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German Pages 234 [240] Year 1976
B E I H E F T E Z E I T S C H R I F T
FÜR
BEGRÜNDET FORTGEFÜHRT
ZUR
R O M A N I S C H E
VON GUSTAV
VON WALTHER
HERAUSGEGEBEN
VON KURT
Band 155
P H I L O L O G I E
GRÖBER
VON
WARTBURG
BALDINGER
WOLFGANG
BÖRNER
Schriftstruktur und Lautstruktur Studien zur altgalicischen Skripta
MAX NIEMEYER
VERLAG
1976
TÜBINGEN
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Börner, Wolfgang Schriftstruktur und Lautstruktur : Studien zur altgalic. Skripta. - 1. Aufl. - Tübingen : Niemeyer, 1976. (Zeitschrift für romanische Philologie : Beih. ; Bd. 155) ISBN 3-484-52060-4
D7 ISBN 3 484 5 2 0 6 0 - 4 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany Satz und Druck: Sulzberg-Druck GmbH, Sulzberg im Allgäu Einband: Heinr. Koch Tübingen
Inhaltsverzeichnis
Α
Theoretische Vorüberlegungen
l
1
Statt einer Einleitung
1
2
Schriftstruktur der Skripta·
3
2.1 2.1.1 2.1.2
Daten Philologische Daten Linguistische Daten
4 4 7
2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3
Methoden Der dialektgeographische Ansatz Die strukturalistischen Beschreibungsverfahren Eigener Ansatz
3
9 10 16 26
Schriftstruktur und Lautstruktur
33
3.1 3.2
37
Graphisch-phonisches Korrespondenz-System des Spanischen . Überlegungen zum graphisch-phonischen Korrespondenz-System der Skripta
50
Β
Die nordostgalicische Skripta des 13. bis 15. Jh
62
1
Allgemeine Vorbemerkungen
62
1.1 1.2
Philologische Daten Linguistische Datenverarbeitung
62 66
1.3
Darstellung
71
2
Schriftstruktur der galicischen Skripta: Daten
73
3
Schriftstruktur der galicischen Skripta: Zusammenfassung
4
Teilrekonstruktuon der Skripta-Phonie
192
C
Bibliographie
210
D
Terminologischer Index
216
Ε
Karten
217
. . .
189
Α
1.
THEORETISCHE VOR ÜBERLEGUNGEN*
Statt einer Einleitung
Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind 128 Privaturkunden, die zwischen 1234 (?) und 1516 in der nordwestspanischen Provinz Galicien von Notaren bzw. deren Schreibern, zuweilen auch von beauftragten Mönchen verfaßt wurden. Sie werden hier nicht in der Form der schwer zugänglichen Originalmanuskripte, sondern in der philologischen Aufbereitung zweier verläßlicher diplomatischer Editionen verwertet 1 . Als Beispiel und als Prüffeld für erste methodologische Überlegungen wird eine solche edierte Urkunde mit allen vom Editor hinzugefügten Angaben vollständig zitiert:
4. Ano 1276. BURON. DON FERNANDO, ABAD DEL CONVENTO DE MEIRA, ARRIENDA Α JUAN DIAZ LA OCTAVA PARTE DE LA VILLA LLAMADA CABANAS DE NUNO.
5
10
[Feyta] a carta en era de mill & CCC & Xiiij änos, mercore/, ν dia/ per / [andar] del m e / de mayo. Conozuda cou/a /eya a qwantos e/ta carta uiren, como I nos, don Fernando, abbade de Meyra, e ο conuento d e f f e mij/mo logar a uo/, Joharc / Diaz, & a u o / / a mwler, Maria Perez, & a u o / / o s fillo/ & fllla/ que ouuerde/ por en todolos Is uo//os dia/, a uos, /obreditos, damos & outorgamo/ a oytaua daqwella n o / / a uilla, / que chama« Cabana/ de Nuno, con monte/ & con fonte/ & con entrada/ & con /aydas & / con pa/tos & con todo/ /os dereitos. Et damos uola a tal ueruo & per tal pleito / que n o / diade/ cada ano a qwarta de qwanto centeö laurarde/ & da/ auena/ & da/ canla/ / & do trigo, et que n o / diade/ cada äno a quinta de qwanto millo & de qwanto payazo & de / 1 0 qwanto orgio & de qwanto legumea laurarde/; & cada una parte poner /ua /emewte a / / i / como leuar do pan & de/ta /aluo ο dizemo que e/te da eccles/a de Sancto Andre, et que / diade/ e/te
* 1
Das Manuskript der vorliegenden Arbeit wurde im Sommer 1974 abgeschlossen. Martinez Salazar, Α.: Documentos gallegos de los siglos XIII al XVI. La Coruna 1911. Sponer, M.: Documentos antiguos de Galicia. In: Anuari de TOficina Romänica de Lingüistica i Literatura 7 (1934) 1 1 3 - 1 9 2 .
1
15
20
25
30
35
quino« fobredicto a n o / f o fraye ou a noffo home per manolo ena eyra e llo / parade/ be« & que diade/ ao mone/terio de Meyra cada äno pola festa de San Iohflne babtista ij / o l d o / do/blancosqwe forow feitos en te«po da guerra de Graada por cria; et que /eiade/ / 1S ua//alos fiele/ ao abade e ao mone/terio de Meyra. Et / e en u o / / a uida qui/erde/ / lexar e/ta herdade, deuela a poblar a plazer do albade de Meyra ο a llexar qwita e / liure ao mone/terio/obredito. Et / e uos algüa fazendeira dema/idaren da pobla de / Burono, no/ u o / deuemos a quitar. /egu«do como iulgara ο juyz de//a pobkncia, ca no/ / new no//os hom66/ que en n o / / a herdade morare«, non deuemo/ a fazer foro con of da pobla / / e / 2 0 gu«do a carta que con eile/ auemo/. Mai/ per aque/te deuen a / / έ έ τ quito/ of fobredictos poblado / re/, a//i como /obredito he. Ε deuede / a dar ao monesteiro de Meyra luyto/a a//i como he co/tume da terra aberta. Ε que e/to /eya firme e non uena en dulta, no/, parte/ / /obred/cia/, ma«damo/ ende entre n o / fazer e/ta pre/ente carta partida per a b c. Os / que pre/ente/ foro« & vigarios: Ferna« Perez, celareiro de Meira; Pedro Garcia, monge/, & frey Diego, / 2 5 m a e / t r e de Chao de Fornos, & frey Jo ha« Gaze«o & Pedro Miguel, clerigo de Sancto Andre, & Pedro Miguel del rio da Ueyga & / o u fillo Ferna« Perez Moazi« & Johaw Nunez & outro/ muito/ que ο uiron & oiron\ Ferna« Gargallo & Pedro Xauouco, alcay· * /ponatal/, frz. * —• * /rupitr/ usw.1 Es muß daraus auf die Kenntnis von „Übersetzungsregeln" geschlossen werden, die graphische Symbole in Beziehung setzen zu entsprechenden phonischen Elementen. GP-Mod ( 1 ) kann diese Kenntnisse nicht erklären. GP-Mod ( 2 ) legt fest, daß die graphische Struktur aus der phonischen Struktur der gleichen Sprache abzuleiten sei, GP-Mod ( 3 ) als komplementäres Modell behauptet demgegenüber die Ableitbarkeit der phonischen Struktur aus der graphischen. Wir klammern hier das Problem der Vollständigkeit der Ableitbarkeit aus, das eine Erörterung der beteiligten Ebenen und Elemente impliziert. Hingegen steht zur Debatte, ob und wenn ja, welche der beiden Abbildungsrichtungen empirisch als adäquater als die andere bezeichnet werden kann. Uns sind keine empirischen Argumente bekannt, wie sie z.B. gegen GP-Mod ( 1 ) angeführt werden können; wir werden daher beide Richtungen berücksichtigen2.
1
Graphische und phonische „Nonsense"-Morpheme der zitierten Art unterscheiden sich im Hinblick auf die Wirksamkeit der respektiven MorphemStruktui-Regeln, die für die Graphie wie für die Phonie angenommen werden müssen. Kunst-Morpheme, die phonologischen MS-Regeln zuwiderlaufen, können von Native Speakers schwer oder gar nicht ausgesprochen werden. Die schriftliche Aufzeichnung von Morphemen, die den graphischen MS-Regeln nicht entsprechen, macht hingegen keinerlei Schwierigkeiten, sie wirken allenfalls etwas ungewöhnlich: usw. Diese Ungleichheit kann sich als nützlich bei der Heuristik der phonologischen MS-Regeln erweisen, dergestalt daß schriftlich fixierte Nonsense-Wortreihen auf ihre „Aussprechbarkeit" überprüft werden.
2
Wenn man den neutralen deskriptiven Standpunkt verläfit, liegen Ordnungsargumente auf der Hand. Für den sekundären Charakter der Schrift sind sicherlich häufig zu Recht - in der Literatur historische, psycholinguistische,
35
GP-Mod (4) schließlich konstruiert eine abstrakte, Phonie und Graphie vorgeordnete Ebene („linguale Struktur") mit Einheiten, („Linguonen"), aus denen sowohl graphische wie phonische Elemente abgeleitet werden 2 . Gegen diese Konzeption, die nicht mehr als eine knapp entwickelte Idee darstellt, die wir jedoch aus Vollständigkeitsgründen mit aufnehmen, lassen sich nun allerdings sehr wohl empirische Gründe anführen 3 . Am gewichtigsten ist wohl der Einwand, daß eine Phonologie, die auf GP-Mod (4) basierte, auf die meisten deskriptiven und erklärenden Vorteile einer einheitlichen Theorie der distinktiven Merkmale würde verzichten müssen, denn diese sind für Laut und Schrift nicht nur verschieden, sondern haben je nach Bereich ganz verschiedene beschreibende und erklärende Kraft, wie oben p.14 dargelegt. Darüberhinaus ist völlig unklar, welche Bedingungen für die Beziehungen zwischen abstrakter lingualer Repräsentation und konkreterer graphischer und phonischer Struktur angenommen werden müssen. Schließlich ergeben sich Schwierigkeiten bei der Behandlung paradigmatischer und syntagmatischer Asymmetrien zwischen Graphie und Phonie, sei es, weil einem phonischen Elemente mehrere verschiedene graphische Elemente entsprechen können (frz. [e] —• < e , S, ai, ei,. . . .>) und vice versa, sei es, weil einem phonischen Element eine Folge von mehreren graphischen Elementen entspricht (frz. /ano/ —* ) und vice versa. Diesen Nachteilen stehen keine erkennbaren deskriptiven Vorteile von GP-Mod (4) gegenüber, so daß wir von einer Behandlung dieses Modells absehen. Damit bleiben für eine weitere Prüfung gemäß den GP-Fragen (1)—(4) die Modelle GP-Mod (2), (3) übrig. Zur genaueren Beantwortung der Fragen ist es nun allerdings notwendig, die Binnenstruktur der zunächst nur pauschal eingeführten phonischen und graphischen Komponente zu charakterisieren. Zur besseren Kontrolle der methodologischen Probleme wollen wir dies mit einer strukturell „einfachen" Orthographie 4 versuchen. Hier bietet sich das pragmalinguistische, statistische, zeichentheoretische, sprachdidaktische und heuristische Argumente angeführt worden (vgl. de Mauro (1970) p.169; Fleischer (1966) p.12; Mc Intosh (1961) p.40; Rosiello (1966) p.64 ff.; Reed (1970) p.287 f.). Für die - zumindest partielle - Autonomie der Graphie von der Phonie lassen sich in den verschiedenen Orthographien genügend strukturelle Gründe finden. Beide Argumentklassen sind jedoch irrelevant für die gewählte Fragestellung. 2 Vgl. Allen (1967) p.83; Allen (1969) p.236 f., Reed (1970) p.297 ff. sowie Hakkarainen (1971) p.195. 3 Ähnlich auch Teleman (1970) p.3 ff. 4 Der hier verwendete Orthographie-Begriff, der im Sinne der GP-Fragen ( l ) - ( 4 ) Orthographie als eine Menge von Regeln begreift, die graphische und phonische Komponente wechselseitig miteinander verknüpfen, weicht in einigen Punkten von der üblichen Bedeutung des Terminus ab: (i) Er ist deskriptiv, nicht präskriptiv; (ii) Er weist der Orthographie einen Platz im Grammatik-Modell zu; (iii) Mit dem Übergang von der Graphie zur Phonie schließt er auch einen Teil der Orthoepie mit ein.
36
Spanische an, das darüber hinaus in seiner phonischen Struktur gut bekannt ist.
3.1
Graphisch-phonisches
Korrespondenz-System
des
Spanischen1.
Die Wörter der spanischen Sprache bestehen in Graphie und Phonie aus Folgen von Segmenten, die wir „graphische Segmente" und „phonische Segmente" nennen wollen. Die taxonomisch-strukturalistische Phonologie 2 unterscheidet normalerweise zwei, in bestimmten theoretischen Ausprägungen auch drei Abstraktionsebenen der phonischen Einheiten, die üblicherweise als Ebenen der (i) Allophone, der (ii) Phoneme und, sofern vorhanden, der (iii) Archiphoneme bezeichnet werden. In der Graphie kann — in Anlehnung an die Überlegungen bezüglich der Skripta oben Kap.A.2.2.3 — zumindest zwischen den Ebenen der (i) Allographe und der (ii) Buchstaben 3 unterschieden werden. Diese Unterscheidung wird auch hier nicht etwa in Analogie zur Organisation der phonischen Komponente getroffen, sondern sie spiegelt ein nicht triviales empirisches Faktum wider: Es gibt eine Vielzahl von Schriftsymbolen, die auf einer Ebene (der allographischen) in ihrer optischen Form verschieden sein
1 Mit „Spanisch" ist hier und im folgenden der in vielerlei Hinsicht dominante Dialekt des Kastilischen gemeint. — Zu einer ausführlicheren Beschreibung der neuspanischen Orthographie vgl. Börner, W.: La ortografia del espaiiol. In: Iberoromania NF 2 (1975) 5 - 3 1 . 2 Wir verwenden für unsere Untersuchung der spanischen Orthographie die „klassische" Analyse der phonischen Komponente, wie sie E. Alarcos Llorach in seiner „Fonologia espaüola" (Madrid 1965) bietet. Wir tun dies hauptsächlich auf Grund der hohen empirischen Qualitäten dieses Werkes. Die funktionelle Phonologie hingegen, die Alarcos verwendet, scheint uns nicht notwendigerweise die beste verfügbare phonologische Theorie zu sein. Die Anzahl der phonologischen Probleme des Spanischen, die im Rahmen der generativen Phonologie bisher untersucht worden sind, reicht jedoch für eine Anwendung in einer systematischen Untersuchung der Orthographie noch nicht aus trotz der sehr nützlichen Arbeiten von Foley, Saltarelli, Harris, Mayerthaler etc. Nur soviel kann einstweilen gesagt werden: Wo die generative systematischphonemische Struktur in stärkerem Maße von der taxonomischen Struktur abweicht (vgl. die Beschreibungen des [e]protheticum vor [s] + [cons] oder der morphologischen Alternationen des Typs „flor / flores; red / redes"), entspricht die Orthographie eher der weniger abstrakten, d.h. der systematisch-phonetischen Ebene (die im Spanischen wiederum Ähnlichkeiten mit der taxonomisch-phonemischen Ebene aufweist). Anders liegen die Verhältnisse bekanntlich in „konservativen" Orthographien wie denjenigen des Französischen oder Englischen. 3 Der Verzicht auf die Kategorie des Graphems wurde oben in Kap.A.2.2.3 nur für die Skripta begründet, deren Varianten-System andere Einheiten erfordert. Das neuspanische Schriftsystem ist dagegen hochgradig normiert und kennt Variation nur sporadisch (Typus „kilo" - „quilo" etc.). Wenn wir dennoch 37
können und auf einer anderen Ebene (derjenigen der Buchstaben) gleich sein können. Beispiel: Ρ, ρ, Ρ, ρ, Ρ, ρ, Ρ . . . . sind Allographe des Buchstabens p. Diese Überlegungen fuhren zu folgenden Definitionen: Def(7) „phonisches Segment": Als „phonisches Segment" des Spanischen wird die Klasse der Allophone, Phoneme und Archiphoneme des Spanischen bezeichnet. Def(8) „graphisches Segment": Als „graphisches Segment" des Spanischen wird die Klasse der Allographe und Buchstaben des Spanischen bezeichnet. Das Wort ,callar' z.B. wird in eine Sequenz von phonischen Segmenten [k] [a] [ 1,] [a] [w] und in eine Sequenz von graphischen Segmenten < c > < a > < a > < r > zerlegt. Auf diese Weise lassen sich Relationen herstellen nicht nur zwischen den Gesamtmanifestationen des Wortes in beiden Medien, sondern auch paarweise zwischen den graphischen und phonischen Segmenten. Aus den logisch möglichen Relationen wählen wir eine aus, die als Basis für die Orthographie-Regeln dient: Def(9) „GP-Korrespondenz" (=Graphisch-Phonische Korrespondenz) Als „GP-Korrespondenz" wird die Relation zwischen einem phonischen Segment und einem graphischen Segment bezeichnet, die in einem gleichen Wort die gleiche Position in der jeweiligen Segmentsequenz einnehmen. Die gleiche Position wird von der linken und von der rechten Wortgrenze aus abgezählt. Gemäß dieser Definition stehen z.B. in GP-Korrespondenz < p > und [p], < a > und [a], < s > und [s], < r > und in dem Wort ,pasar'. Natürlich setzt die Definition vollständige Gleichzahligkeit der phonischen und graphischen Segmente im gleichen Wort voraus. Tatsächlich erfüllt auch die Mehrzahl am Begriff des Buchstabens, den wir per Aufzählung „a, b, c . . ." definieren, festhalten, dann aus Gründen, die ausführlicher bereits an anderer Stelle dargestellt wurden (vgl. Börner (1972)). Die Hauptgründe knapp skizziert: (i) Da die Graphie - anders als die Phonie - sich unter wesentlichen Aspekten in Form eines Inventars präsentiert, erscheint es müßig, Analyse-Verfahren zur Gewinnung dieses Inventars explizit zu nennen (und nichts anderes wäre die Leistung einer taxonomischen Graphemdefinition); (ii) Da die Graphie nicht nur ein konventionelles, sondern sogar ein künstliches Zeichensystem ist, liegt es nahe, dessen Inventar direkt zu übernehmen (Man beachte, daß eine gleiche Argumentation für das System der orthographischen Regeln nicht möglich ist, da diese mehr als nur eine Kulturerfindung darstellen, insofern sie die Phonie mit einbeziehen, und ihre Beschreibung mithin empirisch falsch oder richtig sein kann); (iii) Die Verwendung der Kategorien „Allophon" und „Buchstabe" erlaubt die direkte methodologische Kombination von Skripta-Beschreibungsform und Orthographie-Beschreibungsform.
38
der spanischen Wörter diese Bedingung: und fpasä/V] mit fünf, und [karino] mit sechs, und [fij-üras] mit sieben jeweiligen Segmenten usw. Wir bezeichnen diese bestimmte Eigenschaft der Gleichzahligkeit als „Symmetrie" und die betreffenden Wörter als „symmetrisch". Es gibt nun im Spanischen auch viele Wörter mit Ungleichzahligkeit der Segmente, die wir entsprechend „asymmetrisch" nennen: z.B. und [1, äno] mit fünf graphischen Segmenten gegenüber vier phonischen Segmenten; und [Cäfia] ( < 6 > - [4]) ; und [cofil, o] ( < 9 > - [ 6 ] ) ; und [banoj ( < 6 > - [ 5 ] ) ; und [ a o y ä ^ ] (C6>-[5]); und [giön] ( < 5 > - [ 4 ] ) ; < q u e > und [ke] £ 3 > - [ 2 ] ) ; und [ej-sämen] (—[7]) usw. In diesen Wörtern lassen sich GP-Korrespondenzen nicht direkt erstellen, da die Bedingung der Symmetrie fehlt. Es ist z.B. nicht entscheidbar, ob in ,guiön' mit und [giön] die GP-Korrespondenz < 6 > [n] gilt, die man erhält, wenn man von links abzählt, oder ob die GP-Korrespondenz < n > fn] gilt, die bei Abzählung von rechts ermittelt wird. Zur Lösung des Dilemmas müssen weitere Daten in die Betrachtung einbezogen werden. GP-Dat (1): In allen asymmetrischen Wörtern erscheint zumindest eines der graphischen Segmente < h > , < x > oder eine der Sequenzen von graphischen Segmenten , < c h > , < r r > , < g u > , < q u > ' . Mehr noch: Es gibt fast 2 keine symmetrischen Wörter mit einem oder mehreren dieser Segmente bzw. Segmentsequenzen. GP-Dat (2): Die numerische Differenz zwischen phonischen und graphischen Segmenten ein und desselben Wortes stimmt überein mit der Anzahl der in GP-Dat (1) genannten Segmente bzw. Segmentsequenzen, die sich in diesem Wort finden. Beispiele: ,ahogar' mit < h > und < 6 > — [5]; ,chacha' mit zweimal < c h > und < 6 > - [4]; .chorrillo' mit < c h > , < r r > , und < 9 > - < 6 > etc. GP-Dat (3): Die Richtung der Asymmetrie ist doppelt: in Wörtern mit < x > , die nicht symmetrisch sind (vgl. aber und [esplikar] mit < 8 > — [8]), ist die Zahl der phonischen Segmente größer als diejenige der graphischen Segmente (,examen* mit < 6 > - [7]); für < h > und die Segmentsequenzen gilt das umgekehrte Verhältnis. In Wörtern wie z.B. ,exhalar' mit < x > und < h > neutralisieren sich beide Richtungen ( < 7 > — [7]). Es ist naheliegend, die Ursache für die graphisch-phonische Asymmetrie in dem Vorhandensein dieser speziellen graphischen Einheiten zu suchen, die wir folglich „Asymmetrie-Einheiten" nennen. Um mit ihnen Korrespon-
1
Es ist nicht möglich, die asymmetrischen Wörter mit Hilfe einer signifikanten Menge von phonischen Segmenten zu charakterisieren, d.h. die deutlich kleiner wäre als die Gesamtmenge der phonischen Segmente. 2 Zu den Ausnahmen bei < x > und < g u > vgl. Börner (1975) pp. 22 und 25.
39
denzen bilden zu können, müssen wir sie technisch - d.h. auf der Ebene der Theorie — an die Bedingungen der Symmetrie anpassen. Dies ist prinzipiell auf zwei verschiedenen Wegen möglich, indem Adapt (1): der Umfang der Segmente verändert wird, oder Adapt (2): ein Segment Null (, [ψ]) hinzugefügt wird. Als Beispiel mag die Analyse einiger asymmetrischer Wörter dienen: Adapt
,chorrillo' e] χ a m e n> IT s ä m e n] ho g a r> 2 ο i f i r]
wie graphische Segmente, obwohl sie tatsächlich Sequenzen von graphischen Segmenten sind. GP-Dat (5): < x > ist das einzige graphische Segment, das nach Adapt (1) eine Veränderung des Segmentumfangs in der phonischen Sequenz erfordert (nämlich [j(-s]. Es ist daneben auch das einzige graphische Segment, das nach Adapt (2) ein Segment Null in der graphischen Sequenz benötigt. GP-Dat (6): < h > ist das einzige graphische Segment, bei dem Adapt (1) auch den Umfang anderer graphischer Segmente (z.B. < a > , < o > verändert. Es ist außerdem das einzige graphische Segment, bei dem nach Adapt (2) ein korrespondierendes phonisches Segment Null nur eine einzige Position einnehmen kann. Zunächst und ohne nähere Kenntnis der orthographischen Regeln sind keine Argumente für oder gegen eines der beiden Verfahren Adapt (1) oder Adapt (2) verfugbar. Die Definition der GP-Korrespondenz muß daher provisorisch so erweitert werden, daß sie über die graphischen und phonischen Seg-
1
2
40
Theoretisch gibt es zwei mögliche Positionen für das Null-Segment (außer bei unmittelbar vor oder nach dem Ko-Segment, z.B. [c φ] oder [φ c], [r φ] oder [φ r~] etc. Wir wählen in den Beispielen unter Vorgriff auf spätere Argumente die deskriptiv einfachere Reihenfolge. Auch < a h ο g a r > ist möglich.
mente hinaus auch alle durch Adapt (1) und Adapt (2) erzeugten Einheiten umfaßt. Dies ergibt: Def(lO) „graphisches Element": Als „graphisches Element" der spanischen Orthographie bezeichnen wir die Menge (i) aller graphischen Segmente des Spanischen, (ii) aller AsymmetrieEinheiten und (iii) des graphischen Null-Segments , das in gewissen eingeschränkten Kontexten erscheint 1 . Def(ll) „phonisches Element": Als „phonisches Element" der spanischen Orthographie bezeichnen wir die Menge (i) aller phonischen Segmente des Spanischen, (ii) der Sequenz von phonischen Segmenten [ys]1 und (iii) des phonischen Null-Segments [0], das in gewissen eingeschränkten Kontexten erscheint. Def (12) „GP-Korrespondenz" (revidiert): Als „GP-Korrespondenz" der spanischen Orthographie bezeichnen wir die Relation zwischen dem phonischen Element und dem graphischen Element, die in einem gleichen Wort die gleiche Position in der jeweiligen Elementsequenz einnehmen. Die gleiche Position wird von der linken und von der rechten Wortgrenze aus abgezählt. Die GP-Korrespondenzen bilden die empirische Basis fur die orthographischen Regeln, deren Definition unmittelbar einsichtig ist: Def (13) „orthographische Regel": Wir nennen „orthographische Regel" die Bezeichnung einer Klasse von identischen orthographischen Korrespondenzen. Die Regeln unterscheiden sich prinzipiell unter zwei Aspekten — dem der Wertigkeit (ein oder mehrere korrespondierende Elemente) und dem der Richtung ( < > - > [ ] oder [ ] < >). Es lassen sich die folgenden typischen Fälle aufzählen: Fall (1): Einem graphischen Element entspricht immer ein und dasselbe phonische Element: < a > entspricht immer [a] (,tratar l , ,empate\ ,casa' ). Fall (2): Einem phonischen Element entspricht immer ein und dasselbe graphische Element: [f] entspricht immer < f > (,falta\ ,sufrir', ,eficaz' ). Fall (3): Einem graphischen Element entsprechen mehrere phonische Elemente: < c > entspricht in einigen Wörtern [k] (,cresta\ ,cosa', ,vaca' ), in anderen [θ] (,cesto\ ,hacer', , c i m a ' . . . ) .
1
Wegen GP-Dat (5) schließen sich das graphische Null-Segment und die Sequenz von phonischen Segmenten [f s] als mögliche Elemente des spanischen Orthographie-Systems wechselseitig aus.
41
Fall (4): Einem phonischen Element entsprechen mehrere graphische Elemente: [b] entspricht in einigen Wörtern < b > (,haber\ ,cubrir', ,lobo' ), in anderen < v > (,Höver', ,salvaje\ ,cueva' ). Die Fälle (1), (2) lassen sich als regelmäßig bezeichnen. Die Fälle (3), (4), die beide weniger regelmäßig erscheinen, unterscheiden sich in ihrer Unregelmäßigkeit, und zwar unabhängig von ihrer jeweiligen Korrespondenz-Richtung Die Elemente [k], [Θ], die < c > entsprechen, verteilen sich auf wohldefinierte Kontexte ([&], wenn , < i > folgen und [k], wenn , , , , , , < t > folgen. Für [b] mit < b > , < v > ist eine solch systematische Distribution nicht feststellbar. Es stellt sich das Problem, wie die formalen Beziehungen, die den Fällen (1) - (4) zugrunde liegen, in orthographischen Regeln ausgedrückt werden können. Als passend erscheint eine Regelform, die z.B. in der generativen Phonologie geläufig ist: χ • y / w z, lies: „x wird durch y ersetzt, sofern es unmittelbar nach w und unmittelbar vor ζ steht" 1 . Der Kontext w ζ kann dabei leer sein. Korrespondenz-Richtung und Manifestations-Komponente ergeben in ihren verschiedenen Kombinationen acht Regelformen: (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8)
Μ Μ Μ Μ
— — — —
• • • • •
[y] Μ [y] [y]
/ / / / / / / /
[w]
[w] [w]
[w]
[z] [z]
[z]
[z]
Es ist eine empirische Frage, welche der acht logisch möglichen Regelformen in der Beschreibung der spanischen Orthographie anwendbar sind, und ob eventuell noch weitere Formen notwendig sind. Wir erproben zunächst ihre Verwendbarkeit an den Fällen (1) - (4). Fall (1): < a > • [a] mit leeren Kontexten, denn die Regel ist ohne Kontext-Restriktionen gültig. Fall (2): [f] • < f > (s.o.) 1
42
Zu den formalen Eigenschaften dieser Regelform, die hier nicht weiter interessieren, vgl. v. Stechow, Α.: Ein Formalismus zur Darstellung von einfachen Übersetzungszusammenhängen. In: Folia Linguistica 4 (1970) 215-225. Buchstaben-Übersetzungs-Regeln der genannten Form verwendet zur Beschreibung der französischen Orthographie auch Berschin (1974), mit dem wir auch sonst in vielen Punkten übereinstimmen.
Fall (3): Hier gibt es mindestens sechs verschiedene Kontext-Formulierungen: (a) (b)
ν -—> •
[β] [k] [Θ]
/ / /
[e,i]
• [k] / [a, o, u, r, w, 1, k, Θ, t] (a) und (b): Die Kontexte· werden vollständig aufgezählt. (c)
• [Θ] /
* [k] / nicht (d) < c > • [Θ] / — [e, i]
* [k] / — nicht [e, i] (c) und (d): Von zwei komplementären Kontexten wird nur einer aufgezählt, der andere wird negativ definiert. (e) 1. < c > • [Θ] / —
2. < c > • [k] (f) 1. < c > • [Θ] / [e,i] 2. < c > • [k] (e) und (f): Der Kontext „nicht [ ] " wird hier indirekt durch die Ordnung der komplementären Regeln ausgedrückt. Von den sechs Formulierungsmöglichkeiten scheiden wir zunächst (a) und (b) aus, da ihre vollständige Kontextaufzählung redundant ist, sodann auch (e) und (f), da dort die jeweils zweite Regel formal gleich ist mit solchen, wie sie in den vollkommen regelmäßigen Fällen (1) oder (2) verwendet werden, während sie de facto Kontext-Restriktionen ausdrücken soll 1 . Motive für die Wahl zwischen (c) und (d) ergeben sich aus einem formalen Unterschied zwischen ihnen. Regeln, mit Kontexten aus der Komponente, die mit Hilfe der Regel selbst angesteuert wird, setzen logisch andere Regeln voraus, mit denen der Kontext erzeugt wird: < x > -* [y] / [w] — [z] setzt zwei weitere Regeln voraus, etwa < w > -> [w] und < z > -»• [z]. Anders gesagt: Regeln wie (d) sind immer Bestandteil eines Systems von geordneten Regeln. Nun ist jedoch ein deskriptiver Vorteil für geordnete Regeln hier nicht festzustellen, wir ziehen daher (c) vor, das in bestimmtem Sinn weniger kompliziert ist. 1
In den traditionellen Orthographie-Beschreibungen ist eine Kontext-Definition üblich, die in formaler Version wie folgt gefaßt werden kann: (g) < c > ->· [Θ] / —
[k] / — < ä , o, u > , Konsonant Es ist jedoch zu bedenken, daß der Begriff „Konsonant" primär phonisch und erst sekundär graphisch ist. Dies läßt sich klar an den jeweiligen Definitionen erkennen: Die Klasse der phonischen Konsonanten wird mittels eines oder einiger allen Konsonanten gemeinsamen Merkmale definiert, etwa [+cons], [-voc] etc.; die Klasse der graphischen Konsonanten muß hingegen durch Aufzählung definiert werden, da gemeinsame signifikante Merkmale fehlen. Folglich ist (g) nichts anderes als eine Mischform aus (a) und (b).
