscheidung Eurer Frömmigkeit, damit der Frieden, der bis zu diesem Zeitpunkt bewahrt worden ist, fortdauern kann. 7. Aber bezüglich der Partei des Bischofs (und) verehrungswürdigen Mannes Eulalius, der an diesem Tag fast mit der gesamten Menge in der Basilika des heiligen Apostels Petrus Feierlichkeiten beging, war, sobald die Befehle Eurer Frömmigkeit veröffentlicht wurden, Freude in der ganzen Stadt. 8. Daher habe ich das, was das Volk Roms, das in seiner öffentlichen Freude durch verschiedene Akklamationen Eurer Majestät Dank sagte, glaubte öffentlich bekannt machen zu müssen, gänzlich meinem Bericht beigefügt, damit Eure Frömmigkeit wahrnimmt, mit wie viel Frieden durch die Euch gnädig Gesinnten verbessert worden ist, was schlecht ausfiel, indem die Unbesonnenheit Weniger erlaubt worden war, und mit wie viel Dank angenommen worden ist, was Eure Gnade durch göttliches Urteil und hinsichtlich der Ehrfurcht vor der verehrungswürdigen Gottesverehrung glaubte entscheiden zu müssen und beschloss um auf ewig den Frieden für das Volk Roms zu wahren. Ausgehändigt am 8. Januar

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 17 Exemplum precum presbyterorum pro Bonifatio 1. Petimus clementiam vestram, piissimi et clementissimi imperatores Honori et Theodosi semper Augusti. 2. Post abscessum sancti Zosimi papae ecclesiae catholicae urbis Romae, ut fieri mos volebat atque ipsa religionis disciplina dictabat, plures in unum convenimus sacerdotes, ut de constituendo successore communi iudicio tractaremus. Sed quoniam Lateranensem ecclesiam obstrusis paene omnibus ingressibus archidiaconus Eulalius contemptis impie summi sacerdotis exsequiis diaconibus et paucissimis presbyteris ac multitudine turbatae plebis obsederat, altero die ad eandem ecclesiam, ubi prius ab omnibus fuerat constitutum, habita omnium collatione properavimus ibique participato cum Christiana plebe consilio, quem deus iussit, elegimus. 3. Nam venerabilem virum Bonifatium, veterem presbyterum in lege doctissimum ac bonis moribus comprobatum et, quod eum magis ornabat, invitum, acclamatione totius populi et consensu meliorum civitatis ascivimus: Divinae institutionis ordine consecratum; nam subscribentibus plus minus septuaginta presbyteris, astantibus novem diversarum provinciarum episcopis benedictionem competenti tempore constat fuisse celebratam ac post omnia, quae sollemnitas exigebat, impleta sunt. 4. Sed cum supra dictus Eulalius, qui ante per tres consacerdotes nostros fuerat ex multorum auctoritate conventus, ne quid sibi temere praeter conscientiam cleri maioris assumeret, circumventis paucissimis presbyteris, male acceptis his ac diversae custodiae mancipatis, qui ad prohibendum cum litteris venerant, exhibito etiam cum aliis Ostiensi episcopo, quem prope mortuum constat accitum (nam tractum esse nolentem senis aegritudo testator), in locum sibi non debitum incustodito religionis ordine per ambitum proruisset: Coepit factum suum per homines disciplinae inscios ac religionis ignaros indecenter tueri, aestimans humanis perturbationibus se confundere sententiam posse divinam.

Collectio Avellana 17

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Collectio Avellana 17 Abschrift der Bittschrift93 der Priester für Bonifatius 1. Wir haben eine Bitte an Eure Gnade, frommste und gnädigste Kaiser Honorius und Theodosius, immerwährende Augusti. 2. Nach dem Fortgang des heiligen Zosimus, des Papstes der katholischen Kirche der Stadt Rom, kamen wir Priester, wie es das Herkommen wollte, dass es geschehe, und selbst die Lehre der Gottesverehrung vorschreibt, zu mehreren an einem Ort zusammen, damit wir uns über die Bestellung eines Nachfolgers mit einer gemeinsamen Entscheidung besprechen.94 Aber da ja der Archidiakon Eulalius die Laterankirche, nachdem fast alle Eingänge versperrt worden waren (und) er die Beerdigung des obersten Bischofs gottlos missachtete,95 mit den Diakonen, sehr wenigen Priestern und einer aufgebrachten Volksmenge besetzt hatte, eilten wir am folgenden Tag96 zu derselben Kirche,97 wo es vorher von allen festgesetzt worden war, nach Abhaltung einer Versammlung aller und wählten dort unter Einholung des Rates des christlichen Volkes ihn aus, den Gott befohlen hat. 3. Denn wir haben den verehrungswürdigen Mann Bonifatius, einen alten Priester, im Recht sehr geschult und durch seine guten Sitten anerkannt98 und, was ihn mehr auszeichnet, gegen seinen Willen durch Akklamation des ganzen Volkes und mit Zustimmung der Vornehmen der Stadt99 anerkannt: (ihn), der nach der Ordnung der göttlichen Anweisung geweiht worden ist; denn es ist bekannt, dass, während mehr oder weniger 70 Priester unterschrieben (und) neun Bischöfe aus verschiedenen Provinzen100 helfend zur Seite standen, die Weihe zu einem passenden Zeitpunkt feierlich begangen und danach alles, was die Feierlichkeit erforderte, erfüllt worden ist. 4. Als aber der oben erwähnte Eulalius, der vorher durch drei unserer Mitpriester auf Geheiß vieler angegangen worden war, auf dass er für sich nicht blindlings ohne das Wissen des höheren Klerus etwas anmaße, nachdem er sehr wenige Priester getäuscht hatte, diese, die (zu ihm) mit einem Brief gekommen waren um ihn abzuhalten, schlecht aufgenommen und verschiedenen Wachtposten übergeben hatte (und) sogar zusammen mit Anderen den Bischof von Ostia herbeigeschafft hatte,101 der bekanntlich fast tot herbeigeholt wurde (denn die Krankheit des Greises bezeugt, dass er gegen seinen Willen herangeschleppt wurde), sich auf die ihm nicht zustehende Position ohne Beachtung der Ordnung der Gottesverehrung aus (übertriebenem) Ehrgeiz gestürzt hatte: fing er an, seine Tat durch Menschen, die die Lehre nicht kannten und von der Gottesverehrung nichts wussten, ohne Anstand zu verteidigen, weil er glaubte durch (von Menschen verursachte) Unruhen das göttliche Urteil unkenntlich machen zu können.

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Text und Übersetzung

5. Et quoniam clementiam vestram constat falsidica relatione deceptam, ut nescio quid in iniuriam divini iudicii sanciretis (nam divinum est, quicquid tantorum confirmat electio), petimus pietatem vestram, ut removeri priora constituta iubeatis atque Eulalium, qui in locum subrepsit alienum, ad comitatum perennitatis vestrae cum auctoribus suis debere deduci. Nos enim profitemur sanctum papam Bonifatium nostris consacerdotibus adfuturum. Relictis enim singulis per titulos presbyteris omnes aderunt, qui voluntatem suam, hoc est dei iudicium, proloquantur. 6. Iubeat etiam vestra clementia omnes adesse, quos causa constringit, eici etiam civitate nolentes, qui se non patiuntur adduci. Invenietis, cum coeperit agitari interna discussio, quod non solum divinis legibus horreat verum etiam displicere possit humanis, quo hoc consecuti agamus aeterno imperio vestro maximas atque uberes gratias

Collectio Avellana 17

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5. Und da ja bekanntlich Eure Gnaden durch einen Bericht voller Lügen getäuscht worden ist, bitten wir Eure Frömmigkeit, damit Ihr nicht irgendetwas zum Nachteil des göttlichen Urteils festlegt (denn alles, was die von so vielen (durchgeführte) Wahl bestätigt, ist göttlich), dass Ihr befehlt, dass die früheren Beschlüsse aufgehoben werden und dass Eulalius, der sich eine ihm nicht zustehende Position erschlichen hat, an den Hof Eurer Ewigkeit mit seinen Unterstützern überführt werden muss. Denn wir sichern freiwillig zu, dass der heilige Papst102 Bonifatius unseren Mitpriestern anwesend sein wird. Denn, indem einzelne Priester in den Titelkirchen103 zurückgelassen werden, werden alle anwesend sein, die ihren Entschluss, d. h. das Urteil Gottes, darlegen.104 6. Eure Gnade möge auch befehlen, dass alle anwesend sind, die die Sache betrifft, (und) die, die sich weigern und nicht akzeptieren, dass sie herbeigeholt werden, aus der Stadt vertrieben werden. Ihr werdet, sobald die interne Untersuchung anfängt sich in Gang zu setzen, herausfinden, was nicht nur im Widerspruch zu den Gesetzen Gottes steht, sondern auch (den Gesetzen) der Menschen missfallen kann, wodurch wir, indem wir das erreichen, Eurer ewigen Herrschaft sehr großen und reichlichen Dank sagen.

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Text und Übersetzung

Ad petitionem presbyterorum huiusmodi sacrum rescriptum imperator p(raefecto) u(rbi) Symmacho destinavit: Collectio Avellana 18 1. Post relationem sublimitatis tuae delatam mansuetudinis nostrae auribus presbyterorum allegatio causam nobis non supervacuae deliberationis iniecit: Ideo decet ambiguitate seposita fidem rerum comminus experiri quamque partem praetermissus gestae rei ordo arguat, quam servatus adiuvet, multis coram censentibus approbari, ut utriusque facti simul qualitate perpensa et circa unam rite definita consistat et circa aliam temere assumpta non maneat, Symmache parens karissime atque amantissime. 2. Ob quam rem illustris et praecelsa magnitudo tua suspensis omnibus, quae superius sunt decreta, nullique interim praeiudicio comparato auctoritate praesentis oraculi utrumque hoc est Bonifatium et Eulalium religiosissimos viros instantia digna conveniet, ut intra diem sextum Iduum Februariarum Ravennatum civitatem praesentiam suam maturare non differant, 3. omnibus aeque admonitis, qui auctores utriusque ordinationis existunt, ut amota excusatione non desint, ut facto quisque erga alterutrum proprio prolatis ecclesiasticae institutionis exemplis defensor existat seque purgato alium magis in legem catholicam deliquisse praesumpta inmeriti electione convincat: Iudicium de statu suo quisque, si adesse neglexerit, sortiturus, dans nimirum intellegi improvide immo illicite se fecisse, quod coram non audeat defensare. 4. Nos quoque ex diversis provinciis competentem numerum sacerdotum scriptis nostrae serenitatis accimus, ut rem deductam in dubium absolvat nobis coram disceptio plurimorum. 5. Cum autem omnia futuro integra sint iudicio reservata, de transactis sibi blandiri neminem decet; praesentis enim iudicii docebit exemplum, quid in eiusmodi negotiis observari debeat in futurum. Data XVIII. Kal(endarum) Feb(ruariarum) per Aphthonium

Collectio Avellana 17

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Auf die Bittschrift der Priester richtete der Kaiser das folgende kaiserliche Reskript an den Stadtpräfekten Symmachus: Collectio Avellana 18 1. Nachdem der Bericht Deiner Erhabenheit den Ohren unserer Milde eröffnet worden war, lieferte die Rechtfertigung von Priestern uns den Grund für eine nicht überflüssige Überlegung: Daher ist es angebracht, nach der Beseitigung von Zweifeln die Wahrheit der Ereignisse persönlich zu erfahren und dass in Anwesenheit vieler, die ihre Meinung äußern mögen, bewiesen wird, welche Partei durch eine übersehene Darlegung des Ereignisses beschuldigt, welche (Partei) durch eine geprüfte (Darlegung) unterstützt wird, auf dass, nachdem die Schwere der von beiden (Parteien begangenen) Tat zugleich genau abgewogen worden ist, die gegen eine (Partei) zu Recht festgelegte (Schwere der Tat) Geltung bekommt und die gegen die andere (Partei) ohne Grund zugeschriebene (Schwere der Tat) nicht fortbesteht, teuerster und liebster Vetter Symmachus. 2. Daher wird Deine hervorragende und erhabene Größe, nachdem alle vorherigen Beschlüsse aufgehoben worden sind und niemand in der Zwischenzeit einen Nachteil erfahren hat, mit der Autorität des Erlasses beide, das heißt die sehr gottesfürchtigen Männer Bonifatius und Eulalius, mit gebührendem Nachdruck vorladen, auf dass sie nicht hinauszögern, noch vor Ablauf des 8. Februars zeitig in Ravenna anwesend zu sein, 3. und, nachdem alle, die als Urheber beider Bischofsweihen auftreten, auf gleiche Weise ermahnt worden sind, damit sie nicht ohne Entschuldigung fehlen, sodass jeder gegenüber dem anderen für die eigene Tat nach dem Vortrag von Präzedenzfällen der kirchlichen Beweisführung als Verteidiger auftritt und, nachdem er sich gerechtfertigt hat, unwiderleglich darlegt, dass der andere mehr gegen das katholische Gesetz verstoßen hat durch die Durchführung der Wahl einer unwürdigen (Person): Jeder, wenn er es unterlässt anwesend zu sein, wird das Urteil entsprechend seinem Stand erhalten, da er offensichtlich zugibt, zu verstehen, dass er unvorsichtig, ja sogar unerlaubt getan hat, was er sich nicht traut, öffentlich zu verteidigen. 4. Wir laden auch aus den verschiedenen Provinzen eine ausreichende Zahl an Bischöfen mit einem Schreiben unserer Durchlaucht ein, damit der Meinungsaustausch von sehr vielen (Personen) in unserer Gegenwart eine in Zweifel gezogene Angelegenheit beendet. 5. Weil aber alles noch unentschieden ist vorbehaltlich eines zukünftigen Urteil, steht es wohl an, dass sich niemand über das Geschehene Illusionen hingibt; denn eine Abschrift der gegenwärtigen Entscheidung wird darüber informieren, was bei solchen Verhandlungen in Zukunft beachtet werden muss. Ausgehändigt am 15. Januar durch Aphthonius105

108

Text und Übersetzung

Collectio Avellana 19 Item relatio p(raefecti) u(rbi) Symmachi 1. Cum vir clarissimus Aphthonius decurio sacri palatii vestri cum caelesti praeceptione ad urbem venerabilem convenisset, omni genere festinavi, quatenus praeceptis numinis vestri oboedientiam commodarem. 2. Nam statim conventis proceribus sacra iussio publicata et ad religiosos viros Bonifatium et Eulalium missa conventio est, domini imperatores. Clericos quoque eorum praecepi pariter admoneri, ut nihil futuro cognoscente pietate vestra deesset examini. Unde haec omnia gestorum serie comprehensa ad plenam instructionem subter annexui. 3. Verum postquam pars utraque populum diversis seditionibus excitaret, singulos admonitione missa conveni, ne ad unam ecclesiam convenirent et, quod fieri non licebat, inter se multitudo confligeret. Sed hoc illis visum est, credo, suspectum, quod quietem suadendam credidi hominibus perturbare volentibus civitatem. Ob quam rem ambae partes calumniosis me crediderunt contestationibus appetendum, ut errorem suum compositis mendaciis excusarent. Quod ne in aliquo clementiam vestram lateret, eadem quae optulerunt actis inserta transmisi, ne quicquam suppressum esse quererentur. 4. Superest, ut apud clementiam vestram nullius partis studiis famuli vestri appetatur absentia, qui semper maiestati vestrae puris servitiis approbatus me ab oppugnatione vel favore ambarum partium, ut decebat, credidi separandum. Data VIII. Kal(endarum) Februariarum

Collectio Avellana 19

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Collectio Avellana 19 Ebenfalls ein Bericht des Stadtpräfekten Symmachus 1. Nachdem der hochberühmte Mann Aphthonius, der Dekurio Eures heiligen Palastes, mit dem himmlischen Befehl zu der verehrungswürdigen Stadt gekommen war, beeilte ich mich auf jede Weise, wie ich dem Befehl Eurer Gottheit Gehorsam zuteilwerden lasse. 2. Denn nach der Zusammenkunft der Senatoren ist der kaiserliche Befehl sofort veröffentlicht worden und an die gottesfürchtigen Männer Bonifatius und Eulalius ist eine Vorladung geschickt worden, Herren Kaiser. Auch habe ich befohlen, dass deren Kleriker auf die gleiche Weise ermahnt werden, damit nichts für die zukünftige Untersuchung bei der Kenntnisnahme durch Eure Frömmigkeit fehlt. Davon habe ich dieses alles, nachdem die Reihe106 der Unterlagen erfasst worden ist, für eine vollständige Unterweisung unten angefügt. 3. Aber, da beide Parteien das Volk durch verschiedene Aufstände anstachelten, habe ich einzelne durch die Übersendung einer Ermahnung belangt, damit sie nicht in einer einzigen Kirche zusammenkamen und die Menge, was nicht geschehen durfte, untereinander in Streit geriet. Aber das schien ihnen, glaube ich, verdächtig, weil, wie ich glaubte, ein ratsamer Frieden die Stadt in Unruhe versetzt, obwohl die Menschen (ihn) wollen. Deshalb glaubten beide Parteien, mich durch böswillige Behauptungen angreifen zu müssen, um ihren Irrtum mit wohlausgedachten Lügen zu entschuldigen. Damit das nicht irgendwie Eurer Gnaden verborgen blieb, habe ich dasselbe, was sie vorbrachten, als Anlage zu den Unterlagen übersandt, damit sie nicht beklagen, dass irgendetwas unterdrückt worden sei. 4. Es bleibt noch (zu sagen), dass vor Eurer Gnade durch das Bemühen keiner Partei die Abwesenheit Eures Dieners angegriffen wird,107 der ich, immer durch vorbehaltlosen Dienst für Eure Majestät anerkannt, glaubte, dass ich, wie es sich gehört, von der Anfeindung oder der Gunst beider Parteien zu trennen bin. Ausgehändigt am 25. Januar

110

Text und Übersetzung

Collectio Avellana 20 Exemplum sacrarum litterarum ad synodum 1. Omnia quidem clementia nostra in praesenti beatitudini vestrae congrua ordinatione mandavit, ut sequestratis omnibus vestro iudicio, quid observari propter quietem populi deceat, finiretis. 2. Meminimus quoque hoc a nobis imprimis, quod aequitas expetebat, esse mandatum, ut hi episcopi, quos interfuisse eorum ordinationibus constat vel postea subscripsisse, sine iniuria sui et manente reverentia iudices non sederent nec ullum praestare testimonium possent, ne non tam novam prolaturi sententiam quam servaturi factum praeteritum viderentur. Hi ergo, sicut superius diximus, ab ea disceptatione se abstinere debebunt. 3. Illud quoque similiter custodiendum beatitudo vestra esse cognoscat, nulli parti praeiudicium comparatum, quod a nobis antea claruerat constitutum. Cum enim celeriter destinata iussa propter quietem populi pietatis nostrae sequenti auctoritate summota sint, nihil hinc aut vindicare pars altera poterit aut altera formidare. 4. Attendentes ergo iudicium dei, quod in tali causa vobiscum simul residere manifestum est, examinatis omnibus id vos custodire decet, quod infundente caelesti spiritu habere Christianae legis integram reverentiam possit.

Collectio Avellana 20

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Collectio Avellana 20 Abschrift des kaiserlichen Briefes an die Synode 1. Unsere Gnade hat jedenfalls alles bei der gegenwärtigen Bischofsweihe im Einklang mit Eurer Glückseligkeit108 befohlen, sodass Ihr unter Zurückweisung von allem109 durch Euer Urteil beenden könnt, was wegen des Friedens für das Volk beachtet werden soll. 2. Wir erinnern uns auch, dass von uns insbesondere das befohlen worden ist, was die Gleichbehandlung erfordert, sodass diese Bischöfe, die bekanntlich an deren Bischofsweihen teilnahmen oder sie später unterzeichneten, ohne Nachteil für sich und unter Wahrung der Ehrerbietung nicht als Richter an den Sitzungen teilnehmen und keinen Beweis vorlegen können, damit sie nicht so sehr den Anschein erwecken eine neue Meinung vortragen als vielmehr eine vergangene Tat decken zu wollen. Diese also werden sich, wie wir oben gesagt haben, von dieser Verhandlung fernhalten müssen. 3. Eure Glückseligkeit möge anerkennen, dass auch Folgendes auf gleiche Weise beachtet werden muss: dass für keine Partei eine Vorentscheidung gefällt worden ist, die vorher von uns beschlossen bekanntgeworden war. Da nämlich die schnell festgelegten Befehle110 mit Rücksicht auf einen Frieden für das Volk durch den darauffolgenden Beschluss unserer Frömmigkeit aufgehoben worden sind, wird von dieser Seite die eine Partei nichts beanspruchen oder die andere (Partei) befürchten können. 4. Also in der Erwartung eines Urteils Gottes, das in einem solchen Fall offensichtlich zugleich in Euch ruht, sollt Ihr, nachdem alles untersucht worden ist, das beachten, was unter dem Einfluss des himmlischen Geistes unverminderte Ehrerbietung vor dem christlichen Gesetz erhalten kann.

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Text und Übersetzung

Haec synodus inter se dissentiens praesentem causam terminare non potuit. Unde venerabilis imperator Honorius ad maius concilium hoc credidit negotium differendum et interim propter dies, qui imminebant sanctae paschae, utrosque Bonifatium scilicet et Eulalium ab urbe iussit abscedere et Spolitinum episcopum Achilleum nomine sacra iussit mysteria celebrare Symmacho praef(ecto) urbi hoc idem suis scriptis insinuans:

Collectio Avellana 21 1. Magnarum deliberationum non debet citum esse iudicium nec temere proferenda sunt, quae servanda in perpetuum sanciuntur. 2. Saepe de episcopis urbis aeternae altercationem partium sub examine sacerdotum concussa cognitio est, sed ne quid festinum celeritate iudicii proferatur, id clementiae nostrae sedit arbitrio, ut, quoniam vicinitas sanctorum dierum episcopi praesentiam postularet nec in urbe sacratissima fas esset pascharum praesertimj dies sine sacerdote celebrare, idcirco, Symmache parens karissime atque amantissime, illustris magnificentia tua Achilleum nos elegisse cognoscat, quem a favore partium constaret alienum, qui mysteria sacrae observationis impleret. Transactis vero festis diebus ex iudicio sacerdotum, quae debeant custodiri, consilio maturiore tractabimus. 3. Monemus sane, ut regionum primatibus evocatis disciplinae publicae quietique prospicias; quibus decretorum nostrorum praecepta iubeas aperiri, ne quis scilicet ullum tumultum neque seditionem audeat commovere. Quam si quis insana persuasione conciverit, non in eos tantum, qui in perturbatione fuerint deprehensi, sed in regionum quoque priores intellegant vindicandum. Novimus enim quietem publicam facile custodiri, si incentorum cupiditates ac fomenta cessaverint.

j

praesentim Guenther.

Collectio Avellana 20

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Diese Synode war unter sich zerstritten und konnte den gegenwärtigen Fall nicht beenden. Worauf der verehrungswürdige Kaiser Honorius glaubte, diesen Rechtsfall einem großen Konzil übertragen zu müssen und befahl, dass in der Zwischenzeit wegen des bevorstehenden heiligen Osterfests beide, nämlich Bonifatius und Eulalius, sich aus der Stadt zurückzogen, und er befahl, dass der Bischof von Spoleto mit Namen Achilleus die heiligen Mysterien feierte, während er Symmachus, dem Stadtpräfekten, eben dies in seinen Anweisungen mitteilte: Collectio Avellana 21 1. Bei großen Entscheidungen darf es kein voreiliges Urteil geben und nicht blindlings bekanntgemacht werden, was beschlossen für die Ewigkeit aufbewahrt werden muss. 2. Oft ist bezüglich der Bischöfe der ewigen Stadt111 bei einer Untersuchung durch Bischöfe eine Ermittlung infolge des Wortwechsels der Parteien erschüttert worden, aber, damit nicht etwas vorschnell durch die Schnelligkeit des Urteils bekanntgemacht wird, hat sich das dem Urteil unserer Gnade fest eingeprägt, dass daher, da ja die bevorstehenden heiligen Tage die Anwesenheit eines Bischofs erfordern und es in der allerheiligen Stadt nicht erlaubt war gerade die Ostertage ohne Bischof zu feiern, Deine hervorragende Hoheit, teuerster und liebster Vetter Symmachus, erfährt, dass wir Achilleus112 ausgewählt haben, der bekanntlich der Gunst der Parteien fernsteht, auf dass er die Mysterien des heiligen Gottesdienstes durchführt. Aber nach der Durchführung der Festtage werden wir gemäß dem Urteil der Bischöfe nach reiflicher Überlegung verhandeln, was beachtet werden muss. 3. Wir fordern immerhin dazu auf, dass Du nach der Vorladung der Vorsteher der Regionen für die öffentliche Ordnung und den Frieden sorgst; Du sollst befehlen, dass ihnen die Anweisungen unserer Entscheidungen eröffnet werden, damit selbstverständlich nicht irgendjemand irgendeinen Aufruhr und Aufstand anzuzetteln wagt. Wenn ihn (einen Aufstand) irgendjemand durch eine unsinnige Meinung hervorruft, sollen sie wissen, dass man nicht nur sie, die bei der Störung ergriffen werden, sondern auch die Vorsteher der Regionen bestrafen muss. Denn wir wissen, dass der öffentliche Frieden ohne Schwierigkeit überwacht wird, wenn die Leidenschaften und Aufgeregtheiten der Anstifter aufhören.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 22 Exemplum sacrarum litterarum ad Achilleum Spolitanum episcopum 1. Quoniam de Romano sacerdotio propter angustias temporis, quas dierum sollemnitas fecit, quae abesse episcopos a suis ecclesiis non sinebat, dilatum constat esse iudicium, recte nostra serenitas credidit ordinandum, beatitudo tua ad venerabilem congrua veneratione festinet, quatenus sanctae paschae dies ea, qua convenit, quiete cum sollemnitate consueta populis repraesentes nec consuetudini obsit, quod differri synodum multiplex necessitas fecit. 2. Illud sane in primis ac praecipue commovemus, ne umquam ulla illorum mentio fiat, de quibus constat suspensos esse iudicio.

Collectio Avellana 22

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Collectio Avellana 22 Eine Abschrift des kaiserlichen Briefes an Achilleus, den Bischof von Spoleto 1. Da ja über das römische Bischofsamt wegen der Kürze der Zeit, die die Feierlichkeit der Tage verursachte, die nicht zuließ, dass die Bischöfe von ihren Kirchen fernblieben, bekanntlich das Urteil verschoben worden ist, glaubte unsere Durchlaucht regeln zu müssen, dass Deine Glückseligkeit zu der verehrungswürdigen Stadt in angemessener Hochachtung eilen möge, auf dass Du die Tage des heiligen Osterfestes mit dem Frieden, wie er angemessen ist, (und) mit der gewohnten Feierlichkeit für das Volk verrichtest und es nicht dem Umgang untereinander schadet, dass die Lage es aus vielfältigen Gründen erforderte die Synode zu verschieben. 2. Wir erinnern immerhin insbesondere und vornehmlich daran, dass nicht jene (Personen) erwähnt werden, die bekanntlich aufgrund des Urteils in voller Erwartung sind.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 23 Principis oratio ad senatum 1. Scimus, patres conscripti, a vobis cunctationem nostram non posse reprehendi, quibus semper in re omni probatur consiliorum iudiciique maturitas. Nec sane de summis cita debuit et potuit esse sententia, quam ut aeternam ita probabilem et ex omni parte decet esse perfectam. 2. Inter episcopos, quos in urbe sacratissima faventium studia vel partium voluntas elegerat, ab omnibus, qui aderant, sacerdotibus iusseramus audiri et aliquotiens iterata cognitio est. Verum cum longiores moras examinatio iustae cognitionis afferret et plura inquisitio iudicum diligens inveniret, quibus finis citus non posset imponi, et festorum dierum celebritas celeritatem definitionis exposceret, ne quid temerarium promeremus, rem omnem credidimus differendam. 3. Missus itaque est Achilleus vir religiosus episcopus Spolitinae civitatis, per quem sanctorum dierum celebritas impleretur. Amplitudinis vestrae est popularium mentes ad quietem consilii salubritate retinere, cum probabilem ac necessariam dilationem nostrum dubitare nequeatis. Data Id(ibus) Mart(iis)

Collectio Avellana 23

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Collectio Avellana 23 Schreiben113 des Fürsten an den Senat 1. Wir wissen, versammelte Väter, dass unser Zögern von Euch nicht kritisiert werden kann, bei denen immer in jeder Angelegenheit die Reife der Ratschläge und des Urteils Beifall fand. Und in der Tat darf und kann nicht in äußerst wichtigen (Fragen) ein Urteil vorschnell sein, das so anerkennenswert und in jeder Hinsicht vollkommen wie unvergänglich sein soll. 2. Wir hatten befohlen, dass wegen der (beiden) Bischöfe (Bonifatius und Eulalius), die in der allerheiligen Stadt die Bemühungen von Anhängern oder der Wille der Parteien ausgewählt hatte, alle Bischöfe, die anwesend waren, gehört werden, und die Untersuchung ist einige Male wiederholt worden. Aber da die Nachforschungen einer begründeten Untersuchung eine ziemlich lange Verzögerung mit sich brachten und eine sorgfältige Überprüfung durch die Richter mehrere (Dinge) herausfand, denen kein schnelles Ende gesetzt werden konnte, und die Feierlichkeit der Festtage eine schnelle Entscheidung erforderte, glaubten wir, dass die ganze Angelegenheit aufgeschoben werden musste, damit wir nicht irgendetwas unüberlegt kundtun. 3. Daher ist Achilleus, ein gottesfürchtiger Mann (und) Bischof der Stadt Spoleto, geschickt worden, durch den die Feierlichkeit der heiligen Tage durchgeführt wird. Es ist die Aufgabe Eurer Erhabenheit für den Frieden durch heilsamen Rat den Unmut des einfachen Volkes zu zügeln, da Ihr nicht anzweifeln könnt, dass unsere Vertagung anerkennenswert und notwendig ist. Ausgehändigt am 15. März

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 24 Eiusdem principis edictum ad populum 1. Fidei curam, Quirites optimi, maximam iudicantes nihil festinum aut inmaturum credidimus proferendum. Ea enim in causa religionis decerni censemus, quae sine errore ac reprehensione sententiae ab omnibus comprobentur. 2. Itaque cum in cognitione de episcopis, qui in urbe fuerant constituti, sub iudicio sacerdotum intentionis haereret ambiguum nec nascentibus subinde causis finis certantibus studiis posset imponi ac diu de rebus variis deliberatio nostra penderet, futuram cognitionem ad integrum sacerdotum numero pleniore concilium omne negotium constituimus differendum, ut causa ex omni parte librata transactis paschae diebus terminum, quem aequitas vel religio poscebat, acciperet. Simul, quia de sacerdote nihil poterat definiri, temporarie elegimus, qui reverenda sacris diebus mysteria celebraret, ut vobis, Quirites, ad honorem sacrae urbis praesto esset sollemnitas sacerdotis. 3. Quare imitati patientiam nostram placidis animis, quae pro pace publica suademus, accipite: Sanctorum cultus dierum debita tranquillitate transcurrat, quietem publicam seditio nulla perturbet, favor proprius circa nullum, qui notetur, appareat. Decet enim suspensis sensibus omnia nostro integra vos reservare iudicio nec furore quodam sed debita probitate expectare potius quam poscere sacerdotem. 4. Quod si pravos incentores secuti turbas et tumultus potius quietem ac modestiam legeritis, quibus favetis, monstrabitis nec solum vobis sed et auctoribus vestris, quorum consiliis inhaeretis, periculum salutis, ad quos compellitis, imminebit. Neque enim venia dignus est, qui ab improbitate humanitatis nostrae monitis non poterit retineri. Data Id(ibus) Mart(iis)

Collectio Avellana 24

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Collectio Avellana 24 Edikt desselben Fürsten an das Volk 1. Da wir es für die größte Sorge um den Glauben hielten, beste Bürger, glaubten wir, dass nichts eilig oder zu früh bekanntgemacht werden darf. Denn wir meinen, dass in einem Fall der Gottesverehrung das entschieden wird, was ohne Irrtum und Anfechtung eines Urteils von allen gebilligt wird. 2. Nachdem daher in der Untersuchung über die Bischöfe, die in der Stadt eingesetzt worden waren, hinsichtlich des Urteils der Bischöfe Zweifel bezüglich der Absicht hängen blieben und, weil immer wieder Streit entstand, den rivalisierenden Bestrebungen kein Ende gesetzt werden konnte und unsere Überlegung lange von verschiedenen Angelegenheiten abhing, haben wir beschlossen, dass eine zukünftige Untersuchung der ganze Rechtsfall auf ein unvoreingenommenes Konzil der Bischöfe mit höherer (Teilnehmer-)Zahl verschoben werden muss, damit der Fall, von jeder Seite abgewogen, nach Durchführung der Ostertage ein Ende erhält, das die Gerechtigkeit oder die Gottesverehrung verlangt. Zugleich, weil über den Bischof nichts entschieden werden konnte, haben wir für eine bestimmte Zeit (jemanden) ausgewählt, der die verehrungswürdigen Mysterien an den heiligen Tagen feiern kann, sodass für Euch, Bürger, zu Ehren der heiligen Stadt die Feierlichkeit durch einen Bischof gewährleistet ist. 3. Deshalb, indem Ihr unsere Geduld nachahmt, empfangt mit friedlichem Geist, was wir für einen öffentlichen Frieden anraten: Der Gottesdienst der heiligen Tage möge in der geschuldeten Ruhe verlaufen, kein Aufruhr möge den öffentlichen Frieden stören, ein besonderer Beifall möge für niemanden, der gerügt wird, aufkommen. Denn Ihr sollt unter Hintanstellung der Gefühle alles vorurteilsfrei für unser Urteil aufbewahren und ohne irgendeine Wut, sondern mit der geschuldeten Redlichkeit eher einen Bischof erwarten als fordern. 4. Wenn Ihr Euch nun, weil Ihr schlechten Anstiftern folgt, für Unruhe und Tumult eher für Frieden und Mäßigung entscheidet, werdet Ihr zeigen, was Ihr bevorzugt, und nicht nur Euch, sondern auch Euren Anführern, deren Plänen Ihr anhängt, droht Gefahr für Euer Wohlergehen, zu der Ihr uns zwingt. Denn er verdient keine Gnade, der nicht von Unredlichkeit durch die Mahnungen unserer Menschlichkeit zurückgehalten werden konnte. Ausgehändigt am 15. März

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 25 Eiusdem principis epistola ad sanctum Paulinum episcopum Nolanum 1. Sancto ac venerabili patri Paulino episcopo  Iam tunc fuit apud nos certa sententia nihil ab his sacerdotibus, qui ad synodum convenerant, posse finiri, cum beatitudo tua de corporis inaequalitate causata itineris non potuerit iniuriam sustinere. Et per absentiam sancti viri, non quidem optentura, interim tamen vitia gratulantur, cum prava et vetus ambitio et cum benedicto viro sanctaeque vitae diu velit habere certamen et contra haec apostolicae institutionis bona de praesumptis per vim parietibus existimet confidendum. 2. O vere digna causa, quam non nisi coronae tuae beata vita discingat. Dilatum itaque iudicium nuntiamus, ut divina praecepta ex venerationis tuae ore promantur, qui ea secutus implesti. Nec potest alius eorum praeceptorum lator existere, quam qui dignus apostoli discipulus approbaris specialiter. 3. Itaque domine sancte, merito venerabilis pater, iustus dei famulus, divinum opus contempto labore tributurus hoc nobis visitationis tuae, si ita dicendum est, munus indulge, ut postpositis omnibus, quoniam temperati aeris tranquillitas suffragatur, synodo praefuturus sine intermissione etiam desideriis nostris et benedictioni, quam cupimus, te praestare digneris.

Collectio Avellana 25

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Collectio Avellana 25114 Brief desselben Fürsten115 an den heiligen Paulinus, den Bischof von Nola116 1. An den heiligen und verehrungswürdigen Vater, den Bischof Paulinus  Schon damals herrschte bei uns die feste Meinung, dass nichts von diesen Bischöfen, die zur Synode zusammengekommen waren, beschlossen werden könne, da Deine Glückseligkeit, die sich über die Krankheit des Körpers beklagte, die Anstrengung der Reise nicht aushalten konnte. Und bei der Abwesenheit eines heiligen Mannes freuen sich doch inzwischen, obwohl sie sich keineswegs behaupten werden, die Vergehen, da ein schlechter und alter Ehrgeiz117 mit einem gesegneten Mann von heiligem Lebenswandel118 lange Streit haben möchte und meint gegen diese Vorzüge der apostolischen Institution auf die vorher mit Gewalt vereinnahmten Mauern vertrauen zu müssen.119 2. Ein wahrhaft würdiger Fall, den lediglich das glückselige Leben Deiner Krone120 zu lösen versteht. Wir verkünden daher, dass die Entscheidung (der Synode) verschoben worden ist, damit die göttlichen Anordnungen aus dem Munde Deiner Ehrwürdigkeit stammen mögen, der Du, indem Du sie (die Anordnungen) befolgst, erfüllt hast. Und es kann kein anderer als Überbringer dieser Anordnungen hervortreten als der, der wie Du als würdiger Schüler des Apostels besonders Beifall findet.121 3. Daher heiliger Herr, zu Recht verehrungswürdiger Vater, gerechter Diener Gottes, gewähre uns, um unter Missachtung der Anstrengung ein göttliches Werk erweisen zu wollen, dieses Geschenk Deines Besuches, wenn man es so nennen darf, auf dass Du, indem Du alles hintanstellst, da ja die Stille einer milden Luft (es) begünstigt, es für würdig erachtest, dass Du, um die Synode ohne Unterbrechung zu leiten, auch für unsere Anliegen und den Segen, den wir uns wünschen, zur Verfügung stehst.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 26 Item eiusdem principis ad episcopos Afros 1. Serenitas nostra cum in omnibus causis tum praecipue in his, quae ad venerabilem religionem pertinent, perpensum cupit habere iudicium. 2. De sacerdotio urbis aeternae exortam contentionem etiam trans maria iam credimus nuntiatum. Quae a paucis non potuit terminari et ideo multorum necessarium constat esse iudicium. 3. Quapropter sanctitas vestra, quos vitae bonum et legis doctrina commendat, intra diem Iduum Iuniarum ad Spolitinam civitatem amputatis excusationibus properare dignetur, ut id, quod veritas vel religionis norma dictaverit, deo pariter cunctorum mentibus aspirante sententia iudicetur, ne diutius apostolicae sedis sacerdotium differatur.

