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German Pages 320 Year 1931
R. r , r . 1. Dies
Bä°ch$torf
hoiist
em de Ärr,
de
gridss Ii, de hlcrn r (Agnetheln) ,Diese Buchstabe heisst man die Arr, die grosse R, die kleine r\ "Wie der allgemeine Name Buchstab in der Mundart weiblichen Geschlechtes ist, so sind es auch die Namen f ü r die einzelnen Laute und f ü r deren Zeichen. Abweichungen hievon, meist in den Städten, folgen der nhd. Schriftsprache. Hinsichtlich der Aussprache herrscht mit wenigen Einzelausnahmen das E, bei dessen Hervorbringung die Zungenspitze schnell surrend, also bei tönender Stimme sich bewegt, das Zungenspitzen-R, wie es auf deutschen Schaubühnen gefordert wird. Abweichungen von dieser Sprechweise erscheinen uns als Sprechfehler. Wir benennen die gutturale Sprechweise des R, wie auch die labiale mit dem "Wort rdtschen, pärren,
m i t d e r E a . af de Ärr
Ärr reden', beides sprechen können'. (meist ohne Zusatz ,Dieser Junge kann so sql, wonn 9W3;
Sprächt e de Arr
e spräeht
e:
äg(o)
liese statt
rieden
,auf d i e
in dem Sinn: ,das R nicht Dier Gang kan de R nkt Ton Sprechen, son, rinden) die R nicht'. Wonn e Ärr sql, Brit:
odder list Bagit
dernü: e:
9g(d) odder
aivfo), oddar Bawli.
— 2. R kann im An-, In- und Aaslaut stehen. Im Anlaut steht r in vielen "Wörtern für altes wr und hr, im In- und Auslaut ist es oft an Stelle anderer Konsonanten getreten (s, d, l, n). Süds. Breddel neben nösn. Herl (für Redl), nhd. fieitel, altd. wreitel; brängen neben rängen, nhd. ringen, altd. wringan. Ausserdem erscheinen bei uns einige "Wörter in doppelten Formen, mit w und mit r im Anlaut: Wutsem und Rwsem, wie hd.Wasen und Rasen, altd. wraso; Wöken und Rohen. Solche Formen hat die Mundart auch zum Ausdruck für besondere Bedeutungen verwendet. Andere alte wr sind nur zu r geworden: as. writan, ss. reissen. In der anderen altdeutschen Anlautgruppe hr ist das h als reiner Hauch wesentlich schwächer als das mit Stimmton begabte w jener ersten Gruppe. Darum ist h in der weiteren Ent-
wicklung (auf germanischem Sprachgebiet) meist geschwunden, und nur r ist geblieben, z. B. in Rurf, Plur. Ru'wen ,Eabe', altd. hraban; Räng ,Ring', altdeutsch hring; rin ,rein' altd. (got.) hrains u. a. Im In- und Auslaut steht r f ü r altes s in frur, gefriren, während im Präs. fr&sen ,frieren' s erhalten ist; wos und wor ,war' gelten nebeneinander; -ber in Zusammensetzungen aus altem basi , B e e r e ' : Weimer *Ierd-ber, n u r Ripes
a u s * Weng-ber, a u s *Rit-bes
Brper
aus
,Rotbeere' (Erd-
beere) hat noch s erhalten; r in den Pronominalformen mir, unbetont mer, dir-der, an einigen Orten auch f ü r die 3. Person sir-ser (sibi) aus den alten Formen mis, dis, sis. Der vokalische Charakter des r äussert sich hie und da auch in unserer Mundart: vor Labialen
in Sterin
, s t e r b e n ' (Jaadj,
, s t e r b e n ' (Kl.-Bistr.),
st&bn
Stoep , s t a r b ' (Kl.-Bistr.);
Stufibn
,starben', wuef ,warf', Doof auch Dwf ,Dorf' (Jaad). Die gleiche Erscheinung von Ausfall des R nach langem Vokal oder von Anähnlichung an diesen sehen wir auch vor Gutturalen: BeXik ,Bezirk' (Jaad), Qebi'ch ,Gebirge', Bi&x ,Burg' (Kl.-Bistr.), du%, due% wohl auch duieh ,durch', Buxbeaik ,Burgberg' (Kl -Bistr.). Auch im Burzenland in vielen Gemeinden duich für durch. Ebenso zehrt der lange Vokal in ml ,mehr' das nachfolgende r schon in der alten Zeit auf; dann auch in wi ,wer', di ,der'; Wegfall des r sehen wir infolge der Tonlosigkeit des Vokals bei der Vorsilbe «e- ,zer'- (lat. dis-). Sachs, xerist Nachahmung der Schriftsprache. Dagegen ist altes r erhalten in: wwr, du'r ,wohin, dahin', mhd. war
etc., i n dervun,
derbd
etc.
,davon,
dabei' u. a. Vor Dentalen geht r in den ihm verwandten Laut über oder es ähnlicht sich dieser dem r an. So stehen warren und wadden neben Warden ,werden'; aber nur Kq,rrel (Agnetheln) ,Kardel'. Von der Gruppe rl wandelt e i n e n ö s n . M a . (GASSNER, 75) d a s r in d:
Idlen-
Schuel ,Erlen-Schale' (Rinde); süds. nur ErleSehuH. Sonst liebt das Nösnische südsieben-
Siebenbürgisch-sächsisches "Wörterbuch. V.
1
r
—
bürgisches dl in rl zu wandeln, vgl. oben nösn. Rerl für süds. Bredl (neben seltenem Brerl). Umstellung erfährt r in dem Grundwort der Ortsnamen: -dorf; dies wird -derf, meist -dref. Hänndref,Henndorf', Hendref (für *Hedendref) Heidendf.' ,• ferner in -werk an zweiter Stelle der Zusammensetzung: Hantwrek, ffqntwrengk, Eqntrek ,Handwerk' Duewrengk ,Tagwerk',,Taglohn'; in -brich: Härbrich ,Herberge', Märembrieh ,Marienburg', Kirprich ,Kirchberg'; in -wiehpert aus wich Brit,weiches Brot', in Oech-, Wenj -Wiehpert ,in Krauts« ppe oder Wein geweichte Brotschnitten', Wälpert ,Wildbret' (-braten). R wechselt mit l die Stelle: Worpel hie und da neben Wolper aus * Wqltper (Waldber) ,Waldbeere'; nach diesem Vorbild auch J'rpel neben hrper aus *Iert-ber ,Erdbeere', obgleich in diesem Wort kein l vorkommt. R steht neben l in fischpern und fischpeln ,unstet sich hin und her bewegen'; wor neben icol in icor, tvol gat ,wie gut'. — 3. Einschiebsel zwischen den Wortstamm und die Bildungssilbe -ei q: Lurnperq, Nästnätxerq, nach Färwer, Hotter, von denen Färwer q und Hotterq, ,Gewerbe des Färbers, Huters' (Hutmachers) regelrecht gebildet sind. Muster für jene Bildung war wohl Riwerq ,Räuberei'. — 4. Neben diesen Bemerkungen über die lautlichen Beziehungen des R noch: syntaktische Verwendung einer Ä-Form. Die Mundart wendet in Übereinstimmung mit der Luxemburger im Genitiv und Dativ Singularis der weiblichen Form des Adjektivs und im Genitiv Plur. aller Geschlechter die sogenannte starke oder pronominale Deklination, also die Form mit auslautendem r, auch da an, wo in der nhd. Schriftsprache die schwache Deklination («-Form) erscheint. Man sagt: mät gqnxer Kraft ,mit ganzer Kraft', aber auch: mät der ganzer Kraft ,mit der ganzen Kraft', Di*r gdder Leid fänkt em wenich; Qäf mer uch di*r sesser Wehnern; Dier ägexijäner Kängt b7-ocht em än der Schil net. — 5. Lautliche Angleichung eh + r zu rr in Merr für sonstiges tiieeher ,höher' bewirkt, dass diese Komparativform nur als Positiv empfunden und nochmals mit der Komparativ-Endung -er versehen wird: Türren äs hierrer, wd« di ä Ruitbarch ,unser Turm ist höher, (wie) als der in Rotberg' (Neudf. b. H.). Auch r c h wird rr: Furr ,Furche'; rn ) rr: färr ,fern', Kärr .Kern'. In Wocherluin ,Wochenlohn', auch urkundlich in Zunftschriften Wocherlon, dürfte das -r nach dem Muster von Macherlohn an Stelle von -n getreten sein. Vgl. Schwab. Wb. 6, 915. — 6. R. für: Rheinische(r) Gulden.
2
—
Rä — Rabe
RS, F. N. s. Rauh. R a a b , F. N. s. Rabe. R a a b er, F.N.Kronstadt 1795, 1800. , Ein er aus Raab'. Zum Familiennamen ist's seinem Träger naturgemäss erst in der Fremde geworden, vielleicht bei uns. Rah, Rob, Robb m. ,Sklave' ,Leibeigner'. »Es gibt . . Brodherren, die ihre Dienstboten ärger behandeln, als man in türckei mit den R o b b e n « umgeht (Dam. Dürr, Aml. 48). rabb ,gefangen' Trausch, Mskpt. 35. — Aus magy. rab ,Gefangener'. r a b b e l n , s. raffen. RgHesch, Fl. N. in mehreren Orten des KokeJIandes. In alter Kanzleispr.: »vor dem Rabbesch« (Visit.-Prot. Cap. Bog. 1680, Land.Kons.-Arch.). »Item ist dem Herrn Pastori ein Stück Büsch zu Brenn Holtz deputiret worden im R a b b u s c h « »Auff dem Meremberger Feld hinder dem R a b b i s c h « . ebda, (jenes auf Nadesch, diese beiden Stellen auf Gr.-Alisch bezüglich). In Nadesch auch die Zusammensetzungen: Rqbbeschbitrich und Rqbbeschhill. Der Berg ist heute kahl, hatte früher Eichenwald. An seinem Fuss führt die Landstrasse über die Rqbbesehhill. (Bericht von Pfarrer Schell). —, R^bbeschbi e rich und Rqbbeschhill s. Rqbbesch. —, Rabbisch und Rabbusch s. Rqbbesch. Stabe m. Ruef f. (m.), Plur. Painven, nösn. Itmf, Plur. Ruabn, corvus corax. 1. Formen: Zu der gewöhnlichen Gestaltung von 8 in Rof, das dem aus kurz a gelängten nhd. a entspricht, wie unsere Lauttafel als Roaf, Ruaf, Ru*f usw. aufweist, kommen die Kl.-Bistr. Form Rqp, Plur. Rqbn und die von Denndorf Rouf Romten wie Abweichungen vom Gewöhnlichen, jene auch durch ihren Auslaut. Aber es ist za bemerken, dass auch q, und o« Vertreter von germ. a sind: Stqf ,Stab' kam ,kann' (Agn.). Alte Formen mit kurzem a sind ahd. rabo und hraban, mhd. rabe. Der Auslaut p (Inlaut 6) zeigt oberdeutschen (bayr.-österr.) Einschlag, an dem die Kl. - Bistritzer Ma. ganz besonders reich ist. Das Geschlecht des Wortes ist vorwiegend das weibliche, wie bei Krähe. Abweichende Angaben stehen unter dem Einfluss der Schriftsprache. — 2. Gebrauch. Die Farbe des Vogels (s. »rabenschwarz«) hat das Spottwort auf die schwarze Hautfarbe eines Menschen veranlasst: Se äss icehs, wdi en Ruef ,Sie ist weiss, wie ein Rabe'. Das Volkslied drückt die Wehmut über das Scheiden auf Nimmerwiederkehr durch die Beziehung auf die Unmöglichkeit der Veränderung des Rabengefieders aus:
ftabe
—
Ai wonni Warden ich wedder kun? Wonn de schwarx Rowe waiss Fäddern hun. oder: Wun alle Ruawe weiss Fädern driun Daun wirSt ta weder niu Zwide kun.
3
—
ßabe Wi sq.1 et niau begrwwm ? De Krw-en och de Rwwen. (Jikobadf.).
Auch in Zied gilt es als Vorbotschaft des Todes, wenn ein Rabe über den Ort fliegt und SCHUSTER, 23, 76. SCHULLER, T. N. B. 2, 31. schreit (Kbl. 21, 43). Fliegen Raben krächzend So schwarz wie das Gefieder dieses Vogels, über einem Hause weg, wo ein Kranker liegt, erscheint dem Volksglauben auch dessen inneres so ist es bald aus mit diesem; auch wenn die Raben auf einem zu dem Hause gehörigen Wesen. Mindestens die Eigenschaft des DiebiBaum, auf der Scheune oder gar auf dem Hausschen wird ihm allgemein zugeschrieben. Auch dach sich niederlassen (V.-A. 9, 277). Fliegt nur bei uns gilt die Redensart: E Stilt wde en Rwf ,er stiehlt wie ein Rabe'. »Sätch ich dise ein Rabe, so stirbt ein weibliches, fliegen zwei Fratxen un; näteh drech ass e hanydem Uren, Raben, so stirbt ein männliches Mitglied des Hauses (GASSNER, 79) Nach dem Glauben in Rosch 'nt Stilt schun wai e Rvßf« ,Seht euch diesen Fratz (unreifen Buben) an; nicht trocken ist stirbt der Kranke in drei Tragen (SCHULLER, T. u. B. 1862/3, S. 32). Doch ist der Rabe nicht er hinter den Ohren und stiehlt schon wie ein Rabe'. (Volksfreundkalender 1917, S, 145). Di»r immer ein Unglücksvogel. Der Rabe im Korn ist Gottes Bote, der Glück verkündet. Es gibt html Fugen uä e Rwf ,der hat Augen wie ein Rabe1 wohl: Augen der Raubgier (Schlatt). eine gute Ernte, wenn um Georgi das Korn so hoch steht, dass sich der Rabe darin verstecken Die schrickt auch vor Leichen nicht zurück, kann (V.-A. 9, 267, 472). wie der Volksglaube hinsichtlich des Raben uns belehrt. Auch ins Kapitel der Volksneckeroien Im Märchen erscheint der Rabe als helfender ist der Rabe verwebt. Er heisst: bleseh Douf(w) Gottesbote (V.-A. 5, 418). Wiederholt ist er ,rumänische Taube' (H.-W. 129). — 3. Der neben einem Fuchs und einem Fisch der Helfer Rabe in unserer Volksdichtung. Über den Ur- der Märchenhelden bei deren schweren Arbeiten sprung des Raben weiss das Tiermärchen zu (H.-W. 230, 527 u. a.). Der Rabe, als Symbol, berichten: Es wurden Krähen, die ihrer Königin hat auch heraldische Verwendung gefunden: Die im babylonischen Turm den schuldigen Tribut Hermannstädter Freimaurerloge kennt einen in Form einer Kornähre nicht zutrugen, in Ritter vom gekrönten Raben »eques a corvo Raben verwandelt (Kbl. 9, 58). Darum wohl coronato«, welchen Titel sie ihrem Mitglied stellt Märchen und Mythus den Raben und die Alexander Hurusi bei dessen Aufnahme in den Krähe als wesensgleich dar (H.-W., 293). — inneren Orden (als Tempelherr) beilegte (V.-A. 12, Farbe und Stimme des Tieres haben es bewirkt, 461). — 4. In Zusammensetzung an zweiter dass der Volksglaube mehr das Dunkle und Stelle erschiene in der Form -ram das Wort Düstere und Unheilvolle mit dem Raben in VerRabe wie hochdeutsch, wenn hinter dem »sabindung gebracht hat. Wenn die Raben übers cerdos de duabus turribus« (Tomen) namens Dorf fliegen und rufen: »Grab, Grab«, wie es in Pertranius für *Pertramius wirklich Bertram Senndorf gehört worden (SCHULLEB, T . U. B . 32), steckte, ahd. peraht hraban ,glänzender Rabe' oder wenn sie über dem Dorf unter lautem (Ebda. 8, 331). Sonst ist Rabe in dieser VerGekrächz miteinander streiten, so bedeutet das wendung in der Ma. nicht mehr bezeugt, war einen Todesfall. In Tarteln sagt man: De Rume aber ehedem noch lebendig: Wolfram, Guntram, walle Filsch hun ,Die Raben wollen Fleisch »ij jugera, quae data sunt ab Arnoldo Wolframo« haben'. Sie verzehren ja die Leichen an den (Ebda. 11, 333); »Guntram cum suis cognatis Richtstätten. Nur hieran denkt der furchtbare legauerunt . . .« (Ebda. S. 340). — 5. F. N. In Fluch: Gang af't UM, dat dich de Runve flektierter Form Raben. Raben Piter (Krönst. fressen ,Geh aufs Rad, dass dich die Raben 1628). Lorenz Raben (auch Rabin) (Qu. Gesch. fressen'. Aber auch ohne dass der Spruch einer S. 34, 57, 58, 85, 151, 433); Jacob Rab von grausamen Rechtspflege den Raben ein Mahl Kronen, Mitglied der Johannisbruderschaft; vermittelte, auch wenn das Grab den natürlich Thyes Rab hat gefforen py dem turrin mit Verstorbenen vor den Raben schützt, klingt es 6 phertin eyn gantz wach (Ebda. 373). Mich. im Volkslied nur wie Fluch, wenn die leichtRaab von Grossau (Ebda. 421); Endres Rab de fertige Frau von ihrem Manne sagt: Doborka (Nat.-Arch. IV, 956). Andreas und Georg Rab, Schlosser in Schässbg. (1643, SEIVERTS Wirt e begruben, Urk. Abschr.); Anna relictaRaabiu rekurriert an Frössen en de Rwwen. die Universität gegen die Schmiede in Kronstadt SCHUSTER, 139.
1*
tlabel — Rabisch
-
wegen Sichelverkaufs (1694, Nat.-Arch.). Jacob Raab (Krönst.) studiert in Jena 1754. Eine geb. Raabin ist Gattin eines Czako (Czakel, Czekel, Czekelius) de Rosenfeld. Rab, Raab (Weidenbach, 1762, 1808). Selbst die Form Raff deutet wohl auf den Raben-Namen. •—, Räbel m., nösu. ,kleiner, verkümmerter Hanf', dient zum Binden: %em Päschelteker bänn, Paredais libänn (Kreweld); dazu Räbelraist f. Reiste von Rabel; wohl verkürzt aus Räbelhunef. Zu räbeln (nhd. rebeln, zupfen) den kurzen Hanf ausreissen = Rabelpläckn (KISCH, N . W .
U. W .
120).
r^belll, nösn. verb. refl.: sich r. ,hart, angestrengt arbeiten 1 , wie ein Rab. KEINTZEL, Festg. 70. Vgl. roboten. B a b e n b e r g , Bnabenbi^rich m. Fl. N. (D.Budak), Refbnbech (Jaad). SR a b e n b u r g, RaM>nbnrich f. Fl. N. (Mettersd f.). S R a b t n l o M Rnewekop m. Fl. N.(Bulkeseh). Bergkuppe; benannt angeblich nach einem einst dort befindlichen Triangulierungszeichen mit rabenkopfaitigem Zierat. S t a b e n f a n b , Ra«wesünd m. Fl. N. (Martinsdf.). r a b e n j d j t D a t j , rnabmschwnarz, nösn. knack- ganz schwarz. S t a b i f d ) m. (n.), Rausch, nösn. Rmbesch, m. ,Kerbholz, ein Stab, auf dem durch Einschnitte Zählung gewisser Dinge bewirkt wird', darum auch: ,Register, Rechnung, Schuldschein'; als Stab: ,Amtszeichen'. 1. Formen und Herkunft des Wortes: Bosch und mit Spaltungen des Vokals ausser Rutsch auch wohl *Roasch, *Rutsch, Roesch (Agn.), Raaseh (Malmkrog); dann Rasch (Krönst. Bartol.; Reps; Schässbg.), Rqsch (Rosenau). In alter Kanzleisprache: Rawas, Rawasch, Rowasch, Rawisch u. ä. Plur. Rösch und Roscher, Resch und Rescher, dessen hochd. Form Röscher im Kbl. 31, 128 unter unseren Rechtsaltertümern aufgeführt wird und wiederholt neben Rowasche und Rowascher in alter Kanzleisprache erscheint. Auch slaw. (slow., kroat., serb.) rovas, daneben aber auch rabos (serb.), rabusse (böhm.); magy. roväs, rum. rävas neben räbu§, (JACOBI, 2 9 ) siehe auch DWB. Irten unter Kerbholz. — 2. a) Der Gebrauch des Wortes. Die erwähnten Röscher waren Kerbstöcke, die den Verwaltungsbeamten als Verzeichnisse dienten. Auch wer der Schrift nicht kundig war, konnte Kerbe in einen Stab schneiden und so eine Anzahl von Schuldigkeiten und Leistungen Einzelner festhalten. Das bosnische hat auch die übertragene Bedeutung von Rmbesch ,Lästermaul', aber als
4
—
ßabiscti
neutr. (wohl nach der einem Kerbschnitt ähnlichen Vertiefung zwischen den geschlossenen Lippen): hql der dai Ru«besch ,halt dir dein Maul'! Statt des nhd. »anschneiden auf ein R a b i s c h « heisst es bei uns: afsehnejden aufschneiden, af 't Rutsch; im Nösnischen (bei masc. Geschlecht von Rvßbesch ,Kerbholz'): »ich wäll der 'd af dn Ruo-besch schreibt»,.« Af de 8a°ngdich schnejden de Hirten de Qietter qf. Dabei gehen die Hirten von Haus zu Haus und kerben die Anzahl der Tiere für die Hutweide — nach Gattungen gesondert — auf ihre Haselstäbe. Auch die öffentlichen Arbeiten und Abgaben wurden auf Kerbhölzer verzeichnet: »und sollen ihm auch die Heertag (so viel solche güter verdienen wird) in seiner Zehendschaft a u f g e schnitten werden.« Die persönliche Leistung bei Heerfahrten konnte auch durch Beistellung von Geräten (Fuhrwerken oder auch nur von Bespannung — worauf das Wort Güter Qietter zu deuten scheint) ersetzt werden. Diese Ersatzleistung musste aber auf dem Kerbholz f ü r persönliche Leistung gut geschrieben — aufgeschnitten werden (Kbl. 18, 95). Selbst in Städten galt bei der Verwaltung der Gebrauch der Kerbhölzer bis ins 18. Jahrhundert. In Kronstadt (Zeiden) »gefiel 1708 dem Herr Richter Stammen Georg die hier uralte Gewohnheit nicht, den Zins auf Stäbe zu schneiden, und befahl, Register zu halten« (Qu. Kr. 4, 307; Kbl. 27, 119; Zeidner Denkw., S. 22). In dörflicher Steuerverwaltung aber dauerte die Sitte der Einkerbung auf Stäbe noch viel länger: »hat ihm zwar r o v a s c h gemacht und aufgeschnitten, aber zum keinen anderen ende, nur ihm selbst zum nachricht« (Hstdt. Ger.-Prot. 1864/8). Auch in Hermannstadt wird noch im 18. Jahrh. das Rawasch, das Kerbholz, zur Verzeichnung gewisser Leistungen bei Bauten verwendet: »Einem Tischler für 22 R a v ä s , welche derselbe zu aufschneidung der Ziegeln, des Sand, Lam (Lehm) und Erdausführung gemacht«. Der Aufseher schnitt jedem Arbeiter in dessen Gegenwart die einzelne Leistung durch einen Kerbschnitt ins Holz, schnitt sie »auf«. So auch bei kircbl. Arbeiten: »Wenn der Zehende zu denen Scheüren gebracht wird, so soll bey einer jeden Scheür von denen geschwornen Leuthen einer mit einem R a b i s c h stehen und die Hauffen und Garben fleissig auffschneiden« . . . (1699.) Die Zufuhr in die Pfarrerscheune geschah durch die Gemeinde. Der Fuhrmann zählte die Garben. Wenn er die Zahl 20 rief, schnitt der kirchliche Amtmann und Vertreter des Pfarrers ein Kerb auf den Stab oder verzeichnete zuletzt wohl auch schrift-
Rabisch
-
lieh die Anzahl der eingebrachten Haufen. Der Ertrag des Zehnten galt als reichliches Einkommen der Pfarreien. In der Erinnerung hieran hat man in der Folge das W o r t geprägt: Dqt wore gat Zegden, da em »zwinxich«. krisch. ,Das waren gute Zeiten, als man »Zwanzig« rief.' — Wenn Leistung und Zahlung der eingekerbten Schuldigkeit an Arbeit und Abgaben erfolgte, ward das Kerb weggeschnitten. Dorfbewohner bei Broos beklagen sich vor der kaiserl. Kommission ( S e e b e r g , 1753—1754), dass ihnen die fürs Militär nach Karlsburg gelieferten Portionen (Heu?) von ihren Rovaschen nicht abgeschnitten worden, trotzdem sie dem Hannen als geliefert angerechnet worden seien. Der Hann (Ortsrichter) weist darauf hin, dass die rumän. Geschworenen von den Rowascben über die nach Karlsburg zu führenden Klaftern (Holz) ohne sein, des Hannen, AVissen abgeschnitten hätten und dass er in Karlsburg f ü r die tatsächlich nicht geliefeiten Klaftern gut stehen müsse. — Einmal hat der Hann von Rumes durch den Schulmeister aufschreiben lassen, was die Geschwornen je und je von den Rovaschen abgeschnitten. Die Rechnungen im Dorfsbuch zeigten viel weniger wirkliche Leistungen als die Abschnitte auf den Rovaschern. Auf solchen Fall passt wohl der Vermerk bei der Rechnungsprüfung: »Laut R a v ä s und Ration bleibt er noch schuldig.« . . . »Er« ist der Beamte, in dessen Händen und Sorge das Kerbholz war: »Szimul Baba hat die R a v a s e r als damalig gewesener Polgar bey sich«. Der älteste Borger muss »den Zinss (Steuer) theils mitschreiben, theils mit aufschneiden helfen aufs R a v a s c h « (Kbl. 8,106). Aber auch: »Die R a v a s e sind verlohren« oder »es finden sich keine R av a s e « . Dass hier immer von Kerbhölzern die Rede ist, zeigt schon die Fassung des Berichtes; es heisst: »Auf (nicht: i n ) des Johan Greger seinen R a v a s c h e n findet sich die Iinposition« oder »finden sich keine Restantien« Die Richtigkeit der Angaben eines Rovasch konnte der Beamte auch durch einen Eid bekräftigen: •»oder aber will er das jurament neben seinem R o v a s c h ablegen, dass soviel einkommen« (Sachs. N a t . - A r c h . , G e r . - P r o t 1664 —1668, S. 66). Das Wesen dieses Verwaltungsbehelfes lässt Zweifel und Verdacht leicht aufkommen. Um dem einigermassen zu begegnen, wurden auch Doppelrabische geführt, deren eines der Leistende erhielt. Die Einkerbung erfolgte in beide durch denselben Schnitt, so dass durch Vergleichung beider Rutsche an der Zahl, Entfernung, Richtung und Tiefe der Schnitte zu
5
—
Rabisch
erkennen war, ob nicht auf einer Seite ein Missbrauch verübt worden. Bei diesem Doppelrabisch könnte immerhin auch der Verpflichtete, der Schuldner, zum Gläubiger sagen: Ich hun dich afm Rutsch ,bin dir schuldig'. In genauem Sprachgebrauch ziemt solche Redewendung nur dem Gläubiger, bzw. dem Beamten. — Die Anlässe, bei denen in alter Zeit Rabische, Röscher, gemacht wurden, und die Vorgänge dabei sind aus den Quellen nicht immer genau zu erkennen. In der den Markt Gr.-Sch. betreffenden Vorschrift von 1638 heisst es (V.-A. 7, 359): »Was die R ö s c h e r anlanget, so zum Herrn Villico gemacht werden der Gäste halber, dieselbe sollen alle Abend fleissig revidirt und darauff die Zahl aufgeschrieben oder sonst verzeichnet werden, damit nicht mehr darauf geschnitten und also allem Unrath so am gemeinen Gut geschiehet, gewehrt werde«. Mit dem Ausdruck »Röscher beschreiben« meinen die Schenker Constitutiones aus dem 17. Jahrh. wohl: auf Grund der von einzelnen Beamten beigebrachten Kerbhölzer die Gemeinderechnung zusammenstellen: »Soll kein Diener Macht haben, zu dem Richter R ö s c h e r zu beschreiben, sondern der J u r a t u s Notarius soll sie beschreiben, welcher dem Stuhl geschworen ist« (V.-A. 7, 352). Die Aufzeichnung in einem Schenker Stuhlsgerichtsakt von 1580 (Brukenth. Mus.): »da hab Cerwes Maurer vil R ö s c h e r zu Henden gehabt«, geht wohl auf einen der »die Röscher zu beschreiben« hatte; »wenn Stuhls Versammlungen und Landsbrich zu den Herrn Judicibus gehalten werden, soll kein Diener und Hauptmann Kraft und Macht haben, aus der Herren Richtern KellerWein auf zu tragen oder R ö s c h e r zu machen, sondern alleweil soll ein geschworener Rathsherr abgefordert werden, welcher den Wein auftragen soll, auch die R ö s c h e r verfertigen und dem Notario Jurato zu beschreiben einhändigen soll« (Ebda.). 1713 enthät das Gr.-Sch. Statut: »Soll dem Herrn Hannen gäntzlich verboten seyn Weinländer Wein in seinem Haus Maaßweis weder um Geld noch a u f R a w i s c h zu geben, bey Verlust des Weins«. (V.-A. 7, 363.) Hier heisst a u f R a w i s c h ,auf Rechnung, auf Borg'. Auch in der Zusammensetzung Koat-Rabisch,,Kost-Rechnung': »Frau Bürgermeisterin f ü r Kost r a b i s c h auff die Schweden« (Durchzug Karl XII. durch Siebenbürgen). — Die Bedeutung Verzeichnis, Ausweis, Rechnung' ist wohl die allgemeinste: »Als wir der Gemein von den Außgaben und einkünften Rechnung gegeben, kam er mit seinem R o v a s c h « . »Ich will eueh nach dem Christag r o v a s c h bringen« (Hstdt, Arch.; Ger.-
Rabler
—
6
—
raboien — Rache
Prot. 1664—1668, S. 6 0 - 6 6 ) . »Die Borger sollen ein R o v a s c h halten über Hänner (Hühner) und Brot, item über die Butter etc.«. . . (Kirchl. Bl. 1913, 235.) »Der Jacob Wagner hat meinem herrn 2 rader bel[agt], an einem Wagen einen Schemel, ein . . . . hat nie aber kein Zahlung geben. Ich hab gesaget,EL (Herr) macht ein R o s c h, damitt wirs auffschneiden, er sagt aber gehe du nur hin, er ist mir schuldig, wir wollen wol r e c h n u n g machen.« — 2. In übertragener Bedeutung erscheint Rutsch als Register von Verfehlungen und Vergehen: äst, vilet afm Rutsch hun ,etwas, vieles auf dem Rabisch haben', vielfach schuldig sein1. Na di säl nor Ocht gi'-n, e hwt seht viled afrn Rutsch ,Nun, der soll nur Acht geben, er hat schon vieles auf dem Kerbholz' (,das Register seiner Verfehlungen ist schon gross' ,er ist in Gefahr, das Amt zu verlieren1). Dieser Bedeutung gegenüber beruht das aus Kronstadt-Bartholomä berichtete: Ech hun dich afm Rasch mit der Verdeutschung: , I c h bin d i r noch was schuldig', auf unklarer Vorstellung. Wenn Räsch, hier ,Schaldurkunde' bedeutet, so ist zu bemerken, dass diese ja nicht in der Hand des Schuldners, des Verpflichteten, ist, sondern in der des Gläubigers. Ich hun dich afm Räsch, kann also nur heissen: Du bist m i r schuldig in materiellem wie sittlichem Sinn. Selbst in religiöser Rede ist Rosch ,Schuldregister'. »Solch person musten wir haben, einen gerechten, heiligen menschen, der da künd sterben und dasieynige zalen, was mir auffs R o s c h genommen hatten. (1573 DAM. DÜRR, Hdschr., S. 840.) E hod en q,fm Rqsch (Rosenau) ,hat ihn vorgemerkt, hat ein wachsames Auge auf ihn, als auf einen Übeltäter'.
raboien ,gleich einem Gefangenen in der Arbeit sich anstrengen' (TRAUSCH, Mskpt. 35), zu Rai ,Sklave', s. d. SRadje f., Räch f- selten m. nöan. Rqch f. ahd. rähha, mhd. räche. 1. Der Gebrauch des Wortes ist mehr der städt. Ma. eigen; die dörfliche verwendet auch hier statt des Abstraktums die verbale Umschreibung; statt o»s oder ä(n) Roch ,aus oder in Rache', lieber: sieh reche wällen ,sich rächen wollen'. O s Räch fir de Korf, di'Ai e bekun hatt, wül der F. de Bräek xebrechen, iwer d& det jang Pu°r um Hochzedowend af den qlde Bärch fitere sül. Dafür: Der F. wül sich rechen usw. Auch in älterer Schriftsprache zum Teil anklingend an die mundartliche Form erscheint unser Wort, so bei Moldner geistl. Lieder 1543: »Die edle blum (Christus) . . . kan . . . euch behüten vor der räch« (Kbl. 9, 2). Gemeint ist im Sinne der alten Dogmatik die Rache Gottes. In demselben Geist redet ein Pfarrer 1781 von »Rache Gottes« und von seiner »Strafe über unsere Sünden« (Ebda. 8, 91). Unser Reformator warnt vor ungerechter Beurteilung, vor Verfolgung des Gegners: »Auf das man nit durch unrechten bann eigne r ä c h suche vnd verdamm sich selbst«. (Übeltat rächt sich am Täter.) (HONT., K.-O. IX, 3). Das Gleiche tun die Visit. - Art. 1559—1720: »dass er (der Pfarrer) niemanden aus privat affect und eigner Rache auspredige oder eigenmächtig von der Communion und heil. Abendmahl ausschliesse«.
