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German Pages [105] Year 2017
Maria Kotulek
Seelsorge für Angehörige von Menschen mit Demenz Mit Kopiervorlagen
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V
© 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525670200 — ISBN E-Book: 9783647670201
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Maria Kotulek
Seelsorge für Angehörige von Menschen mit Demenz Mit Kopiervorlagen
Vandenhoeck & Ruprecht
© 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525670200 — ISBN E-Book: 9783647670201
Mit 43 Abbildungen Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-647-67020-1 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de Umschlagabbildung: © crazymedia/fotolia Alle verwendeten Bibeltexte: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart Alle Abbildungen: M. Kotulek © 2017, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Produced in Germany. Satz: SchwabScantechnik, Göttingen
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Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Theoretische Grundlegung
A
1 Menschen mit Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Formen der Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Kommunikation mit demenziell veränderten Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Spiritualität und Religiosität bei Menschen mit Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Spirituelle Begleitung von Menschen mit Demenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Situation der Angehörigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 24/7-Bereitschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Schwindende Sozialkontakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Rollentausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Trauerarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Pflegeimage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Schuldgefühle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Entdeckungen und Ressourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8 Spiritualität und Religiosität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Gruppen und Kurse für Angehörige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Grundvollzüge von Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Theologie der Gottesdienstfeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Eröffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Wortgottesdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Abschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Angebot des IKS-Kurses im Kontext von Spiritual Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10 10 11 12 14 16 16 16 17 17 17 18 18 18 20 21 23 23 23 25 26
Der IKS-Kurs
B
1 Veranstaltungsort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2 Kooperationspartner und Vorüberlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3 Teilnehmerrekrutierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
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4 Durchführung und Organisatorisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Ziele und Anliegen des IKS-Kurses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Schulungsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Erstes Treffen: »Wenn die Lebensbibliothek durcheinander gerät« . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Zweites Treffen: »Wenn Hilfe notwendig wird« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Drittes Treffen: »Wenn das Leben nach Freiheit schreit« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Viertes Treffen: »Wenn ER uns trotz allem nicht vergisst« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Fünftes Treffen: »Wenn ER doch da ist« – Gottesdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33 34 35 35 38 41 44 47
Material
C
1 Vorlagen für die Bewerbung des Kurses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Werbeplakat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Werbeflyer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Werbeplakat Gottesdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Zeitungsartikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Materialien zum IKS-Kurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Erstes Treffen: Wortkarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Zweites Treffen: Karten mit Psalmworten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Drittes Treffen: Bildkarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Viertes Treffen: Karten mit Bibeltexten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anhang Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
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Inhalt © 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525670200 — ISBN E-Book: 9783647670201
Vorwort
Der vorliegende Kurs, genannt IKS-Kurs (I = informativ, K = kommunikativ, S = spirituell), entstand aus der Überzeugung heraus, dass Religiosität und Spiritualität im Leben der Menschen Ressourcen auch in schwierigen Lebenssituationen sein können. Und, obwohl die Zahl der Menschen mit Demenz, die zu einem großen Teil von den Angehörigen gepflegt werden, ansteigt, bietet die Seelsorge für die Begleitung dieser Gruppe bisher kein Konzept. So wurde dieser Kurs als eine Veranstaltung mit fünf Treffen entwickelt, die vor allem die Angehörigen in ihrer spezifischen Situation im Blick hat. Es geht weniger um Informationen zum Demenzsyndrom und zur Pflege – dazu gibt es schon zahlreiche Veranstaltungen – sondern um die Angehörigen und wie diese mit der Erkrankung und den damit verbundenen (psychischen) Belastungen umgehen. Der Kurs wurde an verschiedenen Orten durchgeführt und im Rahmen einer Dissertation evaluiert. Dabei gaben 80 % der Studienteilnehmer an, dass sie die Veranstaltung sehr hilfreich empfunden haben (Kotulek, 2016). Dieses Buch bietet eine kurze theoretische Grundlegung (A) zum Demenzsyndrom und zur Situation der Angehörigen. Ein Blick auf die vielfältigen Kurse macht deutlich, dass es außer dem IKS-Kurs bisher keine Angebote
gibt, die auf die Spiritualität des Menschen als Ressource aufbauen. Daher folgen im Weiteren die theologische Einbettung der Veranstaltung in die Pfarrgemeinde und abschließende Federstriche zu einer Seelsorge im Kontext von Spiritual Care. Der zweite Teil der Arbeit (B) stellt Vorüberlegungen zum Veranstaltungsort, der Teilnehmerrekrutierung, der praktischen Durchführung und den Zielen und Anliegen des Kurses an. Schließlich finden sich hier auch die ausführlichen Verlaufsplanungen der fünf Treffen. Der letzte Teil der Handreichung (C) bietet Vorlagen und Materialien zum Kurs. Die Durchführung des IKS-Kurses geschieht im Kontext einer diakonisch-mystagogischen Seelsorge. Sie eröffnet den Angehörigen Räume für ihre Erfahrungen und greift diese mystagogisch auf. Glaube und Leben werden miteinander verbunden und daraus Kraft für den häufig belastenden Alltag geschöpft. So wünsche ich allen Teilnehmern1, dass sie ihre Spiritualität als Ressource (wieder)entdecken und allen Leitern, dass sie den Angehörigen gute Begleiter sein mögen! Dr. Maria Kotulek 1 Aus Gründen der Einfachheit wird immer die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind immer beide Geschlechter gemeint.
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Theoretische Grundlegung
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1 Menschen mit Demenz Das Wort »Demenz« setzt sich aus den lateinischen Begriffen de und mens (mens: Geist, Verstand) zusammen. Die Vorsilbe de bedeutet, dass der Geist oder Verstand schwindet. Dabei gibt es nicht »die« Demenz, sondern viele verschiedene Ausprägungen des einen Syndroms. Die Erkrankung zählt zu den organischen psychischen Störungen, die (noch) nicht heilbar sind. Dabei steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter an.
1.1 Formen der Demenz Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (2016a) leiden bei den 65- bis 69-Jährigen etwa 1,6 %, den 70- bis 74-Jährigen 3,5 %, den 75bis 79-Jährigen 7,4 %, den 80- bis 84-Jährigen schon 15,7 %, den 85- bis 89-Jährigen 26,2 % und den 90-Jährigen und älteren sogar 46,3 % an einer diagnostizierten Demenz. »Von den Männern, die ein Alter von 65 Jahren erreichen, erkrankt bei der gegenwärtigen Lebenserwartung fast jeder dritte an einer Demenz, von den Frauen sogar fast jede zweite« (DAlzG 2016b). Bei diesen leiden etwa 60–70 % der Betroffenen an einer Alzheimer-Demenz, 10–20 % an einer vaskulären Demenz, 5–15 % an einer frontotemporalen oder Lewy-Body-Demenz, 5 % an einer Demenz, die mit Morbus Parkinson einhergeht, und 5–10 % an etwa siebzig anderen, zum Teil sehr seltenen Demenzformen, z. B. Creutzfeldt-Jakob oder Chorea Huntington (Schwarz, 2009). Alzheimer-Demenz Bei der Alzheimer-Demenz werden ohne äußerlich erkennbare Ursache im Verlauf der Erkrankung Nervenzellen im Gehirn irreversibel zerstört. Der Beginn der Erkrankung, die nach dem 10
Psychiater und Neuropathologen Alois Alzheimer benannt wurde, ist schleichend und wird in drei Phasen bzw. Stadien eingeteilt, die aber lediglich einen Anhaltspunkt bieten. Im ersten Stadium (leichte Demenz) lässt das Kurzzeitgedächtnis langsam nach, es fällt schwerer, Neues zu erlernen, in fremder Umgebung treten Orientierungsschwierigkeiten auf, der aktive Wortschatz reduziert sich und die Person verspürt eine innere Unruhe. Die Betroffenen können ihre Erkrankung noch bewusst wahrnehmen, was zum Teil zu depressiven Verstimmungen, Angst, Wut und Traurigkeit oder auch zum Rückzug führen kann. Im weiteren Verlauf (zweites Stadium: mittelschwere Demenz) gehen langsam auch die Erinnerungen an die letzten Jahre und Jahrzehnte verloren. Die Menschen leben immer mehr in ihrer weit zurückliegenden Vergangenheit, die sie aber als »Jetztzeit« erleben. Vergangenheit und Gegenwart werden eins. Auch in vertrauter Umgebung geht die Orientierung langsam verloren, Angehörige werden nicht mehr erkannt. Die Sprache wird zunehmend vereinfacht, Worte werden verwechselt und die Wortfindung ist gestört. Die Betroffenen können sich nicht mehr selbst anziehen, können unter Wahn und Aggressivität leiden und wandern aus einer inneren Unruhe viel umher. Im dritten Stadium der Krankheit (schwere Demenz) finden sich schließlich schwerste Störungen des Gedächtnisses und der kognitiven Funktionen. Die Sprachfähigkeit kann ganz verloren gehen, ferner auch die Fähigkeit zur eigenen Pflege. Die erkrankten Menschen stehen zunehmend unsicher, fallen oft und ihre Glieder werden allmählich starr. Schließlich können sie nur noch im Bett liegen. Inkontinenz und Schluckbeschwerden begleiten den allmählichen Verfall. Alzheimer-Patienten versterben im Durchschnitt
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etwa zehn bis zwölf Jahre nach Ausbruch der Erkrankung.
Vaskuläre Demenz
Gemischte Demenz Vor allem Patienten im höheren Lebensalter weisen mehrere Demenzarten auf. Laut Krämer und Förstl lassen »nahezu 100 %« dieser Gruppe »Alzheimer-Veränderungen« erkennen, »75 % zeigen Veränderungen der feinen Hirngefäße und 50 % Folgen von Schlaganfällen« (Krämer u. Förstl, 2008, S. 49). Dabei führen meist nicht die einzelnen Veränderungen zur Demenz, sondern ihre Summe.
Bei der vaskulären Demenz entstehen die Schädigungen aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Der Verlauf ist unstetiger als der der Alzheimer-Demenz. Diese Demenzform kann im Gegensatz zur oben beschriebenen Form plötzlich beginnen. Der Unterschied liegt auch in den Symptomen. Während bei der Alzheimer-Demenz die Gedächtnisstörungen 1.2 Kommunikation mit demenziell im Vordergrund stehen, sind es hier vor allem veränderten Menschen Verhaltensauffälligkeiten, wie z. B. Antriebsstörungen, Interesselosigkeit oder sozialer Rück- Da die geistigen Fähigkeiten dieser Personenzug. Die Behandlungsmöglichkeiten sind bes- gruppe immer mehr abnehmen, ist eine »norser als bei der Alzheimer-Krankheit. Durch die male« verbale Kommunikation nur noch im »Behandlung der Grunderkrankung und Risiko- Anfangsstadium der Erkrankung möglich. Späfaktoren« können vaskuläre Demenzsyndrome ter gewinnen andere Kommunikationsformen »weitgehend vermieden oder an ihrem Fort- an Bedeutung. schreiten gehindert werden« (Möller, Laux u. Verbale Kommunikation Deister, 2009, S. 217). Die Sprache der erkrankten Menschen wird Frontotemporale Demenz immer einfacher. Aus komplexeren Sätzen werBei der frontotemporalen Demenz ist der Fron- den im Laufe der Zeit Drei-Wort-, Zwei-Wort-, tal- und Temporallappen des Gehirns betroffen. Ein-Wort-Sätze. Darum ist es für Betreuende »Das Erkrankungsalter ist ähnlich wie bei der Alz- wichtig, langsam »und deutlich zu sprechen, heimer-Demenz und Pick-Krankheit, der Beginn einfache Worte und kurze Sätze zu verwenmeist rascher und der Verlauf im Durchschnitt den sowie Pausen zuzulassen« (Eglin et al., etwas kürzer« (Krämer u. Förstl, 2008, S. 42). 2008, S. 30). Das hilft dem Betroffenen, dem Patienten mit einer frontotemporalen Demenz Sprechenden zu folgen. Ferner ist es hilfreich, sind oft von einer starken Persönlichkeitsver- ihnen beim Begrüßen die Hand zu geben, sie änderung mit enthemmtem Verhalten betroffen. mit Namen anzusprechen und beim Gespräch Eine Störung der Empathiefähigkeit, der Spra- Augenkontakt zu halten. Die Worte, die der che, des Erkennens von Gesichtern, Unruhe und Erkrankte selbst nicht findet, können auf selbstInkontinenz treten meist relativ früh auf. verständliche und unaufgeregte Weise ergänzt werden. Fragen, bei denen die Antwort kurz ausSemantische Demenz fallen kann, sind zu bevorzugen. Die »semantische Demenz« ist eine Unterform der frontotemporalen Demenz, bei der zusätz- Nonverbale Kommunikation lich zu den oben schon erwähnten Störungen Je mehr die Fähigkeit zur verbalen Kommunika»ein Verlust des Wissens um Wortbedeutungen tion schwindet, desto wichtiger wird die nonverund des Sprachverständnisses im Vordergrund« bale Kommunikation, also Körpersprache und (Schwarz, 2009, S. 49) stehen. Dabei wird »flüs- Körperhaltung. Die Körperhaltung sagt viel über sig und grammatikalisch richtig gesprochen« das momentane Befinden eines Menschen aus. (Schwarz, 2009, S. 49), aber der Sinn und die Man kann darin Haltungen wie Aufmerksamkeit, Bedeutung der Worte nicht mehr verstanden. Nervosität oder auch Desinteresse ablesen. Auf
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dieser nonverbalen Ebene kann mit dem Erkrank- 1.3 Spiritualität und Religiosität bei ten auch dann noch kommuniziert werden, wenn Menschen mit Demenz Worte keine Bedeutung mehr haben. Somit ist es besonders wichtig, durch die Körperhaltung Leider gibt es zum Begriff »Spiritualität« wedas eigene Interesse und Zugewandtsein auszu- der in der Medizin noch in der Theologie eine drücken. Ferner können Berührungen wohltuend einheitliche Definition. Das Wort stammt von wirken und freundschaftliche Nähe und Zuwen- spiritualis ab, der lateinischen Übersetzung des dung ausdrücken. Dabei ist darauf zu achten, Griechischen πνευματικός (pneumatikos). Bei dass keine Grenzen überschritten werden. Dafür Paulus, im Neuen Testament, wird zwischen ist eine Sensibilität notwendig, die erkennt, ob dem göttlichen und dem menschlichen Geist die demenzkranke Person Berührungen über- unterschieden. Dort bezeugt der göttliche dem haupt als positiv empfindet. Es kann lebensge- menschlichen Geist, dass »wir Kinder Gottes schichtliche Hintergründe geben, die körperliche sind« (Röm 8,16). Ab dem 12. Jahrhundert finNähe schwierig machen. det sich der Begriff des »Geistlichen« vor allem
Paraverbale Kommunikation Hierbei handelt es sich um die Gefühle, die in einem Gespräch übermittelt werden. Selbst wenn die betroffene Person die Bedeutung der Worte nicht mehr versteht, kann sie am Klang der Stimme spüren, ob z. B. etwas Trauriges oder Fröhliches erzählt wird. Ein wohlwollender Blick oder ein Lächeln schenkt dem dementen Menschen das Gefühl der Wertschätzung. Werden auf irgendeine Art und Weise Ängste geäußert, muss darauf eingegangen und gemeinsam nach einem Ausweg gesucht werden. Wichtig ist es, jegliche Art von Gefühlen ernst zu nehmen und die Betroffenen dahingehend zu unterstützen, sie auch ausdrücken zu können.