43
Die Fälle (1), (2), (3) dienen auch als Beispiel für die Einführung zweier weiterer Regelformen, die eine Notations-Vereinfachung darstellen und zugleich zusätzliche formale Beziehungen ausdrücken. In den Fällen (1), (2) werden Regeln mit leerem Kontext und jeweils entgegengesetzter Richtung verwendet:
Fall(l) Fall (2)
[f]
• >
[a]
Wenn nun die Elemente in einem Paar solcher Regeln paarweise identisch sind wie z.B. in
[t]
„
[t]
•
[Θ]
•
fassen wir beide Regeln in einer einzigen zusammen:
— [t] deren Paraphrase lautet: „Die Elemente < t > und [t] stehen in uneingeschränkter wechselseitiger Korrespondenz". Fall (3) läßt sich, wie oben dargelegt, mittels der folgenden beiden Regeln beschreiben:
Fall (3) (cj:
/
i>
• [k] / nicht d.h. dem graphischen Element < c > entspricht in einem bestimmten Kontext das phonische Element [Θ], in dem komplementären Kontext das phonische Element [k]. Hier übernehmen wir die in der generativen Phonologie verbreitete Notations-Konvention für Alternativ-Regeln, mit der wir beide Regeln in einer einzigen zusammenfassen: Γ[β] / ]
Fall(3)(c):
• \
}
[[k] / nicht J , deren Paraphrase lautet: „Dem graphischen Element < c > entsprechen je nach Kontext alternativ die phonischen Elemente [Θ] oder [k]." Die geschweiften Klammern bezeichnen die Alternation. In Fall (4) entspricht dem phonischen Element [b] in einigen Wörtern , in anderen , ohne daß sich eine systematische Distribution wie in Fall (3) feststellen ließe. Anders ausgedrückt: Es gibt in Fall (4) keinen signifikanten Kontext aus graphischen bzw. phonischen Elementen, der die Auswahl der alternativen Korrespondenzen steuert. Es lassen sich verschiedene Typen eines solchen Falles unterscheiden: Fall (4.1): Die Korrespondenz-Alternativen sind statistisch1 mehr oder weniger ausgewogen, so daß es nicht möglich ist, eine als „normal" und die andere als
1
44
Es scheint, daß das numerische Verhältnis nicht als einziger Faktor auf das sprachliche Urteil über Geläufigkeit einer Schreibung einwirkt. Eine Rolle spielt sicher ebenso die Disponibilität des fraglichen Vokabulars wie auch Wortschatz-Einteilungen in Fremdwort, Erbwort etc. In dem in Fall ( 4 . 1 )
„anormal" zu bezeichnen. Die Alternative ergibt sich jedoch nur innerhalb eines gemeinsamen Kontextes. Beispiel: Dem phonischen Element [X] entsprechen sowohl < g > als auch < j > je nach betroffenem Wort (,gemir\ ,girar', ,coger\ ,jefe', jinete', ,mujer*. ..), aber nur im Kontext [e, i]. Vor 1 [a, o, u] ist als Korrespondenz-Element nur < j > möglich . Fall (4.2): Die Korrespondenz-Alternativen sind statistisch 1 mehr oder weniger ausgewogen, so daß es nicht möglich ist, eine als „normal" und die andere als „anormal" zu bezeichnen. Es gibt jedoch keinen für die Alternativen gemeinsamen signifikanten Kontext. Beispiel: [b], < b > , < v > ; < b > ist nicht „normaler" als < v > und eine gemeinsame Kontext-Restriktion ist nicht feststellbar. Fall (4.3): Die Korrespondenz-Alternativen sind statistisch unausgewogen, so daß es möglich ist, zwischen normaler und anormaler Korrespondenz zu unterscheiden. Beispiel: Für < k > gilt die Regel f / [e, i]
[k]
—
l
/
nicht [e,i]J ,
die sehr seltene Korrespondenz mit < k > (,kantismo', , k i o s k o ' . . . ) ist eindeutig anormal. Fall (4.4): Die Korrespondenz ist „leer" auf einer Seite, ohne daß allgemeine Bedingungen für die Einfügung des korrespondierenden Elements auf der anderen Seite angegeben werden können. Beispiel: Dem graphischen Element < h > entspricht kein phonisches Element; andererseits ist kein Kontext durch allgemeine Regel angebbar, in dem < h > eingefügt werden m u ß 2 . Den Fällen (4.1)—(4.4) ist gemeinsam, daß der differenzierende Kontext weder ein phonisches Element noch eine signifikante Folge von phonischen Elementen, sondern das ganze Wort selbst ist. Dies bedeutet, daß die jeweilige
zitierten Beispiel sind im angegebenen Kontext Wörter mit < 3 > seltener als solche mit < g > , außerdem sind ein großer Teil der j-Wörter wissenschaftliche Termini. Aber Wörter wie ,jefe', jinete', ,mujer' schließen die Möglichkeit aus, in der Schreibung mit < j > e t w a s Ungeläufiges zu sehen. 1 Eine andere Beschreibung der Korrespondenzen mit [X] -*• < j > a l s allgemeiner Regel und [X] -*• < g > a l s anormaler Korrespondenz wäre inadäquat, weil sie die Kontext-Restriktion der Alternative nicht ausdrückt. 2 Die Beschreibung des Falles (4.4) ist streng genommen nicht vollständig: < h > w i r d nur vor Vokal eingefügt, wenn auch nicht vor jedem Vokal in jedem Wort. Diese Bedingung läßt sich auch anders, nämlich mit Hilfe logischer Termini formulieren: Der Kontext [+ voc] in Fall (4.4) ist notwendig, aber nicht hinreichend. Ein weiteres Beispiel für diese Redeweise: Der Kontext [e, i] in Fall (4.1) ist hinreichend für die gesamte Alternative „ < g > o d e r < j >", notwendig für jede einzelne der alternativen Korrespondenzen < g > u n d < j > . Alle in den bisher formulierten Regeln verwendeten Kontexten sind hinreichend; dies entspricht einer impliziten Konvention der Regelform χ -*• y / w - z.
45
Korrespondenz ein Kennzeichen des Wortes als morphologischer Einheit ist. Es ist nun in der linguistischen Beschreibung naheliegend, gramatische Phänomene „unregelmäßig" zu nennen, wenn sie sich auf einzelne Wörter oder Wortlisten beziehen, und „regelmäßig", wenn sie sich auf Klassen von Wörtern beziehen (die durch gemeinsame Merkmale definiert werden). Gemäß dieser Konvention sind als regelmäßig zu bezeichnen die Fälle (1), (2), (3) und als unregelmäßig die Fälle (4.1), (4.2), (4.3), (4.4). Auf der Suche nach adäquaten Beschreibungsformen müssen die Bedingungen der Unregelmäßigkeit berücksichtigt werden, ihre Verteilung auf Lexikon und Regelapparat ebenso wie die Möglichkeit verschiedener Grade von Unregelmäßigkeit. Daß hierzu die Mittel der bisher verwandten Regelform nicht ausreichen, erhellt schon aus der Tatsache, daß in den Fällen (4.1)-(4.4) eine völlig andere KontextKategorie erscheint als in (1)—(3). Wir schlagen im folgenden einen Beschreibungs-Rahmen vor, der den Zweck verfolgt, möglichst viele Eigenschaften der regelmäßigen wie unregelmäßigen Fälle auszudrücken: (i) Die Klasse der orthographischen Regeln zerfällt in zwei Teilklassen, die wir „orthographische Regeln fur regelmäßige Korrespondenzen" und „orthographische Regeln für unregelmäßige Korrespondenzen" nennen, und die wir mit „R." bzw. „Irr." plus jeweiliger Ordnungszahl kennzeichnen. (ii) Die beiden Klassen sind pauschal geordnet, so daß zunächst alle orthographischen Regeln für regelmäßige Korrespondenzen, danach alle Regeln für unregelmäßige Korrespondenzen angewendet werden. (iii) Die Klasse der Regeln für unregelmäßige Korrespondenzen besteht nur aus Regeln der allgemeinen Form χ —> y / w — ζ mit hinreichenden, eventuell leeren Kontexten. (iv) Alles, was nicht durch allgemeine Regeln ausgedrückt werden kann, wird ins Lexikon eingetragen. Dieser Beschreibungsrahmen führt in Anwendung auf die unregelmäßigen Fälle zu folgenden Regeln: Fall (4.1):
Irr. (m) [X] • / [e, i] Irr.(n) [X] • / [e, i] Im Lexikon-Eintrag des betreffenden Wortes wird die nicht anwendbare Regel negativ spezifiziert: [ - Irr. (m) ] in ,jinete', [ - Irr. (n) ] in .general' etc.
Fall (4.2):
Irr. (o) [b] > Irr. (p) [b] > Lexikon-Eintrag: [ - Irr. (p) ] in ,hab\ [ - Irr. (o) ] in ,ΙΙον' etc.
46
Fall (4.3): R. (q)
[k]
•
r \
ι /
[e,i]l nicht [e, i]/
Irr. (r) [k] •
Lexikon-Eintrag: [— R. (q)] in ,krausista'; keine Spezifizierung in z.B.,querer' — die Regel „Irr. (r)" ist wegen der Ordnung der beiden Regelklassen (vgl. oben (ii)) nicht mehr anwendbar. Fall (4.4): Bestandteil jedes orthographischen Regelsystems ist die Null-Regel: R. (orth) [φ] < h > wird eingeführt durch Irr. (t) [φ] • < h > / — [+ voc] Lexikon-Eintrag: J— R. (orth)] vor dem zweiten Vokal in ,ahogar' etc. Die hier vorgeschlagene Notationsform unterscheidet Regelmäßiges und Unregelmäßiges, indem sie ersteres den Regeln, letzteres dem Lexikon zuordnet. Außerdem versucht sie, verschiedene Grade der Unregelmäßigkeit durch die negative Regelspezifizierung im Lexikon auszudrücken. Dies geschieht auf doppelte Weise: (i) Wenn man akzeptiert, daß der Grad der Unregelmäßigkeit mit der Zahl der möglichen Korrespondenz-Alternativen ansteigt, so läßt sich eine unmittelbare Koppelung mit der Komplexität der Notation herstellen, denn im Lexikon werden jeweils alle die Regeln spezifiziert, deren Anwendung ausgeschlossen werden muß. (ii) Die Notation unterscheidet zwischen dem Ausschluß von Regeln für unregelmäßige Korrespondenzen (vgl. Fälle (4.1), (4.2)), dem Ausschluß von Regeln für regelmäßige Korrespondenzen (vgl. Fall (4.3) und dem Ausschluß der allgemein gültigen orthographischen Null-Regel (vgl. Fall (4.4)). Diese Unterscheidung entspricht drei verschieden hohen Graden von Unregelmäßigkeit. Aus der Diskussion der Fälle (1)—(4.4) läßt sich bis hierher die empirische Verwendbarkeit der folgenden Regeltypen ableiten: (i) Regeln für regelmäßige Korrespondenzen R. (n) < x > Typ (1 [y]
R. (n) [x] Typ (2) [y] R. (n) < x > Typ (3) [y] / 1 Typ (4) R. (n) < x > J [v] /y> [z] Typ (5): R. (n) [x] v> Μ (ii) Regeln für unregelmäßige Korrespondenzen Typ(lO): Irr. (n) [x] — > < y > Typ (11): Irr. (n) [x] — / [z]
(Fall (1)) (Fall (2)) (Fall (1) +(2)) (Fall (3)) (Fall (4.3)) (Fälle (4.2), (4.3)) (Fälle (4.1), (4.4))
Diesen Typen sind einige weitere hinzuzufügen, die, wie unten gezeigt wird, für bestimmte Einzelfälle notwendig werden: 47
Typ (8):
R. (η) [χ] — * < y > /
Typ (9):
R. (η)
'
[w]
[ζ] ~
g
}
Die Typen (6), (7) werden für die Korrespondenzen von , [u] benötigt sowie fur das „stumme" < u > in Wörtern wie ,guerra'. Typ (9), der einzige, der aus empirischen Motiven teilweise geordnete Regeln voraussetzt, wird für die -Korrespondenz benötigt. Ein Vergleich zeigt, daß von den acht logisch möglichen Regelformen in voller Form nur eine einzige verwendbar ist: Typ (8), welcher der Regelform (5) entspricht. Die geläufigen Typen hingegen haben entweder beidseitig (Typen (1), (2), (3), (10)) oder linksseitig leere Kontexte (Typen (4), (5), (11)). Nur selten anwendbar sind Regeln mit vollständigem Kontext (Typen (6), (7), (8)). Keine einzige spanische Orthographie-Regel hat gemischte Kontexte (< > — [ ] oder [ ] < >). Außer im Typ (9), der nur einmal angewendet wird, gehören in allen spanischen Orthographie-Regeln, die überhaupt Kontexte aufweisen, das links vom Pfeil stehende Element und der Kontext zum gleichen Medium (Graphie oder Phonie). Dies sind alles interessante Restriktionen, die das spanische Orthographie-System formal charakterisieren. Weitere Eigenschaften: Um formale Beziehungen ausdrücken zu können, die außerhalb des Bereichs der Normal-Regelform liegen, werden zusätzliche Typen ((3), (4), (5), (6), (7), (9)) benötigt, die die uneingeschränkte wechselseitige Korrespondenz bzw. Alternativ-Korrespondenzen darstellen. Regelklasse R. bzw. Irr. und Korrespondenzrichtung sind auf signifikante Weise miteinander verknüpft: Irr.-Regeln bestehen nur in der Richtung [ ] *• < >. Dies bedeutet, daß in der spanischen Orthographie Unregelmäßigkeiten nur für den Ubergang von der Phonie zur Graphie bestehen, während der Übergang von der Graphie zur Phonie vollkommen regelmäßig ist. Nach der Beschreibung des Regelapparates kehren wir zur Diskussion der orthographischen Elemente nach Def (10) und Def (11) zurück. Die Definitionen sind provisorisch, wie wir oben sahen. Ein Beispiel mag den Sachverhalt verdeutlichen: In dem Wort ,callar' mit und [kal,ä J ] können Korrespondenzen bestehen zwischen Allophonen und Asymmetrie-Einheiten, zwischen Phonemen und Allographen, zwischen Archiphonemen und Buchstaben etc., jedoch nicht auf allen Ebenen zugleich. Es ist dies eine Konsequenz, die sich aus der voneinander abweichenden Struktur der verschiedenen Abstraktions-Ebenen ergibt. Für die Beschreibung der Orthographie ist jedoch nur die jeweilig einfachste und allgemeinste Korrespondenz interessant. Von den beiden Regeln, die die Korrespondenzen mit < d > beschreiben 48
.
#
[ί]/nicht < n j > ,
#
[d ] / (i) (ü)
R. R.
(m)
(n)
HI,
ziehen wir (ii) vor, weil sie einfacher ist, und weil der Kontext in (i) nichts mit Orthographie zu tun hat, sondern bekanntlich die Distribution der Allophone [d, d] des Phonems /d/ determiniert. Es läßt sich an diesem Beispiel sehen, daß die orthographischen Regeln als Selektionsinstrument benutzt werden können, um die relevanten orthographischen Elemente von den irrelevanten zu trennen. Entsprechend lautet die Definition: Def(14) „relevantes orthographisches Element" Als „relevantes orthographisches Element" werden diejenigen graphischen und phonischen Elemente bezeichnet, die Bestandteile der einfachsten und allgemeinsten orthographischen Regeln sind. Wir haben an anderer Stelle1 zu zeigen versucht, wie mit Hilfe von Def (14) die an der spanischen Orthographie beteiligten graphischen und phonischen Elemente charakterisiert werden können und wollen uns hier auf die Darstellung der Ergebnisse beschränken. Danach sind orthographisch relevant: (i) in der Graphie die Buchstaben sowie die Doppel-Einheiten , dazu eventuell im Kontext ; (ii) in der Phonie die Phoneme /a, e, i, o, u, p, b, t, d, k, g, C, 0 , f, s, X, j, m, η, ή, r, r, 1,1, , φ / sowie die Doppel-Einheit /gs/. Damit liegt die Globalstruktur der spanischen Orthographie fest, die wir in der Form der bereits oben verwendeten Schemata skizzieren: GP-Mod (2'):
1 Börner, W.: La ortografia del espanol, in: Iberoromania NF 2 (1975) 5 - 3 1 .
49
Nach GP-Mod (2'), das die Korrespondenz-Richtung Phonie -> Graphie darstellt, kann die graphische Form der spanischen Wörter nur teilweise (genauer: zum größten Teil) aus ihrer phonischen Form per Regel abgeleitet werden; vollständig abgeleitet werden alle Doppel-Einheiten, während bestimmte Buchstaben in bestimmten Wörtern einen gesonderten Lexikon-Eintrag benötigen, da eine regelmäßige Korrespondenz mit der Phonie fehlt. GP-Mod (3'j:
Nach GP-Mod (3'), das die Korrespondez-Richtung Graphie -*• Phonie darstellt, kann die phonische Form der spanischen Wörter vollständig aus ihrer graphischen Form, d.h. aus ihrer Folge von Buchstaben und Doppel-Einheiten abgeleitet werden.
3.2
Überlegungen zum graphisch-phonischen der Skripta.
Korrespondenz-System
In Kap.A.3.1 wurden Strukturmerkmale und davon abhängige Beschreibungsformen einer modernen Orthographie unter exemplarischen 1 Gesichtspunkten untersucht. Bevor aus ihnen methodologische Schlüsse für die Behandlung der
1
50
Die Annahme allgemeiner Strukturmerkmale von Alphabetschriften leitet sich schon aus ihrer definitorischen Abhängigkeit - sei sie direkt oder auf diachronen Umwegen zustande gekommen - von der phonischen Komponente ab. Sie gilt erst recht für diejenigen Sprachen, die das lateinische Alphabet benutzen (und damit in irgendeinem Stadium ihrer Entwicklung zumindest Teile des lateinischen GP-Regelsystems verwendeten). Darüber hinaus gibt es Gründe für die Annahme von Merkmalen, die einen Typus „romanisches OrthographieSystem" konstituieren (vgl. z.B. die Rolle der Regeln mit rechtsseitigem Kontext e, i in verschiedenen romanischen Sprachen), und die sich historisch z.B. aus gemeinsamen Stufen der Lautentwicklung und/oder einer mehr oder weniger starken Etymologisierungsneigung erklären.
galicischen Skripta gezogen werden können, muß allerdings zunächst die Adäquatheitsfrage gestellt werden: (i)
Gibt es prinzipielle strukturelle Unterschiede (oder sind solche zu vermuten) zwischen der Orthographie des Spanischen und der Orthographie der Skripta, derart, daß sie verschiedene Beschreibungsformen erfordern?
Erst wenn diese Frage hinreichend beantwortet ist, kann das Hauptproblem dieses Kapitels in Angriff genommen werden (vgl. oben Kap.A.l, Frage (2)): (ii)
Lassen sich aus allgemeinen Annahmen zur Struktur orthographischer Systeme von Alphabetschriften, aus der Schriftstruktur der galicischen Skripta sowie aus eventuellen zusätzlichen Annahmen Schlüsse ziehen auf die Lautstruktur, die beim lauten Lesen der Skripta-Texte aktualisiert wurde?
Wir wenden uns zunächst der Frage (i) zu. Schon ein Vergleich der jeweiligen graphischen Komponenten des modernen Kastilischen und der galicischen Skripta zeigt einen markanten Unterschied: Den Strukturmerkmalen LingDat ( 1 ) - ( 1 5 ) der Skripta, die zu vielfältigen Variantenbildungen (vgl. oben Kap.A.2.2.3) führen, steht auf der Seite des Kastilischen die nur zweifach gegliederte Menge von Einheiten nach Def (8), nämlich von Allographen und Buchstaben gegenüber. Es ist dies die Folge des Fehlens bzw. Vorhandenseins eines allgemeinen Strukturmerkmals, das wir „graphische Norm" nennen und wie folgt definieren: Def( 15) graphische Norm " Als graphische Norm wird das Prinzip vor allem moderner orthographischer Systeme bezeichnet, jedem Wort nur eine einzige Folge von Buchstaben zuzuordnen 1 . Ausnahmen von diesem Prinzip (z.B. span. ~ , frz. ~ < c l e f > etc.) leisten sich moderne Orthographien nur selten. Sie sind hingegen völlig üblich in der galicischen (und in weiterem Sinne in jeder) Skripta, wie LingDat (1)—(15) belegen. Es bleibt nun im Sinne der Frage (i) zu klären, ob die fehlende graphische Norm ein Strukturmerkmal ist, das die Beschreibungskapazität des in Kap.A.3.2 für das Kastilische verwendeten orthographischen Regelapparates überschreitet. Wir nähern uns diesem Pro1
Vorausgesetzt wird eine Wort-Definition, die, um einen Zirkel zu vermeiden, graphie-unabhängig erfolgen muß. Die umgekehrte Zuordnung ist übrigens in den romanischen Sprachen häufiger nicht-eindeutig, insbesondere im Französischen ist die Zahl der Homographen nicht gering.
51
blem auf indirektem Wege, indem wir zunächst überprüfen, welche Beziehungen zwischen einer vorhandenen Norm und dem verwendeten Regelsystem bestehen. Dafür müssen jedoch über die deskriptiven Daten hinaus auch Kategorien der Orthographie-Verwendung mit einbezogen werden, denn nur mit ihnen läßt sich die Wirkung der Norm abschätzen. Von den sechs mit Schrift und/ oder Laut befaßten Sprachtätigkeiten (i) Stummes Schreiben, (ii) Stummes Lesen, (iii) Schreiben nach Diktat, (iv) Vorlesen bzw. laut lesen, (v) freies Sprechen und (vi) Hören wählen wir für unsere Zwecke 1 die Tätigkeiten (iii) und (iv) aus. Tätigkeit (iii) „Schreiben nach Diktat" führt vom Φ gesprochenen Wort 2 (als token) über das ® Wort als phonische Einheit (type) und über einen [1 phonisch-graphischen Übersetzungsmechanismus zum © Wort als graphischer Einheit und schließlich zum © geschriebenen Wort; schematisch:
©—©—m—©—© • Es bleibt zu klären, wie dieser Übersetzungsmechanismus vorgestellt werden kann. Einen Teil von ihm bildet sicherlich das GP-Regelsystem wie oben beschrieben. Dem entspricht auch die oben angeführte Beobachtung, daß auch Nonsense-Wörter regelrecht geschrieben werden können. Unter OrthographieVerwendungsaspekten ist dies jedoch sicherlich nicht der einzige oder auch nur hauptsächliche Teil des Übersetzungsmechanismus, denn es ist schwer vorstellbar, daß bei jeder schriftlichen Äußerung der gesamte notwendige Regelapparat vollständig durchlaufen wird. Die Regeln spielen wohl beim ökonomischen Schreiben- und Lesenlernen eine Rolle, werden jedoch beim trainierten Schreiber (und Leser) seltener (ungebräuchliche Wörter) und selbst dann wohl eher versuchsweise 4 gebraucht. Üblicher ist zweifellos die
1
2
3
4
52
Im Mittelalter war lautes Lesen die Regel (und lautes Mitsprechen beim Schreiben vermutlich häufig). Zur Rolle der „Kanäle" bei der Skriptaforschung vgl. Lüdtke (1964). Daß beim Schreib- und Lesevorgang das Wort eine wichtige Einheit darstellt, ist nicht nur psycholinguistisch gut belegt, sondern ergibt sich für normierte Orthographien auch aus der Normdefinition. Die Darstellung ist keinesfalls als Kompetenzmodell gedacht und erhebt also auch keinen psycholinguistischen Wahrheitsanspruch. Ihr Ziel ist es vielmehr, einige Aspekte der Orthographie-Verwendung für eine Beantwortung der Frage (i) zu ordnen. Jeder kennt die Gewohnheit, bei orthographischen Unsicherheiten „Probeentwürfe" im Unreinen auf ihre Korrektheit zu überprüfen.
direkte Rückkopplung über die graphische Norm und damit über das Gesamtwort als lexikalischer Einheit. Im Schema 1 :
Θ Eine Kombination beider Wege, deren psycholinguistische Komplexität sicher nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, ist die vernünftigste Annahme. Für den Umfang des GP-Regelapparates ergibt sich aus dem Verwendungsschema eine Einschränkung: Er umfaßt streng genommen nur noch die Klasse der R-Regeln; die Irr-Regeln erweisen sich als eine besondere Notationsform der Norm-Anwendung, die Korrespondenzen eben auch dann sanktioniert, wenn sie gegen gut etablierte Regeln verstoßen. Anders ausgedrückt: Die Notwendigkeit von Irr-Regeln (und damit die Scheidung von R- und Irr-Regeln) ist abhängig vom Vorhandensein der graphischen Norm. Wie sieht die schematische Darstellung des Schreibens im Falle der nichtnormierten Skripta aus? Zunächst gibt es nicht mehr „das" Wort als graphische Einheit bzw. „das" geschriebene Wort. Die Punkte ( T ) und ( T ) werden ersetzt durch eine Reihe von Varianten '
, ^c),
, . . . und ^ a ) ,
• Es wäre jedoch vorschnell, aus dem Fehlen der Norm auf
die alleinige Funktion der GP-Regeln zu schließen; die Art der Varianten spricht dagegen. Das jeweilige Wort mit seinen 2 StratVar (Lat), (Kastil), (Leones), KontextVar (Text), (Graph), TopVar, ChronVar sowie den nicht seltenen freien Varianten 3 übernimmt vielmehr die Funktion der eindeutig fixierten
1
Syntaktische und semantische Faktoren, die bei der Verwendung der Orthographie sehr wohl eine Rolle spielen können, bleiben wie bei deren struktureller Beschreibung unberücksichtigt, ebenso die Binnenstruktur der phonischen und graphischen Komponenten. 2 Es ist eine prinzipiell empirische, aber wohl im Einzelfall kaum lösbare Aufgabe, den Umfang der dem jeweiligen Schreiber geläufigen oder bekannten Varianten festzustellen. 3 Nicht alle klassifizierten Varianten wirken notwendigerweise normwidrig; Voraussetzung ist vielmehr, daß sie mehr als eine Schreibung für ein Wort produzieren. Dies ist nicht der Fall bei LexVar (inklusive derjenigen StratVar, die gleichzeitig LexVar sind) sowie für KontextVar (Graph), sofern der Kontext nicht an der Wortgrenze liegt. Die genannten Variantenklassen sind normerhaltend selbstverständlich nur dann, wenn sie unter den definierenden Bedin-
53
Schreibung der modernen Sprachen und präsentiert ein zwar offenes, aber nicht anarchisches Vorbild, das per Konvention mehr oder weniger getreu befolgt wird. Die GP-Regeln können ihrerseits differenzierende Zusatzbedingungen erhalten, die zu den einzelnen Varianten fuhren 1 . Die Skripta im Schema: Schreib-Mod
(2):
Variationsbedingungen
gungen immer erscheinen, was nach LingDat (14) nicht der Normalfall ist. Außerdem kann LingDat (15), d.h. der Satz vom unvollständigen Material, eine Norm vortäuschen, die bei größerer Belegzahl verloren ginge. Die Beobachtung zeigt, daß die Zahl der verschiedenen Schreibungen eines Wortes sowohl mit der Zahl der Belege als auch der Länge des Wortes steigt. 1 Damit wird keinesfalls behauptet, daß jede Variantenbildung notwendigerweise zu einer spezifischen Regel führen muß. Als Zusatzbedingung scheint vielmehr zu gelten, daß der Bereich der graphischen Variation von demjenigen der entsprechenden phonischen Variation abweicht. Ein Beispiel: Für die StratVar (Lat) neben < p e y t e > gilt die Regel Γ / [kons] Ί ß] -»• { > (. < c > / [kons] I Strat (Lat) J , aber für [k] und < c > in < eclesiastico > , das sowohl graphische wie phonische StratVar (Lat) aufweist, gilt die variantenneutrale Regel R(m)
R(n)
54
[k]
/
[a, o, u,kons].
Eine Vermutung, die für die Beurteilung der Skripta von einiger Wichtigkeit ist, ergibt sich aus dem Schema selbst: Eine Konvention mit unscharfen Randbezirken ist weniger zwingend als eine eindeutig fixierte Norm. Entsprechend sind die komplementär funktionierenden GP-Regeln zu bewerten: Ihre Rolle ist stärker als im normierten Schreib-Mod (1). Mit anderen Worten: Es ist zu vermuten, daß bei der Anwendung der Skripta-Orthographie die vorgegebene Phonie und die GP-Regeln eine wichtigere Rolle spielen als dies bei modernen Orthographien der Fall ist. Für den Regelapparat der Richtung [ ] - * < > e r g e b e n sich aus SchreibMod ( 2 ) ebenfalls Konsequenzen: (i)
(ii)
(iii)
Da eine Norm fehlt, entfällt die Trennung in R-Regeln und Irr-Regeln. Sie wird ersetzt durch die Trennung in Haupt-, Neben- und sporadische Regeln. Einige der Regeln müssen variantengemäß mit einem zusätzlichen Geltungsbereich versehen werden, der nicht die Form eines linearen Kontextes besitzt: Strat (Lat), Chron ( 1 5 . J h . ) , Top (Prov. La Coruna) etc. Wir markieren ihn mit einem linksseitigen senkrechten Strich und notieren ihn rechts von einem eventuellen linearen Kontext. Beispiel s.o.p. 54, F n . l . Zur Beschreibung der freien Varianten werden Alternativregeln auch ohne differenzierende Kontext erlaubt, z.B.
