Stadtsprache Berlin: Eine soziolinguistische Untersuchung [Reprint 2012 ed.] 9783110861297, 9783110109146


156 122 7MB

German Pages 313 [316] Year 1987

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
0. Einleitung
1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte der Berliner Varietät und zum Forschungsstand
1.1 Grundrisse der sprach- und stadtgeschichtlichen Entwicklung Berlins
1.2 Forschungsstand
1.3 Traditionelle Dialektologie und Stadtsprachenforschung
1.4 Zusammenfassung, Konsequenzen und Perspektiven
2. Grundlegende Aspekte der Variationslinguistik
2.1 Zum strukturfunktionalistischen Ansatz beim Studium der Sprache im sozialem Kontext
2.2 Sprachvariation und Sprachwandel
2.3 Die soziolinguistische Variable als Grundelement in der Variationslinguistik
2.4 Zusammenfassung
3. Das Studium der Sprache im Varietätenraum Berlin
3.1 Soziologische und sprachsoziologische Aspekte des sozialen Mosaiks Berlin
3.2 Planung und Durchführung der Datenerhebung
3.3 Soziale Verteilung des Samples
3.4 Phonologische Variablen
3.5 Zusammenfassung, Schlußfolgerungen, Fragestellungen, Hypothesen
4. Quantitative Analysen zur Sprachvariation
4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation
4.2 Analysen der soziolinguistischen Variablen
4.3 Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse
5. Spracheinstellungsstudien
5.1 Einleitende Bemerkungen
5.2 Forschungsüberblick
5.3 Subjektive Reaktionstests zur Variablen (g)
5.4 Kritik zur sozialpsychologisch orientierten Spracheinstellungsforschung und neue Perspektiven
5.5 Qualitative Studie zum Sprachwissen innerhalb des Varietätenraums ,Berlin‘
5.6 Zusammenfassung
6. Die soziale Bedeutung des Berlinischen
6.1 Sprachliches Kapital, sprachlicher Markt und sprachlicher Habitus
6.2 Zur Topologie des Varietätenraums ,Berlin‘
6.3 Geteilte Stadt – geteilte Sprachgemeinschaft?
7. Resumee
8. Anhang
9. Literatur
Recommend Papers

Stadtsprache Berlin: Eine soziolinguistische Untersuchung [Reprint 2012 ed.]
 9783110861297, 9783110109146

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Peter Schlobinski Stadtsprache Berlin

Soziolinguistik und Sprachkontakt Sociolinguistics and Language Contact

Herausgegeben von / Edited by Norbert Dittmar

Band 3 / Volume 3

w DE

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1987

Peter Schlobinski

Stadtsprache Berlin Eine soziolinguistische Untersuchung

W _G DE

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1987

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG W O R T

Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig - ph 7, neutral)

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Schlobinski, Peter: Stadtsprache Berlin: e. soziolinguist. Unters. / Peter Schlobinski. - Berlin; N e w York: de Gruyter, 1987. (Soziolinguistik und Sprachkontakt; Bd. 3) ISBN 3-11-010914-X NE: GT

© Copyright 1987 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. O h n e ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Satz: Dörlemann-Satz G m b H & Co. KG, Lemförde Druck: Rotaprint-Druck W. Hildebrand, Berlin Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin

Vorwort Der vorliegenden Arbeit liegt meine Dissertation zugrunde, die im Januar 1985 am Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin eingereicht worden ist. Die Dissertation ist für die Drucklegung leicht aktualisiert worden, inhaltliche Veränderungen wurden nicht weiter vorgenommen. Daß diese Arbeit unter den für den wissenschaftlichen Nachwuchs immer schwieriger werdenden gesellschaftlichen Bedingungen entstehen und schließlich veröffentlicht werden konnte, ist vielen Personen zu verdanken: - meiner Frau Evelin Schlobinski, die mich ermutigt und unterstützt hat, eine wissenschaftliche Arbeit anzufertigen; - meinem Mentor Norbert Dittmar, der das Forschungsprojekt „Stadtsprache Berlin" bei der Berlin-Forschung beantragt und mich in allen Punkten unterstützt hat; - Frau Fröhlich und Rainer Ziesener von der Berlin-Forschung, die viele kleine, aber wirkungsvolle Hilfen gewährt haben; - Klaus Mattheier und Ulrich Ammon, die wesentlich dazu beigetragen haben, daß die Arbeit nun beim Verlag de Gruyter erscheint; - Detlef Kruse, Olaf Eckert und Helmut Richter, die im richtigen Moment als Gesprächspartner zur Verfügung gestanden haben. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlichst gedankt. November 1986

Peter Schlobinski

Inhaltsverzeichnis 0. Einleitung 1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte der Berliner Varietät und zum Forschungsstand 1.1 Grundrisse der sprach- und stadtgeschichtlichen Entwicklung Berlins 1.2 Forschungsstand 1.2.1 Arbeiten zum Lexikon und zu Idiomatik 1.2.2 Arbeiten zu Phonologie und Syntax 1.2.3 Arbeiten zur Pragmatik und Soziologie der Berliner Varietät . 1.3 Traditionelle Dialektologie und Stadtsprachenforschung . . 1.4 Zusammenfassung, Konsequenzen und Perspektiven 2. Grundlegende Aspekte der Variationslinguistik 2.1 Zum strukturfunktionalistischen Ansatz beim Studium der Sprache im sozialem Kontext 2.2 Sprachvariation und Sprachwandel 2.3 Die soziolinguistische Variable als Grundelement in der Variationslinguistik 2.4 Zusammenfassung 3. Das Studium der Sprache im Varietätenraum Berlin 3.1 Soziologische und sprachsoziologische Aspekte des sozialen Mosaiks Berlin 3.2 Planung und Durchführung der Datenerhebung 3.3 Soziale Verteilung des Samples 3.3.1 Soziales Netzwerk und Netzwerkskala 3.3.1.1 Formale Darstellung sozialer Netzwerke in der Soziologie 3.3.1.2 Milroys Untersuchung zu ,Language and Social Networks' 3.3.1.3 Netzwerkskala 3.4 Phonologische Variablen 3.4.1 (g) 3.4.2 (au1) und (ai)

1 4 4 11 11 12 19 24 25 27 28 32 35 42 43 44 49 52 54 54 57 59 60 61 63

Vili

Inhaltsverzeichnis

3.4.3 (au2) 3.4.4 (ç) 3.4.5 (s) 3.5 Zusammenfassung, Schlußfolgerungen, Fragestellungen, Hypothesen 3.5.1 Zusammenfassung 3.5.2 Allgemeine Fragestellungen 3.5.3 Spezifische Fragestellungen und Hypothesen 3.5.4 Perspektive 4. Quantitative Analysen zur Sprachvariation 4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation 4.1.1 Implikationsskala 4.1.2 Variablenregelanalyse 4.1.3 EXKURS: Zum Status der Variablenregelanalyse in der Soziolinguistik. Prinzipielle Bemerkungen zur Bedeutung von Beschreibungsinstrumenten der sprachlichen Variation im quantitativen Paradigma 4.1.4 Varietätengrammatik 4.1.5 Das log-lineare Modell 4.1.6 Varianzanalyse und Spearmansche Rangkorrelation . . 4.2 Analysen der soziolinguistischen Variablen

64 65 66 68 68 68 69 71 72 72 72 74

80 87 89 95 96

4.2.1 Überblick über Datenaufbereitung und-Verarbeitung

97

4.2.2 Analysen zur Variablen (g) 4.2.2.1 Innersprachliche Variation 4.2.2.2 Außersprachliche Variation 4.2.3 Analysen zur Variablen (ai) 4.2.3.1 Innersprachliche Variation 4.2.3.2 Außersprachliche und innersprachliche x außersprachliche Variation 4.2.4 Analysen zur Variablen (au1) 4.2.4.1 Innersprachliche Variation 4.2.4.2 Außersprachliche und innersprachliche x außersprachliche Variation 4.2.5 Inner- und außersprachliche Variation zur Variablen (au2) 4.2.6 Analyse der (ç)-Variablen 4.2.7 Analysen zur (s)-Variablen 4.2.7.1 Innersprachliche Variation 4.2.7.2 Außersprachliche und innersprachliche x außersprachliche Variation

98 98 115 117 117 120 128 128 130 135 137 138 138 140

Inhaltsverzeichnis

IX

4.2.7.3 Analysen zur Subvariablen ,das' 144 4.2.8 Abhängigkeit der soziolinguistischen Variablen vom Faktor soziales Netzwerk 147 4.2.9 Integrale Analyse 149 4.2.9.1 Zusammenhang der Variablen untereinander . . . . 149 4.2.9.2 Analyse der Wegauskunftsdaten 152 4.2.9.3 Ubergreifende Anmerkungen zur außersprachlichen Variation 153 4.2.10 Sprachwandelprozesse 154 4.3 Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse 162 4.3.1 Innersprachliche Variation 163 4.3.2 Außersprachliche Variation 164 4.3.3 Innersprachliche χ außersprachliche Variation 164 4.3.4 Methodik 165 5. Spracheinstellungsstudien 166 5.1 Einleitende Bemerkungen 166 5.2 Forschungsüberblick 167 5.2.1 Spracheinstellungsmessung als Reaktionstests auf sprachliche Stimuli 169 5.2.2 Spracheinstellungsmessungen und Berufseignungstests 171 5.3 Subjektive Reaktionstests zur Variablen (g) 175 5.3.1 Berufseignungstest I 175 5.3.2 Berufseignungstest II 179 5.4 Kritik zur sozialpsychologisch orientierten Spracheinstellungsforschung und neue Perspektiven 182 5.5 Qualitative Studie zum Sprachwissen innerhalb des Varietätenraums ,Berlin' 185 5.5.1 Datenerhebung 186 5.5.2 Methodische Aspekte der Auswertung von Verbaldaten 186 5.5.3 Elemente des Sprachwissens im Varietätenraum ,Berlin' 188 5.6 Zusammenfassung 205 6. Die soziale Bedeutung des Berlinischen 207 6.1 Sprachliches Kapital, sprachlicher Markt und sprachlicher Habitus 208 6.1.1 Das sprachliche Kapital als Form des kulturellen Kapitals 209 6.1.2 Das sprachliche Kapital als Form des sozialen Kapitals 211 6.1.3 Sprachlicher Habitus 212 6.2 Zur Topologie des Varietätenraums ,Berlin' 214 6.3 Geteilte Stadt - geteilte Sprachgemeinschaft? 227

χ 7. Resümee 8. Anhang 9. Literatur

Inhaltsverzeichnis

238 241 279

Abbildungen Abb. 1-1: Abb. 1-2: Abb. 1-3:

Abb. 1-4: Abb. 2-1: Abb. 3-1 : Abb. 3-2 : Abb. 3-3: Abb. 3-4: Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.

3-5: 3-6: 3-7: 4-1 : 4-2: 4-3:

Abb. 4-4: Abb. 4-5: Abb. 4-6: Abb. 4-7: Abb. 4-8: Abb. 4-9 :

Dialektgliederung des nord- und mitteldeutschen Raumes Bezirke von Berlin Kontextspezifische Verwendungsweise von spezifischen Vollformen und Verschmelzungen von Präpositionen und bestimmten Artikeln Implikationsskala fünf berlinischer Varianten einer Sprecherin in Abhängigkeit von verschiedenen Situationen Relationale Anordnung phonologischer Varianten . . Aufbau des Samples Beispiel zur Berechnung der Dichte eines sozialen Netzwerkes Beispiel zur Berechnung der Multiplexität eines sozialen Netzwerkes Regelformalisierung der stimmhaft palatalen g-Spirantisierung im Berlinischen Verteilung von ,auf' im deutschen Sprachgebiet . . . . Verteilung von ,ich' im deutschen Sprachgebiet . . . . Verteilung von ,was' im deutschen Sprachgebiet . . . Prinzip der Implikationsskala Prinzip der Variablenregel Regelnotationen am Beispiel der Rundungsregel im Berlinischen Prinzip des Regelblocks Darstellung des formalen Zusammenhangs von Variablenregel, Regelblock und Kontingenztafel Ubersicht der hierarchischen log-linearen Modelle im Drei-Variablen Fall Einflußfaktoren bei der t,d-Tilgung Übersicht über die Durchführung der Datenverarbeitung und -analyse Einflußfaktoren bei der anlautenden, stimmhaft palatalen g-Spirantisierung

8 10

20 23 39 53 55 56 63 64 65 67 73 74 75 87 89 93 94 99 105

XII

Abb. 4-10: Abb. 4-11:

Abb. 4-12: Abb. 4-13:

Abb. 4-14:

Abb. 4-15: Abb. 4-16: Abb. 4-17: Abb. 5-1: Abb. 5-2: Abb. 5-3:

Abb. 6-1 :

Abbildungen

Einflußfaktoren bei der inlautenden, stimmhaft palatalen g-Spirantisierung Sozio-regionale Verteilung der [J]-Realisierung nach den Bezirken Wedding, Zehlendorf und Prenzlauer Berg Historische Dimension des lexikalischen Paradigmas zur Variablen (au1) Sozio-regionale Verteilung der [u]-Realisierung nach den Bezirken Wedding, Zehlendorf und Prenzlauer Berg Sozio-regionale Verteilung der [k]-Realisierung nach den Bezirken Wedding, Zehlendorf und Prenzlauer Berg Verteilung der Variablen (g), (ai), (au1), (au2), (s) und (ç) aus den Wegauskünften nach Bezirk Zur Vokalreduktion in (das) Ergebnisse im Überblick Indexbildung durch (g)-positive und (g)-negative Reaktionen Realisation der sozio-dialektalen Varianten in den Sprechproben ΙΑ,ΙΒ und 2A,2B Altersspezifische Verteilung der Antworten auf die Frage: Klingt der Berliner Dialekt bei Ostberlinern anders als bei Westberlinern? Einbettung des solidarity based model' und ,status based model' in den gesellschaftlichen Zusammenhang

109

116 130

137

138 153 160 162 176 180

199 228

Tabellen Tab. 1-1: Tab. 4-1 : Tab. 4-2:

Tab. 4-3: Tab. 4-4: Tab. 4-5: Tab. 4-6: Tab. 4-7: Tab. 4-8: Tab. 4-9: Tab. 4-10: Tab. 4-11 : Tab. 4-12: Tab. 4-13: Tab. 4-14: Tab. 4-15: Tab. 4-16:

Verwendungshäufigkeit (in %) berlinischer Varianten in verschiedenen Texten von H O P F und C O H N F E L D Beispielhafte Anwendung des Multiplikationsmodells Verteilung der stimmhaft palatalen g-Spirantisierung im Anlaut: spirantisierte Varianten im Verhältnis zur Gesamtzahl Saturiertes log-lineares Modell zur anlautenden g-Spirantisierung Modelle bei der log-linearen Analyse für die stimmhaft palatale g-Spirantisierung im Anlaut Effekte bei der anlautenden g-Spirantisierung Spirantisierung im Inlaut: Anzahl der Spirantisierungen im Verhältnis zu Gesamtzahl Effekte zu inlautenden g-Spirantisierung F-Test und t-Tests zur sozio-regionalen Stratifikation der (g)-Variablen t-Test zur Stratifikation der (g)-Variablen nach Geschlecht Vorkommen der Varianten der (ai)-Variablen in Abhängigkeit vom lexikalischen Input Varianten der (ai)-Variablen in ,mein' differenziert nach Pronomen und Verbformen Abhängigkeit der (ai)-Variablen vom lexikalischen Input und dem Faktor Bezirk Abhängigkeit der (ai)-Variablen vom lexikalischen Input und dem Faktor Geschlecht Abhängigkeit der (ai)-Variablen vom lexikalischen Input und dem Faktor Alter Vorkommen der Varianten der (au')-Variablen in Abhängigkeit vom lexikalischen Input Abhängigkeit der (au^-Variablen vom lexikalischen Input und dem Faktor Bezirk

18

77

100 101 102 104 106 108 116 116 118 120 123 126 128 129 132

XIV

Tabellen

Tab. 4-17:

Abhängigkeit der (au')-Variablen vom lexikalischen Input und dem Faktor Geschlecht Tab. 4-18 : Abhängigkeit der (au')-Variablen vom lexikalischen Input und dem Faktor Alter Tab. 4-19: Vorkommen der Variablen (au2) Tab. 4-20: F-Test und t-Tests zur sozio-regionalen Stratifikation der (au2)-Variablen Tab. 4-21: F-Test und t-Tests zur sozio-regionalen Stratifikation der (ç)-Variablen Tab. 4-22: Innersprachliche Variation der (s)-Variablen Tab. 4-23: Abhängigkeit der (s)-Variablen vom lexikalischen Input und Faktor Bezirk Tab. 4-24: Abhängigkeit der (s)-Variablen vom lexikalischen Input und dem Faktor Geschlecht Tab. 4-25: Abhängigkeit der (s)-Variablen vom lexikalischen Input und dem Faktor Alter Tab. 4-26: [s/t]-Variation differenziert nach Artikel/Demonstrativ-/Relativpronomen vs. Konjunktion Tab. 4-27: [s/t]-Variation in Abhängigkeit von Varianten des Artikels/Pronomens ,das' Tab. 4-28: Sozio-regionale Verteilung der Varianten von Artikel/ Pronomen ,das' Tab. 4-29: Korrelation zwischen Netzwerkskala und sozio-linguistischen Variablen Tab. 4-30 : Paarweise Pearson-Korrelation der phonologischen Variablen untereinander Tab. 4-31 : Implikationsskalenanalyse von 3 7 Sprechern nach sechs phonologischen Variablen Tab. 4-32: F-Test und t-Tests der Variablen aus den Wegauskünften nach Bezirk Tab. 4-33: Zur historischen Distribution von (das) Tab. 5-1 : Verteilung der (g)-positiven und (g)-negativen Reaktionen Tab. 5-2: Wilcoxon-Test zur Beurteilung der Sprechproben aus dem subjektiven Reaktionstest I Tab. 5-3: Mann-Whitney-U-Test zur Beurteilung der Sprechproben 1A vs. IB und 2A vs. 2B Tab. 5-4 : Verteilung der Antworten beim Rezeptionstest in Hinblick auf Sprachproben aus Ost- und West-Berlin . .

134 135 136 137 138 139 141 142 143 144 146 147 148 151 151 153 160 177 177 181 201

0. Einleitung Die Konzipierung der vorliegenden Untersuchung ist im Rahmen des Projektes .Stadtsprache Berlin'1 zu sehen, in dem der Versuch unternommen worden ist, die Heterogenität einer Stadtsprache zu dokumentieren und analysieren und somit an die internationale Stadtsprachenforschung anzuknüpfen. Die traditionelle Dialektologie hat Stadtsprachen als ,unreine' Mischungen gemieden und vorwiegend die Variation des Raumes untersucht. Insofern wurde weder in Ost- noch in West-Berlin über die komplexe Varietät Berlinisch in größerem Rahmen empirisch gearbeitet. Bisherige Arbeiten zum Berlinischen haben entweder schriftsprachliche Dokumente als Grundlage, beruhen auf der Intuition des Forschers oder sind als Fallstudien konzipiert. Eine systematische Untersuchung zum Berlinischen, in der die vertikale Schichtung der Sprache berücksichtigt wird, gesprochene Alltagssprache zum Gegenstand der Analyse wird und moderne Methoden zur Analyse sprachlicher Variation angewandt werden, liegt nicht vor. Die Stadt Berlin ist als ein mehrdimensionaler, Varietätenraum' (KLEIN 1974) zu begreifen, dessen Strukturierung sich im sprachlichen System manifestiert. In der folgenden Untersuchung wird ausgehend von einem strukturfunktionalistischen Ansatz der Zusammenhang von Elementen des Sprachsystems und sozialen Parametern untersucht sowie die mit dem sozial geschichteten sprachlichen System verbundenen Einstellungen, Werthaltungen und sozialen Normen. Ansätze dieser Art, in denen die objektive Stratifikation' der Sprache und deren ,subjektive Dimension' auf der Folie sozialer Strukturen quantitativ untersucht wird, werden in der Soziolinguistik vertreten, wie sie von LABOV (1966,1972a) geprägt worden ist. Die Untersuchung zum Berlinischen knüpft an das Labovsche Paradigma an, nimmt gleichzeitig aber bestimmte Modellannahmen des Labovschen Ansatzes zurück.

1

Das Projekt,Stadtsprache Berlin' wurde von der Berlin-Forschung 1983/1984 gefördert. Projektleiter war Prof. Dr. Norbert Dittmar, Mitarbeiter Inge Wachs und Peter Schlobinski. (Vgl. auch Dittmar/Schlobinski/Wachs 1986.)

2

0. Einleitung

Für die Analysen zur sprachlichen Variation wurden Sprachdaten in informellen Kontexten ohne vorheriges Wissen der Informanten durch 37 Tiefeninterviews und 393 Wegauskünfte erhoben. Das Sample von 37 Informanten ist sozio-regional nach den Westberliner Bezirken Wedding (Arbeiterbezirk) und Zehlendorf (bürgerlicher Bezirk) sowie dem Ostberliner Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg differenziert, so daß in der Untersuchung gesprochene Alltagssprache aus der D D R dokumentiert und analysiert werden kann. Verbunden mit der regionalen Stratifikation des Samples nach drei Bezirken ist eine soziale Stratifikation nach Arbeitern, Angestellten/Beamten, darüber hinaus ist das Sample nach den sozialen Indikatoren Alter und Geschlecht geschichtet; der Parameter,soziales Netzwerk' wird operationalisiert durch eine Netzwerkskala in die Untersuchung einbezogen. Die Sprachdaten aus den Wegauskünften sind ebenfalls in den Bezirken Wedding, Zehlendorf und Prenzlauer Berg erhoben worden. Als sprachliche Variablen werden die phonologischen Variablen (g), (ai), (aul), ( a u 2 ) , (ç) und (s) aus den Korpora isoliert, quantifiziert und im Hinblick auf sprachinterne und -externe Variation untersucht. Dabei wird als zentrales Analyseinstrument das ,log-lineare Modell' angewandt, mit dem spezifische Probleme bei Variationsanalysen hinsichtlich der innersprachlichen und außersprachlichen Unabhängigkeitshypothese gelöst werden können. Es wird der Frage nachgegangen, ob sich das log-lineare Modell als ein Analyseinstrument anbietet, das sowohl über klassische Variablenregelanalysen (vgl. ROUSSEAU/SANKOFF 1978) und Analysen mit der Varietätengrammatik (KLEIN 1974, SENFT 1982) als auch über varianzanalytische Verfahren (MILROY 1980) hinausgeht. Die Lokalisierung spezifischer Zusammenhänge zwischen Elementen des Sprachsystems und sozialen Parametern bildet ein Fundament, von dem aus mögliche Erklärungen zur sozialen Bedeutung einer Varietät als konsensfähig abgesichert werden können; die Darstellung dieser Zusammenhänge ist jedoch keine Erklärung per se. Erst durch das Studium von Spracheinstellungen, das einen entscheidenden, zur Analyse der objektiven Stratifikation sprachlicher Strukturen komplementären Ansatz darstellt, kann die soziale Bedeutung einer Varietät genauer eingegrenzt werden. Für die Untersuchung von Spracheinstellungen wurden in Anlehnung an LABOV (1972b) zwei subjektive Reaktionstests mit 51 bzw. 76 Informanten durchgeführt, und auf Grundlage der Tiefeninterviews sowie,Kneipengesprächen' wurde eine interpretative Analyse von Sprachdaten vorgenommen. Insbesondere durch die interpretative Analyse konnten mit der Varietät Berlinisch assoziierte Normen und Stereotype in ihrer sozialen Dimension erfaßt werden. Durch die integrale Analyse von Spracheinstel-

0. Einleitung

3

lungen (metasprachliche Ebene) und der objektiven Stratifizierung des Berlinischen nach sozialen Parametern ist es möglich, das Mosaik der sozialen Bedeutung der Berliner Varietät zu rekonstituieren. Im 1. Kapitel der vorliegenden Arbeit werden zum ersten die Grundzüge der sprach- und stadtgeschichtlichen Entwicklung Berlins dargestellt, zum zweiten wird ein Uberblick über den Forschungsstand von Arbeiten zum Berlinischen gegeben. Es wird sich dabei erweisen, daß (i) bestehende Untersuchungen in ihrer empirischen und methodischen Dimension äußerst beschränkt sind und (ii) daß die traditionelle Dialektologie angesichts der Komplexität des stadtsprachlichen Varietätenraums Berlin versagt bzw. es vermieden hat, die Varietät Berlinisch zu untersuchen. Aus einer hieraus abgeleiteten, abschließenden Kritik wird im 2. Kapitel das auch von Dialektologen wie MATTHEIER (1980) geforderte Paradigma der Variationslinguistik eingeführt, wobei die diesem Paradigma zugrundeliegenden M o dellannahmen expliziert und teilweise kritisch revidiert werden. Im Anschluß daran wird im 3. Kapitel zunächst der Varietätenraum Berlin in seiner horizontalen und vertikalen Schichtung unter die Lupe genommen. Aus den entstehenden Fragestellungen werden Planung und Durchführung der vorliegenden Untersuchung abgeleitet und dargestellt. Die sozialen Parameter und linguistischen Variablen werden näher bestimmt. Die Variationsanalysen zu den einzelnen phonologischen Variablen stehen im Zentrum des 4. Kapitels. Zuvor jedoch werden verschiedene, in der Soziolinguistik gebräuchliche Analyseinstrumente (Implikationsskala, Varietätengrammatik, Variablenregel) diskutiert, wobei sich das log-lineare M o dell zur Analyse von Kontingenztafeln als das für die vorliegenden Analysen geeignete Modell erweisen wird. Im Anschluß an einen Exkurs über implizite und problematische Modellannahmen probabilistisch fundierter Analysen werden die Variationsanalysen nach außersprachlichen und innersprachlichen Faktoren durchgeführt und abschließend einer integralen Analyse unterzogen. Als subjektive Seite der objektiv fundierten Variationsanalysen werden im 5. Kapitel Spracheinstellungen, Normen und Sprachwertsysteme im Hinblick auf das Berlinische untersucht. Eine integrale Analyse der subjektiven und objektiven Sprachdatenuntersuchung erfolgt im 6. Kapitel, eine Zusammenfassung der Ergebnisse im 7. Kapitel.

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte der Berliner Varietät und zum Forschungsstand Im ersten Kapitel wird ein kurzer Aufriß der sprachgeschichtlichen Entwicklung des Berlinischen auf der Folie der stadtgeschichtlichen Entwicklung sowie ein Überblick über bisherige Untersuchungen zum Berlinischen gegeben. Die Entwicklung des Berlinischen läßt sich in drei Hauptphasen gliedern: 1. der Herausbildung der niederdeutschen Sprechbasis bis zum 15. Jahrhundert, 2. dem Uberschichtungsprozess zwischen dem Mittelniederdeutschen und der ostmitteldeutschen Schriftsprache und obersächsischen Umgangssprache und 3. der Entwicklung der Berliner Varietät in der Folgezeit. Lange Zeit wurde das Berlinische als regelloser Mischdialekt' betrachtet. Noch in den 60er Jahren sieht REINERT (1957:232) sich gezwungen hervorzuheben, daß das Berlinische trotz des Diffundierungsprozesses „eine natürlich entstandene, gewachsene Mundart ist, die über eigene Gesetze, ja sogar über eine eigene Grammatik und ein eigenes Gepräge verfügt", obschon spätestens seit LASCH (1910,1928) nachgewiesen ist, daß die Berliner Varietät nach Regeln und Strukturen analysiert werden kann. Dies wird durch weitere Untersuchungen bestätigt. Eine Darstellung ausgewählter Untersuchungsergebnisse wird im zweiten Teil dieses Kapitels gegeben und kritisch reflektiert. Zur Ubersicht von Arbeiten zum Berlinischen vgl. SCHLOBINSKI 1983.

1.1 Grundrisse der sprach- und stadtgeschichdichen Entwicklung Berlins Der folgende Aufriß der Berliner Sprachgeschichte basiert auf bestehenden Arbeiten und hat die Funktion, einen kurzen Uberblick über die wichtigsten Etappen in der berlinischen Sprachentwicklung zu geben. Eine moderne Sprachgeschichte des Berlinischen steht noch aus, trotz der hervorragenden Arbeiten von LASCH (1910,1928), auf die sich sämtliche Autoren heute berufen. Lasch jedoch führt keine systematische Analyse hinsichtlich Domänen und sozialen Schichten durch, wie es H O F F M A N / M A T T H E I E R (1985) fordern und tun (vgl. auch Βυτζ 1986).1

1.1 Grundrisse der sprach- und stadtgeschichtlichen Entwicklung Berlins

5

Ob der Berliner Raum ursprünglich von den Germanen oder Slawen besiedelt worden ist, sei dahingestellt. Tatsache ist jedoch, daß die Siedlungen Coelln und Berlin im Grenzsaum zweier wendischer Volksgruppen, der Heveller und Spreewanen2 entstanden (HOFMEISTER 1975:3-4). Sprachliche Relikte der slawischen Besiedlung finden sich heute noch bei Orts-und Bezirksnamen (Teltow, Spandau), in Landschaftsbezeichnungen der Umgebung (Lanke, Kiez) sowie in Wörtern, die aus dem Kontext des Fischfangs herrühren (Plötze). Die Gründung der Städte ist eng mit der Kolonisation des Berliner Raums durch die Askanier unter Albrecht dem Bären verbunden; Coelln wird 1237 und Berlin 1244 erstmals urkundlich erwähnt. Nach LASCH kommt „die Hauptmasse der Kolonisten ( . . . ) aus jenen elbostfälischen Landen, die am Anfang der mnd. Entwicklung geistig, kulturell überhaupt die führenden sind." (LASCH 1928:27) Hinzu kommen Siedler aus dem mitteldeutschen Raum, aus dem rheinfränkischen und ostmitteldeutschen Gebiet, Niederländer, Westfalen und in geringem Maße auch Friesen (vgl. auch Abb. 1-1). An zahlreichen Beispielen zeigt LASCH (1928:27f.) die Bedeutung der elbostfälischen Siedlerbewegungen auf: „Von hier aus ist die nd. Grundlage unseres Gebietes bestimmt, von hier also muß die Hauptmasse, die an Bedeutung ausschlaggebende Gruppe, die alle fremden Elemente aus anderen Gebieten in sich aufnimmt, in die südliche Mittelmark gekommen sein." (Ibid.: 28) Die askanische Doppelgründung hat zunächst keinerlei ökonomische Bedeutung, da die Handelswege über die Havelfahrt bei Spandau in großem Bogen an Berlin vorbeiführen. Die dann einsetzende politisch-ökonomische Bedeutung Berlins führt ZERNACK (1968:364) auf das politische Interesse der Askanier zurück, das zusammenhängt mit der günstigen

1

2

Gegenüber anderen historischen Untersuchungen zur Sprachpraxis in den Städten (z.B. Köln, vgl. MATHEIER 1985) stehen wir in Berlin vor den Problemen, daß 1. zahlreiche Dokumente aus dem 13. bis 16. Jahrhundert durch Brände vernichtet worden sind, 2. ein Großteil der Handschriften in der DDR in Potsdam und Merseburg archiviert und somit für Westberliner Wissenschaftler schwer zugänglich sind, 3. Drucke wie ζ. B. die der beiden Stadtbücher für das 14. und 15. Jahrhundert von Fidicin (1837) und Clausewitz (1883) stark voneinander abweichen. Wie ein Vergleich mit Handschriften sofort zeigt, ist die Transliteration für linguistische Analysen nicht sorgfältig genug vorgenommen worden. Trotz der Namensähnlichkeit von Huß- und Stammesbezeichnung gehen nach BRETSCHNEIDER (1972:25) die Flußnamen Havel und Spree auf germanische und nicht auf slawische Wurzeln zurück.

6

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

Stellung des Paßortes. Diese „bestand in der von den Markgrafen erstrittenen Rolle des Spreeübergangs, in bewußter Lenkung des Verkehrs auf den Brückenort zu, an dem sich im Laufe der Zeit immer stärker das Prinzip der Bündelung des Verkehrs demonstrieren sollte, und in der Verteilung des Niederlags- und Stapelrechts an die Städte, in denen durchreisende Kaufleute ihre Waren feilbieten mußten." (HOFMEISTER 1975:8) Mit dem Erstarken der politisch-ökonomischen Stellung Berlins setzt eine verstärkte Kolonisation ein. Im 14. Jahrhundert hat Berlin seine Vormachtstellung ausgebaut und wird Mitglied der Hanse. Diese Orientierung nach Norden hin führt zu einer Konsolidierung der niederdeutschen Sprachbasis aufgrund des hohen Prestigewertes der,Hansesprache' (SANDERS 1 9 8 2 ) . Der Wechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen beginnt in den fürsdichen Kanzleien im 2. Drittel des 14. Jahrhunderts und ist Ende des 14. Jhr. abgeschlossen. Aber in den Stadtkanzleien wird noch nach dem Regierungsantritt der Hohenzollern (seit 1411) bis Anfang des 16. Jhr. niederdeutsch geschrieben, obgleich die ostdeutsche Form sich in Stadtverwaltungen rasch gegen die lateinische Urkunden- und Rechtssprache durchsetzt. Dabei bleibt der Konsonantenstand rein niederdeutsch, die gesprochenen Umlaute und Diphthonge, „die das Berlinische von der Hauptmasse der mittelniederdeutschen Dialekte scheidet" (LASCH 1 9 2 8 : 4 4 ) , werden im allgemeinen nicht verwendet, um eine Verständigung im Schriftverkehr zu garantieren.3 Der für die Sprachentwicklung des Berlinischen entscheidende Einschnitt ist im Niedergang der Hanse im 16. Jahrhundert und der damit verbundenen Neuorientierung Berlins nach Meißen, Dresden und Leipzig zu sehen. Die Aufnahme von Handelsbeziehungen zu Städten des ostmitteldeutschen Sprachgebietes führt zu dynamisch entwickelnden Sprachwandelprozessen. Schon 1504 wird in Berlin vom Stadtschreiber Johann Nether die hochdeutsche Schriftsprache4 eingeführt. „Früher und schneller als irgendwo sonst im niederdeutschen Gebiet dringt in Berlin Hochdeutsch als Verwaltungssprache ganz durch." (LASCH 1 9 2 8 : 7 2 )

3

4

Wie der vorkorporalen Sammlung von Georg Butz (persönliche Einsicht) zu entnehmen ist, wird in den Stadtkanzleien zunehmend das Lateinische durch das Nd. verdrängt und bis ins 15. Jahrhundert zur einzigen Schreibvarietät. In den klerikalen Kanzleien finden wir nun neben der lateinischen und einer hochdeutschen Schreibvarietät fränkischer Prägung auch die nd. Schreibvarietät und in der kurfürstlichen Kanzlei neben mittelhochdeutschen niederdeutsche Handschriften. (Vgl. auch BUTZ 1986) Zum Begriff der hochdeutschen Sprache vgl. HENNE (1968).

