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German Pages 160 [164] Year 1913
SIEBENBÜRGISCH- SÄCHSISCHES
WÖRTERBUCH.
MIT BENÜTZUNG DER SAMMLUNGEN JOHANN WOLFFS
HERAUSGEGEBEN VOM
AÜSSCHÜSS DES VEREINS FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE.
ZWEITER BAND: DRITTE LIEFERUNG BEARBEITET
FRIEDRICH
VON
HOFSTÄDTER
(Fätz§t&ken—Fretterei).
STRASSBURG V E R L A G V O N K A R L J. T R Ü B N E R . 1912. DRUCK VON W . KRAFFT, HERMAKNSTADT.
lJen Text dieser Lieferung hat J o h a n n R o t h im Manuskript durchgesehen, dazu mehrere Beiträge geliefert und ausserdem zu den einzelnen Artikeln zahlreiche Ergänzungen namentlich urkundlicher Art und aus den südsiebenbürgischen Mundarten gemacht.
Um ein rascheres Erscheinen der einzelnen Lieferungen zu ermöglichen, ist neben dem ersten zugleich auch der zweite Band des Siebenbürgisch-sächsischen Wörterbuchs eröffnet worden, so dass nunmehr parallel mit den weiteren Lieferungen des zweiten Bandes die Schlusslieferungen des ersten Bandes ausgegeben werden können.
Lesezeichen. •(• nicht mehr gebraucht. * vor einem Wort bedeutet eine nur erschlossene, nicht bezeugte Form. / Hauptakzent, < Nebenakzent. ) geworden zu, ( entstanden aus. [ ] Sprachliche Bemerkungen.
( ) Inhaltliche Erläuterungen. , ' Neuhochdeutsche Umschreibung. » « Zitate aus gedruckten Quellen. Kursiv Mundartliche Redewendungen (qlt). Kursivschrift bei Ortsnamen bezeichnet den Ortsnamen als nösnisch (Bistritx),
Fätxütdiken — fauchen
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-es ( mhd. hüs wie in Beckes, Koches, Küfes, Leines, Rotes, Sehämpes, Sehingkes, Sehlaifes, S&ches. Fätzst&ken m., fehlt nösn. 1. ,der kurze Querstecken im Zaundach, in der Fätx, gewöhnlich aus Eichenholz, weil er längere Zeit dauern soll' (süds. allgemein). — 2. Der dickste Stecken beim Zaun heisst auch FetxStäken (Schlatt). Syn. Staken. — Die Ra.: Et rent FätxSt&km ist entstanden zur Bezeichnung des Regens mit sehr dicken Tropfen, die schnell fallen and die in ihrer parallelen Fallrichtung dem Auge erscheinen, wie die parallelen FätxStAken uüd ebenso gross, wie diese. A: Nanet gongk, sä w& Stark et rent! B: Ieh mess go mer ren et Fätxit&ken; vgl. et rent Spess. — Zu Fätx. Fätzzong, -xonj m. (Malmkrog). 1. ,der Dachzaun' = Fätx. Der Teil des Zauns, der durch Einzäunen der FätxStäken die wagrechte Grundlage des Daches bildet, heisst Fätxxom (Gr.-Lasseln). — 2. »Jeder feste (in der Regel auch gedeckte Zauu), im Gegensatz zum leichten, schief aufwärts geflochtenen Huesenxong, Hasenzaun« (Busdj. — 3. »Jeder aus Ruten geflochtene Zaun (gefätxt Zong), der Etterzaun, dem der ungeflochtene Dornenzaun (derän Zong) gegenübersteht« (V.-A. 27, 606). — Zu Fätx. ( S a u d j e ) , Föch fem. (nösn.) ,aus dem Getreide beim Fochen aufliegende Spreuflocke'. Auch in Zusammensetzungen wie Faierfoch, Wäntfdeh, vom Blasen des Windes (nösn.). Schniföeh ,Schneewehe1 (nösn.). Im Süds, nicht bekannt. — Zu foehn ,fauchen'; vgl. hess.Voche »darf jegliches Gebläse meinen« (Pfister, Nachtr. zu Vilmars Idiot., 322). f a u c h e n , föchen schw., nösn. foehn schw. ,blasen'. 1. Irans. ,durch Blasen reinigen' besonders Hülsenfrüchte und Kukuruz. Det Tirkeschkorn foehn (Bistr.). Man schüttet Kukuruz in ein Fälpes und bringt es durch Schütteln mit dem Windzug in Berührung, so dass die häutige Spreu fortgeblasen wird. De Faibzm foehn, Fisolen durch Blasen in der Hand reinigen. Auch ,Heisses durch Blasen kühlen': Det Krektdappen föchen (Krönst.), den Krauttopf aufrütteln, dass sein Inhalt besser auskühle. Foeh de Kirschen (in der Schüssel, Hstdt.). Det Biggelaisn foehn (Bistritx), die Kohlen im Bügeleisen durch Schwingen zum Glühen bringen. — Zu dieser Bedeutung lässt sich westerw. Yoche, Vocht vergleichen ,eine Vorrichtung zum Reinigen des Getreides'; auch foche ,Feuer anblasen' (Köln). — 2. Intrans.,keuchen, schnauben' von Mensch und Tier. Siebenbürgisoh-säQhsisohes WSrterbnob II.
Fauckos — faul Seckt d' Frd Motter, wai se focht Mät der Hungklieh än dem Schöcht. Im Hochzeitslied der F r a a Löprich, SCHULLEB, Ged. 17.
— Ebenso oberhess. fochen ,laut und schwer atmen'. — 3. Causativ ,heftig atmen machen, Brust und Bauch in Bewegung setzen'. Von heftigem Lachen oder Weinen: Et (das Mädchen) grinn, ded ed et fqcht (Kl.-Bistr.). E lycht, tqd ed en focht (Bistr.). Auch vom Schnauben der Tiere. Fit focht em de Saitn (Bistr.) sagt man vom Pferde, wenn es nach heftiger Anstrengung verschnauft. Dagegen wird das Wort beim Fauchen der Katzen und Hunde nicht gebraucht (s. dafür baffen). — 4 Daraus hat sich bei Kästner die Bedeutung ,zittern, schwanken' entwickelt. E focht ,atmet zitternd wie einer, der sich heftig angestrengt hat'. Un der Hufich (Hecke) Kuckt en Swch (Sägemühle) Durch de Erleblädder, Dqch uch Nöcht, Dat se focht, Sticht se Dannebrädder. KÄST.
78.
W& äm Wängd det Nestehe (Ästchen) focht! 0! em mes ed angderStätxen, Sonst xeknatscht et noch vir Prdcht.
Ebda., 69.
— mhd. fochen, nicht pfüchen, auf das das nhd. fauchen zurückgeht, mit dem unser Wort also nicht ganz identisch ist. o ist gedehnt, wie sonst vor stimmlosen Gutturalen; vgl. Loch (Loch), lohn (locken), Röhn (Roggen). Doch lässt manche unserer Bedeutungen auch an nhd. fachen, fachein ,durch Bewegung Wind machen' denken z. B. das Feuer anfachen (durch Blasen). F a u c k o s Johannes, F. N. (1522, Qu. Kr. 1, 451). Sächsisch? Vielleicht verschrieben für Fankosch ( = Fankoch)? (Ebda. 1, 358). f a u l , feil, f(M adj., nösn. faul adj. 1. Die erste Bedeutung des Wortes, die sich in faulen, verfaulen findet und die dem ahd. fül allein eignete, ,verwesend mit üblem Geruch, verfault' ist der Ma. abhanden gekommen. Das zeigt KRAUS, der das Wort noch in dieser Bedeutung gebraucht, »danenher die feindt. . . alle maaren vndt heimlige Öhrter durchgegraben vndt durchwiellet, wie die maden einen f a u l e n Kaass« (Chron. 1, 9). »haben sie ihm die Kugel mit zuch pflastern beginnen zu gewinnen biss endtlich das fleisch vmb die Kugel f a u l worden« (Ebda. 1,208). Das zeigen aber auch die Schelten 21
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faul
felled Öss (Aas), feller Örseh, feilet De«r oder Wendungen wie e äs faul, tq,t e Stängkt (nösn.), die heute alle nur übertragen gebraucht werden. — Hieher gehört Paulbaum (s. d.); auch der Fl. N. än Falxam ( = faul Zaun?, Jaad)? — 2. Daraus entwickelte sich die Bedeutung,morsch, mürbe1, dann auch ,unfruchtbar, steril'. Dass dieser Bedeutungswandel in der Begriffssphäre des Wortes liegt, zeigt deutlich das stammverwandte lat. putridus, putrefacere, die beide den Nebensinn ,locker, mürbe' haben. Diese Bedeutung muss man wohl annehmen bei den vielen Fl. N. mit faul, die durchaus nicht immer sterile, unfruchtbare Riede bezeichnen. De folj Ä (Au, Felmern), de foul Umseht (Gr.Schenk), hanjder der fei Uofsekt (Abtsdf.), fq»le Beßchelx (Birth.), am faile Furleg (»im faulen Furleck« 1808, Heldsdf. i. B.), faul Qe.wq.nt (»auf dem faulgewand«, St. Georgen), än der feil Gewunt (Belleschdf.), qf em foule Qruflin (Graben, Passbusch), fei Helt (WOLFF, Ortsn. 1, 38; Meschendf., Felmern, Katzendf., Bekokten, Magarei u. a.), faul HMt (Jakobsdf., Treppen), faul Helt (Nieder-Eidisch), Faulhia-ltner Bäich (Jakobsdf.), af der furter Sekt (Kastenholz), de faul Dein, urk. »In faulen deelen« (Heidendf.), dazu Fauldeler Walt, Fauldelndwl (Ebda.). Auch » F a u l b a c h « (Qu. Kr. 4, 241)? An einen Zusammenhang mit dem ostfries. f i l ,unbebaut, öde' ist wegen der nösn. Formen, die immer faul haben, nicht zu denken (WOLFF, Ortsn. 1, 37). — ,faul werden' s. entbomem, entschlofen, entStoken. — 3. ,schlecht, unnütz', wie das, was verfault ist. Dq,t sai guflr faul Ausredn (nösn.). »sich enthalten von vngebürlichen f a u l e n possen vnd vnnuczem schelten ader wortstychen« (1543, HERBERT, Reformation, 53). »Da er sich ausredet, er hette es nicht können aufschreiben der zeit kurze wegen, seyen nur f a u l e ausreden« (1599, Ger.-Prot.) [wohl nur in geh. Spr.]. — 4. ,träge', a) Von Tieren. Dq,d äs e faul Öss (Ochs, Petersdf.). Der Bäffel äs guer e faul Gäiter (Tier, Ebda.). Im Rätsel vom Schwein: Ed äs e feil uch garstich Ös (Aas). Et hot det Külter um, der Nos. FBONIÜS, 46.
— b) Von Menschen. Der fleissige ss. Landmann verabscheut nichts so sehr als träges, faules Wesen. Deshalb hat er denn auch eine Reihe von Ausdrücken, die dies Wesen auf das schärfste tadeln. Am gelindesten ist noch, das einfache faul. E faul Kärl, Metehi, Jqng (nösn.), Dirn, Gret (Schässbg.); stärker: Dqd äs dich
Faidängk—Faulbach
diär faul Mäntsch (nösn.). Di«r äs och %e qllem xe faul (Bistr.). Steigerungen sind von hier aus leicht möglich bis zur derbsten Grobheit. Ed äs jo hq,ld och vu diär fauler U«rt (Gq,ttungk, nösn.). Da faulet Volk (Petersdf.). Dafi fqler Streck (Jaad). Tee feljer Strongk! (Agnetheln). Hew der de Fdiss, da faulet Stack Flesch (Bistritz). Tä feler Örseh (Schässbg.). E feil D&r, Oeddr (Ebda.). Da fauler Hq,nt, da, verfaulder! (Bistr.). Da, faulet Schwai! (Ebda.). Tä fouled Ös. Stängkfouled Ös tä! E äs esu faul, tqt he Stängkt vor Faulem (Bistritz). E äs Mängkich foul (Mühlbacb). Auch die Vergleiche sind nichts weniger als schmeichelhaft. Foul w& de Muer, w& e Bäffel (Rumes), än Bäffelkä (Bistr.). Faul wäi der Hqnt (Ebda.). Foul wei e Mastbueren (Misthaufen, SEMP, Verspillt 15). Foul w& en Ös (Aas). Fawl wae der Putregäi (Mist, Petersdf.), feil wob de hrt. — Zahlreich sind auch die syn. Namen für faule Leute: en ägerädert (,ungerührt') Paloks (Rumes), en asieh (aasig, Zuckmantel) Dudasch (Rosenau), Lontesch (SCHÜLLER, Beitr. 39), mqdich, Mqddesqck, Mqss lengk (Schässbg.). Von faulen Leuten geht die Rede: des Öbmst bläi de Kirbes (Bistr.) oder Fo^el Lekt hu gäre Fehrdqch (SCHUSTER, Volksl. 190). Ihnen ruft die Wachtel zu: Bäck der'n Räck Dau fauler Strock (nösn.). — c) Elliptisch in der Wendung ,nicht faul' in eifriger Erzählung. Aich nät faul, erwqscht en und sehmäs en eruflf (nösn.). »Ich aber nicht f a u l , sondern wurff zurücke, wodurch ihr das Kennback verletzet wurde« (1775, L. K. A.). Wie im Nhd. — Dazu der F. N. » F a w l Jorg« (2. Hälfte des 15. Jahrh., Qu. Gesch. S., 34). Das ahd. fül hat sich in der Ma. in mannigfacher Weise entwickelt: faul (nösn.), foul (Hstdt., Krönst.), fol' (Rode), f'öl' (Zuckmantel), feil (Schässbg., Med., Birth.). Die Zusammenstellung zeigt, dass der Weg von der Länge zur Kürze über die Mouillierung des l gegangen ist. — Lautt. 113, 117. mhd. vül, ahd. fül. —, Fanlängk m. (nösn.), Schelte für eine faule Person. Von faul mit der im Nösn. besonders häufigen Ableitungssilbe -ängk (-ing) gebildet. F a u l b a c h f , 0. N. (1655, Qu. Kr. 4, 241), »durch die F a u l b i c h « (1663, Ebda. 278), Foulbech (Wolkendf. i. B.), Fiulbrich (Rosenau i. B.), ,Holbach', magy. Holbäk, rum. Holbaou westl. von Krönst. — Dazu Fv4brichgrw>wen Fi. N. (Rosenau i. B.). Zu faul?
Faulbaum —Faulenzer
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F a u l b a u m , Fellbüm m., nösn. Faulbom m. 1. Wie im Nhd.: Rhamnus frangula L. (FRONIÜS, Flora von Schässbg., 26). Dafür häufiger llangtshül% (Hundsholz, s. d.) und Pqlwerhüh (Pulverholz, s. d.). Die schwarzen Früchte heissen Tentkirschen (Kl.-Bistr.). Wohl von dem weichen, morsch scheinenden und faulig riechenden Holze (deshalb auch nhd. Pulverholz). — 2. ,Beig- und Spitzahorn', Acer pseudoplätanus und platanoides L. (Wallendf., Bistr.). Entweder wegen des fauligen Geruchs oder weil das Holz weich ist. — 3 ,Wegdorn' (HALTRICH, Plan 71). Welcher Dorn ist damit gemeint? Prunus padus L. ? — 4. ¡Scherzhaft sagt man in Kl.-Bistr. zu Kindern, die mit der Heugabel ins Heu gehen, oder zu Arbeitern, welche sich beim Heumachen nicht recht sputen, sich im Schatten herumdrücken usw.: D& Oqfel is halißh q,s (encl.) FrMbüm. g a u l b o r n , Felldorn m., nösn. Fauldorn m. Prunus padus L. ? — Dazu der Fl. N. Fauldern (pl.) (Heidendf). f a u l e n , feilen schw., nösn. fauln schw. ,durch faule Gärung aufgelöst werden'. Von Früchten: De Äpel feilen hair Slqrk (Schässbg.), de Kaleräbi, de Mrdnäss fauln (nösn.), dafür lieber das stärkere Kompositum verfaulen. Vom Fleisch. »Item was fleysch man domyt (mit Branntwein) bestreycht es sey r6 ader gesoten das f a u l e t ader erstinck nijt« (1509 Heitau, Kbl. 2, 54). Auch vom Körper des Menschen. »Weinsauffer, trunkenbolt, wenn sie messig lebeten, . . . . der mund wurd nicht stinken, lung und leber nicht f a u l e n « (DAM. DÜRR, Hdschr. 871). E fault tynghär (nösn.) ,ist lange tot', ab-, an-, aus-, verfaulen. Auch lux. steht faulen neben follen wie ss. faulen neben feilen (Lux. Wb., 102). — mhd. vülen. f a u l e n j e n , laalänzen schw. [Stadt. Haibma.] ,faul sein'. In echter Ma.: erämhäwern (nösn.), lätxen, af der Bifirenhokt Iqn oder faul in Verbindung mit Verben (s. faul). Im Süds, ist fenlänxen, feljäonksen echt mundartlich, dagegen wäre af der Bierenkokt Iqn mehr der Stadtmundart zuzuweisen. Vom Faulen heisst es: Di qrbet glq,lt näst, dt goid änen nor feljäongksen eram, ais enern Wängkel ännemdern (Agaethela). — Aus dem Nhd. Von faul mit der Ableitungssilbe -enzen (ahd. -enzon) gebildet. g a u l e n g e r , Fanlänzer J . m . [Städt. Haibma.]. 1. ,fauler Mensch'. Dqd äs e Faulänxer (nösn.). Die echte Mundart gebraucht dafür faul in Verbindung mit bezeichnenden Substantiven (s. faul). — 2. ,Linienblatt', weil es einem die Mühe abnimmt, Linien zu ziehen.