— 3. Rösch als Stab. ,Zeichen der Würde eines Beamten'. Rumesch in Lechnitz, »der mit Blumen geschmückte Stab«, das Zeichen des Altknechtes. Der Stab, in dieser Verwendung, natürlich nicht mit Kerbschnitten versehen, ist ja allgemeines Zeichen von Amt und Würde, vom Hirtenstab an bis zum Herrscherstab hinauf (vgl. Reis ,Stab' in diesem Wb. und den Artikel Rewsz, Kbl. 1913). Gleichen Sinn von ,Zeichen und Würde des Amtes' hat es »Wenn einer dem knecht unerlaubt an das R o s c h greifet« (Strafe: Den. 6), d. h. seine Stellung undWürde antastet (Brukenth. Mus., Bruderschafts-Art. von Baassen, 18. Jahrh.) — s. auch aufschneiden. —, Rabler. 1. ,Era Bauer, welcher sehr früh an der Arbeit anfängt und gern arbeitet bis in der Dämmerung' und 2. ,der sich vom Nachbarn manches aneignet, was nicht sein ist' (Kl.-Sch.) — s, rabbeln.
— 2. Aus allen Verwendungen des Wortes klingt dessen ursprüngliche Bedeutung durch: »Sühne einer Missetat«, im ältesten germanischen Recht selbst durch Verfolgung des Missetäters und dessen Verdrängung aus dem Land, dessen Frieden er gebrochen. Die Entwicklung des Rechtslebens hat dem persönlichen Gefühl der Rache und des Verlangens nach Bestrafung erlittenen Unrechtes Schranken gesetzt. Auch unser Rechtsbuch (E. L. R. aus 1583) scheidet so schön zwischen Notwehr und Rache und lässt Vergeltung für erlittenes Unrecht nur in der Form gerichtlicher Strafe zu. Die betreffenden Stellen, die der Rache wehren, mögen hier Platz finden:
In einer Inschrift heisst's: Die Räch ist dein, o Gott, Du sprichst: ich will vergelten . . . H . - W . 442.
»Alle recht . . . weisents, das man sich der gewalt mit gewalt erwehren mag, doch so fern solche kegenwehr nicht zur r ä c h e gericht, sondern . . . mit vntadelhafftiger nothwehr ge-
rächein — rächen
—
Schicht.« »Zwischen der nothwehr vnd r ä c h e ist vnterscheid: Nothwehr geschieht als bald einer wird angegrieffen: R a c h e aber heist, so der anlauffer noch (nach) seiner erster benötigung (Angriff) gewichen vnd der angegriffen aus grimme vnd freyen willen vngenötigter dinge ime nach gefolget vn(d) erschlagen hette« (E. L. R. 172). »Der (zum kämpft vnd schlagen) aus einem Haus Gerufene soll sich enthalten vnd zur r ä c h e angemutter Iniurien nicht heraus machen« (Ebda. 179). Bei Schmähreden, die zwei gegen einander geführt, »wird eins kegen dz ander gerechnet vnd kann kein teil wider das ander zur r ä c h e oder straff klagen« (Ebda. 179). Die sprachlichen F o r m e n : »aus Rache« oder »in Rache« selbst Vergeltung üben f ü r erlittenes Unrecht deuten auf das Gefühl der Entrüstung, des Zornes, so dass die Form »in Rache« geradezu so viel heisst, wie »im Zorn«: »Welcher ein Messer i m R ä c h ziehet auf einen andern, der verfällt dem Gericht die Hand«. . . (c. 1740, Qu. Kr. 5, 390). Auch eine Weiterbildung mit -ung finde hier Platz: Im Glossar von Kronstadt steht rochunge f ü r lat. ulcio (nicht etwa röchunge ?) rächeln ,laut lachen', nicht nur laut, sondern wie mäckernd, wiehernd. Nicht nur die T o n s t ä r k e empfindet man als widerlich, sondern auch die T o n a r t . Das flattern, das flatterhafte mutwillige Lachen ist wie ein erster Grad zum Rächeln. rächeln (Malmkrog, Rosenau, Med.). Hücheln ,ein unanständiges oder unpassendes Lachen'. Wat rächeist de wider? sagt man ärgerlich (S.- Regen). — vgl. Gerächcl g u t williges, gezwungenes Lachen' (Med.). —, Rachelz m. ,unreiner Mensch'; Reachclx (Med.). — s. rqchlüs, —, rachelzich ,schmutz ; g' (Birth.); reachcLxich ,unreinlich' (Med.). — s. rqchl-us. l ' ä d j e n , sw. v. rechen, nösn. rävliti ^ e r folgen, vergelten, strafen'; r aus urspr. w r : got. wrikan, ahd. rehhan, mhd. rechen; genau wie brechen, aber mit Auflassung der ursprünglich starken Beugung, deren Partizipium gerochen allein noch gilt und mit dem von rechen ,riechen' gleichlautet. Übrigens wird das W o r t nicht gerade allgemein und häufig gebraucht, und zwar transitiv weDig, meist reflexiv. — 1. trans. wird das W o r t im mündlichen Gebrauch so gut wie gar nicht verwendet, nur in alter Statut - Sprache: »Es soll keiner (unter den Mitgliedern der Bruderschaft). . . seinen groll vnd gefasten Zorn . . . r e c h e n vnd kühlen, sondern (die Streitsache) seiner ordentlicher obrigkeit f ü h r tragen« (V.-A, 16, 415).
7
—
Rachen — Backer
Auch in dichterischer Sprache: E Schwärm vu Fqnden . . . Beglrieh guw, xe rechen des Baseha sengen DU (Kast. 136). Die Stelle im Hstdt. Ger.-Prot. aus 1619/20, S. 76: »Man hat den frommen Mann ihrenthalben g e r e c h t « scheint die Bedeutung ,strafen' zu erweisen. — 2. Die häufigere reflexive Form sich rechen ,eine erlittene Übeltat mit Übeltat vergelten' entspricht dem leidigen Umstand, dass bei der Rache vor allem das persönliche Gefühl waltet, nicht die ruhige Betrachtung einer Sache. Auch die Form »rechnen« f ü r »rechen« deutet auf Eingebung des persönlichen Gefühles. Das Rachen ist ja ein Bezahlen, Vergelten f ü r angeblich erlittenes Unrecht, ein rasches Abrechnen mit dem Widersacher. Die Umformung von rechen in rechnen wäre als solches A b r e c h n e n volkspsychologisch zu begründen. Beehrten gilt in Mehburg, raichnen in Radeln (Kbl. 8, 106). Auch bei D ü r r ,rechnen': wenn sich got r e c h n e n wird an den vnglaubigen (Hs. 109). »Denkt an die leiblich elter, was für liebd ist bei ynen, wann ire Kinder noth leiden, wenn sie umb hulff kreischen, wenn sie beleidigt werden. Der vater schenckts dem feind nicht, bis er verhüret und das Kind g e r e c h n e t ist« (Ebda. 725). Auch ein Jahrhundert nach Dürr, 1689, Zeugenaussage: »Vielmphl hat Er auch vorhin gedreüet, dass Sie unter seinen Händen noch sterben solte, biss Er sich nicht an Ihr r e c h n e , wass ihr Vatter ihm angethan habe mit dem Rahthauss stehen« (Cap. Cib. Prot. F. 1 6 8 5 - 1 6 9 1 , S. 349). Starkes Partizipium : »es bleibt nicht ungerochen« (Moldner, Geistl. Lieder, Kbl. 9, 4). 8iad)»it f. s. Halx ,Hals'. —, nösn. r^chlns ,unordentlich, unsauber' (Bistr.); rachluis (S.- Regen); rachlüs s o r g loser Kleideranzug' (Tgaüscii, Mskpt. 35). — mhd. ruochelos ,unbekümmert'. —, Rack. Im Zeidner Gassennamen Schackerack s. d. »so flog das Feuer über die Belgergasse, Weyergasse, Marktgasse bis in Schack«, Schack S. 60, Schackerack S. 76 (Zeidner Denkwürdigkeiten) R a c k e r , F. N. Hstdt. 1510 (Qu. Gesch. S. 569). Ist wohl mit Recker (gesprochen Racker) und mit den im Vokal mehr hochdeutsch gefärbten Rucker, Rucker derselbe Name und diese Form kann f ü r Ruckerer ,Bewohner von Rucker 1 ebenso gelten, wie Braller heute neben dem Dorf dieses Namens auch den Bewohner desselben bezeichnet, indem es aus Brallerer gekürzt ist: bä Brqller- Weck f ü r : bäm Brallerer Wech; aber auch von den Personen:
Backer — Rad
—
8
Ich rêt [d] q,fm Moärt mäd em Briller, dt seot, de° verrückten de Sehwenj esui Slqrk, dçt se boit nechen mî hâden (Agn.). Si a der, Racker m. Aus der Schriftsprache aufgenommen, doch nicht in der Bedeutung ,Schinder', die es in Deutschland hat, sondern eigentlich mehr Scherz- als Schimpfwort, »Kerl, der sich durch seine Art in allen Lagen durchsetzt«, über kühne, unternehmende Knaben gebraucht. Mehr der städtischen, als der dörflichen Ma. eigen. Tâ Racker, tâ bäst mer e Hacker, tâ! Vorwurfsvoll gerufen einem zu lebhaften Kinde: icällte râich sen, tâ Backer ! (Krönst.). Tâ annätxer Racker ,du unnützer Eacker, schlimmer, schlauer Kerl' (Mühlb.). Auch als lobendes Kosewort des gütigen Oheinis Neffen gegenüber; Racker! ,schlimmer, prächtiger Junge' (begleitet von einem drehenden Griff in das Haar). r ä d e r n , rackern schw., refl. sieh rackern ,sich wie ein Racker (Henker-) Kne cht plagen, schinden, abmühen' in fast übermässiger Arbeit. Zu einem ungewöhnlich Fleissigen, mit tadelnder Anspielung auf dessen Habgier. Nimmt racker dij esevelt, te honst dich (,doch, ja') genä°ck oder : te hont dich neehen Känjt, q,f Nemenden xe sorjen (Agn ). Em rackert sij esevelt, dq,d einem det Sê vergît (Schönbg.). Woräm rackerst te dich? Te messt jd dennij ist stärwen? (SCHUSTER, S. 201). Mer hun es lang gerackert (Bei der Feldarbeit eines Sommertages). Manchmal auch nicht refl.: Ich hu genach gerackert ,habe Plage genug gehabt'. Hun Mêt S&n Mät
ich mich äm schwere Jôch gedqst, gerackert, ich gärn, wê Dqges Plôch dem Dach verflaclcert. KASTN. S. 119.
Vingk un âs Männer . . . Wê rijelsem sij alle rackern . .. Ebda , 87.
Von den einander unseres Landes:
widerstrebenden Völkern
Se rackre sich, se murken, Int mqcht dem c}ndern Nît, Unt hun doch komm xe hurken Dehîm en Remmel Brît. Ebda., 72.
8tob, Rät und Rät nösn. Rqt, daneben Baut (Kl.-Bistr., Weisskirch und Jaad), Roet (lies Rq?t in Mettersdf.) burzenl. daneben Raiet (Zeiden). Neben hstdt. Rêt ii) einzelnen Familien Ret. Die Vokale
Rät, auch Rät, gilt sind
—
Rad
Umlaute von altem a (vgl. hêt, hat, ,hätte', hatt, hqtt, ,hatte'); Plural Rêt, Rat, seltener Räder, Räder, Rodder, nösn. Räder; nur in der Sprache der Wagner Rät. 1. Die Aussprache des a in Rät, das neben Rœt gilt, ist vielfach diphthongisch &', a«, im Burzenland hell, fast wie ä, in Zeiden geradezu triphthongisch a«®, im Nösnischen q? neben anderen Formen. Auch diese Aussprache deutet den Umlaut an, durch den unser "Wort mehr zum fries. reth. ,Rad', und zum altirischen rethim ,ich laufe', gal. reda ,Wagen' hinweist, als zu einer Form mit a, das in den meisten altdeutschen Formen erscheint. Echte Ma. ist der PI. Rät. Em mess alle bit hänjderst Rœt hämmen, wonn em mäd em Fäder Kiren un em gêe Rêj erufif wäll kun ,Man muss alle beide hinterste Räder hemmen, wenn man mit einem Fuder Korn an einem jähen (Rech) Berg herab will kommen. De vederst Rêt messe stärker se(ng), wê de hänjderSten, wel se klener seng unt sich mîmôl drê messen unt schni'ler xebrèche wierden, ivo s« niet Stärker wiren. Neben Rêt selten auch Rêder als Plural nach dem Hochdeutschen, in alter Kanzleisprache auch in hochd. Form: »ist die oberste Mülle mit dreyen R ä d e r n der Kirchen zugehörig« (Kbl. 10, 28^. Auch mundartlich hat das Burzenland Rodder-, sonst einige Gemeinden Rêder, Räder, auch urk.: 2 m ö l r e d e r (Qu. Gesch. S., S. 2) »Z>e Rodder wôre geschmiert«, (d. h. der "Wagen war zur Fahrt vorbereitet) Volksfr.Kal. 1916, S. 188. — 2. Dies "Wort bedeutete in der ältesten Sprache den ganzen Wagen, den zweiiäderigen Streitwagen. Vielleicht ist auch unser Wort darum ein Plural. Es entspricht der ursprünglichen Bedeutung, dass wir bei dem Begriff ,Gefährt' zuerst die Vorstellung des sich fort Bewegenden haben. Die Fortbewegung des Gefährtes und die sie bewirkende Drehung der Räder fliessen uns in eins zusammen. Der häufigste Gebrauch der Sache, die wir Rad nennen, erscheint uns sonach in den Zusammensetzungen: WuAgerêt, Plaehrêt, Milltrêt usw. Die zeitlich jüngste Verwendung des "Wortes Rad ist die, bei der das einfache "Wort für z w e i der damit bezeichneten Sachen — Bi-cycle- ,Doppel-Rad' — gebraucht wird und wobei die Schriftsprache sich zu der Form »Zweirad« entschlossen hat, wohl um dem physikalischen Bedenken zu begegnen, weil man doch auf e i n e m Rad nicht fahren kann. Aber die wirkliche Sprache bleibt bei dem einfachen Rad: ,mit', ,auf dem Rad ,fahren' ,Radfahrer' u. ä., und alle diese Bil-
Rad
—
düngen werden auch in die Mundart übertragen: e fiord, afrn, oder: mät dem Rät, äs e R&lfwrer ; auch den »Radler« hat die Ma. angenommen, wie in der Sprache der Küche »radeln« ,Teig mit einem in Zacken geschärften Rädchen zerschneiden' — s. d. — 8. Herstellung. Selbst ländliche Meister wählen mit Sorgfalt das zu einem Rad taugliche Holz: Der Wagner brocht xe de Râden fôwerlô Hûlx, xe den Nittwen môlxbîmanet uch Ruetbûm, xe de FalSen bàckanet, xe de Spîchen îchenet, Akâxen, êschbimanet (Reichesdf.) ,Der "Wagner braucht zu den Rädern fünferlei Holz, zu den Naben malzbäumenes auch Rotbaum, zu den Felgen büchenes, zu den Speichen eichenes, Akazien, eschbäumenes'. De Hiftsach um Rœd äss't Gestäck ,Die Hauptsache am Rad ist das Gestick' (Nabe samt den eingefügten Speichen). 't Rät wickelt (wackelt) o^ss'm GeStack ,die Speichen sind locker geworden'; dann heisst's: 't Rét gît schlämm, kramm, auch: et gîd angder sich (wenn die Speichen von der senkrechten Lage abweichen); zuletzt lautet es auch: 't Rät brächt anjder sich, xebrächt ,bricht unter sich, zerbricht'. Die Redewendung der alten Zunftbücher und Rechnungen: »ein Rad zu belegene (60 den.) ,neue Felgen ans Rad machen', ist volkstümlich : 't Rät beliyen; werden Speichen durch neue ersetzt, so heisst's : Spâchen un't Rœd ânxên ,Speichen einziehen'. Es gibt Räder und ganze Wagen ohne Eisenbeschläge; die heissen im Nösnischen Fykorqb Fqkowvßgn (magy. fakó ,falb' ,kahl', in dieser Verbindung: ohne Eisen) KISCH N. W. U. W. S . V. Rqt. Die Schmiedearbeit am Rad heisst: det R&t beschlôn ,das Rad beschlagen'; hiezu gehört: det Rät blossen ,das Radloch mit Eisenblech ausfüttern'. (Wirkliche Büchsen ,Bussen' kann der Doifschmied nicht herstellen; das bussen geschieht durch z w e i hohle, gebogene Bleche). Rängken un't R&t machen ,mit Rinken die Nabe an den Enden und zu beiden Seiten der Speichen binden'; af't Réd en Rîf oder: en Schin afxên ,auf's Rad einen Reif oder eine Schiene aufziehen, einen Eisenreif um die Felgen legen', kurz auch: 't Rœt sehinen ,das Rad schienen'. Auch urkundlich so: »2 voder Kalles R a t h Belegt«. »Zway Kallessen r a d Beschlagen fl. 1-60« (Hstdt. Arch. 1754); »von acht r a e 11 dy ym (,man') beschlon hat vnd gebuest gantz nev dem schmit . . . czu lönn fior. 2«; »das im (,man') off di alt r a e d t sehynen off geczogen . . . (beide 1528, Qu. Kr. 2, 90 und 91) do hat Gerg Schmet beslon 2 räd« (Qu. Gesch. S. 375, Hstdt. Stadthannenrechn. 1503); »vor 1
9
—
Rad
r e t h an den Wagen 28 den.«; »vmb ein Wagen r e e t h 26 den«. (Hstdt. Spitals-Rechn. 1538). »Ein R e d t an einem Wagen zu sex Rossen den. 32« (1550, Wagner - Zech.) »ytem mer gob ych aynem mon fon homerfzdorff der ayn r e 11 hot zu brechen om großen Holdz 25 den.« (Urk. Abschr. SEIV. 1558). »Paul Donner hat beslon 2 r a t h und 1 eyss (Achse); do hat Paul Donner beschlon 4 r o t h (Räder) und 2 gesteyl (Gestelle)« (Qn. Gesch. S., S. 383). Auch in der Schriftsprache mit mundartlicher Färbung des Vokals: »Item man hat . . . das r e d lassen besseren« (an der Lohmühle der Schusterzunft. 1578). »an denBrunnen ein R a t h machen«(1639); »1673 lest die Erlige Nochbarsaft (Nachbarschaft der Reispergasse) ein nay R ä t t an den Brunnen machen«. — Natürlich steht auch diese wie alle Arbeit unter dem Gebot der Feiertagsheiligung: An Sonn- und Feiertagen dürfen die Schmiede von Hermannstadt nur im Falle grosser Not ein »Rad o d e r Ross« beschlagen. —»Es wird Honnes Vagner sen., seines Handwercks ein Wagner, angeklagt, dass er Pauli Bekehrung R ä d e r geboret«. Er erhält eine Strafe von 1 £1. (Wurmloch, 1766). »Kayn Mester sal keynem Knecht mer geben wann von funff vnd czwayntzig R a d e n ein gülden« (MÜLLER Sprdm. 129, Hstdt. Wagnerzunft, 1492). Auch an Geräten des Krieges findet das Rad Verwendung: »gross geschoss (,Geschütz') auff r e d e r e n « (Hstdt. und Nat.-Arch. IV. 1560). »das geschoss auff r e d e r e n in postaien und turnen«. (1567). »Item dem buchseynmeyster dedit 2 fl. an den r e d d e r e n czu den bftchsyn«. (Qu. Gesch. S., S.2.). — Der Siler säht en Gangen un't Rät ,der Seiler sucht einen Jungen ans Rad', d. i. einen Jungen, der ihm das Rad dreht. — En dit Stanjt mät hielxeranne Rätschern blîf Stern, iconn et u-oul renen ,eine alte Stunde (Uhr) mit hölzernen Rädchen blieb stehen, wenn es wollte regnen' (Agnetheln). — Rad am Webstuhl, deren zwei mit schiefen Zähnen, zwischen die je ein Hebel einfällt, dienen zur Spannung der Webekette, des Wirfes. D'er Wirf äss mer xe schlq-ff; ich miess en nôch am xwc Spréssker (.Sprösschen = Zähne') stärker spönnen. (Agnetheln). — Auch bei der stillen häuslichen Arbeit namentlich in der Winterszeit finden wir im Bürger- und Bauernhaus das Rad in Verwendung, zumeist als Spinnrad, das in dieser Eigenschaft oft kurzweg Rätchen heisst: Meng Motter kangt misterlich Spännen, awer nor mät der Spall (Spindel); uch meng Schivijermotter kangt misterlich, awer nor mät dem Râtchen. Hekt känne vil Mèteher glatt näst;
Rad
—
et wer gât, wonn de Kräehsnit se wedder Spänne lîr. Auch bäuerliche Frauen brauchen nun das Rädchen ; es gilt für vornehmer als die Spindel. Ich bin ein "Webermädchen Und habe frohen Sinn Am Stuhle und am Rädchen Flieht mir mein Leben hin. (Gesticktes Tuch in Stolzenburg, Kbl. 32, S. 121. Weben und Spinnen gehören zusammen). An çses Nôbers Ëtifken Do sängd en înieh Met Bœ ärem Spânnerœtchen Und dret det Rêt und drêt. THULLNER, Kalef. 69.
— 4. Redensarten: Wenn das Rad in weichem Boden eindrückt, so heisst es: Ed äss hé wich (länjt, nass); et schnejt än, ,es ist hier weich (lind, nass); es schneidet ein'. Die Weichheit des Bodens und die auf dem Rad ruhende Wagenlast, beide unsichtbar, unbestimmt, werden in der Sprache mit dem unbestimmten, neutralen et ,es' ausgedrückt. Sinkt das Rad in tiefem Gleise bis an die Nabe ein, so heisst es: Et nurft ,es nabt'. Dieser Wortbildung stellt sich die Redewendung: De liât sehiemmern xä ,die Räder schummern (schümmern) zu' ,werden dunkel' an die Seite. Sie will sagen: Der Raum zwischen den Speichen der Räder füllt sich mit Strassenkot, da's man nicht mehr zwischen den Speichen durchsehen kann, dass es dort gleichsam dunkel wird (zdschemmern ,dunkel werden, Abend werden'.) Dies Haften des Lehmes am Rad dient unserm Prediger Dürr im Reformationszeitalter zum Gleichnis: »Weil sich aber das gemein volck bald lest überreden, das Sie mit großen hern halten, hangen sich an sie, wie der Katt ans R ä d t , thun wie die selbigen wollen« (Hdschr., S. 851). In demselben Gleichnis predigt Dürr an anderer Stelle über solchen Anhang: »das so vil Jahern (Ja-sager) seyn, die sich Kleynes geniss wegen an ansehnlich furnemst personen hangen, wie Kott ans R a d t « . Nicht nur die beiden Formen Rädt und Radt sind bemerkenswert, sondern auch die beiden Katt und Kott. Jene erste Stelle ist aus einer offenbar in der Mundart gehaltenen und darum auch sächsisch gedachten Predigt entnommen, während die zweite Stelle mehr schriftdeutsche Fassung aufweist. Heute wird das dem Katt entsprechende Ke°t [Ki°at] nur selten und zwar in der Bedeutung: ,menschliche Abfälle' gebraucht, (Agn. nosn.,Eiter'). — In geh. Sprache : Det Rät der Zfjt drêt sich, en xedräckt vilet %c Malm, u wot mer
10
—
Rad
hen ,das Rad der Zeit dreht sich und zerdrückt vieles zu Mülm, an was wir hangen' (ANNA SCHUI.LERUS D. Old. 33). Auch bei uns gilt: Det f q f t R&d um Wwge seng ,das fünfte Rad am Wagen sein, eine überflüssige Stelle ausfüllen, bedeutungslos sein'. Det fqft Rqt um Wmgn sai, fako Rqt (magy. fako, falb, kahl) Rad, an dem nur die eine falbe Farbe des Holzes zu sehen ist, kein Eisen: ,unbeschlagenes Rad'; in gleichem Sinn auch: fako Wwgn ,unbeschlagener Wagen'. Ebenso sagen auch wir: ERcetchen xe vil, oder xe wemch hun ,ein Rädchen zu viel oder zu wenig haben' jenes über den Überspannten, dies über den Schwachkopf. In Girelsau angeblich beide über einen »ausgelassen lustigen Menschen«. In Alzen: Ed äs em e Ratehe geSprangen ,es ist ihm ein Rädchen gesprungen' ,er ist irrsinnig geworden' usw. Als in Hermannstadt gebräuchlich, wird berichtet: Et hwd em e Rätchen geschnappt ,er ist irrsinnig geworden'. Die Ra. entspricht dem wirklichen Vorgang, der sie veranlasst haben soll, nicht eigentlich. Die Ketten, an denen die Gewichte der alten Uhren hangen, laufen über Räder, an denen in der Richtung der Radien Nägel nach aussen stehen. Jedes zweite Glied der Kette muss in einen solchen Nagel fallen. Wenn dies nicht geschieht, das Kettenglied vielmehr über den Nagel hinüberschnappt, so soll dieser Vorgang in Hermannstadt heissen: Et hu'd e Rcetchen an der Ur geschnappt; auf die Störung im Kopf des Menschen übertragen, ,er ist irrsinnig geworden'. (Auch in der Form: e äs iwergeschnappt). Wendungen hiefür sind: Et feld em e Rcetchen ,es fehlt ihm ein Rädchen'; e hu't se net gwr (alle) ,er hat sie nicht alle (sc. die Sinne); e hwt de Siicen ned alle Acht ,er hat die Sieben nicht alle acht* (Kbl. 34, S. 97; 40, S. 59). — Das Gefühl eines Geräusches im Kopf, etwa nach einer Erkältung, findet Ausdruck in: Et git mer oder broi'st mer äm Ilift, ica; e Millerat ,Es geht mir oder braust mir im Kopf wie ein Mühlrad'. — Zu nah ans Rad kommen, von ihm gestreift, beschädigt oder gar überfahren werden, drückt die Ma. aus mit: än't Rat kun ,ins Rad kommen', wobei »in das Rad« so viel heisst, wie zwischen die Speichen des Rades, oder auch: in die Schwingebene des Rades geraten. Qäw 0"cht, te kist änt Rät ,gib acht, du kommst ins Rad', so warnt man den, der zu nah ans Rad geht. Der Sack äss mer än't Rät kun, et hoU mer 'n neicäat ,der Sack ist mir ins Rad gokommen, es hat mir ihn zerwetzt'. Ein Kuchen, in sehr grossem, rundem Backblech bereitet, heisst: e Fludden
Bad
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11
oder Hibes wé e Plachrêt ,ein Fladen oder Hibes wie ein Pflugrad'. — 5. Brauch, Rechtsordnung und Volksglaube. Als Probstück PropStäck zum Erweise seines Könnens muss der Wagnerlehrling beim Freispruch von den Lehrjahren und dem Übertritt in den Gesellenstand ein Rad machen. Nur f ü r den Meistersohn gilt: »Item, das eines Mesters sun noch (nach) seines vaters tod kan ein halb R a d machen, so sal her frey sein seiner Ler jar halben« (Hstdt. Wagner-Zunft, 1492, M Ü L L E R , 130). In alter Heerfahrtsordnung (17. Jahrh.): »Item soll die eine Zehendschafft das hinderste Gestühl (,Gestell' würde in der Ma. lauten: Gestall oder QeStäU ,Achse an einem Wagen mit den zugehörigen Teilen; dem gegenüber steht GeStèl, GeStâl ,Gestühl', Sitz Vorrichtung etwa in einem Gotteshaus. Der alte Schreiber sagt auch f ü r Gestell ein hochd. Gestühl) mit einem R a d t geben; die andere Zehendschafft soll 2 Radt geben, die dritte Zehendschafft soll das födderste Gestühl geben und ein R a dt« (Kbl. 18, S. 95). — In Bodendf. gibt der Sedler (Dritteils-Mann) bei Übergabe des Hofes an den Sohn (oder einen andern) diesem ein Ross in den Sillen, ein Rad an den Wagen und ein Pflugeisen, wofür der neue Hofbesitzer dem Sedler 2 Joch des Feldes bestellen, die Früchte heim führen und das Mahlen besorgen muss (Ebda. 96). In der Stammheimat hat das Rad auch handelsrechtliche Bedeutung: Nach dem Simoner Rhein- und Mosel - Zolltarif von 1209 sollten auf dem Koblenzer Markt gezahlt werden : »von jedem Rad eines zu Markt gehenden Gefährtes mit Kaufware 1 den. levis (LAMPEECHT, Deutsche Wirtschaftslehre 2, 313). Im mnd. Sachsenspiegel steht: »Wer unrechten Weg einschlagt . . . vor ieglich r a t sal her gebn einen Pfening, der rîtene man einen halben« DWB. 8, S. 770. — Das Pfandrecht in unserer ländlichen Gerichstbarkeit trifft auch das Rad vom Wagen oder Pflug. Gegenüber einem säumigen oder gar widersetzlichen Zahler heisst der Dorfshann den Borger (Hannendiener): Gong en fonjd ein e Rät vum Woy'en, derne0 wit e schuin zoss, dì kq färr fufiren. SCHUSTER,
284.