R(m)
[1,]-
| Chron ( 1 3 . J h . )
vgl. neben im 13.Jh. Wir wenden uns nun der Tätigkeit (iv) Vorlesen bzw. laut lesen zu, die über einen Übersetzungsmechanismus | 3 ' | den Weg
nimmt. Teil dieses Mechanismus ist ohne Zweifel ein GP-Regelsystem der Richtung < > -»• [ ], das bei überwiegend graphisch gelernten Wörtern funktioniert. Für das Kastilische ist darüber hinaus aber auch ein phonisches Analogon zur graphischen Norm anzunehmen, entsprechend der Tatsache, daß es in dieser Sprache eine kodifizierte, non-dialektale, für die Hochsprache verbindliche Ausspracheform gibt, die z.B. von Alarcos Llorach beschrieben wird und damit in unser GP-Regelsystem eingeht. Das für uns wichtige Merkmal dieser Ausspracheform ist, daß sie relativ arm an freien Varianten ist. Wir definieren diese Ausspracheform daher wie folgt:
55
Def (16) „phonologischer1 Standard" Als phonologischer Standard wird das Prinzip vor allem kodifizierter Kultursprachen bezeichnet, jedem Wort möglichst nur eine einzige Folge von Phonemen zuzuordnen. Für das Kastilische ergibt sich prinzipiell wiederum ein doppelter Übersetzungsmechanismus : Lese-Mod (1):
Lex. Wort
GP-Regeln Die Rolle der GP-Regeln ist in dieser Richtung eher noch geringer als in der Schreib-Richtung zu veranschlagen: Die Vorstellung von einer Lautung, die erst Segment für Segment aus der Schreibung erschlossen werden muß, bevor sie präsent wird, ist sicherlich noch weniger realistisch als die umgekehrte Annahme, nicht zuletzt wegen des in vielerlei und teilweise auch psycholinguistischer Hinsicht sekundären Charakters der Schrift 2 . Was läßt sich über die Tätigkeit (iv) Vorlesen bzw. laut lesen bei der Verwendung der Skripta-Orthographie vermuten? Zunächst stellt sich die Frage nach dem phonologischen Standard. Da über die Strukturmerkmale der Skripta-Phonie keine Daten vorliegen, sind wir auf Analogie-Schlüsse angewiesen. Zwei Argumente sprechen gegen einen phonologischen Standard, wie er im Neukastilischen vorkommt: (i) Der in Galicien heute gesprochene Dialekt erlaubt, wenn man die Gesamtheit der vorhandenen (teilweise sogar normativ orientierten!) Grammatiken und Wörterbücher übersieht, weitaus mehr Varianten (freie und gebundene) als eine entsprechende Hochsprache. (ii) Die Existenz einer normierten Schriftsprache gilt gemeinhin als
1
2
56
Die terminologische Asymmetrie zur graphischen (und nicht: graphematischen) Norm folgt aus unserem Verzicht auf eine Unterscheidung von emischer und etischei Ebene in der Graphie, vgl. oben p.37 Fn.3. Vgl. oben p.35 Fn.2.
Voraussetzung für eine Standardisierung anderer Bereiche der Sprache. Da der Skripta schon die graphische Norm fehlt, ist die Annahme einer standardisierten Phonie noch weniger plausibel. Ein der Phonie fehlender Standard, der gleichwohl phonologische Konventionen erlaubt, führt zu folgendem Schema:
Lese-Mod (2):
I
Variationsbedingungen
Für den Regelapparat der Richtung < > — > [ ] ergeben sich folgende Konsequenzen: (i) Einige der Regeln müssen variantengemäß mit einem zusätzlichen Geltungsbereich versehen werden, der nicht die Form eines linearen Kontextes besitzt. Über die Art der Geltungsbereiche (diatopisch? diastratisch? stilistisch? ) lassen sich nur Vermutungen anstellen. (ii) Zur Beschreibung der freien Varianten werden Alternativregeln ohne differenzierende Kontexte
erlaubt. 57
Es bleibt die Aufgabe, die Modelle Schreib-Mod (2) und Lese-Mod (2) aufeinander abzustimmen. Dies ist notwendig, da Schreib-Mod (2) von einem unwahrscheinlichen variantenfreien © Wort als phonischer Einheit und LeseMod (2) von einem kontrafaktischen variantenfreien ® Wort als graphischer Einheit ausgehen; entsprechend sind Φ und ® zu korrigieren. Die veränderten Modelle:
1 Variantenbedingungen 58
Aus den Modellen ist ersichtlich, daß die Orthographie-Verwendung bei der Skripta ungleich komplizierter vorzustellen ist als bei einer Sprache mit normierter Graphie und standardisierter Phonie. Wir haben oben versucht, gemäß Frage (i) den strukturellen Eigentümlichkeiten der Skripta durch die Veränderung und Erweiterung des Regel-Inventars gerecht zu werden. Damit schließt sich die Frage (ii) nach der Rekonstruierbarkeit der Skripta-Phonie an. Wir können sie anhand von Lese-Mod (2') und damit unter vorläufigem Ausschluß der „eventuellen zusätzlichen Annahmen" wie folgt präzisieren: Es handelt sich darum, bei bekannter graphischer Struktur ^ ^
—
und unbekannter phonischer Struktur ^ a )
-
die beteiligten GP-Regeln sowie ihre Variationsbedingungen so zu spezifizieren, daß sie letztere Struktur aus ersterer ableitet. Anders ausgedrückt: Die oben Kap.A.3.1 verwendeten Regeln, ergänzt um die Zusätze für Schreib-Mod (2) und Lese-Mod (2), müssen für jeden einzelnen Buchstaben der Skripta so ausgewählt werden, daß sie das jeweils richtige phonische Element erzeugen. Wir unterscheiden bei dieser Aufgabe zwei Klassen von Problemen: (1) Solche, die sich aus den häufigen Strukturabweichungen von Graphie und Phonie auch moderner Sprachen mit graphischer Norm und phonologischem Standard ergeben. (2) Solche, die sich aus den verschiedenen Variantenbildungen in Graphie und Phonie bei Sprachen wie der Skripta ergeben. Unter (1) fallen folgende Fragen: R- oder Irr-Regel? Welches Abstraktionsniveau (Allophon, Phonem, Archiphonem)? Einzelsegment oder Segmentfolge? Welcher Pfeil ( -* oder )? Einfache oder Alternativregel? Wieviel Alternativen? Mit oder ohne Kontexten? Kontexte rechts- oder linksseitig? Welche Elemente als Kontexte? Welches Medium als Kontext? Unter (2) fallen folgende Fragen: Hauptregel? Nebenregel? Sporadische Regel? Kontextfreie Alternativ-Regel? Welcher Geltungsbereich der Regel (diastratisch, diatopisch, diaphasisch, diachron, sonstige) 1 ?
1
Hinter den Geltungsbereichen, die wir mangels Daten nicht ausführlicher behandeln können, verbirgt sich die früh erkannte und bisher nicht befriedigend gelöste Zielproblematik der Skriptaforschung: Liefert der am jeweiligen Ort gesprochene Dialekt das phonische Korrelat der Skripta oder besitzt sie eine Phonie sui generis? Möglicherweise ist auch die Alternative falsch, denn wer liefert das phonische Korrelat? Der Schreiber, der bei seiner Tätigkeit koartikuliert? Der Notar der ortsansässigen Partei? Der prozeßführende Bauer, der einige Textpassagen unbeholfen diktiert? Der prozeßführende Klosterabt, der andere Textpassagen, teils in Latein, diktiert? Der ortsfremde Notar der nicht ortsansässigen Partei, der anders als sein Kollege spricht? Ein Notar drei Generationen später, der das alte Schriftstück auswertet? Es ist klar, daß solche Fragen die Gefahr einer linguistischen Trivialisierung in sich bergen; sie weisen umgekehrt auf das ungelöste Idealisierungsproblem in diesem Bereich hin, das sich zum Datenproblem gesellt.
59
Die Beziehungen zwischen Graphie und Phonie der Skripta sind, wie die Aufzählung der formalen Möglichkeiten zeigt, so komplex, daß die in vielen Arbeiten zur historischen romanischen Lautlehre, die überhaupt zwischen Graphie und Phonie unterscheiden, vorherrschende — natürlich nur implizit vorhandene — Regelform < x > -* [y] sich als völlig ungenügend erweist. Welche Möglichkeiten gibt es nun, aus dem Reichtum des beteiligten Regelapparates die jeweils richtige Regel auszuwählen? Wir unterscheiden drei Klassen von Argumenten: (a) Solche, die die Form der Regeln betreffen (b) Solche, die den Inhalt der Regeln betreffen (c) Solche, die Aussagen zur Phonie unabhängig von Graphie und Regelapparat machen. Unter (a) fallen Beobachtungen zum kastilischen Orthographiesystem, die sich, berücksichtigt man auch weitere iberoromanische Aspekte 1 , mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die Skripta übertragen lassen: Zweisegmentige Elemente sind seltener als einsegmentige, mehrsegmentige nicht vorhanden. Fast alle Buchstaben der Klasse < V o k > finden sich in kontextfreien, ja sogar in wechselseitig uneingeschränkten Kontexten. Regeln mit linearen Kontexten sind andererseits fast ausschließlich auf Buchstaben der Klasse < K o n s > beschränkt. In den Kontexten finden sich die Buchstaben < e , i> besonders häufig und immer rechtsseitig etc. Unter (b) fällt ein empirisch motiviertes Prinzip, das wir tentativ wie folgt formulieren wollen: Sofern keine anderen Argumente dagegen sprechen, gilt im Zweifelsfalle die jeweilige lateinische Korrespondenz, also z.B. < a > -*· [a],
[p] und nicht * < a > -*•[t] oder * [s]. Dieses Prinzip, das selbstverständlich bei nicht-lateinischen Lautungen nicht funktioniert, gilt vermutlich für weite Bereiche der romanischen Skriptae und wird nur bei einer sich konsolidierenden graphischen Norm, verbunden mit einer siginiflkanten phonologischen Entwicklung, außer Kraft gesetzt 2 . Zu (c) gibt es verschiedenartige und verschieden brauchbare Methoden 3 . Da wir die Phonie der diachion angrenzenden Sprachstadien des Altgalicischen, nämlich des Vulgärlateins und des Neugalicischen als im Prinzip 4 bekannt voraussetzen können, reduzieren sich die Rekonstruktionsmöglichkeiten im wesentlichen auf folgende Fälle: 1
2
3 4
60
Argumentklasse (a) würde beträchtlich an Gewicht gewinnen, wenn die Orthographie aller iberoromanischer Sprachen vollständig beschrieben vorläge. Aber auch ohne diesen Datenstand sind punktuelle Vergleiche mit dem Portugiesischen (und Neu-Galicischen) sowie mit dem Katalanischen nützlich. Die Diachronie der GP-Regelapparate ist ein Gebiet, das unter systematischlinguistischen Gesichtspunkten bisher nicht behandelt wurde; hier wäre das Französische als Datenbasis geeignet. Vgl. auch Berschin (1974) p.124. Vgl. die Übersicht in Harweg (1966). Größere Einschränkungen sind für das Neugalicische zu machen, s. unten p. 192 f.
(i) Vit. und neugal. Lautstand sind identisch, dann ist der gleiche Lautstand auch für das Altgalicische anzunehmen; (ii) Vit. und neugal. Lautstand sind nicht identisch, dann muß geprüft werden, ob einer von ihnen auch für das Altgalicische anzusetzen ist; wenn nicht, muß unter Berücksichtigung weiterer Gesichtspunkte ein akzeptabler intermediärer Lautstand rekonstruiert werden; (iii) Vit. und neugal. Lautstand sind teilweise identisch, teilweise verschieden (mit oder ohne Kontextdifferenzierung); dieser Fall muß im Prinzip wie (ii) geprüft werden. Die aufgezählten Argumente, die schon insgesamt nicht sehr zahlreich sind, können im großen und ganzen nur Probleme der Klasse (1), also solche, die sich aus allgemein-orthographischen Gründen ergeben, abschwächen und hier und da vielleicht auch lösen. Die skripta-spezifischen Probleme, etwa diejenigen der Geltungsbereiche der Regeln, können — eventuell bis auf den diatopischen Bereich — mit ihnen kaum in Angriff genommen werden. Das komplizierte Diasystem, das in der Phonie mit der Schriftstruktur der Skripta korrespondieren kann (mit diatopischen, diastratischen, diaphasischen Varianten usw.), läßt sich mit den aufgezählten Verfahren nicht befriedigend rekonstruieren. Der Grund für diese Zielbegrenzung ist unmittelbar einsichtig: Rekonstruktionsargumente der Klasse (c) fuhren zu wenig mehr als zu einer dialinguistisch neutralen Sprachstruktur, die diejenige des Vulgärlateins an Detailliertheit nicht wesentlich übertreffen kann. Die Skripta hingegen liefert zwar eine beobachtbare detaillierte Sprachstruktur (die allerdings unter großen methodologischen Risiken aus dem Graphischen ins Phonische transponiert werden muß), als SpezialSprache mit Spezialfunktion stellt sie andererseits nur einen kleinen Ausschnitt aus dem gesamten Diasystem dar und darf keinesfalls als repräsentativ gelten. Es erscheint notwendig, sich diese Restriktion der Zielvorstellung vor Augen zu halten, da sie zur Reichhaltigkeit der eigentlich graphematischen Ergebnisse in starkem Kontrast steht. Wir werden in dem nun folgenden Teil der Arbeit die nordostgalicische Skripta in ihrer Graphie als ein eigenständiges, strukturell reichhaltiges und variantenreiches sprachliches Gebilde beschreiben — die Rekonstruktion der Phonie im Anschluß an diese Beschreibung führt bestenfalls zu einem Stück historischer Grammatik.
61
Β
DIE NORDOSTGALICISCHE SKRIPTA DES 13. BIS 15. JH.
1.
Allgemeine Vorbemerkungen
1.1
Philologische Daten
Der extreme Nordwesten der Iberischen Halbinsel ist im Hinblick auf verfügbare vulgärsprachliche Dokumente des späten Mittelalters vielleicht nicht so zuverlässig dokumentiert wie der restliche Norden 1 ; immerhin existieren jedoch zwei Urkundensammlungen, die als Basis für linguistische Untersuchungen verwendet werden können: A. Martinez Salazar: Documentos gallegos de los siglos XIII a los XVI. La Coruna 1911. M. Sponer: Documentos antiguos de Galicia. In: Anuari de l'Oficina Romanica de Lingüistica i Literatura 7 (1934) 113—192 2 . Die von Martinez Salazar edierten Uk stammen zum größten Teil aus dem Osten der heutigen Provinz La Coruna, zu einem geringeren Teil aus der heutigen Provinz Lugo; ein Dokument stammt aus dem nordöstlichen Grenzgebiet der heutigen Provinz Pontevedra, eins aus Orense. Die von Sponer edierten Uk stammen fast alle aus dem Gebiet der heutigen Provinz Lugo, vereinzelte auch aus den heutigen Provinzen Orense und Leön. Weitere Uk aus dem Süden und Westen Galiciens fehlen. Der Nordosten, der damit allein dokumentiert ist, umfaßt mit einer Fläche von etwa 100 X 100 km ein rela-
1
2
62
An Sammlungen ist neben der von R. Menendez Pidal initiierten Serie .Documentos lingüisticos de Espana', von der nur zwei Bände erschienen (Menendez Pidal (1919) und Navarro (Tomas) (1957)), noch die Studie von Staaff (1907) zu nennen. Nach dem Urteil des zweifellos besten Kenners der galicisch-portugiesischen Skriptae sind beide akzeptabel, Sponer in höherem Maße als Martinez Salazar. L.F. Lindley Cintra über Sponers Edition: „Elle l'a ete [sc. tentee] d'ailleurs avec un maximum de precautions scientifiques, inspirees par l'exemple des Documentos lingüisticos de Menendez Pidal". und über Martinez Salazar: „Ses editions semblent meriter . . . toute la confiance des linguistes". (L.F. Lindley Cintra: Les anciens textes portugais non litteraires, in: Straka (1963) p.172).
tiv kleines Gebiet. Die früheste edierte Urkunde der galicischen Skripta datiert von 1234 (? ), die späteste von 1516. Vor und nach diesen Daten wurden vergleichbare Urkunden in Latein bzw. Kastilisch abgefaßt. Alle von Sponer edierten Uk sind Originale. Martinez Salazar nimmt in seine Sammlung auch Kopien auf (Nr. 2, 52) und übernimmt zwei Urkunden aus anderen Editionen (Nr. 6, 7). Die vier genannten Uk werden in dieser Arbeit nicht ausgewertet. Die Datierung der verbleibenden 128 Notariatsurkunden kann zumeist direkt aus den Uk entnommen werden; nur in wenigen Fällen muß sie erschlossen werden. Die Übersicht: 1 13. Jh. Ml M3 M4 M5 M8 M9 MIO Mil M12 Ml 3 M14 M15 M16 M17 M18 Ml 9 M20 M21 M22 M23 M24 M25 M26 M27 M28 M29 M30 M31 M32 M33 M34 M35
1
1234-36?) 1242-52?) 1242-52?) 1242-52?) 1257) 1257) 1259) 1260) 1260) 1259-61) 1259) 1261) 1262) 1265) 1265) 1266) 1268) 1269) 1270) 1271) 1271?) 1272) 1273) 1274) 1275) 1275) 1275) 1277) 1278) 1278) 1279) 1281)
M36 M37 M38 M39 M40 M41 M42 M43 M44 M45 M46 M47 M48 M49 LEI LE2 LE3 OR 2 OR3 Sl S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8 S9 S10 Sil S12 S13 S14
(1282) (1282) (1282) (1282) (1282) (1283) (1283) (1284) (1289) (1289) (1291) (1296) (1297) (1300) (1254) (1256) (1268) (1264) (1272) (1255) (1265) (1268) (1276) (1277) (1281) (1296) (1257) (1260) (1265) (1266) (1272) (1282) (1283)
S15 S16 S17 S18 S20 S21 S22 S23 S24 S25 S26 S27 S28 S29 S30 S31 S32 S33 S34a S34b S35 S36 S37 S40 S41 S42 14. Jh. M50 M51 M53 M54 M55 M56
1284) 1285) 1285) 1293) 1259) 1259) 1259) 1259) 1261) 1265) 1265) 1267) 1267) 1267) 1269) 1271) 1271) 1271) 1273) 1274) 1284) 1286) 1274) 1269) 126. . .) 1285) 1303) 1305) 1332) 1348) 1354) 1362)
M57 M58 M59 M60 S19 S43 S44 S45 S54 15. J h . M61 M62 M63 M64 M65 M66 M67 M68 M69 M70 M71 M72 OR4 S38 S39 S46 S47 S48 S49 S50 S51 S52 S53
1374) 1381) 1390) 1394) 1309) 1325) 1364) 1375) 1302) 1403) 1415) 1422) 1428) 1431) 1434) 1447) 1468) 1474) 1488) 1500) 1516) 1410) 1423) 1470) 1406) Anf. 15. Jh.) 1430) 1435) 1449) 1450) 1479) 1494)
Μ = Martinez Salazar, S = Sponer. Die Zahlen sind die Urkundennummern der Editionen, wobei Martinez Salazars Numerierung vom Römischen ins Arabische transponiert wird. Sponers Uk aus Orense und Leon werden mit OR, LE + Ordnungszahl bezeichnet.
63
Bei der Lokalisierung ist für Sponer der mutmaßliche Ausfertigungsort maßgebend; sofern er nicht faßbar ist — der Normalfall —, wird die Herkunft der Zeugen u.ä. zur Lokalisierung benutzt (Sponer ( 1 9 3 4 ) p. 113f.). Bei Martinez Salazar fehlt eine systematische Lokalisierung. - Um eine möglichst einheitliche Behandlung der Uk beider Sammlungen zu erreichen, verwenden wir als Ordnungskategorie das in den Urkunden am häufigsten genannte vergleichbare geographische Merkmal, nämlich den Amtsort des Notars bzw. Schreibers. Bei jeder Uk werden darüberhinaus die anderen Ortsangaben (Herkunft der Parteien, Zeugen, Schöffen; strittige Liegenschaften etc.) sowie sonstige Hinweise (Identität von Notaren, Anzahl der Zeugen, Art des Streitfalles etc.) mitberücksichtigt, um Fehlschlüsse zu vermeiden 1 . Dabei zeigt sich, daß die Gefahr gravierender Fehllokalisierungen in den allermeisten Uk schon deshalb gering ist, weil die verschiedenen Ortsangaben der Uk normalerweise ein Gebiet von kaum mehr als 10 bis 15 km im Quadrat markieren. Eine Ausnahme von dieser Regel können allerdings die überregional mächtigen Klöster (Sobrado, Samos etc.) darstellen mit Streitigkeiten um entferntere Liegenschaften, bei denen nicht immer klar ist, ob der klösterliche oder der jeweilige Lokalnotar eingeschaltet wurde. Wir geben im folgenden eine vollständige Liste der von uns eruierten Lokalisierungen, wobei unsichere Zuordnungen mit ( ? ) markiert oder als Lokalisierungsalternativen präsentiert werden (s.a. Karten 1, 2, 3). Ml M3 M4 M5 M8 M9 MIO Mil M12 M13 M14 M15 M16 M17 M18 M19 M20 M21 M22 M23 M24 M25
1
64
Cabana Sobrado Caaveiro ( ? ) Caaveiro (?) Mugardos (?) Betanzos Ferreira de Pallares Pruzos Pruzos Pruzos Trasancos El Ferrol Sobrado Pruzos Mellid Pruzos oder Betanzos Pruzos(?) Trasancos Puentedeume Puentedeume Betanzos Betanzos
M26 Μ 27 M28 M29 M30 M31 M32 M33 M34 M35 M36 M37 M38 M39 M40 M41 M42 M43 M44 M45 M46 M47
Betanzos Puentedeume Puentedeume Villalba San Juan de Tuiriz Puentedeume oder Monfero Ferreira de Pallares Sevil (Monfero) Sobrado (Vilarmayor) oder Monfero Villalba Betanzos Sobrado Villalba Puentedeume La Coruna oder Sobrado Puentedeume Santa Juliana de Monfero Samos ( ? ) Quiroga Monfero El Ferrol ( ? ) Monfero
Die Lokalisierungen erfolgen mit Hilfe von Bleiberg, G. (ed.): Diccionario geografico de Espaiia. 17 Bde. Madrid 1 9 5 6 - 1 9 6 1 .
M48 M49 M50 M51 M53 M54 M55 M56 M57 M58 M59 M60 M61 M62 M63 M64 M65 M66 M67 M68 M69 M70 M71 M72 LEI LE2 LE3 OR2 OR 3 OR4 Sl S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8 S9 S10 Sil S12
Monfero Monfero Monfero Monfero Orense Samos Monfero Monfero Monfeio Puentedeume El Ferrol Betanzos Betanzos Monfero La Coruna Ferreira de Pallares Lugo Puentedeume Puebla de Parga Sobrado (?) Sobrado (?) Sobrado (?) Cesuras Padiia (?) (Puentedeume) Villafranca del Bierzo Villafranca del Bierzo Villafranca del Bierzo Temes Asadur Montederramo Villamea (?) (Pastoriza) Buron Buron oder Castroverde Buron Buron Buron Luaces (?) (Pol) La CoruFia oder Carano bzw. Muina (Pol) Castroverde oder Meira Castro de Rey Castroverde Meira
S13 S14 S15 S16 S17 S18 S19 S20 S21 S22 S23 S24 S25 S26 S27 S28 S29 S30 S31 S32 S33 S34a S34b S35 S36 S37 S38 S39 S40 S41 S42 S43 S44 S45 S46 S47 S48 S49 S50 S51 S52 S53 S54
Castro de Rey Meira (?) Castro de Rey Meira Castro de Rey Sobrado Meira Orense (?) Loyo Loyo Loyo Puerto marin Paramo Ferreira de Pallares Sarria (?) Sarria Loyo Guntin Samos Samos Sarria Sarria Sarria Sarria Samos Samos Lugo Lugo Temes Anllo (Sober) Monforte Monforte (?) Chantada oder Lugo Monforte Somoza (?) Monforte Monforte Monforte Monforte Monforte Brollon Monforte Monforte
In der Wiedergabe des Textes folgen Sponer und Martinez Salazar z.T. verschiedenen Prinzipien, obwohl sie beide einen möglichst diplomatischen Abdruck anstreben. Abweichungen gibt es zum einen bei der Kennzeichnung der Abbreviaturen: Sponer löst alle auf und markiert sie durch Kursive, Martinez löst sie — bis auf die Tilde für n, m — ebenfalls auf, markiert sie jedoch nicht. In der Wortzusammenschreibung bzw. -trennung folgt Martinez Salazar den 65
Urkunden genau (graphische Agglutinationen von Artikel, Präposition, Pronomen etc.; Trennung von Komposita etc.), während Sponer zum modernen Gebrauch hin korrigiert. Die teilweise voneinander abweichende Wiedergabe der Buchstaben bei beiden Editoren stellen wir in einer Tabelle zusammen, die in der dritten Spalte die Buchstabenformen enthält, die wir selbst bei der Verarbeitung wählen 1 . Martinez Salazar
Sponer
a b c ς d e f
a b c ς d e f
g h i k 1
A
Ε
j
II ι
J
J
J
J
I
L
a b c ?
s
g h i J k
d e f g 1 1
h i k
(inkl. j)
1
m m in in ~n Η
m m fh m Η Η n~
Ρ
m m+Tilde η +Tilde η ο Ρ
q
q
q
r R s t u V
r s t u
X
X
y
y
Ζ
Ζ
1
1
Η
Ν
Η
0
0
Ρ
1.2
Linguistische
f σ V V
s'
2
~
η
r s t u (inkl. v) X y ζ
I - , Tilde
Datenverarbeitung
Die mit den 128 Uk gegebenen graphematischen Daten werden in der vorliegenden Arbeit vollständig verarbeitet bis auf folgende Ausnahmen: (1) Lateinische und kastilische Textpassagen bleiben unberücksichtigt (Einzelwörter werden verarbeitet).
1 2
66
Die sekundäre Majuskelverwendung bei Satzanfängen und Eigennamen, die als Lesehilfe bei beiden Editoren erscheint, bleibt von vornherein unberücksichtigt. Zur Äquivalenz von s, s', und ζ vgl. unten p.109 f.
(ii) (iii)
Gattungswörter mit unsicherer Etymologie bleiben unberücksichtigt. Orts- und Personennamen werden nur dann verarbeitet, wenn ihre Etymologie unproblematisch ist. (iv) Abbreviaturen werden, da sie erschlossen werden müssen, nur in eindeutigen Fällen (Tilde für n, m; Kürzel für r etc.) verarbeitet. Wörter, die in der Mehrzahl der Belege ganz oder vorwiegend aus Abbreviaturen bestehen, bleiben unberücksichtigt (z.B. MONETA, SOLIDU, TESTES). Die linguistische Datenverarbeitung erfolgt in den vier Phasen der (a) Wortklassifikation, (b) Analyse der Meta-Elemente, (c) Kontext-Analyse und (d) der geographisch-historischen Projektion.
(a) Wortklassifikation Die 128 Uk werden nach graphischen Wörtern verzettelt. Die den Uk direkt entsprechende Worttrennung bei Martinez Salazar (s.o.p. 65 f.) wird modernen Prinzipien angepaßt, wie sie auch Sponer anwendet, um eine einheitliche Klassifikation zu gewährleisten. Die ursprüngliche Worttrennung wird jedoch bei der Verzettelung vermerkt, da sie als relevanter graphischer Kontext funktionieren kann. — Graphische Wörter werden nach ihren lateinischen Entsprechungen1 , in unserer Terminologie nach ihren Meta-Wörtern klassifiziert. Verbalmorphologische Varianten sowie solche der Wortbildung gelten dabei - entsprechend dem konventionellen Wortbegriff - als verschieden: Alle konjugierten Verbformen z.B. werden einzeln klassifiziert. Bei der Nominalmorphologie verfahren wir nach dem Zweckmäßigkeitsprinzip: Genus- und Numerusmorphologie bleibt im allgemeinen unberücksichtigt, so daß Sing und Plur, Mask und Fem eines Nomen im allgemeinen als zu einem Metawort gehörig klassifiziert werden. Ausnahmen von dieser Regel ergeben sich dann, wenn auf Grund der Variantendistribution ein differenzierender graphischer oder Meta-Kontext angenommen werden muß, etwa bei BENE be" gegenüber BENES b « s , BONU bom gegenüber BONA boa, CASALE casal gegenüber CASALES casares etc.
1
Maßgebend sind folgende etymologische Wörterbücher: Für allgemein-hispanische Wörter J. Corominas, Breve diccionario de la lengua castellana. Madrid 1961; für speziell westhispanische Wörter J. Corominas, Diccionario critico etimologico de la lengua castellana, 4 Bde., Bern 1954-1957; S. Buschmann, Beiträge zum etymologischen Wörterbuch des Galizischen. Diss Bonn 1965; in speziell morphologischen Fragen wird auch J. Huber, Altportugiesisches Elementarbuch. Heidelberg 1933 konsultiert. - Da Etymologie kein Arbeitsziel der vorliegenden Arbeit ist, wurde bei Wörtern, die aus Morphemgruppen bestehen (z.B. flektierte Formen, suffixale Bildungen etc.), nur die Etymologie der Morpheme überprüft. In den Tabellen können also durchaus Rekonstruktionen ohne Sternchen erscheinen.