—
Faulenzia— Faultier
Oiek, hol mer dn Faulänxer (Bistr.). Auch nhd. ,Hülfsbuch, -tafel zum mühelosen Rechnen'. — Aus dem Nhd. Fanlenzia -i fem. zunächst scherzhaft, sodann gut volkstümlich für Influenza, weil man bei dieser Krankheit oft gar nicht krank scheint. Eine naheliegende moderne Verdrehung im Anschluss an faulenzen; sie findet sich auch in Lux. und sonst. ( g a u l f r a u e n j u p p e ) , Faulfränsupp fem. (nösn.), süds. Fellfräekächen fem., Faulfränläbet n. (nösn.), tiindsuppe mit eingetropftem Ei, oder gebröseltem Mehl und Eiern oder mit Gries. Sie ist rasch zu machen, daher der Name. — Zu faul. g a u l f j e i t , Fellhit fem., nösn. Faulhet fem. Dqd äs nor Feltchhit (Schässbg.). Wider dai Faulhet äs schold dru (Bistr.). De Stängkst vor Foulhit (Krönst.) ,der höchste Grad der Faulheit'. Im Loblied auf seine Heimat Agnetheln rühmt Daniel Schmidt, der Vater des Komes Konrad Schmidt, von den Agnethlern, dass sie de Feljhoit hassen, ein Ruhm, den wir für unser ganzes Völkchen in Anspruch nehmen. — Zu faul. f a u l i g , fo n lieh adj., nösn. faulieh adj. Faulich Appel, Fleseh, Holz (nösn.). Foilieh Päddem (Galt). Das Wort bezeichnet das erste Stadium der Fäulnis. Syn. ugredieh, unxäekieh (s. d.). — Zu faul. —, Fauln, Faulschker (PI.), s. Veilchen. g ä u l n i S , Failnes fem. (nösn.). [Städt. Haibma.]. Echte Ma. Det Holz äs entbomt (nösn.), entsehldfen, entStokt. Der erste Grad der Fäulnis wird bezeichnet durch unxäekieh (anzickig, s. unter diesem Worte weitere Syn.), ugrHieh (nösn.). Völlige Fäulnis durch Stängkieh (stinkend), verfeilt (verfault). — Aus dem Nhd. Darum der echten Ma. auch im Süds, fremd. Selbst der Städter empfindet die Wendung: Edäsä Fellnes iwergegangen als gekünstelte Übersetzung. g a u I p e l j, Fanlpiälz m. [Städt. Haibma.] zur Bezeichnung fauler Menschen. Pelz = Haut, Fell. — Aus dem Nhd. ( g a u l f t e i n ) , Fe»lstin (Nussbach, Neustadt i. B.). » , F a u l s t e i n e ' werden heute noch im Burzenland die Tuffsteine genannt« (Qu. Kr. 3, 1100). »putres lapides vulgo F a u l s t e i n « (1535, Qu. Kr. 2, 419). »vecturae lapidum vulgo F ü l l s t a i n « (1547, Ebda. 3, 412). »10 fuhren f a w l s t e i n « (Ebda. 3, 492). — Zu faul 2, Faulstein also ,weicher, zerfallender Stein'. g a u l t i e r , Felldär n. (Birth.), nösn. Fauldar n. ( 2 i ) [Städt. Haibma.] zur Bezeichnung fauler Menschen. Echte Ma. nur unter Wahrung des adj. Charakters von faul und mit ent-, 21 •
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Faum — Faust
sprechender Betonung (i-i) fewl D&r, zur Bezeichnung einer faulen weiblichen Person, 8. faul. — Aus dem Nhd. Faum m. [Städt. Haibma.],Schlagsahne'. Der Faum, qfdem Kaffe (Bistr.). Faum mät PiSkotn (als Nachspeise bei Nachmittagskränzchen). Die Vorbildung, die in solchen Kränzchen vielfach herrscht, schafft mit der nhd. Nebenform von Faum, mit Fahrn, auch eine sächs. Fämtort, Fahmtorte, Schaumtorte (Hstdt.). Sonst ist für nhd.,Schaum 1 Sehom, nösn. Schaum, gebräuchlich. Frühnhd. Faum. Nebenform zu mhd. veim, ahd. feim, ,Schaum, Abschaum1, f ä u m e t t , schw. Nebenform zu feimen s. d. Am Faur, Fl. N. (Stolzenbg.). F a u r m a n , F. N. s. Fuhrmann. F a u s er, F. N. (Bistr.). — Zu Iothr. fausen ,gründlich säubern' (FOLLM., Lothr. Wb. 135). Aus Deutschland zugewandert. S a u f t , Fönst fem., PI. Feist, Feest (Med.), nösn. Faust fem., PI. Faist (nösn.). Dim. Faistehm (Bartsch), Faistehi, Faistki, Faiskn{ nösn.). 1. ,die geballte Faust'. E sehläch mät der Faust q,f dn Däsch, tqd et krqcht (Bistr.). Dißr sehlet glaieh mät der Faust drän ,ist ein gewalttätiger Mensch' (Ebda.). E Iqngd en mät der Faust, tqt e Tulai (tolvaj magy.,Räuber, zu Hilfe!') hräseh (Ebda.). loch ginn der Faist (gewöhnliche Drohung, Alzen). An Allen-Dqch-Sanktich . . . sehlet det Dqnnerwedder nur aus der Qurjel unt mät der Faust (H.-W., 344). E drqid em mät dem Fänger ,im Spass', mät der Faust ,im Ernst' (Bistr.). De Faust xijen, (nösn.:) waisn ist eine ernste Drohung. Ironisch: mät der Faust heschdä (,schöntun' ,schlagen', nösn.). E wäscht sieh de Nws mät der Faust ,hat keine Lebensart' (nösn.). Die Frau, die vor dem Richter geklagt hat, ihr Mann habe sie damit geschlagen, Mät wqt De Noss hie flacht xe dreien, fährt fort: E fliecht Sich mät der Faust xe schnejxen. HÖHR, L .
18.
Manche Spiele pflegt man qf Faist zu spielen, beim Eatxeloch (einem Spiel mit Knöpfen) z. B. gibt der Gewinner den Verspielern so viel Püffe (nösn. Pump), als er Knöpfe gewonnen hat (Kl.-Schenk, Kbl. 20, 25). s. knuffen, Pump. — R. A. Et pqsst wdt de Faust qf't Üch ,es stimmt nicht zum besten zusammen'. Däi Oub (Jacke) passt qf dm Kirrel (Kittel), wä,i de Faust q f t Och (nösn.). Auch von unharmonischen Farben:
Faust—faustdick
Dqt Büt och dqt Oräi passen wäi de (än) Faust qf't Och (Ebda.). Ich bän — sprächt Weiss — und bleiwe mät jedem Blädestropen E Sachs, wat nätxt mer alsi en ängresch Adelswopen? Verxqt mer, dqt wedd passe just wä en Foust a f t Uch. K I S T . 141. Ebenso lux. 't passt ewe' eng Fauscht op en 1 , und sonst. — 4-f ¿i^n Faust ,auf eigene Faust', wie im Nhd., weil die geballte Faust leicht den Nebensinn ,Gewalt' erhält. — 2. Die geballte Faust gilt auch als Mass. Den Bedeutungsübergang zeigen Wendungen wie: Et huU Bäcker (Backen) w Felinebr^nnen m. (Trappold, MÜLLER, Sagen 291). F e l k e l , + F. N. (1610, Gr.-Sch.). ,Völkel', zu Filk, ahd. folc, vgl. Fekelt. F e l k e n i u s , s. Filkenius. F e l k e r , F. N. (1565, Hstdt.), F e l c k e r (1683, Petersdf. 1705, Bistr., um 1800 Waltersdf.), V ö l k e r (Streitfort); gegenwärtig Felker in Leehnitx, Jakobsdf. Zum 0. N. Falk s. auch Falker, oder zu Filk (ahd. fulc). g e l l , Fiel n., PI. FM und Fieler, nösn. FiAl n., PL FiAl und Fißler. I. ,Haut der Tiere'. 1. Die unbearbeitete Tierhaut; es wird im Gegensatz zu DWB. 3, 1496 f ü r gewöhnlich kein Unterschied gemacht in der Bezeichnung der Tierhäute, alle heissen Fiel. Von den wilden Tieren sind bekannt: det Fussfiel, Sprw. et wit (wird) dich lieh en Iwergq/ngk sen, sot der Fuss, da im em det Fiel iwer de Iren %uch ,auch das Schwerste lässt sich ertragen'. Auch der Bär hat ein Fiel, deshalb das Sprw. bäs em de Bvre net hot, terw em det Fei net verdrängken (H.-W., 91). Hqmtesfißl (Dachsbalg), HußsnfiAl (Hasenbalg); im Winter werden sie gesammelt und dann an die Juden verkauft, die von Dorf zu Dorf ziehen und sie aufkaufen. Auch urk. » F e l l e als Otter, Biber, Fuchs, Märder und Wölf unausgearbeitet« (1640, Kürschner - Artikel). — Grössere Bedeutung haben natürlich die Häute der Haustiere, Qessfißl, süds. Qissfiel, früher
Fell
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in entwickelter Lederindustrie gegerbt, werden gegenwärtig meist importiert. SchoffiM, Lqmßel, RängtsfiM, Kqlffiel. Auch Hund, Katze, Maus, Kaninchen, sogar das Schwein haben ein Fiel. Das synonyme Hokt (Haut) wird von Tieren nicht gebraucht oder nur im Verkehre der Gewerbsleute als term. techn. Balg (s. d.) ist ganz durch Fiel verdrängt. In andern süds Maa. hat sich der gewerbetechnische Unterschied dahin entwickelt, dass Hokt, Heckt die rohe Tierhaut bezeichnet, Ladder, Lädder aber für die grosse gegerbte, Fiel, Fei für die kleine gegerbte Haut gebraucht wird. Gorre-Ladder, Schefffei, beide, wie sie vom Gerber dem Schuster und Riemer geliefert werden (Agnetheln). — Urk. »welche (Kuh) er ein weil im F e l l e n hangend gehalten, das Fleisch war ungestalt blattig und etherig« (1599, Ger.-Prot.). »als wir das F e h l (eines Ochsen) abnahmen, so zerplätscht der leib« (1676, Cap. Bog.). — Die Zünfte sorgten strenge dafür, dass ein Angehöriger einer Zunft nicht Felle kaufte, die zu kaufen nur Angehörigen eines andern Gewerbes zustand, »und dy schuester die do ledder würcken sollen kein f e e 1 kaufen oder ferarbeyten das den kyrschnern oder yrgeren zustehet« (1551, Bistr. Schusterzunft-Art.). Zur Bezeichnung unbearbeiteter Felle findet sich in Urkunden öfter der Zusatz »rauh« oder »roh«, »etlich hundert rawe ungerlender f f e e l « (1572, Bistr. Ledrerzunft-Art.). »Allerhand rohe F e l l e ausserhalb oder auswältzig zu verkaufen« (soll keinem Meister zugelassen sein; 1640, KürschnerzunftArt.). »Keinerlei rohe F e l l e von Lämmern sollen den Handschuhmachern auf dem Markt frei sein zu kaufen« (V.-A. 27, 537). — An dem unbearbeiteten Fell unterscheidet der Gerber verschiedene Teile. Ossait (Aasseite), süds. Ossekt oder ded Oss heisst die fleischige Seite, die andere ist der Narbm, der Närf (w), um den Schwanz herum heisst es det Schält, vorne der Scherl, Schäddel, der Nyckn, wo der Fuss sich am Bauche reibt, sind die Weichen (Flemen), am Bauche ded Ewer (vol, schlg,mpich Ewer). Das Fell des unausgewachsenen Rindes s. Pitlimgk, -Imgk. — 2. ,die bearbeitete Tierhaut', a) Beim Kürschner: det Fiel ousarbeden (alle Arbeit am Fell). Dem geht voraus das Abziehn (ußx&n) und afipeln (,mit Stäbchen zum Trocknen aufspreizen'), das heute meist der Fleischhauer bestellt. Die eigentliche Arbeit beginnt mit dem weehn (weichen, süds. det Fiel äwichm). Darauf folgen (nösn.): de Fifil wäschn, (süds. witschen), q,f der Ossait (Aasseite) fleschn (,vom anhaftenden Fleische reinigen'), än t ren
Jell
Wqsser da (,in reines Wasser legen'), mät KlqM (Kleie), Sqlx och Alau bessn, (süds. mät Klqen, Sq,lx, uch Long bissen) oder beklqMt, än de Bess änrrupchn; än der Bess hwällt det Fiäl (syn. bupl würden), do wid ed e puflrmol gedret (,gewendet'); danach folgt: de Fißl draign (,trocknen', s. drögen), faichtn, flehten (feuchten), änsehlo, äschlon (än dn Qtruflbm schlo und dann je 2 Felle mit der Aasseite aufeinanderlegen, dass sich das Wasser besser einzieht), mät dem Fäss xeden (süds. mät dem Foss xedineri) (dehnen, indem mit dem Fusse das eine Ende des Felles auf der Erde festgehalten wird), mät der Sträk (,Strecke', ein Werkzeug) ausStüssn, u der Oarbqngk() Garfbqngk,Gerbebank') xelauchn (die 3 letzten Arbeiten wollen das Fell glatt machen), widder draign (.nochmals trocknen'), mät der däeker Sehußf (,Schabe', ein Werkzeug) än de Lingkt ni (,der Länge nach schaben', wörtlich: nehmen), im de Wait mät der sehwrfer Sehußf pekeln (,der Breite nach schaben'), waiss mqehn d. h. mäd ^.lebqster och KlqM änsei (,ein8äenl, bestreuen), mät der Sehußf änraibm, q,f der Rum (,Rahme', ein Holzgestell) leddern. Daneben sind süds. auch andere term. techn. gebräuchl.: de Fiel afz&n ,zum Trocknen aufspannen', de Fiel af t Wasser afschlon (dasselbe wie nösn. än dn Qruflbm sehlo, die Felle werden mit weitem Schwung flach auf das Wasser aufgeschlagen), de Fei ousbixen (,beizen', Rumes), omfärtijm ,mit Gipsmehl bestreuen' (womit die Arbeit am Fell beendigt ist). Die Kürschner arbeiten heutzutage meist folgende Fellarten aus: Hammel-, Schaf-, Kirlan- (gekolft Lämtcher ,geschorene Lämmchen'), Lqm(Lamm-), Oiss- (Geisa-), FäSchotterfiAl (»Otter f e i « 1545, Qu. Kr. 3, 305), früher auch Fuchsund Marderfelle. — Urk. »kyrschner f e i « (1546, Qu. Kr. 3, 366) oder »Clayn kyrschner f e i « (1545, Ebda. 3, 293). Sehqntfiäl (Seehundsfelle), karmaSehm ~ M, karmoisinrote), groß- Zirem(zu magy. szirony) fifil werden heute fertig gekauft und zur Verbrämung oder in Stickformen als Zierat verwendet. Der Kürschner unterscheidet ferner Wwnterfvil (Winterfell) mit der fester sitzenden Winterbehaarung (»wynter f e e l « 1547, Qu. Kr. 3, 30) und SummerfiM mit der loseren Sommerbehaarung, die zu Pelzwerk nicht geeignet sind. In Urkunden erscheinen Fellarten, die (dem Namen nach) heute unbekannt sind: »tirkisch f e e l « (1528, Qu. Kr. 2,126), die ursprüngl. Benennung für heutiges ,Saffianleder' vgl. holl. turksch leer ,türkisches Leder', ,Saffian'. »4 zatyanysch f e i l « (1542, Qu. Kr. 3, 137). »zattyness f e i 360« (1544, Ebda. 3, 248).
Fell
—
346 —
»vntter dijszen kauft szeyn Hut zatyaness f e i vorckaufft worden 80« (1546, Ebda. 3, 371). Diese ,zatyanischen Felle' sind gleichfalls Saffianleder; das rum. saftiaD, serb. säktijan (,Saffian') haben gleichfalls - t / - L a u t e wie die ursprüngliche pers. Benennung sachtjan. Wort und Sache sind unserem Gewerbe verloren gegangen und erst in der Neuzeit durch das nhd. Saffian wieder zugekommen. »Krop f e e 1« (Qu. Kr. 3, 339), von den Herausgebern der Qu. Kr. als »Halsteile des (Fuchs-) Felles, Fuchskehlen (?)* erklärt. Dagegen hat sich die ursprünglichere Benennung noch erhalten in karmaSchin Fifll (nösn.), die in den Qu. Kr. 3 als »khar-, karmissy-, myszy-, myssy-, myschy- (einmal verschrieben caryschy), maschin-, menschyn f e i l « öfter erscheinen. Es sind karmoisin (hochrote) Felle. Rum. carmajin zeigt noch deutlichem Zusammenhang mit arab. qirmizi,scharlachrot, mit Kermes gefärbt' als das roman. carmoisin, cramoisin. Sdmeseh FiÄl (oder Ledder) ist weiches gelbes Schafleder s. sämisch. — b) Beim Gerber (nösn.). Der Gerber macht einen Unterschied zwischen Fi'H (von kleineren Tieren), Haut (von grösseren Tieren) und Ledder (fertig ausgearbeitete Tierhaut). Ebenso wird unterschieden das rohe, noch frische und das getrocknete Fell (gräi ,grünes', gedraueht Fiäl). Die erste Arbeit des Lederers ist das Reinigen von Schmutz und Blut (renignj. Getrocknete Felle werden vorher eingeweicht (än't Wysser weehn). Dann folgt de Fiäl kälkn (,in Kalk einlegen' s. lascher), mät dem, Scheraisn vu der Ossait fleschn (von Fleischteilen säubern), wässern (wässern, damit der Kalk abgeht), glätln (glätten), beasn (mit Hühner-, Tauben- oder Hundekot beizen), mät Stqmpijn (stumpfen) Aisn vu der Ossait ußfxai, den Narbm straiehn (das Fell auf beiden Seiten schaben), gärbm (odor det Fi&l leid im t Lu ,kommt in die Lohe'), bis das Fell böl (s d.) ist, was der Fall ist, wenn es mit Gerbstoff vollgesogen ist. Danach folgt als letzte Arbeit das xariehtn (zurichten), das aber eigentlich eine Folge von mehreren Arbeiten ist: det FiÄl austodschn oder wäsehn (von der Lohe reinigen), mät dem StüssSte, dem Stüssaisn (modern: q,fder Stüssmaschin) glqtt Stüssn (durch Stossen und Zerdrücken der Narbe glätten), farbm (färben). Das ungefärbte Fell wird noch eingefettet (sehmißrn), das gefärbte geglätxi (,glänzend gemacht'). s. Leder. — II. ,die Haut des Menschen', aber nur in derber, zorniger oder erregter Redeweise. Det Feil äs em äm Gesicht q,fgepq,t%t (Draas). Ditm hmi em t Fiel irentlich gegärft ,der hat eine tüchtige Tracht Prügel erhalten'
Felldörffer — (Fellglitzer)
(Mühlb.). Ich sehlü dich, dq,t der det FiÄl guflr q,ftrescht (Petersdf.). Ich dreschen dich, bös der't Fei afreisst (Jakobsdf.). A f t nackt Fifil schwüren ist die feierliche Art der Eidesabiegung mitblossen Füssen, ohne Gürtel. — Auch andere Häute [Städt. Haibma.]: Oeherefelbringkt G e h i r n h a u t entzündung', Brastfißl-, Bochfolentxängdimgk. — Übertragen in Ra. » W w r den Zwenen än de Klo" hit, di'sm, xafi se det Fei iwer de Uren« ,betrügen' (N. Volkskal. 1908, 145). Scherzhaft und euphemistisch vom Schwerkranken, zu dem der Geistliche g e h t : »E witt sich nau det Fiel verhumdeln« (GISSNBB, 82). Di&r hufld e däck Fiäl, e FiÄl wdi e Bäffel ,ist unempfindlich in seiner Grobheit' (Bistr.). — Besonders häufig in der Schelte: tea liehtet Fi4.',elende Kreatur'. Ed as e licht Fei (Krönst.), e q,nnätx Fiäl, verstärkt e Sehwainzfiäl, diese alle meist über leichtfertige Frauenzimmer gesagt (Bistr.). — Syn. s. unter Dirne 2. — ,Fellabziehen' s. auch berbekan „ ¿). — Zus. SchurxßH. — Lautt. 31. mhd. vel. Felldörffer, Földorffer, Fülldörffer, F. N. (17. Jahrh., Schässbg., SCHOTSCH, 12). — Zu Feldorf. F
t j e l l e i f e i t , f e h l t ; dafür das nhd. Bindet (Bündel): e kq,m mät dem Bindet hifir, über einen gesagt, der nur mit geringer Habe sich irgendwo niedergelassen. —, Fellengk, pl. Fellenger, Name einer Weingartenhalde in Grossau; ä mengem Felleng, angder de Fellengern, än de Feilendem. Das Wort ist dunkel, vgl. Felge. F e l l e i t n e r , + F. N. (1794, Hstdt.), F e l l e i t e r (1750, Heitau), Emigrantenfamilie. —, Fellen n. ,Asthma', nösn. fehlt. E hwt det Fellen (Birth , Agneth.). — Syn. der hurtsch, schwer Odn (nösn.; süds. Odem), det Trudegon (Neust, b. Schässbg.). s. Füllen (zu voll). Fellen s. Füllen. Fellenhillchen, Fl. N. (Eibesdf.). — Zu Fellen (Füllen). Wohl ein dem Dorfe nah gelegener Flurteil, wohin die Füllen im ersten Sommer mit ihren Müttern auf die Weide gehen. F e 11 e r , + F. N. (1500, Krönst.). — Zu Pfeiler? F ü l l e r ? F e l l e s , + F. N. (Honigbg. i. B.). — Felles ist frühnhd. Nebenform zu Felleisen (mhd. velis, franz. valise, KLUGE', 131). Dazu? vgl. Fieles oder Fels? ( g e l l a l t & e r ) , Fi^lglätzer m. (Bistr.), gewöhnlich Olätxer (s. d.), ,der die Felle glänzend macht'. — Urk. »Seiner Profession ein F e l l g l i t z e r « (1788, Bistr.). Im Registr, avenarum
(Fellkäse) — Felmern
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(Hstdt., 1753) erscheint ein Mich. Bitter, der als , F e h l G l i t z e r ' bezeichnet ist. ( g e l l l ä f e ) , Fielkes m. (Schässbg.), Feltanerlengk ,Käse in Schläuchen aus Schaffellen'. In diesen Hüllen ist der Käse angeblich fester und haltbarer als der etwa in Holzgefässen, in Stqmtchen, der nach dieser Aufbewahrung ¡Stqnttauerlengk heisst (s. Touerlengk). Syn. Butehkes, Temeltkes, -touerlengk, -brense, -brinse, Tämelpränx, (nösn.), Bulderkes (rum.). F e l l s c h e r , f F. N. (Gr.-Kopisch) ,Fälscher 1 . F e 11 s c h i s s e 1, + F. N. (1644, Schässbg.), F ü l l s c h ü s s e l (1615, Ebda.), V o l l s c h i s s e l (1619, Ebda.), F a l s c h i s s e l (1680, Gr.-Alisch), F e l d t s c h e s s e l (1653, Schässbg.), F e l d s c h ü s s e l (1762, Probstdf.). Andere Formen s. SCHOTSCH, 12; s. auch Feldschützer! ,Vollschüssel' oder ,fülle Schüssel' (DWB. 4, 515). F. N. (aus Spottnamen), die so gebildet sind, finden sich mehrfach: C r o m p h o l z (1505, Bistr.), N a s s w e t t e r (Kl. - Bistritx, Waltersdorf), N e w n m e s t e r ( = Neumeister, 1419) od. imperat. Namen: D e c k e n d i s c h , S c h l a g f r e i (Bistr.).
