Spätantike Konzeptionen von Literatur: Herausgegeben:Stenger, Jan R. 9783825365233, 3825365239

Die Spätantike ist eine Epoche, in der intensiv mit Texten früherer Zeiten umgegangen wurde und Literatur in einer ersta

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German Pages 237 [238] Year 2015

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Jan R. Stenger: Einleitung
Mark Vessey: Literature, Literary Histories, Latin Late Antiquity: The State of a Question
Susanna Elm: Apology as Autobiography - an Episcopal Genre? Emperor Julian, Gregory of Nazianzus, Augustine of Hippo
Bettina Bohle: Sind Platons Dialoge Literatur? Olympiodors Kommentar zu Platons "Gorgias" und der Figur des Kallikles
Martin Hose: Intertextualität als hermeneutisches Instrument in spätantiker Literatur. Das Beispiel Ammianus Marcellinus
Therese Fuhrer: "Diversa in verbis intellegi possunt": Augustin über Text, Textproduktion und Interpretation
Bardo Maria Gauly: Claudians "Phoenix" und die Frage der Allegorie
Ute Tischer: "Miscetfiguras." Servius über Dichtung und Realitätsbezug in Vergils Eklogen
Josef Lössl: Recapitulatio - eine rhetorische Technik als Literaturkonzept
Marco Formisano and Cristiana Sogno: The Ways of "veritas". Historiography, Panegyric, Knowledge
Jan R. Stenger: John Chrysostom and the Power of Literary Imagination
Die Autoren des Bandes
Indices
Namen und Sachen
Stellen
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Spätantike Konzeptionen von Literatur: Herausgegeben:Stenger, Jan R.
 9783825365233, 3825365239

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jan r. stenger (Hg.)

stenger (Hg.) Spätantike Konzeptionen von Literatur

stenger (Hg.)

ie Spätantike ist eine Epoche, in der intensiv mit Texten früherer Zeiten umgegangen wurde und Literatur in einer erstaunlichen Fülle entstand. Kommentare und literarische Werke setzten sich mit klassischer Prosa und Dichtung auseinander; Exegeten rangen um das Verständnis der Bibel. Veränderte kulturelle Bedingungen wie die Ausbreitung des Christentums schlugen sich in einer eigenen literarischen Ästhetik nieder, riefen aber auch neuartige Konzeptionen von Literatur hervor. In produktiver Beschäftigung mit kanonischen Texten reflektierten spätantike Denker über Autorschaft, Referentialität, Hermeneutik und die Wirkungen von Texten. Die Beiträge dieses Bandes diskutieren, inwieweit sie theoretische Positionen dazu entwickelten, was Literatur ist und welche Funktionen sie erfüllt. Gefragt wird auch, ob diese Reflexionen spezifisch spätantik sind. Diese Fragestellung lädt ein, das literarische System der Spätantike neu zu bewerten, und schlägt eine Brücke zu den modernen Literaturwissenschaften.

Spätantike Konzeptionen von Literatur

isbn 978-3-8253-6523-3

Spätantike Konzeptionen von Literatur

b i b li oth ek d e r klassisch en a ltertu m sw issen sch a ften Herausgegeben von

j ürg en paul s chwindt Neue Folge · 2. Reihe · Band 149

The Library of the Other Antiquity

marco form isano

(Ed.)

jan r. stenger

(Hg.)

Spätantike Konzeptionen von Literatur

Universitätsverlag

w i n ter Heidelberg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Gedruckt mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung

e i n ban dmotiv : Hieronymus, De viris illustribus St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 191, f. 1 – Hieronymus de viris illustribus, Gennadius de viris illustribus, Cl. Claudianus, Carmina, et alia (http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0191)

i s b n 978- 3-8253-6523-3 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2o15 Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg Imprimé en Allemagne · Printed in Germany Druck: Memminger MedienCentrum, 87700 Memmingen Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier Den Verlag erreichen Sie im Internet unter: www.winter-verlag.de

Vorwort Die hier versammelten Beiträge versuchen, exemplarisch auszuloten, welche Vor­ stellungen griechische und lateinische Autoren in der Spätantike davon entwickelt haben, was heutzutage als >Literatur< bezeichnet würde. Sie gehen auf Vorträge zurück, die auf einer Tagung an der Freien Universität Berlin gehalten wurden. Gefördert wurde die Tagung aus Mitteln der Fritz-Thyssen-Stiftung für Wissen­ schaftsförderung sowie durch die praktische Unterstützung des Exzellenzclusters 264 TOPOI der DFG. Die Thyssen-Stiftung hat außerdem die Publikation durch eine Druckbeihilfe ermöglicht. Beiden Institutionen sei nachdrücklich fur ihre groß­ zügige finanzielle und organisatorische Hilfe gedankt. Großer Dank gilt meiner Berliner Hilfskraft Helena Winterhager, die mustergültig bei Vorbereitung und Durchfuhrung der Veranstaltung geholfen hat, weit über das geforderte Maß hinaus. Marco Formisano hat angeregt, den Band in die neue Reihe The Library of the Other Antiquity aufzunehmen, wo er hervorragend aufgehoben ist. Ein Ort, der speziell einer neuen Sicht auf die Spätantike vorbehalten ist, bietet für die hier prä­ sentierten Überlegungen ein ideales Forum. Danken möchte ich auch Jürgen Paul Schwindt, der es ermöglicht hat, daß die Erträge der Tagung nun in dieser Reihe erscheinen können. Mein Dank geht ebenso an die anonymenLeser und Mitarbeiter der Redaktion in Heidelberg für ihre wertvollen Hinweise und Anmerkungen. Glasgow, im August 2015

JAN R.

STENGER

Inhaltsverzeichnis

Vorwort .........

5

Jan R.Stenger (Glasgow) Einleitung ... . . .

9

Mark Vessey (Vancouver) Literature, Literary Histories, LatinLate Antiquity: The State of a Question ... . ......... .. . . .........

27

Susanna Elm (Berkeley) Apology as Autobiography - an Episcopal Geme? Emperor Julian, Gregory of Nazianzus, Augustine of Hippo .....

41

Bettina Bohle (Berlin) Sind Platons Dialoge Literatur? Olympiodors Kommentar zu Platons Gorgias und der Figur des Kallikles . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

57

Martin Hose (München) Intertextualität als hermeneutisches Instrument in spätantiker Literatur. Das Beispiel Ammianus Marcellinus .. . . . . . . . . . . . . . . . . .

81

Therese Fuhrer (München) Diversa in verbis intellegi possunt: Augustin über Text, Textproduktion

und Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bardo Maria Gauly (Eichstätt) Claudians Phoenix und die Frage der Allegorie

. . . . . . . . . . . . .

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115

Ute Tischer (Potsdam) Miscetfiguras. Servius über Dichtung und Realitätsbezug in Vergils Eklogen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 JosefLössl (Cardiff) Recapitulatio- eine rhetorische Technik als Literaturkonzept . . . . . . 163 Marco Formisano (Ghent), Cristiana Sogno (Fordham) The Ways of veritas. Historiography, Panegyric, Knowledge

.. . . . . 183

8

Inhaltsverzeichnis

Jan R.Stenger (Glasgow) John Chrysostom and the Power ofLiterary Imagination

207

Die Autoren des Bandes .

227

Indices . . . . . . . . .

229

Namen und Sachen Stellen . . . . . . .

229 234

Jan R.Stenger (Glasgow)

Einleitung

»Daher spottet Kunst der Verbaldefinition« 1

Was ist Literatur? Dies ist eine der Fragen, die auf den ersten Blick simpel erschei­ nen und keiner tiefgründigen Überlegung bedürfen.Jeder, der über etwas Erfahrung im Lesen verfügt, wird, ohne lange nachdenken zu müssen, bei einem für ihn neuen Text nach wenigen Seiten, ja oft wenigen Worten Auskunft geben können, ob es sich um ein StückLiteratur handelt.Kaumjemand wird im Zweifel sein, ob Thomas Manns Zauberberg ein literarischer Text ist oder ob Horazens Oden eher zurLitera­ tur zählen als die Bedienungsanleitung eines Staubsaugers.Bei näherer Betrachtung erweisen sich jedoch gerade diese scheinbar einfachen Fragen als äußerst komplex, wenn nicht verwirrend.Schon im Falle von Goethes Zur Farbenlehre dürften die Meinungen auseinandergehen.Nicht nur, daß die Nennung des Zauberbergs zwar ein konkretes Buch als literarisch identifiziert, aber noch keine Gewißheit über die Kategorie >Literatur< verschaffen kann. Auch diejenigen, die von Berufs wegen täglich mitLiteratur beschäftigt sind, Philologen undLiteraturwissenschaftler, tun sich schwer damit, die sokratische Frage nach dem T{ €anv; zu beantworten und präzise zu definieren, was Literatur eigentlich ist, sofern sie nicht von vornherein das Unterfangen als müßig von sich weisen.Überdies gestaltet sich das Sprechen über Literatur mitunter schwierig, weil nicht sauber zwischen deskriptiven und emphatischen bzw. prägnantenLiteraturbegriffen geschieden wird, also ästhetische Werturteile ins Spiel kommen. Gleichwohl hat der Markt der Literaturwissenschaft, insbesondere im voran­ gegangenen Jahrhundert, eine Fülle von Konzepten, seien sie strukturalistischer, rezeptionsästhetischer oder sonstiger Provenienz, hervorgebracht, die geprüft, kri­ tisiert und verworfen worden sind, aber nach wie vor koexistieren.Gerade in den letzten Jahren scheint die Diskussion, die an den Kern des philologischen Selbst­ verständnisses rührt, erneut an Fahrt aufgenommen zu haben, nachdem es eine zeitlang eher still um sie geworden war.2 Abermals erweist sich, daß sie geradezu ein Lackmustest der modernen Literaturtheorie und ihrer zahlreichen -ismen ist oder, um beim Thema zu bleiben, die Gretchenfrage.Obgleich die beteiligten Korn-

2

Theodor W. Adomo,

Ä·sthetische Theorie, 6. Auf!., Frankfurt/Main 1996, 263.

Brenner (1996); Küpper (2001); Bisseil (2002); Rosenberg (2003); Attridge (2004); Gottschalk und Köppe (2006); Winko u.a. (2009); Löck und Urbich (2010); Eagleton (2012). Zu einem emphatischen Literaturbegriff und der Möglichkeit, den Wert von Literatur zu bestimmen, siehe auch Eagleton (2013).

Jan R. Stenger

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battauten weit von einer Einigung entfernt sind, besteht immerhin weitgehender Konsens darüber, daß sich die Frage nach dem Wesen von Literatur nicht allge­ meingültig beantworten läßt, sondern fürjede Kultur undjede Epoche gesondert gestellt werden muß. Zudem lehrt der Blick auf die Debatten des 20. Jahrhunderts, daß Reflexionen über >Literatur< und die Literarizität von Texten keineswegs für jede Zeit relevant gewesen sind. Vor diesem Hintergrund wollen die folgenden, aus einer Tagung hervorgegange­ nen Beiträge sich der Frage nähern, ob Denker der Spätantike, also ungefahr des vierten bis sechsten Jahrhunderts, ein Verständnis von Literatur als einem distinkten Phänomen entwickelten. Versuchten sie, zu ergründen oder gar normativ festzule­ gen, welche Eigenschaften Literatur konstituieren? Und, falls dies so sein sollte, handelt es sich um einen originellen Ansatz, möglicherweise in Auseinanderset­ zung mit früheren Versuchen? Diese und weitere Fragen werden aus verschiedenen disziplinären Perspektiven in den Blick genommen, mit gräzistischen, latinistischen, althistorischen, patristischen und komparatistischen Akzenten. Was die einzelnen Beiträge eint, ist der Ansatz,

an

Einzelfallen individuelle Sichtweisen, Definitions­

versuche und Reflexionen zu studieren, statt aus großer Höhe den Blick über ein weites Feld schweifen zu lassen- ein solcher großer Wurf könnte ohnehin erst gelingen, nachdem das Feld durch Einzelstudien bestellt ist. Obgleich der Band das Ziel verfolgt, mit den einzelnen Bausteinen mehr zu bieten als ein Kaleido­ skop, prätendiert er nicht, am Ende

die

spätantike Konzeption von Literatur

zu

präsentieren. Wer sich mit Vorstellungen von Literatur im Altertum befaßt, ist, anders als der Germanist oder Anglist, mit der Tatsache konfrontiert, daß die klassische Antike bis zu ihrem Ausgang niemals den Terminus >Literatur< im modernen Sinne geprägt hat, weder im Griechischen noch im Lateinischen. Stattdessen begegnen wir, um den Blickwinkel auf die Spätantike einzugrenzen, oder

litterae4 undfictio, 5

A.oyo�, avyypaf-1-f-1-UTa, 7TAaa{J-aTa3

also Begriffen, die eher einzelne Texte bezeichnen als

eine Klasse, teilweise auf den Darstellungsmodus des Texts verweisen und nicht unbedingt auf schriftlich abgefaßte Werke beschränkt sind. Vielmehr umschlos­ sen

litterae

alles, was die gebildete Kultur ausmachte und auf dem gründlichen

Studium schriftlicher Werke beruhte. Der Gebrauch von

litteratura war nicht weit

verbreitet und blieb in seinem Bedeutungsspektrum äußerst begrenzt.6 Darüber hinaus bezogen sich christliche Autoren mit den Ausdrücken

3

4

5 6

ypaLiteratur< vergessen zu machen, daß in der Spätantike nicht die Produktions­ und Rezeptionsbedingungen herrschten, die für das Literaturverständnis seit dem 18. Jahrhundert konstitutiv sind.8 Wir sollten uns indes nicht vorschnell von solchen Einwänden entmutigen las­ sen, gibt es doch genügend Indizien, daß sich die Denker der ausgehenden Antike eingehender mit dem Phänomen der Literatur beschäftigten - auch theoretisch und j enseits der Individualität oder Singularität des Einzeltexts - und ein B ewußtsein dafür besaßen, daß manche schriftlichen Texte besondere Eigenschaften aufweisen und eine eigene Art der Lektüre erfordern. Es ist sogar die B ehauptung aufge­ stellt worden, ohne auf vernehmlichen Einspruch zu stoßen, die Spätantike sei eine Epoche der Textualität und der Textauslegung gewesen, geradezu eine aetas her­ meneutica. 9 Tatsächlich lassen sich allenthalben Belege für diese Sicht entdecken: Niemand wird ernstlich bestreiten können, daß die Spätantike ein Zeitalter war, in dem man sich intensiv mit Texten und Autoren früherer Jahrhunderte auseinan­ dersetzte, sei es, daß man sie zu verstehen und sich anzueignen versuchte, sei es, daß man sie kritisierte oder verwarf. Dafür war es unerheblich, ob man sich in den Geleisen der ererbten Kultur bewegte oder christlichen Dogmen folgte; die Kom­ mentierung der platonischen Dialoge 10 unterschied sich nicht grundlegend von der Exegese der biblischen Bücher. Frucht dieser intensiven Beschäftigung waren nicht nur Texte über Texte, beispielweise S ervius' Vergilerläuterungen (Ende 4. Jh.) 1 1 oder Themistios ' Aristoteles-Paraphrasen (Mitte 4 . Jh.), sondern auch explizite Reflexionen über hermeneutische Fragen, wie wir sie in Augustins De doctrina christiana vorfinden (vollendet ca. 427). 1 2 Die pagan-christliche Auseinanderset­ zung intensivierte die >literaturtheoretische< Debatte über Fiktionalität, als darüber 7

8

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Beispielsweise Eus. p. e. 1 2 , 1 ,4; h.e. 5,28; 6,25, 1 ; Gr. Naz. or. 42,36; Gr. Nyss. diff. ess. 6 (PG 32,336c); Chrys. sac. 4,8 ; educ. lib. 1 7 ; hom. in Mt. 1 ,6 (PG 7 , 1 3b); Hier. comm. in Mt. 1 ,530; Aug. conf 3 ,7; 1 2 ,2 1 ; doctr. christ. 2,2 1 . Vgl. die Überlegungen von Arweiler (2009), aus den Texten der römischen Literatur Merkmale des literarischen Textes zu entwickeln, die in der Textarbeit als heuristisches Instrumentarium hilfreich sein können. Herzog ( 1 989) 33 spricht von einer »Kultur globaler Auslegung« und einer »Kultur der Welterklärung durch normative Texte, nicht mehr der Weltdarstellung durch normative Werke«. Siehe dazu Mark Vessey in diesem Band. Den Begriff der aetas hermeneutica verwendet in diesem Zusammenhang Martin Hose (unten S. 82). Siehe Bettina Bohle in diesem Band. Siehe dazu Ute Tischer in diesem Band. Poilmann ( 1 996) und Therese Fuhrer in diesem Band.

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Jan R . Stenger

gestritten wurde, ob die Bibel den fiktionalen Texten zuzurechnen sei. 1 3 Nicht zuletzt verwendeten spätantike Literaturkritiker, etwa Macrobius in den Saturnalia (Anfang 5 . Jh.), eine differenzierte Terminologie und Methodik, um Texte zu analy­ sieren. Oftmals waren solche Reflexionen und Texte >zweiter Ordnung< angeregt durch das Verlangen, ältere Texte von Autoritäten besser verstehen und für eigene Anliegen heranziehen zu können. Man könnte das Signum der Epoche daher in einem entschieden analytischen Zugang zur Literatur sehen. 14 Ohne Übertreibung können wir also konstatieren, daß die Spätantike von dem Wunsch durchdrungen war, sich des literarischen Erbes anzunehmen, es zu tradieren und für die eigene Zeit fruchtbar zu machen, angefangen von Porphyrios' homerischen Studien bis zu Cassiodors Anweisung, wie die Heilige Schrift zu lesen sei (Mitte 6. Jh. ) . 1 5 Drei willkürlich ausgewählte B eispiele mögen die spätantike >Fixierung< auf den Text illustrieren. Am Anfang der Spätantike steht die Homerlektüre des Neu­ platonikers Porphyrios von Tyros ( ca. 234-305). 16 Wie seine S chrift Styx und zahlreiche weitere Fragmente vor Augen führen, nahmen die homerischen Epen in der Arbeit des Philosophen breiten Raum ein. Das wichtigste Zeugnis seiner philo­ sophisch orientierten Beschäftigung mit Homer ist die allegorische Interpretation in De antro nympharum, eine neuplatonisch ausgerichtete Diskussion der epischen Beschreibung der Nymphengrotte in der Odyssee. 1 7 Mit einigem Recht hat man sie als den ersten überlieferten kritischen Essay der europäischen Geschichte tituliert. Die Aufmerksamkeit des Porphyrios wird dadurch erregt, daß die oberflächliche Aussage der epischen Partie, die Schilderung einer Höhle, nicht die Signifikanz der Verse zu erklären vermag. Von den Annahmen ausgehend, daß die Grotte einerseits real sei, andererseits aber allegorisch das Universum versinnbildliche und daß ferner kein Element des Textes ohne B edeutung sei, fordert Porphyrios, man müsse die tiefere B edeutung des Textes ergründen und, da nichts in diesem zufallig sei, dessen Ordnung zum Vorschein bringen. Daß der homerische Text voller scheinbarer Widersprüche steckt und die minutiöse Lektüre auf eine Vielzahl unvereinbarer Interpretationen führt, ist für den Neuplatoniker kein Anzeichen für die Vergeblichkeit der Analyse, im Gegenteil. Was den Text auszeichne, sei gerade der Reichtum an Bedeutungen, die Vielzahl an Sinnebenen. Daher ist der Interpret angehalten, der komplexen Bedeutungsstruktur auf die Spur zu kommen und die vielen, gleichermaßen gültigen Perspektiven und Wahrnehmungsweisen adäquat herauszuarbeiten. Mit der These von der Offenheit oder Polyvalenz des Textes und der entsprechenden Deutungsvielfalt betritt Porphyrios Neuland und definiert die Beziehung zwischen dem Text und dessen Bedeutung in neuartiger Weise.

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16 17

Poilmann ( 1 999). Browning ( 1 995). Cassiod. inst. 1 , 1 0. Vgl. auch die Isagoge ad sacras scripturas des Hadrianos um 400 n. Chr. (PG 98, 1 273-1 3 1 2, bes. § 1 32- 1 34). Lamberton ( 1 986) 1 08-1 3 3 ; Lamberton ( 1 992) . Horn. O d. 1 3 . 1 02- 1 1 2 .

Einleitung

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Zwar ebenfalls an der Bedeutung von Texten orientiert, aber weitaus stärker auf deren praktische Funktionen konzentriert, legt einige Jahrzehnte später der kappa­ dokische Kirchenvater Basileios der Große (ca. 329-3 79) in seiner pädagogischen Abhandlung An die Jugend dar, welches der einem Christen anstehende Umgang mit der literarischen Hinterlassenschaft früherer Epochen ist. 1 8 Auch er ist sich bewußt, daß Texte verschiedene Bedeutungsebenen besitzen können, und stellt eine Hierarchie auf, da die Heilige Schrift der Christen viel tiefere Einsichten vermittele als die Werke der paganen Literatur. Anders als Porphyrios ist der Kirchenvater weit davon entfernt, einen Bedeutungsreichtum von Texten zu postulieren. Ganz in der Tradition der Lektüre unter ethischen Vorzeichen verwurzelt, will Basileios literarische Texte für die moralische Ertüchtigung der jugendlichen Psyche gebrau­ chen. Seine Methode, die Werke der griechischen Prosaliteratur, vor allem aber der Dichtung zu lesen, verrät, wie er das Verhältnis von Text und Bedeutung einschätzt. Um literarische Texte pädagogisch verwerten zu können, reduziert er sie, indem er geflissentlich vom j eweiligen Kontext absieht, auf einfache ethische B otschaften, als ließe sich der Sinn eines Werkes in einer leicht zu memorierenden Sentenz ein­ fangen. Mit seiner Kernforderung, aus der paganen Literatur nur auszuwählen, was mit den christlichen Dogmen vereinbar sei, legt Basileios zum einen ein Bewußtsein fiir literarische Gattungen und ihre Spezifika an den Tag, zum anderen ebnet er einem normativen Verständnis von der Qualität literarischer Texte den Weg. Sein Hauptinteresse gilt den sozialen Funktionen von Literatur. Wie Basileios implizit einen klassischen Autorenkanon zugrundelegt und fort­ schreibt, so wendet sich auch der lateinische Kirchenvater Hieronymus (um 3 40420) Kanonfragen zu. Seine Schriften legen beredtes Zeugnis ab fiir seine lebens­ lange Beschäftigung mit Texten. 1 9 Er bemühte sich um eine Revision der Heiligen Schrift und strebte, indem er die lateinische Übertragung mit den hebräischen und griechischen Originalen verglich, eine sprachliche und stilistische Verbesserung des Bibeltextes an. Zudem legte er sich auch theoretisch Rechenschaft über seinen Umgang mit den biblischen Büchern ab, so daß der hohe Reflexionsgrad seiner philologischen Tätigkeit über j eden Zweifel erhaben ist. Hieronymus ' Augenmerk galt ebenso der Exegese, in Kommentaren wie Traktaten, und seine zahlreichen Schriften zum Studium der Bibel erwecken - sicherlich nicht ohne Absicht - den Eindruck, er habe sich die Rolle eines christlichen Philologen und Literaten auf den Leib geschneidert. Bahnbrechend war vor allem Hieronymus ' chronologische Zusammenstellung christlicher Autoren und ihrer Werke, bei Petrus beginnend und mit ihm selbst endend.2 0 Mit diesem 3 92/3 im Heiligen Land entstandenen Katalog De viris illustribus, der nach dem Vorbild Suetons entworfen war, schuf Hieronymus das erste Werk einer Geschichtsschreibung der christlichen Literatur. Indem er den Schwerpunkt auf die schriftliche Leistung der Persönlichkeiten legt, 18 19

20

Rousseau ( 1 994) 48-57; Stenger (in Vorbereitung). Eine konzise Darstellung des Hieronymus als eines christlichen homme de lettres bietet Vessey (2004). Barthold (20 1 0).

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Jan R. Stenger

etabliert er erstmals das Konzept einer >christlichen LiteraturLiteratur< vorhanden ist. Eine englische Übersetzung der wichtigsten Texte enthält Russell und Winterbottom (1 972); Russell ( 1 981) und Kennedy (1989) bieten Überblicksdarstellungen; Too (1998), ebenfalls auf die >großen< Texte der antiken Literaturkritik konzentriert, zu Augustin 218-52; Franz ( 1 999), hauptsächlich zu Zeichentheorie und Ästhetik im allgemeinen; Büttner (2000) zu Platon. Eine Auswahl einschlägiger Forschungsbeiträge bei Laird (2006). Zu Proklos siehe beispielsweise Bernard (1990); Lamberton (1992); Kuisma (2009); Chlup (20 1 2) 185-200. Stellvertretend seien nur wenige Beispiele genannt: Lamberton (1986) zur Homerlektüre und -allegorese; Young (2003) zur alexandrinischen und zur antiochenischen Exegese;

Einleitung

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Auch wenn in ihnen nicht immer das j eweilige Verständnis des Literarischen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, haben diese Arbeiten doch gemeinsam das B ild einer Epoche entworfen, die in hohem Maße von Textualität geprägt war, j a nachgerade einer >Kultur der Auslegung< huldigte. Ohne diese Studien wäre der in diesem Band eingeschlagene Weg nicht sinnvoll zu beschreiten. Die j üngere Forschung hat darüber hinaus noch eine zweite wichtige Inspi­ rationsquelle erschlossen. Während der Impetus früherer Philologen gewesen zu sein scheint, immer wieder aufs Neue die Epigonalität der Spätantike nachzuwei­ sen, gewissermaßen zur Bestätigung der liebgewonnenen Vorurteile gegenüber der dekadenten Spätzeit, wird nun, ohne daß man ins andere Extrem der übertriebenen Aufwertung verfiele, die Frage gestellt, worin das Eigenständige, Charakteristische, mit einem Wort das Profil dieser Epoche liegt. Dieser Paradigmenwechsel hat, oft aus interdisziplinärer Perspektive, Einsichten in spätantike ästhetische Präferenzen und literarische Muster ermöglicht, beispielsweise in den >Jeweled Style< römi­ scher Dichtung, den Klassizismus der lateinischen Literatur oder das starke visuelle Element vieler Texte.33 Immer deutlicher zeichnet sich ab, daß, wie die neue Publi­ kationsreihe programmatisch formuliert, die Jahrhunderte nach 3 00 eine >andere Antike< konstituieren.34 Zwar liegt es nicht im Sinn des vorliegenden B andes, zu ergründen, was die Literatur der Spätantike ausmacht, aber auch die Suche nach den Konzepten von Literatur profitiert ohne Zweifel von dieser in Angriff genommenen Grundlegung. In gleichem Maße verdankt die Idee zu dieser Tagung Anregungen der modernen Literaturwissenschaft. Dort wird seit geraumer Zeit in den verschiedenen Zweigen über die Frage diskutiert, was Literatur sei und ob es überhaupt möglich oder sinnvoll sei, Literatur zu definieren. Virulent ist diese Frage nicht zuletzt deshalb, weil sie an den Kern des Selbstverständnisses der Disziplin rührt und im Zuge der allgemeinen Debatte über die Geisteswissenschaften der Standortbestimmung der Literaturwissenschaft dient; problematisiert sie doch, ob die Disziplin über ein spezifisches Obj ekt verfugt und was diesen Gegenstand auszeichnen könnte. Sieht man einmal von der bisweilen unangenehmen Polemik dieser Debatte ab, kristallisiert sich als gemeinsamer Nenner heraus, daß der Begriff der Literatur äußerst sperrig ist, ja so problematisch, daß er sich jedem neuen Versuch, ihn präzise zu definieren, erfolgreich entzieht. Auch wenn von Zeit zu Zeit noch der Anspruch erhoben wird, eine endgültige D efinition gefunden zu haben, kennzeichnet es mittlerweile die meisten Erörterungen, daß gerade die Vagheit und die unscharfen

33

34

Otten und Poilmann (2007) zur Exegese in lateinischer Dichtung der Spätantike. Siehe ferner das Handbuch zur Bibelexegese Kannengiesser u. a. (2004). Siehe etwa Döpp (1988) zum Epochencharakter der spätantiken lateinischen Literatur; Roberts (1989) zum >Jeweled StyleLiteratur � a7Top{a ' DLO KaL � TaVTY)'> ram . 76 .

.

Die Mythen nun sind verfasst worden, damit wir von den sinnlichen Dingen zu den unsinnlichen [apham?] fortschreiten [ . . . ] , wir verfolgen nicht das Sinnliche selbst in mythischen Erzählungen, sondern schreiten auf das Unsinnliche fort und suchen das Wahre.

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73 74 75 76

Olympiodor (Olymp. in Grg. 3 0 . 3/ 1 56, 1-3) schickt seiner Interpretation des Bilds vom lecken Fass die Bemerkung voraus, dass die reine Argumentation Kallikles nicht genüge, daher führe Sokrates Bilder ein. PI. Grg. 494a2-c3 , dazu Olymp. in Grg. 3 0 . 8/ 1 5 7,23- 1 5 8 , 3 . Olymp. in Grg. 46.2-6/236, 1 4-23 9 , 3 0 . Olymp. i n Grg. 46.2/23 6,25-237, 1 3 . Olymp. in Grg. 46.2/237,7- 1 2 .

72

B ettina B ohle

Im Zusammenhang mit Olympiodars Literaturkonzept stellt sich die Frage, wie überhaupt in Bildern Sachliches vermittelt werden kann. 77 Nach Olympio­ dor versteht man durch die Darstellung im Mythos, die von sich selbst (und ihrer B ildlichkeit) weg- und zum Begrifflichen hinfUhrt, dass das Prinzip, welches die Verfasstheit dieser Dinge bestimmt, nicht rein materiell sein kann. 78 Und dieses Erfassen der Existenz eines Ordnungsprinzips ist fiir Olympiodor der erste Schritt weg von den reinen phainomena, den sinnlichen Einzeldingen, hin zum Allgemei­ nen, zum B egrifflichen. 79 Dieses metaphysische und ontologische Verhältnis vom Allgemeinen zum Einzelnen ist nun nach Olympiodor ganz zentral fiir die Aus­ b ildung der S eele, die auch diese Ausrichtung auf die phainomena einerseits, die Wahrnehmungsvermögen, andererseits das Vermögen zum Erfassen des Allgemei­ nen und Begrifflichen in sich trägt, auf die sie j edoch erst hingefUhrt werden muss. 80 Olympiodor sieht also die Funktion des Mythos in der Ansprache des untersten Seelenvermögens. 8 1 Als Kinder, so fiihrt Olympiodor aus, leben wir gemäß der phantasia, die mit Farben und Formen, also sinnlichen Dingen, zu tun hat, auf die das epithymetikon gerichtet ist. 82 Kallikles ist nun von der Ausbildung seiner Vermögen her wie ein Kind, 83 er setzt sinnliche Lust und das Angenehme über j eden anderen Bewertungsmaßstab. 77

78

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82 83

Gerade in Bezug auf die platonischen Mythen ist diese Frage des Informationswertes von B ildern und bildreichen Darstellungen immer wieder gestellt worden. V gl. Anm. 84. Olymp. in Grg. 46.2/236,27-237,7. Olympiodor unterscheidet zwei Verwendungen von Mythen, in Bezug auf die Natur und in Bezug auf die menschliche Seele, die aber über eben diese Ausrichtung am B egrifflichen verbunden sind. Olymp. in Grg. 46.2/236,25-2 8 . Vgl. Anm. 7 1 . Olymp . in Grg. 46.6/2 3 9 , 2 8-3 0 . D aneben ist der philosophische Mythos (wie auch der platonische Dialog selbst) so konstruiert, dass die beiden anderen Seelenvermögen ebenfalls angesprochen werden. Vgl. Olymp. in Grg. 4 6 . 6/23 9 , 1 8-3 0 , wo er sagt, dass wenn Menschen allein rationales Vermögen wären, es keiner Mythen bedürfe. Da Menschen aber verschiedene Vermögen haben, gibt es Mythen, um das sinnliche Vermögen anzusprechen, Darstellung von Personen mit richtiger Meinung für die doxa (wie eben Sokrates; siehe Olymp. in Grg. 0 . 8/7,3 und PI. Grg. 52 1 d6-e l , wo Sokrates äußert, dass er als einziger die ?To!unKa [politika] betreibe) und Argumentation für das rationale Vermögen. Olymp. in Grg. 46.3/237, 1 4- 1 6 . Vgl. Anm. 6 9 und 7 1 . In diesem Kontext sind auch die vielen Verweise auf das Verhalten eines Kindes - auf Spielen und Scherzen - interessant, das Kallikles Sokrates vorwirft, siehe u. a. gleich den B eginn des Gesprächs der beiden (PI. Grg. 4 8 1 b 6 f.); ferner S okrates ' expliziten Hinweis, dass er keineswegs scherze mit seiner D arstellung des richtigen Lebens (PI. Grg. 5 00b6 f.). O lympiodor hebt ebenfalls immer wieder den großen Ernst des Sokrates hervor, siehe Olymp. in Grg. 2 5 .2/ 1 34, 1 8 f. ; 25.2/ 1 3 4, 1 3-2 1 und besonders 3 5 . 1 4/ 1 8 3 , 1 4-1 9, wo Olympiodor den Bezug auf das rationale Vermögen herstellt.

Sind Platons Dialoge Literatur?

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3 . 1 Die Untugend der Zügellosigkeit und das Bild der lecken Fässer Kallikles kommt daher, so interpretiert Olympiodor, die bilderreiche Argumenta­ tion und der Einsatz des Mythos sehr entgegen. Sokrates beschreibt fur Kallikles anschaulich84 die Mühseligkeit des Lebens desjenigen, dem es allein um die Erfiil ­ lung seiner sinnlichen Begierden geht, und vergleicht es mit jemandem, der lecke F ässer oder ein S ieb mit einer schwer zu beschaffenden Substanz zu fullen hat85 : ständig müht sich der ab und erreicht doch nie sein Ziel, ein gefulltes Fass zu haben. Durchlöchert sei das Fass und daher wie ein Sieb, so gibt Sokrates die Geschichte eines weisen sizilischen Mannes wieder. 86 Ein Krug mit Löchern muss immer nach­ gefullt werden, es ist nie genug - das Unangenehme bleibt. 87 Allein ein intakter Krug verspricht Annehmlichkeit. 88 Dies aber ist, überträgt Olympiodor das Bild des Fasses auf die Seele, nur zu erreichen, wenn man das rechte Maß kennt und ver­ innerlicht hat und nicht, wie Kallikles es umeftektiert anstrebt, unqualifiziert immer mehr haben will. Das lecke Fass steht nach Olympiodor fiir das rationale Vermögen, wenn es mit den sinnlichen Begierden, also dem epithymetikon, vermischt ist. Die heilen Krüge repräsentieren vollkommene Tugend, also das epithymetikon unter Leitung des gut ausgebildeten logistikon.89 84

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Vgl. zum Problem des Begriffs der Anschaulichkeit Schmitt (2002) 63-70, dem zufolge Platon unter Anschaulichkeit nicht die möglichst gerraue Erfassung aller Erscheinungs­ formen einer S ache versteht, sondern die Erfassung und Darstellung des ergon der j eweiligen S ache; es geht um den Unterschied zwischen B egreifen und Sehen bzw. Wahrnehmen. Siehe auch Radke-Uhlmann u. a. (20 1 1 ) 1 - 1 2 flir die Bedeutung des aristotelischen Konzepts des reichen Allgemeinen flir die platonische Literaturtheorie. PI. Grg. 493 d5-494a5 , Olymp . in Grg. 3 0 . 1 -3/ 1 56,3-1 3 . Olympiodor interpretiert die Rede von Substanzen wie Wein, Honig etc . , die schwierig zu beschaffen sind, als Verweis auf die äußeren Güter, die nicht in unserer Verfügung liegen, während es an uns liegt, die Tugend zu erwerben, Olymp. in Grg. 3 0 . 3/ 1 56, 1 3- 1 6 . P I . Grg. 493a5 f. Durch dieses B ild des Fasses bringt Sokrates die Unterscheidung verschiedener Teile in der Seele ins Gespräch ein, verortet die sinnlichen Begierden in einem Teil und benennt einen anderen Teil als den, der den Begierden Einhalt gebieten kann, ja muss, damit es allen besser ergeht. Zu den Seelenteilen im Gorgias siehe zuletzt Dorion (20 1 2) und Lopes (20 1 2) . Olymp. i n Grg. 3 0 . 3/ 1 56, 1 0- 1 3 . PI. Grg. 493 a7-c7. Olymp. in Grg. 3 0 . 3/ 1 56,9- 1 6 . Im Griechischen ist in B ezug auf diesen tugendhaften Zustand die Rede von vyLfS 7TL8oc; (hygies p ithos), einem gesunden Fass. Dies ist ein Beispiel flir die häufig verwendete Analogie zwischen seel ischer und körperlicher Gesundheit. Das Bild der löchrigen Krüge ist v. a. im Zusammenhang mit der akra­ sia-fWillensschwäche-Problematik und der Kritik am sokratis chen Intellektualismus vielfach diskutiert worden. Der akrasia-Konftikt zwischen >etwas flir richtig Halten< und tatsächlichem Tun ergibt sich v. a. durch die scharfe Gegenüberstellung von Rationalität und Gefühl in ihrer Relevanz für Handlungsentscheidungen. V gl. zur Konzeption der doxa bei Platon Schmitt e2008) Kap . 3 , zu einer Diskussion der akrasia-Problematik im Gorgias mit weniger scharfer Trennung von Gefühl und Rationalität Carone (2004)

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Immer wieder setzt S okrates hier an, Kallikles zu »zügeln« 90 , also das epi­ thymetikon des Kallikles auszubilden und zu erziehen, indem er ihm an verschie­ denen Bildern und Gleichnissen und den daran anschließenden Erläuterungen und Argumentationen zu zeigen versucht, dass das zügellose Leben keineswegs so angenehm ist, wie Kallikles sich das vorstellt. 91 Sokrates muss Kallikles, so fUhrt Olympiodor aus, gemäß dessen Verstehenszustands ansprechen; der immer wie­ der durchscheinende Unwillen des Kallikles belegt den Bedarf. 92 Die Vielfalt an Gleichnissen und Bildern, die Sokrates im Gespräch mit Kallikles einsetzt, sind also nach Olympiodor der Versuch, Kallikles bei seiner Sinneslust zu packen und ihn gleichzeitig dazu zu bringen, an diesen Bildern das Begriffliche zu erfassen, ihn so von der rein sinnlich ausgerichteten Zugangsweise wegzuwenden. Für die Literaturtheorie Olympiodors, die ja die Funktion von Literatur in der Hinwendung auf das menschliche ergon sieht, ist die Notwendigkeit der spe­ zifischen Hinwendung auf Kallikles in seiner sinnlichen Verfasstheit, 93 die sich wiederum aus einer allgemeinen Notwendigkeit, nämlich der der Ausbildung der menschlichen Vermögen, ergibt, von großer B edeutung. Die didaktische, hinfüh­ rende Funktion der Mythen lässt sich auf die Anlage der platonischen Dialoge übertragen; 94 die Bilder in ihrer sinnlichen Verfasstheit sind ein besonders deut­ liches Beispiel für die insgesamt sinnliche Verfasstheit der platonischen Dialoge, die ja in der D arstellung von sprechenden und handelnden Charakteren besteht. Die dargestellten Charaktere stellen in ihren Äußerungen und Handlungen ihre Lebensauffassung dar und führen zur Sache, die thematisiert wird, hin. Die Zugäng­ lichkeit der Darstellung flir Kallikles beruht - neben der Fülle an sinnlichen Details - für Olympiodor auch darauf, dass hier S achaspekte, die eigentlich eine Einheit bilden, also Aspekte einer S ache sind, nacheinander abgehandelt werden: f.LV8oc;

1Tpai·wv Ta äpa OVTa aEl ov cpvA.aTTH äpa ' dA.A.a CnaLpEZ Elc; TO 1TpoTEpov Kal

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und Fussi (2006) bes. 1 74 Anm. 44 sowie Sassi (20 1 2). Die Interpretation Olympiodars der Rhetorik und der Medizin im Gorgias-Kommentar bieten ein gutes Beispiel dafür, inwiefern die doxa als das Erfassen des Allgemeinen am Einzelnen, das hinter der (neu)platonischen Erkenntnistheorie steht (vgl. Olymp . in Grg. 1 , 1 3-2,4/ 1 4,4- 1 9 , 1 4), gerade in Bezug auf Handlungen keine solche Gegenüberstellung zulässt und daher das Problem der akrasia sich nicht in dieser Form stellt. Vgl. Anm. 5 0 . D as Gespräch mit Kallikles nimmt, im Vergleich mit den Gesprächen mit Gorgias und Polos, einen viel größeren Raum ein; vgl. Anm. 3 0 . Olympiodor listet die sechs Widerlegungsgänge des S okrates auf, Olymp . in Grg. 29.3/1 52,22 [. Siehe u. a. PI. Grg. 48 9b7-e9; 490c8-49 l a3 , wo Kallikles immer wieder davon spricht, dass Sokrates Unsinn rede (/..vapdv/phlyarein), und dazu Olymp . in Grg. 28. 1/148, 1 524. Vgl. hierzu PI. Phdr. 276b 1 -277a5 . Siehe Schmitt (2002) . Die Funktion der platonischen Mythen wird üblicherweise in starkem Kontrast zu den argumentativen Teilen der D i aloge gesehen, siehe für eine Diskussion der Problematik Annas ( 1 9 82).

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vaTEpov95 (»Der Mythos behält in seinem Fortgang das, was jeweils gleichzeitig ist, nicht als Gleichzeitiges bei, sondern unterscheidet in das Vorher und Nach­ her.«). Die B ildlichkeit des Mythos besitzt also die Möglichkeit, die (wesenhaften) Merkmale, die eine Sache zugleich ausmachen, in ein zeitliches Nacheinander zu entfalten. Durch diese Aufspaltung wird die Erfassung der einzelnen Aspekte erleichtert. 96 Dieser Aspekt des Mythischen ist nun für die Anlage der platonischen Texte, wie Olympiodor sie versteht, von höchster Wichtigkeit: auch im Gorgias gibt es eine Aufspaltung der Sachaspekte der einen besprochenen S ache, des politischen Glücks, in ein Nacheinander. Die zeitliche und sachliche Aufspaltung in Aspekte findet ihren prägnantesten Ausdruck in der bereits diskutierten Aufteilung auf drei Gesprächspartner. Mit den drei Gesprächspartnern, die drei Lebensweisen symbo­ lisieren und sich gemäß ihrer Lebensweise äußern - ihre Ansichten entsprechen dem, wodurch sie primär geprägt sind - wird in ein Nacheinander aufgeteilt, was eigentlich sachlich zusammengehört und insofern auch gleichzeitig ist, nämlich die Darstellung der Seelenharmonie, der gerechten Gesamtseele, deren einzelne Teile wohlgeordnet und tugendhaft sind. 97

3 .2 Ein Text wie ein Lebewesen: Organismusvergleich und skopos Gleichzeitig mit dieser Aufspaltung in einzelne Aspekte aber wird nach Olympio­ dor die vollständige Darstellung der S ache, die Thema des Gorgias ist, also des politischen Glücks, erreicht. Diese Forderung nach Vollständigkeit der Darstellung ist notwendig, weil allein sie die notwendige sachliche Basis dafür liefert, dass ein Wissen von der S ache erreicht werden kann, eine begriffliche Durchdringung, die für Olympiodars Ethik und damit für seine Literaturtheorie so zentral ist. Wissen verstanden als logon didonai, Gründe geben können, ist nur möglich, wenn alle Aspekte einer Sache erfasst worden sind. Olympiodor fasst diese Vollständigkeit der Darstellung mit einem aristotelischen Konzept, der Ursachenlehre, welches genau diese vollständige Bestimmung von Wirkzusammenhängen in ihren verschiedenen Aspekten erläutert. 98

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Olymp. in Grg. 48. 1/250, 1 8-20. Olympiodor spricht davon, dass man immer vom Imperfekten zum Perfekten fortschrei­ tet, Olymp. in Grg. 48. 1/250,20 f. Dass die Seelenteile nicht einer Einheit der S eele entgegenstehen, ist in der modernen Forschung immer wieder problematisiert worden, siehe zuletzt Brown (20 1 2) . Für Olympiodor ist, wie ausgeführt, diese Einheit und Harmonie Voraussetzung für das menschliche Glück. Olymp. in Grg. O.S f./3 ,21-5 ,22. Vgl. auch Anm. 59 für die Verwendung aristotelischer Konzepte bei Olympiodor.

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Olympiodor ordnet nun j edem der drei Gespräche eine der Ursachen zu: 99 mit Gorgias spreche Sokrates über die Wirkursache, ob sie, wie Gorgias meint, in der Rhetorik liege, oder, so Sokrates' Ansicht, im philosophischen Leben bestehe. Mit Polos handelt Sokrates dann, so Olympiodor, über die Formursache : nicht Zügello­ sigkeit und Luxus, sondern die Tugenden der einzelnen Seelenteile seien Ursache des glücklichen Lebens. Mit Kallikles schließlich spricht Sokrates über die Finalur­ sache, das s diese das Gute und nicht das Angenehme sei. 100 Jeder dieser Punkte ist ein Aspekt des glücklichen Lebens, mit j edem der Gesprächspartner beleuchtet Sokrates, nach Olympiodars Interpretation, also einen anderen wesentlichen Aspekt des politis chen Glücks. Im Gorgias insgesamt findet diese S acheinheit zu ihrer Vollständigkeit: Die Darstellung der verschiedenen Lebensweisen durch die drei Gesprächspartner wird komplementiert durch die Zuordnung von Sachaspekten zu den einzelnen Gesprächen. Form - Gesprächsverlauf, Konzeption und Darstellung der Gesprächspartner - und Inhalt hängen in dieser spezifischen Weise zusammen. In der Konsequenz läuft diese olympiodorsche Konzeption von Literatur als anschaulichem Hilfsmittel zum Erkenntnisaufstieg und die damit verbundene Kon­ zeption des skopos, der funktionalen Einheit, auf eine ganz spezifische Verbindung von Form und Inhalt hinaus : Alle Teile des Texts sind Ausdruck des in ihm nieder­ gelegten Erkenntnisziels, die besprochenen Themen wie auch die Ethopoiie, also die Charaktere mit ihrem Verständnis von der besprochenen Sache, ihren Ansichten und Meinungen, ihren Äußerungen, ja sogar ihrer Wortwahl und ihren Gesten. 1 0 1 Dieser spezifische Zusammenhang von Form und Inhalt wird i n vielen neupla­ tonischen Kommentaren mit dem Vergleich eines Texts mit einem Organismus oder Lebewesen gefasst, den Sokrates im Phaidros anstellt. 1 02 Primär verweist, so stellt dies der Neuplatoniker Hermeias in seinem Phaidros-Kommentar dar, diese Interpretation des Lebewesen-Bildes auf ontologische und erkenntnistheoretische Prinzipien, die sich mit den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis über­ haupt beschäftigen. 1 03 Abgeleitet haben die im Phaidros besprochenen Richtlinien fiir einen Text aber auch literaturtheoretische Implikationen, so Hermeias : jeder 99 1 00

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In j edem Gespräch seien auch die anderen Ursachen vorhanden, aber es gebe immer eine zentral wichtige, fiihrt Olympiodor aus, Olymp. in Grg. 0 . 6/5 , 1 2- 1 8 . Die Materialursache, also das, auf das sich alle diese Ursachen beziehen, ist fiir Olym­ piodor, wie oben bereits erwähnt, die dreiteilige Seele. O lympiodor fiihrt noch zwei weitere Ursachen an, die sich nicht bei Aristoteles, aber häufiger auch bei anderen Neu­ platonikern finden, die paradigmatische Ursache und die instrumentale Ursache (Olymp. in Grg. 0 . 5/3 ,24-4,5). Siehe zu dieser Erweiterung als Explizierung des aristotelischen Konzepts, nicht als grundsätzliche Veränderung Radke (2003) 1 79 . Olympiodor weist wiederholt auf d i e Häufigkeit hin, mit der Kallikles mit dem epi­ thymetikon verwandte Wort f.m8vf1i.w (epithyme6) - ich begehre - verwendet, siehe Olymp. in Grg. 1 .9/ 1 3 ,5-1 1 ; 2 5 . 2/ 1 34, 1 1 - 1 3 . V gl. auch Anon. Prof. 1 5 , 1 -6 . PI. Phdr. 264c2-5 . Dieser Vergleich eines Texts mit einem Organismus, in dem j eder Bestandteil eine bestimmte Funktion hat, wird zur Basis neuplatonischer Hermeneutik und Didaktik. Siehe Hadot ( 1 978), Hadot ( 1 987) Radke (2006), Uhlmann (20 1 0) . Siehe dazu Radke-Uhlmann (20 1 0) und Coulter ( 1 976) 73-1 02 sowie Heath 1 98 9 .