Collectio Avellana 26

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Collectio Avellana 26 Ebenfalls von demselben Fürsten an die Bischöfe in Africa 1. Unsere Durchlaucht will zwar in allen Fällen, besonders aber vorzugsweise in denen, die sich auf eine ehrfurchtsvolle Gottesverehrung beziehen, ein wohl abgewogenes Urteil haben. 2. Der über das Bischofsamt der ewigen Stadt entstandene Streit ist, wie wir glauben, auch schon über das Meer gemeldet worden. 122 Dieser konnte nicht von wenigen (Personen) beigelegt werden und daher ist bekanntlich ein Urteil von vielen erforderlich. 3. Deswegen möge Eure Heiligkeit, die123 die Güte des Lebenswandels und die Lehre des Gesetzes empfiehlt, es für würdig erachten vor dem 13. Juni nach Spoleto ohne Entschuldigungen zu eilen, damit das, was die Wahrheit oder die Richtschnur über die Gottesverehrung vorschreibt, indem Gott den Verstand aller auf gleiche Weise unterstützt, durch ein Urteil entschieden wird, damit nicht (die Besetzung des) Bischofsamts124 des apostolischen Stuhles länger hinausgeschoben wird.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 27 Eiusdem principis epistola ad sanctum Aurelium Cartaginiensem episcopum 1. Aliam quidem videndae venerationis tuae causam optaveramus evenisse, ut desiderato benedictionis tuae frueremur aspectu. Sed quia adversus papam urbis Romae ambitio reprehendenda certamen indixit et sanctam vitam in episcopo aestimat non quaerendam, coeptum super hac discussione iudicium minor numerus sacerdotum, quam synodi consuetudo deposcit, in plures doctissimosque viros, quorum sanctitas tua princeps est, prorogavit. Neque enim praemia castitatis et meriti summotis vitiis, quae respuit divinae religionis sacrosancta praeceptio, per alios quam tales viros oportuit revelari. 2. Et quamvis sufficere domni germani mei Augusti principis scripta potuerunt etiam mea tamen, quibus adventum sanctitatis tuae precarer, adiunxi. Quaeso itaque, domine sancte, pater merito venerabilis, ut duplex beneficium tributurus et desideratae nobis benedictionis tuae et necessarii pro beatitudine iudicii proferendi intermissis omnibus deum intuens, de cuius sacerdote firmando labor veniendi non debet recusari, praestare digneris.

Collectio Avellana 27

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Collectio Avellana 27 Brief desselben Fürsten125 an den heiligen Aurelius, den Bischof von Carthago126 1. Wir hatten uns gewünscht, dass es jedenfalls einen anderen Anlass für Deine Ehrwürdigkeit gibt, um den ersehnten Anblick Deiner Segnung zu genießen. Aber weil eine zu beanstandende Amtsbewerbung gegen den Papst der Stadt Rom einen Streit verursachte und (man)127 glaubt, dass ein heiliger Lebenswandel bei einem Bischof nicht verlangt werden darf, hat eine kleinere Anzahl an Bischöfen, als es die Gewohnheit einer Synode erfordert, das über diese Untersuchung begonnene Verfahren auf mehrere und sehr gelehrte Männer übertragen, von denen Deine Heiligkeit der Vorsitzende ist. Denn es war nicht nötig, dass die Belohnungen für Reinheit der Sitten und Verdienst nach Beseitigung der Vergehen, die die hochheilige Vorschrift der göttlichen Gottesverehrung missbilligt, durch andere als solche Männer offenbart wurden. 2. Und obwohl das Schreiben128 des Herren, meines Bruders, des Augustus und Fürsten, ausreichen konnte, habe ich dennoch mein (Schreiben) beigefügt, in dem ich um die Ankunft Deiner Heiligkeit bitte. Daher bitte ich Dich, heiliger Herr, zu Recht verehrungswürdiger Vater, dass Du es für würdig erachtest, dass Du zur Verfügung stellst, um eine zweifache Wohltat zu erweisen – uns für Deine erwünschte Segnung und hinsichtlich der Verkündung des notwendigen Urteils Deiner Glückseligkeit –, indem Du alles unterbrichst, (und) auf Gott schaust, um ihn als Bischof zu bestätigen, wofür die Mühe zu kommen nicht gescheut werden darf.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 28 Eiusdem epistola ad Augustinum, Alypium, Euhodium, Donatianum, Silvanum, Novatum et Deuterium episcopos uniformis 1. Pervenisse ad venerationem tuam certa est pietas nostra adversus papam urbis Romae vitia cum castitate pugnare et huiusce rei tam diuturnum esse conflictum, ut inter tot sacerdotes, qui ad synodum convenerant, quibusdam dissentientibus nondum potuerit apostolica praeceptione firmata vita praeferri. 2. Tuam tamen se interdum bene scire astipulanti quoque ea parte, quae discrepat, sine dubitatione confessi sunt, ut plane fuerit manifestum expectari tuae iudicium sanctitatis, in cuius praesentia promenda sententia differretur, qui merito vitae praecedens recte etiam ex transmarinis regionibus, ut iudicare possis, expeteris. 3. Sed quamvis sacra domni germani mei Augusti principis ad Italiae synodum convocans auctoritas non neglegenda pervenerit, socianda specialiter etiam serenitatis nostrae scripta iudicamus, quibus precor, ut desiderabilem aspectum benedictionis tuae sine excusatione concedens omnipotenti deo gratum iudices hunc laborem, quod et pro eximio sacerdote et pro sanctae vitae meritis sententiam prolaturus remunerationem vexationis huius in praemio divino intellegis constitutam. Data XIII. Kal(endas) April(es) Ravennae

Collectio Avellana 28

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Collectio Avellana 28 Gleichlautender129 Brief desselben an Augustinus, Alypius, Euhodius, Donatianus, Silvanus, Novatus und Deuterius130 1. Unsere Frömmigkeit ist sicher, dass zu Deiner Ehrwürdigkeit (die Nachricht) gelangt ist, dass Vergehen gegen den Papst der Stadt Rom mit der Reinheit der Sitten kämpfen131 und so ein lang anhaltender Konflikt dieser Art besteht, auf dass unter so vielen Bischöfen, die zu einer Synode zusammengekommen waren, noch nicht einer durch die apostolische Vorschrift bestätigten Person der Vorzug gegeben werden konnte, weil einige anderer Meinung waren. 2. Doch sind sie, da auch die gegnerische Partei beipflichtet, ohne zu zögern davon überzeugt, dass sie inzwischen Deine (Person) gut kennen, sodass wirklich deutlich wird, dass das Urteil Deiner Heiligkeit, für deren Gegenwart die Bekanntgabe der Entscheidung verschoben wurde, erwartet wurde, der Du, weil Du durch den Verdienst des Lebenswandels vorangehst, mit Recht sogar aus überseeischen Gebieten aufgefordert wirst, damit Du ein Urteil sprechen kannst. 3. Aber obwohl das kaiserliche Schreiben des Herren, meines Bruders, des Augustus und Fürsten, das (Euch) zu einer Synode nach Italien zusammenrief (und) das nicht außer Acht gelassen werden darf, (zu Euch) gelangte, bin ich der Meinung, dass insbesondere auch ein Schreiben unserer Erhabenheit beigefügt werden muss, in dem ich darum bitte, dass Du, indem Du den wünschenswerten Anblick Deiner Segnung ohne Entschuldigung gewährst, die Meinung vertrittst, dass diese Unternehmung dem allmächtigen Gott willkommen ist, weil Du einsiehst, dass, um ein Urteil für einen besonderen Bischof und für die Verdienste eines heiligen Lebenswandels zu verkünden,132 die Vergeltung für diese Strapaze in einer göttlichen Belohnung liegt. Ausgehändigt am 20. März in Ravenna

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 29 Relatio Symmachi p(raefecti) u(rbi) ad Constantium 1. Domino semper illustri et k cuncta magnifico meritoque sublimi ac praecelso patrono Constantio Symmachus  Quaecumque subito nullo opinante proveniunt, nec ad culpam iudicis referri possunt et populum rationis ignarum insperata novitate perturbant. 2. Vir namque religiosus Eulalius quinto decimo Kal(endas) April(es) urbem me nesciente meridianis horis ingressus est. Quem credidi aliquod secum pertulisse praeceptum; verum eodem die circa vesperum Spolitinus episcopus missis litteris me credidit admonendum, quod sacra ad se manante in urbe diem sanctum paschae iussus sit celebrare. Quod praeceptum ante penitus ignoravi, domine semper illustris et l cuncta magnifice meritoque sublimis ac praecelse patrone. Quod cum mihi post sancti Eulalii innotuisset adventum, statim parendum credidi invictissimi principis imperatis. 3. Verum cum interiecto die urbem sanctus Achilleus episcopus esset ingressus, commotio extitit populorum, ut ab una parte multitudo armata ferro et telis ad forum militari habitu conveniret. Et cum convocatis proceribus processissem, ut habito tractatu pro quiete urbis populum alloquendo compescerem, primo pauci ad conventum venerunt, dein, cum expectaretur sancti Achillei episcopi praesentia, ut quae iussa fuerant publicaret, multitudine resistente venire non potuit. 4. Et cum ad forum Vespasiani tam ego quam vir spectabilis vicarius perurguente populo fuissemus egressi, ut quietem utriusque partis multitudini suaderemus, subito armati servi telis et saxis, aliquanti etiam ferro, populum partis Eulalii aggressi sunt, qui inermes convenerant, ut quid praeceptum de episcopo Spolitano esset agnoscerent, quosque ita sauciaverunt qui parati adversus imparatos venerant, ut me quoque et virum spectabilem vicarium crederent appetendos, dum seditioso furore nullam admittunt penitus rationem.m

k l m

cuncta Guenther ohne Präposition. cuncta Guenther ohne Präposition. Änderung in der Einteilung der Paragraphen beachten!

Collectio Avellana 29

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Collectio Avellana 29 Bericht des Stadtpräfekten Symmachus an Constantius133 1. Symmachus an den immer hervorragenden Herren und alles134 großartigen und zu Recht erhabenen und herausragenden Patron Constantius135  Alles geschieht plötzlich, ohne dass es jemand vermutet, und kann nicht auf die Schuld eines Richters zurückgeführt werden und verwirrt das Volk, das keine Vernunft kennt, mit einer unverhofften Neuigkeit. 2. Denn der gottesfürchtige Mann Eulalius betrat am 18. März die Stadt ohne mein Wissen zur Mittagszeit. Ich glaubte, dass er irgendeinen Befehl mit sich trüge; aber am selben Tag gegen Abend glaubte der Bischof von Spoleto mich in einem Begleitschreiben daran erinnern zu müssen, dass ihm, als das kaiserliche (Schreiben)136 zu ihm gelangte, befohlen worden sei, in der Stadt den heiligen Tag des Osterfestes zu feiern. Diesen Befehl hatte ich vorher gänzlich ignoriert,137 immer hervorragender Herr und alles großartiger und zu Recht erhabener und herausragender Patron. Nachdem mir das nach der Ankunft des heiligen Eulalius bekannt geworden war, glaubte ich sofort den Befehlen des unbesiegbaren Fürsten gehorchen zu müssen. 3. Aber als nach Ablauf eines Tages der heilige Bischof Achilleus die Stadt betreten hatte,138 fing das Volk an sich aufzuregen, sodass von einem Teil eine mit Schwert und Geschossen bewaffnete Menge zum Forum in militärischer Ausrüstung zusammenkam. Und als ich mich nach Einberufung der Senatoren gezeigt hatte, um nach dem Abhalten einer Besprechung für den Frieden der Stadt das Volk durch eine Ansprache im Zaum zu halten, kamen zuerst wenige zu der Zusammenkunft, dann, als die Anwesenheit des heiligen Bischofs Achilleus erwartet wurde, damit er das, was befohlen worden war, veröffentlichte, konnte er nicht kommen, weil die Menge Widerstand leistete. 4. Und nachdem ich so wie der angesehene Mann (und) Vikar139 zu dem Vespasiansforum140 unter dem Drängen des Volkes hinausgegangen war, um die Menge beider Parteien vom Frieden zu überzeugen, griffen plötzlich bewaffnete Sklaven mit Geschossen und Äxten, ziemlich viele mit dem Schwert, das Volk von Eulalius’ Partei an, das unbewaffnet zusammengekommen war, um zu erfahren, was bezüglich des Bischofs von Spoleto angeordnet worden war, und sie, die bewaffnet gegen Unbewaffnete erschienen waren, verletzten so jeden, sodass sie glaubten auch mich und den angesehenen Mann (und) Vikar angreifen zu müssen, während sie in ihrer rebellischen Wut ganz und gar nicht Vernunft walten ließen.

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Text und Übersetzung

5. Nisi ad liberandos nos divinitas affuisetn egressique per secretiorem partem ictum saxorum et impetum conspiratae multitudinis vitaremus, minime potuissemus evadere. Quorum maiorem partem in servis constat fuisse, ex quibus aliquanti agniti atque tenti sunt audiendi. 6. Unde, quod partium mearum fuit, excellentiae vestrae suggerere properavi, ut certum finem rebus, cognitis quae gesta sunt, magnitudo vestra decernat. Cum enim et sanctus Eulalius fuisset ingressus et tertia die secutus esset episcopus Spolitinus nec aliqua ad me data virtutum vestrarum, quae sequerer, praecepta venissent, perturbatio totius plebis, quae in se et in periculum iudicum saeviret, exorta est, et nisi celeri responso ante diem venerabilem paschae, quid fieri debeat, iusseritis, minantur se populi invicem pugnaturos, dum de Lateranensi basilica alterutrum se aestimant excludendos. Ne quid igitur adversi (quod sublimitatis vestrae felicitas avertat) eveniat, peto, ut evidenti praecepto excludi furiosae contentionis periculosam pertinaciam censeatis. Data X. Kal(endas) April(es)

n

affuiset Guenther.

Collectio Avellana 29

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5. Wenn uns nicht Gott bei der Befreiung geholfen hätte und, indem wir durch einen ziemlich geheimen Abschnitt hinausgingen, dem Hieb der Äxte und dem Angriff der verschworenen Menge ausgewichen wären, hätten wir keineswegs entkommen können. Der größere Teil von ihnen bestand bekanntlich aus Sklaven, von denen ziemlich viele, die durchschaut und überführt worden waren, verhört werden mussten. 6. Woraufhin ich mich beeilte, weil es meine Verpflichtung war, Eurer Erhabenheit das zuzutragen, damit Eure Würde ein sicheres Ende in der Angelegenheit beschließt, nachdem sie erfahren hat, was geschehen ist. Denn als auch der heilige (Mann) Eulalius (die Stadt) betreten hatte und zwei Tage später der Bischof von Spoleto gefolgt war und nicht irgendwelche an mich ausgehändigten Befehle Eurer Tugenden gekommen waren, die ich befolgen sollte, entstand eine Verwirrung des ganzen Volkes, das gegen sich und zur Gefahr für die Richter wütete, und, wenn Ihr nicht durch eine rasche Antwort vor dem verehrungswürdigen Tag des Osterfestes befohlen hättet, was geschehen müsse, drohten die Gemeinden, dass sie sich gegenseitig bekämpfen werden, während sie meinten, dass sie gegenseitig von der Lateranbasilika ausgeschlossen werden müssten. Damit daher kein Unglück geschehe (was das Glück Deiner Erhabenheit abwenden möge), bitte ich darum, dass Ihr für zweckmäßig erachtet, dass durch einen hervorragenden Befehl der gefährliche Starrsinn eines leidenschaftlichen Streites verhindert werde. Ausgehändigt am 23. März

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 30 Epistola illustris comitis Constantii ad Symmachum p(raefectum) u(rbi) 1. Ut certa possimus quaeque cognoscere et factionum auctores fideli nuntio et inspectore non lateant, cancellarium nostrum Vitulum direximus, ut domni invictissimi principis affatus atque iudicium ad eximietatem tuam vel ad populum celeri festinatione deferret, illudque monemus ut: 2. Quicquid sacris auctoritatibus continetur, nulla temeritate violetur et, quae praecepta sunt, effectui celeri tradantur instantia, ne augusta clementia, quod nunc agnoscitur distulisse, commota maiestatis suae vigore emendare non differat.

Collectio Avellana 30

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Collectio Avellana 30 Brief des hervorragenden (Mannes und) Comes Constantius an den Stadtpräfekten Symmachus141 1. Damit wir in allem Gewissheit haben können und die Anstifter der Parteiungen nicht sicher sind vor einem getreuen Boten und Betrachter, haben wir unseren Kanzleivorsteher Vitulus142 geschickt, damit er die Schreiben143 und das Urteil des Herren (und) unbesiegbaren Fürsten zu Deiner Trefflichkeit und zu dem Volk außerordentlich schnell überbringt, und wir nahmen es wie folgt an: 2. Was auch immer in den kaiserlichen Schreiben enthalten ist, darf durch keine Unüberlegtheit verletzt werden, und das, was angeordnet ist, soll mit Nachdruck schnell wirksam werden, damit die kaiserliche Gnade, weil sie es bekanntlich aufgeschoben hat, nicht aufschiebt um (es) aufgrund der Tatkraft ihrer Majestät zu verbessern.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 31 Exemplum sacrarum litterarum ad Symmachum p(raefectum) u(rbi) 1. Cum ad sanandum primae perturbationis errorem hoc genus consilii clementia nostra reparandae pacis cupida repperisset, ut, donec de confirmatione urbani sacerdotii sententia procederet absoluta, uterque eorum, quorum causa tumultus antea concrevisset, a sacratissimae urbis conversatione seiunctus futuri iudicii expectatione penderet spatio, quo contineretur, alterutri evidenter expresso: 2. Aequo animo dissimulare non possumus praeceptis clementiae nostrae publicum paene bellum quo calcarentur indictum; movendi eius caput Eulalium, qui iussa transcenderit, extitisse, secundum ordinem praeceptorum paulisper abesse non passum, Symmache parens karissime. 3. Unde sublimitas tua hoc nos statuisse cognoscat, ut et salubris superior ordo praecepti et moderata synodi ordinatio debeat custodiri, quod aliter fieri non posse censemus, nisi Eulalius omnimodis urgueatur, ut omni celeritate ab urbe disdens insolenti populo praesens incitamenta non praebeat nec innocentibus causa mortis existat. 4. Cui esse dubium non debebit, si in hac praesumptionis obstinatione duraverit, non solum de statu suo iudicium iam prolatum verum etiam de salutis discrimine proferendum (culpa enim nullam veniam iam meretur, quae cum praedicitur non cavetur), nihil ex hoc excusationis habituro, quod se invitum a plebe asserat retentari. 5. Si qui autem ex numero clericorum communicandum Eulalio iudicio pendente censuerit, pari se sciat sententia esse damnandum; laicos vero, qui post interdictum mansuetudinis nostrae communionem Eulalii putaverint expetendam, honestioris loci poenam proscriptionis. Servos vero capitis esse subituros nec ab hoc periculo dominos exuendos. 6. Primates vero regionum nisi spiritum plebis inconditae domuerint et frenarint, sciant se raptos ultimo iudicio esse subdendos. Spolitinus autem episcopus, sicut dudum fuerat definitum, sanctis paschae diebus ordinem

Collectio Avellana 31

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Collectio Avellana 31 Abschrift des kaiserlichen Briefes an den Stadtpräfekten Symmachus144 1. Als unsere Gnade, die den Frieden wiederherstellen will, um den Irrtum über den ersten Aufruhr wieder gutzumachen, die folgende Planungsvariante ausgedacht hatte, auf dass, bis zur Bestätigung des Bischofsamtes der Stadt ein deutliches Urteil vorlag, jeder von beiden, deretwegen vorher die Unruhe entstanden war, gehindert an einem Aufenthalt in der heiligsten Stadt, in Erwartung des zukünftigen Urteils auf Distanz bliebe, die für jeden von beiden eindeutig festgelegt worden war, um ihn in Schranken zu halten: 2. Unbesorgt können wir nicht verheimlichen, dass gegen die Anordnungen unserer Gnade145 sozusagen ein öffentlicher Krieg erklärt worden ist, durch den sie mit Füßen getreten werden; dass als Haupt dieser Bewegung Eulalius herausragt, der die Befehle übergeht (und) es gemäß der Reihenfolge der Anordnungen nicht erträgt, für kurze Zeit abwesend zu sein, teuerster Vetter Symmachus. 3. Woraufhin Deine Erhabenheit erfahren möge, dass wir dies beschlossen haben, dass die frühere Ordnung der heilsamen Anordnung und die besonnene Regelung der Synode eingehalten werden müssen – wir meinen, dass das nicht anders geschehen kann, wenn nicht Eulalius in jeder Hinsicht dazu gedrängt wird, dass er so schnell wie möglich aus der Stadt weggeht, dem unverschämten Volk durch seine Gegenwart keinen Ansporn bietet und für Unschuldige kein Grund für eine Todesgefahr besteht. 4. Für ihn darf kein Zweifel daran bestehen, dass, wenn er diese Dreistigkeit seines Vorhabens fortsetzt, nicht nur ein Urteil über seine Stellung, das bereits veröffentlicht wurde, sondern auch über die Gefahr seines Wohlergehens veröffentlicht werden muss, (denn Schuld verdient vollends keine Gnade, die, wenn sie vorher gewährt wird, nicht akzeptiert wird), - (für ihn), der keine Entschuldigung dafür erhalten wird, weil er behauptet, dass er gegen seinen Willen vom Volk zurückgehalten wird.146 5. Wenn aber irgendjemand aus der Schar der Kleriker meint, mit Eulalius verkehren zu müssen, während das Gerichtsverfahren noch nicht entschieden ist, soll er wissen, dass er mit einem ähnlichen Urteil verurteilt werden muss; aber die Laien, die nach dem Verbot unserer Milde glauben, mit Eulalius verkehren zu müssen, (sollen wissen), dass (ihnen aufgrund ihrer) recht ehrenwerten Herkunft die Strafe der Ächtung (droht): Sklaven werden in der Tat mit dem Tode bestraft und ihre Herren dürfen von dieser Anklage nicht ausgenommen werden.147 6. Aber die Vorsteher der Regionen, wenn sie nicht die Gesinnung des undisziplinierten Volkes bändigen und zügeln, sollen wissen, dass sie nach ihrer Festnahme dem härtesten Urteil unterworfen werden müssen. Aber der Bischof von Spoleto wird, wie es schon längst festgelegt worden war,

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Text und Übersetzung

festae sollemnitatis implebit. Cui ad celebranda mysteria Lateranensem ecclesiam soli patere decernimus, reliquis qui hoc praesumere voluerint propulsatis. Sane si praedictus sacerdos Spolitanae civitatis o in loco eius sanctorum mysteriorum ordinem completurus suscipi debeat admonemus. 7. Per omnes vero titulos vel loca, quae conventu celebri frequentantur, haec quae statuimus proponentur, ut universis liqueat et noluisse nos turbidum aliquid perpetrari et adhuc ut turbata componi debeant opperiri. Sciat sane sublimitas tua primiscrinium et reliquum officium, quod tuis actibus obsecundat, non solum gravissimae multae dispendiis affligendum sed et supplicium capitis sortiturum, nisi enixa opera commodata statutis clementiae nostrae praebere maturarit effectum. Data VII. Kal(endas) April(es) Ravennae

o

Zu dieser Textergänzung s. den textkritischen Apparat von Guenther.

Collectio Avellana 31

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an den heiligen Tagen des Osterfestes die Ordnung der festlichen Feierlichkeit erfüllen. Wir ordnen an,148 dass ihm allein zur Feier der Mysterien die Laterankirche offensteht, nachdem die übrigen (Menschen) abgehalten worden sind, die dieses vorwegnehmen wollen. Wir ermahnen, (dass), wenn freilich der erwähnte Bischof der Stadt Spoleto (daran gehindert wird), (kein anderer), der an seiner Stelle die Ordnung der heiligen Mysterien erfüllen will, akzeptiert werden darf. 7. Aber in allen Titelkirchen und auf (allen) Plätzen, die von einer dicht gedrängten Versammlung häufig besucht werden, wird das, was wir beschlossen haben, bekanntgemacht, damit allen deutlich wird, dass wir nicht wollten, dass irgendeine Unruhe aufkommt, und bis jetzt erwarten, dass unruhige (Situationen) beschwichtigt werden müssen. Deine Erhabenheit soll freilich wissen, dass (Dein) Bürovorsteher und das übrige Büro, die Deinen Vorgaben folgen, nicht nur unter den hohen Kosten einer äußerst schweren Strafe leiden müssen, sondern auch die Todesstrafe erhalten werden, wenn sie sich nicht beeilen (ihnen) mit eifrigem Bemühen, das den Beschlüssen unserer Gnade angemessen ist, Wirkung zu verschaffen. Ausgehändigt am 26. März in Ravenna

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 32 Exemplum relationis Symmachi praef(ecti) urbis ad virum inl(ustrem) com(item) Constantium patricium 1. Domino semper illustri et p cuncta magnifico meritoque sublimi ac praecelso patrono Constantio Symmachus  Ubi primum sacra domini nostri invictissimi principis praecepta perlata sunt, statim, ut convenerat, debitum tribui famulatum. 2. Sed Eulalius ea obstinatione, qua sine praecepto sacro urbem ingressus est, etiam egredi constrictus per omnes potestates pari pertinacia detrectavit. Nam vespertinis horis per officium urbanum id quod praeceperat invictissimus imperator ea die, qua perlatum est, ei innotuisse agnoscitur, domine semper illustrissime et sacratissime, magnifice meritoque sublimis ac praecelse patrone. Quo lecto mandavit se diligentius tractaturum nec tamen instanter admonitus exire curavit. 3. Alia vero die rursus per omnem apparitionem etiam nocturnis horis admonitus collecta multitudine Lateranensem basilicam ausu temerario credidit invadendam. Verum habito tractatu cum proceribus omnibus officiis destinatis, ut pelleretur, inunctum est. Nam et vir spectabilis vicarius ad eandem basilicam ire decreverat, sed primo accedere prae nimio terrore non potuit. Ego autem tam corporatis directis quam omni officio ideo illuc ire non potui, ne quis mihi aemulus faceret religionis invidiam. 4. Tamen salva excellentia vestra irrumpentibus pluribus corporatis et maioribus regionum, qui praeceptis imperialibus serviunt, de eadem ecclesia fugatus Eulalius de urbe expulsus est atque adiunctis apparitoribus illuc directus, ubi iussus fuerat residere. 5. Mandatum etiam, ut vir religiosus sanctus Achilleus episcopus cum quiete, quae iussa sunt, illo eiecto sine strepitu populi pro sanctorum dierum reverentia celebraret. Nam ad custodiam basilicae Lateranensis apparitores apposui, ne cui alii redderetur. Partis quoque Eulalii aliquanti capti sunt clerici seditionis auctores; de quibus quid iubeatur expecto.

p

cuncta Guenther ohne Präposition.

Collectio Avellana 32

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Collectio Avellana 32 Abschrift des Berichts des Stadtpräfekten Symmachus an den hervorragenden Mann, Comes (und) Patricius Constantius 1. Symmachus an den immer hervorragenden Herren und alles großartigen und zu Recht erhabenen und herausragenden Patron Constantius Sobald die kaiserlichen Anordnungen unseres Herren, des unbesiegbaren Fürsten, überbracht worden waren, habe ich sofort, wie es vereinbart worden war, die geschuldete Ergebenheit erwiesen. 2. Aber Eulalius hat sich mit der Dreistigkeit, mit der er ohne kaiserliche Anordnung die Stadt betreten hat, über alle Amtsträger hinweg mit dem gleichen Starrsinn geweigert hinauszugehen, obwohl er sogar dazu verpflichtet war. Denn in den Abendstunden wurde durch das Büro des Stadtpräfekten bestätigt, dass das, was der unbesiegbare Kaiser an dem Tag, an dem es überbracht wurde, angeordnet hatte, ihm bekannt gemacht wurde, immer äußerst hervorragender und heiligster, großartiger und zu Recht erhabener und herausragender Patron. Nachdem er es gelesen hatte, ließ er sagen, dass er vorsischtiger handeln werde, und sorgte sich dennoch nicht darum, obwohl inständig ermahnt, wegzugehen. 3. Aber am anderen Tag glaubte er wiederum, obwohl er durch die ganze Amtsträgerschaft sogar in den nächtlichen Stunden ermahnt worden war, mit dem versammelten Pöbel in die Lateranbasilika in einem waghalsigen Unternehmen eindringen zu müssen. Aber nachdem eine Besprechung mit den Senatoren abgehalten worden ist, ist allen damit befassten Büros auferlegt worden, ihn zu vertreiben. Denn auch der angesehene Mann (und) Vikar149 hatte beschlossen zu derselben Basilika zu gehen, konnte aber anfangs vor lauter Angst nicht hingehen. Ich jedoch konnte deshalb sowohl mit den in Stellung gebrachten Vereinsmitgliedern als auch mit dem ganzen Büro nicht dorthin gehen, damit nicht jemand, der mir nacheiferte, Hass auf die Gottesverehrung hervorrief. 4. Dennoch ist ohne Nachteil für Eure Erhabenheit, nachdem mehrere Vereinsmitglieder und Vorsteher der Regionen eingedrungen waren, die den Anordnungen des Kaisers gehorchen, Eulalius aus derselben Kirche vertrieben und aus der Stadt gejagt und durch die hinzugezogenen Amtsdiener dorthin geschickt worden, wo ihm befohlen worden war, sich aufzuhalten.150 5. Auch ist befohlen worden, dass der gottesfürchtige Mann (und) heilige Bischof Achilleus in Frieden (das), was befohlen worden ist, nach seinem (Eulalius’) Hinauswurf ohne Lärm des Volkes aus Ehrfurcht vor den heiligen Tagen feierte. Denn zur Bewachung der Lateranbasilika stellte ich Amtsdiener auf, damit sie nicht irgendeinem anderen übergeben wurde. Auch sind von der Partei des Eulalius ziemlich viele Kleriker als Anstifter des Aufruhrs gefangen genommen worden; was über sie befohlen wird, erwarte ich.

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Text und Übersetzung

6. Et quoniam de his interim, quae gesta sunt, universe virtutibus vestris credidi suggerendum, quicquid sequentibus diebus pro quiete urbis, quam vestra felicitas regit, gestum fuerit, singillatim pro rerum fide et ordine melioribus indiciis nuntiabo.

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6. Da ich ja glaubte, inzwischen das, was geschehen ist, im Allgemeinen gegenüber Euren Tugenden zur Sprache bringen zu müssen, werde ich im Einzeln hinsichtlich eines Vertrauens in die Angelegenheiten und deren Ordnung alles, was auch immer an den folgenden Tagen für den Frieden der Stadt, die Euer Glück lenkt, geschehen wird, mit ziemlich guten Angaben melden.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 33 Exemplum sacrarum litterarum Symmacho praef(ecto) urbis 1. Moderatione praecipua egit nostra serenitas, ne locum possit invenire praesumptio. Ideo enim in iudicio venerabilium sacerdotum est dilata cognitio, ut quicquid religio, quicquid veritas postulabat, absque ulla perturbatione hoc disceptatio tranquilla decerneret. 2. Sed Eulali usurpatione contra sententiam venerabilis synodi multa illicite commissa fuisse relationis textus edocuit; qui praesentia sua causam furoris populo subministrans totum perire voluit, quicquid moderatio nostra conservat. Nam cum ordinatione nostra et sententia episcoporum, quorum in synodo maior se multitudo collegerat, consensu etiam partium et professione id fieri definitum esset, ut sciret se specialiter esse damnatum, quicumque ad incitandum populum urbem fuisset ingressus: Oblitus sui probavit ex praesenti facto, quale videatur habuisse principium. 3. Quoniam ergo recte hunc post tot admissa urbe constat esse depulsum, ad quam eum accedere non debere et clementiae nostrae et episcoporum videtur statuisse iudicium, Bonifatium venerabilem virum episcopum, ad cuius moderationem auctoritatem nostram recte censuimus esse iungendam, Symmache parens karissime atque amantissime, sublimitas tua urbem ingredi debere nos statuisse cognoscat, ut sub eius gubernaculis religiosae legis reverentia moderatione solita compleatur. Data III. Nonas April(es), accepta VI. Id(us) April(es)

Collectio Avellana 33

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Collectio Avellana 33 Abschrift des kaiserlichen Briefes an den Stadtpräfekten Symmachus 1. Unsere Durchlaucht handelte mit besonderer Mäßigung, damit keine Hoffnung aufkommen konnte. Denn daher ist aufgrund des Urteils der verehrungswürdigen Bischöfe die richterliche Untersuchung verschoben worden, damit, was auch immer die Gottesverehrung, was auch immer die Wahrheit erforderte, fern von irgendeiner Verwirrung ein ruhiger Meinungsaustausch das entscheidet. 2. Aber die Darstellung (Deines) Berichts lehrte, dass durch die Anmaßung des Eulalius gegen das Urteil der verehrungswürdigen Synode151 vieles unerlaubt begangen worden ist; er wollte, indem er durch seine Gegenwart dem Volk einen Grund für die Wut verschaffte, alles zugrunde richten, was unsere Herrschaft bewahrt. Denn nachdem durch unsere Anordnung und das Urteil der Bischöfe, auf deren Synode sich eine ziemlich große Zahl versammelt hatte, auch in Übereinstimmung der Parteien und in einer öffentlichen Erklärung festgelegt worden war, dass das geschehe, (nämlich) damit er wisse, dass er auf besondere Weise verurteilt würde, wer auch immer die Stadt betreten würde um das Volk aufzuhetzen: Er (Eulalius), der sich vergaß, bestätigte durch die gegenwärtige Tat, was für eine Absicht er anfänglich allem Anschein nach gehabt hat. 3. Da ja also bekanntlich dieser nach so vielen Vergehen zu Recht aus der Stadt vertrieben worden ist, die er nicht betreten darf, wie das Urteil unserer Gnade und der Bischöfe allem Anschein nach beschlossen hat, möge Deine Erhabenheit, teuerster und liebster Vetter Symmachus, zur Kenntnis nehmen, dass wir beschlossen haben, dass der verehrungswürdige Mann (und) Bischof Bonifatius, mit dessen Herrschaft unsere Autorität, wie wir meinten, mit Recht vereinigt werden muss, die Stadt betreten soll, auf dass unter seiner Leitung die Ehrerbietung gegenüber dem gottesfürchtigen Gesetz in der gewohnten Behutsamkeit erfüllt werde. Ausgehändigt am 3. April, erhalten am 8. April

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 34 Exemplum relationis Symmachi p(raefecti) u(rbi) de ingressu papae Bonifatii ad principem supra scriptum 1. Quaecumque deo auctore firmantur, merito divino pietatis vestrae iudicio proferuntur. Nuper namque cum ad me famulum vestrum sacra clementiae vestrae emanasset auctoritas, qua omni ambiguitate summota venerabilis viri Bonifati episcopi maiestas vestra sacerdotium roboravit, tam grata universis quae iussa sunt extiterunt, ut haec et ordo amplissimus et Romanus populus comprobaret, domini imperatores Honori et Theodosi pii felices inclyti victores semper Augusti. 2. Nam cum statuta caelestia per me essent recitata populis et edictis ex more ubique positis publicata, tantus favor et laetitia totius extitit civitatis, ut sibi et religionem redditam et praestitam quietis securitatem omnes gratulatione congrua testarentur. 3. Interiecto itaque biduo urbem supra memoratus venerabilis episcopus omni occurrente plebe ingressus est, sicut serenitas vestra constituit: Officii quoque mei obsequia minime defuerunt. Nec iam aliqua dissensio remanet populorum, cum omnes divino iudicio et maiestatis vestrae acquieverint voluntati. 4. Cessantibus igitur studiis unum omnes, quod praecepto dei admoniti statuistis, sentire coeperunt atque acclamationibus, quae subiectae sunt, gaudii sui causas plebs Romana testata est ac serenitati vestrae gratias in dies singulos agere non desistit, quorum provisio sicut pacem orbis tuetur, ita quietem urbi restituit populoque concordiam.