1.1 Grundrisse der sprach- und stadtgeschichtlichen Entwicklung Berlins

7

In dem Überschichtungsprozeß des Niederdeutschen durch das Ostmitteldeutsche ist die Geburt des heutigen Berlinisch zu sehen, darüber sind sich die Sprachwissenschaftler einig, denn die Übernahme der ostmitteldeutschen Schriftsprache, „die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts dem Gemeinen Deutsch seinen Rang als sprachlicher Orientierungspunkt streitig macht, bezieht ihr Ansehen ursprünglich nicht aus ökonomisch-kulturellem Ubergewicht der omd. Städte, sondern aus der Wirkung Luthers und des Protestantismus." (MATTHEIER 1 9 8 5 : 1 8 3 9 ) . Wie jedoch im einzelnen die Übernahme des Ostmitteldeutschen vor sich ging, welchen Einfluß der märkische Dialekt bei der Herausbildung des Berlinischen hatte, welche Rolle die im ostmitteldeutschen Raum gesprochene obersächsische Umgangssprache hatte, darüber scheiden sich die Geister (vgl. Kap. 1.2.2).

Daß dieser Prozeß äußerst vielschichtig und komplex ist und nur rekonstruiert werden kann unter Berücksichtigung von Domänen, sozialen Schichten und Kulturanalysen (vgl. hierzu insbes. auch M A A S 1 9 8 2 und M A A S / M C A L I S T E R - H E R M A N N 1 9 8 2 ) läßt sich der Untersuchung von KLETTKE-MENGEL ( 1 9 7 3 ) zur Sprache in Fürstenbriefen entnehmen. Die Autorin zeigt am Briefwechsel von der in der Mark Brandenburg geborenen und aufgewachsenen Hohenzollernprinzessin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg mit Albrecht von Preußen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts auf, daß die schriftsprachliche Varietät Elisabeths ein Konglomerat aus mittelniederdeutschen, mitteldeutschen (allgemein und kursächsisch), märkischen und berlinischen Elementen ist. Resultat des Überschichtungsprozesses ist, daß phonologische Hauptmerkmale des Berlinischen auf lexikalische Paradigmen beschränkt sind. Diese Restriktionen werden als Ausnahmen aus der 2. deutschen Lautverschiebung interpretiert. Während sich ζ. B. im Berlinischen die hochdeutsche Form ,machen' durchgesetzt hat, stehen ,ick' und ,ich' oder ,Appel' und,Apfel' nebeneinander (vgl. FRINGS 1 9 5 7 : 8 8 , 1 2 3 und Abb. 1 - 1 ) . Das Hochdeutsche in der Form der obersächsischen Umgangssprache wird von der Schicht der Patrizier rezipiert und zur übergeordneten Standardsprache, zur H-Varietät, die niederdeutsche Varietät wird zur L-Varietät5 (vgl. hierzu FÜHRER 1 9 8 2 : 7 3 ) . Doch schon frühzeitig finden Überlagerungsprozesse statt. 5

Es handelt sich um eine diglossische Situation mit einer übergeordneten H-Varietät, die geschrieben und in institutionellen Kontexten gebraucht wird, und einer untergeordneten, niederdeutschen Varietät. (Zum Begriff der Diglossie vgl. FERGUSON 1982, FASOLD 1984:34-60.)

8

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

Denn wir dürfen uns Berlin im 16. Jahrhundert nicht als sprachlich einheitliche Stadt denken; zwischen dem Hof einerseits, dem städtischen Patriziat andererseits und den unteren Klassen, die im 16. Jh., auch noch im 17. Jh. und z.T. länger vorwiegend plattdeutsch waren, stand die große Menge des Bürgertums, die eine mannigfaltige Abstufung darstellte, die den oberen Klassen das Hochdeutsche ablernte und mit mehr oder weniger starken nd. Resten sprach. (LASCH 1928:87)'

Das reine Niederdeutsch sinkt im 16./17. Jh. zum Soziolekt der Unterschichten ab, während das Berlinische in der bürgerlichen Oberschicht sich zur Alltagssprache ausweitet. In den 200 Jahren, seit der Aufnahme des Hochdeutschen bis gegen 1700, hat die ostmitteldeutsche Sprachform Zeit gehabt, sich hier durchzusetzen, ist sie aus der Sprache der bürgerlichen Oberschicht zur Allgemeinsprache, zur Sprache weiterer Kreise geworden. Jene omd. Sprache, mit nd. Eigenheiten erfaßt und von ihnen durchdrungen, die sich unter immer neuen Anregungen . . . festigt, ist das allgemein von hoch und niedrig gesprochene .Berlinisch', das jetzt auch die Sprache des Hofes ist. (Ibid.: 96)

6

Nach Maschke (1980) lassen sich die sozialen Strukturen der mittelalterlichen Stadt durch ein Schichtmodell darstellen. Die Patrizier bilden die Oberschicht, kommerzielle Zünfte und Handwerker die obere und mittlere Mittelschicht, die untere Mittelschicht bilden die manuell Tätigen wie Bader und Bartscherer. Gesellen, andere Lohnempfänger, Arme und Betder, Unehrliche und unverheiratete Frauen bilden die Unterschicht.

1.1 Grundrisse der sprach- und stadtgeschichtlichen Entwicklung Berlins

9

Erst Ende des 18. Jahrhunderts, in dem die Landessprache „gegenüber den verfeinerten Kultursprachen Latein und Französisch konkurrenzfähig" (POLENZ 1978:108) wird, beginnt die rückläufige Entwicklung des Berlinischen; gleichzeitig wird die Unterschicht, die das Niederdeutsche am längsten bewahrt hatte, zum Hauptträger des Berlinischen. Im 19. Jahrhundert wird die Berliner Varietät die Sprache des Proletariats. 1871 wird Berlin unter dem preußischen Adler Reichshauptstadt und Residenz des deutschen Kaisers: Glanz und Gloria auf der einen, die Erschließung neuer Handelswege, der Aufbau von Industrie und die Ausweitung des Handels auf der anderen Seite bestimmen das Bild der sich dynamisch entwickelnden Großstadt Berlin. Während am Hof und in den Bürgerkreisen das kulturelle Leben einen beispiellosen Aufschwung nimmt, entstehen im Norden und Osten Berlins Elendsquartiere mit baumlosen Straßen und lichtlosen Hinterhöfen. Die Masse der Bevölkerungszunahme von 800 000 im Jahr 1871 auf fast 2 Millionen um die Jahrhundertwende stellt das städtische Proletariat. Das Berlinische wird zum Stempel sozialer Klassenlage, zum Jargon' der Arbeiter. Die Verstädterung sorgt zunächst einmal überhaupt für die Existenz des Dialekts als Stadtdialekt; Industrialisierung und die entsprechende . . . soziale Differenzierung lassen eine gesellschaftliche Ungleichverteilung innerhalb der Stadt entstehen: eindeutig dominieren Dialektverwendung auf Seiten der unteren Schichten, überwiegend hochdeutsche bzw. hochdeutschnahe Ausdrucksweise bei teilweiser Beibehaltung .gezähmten' Dialekts im familiären Umgang auf Seiten der höheren Schichten. (ROSENBERG 1 9 8 2 : 1 3 2 )

Im Jahre 1920 wird die verwaltungsrechtliche Konsequenz aus einer Entwicklung gezogen, die sich seit Jahrzehnten angebahnt hatte: es entsteht die Gemeinde ,Groß-Berlin'. Die Reichshauptstadt wird in 20 Bezirke eingeteilt, die noch heute existieren. Im Zweiten Weltkrieg fällt ein Großteil der Bezirke in Schutt und Asche. 1945 sind 32 % aller Wohnungen zerstört, am schwersten betroffen sind die zentralen Stadtbezirke. In den ersten Jahren nach 1945 kehren zahlreiche Kriegsgefangene zurück in die Stadt, zunehmend aber auch Menschen aus der damaligen »sowjetisch besetzten Zone'. Die Volkszählung vom 6. 6.1961 ergibt einen Anteil von 21,1 % Einwanderern aus der D D R . Durch den Mauerbau wird die Bevölkerungsabwanderung aus der D D R radikal gestoppt, die ausgesprochenen Arbeiterwohnbezirke auf die Anteile der Westseite an den eng bebauten Innenstadtbezirken (Wedding, Kreuzberg) beschränkt. (Vgl. Abb. 1-2) Die Teilung der Stadt führt zu einer politisch geteilten Kommunikationsgemeinschaft. Trennte die Mauer ein Jahrzehnt lang die persönliche Kommunikation von Menschen zwischen der D D R und der BRD, fungiert die

10

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

Mauer seit dem Vier-Mächte-Abkommen 1971 als sprachlicher Filter, der in Richtung von West nach Ost durchlässiger ist als von Ost nach West. Inwieweit die Teilung der Kommunikationsgemeinschaft auf der Folie zweier divergierender Gesellschaftssysteme und entsprechend unterschiedlicher sozialer Wandelprozesse sich auf den tatsächlichen Sprachgebrauch niederschlägt - darüber ist bisher nicht geforscht worden. 7

Abbildung 1-2: Bezirke von Berlin Stadtgebietsfläche um 1600 = 0,8 qkm um 1700 = 6,2 qkm um 1800 = 14,0 qkm um 1900 = 65,7 qkm 1920 = 878,1 qkm 1985 = Gesamt-Berlin: 883 qkm West-Berlin: 480 qkm

7

Trotz zahlreicher Studien zum Sprachvergleich zwischen Ost und West (vgl. hierzu H E L L M A N N 1 9 7 6 und S C H A E D E R 1 9 8 1 ) liegt bisher keine empirische Studie vor, in der die g e s p r o c h e n e A l l t a g s s p r a c h e berücksichtigt worden ist.

1.2 Forschungsstand

11

1.2 Forschungsstand 1.2.1 Arbeiten zum Lexikon und zur Idiomatik Unter den wissenschaftlichen Untersuchungen zum Berlinischen stehen Arbeiten zum Lexikon und zur Idiomatik im Vordergrund. Die erste Sammlung berlinischer Wörter und Redensarten, die in Anlehnung an ein zuvor erschienenes Londoner Slangwörterbuch entstand, wurde von TRACHSEL (1873) vorgenommen. In dieser alphabetisch angeordneten Sammlung befinden sich „Ausdrücke und Redensarten, welche mir theils selbst zu Ohren kamen, theils von zahlreichen Freunden aus allen Klassen der Gesellschaft als Hofräthe, Finanzräthe, Gerichtsräthe, Doctoren, Professoren, Aerzte, Officire, Beamten, Lehrer, Studenten, Rentiers, Künstler, Kaufleute, Gewerbetreibende usw. gütigst mitgeteilt wurden." (TRACHSEL 1873:IV) Wesentlich umfangreicher, ausführlicher und sprachwissenschafdich fundierter ist die fünf Jahre später erschienene Sammlung von MEYER (1878), die mehrfach neu aufgelegt wurde und auch heute noch Grundlage für viele Beiträge zum Wortschatz des Berlinischen ist. Gleiches gilt für das Standardwerk zum Berlinischen von LASCH (1928), das ebenfalls eine Sammlung Berlinischer Wörter enthält, die etymologisch abgeleitet werden. Dialektgeographisch angelegt ist das BrandenburgBerlinische Wörterbuch (1981), das auf zahlreichen Belegen basiert, die im Zeitraum von 1950-1959 in mehr als 2000 Orten in der Mark Brandenburg gesammelt worden sind. Die Sprachdaten wurden durch Fragebögen mit durchschnittlich 60 Fragen erhoben, aber auch Belege aus Sammlungen von 1900 sind miteinbezogen worden. (Vgl. BRETSCHNEIDER 1950a, b) Den Nachweis „der sprachlichen Strahlung des wachsenden Landeszentrums Berlins" (BRETSCHNEIDER 1973:83) führen GROBER-GLÜCK (1975) und BRETSCHNEIDER (1973). Den Analysen von GROBER-GLÜCK,

die mit umfangreichem Kartenmaterial illustriert sind, liegen 73 Teilfragen aus dem 1953 ausgesandten V. Fragebogen des Atlas der deutschen Volkskunde zugrunde. Lexikalische Variation innerhalb Berlins konnte von PEESCH (1955) festgestellt werden. In PEESCHS Untersuchung aus dem Jahre 1952/53 wurde der arbeitsspezifische Wortschatz der Fischer im Kiez von Berlin-Köpenick aufgezeichnet und dokumentiert. PEESCH fand heraus, daß in der Regel sich die Fischer der Berliner Umgangssprache bedienen, „nur im Gespräch der Fischer untereinander, wenn die Unterhaltung um Dinge der Fischerei geht, erklingen die Wörter, die schon nach ihrem Lautstand nicht in das Berlinische passen." (PEESCH 1955:18) Diese

12

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

besondere Berufssprache der Fischer geht lexikalisch auf das Niederdeutsche zurück, ist jedoch in der Aussprache vom Berlinischen beeinflußt. „So bildet der Kietz mit seiner Fischersprache ein winziges Reliktgebiet alter Mundart inmitten eines Großstadtbezirks." (Ibid.: 21) Ungleichzeitige lexikalische Restbestände, aber auch Innovationsprozesse auf der Ebene des Lexikons haben K R U S E / S C H L O B I N S K I ( 1 9 8 4 ) in einer Untersuchung innerhalb des Projektes ,Stadtsprache Berlin' aufgezeigt, der eine repräsentative Fragebogenerhebung zugrunde liegt. Es konnte u. a. festgestellt werden, daß die lexikalischen Varianten ,schnieke' und ,dufte' geschlechtsspezifisch, die Varianten ,Keule' und ,Atze' stadtteilspezifisch determiniert sind. Lexikologischen Untersuchungen zum Berlinischen - ob sprachwissenschaftlich fundiert oder nicht - liegen spezifische methodische Probleme zugrunde. Der eine Teil der vorliegenden Wörterbücher basiert entweder auf gesammelten Hörbelegen (wie, wo und nach welchen Kriterien gesammelt?) und auf der vom Sprachforscher unterstellten Kompetenz, er wisse schon, was eine typisch berlinische Variante ist. Dem anderen Teil liegen dialektgeographische Untersuchungen zugrunde, die der Erhebung der Sprachdaten durch Fragebögen (direkte Befragung) folgen, wie sie von Edmond E D M O N T S und W E N K E R durchgeführt wurden, obschon in der englischen Dialektgeographie durch D I E T H / O R T O N für den ,Survey of English Dialects' feinere Methoden der Datenerhebung (indirekte Befragung) angewandt wurden (vgl. hierzu C H A M B E R S / T R U D G I L L 1 9 8 0 : 2 4 - 2 8 ) . Aber auch bei indirekten Befragungen, die zwar informeller, aber auch wesentlich zeitintensiver sind als Fragebogenerhebungen, stellt sich das generelle Problem, daß die lexikalischen Varianten nicht aufgrund des aktuellen Sprachgebrauchs erfaßt werden, sondern mittelbar in einer Testsituation. Insofern sind Schlußfolgerungen - wie sie oftmals gezogen werden - auf den tatsächlichen Gebrauch lexikalischer Varianten problematisch. 1.2.2 Arbeiten zur Phonologie und Syntax Standardwerke zur Phonologie und Syntax der Berliner Varietät sind die umfangreichen und sprachhistorisch fundierten Arbeiten von L A S C H (1910, 1928).

In ihrer ersten Arbeit untersucht L A S C H 1. die Rezeption der hochdeutschen Sprache in Berlin und 2. die Laut- und Formenlehre der mittelniederdeutschen Schriftsprache, wie sie in Berlin bis zum 15. Jahrhundert vorherrschend war. Auf diese Arbeit aufbauend erscheint anschließend das Werk,Berlinisch. Eine berlinische Sprachgeschichte', in dem das grammati-

1.2 Forschungsstand

13

sehe System auf der Folie der sprachlichen Entwicklung des Berlinischen systematisch abgehandelt wird. 8 An Beispielen aus der Phonologie versucht LASCH (1928) ihre Hauptthese zu belegen, daß der Diffundierungsprozeß zwischen dem Obersächsischen und dem Mittelniederdeutschen im 16. Jahrhundert in Berlin auf der Übernahme von gesprochenem Obersächsisch auf niederdeutscher Sprechbasis beruht, es sich also weder um einen Mischungsprozeß noch um Übernahme des geschlossenen obersächsischen Sprachsystems handelt. LASCH begründet dies mit der Kongruenz spezifischer obersächsischer und Berliner Formen. Hier (im Obersächsischen) haben wir die gleiche vokalische Verteilung (mein, Steen, Haus, Boom; uf, widder, wille). Und daß es sich bei beri, e, o für ei, au nicht um niederdeutsche Rückstände, sondern um hd.-obs. Lautstand handelt, zeigt sich darin, daß nur die anscheinend niederdeutschen Vokale, die mit dem Obs. gleichlauten, berlinisch vorkommen, dagegen z.B. nicht niederdeutsch i, u (min, Hus), ferner, daß der obs. Vokalismus auch sonst durchgeführt ist, wo er mit dem N d . nicht übereinstimmt (ville ist nd. vele), schließlich, daß alle diese Wörter mit dem anscheinend nd. Vokalismus in der übrigen Lautform hd. sind (roochen, loofen), auf obs. Lautstufe stehen. ( . . . ) Hier vor allem zeigt auch die Lautverschiebung genau den ,berlinischen' Stand, d.h. volle md. Verschiebung von t, k (Wasser, roochen), partielle für o (Fennich; schlafen, Schaf: f im Anlaut und inlautend nach Vokal; Appel, Knopp, Strümpe: p, wo die Schrift pf setzt. Die lautliche Grundlage ist also die obersächsische. (LASCH 1928:81)

Die obersächsischen Laute werden jedoch nicht einfach ,nachgeahmt', sondern „mit ihrer nd. Sprachbasis, ihrer Intonation, ihrer nd. Lautbildung" (ibid.: 83) übernommen. Zweitens sind nach LASCH verschiedene niederdeutsche Phänomene erst nachträglich wieder in das Berlinische ,vorgedrungen': Erst der Einschlag von unten in neuerer Zeit bringt neue niederdeutsche Formen hinein, denn wenn die oberen Kreise das Berlinische aufgeben, so verleiht natürlich die gröbere Form der unteren Klassen, die nun führt, die nun das Berlinische vertritt, ihm den Stempel. Damals erst sind ,ik, wat', die der berlinischen Allgemeinsprache nicht angehörten . . . ,berlinisch' geworden, (ibid.: 121/122)

In einer kritischen Rezension zu LASCH (1928) versucht TEUCHERT nachzuweisen, daß die These, nach der der „niederdeutsche Anteil an der berlinischen Gemeinsprache in der Hauptsache auf Entlehnung zurück-

8

LASCHS Arbeit wird im folgenden nur soweit behandelt, wie sie für die in Kapitel 1.1 angedeutete Fragestellung hinsichdich der Übernahme des Obersächsischen relevant ist. Einzelne Aspekte der Beschreibung des Sprachsystems nach LASCH finden ihren Niederschlag bei der Darstellung der soziolinguistischen Variablen in Kapitel 4.

14

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

gehe, nicht haltbar ist". (TEUCHERT 1928/30:298) Nach TEUCHERT überschätzt LASCH „den geistigen und kulturellen Strom, der von dem städtischen Mittelpunkt aufs Land ausging" (ibid.: 301), stattdessen entwickelte sich das Berlinische in stärkerem Einklang mit dem märkischen Dialekt; gleichzeitig mißt er der „schriftlichen F o r m der Hochsprache, wie die Schule sie lehrte" (ibid.: 299), eine größere Bedeutung bei. Im Gegensatz zu LASCH sieht TEUCHERT die Entwicklung des Berlinischen im 16. Jahrhundert als eine „mechanische Art der Umbildung der nd. Sprache in die hd.-obs." (Ibid.: 299) Was TEUCHERT unter ,mechanische Art der Umbildung' versteht, demonstriert er an verschiedenen Beispielen. Zwei seien angeführt, um TEUCHERTS Argumentationsrahmen zu verdeutlichen. (i) Phonologischer Wandel (d-,t) Ein solcher Mechanismus hat der Einheitslaut d- in Berlin gegenüber der Zeitheit im Obs. bewahrt, das der Gesamtmasse des d- und -t in obs. anlautenden Wörter fiel dem Berliner und Magdeburger die Ubereinstimmung der Obs. d- Gruppe mit seinen hd. Wörtern auf. Dieser Gehörseindruck erzeugt die Vorstellung der Gleichheit in dem Maße, daß das Einheitsprinzip zum Siege gelangte. (Ibid.: 299)

(ii) Phonologischer Wandel im lexikalischen Input (au -*· o:)

. . . die Formen ,kofen' ,kaufen' und ,jloben', ,glauben' sind mechanisch nach der hochsprachlichen Form mit -au-entsprechendem Verhältnis von verkehrsprachlich -o-: hochsprachlich: -au-umgestaltet worden und nicht aus dem Nd. oder Obs., die beide Umlaute aufweisen, entnommen. So ist der Paradigmenzwang im Präsens von ,Laufen' an den berlinischen Formen ,loofst',läufst', ,looft',läuft', wofür sowohl die nd. wie die obs. Mda. gleichfalls umgelautete Form besitzen. (Ibid.: 299)

Aber auch durch TEUCHERTS These des Paradigmenzwangs kann nicht erklärt werden, warum im Berlinischen z . B . die Form ,raufen' nicht monophthongisiert ,rofen' realisiert wird. TEUCHERTS Auffassung wird von SCHIRMUNSKI (1962) geteilt.9 Die städtische Halbmundart entsteht nicht aus einer von außerhalb übernommenen schon fertigen umgangssprachlichen oder schriftlichen Norm, die danach eine lokale ,Färbung' erhält, wie der gebräuchliche Fachausdruck ,mundartliche gefärbte Umgangssprache' zeigen will. Sie entwickelt sich aus der Lokalmundart durch fortschreitende Beseitigung von deren auffälligsten,primären Merkmalen', die in erster Linie zu einem Hindernis für den sprachlichen Austausch werden können. (SCHIRMUNSKI 1962:617)

9

W i e T E U C H E R T u n d SCHIRMUNSKI a r g u m e n t i e r t STELLMACHER ( 1 9 8 0 : 4 6 6 - 6 7 ) : „ D i e Ö f f -

nung Berlins zum S(üden) vollzog sich nicht in isolierter Übernahme ostmitteldeutscher Sprachmerkmale, sondern in weitgehendem Gleichklang mit der umgebenden mmk. Landschaft."

1.2 Forschungsstand

15

Auf der Folie der Unterscheidung von,primären und sekundären Dialektmerkmalen'10 sind im Berlinischen alle primären Merkmale des Niederdeutschen verlorengegangen, beispielsweise werden im Berlinischen anstelle der unverschobenen Konsonanten in Niederdeutsch,water', ,open', ,maken' die hochdeutschen Formen,Wasser',,offen',,machen' gebraucht, während Formen wie ,ick', ,wat', ,det' sprachliche Relikte sind, die sich erhalten haben. Die lautliche Grundlage blieb nach SCHIRMUNSKI das Niederdeutsche. Da zahlreiche Merkmale: o: statt au, e: statt ai, u statt au, i statt ai (ζ. Β. rin), spirantisiertes g, f im Anlaut, ρ im Wortin- und -auslaut für pf mit der obersächsischen Umgangssprache übereinstimmten, bestand keine Notwendigkeit, diese Formen zu ,entleihen'. Warum allerdings gerade die Formen „ick, wat, det" sich als niederdeutsche Relikte erhalten haben, dafür kann auch SCHIRMUNSKI keine plausible Erklärung geben. SCHIRMUNSKIS Belege und Erklärungen stützen zwar TEUCHERTS Auffassung, jedoch fällt und steht SCHIRMUNSKIS Ansatz mit der Anwendung der Differenzierung in primäre und sekundäre Merkmale. Obwohl SCHIRMUNSKI einräumt, daß die „Schwierigkeit bei der Erforschung der Halbmundarten in der Unsicherheit einmal des Begriffs selbst (besteht)" und obwohl ferner „die,echte',,unverdorbene' Mundart, die manche Forscher zu rekonstruieren versuchen, . . . , längst eine wissenschaftliche Fiktion (ist)" (ibid.: 621), argumentiert SCHIRMUNSKI mit primären Mundartmerkmalskriterien: 1. Abweichung von der literatursprachlichen Norm, 2. Abweichung von Nachbardialekten und 3. bewußte Rezeption der primären Merkmale, die aufgrund der groben Differenzierung als Klassifizierungskriterien untauglich sind. Sämtliche Abweichungen von der literatursprachlichen Norm sind als ein mehrdimensionaler und komplexer „Varietätenraum" (KLEIN 1974) zu begreifen; das Problem der Abgrenzung von Dialekten (Kriterium 2) sieht TRUDGILL (1982:245) als eines der zentralsten Probleme innerhalb der Dialektologie an; das Problem der Rezeption von Merkmalen muß zunächst einmal empirisch abgesichert werden, beispielsweise durch subjektive Reaktionstests (vgl. HOLMES 1976). Wenn das Berlinische durch .fortschreitende Beseitigung der auffäl-

10

SCHIRMUNSKI (1962:81-82) versteht unter primären Mundartmerkmalen solche, „die von der literatursprachlichen Norm stark abweichen, ebenso von den Nachbardialekten, und die deshalb den Zuhörern deutlich bewußt sind" und unter sekundären Mundartmerkmalen solche, „die nur unbedeutende Abweichungen von der Norm darstellen, den Sprechern nur undeutlich zu Bewußtsein kommen und von ihm gewöhnlich in die Aussprache des Schriftdeutschen hineingegeben werden."

16

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

ligsten primären Merkmale' entstanden ist, so ist ROSENBERGS (1982) polemische Frage nicht unberechtigt: „Was jedoch ist an der Beseitigung des nd. /û/ durch hd. /au/ z.B.,primärer' als an der Beibehaltung von nd. bzw. auch omd. l o i gegenüber hd. /au/?" (ROSENBERG 1982:123) Unabhängig von den unterschiedlichen Erklärungsmodellen stimmen LASCH, TEUCHERT und SCHIRMUNSKI im wesentlichen in der Beschreibung des grammatischen Systems überein. Auch ROSENBERG bezieht sich in seiner kontrastiv angelegten Studie auf diese Autoren, in erster Linie auf LASCH, wobei er die Aussage über das phonologische System auf das graphemische überträgt. ROSENBERGS Untersuchung liegt die Analyse standardisierter Testdiktate und Aufsätze zugrunde. Hierzu wurden 2240 schriftliche Arbeiten von 257 Berliner Grundschülern aus den Bezirken Neukölln und Wilmersdorf herangezogen, auf,dialektbedingte', ,dialektbeeinflußte' und ,umgangssprachlich bedingte Fehler' untersucht und mit Fehlern aus Testdiktaten von 83 Schülern einer Gesamtschule aus Hannover-Langenhagen verglichen. ROSENBERG konnte feststellen, daß die Berliner Schüler sowohl in der Gesamtheit der drei Fehlerkategorien als auch in jeder einzelnen Kategorie mehr Fehler aufweisen als die Hannoveraner Schüler, wobei die dialektbedingten und -beeinflußten Fehler noch überwiegen. Wie die Untersuchungen v o n AMMON (1978) u n d REIT-

MAYER (1979) zeigen, ist die auf kontrastierende Analysen basierende Fehlerprognose äußerst unzuverlässig, da die aus kontrastiver Sicht als ,dialektbedingte' prognostizierten Fehler entweder gar nicht oder auch bei Sprechern auftreten, die den untersuchten Dialekt nicht sprechen.11 (Vgl. hierzu WACHS 1982:343-349) Ebenfalls problematisch beim Vergleich von Varietäten ist das in einzelnen Varietäten zugrunde gelegte Sprachsystem, insbesondere dann, wenn man wie ROSENBERG seine Analyse an kategorischen und idealisierten Regeln orientiert. Gleiches gilt für die Untersuchung von KELCHNER (1932), der zwei Teilstichproben von N=100 und N=150 Berliner Lehrlingen aus einer Gesamtstichprobe von N=500 Lehrlingen zugrunde liegen. Wie bei ROSENBERG basiert K E L C H NERS Untersuchung aus ,Niederschriften von Aufsätzen über ein freies Thema'. „Bei der Durchforschung dieser Aufsätze nach sprachlichen Män11

Für die Kontrastivhypothese in der Dialektologie gilt ähnliches, was K L E I N (1984:38) zur Kontrastivhypothese im Zweitspracherwerb schreibt: „Es gibt Lernschwierigkeiten und Fehler, wo große strukturelle Unterschiede vorliegen; aber solche Strukturen werden oft auch sehr leicht gelernt. Und umgekehrt gibt es Lernschwierigkeiten und Fehler oft gerade dort, wo die Strukturen sehr ähnlich sind. Halten läßt sich die Kontrastivhypothese nur, wenn man sie zu der Feststellung abschwächt, daß es positive und negative Einwirkungen aus der Erstsprache gibt; dies ist aber ziemlich trivial."

1.2 Forschungsstand

17

geln habe ich lediglich die groben Sprechfehler im Auge gehabt. Daß Sprechfehler zu Schreibfehlern führen, jene sich also aus diesen erkennen lassen, ist eine den Pädagogen bekannte Tatsache" (KELCHNER 1932:416). KELCHNER lokalisiert die Fehler auf der phonologischen und morphologischen Ebene. Während ROSENBERG jedoch die Fehler nach der graduellen Abstufung zwischen Dialekt und Umgangssprache klassifiziert, differenziert Kelchner „in Burschen I. und II. Qualität", wobei letztere „in ihrer sprachlichen Ausdrucksweise gegen die Burschen erster Qualität zurückstehen" (ibid.: 428). Die linguistische Differenzierung bleibt unklar: I. Qualität Singnal zermirben ebendso

II. Qualität

Singnal sone ebend (nach KELCHNER 1932: 420, 426)

Dies hindert die Autorin jedoch nicht, eine „Verwilderung der sprachlichen Leistungen" (ibid.: 426), gar „sprachliche Anarchie" (ibid.: 430) festzustellen, die auf schädigende Milieueinflüsse' zurückgeführt wird. Die Chancen einer kompensatorischen Spracherziehung schätzt die Verfasserin ungünstig ein: „Gewiß könnten auch unterrichtliche Maßnahmen ergriffen werden, um ihr (der Jugend, P. S.) zu einem vollkommenen Gebrauch der Muttersprache zu verhelfen, letzten Endes hängt aber alles von energischer Selbsthilfe ab. Denn nur ein kraftvoller Wille vermag schädigende unmittelbare und mittelbare Milieueinflüsse, denen sich ungünstige Anlagen gesellen mögen, zu überwinden" (ibid.: 435). Einen wirkungsvolleren Einfluß der Schule nimmt WODZINSKI (1969) in ihrer Arbeit an, in der bei einem Sample von 13 Schülern und 19 Schülerinnen aus der achten Klasse einer Weddinger Hauptschule die Syntax in Abhängigkeit des mündlichen bzw. schriftlichen Sprachgebrauchs untersucht wird. Während die schriftlich fixierte Syntax anhand von Klassenaufsätzen untersucht wird, analysiert die Autorin die Syntax der gesprochenen Sprache anhand mündlicher Nacherzählung, die per Tonband aufgezeichnet wurden. Unterschiede auf der Ebene der Syntax zwischen mündlichem und schriftlichem Sprachgebrauch konnten festgestellt werden: (i) Die Satzkomplexe der mündlichen Äußerungen sind häufiger Satzverbindungen als Satzkomplexarten in den Aufsätzen mehr die Waage halten. (ii) Die Gliedsätze ähneln einander ihrer Art nach im Unterricht häufiger als in den Aufsätzen, dort sind sie vielfältiger.

18

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

(iii) Die Grundformen variieren in den Aufsätzen stärker als im Unterrichtsgespräch. (iv) Die Setzungen der Schüler sind im Unterricht häufiger unvollständig als in den Aufsätzen; sie setzen oft den vorherigen Schüler- oder Lehrerbeitrag fort oder lehnen sich in der Satzkonstruktion daran an. (WODZINSKI 1969:252-6)

Während WODZINSKIS Untersuchung keine generellen Aussagen zur berlinspezifischen Varietät zuläßt, leistet F Ü H R E R ( 1 9 8 2 ) in ihrer Untersuchung, die sich auf Phonologie, Syntax und Lexikon des Berlinischen bezieht, einen größeren Beitrag hinsichtlich des Berlinischen als einem variablen Sprachsystem. F Ü H R E R untersucht die Dialektverwendung in der Tagespresse von 1 8 4 8 / 4 9 . Textgrundlage bilden Flugschriften und -blätter von Albert H O P F , Adalbert C O H N F E L D und unbekannter Autoren. Die phonologischen Analysen werden mittels einfacher Häufigkeitsauszählungen durchgeführt, die Satzlängenverteilung wird durch den Index,Anzahl der Wörter pro Satz' bestimmt. F Ü H R E R kann nachweisen, daß der „Dialekt von den Autoren als stilistische Varietät zur Wiedergabe bestimmter Dialektformen benutzt wurde." ( F Ü H R E R 1 9 8 2 : 2 4 8 ) Aus den phonologischen Frequenzanalysen der Texte von Albert H O P F (vgl. Tab. 1 . 1 ) schlußfolgert F Ü H R E R , daß H O P F „aufgrund seiner sprachlichen Kompetenz in der Lage war, den Idiolekten der Figuren Nante und

Albert Hopf

j im Anlaut j inlautend nach [+vorn] j nach [+liquid] ik wat det et Έ δ

Nante

Nante

1847

1848

2,3 2,1 6,3 94,6 77,3 33,6 86,7 53,8 90,9

Adalbert Cohnfeld

Bohnhammel 1848

Buddelmeyer Flugblätter 1848

Buddelmeyer Flugschriften 1848

1,6

37,3

90,5

97,7

98,3 84,0 54,5 90,0 70,0 89,7

14,6 45,7 98,6 94,0 82,4 92,9 67,7 97,6

72,0 90,0 94,5 81,6 7,1 86,0 78,2 98,6

62,7 80,2 94,3 90,4 35,3 96,5 78,5 97,8

-

-

Tab. 1-1: Verwendungshäufigkeit (in %) berlinischer Varianten in verschiedenen Texten von H O P F und C O H N F E L D (zusammengestellt nach FÜHRER 1 9 8 2 : 9 8 - 1 0 7 )

1.2 Forschungsstand

19

Brenneke unterschiedliche soziolektale Merkmale zu geben." (Ibid.: 248) Die Verteilung der soziolektalen Lautmerkmale ist sowohl abhängig von verschiedenen Pseudonymen als auch von der Textsorte. COHNFELDS Dialektwiedergabe entspricht nach FÜHRER weder den Regeln des Berlinischen noch denen des Hochdeutschen, sondern COHNFELD realisiert eine ,Kunstsprache'. Seine Kompetenz als Dialektschriftsteller ist nicht mit Alben Hopfs zu vergleichen. Die geringe sprachliche Flexibilität zeigt sich daran, daß er in der Wahl der Textsorten einseitig blieb und die Verwendung bestimmter Figuren und die damit verbundene sprachliche Abgrenzung vermied. (Ibid.: 253)

FÜHRERS Analyse der Dialektverwendung in Flugschriften beruht für das phonologische System auf den Regeln von LASCH (1928). Nimmt man diesen Maßstab zur Messung der phonologischen Variation, wird die Interpretation der Abweichungen schwierig; besser wäre es gewesen, die Regeln aus den Texten selbst zu erstellen. Ferner sind die Frequenzanalysen mit einer hohen Fehlerwahrscheinlichkeit behaftet, da die absolute Häufigkeit der Belege fast immer kleiner/gleich 10 ist, so daß die relativen Häufigkeiten als Schätzer ungenau sind. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß sämtliche Arbeiten zur Phonologie und Syntax des Berlinischen nicht weniger problematisch sind als die zum Lexikon: entweder beruhen sie auf der Intuition des Forschers und/oder auf graphischen Repräsentationen, von denen aus auf die gesprochene Sprache geschlossen wird. Analysen zu authentisch dokumentiertem Sprachmaterial gesprochener Sprache liegen außer bei WODZINSKI (1969) nicht vor. 1.2.3 Arbeiten zur Pragmatik und Soziologie der Berliner Varietät Arbeiten, in denen pragmatische oder soziolinguistische Aspekte berücksichtigt werden, liegen bisher kaum vor. Eine sehr genaue und differenzierte Fallstudie führt HARTMANN (1980) durch, die sich auf die Verschmelzung von Präpositionen und bestimmtem Artikel bezieht. Als Datengrundlage dient zum einen eine transkribierte Unterhaltung mit einer 45jährigen Sprecherin aus Berlin-Neukölln (früher Wedding), zum anderen Transkriptionen aus dem ,Freiburger Korpus'. 12 HARTMANN berücksichtigt in seiner Analyse sowohl phonologisch-phonetische und morpho-

12

Die Berliner Transkription stammt von QUASTHOFF (1980), die anderen Transkriptionen von der Forschungsstelle des Instituts für Deutsche Sprache.