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Bestandteil eines Texts hat, diesem Organismusvergleich zufolge, eine funktionale Bedeutung, so wie j edes Organ - im etymologischen Sinn des Wortes opyavov (organon) als Werkzeug - eine bestimmte Funktion für den Organismus als Ganzes erfüllt. Alle Organe, alle Teile in ihrer Vielheit sind hingeordnet auf ein einziges Ziel, nämlich das Funktionieren des Organismus. 104 Hermeias schreibt in seinem Kommentar zur Übertragung dieses Bilds des Lebe­ wesens und seines Funktionierens auf die Konzeption der platonischen Schriften: 8avf-1-aam f.LEll €an Toll 4nA6ao4>oll Ell 7Tcrat , p.aluaTa öf. ö�a To 7TVKlloll Ka� awExf.s- Ka� �llwp.f.lloll Tov Aoyov . ovTw yap ypa4>EL ws- Ell '0oll a7TOTEAE ­ a8f/llm TOll 7TUllTa A.Oyoll · wa7TEp yap TO '0oll �llWfJ-Ella EXEL TU p.opw Ka� ÖwKEKp�p.f.lla , ovTw Ka� d Aoyos- L:wKpaTovs- . 1 05 Man muss den Philosophen [ d. i. Platon] in allem bewundern, am meisten aber wegen der Dichte, Stringenz und Einheit seiner Argumentation [Iogos] . Er schreibt nämlich so, dass das gesamte Argument wie ein Lebewesen vollendet wird; 1 06 denn wie ein Lebewesen Teile hat, und zwar zusammenhängende sowie voneinander geschiedene, so auch der Iogos des Sokrates .

B etont wird hier von Hermeias zum einen das oben für den Mythos darge­ stellte Nacheinander von (Sach-)Elementen, welches die Zugänglichkeit erhöht. Zum anderen verweist Hermeias auf die Vollständigkeit und die Stringenz der Darstellung der S achaspekte. Übertragen auf die platonischen Dialoge bedeutet das : von den Charakteren angefangen bis hin zum Argumentationsverlaufund den besprochenen Themen ist alles hingeordnet auf das eine Erkenntnisziel des Texts. Dieses Erkenntnisziel wird in den neuplatonischen Kommentaren mit dem Begriff des aK01TO'> (skopos) gefasst; aus dem skopos sind also alle Bestandteile des Texts verständlich, auf diesen hin sind alle Bestandteile des Texts funktional geordnet.

4 Platon als bester Philosoph und Dichter Damit erfüllt die Form der Darstellung der platonischen Texte eine wesentliche Funktion für die Hinwendung auf das menschliche ergon, also für die von Olym­ piodor mit Rückgriff auf die platonische Anthropologie bestimmte Aufgabe von Literatur. Die im Gorgias thematisierte Ordnung und Harmonie der drei seeli­ schen Vermögen des Menschen, das politische Glück, findet ihren Ausdruck in der oben geschilderten Darstellungsweise und ihren Elementen. Der Symbolismus der drei Gesprächspartner, die drei Lebensweisen repräsentieren, korrespondiert mit den verschiedenen Vermögen und deren Ausbildung. Die Gesprächsstrategie des S okrates wiederum ist eine D arstellung des didaktischen Umgangs mit den 1 04

t os 1 06

Anon. Pro!. 2 1 , Herrn. in Phdr. 1 1 , 1 1 -1 9 und dazu B ernards Kommentar ( 1 997) 26-3 3 . Vgl. auch Coulter ( 1 976) 95- 1 02. Herrn. in Phdr. 209, 1 5- 1 8 . Siehe hierzu auch Herrn. in Phdr. 1 1 , bes. 1 1 , 1 7 f. und Anon. Pro!. 1 5 , 1 3- 1 6 .

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verschiedenen Erkenntnisweisen der drei von j eweils einem der drei Seelenteile geprägten Gesprächspartner, hier am Beispiel des Kallikles und des sinnlichen Vermögens, des epithymetikon, exemplifiziert. Dabei findet die Ausbildung des rationalen Vermögens, die darin besteht, Gründe angeben zu können, ihren didakti­ schen Ausdruck darin, dass Sokrates mäeutisch dazu fuhrt, die richtige Erkenntnis aus sich selbst heraus zu finden. Die literarischen Elemente (das Auftreten von sprechenden und handelnden Per­ sonen, Charakteren, die bestimmte Persönlichkeitsmerkmale aufweisen, die in der Diskussion zutage treten, auch die Schilderung der Umgebung, in der das Gespräch stattfindet 1 07 ) sind hier nicht ein Hinzukommen von verzichtbaren Ornamenten, sondern die Form ist - unter der Maßgabe der ethisch-didaktischen Funktion 1 08 Ausdruck des Inhalts. Die Ausbildung der dynamis zu einer energeia entspricht dem von Sokrates und Kallikles besprochenen politischen Machtverhältnis, das eine Darstellung des Machtverhältnisses und der Hierarchie in der Seele und ihrer Vermögen ist. Sokrates übernimmt die Rolle des logistikon fur Kallikles und bedient seine sinnliche Aus­ richtung durch die Bilder und Mythen. Die Aspekte, die nacheinander abgehandelt werden, finden im Zusammenspiel der sechs Ursachen wieder zus amm en, die eine Vollständigkeit der Sachdarstellung gewährleisten und dadurch die Voraussetzung schaffen fur den Erwerb von Wissen. Olympiodor sieht in der Hinfuhrung des Menschen auf Begriffliches die Funk­ tion von Literatur. Der Einsatz von B ildern, wie auch der unter diesem Aspekt ähnlich konzipierten platonischen Dialoge, ist für Olympiodor ein didaktisches Hilfsmittel für die Ausbildung der menschlichen Vermögen. Nach Olympiodor ist es also Platons Anliegen, dass die Darstellung des Gesagten - des Was dem entgegenkommt, wie der Mensch versteht. 1 09 Der Mensch wird da angesprochen, wo er steht, ein sinnliches Wesen, welches B egriffliches erfassen kann, dazu aber der Ausbildung bedarf. Vom Sinnlichen zum Begrifflichen fuhren die Mythen, aber auch die Dialoge hin. Formal mögen P latons Texte denen der kritisierten Dichter ähneln, aber die philosophische Begründung für die literarische Form hebt Platon, nach dem Verständnis Olympiodors, deutlich von den kritisierten Dichtem ab. -

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Siehe zu einer inhaltlichen Ausdeutung der Umgebung des Gesprächs zwischen Phai­ dros und Sokrates in Hermeias ' Kommentar Bernard ( 1 997) 28 f. und vgl. auch Proklos zur Bedeutung der Prooimien der platonischen Dialoge (Procl. in Prm. 658,3 3-65 9,23). Hiermit soll nicht gesagt sein, dass sich das Gesagte nicht anders ausdrücken lässt. Die didaktische Funktion ist leitend in der formalen Gestaltung, aber das inhaltlich Ausgedrückte könnte, ließe man diese didaktische Funktion außer acht, auch einen anderen Ausdruck finden. Vgl. Schmitt (2002). Vgl. Anrn. 9 .

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Martin Hose (LMU München)

Intertextualität als hermeneutisches Instrument in spätantiker Literatur. Das Beispiel Ammianus Marcellinus This contribution aims to show that the use that is made in the historical work of Ammianus Marcellinus of intertextual references, exempla and even proverbs is not only the expression of a specifically late antique stylistic ideal, but marks the attempt to interpret a historical process, perceived as no Ionger comprehensible, with hermeneutic tools drawn from the tradition of literary education. Ammianus can therefore be counted as a representative of a late antique literariness that is imbued with hermeneutics.

Geschichte wird nicht erfahren. Erfahren wird Geschehenes. Es wird erfahren inso­ fern, als Akteure es erleben und während des Erlebens schon mit Bedeutung versehen. Doch der Erinnerung, welche das Erlebte nun als Erfahrenes zu speichern sucht, wird es nicht gelingen, es später so zu reproduzieren, wie es erfahren wurde.

Mit diesen Sätzen eröffnet Egon Flaig seinen ebenso pointiert-polemischen wie brillanten Aufsatz »Erleichterte Erkenntnis. Wie man narratistisch den realen Bal­ last abwirft und die Wissenschaft loskriegt.«1 Diese Sätze seien zitiert, weil sie auf ein Problem hinführen, das sich - im Kontext der sogenannten kulturwissenschaftli­ chen Wende wie auch des sog. linguistic turn - innerhalb der Geisteswissenschaften ausgebildet hat und das dauerhaft die Verbindung zwischen der Geschichtswissen­ schaft (der Begriff sei hier prägnant gebraucht) und der Kunstwissenschaft (zu der hier - provokanterweise - die Philologie gezählt sein soll) zu stören, vielleicht zu zerstören geeignet ist. Es geht um die Frage, ob nicht durch das, was man als Krise der >historischen Referentialität< bezeichnen kann, die Legitimation der Geschichts­ wissenschaft in Frage gestellt ist. Bevor hierauf weiter eingegangen werden kann, muß zunächst erläutert werden, warum - in einem B and, der nach der Spezifik spätantiker Konzeptionen von Literatur fragt, - ein (freilich gravierendes) Problem im weiteren Feld der Kulturwissenschaften angesprochen wird: Die Berechtigung ergibt sich daraus, daß die Krise der historischen Referentialität zugleich eine Krise der Repräsentation darstellt. War es vor dem linguistic turn möglich, eine direkte Relationalität zwischen Ereignis/Erlebtem und Text anzunehmen, d.h. den Text in einem allgemeinen Sinn als >mimetisch< in B ezug auf das Ereignis zu begreifen, so ist nun radikal in Frage gestellt, ob das, was als > Abbild< erscheint, überhaupt außerhalb des Abbilds vorhanden ist. Es scheint nun, daß diese Krise geeignet sein könnte, die Literatur und die literarische Kommunikation in der Spätantike besser Flaig (20 1 0) 73 .

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zu verstehen. D enn auch in der Spätantike ist die für die Klassische Antike kenn­ zeichnende Grundannahme, Literatur (als Teil der Kunst) sei mimetisch, nicht mehr die zentrale S ignatur. Vielmehr scheint zunehmend Literatur >doppelbödigHermeneutik< erkennbar werden.2 Man könnte daher mit Blick auf die Literatur (aber auch auf die bildende Kunst) von der Spätantike als einer aetas hermeneutica sprechen.3 Ungeklärt erscheint j edoch bisher, ob die Preisgabe des Mimesis-Konzepts in Verbindung zu sehen ist mit einer Krise der Repräsentation. Um dies näher untersuchen zu können, ist man natürlich auf Bereiche verwiesen, in denen Literatur vor der Frage der Referentialität steht, und es bietet sich an, die Historiographie zu befragen, hier natürlich die Zeitgeschichtsschreibung und ihren wohl prominentesten spätantiken Vertreter, Ammianus Marcellinus. Doch bevor ich zu ihm kommen kann, muß etwas weiter auf die Debatten der modernen Geschichtswissenschaft in Sachen Krise der historischen Referentialität eingegangen werden. Die Geschichtswissenschaft (wofern sie die Frage nicht schlicht ignoriert) hat in den hierüber geführten Debatten vornehmlich zwei Positionen bezogen (daß ich hier eine starke Vereinfachung vornehme, ist mir bewußt). Einerseits »bekennt« sie sich zu der prägenden Kraft der Narration und sieht >Historie< vornehmlich als Produkt einer Tropologie:4 der Historiker wird damit zum Analytiker lediglich der Metahistorie.5 Andererseits versucht man, der >Falle< der Narrativistik dadurch zu entgehen, daß man mit Max Weber zwei unterschiedliche Ebenen der Interpretation unterscheidet, der - vereinfacht gesprochen - versprachlichten Wahrnehmung und der durch sog. Wertideen vollzogenen interpretativen Ausdeutung der Wahmeh­ mung.6 Zusätzlich wird die Bedeutung der Narration durch die Annahme einer > Sachlogik< heruntergestuft, nach der - unabhängig von der j eweiligen narrativen Ausgestaltung - ein Ereigniszusammenhang etwa s owohl von Zeitgenossen wie von Historikern als >Krieg< aufgefaßt wird; derartige Sachlogiken konstituieren eine Art Eigensinn eines Geschehens, der ohne die Deutung der Historiographie existent ist. Freilich: Ein solcher Eigensinn sollte bereits in die Ebene der primären Interpre­ tation, d. h. in die Wahrnehmung und (wie auch immer zu denkende) Darstellung der Wahrnehmung der >Zeitzeugen< eingehen bzw. ihr eingeschrieben sein. Anband des von Flaig gebrauchten Beispiels einer Wahrnehmung eines Ereignisses als >Krieg< ist dies unfraglich der Fall. Es erhebt sich aber die Frage, was geschieht, wenn für die Zeitzeugen ein Eigensinn nicht erkennbar, das von ihnen wahrgenommene 2

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Ich beziehe mich hier auf eine eigene Arbeit, Hose (2007). Hierzu fügt sich, daß in der Spätantike erstmals veritable Hermeneutiken nachweisbar werden. Siehe dazu Pollmann ( 1 996). Zum Problem der Hermeneutik in der Antike ins gesamt siehe Hose ( 1 998). Siehe hierzu etwa Goertz (200 1 ) 1 1-3 1 . Siehe dazu White ( 1 994); ferner White ( 1 996). Siehe dazu Flai g (20 1 0) 8 6 f.

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Geschehen keine Sachlogik zu haben scheint. Die Geschichtswissenschaft sieht für diesen F all eine Kategorie vor, die sie mit der Metapher >Trauma< benennt. 7 »Ein Trauma b esteht genau darin, dass das katastrophale Ereignis außerhalb desjenigen Sinnzusammenhangs steht, den man zur Verfügung hat«, definiert Flaig prägnant den Begriff. 8 Die Geschichtswissenschaft hat diesen Begriff insbesondere an der Erfahrung von Auschwitz entwickelt. Das >Trauma< stellt den Übersteigerungsfall einer >Krise< historischen Verstehens dar, worunter man eine Zeiterfahrung der Kontingenz ver­ steht.9 Würde >Krise< bedeuten, daß wahrgenommene Ereignisse nicht in vorhan­ dene Deutungszusammenhänge eingefügt werden können, so wäre mit Trauma die Wahrnehmung einer Ereigniskonstellation bezeichnet, die als historische Erfahrung eine Sinnzerstörung im historischen Denken bewirkt. Es scheint nun, daß die skizzierte Debatte in der Geschichtswissenschaft auf der Voraussetzung einer >modernenmodernen< Historiker ausgegangen, 1 0 der sich Spuren der Vergangenheit zuwendet und aus ihnen sein Narrativ konstru­ iert. Diese Trennung zwischen Historiker und >erster Interpretation< dürfte für die Neuzeit und Moderne angemessen sein. Sie läßt sich gewiß auch auf die Antike übertragen, sofern dort Historiographie auf Historiographie beruht (man denke etwa an die Bibliotheke eines Diodor oder selbst die Annalen des Tacitus 1 1 ) . Gesonderte B etrachtung bedarf freilich diej enige antike Geschichtsschreibung, die sich mit >Zeitgeschichte< befaßt, Zeitgeschichte in dem Sinn, daß der Geschichtsschreiber augenscheinlich seinen Text, ohne auf eine vorgängige Erzählung zurückgreifen zu können, verfaßt Diese Betrachtung hat insofern ihren methodologischen Wert, als bei derartigen antiken Historikern der Zeitgeschichte in exemplarischer Weise, weil teilweise in ihren Voraussetzungen offengelegt, die Genese der > ersten Interpreta­ tion< in ihrer besonderen Schwierigkeit kenntlich und die Verfahren, sie dennoch zu erstellen, errnittelbar sind. B egonnen sei mit einem spezifischen Problem der historia, das im Wesen der Zeitgeschichtsschreibung verwurzelt ist: das Problem, ob und gegebenenfalls zu welchem Fluchtpunkt hin sich das von Flaig apostrophierte Geschehende in eine > S inn< -Linie stellen läßt. Oder anders formuliert: ein historisches Narrativ kann

7 8 9 10

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Siehe Flaig (20 1 0) 74 sowie ausführlich Rüsen (200 1 ) 1 45- 1 7 9 (»Krise, Trauma, Identität«). Flaig (20 1 0) 74. Rüsen (200 1 ) 1 4 8 . Inwieweit die negative B ewertung d e r antiken Historiographie durch Droysen, der in der Historik (46--47) nur Thukydides ausnimmt, hier weiterwirkt, müßte gesondert untersucht werden. D aß es auch für die erhaltenen Bücher der Historien gelten dürfte, ist anzunehmen. Siehe dazu etwa Briessmann ( 1 955).

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des Endes nicht entbehren, wenn es sinngenerierend sein soll . 1 2 Bereits die frühe griechische Historiographie arbeitet sich bekanntlich an diesem Problem ab: Wäh­ rend ein Thukydides durch die Entdeckung, daß sich der sog. Archidamische mit dem Sizilisch-Dekeleisch-Ionischen Krieg zu einer Einheit, dem Peloponnesischen Krieg verb indet, einen Zielpunkt seiner Erzählung mit der Kapitulation Athens im Jahre 404 setzen kann, scheint es Xenophon in denHellenika nicht gelingen zu wollen, einen solchen Punkt zu finden. So endet oder zutreffender beschrieben: bricht sein Werk mit der Schilderung der Schlacht von Mantineia ab, und statt eines >sinnhaltigen< Ergebnisses der Schlacht steht am Ende des Textes ein Eingeständnis erzählerischen Scheiterns : aKpLa{a OE Ka1 TapaxiJ En 7TAELWV f-1-ETa Tryv f-1-ciXYJV

f.yf.vETo � 7Tpoa8EV f.v Tfi 'EMaoL . Ef-Lo1 f-1-EV oi) f-1-EXPL TovTov ypacpf.a8w · Ta OE f-1-ETU TaVTa raws- aMcp f-LEA�UH . 1 3 (Xenophon, Hellenika 7,5 ,27) .

Hier liegt ein auf den ersten Blick merkwürdiger Endpunkt der Erzählung vor: Für den Historiker selbst hat sich ein Paradox ergeben, statt einer eindeutigen Entscheidung (die einen sinnerfüllten Abschluß des N arrativs bilden könnte) stellt er >Unentschiedenheit< und >Verwirrung< fest. Verwirrung aber bedeutet prägnant: Sinnverlust Das Geschichtswerk hat also kein Ende, es bricht ab. Man kann die­ sen Abbruch der Erzählung als Verstummen des Historikers lesen, der >seiner< Geschichte keinen Sinn mehr zu verleihen imstande ist. In den Kategorien der modernen Historiographie liegt hier mindestens eine Krise vor, da Xenophon nicht in der Lage ist, die Schlacht von Mantineia und deren Folgen in einen Sinnhorizont zu integrieren - freilich kein Trauma, da sein Verstummen kein absolutes Verstum­ men bedeutet, sondern die Weitergabe der Aufgabe an einen - nicht definierten ­ Nachfolger. Nun kann man das Scheitern des Xenophon auf verschiedene Gründe zurück­ führen. Zum einen ist in der Tat die Sinngebung aus einer Nahdistanz zum Ereignis schwierig. Zum anderen stellt sich die Frage , ob nicht das gesamte Konzept der Hellenika (wenn man von einem solchen überhaupt sprechen darf) ein Scheitern fast unvermeidlich machen mußte. Denn Xenophon fand nicht nur keinen Zielpunkt, er hatte, streng genommen, auch keinen Anfangspunkt Er setzte schlichtweg dort ein, wo das Werk des Thukydides abbricht, mitten in den Ereignissen des Kriegsjah­ res 4 1 1 . Hinzu kommt, daß Xenophon seinen Text für prinzipiell selbstexplikativ erachtet. S eine Erzählung wird von der Abfolge der Ereignisse (soweit sie im Gesichtskreis des Autors liegen) nicht nur dominiert, sondern buchstäblich gebildet. Es fehlen etwa Exkurse fast völlig. 14 Es wäre gewiß voreilig, den B efund des scheitemden Historikers Xenophon als Indiz für dessen intellektuellen Zuschnitt zu verwenden, da nicht auszuschlie­ ßen ist, daß es Xenophon gar nicht darauf ankam, sein Geschichtswerk mit einer 12 13

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Siehe dazu Goertz (200 1 ) 20. »Unentschiedenheit und Verwirrung war noch größer als vor der Schlacht in Griechen­ land. Durch mich soll es also bis zu diesem Punkt beschrieben sein. Das Folgende wird vielleicht einen anderen kümmern.« Eine Ausnahme bildet der Abriß thessalischer Herrscher, Hell. 6,4,33-3 7 .

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konsistenten Sinndimension zu versehen, zumal er großes Gewicht auf das Ethos der handelnden Feldherren legt, dies also sein eigentliches Interesse gewesen sein könnte. 1 5 Es wäre auch nicht angemessen, die Hellenika insgesamt als komplet­ ten Fehlschlag einzustufen, da die Narration (vielleicht beabsichtigt) den Leser, wie neuere Untersuchungen zeigen, zu Schlüssen und Erkenntnissen führt, mithin >Sinn< generiert. 1 6 DieHellenika können damit für einen Typus von Historiographie stehen, der auf die Kraft der Narration vertraut, durch die Parataxe von (Zeit-)Ge­ schehnissen genügend Deutungspotential bereitzustellen, das der Leser nutzen kann. 1 7 Gehen wir von diesem Punkt aus zum Geschichtswerk des Ammianus Marcel­ linus, 1 8 das einen anderen Typus von Historiographie verkörpert . 1 9 Zunächst zur Erinnerung einige basale Daten. Von den ursprünglich 3 1 Büchern der Res gestae des Ammian sind nur die Bücher 14 bis 3 1 erhalten. Eine Praefatio zum Werk fehlt also, und so liefert die sog. Sphragis am Ende von Buch 3 1 wesentliche Hinweise zu Verfasser und Werk: Haec ut m i/es quondam et Graecus a principatu Caesaris Nervae exorsus ad usque Valentis interitum pro virium explicavi mensura, opus veritatem professum numquam, ut arbitror, sciens silentio ausus corrumpere vel mendacio. (3 1 , 1 6,9f 0

Diese entwirft im Rückblick ein Porträt des Verfassers : miles quondam et Graecus. Der Historiker entstammt also dem griechischen Sprachraum, wenn er sich als Soldat bezeichnet, so bedeutet dies, daß er nicht der senatorischen Elite des Reichs angehörte. Sein Werk hat augenscheinlich eine erhebliche Ambition. Denn der Anfangspunkt, der Prinzipat des Nerva, legt nahe, in ihm einen Anschluß an Tacitus zu sehen (daß dies nicht explizit gesagt wird, ist bezeichnend für den Stil Ammians - auch den Denkstil) . Ferner - dies wird aus dem Werk kenntlich (und

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Siehe dazu Breitenbach ( 1 983) 1 700f. ; vgl. dazu ferner Zimmermann ( 1 992). Siehe etwa Levy ( 1 990). Einen Einzelfall beleuchtet instruktiv Jehne ( 1 995). 17 Hiermit steht Xenophon in einer Tradition, zu der sich Herodots Werk (mit den kissing cousins) und Thukydides (siehe dort etwa die Einbettung der sog. Mykalessos-Episode) rechnen lassen. 18 Als Textausgabe wurde herangezogen Seyfarth ( 1 978b ). Dazu wurde kontinuerlich ver­ glichen Seyfarths vorausgehende zweisprachige Ausgabe. Auf diese und insbesondere ihren Kommentar wird im Folgenden mit Seyfarth ( 1 9 7 8 a) verwiesen. 19 Ich führe hier Überlegungen weiter, die ich in Hose (20 1 1 b) begonnen habe. 20 »Dies habe ich, ein ehemaliger Soldat und dazu noch ein Grieche, nach dem Maß meiner Kräfte ausgeführt, den Beginn mit dem Prinzipat des Kaisers Nerva machend bis zum Untergang des Valens, ein Werk, das die Wahrheit bekennt, bei dem ich niemals wie ich glaube, wissentlich etwas durch Verschweigen oder Lüge zu deformieren gewagt habe.« - Die Literatur zur Sphragis scheint unerschöpflich, siehe Kelly (2007) mit reichen Literaturhinweisen. 16

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war dem Leser der Sphragis daher bekannt) - enthält der Text einen Schwerpunkt in der von Ammian auch selbst als Zeitzeuge erlebten Zeitgeschichte.21 Diese Zeitgeschichte aber bot einem Zeitzeugen kaum weniger Probleme als einem Xenophon nach Mantineia. Denn angesichts der Ereignisse: Constantius ' II. Herrschaft, Julians Perserzug und Tod, der Niederlage gegen die Goten bei Adria­ nopel sowie dem Aufstieg eines neuen >Sinnsystemsgroßen< Politik; weder hatte er Spitzenpositionen im Heer noch in der traditionellen römischen oder spätantik-diokletianischen Ämterlaufbahn bekleidet. Anders als die ehemaligen Konsuln Tacitus oder Cassius Dio hatte er nichts von den feinsinnigen oder brutalen Mechanismen des Mit- und Gegenein­ anders von Kaiser und Senat bzw. Aristokratie in der Praxis erlebt. >Praktiker< der Politik, die - wie die beiden genannten Vertreter senatorischer Historiographie selbst die komplexen Prozesse von Entscheidungen, von Kompromissen zwischen Macht und Moral mitgestaltet haben, verfugen zugleich über aus der Praxis abge­ leitete Maßstäbe der Bewertung von Verhalten, die sie bei der Abfassung ihrer Geschichtswerke verwenden können. Sie verfugen zudem über die Maßstäbe, mit denen sie Erfolge oder Mißerfolge von politischen oder militärischen Maßnahmen beurteilen. Dies fehlt einem miles quondam et Graecus. Natürlich gab es auch andere antike Historiker ohne politische Erfahrungen, etwa Appian. Doch konnte dieser sich an der ihm vorliegenden Historiographie orientieren, die ihrerseits, da in den Zeiten militärischer Auseinandersetzung zwi­ schen Rom und Roms Widersachern auf beiden Seiten produziert, ein polyphones Ensemble von Stimmen und von Maßstäben darbot. Appian hatte also - lediglich ­ zwischen verschiedenen Beurteilungsmöglichkeiten zu wählen, sie aber nicht selbst zu erzeugen. Ammian hatte wahrscheinlich22 mindestens fiir die Ereignisse seit Julians Persien-Expedition keine durchgängigen großen interpretierenden (d. h. deuten­ den) historiographischen Vorlagen mehr zur Verfugung.23 Sein Text war hier, wie es scheint, >auf sich allein< gestellt. Insofern hat Momiglianos berühmte Prägung vom >einsamen Historiker Ammian< einen besonderen S inn.24 Wie schreibt und 21 22

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24

Siehe hierzu insgesamt Rosen ( 1 982) 52-72. Die Analyse der Quellen Ammians ist hochproblematisch; unbestritten hat Amrnian ein weites Spektrum griechischer und lateinischer Texte (und Inschriften) gelesen, unter ihnen Herodian (dazu Kelly [2008] 2 3 1 -40) und Tacitus, vielleicht sogar die sog. Kirchenhistoriker (siehe etwa Bleckmann [2007]). D och bilden diese Texte eben nicht eine »Vorlage«, sondern liefern nur Details oder Interpretationsmuster anhand der Schilderung früherer Epochen. Eine Benutzung des Eunapius oder des Geschichtswerks des Nicomachus Flavianus ist nicht wirklich nachzuweisen, siehe Kelly (2008) 222 f. Momigliano ( 1 977).

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deutet nun dieser einsame Ammianus >seine< Geschichte? Die Darstellung der Geschehnisse, die zur Niederlage bei Adrianopel führen, leitet Ammian wie folgt ein (3 1 , 5 , 1 0-1 1 ) : Et quoniam a d has partes post multiplices ventum est actus, i d lecturos, s i qui erunt umquam, obtestamur, ne quis a nobis scrupulose gesta vel numerum exigat peremptorum, qui comprehendi nullo genere potuit. sufficiet enim veritate nullo velata mendacio ipsas rerum digerere summitates, cum explicandae rerum memoriae ubique debeatur integritasfida. negant antiquitatum ignari tantis malorum tenebris ojfusam aliquando fuisse rem publicam, sedfalluntur malorum recentium stupore confixi. namque si superiores vel recens praeteritae revolvantur aetates, tales tamque tristes rerum motus saepe contigisse monstrabunt. 25

An dieser kurzen Partie sind einige Punkte hervorhebenswert: Zum einen sieht sich Ammian >historischBildungs abstinenz< der römischen Eliten zu beziehen, die ihre Bibliotheken wie Gräber verschlossen halten ( 1 4,6, 1 8) und nur Juvenal und Marius Maximus lesen wollen (28 ,4, 1 4). Ferner sieht sich Ammian vor der Schwierigkeit, die Geschehnisse um Adrianopel so berichten zu können, daß sie mit dem Wahrheitsanspruch, der an einen Historiker gerichtet wird, in Einklang stehen. Dies verweist voraus auf Ammians eigene Einschätzung, ein opus veritatem professum vorgelegt zu haben (Sphragis, 3 1 , 1 6,9), greift j edoch auch auf den Diskurs über Historiographie zurück, den in der Kaiserzeit etwa Lukians S chrift »Wie man Geschichte schreiben soll« verkörpert und in der immer wieder die Verpflichtung des Historikers gegenüber der Wahrheit betont wird.27 Bemerkenswerterweise fügt Ammian noch einen weiteren Gedanken in dieses >Binnenproöm< zu Adrianopel ein: Augenscheinlich entzog sich die verheerende Niederlage gegen die Goten für bestimmte Zeitgenossen j eder 25

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»Da ich nun nach vielen Ereignissen bis zu diesem Punkt gekommen bin, beschwöre ich meine zukünftigen Leser, wenn es j emals welche geben wird, daß niemand von mir einen eingehenden Bericht über die Taten oder die Zahl der Gefallenen fordern möge, die man auf keine Weise erfassen konnte. Es muß genügen, daß man die Wahrheit nicht mit Lügen verschleiert und nur die Höhepunkte der Ereignisse schildert. Unbedingte Wahrhaftigkeit ist jedoch überall Pfl icht. Manche, die die alte Geschichte nicht kennen, bestreiten, daß j emals so furchtbare Dunkelheit den Staat bedeckt hat. Doch täuschen sich die Leute, denn sie lassen sich vom S chauder über das neue Unglück betäuben. Wenn man nämlich die Geschichte früherer und selbst kürzlich vergangeuer Menschen­ alter durchblättert, so wird es sich zeigen, daß derart furchtbare Ereignisse schon oft stattgefunden haben.« Sie findet sich ähnlich formuliert auch an anderen Punkten des Werks, vgl. etwa 1 4,6,2: Et quoniam m irari passe quosdam peregrinos existimo haec lecturos forsitan (si conti­ gerit), [ . . . ] . Vgl. etwa Lukian Hist. conscr. Kap . 3 8--42; siehe dazu etwa Porod (2007).

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historischen Einordnung; sie geriet in der Wahrnehmung zur größten Katastro­ phe Roms2 8 oder nach moderner Terminologie: zum Trauma - negant [ . . . ] tantis malorum tenebris o.ffusam aliquando fuisse rem publicam. Ammian aber versucht die Einordnung bzw. Deutung, er will augenscheinlich >Sinn< in die Niederlage einschreiben. Man hat versucht, diesen Befund durch Motive außerhalb des Amts des Historikers zu deuten und hieraus geschlossen, daß Ammian - im Sinne des Theodosius - gleichsam Mut machen und ein Programm zur Gotenabwehr ent­ wickeln wolle.29 Dies läßt sich j edoch schwerlich beweisen. Naheliegend ist es hingegen, hier eine spezifische Denkform, j a Wahrnehmungsweise von Geschehen durch Ammian zu sehen. Denn augenscheinlich wird für ihn das Berichtete deutbar durch Einordnung in seine Leseerfahrung - mit dem terminus technicus revolvantur wird das Hin- und Herrollen einer Buchrolle beim suchenden Lesen bezeichnet. Nicht etwa eine Erinnerung an die im Folgenden zur Relativierung genannten Teutonen- und Kimbern-Kämpfe erlaubt die Interpretation von Adrianopel, sondern die Lektüre von Büchern. Nimmt also Ammian das Geschehen >durch die Brille< seiner eigenen Lektüre wahr? Dies hieße, daß er sich nicht von Sachlogiken, wie sie Flaig annimmt, leiten ließe, sondern literarisch durch exempla, und das heißt: durch - Intertextualität. Diese wäre aber in den Rang einer Logikstifterirr gerückt, nicht aber rein literarische Reminiszenz. Mit dieser Hypothese grenze ich mich von einer Betrachtungsweise ab, die - in durchaus eindrucksvoller Form - insbesondere durch Gavin Kelly vertreten wird und die Ammian als »allusive historian«, seinen Text als Meisterwerk intertextueller Referenzerzeugung auffaßt. Kellys Verdienst ist natürlich unübersehbar, da er die Verweise, die der Text auf vorgängige Literatur enthält, systematisch analysiert und sieben verschiedene Typen von Intertextualität herausarbeitet. Damit wird für ihn Ammian Repräsentant einer spätantiken Ästhetik, die gleichsam mosaikartig Texte komponiert und sich als »Jeweled Style« charakterisieren läßt.30 Ammians Römische Geschichte wird damit zu einem literarästhetischen Ereignis, zu einem repräsentativen Teil des spätantiken literarischen Diskurses. Obgleich diese Interpre­ tation m.E. schlüssig ist, verstellt sie zugleich den Blick auf eine weitere, vielleicht existenziellere Dimension des Textes. Denn bei Konzentration auf die Dimension der Intertextualität und die hiermit dem Leser eröffneten Räume des Verstehens gerät die Frage nach der spezifischen historischen Deutung bzw. Sinnzuweisung, die der Text qua Gattung zu leisten hat, aus dem Blick. Es fehlt damit zugleich auch die für die Spätantike zentrale Dimension der Hermeneutik. Diese aber muß für Ammian auch beachtet werden. Zunächst ist j e doch eine Frage zu klären: Gibt es sichere Hinweise darauf, daß Ammians Text nicht nur >Ornamental< konzipiert und 28

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Zosimos etwa liest sie - unter Verweis auf entsprechende Omina - als Beginn des Verfalls des römischen Reichs, siehe Hist. nov. 4,2 1 . So Straub ( 1 943/1 972) 1 99 f. (die Erstpublikation 1 943 gab dem Aufsatz einen gänzlich anderen Zeitbezug, als es der Kontext des >harmlosen< Wiederabdrucks 1 972 glauben machen könnte) ; Hartke ( 1 95 1 ) 3 50. So Kelly (2008) 2 1 5 mit Bezug auf Salemme ( 1 989) 2 6 und Roberts ( 1 988).

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damit intendiert ist, Hinweise also auf die eingangs skizzierte Problemkonfiguration und die Frage der Deutung als Anliegen des Textes? Arnmians Text weist eine auf der Oberfläche unauffällige, aber, wie sich zei­ gen wird, in der Tiefenstruktur bemerkenswerte Besonderheit auf, die ihn von anderen Geschichtswerken der Antike abhebt: die Frequenz der Sprichwörter bzw. sprichwörtlichen Redensarten. Vergleicht man schematisch die Anzahl der Einträge im Stellenregister der immer noch unersetzten Sammlung von A. Otto,3 1 so zeigt sich, daß Ammian ca. achtmal mehr Sprichwörter zitiert als das gesamte Corpus der Taciteischen S chriften32 und das Corpus Livianum, das ca. den vierfachen Umfang des Ammianischen Werks aufweist, nur etwa 1 ,5mal mehr Sprichtwörter benutzt. Dies ist bemerkenswert, da in der antiken rhetorischen Theorie und Praxis der Kaiserzeit das Sprichwort33 nicht als Iumen orationis eingestuft wird: Derne­ trios (Eloc. 232) stuft es als CYfJ [L OnKov n [ . . . ] Kal Kowov ein, und Quintilian (inst. 5 , 1 1 , 1 9-2 1 ) sieht es in der Nähe der Fabel, von der es sich durch Kürze und mit dieser Kürze verbundener Allegorese unterscheidet, freilich mit der Fabel in der Funktion konvergiert: ducere animos solent praecipue rusticorum et imperi­ torum. Intensivierte Verwendung des Sprichworts als Stilmittel kann daher nicht als ästhetische Strategie betrachtet werden. Um die Funktion(en) des Ammianischen Gebrauchs zu ermitteln, müßte eine vollständige Analyse sämtlicher Partien mit Sprichwörter-Zitaten erfolgen. Dies kann hier nicht geleistet werden. Doch sei wenigstens an drei frühen Vorkommnissen eines Sprichworts im Text exemplarisch eine solche Untersuchung vorgenommen: Ammian verwendet innerhalb des ersten Rom-Exkurses eine sonst nicht belegte sprichwörtliche Redensart:34 Ein Neuankömmling in Rom wird bei seinem ersten Besuch bei einem einflußreichen Römer - unerwartet - herzlich begrüßt und zuvor­ kommend behandelt, muß aber erleben, daß man ihn kaum noch zu kennen scheint, wenn er am nächten Tag wieder seine Aufwartung macht; j a er braucht mehrere Jahre kontinuierlicher Aufwartung, um eine wenigstens schwache Verbindung zum Patronus aufzubauen, muß schließlich j edoch erkennen, daß alle Mühe vergebens war, wenn er auch nur einen Tag säumig war ( 1 4,6, 1 3). Diese Schilderung beschließt Ammian mit dem Satz: et, ni inde miser discesseris, aetatem omnem frustra in stipite conteres summittendo - »Wenn du dich dann nicht armselig entfernst, wirst du dein ganzes Leben vergeblich aufreiben mit dem Versuch, einen Klotz wach­ sen zu lassen.« Mit dem Ausdruck stipitem summittere ist offenbar die Arbeit eines Bauern bezeichnet, der einen >Stamm< - stipes - wachsen läßt, zugleich aber 31 32

33 34

Otto ( 1 890). B emerkenswerterweise unterscheidet sich Ammian zugleich darin von Tacitus, daß er die zugespitzten S entenzen vermeidet, die seinen Vorgänger auszeichnen (siehe Kirchner [200 1 ] bzw. zu den Gründen und Implikationen des Sentenzengebrauchs S indair [ 1 995]). Zum Verhältnis zwischen Ammian und Tacitus vgl. auch Neumann ( 1 987). Siehe hierzu Kindstrand ( 1 978). Siehe den Kommentar von S eyfarth ( 1 978a) 268 zu Anm. 9 8 .

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durch die Nebenbedeutung von stipes als >Klotz< bzw. Trottel (Terenz, heaut. 877, Petron 43,5) die Vergeblichkeit der Bemühung enthalten. Da Ammian implizit damit testiert, daß trotz der offenkundigen Vergeblichkeit des Tuns Klienten eben doch bei ihrem Patron verharren, hat das Sprichwort die Aufgabe, ein eigentlich unverständliches menschliches Verhalten als augenscheinlich sinnlos zu bezeichnen und damit zu deuten. Ein zweites Sprichwort35 wird verwendet, um die Geschwindigkeit zu bezeich­ nen, mit der sich Menschen in der Geschäftigkeit Roms bewegen ( 1 4,6, 1 6) : [ . . . ]

quod quidam per ampla spatia urbis subversasque silices sine periculi metu prope­ rantes equos velut publicos ignitis36 quod dicitur calcibus agitant [ . . ] - »daß .

einige durch die weiten Räume der Stadt und über das Kieselsteinpflaster ohne Furcht vor der Gefahr eilen, wie wenn sie mit feurigen Fersen Postpferde antreiben.« Auch hier wird ein nicht verständliches Verhalten durch ein Sprichwort in seiner Widersinnigkeit deutlich gemacht. Nicht anders ist das Verfahren im nächsten Fall, bei dem Gallus ' Weg ins Verder­ ben als unaufhaltbar präsentiert wird ( 1 4, 1 1 , 12): utque solent manum iniectantibus

fatis hebetari sensus hominum et obtundi, his illecebris ad meliorum exspectatio­ nem erectus egressusque Antiochia numine laevo ductante prorsus ire lendebat de fumo, ut proverbium loquitur vetus, ad flammam - »Wie stets die Sinne der Menschen, wenn das Schicksal die Hand nach ihnen ausstreckt, träge und stumpf werden, so ließ auch er (sc. Gallus) sich durch die Verlockungen zur Erwartung einer Verbesserung seiner Lage verleiten, verließ Antiochia und eilte unter Führung einer unglückverheißenden Gottheit vorwärts, aus dem Rauch, wie ein altes Sprich­ wort sagt, in die Flamme. « Ammian übersetzt hier ein griechisches Sprichwort, das in zwei Fassungen belegt ist: Tov Ka1rvov einfache< (d. h. xenophontische) Narration würde, so kann man aus dieser Formulierung Ammians ableiten, keinen Sinn mehr produzieren können (man kann als Gedankenexperiment Hayden Whites Tropen heranziehen und müßte feststellen, daß keine der Tropen, sei es Tragödie, sei es Satire, für Ammian brauchbar ist) . Daher versucht er, seine Aufgabe dadurch zu bewältigen, daß er aus der Literatur in unerhörtem Ausmaß exempla heranzieht und damit das schier Unmögliche bewältigen will, eine in sich stimmige, also >sinnvolle< Geschichte zu schreiben.49 Pointiert formuliert kann man sagen, daß Ammian sich hierin von seinen Vorgängern abhebt. Denn die ihm vorausliegende Geschichtsschreibung interpretiert in der Regel Vergangenheit im Licht der Gegenwart, 5° Ammian hingegen liest Gegenwart im Licht der Vergangen­ heiten und - wie der Gebrauch der Sprichwörter zeigt - kulturellen Traditionen. Er benötigt diese >literarischen< Vergangenheiten (griechische und römische werden ohne Unterschied herangezogen), um die Gegenwart zu verstehen. Wenn man von diesem Resultat aus auf die eingangs gestellte Frage nach einer Krise der Repräsentation zurückkommt, so kann man feststellen, daß sie Ammians 46 47

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Siehe Seyfarth ( 1 978a) 335 mit Anm. 1 04 . O b diese implizite Kritik i n einem Zusammenhang z u sehen ist mit kaiserlichen Aufträ­ gen, Breviarien zu erstellen, wie sie für Valens im Falle von Eutrop und Festus kenntlich ist (siehe Schmidt [ 1 988] hier besonders 95), müßte eingehender untersucht werden. Im Text selbst könnte eine s olche Orientierung an einem exemplum an Julians Eid (24,3 ,9) dargestellt sein, der sich an Traj an ausrichtet, siehe Hartke ( 1 975). Ob in einen derartigen Zusammenhang auch das berühmte Dictum Cäsars über Sulla (»Sullam nescisse litteras«, Sueton, Iul. 77) gehört, bedürfte weiterer Untersuchung. Daß zum Deutungsapparat auch die Exkurse gehören, kann hier nur angedeutet werden. Es scheint, daß Ammians Ziel darin bestand, gleichsam das gesamte Wissen über die physikalische Welt einzubeziehen und damit zusätzliches D eutungspotential zu erzeugen. Zu den Exkursen siehe auch B ames ( 1 9 9 8 ) 3 2--4 1 . Siehe etwa Cassius Dio, dazu Hose (20 1 1 a).

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Geschichtswerk in der Tat als Problem zugrunde liegt: Denn das >Erleben< (ich greife hier auf die eingangs zitierte Formulierung Egon Flaigs zurück) läßt sich für Ammian augenscheinlich nicht mehr mit einer Trope in ein Narrativ überführen; (Narrative) Repräsentation des Geschehenen wird nur noch möglich, wenn das Geschehene fragmentiert und mit Verweis auf vorgängig Sinnvolles (d. h. exem­ pla bzw. literarische Modelle) gedeutet wird. Ammians Geschichtswerk ist damit nicht nur ein bedeutsames Zeugnis für spätantike Selbstinterpretation (bzw. deren Schwierigkeit) : es ist auch methodologisch bedeutsam. Denn es zeigt eine Krise der Repräsentation nicht auf der Ebene der Theorie (auf der die Geschichtswissenschaft der Gegenwart sich an dieser Krise abarbeitet), sondern auf der Ebene konkreter Arbeit des Historikers. Oder anders formuliert: Ammian führt in eine epistemische Konstellation, in der das, was in der Gegenwart nur in Metadiskursen Erörterung findet: die Problematisierung des Verhältnisses zwischen D argestelltem und Dar­ stellung, im konkreten Diskurs der Historiographie verhandelt werden kann bzw. muß. Ist diese Diagnose zutreffend, so wächst der spätantiken Literatur eine hohe Bedeutung zu. Wäre sie doch ein Feld, in dem ein zentrales Problem moderner Geisteswissenschaft (unter gewiß spezifischen Prämissen und mit spezifischen literarischen Mitteln) verhandelt wird. Es würde sich hieraus die durchaus dringende Aufgabe ableiten, die spätantiken Lösungen für die >Krise der Repräsentation< umfassender zu analysieren (zumal als es hier geleistet werden kann) und die Tauglichkeit der Lösungen für die eingangs mehr benannte als skizzierte Frage, wie nach dem linguistic turn eine Rettung der Texte für die Geschichtswissenschaft erfolgen kann, zu prüfen.

Literatur B arnes ( 1 998) : T. D . Barnes, Ammianus Marcellinus and the Representation of Historical Reality, Ithaca/London. Bleckmann (2007) : B. Bleckmann, »Vom Tsunami von 365 zum Mimas-Orakel«, in: den Boeft u. a. (2007), 7-3 1 . Blockley ( 1 975) : R. C . Blockley, Ammianus Marcellinus. A Study of hisHisto­ riography and Political Thought, Brüssel. den Boeft u. a. (2007): J. den Boeft, J . W. Drijvers, D. den Hengst, H. C. Teitler (Hrsgg.), Ammianus after Julian. The Reign of Valentinian and Valens in Books 26-3 1 of the Res Gestae, Leiden/Boston. den Boeft u. a. (2008): J. den Boeft, J. W. Drijvers, D. den Hengst, H. C. Teitler, P hilological andHistorical Commentary on Ammianus Marcellinus XXVI, Leiden. Breitenbach ( 1 983): H. R. Breitenbach, s . v. Xenophon, RE IX A,2, 1 5 67-2052. Briessmann ( 1 95 5 ) : A. Briessmann, Tacitus und das.flavische Geschichtsbild, Wiesbaden.