12
—
Rad
d. i. in einen Satz der Lebensweisheit geformt: Volle Erfüllung der Bedingungen zu einem Unternehmen bürgt auch für dessen Gelingen. Auch in den Spielen der Jugend so wie in ernsten Bräuchen ist das Rad Sinnbild vieler, tiefer Weisheit. In Urwegen wird in der Christnacht neben der alten Burg auf dem Berg ein mächtiges Feuer angezündet, in den Turmfenstern drehen die Burschen brennende Pechschwänze, dass sie wie feurige Räder aussehen. (WITTSTOCK, Volkstüml. 107). In Kelling tanzte vordem die Jugend am 2. Ostertag um das auf einen Mastbaum gepflanzte Rad (H. W. 286). Den gleichen Sinn als Bild der flüchtigen Zeit hat wohl das Rad, das ausdrücklich gedreht wird auf dem Schlitten, auf dem die Jugend in Braller den vergangenen Fasching als Strohmann zum Tode geleitet (H. W . 284). Die Jugend von D.-Tekes spielt: » Râd verbrechen« (Kbl. 21, 58). In allen diesen Jugendspielen tritt der Gedanke zutage, dass das Gewesene eben gewesen, dass es nicht mehr ist, dass es zerbrochen, dass es ausser Tätigkeit, ja sogar, dass es verbrannt oder begraben wird. Man benennt die Vorgänge bei diesen Jugändspielen und Bräuchen gewöhnlich mit dem Namen ,Todaustragen'. Auch die Geräusche des Rades weiss der Volkswitz zu deuten und da sie meist widerlich sind, zu geissein : Die Fuhrwerke der Sekler, die früher Tannenbretter auch in sächsische Orte zum Verkauf brachten, hatten meist unbeschlagene, mehr eckige als runde Räder, die selten geschmiert waren. Das Gekrächz solcher, nur langsam sich fortbewegender Fuhrwerke klang dem Volkswitz in der Sprache der Sekler (magyarisch) wie »Seufzen in gedehnten Schmerzenslauten« : e-het-ném, i-hatnâm ,ich bin hungrig', ,ich bin durstig' (H. W. 157). Diese Nachahmung des krächzenden Rades ist ein Spott auf dessen Besitzer, denn in der Ma. ist vor allem das ungeschmierte Rad, det Rät, dq,t kerxelt oder krèxt (Volksfr. Kai., 1899, 99). Das Rad k'ächzt allerdings auch bei zu schwerer Belastung. Das deutet dann auf Untergang: Det Rèt krèxt îst, xiciemôl, xem drätte Mol bracht et (SCHUSTER, 240). Von starker Belastung des Wagens und seiner Rädchen berichtet auch das Märchen: Bei Hühnchens Begräbnis hüpften der Begleitenden so viele auf den Leichenwagen, dat de RMcher
kerxeln. SCHUSTER,
368.
Die Natur aber ist gefühllos gegenüber ihrem eigenen Tun und Tönen:
Rad
—
Det Rät dq,t kerzelt Und drêt sij cräm,, Et quiekt und ferxelt Und sehirt sich näst dräm Volks fr.-Kai., 1899, S. 99.
Als Sinnbild des Wandelbaren, des Unstätigen, der Untreue: Dau (du) bäst der Wwgner und mäuchst (machst) det Rät En leifst gor garn xer Nöberan a f ' t Bât
SCHUSTER, 115.
— 7. Kinderspiel. Lieblichere Bilder bieten sich uns dar, wenn das Rad auch als Spielzeug des Kindes erscheint: Durch das mittlere Loch eines Knopfes wird ein Holzstäbchen gesteckt, dies in lotrechter Lage zwischen den FiDgern gedreht, auf glatter Fläche frei gelassen, so dass der am Stäbchen schwebende Knopf noch lange sich wie ein Rad dreht, was dem Kinde Freude bereitet: Ich hu mer e Rêtche gemacht. "Wenn das Kind an beide Enden jenes Stäbchens je einen Knopf steckt, so ist das: E Wwgen, nuit -.wie Réden. Das Rollen, die Bewegung zaubert Leben und Bewegung auch ins Kind. Schon dem Säugling gefällt die schaukelnde Bewegung im Arm der Mutter, die dabei spricht:
13
—
Rad
19, S. 119). Machen zwei hintereinander stehende Tänzer gleichzeitig die Bewegung, so erscheint diese vom Zuschauerraum aus wie die Bewegung zweier Räder an derselben Achse. Diese Figur heisst »doppeltes Radschlagen« toppelt Rètschlön. — 8. Im Volkswitz und Rätsel. Nach dem Volkswitz nennen die Bewohner von Schweischer ihr Dorf Hemmelreeh. Als einem fremden Fuhrmann dort alle vier Räder vom Wagen gestohlen wurden, ward er damit getröstet: Am Hemmelreeh brocht em nichen mi Rét (H. W. S. 139). Vèr Jangkfern lüfe sij ängden nò Unt Imune sich ned erwäschen (Die vier Räder des Wagens). SCHUSTER, 273.
In einem anderen Rätsel von sonst gleichem Deutungsgepräge erscheinen die Räder als Zigèntcher : Det worn fér Zigäncher Zwé Minne für, xtvè gruisse händn, Mèr icé de gruisse lüfe, Sé kinne de khnne ned ärlynge. S.-Heen,
Kbl. 5, 45.
Vèr Gigallen (Räder) Zwo Schimsehallen (Leitern) E Schur xbonjdel draf (Heuseile). FRONIUS, Bilder 51.
Lvse füren, li»se füren, Det Rat tiss xchrôchen, Ku' mer un de Grôwen Stülpe mer än de Grotren; bei den lelzten Worten stellt sich die Mutter, als lasse sie das Kind fallen (SCHUSTEK, 327). Eine Art Spiel ist auch »das Rad schlagen« ,t' Rät scldùn oder machen'. Doch ist diese im luxemb. Wörterbuch als siebenbürgischsächsisch bezeichnete Redewendung nicht allgemein üblich, so wenig wie die damit gemeinte Sache. Vielmehr wird diese geübt von bettelnden Wanderzigeunern. Diese schlagen das Rad, indem sie Arme und Beine wie vier Speichen eines Rades nacheinander auf den Boden stützen und so sich weiter bewegen. Die mundartliche Form: 't Rœt schlôn oder machen ist darum verhältnismässig selten gebraucht, häufiger gilt die halb rumänische: de a roata mächen, weil in rumänischer Sprache der Zigeuner die Vorführung seines Kunststückes anbietet oder auch dazu aufgefordert wird. ,Das Rad schlagen1 't Rcbt schlôn ist der Name auch einer Figur im Schwerttanz der Kürschner. Sie wird gebildet durch eine schnelle, kreisförmige Bewegung mit dem Schwert (Kbl.
Rätsel vom Wagen und Kutscher: Vär reo Ojlen (Oljen), vier rauhe Eulen (Ochsen) Vär Stepestojlen(-Stoljen) (Räder) En Furxbonjel draf (Schaas). Kbl. 23, 76.
oder:
Vaier icaiss Wolken (die Ochsen) Vaier Tschibbelbalken (die Räder) Der Furzbögel (der Kutscher) draf. Birk.
Im Rätsel vom Pflug: Vär rä Oiln (Ojln) och zwm Schipseholn (,Scheibschalen' ,Räder'), och der Griwler (,Grübler', ,Pflugschar'), hanj(den), och der Furztqser draf (Radete). — 9. Das Verkleinerungswort Rétchen, Ratschen, nösn. Rätchi, in manchen Mundarten lautlich übereinstimmend mit dem Verkleinerungswort von Rute, Rät, ist schon vielfach in Beispielen erwähnt worden, findet der Sache nach nur Anwendung, wo wirklich die Kleinheit zum Wesentlichen gehört, oft mit pleonastischer Vorsetzung von ,klein'. De Stanjt (Uhr) hoU gor kloi Rätschtr ,die Uhr hat gar kleine Rädchen'; de Rutscher un de Spuiren hu Spiitx Zonjt ,die Rädchen an den Spornen haben
Radake-Bäsch
— radbrechen
-—
spitze Zähne'; dies auch urkundl. aus 1540: »ein alt r ä 11 i n aus einem sporen«. (Hstdt. Arch. IY, S. 378.) — 10. Zusammens.: Kamm-, Mühl-, Pflug-, Scheppel-, Spinn-, "Wagen-. Zusammensetzungen mit Rad als Bestimmungswort werden natürlich vermieden, wo sie überflüssig erscheinen: Radfelge, Radnabe, Radspeiche, sagen zu viel; die drei Grundworte können nur Rad als Bestimmungswort haben; dies kann darum auch unausgesprochen bleiben. —, Radake-Bäsch, "Waldnamen in Martinsdf. (früher der magy. Familie Radak gehörig). föabbaljre, *Rabber fem. ,Bahre, Traggerät mit einem Rad' ,Schiebkarren'. Nur urkundl. belegt. Ma.: Schupkarr. Einige urkundliche Verwendungen, sowohl in latein. Umgebung als ganz deutsch: pro r a b b e r n reformatione; pro una r a b b e r ; r a b b e r e n beschlan, geflyckt (Qu. Kr. 1, 301, 492, 488, 623 u. a.); czwo r a b e r i n seyn gekaufft worden py den turrin vor den. 40 (Qu. Gesch. S., S. 373, Anno 1503.) »man hat breder py den turrin geffurt, das man hat gemacht r a b e r , vor den. 36« (Ebda., 382). »Item mer vor eyn r a d b a r den. 25« (Hstdt. Zunftb. 56, S. 98.) »dray tzappen gemacht an dy R a b b e r e n den. 3« (1559). »bigas manuariae vulgo r a d b a r e n « (Arch. Hstdt., 1560). »Zahlt dem "Wagner 2 R o b e l l n auß zu passeren« (Hstdt. Zunftb. 62, Bl. 17/1). (Auch heute noch gilt dies pq,ssern, Agn. und sonst). » 3 R o b e l n kosten samt dem Beschlag fl. 1 den. 53« (Ebda., Bl. 20).» Vor zwo R a b l e n den. 80«; »Zahle vor eine außgeborgte r a b h e l zu beßern den. 06« (Ebda.). Öfter in Qu. Kr. R a b b e r e n , r a b b e r n (1, 382 u. ö.). Die urkundlichen Formen erscheinen aus 1494 bis 1560 nur zweimal als Singulare: r o b b e r und r a b b e r (die Form bei MÜLLER, Sprdm. 140: »Ratyn eyn r o t b a r « , soll heissen Rat yn ein r.). — Mhd. radeber und radber; auch hess. radeber. Unsere mundartliche Form müsste nach Rät Rät ,Rad' lauten: *Rdtbor -her, *Rdtber, die sich allmählich zu (*Räbber), *Rabber, *Robber könnte entwickelt haben. S R a b b a n b , R{etb§nt n. Plur. Rmtbänder und wohl auch Rätbonjt (-Bände) ,Eisenreif, der die Felgen des Rades umspannt'. Dafür heute mehr im Gebrauch: Reetrif,Radreif', Rdttsehin ,Radschiene'. »pro 4 r a t b a n t (Qu. Kr. 1, 457 u. a.) » r a e t p a n d t « ( E b d a . 2, 91 u.'a.) »Rod B a n d t « (Ebda. 3, 264.) Auch ,Radeisen' » r ö y d t eyssen« (Ebda., 3, 320). S R a b b o f j r e r , R ä t b i r e r m. ,Bohrer, mit dem die Radnabe gebohrt wird'. Syn. RätBenengh. r a b b r t d j e n , rädern', ,durchs Rad töten', »haben sich laßen . . . r a d b r e c h e n spiessen
14
—
ßadbrunnen — fiade
verbrennen« (DAM. DÜKR, Hdschr. 92), (von den Zeugen des Glaubens gesagt). Die Bedeutung ,eine Sprache in nur geringem Grad beherrschen' umschreibt die Ma. mit: nor gebröchä ri'den; e ko«n nor gebröchä syksesch. S a b b r u i t n t n , R&tbrannen m., nösn. Rqtbrqnn ,Brunnen, aus dem mittels eines Rades (an der "Welle) Wasser geschöpft wird', »was spendieret ist worden (als Beitrag einer andern Nachbarschaft) auf den R o h d t b r u n n e n als fl. 1 „ 68« (Hstdt., 1673). »Ao. 1677 d 9. Juni]" ist der R a d t b r u n n e n mit dem Gehöltz gantz new gemacht worden«. Die Nachbarschaft der Fleischergasse besitzt einen solchen, der jüngere Brunnmeister, Brannemister, soll ihn fleissig schmieren (V.-A. 20,184). Auch in der Reispergasse ist ein Radbiunnen, s. unter Rad. Dlabe, Raden m., auch Rade fem. Ratt (RaddJ fem. Plur. Radden; nach Fuss, TRAUSCH und LEONHARDT auch: der Radden, also m. wie ahd.: der rato, mhd. rate, doch scheint das mitteldeutsche »die rade« auch bei uns vorzuherrschen; das dd ist niederdeutsch. Das Nösnische hat Rvßt und Rw-rl neben Tiic-'dl fem. nach der altdeutschen Nebenform radel, vgl. Karl (Kqrdel) ,Karde'. Im Kronstädter lat.-deutsch. Glossar ist der Plur. raden. Vgl. moselfr. Ru e t f. (?), lux. Rad m. Agrostemma githago L. Die allgemeine Bedeutung ist: Unkrautpflanze im Getreide mit blassroter Blüte; in Holzmengen aber heisst Ratt die bekannte blaue Kornblume. In Alzen nennt man die Pflanze nach der Blüte: Radeblemi, -bläfim. Überall bezeichnet das Wort nicht nur die Pflanze als solche, sondern auch deren Blüte und Frucht. Als burzenländisch, besonders in Kronstadt giltig, wird Raddn (Plur.) als »Fruchtkörner der Klatschrose« berichtet und Radd als solche Rose gedeutet, also als Feldmohn' und die Körner als dessen Same. Rqddn ,Fruchtkörner der Rose' (Krönst., doch auch: Radden ,der Kornraden' (TRAÜSCH, Mskpt. 63). Fuss (Archiv 3, 180): Agrostemma githago L. S.-Regener Progr. 1880, S. 26. Über ein nicht sorgfältig bestelltes Kornfeld sagt unser Bauer: Do se mi Radden och Tästeln wa Kuiren ,da sind mehr Raden und Disteln wie (als) Korn', »es wechst allweg neben dem r e y n e n samen schedlich vnkraut, r a d e , durtt, dorn und disteln darzwischen« (DAM. DÜRR, Hdschr. 375). Wenn im Kornfeld die Radenblüte dem ästhetischen Sinn dazu dient, das Einerlei »manigfarbig zu beleben«, so ist im Kornsack die Radenfrucht sehr unerwünscht, denn 't Bruit schmqlct saier neo Rqdden ,das Brot schmeckt sauer nach Raden' d. i. bitter. Ja, grosse Mengen
Rade — Rddel
•—
davon im Weizen machen das Mehl ungesund (Volksfr.-Kal. 1909, 118.) In der Volksheilkunde werden die »bitterlichen Samen« gegen Hautausschläge verwendet. Stabe, Rn«t, Rot, 0. N., nösn. Rmt. Nach der Form Rot (d) ist in der Schriftsprache der Name als Rode in Gebrauch gekommen. Mundartlich gelten auch RoU (Agnetheln). Vielleicht hängt der Name mit raden, roden, ruf den und rillen (ndden) zusammen. —, Kädeburich Fl. N. Burgberg. Noch sind Kennzeichen einer frühern Befestigung sichtbar; doch soll diese nur vorübergehender Natur gewesen sein. (Kbl. 18, S. 118.) Wenn der Vokal des ersten Wortteiles mundartlich ist, so wäre die hd. Benennung Rutenburg, also eine Befestigung aus Zaungeflecht. Bei feindlichen Einfällen flüchtete das Volk in Wälder und errichtete dort Schutzwehren. S i a b e t f e n , R:ete'sen, auch Rdd&sen n., nösn. Rtfdaisn n. s. Radband. 8t a b e I t i ,Henker bei der Hinrichtung durch das Rad'. »Will ein arger Bub die leüt morden und würgen, so soll die Oberkeit solchen dem meister Radi überantworten« (DAM. DÜRR, AML. 3 5 ) .
.—, Rädel, nösn. Rärel n. ,Rädchen' [städt. Haibma.], der Ma. fremd; nur in die alte Kanzleisprache unter dem Einflüsse der österreichischen Beamten aufgenommen. Deminutiv von Rad, mit der Bildungssilbe -el (-lein), wofür in der Ma. -chen, -ken häufiger gebraucht wird; urkundl. »2 neue R ä d e l an die Schupkarren« (Hstdt. Zunftbuch Nr. 62, Bl. 138). Daneben auch Rädel: »vor ein R ä d e l und Schupkarr zu verbeßern den. 15« (1726, Hstdt. Zunftbuch Nr. 38). R a d e 1 F. N. 1655, Redel 1657, Rädel 1898 (Schässbg. Birth.) (Schässbg. Progr. 1909) Simon Rädel (1779, Birth.); auch nösn. F. N. Rädel (Rurl). Nach Kisch, V.-A. 34, 103 eine Bildung vom altdeutschen P. N. Rado. —, R&del fem. (J. K. SCHÜLLER, Beitr. 55). Das dort angeführte: »Jemanden an der Rädel haben«, lautet in Agnetheln: um Reddel liun wie das österreichische ,am Bandl haben', oft auch aus diesem entlehnt, um Bandl ¡um. Wen hoti der F. . . tvedder um Reddel• ,Wen hat der F . . . wieder als Vertrauten, als Gefolgsmann?' Dem entsprechend : Reddelsfärer ,Rädelsführer'. In Agnetheln auch das Verb, reddein, ureddeln: Äst ureddeln ,etwas (meist Böses, Schädliches) anfangen, anregen, dafür mit Energie eintreten'. Bei einem Einbruch ins Pfarrhaus fragte man: Wi (weller von den Einbrechern) soil dot dennij ugereddelt htm? ,Welcher (der
15
—
Radelgass — Badelsdorf
Einbrecher) sollte wohl der Urheber sein ?' Aber man sagt auch ureddeln für uroom ,anreihen', ,anziehen'. Über einen Langsamen spottet man: Bits di sij e Kloid ureddelt, daierd et gor long (unhiseln). So hat auch Reddelsfärer in der Ma. den Sinn: ,Führer einer weniger guten Sache'. J. K. SCHULLER führt es an als RMelsft&rer, es heisst aber Reddelsfcerer; reddein in ureddeln von Reddel (nhd. Rädel), wie feddemen zu Fadem ,Faden'. , Radelgass, wohl auch Rq,delgq,ss ,Gasse in Nadesch'. Nach der Gemeinde Radeln benannt? Oder ein Tal mit vielen Raden? Bei FRONIUS (Bilder, S. 39), dem Nadescher Pfarrerssohn, heisst es auch Radler-Gasse oder ,gemutetes Tal' (villa Riutel? Diese Deutung auf Riutel würde auch sonst den Fl. N. Rädel, Rädel, Räddel aufhellen). r a b e l n rädeln sohw. Uneingelautet auch in die Ma. aufgenommen [städt. Haibma.] 1. auf dem Zweirad fahren; 2. dünn ausgedrehten Teig (zum Einkochen in die Suppe) mit einem am Rand zackig geschliffenen Rädchen zerschneiden (nösn. rarcln). Solche Zubereitung gilt als Aufmerksamkeit gegenüber einem Gast. Der Volksmund nennt solcheTeigstückchenmitgezackten Rändern Hahnenkämme, Thmneldemm (Agn.). 3t a b 1l n , Raddeln 0. N., magy. Rados: »Radeln alias Rados 1672« (im Hattertstreit mit Mehburg, Hstdt. Magistr.-Akt Z. 1112, vgl. auch Kbl. 17,139). In dem Hattertprozess mit Bodendf. erscheint unter den Zeugen ein Johannes Ermer, ludirector per quadriennium in Rados (Kbl. 3, 74). Der deutsche urkundliche Name des Ortes erscheint 1369 als »Radenthal« (MÜLLER, Sprdm.), 100 Jahre später 1469 als Radundal; in gleicher und ähnlicher Form auch Kbl. 7, 64; 17, 67; Qu. Gesch. S., S. 176 aus 1494. Radendal (1494.) Urban van rattlen (Hstdt., 1500). — Die Bewohner von Radeln heissen mit volkstümlichem Namen Oejer ,Geiger' (Kbl. 21, 38). — Wohl bei einer Kirchenvisitation fragt der Bischof den Radler Kantor, der seine nicht eben hohe Amtsstelle durch den Hinweis auf seine Herkunft heben möchte: Bischof: Wi äss em? ,wer ist man?' Kantor: Em äss Kanter %e Rarlen; ömendes se Voter äss Kenengsriehter %e Räpes (Kbl. 21, 41). — s. Martin und Johann Duldner: Aus der Vergangenheit und Gegenwart der sächs. Gemeinde Radeln. Festg. zum Gust. Adolf-V. 1882. S R a b c U b o r f , nösn. Rä>deldref 0. N. Rmdeldref, Rußrldref, rum. Ragla, magy. Rägla. Urk. Radla 1319. Zu F. N. Rädel s. dies. Vgl.
KISCH, V . - A . 3 4 ,
s.
v.
Rädelsführer — radieren
-
S t ä b e l i f ü f j r e r , Riedelsf&rer, ÜÖSD. Radehfärer m. In alter Kanzleispr. »Wass aber den eigentlichen r e d e l s f ü h r e r dieser Irrungen Andreas Bedner betritt, bleibt in Suspenso, biss Er zu haben ist and nach Hause komt.« (Visit. Bericht 1765). s. Rädel. Rader F. N. (Manjersch, Zendresch.) Radder in Kl.-Alisch ,aus Rode'. R a d e r (1825, Kl.Alisch). »Servatius R a d e r s pedes Cib.« (Hstdt., 1598). Rader 1750; Rädder 1621; Christbecher seu Räder 1644 (Schässbg. Gymn.Progr. 1909). r ä b e r i f l , r&derich, nösn. räderich; räderich Oälercher ,Kragen, mit Radmustern versehen 1 r. Krq,nzSpitxn ,eine Alt Kleiderborte' ( K I S C H , N. W. u. W.). r Sb e r n, rftdem, räddern, raddern ,mit dem Rad hinrichten'. Die Sekler fürchteten, »dass die Criminal-Commission sie nun alle henken r ä d e r n und spiessen lassen werde« (V.-A. 15, 138). Mundartlich meist verstärkt: zeräddem ,zerrädern'. Hinrichtung eines Mörders: »Da ist er von unten aus lebendig g e r e d e r t und auf das Rad geleget worden« (Kbl. 26, S. 152). S R a b f a l j r c r , Rsetfnerer, nösn. liätfu"rer ,der auf dem Rad (Zweirad) fährt'. Hie und da auch nicht eingelautet in die Ma. aufgenommen, wie Radler. s. dies. {R a b f e i g e f. R&tfälcll, Plur. -fäljen. Ein Teil des Holzreifes am Rad, in dem die Speichen an ihrem äusseren Ende eingefügt sind. Meist nur das einfache Fäleh. S t a b l j a f p e i , R&thaspel, Bäthaspel (Agn.) fem. Eine Garnwinde in Form eines Rades mit vier Speichen von fast Meterlänge, ohne Felgenreif. An den Enden der Speichen sind rechtwinklig Brettchen mit nach aussen erhöhtem Rand befestigt. Auf diese Haspel wird das Garn von den Spindeln gewunden, ehe es auf Spulen zur Verwendung beim "Weben verteilt wird; s. Spulrad. Die auf einmal aufgewundene Garnmenge (Strähne) heisst verschieden: IApen m. (Agn. und wohl auch sonst) Strongk, Strungk ,Strick' bei Hermannstadt. r a b i e r t t t , radiren schw. v.,auskratzen, ausschaben von Geschriebenem'. — Aus der Schulsprache entlehnt, mehr nur in städt. Ma. und meist in der Zusammensetzung ousradiren ausradieren'. Dafür in dörflicher Rede lieber o«skratxen. Urkundlich: »Wer ein Testament . . mit gewalt dem testierer nimpt, r a d i e r t , austhut oder vnterschreibt«, der wird »auf peen (poena) des falsch angezogen, . . ins ewig elend verschickt (verbannt) vnd darzu vnehrlich gehalten (E. L. R., 181).