20

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

logische Abhängigkeiten als auch semantische und pragmatische. HARTMANN erklärt das Fehlen von Verschmelzungen von Nominalen und Präpositionen im Dativ femininum Singular bei,hinter', ,über' und,unter' damit, „daß die druckschwache zweite Silbe dieser Präpositionen eine relative Tonstärke der Artikelform bewahren hilft. Die Tatsache, daß nach derselben Präposition in einigen, durch Numerus und Kasus bzw. Einheitskasus bestimmten Fällen Verschmelzungen auftreten, in anderen, und zwar durchaus vergleichbaren, jedoch nicht, weist in die gleiche Richtung." (HARTMANN 1980:172) Da man Vollformen und Verschmelzungen in vergleichbaren phonologischen Kontexten beobachten kann, ist zu erwarten, daß den Formunterschieden spezifische Unterschiede auf der semantischen und/oder pragmatischen Ebene entsprechen. Aus der Analyse der funktionalen Differenzierung von Verschmelzungen und Vollformen des Der-Artikels nach den Präpositionen ,an, vor, von, in' und ,nach' maskuliner Substantive geht hervor, „daß alle Nominalgruppen, die Verschmelzungen enthalten, nicht-anaphorisch und nicht-deiktisch, d. h. gewöhnlich als Unika gebraucht werden..." (ibid.: 179). Präpositionale Gefüge, die hingegen Vollformen enthalten, werden entweder anaphorisch oder deiktisch verwendet. (Vgl. Abb. 1-3)

Kontextspezifische Verwendungsweise

Vollformen

Verschmelzungen

+ lokal + temporal

- deiktisch - anaphorisch

Abbildung 1-3: Kontextspezifische Verwendungsweise von spezifischen Vollformen und Verschmelzungen von Präpositionen und bestimmten Artikeln (nach HARTMANN 1980:176-179 zusammengestellt) HARTMANNS Integration pragmatischer Aspekte in die Analyse phonologisch-morphologischer Prozesse stellt einen ersten Schritt in Richtung Pragmatisierung der Dialekte dar, wie sie von SCHLIEBENL A N G E / W E Y D T (1978) und MATTHEIER (1980) gefordert wird. Im Sinne einer Pragmatisierung und soziologischen Fundierung der Dialekte argumentiert auch RICHTER (1979), der die Genese der umgangssprachlichen Form /vensta/ als Reflex bzw. Relikt eines historisch oder dialektologisch systemhaften Sachverhalts begreift, den er Antiparadigma nennt. Während für LASCH bei /vensta/ „Übertragung der falsch aus den Verbformen ,haste, biste, wilste' herausgelösten Anrede der 2. Person

21

1.2 Forschungsstand

vor(liegt)" (LASCH 1928:260), begreift eines Antiparadigmas:

RICHTER

die Form als Element

1. Linguistische Regelsysteme können einer sozialen Realität entsprechen - dies aber nicht in der Weise, daß sprachlich-kommunikative Kompetenz im Wissen entfalteter morphologischer Paradigmen bestünde. Vielmehr besteht sprachlich-kommunikative Kompetenz in der Beherrschung bestimmter (z.B. strategischer) Mittel zur Erreichung von Ausdruckszielen in den Toleranzen eines Ausdrucksmediums (z.B. Teilgebiets gesprochener, geschriebener, gedruckter Sprache; vgl. RICHTER 1978). 2. Linguistische Regelsysteme beschreiben die soziale Realität von Ausdrucksmedien, wenn die Regeln deren Toleranzen definieren. Sind Toleranzen problematisch, haben Regelexplikationen in Alltagskommunikation eine wichtige Funktion. 3. Die alltagssprachliche Explikation problematischer Regeln ist nur zum kleineren Teil metasprachlich. Sie besteht hauptsächlich im uneigentlichen Gebrauch negativ bewerteter Ausdrücke in eigentlicher Rede. Derartige Ausdrücke nenne ich Antiparadigma. 4. Die negative Bewertung der Ausdrücke ist keine mechanische Konsequenz von letztlich ästhetischen Eigenschaften des linguistisch konstruierten Systems, sondern Ausfluß eines (Teil-)Gruppenkonsensus über die Eignung des Mediums zur Erreichung von Ausdruckzielen. 5. Nichtsdestoweniger setzt die Konkretisierung von Antiparadigmen eine soziale oder historische System- (als Medien-)Konkurrenz voraus; sie ist am ehesten möglich bei erkannter Interferenz oder nach gerade erfolgter Restabilisierung eines Mediums. 6. Antiparadigmen sind nicht auf den morphologischen Bereich beschränkt; sie finden sich auch im Bereich der Phonetik, Lexik (vgl. RICHTER 1979), Syntax und Stilistik. (RICHTER 1979:538)

Ebenfalls einen Schritt über die traditionelle Dialektologie hinaus gehen die in der DDR durchgeführten Untersuchungen zur,Berliner Umgangssprache' von D O N A T H u.a. (1981) und BENEKE (1982), die soziolinguistisch fundiert sind. Ziel der empirischen Untersuchung von BENEKE ist es, „Besonderheiten im Bereich mündlicher, nicht offizieller sprachlichkommunikativer Tätigkeit Jugendlicher aller Schichten vor allem auf der lexikalisch semantischen Ebene (nachzuweisen)." (BENEKE 1982:33) B E NEKE führte mit 70 Jugendlichen aus Berlin (Ost) und 40 Jugendlichen aus der Umgebung Berlins einen Test durch, in dem den Informanten drei als ,literatursprachlich', ,jugendspezifisch' und umgangssprachlich' klassifizierte Sprachproben vorgespielt wurden, deren Text von verdeckten Aufnahmen gruppeninterner Gespräche zwischen Jugendlichen entstammte. Nach Vorspielen der Texte sollten die Probanden einen Fragebogen beantworten. In einer zweiten Versuchsreihe wurden sechs Probanden durch Losprinzip ausgewählt. Deren Gespräche zu vorgegebenen Themen mit jeweils einem weiteren Lehrling, dem FDJ-Sekretär sowie dem Leiter der Lehrerausbildung, wurden aufgezeichnet und analysiert. BENEKE kommt zu folgenden Charakteristika der jugendspezifischen ,Berliner Umgangssprache':

22

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

(i) auf der morphologischen Ebene - signifikant häufig auftretende Verwendung von Proklisen - Reduzierung von Präfixen - gelegentlich Kontaminationen. (ii) auf der lexikalisch-semantischen Ebene - jugendspezifische Lexeme (z.B.,Kiste' für Motorrad), - Modewörter (fetzen, urst) - spezifische Begrüßungsformen (Hallo Alter) - Sprachspiele (rassabomba), - Spitznamen, - nördlich von Berlin eher Anglizismen, südlich von Berlin eher Russizismen. Einen geschlechtsspezifischen Einfluß, wie er vergleichbar auch in westlichen soziolinguistischen Untersuchungen festgestellt worden ist, konstatiert BENEKE: „Die männlichen Jugendlichen neigen (...) in stärkerem Maße dazu, die in der Sprache angelegten Möglichkeiten für ökonomisches, lockeres, legeres Sprechen stärker auszunutzen als das bei den weiblichen Jugendlichen der Fall ist." (BENEKE 1982:176) „Die Abhängigkeit der Sprachverwendung von Kommunikationssituationen, von Erwerb und Bewertung der Varietäten überhaupt" (DONATH u.a. 1981:327) an linguistischen Strukturen mit exakten Methoden zu beschreiben sowie deren Korrelation mit außersprachlichen Faktoren nachzuweisen, ist das Ziel der zweiten Studie aus der DDR. Das Sample besteht aus „7 Probanden in insgesamt 30 Kommunikationssituationen" (ibid.: 312). Die 7-20minütigen Gespräche der aus der märkischen Sprachlandschaft stammenden Informanten wurden per Tonband aufgenommen; im Anschluß daran wurden durch einen Fragebogen Daten zum Spracherwerb, zur Sprachkenntnis und zur Sprachbewertung erhoben. Die Informanten kommen aus einer LPG nahe Prenzlau, wo eine stark plattdeutsch gefärbte und berlinische Varietät gesprochen wird. Interessant im Rahmen dieser Arbeit ist die von DONATH u.a. (1981) phonologischphonetische Analyse der Variablen (au), (ei), (s), (ch), (g). Die Autoren konnten mit Hilfe der Implikationsskala die graduelle Diskriminierung der Merkmale feststellen (vgl. Abb. 1-4). Darüber hinaus führten sie einfache Frequenzanalysen der Realisierungen der dialektalen Varianten durch. Aufgrund des Vergleichs sprachlicher Realisierungen der sieben Informanten untereinander durch Vergleich der arithmetischen Mittel und Variabilitätskoeffizienten belegen DONATH U. a. das ,Existenzformenkonzept':

1.2 Forschungsstand

23

Auf der phonetisch-phonologischen Ebene ist im Untersuchungsort wie in anderen Teilen der DDR, in denen eine niederdeutsche Mundart gesprochen wird, eine klare Abgrenzung der Umgangssprache von der Mundart leicht möglich, weil die Umgangssprache weitgehend auf dem Lautsystem der Literatursprache beruht. Deutlich weicht die Mundart von der Umgangssprache hinsichtlich der etymologischen Besetzung der Phoneme und ihrer Frequenz ab. (DONATH u.a. 1981:348)

A k für ch

1. 2. 3. 4. 5.

Text Text Text Text Text

Id IVc IVd IVa IVb

Β t für s

C e für ei

D o für au

E i für ei u für au

X

X

X

X

X

X

X

X

X

-

X

X

X

-

-

X

X

-

-

-

X

-

-

-

-

Abb. 1-4: Implikationsskala fünf berlinischer Varianten einer Sprecherin in Abhängigkeit von verschiedenen Situationen. (Aus: DONATH u.a.

1981:336)

Die Abweichungen sind hinsichtlich ihrer Signifikanz jedoch nicht durch statistische Tests abgesichert; das Sample ist mit sieben Informanten sehr klein, verallgemeinernde Aussagen in ihrer Validität insofern eingeschränkt; die Analyse durch die Implikationsskala und einfache Frequenzanalysen ist im Vergleich zu anderen Analysetechniken ungenau (vgl. hierzu Kap. 4.1). Darüber hinaus besteht das prinzipielle Problem, daß die Differenzierung in ,Umgangssprache' und ,Mundart' über den Kommunikationsradius nur sehr eingeschränkt linguistisch begründbar ist. Dies gilt insbesondere für die an SCHIRMUNSKI orientierte Unterscheidung in ,Berliner Umgangssprache' und ,plattdeutsch gefärbte Mundart', da zahlreiche Merkmale des Berlinischen, wie dargestellt wurde, aus dem Niederdeutschen stammen. So finden sich die Varianten der Variablen (s) wie ,wat', ,det' und ,allet' sowohl im Berlinischen als auch im Plattdeutschen. Eine vergleichende Frequenzanalyse der Variablen beispielsweise im Hinblick auf die Konzepte,Mundart' versus,Umgangssprache' wird somit unmöglich.

24

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

1.3 Traditionelle Dialektologie und Stadtsprachenforschung Während die Studien von D O N A T H u. a. ( 1 9 8 1 ) an dialektologische Traditionen anknüpft, indem in ihr die,Ausstrahlungen der Stadt' (DEBUS 1 9 7 8 ) auf das Land in Ansätzen untersucht werden, ist bis auf die Fallstudie von H A R T M A N N ( 1 9 8 0 ) , in der zudem berlinspezifische Verschmelzungen nur in größerem Rahmen berücksichtigt werden, das gesprochene Berlinisch in der Bundesrepublik unter dialektologischer Perspektive nicht erfaßt worden. Dies hängt in erster Linie damit zusammen, daß im Paradigma der traditionellen Dialektologie heterogene Stadtsprachen mit vertikaler Variation gemieden wurden, stattdessen die horizontale Variation vermeintlich homogener Varietäten erfaßt wurde. Den Ansatzpunkt einer als homogen angenommenen Sprache faßt LASCH ( 1 9 2 8 : 6 ) treffend zusammen: „Freilich dürfen wir nicht die zersetzte Sprache zugrunde legen, die man jetzt häufig hört. Es kann sich nur um eine reine Form handeln." In der Suche nach der ,reinen Form' sehen DITTMAR/SCHLIEBEN-LANGE (1982) den Grund dafür, daß die Städte in der deutschen Dialektforschung „Löcher im Lautgewebe der Landschaft" ( H A A G 1 9 2 9 / 3 0 : 3 4 ) geblieben sind; obwohl inzwischen verschiedene Städtesprachen mit modernen linguistischen Methoden beschrieben worden sind - eine strukturelle Grammatik der Münchner Stadtmundart hat KUFNER ( 1 9 6 1 ) vorgelegt, die Analyse der Stadtkölner Mundart mit Hilfe der ,distinctive-features'Theorie von JACOBSON und HALLE wurde von HEIKE ( 1 9 6 4 ) und G E M MIL ( 1 9 7 6 ) durchgeführt, während KELLER ( 1 9 7 6 ) eine empirische Untersuchung zum Stadtdialekt von Regensburg durchgeführt hat (vgl. dazu DITTMAR/SCHLIEBEN-LANGE/SCHLOBINSKI 1 9 8 2 ) - „meiden heute noch Dialektologen und Linguisten teilweise die empirische Erforschung städtischer Varietäten." (DITTMAR/SCHLIEBEN-LANGE 1 9 8 2 : 9 ) DITTMAR/SCHLIEBEN-LANGE (ibid.: 9 - 1 1 ) sehen die Gründe dafür darin, daß (i) für die meisten Dialektologen vor 1960 die Stadtsprache als ,unrein' galt und daß dieses unreine Mischprodukt als ein Störfaktor im Konzept der als homogen angenommenen Dialekte betrachtet wurde; (ii) die heterogene Stadtsprache mit traditionellen Beschreibungsmethoden nicht mehr erfaßbar war. Das Konzept der Vermessung einer Sprachlandschaft, deren Kartographierung und Partialisierung durch Isoglossen, versagte angesichts des mehrdimensionalen stadtsprachlichen Varietätenraums. Die daraus resultierende Aussparung der Untersuchung von Stadtsprachen „kann als ,Immunisierung' gegen die notwendige Erkenntnis der

1.4 Zusammenfassung, Konsequenzen und Perspektiven

25

,Mehrdimensionalität' sprachlicher Variation verstanden werden: Die Aufgabe der Auffassung von der eindimensionalen Determination der Variation durch die Variable ,Raum' hätte eine weitreichende Öffnung der Dialektologie zur Soziologie und Psychologie zur Folge gehabt." (Ibid.: 10) (iii) Die Konzeption der Dialektologie war einer ,autonomen Linguistik' verpflichtet: Variation aufgrund sozialer Determination wurde als ,freie Variation' und somit als nicht durch Regeln beschreibbar aus Untersuchungen ausgeklammert. (iv) Den dynamischen, sozialen Wandelprozessen in der Stadt wurde sowohl gesellschaftspolitisch als auch methodisch durch Flucht in die Tradition begegnet. Die Berührungsangst mit komplexen städtischen Sprachkulturen legt eine paradoxe Bestimmungsgröße von Paradigmenwechsel in einer Disziplin bloß. Die Antwort auf dynamische neue soziale Entwicklungen - hier: der Städte - ist der häufig ideologisch begründete Rückzug auf ländliche Gebiete, deren sprachliche und soziale Strukturen überschaubar und relativ konfliktarm sind. (Ibid.: 10)

Erst in den letzten Jahren setzt sich bei den Dialektologen die seit Mitte der 60er Jahre in den USA gewonnene Erkenntnis durch, Pragmatik und Soziologie in die Dialektologie zu integrieren (vgl. WEYDT/SCHLIEBENLANGE 1978, MATTHEIER 1980, SCHEUTZ/HAUDUM 1982). MATTHEIER (1980) kommt zu ähnlichen Einschätzungen wie DITTMAR/SCHLIEBENLANGE (1982) und zieht daraus drei zentrale Konsequenzen für die Dialektologie: (i) Die Dialektologie darf sich nicht länger auf die Beschreibung der räumlichen Verteilung regional bedingter Varietäten beschränken. (ii) Die Dialektologie muß Dialektpragmatik und Dialektsoziologie mit umfassen. (iii) Die Dialektologie bildet zusammen mit der Sprachwandelforschung, der Sprachsoziologie oder Sprachlehrforschung den Kernbereich einer neuen Linguistik, die Methoden konzipieren muß, mit dem die Einschränkung der Homogenitäts- und Synchronieforschung der strukturalistischen Sprachwissenschaft überwunden werden können. Eine solche ,neue Linguistik' sollte man,Variationslinguistik' nennen. (MATTHEIER 1980:200)

1.4 Zusammenfassung, Konsequenzen und Perspektiven Im ersten Kapitel wurde ein Aufriß der sprachgeschichtlichen Entwicklung der Berliner Varietät und des Forschungsstandes gegeben. Aus den Ausführungen ist vor allem folgendes festzuhalten:

26

1. Anmerkungen zur Sprachgeschichte und zum Forschungsstand

1. Die Herausbildung des Berlinischen auf der Grundlage von Diffundierungsprozessen zwischen dem Obersächsischen und dem Mittelniederdeutschen führte dazu, daß die Verteilung einzelner lautlicher Merkmale lexikalisch restringiert ist. Der niederdeutsch fundierte lexikalische Input hat für die Untersuchung zur Folge, daß bei der synchronen Analyse zur phonologischen Variation die diachrone Komponente, sprachlich gegeben durch das lexikalische Paradigma, berücksichtigt werden muß (vgl. hierzu auch M A T T H E I E R 1 9 8 3 ) . 2. Das Berlinische ist eine Stadtvarietät, die im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vorwiegend an das Proletariat gebunden war. 3. Die Berliner Varietät hat sich auf der Folie zweier divergierender Gesellschaftssysteme entwickelt mit der Folge einer politisch geteilten Kommunikationsgemeinschaft. 4. Faßt man die bisherigen Untersuchungen zum Berlinischen zusammen, so läßt sich festhalten, daß in fast allen Untersuchungen die Materialbasis entweder aus schriftsprachlichen Dokumenten, aus empirisch erhobenen, graphische Repräsentationen der gesprochenen Sprache darstellenden Sprachdaten, aus Fragebogenerhebungen oder aus Hörbelegen besteht. Feine Stratifikationen der Berliner Varietät innerhalb der heterogenen Sprachgemeinschaft sind mit modernen Methoden der Datenerhebung und -auswertung bisher nicht untersucht worden. Gegenüber den zahlreichen Publikationen zum Berlinischen im populärwissenschaftlichen und belletristischen Bereich, und gegenüber den zahlreichen Stadtsprachenuntersuchungen im Ausland ist ein Versagen bei denjenigen zu konstatieren, die sich mit der Varietät Berlinisch aufgrund ihres Forschungsansatzes hätten auseinandersetzen müssen: den Dialektologen. Während im deutschsprachigen Raum die Dialektologen den Stadtsprachen relativ passiv gegenüberstanden, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten in den USA ein Forschungsparadigma entwickelt, das in den Stadtsprachen ein ideales Forschungsfeld sieht: die ,soziale Dialektologie' oder auch ,Variationslinguistik'. Die vorliegende Untersuchung steht in diesem Paradigma, in dem 1. möglichst informelle Sprache zum Gegenstand der Untersuchung gemacht wird, 2. die Heterogenität der Sprachgemeinschaft reflektiert wird und 3. die Variabilität des Sprachsystems nach außer- und innersprachlichen Faktoren beschrieben wird. Im nächsten Kapitel werden einige grundlegende Aspekte dieses Paradigmas dargestellt.

2. Grundlegende Aspekte der Variationslinguistik Piene Encrevé: - William Labov, quell est l'orientation de vos travaux récents, et tout d'abord peut-on les qualifier de sociolinguistiques? William Labov: - Je ne dirais pas que je fais de la sociolinguistique. Je fais de la lingustique. Mon travail s'organise essentiellement autour de trois axes qu'on peut distinguer par commodité, mais qui sont inséparables: l'étude des données de la langue spontanée, l'analyse des changements linguistique en cours et, plus récemment, l'observation des usages de la langue dans le réseaux sociaux. In: Actes de la recherche en sciences sociales 46/1983:67

,Variationslinguistik' wie sie MATTHEIER (1980) als Weiterentwicklung der traditionellen Dialektologie fordert, wird innerhalb der Soziolinguistik als ,soziale Dialektologie' (LABOV 1972a), ,als korrelative Soziolinguistik' (AUWÄRTER 1981) als quantitatives' bzw. ,Labovsches Paradigma' ( R O MAINE 1982a), als Soziolinguistik im engeren Sinne (DITTMAR 1982, SCHÖNFELD 1983) bezeichnet. Die soziale Dialektologie als Forschungsparadigma entwickelte sich insbesondere auf der Folie der Beschäftigung mit dem Varietätenraum ,Stadt'. Bahnbrechende Untersuchung hierzu, der zahlreiche Studien folgten (vgl. dazu DITTMAR/SCHLIEBEN-LANGE 1982, DITTMAR/SCHLIEBENLANGE/SCHLOBINSKI 1982), war die Untersuchung zum Sprachgebrauch in New York von LABOV (1966). Objekt der Beschreibung wird nun nicht mehr - wie zuvor in der traditionellen Dialektologie - die,reine' = homogene Sprache des angestammten' Sprechers, der nach der Suchstrategie: ,Finde den typischen Sprecher' ausfindig gemacht werden mußte, sondern die heterogene Sprache einer heterogenen Sprachgemeinschaft. Die Sprecher, deren sprachliche Varietät untersucht werden soll, werden im sozialen Kontext einer Sprachgemeinschaft lokalisiert, denn dort findet sich eine Spannbreite von sprachlichen Stilen, Registern, Dialekten, Soziolekten etc. Sprachliche Heterogenität „is an integral part of the linguistic economy of the community, necessary to satisfy the linguistic demands of every-day life." (LABOV 1981b:197) Die Annahme, daß Sprache und Sprachgemeinschaft prinzipiell heterogen sind, führte zu weitreichenden Konsequenzen sowohl für die Feldforschung als auch für eine Sprachtheorie, in der Sprachsystem und Sprachwandelprozesse integriert sind, und zu zahlreichen Ergebnissen.

28

2. Grundlegende Aspekte der Variationslinguistik

Methodische Fortschritte und Ergebnisse der letzten zwei Jahrzehnte, die in der sozialen Dialektologie erzielt wurden, sind vielfach dargestellt worden: LABOV 1972a, 1977,1981a, CHAMBERS/TRUDGILL 1980, D r r r MAR 1 9 7 3 , 1 9 8 2 , 1 9 8 3 a , D I T T M A R / S C H L I E B E N - L A N G E 1 9 8 2 , D I T T M A R / SCHLIEBEN-LANGE/SCHLOBINSKI 1 9 8 2 , ROMAINE 1 9 8 0 a , HUDSON 1 9 8 0 ,

LAVANDERA 1 9 7 4 , 1 9 8 1 , FASOLD 1984, SANKOFF 1980. Es soll an dieser

Stelle deshalb auf eine nochmalige detaillierte Darstellung der sozialen Dialektologie im Hinblick auf Feldexperimente und ausgewählte Ergebnisse verzichtet werden. Stattdessen wird im folgenden in einem kurzen Aufriß der grammatiktheoretische Unterbau der im Labov-Paradigma1 durchgeführten Untersuchungen so weit expliziert, wie es für die Darstellung von Variationsanalysen (Kap. 4) und die kritische Diskussion dieses Paradigmas notwendig ist.

2.1 Zum strukturfunktionalistischen Ansatz beim Studium der Sprache im sozialen Kontext In Anlehnung an SAUSSURE nimmt MARTINET (1963) in seinen Grundzügen der allgemeinen Sprachwissenschaft eine zweifache Gliederung (double articulation) der Sprache an: Die erste Gliederung der Sprache ist diejenige, nach welcher jede Erfahrungstatsache, die übermittelt werden soll, jedes Bedürfnis, das man anderen zur Kenntnis bringen möchte, in einer Folge von Einheiten zerlegt wird, die jede eine lautliche Form und eine Bedeutung haben. (MARTINET

1963:21)

Die Bedeutung einer solchen Einheit (Monem) ist konventionell geregelt und gemeinsam geteiltes Wissen der Mitglieder einer Sprachgemeinschaft. Das Monem hat wie jedes sprachliche Zeichen ein Signifikat: seine Bedeutung (sense) bzw. seinen Wert (valeur), z.B. „Kopf" und einen Signifikanten, durch den es manifestiert wird, z. B. /Kopf/; es besteht darüber hinaus aus Einheiten der zweiten Gliederungsebene, den Phonemen (z.B. /k/, /o/, /pf/), durch die das sprachliche Zeichen in eine Folge disjunkter lautlicher Einheiten zerlegt werden kann. Im Sinne MARTINETS ließe sich LABOVS Ansatz als eine Art dritte Gliederung der Sprache denken: dem Phonem, gleich soziolinguistische Variable (z.B. /pf/) wird eine soziale Bedeutung zugeordnet, dessen for-

1

Ich werde den prinzipiellen Stellenwert des Labov-Paradigmas oder auch quantitativen Paradigmas' an Labovs Arbeiten exemplarisch darstellen.

2.1 Z u m strukturfunktionalistischen Ansatz

29

male Repräsentation die Realisierung dieser Phoneme (ζ. B. [pf] und [p] ) sind. Das Gedankenspiel hinkt jedoch in zweifacher Hinsicht. Während MARTINET zwischen Signifikat und Signifikant eines sprachlichen Zeichens als doppelseitige Einheit unterscheidet, realisiert sich in den Ausprägungen des Phonems zugleich dessen soziale Bedeutung. Die Aussprache des ,g' in Berlin als velarer Verschlußlaut kann nach dem Labov-Paradigma als Prestigemerkmal gekennzeichnet werden, mit dem ein spezifischer sozialer Status assoziiert ist, die Aussprache des ,g' als stimmhaft palatale Spirans ist demgegenüber mit einem Stigmatisierungspotential verbunden (vgl. Kap. 4.2.2). Die soziale Bedeutung des Phonems /g/ manifestiert sich in seinen verschiedenen Ausprägungen. Stellt man sich die doppelseitige Einheit Monem als eine Münze vor, so repräsentierte die eine Seite die Bedeutung des Monems, die andere seine formale Darstellung. Das Phonem als soziolinguistische Variable jedoch wäre dann eine Münze, deren beide Seiten Form und spezifische soziale Bedeutung repräsentierten. Bei soziolinguistischen Variablen sind den Allophonen eines Phonems differenzierte soziale Bedeutungen zugeordnet, die sich in sozialen und stilistischen Variationen niederschlagen. Die soziolinguistische Variable nicht als dritte Gliederung der Sprache zu konzipieren, dafür spricht ein weiteres. Bei MARTINET wird die Bedeutung eines Zeichens innerhalb des Sprachsystems aus der semantischen Struktur expliziert. Die soziale Bedeutung, wie sie von LABOV Elementen des Sprachsystems zugeordnet wird, ergibt sich aus einer spezifischen Verknüpfung von Sprach- und Sozialstruktur. 2 Sowohl das sprachliche als auch das soziale System werden als funktionale und strukturale Systeme funktional miteinander verkettet. Die soziale Bedeutung eines sprachlichen Elements resultiert aus der Entscheidungsvorschrift, wie Sprach- und Sozialstruktur miteinander zu koppeln sind. Die Konjunktion beider Systeme setzt klare Modellannahmen über die jeweiligen Systeme voraus. Aus der prinzipiellen Fundierung der Labovschen Soziolinguistik, nach der das sprachliche und soziale System aufeinander abgebildet werden, erklärt sich die Differenzierung in die Paradigmen der innersprachlichen und außersprachlichen Variationsanalysen. Im ersteren werden intrasystemische Sprachprozesse als kontinuierliche und

2

„Thus Martinet develops what we may call a catastrophic' view of the relations ad social and linguistic events. H e argues that extraordinary social upheavals can disturb the linguistic equilibrium at rare intervals, setting of a wave of linguistic readjustments in which purely internal factors govern the succession of changes over .years, centuries, and millennia'." (LABOV 1972a:265)

30

2. Grundlegende Aspekte der Variationslinguistik

diskontinuierliche Veränderungen innerhalb des Sprachsystems untersucht, im letzteren intersystemische Sprachprozesse, die sich auf das Verhältnis des Sprachsystems zum Sozialsystem beziehen. Unser Ansatz z u m Studium der Sprache betrifft zu einem großen Teil die Isolierung von invarianten, funktionalen Einheiten sowie die invarianten Strukturen, die diese Einheiten in Beziehung setzen. Mit diesem Ansatz zur Analyse von Sprache sind schon beträchtliche Fortschritte gemacht worden, aber auf vielen Gebieten haben wir einen Punkt erreicht, der einen anderen Ansatz erforderlich macht: einen Ansatz, bei dem eher die Variablen als die konstanten Merkmale der Sprache im Mittelpunkt stehen. Die empirische Untersuchung sprachlicher Varianten zeigt uns, daß sprachliche Struktur nicht auf die invarianten funktionalen Einheiten wie Phoneme, Morpheme, Tagmeme beschränkt ist; es gibt vielmehr eine Ebene der variablen Struktur, die ganze Systeme funktionaler Einheiten zueinander in Beziehung setzt und die die Distribution subfunktionaler Varianten innerhalb jeder funktionalen Einheit regelt. Aus diesem Typus einer variablen Struktur wird so auf einer subtileren Beobachtungsebene ein neuer Typus einer invarianten Struktur. (LABOV 1980a:77)

LABOV vertritt einen ,strukturfunktionalistischen Ansatz', indem er dem Prinzip der funktionalen Äquivalenz folgt sowie den strukturalistischen Prinzipien, nach denen Sprache in ihrer Diversität durch Oppositionsbeziehungen zergliedert werden kann: It was one of the liberating effects of structural linguistics that it made possible the treatment of a language as a unique and closed system whose members are defined by opposition to each other and by their functions with respect to each other, not by anything outside of the system. (WEINREICH 1 9 5 4 : 3 8 8 )

Die sprachliche Struktur stellt sich dar als eine Anordnung von sprachlichen Elementen, die selbst variabel sind. Teilstrukturen stehen in funktionalen Zusammenhängen zu über- und untergeordneten Strukturen, bilden Strukturen in der Struktur. Das Sprachsystem als Systemganzes kann als Ordnung der Ordnungen begriffen werden. Aufgrund der Komplexität des strukturellen Zusammenhanges können nicht alle Faktorenzusammenhänge des Sprachsystems erfaßt werden, sondern nur solche, die in einer gewissen Regelmäßigkeit auftreten und die im Systemvergleich als kleinste gemeinsame Nenner in Erscheinung treten. Deshalb werden spezifische linguistische Elemente isoliert und quantifiziert. Über die Quantifizierung wird die variable Struktur invarianter Elemente in das Sprachsystem integriert. Variabilität ist hierbei nicht als,willkürlicher' ZufaÜsprozeß zu verstehen, sondern als systematischer Aspekt der sprachlichen Struktur. Das Zufällige: im soziolinguistischen Sinne das, was als ,free variation' galt, wird vorhersehbar. Uber die Quantifizierung wird einem strukturellen Element (x) des Sprachsystems eine Vorkommenswahrscheinlichkeit zugeordnet. Für andere, ζ. B. in syntagmatischer Beziehung stehende Ele-

2.1 Zum strukturfunktionalistischen Ansatz

31

mente (in praxi in der Regel phonologische Kontextbedingungen) können ebenfalls Vorkommenswahrscheinlichkeiten ermittelt werden, die wiederum die Vorkommenswahrscheinlichkeit des Elementes (x) beeinflussen. So entsteht ein komplexes, variables System von sich gegenseitig bedingenden strukturellen Elementen, die in funktionalen Relationen zueinander stehen. Entscheidend ist, daß sich das Sprachsystem nicht in einer isomorphen Relation auf die empirische Wirklichkeit bezieht, sondern auf ein konstruiertes, vom konkreten Sprechen und konkretem Sprechereignis abgelöstes Modell, das eine Annäherung an die Wirklichkeit erlauben soll. Strukturelle Abhängigkeiten im Sprachsystem, die wahrscheinlichkeitstheoretisch fundiert sind, existieren außerhalb des konkreten Sprachgebrauchs; sie reflektieren in spezifischer Weise angeordnete Durchschnittswerte und sind modellabhängig. Wie in Kap. 4.1.2 dargestellt wird, ist die optimale Modellbildung eine optimale Annäherung an das auf empirischer Basis quantifizierte Sprachsystem. Sprachinhärente Variationsanalysen sind somit Systemanalysen des Sprachsystems, die komplexe Strukturen des Sprachsystems erlauben, zu konstruieren, und die somit gleichzeitig eine Annäherung an die äußerst komplexe Struktur der Sprache gestatten. In Variationsanalysen werden letztlich statistische Modelle aufgestellt, die statistische Daten, mit anderen Worten, eine große Anzahl von gesammelten sprachlichen Tatsachen voraussetzen. Während LABOV das Sprachsystem als variables strukturelles Gefüge konzipiert, wird das System der gesellschaftlichen Organisation durch statische Strukturen konstruiert.3 Soziale Faktoren werden als konstante Faktoren innerhalb des gesellschaftlichen Systems begriffen und durch Schnitte aus dem komplexen System extrahiert. Der soziale Faktor G e schlecht' wird aufgrund äußerer, weil biologischer Merkmale konstruiert, der Faktor ,Alter' aufgrund eines linearen und somit quantifizierbaren Zeitbegriffes, der Faktor, soziale Schicht' aufgrund meßbarer Kriterien wie Berufsbildung, Einkommen etc. Die durch Operationalisierung konstruierten sozialen Faktoren bilden eine homogenisierte Struktur gleicher und als invariant angenommener Elemente. Die Konzeption der sozialen Struktur als invariable mit invarianten Elementen hängt von der prinzipiellen Fragestellung der Forschung im Labov-Paradigma ab. Sprachliche Strukturen werden als abhängigvon der Sozialstruktur analysiert; die Kopplung des Sprachsystems mit dem System der gesellschaftlichen Organisation 3

Es wäre allerdings falsch, LABOVS Ansatz generell auf die statische Komponente zu reduzieren, da er ebenfalls interaktionistische Studien durchgeführt hat (vgl. LABOV 1972a, LABOV/FANSHEL 1977).

