205 67 26MB
German Pages 467 [480] Year 1988
WEISE, SÄMTLICHE W E R K E VI
w C DE
AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR DES XV. BIS XVIII. JAHRHUNDERTS
herausgegeben von Hans-Gert Roloff
CHRISTIAN WEISE SÄMTLICHE WERKE
WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK 1988
CHRISTIAN WEISE SÄMTLICHE WERKE herausgegeben von
JOHN D. LINDBERG
SECHSTER BAND BIBLISCHE DRAMEN III
WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK 1988
CIP-Titelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Weise, Christian: Sämtliche Werke / Christian Weise. Hrsg. von John D. Lindberg. — Berlin ; New York : de Gruyter. NE: Weise, Christian: [Sammlung] Bd. 6. Biblische Dramen. - 3. - 1988 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. [fünfzehnten] bis XVIII. Jahrhunderts ; 127) ISBN 3-11-011157-8 NE: GT
ISSN 0179-0900
© Copyright 1988 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
D E R GEDEMÛTHIGTE UND WIEDERUM N E B U C A D N E Z A R IN ASSYRIEN
ERHÖHTE
INHALT DES SPIELS. NEbucadnezar der mächtige König in Aßyrien / hatte nach Eroberung der Stadt Jerusalem viel Volck in die Babylonische Gefängnis geführet / und hierunter auch etliche vom Königlichen Geschlechte / welche von den andern Gefangenen abgesondert wurden / damit sie in der HoffSchulen / nach der damahligen Gewohnheit möchten angeführet werden. Hierauff hatte der König einen wunderbahren Traum / und weil er die Deutung gern wissen wolte / zwang er seine Gelehrten / daß sie ihm zuvor den Traum selbst errathen solten. Es fehlte auch wenig / daß nicht alle wegen der Unwissenheit mit dem Leben bezahlet hätten / wofern nicht Daniel aus GOttes Krafft den Traum und die Deutung eröffnet hätte. Damit bekam dieser Judische Gefangener grosse Gewalt / und bemühete sich den waren GOtt im Lande bekand zumachen. Biß er endlich den Hof verlassen und der Mißgunst entweichen muste. Da ließ sich der König verleiten einen neuen GOttes-dienst anzufangen / und das Bild / welches im Traume vor diesem erschienen war / öffentlich auszusetzen / mit angehenckter Bedrohung / wer seine Knie nicht beugen würde / der solte den Lohn im feurigen Ofen zu gewarten haben. Da nun etliche Danielische Freunde deßwegen zu keiner Abgötterey i N C L i N i R e n wolten / musten sie zwar in das Feuer / doch mit so einen glücklichen S U C C E S S , daß sie in der Flamme unversehret einen Lobgesang anstimmen kunten. Also wurden die Bekenner GOttes wiederum hervorgezogen. Kurtz drauff sähe der König noch ein ander Gesichte / welches niemand als eben Daniel auslegen kunte / darinn gedrohet ward / wofern der König von seinen Hoffärtigen und unbendigen Wesen
4
Christian Weise
nicht abstehen würde / so müste er mit Wahnwitz und Raserey gestraffet werden. Dieses erfolgete auch / daß er als ein Vieh im Felde lag / biß GOtt seine Gnade wieder blicken / und dem Könige seinen vorigen Thron auf das 5 neue eröffnen ließ.
PERSONEN DES SPIELS. 1. 2. 3.
4. 5. 6.
Singende Engel.
7.
8.
das Bild / welches dem Könige im Traum erscheinen muß. 9. Der H(eilige') Wächter aus den Wolcken. 10. NEBUCADNEZAR, König in Aßyrien. 11. EVILMERODACH, sein kleiner Sohn. 12.
ZALAM,
THARSIS, ]
.
• , I •
R, •
> zwei kleine Printzen.
13.
ADALIA
14. 15. 16.
ASPENAS,
J
24. 25.
Oberster Cimmerer. oder Belsazer / Ober Staats-MiNisTER. A R I O C H , Ober Hoff-Marschall. NEBUSAR A D AN, Feld-Herr. SESBAZAR, Ober Stallmeister. M A R S E N A , Ober Schencke. M E L Z A R , Ober Kuchen-Meister. S I M S A I , Cantzler. HANANIA, Gefangene vom Königlichen Jüdischen MISAEL, > Geschlechte / hernach Aßyrische LandASARIA, J Vogte. D A L P H O N , Staats-Juncker.
26.
GOSEN,
27.
SETHAN,
28.
BAGOA,
17.
18. 19. 20.