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—
Radiergummi — (ßadlüning)
S l a b t e r g u m m i , Radirgnmmi n., nösn. m. [städt. Haibma.] findet wie das Stammwort durch die Schule allmählich auch in die Volksma. Aufnahme. SRabieädjett, Radisken, Verkleinerungsform von Radies ,kleiner Monatsrettich', [städt. Haibma.] nur dem Hochd. nachgebildet, s. Rettich Renengk. R ä d i t z k e n, F. N. R. Andreas, Gewandmacher (Ger.-Prot., Hstdt. 1657, S. 12). SRabludjen, R&tkaahen m. Sonst heisst der ,Kuchen, der von den Paten am Neujahrsmorgen den Täuflingen geschickt wird', schlechthin Kuchen Kacken, Käoehen (Agn.). HALTRICH nennt ihn für Rem Radkuchen. (V.-A. 3, S. 312.) Radlef F. N. Michelsbg. Vgl. schles. Radolf bei Weinhold: Verbreitung und Herkunft der Deutschen in Sohlesien 227 [71] Radolff F. N. Schässbg. (1678). s. Radlöff. SR ab Ier, Radler, Radler, Rarler, llwdler m. und ähnlich in oitsmundartlich wechselnder Vokalfärbung: 1. ,Bewohner des Dorfes Radeln, vonEadeln stammend'. — 2. F. N. als solcher bezeugt seit 1612 für Schässburg, Kaisd, Halvelagen, Marienburg, Katzendorf, Pretai, Eibesdorf, Bodeudorf u. a. (Schässbg. Gymn.-Progr. 1909. Kbl. 9, 43; 11, 42; Bogeschdf. Kap.-Gerichtspr. 1671 ff; Kbl. 16, 84; Visit.-Prot. Land.Kons.; betreff Pretai 1720; betreff Katzendorf 1764; Kaisd 1780; Marienburg 1808); auch in Radeln selber gebraucht. — 3. Fl. N. »für Radler Hüll« »auff dem Radler rein«; beide in Halvelagen (Cib. Cap. Bog. 1681). In beiden ist Radler in beifügender Bedeutung zu Hüll und rein (Rain) gehörig, also nur ein Bestandteil des Flurnamens. Aber das Wort erscheint in Halvelagen und in anderen von Radeln fern gelegenen Gemeinden für sich allein als Fl. N.: äm Radler (Halv.). Radler und Redel-Floss, hoch liegende Wassergräben in Halvelagen, deren Wasser bei anhaltendem Regen die tief gelegenen ,im Moor und im Rohr' überschwemmt. Das a wie magy. a gesprochen, wie im Ortsnamen »Radeln«. Auch in Tekes ist der Flurname Radler. Hier kann er nach dem weit abgelegenen Radeln nicht gebildet sein. R a d 1 ö f f F. N. (Hstdt. 1846, Mag. - Prot.). Stephanus R a w d l ö f f de Huneboch (1569). s. Radlef. ( S R a b l f i n i n g ) , Rsetlenengk, nösn. Räder linek m. , Bohrer, mit dem die Radnabe gehöhlt wird', Radbohrer s. d. Im DWB. nicht verzeichnet, da Lüning im Deutschen nur die Bedeutung ,Achsnagel' hat (wie unser Lonn). DWB. 6, 1306.
Radmantel — Radwich-jrq,ngt
—
i R a b m a n t e l , R&tmijngkel m. Eine Tuchfläche von Rad- (Kreis-) form als Körperhülle (Mantel); neuerdings beim Militär, früher bei Studierenden in Verwendung. R a d na, »das die Rad na mit sampt dem grund zu der Stadt (Bistritx) gegeben vnd eingeleibet ist worden zu ewigen Zeiten«. (MÜLLER, Sprdm. 223) s. Rodna. 91 a b Jt a b t, Rfetnuef fem., Plur. -mmven, nösn. Uatnuaf, Plur. -nupbm ,die hohle, um die Achse bewegliche Walze am Rad'. Meist nur Simplex Nuef. SRobnagel, R&lnuegel [3] m. ,Nagel, der das Rad an der Achse festhält', eigentlich ,Achsennagel vor dem Rad'. Radnuden, Radnoth (Radnod), 0. N. magy.; wie Hamrüden, magy. Homorod. RadnowJen Hameroi'den
(Agn.),
Randin
(S.-Reen);
urk.
Rodnold 1312. »Der h. Praefectus hatte für verflossenen tagen ein grosse Anzall Schnider vndt meder fon vnss begehrtt, als wier ihme aber solches abgeschlagen, hat nun Ihr Füratl. Gnade selber geschrieben, dass wier altem brauch nach, Schnider und meder nach R a d n o t h e n schiken gölten«. (Mediasch 1661, Hstdt. A r c h . ) . — KISCH, V . - A . 3 4 , 103.
SR a b r et?, Rfttrif m., nösn. Rqtref , Eisenreif, der die Felgen des Rades umspannt'. Syn. s. unter Radband. En liatrif afxan ,einen Radreif aufziehen' (Birthälm und sonst). SR a b f e i n e n « , Raetschin fem. Plur. Rrem Lekt dränken nor Rampasch, die gäde Weng messe mer verkifen. DÖsn. Rampäsch m. ,saurer Wein', gewöhnlich aus Trebern durch nochmalige Pressung erzeugt, moselfr. (Kobl.) Ramps. Nach KISCH, Vgl. Wb.: schlechter, von niedern Reben (rames basses) gezogener Wein. Kbl. 27, S. 3. Syn. Leier. rämpela ,hohldumpf klingen', vom Sarg-
Rampelt — ramûlen
—
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deckel, auf den die ersten Schollen bei der Beerdigung eines Toten fallen. SCHÜLLER, T. U. B. 1, S. 30. s. rumpeln. Rampelt 1. F. N. Rampelt, Rampelt (1822, Propstdf.). Rämpelt (Med. V.-A. 21, ö. 181). — Vgl. schles. Ramolt, Rambold. (WEINHOLD, Deutsche aus Sohlesien, S. 227). —, Rämpelt Fl. N. (Michelsbg.). Am (afm) Rempelt. Vielleicht als ,Halde', an der die Pflanze Rämp häufig vorkommt zu deuten. —, Rämpes Fl. N. in den Zusammensetzungen: Rämpesgrum Bächlein (Graben) und Rämpesrâick, qf 'm R. Berg, beide in Windau. Rämprich Fl. N. (Weingarten in Peschendorf). Vgl. Rämpelt. SR a m 8, Rames 0. N. Nach Zimmermanns Untersuchung über die Urkunde Andreas II. von 1206 sind die deutschen Gründer der Gemeinden Karako, Crapundorph und Rams im 11. Jahrhundert durch das Szamostal nach Siebenbürgen eingewandert. Es gehört sonach Rams zu den ältesten deutschen Gemeinden Siebenbürgens (Kbl. 7 , S. 1 2 8 ) . Romosz ( 1 2 9 1 ) , Romotz ( 1 6 9 5 ) , Kbl. 2 1 , S. 1 2 7 . Weitere Formen s. AMLACHER, Brooser Urk.-B., V.-A., Bd. 1 5 ) . Die Bewohner (Rumeser) sind vielfach Stichblatt des Witzes: E kit (gît, dît) wé der Rumeser ,er ist dumm, tölpelhaft, derb, roh'. Sie teilen sich in dies Los mit den Beleschdörfern, Michelsbergern (SCHUSTER, S . 4 6 1 ) . Das Märchen vom Bika (Stier), den die Rumeser auf den Turm gezogen haben sollen, hat seinen Ursprung in dem tiefen Slang einer frühem Glocke, die eben wie das Grollen eines Bika geklungen hätte, so daß man sie bis in die Walachei hörte. Die Leute dort hätten dann gesagt: Iarä trag saçii taurul în turn ,Wieder läuten (wörtl. ,ziehen1) die Sachsen den Stier im Turm, welchesWort man auch übersetzen kann : ,Wieder ziehen die Sachsen den Stier auf den Turm' (AMLACHEE, Rumes, S. 2 2 ) . R a m s e r F. N. ,aus Rams'. Mathias R. wird 1536 Stadtpfarrer von Hstdt. (Kbl. 9, S. 50). Mathias Ramasi (magyarische Form für Rumeser Ramser); Rampser (1429, V.-A. 21, S. 287). ramûlen schw. ,rumoren', ,toll umher laufen'. KÄST, vom Knaben, der mit den Garlîse- Kétenehern eräm ramûlt (KAST., 43). Unt dqd dit, dqt bîs Späktakel, Vtè gedammelt Frtè, de Kakel, Saksesch tutft se unt ramûlt. Ebda., 62. s. ramûren.
—
ramûren — Ranft
—, ramnren ,Lärm machen'. (Med.) s. auch ramülen, — wohl Schülersprache, nach rumoren gebildet. —, Raneken Fl. N. (Trappold) »Am Rancken« (Weinhalde). SRattb, R$nt m. [Stadt. Haibma.] In der Ma. umschrieben: um Ängt (Ende), um Ängd eräm, ouswenij eräm. Für die Randlage einer langen Fläche, z. B. eines Weges, gilt lonjstam ,längsum' ,an der Seite hin', af der Sekt gon ,am Rand' (der Strasse). Natürlich sind auch alle Redewendungen mit Rqnt nur Nachbildungen des Hd. und nur in der Sprache der Städter zu vernehmen: ous Rand uch Bqnt; et verStit sieh um Rqnt. Rqntbemärkunk, Rq/ritverx&runk, Rqntxichnunk. — s. Ranft. S f t a t l b a l , Randal m. Entlehnung aus der Sprache der Studenten. Rawlel Fl. N. Im Randel (1721, Birth.) Randein, rum. Retundai (Durles). Ein kleines Seitental des von Kirtsch kommenden Baches auf der linken Seite, d. h. nach Osten; bewohnt ist es nicht, nur ein kleines Meierhaus ist bei einem gewesenen Weingarten; es ist da gutes Ackerfeld, nur geringer Platz für Wiesenerde. vgl. 0. N. Ränduel (,Rautal'). rändeln schw. nösn., in S.-Reen: rondeln ,reizen, necken'. Süds, nicht bezeugt. Wohl zu randlen ,Mutwillen treiben', zu stellen (DWB. 8, 88 s. v. Rand; vgl. das Studentenwort Randal, randalieren). —, Rändjä, neben Rängä, Rändjäs, Rändäseh Ochsenname nach magy. rendes ordentlich', ,tüchtig' (Im Reim auf Tschängä, Tschändjä von magy. csendes ,still'). Ri>ne und räne s. Raio-Maio. R a n e r P. N. (1484) »Walten Raner«, R a n e r (1731), Qu. Gesch. 1, S. 102). Vgl. Renner. ¡Ranft, Rqft m. nösn. Rämf, (S.-Reen) Romf mhd. ranft, ramft ,Rand, Einfassung', moselfr. Ramf. Roqft (Med.) Ruft (TRADSCH, Mskpt). Raufft (1810). . . »crusta antem superficies panis que vulgo dicitur r a n f t « (KLUGE, Z. f. d.W. 5, S. 7). In alter Kanzleisprache auch mit Abfall von t : »Ein silbern Schüßlein, der R a n ff vergolde (V.-A. 1, S. 361). Gilt für das ungebräuchliche, dem neuen hd. Rand nachgebildete Rqnt, das nur in städt. Haibma. gehört wird. Rqft ,Randstreifen', in diesem Sinne vom Hut gebraucht ,Krempe': En Hott mäd em bride (sehmuAle) Rqft. »auf das bort oder r a u f f t der schissel« (1583). — 2. F. N. Ranft (Jak.) F. N. 1840. — Dim. Ränftehen, Riftchen, Riftsehen, mhd. renftelin (nämlich von brote). 1. ,Rand des Brotes'. ,Rand am Brot, also der Teil, wo die
Rang — Randtn
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obere Kruste des Brotes, de schwarz Krast, in die untere, de we'-ss Krast, umbiegl', sehned mer
e gruis Staik am't Riftschen ,schneide mir ein
grosses Stuck Brot mit Süherzel' (Kohrbach), Riftchen (Klonst.). Am de Rift schnedden ,ein Stück Brot um den Rand schneiden'(Gr.-Sch.).
Motter, ich biddm am Brit, awer vum Riftchen,
oder äm't Riftchen, d. h. ,so geschnitten, dass auf zwei Seiten des Stückes Kruste ist'. — 2. Halsrani am Hemd; als Zusammenfassung vielfach gefaltener Brust- und Schulter- und Rückenteile des Hemdes muss das Riftschen durch doppelte Steppnaht um und über jene Teile fest genäht werden(Draas). — 3.,Strumpfrand'. Alte Erbstücke weisen hohe Kunstfertigkeit der strickenden Frauenhände bei Herstellung solcher RQftchen auf. Die heutigen Strickerinnen begnügen sich mit dem einfachsten Rand, bei dem die Maschen abwechselnd nach aussen und innen geschlungen werden, wodurch der obere Strumpfrand grössere Elastizität erhält. •—, Rang fem., PI. Rangen, im Reifschemel stehende Stütze, Runge s. d. 9 t a n n , Rong, Rq,ng, Runglc [Stadt. Haibma.], dafür Rent, s. d. In alter Kanzleisprache »dass jeder Goldschmiedgesell in der Ordnung, als er freigesprochen worden, seinen R a n g nehme« (V.-A. 27, S. 583). —, r^ng^ln (gespr. -ug-) „ J. verrqngqln, nur nösu., aus magy. rongälni ,in Unordnung bringen'
(Kisch, N. W. u. W.).
S R a n g e , Rang m. Nur plur. Rangen [städt. Haibma.]; dat se Rangen ,ungezogene Lümmel'. Echte Ma.: Limmel, Fratzen, Lergesch. R a n g e n - G r u n d , FI. N. »im R.« (1720, Scharosch a. K.). R a n g e r , F. N. (1763, Tatsch). Ranjelbierich Fl. N. (Wolkendf. b. Sch.). 81 o n i e , Rank fem. (nur städt. Haibma.) ,Ranke der Reben, meist Weinranke'. Echte Ma.: Drif ,Trieb'. R ä n k e r t , F . N. (1810, Grosspold). —, Rijnn m. ,gefällter Baumstamm' s. Runne. — , Rannerech Fl. N. (Martinsdf.). s. Rinne. R a n u i c h e r , F . N. Jakob R., Leinweber aus Gross-Pold 1809. Transmigr. Der bekannteste Träger des Namens Jakob Raunicher, Sektionsrat ( t 1875) Vgl. Rannaker (1760, Schässbg. »aus Kärnthen«. Progr. Schässbg. 1909). S R a n u n f e l , Ranungkel, u. zw. giH Ranungkel heisst in Martinsberg die gelbe Kugelblume, Trollblume, sonst Dodderblom, Dodderehen. — , Ranötn - -L - (S.-Reen), magy. Radnotfäja, auf dessen erstes Glied Ranotn zurückgeht;
Hansel — ranzen
Radnot ( Radnolth, Rodnold < *Ranolt ( Arnold (Arnoldus, sacerdos de villa Arnoldi). Das E r gebnis der Metathese, der vokalische Anlaut des Namens, ist nachweisbar in rum. Iernotu (Kbl. 29, S. 64). Ransel n. ,Blüte des Walnussbaumes, das Kätzchen' (J. K. ScnuLLF.it). — , R$nt$ i n : Rq,ntq mqchn ,Randal machen' (Wallendf.). s. Randal. Rantäsch m. Aus dem Magy. Bezeichnung für ,Einbrenne', in Fett braun gebratenes Mehl, das zur Verdickung der Suppe dient. An den Grenzen des sächs.Vaterunsers auch von Sachsen entlehnt. Von Rumänen durchwegs gebraucht, mit Verlegung des Tones auf die letzte Silbe:
Rqntäseh.
Rants. Im Gewinnstspiel Kap oder Rants. Zwei Knaben spielen es mit Knöpfen. Jeder gibt einen Knopf in den Hut, der als Würfelbecher dient, und aus dem die Knöpfe auf den Tisch gestürzt werden. Dabei fragt der eine den anderen Knaben: Kap? oder Rants? Die Frage bedeutet: Welche Seite der Knöpfe liegt nach oben? die, die man sieht, wenn der Knopf an einem Kleid angenäht ist, oder die andere, verborgene Seite? Fallen beide Knöpfe so, wie der Gefragte geraten hat, so gewinnt er sie, im anderen Falle gewinnt sie sein Spielgenosse. Liegt ein Knopf mit der Seite »Kap«, der andere mit der Seite »Rants*. nach oben, so gilt der Wurf nichts und wird wiederholt. Bei mehreren Spielern gewinnt der Ratende die von ihm richtig geratenen Knöpfe, die übrigen werden nochmals geworfen, so lange, bis alle Knöpfe gewonnen sind. Das Spiel heisst auch: Ruseha oder Kap, Adler oder Eins, Bild oder Schrift. Die beiden letzten Namenpaare deuten mehr auf Münzen, mit denen gespielt wird, als auf Knöpfe. Vielleicht deutet auch Kap im anderen Namen das Kopfbild einer Münze an (rum. cap Kopf). Rants aber und Ruseha entziehen sich bisnoch einer Deutung (Höhr, S. 127; Kbl. 20, S. 38 ff.) SR a n j e n , Ranzen m. [Städt. Haibma.]. Tragsack, Reisesack. — Übertragen: ,Bauch', wenn er gefüllt ist. Dim. Rinxken ,Bäuchlein': Ehot sieh't Rinxke gefällt ,hat gut (viel) gegessen'. r a n j e n , rinzen schw. wie wenn es hd. ranzen wäre ,unruhig umherlaufen'. Nach Pattl, D. Gr. V. 123 vielleicht aus rammezen. Damit wäre unsere mundartliche nähere Bedeutung von rinzen ,sich (ungeziemend) herumbalgen', wie wir es von ungezogener Jugend sagen, auch durch die Bedeutung des Wortstammes z. B . von rommein ,rammeln',,brünstig sein', als ,uo.-
(Ranzerei — Räosselhomm
—
ruhig sich benehmen infolge Geschlechtstriebes' ausgewiesen, rinxen (Agn.) ,sich herumbalgen', moselfr. ebenfalls sich ranzen. Das einfache rinzen auch in refl. Bedeutung gebraucht, namentlich über weibl. Personen gesagt, die gern Gesellschaft der Männer suchen: Wi woiss, we° et (das Mädchen) de gemxen E°wend erarn rinxt (Ebda.). »Weil die Meine einigermaßen als Hochzeit - Mutter da war, so hat sie der jungen Frauen ihre Mutter hart müssen anfahren, warum sie ihre Tochter nicht von dem r a n z e n abrufte« (Obereheger. 1767). »Item hätte sich Maria auff der Gassen sehr unverschämmt erzeiget, bald einem, bald dem andern, auch gemeinen Soldaten und Wallachen nachgeloffen, mit selbigen g e r a n t z e t « (Cap. Bog. 1697). Syn. sij eräm xaddern, was ebenfalls eine Beimischung von geschlechtlich-sinnlichem verrät, xaddern aus: Zadder ,Fetzen', übertragen auch: ,Vettel', ,Dirne, meretrix', ahd. zatarrä. — Vgl. Gerinx. n. Dqd äs e Oerinx ,ein Gebuhle'. (SRaitjeret), *Rinzerij fem. Mit Bezug auf die in Roheit ausgearteten Bräuche, »Baderei und Wassergießen« am »Osterdienstag«, wird ernstlich vermahnet, solcher »izzigkeiten und r a n t z e r e y e n müßig zugehen« (sich zu enthalten; 1774, Repser Nachb. - Artik. V.-A. 37, 119). (tältjiß), rinzich ,brünstig, in der Brunst' (von Katzen). Syn. briemich (vom Schwein), städich (vom Pferd), loifich (von der Kuh), br&dich (von der Henne), romlech (vom Hund). — Draas; roientschich ,brünstig bei Katzen' (Zied). s. ranzen; und rammelig. r ä i t g i g , rintsehich ,übel riechend und schmeckend' besonders vom Speck, dessen äussere Schicht gelb wird, rintschieh ist und riecht und schmeckt. Alter Speck verfällt diesem Wandel, ist aber besonders in gekochtem Zustand gar nicht verpönt, wird zu gewissen Speisen, z. B. zu einem sächsischen Kraut geradezu gefordert. Statt rintschieh wird in diesem Fall nur die Farbe gi«l ,gelb' gewählt. Zä em gäde saksesche Krolct gehirt länkst det Bängtflisch uch Sehwengefliseh wh e Stäckeltche gvl Bäflisch. Er messt det Bqflisch än er lcqlder Kummer halden, sonst wird ed ich glech rintschieh. Det Bqfliseh äs ranxieh (Schässbg.). Auch: rintschedich (Schönbg.), ringtschedich Boflisch ,ranziger Speck' (Birth.); rintschedich (Med.); renschedich (Schölten); rintsehelich (LEONH., Mskpt.). Räosselhomm Fl. N. Zeiden (Kbl. 29, 67). Verdeutscht; Rosselhamm,
40
—
r
W ~ (Rappelhaupt)
—, nösn. r$p, lautmalende Interjektion bei einem dumpfea Schall. KISCH, N. W. U W. S. V. nösn. Rçp(,Ruppe' fem. Finne im Gesicht); m. Schorf bei den Schweinen. Wohl zu süds. Râper, Rappitx ,Grind', ,Schorf', ,Schmutz' zu stellen (KISCH, N. W. u. W. S. d.). —, r^peschn nösn. zusammenraffen', moselfr. rapschen ,hastig zugreifen, wegraffen'. Im Süds, gilt nur grapeSen ,plump, hastig greifen'; vgl. bair. rapsen. Räpfe f. (s. dies DWB. 8, 114). Râper m. und Râpen fem.,Schmutz, der durch andauernde Unreinheit sich an den Körper festsetzt, wie Grind aussieht. Râper, Râper m. scheint eine Pluralform eines neutral gedachten Râp, Rêp, das bis auf das Geschlecht und das unverschobene p dem hd. Räpfe entspräche. Noch mehr gälte dies von der fem. Farm Râpen, die darum als Plural gebraucht wird, weil der Grind, dem der grosse Schmutz ähnlich sieht, aus mehreren Räpfen, Riwen, besteht: Der Râper (auch Rapen) lad em däck af den Honjden ,der Schmutz liegt ihm dick auf den Händen' (Gr.Kopisch). Ebenso; Sä nor, wé däck em der Râper qf den Honjde Iqt ,sieh nur, wie dick ihm der Schmutz auf den Händen liegt.' Daneben auch Rappitx m.; über ein schmutziges Weib: Et hoed en Rappitx q,fm Nacken wâ en Sehwoärt; 'd äss wa wonn 't sich net gewaschen hat sanjt senj Motter et geboH ho't, dêfoe] et kloi wôr. Hievon Adj. rappitxich z. B. r. Fârken ,grindiges, räudiges Ferkel', sonst râpich von Râp gebildet. Ich wäll em de Râpe schîn ußkratxen (auch afkratxen) (Gr.-Kopisch) SCHÜLLER, Beitr. S. 55: Oongk, fêchder de Rappitx, dâ! (Agn., zu einem niedrigen schmutzigen Weib gesagt). —, râpich,klein, verkommen, schmutzbedeckt' (Gr.-Sch ). s. Râp. Syu. roppich. Raplerêch Fl. N. Zeiden. »Sai kumen durt bei dem Raplerêch« (SCHUSTER, S. 65). SR a p p e, Rapp m. ,schwarzes Pferd'. Nur in städt. Ma. aus dem Hochdeutschen übernommen. Echte Ma. : der schwarx Hqst, de schwarz, Gorr, allgemein: det schwarx Ruess, oder, wenn die Tiergattung keiner Bezeichnung bedarf, substantivisch: der, de Schwarx. Der Härr Fq,rr hott en Wische Schwtyrxen, vwr bariewen; em hoisst en Jantschi, ddt äs dl mät de longke Munen (Agnetheln). (SR a p p e I f) a u p t), Rappelhîft n. [Städt. Haibma.]: Mät diem äs näst xe rüden, dqd äs e Rappelhîft ,Querkopf, wunderlicher Mensch'. Echte Ma. dafür: affich, pustich, verworren, Schiwerhtft,
(rappelhäuptig) — Raptus
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(t a p p e I i) ä u p t i ß), rappellüwdich ,verwirrt im Kopf', ,nicht recht bei Sinnen' vgl. schiwerhiwdich ,querköpfig'. Nach dem hochdeutschen rappelkopfisch. ( K L U S E , Z . f. d.W. 1 , S. 4 7 ) ; luxb. rabbelkäppesch. Echte Ma.: schiicerhiwdieh. r a p p e l i g , rappelich .nicht ganz bei Sinnen' .gestört im Geist', s. d. Folg. r a p p e l n , rappeln schw. [Stadt. Haibma.]: Et rappeld em (äm Hift) ,es rappelt ihm', ,er ist wirr, irr im Kopf'. Auch: et rappelt bdb enem ,es rappelt bei einem, ist in seinem Kopf nicht richtig'. Echte Ma.: Eäs affich,verafft,närreseh. R a p p e n f . Münze, neben dem Namen Pfennig. Nur in alter Kanzleispr., in Rechnungen oder Rechnungsbüchern (Kbl. 6, S. 40). R a p p o l t , F. N. Hstdt. Johann R. erhält 1497 ein Hochzeitsgeschenk von d. Stadt. R a p o l t h (,1460, Qu. Gesch. S. 1. 21 u. ö.). »dem Mathiß R a p o l t Holcz an Heiden Mül zu füren, vor den furlon den. 56« (Hstit. Spit.-Rechn. 1537). »Matthes R a p o l t t (1556). — Vgl. gegenwärtig Roppelt. — Zu ahd. P. N. Ratbald. SR a p p o 11, Raport ¿) m. meist als Report. Morre frä mess e zerrt Report; mir schenjt schär, der Hoiftmoun wird en än Arräst den (Agn.): »Vierteljährlicher R a p p o r t über die sowohl eingegangene (zugegangene, daher: Zugang ,Einnahme', auch Versammlung, in der die Einnahmen verhandelt werden') als auch vorausgabte Geldt« (Hstdt. Spit.-Rechn. 1797/8), Se (eine Gesellschaft von Soldaten) hqdden esui long gedräonken, bäs se sich xarrden oeh sieh sehläogen. Den emdereMorjen ref'm se goär (alle) %em Report en det se än Arräst (Agn.). Sich xem Rapport mälden. Zern R. gon. In Schönbg. wird der Scheiz erzählt, dass der garnisonierende Hauptmann in die Kanzlei (Ortsamt) um den Raport schickte und die zwei Hannendiener (Borjer) ihm missverstehend das Haisei ^Häuschen', Abort) brachten. r a p p o r t i e r e n , rapportiren und repportiren ,berichten'. Der Militatsprache entlehnt, in die Mundart nicht eingelautet. 9iap€, Rips, Brassica napus L., älter deutsch: Rübs. V.-A., A. F. 3, S. 184. —, rijps (rups) nösn. lautmalend für das Geräusch beim Zerreissen. KISCII, N.W. u.W. räpsen, s. rülpsen. R a p s i , »Ein seidin Rapsi« (Kbl. 1889, S. 117). Aus magy. rabszij ,Fessel, hemmendes Band, eigentl. Sklavenriemen'. R a p o l t , 0. N. »ad R a p o l t « (es handelt sich um eine Reise dahin). Vgl. Trappold (Qu. Gesch. S. 1, 212). F.MI>, Bezuelt II, 1.) Er mausst mer en gäide Bot gim (ebda., II, 8). e gât, e frängtschaflich, en îrlich Bot. — Im Märchen bittet die vi rstossene WaisD den Mond äm en frängtliche Bot. ( K A S T . , S. 106) — Sprichw.: Odt Bôd äs deier. — JVcê der Bôt, esi de Tôt. Kit Zekt, kit Bot. ( S C H U S T E R , L'19). DO äs e gät Bot deier, schwer. Bei D A M . D Ü R R : »es wer ein guter R a d t , das ein iedermann achtung hett auf sein eigen leben« (Kbl. 6, S. 125). Hé äss nâ wärlich deier der Bôt ( T H U L L N E R , K., 16.) »es wer (wäre) schwer in solchen Fällen (des Verdachtes auf Zauberei) r a t h geben« (nämlich, ob auf Verdacht hin eine Klage erhoben werden solle oder nicht) Kbl. 31, S. 73. Sprichw. »Der J u n g e n thatt, der mittler r a h t t , der Alten Wunsch sein selten umsonst« (Hstdt. Zunftbuch c. 1600). De Âlden Kern Bôt De Jangen xer Tôt.
SCHUSTER, 202.
Zunftspruch 1737: Mit Gottes Hielfi und Rahdt gelingt wohl diesse Taht.
H.-W\,488.
In altem »Schreiberspruch«: »0, selig der Mensch . . . . Der Mit Herren oder ihrem Rath "Wenig oder nichts zu schaffen hatt < ( K b l . 8, 9).
,Überlegung, Erwägung, Vorbedacht'. Nhd. I n schrift: Thu nichts ohne Rath So gereut es dich nicht nach der That. H - W . , 468.
Bôt hâldcn ,Beratung pflegen'; E wort gellt än't Zalt, wô de Férer hàldc Bot. KÄST.,
140.
»Da Sara Karer von Hameroden, eine Jungfer, gar zu bald das Jawort zur Heyrath dem ehrlichen Manne Joh. Brenner, Schmidtmeister
ßat
— 48 —
in Grossau, gegeben, ohne mit sich selbst gehörig zu R a t h zu gehen« (Cap. Bog. 1794). »So ist doch diese löblige gewonheit ond Ordnung nicht onbillich, das sie zuvor ihren Willen dem Decano des orts . . . . anzeigen und ihres r h o t s pflegen« (Cap. Cib 1600). Oft in tautologischerVerwendung f ü r Beschluss: Die »Nachbarvätter sollen ihre Beysitzer oder Altschaft haben . . . mit welcher ihrem Consens und R a t h sie alle-', was in der Nachbarschafft zu bestellen schlichten u. zw. zu verrichten seyn wird vornehmen sollen« (£bl. 29, S. 155). Namentlich in Bestätigungsformeln: »wenn wir solche Aitikel . . . aus einmütigem Consens, R a t h und Beschluss aui zu geben . . . resolvieret, so . . .« (V.-A. 27, 543). — ,Warnung, Bitte, Mahnung'. In der Klage über denWankelmut der Geliebten: Amsonst uor me Röt loor me Black uch me Wirt Amsonsl se gcscheppelt meng Zeren. KÄST., 24.