67
(b) Analyse in Meta-Elemente Aus Def (3) des Meta-Elements geht hervor, daß die relevanten Einheiten der Meta-Ebene nur durch Überprüfung der durch sie etablierten GG-Korrespondenzen ausgewählt werden können. Dies bedeutet in der Praxis fur jeden lateinischen Buchstaben eine Serie von tentativen Metakontext-Restriktionen, bis die idealiter allgemeinsten und gleichzeitig homogensten Korrespondenzklassen etabliert sind. Wir wollen den Analysegang an einem Beispiel zeigen. Das provisorische Meta-Element Ν etabliert zwischen allen Skripta-Wörtern, deren Meta-Wort ein Ν enthält, die allgemeinste GG-Korrespondenzklasse mit den Korrespondenz-Elementen „nn, n+Tilde, n, Tilde, φ". Dabei sind n, Tilde und φ Hauptvarianten, n+Tilde Nebenvariante und nn sporadische Variante. Eine erste Homogeneitätsprüfuhg der Korrespondenzklasse führt zu drei verschiedenen tentativen Meta-Elementen: (i) (ii)
(iii)
Meta-Element Skripta-Element Meta-Element Skripta-Element Haupt Varianten: Sporad. Variante Meta-Element Skripta-Element Haupt Varianten: Nebenvarianten: Sporad. Variante
Ν / •, KONS η Ν / KONS n, Tilde, φ n, Tilde φ Ν / VOK VOK nn, n+Tilde, n, Tilde, φ Tilde, φ n, n+Tilde nn
1
Für die Meta-Elemente (i), (ii) können durch weitere Kontext-Aufspaltungen keine homogeneren Korrespondenzklassen mehr gefunden werden. In Meta-Element (iii) hingegen führen weitere Aufspaltungen des Kontexts VOK VOK (Art der VOK—Meta-Elemente sowie der Akzent spielen eine Rolle) zu homogeneren Korrespondenzklassen. Die jeweils speziellste und homogenste Korrespondenzklasse wird durch ein Meta-Element mit dem ExtremKontext „Einzelwort" etabliert, deren Varianten als LexVar klassifiziert werden. Zusammengefaßt: Die adäquaten Meta-Elemente nehmen in diesem Analyseverfahren eine mittlere Position auf der Restriktions-Skala ein, an deren einem Ende der lateinische Buchstabe ohne restringierenden Kontext und an deren anderem Ende der lateinische Buchstabe im Kontext „Einzelwort" stehen. Die Position auf der Skala ergibt sich durch den Schnittpunkt zweier Optimierungstendenzen: ein möglichst wenig restringierter Meta-Kontext kombiniert mit einer möglichst homogenen Korrespondenzklasse (die wieder-
1
68
Zu den Notationsformen s.u. p.71 f.
um durch die Zahl der Varianten und den Anteil von Haupt-, Neben- und sporadischen Varianten bestimmt wird) 1 . (c) Kontext-Analyse 2 Nach der Festlegung der Meta-Elemente und damit der Skripta-Elemente erfolgt durch systematische Verknüpfung von Korrespondenz-Elementen mit verschiedenen umgebenden Bedingungen der Skripta-Ebene die KontextVariantenklassifizierung. Allgemeine Prinzipien für die Heuristik der KontextVar(Text) lassen sich überhaupt nicht angeben: Hier müssen geduldig wiederholte Lektüre der Uk zum Isolieren von Textpassagen (meist formelhafte Wendungen) führen, die als differenzierender Kontext funktionieren. Entsprechend hoch dürfte nach unserer eigenen Einschätzung die „Dunkelziffer" sein. Die Heuristik der KontextVar(Graph) ist aus verschiedenen Gründen einfacher und das Zuordnungsverfahren von Variante und Umgebungsbedingung damit sicherer; Zum einen ist die Menge der den Kontext konstituierenden Buchstaben überschaubar, zum anderen kann das schon klassifizierte Datenmaterial verwendet werden und zum dritten erlaubt die Isomorphic von Meta- und Skripta-Elementen eine gezieltere Hypothesenbildung als dies bei KontextVar(Text) möglich ist. In bestimmten Fällen kann allerdings nicht eindeutig entschieden werden, ob die Kontextrestriktionen, die sich in Variantenbildungen manifestieren, auf der Meta-Ebene (durch die Formulierung des Meta-Elementes) oder auf der Skripta-Ebene (durch Kontext Var(Graph), also mit Buchstaben der Skripta) formuliert werden. Ein Beispiel: Das Verb RECIP— hat einen variierenden Skripta-Stamm receb-/ recib-. Der mit der Variante i korrelierende Kontext kann schon auf der Meν
/
ta-Ebene (Ε, I / — (KONS) Γ), aber auch erst auf der Skripta-Ebene ( / (Kons) i, y) formuliert werden, ohne daß deskriptive Voroder Nachteile daraus resultieren würden. (d) Geographisch-historische Projektion Die Analyse der UkVar, ChronVar und TopVar erfordert ein spezielles Verfahren. Dies besteht in der Projektion der Daten auf ein Formblatt, das nach
1
2
Eigene Versuche, eine mathematisch korrekte Formulierung der angesprochenen Einfachheitsmetrik zu finden, haben bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu akzeptablen Lösungen geführt. Gemeint sind hier ausschließlich Kontexte auf der Skripta-Ebene. Die LexVar sind in bestimmtem Sinne auch Kontext-Varianten; sie unterscheiden sich von den KontextVax (Graph) bzw. (Text) jedoch insofern, als ihr Kontext nicht nur auf der Skripta-Ebene, sondern - als Folge der Äquivalenz von Meta-Wort und SkriptaWort - auf der Meta-Ebene und der Skripta-Ebene zugleich definiert wird.
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geographischen und historischen Parametern konstruiert wird und eine direkte Einsicht in urkundentypische, diachrone und diatopische Distribution sowie deren Korrelationen erlaubt. Es handelt sich dabei um ein zweidimensionales Koordinatennetz. Auf der Ordinatenachse werden die Zeitabschnitte eingetragen (Dekaden im 13., halbe Jahrhunderte im 14. und 15.Jh., entsprechend der Datenlage) und auf der Abszissenachse werden in einer bestimmten linearen Abfolge — analog z.B. zum „Strich" des FEW — die geographischen Lokalisationen eingetragen. Jeder Urkunde wird nach Lokalisierung und Datierung ein Punkt im Koordinatensystem zugewiesen. Dieses Formblatt kann mit etwas Übung durchaus als Kartensimulation (inkl. historischer Dimension) verwendet werden. In Fällen von Unklarheit wird daneben eine „echte" geographische Karte verwendet, die dann allerdings nur für einen bestimmten Zeitabschnitt gilt. Projiziert werden prinzipiell Skripta-Elemente mit ihren Varianten. Um alle potentiellen Varianten-Korrelationen zu erfassen, werden kontextabhängige Variantenklassen (LexVar, KontextVar (Graph), KontextVar (Text)) jeweils gesondert projiziert. Ein Beispiel: Dem Meta-Element „Ü, 0 / — (KONS) (VOK) KONS VOK" entspricht das Skripta-Element „o, u, e". Die Nebenvariante u ist dabei LexVar u.a. in MULIERE und COGNOSCUTA, die beide.auch die Hauptvariante ο aufweisen. Die geographische Projektion zeigt jedoch eine signifikante Distribution nur für MULIERE (mit grosso modo u im Osten, ο im Westen), während bei COGNOSCUTA ο und u geographisch unspezifisch verteilt sind. Da die Erfahrung zeigt, daß Wörter in graphematisch-dialektgeographischer Hinsicht einen gewissen Eigenwert besitzen, wird in dieser Arbeit bei der geographisch-historischen Projektion wie folgt verfahren: Prinzipiell gehen alle erkennbaren Kontextrestriktionen als Differentialfaktoren in die Projektion mit ein. Darüber hinaus werden variierende SkriptaElemente in Wörtern, die in mehr als ca. 20 Uk belegt sind, von vornherein zunächst wortweise projiziert, auch wenn LexVar nicht erkennbar ist. Nur wenn diachrone und/oder diatopische Distribution des Skripta-Elementes in den einzelnen Wörtern nicht signifikant differieren, werden die Einzelprojektionen zur Gesamtprojektion des Skripta-Elementes zusammengefaßt. Eine Bemerkung ist noch zur Zählweise der ChronVar und Top Var erforderlich. Im Koordinatensystem sind Urkunden als Schnittpunkte nicht mehr teilbar. Nun sind jedoch mehrere Belege des gleichen Skripta-Elementes (mit gleichen oder verschiedenen Varianten, vgl. LingDat (5)) in ein und derselben Uk eher die Regel als die Ausnahme. Wir müssen also angeben, wie Mehrfachbelege ins Koordinatensystem eingetragen werden. Folgende Prinzipien halten wir für angemessen: Mehrfach belegte gleiche Varianten gelten als ein Beleg, verschiedene Varianten werden je einmal gezählt. Nur ein deutliches numerisches Mißverhältnis der Belege zweier oder mehrerer verschiedener Varianten wird markiert. Beispiel: In der in Kap.A.l zitierten Urkunde gibt es drei verschiedene, je einmal belegte Formen von ABBATE, nämlich 70
abbade, abade, albade. Entsprechend werden alle drei Varianten des SkriptaElementes von BB ins Koordinatensystem eingetragen. In der Urkunde M64 hingegen kommt abbade einmal, abade achtmal vor. Hier wird b als Normal-, bb als Sondervariante eingetragen.
1.3
Darstellung
Das linguistische Datenmaterial, das nach den in Kap.B. 1.2 dargestellten Prinzipien verarbeitet wurde, wird in einer abschließenden Phase nach Darstellungsaspekten aufbereitet. Dabei werden zunächst diejenigen Meta-Elemente, deren Skripta-Elemente keinerlei oder nur geringfügige oder unbedeutende Variantenbildung aufweisen, als uninteressant ausgeschieden. Die folgende Datenpräsentation ist in diesem Sinne noch weniger vollständig als die vorausgehende Datenverarbeitung. Sodann wird das Datenmaterial nach bestimmten Konventionen gegliedert und beschrieben. Erste Ordnungskategorie für die Skripta-Elemente und ihre Varianten sind natürlich die definitiv bestimmten Meta-Elemente. Sie werden in folgender Reihenfolge aufgezählt: Zunächst werden die zur Klasse VOK, danach die zur Klasse KONS gehörigen Meta-Elemente jeweils in alphabetischer Reihenfolge beschrieben; es folgen die aus Sequenzen von lat. Buchstaben bestehenden Meta-Elemente, zunächst solche mit gleichen Buchstaben (BB, CC . ..), dann diejenigen mit | als zweitem Bestandteil, dann solche mit y als zweitem Bestandteil und schließlich diverse andere Gruppen, alle ebenfalls in jeweiliger alphabetischer Reihenfolge. Die Notation der Meta-Elemente folgt den oben in Kap.A.2.2.3 dargestellten Prinzipien: Alle Meta-Elemente inkl. ihrer Kontexte werden zur Unterscheidung von Skripta-Elementen in Majuskeln notiert. Bei der Kontextnotation werden wenn möglich die Klassenbegriffe VOK bzw. KONS verwendet. Nicht relevante Kontexte werden nicht notiert. Diese Regelung gilt auch für die intrinsischen Merkmale ~ der VOK-Elemente: Das Meta-Element Ε steht sowohl für Ε wie für E. Unabhängig davon gilt natürlich weiterhin die binäre Notation des Simultankontextes für VOK-Elemente „akzentuiert" (graphisches Symbol „ " ' ) bzw. „nicht akzentuiert" (graphisches Symbol Null): Das Meta-Element Ε wird durch die Notation selbst als „nicht-akzentuiert" ausgewiesen. Fakultative Kontextbestandteile werden in runde Klammern ( ) gesetzt: Der Kontext / (KONS) • ist eine verkürzte Schreibweise für die Kontexte / • und / - K O N S • . Das Beispiel dient gleichzeitig als Illustration für die Notation des Spatiums mit dem typographischen Symbol • . Der Übergang von der Meta-Ebene zur Skripta-Ebene wird mit einem doppelschäftigen Pfeil =» bzw. ο statt 0 => e wie in ROBURE, ROBURATIONE (Typus reuor, reuorazon); (ii) 0 2 => ο statt
99
Ο => φ wie in L A B O R - , LIBER, ROBURA mit analogen Akzentverhältnissen. Die sporadische Variante φ erscheint in S 1 boys BOVES, M60 deudo DEBUTU, Μ 9 ataude täbüt und M63 falla, M72 fala FABULAT. Ein signifikanter Meta-Kontext / U, U ist möglich. Eine Sonderstellung nimmt das Wort CIVITATE ein, in dem sowohl die Hauptvariante u als auch die Varianten b und φ vorkommen. Die Belege: M65 giudade neben gibdade; M68 cibdade, gibdade neben gidade; M69 gibdade; M70 gibdad; S38 giudade; S39 giudade neben gidade. Die sporadische Variante pu (einmal pb) ist als LexVar auf die verschiedenen Formen des Verbs SCRIBERE sowie auf SCRIBANE beschränkt (z.B. M65, p. 144, Z.23 escripujr etc.). Die Belege:
pu SCRIB-
pb
M63 M65 M70 M66 M67 M69 OR4
SCRIBANE M66 S49
M69
u
b M18 M26 M34 M41 M49 M57 M69 S 7 S27 S35 S46
M72 S39
M60 M62 M72 S 8
M72
Μ9 M19 M27 M35 M42 M50 M58 M71 S 8 S28 S36
Mil M20 M28 M36 M43 M51 M59 LEI S 9 S31 S37
M12 M13 M22 M23 M29 M30 M37 M38 M45 M46 M53 M54 M60 M61 LE2 LE3 S12 S18 S32 S33 S40 S43
Μ5 S42
M29 S44
M48 S45
M15 M17 M24 M25 M31 M32 M39 M40 M47 M48 M55 M56 M62 M64 S 2 S 4 S19 S24 S43a, b S44 S45
pu ist offensichtlich ChronVar im 15. Jh. Eine Erklärung für diese auffällige Variante liefert das Partizip SCRIPTU, das für Ρ eine fast analoge ChronVar aufweist. Belege:
Φ
Ρ M25 M65 S52
M26 M56 M61 M64 M66 M67 OR3 S49
M13 M15 M45 M47 M62 M63
M18 M19 M50 M51 M72 S24
M30 M53 S54
M34 M38 M55 M58
Die Varianten φ im 13. und 14. Jh. (Ausnahmen M25, M26, M56, OR3) und ρ neben φ im 15. Jh. als ChronVar und StratVar(Lat) entsprechen in ihrer Distribution grosso modo den Varianten u und pu bei SCRIB-, SCRIBANE, z.T. sogar bis in die einzelnen Uk hinein. Die Nebenvariante pu ist also wohl als eine von SCRIPTU „falsch" übertragene StratVar(Lat) zu deuten. Für einen Zusammenhang spricht auch die Tatsache, daß die Formen von 100
SCRIB- und SCRIPTU normalerweise im gleichen Textstück der Uk, nämlich in der Autoren- und Herkunftsangabe am Ende der Uk stehen. Ein möglicher Einwand gegen eine solche Deutung, der sich auf die eben doch nicht vollständige Ko-Distribution von Β => pu und Ρ => ρ stützt (vgl. M25, M26, M56, M61, M63, M64, OR3) kann zumindest partiell entkräftet werden: Da die „falsche" Übertragung der Strat Var(Lat) ρ einen Schritt mehr als deren bloße und „richtige" Anwendung erfordert, ist die Existenz von Uk, die SCRIPTU mit p, aber SCRIB-, SCRIBANE mit u schreiben, nicht verwunderlich. Den umgekehrten Fall, den wir allerdings unerklärt lassen müssen, gibt es nur einmal, nämlich in M63. Die Nebenvariante 1 ist als LexVar auf DUBITA beschränkt (Belege in Μ 8, M13, M16, M42, M47, M50, M55, M67, LE2, S 3, S 4, S19, S20, S42, S43, S45, S46, S48, S49; Ausnahmen nur im 15. Jh.: φ in S50, S52 duda und b in S51 dubda). Meta-Element: C, CH, Κ / • , KONS A,0,U Skripta-Element: c, ch, qu, k Distribution der Varianten: c ist absolute Hauptvariante. Die Nebenvariante ch findet sich als französische Entlehnung in S24 chantres, S39 chantre mit entsprechenden KoVar; darüberhinaus in Μ 1 alchayde, alchaydes, alchaide, alchaides neben alcahaide; M13 chabeza neben cabega; M39 merchador; M71 merchantes. Die Nebenvariante qu findet sich in M14 quada (Verschreibung, wie der Kontext „quada que mandar queir" zeigt); M41 blanquos; M56 qualmo; M69 quortelas neben cortelas; S53 branquas. k in Μ 8, Μ 9 kaendas ist StratVar(Lat). C, CH / • , KONS c, ς , ζ , 0
Meta-Element: Skripta-Element: Belege mit c, ς : c
AE, Ε, I
ς
13. Jh. ARCHI-
M 5 S23
Mil S29
M12 S35
S12 S41
S22
M21
CELLAR-
M 5 M45 S27
Μ 9 S 4
M13 S 5
M24 S 8
M43 S12
M18
CENTENU
S 4
S28
S31
S36
S40
CENTU
M39
CERA
M34
M38
M37
M48
M44
S 5
S36 M21 S37
101
c CERTU
M40
S16
CIBARIA
Μ 4
Μ 9
CIBATA
Μ 4
Μ 5
CIMA
M17
Μ25
QNISIA
Μ 5
CINQUE, -AGINTA
M39
CIPOLLA
S37
CONCILIU
Μ 3 S 3
MANCIPU
Μ47
Μ 9 S 8
Ρ
Μ47 S36
Μ15
S14
S36
Μ21
Μ48
S 2
ΜΙ 8
Μ38
S 9
Μ38
Μ24
S 2
ΜΙ 8
MERCEDE
S16
14. Jh. ARCHICAELU
Μ56 Μ56
CELLAR-
S44
CEMETERIU
Μ56
CENTENU
S54
CENTU
Μ54 S43
Μ56 S45
Μ58 S54
Μ50
Μ53
Μ55 - S 1 9 Μ58
CERTU
S45
CIBARIA CIMA
Μ59
S19 S44
S45 Μ56
Μ57
CINQUE, -AGINTA
S43
Μ57
S54
a RCA
S54
EXCEPTIONE
S54
15. Jh. ARCHI-
Μ65
CAELU
Μ60
CANCELLA
S47
CELLAR
OR4
CENSU CENTENU
S38
CENTU CERTU
S46
S48
S50
Μ68
Μ69
Μ68
Μ69
S51
S54
S48
S49
S38
S49
Μ71
Μ72
S51
S52
S51
c
9
CIMA
M61 S47
M62 M63 M68 S48 S49
CINQUE +AGINTA
M64
M69
S50
S53
CIPPA S48
CIVILE
M62
CIVITATE
M68
S39
M67
M72
M63 M66
CONCILIU MERCEDE
S52
M63
CIRCA
EXCEPTIONE
S51
M72
M65 S39
M68 M69 M70
S38
S50
S38
M65
Distribution der Varianten: ς ist insgesamt Hauptvariante mit absolutem Übergewicht im 14. und 15. Jh. Im 13. Jh. überwiegt c mit Schwerpunkt in den frühen Uk, während ab ca. 1280 ς häufiger ist. Die Variante ζ erscheint sporadisch in Μ 8 conujnzimento, M36 zemiterio. Die Variante φ ist als LexVar auf EXCEPTIONE beschränkt (Belege: M58 eyxjQon; M61 exepgo; M63 eixeipo; M69 exeppo). Meta-Element: C / KONS Τ Skripta-Element: φ, c Distribution der Varianten: φ ist Hauptvariante (z.B. in (AD)IUNCT-, PERCUNCT-, PUNCTU)._ c ist StratVar (Lat) in SANCTU (zumeist wohl in der Kürzelform sco, sca) in MIO, M22, M23, M26, M28, M30, M39, M40, M46, M53, M56, M57, M59, M62, L E I , OR2, OR3, S 4, S15, S20, S21, S23, S24, S25, S26, S28, S32, S34a,b, S35, S40, S41. Meta-Element: C / VOK Τ Skripta-Element: y, i, c, uc, u, b, φ Distribution der Varianten: y neben seltenerem i (beide teilweise in Kürzelform) sind absolute Hauptvarianten. c ist StratVar (Lat) in folgenden Belegen: AUCTORIC- Μ 1, M12, M13, L E I , LE2, S 8, S12; CONTRACTU M62; DIRECT- M13, OR2, S20, S24; FACTU M l , M12, M13, M24, M25, S 1, S21, S23; FRUCT- M9, M14; LACTE M9; OCTAVA Μ 9, M15, M21; OCTO S28, S46; OCTUBER M33, LE3, S2; PACT- Μ 9, M12, M24, OR3, S 1, S 8; RECTU M13; TRACT A R E M69, S20. Die Belege liegen fast alle vor 1275, mit Schwerpunkt vor 1260; c ist also 103
gleichzeitig ChronVar. c ist - neben φ - häufig in DICTU im 13.Jh., zumeist in Kürzelform dcö, del etc. (M12, M13, M15, M16, M17, M19, M20, M21, M23, M24, M25, M26, M28, M29, M32, M36, M39, M46, LEI, OR2, S 2, S 4, S 5, S 6, S 7, S 8, S10, S12, S13, S14, S17, S21, S22, S23, S24, S25, S26, S27, S29, S32, S34b, S35, S37, S40, S41, S42). Die Nebenvariante uc ist auf das 14.Jh. beschränkt: S54 auctas, S44 contraucto, douctor. CONTRACTU nimmt auch im 15.Jh. eine Sonderstellung ein mit M63 contrauto, M70 contrabto neben M62 contrato, contracto; Belege für dieses Wort im 13Jh. fehlen. φ ist weitaus häufigste Variante in AUCTORIC- mit passim outorg- und hobtorg- in S41; auffällige Ausnahme ist M69 oitorgamos mit i. φ kommt ferner vor in S 1 Utubro und Μ 5 coleta. ch ist Korrespondenz-Element des Meta-Elements CT / VOK VOK und natürlich StratVar (Kastil) in M71, M72, S19 dicho(s), dicha(s) sowie in M71 fecho. Meta-Element: C / VOK A, 0 , U Skripta-Element: g, gu, j, c, ch, y Distribution der Varianten: g ist absolute Hauptvariante. Die Nebenvariante gu ist — mit Ausnahme von Μ 5 coyguos CANONICU KontextVar (Graph) im Kontext e. Belege: Μ 4 alugueyro; M68, M69, M71, S46, S54 pague; M56, M64, M69, M70, LEI, S54 paguen, M64 pague; S39 paguemos; M38 salguero. Daneben wird auch die Hauptvariante g verwendet: M56, M62 nogeyra(s); M56, M72 page; M62 pagemos. g erscheint in diesem Kontext auch in MONICU, und zwar völlig ohne Konkurrenz durch gu (Belege in Μ 8, Μ 9, M13, M15, M16, M17, M19, M24, M30, M32, M45, M50, M53, M56, M62, M69, S 2, S 4, S 6, S12, S16, S26, S30, S32, S41, S44). Auf MONICU beschränkt ist auch die sporadische Variante j (Belege in M64, M69, M70, S50), die g in diesem Wort im 15.Jh. fast völlig ablöst. c ist StratVar (Lat) in M64 apostolico, M70, M71 apostolica (gegenüber S24 apostolego); M72 boticas (gegenüber 0 R 2 , S49, S52 adega mit völlig verschiedenen KoVar); M62, M63, M66, M69 canonico(s) (gegenüber LEI, LE3, canoligo, S20 coego, canoigo, Μ 4 cööygos, Μ 5 coygos, coyguos, M65 coogo); Μ 9 clericus, S 1 clerico (gegenüber passim clerigo); S51 vaco (gegenüber S50 vago); M62 eclesiastico, M68 ecclesiastica; M61 peconja. Die Belege stammen zumeist aus dem 15.Jh. c ist ebenfalls StratVar (Lat) in Komposita mit PRO, RE: M30, M53 procurapo, S44 procuracon;M53, M64, M69, M70, S12, S44, S54 procurador; Μ 4 recadar, S47 recabdar, M64 recadador; M22 reconosco, LE3 reconozco; S44 recudir, rrecudan. Die Variante ch kommt neben c vor in M l 3 macar, machar. dayan DECANE mit y in S41, S44, S53 ist französisches Lehnwort. 104
Meta-Element: C / VOK Ε, I Skripta-Element: z, s, s (inkl. σ), c, ς, sc, sg, t, χ , g Belege: ζ
s
13. Jh. CRUCE
S34b
DECE
M16
M32
DECEMBRU
Ml 3
M43
S16
S37
DIC-
Μ 4 S 8 S35
M13 S12 S36
M21 S21
M36 S22
OR2 S24
DUCENTOS
s, σ
c
t
S12 S13 S12
S28
Μ 3
Μ22 S 9
M13
M15
M23
M39
M41
M22
DUODECIM(A) OR 2
S 1
S 4
S 6
S16
M45
FAC-
Μ 1 M14 M25 M30 M37 M44 S 2 S12 S23
Μ 4 M15 M26 M31 M38 M47 S 3 S14 S29
Μ 8 M16 M27 M33 M39 LEI S 4 S16 S35
Μ 9 M20 M28 M34 M40 OR2 S 6 S21 S40
M13 M23 M29 M35 M41 OR 3 Sil S22
S 7 S26
S12 S42
FEC- außer FECI
Μ 8 M26 S12
M12 M27 S20
M13 M40 S24
M15 M18 M42 M48 S34a
S12
S42
HAUZ
S 2
S 5
IAC-
M14 M28 LE3 S17 S30
M17 M32 S 2 S21 S35
M18 M34 S 4 S22 S40
M21 M38 S10 S23
M25 M48 S15 S24
S28
IUDICE
Μ 8 M30 S 4 S20
Μ 9 M31 S 5 S24
M13 M38 S 9 S27
M14 S 2 Sil
M18 S 3 S13
S 9
Μ 1 Μ 3 Μ 9 Μ29 S 1 S18 S21
S13 S17
M31
S15
Μ 3 Μ13 Μ24
S28
Μ 3
LE2
NECESSARIU NUCE
sς
Q
OR2
S37
Μ 9
M20
NUCETU M43 PACE
M21
M23
M25
S41
S28
105
ζ M28 M47 S17
M31 M34 OR 2 S10 S35
s M39 S13
M45 S15
s, α
c
M49
SC
S42
PLAC-
Ml 3 M15 M38 M41 S 4 S20
M20 M42 S24
M21 M37 OR 2 S 2 S35 S41
S 9
PLACITU
Μ 8 Μ 9 M30 Μ32 M42 Μ45 S18
M14 M15 M19 M34 M37 M38 M46 OR2 LE3
Μ 3 S 9
Μ 20
QUINDECIM
M22
RADICE
M31
S 2
RECIP-
M17
Μ39
TRECENTOS
S 3
Sil
M41
Μ 4 Μ 8 M13 M16 M22 M43 S 2 S16 S27 S28 S29 OR2
M18 M38 M45 M47 M49 S 7 S13 S15 S17 S32
S42
TREDECIM
M29
VECINU
Μ 1 S 5
M36
M40
S 2
S 3
VICE
Μ 4
M13 M20
M27
S27
VOCE
Μ 3 Mil M15 M16 M20 M21 M26 M27 M31 M32 M36 M38 M44 M45 M49 LE2 S12 S13 S20 S21 S25 S32 S40
106
?