Intertextualität als hermeneutisches Instrument

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Martin Hose

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the individual Augustine and the first account of creation in Genesis be read at several Ievels of meaning. The reflection on Genesis, the letters of Paul, Luke 's Gospel, the

Aeneid and an

ensemble of Platonic texts makes it possible to read the story of creation, the Pauline image of man, the biblical parable, the allegory of the wandering Aeneas and the Platonic doctrine o f the soul as suggested models of interpreting Augustine ' s autobiography. By this move, Augustine 's narrative - the hypertext - itself interprets the hypotext: the hypertext and its hypotext each suggest ways of interpreting the other, and in this way they generate several possible (Iitera!, symbolic, allegorical) interpretations . The

Confessions are thus a kind of

> supertext< that reveals in an exemplary way the textual culture of Christian late antiquity.

1 Vorbemerkungen: Augustirr im Rahmen spätantiker >Konzeptionen von Literatur< Augustirr kann in mehrfacher Hinsicht als ein Autor gelten, der für die Spätantike repräsentativ ist. Als Rhetoriklehrer, Hofrhetor und auch als Bischof war Augustirr ein professioneller Text-Leser und -Interpret, gleichzeitig ein Sprachtheoretiker, der sich in einer Reihe von Schriften über Sprache, Produktion und Rezeption von Literatur, insbesondere die Rezeption des B ibeltexts, geäußert hat. Mit den Confessiones und mit De civitate dei hat er Texte verfasst, die eine breite Palette von Themen, Formen und Gattungen kombinieren, zum Teil gegen sie anschrei­ ben, sie transformieren, neu funktionalisieren und dabei die Normen und Grenzen der literarischen Tradition sprengen und neu definieren. 1 B eide Werke enthalten einen Kommentar zum Anfang des Buches Genesis und machen die Auslegung der Für eine Diskussion der literarischen Qualitäten und Eigenheiten der

Confessiones vgl. De civitate

z. B . Young ( 1 9 9 9 ) ; S chultheiß (20 1 1 ) 2 0-4 7 ; Pollmann (20 1 2) 1 9 9 . Zu

dei als repräsentativem Werk der spätantiken »bookishnes s « vgl. Clark (2007); Poll-

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Therese Fuhrer

Schöpfungsgeschichte zu einem Teil einer umfassenden Weltdeutung: in den Con­ fessiones in Kombination mit einer autobiographischen Erzählung, in De civitate dei im Kontext einer christlichen Geschichtsphilosophie. Mit dieser B ezogenheit auf einen zu interpretierenden Prätext, der in diesem Fall die Bibel ist, stellen die beiden Schriften eine der wichtigsten Signaturen der spätantiken Textproduktion und -interpretation aus. 2 Die Praxis der Textexegese, wie sie im Grammatik- und Rhetorikunterricht seit Jahrhunderten eingeübt und systematisiert wurde, dabei auch die Praxis der jüdisch-christlichen Schriftexegese, hat offenbar auch das eigene S chreiben der in dieser Weise geschulten Autoren geprägt. Neben der erhöhten Produktion von Kommentarliteratur und von Formen der Hypertextualität im Genette 'schen Sinn, die in erster Linie oder ausschließlich im Rekurs auf einen oder mehrere Hypotexte funktionieren, 3 entsteht vermehrt auch Literatur, die von vornherein daraufhin angelegt ist, mit den Methoden ausgelegt zu werden, die auf andere Texte angewandt werden. So will Prudentius ' Psychomachia als Allegorie gelesen und als solche aufmehreren Sinnebenen interpretiert werden. 4 Auch die Carminajigurata des Optatianus Porfyrius fordern eine Lektüre ein, die zwei unterschiedliche Textstrukturen - das Gedicht und die im Text >ausgestreuten< Buchstaben, die weitere Verse ergeben - erkennt. 5 Die Autoren, die darin geübt sind, Literatur lege artis zu interpretieren und auf mehreren Ebenen zu lesen, stellen ihren potenziellen Interpreten nun selbst entsprechende Aufgaben und schreiben ihren Texten die Aufforderung zur tractatio und enarratio textus gemäß den geregelten Praktiken der rhetorischen Progymnasmata von vornherein ein. 6

mann, ebd . 1 1 9 : » [Christian] literature culminates in Augustine ' s

De civitate dei as an

encyclopaedic super-analogy«. Wilken (2008), b e s . 8- 1 0 spricht von der Unvermeidbarkeil (»inescapability«) des Bibeltexts beim Verfassen von Literatur. Formisano (2008) 5 3 bezeichnet den Kommen­ tar »als eine Metapher des literarischen Systems« dieser Zeit. Zur Hypertextualität als Signum der spätantiken Dichtung vgl. Poilmann (2004) . Das Konzept der Hypertextualität nach Genette ( 1 9 82/ 1 99 3 ) . Als Merkmal einer solchen transtextuellen S chreibweise gilt der »fragmentierte S til« , der sich aus der Tatsache ergibt, dass diese Texte andere Texte exzerpieren, lemmatisieren und auch patchworkar­ tig neu zusammensetzen, sei es, dass sie aus paganen Prätexten Centonen und B ibelpa­ raphrasen bilden, oder sei es, dass die Texte mit B ibelzitaten durchzogen sind. Zu dieser literarischen Technik der Fragmentierung vgl. Hose (2007), b e s . 5 5 2 f. ; Formisano (2008) 5 1 -5 5 , mit B ezug auf Gualandri ( 1 9 9 5 ) , b e s . 1 48 , 1 65 und 1 72 . Ludwig ( 1 976) 3 0 8 benennt eine psychologische, e ine ekklesiologische und eine escha­ tologische Sinnebene (nach Gnilka) . Dazu Hose (2007) 5 4 8-5 5 1 , der an weiteren Textb e i sp i elen (dem Carmen de ave Phoenice, Laktanz ' D ivinae institutiones, Konstantins Oratio ad sanctum coetum, d e m Cento Probae u n d Iuvencus ' Evangelienparaphrase) z e i g t , d a s s und w i e dem intendierten Lesepublikum eine exegetische Leistung abverlangt wird. Charlet ( 1 9 8 8 ) spricht im Zusammenhang seiner Charakterisierung der spätantiken Literatur von »neo-alexandrianism«, da auch die hellenistische Dichtung teilweise so

Diversa in verbis intellegi possunt

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Ich möchte im Folgenden zeigen, dass auch Augustins Confessiones, die in den Büchern 1 1- 1 3 den Beginn des ersten Schöpfungsberichts der Genesis interpretie­ ren, sich im ersten, autobiograpischen Teil ( conf 1-9) ihrerseits flir die Methoden einer systematischen Textinterpretation anbieten und gemäß den flir die Bibellek­ türe formulierten semiotischen und hermeneutischen Prämissen gelesen werden können und wollen.

2 Augustirr über das Funktionieren von Sprache und Literatur Augustirr vertritt in seinen frühen sprachtheoretischen Schriften De dialectica und De magistro sowie später in De doctrina christiana die Position, dass die Zuordnung von Bedeutungen zu sprachlichen Zeichen bzw. Wörtern auf Konvention basiert und somit arbiträr ist, dass also Wörter polysem sind und auch mit mehreren Bedeutungen belegt werden können. 7 Ein Text, der nichts anderes ist als ein System sprachlicher Zeichen, ist somit offen flir unterschiedliche Auslegungen. Augustirr bringt dies in seinen Methodenkapiteln zur Genesis-Exegese in Buch 1 2 der Confessiones auf die Formel : diversa in verbis intellegi possunt. 8 Selbst wenn der Autor der Genesis, Moses, 9 den Interpreten das, was er beim Verfassen seines Texts gedacht und gemeint hat, persönlich mitteilen könnte (»hoc cogitavi«), wäre die >>Unveränderliche Wahrheit« durch die sprachliche Form der Vermittlung nicht unmittelbar zugänglich. 1 0 Umso weniger lassen sich die Gedanken des Autors aus dem geschriebenen Text rekonstruieren, zumal wenn dieser »eine Fülle von wahren Interpretationen« enthält (copia verissimarum sententiarum), so dass sich ohnehin keine Interpretation als die einzig wahre isolieren lässt. 1 1 Hinzu kommt, dass Moses in einer früheren Zeit, mithin in einer anderen Kultur, geschrieben hat,

angelegt ist, dass sie als Hypertext zu anderen gelesen werden kann und/oder eine Kommentierung von vornherein verlangt. Dazu Fuhrer (20 1 3 a) . Vgl. dazu Fuhrer (200 8 ) ; Fuhrer (2009).

9 1°

Conf 1 2,27. Vgl. auch conf 1 2, 3 6 ; 1 2 , 3 9-42; doctr. christ. 2 , 6 3 ; 3 , 3 8 ; Gn. litt. 1 , 1 8 f. ; civ. 1 1 , 1 9 und 1 1 , 3 1 -3 3 ; 2 1 ,24; 2 1 ,26; lo. ev. t r. 9 , 9 ; util. cred. 1 1 . Diese Identifikation legt Augustirr conf 1 1 , 5 fest. Conf 1 2, 3 5 : . . . quando, si ipse Moyses apparuisset nobis atque dixisset: hoc cogitavi, nec sie eam videremus, sed crederemus. - »Denn wenn Moses selbst uns erschiene und sagte : >Das habe ich gedacht< , könnten wir auch in diesem Fall seinen Gedanken nicht s ehen, sondern müssten ihm glauben« (Übersetzung Flasch u. Moj s isch, 2003 ) . Vgl. 1 2, 2 7 ; 1 2 , 3 3 .

II

Conf 1 2, 3 5 : Iam vide, quam stultum s i t i n tanta copia verissimarum sententiarum, quae de illis verbis erui possunt, fernere affirmare, quam earum Moyses potissimum senserit. - »Nun sieh, wie töricht es ist, bei einer derart großen Fülle gänzlich wahrer Ansichten, die aus j enen Worten ermittelt werden können, unbe sonnen zu behaupten, es gebe eine Ansicht, die Moses als allein gültige vertreten habe« (Übersetzung Flasch u. Moj s isch 2003).

1 00

Therese Fuhrer

was die Schwierigkeit erklärt, seine Schriften zu verstehen. 1 2 Allerdings wirken die so verfassten Texte gerade dadurch auch konstruktiv, dass sie die Interpreten herausfordern, nach der Wahrheit zu suchen. 13 Die Aufgabe des Exegeten besteht darin, eine Auslegung zu erarbeiten, die der regulajidei und dem doppelten Liebes­ gebot entspricht und somit in j edem Fall, also unabhängig von der Intention des Autors, als >wahr< gelten kann. 14 Konkretisiert wird das methodische Vorgehen in De doctrina christiana, wo Augustin die Elemente der Bildung, die den Christen zum Umgang mit dem Bibeltext befähigt, vorstellt: Der Exeget soll versuchen, durch Prüfung des Wortlauts, durch Kollationieren von Handschriften, durch Sach­ kenntnis usw. den vom biblischen Autor intendierten S inn zumindest annähernd 12

Augustirr sagt, e r hätte sich, wenn er »zu dieser Zeit« gelebt hätte und von Gott a n Moses '

(loeus) gesetzt worden wäre, dieselben Fähigkeiten gewünscht wie dieser (eonf Et tarnen ego . . . non possum m inus eredere de Moyse.fidelissimo fam ulo tuo, quam mihi optarem ae desiderarem abs te dari muneris, si tempore illo natus essem qua ille eoque loci me eonstituisses, ut per servitutem eordis ae linguae meae litterae illae dispensarentur, quae tanto post essent omnibus gentibus profuturae et per universum orbem tanto auetoritatis eulmine omnium falsarum superbarumque doetrinarum verba superaturae. vellem quippe, si tune ego essem Moyses - ex eadem namque massa [Rm 9 ,2 1 ] omnes venimus; et quid est homo, nisi quia memor es eius ? [Ps 8 , 5 ) - vellem ergo, si tune ego essem quod ille et mihi abs te Geneseos liber seribendus adiungeretur, talem mihi eloquendifaeultatem dari et eum texendi sermonis modum, ut neque illi, qui nondum queunt intellegere quemadmodum ereat deus, tamquam exeedentia vires suas dieta reeusarent et illi, qui hoe iam possunt, in quamlibet veram sententiam eogitando venissent, eam non praetermissam in paueis verbis tui fam u li reperirent, et si alius aliam vidisset in luee veritatis, nee ipsa in eisdem verbis intellegenda deesset. - »Ich » Stelle« 1 2, 3 6) :

. . . kann dennoch nicht glauben, dass Moses, dein treuester Diener, eine geringere Gabe von dir erhalten hat, als ich sie mir von dir gewünscht und ersehnt hätte, wenn ich zu seiner Zeit geboren worden wäre und du mich an s e inen Platz gestellt hättest, damit durch den Dienst meines Herzens und meiner Zunge j ene Schriften verfasst würden, die so viel später allen Völkern von Nutzen sein und auf dem ganzen Erdkreis durch ihr derart hohes Ansehen das Wortgeklingel aller falschen, überheblichen Lehren überwinden sollten. Wäre ich damals Moses gewesen - wir stammen nämlich alle aus der gleichen Erdmasse; und was ist schon der Mensch, dass du s einer gedenkst? -, wäre ich damals er gewesen und mir von dir verliehen worden, das Buch der Genesis zu schreiben, dann hätte ich mir gewünscht, es wäre mir eine s olche Redegabe und Ausdruckskunst geschenkt worden, dass die, die noch nicht begreifen können, wie Gott schafft, das Gesagte nicht als ihre Kräfte übersteigend von sich gewiesen hätten, dass aber die, die dazu schon in der Lage sind, die wahre Ansicht, zu welcher auch immer sie durch Nachdenken gelangt wären, in den wenigen Worten deines Dieners deutlich wiedergefunden hätten, und wenn ein anderer im Licht der Wahrheit eine andere geschaut hätte, dann hätte er auch sie denselben Worten entnehmen können« (Übersetzung Flasch u. Moj sisch 200 3 ) . 13 14

Dazu Abschnitt 3 . 1 unten. So z . B .

eonf 1 2 ,2 7-3 5 ; doetr. ehrist. 1 ,40; 3 , 3 8 ; u. ö . Dazu Teske ( 1 9 9 5 ) ; zum doppelten

Liebesgebot als hermeneutischem Prinzip vgl. Poilmann ( 1 9 9 6 ) 1 2 1 - 1 46 .

101

Diversa in verbis intellegi possunt

erschließen. 1 5 Die exegetische Leistung kann jedoch immer nur ein Versuch sein, die Distanz zwischen dem Wort der Schrift und der göttlichen Wahrheit zu verringern, und auch dann steht die Auslegung zwischen dem Wortlaut des Texts und dem Verstehen des Rezipienten. 1 6 Augustins Hermeneutik propagiert also zwar einen fast postmodern anmuten­ den Interpretations-Pluralismus. Unter der Prämisse der göttlichen Inspiriertheit vermittelt der Bibeltext aber in jedem Fall die allein gültige göttliche Wahrheit. 1 7 Damit ergibt sich ein hermeneutisches Paradox: Einerseits gilt - w i e für j edes in menschlicher Sprache verfasste Produkt - die Relation zwischen dem B ibeltext und seinem Gegenstand als labil, weil der Bezug zwischen dem von Menschen ver­ lautbar gemachten Wort und der bezeichneten Sache immer konstruiert und somit grundsätzlich arbiträr ist. Andererseits enthält dieser Text einen Sinn, der an eine bestimmte Wahrheit rückgebunden ist, weshalb auch j ede Interpretation an diese Wahrheit rückzubinden ist. 1 8 Diesem Paradox begegnet Augustin mit dem Konzept eines >exemplarischen Lesersmehrfachen Schriftsinns< der (oder ein) sensus litteralis bzw. h istoricus fast immer mit enthalten. Vgl. dazu Young (1997) 186-213, bes. 187-189, die auf die unterschiedlichen Vorstellungen von dem, was als »historisch« gelten kann, aufmerksam macht. Layton (2008) weist - m.E. überzeugend - auch in Origenes' Hohelied-Auslegung eine Iiterale Ebene nach. .

17

18

19 20

1 02

Therese Fuhrer

Hinter jeder Interpretation steht jedoch ein und dieselbe Wahrheit, und auch wenn sich die sententia auctoris nicht erschließen lässt, so doch die voluntas dei. 2 1 Diese Offenheit fur eine Mehrzahl von Interpretationen innerhalb bestimmter Grenzen attestiert Augustin im Rahmen der autobiographischen Erzählung der Con­ fessiones auch den paganen Texten, denen er eine bestimmte Funktion im Prozess seiner moralischen und intellektuellen Entwicklung zuschreibt. So liest der Erzähler bzw. der empirische Autor, der Bischof von Hippo, den ciceronischen Hortensius im Sinn der p aulinischen Warnung vor den »Elementen dieser Welt« und vor der Philosophie, die sich mit diesen befasst.22 Im Referat der Lektüre platonischer Bücher zitiert er den Prolog des Johannesevangeliums, da die Platoniker »in vielen und mannigfaltigen Argumenten genau dasselbe nahelegen«.23 Also sind auch die Texte eines Cicero und eines Platon so konstruiert, dass sie zumindest eine Inter­ pretation zulassen, die der christlichen Wahrheit nicht widerspricht. Der Bibeltext wird so zu einer Grundlage fur eine umfassende Weltdeutung, er bestimmt sogar die Möglichkeiten der Lektüre und der Deutung paganer Texte, die nicht in offenem Widerspruch zur einen Wahrheit stehen.24 Die augustinische Hermeneutik bleibt damit zwar eine Bibel-Hermeneutik, schließt j edoch auch bestimmte nicht-biblische Texte in ihren Geltungsanspruch mit ein, indem diesen die Fähigkeit zugestanden wird, die biblische Wahrheit zu formulieren.

3 Augustin über die Möglichkeiten der Textproduktion

3 . 1 Confessiones 1 2 : Autor, Text und Leser Augustins Aussagen zum Prozess der Lektüre und Interpretation in Confessiones 1 2 korrelieren mit seinen Überlegungen zu den Möglichkeiten und Praktiken der Textproduktion. Er will den Text der Genesis, den ersten S chöpfungsbericht, als 21

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Conf 12,33; vgl. 11,12 (der Schöpfung liegt die voluntas dei zugrunde); 12,18; doctr. christ. 2,14; 3,1 u.ö. Dazu Fuhrer (2008) 377-379; Fuhrer (2009) 142f. Conf 3,8: Prope omnes, qui ex illis et supra temporibus tales erant, notantur in eo libro et demonstrantur, et manifestatur ibi salutifera illa admonitio spiritus tui per servum tuum bonum et pium : [Zitat Col 2,8f. ]. - » .. . doch fast alle derartigen Autoritäten aus der damaligen Zeit und der Epoche zuvor werden in diesem Buch erwähnt und ihre Theorien vorgestellt, und es tut sich schon in ihm jene bekannte heilsame Mahnung deines Geistes kund, die dein guter, treuer Diener uns vermittelt hat: [Zitat Col 2,8f. ]« (Übersetzung Flasch u. Mojsisch 2003). Conf 7,13: Et ibi legi non quidem his verbis, sed hoc idem omnino multis et multiplicibus suaderi rationibus, quod in principio erat verbum .. . - »Dort las ich nun, zwar nicht mit diesen Worten, jedenfalls aber genau dasselbe, mit vielen und verschiedenartigen Beweisen unterbaut : Im Anfang war das Wort . . . « (Übersetzung Flasch u. Mojsisch 2003). Eine solche >christianisierte< Deutung paganer Texte unternehmen auch die Bibelepen, explizit der Cento Probae; dazu Hose (2007), bes. 554.

Diversa in verbis intellegi possunt

1 03

sprachliche Äußerung des empirischen Autors Moses verstehen, dessen Intention letztlich nicht zu eruieren ist.25 Als inspirierter Autor, als Gottes Diener und Schrift­ verwalter (jamulus und scripturae dispensator), komponiert Moses den Text aber so, dass er in verschiedenen Lesern verschiedene wahre Deutungen erzeugt.26 Entschei­ dend ist nicht die Autorintention, sondern die Textintention.27 Die oft kritisierte Offenheit und >Dunkelheit< des Bibeltexts, die das Kommentieren erforderlich macht,28 wird damit als Chance gesehen, die universale Wirkung der Heiligen Schrift nicht allein auf der inhaltlichen, sondern auch auf der formalen Ebene gel­ tend machen zu können: Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form des Bibeltexts wirken auf die gesamte Menschheit. Augustirr schreibt dem Bibeltext somit eine starke transformative Wirkung zu. Der Text provoziert im Leser eine Reaktion und wirkt dabei auf drei Ebenen: Er fuhrt das ungeübte Lesepublikum an den durch ihn vermittelten Gegenstand heran, er stimuliert die geübten Leser intellektuell, einem Erleuchteten teilt er die Wahrheit unmittelbar mit.29 Der Text lässt den Leser an der Aufgabe wachsen3 0 und bringt dabei mehrere Auslegungen hervor; er ist also in doppeltem Sinn produktiv. 3 1 Er ist auch in dem Sinn ein >starker< Text, dass er nicht nur mehrere Interpretationen,

25

Vgl. conf 12,35 (zitiert oben in Anm. 10 und 11); auch 12,41: Si quis quaerit ex me, quid horum Moyses tuus ille famulus senserit, non sunt hi sermones confessionum mearum. »Wenn mich daher jemand fragt, welche dieser Ansichten Moses, dein treuer Diener, vertreten habe, so gehört die Antwort nicht zu den Gegenständen meiner Bekenntnisse« (Übersetzung Flasch u. Mojsisch 2003). Vgl. conf 12,36 (zitiert in Anm. 12 oben); 12,43: Moses' Text ist eine verbarum occasio, durch die Gott mehrere wahre Deutungen »eröffnet« . Die intentio operis, nach Eco (1995) 27-55; 76f.; vgl. Eco (1996) 87: »Textintention«. Siehe Anm. 37 unten. Conf. 12,36: . . . ut neque illi, qui nondum queunt intellegere quemadmodum creat deus, tamquam excedentia vires suas dicta recusarent et illi, qui hoc iam possunt, in quamlibet veram sententiam cogitando venissent, eam non praetermissam in paucis verbis tui famuli reperirent, et si alius aliam vidisset in luce veritatis, nec ipsa in eisdem verbis intellegenda deesset (vollständiges Zitat mit Übersetzung in Anm. 12 oben). Vgl. auch conf 6,8; doctr. christ. 2,10; 4,22 (vgl. 2,7f.: die obscuritas der Schrift als Mittel gegen die superbia oder dasfastidiumihrer Interpreten). Die Zuschreibung einer pädagogischen Funktion an den Bibeltext ist nicht spezifisch augustinisch; vgl. z.B. Clem. Alex. strom. 5,4-12; 6,15; Orig. princ. 4,2,7. Dazu Bright (2008) 60-63; Dormeyer (1997) 138f. Vgl. Bori (1987), bes. 5: »La scrittura cresce con chi Ia !egge« (nach Gregor d. Gr., In Hiez. 1,7,9: Verba sacri eloquii . . . iuxta sensum legentium per intelleeturn crescunt) . Vgl. auch conf 13,35f.: Gottes Wachstums- und Vermehrungsauftrag (Gn 1,28) ist der Auftrag, mit »unzählig vielen Ausdrucksweisen« (innumerabilibus locutionum modis) die »Arten wahrer Erkenntnismöglichkeiten« (verarum intellegentiarum genera) zu vervielfachen; diesen Prozess der multiplen Interpretationen bezieht Augustirr auch auf die Auslegung der Bibel (13,37). Dazu Fuhrer (2011a) 35f. ; Fuhrer (2011b) 68f. -

26

27 28 29

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31

1 04

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sondern auch weitere Texte generiert, die sich - wie beispielsweise Augustins Confessiones- an ihm abarbeiten.32

3.2 Augustin als Autor

Im Kontext dieser Äußerungen zur transformativen Qualität des Bibeltexts in conf. 1 2,36 unternimmt Augustirr ein kleines Gedankenexperiment Wenn er sich in der Situation des Autors der Genesis befunden hätte - denn Moses und er sind ja beide Menschen und damit fehlbar (e.x eadem namque massa), 33 also darf er sich mit ihm vergleichen -, dann hätte er sich dieselbe »Redegabe und Kompositionskunst« gewünscht (eloquendifacultas, te.x endi sermonis modus) . 3 4 Er hätte ebenfalls einen solchen Text verfassen wollen, der die Leser zu dem ihren Fähigkeiten angemesse­ nen Verstehen fuhrt und sie zum Interpretieren stimuliert. In conf 1 2,42 wiederholt Augustirr seinen Wunsch: Wenn er »etwas mit Bezug auf die höchste Ebene der Autorität« schreiben würde (si ad culmen auctoritatis aliquid scriberem), würde er lieber wie Moses so schreiben, dass j eder die Wahrheit auf seine Weise darin erfassen kann, und nicht so, dass er nur eine einzige Wahrheit zuließe und f alsche Interpretationen von vomherein ausschließen würde. 3 5 Anders 32

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34 35

Bright (2008) 59-64 spricht von »transforrnative dynamics of reading« . Vgl. Bori (1987) 59-72 (Kap. 4): »II dinamismo oggetivo del testo«, mit Verweis auf Orig. In Ex. 1,1: Jedes Wort der Bibel ist wie ein Samen (S. 62f.). Dormeyer (1997) 135 spricht von »leserorientierte[n] Impulse[n] des göttlichen Logos« . Vgl. auch Northrops Fryes Konzept des Bibeltexts als eines »Großen Codes« (Frye 1982/2007). Nach Rm 9,21. Diese Relativierung der Fähigkeiten und Möglichkeiten der biblischen (inspirierten) Autoren macht Augustin auch bei Johannes; vgl. Io. ev. tr. 1,1: Quia vero homo inspiratus, non totum quod est dixit, sed quod potuit homo dixit. - »Weil er ein von Gott inspirierter Mensch ist, hat er nicht alles, was ist, dargelegt, sondern so viel, wie er als Mensch konnte.« Conf 12,36 (Zitat in Anm.12 oben). Conf 12,42: Jta cum alius dixerit: hoc sensit, quod ego, et alius: immo i/lud, quod ego, religiosius me arbitror dicere: cur non utrumque potius, si utrumque verum est? et si quid tertium et si quid quartum et si quid omnino aliud verum quispiam in his verbis videt, cur non illa omnia vidisse credatur, per quem deus unus sacras litteras vera et diversa visuris multorum sensibus temperavit? ego certe, quod intrepidus de meo corde pronuntio, si ad culmen auctoritatis aliquid scriberem, sie malfern scribere, ut, quod veri quisque de his rebus capere passet, mea verba resonarent, quam ut unam veram sententiam ad hoc apertius ponerem, ut excluderem ceteras, quarum falsitas me non passet o.ffendere. - »Wenn der eine so spricht: >Moses hat das gemeint, was ich meineIm Gegenteil: das, was ichWarum denn nicht besser beides, wenn beides doch wahr ist?< Und wenn jemand einen dritten, einen vierten oder einen gänzlich anderen wahren Sinn in diesen Worten sieht, warum sollte man nicht annehmen, Moses habe sie alle gesehen, er, durch den der eine Gott die heiligen Schriften derart zweckmäßig für die Sichtweisen von so vielen eingerichtet hat, dass sie, wenngleich Verschiedenes, so

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gesagt: Er würde - wie Moses - keine Eindeutigkeit herstellen wollen, sondern andere, auch falsche Lektüren zulassen, weil er nur so die Möglichkeit für weitere wahre Lektüren eröffnen könnte. 36 Mit diesem Lob der intendiert-multiplen Interpretierbarkeit von Sprache und Literatur verteidigt Augustin den oft sperrigen und ästhetischen Kriterien nicht genügenden B ibeltext gegen mögliche KritikerY Dadurch, dass er die Apologie mit der Beteuerung verbindet, selbst ein solches Schreibverfahren anwenden zu wollen, wenn er über diesen besonderen Gegenstand schreiben würde, legitimiert er nicht nur die Bedeutungsoffenheit, sondern stellt sie sogar als produktionsästhetisches Ideal dar. Auffrichtig< bzw. >falsch< sind, definiert Augustin in conf 1 2, 3 7-3 9 (u. ö.): Bedingung fur eine wahre Interpretation ist, dass der Interpret bestimmte Prämissen zugrunde legt, d . h . im Kontext der Genesis-Interpretation: keine anthropomorphe Gottesvorstellung vertritt, Gott als alleinigen Schöpfergott betrachtet u. a. Die antiken Diskussionen zur ästhetischen Qualität des Bibeltexts fasst Dormeyer ( 1 997) 1 38-1 40 zusammen.

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fahren einen texendi sermonis modus wählt, der mehrere Interpretationen zulässt, dabei auch solche, die über die literale Sinnebene hinausgehen. Ich möchte die Annahme der intendierten Offenheit, von der Augustirr bei der Exegese des Bibel­ texts ausgeht, auch für die augustinische Schreibweise geltend machen, konkret für die autobiographische Erzählung in den Büchern 1-9 der Confessiones. 38

3.3 Offenes S chreiben in den Confessiones

In den Büchern 1-9 beschreibt Augustirr seine eigene Geschichte, die Geschichte eines suchenden Menschen, der zu Gott findet. Dabei rekurriert er ständig auf den B ibeltext, in erster Linie auf die Psalmen, die Genesis, die Evangelien und die paulinischen Briefe, so dass die autobiographische Erzählung der Confessiones auch als Hypertext gelten kann, der immer wieder den Hypotext der Bibel aufruft oder assoziiert.39 Er selbst weist auf die Interpretierbarkeit der erlebten Ereignisse hin: Die Fehlbarkeit und das Scheitern des Protagonisten sind Zeichen der Ursünde der ersten Menschen, doch als Geschöpf Gottes vermag er sich auf seinen Schöpfer auszurichten.40 Dieser >Augustinus< repräsentiert die durch das göttliche Gnaden­ wirken gelenkte christliche Seele, die sich gemäß dem paulinischen Menschenbild vom äußeren, fleischlichen zum inneren, geistigen Menschen verwandeln kann.41 Durch den wiederholten Rekurs auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn macht er die eigene Geschichte als Parabel lesbar.42 Mit s einer heimlichen Abfahrt aus Karthago nach Italien erinnert er an den epischen Helden Aeneas.43 Die platonische 38

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So auch Burton (2007) 13: »Although this argument [sei!. the multiplicity of interpreta­ tions] is developed specifically with reference to the interpretation of the Scriptures, it is at least possible that he would have accepted it as a sound principle of interpretation of his own writings«; Weber (2009) 387f. : »Es hat den Anschein, als ließen sich in den >biographischen Büchern< der conf Spuren letztlich derselben Prinzipien der Inter­ pretation historischer Ereignisse finden, wie sie in den exegetischen Büchern 11-13 angewendet sind.« Schultheiß (2011) 40 verwendet hierfiir den Begriff des Metatexts (»Confessiones als Metatext zur Bibel«). Vgl. auch Fuhrer (2013a). Vgl. Chadwick (1986) 68 : »The last four books actually carry the clue to the whole. Augustirre understood his own story a s a microcosm o f the entire story o f the creation, the fall into the abyss of chaos and formlessness, the >conversion< of the creaturely order to the Iove of God as it experiences griping pains of homesickness.« Vgl. Young (1999) 9: »Augustine allowed his reading of Paul's life to shape the telling of his own, which by hindsight becomes a paradigm of Adam's bondage and the saving grace of divine providence. And the last four books may be seen as confirming that reading of his intention.« Nach Lc 15,11-32. Vgl. dazu Knauer (1957-1958) passim, bes. 217: »Sinnbild des Ganzen . . . ist in den Konfessionen das Gleichnis vom verlorenen Sohn«. Raffelt (2003) 84 spricht von einer »Motivspur«. Vgl. auch Schultheiß (2011) 41; Vaught (2003). V gl. Ziolkowski (1995) 4: »[Augustine] composed the Confessions soon after he began formulating his theory of figurative expression in De doc trina Christiana . . . he does

Diversa in verbis intellegi possunt

1 07

Metaphorik von der Rückkehr der Seele in ihre Heimat, die in der Darstellung seiner Auseinandersetzung mit der platonischen Lehre eine prominente Rolle spielt, legt eine entsprechende Deutung der Erzählung von der Konversion zur katholischen Lehre und zum zölibatären Leben nahe: Die Konversion ist die metastrophe, die Rückkehr der verirrten Seele in die Heimat der Kirche.44 Die peregrinatio animae des Protagonisten wird zum Leitmotiv nicht allein der Confessiones, sondern ist auch ein Interpretament der Schöpfungsgeschichte, des paulinischen Menschenbil­ des, des Lukasevangeliums, der Aeneis sowie der platonischen Seelenmetaphorik.45 Der Leser dieser Erzählung wird also fast konstant auf Möglichkeiten hingewie­ sen, das erzählte Geschehen auch in einen anderen Sinnzusammenhang zu stellen und im Abgleich mit verwandten Handlungsmustern oder theologischen und philo­ sophischen Konzepten weiter zu reflektieren. Durch den Rekurs auf die Genesis, die Paulus-Briefe, das Lukasevangelium, die A eneis und ein Konglomerat plato­ nischer Texte werden die Schöpfungsgeschichte, das paulinische Menschenbild, die biblische Parabel, die Allegorie des Aeneas und die platonische Seelenlehre als Angebot für die Interpretation der augustinischen Autobiographie lesbar. Dabei interpretiert Augustins Erzählung - der Hypertext - auch ihrerseits die Hypo­ texte. Die autobiographischen Bücher der Confessiones erzählen und deuten die Geschichte des actamischen Menschen, des verlorenen Sohnes, des irrenden Aeneas, des paulinischen >äußeren< Menschen, der sich schließlich nach >innen< wendet, der platonischen Seele auf dem Weg zur höchsten Erkenntnis. Sowohl der Hypertext wie auch seine Hypotexte machen Verstehensangebote für den j eweils anderen Text und generieren auf diese Weise mehrere mögliche - literale, symbolische, allegorische - Interpretationen.

3 .4 Autob iographie und Schöpfungsbericht

Die autobiographische Erzählung in Confessiones 1 -9 funktioniert damit ähnlich wie der Text der Genesis, den Augustin in den Büchern 1 1 - 1 3 auf mehreren Ebenen auslegt. Allerdings besteht ein grundlegender Unterschied zwischen Augustins und Moses ' Text: Der Schöpfungsbericht der Genesis ist kein Hypertext, er rekurriert so zumindest gemäß Augustins Lektüre - auf keinen Hypotext, sondern ist selbst ein solcher und bringt allein aufgrund der besonderen Schreibweise seines göttlich inspirierten Autors multiple Interpretationen hervor. Die Erzählung in Confessiones 1-9 wird dagegen gerade dadurch vieldeutig, dass sie auf andere Texte, darunter den

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not hesitate to draw figuratively upon the A eneid for his own theological purposes in the Confessions, a text suffused with >metaphoricityIn Search ofTruth< : Augustine, Manichaeism and other Gnosticism. Studies for Johannes van Gort at Sixty, Leiden/Boston, 25-45. Fuhrer (20 1 1 b) : Therese Fuhrer, »Allegorisches Lesen und Schreiben in Augus­ tins Conf essiones«, in: Beate R. Suchla (Hg.), Von Homer bis Landino: Beiträge zur Antike und Spätantike sowie zu deren Rezeptions- und Wirkungsgeschichte, FS Autonie Wlosok, Berlin, 53-84. Fuhrer (20 1 l c) : Therese Fuhrer, »Usus iustus- usus Christianus: Augustinus zum >rechten< Umgang mit paganem Bildungswissen«, in: Cornelius Mayer, Chri­ stof Müller u. Guntram Förster (Hgg.), A ug ustinus: Bildung- Wissen- Weisheit, Beiträge des VI. Augustinus-Studientages 2008, Würzburg, 49-68 . Fuhrer (20 1 3 a) : Therese Fuhrer, »Hypertexts and Auxiliary Texts : New Genres in Late Antiquity?«, in: Stavros A. Frangoulidis u. Theodoros D . Papanghelis (Hgg.), Generic Interfaces: Encounters, Interactions and Transformations in Latin Literature, Berlin/Boston, 8 1-9 1 . Fuhrer (20 1 3b) : Therese Fuhrer, »Die Schöpfung als Modus göttlicher Rede­ Augustinus über Religion und Hermeneutik«, in: Peter Gemeinhardt u. Sebastian Günther (Hgg.), Von Rom nach Bagdad. B ildung und Religion in der späteren Antike bis zum klassischen Islam, Tübingen, 2 1 9-242. Genette ( 1 982/ 1 993 ) : Gerard Genette: Palimpsestes: La Iitterature au second degre, Paris 1 982 =Palimpseste. Die L iteratur auf zwe iter Stufe, übers. Wolfram Bayer, Frankfurt/M. 1 993. Gualandri ( 1 995): Isabella Gualandri, »Prassi esegetica e stile letterario. Aleuni problemi«, in: Claudio Moreschini (Hg.), Esegesi, parafrasi e compilazione in eta tardoantica, Neapel, 1 47-1 74. Hose (2007): Martin Hose, »Konstantin und die Literatur - oder: Gibt es eine Konstantinische Literatur?«, Gymnasium 1 1 4, 5 3 5-5 5 8 . Klockow (2006) : Reinhard Klockow, »Confessiones 1 3 : Versuch der Orientie­ rung in einer >unwegsamen Lektüre»Eine andere Antike< . Für ein ästhe­ tisches Paradigma der Spätantike« , in: Ernst Osterkamp (Hg.), Wissensästhetik. Wissen über die Antike in ästhetischer Vermittlung, Berlin u. New York (Transfor­ mationen der Antike 6), 4 1-5 8 . Gauly (2004) : Bardo Maria Gauly, Senecas Naturales Quaestiones. Naturphilo­ sophiefür die römische Kaiserzeit, München (Zetemata 1 22). Girardet (20 1 0) : Klaus Martin Girardet, Der Kaiser und sein Gott. Das Chri­ stentum im Denken und in der Religionspolitik Konstantins des Großen, B erlin u. New York (Millennium Studies 27) . Gualandri ( 1 974) : Isabella Gualandri, »Un papiro milanese, Lattanzio, Clau­ diano e il mito della Fenice«, RAL 29, 293-3 1 1 . Haas-Gebhard (20 1 0) : Brigitte Haas-Gebhard, »Der Unterhaching-Code. Das Geheimnis der Sachen und Bilder«, in: Ludwig Waruser (Hg.), Karfunkelstein und Seide. Neue Schätze aus Bayerns Frühzeit, Regensburg (Ausstellungskataloge der archäologischen Staatssammlung 37), 1 0 1- 1 09. Haas-Gebhard u. von Looz (20 1 0) : Brigitte Haas-Gebhard u. Gabriele von Looz, »Katalog Nr. 3 9 : Zwei Scheibenfibeln«, ebenda, 1 5 8- 1 60. Hall ( 1 985): John Barrie Hall (Hg.), Claudii Claudiani carmina, Leipzig (Biblio­ theca Teubneriana). Hanson ( 1 973): R. P. C. Hanson, »The oratio ad sanctos attributed to the Emperor Constantine and the oracle at Daphne« , JThS 24, 5 05-5 1 1 . Heck (2003) : Eberhard Heck, »Nochmals Lactantius und Lucretius. Antilucre­ zisches im Epilog des lactanzischen Phoenix-Gedichts?«, IJCT 9, 5 09-523 . Heikel ( 1 902) : Ivar A. Heikel (Hg.), Eusebius, Werke. Bd. 1: Über das Leben Constantins, Constantins Rede an die heilige Versammlung, Tricennatsrede an Constantin, Leipzig (GCS). Herzog ( 1 989): Reinhart Herzog, »Einfiihrung in die lateinische Literatur der Spätantike«, in: ders. (Hg.), Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 3 74 n. Chr. , München (HLL 5), 1 --44. Hose (2007) : Martin Hose, »Konstantin und die Literatur - oder: Gibt es eine Konstantinische Literatur?« , Gymnasium 1 1 4, 5 3 5-5 5 8 . Hubaux u. Leroy ( 1 93 9) : Jean Hubaux u. Maxime Leroy, Le mythe du Phe­ n ix dans les Iitteratures grecque et latine, Lüttich (Bibliotheque de la Faculte de Philosophie et Lettres de l'Universite de Liege 82) . Jacobson ( 1 983): Howard Jacobson, The Exagoge of Ezekiel, Cambridge.

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rarischen Ansprüchen (Dank) meistert, rechtfertigt er sie jedoch als exegetische Methode. In diesem Sinne ist sie mit »Allegorese« zu übersetzen und berechtigt den Exegeten im Nachvollzug dazu, den realen Grund des Danksagens im Text zu suchen und diesen im lebensweltlichen Kontext, d.h. der Biographie des Dichters, zu verorten. 1 3 Für beide, Dichter wie Erklärer, steht allegoria an der Schnittstelle zwischen realer und fiktiver Welt. 14 Die Präfatio des Kommentars ist für den Kommentator der Ort, um sich zu profilieren und die Prämissen zu formulieren, unter denen er das kommentierte Werk gelesen sehen will. 1 5 Im exegetischen Teil dagegen besteht die Tätigkeit des grammaticus zum großen Teil in der Auswahl aus der keineswegs einstimmigen Vergilexegese der vergangeneu Jahrhunderte. Hier können durchaus verschiedene Deutungstraditionen zu Wort kommen, in Form von Abwehr und referierender Wiedergabe fremder Meinungen (meist anonymer alii oder quidam), aber auch in eigener Person vom Kommentator vorgetragen. Um dieses nicht immer klare Verhältnis zwischen methodischen Prämissen und Kommentarpraxis etwas näher zu beleuchten, sei zunächst ein Überblick über die im Kommentarteil notierten Realitätsbezüge gegeben. Im Anschluss werde ich untersuchen, wie eine allegoria aus der Sicht der Vers-für-Vers-Kommentierung funktioniert; dabei konzentriere ich mich auf ecl. 1 und 9, die historisch gesehen die Kristallisationspunkte der biographischen Eklogenallegorese bilden.

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ßig umsetzt? D i e Tatsache, dass allegoriae laut Präfatio »häufig« (plerumque), aber nicht immer auf Theokritversen beruhen, und die Praxis im Kommentar, der fast keine Beispiele dafür bringt (siehe unten S. 1 42), scheinen mir für Letzteres zu sprechen. Uneigentliches Sprechen im Dienste der Dezenz empfehlen j edenfalls die Rhetorik­ handbücher, vgl. Quint. inst. 9,2,66 und die Zeugnisse zur oratio figurata (siehe unten Anm. 7 1 ). Servius selbst ist sich bewusst, dass allzu unverhüllte Laudes leicht in adulatio umschlagen können (vgl. Serv. ecl. 1 ,7 : exclusit adulationis colorem). Spätere Vergilexegeten wie etwa die Scholia Bemensia, die sich ebenfalls der historisch­ biographischen Exegese bedienen, lassen diesen Begründungsschritt, den Servius für notwendig hält, um allegorisches Dichten und allegorische D eutung aufeinander zu beziehen, aus . - Wie Irvine ( 1 994) 1 2 3- 1 32 zu Recht betont, liegt der Fokus der von S ervius akzeptierten allegorischen Deutungen auf den Aspekten der Biographie, die mit politischen Ereignissen verknüpft sind. Überzeichnet (und in erster Linie am Ae­ neiskommentar und dessen Präfatio entwickelt) erscheint j edoch seine daraus gezogene Schlussfolgerung: »[ . . . ] there is no interest in the personal life of the poet: the poet is a fimction of the Empire« (ebd. 1 3 0). Zu den Begriffen >real< und >fiktiv < in Bezug auf den Status des Dargestellten vgl. Schmid (2008) 26f. (mit Literaturangaben) . Zur B ehandlung der Referentialität der Eklogen durch Servius vgl. Patterson ( 1 987) 3 0-3 7 . Munzi ( 1 994) 1 04 (in Bezug auf Präfationes z u den A rtes grammaticae); Holtz ( 1 9 8 1 ) 29-3 6 . Für Servius lässt sich dies sehr gut i m Vergleich mit der Präfatio des Donatus beobachten; zu den eigenen Akzenten, die er s etzt, vgl. Monno (2006b) und Tischer (2006) 77-79 .

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2 Operis explanatio: Realitätsbezug in der exegetischen Praxis Prüft man die Umsetzung der klaren Programmatik der Präfatio in dem Teil des Werkes, welcher der Rubrik operis explanatio und damit der Exegese der einzelnen Gedichte gewidmet ist, stellt sich das Problem des poetischen Realitätsbezuges komplexer dar und weist etwas andere Akzente auf. Erstens nämlich sind die Themenbereiche, auf die die Einzelerklärungen per allegoriam verweisen, breiter gefächert, als es die Präfatio ahnen lässt. Bemerkens­ wert ist hier insbesondere eine Reihe von Notizen, die sich auf Dichten, Dichtkunst, das Verhältnis zu Theokrit oder auch zu zeitgenössischen Dichtem beziehen, und die damit von den beiden intentiones Vergils auch die erste, ästhetische allegorisiert oder auf versteckte Art thematisiert sehen. 16 Hinzu kommen etliche biographische Deutungen, die nichts oder nur wenig mit der Landgutgeschichte zu tun haben. 1 7 Zweitens lässt sich i m Kommentarteil überraschenderweise keine direkte Bezie­ hung zwischen allegoria und gratiae ausmachen: Die mit dem Thema des amissus ager befassten Deutungen wähnen den Dichter zwar in verschiedenen biographi­ schen Situationen dargestellt, doch geht es dabei meistens um Momente der Gefahr oder des Verlustes, die sich nur bedingt und höchstens mittelbar als Ausgangspunkte für gratiae und Iaudes eignen. 1 8 Die Passagen dagegen, die explizit als Iaudes oder in honorem alicuius dieturn bezeichnet werden, bringt der Kommentar nirgends mit dem Konzept der allegoria in Verbindung, j a die p anegyris che Absicht erscheint hier als durchaus direkt ausgedrückt. 1 9 Dem p anegyrischen Ziel, das S ervius in der Präfatio für die Eklogen reklamiert, widerspricht schließlich eine Gruppe von

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Allegorische Deutungen z . B . a d ecl. 5 , 4 8 : videtur allegoria quasi a d Theocritum et Vergilium respicere; vgl. ad ecl. 3 , 1 1 1 ; 6 , 9 ; 7 ,2 1 ; 8 , 1 2; 1 0 , 1 7; 7 1 ; ohne Rückgriff auf allegoria u. a. ad ecl. 1 ,2 : stili genus latenter ostendit, qua [ . . . ] in bucolicis utitur; vgl. ad ecl. 3,36; 9,36. So ad ecl. 2 , 1 5 auf die erotischen Verhältnisse Vergils (als Meinung von quidam referiert); ecl. 6 liest Servius als epikureischen Lehrvortrag in allegorischer Verbrämung, vgl. ad ecl. 6, 1 3 ; nur indirekt in Zusammenhang mit der Landgutgeschichte stehen die Deutungen der Klagen um Daphnis in ec/. 5 auf die Ermordung und Vergöttlichung Caesars, denen S ervius allerdings reserviert gegenübersteht, vgl. ad ecl. 5,20; 29; 34; 44; 65. Naheliegender erscheint daher etwa die Charakterisierung als conquestiones, die Dona­ tus für ecl. 1 und 9 gibt (Don. vita Verg. 6 8 ) : prima (i. e . ecloga) igitur continet con­ questionem publicam, privatam gratulationem de agro, et dicitur > Tityrus< [ . . . ]; nona propriam poetae conquestionem de amisso agro et dicitur >Moeris< [ . ] Das gilt vor allem fü r ecl. 4 und d i e Identifizierung d e s dort verherrlichten Kindes (vgl. ad ecl. 4,6; 1 5 ; 1 7; 3 2 ; 5 5 ) , aber auch für ecl. 6 mit ihrem an Varus gerichteten Proöm (vgl. ad ecl. 6, 1 1 ) und ecl. 8 an einen nicht namentlich genannten Adressaten, in welchem Servius Augustus angesprochen sieht (vgl. ad ecl. 8 , 6 ; 1 0) . .