— ,Erwägung': »aus wolbedachten und reyfen r a t h « ,nach eingehender, reiflicher Erwägung' (Kbl. 5, 6. 88). »mit gemeinem (allgemeinem) willen vnndRayffem Rat« (Univers. 1572, Mühlb. Zunftart.). . . »Sitztagen, welche unsere alte Foifahren aus weysem R a t t h . . . verordnet« (Vorrede zu E. L. R.) — ,Plan, Absicht, Sinn': »als . . . der Dika Waida gesehen, dass ihm sein (heimtückischer) r a h t und anschlag gefehlet [fehl g e s c h l a g e n ] . . . . (Kbl. 9, S. 121). »Zurstör zurstör o höchster Gott des Widersachers seinen r a t h « (Moldner Geistl. Lieder Kbl. 9, S. 3). (Selig ist, wer sich an mir nicht ärgert) »Dies stückle hat Christus mit sonderlichem R a d t hinzugesetzt«, weil er vorausgesetzt, es würden viele von seinem Wort abfallen ( D A M . DÜRR Hdschr. 48). »Für acht tagenn ward angemeldet, mit was R a d t die heylige allt leerer denn volgendenn vier Sontagenn biß auff denn Christag: vom Advent denn namen gegeben habenn« (Ebda., 21). — ,Plan, Vorsehung (Gottes)', »aus dem heimlichen r a d t des ewigen vaters« hat Christus die »erzenei« der Erlösung »erfurbracht« ( D A M . D Ü R R , ANL. 66). »Da kommet gottes Sonn auß wunderlichem R a d t der götlichen Majesiat zu ynen« (zu den Menschen) ( D A M . D Ü R R , Hdschr. 112). — ,Beratung, Besprechung, Untersuchung und darauf hin folgende Entscheidung': »haben mir (die sächs. Universität durch ihre Bevollmächtigten) einen R a d t gehalten haben auch geruffen (folgen die Namen der Vertreter der streitenden Gemeinden) vnd sein ausge-
ßat
czogen auf den bestimpten hattert vnd bevolen, wie es uns f ü r guett geacht ist worden, das sie . . . hoff (Häufe, Haufen) nemlich hattert czeichen . . . auffwerfften« (Kbl. 21, S. 51). Nach den alten Protokollen geschehen Beschlüsse der Körperschaften: »mit woll bedachtem R a h t vndt einhelligem consens« . . . (V.-A. 1, 332). Die Kirchenvisitation hat Bischof Barth 1650 »aus reiflichem R a t h , beides geistlicher und politischer Obrigkeit, .vorgenommen« (V.-A.3,5). — ,MeinuDg, Überzeugung' »welcher (Mathias, Pfarher zu Brenndorff) meines R a d t s vnd willen ein volkommen vnterricht allzeit eintrechtig verstanden (,vernommen, erfahren') hat (Hontems-Brief, 1547, Hstdt. Arch.). — ,Entschluss, Wille' Rot ni»n ,duich Überlegung zum Entschluss kommen' (Ra. bei Verlobungen). (Gewisse Dinge muss man im ersten Anlauf tun, z. B. eine eheliche Verbindung). Der irscht Riuä äs anj der best ,Der erste Rat (Entschluss) ist immer der beste'. De (dein) Wäll, de Rot Deng Tfirseh, de Feifsack
SCHUSTER, 246.
In der Verbindung: rath vnnd willen ,Beschluss' »auff gemeinen r a t h vnd willen deiselben vnserer Sachsen« (betrifft die Art der Neutextierung d. E. L. R.) (Bestät. Urk.). — ,Heilmittel'. In Zauberformeln: »Die Maria sprach es ist noch R a t h dafür . . . f ü r den Flecken, für den Höllebrand« (V.-A. 3, 22). Hochdeutsch im Zauberspruch gegen Flecken im Auge: Es ist noch R a t dafür (SCHUSTER, 311). Wenn dir ein kranckes Glied an deinem Leibe schwindet, Haw es bei Zeiten weg, dem leib zu schaffen Raht VAL. FRANCE, Hekatomben
,Hilfe' z. B. einem Kranken, dessen Angehörige sich alle Müh«) geben se silen em Rot verschaffen (Peschendf., bei SCHULLER, T.u.B.2 20). — , Abhilfe' Do werd em schlesslich seht Rot fänjden (Volksfr. Kai. 1905, 8. 93). — In der Kalendersprache des 17. Jahrhunderts: »was ist für R a t h zu diesem vnwesen« (Kbl. 6, S. 5). Do werd em schlesslich seht Rot fängden. (ANNA SCHULLERUS, Ou^rtenheisken). »daß sie mit einem R o d t und beistant zwischen beiden porttann (Parteien) Einen Ewigen Friden wollten machen« (1572). »Damit aber solchem bösen Exempel mög r a h t g e s c h a f f t werden, haben die verhetzten personen sich solcher erschreckliger übellhadt wollen purgiren durch das göttlige recht« (Cap. Bog. 1671—97). »und
Rat — rätein
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dasselbe Hew nach aller notturfft und gefallen Eines Ersamen Raths der Hermanstadt hilffen abmehen, versorgen und zu R a t h schaffen« (1582). Häufig in Verbindung mit Tat: In Agnetheln bitten die Eltern eines jungen Ehepaares, sich gegenseitig, auch das Schwiegerkind, als Kind aufzunehmen und ihm mät Ri°d och Tot x£r Setj xe Stion. (Syn. xer Hemt [Hand] xe gion ROSLER, Aga., l'58ff.). »Hat einer mit r a t h vnd that den diebstal helffen fördern vnnd begehen, der mag eben so wohl als der diebe selbst . . . für gericht angeklaget werden« (E. L. R. 164). »Wer sein haus zur hurerey gestadtet oder r a t vnd that darzu gibt, die werden eben wie der ehebrecher gestrafft« (Ebda. 185). — Amtshandlung' »daz ich . . . dem Kwnig . . . in allen meinen r e t h e n gehorsam und getrew wil sein« (Amtseid der Ratsherren Hstdt. 1481). — Ratschlag* u. Rat,Stadtbehörde' ist in beiden Bedeutungen auch aufs Rumänische übertragen. »Als Lukas Hirscher 1581 den Druck der Evangelienerklärung des Diakon Coresi besorgen liess, tat er es ,cu voia . . . sfatului mieu1, womit er den ,Rat Beiner Stadt' meinte, also auch aufs Rumänische die Wortgleichheit vom Rat ,Ratschlag' und Rat ,Stadtbehörde' übertrug« (Kbl. 1922, S. 27). — 4. ,Vorrat' Der Marktrichter soll »zur rechten Zeit, da ein und das andere bequem und wohlfeil zu bekommen, zu R a t schaffen« (in Vorrat einkaufen. SCHÜLER, Mat. 130). »wenn man gottes gaben mit R a d t hinlegt [als Vorrat] und auf die zukunftige noth spart« (DAM. DÜRR, Kbl. 6, S. 127). Ast xe Rot schaffen ,etwas zu Rat schaffen, d. h. nur wenig, nur mit Sparsamkeit verwenden' (BINDER, Coli. 34). In der Fügung: »zu R a t halten« ,sorgen', ,sparen'. Auch »den verschwinderen« soll »jhr gut vnd habe ehe nicht zu händen gegeben werden, sie werden dann ehelich vnnd lehren [lernen] zu r a d t halten« (E. L. R. 71). R a t , F. N., Krönst. 1523 (Qu. Kr. 1, 493). Ratchili, rum. ,Schnaps'. Von Sachsen nur gebraucht, wenn im Zusammenhang mit Zigeunern und Rumänen davon gesprochen wird: Der Zegun, der Bloch let de Ratchiu net, Idwer let e äst vum liqchlin ,man muss den zigeunerischen und rumänischen Arbeitern Getränk in natura geben'. Scherzweise wird die letzte Silbe tchiu pfeifend gesprochen. fRateBlume, Rödeblom, fem. ,Maiglöckchen' (Tartlau). r ä t eilt, redeln schw. ,hin und her raten', ,nachsinnen'. Wal redeld er esi vil eräm? Wot mocht er? Antw. Mer redelde glqtt, wot Siebenbürgisch-süchsisches Wörterbuch. V .
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raten
da am Krach noch [3] allent moche wierden. Na wi koun dod ienxet wässen? (Agn.) r a t e n , roden st., nösn. rodn, ron. Unsere Ma. hat die starke reduplizierende Biegung streng erhalten: eeh roden, te retst, e ret. Imper. rot, Praet. rat, Part, geroden. Auch in Verbindungen die starke Form allgem.: berüden, erroden, geroden,mässroden, verroden. 1.,mit Worten helfen, fördern', mit d. Dat. der Person: Wi sq,l mer roden? An dient kqn der nor de Vwter roden; in Krankheit: nor der Dokter; im Streitfall: nor der Adwokät. Wenn der Rat gut war und die Sache gefördert ward, dann rühmt man: Dät wor e gät Rot, icör gät geroden ,das war ein guter Rat'. Sprw.: Wi'm net xe roden äss, diem äs uch net xe hälfen. Wimi nwt xe rode wor, di'rn wird uch schwer xe hälfe seng (G. A. SCHDLLERTJS, Pred. 325). Wo ir mer nätch rode kannt, wqt soll ech derno moehen? (SEMP, Bexwlt II, 8). Laichter xe roden, xe hälfen. Zä ditrn kdnd ich wet roden ,zu dem (dazu) könnte ich nicht raten'. Auch: dqt Mnd ich roden. Si (,sol) rät mer me Mister. K l a r . 8.
,mahnen, zur Sache, zur Ordnung rufen': Mit (und) dir rinden ich, untfer af dqt, wad em dich frecht (LIENERT, Et kit htm 36). Im (läppischen) Schluss des Liedes von der Nonne: Drum ihr Burschen, lasst euch raten, Heirat(et) nicht nach Geld und Gut! Kbl. 18, 30.
Spruch des Nachbarschaftsbuches der Grossen Bach-Nachbarsch, in Hstdt. 1763: Mein Gott sprig selbst dass ia zu diesen Taten, Helff selbst dass Beste raten . . . H W . 489.
Wenn jemand mit dir hadern will, So rat ich dir, schweige still . . . Ebda. 441.
Gesundheitsregel des Kalenders 1619: Vorm Meth im Brachmon hüte dich Und vor dem neuen Bier, rath ich. Kbl. 6, 2.
,anempfehlen': »Rsedet man denselbigen (den Junggesellen) zum ehestanden, sie bringen bald die ausred erfur: ich kann mich nicht erhalten« (DAM. DIIRR, AML. 5 0 ) . Ein Arzt predigt am Anfang des 18. Jahrh. unter seinen Gesundhoitsregeln: »lass dir fleissig r a t h e n : Iss Obst, trinck süssen Most, lass gute 4
raten
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Yogel braten« (Kbl. 5, 115). »dass einer dem andern etwas weichen oder nachgeben möchte, auch man sich r a t h e n vnd einreden liesse« (Kalenderweisheit des Jahres 1619, Kbl. 6, 5). Ech wert dqt wet roden ,ich würde das nicht raten 1 . Dqd äss niet xe roden, niet geroden, wet rôtsem ,Das ist nicht zu raten, nicht geraten, nicht ratsam'. — In alter Kanzleisprache ,helfen, fördern, Vorteil gewähren': »dass sich was damit zu r a t h e n seye« ( = dass man daraus f ü r sich irgend einen Vorteil erhoffen könne, V.-À. 1,252). — ,abhelfen': »Damit aber solchem vnrath (Mangel geschriebener Gesetze) ger a t h e n vnnd geholffen würde« (E.L.ß.Vorrede). Wenn deine Hände nicht sind bloss Von ihren Missethaten, So wirstu nicht der Sünden loss, Gott selbst kann dir nicht rathen. VAL. FRANCK, H e k a t o m b e 71.
— 2. sich roden ,sich durch Anstrengung schaden 1 (euphemistisch): e hq,tt sich gereode mät die vile Sâken, e äss vil Wochen draf (darnach) gelegen ,krank im Bett gelegen, so sehr hat er seinem Leib durch Heben vieler Säcke geschadet'. Gäw Oecht, te wischt der reode mät dien däcke Kiezen! ,durch Spalten oder Tragen der Klötze'. Auch: te wischt der hälfen (statt roden und beide statt: ,du wirst dir weh tun, Schaden tun 1 ). — 3. ,erraten'. Im Rätsel: Bot, wad äss dât? oder Rôt, me lâwer Mächel (im Reim auf Sächel). In Zuss. erroden, entroden (S.-Iieen). Rod emol, wat sql dqt seng! (Schlussformel bei Stellung eines Rätsels). Auch: Rôt, ir Lelct usw. Im Reigenspiel: (Das Kind muss mit verbundenen Augen raten.) Also rate, wer dich küsstl HÖHR, 9 6 . Riiit besser ,rat besser!' (Du hast meine Absicht nicht richtig erkannt) (LIENERT, Et kit htm 17) — 4. réden. ,Gegen eine Krankheit, z. B. gegen das Fieber, gewisse "Worte, gewisse Sprüche durch eine Frau, die das versteht, hersagen lassen. (An anderen Orten: Dervür rieden; Hohndf.). Besonders nösn. in der Verwendung : for oder lcê än Krinket rôdn ,Krankheiten besprechen' (mit Zaubersprüchen) k'e't oder for't Verrinksel rôdn ,gegen Verrenkung (eines Gliedes) reden (raten)'. Bei Blutungen heisst es: 't Blât verSprâichn ; bei Gicht und Gelbsucht: Oicht, Gc'-lsucht mqehn; eine hierin kundige Frau heisst Oichtmqcheren ,Gichtmacherin'. (Vgl. Em ho'd em gemocht,Man hat ihm (durch Zauberei) ein Leiden zugefügt'. Diese Agnethler Ra. aber im Siniie von: ,eine Krankheit hervorbringen', nicht: ,sie heilen'). Natürlich hat jeder Zauberkundige seine eigene
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Eater
Art, so dass die Sprüche in derselben Gemeinde gegenüber derselben Krankheit verschieden sind. Kind: Mai Grûssi rôd ânderS w&i îr. Antwort: Dai Qrûssi lcän îret, aich kän mainet. Das Raten äs gât, wänn em et kän, ed äs enem näst xe, schwer xem nôdrô oder: xmi nôdrô äs et jo näst xe vil (N.Wallendf). Unkundige sagen: aich hu näst gelîrt rôdn (Ebda.). «Von den Jungen gilt: Nau glêm se nami u't Rôdn (R'ôn). Neben dem Glauben an die Wirkung des Zaubers: Aich hegraifn mich mer q,f -icat (wette auf was immer): wänn aich reôdn, hwt se (die Kuh) nichen mî Muadn, steht auch der Zweifel: Aich wäll dât nät behéfin, äs et durich mai Rôdn vergangen, aber durich Gottes Wälln (Ebda.). Beim Rôdn muss man den Namen des Tieres bestimmen. Em maiss âne rôn, wänn ußnin Laicht äss ,wenn abnehmendes Licht ist', äm uminene Laicht-, wänn der Mô uflnit, wänn et laich tix int. Aber man rêi auch im ändern (zweiten) Laicht, auch äm drättn, je neunmal (also 27 mal gegen Gicht). Das tut man aber nur, wänn em esu e Stâichn hwt, dqd em nami wess, wqd em u sql fê. (Obiges nach F R . KRAUSS, Kbl, 1921). Det Rôdn hälft for't Berâfm (Bistr.). Reon , beschwören'. Et hälft näst ûndert, dô mq,ais em reôn (Wallendf). — Zuss. Gichtreôn (als substantivierter Infin.). Ich hun em't Gichtreôn ges"ôt ,habe ihm den Gichtsegen gesagt' (Ebda.) mät mainem Rq,odn mät Gottes Half (Pintak). (Bitte an die zauberkundige Person : nösn. Wertgebenn (süds. Wert gebädden), rôd es enem Schwai (OäHer, Kau, Ôssn u. a.). "Wenn man einem kranken Tier auch eine Arznei eingibt, so entsteht bei der Zauberkundigen selbst Zweifel: wiar wess, wqte hälft, det Rôn qber dq,t, wqd em er (der Kuh) ängeschqtt hq,tt. Die Nachbarin riet anders: ich sot, se sel Stuark (laut) rôn, ich sel htm, rôt se och esu ivâi mîr (Jaad). Die Eier, die die Schmätxmäckn in de Wq,nt lêgn, muss man erausrôdn. Bai em jêdn Rôn äss det Vqter qnser ded îrSt! (Ebda.). — (Die Beispiele zumeist aus der Sammlung FR. KRAÜSS, Kbl,, Jahrg. 1919 ff.). — Für nösn. rôdn wird südsiebenb. reden, rieden ,reden' gebraucht. Kundige rieden fwr't Fräsen ,reden gegen das Fieber', besonders fiA-t Gebrech und die Fräs ,Katarrh und Fraisen der Kinder'. ,"Wahr sagen' : Ich hu mer rôdn lossn (nösn.). — Zus. be-, ent-, er-, ge-, «R e g i s« (1762, Hstdt.). »Georgius R e g i s« 1765 (Sädler in Hstdt.). » R e g i s « F. N . (KleinScheuem 1639—58). » R e g e s « F. N. (Hstdt. 1754, Maria Regesin). ¿ R e g l e m e n t , f - , Vorschrift'. In alter Kanzleisprache des 17. und 18. Jahrhunderts häufig, in der Mundart selten und nicht eingelautet: »Hochzeit R e g l e m e n t von ao 1732« (Mat. 150)R e g n a l d u s und Renaldus P. N . episcop. ültrasilv. undTransilv. 1223—25; » R e g n a l d u s « 1282; 1309, » R e n o l d u s « 1312. r e g n e n , renen, nösn. ren; in Michelsberg: r&nen, moselfr. ranen, siegerl. r&n. 1. Et kit dr&f, et wit hq.ld ufen xe renen. Wenn es andauernd regnet: et rend und rent, et dingkt ttn niehen Afhiren; bei heftigem Regen: et rent sir; noch gesteigerter: et rent, dad et schitt, w& wann et niät Trijen sehätt. Ren.' ren!
ren!
Morre go mer sen. Morre se mer
Kiren,
Wmssen es de Eren, Fällen es de Seheiren. Ren,
ren,
ren!
SCHUSTEK,
337.
Et rnqeht (sehäekt) sieh xem Renen. Et rent Gr&s ,der Regen befördeit das Wachstum des Grases'. Ebenso: Et rent Brit, Oüld, Kiren, Palokes, Styen. Et hu'd em bei de Wurzel gerint (über einen grossen Menschen). Et rent, neo worden de Plünxe belclenuen (Schönbg.). Nach dem Volksglauben wird keine gute Ernte, wenn es auf das frisch gebrachte Ackerland gleich r e g n e t (HEINEICH, Agr. 7). Vom besonders starken Regen: et schitt, et sehwuddert (wenn
iôgnèn
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10Ô —
es beim Auffallen der Tropfen auch noch spritzt), et trttscht, et giesst, ein dingkt der ffiemmel fall eroe. Et rênt Werbesschnâr, Zegunnekänjd, FâtxStêken, Spess, dad et tschurelt, wê mät Schiefern, wœmât Trîjen(Tiögen); nösn. :wäimät Rätschel (Kannen). Et rênt pogânieh (heidnisch) ; et rênt sîr, gor sîr, mer wôre glech poddelnqss. Na, diet rênt/ ,stark, lange, ausgiebig'. Et let sij än e Rênen (wê wann et nemi af wîl hîren). Ed äs änjden um Rênen. Wenn es lange Ze t trocken war, sagt man : Et wäll net"rênen, glatt net, kurtschäm net rênen. "Wenn es ununterbrochen regDet: et wäll (ängden) nor rêne, bei beständig schöner Witterung: Et wäll nor (— glat) net rênen. ,Bauernregel' : Dqt Kîren, dem ed än de Oarwe rênt, hîscht net vil Wasser, beregneterWeizen gibt schlechtes Mehl. ( Volks fr.Ka'. 1909, 119). Oder: Det Kîren, dâd ed um Marîendqch berênt, dq,t hîscht bêm Kni«den net vil Wasser (SCHUSTER, 149). Hinsichtlich dus Schulbesuchs galt fiüher für den Sommer: Oôt na htm bäs af de Mvrtesdqch en kud än de Sehil, nor wonn et rênt. ,Fein, diinn regnen': Et rênt schîn. Syn. siwer(xe)n, niseln, rentse(l)n, xîren; et rênt Ztwernsfäddem. Dier Rên huH xe bqld afgexapt,aufgehört'. Et rênt wê u Sîlchern. Vgl. nhd.: es regnet Bindfäden. — 2 Volkstümliches: ,Wetterprophezeiung'. 't mess rêne stellen, sä nor, wa sich de Kqtx lâkt. Um Frejtich, wonn ern 't Buinendäppe krqixt, rênd et garren. Baissen înt de Flî, esi rênd et (Birth.). De Flot baissen, et mess selle rênen (Gr.-Schenk). Auch die Zudringlichkeit der Fliegen deutet auf nahen Regen. Wonn de Qûldleister (Pirol) kreischt, dernô rênd et. Kommt der Kuckuck in die Gärten, so regnet es (Kbl. 4, 29). Wenn es am Karfreitag regnet, dann i»t ein gesegnetes Jahr (Ëbda.). Wenn es am Medardus (8. Juni) regnet, regnet's 40 Tage nachher; ebenso an Maria Heimsuchung. Trockenes Wetter bleibt, wenn Maria trockenen Fusses (ohne Mantel) übers Gebirge gehen kanD. Im Mai soll es so viel regnen, dass dem Pokurär dem meist rumänischen Schafhirten, die Gluck (Art wollener Mantel) auf dem Rücken verfault (Kbl. 21, 57). "Wer den Hirsetopf kratzt, dem regnet es auf der Hochzeit (HALTRICH, Abergl. 29). Wieviel Tage die Frösche vor Georgi quaken, so viele Tage regnet es nach Georgi (Ebda., 29). St. Petras lässt es immer regnen, wenn die Soldaten auf dem Marsche sind ; das geschieht aus Rache dafür, dass einst Soldaten den Petrus misshandelt (MÜLLER, Sagen 170); daher heisst's: Wonn de Mutser maschîre, mes et richtig rênen. (SCHUSTER, 198). Wann der Fuare (Pfarrer) baicht, rênd et (Wallendf.).
regnen
,Begenzauberl: »Hoc addito: dass der würdige, Herr gesacht, es were die eine Toohter des Actor nackich gewesen und hatte gesacht Sie sollten thoden knoch (Totengebein) nemen und ein eth (Egge) und in das Wasser tragen so würde es r e c h n e n « (regnen 1654, Ger.-Prot.). ,Blutregen1. Et hutf Blät gerent sagt man über die roten Tropfen, die der Falter des Baumweisslings als Eier legt (Volksfr.-Kal. 1912, 99). »Die 15. aprilis hatt es in Heitau Bluth ger e g n e t unter horam 11 et 12 diumam, was ich Johannes Oltardus selber gesehen und bewundert habe« [s. Blut (2 d), Bd. 1, 658]. »Item: den 21. April. Hats in Hermannstadt an etlichen Orthen Blut G e r e g n e t « (Kbl. 16, 56. Betrifft das Jahr 1692). »1706 Janius d. 18 Frühmorgens gegen Tag entstund ein hartes Donnerwetter und r e g n e t e so stark, dass es auf manchem Hattert in Burzenland die Feldfrüchte so hoch überschwemmte, dass man mit kleinen Kähnen hätte darüber fahren können« (Kbl 17, 16). Sage: »Anno 1646 im Juni hat es in Schässburg Blut und Schwefel g e r e g n e t ; war eine grosse Anzeigung der künftigen Pest«. »1651 am 3. Mai hat es in Schässburg Blnt g e r e g n e t , Kirschen und Erdbeeren reiften erst im August und die Rosen blühten im September« (MÜLLER, Sagen 55). ,Volkswitz, Sprichwort, Rätsel, Lied': Im Scherzwort eines schnell fahrenden Fuhrmannes. Dieser antwortet auf die Frage, wie er denn bei einem starken Regen nicht nass geworden sei: Ich hun esi Stark gedriwen, dad et mer anjden nor an de Schössliter gerent höt (Kbl. 36, 83). Fangfrage: Wot did em, won et rent? Misch von Gürteln, der in die Schule nach Schenk gekommen, antwortet: Ichwiss wet. Frager: Dqt wasst ir a Oirteln net? Misch (treuherzig und doch einigermassen verlegen): Nai! Frager: Em led et renen. Won et rent, stächt der Vuijel det Hift anjder d' Et, dro dinkt e, e wer äm Drejen. Et gid uch baim Pradijen wai baim Renen: et wit nätch alles verxiert (Volksfr.Kal. 1907, 83). Rätsel: Woräm kqn et net xwin D&ch hängder enqnder renen? (Weil eine Nacht dazwischen ist, Höhr 59). Amerängk Hör, drouss rend et (Auge, SCHUSTER 262). Wülke, wä se sich begenen, Wä se tritsche, gäsehe, renen, Schlabbre saksesch. KIST., 63. Anfang eines Reigenspieles: Es regnet auf der Brücke (HÖHR, 95). ,Aberglaube': So lange man einen Ertrunkenen nicht findet, regnet es immer fort, und der betreffende Fluss muss so lange anschwellen, bis dass er die Leiche ausstösst.
ßegner — reguliefett
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(SCHULLER T. u n d B. I, 66). Ü b e r t r a g e n : I n einer
lustigen Ziikus-Pantomime rênt et Plätschert ,Ohrfeigen' (SCH. T. 1902, 111). Sprichw.: Rend et net, se trepst et (SCHUSTER, 233). Et rênt nähest Tukâten (Ebda., 193). Auf die Frage der Frau, woher ihr betrunkener Mann Geld habe, antwortet er: Et hôt mer se (de Fknnengk) än't Säp gerênt. (LIENERT, Leicht). An Miendach Sangktich rend et âne nur Wai (H.-W. 344). R e g n e r , F. N. (1494, Kbl. 1, 5); vgl. Reener, Rener, Rehner ,Einwohner von Sächsisch-Regen (-Reen), stammend aus S.-R.' s. d. »a Martino R e g n e r de Coloszwar« (Qu. Gesch., S. 145). t e g n e i i g, rênerich, nösn. ebenso, gegnerisch'. Ed äs hekt rênerich ,es regnet heute öfter'; nösn.: Det Wedder äss rênerich. regnerif$, rêneresch nösn. ebenso, ,regenhaft'. rêneresch Wädder; bäuerlich dafür mehr: garStich Wedder, gräm, licht Hqioädder. Dem Stadtkind als Gast auf dem oheimlichen dörflichen Pfarrhof ist auch das ein Vergnügen: u rênereschen Déjen äm Qiwtenhdsken än qlde Bäjern
li&sen (ANNA SCHULLERUS, AM G u ' r t e n -
he'sken). »In diesem Jahr (1730) war ein r e g n e r i s c h e r Sommer« (Zeidner Denkw. 29). r e g | a m, rieehsem, ,fähig, sich zu regen, beweglich, kräftig'. [Stadt. Haibma.]; vgl. riegelsam. (*8tegfteden), nösn. Râ«chstâkn in. Ruhrnagel am »Schuh« des Mahlgangs (Müllerei; Kbl. 14, 74). Zu regen ,bewegen'(?) SRegulament, f . So nennt sich eine polizeilich erlassene Speise - Ordnung (1762, V.-A. 7, 323). ¡Regulationen, f . Name der (1795—1805) getroffenen Neuordnung in Verwaltung und Rechtspflege innerhalb der sächsischen Nation, d.h. in Wahrheit: Zertiümmerung der alten sächs. Verfassung (s. FRIEDENFELS, Bedeus von Scharberg I, Anhang III. FR. TEUTSCH, Gesch. d. S. Sachsen 2, 376 ff.). r e g u l i e r e n , f . vorschreiben, anordnen, verfügen, feststellen', »wonach... würde können r e g u l i r e t werden«, »wie in Zûkunfft das Individuum des Contribuirenden 7 bürgischenVolcks zu Belegen wäre« (Kbl. 18, 75). » Articuli... wegen der Heerfarth . . . wodurch sich alle Einwohner im ganzen Stol jederzeit r e g u l i r e n sollen« (Ebda. 18, 95). 1652 schwört der Hermannstädter Stadtapotheker, >dass ich . . . nach der mir vorgeschriebener Tax mich r e g u l i e r e n will« (V.-A. 30, 263). Die Altschaft soll das Dach so » r e g u l i e r e n , dass keine Dachrinne zwischen dem Kirchen- und Thurmdache liege, mithin das "Wasser dem Kirchengebäude nicht mehr Schaden thue« (Visitât.-Ber.,
Regung — Rehlend
Scharosch, 1765). »Das unnöthige Leichenläuthen ist auf die Medwischer arth zu r e g u l i e r e n « (Ebda., Gr.-Kopisch). »Verhoffen derowegen, Ew. Weisheit werden sich auch hierin in die Zeit zu finden, und darnach zu r e g u l i e r e n wissen« (V.-A. 15, 556). In Zunftsatzungen: »damit ein j e d e r . . . Meister sich darnach möge r e g u l i e r e n und richten können« (V.-A. 27, 532).
¡Regung, Riejungk [Städt. Haibma.]. In der Sehnsucht des Dichters nach dem Grab: Wäll dö schlafen, wäll do drimen, One Eiejung
uch Qefd&l.
KIST. 31.
¡Rel), Ri n., nösn. Iii. Iiiback , Rehbock', Rigiss ,Rehgeiss', doch wird für das Weibchen meist die deminutive Form Richen gebraucht. »ry«cher« ,Hirschkälbchen, Rehchen' (Qu. Kr. 2, 352). »Die Hirsche, R e h e , wilde Schweine wurden in dem dicken Schnee ohne Hund und B ü c h s e gefangen« (1782, Kbl. 8, 92).
Hirz unt Stigiss, Oämx uch Ri, Kun %er Dringk eraf xem Si. OST., 13.