Die drei erläuterten Formen der Kommunikation gehören zusammen. Begleitende müssen darauf achten, dass in ihrem Reden und Tun eine Kongruenz von verbaler, nonverbaler und paraverbaler Kommunikation herrscht. Sonst geht ihre Glaubwürdigkeit und Authentizität verloren und die demenzkranken Menschen werden noch mehr verunsichert. Um das zu vermeiden, haben z. B. Feil (2000) die Methode der Validation und Richard (2004, 2010) die der Integrativen Validation entwickelt, auf die aber in diesem Zusammenhang nicht eingegangen werden soll.
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in Abgrenzung zum »Leiblichen«. Der Mensch soll sich von allem Körperlichen abwenden und dem Göttlichen zuwenden. Zudem bezeichnet »spiritualitas […] nun auch alles, was in den kirchlichen Jurisdiktionsbereich gehört und von der weltlichen Rechtsprechung ausgenommen ist« (Peng-Keller, 2014, S. 39). Das im französischen Bereich aufkommende Wort spiritualité ist von der katholischen Frömmigkeit von Weltpriestern und Laien geprägt. Zuerst negativ gedeutet, setzte sich Anfang des 20. Jahrhunderts eine positive Beurteilung auf der Grundlage eines »mystisch geöffnete[n] Christsein[s]« (Peng-Keller, 2014, S. 40) durch. Anders stellt sich die Entwicklung im angelsächsischen Sprachraum dar. Der Begriff spiritualité wandert zwar mit seiner Bedeutung in die englischsprachige Welt ein und wird mit spirituality übersetzt, doch geht seine Weiterentwicklung in eine andere Richtung. Beeinflusst von theosophischen, neohinduistischen und spiritistisch-esoterischen Einflüssen (PengKeller, 2014) löst sich spirituality von seinen christlichen und auch kirchlichen Bezügen. Mitte des 20. Jahrhunderts wandert das Wort mit seiner bunten Entwicklungsgeschichte in die Bewegung der Anonymen Alkoholiker und die Hospizbewegung ein. Cicely Saunders, die Begründerin letztgenannter, wollte die Menschen, die ihr im klinischen Kontext anvertraut waren, zeitgemäß spirituell begleiten. Ihr Konzept dazu war von ihrer eigenen christlichen Spiritualität und ihrer Arbeit in der Schmerz-
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therapie durchdrungen, die von Frankls Lehre der Sinndeutung geprägt war. Die WHO stützte sich nun bei ihrer Beschreibung von Spiritual Care im Rahmen der Definition von Palliative Care auf diese Konzeption. »Doch übernahm die WHO Saunders Modell ohne dessen christliche Hintergründe und Einfärbung« (PengKeller, 2014, S. 44). Dem folgend sind alle Definitionen zu Spiritualität im Gesundheitswesen sehr offen und ohne Bezug zu bestimmten Religionen oder Konfessionen gestaltet. Exem plarisch sei hier die Definition von Jung-Borutta und Sitte (2013, S. 209) vorgestellt: »Die Spiritualität des Menschen beinhaltet das, –– zu was er lebenslang in Beziehung steht, –– was seine Kraftquelle ist, –– was seinem Leben Sinn gibt, –– was ihn lebendig erhält wie Atem.«
Die Deutungshoheit, zu was der Mensch in Beziehung steht, was seine Kraftquelle ist usw., liegt beim Einzelnen. Dies schließt keine religiöse Deutung aus, gibt sie aber nicht vor. Die Begriffe »Spiritualität« und »Religiosität« werden häufig synonym verwendet. Doch eine kurze Unterscheidung macht an dieser Stelle Sinn, da mit den Worten doch Unterschiedliches verbunden wird. Heute wird der Begriff der Religiosität auf wissenschaftlicher Ebene in der Regel als der engere verstanden. Er »bezieht sich auf institutionalisierte Glaubens- und Praxissysteme […] oder auf theologische Ideen-Systeme, die das Individuum anerkennt« (Frick, 2004, S. 372). Religiosität und Spiritualität überschneiden sich aber auch immer wieder. So gibt es Menschen, die sich als religiös, aber nicht als spirituell bezeichnen oder umgekehrt als spirituell, aber nicht als religiös. Andere verstehen sich als religiös und spirituell oder auch als keines von beiden. Im alltäglichen Leben können Spiritualität und Religiosität oft nicht so leicht voneinander getrennt werden. Laut einer Untersuchung von Streib und Hood (2011) verstehen die Befragten unter Spiritualität häufig privat vollzogene, erfahrungsorientierte Religion.
Doch wie steht es mit der Spiritualität und Religiosität von demenziell veränderten Menschen? Können sie aufgrund ihres Zustandes abnehmen oder gar ganz verschwinden? Teschauer (2009, S. 121) weist darauf hin, dass »außer den rein kognitiven Funktionen auf der Ebene des Neokortex weitere tiefere Strukturen des Gehirns vorhanden […] [sein müssen,] die trotz stark fortgeschrittener Demenz am spirituellen Erleben beteiligt sind«. Diese religiösen und spirituellen Bezüge können dem Erkrankten »Sicherheit bei der Erhaltung des Selbst geben« (Teschauer, 2009, S. 112). MüllerHergl (2007) geht davon aus, dass der Mensch in allen Stadien einer Demenzerkrankung ein spirituelles Wesen bleibt. Religiöse und liturgische Interventionen sollen auf die Zielgruppe einen beruhigenden Effekt haben. Im englischsprachigen Raum finden sich mehrere Studien zu Religion, Spiritualität und Demenz. Jolley et al. (2010) kamen zu dem Ergebnis, dass die untersuchten Modalitäten den Menschen Kraft geben, eine Möglichkeit des Praktizierens bedeutsam ist und diese eine wichtige Coping-Strategie darstellen. Snyder (2003, S. 311) kommt zu folgendem Schluss: »Spirituality and religion may be important resources for many persons with Alzheimer’s disease and related dementias and enabling them to tap these resources through dialogue, ritual practices, music, nature, or whatever path they define as meaningful is an important dimension of holistic care.«
Laut der Studie von Stuckey und Gwyther (2003) kann z. B. Religion in der Erkrankung zu einem Anker werden, wenn vieles andere nicht mehr so bedeutsam erscheint. Weiter stellen sie heraus, dass Spiritualität und Religion mehr sein können als reine Coping-Strategien. Beide zeigen Wege auf, auch nach der Diagnose noch ein sinnerfülltes Leben zu führen (Stuckey u. Gwyther, 2003, S. 293). Darum plädieren sie dafür, in die ganzheitliche Pflege spirituelle Elemente aufzunehmen, um den Menschen bedeutungs- und hoffnungsvolle Erlebnisse zu ermöglichen. Theoretische Grundlegung
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Religion und Spiritualität scheinen also nicht nur im Hinblick auf lange gelebte und eingeübte Praxis (die in der Erkrankung weitergelebt werden kann) interessant zu sein, sondern auch wegen ihrer Bedeutung für die eigene Krankheitsdeutung, die beruhigende und stabilisierende Wirkung der Riten und im jüdisch-christlichen Bereich der Glaube an einen Gott, der den Menschen begleitet und Geborgenheit schenkt.
1.4 Spirituelle Begleitung von Menschen mit Demenz
Musik Musik und Gesang sind Formen menschlicher Kommunikation. Noch »[l]ange bevor ein Mensch imstande ist, sich der Sprache zu bedienen, besitzt er eine angeborene ›vitale Vokalkapazität‹: Er (Sender) drückt spontan Wohlbefinden oder Unbehagen aus, und diese Laute werden vom Hörer (Empfänger) ebenso spontan erfaßt und gedeutet« (Harnoncourt, 1987, S. 134).
Dadurch können Informationen weitergegeben Im Folgenden werden exemplarisch einige werden, die zum Handeln auffordern, aber auch Möglichkeiten zur spirituellen und religiösen Empfindungen und Emotionen auslösen. Auf dieBegleitung von Menschen mit Demenz vor- ser Basis sprechen Musik und Gesang die Emotionen des (demenziell veränderten) Menschen gestellt. Bell und Troxel (2001) beschreiben folgende an. Ein Leben ohne Musik ist für viele Menschen spirituelle Bedürfnisse, die alle Menschen ge- nicht vorstellbar. Musik spricht Tiefenschichten mein haben: im Menschen an, in die Worte nicht vordringen können. Sie kann eine Stimmung (Festlichkeit, –– zugehörig sein/irgendwo dazugehören Freude, Klage, Trauer) mitteilen und auch im –– respektiert und wertgeschätzt werden Hörer hervorrufen. Dieser vermag sich dem –– lieben und geliebt werden nicht zu entziehen, weil die Wirkung »von der –– gekannt und akzeptiert werden willkürlichen Aufmerksamkeit nahezu unabhängig ist und sich rational nicht steuern läßt« (Har–– mitfühlend sein, geben, teilen –– produktiv und erfolgreich sein noncourt, 1987, S. 136). Ferner spendet Musik –– im Werden und im Fluss des Lebens sein, leh- »Hoffnung, Trost, innere[n] Frieden, Erlösung ren und lernen von Verzweiflung, Bedauern und Vergebung und –– Hoffnung haben nicht zuletzt [einen Zugang zur] Transzendenz« (Tekaath u. Muthesius, 2015, S. 115). Diese Danach gehört zu den spirituellen Bedürfnis- Erkenntnis ist gerade für die Begleitung von sen immer beides: Das Geben und das Nehmen. demenziell veränderten Menschen bedeutsam. Auch Menschen mit Demenz sind und wollen Hinsichtlich des Gesagten ist damit zu rechnen, Gebende und Nehmende sein. Darauf gilt es dass durch die Musik auch die Emotionen und einzugehen, um ihnen Teilnahme und Teilhabe damit verbundene Erinnerungen und Erfahrunam gemeinschaftlichen Leben zu ermöglichen. gen bei dieser Gruppe angesprochen werden. Bell und Troxel (2001) haben hierfür sechs Der Gesang transportiert zusätzlich zur Musik, Wege vorgeschlagen: die verschiedene Stimmungen auslösen kann, den Text, der dem Hörer etwas mitteilen möchte. –– Wertschätzen der Person Auf diese Weise können durch den Gesang die –– Aufgreifen religiöser Traditionen und Praktiken kognitive und emotionale Ebene im Menschen –– Entdeckung der Einfachheit (Spaziergang in angesprochen werden. Durch das eigene Sinder Natur, Wind und Sonne spüren) gen erfährt sich der Mensch in einem größeren –– Kreativität unterstützen (Musik, Spiel, Malen) Kontext. –– eigene spirituelle Bedürfnisse berücksichtigen In der Praxis können mit kirchlich sozialisier–– Menschen tun lassen, was sie noch können ten Menschen bekannte Gottesloblieder oder
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Gesangbuchlieder wie z. B. »Großer Gott wir loben dich« noch gut gesungen werden. Ferner eignen sich bekannte Volkslieder wie z. B. »Alle Vögel sind schon da«, »Auf, du junger Wandersmann« oder »Auf, auf zum fröhlichen Jagen«.
Biografiearbeit In der Biografie eines Menschen findet man oft den Schlüssel zu seinen noch vorhandenen Fähigkeiten. Diese sollen bewusst gefördert werden, damit sie möglichst lange erhalten bleiben. Ein Gespräch mit einem demenziell veränderten Menschen über Ereignisse in seinem Leben stärkt seine Identität sowie sein Selbstvertrauen und hilft, schwierige Situationen besser bewältigen zu können. Ein wichtiger Ansatzpunkt bei der Zielgruppe sind die Emotionen. Sie werden »stets in der Gegenwart erlebt […], […] [sind] subjektiv immer richtig […], nicht altern[d] und [steuern] zum großen Teil die Bewältigungsmechanismen mit« (Stuhlmann, 2004, S. 74). Bei der Begleitung eines Menschen ist es von großem Vorteil, wichtige Ereignisse aus seiner Biografie zu kennen. So können aktuelle Reaktionen besser eingeschätzt und ihnen begegnet werden. Mit negativen Emotionen besetzte Themen sollten ausgeklammert werden. Ereignisse, die positiv konnotiert sind, können negative Gefühle deutlich mindern. In der Lebensgeschichte eingeübte Bewältigungsstrategien sind auch in der Demenz noch eine Zeit abrufbar und fördern die Selbststeuerung des Menschen. Biografische Erinnerungen können wachgerufen werden durch: Namen/Kosenamen, Spitznamen von Haustieren, Alltagstätigkeiten, Tätigkeiten aus der früheren Berufswelt, Tiere, Fotos,
Musik, Lieder, Tänze, Schunkeln, Gegenstände aus dem Alltagsleben, Geschichten, Bräuche, Feste, Rituale, Gedichte, Gebete, Redewendungen, Sprichwörter, Sprüche, Märchenzitate, Gerüche/Geschmack wie z. B. Kaffee, Kuchen oder Geräusche wie z. B. Glockengeläut, Kinder und Hundegebell.
Kunst Kunst bietet dem Menschen mit Demenz die Möglichkeit, sich selbst, das Unsagbare, seine Emotionen und Stimmungen ausdrücken zu können. Dadurch kann sein Selbstwertgefühl gestärkt werden. Ferner ist Kunst auch in der Demenz ein Zugangsweg zum eigenen göttlichen Kern. Warns (2008, S. 92) erklärt über die Gemälde ihres demenziell veränderten Mannes: »Seine Bilder haben für mich etwas, was das ›Universelle‹ spiegelt, zu dem der Mensch in seinem ›Kernselbst‹ (…) als Geschöpf Gottes einen unverlierbaren Zugang hat (…).« Im Hinblick auf künstlerisches Gestalten besteht die Möglichkeit, für die Menschen mit Demenz ein großes Blatt Papier und Wachsmalkreiden vorzubereiten und sie ohne Vorgaben malen zu lassen. Vor allem im Anfangsstadium können noch Collagen angefertigt werden, wenn die einzelnen Figuren/Gegenstände o. ä. bereits ausgeschnitten wurden. Wenn selbst Malen keine Option darstellt, kann mit der Zielgruppe in ein Museum gegangen werden, um dort die Bilder zu betrachten. Die demenziell veränderten Menschen können zwar nicht mehr über die Bilder reflektieren, doch viele haben Freude daran, sie anzusehen und ihre spontanen Assoziationen und Gefühle zu äußern.
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2 Situation der Angehörigen In Deutschland findet die überwiegende Pflegetätigkeit (75 %) noch zu Hause statt. Dabei sind die psychischen und physischen Belastungen für die Pflegenden enorm. Förstl (2010) vermutet, dass über die Hälfte der pflegenden Angehörigen selbst psychiatrische Unterstützung bräuchte. Dabei sind Partner stärker betroffen als pflegende Kinder (Shim, Barroso u. Davis, 2012). Von den pflegenden Partnerinnen leidet etwa ein Viertel an Depressionen (Boschert, 2011). Ferner scheint das eigene Demenzrisiko bei pflegenden Frauen und Männern erhöht (Boschert, 2011; Förstl, 2010). Als Gründe dafür werden z. B. mangelnder Schlaf, hohe emotionale Belastung und Stress genannt.