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S cholien, die, stets ohne Rückgriff auf allegoria, in einigen von Vergils Versen versteckte zeitkritische Seitenhiebe ausmachen.20 Drittens zeigt der Blick in den Kommentar, dass dort zwar öfters Theokritimi­ tatio notiert ist, dass die von Vergil angeblich so häufig eingesetzte Umdeutungs­ technik theokriteischer Verse aber in der Form, wie sie in der Präfatio beschrieben ist, kaum eine Rolle spielt, denn für das am Beispiel des Juvenalverses vorgeführte Verfahren nennt Servius im gesamten Eklogenkommentar nur noch ein einziges weiteres Pendant .2 1 Hier in der explanatio findet eine »Komplizierung« des »einfa­ chen« Theokrit auf einem anderen Gebiet statt: Sie besteht nicht, wie es die Präfatio nahe legt, in der Neusemantisierung einzelner Verse oder Ausdrücke, sondern im Gebrauch theokriteischer Gestalten als Verhüllung realer Personen, insbesondere der Person des Autors Vergil selbst. Als vierter Punkt ist festzuhalten, dass das in der Präfatio als so essentiell für die Wirkungsabsicht der Eklogen herausgestellte Verfahren der allegoria im Kommentar als kontrovers erscheint. So weist Servius eine Reihe allegorischer Deutungen s einer Vorgänger als falsch zurück und bemüht sich, die Anwendung dieses exegetischen Mittels methodisch zu begrenzen.22

3 A liud verbis, aliud sensu ostendit: Exegese, Rhetorik und die Spielarten der allegoria Die Realitätsbezüge, die in den Serviusscholien mittels allegoria konstatiert werden, kann man zwei qualitativ verschiedenen allegorischen Zugriffsweisen zuordnen. Äußerlich sind die betreffenden Interpretamente daran zu unterscheiden, ob sie sich mit der Identifizierung bukolischer Gestalten beschäftigen oder ob sie einzelne Aussagen oder Details des Textes ausdeuten. In ecl. 1 und 9 betreffen die Identifizie­ rungsversuche in erster Linie die Gleichsetzung mit dem empirischen Autor Vergil. Der erste, auf Personen bezogene Typ tritt dabei in zwei Varianten auf, die ich im Folgenden als Decknamendeutung und Maskendeutung bezeichne. Ihnen steht ein zweiter Typ gegenüber, der sich als metaphorische Allegorie charakterisieren lässt.

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Zum Beispiel ad ecl. 1 , 1 2 : et invidiose tempora A ugusti carpit latenter; ad ecl. 9,5 : aspere contra Augustum dieturn est; vgl. ad ec/. 1 ,2 7 ; 3 2 ; 2,73 ; 9 , 1 8 ; 3 6 . - Wie das Vorhandensein dieser S cholien, die der sonstigen Tendenz in S ervius' Kommentie­ rung krass zuwiderlaufen, zu erklären ist, bedürfte einer genaueren Untersuchung; Patterson ( 1 987) 3 6-3 7 etwa sieht in ihnen S ervius ' B ewusstsein, dass Vergil nicht immer nur aus ein und derselben Person spreche, sondern sich auch in anderen Rollen manifestiere; R. F. Thomas (200 1 ) 93-95 und ders . (2008) 1 06- 1 0 8 interpretiert es als Ausdruck der Mehrstimmigkeit des Kommentargenus, das Relikte unterdrückter (hier: antiaugusteischer) Deutungstraditionen weitertransportiere und zu Wort kommen lasse. Serv. ecl. 9,23 (zu ecl. 9 ,23-25); siehe unten S. 1 5 1 . Siehe unten S. 1 52.

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3 . 1 Vergilius est intellegendus: Die Decknamendeutung Der hier als Decknamendeutung bezeichnete allegoria-Typ hat sich mit der Rezep­ tion von Vergils Eklogen schon lange vor Servius verbunden. Der früheste Zeuge dafiir ist Quintilian, der zugleich wichtige Hinweise auf seine rhetorische Einord­ nung liefert: A llegoria, quam inuersionem interprefantur, auf aliud uerbis, a/iud sensu ostendit, auf efiam interim confrarium. Priusfit genus plerumque continuafis tralationibus, uf >0 nauis, referent in mare te noui flucfus: o quid agis? Fortifer occupa portum < (Hor. carm. 1 , 14, 1-3) tofusque ille Horati locus, quo nauem pro re publica, flucfus ef tempestates pro bellis ciuilibus, portum pro pace atque concordia dicit. [ . . . ] Sine tralatione uero in Bucolicis: >certe equidem audieram, qua se subducere colles incipiunt mollique iugum demittere cliuo, usque ad aquam et ueteris iam fracta cacumina fagi, omnia carminibus uestrum seruasse Menalcan. < (Verg. ecl. 9,7- 1 0) Hoc enim loco praeter nomen cetera propriis decisa sunt uerbis, uerum non pastor Menalcas sed Vergilius est intellegendus. Habet usum talis allegoriae frequenter oratio, sed raro totius, plerumque apertis permixta est. [ . . . ] quo in genere et species ex arcessitis verbis venit et intellectus ex propriis. (Quint. inst. 8,6,44-49) Die allegoria, die man mit inversio (Verdrehung) übersetzt, weist dem Wortlaut nach auf das Eine und dem Sinn nach auf etwas Anderes, oder zuweilen auch auf etwas Gegenteiliges . Die zuerst genannte Kategorie realisiert sich meist in fortgesetzten Metaphern, wie z. B . : 0 Schiff, zurück werden reißen ins Meer dich neue Fluten - o was tust du? Entschlossen strebe an den Hafen ! 23 und die ganze bekannte Horazpassage, an der dieser das Schiff anstelle des Staates, die Fluten und Stürme anstelle der Bürgerkriege und den Hafen anstelle des Friedens und der Eintracht nennt. [ . . . ] Ohne Übertragung geschieht das j edoch in den Buco­ lica: Aber ich hörte doch, dass, wo die Hügel zur Ebne sich neigen und sich waldiger Hang in sanfter Senkung herablässt hin zum Flusse und uralter Buchen zerklüfteten Wipfeln, alles habe Menalcas mit seinen Gedichten gerettet? Denn an dieser Stelle wird mit Ausnahme des Namens alles Übrige mit eigentlichen Worten abgemacht, aber nicht einen Hirten Menalcas, sondern Vergil soll man erken­ nen. Die Rede macht häufig Gebrauch von dieser Art der allegoria, doch selten in ihrer vollständigen Form : Meist ist sie mit unverhüllten Bestandteilen kombiniert. [ . . . ] Bei dieser Unterart bewirken die übertragenen Ausdrücke den rhetorischen Schmuck und die eigentlichen das Verständnis.

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Die Übersetzung der Horazpartie nach Kytzler ( 1 978).

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Quintilian führt hier allegoria als tropus ein, als ein Schmuckmittel der Rede, welches durch das Auseinandertreten von Wortsinn und gemeintem Sinn gekenn­ zeichnet sei. Ziele der gemeinte Sinn nicht auf das Gegenteil des Wortsinns,24 sondern weiche von diesem in anderer Weise ab, werde dieses Auseinandertreten gewöhnlich m ittels »fortgesetzter Metaphern« erreicht (continuatis tralationibus) und sei u. a. an Horaz' Staatsschiffode (carm. 1 , 1 4) zu demonstrieren: Schiff, Sturm und Hafen stehen dort für die res publica im Bürgerkrieg. Als weitere Möglichkeit, etwas »Anderes« als das Gemeinte zu sagen, beschreibt Quintilian dann aber am Beispiel der 9. Ekloge eine Spezies, die sich mit dieser Definition als Folge von Metaphern25 nicht erfassen lässt, weil sie ohne metaphori­ sche Übertragungsschritte (sine tralatione) auskommt. Er zitiert ecl. 9,7- 1 0 und kommentiert: An dieser Stelle sei abgesehen vom Namen alles mit propria verba, d. h. unübertragenen, im eigentlichen Sinne verwendeten Ausdrücken mitgeteilt, doch man dürfe nicht »Menalcas«, sondern müsse »Vergil« verstehen. Bei bei­ den Formen könne die Allegorie vollständig (tota) oder partiell (apertis permixta) ausgeführt sein. Wie seine (hier nicht zitierten) Beispiele belegen, ist bei einer alle­ goria tota die Iiterale Aussage in sich kohärent und stimmig, während die allegoria apertis permixta Elemente aufweist, die die Kohärenz stören - wodurch sie zur Suche nach einer weiteren Sinnebene auffordern und gleichsam den Schlüssel zur Deutung liefern: et species e.x arcessitis verbis venit et intellectus e.x propriis. 26 Quintilian expliziert damit theoretisch, was Servius 300 Jahre später im Kom­ mentar praktisch vorführen wird: Die Aussage (der sensus) entsteht bei diesem an ecl. 9 festgemachten Typ von allegoria nicht dadurch, dass der Redner eine Reihe zusammengehöriger Ausdrücke durch andere substituiert, die mit j enen in einem Vergleichsverhältnis stehen und j eweils durch ein Vergleichskriterium verbunden sind. Substituiert wird hier nur ein einzelner realer Name (Vergilius) durch einen fingierten (Menalcas), ohne dass zwischen diesen beiden eine Vergleichsbeziehung bestünde. Was vom Träger dieses Namens oder über ihn ausgesagt wird, entspricht dem Verbalsinn, charakterisiert aber nun keine reale, sondern eine fingierte Gestalt. Der Exeget wiederum muss in einer solchen Situation nicht b estimmen, welchen gemeinten Sinn (sensus) einzelne Aussagen oder Elemente auf einer allegorischen Ebene ergeben, sondern allein die gemeinte Identität der handelnden oder sprechen­ den Person. Ist diese gefunden, gestattet es sein Kontextwissen, alle Aussagen über diese Person als uneigentliche zu verstehen. Im Falle des Eklogenbeispiels ist der bukolische Name Menalcas mit einer Gestalt kombiniert, die Dinge sagt und tut, die der empirische Autor Vergil U edenfalls nach Meinung der antiken Exegeten) ohne 24

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Auch diesen Fall, die Ironie, bei der das Gegenteil des Gesagten gemeint ist, behandelt Quintilian als genus allegoriae, das er ab inst. 8 ,6,54 ausführlich bespricht. Allegoria oder ihre lateinischen Entsprechungen sind auch bei Cic . orat. 94 und Rhet. Her. 4,46 als Metaphernfolge definiert; zur Diskussion von Quint . inst. 8,6,44-5 9 und zur nicht-metaphorischen Allegorie vgl. Chiron (2004) 5 8-63 . Chiron (2004) 62-64; 1.-F. Thomas (2004) 7 7 f. ; vgl. auch Gauly in diesem Band, S. 1 20 .

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weiteres selbst sagen und tun konnte.27 In Quintilians Terminologie handelt es sich also um eine allegoria apertis permixta, die den Rezipienten durch die Inkohärenz ihrer Teile dazu auffordert, den scheinbaren Widerspruch deutend aufzulösen. Ganz wie Quintilian kommt auch Servius zu dem Ergebnis, dass Vergils 9. Ekloge als biographisches Erlebnis Vergils zu lesen sei : 28 Quo te Moeri pedes ?] haec ecloga [ . . . ] continuum non habet carmen, sed de diversis locis Theocriti aliqua ad eam contulit. sane hoc continet: Vergilius postquam paene occisus est ab Arrio centurione, Romam revertens, mandavit procuratoribus suis ut tuerentur agros suos et ad praesens obsequerentur Arrio. modo ergo Moeris, procurator eius, secundum praeceptum patroni partat haedos Mantuam, quos Arrio offerat. sequitur alter pastor et eum quo pergat interrogat: ille suas defiet miserias, et hinc iam variae praestatur occasio cantilenae. (Serv. ecl. 9 , 1 ) Moeris, wohin des Wegs?] Diese Ekloge [ . . . ] enthält kein zusammenhängendes Gedicht, sondern es haben Passagen aus verschiedenen Theokritstücken zu ihr bei­ getragen. Folgendes ist j edenfalls ihr Inhalt: Als Vergil nach Rom zurückkehrte, nachdem er von einem Zenturio Arrius beinahe erschlagen worden wäre, hat er seinen Verwaltern aufgetragen, ein Auge auf sein Gut zu haben und für den Moment dem Arrius zu gehorchen. Also bringt nun soeben Moeris, sein Verwalter, ent­ sprechend dem Auftrag des Patrons Böckchen nach Mantua, um sie dem Arrius abzuliefern. Ein anderer Hirte folgt ihm und befragt ihn, wohin er reise: Jener beklagt seine unglückliche Lage, und hieraus ergibt sich die Gelegenheit für vielgestaltige Gesänge.

Allerdings macht Servius die zugrunde liegende Gleichsetzung zwischen Vergil und dem Hirtendichter Menalcas, über den die beiden Protagonisten sprechen und an dessen Lieder sie sich erinnern, nie explizit. Wie Vergil in der eben zitierten Inhaltsangabe des Gedichtes selbstverständlich als Protagonist erscheint, findet man im Kommentar an den fraglichen Stellen lediglich eine Paraphrase, in die der Name Vergil eingesetzt ist. So notiert der Kommentator etwa zur Reaktion des Moeris auf die Lebensgefahr, in der sich Menalcas befunden habe: Heu cadit in quemquam] postquam audiit occidi potuisse Vergilium, quasi obstipuit et hoc generaliter dicit: polest in quemquam fanturn nefas venire, ut Vergilium necare (Serv. ecl. 9, 1 7) contendat? 0 weh, auf wen denn nur fallt ein solches Verbrechen?] Als er gehört hat, dass Vergil beinahe hätte getötet werden können, steht er gleichsam wie vom Donner gerührt

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So hat Menalcas(Vergil nach Aussage der beiden Protagonisten von ecl. 9 dem Varus Gedichte im Interesse der Mantuaner vorgetragen (ecl. 9 , 2 6-29), Iulius Caesar litera­ risch gepriesen (ecl. 9,46-50) und Theokrit nachgeahmt (ecl. 9,39-43 , eine Referenz an Theoc. 1 1 ,42-49). Zur Gleichsetzung des Menalcas mit Vergil im Serviuskommentar vgl. Monno (2006a) 1 1 8- 1 20.

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Ute Tischer da und s agt ohne Bezug auf eine bestimmte Person: »Kann irgendj emand auf eine solche Untat kommen, dass er versucht, Vergil umzubringen?«

Diese unkommentierte Ersetzung hat Folgen für weitere Elemente des Stückes. So werden die zitierten Liedfragmente des Menalcas zu echten, der Eklogendich­ tung vorangegangenen Dichtungen Vergils,29 und der enteignete Moeris, der mit Menalcas in einem besonders engen Verhältnis zu stehen scheint, avanciert zum procurator Vergilii. 30 Möglich wird diese Lesart, weil Vergils Text ihr in ecl. 9 wenig Widerstand entgegensetzt: Menalcas ist als abwesend gedacht, nicht näher beschrieben, und was ihm passiert (er engagiert sich mittels Dichtung für die »Rettung« von Land; er gerät durch Krieg in Lebensgefahr), scheint der bukolischen Sphäre nicht anzugehören. Die ihm zugeschriebenen poetischen Äußerungen, in denen historische Personen (Varus, Caesar) oder reale Orte (Mantua, Cremona) erwähnt sind, fordern den Leser geradezu heraus, nach einer Verbindung zwischen der Welt der »simplen« Hirten und dem Zeitgeschehen zu suchen. Anders als Quintilian bezeichnet Servius das dabei praktizierte Vorgehen in den Erklärungen zu ecl. 9 auch nicht explizit als allegoria. Dieser Verzicht auf eine Differenzierung in simpliciter und allegoricos dieturn ist angesichts des offensicht­ lich gleichen Verfahrens j edoch kein Hinweis auf eine nicht-allegorische Lektüre, sondern zeigt eher an, wie sehr sich die Identifizierung des Menalcas mit Vergil in der exegetischen Tradition inzwischen zur Selbstverständlichkeit verfestigt hatte. 3 1

3 .2 Tityri sub persona: Die Maskendeutung Die nicht-metaphorische Identifizierung des Dichters mit einer im Text auftretenden Person findet sich in der Serviuskommentierung neben der Decknamendeutung in einer Variante durchgeführt, die ich als Maskendeutung bezeichnen möchte. Servius schlägt sie für Tityrus, einen der beiden Akteure von Ekloge 1 , vor. Beim ersten Auftreten des Tityrus in ecl. 1 bemerkt er: Tityre tu patulae] inducitur pastor quidam iacens sub arbore securus et otiosus dare operam cantilenae, alter vero quomodo cum gregibus ex suis pellitur finibus: qui cum Tityrum respexisset iacentem, ita locutus est. et hoc loco Tityri sub persona 29

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Vgl. S erv. ecl. 9 ,2 1 : rustica adfectione rem in isci se illorum carminum fingit, quae aliquando Vergilio, licet invito, Romam eunte, abstuferat [ . . . ] ; ad 9 ,23 . Vgl. Serv. ecl. 9, 1 (siehe oben S . 1 4 5 ) ; Moeris ist über Menalcas besonders gut infor­ miert, vgl. ecl. 9 , 1 4- 1 6; 5 5 . B i s auf eine gelegentliche explizite Identifizierung z u ecl. 9 , 1 6 behandeln auch die ebenfalls auf spätantike Kommentierung zurückgehenden Zusätze des so genannten Servius auctus den Menalcas genauso selbstverständlich als Vergil wie der eigentliche Serviuskommentar.

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Vergilium debemus accipere; non tarnen ubique, sed tantum ubi exigit ratio. [ . . . ] (Serv. ecl. 1 , 1 ) Tityrus , du unter der breitwipfelnden Buche] Ein Hirte wird eingeführt, der sorglos unter einem Baum liegt und sich die Zeit damit vertreibt, sich dem Gesang zu widmen. Ein zweiter erscheint, wie er mit seiner Herde aus seinem Eigentum vertrieben wird. Nachdem dieser den Tityrus hatte daliegen sehen, sprach er die genannten Worte. Und an dieser Stelle müssen wir unter der Maske des Tityrus Vergil vernehmen; dies j e doch nicht überall, sondern nur da, wo eine vernünftige Überlegung dazu veranlasst. [ . . ] .

Dass die Gleichsetzung mit Vergil hier nicht einfach vollzogen, sondern reflek­ tiert ist, hängt sicherlich damit zusammen, dass der Text ihr mehr Probleme als in ecl. 9 bereitet. Tityrus nämlich hat zwar eine befreiende Begegnung mit einem iuve­ nis deus gehabt, der verlockend an den jungen Oktavian erinnert, aber er benimmt sich und spricht wie ein Hirtensklave, in Hirtensprache und über Hirtenthemen. 32 S ervius interpretiert diesen (scheinbaren) Widerspruch als bukolische Mas­ kerade : Vergil legt sich das Altmännerkostüm des Tityrus an und wir hören ihn nun sub persona, unter einer Maske, quasi als S chauspieler sprechen. Diese Mas­ kendeutung teilt mit der Decknamendeutung die Eigenschaft, dass auch sie sine tralationibus, d.h. ohne metaphorische Übertragungsschritte funktioniert. Auch nach dieser Interpretation ist der Hirte Tityrus mit Vergil nicht durch ein irgendwie geartetes Vergleichskriterium verbunden, sondern er ist Tityrus und Vergil gleich­ zeitig und in Person. Der Unterschied zur Decknamenvariante von ecl. 9 liegt darin, dass dieser Vergil/Tityrus sich selbst und seine Rede more rustico verkleidet hat. Diese ist nun zweideutig, doch sobald man festlegt, welche der beiden Stimmen man heraushören möchte, kann man das Gesagte wieder propriis verbis verstehen. Verkleidet als Tityrus begegnet der Dichter dem iuvenis, der selbst keiner Maske bedarf und einfach nur beim Namen Caesar genannt werden muss.33 Jedoch machen die erwähnten S chwierigkeiten mit der äußerlichen Beschrei­ bung des Tityrus für Servius eine Einschränkung nötig. Zwar müsse man »unter der Maske des Tityrus« Vergil erkennen, »j edoch nicht überall, sondern nur dort, wo eine vernünftige Überlegung dazu veranlasst« . D as hier angekündigte Aussetzen der allegoria ist zum einen gedichtübergreifend zu beobachten, denn der mehrmals auftretende Tityrus ist Vergil nur in ecl. 1 .34 Insbesondere aber erhebt die ratio Einspruch bei einer Passage in ecl. 1 selbst, in der das Problem virulent wird, weil Tityrus sich selbst als alt und ehemals unfrei bezeichnet (ecl. 1 ,27-3 5). S ervius

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Vgl. Serv. ecl. 1 , 1 9; 27; 2 8 ; 3 2 . Zur Interpretation der Tityrus-Gestalt bei Servius vgl. Patterson ( 1 987) 3 5-3 7; Monno (2006a) 98-1 0 1 . Vgl. Serv. ecl. 1 , 1 9 : quaeritur, cur de Caesare interrogatus, Romam describat [ . . . ] . Ad ecl. 3,96 steht er allegorisch für Mantua, ad ecl. 8 , 5 5 ist er ein vilissimus rusticus, ad ecl. 9,23 (vgl. ad 1 ,27) gilt er als mercennarius und allegorisch erfamiliaris Vergils. Die Anrede der Autorpersona mit Tityre in ecl. 6,4 kommentiert S ervius nicht, ebenso wenig wie das Zitat von ecl. 1 , 1 mit der Anrede an Tityrus in georg. 4,566. "

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diskutiert daher, ob die allegoria Tityrus simpliciter-Deutung umzuschalten sei:

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Vergilius aufzugeben und auf eine

Libertas] amor libertatis. et aliter dicit servus, libertatem cupio, aliter ingenuus: ille enim carere vult Servitute, hic habere liberam vitam, pro suo scilicet arbitrio agere: sicut nunc Vergilius sub persona Tityri dicit se amore libertatis Romam venire compulsum, et item latenter carpit tempora, quibus libertas non nisi in urbe Roma erat. auf certe simpliciter intellegamus hoc loco Tityrum sicut pastorem locutum : nam ubique eum Theocritus mercennarium inducit, item Vergilius, ut » Tityre dum redeo, brevis est via, pasce capellas« (ecl. 9,23). (Serv. ecl. 9,27) Die Freiheit] Die Liebe zur Freiheit. Denn ein Sklave und ein Freigeborener sagt j eweils in einem anderen Sinn »Ich sehne mich nach Freiheit«: Der erstere nämlich möchte den Sklavenstand los sein, der zweite dagegen ein freies Leben führen, das heißt: nach eigenem Gutdünken handeln. So sagt auch Vergil j etzt unter der Maske des Tityrus, er sei von der Liebe zur Freiheit gedrängt worden, nach Rom zu kommen, und desgleichen kritisiert er versteckt die Zeitverhältnisse, unter denen es außer in Rom keine Freiheit gab. Alternativ könnten wir sicherlich nicht-allegorisch interpretieren, dass Tityrus an dieser Stelle als ein Hirte gesprochen habe: Theokrit führt ihn ja überall als Tagelöhner ein, und so auch Vergil, z. B . in »Tityrus, weide, bis wieder ich kehre (nicht lang ist's), die Ziegen« .

S ervius verzichtet, wie man sehen kann, hier nicht auf die allegoria, sondern entscheidet sich für eine »zweistimmige« Lösung. Hört man den Hirtensklaven Tityrus sprechen, handelt es sich um die j uristische Freilassung, die der Sklave erstrebt; hört man dagegen Vergil, bezeichnet dasselbe Wort mit kritischem Akzent die Hoffnung auf die (verlorene) politische Freiheit. Diese Ambiguität gestattet es immer noch, den Text als direkte Aussagen zu lesen, die einzelnen Wörter haben aber j e nach dem Kontext, in den man sie versetzt, verschiedene Bedeu­ tung(snuancen), die Servius herausarbeitet.35 Diese Mehrstimmigkeit wird mit dem B egriffspaar simpliciter - sub persona/per allegoriam erfasst,3 6 wiederum ohne dass metaphorische Übertragung vorliegt. Die Idee, dass Tityrus den Dichter Vergil in irgendeiner Form verkörpere, ist nicht neu; entsprechende Rezeptionszeugnisse gibt es schon seit dem 1 . Jh. n. Chr.37 Etwa seit dem 2. Jh. ist der Terminus sub persona in Gebrauch, um die Vorstellung auszudrücken, dass ein Autor durch den Mund s einer Gestalten spreche.38 Erst S ervius jedoch subsumiert diese » Stimme des Autors« unter das Konzept der allegoria. 35

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37 38

Ähnlich »zweistimrnig« wie libertas in ad ecl. 1 ,2 7 werden candidior (barba) ad ecl. 1 ,2 8 und peculium ad ecl. 1 ,3 2 interpretiert. Zur servianischen Deutung von ecl. 1 ,27 vgl. Patterson ( 1 987) 3 5 f. ; Monno (2006a) 1 28- 1 3 2 . Neben Serv. ad ecl. 1 ,27 auch ad ecl. 1 ,2 8 : quendam rusticum accipiamus loquentem, non Vergilium per allegoriam. Calp. ecl. 4, 1 5 8- 1 6 3 ; Mart. 8 , 5 5 ,5-8 ; vgl. Tischer (2006) 1 1 8- 1 2 3 . Vgl. Suet. Dom. 1 0; Gell. 1 0,22,24; Porph. Hor. sat. 2,2, 1 .

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3 . 3 Theocriti versus Vergilii negotium continentes: Die metaphorische allegoria Die bis hierher beschriebenen Personengleichsetzungen provozieren in der Eklo­ genkommentierung einen dritten Typ von allegoria, der sich davon deutlich absetzt. Er liegt u. a. in Servius ' Notiz zu ecl. 9,23 vor, die sich auf eines der Lieder bezieht, die Menalcas/Vergil, der abwesende Hirtenpoet von Ekloge 9, einst gesungen haben soll. Lycidas sagt dort über Menalcas : Vel quae sublegi tacitus tibi carrnina nuper, curn te ad deliciasferres Arnaryllida nostras ? > Tityre, durn redeo (breuis est uia), pasce capellas, et poturn pastas age, Tityre, et inter agendurn occursare capro (cornu ferit ille) caueto. < (Verg. ecl. 9 ,2 1-25) Oder Lieder wie deine, da heimlich ich jüngst dich belauschte, als du sie sangst auf dem Wege zu unserem Lieb Amaryllis : »Tityrus, weide, b i s wieder ich kehre (nicht lang ist's), die Ziegen, treibe sie, Tityrus, dann zur Tränke, doch hüte dabei dich, dass du dem Bock in die Quere nicht kommst, denn stößig ist dieser.«

Servius kommentiert dies mit den Worten: Theocriti sunt versus, verburn ad verburn translati (Theoc. 3,3-5), sed tarnen Vergilii negotiurn continentes: narn allegoricos irnperat suis, ut rern tueantur, nec tarnen audeant contra Arrii praecepturn venire. (Serv. ecl. 9,23) E s handelt sich um Verse Theokrits, die wortwörtlich übersetzt sind, aber dennoch ein Anliegen Vergils enthalten. Allegorisch gebietet er nämlich den Seinen, sie sollten seinen Besitz bewachen, aber doch nicht versuchen, dem Gebot des Arrius zuwiderzulaufen.

Die hier vorliegende allegoria weist zwei deutlich getrennte Bedeutungsebenen auf. Auf der einen Seite steht der Literalsinn, verkörpert durch die der Vergüstelle zugrunde liegenden Theokritverse bzw. ihre lateinische »Übersetzung«,39 auf der anderen Seite paraphrasiert S ervius ein allegorisch übermitteltes negotium Ver­ gilii als »eigentlich« gemeinten Sinn. Die Voraussetzung für diese Deutung ist die Annahme, dass hier ein unter dem D ecknamen Menalcas rezitiertes echtes Jugendgedicht Vergils vorliege.40 Anders als bei der reinen Decknamendeutung, die Servius für das übrige Gedicht praktiziert, reicht eine solche Neukontextuali­ sierung diesmal aber nicht aus, um den Inhalt der B otschaft in der Weise evident zu machen, wie es Servius vorführt. D amit dies geschehen kann und die fremde Rede Theokrits zum eigenen negotium Vergils werde, bedarf sie einer Allegorie, bei 39

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Dass es sich hier nicht um eine Übersetzung im eigentlichen S inne handelt, sondern eher um kreative Bearbeitung, hebt schon Gellius (9,9,7- 1 1 ) hervor. Siehe oben S. 146.

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der die gesagten Worte nicht in eigentlicher Bedeutung, sondern für etwas anderes stehen. Der allegorische Auftrag Vergils an seine Leute, den Servius für ecl. 9 ,23-5 paraphrasiert, entspricht der rhetorischen Definition der Allegorie,41 die Quintilian als allegoria continuatis tralationibus beschreibt. Nach dessen Darstellung in inst. 8 ,6,44, auf die ich bereits im Zusammenhang mit der Decknamendeutung einge­ gangen bin, wird dabei den einzelnen Elementen einer Textaussage mittels tralatio j eweils ein Pendant aus einer »anderen« Bedeutungssphäre zugeordnet.42 Im Zuge seiner Metapherntheorie erklärt Quintilian die Funktionsweise dieser »Übertragungstechnik« genauer:43 (4) Incip iarnus igitur ab eo qui curn frequentissirnus est turn lange pulcherrirnus, tralation e dico, quae f-LETacpopa Graece uocatur. [ . . . ] (5) Transfertur ergo nornen aut uerburn ex eo loco in qua propriurn est in eurn in qua aut propriurn deest aut tralaturn proprio rnelius est. [ . . . ] (8) In toturn autern rnetaphora breuior est sirnilitudo, eoque distat quod illa cornparatur rei quarn uolurnus exprirnere, haec pro ipsa re dicitur. [ . . . ] ( 1 4) Ut rnodicus autern atque oportunus eius usus infustrat orationern, itafrequens et obscurat et taedio cornplet, continuus uero in allegorian et aenigrnata (Quint. inst. 8,6,4- 14) exit. (4) Beginnen wir also mit dem Tropus, der nicht nur der häufigste, sondern auch der bei weitem glanzvollste ist: Ich meine die tralatio (Übertragung), die man Griechisch f-LETacpopa nennt. [ . . . ] (5) Übertragen wird nun also ein Nomen oder Verb aus dem Bereich, fiir den es die eigentliche Benennung ist, hin zu einem Bereich, für den eine eigentliche Benennung entweder fehlt oder die übertragene der eigentlichen vorzuziehen ist. [ . . . ] (8) Im ganzen b etrachtet aber ist die Metapher ein kürzerer Vergleich, und sie unterscheidet sich dadurch, dass man beim Vergleich mit der S ache, die wir ausdrücken wollen, vergleicht, die Metapher dagegen wird anstelle der Sache selbst gesetzt. [ . . . ] ( 1 4) Aber ebenso, wie deren maßvoller und passender Gebrauch die Rede erhellt, so verdunkelt die häufige Benutzung sie und erftillt mit Überdruss; fortwährende Anwendung j edoch endet in Allegorie und Rätselworten.

Verwendet ein Redner also eine tralatio, dann wählt er einen B egriff, der aus einem anderen Sinnzusammenhang stammt, wo er ein proprium ist, und benutzt ihn, um eine Bedeutung auszudrücken, die diesem Wort eigentlich fremd ist und es zum tralatum macht. Damit dies funktioniert, müssen die gemeinte Bedeutung (tralatum) und die ursprüngliche B edeutung des Wortes (proprium) durch einen Vergleichspunkt miteinander verbunden sein und in einem Vergleichsverhältnis stehen. In Kombination erzeugen diese verba tralata die allegoria. 41 42

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S iehe oben S. 1 4 3 . Quint. inst. 8,6,44: totusque ille Horati locus, q u o nauern pro r e publica, f!uctus e t ternpestates pro bellis ciuilibus, parturn pro pace atque concordia dicit; siehe oben s. 143 f. Zur antiken Metapherntheorie und ihrem Zusammenhang mit der Allegorie vgl. Innes (2003), wo S. 7, Anm. 1 auch die wichtigsten Belege zusammengestellt sind; außerdem J. -F. Thomas (2004) 75-77.

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Bei S ervius ist dieses Verfahren exegetisch gewendet. Er betrachtet die einzelnen Züge des poetischen Auftrags an Tityrus als tralata, die aber auf den ersten Blick nur ihre eigentliche Bedeutung (das proprium, den Literalsinn) erkennen lassen. Die Aufgabe des Exegeten besteht darin, über einen zu findenden Vergleichspunkt die eigentlich gemeinte Bedeutung namhaft zu machen und die aus den Details ermit­ telten Einzelbedeutungen zu einer sinnvollen Aussage zu verbinden. Im Ergebnis repräsentieren die Ziegen, die zu hüten sind, den zu hütenden Besitz, der stoßlustige Bock den aggressiven neuen Eigentümer Arrius, und Tityrus,44 der den pastoralen Auftrag des Menalcasf Vergil erhält, muss sich vor dem Bock in Acht nehmen wie die procuratores des Gutes vor dem Neubesitzer. Anders als bei Decknamen- und Maskenallegorie genügt dafür nicht eine einzige Formel (Menalcas Vergilius): Der Exeget hat hier nicht nur die Identität einer Schlüsselfigur zu ermitteln, die, ein­ mal festgelegt, alle übrigen Aussagen in biographische umschlagen lässt, sondern er muss in einem zusätzlichen Deutungsschritt den allegorischen sensus aus den einzelnen Elementen der Darstellung konstruieren. Das Problematische an dieser Interpretation ist, dass Servius, um zu ihr zu gelangen, eine allegoria tota voraussetzen muss, d. h. eine Allegorie, die so gestaltet ist, dass keines ihrer Einzelbilder in Widerspruch zu den übrigen steht und dadurch einen Schlüssel zum Dekodieren der augezielten Aussage liefern könnte. So muss der Leser nicht nur die augezielte Sphäre und den Vergleichspunkt zu den verba bestimmen und die einzelnen Teilaspekte zu einer Aussage, dem allegorischen S inn, verbinden, sondern auch erkennen, dass überhaupt eine Allegorie vorliegt. Da mit der Annahme, dass keine Inkahärenzen vorhanden sind, die Regulative aus dem intratextuellen Kontext wegfallen, ist die Aktiviät, die nach dieser Vorstellung vom Leser gefordert ist, besonders wenig vom Text determiniert. Zugleich verleiht eine solche metaphorische Allegorese dem Exegeten aber auch besonders große Deutungsmacht über den Text und weist ein weitaus größeres interpretatorisches Potential auf als die nicht-allegorischen Zugriffsweisen.45 Als Besonderheit der hier vorgestellten Kommentarnotiz kann Servius' Angabe gelten, dass Vergil an dieser Stelle nicht eigene Worte, sondern »wörtlich übersetzte« Theokritverse allegorisiert habe.46 Wie die Präfatio gezeigt hat, hält der Kommen­ tator das für einen besonderen Kunstgriff, gewissermaßen für eine Allegorie auf zweiter Ebene. Dieser ist j edoch weder für das Funktionieren der Allegorie nötig, noch ergibt sich aus der Imitatio der Anstoß zur allegorischen Deutung. Deren Auslöser liegt aber ebenfalls auf einer zweiten Ebene, denn er besteht in der zuvor festgelegten Allegorisierung des Menalcas, des Autors der drei Verse, als Vergil. Wäre Menalcas nur ein »einfacher« Hirtendichter, gäbe es keinen Grund, warum =

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Anders als in ecl. 1 gilt hier nicht die Gleichung Tityrus Vergilius, sondern Tityrus familia Mantuana Vergilii; siehe oben Anm. 34. Das Verhältnis der Pole Text und Leser bei der Interpretation und die Strukturen, die der Text der Lektüre vorgibt, hat besonders Umberto Eco zu bestimmen versucht, vgl. bes. Eco (1992); einen Überblick über die Diskussion gibt z . B. Gehrig (2013), bes. 52-81. Zur Servianischen Deutung von ecl. 9,23 vgl. Patterson (1987) 34. =

=

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er nicht über Böcke und Schafe sprechen sollte, oder anders ausgedrückt: Es gäbe keine Kohärenzstörung als Dekodierungshilfe.47 Die hier zu beobachtende Ausweitung der allegorischen Deutung, die bei nicht­ metaphorischen Personengleichsetzungen mit recht starken Anhaltspunkten im Vergiltext selbst beginnt und bei zum Teil sehr dunklen metaphorischen Entschlüs­ selungsversuchen endet, ist eine Tendenz nicht nur des Serviuskommentars, sondern der spätantiken Eklogenkommentierung insgesamt.48 Dort findet man etwa in den Scholia Bernensia ausgedehnte Allegoresen, bei denen oft mehrere konkurrierende Deutungen nebeneinander stehen, die sich aber genau wie in Servius ' Notiz zu ecl. 9,23 immer nur punktuell auf wenige Verse beziehen. Eine Ursache für diese Entwicklung liegt darin, dass vor allem die Allegoriedeutungen des metaphorischen Typs kaum zu falsifizieren sind und der Exeget dazu tendiert, nicht die Methode an sich, sondern lediglich die gefundene Deutung in Frage zu stellen.49

4 Tantum ubi exigit ratio: Prinzipien und Charakter der servianischen Eklogenallegorese Zwischen Personengleichsetzungen und metaphorischen Allegorien besteht ein deutlicher qualitativer Unterschied, j a man könnte Decknamen-, Masken- und meta­ phorische Allegorie als logische Steigerungsstufen der historisch-biographischen Allegorese beschreiben. Nacheinander werden erst der Name einer Gestalt, dann ihre Attribute und schließlich ihre Aussagen und Handlungen von der Allegorisie­ rung erfasst und der Abstand zwischen Wortsinn und allegorischem Sinn vergrößert sich schrittweise. Obwohl Servius alle drei Formen praktiziert, gehört er doch auch zu den wenigen antiken Kritikern der Allegorese. 5° Der den allegorischen Deutungen innewohnen­ den Tendenz zur Ausweitung und Selbstevidenz tritt er in einigen Notizen mit Kriterien entgegen, die den exegetischen Zugriff auf Real-Biographisches metho­ disch regeln sollen. So fordert er wie s chon in der Präfatio, eine allegoria müsse 47

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Gellius, der die beiden Stellen bei Theokrit und Vergil in 9,9,7-11 kritisch vergleicht, erwähnt keinerlei Doppelsinn. Aus rhetorischer Sicht warnt schon Quintilian vor den Gefahren der Metapher, die sich in der Allegorie fortsetzen (inst. 8,6,14; zitiert oben S . 1 50). Zur Weiterentwicklung des allegorischen Netzes in den Eklogen vgl. Hamblin (1928) 2 5-59; Funaioli (1930) 332-336; Tischer (2006) 111-118. Starr (1995) 137. Für Kritik an allegorischen Praktiken vgl. Ciceros Spott über die stoische Dichterallego­ rese in nat. deor. 1,41; vom Kritiker und grammaticus Remmius Palaemon (neronische Zeit) überliefert Sueton (rhet. 23,4) den Witz, Vergil habe ihn selbst in ecl. 3 »in weiser Voraussicht« als poetischen Schiedsrichter portraitiert; auch S ervius ' Vorgänger Aelius Donalus rät in der Präfatio zu seinem Eklogenkommentar (Don. vita Verg. 66) zum vorsichtigen Gebrauch der allegoria.

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durch necessitas ausgelöst sein, worunter ganz konkret der Bezug zum Landgutver­ lust zu fas sen ist: [ . . . ] sed melius simpliciter accipimus: refutandae enim sunt allegoriae in bucolico carmine, nisi cum, ut supra diximus, ex aliqua agrorum perditorum necessitate (Serv. ec/. 3,20) descendunt. [ . . . ] Doch das interpretieren wir besser nicht-allegorisch, denn allegoriae sind in der bukolischen Dichtung inakzeptabel, solange sie nicht, wie wir oben sagten, aus einer Verpfl ichtung wegen der verlorenen Güter abzuleiten sind.

Diese necessitas zwingt nicht nur den Dichter, von seinem Verlust zu erzählen, sondern gibt auch dem Interpreten die Erlaubnis für eine allegorische Deutung. Genügt die angenommene allegoria diesem Kriterium nicht, ist sie superflua, d. h. für ein ökonomisches Textverständnis unnötig: 5 1 Aurea mala decem misi] [ . . . ] et volunt quidam hoc loco allegoriam esse ad Augustum de decem eclogis: quod superfiuum est: quae enim necessitas hoc loco allegoriae? (Serv. ec/. 3,71) Zehn goldgelbe Äpfel habe ich geschickt] [ . . . ] Und gewisse Autoren möchten an dieser Stelle eine an Augustus gerichtete allegorische Botschaft in Bezug auf die zehn Eklogen sehen. Das ist überflüssig, denn wo ist an dieser Stelle die Notwendigkeit für eine allegoria?

Zwischen Wortebene und angezielter Sinnebene muss ein Bezug bestehen, der die Übertragung rechtfertigt: 52 [ . . . ] et volunt quidam, hoc loco allegoriam esse antiquam in Augustum, ut intellega­ mus, invenies alium imperatorem, si te Augustus contemnit pro agris rogantem. sed melius simpliciter accipimus hunc locum: nam nihil habet, quod possit ad Caesarem trahi. [ . . . ] (Serv. ec/. 2,73) [ . . . ] Und gewisse Autoren möchten an dieser Stelle eine durch lange Tradition gesicherte allegoria auf Augustus sehen, so dass wir interpretieren sollen: »Du wirst einen anderen Kaiser finden, falls Augustus dich als Bittsteller für deine Güter gering schätzt.« Doch diese Stelle interpretieren wir besser nicht-allegorisch, denn sie hat nichts, was man auf Caesar beziehen könnte. [ . . . ]

Die augezielten biographischen Fakten müssen literarisch bezeugt sein53 und dürfen historischen Informationen, die als faktisch gelten, nicht widersprechen:54

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Vgl. die zitierten Stellen aus ad ec/. 3 ,20 und ad ec/. 3,71. Vgl. ad ecl. 5,20 . Vgl. ad ec/. 5,89; in ähnlicher Weise arbeitet Uhl (1998) 335 die Absicherung durch literarische B elege als Kriterium für die B eurteilung der Sprachrichtigkeit heraus. Vgl. ad ecl. 1,28.

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Ute Tischer [ . . . ] sane hoc loco superjluam volunt esse allegoriam, dicentes rem nusquam leetarn (Serv. ecl. 3,20) de Vergilio [ . . . ] [ . . . ] Freilich möchten an dieser Stelle manche Leute eine überflüssige allegoria sehen, wobei sie eine Sache behaupten, die man über Vergil nirgends je gelesen hat. [. . .] Puer ipse (fuit cantari dignus)] modo [i. e. non Caesarem, sed] Daphnin intellegimus: (Serv. ecl. 5,54) nam Caesar non puer occisus est, sed maioris aetatis. Der Jüngling selbst war des Preisliedes wert] Jetzt hören wir (ergänze: nicht »Cae­ sar«, sondern) »Daphnis«: Caesar wurde j a nicht als Knabe getötet, sondern erst in fortgeschrittenem Alter.

Einmal führt Servius auch verminderte rhetorische Wirkung als Argument gegen eine allegoria ins Feld: Resonare doces Amaryllida silvas] id est carmen tuum [i. e. Tityri] de amica Amaryl­ lide compositum doces silvas sonare. et melius est, ut simpliciter intellegamus: male enim quidam allegoriam volunt, tu [i. e. Vergilius J carmen de urbe Roma componis celebrandum omnibus gentibus. plus enim stupet Meliboeus, si ille [i. e. Tityrus] ita securus est, ut fanturn de suis amoribus cantet. (Serv. ecl. 1 ,5) »Amaryllis« lehrst du zu tönen die Wälder] das heißt: »Du [i. e . Tityrus] lehrst die Wälder, von deinem Lied, das du über die Freundin Amaryllis verfasst hast, zu ertönen«. Und es ist besser, wenn wir das nicht-allegorisch verstehen: Unzulässig möchten gewisse Autoren nämlich die allegorische Botschaft heraushören: »Du [i. e. Vergil] verfasst ein Gedicht über die Stadt Rom, das alle Völker rühmen müssen«. D enn Meliboeus staunt viel mehr, wenn Tityrus sich so in Sicherheit fuhlt, dass er nur über seine eigenen Liebschaften singt.