—
felmign — Feiten
(Das -n am Schlüsse des Wortes ist ein Überrest von -heim; oder Dat. ?) Zum F. N. Felmer. — Dazu F e l m e r b a c h , der durch Felmern fliesst (LENK 1, 335).
—, felmign ,ich empfehle mich Ihnen'. Gruss (Bistr., KISCH, N. W. U. W. 44) aus (ij emjfeln mij 'n infolge der Betonung „ i ^ _). F e i p e r , + F. N. (1509, Qu. Gesch. S. 1, 558). s. Felber. (Je!8, g e l j e n , Fäls (KAST.), Fölsen m., nösn. Fälsn fStädt. Haibma. und Geh. Spr.]. Kästner liebt das Wort und seine Zusammensetzungen. Die Felsenkette der Südkarpathen zog des Dichters Auge und Seele mächtig an. Seine Heimat Kerz liegt am Fuss dieses Gebirges. Wo sieh Fäls un Fäls erhifiwen Affen an de Wülke strinoen Hemmelhi Lqd
e St.
KIBT., 11.
— Doch auch die echte Ma. gebraucht das Wort, aber daneben lieber die tautolog. Zusammensetzung Stifäls und Sten (Stein). — Zusammensetzungen bei Kästner: Fälsekäller (-keller,S. 12), g e l l W e r f , ,Aufputz auf Kleider aus Pelz, -kiessei (-kessel, S. 11), -rätxen (-ritzen, S. 12), Felle', f »Kein Frau soll nicht F e i w e r k -sehlueht (S. 13), -spqlden (-spalten, S. 14), -Stin koffen«, »geledert F e i werk« (1484, Schässbg. (S. 153), Fälsenhous (S. 13), -hift (-haupt, S. 152). Kürschnerzunft-Art.). »des f e i w e r k s halben« — Dazu der Fl. N. Felsgrund (?, Kreisch). — (1549, Bistr. Schusterzunft-Art.), »die leder noch mhd. vels. f e h l w e r k zu stümmeln« (1649, LedererzunftF e l s c h e , F e l s c h e s (1749, Holzmengen). Art.). »das nymandt f e 1 w e r c k Leder nach (noch) F. N. s. Falsche. ander war, welcher die Hanndtwerker bedwrffen, —, Felsche s. Fälsche. auffkauffe« (Artikelbuch der sächs. Nationsuni( f e l j e n ) , fälsän adj. ,aus Felsen bestehend' versität 1544—63, S. 95). [Städt. Haibma.]. F e l l w e s c h , f F. N. (1536, Neustadt i. B.), F e l s e n d o r f , 0. N. (Fäldsenderf, Schäss» F e l l w s c h y n Czyrwysz« (1536, Brenndf., bg., Fefllzemderf, WOLFF, Kons. 17), rum. Felza, Qu. Kr. 3, 12). magy. Földszin. Földsintelke (1305). V e l s e n F e l m e r , f F. N. (1522, Heldsdf. i.B., Qu. d o r f (1340, WOLFF, Ortsn. 38). LENK (1, 374) Kr. 1, 460; um 1610 Rothberg, um 1700 Mühlb., schreibt »Felzendorf, Filzendorf, Fölzendorf«. 1722, Hstdt.). F e I l m e r (1701, Bistr.; 1763, Ein ,Keltermann de Filtzendorff1 ist Zeuge im Schässbg.). »Martino F o e l m e r de Kis-Ludos« Streit zwischen Gross-Lasseln und Dunnesdf. (1598, Ger.-Prot.). — Über den Historiker (1561, Artikelbuch der sächsischen Nat.-Univ. Martin F e l m e r (1720—1767) s. WITTSTOCK, -1544-63, S. 112); BIELZ, Handb. 417: »FelsHeitau 11 f.,V.-A. 13, 541 und oben 1, XIII—XV. dorf«. WOLFF (Ortsn. 38 f.) stellt das Wort zu Latin. F e l m e r i (f F. N. Rothbach i. B.). Ahd. Fels, bemerkt aber »unter den siebenb. 0. N. P. N. Filomar ,vielberühmt', nhd. F. N. Vilmar; findet das Wort freilich keinen Gefährten«. Auf lux. Filsdorf (ma. Felschtref) deutet KISCH moselfr. F. N. Föllmer. F e l m e r e r , ,einer aus Felmern' f F. N. (V.-A. 33, 72) und leitet beide vom F. N. Filz, Felz (s. Fältseh, Filtseh F. N.) her. Lautlich (1646, Schässburg; 1718, Holzmengen; 1764, Seiburg; 1857, Fogarasch). — Zum 0. N. Felmern. sind beide Ableitungen einwandfrei. Zu ahd. F e 1 m e r n, Fälmern 0. N. bei Fogarasch, magy. fulc oder den damit gebildeten P. N. vgl. F. N. Felmer, rum. Felmera. Urk. villaWelmer (1206), Feltz, Fulz. — Dazu der + F. N. F e I t z e n F e l m e r (1486), in den Qu. Kr. (1, 513; 2, 284; d o r f f e r (1688, Schässbg.), D. N. Felsendirfer 3, 93 und sonst) stets F e 1rae r. Die Einwohner (Werd). heissan in Reps de tum Felmerer (H.-W., 139). F e i t e n , F. N. und P. N. s. Valentin.
Feltens — Femel
— 348 —
F e l t e n s , F. N. s. Valentin. F e l t h e l , F. N. (1804, Schässbg.) Diminutivbildung von F e i t e n = Valentin. F e l t s c h , F. N. a. Fältsch. F e l t s c h e l , F. N. (1637, Schässbg.) Diminutivableitung zu F e l t s c h (s. Fältsch). F e l t z , f B1. N. (1636, Tartlau i. B.) s. Filz, oder zu ahd. fulc ,Volk' vgl. den hd. F. N. Folz. s. Fülx. F e l t z e n d ö r f f er, f F. N. (1688, Schässbg.) zu Felsendf. F e m c h , F. N. (1599, Ger.-Prot.), » F e m c h vidua« aus Honigberg (1526, Qu. Kr. 2, 18), F 8 m c h (1536, Rotbach), F e mg (1777, Neudf. b. Hstdt.), F e m g y (1691, Stolzenbg.), F e m i c h (1507, Neudf. b. Hstdt.), F e m m i c h (1599, Ger.-Prot.), Fem ig (um 1620, Hamlesch; 1659, Neudf. b. Hstdt.), E e m m i g (1746, Cap. Cib.; 1810, Petersdf. i. ü . W.), F e m m i n g (1614, Leschkirch). Heute in Neudf. (Thalheim). — Auch P. N. F e m i g (um 1500, Bistritx). — Aus lat.-griech. Euphemja ( Euphemia mit Abfall der ersten unbetonten Silbe, wie F. N. Tontch ( An tonjus ( Antonius. Plonch ( Aplonjus ( Apollomus. -i- ist aus euphonischen Gründen eingeschoben wie in Lillieh (Lilje) usw. gemel, Femmel m., nösn. Fimmelm. Cannabis sativa L. 1. ,der männliche Hanf', der ausgerauft wird, während man den weiblichen (Semer, Meseh) zur Samenbildung stehen lässt. Fimmel pleekn (Kl.-Bistr.), süds. hiefür: Honef, Gewirk pläeken. ürk. »hanff ynd f e m e 11« (1657, Sieb. Quartalschr. 1859, 95). »Wobey aber der Brauch oder vielmehr der Missbrauch von langen Zeiten eingerissen i s t . . . ., dass ein jeglicher von den 4 Beamten . . . . bey Verzehndung des F e m e l s und des Flachses vorher einen Bossen (ein Bündel von 10 [16] Raisten) herausnimmt« (1752, Talmesch, Kbl. 29, 121). — 2. ,die männliche Blüte der Gurke' (Tartlen). Abergl. Will man viele und dicke Gurken haben, so muss man die männlichen Blüten (Femmel) in die Schweineherde werfen, wenn sie ausgetrieben wird oder heimkommt (Ebda., Kbl. 4, 28). — — Das Wort ist in deutschen Maa. stark verbreitet und findet sich auch in den Schwesterdialekten (CREZ. 1 , 3 6 9 ; L u x . W b . 1 0 8 ; FOLLM. 160, Eis. W b . 1, 1 1 6 ; D W B . 3, 1638). M a n
hielt ursprünglich die zarten Hanfstengel für die weiblichen und nannte sie lat. femella (sc. cannabis), woraus unser Femmel entlehnt ist. Dagegen sah man die stärkern Stengel für die männlichen an und benannte sie lat. mascula, woraus unser Meseh kommt. Dieser ursprüng-
Femger — Fendrech
liche Irrtum in der Erkennung und Benennung des Hanfes ist in der Sprache verblieben und so bezeichnet Femmel den männlichen, Meseh {Semer, s. diese) den weiblichen Hanf. F e m g e r , f F. N. (1646 und später, Hstdt.), F e m i g e r (1639, Mediasch, 1761, Krönst.), F e m y g e r (1496, Qu. Gesch. S. 1, 5), F e m g e r (1646, Hstdt.), F o e m i g e r (1708, Hstdt.), F e m i n g e r (1712, Med.; Krönst.). Die ma. Aussprache zeigt F e m i e r ( = Femje/r, Qu. Gesch. S. 1, 205). — Weiterbildungen zu F e m c h , Femg, Femig. —, femmeln schw., nösn. fimmeln schw. ,den männlichen Hanf ausraufen'. Dies geschieht meist nicht auf dem eigentlichen Hanfacker, wo man vielmehr die Stengel beiderlei Geschlechtes wachsen lässt; wohl aber entfernt man die männlichen Femmel vom Maisfeld, wohin einige Hanfsamenkörner zur Samenerzeugung mit eingestreut werden. Weil die Femmel diesem Zwecke nicht dienen, gönnt man ihnen den Platz im Maisfelde nicht. — Urk. »Als ich im Hanff e m m e l n war, so kam seine Frau und ihre Mutter bey mir vorbei« (1761, L. K. A.). — Syn. Fimmel pläekn (s. pflücken). Ebenso ist femmeln in den verwandten Maa. gebräuchlich (s. Belegstellen unter Femmel; dazu noch FRANCS, 244: »Eerst in het oudere Nnl. voorkomende in de vormen femeln en fimelen . . . met de beteek. Jiennep uitzoeken'«. — Zu Femmel (Femel). —, Femmelraist, ,Bündel männlichen Hanfs' s. Femmel und Baist. Gewöhnlich Honefreist, -raist, s. d. F e n b a r t , s. Fenwart. Fenchdeler, än den Fimehdelem, -dilchern Fl. N. (Pretai). — Zu mhd. fenech, mlat. panicium ,wilde Hirse'?; sonst scheint das Wort sich in der Ma. nicht zu finden. g e n d) e I, Fintchel m., nösn. Fmtehel m. Foeniculum vulgare Mill. Der Absud davon wird den Kindern gleich nach der Geburt gegeben und dient auch bei Kindern als Bauchschmerzen stillende Arznei. Das Öl der Samen gibt Getränken gutes Aroma, Pälimät Fintehel its&tzen. — Zus. Bierefintehel (Bärenfenchel). — mhd. venichel aus lat. foeniculum. g e n d j e l i a m e , Fintchelsöm m., nösn. Fintchelsom m.,Arzneimittel'. Urk. »Vir den sweren Odem und auch die Frucht im Leib zu Sterken. Nimm F i n h z e l l - S o m und stoss klein und koches in Hong und ess oft dovon! Es hilft«. »Vir den Haust (Husten). Nimm F i n t z e l Som und Dell-Som und wailt (wilden) Kimm(Kümmel-)Som, koches in Wein« (Kbl. 31, 96). F e n d r e c h , F. N. s, Fähnrich,
Penediger — Fenster
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F e n e d i g e r (sc. Dukaten) f »tischen (zwischen) deinen seindt 2 f e n e d i g e r vnd 2 tw'rkkischen« (1563, Bistr. Progr. 1896, 81) = Venediger. F e n e s, 1 . 0 . N., magy. Szäszfenes, rum. Fene?u, urk. Fenes, Zazfenes, Fenes Saxonica (1297—1336), bei Hontems f e n i s c h bei Klausenburg, eine früher jedenfalls sächs. Gemeinde. — 2. F. N. (um 1610, Heitau; F ö n e s , 1737, 1763, Mettersdf.). — Dazu Fenesrotbrqmn (Ebda.). — Vgl. Fentsoh, 0. N. (bei Diedenhofen), FeDSch F. N. (lux.), Finsch-Mühle (lux.), Fensdorf 0. N. (Koblenz). Y.-A. 34, 37; 33, 72. F e n e s e r , F. N. (1505, Bistr.), F e n e s s e r (1521, Ebda.; 1604, Krönst.), F e n s e r (1657, Bistr.; 1685, Csepan; 1763, Treppen), F e n e s c h e r (1524, Hstdt.; 1660, Bulkesch), F e nis c h e r (1522, Krönst.), F a n i s c h e r (1600, Ger.Prot.). — Zum 0 . N. Fenes. — Vgl. Finscher F. N. (lux.), Finsaeus P. N. (1214, lux.). F e n f f e r F. N. (1641, Stolzenbg.), s. I'ÜLfer 2. —, fenjtchern schw. ,entwenden' (Burzenl.). s. fängtern. F e n k , Jf. N. s. Fink. F e n k i s c h , F. N. (1475, Bistritx; 1505, Schässbg.; 1609, Hstdt.), F e n k e s c h (1763, Schässburg), F e i n g k e s c h (1625, Ebda.), F y n k e s (1507, Bistr.), F e n k e s s (1722, Hstdt.), F i n k e s (1681, Schässbg.). — Patronym. Ableitung vom F. N. F i n k oder F u n k (s. d.). Fennengeskretch, F a n n e n g k s . P f e n n i g . t J e t t f t e r , Fenstern, (und fem.), PI. Fenster und Fenstern, nösn. Fmtster n., PI. Fmtster. 1. wie nhd. ,Öffnung am Hause, durch die Tageslicht eindringt'. De Fintster xäbednen ,mit Brettern vernageln' (nösn.). Zern Fenster ousses&n. Det Fenster bdm Juden ,Auslage'. Das Gesims unter dem Fenster ist der Katxesessel (HALTRICH, Plan 45). Urk. »der f i n s t e r e n geleich« (,in einer Richtung mit dem Fenster 1 , 1515, MÜLLER, Sprdm. 168). »Vor 2 groess rygell, das man die lad an hat gemacht vor dy groess f y n s t e r ym groen kloster« (1543, Nat.-A.). »Mehr bekennt er auch das (sie) . . . mit ihren äugen gesehen, das der knecht . . . . wer vor dem essen in einem hembt gangen und hett dem K. R. in den F y n s t e r geschossen« (1556, B. M.). »Da rüffen wir 3mal zur F u n s t e r hinein, bis das wir sie erweckten« (1567, Schönbg., Ebda.). »Item das messer so ihr der trobant geben hatt zu brach sie auf 2 theill und worff es zum f i n s t e r hinaus«; »damals den Leütten langst den F i n s t e r n gegangen als ein Hurenjäger« (1676, Cap. Bog.), »also sollen frauen und Junkfrauen heüsslich sein, nicht den ganzen tag langst die zeil rennen, die f e n s t e r n und
Fenster
schindeln auff den dachern zeelen« (DAM. DÜRR, AML. 25). »Oben den F i n s t e r n gegen der Gassen ein angestrichen Rum« (1680, Cap. Bog.). — Hotd Fenster ,fensterähnliche Vertiefung in der Wand' (Draas). »21-mo Sollen die Meister fleissige Achtung geben, dass, wo sich entweder bei Abbrechung oder Ausbesserung alter Gebäude oder Mauren und dergleichen auf einer Seite einige Zeichen des Eigenthums, als hohle F e n s t e r et cetera finden, solche alle Zeit in altem Stande gelassen . . . werden mögen« (1738, Maurerz.-Art.). — Selbstmörder werden nicht durch die Tür hinausgetragen, sondern durch das Fenster hinausgeschoben (SCHÜLLER, T. U. Begr. 2, 44). — 2. ,das Material, das zum Verschluss der Fensteröffnung dient'. Früher im 17. und 18. Jahrh. wurden dazu gewöhnlich Schl&men, Sehlemen (s. d.), nur in vornehmen Häusern Glasscheiben benützt (SALZER, Birth. 295). De Fenster af-, xdmijc.hen ,öffnen, schliessen', ungestümer afrehsen, xapl&tsehen. De Fenster om-, änhitwen ,aus den Angeln heben, einhängen'. De Fenster(n) deddern (zittern), nösn. de Finster sehoddern. De Fensterfn) se bedyft, bedäft. De Fmtster sai gi4ßr ugelüfm angelaufen' (nösn.). De Fenster äs xagefriren ,so voll Eisblumen, dass man von der Glasscheibe nichts sieht' (Gr.-Schenk). Scherzhaft Fenster mqehen ,Fensterscheiben zerschlagen' (Mühlbach). Urk. »(Das) man dy glaes f y n t z t e r (gemacht hat in) dye henderscht schtub« (1550, Qu. Kr. 3, 535). »Die glasserne f e n s t e r n , so sie des wenigen bley wegen alles zerdrimmert, wahren ihn schliemene verwandelt« (KRAUS, Chron. 1, 45). — Im Aberglauben. Das Fenster muss man öffnen, wenn jemand gestorben ist (SCHULLER, T. u. Begr. 1, 40) und schliessen, wenn jemand geboren wird (HILLNER, 24). Auch darf man das Kind nicht in das offene Fenster heben, sonst kommt seine Seele in die Gewalt böser Geister (Ebda., 25). Man verhütet den Tod eines neugebornen Kindes in einem Haus, wo schon mehrere Kinder gestorben sind, wenn man das Kind durch das Fenster hinausgibt und zum Fenster wieder hereinnimmt (Ebda., 38). — 3. Scherzhaft e hwt toppelt Fintster ,er trägt eine Brille' (nösn.), wobei der uralte Vergleich des Fensters mit dem Auge festgehalten ist. Übrigens gilt in natürlichem Sinn toppelt Fenstern (,Doppelfenster') zu haben bei Dorfbewohnern als Zeichen gewissen "Wohlstandes. — 4.,Fensterähnliche kleine Quadrate an Stoffen und ähnliches', namentlich an Stickmustern. E Stoff mät Fintstercher (Bistritx,). s. fenstern. — Süds, wird (mit Ausnahme einiger Gemeinden im Burzenl., u. zwischen den Kokein)
Fensterband — Fensterglas
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ziemlich allgemein Fenster, Fänster, nösn. allgemein Finster, Fintster gebraucht. Dieselben Vokalqualitäten zeigen die Schwestermundarten: ripuar. hat -e- (MÜNCH, Ripuar. Gr. 141, Eupener Wb., 39), gelegentlich auch lux. (Sierck), dagegen hess., köln. -i-. In älteren Urkunden erscheint gewöhnlich -i- (s. o.). Das Fem., das bei FELMEB ( 1 7 6 4 ) , heute in Gr.-Sch., Agnetheln, Wolkendf. i. B., Brenndf. u. s. erscheint, hat seine Analogien im Lothr. und Mittelfränk., wo das Wort allgemein als fem. gilt (KLUGE' 132; TARRAL, Falkenberg 89 ; Köln u. s.). Das Genus des lat. fenestra ist hier bewahrt, während Fenster sonst unter dem Einfluss von ahd. ougatora (,Augentor'), anord. vindauga (engl, window, eigentlich ,Windauge'), die Neutra waren und die Fensteröffnung bedeuteten, das sächliche Geschlecht angenommen hat. — Zus. Kgp-, Kaller-, Kuehel-, Stall-, Wängterfenster. — mhd. venster, mitteld. auch vinster aus lat. fenestra. g e n f t e r b a n b , Fensterbijnt n. ,eisernes Verbindungsband zwischen dem äussern und innern Teil des Fensterstocks', s. Band 1. —, Fintsterbätschi, nösn.(eigentlich,Fensteronkel') heisst in der Kinderspr. der mit Fensterscheiben Handel treibende, von Dorf zu Dorf ziehende slovak. Glaser (Kbl. 26, 102), sonst Fero (s. d.). g e n f t e r b l e i , Fensterbl$ n., nösn.Fmtsterblqi n. ,Bleiumfassung der kleinen Butzenscheiben', besonders bei Kirchfenstern. g e n f t e r b r e t t , Fensterbri e t n., nösn. dimin. Fintsterbrettehi n. ,das vorspringende Brett der Fensterbrüstuug'. Af seiigem FensterbrMchen Do Süd et (das Blümchen), wd! gemocht. KÄST.,
26.