2.1 24/7-Bereitschaft Wer einen Menschen mit Demenz pflegt, wird mit fortschreitender Erkrankung immer mehr gefordert. Letztlich muss er 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche für den Erkrankten sorgen. Das birgt für den Pflegenden ein hohes psychisches und physisches Belastungspotenzial. Aufgrund dessen liegt laut dem Vierten Altenbericht der Bundesregierung »der durchschnittliche Beschwerdeumfang von pflegenden Angehörigen eines Demenzpatienten signifikant über den alters- und geschlechtsspezifischen Normwerten der Allgemeinbevölkerung« (BMFSFJ, 2002, S. 202). Eine weitere Gefahr für diese Gruppe sind Suchterkrankungen. Alkohol und Medikamente wirken anfangs entlastend (betäubend), können sich aber schnell zu einer Abhängigkeit entwickeln. Ferner unterliegt die Zielgruppe einem erhöhten Risiko, stressbedingte Krankheiten (z. B. Burnout) zu erleiden. Pflegende »Kinder« müssen zudem oft eigene Familie und Beruf mit der Pflege des erkrankten Elternteils vereinbaren. Das kann die berufliche 16
Tätigkeit, die Zeit für die Familie und die Beziehung in der Partnerschaft negativ beeinflussen. Zusätzlich können finanzielle Ansprüche auf die Pflegenden zukommen. In einer unveröffentlichten Pilotstudie (Kotulek, 2011) haben sechs von zehn Angehörigen geäußert, dass sie sich mehr Freiheit und Freizeit wünschten. Dieses Ergebnis wird von der einschlägigen Literatur gestützt (z. B. BMFSFJ, 2002; BMG, 2011; Rainer, Krüger-Rainer u. Croy, 2002). Darum ist es wichtig, mit den Pflegenden zu überlegen, wo sie sich diese Freiräume schaffen können.
2.2 Schwindende Sozialkontakte Aufgrund der gerade genannten hohen Belastung wird es für die Angehörigen zunehmend schwieriger, ihre eigenen sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten. Anfangs kommt der Mensch mit Demenz zwar noch allein in der Wohnung zurecht, doch mit fortschreitender Erkrankung kann er nicht mehr allein gelassen werden. Jeder Weggang muss organisiert werden (Flynn u. Mulcahy, 2013). Auch für den Gang zum Supermarkt oder Friseur muss die Pflegeperson für sich zu Hause eine Vertretung finden. Eine weitere Problematik ist die Reduktion der Beziehungen außerhalb der Partnerschaft oder der engsten Familie. Zwar werden die Betroffenen zunächst vielleicht noch zu Freunden eingeladen, doch diese sind oftmals mit der Konfrontation mit einem demenziell veränderten Menschen überfordert. Aufgrund dessen vermindert sich häufig die Kontaktaufnahme. Bekannte und Freunde ziehen sich immer mehr zurück (Shim et al., 2012). Den Angehörigen selbst fehlt oft die Kraft, eine Vertretung zu organisieren, damit sie selbst weggehen können. Somit droht ihnen Vereinsamung, vor allem dann, wenn auch sie schon älter sind (Mittel-
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man, 2013). Das Leben findet nur noch auf ein paar Quadratmetern statt. Im Laufe der Erkrankung verstummen die Betroffenen langsam und mit ihnen ihre Pflegenden, weil sie kaum noch Möglichkeiten zu einem verbalen Austausch haben.
S. 134). Das ist eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Die BAGSO (2012) stellt für diesen Prozess vier Phasen vor: Schock und Verleugnung, chaotische Gefühle (Angst, Freude, Ärger, Wut, Trauer), Akzeptanz und schließlich Versöhnung und Zukunftsorientierung. Diese Phasen verlaufen vermutlich nicht geradlinig. Die Angehörigen werden je nach Situation immer wie2.3 Rollentausch der zurückgeworfen, andere Phasen werden Jeder Mensch wächst im Laufe seines Lebens in verschoben, aufgehoben oder sind je nach Perverschiedene Rollen hinein. Die Rolle, die man sönlichkeit oder Situation gar nicht lebbar. Im in der Regel sehr lange innehat, ist es, Tochter gesellschaftlichen Umfeld wird die Trauerarbeit oder Sohn zu sein. Im Zuge der Erkrankung der Angehörigen oft nicht verstanden, da der müssen die Angehörigen immer mehr für die Betrauerte noch lebt. Doch die Trauer bezieht demenziell veränderten Menschen überneh- sich nicht nur auf den demenziell veränderten men und schließlich auch Entscheidungen für Menschen, sondern auch auf die Lebens- und sie treffen. Ehefrauen müssen langsam die Rol- Zukunftspläne, die aufgrund der Erkrankung le der Männer übernehmen und die Kinder die nicht mehr verwirklicht werden können. Zuihrer Eltern. Das stellt für die Angehörigen eine dem stellt sich bei allen Betroffenen, Angehörigroße emotionale Belastung dar. »Die Eltern gen und Erkrankten ein »ausgeprägte[s] Gefühl werden zunehmend wie Kinder, bleiben aber der Hilflosigkeit« (Rainer et al., 2002, S. 111) trotzdem die Eltern. Dieser Widerspruch macht ein, das auf- und ernstgenommen werden muss. es sehr schwierig, die Verantwortung für die Handlungen der Eltern zu übernehmen« (BMG, 2.5 Pflegeimage 2011, S. 72). Laut Städler-Mach (2010, S. 31) ist eine der größten Herausforderungen und zu- In Deutschland übernehmen in den Privathausgleich eine ethische Problematik, dass die er- halten immer noch 90 % der Pflege Familienwachsenen Kinder »immer wieder Entscheidun- mitglieder. gen im Schnittfeld ihrer Fürsorge für die Eltern einerseits und der Wahrung der Selbstbestim- »Bei einem Drittel der Betreuten ist die Hauptmung der Eltern andererseits« treffen müssen. pflegeperson die Partnerin (20 Prozent) oder der Das führt in der Regel zu großer Verunsiche- Partner (12 Prozent), bei einem weiteren Drittel rung, die häufig nur im Gespräch mit profes- eine Tochter (23 Prozent) oder Schwiegertochter sionellen Helfern bearbeitet werden kann. (10 Prozent […]). Etwa 80 Prozent der pflegenden Angehörigen sind Frauen.« (BMFSFJ, 2002, S. 195)
2.4 Trauerarbeit In der Demenz verliert der Mensch mehr und mehr seine Fähigkeiten. Dieser Verlust von Kompetenzen und je nach Demenzart auch von der vertrauten Persönlichkeit löst bei den Angehörigen das ständige Gefühl des Abschiednehmen-Müssens aus. Sie treten in einen Trauerprozess um den Menschen ein, so wie sie ihn kannten. Dabei müssen sie ein »jahrelanges Sterben« verarbeiten und »um einen lebenden Menschen trauern« (Fröchtling, 2008,
Die Angehörigen leiden vor allem, »am ›Auslöschen‹ der gemeinsamen Biografie« (BMFSFJ, 2002, S. 195) und dem »zunehmende[n] Verlust der Persönlichkeit« (Rainer et al., 2002, S. 110) des Partners. Dennoch ist es für sie eine Selbstverständlichkeit, die Pflege zu übernehmen. Hinsichtlich des Motivs gibt es keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern. »Fast die Hälfte nennt Zuneigung, ein Zehntel fühlt sich dazu verpflichtet und ein Drittel gibt Theoretische Grundlegung
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eine Kombination von Gründen an« (BMFSFJ, 2002, S. 194). In der Gesellschaft wird diese Tätigkeit jedoch nur mäßig geschätzt. Vor allem bei Frauen wird es als selbstverständlich angesehen, dass sie sich in der Pflege von Angehörigen engagieren. Die damit verbundenen physischen und psychischen Belastungen stehen dabei in der Regel nicht im Fokus.
2.6 Schuldgefühle Der Schritt, den demenziell erkrankten Angehörigen in die Obhut eines Pflegeheims zu geben, fällt den meisten Familien sehr schwer. Oft wird er auch erst dann getan, wenn die eigenen Kräfte erschöpft sind. Die Pflegenden leiden danach häufig unter Schuldgefühlen und Ängsten (Zucker, 2007; Mittelman, 2013). Diese werden oftmals von unbedachten und teilweise von wenig Sachverstand zeugenden Aussagen Außenstehender noch befeuert. Da das Pflegeheim unausweichlich die letzte Station eines Lebens ist, fällt die Entscheidung noch schwerer. Vielleicht auch deshalb, weil sie mit dem demenziell erkrankten Menschen meist nicht mehr besprochen werden kann. Einen Angehörigen in einem Heim unterzubringen, kann bei den Zurückbleibenden eventuell auch ein Gefühl des Versagens auslösen, den Eindruck, sie hätten bei ihrer Aufgabe der Pflege versagt. Damit verbunden sind vielleicht Gefühle, eine schlechte Tochter, ein schlechter Sohn oder Partner zu sein oder die Heimunterbringung aus egoistischen Gründen veranlasst zu haben. Die Seelsorge kann hier in der Unterstützung der Angehörigen einen guten Dienst leisten.
2.7 Entdeckungen und Ressourcen Die Pflege eines an Demenz erkrankten Menschen kann die Betreuenden an ihre Grenzen bringen. Doch ist diese Veränderung nicht nur mit Schrecken verbunden. Menschen können über sich hinauswachsen und völlig neue Fähigkeiten an sich und auch den Erkrankten entdecken. Der Blick auf das Leben und die Welt kann sich verändern und neue Dinge können 18
wertgeschätzt werden. Zeisel (2011, S. 244–248) nennt als Beispiele, das »Geschenk, Erinnerungen wertzuschätzen«, »Hilfe anzunehmen«, »den Augenblick zu genießen«, »mit komplizierten Situationen umzugehen« und viele mehr. Bei aller Dramatik, die Demenz auch mit sich bringt, kann sich die Beziehung aber auch zum Positiven verändern. Zeisel (2011, S. 242) berichtet von einer Frau, die das Gefühl entwickelte, »dass ihr das Geschenk einer Beziehung zu ihrem Vater erst zuteilwurde, als dieser bereits einige Jahre mit Alzheimer gelebt hatte«. Blockaden und Distanziertheit können im Zuge der Erkrankung abgebaut und völlig neue Umgangsformen und -weisen ermöglicht werden. Else Natalie Warns, die ihren Ehemann 17 Jahre gepflegt hat, antwortete auf die Frage, wen sie liebe, den Mann aus den Zeiten vor der Erkrankung oder den Mann, der in der Erkrankung neue Kreativität entwickelt hat: »Die Demenz hat ihn mir nur momentan entfremdet, aber im Ganzen eigentlich sogar nähergebracht. Ich glaube, ich liebte ihn so, wie er im Kern seines Wesens immer war, und das strahlte von ihm aus bis zur letzten Stunde« (Büntig, 2008, S. 114).
2.8 Spiritualität und Religiosität Einen Menschen mit Demenz zu pflegen, beinhaltet ein hohes Belastungs- und Stresspotenzial, das den Pflegenden in eine Krise stürzen kann. Dabei tauchen häufig Fragen nach dem Warum und dem Sinn des Ganzen auf. Vor allem in den USA gibt es viele Studien, die in diesem Zusammenhang nach der Bedeutung des religiösen Coping und dem Zusammenhang von Religiosität/Spiritualität und Gesundheit fragen. In einigen Untersuchungen wird dem Gebet eine besondere Bedeutung beigemessen. Es wird als Coping-Ressource (Stolley, Buckwalter u. Koenig, 1999) und »vital source of personal empowerment« (Whitlatch, Meddaugh u. Langhout, 1992, S. 18) bezeichnet. Eine weitere Ressource im Umgang mit Demenz stellen Farran, Keane-Hagerty, Salloway, Kupferer und Wilken (1991) und Farran, Miller, Kaufman und Davis (1997) im Rückgriff auf Frankls Konst-
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rukt des »finding meaning« vor. Sie gehen davon aus, dass pflegende Angehörige besser mit der Situation umgehen können, wenn sie sie für sich deuten können und einen Sinn darin entdecken. Religiosität und Spiritualität können in der Pflege von Menschen mit Demenz eine wichtige Rolle spielen. Robinson (2013, S. 94) geht davon aus, dass Gefühle von Trost und Kraft aus religiösem Glauben und Leben Pflegende unterstützen und emotionales Wohlbefinden fördern. Doch diese Effekte betreffen nicht nur die Pflegenden. Eine gelungene spirituelle/religiöse Coping-Strategie hat auch positive Auswirkungen auf die Beziehung (Robinson, 2013; Chang, Noonan u. Tennstedt, 1998) zum demenziell erkrankten Angehörigen und dessen Lebensqualität (Nightingale, 2003). Aus allen Studien wird deutlich, dass Spiritualität und/oder Religiosität im Leben vieler Angehöriger von Bedeutung sind. Sie können bei der oben bereits erwähnten Sinnfrage für spirituell oder religiös sozialisierte Menschen eine Rolle bei der Deutung der Situation für das eigene Leben spielen und den Menschen Zuversicht und Kraft geben. Die Evaluation des
IKS-Kurses kam zu dem Ergebnis, dass er diese Prozesse bei den Angehörigen unterstützt (Kotulek, 2016). Schließlich finden religiös Engagierte auch oftmals Rückhalt in ihrer Gemeinschaft oder Gemeinde (Whitlatch et al., 1992). Insgesamt betrachtet, sind (pflegende) Angehörige von Menschen mit Demenz sehr großen Belastungen ausgesetzt. Wenn sie für die Pflege auch noch ihre berufliche Tätigkeit reduzieren oder aufgeben müssen, kommen oft noch finanzielle Probleme hinzu. Doch wie oben erläutert, hat die Pflegetätigkeit nicht nur dunkle Seiten. Für die Angehörigen hilfreich und wichtig sind eine gute Aufklärung rund um das Krankheitsbild und die Hilfsangebote. Dazu kommen die Wertschätzung der Gesellschaft für die Pflegetätigkeit, die soziale Einbindung von Pflegenden und Gepflegten, der Rückhalt in der eigenen Familie oder im nahen Umfeld und die eigene Selbstsorge. Hierbei haben auch die Kirchen oder Gemeinschaften, in denen sich die Betroffenen beheimatet fühlen, eine wichtige Aufgabe. Sie müssen die Betroffenen integrieren, offen und einladend für alle sein, Interesse zeigen und Zeit und ein offenes Ohr für diese Menschen mitbringen.