M12 M13 M17 M18 M22 M23 M28 M29 M33 M34 M39 M40 M46 M47 S 1 S10 S15 S16 S22 S23 S34a,b
S 7
S42
M14 S 7 M19 S26 M25 M30 M35 M41 M48 Sil S18 S24 S35
S14
Μ 5 Μ 3
S 8
sp
14. Jh. M56
CODICILLU DECE
M53
DECEMBRU
S54
DECIMU
M53
DIC-
M53
DUCENTOS
M59
M56
M58
M58
S54
M59
S54
S45
S54
DUODECIM(A) M50
M57
FAC-
M50 M57
M53 M58
M54 M59
M55 S43
M56 S54
S44
FEC- außer FECI
M53 S54
M54
M56
M58
M59
S44
HAUZ
M56
IAC-
M55
M56
M57
S43
IUDICE
S54
NUCETU
M54
PACE
M55
M57
M58
M59
PLAC-
M60
S45
M58 S44 S19
S44
M54
S44
S19
PLACITU
M51
PROCESSU
M53
QUATTUORDECIM
S54
RADICE
M56
M60
S43
S54
S19 M54 M57 M59 S44
RECIP-
TREDECIM
M55 M58 M60
S45
VECINU
M58
VICE
S54
VOCE
M50 M59
M58
M60
M51 M60
M56
M57
M58 S19
15. Jh. COCINA CODICILLU
S51 M62
107
s
z
s,
c
SQ
9
σ
CRUCE
M67
DECE
M62 S46
DECEMBRU
M70
M63
M69
M71
M72
S39 S51
S50 S52
S50
DECIMU
M66
DECIPITU DIC-
M61 M66
M62 M67
M63 M68
M64 M69
M70 S48
M65 M72
M64 M70
DIOCESI 550
DUCENTIOS
S51
S39
DUODECIM(A)
S46
M67 S48
OR4
LICENTIA
M67 S 49 S53
S48 S50
MUNICIPALE
M63
M61 M66 M71
M62 M67 M72
M63 M68 S49
FEC- außer FECI
M65
M68
M72
IAC-
M61 M69
M62 M71
M63 S46
IUDICE
M62
M65
PACE
M61 M70
M63 M71
PLAC-
M69
M72
PLACITU
M68
M67 M72
M65 M70 S51
S39 S51 S53
S53 OR4 S48
FAC-
M64 M69 S50
S47
S50 S52
M70 S38 547 548 S50
S39 M66 S49
M68 S49
M68
M69
S38 S48 S51
S38 S52
S39 S50 S52
S38 S47 S53
S47
M64
PROCESSU QUINDECIM
M62
RADICE
M63
RECIP-
108
S53 M72
S39 S48 S52 S38 S46
M61 M63 M67
M62 M65 M68
M72 S39 S51
t
ζ
s'
s, σ
c
sc
M69 M71 S48 S50 VECINU
M61 M68 M72
M63 M69
VICE
Μ 64 M66
VOCE
M61 M67 S46
M62 M70 S50
M65 M70
M66 M71
M63 M71
M66 M72
S47
S38 S39 S51
M70 S47 S49 S53
S52
M68 M70 M72
M70 S49
Vorbemerkung: Sponer u n d Martinez Salazar folgen, wie schon oben p. 6 6 b e m e r k t , verschiedenen Transskriptionsprinzipien. Während Sponer zwischen z, s, s, σ, ς , c unterscheidet, verwendet Martinez Salazar als Korrespondenz-Elemente von C / V O K • — - Ε, I nur z, c, ς (dazu isolierte Belege mit s in Μ 3 uos, plaso(s); M70 desir, fasendo, voses). Es steht also zu v e r m u t e n , daß Martinez Salazar die Buchstaben, die Sponer m i t z, s wiedergibt, in ζ z u s a m m e n f a ß t . Andererseits würde Martinez Salzar s u n d σ eher mit s transskribieren, das er für sämtliche s-Allographe verwendet. Da s u n d σ als Korrespondenz-Elemente von C / V O K Ε, I für phonische Deutungen relevant sein k ö n n t e n , m u ß also zunächst die Distribution der Varianten z, s, s, σ in den Uk Sponers im Hinblick auf mögliche Äquivalenzen untersucht werden. Die Äquivalenz von ζ u n d s ist problemlos u n d paläographisch abgesichert, s u n d σ erscheinen j e d o c h auch in Korrespondenzen mit anderen Meta-Elem e n t e n , nämlich S, SS in verschiedenen Meta-Kontexten. Für die Mehrzahl der oben angeführten s- bzw. σ-Belege h a t t e bereits Lindley Cintra 1 einen Lesefehler Sponers fur möglich gehalten. Diese V e r m u t u n g k ö n n e n wir durch drei Beobachtungen stützen, die sich aus den Belegen ergeben: (i) s, σ als TopVar u n d ChronVar korrelieren mit s als T o p V a r (Meira) im 15. Jh. und als ChronVar (ab 1450). Hingegen gibt es keine Korrelation mit z; (ii) s, σ erscheinen nur in Uk, die auch oder vorwiegend s h a b e n (Ausnahme vos in S49 m i t sonst z); (iii) O b w o h l s, σ in der Mehrzahl aller Belege KorrespondenzElemente der Meta-Elemente S, SS sind u n d damit in eine Klasse mit / gehö1
„Malgre le soin mis par Μ. Sponer a distinguer les differents types de s: / , O, s', et s, je me demande si, dans ces mots, on ne trouve pas tout simplement des exemples de l'emploi normal d'une forme speciale de s a trait superieur droit qui vaut normalement z" (Lindley Cintra, in Straka (1963), p.203 f.) 109
ren, werden sie als Korrespondenz-Elemente des Meta-Elementes C / VOK Ε, I nie durch J ersetzt; σ hinwiederum findet sich als KorrespondenzElement von C / VOK Ε, I fast nur im Kontext „Vok — - V o k " , als Korrespondenz-Element von S ist es weitgehend auf den Kontext • be schränkt. Die distributioneilen Übereinstimmungen mit s sowie die distributionellen Abweichungen von s, σ, f als Korrespondenz-Elemente von S, SS erhärten also die Vermutung, daß es sich bei s, σ als Korrespondenz-Elemente von C / Vok Ε, I um spezielle graphetische Sub-Varianten von s handelt. Distribution der Varianten: ζ ist in den von Sponer edierten Uk absolute Hauptvariante bis ca. 1450. s (inkl. s, σ) ist bis zu diesem Zeitpunkt TopVar in Meira sowie verstreut in Süd-Lugo (S26, S28, S42; diese Uk fallen auch durch verschiedene Doppelgraphien auf, vgl. unten S / • , S / VOK VOK, F / • ). Ab 1450 überwiegt s' (inkl. s,a), ζ wird zu einer relativ seltenen Nebenvariante. In den von Martinez Salazar edierten Uk ist ζ absolute Hauptvariante in allen Jahrhunderten. Die Nebenvariante c wird hauptsächlich bis ca. 1270 verwendet, danach überwiegt deutlich die Nebenvariante mit Cedille g . Diese ChronVar stimmt grosso m o d o mit derjenigen von C / • , KONS , Ε, I überein (s.o.). c, g sind StratVar(Lat) mit KoVar in CODICILLU, DIOCESI, LICENTIA, MUNICIPALE, NECESSARIU und PROCESSU. c, ς überwiegen auch deutlich in RECIP- in allen Jahrhunderten, ohne daß hier von StratVar(Lat) gesprochen werden könnte. Auf RECIP- beschränkt ist auch die Nebenvariante sg (daneben sc in M56 codescillo, M72 rescevjn). Die Nebenvariante t als KontextVar(Graph) k o m m t nur im Kontext • vor, in dem sonst — ebenfalls als KontextVar(Graph) - ausschließlich ζ oder s (inkl. s, σ) verwendet werden, nicht aber c oder ς (Ausnahmen M22 Paig; S19 pag, uog; S26 Esteueg). Sie erscheint außer in den aufgezählten Belegen hier und da auch in den Patronymika auf-ICI, die ζ als Normalfall und seltener s, σ fin 1 5 . Jh. aufweisen. Belege: Μ 3 Diat, Fernandit, Pirit, Uermuit; M13 Paet, Suaret, Froyat, Uermuet; M22 Uermuit; M62 Lopet; S 1 Gonzaluit; S 8 Gomet, Peret; S27 Esteuaet, Froyat, Guillelmet; S41 Fernandet, Payt, Peret, Sanchet. Es handelt sich bei t um ausgeprägte ChronVar bis 1270 (auffällig der einzige Spätbeleg M62 Lopet). Die Varianten g, χ sind als LexVar auf FECI beschränkt. Die Belege:
110
ζ M14 M37 M60 OR2 S17 S47
M15 M38 M61 S 5 S17 S52
M18 M41 M62 S 6 S24
M19 M48 M64 S10 S28
M27 M49 M65 Sil S39
M28 M54 M69 S13 S42
M35 M56 LE3 S15 S44
X
g
M21
M29 M36 M49 M56 OR 3 S14 S16
g ist demnach ChronVar im 13. Jh. (Ausnahme: M56 fige neben ffiz). TopVar ist nicht festzustellen. Meta-Element: D / VOK VOK Skripta-Element: φ, d, 1 Distribution der Varianten: φ ist absolute Hauptvariante. d ist StratVar(Lat) - zumeist mit KoVar - in Μ 3 produtiö; M l 3 obedecessen; M56 codescillo, codegillo; M62 codigillo; M65 obedesgendo; M66 edifigios. Variation zwischen φ und d findet sich in S54 concluyron, concluydo gegenüber M64 concludiron, concludimos sowie in S16 mergee gegenüber M65 merpede. Die Nebenvariante 1 ist als LexVar auf PRODE (S38, S39, S52, M71 prol gegenüber M69 pro, OR2 proes) und die verschiedenen Formen von IUDICARE (Belege in M13, M21, M64, S 4, S 5, S54) beschränkt. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
F/ • f, ff
f
ff
13. Jh. FABA
S31
FABRE
S23
FAC-
Μ1 M14 M25 M32 M40 OR2 S 8 S16 S29
FACTU
Μ 1 Μ 8 M12 M13 M21 M23 M13 M24 M27 M28 M24 M25 M27 Μ 29 M31 M35 M31 M33 M39 M41 M38 M40 M43 M46 LEI LE2 M45 M49 OR 3 S 1
Μ3 M15 M26 M33 M41 OR 3 Sil S18 S30
Μ4 Μ16 Μ27 Μ35 Μ46 S 1 S12 S21 S34a
Μ8 M21 M28 M37 M47 S 3 S13 S22 S35
Μ9 Μ22 Μ29 Μ38 LEI S 4 S14 S23 S40
Ml 3 M23 M30 M39 LE2 S 6 S15 S27 S42
M20 M36 M47 S 9 S42
M27 M38 M49 S12
M31 M44 S 2 S16
Μ 34 M46 S 7 S26
111
f OR2 S10 S24
OR 3 Sil S27
S 4 S13 S35
ff S 5 S15 S36
FALLESC-
M46
FAMILIARE
Μ 8
Μ 9
FEBRUARIU
M14
Μ32
Μ34
Μ44
FEC-
Μ 1 M15 M29 M41 OR3 S15 S28
Μ 3 Μ18 Μ35 Μ42 S10 S16 S34a
Μ 8 Μ19 Μ36 Μ48 Sil S17 S42
Μ12 Μ21 Μ37 Μ49 S12 S18
S 6 S17 S40
S 8 S20
S 2 S16 S32 S42
S 3 S 6 S21 S23 S34a, b
S 7 S31 S37
M34 M36
M13 M26 M38 LE3 S13 S20
M14 M27 M40 OR 2 S14 S24
S 9
S12
S33
M24 M49 S42
M28 S 5
M36 S 6
M48 S16
S 6
FERIA
S28
FER-
M25
FERRARE
Μ 5
FERRARI U
MIO S18
Μ18 S26
Μ30 S29
Μ32
M37
M39
FESTA
Μ 5 S20
LEI S36
OR2
S 2
S 4
S14
FIDATORE
Μ 1
Μ13
OR2
S34b S40
FIDE
Μ16
Μ40
S20
FIDELE
Μ 9
Μ33
S 4
FIGIC
Μ 4 Μ37 S22
Μ 8 Μ38 S23
Μ 9 Μ45 S33
Μ16 LE3 S40
Ml 7 S 6 S41
M34 S18
M19 M48
M44 S26
M46 S28
M47 S42
FILI ECCLESIAE (+IA)
Μ 8 Μ31
Μ13 Μ44
Μ21 Μ46
Μ23 Μ49
M25 S18
M28 S41
Mil M41
M13 M48
M20
M29
FILIU, -A
Μ 3 Μ15 Μ26 Μ35 Μ47 S 6 S19 S30
Μ 8 Μ16 Μ27 Μ39 LE2 S 7 S21 S32
Μ 9 Μ18 Μ29 Μ40 OR 2 S 8 S22 S33
MIO Μ21 Μ31 Μ41 OR3 S10 S26 S35
M12 M23 M33 M42 S 1 S13 S27 S36
M13 M25 M34 M44 S 4 S18 S29
Mil M47 S42
M20 M48
Μ 24 M46 M49 OR 2
FILIU DE ALIQUOD (+IA)
Μ37
S 5
FIN-
Μ34
Μ36
FIRME
Μ 9 Μ21
Μ12 Μ22
Μ13 Μ23
M14 M24
M17 M25
M18 M26
MIO M36
M20 M38
M28 M44
112
S 6
S28
M31
M31 S28
f
FIRMITUDINE
M27 M37 M49 S18
M30 M38 LE3 S24
M40
OR 3
M31 M39 S 3 S32
ff M33 M40 S 4 S36
M34 M46 S 8 S42
M35 M47 S 9
FISCALE
S31
S37
OR2
FONTE
M23 S 4
M27 S 6
M33 S13
FORA
LE3
S 3
S33
FORMA
Μ 8
FORARIU
S 3
FORMALE
M12
FORMOSU
M47
FORTE
M30
FORTI-
Μ 1
M13
M15
FORU
S 3
S 4
S 5
FOSS-
S 9
FOVIU
Ml 3
M39 S29
M43 S40
LE3 S41
Mil M29 S28
M20 M31
M22 M38
S37
S42
M36 M49
M38
M21 M36 M47 S 2 S13 S37
M24 M38 M48 S 6 S16 S42
M28 M41
S28
M36
S14
M44 S 9
FRAGA
M25
FRATRE1 (Typus frey, frayre)
Μ 4 M49
M13
M19
M21
Μ 34 M40
Μ 8 M46
M19 M47
FRATRE 2 (Typus frade)
Μ 8 LE3
Μ 9 OR2
M13 S18
M15
M18
M25
M36
M46
FRUCT-
Μ 9 OR2
M14 S42
M15
M32
M34
M40
FUI-, FUE-
Μ 1 Mil Μ17 Μ24 Μ33 Μ40 LEI S 4 S12 S18 S25 S32
Μ 4 M12 M18 M25 Μ 34 M41 LE2 S 5 S13 S20 S26 S35
Μ 5 M13 M19 M26 M35 M42 LE3 S 8 S14 S21 S27 S36
Μ 8 M14 M21 M27 M37 M43 OR2 S 9 S15 S22 S28 S40
Μ 9 M15 M22 M29 M38 M46 OR3 S10 S16 S23 S29 S42
MIO M16 M23 M32 M39 M49 S 3 Sil S17 S24 S30
Mil M29 M44 M49 S 7 S26
M20 M31 M45 OR2 S 9 S28
FUNDU
M18
OR 3 S27
FURNU
S 4
S17
M38
113
ff
f M13
S33
FAC-
M59
M60
S43
FACTU
M60
S44
S45
FEBRUARIU
M58
S44
FEC-
M56
M59
FURT14. Jh.
M50 M56 M60 S54
M53 M57 S19
M54 M58 S43
M55 M59 S44
M50 M57 S54
M51 M58
M54 M59
M56 S43
M53 M60
M54 S54
M56
M58
FERRARIU
M50
M56
M57
FERRATORE
M53 M55 M59
M56 S43
S19
S44
S44
S45
S54
FIGIC-
M60
S44
S45
S54
M50 M57
M54 M58
FILI ECCLESIAE(+IA)
M55
M56
M58
S44
M57
M59
FILIU, -A
M50
M56
S45
M50 M57
M51 M58
M55
M56
FIN-
M56
FIRME
M60
S44
S54
M51 M57
M54 M58
M55 M59
FIRMITUDINE
S44
S45
FONTE
M54
S19
FORA
S44
FORMALE
S44
M50
M51
M56
M59
M54 M58
M56 M50 M56 S43 M54 S44
S45
S43
FORTE
M56
FORTI-
M56
FORU
S43
FRATRE1
M51
FRATRE 2
S45
S19
S43
FRONT-
M53
M50
M53
M54
M55
M50 M55 M59
M51 M56 S43
M53 M57 S54
M56
M57
M58
M53
M57
M60
FRUCTFUI-, FUE-
FUNDU
114
M50 S19
M53 S44
M56 S45
M58 S54
M59
M60
f
ff
15. Jh. FABULAT
M72
FAC-
M61 M67 OR4 S49
M62 M68 S38 S50
M63 M69 S39 S51
M64 M70 S46 S52
M65 M71 S47 S53
M66 M72 S48 ·
FACTU
M61 M68 S38 S51
M62 M69 S39 SS 2
M63 M70 S47 S53
M64 M71 S48
M66 M72 S49
M67 OR4 SSO
M64 OR4
M65 S39
M67 S47
M68 S48
S50
M63
FALLESC-
M69
S46
FEBRUARIU
S48
S51
FEC-
M61 M69 S52
M62 M72
FERIATU
M64
FER-
S48
S50
FERRARIU
M61
M64
M69
S38
FESTA
OR4
S49
S51
S52
FIDE
M72
S39
FIDELE
M69
M70
FIGIC-
M61 M70 S49
M62 OR4
M63 S38
M65 S39
M66 S47
M67 S48
FILI ECCLESIAE (+IA)
M61 M72
M62
M63
M66
M67
M71
FILIU, -A
M61 S46
M62 S47
M66 S48
M69 S52
M70 S53
OR4
FILIU DE ALIQUOD(+IA)
M63
S39
FIN-
M68 S48
M70 S49
M71 S50
S39
S46
S47
FIRM-
M68 S49
M69 S50
M72 S51
S38 S53
S39
S48
FIRME
M61 M69 S47
M62 M70 S48
M63 M71 S49
M66 M72 S52
M67 S39
M68 S46
S46
S52
FIRMITIA
M72
FONTE
M69
M72
S38
FORA
M63
M66
M67
115
ff FORMA, -ALE
M62
M66
FORTE
S39
S52
FORTI-
M66
FORU
M67 M68 M69 M70 S38 S39 S46 S47 S48 S50 S51 S52 S53
FRANK-
M63 M65 S38
FRATRE1
M62 M63 M64 M68 M71
FRATRE 2
OR4 S47
FRAUDE
M71
FRONT-
M69
FRUCT-
M62 S38
FUI-, FUE-
M61 M67 OR4 S49
M62 M68 S38 S50
S49 S49
S48
M63 M69 S39 S52
FUNDU
M61 M62 M66
FURNU
M69
M64 M70 S46 S47 S53
M65 S48
Distribution der Varianten: Die Tabelle weist insgesamt f als Haupt- und ff als Nebenvariante aus. ff ist ChronVar mit deutlicher Unterzahl im 13. Jh., Überzahl im 14. Jh. und verschwindend geringer Vertretung im 15. Jh. Eine von der durchschnittlichen geographischen Verteilung abweichende Ballung und damit TopVar ff zeigt sich zum einen in Monfero von 1290 bis 1374 (M47, M48, M49, M50, M51, M55, M56, M57), ferner in geringerem Maße in Meira im 13. Jh. (S 7, S 9, S16) sowie in Süd-Lugo (S28, S31, S37, S42). Es handelt sich hier offensichtlich um zeitlich begrenzte lokale Schreibtraditionen. Auch die Distribution der ChronVar ff im 14. Jh. kann präziser beschrieben werden. Im Zentrum und Süden der Prov. Lugo endet die Dominanz von ff schon wieder in der Jahrhundert-Mitte (M53, M54, S43, S54), die Uk ab 1450 haben ausschließlich oder überwiegend f (S44, S45) und gehören damit zum „modernen" Typ des 15. Jh. Für Nord-Lugo und die Provinz La Coruna fehlen genügend Daten; immerhin bleibt anzumerken, daß die oben erwähnte Lokaltradition Monfortes mit ff sich ungebrochen bis 1374 (M57) fortsetzt. Das 14. Jh. bietet also trotz genereller ff-Dominanz lokal kein einheitliches Bild. Im 13. und 14. Jh. ist ff in FACTU überdurchschnittlich häufig vertreten. Eine nähere Untersuchung ergibt folgendes Bild: ff ist offensichtlich Kontext Var(Text) in der Datumsformel vom Typus „Feyta a carta en era de . . . "
116
bzw. seltener „A carta feyta . . . " etc. Die Nebenvariante ff erscheint in diesem Kontext immer dann, wenn die Uk überhaupt ff verwendet. Dies gilt für Uk, die ff nur in diesem Kontext, sonst aber f verwenden (M27, M33, S 1, S 3, S21, S23) ebenso wie für Uk, die ff auch in diesem Kontext, anderweitig ff bzw. f oder ff verwenden ( M i l , M24, M28, M31, M39, M41, M45, M49, M50, M51, M56, M57, M58, M59, M60, S 2, S 6, S 7, S16, S31, S32, S34a, S34b, S37, S42, S43). Die Gegenprobe: Von den Uk im 13. und 14. Jh., die diese Formel außerdem noch aufweisen, widerspricht nur S 5 mit vier ff-Belegen (2 χ ffrey, ffiz, ffernan), aber f in der Formel („Feyta y o u e s . . . " ) dieser Regel. Die übrigen (M12, M16, M17, M21, M22, M23, M25, M40, M43, S i l , S13, S15, S17, S20, S22, S27, S35, S36, S40) entsprechen ihr, insofern sie keinen einzigen ff-Beleg haben, weder in der Formel noch außerhalb. Es läßt sich vermuten, daß mit der Doppelgraphie ff, sofern sie dem Schreiber überhaupt akzeptabel erschien, der Beginn eines technisch wichtigen Abschnittes markiert werden sollte. Die Formel wird mit dem Ende des 14. Jh. ungebräuchlich, sie kommt später nur noch selten vor (M62, S39, S47, OR4) und dann ohne die ff-Markierung. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
G/• g, i, φ
Ε
OR2 M66 M67 S38 GENERATIONE
M17 M26 M39 M49
M20 M27 M41 M58
M23 M33 M44 M60
M24 M25 M28 M36 M31 M56 M48 M57 S21
M49 S 1 Μ1 M18 M25 M31 M56 S 1 S28
M12 M19 M27 M39 M57 S12 S34b
M13 M21 M29 M49 M58 S19 S41
M14 M23 M30 M50 M67 S26
Distribution der Varianten: Die Varianten sind partiell wortabhängig. GERMANU hat als LexVar durchgehend φ, in den übrigen Wörtern ist g Hauptvariante; i (nur in GENERATIONE) ist Nebenvariante.
117
Meta-Element: G / KONS Skripta-EJement: g, gu, φ, i Distribution der Varianten: g ist absolute Hauptvariante, gu erscheint isoliert in S20 enguano, die übrigen Nebenvarianten sind auf QUINGENTOS beschränkt. Belege: OR2, S 2, SI 1, S46 quinentos; M72 qujnentos; j ist wohl StratVar (Kastil) in M71 qujnjentos, g ist StratVar(Lat) in M16 quingentos. Meta-Element: G / VOK A, 0 , U Skripta-Element: g, gu, φ g ist absolute Hauptvariante, gu ist KontextVar(Graph) im Kontext „ e, i". Belege: M67 regueyro gegenüber M56 rregeyro, M63 rrigeyro sowie M68 roguey, M56 roguen gegenüber M72 roge. φ erscheint in 0 R 2 leal, S28 leaes LEGALE und S39 real, M72 reales REGALE. Meta-Element: G / VOK Ε, I Skripta-Element: φ, g φ ist absolute Hauptvariante (z.B. in S14 maestre, S24 seelo SIGILLU etc.). g ist StratVar(Lat) in M65 corregedor; M64 diligentemente; M56 ymagen, M69 legitimo, legytimo(s); LEI regina; M72 registro; Μ 5 setuagesima. Meta-Elemten: I/• Skripta-Element: i (inkl. j), y Distribution der Varianten: i ist absolute Hauptvariante. Die Nebenvariante y erscheint unter folgenden Bedingungen: a) Sporadisch im 13. Jh. in M28 yaz; M31 yograr; M38 yazem; S 2 yaz; S 5 youes, yaneyro. b) Häufig in IAM im 13. Jh. Belege: y
1
Μ8 Ml 8 M33 S 7 S22
Mil M21 M34 S13 S27
M12 M22 M43 S14 S30
Ml 3 M23 M46 S15 S31
M14 M24 M49 S16 S32
M15 M25 LE3 S17 S35
M17 Mil M20 M27 M28 M31 M38 M26 M39 M41 M48 M49 LEI LE3 0R2 S 2 S 3 S 5 S 9 S21 S37
Im 14./15. Jh. erlauben die spärlichen Belege kein klares Bild (i in M60, M63, M64, M72, S44; y in M58). y ist demnach im 13. Jh. in IAM TopVar in Puentedeume, Pruzos, Monfero, Villalba, Meira, Burön sowie in Villafranca del Bierzo, d.h. an der nördlichen und östlichen Peripherie des untersuchten Gebietes. Die unter a) gesammelten zusätzlichen Belege passen in diese Distribution (s. Karte 12).
118
Meta-Element:
l D J / VOK
Skripta-Element: Belege:
y, i (inkl. j), g, gi, φ , di, dy, de, χ
i
y
g
ADIUNCT
M68
M69
ADIUT-
Μ 9 M62 S 2
M13 M66 S 3
M16 OR 2 S54
Ml 7 M26 M62 M69 S 7 S16 S32 S44 S47
M22 M56 M63 M71 S 8 S19 S33 S45 S48
M23 M60 M68 OR2 S10 S21 S35 S46 S53
AI- außer AIO (HABI- außer HABIO)
Mil M24 M28 M58 S 3
M20 M25 M31 M65 Sil
M21 M27 M33 M72 S41
ALKHAIIAT
M41 S43
M46
S23
VOK
Φ
gi
di
M12 S40
M25 LE2
M36
ARCHIDIACONU
Μ 5 M12 M56 S35 S39
AUDIENTIA CUIU
Μ 34 M42
M55
M18
S28
M33 S 7
M49 S16
M60 M67 S44
M62 M69
M36
DEIECTHODIE
M38 SIS
M66 S38
INDODIU
Mil M21 S12 S44
Μ 9 M42
S 2
M13 M66 S21 S23 S40 S49
M42 OR4 S22 S38 S45
Μ 8 S21 S23
M18 S22
M22 M39 M41 S46 M36
MAIORDOMU M13
S 5
S39
MAI ORE
M19 M40 M54 M62 S 1 S14 S39 S44
M35 M47 M56 M67 S 6 S17 S41 S45
M13 M39 M50 M58 OR2 S12 S37 S42
Μ 9
S13
S46
119
i
y MAI U
Μ 9 M28 M67 OR3 S28
M12 M29 M72 OR4 S40
M25 M48 OR2 S 4
g
Φ
gi
di
S10
MEDIATU
LE2
MEDIETATE
Μ 9 M15 M20 M34 M43 M47 M58 M69 LE2 S16 S30 S48 S51
Μ14 Μ16 Μ32 Μ38 Μ46 Μ55 Μ63 Μ72 S15 S25 S33 S50 S54
Μ 4 Μ 8 Μ21 Μ42 LE2 S15 S24 S28 S50
Μ 5 Μ15 Μ34 Μ47 S10 S16 S27 S46 S54
MEDIU
M13
MODIU
M43 S31 S52
M47 S36 S54
Μ 3
OR 2 S45
Μ 4
OBOEDIENTE
M43 M54 M71 S14 S37 S42 S46 S52:
POSSEDI-
Mil M27 S 8
M21 M28 S25
M23 M31 S30
M12
Μ 20
SEDI-
MIO M16 M24 M29
Ml 3 M17 M25 M33
M15 M21 M27 M36
Μ 8 M19 M26 M31
M14 M20 M28 M35
120
S51 Μ 4: de M68: de
M18 M23 M29 M37
M22 M32 M36 M39
Μ 9 M12
Μ37 LEI OR2 S 7
Μ72 LE2 S 1 S12
M44 M69 OR4 S31 S39 S45 S49 dy
i
y M39 M44 LE3 S 3 S 6 S18 S36 S43
VIDI-
M41 M46 OR3 S 4 S 9 S20 S37
M42 M49 S 2 S 5 Sil S28 S42
M38 M44 M50 M56 M60 M65 M68 OR4 S 8 S15 S19 S31 S39 S46 S50 S53
M40 M47 M54 M57 M62 M66 M69 S 4 S10 S16 S26 S32 S44 S47 S51 S54
g M43 M41 M48 S40 M55 S10:x M58 M63 M67 M71 S 7 S13 S17 S27 S38 S45 S48 S52
di
Φ
gi S14 S20 S22 S24 S30 S41
S16 S21 S23 S29 S34a,b
M13
ΑΙΟ (1. Sing. Präs. von HABERE) hat eine Vollform ayo, aio, ago und eine Kurzform ey, ej, hey. Die Belege: y AIO
g
(h)ey
ej
Mil M24 M28 M31 M17 M23 M56 M60 M41 M12 M21 M22 M27 M33 M42 M49 LEI M62 M67 S 7 S16 M23 M36 M54 S40 OR3 S41 S18 S34b S39 M63 S 6 S33 S34a S40 Distribution der Varianten: Die Varianten sind zum Teil wortabhängig ohne weitere Differenzierungen (y in MAIORE, MAIU, MODIU, POSSEDI-; i in ADIUNCT-, ADIUT-; φ in DEIECT-, MAIORDOMU, MEDIETATE; di als StratVai(Lat) in ARCHIDIACONU, AUDIENTIA, OBOEDIENTE. An Ausnahmen sind in diesen Wörtern nennenswert: φ in MAIORE in frühen Uk und y in MAIORDOMU, vermutlich als StratVar(Kastil). In den übrigen Wörtern (AI-, AIO, ALKHAIIAT, CUIU, HODIE, SEDI-) werden mehrere Varianten verwendet, wenn auch nicht alle Varianten in allen Wörtern: φ ist auf ALKHAIIAT und SEDI- beschränkt und in ALKHAIIAT fehlen i und g. Die Nebenvarianten gi und χ erscheinen nur sporadisch in Μ 9, M12 bzw. S10. Die Nebenvariante di, dazu dy, de sind über die oben genannten Wortfixierungen hinaus disponible StratVar(Lat) in MEDIATU, MEDIU, MODIU. Diese scheinbar ungeordnete Variantenvielfalt in den variierenden Wörtern gehorcht dennoch bestimmten Restriktionen. Zum einen sind y, g, gi, χ, φ 121
ChronVar im 13. Jh. (Ausnahmen: M55 cuya; M58 ayades, M65, M72 aya; S43 alffayate, seya; M72 sea; die Ausnahmen sind zumindest teilweise Strat Var(Kastil)), während im 14. und 15. Jh. die schon früher vertretene Variante i zum fast ausschließlichen Korrespondenz-Element wird. Zum anderen sind g, gi TopVar im Nordwesten, φ in SEDI- ist TopVar im Osten und Süden (s. Karte 13). Die häufigsten Varianten y, i hingegen erscheinen in den variierenden Wörtern im 13. Jh. gemischt und ohne signifikante Distribution. Unregelmäßig ist auch die Distribution von Voll- und Kurzform von AIO. Meta-Element: L/D Skripta-Element: 1,11 1 ist absolute Hauptvariante. 11 erscheint isoliert in S 4 llexar neben lexar; vgl. auch M65 trasllado neben traslado. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
L / KONS (VOK => 0) 1, r, 11; in Uk von Sponer auch: Kürzel für r
1
r
Küizel für r
13. Jh.
BLANK-
M25 M31 M33 M41 S 4
CLERICU
Μ3 M13 M23 M33 M38 OR 2 S 8 S18 S28
CUMPL-
Μ 9 M19 M43 OR2
DUPL-
ECLESIA
Μ9 M14 M24 M34 M42 OR3 S10 S20 S29
S13
S15
Mil M12 M17 M19 M30 M32 M36 M37 M46 LEI S 2 S 4 S16 S17 S22 S24 S33 S34a,b
Μ 1 M13 M32 M34 M36 S24 M38 M40 M47 S30 M12 M17 M22 M25 M26 Μ 4 Mil M20 M23 M24 M27 M33 M39 M41 M45 M28 M31 M36 M48 S 1 M49 S34a, b S 6 S 7 S 8 S21 S22 S23 S40 M32 M45 LEI OR 2 S 1 M13 M14 M19 M30 S 6 S29 S 4 S 6 S 8 S10 S12 S 7 S20 S35 S24 S28 S30 S33 S 8
S12
ECLESIARIU IMPLACIT-
M38 M45
INSIMUL
M40
122
MIO M15 M28 M35 M44 S 1 S15 S21 S32
M28 M40 S28 S17
S33
MIO M16 M36 M38
S 6 S26
Ml 3 M25 M35 M38 OR 3 S13 S21 S35 S41
S28 S42
1
Γ
IOCULARE
Kürzel für r
M31
M48
M42 S20 S27
Ml 3 S 9
M21 S41
M31
M38
S 1
M34 S12
M37 S20
Ml 3 M44 S41
M14 M46 S42
M30 M47
M32 S 2
Μ 34 OR2 S 9 S18 S28 S40
Μ 9 M42
M15 M45
M19 LE3
Μ 9 M37 S18
M14 M38
M20 M46
M30 OR 2
M34 S 9
M17
M18
S14
S 4
S18
S25
M23 S 2 Sil
M28 S 3
M31 S 4
M38 S 5
M47 S 6
M22 S 4 S14 b
M35 S 5 S24 S42
M44 S10 S28
S 7
S35
M53
M58
S43
M51
M54
M56
OBLIC-
OR2
PLAC-
M15 M49 S21 S35
M20 OR 2 S22
M37 S 2 S23
M41 S 4 S24
PLAQTU 1 (-eyto)
Μ 3 M38
Μ 8 M42
M15 S 4
PLACITU 2 (-azo)
Μ 3 M32 OR 2
Μ 8 M37 S18
PLATTIA
S 2
POPUL-
S 2
PUBLICU
M21 S 2 SI 3 S34a,
OR 3 S12 S33
S 3 S26 S30
14. Jh. BLANKCLERICU
M51
CONCLUD-
S54
CUMPL-
M50
DUPL-
S19
ECLESIA
M51 S54
ECLESIARIU
S44
S54
M60
S43 S54
M58 M53
M56
M59
S44
IMPLACIT-
S54
M56
OBLIC-
M54
PLAC-
M60
PLACITU 1 (-eyto)
M50 S54
PLACITU 2 (-azo)