32

2. Grundlegende Aspekte der Variationslinguistik

erfolgt über Dependenzstrukturen, praktisch über statistische Korrelationsund Abhängigkeitsrelationen. Die Forscherperspektive ist eine primär linguistische: die Sprachstruktur wird als variable Struktur begriffen, deren Variabilität von sprachsysteminternen und -externen Faktoren determiniert wird. Entscheidende Frage ist, wie die komplexen Faktoren ineinandergreifen und sich aus einer variablen Struktur ,ein neuer Typus einer invarianten Struktur' begreifen läßt.

2.2 Sprach variation und Sprach wandel Variationsanalysen im quantitativen Paradigma werden als intrasystemische Prozesse (sprachinhärente Variation) durchgeführt, der Zusammenhang von sozialer Bedeutung und sprachlicher Variation als intersystemische Prozeßanalysen zwischen Sprach- und Sozialstruktur. Die Analyse von innersprachlicher und außersprachlicher Variation wird im LabovParadigma unter einem übergeordneten Gesichtspunkt behandelt: der Sprachwandelforschung. Die Begründung hierfür liegt zum einen in der dialektologischen und sprachhistorischen Tradition, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht so stark getrennt waren und an die LABOV (1980a:95ff.) anknüpft, zum anderen aber in dem von LABOV angenommenen Systembegriff der Sprache selbst. Das Sprachsystem als über die Komponente Variabilität dynamisches System impliziert - wie jedes dynamische System - die mögliche Ablösung bestehender Strukturen durch neue, wenn die dynamische Komponente die Oberhand gewinnt. Sprachvariation und Sprachwandel sind deshalb nicht voneinander zu trennen: „Change implies variation; change is variation" (LABOV 1981b:199), indessen Variabilität in der Sprachstruktur nicht Sprachwandel impliziert. Nach LABOV geht der Sprachwandel in drei Stufen vor sich: Am Anfang (origin) eines Wandels steht eine von zahlreichen Varianten, deren Gebrauch auf wenige Sprecher beschränkt ist; der fortschreitende Wandel (propagation) erfolgt aufgrund der Übernahme der speziellen Variante von Sprechern aufgrund sozialer Interaktionen; durch die Beseitigung konkurrierender Varianten wird der Sprachwandelprozeß beendet (completion). Das Voranschreiten des Sprachwandels wird sichtbar und meßbar „by changes in the relative frequencies of the variants and changes in their environmental constraints." (Ibid.: 199) Das fundamentale Problem bei der Untersuchung von Sprachwandelprozessen besteht für Dialektologen und Soziolinguisten darin, „that they are handicapped by the shallowness of their temporal perspective." (Ibid.: 199) Ideal wäre eine Analyse

2.2 Sprachvariation und Sprachwandel

33

des Sprachwandels als Querschnittsvergleich - auch hier zeigt sich markant L A B O V S strukturfunktionalistischer Ansatz - d.h., die Messung der Differenz zweier Strukturaufnahmen des Sprachsystems einer festgelegten Anzahl von Sprechern, von denen die eine vor, die andere nach einem längeren Zeitintervall gemacht wird (,real-time'-Analyse). Aus der Strukturdifferenz ließe sich der Sprachwandel ablesen. Da dies jedoch praktisch nicht möglich ist, wird der Sprachwandel in ,apparent time' untersucht. Damit ist gemeint, daß eine Anzahl von älteren und jüngeren Sprechern zum gleichen Zeitpunkt t 0 sprachlich fixiert werden. Es wird angenommen, daß die Differenzen der Sprachstruktur zwischen älteren und jüngeren Sprechern Resultate des Sprachwandels sind bzw. ihn widerspiegeln. L A B O V hat fünf zentrale Problemkomplexe zum Studium des Sprachwandels formuliert, die sich als Gegenstandsbereiche überlappen. 1. „The constraints problem: what are the general constraints on change, if any, that determine possible and impossible changes and directions of change." ( L A B O V 1981b:205) Ausgangsfrage ist hier, ob Formen gefunden werden können, die sich nicht wandeln und ob die Bedingungen der Sprachwandelprozesse universell sind oder nicht. Aus dem ,meat/matemerger' Problem ( M I L R O Y / H A R R I S 1980), wo die Autoren feststellen konnten, daß die ursprüngliche Aussprache von (meat) gleich (mate) im 16. Jahrhundert wieder bei älteren Belfaster Sprechern lokalisiert werden konnte, läßt sich schlußfolgern, daß die Annahme der Universalität von sprachlichen Formen aufzugeben ist und daß das „constraint problem should be merged with the embedding problem". ( L A B O V 1981b:236) 2. „The transition problem: how by what route does language change." (Ibid.: 206) Die Richtung von Sprachwandelprozessen kann auf zwei Ebenen verfolgt werden: (i) quer durch die Sprachgemeinschaft und (ii) quer durch grammatische Strukturen. Die Richtung des Sprachwandels quer durch die Sprachgemeinschaft läßt sich durch vier Punkte charakterisieren: (i) Kinder lernen Basisregeln (underlying forms) von ihren Eltern; (ii) ,Higher level rules' werden unter dem Einfluß von Peer groups später zusätzlich erworben; (iii) Jeder Einfluß von Peer groups auf Oberflächenregeln und die ReDistribution der Basisformen scheint unregelmäßig zu sein; (iv) Der Wandel von Basisregeln durch den Erwerb eines ,superposed' Dialekts im späteren Leben verläuft unregelmäßig. Die Richtung des Wandels sprachlicher, speziell lautlicher Formen quer durch das grammatische System reflektiert L A B O V (1981c) über die Frage,

34

2. Grundlegende Aspekte der Variationslinguistik

ob in der Evolution des Lautsystems das Wort oder der Laut als Basiseinheiten des Wandels anzusehen sind. Während die Junggrammatiker die These vertraten, daß der Lautwandel Wort für Wort voranschreitet, also phonetisch graduell und lexikalisch abrupt, wurde von W A N G / C H E N G (1977) ein Gegenmodell (Lexical diffusion) aufgestellt: „We hold that words change their pronunciation by discrete, perceptible increaments (i.e. phonetically abrupt), but severally at a time (i.e. lexically gradual)." ( W A N G / C H E N G 1977:150) Aufgrund einer sehr differenzierten und komplexen Analyse des kurzen /a/ im Philadelphia Projekt (vgl. LABOV 1981C, 1980b) kommt LABOV ZU dem Ergebnis, daß die Sprecher der Sprachgemeinschaft zwei distinktive lexikalische ,entries' für das gespannte und ungespannte kurze /a/ haben. „If the tensing of short /a/ does involve a lexical split, then it would follow inevitably that further progress in that split must take place by a lexical distribution." (LABOV 1981C:293) LABOV schlußfolgert aus seinen Analysen, daß die Gegenüberstellung der Positionen zum Lautwandel (phonetisch graduell und lexikalisch abrupt versus lexikalisch graduell und phonetisch abrupt) unfruchtbar ist: „The whole array of sound change will undoubtedly show many intermediate combinations of these properties or discretness, abstractness, grammatical conditioning, and social conditioning." (Ibid.: 204) 3. Als zentrales und übergreifendes Problem stellt sich das ,embedding problem': „how is a given language change embedded in the surrounding system of linguistic and social relations?" (LABOV 1981b:206) Die Bedeutung der linguistischen Faktoren auf Sprachwandelprozesse wurde in den ersten beiden Punkten deutlich. Aus der sozialen Matrix, die den Sprachwandelprozeß beeinflußt, wurden bisher die Faktoren Alter, Geschlecht, soziale Schicht, soziales Netzwerk, Ethnizität und Stadt vs. Land untersucht. Insbesondere durch Stadtsprachenuntersuchungen wurde belegt, daß jüngere Sprecher innovativer sind, Frauen sensibler auf prestigebesetzte Formen reagieren und führend im Sprachwandel sind. Paradebeispiel der sozialen Stratifikation ist das von LABOV (1966) an der phonologischen Variablen (r) festgestellte hyperkorrekte Sprachverhalten der unteren Mittelschicht in New York, deren r-Aussprache die der Oberschicht übersteigt und die deshalb als führende soziale Schicht im Sprachwandel gelten kann. Der Faktor ,soziales Netzwerk' ist erst durch eine neuere Untersuchung (MILROY 1980) stärker in den Blickpunkt der Forschung gerückt.4 MILROY (1980) konnte feststellen, daß mit dem Aufbrechen

4

Vgl. hierzu

AFENDRAS ( 1 9 7 9 )

und

DITTMAR/SCHLOBINSKI ( 1 9 8 5 ) .

2.3 Die soziolinguistische Variable

35

sozialer Netzwerke und dem damit verbundenen Werte- und Normensystem Sprachwandelprozesse ausgelöst werden (vgl. Kap. 3.3.1.2). Soziale und linguistische Faktoren sind Motoren eines dynamischen Sprachwandels, die - wenn auch analytisch getrennt - „are closely interrelated in the development of language change. Explanations which are confined to one or the other aspect, no matter how well constructed, will fail to account for the rich body regularities that can be observed in empirical studies of language behaviour." (LABOV 1981b:260) 5. „The actuation problem: why did a given linguistic change occur at the particular time and place that it did?" (ibid.: 207) Das Problem, wann sich sprachliche Strukturen zu welchem Zeitpunkt und in welcher Umgebung ändern, ist ein zentrales Problem des Sprachwandels, dessen Erklärung von den vorangehenden Problemen abhängt. Im Rahmen der Untersuchung von Sprachwandelprozessen des Sprachsystems, ist die Analyse von sprachlicher Variation das Fundament, von dem aus Sprachwandelprozesse in ihrer Richtung und Bedingtheit lokalisiert werden können. Sprachvariationen kennzeichnen Struktureigenschaften des Sprachsystems, die linguistisch und sozial determiniert sind, Sprachwandelstadien Resultate von komplexen Variationen.

2.3 Die soziolinguistische Variable als Grundelement in der Variationslinguistik Ideal wäre es für Linguisten, eine Varietät im Ganzen im Hinblick auf variable Strukturen zu untersuchen. In der Praxis jedoch kann das Untersuchungsobjekt Sprache nur an ausgewählten Teilstrukturen analysiert werden. Dies setzt die Isolierung funktionaler Elemente des Sprachsystems voraus. (Vgl. hierzu WEINREICH 1954.) Welche linguistischen Strukturen man auch immer untersuchen will: „Man muß eine geschlossene Klasse, oder genauer: eine Algebra, aufstellen, die die Definition linguistischer Kategorien und ihrer Abgrenzungen (,boundaries') erlaubt." (LABOV 1980a:IX) Innerhalb der Soziolinguistik werden abgrenzbare Elemente des Sprachsystems „which co-varies not only with other linguistic elements, but also with a number of extra-linguistic independent variables such as social class, age, sex, ethnic group or contextual style" (MILROY 1980:10) als soziolinguistische Variablen definiert.5 Als soziolinguistische 5

In diesem Sinne definieren die soziolinguistische Variable auch CHAMBERS/TRUDGILL (1980:62) und HUDSON (1980:24). THELANDER (1982:67) unterscheidet zwischen Mikro-

36

2. Grundlegende Aspekte der Variationslinguistik

Variablen wurden vorwiegend phonologische Variablen untersucht, in jüngster Zeit jedoch auch syntaktische (CHESHIRE 1982, POLICANSKY 1982, ROMAINE 1982a).6 Der Klassifizierung soziolinguistischer Variablen liegt, wie im ersteren Teil des Kapitels ausgeführt worden ist, ein strukturfunktionalistischer Ansatz zugrunde. Um eine phonologische Variable zu definieren, „müssen wir (a) das gesamte Spektrum der linguistischen Kontexte angeben, in dem sie vorkommen kann, (b) so viele phonetische Varianten definieren, wie wir vernünftigerweise unterscheiden können, (c) einen qualitativen Index aufstellen, um die Werte der Variablen zu messen." (LABOV 1980:50)

ad (a) Die Bestimmung der phonologischen Kontexte oder der lexikalischen Inputs, die als phonologische Kontexte sui generis zu definieren sind, ist notwendig, um für einen, wie auch immer konstruierten Index die Zahl Ν der Menge A aller möglichen Varianten einer Variablen zu erfassen. Geht man wie üblich vom arithmetischen Mittel als geeignetem Schätzwert aus, so entspricht die Zahl Ν allen möglichen Realisierungen der Variablen (x), also dem Nenner des arithmetischen Mittels. Die Schwierigkeit besteht empirisch darin, die Menge A, die sich je nach den Kontexten aus zahlreichen Teilmengen zusammensetzt, eindeutig zu bestimmen. Dieses Problem ist durch idealisierte Regelanwendungen in der traditionellen Dialektologie weitgehend vernachlässigt worden. Es läßt sich ferner zeigen, daß die Bestimmung der Kontexte einer Variablen auch deshalb notwendig ist, weil für die Analyse einer phonologischen Variablen mit sprachexternen Faktoren, die Analyse sprachinterner Variation, notwendige Voraussetzung sein kann. Dieses Problem ist in zahlreichen soziolinguistischen

6

und Makro-Variablen. Mikro-Variablen „constitute the minimal units of sociolinguistic variation. A correctly demarcated microvariable will not permit a subdivision by intralinguistic criteria such that the proportions of the variants will differ significantly between sub-sets." Nach dieser Definition werden aber interaktive Effekte zwischen inner- und außersprachlichen Faktoren aus der Analyse herausgenommen. Ich gehe im folgenden von der oben angeführten Definition der soziolinguistischen Variablen aus. Es besteht das prinzipielle Problem, ob für eine syntaktische Variable „the referential m e a n i n g is h e l d t o b e t h e s a m e f o r all v a r i a n t s . " (LAVANDERA 1 9 7 8 : 1 7 6 ) CADIOT ( 1 9 8 2 )

konnte am Beispiel des Gebrauchs von frz. ,de' und ,pour' die Schwierigkeiten bei der Isolierung einer syntaktischen Variablen aufzeigen. Der funktionale Gebrauch dieser Varianten in Abhängigkeit vom außersprachlichen Faktor Stil belegt, daß die syntaktische Variation nicht nur ein Phänomen der Oberfläche ist', sondern in Diskurszusammenhängen, also unter Rückbezug auf die Pragmatik, untersucht werden muß. Auf die mit einer syntaktischen Variablen verbundenen Probleme wird im weiteren nicht eingegangen, da den folgenden Analysen phonologische Variablen zugrunde liegen.

37

2.3 Die soziolinguistische Variable

Untersuchungen nicht berücksichtigt worden (z.B. bei M I L R O Y 1 9 8 0 ) . Gehen wir von einem konstruierten, modellhaften Beispiel aus. Nehmen wir zunächst an, eine phonologische Variable (x) mit den Varianten (x-1) und (x-2) hinge von zwei Wortklassen Wi und W2 ab und sei wie folgt stratifiziert:

Wi



Abb. 4-3: Regelnotationen am Beispiel der Rundungsregel im Berlinischen

Die kategorischen und optionalen Regeln sind im Paradigma der generativen Phonologie mental verankerte Regeln; sie reflektieren die Kompetenz eines Sprechers, und virtuelle: sie spiegeln die Kompetenz des Forschers wider. LABOVS fundamentale Annahme bestand darin, daß die Wahrscheinlichkeit der Realisierung einer Regel - hier der Rundungs-Regel einerseits von innersprachlichen Faktoren abhängt, z.B. davon, ob dem Phonem /i/ ein /ml, /r/, /l/ oder /J/ folgt, andererseits von außersprachlichen Faktoren wie Schicht, Alter etc. Der phonologischen Regel wird eine Ausgangswahrscheinlichkeit zugeordnet, die eine Funktion von der Realisierung der Regel in Abhängigkeit von inner- und außersprachlichen Faktoren darstellt. Den Funktionswerten pi, p j , . . . , p n , die die Anwendungswahrscheinlichkeit der Regel determinieren, liegen empirisch ermittelte relative Häufigkeiten zugrunde, mit

76

4. Quantitative Analysen zur Sprachvariation

denen in der Regel über die Maximum-Likelihood-Funktion 3 die unbekannten Parameter ρ j , . . . , p n geschätzt werden. Die Überlegungen, die an diese Grundannahmen anknüpfen, beziehen sich darauf, w i e die Schätzwerte in das phonologische Regelmodell zu integrieren sind. Als erstes Modell der Variablenregelanalyse wurde von LABOV (1969) das additive Modell vorgeschlagen. (1) ρ = po + pi + pj + . . . + pk (additives Modell) Die Anwendungswahrscheinlichkeit einer Regel setzt sich aus den Parametern p i , . . . , p n , die phonologische, morphologische oder auch syntaktische Beschränkungen (constraints) repräsentieren, und einem konstanten ,input parameter' p 0 zusammen, der als Korrekturfaktor eine Funktion der sozialen Parameter ist. Uber den Faktor p 0 werden bei LABOV außersprachliche Faktoren in die Regel integriert. Das additive Modell hat jedoch den Nachteil, daß die Gesamtwahrscheinlichkeit p, die sich aus der Summe der Einzelwahrscheinlichkeiten ergibt, Werte annimmt, die größer als 1 bzw. kleiner als 0 sind, was den Grundaxiomen der Wahrscheinlichkeitstheorie widerspricht. Aus diesem Grund wurde von SANKOFF U. a. das multiplikative Modell entwickelt. (2) ρ = Po x Pi x Pj x · · · x Pk (multiplikatives Anwendungsmodell) (2') (1-p) = (1-po) x ( 1—pi) x (1—pj) x . . . x (1-pk) (multiplikatives Nicht-Anwendungsmodell) 4 Mit Hilfe des multiplikativen Modells können kombinierte Effekte der phonologischen Bedingungsfaktoren auf die Regelanwendung beschrieben werden. Jedem phonologischen Merkmal (vorangehender, folgender Kontext) wird ein spezifischer Effekt auf die Regelanwendung zugeschrieben. Wenn die beobachteten Werte im statistischen Sinne gut mit den erwarteten korrespondieren, dann stellt das multiplikative Modell eine gute Anpassung an die Daten dar. Die Anwendung des multiplikativen Modells haben ROUSSEAU/SANKOFF (1978:59) an einer vereinfachten Form der Kopula-Tilgung, wie sie von LABOV beschrieben worden ist, demonstriert (vgl. Tab. 4-1).

3

Das Maximum-Likelihood-Prinzip zur Schätzung eines unbekannten Parameters (MLSchätzung) besagt, daß man aus einem Stichprobenergebnis denjenigen Schätzwert für den unbekannten Parameter zu wählen hat, unter dem die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Stichprobenergebnisses am größten ist (vgl. hierzu BAMBERG/BAUR 1982:153-155).

4

Die Unterscheidung in das multiplikative Anwendungs- und Nicht-Anwendungsmodell hat keine prinzipielle Bedeutung, sondern nur eine andere (umgekehrte) Wertezuordnung zur Folge. (Vgl. hierzu auch KLEIN 1974:138-139).

4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation

77

folgender Kontext

Daten Vorang. Kont.

präd. Adj.

Konsonant Vokal

8/32

9/14

16/32

12/14

Verb

Ergebnis der Parameterschätzung: Po =

Ppräd.adj. — 0.

0.25

P c = 0

Pverb

pv - 0 . 6 5

= 0.49

Vorausgesagte Häufigkeiten, generiert aufgrund der Parameterschätzung: 8/32

8.7/14

17/32

12.1/14

Tabelle 4 - 1 : Beispielhafte Anwendung des Multiplikationsmodells (Aus: ROUSSEAU/SANKOFF 1 9 7 8 : 5 9 )

Mit Hilfe eines Chi-Quadrat-Tests, durch den die beobachteten Daten im Hinblick auf die vorausgesagten verglichen werden können, wurde die Hypothese getestet und bestätigt, daß das multiplikative Modell eine gute Anpassung an die Daten darstellt. Die Einflußgrößen können genau determiniert werden. Während bei ROUSSEAU/SANKOFF (1978) und CEDER-

GREN/SANKOFF (1974:342) der Parameter p 0 eine rein statistische Funktion hat, faßt LABOV auch im multiplikativen Modell p 0 als Funktion von außersprachlichen Faktoren auf: It (p 0 , d. Verf.) will thus be a function of the age of the speaker or group whose language is governed by the rule. The variable input is also governed by such sociolinguistic factors as contextual style, socioeconomic class, sex and ethnic group. (LABOV 1977:96)

KLEIN (1974) argumentiert gegen diese Bewertung des Faktors p 0 : Da ja p 0 - bzw. genauer ( l - p 0 ) ~ gleichförmig mit den Werten jeder Umgebung multipliziert wird, muß man annehmen, daß sich die soziale Schicht (und entsprechend die übrigen außersprachlichen Faktoren) stets in gleicher Weise bei allen Umgebungen geltend macht. Es wäre jedoch ein Zufall, wenn dies zuträfe. Im allgemeinen ist der Faktor ,Umgebung'... keineswegs von der Schicht unabhängig. (KLEIN 1974:142)

Ebenso argumentieren KAY/MCDANIEL (1979:175f.):

78

4. Quantitative Analysen zur Sprach variation An assumption in each of the variable rule models so far proposed is that linguistic constraints and social constraints operate independently, that is, that there is no interaction between linguistic and social constraints. (KAY/MCDANIEL 1979:175-76) 5

Ferner steht und fällt das multiplikative Modell mit einer weiteren, entscheidenderen Unabhängigkeitsannahme, die besagt, „that the presence of feature i, with probability pi, cause the rule to apply without regard to which other features are also present." (CEDERGREN 1 9 7 4 : 3 2 ) Die H y p o these der Unabhängigkeit kann jedoch nur im günstigsten Fall angenommen werden. Die einzelnen sprachlichen Faktoren sind nur in besonders günstigen Fällen voneinander unabhängig. Daraus folgt, daß nicht einzelne Merkmalsausprägungen, sondern ganze Umgebungen zu bewerten sind. (KLEIN 1974:1148)

(1980:341) schlußfolgert deshalb, daß mit bedingten Wahrscheinlichkeiten gearbeitet werden muß. Zu den gleichen Schlußfolgerungen kommt H A R D E N ( 1 9 8 1 ) in seiner Analyse zur R-Realisation im Ruhrgebiet, in der allerdings von falschen wahrscheinlichkeitstheoretischen Annahmen ausgegangen wird (vgl. SCHLOBINSKI 1982b). Die von KLEIN und K A Y / M C D A N I E L formulierten Probleme hinsichtlich der Unabhängigkeitsannahmen stellen sich als solche dar, die sich nicht auf die Regelformulierung im grammatischen Sinne beziehen, sondern die rein statistischer Natur sind und sich im Rahmen der Kontingenztafelanalyse als multidimensionales Problem der Analyse binomialer Daten darstellen. Das multiplikative Modell entspricht dann einer Kontingenztafelanalyse, in der die Nullhypothese der Unabhängigkeit nicht verworfen wurde. Allgemein stellen sich aus einer statistischen Perspektive in der Konsequenz folgende Probleme: (i) Wenn die Nullhypothese der Unabhängigkeit zwischen den innersprachlichen Kontexten bezüglich der Regelanwendung verworfen werden mußte, wie kann dann die Lokalisierung von Abhängigkeiten innerhalb der Kontingenztafel vorgenommen werden? (ii) Welches Wahrscheinlichkeitsmodell spiegelt am besten die Daten wider? (iii) Mit der Modellbildung ist das Problem verbunden, ITKONEN

to test whether there are significant differences between the effects of the various features in a given factor group, and hence to see whether the factor group constitutes significantly to explaining the data, or whether it may be eliminated from considera-

5

Vgl. hierzu aber die Regressionsanalayse zum altersspezifischen Einfluß auf die t,d-Tilgung in Abhängigkeit v o m Suffix (SANKOFF/LABOV 1979:210-211).

4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation

79

tion, thus reducing the dimensionality of the problem (ROUSSEAU/SANKOFF 1978:60).

(iv) Wie können die Schätzwerte p i , . . . , p n optimal geschätzt werden? Als erster Schritt zur Lösung dieser Probleme wurde von ROUSSEAU/ SANKOFF ( 1 9 7 8 ) das logistische Modell vorgeschlagen. Im logistischen Modell werden Gruppen von Einflußgrößen (phonologische Beschränkungen) aufgesplittet, d.h. die Anwendungsbedingungen werden konjunktiv und disjunktiv durch einen Algorithmus geordnet. Das Problem von Interdependenzen wird dadurch gelöst, daß die Regel unter Beibehaltung der Unabhängigkeitshypothese in ihre einzelnen Komponenten zerlegt wird (vgl. auch SANKOFF/LABOV 1 9 7 9 ) . _PL=_PLX J L · ï-pij Pi 1-pj

(logistisches Modell)

log Pij = lng Pi χ Pj !-pij !-Pi Ï-Pj i o g _ P L = i o g _ P L + iog_PL 1 Pij 1—Pi 1-pj (1-pi) (1-pj) + pi χ pj As in the other models, the experiments associated with the various features in the environment are presumed to act independendy, except that the outcome is conditioned on the event either that all the experiments are successes or that none are. If they all are, the rule applies. If none are, it does not. ( R O U S S E A U / S A N K O F F 1 9 7 8 : 6 4 ) .

Dadurch, daß die Variablenregel in ihre individuellen Komponenten zerlegt wird, können komplexe Interaktionseffekte zwar eliminiert, nicht aber lokalisiert werden. Bevor in Kapitel 4.1.5 das log-lineare Modell als ein zufriedenstellendes Beschreibungsinstrument dargestellt wird, durch das komplexe Interaktionen erfaßt und optimale Modelle aufgebaut werden können, sollen zuvor einige Bemerkungen zur Diskussion um den Status der Variablenregelanalyse gemacht werden.

80

4. Quantitative Analysen zur Sprachvariation

4.1.3 EXKURS : Zum Status der Variablenregelanaly se in der Soziolinguistik. Prinzipielle Bemerkungen zur Bedeutung von Beschreibungsinstrumenten der sprachlichen Variation im quantitativen Paradigma6 Wie wir gesehen haben, können verschiedene Probleme der Variablenregelanalyse als rein statistische Probleme behandelt werden, die i n n e r h a l b der statistischen Modellbildung gelöst werden können. In diesem Sinne ist auch MILROYS (1982) geäußerte Kritik: What is important in the present argument is that VR models have been in one important sense ( . . . ) more limited in what they can express than Labov's N e w York methods were. They have until recently been able to deal only with binomial data, i. e. data codes as binaries (MILROY 1 9 8 2 : 3 7 ) ,

reduzierbar auf das statistische Problem, wie multinomialverteilte Daten zu handhaben sind. Einen anderen, prinzipiellen Stellenwert hat die Diskussion um den Status der Variablenregel innerhalb einer soziolinguistischen Theoriebildung und um die Relevanz probabilistischer Regeln für eine Grammatiktheorie. Variable Regeln, als quantitativ gewichtete Regel der generativen Phonologie konzipiert, sind regulative Regeln der Form ,wenn A, dann B' (s. D I T T M A R 1983b:231), die im Sinne der generativen Grammatik in der Kompetenz eines Sprechers verankert sind. The variable rules developed by Labov should be interpreted as part of individual competence. The numerical quantities associated with the features in the environment of a value are indicators of the relative weight which they contribute to the application of the rule, rather than the existence of discrete probabilities in the head of the speaker. Their precise values . . . represent analytical abstractions of tendencies which may vary somewhat from day to day or from speaker to speaker. Nevertheless, these tendencies are quite

6

Ich bin mir bewußt, daß die in diesem Kapitel diskutierten Probleme über Probabilität und Kausalität nur angerissen werden. Auf zahlreiche interessante Probleme wie die des statistischen Syllogismus oder der Bedeutung der Hypothesenbildung in der Statistik (letzteres ist z.B. von ROMAINE 1981:110 unzureichend diskutiert und dargestellt worden) können an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. U m diese Probleme erschöpfend abzuhandeln, müßten zahlreiche wahrscheinlichkeitstheoretische Prämissen expliziert werden, was den Rahmen dieser Arbeit bei weitem überschritte. Es geht in diesem Kapitel lediglich darum, einerseits die berechtigte Kritik an bestimmten Voraussetzungen bei der Variablenregelanalyse aufzunehmen, andererseits zu zeigen, daß ROMAINES (1981, 1982a) Kritik in ihrem Argumentationsstrang nicht schlüssig ist und zu einem meiner Ansicht nach ungerechtfertigten variationistischen Nihilismus führt. Es soll an dieser Stelle aber nicht unerwähnt bleiben, daß ROMAINE drängende Probleme reflektiert, die auf eine notwendige Diskussion um den theoretischen Status der Soziolinguistik verweisen.

4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation

81

real; long series of utterances which display significantly discrepant frequencies are unlikely to be produced by a native speaker, and are easily detected as unnatural (ungrammatical?) by native speakers. (CEDERGREN/SANKOFF 1974:335)

knüpfen damit an LABOV'S Ansatz an, „that it will be possible to enlarge our current notion of the linguistic competence' of a native speaker" (LABOV 1 9 6 9 : 7 6 ) . Das Problem bei der Konzipierung der Variablenregel als Teil der Kompetenz eines Individuums liegt darin, daß statistisch ermittelte Durchschnittswerte, also Werte, die über eine Anzahl von Individuen Ν deren sprachliche Produktion mittein, als produktive und rezeptive Mechanismen in die ,black box' Grammatik integriert werden: „ . . . mass statistics cannot prove what individual pattern are" (BAILEY 1 9 8 0 : 1 7 2 ) M A C A U L A Y wundert sich darüber, „how a speaker knows how to produce the appropriate percentages of, say, glottal stops for his particular station in life." ( M A C A U L A Y 1 9 7 6 : 2 6 9 ) In der zweiten Fassung von LABOV ( 1 9 6 9 ) interpretiert LABOV ( 1 9 7 7 ) die Anwendungswahrscheinlichkeit einer Regel nicht mehr CEDERGREN/SANKOFF

as a mean value from several samples o r a general tendency to approach an unspecific limit. Formally, φ 7 was specific to any given sample. When φ is properly seen as the probability of the rule applying, it is now evident, φ is a stable and abstract property of a rule characteristic of the language of the speech community. (LABOV 1977:95 Anm. 16)

Gleichzeitig schreibt

LABOV

jedoch,

that the adult or child must have formed at some level of psychological organisation clear concepts of tense markers, overphrase, rule o r d e r i n g , . . . which are essential parts of any logical system. (LABOV 1977:233)

Auf der einen Seite wird von LABOV im Sinne CHOMSKYS die Variablenregel als eine kognitive, im Individuum verankerte Regel betrachtet, andererseits und kontradiktorisch dazu wird die Variablenregel im Sinne der Soziolinguistik als eine die sprachliche Heterogenität widerspiegelnde und somit über CHOMSKYS Homogenitätsannahme hinausgehende Regel der Sprachgemeinschaft konzipiert. Die Variablenregel wird paradoxerweise sowohl als Regel einer ,core grammar' als auch einer ,group grammar' aufgebaut. Der Bruch mit dem Internalitätsprinzip, der aus der Berücksichtigung externer Faktoren in der Strukturbeschreibung herrührt, versuchen C E D E R G R E N / S A N K O F F ( 1 9 7 4 ) dadurch aufzuheben, daß sie die Begriffe Wahrscheinlichkeit vs. Häufigkeit mit den Begriffen Kompetenz vs. Performanz assoziieren:

7

φ entspricht dem Wert p, d. Verf.

82

4. Quantitative Analysen zur Sprachvariation Frequencies are clearly part of performance; but we use them to estimate probabilities, which are inherent in the ability to generate the observed behaviour. It is our contention that these probabilities are properly part of competence. (CEDERGREN/SANKOFF 1974:343)

Was die Anwendung der Variablenregel als Regel der Sprachgemeinschaft und als individualisierte Regel genau funktionieren soll, bleibt unklar. Zwischen der Grammatik des Individuums und der einer Sprachgemeinschaft besteht eine nicht-isomorphe Relation: Nicht jeder einzelne operiert mit dem gleichen Regelsatz und Variablenregeln reflektieren nicht die Kompetenz eines Individuums (vgl. hierzu R O M A I N E 1981:106-110). Als variable Regel einer Gruppe ist die Anwendungswahrscheinlichkeit der Regel nicht als Addition gleicher Regelanwendungen von Individuen zu sehen, sondern als statistischer Durchschnittswert, der eine mathematische Operation über weit gestreute Werte darstellt. Die MißVerständnisse, variable Regeln als grammatische Regeln zu konzipieren, hängen mit dem Fehler zusammen, die Regeln als Erweiterungen phonologischer Regeln im Sinne der generativen Phonologie zu konstruieren, 8 dem Individuum äußere Beziehungen in einer Eins-zu-eins-Abbildung auf den kognitiven Plan (Grammatik) zu projizieren. R O M A I N E (1981) hat dargelegt, daß LABOVS Anspruch, die Variablenregel als erweiterte Fassung der kategorischen und optionlen generativen Regeln zu formulieren, nicht mit CHOMSKYS Ansatz der individuellen Grammatik vereinbar ist. Es ist nicht einzusehen, wie gemittelte Werte in der Kompetenz eines Individuums verankert sein sollen, oder was die Kompetenz einer Sprachgemeinschaft darstellen sollte. Es wird deshalb in den folgenden Analysen davon ausgegangen, daß die wahrscheinlichkeitstheoretischen Modelle zur Beschreibung sprachlicher Variation mit dem Internalitätsprinzip inkompatibel sind. In der log-linearen Analyse werden sprachliche Tatsachen zusammengestellt', aber nicht auf der Folie Kompetenz vs. Performanz diskutiert. Die weiterführenden Konsequenzen von R O M A I N E (1981, 1982a), die zu einem variationistischen Nihilismus führen, 9 sind meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Infolgedessen soll ROMAINES Kritik, die zur Proklamation einer ,post-Labovian-sociolinguistics qo geführt hat, weiter vertieft und diskutiert werden. 8 9

10

Vgl. hierzu auch STERELNY (1983:55f.) Ebenso BAILEY (1980) und RENNISON (1981): „Das gesamte synchronische statistische Paradigma stellt eine Fehlentwicklung dar . . ( B A I L E Y 1980:50) „ . . . daß der Variationismus auch als Sprachverhaltensmodell letzten Endes keine Zukunft hat, weil die psychologische Realität ( . . . ) nicht berücksichtigt wird." (RENNISON 1981:20) ROMAINE (1982a, b). Ebenso PITTS (1982:104): „All of us post-Labovian . . . "

4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation

83

ROMAINES Kritik rekurriert auf den Begriff der Wahrscheinlichkeit, der unter verschiedenen Perspektiven behandelt wird. ROMAINE kritisiert an LABOV, daß dieser das Falsifikationsprinzip bei POPPER falsch verstanden habe und die Variablenregel nicht falsifizieren, sondern nur verifizieren wollte. Da numerische Wahrscheinlichkeitsaussagen - ROMAINE folgt hier der Argumentation von POPPER - nicht falsifiziert werden können, haben sie keinen empirischen Gehalt: „If probability statements are not falsifiable then they have no empirical content. Thus, they can have no explanatory or predictive power" (ROMAINE 1981:99). Dieser These liegt folgender Erklärungszusammenhang zugrunde (vgl. ibid. 109): 1. Relative Häufigkeiten „predict over an aggregate, but never in an individual instance." 2. Numerische Wahrscheinlichkeitsaussagen „have nothing to do with degree of belief in assertion." 3. Daraus folgt, daß numerische Wahrscheinlichkeitsaussagen „can never be falsified by any individual event."11 ROMAINE folgt POPPERS Falsifikationsprinzip, nach dem eine Hypothese dann falsifiziert worden ist, wenn ein Fakt dieser Hypothese widerspricht. 12 Bezüglich auf Wahrscheinlichkeitspositionen folgt ROMAINE POPPERS Unterscheidung in Ereignis- und Hypothesenwahrscheinlichkeit und wendet dessen Würfelbeispiel - wenn darauf auch nicht explizit referiert wird - praktisch auf die Realisierung einer soziolinguistischen Variablen an, die man statistisch als Zufallsvariable definieren würde: Die Aussage: ,Die Würfelseite 1 wird mit der Wahrscheinlichkeit 1/6 eintreffen' wird durch das Eintreffen oder Nichteintreffen der Seite eben weder bestätigt noch widerlegt; denn sie ist ja eine Prognose für eine Ereignisreihe. Die Aussage, ,die Würfelseite 1 trifft ein' stellt sich nach dem Wurf als wahr oder falsch heraus. (POPPER 1979:144)

11

12

ROMAINE folgt hier der Argumentation von LASS : „if the aim of explanation is to account for particular singular instances . . t h e n probabilistic explanations are non-empirical since no singular instance can falsify them." (LASS 1980:21) LAKATOS (1974:13) hat dieses Falsifikationsprinzip als ,naiv' gekennzeichnet, da z.B. die Tatsache, daß es einen schwarzen Schwan gibt, nicht zur Falsifikation der Hypothese ,Schwäne sind weiß' führt, sondern es werden zunächst einmal und bis zu einem bestimmten Grad Ausnahmen zugelassen. ROMAINE (1983:236) scheint die Möglichkeit dieses Vorwurfes bemerkt zu haben, denn sie schreibt: „Last I will be accused of naive Popperanism, I hasten to add that I am well aware that this relatively orderly view of science, falsificationism, progress, and so forth has its critics, among them Popper and also Lakatos (1974) and Feyerabend (1978)."