Urk. »Pro asseribus fenestraium vulgo f e n s t e r b r e d er« ( 1 5 4 7 , Qu. Kr. 3, 3 9 5 ) . — Im Aberglauben. »Nai (9) Sehibbereher vum FinsterbretU gehören mit andern Dingen zu den notwendigen Ingredienzien des Äscherchenkochens (Watlendf., Kbl. 23, 91). g e n f t e r f l ü g e l , Fensterflijjel m., nösn. Fintsterfliggel m., wie nhd. Meist das Simplex. Mqsh oeh nur dn eberStn (oberen) Fliggel qf (Bistr.). — Syn. Litehen n. g e n f t e r g l a ä , Fensterglas, -glws n., nösn. Fintsterglqs n., wie nhd. Syn. mit Fensterseheif (Fensterscheibe). Im 17. und 18. Jahrh. wurden auch an Schulen noch ziemlich allgemein statt des Glases Schlémen, Sehlemen (,Rindsblasenhaut') verwendet. Deshalb um das Alter zu bezeichnen : Der Mamgid stq,mmt rnmch aus
Fensterguckerin — (Fensterkopf)
deM- Zeteh, de et niehe Fensterglas gq,w (Draas). Sonst macht die Ma. einen Unterschied zwischen Olußs ,Glas als Gattung, Stoff' und Qtäs, Glas ,Glas', ,Gefäss, Gerät aus Glas'. Darum heisst es: Fensterglws, Glufissehaif (w), aber Glas, Gl/£s ,FJa8che, Becher', g e n f t e r g u c f e r t n ( = Müssiggängerin). De De
Sekuflerän Fensterkuekerän. SCHüSTER, Volksl. 452.
Über Faule sagt man auf die Frage: Wot doit di (da) dmnij ämn? Nq,, e (se) sejt de gernxen Doch xem Fenster aissen (Agnetheln). Ebenso verächtlich ,Fensterbeisserin' DWB. 3, 1523. g e n f t e r l j a l e n , Fensterlioken m., nösn. Fintsterhokn m. ,die Haken, mit denen die Fensterläden in schiefer Stellung oder ganz geöffnet gehalten werden'. Gewöhnlich das Simplex: Stall dn lyifdn mät dn Helm q,f (Bistr.). Mqeh de Heken an (in die Kloben), un de Laden, net dat der Wängt se xäsehMt. Im Süds, bedeutet Fensterhoken auch Fensterangel, also den Haken, in den der Fensterflügel eingehängt wird wie Dirhoken ,Türangel'. Em kqn de Wängterfenster ned unhen; et feld aw ener Sekt der angderst Hoken (Hstdt.). Syn. Spraizhoken, Spraix. f e n f t e r i g , fensterich adj., nösn. finstrieh adj. 1. ,mit viereckigen Fenstern versehen' (Draas). — 2. ,mit fensterförmigen Öffnungen'. Der Himmel äs finstrieh, wi&r wess wid et ren (l'etersdf.). — 3. ,mit kleinen viereckigen Mustern'. Fensterich Laiwent, auch die Zus. grüss-, klifinstrieh; grüssfinstrieh Schässburjer Zaieh (Bistr.). — Zu Fenster. g e n f t e r f n e b e l , Fensterknicwel m. Auch das Simplex mit entsprechendem Zusatz. Diente früher häufiger als jetzt zum Verschluss der Fenster. Heute durch den Rijel ersetzt, s. Vuvraiwer (Vorreiber). ( g e n f t e r f n o f c f ) , Fensterknüp f . In der Ma. nur das Simplex Knüp f ü r den Metallknopf (-knauf), der die Handhabe bildet bei Öffnung und Schliessung von Fenstern und der in herrschaftlichen Häusern kostbar war. Hieran denkt der Chronist bei der Erwähnung zerstörter oder geraubter Dinge: »Tische, Bänke, Thüre, schöne F e n s t e r k n ö p f e « (Qu. Kr. 4, 37). ( g e n f t e r f o f c f ) , Fensterkop m., PI. Fensterkep ,der über und unter der Fensteröffnung liegende kurze Balken, die beiden wagrecht liegenden Teile des Fensterstockes im gezimmerten Hause (Blutrot), dann auch der ganze Fensterstock'. Urk. »holcz czu den f e n s t e r -
Fensterkreuz — fenstern
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k e p p e n « (1494, MÜLLER, Sprdni. 140). »das er zwen f e n s t e r k ö p f und 2 thirgeredt macht« (1571, Nat.-A.). Sehr häufig in den Qu. Kr. »Item produobus f y n s t e r k e p p « (1524,1,556). »Item pro uno f y n s t e r k o p secto ex lapide« (1526, Ebda. 650). »2 f e n s t e r k e p p « (1532, Ebda. 2, 243). »A Joanne Fechter emimus vulgo 3 Beschion f e n s t e r kep« (1549, Ebda. 3, 521). — Das Wort Kopf ist sonst der Ma. unbekannt, deshalb braucht -o- in -kop nicht gegen diese Zusammenstellung zu sprechen, der Vokal erscheint in den urk. Belegen ohne Zweifel als Kürze; vgl. V.-A. 27, 607; DWB. 5,1769 und schles. Fensterkopp ,Fensterbrett' (WEINHOLD, Schles. Wb. 46). g e n f t e r f r e u j, Feiisterkrezn., nösn. Fmtsterkraix, n. ,die kreuzförmigen Mittelstücke des Fensterrahmens'. 5 e n f t e r l a b e n , Fensterladden m., nösn. Fintsterlwdn m.,Jalousie'. Eingeht dn FinsterIqdn q,f (Klein-Bistritx). Dedirit schlack der Wänjt de Fensterläden eräm, allkomm kanjd em se mät dem, helxeränne KniPwel fiestmQehen (Volksfr.-Kal. 1905, 89). Statt der Zusammensetzung liebt die Ma. den Gebrauch des Simplex mit einem attributiven Zusatz: Mq,ch xä de Ijadden un de Fenstern, sonst wo e schwer Wädder kit, schmeisst et bös än de Stuf. Wie gegen Witterung bot der frühere zu einem Brett gefügte Laden ebenso wie gegen Einbruch mehr Sicherheit, als der heutige durchbrochene Laden, dessen einzelne Brettchen leicht geöffnet wie geschlossen werden können. Doch gelten diese modernen f ü r vornehmer: Di hott Sehq,lu („¿) (Schqlügqddem) un de Fenstern, härresch, fängkelan ugeSträchanen (Agnetheln). t J e n f t e r l o d ) , Fensterlöch n., nösn. Fintsterloch n. 1.,Fensteröffnung ohne Holzverschalung', — 2. ,dio Öffnung des Fensterrahmens, die für die Glasscheibe bestimmt ist'. E Fenster mat enem Lä^ch (Marienbg. i. B.). g e i t f t e r m a d j e r , Fensterm^cher m. als Gewerbetreibender von SALZER, Birthälm 84 (1522) erwähnt. Auch F. N. »Pitter f e n s t e r m a c h e r « (1609, Hstdt. Ger.-Prot.). f e n f t e r n , lenstern schw. besonders das Part. gefenstert, nösn. gefintstert. 1. ,mit Öffnungen wie Fenstern versehen', »in den Nath g ef e n s t e r t e Hemden, dadurch entblösset wird, was die natürliche Ehrbarkeit will zugedecket haben, werden verboten sub poena fl. 4« (1664, SALZER, Volksschule 41). — 2. ,mit fensterförinigen Mustern genäht'. E gefenstert Eissaek (Reussen). In der eigentlichen Bedeutung ,ein Haus mit Fenstern versehen' findet sich das Wort nicht. — s. fensterig. — mhd. venstern.
Fensterpfosten — Ferbes
5 e n ft e r p f o ft e n, Fensterfost m. ,die senkrechten äusseren Pfosten oder Balken des Fensterstocks' alter Bauform. ( g e n f t e r p f filjl), Fensterpill m., nösn. Fintsterpill und Fintsterfi.il m. gewöhnlich das Dim. Fensterpilltchen, nösn. Fintsterpilltchi ,Fensterkissen'. Oft Gegenstand der Verlockung zu jugendlicher Torheit: De Studänten (Gymnasiasten) hun dem W. J. en Fensterpill geStilen; em hutt se erwascht und Spärrt se af de Sangtij än. t J e n f t e r r a i j m e n , Fensterrum fem., nösn. Fintsterrum fem. ,Fensterstock'. De Fensterrum ärätxen (s. einritzen). — Syn. Fensterkop, -stock, -Sstedel. g e n f i e r r t e g e l , Fensterrijel m. Rijel (mit umschreibendem Zusatz).,Riegel zum Verschluss des Fensters'. Früher war dafür der Knebel in Verwendung. g e n f t e r f c f c e t b e , Fensterscheif fem., nösn. Fintsterschaif fem. ,Glasscheibe am Eenster'. E hod en Femtresehaif zeschlon (Schässbg.). Auch: Glittsscheif ohne weitern Zusatz. —, Fensterstedel m. (Nadesch),Fensterstock'. Der FensterStedel wid ägesq,tx,t (V.-A. 27, 602). s. thxa-Stedel. g e n f t e r f t o c f , Fensterstock (und -stdk) m., nösn. FmtsterStök m., wie nhd. ,das starke lotrechte Holzstück im Fensterrahmen' aber auch ,der ganze Fensterrahmen'. F e n v e r t h , + F. N. (1722, Stolzenbg.). s. Fenwart. F e n w a r t , F e n w e r t f .geringe Ware'. »Item auss der obern war oder f e n w a r t han mir vorkaufft her peter Engel vnd andrisch Schwier f e n b a r t pro flor. 267 asp. 25« (1528, Qu. Kr. 2,125); »welch gelt ist bekummen aus den f e n w e r d e n , dy Bartus Fwx von yn hot gekauft« (1542, Ebda. 3, 137), »Thyrkesch f e n w e r t « ( = »Thyrkysche gieter«; 1543, Ebda. 3, 141 und sonst). — Dazu der F. N. F e n v e r t h (1722, Stolzenburg) und fambern (s. d.). Aus Pfenigwert eigentlich ,was einen Pfennig wert ist' dann ,Kleinigkeit'. DWB. 7, 1671. F e r b e r , F. N. s. Färber. —, Ferbes n. PI. Ferbes und Ferbeser, nösn. Firbes n., PI. Firbeser und Firbes. ,Schuhoberleder, Vorschuh am Stiefel'. Det Firbes äs %e kli for dim Schach (Bistr.). 't Ferbes äs noch itqrk un de [ae] Schäogcn [3] te ko^st se noch [jJ oist toppele leossen (Agnetheln). — Urk. »4to Sollen die Herren Lederermeister keine Geissfelle oder geschwärzte Kälberhäute zu F e rb e s e n ausschneiden und verkaufen, mithin auch keine Model zu F e r b e s e n gebrauchen« (1714, V.-A. 27, 483). »Des Daniel Krauss sein
Ferbruth—Ferderreuter
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Weib brachte ihm einesmahls ein paar Schächte er solte ihr einen Vorschub daran machen, so nehete er ihr die F ti r b i s auch an« ( 1 7 9 2 , L. K. A.). — Ein in seiner Form auf fränk. Sprachgebiet beschränktes "Wort; hess. Fürbes, Firwes ,der Füssting von Strümpfen'. Der sachliche Zusammenhang ergibt sich sofort aus der Schilderung bei CREZ. ( 1 , 3 9 5 ) : »Nicht selten trägt man diesen unteren Teil der Strümpfe, nachdem von ihnen das Oberteil, welches die Wade bis zum Knie bedeckt, abgeschnitten worden ist, noch über die Strümpfe und gebraucht sie auf dem Felde beim Arbeiten als Schuh, indem man die Fussohlen noch mit Tuch oder Hutfilz unterlegt, welcher am Bande aufgenäht wird«. Es erscheint auch im Zips.: Fürbs (SCHRÖER 2 5 , 2 6 2 ) , Fyrps (PAUL-BRAUNE, Beitr. 19, 295), wo es als eines der zahlreichen fränk. Elemente dieser Ma. zu erklären wäre. Mit dem Yerbum firbm, an das es anklingt, hat das Wort nichts zu tun, vielmehr entspricht b hier organischem f und das Lux. "Wb. hat mit seinem Virfonss eine ursprünglichere Form unseres Firbes bewahrt, sie gehen beide zurück auf mhd. vürvuos ,Socke' (eigentlich ,Vorfuss). F e r b r u t h , »dy F e r b r u t h Jacoben« (Qu. Gesch. S. 1, 29), + F. N. ? oder verbrüht (verbrät) ?
Ferch, Fi^rich (nösn.), sonst s. Parch{Pferch). (gerbe), Fertfem., nösn. fehlt; ,Ferne, Entfernung1. Ous der Fert kunn. Ich sqch dich ais der Fert (Alzen). Ous der Fert xäsdn ,sich nicht in die Nähe trauen1. WA wann xicie Wädder sich äm Mir es eh-Tvßl begenen, Ar düss Oeprq/ngkel sieh nSeh om wekter Fert entkenen. KÄST., An de Fert gon. . . . der Boryermister Stqlt Sij (in de Fert. HÖHR
136.