Im hochdeutschen Sprechscherz, der durch Häufung von Worten und falsche Betonung lateinisch klingende Worte vortäuscht: Recolfras (Reh Kohl frass; HÖHR, 35). Die alte Heilkunde empfahl: »Dein Fleisch sey Junge H ü n e r . . . Rebhüner . . . R e h e « (Sebast. Pauschner). SReIjbod, Riback m. In Gebirgsorten und Jägerkreisen mehr gebraucht als im flachen Land und unter Ackerbauern. Im Hochdeutschen als Buchstabierscherz: Aus dem Satz: Der Jäger schoss von fern und nah den Rehbock, sollen 2 gereimte Zeilen gemacht werden, indem auf nah durch Buchstabieren des Wortes Rehbock der Reim ka hervorklingt (HÖHR, 38). R e h b o g e n, F. N. (St. Georgen) s. Regenbogen (2), S. 105. i R e f ) b r u n n e n , Ribrann Fl. N. (Passbusch). SRePuf wen af't Gedrängel. E b d a . , 153.
r e l o m m a n b i e t e n , rekomandiren schw. 1. In der Kanzleisprache: ,empfehlen', z. B. ein Schulbuch zum Gebrauch: »Das Hermannstädter Sittenbuch ist r e c o m m a n d i e r t « (Visit.-Ber. 1765, Gr.-Kopisch). — 2. (im Postverkehr). E rekomandirt (eingeschriebener) Bräf.
Wonn der Härmest kid än't Lqnt Drö Sprächt der Regrut: Kud ir Brdlder, kut Girt xem Urfschit mer de Hqnt. THULLNKR, K . 73.
Rektorklasse — religiös
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S t e f t o r l l a f f e , Räkterklass fem. ,Die vom Rektor geleitete (gewöhnlich von den älteren Jahrgängen besuchte) Schulkla6se'. He, ir Gangen! ruf e de Gängen ous der Räkterklass, däde glatt ous der Schil Ic&men, än den Hof ännen (A. SCHULLERUS, Geschichte vum Tschiripik, S. 2).
reluieren — ßeminiszere
r e i u t e r e n ,ablösen, umwandeln', »dass man das Altschaftsmahl auch in Geld r e l u i r e n könne« (V.-A. 20, 191). —, Remasnri durcheinander, Verwirrung'. Ausser den unter Ramasuri (S. 36) angefühlten Spielformen kann dies "Wort noch lauten: Remaß e 1, F. N. »Zu der Zeit wie des ß e 1 n süri, Ramesüri, Romesüre; Remasori; Rumesori. Wo menj Free Krinxken hurt, si äss däd Mechells Kindt in die "Weisstag kuam (veiwaist änjde gor en griss R. Um bimsten äs et, dqn ward) spricht der Hannes Depner zu seinem dehim här ewech xe gon. Das "Wort ist eine Weib, last uns das Kindt zu uns nemen und österr. Entlehnung, s. Bayr. W. J 2, 93: Remasdas erb in unsern brauch nemen« (1609, Ger.sori, Remassuri ("Wien). Prot.) s. Rill. R e m b e r g (oder Rom-, oder Ram-?) am R. ¿ R e l a t i o n , ,Mitteilung, Nachricht, Bericht', Fl. N. (Henndorf). in alter Kanzlei- und Chroniksprache. »Haben R e m b e r t u s P . N. 1309 Pfarrer von Gr.mir (wir). . . unser verbrachten Reisen wegen Pold (V.-A. 8, 295). R e l a t i o n gethan« (Kbl. 3, 90). Relation / oder S t e m e b i e r u n g ,Heilung; Vergütung, Ent/ Wahrhaffte Beschreib / ung und "Vorstellung schädigung, Nachlass, Ermässigung'. »Von dem usw. (Ebda. 18, 71). löblichen R e g i m e n t . . . im Fall einiges Excesses r e i a j t e r e n ,herabmindern'. Es wird Strafe, accurate R e m e d i e r u n g . . . versprochen wird« Abgabe, Pachtbetrag u. dgl. in alter Kanzleispr. (1718, V.-A. 24, 91). immer: »r e 1 a x i e r t« (z. B. Visit. - Ber. 1766, SRemebtum ,Abwehr, Vorsorge, Schutzmittel'. Markt-Schelken). In alter Kanzleisprache mitten in deutschem S R e l e g a t t o n , 1.,Verweisung aus dem Land', Text: »werden also die K. M a j . . . vermahnet, •soll in Betracht der gedoppelt gebrochenen, zeitliche r e m e d i a vor die Hand zu nehmen, zweimal abgeschwornen Urphed auf den Stirn den "Walachen . . . aus dem Land zu bringen« gebrandmarckt und cum infamia auf ewig r e (1599. Ebda., 14, 370). l e g i e r e t werden, dergestalt, dass Fallss Ers SRemel,t,ein Kleiderstoff'. »Zu einem deitsclien sich abermahlen in Fundo Regio betretten lassen Rock R e m e k Ell. 6«. »Zu einer Kapen oder wird, er ohne alle Gnad also gleich aufgehangen Gluk (Glugen)« (Hstdt., Zunftbuch). »Ein braun werden solle« (Urteil d. Hstdt. Magistr. 1753). R e m e c k D o l l m a n gantzunterzogen« (Hstdt., — 2. Verweisung von der Schuld. Teil.-Prot. 1687). Vgl. ungar. remeg-,kunstvoll'. R e l e n d , F. N.Bistr. (1762) = Rehlend(S.llO). R e m e r , F. N. 15. Jahrh. Hstdt. (Qu. Gesch. SReligiott, Relijon [Geh. Spr.]. Echte Ma. S. 56). Die vielen Namen Bymer sind wohl dasGlaube. Auch bei uns wie sonst oft als Konselbe wie Remer, Römer, s. dies. Der Handwerker fession gefasst: »bitten und flehen wir (die Riemer heisst wie in der Mundart Remper, so Sachsen) wegen der R e l i g i o n Augustanae hd. immer ßymner u. ä. s. diese. »Stefan R e m e r confessionis«; Iudaismus, Arianismus und Sabavon Dellendorf« (1567). tismus werden »wiederwertige R e l i g i o n e n « R e m e r s w y s , Fl. N. »fom destelberg eroff genannt (1603, V.-A. A. F. 4, 2,115). »dass eine bis auff R e m e r s w y s « (b. Grossau, 1563; junge Person, welche . . . nicht weiss was sie Nat.-Arch.). in ihrer R e l i g i o n zu glauben und nicht zu R e m e r t , F. N. »Andr. R e m e r t « (Belleschglauben h a t . . . zu Publication und Copulation dorf 1680). nicht zugelassen werdensoll, biss...«(Kbl.14,96). —, Remesgruam m., ein Graben in Ludtvigsdf. ¡ R e l i g i o n s f r e i h e i t , R e l i j o n s f r p i t fem. zu Rem nhd. Reim, ahd. P. N. Raimo (KISCH, [Geh. Spr.]. In alter Denkschrift (1783): »wenn V.-A. 34, 105). sie . . . der unschätzbaren, uneingeschränkten 8 t e m f J i i 8 j e r e , altkirchlicher Name des R e l i g i o n s - F r e i h e i t geniesset« (Kbl. 27, 95). zweiten Sonntags in der Fastenzeit. In alter r e l i g i ö s , relijÖs strenggläubig'. 4-s Farr Kanzleisprache zu Datierungen auch bei uns äss gor relijos; aber auch fromm: Selbst nach gebraucht, »an dem m o n t a g n a c h R e m i n i s c e r e bürgerlichem Statut »ist jedermanniglich Gott seyn vor meynen herrn erschinen etliche lewt ein Fromm und r e l i g i ö s . . . Leben schuldig« aus Repser stuell« (1547). Die Datierung nach (V.-A. 8, 88). ,einer Religion zugethan' »2 griedem Kirchl. Kalender ist dem Landvolk zum chisch katholische R e l i g i ö s e « ,Bekenner der Teil von alters her noch im Bewusstsein. Damit griech.-kath. Kirche' (Ebda. 24, 498). auch dieser Sonntag.
Remmel — Renarth
—
145
R e m m e l , F. N. (1505 Hstdt. Qu. Gesch. S. 325). —, Rommel m. ,grosses Stück (Brot)1, nösn. Ramtel, moselfr. Remel, Remmel. Daneben auch Dremmel, Schelxn (Scbässbg.). Zu einem Kind, das ein grosses Stück Brot hat: Tä hwst en gäde Remmel. Um die Grösse des Riemmel noch besonders zu betonen, heisst es: e Riemmel wdb en Rössxi. E Remmel Briut, oder auch nur e Remmel, ,ein mächtiges Stück Brot'. Hw-st te der wedder esi en Remmel gesehnidden? öäw Uecht, et xeseklit der de Zinen. (Med.) Tä hufst esi en Remmel, ech hun nor e Bätxken. Da huts der en Rammel gesehnidden. (Marienbg. i. B.) E schnetj sieh en Rammel Brut; Mzl. de Rammler (Bartholome). » Wol garn het e sij en Remmel Bmt genun.U (Volksfr.-Kal.1903,91). Und hun doch komm, xe hurleen Derhim en Remmel Brit. KÄST., 7J. rammelen schw. ,grosse Stücke (Brot) schneiden'(Bartholomä); rämeln (Bistr.); zum vorigen. 8t e m o tt t e, Remont, plur. de Remonden (Mit der Einführung staatl. Vatertieie für Pfeide ist auch deren Name aufgekommen), »ward dieser Markt (Zeiden) endlich von den R e m o n t e n p f e r d e n befreiet« (Krönst. Qu. 5, 393). R e m p e l t , F. N. (1822 Michelsdf.) s. Rampelt, S. 38. R e m p l e r F. N. {Bistr. 1505), Rumpeller 1485; patronym. (-er) Ableitung zu F. N. Rümpel, Rümpel (KISCH, Y.-A. 34, 105), die mundartlich *Rämpel, *Rampel lauten würdeD. »Andreas R e m p l e r « (1612. Bistr) »Rempler« (Blasendf. 1827). »Andreas R e m p l e r u s « , Kapitelsmitglied von Bistr. 1601, Pfarrer in Mettersdf. Moselfr. Rempel. R e m pol d, F. N. (1826 Schässb.-Hohndf.) » R e m p e l t « (1855). s. Rampelt, S. 38. R e m s e r, F. N. s. Ramser, S. 38 u. Rumeser. Ren, nösn. Re. 0. N. für die Stadt Sächsisch-Reen oder S.-Regen, von den Reenern selber fast ausschliesslich mit magyarischem Bestimmungswort Szasz-Regen genannt, während das unweit liegende magyarische Regen bei den Reener Stadtbewohnern gut sächsisch: ängerS Re ,Ungarisch-Reen' heisst. Auch dies Magy.Regen hat früher eine ev. sächs. Kirchengemeinde gehabt, die noch 1744 wenn nicht einen Pfarrer, so doch einen Prediger erhielt (Kbl. 14, 108). s. Sächsisch-Reen. R e n a r t h , F. N. 15. Jahrh. Hstdt. (Qa.Gesch. S. 31), Renert (S. 40), Renerth (S. 70), Reynert (S. 75, 1480), Reynerth (S. 82, 125), Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch. V.
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Bend
Rynerth der Schuster (8.128), Reynner (S. 265), Vitfcencz Renerden (S. 564), usw. (s. Reinhart, oben S. 127). Bend fem., nösn. Ränt,Reihe1. 1.,gerade Linie, Reihenfolge'. Se Steon än der Rient, wä de Mörser (Soldaten), etwa von Kornhaufen, Heuschobern, Planken- oder Zaanpfählen u. dgl. Se Steon med än ener Rient. Insofern die Linie auch den Weg zu dem vorgeschriebenen Wandel andeutet, bezeichnet Rent auch die vorgeschriebene Ordnung: Dod äs nor än der Rient, neben: nor än der Zfirnengk ,das gehört sich so, ist selbstverständlich, darf nicht anders sein'. Di äs nähest än der Rient mäd emdere Legden, dì äs änen der Hanjdenneo ,übei* einen, der z. B. sein Feld immer später als andere bestellt' (Agn.) Wenn einer viele Schichten Korn geladen hat, so sagt man: E huet vili Renden geladen (8chlatt). Er seilt weder än de Rient trieden (Wunsch, zu einem Kranken gesprochen; G. A. SCHULLERUS, Pred. 328). Än de Rent Ston, ,seinen Mann stellen, seine Schuldigkeit (wie andre) tun, nicht zurückbleiben in der öffentlichen Arbeitsleistung4 (in Spiel Und Ernst). De Rint, ,die Reihe, Runde'. Mer wiarn et u der Rint ni! Et äs än Rint voriwer! (Wallendf.) Wann de ündern (reihum Wein) drunken, esi xedderd ech (als Kind), de Rent sii nor uch u meeh kun (Kl.Schelken). Es gehörte in früheren Zeiten zn anderen Naturalbezügen auch der Sonntag-Mittagatisch, den der Lehrer bei den Gemeindegliedern der Reihe nach genoss: Als jang Kanter sq,ng ich mät de Mèden, uni wonn et sich trqfdad ich um Sanglich xe senjen 4Ijdern xem Èssen un de Rent kam, dro sq,ng et (die Tochter dts Hauses) bäs xer Vesper und ech Spitt mät der Geck de xwet Stamm derxea (ANNA SCHTJLLKRUS, Oänjxeleroken). De" mir gang woren, koehten de Fräen de Sckuilern un der Rient; en gòwen en och e Bruit. Un der Rient ,von Haus zu Haus'. Än'n Aisdàjen (im Frühjahr) gern de Hirten un der Riend en sehnejden de Qietter 0 wahre guldne Zeit! Recht nach dem Gold zu nennen, Nach dem man Nacht und Tag sehr embsig pflegt zu r e n n e n . « V a l . F r a n c k , Hekatombe 100.
Net nor de Hqst Henne riennen; der Bäffelbika (Büffelstiei) loift noch arjer; di rtennt, dat d' iErt scheddert (Agn.). Wonn der Baisemivurm iwer se kit, lüfen uch de Issen. Do hälft nechen Ho! (Ruf zum Stillstehen) uch nechen Oissel. Di5 mess em nor Sprechen: Härr behat! (Ebda.). Das Wettrennen lockt wohl selten einen unserer Bauern zur Teilnahme. Übrigens gelüstete dies einen Pfarrerknecht: Wonn der Harr Voter mer äs Fanni gef, ech wert dr mir moässt er nea ReSpäkt hun. Sprecht: Qeaden Dqch, wonn ich htm kun. Ech wül nor, et sil ReSpäkt senj. Auch Glück in der Lotterie soll dein Leicht ReSpäkt geben (Ebda.). Der Stuhl - Chirurgus von Schenk soll »sich der Dependens von der Stuhl Obrigkeit nicht äussern, sondern derselben ihren gebührenden r e s p e c t geben« (bei Behandlung von Kranken ausserhalb des Stuhls sich melden. Kbl. 17,36). »Jüngere (Handwerksgesellen) sollen denen Altern den gebührenden R e s p e c t geben« (V.-A. 27, 572). »Die Nachbar sollen ihren Nachbar-Vätern gebührenden R e s p e c t erweisen« (Ebda. 7, 371). »den Alten vnd schwachen Krancken unter den Zuhörern (mit Bezug auf Kleidung) in etwas einen r e s p e c t halten« (Ebda. 17,^266). In der Zeit der Gegenreformation im 17. und 18. Jahrh.: »auss R e s p e c t der Religion unseres allergnädigsten Kays. Königes und Erb-Landes Fürsten« (Ebda. 1, 246 und sonst oft). Die Kleiderordnung von
respektieren — Rest
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1689 »wehret« den Kindern und Enkeln von Patriziern (Trägern höchster Ämter) »keine Ehrliche Kleyder«, sondern gestattet, »dass ih-er Elter ur,d gros Elter r e s p e c t empor bleibe« (Kbl. 31, 74). r e f p e l t i « r e n , ,beachten'. Io alter Xanzleiund Statut-Sprache: Das Handels-Statut einer Stadt » r e s p e k t i e r t die einheimischen immer mehr als die Fremden«, weil jene ja auch die Lasten der Stadt mittragen helfen (Mat., 90). »durch welchen (Eid) s ; e sich verpflichtet hätten, ihn, den Kläger, zu r e s p e k t i r e n « (Kbl. 5, 54). 1582: »soll ein jeder N a c h b a r . . . Jedermann gebührend r e s p e k t i r e n « (Fronitjs, Bilder, 119). In den Versammlungen der Brüderschaft soll »ein jeder den andren r e s p e c t i e r e n « (1691, V.-A. 16, 423). re f|)clt1t>e, gebührendermaßen'. Der Bischof, als Pfarrer von Birthälm, erklärt gegenüber dem Decanus: »Euer Clarität kan ich nicht anders, als auch (ebenfalls) r e s p e c t i v e vor meinen Decanum erkennen« (Visit. - Bericht 1765, Birth.). r e m i t i e r e n , refl. ,sich erholen'. In der Bitte »die Zinßtaxen eglige Jahr« zu »erlassen biß das arme Volk sich r e s p i r i r e n . . . möge« (1603, V.-A. 4, 2,120). S R e f p o n f o t i u m . Im Gottesdienst die gesangliche Antwort der Gemeinde auf die vorangegangene Antiphone des Geistlichen. Diese Wechselgesänge sind je nach der Zeit des Kirchenjahres verschieden. Darum redet Hontems von » R e p o n s o r i e n , wie sie nach der Zeit komen« (Hont., K.-O. XVI, 1). 8teft, Rast m. Lehnwort aus ital. resto, franz. reste. 1. Ursprünglich für die bei einer Abrechnung übrig bleibende Summe, dann übertragen auf alles Übrigbleibende. Im Rechenunterricht Ergebnis einer Subtraktion; auch Name f ü r den nicht teilbaren Teil eines Dividenden. Schulkinder pflegten solche übriggebliebenen Zahlen mit einem Kreis zu umgeben und scherzweise neben dtet blaift äm Bäst zu sagen: diet blaift äm Arräst. Nach den alten Rechnungen (der Stadt, der Kirche, der Zunft, der Nachbarschaft) war ein Überschuss der Einnahmen der ,Rest\ dessen Betrag der RechDungsleger der Körperschaft bar zu geben hatte; während diese dem Rechnungsleger den von diesem vorgestreckten Ausgabenüberschuss zu ersetzen hatte, der ebenfalls im Ergebnis, im ,Rest' sich erwies. Es blieb entweder der Rechnnngsleger ,im Rest' gegenüber der Körperschaft oder diese gegenüber dem Rechnungsleger, Statt ,im Rest' hiess es abgekürzt: Rest,
Best
bleibt Rest, rest, in der Bedeutung ,schuldig, rückständig'. Für jeden Rückstand ia der Leistung gegenüber der Öffentlichkeit sagte die alte Rechnungssprache und sagt heute noch die mündliche Erwähnung solches Vtrhältnisses: Te bäst Bäst (räst) mäd er Oeminarbet, mäd er klener (färrer) Bis. (s. Reise 1). In geh. Spr. der Dichtung, meist hochdeutsch ,Reste, Überbleibsel, Altertümer, Zeugnisse vom einstigen Bestand j früherer Völker': »Suchen will ich sie treu, ihre R e s t e die theuern und weinen« (Kbl. 20, 130). Echte Ma. Iwerräst, Iioerbletfsel. Wenn ein zur Zahlung unfähiger Schuldner später wieder zu Vermögen gelangt, »die Schuldherrn mögen ein newes jrer schuld wegen, so jnen im r e s t sein blieben anstehen, k'agen« (E. L. R., 115). Auch in lat. Form: »erlegen die Nay Märcker an denen Expensen ihres R e s t u m fl. 6 3) 30«. »rest« Rest, Ende: » r e s t bogasy« (Qu Kr. 2, 219). — 2. In adjektiver Verwendung: Te bäst noch 7 Krine Bäst — oder: — en Bis noch räst. In Leistung von Zah'ungen: 30 Kr. hurt e gexurtt, 20 äss e noch Bäst, also in der Bedeutung: noch schuldig sein: Ech bän nast mi Bäst, ech hun qllent gexoält. »Her war Mathes in dis vermigen r e s t wegen was auf ihn verthon say worden der weil ehr im Teusch landt gewesen ist ettpfas zu Lernen fl. 60' (1592). »und mir sein auch niemanten nits r e s t « (1609, Ger.-Prot.). »Ittem bleibt ihr Petrus noch r e s t Korn, Cub. 1« (1659, V.-A. 30, 406). »"Was aber den Georg Fleischer angelanget, welcher der weysen nach einhält des theilbriefs etwas r e s t ist« (1609, Ger.-Prot.). »Ich bin dir doch nichts r e s t , gib mirs gelt« (Ebda.), »so plaibt herr Joannes Benckner Rest« (Qu. Kr. 3, 77). »Item wie der Stuckert rechentschaft mit den glosern macht, blieb er dem Bening gloser Endres fl. 12/60 r e s t « (1609, Ger.-Prot.). »Welcher Hann in die Zinse und Anschläge etwa r e s t wird bleiben, soll sie auftreiben und 8 Tag vor Katharinä . . . übergeben« (V.-A. 7, 352). »Item sind sie (die bürgerl. Gemeinde) an einem Kirchenwein hoc Anno r e s t (,schuldig') fl. 15, also stehet noch etwas von dem ausgetheilten Wein im rest (Rückstand), welches zu exigieren ist.« (Visit.-Bericht 1720). — 3. Im Kartenspiel Nobel 31, wobei es auf Austausch der vom Spieler besessenen Karten gegen solche, die offen auf dem Tisch liegen, ankommt, kann ein Spieler, der mit seinen Karten keinen weiteren Tausch vornehmen will, solchen auch seinen Mitspielern mit dem Ruf des Wortes Bäst! einstellen (Höhr, 132). — Im 21-Spiel, wobei die einzelnen Karten einen bestimmten Zahl-
Restanz 1 — Hesier
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155
wert haben und es daranf ankommt, durch Aufnahme von Karten möglichst nahe an 21, aber nicht über 21 Augen zu erhalten, heisst Räst! stehenbleiben, keine Karte mehr verlangen!', aber auch, dass man auf d n noch übrigen Bestand der ganzen Kasse setzt (ihn guwrirt). { K e ß a n ) , 1 Rückständiger Betrag, unbezahlt gebliebener Best einer Schuld'. Der Schuldner »kan dem Schuldherrn nicht wehren das pfand der vbriger r e s t a n t z wegen« zu verkaufen (E. L. E., 113). »und auch seit dato noch . . . £1. 5408 in den r e s t a n t z e n stehen« (Kbl. 4, 104). »Kein Hann (DorfiicLter) soll von dem andern die Zins ß e s t a n t i e n übernehmen; ein jeder soll sein angeschlagenes selbst austreiben (einhebjen)« (1722, Schenk; Y.-A. 7, 355). B e s t a n z , « F. N. (1857, Gr.-Scheuern). S t c f t a u i a t i o n , ,Vervollständ : gung'. »Zur R e s t a u r a t i o n der Stadtapotheken« E r g ä n zung der Vorräte an Arzneistoffen und Instrumenten' (1672, V.-A. 30, 297). SReflt, Nebenform zu Rast,Buhestätte'. Süds. *Ri'st nicht bezeugt, nösn. Rast m. KISCH, W . u. W . s. v. deutet: ,Erhöhung unter der Ofenplatte zum Auflegen des Holzes'. Die Erhöhung jedoch im Ofen unter der heutigen Platte dient nicht dem Holz als Ruhestätte, sondern der Verengerung dea Heizraumes und damit der Herstellung einer Art von Schlauch zur Verstärkung des Luftzuges. Die Reste (Rastj gehörte der mehr offenen Heizstelle in dem dem Kachelofen vorgebauten Blechkasten Kalefök an. S R c f t e l j l c i n , »1569 R e s t e l l s t a i n g 74 1 /,« (unter d e n . Vermögensbestand teilen der Goldschmied-Zunft). x c f t t n . 1 In alter Kanzleisprache: ,im Rückstand sein', aber als verbum transitivum gebraucht: »Mich. Unytch r e s t (für restet) an Wein fl. 7« (Scharosch [Med.], Visit. - Bericht 1720), auch: » r e s t i r e t an Wein« »Ittem Jerg Simon r e s t (für restet-restiert, ist schuldig) in dis vermigen nach gehaltener rechnung« (fl. 29, den. 27, 1592). »Den 24. Nowemb. B e s t [ - e t , - e n ] sie mir die f ü r fl. 1« (die Almos.-Verwaltung oder die Verwalter waren schuldig geblieben. Der. Verwalter der Frecker Mühle [Stadthann] musste jährlich 4 mal nach Freck fahren, um das Mühldeputat des Almosenfondes von dort zu beheben. F ü r die Fuhr erhielt er 1 fl.). » R e s t er mir noch fl. 23 den. 78«. »Ittem B e s t ich I m (dem Schmied) vom halben Jar vom Scherpen (Schärfen) sein Deputat fl. 2« (Hstdt. Almos.Bechn. 1616). t e f t e n , ' 9 J ( f t ^ o l j s. rüsten, Büstholz. •—, Rester s. Riester.