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3 Gruppen und Kurse für Angehörige Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Kursen und Gruppen für Angehörige von Menschen mit Demenz. Die meisten von diesen sind psychoedukativ. Sie wollen die Angehörigen über das Demenzsyndrom und rechtliche Belange informieren, Kommunikationsmöglichkeiten eröffnen und die Teilnehmer zu eigener Selbstsorge motivieren. Doch obwohl die spirituelle Komponente eine mögliche Coping-Ressource darstellt und in der Regel einen positiven Beitrag zu Lebensqualität und Resilienz leistet (s. o.), gibt es außer dem IKS-Kurs derzeit keine Schulung, die diese Aspekte berücksichtigt. Evaluationen diverser Unterstützungsangebote kamen zu dem Ergebnis, dass für Angehörige und Pflegende vor allem der Austausch in der Gruppe als besonders wertvoll erlebt wurde. Die Betroffenen können sich mit Gleichgesinnten austauschen, erfahren Wertschätzung und hören, wie es den anderen geht. Das führt oft auch zu einer veränderten Sichtweise der eigenen Situation und dem Gefühl, dass sie in ihrer Situation nicht allein sind. Zu diesen Ergebnissen kam auch die Evaluation des IKSKurses (Kotulek, 2016). Die Informationen, die die Kurse bieten, führen bei den Angehörigen zu mehr Sicherheit im Umgang mit der Situation, was zum Abbau von Schuldgefühlen beiträgt. In den meisten Curricula stehen auch Bewältigungsstrategien und Möglichkeiten zum Stressabbau auf dem Programm. Je besser es dem Angehörigen geht, desto besser geht es auch dem Menschen mit Demenz. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für Angehörigengruppen in der Regel gute Effekte in Sachen
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»emotionaler Rückhalt, soziale Kontakte, Kontrolle über die eigene Lebenssituation, Erleichterung der Pflege und psychische Entlastung nachgewiesen« (Boschert, 2011, S. 360) werden können. Doch um dies zu erreichen, bedarf es einer kompetenten, wertschätzenden und Halt gebenden Leitung (Boschert, 2011; Kurz, Hallauer, Jansen u. Diehl, 2005). Ein Thema, das in Schulungen kaum Erwähnung findet, ist das der Spiritualität. Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Ressource, die Spiritualität und Religion darstellen, ist es verwunderlich, dass diese in den Kursen nicht explizit auftaucht. Bell und Troxel (2001) gehen davon aus, dass sich die Pflege verbessert, wenn Pflegende zuerst ihre eigenen spirituellen Bedürfnisse berücksichtigen. Denn ein zufriedener, in sich ruhender Mensch überträgt dieses Wohlbefinden auf den Betroffenen. In diesem Zusammenhang vermutet Robinson (2013, S. 101), dass psychosoziale Interventionen, die helfen, das spirituelle Glaubenssystem des Pflegenden mit seiner Pflegeerfahrung und der Beziehung zum Pflegenden in Verbindung zu bringen, negative Folgen der Pflegetätigkeit vermindern. Ferner regt sie an, die Pflegenden auf der Suche nach Deutung der Situation und dem Prozess der Bewusstmachung, dass Abschied einen immer präsenten Teil des Lebens darstellt, zu begleiten. Der IKS-Kurs nimmt diese Anregungen auf und seine Evaluation zeigt, dass seine Teilnehmer auf diakonischmystagogische Weise Spiritualität als Ressource neu entdeckt oder vertieft (wieder) erfahren haben (Kotulek, 2016).
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4 Grundvollzüge von Kirche Da der IKS-Kurs seelsorglichen Charakter hat, von vier Grunddimensionen ausgegangen (Zerist ein Blick auf alle Grundvollzüge von Kir- faß, 1994). Dies geschieht auf der Grundlage der che sinnvoll. Dabei wird hier dem Vorschlag Emmaus-Erzählung (Lk 24,13–35): der bayerischen Pastoraltheologen gefolgt und
Die Emmaus-Erzählung vereint die vier Grund- Diakonia – »… die Verwirrten und Trauernden begleitend …« dimensionen von Kirche in einer Erzählung. Die Emmaus-Jünger kommen von Jerusalem, dem Ort der Katastrophe. Sie sind verwirrt und Koinonia – »Christus ist mit den EmmausJüngern unterwegs …« traurig. Christus begleitet sie in ihrer Situation. Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Gläubi- Das ist auch die Aufgabe von Kirche: Verwirrgen, die miteinander unterwegs sind, in dem te, Trauernde, Benachteiligte zu begleiten und Glauben, dass der dreieine Gott mit ihnen für sie einzustehen. geht. In dieser Gemeinschaft haben alle die gleiche Würde. Egal ob jung oder alt, gesund Martyria – »… das Leben aus der Schrift oder krank, Mann oder Frau, niemand ist mehr deutend …« oder weniger wert. Christus deutet die Situation der Jünger aus der Schrift heraus. Die Aufgabe der Kirche ist Theoretische Grundlegung © 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525670200 — ISBN E-Book: 9783647670201
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es, das Leben der Menschen aus der Schrift zu deuten, das Heilswirken Gottes in das Leben der Menschen hineinzusprechen. Dieses Reden muss aber immer in Kongruenz mit der Tat stehen und darf nicht davon losgelöst sein.
Nach Isidor Baumgartner (2004, S. 68) ist in den Grundvollzügen ein »dienende(r) Charakter« erkennbar. Für ihn bildet der »diakonische, kommunikative und spirituelle Gehalt […] die unaufgebbare Basis aller anderen Bedeutungsnuancen der Grunddienste«. Diese sind für die Leiturgia – »… im Brotbrechen Gott lobend Kirche unabdingbar, denn sie gehen auf Jesu und dankend.« Leben und Sterben zurück. Sie gehören unIm Brotbrechen, im Gott Loben und Danken, trennbar zusammen und sollten sich gegenseierkannten die Jünger Christus in ihrer Mitte. tig befruchten. Damit schließt sich der Bogen Die Kirche versammelt sich in der Liturgie, um der Grundvollzüge mit dem Hinweis der gegenGott zu loben und zu danken, aber auch Sor- seitigen Durchdringung dieser, damit Gott im gen und Nöte der Menschen sollen darin ihren Leben aufscheinen kann. Denn die Christen Platz finden. »können nicht mehr so tun, […] etsi Deus non daretur, als ob es Gott nicht gäbe […], als wäre Jesus nicht gekommen« (Karrer, 2000, S. 394).
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5 Theologie der Gottesdienstfeier Da der IKS-Kurs ein diakonisch-liturgischer Kurs ist, der mit einem Gottesdienst schließt, wird im Folgenden dessen Theologie näher betrachtet. In der Liturgie findet man keine »in sich geschlossene, systematisch entwickelte Theologie« (Gerhards u. Kranemann, 2013, S. 118). Sie will nicht primär über Gott sprechen, sondern mit ihm und die Gläubigen durch ihr Mitfeiern in das Heilshandeln Gottes mit hineinnehmen. So versammeln sich in der Liturgie Menschen im Namen des dreieinen Gottes und haben Anteil am Paschamysterium Christi. Derselbe Gott, der Christus vom Tod zum Leben geführt hat, geleitet auch die Gläubigen durch seinen Geist in sein Reich. In der Liturgie eröffnet sich ein Raum, in dem der Mensch jetzt schon am Reich Gottes teilhaben kann.
euch«, der den Feiernden bewusst macht, dass der erhöhte Herr in ihrer Mitte ist. Die KyrieRufe mit ihrem Huldigungscharakter richten sich dann auch an diesen. Die Huldigungen werden im Gloria weitergeführt und erweitert. Mit dem Tagesgebet schließt der Eröffnungsteil des Gottesdienstes. In diesem wendet sich der Vorsteher im Namen der Versammlung zum ersten Mal an den Vater. Dabei wird auf den Feiergedanken des Tages thematisch Bezug genommen. Für dieses Gebet gibt es auch die Bezeichnung »Collecta«. Denn durch die Gebetseinladung (»lasset uns beten«) ist jeder aufgerufen, im Stillen zu beten. Das vom Vorsteher vorgetragene Gebet soll das Beten der Gemeinde abschließen und zusammenfassen.
5.1 Eröffnung
Die ganze Liturgie, nicht nur der Teil des Wortgottesdienstes, ist ein Sprachgeschehen, das auf mehreren Ebenen abläuft. Da sich der Mensch in seiner und durch seine Leiblichkeit ausdrückt, kann er verbal, nonverbal und paraverbal kommunizieren. Dabei ist eine Kongruenz unter den verschiedenen Ebenen für ein gelingendes Sprachgeschehen unabdinglich. Für Menschen mit Demenz wird zwar der Gottesdienst als Sprachereignis mit fortschreitender Erkrankung immer schwieriger zu verstehen, doch der ritualisierte Ablauf, die immer wieder gleichen Texte, Rituale und Symbole können für Menschen, die mit der Liturgie gelebt haben, noch lange fruchtbar bleiben. Das Ziel der sprachlichen Äußerung ist das, »›was in der inneren Erfahrung des einen lebendig ist, durch die Vermittlung der äußeren Sprache im Innenraum des anderen gegenwärtig‹« (Kunzler, 2003, S. 180) werden zu lassen. So ist sprachliches Geschehen immer dialogisch, auf Bezie-
Jeder Gottesdienst beginnt mit der Zusammenkunft der Gläubigen. Der Eröffnungsteil der Feier dient dem »pneumatischen Geschehen […] [der] Versammlung der Gemeinde als Kirche« (Gerhards u. Kranemann, 2013, S. 174), die zusammenkommt, um ihrem erhöhten Herrn zu begegnen. So sollen sich auch die Angehörigen und die Menschen mit Demenz als Teil einer Gemeinschaft erleben, die zusammen Gottesdienst feiert. Der Initiator dabei ist Gott und das primäre Subjekt Christus. Durch diesen beten die Gläubigen, in deren Namen der Vorsteher spricht, im Heiligen Geist zum Vater. Die Mitfeiernden verlassen ihre Alltagswelt und treten in den »Raum« Gottes ein. Das »wird sprachlich durch das trinitarische Eingangsvotum (›Im Namen des Vaters …‹) markiert« (Gerhards u. Kranemann, 2013, S. 175). Es folgt der kurze liturgische Gruß »der Herr sei mit
5.2 Wortgottesdienst
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hung hin angelegt. Im Gottesdienst geschieht das auf horizontaler und vertikaler Ebene. Gott spricht z. B. durch die Lesungen zu den Menschen und sie antworten ihm dankend, bittend, preisend darauf. Liturgisches Sprechen ist auch performatives, wirklichkeitsstiftendes Reden. Denn in der gottesdienstlichen Feier vergegenwärtigt sich »das grundlegende Heilsereignis in Einheit mit dem göttlichen Heilswort stets neu und erneuernd« (Bieritz, 1987, S. 50). Im Speziellen sei hier der Blick auf die Wortverkündigung in den Lesungen gelenkt. Verkündetes Wort In den Lesungen spricht Gott durch den Vortragenden zu den Menschen. Dabei ergeht »in der Heiligen Schrift verkündigten Heilstat […] die Einladung Gottes an den Menschen, sich auf seine rettende Macht einzulassen, jetzt in seiner ihm eigenen Lebenssituation« (Kunzler, 2003, S. 183). Somit spricht Gott durch sein Wort, das ein Mensch vorträgt, in die aktuelle Situation der Glaubenden hinein, auch in die der Angehörigen und der Menschen mit Demenz. Diese Sichtweise wird schon im Alten und Neuen Testament vertreten: Gott teilt sich durch menschliche Rede mit. Sein Wort ist dabei »wirkmächtiges, wirklichkeitsschaffendes und -veränderndes Wort, ist selber schon ›ein Stück vorweggenommener Wirklichkeit‹« (Bieritz, 1987, S. 64). In der Liturgie vereinen sich Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Der Mensch hat durch Gottes Geist im Heute Anteil an den Heilstaten der Vergangenheit und den Verheißungen der Zukunft. Diese Teilhabe will den Gläubigen und somit auch den Betroffenen wie den Angehörigen von Menschen mit Demenz neue Lebens-, Denk- und Handlungsräume eröffnen. Die Teilhabe stellt sie in einen neuen Horizont, in dem sie »an der von der Liturgie proklamierten Wirklichkeit partizipier[en] […] [und] zum Leben aus der Liturgie ermutigt« (Gerhards u. Kranemann, 2013, S. 150) werden.
Gepredigtes Wort Die Wortverkündigung wird in der Ansprache fortgesetzt. Der Prediger spricht und übersetzt das Schriftwort, mit all seinen Erfahrungen im 24
Hintergrund, in die aktuelle Lebenssituation der Gläubigen hinein. Auch dieses Geschehen ist dialogisch. Es ist Wort und Antwort zugleich. Der Prediger stellt sich dem Wort zur Verfügung. »Das Wort, das er zu sagen hat, liegt seiner eigenen glaubenden Antwort voraus und geht doch zugleich aus ihr hervor, ist Vollzug dieser Antwort selbst« (Bieritz, 2004, S. 264). Daraus ergeben sich Chancen und Gefährdungen. Das Wort kann genau auf die Lebenssituation der Gläubigen passen und sie zu Vertrauen, Hoffnung und Mut ermuntern, aber auch ängstigend, einengend und irreführend wirken, sodass es »nicht mehr als Ansage und Gewähr von Freiheit und Zukunft gehört werden kann« (Bieritz, 1987, S. 73). Doch den Menschen, hier den Angehörigen, soll die eigene Zukunft als Zukunft in der Begleitung durch Gott vorgestellt werden, damit sie erleichtert und mit einer positiven Grundausrichtung ihren Lebensweg weitergehen können. Ferner soll ihre Situation angeschaut werden, in der sie vor Gott stehen. Dabei wird die Gegenwart ernst genommen und in das Licht Gottes gestellt. So kann die eigene Situation in einem neuen Licht erscheinen und auf die Hörer eine stabilisierende, identitätsstiftende und spannungsmindernde Wirkung haben (Müller, 1994). Schließlich soll der Prediger noch seiner Solidarität mit den Angesprochenen Ausdruck verleihen. Sie wollen in ihrer Lebenssituation verstanden und akzeptiert werden. Diese Solidarität des Predigers kann und soll auch die Solidarität Gottes mit den Menschen symbolisieren. Auf diesen Erwartungen der Gläubigen aufbauend, scheint für die Zielgruppe dieses Kurses das Modell der seelsorgerischen Predigt am geeignetsten zu sein (Möller, 1990; Engemann, 2002). Diese Art der Predigt will den Hörer nicht nur informieren, sondern sie geschieht in der Erwartung, dass Gott ihn von Neuem in seine Heilsgeschichte mithineinnimmt. Grundlage dafür ist, dass das gepredigte Thema für die Lebenssituation der Glaubenden relevant ist. Der biblische Text wird dahingehend untersucht, was er in die Lage der Angehörigen (und auch der Menschen mit Demenz) ermutigend hineinsprechen kann. Dem Hörer wird
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»die Bedeutung und Wirkung des Wortes Gottes in konkreten geschichtlichen Situationen vor Augen [ge]führt, mit seiner Situation [verbunden] und ihm somit die Möglichkeit eröffnet, Zeitzeuge der Heilserfahrungen zu werden, von denen die Texte handeln« (Engemann, 2002, S. 394).
Diese Erfahrungen können dann auf das eigene Leben übertragen und Deutungen daraus gefolgert werden. Wenn sich die Gläubigen von der Predigt in ihrem Leben abgeholt fühlen und eine befreiende, sinnstiftende Botschaft angeboten wird, dann ist es für sie möglich, »im Horizont unbedingten Sinns auch noch der Sinnlosigkeit widersprechen zu können« (Gräb, 2013, S. 59). Ein Blickwinkel, der für die Angehörigen von Menschen mit Demenz von besonderer Bedeutung ist. Nachdem Verheißung und Realität im Leben und in der Welt noch auseinandergehen, sprechen die Gläubigen am Schluss des Wortgottesdienstes das Fürbittgebet (Allgemeines Gebet). Sie tun das aufgrund ihres in der Taufe grundgelegten gemeinsamen Priestertums. Das Allgemeine Gebet ist der Ort, an dem die konkrete Lebenssituation der Menschen und auch der Zielgruppe des Kurses fürbittend vor Gott gebracht wird. Das Vaterunser kann sich den Fürbitten anschließen.