F e r d i n a n d , P. N. Koseform Ferri [in Städten]. Hd. Ferdinand aus span. Fernando, Hernandö ( ahd. Herinand. F e r e l , F. N. »clesel f e r e l « (14. Jahrh., MÜLLER, Sprdm. 17). s. Ferl. •—, fereln, ferlen, fereln s. fädeln. —, -feren, s. erferen, Fersehel, verfftren. F e r e n t z i , F. N., F ä r ä n t z i F. N. (Hstdt.). — Aus magy. Ferencz ,Franz'. F e r e n z, F. N. (Heldsdf., Rosenau i. B.), F e r e n t z (1873, Brenndf.). Der Färänx (Übername, Schönbg.). — Magy. Ferencz ,Franz'. — — Dazu (?) bäm Ferenxgremoen Fl. N. (Felmern) oder ,beim fernsten Graben'? s. fern. —, Ferestär - .L) m. (nösn.) ,Fenstermacher, mit Glasscheiben Handel treibender, von Dorf zu Dorf ziehender Slovak'. In Süds, treiben solch Handels- und Wandergewerbe vielfach Rumänen aus der Gegend von Klausenburg; die sprechen zum Teil auch magyarisch und heissen darum ausser Fensterbloch, Feresträr auch Gläsär (rum.) und ablakos (magy. ablak ,Fenster'). — Zu rora. feresträr „ J.) ,Glaser'. —, Ferfmesser s. Firbmicsser. g e i g e , Farjen m. ,Schiffer, Fuhrmann' (Martinsbg., Kbl. 27, 29). — Mhd. verje. -n ist epithet. wie auch sonst, s. Ferger. —, Fergelbaegen (3) m. (Schässburg), nösn. Firgelbogn m., mit Schwund des inl. -r Figelbogn in. (Kl.-Bistr.) ,Fiedelbogen'. — Aus mhd. videlboge mit Anlehnung an ferjeln
,schlecht
auf der Geige spielen'. 3 e r g e r , Färjer m. ,Ferge, Schiffsfuhrmann'. Der Gebrauch des Wortes ist beschränkt auf Orte, die an grössern Flüssen liegen. Aus Kerz kennt es auch unser Dichter. Der jang Färjer sekt er xa, Lacht und fltt ä gäder Rä. ;KÄST.
L. E. 31.
Scherzfrage: Wenni äs der Zegunn e Mäntseh? Antwort: An der Fert. Do wil ich em erzielen, Wd 't gid uch än der Fert, Wä sieh der Mängtsch rness kwMen Und doch e jeder errt. KÄST.,
Ferdinand — ferjeln
74.
— Mit dem ahd. Suffix -ida gebildet, wie abweichend vom nhd. auch Heeht (Höhe), Lengt (Länge) u. a. F e r d e r r e u t e r , F. N. (1762, Schweischer), F ö r d e r e n t e r , wohl verschrieben für F ö r d e r e u t e r (1731, Reps, V.-A. 37, 619). — Zu ferder (fürder). Über -reuter s. Feldreiter.
78.
Ebenso Ferjer ,Ruderer, Ferge' beiICREZ. 1, 370, Färjer ,Fährmann' (Lux. Wb. 101), Fi6r - ,Ferge' (FOLLM., 158). — Dazu der f F . N .
Ferger
Mechel (Schirkonjen). — Färjer ist eine Weiterbildung aus mhd. verje, verge. F e r h e c z s t ,die Wage am Wagen'. »Ittem war die eine f a r h e c z s zu brochen« (1578, Nat.-A.). »Ittem war die ein f e r h e c z j s zubrechen und ein feig daran (an den Wagen) gemacht« (1615, Nat.-A.). — Zu magy. felhercz ,Wage am Wagen, Wagentritt'. S e r i e n , Ferien, PI. wie nhd. [Stadt. Haibma.]. Volkstümlich Wakanz mlat. vacantia). —, ferjeln schw., nösn. färgein schw., firgeln schw. 1. ,auf der Violine stümperhaft herum-
Ferkel — ferkeln
—
353 —
streichen'. Nemmi fergel oist g,f deir Oech! (Draas). — 2. ,mit einem schlechten Messer herumschneiden'. Wq,t färgelst te nau esubel u dißm Flesch? (Bistr.). Süds, daneben auch ferkeln [fer . .] und gerjeln [gerjaln], — Ebenso moselfr. ferjelen. Die Grundbedeutung ergibt sich aus bair. fergeln ,an etwas hin- und herfahren, -fegen, -reiben, -wetzen'. — mhd. virgelen ,hin- und herfahren'. Iterativbildung zu mhd. vern , f a h r e n ' ? g e r i e t , F&rkeln n., PJ. Ferkeln (Mühlb.), Dim. Färkeltchen, nösn. Färkel n., PI. Färkel, Dim. Färkelteki. Fqrkel (Jaad). 1. ,das junge Schwein'. De Kräm, dä fqnd em matten drän Mät siwe Färkle Iqen, Dä schnauft und gruinteht, de Färklen drän, Dä lesse sij et dqen. KÄST., 145. Färkeltcher qfzän ist eine Kunst, die auch gelernt sein will, besonders wenn es e Sehüwer (Schober ,eine Menge') Färkeln sind. Gar leicht sieht mans dem Ferkel an, dass es ameritich, äbätxieh, schmudrixich (nösn.), verkrupt, verbq,tt ist. Man sagt dann (nösn.) det Färkel äs äm Hqntsqlder, süds. 't Färken äs verhanjtsoldert (Agnetheln). (Weitere Syn. s. unter ameritich). Urk. »Der dritt sitzt da, sihet wie ein erstochen geiss, aber wie die f e r c k l e i n im regenweder« (DAM. DÜRR, AML. 20). »Ich hab gesehen, das der Matthes Schuster des Lucae Vestners sau also gebunden hat gehabt, das . . . sich zu besorgen war, sie wurde die F e r c k l e n verwerffen« (1599, Ger.-Prot). »2 f e r e k e l n « (1615, N a t . - A . ) . »Ich weis gewiss, dass die F ä r c k 1 e i n dem Hannes . . . sein« (1642, Cap. Cib.). »Ein S p a n f e r k l e n « (1690, Nat.-A.). »ein F e r k e l n « (1691, Ebda.). — 2. ,ein unsauberes, unreines Kind'. Da bäst emol e Färkel (Bistr.). Tä Färkelen (Mühlb.). Te hoest dij än der Moär geweilt [gewolt], wä e Färken (Agnetheln). — 3. Die kleinen Getreidebündel (so viel man bei einem Bücken schneidet) heissen auch Färkeln (Bulkesch, HEINRICH, 20), wie in Urwegen Puicher (.Hühnchen'). — Syn. Bonxken, Botschi, Botsehken, Bunjsken (Kinder8pT.),Hatzgede(nöSB.). — Zus. Brötfärkel, Spqnnfärkel (Spanferkel). Mhd. verkel neben verkelin, verhelin, Dim. zu mhd. varch ,Schwein'. I n dem Schluss-n des Süds, hat sich das -n der Diminutivendung -lin noch erhalten, a hat auch das siegerl. Farkl. — s. auch Färken (Ferken). f e r t e l n , f&rkeln schw., n ö s n . f ä r k e l n schw. 1. ,Junge werfen' von der Sau. De Kräm hwt Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch II.
Ferkelzehnte — (Ferken)
gefärkelt. Scherzhaft: dat der U's (Ochs) färkelt, wenn man Kindern ungestüme Bitten nach nichtigen Dingen erfüllt. — 2. Übertragen auf das Nasenbluten: Ech trefen dich weder de Nufs, dat se der glech färkelt (Abtsdf.). De Nues hvpd em gefärkelt ,geblutet' (Mühlb.). — 3. ,sich erbrechen'. Syn. brechen, kotzen, spqen. — Zu Ferkel gebildet wie fellnen zu Fellen (Füllen). g e r f e l j e l j i t t e , F&rkelnz&nden oder lieber umschrieben: Zänden vim de Färkeln. Der Zehnte musste, wie von Lämmern, Bienen u. a. auch von Ferkeln geleistet werden. Der Ferkelzehnte wurde in Birthälm seit 1827 viele Jahre hindurch mit 5 fl. abgelöst (SALZEH, Birth. 250). ( g e r f e u ) , F&rken n., PI. Färken, nösn. fehlt, a) j u n g e s Schwein', übertragen auch ,unreine Kinder'. De Färken hu mer de gqnze Owten afgegriwelt. Färken afbrängen, affikeln ^aufziehen'). De Färken wSpenen (der Muttermilch entwöhnen). En tplich (schwaches), moger Färken. Det Färken wStechen. De Färken kwqrxen (grunzen), tschieken (quicken). Im Beschwichtigungsreim : Mairoblüoch Huat de Schüef Huat se hangder de Gärten, Bronj en 8q,ck voll Färken, E waisset, e rüdet, e schwq,rxet, geSprängkeldet, Bronj dem Hanno ouch ent mät. HÖHR, 2. Sprw. War em t Färke brät (kraut), dor (dorthin) gid (geht) et. Zu Kindern: Te bös ägew*ält (eingewühlt,,beschmatzt') wä e Färken (Klosdf.). De bast e Färken ,du benimmst dich unanständig' (Krönst.). E sejd ois wä e Färken (Birth.). Er esst, schmätscht wä de Färkeltseher, zu unanständig essenden Kindern. — Bei keiner Verlobung dürfen Ferkel fehleD (MATZ, 75). Mythologische Beziehung kommt dem Jörschfärken (Jahrsferkel s. d.) zu. — Zus. Brotfärken (Bratferkel). — Urk. »ein F a r k e n« (1628, SALZER, Birth. 168). » F e r k e n 15 Dr.« (1631, Ebda. 172). »Er hätte vers toi en F ä r c k e n fleisch hilffen essen« (1676, Cap. Bog.), »ein b r a t t f e r k e n « (1658, Nat.-A.). Färken ist nur im Süds, und auch hier nicht allgemein verbreitet. In den Gemeinden des Gross-Kokler Komitates und im Burzenland wird es gebraucht, bei Hstdt. ist Färkeln gebräuchlich, im Nösn. allgemein nur Färkel. Färken ist ein niederrhein. Bestandteil unserer Ma. Im Niederd. wird ,Ferken' f ü r ,Ferkel* gebraucht, nndl. varken ,Schwein'. Wie Färkeln ist es Diminutivbildung zu ahd. farh. 23
(ferkenen) — fern
— 354 —
(fcrlcnen), färken für färkenen schw. ( W O L F F ) ,Junge werfen 1 von der Sau,,ferkeln 1 . De Kr&rn färkent. — Zu F&rken. F e r l , F. N. (1406, Hstdt.). ferlonjan ad v. jählings, plötzlich' (Krönst.). ferlonjan sich wirken, ,sich wenden', ferlanjan ,von ohngefähr' (Eeps). -lonjan zu mhd. -lingen, ahd. -lingun, Adverbsuffix. fer- entspricht ahd. fära, uihd. väre, nhd. (Ge-)fahr. fermekan - ¿) schw. ,bezaubern, es jemanden antun'. Em hufid e fermekat (BRENNDÖRFEB, 17). — Rum. fermeca ^ ,verhexen, bezaubern'. f e m , fär adj. und adv., nösn. fißr adj. und adv., Komp. färter, ferter, am häufigsten ferder [ferder], nösn. fifrter (Petersdf.), fwter (S.-Rem), Superl. um, ferrSten [ferrschten], 1. ,weit, entfernt im Baume', a) Adj. E f&rt se än de färe Bäsch, E bret se w& en gr&ne Fäseh. SCHUSTER, V o l k s l . 336.
Aus em ftarne Land, (BEETLEFF, Kl.-Bistr. Ma. 3 3 ) . Em hoort e feßr Laudn (Läuten, Kl.-Bistr.). Ech sql en färe Wieck mqehen (Schässbg.). — Urk. »Ein Kantor bestellt die grössten und die in den Gassen die f o r s t e n sind zu Aufsehern auf den Gassen« (1765, Y . - A . 23, 234). — Dazu die Fl. N. de FerSthiHd (Scharosch), bdbn ferste Orufiwm (Kastenholz), auch bäm Ferenzgremen (Felmern)? Fernste Altenberg (? Zied), im forsten Scheure (D.-Weisskirch). Faur Held (? Schirkonjen, Sächs. Burzenland 522). »Auffm F e r r n Feld, bey den Bircken« (1680, Cap. Bog.). Pfarrgrundstücke »im f e r n e n Felde« (1808, Nussbach i. B.). "Weingärten in den F e r n e n (1856, WÖLZ), Af em Fernplatz (? Eeussen) Fißrwaidner QrufWi, Fiärwaidnwiss (NiederEidisch). — b) Adv. Wei farr hu mer noch bas an de Stqtt ? ,wie weit ists noch bis zur Stadt' (Krönst.)? Äs et noch fär? (Schässbg.). W*or sq.lt te? — Nirt farr (Kl.-Schenk). Der Quarten äs nor en Ugebläck far ,ganz nahe' (Birth.). Se sai gußr fißr ausenünder (Wallendf.). »Wier fär wißrfe wäll, mit sich den DräfU ,gibt sich einen Schwung' (SCHDSTEB, Volksl. 252). Fär form, gon. Ba.: Di wit net fär Sprängen. Vill geSprangen, Net fär gangen. SCHUSTER, V o l k s l . 230.
Fear mm Wq.lt (Kl.-Bistr.). Verstärkt: e todr färr eiveeh (Mühlb.). Mer xicht er wejd och farr, äm gemxe Lemd eram, en bessere Fqrr wä den D . . . fer bekud er net (Agnetheln).
fern
Des gleche gqrstije Mensche fq,njt em net, wejd och farr (Ebda.). Ech wall e kitxke ferder Ston. HÖHR, L. E . 31.
Urk. »Fürwar mir wollen nit dargehen, denn es ist f e r r , und darzu ists seer hizig« (1581, B. M.). — c) Weitere adverbielle Verbindungen: vu färrem ,von weither'. Ich bat gor vu färrem kun, Nemlij Otts dem blesche Lqnt. SCHUSTER, V o l k s l . 126.
— In geh. Spr. vu fäm: Froangd vu farn und no (Wolkendf. i. B.). — d) vu färnst ,aus der Ferne, von weitem'. Mer sagen (sahen) en vu färrenst kun. Si gräscheld et vu färrenst. Lelje Ston und toppelt Nor vu färnst.
KIST., 136.
Vqlen Ebda., 68.
ü r k . »Daher kompts, wenn der todt die gottlosen von f e r n s t durch einen zaum grüsset und anblickt, durch ein klein fiberlein, so wissen sie nicht, wo sie f ü r furcht bleiben sollen« (DAM. DUHR, AML. 67). »volgen Christo nach, doch von f e r n s t mit grossen furchten« (DÜRR, Hdschr. 779). — Ebenso altköln. von verrens. DWB. ferns 3, 1539. — 2. Von der räumlichen Entfernung übertragen besonders in Sprw. und Ba. »Fär vum Schass (Schuss) äs sächer« (SCHUSTER, Volksl. 248), »der Appel fällt net fär vum Bum« (Ebda., 251), »erf äs fär bös än RemmeU (Ebda., 209), diär wid och nät fär £pranjen ,nicht weit kommen'. Di äs fär kun (iron. ,der hats weit gebracht'). Arn färrsten
Härxenswängkdehen. KAST., 21.
Esi fär äss e färtich ,er ist so ziemlich fertig'. Ech gim gäre no, esi fär ich kqn. En fär Frd Mäm ,eine entfernte Anverwandte'. Urk. »also das der ein grad nehenter ist / dem andern so ein grad f e r n e r stehet / jmmer furgezogen werde« (E. L. B., 64). — 3. Zeitlich entfernt. Der Krästdqch äs esi färr erbdb kun. De Istern se nemmi färr. Esi färr wore se kun, dernöden fenge se qndered un (Schässbg.) [Geh. Spr.:] Wä mer Oet (Gott) schaldich säi üxeraüfe, dat a ües üch färnir arhole wil (Birk), »sol solich Hanthwerck sich des (dessen) v e r r e r czw gebrawchen verpoten vnd nydergelegt seyn« (1505, Bistritzer Weberzunft-Art.). »Weil wir uns aber dazumahl nit v e r r e r (,weiter') verstanden« (1580, B. M.). — 4. Esi färr, dat
Fern — (fernig)
— 355 —
,so weit, dass' [besonders in geh. Spr.]. »En hot se behdt fiur Feh-, Kräeh ueh Wasserschniut (Wassernot) bös esi far, dat se jo ueh deiglich weoren det helich Owendmol %e empfen« (Gross-Scheuern, Kbl. 23, 54). Den irlichen Frcßnjden 'xer ir, bäs a siiA fär, dqd ich, auch derxewi erwo&sse bän (Rode). — 5. Als Konj. ,so fern'. Besonders urk. »wie weit oder f e r r n es jnen in die Chur (ins Belieben) gestalt. . . wird« (E. L. R., 146). »Der sol komen mit erberen laytten und sol pitten mit fleis, das sy yn aufnehmen als f e r als er frümm und erber geporen ist« (1520, Tischlerzunft, B. M.). »Wie woll sy vns mit nichten gestrafen kynnen, das myr von der leer der heiliger vetter abgewychen weren, doch so f e e r r sy vorsteen, das dy erste vnsere heilige vetter die apostollen gewesen seyn« (1543, Honterus, Reformation). — Der Eompar. ist mit -ter gebildet, wie nenter (näher), främter (früher), mhd. verre, ahd. ferro. Lautt. 26. ft Bqek schmieren (Schässbg.). Sprw. Won em dem Qebauren de Fierseh brät, geschwollen em de Fess ,wird er übermütig' (H.-W., 349). Im scherzhaften Zorn zu Kindern: Ich dren der de Fißrschm hanjden (Klosdf.) wie nösn.: Ich Stäichn der det Heft xwäschn (täschn) de ürn (auch süds.). — 2. ,am Strumpf'. De FiärSt äs mer xerrässn (nösn.). En FifirSch ä- (u-j Sträeken ,an einen alten Strumpf eine neue Ferse anfügen'. Ka. E gid af de Fifirschen ,es geht ihm schlecht' (eigentlich hat keine Schuhe, so dass er auf den Strümpfen gehen muss). — 3. ,am Schuh'.' Oäf dem, Färt (Pferd) de Ferschen ,die Sporen' (Draas). »Wai dis qbber meaktn (merkten), ded en de Mqser of dn FoarStn warn« (BERTLEFF, Kl.-Bistr. Ma. 22). E nqm seeh qft Fierschken ,floh' (Draas). Sonst auch: af't Fessken (Füsschen). E wqndt sieh qf de Fvrschen necklieh End Stinnt, sonst net gor xe xeeklich. HÖHR, L.
43.
-sch nach r wie in Pierseh (persicum), Kirseh (kirse, cerasum), Hirsch (Hirse). Ebenso siegerl. F&°rsch. — Nösn. ist ein epithet. -t zu dem Stamm hinzugetreten, vgl. lux. F'escht, hess. F&rschde, zips. F&rst. -st wie in (nösn.) BirSt (Bürste), DurSt (Durst), OiÄrSt (Gerste), WürSt (Wurst). — Schwund des -r in Filsch (Zeiden i. B.); ebenso an der Mosel: Fescht, rip. Fe'sch, zips. Fe'st (Mraz). — mhd. versen, ahd. fersana. Lautt. 31. g e r t e n g e l b , Fierschegelt n. in der Ra. Fitrschegelt xolen ,davon laufen'. Di mosst en dair Fierscheg< bexolen ,musste stark laufen'. Urk. »haben sie aus furcht der Polen F e r s c h e n g e l d t gegeben« (KRAUS, Chron. 1, 284). — Syn. Stinn, süds. Stinnen, Stiweln (stiefeln).
FerStner — ferxeln
Über die Bedeutung der Ra. s. DWB. 3, 1546; WEIGAND 6 1, 5 2 2 .