84

4. Quantitative Analysen zur Sprach variation

Deshalb sind Wahrscheinlichkeitsaussagen verifizierbar, aber nicht falsifizierbar: Probability estimates are unfalsifiable because their dimension is infinite. We should therefore really describe them as empirically uniformative, as void of empirical content. (POPPER 1 9 7 7 : 1 9 0 , z i t i e r t n a c h ROMAINE 1 9 8 1 : 1 1 0 )

Daß numerische Wahrscheinlichkeitsaussagen im PoPPERschen Sinne falsifiziert werden können, wird kein Statistiker behaupten. Die Wahrscheinlichkeit bei einer asymmetrischen Münze mit der Wahrscheinlichkeit Ρ (Wappen) = 0.8 kann nicht dadurch falsifiziert werden, daß man als Ergebnis entweder nur Kopf oder Wappen werfen kann. Hingen aber die Gewinnchancen bei einem Spiel davon ab, ob ,Kopf' geworfen wird oder nicht, so würde man nach einer Reihe von Würfen versuchen, seine Gewinnchancen zu optimieren, indem man das Gleichwahrscheinlichkeitsmodell verwirft und eine Wahrscheinlichkeit Ρ (Kopf) = 0.2 annimmt. Man könnte aber aus der beobachteten Asymmetrie der Münze nicht schlußfolgern, daß die Münze vom Spielbudenbesitzer manipuliert worden ist oder der Asymmetrie ein Produktionsfehler der Legierungsanstalt zugrunde liegt, etc. Dieses Problem der Kausalität ist jedoch nicht reduzierbar auf die Hypothesenbildung innerhalb der Wahrscheinlichkeitstheorie. Wenn

ROMAINE

argumentiert:

that a sociolinguistic theory with a probabilistic base does not provide us with the means of saying anything about such questions as the social meaningfulness of behaviour, communicative competence etc. (ROMAINE 1981:105),

so gilt dies ebenfalls für eine Theorie ,with a categorical base'. ROMAINES Kritik ist mithin weniger eine Kritik an einer auf probabilistischen Annahmen operierenden Soziolinguistik denn eine Kritik an einer quantitativ und auf induktiven Schlüssen beruhenden Soziolinguistik. Paradoxerweise argumentiert ROMAINE gegen Wahrscheinlichkeitsaussagen, da prognostische Verfahren nicht im Widerspruch zu Basissätzen stehen können, also indeterminiert sind, gleichzeitig aber - gestützt auf Beispiele aus der physikalischen Welt - gegen kausale Prinzipien in der Soziolinguistik. Mit Bezug auf HEISENBERG und EINSTEIN argumentiert ROMAINE, daß Grundgesetze der Welt nicht deterministisch und inkompatibel sind „with belief in causality" (ROMAINE 1 9 8 2 : 1 0 6 ) und hält zugleich an POPPERS Falsifikationismus fest. STEGMÜLLER ( 1 9 6 9 , 1 9 7 0 ) hat aufgezeigt, daß die Grundgesetze der Welt einen irreduziblen statistischen Charakter haben und daß, folgte man POPPERS Falsifikationsprinzip, alle physikalischen Theorien „als effektiv falsifiziert betrachtet werden [müß-

4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation

85

ten]" (STEGMÜLLER 1 9 7 0 : 1 0 7 ) . 1 3 Wäre ROMAINES Argumentationskette logisch stringent, so müßte sie konsequenterweise für probabilistische Ansätze in der Soziolinguistik eintreten oder POPPERS Falsifikationsprinzipien verwerfen. ROMAINES Hebel der Kritik kann nicht nur bei probabilistischen Ansätzen angesetzt werden. Die Kritik ROMAINES richtet sich dagegen, daß die Ebene der Beschreibung per se als Erklärung und - wie zuvor diskutiert in die Kompetenz eines Individuums integriert wird.14 Das Problem der Interpretation spezifischer Phänomene besteht nicht nur bei statistisch fundierten Analysen, sondern reflektiert das generelle Problem des Zugangs des Wissenschaftlers zur (sozialen und sprachlichen) Welt. Wenn ROMAINE zu Recht gegen pseudo-kausale Zusammenhänge argumentiert, wie sie aus korrelativen Zusammenhängen oftmals abgeleitet werden, reduziert sie jedoch gleichzeitig die Kritik „but a prediction need not to be an explanation" (ROMAINE 1 9 8 1 : 1 1 2 ) auf den Zusammenhang 13

14

ROMAINES ,metaphorical extension' der Probabilität/Kausalität von der Makro-/Mikrophysik zur Makro-/Mikro-Soziolinguistik ist von zwei Punkten her zu kritisieren: 1. Aus der Heisenbergschen Unschärferelation folgert ROMAINE: „but in the microphysical domain there does not seem to be any way of interpreting statistical statements as averages over large numbers of subquantum e v e n t s . . . . therefore no meaning can be given to statements about these events." ROMAINE geht von der Interpretation der Heisenbergschen Unschärferelation aus, daß Ort und Impuls eines Elementarteilchens nicht gleichzeitig meßbar sind. Diese klassische Interpretation ist ungenau, weil die lange Zeit übersehene Tatsache nicht berücksichtigt wird, daß Δ der Standardabweichung entspricht. STEGMÜLLER (1970:441-446) hat dargelegt, daß aus der probabilistischen Inkonsistenz der Quantenmechanik nicht logisch geschlußfolgert werden kann, daß O r t und Impuls eines Teilchens nicht gleichzeitig meßbar sind, sondern entweder der Begriff des Ereigniskörpers geändert oder die Wahrscheinlichkeitstheorie modifiziert in die intakt gelassene physikalische Theorie eingebettet werden muß. Es spricht von daher kein Argument dafür, eine soziolinguistische Theorie nicht probabilistisch zu fundieren. 2. Analogieschlüsse von der physikalischen Welt auf die soziale sind prinzipiell problematisch. Aus der Tatsache, daß Physiker weder über die Kompetenz eines Atoms noch über dessen stationären Zustand diskutieren und „linguists presumably D O want to talk about competence and the meaningfulness of individual linguistic behaviour" (ROMAINE 1981:106), kann nicht auf die Bedeutung bzw. Bedeutungslosigkeit quantitativer Zusammenhänge für das Sprachverhalten eines Individuums in der Gesellschaft geschlossen werden. HAAS (1981:63) hat die Kritik auf den Punkt gebracht: „Die Aufnahme statistischer Werte in eine als Kompetenz-Modell verstandene Grammatik bedeutet nichts anderes, als die statistisch erfaßbaren Regelmäßigkeiten durch die Statistik selbst ,erklären' zu wollen, während selbstverständlich die Statistik nichts über die ,Gründe' der von ihr aufgefundenen Regelmäßigkeiten aussagt." Aber: „Statistical relevance may in turn be an indicator of causal relevance." (ΙΤΚΟΝΕΝ 1980:351)

86

4. Quantitative Analysen zur Sprachvariation

von numerischen Wahrscheinlichkeitsaussagen und Erklärungen15 und zieht die falsche Schlußfolgerung, daß probabilistische Zusammenhänge keinen empirischen und explanativen Gehalt haben.16 Das eigentliche, fundamentale und immer wieder diskutierte Problem bei quantitativen Analysen besteht darin, zu interpretieren, welche Wirkungskomponenten sich hinter Klassifikationssystemen verbergen. Für die Soziolinguistik gilt, was BERGER (1963:22) für die Soziologie formuliert hat: Statistical data by themselves do not have sociology. They become sociology only when they are sociologically interpreted, but within a theoretical framework or reference that is sociological.

„Wer die Erklärung der Variation durch das quantitative Paradigma als zu schwach und partiell bezeichnet, sollte ein besseres explanatives Gegenmodell aufstellen." (DRESSLER 1976:62) Hier läßt uns ROMAINE ratlos zurück. Sie fordert allgemein, an HYMES' Begriff der kommunikativen Kompetenz' anzuknüpfen. Variabilität als strukturelle Eigenschaft steht jedoch nicht im Widerspruch dazu, sondern „markiert den Punkt, an dem sich die Verbindung grammatischer und gesellschaftlicher Distinktionen herstellen läßt." (COULMAS 1979:23)17 Methodisch fordert ROMAINE (1982a:282f.) ,avoid scientism' und,develop a non-deductionist epistemology', zeigt aber keine Lösungen auf, durch welches Paradigma das quantitative abgelöst werden sollte oder wie es weitergeführt werden könnte. So folgen auch sämtliche Beiträge in dem von ROMAINE (1982b) herausgegebenen Band zur ,post-Labovian-sociolinguistics' dem quantitativen Paradigma, wobei Detailprobleme der Labovschen Soziolinguistik diskutiert werden. Die kritische Diskussion der Prämissen des quantitativen Paradigmas ist sinnvoll und notwendig, sollte aber nicht zur Exkommunizierung desselben führen. Vielmehr ist es erforderlich, bestimmte Annahmen zu relativieren und Lösungen für die anstehenden Probleme vorzuschlagen. In den folgenden Analysen wird davon ausgegangen, daß 1. das probabilistische Modell zur Beschreibung von Variation (das log-lineare Modell) nicht als grammatisches Wahrscheinlichkeitsmodell zu verstehen ist, in dem proba15

16

17

Implizit folgt ROMAINE der irrigen Annahme von LASS (1980:22), daß 100°/oige Korrelationen kausal erklären. Richtig ist, was schon SUPPES (1970:96) für sein Modell einer Wahrscheinlichkeitsgrammatik formuliert hat: „I do not claim that the frequency distribution of grammatical types provided an ultimate account of how language is used or for what purpose." COULMAS fügt hinzu: „Dies haben im einzelnen vor allem die Arbeiten von W. Labov gezeigt." (COULMAS 1979:23)

87

4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation

bilistische Werte mit der Komponente Kognition assoziiert sind, 2. statistische Zusammenhänge zwischen sprachlichen und sozialen Faktoren in keinem monokausalen Zusammenhang stehen und bzw. aber 3. aufgrund der Strukturiertheit des Objektbereichs und nach der Art der Fragestellung statistische Ansätze sinnvoll sind,18 sprachliche Phänomene zu lokalisieren und auf der Folie soziologischer Zusammenhänge soziolinguistisch zu erklären. Wenn wir den Begriff Variablenregel beibehalten, so wird darunter im Sinne WHORFS (1963:23-29) eine linguistische Strukturformel verstanden, mit der allerdings eine variable Struktur beschrieben werden kann. Variablenregeln sind somit taxonomische Regeln, die 1. deskriptiv und nicht präskriptiv sind, 2. im statistischen Sinne kausal, aber nicht explanativ sind und die 3. induktiv aufgebaut, aber nicht deduktiv abgeleitet werden. Welche Versionen der Variablenregelanalyse wir auch immer zugrunde legen, es handelt sich hierbei um „Techniken, die statistisch signifikante Feststellungen über das systematische Sprachverhalten einer Gruppe erlauben." (TROPF 1983/1:111-112) 4.1.4 Varietätengrammatik Ein drittes Modell zur Analyse sprachlicher Variationen ist die Varietätengrammatik (KLEIN 1 9 7 4 , KLEIN/DITTMAR 1 9 7 9 ) , die bisher vorwiegend auf Syntaxanalysen angewandt worden ist. Die Grundidee der Varietätengrammatik besteht darin, eine komplexe Regel in alle möglichen Teilregeln disjunkt zu zerlegen und in einem Regelblock über Ρ (Ω) = 1 zusammenzufassen. Insofern kann das Modell der Varietätengrammatik als [ 0 , 1 ] normiertes additives Variablenregelmodell begriffen werden. X^ XXXAbb. 4-4: Prinzip des Regelblocks

18

A AB ABC ABCD

P1

p2 p3 p4 η Σ p¡ = 1 i= 1

„Eine statistische Weiterbehandlung der quantitativen Daten ist im Hinblick auf die Vielzahl relevanter soziolinguistischer Fragestellungen und Hypothesen wesentlich fruchtbarer als das Einpassen in die Form einer generativen Grammatik." (WILDGEN 1975:89)

88

4. Quantitative Analysen zur Sprachvariation

Ein Vorteil dieser Vorgehensweise besteht darin, daß die Probleme bei der Variablenregelanalyse, die sich aus der fehlerhaften Normierung des additiven Modells und den Unabhängigkeitsannahmen bei den multiplikativen Modellen ergaben, hier ausgeklammert sind. DITTMAR (1983b:249) folgert daraus, daß die Varietätengrammatik „offers technical solutions superior to these of variable rules". Doch trotz der Einschränkung durch die Unabhängigkeitshypothese konnte in vielen Fällen durch das multiplikative Modell beobachtete Daten erklärt und spezifische Effekte extrahiert werden. In der Varietätengrammatik ist das Problem von Interdependenzen ausgeklammert und somit nicht berücksichtigt worden. So werden in der Analyse von SENFT (1982) zur phonologischen Variation einfache Frequenzanalysen durchgeführt und Teilregeln in einem Regelblock zusammengefaßt; phonologische Einflußgrößen oder gar komplexe Abhängigkeitsstrukturen werden nicht untersucht. Die Handhabung der Varietätengrammatik für phonologische Variation (SENFT 1982) geht prinzipiell nicht über das additive Variablenregelmodell hinaus. Unter technischen Aspekten ist der Gegensatz zwischen Varietätengrammatik und Variablenregel nur ein scheinbarer: beide Modelle lassen sich auf Probleme der Kontingenztafelanalyse reduzieren. 19 Dies wird anschaulich in Abb. 4-5. Pl P2 P3 P4

P/

i /

;/ ;/ ;/ Y/ Y/ Υ/ Υ/

r m f 1 r m Í 1

PI P2 P3 P4 P5 P6 P7 P8

Variablenregel ρ = p i + P2 + p3 + P4 = 1 - p i + P2 + p3 + P4

Regelblock Ρ = P5 + P6 + P7 + P8 ρ = p i + P2 + p3 + P4

Spi=l i= 1 19

Siehe hierzu auch KLEIN (1976:36) u n d HINDLE (1981).

89

4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation

r i Y

m

J

1

P l i Ρ12 Ρ13 Ρ14 P21 Ρ22 Ρ23 Ρ24 Ρ·1

Ρ·2

Ρ·3

Ρ·4

Ρ1· Ρ2·

Kontingenztafel

1

Abb. 4-5: Darstellung des formalen Zusammenhanges von Variablenregel, Regelblock und Kontingenztafel Variablenregel und Regelblock sind linguistische Vorschriften, nach denen phonologische Merkmale und mit ihnen assoziierte Werte aus einer Kontingenztafel dargestellt werden können. Die Analyse der innersprachlichen Variation stellt sich als Frage danach, wie die Kontingenztafel im Hinblick auf Abhängigkeits- Unabhängigkeitsstrukturen am besten untersucht werden kann. 4.1.5 Das log-lineare Modell20 Wir gehen von dem in Abb. 4-5 angeführten Beispiel mit der Variablen A (Phonem /i/) und der Variablen21B (folgender Kontext) aus. Diese Grundidee des log-linearen Modells besteht darin, in Anlehnung an das Modell der Varianzanalyse für die Beziehung zwischen den Merkmalen A und Β eine lineare Form der Darstellung zu finden. Die Häufigkeit eines jeden Feldes soll sich durch einen Gesamteffekt, der frei von Wirkungen der einzelnen Variablen ist, also einem Mittelwert über alle Felder der Kontingenztafel, und weiterhin durch einen Effekt, der die Wirkung der ersten Variable angibt, sowie einen weiteren Effekt für die zweite Variable darstellen lassen. Getrennt davon soll eine weitere Größe gerade den Effekt angeben, der durch das Zusammenwirken beider Merkmale entsteht. 20

Die folgenden Ausführungen, in denen die wahrscheinlichkeitstheoretischen Implikationen des log-linearen Modells kurz dargestellt werden, stellen eine komprimierte Fassung von RECKE/SCHLOBINSKI (1984) dar. Die Notation entspricht den in der Statistik üblichen Konventionen. Die praktische Handhabung des log-linearen Modells folgt in Kap. 4.2. Ich danke an dieser Stelle Christiane Recke vom Institut für Angewandte Statistik an der FU Berlin für die statistische Beratung und mathematische Darstellung des log-linearen Modells.

21

Der Begriff Variable ist hier im statistischen und nicht im soziolinguistischen Sinne gebraucht.

90

4. Quantitative Analysen zur Sprachvariation

Geht man von dem multiplikativen Modell aus, was die Unabhängigkeit der Merkmale A und Β impliziert, so lautet dieses ( 4 ) Pij = Pi· P-j mit den erwarteten Häufigkeiten (5) mij = Ν pj. p.j Durch Logarithmieren erhält man eine additive Verknüpfungsform des multiplikativen Modells: (6) In mij = In Ν + In pi. + In p.j Um eine additive Verknüpfung von einem Gesamteffekt und den jeweiligen Abweichungen zu finden, werden die Abweichungen von den jeweiligen Mittelwerten der logarithmierten Wahrscheinlichkeiten betrachtet. Durch Umformung erhält man 1 1 1 (7) In mij = In Ν + Ι Σ In pi- + f i=l ! + In pi. — γ 1 + In p.j — j J

J

J

Σ In p.j j=l

1

Σ In pi. i =J l Σ In p.j j=l

Diese Beziehung wird als folgendes Modell (vgl. UPTON 1978:53) dargestellt: (8) mit

In mij = θ + λ ^ + λ^

(9)

Θ =

1 ΤΓ J

(10)

J

A = y1 ( ΣJ In m i j ) - θ λγ J

(11)

1

Σ Σ In mij i=l j=l

j=l

λ» = } ( Σ In mij) — θ i=l

Bei der Unterstellung der Unabhängigkeitshypothese müßte sich der Zusammenhang der Merkmale A und Β durch das obige Modell so darstellen

4.1 Ansätze zur Analyse sprachlicher Variation

91

lassen, daß der Spalteneffekt und der Zeileneffekt in seiner Summe gleich Null sind. Also: (12)

λΑ=

(13)

λΒ=

I Σ λ^ = 0 i=l Σ λ? = 0 j=l

Das bei der Unterstellung der Unabhängigkeit lineare Modell für die Logarithmen der erwarteten Feldhäufigkeiten ergab, daß die Parameter Θ, λ ^ , λ ^ aus den erwarteten Feldhäufigkeiten geschätzt werden können. Die Schätzwerte für die Parameter errechnen sich aus den geschätzten Erwartungswerten mjj. Im Unabhängigkeitsmodell ergibt sich /e:/>/a:/ signifikant häufiger realisiert als vor anderen Phonemen, während der Konsonant (r) die [J] -Realisierung stark hemmt. Die Vokale / u / > / a / > / 8 / > / u : / üben einen positiven, aber nicht signifikanten Einfluß auf die Spirantisierung aus, /Y/>/i/ einen negativen. Vom vorangehenden Kontext ist die anlautende g-Spirantisierung unabhängig, allerdings wird die Spirans

7. Resümee

239

nach Wortgrenze und vor h l sowie nach Wortgrenze und vor /ε/ favorisiert. Den stärksten Einfluß auf die Spirantisierung übt der Zentralvokal aus, der in der Phonemfolge /gs/ nur als Präfix vorkommt, also als morphologischer Faktor in Kraft tritt, wobei die absolute Häufigkeit des Präfixes wesentlich größer ist als bei allen anderen Bedingungsfaktoren. Inlautend wird die Spirans nach dem kurzen /i/ bzw. nach dessen Tilgung [ainje] favorisiert, während nach gespanntem /e:/ der velare Plosiv signifikant häufiger realisiert wird. Die Phoneme /i:/ und Irl beeinflussen negativ, aber nicht signifikant die Spirantisierung. Silbischkeit beeinflußt nicht die /[/-Realisierung, aber bei gleichzeitiger Realisierung nach /r/ wird die Spirans favorisiert, der velare Verschlußlaut hingegen nach /i:/ und vor dem Zentralvokal. Anlautende und inlautende stimmhaft palatale g-Spirantisierung konnten in ihrer variablen Struktur in einer Variablenregel dargestellt werden (s. S. 141). Die dieser Variation unterliegenden phonologischen Prozesse konnten hingegen durch eine modifizierte phonologische Regel zur gSpirantisierung im Standarddeutschen abgeleitet werden (vgl. S. 142 f.). Die dialektalen Realisierungen der Variablen (ai), (aul ), (au^), (ç) und (s) sind lexikalisch eingeschränkt, was auf die historische Entwicklung des Berlinischen an der Nahtstelle zwischen den niederdeutschen und hochdeutschen Dialekten zurückzuführen ist. (Zu den lexikalischen Paradigmen vgl. die Tabellen 4-10, 4-15, 4-19, 4-22). Die monophthongierte Realisierung des Diphthongs (ai) erfolgt besonders stark im Negationswort ,nein' sowie im Indefinitpronomen ,kein', während in ,mein' als Personalpronomen und in der 1., 2. und 3. Person Sg. Präsens von ,wissen' das gespannte [e:] kaum noch realisiert wird, obwohl gerade diese Form immer wieder als berlintypisch angeführt wird. Darüber hinaus wird im Indefinitpronomen ,ein' der Diphthong favorisiert. Die Realisierung des Diphthongs /au/ als gespanntes [o:] wird gehemmt in Formen von,glauben', während das /s/ als [t] im Artikel und pronominale Funktion favorisiert, in der Konjunktion jedoch fast nicht realisiert wird. Die Formen [dat] und [det] werden heute kaum mehr gebraucht, während [dit] und [dis] häufig realisiert werden (Sprachwandelprozeß). Im Pronomen ,es' wird der alveolare Frikativ häufiger realisiert, was darauf zurückzuführen ist, daß die betonten Varianten mit berücksichtigt wurden, in denen allerdings der Plosiv relativ selten gebraucht wird. Der Zusammenhang der sprachlichen Merkmale untereinander konnte durch eine Implikationsskalenanalyse: [e:] - [u] - [t] - [J] - [k] - [o:] dargestellt werden.

240

7. Resümee

Sämtliche phonologische Variablen fungieren als ,sozio-regionale Indikatoren', die Variablen (g), (ai), (au2) und (s) weisen eine signifikante Stratifikation zwischen dem Ostberliner Bezirk Prenzlauer Berg und dem Westberliner Arbeiterbezirk Wedding auf. Die Ergebnisse wurden durch die Analyse der Wegauskunftsdaten mittels eines Dialektalitätsindexes bestätigt, nach denen eine signifikante Stratifikation zwischen den Bezirken Zehlendorf, Wedding und Prenzlauer Berg festgestellt werden konnte. Die Variablen (g), (ai), (aul) und (s) fungieren als ,sex indicators'. Ein übergreifender altersspezifischer Einfluß konnte nicht nachgewiesen werden, allerdings in Abhängigkeit von lexikalischen Faktoren. Die Variable (au2) ist schwach positiv mit dem Faktor ,soziales Netzwerk' korreliert. Die anderen Variablen hingegen sind der mit der Netzwerkskala unkorreliert. Einen entscheidenden Ansatz zur Erklärung sprachlicher Diversifikation bilden die in Kapitel 5 durchgeführten Spracheinstellungsstudien. Hierbei erwiesen sich die beiden durchgeführten Spracheinstellungstests aufgrund ihrer Störanfälligkeit gegen Testmodifikationen als äußerst problematisch, weshalb eine interpretative Einstellungsstudie als Basis für Erklärungsmuster herangezogen wurde. Diese zeigte als Hauptergebnis, daß das Berlinische in West-Berlin mit einer Reihe negativer Konnotationen assoziiert und stigmatisiert ist, während in Ost-Berlin das Berlinische als Prestigevarietät angesehen wird. Die Ergebnisse dieser Studie wurden schließlich mit der objektiven Stratifikation in Zusammenhang gebracht mit dem Rekurs auf Bourdieus Konzept des sprachlichen Marktes auf der Folie von legitimer und illegitimer Sprache reflektiert. Es wurde die These aufgestellt und diskutiert, daß mit der Berliner Varietät divergente soziale Gebrauchsweisen assoziiert sind, daß das Berlinische im Hinblick auf Ost- und West-Berlin mit einer Sprachgemeinschaft, aber zwei Kommunikationsgemeinschaften verbunden ist, und daß es als eine Varietät begriffen werden kann, die jedoch zwei Codes umfaßt. Die vorliegende Untersuchung stellt eine erste Pilotstudie dar, die weiterer Untersuchungen bedarf. In welche Richtungen diese Untersuchungen gehen werden, ist ungewiß. Eines jedoch ist sicher und schien in dieser Untersuchung mehrfach durch: In der Soziolinguistik wird in den nächsten Jahren verstärkt die Aufgabe angegangen werden müssen, beschreibende und erklärende Ansätze, quantitative und qualitative Methoden, systematische und Einzelfallstudien für konkrete Forschungsaufgaben integrativ anzuwenden.

8. Anhang Anhang 1

: Fragebogen

Anhang Anhang Anhang Anhang

: : : :

2a 2b 2c 2d

Anhang 3

Phonologisches Transkriptionssystem und EDV-Notation Transkribiertes Textbeispiel EDV-Transkription Wortlisten

: Scattergramme

Anhang 4a : Standardtexte (Berufseignungstest I) Anhang 4b : Standardtexte (Berufseignungstest II) Anhang 4c : Testanweisung und Berufsskala

242

8. Anhang

Anhang 1 : Fragebogen

1. Sprechen Sie in der Regel Berliner Dialekt? Ja Nein Weiß nicht

• • •

6. Gefällt den Bayern der Berliner Dialekt? Ja Nein Weiß nicht

• • •

2. Wird in Ihrer Wohngegend vorwiegend der Berliner Dialekt gesprochen?

7. Klingt der Berliner Dialekt bei Ostberlinern anders als bei Westberlinern?

Ja Nein Weiß nicht

Ja Nein Weiß nicht

• • •

• • •

3. Klingt der Berliner Dialekt besser als das Hochdeutsche?

8. Sprechen im Wedding mehr Leute den Berliner Dialekt als in Zehlendorf?

Ja Nein Weiß nicht

Ja Nein Weiß nicht

• • •

α • •

4. Gefällt es Ihnen, wie die Leute hier in Berlin sprechen?

9. Sollten Deutschlehrer während des Deutschunterrichtes berlinern?

Ja Nein Weiß nicht

Ja Nein Weiß nicht

• • •

5. Würden Sie gerne Rundfunknachrichten im Berliner Dialekt hören? Ja Nein Weiß nicht

• • •

Π

• •

10. Würden Sie einem Schüler raten, den Berliner Dialekt zu gebrauchen, sollte er eine Abiturrede halten müssen? Ja Nein Weiß nicht

• • •

Anhang 1 : Fragebogen

11. Was empfinden Sie, wenn Sie den Berliner Dialekt hören?

a) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst frech • sehr frech • frech • weniger frech • nicht frech • b) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst witzig • sehr witzig • witzig • weniger witzig • nicht witzig • c) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst tolerant • sehr tolerant • tolerant • weniger tolerant • nicht tolerant • d) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst unverschämt • sehr unverschämt • unverschämt • weniger unverschämt • nicht unverschämt • e) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst intelligent • sehr intelligent • intelligent • weniger intelligent • nicht intelligent • f) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst pöbelhaft • sehr pöbelhaft • pöbelhaft • weniger pöbelhaft • nicht pöbelhaft •

243 g) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst humorvoll • sehr humorvoll • humorvoll • weniger humorvoll • nicht humorvoll • h) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst ehrlich • sehr ehrlich • ehrlich • weniger ehrlich • nicht ehrlich • i) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst schnoddrig • sehr schnoddrig • schnoddrig • weniger schnoddrig • nicht schnoddrig • j) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst schlagfertig • sehr schlagfertig • schlagfertig Π weniger schlagfertig • nicht schlagfertig • k) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst gutherzig • sehr gutherzig • gutherzig • weniger gutherzig • nicht gutherzig • 1) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst provinziell • sehr provinziell • provinziell • weniger provinziell • nicht provinziell • m) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst aggressiv • sehr aggressiv • aggressiv • weniger aggressiv • nicht aggressiv •

244

8. Anhang

η) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst liebenswürdig • sehr liebenswürdig • liebenswürdig • weniger liebenswürdig • nicht liebenswürdig O

p) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst freundlich • sehr freundlich • freundlich • weniger freundlich • nicht freundlich •

o) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst proletenhaft • sehr proletenhaft • proletenhaft • weniger proletenhaft • nicht proletenhaft •

q) Der Berliner Dialekt wirkt auf mich: äußerst kumpelhaft • sehr kumpelhaft • kumpelhaft • weniger kumpelhaft • nicht kumpelhaft •

12. Füllen Sie bitte die rechte Spalte aus. Fallen Ihnen mehrere berliner Worte ein, geben Sie bitte alle an. Beispiel: „10-Pfennig-Stück": Groschen

13. Haben Sie Freunde oder engere Bekannte, die in Ihrer Nähe wohnen?

WIE SAGT DER BERLINER FÜR:

keine wenige viele

• • •

„5-Pfennig-Stück" „Brötchen" „Trinklokal" „Kinder" „tanzen"

14. Haben Sie Kontakte mit Verwandten, die in Ihrer Nähe wohnen, aber nicht zum eigenen Haushalt gehören? keine Kontakte • einige oberflächliche Kontakte . . . . • regelmäßige Kontakte und gegenseitiger Besuch •

„Bruder" „chic" „Frikadelle" „Scheibe Brot" „mittendrin" „Flasche" „dumm"

15. Wie stehen Sie zu den Leuten aus der Nachbarschaft? Namen und Gesichter unbekannt . . • Erkenne sie auf der Straße, habe aber nur Grußbekanntschaft • Halte draußen regelmäßig für ein kleines Gespräch an • Gemeinsame Unternehmungen und/ oder gegenseitiger Besuch •

„feiner Herr" „kleiner Junge" „ein Bier"

16. In welchem Bezirk wohnen Sie? Wedding Zehlendorf

• •

245

Anhang 1 : Fragebogen

17. Wie alt sind Sie? 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70 und älter

• • • • • •

18. Wieviel Geld steht Ihnen bzw. Ihrer Familie monatlich netto zur Verfügung? Unter 8 0 0 , - D M 800-1400,-DM 1400-2000,-DM 2000-3000,-DM 3000,-DM und mehr

• • • • •

19. Geschlecht? männlich weiblich

• •

20. Zu welcher Berufsgruppe gehören Sie? Arbeiter(in)/nichtselbständige(r) Handwerker(in)/manuell arbeitende^) einfache(r) Angestellte(r) oder Beamter(Beamtin)



Mittlere(r) Angestellte(r)/ Beamter(Beamtin) im mittleren Dienst/ kleine(r) Selbständige(r)



Gehobene(r) Angestellte(r)/ Beamter(Beamtin) im gehobenen Dienst/ Mittlere(r) Selbständige(r)



Leitende(r) Angestellte(r)/ Beamter(Beamtin) im höheren Dienst/ akademisch freie Berufe



Unternehmer/Größere Selbständige



Sonstige



21. Welchen Schulabschluß haben Sie? Volks-/Hauptschule Realschule Fachoberschule Gymnasium

• • • •

246

8. Anhang

Anhang 2a: Phonologisches Transkriptionssystem11' und EDV-Notation Konsonantenphoneme Konsonantenverbindungen

Vokalphoneme/Diphthonge

Phonem Graphem

EDVNotation

Phonem Graphem

EDVNotation

1 m η η Ρ b t

1,11 m,mm n,nn

1 m n

ng p,b,pp b t,d,tt (dt) d k,g,ck

ng Ρ b t

a i u ε o Y œ 3 a: i:

a i u e o ue oe ,Nabla' a: i:

g f,v,ff w s,ß,ss s eh j sch g ch r,rr h

g f w s! s cc j sch g! c! r h

pf z,ts,tz ks,chs,x cks qu st sp

pf ζ X

d k g f V s ζ Ç j Í 3 X r h pf ts ks kv it «Ρ

d k

qu st sp

* Nach Meinhold/Stock (1980: 214-218).

u: e: ε o: y: 0 ai au oY

a i u e,ä o ü ö e a,aa,ah i,ih,ie ieh u,uh e,ee,eh ä,äh o,oo,oh ii,üh ö,öh ei,ai,eih au,auh eu,oi,äu

+ - Morphemgrenze < > ^ Kommentare

u: e: ae: o: ue: oe: ai au oi

Anhang 2b: Transkribiertes Textbeispiel

Anhang 2b: Transkribiertes Textbeispiel (Prenzlauer Berg) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43

F:

M: F: M: F: M: P: M: F: M:

F: M: M: F: M: F: M: F: M: F: M: F: P:

der kommt uff mich zu, kiekt ma janz fürchterlich an, der war sauer, wa, daß ick nich komme, daß ick nich da war ( ) jewartet hat uff mich, ick nich erschiennen, wa, so jedenfalls äh hab ick nämlich gleich jedacht, ick war bloß irgendwie enttäuscht, wo er nich jegrüßt hat, der hat mir nich die Hand jejeb'n, niischt, ( ) und Pfeife jeroocht und äh zehn Minuten vor Feierabend kam er zu mir und sagte: ( ). Ick sage: Um ölfe, äh Quatsch, um acht, ham wa ja gleich Feierabend, ick jeh jetz früh abrechnen und denn wart ick, ja, lad' ick dich zu ma ein, is die letzte Chance und naja ( ). Der hat mich einjeladen, sind wa beede inne ( ) jejang'n, ja, ick hab ma jefreut, ja, wie'n Schneekönig, ( ) ich hab bestellt, ick ess ditselbe wie du und so, und denn hat er jesagt, also Pastete, is mir ejal, mir is laufend wat von der Gabel () jefalln, ick hab so jezittert, ja ( ), paß ma uff () sei ma ruhig, jetz quatsch ma nich dazwischen, so, so Haste ne Frau? Ja. Warum? Nur dit, dit Der is seit eena Woche Vater jeword'n. Nee.