5.3 Abschluss Der Schluss eines Gottesdienstes ist kurz und knapp gehalten: (Verlautbarungen) – Segen – Entlassungsruf. Hier spricht der Vorsteher die mit einem Kreuzzeichen verbundene, trinitarische Segensformel. Greiner beschreibt vier Wirkungen des Segens: »die stärkende, die schützende, die heilende und die gemeinschaftsstiftende« (Greiner, 2003, S. 144). Dabei hängt es von der Situation ab, welche Wirkung zentral ist. Der
Segen am Ende des Gottesdienstes beschließt das Vorausgegangene. Er soll die Angehörigen und demenziell veränderten Menschen für ihren Lebensweg stärken und Zuversicht schenken. Dadurch kann der Blick auf die eigene Situation geweitet und die innere Blickrichtung eines Menschen gewandelt werden. Das Leben kann vor dem Hintergrund von Jesu Tod und Auferstehung und der darin enthaltenen Liebe Gottes zum Leben und seiner Begleitung durch Leid und Tod gesehen werden. Der Mensch ist in seinem Leben nicht allein. In einer Situation der Unsicherheit, die auch die Angehörigen und die von Demenz Betroffenen erleben, soll der Segenszuspruch Halt geben und in der Trauer um den sich verändernden Erkrankten heilsam wirken. Im Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit »kann das Unabwendbare und was [jemand] aus eigener Kraft nicht ändern kann ›mit Segen getragen werden‹« (Weiher, 2011, S. 169). Der Glaubende kann sein Schicksal annehmen lernen und somit heil werden. Wenn ihn die Warum-Frage quält, möchte ihn der Segen mit dem Kreuzzeichen in einen anderen Sinnzusammenhang stellen, der die Begleitung Gottes durch Leid und Tod in ein neues Leben hinein zusagt. Durch die Berührung mit der Hand beim Einzelsegen können die Gesegneten sinnfällig das Berührt- und Beschütztsein erleben (eine Geste, die auch in der Demenz noch wirkmächtig erfahren werden kann). Zudem soll dieser Segensgestus »zum einen auf die Übertragung von Kraft hindeuten, zum anderen sowohl anthropologisch als auch theologisch Zuwendung, Schutz, Heilung und Ermutigung vermitteln« (Gerhards u. Kranemann, 2013, S. 135). Bei der Evaluation des IKS-Kurses kam gerade auch diese Dimension des Segens zur Geltung. Denn die Befragten schilderten im Zusammenhang damit die Erfahrung von »Schutz, Wertschätzung, Kraft und Begleitung durch Gott« (Kotulek, 2016, S. 239).
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6 Angebot des IKS-Kurses im Kontext von Spiritual Care Spiritual Care möchte die spirituellen Bedürfnisse und Ressourcen der Menschen auf- und ernstnehmen. Dabei wird auch deren Einfluss auf die Lebensdeutung und Krisenbewältigung des Einzelnen beachtet. Das Ziel ist, Räume zu schaffen, in denen Menschen ihre Fragen und Sehnsüchte artikulieren und mit dem Geheimnis in ihrem Leben in Berührung kommen können (Peng-Keller, 2014). Das können Räume sein, in denen den Betroffenen eine Atmosphäre der Fürsorge, Zuwendung und Liebe entgegengebracht wird, oder auch Räume »des Heiligen […], wie [sie] durch religiöse Praktiken, Riten und Texte erschlossen« (Fischer, 2012, S. 1675) werden. Dabei ist es auch Aufgabe von Spiritual Care, die oben erwähnten »spirituellen Ressourcen, die jeder Mensch besitzt, freizulegen, im achtsamen Umgang mit der Individualität jedes Einzelnen, in der Achtung auch seiner jeweiligen Religion oder Überzeugung« (Roser u. Frick, 2011). Spiritual Care meint aber nicht nur den beschriebenen Umgang mit den anderen Menschen, sondern auch die Sorge für sich selbst (Frick, 2009). Somit ist Spiritual Care eine besondere Haltung, die dem anderen und sich selbst entgegengebracht werden soll. Sie sieht im anderen ein Geheimnis, mit dem sie ihn in Berührung bringen will. Die Deutung dieses Geheimnisses obliegt aber dem Einzelnen. Seelsorge kann auch bei diesem Geheimnis ansetzen, bietet jedoch eine Deutung dafür an: Gott. Sie will den Menschen mit Gott in Berührung bringen, damit das Leben auch in der belastenden Situation als Angehöriger von diesem Heiligen Geheimnis eine neue Deutung bekommt. Der Einzelne kann aus dieser Begegnung Kraft schöpfen für seinen weiteren Weg. Diese Art der Seelsorge für die Zielgruppe wird als diakonisch-mystagogisch bezeichnet (Kotulek, 2016), weil sie den Menschen Raum gibt 26
und ihre Lebenssituation diakonisch aufgreift, um sie dann mystagogisch zum Geheimnis in ihnen zu führen. In der Antike war der Mystagoge derjenige, der den »Neuling« in den Kult einführte. Das geschah aber nicht durch Belehrung, sondern durch eigene Erfahrung. So ist beim diakonisch-mystagogischen Ansatz der Seelsorger der Mystagoge, der den Menschen auf dem Weg zu seinem Geheimnis begleitet. Karl Rahner hat im 20. Jahrhundert den Gedanken der Mystagogie aufgegriffen. Für ihn setzt diese ganz beim einzelnen Menschen an und möchte ihn in einem mäeutischen Sinn1 mit Gott in Berührung bringen. Dies ist möglich, da Gott nicht erst zum Menschen gebracht werden muss, sondern seine Selbstmitteilung in ihm schon anwesend ist. Er will, dass der Mensch »in sich selbst das entdecke, was man nur findet, wenn und weil man es schon besitzt; man kann es aber haben und in sich entdecken, auch wenn man es noch nie Gotteserfahrung genannt hat« (Rahner, 1970, S. 166). Es liegt dann beim Einzelnen, diese in Freiheit anzunehmen. Dabei kommt es nicht darauf an, welcher Konfession oder Religion ein Mensch angehört. Die Erfahrung von Gottes Dasein im Leben des Menschen ist nicht auf einen besonderen Raum der Frömmigkeit beschränkt, sondern die Berührung des Geheimnisses, das im Christentum Gott genannt wird, kann in allen Situationen menschlichen Lebens geschehen. Diese im Alltag gemachten Erfahrungen in einen mäeutischen Sinn heben, verbalisieren zu helfen und auf Gott hin transparent zu machen, ist für Rahner Mystagogie. Sie muss so vermittelt werden, dass der Einzelne »sein eigener Mystagoge werden kann« (Rahner, 1966, S. 22). So ist der Seelsorger Begleiter auf dem Weg des Einzelnen zu seinem Geheimnis. Dieser
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Ansatz umschließt auch die Art und Weise, wie Liturgie gefeiert wird. Diese greift die Situation der Angehörigen auf und bringt sie vor Gott zur Sprache, damit dieser verwandelnd eingreifen und das Leben neu prägen möge. So wird es vielleicht auch möglich, das Geheimnis im Menschen mit Demenz zu entdecken, das dieser immer schon in sich trug und niemals verlieren wird. Im Folgenden werden die vier Schritte der diakonisch-mystagogischen Seelsorge vorgestellt: –– Sie muss in einem ersten Schritt hörend sein und die Lebenswirklichkeit des Angehörigen auf- und ernst nehmen. –– Weiter muss sie mitgehend sein, um in dieser Weggemeinschaft das Leben und die Sorgen des anderen näher kennenzulernen. –– Schließlich muss sie mitsuchend sein, um gemeinsam mit dem Betroffenen Ressourcen zu entdecken, die ihn gemäß der verschiedenen Definitionen von Spiritualität atmen lassen (ihm Kraft schenken, ihm Sinn geben, ihn leben lassen, ihm Beziehung schenken). Ferner sucht sie gemeinsam mit dem anderen das Geheimnis, das sein Leben prägt. –– In einem letzten Schritt muss Seelsorge mitdeutend sein. Sie sucht mit dem Menschen eine Deutung für das Geheimnis seines Le-
bens und bietet ihm die christliche an, die das Geheimnis als Heiliges Geheimnis qualifiziert, mit dem man in Beziehung treten kann. All diese Schritte werden in einer ermutigenden, liebenden und den einzelnen Menschen ins Zentrum stellenden Haltung gegangen. Der zu beschreitende Weg wird vom Betroffenen bestimmt. Der Seelsorger ist hier in erster Linie ein auf gleicher Ebene stehender Wegbegleiter, der dem Angehörigen zutraut, dass er selbst am besten wissen und herausfinden kann, was gut für ihn ist. Diesen Weg begleitet er solidarisch, schenkt Halt, Beziehung und (stellvertretende) Hoffnung, wenn dies dem Betroffenen selbst nicht mehr möglich ist. Eine diakonisch-mystagogische Seelsorge im Kontext von Spiritual Care will dem Menschen in seiner spezifischen Lebenssituation Raum geben (diakonischer Aspekt) und ihn zu dem Geheimnis führen, das jedem Menschen innewohnt (mystagogischer Aspekt). Das Ziel dabei ist, Ressourcen freizusetzen und den Angehörigen mit seinem Geheimnis in Berührung zu bringen, damit sein Leben in einen neuen Kontext gestellt werden kann. 1 Mäeutik war bei Sokrates die Hebammenkunst. Es geht darum, etwas zum Vorschein zu bringen (zur Geburt zu verhelfen), was im Menschen schon angelegt ist.
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Der IKS-Kurs
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Für Angehörige von Menschen mit Demenz werden von verschiedenen Trägern eine Vielzahl an Kursen angeboten. Die meisten beschäftigen sich mit Themen wie dem Demenzsyndrom, Pflegehinweisen, Kommunikationsmöglichkeiten, rechtlichen Hinweisen und Möglichkeiten der Selbstsorge. Der IKS-Kurs hat eine diako-
nisch-mystagogische Ausrichtung, die stark auf die spirituelle Komponente im Menschen eingeht. Dabei ist auch der Erfahrungsaustausch in der Gruppe von großer Bedeutung. Informationen zum Demenzsyndrom bilden keinen Schwerpunkt, sondern werden situativ eingestreut.
1 Veranstaltungsort Der IKS-Kurs ist in erster Linie als ein Kurs für Angehörige in der (Pfarr-)Gemeinde gedacht. Die Demenzthematik soll (wenn möglich) aus dem Sonderraum Altenheim herausgeholt und in die Mitte der Gesellschaft gebracht werden. So eignet sich als Kursort sehr gut ein Pfarroder Gemeindezentrum. Es ist darauf zu achten, dass die Räume schön und ansprechend sind. Die Menschen sind zum Kurs eingeladen und sollen sich dort auch wohlfühlen. Ein schöner Raum drückt zusätzlich Wertschätzung aus, die den Angehörigen entgegengebracht werden soll. Weiterhin ist ein barrierefreier Zugang nötig. Bestenfalls stehen in diesem Pfarr-/ Gemeindezentrum drei Räume zur Verfügung: ein Kursraum, ein Raum für die Betreuung der demenziell veränderten Angehörigen und ein Raum für die anschließende Kaffeerunde. Ein Zugang zu einer Küche für die Vorbereitung von Kaffee/Tee ist ebenfalls erforderlich. Für den Abschlussgottesdienst ist es notwendig, eine Kirche reservieren zu lassen. Denn zum einen ist mit Rücksicht auf die Menschen mit Demenz ein Kirchenraum der geeignete Gottesdienstort und zum anderen soll es ein Gottesdienst für die ganze Gemeinde sein, der daher auch öffentlich stattfindet.
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Falls der Kurs aus organisatorischen Gründen nicht in einem Pfarr- oder Gemeindezentrum durchgeführt werden kann, können auch Räumlichkeiten in einem Senioren-/Pflegeheim genutzt werden. Sollte der Kurs dort stattfinden, ist eine gute Kooperation mit der Pfarrei/ Gemeinde notwendig, damit auch dort eine Verortung des Angebots gegeben ist. In diesem Fall muss mit der Einrichtung abgeklärt werden, ob die Menschen mit Demenz während der Kurszeit vor Ort betreut werden können und ob dafür Kosten (und in welcher Höhe) anfallen. Ferner sollte eruiert werden, ob die anschließende Kaffeerunde in der Einrichtung stattfinden kann. Am geeignetsten hat sich in diesem Fall eine Kooperation mit dem Haus erwiesen, da dann eventuell die Betreuungs- und Kaffeekosten entfallen können. Wichtig ist bei solch einer Kooperation, alle Partner auch auf den Flyern, Plakaten usw. abzudrucken. Der abschließende Gottesdienst sollte aufgrund der Öffentlichkeitswahrnehmung trotzdem in einer auch für Rollstuhlfahrer geeigneten Kirche gefeiert werden.
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2 Kooperationspartner und Vorüberlegungen Zur Durchführung des IKS-Kurses ist es zwingend notwendig, ausgebildete Personen zu haben, die während der Kurszeit die Angehörigen mit Demenz betreuen. Dazu ist eine Kontaktaufnahme oder Kooperation mit einer Fachstelle für pflegende Angehörige, z. B. der Caritas/ Diakonie sinnvoll. Da diese Fachstellen teilweise auch Pflegepartner-Schulungen (Demenzhelfer-Schulungen) anbieten, können sie diese auch vermitteln. Erfahrungsgemäß bringen etwa 10–20 % der Kursteilnehmer ihre Angehörigen zur Betreuung mit. Diese Personengruppe könnte in der Regel ohne diese Möglichkeit nicht am Kurs teilnehmen. Somit stellt bereits die Betreuungsmöglichkeit eine Entlastung der Kursteilnehmer dar. Eine kostenfreie Betreuung ist dabei wünschenswert. Falls dies nicht möglich ist, sind die Kosten vorab zu klären und auf den Werbeträgern zu veröffentlichen. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass der Betrag über die zusätzlichen Betreuungsleistungen bzw. die Verhinderungspflege mit der Pflegekasse abgerechnet werden kann. Falls der kursleitende Seelsorger nicht in der Pfarrei arbeitet, in der der Kurs stattfindet, sollte er mit den dortigen Kollegen Kontakt aufnehmen, damit das Projekt in der Gemeinde verortet wird. Eine
weitere Kooperationsmöglichkeit sind die Bildungswerke, die Alzheimer-Gesellschaften o. ä. Falls die Kursleitung nicht selbst über genügend Wissen zum Demenzsyndrom und Hilfsmöglichkeiten in der Region verfügt, macht es Sinn, eine fachlich qualifizierte Person als CoLeitung zu engagieren, die Informationen einstreuen kann. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass diese Inhalte an zweiter Stelle bleiben und nicht das Gros des Kurses einnehmen. Die Rollen von Leitung und Co-Leitung müssen daher vorab genau definiert werden. Hinsichtlich der zeitlichen Planung hat sich eine Vorlaufzeit von etwa acht bis zehn Wochen vor Kursbeginn bewährt. Dabei hängt es auch von der Art der Bewerbung ab, ob ein längerer Vorlauf notwendig ist. Als erstes muss der organisatorische Rahmen abgeklärt werden: Wo kann der Kurs stattfinden? Entstehen dafür Kosten? Wer trägt diese? Wer betreut die demenziell veränderten Angehörigen und fallen Kosten hierfür an? Welche Kooperationspartner gibt es? Bei der Terminplanung sind Kurse anderer Träger zu berücksichtigen, damit es keine Überschneidungen gibt (z. B. ein parallel laufender Kurs für dieselbe Zielgruppe von der Caritas/Diakonie).