Collectio Avellana 34

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Collectio Avellana 34 Abschrift des Berichts des Stadtpräfekten an den oben genannten Fürsten über den Einzug des Papstes Bonifatius 1. Alles, was auf Geheiß Gottes bestätigt wird, wird zu Recht durch das göttliche Urteil Eurer Frömmigkeit veröffentlicht. Denn neulich, nachdem das kaiserliche Schreiben Eurer Gnade zu mir, Euren Diener, gelangt war, mit dem Eure Majestät jede Zweideutigkeit ausräumte und das Bischofsamt des verehrungswürdigen Mannes (und) Bischofs Bonifatius stärkte, zeigte sich das, was befohlen worden war, allen so willkommen, dass dieses der erhabene Stand und das Volk von Rom152 anerkannten, Herren und Kaiser Honorius und Theodosius, fromme, glückliche, ruhmreiche Triumphatoren, immer währende Augusti. 2. Denn nachdem die himmlischen Beschlüsse durch mich dem Volk vorgelesen und durch Edikte,153 die gewohnheitsgemäß überall angeschlagen worden waren, veröffentlicht worden waren, zeigte sich ein so großer Beifall und Freude in der ganzen Stadt, dass alle für sich in einer übereinstimmenden Danksagung verkündeten, dass die Gottesverehrung wiederhergestellt und die Sicherheit des Friedens erhalten worden seien. 3. Daher betrat nach Ablauf von zwei Tagen154 der oben erwähnte verehrungswürdige Bischof, indem (ihm) das ganze Volk entgegeneilte, die Stadt, wie Eure Durchlaucht bestimmt hat: Auch fehlte das Gefolge meines Büros keineswegs. Und in der Tat blieb dann keine Meinungsverschiedenheit zwischen den Gemeinden155 bestehen, da alle dem göttlichen Urteil und dem Vorhaben Eurer Majestät zustimmten. 4. Während daher Parteilichkeiten ausblieben, fingen alle an ein und dasselbe zu denken, was Ihr, durch die Anordnung Gottes ermahnt, beschlossen habt, und durch Akklamationen, die beigefügt worden sind,156 bezeugte das Volk von Rom die Gründe für seine Freude und ließ nicht ab Eurer Durchlaucht täglich Dank zu sagen, deren Fürsorge, wie sie den Frieden des Erdkreises schützt, so den Frieden für die Stadt und die Eintracht für das Volk wiederherstellt.

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 35 Exemplum sacrarum litterarum proconsuli Africae 1. Victor Honorius inclytus triumphator semper Augustus Largo proconsuli  Inter omnes curas nec illa nos minus sollicitant, quae pertinere ad sacerdotium iudicamus. Cum enim de confirmando episcopo urbis aeternae controversia tractaretur atque hi, qui in unum positi erant, episcopi de tanto negotio paucos se aestimarent ad sententiam proferendam, placuerat, sicut sacri apices cucurrerunt, ut ex Africanis vel Gallicanis provinciis plures episcopi commearent, ea videlicet ratione, in medio tempore quicquam praesumeretur id quod nostra sententia ordinaverat vel quod statuisse synodi sententia videbatur. 2. Sed his omnibus despectis Eulalius sola usurpatione moram credidit occupandam. Quem, sicut decebat, nostra auctoritate constat expulsum ac sanctum Bonifatium episcopum roboratum. 3. Et quoniam consumptum negotium est, incongruum nostra clementia iudicavit, si episcopi navigationis vel itineris iniuriam paterentur. Unde sciat spectabilitas tua synodum fuisse solutam. Admone igitur praemissis sacris affatibus auctoritate tua singulos sacerdotes, ut sciant hanc ordinationem esse servandam, quae continet, ut quisque in ecclesia sua orationibus vacet, ut convenit, propter quod causa optimo iudicio iam terminata videatur. Data sub die VII. Id(us) April(es)

Collectio Avellana 35

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Collectio Avellana 35 Abschrift des kaiserlichen Briefes an den Prokonsul von Africa 1. Der siegreiche Honorius, der erhabene Triumphator, immer währende Augustus an den Prokonsul Largus157  Unter allen Sorgen beunruhigt uns nicht weniger das, was sich unserer Ansicht nach auf das Bischofsamt bezieht. Als nämlich der Streit über die Bestätigung des Bischofs der ewigen Stadt verhandelt wurde und die Bischöfe, die an einem Ort zusammengekommen waren, meinten, dass sie zu wenige seien um über eine so große Aufgabe ein Urteil zu verkünden, hatten (wir) beschlossen, wie die kaiserlichen Schreiben (es) beschleunigten, dass aus den afrikanischen und gallischen Provinzen mehrere Bischöfe zusammenkommen sollten, natürlich mit der Überlegung, in der Zwischenzeit irgendetwas vorweggenommen würde dessen, was unser Urteil festgelegt hatte und was das Urteil der Synode zu beschließen schien. 2. Aber indem er dies alles missachtete, glaubte Eulalius, dass allein durch seine Anmaßung die Zeit genützt werden müsste. Bekanntlich ist er, wie es sich gehört, durch unseren Beschluss vertrieben und der heilige Bonifatius als Bischof bestätigt worden. 3. Und da ja die Angelegenheit abgeschlossen worden ist, hielt unsere Gnade es für unangemessen, wenn die Bischöfe die Anstrengung einer Schifffahrt oder einer Reise auf sich nähmen. Woraufhin Deine Hochwürden wissen soll, dass die Synode aufgelöst worden ist. Ermahne daher mit den kürzlich verschickten kaiserlichen Verlautbarungen und durch Deine Autorität die einzelnen Bischöfe, dass sie wissen sollen, dass diese Anordnung eingehalten werden muss, die bindend ist, sodass jeder in seiner Kirche Zeit hat für Predigten, wie es gut ist, deswegen weil die Angelegenheit durch ein sehr ausgewogenes Urteil schon beendet zu sein scheint. Ausgehändigt während des 7. Aprils

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 36 Epistola Largi proc(onsulis) ad Aurelium episcopum Cartag(iniensem) 1. Domino parenti honorabili Aurelio episcopo Largus  De merito sacerdotis, quem suis deus idoneum probavit, cessavit certamen. Sanctum igitur ac venerabilem virum Bonifatium urbis Romae episcopum firmavit clementia principalis, cuius electione dudum sanctitatem tuam praecepit acciri, sicut sacri testantur affatus sui cum veneratione prolati. 2. Oportet igitur populos ecclesiasque tuas festinanter invisas, cui navigationis est adempta necessitas. Et alia manu: Incolumen te divinus favor praestet annis compluribus, domine pater merito honorabilis.

Collectio Avellana 36

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Collectio Avellana 36 Brief des Prokonsuls Largus an Aurelius, den Bischof von Carthago158 1. Largus an den Herren (und) ehrenwerten Vater, den Bischof Aurelius  Der Streit über die Würde eines Bischofs, den Gott für die Seinen als geeignet erachtete, ist beigelegt. Die fürstliche Gnade hat daher den heiligen und verehrungswürdigen Mann Bonifatius als Bischof der Stadt Rom bestätigt, aufgrund dessen Wahl sie vor kurzem anordnete, dass Deine Heiligkeit eingeladen werde, wie Ihre kaiserlichen Schreiben bezeugen, die mit Hochachtung veröffentlicht wurden. 2. Daher sollst Du, dem die Notwendigkeit für eine Seereise genommen worden ist, schnell nach Deinen Gemeinden und Kirchen schauen. Und mit anderer Hand: Die göttliche Gunst möge Dich für ziemlich viele Jahre am Leben erhalten, Herr (und) zu Recht ehrenwerter Vater.159

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Text und Übersetzung

Collectio Dionysiana PL 20, Sp. 766–767q Bonifacius episcopus Honorio Augusto 1. Ecclesiae mer, cui deus noster meum sacerdotium vobis res humanas regentibus deputavit, cura constringit, ne causis eius, quamvis adhuc corporis incommoditate detinear, conventus a sacerdotibus universis et clericis et Christianae plebis perturbationibus agitatus apud aures Christianissimi principis desim. 2. Si quid enim secus quam oportet eveniat, non vos id facere, qui cuncta aequa moderatione componitis; sed nos, per nostram tacentes desidiam, videbimur quod civitatis quietem et ecclesiae pacem pervertere valeat admisisse. 3. Cum enim humanis rebus divinae cultor religionis domino favente praesideas, nostra culpa erit, si non id sub vestra gloria, quam certum est divinis semper rebus animo promptiore favisse, firmo et stabili iure custodiatur, quod per tot annorum seriem et sub illis etiam principibus obtinuit, quos nulla nostrae religionis cura constrinxit, id est ethnicis, et sub vestrae imperio clementiae minime quae sunt illicita formidentur. 4. Ipsa enim ecclesia devotionem tuam, Christianissime imperator, meo quidem sermone, sed suo venerabilis appellat affectu, quam Christus deus noster, vestri fidus rector et gubernator imperii, uni desponsatam sibi et intactam virginem servat,s ne in eam aliquos patiamini insidiantium procellarum fluctus illidi, et quietam faciem tempestatis insolitae tumore turbari, gloriosissime et tranquillissime imperator Auguste. 5. Ipsa ergo, quae uni desponsata, vestra tamen mater est, ecclesia hac pietatem vestram legatione, quam suis sacerdotibus commisit, appellat, praeterita praesentiaque repetit. 6. Vobis, inquit, religiose imperantibus, modo tutus est populus, tam fidus deo, quam tibi, principi Christiano. 7. Ecce enim inter ipsa mysteria, inter preces suas, quas pro vestri felicitate dependit imperii, teste apud quem et de cuius sede agitur sancto Petro, sollicitis pro religionis observantia vocibus clamat: Cum sollicita petitione miscetur oratio, ne hos in varias res semel evulsa distrahat a cultu solito, tentatore sollicitante, discordia.

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Der vorliegende Text wurde mit einer eigenen Paragraphierung versehen. meae PL. 2. Kor. 11,2.

Collectio Dionysiana PL 20, Sp. 766–767

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Collectio Dionysiana PL 20, Sp. 766–767160 Bischof Bonifatius an den Augustus Honorius 1. Die Sorge um die Kirche zwingt mich, dem unser Gott mein Bischofsamt übertrug, während Ihr die menschlichen Angelegenheiten leitet, dass ich mich für deren Angelegenheiten vor den Ohren des allerchristlichsten Fürsten einsetze, obwohl ich bislang durch die Unpässlichkeit (meines) Körpers abgehalten werde, da ich von allen Bischöfen161 und Klerikern gebeten worden bin und mich die Wirren des christlichen Volkes bewegten. 2. Denn wenn irgendetwas anders geschieht, als es soll, macht Ihr es nicht, die Ihr alles mit wohlwollender Gerechtigkeit ordnet, sondern es wird so aussehen, dass wir, da wir infolge unserer Untätigkeit schweigen, zugelassen haben, was stark genug ist, die Ruhe der Stadt und den Frieden der Kirche zu vernichten. 3. Denn da Du als Verehrer der göttlichen Religion durch die Gnade Gottes die menschlichen Angelegenheiten leitest, wird es unsere Schuld sein, wenn nicht unter Eurer Herrlichkeit, die sicherlich immer die göttlichen Angelegenheiten recht entschlossen begünstigt hat, das mit fester und dauerhafter Macht bewacht wird, was über so viele Jahre und auch unter jenen Fürsten, das heißt den heidnischen, die keine Sorge um unsere Gottesverehrung band, galt, und unter der Herrschaft Eurer Gnade keineswegs zu befürchten ist, was unerlaubt ist. 4. Denn Deine Frömmigkeit, allerchristlichster Kaiser, ruft selbst die Kirche zwar durch meine Ansprache, aber ehrfurchtsvoll in ihrer Zuneigung an, die Christus, unser Gott, der treue Lenker und Leiter Eurer Herrschaft, ihm als einzigem anvertraute und unversehrte Jungfrau bewahrt, damit Ihr nicht ertragt, dass irgendwelche Fluten lebensgefährlicher Stürme über sie hereinschlagen und ihre friedvolle Erscheinung durch das Aufbrausen eines ungewohntes Sturmes in Unordnung gebracht wird, ruhmreichster und friedfertigster Kaiser (und) Augustus. 5. Daher ruft die Kirche selbst, die einem Einzigen anvertraut dennoch Eure Mutter ist, mit dieser Gesandtschaft, die sie ihren Bischöfen übertrug, Eure Frömmigkeit an (und) wiederholt Vergangenes und Gegenwärtiges. 6. Da Ihr gottesfürchtig herrscht, sagt man, ist jetzt das Volk sicher, so treu Gott ergeben wie Dir, dem christlichen Fürsten. 7. Denn siehe, mitten in den Mysterien selbst, mitten in ihren Fürbitten, die sie für das Glück Eurer Herrschaft erbringt, ruft sie, während der heilige Petrus Zeuge ist, vor dem es verhandelt wird und um dessen Stuhl es geht, mit besorgten Gebeten um den Erhalt der Gottesverehrung: Mit der besorgten Bitte vermischt sich das Gebet, auf dass die einmal entfesselte Zwietracht dies162 nicht in verschiedene Richtungen von der gewohnten Verehrung trennt, indem ein Anstifter (es) aufwiegelt.

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Text und Übersetzung

8. Ageret pluribus, princeps Christianissime, nisi apud te suarum esset secura causarum, et in oppressionibus idolorum, in haereticorum correctionibus, fide tua, divino cultu pariter cum imperio semper florente vicisset. 9. Habet refugium, tuae mansuetudinis animum cum suae religionis veneratione coniunctum: Cum quidquid huic proficiat, vos agatis, conferatis fratribus et consacerdotibus meis, probatissimis viris, a me et ab omnibus, qui ecclesiam faciunt istam, ad te legatis: Quibus, precamur, sacrae causam religionis prosequentibus, in urbe vestrae mansuetudinis hoc animo, quo postulatis annuitis, in perpetuum statui universalis ecclesiae consulatis. Data kalendis Iulii

Collectio Dionysiana PL 20, Sp. 766–767

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8. Sie (die Kirche) würde mehr unternehmen, allerchristlichster Fürst, wenn sie bei Dir nicht mit ihren Angelegenheiten sicher wäre und bei der Unterdrückung der Götzen und bei der Zurechtweisung der Häretiker aufgrund Deines Glaubens gesiegt hätte, während die Verehrung Gottes zugleich unter (Deiner) Herrschaft immer blühte. 9. Sie hat als Zuflucht, dass der Geist Deiner Milde mit der Verehrung ihrer Religion verbunden ist: Da Ihr alles, was ihr nützt, macht, möget Ihr (Euch) mit meinen Brüdern und Mitbischöfen, sehr bewährten Männern, austauschen, die von mir und allen, die Deine Kirche ausmachen, zu Dir gesandt worden sind: Möget Ihr Euch, worum wir bitten, da sie sich einer Angelegenheit der heiligen Religion widmen, in der Stadt Eurer Milde mit dem Geist, mit dem Ihr Gesuchen zustimmt, auf ewig um den Zustand der ganzen Kirche kümmern. Ausgehändigt am 1. Juli

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Text und Übersetzung

Collectio Avellana 37 Epistola imperatoris Honorii ad Bonifatium episcopum Romanum, qua statuit, ut, si denuo ordinati fuerint duo episcopi, ambo de civitate pellantur. 1. Victor Honorius inclytus triumphator semper Augustus sancto ac venerabili Bonifatio papae urbis aeternae  Scripta beatitudinis tuae debita reverentiae gratulatione suscepimus, omnipotenti deo maximas gratias referentes, quod sanctimoniam tuam post longum incommodum optatae redditam didicimus sanitati, et ideo revertentibus venerabilibus viris gaudium nostrum sacrorum apicum attestatione signamus 2. ac petimus, ut cottidianis orationibus apostolatus tuus studium ac votum suum circa salutem atque imperium nostrum dignetur impendere. Illud autem pietati nostrae satis placuisse cognosce, quod sanctimonia tua de ecclesiarum aut populi perturbatione sollicita est, quae ne aliqua ratione possit evenire, satis clementia nostra credidit esse provisum. 3. Denique praedicante beatitudine tua id ad cunctorum clericorum notitiam volumus pervenire, ut, si quid forte religioni tuae, quod non optamus, humana sorte contigerit, sciant omnes ab ambitionibus esse cessandum ac, si duo forte contra fas temeritate certantum fuerint ordinati, nullum ex his futurum penitus sacerdotem, sed illum solum in sede apostolica permansurum, quem ex numero clericorum nova ordinatione divinum iudicium et universitatis consensus elegerit. 4. Unde id observandum est, ut omnes tranquillam mentem et pacificos animos e serenitatis nostrae admonitione custodiant nec aliquid seditiosis conspirationibus temptare conentur, cum certum sit nulli partium studia profutura.

Collectio Avellana 37

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Collectio Avellana 37 Brief des Kaisers Honorius an Bonifatius, den Bischof von Rom, in dem er festlegte, dass, wenn erneut zwei Bischöfe geweiht werden, beide aus der Stadt vertrieben werden163 1. Der siegreiche Honorius, der erhabene Triumphator, immer währende Augustus an den heiligen und verehrungswürdigen Bonifatius, den Papst der ewigen Stadt  Das Schreiben Deiner Glückseligkeit haben wir mit der (Eurer) Hoheit geschuldeten Danksagung empfangen,164 indem wir dem allmächtigen Gott den größten Dank abstatteten, weil wir erfahren haben, dass Deiner Heiligkeit nach einer langen Unpässlichkeit die gewünschte Gesundheit wiederhergestellt worden ist, und daher zeigen wir den verehrungswürdigen Männern bei ihrer Rückkehr unsere Freude als Beweis mit unserem kaiserlichen Brief an 2. und bitten darum, dass in täglichen Gebeten Dein Apostelamt es für würdig erachtet sein Streben und Gebet für unsere Gesundheit und unsere Herrschaft darzubringen. Wisse, dass es aber unserer Frömmigkeit vollauf gefallen hat, dass Deine Heiligkeit über die Wirren in den Kirchen oder im Volk beunruhigt ist; unsere Gnade glaubte ausreichend dafür gesorgt zu haben, dass sie (die Unruhe) in keiner Weise vorkommen kann. 3. Schließlich wollen wir, dass aufgrund der Verkündigung durch Deine Glückseligkeit das zur Kenntnis aller Kleriker gelangt, dass, wenn zufällig etwas Deiner Gottesverehrung, was wir nicht wünschen, durch das menschliche Schicksal zuteil wird, alle Menschen wissen sollen, dass man sich von dem Streben nach Ämtern fernhalten muss und, wenn zufällig zwei gegen das (göttliche) Recht infolge der Unbesonnenheit der Streitenden geweiht worden sind, keiner von ihnen grundsätzlich der zukünftige Bischof sein soll, sondern allein jener auf dem apostolischen Stuhl dauerhaft bleiben wird, den aus der Zahl der Kleriker durch eine neue Bischofsweihe das göttliche Urteil165 und die Zustimmung aller erwählt hat.166 4. Weswegen beachtet werden muss, dass alle einen ruhigen Geist und friedlichen Sinn gemäß der Ermahnung unserer Durchlaucht bewahren und nicht versuchen irgendetwas durch aufrührerische Verschwörungen anzugehen, da es sicher ist, dass die Bestrebungen von Parteien niemandem nützen werden.167

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Zur Verbannung des Liberius s. S. 16 ff. Eusebius und Lucifer sind wie Liberius nicht als Teilnehmer der Synode von Mailand 355 bezeugt. Sie wurden wie andere Bischöfe nach Abschluss der Synode aufgefordert, die damnatio Athanasii zu unterschreiben. Als sie sich weigerten, wurden sie wie andere Bischöfe in den Osten des Reiches, vor allem in den Nahen Osten ins Exil geschickt, wo sie unter der Aufsicht homöischer Bischöfe standen; Sulpicius Severus, chronicon 2,39,2; vgl. die Zusammenstellung des Quellenmaterials zur Synode von Mailand bei Brennecke – Stockhausen 359–375; Brennecke (1984) 151 ff.; zur Verbannung Hillner (2015) 218 f. Über die genannten italischen Bischöfe PCBE I 692–697 und II 1297–1298, 1324–1328. Hilarius wurde bald nach seiner Weihe zum Bischof von Poitiers 356 auf der Synode von Biterra (Béziers) durch ein Urteil des Kaisers nach Kleinasien verbannt. Der Grund hierfür war wohl nicht so sehr seine positive Haltung gegenüber Athanasius, sondern angesichts des damaligen Machtkampfes in Gallien eher eine politisch motivierte Denunziation und Intrige; ausführlich hierzu Brennecke (1984) 223–243. Zu seiner Person PCBE I 530; sein Vater war Antonius 1; M. Zelzer – J. Fontaine – P. L. Schmidt HLL 6 (2020) § 641.6. Vgl. hierzu die Aufstellung über kirchliche Amtsträger bei Eusebius, HE 6,43,11. Zu seiner Person PCBE I 770–1 Mommsen (573 Anm. 5) schlägt anstelle von habetis die Form habebitis vor. Möglich wäre auch die Form habeatis; vgl. den Sprachgebrauch in einem edictum ad populum in CA 24. Bei der Übersetzung dieser Textstelle ist zu bedenken, dass melior nicht adverbial zu übersetzen ist; vgl. Klein (1979) 110. Der Ausdruck stationem dare ist hier nicht im Sinne von „ein Lager aufschlagen“ zu verstehen. Diese Textstelle ist vielmehr einer der ersten Belege dafür, dass der Begriff statio im 4. Jh. die Bedeutung von „liturgische Versammlung“ annahm, die insbesondere ein Bischof im Wechsel in verschiedenen Kirchen abhielt; Baldovin 144; vgl. Diefenbach (2007) 234 und 449 Anm. 160; Saxer 511 ff. Vgl. CA 1,12: stationes sine clericis celebrare. Die Ergänzung des Wortes basilica erscheint überflüssig, da der Verfasser der gesta ganz bewusst zwischen den beiden gleichnamigen Kirchen in Iuli und in basilica Iuli unterscheidet und nur die drei Bischofskirchen Roms als Basiliken bezeichnet; CA 1,5, dort befindet sich auch die Angabe in Lucinis; vgl. Diefenbach (2007) 225 Anm. 36 und 232 ff., Künzle 37 ff. und S. 175 ff. Zur Bedeutung des Begriffs proceres, mit dem auch Dekurionen bezeichnet werden können, vgl. CA 19,2; 29,3 und 32,3; zudem beeinflussten Ehefrauen von Senatoren Constantius II. S. hierzu Salzman (contestations 2019) 143 und Clemente 131. D. h. im Jahre 365; vgl. PLRE I 1044

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Kommentar Der Text suggeriert, dass die stadtrömischen Priester Ursinus unterstützten. Da nur drei Personennamen aufgeführt werden, kann sich nur eine der beiden Amtsbezeichnungen, die im Plural stehen, auf die genannten Personen beziehen. Zu diesen Personen PCBE I 97–98, II 1341 und 2356–2358. Normalerweise wird das Verb procedere mit den Präpositionen in und ad in Verbindung mit einem Substantiv im Akkusativ verwendet; vgl. CA 14,6: ad … basilicam processerunt. Hier steht es aber mit einer konkreten Ortsangabe im Ablativ. Brent (382 f.) meint daher, dass es im Sinne von „held fellowship or communion“ zu verstehen ist; vgl. ThLL X 2 (1995–2009) Sp. 1497. Die von Liberius begnadigten periuri (CA 1,4) sind nun Damasus’ Gefolgsleute; vgl. Green 532. Zu der Ortsbezeichnung in Lucinis S. 176 ff. Kirsch (82) erwog die Konjektur in aedibus Lucinis; vgl. Ehrenheim 154. Mit aedes wird im Plural allerdings kein Gotteshaus, sondern ein Wohnhaus bezeichnet. Zu seiner Person PCBE II 1671. Zu Paulus von Tibur PCBE II 1671. Rufinus (HE 11,10) schreibt dagegen, dass Ursinus in basilica, quae Sicinini appellatur von einem imperitus et agrestis episcopus geweiht wurde. Nach Sokrates 4,29,4 wurde er nicht ein einer Kirche, sondern in der basilica Sicina gewählt; s. S. 176 ff. Viventius war zwischen dem 17. September 365 (früheste Erwähnung) und dem 9. Mai 367 (späteste Erwähnung) praefectus urbi und somit auch der oberste Richter dieser Stadt; PLRE I 972; den Boeft u. a. (2009) 61–62; vgl. Chastagnol 152 ff. Zu seiner Person PLRE I 472; zur Datierung s. CTh 14,15,2 von 14.06.366. Dass die fossores als „bischöfliche Miliz“ eingesetzt wurden, wie Friedrichs (74) vermutet, ist dem Text nicht zu entnehmen; vgl. Pentiricci 301, 304. Ammianus Marcellinus (27,3,13) schreibt von 137 Todesopfern bei dem Überfall auf die basilica Sicinini. Vgl. Augustinus, de civitate dei 10,32,2. Unklar bleibt, was mit dem quintum bellum gemeint ist. Es ist naheliegend, in dieser Formulierung einen Hinweis die einzelnen Kämpfe der Damasianer zu sehen, z. B. um die basilica Iulii, Lateranbasilika, basilica Liberii; Coşkun 20. Vgl. den Kriegsvorwurf gegenüber Eulalius in CA 31,2. Bei dem seltenen Ausdruck auriscalpius handelt es sich wohl nicht um eine erotische Anspielung, vielmehr soll mit ihm angedeutet werden, dass Damasus als „Frauenflüsterer“ bei vielen wohlhabenden Damen Vermögen abschöpfte. Raimondi (partiti 2009, 192 ff.) merkt an, dass in dieser Bezeichnung das Wort aurum anklingt. Dennoch ist die Übersetzung als „Goldschneider“ nicht zutreffend; Künzle 43. Über die Bedeutung von auriscalpius s. ferner Brunt (2017) 385 f., Cameron 186 f., Lizzi Testa (2012) 399 ff.; den Boeft u. a. (2009) 73; Friedrich 47; Coşkun 40 Anm. 76; Trout 9 Anm. 38; Pentiricci 295; vgl. Pietri (1997) 67 f., Fontaine (1988) 178 ff. Zur Bedeutung von statio Anm. 7 zu CA 1,3.

Kommentar 24

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Es handelt sich bei dieser Ortsangabe um eine Kirche; s. S. 175 f. Künzle (18) datiert das Ereignis auf Anfang Dezember 367 bis Anfang Januar 368. 25 Vgl. den Überfall auf Macarius CA 2,80; Ghilardi 498 ff. Während seines Pontifikats förderte Damasus den Kult um die heilige Agnes; Sághy (2010) 50 ff. 26 Der dies natalis bezeichnet den Tag der Bischofsweihe; vgl. Coşkun 20; Künzle 17 ff. 27 Der Titel des Briefes ist irreführend, da es sich nicht um ein Glückwunschschreiben an den Bischof von Rom handelt. Den Titel Papst nahm Siricius erst später an. 28 Pinianus war 385–387 Stadtpräfekt; PLRE I 702, Liebs 153, Chastagnol 172 und 440. 29 Das Wort instituti steht im genitivus possessivus. 30 Ursinus war aber höchstwahrscheinlich bei dieser Wahl nicht anwesend, s. den letzten Satz CA 4,2. 31 Vettius Agorius Praetextatus war praefectus urbi zwischen August 367 und September 368 PLRE I 722–724. 32 Diese Angabe bezieht sich auf die erste Verbannung des Ursinus und einiger seiner Anhänger Mitte Oktober 366; CA 1,6. Die deportatio war die schlimmere Form der Verbannung; sie war mit dem Verlust des Vermögens verbunden und dauerte ein Leben lang; Hillner (2015) 195 f. 33 Eigentlich müsste parens ergänzt werden. Zur Anrede vgl. ILS 6091. 34 Zur Bedeutung von forma im Sinne von praeceptum oder regula ThLL VI 1 (1912–1926) Sp. 1080–1081, 1085–1086. 35 Dieser Kirchenname taucht in den Dokumenten der CA nicht auf, sondern nur bei Ammianus Marcellinus; s. S. 178 ff. In dem Schreiben selbst wird nur auf una ecclesia catholicae religionis verwiesen, die die Ursinianer noch zurückhalten (CA 6,2). Nach den Ausführungen in den gesta inter Liberium et Felicem ist eher davon auszugehen, dass es sich um die basilica Liberii gehandelt hat (CA 1,6–9). 36 Die Kanzlei des Bischofs von Rom verfügte offensichtlich über defensores ecclesiae genannte Anwälte, die rechtlich fundierte Anliegen ihres Oberhauptes auch gegenüber weltlichen Institutionen, wie in diesem Fall gegenüber dem Officium des Stadtpräfekten oder des kaiserlichen Hofes, vortrugen; sie waren keine Kleriker, sondern Laien; Zosimus, epistula (ad Heschium) 9,5 (PL 20, Sp. 673). Die Tatsache, dass sie in diesem Brief zum ersten Mal erwähnt werden, bedeutet noch nicht, dass Damasus ihr Amt zur Stärkung seiner Stellung infolge des Schismas einführte; so Lizzi Testa (2012) 403 f., für die die Titulatur der Defensoren ein Indiz dafür ist, dass Damasus Verteidiger benötigte. Wenn dies zuträfe, dann müsste es aufgrund der Datierung des Briefes bald nach seiner Amtseinführung geschehen sein. Allerdings war es im späten 4. Jh. weit verbreitet, Defensorenämter einzuführen. So ist seit dieser Zeit auch ein defensor civitatis/ plebis bezeugt; Ausbüttel (1988) 33 ff., Raimondi (elezione 2009) 191 und (partiti 2019) 287 ff., Lizzi Testa (2012) 407, Pietri (1997) 62 f.

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Kommentar Martroye (597 ff.) hat in seiner Untersuchung über die Anfänge des kirchlichen Defensorenamtes die vorliegende Textstelle übersehen und setzt daher dessen Anfänge in den Beginn des 5. Jh.s Der Ausdruck sacra/ sanctissima lex ist eine seit Constantin gebräuchliche Bezeichnung für die Christen und deren Religion; er leitet sich von den Vorschriften bzw. Befehlen Gottes ab; vgl. CA 10,1 und CTh 13,10,6; 15,7,9; 15,8,1; 16,2,5.21; Lenski 100 f. Der Ausdruck vicaria praefectura (stellvertretende Präfektur) ist eine ungewöhnliche Bezeichnung für den vicarius urbis Romae, der den Prätorianerpräfekten vertrat; vgl. Ammianus Marcellinus 28,1,5; PLRE I 29, Chastagnol 464. Das entspricht knapp 30 km und somit der Entfernung von Rom nach Tivoli oder Ostia. Dies bedeutet wiederum, dass sich die Ursinianer nur im Bergland aufhalten durften. Zur Erläuterung der Rangtitel vir clarissimus und vir illustris S. 186 ff. Unter der Dynastie Valentinians setzten Bestrebungen ein, die Lebensmittelversorgung zu verbessern; Herz 243 ff. Zu den commoda urbis Romae Schmidt-Hofner 289 ff. Vgl. Cicero, de officiis 1,25.89. Der Plural Galliae wird wegen der verschiedenen gallischen Provinzen verwendet. Zu den genannten Personen PCBE I 27, 236–237, 887 und II 1285, 1924, 1945, 2359; vgl. CA 12,4. Der Adressat dieses Schreibens dürfte mit dem von Rufinus (HE 11,10) erwähnten Maximinus praefectus identisch sein. Da Maximinus als vicarius urbis Romae der Stellvertreter des Prätorianerpräfekten war (s. S. 31), dürfte Rufinus deren Ämter verwechselt haben. Rufinus schreibt ferner, dass Maximinus als scaevus homo durch sein Handeln den Hass auf einen unschuldigen Bischof entlud und der Fall zur Qual für die Priester wurde; vgl. Reutter 51 ff. Ob Maximinus der antidamasianischen Partei angehörte, wie Poglio (178 ff.) vermutet, ist fraglich. Vgl. CA 11,1. Zur Bedeutung von series vgl. CA 83,298; CTh 1,29,4; Hornung (2010) 28. Mit den primores sind die führenden Dekurionen, die Principalen, gemeint; Ausbüttel (1988) 17 ff. Leicht überarbeitete Fassung des Textes in Ausbüttel (2020) 258–263. Bei der Überschrift handelt es sich um ein Missverständnis, das auf der Erwähnung von Wiedertäufern in CA 13,8 beruht. Über Aquilinus, der höchstwahrscheinlich vicarius urbis Romae war, ist nichts weiter bekannt; PLRE I 91. Die anderen für das Jahr 378 bezeugten Vikare waren vermutlich für Norditalien zuständig; vgl. Pietri (1976) I 741 Anm. 1; Lenski 100. Zur Frage, ob Aquilinus für Norditalien zuständig war, Coşkun 30 Anm. 46.

Kommentar 52

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Die Entfernungsangabe entspricht dem Amtsbereich des praefectus urbi; dessen Gerichtsbarkeit reichte bis zum 100. Meilenstein, d. h. 150 km von Rom entfernt; Ausbüttel (1998) 24 f. Vgl. hierzu CA 13,10. 53 Flavius Simplicius amtierte von März 374 bis November 375 als vicarius urbis Romae. Er verfolgte nicht Ursinus’ Anhänger; später ließ ihn Gratian hinrichten; PLRE I 894, vgl. Coşkun 38 f. 54 Ungewöhnliche Bezeichnung für die colonia Agrippinensis, die zur Provinz Germania secunda gehörte, die wiederum ein Teil der dioecesis Galliae war. 55 Die in CA 13,5–8 genannten Personen werden auch in Ambrosius, ep. e. c. 7,5–8 erwähnt mit Ausnahme des Restitutus. Bei ihm stellte die Hofkanzlei fest, dass es sich um eine Verwechselung handelte. 56 Die Übersetzung von praesul mit Bischof ergibt sich aus Ambrosius, ep. e. c. 7,5. 57 Valentinian I., der von 364 bis 375 regierte, hatte sich offensichtlich für Damasus eingesetzt und einen Freispruch erwirkt, der nicht überliefert ist. 58 Der Ausdruck apparitores ist eine eher seltene Bezeichnung für die Bediensteten höherer Amtsträger. 59 Der Abschnitt CA 13,11–13 stimmt mit kleineren Präzisierungen mit Ambrosius, ep. e. c. 7,9 überein. 60 Dieser Zusatz fehlt in Ambrosius, ep. e. c. 7,9. Ob hier Gratian an das iudicium quinquevirale dachte, das er 376 als Standesgericht für Senatoren eingeführt hatte, ist fraglich, da die fünf oder sieben Bischöfe als Unterstützung für Damasus gedacht sind; Pietri (1976) I 747; zum Standesgericht Ausbüttel (1998) 68. 61 Im Unterschied zu Ambrosius, ep. e. c. 7,9 wird hier der Amtstitel des Prätorianerpräfekten genauer wiedergegeben. 62 Prokonsuln sind auch für Italien, insbesondere für die Provinz Campania, bezeugt; allerdings war damals eher die Bezeichnung consularis für sie gebräuchlich; Ausbüttel (1988) 109 ff. Keineswegs sind hier die in anderen Reichsteilen amtierenden Prokonsuln (z. B. Achaia, Africa, Hispania) gemeint, da die Kaiser eine Regelung für Italien und nicht für das gesamte Reich treffen wollten; Caspar (1929) 199, Pietri (1976) I 746 63 Sinnvoller ist es den Ausdruck auctoritate adhibita ad episcopale iudicium remittatur nach der Aufzählung der Amtsträger hinter dem Partizip accitus einzufügen; vgl. Caspar (1929) 198 Anm. 2. 64 Hier passt eher die Formulierung sine dilatione wie in Ambrosius, ep. e. c. 7,9; vgl. Caspar (1929) 198. 65 Diese negative Formulierung ist letztlich auch gegen Bonifatius gerichtet, der vom Kaiser als Papst bestätigt wurde; Liebs 156. 66 Aurelius Anicius Symmachus war von 418 bis 420 Stadtpräfekt und wahrscheinlich ein Neffe des Redners Symmachus, der zugleich einer seiner Amtsvorgänger war; PLRE II 1043–1044. 67 Der Ausdruck debitus famulatus wird auch in CA 16,2 und 32,1 verwendet. 68 Dem liber pontificalis 43,2 ist zu entnehmen, dass Zosimus am 26. Dezember 418 beerdigt wurde. Unklar bleibt, ob die Bestattung an dem Tag stattfand, an

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Kommentar

dem er starb, oder wenige Tage später. Wenn das Todesdatum mit dem Datum der Bestattung identisch ist, dann traf der Stadtpräfekt Symmachus am 25. Dezember 418 in Rom ein, da der Lateiner den terminus a quo mitzählt; vgl. PLRE II 1043. 69 Die Ansprache dürfte auf dem forum Romanum stattgefunden haben; vgl. Ammianus Marcellinus 16,10,13 über den Besuch des Kaisers. 70 Wie bereits die Überschrift zu diesem Brief verdeutlicht, ist letztlich nur Honorius als Ansprechpartner gemeint; Liebs 157 71 Die maiores regionum sind mit den in CA 21,3 und 31,6 erwähnten primates/ priores regionum gleichzusetzen. Umstritten ist, ob es sich bei ihnen um Vertreter der „Aristokratie“ oder um eine andere Bezeichnung für die curatores regionum handelte. Letztere waren zu dieser Zeit senatorische Amtsträger, die an der Spitze der 14 stadtrömischen Regionen standen und „polizeiliche“ Aufgaben versahen. Wenn es Vertreter der Aristokratie gewesen wären, hätten sich einflussreiche Privatpersonen mit Fragen der inneren Sicherheit befasst; Machado 40–43, Lo Cascio 158 f., Krause 191 ff., Chastagnol 258. Zu dem Einsatz von corporati vgl. CA 32,4; Ambrosius, ep. 76,6.26; Ausbüttel (2020) 181 und 193. 72 Eulalius hielt sich demnach vom 26. bis zum 28. Dezember 418 in der Lateranbasilika auf; vgl. CA 17,2. Zu Eulalius PCBE I 680–681. Die Lateranbasilika als Ort der Bischofsweihe wird auch in liber pontificalis 44,1 erwähnt. Zosimus wurde nicht sehr weit von der Laterankirche in der Kirche für den Märtyrer Laurentius (S. Lorenzo fuori le mura) an der via Tiburtina beigesetzt; liber pontificalis 43,2. 73 Mit sacerdotes sind hier keine Bischöfe, sondern Priester gemeint, wie CA 17,2 zu entnehmen ist. Dass, einmal abgesehen von der Ordination, die Priester einem Bischof gleichgestellt seien, betont Hieronymus (ep. 146,1,6). 74 Bonifatius ist wahrscheinlich mit dem Presbyter identisch, der 406 zusammen mit fünf Bischöfen im Auftrage von Honorius an einer Gesandtschaft nach Konstantinopel teilnahm; PCBE I 318–319; M. Zelzer HLL 6 (2020) § 641.11. 75 Nach dem liber pontificalis 44,1 wurde Bonifatius in der basilca Iulii, d. h. in der gleichnamigen Basilika am Traiansforum, geweiht. Duchesne (I 228, 282) vermutet, dass der Autor der Bonifatius-Vita an dieser Stelle die Kirche mit der der Bischofsweihe von Bonifatius II. 530 verwechselt haben könnte. Es könnte sich aber auch um eine Verwechselung mit der ecclesia Marcelli handeln, in der Bonifatius gemäß CA 14,6 geweiht wurde. Diese Kirche lag in der Nähe der basilica Iulii. Geertman (2004, 30 Anm. 30) nimmt an, dass die basilica Iulii infolge des Goteneinfalls 410 saniert werden musste und man daher in den titulus Marcelli auswich. Zu der ecclesia Theodorae S. 180. 76 Der Senator Serenianus war wahrscheinlich ein tribunus fori suarii PLRE II 993. 77 Zu der ecclesia Marcelli und basilica sancti apostoli Petri S. 178. 78 Vgl. acclamationibus, quae subiectae sunt CA 34,4; s. ferner CA 4,2. Zu den acclamationes Raimondi (elezione 2009) 190 ff.