—
*Restholz — Retesch
• W i f t ^ o l i , 0 . N. Wird von KISCH als deutsches Gepräge beansprucht, magy. Restodcz, rum. Res toi tu, Dorf im unteren Szamosgebiet. Näheres bei KISCH, V.-A. 34, 106. Bein sprachlich betrachtet ftäie Rastholx nösn. wohl wie süds. Rästhülz ,Ko!z zu einem Gerüst' bei der Bauarbeit. . r e g i e r e n , r ä s t i r e n [Stadt. Haibma.]. 1. ,im Rückstand sein, eine rückständige Forderung (mit Bezug auf den Zahlungspflichtigen: eine rückständige Schuld) bilden'. In alter Rechnung (1679): »gebe f ü r zween Vierziger Wein, so dem Herren Doktor Petsi noch an seiner Konvention r e s t i e r e t e n , paar (bar) fl. 14« (V.A. 30, 299) — 2. ,Beim 21-Kartenspiel keine Karte mehr verlangen, um nicht trop zu gehn (frz. trop ,zu viel')'. Ich hu rästirt. Syn. Räst! t t j H l U i e r e n wiederherstellen'. In alter Rechtsspr.: »soll. . . gedachter Michael Zoltner in integrum z u r e s t i t u i e r e n denen cehalibus kommittieret werden« (Kbl. 19, 81). ,Ersetzen, zurückgeben', z. B. die Zeichen eines Amts bei Ablauf der Dienstzeit: »Titel Herr sedis iudex resiquieret. . . sein bishero geführtes Ampt und r e s t i t u i e r e t « an den Vorsitzenden Komes »das Judikatiiegel« (V.-A. 17, 356). S f e f H t u t t o n S ' S R e f l r i H Name des Aktes, darch den Kaiser Josef II. am 28. Januar 1790 die von ihm f r ü h e r f ü r erloschen erklärte sächsische Nation wieder herstellt (Sächs. Nat.-Univ. Gesuch an die Majestät). Bestrich m. FL N. (Wallendf): um ReStrich (V.-A. 34,106). r e f t r t n ß i e r e n , beschränken'. In alter Schulordnung von 1756 werden die Herbstferien am Hermannstädter Gymnasium »auf 14 Tage r e s t r i n g i r t « (V.-A. 19,457). B e s z e l , F. N. (Hstdt. 1724, V.-A. 27, 544). Ret, in Eisret (s. d. Bd. 2,188). R e t c h e n , F. N. »peter r e t c h e n « (c. 1500), Mitglied der Hermannstädter Schneider-ZunftAltschaft. Genit.: »her peter retches« (Hstdt. Zunftbucb). Wohl Rötchen s. d. R e t c z, F. N. (1509, Hstdt. Qu. Gesch. S. 1,558). S R e t t r ä b o t f , Reteschterf, ( u . - t r e f ) , Raitesehterf, 0 . N. Dorf bei Agnetheln, magy. Reten, rum. Beti?dorfu. Urk. Reter, Betherii villa 1353, Retersdorf, Better ca. 1400. Verwandte Namen im Rhein- und Moselland bei KISCH (V.-A. 33, 184). B e t e r s d o r f e r , F. N. »Endres B e t h e r s d o r f f e r « (1609, Hstdt.). » R e t e s c h d o r f e r « (Schässbg. 1774). Ableitung zum vorigen. —, Retesch [-tas] m. und n., meist Dim. Reteschken n., Redesken (Weidenbach); nösn. Re-
Réteschhqnklich — Reth 3
—
156
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Rether — retísob
tesehkn (BistrBäitesch m. (Kyrieleis). 1. ,E'!n W e t t e r , F. N. (Krönst. 1705). Gegenw. in feines, gewöhnlich gefülltes Backwerk aus Hefen- Gr.-Lasseln, Radeln, Keisd und sonst, s. Röther. teig' (hefich Dich). Der Teig zu diesem Gebäck Fl. N. (Seiburg). wird in mehreren dünnen Schichten aasgewalkt, {Retitabe f. 1 ,Znflucht, Ort derselben'. In die mit Zibeben und anderen Süssigkeiten bealter Geschichtsdarstellung 1750: die ErdenBtreut, aufeinandergelegt und zu der Form geburg soll erbaut worden sein, um »den Flüchwickelt werden, die man dem Gebäck geben tigen auf dem Felde eine R e t i r a d e zu sein« will. Um möglichst viel braune Backkruste zu (Kbl. 17,137). 1725 verkauft Hermannstadt das erzeugen, erhält das Gebäck die Form eines »niederste Seelhaus, denn es sei eine R e t i r a d e lat. S. (Zur Sache s. E. Fröhlich,6 Die Sieben- der Diebsgesellen« (V.-A. 24, 495). — 2 Reträt, bürgische Eüche, 150). »Die Klägerin aber, bei Rätrat s. d. (S. 52) ,Abort'. welche Zeuge lange Zeit gegangen, und sie r c t i r i c t e n , rätteriren schw., nösn.reterim. auch vieleicht, weil sie ihme so gar nach Mediasch Beim Kartenspiel (Nobel 21) prahlt der AmeriEuchen ( R e t e s c h g e r ) geschickt« (1770, Oberkaner: Ech rätteriren noch nätch. Na seng xwineheger.). Die Bistritxer Kuchenfrauen bereiten xich Oalden an der Bank (SEMP, Bezu'lt 1,10). In die Reteschker aus Klotsehndeeh und füllen der Kanzleisprache auch reflexiv: »Nachdem der sie mit Mohn (Mitßclireteschkn). Och itxt [1919] Báthori Gábor Hermannstadt oceupirt, so reku se (Dorffrauen) äne Reteschkerjäikn, qfoer em t i r ir t e n sich die ansehnlichen Hermannmqcht nichn mi (Bistr.J. Mai Mutter huat xtvi städter nach Schässburg« (V.-A. 16,181); »diese Räitesch gemacht ,Strudel' (Kyrieleis). Nösn. (aus der Walachei vertriebene Bojaren) redafür meist Reteschhq,nklieh. — 2. Stickerei von t i r i r e n sich, haufenweise nach Kronstadt und der Form eines lat. S. (s. 1). Nur q,f blesch Hermannstadt« (Zeidner Denkw. S. 53). »Von TJarbet (Ware) sai däi [Reteschker] ku {Bistr., denen bey grassierender Contagion in Medwisch Kürschnerei). — Eutlehnt aas ungar. retes hieher (nach Busd) sich r e t t e r i e r e n d e n hat ,Strudel' (eine Mehlspeise). (JAKOBI 29, HALTBICH, H. E. Jacobus Schuster einen Species Thaler Plan 105, Kbl. 9,120). und H. E. Martinus Weinhold einen Species Ducaten offerieret« (an die Kirche) Visit.-Bericht •—, nösn. Reteschh$nklich fem., RaMeschBusd 1720). » R e t e r i e r e n sich welche (unhtpnklich (Kl.-Bistr.), Strudel', ein Festgebäok (un helieh Boich, Ob.-Neudf.). Der feine Hefen- zünftige Goldschmiede) in die Residentzen oder Klöster derer Herren Geistlichen, allwo sie von teig wird auf bemehltem Tischtuch mit den Silber arbeiten, denen aber die Zunft nichts Händen dünn ausgedehnt, mit Zucker, Butter oder Fett und Zibeben, ländlich auch mit ge- anhaben kann, weilen sich die Herren Patres ihrer annehmen« (Kbl. 16, 40). »Weil wegen mahlenem Mohn oder gemahlenen Nüssen bestreut, walzenförmig zusammengerollt und hierau f des auf dem Lande streifenden Feindes die meist schneckenförmig geformt. De Retesch- arme Dorfsleute sich herein [in die Stadt] rehqnklich, da wit gebq.ckn mät Walesehwaimern f i r i e r e n müssen«... (V.-A. 30, 277). »A.(nno) 1424 r e t i r i r t e n sich die Bürger (Kronstadts) ,Zibeben' (Ob.-Neudf.). Reteschhunklich mät Waimern (Zibeben) = Waimernretesehhunklieh, dahin (in die Burg auf der Zinne), als der türim Gegensatz zur Mu&chreteschhunklich (Metters- kische Kayser Burzenland verwüstete« (Kbl. 17, df.). An de Räiteschhqriklich ded em: Waleseh- 130; auch 139). waimern, Fattet, Zocker; se wit xesummenr e t i s c h . [Nachtrag zu rätisch S. 51 und gerollt (Pintak). Räiteschhqnklieh [= Räitesch] razisch S. 69], »Ein schön fraweim hembdt mit mat Mmch och mat Nass (Kyrieleis). Der mit hanstuken Ermein«,... »mit reteschleinwaden Mohn oder Nüssen gefüllte Strudel heisst in Ermein« (Hstdt. Teilprot. 1592), »ein el (Elle) der Stadt Bistr.: Mwch-, Nq,ssSträtxel. s. das r e t e s c h leimet« (Leinwand, Ebda.). »Ein schön vorige Wort. R e t e s leiwaden frawen hembdt one Ermel« (Ebda.), »1 r e t i s c h lein wanden heufden«, auch: nösn. retesehich ,strudeiförmig zusammengerollt'. Dqt [der zusammengerollte Muntfelt, »1 r ä z i s c h leinwanden heufden«, »Ein Galler Leinwadten Leintuch, inn der Mitten mett einer eine Mehlspeise] wid esu reteSchich, waue ivänn r e z i g e n n « , »Ein Galler Leinwadten Heufdena em Reteschker (s. d ) mqcht (Tatsch). R e t g y e r , F. N. »Laurentius R e t g y e r « mett reze«; dann: »Beetzech mett einer r e z i g e r Henfdenn« (Ebda., 17. Jahrh.). »Ein flessen lein(Hstd., 1549). dach, einer r e z i g e n und derlangst met weidt R e t h , 1 F. N. (früher in Honigbg.). gahrn benehtt« (Ebda.). »Ein r e t i s c h leinwadt Wetf},» Fl. N. »Unter der R e t h « (Tobsdf., leinduch met einer r e t i f c h e r leist« (Ebda.). 1720).
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Retjesat — retten
>1 groff r e z i s o h frauenhembdt« (Ebda). »Ein frawen Hembdt schien r e t t i s c h Leinwadt«... (Ebda. Vgl. e schln Hemt), igrof r e t i s c h leinwand ermel drin« (Ebda.). «Handschuh und R e t t i s c h l e i n w a n d - K ü t t e l sind verboten, FL. 12« (SALZER, Volksschule 6, 41). — rhätisch oder razisch ,slovakisch l ? SJetJefat, Retjesat m., rumänischer Name einer Bergspitze im w estlichen Teile der siebenbürgischen Südkarpathen. Der Berg findet gleichermassen Beachtung von unserer Karpathenforschung, wie von unserer Dichtung (Jahtb. d. siebenb. Karpathenvereins I.; KÄSTNER, Siebenb.-f-ächs. Dichtungen): Seng (eines Fürsten) ivor de Mwesch-Qejent Bös un de Retjesat. KÄST., 128. Do schusst de Sträll noch ännen, Oewälxt vtirn Retjesat. Ebda.,
130.
Ketsch1, Rietseh f em.,Sülze'. Schweinefleisch (Nase, Ohren, Beine) wird in Essig gekocht so lange, bis die Suppe genügend mit ga'lertartigera Stoff durchsetzt ist und infolgedessen bei starker Abkühlung fest wird. Wird kalt genossen. Aus rum. rece ,kalt', recituri ,Sülze'. R e t s c h » , F. N. (Krönst. 1645), urk. »Nicolaus R e t s c h P a w l und Jacob r e y t c z s , Michael r e ft t z« (ca 1500). (MÜLLKR, Sprdm. 38,46 u. 47). JRetfdjbiflcfe, Fl. N. Zied. R e t s c h e r , F. N. (Hamlesch), s. Rätscher, S. 53.
Retsei, Rexel (von Fuss Rehtxel geschrieben) ,Wasserpfeffer, Polygonum hydropiper' (V.-A. A. F. 3, 199). Mehrere Arten der Gattung Polygonum heissen Retsei (Vgl. KLUGE, Zeitschrift 3) 274). In Alzen wird unter das Stroh des Ülscher beim Bechen noch ein Büschel Retsei,Knöterich' gelegt (PAULINE SCHULLERUS). S. Rätsel (S. 54)
und Rätzel (S. 55). —, Rett,' Rätt, Fl. N. s. Ritt. R e t t , s F. N. »Matthias R e t t « (1598, Hstdt.). R e t t e g , 0. N. s. Reckentek (S. 89). r e t t e n , rätten schw. ,befreien aus einer Gefahr'. Der Dokter gq,f sich dich qlle Mä&, awer e kängd en (Jen Kranken) wet rätten. Der uerem Hangt loor än der Scheper, dä't Feier kqm, e kangt sich wet rätten, en äss do verbrdt. In der Zusammensetzung errätten im Neckreim : Spot nor, Spot, Am Hemmel äs e Oot; Dl wirt mij errätten Unt dej än de gl&nich Hall schäcken. SCHUSTER, 3 5 8 .
Retter» — Rettich Es stehet einem nichts vernunfftgemässer an, Alss wenn ein Christen Mensch den Nächsten reiten kan. VAL. FRANCS, Hekatombe 66.
Nhd. Grabschrift (Halwelagen): Mäihtig von der Vaterlieb gedrungen, Eiltest du, dein Kind zü retten aus der Not; Es des Feindes Mordlust zu entwenden, Gingst du selbst, o Teurer, in den Tod. H . - W . , 490.
»Muthige und starke Nachbarn« sind verpflichtet' »soviel nur immer möglich in die Brunst und das mit Feuer befallene Gebäuie hinein zu gehen und die dem Vei brennen ausgesetzten Habseligkeiten zu r e t t e n « (Mediascher Feuerlöschordnung 1772). In einem alten Weihnachtslied: Komm rette deine Schaf, Man sucht sie uns zu rauben. Kbl. 9, 139.
¡ R e t t e r , 1 Rätter m. [Stadt. Haibma.]. De Veggeltcher bedq,ngkten sieh bat irern Rätter (Tekendf, Kbl. 20, 74). R e t t e r , 8 F. N. (Schönberg 1560, V.-A. 17, 575). Gegenw. Rätter, vgl. atich Rether S. 156. ffiettetgta&en, Rättergrn«wen, Fl. N. zwischen Bekokten undScharosch (V.-A. 17,581). S t e t t i n , Renengk m., nösn. Retängk (Bistr.), Redengk (S.-Reen), Räidängk (Wallendf.), Redlingk (Jaad), Räidlengk (Kl.-Bistr.); burzenl. Redek (Krönst.), Redlengk (Gr.-Schenk), Reb-lengk (Draas). Räirlengk (Kl.-Schenk, Kbl. 26, 137). Die burzenl. Form Redek weist auf mnd. redek; cf.: Raphanus glossiert durch pepere vel redec (bei KLUGE, Zeitschrift f ü r deutsche Wortforschung 3, 354). Da Rettich auf lat. radic(em) zuiückgeht, sind die -d-, -rl- Formen die ursprünglichen: Renengk ist zweifellos an Ren (Regen) angelehnt, weil die Rettiche bekanntlich am besten in feuchter Witterung gedeihen. 1.,Rettich'. Oeriwan (auf dem Kreneisen) odder geschniddan Reneng (Birth.). Vom überreifen Rettich sagt man: der Renengk äss bwl ,hohl, schwammig'. In Schlatt: Renengk kremen ,krenen l , ,(auf dem Kreneisen) reiben*. Der Reb-lengk soll gesagt haben, als er noch sprechen konnte: lä"ss de me%, wäe ex wätss (liessest da mich, wie ich wuchs1, se deit [-ai-] ex der, wot te mex h&ss (so täte ich dir, was du mich hiessest. Es soll damit gesagt sein, dass er ungesalzen gesunder sei als gesalzen, Draas). Unter den Ehrengaben Hermannstadts für den Tisch
Rettichsair e — Rendel
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Basta's erscheinen auch Renenk, wie andere Gaben gut mundartlich genannt (V.-A. 14, 383). >czu mittag gab ich ihnen R e n i n g h , czwibell und knobloch« (1651, Almos.-ßeehn.). »um R e D n i g und brott und waynfy39 • (1559). »Item r a t t i n k « (1615). »Renig« (1624), » R e n i n g k « (1632), »Renenk« (1602). Sinnbild d. Gesundheit: gesangt wäi e Redek (Volksfr.-Kal. 1906, 86). Der Zigeuner wollte eben aus einem Garten einen Rettig aas der Erde ziehen, als der Garteneigentümer ihn ertappte. Den Vorwurf des Diebstahls wies der Zigeuner zurück mit der Behauptung: Ich hu mich nor erwascht um Renengk, der Wängt sil mich ned eweeh blasen. Der Rerlenk wiesst äm TUnkels, setzt der Kinderreim zuTrappold für »Ehrlich währt am längsten«. Verwendung des R. als Heilmittel (Kbl. 21, 28). — 2. Übertragen: e gescheit (geschält) Rilänglc ,ein Nackter 1 (nösn., Kisch, W. u. W. 125). — 3. F. N. » R e t t i g « (Hstdt. Schuhmacher 1846). — 4. Fl. N. RMlemgk, Fl. N. Martinsberg: äm R. Zu Rettich V 9 i e t t i $ f a n t e , nöSD. Retängksdm m. (Bistr.), wie nhd. R e t t u n g , Rättongk fem. [Geh. Spr.]. En Dingkmol less Bdthori Zern Ziehe senger Rättungk Qollvertraen.
erbäen, unt senges Käst., 188.
Bekist af ist en Härxverfättungk, Und drode gid et nichen Rättungk. Thullneb, K. 30. Es soll dis »Kegenwehr nicht zur räche gericht« (sein), »sonder zur r e t t u n g allein (bei) leibs vnd lebens gefahr» (E. L. R., 172). —, Reiz, Rietz, Fl. N. (Grossau). »1 Erdoch im ß e t z « (Teilung 1788). Das Flurstück ist ein gerodetes Waldstück, es ist auch noch ein Stück "Wald daneben (Retxebäseh). S i e n b a r . In dieser Form nicht in die Ma. eingelautet, offenbar aber gleich ,Reuber, Räuber' (s. dies im DWB. 8, S. 225, 8): »ein Name des Wurmkrautes, tanaoetum vulgare, sonst rainfarn, r e i n v a r , von welchen Formen es wohl Verstümmelung ist«. S. Rainfarn (S. 31). Von der alten Heilkunde als Mittel gegen die »Pestilentz« empfohlen (Rivisz, S. Pauschner 297). R e u c h e r t , F. N. Georg, (Tuchmacher Hstdt. 1718), s. Reichardt, .S. 115. R e n d e l , F. N. (Krönst.) Johannes R. im 15. Jahrh. Stadtpfarrer in Kronstadt (Rudel, R&del, Rudlinus, Rewdel, Rewdell, Rftdel). Letztere Form in einer Unterschrift des Joh. Reudel aus 1454. s. Reidel (S. 117).
Reue — reuen
S R t u f , R§ fem. Wie alle Abstrakta von der Ma. nur selten gebraucht; wird durch verbale Fügungen umschrieben. Der Städter kann wohl — nach der Schriftsprache — sagen: ich f&len dief Rq; aber der Bauer sagt: et rqt mich, odei: ich berqn et genach. R e u e l , F. N. »Johann R . . . S. Notar. Oibin«. (Hstdt., 1574). »Merten R e u e l papiermacher« (1588, Hstdt.). »Stephanus R e u e i t h de NagySchenk« (1532). s. Reil S. 124 und Rewel. r e u e n , r$en st. und schw., nösn. räm; Agn.: roet, ri, serden (wie: Spqen ,speien', Spi, geSpäen, geSpäen und Iqen ,leihen', Ii, geläen, gelten). In älterer Sprache meist st. 1. trans. ,in Betrübnis versetzen, Schmerz bereiten'. Der DU oder des Kängt seng DU rat mich; echter: (in der Klage der Mutter), det Kängt, me Kängt (d. i. sein Tod) rqt mich, et rqt mich, dad ich mich ni'et zerwiss vir Wi. Totenklage um die Mutter: 0 wi, o wi, Mottro menj, ir wearter Numen! Wonni ltu mir mi xesumen? Tea breider Weach, te« schmoaler Oung, Er wart mich ro"n me Le&we lung. (Alzen). »Welche Katzen mir sein hundt zurissen haben, welche mich so sehr r a y e t t e n , dass ich schier weinet solcher werd gieter wams mir« 1619, Ger.-Prot.). Am Versöhnungsabend bei der Vorbereitung der Bruderschaft auf das heilige Abendmahl spricht der Altknecht u. a.: Der Mäntsch äss schwach unt dit muntchmol dqt, wad en nohior uch roie kün (Fkonius, Bilder 65). — 2. unpersönlich:,Reue erregen, Gewissensbisse bereiten, Betrübnis empfinden'. Et ri mich dich glech, dqd ich dot Wuirt geseot hqtt, loin, ich hqdd et geseot. Et hoti mich genach geran, dqd ich den hischen Hof riet gekeift hun; et wirt mij iwich re°n. — Sehu raid et se (die beiden Burschen), dqt se (in der Schule) nät hu gelirt (Kreweld). Et wird 'n räm (Senndf). .Der Alb. M. antwortet, es r e i h e t mich das ich ihn nicht todt hab geschlagen« (1598, Ger.-Prot.). »Am dritten tag darnach, wie er ein wenig zu feinem verftand kam, hat es ihnen g e r i e h e n , das er Testament than hat, und wolt feine frau kurzum nicht bei ihme haben« (1599, Ebda.). »Den anderen Tag sagte er zu mir: Es wüide mich nicht r e u e n , dass ich dir mit einem spiess die Augen ausgestochen hette« (1676, Ebda.). »Es r e y e t mich, dass ich ihn nicht vollend zu todt geschlagen« (1672, Ebda.).
Reuer — Reussberg
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Soll maon demnach gar umbsonst Tugendhafft und Ehrbar seyn, Mass es einen tapffern Sinn rewen bis ins Grab hinein. VAL. FHASCK, 1 6 7 9 , Hekatombe 16. Im Volkslied:
Reussdorf — Reussdörfchen S i e u f j b o r f , O . N . 1 . R&ssterf,
(-tref), Rois-
terf. Sächs. Dorf bei Elisabethstadt; magy. Kund, rum. Cundn, urk. Kund 1376. Der Ort war im alten Kleinkokler Komitat, und zwar in dessen oberem Zirkel Vorort eines Bezirkes von 18 Ortschaften, 7 jener 18 Gemeinden, zam Teil sächsisch, gehörten zum Bogeachdorfer Kapitel, Net los et dich rfyn, nie Stüher Mangt! SCHUSTER, 61. unterstanden aber in der \qrreformatorischen Zeit zugleich auch dem Kokelburger ArchiEt rqt mich ned e wenich (ANNA SCHÜLLERUS, (Kbl. 39, 58). »Kantor Johannes LaDg Qänjzelerokeri). Et rqt mich ,es schmerzt mich 1diakonat . in Bolgalsch ist aus Kund oder R e i s s d o r f bürtig« — F ü r rqcn kann es oft auch gerqen heissen. (Schul-Visit.-Prot. 1764). — 2. Rai-ssdref nösn.; R e u e r , F. N. s. Rayer S. 68 und Hegen« S 103. der Sage nach ein Dorf zwischen Wallendorf und R e u l , F. N. s. Reil, S. 124. Jaad; das Gebiet des untergegangeLen Dorfes R e u l i c h , F. N. s. Reilich, S. 124. ist ganz oder zum Teil an Wallendorf gefallen, r t n m ü t t g , r§m£dieh. Wie nhd. [Geh. Spr.; und der Name ist auf Wallendoifer Gemarkung Kirchensprache bei Beichte und Abendmahl]. im Flurnamen äm Reissdref ei halten (MÜLLER, ¡ R e u t t i s , f - ,Reue'. »Als nun der E a u S mit Sagen,' S. 253; Kbl. 34,113). Auch in Weilau allen draien besch'ossen war, so schied sich der eine von uns, weil I h n ein r e w n e s ankörnen hatt« (1589). »Dieweil aber e contrario beweiset wird, das r e y n u ß darin komen« (1599, Ger.Prot.) 811 u f e, mundartlich nicht gebraucht. Im Krönst, lat.-deutschem Glossar: rwse. Gtwiss wegen Ungebräuchlichkeit des Wortes setzt der Glossator clur daneben, Klouer, ein aus Weidenruten geflochtener, Fischbehälter. Vgl. DWB. 5, 1034: Klauer, Koib, WeideDkorb; mhd. riuse ,Korb zum Fischefangen 1 . »Klein Pitter hatt bei uns in ein Kaul gefüllet 15 r e y s e n korn, so vil als ein mann au ff einmall tragen mag« (1579, Ger.-Prot., Reps. Bruk. Mus.), s. Fischhürde Bd. 2, 383.
F l . N . Reissdref
[Kais-].
8 i t u | i > 0 ( f 4 c n , R e ' s s d i r f k e n , 0 . N. Dorf bei Hstdt. Urk. » R w z d o r f f e b e n « 1465, »R-frsd ö r f f e h y n « , »Ry w s d o r f k e n « 1493, » R e i s d o r f « 1532 (Honteruskartö), »R e u s d o r f« 1593. Magy. entstellende Bildung nach dem rum. Rascior: Rosz Csür, wörtl.: schlechte Scheuet' (dies nach den benachbarten Gemeinden Klein- und Gross-Scheuern Kis-, Nigy-Csür). Reussdörfchen liegt am ReusSbach s. d, »Manshereze villicus de villa R u t h e n i c a « (Ukb. II, 1131; Kbl. 26,22). In der Volkszählung zirka 1600: » R e w s d o r f f c h i n (Kbl. 17, 54). » R o s z c h ü r « (1563). »Janos Martin v o n R e i s d ö r f f k e n « (1652, Ger.-Prot.). »An die Kirche i u m R e i s s d o r f ken«. »Alle jar sollen in der gemein 24 mann, R e ü s e r , F. N. (Schässbg., 1733). welche man die 100 man pflegt zu nennen R e u s n e r , F. N., s. Reussner. halb deusch und halb Zirwen erweihet werden R e u s s , F . N. »RwSse« 1465, nösn.: »Reiss« 1672, » R e w s s , R e w s z « (Bistr., V.-A. 23, 80 u. (doch also, wo nicht so viel deuschen da weren, sollen dan genommen werden die deusch können) 81), » R e i s s « (1618, Schässbg.), . R e u s s « (1740). auss welcher durnaeh. die ainptleut, als honnen Wohl: ,Ruthene* (Slave überhaupt), wie in Burger vnd Kirchenvätter erweihet sollen Reussen, Reussmarkt usw. — KISCH, V . - A . 34, werden, f ü r welchen auch alle Rechenschafften, 105. Vgl. F. N. Tut (Slovake), Zakel (Szekler), in mitt vnd besen (Beisein) des honnen vnd bngar usw. SH t u | b o d), Re'ssbijch. Ein Bach, der bei Her- anderer amptleut geschehen sollen. Vnd es soll ein jar ein deusch honn vnd daz ander ein Zirmannstadt in den Zibin mündet; eigentlich Bach, wescher erweihet werden« (Hstdt. Arch. U. NCP. der aus dem Reussengan kommt(?). »Die Wiese Nr. 1127. »1603 führen von den drei Vertretern auf der R e i s s b a c h ist im Brachfeld gewesen« des Ortsamtes zwei deutsche, einer einen an(Hstdt. Spit.-Rechn. 1756). »Da leichen (liegen) scheinend rum. Namen« (Kbl. 18, 62). — Zweii j (2) erdoch, die stossen off dy r u e s s b a c h « fellos ,Reussendorf\ Die ursprünglichen Be(V.-A. 11, 335). wohner sind seit Mitte des 18. J a h r h . voll« e n & b e r g , Raissbiärich Fl. N. (Ober-Neudf., ständig romanisiert, bis dahin wurde noch zum Petersdf.). Reisslrich (Nieder-Eidisch). L e t z t e r e s Teil ,sirbisch' gesprochen. Doch scheiden sie wohl benannt nach dem dahinter liegenden sich durch ihre Konfession (ev. A. B.) von den rum. Dorf Potok, magy. Orosz-Idecs, sächs. eigentlichen Rumänen und rechnen sich zu den Reissn (KISCH, V . - A . 3 4 , 1 0 6 ) . » R e i s s e n b e r g « (Mettersdf).
Sachsen. —
KISCH, V . - A . 3 4 , 1 0 6 .
Reussdorfer — Renssischdorf
—
160 —
SRtuftborf er, ,aus Reussdorf stammend', im F. N. »R e u s s d ö r f e r« (Rosenau). »A Reverendo viro Lazaro R e i s s d o r f fio« (Kbl. 28, 24; 1566 in Wittenberg ordiniert). R e u s s e , F. N. (Petersbg. seit 1580 bezeugt), s. Reusa. Di t u | t u , R&ssen (Raissen) Sachs. Dorf bei Hstdt., ung. Rüzs, rum. Ru§i. Eigentlich: Dativ Plur. von *Reiss ,Reusse, Russe': bä de Russen (vgl. b& de Seheiern Gross- und KleinScheuem). Die Form Reissen entspricht dem mhd. Plur. Rüjen, z. B. ßüjen lant ,Russland'. Gehörte neben Gross- und Klein - Propstdorf sowie Bulkesch und Seiden zur Hermannsfädter Propstei. Als diese durch König Sigismund 1424 aufgehoben ward, fielen die Propsteigiiter an Hermannstadt., d. h. an die »sieben Richter« (Kbl. 5, 121). »Hattertbereittung zuischen dem khüniglichen Dorff Stolczenburg vnd dem geseß Rewssen genandt« (1514, Kbl. 52, 41). »Hanns von Rewsen«, »Jorg Schewrner von Reyssen«, »Clos Engetten von R e w s e n « , »Steffan Praun von R e w s s e n « , »JohanneB auss R e w s s e n « (Mitglieder der Hstdt. Johanne&bruderscb., Ende des 15. Jahrh.; V.-A. 16,363,363,369,374, 386). »Rwzen« (1494, Qu. Gesch. S. 1, 167). » P a s t o r R f i s s i e n s i s « (1580). »Ecclesia R u s c h n e n s i s « (Visit.-Ber., 1766). Nachricht über einen Steinbruch in Reussen, der heute unbekannt ist: »Exiveiunt domini magister civium et complares domini ad Rwz ad videndum locum, ubi lapides franguntur« (1506, Qu. Gesch. S. 1, 447). »Vectoiibus, qui lapides tales de Rwz introduxerunt« (1506, Ebda. S. 450). Über Reussner Sagen s. MÜLLER, Sagen 4 , S. 321 und 355. — 2. nösn. Raissn, ung. Szeretfalva, nach den Reussen benannt, die einst dort wohnten (Ukb I, 49; vgl. KISCH, Kbl. 33, 104). — 3. Name für Borgo rus bei Jaad. — 4. Name für magy. Oroszfalu, rum. Ru?ii bei Görgeny (in NiederJSidisch gebraucht). — Das geschlossene Sprachgebiet der Reussen (Ruthenen) erstreckt sich heute bis nach Bistritz-Nassod.herein. Übrigens wimmelt es in den Bistiitzer Gegenden von rein slavischen Ortsnamen. — (Kisch, V.-A. 34, 106). R e u s s e n f e i s , Adelsname, s. Reissenfeis S. 136 und Reussner (2). 9 l e u j j t n ! a u l , Raissekaol, Fl. N. (Telcendf., KISCH, V.-A. 3 4 , 1 0 6 ) .
• H e u j j c U t a l , Fl. N. s. Re'ssel S. 133. SBtuf)flafje, Raiggg^sg fem. (Bistr.), ,Reuss e n - ( R u t h e n e n - ) g a s s e ' . (KISCH, V.-A. 34, 106).
S R e u f j t f d j b o r f , 0. N. Name f ü r magy. Görgeny-Oroszfalu, rum. Colovestru Gurgiului bei S.-Regen (KISCH, Ebda.).