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3 Teilnehmerrekrutierung In der folgenden Tabelle befinden sich verschiedene Möglichkeiten zur Teilnehmerrekrutierung. Tab. 1: Wege zur Teilnehmerrekrutierung
Caritas-/Diakonie-Zentrum
Fachstelle für pflegende Angehörige kann bei ihren Klienten werben; Kreisgeschäftsstelle kann bei den anderen Caritas-/ Diakonie-Zentren im Landkreis werben
Pfarrei/Gemeinde und Dekanatsebene
Information an den Pfarrgemeinderat/Kirchenvorstand; Information an die Dekanatskonferenz, Pfarr-/Gemeindebrief; Aushänge, Auslage in Kirchen, Pfarrheimen und Pfarrbüros; Information an Gruppierungen innerhalb der Pfarrei/ Gemeinde
Pflegeheime und Pflegedienste
Information an alle Angehörigen der Bewohner können mit der Monatsabrechnung mitgeschickt werden; ökumenische Sozialstation; Alten- und Servicezentrum (ASZ)
Presse
Zeitung, Marktblatt, Bürger-Bote usw.
Katholische/Evangelische Erwachsenenbildung
Information im Programm des Bildungswerks
Sonstige Wege
Alzheimer-Gesellschaft, Auslage von Flyern in Bildungshäusern, Nachbargemeinden, Krankenkassen, gemeindliche Schaukästen usw.
Als sehr wirkungsvoll haben sich hier vor allem die ausgelegten Flyer in den Pfarreien/Gemeinden und die Werbung in der Zeitung erwiesen. Die Auflage der Flyer lag in der Regel bei etwa 1000 Stück. Mit der Werbung sollte nicht früher als vier Wochen vor dem Kurs begonnen werden, da die Informationen sonst im Alltag wieder untergehen. Als Anmeldeschluss eignet sich etwa eine Woche vor Kursbeginn.
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Anmeldungen gehen meist telefonisch ein und sind teilweise mit einfachen Fragen zum Kurs verbunden. So sollte unbedingt eine Telefonnummer angegeben werden, die gut erreichbar ist und an der auch kurze Auskünfte zum Kurs gegeben werden können (z. B. ein Pfarrbüro). Eine Teilnehmerbeschränkung auf max. 15 Personen ist empfehlenswert (evtl. Warteliste anlegen).
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4 Durchführung und Organisatorisches Bei der Durchführung des Kurses ist darauf zu achten, dass die Leitung frühzeitig anwesend und die Gestaltung der Mitte im Kursraum vorbereitet ist, bevor die ersten Teilnehmer eintreffen. Eine freundliche Begrüßung mit Handschlag und das Abnehmen der Jacke sind selbstverständlich. Es ist wichtig, während der gesamten Zeit eine freundliche, wertschätzende und zuvorkommende Haltung zu zeigen. Die Menschen sollen sich im Kurs von Anfang an wohl- und aufgenommen fühlen. Für die demenziell veränderten Menschen und die Betreuer werden Getränke und für die anschließende Kaffeerunde Kaffee, Tee, Zucker, Milch und Kuchen/Kekse bereitgestellt. Aufgrund der rauchentwickelnden Rituale ist vorher abzuklären, ob sich im Raum ein Rauchmelder befindet, der dadurch ausgelöst werden könnte. Im Kurs selbst haben in erster Linie die Teilnehmer das Wort. Es gibt keine Vorträge oder lange Monologe des Leiters. Dieser spannt lediglich den »roten Faden« durch die Einheiten. Kommunikation und Austausch der Teilnehmenden stehen im Mittelpunkt. Der Referent
gibt seinen Teil dazu. Dabei ist auf eine ruhige Atmosphäre zu achten. Jeder soll aussprechen dürfen und es spricht immer nur einer. Dies verringert die Hektik, in der sich die meisten Angehörigen befinden. Für den Kursabschluss ist es notwendig, dass sich die Leitung angesprochene Themen oder Schwerpunkte der Treffen merkt oder notiert, damit diese in den Gottesdienst einfließen können. Alle Teile des Gottesdienstes werden auf die Zielgruppe abgestimmt. Gebete, Lesungstexte, Fürbitten, Kyrie-Rufe, Predigt und Lieder greifen die Situation der Menschen auf und nehmen sie mit ins Gebet. Die Lieder des Gottesdienstes sollten vorab mit dem Organisten abgestimmt werden. Bei der Gestaltung (Liturgie inkl. Musik) ist auf hohe Qualität zu achten. Diese drückt Wertschätzung gegenüber Gott und den Menschen aus. Der liturgische Abschluss kann als Gottesdienst mit einem besonderen Einzelsegen gestaltet werden. Dieser ist besonders wichtig, da er den Menschen auf eine ganz persönliche Art und Weise Gottes Begleitung zusagt.
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5 Ziele und Anliegen des IKS-Kurses Ziele des Kurses: Hauptziel: Der Kurs unterstützt die Angehörigen von Menschen mit Demenz. Teilziele: –– Die Angehörigen erfahren, dass sie mit ihrer Situation nicht allein sind. –– Die Angehörigen werden auf spirituelle Coping-Ressourcen aufmerksam. –– Den Angehörigen wird bewusst, dass sie sich Zeiten für sich nehmen dürfen und sollen. Anliegen des Kurses: –– Der Kurs verbindet Glauben und Leben der Angehörigen miteinander. –– Der Kurs wertschätzt die Angehörigen in ihrer Situation. –– Der Kurs bestärkt die Angehörigen darin, dass sie selbst auch noch ein Recht auf Leben haben. –– Der Kurs schafft geschützte Räume zum Austausch. –– Der Kurs ist informativ. –– Der Kurs sagt Gottes Begleitung in allen Situationen des Lebens zu.
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6 Schulungsmodell Im Folgenden findet sich das Schulungsmodell des IKS-Kurses. Der vorgeschlagene Wortgottesdienst dient als Beispiel für die abschließende Liturgiefeier. Für diese ist von großer Bedeutung, dass die Themen der Kursteilnehmer in die Texte und Lieder einfließen.
6.1 Erstes Treffen: »Wenn die Lebensbibliothek durcheinander gerät« Gestaltung der Mitte:
Verlaufsplanung: Material: Stuhlkreis, Wortkarten (s. Material C 2.1), Stifte, Osterkerze mit Untersetzer, Teelichter, Zündhölzer, kleine Osterkerzen mit Untersetzern, Teelichtgläser, ein oranges Tuch, drei gelbe Tücher Vorbereitungen: –– Stuhlkreis –– Gestaltung der Mitte: oranges Tuch in die Mitte legen und mit den gelben Tüchern einrahmen; Osterkerze auf das orange Tuch stellen und anzünden. –– Wortkarten und Stifte an einen geeigneten Platz an der Seite legen. –– Teelichter mit Teelichtgläsern und kleine Osterkerzen mit Untersetzern im Kreis um die Gestaltung in der Mitte stellen.
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ABLAUF: ZEIT (Min.)
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
0
Ankommen
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Begrüßung der Teilnehmer (TN) und Vorstellung des Leiters (L) Vorstellrunde aller
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L gibt Informationen zum Ablauf der Treffen.
20
L: »›Wenn die Lebensbibliothek durcheinander gerät.‹ Vielleicht können Sie mit diesem Titel eigene Erlebnisse oder Ideen verbinden.« TN äußern sich und erzählen von ihren Erlebnissen mit dem Demenzsyndrom. Fragen der TN (z. B. zum Demenzsyndrom, s. Kap. A 1.1) können hier geklärt werden.
40
L: »Das Leben mit seinen Erlebnissen und Geschehnissen ist wie eine Bibliothek, mit vielen Büchern, die für das Erlebte stehen. Welches Buch könnten Sie gerade mit Ihrem Angehörigen schreiben?
Wortkarte
Welches Buch hätten Sie gerne geschrieben, können es aber nicht mehr?
Wortkarte
Von welchen Büchern müssen Sie sich verabschieden?«
Wortkarte
Die drei Fragen werden zur Visualisierung zusätzlich als Wortkarten in die Mitte abgelegt. L: »Bitte nehmen Sie sich leere Wortkarten und einen Stift. Besprechen Sie Ihre Überlegungen zu meinen Fragen mit Ihrem Nachbarn. Schreiben Sie anschließend Ihre Überlegungen zu den Fragen auf die Wortkarten. Es eilt nicht. Wir haben genügend Zeit.« 45
TN besprechen, überlegen und schreiben.
55
L: »Vielleicht wollen Sie uns von Ihren Überlegungen erzählen.«
75
TN erzählen und legen ihre Wortkarten um die Mitte herum. L: »In Ihrer Lebensbibliothek gibt es jetzt Bücher, die möglicherweise unvollendet bleiben. Es kommen auch neue Bücher hinzu, deren Inhalt vielleicht nicht den eigenen Plänen entspricht. Bücher mit hellen und dunklen Kapiteln. Ihren erkrankten Angehörigen geht es vielleicht ähnlich. Sie schreiben in ihrem Leben jetzt auch helle und dunkle Kapitel. Ich lade Sie nun ein, für Ihre Angehörigen ein Teelicht an der Osterkerze zu entzünden. Die Osterkerze steht für Jesu Auf-
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leere Wortkarten, Stifte
ZEIT (Min.)
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
erstehung, für Leben. Für Leben vor dem Tod und Leben nach dem Tod. Wir wünschen Ihren Angehörigen beides. Jetzt, trotz der Krankheit immer wieder Momente voll hellen, freudigen Lebens, und irgendwann ein Leben voller Freude und ohne Krankheit bei Gott.« TN entzünden an der Osterkerze je ein Teelicht. L: »Dieser Wunsch gilt auch für Sie selbst.« L zündet je eine kleine Osterkerze an der großen Osterkerze an und gibt sie den einzelnen TN mit den Worten: »Gott begleite und stärke Sie und schenke Ihnen immer wieder helle und freudige Momente des Lebens.«
Teelichter im Glas kleine Oster kerzen
Kurze Stille 90
L: Gebet Guter Gott. Es fällt uns so schwer, uns zu verabschieden. Von den Lebensbüchern, die wir noch schreiben wollten. Von einem Menschen, der mehr und mehr in einer anderen Welt lebt. Sei bei unseren erkrankten Angehörigen und sei bei uns und allen Menschen, die jemanden pflegen. Schenke uns deine Nähe, deine Kraft und immer wieder lichte Momente mit unseren Lieben. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen. Segen: Die Erinnerung an schöne Zeiten halte DU uns wach, damit sich kein dunkler Schleier über unser Leben legt. Die Kraft zum Abschied, jeden Morgen neu, schenke DU uns immer wieder, damit wir weiterleben können und nicht in Trauer versinken. Die Fähigkeit, bei DIR zu klagen, fragen, danken, erhalte DU uns Tag für Tag, damit wir den Anschluss an DICH nicht verlieren. Den Mut, auch das eigene Leben zu leben, gib DU uns oft genug, damit wir nicht untergehen in den Aufgaben des Tages.
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ZEIT (Min.)
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
Das Gefühl, dass DU uns nicht vergessen hast, verleihe DU uns in unserem Tun, damit wir nicht verzweifeln an den Sorgen des Alltags. All das schenke uns Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. – Amen. Jeder TN darf die kleine Osterkerze mit nach Hause nehmen.
6.2 Zweites Treffen: »Wenn Hilfe notwendig wird« Gestaltung der Mitte:
Verlaufsplanung: Material: Stuhlkreis, Karten mit Psalmworten und leere Wortkarten (s. Material C 2.2), Stifte, Kerze mit Untersetzer, Zündhölzer, ein gelbes Tuch, drei orange Tücher Vorbereitungen: –– Stuhlkreis –– Gestaltung der Mitte: gelbes Tuch in die Mitte legen und mit den orangen Tüchern einrahmen; Kerze auf das gelbe Tuch stellen und anzünden, Karten mit Psalmworten um die Mitte legen. –– Stifte und leere Wortkarten an einen geeigneten Platz an der Seite legen.
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ABLAUF: ZEIT (Min.)
0
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
Begrüßung und »Runde«, wie es den TN geht. L: »Ist Ihnen vom letzten Treffen irgendetwas in Ihren Gedanken nachgegangen, das Sie erzählen wollen?« TN äußern sich.
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L: »›Wenn Hilfe notwendig wird‹ – ist der Titel unseres heutigen Treffens. Vielleicht fällt Ihnen zu dem Titel spontan etwas ein.« TN äußern sich. Hier ist Platz für praktische Fragen und Hilfsangebote (z. B. Tagespflege) verschiedener Einrichtungen. L: »Mit Menschen mit Demenz in Kontakt zu bleiben wird im Laufe der Erkrankung immer schwieriger, da die verbale Kommunikationsfähigkeit der Betroffenen schwindet. Welche Möglichkeiten haben Sie hier?« TN äußern sich. L kann den TN an dieser Stelle eine Einführung über die Kommunikation mit demenziell veränderten Menschen geben (s. Kap. A 1.2).
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L: »Sie befinden sich jetzt in einer schwierigen Situation. Was hat Ihnen früher in schwierigen Situationen geholfen? Überlegen Sie bitte und besprechen Sie sich mit Ihrem Nachbarn.« TN besprechen sich und äußern sich anschließend in der Runde. L: »Gibt es etwas, das Ihnen in Ihrer jetzigen Situation hilft? Vielleicht können Sie auch auf Altbewährtes zurückgreifen.« TN äußern sich.
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L: »Zu jeder Zeit gibt es Menschen, die Hilfe benötigen. In der Bibel, in den Psalmen, finden sich viele Stellen, in denen der Beter zu Gott um Hilfe schreit. Teilweise wird Gott auch angeklagt: ›Warum hilfst du mir nicht?‹ Es gibt auch Texte, in denen Gott für Hilfe gedankt wird. In den Psalmen wird Gott gelobt und gedankt, aber es wird dort auch gefragt, geklagt und angeklagt. Ich habe Ihnen einige Psalmverse in die Mitte gelegt. Schauen Sie sich die Verse an und nehmen Sie sich einen, der Sie anspricht.«
Karten mit Psalmworten, Stifte, evtl. leere Wortkarten
TN suchen sich einen Psalm aus.
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ZEIT (Min.)
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
L: »Ich bitte Sie, entweder die Worte oder Sätze zu unterstreichen, die Ihnen wichtig sind, oder diesen Psalmvers weiterzuschreiben. So, wie es für Sie passt, mit Ihren Worten. Dabei können Sie nichts falsch machen. Alles ist richtig und erlaubt. Wenn Sie kein Vers anspricht, dann habe ich auch leere Blätter dabei, auf die Sie schreiben können.« TN nehmen sich ein Blatt und schreiben. L: »Welchen Psalm haben Sie genommen? Was hat Sie daran angesprochen?« TN äußern sich. 70
L: »Wenn es Ihnen recht ist, dann wäre es schön, wenn jeder von Ihnen seinen Psalm vorlesen und anschließend in die Mitte legen würde. Somit könnten wir eine Gebetsgemeinschaft bilden, die sich mit ihrem Leben zu Gott hinwendet.« (Wenn die TN nicht einverstanden sind, gäbe es noch die Möglichkeit, dass der L anonym die Psalmen der TN vorliest. Wenn auch das keine Zustimmung findet, dann soll jeder TN seinen Psalm in Stille Gott vortragen und dann verdeckt in die Mitte legen.) TN lesen ihre Psalmen vor. Kurze Stille
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Gebet: Gott. Manchmal loben und preisen wir dich und manchmal können wir nur noch klagen, fragen und anklagen. Das Leben verlangt zeitweise viel von uns und dann gibt es wieder Dinge, für die wir dankbar sind. Menschen, die uns helfen oder ein gutes Wort für uns haben. Lichte Momente bei unseren Angehörigen, die uns erinnern an vergangene Zeiten. Wir bitten dich: Schenke uns immer die Hilfe, die wir gerade brauchen. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen. Segen: Die Erinnerung an schöne Zeiten halte DU uns wach, damit sich kein dunkler Schleier über unser Leben legt.