Kommentar 79 80

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Über die Bedeutung von sacer als „kaiserlich“ S. 185 f. Zur Verwendung des Begriffs regula (ecclesiastica) vgl. Damasus, ad Gallos episcopos 18 und decursis litteris dilectionis 1; Duval (2005) 46 und 121 f.; Sieben I 262 und 264. 81 Mit dem Begriff auctoritas werden in der Spätantike auch Schreiben, Konstitutionen oder Beschlüsse des Kaisers bezeichnet; ThLL II (1900–1906) Sp. 1231. Vgl. CA 16,3; 20,3; 28,3; 30,2; 34,1und 35,2. 82 Der Genitiv locique gehört nicht zu dem Substantiv qualitas, sondern zu dem Substantiv sollemnitas, da die kopulative Konjunktion -que den Begriff, an den sie angehängt wird, eng mit dem vorangegangenen Begriff, in diesem Fall temporis verbindet; s. aber maximae contentionis magnique certaminis CA 16,2. Zudem handelt es sich um eine Aufzählung, in der das Substantiv im Nominativ dem Genitiv vorangestellt wird. Letztlich ändert sich durch diese Deutung nicht grundlegend das Textverständnis; Coleman-Norton 587; vgl. Diefenbach (2007) 244, Chantraine 83, Honore 245. 83 Vgl. sacrae legis antistes CA 15,3. 84 Der Senator Afrodisius wird nur an dieser Stelle erwähnt; PLRE II 109–110. Über seine Tätigkeit Orlandi 323. 85 D. h. der Bestätigung der Bischofswahl. 86 Gemeint ist wohl der 6. Januar; vgl. Diefenbach (urbs 2012) 207 Anm. 49. 87 Gemeint ist der primiscrinius. 88 Zu Serenianus vgl. CA 14,6. 89 Gemeint ist die basilica Pauli, vgl. CA 16,7; S. 178 f. Sie lag außerhalb der Stadt und war offensichtlich ein Treffpunkt für die Bonifatianer. 90 In Anlehnung an CA 16,3 wurde der Begriff auctoritas ergänzt. 91 Aufgrund der verderbten Textstelle lässt sich quid nicht übersetzen und bleibt folglich der Sinn der Textstelle teilweise unklar. 92 Ungewöhnliche Wortstellung, da quattuor nachgestellt ist. Zu den contubernales und apparitores CA 16,5. 93 In CA 18,1 wird die Petition als Rechtfertigung (allegatio) bezeichnet. 94 Vgl. hierzu CA 15,1. 95 Vgl. CA 14,4. 96 Am 27. Dezember 418. 97 Es ist die in CA 14,5 erwähnte ecclesia Theodorae; vgl. Chantraine 83. 98 Zu den sittlich-moralischen Anforderungen an einen Bischof vgl. constitutiones apostolorum 2,1.2.6. Nach diesen sollte ein Bischof nicht älter als 50 Jahre sein. Eine solche Regelung erklärt auch, warum die Priester das hohe Alter ihres Amtskollegen hervorheben. 99 Die Bezeichnung meliores ist wohl ein Synonym für Senatoren. 100 Wohl in erster Linie aus den suburbikarischen Provinzen, Ausbüttel (1988) 95 ff. und 138 f., vgl. Chastagnol 39–42. 101 Für das 4. bis 6. Jh. sind kaum irgendwelche Bischöfe von Ostia überliefert, sodass sich nicht sagen lässt, wer dieser Bischof war; vgl. PCBE II 2418. 102 Zu diesem Titel und seinem Aufkommen S. 188.

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Kommentar

103 Über die Bedeutung von titulus in diesem Zusammenhang S. 175. 104 Thier (100 ff.) nimmt an, dass die Priester bei Bonifatius den Vorgaben Cyprians folgten. Es kann aber auch sein, dass sie einfach nur weit verbreitete Vorgaben beachteten. 105 Der Senator Aphthonius wird nur an dieser Stelle und in CA 19,1 erwähnt; PLRE II 110. 106 Zu dem Begriff series vgl. CA 12,4 Anm. 48. 107 Symmachus entschuldigt hiermit, dass er an der Synode in Ravenna nicht teilnimmt, auf der ihn die Bischöfe zu den Vorgängen in Rom hätten befragen können; vgl. Liebs 157. 108 Zu beatitudo als Anrede für Bischöfe S. 188 f. 109 Vgl. sequestratis omnibus mit examinatis omnibus und postpositis omnibus CA 20,4 und 25,3. 110 Vgl. CA 18,2. 111 Chantraine (86) schreibt, dass mit episcopi urbis aeternae Eulalius und Bonifatius gemeint seien. Das würde aber einer vorzeitigen Anerkennung der von ihnen angestrebten Position gleichkommen. Vielmehr dürfte es sich um eine allgemein gehaltene Aussage handeln. 112 Über Achilleus liegen keine Nachrichten über seine Tätigkeiten vor und während des Konzils vor, sodass die Gründe für seine Auswahl unklar bleiben; PCBE I 10 f. Für seine Verbundenheit zu Rom spricht die von ihm außerhalb Spoletos errichtete Peterskirche; Bauer 161 f. 113 Unter dem Begriff oratio wird seit dem 3. Jh. nicht mehr eine Rede im eigentlichen Sinne verstanden, sondern ein Brief des Kaisers, der im Senat vorgetragen wurde; Millar 277 f.; ThLL IX 2 (1968–1981), Sp. 882. Das Schreiben an das Volk wird dagegen als edictum bezeichnet. 114 Eine kommentierte Übersetzung dieses Briefes hat bereits Mratschek (643–646) vorgelegt, von der die vorliegende in einigen Punkten abweicht. 115 Zur Verfasserschaft des Briefes s. S. 40 ff. 116 Der Senator Meropius Pontius Paulinus wurde um 355 geboren, verwaltete 380 als consularis die Provinz Campania. Nach seiner Priesterweihe 393 ließ er sich in der campanischen Stadt Nola nieder; PCBE II 1630–1654; PLRE II 681–683; ausführlich Mratschek 49–77 117 Der Ausdruck ambitio wird als Synonym für Eulalius verwendet. Vgl. die Formulierungen in CA 27,1 und 37,3. 118 Dass der Genitiv sanctae vitae von benedicto viro abhängig ist, hat Mratschek (644) überzeugend begründet. 119 Es handelt sich um eine Anspielung auf die in CA 14,4 erwähnten Ereignisse: Eulalius hat in seinem Streben nach Macht (ambitio) die Lateranbasilika (praesumpti per vim parietes) besetzt und ist darüber mit dem ehrwürdigen Priester Bonifatius in Streit geraten. Diese Aussage spricht für Honorius als Verfasser des Schreibens; Diefenbach (2007) 244 Anm. 98; Chantraine 85 f. Anm. 20; vgl. Mratschek 645.

Kommentar

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120 Die Bezeichnung corona tua ist ein Synonym für sanctitas tua, eine in der Spätantike gebräuchliche und auch von Paulinus von Nola verwendete Anrede für Bischöfe und den Papst; Belege s. ThLL IV (1906–1909) Sp. 984. In der Verwendung von corona (Geflecht) und discingere (entwirren) sieht Mratschek (645) ein Wortspiel. 121 Vgl. die abschließenden Formulierungen in CA 27,2 und 28,3. 122 Das Partizip nuntiatum ist inhaltlich auf contentionem zu beziehen, obwohl es nicht im Femininum steht. 123 Mit der Bezeichnung sanctitas sind die episcopi Afri gemeint, daher wird als Relativpronomen quos verwendet. 124 Gemeint ist die Besetzung des Bischofsamtes, die sich nicht weiter verzögern soll. 125 Der Verweis auf den domnus germanus meus Augustus princeps in diesem und dem nachfolgenden Brief (CA 27,2 und 28,3) ist ein klares Indiz dafür, dass Galla Placidia, Honorius’ Halbschwester und Ehefrau des Heermeisters Constantius (CA 29), diese Schreiben verfasste; zu ihrer Person PLRE II 888–889. 126 Zu Aurelius von Carthago PCBE Afr I 105–127. Er war schon aufgrund seiner Stellung als Primas der nordafrikanischen Kirche 417 bis 419 eine zentrale Person in dem Streit um die Bestrafung der Pelagianer; CA 41, 45, 46 und 50. 127 Subjekt ist eigentlich ambitio. 128 Gemeint ist der Brief CA 26. Zu dem Hinweis auf den Bruder s. Anm. 125. 129 Die Angabe uniformis deutet darauf hin, dass dieser bzw. diese Briefe einem anderen Archiv als dem des Stadtpräfekten entnommen wurden; Liebs 160. 130 Es sind die Bischöfe Augustinus von Hippo, der bekannte Kirchenvater, Alypius von Thagaste, Deuterius von Caesarea Mauretaniae, Donatianus von Thelepte, Euhodius von Vzali, Novatus von Sitifis und der episcopus Summensis Silvanus; Chantraine 80 und 93 f.; PCBE Afr I 53–65, 275–276, 284–285, 366–373, 783–784, 1081–1083. Die Bischöfe Alypius, Augustinus, Euodius sowie Aurelius schrieb bereits Papst Innocentius 417 an, als es um den Streit mit den Pelagianern ging; CA 41 = Augustinus, ep. 183 (CSEL 44, S. 724–730); vgl. Wermelinger 116–133. 131 In CA 27,1 und an dieser Stelle wird deutlich auf den Machtkampf zwischen Eulalius und Bonifatius angespielt. Dabei wird davon ausgegangen, dass es einen amtierenden Papst gibt, obwohl Honorius seine Amtsbestätigung für Eulalius aufgehoben hatte; CA 18,2. 132 Damit könnte Eulalius gemeint sein; vgl. S. 40 f. zu Galla Placidia, die gegen Bonifatius war. 133 Flavius Constantius war von 411 bis 421 comes et magister utriusque militiae, seit 415 Patricius und 414, 417 und 420 Konsul. Seit 417 war er mit Galla Placidia, der Tochter von Theodosius I., verheiratet; PLRE II 321–325; Wagner 136–151. 134 Die Präposition per ist zu ergänzen, weil ansonsten unklar bleibt, auf welches Substantiv das Adjektiv cuncta zu beziehen ist; vgl. CA 29,2 und 32,1.2.

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Kommentar

135 Vgl. die Anrede in CA 32,1. Die Anrede als dominus bezeugt Constantius’ Nähe zum Kaiser, die Anrede als patronus unterstreicht seine eher zivile Schutzfunktion für die Stadt Rom. Da es sich um eine rein amtliche Korrespondenz handelt, ist in der Bezeichnung als Patron kein Indiz für ein Klientelverhältnis zu sehen. Die Anrede als patricius wird nicht in dem Briefwechsel zwischen Symmachus und Constantius, sondern nur in der Überschrift zu CA 32 verwendet; Wagner 145 ff. 136 An dieser Stelle ist das Substantiv epistula zu ergänzen; CSEL 35 (2), 949. 137 S. CA 21,2. 138 Am 20. März 419, s. CA 29,6; PCBE I 10. 139 Gemeint ist der vicarius urbis Romae. Wer sein Amt zu diesem Zeitpunkt innehatte, lässt sich nicht mehr feststellen; vgl. CA 32,3 140 Das forum Vespasiani zählte mit zu den Kaiserforen und umfasste das Areal um das von Vespasian errichtetet templum Pacis. 141 Zur Anrede vgl. CA 32,1. 142 Der cancellarius Vitulus war ein persönlicher „Assistent“ eines hochrangigen Offiziers, in diesem Fall des Heermeisters; PLRE II 79. 143 Mit affatus werden in der Spätantike Schreiben und Reskripte des Kaisers bezeichnet; vgl. CA 35,3 und 36,1; ThLL I (1900) Sp. 1175. 144 Eine exemplarische Analyse dieses Briefes bietet Hornung (2010) 50–56. 145 Zu den erwähnten praecepta des Kaisers CA 29. 146 Aufgrund der Sperrung liegt eine ungewöhnliche Wortstellung vor, denn habituro ist auf cui am Satzanfang zu beziehen. 147 Über die Sklaven s. CA 29,5. Die Strafbemessung war abhängig von der sozialen Herkunft. So waren Personen von hoher Geburt privilegiert. In diesem Zusammenhang spielt die Bezeichnung honestior locus eine wichtige Rolle; vgl. Dig. 47,14,1,3; s. hierzu Garnsey 228 ff. Unter der proscriptio, die oft als Strafe für Heterodoxe angewendet wurde, ist in der Spätantike eine Enteignung zu verstehen; Riedlberger 339 f. 148 Zu decernere als Synonym von constituere, iubere und statuere Hornung (2010) 26. 149 Da für diesen Zeitpunkt kein italischer Vikar bekannt ist, bleibt unklar, um wen es sich handelte; PLRE II 1275–1276. 150 Dem liber pontificalis (44,4) ist zu entnehmen, dass Eulalius an einen Ort in Campanien geschickt wurde. 151 Vgl. CA 23,2 und 24,2. 152 Diese Formulierung entspricht dem Ausdruck senatus populusque Romanus. 153 Wie solche edicta aussahen, ist den Dokumenten über die Auseinandersetzung mit den Pelagianern zu entnehmen, die auch aus dieser Zeit stammen und in der collectio Quesnelliana überliefert sind. In den relativ kurz gehaltenen edicta verkündete der Präfekt (praefectus edixit) in einfachen Sätzen das Urteil (sententia) des Kaisers und mögliche Strafmaßnahmen bei Verstößen; PL 56, Sp. 490–494.

Kommentar

167

154 Da Symmachus das Schreiben CA 33 am 8. April empfangen hatte, könnte mit dieser Zeitangabe der 10. April gemeint sein. 155 Mit den populi sind die Gemeinden bzw. Anhänger des Eulalius und Bonifatius gemeint; zu dieser Bedeutung von populus vgl. CA 29,6 und 36,2. 156 Beigefügt wurden die gesta acclamationum; vgl. CA 14,8. 157 Zu dem proconsul Africae Largus PLRE II 657. 158 Vgl. die Anrede in CA 27. 159 Da dieser Vermerk nur auf dem Original stand, stammte das vorliegende Dokument aus dem Archiv des Bischofs von Carthago; Liebs 162. 160 Sieben (III 688–691) gab diesen Brief des Papstes mit einer Übersetzung heraus, von der die vorliegende Übersetzung in einigen Punkten abweicht. 161 Caspar (1930, II 365) spricht hier von Presbytern. Nach den Erfahrungen mit dem Konzil von Ravenna dürften aber eher Bischöfe Bonifatius angesprochen haben. 162 Obwohl hos im Plural steht, kann man es im Sinne einer constructio ad sensum auf populus (§ 6) beziehen; Sieben III 690 Anm. 48. 163 Offensichtlich war eine Kopie dieses Briefes an den Stadtpräfekten geschickt worden, da er letztlich bei Auseinandersetzungen während einer Papstwahl einschreiten musste; vgl. Liebs 162. Zu der mehrfachen Überlieferung dieses Briefes, die verschiedene Lesarten mit sich brachte, ausführlich Guenther (1896) 86–96. 164 S. collectio Dionysiana PL 20, Sp. 766–767. 165 Gemeint ist das Votum der Kleriker. 166 Vgl. die Übersetzungen bei Wirbelauer (1994) 414 und Caspar (1930) II 365; vgl. Thier 143 ff. Diese Regelung fand noch im Hochmittelalter Berücksichtigung; Glomb 150 ff. 167 Thier (144 ff.) sieht in der in CA 37,3.4 formulierten Regelung eine „Fortschreibung der cyprianischen Konzeption“ zur Bischofsbestellung, räumt aber ein, dass mit der Durchführung einer nova ordinatio die Bischofsbestellung „zum Instrument verfahrensförmig geordneter Konfliktbehandlung“ wird.

Anhang Datierung der behandelten Dokumente Nach den jeweiligen Quellenangaben sind die von O. Guenther vorgenommenen Datierungen angegeben.1 Bei fett gedruckten Datumsangaben handelt es sich um konkrete Angaben in den Texten. Interessanterweise enthält kein Schreiben an seinem Ende eine Angabe der Konsuln und folglich keinen Hinweis auf das Jahr seiner Abfassung. Ursinianisches Schisma CA 1 ohne Datierungsangabe bei Guenther Die gesta inter Liberium et Felicem stammen aus der Hand eines Anhängers des Ursinus. Wann er sie schrieb, ist nicht bekannt. Einen ersten Anhaltspunkt für ihre Datierung liefern die Ereignisse, die am Ende ihrer Darstellung aufgeführt werden und somit einen terminus post quem bieten: • Ursinus ging erneut am 16. November 367 in die Verbannung (CA 1,11). • Der Überfall auf die Ursinianer, die sich ad sanctam Agnem versammelt haben, dürfte Ende 367/ Anfang 368 stattgefunden haben (CA 1,12). • Die Feier zum Jahrestag von Damasus’ Bischofsweihe fand wahrscheinlich am 1. oder 8. Oktober 367 statt (CA 1,13). Da die weiteren Auseinandersetzungen zwischen Ursinus und Damasus in den gesta inter Liberium et Felicem keine Berücksichtigung fanden, ist davon auszugehen, dass diese Schrift nicht erst gegen Ende von Damasus’ Amtszeit 384, sondern eher an ihrem Beginn entstand. Denkbar ist, dass sie bald nach der eben erwähnten Bischofsversammlung im Oktober 367 oder während des Prozesses verfasst wurde, den ein getaufter Jude namens Isaac zwischen 370/371 und 373 auf Betreiben der Ursinianer gegen Damasus wegen Mordes oder Ehebruchs angestrengt hatte. Zur Frage der Datierung: Venken-Dupont 221 ff., Diefenbach (2007) 448 Anm. 158, Coşkun 37 f., Lippold (1965) 107 ff., Künzle 17 f., Wittig 63–64. CA 4 24. Februar 385 Mailand Der Adressat Pinianus war noch bis zum 8. September 387 Stadtpräfekt; PLRE I 702. Wie bei CA 3 waren die Autoren und Absender des Briefes Valentinian II., Theodosius und Arcadius.

1

Seine Datierungsvorschläge hat Guenther (1896, 5 ff. und 125 ff.) auch in seinen Avellana-Studien begründet.

170

Anhang

CA 5 vor dem 15. September 367 Der Adressat des Schreibens war wie in CA 6 und 7 Vettius Agorius Praetex­ tatus, der zwischen dem 18. August 367 (früheste Erwähnung) und dem 20. September 368 (späteste Erwähnung) als praefectus urbi bezeugt ist; PLRE I 722–724. In dem Schreiben geht es um die Aufhebung der Verbannung der Ursinianer, die am 15. September 367 erfolgte. Folglich dürfte das Schreiben unter Berücksichtigung der Übermittlungsdauer von Briefen (s. S. 172 ff.) Mitte/Ende August 367 verfasst worden sein; vgl. Reutter 47 ff. Liebs (153 ff.) geht bei seiner Datierung in den späten Frühling 367 von falschen Angaben aus. CA 6 16. November 367 – 12. Januar 368 Das Schreiben wurde nach der erneuten Verbannung des Ursinus am 16.11. 367, auf die im ersten Satz angespielt wird (dissensionis auctore sublato), und vor dem datierten Schreiben CA 7 verfasst; vgl. Reutter 49 f. Da der Brief eine Antwort auf eine petitio des Damasus ist, dürfte er eher Ende Dezember 367 geschrieben worden sein; s. S. 172 ff. CA 7

12. Januar 368

Trier

CA 8, 9 und 10 Ende 368 Die Briefe CA 8 und 10 sind an den praefectus urbi Q. Clodius Hermogenianus Olybrius adressiert, der zwischen dem 1.  Januar 369 (früheste Erwähnung) und dem 21. August 370 (späteste Erwähnung) amtierte. Da CA 10 nach CA 8 verfasst wurde, ist es möglich, dass CA 8 Anfang 369 und CA 10 im Laufe des Jahres 369, wenn nicht erst Anfang 370 verfasst wurde; PLRE I 640–641. Die Amtszeit des vicarius urbis Romae Aginatius lässt sich nicht genau eingrenzen; auf jeden Fall dürfte er 369 und 370 im Amt gewesen sein, zumal CA 9 zeitgleich mit CA 8 verfasst wurde; PLRE I 29. CA 11 und 12 21. August 370 – 22. August 372 Beide Briefe wurden offensichtlich zur selben Zeit verfasst. Ammianus Marcellinus (28,1,22) und CA 11,4 ist zu entnehmen, dass der praefectus urbi Ampelius und der vicarius urbis Romae Flavius Maximinus gleichzeitig im Amt waren. Ampelius, der Olybrius direkter Nachfolger war, amtierte nach dem 21. August 370 (erste Erwähnung) und vor dem 22. August 372. Flavius Maximinus trat vor Ampelius sein Vikariat an und gab es nach Ablauf seiner Amtszeit auf; den Boeft u. a. (2011) 14 ff. mit weiteren Datierungsansätzen zur Amtszeit des Maximinus und 172 ff.; vgl. PLRE I 577–578; Lizzi Testa (2004) 168 f.

Datierung der behandelten Dokumente

171

CA 13 9. August 378 – 19. Januar 379 Die Kaiser Gratian und Valentinian  II. verfassten ein Schreiben an den vicarius urbis Romae Aquilinus, das sprachlich in einigen Passagen mit einem von Ambrosius verfassten Brief (ep. e. c. 7) übereinstimmt. Aufgrund dieses Schreibens lässt sich der Zeitraum, in dem ep. e. c. 7 entstand, einengen; denn beide Kaiser regierten nur in dem kurzen Zeitraum vom 9. August 378, als ihr Mitkaiser Valens in der Schlacht bei Adrianopel fiel, bis zur Kaiserproklamation des Theodosius am 19. Januar 379 gemeinsam. Da Gratian während dieses Zeitraumes in der pannonischen Stadt Sirmium mit Ambrosius zusammentraf, dürfte die Synode von Rom wohl im Spätsommer 378 getagt und ihre relatio (CA 13) verfasst haben, auf die die beiden Kaiser dann Ende 378/ Anfang 379 reagierten. 2 Somit ergibt sich die folgende zeitliche Reihenfolge der Texte: CA 5 > CA 6 > CA 7 > CA 4 > CA 8 > CA 9 > CA 10 > CA 11 > CA 12 > CA 13 Eulalianisches Schisma CA 14

29. Dezember 418

CA 15

3. Januar 419

CA 16

8. Januar 419

CA 17 6. oder 7. Januar 419 Das Schreiben ist eine Reaktion der Bonifatianer auf ihren fehlgeschlagenen Versuch vom 6./ 7. Januar 419 in Rom einzudringen. Ob sie bereits an diesen Tagen ihre Petition verfassten, ist fraglich, zumal es ein sehr sorgfältig verfasstes Schreiben ist. Da Honorius am 15. Januar 419 auf das Schreiben antwortete, dürfte es, wenn man bedenkt, dass ein Brief in zwei bis drei Tagen auf der Strecke Rom – Ravenna befördert wurde, eher um den 10. Januar 419 verfasst worden sein.

2

Zur Datierung des Briefes M. Zelzer (CSEL 82) XCI, Pietri (1976) I 741 f., Duval 207 ff. Es gibt indes Schreiben des Valens, die nach dem 9. August 378 datiert sind; CTh 10,19,9 und 13,3,12.

172

Anhang

CA 18

15. Januar 419

CA 19

25. Januar 419

CA 20 nach dem 8. Februar 419 Da der Brief Hinweise auf die Vorgehensweise für die für den 8. Februar 419 einberufene Synode enthält, dürfte er an diesem Tag oder kurz darauf verfasst worden sein. CA 21 und 22 15. März 419 Beide Briefe hängen inhaltlich mit den Briefen CA 23 und 24 zusammen, die auf den 15. März datiert sind. Allerdings könnte Achilleus von Spoleto kurz vorher informiert worden sein, dass er die Ostermesse in Rom halten soll, während Symmachus wohl gleichzeitig mit dem Senat und Volk von Rom informiert wurde. CA 23

15. März 419

CA 24

15. März 419

CA 25–27 20. März 419 Wie Brief CA 28, der auf den 20. März 419 datiert ist, sind auch diese Briefe an Bischöfe datiert. Allerdings fasste die kaiserliche Kanzlei die Briefe CA 27 und 28 im Namen der Galla Placidia ab, sodass nicht ganz auszuschließen ist, dass die Briefe 25 und 26 etwas früher verfasst wurden, zumal sich CA 26 an alle und CA 28 nur an bestimmte afrikanische Bischöfe richtet; vgl. Chantraine 92 f. CA 28

20. März 419

CA 29

23. März 419

CA 30 26. März 419 In diesem Brief wird die Überbringung des am 26. März 419 ausgehändigten Schreibens des Kaisers angekündigt. CA 31

26. März 419

CA 32 29. März 419 Symmachus verfasste seine relatio zwischen den am 26. März und 3. April 419 in Ravenna ausgehändigten Kaiserbriefen. Allein schon aufgrund der damaligen Übermittlungsdauer von Briefen ist es sinnvoll, dieses Schreiben in die Mitte des genannten Zeitraumes einzuordnen.

Datierung der behandelten Dokumente

CA 33

173

3. April

CA 34 nach dem 10. April 419 Der Stadtpräfekt Symmachus empfing das Reskript des Kaisers erst am 8. April 419; CA 33,3. Zwei Tage später zog Bonifatius als Bischof in Rom ein; CA 34,3. Daher dürfte sein Bericht nach dem 10. April verfasst worden sein. CA 35

7. April 419

CA 36 Ende April 419 Da Bonifatius bereits am 3. April 419 im Amt bestätigt wurde, könnte die kaiserliche Kanzlei dieses Schreiben auch schon Mitte April nach dem Erhalt von Symmachus’ Bericht (CA 34) verschickt haben. PL 20, 766–767 1. Juli 420 Da Bonifatius am 4. Sept. 422 starb, kann der Brief im Juli der Jahre 419, 420, 421 oder 422 geschrieben worden sein. Wenn die Gesandtschaft gleich nach Abschluss des Schismas erschienen wäre, hätte dieses Anliegen in dem Brief eine größere Rolle gespielt. Im Vordergrund steht aber der Gesundheitszustand des Papstes; daher kommen eher die Jahre 420 oder 421/422 in Frage; vgl. Sieben III, 689. CA 37 Ende Juli 419/ 420 Zur Datierung s. Anm. zu PL 20,766–767. Caspar (365) vermutet, dass der Brief wegen einer überstandenen Krankheit erst 420 geschrieben wurde. Kommunikation und Übermittlung von Nachrichten Das Ursinianische Schisma CA 4–13 Die Briefe CA 5 bis 12 wurden zu verschiedenen Zeitpunkten zwischen August 367 und August 372 verfasst. In der Intitulatio werden in CA 6 bis 12 die Kaiser Valentinian I., Valens und Gratian genannt. Wenn der Brief CA 5 nach der Erhebung Gratians zum Augustus am 24. August 367 verfasst worden sein sollte, dürften auch diese drei Kaiser in dem Originalschreiben genannt worden sein. Da nach den Angaben in den gesta inter Liberium et Felicem Valentinian I. der Ansprechpartner für Ursinus’ Verbannung war, dürfte er bzw. seine Kanzlei der eigentliche Verfasser der genannten Schreiben gewesen sein. Lediglich Brief CA 7 enthält im Eschatokoll eine genaue Datierung mit einer Ortsangabe. Danach wurde der Brief am kaiserlichen Hof in Trier

174

Anhang

verfasst. Auch bei den anderen Briefen ist von Trier als Absendeort auszugehen mit Ausnahme von CA 4, der in Amiens geschrieben worden sein dürfte; denn zwischen 367 und 372 hielt sich Valentinian I. aus militärischen Gründen im gallisch-germanischen Grenzgebiet und hier vor allem in Trier auf.3 Dieser Befund ist wichtig für die Beurteilung der Kommunikation zwischen dem praefectus urbi und dem vicarius urbis Romae mit dem Kaiser. Zu der damaligen Zeit dauerte die Übermittlung von Nachrichten zwischen Rom und Trier mit Hilfe der Staatspost (cursus publicus) 22 bis 121 Tage, d. h., dass die genannten kaiserlichen Amtsträger im günstigsten Fall sieben Wochen auf eine Rückmeldung zu ihrem Bericht über die Verhältnisse in Rom warten mussten.4 Eine rasche, zeitnahe Absprache mit dem kaiserlichen Hof, der aufgrund der großen Entfernung von 1.350 km allein auf die Informationen seiner Amtsträger angewiesen war und sich selbst kaum informieren konnte, war daher nicht möglich. Auch für die Bewertung der Rückkehr und zweiten Verbannung des Ursinus ist die Dauer der Übermittlung von Nachrichten relevant. Da Ursinus am 15. September 367 Rom betrat und es am 16. November 367 wieder verließ, ist nicht ganz auszuschließen, dass Valentinian I. bereits vor der Rückkehr des Ursinus oder gleich danach die von Damasus’ Kanzlei verfasste petitio zur Übergabe der von den Ursinianern okkupierten Kirche erhielt, was seine Entscheidung für eine erneute Verbannung beschleunigt haben dürfte. Ohnehin hatte Ursinus in weniger als zwei Monaten kaum Zeit sich zu „bewähren“. Das Eulalianische Schisma CA 14–37 Der Briefwechsel zum Eulalianischen Schisma bietet Anhaltspunkte, um die Intensität des Schriftverkehrs mit dem kaiserlichen Hof in der damaligen Zeit in Italien einschätzen zu können. Der folgenden Aufstellung ist zu entnehmen, wo und wann welches Schreiben ausgehändigt und empfangen worden ist.

a) Bericht des PUR Antwort des Kaisers

3 4

Ort

dat.

29. Dez. Rom Ravenna 3. Jan.

S. hierzu die Angaben bei Seeck (1919) 230–243. Zu den Angaben Ausbüttel (1998) 163 ff.

acc.