Reussmarkt — Reussner
SReufcmarft,Reiggmuert, 0.N.,Marktflecken im Unterwald. Siegel: »Reismart«. »Rensmarck« 1428, »Rewsmarck« 1431, »Reissmark« 1432, »Ruzinarck« 1446, iRusmarlt« 1452 (MÜLLER, Sprdm. 52— 60). »Reissmarck« 1699; »Reismarkt« 1765: »Reussmarkt« 1801: »Reusmarkt« 1826; »Reissmarckt« 1848. »Comes Laurencius de Rnffomonte, judex Regius sedis R ü s m a r t« (Sachs. Nat.-Univ. 1449). »ex sede Saxonicali R e i s marck« (1563, V.-A. 15, 432). »Steffen vom r ü s s m a r c k « (Mitgl. d. .Toh.-Bruderschaft). Um 1500: Rewsmarck, Rewsmark (Kbl. 17, 53); Rewszmarck (Ebda., 75). Ung Szerdahely, rum. Mercurea. Zum Volksnamen »Reussen« (s. Reusa, Reussen) gehörig. Slavisehe Namen sind ringsum in Fülle. Die lat. Übersetzung »forum Ruthenorum« (V.-A. 21, 349; Hstdt. Nat.-Arch., U. II, 135) deutet gewiss richtig den Sinn des Namens. »Michael plebanus de foro Ruthenorum« als Stud. in Wien (1396, V.-A. 16, 324). i R e u f c m a r f t e r , Reigsm&rter. 1. ,Bewohner von Reussmarkt', allgemein: ,zu R. gehörig'. Reissm&rter Jormert, St&l, auch in der alten Schriftsprache » R e y s s m e r o k e r Stuel« (Kbl. 6, 65). »Gereb Mathias, Richter im R e w s s e m a r g k e r stul« (1480, Kbl. 17, 2). Det Reissmarter Geroassel, Name für ein ursprünglich in Reassmaikt übliches, von Reussmai kt stammendes »Gereihsei« (Faltenstickerei) am Frauenhemd (Dobring); heisst auch kurz: det Reissmarter (Gergeschdf.) oder Reissmarierehen (Urwegen); Reissmärter Stross (,Strasse'), gleichfalls ein »Gereihsei« (Gr.-Scheuern). s. reussmaikterisch. — 2. F. N. » R e i s s m ä r k e r « (Schässbg. 1631). »Georg R e i s s m e r t e r « (1669, Ger. - Prot.). »Stephan R e i s s m a r c k e r « (1678, Hstdt., Ebda.). r e u | m a t f t e r i f d ) , reissmärteresch. Adj. ,auf Reussmarkt, die Reussmarkter bezüglich'. Det Reissmuerteresch [näml. öerqssel\ ein Muster im »Gereihsei« am Frauenhemd (Stolzenburg). Det Reissmärteresch müt dem toppelten Kroenüchken (Ebenso, Gross - Scheuern). s. Reussmarkter (1). 9 i c u $ n t r , Re'ssner. 1. ,aus Reussen stammend, Einwohner von Reussen'. Es handelt sich im folgenden um Reussen (1). »denn einmall reümet er sich bey der nachbarschafft wie er 3 gens den R e i s s n e r n verstolen« (1579, Stolzenfcg.). Vom Wein aus Reussen gilt das abfällige Urteil: der Reissner äs e R&sser (,Reisser', d. h. er ist sauer). Wohl damit im Zusammenhang hat man den Spott ersonnen, es hätte der Hann von Reussen ein Paar hellblaue Hosen machen lassen und diese jedem Reussner Weinverkäufer geliehen, damit die
»Reusswald — Eeütscher
—
161
HcrmanDstädter Käufer ihn für einen Baikescher hielten. Die Baikescher tragen hellblaue Hoseo und haben vorzüglichen Wein. Aber die Hermannstädter hätten sich nicht täuschen lassen, sondern hätten den Spott noch verschärft: Der Reissner äss dennij e Reisser. — Etwas Wahres ist an der Sache. Der Wein aus den alten Keussner Weingärten wor ewenich s&erxich, und war deshalb in Hstdt. nicht beliebt: frcecr sode se, der Reissner Wänj, di riss; der Reissner Wänj rtisst. Um ihn trotzdem in Hstdt. am »Weinanger« absetzen zu können, verleugneten die Reussner Weinbauern ihre Herkunft: Sc mosste sich de Nume der Oem'tn versön; se htm de Oemin versö messen. Mer lcu vnn Apprsdref, Klischelken, gaben sie an oder nannten sonst einen Ort im Weinlande, denn der Wein von dort wor leewer, sesser, ncd esi siuer als der Reussner (Reussen). — Spottreim der Haschager Jugend auf die Reussner: Reiser, mät den krammen Heiser. — 2. F. N. »Michael R v s z n e r« (Hstdt., um 1500, Qu. Gesch. S. 259); »Jörg R y s n e r « (Hstdt.,1556); «Petrus R y z m e r « , später » R y s z n e r « , villicus von Burgberg (1506, Qu.Gesch. S.422,425). »Joannes R e y s n e r o I u t i o n , ,Aufruhr, Bürgerkrieg'. I n der Chroniksprache: »Zu Anfang dieses Saeculi (18. Jahrh.) war die bekannte grosse Rakotzische R e v o l u t i o n « (V.-A. 16, 479). — Das W o r t nimmt im Munde der einfachen Leute alle möglichen Formen a n : nösn. Ruicclaxion [-vul-] (Mettersdf.), Reiciilaxion, gemeint der Weltkrieg,
(N.-Wallendf.),
Reivclaxidn [revo ]
(Kl.-Bistr.);
doch können einem aus denselben Orten sicher auch andere Spielformen f ü r dies W o r t begegnen. R e w, F. N. (15. J a h r h , Hstdt.). »Dy R e w e n hannisin« (Qu. Gesch., S. 49). »Dy R e w Hannisin« (Ebda., 85). R e w d e 1, F. N. (Bislr.). Ambrosius R. (V.-A. 23, 75). s. Reudel, S. 158. R e w e l , F. N. (Konst. Qu. Kr. 1, 219 u. ö.). Auch Rewel, was auf die Aussprache Reul zu deuten scheint, s. Reuel S. 158 und Reybel. »Mer schick Ich dem Mychel r e w e l l an ifanct steffens tag ein Hecht« (Hstdt. Zunftb.). »Mathias R e w e l « (1492, MÜLLER, Sprdm. 127). » R e w e l und R ö w e l « (Bistr., 1494). Johannes R e v e l , Senator, geriet mit vielen anderen Beamten und Bürgern von Kronstadt, 1421 in die Gefangenschaft des türkischen kaysers Amuraths« (Kbl. 17, 131). s. Räwel, S. 6 8 ; Reil, S. 124; Reuel, S. 158. r e t u r c r , ,Rührer 1 in der Zuss. Morterrewrer, F. N. (Hstdt. 15. J a h r h . Qu. Gesch. S. 57). R e w s s , Rewsz, F . N. s. Reuss, S. 159. {K t R ä k s m. lat. ,König'. Im Schülerleben vergangener J a h r h u n d e r t e heisst der Vorstand der Schülergenossenschaft Rex. Neben dem Namen »Praefekt« ist an einzelnen Gymnasialoiten (so in Schässbg.) Rex noch heute üblich. (V.-A. 17, 76.) R e y - in F. N. und 0 . N. s. Rei- und Reu-. R e y F. N. » R e y « (1822, Langenthal). R e y b e 1, F. N. (Jrk. »Pitter R e y b e l « (ca. 15G0). s. Rewel. R e y c h , F. N. s Reche (3. 73) und reich (5), S. 114. R e y e r , F. N. (1672/4) s. Rayer, S. 68, Reuer, S. 159. R e y f e l l , F. N. (Hstdt. 1516, Qa. Gesch. S., S. 583).
—
Reyger —
richelxen
R e y g e r , f . N. »Mich. R . . . studiert 1664 in Strassburg«. (V.-A. 6, 296). s. Rayer, S. 68 und Rieger. R e y h o l c z , s. Reihholz, S. 124. R e y 1, F. N. Joannes R e y l (1615, Grossau), s. Reil, S. 124, Rel, S. 144 und Rill. R e y m e r , F . N. (Bislr. 1589.) »Jacob R. gesehworner Burger der stadt Nösen«. s. Riemer. R e y n a l d u s . »Rey naldus, magister R . . . plebanus de Stolczenburg«. (1309. V.-A. 8, 287.) s. Reinhold, S. 127. R e y s n e r , F. N. s. Reussner (2), S. 160. R e y t h e , 0 . N. Volkszählung ca. 1500 als Mühlbächer Stuhkgemeinde verzeichnet. (Kbl. 17, 53.) Wohl kaum sächsisch. Rezel, Pflanzenname, s. Retsei, S. 157. IiezgoMen m. Fl. N. (Kl.-Bislr.) < »Ritzgarten ? —, nösn. r e z n ,schneuzen', s. rotzen. R h e n e r , F. N., s. Rehner, S. 111 R h o d e r , F. N., s. Roder (3). R h ö n , F. N., s. Ronn. r h u t r a n d , s. rotrandig (?). r t r a r u t f d), Ausrufwort, im Kniereiterliedchen: »In einer Kutsche fahren wir, Auf einem Esel reiten wir, Ri ra rutsch, W i r fahren in der Kutsch.« höhb, 11. Neue Entlehnung aus dem Nhd. Vgl. Schwab. Wb. 5, 506; Schweiz. Id. 6, 1855. —, r i im Entenlockruf: ritxi ritxi ri. s. ritzi (1). —, R'änseltchen n. (Nachtrag zu Ransel S. 39) ,Kätzchen, Blüte vom Haselstrauch, Nussbaum'; ,Träublein der Johannisbeere'. Un diesen Hasslen
uch im de Nutschebime sHn der Riännselteher ,Kätzchen' (Reussen). Auch Bezeichpung f ü r eine Pflanze (wohl Wasserknöterich ,Polygonum amphibium') mit ährigtraubigem Blütenstand:
Sät, toat ftur Riänseltcher h S. 89, Reihen» (2) S. 123, Riegel (3 b) S. 171. Bronj mer en Rijen Zwibel ios der Stather! Zwinxij Heder worn än em Rijen. Uch bdlm Kniäblenk mqcht em Rijen; Mzl.;
—
Siegel
171 —
xivenj Rijen (Belege aus Reussen). Wal kost e Rijen, en Rieh Zwibel? Mzl.: zwo Rijen fem. (Kl.-Sehelken). » R i g e n ein Zopf zusammengeflochtener Zwiebel oder Knoblauch«-. En Rigen Zwibel ( L H D T . , Msk.). — 3 . nösn ,Falte im »Gereihsei« (s. d.). am Frauenhemd (an Bruststück, Nacken, Stulpe)' — Mhd. rige swf. ,Linie, Reihe'; swmf. ,die Fältelung am Halsbande'. S t i e g e l , Rijel m., nösn. Rigel m. 1.,(wagerechtes) Querholz zur Verbindung an Gebäuden'. yRijh m. ,das Querholz in der Scheune' (Draas). 4-f de (2 senkrechten) Fest (der Scheune) kit der Rigel, mät Zqppm (WallendorfJ. Im besonderen kann der starke Querbalken unter den Balken (Tram) der Zimmerdecke Rigel heissen = Ketrom, Rqst (Passbusch, K I S C H , ~ W . U. W . 125). An einer Holzwand ist der zwischen den lotrechten 'Wandsäulen wagrecht gefügte Balken ein Rijel; darnach ist die W a n d eine Rijelwant, »Item KDybel Sporrer dedit 3 '/ 2 flor. an slazen czu den r i g e l « (Hstdt., 14. J a h r h . 2. H ä l f t e ; Qu.Gesch. S., S. 12). »vor 2 gross r y g e l l , das man die lad an hat gemacht vor dy gross fynster yin groen kloster« (1543). »Hab an den grossen Schoppen 2 gross R i g e l sampt einer klenned lassen machen« (1679) Rijel ,Ober- und Unterschwelle des Tiirstocks', dessen senkrechte Teile »Säulen« heissen. Auch alle Querbalken des WirkStäls sind Rijel. — 2.,(hölzerner, eiserner) Querriegel als Verschluss'. Ich geng für des Fremde seng Dir, Oor bäqlt Stusx hie de Rijel derfir. SCHUSTER, 33.
»RijU m. ,derVorschieber des Schlosses' (Draas). Och Schldss och Rijel Mit hat näst mi (weil Geister im Hause umgehen) (LIENERT, Et kit h i m 22). Do (bei den Türken) häld cm de Wenver agewackelt (eingewickelt) hanjder Schldss ent Rijel (Volksfr.-Kal. 1916, S. 189). »Item haben m y r ahn dye dyhr auf dem wayrrechg bey der grusser brecken ein nayen » r y g g e l l « vnnd scheller Jossen machgen . . . den. 8« (1588). » r i g e l « (Qu. Kr. 1, 91), »sera ad r y g e l « (Ebda., 144), »blech ad r i g e l « iEbda., 307), » r i g l ad plateam Sancti Martini« (Ebda. 604). — 3 . , e t w a s Längliches' (von der Form eines Riegels 1). a),längliches Stück'. »V2 R y g e l l chalybis« [Stahl] (Qu. Kr. 3, 418). — b) = »Riege 2« En Rijel Zicibel (Hstdt.). — 4. ,Bergrücken, Höhenzug, Bodenschwelle'. Ed äs e Rigel äm Walt (Wallendf.). Rigel langgestreckter Höhenrücken' (Mettersdorf und sonst nösn.) s. 5 b. — 5. in Gassen- und F l u r n a m e n : a) [zu R. 1 und 2 ] , q u e r gelagerte Hofstelle (Häuserreihe) am Ende einer
Riegelhals — Rieger
Gasse', die die beiden Gassenreihen gleichsam wie ein Riegel abschliesst. Um Rijel heisst die quergestellte Hofstelle am Ende der »Schenker Gasse«; dar Besitzer dieses Hofs heisst Hqmies um Rijel (Arkeden). P. N. »der am Riegel« ( F R O N I U S , Bilder 124). Di dm Rijel, Beiname f ü r Simon Zeimes (Neustadt i. B.). Am Rijel (Gas'e, Zeiden). — b) Fl. N. [zu R. 4.] 4f-em R. (Minarken, Wermesch, Waltersdf., Bistritx; V -A 34, 107). Dazu Noäbqchrigel, Name eines Höhenzuges au der Noäbqch (Mettersclf). — 6.,Höllenriegel'. Hällerijel zur Bezeichnung für die böse Stiefmutter: Ir segd en Hällerijel, TJnt gännt mer ned e
Wirt. KÄST., 99.
— Mhd rigel; zu 6 s. SCIIM. 2 2, 74: Hellrigel ,Name des Teufels'. S R i e g e l l j a l g . »pro pessulo [ R i e g e l ' ] vulgo r y g e l h a l s « (1547). Vielleicht ist »Riegelholz« (s. d.) zu lesen. i R i e g e l l j o I j ,Holz zu einem Riegel'. »Item mer hat der czechmeister vor r y g e l h o l t c z 16«. r i e g e l t g , rijelich Adj. ,beweglich, rührig, regsam'. Esi long em noch rijelich äs, sol em sich net de Kengden ivergien (Med.) — Zu riegeln.' r i e g e l n , 1 r i j e l n s c h w . , d u r c h einen Riegel(2) schliessen, sperren'. N u r in den Zusammensetzungen xarijeln, afrijeln, verrijeln: Da Dirr äs nd alle Sekte verrijelt. r i e g e l n , 2 r i j e l n schw. refl., nösn. rigeln ,sich regen, sputen, eilen' ( H A L T R . , 33). triggeln« ,sich beeilen' (Med.). Rtr dich! rijel dich! äm Or/tic huosxt te Rä ( S C H U S T E R , 220). — S C I I M . 2 2, 7 4 : rigeln, etwas Starres, Steifes, Festes, regen, rütteln, r i e g e l f a m , rijelsem = ,riegelig, regsam'. Dingk im ds Männer, Wm rijelsem sij alle rackern. KÄST., 87. —
SCHM.2 2 ,
75.
i R i e g e l w a n b , Rijelwant fem.,dünne Wand, (nach der Dicke auch svssxellich Wqnt genannt) deren Grundbestandteil Holz-Säulen und Riegel sind, während die Lücken dazwischen aus dünnem Mauerwerk bestehen. Auch Name f ü r solche dünne Wände, die ganz aus Mauerwerk bestehen. S i i e g e r , F. N. (Hstdt., Grosspold 1824). Auf diesen NameD, der auf mhd. » R ü e d e g e r « (s. KISCH, Namenbuch 103) zurückgeht, sind wohl die Namenformen »Rai ger« [nösn. gespr. Räijsr] S. 27, » R e g e r « S. 106, » R e i g e r « S. 121
Giegler — Riemen
—
172
» R e y g e r « S. 162, vielleicht auch » R a y e r « S. 68 mit ihren Spielformen zurückzuführen. R i e g l e r , F. N. »Mart. R.« (Hstdt., 1755). R i e h n e r t , F. N. s. » R e i n h a r t « , S. 127. R i e l i c h , Fl.N. »Im R.« (1822, Gross-Probsdf.). S R i e l t f A , F. N. (Schaas). R i e m a y n , F. N. (Hstdt., 1769) »Sigismund von R.«. Riemelffass, Gassennam« (Keisd). Hat keine Häuser; f ü h r t zwischen Obstgärten b e i g m . Mitten duich dieselbe leitet eine lebendige Quelle ihre Wasser durch kleine Tesche, in welche die Frauen bis in die letzte Zeit Hanf einlegten. SRi'meit, Remen m. nösn. Hähnen; vkl. det Remchen (Mühlb.), nösn. Räimtehi. 1. ,Lederstreifen'. »ry e i n e n « (Qu. Kr. 2, 168) »Für einen R e m m e n an die Glocke $ 18« (1688, Rosein). »Die lernenn auss denn kleynen töpfleyn trinkenn, wie die jung hündleyn an den R i e m e n n knagenn, das sie ernachmals auch die achtels kann zu beydenn henden nemen« (DAM. DÜRR, Hdschr., 181). Derselbe (AUL., 59) vergleicht die von ihrer eignen Weisheit erfüllten Neuerungsüchtigen den »jungen hundlein, die am r i e m e n anheben zu knagen, die gewohnen und dürften ernach auch ein Ochsenhaut angreifen«. Ze ivq,i e Raimen, von zähem Fleisch (Wallendf). Auch übertragen auf kerngesunde Menschen: Muntchn hirt emjo benahmen (rühmen): Di'ir äs xeh dich wäi der Räimen, Di"r äs huart dieh qnd och xeh, Dio-r verdret och Kisslängschte ! A. SCHULLEE, Ntsner MätA 17.
De Tattern . . . bän (banden) em de Fäiss mit em gräene Räeme (Riemen aus ungegerbter Haut) xehaf (Kl.-Bistr, G. BERTLEFF, 23). Die Knaben freuen sich, wenn sie vom Riemer oder Schuster allerlei längliche Lederabfälle (Räimtcher) erhalten (Bistr.). Emmesterem Remmen ous dem Rück scltncgden ,jemanden körperlich durch Arbeit, Überanstrengung auf das äusserste ausnützen, sklavenmässig behandeln' (Mühlb.). Von einem Hartherzigen: Dl sehnejt der eonen Erbarmen och R'emmen aiss'm Rück. — Amkire kiren ich nami, mer teilt er Reimen ous menjer Hekt schneiden (Volksfr. - Kai. 1917, S. 147). Vom Gutmütigen: diar let (lässt) Rannen aus sich schnain (Bistr.). Aberglaube: Ein Stück eines Glockenklöppel-Riemens, in Feuergepulvert, wird dem berufenen Kind dreimal in lauwarmem Wasser als Arznei gegeben (LI.-W., 262); ,in die Fälsch (Windelband) genäht, ist er ein Schutzmittel gegen das Berufen eines Kindes. Gegen
("riemen)
—
Fitrich (Kolik, Rheuma) verschluckt der Patient 3 kleine Stückchen vom Riemen des Gürtels (FRONIÜS, 29). — 2. Im besonderen kann R. s e i n : a) ,der Hosenriemen' (= Hiseremen). Difser wird bei den Bauern in einen Hohlsaum der Hose eingezogen, bei sitzender Stellung nicht so fest geschnallt als beim Gehen. Diesen schmalen Riemen tragen die Männer in Blutrot im Sommer, nicht den breiten (wegen der Hitze, s. R 2 d). Man *>oII sie deshalb spotten als die aus aem Hosenriemen-Kapitel d& o«s dem Hisereme - Kapitel. — b) ,Der Knieriemen 1 des Schusters. Ich nqrn dn Räumen qnt wascht em en ibern Räek (Bistr.). — c) .Treibriemen'. Hat dich vir'm Remen, de Maschin Stil licht, der Reme fälld ängden eru". Der Remen hadd en erwascht und hadd en än't Oesicht geschnidden. — d) ,der mehr oder minder breite, — bis spannbreit — oft mit Buntleder schön benähte Leibgürtel ( = Qirkel, s. Gürtel) der sieben bürgischen Landbevölkerung'. Der Männergürtel ist doppelt; in dessen Höhlung werden Geld und andere Wertsachen gesteckt. Daneben birgt der Bauer darin auch Schriften, sogar Dinge, die nach dem Volksglauben Glück bringen und Schutz bieten. Als solches gilt z. B. ein Buchsbaumzweiglein. Das schützt selbst vor dem f r ü h e r so gefürchteten Militärdienst. Ntem, me Känjt, diet Nestchen, Stäeh ed än de Remen, sagte eine Grossmutter zu ihrem Enkel, als dieser zum Militärdienst berufen worden (V.-A. 40, 89). Der Remmen,Leibgürtel' (Rumes). E Oebouer, am
Hemd
uch
Remmen
(ANNA SCHULLERUS, D .
Old. 22). One Rtemme lcün ech nichen Hülx hinven, sonst schesst et mer glech an de Räck. Über einen Wohlhabenden heisst es: Di hwd ängden (Geld) am Remen. Den Geizigen, der vorgibt nicbt zu haben, ermuntert man: Graift nor def an de Remen, do fanjt er schuin '. Auch der schmale Frauengürtel kann — gleich dem Hosen- und Knieriemen — als Züchtigungsmittel dienen. Säch, wonn ich miät diesem Riemen iwer dich kun ! (Reussen). — 3. ,Leder', in der Fügung: ous Reinen f ü r ous Läder, oder adj. remän f ü r läderän (s. *riemen). — Zss. Bind-, Hosen-, Knie-, Steig-, Säum-, Werbes-, ( * r i e m t n ) , remän Adj. ,aua Riemen, ledern'. Menj Ooissel ho»d en riemmane Schmäss, wonn ich mät dt-em den Heost [-3°-] (Pferd) iicer de Räck hän, glech loift cd em q,f wä en Schnait. Nach dem Volksglauben bilden drei kleine Stückchen vom remänen Qirkel (Gürtel) das Heilmittel gegen heftiges Bauchgrimmen. Doch nur schon etwas erwachsene Kinder können dies Mittel anwenden, indem sie jene Leder-
*ßiemenfisch — Riemer
—
173 —
Stückchen verschlucken (FRONIUS, Bildet 34). s. Riemen (1, Eüde). * S t i e m t n f i f d) (?) f . Name des Karpfens, nach dessen lang gestreckter, liemenartiger (?) Gestalt: »Item pisces emptos carpones proprie r y m f i s c h . . . numéro 200 eodem die fl. 20« (1494, Qu.-Gesch. 1, 143). »Item pisces emptos carpones r y in f i s c h . . . numéro 50 pro flor. 5« (Ebda., 149). »Item . . . pro piscibus r y m f i s c h « (Ebda, 151). »Item ffur r y m f f y s c h auf den turrin . . . flor. 2« (1503, Ebda., 375). »Mer hat gekaufft r y m f f y s c h vor flor. 2« (Ebda., 376). SR t e m e r, Remner m. ; Rêhimer (Burzenl.). nösn. liai mer (Bistrih), Rœmner (S.-Reen). ] . , Handwerker, der Riemenzeug verfertigt'. Die Riemer lühmen sich : Drq,' RdUner äs e Firstnlum (Bistr.). Sie werden vom Volkswitz als Duhut- oder Pochertschmi'rcr (Teerschmierer) geneckt (H.-W., 139). Sie durften Dicht Arbeiten der Schlosser feil halten: »Kein [Schlosser-] meister soll sein arbeit geben czw verkauften anderen handwerckerenn . . . , als nemlich Strigel Sporenn Stegreif, den satleren oder rymeren« (Bistr., 1547, Schlosserzunftart., MÜLLER, Sprdm., 219). — 2. Reinner Misch (,Michael',, scherzhaft für Peitsche: Fritz, Fritz, der Rentner Misch kit! droht man unfolgsamen Kindern (Agn.). Aich holn dich schu glaich mät dem Râimer Misch (Bistr) — 3. F. N. (Tekendf.; Aga. ma. Riemnrr). »Jorg R y mer« (15. Jahrh., Qu. Gesch. S., S. 1, 32, 33, 41, 42 und oft). » R y m m e r « (Ebda. 32, 33 und oft). » R y m e r « (Bistr. 1412; » R i n t e r « 1454). »Dy R e m e r e n « (1478). » R i e m e r « (Schässbg., 1648). Mit ma. Lautgebung [-««-] » R e i m e r « (Bistr., 1579; s. S. 125 und »R e y m e r« S. 162. Stepbanus R. R i e m e r, (SUdthann, Hstdt. 1735). Mit dem ma. - n - : »Demetter R y m n e r«(15. Jahrh., Hstdt.,Qu.Gesch. S., 8 . 1 , 31). » R y m n n e r « (Ebda., 35). »Hupprich R y m n e r e n an Arbeth dy her gemacht hat yn das spital« (Hstdt., 1578). »Velten r y m n e r « . (Ebda., 1556). »Ambrosius R y m n e r«, 1513 Bürgermeister von Schässbg. » R i e m n e r « (Bistritz, 1706). » R i e m n e r « (Schässbg., 1646; Hstdt., i762). » R e y m n e r s gretten son Jörg« (etwa 1500). »R e y m n e r« (Qu. Gesch. S., S. 1, 33) ; auch ganz mit sächsischem Vokal« » R e n i n e r « (Ebda., S. 548, 1515); . R e i m n e r « (Schässbg., 1623); » R e m n e r « (1618); »Honnes R e m n e r « (Felmern, 1764; Kbl. 17, 77); » R ö m n e r « (1763, Bistr.)-, s. Remer S. 144. — Mhd. riemer. Die -«-lose Form ist bistritxertseh, während S.-Reen und das Südsiebenb. -n- h a t ; ähnlich (Bistr): Hâter, Kammer, Miller, ,Huter, Kammacher,
ßiemeibastei — Riepler 1
Mülle:', gegenüber (S.-Re.en): Hätner, Kammner, Miliner. i R t e m e r b a f i e t fem. In Krönst, heisst eine Bastei R y m e r p o s t a y , wohl weil die Zunft der Riemer sie zu verteidigen hatte (1562, MÜLLER,
225).
ä i i e m e r f a u l f , Fl. N. »in der R i e m e r kaul« (Wermesch). 9 H e m e r t u r m m. Selbst in sonst hochdeutscher Aufzeichnung waltet die mundartliche Form v o r : » R e m n e r t u r n « ,Turm, dessen militärische Besatzung bei Kriegszeiten die Mitglieder der Riemerzunft bildeten' (Ork. von 1575; Kbl. 30, 79). 9t i c m c t $ c d ) t , nösn. Räimerxävlt f. ,Zunft d t r Riemer'. Die »Rnnner Czech in der Hermanstadt« verteidigt 1582 mit Erfolg vor der Universiiät ihr Eigentumsrecht auf »dasWayer-Erb«. S H i e t n j e u g , Remzecli n.; riösu. RNach diesem Elend hat Gott den Apafi Mihal hereinbracht aus der R o b s ä g von den Tattern und Polen«. (Kbl. 3, 61) — Lehnwort aus magy. rabsäg ,Gefangenschaft, Sklaverei'. R o c h e i l , (Hstdt., Goldschmied 1555). x i ä j t i n , rächein, nö=n. rächein schw. [Nachtrag zu rächein S. 7], 1. von Freude- und Zornäusserung der Schweine: wonn de Schwenj hoim kun, rächte se, ira wo se sich begressten, (Agn.). /)« Schwitnj racheln [-;?-], se mquchen esi: liehe
Rochfeldt — Rock'
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{he he], worin em e frcml Sclnciinj brc andern d'M. (Reussen). — 2. ,roh, wiehernd lachen'. Nimmt rächel ne« [-a"-] oist.' Hir, uä se wedder raeheln, em Inrt se las her [-9?-] iicer de Gq,ss. (Agn.). Di«r rächelt gi"rn. (Bistr.j. Vom Lachen eines mutwilligen Weibes, mit Anspielung auf dessen Lüsternheit: Hir de0, tcü, de°t [-so.] wieder rächelt; auch: et rächelt ivä en Qorr (Agn.). Deshalb zu kleinen Kindern die wiehernd lachen: Te Uäst e Rachelmetehen, e Rachelgang. (Reussen). Wunn e Kant vill Iqcht, spracht em: de racheltst wäe an G&s (Weilau). — Mhd. rücheln ¡wiehern, biüilen, röcheln'. R o c h f e l d t , (1763, Mediasch). R o c h l u s , F. N. (Schässbg., 1808), » R o c h l e s « (1834), » R u c h l o s « (1811), » R u c h l e s « (1807). »Hannes R u c h l e s « ( G r . - S c h e D k , 1635). » R u c h l i u s (Thomas)«, Sedler in der Reispergasse (Hstdt.). Ebenda hört man auch Rochles f ü r Rochus, Roches. s. Rochus. R o c h u s , P. N. (Schässbg., 1725, aus Gr.Schenk), - R u e c h e s « (1615), « R u c h e s « (1618), » R a u c h e s « (1629), - R o c h « (1678). »Rochus Hencken Hannes sen szon« (1490). - F r a t e r R o c h u s Scharusiensis plebanus cessit« (1537, V.-A. 10, 383). R o c h u s (Neustadt a. H., Rosein, Kbl. 10, 98; Gr. Alisch, 1762). s. Rochlus. S i o d ) U g g a j j e , Rochnsgöss fem. Name einer Gasse (Krönst.). 31 o et,1 Rok m., Plur. Rek, nösn. Rock m , Plur. Reck und (2) Rock, Plur. Rek. Ykl. Rekeichen, nösn .Reckeltchi.,Obergewand'. 1. Beim Mann als Bekleidung des Rumpfes; ist Bezeichnung nur f ü r den städtischen Mannesrock, während der Bauer seinen eigenen Rock K l i l oder Glp heisst. Doch hat in manchen Dorfsmundarten Rok besondere Verwendung als Name für Gewänder, die beim Besuch des Gottesdienstes getragen werden (s. unten d). Der Rok, Plur. de Rek ,der Rock, aber nur der Mäunerrock; der Frauenrock heisst Kerl, Kedl ,Kittel'; ykl. det Rekeichen ,das Röcklein' (Mühlb.). Inh hu wer iin nqme Rock lossn mqchn (Bistr.). Ich gon nor Um Rok ,ich gehe nur im Rock' (ziehe keinen Mantel darüber an). Am Rok prädijen, d. h. nicht im geistlichen Ornat predigen; das t u n die nicht ordinierten Volksschallehrer. Der Rok äs mät Wasser gefottert, sagt man (in der Kälte) von dünnen Röcken. E beroptscht Rock ,abgenutzt'. Über einen Säufer: Bits af de Mungkel uch Rok höt e sij allent versofen (Kbl. 31, 42). Unter den Gaben des ehelich Kräst« ist auch: c Rekeltchen ( K Ä S T , 82). Im Gegensatz zum bisherigen Klit nun in Orten, deren Tracht der städt. zuneigt, auch mundartl.
Rook 1
gebraucht: Des Gangen (das jüngere Geschlecht) tcallen 't Kloit nemi undecii [-