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ZEIT (Min.)
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
Die Kraft zum Abschied, jeden Morgen neu, schenke DU uns immer wieder, damit wir weiterleben können und nicht in Trauer versinken. Die Fähigkeit, bei DIR zu klagen, fragen, danken, erhalte DU uns Tag für Tag, damit wir den Anschluss an DICH nicht verlieren. Den Mut, auch das eigene Leben zu leben, gib DU uns oft genug, damit wir nicht untergehen, in den Aufgaben des Tages. Das Gefühl, dass DU uns nicht vergessen hast, verleihe DU uns in unserem Tun, damit wir nicht verzweifeln an den Sorgen des Alltags. All das schenke uns Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. – Amen.
6.3 Drittes Treffen: »Wenn das Leben nach Freiheit schreit« Gestaltung der Mitte:
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Verlaufsplanung: Material: Stuhlkreis, Bildkarten (s. Material C 2.3), Stifte, Kerze mit Untersetzer, Zündhölzer, Schale mit Weihrauchkohle, Weihrauchkörner, Zange, ein gelbes Tuch, drei orange Tücher Vorbereitungen: –– Stuhlkreis –– Gestaltung der Mitte: gelbes Tuch in die Mitte legen und mit den orangen Tüchern einrahmen; Kerze auf das gelbe Tuch stellen und anzünden, Schale mit Weihrauchkohle und Weihrauchkörner in die Mitte stellen (noch nicht anzünden), Bildkarten um die Mitte legen. –– Stifte und Zange an einen geeigneten Platz an der Seite legen. ABLAUF: ZEIT (Min.)
0
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
Begrüßung und »Runde«, wie es den TN geht. L: »Ist Ihnen vom letzten Treffen irgendetwas in Ihren Gedanken nachgegangen, das Sie erzählen wollen?« TN äußern sich.
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L: »›Wenn das Leben nach Freiheit schreit‹ – ist der Titel des heutigen Treffens. Vielleicht fällt Ihnen spontan etwas zu diesem Titel ein.« TN äußern sich. L: »Wir brauchen immer wieder kleine Freiräume, um Kraft schöpfen zu können. Haben Sie eine Idee, was Ihrem Angehörigen Kraft geben könnte?« TN äußern sich. L erläutert Beispiele zur spirituellen und religiösen Begleitung von Menschen mit Demenz (s. Kap. A 1.4).
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L: »In der Mitte sehen Sie Bildkarten. Schauen Sie sich die Bilder an. Dazu können Sie auch gerne aufstehen. Nehmen Sie sich eine Karte, die Sie anspricht und überlegen Sie, warum.« TN suchen sich eine Karte aus. L: »Erzählen Sie bitte Ihrem Nachbarn, warum Sie diese Karte angesprochen hat.« TN tauschen sich aus.
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Bildkarten
ZEIT (Min.)
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
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Wenn sich alle TN ausgetauscht haben, wird eine »Runde« gemacht, in der sich die TN zu ihrer Karte äußern. Mit jedem TN wird überlegt, ob er die Wünsche/Assoziationen, die er mit dieser Karte verbindet, im Alltag umsetzen kann. TN werden ermutigt, sich im Alltag Freiräume zu schaffen, seien sie auch noch so klein.
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Stifte L: »Sie erhalten von mir jetzt einen Stift. Bitte überlegen Sie sich einen Wunsch, eine Bitte oder einen Dank, der Ihnen in Verbindung mit dieser Karte einfällt. Notieren Sie den Wunsch, die Bitte oder den Dank auf der Rückseite der Karte.« TN schreiben. (In der Zwischenzeit zündet der L die Weihrauchkohle an.)
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Kohle, Zange
L: »Jesus hat gesagt, dass wir Gott immer um alles bitten dürfen. Wenn Sie mögen, tragen Sie Ihre Bitte, Ihren Wunsch oder Ihren Dank noch einmal vor und legen Sie Ihre Karte in die Mitte. Als Zeichen dafür, dass Ihr Wunsch, Ihr Dank oder Ihre Bitte zu Gott aufsteigen soll, so wie der Weihrauch nach oben steigt, können Sie nach dem Vortragen Weihrauchkörner auf die Kohle legen.« TN tragen ihre Wünsche, ihren Dank und/oder ihre Bitten vor. Weihrauchkörner Kurze Stille L: »All die Bitten, Wünsche oder vielleicht ein Dank, den Sie noch auf dem Herzen haben, können wir immer in das Gebet legen, das Jesus Christus uns zu beten gelehrt hat. Und so beten wir …« Alle beten das Vaterunser.
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Segen: Die Erinnerung an schöne Zeiten halte DU uns wach, damit sich kein dunkler Schleier über unser Leben legt. Die Kraft zum Abschied, jeden Morgen neu, schenke DU uns immer wieder, damit wir weiterleben können und nicht in Trauer versinken.
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ZEIT (Min.)
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MEDIEN/ MATERIAL
Die Fähigkeit, bei DIR zu klagen, fragen, danken, erhalte DU uns Tag für Tag, damit wir den Anschluss an DICH nicht verlieren. Den Mut, auch das eigene Leben zu leben, gib DU uns oft genug, damit wir nicht untergehen in den Aufgaben des Tages. Das Gefühl, dass DU uns nicht vergessen hast, verleihe DU uns in unserem Tun, damit wir nicht verzweifeln an den Sorgen des Alltags. All das schenke uns Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. – Amen.
6.4 Viertes Treffen: »Wenn ER uns trotz allem nicht vergisst« Gestaltung der Mitte:
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Verlaufsplanung: Material: Stuhlkreis, Karten mit Bibeltexten (s. Material C 2.4), Schale mit Weihwasser/Taufwasser, Kerze, Zündhölzer, ein gelbes Tuch, drei orange Tücher Vorbereitungen: –– Stuhlkreis –– Gestaltung der Mitte: gelbes Tuch in die Mitte legen und mit den orangen Tüchern einrahmen; Kerze auf das gelbe Tuch stellen und anzünden, Schale mit Weihwasser/Tauf wasser in die Mitte stellen, Karten mit Bibeltexten um die Mitte legen. ABLAUF: ZEIT (Min.)
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INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
Begrüßung und »Runde«, wie es den TN geht. L: »Ist Ihnen vom letzten Treffen irgendetwas in Ihren Gedanken nachgegangen, das Sie erzählen wollen?« TN äußern sich. Hier ist Platz für die kurze Wiederholung von Demenzsyndrom, Kommunikationsmöglichkeiten, Möglichkeiten spiritueller Begleitung und Selbstsorge.
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L: »Der Titel des heutigen Treffens lautet: ›Wenn ER uns trotz allem nicht vergisst.‹ Vielleicht fällt Ihnen zu dem Titel spontan etwas ein.« TN äußern sich.
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L: »Ich habe Ihnen heute verschiedene Bibeltexte mitgebracht. Karten mit BibelIn ihnen geht es um das Verhältnis von Gott zu den Menschen. texten Bitte schauen Sie herum und nehmen Sie sich den Text, der Sie anspricht. Besprechen Sie dann bitte mit Ihrem Nachbarn, was Sie an diesem Text berührt hat.« TN suchen sich einen Text und sprechen darüber mit ihrem Nachbarn. L: »Bitte erzählen Sie uns, was Sie an dem Text angesprochen hat oder warum er Sie angesprochen hat.« TN äußern sich. Gespräch über die Texte und die Bedeutung für unser Leben
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L: »In der Taufe wurden wir auf den Namen Gottes getauft. Er hat einen Bund mit uns geschlossen, wir sind seine Kinder. Ich habe heute Weihwasser/Taufwasser in die Mitte gestellt. Wenn Sie möchten, werde ich Ihnen damit ein Kreuz auf die Stirn zeichnen, als Erinnerung an diesen Taufbund.« Der IKS-Kurs © 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525670200 — ISBN E-Book: 9783647670201
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ZEIT (Min.)
INHALT
MEDIEN/ MATERIAL
L zeichnet jedem TN mit Weihwasser/Taufwasser ein Kreuz auf die Stirn. L spricht folgende Worte: »Gott vergisst dich nicht, denn du bist Gottes geliebter Sohn/geliebte Tochter«.
Weihwasser/ Taufwasser
Kurze Stille Gebet: Gott, unser Vater. Du hast mit uns einen Bund geschlossen und uns als deine Kinder angenommen. Lass uns deine Anwesenheit auch in den schwierigen Zeiten des Lebens immer wieder spüren. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen. Segen: Die Erinnerung an schöne Zeiten halte DU uns wach, damit sich kein dunkler Schleier über unser Leben legt. Die Kraft zum Abschied, jeden Morgen neu, schenke DU uns immer wieder, damit wir weiterleben können und nicht in Trauer versinken. Die Fähigkeit, bei DIR zu klagen, fragen, danken, erhalte DU uns Tag für Tag, damit wir den Anschluss an DICH nicht verlieren. Den Mut, auch das eigene Leben zu leben, gib DU uns oft genug, damit wir nicht untergehen in den Aufgaben des Tages. Das Gefühl, dass DU uns nicht vergessen hast, verleihe DU uns in unserem Tun, damit wir nicht verzweifeln an den Sorgen des Alltags. All das schenke uns Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. – Amen.
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6.5 Fünftes Treffen: »Wenn ER doch da ist« – Gottesdienst Exemplarischer Gottesdienstentwurf: Gottesdienst zum Abschluss des IKS-Kurses
Einzug / Lied: Gotteslob (GL) 424,1.2.5 / Evangelisches Gesangbuch (EG) 369,1.2.7 »Wer nur den lieben Gott lässt walten« Liturgischer Gruß + Begrüßung Kyrie-Rufe: Herr, Jesus Christus, du hast die Sorgen und Nöte der Menschen gehört. Kyrie eleison. Du hast die Menschen mit all ihren Problemen angenommen. Christe eleison. Du bist bei den Menschen, alle Tage ihres Lebens. Kyrie eleison. Gloria: GL 413 »Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe« (F. Schubert) oder GL 170 / EG 179 »Allein Gott in der Höh sei Ehr« Tagesgebet: Gott, unser Vater. Du gibst dich uns Menschen zu erkennen im Schicksal Jesu von Nazaret. Als er von allen verlassen war, hast du ihn durch Leiden und Tod hindurchgeführt zum Leben. Lass uns glauben und vertrauen, dass auch wir in aller Bedrängnis und Not unterwegs sind zu dir mit unserem Herrn Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. – Amen.
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Gottesdienst zum Abschluss des IKS-Kurses
Lesung: Jes 43,1–5a Lesung aus dem Buch Jesaja. Jetzt aber – so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir. Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter. Ich gebe Ägypten als Kaufpreis für dich, Kusch und Seba gebe ich für dich. Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Antwortpsalm: GL 38,1 »Der Herr ist mein Licht und mein Heil« oder EG 296 »Ich heb mein Augen sehnlich auf« Kurze Ansprache: »Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!« – »Fürchte dich nicht!« Das gilt für jeden Tag unseres Lebens. Auch wenn wir den Eindruck haben, dass wir fortgerissen werden, von den furchterregenden Wassern, die uns umgeben: Sorgen, Krankheit, Angst, Trauer. »Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!« – »Weil ich dich liebe,« hat es in der Lesung weiter geheißen. Gott liebt jeden einzelnen von uns! Er liebt uns allein deshalb, weil es uns gibt. Und nicht, weil wir so schön, groß oder schlau wären. Er liebt uns mit unseren Sorgen, unserer Gebrechlichkeit, mit unserer Begrenztheit. Wir müssen keine Angst haben, vor den Aufgaben, die das Leben uns stellt. »Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!« Wir müssen keine Angst haben, wenn wir die Kontrolle verlieren und nur noch ohnmächtig zuschauen können. »Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!« Wir müssen keine Angst haben, wenn Stützen, die wir im Leben haben, wegbrechen. »Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!« ER ist da. ER begleitet uns durch alle Untiefen unseres Lebens. ER geht all unsere Wege mit. In die Sorgen und auch in die Freuden des Lebens. In die Mühen und auch in die Pausen und Unterbrechungen, die jedes Leben auch braucht. Im Evangelium hören wir dann gleich von Marta, die sich viel müht und sorgt – und davon ganz in Anspruch genommen ist. Und wir hören von Maria, die die Mühen und Sorgen einmal hinter sich lässt – und von Jesus dafür gelobt wird. Wir dürfen auch einmal unser Mühen und Sorgen unterbrechen. Wir dürfen uns auch Zeiten nehmen, für IHN und für uns. Zeiten, die nur uns gehören, in denen wir etwas für uns tun. Jesus sagt zu Maria, diese Zeit soll ihr nicht genommen werden. Das soll auch all denen zugesagt sein, die sich viel sorgen und mühen. Trotz allem soll ihnen eine Zeit für sich nicht genommen werden. Nehmen Sie sich diese Zeiten, sie stehen Ihnen zu. Und denken Sie daran: Fürchten Sie sich nicht. ER ist mit Ihnen, weil er Sie liebt! Amen. Halleluja-Ruf: GL 174,7 / EG 181,2
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Gottesdienst zum Abschluss des IKS-Kurses
Evangelium: Lk 10,38–42 Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden. Orgelmusik Fürbittgebet: Gott, unser Vater, voll Vertrauen bringen wir unsere Bitten vor dich. Wir bitten für alle Menschen, die Angst haben, den Anforderungen des Lebens nicht standhalten zu können: Nimm ihnen die Furcht. Gott, unser Vater: A: Wir bitten dich, erhöre uns. Wir bitten für alle Menschen, die an einer Demenzerkrankung leiden: Lass sie immer wieder deine Begleitung spüren. Gott, unser Vater: A: Wir bitten dich, erhöre uns. Wir bitten für alle Menschen, die sich um einen Angehörigen oder Bekannten sorgen: Schenke ihnen den Mut, auch auf die eigenen Bedürfnisse zu schauen. Gott, unser Vater: A: Wir bitten dich, erhöre uns. Wir bitten für alle Menschen, die Kontakt mit pflegenden Angehörigen haben: Gib ihnen ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte dieser Menschen. Gott, unser Vater: A: Wir bitten dich, erhöre uns. Wir bitten für alle Menschen, die bereits verstorben sind: Lass sie Heimat finden in deiner unendlichen Liebe. Gott, unser Vater: A: Wir bitten dich, erhöre uns. Guter Gott, wir vertrauen darauf, dass du unsere Sorgen und Nöte annimmst. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen. Lied: GL 427,1–2 »Herr, deine Güt ist unbegrenzt« oder EG 328,1–2 »Dir, dir, o Höchster, will ich singen«
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Gottesdienst zum Abschluss des IKS-Kurses
Besinnungstext: Die Erinnerung an schöne Zeiten halte DU uns wach, damit sich kein dunkler Schleier über unser Leben legt. Liedvers: GL 37,1 »Der Herr ist mein Hirt« oder EG »Der Herr ist mein Hirte«1,1 Die Kraft zum Abschied, jeden Morgen neu, schenke DU uns immer wieder, damit wir weiterleben können und nicht in Trauer versinken. Liedvers: GL 37,1 oder EG »Der Herr ist mein Hirte«,1 Die Fähigkeit, bei DIR zu klagen, fragen, danken, erhalte DU uns Tag für Tag, damit wir den Anschluss an DICH nicht verlieren. Liedvers: GL 37,1 oder EG »Der Herr ist mein Hirte«,1 Den Mut, auch das eigene Leben zu leben, gib DU uns oft genug, damit wir nicht untergehen in den Aufgaben des Tages. Liedvers: GL 37,1 oder EG »Der Herr ist mein Hirte«,1 Das Gefühl, dass DU uns nicht vergessen hast, verleihe DU uns in unserem Tun, damit wir nicht verzweifeln an den Sorgen des Alltags. Liedvers: GL 37,1 oder EG »Der Herr ist mein Hirte«,1 Schlussgebet: Allmächtiger Gott, in dieser Feier hast du uns an deinem göttlichen Leben Anteil geschenkt. Lass uns niemals von dir getrennt werden, sondern bewahre uns in deiner Liebe. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
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Gottesdienst zum Abschluss des IKS-Kurses
Einladung zum Einzelsegen und Segen: (Gläubige dürfen ihren Namen nennen und werden dann damit angesprochen) Einzelsegen z. B.: »[Name], der Herr begleite dich auf deinen Wegen und stärke dich für alles, was vor dir liegt. (So segne uns) Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.« Dazu Orgelbegleitung Feierlicher Schlusssegen: Der Herr segne uns und behüte uns; der Herr lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig; er wende uns sein Antlitz zu und schenke uns seinen Frieden! (A.: Amen.) Das gewähre uns der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. A.: Amen. V.: Singet Lob und Preis. A.: Dank sei Gott, dem Herrn. Ankündigungen: Dank und Einladung zum anschließenden Kaffeetrinken Schlusslied: GL 423,1–3 »Wer unterm Schutz des Höchsten steht« oder EG 372,1.2.6 »Was Gott tut, das ist wohlgetan« 1 »Der Herr ist mein Hirte« befindet sich im EG in nahezu allen Regionalteilen der einzelnen Landeskirchen. Die Liednummern unterscheiden sich daher und sind nicht einzeln aufgeführt.