Quelle CA 14 CA 15

Identifizierung der erwähnten Kirchen und Kultplätze

b) Bericht des PUR Bittschrift der Bonifatianer Antwort des Kaisers auf Bittschrift u. Bericht des PUR Bericht des PUR c) Bericht des PUR an Constantius Brief des Constantius an den PUR Brief des Kaisers an den PUR Bericht des PUR an Constantius Brief des Kaisers an den PUR Bericht des PUR

175

Rom Rom Ravenna

8. Jan. 6./7. Jan. 15. Jan.

CA 16 CA 17 CA 18

Rom

25. Jan.

CA 19

23. März Rom Ravenna? 26. März

CA 29 CA 30

Ravenna Rom Ravenna Rom

CA 31 CA 32 CA 33 CA 34

26. März 29. März 3. Apr. 8. Apr. nach dem 10. April

Ravenna: angegebener Ort, Rom: angenommener Ort, PUR: praefectus urbi Romae Nur dem Schreiben CA 33 ist zu entnehmen, wann es ausgehändigt und in Empfang genommen wurde. Nach diesen Angaben war das Schreiben 5 Tage unterwegs, sofern nicht erst ein oder zwei Tage nach seinem Empfang das entsprechende Datum eingetragen worden ist. Schreiben zwischen Rom und Ravenna konnten indes schneller überbracht werden. Die Distanz zwischen beiden Städten beträgt 360 km. Ein Kurier zu Pferde benötigte für diese Strecke zwei Tage. Für eine so schnelle Übermittlung spricht der Briefwechsel des Stadtpräfekten Symmachus mit Kaiser Honorius (CA 15 und 16) und dem Patricius Constantius (CA 29; 30 und 32). Identifizierung der erwähnten Kirchen und Kultplätze Bei den Kirchen, die in den übersetzten Texten erwähnten werden, handelt es sich entweder um Basiliken oder Titelkirchen. Bei einer Basilika, deren Bezeichnung sich von dem griechischen Adjektiv für „königlich, kaiserlich“ ableitet und deren Bauweise die gleichnamige Gerichtsbasilika zum Vorbild hatte, handelt es sich um einen von einem Kaiser oder Bischof initiierten und geförderten Kirchenbau. Die Bezeichnung Titelkirche leitet sich von dem lateinischen Ausdruck titulus ab, der Inschrift oder Bekanntmachung bedeutet. In ihrem Namen trug die Titelkirche die Angabe des Stifters, des Eigentümers oder des in ihr verehrten Heiligen. Lange Zeit nahm man an, dass es sich um Bezeichnungen für die frühen christlichen „Hauskirchen“

176

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aus der vorconstantinischen Zeit handelte. Die Titelkirchen, die im Auftrage des Bischofs ein später als cardinalis bezeichneter Presbyter verwaltete, entstanden aber erst gegen Ende des 4. Jh.s; vgl. CA 17,5. Die collectio Avellana ist nicht in allen Fällen eine sichere topographische Quelle. Nicht in allen Fällen lassen sich die genannten Kirchen eindeutig identifizieren. Ghilardi 508, Ehrenheim 151 ff., Brown 372–376, Bowes 65–75, Hillner (2007) 234 ff., Geertman (2004) 34 f., Guidobaldi 5 ff., Saxer 553–565, Brandenburg 116 ff., Baldovin 108 f., Kirsch 117–148. ad sanctam Agnem CA 1,12 Nach Ursinus’ Verbannung trafen sich seine Anhänger auf den coemeteria vor der Stadt, um ihre Gottesdienste zu feiern. Einer dieser Treffpunkte war der Ort, an dem die heilige Agnes 336 bestattet worden war und Constantins Tochter Constantina ihr zu Ehren eine Basilika errichten ließ. Diese Zömeterialbasilika (S. Agnese) lag 2 km von der Stadt entfernt an der via Nomentana. Brandenburg 71–76, Diefenbach (2007) 156 f., H. Jones 117 ff., Lizzi Testa (2004) 165. in Iuli trans Tiberim CA 1,3 basilica Iuli CA 1,5 Trotz der Namensgleichheit handelt es sich sich um zwei verschiedene Kirchen, deren Gründung auf den Bischof Julius (337–352) zurückgeht. In CA 1,3 hat O. Guenther bei der erstgenannten Kirche die Bezeichnung basilica ergänzt. Der Verfasser der gesta inter Liberium et Felicem hat sie jedoch ganz bewusst weggelassen, weil diese Kirche nur eine Titelkirche war. Julius hatte sie in einem Stadtteil, dessen Bevölkerung nach dem Bau der Aurelianischen Mauer zunahm, am anderen Tiberufer errichten lassen. Ihre Mauerreste befinden sich unter der Kirche S. Maria in Trastevere. Die andere Kirche ließ Julius direkt im Stadtzentrum nahe dem Traians­ forum erbauen. Sie hieß daher mit vollem Namen basilica Iuli iuxta forum divi Traiani. Vgl. die Angaben im chronographus anni 354 (MGH AA Chronica minora I S. 76) Venken-Dupont 230 ff., Kinney 89 ff., Brandenburg 118–119, Geertman (2004) 28 ff., Cracco Ruggini (1997) 170 basilica/ecclesia Lateranensis CA 1,6; 14,4; 29,6; 31,6; 32,3–5; vgl. CA 16,6; 17,2 Nach seinem Sieg über Maxentius 312 löste Constantin dessen Leibgarde auf und ließ ihre Kaserne abreißen, die in der Lateran genannten Gegend lag. Auf den zugeschütteten Unterbauten der Kaserne entstand zur Zeit des Bischofs Silvester (314–335) eine dem Heiland geweihte Basilika, die es an

Identifizierung der erwähnten Kirchen und Kultplätze

177

Größe und Innenausstattung mit den heidnischen Tempelbauten aufnehmen konnte. Auf dem Kasernengelände wurden zudem ein Baptisterium und der „Bischofspalast“ errichtet. Die auch als basilica Constantiniana bezeichnete Kirche war die Hauptkirche und eigentliche Bischofskirche Roms. Erst im frühen Mittelalter erhielt sie den Namen S. Giovanni in Laterano. McKitterick 103–108, Brandenburg 20–37, Curran 93–96 basilica Liberii CA 1,6.9 Der Bau dieser repräsentativen Kirche geht auf den Bischof Liberius (352–366) zurück. Sie stand auf dem Esquilin nahe dem macellum Liviae. Ihre genaue Lage ist bis heute nicht bekannt. Die basilica Liberii war nicht, wie lange angenommen, der Vorgängerbau von S. Maria Maggiore, die aber diese Bischofskirche ersetzt haben dürfte. Auch ist sie nicht mit der basilica Sicinini gleichzusetzen. Zusammen mit der basilica Iuli war die basilica Liberii eine der bedeutendsten innerstädtischen Kirchen Roms in ihrer Zeit. Blair-Dixon 72 ff., Brandenburg 120; Diefenbach (2007) 225 ff., 233, 449 und (urbs 2012) 203 ff., Coşkun 24 f., Friedrichs 150 ff., Liverani (2010) 463 ff. in Lucinis CA 1,5 Diese Kirche wird gemeinhin mit dem titulus Lucinae gleichgesetzt, der später dem heiligen Laurentius geweiht wurde und somit als Vorgängerbau von S. Lorenzo in Lucina angenommen wird. Diese Kirche lag in der Nähe des Augustus-Mausoleum an der via Lata und verfügte mit einem über 50 m langen Kirchenschiff wohl über genügend Platz für eine Bischofswahl. Allerdings ist diese Titelkirche erst ab 499 eindeutig belegt, während die Angabe in den gesta inter Liberium et Felicem rund 130 früher ist. Die Bezeichnung in Lucinis bietet zudem Anlass für verschiedene Vermutungen. Anders als bei der Angabe in Iuli trans Tiberim (CA 1,3) lässt sich der Namenszusatz Lucinis nicht problemlos deuten. Sollte es sich um einen ablativus locativus im Plural handeln, ist kein Platz, keine Gegend mit dem Namen Lucini/ Lucinae/ Lucina nachzuweisen. Wenn das Gebiet um den Tempel der Juno Lucina so geheißen haben sollte, stellt sich die Frage, warum die Christen ihre Kirche nach dem Beinamen einer heidnischen Göttin benannten. Sehr hypothetisch ist der Bezug zu dem palatium Liciniani/ Licinianum/ Luciani. Als Personennamen kämen die eher seltenen Namen Lucinus und Lucina in Frage. Die Form Lucinis ließe sich dann mit einer Verballhornung oder Verschreibung der Genetivform der beiden Personennamen erklären. Ein Stifter namens Lucinus lässt sich nur schwer ausmachen. In der hagiographischen Literatur taucht dagegen eine Frau namens Lucina auf, unter derem

178

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Namen aber verschiedene Frauen beschrieben werden. Möglicherweise wurde der Name der Stifterin in den einer Heiligen umgewandelt. Dass in Lucinis eine bloße Ortsangabe für einen Platz oder ein Gebäude in Rom war, ist aufgrund der dort stattgefundenen Bischofswahl höchst unwahrscheinlich. Allerdings, wenn dem wirklich so gewesen sein sollte, handelte es sich um eine weitere diffamierende Angabe über Damasus, der im Unterschied zu Ursinus nicht in einer Kirche gewählt worden wäre. Dies würde aber erklären, warum er nach seiner Wahl mit seinen Anhängern die basilica Iuli und anschließend die basilica Lateranensis okkupierte. Venken-Dupont 229 ff., Brandt 144–150, Raimondi (elezione 2009) 193 und 208, Blair-Dixon 71 ff., Brandenburg 119–120, Diefenbach (2007) 225 Anm. 35, Lizzi Testa (2004) 134 ff., 140 ff. und 146 ff., Cracco Ruggini (1997) 171ff, Kirsch 80–84. Februar 252. ecclesia Marcelli CA 14,6 Der titulus Marcelli (heute: S. Marcello al Corso) enstand um 400 am Beginn der via Lata in der Nähe der basilica Iuli und der Kaiserforen. Obwohl er nur eine Titelkirche war, war er aufgrund seiner zentralen Lage, von der aus man die Lateranbasilika und Peterskirche gut erreichen konnte, und mit einem über 50 Meter langen Kirchenschiff für eine Bischofswahl gut geeignet. Brandenburg 175–177, Geertman (2004) 25 und 42 ad sanctum apostolum Paulum CA 16,4; s. ferner CA 3 Nachdem Damasus mit den ersten Planungen begonnen hatte, beauftragte Kaiser Theodosius 387 den Stadtpräfekten Sallustius, die von Constantin gestiftete basilica Pauli noch größer und aufwendiger zu errichten (CA 3). 3 km vor der Stadt entstand in der Zeit bis 400 an der via Ostiensis als letzte kaiserliche Stiftung eine der prächtigsten Kirchen Roms, die heutige Kirche S. Paolo fuori le mura. Von ihren Ausmaßen fiel sie etwas größer als die Peterskirche aus. Da zu dieser Zeit die Verehrung der beiden Apostel Petrus und Paulus immer weiter zunahm und die concordia apostolorum propagiert wurde, sollte sie vor allem zur Verbreitung des Pauluskultes beitragen. Wagner 210–226, Camerlenghi 41–45, McLitterick 111–114, Brandenburg 121–138, Brenk 181–184, Curran 105–109 basilica sancti apostoli Petri CA 14,6; 16,7 Unter den Märtyrergedächtniskirchen im Umfeld von Rom war die basilica, die Constantin zur Erinnerung an den Apostel Petrus auf dem Vatikanhügel (S. Pietro in Vaticano) errichten ließ und die wahrscheinlich 337 geweiht wurde, die eindrucksvollste Kirche, die selbst die Lateranbasilika, die innerhalb der Stadtmauern lag, an Größe um ein Drittel überragte. Im 4. Jh. gewann sie an liturgischer, seit Anfang des 5. Jh.s auch an politischer Bedeutung als Grablege für Kaiser und später für Päpste.

Identifizierung der erwähnten Kirchen und Kultplätze

179

McKitterick 109–111, Liverani (2013) 28 ff., McEvoy (2013) 130 ff., Brandenburg 96–107, Bauer 157–161, Curran 109–114 basilica Sicinini CA 6 Der Name dieser Kirche begegnet nur in der Überschrift zu dem Brief CA 6. Er taucht nicht in den archivierten Dokumenten der collectio Avellana auf, sondern wurde von demjenigen, der die Dokumente archivierte, benutzt. Ansonsten begegnet der Name in den Werken des Ammianus Marcellinus (27,3,13), Hieronymus (chronicon a. 366, Helm 244–245), Sokrates (4,29,4) und Rufinus (HE 11,10). Umstritten ist, welches Gebäude mit dieser Bezeichnung gemeint ist. In der vorliegenden Form kommt die Bezeichnung eigentlich nur bei Ammianus Marcellinus (27,3,13) vor. Sokrates (4,29,4) spricht dagegen von einer βασιλικὴ Σικινή (basilica Sicina). Hierbei könnte es sich um eine unfreiwillige Verkürzung des Namens handeln. Dass sich der Name von einer Person namens Sicininus ableitete, ist unwahrscheinlich. Ein Heiliger oder Bischof, der als Schutzpatron oder Bauherr fungierte, ist mit diesem Namen nicht überliefert. Grundsätzlich nicht auszuschließen ist, dass es sich um eine Verwechslung mit dem Gentilnamen Sicinius handelte; vgl. Ammianus Marcellinus 25,3,13 und 27,10,16. Angaben in anderen Quellen sprechen eher dafür, dass der Name Sicininum lautete und für einen Stadtteil oder Platz stand. So schreibt Hieronymus (chronicon a. 366, Helm 244–245), dass Ursinus mit seinen Anhängern in das Sicininum eindrang; vgl. CIL VI 37111 (de Sicinino), liber pontificalis 34,3 (in Sicinini regione) und 46,3 (domus Claudi in Sicininum). Ferner stellt sich die Frage, ob mit der Bezeichnung basilica eine Kirche oder Gerichtshalle gemeint sein könnte. Immerhin behauptet Sokrates (4,29,4), dass Ursinus nicht in einer Kirche geweiht wurde, „sondern an einem geheimen Ort der Sicina genannten Gerichtshalle“. In diesem Sinne kann man auch die Angaben bei Rufinus (HE 11,10 „in der Gerichtshalle, die Sicininum genannt wird“) und Ammianus Marcellinus (27,3,13 „in der Gerichtshalle des Sicininum, wo sich ein kleiner Versammlungsort für den christlichen Ritus befindet“) übersetzen. Wenn mit der basilica Sicinini aber eine Kirche gemeint ist, ist die Überlegung naheliegend, sie mit der basilica Iuli iuxta forum Traiani zu identifizieren; denn Rufinus und Sokrates beziehen sich mit ihren Angaben auf Ursinus’ Wahlort. Dann ließe sich Ammianus’ Bericht über das Gemetzel zwischen Ursinianern und Damasianern auf den in CA 1,5 überlieferten Überfall auf diese Kirche erklären. Würde man die basilica Sicinini mit der basilica Liberii gleichsetzen, passt Ammianus’ Bericht nicht zu der Angabe in CA 1,7, da er die Zahl der Getöteten mit 137 und nicht mit 160 angibt. Allerdings würde dann die zeitliche Einordnung des Ereignisses bei Hieronymus stimmen.

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Ghilardi 501 ff., den Boeft u. a. (2009) 69–71, Diefenbach (2007) 226 Anm. 39 und (urbs 2012) 203 Anm. 32, Coşkun 24 ff., Curran 140 ff., Kahlos 44 f., Lippold (1965) 122–125, Chastagnol 152–153, Künzle 61, 142 ff., 161 ff. ecclesia Theodorae CA 14,5; 17,2 Die Lage dieser Kirche konnte bis heute nicht identifiziert werden. Diefenbach (2007) 243; Geertman (2004) 30 Anm. 30. Zahl, Stellung und Aufgaben der Priester und Diakone Während sich für die Zeit um 250 die Zahl der Christen in Rom nur grob schätzen lässt, ist die genaue Zahl der Kleriker überliefert. Der Kirchenhistoriker Eusebius erwähnt beiläufig, dass es zu dieser Zeit in der Stadt 46 Priester, 7 Diakone und 7 Subdiakone gab.5 Für die Zeit nach der Tolerierung der Christen durch Constantin liegen dagegen keine vergleichbaren Zahlenangaben vor. Der liber pontificalis liefert jedoch Anhaltspunkte, durch die sich die weitere Entwicklung des Klerikerstandes einschätzen lässt. Für jeden Bischof wird nämlich angeben, wie viele Priester (presbyteri) und Diakone (diaconi, diacones) er in seiner Amtszeit ordinierte.6 Daraus lässt sich die folgende Übersicht erstellen: Zeitraum 310–314 314–335 336 337–352 352–366 356?–365 366–384 384–397 399–401 5

6

Bischof Miltiades Silvester Marcus Julius Liberius Felix Damasus Siricius Anastasius

Anzahl der geweihten Priester Diakone 7 5 42 27 25 6 18 4 18 5 21 5 31 11 31 16 9 5

Quelle lib. pont.33,3 lib. pont. 34,8 lib. pont. 35,5 lib. pont. 36,4 lib. pont. 37,6 lib. pont. 38,3 lib. pont. 39,5 lib. pont. 40,4 lib. pont. 41,3

Eusebius, HE 6,43,11. Neben den Priestern und Diakonen erwähnt er noch 42 Akolythen (Messdiener) und 52 Exorzisten, Türsteher und Lektoren. Diese Aufstellung entspricht den Angaben über die Zusammensetzung seiner Gemeinde, die Papst Zosimus am 21. Februar 418 in seinem Brief an den Bischof Heschius vornahm. In ihr fehlt lediglich die Gruppe der Türsteher; Zosimus, ep. 9,3.5 (PL 20, Sp. 670–673). Harnack (835) bewertet die Angaben über die Ordinationen von Klerikern im liber pontificalis als durchaus „vertrauenswürdig“; zu den Angaben vgl. Fürst 17, McKitterick 134 f.

Identifizierung der erwähnten Kirchen und Kultplätze

401–417 417–418

Innocentius Zosimus insges.

30 10 242

12 3 99

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lib. pont. 42,8 lib. pont. 43,2

Diesen Angaben zufolge weihten zwischen 310 und 418 die meisten Bischöfe im Durchschnitt nur ein bis zwei Priester pro Jahr. Eine signifikante Ausnahme bildete beispielsweise die Zeit des Doppelepiskopats von Liberius und Felix mit fast drei Priesterweihen pro Jahr. In seiner etwas kürzeren Amtszeit weihte Felix sogar mehr Priester als Liberius. Dies ist nicht allein auf die Abwesenheit des Liberius zurückzuführen, die nur wenige Jahre dauerte. Offensichtlich wollte Felix seine Anhängerschaft im Priesterkollegium stärken und ausbauen. Über die Zahl der Weihungen lässt sich kaum die Gesamtzahl der Priester berechnen, da nicht bekannt ist, wie lange die Priester ihr Amt ausübten. Einen Anhaltspunkt bietet die Bittschrift der Bonifatianer aus dem Jahr 418, der zu entnehmen ist, dass mehr als 70 Priester ihren Amtskollegen Bonifatius unterstützten. Sie dürften wahrscheinlich die große Mehrheit der Priester gebildet haben; denn ansonsten hätten sie diese Angabe wohl kaum in ihr Schreiben aufgenommen.7 Diese Zahl entspricht zudem der Zahl der Priester am Ende des 5. Jh.s. An der Synode, die am 1. März 499 in Rom tagte, nahmen 74 ortsansässige Priester teil. Dies dürften vermutlich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, alle Priester der Stadt gewesen sein.8 Danach hatte sich in Rom in einem Zeitraum von fast 250 Jahren durch die Zunahme der Gemeindemitglieder und den Bau neuer (Titel-)Kirchen die Anzahl der Priester um gut 60 Prozent erhöht.9 Während die Zahl der Priester Schwankungen unterlag, blieb die Gesamtzahl der Diakone konstant. Nach dem Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde hatte Bischof Fabian (236–250) Rom in sieben kirchliche Regionen eingeteilt und diese Diakonen unterstellt.10 Dies erklärt letztlich, warum die Zahl 7 8

9 10

CA 17,3. Am Ende der Synode unterschrieben nur 68 Priester das Protokoll; acta synhodorum habitarum Romae MGH AA 12, 401–2 und 410–415. Diese Einschätzung der Priesterzahl entspricht der Harnacks (833 f.), der meint, dass es bis ins 6. Jh. 75 bis 80 Priester in Rom gab. Vgl. die Aufstellung von Llewellyn (1977) 264 ff., die sich auf das späte 5. Jh. bezieht. Zur Zahl der Gemeindemitglieder im 3. und 4. Jh. s. S. 9 f. Wie sie sich im 5. Jh. entwickelte, lässt sich aufgrund der sinkenden Einwohnerzahl Roms kaum feststellen; Thompson 22. Apostelgeschichte 6,3; liber pontificalis 21,2. Die Zahl der Diakone blieb konstant, wie den acta synhodorum habitarum Romae MGH AA 12, 401–2 und 410–415 zu entnehmen ist. Allerdings unterzeichneten nur 6 Diakone das Abschlussprotokoll. Auch in anderen Bistümern gab es Diakonien als Verwaltungsbezirke; Steinwenter 14 ff.

182

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ihrer Weihungen um rund 60 Prozent niedriger war als bei den Priestern. Außer in den sehr kurzen Amtszeiten von Marcus und Zosimus wurde in der Regel kaum mehr als ein Diakon pro Jahr geweiht. Die Diakone standen im Dienst des Bischofs und waren ihm zum Gehorsam verpflichtet. Neben seelsorgerischen und liturgischen Aufgaben nahmen sie karitative und administrative Aufgaben wie die Armenfürsorge und Versorgung der Witwen und Waisen wahr. So halfen sie beim Austeilen der Eucharistie und der Segnung von Kranken. Außerdem unternahmen sie Reisen, überbrachten Botschaften des Bischofs, verwalteten das Vermögen der Kirche und griffen in Streitfragen als Schlichter ein. Da die Diakone einen fest umgrenzten Bezirk mit mehreren Kirchen selbstständig verwalteten, kamen sie mit vielen Gemeindemitgliedern in Kontakt und genossen nicht zuletzt aufgrund ihrer geringen Zahl bei den Laien ein hohes Ansehen.11 Gerade für die Zeit zwischen 355 und 366 sind relativ viele Diakone namentlich bekannt. Felix und Damasus amtierten bereits um 355. Ende 366 werden neben Damasus noch Ursinus, Amantius und Lupus erwähnt. Die beiden letztgenannten standen eindeutig auf Ursinus’ Seite. Raimondi vermutet, dass die Diakone Gregorius, Mercurius und Siricius Damasus unterstützten. Damit hatte er die Mehrheit im siebenköpfigen Kollegium der Diakone hinter sich.12 Da die Anhänger des Ursinus verbannt wurden, dürfte dies einer der Gründe für den deutlichen Anstieg der Ordinationen bei den Diakonen unter Damasus gewesen sein. Neben den Diakonen hatte Bischof Fabian noch 7 Subdiakone eingesetzt. Da ihre Zahl der der Diakone entsprach und ebenfalls limitiert war, fungierten die Subdiakone höchstwahrscheinlich als deren Stellvertreter. Im Unterschied zu den Diakonen wurden sie nicht geweiht. Sie zählten somit nicht zum eigentlichen Klerus und durften daher keine liturgischen Aufgaben übernehmen.13 11

12 13

Über die Aufgaben der Diakone traditio apostolica 8: in diacono ordinando solus episcopus imponat manus, propterea quia non in sacerdotio ordinatur, sed in ministerio episcopi, ut faciat ea, quae ab ipso iubentur; vgl. constitutiones apostolorum 2,26.30–32.44.54.57 und 3,19 und 8,28. Einen näheren Einblick in die Tätigkeiten eines Diakons liefert Ennodius in seiner vita Epifani 18–35. Zur Zahl und zu den Aufgaben der Diakone Harnack 833 ff., 841–853; vgl. Saxer 540 ff.; vgl. Schweizer 74–77. Th. Klauser (RAC II (1957) 89 ff.) bezeichnet die Diakone sogar als „Geschäftsführer der Gemeinde“. Nach Harnack waren die von den Diakonen geleiteten Regionen selbstständige kirchliche Bezirke, die sich nicht an den 14 staatlichen Regionen der Stadt orientierten. Eine Übersicht über die kirchlichen Regionen bietet Geertman (2004) 27; vgl. McKitterick 56 ff. Über das Prestige der Diakone im Vergleich zu den Priestern bemerkt Hieronymus (ep. 146,2,1): diaconos paucitas honorabiles, presbyteros turba contemtibiles facit. Raimondi (elezione 2009) 185 f. Traditio apostolica 13; vgl. Harnack 853 ff.; für ihn sind die Gründe für die Einführung eines Subdiakonats unklar. Ohne nähere Analyse Schweizer 77 f.

Identifizierung der erwähnten Kirchen und Kultplätze

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Eine besondere Position unter den Diakonen nahm der Archidiakon ein. Mit ihm zeichneten die Diakone denjenigen unter ihnen aus, der sich durch sein Engagement hervortat.14 In Rom scheint der Archidiakon wie ein Stellvertreter des Bischofs aufgetreten zu sein und hatte deshalb gute Chancen zu seinem Nachfolger gewählt zu werden. Von den Bischöfen und Gegenbischöfen in der Zeit zwischen 310 und 514 waren mehr als ein Drittel zuvor Diakone gewesen und von ihnen knapp die Hälfte Archidiakone wie Felix und Eulalius.15 Priester und Diakone bildeten offensichtlich zwei getrennte Gruppen innerhalb des stadtrömischen Klerus. Harnack spricht daher von einer diakonalen und presbyteralen Organisation der stadtrömischen Kirche.16 Die Trennung war so strikt, dass Diakone sich in der Regel nicht zu Priestern weihen ließen. Das Verhältnis zwischen Priestern und Diakonen war nicht frei von Spannungen. Wie bereits erwähnt, besaßen die Diakone eine viel größere Außenwirkung und sprachen nicht selten Empfehlungen für die Priesterweihe aus. Daher kam es immer wieder vor, dass Diakone ihre Befugnisse überschritten und sich Amtshandlungen von Priestern anmaßten, indem sie z. B. das eucharistische Opfer vollzogen, was ihnen nicht zustand, sich im Gottesdienst setzten, was nur den Priestern erlaubt war, und in privaten Tischgesellschaften Priestern den Segen erteilten. Im späten 4. Jh. spitzten sich wohl mit dem Aufkommen der Titelkirchen die Differenzen immer mehr zu. In einem Schreiben aus dem Jahr 419 bezeichneten sich Priester ganz bewusst als clerus maior.17

14

15

16 17

Hieronymus, ep. 146,1,6: diaconi eligant de se, quem industrium noverint, et archidiaconum vocent. Diese Textstelle hat Schima (69 ff.) übersehen, wenn er vermutet, dass Archidiakone nach dem Anciennitätsprinzip oder durch den Bischof bestimmt wurden. S. die Aufstellung bei Wirbelauer (2011) 303 ff. und ders. (1994) 417 f.; vgl. Schima 108 ff. Harnack (850) vertritt die Ansicht, dass im Falle einer Sedisvakanz ein Diakon den Bischof von Rom vertrat; vgl. Schweizer 77 f. Die Nähe zum Papst kann aufgrund der Mehrheitsverhältnisse unter den Klerikern nicht, wie Wiemer (2018, 492) meint, der entscheidende Grund für die häufige Wahl von Archidiakonen zu Bischöfen gewesen sein. Zur Frage, ob Damasus Archidiakon war, Venken-Dupont 228 f. Harnack 841 f. Hieronymus, ep. 146,2,1. Zur Bezeichnung clerus maior CA 17,4. Zu Amtsanmaßungen der Diakone Dockter 153–156; Caspar (1930) 258.

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Anhang

Titel und Anreden Die in der collectio Avellana überlieferte Korrespondenz enthält eine Vielzahl verschiedener Titel und Anreden. Neben den Amtstiteln staatlicher Würdenträger hatten sich seit der frühen Kaiserzeit verschiedene Rangtitel und Anredeformen entwickelt. Ihren Höhepunkt fand diese Entwicklung im 4. und 5. Jh.18 Um den Überblick über die verschiedenen Titel und Anreden zu erleichtern, werden sie in einer kurzen kommentierten Übersicht zusammengefasst. Kaiser Bei den Titeln der Kaiser ist zwischen den offiziellen Titeln (Augustus, dominus, imperator und princeps) und der inoffiziellen Selbsttitulatur zu trennen. Die offiziellen Titel, die seit dem Beginn des Prinzipats überliefert sind, werden oft mit bestimmten Attributen versehen, die wie z. B. invictissimus und victor anzeigen, dass der Kaiser unter dem Schutz Gottes stand.19 Bei den Selbsttiteln handelt es sich um Substantive, die bestimmte Eigenschaften des Herrschers anzeigen. Bei ihnen kann man zwischen solchen, die sakrale Eigenschaften (maiestas, numen, perennitas) angeben, und solchen, die menschliche Eigenschaften (clementia, humanitas, mansuetudo, pietas) nennen, unterscheiden.20 Letztere drückten eine Selbstverpflichtung des Kaisers gegenüber seinen Untertanen aus, mit der er zeigen wollte, wozu er sich verpflichtet sah und wie er im Interesse der Gesellschaft zu regieren gedachte. Die Selbsttitel stehen oft in Verbindung mit den Possessivpronomina tuus, noster und vester.21 domini imperatores domini imperatores pii felices inclyti triumphatores semper Augusti domini imperatores pii felices inclyti victores semper Augusti dominus Augustus princeps dominus invictissimus princeps dominus noster invictissimus princeps 18 19 20 21

CA 16,1; 19,2 CA 34,1 CA 14,3 CA 27,2; 28,3 CA 30,1 CA 32,1

Für die frühe Kaiserzeit sind Rangtitel und Anreden vor allem durch Inschriften und Münzen bezeugt; Scheithauer 155 f. und 173–177, Wallace-Hadrill 300 ff. und 323, Zilliacus 51 ff., Hirschfeld 647 ff. Scheithauer 163 f. Honig 87 ff. Wallace-Hadrill 318 ff., Scheithauer 162 ff., Honig 5 f. und 85 ff., Hirschfeld 674 ff.

185

Titel und Anreden

invictissimus imperator piissimi et clementissimi imperatores semper Augusti invictissimus princeps victor inclytus triumphator semper Augustus divus pater noster auctoritas (Autorität) nostra clementia22 (Gnade) nostra/ vestra clementia augusta clementia principalis humanitas23 (Menschlichkeit) nostra aeternum imperium (Herrschaft) vestrum maiestas (Majestät) tua/ vestra mansuetudo24 (Milde) nostra naturae nostrae mansuetudo moderatio (Herrschaft) nostra numen (Gottheit) vestrum perennitas (Ewigkeit) vestra pietas25 (Frömmigkeit) nostra/ vestra serenitas (Durchlaucht) nostra/ vestra

CA 32,2 CA 17,1 CA 29,2 CA 35,1; 37,1 CA 13,3 CA 33,3 CA 13,3; 15,3; 16,2.8; 17,1.5; 19,3.4; 20,1; 21,2; 31,1.2.7; 33,3 CA 30,2 CA 36,1 CA 24,4 CA 17,5 CA 14,1.7; 16,8; 19,4; 30,2; 34,1.3 CA 10,3; 11,1.3; 12,1.2.4; 13,3.7; 15,2.5; 18,1; 31,5 CA 11,2 CA 33,2 CA 14,7; 19,1 CA 17,5 CA 14,7; 16,1.6.7; 17,5; 19,2; 20,3; 28,1; 34,1; 37,2 CA 9,3; 13,2; 18,4; 22,1; 26,1; 28,3; 33,1; 34,3.4; 37,4

In bestimmten Textstellen treten diese Anreden gehäuft auf und werden als Synonyme für den Kaiser verwendet; CA 14,4; 16,8 und 17,5. Der Ausdruck auctoritas ist doppeldeutig, da er in den vorliegenden Dokumenten häufig als Synonym für Schreiben des Kaisers diente; CA 16,3; 20,3; 22 23 24 25

Seit Caesars Herrschaft ist clementia ein zentraler Begriff für die Herrschaft des Kaisers; Hornung (2010) 68, Honig 114 ff. Für Honig (23–37 und 70–84) ist dieser Titel von zentraler Bedeutung für das Selbstverständnis der spätantiken Kaiser. Die Anrede mansuetudo verwenden die christlichen Kaiser seit dem 4. Jh. für clementia; Hornung (2010) 68. Honig (105 f.) vermutet, dass der Titel pietas ab 380 den Titel tranquillitas ersetzte.

186

Anhang

28,3; 30,2; 34,1 und 35,2. Vergleichbare Bezeichnungen für „kaiserliche Schreiben“ sind ferner affatus sacri CA 35,3; 36,1; apices CA 35,1; 37,1; sacrae litterae in den Überschriften von CA 15; 20; 22; 31; 33und 35; praeceptum imperiale CA 13,7; 32,4 und praeceptum sacrum CA 32,1.2; sacrum rescriptum in der Überschrift von CA 18; vgl. sacra iussio CA 19,2 und sacer sermo CA 16,1. Bei diesen Bezeichnungen fällt die häufige Verwendung des Adjektivs sacer auf, das wie sanctus mit „heilig“ übersetzt werden kann. Im Unterschied zu sanctus bezeichnete es eine der Verfügungsgewalt des Menschen entzogene und somit zu Gott gehörende Sache und unterstrich damit, wie bedeutungsvoll und unantastbar die Schreiben des Kaisers waren. Daher hatte sich dieses Adjektiv im Sinne von „kaiserlich“ auch für seine Briefe eingebürgert und wurde ein Schreiben des Kaisers einfach nur als sacra bezeichnet; CA 29,2.26 Der Ausdruck sacra/ sanctissima lex steht dagegen für die Christen und deren Religion; er leitet sich von den Vorschriften bzw. Befehlen Gottes ab; vgl. CA 6,2 und CTh 13,10,6; 15,7,9; 15,8,1; 16,2,5.21. Eine besondere Beachtung verdienen die für Constantius (III.), den Schwager des Kaisers Honorius, verwendeten Titel und Anreden. Er wird zum einen wie ein hochrangiger Senator angeredet, zum anderen werden für ihn mit den Ausdrücken excellentia, magnitudo und sublimitas kaiserliche Anreden verwendet:27 dominus semper illustris et cuncta magnificus meritoque sublimis ac praecelsus patronus dominus semper illustrissimus et sacratissimus magnificus meritoque sublimis ac praecelsus patronus illustris comes vir inl(ustris) com(es) patricius excellentia (Erhabenheit) vestra vestra felicitas (Glück) magnitudo (Würde) vestra sublimitas (Erhabenheit) vestra virtutes (Tugenden) vestrae

26 27

Ausführlich hierzu Hiltbrunner 6 ff., 11 ff., 18 f. und 22 ff. Vgl. Hornung (2010) 67 ff.

CA 29,1.2; 32,1 CA 32,2 CA 30,1 CA 32,1 CA 29,6; 32,4 CA 32,6 CA 29,6 CA 29,6; 32,3 CA 32,6

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Titel und Anreden

Amtsträger Die in den Briefen genannten Amtsträger gehörten alle dem Senatorenstand an. Seit dem 3. Jh. hatte sich für sie die gängige Bezeichnung vir clarissimus (hochberühmter Mann) als Rangtitel durchgesetzt; s. CA 8,1; 11,4; 13,3; 14,6; 15,5; 16,4;1 9,1. Da sich die Senatsaristokratie immer mehr vergrößerte, kam es im Laufe der Zeit zu einer Differenzierung unter den Senatoren. Wenn sie das Amt eines Vikars oder Stadt-/ Prätorianerpräfekten bekleideten, erhielten sie zu ihrem Rangtitel den Zusatz spectabilis (angesehen) oder gar illustris (hervorragend); CA 9,3; 13,11; 29,4.5; 32,3. Seit 440 waren nur noch illustres mit Sitz und Stimme im Senat vertreten.28 Der Senat wurde weiterhin als amplitudo vestra (CA 23,3) und ordo amplissimus (CA 34,1) bezeichnet. Mit Ausnahme der Bezeichnung auctoritas unterscheiden sich die Selbsttitel der Amtsräger von denen der Kaiser, die ihnen somit andere Eigenschaften zukommen ließen. In den Anreden überwiegt das Epitheton carissimus, das in der Regel mit anderen Attributen verwendet wird. 29 Stadtpräfekt und Vikar illustris auctoritas (Autorität) tua

CA 10,2

censura (Strenge) tua

CA 11,4

eximietas (Trefflichkeit) tua

CA 30,1

illustris magnificentia (Hoheit) tua

CA 21,2

illustris et praecelsa magnitudo (Größe) tua

CA 18,2

prudentia (Klugheit) tua

CA 9,1

sinceritas (Aufrichtigkeit) tua

CA 12,4

laudanda et spectata sinceritas tua

CA 13,3

spectata sinceritas tua

CA 9,2

sublimitas (Erhabenheit) tua

CA 10,1; 15,1.3.5; 18,1; 31,2.7; 33,3

egregia sublimitas tua

CA 8,2

praecelsa sublimitas tua

CA 5,2 / 6,2 / 7,1 / 7,1

karissimus nobis

CA 4,1; 5,1

28 29

Ausbüttel (1988) 113 ff., Zilliacus 54 ff., Hirschfeld 647 ff. und 663 ff.; vgl. für den griechischen Osten Begass 34 f. und 42 ff. Corcoran 335 ff.

188

Anhang

karissimus atque amantissimus

CA 11,4

karissimus et iocundissimus

CA 4,2; 5,1; 9,1; 12,3

parens karissimus

CA 31,2

parens karissimus atque amantissimus

CA 6,1; 7,2; 8,1: 10,2; 11,1; 15,5; 18,1; 21,2; 33,3

Prokonsul von Africa auctoritas tua spectabilitas tua

CA 35,3 CA 35,3

Bischöfe Die Titel und Anreden der Bischöfe entsprachen in ihrer Systematik denen der staatlichen Würdenträger, auch wenn sie sich in ihrem Vokabular unterscheiden. Die Anrede als pater hatte die Anrede der Senatoren als Vorbild.30 Bezüglich der üblichen Anreden bieten die hier aufgeführten Anreden nur eine sehr geringe Auswahl. So fehlen insbesondere die Formulierungen, mit denen Bischöfe ihre Bescheidenheit ausdrückten, wie z. B. humilitas, mediocritas und parvitas. Diese Form der Selbstverleugnung war den Kaisern fremd.31 Die Vorrangstellung des Bischofs von Rom wird mit Begriffen wie papa und apostolatus hervorgehoben.32 dominus parens honorabilis episcopus dominus pater merito honorabilis dominus sanctus vgl. sanctus sanctus episcopus sanctus ac venerabilis vir episcopus vgl. sanctum episcoporum concilium sanctus ac venerabilis pater pater merito venerabilis venerabilis sacerdos vgl. venerabile sacerdotium vgl. venerabilis synodus venerabilis vir episcopus 30 31 32

CA 36,1 CA 36,2 CA 27,2 CA 1,13 CA 29,3; 32,5; 35,2 CA 36,1 CA 13,10 CA 25,1 CA 27,2 CA 33,1 CA 15,1 CA 33,2

Jerg 222, 225 Zilliacus 79 f.; vgl. Hornung (2010) 61 ff., Jerg 226 ff. Hornung (2010) 63 f.

Ziele der kaiserlichen Administration

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venerabilis vir episcopus

CA 27,2 CA 20,1.3 CA 25,1; CA 37,1.3 CA 27,1.3 CA 26,3; 27,1.2; 28,2; 36,1 CA 25,2; 27,1; 28,1 CA 25,1 CA 19,2; 23,2; 29,2; 32,5 CA 18,2 CA 1,11; 14,5; 25,1; 29,6 CA 15,1; 16,6; 17,3; 34,2; 37,1 CA 33,3

Papst religiosus antistes sanctitatis apostolatus tuus urbis Romae espiscopus papa papa urbis Romae sanctus papa sanctus papa ecclesiae urbis Romae sanctus ac venerabilis papa urbis aeterna religio (Gottesverehrung) tua sanctimonia (Heiligkeit) tua sedes apostolica sanctissima sedes apostolicae sedis sacerdotium

CA 4,2 CA 37,2 CA 36,1 Überschrift von CA 4 CA 27;1; 28,1 CA 17,5 CA 17,2 CA 37,1 CA 37,3 CA 37,1.2 CA 37,3 CA 13,9 CA 26,3

beatitudo (Glückseligkeit) beatitudo vestra (als Anrede der Synode) beatitudo tua benedictio (Segnung) tua sanctitas (Heiligkeit) vestra/ tua veneratio (Ehrwürdigkeit) tua vir benedictus vir religiosus vir religiosissimus vir sanctus vir venerabilis

Für Rom als Amtssitz des Papstes werden die folgenden Formulierungen verwendet: urbs aeterna CA 4,1; 7,2; 21,2; 26,1; 35,1; inclyta urbs CA 13,6; urbs sacra CA 24,2; urbs sacratissima CA 11,2; 21,2; 23,2; 31,1; sacratissima urbs Christianorum CA 9,1; urbs venerabilis CA 19,1; 22,1. Wohl aufgrund der Nebenbedeutung von sacer als „kaiserlich“ hielt sich die Bezeichnung aeternus. Ziele der kaiserlichen Administration In der Korrespondenz zwischen dem Kaiser und seinen Amtsträgern sowie den Bischöfen werden mit unterschiedlichen Formulierungen die zentralen

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Anhang

Ziele zur Verhinderung von Ausschreitungen formuliert. Sie sind in einer Übersicht zusammengestellt, bei der teilweise durch Wortumstellungen die Ausdruckweise vereinheitlicht wurde. Es soll erreicht werden: Ursinianisches Schisma concordia concordia maxima concordia populi Christiani disciplina religioni et legibus debita reformatio pristinae displinae pax pax tranquillitasque quies (abundantia vel quies ac summa felicitas) quies populi Christiani quies urbis aeternae quies urbis sacratissimae tranquillitas tranquillitas publica tranquillitas reformata unitas Eulalianisches Schisma concordia populo disciplina publica quiesque ordo sacrae legis aut consuetudinis ratio pax reparanda quies quies ac modestia quies publica quies totius multitudinis quies urbis/ urbi quies urbis vestrae quies vetus reverentia manens integra reverentia Christianae legis reverentia religiosae legis reverentia venerandae legis tranquillitas debita universitas pacata

CA 6,2; 7,2 CA 5,1 CA 11,2 CA 12,1 CA 10,2 CA 6,2 CA 9,2 CA 10,1 CA 12,2 CA 7,1 CA 11,2 CA 7,2 CA 11,2 CA 5,2 CA 6,2

CA 34,4 CA 22,3 CA 14,6 CA 31,1 CA 15,5; 20,1.3 CA 24,4 CA 20,3 CA 16,2 CA 29,2; 32,6; 34,4 CA 14,3 CA 15,1 CA 20,2 CA 20,4 CA 33,3 CA 14,7; vgl. CA 16,8 CA 24,3 CA 15,5

Ziele der kaiserlichen Administration

Es soll verhindert werden: Ursinianisches Schisma discordia dissensiones dissensiones incentivae dissensionis incommodum vgl. populus dissentiens motus motus aliqui inquieti strepitus tumultus tumultus et seditio turbae vgl. turbare und perturbator publicae tranquillitatis legum et religionis inimicus iuris Eulalianisches Schisma bellum publicum certamen commotio populi/populorum contentio maxima contentio magnumque certamen dissensio populorum quidam dissentientes furor (populi) ad incitandum populum insolentia paucorum perturbatio perturbatio ecclesiarum aut populi perturbatio totius plebis vgl. perturbare seditio seditiones diversae seditio plebeia strepitus strepitus populi tumultus tumultus neque seditio

CA 6,1; 8,1 CA 9,1 CA 7,2 CA 11,2 CA 8,1 CA 9,3 CA 13,4 CA 8,1 CA 5,1; 6,2; 8,2 CA 10,1 CA 13,10 CA 5,2 CA 12,3 CA 12,3

CA 13,2 CA 27,1; 361, CA 16,2; 29,3 CA 26,2 CA 16,2 CA 34,4 CA 28,1 CA 33,2 CA 33,2 CA 15,5 CA 15,5 CA 34,4 CA 29,6 CA 20,3; 31,1 CA 32,5 CA 19,3 CA 15,5 CA 14,4 CA 32,5 CA 16,5 CA 20,3

191

192

Anhang

turba et tumultus turbata turbatio popularis turbidum aliquid vgl. quietem urbis vestrae perturbare

CA 24,4 CA 31,7 CA 14,3 CA 31,7 CA 14,3

Konkordanz In seiner Sammlung von legal documents hat Coleman-Norton (CN) einige der hier besprochenen Kaiserbriefe übersetzt. Der besseren Übersicht wegen werden sie in einer Konkordanz aufgeführt: CA 4 5 6 7 8 9 10 11 12

CN 200 137 138 140 142 143 141 152 153

CA 13 15 18 20 21 22 23 24 25

CN 164 352 353 354 356 355 357 358 359

CA 26 27 28 30 31 33 35 36 37

CN 360 361 362 363 364 365 366 367 371

Für die Dokumente CA 1, 14, 16, 17 19, 29, 32 und 34 liegen keine Übersetzungen vor.