Nicht immer hält sich Servius an diese selbst gesetzten Vorgaben, zu denen er meist über die Kritik fremder Allegorievorschläge gelangt. D ennoch ist bei ihm die Tendenz unverkennbar, nur enge Bezüge zwischen Text und historischer Rea­ lität, die rational begründet werden können, als Deutungen zuzulassen. So ist die Vers-für-Vers-Komrnentierung des Serviuskommentars insgesamt vom Charakter der Personengleichsetzungen sine tralatione geprägt, bei denen der Interpret relativ nahe am »einfachen« Wortsinn des Textes verbleibt und durch biographische Tradi­ tion abgesichert ist. Metaphorische Allegorien erscheinen demgegenüber nicht nur als sekundär, sondern auch als methodisch problematisch. Ihnen vor allem begegnet S ervius im Kommentar durch eine autoritär-konservative Beschränkung auf die Landgutgeschichte als gleichsam orthodoxe Bezugsebene und in der Präfatio durch die Engfiihrung vonfacta - intentio - allegoria, aus der sich der Code ergibt, mit dem der allegorisch verstandene Text lesbar und verstehbar ist. Indem der Kommen­ tator auf der Intention des Dichters als Bezugspunkt beharrt, demonstriert er seine Überzeugung, dass vor j e der Allegorese der Wille gestanden haben muss, etwas allegorisch auszudrücken und dass die Freiheit des Interpreten in diesem Punkt eine Grenze findet. Zugleich ist sein Bestreben nach B e grenzung allegorischer

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Deutungen wohl auch auf die Annahme zurückzufiihren, dass Vergils allegorisches Vorgehen letztendlich der bukolischen Gattungskonvention widerspricht und der Entschuldigung bedarf. Dies bedeutet jedoch keineswegs eine prinzipielle Ablehnung allegorischer Verhüllungen in der Dichtung: Bukolik, so deute ich Servius' Äußerungen, ist prinzipiell simplex, d. h. frei von Zeitbezügen. Entscheidet sich der Dichter aber fiir zeitgeschichtliche Bezugnahmen, muss er verhüllt sprechen. Diese Forderung nach Verhüllung gilt umso mehr fiir die durchgehend fiktional gelesene A eneis. Hier bezeichnet Servius den Einsatz figurierter Rede bei zeitgeschichtlichen B ezügen explizit als notwendig, um einen Verstoß gegen die Kunstregel zu vermeiden. 55 Im Vergleich zu seiner Aeneiskommentierung zeigt sich jedoch auch der exzeptionelle Charakter der biographischen Allegorese. Auch dort nämlich notiert Servius ver­ borgene Hinweise auf Zeitgeschichtliches, und wie im Eklogenkommentar können diese zuweilen durch die Ersetzung von Namen, am ehesten im S inne der >Mas­ kendeutung< entschlüsselt werden. 56 Solche Interpretationen beziehen sich j edoch nie auf Vergil selbst, und sie sind vollkommen getrennt von der fiir die Exegese der Eklogen eingesetzten Terminologie (allegoria, sub persona,jigura). Der Ursprung in der Ersetzung einzelner Gestalten durch konkrete historische Personen erklärt ein Charakteristikum der historisch-biographischen Allegorese, das sie von anderen allegorischen Verfahren abgrenzt. Anders als diese verweist sie nicht auf kosmische Prinzipien (z. B . Hera = Luft), auf Abstracta (Fides oder Victoria) und moralische oder eschatologische Aussagen (wie beim sensus tropologicus und anagogicus der B ibelallegorese) . Ihre Bezugspunkte sind singulär und konkret, und so erfordert sie zu ihrer Auflösung auch kein esoterisches, universales oder philosophisches Wissen, sondern lediglich die Erinnerung an Geschehenes (jacta, res gestae), wie sie die Aufzeichnung der historia bereitstellt. 57 Diese Allegorien sind nicht dunkel oder verborgen, 58 sondern, als Ergebnis einer pragmatischen Intention, die aus der individuellen Lebenserfahrung des Dichters ableitbar ist, auch vom Schüler des grammaticus rational anhand der biographischen Tradition überprüfbar. 59

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Serv. Aen. 1,382: quod autem diximus eum poetica arte prohiberi, ne aperte ponat historiam, certurn est. Lucanus namque ideo in numero poetarum esse non meruit, quia videtur historiam composuisse, non poema. Vgl. z . B . die D eutungen zu fünf der im > Sünderkatalog< von Verg. Aen. 6,608-25 genannten Personen Serv. Aen. 6,612; 621; 622; 623. Zur Beziehung zwischen rhetorischer und philosophischer Allegorese vgl. Boys-Stones (2003) 3 f. ; Most (20 1 0) 33-37. »Versteckt« (latenter) geäußert ist lediglich die politische Kritik, die Servius an einigen Stellen sieht; vgl. ad ecl. 1,12; 27; 9,18 (siehe oben S. 142 und Anm. 20). Zur didaktischen Dimension von Servius ' Äußerungen über allegoria und die Kriterien ihres Einsatzes vgl. Monno (2006a) .

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5 Theocriti versus verbum ad verbum translati: Das Bild von Dichter und Dichtung in den explanationes Über das Vehikel für die allegorisch-biographische Erzählung, den dichterischen Text und seine literarischen Aspekte, reflektiert Servius viel weniger als über die Allegorie. Während in der Präfatio der intentio des gratias agere per allegoriam als causa der Landgutverlust und seine Rückgewinnung gegenüberstehen, besteht das einzige Motiv, das man fur die intentio der Theokritnachahmung ausmachen kann, in der Angabe , Theokrit sei der beste Bukoliker gewesen (ecl. praef p . 2, 1 5- 1 6) . Anders als die allegoriae hat die Nachahmung Theokrits i n Servius' Darstellung weder einen identifizierbaren Anlass noch ein bestimmtes Ziel. 60 Obwohl Vergil gelegentlich für bessere Lösungen gelobt wird,6 1 erfolgt die imitatio idealerweise durch wörtliche Übersetzung, 62 und ebenso bedeutet bukolisches Schreiben das Kopieren der rustikalen Hirtenwelt Deren Funktion, so gewinnt man den Eindruck, besteht hauptsächlich darin, das simplex-Pendant der allegoria zu bilden. Durch diese starke Betonung des mittels Allegorie hergestellten Außenbezuges bildet das Werk, besonders aber die hier näher betrachteten Eklogen 1 und 9, aus Servius ' Perspektive keine fiktionale Welt ab, die von der Realität deutlich zu unterscheiden wäre. Auch das immer wieder aufgestellte Gegensatzpaar simpliciter - allegoricos bezieht sich nicht auf die Fiktionalität der Darstellung, sondern darauf, dass sich die Sinnbildung gleichzeitig auf mehreren Ebenen vollzieht.63 Interessant zu beobachten ist in diesem Zusammenhang, dass das maskierte Sprechen des Dichters im Text seine Funktion als »narrative Instanz« in keiner Weise berührt. So können auch Gestalten, die nicht mit »Vergil« identifiziert werden, seine Ansichten äußern,64 und sobald ein Gedicht nicht als dramatische Wechselrede organisiert ist, sondern einen Erzählrahmen besitzt, fungiert der Dichter als Erzählerstimme, ohne dass daraus Gleichsetzungen abgeleitet würden.65 60

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Donatus erwägt demgegenüber als möglichen Anlass fiir Vergils bukolisches Dichten u.a. die Anmut Theokrits und spekuliert, dass bukolische Gedichte sich wegen ihrer »freieren und bunteren« Art besonders gut geeignet haben könnten, um Iaudes und preces vorzutragen (Don. vita Verg. 60); die Intention seiner Theokritnachahmung sieht er in ästhetischen Absichten (delectatio) ; vgl. Don. vita Verg. 64 u. Anm. 7 1 . Serv. ecl. 2,23 ; 5 1 ; 3 , 8 . Serv. ecl. 9,23 ; vgl. 9, 1 ; 8 , 1 ; 7 , 1 u. a. Als Gegenstück zu simpliciter dieturn aufgefasst verkörpert allegoria weder notwendig ein verumnoch die historia, sondern ein »Andersreden«; anders Vila (20 1 1 ) 1 49-1 52, welche die in der Eklogenkommentierung erkennbare Opposition simplex- allegoria als Pendant zu den Begriffspaaren.fictum- verumbzw. fabula - historia ansieht, die Servius in der Aeneiskommentierung in Anwendung bringt. Vgl. z. B. die Deutungen als versteckte Kritik S erv. ecl. 9 , 5 (Moeris spricht) oder 9, 1 8 (Lycidas spricht). Vgl. besonders Serv. ecl. 3 , 1 zur diegetischen, dramatischen oder »gemischten« Erzähl­ weise der Bucolica. Explizite Identifizierungen der Erzählerstimme mit bukolischen

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6 Ut per allegoriam agat gratias: Zeitgeschichte und Ideologie Die hier anhand des Serviuskommentars skizzierte biographische Lektüre der Buco­ lica ist im 5 . Jh. nichts Neues. Dass Vergil in den Eklogen von sich selbst erzähle, stand für seine Interpreten schon lange vor Servius ' Zeit fest, und ebenso ist auch der intertextuelle Bezug zu Theokrit natürlich keine Neuentdeckung. Spezifisch für Servius ist j edoch das in der Präfatio zu beobachtende Bestreben, diese beiden Aspekte der Interpretation in einen Gegensatz zu bringen, den der D ichter über­ winden müsse. Im Konflikt zwischen literarischem Wollen und pragmatischem Müssen wird das stets gesehene biographische Erzählen so zur necessitas, in deren Dienst Servius nun auch die literarische Seite der Gedichte, ihren Anschluss an die bukolische Tradition, gestellt sieht. Mehr als seine Vorgänger, von denen er sich in dieser Hinsicht explizit absetzt, betont Servius diese necessitas als Auslöser der Allegorie und Prüfstein der Allegorese. Zugleich reduziert er das Movens der Dichtung auf die durch mächtige Gönner erwirkte Rückgewinnung des Landgutes und die dafür abzustattenden gratiae. 66 Neu in der Eklogendeutung des 4./5 . Jh. , wie sie uns in den Präfationes des Donatus und des Servius entgegentritt, ist aber auch die dezidierte Verbindung von allegoria und gratiae/laudes. 67 Für diese antiken Interpreten dichtet Vergil nicht einfach biographisch, sondern er dichtet Panegyrik. Diese erscheint, unter Ausblendung aller gegenläufigen Deutungsmöglichkeiten, die der Kommentar in den Einzelscholien noch weiter trägt, zumindest in der Präfatio als Endzweck der bukolischen Gedichte. Als zeittypisch an der von Servius modellierten Beziehung zwischen Leben und Literatur könnte man zum einen die herrschaftsbestätigende Rolle werten, die er der Dichtung damit zuweist, ebenso wie ihre Fokussierung auf einen herrscherliehen Adressaten als Auslöser des Dichtens, dem der Dichter als Klient verpflichtet ist.68 Zum anderen kann man die explizite Reflexion über allegoria selbst, die Servius für nötig hält, und seine in diesem Zusammenhang zu beobachtende reservierte Haltung gegenüber einer Allegorese des metaphorischen Typs als abwehrende Reaktion auf zeitgenössische literarische Entwicklungen deuten.69 Zu denken ist dabei einerseits an die systematische Dichterallegorese der Neuplatoniker und die

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Gestalten könnte man zumindest bei den Selbstverweisen im Text erwarten (siehe oben Anm. 1 ) . Dies wird vor allem im Vergleich mit den insgesamt vier Vorschlägen deutlich, die Aelius Donatus (Don. vita Verg. 5 8-60) für die mögliche causa des bukolischen Dichtens macht (siehe oben Anm. 60). Siehe oben S . 1 4 1 . Auch andere Dichter sind Klienten, z. B. der obskure Anser Antonii poeta, qui eius Iaudes scribebat (ad ecl. 9,36). Zu weiteren möglichen Faktoren, die Servius ' Sicht auf die Eklogen modellieren, vgl. Patterson ( 1 9 87) 40-4 2 ; Levis ( 1 993) Anm. 30 hält u. a. die Beliebtheit des Genus Panegyrik für eine mögliche Ursache. Zum Problem der Begrenzung der Allegorese und zum Umgang mit heterodoxen Deutungen in zeitgenössischen christlichen Kommentaren vgl. Irvine ( 1 994) 265-267.

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christliche Schriftallegorese, andererseits aber auch an die zunehmende allegori­ sche Literaturproduktion, repräsentiert z. B . in den allegorischen Dichtungen des Prudentius oder des Martianus Capella.70 Auf rhetorischem Gebiet entspricht die­ ser Entwicklung die Annäherung des Konzepts der allegoria an diefigurae, die »versteckten Anspielungen« oder »verblümten Reden«, denen die zeitgenössischen Rhetorikhandbücher viel Raum geben als ein Mittel, um indezente oder gefährliche Themen zu behandeln. 7 1 In diesem Umfeld ist Servius mit seiner Bemerkung vom aliquibus locis miscere figuras, dem »gelegentlichen Beimischen vonfigurae« ein moderater und im Grunde konservativer Vertreter der Allegorese. Seine Nachfolger in der Eklogenexegese, etwa die ins spätere 5. Jh. zu datierenden Scholia Bemensia, werden vor allem den metaphorischen allegoria-Typ bis zum Extrem treiben, indem sie den Text als Patchwork allegorischer Aussagen behandeln und dabei aus jedem Detail j edes ein­ zelnen Gedichtes politische Stellungnahmen Vergils ermitteln. Die Deutungslinie, die sie dabei verfolgen, ist allerdings bereits im Serviuskommentar angelegt. Schon Servius stellt die prinzipielle Berechtigung der historisch-biographischen Allego­ rese als Methode nicht in Frage, sondern begrenzt nur die zulässigen Bezugspunkte. Auch sein Interesse richtet sich in Theorie und Praxis betont auf die Referenzen zu real Geschehenem, die möglicherweise durch allegoriae hergestellt werden. Vergils Eklogendichtung erscheint nach seinem Konzept so eher nicht als autonomer litera­ rischer Kosmos, der vorrangig als ästhetische Kommunikation zu untersuchen wäre. Stattdessen steht sie, auch durch die panegyrische Motivation, die Servius Vergils allegorischem Sprechen unterstellt, in einer pragmatischen Nützlichkeitsbeziehung zur Lebenswelt des Dichters . Inwieweit dieses Literaturkonzept zu verallgemei­ nem72 und auf andere spätantike Autoren zu übertragen ist, wäre eine eigene Untersuchung wert. 70

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Vgl. Robertson (1966-67) 3 6 f. ; auch Bardo M. Gauly (in diesem Band, bes. S. 1 3 1 ) beobachtet eine solche Abwehrreaktion, in diesem Fall gegen die Vereinnahmung durch christliche Allegoresen, in Claudians Phoenixgedicht. Zur allegoria als .figura siehe oben S . 1 3 8 und Anm. 8. Rhetoris che Behandlungen der oratio.figurata u. a. bei Herrnogerres (Inv. 1 3), Chirius Fortunatianus (rhet. 1,5-7) und Iulius Victor (rhet. 21 f.); eine ausführliche Darstellung findet sich aber schon bei Quintilian (inst. 9,2,64-99), der auch auf die Ähnlic hkeit beider Konzepte hinweist (inst. 9,2,92). S ervius selbst macht im Eklogenkommentar keine expliziten poetologischen Aussa­ gen zu Zweck und Absicht von Dichtung o der Literatur im Allgemeinen, doch seine Aeneiskommentierung zeigt ein ähnliches Interesse am panegyrischen Zeitbezug (vgl. Serv. praef Aen. p. 4, 1 0 Thilo : intentio Vergilii haec est, Hornerum imitari et Augustum laudare a parentibus). Donatus, der neben gratiae auch noch zwei literarische Motiva­ tionen fiir das Abfassen der Eklogen erwägt (Don. vita Verg. 58-60), stellt delectatio und utilitas als gleichberechtigte Forderungen an D ichtung nebeneinander (Don. vita Verg. 64): lntentio libri [ . . . ) in imitatione Theocriti poetae constituitur [ . . . ). est intentio etiam in laude Caesaris et principum ceterorum, per quos in sedes suas atque agros rediit, unde eff . ectusfinisque carminis et delectationem et utilitatem secundum praecepta confecit.

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Josef Löss! (Cardiff)

Recapitulatio

-

eine rhetorische Technik als

Literaturkonzept

Typology has lang been recognized as a literary technique to relate symbolic motifs (drawn from mythical or prophetic Iiterature) to historical events and figures in order to endow these with additional meaning and purpose. For example, patriotic poetry in 1 8th century Britain related Britannia's oak-tree to Athene 's olive-tree, thus suggesting comparable historic significance regarding the two great naval powers, ancient Athens and early modern Britain. This introduces an element of creativity which in modern Iiterature is either minimized (in historical-critical studies) or maximized (in modern fiction) . Thus in spite of being aware of typology, modern readers have found it difficult to assess pre-modern, including late-antique, literature, which may not be easily categorised as either historical or fictional. This chapter illustrates this problern by reporting on an ongoing debate about two of Jerome's three Lives ofHermits, the Life ofPaul and the Life ofHilarion, and the degree to which they are held to represent historical reality or to create fiction. The chapter suggests that trying to understand these works with the help of typology may go a long way towards appreciating their value both as historical accounts and as literature. It further introduces a special case of typology, recapitulatio, i. e. the summary of something fully represented (revealed) elsewhere, which a late-antique author like Jerome clearly knew and employed. His depiction of Hilarion, for example, not only includes features »typical« of other ascetics but also, in a summary fashion, properlies that might anticipate Christ at his second coming. Seeing such a technique at work may explain, in an exemplary fashion, what Iiterature in Late Antiquity was, how it worked, and how it was transformed, for example, through a phenomenon such as early Christianity.

Ein prominenter Aspekt der Referenzialität (und Selbstreferenzialität) frühchristli­ cher Texte, insbesondere narrativer Texte, oder auch ihrer, wenn man es so nennen darf, Intertextualität ist die Typologie. 1 Freilich wurde diese zur Zeit der Entstehung dieser Texte und bis in die Neuzeit hinein nicht nur in diesem (literaturwissen­ schaftlichen) Sinne, sondern auch als auf eine historische W irklichkeit bezogen verstanden. Diese zwei Ebenen wurden erst spät (im späten 1 9 . Jahrhundert?) so streng unterschieden, dass vielleicht in mancherlei Hinsicht der Eindruck entstand, man könne Geschichte ohne Bezug zu Literatur und den Gesetzen literarischer Rhe­ torik, und Literatur ohne Bezug zu Geschichte und zur Frage nach geschichtlicher Zu einer allgemeinen Einführung des Begriffs > Typologie< siehe Hall (2002) . Lessing (2009) bietet eine von der Rhetorik her beeinflusste S ichtweise. Verschiedene Beiträge in Bahn ( 1 9 8 8) beschäftigen sich mit dem Begriff in Iiteratur- und kulturwissenschaft­ licher Perspektive. Die interdisziplinäre (d. h . nicht mehr nur auf die frühchristliche Theologie und ihr Geschichtsdenken bezogene) Auffassung des Begriffs geht vor allem auf Auerbach ( 1 93 8 ; 200 I ) zurück.

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Wirklichkeit studieren. Aber allein dass dies als Problem empfunden wird, mit dem folglich auch heftig gerungen wird, deutet bereits darauf hin, dass nach wie vor eine Beziehung zwischen diesen zwei Dimensionen gesehen wird; und insofern stehen wir auch mit unserer heutigen Situation in einer Kontinuität mit der Spätantike.2 Ich möchte mich in meinem Beitrag diesem Problemfeld in drei Schritten nähern. Ich möchte zunächst das Verhältnis von Fiktionalität und Historizität anhand eines kurzen Vergleichs zwei er kleiner, aber wohlbekannter Werke des Hieronymus, der Vita Pauli und der Vita Hilarionis, illustrieren. In einem zweiten Schritt möchte ich fragen, ob bzw. inwiefern das Konzept der Typologie einen Beitrag zur Bestim­ mung dieses Verhältnisses leisten könnte. Bis dahin gehe ich relativ gut ausgetretene Pfade. In einem dritten Schritt aber möchte ich diese verlassen und behaupten, dass über eine konventionell verstandene Typologie hinaus bereits in der frühchristli­ chen Literatur selbst in reflektierter Weise das rhetorisch-exegetische Verfahren der recapitulatio angewendet wurde mit dem Ziel, die gegenseitige Durchdrin­ gung von historischer Referenzialität und diese Referenzialität transzendierender, kreativer, inspirierter, sei es fiktionaler oder auch prophetischer Vision (in einem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfassenden Ganzen von Wirklichkeit) in entsprechenden Texten durchschaubar darzustellen wie auch zu analysieren und so für verschiedene Zwecke (einschließlich Unterhaltung, Bildung, moralische Erbau­ ung, politische Propaganda und dogmatische Unterweisung) nutzbar zu machen. Ich behandle also die Technik der recapitulatio gewissermaßen als einen Spezial­ fall der Typologie bzw. umgekehrt, ich schlage vor, recapitulatio in bestimmten Fällen als ein die Typologie transzendierendes Verfahren in Erwägung zu ziehen; und insofern dieses Verfahren in der frühchristlichen Literatur gezielt, reflektiert und kontinuierlich angewendet wurde, entwickelte es sich, so möchte ich weiter argumentieren, zu einem Konzept von Literatur, das von seinem geschichtlichen Kontext her als charakteristisch für die Spätantike bezeichnet werden kann.

1 Narrativität und Typologie in frühchristlichen Heiligenbiographien Michael Williams hat kürzlich frühchristliche Biographien im Hinblick auf ihre typologische Struktur interpretiert und sie insbesondere von der, wie er meint, weit generischeren Form der Hagiographie unterschieden. 3 Frühchristliche Biographien, so Williams - er behandelt neben Eusebs Vita Constantini Athanasius ' (oder wessen auch immer4) Vita Antonii sowie Hieronymus ' Vita Hilarionis , zeichneten sich gegenüber späteren Hagiographien vor allem durch eine intensivere Auseinander­ setzung mit biblischen Vorbildern aus . Die Vita Hilarionis des Hieronymus etwa, die dritte und insgesamt formvollendetste der drei sogenannten Mönchsviten des -

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Zur Aktualität dieser Sichtweise siehe u. a. etwa Herzog (2002) 3 2 1-348; White ( 1 973; 1 999; 2006); Pau1 (20 1 1 ) . Williams (2008). Zusammenfassend zur komplexen Verfasserfrage siehe Bames (20 1 0) 1 60- 1 70 .

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Hieronymus, oder Mönchsromane, 5 wie sie heute mitunter genannt werden, die Manfred Fuhrmann einst als »Formexperimente erzählender Literatur« vorstellte und deren »literarischer Charakter« bereits vor mehr als hundert Jahren von Paul Winter gewürdigt wurde, 6 konstruiere, so Williams, ihre Hauptfigur vor allem als einen Typ Christi; sie tue dies in Absetzung insbesondere von ihrem bedeutendsten literarischen Vorbild, der Vita Antonii, die ihre Hauptfigur, Antonius, eher als Typ eines Propheten, speziell Elij as, nachzeichne.7 Inwiefern Hieronymus hier wirklich mit der Vita Hilarionis einen solchen Kon­ trast intendierte, kann gefragt werden. Die Vita Hilarionis, die einen historischen Kern hat - ihre Hauptfigur und einige biographische Eckdaten sind historisch belegt -,8 ist ja nicht nur eine Antwort auf die (ebenfalls im Kern historische) Vita Antonii, sondern auch auf Hieronymus ' eigene, fiktive Vita Pauli. Hieronymus hatte letztere im Jahre 375 oder kurz danach als Antwort auf die neue lateinische Über­ setzung der Vita Antonii durch seinen Gönner Evagrius von Antiochien verfasst, mit dem Ziel, als Autor asketischer Literatur unter reichen und gebildeten, von der östlichen Askese faszinierten lateinischen Christen im Westen bekannt zu werden.9 Die Fiktionalität seines Werkes wurde j edoch schnell durchschaut und ihm z. T. übelgenommen. Es gab »Lästerer«, 10 trotz des ansonsten durchschlagenden Erfolgs des Werkes , das schon bald in mehrere Sprachen (Griechisch, Syrisch, Koptisch, Äthiopisch) übersetzt und, wenn man so will, eines der erfolgreichsten fiktionalen Prosawerke der spätantiken lateinischen Literatur überhaupt wurde. 1 1 Trotz dieses Erfolgs der Vita Pauli fühlte Hieronymus sich offenbar unter Druck, den hoffnungslosen Fall der Historizität des Paul von Theben und seiner in der Vita Pauli vorgelegten Biographie weiterhin zu verteidigen. Die etwa fünfzehn Jahre nach der Vita Pauli verfasste Vita Hilarionis, in der Hieronymus auf eben dieses Problem eingeht, war unter anderem auch als eine Art revidierter Antwort auf die Vita Antonii intendiert, eine Neuauflage sozusagen der Vita Pauli, diesmal j edoch mit historisch verifizierbarer Hauptfigur. Die Vita Hilarionis bezieht sich also sowohl auf die Vita Antonii als auch auf die Vita Pauli. Hieronymus räumt gleich im Prolog der Vita Hilarionis ein, dass die Historizität Pauls von vielen Zeitgenossen infragegestellt werde: Weil Paul so sehr im Verborgenen gelebt habe, würden einige nun sogar an seiner Existenz zweifeln, während Hilarion, dessen Leben sich mehr in der Öffentlichkeit abgespielt habe, weithin bekannt sei und deswegen für

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So Fürst (2003) 291. Fuhrmann (1977) 41-99; Winter (1904). Williams (2008) 110. Vgl. Bames (2010) 172.184-192. Rebenich (2009) 21-23. Vgl. Hier. vita Hil ar. 1,6 (SC 508, 214): . . . m ale dicorum voces . . . Zu den wichtigsten Übersetzungen und ihrem Verhältnis zum lateinischen Original s . B idez (1900); Kugener (1902) 513-517; D e Decker (1905); Rebenich (2009) 13 Anm. 3; King (2009) 217-223.

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vulgär gehalten werde (vilis extimetur). 1 2 Übrigens haben wir es bereits hier unter anderem auch mit Typologie zu tun: Ganz ähnlich, so Hieronymus im unmittelbar darauf folgenden Satz, hätten nämlich die Vorväter j ener Lästerer, die Pharisäer, bereits Johannes den Täufer und Jesus von Nazareth verunglimpft. Hätten sie doch ersterem sein Leben in der Wüste und sein Fasten als dem Gesetz widersprechend vorgehalten, letzterem aber seine Geselligkeit und seine Wertschätzung von Speise und Trank. D Doch obwohl, wie diese Stelle andeutet, die Fiktionalität der Vzta Pauli eine Art offenes Geheimnis gewesen zu sein scheint, hält Hieronymus die Täuschung (unter Anwendung, wie gesehen, eines typologischen Konstrukts) hartnäckig aufrecht. An keiner Stelle lässt er auch nur andeutungsweise durchscheinen, dass er selbst nicht an die Historizität Pauls glaubt. 14 Im Gegenteil, er benutzt die gut belegte Historizität Hilarions dazu, die nicht belegbare, weil nicht existierende Historizität Pauls, nicht zuletzt auch mit Hilfe des erwähnten typologischen Konstrukts, zu untermauem bzw. besser, zu überdecken oder zu verschleiern. 1 5 Wie ist dieses Vorgehen zu bewerten? Ist Hieronymus schlichtweg nur ein Lüg­ ner, dessen Verhalten moralisch verwerflich und insofern zu verurteilen ist, oder steht er mit s einen Mönchsgeschichten in einem weiteren B edeutungszusammen­ hang, in dem bestimmte fiktionale Konstrukte grundlegender sind als historisch­ kritisch eruierbare Faktizität, so dass die bewusste Verschleierung ihrer Fiktionalität unter bestimmten Rücksichten, etwa zum Zweck der Traditionsbildung oder der frommen Erbauung bis zu einem gewissen Grad rechtfertigbar oder doch zumin­ dest verständlich wäre? Die Forschung des 19. Jahrhunderts tendierte zur ersteren Sichtweise, 16 in jüngerer Zeit trat die letztere P erspektive stärker in den Vorder­ grund. 1 7 Für Michael Williams etwa ist Hieronymus ' Verhalten aus typologischer 12

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Hier. vita Hilar. 1 ,6 (SC 5 0 8 , 2 1 4) : . . . u t qui semper latuit, nonfuisse, qui a multis visus est, vilis extimetur. Hier. vita Hila r. 1 ,7 (SC 508, 2 1 4) : Fecerunt hoc et maiores eorum quondam Pharisaei, quibus nec Johannis eremus ac ieiunium nec Domini Salvatoris turbae, cibi potusque placuerunt. Interessanterweise verleitete dies einige Forscher, etwa John Kelly, gefolgt von Philip Rousseau und Susan Weingarten, zu der Annahme, dass Hieronymus selbst wohl an die Historizität Pauls glaubte; Kelly ( 1 975) 6 1 ; Rousseau ( 1 978) 1 3 3 ; Weingarten (2005) 1 9-20; dagegen Bames (20 1 0) 1 82- 1 84 . S chon 3 80, ftinf Jahre nach Abfassung der Vita Pauli, hatte Hieronymus dieses Ziel mit einem weit drastischeren Mittel verfolgt, nämlich dem E intrag einer Notiz zum Leben Pauls in seiner Chronik; dazu Bames (20 1 0) 1 8 3-1 84. Wie der Anfang der Vita Hilarionis zeigt, scheint diese Maßnahme die »Lästerer« allerdings nicht ganz zum Schweigen gebracht zu haben. Die klassische, die Vita Pauli (im Kontext des »Kulturkampfs«) als Fiktion »entlar­ vende« Studie ist Hermann Weingartens Aufsatz »Der Ursprung des Mönchtums im nachconstantinischen Zeitalter« Weingarten ( 1 877a; 1 877b) Das Motiv der Erklärung steht auch b e i Rebenich (2009) 1 6 i m Vordergrund. Folglich hält Rebenich eine erneute Diskussion der Historizität Pauls ftir nicht sehr ergiebig. =

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Perspektive durchaus nachvollziehbar. Nicht die kritisch nachprüfbare Historizität, so Williams, fungiere in gegebenem Kontext als Letztkriterium für die Glaubwür­ digkeit eines Textes, sondern die Entsprechung des betreffenden Textes - seine Übereinstimmung - mit einer als normativ rezipierten Vergangenheit und einer aus dieser Vergangenheit heraus in die Zukunft proj izierten Endzeit, zwei D imensio­ nen, die sich fur Hieronymus und seine Rezipienten an den Schnittstellen ihrer (literaris ch, und dies heißt in diesem Fall in erster Linie biblisch interpretierten) Gegenwartserfahrung getroffen hätten. Williams zitiert als Beispiel aus einem anderen Bedeutungsgefuge die Erfahrung der Pilgerväter bei der Gedächtnisfeier ihrer Ankunft in Amerika. Ihre Erinnerung an j enes Ereignis als Einzug des von Gott erwählten Volkes in das gelobte Land sei nicht bloß als Metapher, Analogie oder Parallele zu verstehen, sondern als identitätsstiftend in dem Sinne, dass dieses neue Volk erst dadurch entstehe, dass es sich mit dem alten Israel identifiziere. 18 Die Gemeinde der Pilgerväter Neueng­ lands erfuhr sich in ihrem Erinnerungsritual als Typ des alten Israel bzw. , anders ausgedrückt, und ich greife hier vor, die Pilgerväter »rekapitulierten« in ihren Erinnerungsritualen die Rituale des alten Israel. Die Typologie braucht übrigens nicht unbedingt eine im engeren Sinn bibli­ sche zu sein. Um ein weiteres frühneuzeitliches B eispiel zu nennen: Vor kurzem hat Cressida Ryan dafurgehalten, dass nationalistische Motive im England des 1 8 . Jahrhunderts als Typen alt-griechischer Symbole gedeutet wurden, etwa die Eiche Britannias in James Thomsons Gedicht Rufe Britannia als Typ von Athenes Ölbaum. 1 9 Wenn wir also, um auf Williams ' B eobachtung zurückzukommen, in einem Werk wie Hieronymus ' Vita Hilarionis Typen begegnen, dann sind auch diese nicht notwendigerweise biblischen Ursprungs, sondern können durchaus auch der klassischen oder frühchristlichen Welt entstammen. Sie müssen auch nicht nur von aufsteigender oder absteigender Art sein wie etwa Adam-Christus, Christus­ Hilarion. Sie können auch parallel verlaufen oder Zwischenstufen haben. So ließe es sich nachvollziehen, dass die Vita Hilarionis nicht nur bestimmten Typen in der Bibel und in der Vita Antonii, sondern auch in der Vita Pauli entspreche. Die Entsprechung zwischen Antonius und Paul und Antonius ' Unterordnung unter Paul sind j a zentral fur die Vita Pauli, weswegen Hieronymus wohl auch unmöglich ein Zugeständnis machen konnte, was die Vita Pauli betrifft. Sie war und blieb zentral fur sein asketisch-politisches Programm. Was die anderen Typen betrifft: Jesus selbst z. B . wurde in einigen Evangelien zumindest andeutungsweise als Typ Elijas ins Spiel gebracht (Mk 8,28). Prominenter ist die Bezeichnung Johan­ nes des Täufers als Typ Elij as durch Jesus selbst (Mk 9,11-13).2 0 Man könnte hier 18 19

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Williams (2008) 1 -2 . »How British i s >Rule Britannia, im Sinne etwa einer Synekdoche oder einer abusio. 46 Das erinnert bereits an Quintilian, der ebenfalls Kürze und Prägnanz als Wesensmerkmale der recapitulatio betont. Die recapitulatio wäre demgemäß auf den ersten Blick gerade nicht die Erfüllung einer ausführlicheren argumentatio oder longa expositio. Sie ist nicht größer, länger oder beeindruckender, im Gegenteil. Sie unterschlägt gewisse Aspekte, sie verkürzt, sie lässt Dinge weg. Sie konzentriert sich auf einen, allerdings dann wesentlichen und durchschlagenden Teilaspekt Zu betonen ist in diesem Zusammenhang auch, dass die recapitulatio an sich nichts Neues bringt. Alles Wesentliche ist schon in der argumentatio gesagt worden. Dies ist auch relevant im Hinblick auf das Verständnis des Christusereignisses in der frühen Kirche. Justin, Irenäus oder auch Tertullian hielten in diesem Zusam­ menhang die Aussage für entscheidend, dass Christus mit dem Schöpfergott von Gen 1,1 identisch ist. Deswegen auch das Auftauchen des recapitulatio-Begriffs in antimarkionitischen Werken. Der Gott Christi ist nicht, wie Markion behauptet haben soll, ein »anderer« Gott. Es ist derselbe bereits aus dem Alten Testament bekannte Gott, dessen Wirken sich in Christus rekapitulierte und dessen Wirken sich am Ende aller Zeiten in Christus erneut rekapitulieren wird. Victorinus von Pettau im späten dritten Jahrhundert spricht in seinem Apokaly­ pse-Kommentar, den Hieronymus neu herausgab, davon, dass der Autor der Gehei­ men Offenbarung das Alte Testament »zusammenfassend« (coniungit) »neu überar­ beitet« (recolit) habe. Ein wichtiger Zweck dieser Arbeit sei es gewesen, die alten Schriften besser zugänglich, verständlich zu machen (adaperit) Y Den Sinn dieser Arbeit sieht Victorinus in erster Linie als einen exegetischen (oder literarischen) und nicht so sehr als einen historisch-chronologischen. Wir sollen uns , so Victori­ nus, nicht krampfhaft abmühen, eine gerraue historische Abfolge von Ereignissen aus den Beschreibungen der Visionen herauszulesen.48 Es handle sich hier nur 45

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Iustin. adv. Mare. (frg.) apud Iren. Haer. 4,6,2 : . . . unigenitus.filius venit ad nos, suum plasma in semetipsum recapitulans . . . Löss! (2009) 35. Victorin. Poetov. in apoc. 4 ,1 ( S C 423, 64): Et nunc exinde recolit quae per Iegern in similitudinibus praenuntiata erant, et per hanc scripturam coniungit omnes priores prophetas et adaperit scripturas. Victorin. Poetov. in apoc. 8,2 (SC 423, 88) : Nec aspiciendus ordo dictorum, quoniam septiformis Spiritus Sanctus, ubi ad novissimum temporis.finemque percucurrit, redit

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um Beschreibungen, noch dazu z. T. um Beschreibungen derselben historischen Sachverhalte oder Ereignisse. Mit anderen Worten: Einige dieser Beschreibungen seien lediglich Wiederholungen und bezögen sich auf dieselben Ereignisse, nur jeweils aus neuen, j eweils gehaltvolleren Perspektiven. Damit sei nicht gesagt, dass diese Exegesen keinen historischen Bezug hätten. Es sei aber nicht die Chronologie, auf die es ankomme, sondern die ratio, der Letztsinn.49 Damit wäre die eschatologische Position des Victorinus, etwas vereinfacht, kurz rekapituliert: Ja, er war Chiliast Er glaubte an das Millennium, aber nicht als an eine realgeschichtliche Wirklichkeit, die mit Hilfe des Textes der Geheimen Offen­ barung minutiös beschrieben werden könnte. Die literarische Exegese, so Viktorins Position, kann hier lediglich theologische Bilder auslegen und die Gläubigen und Gemeinden moralisch-praktisch anweisen, was ihr j etziges Leben angeht. Freilich ist bei Viktorin dieses Leben durchtränkt vom Heroismus der Verfolgungssituation und dem Lob der Märtyrer, ähnlich wie die Rhetorik bei Hieronymus geprägt ist von einem ähnlichen Heroismus der Wüstenväter. Damit noch einmal, ehe ich zum Schluss komme, zurück zur Vita Hilarionis und zu einem Beispiel, an dem sich illustrieren lässt, wie Typologie und geschichtliche Wirklichkeit in der Beschreibung des Lebens des Heiligen als einer christozentrisch­ heilsgeschichtlichen recapitulatio zusammenwirken. Beginnen wir dazu zunächst noch einmal kurz mit der Frage nach der Histori­ zität der Vita Hilarionis. Wir können, wie bereits erwähnt, davon ausgehen, dass Hilarion eine historische Gestalt war, gebürtig und als Asket tätig in der näheren Umgebung von Gaza.5 0 Darüber, inwiefern alle übrigen in der Vita beschriebenen Aspekte seines Lebens, insbesondere seine vielen Reisen - nach Ägypten, Sizilien, Dalmatien und Zypern - und die auf diesen Reisen vorgefallenen Ereignisse als historisch gelten können, herrscht freilich keine Einigkeit. Einige Studien gehen, selbst was die Vita insgesamt betrifft, von einem relativ hohen Maß an historischer Glaubwürdigkeit aus , 5 1 andere behandeln das Werk als ganzes noch immer als fiktional. 52 Wie bereits erwähnt ist letztere Position nach dem neuesten Erkenntnis­ stand in dieser Radikalität nicht mehr haltbar. Dennoch schreckt selbst ein Meister der historisch-kritischen Methode wie Timothy B arnes weiterhin davor zurück,

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rursus ad eadem tempora et supptet quae minus dixit. Nec requirendus est ordo in Apocalypsi, sed intellectus requirendus . . . Victorin. Poetov. in apoc. 1 1 ,5 (SC 423 , 98): Diligenter ergo et cum summa sollicitudine sequi oportet propheticam praedicationem et intellegere, quoniam Spiritus Sanctus sparse praedicat et praeposterat et percurrit usque ad novissimum tempus, rursus tempora superiora repetit, et quoniam quodfacturus est semel, aliquoties quasifactum esse ostendit . . . ergo interpretatio sequentium dictarum in eo constabit, ut non ordo lectionis sed rationis intellegatur. Zur historischen Geographie Gazas und seines Hinterlandes siehe nun Bitton-Ashkelony u. Kofsky (2004) und Sivan (2008) 3 3 7 sowie - speziell zu Hilarion - weiterhin Opelt ( 1 979) und die Hinweise bei Leclerc, Moral es u. Vogüe (2007) 2 1 4-2 1 7 . Etwa 0pelt ( 1 979) 1 45-1 77. So Israel ( 1 8 80) 1 2 9- 1 6 5 .

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Fiktion und Wirklichkeit in der Vita fein säuberlich voneinander zu scheiden: Wir sollten uns, so Barnes, vergegenwärtigen, dass Hieronymus mit Epiphanius ' Bericht eine im großen und ganzen zuverlässige schriftliche Quelle zur Verfügung stand, die er mit mündlich überliefertem Material aus dem palästinischen Umkreis bereichern konnte. Anderseits sei Hieronymus aber eben auch ein großer Fabulierer gewesen. 53 Es lässt sich demnach also nicht ohne weiteres entscheiden, ob Hieronymus uns mit der Vita Hilarionis eher so etwas wie einen historischen Roman hinterlassen hat oder eine auch nur in begrenztem Maße historisch zuverlässige Heiligenbiographie. Angesichts der hohen Erwartungen, mit denen Barnes sonst an historische Quellen herangeht, gleicht ein Resultat dieser Art schon beinahe einer Kapitulati­ onserklärung . Halten wir es also stattdes sen mit Viktorin von Pettau und stellen fest, dass die Vita Hilarionis im Kern historisch ist, räumen aber zugleich ein, dass nicht j edes in der Vita beschriebene Ereignis im platten Sinne wörtlich zu nehmen ist. Betrachten wir dann eine Passage wie die folgende. Sie spielt gegen Ende des · Werkes und handelt von Hilarions Abreise von Griechenland nach Zypern auf der Rückreise nach Gaza. Sie lautet wie folgt: 54 Und als zwischen Malea und Cythera Piraten, die den Teil ihrer Flotte an der Küste zurückgelassen hatten, der nicht mit Segeln sondern mit Rudern gehandhabt wurde, in zwei ziemlich großen Brigantinen auftauchten, und das Rollen stärker wurde, weil der S teuermann das Ruder fahren ließ, da begannen alle im S chiff zu zittern, zu weinen, umherzulaufen und die Ruder herzurichten, und, als ob ein einziger B ote nicht ausgereicht hätte, den alten Mann zu bestürmen, Piraten seien im Anmarsch. Er j edoch betrachtete sie aus der Feme, lächelte, wandte sich den Jüngern zu und sagte : >Ihr Kleingläubigen, warum fürchtet ihr euch? Sind diese etwa zahlreicher als Pharaohs Heer? Und doch gingen sie alle durch Gottes Willen unter. < So sprach er zu ihnen. Doch die feindlichen Schiffe bedrohten sie nach wie vor mit schäumenden Bugwellen und waren j etzt nur noch einen moderaten Steinwurf weit entfernt. Also stellte er sich auf das Vorderdeck des Schiffes, streckte seine Hand in Richtung der ankommenden Piraten und sprach: >Bis hierher gekommen zu sein möge reichen.< 0 wunderbare Fügung der Dinge : Mit einem Mal fielen die B oote zurück und obwohl 53 54

B ames (20 I 0) 1 92 . Hier. vita Hila r. 2 9 , 8- 1 3 ( S C 5 0 8 , 2 8 8 ) : Cumque inter Maleam e t Cytheram piratae, derelicta classe in litore, quae non antemna sed conto regitur, duobus haud parvis myoparonibus occurrissent, denuo hinc inde jluctus verrente remige, omnes qui in navi erant trepidare, fiere, discurrere, praeparare contos, et quasi non sufficeret unus nuntius, certatim seni piratas adesse dicebant. 9. Quos ille procul intuens subrisit et conversus ad discipulos dixit: >»Modicae, «< inquit, 11>.fidei, quare trepidatis?« Numquid plures sunt hi quam Pharaonis exercitus? Tarnen omnes deo valente submersi sunt. < 1 0. Loquebatur his et nihilominus spumantibus rostris hostiles carinae imminebant iactu tantum lapidis medio. 1 1 . Stetit ergo in prora navis et porrecta contra venientes manu: 1Hucusque, < ait, >venisse sufficiat. < 1 2. 0 mira rerumfides: Statim resiluere naviculae et impellentibus contra remis ad puppim impetus redit. 1 3 . Mirabantur piratae post tergum se redire nolentes totoque corporis nisu, ut ad navigium pervenirent, velocius multo quam venerant ad litus ferebantu r.

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die Ruder weiter dagegenhielten, trieb die Strömung sie nach Achtern ab. Die Piraten wunderten sich, dass sie so gegen ihren Willen zurückfielen und bemühten sich mit aller Anstrengug ihres Körpers, das Schiff doch noch zu erreichen, doch wurden sie weit schneller, als sie gekommen waren, zur Küste zurückgetrieben.

Betrachten wir also eine Passage wie diese, dann entdecken wir darin weit mehr als bloße Anspielungen, sei es auf biblische Stellen oder auf Stellen der klassisch­ antiken Literatur, Seestürme (Lk 10,23 ; Mt 8,26), 55 Piratenüberfalle, Wunder wie etwa die Vernichtung des ägyptischen Heeres beim Durchzug Israels durch das Rote Meer. 56 Auch die Tatsache, dass Hieronymus hier an einigen Stellen mit Ironie gespielt haben mag, ist zweitrangig. Was eher zählt, ist die Tatsache, dass in Hilarion hier eine Fülle von Gestalten zusammengefasst, summiert, rekapituliert werden, die alle fur die Identität des spätantiken gebildeten Intellektuellen und Asketen relevant waren: Die stoische Haltung des Philosophen, das ironische Lächeln, die Kontrolle über die Emotionen, die Maj estät eines Mose, wie er die Hand über das Meer ausstreckt, die Souveränität Jesu im Seesturm, wobei gleich auf zwei Versionen, Lukas wie Matthäus, angespielt wird. Was aber beim Lesen am stärksten auffallt, vor allem wenn man Erwartungen an eine Hagiographie an die Stelle heranträgt: Äußerlich passiert hier eigentlich sehr wenig, j edenfalls nichts, was man als Wunder erkennen würde, auch wenn rhetorisch ein Wunder suggeriert wird (o mira rerum fides). Es ist j a doch bezeichnend, dass das eigens gesagt werden muss ; denn die erzählten Ereignisse könnten sämtlich natürlich erklärt werden: So beginnt Hieronymus den Abschnitt bereits mit der etwas unklaren Aussage, die Piratenboote seien »ziemlich groß« (haud parvis) gewesen. Größe soll hier suggeriert werden. Aber ein myoparo ist eben nur ein kleines , wenngleich auch schnelles und deswegen von Piraten bevorzugtes Gefahrt. 57 So bedrohlich wie die Situation gewesen sein mag, völlig außergewöhnlich war sie sicher nicht. Und es herrschte auch gar kein Sturm. Was Hieronymus hier beschreibt, könnte durchaus auch vom Umschwung der Gezeiten herrühren, von der Ebbe zur einsetzenden Flut, oder von einer plötzlich einsetzenden Strömung, die das Zurückfallen und schnelle Abtreiben der Piraten ans Ufer erklären könnte. Fassen wir all dies zusammen, dann haben wir es hier wohl weniger mit einem Abschnitt aus einer reißerischen Wundergeschichte zu tun als mit einem stilistisch wie auch intellektuell doch recht anspruchsvollen Stück Literatur, in dem die Technik der recapitulatio in dem oben ausgefuhrten Sinne als eines Sonderfalls der Typologie ausgiebig zur Anwendung kommt.

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Lc 1 0,23 : Et conversus ad discipulos seorsum dixit; Mt 8,26: Quid timidi estis, modic ae fidei? Ex 1 4,25-2 8 ; 1 5 ,4 . 1 0 : Submersi sunt qu asi plumbum in aquis vehementibus. Es findet Erwähnung etwa bei Sall . frg. 3,8 (Maurenbrecher) ; App . Mithr. 92; Cic. Verr. 2,5,89 u. 97.

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3 Schluss Es ist dieser Begriff der recapitulatio, in Ergänzung zu dem der Typologie, der ein erweitertes Verständnis von historisch-fiktionaler Narrativität in der Spätantike bieten und dadurch dem modernen Ausleger behilflich sein könnte, eine Dimension j enseits der scharfen Unterscheidung von Historie und Fiktion zu entdecken. Was j edoch die spätantiken Leser betrifft, so dürfte die Leseerfahrung für sie mehr gewesen sein als das bloße Entdecken schon vorhandener, ausgiebig bekannter Typen. Das Verfahren der recapitulatio ermöglichte gerade auch das Entstehen neuer Literatur, indem neue Formen und neue Inhalte, neue Helden, Hauptfiguren und Typen in teils bekanntem, teils aber eben auch noch nicht bekanntem, teils neu arrangiertem Material entdeckt werden konnten. Diese Entwicklung erfolgte, wie angedeutet, nicht rein zufällig oder unbewusst. Recapitulatio ist kein plötzlich oder unvermittelt auftretendes Merkmal einer neuen Form von Literatur, sondern ein zumindest in einigen wichtigen Aspekten bewusst neu entwickeltes Literaturkonzept Ursprünglich eine Technik der forensischen Rhetorik wurde sie, wie erwähnt, Mitte des zweiten Jahrhunderts von christlichen Schriftstellern, angefangen von Justin dem Märtyrer und Irenäus von Lyon, als paradigmatisch für die christliche Heilsgeschichte gesehen. Der Deutung dieser frühchristlichen Theologen gemäß wurde die Welt- und Menschheitsgeschichte, die sich seit Adams Fall auf ein übles Ende hinentwickelt hatte, durch den in Jesus Christus Mensch gewordenen Schöpfergott von Anfang an und grundlegend neu aufgerollt und auf das nahe Ende der Geschichte (die zweite Ankunft Christi als Erlöser und Richter der Welt) hin erneuert. Anfang wie Ende wurden dadurch neu definiert, mit enormen Folgen auf die (erzählte) »Mitte der Zeit« .5 8 Was immer von nun an erzählerisch dargestellt wurde, und war es scheinbar auch noch so belanglos, war sowohl mit Adam als auch mit Christus und darüberhinaus mit der gesamten biblischen Geschichte verbunden, und es ereignete sich j eweils in einer Situation höchster eschatologischer Spannung. Wie Candida Moss es ausgedrückt hat: Die im Mittelpunkt dieser neuen Erzählungen stehenden Hauptfiguren stellen quasi »other Christs« dar,59 »Christusse« zweiter Ordnung sozusagen, deren Handlungen beinahe dasselbe Gewicht haben wie das Handeln Christi selbst in den neutestamentlichen Evangelien, insbesondere in den Passionserzählungen. Die Schriften des Neuen Testaments, insbesondere die vier Evangelien, und die aus ihnen hervorgegangenen Auslegungstraditionen fungierten für die Entwickler dieser neuen Literatur als Modelle. Sie inspirierten und beeinflussten die Entstehung und Entwicklung dieser Literatur nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. Es ist bezeichnend, dass etwa Hieronymus sich nicht nur als »kreativer« Autor betätigte, sondern auch als Übersetzer, Historiker und Exeget. Das Neuartige dieser Literatur 58

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Zu diesem von Hans Conzelmann in seiner erstmals 1 9 5 4 veröffentlichten Habilitati­ onsschrift geprägten, auf die Theologie des Lukasevangeliums gemünzten Ausdruck s. Conzelmann ( 1 977). Moss (20 I 0).