21. 22. 23.
DANIEL
Hoff-SECRETARius.
Kriegs-OFFiciRer.
Cämmerer.
6
s
io
is
ADMATHA,
30.
SMERDES,
]
31.
PREXASPES,
J
32.
HEGAI, THERES,
33.
OROPASTES,
35.
SOBACH,
36.
CHARSANES,
37.
THARTHAN,
38.
CÜSAN,
4O
•
'
V O N
Adel.
Sternseher. Weisen.
Zeuberer.
39.
BEZAI,
40.
PARMASTHA,
|
41.
ULAI,
J
42.
BISTHA,
Chaldeer.
HARBONA,
( Kinder der Land Vögte / den Weisen [ anvertrauet.
45.
SAASGAS,
'
46.
MEMUCHAN,
43.
48.
EMEGAR,
vornehme Aßyrische Kinder / den Weisen anvertrauet.
CHARCAS, ARISSAI,
49.
MERES,
50.
PARSANDATHA
51.
BOSNAI,
52.
THATNAI,
53.
HATHACH,
54.
VAJESATHA,
55.
BANIAN,
56. 57. so
I
> zwey vornehme Alsyrier. 1
| AßYJ-JJCKE J
34.
47.
25
ein Aßyrischer Hoff-Juncker.
29.
44.
20
Christian Weise
58. 59.
60. 61. 62.
DACAN, LULI,
kleine Untergebene der Weisen.
gefangene Mohren.
NAJEKA, BAKBUK, SCHAKAL, CHURDEK, MENI,
Trabanten OFFiciRer. Soldaten.
Nebmadne^ar 63.
HANOCH,
6 4 . NEMUEL,
,
J
6 5 . THOLA,
>
J U D E N
66.
1
, '
SARED,
2' 1 gg" > Singende Juden. 70. J 71. AHU, ein Königlicher Küchen-Bedienter. 7 2 . TZAKZAKU, ein Bauer / hernach Königlicher Küchen INSPECTOR.
73. 74.
sein Sohn. DAUDAU, | ß a u r e n
BRISBIS,
7 5 . RANDAN, 77.
{78.
iADARl
FARRUCH
REHUM,
J
!• Bauer-Knechte. Hoff Bedienter, c f . I, 12>
OROPASTES.
Ich habe das meinige gethan, sie wißen ihre Schuldigkeit.
GOSEN.
{Gehet ab.) Eß ist Schade, daß die Herrn mit ihren Schelmstücken noch nicht fertig sind, sonst würden sie bey dem Könige ein groß Maul damit haben.
TZAKZAKU.
Hilff Himmel was wird dieser GENERAL-Auffboth zubedeuten haben.
OROPASTES.
Ich fürchte den H ^ r r ^ n OberCämmerer, der sich bißhero zu unterschiedenen mahlen alß ein Feind unsers ordens erwiesen hat.
CHARSANES.
Ich sorge, H ( e r r ) D A N I E L will sich gegen uns feste setzen, ehe wir mit der Gegenlist fertig seyn.
CUSAN.
Eß ist zu früh am tage, es wird nichts seyn alß ein Traum, daran ihr Mayestät sind beunruhiget worden = und vielleicht läßet sich die Deutung wieder den Eigensinnischen Daniel außlegen.
PARMASTHA.
34
Christian Weise
OROPASTES. Eß mag nun Vorgehen, was da will. Gedencket
daß unsere Einigkeit das beste bey der allgemeinen Wohlfarth verrichten wirdt. Ich an meinem orthe schwere bey dem H ( e i l i g e n } Feuer, daß ich Daniels abgesagter Feind verbleiben werde. (All^usammen.)
Wir schwehren bey dem W (eiligen) Feuer daß wir Daniels abgesagte Feinde leben und sterben wollen. (2B4ry OROPASTES. Wolan schweret auch bey der W(eiligen)
Sonne, daß ihr unsern Anschlag wollet verborgen halten. (Zusammen.)
Wir schweren bey der H ( e i l i g e n ) Sonne, daß wir alle Anschläge wollen verborgen halten^.) {Gehen ab biß auf BEZAI.) TZAKZAKU. Und ich schwere bey der H ( e i l i g e n ) Pechmeste,
daß alle Herren einen Schelmen im Leibe haben. Junge, Junge was wirstu vor Händel in der Welt machen, wo du hinter die Briefe kommest. BRISBRIS. Gestrenger H ( e r r } Vater es ist noch nicht so weit
kommen, daß ich die Briefe lesen werde, sie laßen uns ja stehen alß wie die Narren