Der hat mir schon drei Schnäpse heute einjeholf n. (2.0) Wat heißt hier einjeholfn? (3.0) Du tust ja fast so als ob ick dich jetz zu ürgendwat hinbringen will. Also dit möcht ick doch Ick hol jetz keen Schnaps, ick hol'n Mokka. Dit kannste machen wie de willst. Und wer bezahlt dis? Wer is'n jetz dranne? Du könnst doch ooch mal een ausjebn, ja. Och, dis hab ich aber jetz schon jemacht. Du hast noch keene richtje Jeburtstagslage jejeben. () Diehatjeburtstagjehabt, wa. Gestern. Gestern. Nachträglich meinen Glückwunsch.

24S 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90

8. Anhang F: M:

F: M: F: M:

F: P:

Danke. Nee, nee, dit wollt ick ja nich, ick wollt ja bloß, daß sie endlich een ausjibt. ( ) Ah, er hat sich 'n Bart stehn lass'n und ick darf mir keen. Weeßte, wie mir dit ankotzt? Wieso? Ob de gloobst oder nich. Stell dir dich mal mit Vollbart vor, dit sieht jemein aus. Na, haste mich noch nich jeseh'n. Nö, dit ulkje bei mir is, mir wächst überall 'n Bart und 'n Schnauzer wächst mir keena. Aber weeßte, wat ick jetz festjestellt habe, wat ick jetz rausjekricht habe? Nee. Rauchen Sie? Nee danke.

M:

Rauchen sie ( ).

P: M:

Hab vor 'nem halben Jahr aufgehört ( ). Nee, wat ick sag'n wollte, aber ick habe rausjekricht, wat Deine Jeschmacksrichtung is an Männer und so. Ja, wat denn zum Beispiel. ( ) zufällijer Weise. Ach, dit gloob ick nich. Doch. Ja, sag doch mal. Bitte. Nee danke. Hab vor'm halben Jahr aufjehört, ja. Ja dit is ooch jut so, hab ick ooch. Hab jeraucht, na, 12 Jahre, hatte ich so Stiche im Herzen, hab ich mir gesagt, mußte mal aufhör'n, naja. Also ick habe ( ) du bist mir doch wat schuldig, dit möcht ick noch hab'n= = Jetz hab ich die ganze Milch jenommen. Trinkst du mit Milch? Icke? Nee. Gut. ( ) macht Spaß. Hat Wolfgang ( ) mit Kaffeejeschmack. Ick meine, mit Mülch jar nich mal so. Aber mit Zucker. Man versaut sich mit allet 'n Jeschmack. Ich hätte, ich hätte ja jesagt, aber ich trau ma ja kaum noch een einzulad'n, ob de gloobst oder nich, ( ) überspielen lassen, ick bin leider im Moment nur in der Lage, Kassetten mono abzuspielen. Hm. Ahja. Und da mach ick mir leider ooch im Moment keen Kopp, aber dit is 'ne andere Seite.

F: M: F: M: F: P: M: P: F: M: P: F: P: F:

M:

P: M:

Anhang 2b: Transkribiertes Textbeispiel

91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136

P:

F: M: P: F: M: F: P: F: M: F: P: F: P: F: M: P: F: M: P: M:

P: F: M: F: M: F: M: F:

P: F: P: F: P: F:

Ja, was wollt ich sag'n. Ich finde auch die alten gut. Atom Heart Mother und Ummagumma von Pink Floyd. Kennst du die? Keen ick nich. Also ( ) Also die alten, die sind 15 Jahre alt. Schrei nich so. Ick kenn nur eens, ick meine, ick kenn mehrere Stücke von Pink Floyd, aber= =Naja ( ) Aber ich find eben den Titel .Another brick in the wall' find ick am besten. Ja, is stark. Also is wirklich wahr. Ja, dit sind schon ( ) Paß doch mal uff, sei doch mal ruhig, Mensch, ja. Naja. ( ) jestern im Fernseh'n, im zweeten Westen, kam so'ne äh 'ne Sendung jebracht (Ja nich schlecht.) ((zu M)) Sei doch mal ruhig jetz. Ick hab keen Wort jesacht, stimmts? ((lacht)) ((lachend)) Doch haste. Hab ick nich, ick hab bloß so jemacht. Kommt aufs Gleiche raus. Wat heißt et kommt auf's Gleiche raus? Da bin ick seit Wochen rumjerannt und durch'n Zufall mit ihr, mit ihr renn ick rum ( ), da liegt die im Laden aus. Is ja stark. Du also Mußt ick koofen. Sei jetz ruhig, jetz erzähl icke. Jetz bin ick dranne. Ick sag keen Wort mehr. Dit versprech ick dir. Na, nun halt mal die Klappe. Ja, Sache. So. Also, äh, äh, im Zweeten die Sendung jebracht und 'n Bereicht oder so wat über, ick gloobe, dit heißt äh, ja ja, ick weeß nich, ürgendwie ( ), ürgendwie so wie Hm. wat ähnliches wie ,Kennen Sie Kino', wat ähnlichet. Hm. Und zwar amerikanische und englische Filme und denn Hm hab'n se Walt-Disney-Fülme jezeigt, so Ausschnitte und äh wie se die Trickfülme machen ( ).

25C 137 Ρ: 138 M: 139 140 F: 141 M: 142 F: 143 144 M: 145 F: 146 P: 147 F: 148 Μ: 149 F: 150 M: 151 F: 152 P: 153 F: 154 M: 155 P: 156 157 M: 158 P: 159 M: 160 161 162 163 F: 164 M: 165 166 167 M: 168 P: 169 M: 170 171 172 P: 173 F: 174 M: 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184

8. Anhang Hm. Na haste den Bowie Bowie jesehn, den Film? Sei doch mal ruhig. Ja. ( ) So. Nee. Und da harn se 'η Titel jespielt von Pink Floyd , Another brick in the wall' und da ham se den Fiilm Na das is doch der ( ). dazu und da ham se 'η Ausschnitt von dem Film jebracht Hm. ( ) dit war so ürre jemacht, ja, wat ma ( ), O die Schule, dit handelt ja von der Schule, ja, ( ) () von de Lehrer. ( ) Ich hab nur gelesen, die hab'n in Dortmund 'ne Mauer () () aufjebaut, und dann hab'n se am Ende des Konzerts die janze janze Mauer also zerstört, 'ne Riesenmauer, 15 Meter () hoch, ja. Habt ihr, habt ihr, habt ihr den Film jesehn, von David Bowie? Also dit is ja äh ( ) Kassette drüben, diese, diese Videokassette jekricht drüben, jetz, wat wat wir leider noch nich hab'n (..) äh ,Ashes to Ashes'? Nee. Du, ick hab dit Ding jesehn, da bin ick dahinjeschmolzen und David Bowie is, war, muß ick janz ehrlich dazu sag'n, erst mal bin ick absoluter Fan, ick hatte, ick hatte 'n Poster von dem in fast 'n Meter Größe, also Hm. fünfundfuffzig mal fünfundvierzig Zentimeter, und damit bin ick zum Friseur jejang'n und hab jesagt, den Haarschnitt will ick hab'n, na= =Und haste den jetz so? ((lacht)) Und, nee, nee, hab ick leider nich, weil, der Friseur hat zu mir jesacht, er kann mir jeden Haarschnitt machen, aber den kann er mir nich machen, weil David Bowie nämlich vorne Ijel trägt und hinten lang und meine Haare sind äh zu weich dazu, die liejen nich so wie bei David Bowie, wa. Die müßt ick denn mit lang hochbringen und dit, dit find ick nich jut, so wat will ick ooch nich. Und denn hab ick, hab ick, hab ick die Videokassette jesehn ,Ashes to Ashes' mit David Bowie und ,Ashes to Ashes', dit is ja, ( ), ick weeß ja nich, wat du für'n Job bist oder wat, aber uff jedenfall

Anhang 2b: Transkribiertes Textbeispiel 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232

P:

Hmja. is dit so wat Asche zu Asche, mehr is dit ja nich, wa. Dit handelt, dit janze Lied handelt ( ). ((spricht F an))

F:

Ja-

P: M:

Hm. Du hättest dit mal sehn miiss'n ( ), David Bowie, da hab'n se 'η absoluten (Hit) jebracht. Erst mal inne Irrenanstalt, wo er dit Lied singt, Ashes to Ashes, haste jesehn, wie er ahm ( ) wie so'n Kaiser, also wirklich abjezogn wie, so'ne Klamott-, so würdest dit eenmal wünschen zum Fasching jeh'n zu dürfen. Hm. Hm. Und denn kam dit Bad äh dit Bild wieder, wa, also haste ja sehr verschwommen jehabt und denn war er inna, inna Irrenanstalt. Hm. Hm. Und aber, janz absolut, erst mal wie se David Bowie jebracht hab'n. Die hab'n den dit erste Mal, wat ick vorher noch nie zu seh'n jekriegt habe, glashart, richtig dit Jesicht jezeigt, glashart die Oogen,

P: M:

F: P: M:

F: P: M:

F:

Ja-

M:

allet jebracht und allet, also du hast von David Bowie dit erste Mal alles also ick meine jetze (.) so ick meine so, so als ( ) haste allet zu sehn jeHm. kriegt, is wirklich wahr. JaUnd ick war absolut weg, wa, und denn hab ick mir noch Hm. von von David Bowie seine Frau jesehn und da war ick ja denn enttäuscht, denn David Bowie is ja schwul, wa, der der hält ja nüscht, der is ja, der is zwar verheiratet, aber hängt ja zu Männern und ick sag dir, ick sag Jaja. dir, wo ick den seine Frau jesehn hab, war ick ( ), wenn die eenmal siehst, du schmeißt jede Frau weg, wa, also ick hab, ick hab, ich war zutiefst schockiert, so Ja. 'ne Frau, ob de gloobst oder nich, so vom Aussehn Sieht die nun gut aus oder nich? Also vom Aussehn her äh von 'er Figur her und allet von der janzen Art und Weise her, so'ne Frau hab ick mein janzet Leben noch nie jesehn, wa, und soll ick dit wat sag'n, nich um mit ihr ins Bett zu jehn oder wat, äh,

F.M:

F: M: P: M:

P: M:

P: M: P: M:

252

8. Anhang

233

du ick hätte sonst wat ausjejeben dafür, um mit die

234

jeden Abend tanzen jeh'n zu können oder bloß ausjeh'n

235

zu können.

236

F:

Also ick möchte mal jetz als als icke jetz als weibliche Person zu Männern möchte ick mal janz, janz echt

237

mal eens bemerken, Männer sind im Grunde j e n o m m e n =

238 239

P:

240

F:

241

=besser wie Frauen. Nein. Naja ick möchte sag'n charaktermäßig sind meistens Männer besser ja, charaktermäßig

242

P:

()

243

M:

D u roochst ja nich, Paul, wa?

244

P:

246

Ich glaube, dis' völlig Wurscht, ob das Männer oder Frauen sind.

245 F:

Ick möchte mal sag'n Männer sind (reifer immer).

248

P:

Ich bin zwei Jahre älter (als ) das is nich viel.

249

F:

26, du bist 28.

250

M:

Nee.

251

F:

Jetz möcht ick mal sag'n. Ihr seid beede im Denken, im

P:

Jaja.

247

Ihr seid jetz beede so fünf, sechsundzwanzig.

252 253

Geist ja, zwei Jahre zurück. Alle. Alle Männer.

254

Ja? Also das zum Beispiel muß ich jetz janz stark ein-

255

F:

Und bei Frauen

256

P:

fach anzweifeln.

257

F:

Naja paß mal uff. Naja jut. Dit, dit bezweifeln alle

258

Männer, ja.

269

P:

((lacht)) Okay.

260 261

F:

So is et nun mal. So bleibt et ooch. Jetz quatsch nich

P:

((lacht)) Ja.

262

M:

Nee.

263

F:

dazwischen. Frauen sind geistig weiter entwickelt als

264

Männer. So is et nun mal und und äh ick möchte mal sag'n

265

P:

Hm.

266

F:

wa mal lieber ( ). Männer sind zwei Jahre zurück. A l s o =

267

P:

=Inwiefern denn jetzt genau?

268

F:

Geistig.

269

P:

Na, in welcher Richtung, also? Naja.

270

F:

Im geistigen Denken.

271

M:

Ick möchte, ick möchte ( ). Nee, ei, ei, ei.

272

F:

Sei doch mal ruhig.

273

P:

Das muß ich aber ganz stark protestieren.

274

M:

Ei, ei, ei ( ).

275

F:

( ) umjekehrt.

276

M:

Franca, dit kannste nich vergleichen. Ei, soll ick

277

dir mal wat sag'n? (2.0)

Anhang 2b: Transkribiertes Textbeispiel 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325

F: M:

F: M:

F: M: F: M: F: M: P: M: F: M: P: M:

F: M: P: M: P: M: P: M: F: P:

F: P: F: P:

Also dit muß ick auch sag'n. Dit is jetz nich, weil du jetz dit jesacht hast oder weil du jetz als Frau bei bist oder wat. Ick möchte dir dit eene sag'n Hm. und dit is mein janz ehrliche Meinung und davon laß ick mich nich janz schwer abbringen, da muß ick erst 'ne Uberzeugung von finden, 'ne Frau is in einigen Punkten dem Mann geistig iiberlejen, dit streit ick nich ab, dit Jastreit ick absolut nich ab und geb ick janz ehrlich zu. Hm. 'ne Frau is aber absolut dem Leben gegenüber, also dem direkten Leben gegenüber vollkommen unterlegen. Naja, dit möcht ick ja nich so janz sag'n. Voll. Glaub ick auch nich. Denn äh= =Also kiek mal ick meine jetz ( ). Denn die Sache ist die. Ich seh dit dit ganz anders. Du als Mann, nich nur weil, ick bin vielleicht noch keen Mann, dit kann ick nich einschätzen, ob ick'n Mann bin, dit muß meine Frau einschätzen, ob ick, ob ick 'n Mann bin, aber als Mann schätz ick ein, sind weiter wie einje Frau'n und die and're Sache ist die äh Na paß mal uff. Also, 'ne Frau, 'ne Frau, 'ne Frau ( ) einje Sachen Also, also. die, und dit is sehr wichtje Sachen, hör mal her, später wie'n Mann= =Also jetz, also und trotzdem, trotzdem heißt dit, wat du jeHm. sacht hast, der Mann is immer zurück, dit stimmt janich. Dit stimmt vielleicht, dit stimmt ( ). Dit stimmt nämlich. Also, also paß auf, ich seh dit so, ja. Weil ich jetz Leute kenne, Leute, die sind 40 also die sind eben so, wenn du sagst, geistig zurück, wie Leute mit 22 wie du das meinst, aber dann kenn ich Leute mit 18 und die sind eben so wie andere, wie man sagt, mit 35. Also jetzt in dem Sinne, daß sie sehr entJaja. wickelt sind, daß man mit denen reden kann über So wat jibt's, ja. was weiß ich was und so oder die eben sehr intelligent

254 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373

8. Anhang

M: P: M: P: F: P: P:

P: M: P:

F: P: F: M: P: F: M:

P: M:

F: P: M: F: P: F: P: M: F: M:

sind. Also ich glaube überhaupt nicht, daß die Rechnung stimmt, sondern es hängt wirklich davon ab, also von der Nee. ganz persönlichen Entwicklung, die jeder durchmacht, und Ja ja ( ). du kannst nich generalisieren. Aber ich glaube Aber im Grunde jenommen ist es so. Aber ich glaube, daß Frauen, guck mal Frauen, naja, also es ist doch so, Frauen kommen eher in die Rolle, zum Beispiel in die Rolle der Mutter und so, ich glaube, daß du also wie er sagte mit dem Leben oder so, da glaub ich zum Beispiel, daß Frauen sehr wohl im Leben eigentlich sozusagen ihren Mann stehen müssen, eher als die Männer vielleicht, teilweise, so'ne Geburt und so'ne Na klar. Erfahrungen, die dich ganz schön in's Leben drücken, ne. Wenn du plötzlich 'n Kind hast, stell dir doch mal vor, du hast mit 19 jetzt'n Kind oder mit 20, ja du kannst nich mehr rumflippen, da mußte wat tun für's Kind und die Männer sagen, die sagen Tschüßikowski ja, Ja, ja. und du sitzt mit dem Kind ( ). () () Und da geb ich dann Recht. Aber ansonsten mit Intelligenz und so, also da= =Ja dit stimmt. Dit möcht ick auch sag'n. ( ) Und ick möchte, ick möchte ooch uff jeden Fall sag'n, nich weil du 'ne Frau bist und ich 'n Mann bin und Paul jetz wohl ooch= =Ich würde ja die Männer auch nich verteidigen, also. Ick möchte, ick möchte ja ooch nur uff jeden Fall sag'n, nich weil ick jetz 'n Mann bin, aber uff jeden Fall möcht ick dit sag'n, daß 'n Mann intelligenter is wie 'ne Frau. Ja, dit stimmt ( ). Männer sind intelligenter als Frauen? Hundertprozentig! Aber ( ). Dit glaub ich nich. Ick meine jetz icke als Frau. Ja. Also. Ick äh ( ) so ein. Wenn ick, wenn ick die Sache von meiner Seite her sehe äh ick bin ick bin vielleicht naja ick bin 'n

Anhang 2c: EDV-Transkription 374 375 376 M: 377 F: 378 M: 379 F: 380 M: 381 382 F: 383 384 P: 385 M: 386 387 P: 388 M: 389 390 P: 391 M: 392 F: 393 M: 394 395 396 397 398 399 P:

255

kaputter Hund bin ick wa, aber ick bin, wat ick mache, wa. Ick, ick will ma jetz damit nicht jetz nich hochstellen, falls sich dit so anhört, 2 Uhr 14, Viertel drei. Ey, man Junge, ick muß jetz langsam mal nach Hause. Naja, kannste ja, Bitteschön. Ach ick darf alleene nach Hause jehn. Tja ja, ( ) vorhin wollt ick dich nach Hause bringen, da wolltest du nich. Also dit kann ja nich sein, der wollte inne Kneipe jehn, nich nach Hause. ((lacht)) Wat heißt hier inne Kneipe? Äh ick will jetz nich vom Thema ablenken, aber die Sache war vorhin die, wir sind Hm. vorhin jekommen von meine Frau, weeßte, von Standesamt und= =Vom Standesamt? Vom Standesamt, wejen Kinder anmelden. JaUnd meine Frau mußte wieder zurück und ick wollte ooch zurück und nu sind wa den gleichen Weg je-, und da wollt se mich in eene Kneipe verfrachten, da hab ick jesacht, ick geb een aus, wa. Und die hatte zu. Und nu hab ick die wieder zurückjeschleift ( ) also wat heißt hier 'ne Kneipe ( ), wat uff war, wa. Du hör mir uff. (2.0) Hm.

Anhang 2c: EDV-Transkription (vgl. 2b)* < P P 0 7 > DER KOMT AUF MICC ZU: KUKT MICC GANZ FUERCCTERLICC ANDER WA:R SAUER WA DAS! ICC NICCT KOMa DAS! IC NICCT DA: WA:R ( ) GEWA:RTET HAT AUF MICC ICC NICCT ERSCHLNaN WA SO: JE:DENFALZ E: HA:Bs ICC NE:MLICC GLAICC GEDACiT ICC WA:R BLO:S! IRGENTWI: ENTTOISCHT WO: ER NICCT GEGRUE:S!T HAT DER HAT MI:R NICCT DI: HANT GEGE:BaN NICCZ ( ) UNT PFAIFa GEBRAUCH UNT E: ZE:N MINU:TaN FO:R FAIERA.-BENT KA:M ER ZU: MI:R UNT SA:KTs ( ) ICC SA:Gs UM ELF E: QUATSCH UM AC!T HA: BsN WI:R JA: GLAICC FAIERA:BENT ICC GE:Ha JEZT FRUE: APRECCN9N UNT DEN WA:R ICC JA: LA:Ds ICC DICC ZU: MI:R AIN IS!T DI: LEZTa SCHONZs UNT NA:JA: ( ) GEGANGaN Transkription ohne Ausdruck von Sonderzeichen (+) und Kommentierungen

256

8. Anhang

JA: ICC HA:Ba MICC GEFROITJA: WI: AIN SCHNE:KOE:NICC ( ) ICC HA:Ba BESTELT ICC ES!a DAS!SELBa WI: DU: UNT SO: UNT DEN HAT ER GESA:KT ALSO: PAS!TE:Ta IS!T MI:R E:GA:L MI:R IS!T LAUFENT WAS! FON DER GA:BEL GEFALaN ICC HA:Ba SO: GEZITERT JA: ( ) PAS! MA:L AUF SAI MA:L RU:HICC JEZT QUATSCH MI:R NICCT DA:ZWISCHaN SO: SO: DER IS!T SAIT AINER WOC!a FA:TER GEWORDaN DER HAT MI:R SCHO:N DRAI SCHNEPS!a HOITa AINGEHOLFaN ICC HO:La JEZT KAINaN SCHNAPS! ICC HO:La JEZT AINaN MOKA: OC! DAS! HA:Ba ICC A:BER JEZT SCHO:N GEMAC!T ( ) GES!TERN GES!TERN DANKa WI:SO: STEL DI:R DICC MA:L MIT FOLBA:RT FO:R DAS! SI:T GEMAIN AUS! NAIN RAUC!aN SI: JA: WAS! DEN ZUM BAISPLL AC! DAS! GLAUBa ICC NICCT JA: SA:Ga DCC! MA:L BITTa ALSO: ICC HA:Ba ICC NAIN ( ) MAC!T SPA:S! HAT WOLFGANG ( ) MIT KAFE:GESCHMAK ICC MAINa MIT MILCC GA:R NICCT MA:L SO: A:BER MIT ZUKER KENNa ICC NICCT SCHRAI NICCT SO: ICC KENa NU:R AINES! ICC MAINa ICC KEN ME:RERa STUEKa FON PINK FLOIT A:BER ICC FINDa E:BaN DE:N TI:TEL ,ANOTHER BRICK IN THE WALL' FINDa ICC AM BES!TaN ALSO: IS!T WIRKLICC WA:R PAS! DOC! MA:L AUF SAI DOC! MA:L RU:HICC MENTSCH JA: ( ) GES!TERN IM FERNSE:HaN IM ZWAITaN WES!TaN KA:M SO: AINa E: AINa SENDUNG GEBRAC!T SAI DOC! MA:L RU.-HICC JEZT DOC! HAS!T DU: DU: ALSO: SAI JEZT RU:HICC JEZT ERZE:La ICC JEZT BIN ICC DRAN NA NU:N HALTa MA:L DI: KLAPa

Anhang 2c: EDV-Transkription

257

SO: ALSO: E: E: IM ZWAITsN DI: SENDUNG GEBRACIT UNT AIN BERICCT 0:DER SO: WAS! UE:BER ICC GLAUB9 DAS! HAIS!T E: JA: ICC WAIS! NICCTIRGENTWI: ( ) IRGENTWI: SO: WI: WAS! E:NLICCES! WI: KENsN SI: KLNO: WAS! E:NLICCES! UNT ZWA:R A:MERI:KA:NISCH9 UNT ENGLISCHa FILMa UNT DEN HA:BaN SI: WALT DISNEY FILMa GEZAICCT SO: AUS! SCHNITa UNT E: WI: SI: TRIKFILMa MACIaN ( ) SAI DOC! MA:L RU:HICC JA: ( ) SO: UNT DA: HA:BaN SI: AINsN TI:TEL GESPLLT VON PINK FLOIT ,ANOTHER BRICK IN THE WALL' UNT DA: HA:BsN SI: DE:N FILM DAZU: UNT DA: HA: BaN SI: AINaN AUSÎSCHNIT FON DE:M FILM GEBRAC!T ( ) DAS! WA:R SO: IRa GEMAC!T JA: WAS! MI:R ( ) DI: SCHU:La DAS! HANDELT FON DER SCHU.-LJA: ( ) FON DE:N LE:RERN ( ) NAIN JA: HM HM JA: HM JA: JA: ALSO: ICC MOECCTa MA:L JEZT ALZ ALZ ICC JEZT ALZ WAIPLICCa PERSO:N ZU: MENERN MOECCTs ICC MA:L GANZ GANZ ECCT MA:L AINES! BEMERKaN MENER SINT IM GRUNDa GENOMsN NAIN NA:JA ICC MOECCTa SA:GaN KA: RAKTERME : S !ICC SINT MAIS!TENZ MENER BES!ER JA: KA: RAKTERME:S!ICC ICC MOECCTa MA:L SA:GaN E: MENER SINT (RAIFER IMER) I:R SAIT JEZT BAIDa SO: FUENF SEXUNTZWANZICC SEXUNTZWANZICC DU: BIS!T AC!UNTZWANZICC JEZT MOECCTa ICC MA:L SA:GsN I:R SAIT BAIDa IM DENKaN IN GAIS!T JA: ZWAI JA:Rs ZU:RUEK ALa ALa MENER UNT BAI FRAUaN NA:JA: PAS! MA:L AUF NAJA: GU:T DAS! DAS! BEZFAIFELN ALa MENER JA: SO: IS!T ES! NU:N MA:L SO: BLAIPT ES! AUC! JEZT QUATSCH NICCT DA:ZWISCHaN FRAUaN SINT GAIS! ΉΟΟ WAITERENTWIKELT ALZ MENER SO: IS!T ES! NU:N MA:L UNT UNT E: ICC MOECCTa SA:GaN WI:R MA:LI:BER ( ) MENER SINT ZWAI JA:Rs ZU:RUEK

258

8. Anhang

ALSO: GAISmCC IM GAIS!TI:GaN DENKaN SAI DOC! MA:L RU:HICC UMGEKE:RT ALSO: DAS! MUS! ICC AUC! SA:GaN HM

JA:

HM NA:JA: DAS! MOECCTa ICC JA: NICCT SAO: GANZ SA:GaN ALSO: KUK MA:L ICC MAINa JEZT ( ) NA PAS! MA:L AUF DAS! SIMT NE:MLICC JA:JA: A:BER IM GRUNDa GENOMaN IS!T ES! SO: ( ) JA: JA: 0 JA: DAS! STIMT DAS! MOECCTa ICC AUC! SA:GaN ( ) JA: DAS! STIMT ( ) A:BER ICC MAINa JEZT ICC ALZ FRAU ICC E: ( ) SO: AIN EY MANJUNGa ICC MUS! JEZT LANGSA:M MA:L NAC! HAUSa AC! ICC DA:RF ALAINa NAC! HAUSa GEHaN ALSO: DAS! KAN JA: NICCT SAIN DER WOLTa IN DI: KNAIPa GE:HaN NICCT NAC! HAUSa Anhang 2d: Wortlisten (vgl. 2b und 2c) (g)

(s) + (au)

(c) + (ai)

GANZ GEWA:RTET GLAICC GEDAC!T GEGRUE:S!T IRGENTWI: GEGE:BaN GERAUC!T SA:Ga GLAICC GE:Ha GEGANGaN GEFROIT E:GA:L GESA:KT

AUF SAUER AUF DAS! DAS! BLO:S! GERAUC!T LAUFENT WAS! AUF PAS! SCHNAPS! DAS! DAS! AUS!

ICC ICC ICC GLAICC ICC PFAIFa FAIERA:BENT ICC ICC FAIERA:BENT GLAICC AIN ICC ICC ICC

Anhang 2d: Wortlisten

259

(g)

(s) + (au)

(c) + (ai)

GEZITERT GEFALaN GA:BEL GEWORDaN AINGEHOLFaN GEMACÎT GES1TERN GES!TERN GEMAIN GLAUBa SA:Ga KAFE:GESCHMAK WOLFGANG GA:R GESîTERN SENDUNG GEBRACîT GEBRACîT SENDUNG IRGENTWI: GLAUBa IRGENTWI: ENGLISCHa GEZAICCT GESPLLT GEBRACîT GEMACIT GRUNDa GANZ GANZ GENOMsN SA:GsN SA:GaN SA:GsN GAISÎT GU:T

RAUCÎaN WAS! DAS! GLAUBa SPA:S! &NES! PAS! AUF WAS! W&S! DAS! GLAUBa E:NLICCES! E:NLICCES! WAS! WAS! AUSîSCHNITa AUS!SCHNIT DAS! DAS! WAS! &NES! FRAUaN AUF DAS! DAS! PAS! ES! ES! AUC! ES! FRAUaN DAS! MUS! AUC!

AIN ICC ICC ICC SAI SAIT AINER AINGEHOLFaN DRAI AINaN KAINaN ICC ICC ICC GEMAIN NAIN BAISPI:L ICC ICC ICC NAIN MAINa ICC ICC ICC ICC ICC MAINa SCHRAI AINE* ICC ICC SAI AINa AINa

260

8. Anhang

Anhang 3: Scattergramm

"

!! 1 s

!

• t S1 1• ÎCt 1 •

ο 11 X ·•I Ο ΙΛ II M I © « ο II «« · 1*

11 1

O 1 •



21 1 1 ot t •

η ι« ιI ο » • Ν III I II O ο Ii ΙΛ I ni I it I 3O ΟO I1 O·• 11 « u- •

*

1 11

i1

11 1» 11 1 11 11

!1 i1

¡1 1 1 1

1 11 1 11 1 11 11 11 1 < 1 I1 11 11 11 1 11 1

«

1 1

• 14

1

Î

!S i*

1 1 1 11 1»

! ° • °·

«

1 JO ^

«

ι

1 ^· ι• r» 1 11 oo 11 o« 1

i1



1 • 1 1 11 1 1

1 •• oo

j 11 1 « 1

ιo 1

«

1 ιo IO

1 1 1 1

1

«

t1 1 11 11 11 !1 i1

1 iι oo 1( ηc t

1

11 11 11 11 1 11 1

(

20.00

•1 ο 1

«

«

« «

11 11 11 oo 1 o 11 1 1O * K>ι •o •

Anhang 3: Scanergramme

261

262

8. Anhang

Anhang 3: Scattergramme

263

264

8. Anhang

266

8. Anhang

Anhang 3: Scattergramme

267

268

8. Anhang

Anhang 3: Scattergramme

269

270

8. Anhang

Anhang 3: Scattergramme

271

272

8. Anhang

Anhang 4b: Standardtexte (Berufseignungstext II)

273

Anhang 4a: Standardtexte (Berufseignungstext I) 1. Nach den großen Ferien waren Gerhard und ich in Portugal. Es war sehr schön: großartige Gegend, sonniges Wetter, gemütliches Hotel und gutes Essen. Morgens gingen wir gemeinsam baden, gegen Nachmittag habe ich regelmäßig geschlafen und abends gelegentlich sogar getanzt. 2. Gestern Abend waren Klaus und ich spazieren. Der Sonnenuntergang war wunderschön. Nach dem Spaziergang waren wir noch bei Roland und Regine und haben Karten gespielt, Wein getrunken und den nächsten Urlaub geplant. Wenn alles klappt, fahren wir im Sommer nach Spanien. 3. Den Film haben Peter und ich erst vor wenigen Tagen gesehen. Ich fand ihn sehr interessant, spannend und auch unterhaltend, trotz der schlechten Kritiken. Aber noch einmal will ich den Film jetzt nicht sehen.