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bestand überdies nicht nur darin, dass sie eine neue Art von Hauptfigur bzw. einen neuen »Heldentyp« einführte, Candida Moss ' »other Christ«, der eine neue Art von Ideologie vertrat, sondern es handelte sich hier in der Tat auch formal um eine neue Art von Literatur, inspiriert und beeinflusst von der Form des im ersten oder zweiten Jahrhundert entstandenen frühchristlichen Evangeliums. Hieronymus' Mönchsviten sind dabei nur ein frühes Beispiel dieser Entwicklung in der lateinischen Literatur. Gerade Hieronymus ' Beispiel zeigt darüberhinaus auch, dass selbst wo diese neuen Formen teils genuin innovative, teils massiv von klassisch-antiken literarischen Formen und Inhalten beeinflusste Weiterentwicklungen neutestamentlicher Literatur darstellen, sie unter Ausklammerung dieses Rahmen nicht hinreichend deutbar sind. Auch wenn recapitulatio ursprünglich eine rhetorische Technik war und Typologie sich gleichermaßen in christlicher wie nichtchristlicher Literatur findet, es war die Weise in der einige frühchristliche Autoren recapitulatio theologisch deuteten, die diese Technik potentiell zu einem Literaturkonzept machten, das dann auch auf die nichtchristliche Literatur der Spätantike rückwirkte. Christen wie Nichtchristen der Spätantike b ewohnten weitgehend denselben literarischen Kosmos, nämlich den der ausgehenden griechisch-römischen Antike. Aus diesem Kosmos heraus hatten frühchristliche Autoren ihre religiöse Tradition entwickelt, mit den Mitteln der antiken literarischen Rhetorik. Sie hatten dabei auf hellenisiertes jüdisches Kulturgut zurückgegriffen und neue inhaltliche Elemente eingeführt, neue Geschichten, neue literarische Motive, neue Gestalten. Aber die Mittel, mit diesen umzugehen, hatten sie der griechischen und lateinischen Kultur entnommen. Deshalb lassen sich christliche und pagane Heiligenviten recht gut vergleichen. Sie sind zwar nicht völlig deckungsgleich im Gebrauch ihrer Motive, aber die Überschneidungen sind beachtlich. Ein entscheidend neuer Aspekt von Literatur in der Spätantike ist j edoch, dass auf dem Hintergrund der christologischen Deutung von recapitulatio durch christli­ che Theologen im zweiten Jahrhundert eben dieses Konzept der recapitulatio in Heiligenviten der Spätantike zu einem neuen Literaturkonzept weiterentwickelt wurde. Dieses wirkte sich nun gleichermaßen auf christliche wie nichtchristliche Rezipienten aus und trug somit seinen Teil dazu bei, die literarische Kultur der griechisch-lateinischen Spätantike überhaupt zu prägen.

Literaturverzeichnis Auerbach ( 1 93 8) : Erich Auerbach, »Figura«, in: A rchivum Romanicum 22, 4 3 6489. Auerbach (200 1 ) : Erich Auerbach, Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur, 1 0. Auflage, Marburg. Bames (20 1 0) : Timothy D. B ames, Early Christian Hagiography and Roman History, Tübingen.

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Marco Formisano (University of Ghent) and Cristiana Sogno (Fordham University)

T he Ways of veritas. Historiography, Panegyric, Knowledge

The prominence of veritas in late antique Iiterature and its striking recurrence in a plurality of texts and genres is indicative of a way of conceiving Iiterature and textuality that is distinctively late antique. Far from providing an exhaustive analysis of such a broad topic, this chapter examines the concept o f veritas within three different but interrelated genres that are characteristic of late antique literature, namely historiography, panegyric, and the so-called Iiterature of knowledge. Our discussion of the concept of veritas in late antique Iiterature is preceded by a brief overview of the ways in which this "rhetoric of truth" worked within two other historical contexts, namely archaic Greece and early modern Europe, where this rhetoric played an equally predominant role.

"Truth" is one of those big words which appear in nearly every kind of text of any age, and at first glance it seems impossible to do anything with it. Yet the mention of veritas in late Latin Iiterature is quite striking, and, in our opinion, it reveals a particularly late antique way of conceiving Iiterature and textuality that deserves to be addressed in a volume devoted to late antique conceptions of literature. 1 From poetry to theology, from historiography to panegyric, from the artes grammaticae to treatises on medicine and the art of war, from biographies to commentaries, veritas recurs obsessively, shaping around itself a system of meanings related to other terms, such as .fides , credere, and their opposite falsum dissimulatio etc. This topic is quite broad, and the following pages are certainly not meant to be exhaustive. Our aim is to offer some Observations on this theme that could and hopefully will be developed further. Given limitations of size, this chapter cannot provide a thorough analysis of veritas in late Latin literature, nor can the authors fully explore the discussion of the interrelation between history and fiction, which has produced a number of seminal works in the scholarship of the last thirty years .2 Before moving to our discussion of the concept veritas within three different genres of late Latin literature, it seems appropriate to briefl.y describe how the "rhetoric of truth", as we might call it, worked within two other historical contexts, namely archaic Greece and early modern Europe. We have chosen these two histor­ ical periods of Westem civilization out of all possible periods precisely because they ,

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We would like to thank the editor, Jan Stenger, for having invited us to contribute to this volume. Marco Formisano is the author ofpart I , 3, and 4, and Cristiana Sogno of part 2 and 3, but the overall chapter is the result of a collaborative effort and common vision. See among others the classic studies of Wiseman ( 1 979), Woodman ( 1 988), Bowersock ( 1 997), Mazza ( 1 999).

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have been scrutinized from the point of view of what today is called "truth". This "comparative" approach seems usefu1 to us main1y for two reasons. First, it offers some terms of comparison which might show the importance of this issue through the ages and he1p us map out a wider scholarly framework for our discussion about late antique veritas. The second and more important reason is methodological: more than any other ages, the period we call "late antiquity" needs to be put in comparison with other cultural and literary contexts . In studies of the history of knowledge or intellectual history this period has rarely been taken seriously into consideration: if anything, it appears as an age of transition, its character being absorbed either by a static and gigantic Antiquity or by the academically more fashionable Middle Ages. This point is not secondary and deserves attention not only as a matter of principle, but also because one of the main reasons why modern readers might have difficulties in approaching late ancient textuality seems to reside in the tight interrelation between Iiterature and knowledge. These two concepts very often coincide in this period, so that we might argue that for late antique authors "literature" is knowledge about literature.3 Discussion of the concept of veritas allows us to explore this connection in depth. In what follows, it is worth noting that our comments on two very different discursive practices - aletheia in archaic Greek oral culture and "obj ectivity" in early modemity - are not meant to offer a concrete term of comparison with the late antique discourse of veritas. Rather, they have a heuristic function, aimed at showing how the discussion of "truth" has been relevant through the ages while assuming different values, and how it has received a great deal of scholarly attention.

1 . From Aletheia to Obj ectivity: Arehaie Greece and Early Modem Europe The discourse of aletheia is fundamental to archaic Greek poetry, as demonstrated by Marcel Detienne in his 1 967 monograph Les maitres de verite dans Ia Grece archai'q ue. 4 According to Detienne, in this early stage of Westem Iiterature aletheia is not yet a philosophical and rational concept, but a religious one; the word itself has a "pre-rational" meaning that is subsequently modified by philosophers such as Parmenides and, of course, Plato. D etienne argue s that precisely this archaic phase of the history of the concept "allows us to pinpoint, in the very fabric of continuity between religious and philosophical thinking , the changes of meaning and the logical breaks that radically differentiate thes e two forms of thought". 5 Interestingly enough, aletheia is not yet connected with notions of objectivity, comrnunicability, and unity, and it does not yet follow any principle of conformity to either ' scientific' logic or 'reality' .6 "Truth," Detienne argues, "is not intelligible

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See Formisano (20 1 2) . Trans1ated into English by J. Lloyd, The Masters of Truth in Arehaie Greeee, 1 996. Detienne ( 1 996) 3 8 . Ibid. 3 5 .

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outside a system of religious representations. There is no Aletheia without its complementary relationship to Lethe, no Aletheia without the Muses, memory, justice." Above all "in this system of thought where a concept of truth is absent, aletheia cannot be dissociated from praise, liturgical recitation, or the function of sovereignty".7 Contrary to our expectations, "truth" is contrasted not with "falsehood" or "fiction," but with "oblivion". The word appears in the context of magico-religious speech and is based on memory. Moreover, the discourse of aletheia is intimately connected to epainos, the discourse of praise8 which, as we will short1y see, deeply characterizes late antique literature. It is worth noting, too, that the context described by Detienne refers to a period prior to writing and one in which mimesis has not yet been thematized. Indeed, the birth of the discourse of mimesis, as argued by Wolfgang Rösler in a pathbreaking article,9 results from the interconnection between literature and writing. Detienne 's fascinating analysis of archaic Greek aletheia should be kept in mind when discussing the concept of truth in other historical and cultural contexts. Equally important, however, is the discourse on truth in early modern Europe, which strongly infiuenced not only science but also, and most interestingly for us, literature. Whereas in archaic Greece the discourse on truth developed around the spoken word of the poets well before textuality and the consequent separation of religion, poetry and philosophy, in early modernity the discourse on truth was devoted to the natural and mechanical sciences. But, even though European culture of the 1 7th and 1 8th centuries is considered the origin of our modern understanding of science and obj ective truth, there are substantial points of difference. In their book on Objectivity, Lorraine Daston and Peter Galison persuasively show how this very terrn, which is now the key concept in scientific discourse, was not yet current in early modern discussions about science. w Obj ectivity makes its first appearance in the mid-nineteenth century and has since marked the discourse of natural sciences. An interesting question, then, is how scientists and intellectuals conceived "truth" before the emergence of "obj ectivity". In answering that question, Daston and Galison argue that "there was a science of truth-to-nature before there was an obj ectivity; trained judgment was, in turn a reaction to obj ectivity". 1 1 We will see below how this concept is strongly related to literary discourse, in particular 7

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Ibid. 69. Ibid. 76. Rösler ( 1 980) initiated a debate over ancient concepts of fictionality. Subsequent responses include among others Hose ( 1 9 9 6) and Reiche! ( 1 997). I n their words: "Scientific objectivity has a history. Objectivity has not always defined science. Nor is obj ectivity the same as truth or certainty, and it is younger than both [ . . . ] To be objective - they continue - is to aspire to knowledge that bears no trace of the knower [ . . . ] Obj ectivity is b lind sight, seeing without inference, interpretation or intelligence." ( 1 7) Daston/Galison (2007) 1 8 . Daston and Galison focus in particular on images stemming from scientific atlases of many kinds - anatomical, mechanical, b otanical etc. - and dernarrstrate that "what the image represented, or ought to represent, was not the actual

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to the ris e of fictionality in eighteenth-century Europe . For now, it is important to emphasize how this brief overview of the inquiry into the rise of "obj ectivity" might otfer a usefu1 term of comparison and framework for our investigation of veritas in some of the texts and genres of late Latin literature. In what follows, we shall briefly discuss the frequent mention of veritas in late antique historiography, panegyric, and that relevant but often neglected body of texts which we refer to as "literature of knowledge".

2. Historiography We begin our investigation of veritas in late Latin literature, not surprisingly, with historiography, a genre with which the discourse of veritas is inextricably linked. As anyone familiar with the study of ancient history knows, professions of truth are an essential and distinguishing feature of programmatic statements in the Greco­ Roman tradition ofhistoriography that goes back to Herodotus. 12 Arguably the best as weil as the most controversial formulation of what could be defined as the moral imperative for historians can be found interestingly enough not in a work of history, but in Cicero 's De Oratore (2.62) . While making the case for the importance of the study of history for an orator, Antonius, one of the dialogue 's interlocutors, lays down the cardinal laws of historiography, namely, not to dare to say anything false (ne quid falsi dicere audeat) and not to dare to omit anything true (ne quid veri non [dicere] audeat). 1 3 Late antique historiography is deeply indebted to the Ciceronian formulation, and Cicero 's influence can be seen most clearly in the famous sphragis that concludes Ammianus' Res Gestae (3 1 . 1 6. 9) : 14 Haec u t mi/es quondam e t Graecus, a principatu Caesaris Nervae exorsus a d usque Valentis interitum pro virium explicavi mensura: opus veritatem professum numquam, ut arbitror, sciens si/entio ausus corrumpere vel mendacio. scribant reliqua potiores aetate, doctrinisflorentes. quos id, si libuerit, adgressuros, procudere linguas ad maiores moneo stilos. These events, beginning with the principate of the emperor Nerva up to the death of Valens, I, a former soldier and a Greek, have unrolled to the best o f my strength: it is a work which claims truthfulness and which, so I think, I have never consciously

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individual specimen before them but an idealized, perfected, or at least characteristic exemplar of a species or other natural kind". Marincola ( 1 997). The exact meaning of Antonius' words is disputed. By calling attention to the corollary of Antonius' truth laws that "there must be no suspicion of partiality in [the historian 's] writings, or of personal animosity", Anthony Woodman has claimed that "Cicero here sees truth only in terms of impartiality" (Woodman [ 1 9 8 8] 72); see also Marincola ( 1 997) 1 80- 1 . On Ammianus as an exponent o f Ciceronian historiography see Blockley ( 1 998) 3 0 813.

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dared to warp with silence or falsehood. Let the rest be written by men with youth on their side, in the bloom of learning. To those who would ernhark on this, if it pleases them, I give the advice to forge their tongues to grander styles . 1 5

The words silentium and mendacium in Ammianus ' profession of veritas neatly summarize Cicero 's principles of historiography, and the addition of sciens ("con­ sciously") not only stresses the historian's impartiality, but also excuses any short­ comings in his work in a way that calls to mind the Po1ybian distinction between lies from ignorance (kat'agnoian), which are pardonable, and lies from choice (kata proairesin), which are culpable . 1 6 Ammianus ' short and highly allusive conclusion has not surprisingly attracted much scholarly attention. In the absence of a (lost) preface, where such program­ matic statements are usually found, the last paragraph of the Res Gestae offers the clearest declaration of its author's commitment to truth. The centrality of veritas in the Res Gestae is confirmed by two earlier professions of truth ( 1 5 . 1 . 1 ; 2 6 . 1 . 1 -2) that "act as self-consciously dividing points in the text" 1 7 by marking a distinction between the preceding narrative and what follows . 1 8 The s ame consideration ap­ plies also to the conclusion with the exception that Ammianus leaves to others the task of writing about what follows (scribant reliqua). The exhortation to "write the rest" and the advice that follows have been interpreted in widely different (if not diametrically opposite) ways, namely as either a recommendation to continue the grand historiographical tradition that Ammianus considers hirnself proudly part of, or as a remirrder that contemporary history can only be written as panegyric. Roger Blockley has eloquently championed the first interpretation by arguing that in conformity with Ammianus' usage the p1ural maiores . . . stilos means "greater

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Translation by Kelly (2007) 2 1 9. Polybius ( 1 2 . 1 2 .4-5) draws the distinction between lies from ignorance and lies from choice (and stresses the huge difference between them, 1 2 . 1 2 . 6) in the context of his spirited polemic agairrst Timaeus, whom he accuses of "gross politica1 partiality" (Wiseman [ 1 993] 1 27). Ammianus' allegiance to the Polybian ideal of historiography is made clear at the very beginning of the passage by the ward mi/es, which Ammianus uses to describe hirnself in conformity with the ideal of the historian as a man of action dear to Polybius (cf. Matthews [ 1 989] 4 5 5 ; B arnes [ 1 998] 65-6; Sabbah [2003] 59). For the internal allusions of the sphragis and its intra-textual relationship with the prefaces of books 1 5 and 26, see Kelly (2007) 223-4 . In each of these statements, Ammianus polemically defends his historiograph­ ical proj ect agairrst possible detractors ( 1 5 . 1 . 1 , obtrectatores; 26 . 1 . 1 , examinatores . . . intempestivos) and takes issue with two kinds of historical mendacity, to use Wise­ man 's distinction (Wiseman [ 1 979] 1 4 1 -3 ) between "lies defined as not enough (detail)" ( 1 5 . 1 . 1 ) and "lies defined as too much detail" (26. 1 . 1 -2). In 1 5 . 1 . 1 , Ammianus emphas­ izes the threat posed by brevitas to veritas, whereas in 2 6 . 1 . 1 -2 Ammianus alludes to the dangers of telling the truth in historiography (26 . 1 . 1 , pericula . . . veritati contigua), namely the criticism of readers interested in trivial details (Matthews [ 1 98 9] 457).

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authors," not "grander sty1es" . 1 9 A perceptive and more recent article by Gavin Kelly has trie d to reconcile "up to a point" both interpretations, while pointing out also the shortcomings in Blockley's reading.2° Kelly demonstrates that, even though stili as a metonymy for writers is attested in the Res Gestae (23 .6 . 1 3 , geo­ graphici . . . stili; 27 .4.2, veteres . . . stili), in other passages the same word cannot mean "authors",21 but must be translated as "styles" (e. g. 26. 1 .2, "an important intertext for the sphragis", as Kelly rightly notices). The more accurate translation of procudere linguas ad maiores . . . stilos as "to forge their tongues to grander styles" better conveys the force of Ammianus ' metaphor and can still be interpreted as recommending the imitation of great historians. But there is another problern with Blockley 's analysis, as pointed out also by Kelly, namely the fact that it does not take into account Ammianus ' clear allusion to the ending of Eutropius ' very popular Breviarium of Roman history ( 1 0 . 1 8 . 3 ) : Quia autem ad inclitos principes venerandosque perventum est, interim operi modum dabimus. Nam reliqua stilo maiore dicenda sunt. Quae nunc non tam praetermit­ timus quam ad maiorem scribendi diligentiam reservamus. But, since we have come to our famous and revered emperors, we shall call a halt to our work for the time being. For the rest must be said in a grander style. This we do not now so much leave aside as save for the greater care of (future) composition.

There can be little doubt that Eutropius is here hinting at panegyric.22 After all, according to the "cardinal rule of imperial historiography . . . history could only be written about dead emperors since the living expected (and deserved) to receive panegyric",23 and the clear echo of Eutropius ' ending in the conclusion of the Res Gestae indicates that Ammianus is well aware of the rule goveming the writing of imperial history,Z4 but is not prepared to abide by it. Reading the recomrnendation to write panegyrics as ironical, as already advocated by Kel(y, eliminates the apparent contradiction of such advice in a work that places the utmost importance on veritas in historiography. Ammianus is not being modest in recognizing that he cannot write panegyrics and leaving the task to "men with youth on their side, in the bloom of leaming". The conclusion seems to draw a neat cantrast between the historian's self-stylization as a man of action in the Polybian tradition (mi/es) also not a -

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Blockley ( 1 998) 3 0 8 . Kelly (2007) . Ibid. 226; see also Paschoud (2004) 240- 1 . See Matthews ( 1 9 8 9) 4 5 5 ; Heather/Moncur (200 1 ) 2 1 9 n . 3 7 . A n allusive Ietter of Symmachus to Eutropius (Ep. 3 .47) offers confirmation that maiore stilo means pan­ egyrically; cf. Kelly (2007) 227. B ames ( 1 998) 1 85 . For other examples of the same topos, see the endings o f F e stus ' Breviarium (30 . 1 -2) and the Quadriga Tyrannorum in the Historia Augusta ( 1 5 . 1 0). See also the preface of Jerome's Chronicle, where the author defies the expectation of the reader by claiming that he will not write panegyric about the ruling emperors, but broader history.

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self-effacing term - and the budding panegyrists, whose sole requirement is leaming (doctrinis) . Amrnianus ' complex attitude toward panegyric can be seen in the very passage where he claims that his narrative of Julian comes close to material for encomium ( 1 6 . 1 .3): Quicquid autem narrabitur, quod nonja/silas arguta concinnat, sedfides integra rerum absolvit documentis evidentibus fulta, ad laudativam paene materiam pertinebit. ("But whatever I shall relate - and no eloquent lie embellishes my account, but the uncorrupted truth of events supported by clear proofs acquits it [ from such an accusation] - will almost belang to the domain of panegyric.") Ammianus claims that his writings about Julian may sound like panegyrics, but they are not. More importantly for the purposes of this paper, the cantrast between the falsitas arguta that ostensibly embellishes panegyrics and the fides integra25 of Ammianus ' account seems to imply a deep-seated distrust of rhetorical speciousness. The tension between truth and embellishment is clearly not a novelty of late antique historiography, and Ammianus does not go as far as the naughty author of the Historia Augusta, who seems to argue that the lack of rhetorical polish of his account is a guarantee of its truthfulness (see below). Ammianus ' claim to truthfulness remains grounded in the "clear proofs" that he will provide, as is customary in a work of history, and whether he delivers on this promise is ultimately irrelevant to the argument of our paper. But there seems to be a correlation between rhetorical polish and falsehood in the idea of an "eloquent lie" that embellishes a (panegyrical) narrative, and it is worth noticing that in the first (extant) profession of truth in the Res Gestae ( 1 5 . 1 . 1 ) , Ammianus feels compelled to defend the following section of his work, which will be written in a "more polished style" (limatius). 26 Paradoxically, as we shall show below, panegyric makes a similar claim and adopts the same language of historiography. Following in the footsteps of classical historians, panegyrists insist on the truth of what they are proclaiming: their veritas is visible and tangible, and they put on stage, as it were, the same competition between poetic fiction and historical truth. Both the conscientious historian and the hyperbolic p anegyrist play in the same field, and veritas is the issue at stake. The theme of veritas ( or lack thereof) also occupies an important place in the Historia Augusta, a notoriously problematic work, whos e date, authorship, and geme are the obj ect of heated debates among classicists. Most s cholars would probably now agree that this collection of mostly fanciful biographies is the work of a single author hiding behind six different pseudonyms and "delighting in deceit and making a mockery of historians".27 The exact date of the work is a major bone of contention, 28 and it is not our purpose to contribute to that discussion. A general 25 26

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For Ammianus ' use of the termfides as a synonym of veritas, see Sabbah (2003) 1 9-23 . Limatius could very weil indicate the panegyrical style of the Julianic books, which Ammianus explicitly defends in 1 6. 1 . 3 . Syme ( 1 983) 22 1 . Cameron (20 1 1 ) offers a comprehensive and painstaking discussion of the dating of the Historia Augusta and the ideological stakes involved in it.

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dating to the second half of the fourth century is reason enough to include this text as evidence for the special interest of late antique writers in the issue of truth, historiography, and narrative. Just as Seneca and Lucian before him,29 the author of the Historia Augusta, under the pseudonym of Flavius Vopiscus, launches as humoraus and sophisticated an attack as either predecessor agairrst the truthfulness and veracity of historians (Life ofAurelian, 2 . 1 ): me contra dicente neminem scriptorum, quantum ad historiam pertinet, non aliquid esse mentitum, prodente quin etiam, in qua Livius, in qua Sallustius, in qua Cor­ nelius Tacitus, in qua denique Trogus manifestis testibus convincerentur, pedibus in sententiam transitumfaciens ac manum porrigens iocando[m] praeterea: "scribe ", inquit, "ut libet. Securus, quod velis, dices, habiturus mendaciorum comites, quos historicae eloquentiae miramur auctores. " But when I [Flavius Vopiscus] protested that, as far as history was concerned, there was no writer who had not lied about s omething, and went so far as to cite the places were Livy, Sallust, Cornelius Tacitus, and even Trogus could be refuted by clear proofs, he [Tiberianus, a fictitious Roman prefect] yielded to my argument and j okingly held up his hand. "All right then," he said, "write what you will. You can safely say whatever you wish, since you will have as comrades in mendacity those admired masters of historical style." 30

Vopiscus ' naughty criticism of the model historians of the past not only gives him a ready "excuse for any imperfections of his own work"3 1 and authorizes him to write fiction. 32 More importantly, a careful reading of these (bogus) biographies shows that Vopiscus sets up a clear distinction between his work, concemed with res, and the work of both historians and panegyrists, who privilege "words" (verba) and, therefore, rhetoric over facts (res) and, therefore, truth. The fact that Vopiscus happily lumps tagether panegyrists and historians by affering his supposedly plain (and truthful) account as subj ect matter for either history or p anegyric seems to indicate a (playful) polemic with and indictment of the profession of veritas typical of historiography. As this brief overview has shown, the discourse of truth continues to play a central role in late antique historiography, and the long-standing tension between veritas and eloquentia finds renewed vigor in the argument that lack of polish is the best guarantee of the truthfulness of an account. At the s ame time, the privileged relationship between veritas and historiography comes under close scrutiny and is challenged in works that pose as history, such the Historia Augusta, and panegyrics, whose complicated relationship with historiography i s examined in the following section. 29 30 31 32

Sen. Nat. Quaest. 7. 1 6. 1 , Lucian, True History 1 . 1 . Wiseman ( 1993) 1 22-4. Adapted from ibid. 1 25. The distortion of the veritas topo s in this preface is an ingenious reworking of the material found in Cic. De legib. 1 . 5 and Brut. 42. See D en Hengst ( 198 1) 95 and 97-8. See Sogno (20 1 2) .

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3 . Panegyric Late antique historiography entertains a privileged dialogue with panegyric, which can be seen both as opponent and complement to historiographical discourse. But panegyric does not simply represent a genre : its ubiquitousness and pervasiveness may be more accurately described as a diffused textual dimension within late antique literary culture, especially because its modes of communication are present well beyond p anegyric strictly defined. 33 The modes of the discourse of praise affect, in fact, nearly every literary genre, from historiography to epic poetry to technical writings. In this paper we shall focus in particular on the corpus of the Panegyrici Latini, which includes twelve speeches held in honor of different emperors from 1 00 through 3 8 9 AD, as well as on the three (fragmentary) panegyrics that Symmachus wrote in honor of the Emperor Valentinian I and his son Gratian. The first speech preserved among the Panegyrici Latini is the famous gratiarurn actio written by Pliny the Younger in honor of the Emperor Traj an, while the last panegyric in chronological order (but second in the transmission) was composed by Drepanius Latinus Pacatus for Theodosius the Great. This is not the occasion for accurately describing the collection or entering into a detailed discussion of its authorship, historical circumstances, or stylistic features .34 Rather, we will briefly mention some characteristics of the kind of communication which are relevant to our topic. Paradoxically, the Panegyrici have been in the past considered as historical sources for the life and deeds of emperors - with all due caution, of course, as scholars have kept in mind the voluntary distortions of history made by the orators in order to celebrate their addressees. Nonetheless, the approach has largely been to read these texts as sources, rarely as the obj ect of literary inquiry. 35 In the Roman world panegyric was regarded as a genre with an uneasy rela­ tionship with truth. In his overview of the history of Latin oratory in the Brutus, particularly in the discussion of the Iaudationes rnortuorurn that constitute the Latin tradition of panegyric, 36 Cicero deplores the fact that the history of the Roman past (historia rerurn nostrarurn) is rendered to a large extent false and inaccurate because "in funeral orations many things are recorded that did not happen".37 As a genre, panegyrics belong to the third kind of oratory, the genus dernonstrativurn, 33 34 35 36 37

See Formisano (20 1 2) . S e e now the mise a u point b y Rees (20 1 2) 3-4 8 . S e e Rees (20 1 2) 3 3-45 . For the Latin tradition of panegyric, s e e Nixon/Rodgers ( 1 994) 2 . Cic. Brut. 6 1 -62 ( 1 6) : Nec vero habeo quernquarn antiquiorern, cuius quidem scripta proferenda putem, nisi quem Appi Caeci oratio haec ipsa de Pyrrho et non nullae mor­ tuorum laudationes/orte delectant. Et hercules eae quidem exstant: ipsae enim familiae sua quasi ornamenta ac monurnenta servabant et ad usum, si quis eiusdem generis occidisset, et ad memoriam laudum domesticarum et ad inlustrandam nobilitatem suam. Quamquam his laudationis historia rerum nostrarum, est facta mendosior. Multa enim scripta sunt in eis quae facta non sunt: falsi triurnphi, plures consulatus, genera etiam falsa et ad plebem transitiones, curn homines humiliores in alienum eiusdem nominis

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that is, epide ictic oratory.38 They are essentially showpieces, virtuoso tours de force, whose purpose is to showcase the bravura of the orator and please rather than persuade the audience - in some way, they are similar to the "arie da baule" that opera singers would resort to in order to appease the rowdy audiences of eighteenth­ century Venetian theaters. As Roger Rees observes, "the formalized rhetoric of the panegyrics has a predictability unusual even within the narrow confines of classical oratory". 39 According to Quintilian,40 panegyrics seek the applause of the audience and are a literary geme entirely devoid of utilitas. Unlike history, they do not teach any useful lesson, and their only contribution, as it were, resides in the praise itself. Quintilian's critical assessment of panegyrics pales in comparison with what is arguably the most scathing indictment of the geme, as expressed by Augustine in conf 6 . 6 .41 In recalling his time as a professor of rhetoric in Milan, when he was expected to deliver a panegyric for the emperor,42 Augustine offers a vivid image of his wretched state of mind and the anxiety provoked by his ambition to succeed in the enterprise. Augustine portrays panegyric as an exercise in telling a great many lies in front of an audience that would recognize them as such and applaud the speaker for it. But, notwithstanding Cicero's and Augustine 's criticism of the lack of truth of panegyric , a "rhetoric of truth" seems to characterize both the language and imagery of panegyrical textuality. The remainder of this section on panegyrics will be devoted to exploring how this rhetoric works within the peculiar constellation of panegyrical communication, and with what techniques it is conveyed in a language that is both highly allusive and illusive. How is reality depicted or, better, which rhetoric supports the discourse of veritas in panegyric? Moving away from the traditional mode of analysis of panegyrics in relation to the circumstances of their

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infunderentur genus; ut si ego me a M '. Tullio esse dicerem, qui patricius cum Servio Sulpicio consul anno x post exactos reges fuit. Definition of genus demonstrativum in Rhet. Her. 1 .2 ; Cic. Jnv. 1 .7 ; 2 . 1 2 ; Quint. Jnst. 3 .4 . 1 2; 1 3 , sed mihi epideiktikon non tarn demonstrationis vim habere quam ostenta­ tionis videtur et multum ab illo enkomiastikoi differre; nam ut continet laudativum in se genus, ita non intra hoc so/um consistit; 1 4- 1 6 . Rees (2002) 2 3 . Quint. Jnst. 3 . 8 . 7 : Nec mirum, cum etiam in panegyricis petatur audientiumfavor, ubi emolumentum non utilitate aliqua, sed in sola laude consistit. Aug. conf 6 . 6 : quam ergo miser eram, et quomodo egisti ut sentirem miseriam meam die illo quo, cum pararem recitare imperatori Iaudes, quibus plura mentirer et mentienti faveretur ab scientibus, easque curas anhelaret cor meum et cogitationum tabificarum febribus aestuaret, transiens per quendam vicum Mediolanensem animadverti pauperem mendicum, iam, credo, saturum, iocantem atque laetantem. It seems 1ikely in fact that Augustirre is referring to the panegyric in honor ofBauto 's con­ sulship (385) (cf. Aug. c. litt. Pet. 3 .2 5 . 30) rather than the decennalia of Valentinian II (3 84) as argued by Courcelle ( 1 968) 8 0-2. See Lepelley ( 1 987) 1 . 1 09, and O 'Donnell ( 1 992) .

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delivery and leaving aside the historical individuality of the speeches contained in the corpus,43 we would like to focus on a different aspect that is crucial to a deeper understanding of the textual universe of this genre of late Roman literature. In so doing, we do not irrtend to dismiss a "historical" approach to the text but rather combine it with a discussion of the more specific textual features that are part of a common system of meaning and affect many late antique literary genres.44 Panegyric tends to mix historical reality with mythology and fictional events . The genre has been traditionally seen as the place for historical distortion in order to please the emperor as the representative of the established power. When praising his addressee, the panegyrist does not seem to care about historical accuracy and does not hesitate to confound the level of reality with that of myth. But the most curious thing to the modern reader is that the panegyrists deliberately insist on the truth of what they are saying. In so doing, they borrow the language and concepts of historiography and put on stage, as it were, a conflict between the fictional dimension practiced by the poets and obj ective reality. See for example a passage from Pan. Lat. X. 1 .3 : Neque enim fabula est de licentia poetarum nec opinio de fama veterum saeculorum, sed manifesta res et probata. ("For neither is it a fable stemming from poetic license nor mere belief based on the assertions of bygone eras, but a manifest and confirmed fact."45 ) A similar profession of truth can be found in Symmachus ' panegyric in honor of Valentinian I, where the mythical fiction of epic poems is contrasted with the hard facts reported in the speech:46 [ . . . ] aut licentia poetarum dearum aliquam dixerim destrictos a vitalibus tuis detor­ sisse mucrones, neque te quadrigis pernicibus diva aurigante simulabo subtractum nec cavae nubis infusa circa te narraha velamina: sint haec jigmenta carminum, nos habemus exempla factorum (Symm. or. 1 .4) [ . . . ] Or should I use poetic license and say that a goddess tumed the swords away from your vitals? No, I shall not pretend that you have been rescued by a swift quadriga driven by a goddess, nor shall I say that the c overings of a hollow cloud

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Rees (2002) is the most accomplished example o f this trend. Rees, following Sabbah ( 1 984), adopts the double criterion of two kinds of communication, namely descendante and ascendante, i. e. from the emperor to the people and from the people to the emperor (the same criterion is adopted among others by Mause [ 1 994]). This criterion is a good instrument, but it still confines the very complex panegyrical textuality to a mere, though sophisticated, instrument of political communication. Interestingly enough, Mause ( 1 9 94) 60-6 1 defends the 1iterariness o f panegyric by arguing that their authors wanted to make them accessib1e to a broader audience. All translations of the Panegyrici Latini here are from Nixon and Rodgers . A lacuna precedes this passage.

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Marco Formisano - Cristiana Sogno were stretched around you! Let these stories be the fictions of poems, we have the examples of facts 47

Panegyrists are keen to emphasize the "poetic license" that authorizes the flights of fancy in epic poetry but has no place in panegyric, and in one instance the panegyrist decides to omit details from his account in order to avoid such flights of fancy.48 The passages cited seem to draw a close connection between panegyric and historiography with regard to the issue of truth in narrative, but in a surprising twist, the credibility of historiography is not immune to scrutiny and comes under severe attack in panegyric: Ubi hic equinus hinnitus Persici quondam Ieetor imperii e t adfectata a d regnum via libidine pecudis concubitum gestientis? Quafis ille da minus fuit de qua inprudens animal iudicavit? Remave hinc prisca miracula et theatralibus praestigiis digna conmenta! (Symm. or. 1 .9) Where is now the neighing of the horse that once upon a time chose the ruler of the Persian empire, where is the way to the throne sought by the Iust of an animal eager to copulate? What kind of ruler was the very man about whom a thoughtless animal made such a decision? There is no place here for these strange old tales and inventions worthy of the tricks of the theater!

The allusion to the well-known story of the "election" of Darius, which figures prominently in historiographical accounts,49 serves two different purposes that seem strangely at odd with each other. The first and more traditional fimction of the anecdote is to emphasize by cantrast the rationality of the army's choice of Valentinian as emperor; but the story is ultimately dismissed as bogus and, therefore, unworthy of panegyric. The rej ection of both the "fictions of epic poems" and the "strange old tales and inventions" in historical accounts seems to equate poetry and historiography for their Iack of truth. Interestingly, panegyric engages in the same critique of the discourse of truth in historiography that we have seen the Historia Augusta to engage in, with the difference that the Historia Augusta lumps tagether historiography and panegyric because of their Iack of truth. In panegyric, indeed, perceptible reality is paramount, so that it is entitled to challenge even historiographical narration, which tums out to be inadequate

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For the freedom of invention accorded to poets, cf. Aus . Gratiarum Actio 1 (nec iam miramur licentiam poetarum). See also Symm. or. 2 . 2 6 (consulto multa praetereo, ne in poeticos fiatus rerum in­ gentium cothurnus erumpat. unum e pluribus stricta insinuatione contingam. . . . eat nunc Troiani carminis auctor inlustris et pro clade popularium Xanthumjingat iratum, artatas cadaveribus undas scriptor decorus educat), which again draws a comparison and cantrast between panegyric and the fiction of epic poetry (cf. Horn. 11. 2 1 .2 1 2-3 85). S ee Her. 3 . 84-8 7 ; Justin 1 . 1 0. 8 ; cf. Amm. 2 3 . 6 . 3 6 : Darei . . . imperitandi initium equino hinnitu sortiti.

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to describe what is happening hic et nunc under the eyes of the panegyrist.50 Interestingly enough, often those speeches were not delivered in the presence of the addressee, i. e . the emperor. 5 1 The figurative omnipresence of the emperor was attested everywhere in images, statues, portraits, on coins and on military standards .52 This material circumstance probably has a tight relationship with various statements made by the panegyrists in which reality and miracle seem to correspond and to confirm each other. A passage from Pan. Lat. IV. l 5 .6 illustrates this rhetoric in an exemplary manner: Estote, o gravissimi auctores, de scriptorum religione securi: credimus facta qui maiora nunc sensimus. Magnitudo principis nostri gestis veterumfidem conciliat, sed miraculum detrahit. ("Do not fear, most eminent authors, for the veneration of your writings; we who have now seen greater things believe in those deeds . Our leader's greatness wins credence for the ancients' accomplishments, but removes the miraculous element.") In another passage from the panegyric by Pacatus (Pan. Lat. II.44.4-5), there is a rather paradoxical apostrophe to the poets , who are presented as devotees of historiae (i. e. historiography) while they should better appreciate contemporary reality (historia) : Huc, huc totas, pii vates, doctarum noctium conferte curas, hoc omnibus litteris linguisque celebrate, nec sitis de operum vestrorum perennitate solliciti. Illa quam praestare historiis solebatis ab historia veniet aeternitas. ("To this, to this, you pious bards, devote all the Iabors of your leamed nights; celebrate this in all your writings and in every tongue, nor be anxious as to whether your works shall last. That etemity which you are accustomed to confer on histories shall come from history.") In another passage from Pan. Lat. Xl fabula is again contrasted with verum, and verum tums out to be more miraculous thanfabula, insofar as the swiftness of the spirit of the emperors is much more powerful and fast than their body : Sed removeamus istinc fabulas imperitorum, verum loquamur: vestra vobis pietas, sac­ ratissime imperator, volucres dedit cursus. Etenim cum nihil sit animo velocius, vos, quarum igneae immortalesque mentes minime sentient corporum moras, pervecti estis ad vos mutui desiderii celeritate (8.4-5) ("But Iet us set aside the fahles of the ignorant and speak the truth: your piety, most sacred Emperor, gave you winged course. And since nothing is swifter than the spirit, you, whose fiery and immortal minds scarcely perceive the body's delays, rode to each other on the swiftness of mutual longing.") Evidently, then, historiography plays a fundamental roJe within the constellation of panegyric, but history is described and p erceived in a very different way from historiography. The panegyrists, in fact, do not consciously avoid the issue of historical verisimilitude, but use the comparison between reality and myth as a 50

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The insistence on the eye-witnessing of the events narrated is a clear throw-back to the concept of autopsia and its importance in historiography. See Rees (2002) 1 1 -4 for discussion of the theme o f praesentia, understood sometimes literally, sometimes as a "metaphysical presence". Ibid. 1 4 and Mause ( 1 9 94) 40.

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rhetorical strategy. More precisely, they prefer to allude to historical events by making use of their symbolical and mythical significance for the audience they wish to reach, which is a quite specific one, namely the audience of an imperial court, where every single member is well informed about historical facts.53 And since the obj ect of every praise, the princeps, is represented as the interpreter of divine will, the panegyrist constructs history by using the mythological framework. History remains in the background as something that everybody knows, but that is not important to refer to accurately. More specifically, the princeps is confronted with history, but competes with the past as celebrated by the poets. The panegyrist is able to stage a paradoxical contest between the past, which ends up becoming a lie, and present reality, which is the only possible truth. History competes with myth, but myth is replaced by contemporary events.54 Therefore, myth is made present while history dissolves into the domain of fiction. In a passage from Pan. Lat. X.3 . 1 the princeps seems to float between fiction and reality, between ideal exemplum and real person: Omittam cetera, et potissimum illud adripiam quod multis fortasse mirum videbitur et tarnen re ipsa verissim um est. ("I shall omit the rest and seize above all upon what perhaps will seem astanishing to many, yet which is absolutely true.") The author (possibly Mamertinus) puts emphasis on the Contraposition of mirum and verissimum, but ultimately forces the audience to mix them up. A passage from Pacatus ' panegyric for Theodosius (Pan. Lat. 11. 3 9 . 5 ) shows the vertiginous mixture of reality and fictionality with great vividness: Ego vero, si caeleste studium pro dignitate causarum aestimandum sit, iure con­ tenderim equites tuos Pegasis, talaribus pedites vectos ac suspensos fuisse. Neque enim quia se divina mortalibus dedignantur fateri, idcirco quae visa non fuerint dubitabimus facta, cum facta videamus quae dubitaverimus esse facienda. If the favor of the gods is to be measured by the worthiness of the cause, I for one would contend with good reason that your cavalry were carried along, born aloft, by Pegasuses, your infantry on winged feet. S imply because divine things disdain to show themselves to mortals, we shall not on that account doubt that things that were not seen were done, since we see things done which we would have doubted could have been done.

Concluding this brief incursion into panegyric, it is interesting to emphasize again the strategy through which the gerne of p anegyric competes with histori53

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See Mause ( 1 994), who rightly rejects "journalistic function" attributed by some scholar to late Roman panegyric, "da die berichteten Fakten in den seltensten Fällen eine Novität für die Zuhörer oder die Leser waren" (45 ; see also 5 7-5 8). Another intriguing consideration is the fact that panegyrics seem to insist on the present as the best possible time in history. See e. g. Symm. or. 2.24, where antiquity (vetustas) was unaware of the very existence of the rivers that are now part of the empire (invenies vetustatem paene ignaramjluminum, quae tenetis); cf. also Symm. or. 3 .7, where it is the present that lends credibility to the past.

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ography in the representation of truth. On the one hand, Rees is right in maintaining that "through the lens of panegyrical rhetoric, the contingent appears inexorable, what i s tentative seems certain" and that "panegyric dealt in a reality of its own kind" . 5 5 On the other hand, these speeches do not represent an isolated textual phenomenon, but through their generic specificity they are part of a common lan­ guage and sensibility which characterize late antique literary discourse in a variety of fields of expression. In the emblematic conclusion of Pacatus ' speech (Pan. Lat. X.47.6), the last of the corpus in chronological order, we read: Ad rne longinquae convenient civitates, a rne gestarurn ordinern rerurn stilus ornnis accipiet, a rne argurnenturn poetica, a rne fidern surnet historia. Cornpensabo tibi istarn, irnperator, iniuriarn si, curn de te ipse nil dixerirn quod legendurn sit, instruarn qui legantur. D istant cities will ft ock to me; every pen will receive from me the story of your exploits in due order; from me poetry will get its themes; from me history will derive its credibility. Although I myself have said nothing about you, which is worth of being read, I shall compensate for this injury I have done you, Emperor, if I fumish the materials for those who will be read.

These words might seem ironic to anyone familiar with the traditionally negative view of the truthfulness of panegyrics . But more important for the purpose of this paper is the fact that the panegyrist is able to combine in a sophisticated way a gesture of modesty with the bold claim that his panegyric substantiates history with true testimonies. We propose looking at late Latin panegyric in a different way, taking on the perspective of a textual language which goes well beyond the superficial set of contents. In doing so, we suggest that one of the leading themes of this peculiar genre is in fact history and the related discourse of veritas.

4. Knowledge The final section of this p aper is devoted to the vast field of textuality which is nowadays rather generically defined as ' literature of knowledge' and which comprises writings devoted to technical and scientific disciplines such as medicine, agriculture, art of war etc. In late antiquity this kind of production massively increased. A reason for this boom might be found within the broader context of the mechanisms of systematization and selection of all kinds of know ledge transmitted from antiquity; an important input might also be given by the introduction of the codex, which allows a new kind of usab ility of a written text if compared to the much more cumbersome scroll. 56 As in the case of our treatment of panegyric, we do not irrtend to single out any particular disciplinary tradition, nor do we wish to 55 56

Rees (2002) 1 8 6. On late antique 'Iiterature of knowledge ' see Formisano (200 1 ) and (20 1 3) .

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discuss the texts in their specific historical contexts or touch upon the thorny subject of their audience. Our more modest goal is to describe the intellectual background in which this Iiterature fl.ourished by looking at a limited number of texts that illustrate the way in which the "rhetoric of truth" also affects this kind of literature, which was highly infl.uential from the middle ages through early modernity. These (currently marginalized) texts show how a new language and a new style of thought took form within late antique textuality.57 In order to give some insight into the kind of cultural background in which thes e texts were produced, we shall refer to the theoretica1 work of Augustirre before discussing some technical texts. In his De doctrina Christiana Augustirre discusses issues closely related to the concept of veritas. 58 Both in the prooemium and in the fourth book, the discourse of truth arises from a web of connections between appearance, eloquence, and teachability. In this particular context, veritas is understood as the right way of reading and interpreting the Scriptures. Augustirre argues agairrst those who for various reasons think that it is not possible to teach how to read and understand the Bible. He writes in the prologue : Sicut ergo hi ea quae intellegunt produnt ceteris vel loquendo vel scribendo, ita ego quoque si non so/um ea quae intellego, sed etiam in intellegendo ea quae observent, prodidero, culpari ab eis profecto non debeo. Quamquam nemo debet aliquid sie habere quasi suum proprium, nisi forte mendacium. Nam omne verum ab illo est qui ait: "Ego sum veritas. " (pr. 8) Just as these interpreters reveal to others, whether in speech or in writing, what they leam, so do I: and if I reveal not only what I understand but also the rules to be observed in the process of understanding it, I should surely not incur their criticism. Yet nobody should regard anything as his own, except perhaps a lie. For all truth comes from the one who says, I am the truth.