Exkurse Das Glycerius-Edikt von 473 Das Edikt, das Kaiser Glycerius an seinen Prätorianerpräfekten Felix Himelco richtete, und Himelcos Antwortschreiben sind abgedruckt in: PL 56, Sp. 896–898 und Haenel 260.1 Der vorliegende Text richtet sich nach den textkritischen Vorgaben in der PL. Die Zeichensetzung wurde an einigen Stellen geändert.

1

Der Abdruck des Edikts in Fossati Vanzetti 216–217 ist unvollständig. Eine englische Übersetzung der beiden Texte ist zu finden in Coleman-Norton Nr. 519 und 520, S. 904–909. Salzman (2021) 206–207 hat diese Übersetzung an einigen Stellen redigiert.

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Exkurse

Text 1. Exemplum sacri edicti Glycerii imperatoris datum ad Himelconem v. c. praefectum praetorio Italiae contra ordinationes simoniacasa 2. Supernae maiestatis admonitu nostri ortu imperii nihil prius debuit ordinari, quam ut Christianae religionis sacrosancta mysteria reverentia maiore colerentur: quia ambigi non oportet, deum universitatis auctorem tanto magis fovere mortalia, quanto purior cultus per innocentiam sacerdotum divina suspexerit. 3. Iamdudum etenim adolescentibus vitiis clericorum, adhuc in privatae vitae conversatione degentes probavimus, episcopatus pro parte maxima non impetrari meritis, sed pretiis comparari: quod indecora cupiditas in usum redacta, quasi licitum fecerat iam videri. 4. Adem

tum est studium bonae conscientiae, fecitque id, quod de deo sperare debuit, ad pecuniam et exactionem vocare. 5. Hinc natum est, ut antistitum reverentia magis potestas saeculi putaretur, et tyrannopolitas esse se malint, qui vocabantur antistites; ac religione neglecta, sub hominum patrociniis constituti, publica magis quam divina curarent, hoc ipso perpetuitatis privilegio delictorum suorum impunitate gaudentes, ecclesiarumque opes, quas mali propositi dedecora protegentes, pauperum dicunt esse divitias, studio veluti cuiusdam administrationis auferrent, aliis in praesenti dando praemia, nonnullis se chyrographis obligando, vendendoque in quaestum debitoris quod oportebat egentibus prorogari.

a

Das Adjektiv simoniacus taucht erst im späten 6. Jh. in der lateinischen Literatur auf; Salzman (simony 2021) 203 f. S. aber Simonis pecunia in Damasus’ Dekretale ad Gallos episcopos 13; Duval (2005) 42, 106 ff.; Sieben I 257.

Das Glycerius-Edikt von 473

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Übersetzung 1. Abschrift des kaiserlichen Edikts des Imperators Glycerius, das an den hochberühmten Mann Himelco,1 den Prätorianerpräfekten von Italien, ausgehändigt wurde, gegen die simonistischen Weihungen 2. Durch die Ermahnung der himmlischen Majestät durfte zu Beginn unserer Herrschaft2 nichts lieber verfügt werden, als dass die hochheiligen Mysterien der christlichen Religion mit ziemlich großer Ehrfurcht verehrt werden: Weil daran kein Zweifel besteht, dass Gott, der Schöpfer der Welt um so mehr das Menschliche begünstigt, je reiner (seine) Verehrung durch die Unschuld der Bischöfe Göttliches erwartet. 3. Wir, die wir ein privates Leben führen, haben gebilligt, dass nämlich schon längst durch das zunehmende Fehlverhalten der Kleriker die Bischofsämter größtenteils nicht durch Verdienste erlangt, sondern durch Bestechungen erworben werden: weil die unrühmliche Begierde zur Gewohnheit wurde (und) gleichwohl dazu führte, dass es schon erlaubt schien. 4. Das Bemühen um ein gutes Gewissen ist genommen worden und (das) führte dazu, dass das, was man von Gott erhoffen musste, einlädt zu Geld und Einnahmen. 5. Von hier nahm es seinen Anfang, dass die Macht der Welt für mehr gehalten wurde als die Ehrfurcht vor den Bischöfen, und sie, die Bischöfe genannt wurden, lieber Bürgertyrannen3 sein wollten; und durch Missachtung der Gottesverehrung die (Bischöfe), die infolge der Patronage durch Menschen nominiert worden sind, sich um das Staatliche mehr als um das Göttliche sorgten, weil sie sich aufgrund eben dieses Privilegs der Ewigkeit an der Straflosigkeit ihrer Vergehen erfreuten, und das Vermögen der Kirchen, von dem sie, indem sie die Schande ihres üblen Vorhabens schützten, sagten, dass es das Vermögen der Armen sei, raubten, als ob sie sich um irgendeine Hilfeleistung bemühten, um unverzüglich Belohnungen an andere zu geben, um sich durch Wechsel einige (Personen) zu verpflichten und um das, was vorher den Bedürftigen ausgezahlt werden sollte, zum Gewinn für den Schuldner zu verkaufen.

1 Über Himelco PLRE II 565. 2 Zu ortus imperii im Sinne von ortus regni ThLL IX 2 (1968–1981) Sp. 1065. 3 Der latinisierte griechische Ausdruck tyrannopolita begegnet noch in Sidonius Apollinaris, ep. 5,8,3. Unter ihm wird ein Bürger verstanden, dessen Stadt von einem Tyrannen beherrscht wird. In beiden Textstellen ist aber genau das Gegenteil gemeint; Köhler, Helga, C. Sollius Apollinaris Sidonius, Die Briefe, 2014, 158; vgl. Salzman (Simony 2021) 206 Anm. 36.

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Exkurse

6. Unde factum credimus, ut offensa divinitas, quod tot malis probamus experti, favorem suae maiestatis averteret, et Romanam gentem tantis, quae transacta sunt, infortuniis fatigaret. 7. Quo enim ore, quave impudentia ab eo mundi totius supplicatur auctori, qui ad oblationem sacrificii non iudicio sacrosanctae trinitatis elegitur, sed hominis favore provehitur? 8. Aut quid huiusmodi episcopi non putent esse venale, qui sancta mysteria subiecere commerciis? 9. Qua rerum ratione permoti hac mansura in aevum lege sancimus, ut, quisquis ad episcopatum personarum auxilio suffragante pervenerit, saeculariter possideat, quod saeculariter fuerit consecutus; id est, ut finitis unius anni metis, noverit episcopatu se esse privandum. 10. Eiusdem sane anni, quo sacerdos vocatur, comes nostri patrimonii ecclesiasticae substantiae moderetur expensas. 11. Is quoque, qui talem consecraverit, aut quicquam pecuniarum ab eo, qui est consecrandus, datum cuilibet promissumve cognoverit, aut callide dissimulandum esse crediderit in eo, quem intellegit, non per puram conscientiam, sed per turpe pretium ad hoc pervenire voluisse, pari de sacerdotio sorte deiectus, similem poenam temerariae consecrationis exsolvat: arguendi hoc latens facinus non solum his, qui in ecclesia constituti sunt, verum etiam quibuscunque nostrae religionis hominibus facultate permissa, scituris omnibus, qui obiecta potuerint edocere, praemium se pro nostro arbitrio sanctae accusationis habituros.

Das Glycerius-Edikt von 473

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6. Wir glauben, dass es daher geschah, dass die beleidigte Göttlichkeit die Gunst ihrer Majestät (von uns) abwandte, was wir durch so viele Übel erfahren, und das römische Volk mit so großen Unglücksfällen, die geschehen sind, heimsuchte.4 7. Denn mit welcher Dreistigkeit oder mit welcher Schamlosigkeit wird von ihm, der zur Darbringung des Opfers nicht durch das Urteil der hochheiligen Dreifaltigkeit ausgewählt, sondern durch die Gunst eines Menschen befördert wird, dem Schöpfer der ganzen Welt ein Bittgebet dargebracht. 8. Oder was sollen solche Bischöfe, die die heiligen Mysterien dem Handel preisgegeben haben, glauben, was nicht käuflich ist. 9. Infolge dieser Sorge um die Sachlage legen wir durch dieses bis in alle Ewigkeit dauernde Gesetz fest, dass jeder, der zum Bischofsamt mit der begünstigenden Hilfe von Personen gelangt, allgemein üblich besitzen soll, was er allgemein üblich erlangt; das heißt, dass er nach Ablauf eines Jahres weiß, dass ihm sein Bischofsamt genommen werden muss. 10. In der Tat soll nach Ablauf desselben Jahres, in dem er zum Bischof berufen wird, der Comes unseres Vermögens5 die Ausgaben des Kirchenvermögens regeln. 11. Auch er, der einen solchen (Bischof) weihen wird oder weiß, dass irgendetwas an Geldern von ihm, der geweiht werden muss, irgendjemandem gegeben und versprochen worden ist oder glaubt, dass man heimlich schweigen muss bei dem, bei dem er wahrnimmt, dass (er) nicht mit einem reinen Gewissen, sondern durch eine schändliche Bestechung dahin gelangen wollte, soll, nachdem er mit dem gleichen Schicksal von seinem Bischofsamt entfernt worden ist, eine ähnliche Strafe für seine unüberlegte Weihe bezahlen: Dieses heimliche Vergehen der Beschuldigung (gilt) nicht nur für die, die in der Kirche eingesetzt worden sind,6 sondern auch für alle Menschen unserer Gottesverehrung, da die Möglichkeit gewährt worden ist (und) alle, die über Vorwürfe genau Auskunft geben konnten, wissen, dass sie eine Belohnung für eine heilige Anklage nach unserem Ermessen erhalten werden.

4 Mit tanta infortunia könnten gemeint sein: die Eroberung Roms 455 durch die Vandalen und die verlustreichen Kämpfe gegen sie, der rasche Wechsel an Kaisern nach der Ermordung Valentinians III. und die damit verbundenen Machtkämpfe. 5 Es handelt sich hier um die erste Erwähnung dieses Amtsträgers. Sein Amt gab es daher nicht erst seit Odoakers Herrschaft, wie Wiemer (2018, 305 ff.) annimmt. Es könnte sogar bereits um 400 existiert haben, da in einer Inschrift aus dieser Zeit eine sacri patrimonii comitiva erwähnt wird; CIL 6, 1727 = ILS 1275. Mit sacrum patrimonium wurde wie mit nostrum patrimonium das kaiserliche Vermögen bezeichnet. 6 Gemeint sind die Kleriker.

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Exkurse

12. Cives quoque uniuscuiusque urbis, quos ad acclamationes ambientium non personae dignitas, quae petenda es, sed venalitas punienda sollicitat, sciant se patriae, cui tam male consulunt, habitatione pellendos, ac tantum de suis facultatibus eruendum fiscoque nostro promissum. 13. Facessat igitur ab ecclesiis foeda pariter ac profana licitatio: internuntii turpis pretii conquiescant. 14. Coelestia nefas est in auctione constitui. 15. Sacerdotii magnum, ut dictum est, opus non pecuniis, sed meritis ambiatur; et secundum priscorum regulam sacerdotum quantitas poscentium et qualitas ponderetur, vita inspiciatur electi. 16. Nimis enim detestabile est, ut quilibet ad episcopatus apicem illicita corruptione venturus, ecclesiae facultates, quarum dispensator magis debet esse quam dominus, prius paene quam adipiscatur exhauriat. 17. Quibus nostrae serenitatis b et pravorum mentes putamus comprimi et ad maiora studia virtutum bonas conscientias incitari. 18. Illud quoque de iustitia omnipotentis dei ac pietate dubitare non possumus, facilius nos divinis auxiliis protegendos, uic per innocentes et probatos episcopos omnipotentiae iuvamina postulemus, Himelco, parens carissime atque amantissime. 19. Unde illustris et praecelsa magnificentia tua hanc serenitatis nostrae legem, quae et sacerdotes sacrosanctae religionis corrigit et ministros, propositi a te edicti programmate per omne nostri corpus vulgabit imperii. 20. Et manu divina: Vale Himelco, parens carissime atque amantissime. 21. Datum V Id. Mart. Ravennae, domino Leone perpetuo Augusto V 22. Felix Himelco pp, Dioscurus, Aurelianus, Protadius vv cc pp dd

b c

Zur Bedeutung von apices im Sinne von Briefe S. 185. cui in PL und Haenel. Die Person, von der man etwas fordert, steht bei postulare normalerweise im Akkusativ. Als mögliches Beziehungswort zu cui bietet sich nur deus an.

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12. Auch die Bürger jeder einzelnen Stadt, die bei der Berufung von Bewerbern nicht die Würde einer Person, nach der (eigentlich) geschaut werden muss, sondern die Käuflichkeit, die bestraft werden muss, antreibt, sollen wissen, dass sie von dem Wohnsitz ihrer Heimat vertrieben werden müssen und von ihrem Vermögen nur entzogen werden darf, was unserem Fiskus zugewiesen worden ist. 13. Von den Kirchen soll sich daher die abscheuliche und gleichsam unheilige Versteigerung fernhalten, die Vermittler einer schändlichen Bestechung sollen sich ruhig verhalten. 14. Es ist ein Frevel, Himmlisches auf einer Versteigerung zu entscheiden. 15. Um die große Aufgabe eines Bischofs soll man sich, wie gesagt,7 nicht mit Geld, sondern aufgrund seiner Verdienste bewerben; und gemäß den Regeln der vormaligen Bischöfe8 sollen die Größe und Eigenschaft der Bewerber beurteilt, das Leben des Erwählten begutachtet werden. 16. Denn es ist allzu abscheulich, dass jeder beliebige, der mit einer unerlaubten Bestechung die Würde eines Bischofsamtes erlangen will, das Vermögen der Kirche, dessen es mehr eines Verwalters als eines Herren bedarf, vergeudet, kurz bevor er es erlangt. 17. Durch dieses (Schreiben) unserer Erhabenheit glauben wir, dass die Absichten von unrechten (Menschen) verhindert werden und das gute Gewissen zu einem größeren Bemühen um Tugenden angeregt wird. 18. Wir können das auch nicht hinsichtlich der Gerechtigkeit des allmächtigen Gottes und der Frömmigkeit bezweifeln, dass wir sicherer durch göttliche Hilfe geschützt werden müssen, die wir durch unschuldige und treffliche Bischöfe die Hilfen der Allmächtigkeit einfordern, teuerster und liebster Vetter Himelco. 19. Daher wird Deine strahlende und erhabene Hoheit dieses Gesetz unserer Erhabenheit, das die Bischöfe und Diener der hochheiligen Gottesverehrung zurechtweist, durch die Bekanntmachung des von Dir verkündeten Edikts in unserem gesamten Reich verbreiten. 20. Und mit göttlicher Hand: Lebe wohl Himelco, teuerster und liebster Vetter. 21. Ausgehändigt am 11. März in Ravenna, als der Herr Leo, der immerwährende Augustus, zum 5. Mal Konsul (war). 22. Der Prätorianerpräfekt Felix Himelco, die hochberühmten Männer und Prätorianerpräfekten Dioscurus, Aurelianus und Protadius9 sagen: 7 8 9

Vgl. § 3. Diese Formulierung bezieht sich auf die Konzilsbeschlüsse. Da Dioscurus (Dioscorus) und Himelco als Prätorianerpräfekten für den griechischen Osten und für Italien zuständig waren, dürften Aurelianus und Protadius die Prätorianerpräfekturen für Gallien und Illyricum innegehabt haben; PLRE II 199, 367–368 und 927; vgl. Gusso 180 Anm. 68.

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23. Quemadmodum dominus noster invictissimus princeps Glycerius pro beatitudine saeculi melioris et suorum correctione mortalium, ne quid in supernae maiestatis deinceps ex sacerdotali ordinatione tentaretur iniuriam ac bonae conscientiae meritum nummarii fieret causa suffragii, edictalibus inhibendum crediderit constitutis, sermonis regii in antelatis praefulget oraculis, scilicet ut quae divina sunt, mundanis suffragiis non iuventur, quatenus licitatione summota sublatisque piaculis delictorum, sacerdotales infulas optimae conscientiae norma possideat, ne quae religiosis erogationibus ad conciliandam videlicet divinae clementiae maiestatem proficere debuissent, ad instar saecularium administrationum in patriciniorum acquisitionibus funderentur: quod profecto ad alimoniam pauperum mens devota supernae maiestati et non avara contulerat. 24. Neque enim quispiam profanae intentionis existeret, qui mente sacrilega abhorrere tam religiosa debeat constituta sacerdos, nisi qui de suae pollicitationis conscientia voluerit confiteri. 25. Ut enim haec, quae decreta sunt, praedicabilibus moribus placitura confidimus, ita deteriores mentes ex his, quae salubriter definita sunt, non dubitamus offendi. 26. Proinde hoc edictali programmate universitatem duximus commonendam, ut ab illis illicitis deinceps se ambitionibus suffragiisque summoveant, ne necesse sit cum obligatione propriae conscientiae, quam divinae maiestati interest semper obnoxiam detineri, iuxta sacratissima constituta poenam proprii subire peccati. 27. Datum III Kal. Maii Romae

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23. Wie unser Herr, der unbesiegte10 Fürst Glycerius, damit nicht demnächst irgendetwas zum Schaden für die erhabene Majestät infolge der bischöflichen Weihung geschieht und der Verdienst um ein gutes Gewissen als Vorwand für eine käufliche Abstimmung dient, zugunsten der Glückseligkeit eines besseren Jahrhunderts und der Zurechtweisung seiner Menschen glaubte, dass man (es) durch Edikte11 verhindern müsse, kommt (es) in den vorgetragenen Entscheidungen der kaiserlichen12 Rede zum Vorschein, selbstverständlich damit das Göttliche nicht durch weltliche Abstimmungen unterstützt wird, auf dass nach der Beseitigung des Bietens und der Aufhebung von Strafen für Vergehen der Aspekt eines sehr guten Gewissens von den bischöflichen Wollbinden13 Besitz ergreifen möge, damit nicht das, was durch religiöse Ausgaben natürlich helfen müsste die Majestät der göttlichen Gnade zu versöhnen, wie weltliche Hilfeleistungen in den Erwerb von Patronage verschwendet wird, was in der Tat ein der erhabenen Majestät ergebener und nicht habsüchtiger Geist zum Unterhalt der Armen zusammengetragen hatte. 24. Es würde nämlich nicht irgendjemanden mit einer weltlichen Absicht geben, der mit gottlosem Geist als Bischof so gottesfürchtigen Beschlüssen fernbleiben müsste, wenn nicht irgendjemand (es) aufgrund des Wissens um sein Versprechen eingestehen wollte. 25. Denn wie wir darauf vertrauen, dass das, was beschlossen worden ist, rühmenswerten Charakteren gefallen wird, so bezweifeln wir nicht, dass Personen mit schlechter Gesinnung von dem Schaden nehmen, was vernünftig festgelegt worden ist. 26. Deswegen glauben wir, dass durch die Bekanntmachung des Edikts die Welt ermahnt werden muss, damit man sich demnächst von jenen unerlaubten Amtsbewerbungen und Abstimmungen fernhält, damit es nicht nötig ist sich mit der flehentlichen Bitte um das eigene Gewissen, das im Interesse der göttlichen Majestät sich immer demütig (mit ihr) beschäftigt, gemäß den allerheiligsten Beschlüssen einer Strafe für die eigene Sünde zu unterziehen. 27. Ausgehändigt am 29. April in Rom.

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Glycerius hatte in seiner kurzen Amtszeit noch keinen Sieg errungen; s. hierzu Gusso 180. 11 Der Ausdruck edictalia constituta für Edikte ist recht ungewöhnlich; vgl. ThLL V (1931–1953) Sp. 75. 12 Zur Übersetzung von regius mit „kaiserlich“ ThLL XI 2 (2018) Sp. 761. 13 Die infula war eine Stirnbinde, mit zwei herabhängenden Enden, die ursprünglich heidnische Priester als Zeichen ihrer Würde trugen. Hier wird der Begriff als Synonym für die Bischofsmütze (Mitra) verwendet.

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Kommentar Anlass und Datierung Folgt man den Kirchenordnungen und den Darstellungen in Bischofsviten, dann durften nur solche Personen zum Bischof gewählt und geweiht werden, die ein hohes Maß an moralischer Integrität und einen einwandfreien Lebenswandel nachweisen konnten und eigentlich nicht danach strebten, ein solches Amt zu bekleiden.1 Jedoch gingen Anspruch und Wirklichkeit auseinander und es kam zu Ämterkäufen. Der Ämterkauf als eine Form der Korruption war im Römischen Reich weit verbreitet, was die zahlreichen gesetzlichen Bestimmungen belegen. Er kam keineswegs nur in den reichen und wohlhabenden Gemeinden vor, sondern auch in ärmeren und ist für die Kirche seit dem späten 4. Jh. bezeugt ist. Ennodius bemerkt anlässlich der Wahl von Epiphanius zum Bischof von Pavia 466/467, dass dieser noch nicht einmal kleine Geschenke versprechen wollte.2 Auf diese Entwicklung reagierten kirchliche Verordnungen schon recht früh mit Verboten. In einer Dekretale an die gallischen Bischöfe, die zwischen 378 und 384 entweder Damasus oder Siricius verfassten, wird betont, dass Verdienste und die Beachtung des Gesetzes entscheidend seien und nicht die Zahlung von Geld.3 Auf dem Konzil von Chalcedon wurde dann 451 Korruption bei der Vergabe von Ämtern und bei Weihungen scharf verurteilt und für alle Beteiligten unter Strafe gestellt. Jedoch blieb die Strafandrohung ohne größere Wirkung. Bereits 459 verurteilte Gennadius I. von Konstantinopel in einem an die Metropoliten gerichteten Schreiben erneut eine solche Praxis der Amtsvergabe.4 In dieser Situation kamen die Kaiser der Kirche zur Hilfe und versuchten simonistische Bestrebungen zu unterbinden. Am 8. März 469 schickte Kaiser Leo zusammen mit Anthemius an den praefectus praetorio Orientis Armasius eine Konstitution, in der sie sich strikt gegen die Bezahlung von Geldern für

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Traditio apostolica 2, constitutiones apostolorum; Ennodius, vita Epifani 36–42; Paulinus, vita Ambrosii 6–9. Zur Korruption allgemein Ausbüttel (1998) 180–185; zum Ämterkauf in der Kirche Hübner 189–195; ihre Angaben beziehen sich vor allem auf Kleinasien; vgl. Salzman (simony 2021) 198. Ennodius, vita Epifani 41: noluit spondere vel minima (munera). Dekretale ad Gallos episcopos 13; Duval (2005) 42, 106 ff.; Sieben I 257. Basilius von Caesarea, ep. 53; dieser Brief ist an die sogenannten Chorbischöfe gerichtet, mit denen die dem Stadtbischof unterstellten „Oberpriester“ eines ländlichen Gaus gemeint sind, Hauschild 197. Concilium Chalcedonense can. 2 = Lauchert 89. Gennadius I. von Konstantinopel PG 85, Sp. 1613–22. Zur Simonie im griechischen Osten Hübner 189–195, in Italien Köpke 79 ff., allgemein Schweizer 91 ff. und Meier-Welcker 63–70.

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klerikale Ämter und gegen Bestechungen aussprachen. 5 Welche konkreten Ereignisse ihn dazu veranlassten bzw. wer ihn darauf ansprach, bleibt unklar. Die prekäre politische Lage seines Reiches könnte ein Grund gewesen sein wie auch die Befürchtung, dass ein solches Vergehen dem Ansehen der Kirche und ihm als ihren Schutzherren schadete.6 Obwohl die Konstitution an den Prätorianerpräfekten des Ostens gerichtet war, galt sie auch im Westen des Reiches. Anthemius hatte nämlich in einer Novelle festgelegt, dass die Bestimmungen, die für den Osten des Reiches getroffen worden seien, auch für seine Reichshälfte gelten würden.7 Daher lag diese Konstitution dem kaiserlichen Hof in Ravenna vor. Eine weitere Konstitution zu dem Thema wäre nur erforderlich gewesen, wenn sich neue Gesichtspunkte ergeben hätten. Dennoch erließ bereits am 11. März 473 der neue Kaiser Glycerius ein Edikt, das sich eingehend mit Fragen der Simonie befasste. Da Glycerius nach Anthemius’ Ermordung und nach der kurzen Herrschaft des Senators Olybrius erst am 3. März 473 zum Augustus ausgerufen worden war, ist es naheliegend anzunehmen, dass er das Edikt innerhalb einer Woche erstellte. Ob er sich mit ihm bei Leo, gegen dessen Willen er zum Kaiser berufen worden war, einschmeicheln wollte, ist fraglich. Genauso gut könnte Leo das Edikt als Kritik an seiner erst vier Jahre alten Konstitution aufgefasst haben. Da Glycerius nach seiner Abdankung zum Bischof von Salona in Dalmatien geweiht wurde, ist nicht ganz auszuschließen, dass er ungeachtet seiner militärischen Laufbahn als Befehlshaber der kaiserlichen Garde an kirchlichen Fragen besonders interessiert war.8 Bei der Bewertung des Edikts ist zu berücksichtigen, dass sich seine Bekanntmachung ziemlich lange hinzog; denn der Prätorianerpräfekt Felix Himelco sorgte erst sieben Wochen später am 29. April 473 in Rom dafür, obwohl die Distanz zwischen Ravenna und Rom relativ schnell zu bewältigen war. Inwieweit er sich erst in dieser Zeit mit seinen drei Amtskollegen verständigte, ist angesichts der Kommunikationsdauer in der damaligen Zeit fraglich.9 Denkbar ist aber auch, dass Glycerius ein bereits unter seinen Vorgängern Olybrius oder Anthemius erstelltes Edikt übernahm und unterschrieb. Dafür spräche, dass Glycerius offensichtlich kein besonderes Interesse an juristischen und administrativen Fragen hatte; denn dieses Edikt sollte das einzige Edikt in seiner nur bis Juni 474 währenden Amtszeit bleiben. 5 6 7 8 9

CJ 1,3,30. Zu dem nicht weiter bekannten Armasius PLRE II 147; Begass 87; Norton 182. Vgl. Salzman (simony 2021) 203 ff. Novellae Anthemii 2; vgl. Salzman (2021) 203. Zur Herrschaft des Glycerius und zur Problematik seiner Bischofsweihe Gusso 178–188 und Salzman (simony 2021) 208. S. hierzu die Angaben auf S. 173–175; Ausbüttel (1998) 164 ff.

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Inhalt In dem Edikt wird moniert, dass Kandidaten durch Bestechungen (pretia) zu ihrem Amt gelangen und die Wähler Geld und Einnahmen (pecunia et exactio) verlangen (§§ 3 und 4). Solche Forderungen gingen zu Lasten des Kirchenvermögens, insbesondere der für die Kirche so wichtigen Armenfürsorge, wenn Schenkungen bezahlt, Schuldverschreibungen ausgehändigt und Schuldner durch großzügige Ablösesummen zufriedengestellt würden (§ 5). Die Amtsübergabe nahm dadurch geradezu Züge einer Versteigerung (licitatio, auctio) an (§§ 13 und 14). Infolge dieser Entwicklung befürchtete der Kaiser eine Verweltlichung des Bischofsamtes: Die Darbringung des Opfers (oblatio sacrificii) verliere an Wertschätzung, die Bischöfe kümmerten sich um weltliche Dinge und würden letztlich zu Tyrannen (§§ 5, 7 und 8). Neben diesen durchaus naheliegenden Folgen wirke sich das fehlerhafte Verhalten von Bischöfen auch in religiöser Hinsicht zum Nachteil für das Reich aus. Indem verweltlichte Bischöfe um die Gnade Gottes bäten, sei Gott erbost und bestrafe das römische Volk mit schweren Unglücksfällen (tanta infortunia; §§ 2, 6 und 18). Um seinen Maßnahmen Nachdruck zu verleihen, berief der Kaiser sich auf die Ermahnung Gottes (supernae maiestatis admonitus; § 2). Die Simonie hatte somit für ihn nicht nur negative Auswirkungen auf das Amtsverständnis, sondern auch auf den Zustand der gesamten Gesellschaft. Die Begründung für ein Simonieverbot beinhaltete somit eine reale und transzendentale Ebene. Auf seinen Feststellungen und Überlegungen aufbauend legte der Kaiser folgende Bestimmungen und Strafmaßnahmen fest: • Bischöfe, die durch ihr simonistisches Verhalten zur Verweltlichung ihres Amtes beigetragen hätten, sollten wie weltliche Amtsträger und heidnische Priester behandelt werden. Wie diese mussten sie nach einem Jahr ihr Amt abgeben. Die Regelung der Kirchenausgaben übernahm dann der kaiserliche comes patrimonii (§§ 9 und 10), der ohnehin für die Konfiskation von Gütern, die an den Fiskus fielen, zuständig war.10 • Mitwisser und Helfer und sogar der Bischof, der einen solchen Amtsbruder weihte, wurden zur Rechenschaft gezogen. Ebenso wurden Bürger, auch wenn sie nur an der acclamatio teilnahmen, bestraft. Diese Strafandrohung richtete sich wohl in erster Linie an Curialen, da der Kaiser verlangte, dass solche cives aus ihrem Wohnsitz vertrieben und Teile ihres Vermögens an den Fiskus fallen sollten (§§ 11 und 12). • Belohnungen für Anzeigen simonistischen Verhaltens wurden in Aussicht gestellt (§ 11). 10

Constantin hatte die Priester bereits privilegiert, indem er sie von den städtischen munera befreite, da ihre Amtszeit nicht begrenzt war; Ausbüttel (2015) 65 f. Über die Kompetenzen des comes patrimonii CJ 1,34,1; Delmaire 691 ff., ohne nähere Ausführungen Norton 182 f.

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• Schließlich forderte der Kaiser dazu auf, mehr auf die Verdienste (merita) der jeweiligen Bewerber und ihre Eigenschaften und Lebensführung zu achten (§ 15). Im Unterschied zu der Konstitution des oströmischen Kaisers Leo enthielt Glycerius’ Edikt mehrere konkrete Vorschläge für eine Vorgehensweise. Leo wandte sich ebenfalls dagegen, dass jemand durch Bestechung (pretium) Bischof wurde, und erklärte, dass ein solcher Bischof sich im Falle einer Simonie aus seinem Amt zurückziehen müsse und für immer ehrlos sei. Der Bischof sollte als sanctitas incorrupta, d. h. als eine keusche und demütige (castus et humilis) sowie aufrichtige Person, die durch Gebete (preces), mit reinem Gewissen, aufgrund des Urteils aller und Geheiß Gottes den Bischofsstuhl bestieg, positiv auf seine Gemeinde einwirken.11 Letztlich blieb es bei einem allgemeinen Appell des Kaisers an seine Untertanen. Einige Bestimmungen des Glycerius-Edikts hatten wohl auch nur einen appellativen Charakter. Bei näherer Betrachtung stellt sich die Frage nach ihrer Umsetzung und Wirksamkeit. Die Aussage über die Überprüfung der Eignung von Kandidaten enthält keine konkreten Anhaltspunkte für deren Umsetzung. Eine Höhe der Belohnungen für Anzeigen von Vergehen wird nicht genannt. Auch dürfte es nicht ohne Weiteres möglich gewesen sein, einen vermögenden Bürger der Simonie zu überführen, zumal wenn er kein Kleriker war. Er müsste bei der Bischofswahl neben der bloßen Akklamation schon sehr offensichtlich andere „Wähler“ bestochen haben. Auch bleibt unklar, ob ein solcher Bürger allein oder auch andere Familienmitglieder die Stadt verlassen mussten und wie dies überprüft wurde. Die Konfiskation von Vermögen war eine der härtesten, aber geläufigsten Strafandrohungen der damaligen Zeit, gefährdete sie doch die Existenz und Freiheiten von Betroffenen. Allerdings wird nicht gesagt, wer eine solche Strafe umsetzen sollte – der Statthalter oder der comes rerum privatarum.12 Fraglich ist zudem, wie ein comes patrimonii über lange Distanzen hinweg und gegebenenfalls über einen längeren Zeitraum die Vermögensverhältnisse eines Bistums kontrollieren sollte, dessen Bischof suspendiert war. Dies konnte nur durch subalterne Amtsträger vor Ort geschehen. Ämterkauf war aber nicht das einzige Vergehen bei Bischofswahlen. Es kam auch zu Alienationen, gegen die sich zehn Jahre später das sogenannte Basilius-Dekret richtete.

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CJ 1,3,30. Vgl. die Angaben von Delmaire 598 ff. über Konfiskationen und die für sie zuständigen Amtsträger. Riedlberger (340 f.) betont, dass die Enteignung in der Spätantike zu einer selbstständigen Strafe geworden sei, die nicht mehr abhängig von Deportationen gewesen sei, und die Kaiser darauf achteten, dass man ihnen bei Konfiskationen keine Bereicherung unterstellte.

Das Basilius-Dekret von 483 Den Akten des Konzils, das während des Laurentianischen Schismas am 6. November 501 in Rom tagte,1 ist zu entnehmen, wie der Diakon Hormisda einen Auszug aus dem Protokoll einer anderen Versammlung vortrug. Der Auszug enthält den Versammlungsvermerk aus diesem Protokoll2 sowie den Ausschnitt aus einer Rede des Prätorianerpräfekten Basilius, in der er sich zur Papstwahl äußert und eine Beschlussvorlage zum Verbot von Alienationen zitiert. Der Protokollauszug wird in den Konzilsakten als scriptura bezeichnet. Da er aus dem Jahre 483 stammt und als Grundlage für ein decretum des Papstes Symmachus diente, wird er in der Fachliteratur als „Basilius-Dekret“ oder „scriptura von 483“ bezeichnet.3 Als Grundlage für den Protokollauszug dienen die beiden Textausgaben in der Sammlung von Papstbriefen, die Thiel 1868 herausgab, und in der Ausgabe von Cassiodors Variae, die Mommsen 1894 edierte.4 Für die vorliegende Textrekonstruktion wurden die in den Konzilsakten notierten Zwischenrufe, durch die Hormisdas Vortrag immer wieder unterbrochen wurde, nicht übernommen. Ferner erhielt der von Hormisda vorgetragene Text eine eigene Paragraphierung. Unterstreichungen kennzeichnen Passagen, für die Änderungen zu dem von Mommsen rekonstruierten Text vorgeschlagen werden. 1 Die acta synhodorum habitarum Romae sind abgedruckt in MGH AA 12,438–455; dort wird die Synode in das Jahr 502 datiert. Aufgrund einer falsch datierten Konsulatsangabe und der Reihenfolge der Dokumente spricht sich Wirbelauer (1993, 21 ff.) für das Jahr 501aus; so bereits Stöber 303 ff.; vgl. Weckwerth (2010) 172 Anm 39. Einen Überblick über die Quellenlage bietet Weckwerth (2013) 260–265. 2 Zu solchen Vermerken Weckwerth (2010) 8. 3 Zu den Bezeichnungen in der Fachliteratur Salzman (contestations 2019) 146, (lay aristocrats 2019) 469 und 476 ff. und (falls of Rome 2021) 230–234, Kötter (2013) 93 und 145, Sotinel 315 und 316, Köpke 70 und 174 ff., Kakridi 227, Sardella 78 und 149, Sessa (2012) 222, Wirbelauer (1993) 24, Richards 97 (Basilius’ 483 edict), Caspar (1930) II 112; vgl. Pietri (1976) 786, „scriptura del prefetto del pretorio Basilio“ oder „scrittura del 483“ Picotti 363 und 368. Landau (225 Anm. 7) ordnet fälschlicherweise das Dekret der Synode von 501/502 zu. Die Bezeichnung scriptura kommt vor in MGH AA 12, 444, Z. 10; 447 Z. 7 und 17; 448 Z. 8; zum Gebrauch von scriptura vgl. scriptura donationis in der charta Cornutiana; Roberto 249. Die Bezeichnung decretum in MGH AA 12, 449,10 und 450,5 bezieht sich auf das von Symmachus vorgeschlagene Dekret. Da sich sein Dekret auf die scriptura des Basilius bezieht, kann diese durchaus als decretum angesprochen werden. Nach Riedlberger (41) wird mit decretum ein „kaiserliches Gerichtsurteil“ bezeichnet, das Rechtskraft besitzt. 4 Eine deutsche Übersetzung des Textes liegt bislang nicht vor. Hillner (2007, 249) hat nur bestimmte Abschnitte aus der Vorlage der MGH, die teilweise nicht vollständig abgedruckt sind, ins Englische übersetzt (vgl. §§ 4.5.7–9). Ihre Übersetzung umfasst zudem nur einen Teil des abgedruckten Texts. Salzman (lay aristocrats 2019, 478 und 481) hat die §§ 1, 2 und 9 ins Englische übertragen.