Anhang 4b: Standardtexte (Berufseignungstext II)

SPI Was sagte der noch: „Mein Kumpel sucht seine Braut". So ein Spinner. Ich krieg mich nicht mehr ein. Auf was für Ideen die kommen. Außer daß wir in der selben Gegend wohnen, haben wir nichts gemeinsam. Auch sonst, außer mal eine dumme Anmache, krieg ich von dem nichts. Aber wenn es darum geht, daß sie auf eine Fete wollen, zu der sie nicht eingeladen sind, dann sind wir ihre Bräute, dann müssen wir herhalten. Wenn wir was mit anderen machen, wo sie nicht beteiligt sind, so wie hier, mit anderen Jungs, ich meine so tanzen oder irgendwohin gehen, wo sie nicht hin können, dann rasten sie aus. Dann sind wir plötzlich ihre Bräute, dann meinen sie, dann könnten sie in unserem Namen Stunk machen. Dann spielen sie sich auf, als würden wir ihnen gehören. Aber ich bin doch nicht dessen Eigentum. Da muß doch keiner nach mir gucken, was ich mache. Das reicht mir schon, wenn meine Eltern mich dauernd fragen: Wo kommst du her, was hast du gemacht? und so weiter. Denen gewöhne ich das so langsam ab, daß die mich ein bißchen mehr in Ruhe lassen, ich meine, daß ich ein bißchen mehr die Sachen machen kann, die mir Spaß m a c h e n . . . und dann kommen die und spielen sich noch schlimmer auf. Immer, wenn wir was alleine machen wollen, dann stören sie, dann tauchen sie plötzlich auf und machen Krawall. Das war auch schon mal so, daß wir hier auf eine Fete eingeladen waren. Und dann kommen die Jungs und vermiesen einem das. Anders können die scheinbar nichts. Dabei hätten wir ja gar nichts dage-

274

8. Anhang

gen, daß die auch hier sind. Aber die lassen sich ja immer vollaufen und dann fangen sie an zu nerven. Besonders der Ralf, der hat das drauf. Das war echt nicht das erste Mal. Deshalb ist es auch typisch, daß der die Pulle an den Kopf gekriegt hat. Im Grunde ist das doch so. Gerade die Typen mit den Jacken, die so rumlaufen, die suchen doch immer einen Anlaß. Und wer einen Anlaß sucht, der findet auch einen. Ich meine, daß ist wahrscheinlich auch nicht besonders schwer, weil die anderen ja auch einen Anlaß suchen. Und entweder ist es dann die Karre, oder es ist die Braut oder es steht einer blöd im Weg herum oder es macht einer nur gerade ein blödes Gesicht. Echt ey, irgendwas ist immer. Die gehen das der Reihe nach durch und peng. Und hier . . . war doch klar, daß die es heute abend drauf angelegt hatte. Die Jungs von hier und die Jungs aus dem Dorf, die haben sich doch schon vorher immer angemacht. Immer wenn die sich gesehen haben hier im Dorf, auf der Straße, in der Kneipe oder sonstwo. Ich hab mich gewundert, daß es nicht schon früher was gegeben hat. Aber das es ausgerechnet heute abend war, ist auch typisch. Freitags haben sie alle Zeit. In der Woche, da müssen sie arbeiten, abends machen sie noch was schwarz, beim Nachbarn oder sonstwo. Oder sie basteln an ihren Karren und reparieren irgendwo herum. Aber freitags, da haben sie alle Zeit, da lassen sie sich hier gegenüber in der Kneipe vollaufen oder besorgen sich Bier und setzen sich da auf den Parkplatz. Und da hier sonst nichts läuft, läuft eben die Anmache - und da kommt sowas hier natürlich wie gerufen. Und ich meine, ich sehe das so, mit uns hat das irgendwie nichts zu tun. Das geht denen nur darum, daß die sich prügeln können. Wenn wir es mal nicht sind, dann ist es eben irgendwas anderes. SP 2 Warum die Jungs sich so gern hauen, das möchte ich auch mal gern wissen. Ich bin ja hier in der Klasse. Und bei uns ist das so, wenn montags die Schule anfängt, dann geht das rund. Die Jungs, die prahlen sich was vor, die geben voreinander an, das ist manchmal schon richtig zum Lachen. Dann erzählen sie sich, wem sie es alle gegeben haben. Oder wieviel sie vertragen haben oder wieviel Bräute sie aufgerissen haben . . . bei Mädchen ist das irgendwie anders. Also jetzt mal hier mit dem, das die Jungs sich prügeln. Ich meine, das gibts bei Mädchen ja auch mal. Das ist ja nun nicht so, daß man sagen kann, Mädchen würden sich nie hauen, das wär ja blöd. Mir ist das zum Beispiel mal passiert, in der Schule, daß mich ein Mädchen total genervt hat. Wenn wir uns getroffen haben, das war die totale Feindschaft, ey. Die kam auf mich zu, in der Pause oder so, und schmiß mir „dumme

Anhang 4b: Standardtexte (Berufseignungstext II)

275

Hure" oder sonstwas an den Kopf. Echt ey, die hat mich tierisch genervt. Ich weiß überhaupt nicht, was die von mir wollte, echt nicht, weil schon allein, ich kannte die gar nicht. Also, ich hab ihr dann gesagt, sie soll das seinlassen und so, ich hab sie echt gewarnt und hab alles versucht, daß sie a u f h ö r t . . . aber irgendwie war die total drauf. Als sie dann nochmal wieder so anfing, da hab ich ihr eine geknallt. Da wußte ich auch nicht mehr weiter, da war ich so sauer . . . meine Freundinnen haben uns dann getrennt und versucht, uns zu beruhigen. Irgendwie war dann auch aus. Jedenfalls hat sie mich dann in Ruhe gelassen. Die Jungs standen da dämlich drumherum. Für die war das natürlich ein echter Anlaß . . . ich meine, daß sich da mal zwei Mädchen geprügelt haben. Die wollten uns so richtig aufhetzen, daß wir aufeinander losgehen und so. Irgendwie ist das bei Mädchen eben die Ausnahme, wenn die sich mal prügeln. Das sieht man ja auch schon daran, was für eine Sensation das für die Jungs dann ist. Während die Jungs, die legen es doch richtig darauf an, viele jedenfalls, die ich kenne. Die bereiten sich doch auch richtig darauf vor. Sodaß die zum Beispiel Training machen, boxen und so, und sich alles mögliche anschaffen, was sie für die Prügelei brauchen. Einer bei uns aus der Klasse, rennt immer mit so einer Gaspistole herum. Der denkt, damit kann er die anderen einschüchtern. Und ein anderer, der hat so Tschakos. Damit übt er zum Beispiel den ganzen Tag. Auch in der Schule, so in der Pause, dann steht er da und spielt mit den Dingern. Also ich meine, daß die Jungs das wollen, während bei Mädchen, da ist das eher die Ausnahme, so, wenn einer mal wirklich der Kragen platzt. Die Jungs liefern sich dabei eine richtige Show, so bei der Prügelei und auch hinterher, beim Erzählen darüber. Ich weiß nicht, ob die denken, daß sie uns damit beeindrucken können oder so. Und dabei langweilt die Mädchen das doch bloß. Weil, was haben wir denn davon, wenn die sich prübeln. Wenn es hochkommt, können wir dumm dabei herumstehen und abwarten, bis sie sich ausgetobt haben. Wenn sich dann einer verletzt hat, dann können wir ihn versorgen, da müssen wir wieder ran, das ist dann unsere Aufgabe. filier' Du guckst schon so, jetzt komm mir bloß nicht mit der Klamotte: Warum hast du das gemacht? Haste nicht gesehen, wie der mich angeguckt hat? Wie der schon reinkam, als wenn das auf einmal sein Laden wär. Dabei sind wir doch hier, das ist doch heute unser Fest. Und dann packt er mich gleich an den Hals, schubst mich an die Seite und will durch, was soll ich denn da machen? Soll ich mir etwa eine scheuern lassen, nur weil der hier den starken Mann markiert? Oder mir den Hals zudrücken lassen oder

276

8. Anhang

klein beigeben? Ne, das läuft bei mir nicht. Bei mir nicht. Da kriegt jeder, was er braucht. Und da hatte ich eben gerade zufällig die Bierpulle in der Hand. Bevor der mir eine klebt, kriegt der eine, dann ist die Sache ausgestanden, verstehst du. Das ist immer am besten so. Am besten gleich eine kurz verpassen, damit es erst gar keine große Keilerei gibt. In so einem Moment, da überlegst du auch nicht, was du in der Hand hast oder so . . . da haust du einfach zu, da mußt du einfach zuhauen. Da kannst du einfach nicht erst überlegen, stell ich jetzt die Bierflasche ab . . . wo überhaupt..., laß ich sie fallen . . . was denkst du denn, was der dann denkt? Der denkt doch, ich hab Angst dann, und er hat mich . . . nee, das läuft nicht. Da kannst du nicht überlegen, da mußt du aufpassen, aufpassen, daß du der Stärkere bleibst - sonst wirds der andere. Und in so einem Moment, da ist mir das auch scheißegal, da merk ich das teilweise auch gar nicht, da hau ich zu, egal mit was, was ich gerade in der Hand habe, auch mit einer Bierflasche, wenn es eine ist, oder mit was anderem. Und soll ich dir mal was sagen, der andere, der würde das genauso machen an meiner Stelle, genauso . . . jeder würde das so m a c h e n . . . , das mußte einfach tun, weil es gibt nur, er oder ich. Da kannst du auch nicht einfach dran vorbei. Dem kannst du nicht ausweichen, ob du willst oder nicht. Es gibt eben Typen, die sind auf Krawall aus, die wollen das, die brauchen das, eine Schlägerei. Sonst fühlen die sich einfach nicht gut. Und die fangen auch den Stunk an, und wenn du wegrennst, dann rennen sie hinter dir her, das hast du doch auch hier gesehen. Der kam rein und ging mir gleich an die Kehle. Der hat doch nicht lange gefackelt - was glaubst du, was der mit mir gemacht hätte, wenn ich dem eine Chance gelassen hätte. Ich meine, ich kann doch nichts dafür. Ich hab doch wirklich nur ganz friedlich dagestanden. Ich hab ja gar nicht gewußt, daß der reinkam. Und rumsbums hängt dir einer an der Kehle, bloß weil du zufällig da stehst. Ich meine, ich will das doch gar nicht, Schlägerei und so, hab ich ja nichts mit am Hut, find ich ja auch nicht gut. Aber jetzt sag doch mal ehrlich, du hast das doch auch gesehen, was sollte ich denn da machen, es ging doch nicht anders. Wenn es schon so weit ist, dann hau ich natürlich auch zu. Dann gibts auch nichts anderes mehr. So eine Situation, die muß man dann auch durchstehen, kneifen ist nicht. Und das weiß doch auch jeder, das ist doch auch überall so. Da kannst du doch hingucken wo du willst.

Anhang 4c: Textanweisung und Berufsskala

277

Anhang 4c: TextanWeisung und Berufsskala App. 1: Erklärung über den Ablauf der Untersuchung Ihr werdet jetzt gleich 3 Texte vorgespielt bekommen. Die Texte stammen aus einer Schulfunksendung des SFB. Drei Schülerinnen wurden interviewt und berichten über eine Schlägerei. Die Schülerinnen sind 16 Jahre alt und gehen in die 10. Klasse. Wir spielen Euch die Interviews einzeln vor und Ihr sollt die Schülerinnen auf einer Skala bewerten. Stellt Euch vor, Ihr könntet und solltet aufgrund des vorgespielten Interviews entscheiden, für welche Ausbildung die Schülerinnen Eurer Meinung nach geeignet sind. (s. Skala) Die Skala ist so zu verstehen: Wenn ihr z.B. Dolmetscherin ankreuzt, dann heißt das, daß Ihr die Schülerin für geeignet haltet, eine Ausbildung als Dolmetscherin zu erhalten und somit auch für geeignet eine Ausbildung als Chefsekretärin, Postbeamtin, Verkäuferin, Busfahrerin oder eine Anstellung als Fabrikarbeiterin zu erhalten. Ihr haltet sie aber nicht für geeignet, eine Ausbildung als Nachrichtensprecherin zu erhalten. Oder wenn Ihr z.B. Verkäuferin ankreuzt, dann bedeutet das, daß ihr die Schülerin für geeignet haltet, eine Ausbildung als Verkäuferin oder Busfahrerin sowie eine Anstellung als Fabrikarbeiterin zu erhalten, also für geeignet für die Berufe unterhalb des Ankreuzpunktes. Die Schülerin wäre aber nicht geeignet, eine Ausbildung als Postbeamtin, Chefsekretärin, Dolmetscherin oder Nachrichten zu erhalten, also nicht geeignet für die Berufe oberhalb des Ankreuzungspunktes.

278

8. Anhang

App. 2:7-Punkteskala zur Berufsausbildung 1 Nachrichten- •· Sprecherin

Nachrichten- ·• Sprecherin

Nachrichten- •· Sprecherin

Dolmetscherin ••

Dolmetscherin ·•

Dolmetscherin -•

Chefsekretärin ••

Chefsekretärin -•

Chefsekretärin ••

Postbeamtin ••

Postbeamtin --

Postbeamtin -•

Verkäuferin -•

Verkäuferin ••

Verkäuferin ••

Busfahrerin ••

Busfahrerin ••

Busfahrerin •·

Fabrikarbeiterin ¿ (ohne Ausbildung)

Fabrikarbeiterin •• (ohne Ausbildung)

Fabrikarbeiterin -• (ohne Ausbildung)

9. Literatur „Network Concepts in the Sociology of Language." In: McCormac, W. C. Wurm, S. A. (eds.): Language and Society. Anthropological Issues. The Hague, 657-677. AGHEYISI, R./FISHMAN, J . ( 1 9 7 0 ) . „Language Attitudes Studies: A Brief Survey of Methodological Approaches." In: Anthropological Linguistics 1 2 , 1 3 7 - 1 5 7 . ALEXIS, W. (O.J.). Der Roland von Berlin. Halle. ALTERNATIVE 142 ( 1 9 8 2 ) . Indiz Sprachlosigkeit'? ALTHUSSERL, L. (1973). Ideologie und ideologische Staatsapparate. In: ders.: Marxismus und Ideologie. Berlin, 111-172. AMMON, U. ( 1 9 7 2 ) . Dialekt, soziale Ungleichheit und Schule. Weinheim. - (1978). Schulschwierigkeiten von Dialektsprechern. Empirische Untersuchungen sprachabhängiger Schulleistungen und des Schüler- und Lehrerbewußtseins - mit sprachdidaktischen Hinweisen. Weinheim/ Basel. - (1983). „Explizit-Definition von ,Dialekt' und benachbarten Begriffen mit Mitteln der formalen Logik." In: K. Mattheier (ed.): Aspekte der Dialekttheorie. Tübingen, 27-68. ANDERSSON, S.-G. ( 1 9 8 3 ) . „Deutsche Standardsprache - drei oder vier Varianten." In: Muttersprache, 2 5 9 - 2 8 3 . ARVEY, R . D. ( 1 9 7 9 ) . „Unfair Discrimination in the Employment Interview: Legal and Psychological Aspects." In: Psychological Bulletin 80, AFENDRAS, Ε. Ο . ( 1 9 7 9 ) .

736-765.

Au WÄRTER, M. (1982). Sprachgebrauch in Abhängigkeit von Merkmalen der Sprecher und der Sprechsituation. Eine soziolinguistische Untersuchung. Berlin. BAHRDT, H . P . ( 1 9 7 4 ) . „Die Zusammensetzung der Quartiersbevölkerung." In: HERLYN, U. (ed.): Stadt- und Sozialstruktur. München, 172-186.

BAILEY, C.-J., N. (1980). „Old and New Views on Language History and Language Relationships." In: Lüdtke, Η. (ed.): Kommunikationstheoretische Grundlagen des Sprachwandels. Berlin. New York, 139181.

280

9. Literatur

BAIRD, S. J. (1969). Employment Interview Speech: A Social Dialect Study in Austin, Texas. Diss. University of Texas. BAMBERG, G. F. BAUR. (1982). Statistik. München. BARNES, J. Α. (1954). „Class and Comittees in the Norwegian Island Parish." In: Human Relations 7, 39-58. - (1968). „Networks and Political Process." In: Swartz, M.J. (ed.): Locallevel Politics: Social and Cultural Perspectives. Chicago, 107-131. BAURMANN, O. (1962). Hochdeutsch-plattdeutsches Wörterbuch. Neumünster. BAUSINGER, Η .

(1972). Dialekte, Sprachbarrieren,

Sondersprachen.

Frankf./M. BENEKE, J. (1982). Untersuchung zu ausgewählten Aspekten der sprachlich-kommunikativen Tätigkeit Jugendlicher. (Untersucht an Probanden aus der Hauptstadt der D D R , Berlin, und dem mecklenburgischen Dorf Mirow, Bezirk Neubrandenburg. Diss., Akademie der Wissenschaften der DDR) Berlin (DDR). BERGER, P. L. (1963). Invitation to Sociology. Harmondsworth. BERNSTEIN, Β. (1981). „Modalities, and the Process of Cultural Reproduction: A Model." In: Language in Society 10, 327-363. BERRUTO, G. (1984). „Italien Contributions to the Sociolinguistic Theory." In: Linguistische Berichte 90, 58-70. B E R R Y - R O G G H E , L . / T . D . CRAOFORD ( 1 9 7 3 ) . COCOA. A W o r d C o u n t

and Concordance Generation on Atlas. Berkshire, Cardiff. BESCH, W. (ed.) (1981). Sprachverhalten in ländlichen Gemeinden. Ansätze zur Theorie und Methode. Forschungsbericht Erp-Projekt Band 1. Berlin. - (ed.). (1983). Sprachverhalten in ländlichen Gemeinden: Forschungsberichte Erp-Projekt Bd. 2. Dialekt und Standardsprache im Sprecherurteil. Berlin. BESCH, W . / K N O O P , U . / P U T S C H K E W . / E R N S T , H . ( 1 9 8 2 ) . D i a l e k t o l o g i e .

Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. Erster Halbband. Berlin-New York. BETZ, W. W. (1962) „Zwei Sprachen in Deutschland?" In: Merkur 10/9, 873-879. BEUTEL, P . / W . SCHUBÖ ( 1 9 8 2 ) . S P S S 9 . S t a t i s t i k - P r o g r a m m s y s t e m f ü r

die Sozialwissenschaften. BICHEL, U. (1985). „Die Uberlagerung des Niederdeutschen durch das Hochdeutsche." In: Sprachgeschichte. Ein Handbuch. Zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung, Bd. 2.2. Berlin/New York, 1865-73.

9. Literatur

281

BICKERTON, D. (1973). „Quantitative vs. Dynamic Paradigms: the Case of Montreal que." In: C.-J. Bailey/R. Shuy (eds): New Ways of Analyzing Variation in English. Washington, 23-44. BIERWISCH, M. (1975). „Variation im Sprachsystem." In: Linguistische Studien. Akademie der Wissenschaften der DDR. Zentralinstitut für Sprachwissenschaften. Reihe: Arbeitsberichte Berlin, H . 19, 65137. - (1976). „Social Différenciation of Language Structure." In: A. Kasher: Language in Fokus: Foundations, Methods and Systems. Dordrecht, 407-456. BILINGUALISM. ( 1 9 7 1 ) Bibliography of 1 0 0 0 References with Special References to Wales Stud. Educ. Wales UP. BISCHOFF, K . ( 1 9 8 1 ) . Über gesprochenes Mittelniederdeutsch. Wiesbaden. BLOCH, E. ( 1 9 6 2 ) . Erbschaft dieser Zeit. Frankfurt/M. BLOM, J . P . / J . J . Gumperz ( 1 9 7 2 ) . „Social Meaning in Linguistic Structure: Code-switching in Norway." In: Gumperz, J. J./D. Hymes (eds.): Directions in Sociolinguistics, 4 0 7 - 4 3 4 . BOIS-REYMOND, M . DU/R. SCHONIG (1980). „Lehrerleben." I n : Ästhetik u n d K o m m u n i k a t i o n 39, 6 1 - 7 3 .

(eds.) ( 1 9 7 3 ) . Network Analysis. Studies in Human Interaction. Mouton, The Hague, Paris. BOTT, E. (1957). Family and Social Network. London. BOURDIEU, P. (1977): „The Economics of Linguistic Exchanges." In: Social Science Information 16 (6), 645-668. - (1982). Die feinen Unterschiede. Frankfurt/M. - (1983). „Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapitel." In: KRECKEL, B . (ed.): Soziale Ungleichheiten. Göttingen, 183-198. - (1984). „Capital et marché linguistiques." In: Linguistische Berichte 90, 3-24. BRANDENBURG-BERLINISCHES WÖRTERBUCH. I., II. Band, Berlin. 1 9 6 8 BOISSEVAIN, J . / J . C . MITCHELL

1981.

BREITBORDE, L. B. (1983). „Levels of Analysis in Sociolinguistic Explanation: Bilingual Code Switching, Social Relations, and Domain Theory." In: Journal of the Sociology of Language 39, 5-43. BRENDICKE, H . (1895). Der Berliner Volksdialekt (Fortsetzung der Abhandlung aus dem Jahre 1892). In: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins 32, 115-142. BRETSCHNEIDER, A. (1950a). Das Brandenburg-Berlinische Wörterbuch. In: Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 57, 20-23.

282

9. Literatur

- (1950b). Das Brandenburg-Berlinische Wörterbuch. In: Deutsches Jahrbuch für Volkskunde, Bd. 4, 438-44. - (1971). „Havel-Hagen-Tempelhof. Ein Beitrag zur Geschichte des Ortsnamenssuffixes - ow im brandenburgischen Raum." In: Brandenburgischejahrhunderte. Festgabe für Johannes Schultze zum 90. Geburtstag. Berlin, 17-33. - (1973). „Berlin und,Berlinisch' in der märkischen Sprachlandschaft." In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 24, 68-84. BRUNNER, E. J. (1982). „Interpretative Auswertung". In: Huber, G. L./H. Mandl: Verbale Daten. Eine Einführung in die Grundlagen und Methoden der Erhebung und Ausweitung. Weinheim/Basel, 197-219. BÜCHERL, R. E. (1982): „Regularitäten bei Dialektveränderung und Dialektvariation. Empirisch untersucht am Vokalismus nord-/mittelbairischer Ubergangsdialekte." In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 1, 1-27. Βυτζ, G. (1986). „Grundriß der sprachgeschichtlichen Entwicklung Berlins." Erscheint in: N. Dittmar/P. Schlobinski (eds.): Berlinisch - gestern und heute. Berlin: Colloquium-Verlag. C A D I O T , P. (1982). „Pour et de: Des difficultés d'isoler une variable syntaxique." In: Caudmont, J. (ed.): Sprachen im Kontakt. Tübingen, 113-128. CAPLOW, T. et al. (1964). The Urban Ambience. A Study of San Juan, Puerto Rico. Totowa. CARNAP, E. (1969). Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaft. München. CEDERGREN, H. ( 1 9 7 3 ) . The Interplay of Social and Linguistic Factors in Panama. Thesis presented to the faculty of the Graduate School of Cornell University. CEDERGREN, H. C . / S A N K O F F , D. ( 1 9 7 4 ) . „Variable Rules: Performance as a Statistical Reflection of Competence". In: Language 50 (2), 3 3 3 - 3 5 5 . CHAMBERS, J. U./P. TRUDGILL. ( 1 9 8 0 ) Dialectology. Cambridge. CHERUBIM, D./G. OBJARTEL. ( 1 9 8 1 ) . „Historische Sprachwissenschaft." In: Studium Linguistik 10, 1-19. CHESHIRE, J. (1982). Variation in an English Dialect. A Sociolinguistic Study. Cambridge. CHEYNE, W. M. (1970). „Stereotyped Reactions to Speakers with Scottish and English Regional Accents." In: British Journal of Social and Clinical Psychology 9, 77-79. CLAUSEWITZ, P. (1883). Berlinisches Stadtbuch. Neue Ausgabe. Berlin. COSERIU, E. (1974). Synchronie, Diachronie und Geschichte. Das Problem des Sprachwandels. München.

9. Literatur

283

CouLMAS, F. (1979). „Einleitung: Sprache und Kultur" zu D. Hymes: Soziolinguistik. Frankfurt/M., 7 - 2 5 . - (1981). Routine im Gespräch. Wiesbaden. COUPLAND, N . (1980). „Style Shifting in a Cardiff Work-setting." In: Language in Society 9, 1-12. DEBUS, F. (1978). „Stadt-Land-Beziehungen in der Sprachforschung. Theoretische Ansätze und Ergebnisse." In: Zeitschrift für deutsche Philologie 97, 362-393. DECAMP, D. (1971). „Implicational Scales and Sociolinguistîc Linearity." In: Linguistics 73, 30-43. DEPPE, W. (1980). „Arbeits- und Lebenserfahrungen ungelernter Industriearbeiter. Ein Beitrag zur qualitativen Sozialforschung und zur soziobiographischen Methode." In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studien 2, 17-38. DITTMAR, N . (1973). Soziolinguistik. Exemplarische und kritische Darstellung ihrer Theorie, Empirie und Anwendung. Königstein/Ts. - (1980). „Ordering Adult Learners According to Language Abilities." In: Felix, S. (ed.): Second Language Acquisition. Tübingen, 205-231. - (1982). „Soziolinguistik - Teil I." In: Studium Linguistik 12, 20-52. - (1983a). „Soziolinguistik - Teil II." In: Studium Linguistik 14, 20-56. - (1983b). „Descriptive and Explanatory Power of Rules in Sociolinguistics." In: Bain, Β. (ed.): The Sociogenesis of Language and Human Conduct. New York, 225-255. DITTMAR, N./SCHLIEBEN/LANGE, B. (1982). „Stadtsprache. Forschungsrichtungen und -perspektiven einer vernachlässigten soziolinguistischen Disziplin." In: K.-H. Bausch (ed.): Mehrsprachigkeit in der Stadtregion. Düsseldorf, 9-86. DITTMAR, N./SCHLIEBEN-LANGE, B./SCHLOBINSKI, P . ( 1 9 8 2 ) . „ T e i l k o m -

mentierte Bibliographie zur Soziolinguistik von Stadtsprachen." In: K.-H. Bausch (ed.): Mehrsprachigkeit in der Stadtregion. Düsseldorf, 391-423.

DITTMAR, N./P. SCHLOBINSKI (1985). „Die Bedeutung von sozialen Netzwerken für die Erforschung von Ortssprachen". In: W. Besch/K. Mattheier (ed.): Ortssprachenforschung. Berlin, 158-188. DITTMAR, N . / P . SCHLOBINSKI/I. WACHS (1986). Berlinisch. Studien zum

Lexikon, zur Spracheinstellung und zum Stilrepertoire. Berlin. DIXON, W. J . et al. (1981). B M D P Statistical Software 1981. Los Angeles, London. DONATH, J . / R . P A P E / M . R O L O F F / H . SCHÖNFELD ( 1 9 8 1 ) .

„Beschrei-

bung einer empirischen Untersuchung zur Sprachvarianz." In: Auto-

284

9. Literatur

renkollektiv: Kommunikation und Sprachvariation. Berlin (DDR), 308-440. DRESSLER, W. (1976). „Inhärente Variation und variable Regel: zur Relativierung eines amerikanischen soziolinguistischen Konzepts." In: A. SCHAFF (ed.): Soziolinguistik. Wenen, 53-73. DOUGLAS-COWIE, E. (1978). „Linguistic Code-switching in a Northern Irish Village: Social Interaction and Social Ambition." In: P. Trudgill (ed.): Sociolinguistic Patterns in British English. London, 37-51. EISENBERG, P. (1986). Grundriß der deutschen Grammatik. Stuttgart. ELYAN, O . u.a. (1978). „Female Speech: The Voice of Perceived Androgyny?" In: Trudgill, P. (ed.): Sociolinguistic Patterns in British English. London,122-131. ENCREVÉ, P. (1982). „Apropos du,marché linguistique'." In: Ν. Dittmar/ Β. Schlieben-Lange (eds.). Die Soziolinguistik in romanischsprachigen Ländern. La sociolinguistique dans les pays de langue romane. Tübingen, 97-103. ENGEL, Υ. (1903). „Die Sprache der Berliner." In: Beilage zur Münchner Allgemeinen Zeitung vom 8. 6. 1903. Nr. 127. EPSTEIN, A. L. (1961). „The Network and Urban Organization." In: Rhodes-Livingstone Institute Journal 29, 29-62. ESSER, P. (1983). Dialekt und Identität. Diglottale Sozialisation und Identitätsbildung. Frankfurt/M.-Bern. FASOLD, R. (1984). The Sociolinguistics of Society. Oxford. FERGUSON, CH. (1959). „Myth about Arabic." In: Georgetown University Series of Languages and Linguistics 12, 75-82. - (1982). „Diglossie." In: Steger, H. (ed.): Anwendungsbereiche der Soziolinguistik. Darmstadt, 254-276. FEYERABEND, P. (1978). Against Methods. London. FIDICIN, E. (1837). Berlinisches Stadtbuch. Berlin. (= Historisch diplomatische Beiträge zur Geschichte der Stadt Berlin, Band 1.) FIENBERG, S. E. (1977). The Analysis of Cross-Classified Categorical Data. Massachusetts. FILESTEAD, P. (1981). „Using Qualitative Methods in Evaluation Research." In: Evaluation Review 5, 259-268. FISHMAN, J. A. (1971). Sociolinguistics. A Brief Introduction. Massachusetts. - 1975). Soziologie der Sprache. Eine interdisziplinäre sozialwissenschaftliche Betrachtung der Sprache in der Gesellschaft. München. FONTANE, T. (1982). Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Dritter Teil: Havelland. Berlin (DDR).

9. Literatur

285

J. (1973). Methoden empirischer Sozialforschung. Hamburg. (1947). „Das märkische det, das, dass." In: Niederdeutsche Mitteilungen 3, 5-10. - (1955). „Vom g, von seinen Lautwerten und von germanischen Sprachlandschaften." In: Rheinische Vierteljahresblätter 2 0 , 1 7 0 - 1 9 1 . FRINGS, T . ( 1 9 5 7 ) . Grundlegung einer Geschichte der deutschen Sprache. Halle. FÜHRER, B. (1982): Das Berlinische im Tagesschrifttum von 1848/49: Studien zum Verhältnis von Idiolekt, Soziolekt und Dialekt. Frankfurt/ M.-Bern. GEMMIL, G . (1976). „The Derivation of Underlying Stops in Cologne Dialect." In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 43, 129-141. GERNENTZ, H. J. (1967). „Zum Problem der Differenzierung der deutschen Sprache in beiden deutschen Staaten." In: Weimarer Beiträge 13/3, 463-468. GERSIC, S. (1971). Mathematisch-statistische Untersuchungen zur phonetischen Variabilität am Beispiel von Mundartaufsätzen aus der Batschka. Göppingen. GILES, H. (1971. „Patterns of Evaluation to R . P., South Welsh and Sommerset Accented Speech." In: British Journal of Social and Clinical Psychology 10, 280-281. GILES, H . / R . T . BOURHIS/D. TAYLOR (1976). „Methodological Issues in Dialect Perception. A Social Psychological Perspective." In: Anthropological Linguistics, 19, 294-304. - (1977). „Toward a Theory of Language in Ethnic Group Relations." In: Giles, H. (ed.): Language, Ethnicity and Intergroup Relations, 307-348. GILES, H./W. P . ROBINSON/P. M. SMITH (eds.) (1980). Language: Social Psychological Perspectives. Oxford. GILES, W./E. B. R Y A N (1982). „Prologomena for Developing a Social Psychological Theory of Language Attitudes." In: Ryan, E. B./W. Giles (eds.): Attitudes Towards Language Variation. London, 208-223. GILES, H./P. SMITH (1979). „Accomodation Theory: Optimal Levels of Convergence." In: Giles, H./R. St. Clair (ed.): Language and Social Psychology. Oxford, 45-65. GILES, H./P. W I L S O N / A . C O N W A Y (1981). „Accent and Lexical Diversity as Determinants of Impression Formation and Perceived Employment Suitability." In: Language Sciences Vol. 3, No. 1, 91-103. GISSER, R. (1974). „Ökologische Segregation der Berufsschichten in Großstädten." In: Herlyn, U. (ed.): Stadt- und Sozialstruktur. München, 107-130. FRIEDRICHS, FRINGS, F.

286

9. Literatur

„The Analysis of Multidimensional Contingency Tables: Stepwise Procedures and Direct Estimation Methods For Building Models for Multiple Classification." In: Technometrics 13,

GOODMAN, L. Α . (1971).

53-61. GROBER-GLÜCK, G .

(1975). „Berlin als Innovationszentrum von metaphorischen Wendungen der Umgangssprache." In: Zeitschrift für deutsche Philologie 94, 321-367. GUMPERZ, J. J. (1975). Sprache, lokale Kultur und soziale Identität. Theoretische Beiträge und Fallstudien. Düsseldorf. - (1982). Discourse Strategies: Studies in International Sociolinguistics. Cambridge. GUMPERZ, J. J./J. COOK-GUMPERZ (1982). „Introduction: Language and the Communication of Social Identity." In: J. J. GUMPERZ (ed.): Language and Social Identity. Cambridge, 1-21. HAAG, Κ . (1929-30). „Sprachwandel im Lichte der Mundartgrenzen." In: Teuthonista 6, 1-35. HAAS, W. (1978). Sprachwandel und Sprachgeographie. Wiesbaden. HABEL, C. (1979). Aspekte bewertender Grammatiken. Berlin. HABERMAS, J. (1981a, b). Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. I, II. Frankfurt/M. HAGEN, F. H. v. (1848). „Deutsche Mundarten." In: Germania 8,206-225. HAHN, A . / H . - A . SCHUBERT/W.-J. SIEWERT (1979). Gemeindesoziologie. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz. HARDEN, T. (1981). Untersuchungen zur R-Realisation im Ruhrgebiet: Analyse einer diatopisch-diastratischen Variation und ihrer Bewertung. Wiesbaden (= Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Beiheft 40/1981). HARTIG, M . (1981). Sprache und sozialer Wandel. Stuttgart, Berlin, Köln. HARTMANN, D. (1980). „Uber Verschmelzungen von Präpositionen und bestimmten Artikeln." In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 47/2, 160-183.

HÄRTUNG, W. (1981). „Differenziertheit der Sprache als Ausdruck ihrer Gesellschaftlichkeit." In: Autorenkollektiv: Kommunikation und Sprachvariation, Berlin (DDR), 26-72. HEATH, C. D . (1980). The Pronounciation of English in Cannock, Staffordshire: A Sociolinguistic Survey of an Urban Speech Community. Publications of the Philological Society XXIX, Oxford. HEDEMANN, W. (1958). Berlin. (= Lautbibliothek der deutschen Mundarten), Göttingen. HEIKE, G. (1964). Zur Phonologie der Stadtkölner Mundart. Marburg. (Deutsche Dialektgeographie, Bd. 57).

9. Literatur

287

HELLMANN, M. (1976). Bibliographie zum öffentlichen Sprachgebrauch in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR. Düsseldorf. - (1980). „Wie unterschiedlich ist die deutsche Sprache in Ost und West." In: Mitteilungen des Instituts für deutsche Sprache 7, 27-33. - (ed.). ( 1 9 8 2 ) Ost-West-Wortschatzvergleiche. Tübingen. HENNE, H. (1968). „Das Problem des preußischen Deutsch oder „was ist Hochdeutsch" im 18. Jahrhundert." In: Zeitschrift für Mundartforschung 35,102-129. HENNE, H . / H . REHBOCK (1979). Einführung in die Gesprächsanalyse. Berlin-New York. HERLYN, U. (1974). „Einleitung: Wohnquartier und soziale Schicht." In: ders. (ed.): Stadt- und Sozialstruktur. München. 16-41. HIND LE, D. (1981). „A Probabilistic Grammar in Spoken and Written English." In: D. SANKOFF/H. CEDERGREN (eds.): Variation Omnibus. Edmonton, 369-377. HOENIGSWALD, H . M. (1963). „Universals of Linguistic Change." In: GREENBERG, J . H . (ed.): Universals of Language. Cambridge, 30-52. HÖPPNER, J. (1963). „Über die deutsche Sprache und die beiden deutschen Staaten." In: Weimarer Beiträge Jg. 9, 5 7 6 - 5 8 5 . HOFFMANN, W./MATTHEIER, K . (1985). „Stadt und Sprache in der neueren deutschen Sprachgeschichte: eine Pilotstudie am Beispiel von Köln." In: Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung, Band 2.2. Berlin/New York, 1 8 3 7 - 6 5 . HOFMEISTER, B. (1975). Berlin. Eine geographische Strukturanalyse der zwölf westlichen Bezirke. Darmstadt. HOLMES, J . ( 1 9 7 6 ) . „A Review of Some Methods of Investigating Attitudes to Languages, Dialect and Accents." In: Viereck, W. (ed.): Sprachliches Handeln - Soziales Verhalten. München, 3 0 1 - 3 3 0 . HOPF, C. (1978). „Die Pseudo-Exploration - Überlegungen zur Technik qualitativer Interviews in der Sozialforschung." In: Zeitschrift für Soziologie 7/2, 97-115. HOPPER, R. (1977): „Language Attitudes in the Job Interview." In: Communication Monographs 44, 346-351. HOPPER, R./WILLIAMS, P. ( 1 9 7 3 ) . „Speech Characteristics and Employability." In: Speech Monographs 40, 2 9 6 - 3 0 2 . HOUCK, C. L. (1968). „Methodology of an Urban Speech Survey." In: Leeds Studies in English, Vol. II, 115-128. HOUT, R. v. (1981). „Word Final t,d Deletion in a Dutch Urban Dialect and Some Problems in Variable Rule Analysis." In: Daalder, S./M. Gerritsen: Linguistics in the Netherlands. Amsterdam, 23-35.