M51
PLATTIA
M50
POPUL-
S44
S44
M53
M59
M55
M56
S45 S43
M56
123
S45
Γ
1 PUBLICU
Kürzel für r
M54 S44
15. Jh.
M66 M67 M68 M71 M72 S53
BLANK-
S50
CLERICU
M62 M66 M70 S46 S50 S51 S53
CONCLUD-
S50
CUMPL-
M66 M71 M72 S49
S50
DECLAR-
M62 M68 M72 S38
S51
S49 M66 M67 M68 M71 M72 S53
DUPL-
M63
ECLESIA
M62 M64 M65 M68 S39 S47 S49
ECLESIASTICU
M62 M68
M62 M65 M68 M69 M70 S38 S46* S51 S52 S53 S48
S47
M61 M72 S39
S46
IMPLACITOBLIC-
M63 M70 M71 M72 S38 S39 S46 S47 S49 S50 S51
PLAC-
M72
M69
PLACITU 1 (-eyto)
M64 M66 M68 M69 S38 S47 S48 S49 S50 S51 S52
S53
S46
PLACITU 2 (-azo)
M68
PLATTIA
M66
M61
S48
POPUL-
M67 M68 M69 S48 S53
S52
M69
PUBLICU
S39
M67
SAECULARE
M68
M62
Distribution der Varianten: In allen Jahrhunderten sind 1 und r etwa vergleichbar häufig vertreten; TopVar ist nicht feststellbar. Einzelfälle mit Abweichungen von dieser relativ gleichmäßigen Verteilung sind nicht selten: In CLERICU, CONCLUD-, DECLAR-, ECLESIASTICU in allen Belegen sowie in PUBLICU im 13. Jh. findet sich nur oder fast nur 1, eventuell als StratVar(Lat). 1 überwiegt ferner in ECLESIA, PLACITU 1, 2 im 14. und 15. Jh.; r hingegen ist häufiger als 1 in INSIMULund CUMPL-, dazu im 14. und 15. Jh. in BLANK-, Es scheint also, als ob bei pauschal gleicher Disponibilität von 1 und r in diesem Kontext 124
einige Wörter eher zur Konstanz tendieren als andere. 11 schließlich findet sich in S28 Eglleia, Egllesia neben Ecclesia; S39 igllesia neben iglesia. Anzumerken ist, daß POPUL- im 15. Jh. Formen mit Metathese aufweist: M65 proua, M69 prouar, prouados neben despobrados, S46 proua, S48 proua, S52 proba. Ein Einzelfall ist S43 pouoanga. Meta-Element: L/ KONS Skripta-Element: 1,11, y Distribution der Varianten: I ist absolute Hauptvariante. II findet sich nur in S 7 sallvo, vgl. auch M60 esmollda und M65, M66 alcallde. y ist LexVar in MULTU (Belege s.p. 131). Abweichungen: S 4 muitos, M36 molto und M24 monto. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
L/Α u, c, φ, 1
u
c
Τ
M56 M66
ALTARE ALTARIU
M65 OR 3 S 8 S21 S23 S49
ALTER-
M12 Ml 3 M14 Μ 5 M32 M71 M72 S14 S30 S52 OR 2 S12
passim
M72
ALTITA
M66 S53
ALTU SALTU
1
Φ
S28
S41
S53
Distribution der Varianten: u ist Hauptvariante. Die Nebenvarianten c, Φ, die nur bei ALTER- (octr-, otr-) erscheinen, sind wohl als StratVar zu deuten: c ist eine „falsche" StratVar(Lat); bei φ ist eine Zuordnung sowohl als StratVar(Kastil) wie als (Leones) möglich. In den späten Uk M71, M72, S52 liegt das Kastilische näher, wie andere StratVar(Kastil) zeigen. Die Nebenvariante 1 in ALTARE, ALTITIA, ALTU entspricht dem allgemeinen Meta-Kontext L / — — KONS. Meta-Element: L / VOK VOK Skripta-Element: 0,1,11 Distribution der Varianten: φ ist absolute Hauptvariante (z.B. in M56 ceos CAELU, OR2 geada GELATA etc.). 125
Die Nebenvarianten 1,11 erscheinen unter folgenden Bedingungen: a) 1 ist StratVar(Lat) mit KoVar oder StratVar(Kastil) in M64, M70, M71 apostolica, -a, S24 apostolego; M71 deljberacion, S54 deliurar; M64 diligentemente; Μ 3 malicia, M37 maliQia, M62 malacia, 0 R 4 malipiossamente, M64 maliciossamente, maligiosamente; M13, M65, S28 priuilegio(s), M65 preujlegios, priujlegios; M69 solene; M66 stipulacon; M71 vtiljdad. b) 1 ist LexVar in PRAELATU (Belege in M32, OR2, S20, S24, S25, S30, S35, S40; Ausnahmen: S43 prellade, S54 prellado mit 11), in OLIVARIA (Belege in S50 ouliueyras) und SOLAMENTE (Belege in Ml6, M68, S18). c) 1, seltener 11 sind LexVar in allen Formen von VAL- sowie in dem Morphem -BILE. Belege: 1 in S39 valer, valiosa, OR2 ualia, S44 ualiosos, M27 valedeyra, M30 ualedeyro, S32 ualedeyra, S42 valedeira, S44 ualedeiro, M70, M72 valor; 11 in S 7 uallen, M36 valle, S 7, S16 ualliosa, M68 vallor; 1 bzw. 11 in M21 mouilis, M55 ffroytauilles, M56 moueles, M60 mobles, M63 moujlles, M72 mobeles, S19 mobiles, S39 mobles, S48 mouelles, S51 sugesibles, S52 mobles. Der Singular - mit Kontext • - , nach dem der Plural wohl gebildet wird, hat ebenfalls durchweg 1 bzw. 11: M31 mouil, M38 estauil, M54 semellauil, M56 estauel, M68 semellauel, vsable, M69 semellauele, S 8 stauil, S 9, S20, S21, S29 estauil, S10 estauelle, S16 estauyl, S20 amigauilmente, S24 stauel, S25 estauel, S42 semelauil, S44 husauel, S49 semellauell. 11 findet sich daneben in dem französischen Lehnwort bacheller in M62, S38 sowie (als StratVar? ) in M64 mestrescolla, S44 maestrescolla. d) In einigen Wörtern findet sich zuweilen 1,11 neben der Hauptvariante φ: 1
Φ AVIOLU
M22 M29 M72 S 7 S27
FIDELES
Μ3
VOLUNTATE
M21 M28 M38 M58 S 8
ILL- unbet. Pron. + Artikel
Sämtliche M- und S Uk außer LEI LE2 LE3
11 S13
S 4 M22 M29 M40 M60 S16
M23 M31 M49 M72 S40
M27 S 1 S 6 M33 S34a M56 OR2
S15
S21
Μ8 M37 M71 LE3 S24 S36
M17 M43 LEI S 4 S28 S39
M18 M32 M53 M70 M56 M67 LE2 S 4 S54 S 5 S32
Μ9 M38 M72 S 2 S25 S37
Für Artikel und Pronomen sind bis auf LEI —LE3 Belege mit φ in fast allen Uk in größerer Anzahl vorhanden. Bei 1 und 11 handelt es sich hingegen meist um Einzelbelege; neben den Uk aus Leon haben nur M71 und M72 1-Belege in 126
größerer Zahl. Dennoch zeichnet sich eine geographische Präferenz ab: 1,11 sind im 13. und 14. Jh. TopVar in der Provinz Lugo sowie in Leon (Villafranca). 1 ist daneben eine interessante KontextVar(Text) in vier der fünf Uk aus Samos (S32, S36, S37, M43). Dort haben Artikel und Pronomen die Normalform mit φ (ο, a, os, as etc.) bis auf die Unterzeichnungsformel, in der das Pronomen auf die Uk Bezug nimmt: M43 „Eu Joha Abral la scriuj . . . " ; S32 „la escriuio"; S36 „la scriuj"; S37 „la scriuj". Bemerkenswert ist ferner der Artikel ela (2x) in S25 neben a (3x), mit eindeutiger StratVar(Leones). Meta-Element: L / VOK Ε (KONS) • Skripta-Element: · 1,11, r Distribution der Varianten: I ist absolute Hauptvariante. II ist sporadische Variante in Ml 2 formall, M23 sinall, M66 peuill neben peuil, S 7 sinall, quail, tall, S48 en ell. r ist LexVar in LACALE (Belege in M44, M62, S22, S30) und LOCALE (logar, lugar passim). CASALE schwankt zwischen r und 1 in Übereinstimmung mit dem Numerus. Die Belege: Sing: M38, M43, M46, M48 M49, M54, M56, M66, S 9, S18, S19, S28, S33, S35, S36, S38, S45, S46 cas(s)al; OR3,S13, S42 cas(s)ar; Plur: M56, M62, M69, S18, S24 cas(s)ares; M29 casaes. Die Regelung mit 1 im Singular und r im Plural, von der nur wenige Uk abweichen, ist vollständig belegt nur in M56, S18, weil Doppelbelege selten sind. Meta-Element: Μ / VOK VOK Skripta-Element: m, m+Tilde, mm ·· Distribution der Varianten: m ist absolute Hauptvariante. Die Nebenvariante m+Tilde und die sporadische Variante mm finden sich neben m in folgenden Wörtern: m
m+Tilde
mm
CAMARA
M53 M65 M69 M72
HOMINE
Μ3 M13 Μ 27 S 1 S12 S40
Μ4 M15 M33 S 2 S23 S46
Μ8 Μ16 Μ46 S 4 S24 S54
Mil M18 M47 S 9 S32
M12 M21 OR2 Sil S38
Mil M36 M46 S 2 S37
M12 M38 M56 S 5 S38
M21 M39 M62 S18 S42
M22 M37 M44 OR2 S21
QUOMODO Μ 8 M17 M24 M31
Μ9 M18 M25 M33
MIO M21 M26 M39
M13 M22 M27 M40
M14 M23 M28 M41
M20 M35 M47 M55
M28 M36 M51 M56
M31 M38 M53 M57
M32 M27 M34 M46 M35 M37 M54 M58
S39
127
m M42 M71 OR3 S 7 S12 S17 S24 S31 S35 S46
M44 LEI S 2 S 9 S14 S20 S27 S33 S37 S49
M43 M72 OR4 S 8 S13 S18 S25 S32 S36 S48
m+Tilde M68 M69 LE2 OR 2 S 3 S 4 S10 Sil S15 S16 S21 S22 S28 S30 S34a, b S41 S42 S51
M59 M63 M67 S 6 S39 S47 S53
M60 M64 M69 S18 S43 S50 S54
M61 M65 M70 S37 S44 S51
M62 M66 OR4 S38 S45 S52
Sonderform: M45 conmo HOMINE ist vorwiegend im 13. Jh. belegt und zeigt m und m+Tilde vergleichbar häufig (m+Tilde in HOMINE ist entweder m (ome etc.) oder m (ome etc.), nie m ). Es weicht damit deutlich von anderen Wörtern mit ähnlicher Metastruktur ab (vgl. LUMINE, NOMINE, SEMINE), die durchgehend die Variante m, zuweilen gefolgt von e aufweisen (Belege s.u.p. 133 f.). In QUOMODO ist m+Tilde ChronVar mit Schwerpunkt im 14. und 15. Jh., während im 13. Jh. die Hauptvariante m überwiegt. Die Variante mm kommt nur in den von Martinez Salazar edierten Uk vor und ist vermutlich nicht mehr als eine inadäquate Wiedergabe von m+Tilde. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
Ν / V0K außer Ε φ, Tilde, n, n+Tilde
VOK
Tilde
Φ
η
n+Tilde
13. Jh.
BENES
CANONICU
OR2 Μ3 M15 M23 M31 M38 M45 S 3 S 9 S15 S32 S37 Μ4
CONDICIONES
M37 M45 OR 2
GERMANU, -A
Μ 3. M12 Ml 3 M14 M21 M23 S26 M18 M19 M21 M25
BONU, -A, -OS, -AS
128
S40 Μ8 M18 M25 M32 M39 M46 S 5 S12 S20 S34a S40 Μ5
OR2 Μ9 M19 M28 M34 M40 OR2 S 6 S13 S28 S34b S20
M13 M16 M21 M34 OR2 OR2 S 1 M20 OR4 S42 M29 M37 M43 S 2 S 8 S14 S29 S35 S20 S12
S33
Φ M27 M36 S 7
Tilde
M29 Μ 39 S28
M30 M31 M49 S 6 S34b
Μ12 S16
M37
LUNIS
S 3
MANU
Μ 3 S13
MATTIANA
Μ 5
PANES
M44
PATRONES
S24
PERDONANT
S35
PERSONA
M43
S42
S41
PLANU, -A
M13
S22
S 4
QUINIONES
S20
S24
S12
RATI ONES
Μ 8
Μ13
S 5
TEMPORANU
S31
TEN-
S12
S24
UNA
OR 3
S10
ALICUNA
S20
NECUNA
M45
Sil
S 7
S17
S 1
Mil
M15
S 9
S 4 M37
M16
Μ 4 M13 M20 M38 OR 2 S 2 S 5 S14 S22 S28 S32 M18
M34
UNAS
Μ 9 M17 M34 M47 S 1 S 4 S12 S20 S24 S30
M47
LE3
M43
M47 M16
M38
M12 S 9
OR2
M46
Μ 9
ALICUNOS
S24
M13
VEN-
Μ 3
Μ 5
BENES
M54
M60
M57
M58
BONU, -OS
M54
S54
S44
S45
CAPPELLANES
S43
Μ 4 S 5
M40
Μ 5 Ml 5 M30 M45 LE2 S 3 S 6 S16 S23 S29 S35
M21 S37
S20
UN OS
M34
S 2
S22
S41
S28
n+Tilde
η
14. Jh. M59
M60
S19
M56
129
Φ
Tilde
CAPPONES
S45
CASTELLANA
S19
CONDICIONES
M54
DIVISIONES
M58
EXCEPTIONES
S54
GERMANU, -A
M50
M59
M56
M56
S19
M56
LUNIS MANU
M57
M58
M58 M54
S44
PERDONET
M56
PERSONA
M54
PLANU
S44
POSSESSIONES
M56
SANU
M56
TEN-
M54
S45
M56
S44
UNA
M54 S44
M56 S45
M58 S54
S43
ALICUNA
M53 S54
M56
M57
M59
NECUNA
M56
UNOS
S44
VEN-
n+Tilde
η
M51
M51
M50
15. Jh. BENES
M61 S51
M67
M72
S38
M63 S39 S49
M68 S46 S50
M69 S47 SSI
M71 S48 S52
BONU, -A, -OS, -AS
M65 S48
M70 S49
M71 S51
S46 S52
M66 S47
M69 S49
S38 S50
S39 S53
CAMPANA
S52
M68
M69
M70
CANONICU
M65
CONDICIONES
M60
CORONA
M63
DEFENSIONES M72
GERMANOS
M67
130
S46
M62 S49
M68 S52
M69
S39
M66
M68
M69
M66
DIVISIONES
LUNIS
M70
M62 M69
M62
S47
M71
M63
M66
Tilde
Φ MANU
S52
S53
M69
S39
S49 S46
MOTULONES
S50
NONU PERSONA
S46
S39
M63 M70 S39 S49 S52
PLANU
M68 M71 S47 S50 S53
S46
RATI ONES
M66
REGULONES
M72
SANU
SS 2
M63 M68 M69 M70 M71 M72
UNA
OR4
M62 M66 S38 S48 S53
M63 M67 S39 S49
M64 M68 S46 S50
M65 M71 M72 S51 OR4 S53 S47 S52
ALICUNA
M60 M64 M65 M66 M70 M68 M69 S39 S46
UN OS
M68 M68
VERANU
M69 M72 S48 S51
M69 M71
POSSESSIONES
VEN-
n+Tilde
η
S48 M69
Distribution der Varianten: Im 13. Jh. ist φ absolute Hauptvariante. Die Nebenvariante Tilde und die nFormen sind eher unbedeutend; allerdings ist η deutliche TopVar in Meira und Bunin, d.h. im Nordosten der Provinz Lugo. Im 14. Jh. sind φ (überwiegend bis 1350) und Tilde (überwiegend ab 1350) ChronVar. η in S19 bestätigt die oben erwähnte TopVar. Im 15. Jh. schließlich wird die ab 1350 einsetzende Tendenz zur Tilde fortgesetzt: Sie ist die Hauptvariante, φ wird zur - nicht unbedeutenden — Nebenvariante, η ist in diesem Jahrhundert StratVar (Lat) in CANONICU, StratVar(Lat) oder StratVar(Kastil) in CONDICIONES, PERSONA, SANU und eindeutig StratVar(Kastil) in PLANU, REGULONES, wie die jeweiligen KoVar bezeugen (canonico(s) in M62, M66, M69, canonjco in M63; condigiones in M71; persona in allen aufgezählter Uk mit n; sano in M71, M72; llano in M69, M71; renglones in M72). Die Uk M71, M72 haben mehrfach StratVar, aber nur je einmal - in BONU die Nebenvariante φ. η ist auffällige LexVar im 13. Jh. in UNA, -OS, -AS + Komposita (bis auf ALICUNA, das vorwiegend Tilde hat). Im 14. und 15. Jh. 131
dominiert in diesen Wörtern die Tilde, daneben sporadische Belege für n, auch in M71, M72. Auffällig ist hier das fast völlige Fehlen von φ, das in den übrigen Wörtern immerhin eine beachtliche Nebenvariante darstellt. Völlig isoliert: 1 in LEI, LE3 canoligo CANONICI! Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
Ν/Ε A, U φ, Tilde, η, n+Tilde
Tilde
Φ
η
n+Tilde
13. Jh.
ALIENU
Μ8 S 7
AVENA
S31
CENTENU
S28
Sil
S 1 S 4
S31
S36
S40
S 4
MINUS
S21
Μ4
ΡΕΝΑ
Μ 8 M13 M14 M22 M34 S18 M30 M38 M41 M46
M47
TERRENU
M32
14. Jh.
CENTENU
S54
ΡΕΝΑ
S43
M50 M51 M55 M56 M57 S44 M58 M59 M60
15. Jh.
CENTENU
S38
MINUS
M63
S51 M68 M69 M70
ΡΕΝΑ
M61
PERGAMENU
M65
TERRENU
M71 S38
S50
M62 M63 M65 M66 M68 S39 M70 M71 M72 D39 S45 S47 S46 S48 S50 S51 S52 S49 S53
S43
Distribution der Varianten: Die Berechtigung für einen gesonderten Kontext mit Ε ergibt sich aus der Distribution der Varianten, auch wenn die Belegzahl gering ist. Danach gibt es im 13. Jh. zwar doppelte Übereinstimmung mit Ν / VÖK außer Ε VOK, auch hier ist φ dominierende Hauptvariante und η TopVar im Nord132
osten. Im 15. Jh. hingegen fehlt die Übereinstimmung: nach Ε ist φ in vier von fünf W.örtern dominierende Hauptvariante. ΡΕΝΑ nimmt im 13. Jh. mit zwei Belegen mit Tilde, stärker noch im 14. und 15. Jh. mit fast ausschließlich η bzw. n+Tilde eine Sonderstellung, die StratVar vermuten läßt. η ist StratVar(Lat) in Μ 4 minus, StratVar(Kastil) in M68, M69, M70 menos. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
Ν / V0K VOK φ, Tilde, n, m
Φ
Tilde
VOK
η
m
13. Jh. ARCHIDIACONU
Μ 5 S35
Mil
M12
CONSUETUMINE
S 4
FIRMITUDINE
OR 3
HOMINE, - S
Μ 3 M13 M22 M38 OR 2 S 9 S24
Μ 4 M15 M27 M39 S 1 Sil S32
Μ 8 M16 M33 M44 S 2 S12 S37
LEGUMINA
Μ 9
M44
S 4
NOMINE
Mil M27 M40 S 9
M17 M28 M45 S20
M21 M30 M47 S29
M21
S12
M40 Mil Ml 8 M36 M46 S 4 S18 S40
M12 M21 M37 M47 S 5 S21 S42
M24 M31 M48
M26 M36 M49
ORDINE QUASSIUMINE ,-S
M24 M47 M46
S 3
S35
SEMINE TERMIN U
M44 LEI
LE2
VIRGINE
sseme
S14
Μ 9 M38 S 7 M27
M13 M46 S16
M26 M49 S35
viige
14. Jh. ARCHIDIACONU
M56
FIRMITUDINE
M54
S45
HOMINE, - S
M56
S54
S44
133
ordim
Tilde
Φ LUMINE
M56
NOMINE
M50 M51 M53 M54 M55 M56 M58 S45 S54
ORDINE
M60
M60 S44 orden
SIMILITUDINE TERMINU
η
M56 S54
M54
M51 M58
15. Jh.
CONSUETUMINE M62 M68 M70 S52 HOMINE, - S
M62 S38
NOMINE
M62 M63 M64 M65 M66 M69 nome M67 M68 M70 M72 S39 S47 S49 S51 S53
M65 nomen
ORDINE
M64 M69
M70 orden, M71 horden
S46
M69 ordee
TERMINU
M68 ordern,
M68 M69
Distribution der Varianten: φ ist in allen Jahrhunderten dominierende Hauptvariante; die Tilde erscheint nur sporadisch. Von dieser allgemeinen Distribution weicht ORDINE ab mit überwiegend Tilde oder finalem n, m. η ist LexVar in TERMINU in allen Jahrhunderten, vermutlich als StratVar. StratVar (Kastil) sind M71 nombre, M72 nonbre. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
Ν / VOK φ, Tilde, η
(VOK) VOK
Tilde 13. Jh.
AD+DE+IN+ ANTE
M21 M27 S 3 S 7 Sil S41 S42
ADVENENTIA
M38 LE2
ADVENENTIALE LE2 ADVENS12 ALIENARE
S28
BENEDICTU
M27
134
S41 S35
S20
S32
S40 S24
Φ BONAMENTU
S 6
CANONICI!
Μ 4
Μ 5
CONSUETUMIN-
M18
S 7
CONVEN-
M15
Μ19
CUMINITI-
M13
DEFINITU
M38
Tilde
η
LEI
S20
LE3
S20
Μ 9 M47
S32
COMMUNALE
S 6 M38
M39
S 3
DEFINITIVA
M64
DENARIU
Μ 4 M42 S12
Μ 5 M44
S34b S12
S34a
DETEN-
Μ 4
DONATIONE
M22 M41 S41
M24 M42
M26 M48
M27 S 8
M29 S10
M35 S16
M27
FINATIONE
M40 OR 3
M36
GANANTIA
OR3
S 3
S14
GANATU
Μ 8
M19
M47
S24
S42
GENERATIONE
M17 M27 M41
M20 M28 M44
M23 M31 M48
M24 M33 M49
M25 M36 S21
HONORE
S28
S35
MATTIANARIA
M14
MINISTE RIU
S 3
MONISTERIU
Μ 4 M14 M22 M34 M40 M47 S 5 S26 S43
Μ 5 M15 M24 M35 M41 M48 S 7 S28
Μ 8 M16 M26 M36 M42 M49 Sil S31
Μ 9 M18 M27 M37 M43 OR2 S14 S37
MIO M13 M19 M21 M30 M33 M38 M39 M45 M46 OR 3 S 3 S18 S25 S41 S42
NOMIN-
Μ 8 S36
M13 S41
M30 S42
S 6
S21
PATRONEMUS
M30
PATRONATICU
M30
S20
S33
S34b
PERDONATU
M24
PERMANESCAT
M15
M22
M24
M27
GAN-
M21 M26 M39 S33
S34a S34b
M34
S 6
LE2
LE3
S 4
S23
S12
S33
M39
135
S 6
Φ
Tilde
PERSONARIU
Μ 8
S40
PERTINENTIA
M21 M43
Μ22 Μ47
Μ23 S23
PERTINESC-
M36
Μ47
Μ48
S 7
PON-
M13
Μ40
S 3
S20
M25 S40
M28 S41
M31
S36 S41
S 9
S12
Mil S13 S36
M33 S15
Μ 9
S 6
M39 S22
OR2 S26
M16
PRAECONATU RATION-
π
S 2 M13
Μ 1
REMAN-
M41
S21
REMINIMENTU
M22
Μ27
SENARA
Μ 5
TEN-
Μ 3 Μ40 Sil
Μ19 Μ42 S20
M20 M47 S24
M22 M34 M37 OR 2 OR 3 S 7 S27 S31 S42
VEN-
Μ 3 Μ13 Μ22 Μ31 Μ42 S 7 S29
Μ 4 Μ14 Μ23 Μ32 Μ44 S 8 S30
Μ 5 M15 M25 M33 M47 S10 S32
Μ 8 M16 M26 M36 M48 S15 S35
M33
VINATARIU
MIO M17 M27 M38 OR2 S20 S40
Ml 2 M20 M28 M40 S 3 S26 S42
M20 S14
M21 S18
S 1
S17
Μ 1 S 6
M13 S22
LEI S23
S 2 S41
Μ 1 S 1 S 9
Μ 4 S 2 S16
M13 S 5
OR 2 S 6
M53
M58
M59
Μ 4
14. Jh. AD+DE+IN+ ANTE
Μ53
Μ58
ADVENENTIA
S43
S54
ALIENARE
Μ54
BENEDICTU
Μ64
M60
S44
BONAMENTU
S19
BONATU
Μ55
CONTINUTU
Μ56
Μ60
DENARIU DONATIONE
M50 S54 Μ56
S19
Μ56
Μ57
FINAMENTU GENERATIONE
M56
HONESTU MINISTERIU
136
M58
M60 S54
Μ53
Φ
Tilde
MONISTERIU
M50 M57
M51 S19
M53 S44
M54 S45
NOMIN-
M54
S43
S45
S54
M55 S54
M56
S44
ORDINATU PATRONATICU
M56 S54
PERTINENTIA PERTINESC-
η
M54 M54
M60
S44
TEN-
M50
M54
M60
VEN-
M58
S19
S44
S54
AD+DE+IN+ ANTE
M62 M71
M63 S48
M64 S52
M65 S54
ADVENENTIA
S53
S19
S44
S44
S47
RATION-
S54
M54
S44
15. Jh. M69
M70
ADVENENTIALE M69 ALIENARE
M71
BONATU
M69
CAMPANARIU
S48
CANONICU
M65
M62
COMMUNALE M62
M65
M68
M69
M62
M66
M69
M70
S39
M67
EXAMINATU
M64
FINAMENTU
M71 S48
GANATU
M71
M72
S39
S39 S49
S46 S50
S47
M71
M72
M67
GENERALE
M66
MATTIANARIA
M62
M67
S38
MINISTERIU
MUNICIPALE
M69
S39
DENARIU
MONISTERIU
M66
M71
CONVENTIONAL Ε
DONATIONE
M63
M63
CONTINUTU
CUMINITI-
M71
M72 M62 S46
M64 S47
M66 S50
M68 S51
M69 S52
M70 S53
S46
M64 M63
137
Φ NOMIN-
S39 S52
S46
Tilde
S47
S48
PERTINENTIA
M63
PERTINESC-
M62 M63 S38
S46
S49
η
S50 S38
S46
S52
M69
PON-
M65 M68 M69
TEN-
M62 M64 M65 M66 M68 M69 S49 manteer M62 mantinenpa M70 S38 S50 S52 S53
VEN-
M62 M66 M70 S38
S46
Distribution der Varianten: In allen Jahrhunderten ist φ dominierende Hauptvariante, die Tilde ist außerordentlich selten, η ist im 13. Jh. TopVar im Nordosten der Provinz Lugo (Meira, Buron) sowie in Villafranca del Bierzo in Leon, η ist darüberhinaus StratVar in allen Jahrhunderten, teils ohne KoVar (PERTINENTIA in allen Belegen mit n), teils mit KoVar. StratVar(Lat) finden sich in S32 cumunalmente, M63 comunal; M64 definitiua; S54 onesto; M56 ordinadas; S48 campanario; M62, M66 M69 canonico(s), M63 canonjco; M64 examjnado; M72 ministro; M63 monjgipal. StratVar (Kastil) finden sich in M71 agenar; M72 nonbrado; M64 monasterio, M71, M72 monesterio. Die übrigen n-Belege sind nicht sicher zu deuten. Im 15. Jh. erhöht sich die Zahl der StratVar; sie ist besonders hoch in M71, M72. η ist LexVar in DENARIU, das nur mit η vorkommt. Eine Sonderstellung nehmen die Imperfekt-Formen von TENERE ein. Belege: a) M3, M15 tiina, M13 teyna, S i l tena,S54 tifia, tena,M13 teeynan,M65 tjna, M53 contijna; außerdem MIO tia. b) M13 tenya, tenia, LE2, S12, S24, S31 tinia, S 5 tenia, S13 teniamos. Die beiden Grundtypen (η, η gegenüber ni, ny) verteilen sich (mit Ausnahmen) geographisch: η, η im Westen, ni, ny im Osten. Einen weiteren Sonderfall stellen Formen dar, die zwar die Variante φ verwenden, ein η jedoch an anderer Stelle (nach dem zweiten Vokal) einfugen. Belege: CINISIA Μ 5 cimsa Μ 9 coenlos CUNICULU DONETE M27 doende FINISCENDU M68 fijngendo OR2 grando GRANATU IN ILIA M l 3 66nla, M68 neenla IN IPSM13 66nse, 66nsse, S29 66nsse, S21 66nsas IN ISTM l 3 « n s t a , M27 66nste MANIFEST M22 maenfesto, M39 maenfestamos, M41 maenfestu 138
(keine anderen Formen belegt!) MONISTERIU
M69 monsteyro, M70 monsteyro
Meta-Element:
Ν /1
Skripta-Element: Belege:
n, n+Tilde, nn
A, U
η
n+Tilde
13. Jh. CAMINU COHORTINA DETERMINAT GALLINA MAIORINU MARTINICA MOLINU SARDINA SOBRINU TUCCINU VECINU VINU
14. Jh. COHORTINA MARIORINU MOLINU VECINU VINU 15. Jh. CAMINU COCINA COHORTINA GALLINA MAIORINU MOLINU SARDINA TUCCINU VECINU VINU
M17 M13 S28 M43 M13 S17 S 2 Ml 9 Μ 5 M42 Μ 5 Μ 1 Μ 4 Μ44
S 2 S28
S29
Μ44 LE2 S21 S 5 S 8 Μ 9 S28
S37 S 1 S33
M36 Μ 5 M47
M40 Μ 9 LE2
M17
S 6 S23
S14 S37
M37 S 9 S 3 Sil
S 2 S 5 M40 M43 OR2 S37
S 3
S43 Μ58 S44 S54
Μ67
S53
S39 OR4 Μ67 Μ62 Μ61 S46
S53
M70
M71
M72
M58 M54
M60 M56
M68 S51 S38
M69
S39
S53
M66 S47 S52
M68
S49
M69 S53 M68
M69
M63 M69 M68
M65 M70 S47
Distribution der Varianten: Im 13. Jh. ist η dominierende Hauptvariante; N+Tilde ist sehr selten und
139
eventuell als TopVar zu deuten (Norden der Provinz Lugo), nn findet sich nur in M40 uinno, M44, S37 vinno. Im 14. und 15. Jh. überwiegt dann n+Tilde, aber η bleibt eine gewichtige Nebenvariante. Diese Gesamtdistribution entspricht derjenigen von NJ / VOK VOK, daneben auch dem „westlichen" Korrespondenz-Element von Ν in TENEB-. Meta-Element:
Ν / VÖK Ε, I (T) • N/ (T)D Ν in UNU + Komposita
Belege: Tilde
η
m
13. Jh.
BENE
SINE TENET UNU
ALICUNU
NECUNU (CON)VENIT -ANE
-ONE
140
Mil M21 M34 OR2 S 4 S17 S41 M47
Μ17 Μ28 Μ43 OR 3 S 6 S31 S42
M18 M31 M45 S 2 S13 S32
M20 M32 M47 S 3 S15 S36
Μ 3 M13 OR2 S24 S40 Μ 5 M25 S 7 S 9 S42 Mil M28 S32 S18 M38 S28 Μ5 S 3 S29 S37 Μ3 Μ14 Μ20 Μ25 Μ29 Μ33 Μ38 Μ44 Μ48 OR3 S 6
M12 M16 M23 M31 M36 M38 S40 S 2 S29 M29 S18 S30 S41 Μ4 M15 M21 M26 M30 M34 M39 M45 M49 S 1 S 7
M25 M49 S 7 S23 S37
M12 M24 M27 S 1 S16
M13 M40 M45 OR2 Sil S18 S20 OR2
M13 LE3
Μ 4 Μ 5 M14 M21 M38 M42 M43 M45 S 2 S12 S36 M37
Μ 9 M47 OR 2
M47
M16 M31 LE2 S20 S25 S41
M22 M41 OR 2 S21 S28
M23 M47 OR 3 S22 S35
S24
S16
S 3
S21
M42 M38 M46 S15
M43 S24 S34a S42 Μ8 M16 ΊΜ22 M27 M31 M35 M42 M46 LE3 S 4 S16
M47 S26
Μ 5 MIO M44 M47 S 4 S 5 S 6 S35
Μ4 Μ9 S32
M13 M17 M23 M28 M32 M36 M43 M47 OR2 S 5 S20
M13 M25 M48 S 6 S21 S40
Μ 9 M24 M33 M35 S24
M18 M27 M49 S 8 S25
M19 M31 S 1 S10 S27
M23 M41 S 2 S12 S37
Tilde S21 S28 S35 -NT
S22 S32 S40
Μ 3 Μ 4 M i l M12 M15 M16 M21 M23 M28 M30 M34 M35 M38 M39 M44 M45 M48 LE3 S 3 S 4 S 7 S 9 S12 S13 S16 S17 S21 S22 S25 S26 S29 S30 S34a,b S37 S40
η
m
S23 S26 S34a,b S41 Μ 8 M13 M17 M26 M31 M36 M42 M46 S 1 S 5 S10 S14 S18 S23 S27 S31 S35 S41
Μ 9 M14 M18 M27 M32 M37 M43 M47 S 2 S 6 Sil S15 S20 S24 S28 S32 S36 S42
Μ 4 M14 M19 M25 M31 M38 M44 M48 OR 3 S 5 S 9 S21 S29 S36
Μ 8 Μ 9 M15 M17 M20 M21 M26 M27 M32 M34 M40 M41 M45 M46 M49 LEI S 2 S 3 S 6 S 7 SI S12 S22 S24 S30 S31 S42
M13 M18 M22 M29 M37 M42 M47 LE2 S 4 S 8 S15 S26 S35
Μ 3 Μ 9 M12 M17 M17 M24 M33 M38 M49 S 6 S 9 S24 S30 S40
M57 S45
M58
M59
M60
M54
M60
Μ 4 MIO M13 M22 M22 M26 M35 M40 S 2 S 7 S21 S29 S32
14. Jh. BENE
M55
CONTINET
M51
M59
SINE
M50
M54 S54
M56
M58
TENET
M51
UNU
M53 S44
M56 S45
M56
S43
S54
ALICUNU
S19
S54
S43
M58 S54
M59
M51
M50 M55
NECUNU
M56
VENIT
M56
M58
M54 S44
M55 S54
M56
M60
M51
M50
-ANE
S45
S54
-ONE
M50 M55 S19
M51 M56 S44
M53 M57 S54
M54 M60
M56 S44
M58 S54
M59
M60
-NT
M50 M55 M60 S45
M51 M56 S19 S54
M53 M57 S43
M54 M58 S44
M50 M58 S44
M54 M59 S45
M55 M60 S54
M56 S19
M50 S44
M53
M63 M70 S52
M66 S38 S53
M67 S47
M69 S50
M61 M68
M64 S46
15. Jh. BENE
S51
141
TUde
η
SINE
S48
(CON)TENET UNU
M62 M62 M67 S38 S51 M60 M60 S54
S38 M64 M68 S46
M62 S38 M61 M65 S46
M63 S49 M62 M67 S48
M68 S52 M63 M69
M69 S53 M64 S38
M61 M65 M69 S46 S52
M62 M66 M70 S47 S53
M63 M67 S38 S48
M64 M68 S39 S49
ALICUNU NECUNU VENIT -ANE -ONE
-NT
S50 M65 M66 M69 OR4 S48 S49
M62 M67 M62 M68 S44
SS 2
M62 M67 S49 S53 M64 M65 S50
m
M63 M65 M66 M70 M71 S39 S50 S51 S52
M68 M69 S46
M66 M66 M70 M72 S51
M71
M60 M67 M69 M66 M69 M72 M67 M70 S52 M62 M67 M72 S51 M61 M65 M69 S38 S50
M63 M69 S39 S52 M62 M66 M70 S39 S51
M64 M70 S47 S53 M63 M67 M71 S46 S52
M66 M71 S50
M68 M62 M69 M62 M69 S49
M68 S49 M68 S46
M64 M68 M72 S47 S53
M61 M64 M68 S46 S53
M62 M65 M69 S49
Distribution der Varianten: In allen Jahrhunderten sind Tilde und η als Hauptvarianten anzusehen; m ist demgegenüber eine — wenn auch nicht seltene — Neben Variante. Zwei oder drei Varianten werden auch häufig innerhalb ein und derselben Uk unterschiedslos verwendet. Von dieser allgemeinen Distribution weichen nur BENE und SINE im 14. und 15. Jh. mit überwiegend η ab. Die Korrespondenz-Elemente von UNU entsprechen in ihrer Distribution denjenigen von Ν / VOK Ε, I ( T ) D und nicht, wie es zu erwarten wäre, dem MetaElement Ν / V 0 K außer Ε VOK. Ausnahmen sind selten: M16, LE2, S29 uno, M71 vno; isoliert: S39, S52, S53 vn, S47 bn mit n+Tilde. Gleiches gilt für einige Belege von BONU und BENES: S47 bon, M24 bom, M26 bom, M27 b66n; M56, M70, S53 bens, S49 beens. Meta-Element: Ρ/ Τ Skripta-Element: φ, ρ, c Distribution der Varianten: φ ist absolute Hauptvariante (z.B. in M57 setegentos, M45 escrito etc.). Die Nebenvariante ρ findet sich als StratVar (Lat) in M24, M49 septima, in 142
LEI septenbro sowie häufiger in SCRIPTU (Belege s. p. 100). c in S50 sectema ist „falsche" StratVar (Lat). Meta-Element: Ρ / VOK VOK, R, L Skripta-Element: b, p, u Distribution der Varianten: b ist absolute Hauptvariante. Die Nebenvariante ρ erscheint als StratVai(Lat) durchgehend in folgenden Wörtern: APOSTOLICU (Belege in M64, M70, M71, S25); MUNICIPALE (Belege in M63); OCCUPARE (Belege in M70, M71); PAPA (Beleg in S20); STIPULATIONE (Beleg in M66). Der Schwerpunkt der Belege liegt im 15. Jh. ρ ist daneben LexVar in PROPRIU (Belege in Ml 1, Ml2, M58, M60, M63, M66, M67, M69, S 1,S 9) und PROPRIETATE (Belege in M60, M62, M63, S44). Die Nebenvariante u erscheint isoliert in M13 derriuou, derriuara neben deribadas, M72 rescevjn, darüber hinaus in POPUL- im sekundären Kontext „Vok Vok", während im sekundären Kontext „Vok r, 1" die Hauptvariante b verwendet wird. Belege: u M65 M69 S42 S48
b
proua piouai, prouados pouoanpa proua
M23 S 5 S 2 M47 M38 S 4 S18 S25 M69
M28 M31 S 2 S 3 S 4 S 6 SU pobra S 4 pobla pobros M56 pobran?as poblancia, poblar, pobladores poblanzas poblada despobrados
Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
R/D r, rr
r
rr
13. Jh. RADICE
M31
S 2
RATION-
Μ 1
Ml 3
RATIONE
Μ 4 S20
Μ 8 S35
Μ 9
Μ 13 Μ33
Μ34
S 5
Μ38
Μ46
143
r
RECAPITARE
Μ 4
RECIP-
Μ 4 M38 S 7 S29
Μ 8 M39 S13 S32
RECOGNOSCO
M22
LE3
RECRESC-
M30
RECTU
M13
REGE
M12 M22 M29 M40 LE2 S 7 S16 S31 S40
M13 M23 M31 M41 OR 3 S 8 S17 S32 S41
IT
M13 M41 S15
M16 M17 M18 M22 M47 M43 M45 OR 2 S 2 S16 S17 S27 S28
M49
M14 M24 M33 M45 S 1 S 9 S21 S33 S42
M17 M19 M25 M26 M35 M36 M46 M47 S 2 S 4 S10 S i l S22 S23 S34a, b
M37
S 3
M46
OR2
REGINA
LEI
REGN-
Mil Ml 2 M20 M28 OR3 S 6 S 7 S32
REGNU
M26
LEI
REM
Μ3
Μ 8
REMAN-
M14
M21
REMANESC-
M41
S21
REMINIMENTU
M22
M27
RENDITA
Μ3 Μ 8 OR2 S20
M19 M34 S24 S31
RENUNTI-
M37
M47
S 7
RESPOND-
Μ3
Μ 8
Ml 3
REVERENTIA
S25
M20 M21 M27 M28 M38 M39 M48 M49 S 5 S 6 S13 S15 S27 S28 S35 S37
M31
LEI
M18 S21
S22
S23
M28 M31
M33
LE2
M33 M40 S32
M45 S41
M47 S42
S12
REVOC-
LE3
RIGARIU
M17
M34
RIK+HOMINE
Mil
M12
M21
RIP-
M26
M34
M38 S24
S35
RIVU
M13 S37
M29
M38 S 4
S17
S28
S35
S28
ROBOR-
Mil
M12
M30
M37
LEI
S 1
S32
M46
ROBORATIONE
M17
M20
M22 M25
S 1
ROBURE
Μ 9 M22
Mil M23
M12 M26
M19 M20 M30 M31
M25
144
M33
S 2
Ml 6 M18 M27 M28
S35
M37
Sil
Γ
rr
M39
M41
M42
M44
S18
S20
ROG-
Μ 4 M39 S17
M21 S 6 S35
M22 S 7 S42
M26 Sil
M27 S13
M29 S15
ROTTIA
Μ 5
RUGA
M18
RUMPERE
M18
M35 S16
M21
M37
M56
M60
14. Jh. RADICE
M60
RASU RATION-
S54
RATIONE
M53
RAUBRECIP-
S19
S54
M56 M54
M57 M60
M55
RECTOR
M58 S44
M59
M58
M59
M60
M53
RECUT-
S44
REFACT-
M54
REGE
M50 S43
S44
M53 S54
M55
REMOV-
M56
M57
M60
S19
M59
S44
RENDITA
S54
M50 S44
M56 S45
S43
RENUNTI-
M51
M58
M60
S54
RESPOND-
S54
M53
REVERENTIA
M54
REVOC-
M56
RIGARIU
M56
RIP-
M50
S54
M56
RIVU
S54
M56
ROBURE ROG-
M60
M51
M56
M72
S52
S44
S43
S45
M56
S19
S44
M63
S39
S48
15. Jh. RADICE RASU
M61
145
r RATI ONE
M66
M68
RECAPIT-
M64
S47
RECIP-
M68 S47
M69 S49
REGALE
M72
S39
REGE
M65 S52
REGINA
M72
REGISTRU
M72
REGN-
M65
REGNU
M65
REGULA
M66 M72
RENDITA
M68 M69 M70 M71 S50 S52 S53
RENUNTI-
M66
M69
M72
REPAR-
M68
M69
M70 S49
REPART-
M64
M70
M72
rr S39
S50
M62
REALE
M71
M63 M70 M72 S50 S52
S38 S53
S39
S46
M61 M62 M63 M65 M67 M71 S39 S48 S51
M66
M69 S39
S46
S49
S50
M61 M62 M63 M64 M65 SSI
M66
M69
M72 S39
M65 M62
S38
S46
S47
M62
M71
M61 M62 M67 S50
S52
M63
S39 M64
RESPONDREVERENDU
M63
M64 M69
M70
REVERENTIA
M65 M62
REVOCRIGARIU
M67
M63
RIP-
S53
M66
RIVU
M68
M61 S38
ROBOR-
S38
ROBURE
M70 M71
ROG-
M65
M68
RUGA
M66
S50
M69 M72
S46
M71
SS 2
Distribution der Varianten: Beide Varianten sind insgesamt vergleichbar häufig, mit Abweichungen in den verschiedenen Jahrhunderten. Im 13. Jh. dominiert r, und rr ist sehr selten. Im 14. Jh. überwiegt rr, die Variante r ist seltener mit Schwerpunkt nur in der ersten Jahrhunderthälfte. Im 15. Jh. schließlich ist r geringfügig häufiger als rr. Die Variantendistribution entspricht weder im 13. noch im 15. Jh. der146
jenigen von ff, f «= F / und ss, s ·= S / . Im 14. Jh. sind zwar alle drei Doppelgraphien relativ am häufigsten, jedoch fehlt bei rr φ) Skripta-Element: r, rr Die Belege sind nicht sehr zahlreich: S 1 genro, S51 onrar, S52 onra mit r; M49 genrro, S38 onrrado, S49 onrrar, S52 onrra, S54 horrado mit rr. Hinzu kommen einige Verbformen: S51 biredes VENIRE +HAB-, S49, S52 verredes, S39 teerremos. Ein Vergleich zu R / • zeigt für die betreffenden Uk keine signifikanten Parallelen. Meta-Element: R / KONS (VOK =• φ) Skripta-Element: r, r-Kürzel (nur bei Sponer), 1, φ, rr Distribution der Varianten: r (inkl. Kürzel) ist absolute Hauptvariante. Die Variante 1 ist auf COMPER- beschränkt; eine signifikante Distribution ist nicht festzustellen. Die Belege: r
r-Kürzel
M12 M21 M27 M34 M38 M44 OR3 S28 M67 M72 S12 S14 S18 S33 S41
1 S31
M38 M58 OR4 S12 S19
Die Variante φ ist als LexVar auf PROPRIU, PROPRIETATE beschränkt. φ ist TopVar im Westen, die Hauptvariante r (kaum Belege) findet sich im Osten. Die Belege: I
Φ PROPRIU
Mil
M12 M58 M60 M63 M66 M67 M69
PROPRIETATE M60 M62 M63
S 1 S44
S 9
Die sporadische Variante rr findet sich in M25 agrro, M35 trres. Meta-Element: R / VOK VOK Skripta-Element: r, rr, 1 Distribution der Varianten: r ist absolute Hauptvariante. Die sporadische Variante rr erscheint gehäuft nur in M25. Belege: M25 derreyturras, jeerrazo, herrdade neben herdade, Monfferro; M39 jurres; M49 tirrado; S20, S28 derreyto, S42 derreito. 1 findet sich in M26 perdulauil (vgl. M39 per durauil). 147
Meta-Element: S/• Skripta-Element: s, ss Distribution der Varianten. s ist absolute Hauptvariante. Die Nebenvariante ss erscheint in folgenden Belegen: Ml 1 ssua; M13 sse neben se, ssi, ssaber; M15 ssaber, sseer; M19 ssan; M20 ssomos, ssobrino; M21 sseya neben seya; M31 ssempre; M32 ssa; M34 sseer, sse; M38 ssal neben sal, ssan, sse, sseellos, ssupinoradas, sson, ssobre neben sobre, sseu; M44 ssan, sseia, sseyades, sseme, sse, ssino, ssuu, sseu; M45 ssignal; M46 ssy, sseu, sson, ssoldos; M47 sse, sson; M48 sseia; M49 ssoldos; S51 sseu; M53 ssabia, ssentenga neben sentenpa, sse, ssugesores; M54 sseruipo, sse, sseu, ssa, ssupenorar; M56 sse; M58 sseia, sseu, ssuas, ssen, ssenpre, ssobre, ssaber; M59 ssan, ssegundo, sseydo, ssinal; M60 sseia neben seia, ssetima, ssignal; OR2 sse neben se; S 3 sse neben se, sseelo neben seelo; S 4 ssegundo neben segundo, sseer; S 5 sseya; S 6 sseya neben seya; S 9 ssantos, ssages, ssy, sseya, sseyan, ssentenpa, ssentenpiando, sseellar, sseello neben sello, ssoldos neben soldos, ssua neben sua, ssuas neben suas, ssom, sseu, ssobredito neben sobredito, ssobreditas neben sobreditas; S13 sseia; S15 sseia; S16 ssan neben san, ssigno; S19 ssenor, sse, ssobredichos neben sobredichos, ssobredichas; S21 ssaber; S22 ssaber; S23 ssaber; S24 ssi; S28 ssouto, ssan neben san, ssancta, ssaber, sse, sseya, sseyades, ssenpre, ssi, ssino, ssobrino, ssuas, ssu, ssupinorar, sson, ssobredito, ssussu; S29 sse; S32 ssan; S35 sse neben se; S38 ssan, ssua, ssuas; S39 ssetenta; S41 ssouto, ssuo; S42 sseya, ssigno; S43 ssua, sseos, sseu; S44 ssaber; S48 ssan; S54 ssy. Die Nebenvariante ss ist einerseits UkVar in einzelnen Urkunden ohne erkennbaren Zusammenhang (M38, M44, M53, S 9, S28); andererseits kann ss als ChronVar gedeutet werden: Die generelle diachrone Distribution zeigt Parallelen zu ff ·*= F / • , wenn auch letzteres Korrespondenz-Element absolut und relativ sehr viel häufiger ist. ss ist mäßig häufig im 13. Jh., relativ häufig im 14. Jh. und sehr selten im 15. Jh. Die Übereinstimmungen gelten sogar für die Binnendifferenzierung im 14. Jh.: ss in Zentral- und Süd-Lugo schwerpunktmäßig bis 1350 (M53, M54, S38, S43), danach (S39, S44, S45) fast ausschließlich s wie im 15. Jh.; in La Coruna ss bis zum Jahrhundertende (M58, M59, M60). Eine markante Ausnahme von der ff-ss-Parallele bildet in diesem Zeitraum Monfero (M50, M51, M55, M56, M57) mit häufigem ff, aber ausschließlichem s. ss erscheint schließlich überdurchschnittlich häufig in Partikeln wie SE, SI, SUA, SUU sowie in SAPERE. Der Grund hierfür ist sicherlich in der in einigen Uk von der Meta-Struktur abweichenden Spationierung zu suchen (vgl. oben p. 65 f.), die einen sekundären Kontext „Vok Vok" ergeben kann; z.B. M13 assaber, antessi, ondesse; M15 assaber, asseer; M34 quesse, asseer; M58 assaber etc. In allen diesen Fällen vollziehen die Schreiber offensichtlich eine Gleichsetzung mit dem Korrespondenz-Element ss a)
(A=»e)
S25
S 1
S 4 M64
ix, yx ist die Hauptvariante, χ (mit A => a) ist StratVar (Lat) in M64 taxa, taxa^on; χ (mit A => e) ist TopVar im Nordosten der Provinz Lugo (Meira, Burön) in S 1 lexar, S 4 lexar, llexar. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
X / VOK außer A x, s, ss, z, xs
X
ADDUX-
Μ5
xs
s
M13
VOK
SS
Μ 4 Ml 3
ζ
M44 151
X
xs
DIX-
Μ1 Μ3
EXAMINATU
M64
EXECUT-
M72
EXEMPT-
M65
EXIMENTU
S40
EXITU
M21 OR3
s
ζ
SS
M62 M65 Μ 4 Μ 8 Μ 9 Ml 3 M66 S 5 M53 M65 M66 S 9 S54
M60
M68 S49
SEXAGINTA
M40 M68 S54
Distribution der Varianten: Die Varianten sind wortabhängig: ss oder s, daneben ζ erscheinen nur in SEXAGINTA sowie den Präteritformen von ADDUCERE und DICERE; letztere weisen in sehr frühen Uk auch χ als StratVar (Lat) auf: Μ 1 2x dixerum 2x dixerunt; Μ 3 dixi; Μ 5 aduxe. In den übrigen Wörtern wird nur χ verwendet, daneben die merkwürdige Variante xs in M68 exsecutar, exsecute, M39 exsecupion (Volksetymologie EX+SEQU-? ). Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
BB in ABB ATE bb, b, lb ABBATE bb
13. Jh.
Μ9 M21 M33 M42 LE2 S 4 S16
14. Jh.
M50 M51 M53 M54 M55 M53 M56 M57 S43 S44 S45 S54
15. Jh.
M62 M64 M68 M69 M71 M68 M70 S48 OR4 S49 S53 S51
Ml 3 M22 M34 M43 LE3 S 5 S26
M15 M27 M37 M45 OR2 S 6 S32
b M16 M29 M38 M47 OR 3 S 7 S37
M19 M31 M40 M49 S 2 S12 S42
Μ8 M26 M40 S 3 S14 S40
M13 M30 M41 S 4 S18
M16 M37 M46 S 8 S28
lb M17 LE3 M39 S31 S 1 Sil S35
S 4 S36
Sil S41
S50
Distribution der Varianten: bb ist Hauptvariante (und sicherlich StratVar (Lat)) in allen Jahrhunderten; b ist Nebenvariante im 13. und 15. Jh., kaum vorhanden im 14. Jh. lb mit Be152
legen nur im 13. Jh. ist TopVar in Leön sowie im Osten der Provinz Lugo (Burön, Castroverde, Samos, Sober). Meta-Element: CC / A, O, U Skripta-Element: c, ch c ist absolute Hauptvariante. ch erscheint nur in dem französischen Lehnwort M62, S38 bacheller. Meta-Element: CC / Ε, I Skripta-Element: p, bp, bsp, sp Die Belege stammen fast alle aus dem 15. Jh. ρ ist Hauptvariante mit Belegen in SUCCED- in M69, S50, S52, S53 und von SUCCESS- in M53, M62, M69, S 7, S50, S51, S52. StratVar (Lat) bp, bsp mit etymologisch „falscher" Restitution mit SUB findet sich in M70 subpesores, M72 sobpederen, S39 subpesores, S44 subspes(s)ores, subsspesores. In S 6 findet sich sucesscessores mit Schreibfehler neben suspesores. Meta-Element: FF Skripta-Element: f, ff Belege: f in M26 oferecemos, S38 ofipial; ff als StratVar(Lat) in M29 offerepemos, M22, M27 offeyro, M69 officio. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
LL 1,11
/
VOK
VOK
11
1
13. Jh. ATQUE+ILLU, - A , -OS, - A S
Μ 1 M30 S 9
Μ 3 M34 S12
Μ 8 LEI S35
M13 OR2
M18 S 6
M17 S 2
M40 S 4
M45 S 5
M47
LE3
CABALL-
Μ 4 M35
M13 S13
M14 S29
M16 S33
M23
M15 M46
M19 S18
M27
M34
M36
CAPELL-
MIO
S24
S30
S34a
S26
S29
CASTELL-
S14
S40
M20 LE2 S32
M28 OR 3 S41
M31 S 6
M33 S 7
LEI S31
CELLARI-
Μ 5 M43
M13 M44
Μ 9
M34
M4S
S 5
S 8
CIPOLL-
S37
M18 S 4
M24 S12
M38 S27
153
11
1
COLLECTA
Μ 5
OR2
FALLESC-
M34
Μ46
GALLAECGALLINA
M37
Μ43
M44
GALLITIA
Sil S41
S21
S22
ILLIC
Μ 1
ΜΙ 3
ILLINC
M38
ILLU, - A -OS, -AS
Μ 8 Μ22 Μ35 S 6 S40
OLLA
Μ 5
Μ 9 Μ27 Μ37 S21 S34a,
M47
S 9
M40
S 7
S37 S23
S40
M13 S17
M21 S32
M33 S37
OR 3 S 6
M13 M45 S10 S42
M23 M47 S15
Μ 24 M33 S 2 S 7 S16 S29
M38
S 5
S 9
S40
M34
M36
M37
M49
M13 M13 M28 M44 S24 b
M18 M31 OR 2 S31
M21 M34 S 1 S32
Μ 3 M40 S 8 S35 Μ 9 Μ 9
PELLE QUERELL-
Μ13
SIGILL-
Μ13 S24
TOLL-
OR2
VASSALLU
Μ 8 S 4
Μ16
S 3
S 5
S20
Μ13 S14
M37 S31
M43 S37
M44 S42
VILLA
Μ 5 MIO OR3 S 1 S28 S40
M13 S 3
M15 si:
M21 S27
Μ 3 M24 M38 M48 S 2 S15 S36
Μ 8 M29 M39 M49 S 4 S16 S42
M12 M32 M40 LEI S 9 S17
M14 M35 M42 LE2 S12 S22
M20 M36 M46 LE3 S13 S34b
VILLARE
Μ 5 S14 S33
Μ29 M32 S20 S24 S34a,b
M33 S25 S35
S 1 S27
Mil M39
M13 M46
M20
M26
M35
M56
M57
14. Jh. APPELL-
S54
ATQUE+ILLU, -A, -OS, -AS
M50 S54
M53
M55
CABALL-
M56
M59
S19
CAPPELL-
S43
CASTELL-
S43
S44
S45
CELLARI-
S44
COLLECTA ILLIC 154
S54 Μ55
M56
Sl'
11
1 ILLU, -A, -OS, -AS
M54 M58 S19
MS6 M58 M60 S19 S44 S54
S43
SIGILL-
M54 S44
TOLL-
M56 M57 M58 M59 M60
VASSALLU
M54
S45
VILLA VILLARE
S54
M50 M53 M56 M58 M60 S43 M57 S45
M56 S44
ALLEG-
M62 M63 M66 M67 M68 M69 M70 M71 S39
M64 M68
ATQUE+ILLU -A, -OS, -AS
M62 M67 M72 S39 SS 2
M61 M62 S48
CAPPELL-
S49
CASTELL-
S53
M65
CELLARI-
M68 M69 M72 S51
M68 M71 OR4
FALLESC-
M69 S46
GALLINA
OR4
GALLITIA
M65 M72
15. Jh.
S50
S50
S52
ILLAC
S48
ILLIC
M69
ILLINC
M64
ILLU, -A, -OS, -AS
M63 M68 S46 SSI
M64 M65 M66 M67 M69 M70 OR4 S39 S47 S48 S49 S50 S53
OLLA
M62
QUERELL-
S50
SIGILL
S49
S51 S50
S51
S53
TOLL-
S38
S48
M62 M68
VASSALLU
M65 OR4 S39
VILLA
M65 M70 S47
VILLARE
M62 M63 M65 M67 M71 M72
M71 S46 S51
M60 S48
S49
M67
Distribution der Varianten: Im 13. Jh. sind 1 und 11 etwa gleich häufig vertreten. Ausgeprägte TopVar 155
ist nicht festzustellen, wenn es auch gewisse lokale Präferenzen zu geben scheint (z.B. Loyo, Sarria, Samos mit überwiegend 1, Monfero mit überwiegend 11). Für V I L L A , das insgesamt überdurchschnittlich häufig 11 aufweist, ist StratVar(Lat) nicht auszuschließen. Im gesamten 14. Jh. ist 11 dominierende Hauptvariante. Auffällig ist im 13. und 15. Jh. die große Zahl der Uk, die sowohl 1 als auch 11 verwenden. Meta-Element:
NN
/ VOK
VOK
M'N in DOM'NA n, n+Tilde, nn
Skripta-Element: Belege:
n+Tilde
η 13. Jh.