Ferstner, D. N. (Werd) ,Forstwart', s. Förstner und Förster. f e r t i g , färtich adj. und adv., nösn. fiärtich adj. und adv. wie nhd. 1. Attributiv ,paratus'. Färtieh Klider, Schagen; e färtich Haus. E färtich Mansch ,hat eine Lebensstellung'. — 2. Prädikativ, a) ,bereit'. Auf die Frage des Kindes: Wonni go mer nea, unwillige Antwort: Wann ich färtich bä, glech! »Nadam he nw* xem Gaitd (Jaad, 0. N.) det Qehelx xäu em Hä«-s feartijer hot« (Bistr. Progr. 1867, 23). Urk. »Auss dessjenigen Mannes Mund welchem es wiederfahren habe es zu Hamlesch gehöret, welcher es auch zu zeigen [,zeugen, bezeugen'] f e r t i g ist« (1713, Cap. Cib). Ra. 't äss wider fiärtich ,sie (eigentlich es) ist guter Hoffnung' (Bistr.). Der 'Taiwel (Teufel) eis fiärtich ,das Unheil (Zorn, Hader) ist da' (Bistr.). — b) ,zu Ende'. Fiärtich sai. Mät di&rn bän ich fiärtich, nau fe ich äst qndered u (Bistr.). Di äs färtich ,ist betrunken', auch ,ist mit seiner Wirtschaft, seinem Vermögen zu Ende', ebenso: ,ist dem Tode geweiht'. Syn. äs hin, äs weck. — Mir xmii sai fifirtich mädenqnder ,wir haben nichts mehr miteinander zu schaffen' (nösn.), syn. mer hu brit, ed äs ous mäd es. Das hd. fertig mit der Bedeutung ,bis zu Ende, völlig' wird oft umschrieben oder durch eigene Yerba ausgedrückt, ,fertig machen': briden (beredn ,bereiten'), sieh bem&en (,bemühen', Kirtsch), verrichten (Rosenau i. B.); ,fertig sein': une sai, u/ne hu (anhin sein, kommen, nösn.), glät seng, q,ller seng (s. WB. 1, 67). Sonst steckt diese Bedeutung in der Präposition, mit der Yerba verbunden werden, ab- (backen, dreschen etc. s. WB. 1, 3), auf(qfschlätxen,fertig schleissen', q,fsehmi e r f o g e [ , f ,Rock oder Mantel für ma.]. Aus franz. fichu ,Busentuch'. F i s c h i n g , F. N. (1825, Bussd.), F i s i n g Fischer mit Kapuze1, »zu einer f i s c h e r oder Paur k ü g e l l « (1629, Med. Mat.-Buch). Das (Gergeschdf.). Dasselbe wie Fasching? Grundwort zu mhd. kugel, kogel, häufiger gugel, ( g i | d ) f a m m e r ) t , K a m m e r zur Aufbewahrung mlat. cuculla ,Kapuze'. der Fische'. »Von herr hannes grewen von wegen g t ( d ) e r ä e d j e , Fäscherzech fem. ,Fischer- den f e s c h k h o r a e r n n « (1557/8, Qu. Kr. 3, zunft'. Es gibt heute keine mehr, früher be- 325). » f y s c h k h o m e r n n « (Ebda., 327). Vgl. standen sie wohl in allen Städten, für Krönst., V.-A. 17, 278. Es gab um 1550 in Krönst. 18, Bistr., Schässbg. zeigt der häufige F. N. Fescher, aus denen die Stadt Einkünfte zog. Auch in Fischer, dass in ihnen das Fischen handwerksHstdt.: »wurden aber gleichwoll vber Nacht ihn mässig betrieben wurde. In Med. ist die Fischer- den F i s c h k a m e r n auf dem grossen ring einzunft . ausdrücklich bezeugt (WEENER, Zunft- gesperrt« (KRAUS, Chron. 1, 16). urkunden), für Hstdt. ebenso: »in ihrem eigenen Fischkai, s. Fiskal. und der gantzer F i s c h e r z e c h und BruderFischkus, s. Fiscus 2. schaftspersonen namen als Kläger« (1582, Hstdt., g t f d) I n o d) e, Fäschknoch fem. (süds. und B. M.). Vgl. V.-A. 17, 263. nösn.) ,Fischbein' (s. d.). Se küßt Fäschlcnochn 5 i I i) f e 11, Fäschfätt n., Fäsehfattet n. (nösn.) wm Laif (,Leibchen, Bluse', Bistr.). g t f d t m a t f t , Name eines Platzes in Krönst, ,Lebertran', vgl. Fäsehil. Moselfr. Feschfätet »das wax haws od dem f i s c h marck« (1525, (KISCH, N . W . U. W . , 4 4 ) . Qu. Kr. 1, 593). » F y s c h Mark« (1541, Ebda. g i f c ^ g a r t t , Fäsehgo&m (Agnetheln), dafür 3, 129). Humen (Hamen); für das sonst süds. Simplex gfif($nc$, FäschnStz in städt. Haibma. selten Nätxs. Fischnetz. Urk. » f y s c h g a r h e n , rete für das Simplex Ncetx. Zum Vergnügen wird piscatorium« (um 1540, Qu. Kr. 3, 54). »pro 1 reti piscatorio vulgo F y s c h G a r h e n « (1544, Fischfang inät der Ongel betrieben, zum Erwerb und zur Nutzung mät dem Ndbtx. s. Humen Ebda. 3, 67). g i f d ) g r ä t e , dafür das Simplex Oret (Gräte), (Hamen), Wot. 3rtid)öl, Fäsehil n. ,Lebertran' (Hstdt.). meist PI. Oredn. » F i s c h - G r ä t e n « werden nach 5 1 i d) o 11 e r, Fäschotter fem., Fäschndter fein. I)AM. DÜRR (zum Schutz gegen Zauber) in einen Knoten gebunden mit »krotenknochen, menschen- (Hstdt.), nösn. FäSehöter fem. Lutra vulgaris Erxl.
Fischreiher — Fiscus
— 384 —
Das Fell wird in schmalen Streifen zur Einfassung der Sonntagspelze (KirSehen) der Bauern verwendet. g i f d j r t i l j e r , Fäschriejer m„ nösn. Fäseherejer (Petersdf.), Ardea cinerea L., auch Ardea purpurea (nach E. A. Bielz). — Syn. Oriejer (Tartlau i. B.). Kolcestirk (Kl.-Schenk). S i j d j r e u f e , s. Fischhürde, g t l i r o g e i t , fehlt; s. Ikri pl. F i s c h r ü c k e n,Fl.N. (1727, SALZER, Birth. 272). gifd)teid)e, s. Wqr (Weiher). Als Orte, wo die beliebteste Fastenspeise gezüchtet wurde, hatten die Fischteiche im 15. und 16. Jahrh. eine grosse Bedeutung. Zumal in den Städten ist in dieser Zeit oft und oft von ihnen die Rede (vgl. Qu. Kr. Indices unter Kronstadt, Teiche und Weiher; TETJTSCH, Sachsengeschichte 1, 83; ferner für Bistritx BERGER, Urkundenregesten I und II). Bis tief in das 18. Jahrh. hinein wurden in Hstdt. die Teiche der Zünfte und Privatleute mit Fischen besetzt gehalten (V.-A. 34, 177). Aber auch in den Märkten wurden Fische gezogen. So besass die Webterzunft in Birth, noch um 1660 einen Fischteich, der nicht nur zu eigenem Gebrauch, sondern auch zum Verkaufe Fische lieferte (SALZER, Birth. 314, 338). Nach ßeps schickte G. Rakoczy I. seine Fischer, in den Fischteichen des Stuhls zu fischen (V.-A. 37, 191). In Agnetheln hatten die einzelnen Zünfte ihre Teiche, Weiher, nach denen auch die Flurbezeichnungen ba/m BednerVJOT [a"a], Sehosterwötr bis heute gelten. Selbst auf den kleineren Dörfern gab es vor der Reformation Fischteiche (Kbl. 15, 4 ; V.-A. 14, 199; 223). gifd)tDeti)er, s. Fischteich und W^r (Weiher). — Im Fischweiher, Fl. N. (Werd). g i f d j j u d ) ! , s. Fisch 3. und Fischteich. f$fifd)}ug, f » f e s c h z w g « (MÜLLER, Spr.dm., 194). F i s c u s f . 1.,Sammelkasten' (oder ,Fond1?). Bei Kirchen- und Leichenzeremonien sollte nach dem Vorschlag »eines gewissen Schulcollega« in Hstdt. ein standiger »Fiscus« aufgestellt werden, dessen Einkünfte der Schule zufallen sollten (V.-A. 34,336). Auch die Schulkasse in Schässbg. wurde »Fiscus« genannt (TETJTSCH, Sachsengeschichte 1, 508). — 2. Fisehkus Staatsschatz'. In dieser eingeläuteten Form ist das Wort, Seit die Staatsgewalt einen oft beträchtlichen Teil von den Zehnteinkünften der sächsischen Geistlichen für sich in Anspruch nahm, ebenso wie das Wort Fischkähetnt zur Bezeichnung des weggenommenen Zehutteiles in den Verwaltungsschriften auf dem Königsboden nur zu
flseln — Fisole
oft gebraucht. Lat. fiscus ,öffentliche Kasse'. Uber die Fiskalprozesse auf dem Königsboden s. Teutsch, Gesch. d. Siebenb. Sachsen 2,114 ff. f t f e l n, flseln, fisselen schw., nösn. fisern schw. 1. ,dünn regnen'. Syn. siwerxen, siwern. — 2. ,die Art der Darmentleerung, bei der flüssige Exkremente abgehen, Diarrhöe mit Blähungen' (Hstdt.). — 3. ,das Geräusch beim Braten des Apfels' (Bekokten), sonst hiefür pisern. vgl. köln. fisele, hess. fisseln, eifl. flseln, siegerl. flseln, lux. fiselen ,fein regnen', vielleicht zu mhd. viseln ,Fransen' (WBIG.«, 1, 538, DWB, 3, 1691) oder zu mhd. visen, anord. flsa, dän. fise ,farzen', wozu auch ästen und feistem gehört. -—, Fisentüst m. gebrechliches Elend', s. Fidentäss und Tisentäst (HALTRICH, Plan 132). F i s i (Fisi, Wisi) F. N. in Med., Frauendf., S.-Reen; dasselbe wie W i s i , zu magy. vizi ,Wasserer'. Übergang des v ) f wie in lat. fijelirn, fisitirn u. a. —, Ü8itirn (nösn.),visitieren' (BERTLF.FF, Beitr. zur Nösner Volksspr. 2, 19). grigfal, Fiskal m. „Rechtsanwalt in öffentlichen Diensten', eigentlich , Vertreter des Fiskus'. Zus. Komitats-, StqdtfiSkdl. Mlat. fiscalis, zu lat. fiscus Staatskasse'. g r i S f a l q u a r t e , ,eine Quarte des Zehntens der sächs. Geistlichen', von dem Fürsten Bäthori 1580 erst gepachtet, dann von dem Fiscus ohne Pacht für sein Eigentum erklärt, vgl. TEOTSCH, Sachsengesch. 1, 255 ff. g i S f a l j e l j i t t , s. Fiscus 2. g i g f a t j i g e u n e r , Zigeuner, die im Dienst des Fiscus Gold wuschen, vgl. über sie V.-A. 36, 392. —, Fiskus, s. Fiscus 2. g i f o l e , Fnssoi fem., meist PI. Fassulen Reps), Fassuln (Krönst.), Fussoien (Gr.Schenk), Fussu°lje(Ka.tzendf.), Fussoien (Hstdt.); mit Umbildung des rum. fussaicä, das als Fruchtgattung n u r Singular ist, zu
einem
pluraleu
Fussaiken (Martinsdf., Bulkesch, Kirchberg); nösn. fehlt. 1. ,Kochbohnen' (phaseolus), im Gegensatz zu Bmen (Bohnen, ,Pferdebohnen', faba), aber auch gleichbedeutend damit: Weiss, tarkieh, geSprängkelt Fussoien, af%&ä (Hstdt.), Stijerä (Gr.-Sch.), Stifwlieh (Rumes) Fussoien ,Stangenbohnen'. Hoehfassullen (Reps), hochä Fussoien ,Zwergbohnen'. Ich bän ueh geuyufissen wdk de Fussoien ärn Wieck ,nicht ohne Sorge emporgekommen' (Kelling). — Fussoien s&zen ,pflanzen', af-, ousm^ehen, af-, ompedem ,die Bohnen aus den Schoten lösen'. Im Lügenliedchen:
FussoieSthwel — fiSpeln
— 385 —
Ech säch ( j ) emol zwo Douwen De Fussoie klouwen. SCHUSTER, Volksl. 377.
— Dazu die D. N. Fassule (Rosenau i. B.), Fussaike (Birth., Bussd). — 2. Kochbohnen als Gericht. Fussoien kochen. Im Scherzlied: Vouter, Motter, liewt er noch Än dem qlden Puppesloch Wo q,s Mai Fussoie kocht. Holzmengen, Kbl. 24, 5.
De Fussoie se gvfir afgepatzt ,die Schale ist aufgeplatzt'. De Fussoien durchr&ren ,durch ein Sieb durchdrücken', dwrehger&rt, gerist (geröstete) Fussoien, barbes (barfuss) Fussoien ,Bohnen ohne Fleisch'. De Fussoien afwärmen. In Häusern der Armut sind Fussoien ein oft wieder kehrendes Gericht. Es schien der Magd darum wunderlich, dass das Pfarrerkind sich zum Geburtstagsgericht weiss Fussoien ausbat. Darunter versteht man reife Bohnen, gekocht und zu Brei gerührt, während grdn Fussoien ,grüne Bohnen' gekocht und in Essig gesäuert ein in Siebenbürgen sehr beliebtes Suppengericht sind. — Urk. » F u s o l y e n « (1691, Nat.A.). »In Pretai bringen sie Erbsen und was arme Leute haben, in Bussd unterschiedlich F u s s a i k a Erbsen« (1765, Bussd, V.-A. 23, 236). — Abergl. Während der Schwangerschaft darf die Frau niemals Fisolen in ihre Schürze schütten, Ronst bekommt das Eind einen Hautausschlag (HILLNER, 13). — Syn. nösn. Faibun (Feigbohne), Kindersprache: Keke; vgl. Ärbes (Erbse). — Aus gr. lat. phaseolus über das mhd. phasol, vasol (~-i). Das Wort fehlt zwar im Nösn. und in den Schwestermaa., ebenso in Schässburg, ist aber kaum aus dem Magy. oder Rum. entlehnt. Vielmehr ist das szekler. faszuly M. Täjsz. 1, 551), das sonst im Magy. paszuly heisst, als Entlehnung aus burzenl. Fassulen anzusehen (wie magy. lencse ( Läntseh). Dafür spricht vor allem der Gegensatz in der Betonung des magy. und ss. Wortes, der bei der Annahme einer Entlehnung aus dem Magy. unerklärlich wäre, dagegen durch das magy. Betonungsgesetz für das Lehnwort faszuly sich ohne weiteres erklärt. Das dial. rum. fusole neben dem gewöhnlichen fasole. geht ebenso auf Fussoien, Fussoien zurück. Nicht erklärt ist dadurch freilich die Vokaldifferenz Fassulen: Fussoien. —, Fussoiesti e wel m.,Bohnenstange' (Rumes) neben FussoieStäken, -potsehen, BubieSti^wel. s. StiPwel. fispeln schw. ,sich oft und lebhaft beSiebenbiirgisch-BächsischeB Wörterbuch II.
fisperu — fissn
wegen'. Dazu GefiSpel n.,unruhige, sich wichtig machende Person'(Hstdt.), ,ein Gerät.das schnelle Bewegungen macht', z. B. Garnwinde, Haspel; ,die schnellen Bewegungen' selbst (der PI. im ,Ge' ausgedrückt). Dät dqt GefiSpel na ist af de Sekt, et vergükeld enem• d Ugen [3} oder: Hirt nä ist af mät dem GefiSpel. — Syn. fitschein. — Zu vgl. bair. fispeln ,schnelle Bewegungen machen' und fispern, mit dem es vielleicht indentisch ist. f t f p e r n , fispern schw., nösn. schnelle Bewegungen machen, herumlaufen'. Dau fisperst hait och vil (Bistr.)! D.izu Gefisper n. ,ein lebhaftes, unruhiges Kind'. — Zu vgl. ist neben bair. fispern ,schnelle Bewegungen machen', schwäb. fispern ,sich schnell und geräuschlos bewegen', noch aachn. fespele ,am Feuer sitzen und sich damit beschäftigen, bald einige Kohlen aufzunehmen, bald zu stochern usw.', wohl dasselbe wie fiSpeln. Fissebrannen, Brunnen (Magaiei). — Zu Fiss (Füchse)? —, Eissel, Fl. N. Um Fissel, der Fisseler Qruum (Graben), de Fisseler Borte (,Brunnen') in Botseh. —, Fisser, äm Fisser,Weingartenhalde (Wermesch). — Zu Fiss (Füchse.)? V.-A. 34, 38. —, Fissewangert, äm Fissewangert, Weingartenhalde (Treppen). — Zu Fiss (Füchse)? Zwischen Fissel, Fisser, Fissemangert besteht jedenfalls ein Zusammenhang, die Ableitung von Fiss (Füchse) begegnet nicht nur lautlichen Bedenken (Fisseler Grmm).' —, Fisskeil, Diin. zu Fiss, und dies' neben Fisso Koseform zu Fi (Sophie). Ai, hM dat lidieh Handsche (Hündchen) geschwijen, Wer der Getx xem Fisske geStijen. Kbl. 24, 5.
Name für Mädchen und junge Frauen; ältere Frauen dieses Namens heissen Fichen, ganz alte Fi. Doch ist hierin der Brauch verschieden. Fissken n. ,der kleine Rest Hanf oder Werg am Spinnrocken' (Schenk). — Zu rum. fus ,Spindel, Spule', das wegen des gleichen Klanges formell mit Fuss (Fuchs) zusammenfiel, dessen Dem. Fissken ist. Vgl. ital. fuso, franz. fuseau, lat. fusus ,Spindel'. fissn schw., nösn. 1. ,stechen'. De Wäspelx (Wespe) hußt mich gefisst (Bistr.). In Kl.Bistr. ist das Fissn ein derber Spass: die Kinder schneiden sich Haselstöckchen, brennen sie an den geschärften Spitzen an und halten sie an schlafende Gespielen, um sie zu wecken. -— 25
Fist—fitschein
— 386 —
,futuere l ( V . - A . 3 3 , 7 4 ) . I M Süds, ist das Wort nicht bekannt. — Bei CREZ. 1 , 3 7 4 fisseln ,futuere'. Vielleicht dasselbe wie fessen (s. d.).
2.