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1. Cuma in mausoleo, quod est apud beatissimumb Petrum apostolum, resedissent, sublimis et eminentissimus vir praefectus praetorio atque patricius, agens etiam vicesc praecellentissimid regis Odovacrise Basilius dixit: 2. Quamquam studii nostri et religionis intersit, ut in episcopatus electione concordia principaliter servetur ecclesiae nec per occasionem seditionis status civilitatis vocetur in dubium, tamen admonitione beatissimi viri papae nostri Simplicii, quam ante oculos semper habere debemus, hoc nobis meministis sub deif obtestatione fuisse mandatum, ut praeter ullum strepitum et venerabilis ecclesiae detrimentum, si eum de hac luce transire contigerit, non sine nostra consultatione cuiuslibet celebretur electio. (MGH AA 12,445,1–10; Thiel 685–686) 3. Ne quid confusionis atque dispendii venerabilis ecclesia sustineret, miramur praetermissis nobis quicquamg fuisse temptatum,h cum sacerdote nostro superstite nihil debuissetis adsumere.i 4. Quare si amplitudini vestrae vel sanctitati placet, incolumia omnia, quae ad futuri antistitis electionem respiciunt, religiosa moderatione servemus, hanc legem specialiter proferentes, quam nobis heredibusquej nostris Christianae mentis devotione sancimus, ne umquam praedium seu rusticum sive urbanum vel ornamenta aut ministeria ecclesiarum, quae nunc sunt vel quae ex quibuslibet titulis ad ecclesiarum iura pervenerint, ab eo qui nunc antistes sub electione communi fuerit ordinandus et illis, qui futuris saeculis sequentur, quocumquek titulo atque commento [alienentur.l

a b

Thiel (685 ff.) schreibt quum statt cum. beatum MGH AA 445,1 Da die Attribute für den Papst und Prätorianerpräfekten im Superlativ stehen, empfiehlt sich die in der Handschrift Aa überlieferte Formulierung für den Apostelfürsten. c Außer agens vices war auch agens vicem (Handschrift D) als Bezeichnung für den Stellvertreter hoher Würdenträger wie dem Prätorianerpräfekten gebräuchlich; ThLL I (1900) Sp. 1387. d Dieses Adjektiv wurde auch als Attribut für Könige der Goten und Franken verwendet; ThLL X 2 (1980–1995) Sp. 409. e Odoacris Thiel 686. f Bei Thiel 686 fehlt dieses Substantiv. g quidquam Thiel 686. h Thiel (686 ff.) schreibt temptare statt tentare. i debuisset assumere Thiel 686. Nach einem Hinweis auf seine Person redet Basilius jetzt die versammelten Bischöfe an; daher passt hier die Form debuissetis. j Thiel (686 ff.) schreibt heredes statt haeredes. k quocunque Thiel 687. l alienetur MGH AA 12, 446,3. Da das Subjekt im Plural steht, empfiehlt sich Thiels Vorschlag.

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1. Nachdem sie sich in dem Mausoleum, das bei dem seligsten Apostel Petrus ist, gesetzt hatten, sagte der erhabene und sehr herausragende Mann, der Prätorianerpräfekt und Patricius Basilius, der auch stellvertretend für den hervorragendsten König Odoaker handelte: 2. Obwohl es im Interesse unseres Bemühens und der Gottesverehrung ist, dass bei der Wahl des Bischofswürde grundsätzlich die Eintracht der Kirche bewahrt und nicht durch die Gelegenheit eines Aufruhrs der Zustand der gegebenen Ordnung1 in Zweifel gezogen wird, erinnert Ihr dennoch aufgrund der Ermahnung des seligsten Mannes unseres Papstes Simplicius, die wir immer vor Augen haben müssen, daran, dass unter Beschwörung Gottes uns aufgetragen worden ist, dass ohne Lärm und Schaden für die verehrungswürdige Kirche, wenn es geschieht, dass er (Simplicius) aus diesem Leben scheidet, nicht ohne unsere Beratung2 die Wahl von irgendjemand feierlich begangen werden soll. 3. Damit die verehrungswürdige Kirche nicht irgendeine Unordnung und irgendeinen Schaden erträgt, sind wir verwundert, dass irgendetwas versucht worden ist, indem wir übergangen worden sind, obwohl ihr, solange unser Bischof lebt, nichts hättet beanspruchen dürfen.3 4. Deshalb, wenn Eure Würde und Heiligkeit beschließt, mögen wir alles, was die Wahl des zukünftigen Bischofs betrifft, unversehrt mit gottesfürchtiger Milde bewahren, indem wir dieses Gesetz besonders bekanntmachen, das wir uns und unseren Erben durch die Frömmigkeit des christlichen Glaubens festlegen, dass niemals ein Grundbesitz auf dem Lande oder in der Stadt und Kostbarkeiten oder Geschirr4 der Kirchen, die es zur Zeit gibt und die aus allen beliebigen Rechtstiteln5 in die Rechte der Kirchen gelangt sind, von ihm, der jetzt als Bischof bei einer gemeinsamen Wahl ordiniert werden muss, und jenen, die in kommenden Jahrhunderten nachfolgen werden, durch welchen Vorwand auch immer und List [zweckentfremdet werden.

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5

Zur Übersetzung von civilitas Ausbüttel (2002) 73 und 83; Wiemer (2018) 282 f. Zur Bedeutung von consultatio im Sinne von Befragung des Kaisers ThLL IV (1906–1909) Sp. 591. Salzman (lay aristocrats 2019, 478) deutet diesen Begriff sehr allgemein. Picotti (375 Anm. 60) betont, dass assumere hier nicht im Sinne von verschwenden, sondern eher im Sinne von praesumere zu verstehen ist. Da es um die Zweckentfremdung von materiellen Gütern geht, ist der Ausdruck ministerium nicht im Sinne von Dienstleistung zu verstehen, sondern von liturgischen Gefäßen, wie z. B. Taufgeschirr; vgl. liber pontificalis 46,6: ministerium ad baptismum vel paenitentiae ex argento; Pietri (1976) 831, Marazzi 73. Hillner (2007, 249 ff.) übersetzt ex quibuslibet titulis mit „by whatever way“ und betont, dass der Ausdruck titulus hier in der Bedeutung von „causa traditionis – the way to acquire property“ verwendet wird.

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5. Si forte et antistes aliquid horumm sub quocumque titulo atque commento] alienare voluerit, inefficax atque inritumn iudicetur sitque facienti vel consentienti accipientique anathema. (MGH AA 12,445, 17–446,6; Thiel 686–687) 6. Et is, qui praedium rusticum vel urbanum iuris ecclesiastici fuerit consecutus, noverit se nulla lege vel perscriptioneo munitum, sed – sive is, qui alienaverit, sive [is], qui consequenterp voluntate contraria praedium huiusmodi alienatum revocare temptaverit – id fructibus restituat, qui illud fuerit consecutus. (MGH AA 12,446,17–20; Thiel 686)

m

n o

p

Die Formulierung si quis vero eorum earum rerum aliquam MGH AA 12, 446,4 entspricht nicht den Formulierungen in solchen Texten und ist aufgrund der zweifachen Verwendung des Genitivs Plural von is nicht gerade glücklich gewählt. Der Änderungsvorschlag orientiert sich an Formulierungen in MGH AA 12, 450,15–16 und Leo, ep. 17 in PL 54, Sp. 704–706; vgl. ILS 8375. Thiel (687) schlägt vor: si quis vero aliquid eorum. Sein Vorschlag entspricht dem Text des Dekrets in PL 62, Sp. 75. Wie bei Mommsens Vorschlag nimmt Thiel nicht ganz konkret den Hinweis auf zukünftige Bischöfe auf. irritum Thiel 687. Anstelle von nulla lege vel perscriptione bietet sich auch die Lesung nulla lege vel praescriptione (Handschriften CH) an, die Thiel 687 aufgegriffen hat. Dann würde es sich um ein Hendiadyoin handeln, da mit praescriptio die Vorschrift eines Gesetzes gemeint wäre. Der Ausdruck perscriptio ist dagegen eher selten. Mit ihm könnte die Eintragung in die acta/ gesta municipalia gemeint sein; allerdings ist hierfür der Begriff nicht gebräuchlich. In der Fassung der MGH AA 12, 446, 18–19 lautet der Abschnitt: sive qui eum sequentur. Thiel (687) hat nach sive noch das Pronomen is eingefügt. Auch mit dieser geringfügigen Änderung ist der Text nicht zu verstehen. Mit dem Relativsatz qui alienaverit ist wohl der Bischof gemeint, der einen Grundbesitz zweckentfremdet hat. Wenn mit dem zweiten Relativsatz der Nachfolger eines solchen Bischofs gemeint ist, müsste er unter genauer Berücksichtigung der Zeitenfolge qui eum secutus sit lauten. Als Subjekt des Prädikats sequentur stünde das Relativpronomen qui im Maskulinum Plural. Anders als bei der Formulierung illis, qui futuris saeculis sequentur in § 4 (MGH AA 12, 3) fehlt für diese Form von qui ein passendes Beziehungswort. Durch die korrespondierende Konjunktion sive - sive ist indes die Struktur des mit sed eingeleiteten Einschubs vorgegeben: sive is, qui alienaverit, sive is, qui … revocare temptaverit. Daher empfiehlt sich die Ergänzung des Pronomens is als Beziehungswort zu dem zweiten Relativpronomen qui. Anstelle von sequentur ist das Adverb sequenter (Handschriften C1 H) überliefert. Wenn man davon ausgeht, dass es sich bei dem Personalpronomen eum um eine falsche Lesung von cum = con handelt, empfiehlt sich die Konjektur consequenter, mit der eine sinnvolle Übersetzung möglich wäre; vgl. PL 62, Sp. 75.

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5. Wenn etwa ein Bischof irgendetwas von diesen (Gegenständen) unter welchem Vorwand auch immer und durch List] zweckentfremden will, soll es für unwirksam und ungültig erachtet werden und ein Kirchenbann dem Täter und sogar dem Befürworter und Empfänger drohen. 6. Und er, der einen Grundbesitz kirchlichen Rechts auf dem Lande oder in der Stadt erworben hat, soll wissen, dass er durch kein Gesetz und keine Registrierung geschützt ist, vielmehr soll er - sei es der, der (ihn) zweckentfremdet hat, sei es der, der folgerichtig widerwillig6 einen solchen zweckentfremdeten Grundbesitz zurückzufordern versucht hat - ihn mit dem Gewinn wiederherstellen, der ihn erworben hat.

6

Zur Übersetzung von voluntas contraria mit „entgegenstehender Wille“ vgl. Dig. 3,3,40,6.

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Exkurse

7. Quam etiam poenam placuit accipientis heredes proheredesque respicere.q 8. In qua re cuilibet clericorum contra dicendi libera sit facultas. 9. Iniquum est enim et sacrilegii instar, ut quae vel pro salute vel requie animarum suarum unusquisque venerabili ecclesiae pauperum causa contulerit aut certe reliquerit, ab his, quos [haec] r maxime servare convenerat, in alterum transferantur. 10. Plane quaecumque in gemmis vel auro atque argento nec non et vestibus minus apta usibus vel ornatui videbuntur ecclesiae, quae servari ac diu manere non possunt, sub iusta aestimatione vendantur et erogationi religiosae proficiant. (MGH AA 12, 446,27–447,5; Thiel 687–688)

q r

Der Ausdruck proheres kommt in der lateinischen Sprache sehr selten vor; vgl. ab heredibus vel proheredibus eius ecclesia repetat, Cassiodor, Variae 9,15,9. hoc MGH AA 12, 447,1. Thiel (687) schreibt haec, ohne eine Handschrift für diese Lesart zu nennen. Sein Vorschlag passt aber besser in den Text, weil sich durch ihn anders als mit hoc ein grammatikalisch korrekter Bezug zu dem vorhergehenden mit quae eingeleiteten Relativsatz ergibt.

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7. Man beschloss,7 dass auch diese Strafe die Erben und Nacherben des Empfängers betrifft. 8. In dieser Angelegenheit soll jedem beliebigen Kleriker die Möglichkeit der Gegenrede freistehen. 9. Denn es ist ungerecht und geradezu ein Sakrileg, dass das, was jeder Einzelne für das Heil und die Ruhe seiner Seele der verehrungswürdigen Kirche wegen der Armen zusammengetragen oder sicherlich zurückgelassen hat, von diesen, für die es sich am meisten geziemt es zu bewahren, auf einen anderen übertragen wird. 10. Ausdrücklich soll alles, was an Gemmen, Gold und Silber und gewiss auch an Kleidern offenbar weniger passend für den Gebrauch und zur Zierde der Kirche8 (ist und) was nicht aufbewahrt werden und nicht lange bleiben kann, nach einer gerechten Schätzung verkauft werden und einer gottesfürchtigen Aufgabe dienen.

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Anders als in § 4 steht placet im Perfekt. Wenn es sich hierbei nicht um einen Schreibfehler handelt, würde in § 7 auf eine bereits bestehende „Beschlussvorlage“ verwiesen werden. Das Substantiv ecclesiae steht im Dativ und ist nicht das Subjekt der Verben videbuntur und vendantur; vgl. Hillner (2007) 249.

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Exkurse

Kommentar Teilnehmer In der Forschung gehen die Meinungen darüber auseinander, um was für eine Versammlung es sich handelte, an der Basilius teilnahm. Die Meinungen reichen von Senatsversammlung bis Bischofskonzil. Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass an der Senatssitzung Bischöfe, an dem Treffen der Bischöfe auch einfache Kleriker und Laien, unter ihnen auch Senatoren, teilnahmen.1 Für das Verständnis des Dekrets ist es jedoch entscheidend zu wissen, ob es sich um einen Konzils- oder Senatsbeschluss handelte, der interne Fragen der Kirche regelte. Einen ersten Hinweis auf den Kreis der Teilnehmer liefert das Verb resedissent, das sich von dem Verb residere (resido) ableitet. Mit dem von ihm abgeleiteten Partizip residentes wurden in erster Linie Priester bezeichnet.2 Dass es sich um eine Versammlung von Klerikern handelte, bestätigte der Bischof von Syrakus Eulalius. Gemäß den acta synhodorum habitarum Romae erklärte er, dass die scriptura auf einem Bischofskonzil vorgetragen worden sei (in sacerdotali concilio recitata).3 Das erklärt wiederum, warum Basilius die Versammlungsteilnehmer mit amplitudo vestra vel sanctitas anredete. Die Anrede sanctitas war vornehmlich den Bischöfen vorbehalten. Als amplitudo vestra wurden nicht nur der Senat, sondern auch andere hochgestellte Persönlichkeiten angesprochen. Sie dürfte Basilius gewählt haben, weil sich unter den versammelten Klerikern 1

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S. die folgenden Aussagen: Pietri (1981) 453 f. „assemblée de clercs et de senateurs“; Cooper (172) spricht vom „senatus consultum of 483“; Hillner (2007) 248 ff. „senate“; Brown 690 f. „Treffen des Klerus“; Sotinel 308, Salzman (contestations 2019) 146 und (falls of Rome 2021) 232 (Versammlung von Laien und Klerikern), Sessa (2019) 435, Richards 58 (Senat, römischer Klerus und lokale Bischöfe), Llewellyn (1976) 417 „a meeting of the senate with a group of bishops“, A. Jones 263 „an episcopal council at Rome“, PLRE II 217 „meeting of the senate“, Kakridi 227 „Senat“, Picotti 370 ff. „concilio provinciale“; vgl. Kötter (2013) 93 und 145. Wenig hilfreich ist die von Wiemer (2018, 481) verwendete Bezeichnung „von Laien dominierte Versammlung“. Für die Annahme, dass Laien teilnahmen, spricht die Formulierung a laicis quamvis religiosis MGH AA 12, 447,18. Jedoch ist zuvor nur von einem Laien, nämlich Basilius, die Rede; MGH AA 12, 447,13: scriptura … a laica concepta persona. Weckwerth (2010) 9. MGH AA 12, 447,17. Aus dem Sinnzusammenhang ergibt sich, dass die Angabe in sacerdotali concilio nicht auf das Konzil von 501/502 zu beziehen ist. Die Partizipialkonstruktion ist vielmehr zu übersetzen mit „obwohl auf einem Bischofskonzil vorgetragen“; s. dagegen scriptura quae in nostra congregatione vulgata MGH AA 12, 447,12. Diese Angabe bezieht sich auf die Synode von 501. In den beiden Listen der römischen und italischen Synoden, die Weckwerth (2010, 169–176) erstellt hat, fehlt diese Synode von 483.

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auch Personen senatorischer Herkunft befanden, wie z. B. Simplicius’ Nachfolger Felix.4 Mit Basilius nahm ein Laie an der Bischofssynode teil, was auf dem Konzil in Rom 501 heftig kritisiert wurde, weil die Bischöfe es ablehnten, dass sich Laien mit Vermögensfragen, die dem Kirchenrecht unterlagen, befassten.5 Die Teilnahme von Laien an einem Konzil war in der Tat ungewöhnlich, doch kam es um 500 immer mal wieder vor, dass hochrangige Amtsträger des Staates auf einer Synode erschienen.6 Letztlich entscheidend ist, dass sich sowohl 483 als auch 501 ein Konzil in Rom mit dem Umgang von Kirchengütern befasste. Allerdings waren die Umstände für ein Konzil 483 andere als achtzehn Jahre später. Tagungsort, Datierung und Anlass Als Tagungsort wird eindeutig das mausoleum an der Peterskirche genannt. Es handelte sich bei ihm um ein rundes Gebäude, das auf Anregung Theodosius’ I. sein Sohn Honorius zwischen 400 und 408 am südlichen Querschiff der Basilika errichten ließ, um Angehörige der Kaiserfamilie zu bestatten. So fand auch Honorius dort 423 seine letzte Ruhestätte.7 Die Tatsache, dass eine kaiserliche Grablege als Versammlungsort für ein Konzil ausgesucht wurde, überrascht insofern, als das Mausoleum nur einer sehr begrenzten Personenzahl Platz bot und Konzilien in der Regel in Kirchen tagten. Gerade die Petersbasilika war in Rom seit dem späten 4. Jh. ein beliebter Tagungsort.8 Die Wahl des Tagungsortes lässt sich am ehesten mit dem Anlass des Bischofskonzils begründen. Auf ihm ging es nämlich darum, grundsätzliche Fragen im Zusammenhang mit der anstehenden Bischofswahl (episcopatus electio § 2; futuri antistis electio § 4) zu klären, bei der man offensichtlich mit größeren Schwierigkeiten rechnete.9 Zuletzt war es 418/419 bei einer Bischofswahl in Rom zu größeren Auseinandersetzungen 4

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Zu der Anrede sanctitas vestra/ tua vgl. CA 26,3; 27,1.2; 28,2; 36,1. Über den Gebrauch von amplitudo vestra ThLL I (1900) Sp. 2005. Zu Felix´ Herkunft und Familie s. Anm. 21;vgl. Salzman (lay aristocrats 2019) 479. Picotti (372 ff.) geht davon aus, dass einige Senatoren anwesend waren. MGH AA 12, 447,18. Mit der laica persona in MGH AA 12, 447,13 ist Basilius gemeint. Weckwerth (2010) 191–2. McEvoy (2013) 120 ff. Quellenbelege: Paulus Diaconus, HR 13,7 (MGH SS rer. Germ. 49); einer Handschrift zu Prosper Tiro, epitoma chronicon a. 451 (MGH AA 9, 489) ist zu entnehmen, dass Theodosius II. in dem Mausoleum bestattet wurde. Vgl. Salzman (falls of Rome 2021) 231 Anm. 158 Weckwerth (2010) 184 ff. Der geringe Platz in dem Mausoleum spricht zudem gegen eine Versammlung von Laien, deren Zahl in Rom in die Tausende ging. S. den Hinweis auf eine occasio seditionis und ullus strepitus et venerabilis ecclesiae detrimentum in § 2.

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gekommen, die Honorius nach mehr als drei Monaten beilegen konnte, indem er sich für den Priester Bonifatius als Papst entschied. Als sich um 420 Papst Bonifatius an ihn mit der Frage gewandt, wie zu verfahren sei, wenn zwei Kandidaten zum Bischof geweiht würden, entschied er, dass keiner den Bischofsstuhl besteigen dürfte. Um die damalige Entscheidung des Kaisers zu würdigen, wählte man sein Mausoleum als Ort für ein Konzil aus.10 Das Konzil fand keineswegs, wie oft angenommen, erst nach Simplicius’ Tod statt. 11 Dem Dekret ist zu entnehmen, dass er zum Zeitpunkt der Einberufung des Konzils noch lebte.12 Nach den Angaben seiner Vita im liber pontificalis wurde Simplicius am 10. März 483 beerdigt.13 Da er das Konzil kurz vor seinem nahenden Lebensende einberief, dürfte es Ende Februar 483 getagt haben. Nicht auszuschließen ist, dass er während des Konzils verstarb, denn in den acta synhodorum habitarum Romae wird darauf verwiesen, dass er das Dekret nicht unterschrieben habe.14 Auf der Synode erschien nicht der rex Odoaker, sondern der damals amtierende praefectus praetorio Italiae Flavius Caecina Decius Maximus Basilius iunior.15 Diese Tatsache bot Anlass für Spekulationen über das Verhältnis des Arianers Odoaker zu der katholischen Kirche.16 Der konfessionelle Unterschied sollte indes nicht überbewertet werden, da Odoaker kein reli10 11 12 13

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S. hierzu CA 14–37. Salzman (lay aristocrats 2019, 478) betont, dass es sich bei dem Mausoleum um „a site associated with imperial authority“ handelte. So Wiemer (2018) 481, Brown 680 f., Wirbelauer (1993) 51, Sardella 78, Llewellyn (1976) 417, A. Jones 263, Picotti 363 und 370, Schnürer 255; s. dagegen Caspar (1930) II 24, Borgolte 58. Si eum de hac luce transire contigerit in § 2; vgl. sacerdote nostro superstite MGH AA 12, 445, 8. 9 und 18. Zu der letztgenannten Formulierung Picotti 375. In liber pontificalis 49,5 wird als Datum für seine Bestattung der 2. März (am 6. Tag vor den Nonen des März) genannt. Duchesne (CCLII und 251) hat durch seine Untersuchungen zu den Zeitangaben im liber pontificalis darauf hingewiesen, dass hier wohl eine Verwechselung mit dem 10. März (am 6. Tag vor den Iden des Märzes) vorliegt. Seinem Vorschlag ist die neue Forschung gefolgt; vgl. G. Pfeilschifter 19 und Borgolte 58. MGH AA 12, 444,10 und 447,9–448,13. So Wiemer (2018) 481, Brown 680 f., Wirbelauer (1993) 51, Sardella 78, Llewellyn (1976) 417, A. Jones 263, Picotti 363 und 370, Schnürer 255; s. dagegen Caspar (1930) II 24, Borgolte 58. PLRE II 217. Als Stadtpräfekten bezeichnen ihn Cooper 172, Marazzi 77 und Plöchl 136, s. aber 271. Über die Bedeutung der Decii vor allem zur Zeit Theoderichs Moorhead (1984) 107 ff. Zu Basilius’ Vater PLRE II 216–217. So meint Brown 680 f., dass Odoaker als Arianer in der vorliegenden Angelegenheit nicht selbst entscheiden wollte, sondern den katholischen Senat bei der Beratung über die Verwendung des Kirchenbesitzes eingeschaltet habe. Pfeilschifter (20 ff.) betonte bereits, dass Odoaker sich gegenüber der katholischen Kirche konziliant verhielt. Einen Überblick über ältere Forschungsmeinungen zur angeblichen Einmischung Odoakers in Kirchenangelegenheiten bietet Picotti (364 ff. und 382–386).

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giöser Eiferer war und sich allein schon aus machtpolitischem Kalkül keine dogmatische bedingte Konfrontation mit der einflussreichen katholischen Kirche leisten konnte. Außerdem war es im 5. Jh. durchaus üblich, dass Kaiser an den von ihnen einberufenen Synoden nicht persönlich teilnahmen.17 Am Anfang seiner Erklärung vor dem Konzil sagte Basilius, dass ohne unseren Rat (sine nostra consultatione) keine Bischofswahl stattfinde (§ 2). Sein Erscheinen wird daher auch als ein Indiz dafür gewertet, dass die stadtrömische Aristokratie die Zeit, in der kein Kaiser das weströmische Reich regierte, dazu nutzte ihren Einfluss auf das reiche Bistum zu erhöhen. Mit Basilius habe sie sich einer der aufgrund ihres Amts und ihrer familiären Beziehungen einflussreichsten Persönlichkeiten der damaligen Zeit bedient. Dass er gar beabsichtigte, jemanden als Papst zu inthronisieren, der als rechtgläubiger Christ dem Arianer Odoaker wirkungsvoll entgegentrat, erscheint politisch wenig sinnvoll, da in dem Synodalprotokoll hervorgehoben wird, dass Basilius ganz offiziell als der Stellvertreter des Königs Odoaker auftrat. Wenn er auf diese Weise gegen ihn opponiert hätte, musste er befürchten seine Position zu verlieren. Auch dürfte Basilius die „Wahlversammlung“ nicht massiv beeinflusst haben, weil er dadurch die Autonomie der Kirche verletzt hätte.18 Allerdings hatte schon in früheren Zeiten der Papst den Kaiser konsultiert, wie z. B. 420 Papst Bonifatius Kaiser Honorius.19 Darauf dürfte sich Basilius in seiner Erklärung bezogen haben. Schließlich sollte noch ein weiterer Aspekt beachtet werden. Simplicius verstarb wahrscheinlich kurz vor dessen Abschluss und wurde am 10. März 483 in der Portikus vor der Sakristei am Eingang der Peterskirche beerdigt. Nach Leo I. (440–461) war er erst der zweite Papst, von dem glaubwürdig überliefert ist, dass er in der Peterskirche seine Grablege fand. Da der Papst für sich in Anspruch nahm, der Erbe Petri zu sein, war es theologisch naheliegend, dass er in der Peterskirche bei seinem Erblasser bestattet wurde. Die räumliche Nähe zum kaiserlichen Mausoleum und die Tatsache, dass sich die Bischöfe dort versammelten, sprechen dafür, dass es sich um eine besondere Ehre gehandelt haben muss, die Simplicius, der wohl angesichts seines Gesundheitszustandes sein Ende nahen fühlte, mit dem Hof in Ravenna abge-

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Weckwerth (2010) 191–192. Köpke 70 und 146 f., Wirbelauer (1993) 51 ff.; vgl. Kakridi 226; s. dagegen Caspar (1930) II 26 f. Richards (58) vermutet, dass Simplicius sich an Basilius wandte, um Streit bei der Wahl eines Nachfolgers zu verhindern. Die Formulierung in § 4 (MGH AA 12, 445, 20) bezieht sich in erster Linie auf die Umsetzung des Dekrets; s. anders G. Pfeilschifter 19. CA 37. Picotti (372 ff.) bezieht Basilius’ admonitio u. a. auf das Glycerius-Edikt von 473 (s. Exkurs S. 192 ff.) und übersieht dabei frühere Eingriffe des kaiserlichen Hofes in die Papstwahlen; vgl. Sardella 78.

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sprochen haben dürfte.20 Über die Hintergründe kann man nur spekulieren. Eine wichtige Voraussetzung dürfte die Forderung des Hofes gewesen sein, dass die Wahl des neuen Papstes ohne Streitigkeiten oder gar gewalttätige Auseinandersetzungen ablief. Dafür sorgte letztlich auch Basilius mit seinem Dekret. Innerhalb von sechs Tagen wurde denn auch der Kleriker Felix zum Papst gewählt. Nicht ganz auszuschließen ist, dass Basilius’ Anwesenheit für ihn von Vorteil war. Felix, der Ururgroßvater des späteren Papstes Gregor des Großen, besaß nämlich enge Beziehungen zu der Senatsaristokratie, wenn er nicht gar selbst einer Senatorenfamilie entstammte.21 Inhalt Den Inhalt des Basilius-Dekrets bestimmen zwei Aspekte: Bestechungen bei der Papstwahl und damit verbunden die alienatio von Kirchengut. Der Begriff alienatio wird häufig mit Veräußerung übersetzt. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass es sich bei ihr um eine Veräußerung von Immobilien (Grundstücken, Häusern, Handwerksbetrieben) und Mobilien (Kunstgegenstände, liturgische Gefäße, Kleidungsstücke) handelte. Die alienatio bestand aber nicht nur darin, dass eine Immobilie oder Mobilie verkauft, sondern auch getauscht oder verschenkt wurde. Denkbar ist auch, dass ein Grundstück verpfändet, verpachtet oder für ein Grundstück ein Nießbrauchrecht eingeräumt wurde. Die Alienation war und ist kein rein kirchliches, sondern ein grundsätzliches juristisches Problem, das sich ergibt, wenn der Beschenkte oder Erbe die mit einer Zuwendung verbundenen Auflagen nicht erfüllte bzw. erfüllt. Bereits in der hohen Kaiserzeit wurde eingehend erörtert, wie zu verfahren ist, wenn Eigentum, das unter Vormundschaft steht, veräußert wird. Dies durfte nicht ohne einen juristischen Bescheid (sine decreto) geschehen.22 20 21

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Liber pontificalis 49,5; Johannes Diaconus, S. Gregorii Magni vita 4,68 (PL 75, Sp. 221); Borgolte 50, 58 ff., 70 und Abb. 9. Mit Leo I. und Simplicius wurde die bis heute andauernde Grablege von Päpsten in der Peterskirche begründet. Gregor der Große, dialogi 4,15 (PL 77, Sp. 348): Felix atavus meus huius Romanae ecclesiae. Salzman (lay aristocrats 2019, 467–476) hat nach einer eingehenden Untersuchung insbesondere der epigraphischen Belege festgehalten, dass Felix nicht aus einer senatorischen Familie stammte, aber enge Beziehungen zur Senatsaristokratie pflegte. Seine Tochter Paula heiratete in eine senatorische Familie ein, wahrscheinlich in die der Anicii. Dass Felix’ Familie über Einfluss verfügte, beweist ihre Familiengrabstelle in der Paulusbasilika; Köpke 12 und 147 ff., Sessa (2012) 217, Borgolte 59 ff., Caspar (1930) II 26; vgl. Salzman (lay aristocrats 2019) 472 ff. und PLRE III (1) 549 ff. und II (2) 1545; PCBE I 777. Die Möglichkeit eine Absprache zwischen Simplicius und dem Hof in Ravenna zieht auch Sardella (78) in Betracht. Vgl. hierzu ausführlich die Ausführungen in Dig. 27,9. Zu Regelungen in der Spätantike ILS 8375 = CIL XIV 2934 und ILS 8376; vgl. CTh 8,13,1pr.

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Auch in spätantiken Konstitutionen, die römische Kaiser an verschiedene Prätorianerpräfekten schickten und in denen sie sich eingehend mit der alienatio von praedia der Curialen befassten, spielte die Frage eine wichtige Rolle, ob die Veräußerung von Immobilien auf der Grundlage eines decretum erfolgte oder nicht.23 In der katholischen Kirche kam durch die Einführung des Monepiskopats dem Bischof bei Fragen der Alienation eine besondere Bedeutung zu. Seine Stellung war zwar theologisch begründet, im römischen Recht setzte sich indes erst im Laufe der Spätantike die Rechtsauffassung durch, dass es neben natürlichen Personen auch juristische Personen gab. Da die Kirche als solche noch nicht anerkannt war, konnte beispielsweise eine Schenkung nur dem Bischof übereignet werden.24 Im Laufe der Zeit gewannen die übrigen Kleriker mehr Einfluss auf die Vergabe von Kirchengütern. In Gallien wurde 475 in den statuta ecclesiae antiqua eine Schenkung, ein Verkauf und Tausch von Kirchengut ohne Zustimmung und Unterschrift der Kleriker für ungültig erklärt.25 Außerdem ist zu beobachten, dass im Laufe des 5. Jh.s weitere Regelungen für die Verwaltung des Kirchenbesitzes getroffen wurden. Das Konzil von Chalcedon legte 451 fest, dass jeder Bischof von seinen Klerikern einen mit der Aufgabe eines Ökonoms betrauen sollte. Weil zu seiner Hauptaufgabe die Versorgung der Armen zählte, wurde er dispensator pauperum genannt.26 23 24

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CTh 12,3,1 = CJ 10,34,1; CTh 12,3,2; CJ 10,34,2.3 und Novellae Maioriani 7. Hillner (2007, 237 ff.) hat das damalige Rechtsverständnis zu diesem Thema ausführlich dargelegt. Concilium Ancyranum can. 15 = Lauchert 33; vgl. Noethlichs 19 ff. und 23. Schweizer (153) datiert erste Veräußerungsverbote in die 2. Hälfte des 5. Jh.s. Statuta ecclesiae antiqua 50 (XXXII): irrita erit episcopi donatio vel venditio vel commutatio rei ecclesiasticae absque conniventia et subscriptione clericorum; Munier 174. Landau (224) spricht in diesem Fall nicht zeitgemäß von einem Diözesanrat der Priester. Vgl. Leo, ep. 17 in PL 54, Sp. 704–706 und Hilarius, ep. 8,7 in Thiel S. 146; s. ferner Salzman (lay aristocrats 2019) 479 und Allen-Neil 153 ff. Concilium Chalcedonense can. 26 = Lauchert 95 ff. Der Titel oeconomus begegnet bereits 398 in einer Konstitution des Honorius; CTh 9,45,3. Er taucht aber vor allem in Quellen des 5. und 6. Jh.s auf; ThLL IX 2 (1969–1981) Sp. 478–479. Zur Bezeichnung als dispensator pauperum vgl. CJ 1,3,32. Noethlichs (24, 33 und 54) macht darauf aufmerksam, dass trotz des Konzilsbeschlusses nicht alle Kirchen über einen Ökonomen verfügten. Wie Müller (502) gezeigt hat, drückt diese Amtsbezeichnung ein besonderes Verhältnis zu Gott aus. Zur Verwaltung des Kirchenvermögens Köpke 61 ff.; vgl. Steinwenter 26 ff. Wie hilflos ein Bischof teilweise bei der Kontrolle und Verwaltung seiner Besitzungen war, verdeutlicht ein Schreiben des Papstes Caelestinus, das er am 15. März 432 an Kaiser Theodosius II. schickte. Proba, die aus einer sehr vermögenden Senatorenfamilie stammte, hatte in Asia ihre Besitzungen der Kirche vermacht. Der größte Teil der Einnahmen sollte dabei den Klerikern, Armen und Klöstern zukommen. Caelestinus I. beklagte nun,

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Über die Einnahmen und Ausgaben musste nun offensichtlich genau Buch geführt werden. Für die Verteilung der Einnahmen (reditus), die sich vornehmlich aus dem Grundbesitz und den Werkstätten ergaben, gab es einen festen Verteilungsschlüssel: jeweils ein Viertel für den Bischof, die Kleriker, die Armen und Pilger sowie die ecclesiasticae fabricae.27 Von Simplicius ist bekannt, dass er sich an diese Vorgabe hielt. In einem Brief an die Bischöfe Florentius, Equitius und Severus in Mittelitalien wies er 475 darauf hin, dass er genau darauf achtete, dass von den Einnahmen der Kirche jeweils ein Viertel an den Bischof, die Kleriker, die Armen und Pilger sowie die ecclesiasticae fabricae ging. Ferner verlangte er im Falle einer Alienation von ministeria ecclesiae, dass sie repariert werden und das entwendete Gut wiederhergestellt werde.28 Das ist wohl darauf zurückführen, dass seit Leo I. der Papst den Kaiser als größten Wohltäter durch seine karitativen Spenden ablöste.29 Dies erklärt aber noch nicht, warum sich gerade am Ende von Simplicius’ Amtszeit ein Konzil mit dem Problem der Alienation von Kirchengütern befasste.30 Es sind keine besonderen Vorfälle bekannt. Allenfalls kann man vermuten, dass die umfangreichen Schenkungen, die die römische Kirche während Simplicius’ Amtszeit durch den Heermeister Flavius Valila erhielt, Anlass für derartige Befürchtungen waren. In Rom vermachte er der Kirche Landbesitz (praedia) und Besitz (opes), sodass Simplicius 470 auf dem Esquilin die zur Kirche umgebaute aula des Stadthauses des vermögenden Senators Iunius Annius Bassus als Kirche für den Heiligen Andreas weihen

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dass durch die Nachlässigkeit des Verwalters die vereinbarten Beträge nicht gezahlt würden und durch erschlichene Vergünstigungen die Verfügung über das Eigentum geschmälert würde, und erwartete, dass der Kaiser über seine Amtsträger vor Ort einschritt; ACO I(2) 88–90 = PL 50, Sp. 544–547 = Sieben III 832–839 (Caelestinus I., ep. 13,5). Die Verteilung der reditus und oblationes fidelium geht nicht auf Simplicius zurück, auch wenn diese Regelung zum ersten Mal in seinem Brief auftaucht; so Boßhammer 177, Salzman (lay aristocrats 2019) 480, Brown 705 f., Köpke 48, 65 ff. und 82 ff.; s. dagegen Wiemer (2018) 490 f. Vielmehr handelte es sich offensichtlich um einen allgemeingültigen Beschluss, den nach Simplicius 494 auch Gelasius praktizierte; Simplicius, ep. 1 (Thiel 175–178); Gelasius, ep. 14,27; 15,2;16,2; 31 und 32 in Thiel 378–381, 447–448, 498. Vgl. Allen-Neil 56 ff., 139, 156, 182 Marazzi 65–79, Bellomo 453 ff. Grundsätzlich zu den Einnahmen Steinwenter 14 ff. Über die karitativen Aufgaben der italischen Bischöfe Köpke 82–109. Simplicius, ep. 1 (Thiel 175–178). Zu den genannten Bischöfen, die sich bis auf Equitius keinem bestimmten Bistum zuordnen lassen, PCBE I 656 und 840, II 2057–58. Zu dieser Entwicklung Neil (2009) 185 ff. Caspar (1930 II 25) bemerkt zu Recht, dass die Hintergründe für das Eingreifen des Prätorianerpräfekten unklar sind. Ob sie ein Indiz dafür sind, dass Simplicius Probleme mit der Leitung seines Bistums hatte, ist indes fraglich.