Whereas in the first three books he is concerned with the modus inveniendi, i. e. the ' way of finding what needs to be understood' ( 4 . 1 : modus inveniendi quae intellegenda sunt), in the fourth book, which he wrote thirty years after the publication of the first three around 396, Augustirre turns to the modus proferendi quae intellecta sunt, the way of expressing or setting forth what one has already understood. In this book, Augustirre is particularly interested in discussing the role of rhetoric and eloquence in the teaching and leaming process and proposes the adoption of a totally new strategy. It is in this fourth book that the tension between eloquence and truth emerges. This is the kind of tension that was explored in our earlier discussion of historiography and panegyric. According to Augustirre eloquence has lost its high cultural status; a vir bonus no Ionger needs to be dicendi peritus. 57

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The following arguments stem from Forrnisano (20 1 3 ) but there they are not connected with the main topic of this chapter, veritas. On De doctrina Christiana see Amold/Bright ( 1 995) and PollmannfVessey (2005).

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Prima itaque expectationem legentium, qui forte me putant rhetorica daturum esse praecepta, quae in scholis saecularibus et didici et docui, ista praelocutione cohibeo atque ut a me non expectentur admoneo; non quod nihil habeant utilitatis, sed quod si quid habent seorsum discendum est, si cui fortassis bono viro etiam haec vacat discere, non autem a me vel in hoc apere vel in aliquo alio requirendum. (4 .2) At the outset I must curb the expectations of any readers who think that I am going to present the rhetorical rules which I leamt and taught in pagan schools, and warn them in this preamble not to expect that sort of thing from me. This is not because the rules have no practical use, but because such practical uses as they do have must be learnt separately - assuming that a person of good character has the time to leam them on top of everything else - and not sought from me either in this or any other work.

In this context Augustine also undermines the foundation of classical leaming: eloquence becomes a matter of consuetudo and is seen more as a natural talent than something to be leamed diligently. Reading and listening are enough to make a good orator, since no one who is a good speaker will be thinking of applying various rhetorical rules while he is speaking : implent quippe illa, quia eloquentes sunt; non adhibent, ut sint eloquentes (4.4: "they apply the rules because they are eloquent, not in order to be eloquent") . In his work on "Christian teaching" Augustine also rescinds the ties of sapientia (i. e. the true wisdom or the wisdom of truth) with eloquentia: Porro qui non so/um sapienter verum etiam eloquenter vult dicere, quoniam pro­ fecto plus proderit si utrumque potuerit, ad legendas vel audiendos et exercitatione imitandos eloquentes eum mitto libentius, quam magistris artis rhetoricae vacare praecipio, si tarnen hi qui leguntur et audiuntur, non so/um eloquenter sed etiam sapienter dixisse vel dicere veraci praedicatione laudantur. (4.8) As for the person who wants to speak eloquently as well as wisely - it will certainly be more beneficial if he can do both - I would be happier to refer him to eloquent speakers so that he can read their works, Iisten to their words, and practice imitating them, than to recommend that his time be sperrt on teachers of rhetoric, provided that those whom he will read and Iisten to are reliably said to be, or to have been, wise speakers as well as eloquent ones.

A couple of pages later the reader finds another sign of the breakaway from the classical standards. Here Augustine affirms that eloquence does not correspond to clarity: non curante illo qui docet quanta eloquentia doceat sed quanta evidentia (4.23 : "since the teacher is concemed not with the eloquence of his teaching but its clarity"). More importantly, to speak eloquently (diserte dicere) is not the same as to speak truthfully (vere dicere) : qui vero affluit insipienti eloquentia, tanto magis cavendus est, quanto magis ab eo in his quae audire inutile est delectatur auditor et eum, quoniam diserte dicere audit, etiam vere dicere existimat. ("But the speaker who is awash with the kind of eloquence that is not wise is particularly dangeraus because audiences actually enj oy listening to such a person on matters of no value

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to them, and reckon that somebody who is heard to speak eloquently must also be speaking the truth", 4.7). Augustine 's arguments turn out to be much more relevant than they might look at a first glance. They go well beyond a simple doctrinal question and are part of a radical change in language and communication, which affects late antique culture in many regards. Written language no Ionger needs to be ' eloquent ' ; much more important is the content as a signifier of truth. And precisely this aspect is to be seen in conjunction not only with the discussion o f historiography and panegyric but more relevantly with the veritable explosion of the so-called "literature of knowledge" in late antiquity. Analogously, the rhetoric used by 'technical ' authors aims to place emphasis on the process of teaching how to do something through writing, to put written knowledge into practice. This very aspiration towards a new kind of writing represents a maj or innovation, since authors now argue for a language that is not necessarily subj ected to the traditional system of eloquentia. These authors try to escape the difficulties associated with an elaborate literary language in order to write a text accessible to most readers and directly usable in extra-textual reality. Such texts are often called ' manuals ' , although this too is a modern term with no direct equivalent in Latin. This is what we read in the first book of Theodorus Priscianus ' medical treatise Euporista, entitled Faenomenon : Nuper me collegae Olympii exhortatione provocatum nonnullos confecisse praesen­ taneae libellos medicinae vel mediocris fama retinet, sed graeco stylo quoniam medendi industriam sermone claro haec natio publicavit. In his igitur voluminibus non studium tenebo gloriae, neque enim in logico apere eloquentia opus est sed Iabore. Quippe quae .fragilitas humani corporis remedia flagitaret, celeribus be­ neficiis natura consentiente composui. Non omnis enim valitudo medendi patitur tarditatem. Quapropter, amice carissime, quae ornatui nostri corporis vel saluti procurandae custodiendaeque obveniat opis naturae remedia, nunc in tuam gratiam nostro sermone digessi, non sine lucro famae et arbitror. Effectum enim in utroque genere opus tarn plures festes habebit quam iudices. (Theod. Prise. eup. faen. 1 . 1 , ed. Rose [ 1 894]). It is fairly weil known that not long ago I wrote some books on easily proeurable medieine at the urging of my eolleague Olympios; I wrote them in Greek sinee that people has spread abroad the diseipline of healing in their clear language. In the present volume, therefore, I will not aim for glory and indeed in a seholarly work there is no need of eloquenee, but of industry. Sinee the weakness of the human body demanded remedies, I deeided to write them up, nature allowing me to do so with its swift eures. For not every illness permits a delay in the eure. Therefore, my dear friend, the remedies whieh by the ageney of nature assist in the adomment of our bodies or in the obtaining or maintaining of health, I have now arranged in our language in your honor - not, I imagine, without gaining some fame . After all, a work eomposed in both languages will have a greater number both of witnesses and ofjudges.

The Ways of veritas

201

In this passage particularly striking is the linking of two themes, namely the use ofLatin rather than Greek and the contrast between gloria and f ama the first ,

associated with literary achievement and eloquentia, the second with industria and practical applicability.59 The discussion of a technical subject, in this case medicine, becomes the occasion to address a more general issue, that of the inadequacy of the traditional written language that does not correspond to the needs of real applicability. An analogaus way of approaching and presenting a technical subject matter is given by the anonymaus author of De rebus bellicis, one of the most fascinating pieces ofLatin technical writing:60

Ergo nonnumquam invitandi sunt, qui recte quicquam sentirefuerint approbati: nam ut ait optim us orator, ad illum maior pars hominum decurrit quem ingenio natura donaverit. In qua re est considerare semper quid unusquis que m agis s entiat quam loquatur; constat enim apud omnes quod nec summa nobilitas nec opum a.ffiuentia aut s ubnixae tribunalibus potestates aut eloquentia litteris acquisita consecuta est utilitates artium , in quibus etiam arm orum continetur inventio; s ed ingenii tantummodo magnitudo, quae virtutum omnium mater es t, naturaefelicitate subnixa. (pr. 5-6; ed. Giardina [ 1 989]) And so from time to time, those who have been shown to view anything correctly must be called in; for as an excellent orator says, ' The greater part of mankind has immediate recourse to the man whom nature has endowed with the faculty of thought'. In this, one must consider what a man thinks rather than says; for everyone agrees that neither the loftiest birth nor the abundance o f wealth or the influence proceeding from public positions or eloquence acquired in study has led to improvements in the arts (in which the invention of military equipment has its place also), but intellectual capacity alone, which is the mother of all excellences, and depends on a happy accident of nature. (trans. Hassall and lreland) The author of this libellus shows a perplexity towards eloquentia similar to that of Theodorus Priscianus. This aspiration to achieve a more " practical" language without the ftoscula of eloquence is often combined with another theme: that of

dissimulatio, i. e. the bad faith involved in making a false norm correspond to truth. A key term, dissimulatio recurs with great frequency in Vegetius, both in his military (Epitoma rei militaris) and veterinary (Mulomedicina) treatises. Consider this passage from Vegetius' Mulomedicina:

Sollemnis excusatio negligentium es t dispendia ex dis s imulatione venientia deo im ­ putare vel casibus: minus namque peccare se credit ignavia, si id, quod ipsius culpa accidit, ad potestatem incipiat deferre fortunae. Sie de aegrotantibus dicitur mori­ turos frustra curare, victuros etiam si m edicina ces s et evas uros . Cui disputationi, quia non s o/um iners s ed etiam impia est, non libenter as s ens erim . Malo enim 59 60

See Forrnisano (2004) 1 29- 1 32. See the unsurpassed edition with introductory essay and commentary by Giardina ( 1 989).

202

Marco Formisano - Cristiana Sogno nihil inex pertum relinqui quam, si quid calamitatis evenerit, avaritiae vel dis simula­ tionibus im putari (III, pr. !- 3; ed. Lomrnatzsch [ 190 3 ] ) The usual excuse of careless people is t o attribute Iosses which come from bad faith either to God or to chance, since lazy people think they do less wrong if what actually happened through their own fault they can attribute to the power of fortune. Thus it is said in the case of sick people that it is pointles s to try to eure those who are going to die anyway and that those who are going to live will survive, regardless of whether the medicine is effective or not. This argument is not only lazy but impious and I cannot agree with it. Myself, I would rather leave nothing untried than, if some misfortune should occur, attribute it to greed or to acts of bad faith.

In his veterinary tract, Vegetius also defends the truth of his arguments against the disputatio (also a term referring to rhetoric ability) of some, which is both iners and impia. In this discussion of works which from the perspective of classical scholars are located at the very margins of the literary system, we have aimed to highlight the important contribution made by those texts to the late antique ·discourse

of veritas.

This contribution is by no means to be seen in isolation, since it shares the same literary and cognitive paradigms of the other two genres discussed in this study, historiography and panegyric.

5.

Conclusion

This chapter has sought to map out a rather ambitious project by offering some considerations to be further developed. Our analysis shows how the "rhetoric of truth" and the correlated terminology of trust and belief are central to late antique literary and textual culture. By positioning late antiquity between archaic Greece and early modern Europe, our aim is to find a place for this age within the broader outlines ofWestem cultural and literary history, and to emphasize the fundamental but often forgotten contribution of this age. From a broader perspective, it is interesting to compare the specific late antique discourse on truth as it appears especially within historiography and panegyric with discussions of the rise of the novel, which gave an important impulse to the establishment of fictionality as such both among writers and readers. The concept of "truth-to-nature" as briefly presented in the first part of this chapter has been dominant in Iiterature since the rise of "fiction" in eighteenth­ century England. In a seminal article on the "Rise of Fictionality," Catherine Gallagher describes the formation of tbis concept, which represents a true tuming point in the conception of literature. It is the novel in particular, Gallagher writes, "in which and through which fictionality became manifest, explicit, widely understood and accepted".61 And yet, she adds, the novel was the literary genre which insisted on hiding "its fictionality behind verisimilitude or realism, insisting on certain kinds 61

Gallagher (200 6) 3 3 7 .

The Ways of veritas

203

of referentiality and even making extensive truth claims".62 The writers of the 18th century on the one hand coaxed their readers to accept the imaginary status of their characters, but on the other they also tended to conceal fictionality within "the confines of the credible". And, "although consistently contrasted with the veridical, fictional narration ceased to be a subcategory of dissimulation precisely as it became a literary phenomenon".63 In this conceptual constellation, readers had to perceive fictionality as mere incredibility, in the same way as they were asked to believe a truth claim: " Fictionality only became visible when it became credible".64 This way of conceiving the representation of reality in fiction is connected to the discourse of "objectivity" as described by Daston and Galison: both fiction and the discourse of objectivity aim to represent reality by ensuring that its "fictional" side is credible. This comparison between early modern and late antique literary culture seems especially worthy of development, since late antique textuality has much to contrib­ ute to discussions of the rise of fictionality, especially when placed in relationship to other fields such as comparative literature, where theorization on these questions is a traditional disciplinary topic. Not only were a !arge number of"fictional" works produced within late antique literary culture, from martyrology to what we might call historical fiction (genres which we have not included in our discussion above), but there was also a seminal discussion of veritas which affected texts of many genres. But there are other issues at stake which are crucial to our understanding of an important aspect of late antique literary culture, obsessed with tradition and textuality.

The discourse of veritas was developed within various genres

around these cultural marks. The ubiquity of the specifically textual dimension cannot be emphasized enough: either classical authors or the Bible represent the confines of "truth." Across texts and genres, the discourse of tradition, the literary tradition, is closely associated with the concept of veritas. Truth and words (writing, texts) are now in tension with each other, no Ionger identifiable with each other. Historiography and the Iiterature of knowledge manifest this tension in a paradigmatic way, while panegyric with its baroque language and allusive style creates a sort of mise en abyme of this tension: words are overpowered by other words, which arise from the sense of marvel of the laudator who sees a reality that is much more splendid than both myth and history as narrated in texts. And yet the panegyrists, too, confront the problern of veritas: reality is not that which is narrated by historiographical works, but that which manifests itself under their admiring eyes. In other words: while panegyric meaningfully thematizes its relationship with historiographical discourse, historiography and technical writing share a peculiar tension with rhetoric, presenting themselves and constructing their own identity in competition with a language seen as the product of rhetoric and eloquentia. 2 6 63 64

Ibid. Ibid. 3 3 8 . Ibid. 340.

204

Marco Formisano - Cristiana S ogno

These different ways of

veritas show how in

this epoch the tension between

historical reality and textuality becomes central. The very fact that the dissociation between text and reality is thematized draws attention to the concepts of textuality and literary discourse. The dissociation thereby reveals a fundamental aspect of a typically late antique conception of literature, and indeed can be described as the

signature of the age.65

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65

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Jan R. Stenger (University of Glasgow)

John Chrysostom and the Power of Literary Imagination Predigten und Traktate des Johannes Chrysostomos (ca. 349-40 7) zeichnen sich durch einen sinnlichen Stil aus , der materielle Qualitäten geradezu greifbar macht. Der Beitrag fragt danach, ob sich für den Prediger der sinnlich-körperliche und der textuell vermittelte Zugang zur Wirklichkeit voneinander unterscheiden und welche Erkenntnis der auf Anschaulichkeit angelegte Text zu vermitteln vermag. Eine literaturwissenschaftliche Analyse einer ekphra­ stischen Partie aus De sacerdotio zeigt, wie Johannes durch eine höchst suggestive Sprache den Rezipienten in die textuell erzeugte Welt hineinzieht, so daß dieser eine körperliche Erfahrung simuliert. Diese Imagination bzw. Simulation eines Erlebnisses führt dazu, daß der Leser oder Hörer einen Erkenntniszugang zu Phänomenen erlangt, die j enseits der sinnli­ chen Perzeption liegen und teilweise einen höheren ontologischen Status besitzen als die irdische Realität. Spezifisch spätantik ist an dieser Konzeption des Textes, daß Johannes die Evidenz des Körperlichen oder Materiellen nutzt, um zur approximativen Erkenntnis des Transzendenten vorzudringen.

As I keep hearing the epistles of the blessed Paul read, and that twice every week, and often three or four times, whenever we are celebrating the memorials of the holy martyrs, gladly do I enj oy the spiritual trumpet, and get roused and warmed with desire at recognising the voice so dear to me, and seem to fancy him all but present to my sight, and behold him conversing with me. 1

When John Chrysostom, the magisterial preacher of Greek Christianity, set out to explain Romans to his congregation2 he prefaced his exegesis with a remarkable prelude to arouse his audience's interest. 3 In order to prepare their minds for the reception of St Paul's teaching he introduced hirnself as a model listeuer to the apostle's letters who had himself been moved by the reading process to extraordinar­ ily high Ievels of emotional and sensory responses. Rather than purely considering the substance of the text, Chrysostom is aroused and driven to stunning sensations, delighted by the sound of the heavenly trumpet, Paul's voice, even watehing the apostle and talking to him. 4 The readers' interaction with the text transports its author to the present, puts him before their very eyes, to the extent that boundaries Chrys. hom . in Rom . 1. 1 (PG 60 , 3 9 1 ,6-13), translated by Schaff ( 1889). The provenance of the Hom ilies o n Rom ans has not been established beyond doubt, although previous schotarship has favoured Antiach as their origin. Mayer (200 5 ) . On Chrysostom's preaching Maxwell (200 6). For Chrysostom's exegesis see Tanner ( 1982), Mitchell ( 1998), Kannengiesser (200 4). On Chrysostom's image of Paul, Mitchell (2000 ) , esp . 27 8-9 1 on his praise of Paul 's rhetorical skill.

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Jan R. Stenger

of time and space collapse. What is important to note here is that a text of a specific quality is capable of stirring up strong feelings by creating the impression that persans and things which are physically absent are actually present.5 Chrysostom notices this phenomenon not only in others' works, nor exclusively in Scripture. His own sermons and writings are likely to have produced a similar effect upon his audiences,6 as they frequently paint the events they are describing with an eye for vivid detail, thereby making his congregation feel as if they were actually witnesses of the depicted scenes.? Faced with the enormaus amount of realistic details in his gigantic body of works we may wonder whether Chrysostom's use of imagery in his oratory merely seeks to capture reality in a mimetic manner, as accurately as possible, or rather aims at something more elaborate and complex. Or, to put it another way, are his ekphraseis likenesses purely reproducing the perceptible world or should we, on the contrary, consider the textual dimension something significantly different from the imitation of reality?8 The virtual presence of the author, which Chrysostom notes, seems to point to the latter interpretation. Since Chrysostom's realistic descriptions and his own sensory experience as a listener put the human senses centre stage, his readers are invited to compare their own actual sensory perception and the kind of perception evoked by words or texts. That is, the preacher implicitly poses the question of reference, hinting at the problern of whether the text can provide an original, independent approach to reality.9 Although the late antique preacher is, of course, anything but a literary scholar, this brings us directly to the heart of the modern discussion about the status of literature, where the issue of reference is a major and hotly debated concem.1 0

7

10

Here Chrysostom refers to the ancient topos that letters are a form of conversation between absent friends (cf. Cic. Phi!. 2.4.7). The presence of Paul in hearing his words is also referred to in Chrys. hom. in 2 Cor 11:1 (In i/lud: Utinam sus tineretis modicum) 2 (5 1,30 3 ), hom. in Ac. 43 . 1 (60 ,30 3), s tat. 1. 1 (49, 17), kal. 1 (48,953). Cf. Rylaarsdam (20 14) 170-1. Chrysostom himself notices a close parallel between Scripture and his own texts with regard to meaning construction and interpretation: s cand. 6 .1-9 . This implies that his remarks on textual techniques and text understanding are valid for both divinely inspired works and texts composed by human authors. For a similar view in Augustirre cf. Fuhrer (in this volume) . Ekphras is is a hallmark of Chryso stom's oratory, e . g . Chrys. Thdr. 1. 1 1-2 , s ac. 6 . 12 , educ. lib. 1-2 . S e e also pan. Bab. 2 . 1 15-7 . Mitchell (2000 ) 10 1-4. As to realism and the principle of mimesis, we should add that in Chrysostom 's anthro­ pology and ethics irnitation plays a vital roJe. One of his premises is that in the theatre the audience when observing leeheraus individuals and upsetting scenes are prone to imitating in their own life the behaviour of the actors. So there is a direct link between mimetic performance and reality. Webb (200 8) 168-96; Jacob (2011) 10 1-3 . On the crisis of literary representation in late antiquity and the problern of mimesis see Hose in this volume. Further Hose (200 7). Cf. the introductory essay, p. 19.

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Even when we put modern notions and reftections aside we might be able to assess, by taking up Chrysostom's predilection for vividness, how he conceived of the domain of literature. Accordingly, this paper will examine whether, in Chrysostom's view, the imaginative potential of texts, i.e. one of their outstanding features, earns them a sphere in their own right, namely 'literature'. In order to tackle this problern we should not look for explicit theoretical explanations but investigate instead whether Chrysostom, when he creates mental visions, shows an awareness of their texture.1 1 I will deal with some passages that are representative of his sermons and treatises where ekphrasis-the detailed description of an event­ and thinking about the nature of the text intermingle in a revealing manner. To avoid jumping to conclusions or evoking anachronistic connotations, I refrain from ascribing in advance a fixed term of 'literature' to Chrysostom. Instead I propese a more fuzzy boundary between words, text and literature, and further between oral and written communication, all encapsulated by the Greek word /6gos.1 2 The answer to the question of whether what Chrysostom has to say about texts can be viewed as a conception of 'literature' as a distinct phenomenon-and furthermore as a genuinely late antique concept of literature-might emerge in the course of our investigation.1 3 One of his most vivid and imagistic descriptions can be found in his treatise On the Priesthood, which was written in the early stages of his career when he still harboured doubts about his clerical vocation.1 4 Thrown into dire straits and emotional turmoil, Chrysostom attempts to explain to his comrade Basil what threatens him and why he has taken ftight when confronted with the dignity of the priestly office. This, however, proves a difficult undertaking, since it seems to be almost impossible to express his soul's confusion and intense feelings through words. Yet, Chrysostom does not give up. Instead he relies on a strategy that he considers practicable, at least second best.1 5 I will now try to unveil to you the storm of my soul, for it may be you will henceforth pardon me, abandoning your accusations. How then shall I unveil this to you? For if you would like to see this clearly, it is not otherwise possible than by laying bare my own heart; but as this is impossible, I will try and show you as weil as I can, by a 11

12

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14 15

By ' texture ' I here mean the way that the different parts of the literary text are shaped, combined and arranged so as to create specific impressions. Stockweil (2009) 14 defines it as "the experiential quality of textuality". For Chrysostom's u s e o f Iogos ( ' speech' o r ' word ' ) s e e for instance Chrys. sac. 6.13.1, oppugn. 2.10 (47,347,20) . In addition we find further expressions relating to the field of literary communication and rhetoric, including p�Twp and i\oyo7Tou)s (oppugn. 2.10, 47,347,27) . H i s reflections and attacks o n theatre shows have attracted considerable interest during recent years, whereas his attitude to Iiterature as a whole remains under-studied. On Chrysostom and the stage see Leyerle (2001) , Webb (2008) , Jacob (2011) . Kelly (1995) 25-8, Liebeschuetz (2011) 166-76. Chrys. s ac. 6.12.92-122. The translation is adapted from Schaff (1886) .

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Jan R. Stenger certain faint illustration, the gloom of my despondency; and from this image infer only my despondency. Let us suppose that the daughter of the king of all the earth under the sun is the betrothed of a certain man, and that this damsel has matchless beauty, transcending that of human nature, and that in this respect she outstrips by a long distance the whole race of women; also that she has virtues of the soul, so great as to distance by a long way the whole generation of men that have been, or that shall be; and that the grace of her manners transcends all standards of a virtuous life, and that the loveliness of her body is eclipsed by the beauty of her countenance; and that her betrothed, not only for the sake o f these things is inflamed by the maiden, but apart from these things has an affection for her, and by this passion throws into the shade the most frenzied of Iovers that ever were . Then Iet us suppose, while he is buming with Iove, he hears from some quarter that some mean, abj ect man, low bom, and crippled in body, the most rascal of all living men, was about to marry this wondrous, well-beloved maiden. Have we then presented to you some small portion of our grief? And is it enough to set up my illustration up to this point? So far as my despondency is concerned, I think it is enough; for this was the only purpose for which I introduced it, but that I may show you the measure of my fear and my terror, Iet us proceed to another outline.

Clearly, Chrysostom recognises that words are not capable of fully expressing the tumult of his soul. Therefore, he paints a picture that is meant to compensate for the shortcomings of the text, yet a picture itself created by textual means. Obviously, the image he puts before Basil's eyes is informed by real life, drawing on the listener's previous experience with, and knowledge of, comparable events. The reason why Chrysostom evokes the scenario of the young man and his unreachable beloved is that, as a part of perceptible reality, it may serve as an analogy or an approximation of the matter under discussion. The usefulness of the illustration is, however, constrained by certain limits as it renders the strength of Chrysostom's fear imperfectly. This is why he goes on to another, more spectacular piece of his pictorial artistry, termed by him a hypographe, a drawing or picture.16 In applying this technique, he sketches a huge army spreading out across land and sea. With a plethora of realistic details he creates in our minds an accurate image of fully armed, battle ready troops glittering in the sunshine. This ekphrasis is designed only as the background for the events to come. For Chrysostom is not interested in the sight of the shining armour, however fascinating that may be, but asks Basil to imagine a young man from the countryside who is suddenly brought before the soldiers: 1 7 16

17

Chrys . s ac. 6.12.122. The expression is repeated in 6.13.22. Cf. hom . in Gen. 25.6 (53,227,41-2). Hypographemeans colourful make-up and has negative undertones insac. 6.2.26, virg. 75.51, vid. iun. I. 374, m ut. nom . 4.5 (51,152,15-6); p ainters and paintings in catech. 1.8 (49,235). The material quality is als o underlined by the verb {moTv-rrovv, which Chrysostom uses in those contexts, for instance, pan. Macc. 1.3 (50,621,53). Chrys. sac. 6. 12.137-76; translation after Schaff (1886).

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Let him be clad in brazen arrnour, and Iet him be led round the whole camp and be shown the squadrons and their officers, the archers, slingers, captains, generals, the foot and horse, the spearmen, the triremes and their commanders, the armed soldiers in the ships, and the multitude of engines of war lying ready on board. Let him be shown, moreover, the whole array of the enemy, their repulsive aspect, and the extraordinary style of their arms and the infinite mass; the ravines also and precipices of the mountains, deep and difficult. Let him be shown further on the enemies ' side, horses flying by some enchantment and infantry borne through the air, and sorcery of every power and form; and recount him the calamities of war, the cloud of spears, the hailstorm of arrows, that great mist and obscurity that gloomiest night which the multitude of arrows occasions, eclipsing the sunbeams with their cloud, the dust no less than the darknes s blinding the eyes . The torrents of blood, the groans of the falling, the shouts of the surviving, the heaps of slain, wheels bathed in blood, horses with their riders thrown headlong down, owing to the number of corpses, the ground a scene of general confusion, blood, and bows, and arrows, hoofs of horses and heads of men lying together, human arms and a neck and greaves, a breast pierced through, brains sticking to swords, the point of a dart broken off with an eye transfixed upon it. Then recount him the sufferings of the naval force, the triremes burning in the midst of the waves, and sinking with their arrned crews, the roaring of the sea, the tumult of the sailors, the shout of the soldiers, the foam of the waves mixed with blood, and dashing over into all the ships; the corpses on the decks, some sinking, some floating, some cast upon the beach, overwhelmed by the waves, and obstructing the passage of the ship s . And when he has been carefully instructed in all the tragedy of warfare, Iet the horrors of captivity and of slavery be added to it, worse than any kind of death; and having told him all this, bid him mount his horse straightway, and take command of all that armament. Do you really think that this lad would be equal to more than the mere narration, and would not, at the very first glance, lose heart?

In reading these sentences we cannot fail to notice how the author makes every effort to paint a picture so life-like that his addressee, instead of merely listening to his words, forms a concrete image of the described events in his thoughts. As he is convinced of the greater impact of visual perception over other forms of cognition, including discourse,18 Chrysostom prefers emulating the act of observing through his considerable rhetorical skills. Significantly, at the end of the passage words and images are so intertwined that they are virtually interchangeable. What is more, he does not confine himself to delivering a description of a static scene. Rather, he integrates an individual into the scenario who does not just witness the events but is thrown in the very middle of the action by an invisible, god-like 'director'. The result of this technique is that Basil is enabled to identify and to sympathise with the young peasant-who in turn is Chrysostom's alter ego-, thus reproducing the latter's feelings so that he can imagine how Chrysostom hirnself is suffering. 18

Cf. Chrys. pan. Bar!. 4 (50,682). In educ. lib. 60 (751-3) he speaks of a physical compulsion that is generated by visual impre ssions. This is also why Chrysostom emphasises the theatrical aspects of his own preaching and church service in general, shaping the synaxis as a ' spiritual theatre ' (see pan. Juln. 4, 50,673,44).

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After this image, the author retums from the Ievel of the analogy to the Ievel of the intended meaning. Chrysostom's main concem in this regard is the struggle of the Christian agairrst the devil's power. In switching from the battlefield where the young man is exposed to threatening spectacles of physical warfare to the spiritual fight agairrst the devil, Chrysostom makes a point that deserves special attention in the context of our analysis: 19 Do not think that I have exaggerated the matter by my account, nor suppose that because we are shut up in this body, as in some prison house, and are unable to see anything of the invisible world, that what has been said is overstated. For you would see a far greater and more formidable battle than this , could you ever behold, with these eyes of yours, the devil 's most gloomy battle array, and bis mad onslaught. For there is no brass or iron there . No horses, or chariots or wheels, no fire and darts. These are visible things . But there are other much more fearful engines than these. One does not need against thes e enemies breastplate or shield, swords and spears, yet the sight only of this accursed array is enough to paralyse the soul, unless it happen to be very noble, and to enj oy in a high degree as a protection to its own courage the providential care of God. And if it were possible by putting off this body, or still keeping it, to see clearly and fearlessly with the naked eye the whole of bis battle array, and his warfare against us, you would see no torrents of blood, nor dead bodies, but so many fallen souls, and such disastrous wounds that the whole of that outline of warfare which I just now detailed to you you would think to be mere child 's sport and pastime rather than war: so many are there smitten every day, and the wounds in the two cases do not bring about the same death, but as great as is the difference between the soul from the body, so great is the difference between that death and this.

Once more Chrysostom seeks to give his dialogue partner an impression of a scenario in order to make him experience the confusion Chrysostom has been suffering hirnself Basil should almost be able to physically see the devil's attacks and the life-threatening dangers before bis very eyes, to imagine the challenges the future priest has to face as a Ieader of his congregation. What is most striking about these remarks is that Chrysostom draws his friend's attention to the puzzling relationship between his words and the things they are supposed to communicate. Firstly, words have the ability to exaggerate reality, thus transcending a simple reference to a given object. Secondly, he emphasises that the demonie powers, which instil such a terrible fear, are of a quality completely different from perceptible reality. Chrysostom makes us aware of this othemess by the pervasive use of negations. Thirdly, he underlines that the experience he has just described is impossible to have under normal circumstances. You would only be able to perceive what Chrysostom actually means if natural law could be suspended and you were to exit your physical body. What the text can convey, he adds, is but a faint glimpse of these supernatural entities and events. 19

Chrys .

sac.

6 . 1 3 . 1-26; translation after Schaff ( 1 886).

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Before going into details let us briefly outline the impression one could get from a first reading of the paragraphs quoted above. The main feature is that Chrysostom presents a series of three climactic images-the jealous Iover, the young peasant in the battlefield, and the fight against the demonie powers-accumulating a striking mass of naturalistic details. Further, the author, by extensive use of expressions conveying the acts of showing, watehing and painting, directs our attention to the visual dimension of his ongoing narrative. In accordance with his general preference for sight over the other senses, Chrysostom once again stresses the great importance of visual perception.20 The images or seenarios that are dustered tagether in the final passage of On the Priesthood, though, show not so much single, recognisable events as typical scenes without definite time or place. Moreover, Chrysostom does not depict something he has hirnself witnessed, but, as he stresses, is conducting, tagether with his friend Basil, thought experiments, that is to say drawing imaginary pictures in his mind.21 The corollaries of this imagination, however, are real and palpable, since Basil, overwhelmed by the frightening sights, is moved to strong feelings. Confused as he is, he cannot resist weeping and breaking out in lamentations. Here we have the typical effect that ekphrasis is used to evoke: according to ancient rhetorical theory its aim is to elicit emotional responses from the audience by making them witnesses to the described events.22 When we take a closer look on Chrysostom's series of images we notice that they bring to life situations of different qualities. On the one hand, the descriptions use characters and events taken from real life, or at least such events as are likely to happen in real life. Young men, soldiers, horses and weapons are situated in a Iandscape that conforms to our sensory experiences. On the other hand, the author presents us with phenomena that are not found in the ordinary world. Horses flying by some enchantment and infantry bome through the air do not normally occur in the experiential world of late antiquity,23 and this is even less true of the warfare against the devil and the wounds the soul receives in it, which, by their very nature, are outside the realm of normal sensory perception. That is to say, the ekphraseis can occasionally offer a glimpse into areas not accessible to the human senses and to ordinary experience. The distress of the soul and the supernatural powers defy any attempt to observe them with the naked eye, for which reason 20

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On Chrysostom's attitude to sight see Cardman (2008), Jacob (2011) ; Stenger (forth­ coming) discusses Chrysostom's of the human senses. Cf. his expres sion imo8wp.e8a (6 .12.101) . The experimental character is enhanced by the use of third person imperatives, which mark a hypothesis. Cf. hom . in Co!. 1.4 (62,304,3 3-3 05 ,2) . See also the conditional periods in Thdr. 1. 11: "Tell me, if any one led you into some bright place, where all were sitting arrayed in vestures of gold, and in the midst of the multitude pointed out one other to you who alone had garments wrought with precious stones , and a crown upon his head, and then promised to place you in the ranks of this people, would you not do everything to obtain this promise?" Quint. inst. 6 . 2 . 3 0 and 32, Ps. -Longin. 15 . 9 . Webb (2009) 9 8-100. Chrysostom hirnself speaks of ' trickery' and 'witchcraft' in 6 . 12 . 145-6, thereby making us aware of the delusive nature. See further De Dav. 3.1 (54,696) on theatre and magic.

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Chrysostom is compelled to have recourse to illustrations. We encounter, then, in his vivid descriptions different layers of realism as he proceeds from the familiar to more rare experiences and then to pure speculation. How it is to suffer from jealousy is an experience that almost everybody has made in their own life, whereas the sight of a huge army, especially of one like Chrysostom's, is not as comrnon. Finally, the devil's assaults upon the human soul, although beyond doubt regarded as 'real' by a devout Christian, can never be perceived by normal human senses.24 Furthermore, the preacher explicitly states this extraordinary quality and explains the consequences it has for his attempt to communicate it. Throughout the passage that I quoted, Chrysostom discusses the nature of the events he depicts and the possibility of rendering them through words. First, he repeatedly highlights that what he undertakes, tagether with Basil, is an act of imagination, or phantasia, a process of creating images in the mind.25 Then, in talking about the diabolic temptations, he underlines the fundamental difference between armed combats of the sort he has just imagined and the struggles against the devil. Chrysostom is, however, interested not only in the ontological status of the events, but also in their implications for communication. lt is important to note that, although he does not refrain from depicting the supernatural with words, he emphasises the narrow constraints of verbal discourse. When the text fails to represent something directly and accurately it is necessary to rely on illustrations and analogies in order to convey at least an approximation of it.26 To take this a step further, we should consider what the exact nature of this discourse is. lt becomes immediately apparent that Chrysostom has in mind a text which in a certain way resembles a visual representation. Classical rhetoric recommended that the skilful orator put events before the audience's eyes by provid­ ing a mass of picturesque details.27 Accordingly, Chrysostom makes strenuous efforts to describe things in an extremely colourful and graphic manner, including a !arge amount of adjectives and adverbs that help the listeuer to create a mental

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It should be noted that the answer to the question of what is ' real ' to a great extent depends on premises of the belief system which one subscribes to. This nexus is underlined by the late antique controversy about the reality of gods or miracles between pagans and Christian apologetic. Kahlos (2007) 137-84. For the use of words related to phantasia, indicating in particular the imagination of spiritual things, see Chrys. hom . in lo. 2. 5 (59,35,54) , hom . in lo. 88.3 (59,476,36) , hom. in Gen. 66. 3 (54,570,19) , pan. Bab. 2. 66, pan. mart. 2 (50,648,43) . Elsewhere the term phantasia means an outward, false appearance, frequently connected with artful embellishrnent or the display of social status, for instance Thdr. 1. 9. 19, 18. 29, s tat. 2. 5 (49,40,5) , pan. Bab. 2.127. On the shortcomings of verbal representation, Chrys. hom . in 1 Thes s. 2. 7 (62,405) . For Chrysostom's use of analogies see Rylaarsdam (2014) 258-9. Demetr. eloc. 209-10, D.H. Lys. 7, Quint. ins t. 6. 2. 29-30, 8. 3. 66, Ps.-Longin. 15. 1. Webb (2009) 90-3.

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image.28 In addition to that, he deploys countless expressions relating to sensation and perception, for instance 'see', 'eyesight', 'darkness', 'shouts' and 'roaring' .29 The author, to phrase it generally, is engaged in a process of drawing a 'visible' picture without brush and colours, using his verbal art instead. As a result, his words compete with the painter's art.3 0 But there is more to this point than just the all too familiar feud between literatme and art.3 1 Although image-based, the visualisation that the text evokes transcends material likenesses to a significant degree. As already mentioned, textual visions have the ability to go beyond material reality, depicting spiritual entities, which cannot be perceived with the bodily senses. The reason is that this sort of vision takes place purely in the minds ofthe author and his addressee. It is situated in a mental space, where the restrictive barriers of the material world are shattered by the power of fantasy. Here, the textual clues, which of course cannot give an accurate account of every single detail, combine with knowledge and notions already resident in the audience's memory. Together, all these various components conjure an image more flexible than any physical drawing could be. Thus, the text operates as a stimulus, eliciting from the reader or listener a cognitive response. It requires his active participation in fabricating the verbally-created image. In this dynamic and cooperative process the addressee is expected to re-enact or recreate the vision that the author had formed in his own mind. Consequently, the vision evoked in the reader's thought is, as Chrysostom indicates with his continuous reference to its discursive nature, not an original, spontaneous one, but a secondary, generated vision. This observation brings us to our next point, the relationship between the two modes of perception which Chrysostom points to. Whenever referring to his verbal art, he draws heavily on the vocabulary of sight and, moreover, of hearing. He thereby makes his audience aware that hearing or reading a text occasionally amounts to having a physical sensation. The vision invoked by the text is analogous to visual perception, yet differs in an important respect. In the passage quoted above and likewise in one of the Homilies on the Statues Chrysostom highlights that the bodily eye fails to perceive some essential features of reality, including 28

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Significantly, Chrysostom uses expressions like 'present' to indicate that he places al­ most tangible objects in front of our eyes, e. g. sac. 6 . 12 . 1 18; pan. Macc. 1.3 (50 ,62 1 ,578). For instance sac. 6 . 12 . 15 0; 152-5 3 ; 154; 165; 13 . 7 ; 9; 1 3 ; 19; 3 8 . See especially his remarks on images and painting in s ac. 6 . 12 . 9 7 ; 9 9 ; 1 19 ; 122 ; 6 . 13 .22; pan. Macc. 1.3 (50 ,62 1 ,5 1-9) on the analogy between painting and imagination; further In dieturn Pauli: Nolo vos ignorare 4 (5 1,247 , 3 6-57), catech. 1 . 8 (49,23 5 ) . On Chryso stom 's and his contemporaries ' ambivalent stance with regard to the relative power of words and images , Bulgar (200 5). This intermedial rivalry is a staple of ancient discussions on vivid rhetoric and ekphrasis, e . g. Plu. De glor. Ath. 3 47 a-c with regard to Thucydides and the famous dieturn attributed to Simonides of Ceos "Painting is silent poetry, and poetry painting that speaks" (ib. 346f).

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the psychological qualities of men and the actions of supernatural entities.3 2 To throw the deficiency or impossibility of perception into high relief he explicitly states the cantrast between bodily sight and thought experiments. In the Homily an the Statues he says that only if it were possible to open the human soul we would be able to scrutinise it with our very eyes. S ince, however, the eyes are unable to scrutinise the quality of a man's soul we have to use our mind (logism6s) to discern the virtues and vices of a human being. Whereas here the imagination seems to be only a second best alternative, Chryso­ stom, in the dialogue On the Priesthood, points in a different direction, framing the issue in a more positive way. There he suggests that the textual vision is so superior to sense perception that it is apt to replace the senses.3 3 While bodily sight is directed exclusively towards phenomena of the sensory world, imagination conveys detailed, though imperfect, ideas of things and events which belong to a different sphere. To this realm the human eye can never gain access. In other words, one who completely relies on his actual eyesight will inevitably fail to notice the most threatening dangers, the devil's assaults, as well as the most precious rewards, the spiritual gifts.3 4 It is, Chrysostom argues, in fact words that are necessary to conjure a notion of the supernatural world, which in turn men can assume as a guiding principle, for instance by altering their demeanour to fit into this Christian framework. 3 5 Adopting a particular mode of sight that is significantly different from what is perceived by the bodily eye, the text communicates more effectively to the spiritual senses, an idea of paramount importance for late antique Christianity.3 6 32

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Above, p. 212. Chrys. s tat. 1 4.6 (49, 152, 44-54): "Oh ! that it were possib1e for me to undress the sou1s of those who swear frequent1y, and to expose to view the wounds and the b ruises which they receive daily from oaths ! We shou1d then need neither admonition nor counse1; for the sight of thes e wounds would avail more powerfully than all that could be said, to withdraw from their wickedness even those who are most addicted to this wicked practice. Nevertheless, if it be not possib1e to spread before the eyes the shameful state of their soul, it may be possible to expose it to the thoughts, and to display it in its rottenness and corruption." The translation is taken from Schaff (1886). It is significant that at the beginning of eh. 1 3 Chrysostom underlines the text's faculty for making things seem greater than they are (cf. the sentences quoted above p. 212). The text is capable of conjuring a world in its own right, on1y loosely connected to perceptible reality. Chrys. pan. Juln. 4 (50,6 72-3). See also pan. Bar!. 4 (50, 681) and catech. 3/2.9-1 0. In hom. in Gen. 66.3 (54, 570,16-20) he emphasises that the eyes of the body are not able to perceive anything beyond the visible. For Chrysostom 's strategy of manipulating the parishioners ' habits through imaginations see Stenger (forthcoming). On the difference between the ' eyes of the body ' and the ' eyes of faith' cf. Chrys . hom. in Gen. 66. 3 (54, 570, 16-20). In hom . in Mt. 12. 3 (57, 205, 23-5) Chryso stom insists that, with regard to the perceptible signs of Christ's baptism, there is no need of visual perception, but only of faith, because the signs are provided for the non-believers, not for the faithful. De Roten (2005) 104-5, Frank (2001). On the Christian doctrine of the

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The difference notwithstanding, Chrysostom's imagistic language intimates that there is a smooth transition between eyesight and textual imagination, with several stages leading from physical clues such as relics and coffins, to invisible entities.3 7 Thus, Chrysostom's notion of textual perception offers a path to exceed the narrow reference to reality. It is not by chance that he repeatedly uses the word 'transgress' to indicate this potential with a spatial metaphor.3 8 In these passages he couches this process in the familiar philosophical concept of transcending the mundus sensibilis. This cantrast between two modes of perception points to the question of how ' real' the depicted events are. A naive parishioner might at first glance surmise that only things he actually touches, watches, hears or smells are part of reality. This assumption would thwart Chrysostom's efforts to shape his audience's habits by reference to the heavenly realm. Hence, the preacher puts special emphasis on the superior ontological status of the phenomena he summons up in their minds. Couched in the rhetorical figure of arsis and thesis the spiritual realm is conceived as the complete negation of experiential reality.3 9 Whatever we encounter in this world will not have any relevance there. Nevertheless, Chrysostom is convinced that his addressees will not voice any doubts concerning the existence of spiritual things. The reason for this confidence is that, although these things and events are not components of the experiential world, they are part and parcel of the Christian 'belief system', that is of a world view shared by the author and his audience.40 This common cultural code, in addition to the analogies with sense perception, ensures that the imagined things seem credible to the audience.41 Consequently, as Chrysostom points out, we are faced with a paradox: The ekphrasis of seemingly real obj ects and phenomena, such as a battlefield, resembles a mere play without bearing on reality, whereas imperceptible events, despite being impossible under normal conditions, possess a higher degree of reality.42 Although the reader may wonder whether the depicted scenes with all their extraordinary and weird features might be pure fiction, the relationship between the textually-evoked worlds is in

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spiritual senses see also the collection of essays in Gavrilyuk and Coakley (20 11 ), in particular Coakley's contribution on Gregory o f Nyssa. See also Chrys. pan. Bab. 2.65-6 . Frank (2001) 6 3 6-7; Miller (200 5) 26-7 . Chrys. s cand. 6 .1; 8 (1J7rEpßaivELV). Cf. hom . in Rom . 15.10 (60 ,5 3 7 , 3 9-40 ) . The same strategy is pursued in the image of the blessed life in Thdr. 1. 11. The production of effective enargeia requires a cultural competence, since the orator has to appeal to stereotypes shared by the cultural group he is addressing. Cf. Libanius' remarks on the failure of a sophist to take his audience 's values and assumptions into consideration (or. 1.41) . This aspect was especially important in a time when values and images were heavily contested as was the case with Christianity gradually replacing visual forms of the pagan past. The obligation to appeal to stereotypes s hared by the dominant culture is already recognised by classical rhetoric with regard to enargeia and credibility. Webb (200 9) 124-25. Chrys. sac. 6. 13.22-3 , where he compares his description of the battle with children's play (naiowv nva cißvpp.aTa , nmo�av) .

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fact tumed upside down. Within the Christian framework, a text may communicate a higher order of reality. As a result, the reader is led to the conclusion that the question of textual reference is more complex than might seem at first sight. Thereby, he will recognise that in cantrast to his own senses, words, with the assistance of imagination, can give him an understanding, however vague, of the supernaturaL 4 3 In order to acquire this knowledge, which is indispensable for the true Christian life, it does, however, not suffice to Iisten to the preacher's exalted visions. When we Iook once more at Chrysostom's imagery and metaphors we discem that he implicitly asks for a more intense and active response on the part of his audience. For it is not just that he, as a detached observer, accurately describes the scenes; rather, he attempts to involve his audience in the process of creating and, afterwards, exploring the tableaux. For instance, in On the Priesthood, he summons his friend Basil to join him in drawing a picture of the young man enamoured with the princess.44 In other passages he directs his audience, through the use of imperatives, to watch the events he is describing.45 Thus, the reader or listener is actively involved in forming the images, becoming an eyewitness or even an artist. In other words, he should not adopt the role of a passive observer. What is required is an active engagement so that he actually has the experiences Chrysostom considers useful for his purposes. It is not by accident that the preacher in his ekphraseis employs numerous expressions denoting movement and action. In his exhortation to his fallen brother, Theodore, he requests his addressee not only to Iook towards heaven but even to aseend into regions beyond the sky, at least in thought, in order to consider the transfiguration of creation. There, he will see incorruptible beauty not to be found anywhere in this world. Then, Chrysostom even undertakes with Theodore a joumey to the mountain of transfiguration where they will watch Christ in his splendour and glory.46 Another striking example of this rhetorical technique occurs in the fifteenth Homily on Romans. After highlighting once more the difference between heaven and earth and the failure of words to match the properties of heaven, Chrysostom sets out to go on another joumey with his congregation: 47 43

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Needless to say that within a Christian framework it is not the text alone which conveys an imagination of the spiritual; viewing the spiritual p owers of course requires faith. On the other hand, what provides the faithful a vision of the spiritual is Chrysostom 's homily. For instance, in ascens. 1 (50,443,40-50) Chrysostom sees his congregation in the 'theatre ' of the church in the company of martyrs and angels. Yet beyond doubt his audience is made realise their presence first and foremost by the preacher's words. Chrys. sac. 6.12.122: "Iet us proceed to another outline". E . g. Chrys. Thdr. 1.11, pan. Bar!. 1 (50,677,8; 34) , 2 (678,56-7) , 4 (681,6-7; 11; 15; 682,11) , as cens. 1 (50,443,46-7, here with the eyes of faith) . The examples in Chrysostom's work are countless. Chrys. Thdr. 1.11.51-2: "And to prove that these words are no empty vaunt Iet us journey in thought to the mountain where Christ was transfigured." Chrys. hom . in Rom. 15.10 (60,537,38-54) .