288

9. Literatur

- (1982). „Sociolinguistische Transformaties Rondom Stijlverschniring." In: Gramma (6) 2, 144-168. HUDSON, R . A . ( 1 9 8 0 ) . Sociolinguistics. Cambridge. HUFSCHMIDT, W. ( 1 9 8 4 ) . „Erfahrungen, Beobachtungen und Wertungen zum Mundartgebrauch." In: W. Besch (ed.): Sprachverhalten in ländlichen Gemeinden. Dialekt und Standardsprache im Sprecherurteil. Forschungsbericht Erp-Projekt Bd. II. Berlin, 1 1 - 5 9 . HUFSCHMIDT, J . /MATTHEIER, K . J . ( 1 9 8 1 ) . „Sprachdatenerhebung, Methoden und Erfahrungen in Feldforschungen." In: Besch, W. (ed.): Sprachverhalten in ländlichen Gemeinden. Ansätze zur Theorie und Methode. Forschungsbericht Erp-Projekt Band I. Berlin, 1 7 8 - 2 0 5 . HYMES, D. (1974): Foundations in Sociolinguistics. An Ethnographie Approach. Philadelphia. IHLENBURG, N . H . ( 1 9 6 4 ) . „Entwicklungstendenzen des Wortschatzes in beiden deutschen Staaten." In: Weimarer Beiträge 1 0 1 3 , 3 7 2 - 3 9 7 . ITKONEN, E. (1980). „Qualitative vs. Quantitative Analysis in Linguistics." In: T. A. Perry (ed.): Evidence and Argumentation in Linguistics. Berlin/New York, 334-366. JÄGER, K.-H./U. SCHILLER ( 1 9 8 3 ) . „Dialekt und Standardsprache im Urteil von Dialektsprechern." In: Linguistische Berichte 8 3 , 6 3 - 9 5 . KALIN, R. ( 1 9 8 2 ) . „The Social Significance of Speech in Medical, Legal and Occupational Settings." In: Ryan, E. B./H. Giles (eds.): Attitudes towards Language Variation. London, 1 4 8 - 1 6 3 . KALIN, R./D. S. RAYKO (1978). „Discrimination in Evaluative Judgements against Foreign-accented Job Candidates." In: Psychological Reports 43, 1203-1209. KALIN, R./D. S. RAYKO/N. LOVE ( 1 9 8 0 ) . „The Perception of Job Candidates with Four Different Ethnic Accents." In: Giles, H./W. P. Robinson/P. M. Smith (eds.): Language: Social Psychological Perspectives. Oxford, 1 9 7 - 2 0 2 . KALLMEYER, W./I. KEIM/P. NIKITOPOULOS ( 1 9 8 2 ) . „Zum Projekt .Kommunikation in der Stadt'." In: K.-W. Bausch (ed.): Mehrsprachigkeit in der Stadtregion. Düsseldorf, 3 4 5 - 3 9 0 . KANNGIESSER; S. ( 1 9 7 2 ) : Aspekte der synchronen und diachronen Linguistik. Tübingen. - (1978). „Modalitäten des Sprachprozesses I." In: C. Habel, S. Kanngießer (eds.): Sprachdynamik und Sprachstruktur. Tübingen, 81-139. KAPFERER, B. (1969). „Norms and the Manipulation of Relationships in a Work Context." In: J. A. Mitchel (ed.): Social Networks in Urban Situations. Manchester, 181-245.

9. Literatur

289

KAY, P./MCDANIEL, CH. Κ. (1979): „On the Logic of Variable Rules". In: Language in Society 8, 151-187. - (1981). „On the Meaning of Variable Rules: Discussion." In: Language in Society 10, 2 5 1 - 2 5 8 .

KELCHNER, M. (1932). „Berliner Handwerksburschen und ihre Muttersprache." In: Sociologus, Bd. 8, Heft 4, 414-435. KELLER, T. L. (1976). The City Dialect of Regensburg, Hamburg. KIPARSKY, P. (1968). „Linguistic Universals and Linguistic Change." In: E. Bach/R. T. Harms (ed.), 170-202. - (1982). Explanation in Phonology. Dodrecht. KLEIN, W. (1974). Variation in der Sprache. Ein Verfahren zu ihrer Beschreibung. Kronberg/Ts. - (1976). „Sprachliche Variation." In: Studium Linguistik 1, 25-46. - (1984). Zweitspracherwerb. Eine Einführung. Königstein/Ts. KLEIN, W./DITTMAR, N . (1979). Developing Grammers. The Acquisition of German by Foreign Workers. Heidelberg/New York. KLETTKE-MENGEL, I. (1973). Die Sprache in Fürstenbriefen der Reformationszeit untersucht am Briefwechsel Albrechts von Preußen und Elisabeths von Braunschweig-Lüneburg. Köln/Berlin. KLOSS, H . (1978). Die Entwicklung neuer germanischer Kultursprachen. Düsseldorf. KÖNIG, W. (1978). dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln und Texte. München. KRUPKAT, E./GUILD, W. (1980a). „The Measurement of Community Social Climate." In: Environment and Behaviour 12, 195-206. - (1980b). „Defining the City: The Use of Objective and Subjective Measurement for Community Description." In: The Journal of Social Issues 36 (3), 9-28. KRUSE, D. (1985). Zum Dialektgebrauch in Glaßbrenners Schriften. Magisterarbeit an der FU Berlin. Erscheint in Schriften zur Berliner Sprache und Literatur, Band 1. KRUSE, D./SCHLOBINSKI, P. (1984). „Frequenz-und Bedeutungsanalysen zum Lexikon des Berlinischen." In: Muttersprache 94/3-4, 300-312. KUFNER, H . L. (1961). Strukturelle Grammatik der Münchner Stadtmundart. München. - (1962). Lautwandel und Lautersatz in der Münchner Stadtmundart. In: Zeitschrift für Mundartforschung 29, 67-75. LABOV, W. (1966). The Social Stratification of English in New York City. Arlington: Center for Applied Linguistics. - (1969). „Contractions, Deletion an Inherent Variability of the English Copula". In: Language 45 (4), 712-762.

290

9. Literatur

- (1972a). Sociolinguistic Patterns. Pennsylvania. - (1972b). „Subjective Dimensions of a Linguistic Change in Progress." In: ders.: Sociolinguistic Patterns. Pennsylvania, 143-159. - (1977). Language in the Inner City. Oxford. - (1980a). Sprache im sozialen Kontext. Hrsg. von N. Dittmar/Rieck, B.-O. Königstein/Ts. - (1980b). Locating Language in Time and Space. New York. - (1981a). „Field Methods of the Project on Linguistic Change and Variation. In: Sociolinguistic Working Papers, Austin, Texas, 1-41. - (1981b). „Building on Empirical Foundations." In: Lehmann, W./Malkiel, Y. (eds.): Directions in Historical Linguistics II. Austin Texas, 195-276. - (1981c). „Resolving the Neogrammarian Controversy." In: Language 57 (2), 267-308. - (1981d). „What Can be Learned About Change in Progress from Synchronic Description?" In: D. Sankoff/H. Cedergren (eds.): Variation Omnibus. Edmonton, 177-199. LABOV, W./FANSHEL (1977). Therapeutic Discourse. N e w York.

LAKATOS, I. (1974). „Falsifikation und die Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme." In: I. Lakatos/A. Musgrave (eds.): Kritik und Erkenntnisfortschritt. Braunschweig, 84-189. LAKS, B. (1983). „Langage et pratiques sociales." In: Actes de la recherche en sciences sociales 46, 73-97. LAMBERT, W. (1967). „A Social Psychology of Bilingualism." In: Macnamara, J. (ed.): Problems of Bilingualism (Journal of Social Issues 23,2,) 91-109. LAMBERT, W. E. (1979). „Language as a Factor in Intergroup Relations." In: Giles, H./R. St. Clair (ed.): Language and Social Psychology. Oxford, 186-192. LAMBERT, W. E. u.a. (1960). „Evaluational Reactions to Spoken Languages." In: Journal of Abnormal and Social Psychology 60 (1), 44-51. LAMBERT, W . E . / M . ANISFELD/G. YENIKOMSHIAN (1965). „Evaluational

Reactions of Jewish and Arab Adolescents to Dialect and Language Variation." In: Journal of Personality and Social Psychology 2(1), 84-90. LASCH, A. (1910). Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Dortmund. - (1928). Berlinisch. Eine berlinische Sprachgeschichte. Berlin. LASS, R. (1980). On Explaining Language Change. Cambridge. LAUMANN, Ε. O. (1973). Bonds of Pluralism: The Form and Substance of Urban Social Networks. New York/London/Sydney/Toronto.

9. Literatur

291

Β. (1974). „On Sociolinguistic Research in New World Spanish: A Review Article. In: Language in Society 3(2), 247-292. - (1978). „Where Does the Sociolinguistic Variable Stop?" In: Language in Society 7, 171-182. - (1981). „Sociolinguistics". In: Posner, R./J. N. Green (eds.): Trends in Romane Linguistics and Philology, Vol.2, Synchronic Romance Linguistics, 129-228. LEE, Μ. H . ( 1 9 6 9 ) . The Search for an Abortionist. Chicago. LEFEVRE, J. (1978). „Dialect and Regional Identification in Belgium: the Case of Wallonia." In: International Journal of the Sociology of Language 15, 47-51. LEPAGE, R. B. (1968). „Problems of Description in Multilingual Communities." In: Transactions of the Philological Society, 189-212. LIPPS, Η. (1935/36). „Sprache, Mundart jargon." In: Blätter für deutsche Philosophie Bd. 9, Heft 4, 388-401. LÖTSCH, M . / H . MEYER ( 1 9 7 4 ) . Zur Sozialstruktur der sozialistischen Gesellschaft. Berlin (DDR). LÜDTKE, H . ( 1 9 6 9 ) . „Die Alphabetschrift und das Problem der Lautsegmentierung." In: Phonetica 2 0 , 1 4 7 - 1 7 6 . LYONS, J. (1970). New Horizons in Linguistics.Harmondsworth. M A A S , U. (1982). „Der Wechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen in den norddeutschen Städten in der frühen Neuzeit.". In: T. Cramer (ed.): Literatur und Sprache im historischen Prozeß. Vorträge des Deutschen Germanistentages, Bd. 2, Tübingen, 114-129. M A A S , U . / M C A L I S T E R - H E R M A N (ed.) ( 1 9 8 2 ) . Materialien zur Erforschung der sprachlichen Verhältnisse in der frühen Neuzeit Bd. I. Osnabrück: FB SLM der Universität. MAASS, H. (1878). „Wie man in Brandenburg spricht." In: Jahrbuch des Vereins für nd. Sprachforschung 4: 28-41. MACAULAY, R. K. S. (1975). „Negative Prestige. Linguistic Insecurity and Linguistic Self-hatred." In: Lingua 36,147-161. MACAULAY, R. S. (1976). „Review of P. Trudgill (1974): The Social Differentiation of English in Norwich." In: Language 52, 266-70. MACKENSEN, L. (1960). „Gespaltenes Deutschland - gespaltene Sprache?" In: Merkur 16/9, 873-879. MAGUIRE, L. ( 1 9 8 3 ) . Understanding Social Networks. London. MEINHOLD, G . / E . STOCK ( 1 9 8 0 ) . Phonologie der deutschen Gegenwartssprache. Leipzig. MAINZ, R. (1981). „Fesseln wie ein Polyp. Betrachtungen zur Parteisprache im Ostblock." In: Muttersprache, 178-184. LAVANDERA,

292

9. Literatur

MARTINET, Α. (1963). Grundzüge der allgemeinen Sprachwissenschaft. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz. MASCHKE, E. (1980). „Die Schichtung der mittelalterlichen Stadtbevölkerung Deutschlands als Problem der Forschung." In: ders.: Städte und Menschen. Wiesbaden, 157-168. MATTHEIER, K. (1980). Pragmatik und Soziologie der Dialekte. Heidelberg. - (ed.) (1983). Aspekte der Dialekttheorie. Tübingen. MAYER, P. (1964). „Labour Migrancy and the Social Network." In: F. Holleman et al. (eds.). Problems of Transition: Proceedings of the Social Science Research Conference Held in the University of Natal, Durban, July 1962. Pieterkravitzberg, 21-34. MAYER, A. C. (1966). „Quasi-groups in the Study of Complex Societies." In: M. Banton (ed.): The Social Anthropology of Complex Societies. London,97-123.

MEINEFELD, W . (1977). Einstellung und soziales Handeln. Hamburg. MEYER, H. (1878) (1925). Der richtige Berliner in Wörtern und Redensarten. Berlin. (Neuauflage 1965, München) MILROY, J. (1982). „Probing Under the Tip of the Iceberg: Phonological f o r m a l i z a t i o n ' and the Shape of Speech Communities." In: Romaine, S. (ed.): Sociolinguistic Variation in Speech Communities. London, 35-47. MILROY, J./HARRIS, J . (1980). „ W h e r e Is a Merger N o t a M e r g e r ? : The

MEAT/MATE Problem in Belfast Vernacular." In: Belfast Working Papers in Language and Linguistics 4, 30-40. MILROY, L. (1980). Language and Social Networks. Oxford. MITCHELL, J. C. (ed.). (1967). Social Networks in Urban Situations. Manchester. MORITZ, Κ. PH. (1781). Briefe über den Märkischen Dialekt. Berlin. MOSER, H. (1964). Das Aueler Protokoll. Deutsche Sprache im Spannungsfeld zwischen West und Ost. Düsseldorf. MÜLLER, R. V. (1968). Berlin vor 800 Jahren. Berlin. NASE, K. (1929). „Unser Berlinisch." In: Berliner Lehrerzeitung 23, 183-185 und 2 4 , 1 9 2 - 1 9 4 .

- (1937). Icke, dette, kieke mal. Wesen und Werden der Mundart Berlins. Leipzig. NEUMANN, W. (ed.) (1976). Theoretische Probleme der Sprachwissenschaft. Berlin (DDR). (= Reihe Sprache und Gesellschaft 9) NIEBAUM, W . (1983). Dialektologie. Tübingen.

OEVERMANN, H. u.a. (1979). „Die Methodologie einer ,objektiven Her-

9. Literatur

293

meneutik' und ihre allgemeine Bedeutung in den Sozialwissenschaften." In: Soeffner, H. G. (ed.): Interpretative Verfahren in den Sozialwissenschaften. Stuttgart, 352-434. OSGOOD, C. E. u.a. (1957). The Measurement of Meaning. Urban, III. OSTWALD, H . ( 1 9 0 6 ) . D e r U r b e r l i n e r . Berlin.

PEESCH, R. (1955). Der Wortschatz der Fischer im Kietz von BerlinKöpenick. Berlin (DDR). PEINE, M./H. SCHÖNFELD (1981). „Sprachliche Differenzierung und ihre

Bewertung." In: Autorenkollektiv: Kommunikation und Sprachvariation. Berlin (DDR), 214-258. PIKE, L. (1982). Linguistics Concepts. An Introduction to Tagmemics. Lincoln/London. PITTS, Α. Η. (1982). „The Elusive Vernacular: An Account of Fieldwork in Urban Sociolinguistic Studies in Northern Ireland." In: Belfast Working Papers in Language and Linguistics Vol. 6, 104-122. POLENZ, P. v. (1978). Geschichte der deutschen Sprache. Berlin/New York. POLICANSKY, L. (1982). „Grammatical Variation in Belfast English." In: Belfast Working Papers in Language and Linguistics 6, 37-66. POPLACK, S. (1984). „The Care and Handling of a Mega-Corpus: The Ottawa-Hull French Project." Erscheint in: Fasold, R./D. Shiffrin (eds.) : Proceedings of NWAVE XI. POPPER, K. L. (1979). Die beiden Grundprobleme der Erkenntnis: aufgrund von Manuskripten aus den Jahren 1930-1933. Tübingen. QUASTHOFF, U. (1980). Erzählen in Gesprächen. Tübingen. RECKE, CH./P. SCHLOBINSKI ( 1 9 8 4 ) . „ A s p e k t e der V a r i a b l e n r e g e l a n a l y s e :

das log-lineare Modell." Ms. Erscheint in Gramma. REINERT, H. (1957). „Ist Berlinern ordinär?" In: Muttersprache 231-233. REITMAYER, V. (1979). Der Einfluß des Dialekts auf die standardsprachlichen Leistungen von bayerischen Schülern in Vorschule, Grundschule und Gymnasium. Eine empirische Untersuchung. Marburg. RENNISON, J. (1981). Bidialektale Phonologie. Die Kompetenz zweier Salzburger Sprecher. Wiesbaden. REY, A. „Accent and Employability." (1977). In: Language Sciences 47, 7-12.

RICHTER, H. (1979). „Personenmarkierte Einleitung von Nebensätzen in deutschen Mundarten und als umgangssprachliches Phänomen." In: H. Weydt (ed.): Die Partikeln der deutschen Sprache. Berlin/New York, 528-539.

ROMAINE, S. (1978). „Postvocalic r in Scottish English: Sound Change in

294

9. Literatur

Progress?" In: Trudgill, P. (ed.): Sociolinguistic Patterns in British English, London, 144-157. - (1980a). „A Critical Overview of the Methodology of Urban British Sociolinguistics." In: Görlach, M. (ed.): English World-Wide. Heidelberg 1980, 163-198. - (1980b). „Stylistic Variation and Evaluative Reactions to Speech: Problems in the Investigation of Linguist Attitudes in Scotland." In: Language and Speech, Vol. 23, Part 3, 213-232. - (1980c). „What is a Speech Community?". In: Belfast Working Papers in Language and Linguistics 4, 41-59. - (1981). „The Status of Variable Rules in Sociolinguistic Theory." In: Journal of Linguistics 17, 93-119. - (1982a). Socio-historical Linguistics. Its Status and Methodology. London. - (ed.). (1982b). Sociolinguistic Variation in Speech Communities. London. - (1983). „Historical Linguistic and Language Change: Progress on Decay? (Review Article)." In: Language in Society 12/2, 223-237. - (1984). The Language of Children and Adolescents. The Acquisition of Communicative Competence. Oxford. ROSENBERG, P. (1982). Dialekt und Hochsprache. Untersuchungen zu den Auswirkungen des Berliners auf die Rechtschreibung in der Schule. Berlin. Wissenschaftliche Hausarbeit im Rahmen der Magisterprüfung (2 Bände). ROUSSEAU, P./SANKOFF, D. ( 1 9 7 8 ) . „Advances in Variable Rule Methodology." In: Sankoff, D. (Hrsg.) Linguistic Variation. Models and Methods. New York, San Francisco, London, 57-69. RYAN, E . B . ( 1 9 7 9 ) . „Why Do Low-Prestige Varieties Persist?" In: Giles and St. Clair, (eds.), 145-157. R Y A N , E . B . / H . GILES (ed.): ( 1 9 8 2 ) . Attitudes Towards Language Variation. London. R Y A N , E. B . / R . J. SEBASTIAN (1980). „The Effect of Speach Style and Social Class Background on Social Judgements of Speakers." In: Journal of Social and Clinical Psychology 19, 229-233. SANDERS, W. (1982). Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch: Sprachgeschichtliche Grundzüge des Niederdeutschen. Göttingen. SANKOFF, D . / L A B O V , W . ( 1 9 7 9 ) . „On the Use of Variable Rules." In: Language in Society 8, 199-222. SANKOFF, D./ROUSSEAU, P . ( 1 9 7 4 ) . „A Method for Accessing Variable Rule and Implicational Scale Analyses of Linguistic Variation." In: Mitchell, J. L. (Hrsg.) Computers in the Humanities. Edinburgh, 3-15.

9. Literatur SAVILLE-TROIKE,

295 M. (1982). The Ethnography of Communication. Ox-

ford. B. (1981). „Deutsche Sprache in der BRD und in der DDR. Neue Arbeiten und Ansichten über das sprachliche Ost-West-Problem. In: Muttersprache, 198-205. SCHANE, S. A. (1972). „Natural Rules in Phonology." In: R. P. Stockwell/ R. N. S. Macaulay (eds.): Linguistic Change and Generative Theory. Bloomington, 199-229. ScHEGLOFF, E. (1972). „Notes on a Conversational Practise: Formulating Place." In: Sudnow (ed.): Studies in Social Interaction. New York, 75-119. SCHEIDWEILER, G. (1983). „Die Kontextabhängigkeit nachgewiesen anhand des semantischen Differentials." In: Muttersprache, 320-335. SCHENKEIN, J . (ed.). (1978). Studies in the Organization of Conversational Interaction. New York, San Francisco, London. SCHEUTZ, H./P. H A U D U M ( 1 9 8 2 ) . „Theorieansätze einer kommunikativen Dialektologie." In: Besch, Knoop, Putschke, Wiegand, (eds.), Dialektologie, 2 9 5 - 3 1 5 . SCHILLER, K./A. LÜBBEN ( 1 8 7 5 ) . Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Bremen. SCHRIMUNSKI, V. M. (1962). Deutsche Mundartkunde. Berlin (DDR). SCHLIEBEN-LANGE, B . / H . W E Y D T (1978). „Für eine Pragmatisierung der Dialektologie." In: ZGL 6.3, 257-282. SCHLOBINSKI, P. (1982a). „Divided City - Divided Language? Some Notes on the Work of the Sociolinguistic Project on Berlin Urban Vernacular." In: Sociolinguistics Newsletter XIII/2, 13-15. - (1982b). „Rezension zu: T. Harden, Untersuchungen zur R-Realisierung im Ruhrgebiet." In: Linguistische Berichte 81/82, 52-56. - (1982c). „Das Verkaufsgespräch. Eine empirische Untersuchung zur Organisation und Funktion von Handlungsschemata und kommunikativen Zielen." In: LAB Berlin (West). Herausgegeben vom Fachbereich Germanistik der Freien Universität Berlin. Heft 18, September 1982, 1-234. - (1983). „Teilkommentierte Bibliographie zum Berlinischen". In: Deutsche Sprache 11, 208-282. - (1984a). „Zur Spracheinstellung gegenüber dem Berlinischen. Probleme der Datenerhebung und -auswertung im quantitativen und qualitativen Paradigma (zwei Pilotstudien)." In: Grazer linguistische Studien 21, 143-163. - (1984b). Berlinisch für Berliner. Berlin. SCHAEDER,

296

9. Literatur

- (1986). „Code-switching im Berlinischen." Erscheint in: N. Dittmar/ P. Schlobinski (eds.): Berlinisch - gestern und heute. Berlin: Colloquium-Verlag. SCHLOBINSKI, P./BLANK U. (1985). Sprachbetrachtung: Berlinisch. Ein Schulbuch für den Deutschunterricht ab Klasse 10. Band I: Lehrerband, Band II: Übungsheft. Berlin. SCHLOBINSKI, P./I. WACHS (1983). „ F o r s c h u n g s p r o j e k t , S t a d t s p r a c h e B e r -

lin'. Sprachsoziologische Fragestellungen in einer Großstadt." In: Deutsche Sprache 11, 261-267. SCHMID, R. (1975). „Dialekt und Vorurteil. Zur Beurteilung von Dialektsprechern." In: Papiere zur Linguistik 5, 116-135. SCHÖNFELD, H. (1983). „Zur Soziolinguistik in der DDR. Entwicklung, Ergebnisse, Aufgabe." In: Zeitschrift für Germanistik 2/83, 213-223. SCHÜTZE, Y. (1977). Interfamiliare Kommunikation und kindliche Psyche. Eine exemplarische Analyse der Kommunikations- und Rollenstrukturen zweier Familien. Berlin. SEELMANN, W. (1892). „Rollenhagen über mundartliche Aussprache." In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 18,120-123. SELTING, M. (1983). „Institutionelle Kommunikation: Stilwechsel als Mittel strategischer Interaktion". In: Linguistische Berichte 86, 29-48. SENFT, G. (1982). Sprachliche Varietät und Variation im Sprachverhalten Kaiserslauterner Metallarbeiter. Untersuchung zu ihrer Begrenzung, Beschreibung und Bewertung. Bern, Frankfurt/M. SHUY, R. W. (1973). „Language and Success: Who are the Judges?" In: Bailey, R. W./J. Robinson (eds.): Varieties of Present-day English. New York. SHUY, R./FASOLD, R. W. (ed.). (1973). Language Atittudes: Current Trends and Prospects. Washington D. C. SOEFFNER, W. G. (1982). „Statt einer Einleitung: Prämissen einer sozialwissenschaftlichen Hermeneutik." In: ders.: Beiträge zu einer empirischen Sprachsoziologie. Tübingen, 9-48. STEGMÜLLER, W. (1969). Wissenschaftliche Erklärung und Begründung. Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie Bd. I. Berlin, Heidelberg, New York. - (1970). Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie. Band II: Theorie und Erfahrung. Berlin, Heidelberg, New York. STELLMACHER, D. (1980). „Ostniederdeutsch." In: Lexikon der germanistischen Linguistik. Tübingen, 464-468. STEIN, D . D./J. A . HARDYCK/B. SMITH ( 1 9 6 5 ) . „ R a c e a n d Belief: A n

9. Literatur

297

Open and Shut Case." In: Journal of Personality and Social Psychology 1,281-290. STEINIG, W. (1976). Soziolekt und soziale Rolle. Untersuchungen zu Bedingungen und Wirkungen von Sprachverhalten unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen in verschiedenen sozialen Situationen. Düsseldorf. - (1977). „Soziolekt und soziale Rolle." In: Bielefeld, H. G. u.a. (eds.): Soziolinguistik und Empirie. Wiesbaden, 235-239. - (1980). „Zur sozialen Bewertung sprachlicher Variation. In: Cherubim, D. (ed.): Fehlerlinguistik. Tübingen, 106-123. - (1982). „Zur sozialen Bewertung von drei sprachlichen Varietäten in Schwaben." Papier zur DFGS Tagung Sektion Soziolinguistik. STEINKRAUSS, K. (1982). Jeliebet Berlin. 100 Gedichte in Berliner Mundart. Berlin. STERELNY, K . (1983). „Linguistic Theory and Variable Rules." In: Language and Communication 3, 47-69. STOLZ, W . / B I L L S , G . (1968). An Investigation of the Standard-Nonstandard Dimension of Central Texas English. Final Report to the U. S. Office of Economic Opportunity, Austin: Child Developement Evaluation and Research Center, University of Texas. STRAUSS, A. L. (1968a). „Urban Perspectives: New York City". In: ders.: (ed.): The American City. A Sourcebook of Urban Imagery. Chicago, 4-18. - (1968b). „Strategies for Discovering Urban Theory". In: ders. (ed.): The American City. A Sourcebook of Urban Imagery. Chicago, 5 1 5 - 5 2 9 . STROEBE, W . ( 1 9 8 0 ) . Grundlagen der Sozialpsychologie. Stuttgart. STRONGMAN, Κ . T./J. WOOSLEY ( 1 9 6 7 ) . „Stereotyped Reactions to Regional Accents." In: British Journal of Social and Clinical Psychology 6, 164-167.

P. ( 1 9 7 0 ) . „Probabilistic Grammar for Natural Languages." In: Synthese 22, 95-116. TEUCHERT, H. (1928-30). Besprechung von A. Lasch: Berlinisch. In: Teuthonista 5.6, 295-307. - (1964). Die Mundarten der Brandenburgischen Mittelmark und ihres südlichen Vorlandes. Berlin (DDR). THELANDER, M. ( 1 9 8 2 ) . „A Qualitative Approach to the Quantitative Data of Speech Variation." In: ROMAINE, S. (ed.): Sociolinguistic Variation in Speech Communities. London, 6 5 - 8 3 . THIBAULT, P . ( 1 9 8 2 ) . „Style, sens, fonction." In: Ν . Dittmar/B. Schlieben-Lange (eds.) : Die Soziolinguistik in romanischsprachigen Ländern. SUPPES,

298

9. Literatur

La sociolinguistique dans les pays de langue romaine. Tübingen, 7379. THOMPSON, P. (1978). The Voice of the Past. Oral History. Oxford. TRACHSEL, C. P. (1873). Glossarium der Berlinischen Wörter und Redensarten, dem Volke abgelauscht und gesammelt. Berlin. TROPF, H. S. (1983). Variation in der Phonologie des ungesteuerten Zweitsprachenerwerbs. Band 1 und 2. Heidelberg. TRUDGILL, P. (1975). Accent, Dialect and School. Explorations in Language Study. London. - (1982). „The Contribution of Sociolinguistics to Dialectology." In: Language Sciences 4(2), 237-250. UESSELER, M . ( 1 9 8 2 ) . Soziolinguistik. B e r l i n ( D D R ) .

UPTON, G. J . G. (1978). The Analysis of Cross-Tabulated Data. New York. VEBLEN, T. (1981). Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen. München. VEITH, W. H. (1983). „Die Sprachvariation in der Stadt. Am Beispiel Frankfurt am Main." In: Muttersprache 1-2, 82-90. VENNEMANN, T . (1970). „The German Velar-Nasal: A Case for Abstract Phonology." In: Phonetica 22, 65-81. WAGNER, R. G. (1983). „Nicht jeder kann alles - zum Bildungssystem in der D D R . III. Sender Freies Berlin I, 21. 1. 1983. WACHS, I. (1982). „Dialekt als Sprachbarriere? Soziolinguistische Überlegungen zur Berücksichtigung regionaler Variation in der Schule." In: L A B 18, 2 3 5 - 3 6 5 .

WALD, B. (1981). „English in Los Angeles: Searching for a Speech Community." In: Shopen, T./J. M. Williams (eds.): Styles and Variables in English. Cambridge. Massachusetts, 250-272. WANG, W . S . - Y . / C . - C . CHENG ( 1 9 7 7 ) . „ I m p l e m e n t a t i o n o f P h o n o l o g i c a l

Change: The Shuang-Feng Chinese Case." In: W. S.-Y. WANG (ed.): The Lexicon in Phonological Change. The Hague, 148-158. WEINREICH, U. (1954). „Is a Structural Dialectology Possible?" In: Word 10,388-400. WERLEN, E. (1984). Studien zur Datenerhebung in der Dialektologie. Wiesbaden. WHORF, L. W. (1963). Sprache, Denken, Wirklichkeit. Reinbek. WIESINGER, P. (1975). „Möglichkeiten und Grenzen der Dialektologie bei der Erforschung der deutschen Ostsiedlung." In: W. Schlesinger (ed.). Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte. Sigmaringen, 161-192.

9. Literatur

299

- (1980).,,,Sprache',,Dialekt' und ,Mundart' als sprachliches und terminologisches Problem." In: Göschel, J.: Dialekt und Dialektologie: Ergebnisse des Internationalen Symposiums ,Zur Theorie des Dialekts', Marburg/Lahn, 5.-10. September 1977. Wiesbaden, 177-194. WILDGEN, W. (1975). „Variationsanalyse und variable Regel: Theoretische Probleme der Variationsanalyse von William Labov." In: M. Hartig (ed.): Soziolinguistik und angewandte Linguistik. Heidelberg, 83-94. WILLIS, P. (1977). Learning to Labour. How Working Class Kids Get Working Class Jobs. Westhead, Farnborough. - (1981).,Profane Culture'. Rockers, Hippies: Subversive Stile der Jugendkultur. Frankfurt/M. WILSON, R. A./B. A. SCHULZ (1978). Urban Sociology. London. WODZINSKI, B. (1969). Untersuchung zur gesprochenen und geschriebenen Sprache Berliner Hauptschüler. (Staatsexamensarbeit) Berlin (West). ( = Berichte und Untersuchungen aus der Arbeitsgemeinschaft für Linguistik und Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Nr. 1.) WREDE, F. (1963). „Die Entstehung der neuhochdeutschen Diphthonge." In: Kleine Schriften. Hrsg. von L. Berthold/B. Martin/W. Mitzka. Marburg, 241-272. WURZEL, W. U. (1970). Studien zur deutschen Lautstruktur. Berlin (DDR). - (1977). „Dialektvariation und Grammatik. Zur Methodologie der Dialektvergleiche." In: Linguistische Studien. Akademie der Wissenschaften des DDR-Zentralinstitut für Sprachwissenschaften. Reihe: Arbeitsberichte Berlin, H. 40, 83-109. - (1983). „Thesen zur morphologischen Natürlichkeit." In: Zeitschrift für Germanistik 4 , 1 9 6 - 2 0 8 .

ZERDA, Ν . DE LA/HOPPER, R . (1979). „Employment Interviews Reac-

tions to Mexican American Speech." In: Communication Monographs 40,126-34.

ZERNACK, Κ. (1968). „Randbemerkungen zur Diskussion über die Anfänge Berlins." In: Mitteldeutsche Forschungen 50/1. Köln, Graz, 353-367.

SOZIOLINGUISTIK UND SPRACHKONTAKT SOCIOLINGUISTICS AND LANGUAGE CONTACT CHRISTIANE VON STUTTERHEIM

Temporalität in der Zweitsprache Eine Untersuchung zum Erwerb des Deutschen durch türkische Gastarbeiter Groß-Oktav. XIV, 364 Seiten. 1986. Ganzleinen DM 156ISBN 3110106965 (Band 2) Sprachwissenschaftliche Untersuchung, die sich mit dem ungesteuerten Zweitsprachenerwerb beschäftigt. Analyse des Erwerbs von Ausdrucksmitteln zur Zeitreferenz und deren Gebrauch im Diskurs. Aus dem Inhalt:

Temporale Konzepte, Temporalität im Diskurs. Temporale Referenz im Türkischen. Analysen der Lernsprachen, sprachliche Mittel zur temporalen Referenz, Erzählanalysen, Implizite Referenz, Diskursorganisationsprinzipien.

in Vorbereitung:

The Sociolinguistics of Urban Vernaculars Case studies and their evaluation Edited by Norbert Dittmar and Peter Schlobinski Large-octavo. Approx. 410 pages. 1987. Cloth approx. DM 128,ISBN 3110105349 (Volume 1)

Preisänderungen vorbehalten

Walter de Gruyter

W DE

G

Berlin · New York

GRUNDLAGEN DER KOMMUNIKATION FOUNDATIONS OF COMMUNICATION

Spracherwerb Sprachkontakt - Sprachkonflikt Herausgegeben von Eis Oksaar Groß-Oktav. X, 276 Seiten, 2 Karten. 1984. Ganzleinen DM 78,ISBN 3 11 009786 9 (Bibliotheksausgabe)

VOLKER BEEH

Sprache und Spracherlernung unter mathematisch-biologischer Perspektive Groß-Oktav. VIII, 192 Seiten. 1981. Ganzleinen DM 78,ISBN 3 11 008107 5 (Bibliotheksausgabe)

Kommunikationstheoretische Grundlagen des Sprachwandels Herausgegeben von Helmut Liidtke Groß-Oktav. VIH, 270 Seiten. 1979. Ganzleinen D M 98,ISBN 3 11 007271 8 (Bibliotheksausgabe)

Preisänderungen vorbehalten

Walter de Gruyter

W G DE

Berlin · New York