3rift, Fast m. (nösn.) ,stiller Bauchwind'. Dazu wird von KISCH ( N . W . U. W . 4 4 ) , auch -fästieh (s. d.) in gel-fästieh gestellt. — nihd. vist. s. feisten, Feister, feistem. .—, Fist fem. (S.-Reen.), eine Weintraubensorte, auch Fesnetch (Bistr.), Rässer, magy. köver sz615 genannt. g i f t e t , Fistel fem. wie nhd. ,hohe Stimme, eiterndes Geschwür' [Stadt. Haibma.]. E rifid än der Fistel. E hußd än Fistel um Zqmt (nösn.). Aus lat. fistula ,Röhre, eiterndes Geschwür'. —, Pistigoi fem., eine aus Weidenrinde verfertigte Flöte mit zwei Schallöchern, zum Unterschied von der Flür, die nur ein Schalloch hat (BRENNDÖRFER, 1 7 ) . Nach dem Fem. Flür ,Pfeife' ist das rum. masc. fistigoiu in sächs. Gebrauch ebenfalls fein, geworden, Rum. fistic mit der Endung -oi. —, iitägn schw. ,herumspionieren' (S-Reen). — Zu szekl. fitat (Dialektform für magy. firtat) ,suchen, spionieren', ferner fitakos-orru Spürnase' (M. Täjsz. 1, 596). —, Fite m. ,Blechofen' (D.-Zepling). Magy. fütö ,Ofen' (M. Täjsz. 1, 658). —, titsche, lautmalend in dem Rätsel: Det yid of dem Wieck, det moeht ketsche, fUsehe, Of dem Räek drit (trägt) et ketsche, fitsehe, Ogen fatr ueh Uiern fäPr, vä&renxwinxieh Händ ueh Fäfiss. ,Pferd und R e i t e r ' ; Kbl. 5, 45.
fitfdjeln, titschein (Hstdt.), fotscheln (Kronstadt), fetxeln (Krönst. - Baithol.) schw., nösn. fitseheln schw. ,oft und unnötig hin- und hergehen' (fahren). De Güldfäschker fitschein u se erun. KÄST., 2.
Er fitsehdt icidder ynnidich durieh de Di&r (Wallendf.j. Nemmi fetschel mereräm! (Rumes). Fitseheln (auf der Gasse herumstreichen) mäiss't Melitta go! SCHÜLLER, Mätn 1 1 . Über Leute, die gern in die Stadt fahren: Seh&r allen Dqeh messen d t r e t $ , s. Witt fem. g l t d , g l e c t e n , Flsek, Flseken in., nösn. Flak, Fla/m m. 1. ,Stück Zeug zum Ausbessern'. E Fläkn af cm Rök, der His, den Schagen. Sprw. Em mäiss dn Fläkn dem Sifck no da ,man muss sich nach der Decke strecken' (nös>n.). Spottweise von Brautleuten, die nicht zusammen passen: Se ge sich wä* der Fläkn q,f dn Sqsk (GASSNEB, 5 4 ) . "Wohl die meisten süds. Maa. kennen diese Bed. von Fläken ,Zeuglappen zum Flicken' nicht, sondern brauchen hiefür Flocken ,Flicke, Flicken' (s. d.). Ja sie machen geradezu einen Unterschied zwischen beiden: Der Fläcken qf'rn Kloid äs ned esui gqrStich, wä der Fläken (Agnetheln), wobei dies letztere Wort unzweideutig vom äusserlichen Schmutzflecken hinüber spielt auf den sittlichen Flecken der Trägheit s. unten 4. Urk. »Dass diesselbige Ihrem Sohn Simoni befohlen, von dem Gewandmacher Lehr Jungen F l e c k e n zu kauffen, zween lederne pfüle darauss zu machen« (1686, Cap. Gib.). — Hieher gehört wohl auch die Ra.: ä Fätx-Fläken reissen; nösn. Fläk-Fl^ndern raissn, xerraissn ,in kleine Fetzen reissen'. Bed Kletchi, det Däpm (,Topf') äs Fläk-Flqmdern gqmgen (Bistritx). Es sind dies tautologische Verstärkungen wie Fitschifail, Sckniekeschnttfigel u. a. — 2. ,kleineres oder grösseres Stück Fleisch', besonders die Seitenteile des Hammels, Teil der Dünne beim Rind. Fläken af dem Büst, af de Ki»le gebröden. So erhält das Wort die Bedeutung ,kleines Stückchen', die uns auch in Fläckel (Fleckel) entgegentritt. Urk. »Er hat sich selbst gerühmet, dass Er dem Prediger mit dem Pallas (eine Art Schwert) auffgepast hätte, und so er auss der Stuben herauss kommen wäre, wolle selbigen auff F l e c k e n gehauet haben« (1701, Cap. Cib.). Oft aber hat Fläken den Nebenbegriff des Zähen, Harten, Sehnigen, Ungeniessbaren. Darum der Unwille der Hausfrau über solches Fleisch: Wot sql ich nä& mät di*m Fläke kochen! — 3. ,Stück Land', ,Ort'. E Fläken Wiss, e hisch Fläken hrt. — Hieher gehören Fl. N. wie Räschfläken (Stolzenbg.), Sq,lxfläken (Gergesohdf., Freck). In lokaler Bedeutung hat sich das alte vlec am stärksten erhalten. Scherzfrage: Af welem Fläk sehleft em um besten? (Antw. Auf der eigenen Hand). »Endlich asu vwn em Fläk begent a sieh mät sainer FYä« (Treppen, BEBTLEFF, Nösn. Volksspr. 1, 18). Däi Sqch äs och äne af enem Fläk (Bistr.). Em kit hait nät vum Fläkfn) (nösn.). HALTR. (Neg. Id. 25) verzeichnet q,f dem Fleck, vum Fleck, das wegen seines Vokales auffällt,
Fleck
zu erwarten wäre Fläk. E kit net vum Fleck (Schässburg). Süds, hat für Fläk in dieser Bedeutung lieber Stall: De Proxäss Stoit noch amen än ener Stall. Em kit het ned ais Her Stall (Agnetheln). Die Redewendungen Haltrichs aber mit den auffälligen Formen Fleck verlieren das Auffällige, wenn man bedenkt, dass Fläk, Fläken ,Platz, Stelle' übertragen worden auf den Fuss und Fussteil, der auf dem Platz steht, ja auf den Schuh und Schuhteil, auf den Fleck, den Absatz. In diesem Sinne hat unsere Ma. für das hd. auf dem Fleck, vom Fleck: af'm Fleck, vum Fleck (mit sehr hellem e): e dret sij af der Stall, q,f'm Foss, q,f der Fersch (Ferse), q,fm Fleck, qf m Stecket (,Absatz') am ,er kehrte auf der Stelle, auf dem Fuss, auf der Ferse, auf dem Absatz um', welche Redewendungen natürlich noch mehr temporale als lokale Funktion haben. — Die Bedeutung grösseres Dorf' ist der Ma. eigentlich fremd. Mvßrktfläken ist hd. Lehnwort. In älterer Schriftsprache findet sich diese Bedeutung zuweilen. »Verwüestet alle umleiende Dörfer und F l e c k e n « (1660, Qu. Kr. 4, 256). — 4. ,andersfarbige Stelle', durch Schmutz, Fett usw. erzeugt.. Fläken am Hemd, äm Rök, än der His, um Hott. En Fläken ous dem Hemd ouswifischen, vum Rök ouspitxen, vum Poppeier ouskrqtxen, vum Däsch, Stal ußwäsehn (nösn.). Der Fläkn äs ausgingen (nösn.). Fläken af dm Mpeln. »Damals seind 8 schwarze F 1 e k e n funden worden« (1598, B. M.). — Syn. Tqtseh fem. — In übertragener Bedeutung: Noch vor einem halben Jahrh. erschien dem besorgten Vaterherzen der Bart des von der hohen Schule heimkehrenden theologischen Sohnes als ein Fläken q,f'm goistliche Kloit. Klage der Frau im Ehestreit gegen ihren Mann, dem ein arger Fehltritt seiner Jugend nachgewiesen worden: Die Fläke kün e sieh nimi ol ,Fleckahle' nicht Fläeknolt, wie unter Ahle diesesWörterbuchs verzeichnet steht. Mit dem Werkzeug wird weder gebohrt, noch genäht, sondern es wird mit dem Hammer durchs Leder geschlagen. Derr Fleckbu'irer äs xe daik (Rohrbach). — Zu Fleck. ( 5 1 e d e l ) , Fleckel, nösn. Fleckel, meist PI. ,eine Art Nudeln', die in kleine Vierecke geschnitten werden. Ägebrät Fleckel eingebrannte Fleckelsuppe' (Hammersdorf), Schunknfleckel ,Schinken mit Nudeln'. In die Ma. eingelautet: Fläkeltchersupp (Bistr.), süds. Fleckelsupp oder nur Fleckel. — Dim. zu Fleck, aus dem Oberd. entlehnt, vgl. bair. Flecklsuppm. f l e t f e n , fl&ken schw., nösn. fläkn schw.
(flecken) — Fledermaus
,Flecken machen'. De Äpel fläkt (nösn.) — Zu Fleck.
fldken.
Ded
Oppes
(f J e d e n ) , flecken schw., dem Schuh den Fleck, den Absatz machen. Mit der Fleckdl wurden früher von den Tschismenmachern die aufeinander geklebten Lederflecken, die den Fleck bilden, am Rand durchlöchert, so dass lange Holznägel durch diese Löcher bis zwischen die Fersenteile des Schuhes, in das Flaser drangen und so den Fleck am Schuh festhielten. ( g l e d e n f t e i n ) , Flekestin m. (Reps), FldkeStem m. (Malmkrog), FloikeStum m. (Denndf.) ,Kupfervitriol' (HALTRICH, Plan 79). f l e c f i g , fl&kich adj. und adv., nösn. flakich adj. und adv. ,mit Flecken verunreinigt'. Fletkieh JSpel, Bvrrm. Flakich, Kleder (nösn ). De hmst der de Gup guflr flakich gemacht (Bistritx,). Häufiger tarkich. Te messt de Späjel uch de Fenster pizen. Se seng est fl&kieh, dat mer es schumen. — Zu Flak (Fleck), mhd. vleckic. g r l e c f f e i f e , F l f t k s i f fem., Seife zum Ausputzen der Flecken. Auch Fldkesoif (Agnetheln), und zwar ist nur diese Bildung der Sache entsprechend, da Fl&ksif eigentlich Seife ist, die fleckt, Flecken bereitet, nicht vertilgt. g l e c f r o a f ( e r , F l & k w a s s e r n., Mittel zum Ausputzen der Flecken. Richtige Bildung wäre Fl&hewasser s. d. vorige Wort. fleddern schw. (i. Burzenl.), fehlt nösn. ,schleudern'. — Syn. sodern (Schässbg.). — Vgl. Schweiz, flaudern. Mit floddem (flattern), mhd. vlederen mag Zusammenhang bestehen. t j r l e b e r m a u g , Fläddermoas, Fladdermaus, Flädderxmois (Hohndf. und sonst) fem., nösn. Fleddermaus fem. Auch mit unverschobenem Anlaut Pladder-, Ploddermom (Agnetheln, Neustadt und sonst). 1 . , F l a t t e r t i e r ' aus der Gattung Vesperugo und Vespertilio, besonders Vespertilio murinus Schreb. Der unheimliche Flatterer, der dem naiven Gefühl als ein sehr sonderbares Geschöpf erscheint, beschäftigt auch die Phantasie unseres Volkes. Abends, wenn sie fliegt, darf man mit blossem Kopfe sich nicht im Freien aufhalten, sonst verstrickt sie sich in das Haar und kann nicht mehr daraus gelöst werden (vgl. FOLLM., 166). Deshalb singen die Kinder: Fläuddermous, Ploddermom, Net kämm mer än t Net kämm mer af t Sonst schlon ich dich
Hör, Hift, dit.
SCHUSTER, Volksl. 3 4 a ; HÖHR, 28.
Deshalb wird das harmlose Tierchen nirgends gern gesehen. Vielleicht alte Beschwörungsformeln sind Verse wie die folgenden:
Flederwisch
— 400 —
Fleddermaus Flaij än t Haus, Kamm xem rüdn Turn eraus. oder
KISCH, W .
U. W .
166.
Fladdersehmeos Flqj än det Heos, Kq,mm xer älder Käpp ereos. HÖHR,
28.
Im Abzählreim: Flidri fladri Fläddermous, Nomm dich q,f t Fessken Tä bäst ous. SCHUSTER, V o l k s l . h 8 6 ; HÖHR, 4 2 .
— 2. f Übertr. ,unangenehme Nachricht, Brief' (wie D W B . 3, 1 7 4 6 ;
KLUSE,' 1 4 0
,Steckbrief),
»weil Er (Pemfflinger) auch auff dasselbe (Edikt) nicht gleich alsbald . . , sich allermassen accommotiret und wider Gott den Herrn setzen oder kämpfen wollen, als ist im folgenden 26-sten Jahr diese F l a d e r M a u s s und Scharffer Aries oder Sturm bock Ihm zu Hause geschickt worden« (1650, Oltharius). — Zu mhd. vlederen ,flattern', vledermüs also ,Flattermaus'.
Fleg—Flegel
Hieher der Spottname »Flederwisch« (Waldhütten). — Schon mhd. vederwisch und vlederwisch nebeneinander. Zu mhd. veder (Feder) oder vlederen (flattern). F l e g , F. N. (um 1500, V.-A. 16, 386). — s. Fleck. R i e g e l , Fliejel m., nösn. Flegel m. 1 . W e r k zeug zum Dreschen'. Als Teile des Flegels werden unterschieden: de Hqnthoch (bei FRONIUS verschrieben Hûnddôch) für Hynthof,Handhabe' (vgl. Hoschuegen und Höschutweri), de ledderän Kapp, det Remchem (das die Kappen verbindet) und der Flifjelskläppel (Klöpfel). Vgl. FRONIUS, 115. Den Takt des Dreschens mit dem Flegel gibt das Kinderverschen an: Er messt erous, Er messt erous, Et hälft ich näst. SCHUSTER, V o l k s l . 3 4 6 ; HÖHR, I>2.
Scherzhaft im Spinnstubenlied: Bös der Brejem de Fliejel drei, Hat de Brockt det Hemt genêt. Holzmengen, Kbl. 24, 25.
Noch deutlicher singt man (in der Rockenstube 3 1 e b e r » i f d), Flädderwäsch m., nösn. Fledderoder am Jungfrauentag) auf künftigen Ehewäsch m., Flederwisch m. (Kl.-Bistr.). 1. ,Ganskrieg deutend: und Entenflügel zum Staubwischen'. Mät dem Wär< könnt dier Geli (Georg) dn Flegel Fledderwäsch den Stof (Staub) km-n, det Mörämdring (umdrehen), schel (,Kehricht') summein (nösn.). Scherzhaft Wae könnt d/M Fiki (Sophie) det Laimbeim Begräbnis eines bösen Weibes: dfeekeltche ning (nehmen). £nd dau 'tri de Alt, q,f 't Begrimnes GASSNER, 5 3 ; v g l . SCHUSTER, V o l k s l . 9 1 . drauk (trug), »Nähren sie sich aber von dem F l e g e l (,Dreschen Do numrn der Fq,ff den Flcderwasch des Getreides') etc. so sollen sie geben Trit. £nd mqßkt nock drqimdl: wasch, Metr. >/2« (1726 ßeps, V.-A. 37, 650). Gewisserwasch, wasch! massen um das Kraftwerkzeug des Mannes zu And marsch de Alt an 't Grqf. verspotten, springen die Frauen beim TaufPassbusch, Kbl. 26, 56. schmaus über einen Flegel (Mettersdf'., GASSNER Im Süds, erscheint an einigen Orten Fädder- 35). Der Dreschflegel hat die Kraft das Vieh wäsch neben Flädderwäsch, während es nösn. gegen das Wiesel zu schützen (V.-A. 9, 310), ganz unbekannt ist. und in früherer Zeit, wo jeder Landmann ihn gleich bei der Hand hatte, war er eine gefährZern Grunnepuw uch xem. Gehaart liche Waffe. »Zwei Fussbohten . . . ihn Kotzen, Hatt hit en Honnefbäsch, werbes, auff die Walachische manier an den Und af dem Wikser (Hut) hisch gepaart füssen bekleidet, mit p f l e g e l i n ihn Henden« Zivin Stattlich Fädderwäsch. HÖHR, 5 4 . (KRAUS, Chron.2, 233). Eiserne Flegel erscheinen Abergl. Der Flederwisch schützt das Kind vor unter anderen Waffen im 15. Jahrh. »8 ysern dem Wechselbalg (Wesselbq-lich, GASSNER 1 8 ) . f l e g eil« (1449, B. M.; vgl. MÜLLER, Sprdm. — 2. ,langer oder dicker Schnurrbart'. Dißr 74 f.). — 2.,grober Mensch' (eigentlich ,Bauer'), hvflt Fledderwäsch! (Bistritz). StuPx der dai auch schlechter Mensch' (Kl.-Schenk). Tä bäst e Fliyel! ,Lümmel'. — Syn. Flakô (nösn.), Fledderwäsch! (Ebda.). Flä/ngkesch, F letz ( Wletx für Bloch), Lärgesch, Herr Käräkäsch (Kerekes) Limmel, Lûrem. Auch urk. »Ein ieder grober Mät dem däcke Flädderwäsch. Pauer und F l e g e l kan solches leicht zu wegen HÖHR, 3 7 .
flegelhaft — Fleisch
401 —
bringen« (1650, Oltharius). »Welche Knecht oder Jungen in seiner Stelle nicht fein still und sitzam sitzet sondern . . . die Füsse wie ein grober P f l e g e l ausdehnet« (1720, Kbl. 29,119). — Mhd. vlegel, ahd. flegil aus lat. flagellum ,Peitsche', um 400 n. Chr. auch ,Dreschflegel'. f l e g e l h a f t , fli«jelhaft adj. und adv., nösc. flegelhaft adj. [Städt. Haibma]. E flvyelhaft Mansch. E benit sich str fliejelhaft. Echte Ma.: Fliy'el oder barossieh, grof (grob), äbändick. F l e g e l s b a u m , U n t e r F l e g e l s bäum, Fl. N. (Malmkrog). — Zu Flegel? S r l e g e l S l I O p f c I , Fliejelekläppel m. ,der Klöpfel des Flegeis, der auf die Garbe schlägt' (Abtsdf.). f l e h e n , fehlt. Urk. ,beweinen'. »Getzi . . . f l e h e t e mit heissen ZähreD den schädlichen Untergang der armer verratener Kroner« (1612, Qu. Kr. 4, 32). f t e l j ü g , fehlt. Urk. »Kommen Schreiben von der Port, welche der Banffi Sigmund vndt die andern Legaten auss dem Judecula vndt gefangnüss, anss landt schreibt, f l e h l i g vmb hilff vndt errettung anhalten« (KRAUS, Chron. 1, 378). — mhd. vlehelich. F l e h s s l i n g , F. N. (1601, Bistr.). Ohne Zweifel wie Flazleng ,Flächsling', ,Mensch mit flachsblonden Haaren'. F l e i m l i n g k , f F. N. (1614, Schässbg.). g l e i f c ^ , Filsch n., Fleitseh n. (Wölkend! i. B.), FligSch n. (Krönst., Barthol.), nösn. FlSsehn. — A. Im engernSinne,essbaresFleisch', besonders von den Haustieren. 1. ,das rohe Fleisch', a) Allgemein: Vum Uessen terf em näst qndert verlangen wrn. »Weil er f r e y wirt denen aus den henden« (um 1610, Ger.-Prot). .Aus den Händen gleiten'. Det Mässer witt der frq qnt get der im de Hqmt. Negiert. E witt nammi frai ,muss sterben' (GASSNER, 82). Vu diam Mänlschn kann erri och nammermi frqi wifirn ,den kann man nicht abweisen'. Ich gè mer jo gemach Mài, qber vu dn Scholdn kq ich doch näst frqi wiÄrn (nösn.). '— b) Frq senj nun äst (oder amen). ,verlieren' (eigentlich von etwas widerwillig befreit werden). Ich bä/n frqi vum Mässer ,habe es verloren'. Ich ban dn Knecht frqi (nösn.). Danach auch von Tieren. Ich bän de Sehweng gSr frbeku st. Mer hu frqibeku ,Ferien erhalten' (Bistr.). F r e i b e r g e r , F. N. (1722, Schässbg.). Zum 0. N. Freiberg (in Mähren, Sachsen, Steiermark und sonst). Nicht ss. g r e i b e u t e r , t , Räuber, der ungestraft Beute macht', oft sind dies entlassene Soldaten. Als Schelte bei Krauss. »(Rakoczi) hat demnach aller derer Joszagen vndt gütter, so mit dem Barcsai entflohen,durch seine F r e y b e i t e r vndtEördegh lelkü rauben vndt plündern lassen« (Chron. 2,8); »stellet der Fürst Kemeny 600 Fassknecht, so dass meiste F r e y b e i t e r oder Szabad Legeny waren, zur rechten Seiten eines Waldes« (Chron. 2, 240, wo allerdings durch Schreib- oder Druckfehler F r e y l e i t e r steht). f i e t b i t t b e n , fr$bängdenst., nösn.frqibänn st. ,losbinden'. De Kä, det Färt vu der Kräpp frqibänn. Dem in ,frei' liegenden Begriff (,lieb', ungehemmt') entspräche es, dass man leblose Dinge eigentlich nicht freibinden könnte. Wenn man doch auch auf sie das edle Wort ,frei' anwendet, so denkt man daran, dass auch Lebe-
freibitten—freien
— 465 —
wesen höchster Art von leblosen abhangen: Mqeh frq, bangt frq det Sil vum Rdtt, säeh, te hvAst et vergipsen, ed äs noch gehemmt. f r e i b i t t e n , fr$bidden st„ nösn. frqibidn st. [Stadt. Haibma.]. De Ränder vu der Schul frqibidn (nösn.). Echte Ma. u&heschn (abheischen). Im Süds, dafür mehr: sij Erlüfnes nim. g r e l b t i e f , Fr§br&f m., nösn. Frqibräif m. [Städt. Haibma., Geh. Spr.]. ,Urkunde zur Bürgschaft für bestimmte Freiheiten'. Deng Buiye, se können xefallen Und un denge Frqbrdfen allen Lot sqt se sieh knuegen de Wenn. KIST., 67.