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konnte. In Tivoli (Tibur), Simplicius’ Heimatgemeinde, schenkte Flavius Valila am 17. April 471 mehrere praedia für eine Kirche.31 Wie alle anderen Besitzungen wurde das Eigentum der Kirche vom Staat besteuert und aufgrund der Größe seines Landbesitzes bezahlte der Bischof von Rom eine Menge Steuern.32 Hierfür wie auch für andere rechtliche Fragen war der Prätorianerpräfekt ein wichtiger Ansprechpartner. Gerade im Falle einer alienatio sollte ein decretum vereinbart und vorgelegt werden. Zu diesen Überlegungen passt die Aussage, die Papst Symmachus gleich zu Beginn der Synode von 501 machte: Er erklärte, dass Basilius aus Fürsorge um das Kirchenvermögen eine scriptura verfasst habe.33 Ganz ohne eine Absprache mit dem Papst und seiner Kanzlei dürfte jedoch Basilius nicht eine mehrtägige Reise von Ravenna unternommen haben, um auf einem Konzil in Rom aufzutreten und ein von seinem Offizium verfasstes Dekret vorzutragen. Sein Hinweis auf die admonitio beatissimi viri papae nostri Simplicii (§ 2) spricht dafür, dass sich beide Seiten austauschten und gegenseitig informierten.34 Auch wird Basilius eine kirchliche Strafe wie ein anathema (§ 5) nicht ohne Simplicius’ Zustimmung angedroht haben. 31

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Zu der Kirche Sant’Andrea Catabarbara, deren Status als Titelkirche umstritten ist, ILCV 1785, CIL VI 32169 und 32221; Brandenburg 236 ff. und 338, Kalas 292–296, Roberto 255 ff. Von der Inschrift ILCV 1785 sind zwei Versionen überliefert; in der einen steht statt Valilae das Adverb valide; Cecchelli 67 ff. und Angrisani 61 f. Bei der Schenkung in Tivoli, deren Auflagen der verantwortliche Priester, die Diakone und alle Kleriker zustimmten und die in den Akten der Stadt aufgenommen wurde, handelt es sich um die massa Cornutiana. Sie ist durch die charta Cornutiana bezeugt, deren Echtheit als erwiesen gilt. Den Text dieser Urkunde hat Duchesne (liber pontificalis CXLVI-CXLVIII und 250 f.) in einer überarbeiteten Fassung vorgelegt; vgl. die erste Edition der Urkunde durch Bruzza 15–17. Die Authentizität der Urkunde hat Angrisani (55 f., 72–92) aufgrund nicht zeitgemäßer Formulierungen angezweifelt. Zu dieser Schenkung Roberto 249 ff., Vera 1020. Die Formulierung gestis allegari propria voluntate mandavi deutet auf einen Eintrag in den gesta municipalia hin; vgl. P. Italia Tjäder 10–11 IV 11 und P. Italia Tjäder 13 Z. 43; ThLL I (1900) Sp. 1668–1669. Über Valila, der vielleicht von dem Gotenkönig Valia abstammte und mit dem Heermeister Rikimer verwandt war, und die Lokalisierung der Landgüter ausführlich Castritius 234 ff., De Francesco (1998) 423 ff. und (2004) 95–115, Hillner (2007) 241 f., Angrisani 59 ff. In welchem Umfang eine Kirche Steuern an die Kasse des Prätorianerpräfekten bezahlte, ist P. Tjäder 2 S. 182 zu entnehmen. Die Angaben in diesem Papyrus beziehen sich auf die Kirche von Ravenna in der Zeit von 565 bis 570; vgl. hierzu Recchia 15 f., Marazzi 39 f. MGH AA 12, 444, 9–11: dixerunt inter alia scripturam quandam inlustris memoriae Basilium quasi pro ecclesiasticae amore substantiae conscripsisse. Vgl. hierzu Picotti 376. In § 4 heißt es im Unterschied zu § 2 placuit und nicht placet. Das könnte bedeuten, dass für den entsprechenden Sachverhalt bereits ein Beschluss vorlag. Aber man sollte den Unterschied im Tempus des Verbs nicht überbewerten. Möglicherweise liegt hier ein Überlieferungsfehler vor.

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Exkurse

Dies gilt auch für das Zugeständnis des Widerspruchs an die Kleriker in Anlehnung an den gallischen Konzilsbeschluss von 475.35 Dass der Austausch zwischen dem Prätorianerpräfekten und dem Papst keineswegs einseitig verlief, zeigt nicht nur Basilius’ Hinweis auf die Beratung durch den Hof zu Ravenna bei einer anstehenden Papstwahl, sondern auch seine Bemerkung, dass man ihn übergangen habe (praetermissis nobis § 3), als zu Lebzeiten des Papstes Ansprüche geltend gemacht wurden. Während sich Basilius in dem ersten Teil seiner Ausführungen (§ 2–4) vornehmlich mit der Papstwahl befasste. Kommt er im zweiten Teil ( 5–10) auf die alienatio zu sprechen. In seinem Vorschlag werden als Eigentum der Kirche genannt: praedia rustica, praedia urbana,36 ornamenta und ministeria. Bei der Alienation von Immobilien (praedia) durch einen neuen Bischof und dessen Nachfolgern kannte der Prätorianerpräfekt Basilius keine Nachsicht. Sie wurden für ungültig erklärt und Schenker wie Beschenkte sowie deren Erben mit dem Kirchenbann belegt; eine Restituierung sollte mit Erstattung der verloren gegangenen Einnahmen erfolgen (§ 4–7).37 Allerdings wurde den Klerikern wie in Gallien ein Widerspruchsrecht eingeräumt (§ 8), da sie von solchen Zuwendungen direkt betroffen sein konnten. Obwohl Schenkungen und Veräußerungen in staatlichen Akten hinterlegt werden mussten, wurde im Hinblick auf die Gerichtsbarkeit der Kirche eine kirchliche Strafe ausgesprochen anders als bei der Veräußerung von curialem Eigentum.38 Am Ende des Dekrets wird auf die karitative Verpflichtung der Kirche, namentlich auf die Armenfürsorge eingegangen (§§ 9 und 10), die gerade Simplicius besonders am Herzen lag. Es wird hervorgehoben, dass vermögende Personen zur Wahrung ihres Seelenheils (salus vel requies animarum) entsprechende Schenkungen an die Kirche vornahmen.39 Die Armenfürsorge rechtfertigt nun eine Ausnahme bei der alienatio; denn wertvolle Gegenstände durften, da sie keine Einnahmen und somit keinen Gewinn abwarfen, 35 36 37

38 39

Vgl. Anm. 25. Diese beiden Begriffe erinnern an einen entsprechenden Abschnitt in de praediis et mancipiis curialium sine decreto non alienandis CTh 12,3; vgl. ferner praedia rustica vel suburbana distrahere Dig. 27,9,1 pr. und 2. Zu der seltenen Formulierung heredes proheredesque vgl. Cassiodor, Variae 9,15,9. Dass Eigentum, das sich „vor zwei Generationen“, d. h. vor 60 Jahren, noch in dem Besitz der Kirche befunden hatte, restituiert werden sollte, ist dem Text nicht zu entnehmen, wie Wiemer (2018, 481) behauptet. Vielmehr wird an dieser Stelle nicht zurück, sondern in die Zukunft geschaut. Vgl. die kurze Zusammenfassung der Bestimmungen bei Sotinel 308, 316. Ihre These, dass die Senatsaristokratie mit dem Basilius-Dekret „die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Bischofs“ zu ihren Gunsten einschränken wollte, berücksichtigt nicht genau die Rahmenbedingungen für dieses Dekret und dessen Wirkungslosigkeit. Zum Inhalt des Basilius-Dekret Sardella 82 f. Vgl. CTh 12,3; Novellae Maioriani 7. Vgl. Hillner (2007) 250.

Das Basilius-Dekret von 483

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verkauft werden, sofern dadurch ein gerechter und angemessener Preis erzielt wurde (§ 10). Mit diesen Regelungen sollten klare Regeln für die Papstwahl geschaffen und verhindert werden, dass es zu Korruption und Bestechungen kam.40 Allerdings trat das Dekret nicht in Kraft, da Simplicius vor dem Abschluss des Konzils starb und daher das Dekret nicht unterzeichnen konnte.41 Auch sah Basilius als Prätorianerpräfekt keine Veranlassung, einen eigenen Erlass zu diesem Thema herauszugeben. Fortwirken Basilius’ Auftritt und sein Dekret gerieten indes nicht in Vergessenheit. Am 6. November 501 ließ es Papst Symmachus erneut auf dem Konzil von Rom beraten, auch wenn sofort sechs Bischöfe ablehnend reagierten, was er, wie seinen einleitenden Worten zu entnehmen ist, erwartet hatte. 42 Da ihm aber seine Gegner, die Anhänger des Presbyters Laurentius, vorwarfen, gegen ein von seinen Amtsvorgängern beachtetes Dekret verstoßen und Kirchengüter verschleudert zu haben, bediente er sich des Basilius-Dekrets um zu beweisen, wie sorgsam er mit dem ihm anvertrauten Vermögen der Kirche umging.43 Der Synode von Rom legte Symmachus ein mansurum decretum vor.44 In ihm legte er fest, dass kein praedium rusticum, ganz gleich wie groß es war, von dem Bischof zweckentfremdet werden und es keine Ausnahmeregelungen für Priester und Laien geben durfte. Folglich war es nicht gestattet, dass Landgüter (rura) zum Nießbrauch jemandem übereignet und übereignete Landgüter einbehalten wurden. Hiervon ausgenommen blieben

40 41 42 43

44

Vgl. Richards 59 f. Nach Salzman (falls of Rome 2021, 234) diente die „scriptura von 483“ dazu, die Senatsaristokratie zu beschwichtigen, indem mit ihr aufgezeigt wurde, wie mit ihren Schenkungen umgegangen werden sollte. S. hierzu MGH AA 12, 444, 12–13. MGH AA 12, 444, 10–13 und 445,11 – 448,13. Vgl. Sardella 82 ff. und 149, KohlhasMüller 273. Keineswegs annullierte Symmachus das Basilius-Dekret, wie Kakridi (227) meint. Das würde bedeuten, dass es vorher gegolten hat. Fragmentum Laurentianum Duchesne I 44: accusatur etiam ab universo clero Romano quod contra decretum a suis decessoribus observatum ecclesiastica dilapidasse praedia; vgl. Wirbelauer (1993) 24. MGH AA 12, 448,17–18: quam ut salvum esse possit, quod mihi est a deo sub dispensatione commissum. MGH AA 12, 449,10; s. Anm. 7. Vgl. den Ausdruck hac mansura in aevum lege in dem Glycerius-Edikt § 9 S. 120; Haenel 260. Hillner (2007, 251 und 260–261) hat den ersten Teil des Dekrets (MGH AA 12, 449.10–450,11) zusammengefasst und mit einer Übersetzung erneut publiziert. Auf den zweiten teilweise schwer verständlichen Teil (MGH AA 12, 450,11– 451,18) geht sie nicht ein.

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Exkurse

Zuwendungen für Kleriker, Gefangene und Pilger.45 Bei Häusern, die in Städten lagen und deren Instandhaltung zu teuer war, durfte nach Erhalt der Einnahmen ein „Tausch“ vorgenommen werden. Wie der Bischof durften die Priester der Titelkirchen kein Kirchengut zweckentfremden. Wer dagegen verstieß, indem er etwas verschenkte, zweckentfremdete oder verkaufte, verlor sein Amt.46 Ausgenommen von einer Veräußerung blieben Gold, Silber, Gemmen, Kleider und bewegliche Gegenstände, die keinen Bezug zur Ehrung Gottes hatten, d. h., dass es keine liturgischen Gefäße waren, und die genannten Häuser in der Stadt.47 Mit dem Kirchenbann wurde derjenige, der Kirchengut einforderte oder erhielt, ebenso bestraft wie der Priester, Diakon oder Defensor, der eine Schenkung unterschrieben hatte. Eine zügige Restituierung wirkte sich zum Vorteil für den alienator aus.48 Persönliche Unachtsamkeit oder irgendwelche Dokumente durften nicht als Entschuldigung vorgebracht werden. Angehörigen der Kirche (ecclesiasticae personae) wurde ein Widerspruchsrecht zugestanden.49 Im Großen und Ganzen übernahm Symmachus die Bestimmungen des Basilius-Dekrets. Allerdings sind seine Regelungen teilweise differenzierter. Bei der Alienation wurde nun auch der Nießbrauch (usus fructus) berücksichtigt. Kirchliches Eigentum, das keinen Gewinn mehr abwarf, sondern Verluste einbrachte und somit den sozial-karitativen Auftrag der Kirche einschränkte, durfte in logischer Konsequenz zu § 10 des Basilius-Dekrets veräußert werden. Die Ausdehnung des Alienationsverbots auf die Priester der Titelkirchen erfolgte wohl aus rein machtpolitischen Erwägungen, um die Macht von Symmachus’ Gegenkandidaten Laurentius zu mindern, dem die Gemeinden einzelner Titelkirchen zuneigten. Schließlich setzte Symmachus die Forderung der Synode um, den Einfluss von Laien auf das Kirchenvermögen zu unterbinden.50 45 46 47 48

49 50

MGH AA 12, 449, 10–18. Der Hinweis ne malae tractationis ministretur occasio, cum liberalitati mille alia itinera reserventur entspricht quocumque titulo atque commento [alienentur] in § 4; vgl. Hillner (2007) 251. MGH AA 12, 449,18–450,2. MGH AA 12, 450,2–11. MGH AA 12, 450,11–16. Unklar bleibt die Formulierung in statuta poena contubernium, servata quam praemisimus in alienatore vindicta, nisi forte et alienator sibi, dum repetit, et qui acceperit, celeri restitutione prospexerit in den Zeilen 14–16. So bietet sich die Lesung instituta poena an. Durch sie lässt sich aber die Bedeutung von contubernium als Subjekt zu dem Prädikat sit nicht klären. Denkbar wäre, dass es sich um eine verkürzte Schreibweise der Wortform contubernalium handelt. Dann stellt sich aber die Frage, wer mit den contubernales gemeint sein könnte. MGH AA 12, 450,16–451,5; zu dem Dekret des Symmachus vgl. die kurze Zusammenfassung von Caspar (1930) II 113 f. MGH AA 12, 448, 6–13; vgl. Hillner (2007) 250 ff.

Das Basilius-Dekret von 483

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Wie auf Synoden üblich, fand keine eingehende Beratung und Beschlussfassung über das vorgelegte Dekret statt. Symmachus wies abschließend darauf hin, dass die huius constituti lex nur in seinem Bistum gelte. In den Provinzen sollte sie nach Rücksprache mit den Statthaltern zur Anwendung kommen.51 Mit der Unterschrift des Papstes und der anwesenden Bischöfe trat das Dekret (constitutum) sofort (a praesenti die) in Kraft.52 Wie sehr Symmachus dieser Beschluss und der damit verbundene karitative Auftrag der Kirche am Herzen lagen, bezeugen unter anderem der Bau von Unterkünften für Arme, die Unterstützung verbannter Bischöfe und der Loskauf von Gefangenen.53 Dennoch trug Symmachus mit seinem Dekret nicht dazu bei, die Diskussion um die alienatio von Kirchengut zu beenden. In senatorischen Familien gab es offensichtlich weiterhin Streit darüber, inwieweit die Auflagen von Schenkungen von der Kirche erfüllt wurden und welchen Zweck die Kirche eigentlich erfüllte. Der Senat reagierte nach der Synode von 501 zwar mit der Anweisung (ordinatio) von Beschlüssen, wandte sich aber zu ihrer Absicherung an den Hof in Ravenna mit einer Eingabe (suggestio). Theoderich bekundete am 11. März 507 in einem praeceptum regis seine Sympathie für diese Eingabe und bestätigte ausdrücklich, dass der Senat mit seinen Anweisungen durchaus richtig gehandelt habe. Gleichzeitig stellte er klar, dass auf der Grundlage bestehender Erlasse (praesentia oracula) kein Bischof, aber auch kein Kleriker mit einem Vertrag Kirchengut veräußern dürfe und die Auflagen einer Schenkung zu erfüllen seien. Im Falle eines Missbrauchs oblag es dem Bischof, das entfremdete Kirchengut (alienata res) zu konfiszieren. Im Gegensatz zu Symmachus ließ Theoderich beim Überlassen des Nießbrauchs auf Drängen der Senatoren unter Wahrung des Billigkeitsprinzips Ausnahmen zu.54 Letztlich blieb er aber seiner Haltung 51 52 53 54

MGH AA 12, 451,5–7. Zum Verlauf der Beratungen auf einer Synode Weckwerth (2010) 194–196. MGH AA 12, 449,11; vgl. Hillner (2007) 252, Wirbelauer (1993) 24. Liber pontificalis 53,1.10.11; Brown 738 ff. Seine Haltung zur Alienation bestätigte Symmachus 513 in einem Brief an den Bischof von Arles Caesarius; Symmachus, ep. 15,2 cap. I Thiel 724. Den Text des praeceptum regis Theoderici hat Mommsen ediert; MGH AA 12, 392. Da der Ausdruck alienata res in Zeile 15 als Subjekt im Singular steht, ist statt vindicentur die Lesart vindicetur (Handschrift V) vorzuziehen. Der von Thiel (695–696) herausgegebene, aber ohne textkritische Anmerkungen versehene Text weicht an einigen Stellen von Mommsens Edition ab. Die von Wiemer (2018, 527) vorgelegte Übersetzung des praeceptum bedarf an einigen Stellen der Korrektur: Bei dem Ausdruck sacer coetus (Zeile 5) wurde das Attribut vergessen; oraculum (Zeile 7) bezeichnet ein Reskript des Kaisers bzw. Königs (s. Wortindex MGH AA 12, 564), peregrinus (Zeile 10) einen Pilger und, was letztlich entscheidend für die Zielrichtung des praeceptum ist, praesul (Zeile 15) einen Bischof und nicht einen

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Exkurse

treu, sich nicht weiter in innerkirchliche Streitfragen einzumischen, sondern die geltenden Rechtsverhältnisse zu bestätigen.55

55

Statthalter (s. Wortindex MGH AA 12, 571), wofür das vorangestellte Epitheton venerandus spricht. Da Rom einem Stadtpräfekten unterstand, wäre es nicht sinnvoll gewesen, einen Statthalter mit dem Vollzug einer Strafmaßnahme zu beauftragen. Der Ausdruck nostrae mansuetudinis (Zeile 5) steht nicht im Dativ, sondern im Genetiv und ist von corda abhängig. Da sowohl 507 als auch 508 ein Konsul namens Venantius amtierte, ist die genaue Datierung des praeceptum umstritten. Weil aber Venantius Basilius, der Konsul des Jahres 508, im Westen nicht anerkannt wurde, verfasste Theoderich sein Schreiben wohl eher 507; PLRE II 218 und 1153. In der PLRE wird diese Quelle allerdings nicht erwähnt. Ob die Senatoren intervenierten, weil sie nicht mehr Symmachus’ Gegenkandidaten Laurentius unterstützten, ist eine Vermutung, für die das praeceptum keine Anhaltspunkte liefert; Wiemer (2018) 526. Das Schreiben war an den Senat gerichtet; deshalb bedeutet die Erwähnung einer suggestio noch nicht, dass Symmachus selbst eine Anfrage an Theoderich richtete; Caspar (1930 II) 116 ff. In der Fachliteratur wird das praeceptum regis Theoderici nur beiläufig behandelt und oft nicht in Bezug zu Beschlüssen ähnlichen Inhalts gesetzt; Ensslin 125 ff., Usener 763 f., G. Pfeilschifter 104, Schwartz 237, Wirbelauer (1993) 40 ff., Kakridi 226 f., Köpke 57 f., Schnürer 282. Am Ende seiner Herrschaft griff Theoderich dann doch noch entschieden in die Wahl des Papstes. Ab 530 nahmen die Auseinandersetzungen um Simonie und Alienation an Heftigkeit zu; liber pontificalis 55–63; Cassiodor, Variae 9,15,2–4 und 9,16,3. Zur Datierung und zum Inhalt dieser Schreiben s. den ausführlichen Kommentar von Giardina 338–362. Vgl. Boßhammer 76 ff. und 176 ff.; Kakridi 228 ff.; Wirbelauer (1994) 417 ff.; Caspar (1930) II 197 ff.

Abkürzungen ACO AS AT BBKL CA CJ CN CIL CSEL CCSL CTh ep. e. c. HE HLL ILCV ILS LMA MGH AA NT PCBE PCBE Afr PG PL PLRE RAC RE ThLL TRE

Acta Conciliorum Oecumenicorum Acta Sanctorum Altes Testament Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Collectio Avellana Codex Justinianus Coleman-Norton (s. Literaturverzeichnis) Corpus Inscriptionum Latinarum Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Corpus Christianorum, Series Latina Codex Theodosianus epistula extra collectionem (des Ambrosius) Historia Ecclesiastica Handbuch der Lateinischen Literatur Inscriptiones Latinae Christianae Veteres Inscriptiones Latinae Selectae (hrg. von H. Dessau) Lexikon des Mittelalters Monumenta Germaniae Historica, Auctores Antiquissimi Neues Testament Prosopographie Chrétienne du Bas-Empire 2, Prosopographie de l’Italie Chrétienne, Bd. I und II Prosopographie Chrétienne du Bas-Empire 1, Prosopographie de l’Afrique Chrétienne (303–533) Patrologiae cursus completus; series Graeca Patrologiae cursus completus; series Latina The Prosopography of the Later Roman Empire Reallexikon für Antike und Christentum Paulys Real-Encyclopädie der classischen Alter­ thumswissenschaft Thesaurus Linguae Latinae Theologische Realenzyklopädie

Die Abkürzung antiker Autoren und ihrer Werke und die Abkürzung moderner Zeitschriften orientieren sich an den jeweiligen Abkürzungsverzeichnissen im Neuen Pauly und in der Année Philologique.

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Personen- und Sachregister Achilleus (Bischof von Spoleto)  34, 35–42, 113–117, 129–137, 164, 172 Adiectus  81, 83 affatus  146, 186, Afrodisius  95, 163 Aginatius  23, 32 f., 51, 75 ff., 170 Akklamation  24, 34, 37, 93, 101, 103, 145, 162, 167, 204 Alarich  52 Alienation (von Kirchengütern)  53, 206–226 Alypius  127, 165 Amantius  28, 63, 65, 182 Ambrosius  53, 171 Ampelius  51, 81, 170 Ämterkauf  53 ff. Anastasius (Papst)  180 Anastasius (Kaiser)  54 anathema  210, 221 ff. Anreden  184–189 Anterus (Antheros)  11 Anthemius  202 ff. apex   186, 198 Aphthonius  107, 109, 164 apparitores  139, 161 Aquilinus (Vikar)  23, 45, 51, 85, 160, 171 Arcadius  45, 169 Archidiakon  17 ff., 103, 183 f. Arianer   12, 14, 16 ff., 26, 33 Armasius 202 Armenfürsorge  195, 201, 204, 213 f., 219 ff., 222 Athalarich  57 Athanasius (Bischof von Alexandria)  14–18, 61, 157 auctoritas (Brief)   163, 185 ff., 187 Augustinus  40, 127, 165 Aurelianus (Prätorianerpräfekt)  199–201 Aurelius (Bischof von Carthago)  34, 40, 125, 149, 165 auriscalpius  158 Auxanius  81, 83 Auxano  81, 83 Basilius, Flavius Caecina Decius Maximus  207–226 Bassus, Auchenius  51

248

Personen- und Sachregister

Bassus, Iunius Annius  220 Bischofsgemeinde von Rom (Größe/ Vermögen)  9 ff. Bischofsgericht  44, 89 Bischofsweihe  24 f., 28, 37 ff., 46 f., 53, 95, 103, 111, 155, 158, 197 Bonifatius  28, 33–43, 48 ff., 53, 91–155, 162 ff., 167, 173, 216 ff. Bonifatius II.  162 Caelestinus  219 Callistus 10 cancellarius  133, 166 Claudianus  87 codex Theodosianus  45 collectio Avellana  7, 27, 30, 34 f., 50 collectio Dionysiana  34 collectio Quesnelliana 166 comes patrimonii  197, 204, 205 comes rerum privatarum  205 comitatus  291 comites (domesticorum)  15 corporati  42, 52, 139, 162 Constantin  176, 178 Constantina  176 Constantius II.  11, 14–21, 27, 47, 61 Constantius III.  34, 41 f., 49, 52, 129–-139, 165 ff., 175, 186 Cornelius (Papst)   11 Curialen  204 f., 219 Dagalaifus  61, 63 Dalmatius  180 Damasus  10, 17, 22–33, 47, 50, 61–89, 158, 169 ff., 178, 182, 202 decurio sacri palatii  109 defensores (ecclesiae)  23, 31, 71, 159 f., 224 Demophilus von Beroia  16 f. Deuterius  127, 165 Diakon  20, 24, 26, 36, 38, 46, 56, 180–183, 224 Dioscurus   199–201 dispensator pauperum  219 Donatianus  127, 165 ecclesia Ephesius  51 Epiphanius von Pavia  202 epistulae decretales 10

Personen- und Sachregister

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Equitius 220 Euhodius  127, 165 Eulalius (Gegenpapst)  28, 33–43, 48 f., 49, 55, 91–155, 162–167, 183 Eulalius (Bischof von Syrakus)  214 Eusebius (Bischof von Vercelli)  61, 157 Exkommunikation  56 Fabian  181, 182 fabricae ecclesiasticae 220 Felix II. (I.)  13–21,22, 26, 46 ff., 61 ff., 180–183 Felix III. (II.)  13, 215, 218 Felix IV. (III.)  57 Felix (Vorfahre Gregors des Großen)  218 Florentius (Bischof)  220 Florentius von Puteoli  87 fossores  158 Galla Placidia  34, 40 ff., 48 ff., 125, 127, 165, 172 Gaudentius  81, 83 Gefangenenfreikauf  225 Gelasius  54 f. Gennadius (von Konstantinopel)  202 Glycerius  53, 57, 193–206 Goten  52, 54 Gratian  33, 44, 45, 61, 63, 85, 161, 171, 173 Gregor der Große  218 Gregorius (Diakon)  182 Häretiker  153 Hieronymus  13, 22 Hilarius von Arles  45 Hilarius von Poitiers  13, 61, 157 Himelco, Felix  199–201, 203 Hippolytos 10 Honorius  28, 33–56, 91, 113, 125, 127, 147–155 , 162, 165, 171, 175, 186, 215–217 Hormisda  207 f. Innocentius  165, 181 Isaac (Gegner des Damasus)  23, 33, 85, 169 iudicium quinquevirale  161 Jovinus  65 Juden  33 

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Personen- und Sachregister

Julianus (Präfekt)  28, 50, 53 Julius (Papst)  21, 176, 180 Juno Lucina  177 Kirchen basilica ad sanctam Agnem  31, 65, 169, 176 f. basilica Iuli (trans Tiberim)  21, 24 ff., 29, 157, 158, 162, 176 ff. Lateranbasilika  25, 36, 42, 44, 47, 55, 57, 103, 137, 139, 158, 162, 176 ff. basilica Liberii  29, 47, 158 S. Lorenzo fuori le mura  162 S. Lorenzo in Lucina  177 in Lucinis  63, 157, 158, 177 ff. ecclesia Marcelli  91, 162, 178 S. Maria Maggiore  177 S. Maria in Trastevere  176 basilica beatae Mariae  55, 176 basilica Pauli  38, 44, 99, 101, 163, 178 f. Peterskirche  34, 44, 57, 91, 162, 178, 215 ff., 217 basilica Sicinini  71, 158, 177, 179 ff. ecclesia Theodorae  36, 91, 162, 163 Kleriker/ Klerus  17, 36, 43, 46 ff., 103, 109, 139, 155, 180–183, 214 ff., 219, 225 Konfiskation  205 f., 225 Konzil gallischer Bischöfe  219, 222 Konzil von Arles 14 Biterra  157 Chalcedon 202, 219 Mailand  16, 157 Ravenna  35, 39 ff., 41, 48, 56, 107, 111 ff., 143 Rom  15, 23, 32, 44, 55 ff., 171, 214 ff., 223 ff. Serdica 14 Spoleto  35, 42 ff., 49, 113–127, 135, 147 Sirmium  14, 19, 171 Lampadius, Volusianus  29 lapsi 11 Largus  34, 147, 149, 167 Laurentius (Gegenpapst)  55–57, 223 ff. Leo I. (Papst)  217, 220 Leo I. (Kaiser)  199, 202, 203 Leontius (Stadtpräfekt)  15, 21

Personen- und Sachregister

251

Leontius (Anhänger des Ursinus)  81, 83 lex Gratiani  45 f. lex sacra/ sanctissima  160, 186 libellus precum 22 liber pontificalis  14, 33 f. Liberius  13–21, 22, 24, 25, 26, 46 ff., 61, 157, 158, 177, 180, 181 Lucifer (von Cagliari)  27, 61, 157 Lupicinus  65 Lupus  28, 63, 65, 182 Marcus (Bischof von Rom)  25, 180, 182 massae (fundorum) 10 Mausoleum (Peterskirche)  178, 209 ff., 215 ff. Maxentius  176 Maximinus, Flavius  51, 81, 83, 160, 170 Meletius (von Antiochia)  19 meliores  163 Mercurius (Diakon)  182 Metropolit  89 Miltiades (Papst)  180 ministerium (liturgisches Gefäß)  208, 220 Monepiskopat  46, 219 munera (sordida)  21, 44 notarii  15 Novatianus 11 Novatus (Bischof von Sitifis)  127, 165 Odoaker  54, 209, 216, 217 oeconomus  219 Olybrius (Kaiser)  203 Olybrius, Q. Clodius Hermogenianus (Stadtpräfekt)  23, 32, 51, 75, 77, 170 oratio (Brief)  164 palatini  15 palatium Licinianum  177 Papst (Titel)  10, 40, 155, 159, 188 ff. Papstwahldekret  53 parangariae 21 Paschasius  33 passio Felicis episcopi  14, 18–21 Paulinus von Antiochia  19

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Personen- und Sachregister

Paulinus von Nola  34, 40 ff., 121, 164 Paulus (Bischof von Tibur)  24, 63, 158 Pelagius/ Pelagianer  36 f., 41, 165 Petrus (Apostel)  37 Petrus (Bischof von Altinum)  56 Pinianus  67, 159, 169 Pontianus 11 praeceptum regis Theoderici  225 ff. Praetextatus, Vettius Agorius  10, 30, 31, 51, 69, 73, 159, 170 Prätorianerpräfekt 45 Priester  20, 24, 34–38, 46, 48, 56, 105, 158, 180–183, 224 primiscrinius  137, 163 Probus, Petronius  10, 13 proscriptio  166 Protadius   199–201 Rangtitel  187 f. Regionen (der Stadt Rom)  32, 39, 42, 52, 113, 135, 162 Reichskirche 44 relatio  23, 33, 34 ff., 37, 41, 44, 47, 50 f. Religionszugehörigkeit  51 f. Restituierung von Kirchenbesitz  222 ff. Rufinus (Anhänger des Ursinus)  81, 83 Rufinus von Aquileia  13, 22 Rufus  81, 83 sacerdos  162 Sallustius (Stadtpräfekt)  178 scriptiones  23 scriptura  207 f., 214, 221 Senat/ Senatoren  34, 39, 42, 52, 117, 139, 145, 157, 187 f., 214 ff., 225 Serenianus  99 Severus (Bischof)  220 Severus Alexander  11 Silvanus (episcopus Summensis)  127, 165 Silvester  10, 176, 180 Simonie  194–206 Simplicius (Papst)  209, 215, 216, 217, 220, 223 Simplicius, Flavius (Vikar)  23, 51, 85, 161 Siricius  10, 33, 48, 159, 180, 182, 202 Sklaven  41, 129, 135, 166 Staatspost   44, 52 Stadtpräfekt  11, 23, 30, 31, 35, 42 ff., 47, 52, 55, 174, 187

Personen- und Sachregister

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statuta ecclesiae antiqua  219 f. Subdiakon  180–183 suburbicariae regiones  32 Syagrius, Flavius Afranius  33 Symmachus (Papst)  55–57, 207, 221 ff., 223–226 Symmachus, Quintus Aurelius (Stadtpräfekt 384)  161 Symmachus, Aurelius Anicius (Stadtpräfekt 418/419)  34, 36–43, 48 f., 51 ff., 91, 99, 101, 107–113, 129–145, 161–167, 172–175 Synode s. Konzil Theoderich  54–57, 225 ff. Theodosius I.   54, 169, 171, 178, 215 Theodosius II.  45, 91 Titelkirche  105, 137, 164, 175 ff., 177, 181 ff., 224 f. Ursinus  22–31, 44, 47 f., 50, 63–89, 158, 169 ff., 173 ff., 178 ff., 182 Ursus  81 Valens  171, 173 Valentinian I.  29–33, 47, 50, 65, 85, 173 Valentinian II.  44 ff., 170 ff. Valentinian III.  45 Valerianus (Stadtpräfekt)  33 Valila, Flavius  220 ff. Vaticanum  16 f., 19 Verbannung  28 Vereine  36, 42, 52 Vikar (von Italien/ Rom)  32, 42, 51, 166, 174, 187 vita sancti Eusebii presbyteri 14 Vitulus  133, 166 Viventius (Stadtpräfekt)  28, 29, 50, 51, 52, 63, 158 Volk von Rom  119, 129, 145 Volusianus (Stadtpräfekt)  41 Vorrangstellung des Bischofs von Rom  45 ff. Zirkusparteien  27 Zosimus (Papst)  36, 91, 161 ff., 181 ff. Zwei-Gewalten-Lehre  54 f.

TEXTE  ZUR  FORSCHUNG 27524-3 TZF Ausbüttel 2022_11_01.indd 1

TEXTE  ZUR  FORSCHUNG

Die Edition versammelt Quellen zu drei bedeutenden Schismen des 4. und 5. Jahrhunderts, dem Felicianischen Schisma (356 –  365), dem Ursinianischen Schisma (366 – 384) und dem Eulalianischen Schisma (418 – 419). Der Verlauf dieser Schismen bestimmte auch die Politik der ostgotischen Könige seit Theoderich, als es während ihrer Herrschaft zu weiteren Kirchenspaltungen kam. Eine Quellensammlung, die den Blick auf einen vollkommen unbekannten Aspekt kirchlicher Geschichte lenkt.

AUSBÜTTEL · Streit umTheodorici den Papstthron Edictum regis

Alle Interessen der Christenheit unter einen gemeinsamen (Papst-)Hut zu bekommen, war immer eine riesige Herausforderung. Zwischen 25 bis 40 Gegenpäpste zählt die katholische Kirche insgesamt. Dass diese Spaltungen in der Spätantike begannen, ist allerdings weithin unbekannt.

Streit um den Papstthron Schismen in der Spätantike Lat./dt. Hrsg., übers. und kommentiert von Frank Ausbüttel

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