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Material
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1 Vorlagen für die Bewerbung des Kurses Zur Bewerbung des Kurses gibt es vielerlei Möglichkeiten. Die im Folgenden vorgestellten Vorlagen stehen zum Download zur Verfügung.
1.1 Werbeplakat
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1.2 Werbeflyer
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1.3 Werbeplakat Gottesdienst
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1.4 Zeitungsartikel Kurs für Angehörige von Menschen mit Demenz Der fünfteilige Kurs (IKS-Kurs – informativ, kommunikativ, spirituell) beschäftigt sich mit den Grundfragen von Angehörigen oder Personen aus dem näheren Umfeld, die sich um einen an Demenz erkrankten Menschen kümmern. In den jeweiligen Kurseinheiten erhalten sie Antworten auf die Fragen: Was gerät durch die Krankheit im Leben der betroffenen Angehörigen durcheinander? Wo und durch wen erfahre ich Hilfe? Wie kann ich trotz der Belastung meine eigenen Interessen wahren? Welchen Beitrag kann mein Glaube für eine bessere Bewältigung der Situation leisten? Die Treffen finden ab dem TT.MM.JJJJ, jeweils (Wochentag) von XX.00-XX.00 Uhr im Pfarr-/Gemeindezentrum XY (Straße) in Ort XY statt. Der Kurs endet am Tag XY, den TT.MM.JJJJ um XX.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche XY. Eine Betreuung der erkrankten Angehörigen durch geschulte/s Pflegepersonal/Pflegepartner/Demenzhelfer während der Kurszeiten ist ebenfalls vor Ort möglich. Die Teilnahme am Kurs ist kostenfrei. Im Anschluss sind alle zu einem gemütlichen Austausch bei Kaffee und Tee eingeladen. Alle Interessierten können sich im kath. Pfarrbüro/in der ev. Gemeinde XY (Tel.: XXX) oder XX anmelden. Anmeldeschluss ist der TT.MM.JJJJ. Eine Teilnahme ausschließlich beim Schlussgottesdienst ist möglich. Die Kursleitung liegt in den Händen von N.N. (Pastoral referent/Gemeindereferent/Pastor XX).
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2 Materialien zum IKS-Kurs
Welches Buch könnten Sie gerade mit Ihrem Angehörigen schreiben?
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2.1 Erstes Treffen: Wortkarten
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Welches Buch hätten Sie gerne geschrieben, können es aber nicht mehr?
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Material
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Von welchen Büchern müssen Sie sich verabschieden?
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o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig und erhöre mich! 14Hoffe auf den Herrn und sei stark! Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn!
7Vernimm,
Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?
Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der
Ps 27,1
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den Worten meiner Klage? 3Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe.
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, Ps 22,2
2.2 Zweites Treffen: Karten mit Psalmworten
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wie lange noch wirst du das ansehn?
hast es gesehen, Herr. So schweig doch nicht! Herr, bleib mir nicht fern!
22Du
Ps 35,17 Herr,
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Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. 2Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. 3Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. 4Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Ps 23,1 Der
Schüttet euer Herz vor ihm aus! Denn Gott ist unsere Zuflucht.
Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe. 3Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken. 6Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihm kommt meine Hoffnung. 9Vertrau ihm, Volk (Gottes), zu jeder Zeit!
Ps 62,2
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auf! Warum schläfst du, Herr? Erwache, verstoß nicht für immer! 25Warum verbirgst du dein Gesicht, vergisst unsere Not und Bedrängnis?
Ps 44,24 Wach
Ps 69,2
Hilf mir, o Gott!
Schon reicht mir das Wasser bis an die Kehle.
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Gott ist uns Zuflucht und Stärke,
ein bewährter Helfer in allen Nöten. 3Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt,
Ps 46,2
Ps 83,2
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o Gott, bleib nicht stumm!
Schweig doch nicht, o Gott, bleib nicht still, 3Sei
mir ein sicherer Hort, zu dem ich allzeit kommen darf. Du hast mir versprochen zu helfen; denn du bist mein Fels und meine Burg.
wende dein Ohr mir zu und hilf mir!
ich suche Zuflucht bei dir. Lass mich doch niemals scheitern! 2Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit,
Ps 71,1 Herr,
Ps 88,2
wende dein Ohr meinem Flehen zu!
Herr, du Gott meines Heils, zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht. 3Lass mein Gebet zu dir dringen,
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meine Seele lässt sich nicht trösten.
Ich rufe zu Gott, ich schreie, ich rufe zu Gott, bis er mich hört. 3Am Tag meiner Not suche ich den Herrn; unablässig erhebe ich nachts meine Hände, Ps 77,2
2und
Ich liebe den Herrn;
hat mein lautes Flehen gehört
denn er
Ps 116,1
sein Ohr mir zugeneigt an dem Tag, als ich zu ihm rief. 10Voll Vertrauen war ich, auch wenn ich sagte: Ich bin so tief gebeugt.
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mein Gott, dem ich vertraue.«
Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen, 2der sagt zum Herrn: »Du bist für mich Zuflucht und Burg,
Ps 91,1
mich trösten?
Nach deiner Hilfe sehnt sich meine Seele; ich warte auf dein Wort. 82Meine Augen sehnen sich nach deiner Verheißung, sie fragen: Wann wirst du
Ps 119,81
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dein Antlitz nicht vor mir! Wenn ich in Not bin, wende dein Ohr mir zu! Wenn ich dich anrufe, erhöre mich bald!
3Verbirg
Herr, höre mein Gebet! Mein Schreien dringe zu dir.
Ps 102,2
ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken. 3Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen. 4Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge – du, Herr, kennst es bereits.
Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich.
2Ob
Ps 139,1
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Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
2Meine
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen:
Woher kommt mir Hilfe?
Ps 121,1
Mit lauter Stimme schrei ich zum Herrn,
laut flehe ich zum Herrn um Gnade. 3Ich schütte vor ihm meine Klagen aus, eröffne ihm meine Not.
Ps 142,2
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Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: 2Herr, höre meine Stimme! Wende dein Ohr mir zu,
achte auf mein lautes Flehen!
Ps 130,1
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2.3 Drittes Treffen: Bildkarten
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2.4 Viertes Treffen: Karten mit Bibeltexten
Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor und Bäche fließen in der Steppe. (Jes 35,3–4b.5–6)
Jetzt aber – so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir. Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter. Ich gebe Ägypten als Kaufpreis für dich, Kusch und Seba gebe ich für dich. Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.
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(Jes 43,1–5a)
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Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. (Jes 42,1–3)
Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi. Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt. Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht; wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet. Wohin wir auch kommen, immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird. Denn wir wissen, dass der, welcher Jesus, den Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und uns zusammen mit euch (vor sein Angesicht) stellen wird.
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(2.Kor 4,6–10.14)
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Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken. Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!
Ich bin mit dir; Ich bin der »Ich-bin-da«. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der »Ich-bin-da« hat mich zu euch gesandt. (Ex/2.Mose 3,1–2.7.9–10.12b.14b-e)
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe
verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.
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(Mt 11,28–30)
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Der Herr antwortete: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: Was willst du hier, Elija? Er antwortete: Mit Leidenschaft bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben und nun trachten sie auch mir nach dem Leben. Der Herr antwortete ihm: Geh deinen Weg durch die Wüste zurück und begib dich nach Damaskus! Bist du dort angekommen, salbe Hasaël zum König über Aram! (1.Kön 19,11–15)
Sein (Jesu) Ruf verbreitete sich immer mehr, sodass die Menschen von überall herbeiströmten. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Doch er zog sich an einen einsamen Ort zurück, um zu beten.
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(Lk 5,15–16)
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Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Mt 5,13–16)
Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das
ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.
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(Mt 3,13–17)
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Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn
sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt. (Mt 5,3–12)
Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie (bei ihm) zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten. © 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
(Mt 22,34–40)
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Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Mt 28,16–20)
Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter
dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen, eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und eine Zeit zum Bauen,
eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz;
eine Zeit zum Steinewerfen und eine Zeit zum Steine sammeln, eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen, eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen, eine Zeit zum Zerreißen und eine Zeit zum Zusammennähen, eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden, eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen, eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.
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(Koh/Pred 3,1–8)
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Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen? (Mk 4,35–41)
Eines Tages stieg er mit seinen Jüngern in ein Boot und sagte zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer des Sees hinüberfahren. Und sie fuhren ab. Während der Fahrt aber schlief er ein. Plötzlich brach über dem See ein Wirbelsturm los; das Wasser schlug in das Boot und sie gerieten in große Gefahr. Da traten sie zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Meister, Meister, wir gehen zugrunde! Er stand auf, drohte dem Wind und den Wellen, und sie legten sich und es trat Stille ein. Dann sagte er zu den Jüngern: Wo ist euer Glaube? Sie aber fragten einander voll Schrecken und Staunen: Was ist das für ein Mensch, dass sogar die Winde und das Wasser seinem Befehl gehorchen? © 2017 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
(Lk 8,22–25)
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Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten. (Lk 11,9–13)
Sie zogen zusammen weiter und er kam in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.
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(Lk 10,38–42)
Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes
ist (schon) mitten unter euch. (Lk 17,20–21)
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In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.
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(Mt 14,25–32)
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Anhang
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Abkürzungen BAGSO BMFSFJ BMG DAlzG WHO
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Bundesministerium für Gesundheit Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation)
Literatur Baumgartner, I. (2004): Leitbilder, Grunddienste und Qualitätskriterien kirchlicher Praxis. In Konferenz der bayerischen Pastoraltheologen (Hg.): Christliches Handeln. Kirchesein in der Welt von heute. Pastoraltheologisches Lehrbuch (S. 55–78). München: Don Bosco. Bell, V./Troxel, D. (2001): Spirituality and the Person with Dementia – A View from the Field. Alzheimer’s Care Quarterly, 2 (2), S. 31–45. Bieritz, K.-H. (1987): Das Wort im Gottesdienst. In R. Berger, K.-H. Bieritz, J.H. Emminghaus, B. Fischer, P. Harnoncourt, A.A. Häußling, A. Heinz, H. Hucke, M.B. Merz, H.B. Meyer, A.R. Sequeira (Hg.): Gestalt des Gottesdienstes. Sprachliche und nichtsprachliche Ausdrucksformen (S. 47–76). Regensburg: Pustet (= GdK 3). Bieritz, K.-H. (2004): Liturgik. Berlin u. New York: De Gruyter. Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO) (2012): Entlastung für die Seele – Ein Ratgeber für pflegende Angehörige (3. Aufl.). Bonn. Boschert, S. (2011): Psychosoziale Beratungsangebote für Angehörige von Demenzkranken. In M. Kojer, M. Schmidl (Hg.): Demenz und palliative Geriatrie in der Praxis. Heilsame Betreuung unheilbar demenzkranker Menschen (S. 355–366). Wien u. New York: Springer. Büntig, W. (2008): Du hast mich angesprochen. Eberhard Warns’ Bilder als Ausdruck transrationaler Intelligenz. In E.N. Warns (Hg.): Eberhard Warns: »Ich will Freiheit beim Malen«. Kunst als autonome Kommunikation eines Menschen mit Demenz (S. 106–114). Hamburg-Schenefeld: EBV. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2002): Vierter Altenbericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland: Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger – unter besonderer Berücksichtigung demenzieller Erkrankungen, http://www.bmfsfj. de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationsliste,did=5362.html, Zugriff am 25.07.2016. Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (Hg.) (2011): Wenn das Gedächtnis nachlässt. Ratgeber: von der Diagnose bis zur Betreuung (4. Aufl.). Berlin. Chang, B.-H./Noonan, A.E./Tennstedt, S.L. (1998): The Role of Religion/Spirituality in Coping With Care giving for Disabled Elders. The Gerontologist, 38 (4), S. 463–470. Collins, W.L./Holt, T.A./Moore, S.E./Bledsoe, L.K. (2003): Long-distance caregiving: A case study of an African-American familiy. American Journal of Alzheimer’s Disease and Other Dementias, 18 (5), S. 309–316. Deutsche Alzheimergesellschaft e. V. (DAlzG) (2016a): Demenz. Das Wichtigste. Ein kompakter Ratgeber, https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/broschueren/das_wichtigste_ueber_alzheimer_und_ demenzen.pdf, Zugriff am 30.09.2016. Deutsche Alzheimergesellschaft e. V. (DAlzG) (2016b): Informationsblatt 1. Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen, https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf, Zugriff am 30.09.2016. Eglin, A./Huber, E./Kunz, R./Schröder, B./Stahlberger, K./Urfer, C./Wuillemin, R. (2008): Das Leben heiligen. Spirituelle Begleitung von Menschen mit Demenz. Ein Leitfaden (3. Aufl.). Zürich: Theologischer Verlag Zürich. Engemann, W. (2002): Einführung in die Homiletik. Tübingen u. Basel: Francke (= UTB 2128). Farran, C.J./Keane-Hagerty, E./Salloway, S./Kupferer, S./Wilken, C.S. (1991): Finding Meaning: An Alternative Paradigm for Alzheimer’s Disease Family Caregivers. The Gerontologist, 31 (4), S. 483–489.
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