Von allen Freibriefen hat der sogenannte »goldene Freibrief« (1224, T E Ü T S C H , Sachsengesch. 1, 26) die grösste Bedeutung für die Entwicklung des ss. Volkes gehabt. — In der Handwerkerspr. ist Frqibräif die Urkunde, die dem Gesellen über seine erfolgte Freisprechung ausgestellt wurde. 8. freisprechen. Süds, in dieser Bedeutung nicht gebraucht s. Lirbr/ef. (freibrütjen), frifbr&en, nösn. frqibräi schw. ,losbrennen'. De FaiermerSrhel (Feuermörser) frqibrä». Auch in übertragener Bedeutung: Ewor est agedäldieh, e kangt nemi u sieh hqlden, e mosst na fräbrden (eine lange zurückgehaltene Mitteilung machen). f r e i b e n t e n b , fr^dingknt [Städt. Haibma.]. Ed äs e frqtäingknt Mäntseh ,mit freieren, nicht beschränkten Ansichten' (Bistritx,). Im Süds, wäre hier nur die gewöhnliche Partizipialform, also frq dingkän, möglich. f r e t b r ü d e n , fr$dräcken schw., nösn. frqidrächn schw. ,losdrücken' [Städt. Haibma.]. De Biss, de Flint, det Qewiflr frqidräelm. ( j j r e i e ) , Froi fem. (im Burzenl.) Brautwerbung'. Die »Freie« wird beim Pfarrer angezeigt, wenn der »Frager« das Jawort erhalten hat. »Nachdem ich in das Alter gekommen bin, mich in den heiligen Ehestand zu begeben, bin ich gekommen, Euer Wohlachtbarwürden die Freie 'anzuzeigen« (Sächs. Burzenl., 443). Auch Frei schicken ,werben'. »18. Jan. s c h i c k e ich öffentlich F r e i durch den ReverendusVir Herrn Thomam Gräff« (1679, Qu. Kr. 4, 202). — Mhd. vrie ,Brautwerbung', das im Nhd. durch die parallele Ableitung Freite (mhd. vriäte) Brautwerbung' ersetzt ist. freien, frijen schw., nösn. fehlt; ,frei machen'. 1. t In Zunfturk. und im E. L. R. ,befreien', »welcher meyster f r e y t eyne knecht ee das her gematericht (s. Materge, Matergen) der selbig mester ist der Czech vorfallen 1 gülden« (1485, Siebenbürgisch-Bächsisches Wörterbuch II.
freien
Hstdt., Schneiderz.-Art.). »er sol vom Richter gestraffet werden / vnd gleichwol dadurch des zeugens nit g e f r e y e t / sonder nichts desto weniger sein Zeugniiss zu sagen / verbunden sein« (E. L. R., 18); »werden die Vormünder . . . der veisorgung g e f r e y h e t « (Ebda., 71); »ehe den Scbuldherrn jre schulden nicht aller werden ausgericht / werden die Schuldiger nicht gef r e y h e t « (Ebda.-, 116); »(das verbotene Gut) sol ehe dem Beileger nicht werden zngestalt / der Richter f r e i h e es jm dan widerumb« (Ebda., 127). — 2. Den Dqnx frqm ,die Erlaubnis zum Tanz von Pfarrer und Richter erwirken' was Pflicht der Altknechte ist (FRONIUS, 51, 59; Sächs. Burzenl. 482). — Zu frei. freien, fr$ e n schw., nösn. frqm schw.,werben'. 1. Urk. bezeichnet ,freien' meist die Werbung überhaupt, wie nhd. »Welcher der do leet f r e y e n ee das er geschnytt (,zugeschnitten hat')« (1484, Schässbg., Kürschner-Art.), »wan das ein knecht f r e y e n schycket ee das herr (er) das meyster stuck macht« (1549, Bistr. Schusterz.-Art.). »Hat einer jhtne ein jungfraw zur Ehe g e f r e y h e t / vnd innerhalb zweyen jaren im Land einheimisch / mit jhr Hochzeit zu machen vnterlassen« (E. L. R., 54); »ich sollt ihr sagen ob ihr herr f r a y e t oder nicht« (um 1610, Ger.-Prot.). — Auch der unbefangene Volksmund gebraucht das Wort in dieser allgemeinen Bedeutung. Me Lefken dqt sät: Na witr h(tf dä geglüft, Dad em/mend af I^rde wök tä wer versehüft ? Säeh dirt hit me Bredjem %em frqm, Dräm sekst te ärn Fenster mich Iqm. KA3T., 1 0 .
E tappt ännen 'nt gänj freien (Krönst. Kai., 1905, 3). Fed em un se frqn, Se fed em un xe kqm (Var.: Hun de Lekt xe kqri), Fed em un xe gejen, Se fed em im xe sehwtym. FRONIUS, 6 7 ; SCHUSTKR, Volktl. 185. oder kürzer: Frqen git xe kqm, Oefen brq/njt sehwetjen. H . - W . , 346. Im Spruch beim Reihenspiel der Kinder: Süle mer regde frqtn, An de Dwnenqm, Der Kratxewetx uör ueh do, Der HepenUp kqm uch nö, HALTRICH, Aborgl.,. 14. 30
Freienmanneskind— Freier
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— 2. Gegenwärtig versteht man darunter verschiedene einzelne Abschnitte der Werbung. Im Burzeni. geht dem ,Freien' das Frogen (Fragen) voraus, worauf der Fröier die Froi (,Freie', ,Freite') beim Pfarrer anzeigt (Sachs. Burzeni., 442). Bei M Ä T Z , 35 bezeichnet freien »allgemein den Akt des Werbens, spezieller das Werben durch zweite Hand«, in Mettersdorf folgt auf die persönliche Werbung des Burschen erst das from durch den Frowiung (Freimann), wozu die Gross-Scheuerner Nachbarsch.-Art. zu vergleichen sind: »die Freyleute . . . sollen nach vollendetem Gottesdienst f r e y e n gehen« (1777). Bei FRONIUS 70 erscheint das Freien als letztes Stadium der Werbung (vier Wochen nach dem »Vertrinken«). Dieses Schwanken erklärt sich daraus, dass das Wort wahrscheinlich niemals recht volkstümlich war, wie es auch gegenwärtig meist durch die Syn. ersetzt wird. s. utriMen (abreden, Talmesch), unhqlden (anhalten), frogen (fragen), Hqntschlqeh (Handschlag), haschen (heischen), verlangen (verlangen), aft Verlange gon, Ränge Wesseln; vgl. unxijen (anzeigen), afb£den (aufbieten), Brokt machen. Sonst heisst das Frqm, auch Honjtsehe gin ,Händchen (Handschlag) geben', das ,Vertrinken' aber Breoktmöchen (Agnetheln). — Das Wort findet sich im reinen Mhd. nicht, sondern erscheint erst im frühen Nhd., es ist dem Mitteid. (auch Hess.) eigen, was ebenfalls für den schwankenden Gebrauch in der Ma. bezeichnend ist; vgl. DWB. 4,105; W E I S . 1, 580; K L U G E , 149. — Lautt. 124. g t e t e n m a n n e ä l i n b , Fr^m^nneskänt n. ,ein freier Bürger' im Gegensatz zum Leibeigenen (Jobädjn) und zum Adligen (Erlmq). Difin brauchn mer nät, diÄr äs nät Frqwnqmneskänt. Süds, nicht gebraucht. K I S C H , N. W. u. W., 177; vgl. mhd. vriman. s. Fromonzkänjd. g t e i e r , Fr$«r m., nösn. Frqier m. Brautwerber, Bräutigam', während die eigentlichen Brautwerber, die für den Bräutigam die offizielle Werbung besorgen Frqmqn, Frqlekt heissen [wohl nur geh. Spr.]. »Aes e Froier vor dem Horn, höhlt en fehst negy lasoen ous« (Platt. Kr. Ra.). Im Volkslied: Et sql e Mäidehe gwr fräi qfltü, Et sql gufir fräi no Wqsser gü, Et begin em drqi Frqier am Wvje gü. Passbu8chf Kbl. 26, 66. Spann, Taini, Spann! Säeh der Froer kid erän, Sehmaiss dm, Röhn wider de Wumt, Löf dem Fro*r am, de Hvmt. Metteriif., GABSNEB, 6 0 ; vgl. SCHUSTEB, V o l k s l .
19.
Freiessen— freihaben
An die begehrte Person des Freiers ist mancher Aberglaube geknüpft. Um Obrnd terf em nät auskiärn, em ki^rt sich dn Frqier aus. Kocht das Spülwasser (das sich nur erwärmen soll), so kommt dem Mädchen in dem Jahr kein Freier (Bistr.). Als Orakel in der Neujahrsnacht: Paputsche würfe s' iwer't Hift, Fällt dißr är Spätx ke viren, Si kid e Frqer, wrtd)en, Ansprechen st., nösn. frqiSpräichn st. l.Wie nhd. ,von einer Beschuldigung freisprechen1. »Beweiset der Kläger nit sein anklag / der beklagte wird f r e y gesprochen« (E. L. R., 14); »hat er die Heltner aller schuld f r e y g e s p r o c h e n « (um 1610, Ger. - Prot.). Det Gericht kufid en frqigeSprdchn (nösn.). Spot nur, Spot! Am Himmel äs e Oott; E wirt maich frqiSpraiehn, Daich wirt eä/n de Häl Stäichn. (nösn.) Auch ,von einer Verpflichtung befreien' »(der Meister soll) f r e i g e s p r o c h e n sein, dem Knecht nicht weiter nachzugehen« (1640, Kürschn.-Art.). ,Einen lästigen Zwang aufheben': »19. Jan. wird die Stadt f r e i g e s p r o c h e n (nach Erlöschen der Pest), und den 20. darauf ein Dankfest gehalten« (1720, Qu. Kr. 4, 129). — 2. In der Handwerkersprache bedeutet frqSprechen ,den Lehrling zum Gesellen erklären' (eigentlich ,von der Verpflichtung, Lehrjunge zu sein, freisprechen'). »Hat aber ein Meisterssohn bei seines Vaters Lebenszeit eine Zeit schon an dem Handwerk gearbeitet solcher soll f r e i g e s p r o c h e n werden und an Gesellen Statt arbeiten« (1724, Strumpfstr.-Art.). Wäi e frqi geSproehn äs, sqü e än de Fremt xäi (Bistr.). Mit dem freisprechen' waren bestimmte Gebräuche und Ordnungen verbunden, die heute verschwunden sind. Der Lehrjunge musste sein Können durch eine Probearbeit (det ProbStäck) erweisen, die bei den Csismenmachern etwa aus einem Faierobmt (s. Feierabend) Simpelschagn (genähte Schuhe) bestand. Dies Probestück wurde vom £ m t (dem Vorstand der Zunft) in Gegenwart des angehenden Gesellen geprüft und das Ergebnis ihm vom Zäiehvyter in feierlicher Ansprache.mitgeteilt. Darüber erhielt der Geselle als Zeugnis den sogenannten Frqibräif, Lirbrdtf, der ihm das .Recht zum Eintritt in die Brädersehqft (Bruderschaft, Gesellen Vereinigung) gab. An das Fr&Sprafchn schloss sich das unvermeidliche Festmahl an, das der neue Geselle bestellte, oder für das er einen Betrag in Geld an die Zunft bezahlte. Auch der ,Eingruss' in das zweite Stadium seines Handwerkerlebens, in den Gesellenstand und in die Gesellschaft seiner neuen Genossen war mit Kosten verbunden. —
Freispreohgeld — (Freissam)
3. In einigen nösn. Gemeinden heisst die kirchliche Einsegnung der Wöchnerin Frqiüpraichn. Das FraiSprqfichn (Mettersdf.) erfolgt etwa vier Wochen nach der Geburt. Der Vater erscheint dann mit der Bitte um Vornahme der kirchlichen Feier bei dem Pfarrer. Im Süds, für frq,Sprechm öfter frälossen Der Harr Fq,rr let et (die Wöchnerin) net fr$, bäs de vdkr (siess) Wochen ned am sen. Erst nach dem FraiSprqßchn darf die Mutter das Haus verlassen und ihre gewohnte Beschäftigung in Hof und Feld wieder aufnehmen. Sie wird also gewissermassen von der Verpflichtung freigesprochen, im Hause bleiben zu müssen (GASSNER 37), vgl. äliden (einleiten) und %e Kirehn gö. — 4. .konfirmieren' (i. B. und sonst süds.), eigentlich ,vom weiteren Schulbesuch befreien'. Spottend: Mir sehenteh, dech kufid em ous dem. Kindergarten froigeSproehen (SEMP,Verspillt 6). Um Pqlmsämgdieh Sprächt der Harr Fq,rr de Känjt frq. — 5. Wie frqsdn wird frqSprechen bei schweren Krankheitsfällen gebraucht. Der Dokter hod en frqgeSpröchen .für unrettbar erklärt' (Wolkendf. b. Schässbg.). — 6. ,zur allgemeinen Benützung freigeben' f . »Dahero verstehet sich an und vor sich selbst, dass . . . auf diese verbothene Felder bey Leibe kein Vieh zur Unterhaltung (,zur Weide') getrieben werden soll, bis zur selbigen Zeit, da die Früchte und das Heu eingesamlet und also die Felder f r e y g e s p r o c h e n werden« (1713, V.-A. 7, 341). — s. freigeben und freimachen. g r t i f j j r e ^ g e l b , f ,die Taxe beim Freisprechen des Lehrlings' (s. freisprechen 2). »Bey den Handwerckern erstem Classe, ist das Aufding = Geld auf 3. rfl. und das F r e y s p r e c h g e l d auf 6. rfl. in der zweyten Classe, das Aufding Geld auf 2. rfl. und d a s F r e y s p r e c h G e l d auf 4. rfl. zu bestimmen« (1774, Med., SALZER, Birth., 724). (f t e i f p r e d j i g ) , +,redselig'. »Ich kann hievon nichts anderes sagen, als beyVersandungen, dass er mitgetrunken und etwas f r e y s p r e c h i g e r , als sonst War, wurde« (1762, Cap. Cib.). t j t e t ¡J)t ud), f,freisprechendes Urteil'»durch der öberkeit desselben orts urteil und f r e y s p r u c h « (1569, B. M.). ( 5 r e i f f a m), Fr&sem ,Epilepsie, fallende Sucht' (SCHUSTER, Volksl. 487). Das Wort scheint heute der lebenden Ma. unbekannt oder mit Fr&sen (Frieren, Fieber) zusammengefallen zu sein. Für das letztere spricht, dass einmal (bei GASSNER, 16) Fräisn als gefährliche Krankheit' bezeichnet wird, wie sonst die fallende Sucht (geferlieh, schwer Kringket), ferner dass F r e i s a m ,
Freistadt—Freitag
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F r i s a m , F r ü s a m um die Mitte des 17. Jahrh. in Beschwörungsformeln gegen die Krankheit tatsächlich in Kirchen Visitationsberichten aufgezeichnet wurden, vgl. V.-A. 3, 26f.; SCHUSTER, Volksl., 479 f. Meist ist in den Formeln (s. SCHUSTER, Volksl. 298f.) F e r c h (s. Fißrich) und ß e e r m u t t e r (s. d.) mit F r e i s a m verbunden.
Freitag
Er dient als Zeitbestimmung, »am f r y t a g for Sendt mathys tachg« (1493, Qu. Kr. 3, 812). »an f r y t t a g h nach Astern« (1505, Ebda. 1, 176). »am f r e i t a g vor Simonis wnd Judae« (1506, Ebda. 180); »am f r e y t a g vor (nach) dem phaschanck« (1508, Ebda. 1, 186); »omb f f r y t a g Nach margarette« (1525, Kbl. 30, 23). Die mundartliche Form bewahrt »beim Fischen . . . am F r y c h t e c h und soundbett« (1560, Ausg. Das F r e i s a m und das leidlich Ferch der Hstdt. Schusterzunft). Riselän Fre/tueh die stritten zu häuf über dies klein heisst der Freitag der riselän Woch, wo die Kind etc. Trauben blühen (HALTR., Plan 97). Karefraitoeh F r ü s a m und die Beermutter (nösn. Karfreitag), süds. Köre- Koare- Kueresie gingen durch einen grünen Wald etc. fre/tich, -frektieh.. — 2. Der Freitag im Abergl. Dass es sich dabei nicht um .Fr