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But since we have as yet no means o f s eeing this [heaven] with our bodily eyes, aseend in your thought, and standing above this heaven, Iook up unto that heaven beyond this , into that height without a bound, into that light surcharged with awe, into the crowds of the angels, into the endles s ranks of archangels, into the rest of the incorporeal powers. And then lay hold again of the image thereof we have, after coming down from above, and make a sketch of the estate of a king with us [ . . . ] .

Proceeding with his imagination, Chrysostom paints with an eye for detail the pomp of the earthly king in order to cantrast him with the king of heaven, before exhorting his congregation to avert their thoughts from earth to the things- above and the day when Christ will retum. What is striking here is that the preacher is not content with tuming his parishioners into spectators, as traditional ekphrasis does, but rather aims to instil a bodily response, drawing them into his textual worlds by stimulating actions and movements.48 Time and again he highlights the bodily and spatial aspects as he sketches his text worlds as concrete spaces defined by three dimensions.49 When following the Iead of their preacher the believers, as it were, will enter a different world, engage there, encounter supernatural beings and have bodily experiences. 50 The text triggers on the part of the listener a simulation of bodily actions and sense perceptions, to increase their emotional commitment.5 1 As already hinted at, the intemal processing of a text in this manner resembles a body technique or practice. The reason why this virtual activity is essential for Chrysostom 's aims is that the Iisten er or reader, if he imagines being transported into a world of othemess, will be exposed to an overwhelming defamiliarisation.5 2 Instead of watehing paradoxical and often frightening images from a safe distance, he will almost physically feel the strange and astanishing features of this unearthly 48

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See further Chrys. pan. Macc. 1 ( 50, 619,26-3 4), proph. obscurit. 2. 6 ( 56, 185, 36-46), hom . in Is . 45: 7 ( 56, 143,7-12) ; hom. in 2 Cor. 5. 3 ( 61, 432, 31-9), hom . in 1 Cor. 36. 5 ( 61, 313, 47 -51). For instance, the ekphrasis of the banquet in Chrys. hom. in Co/. 1 : 1 1. 4-5 ( 62, 304-6) ; oppugn. 2. 5 ( 47, 338, 41-55) ; 2. 6 ( 47, 340, 16-31). By the combination of sacred space, liturgy and preaching the spaces of the sanctuary and of heaven become inextricably interwoven or merged together. Cf. hom . in 1 Cor. 36. 5 ( 61, 313, 34 -51), s ac. 6. 4. 45-64, hom . in Ja. 2.5 ( 59, 35, 51-5) . De Roten (2005) 252-4. These simulations involve not only movements and sights, but occasionally also acoustic phenomena. For example, in one homily Chrysostom invites his listeners to pull the string of heaven in their mind so that they will hear how clear it resonates. The paradox is that spiritual entities, although lacking any voice organ, sound far more clear and melodious than any human voice. Chrys. hom . in Is. 45: 7 ( 56, 143, 19-36). This applies also when Chrysostom makes use of expressions like ' frightening ' (cpo­ ßEpoc;), 'paradoxical ' and ' aweful ' (cppiKWOYJS), t o emphasise that spiritual entities or experiences such as the mystagogy of the baptism deeply atfect the believers ' souls and bodies. The word ' aweful ' is often related to perfom1ances like the synaxis, the mysta­ gogy and the Eucharist, in which the congregation is in fact stirred to psychological and bodily responses. De Roten (2 005) 108-19.

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realm at close range.53 At the same time, the supernatural sphere bears some resemblance or analogy to the ordinary world, without which it would be difficult to cope with these unusual impressions. 5 4 As amazement and unfamiliarity generally are starting points for reftection, the audience will through this rhetorical technique eventually gain new insights. That Chrysostom deliberately aims at this effect is clearly demonstrated by the quoted passage from On the Priesthood, where the naive lad, by being transported to an environment completely alien to him, learns important lessons, which leave a deep mark on his soul. 5 5 Similarly, Chrysostom's congregation-when virtually ascending heaven and encountering angels there, and thus changing their perspective in the truest sense of the word-will accu­ mulate knowledge, or catch at least a glimpse, of the supernatural world and of its frightening otherness. In general terms, simulation is a part of any process of understanding.5 6 Thus, in this special case, the bodily simulation invoked in the reader by Chrysostom's text is bound to promote a cognitive process. 5 7 Our analysis of the concluding passage of On the Priesthood and several further texts has yielded some findings that are closely linked to the relationship between texts, reality, and readers. First, Chrysostom, with his comments on likenesses and imagination, poses the question of textual reference. As he shows by comparison 53

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The relevance of corporeal experiences to enhancing faith is thrown into high relief when Chrysostom with a sense of dramatic effectiveness exhorts his congregation with the following words (pa n. mart. 2; 50,664,49-50) : "Embrace the coffin, nail yourself to the ehest! " Chrysostom also frequently insists on the strong response to words, for instance ho m. in 1 Cor. 36.6 (61,314,4) . Rylaarsdam (2014) 58-62 and 67-75 discusses the use o f perceptible obj ects and experiences in Chrysostom's preaching. In s ca nd. 6.1-9 Chrysostom comments on this function of textual analogies and images (para deigmata or hypo deigmata ) . S cripture takes images and analogies from the experiential world which, although not fully matehing God 's Iove, nevertheless serve as recognisable symbols. Thus, they guide the reader to forming a notion of heavenly things . Yet, he has to transcend i:hese images in his mind in order to achieve this insight. In the same way, Chrysostom 's own imagistic texts operate on their addressees. They also make use of signs and images taken from the natural world, summoning the reader to leave them behind and Iook at the abundance of God's Iove, which cannot be expressed through words. Both at the beginning and at the end of the passage Chrysostom states that the young man will leam something by being confronted with novel sights. Chrys. sac. 6.12: "Then Iet some one suddenly seize some young lad, one of those brought up in the country, knowing no thing (EiOoTwv ovoiv) but the use of the shepherd 's pipe and crook [ . . . ] And when he has been carefully i ns tructed (aKpLßws OLo ciEa s ) in all the tragedy of warfare [ . . .]". In the same way, the addressee Basil is to leam something when re-enacting Chrysostom's visions. For an instructive parallel, see Becker (2011) , who makes the case for images as guides to simulation. According to him, the image simulates by pictorial means the perception of the painted obj ect(s). He therefore speaks of a ' visual understanding ' . Affects such as j oy and fear play a key, even though ambivalent, role in Chrysostom 's conception of education. Jacob (2011) 195-200.

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of different visions evoked by his descriptive art, words or texts need not always relate to experiential reality. If they succeed in stimulating the imagination of imperceptible events on the part of the audience they will be capable of conjuring a space in between, neither belanging to our familiar world nor to what we would term pure fiction. 5 8 Rather than being confined to one of these realms, texts of this imaginative nature easily switch between them so that the boundaries separating 'reality' , imagination, and fiction begin to vanish. Consequently, there are different levels of textual realism, to the extent that sometimes what at first glance seems real is in fact fabrication, whereas an imagination that even suspends the constraints of the natural world refers to the actual, higher reality. 5 9 Thus, it emerges from the preacher's remarks that certain texts offer a unique approach to reality, not destined to reproduce the perceptible world in a mimetic manner, but possessing a creative potential as weil. They constitute a privileged point of access to layers of reality that escape our senses. It is still important to bear in mind that according to Chrysostom not every text has the faculty of providing this access. While Christian authors give accounts of paradoxical, yet real events, pagan poets delude their readers by fabricated and treacherous stories. 6 0 Second, Chrysostom draws our attention to the textual dimension of this peculiar access to reality. It is not just the human faculty to imagine which he focuses on. What is striking with regard to his imaginings is, rather, that he discusses the power, and the shortcomings, of words. Frequently, he refers to the power of the l6gos to put an image before the reader's eyes and, simultaneously, makes us aware of the text's failure to give an accurate account of the supernaturaL Of course he is following here the tradition of the long-standing debate concerning the rivalry between word and image. His main concern, however, is that, to achieve knowledge of supernatural beings, the reader must eventually transcend the written and spoken word. On the other hand, his own rhetorical practice and his continuous exhortations to accompany him on his textual journeys suggest that the text is an invaluable tool for making the ordinary Christian acquire at least an approximate notion of heaven. Without the preacher's imagery-filled oratory, the congregation's cognition would not reach beyond the experiential world. Third, the characteristic effect of so imagistic a text is that it immerses the reader in the mental model previously conceived by the author. The rhetorical technique, combining vivid description with virtual joumeys and actions, elicits 58

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The idea of fiction is not anachronistic in this context, as Chrysostom several tim es char­ acterises the creative invention of events as plas ma, Chrys. exp. in Ps. 43 2 (55,169, 1920) , pan. Bab. 2. 9, 10, 11, 20. Cf. Chrys. hom. in lo. 2. 5 (59,35, 53- 55) where he says that it is possible for one who is on earth to stand in heaven and imagine the things there and hear them. Cf. Chrys. hom. in Rom. 4. 3 (60,414,47- 51) ; exp. in Ps. 43 2 (55, 169, 19- 20) . The deceitful character is also a major point of criticism agairrst the traditional theatre shows (L az. 6. 5, 48, 1035) . Chrysostom, though, occasionally can refer by the word symplattein, ' fabricate ' , also to his own imaginations: oppugn. 2. 3 (47, 335, 39) .

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from the audience an aesthetic response, which in turn produces knowledge of the things described through analogies. As a result, the relationship between text and reader is negotiated or redefined. lnstead of being a passive recipient the reader becomes actively engaged in the process of the textual creation of worlds. The reason why this technique promises success is that the text at the same time relies on the reader's experiences within the natural world and dramatically surpasses the familiar.6 1 If, on the one hand, the ekphrasis exactly imitated the perceptible world, one would not discem anything not already known. If, on the other hand, the depicted events did not resemble earthly reality at all, no cognisance would take place. There is, then, a hierarchy with heaven at the top and the material world at the bottom. The textual imagination is placed in the middle, neither equalling the spiritual senses nor limited by the same constraints as the bodily senses. However, it is analogaus to either of them. So the text as an intermediary between both worlds is a resource for leaving earth behind. This is the power of textuality. Is it, then, possible to infer from these observations a notion of 'literature'? After all one might argue that Chrysostom, even if he comments on the textual dimension of imagination, is simply discussing words or text in general, but not Iiterature as a distinct domain of text. Would the preacher hirnself have understood at all a distinction between literary and non-literary texts? To tackle this problern we should recall that in Chrysostom's view not every author nor every sort of text is able to achieve the desired effect. Only a text produced by a skilful orator or writer such as St Paul or Chrysostom hirnself will exert the desired in:fluence on the audience. It is a phenomenon which goes beyond the normal functions of language. What is more, the peculiar quality of the imagistic texts is that, as is frequently stated, they are comparable to the visual arts. That is, textual imagination is considered a highly developed artistic practice such as painting, and the author is regarded as an artist. Such texts possess a certain aesthetic quality which sets them apart from more mundane ones. Although Chrysostom does not have a technical term for 'literature', it is nevertheless reasonable to assume that he does have a notion of a distinct class of texts which we would Iabel 'literary'. Their differentia specifica is that, due to their skilfully produced visuality, they have the ability to build a bridge between earth and heaven. One question, however, is still unanswered. Even if it is accepted that he has a notion of literature, is it legitimate to call it a late antique one? Chrysostom's idea of ekphrasis and literary imagination is, of course, by no means without precedence. When browsing through the classical rhetoricians', literary critics' and philosophers' comments we can throughout detect the in:fluences of older traditions, especially

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In this respect, Chrysostom 's textual imagination i s akin to the principle o f synkatabasis, condescension or rather adaptation, which is not only centrat to his exegesis but also to his pedagogic. It means that a teacher descends and adjusts his teaching to the Ievel of his disciples, because they are not yet capable of receiving the divine truth. Scaglioni (20 1 1 ) and now Rylaarsdam (20 1 4) , esp . 1 7-8.

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Platonic and Stoic, on which he built his idea of phantasia. 62 Nevertheless, I would like to suggest that his stance on literary description is deeply informed by contemporary trends, in particular those of Christian provenance. Christian authors of Chrysostom's times, imbued by the techniques of classical rhetoric, show an increased interest in the relationship between texts and images and, concomitantly, in the visual qualities of textual descriptions.6 3 For quite some time, scholars have noticed the pervasive use of ekphrasis and images in late antique authors and analysed the effects of these techniques on the reader. For instance Prudentius' skilful way of transforming a material space into a spiritual Iandscape by ekphrastic vividness has received intense scholarly attention.64 Furthermore, philosophically­ informed writers such as Augustine not only employed these rhetorical techniques but also discussed the philosophical implications of images and visions.65 Based on Platonic conceptions, Augustine's theory of a hierarchy of visions testifies to this interest. In a certain sense, late antique Christianity can be thought of as a visual culture.66 To set this in a wider context, Christians of the fourth century increasingly tumed their eyes to material things, including human bodies, relics and sensations. Recently, this change, in which the religious significance of the material world was revalued, has been termed the 'material turn' .67 So we might not go wrong if we place Chrysostom's attitude to verbal repres­ entation and Iiterature in this cultural environrnent, where visual conceptions and metaphors were gaining in importance. 68 Although, in cantrast to Augustine, he did not develop an elaborate theory of vision, his reflections bear witness to an 62

We may think of earlier critics such as Plutarch and Ps.-Longinus, who emphasised the visual impact of detailed descriptions in historiography (Plu. De glor. Ath. 347a-c; Ps. -Longin. 25). They already had made the point that the visual experience transports the reader b ack to the historical events. Cf. also D . H . Lys. 7 on Lysias ' enargeia and Quint. inst. 8 . 3 . 64-5 on Cicero 's Verrines . In the Stoics phantas ia, which is able to represent both sensory and non-sensory obj ects, is a matter of epistemology. On the role of phantasia in Stoic psychology and epistemology see Hankinson (2003), Webb (2009) 1 1 5-9. See e. g. Asterius' ekphrasis on the martyr Euphemia (hom. 1 1 ) , Prud. perist. 1 1 (Hip­ polytus) . Miller (2009) 67-7 3 . With regard to Christian discourse Averil Cameron states : "Like visual art, early Christian discourse presented its audience with a series of images. The proclamation o f the message was achieved by a technique of presenting the audience with a series of images through which it was thought possible to perceive an objective and higher truth." Cameron ( 1 9 9 1 ) 57. Prud. psych. 805-87 on the new temple; perist. 9 (Cassian) . Carruthers ( 1 998) 1 43-50; Miller (2005) 3 6-43 . On late antique ekphrasis Downey ( 1 959), Stenger (20 1 0) . Miller (2005) 3 3-6. This said, i t has to be stated that this interest was n o prerogative o f Christians. F o r example, the spiritual portrait painted by words i n Porphyry's L ife of Plotinus reftects the rivalry between text and image from a Neoplatonic perspective ( 1 ). Francis (2009) 297-3 04, Francis (20 1 2) . Miller (2009) 3 . Likewise, pagan philosophers such as the theurgist Iamblichus and subsequently Proclus assigned a new, spiritual value to the sensible world. The relevance of sight to late antique Christianity is highlighted by Frank (2000) . ,

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increased awareness of the cognitive effects of imagistic texts. What seems to be peculiar to late antiquity is that Chrysostom attributes to the material a far greater relevance than, for instance, the Platonists and also earlier Christian thinkers. In this respect, it is significant that in the exhortation to Theodore, Chrysostom takes his addressee ( and thereby his readers) to the mountain of Christ 's transfiguration. There the temporal and the etemal, the material and the supernatural world come together in one point, with Jesus acting as a bridge between men and God.69 When undertaking a joumey to this site in their minds they sense the crucial link between the two realms. The conception that literature is capable of paving the way to heaven in any case was an idea that must have been very attractive to the late antique Fathers.

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Stenger (20 1 0): Stenger, Jan. "Chorikios und die Ekphrasis der Stephanoskirche von Gaza: Bildung und Christentum im städtischen Kontext". JbAC 53, 8 1-1 03. Stenger (forthcoming): Stenger, Jan. "John Chrysostom and the Sensory City Life". In Susanna Elm, ed.,Beyond the Local: City-Empire-Christendom. Berke­ leyjLos Angeles/London. StockweH (2009): Stockwell, Peter.Texture: A Cognitive Aesthetics of Reading. Edinburgh. Tanner ( 1 9 82): Tanner, R.G. "Chrysostom's exegesis of Romans". Studia Patristica 1 7/3, 1 1 85-97. Webb (2008): Webb, Ruth. Demans and Dancers: Performance in Late An­ tiquity. Cambridge, MA/London. Webb (2009): Webb, Ruth. Ekphrasis, Imagination and Persuasion in Ancient RhetoricalTheory and Practice. Famham/Burlington, VT.

Die Autoren des Bandes BEITINA BoHLE has worked as a research assistant at Freie Universität Berlin (Ger­ many) since 2008 and completed her PhD thesis on Olympiodorus' commentary on Plato's Gorgias. Her research interests include rhetoric, ethics, literary theory, translation theory, classical scholarship. SusANNA ELM is Professor or History and Classics at the University of California at Berkeley. Her interests are the economic, social, and political context of 'ideas' with a current focus on slavery in the later Roman empire. Her publications include Virgins of God: TheMaking of Asceticism in Late Antiquity, Oxford 1 994, and Sons of Hellenism, Fathers of the Church: Emperor Julian, Gregory of Nazianzus, and the Vision of Rome, Berkeley 20 1 2. MARco FoRMISANO is Professor of Latin Literature at Ghent University. His interests include late antique literature, the literature of knowledge (especially the art of war), and panegyric. His publications includeTecnica e scrittura (Rome 200 1 ) ; editions of Vegetius' Epitoma rei militaris and the Passio Perpetuae et Felicitatis (Milan 2003 and 2008); the co-edited volumes War in Words (with H. Böhme, Berlin 20 1 1 ) and Perpetua's Passions (with J. Bremmer, Oxford 2 0 1 2) . He is the editor of the series "The Library of the Other Antiquity" (Universitätsverlag Heidelberg). THERESE FUHRER has held Chairs of Latin at the Universities of Trier, Zurich, Freiburg, the Free University of Berlin, and since 20 1 3 at the Ludwig-Maximilians­ Universität Munieh. She is the author and editor of several books and has published a number of papers and book chapters on topics rauging from early and Hellenistic Greek poetry through republican and Augustan poetry and prose to Augustine. She is currently engaged in a nurnber of major research projects in the field of Neronian and Flavian literature, Roman rhetoric, and Late Antiquity. BARDO MARrA GAULY holds the Chair of Classical Philology at the Catholic University of Eichstätt-lngolstadt. Fields of research are Ovid's poetry, Roman philosophy with focus on natural philosophy, and pagan poetry of late antiquity. He has published books on Ovid's love elegies (Liebeserfahrungen: Zur Rolle des elegischen Ich in Ovids Amores, 1 990) and on Seneca's natural philosophy (Senecas Naturales quaestiones: Naturphilosophie für die römische Kaiserzeit, 2004). MARTIN HosE is Professor of Greek Literature at the Ludwig-Maximilians­ Universität Munich. His special interests are Greek tragedy, historiography, and the literature of late antiquity. Chief editor of Gnomon since 2000, fellow of

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Die Autoren des Bandes

Bavarian Academy since 200 1 . His publications include Studien zum Chor bei E ur­ ipides ( 1 990/ 1 9 9 1 ), E rneuerung der Vergangenheit ( 1 994), Drama und Gesellschaft ( 1 995), Kleine griechische Literaturgeschichte ( 1 999, second edition 20 1 1 ), A ris­ toteles: Die historischen Fragmente (2002), E uripides: Dichter der Leidenschaften (2008), Synesios: A'gyptische E rzählungen (20 1 2). JosEF LössL ist Professor für Theologie- und Geistesgeschichte an der Universität Cardiff. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der griechischen und lateinischen Patristik. Sein besonderes Interesse gilt rhetorischer und didaktischer Literatur wie Apologien und frühen Bibelkommentaren sowie dem Zusammenhang von Theologie- und Gedächtnisgeschichte. Er ist der Verfasser des Buches The E arly Church: History and Memory (20 1 0) und Mitherausgeber (zusammen mit lohn Watt) des Bandes Interpreting the Bible and A ristotle in Late Antiquity: The A lexandrian Commentary Tradition between Rome and Baghdad (20 1 1 ). CRISTIANA SooNo is Associate Professor of Latin at Fordham University. Her in­ terests include late antique literature, epistolography, historiography, and panegyric. She is the author of Q. Aurelius Symmachus: A Biography (Ann Arbor, 2006) and has co-edited From the Tetrarehs to the Theodosians: Later Roman History and Culture, 284-450 CE (with Scott McGill and Edward Watts, Cambridge 20 1 0). She is currently co-editing a volume on late antique epistolography with Edward Watts and Bradley Storin (under contract with the University of Califomia Press). ]AN R. S TENGER is MacDowell Professor of Greek at the University of Glasgow. His main research interests are Greek lyric poetry and Greek oratory and Iiterature of late antiquity. He focuses particularly on the relationship between education and religion in the fourth to sixth centuries. Stenger's publications include Poetische Argumentation: Die Funktion der Gnomik in den Epinikien des Bakchylides (2004) and Hellenische Identität in der Spätantike (2009).

UTE TISCHER is research associate at Potsdam University, Department of Clas­ sical Studies. Her work combines an interest in commentaries, scholia and ancient criticism with a focus on concepts and strategies like allusion, allegory, and quota­ tion. Currently she is working on a project on the norms and mechanisms of quoting in Roman prose, including the commentaries of Servius. Among her publications are Die zeitgeschichtliche Anspielung in der antiken Literaturerklärung (2006) and Fremde Rede - E igene Rede: Zitieren und verwandte Strategien in antiker Prosa

(20 1 0). MARK VEsSEY is Professor of English and Principal of Green College at the University of British Columbia. His main research interests are in the literary cultures of Latin late antiquity and the Northem European Renaissance. He is the author of Latin Christian Writers in Late Antiquity and their Texts (2005) and editor of A Campanion to Augustine (20 1 2). Current projects include the book of his 20 1 3 Blackwell-Bristol Lectures ('Writing before Literature: Later Latin Scriptures and the Memory of Rome') and two volumes for the Toronto edition of the Collected Works of Erasmus in English.

Indices Namen und Sachen

Abraham, 1 2 1 Achilles, 1 68 Ägypten, 1 1 6, 1 1 8, 1 24, 1 25, 129 Aeneas, 1 06, 1 07, 1 09 aetas hermeneutica, 1 1 , 82 Alcestis Barcinonensis, 1 27 Alexander d. Gr., 1 68 Alkestis, 1 27 Allegorese, 1 6, 2 1 , 22, 1 40, 1 57 Allegorie, 1 5, 98, 1 0 1 , 1 07, 1 1 5-1 3 1 , 1 3 5-1 6 1 1 7 1 ' Ambrosius, 52, 1 22 Ammianus Marcellinus, 32, 8 1-96 allusive historian, 8 8 Exempla, 9 1-93 Quellen, 86 Sprichwörter, 89-9 1 Antiochia, 4 8 Antonius, 1 68 Apollinaris von Laodikeia, 4 7 apologetikos logos, 43 Aporie, 67-70 argumentatio, 1 74 Arianer, 48 Aristoteles, 1 6 Askese, 1 1 7, 1 65 Assmann, Jan, 53 Athanasius, 1 5, 1 68, 1 69 Auerbach, Erich, 32, 37 Auferstehung, 1 1 5, 1 1 7 Augustinus, 1 5, 1 6, 32, 3 3 , 3 5 , 3 7, 223

Augustus (Amt), 45 Autobiographie, 1 5, 4 1 -5 4, 98, 1 02, 1 06, 1 07, 1 09 Autohagiographie, 49-5 1 , 53 Baker-Brian, Nicholas, 53 Bames, Timothy, 1 69, 1 75 Basileios, 1 3, 48 BeDuhn, Jason, 53 Bibel, 1 1 - 1 3 , 32, 3 3 , 1 7 1 , 1 73, 1 74, 178 Bibelparaphrase, 1 09 Bild, 68, 7 1 -7 8, 208, 2 1 0-2 1 5, 2 1 8, 2 1 9, 22 1 , 223 Biographie, 1 08, 1 63-1 82 Brief, kaiserlicher, 45 Caesar, 1 2 8 Caesar (Amt), 45 Caesarius, 48 Cassiodor, 1 2 Cassius Dio, 86 Cento, 1 5, 98, 1 09 Chiliasmus, 1 7 1 , 1 7 5 Christenverfolgung, 1 20 Cicero, 1 02, 1 9 1 Claudian, 1 1 5-1 3 1 Codex, 1 6 Constantius II., 42, 44-46, 48 Curtius, Ernst Robert, 27, 29, 3 1 , 32, 34, 3 7 Darius, 1 94

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Namen und Sachen

Decknamendeutung, 1 43 , 1 47, 1 49, 1 5 0, 1 52 Dekadenz, 1 7 Derrida, Jacques, 28, 29, 3 1 , 34-3 7 dialektikon, 43 Dialog, 57-80 Dichterkritik, 57, 5 9-6 1 dynamis, 69, 70, 78

Gleichnis, 74 Goethe, Johann Wolfgang von, 9, 29, 32 Goldhill, Simon, 28, 29 Gorgias, 63, 76 Gratian, 1 9 1 Gregor von Nazianz, 48 Gregor von Nazianz (Vater), 48

Ekphrasis, 1 1 6, 2 08-2 1 0, 2 1 3 , 2 1 72 1 9, 222, 223 Elija, 1 67, 1 68 enargeia, 2 1 4, 2 1 7 enarratio textus, 98 Endzeit, 1 67 energeia, 69, 7 8 epithymetikon, 6 5 , 6 6 , 72-74, 78 Erfahrung, 207-224 ergon, 5 8, 5 9, 63-70, 74, 77 Erwartungshorizont, 2 1 Ethopoiie, 5 9, 76 Euhemerismus, 1 20 Eunomius, 46 Eusebios, 1 5 Evagrius von Antiochia, 1 65 Exegese, 1 1 , 1 3, 22, 98, 99, 1 06, 1 75, 207

Hagar, 1 2 1 Hagiographie, 1 5, 53, 1 64, 1 69, 1 77 Heilsgeschichte, 1 7 1 , 1 78 Hermeias, 76, 77 Hermeneutik, 1 4, 1 6, 2 1 , 32, 33, 1 0 1 , 1 02 Herodot, 5 1 , 1 86 Herzog, Reinhart, 28-34, 3 7 Hieronymus, 1 3, 1 4, 32, 3 3 , 3 6, 3 7, 47, 1 63- 1 82 Hilarion, 1 68 Historiographie, 8 1 -96, 1 86-1 90 Historiographie, senatorische, 86 Historizität, 1 65, 1 66 Homer, 1 2, 1 5, 29, 3 2, 33, 1 68 Homöer, 48 Horaz, 9, 1 6 Hypertextualität, 98, 99, 1 06, 1 07, 1 09 Hypotext, 98, 1 06, 1 07, 1 09

Familienähnlichkeit, 1 8 Fiktionalität, 1 4, 20, 1 5 6, 1 65, 1 66, 1 78, 1 83 , 1 85, 1 86, 1 89, 1 93, 1 96, 202, 22 1 Flavian, Bischof, 5 1 Flavius Vopiscus, 1 90 Fuhrer, Therese, 5 3 Fuhrmann, Manfred, 32 Gadamer, Hans-Georg, 32, 3 7 Gattung, 1 3- 1 5, 2 0 , 2 2 , 4 1 -5 6, 8 8 , 9 7 , 1 69 Gaza, 1 75, 1 76 Gedankenexperiment, 2 1 3 Genette, Gerard, 98 Geschichtsphilosophie, 98

Imagination, 2 1 , 209-2 1 4, 2 1 6-222 intentio poetae, 1 3 7, 13 8 Intemet-Blogs, 1 9 Intertextualität, 1 63, 1 68, 1 69 Irenäus, 1 73, 1 74, 1 78 Isaak, 1 2 1 Ismael, 1 2 1 Jauss, Hans Robert, 3 2 Jenseitsvorstellungen, 1 1 6 Jesus, 1 67, 1 68 , 1 7 1 , 1 72, 1 74, 1 77, 178 Jeweled Style, 1 7, 8 8 , 1 29

Namen und Sachen

Johannes Chrysostomos, 5 1 , 207224 Johannes der Täufer, 1 68 Johannes-Evangelium, 1 02, 1 22 Julian, 1 5, 42, 1 89 Justin, 1 73, 1 78 Kafka, Franz, 3 5 Kallikles, 62-78 Kanon, 1 3, 1 4 Kappadokien, 45 Kirchengeschichte, 1 5 Kognition, 2 1 1 , 220, 22 1 , 224 Kommentar, 1 3, 1 6, 5 7-80 97 9 8 1 09, 1 1 7, 1 2 1 , l3 5 _'1 6 1 1 70, 1 73, 1 74 Konstantin, 45 Konstantinopel, 42, 44, 46-49, 52 Kyzikos, 46

:

Laktanz, 1 1 9, 1 2 1 , 1 2 5 Lehrdichtung, 1 1 8 Leser, exemplarischer, 1 0 1 Libanios, 1 5, 43 linguistic turn, 8 1 , 94 Literalsinn, 1 06, 1 07 Literarizität, 1 8 Literatur Begriff, 9-1 1 , 1 8, 22, 209, 222 Fiktionalität, 1 8, 1 9, 2 1 Funktionen, 1 3, 1 4, 1 8, 20, 63, 64, 67, 74, 76-78 Grenzen, 1 9, 20 Poetizität, 1 8 Selbstreferentialität, 1 8 Literaturgeschichte, 1 4, 3 3 Literaturtheorie, 9 , 1 1 , 1 6, 1 9, 22 Literaturwissenschaft, 9, 1 7- 1 9 litteratura, 1 0, 29 logistikon, 63, 70, 78 logos, 209 Longin, 1 6 Lukas-Evangelium, 1 07, 1 22 Macrobius, 1 2, 1 3 6

23 1

Mamertinus, 1 96 Manichäismus, 53 Mann, Thomas, 9 Markion, 1 73, 1 74 Martianus Capella, 1 5 8 Maskendeutung, 1 42, 1 46, 1 47, 1 5 1 , 1 52, 1 5 5 Materialität, 2 1 5, 223 McGuckin, John, 5 0 Meletius, Bischof, 5 1 Menalcas, 1 44- 1 46, 1 49, 1 5 1 Metapher, 1 20, 1 44, 1 5 0, 1 67, 2 1 7, 2 1 8, 223 Mimesis, 2 1 , 32, 8 1 , 82, 1 85, 208, 22 1 Mommsen, Theodor, 1 9 Moses, 99, 1 03-1 05, 1 07, 1 08, 1 7 1 , 1 77 Moss, Candida, 1 7 1 , 1 78 Mythos, 62, 7 1 -75, 77, 78 Märtyrer, 1 7 1 , 1 75 Mündlichkeit, 22, 209 Naissus, 42 narrative gap, 1 7 1 Narrativität, 1 64, 1 70, 1 7 1 , 1 78 Nazianz, 48 Neuplatonismus, 1 57 Nightingale, Andrea, 49 Olympiodor, 5 7-80 Organismus, 76, 77 Origenes, 1 2 1 , 1 73 Pacatus, 1 96, 1 97 Panegyrici Latini, 1 9 1 - 1 97 Panegyrik, 1 5, 1 23 , 1 3 6, 1 4 1 , 1 57, 1 87-1 97 Parabel, 1 06, 1 07 Paul von Theben, 1 68 Paulus, 1 2 1 , 1 73 , 207, 222 Phaethon, 1 23 , 1 2 5 phantasia, 2 0 , 72, 2 1 4, 223 Philosophenvita, 45

232

Namen und Sachen

Phoebus, 1 1 6, 1 23 Phoenix, 1 1 5- 1 3 1 Pilgerväter, 1 67 Platon, 1 6, 5 7-80, 1 02, 1 07 Pleonexie, 64, 7 1 Pollmann, Karla, 3 3 Polybios, 1 8 8 Polyvalenz, 1 2, 1 3, 22 Pompeius, 1 2 8 Porphyrios, 1 2, 1 3 Postfiguration, 1 70 Postmoderne, 1 0 1 Proba, 1 5 Produktionsästhetik, 1 05, 1 09 Progymnasmata, 98 Proklos, 1 6 Prudentius, 1 4, 1 5 8, 223 Präfiguration, 1 69, 1 70 Prätext, 9 8 Ptolemaios III., 1 1 7 Pythagoras, 1 69 Quintilian, 1 20, 1 73, 1 74 recapitulatio, 1 63-1 82 recusatio, 46 Referentialität, 1 9-2 1 , 82, 1 3 6, 1 40, 1 63 , 1 64, 208, 2 1 2, 2 1 7, 2 1 8, 22 1 Referentialität, Krise der, 82 Rezeption, 32 Rhetorikuntemicht, 98 Rufinus, 52, 1 2 1 Sara, 1 2 1 Schadewaldt, Wolfgang, 27, 29-32 Scheibenfibeln, Unterhaching, 1 1 5 Scholia Bemensia, 1 5 8 Schriftlichkeit, 22, 209 Schulrhetorik, 1 73 Seelenteile, 59, 62, 63, 66, 76, 78 Seneca, 1 90 Servius, 1 1 , 1 3 5-1 6 1 Simulation, 2 1 9, 220

Sinne, spirituelle, 2 1 6 Sinneswahmehmung, 69, 7 1 , 72, 207224 Sintflut, 1 25 skopos, 75-77 Sokrates, 60-78 Sprache, 222 Sprachtheorie, 99 Sprichwörter, 89 Stilicho, 1 1 8, 1 23 Sueton, 1 3 Symbol, 1 07 Symmachus, 1 9 1 , 1 93 synkatabasis, 222 synkrisis, 43 Tacitus, 86 Teufel, 2 1 3, 2 1 6 Textintention, 1 03 Textualität, 22, 1 83-1 85, 1 92, 1 97, 203, 2 04, 208, 209, 2 1 9, 22 1 , 222 Textwelten, 2 1 7, 2 1 9, 222 Themistios, 1 1 Theodorus Priscianus, 20 1 Theodosius I., 1 9 1 , 1 96 Theokrit, 1 3 8, 1 3 9, 1 4 1 , 1 42, 1 45 , 1 48, 1 49, 1 56, 1 57 Thomson, James, 1 67 Thukydides, 5 1 , 84 thymos, 6 1 , 63 Tityrus, 1 46-1 48, 1 5 1 tractatio, 98 Trauma, 83, 84 Tropologie, 82, 93 Typologie, 1 63-1 82 Unterhaching, 1 1 5, 1 1 7 Unterhaltungsliteratur, 1 69 Valentinian I., 1 9 1 , 1 93, 1 94 Varro, 2 9 Verfremdung, 2 1 9, 220 Vergil, 1 9, 1 3 5-1 6 1

Namen und Sachen

veritas, 1 83-204 Vessey, Mark, 4 1 Wandering poets, 1 6 Weingarten, Susan, 1 69 Weltliteratur, 3 1 White, Hayden, 93

233

Williams, Michael, 1 66, 1 67, 1 691 7 1 , 1 73 Winter, Paul, 1 68 Wissensliteratur, 1 1 8, 1 97-202 Xenophon, 84 Zeus-Helios, 45

Stellen

Ambrosius in psalm. 1 1 8,1 9,1 3: 1 1 7 off.: 52 Ammianus Marcellinus 1 4,1 1 , 1 2: 9 0 1 4,1 1 ,2 8-34: 92 1 4,6,1 3 : 8 9 1 4,6,1 6: 90 1 4,6,1 8: 87 1 4,6,2: 8 7 1 5,1 ,1 : 1 87, 1 89 1 6,1 ,3: 1 89 23,6,1 3 : 1 88 26,1 ,1-2: 1 87 26,6,1 9 : 92 26,6,20: 92 26,6,8: 9 1 27,4,2: 1 88 28,4,1 4: 87 3 0,8,4: 92 30,8,6: 93 3 1 ,5,1 0-1 1 : 87, 92 3 1 ,1 0,1 : 93 3 1 ,1 4,4: 93 3 1 ,1 6,9: 85, 87, 1 86 Anonymus de mach. bell. pr. 5-6 : 20 1 Prol. 1 4,1 8-2 1 : 60 Apollinarius Laodicenus fid. sec. pt: 4 7 Athanasius v. Anton.: 1 64, 1 68, 1 69 Augustinus c. Iulian. 1 ,5,1 5: 52 civ.: 97, 98 civ. 9,7: 1 0 conf.: 3 5 , 4 1 , 97- 1 1 3 conf. 1 -9: 99, 1 07 conf. 3,8: 1 02

conf. 6,6: 1 92 conf. 7,1 3 : 1 02 conf. 1 0 : 1 05 conf. 1 1 ,5: 99 conf. 1 1- 1 3 : 99, 1 05, 1 07-1 09 conf. 1 2: 1 02 conf. 1 2,27: 99 conf. 1 2,3 5 : 99 conf. 1 2,3 6 : 1 00, 1 03-1 05 conf. 1 2,4 1 : 1 03 conf. 1 2,42: 1 04, 1 05 dialect.: 99 doctr. ehrist: 1 1 , 99, 1 00 doctr. ehrist 3,3 8: 1 0 1 doctr. ehrist 4,1 : 1 98 doctr. ehrist 4,2 : 1 99 doctr. ehrist 4,23: 1 99 doctr. ehrist 4,8: 1 99 doctr. ehrist pr. 8: 1 98 epist 1 48: 52 mag.: 99 Basilius leg. lib. gent.: 1 3 Cassiodorus inst. 1 ,1 0: 1 2 inst. 1 ,2 1 ,2: 1 0 Cicero Brut. 6 1-62: 1 9 1 de orat. 2,62: 1 86 Hort.: 1 02 inv. 1 ,7: 1 92 nat. deor. 1 ,4 1 : 1 52 orat. 94: 1 44 Claudianus 22,408--420: 1 1 8 Phoenix: 1 1 5- 1 3 1 Phoenix 1 - 1 6: 1 1 6 Phoenix 7- 1 0: 1 22

235

Stellen

Phoenix 1 4- 1 6 : 1 3 0 Phoenix 1 7-20 : 1 3 0 Phoenix 1 7-22 : 1 1 6 Phoenix 23-26: 1 1 6 Phoenix 27-3 5 : 1 1 6 Phoenix 3 6-44 : 1 1 6 Phoenix 45-54: 1 23 Phoenix 45-64 : 1 1 6 Phoenix 5 5-64 : 1 24 Phoenix 62-64: 1 24 Phoenix 65-7 0 : 1 24 Phoenix 65-7 1 : 1 1 6 Phoenix 72-8 8 : 1 1 6 Phoenix 84-8 7 : 1 29 Phoenix 89- 1 00: 1 1 7 Phoenix 1 0 1 - 1 1 0 : 1 1 7, 1 25 Phoenix 1 05-1 09 : 1 23 Demetrius Eloc. 23 2: 89 Diogenianus 8.45 : 90 Donatus vita Verg. 47 : vita Verg. 6 0 : vita Verg. 64 : vita Verg. 66: vita Verg. 6 8 :

138 156 1 5 6, 1 5 8 138 141

Eunomius Cyzicenus apol.: 46, 47 Eusebius V. C.: 1 64 Eutropius 1 0,1 8,3 : 1 8 8 Exodus 1 4,25-2 8 : 1 77 1 5,4 : 1 77 Ezechiel Exag. 254-269 : 1 1 7 Gellius 9,9,7- 1 1 : 1 49, 1 52 Genesis 97, 99, 1 02, 1 04, 1 06-1 09

1 ,1 : 1 74 6,5-8,22: 1 2 5 Gregorius Nazianzenus carm. 2.1 .1 1 (De vita sua) : 49 or. 2 : 48 or. 2.1 : 48 or. 4.92: 5 1 Hadrianus Monachus introd.: 1 2 Hermias in Phdr. 1 1 : 77 Hermogenes Inv. 1 3 : 1 5 8 Hieronymus adv. Rutin. 1 ,3 0 : 52 epist. 1 5,4 : 1 0 epist. 22,29: 1 4 epist. 43,1 : 1 0 epist. 5 8,1 1 : 1 4 in Eph. l ,l Ob: 1 72 vir. ill.: 1 3, 3 3 vir. ill. pro1. : 1 4 vita Hilar.: 1 64- 1 76 vita Hilar. 1 ,2-3 : 1 68 vita Hilar. 1 ,6 : 1 65 vita Hilar. 1 ,7 : 1 66 vita Hilar. 29,8- 1 3 : 1 76 vita Pauli: 1 65-1 70 vita Pauli 1 ,1 : 1 68 Historia Augusta 1 68, 1 89, 1 90, 1 94 Aurelian. 2,1 : 1 90 Horatius carm. 1 ,1 4,1-3 : 1 43 Irenaeus Haer. 4,6,2 : 1 74 Julianus ad Ath.: 42 ad Ath. 268a-270a: 43 ad Ath. 269d-270a: 44 ad Ath. 270b: 44 Iulius Victor

236 rhet. 2 1 -22: 1 5 8 Iustinus adv. Mare.: 1 7 4 Johannes Chrysostomus edue. lib. 60: 2 1 1 hom. in Rom. 1 . 1 : 207 hom. in Rom. 1 5.1 0: 2 1 9 oppugn. 2.1 0: 209 pan. mart. 2: 220 sae.: 5 1 , 2 1 6 sae. 6.1 2: 220 sae. 6.1 2.92- 1 22: 2 1 0 sae. 6.1 2.1 22: 2 1 8 sae. 6.1 2.1 3 7- 1 76: 2 1 1 sae. 6.1 3.1-26: 2 1 2 sae. 6.1 3 .22-3 : 2 1 7 seand. 6.1-9: 220 stat. 2.5: 2 1 4 stat. 1 4.6: 2 1 6 Thdr. 1 .1 1 : 2 1 8 Laetantius irrst. 1 , 1 8, 1 8: 1 0 irrst. 1 ,2 1 ,44: 1 0 Phoen. 1 1 1 f. : 1 3 0 Phoen. 1 6 1- 1 68: 1 2 6 Phoen. 1 6 1- 1 70: 1 1 9 Livius 9, 1 6, 1 2- 1 9: 93 Lueas 1 , 1 : 1 68 1 0,23: 1 77 Lueianus Hist. eonser.: 8 7 Maearius 7.77: 90 8.42: 90 Mareus 8,28: 1 67 9, 1 1 - 1 3 : 1 67 Matthaeus 8,26: 1 77

Stellen

Olympiodorus in Ale. 1 1 , 1 2-1 5: 68 in Ale. 40.1 1 - 1 3: 6 8 in Grg.: 5 7-80 in Grg. 0.1 : 5 8 in Grg. 0.5: 6 1 in Grg. 0.8: 6 3 in Grg. 1 .1 : 59 in Grg. 26.3 f.: 65 in Grg. 27.2: 62, 64 in Grg. 3 4.2: 66 in Grg. 40.5: 69 in Grg. 46.2: 7 1 in Grg. 48.1 : 75 Optatianus Porfyrius earm.: 9 8 Ovidius met. 1 ,240-4 1 5: 1 2 5 Panegyriei Latini 2,39,5: 1 96 2,44,4-5: 1 95 4, 1 5,6: 1 95 1 0, 1 ,3: 1 93 1 0,3, 1 : 1 96 1 0,47,6: 1 97 1 1 ,8,4-5: 1 95 Petronius 43,5: 90 Physiologus 7: 1 1 7 Plato Ap.: 54 Ep. 7: 44 Grg.: 5 7-80 Grg. 48 1 d-482e: 67 Grg. 493a: 73 Grg. 493a-e: 73 Grg. 493d-494a: 73 Grg. 494a-e: 7 1 Grg. 5 05b-e: 67 Grg. 5 08a: 65 Grg. 5 09e-5 1 1 a: 70 Grg. 52 l d-e: 72

237

Stellen

Phdr. 264c: 76 Phdr. 276b-277a: 74 R. 5 3 3 b-534b: 69 Plinius maior nat. 1 0,3-5: 1 1 8 Plinius minor paneg.: 1 9 1 Polybius 1 2.1 2.4-5: 1 87 Porphyrius Antr.: 1 2 Styx: 1 2 Prudentius psych.: 9 8 Psalmen 1 06 Quintilianus inst. 1 ,1 1 ,3 0: 1 20 inst. 3 ,4,1 2: 1 92 inst. 3 ,4,1 4- 1 6: 1 92 inst. 3 ,8,7: 1 92 inst. 5,1 1 ,1 9-2 1 : 89 inst. 6,1 ,1 : 1 73 inst. 8,6,4-1 4: 1 5 0 inst. 8,6,1 4: 1 52 inst. 8,6,44: 1 5 0 inst. 8,6,44--49: 1 43 inst. 9,2,64-99: 1 5 8 inst. 9,2,66: 1 40 Servius ecl. 1 ,1 : 1 47 ecl. 1 ,2: 1 4 1 ecl. 1 ,5: 1 54 ecl. 1 ,7: 1 40 ecl. 1 ,1 2: 1 42 ecl. 1 ,2 8 : 1 48 ecl. 2,7 3 : 1 5 3 ecl. 3 ,20: 1 5 3, 1 54 ecl. 3 ,7 1 : 1 5 3 ecl. 5 ,48: 1 4 1 ecl. 5,54: 1 54 ecl. 9,1 : 1 45

ecl. 9,5: 1 42 ecl. 9,1 7: 1 46 ecl. 9,23: 1 49 ecl. 9,27: 1 48 ecl. 9,3 6: 1 57 praef. Aen. p. 4: 1 5 8 praef. ecl. p. 2-3 : 1 3 7 praef. ecl. p. 3 : 1 3 9 praef. ecl. p. 4 : 1 3 9 Solinus 3 3 ,1 1 - 1 4: 1 1 8 Suetonius rhet. 23,4: 1 52 Symmachus or. 1 ,4: 1 94 or. 1 ,9: 1 94 or. 2,24: 1 96 Terentius Haut. 877: 90 Tertullianus resurr. 1 3 : 1 1 7 Theodorus Priscianus eup. faen. 1 ,1 : 200 Vegetius mulom. 3, pr. 1 -3 : 202 Vergilius Aen.: 1 07 ecl.: 1 3 5- 1 6 1 ecl. 9,7-1 0: 1 43 ecl. 9,2 1 -25: 1 49 Victorinus Poetovionensis in apoc. 4,1 : 1 74 in apoc. 8,2: 1 74 in apoc. 1 1 ,5: 1 75 Xenophon HG 6.4.33-3 7: 84 HG 7.5.27: 84 Zosimus 4.2 1 : 8 8