S 7 S13 S24 S32 S41
M15 M34 M44 OR 3 S 8 S14 S35 S35 S42
Μ 9 M23 M32 M45 OR2 S28
M17 M25 M33 M46 S 2 S37
M19 M28 M35 M47 S 4
Μ 20 M29 M38 M48 S 6
M22 M31 M41 M49 S16
M13 S18
M16
M24
Μ 9
M12
M15
LEI
S 8
M29
S 4
M50 M56 S19
M51 M57 S44
M53 M58 S45
M54 M59 S54
M55 M60
M61 M66 M71 S46 S52
M62 M67 M72 S47 S53
M63 M68 OR4 S49
M64 M69 S38 S50
M65 M70 S39 S51
Μ 3 M16 M27 LEI S 3 S10 S15 S27 S36
Μ 8 M21 M39 LE2 S 4 Sil S17 S28 S37
Μ 9 M24 M40 LE3 S 5 S12 S20 S31 S40
M13 M27 M43 OR2
DOM'NA
Μ 5 M35
Μ 8 M47
CAPANNA
Μ 5
M26
INGANN-
M50
S20
PINNA
S25
S29
ANNU
S43
S54
DOM'NA
M56
PINNA
M54
M58
ANNU
S38
S46
CAPANNA
M66
OR4
ANNU
14. Jh.
15. Jh.
156
S48
S52
S54
η
n+Tilde
DOM'NA
M72
INGANN-
M66 M68 M69 M71
M63 M70 M72
PINNA
M67 M69
S38
S47
Daneben: nn in M40 annos neben ano, donna; Tilde in S32 döä. Distribution der Varianten: Die Varianten scheinen wortabhängig zu sein. In CAPANNA, INGANN— und PINNA mit insgesamt nur wenigen Belegen ist im 13. Jh. η die einzige Variante. Im 14. und 15. Jh. überwiegt ebenfalls n, INGANN- hat daneben auch n+Tilde, in den einschlägigen M70, M72 vermutlich als StratVar(Kastil). In DOM'NA und ANNU zeigt sich eine andere Variantendistribution; bei ANNU mag eine Rolle spielen, daß es vorwiegend in der Datumsformel „era de . . . anos" etc. vorkommt. Im 13. Jh. ist η in beiden Wörtern Hauptvariante und n+Tilde relativ häufige Nebenvariante; bei ANNU ist daneben TopVar festzustellen mit überwiegend η im Südosten (Prov. Lugo und Sobrado) und überwiegend n+Tilde im Nordwesten (Prov. La Coruna). Im 14. und 15. Jh. ist n+Tilde bei ANNU absolute Hauptvariante, DOM'NA ist kaum dokumentiert. Meta-Element: RR Skripta-Element: rr, r Distribution der Varianten: rr ist absolute Hauptvariante; r ist sporadische Variante mit Belegen in M36 soterar; M38 tore, core; M44 tera; M56 enteraren; M67 cural, bareyro; M72 cural neben curraas; OR2 gera; S 2 guereyro; S14 bareyro. Meta-Element:
Skripta-Element: Belege:
SS/ VOK VOK PS in I P S STR in N O S T R - , V O S T R C+S in AC+SIC ss, s
Μ 8 M16 Ml7 M22 M38 S12
M24
S 9 LE2 157
ss (TRANS)PASS-
Μ 9 Mil M43 M44 S24 S26 S36 S37
PASSER
S 6
POSSA-
M13 M20
s
Ml 3 M45 S31 S41
M19 M30 OR 3 S i l S34a, b S42
M42
S 3
M12 M14 M18 M37 LE3 OR2 S 7 S10 S32
S42
POSSE
S18
POSSEDI-
Mil M31
POSSESSIONE
Ml 3
SUCCESS-
S 6
VASSALLU
M13 M43 M44 S37
-(V)ISSΜ 1 (Tempusmorphem) S 9
M21 M22 M23 S 8 S30
M27
M12 M28
S31
Μ 8 M37
S14
S42
M13 S 5 S20
Μ 3 Μ 4 S42
Μ 8
S 1
M14 S 7
M15 M37 S14 S32
S 7
Μ 4 S12
S25
S 6
Μ 8 S16
S 4
IPS-
Μ 4 Μ 8 Μ 9 M14 M15 M16 M19 M21 M22 M26 M27 M29 M38 M40 M42 LE2 LE3 OE2 S 4 S 5 S 6 S12 SI 3 Sil S20 S21 S22 S28 S29 S31 S35 S36 S41
M12 M17 M23 M30 M43 OR 3 S 7 S16 S24 S32 S42
M13 M18 M24 M34 LEI S 3 S 8 S18 S26 S33
Μ 3 M13 OR2 S 1 S41
NOSTR-
Μ 4 M20 M29 M40 LE3 S18 S28 S41
Μ 9 M21 M31 M43 OR2 S21 S31 S42
M16 M25 M33 M46 OR 3 S22 S32
M18 M26 M38 M47 S 3 S23 S36
M19 M28 M39 LE2 S 4 S26 S37
M16 M21 M37 OR 2 S 1 S13
VOSTR—
Μ 9 Μ19 Μ25 Μ34 Μ47 S 4 S17 S25 S34a
Mil M12 M20 M21 M27 M28 M38 M40 M49 LE2 S 6 S 8 S18 S21 S26 S28 S36 S37
M16 M22 M31 M45 LE3 S10 S22 S31 S41
M17 M23 M33 M46 OR2 S15 S23 S33 S42
Ml 7 M37 S13 S14
158
LE2 S24
S12
M38 S32
M39
OR2 S 1 S18 S40
S 7
s
SS
AC+SIC
Μ 4 M18 M32 M44 S4 S27
Μ 8 M23 M34 M45 S8 S28
Μ 9 M27 M39 M49 S21 S31
Ml 3 M28 M40 S2 S22 S33
Ml 6 M31 M41 S3 S24 S41
MIO M18 M26 OR2 OR 3 S 9
M36 M38 S18
14. Jh. CONFESSU
M56
MISSA
M56
(TRANS)PASS-
M54 M56 M57 S43 S54
POSSA-
M54
M56 S54
M58
POSSESSIONE
M56
S44
M56 M60
PROCESSU
M53 S54
S44
S54
M53 M60 S19
SUCCESS-
S44
M53 S44
VASSALLU
M54
S45
S45
-(V)ISS-
M50
IPS-
M50 M51 M53 M54 M55 S43 S54
S19
NOSTR-
M50 M54 M56 M5 7 S43 S44
M59 M60 S44
S45
VOSTR-
M50 M54 M55
S45
AC+SIC
M50
M53 S54
M53 S19
S44
S45
M58
S43
M59 M60 S44
M51 M54 M55
S54
M56
S44
15. Jh. ASSATURA
S52
INTERESSE
M62 M68
MISSA
M62 M66
(TRANS)PASS-
M68 OR4 S49
M62 M63 M65 M71 M72 S39 S48 S50 S51
M66 M67 S46 S47 SS 2
POSSA-
M68
M62 S52
M71 S39
S48
M63 M67
S46
M62 M69 S39 S52
S50
M69
M66
POSSEDI-
S50
POSSESSIONE
M62
PROCESSU SUCCESS-
S50
M64 S51 159
ss VASSALLU
s
OR4
M65 M71 S39
S46
-(V)ISS-
M68 S46
M63 M65 M71 M72
IPS-
M62 M66 M68 M69 S46 S49
M64 M65 M69 S38 S48
S39
NOSTR-
M64 M66 M68 M69 S46 S49
M61 M66 M71 S48 S53
M62 M67 S38 S49
M63 M68 S39 S50
M65 M70 S47 SS 2
VOSTR-
M66 M67 M68 M69 OR4 S38 S46 S49
M61 M70 S46 SSI
M62 M71 S47 S52
M63 M66 M67 M72 S38 S39 S48 S49 S50 S53
AC+SIC
M68 M69 S49
M62 M70 S46 S52
M63 M64 M65 M66 M71 M72 S38 S39 S47 S48 S50 SSI S53
M64 M69 S46 S51
Sonderformen von N O S T R - , V O S T R - mit StratVar(Lat) bzw. (Kastil) str finden sich (mit aufgelöstem Kürzel? ) in M24, M33 nostro; M71 nuestro, M72 nuestra, M37 vuestro; mit Kürzel in S 2 nostra, S39 nostro, S 2 uosiro, uosfros, uosiras, S 6 uosfros. Für die Uk S 2, S 6 aus Burön ist TopVar mit östlichem Einfluß anzunehmen. Distribution der Varianten: Im 13. Jh. ist ss Hauptvariante, und zwar in IPS—, NOSTR-, AC+SIC noch deutlicher als in den Wörtern mit SS. Im 14. Jh. überwiegt bis 1350 ebenfalls ss, danach s (Ausnahme: S19); auch diese Tendenz läßt sich klarer an I P S - etc. ablesen. Im 15. Jh. schließlich ist s Hauptvariante. Meta-Element: Skripta-Element: Belege: bi CAMBI-
M68 OR4
BI in CAMBIbi, be, b
b
be M69 M71 Sil
S44
M27 M47 M50 S29
Eine Deutung ist sowohl als ChronVar (mit b im 13. und 14. Jh. und bi, be im 15. Jh.) wie als TopVar (mit b im Norden und bi, be im Süden) mög160
lieh. In beiden Fällen bildet S29 eine Ausnahme (s. Karte 15). Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
DJ,/ KONS gi, i, z, c, ς, g
i HORDIU PERDI -
S 4
ζ
ς
c
g
S2
S44
M54 S46 S47 S50 SSI S52 S53
M62 S38 S39 S49
S31
VIRDIA
Μ9
Distribution der Varianten: Die Varianten sind stark wortabhängig. Darüberhinaus sind in PERDI- ζ, ς (13. und 14. Jh.) und c, g (15. Jh.) möglicherweise ChronVar. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
LI / VOK VOK llfl, Ii (inkl. lj, ly), Iii, g, lg
11
1
Ii
Iii
g
lg
13. Jh.
ALIEN-
S 7
ALIORE COLLICONCILIU
M37 M44
CONSILIARE CONSILIU
Sil
Μ8 S1 S28 Μ 9 OR2
Μ 24 M38 S 2 S3 S 8 S9 LE2 OR2 S 5 S9
MIS M18
M13 M13
Μ16
Μ 8 Μ9 MIO Μ13 MIS M18
Μ8 Μ9 Μ36 Μ3 Μ16 Μ27
FAMILIARE
FILIU, -A
Mil M12 Ml 3 M20 M21 M23
Μ3 Μ9
161
Iii M24 M26 M31 M34 M39 M41 M44 M47 M49 S 4 S 7 S18 S27 S30 S33 S42 IULIAN-
M25 M29 M33 M35 M40 M42 M46 M48 LE2 S 6 S 8 S26 S29 S32 S36
M41 0R3 S13 S22 S35
0R2 S10 S21 S30
S 1
M29 M41 M43 S31 S34b S36
M33 S28
OR2
LE3 OR2 S32 S35 S37
IULIU
M35 M38 S18 S32
MILIARIU
Μ 4
MILIU
S 4
S31
Μ 9
MULIER
M19 M39 M46 S26
M31 M40 S 9 S33
Μ 8 M18 M24 M28 M47 S 6 S15 S22 S40
TALI-
M37 S 3
S 2
VALI-
M36 S 3
M45
14. Jh.
162
M16
M18
S 2
S42
SIMILI-
ALIEN-
M15 M20 M25 M34 S 4 S14 S21 S23 S42
M54
Μ 9
11
1
COLLI -
M56
CONSILIU
S38
S54
FILIU, - A
M50 M55 M57 S19
M51 M56 M58 S45
JULIAN-
S44
MULIER
M50 M56 M58 S19 S45
SIMILI—
M54
VALI-
M56 M58 M60
M54 M57 M59 S43
Ii
Iii
g
lg
M55
M57 M59 S44
15. Jh. M71
ALIENCOLLI-
S38
CONCILIU
S38
CONSILIU
M64
FILIU, - A
M61 M66 M70 S46 S48 S53
IULIAN-
M65
S50
S38
M62 M69 OR4 S47 S52
IULIU
M65
MULIER
M61 M63 M67 M71 S38 S47 S49 S53
M62 M66 M69 OR4 S46 S48 S52
SIMILI-
M68 S49
M69
TALI-
M69
M61 M64
163
11 VALI-
M61 M66 M68 M71 S46 S48 S50
1
Ii
Iii
g
lg M72
M62 M67 M70 S39 S47 S49 S52
IULIANU, IULIANA haben daneben folgende Sonderformen: M23 Giao, M48 Giao, M39, M41, M42, M51, M61 Giäa. Distribution der Varianten: Im 13. Jh. sind 11 und 1 etwa gleich stark vertreten. Auffällig ist allerdings, daß die beiden häufigsten Wörter markant voneinander abweichen (FILIU gegenüber MULIER), so daß eine größere Anzahl von Uk FILIU mit 11, aber MULIER mit 1 schreibt. Im 14. und 15. Jh. ist 11 absolute Hauptvariante, 1 erscheint nur sporadisch. Die Nebenvariante Ii, die im 14. Jh. völlig, im 15. Jh. fast völlig fehlt, ist als StratVar(Lat) zu deuten, lg und g sind StratVar(Kastil) in M71 und M72. Meta-Element: Skripta-Element:
NJ n, n+Tilde, nn, gn, ni (inkl. nj, ny), ne, y, i, φ
Belege: η+ Tilde
gn
13. Jh.
CALUMNI
Mil M12 M13 M17 M20 M28 M31 M33 M41 M49
CASTANI-
M26 M34 OR2 S28 S37
M23
M18
EXTRANI-
GRANIA IUNIU
M20 M23 M31 S16 S40
M21 M48 M24 M26 M36 M39 M33 M41 S21 M49
Μ 9 M22 M46 M38 Μ 9 M47 M13 M27
164
M25 Ml 7 M27 M22 S22 M28 S 6 S23
M46 S 7 S31 S36
Sil
n
η+ TUde
nn
gn
Μ 37 0R2 S 8 S14 LINIA+AGE
S16
PONIO
Mil M21 M24 M27 M41
Ml 3 M22 M25 M39 OR2
M19 M23 Μ 26 M40 S40
M12
M28 M31 M45 M47 M48 M49
QUINIONE
Ml 9 M36 OR 3 S 5 S 8 S21 S34b
M25 M48 S 2 S 6 S12 S24
M35 M49 S 4 S 7 S20 S26
REMANIAT
M14 M33
M28
M31
M21
SENIOR-
M22 M30 S13
M24 M39 S25
M28 M48
M33 M37 M38
TENI-
M16 OR 2 S20 S31
M46 S 6 S25 S36
M47 S18 S28
TESTIMONIU
OR3
S 4
S 5
Μ18 S 5 S 6
VENI-
Μ 8 M47 S20
S 4
M16
VINIA
M20 S23
M40
LE2
WAIDANI-
M12 M30 M46 S18 S26
M27 M38 S 5 S20
M28 M39 S12 S24
M38
M40 M43 S 3 S33
Μ 9 M22 M29 M34 M37 M48 S35
M20 M25 M31 M35 M38 S 7 S40
M21 M26 M32 M36 M42 S16 S42
M44
Μ 9
S27
165
η
η+ Tilde
nn
gn
ni
ne
i
y
14. Jh. M56 M59
EXTRANIA
M60
GRANIA IUNIU
M56
PONIO
M58
M56 M57 M59 M60
QUINIONE
M51
M59
M53 M50
M53 M56 M59 S45
M56 S19 S43
VENI-
M50
M55
VINIA
M56
M58
M54 M56
WAIDANI-
M57
M58
S44
M61
M62
15. Jh.
M66 M68 M69 M70
GRANIA
M71
S38
IUNIU PONIATIS
S49 M67
166
M55 M58
M50 M51
TESTIMONIU
PONIO
M54 M57 M60
S43
M54 M56 M60 S54
M56
CASTANI-
M58
M56 M59 M60 S19 S44
SENIOR-
TENI-
M57 S19
M61 M62 M63 M66 M67
Φ
η
η+ Tilde
nn
gn
ni
ne
y
i
M62 M64 M66 M69 S39
M67
M69 S39 546 QUINIONE
OR4
SENIOR-
M60 548
S39
S46
TENI-
M61 M62 M63 M64 M65 M66 M67 M68 M69 M70 M71 M72 538 539 547 549 550 551 552 553 M72 S39 S47
TESTIMONIU
M70 M71 M72
VENI-
M67 549
S46 S50
S48
M69 551 552 553
VINIA
M62 S49
M67
S46
M63 M66 M68 S47 S49 551 552
M61 M63 M65 M68 OR4 S49
167
Φ
Distribution der Varianten: η ist im 13. Jh. Haupt Variante; n+Tilde und nn sind sporadische Varianten. Im 14. und 15. Jh. ist n+Tilde zwar die Haupt Variante, aber η bleibt eine gewichtige Nebenvariante. Nur in SENIOR- ist die Variante n+Tilde in allen Jahrhunderten überproportional vertreten (StratVar? ). gn ist — außer in Μ 9 ujgna und S16 lignage — gleichzeitig KontextVar (Text) und TopVar: Es erscheint in PONIO in der Schlußformel „meu signal pogno . . " etc. im 13. und beginnenden 14. Jh. in Monforte — es handelt sich hier offensichtlich um eine eng begrenzte Lokaltradition. Die übrigen Varianten (ni, ne, y, i, φ) sind mit Ausnahme von M53, M71 granja (StratVar (Kastil? ) LexVar bei EXTRANIA, IUNIU, TESTIMONIU. Die häufigste Variante insgesamt ist hier y; im 13. Jh. werden daneben ni bei IUNIU, ne und φ bei EXTRANIA in größerem Umfang verwendet, η ist neben ni TopVar (Burön) in TESTIMONIU; ni ist im gleichen Wort StratVar (Kastil) in M70, M71, M72 testimonjo, testemonjo. Eine morphologisch relevante, vermutlich leonesische StratVar ng findet sich in S 4 pongo, LE2 tenga, tengades, uenga; in der Uk M72 tenga ist eher StratVar (Kastil) anzunehmen. Isoliert: m in M48 cöömar CALUMNIAVERIT. Meta-Element: Skripta-Element: Belege: b
PJ b, bb, bbe, be, bi, p, yb, g
bb
bbe
SAPIANT
M34 M45 M59 M56 M47 M49 M61 M57 M50 M51 M62 M55 M60 M63 M66 M67
SAPIATES
M13
SAPIU
be M37 M64 S43 S46 S49 S54
M53 M70 S44 S47 S50
bi
yb
M54 M43 M58 S38 OR4 S45 S31 S48 S35 S51 S36 S42 S52
g
Ρ M68 M69 M71 M72 S19 S39 S53
Μ 3 S 9
Distribution der Varianten: b, bb auf der einen und be, bi auf der anderen Seite sind als TopVar mit b, bb (ohne folgenden Vokal) im Norden und be, bi (mit folgendem Vokal) im Süden zu deuten (s. Karte 15). Eine Ausnahme bilden M56, M57 in Monfero. ρ (sepan) ist StratVar(Kastil) etwa ab 1450. g ist LexVar in dem französischen Lehnwort Μ 3 sages, S 9 ssages.
168
Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
R I I VOK VOK yr, ir, ri, (A => a) r, r
ir
yr passim
passim
ARIA
passim
passim
ARIATICU
OR4
ARIU, ARIA außer NOTARIU
ri Μ 1 M13 M66 LE2 S29 S38 S44 S50
ry Μ 9 M36 LEI S 4 S35 S43 S48 S53
COEMETERIU
M36
M56
CONTRARI-
M18 M48 M60 M66 M72 S22 S39
M39 M49 M63 M67 S21 S23
Μ 4 M69 M72 S 4 S51
M64 M71 LE3 S25 S52
CORIU
M65
FERIA
S 6
MATERIA
Μ 1 S48
MONISTERIU
passim
NOTARIU
M15
r
Ml 3 M24 M38 M45 OR2 S 8 S12
M60
M21 S50 passim
passim
PEREMPTORIU QUAERI-
(A=>a)r
MIO
S29
M24
S54 Ml 3 M18 M70
M14 M68
M72 S 1
Distribution der Varianten: yr, ir sind Hauptvarianten in allen Jahrhunderten, ri ist zunächst StratVar(Lat), daneben zusammen mit r TopVar in der Endung - A R I U , - A R I A , die zwei .gelehrte' Formen aufweist: —aro, —ara im Norden und —ario, —aria im Süden
169
(s. Karte 15 ). Eine echte Ausnahme von dieser Distribution bildet nur OR2; ri in Μ 9, Ml3, M36, M66 erklärt sich leicht als diatopisch neutrale StratVar(Lat), wie sie insbesondere in Uk bis 1270 vorkommen können. Der Distribution entsprechen Μ 4 ostras OSTRIA mit RJ[ in anderem MetaKontext sowie S27 nouenbrio NOVEMBRU und S 2 octubrio OCTUBRU mit sekundärem ri. Meta-Element: Skripta-Element:
Sj[ / VOK i, y, gi (inkl. gy), g, go, s, ss, se, si (inkl. sy), ssy
Belege: i
y
gi
g
s
go
SS
se
si
13. Jh.
Μ9
CASIU CINISIA
Μ5
ECLESIA
M14 S10 S28
ECLESIARIU
S 8
FILI+ECLESIAE
Μ8
FILI+ECLESIAE+IA
S20
M16 S 6
M30 M13 M32 S 1 S 8 M45 S 7 S24 S12 S30 S33 S35 MIO M36 S12
M38 S33
M13 M21 M25 S18
Mil M20 M28 M31 M46 M49
S 6
M19 LEI OR 2 S29
M13 M23 M29 M44 M48 S41
14. Jh.
M56 M58 M59
DIVISIONE
M51 M53 M56 M59 S54
ECLESIA
FILI+ECLESIAE+IA
170
S44
M55 M56 M57 M59
ssy
i
y
gi
g
go
s
se
SS
si
ssy
15. Jh.
CASIU
OR4
DIVISIONE
ECLESIA
M62 M66 M68 M69 M72 M64
M62 M65 M68
ECLESIASTICU
M62 M68
FILI+ECLESIAE+IA
M61 M62 M63 M66 M67 M71 M72
PENSIONE
M69
Distribution der Varianten: Die große Vielfalt der Varianten wird nur im 13. Jh. und insbesondere von ECLESIA ausgeschöpft; s ist dabei Hauptvariante. Im 14. und 15. Jh. erscheinen die s-freien Varianten nur noch sporadisch neben s und si. FILI+ ECLESIAE+IA mit der Endung -sia (fijgresia etc.^hat als KorrespondenzElement s; i ist hier Korrespondenz-Element von I in der Endung — I A. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
SSI / VOK yx, ix, x, ssy, ssi, ss, s
yx
ix
BASSIU
S39
M63 M66 S53
QU ASSI -
M13 S 3
M46 S35
MISSIONE POSSESSIONE
X
ssy
ssi
VOK
ss
s
Μ1 M69 M68 M13 M56 M56 M60 S46 S54 M62 M63 M67 S44
171
Die Varianten sind offensichtlich wortabhängig. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
STI / VOK sti, st, sch, sc, ys, is, s
sti BESTIA
st
OR2
sch
sc
ys
VOK
is
s
M47 Μ 4 M13 M18 M47 M66 M72 S 5 S24 S39
POSTIU
SEBASTIANE (+ICI)
M27 M42 S33 a, b
M30 S28 S34
Μ 8 M17 M46 M62 M69 LE3 S 6 S28 S54
M36
M16 M37 M56 M68 S 7 S34a S46 S50 S52
M28 M43 M66 S 6 S33 S37 S49 S51 S53
S 1 S28
Distribution der Varianten: Die Varianten sind wortabhängig. Für die zahlreich belegten Varianten von POSTIU ergibt sich keine signifikante Distribution. Meta-Element: Skripta-Element: Belege:
Tj(, CJ[ / KONS p, c, z, s, ςί, bzw.
[
|
Chron 13. Jh.
|
Chron 14., 15. Jh.
Anzumerken ist hierbei, daß fast alle betroffenen Wörter einen Kontext e, i bilden. [TI], [KJ|] / [KONS] Als Zwischenstufe ist [ts] anzunehmen. Die Distribution der Varianten < ς > , < ζ > ergibt explizite Kontexte:
[
1
[ts]
•< [ /
U a,o]
[ts]
•
Chron 13. Jh. |
Chron 14., 15. Jh.
Hinzukommen durch sporadische Regeln die Varianten < c > und ; die phonische Interpretation der letzteren ist nicht sicher: [ts]
•
|
Strat(Lat)
oder Anwendung der [ts]-Regel zusammen mit [i]
•
/
Kons
?
1
Zur genaueren Abgrenzung des galicischen seseo-Gebietes vgl. Zamora Vicente (1951) sowie die einschlägigen Karten des ALPI. 2 Eine gesamtromanische Behandlung unter Berücksichtigung der wertvollen arabischen Zeugnisse erfährt das Thema in Galmes de Fuentes (1962) mit weiterer Literatur. 3 Williams (1962) pp.60, 67, 79 f.
201
Die Hauptregeln für [Κ] / [KONS] [KONS] zusammengefaßt ergeben:
/ /
[ts] [ts]
•
[Ε, I] und [ΤΙ], [ΚΙ]
[e, i] I [a, o] |
/
Chron 13. Jh. Chron 14., 15. Jh
Wichtig ist hierbei, daß < z > in der frühen galicischen Skripta kontextabhängig, d.h. systematisch mit der stimmlosen Affrikate korreliert. [K] / [VOK] [Ε, I] Als Zwischenstufe ist [dz] anzunehmen 1 . Auch hier ist die Skripta in allen Jahrhunderten relativ konsequent, so daß als Hauptregel gilt: [dz] • _ Die übrigen Varianten werden durch sporadische Regeln eingeführt, < c > in der üblichen Beschränkung auf das 13. Jh. Einige Wörter weichen mit überwiegend von der Hauptregel ab; ihr phonisches Korrelat [ts] wird auch durch das Portugiesische bestätigt (port.,diocese', ,licen - und < z > -Schreibungen im 13. Jh. ist bei näherer Betrachtung das Ergebnis der doppelten Entwicklung - teils zur stimmhaften, teils zur stimmlosen Affrikate — einerseits und der völlig konsequenten Anwendung der [ts] - und [dz]-Regeln andererseits, die < z > sowohl mit [ts] als auch mit [dz] verknüpfen. Im 14. und 15. Jh. gelten ebenfalls die genannten Regeln; sie führen zu der bekannten Zuordnung von [dz] zu < z > und [ts] zu < ς > und stimmten mit den neuportugiesischen Daten überein (vgl. port. ,Galiza', ,juizo', ,razäo'). Für eine Desonorisierung von [dz] im Galicischen des 15. Jh. ergeben sich mithin keine Anhaltspunkte [F] / # Neugal. selbstverständlich [f], vgl. auch Garcia de Diego (1909) p. 35; damit gilt Fall (i). Die Skripte-Regel [f] -»• < f > gilt - zusammen mit einer sporadischen Regel, die < f f > einführt und bei FACTU in der oben genannten Formel
1
Diese Entwicklung gilt nicht notwendigerweise fur den sekundären Auslaut (VICE, VOCE etc.), der im Port, [s] ergibt. Eine ähnliche Entwicklung - also weder „seseo" noch „ceceo" - ist auch in Galicien zu finden, vgl. ALPI Kten 54 cruz, 70 diez mit [s) bzw. [?] in fast der ganzen Prov. La Coruna sowie im Westen der Prov. Pontevedra. Die Skripta verwendet in dieser Position, d.h. vor Spatium < ζ > , sporadisch < t > , fast nie < ς > ; es fehlen jedoch Rekonstruktionsargumente.
202
einen stilistischen Bereich erhält — in dieser Form nur im 13. und 15. Jh. Im 14. Jh. ist in einigen Gebieten der Skripta die Alternativ-Regel
in Gebrauch.
η n— lJ
[L] / [KONS] Im Neugal. kommen in diesem Kontext sowohl [1] als auch [r] vor. ALPI Kte 25 bianco zeigt [r] in Nordwest-Lugo und im angrenzenden Osten der Prov. La Coruna sowie in einem nordöstlichen Zipfel der Prov. Pontevedra, sonst [1], Kte 48 clavo zeigt eine beträchtlich größere Ausdehnung der [r]Zone: Sie umfaßt die Provinzen Lugo und La Coruna bis auf drei Küstengebiete im Norden und Westen, ferner den Nordosten von Pontevedra; [1] findet sich nur in der Provinz Orense und im Küstengebiet von Pontevedra. Garcia de Diego (1909) p. 46 gibt als allgemeine Entwicklung nur [r] an, was offensichtlich nicht zutrifft. Wir haben es vielmehr mit einem Fall der Klasse (iii) zu tun, für den Argumente gesammelt werden müssen. Zur Debatte stehen folgende Entwicklungen bzw. Regeln: (a)
[1] wird in der Skripta beibehalten. Regel: [1]
•·/
/
Kons
L. (b)
[r] ist die Stufe der Skripta; der moderne Stand ist eine partielle Rückentwicklung unter kastilischem Einfluß. Regel: r! [r] *•< ) / Kons
(c)
[r], [1] sind — je nach Wort und geographischem Ort — beide möglich 1 . Regeln: (i) [1] • [r] • oder
lJ
(ü)
m
η
W
[Kons]
JL r
Die Distribution der Varianten < r > , ist für alle Jahrhunderte vergleichbar, die Regeln gelten also ohne chronologischen Bereich. Gegen Regel (a) spricht die starke Verbreitung von [r] im gesamten westhispanischen Raum (Portugal und Galicien, sporadisch auch in den nordwest- und südwestspani-
1
Es ist möglich, daß dies auch eine korrekte Beschreibung des modernen Standes ist. Antwort auf diese Frage kann erst weiteres Material des ALPI geben.
203
sehen Provinzen, vgl. ALPI Kten 2 5 , 4 8 und Garcia de Diego (1959) passim). Gegen die Regeln (a), (b), (c) (ii), genauer: gegen ihre Alternativform spricht die Tatsache, daß < r > und < ] > in keinem anderen Kontext als freie Variante ein und desselben Skripta-Elements erscheinen; gegen ihre Alternativform spricht auch ihre Gültigkeit im 15. Jh., in dem Hauptregeln in Alternativform sonst nicht vorhanden sind. Für die Regeln (c) (i) spricht neben ihrer lateinischen Herkunft ihre sonstige Gültigkeit in der Skripta (vgl. < L > , < R > in anderen Kontexten); für sie und gegen die Alternativ-Regeln sprechen ferner die lexikalischen Ausnahmen mit -Präferenz (CLERICU etc.). Wir können also mit großer Wahrscheinlichkeit für das 15. Jh. und wohl auch für die früheren Jahrhunderte mit [r] und [1] gemäß der Variantendistribution der Skripta rechnen. [S], [SS] Im Neugal. ist der Nachfolger von [S] in allen Kontexten ebenfalls ein dentaler stimmloser Frikativ [s] mit kleinen Varianten. Aus den einschlägigen ALPIKarten 13 ahogarse, 18 asa, 19 avispa, 38 causa, 41 cejas, 52 cresta, 61 cunados, 66 desnudo, 72 los domingos ergibt sich folgendes Bild: [s] — d.h. die kastilische alveolare [s] -Variante — verteilt sich als Haupt Variante auf den gesamten galicischen Osten sowie das Zentrum (Prov. Lugo, Orense, Nordosten der Prov. Pontevedra, dazu Küstengebiete der Prov. La Coruna). [s] — die dentale [s] -Form — ist auf einen schmalen Küstenstreifen von Süd-La Coruna und Pontevedra beschränkt, der übrigens au^lji [s] beim „seseo" aufweist 1 . Eine leicht palatale Variante schließlich — [ s ] in der ALPI-Notation — findet sich in einem größeren Gebiet in Südost-La Coruna sowie sporadisch in der Prov. Orense. Vor stimmhaftem Konsonant (Kten 66, 72) erscheint sporadisch vor allem in westlichen Gebieten [r] oder [w"] (vgl. auch Schneider (1938) p. 139 ff.). Diese Daten sprechen für einen Fall (iii). Für die Rekonstruktion sind gesamtromanische Aspekte maßgeblich. Es ist sehr wahrscheinlich, daß das Galicische wie die anderen hispanischen Dialekte zur Zeit der Skripta einen Lautstand aufwies, der in vielen Punkten dem modernen Portugiesischen entspricht: Unverändert stimmloses [s] im Anlaut, vermutlich auch vorkonsonantisch und im Auslaut 2 . Im Inlaut weiterhin Differenzierung zweier [s] -Formen unter Ausnützung nicht mehr der Quantität ([S] ~ [SS]), sondern des Merkmals [± stimmhaft] ([ζ] ~ [s]). Strittig ist der Zeitpunkt, zu dem die neue Opposition wiederum zugunsten des Merkmals [— stimmhaft] aufgehoben wurde; es ist sicher, daß er nicht vor dem 15. Jh. liegt.
1 2
Vgl. Zamora Vicente (1951) p.87 sowie die entsprechenden ALPI-Karten. Das Portugiesische palatalisiert diese letzteren unter bestimmten Bedingungen, vgl. Williams (1962) p.93 und Vazquez Cuesta + Mendes da Luz (1961) p.258.
204
Für die Skripta ergeben sich folgende Regeln: / [kons] J Diese Regel gilt ohne zeitliche Beschränkung; in einigen Uk des 14. Jh. werden allerdings die -Varianten so häufig, daß als Konkurrenz-Regel [s]
• [ }
/#
1 Chron 14. Jh.
angenommen werden kann. Für das intervokalische [s] gibt es einen klaren chronologischen Schnitt: „ Γ < s s > / [Vok] [Vok] Chron bis 1350~1 M l J \ < s > /[Vok] [Vok] Chron ab 1350 J Für die Zeit bis 1350 erscheint daneben als sporadische Regel mit gewisser Häufigkeit [s] • < s > / [Vok] [Vok], Der stimmhafte Frikativ [z] wird mit der Regel [z] > verknüpft, die ebenfalls keine zeitliche Beschränkung aufweist. Auch hier ist nur im 14. Jh. häufig, so daß als sporadische Regel gilt: [z] • | Chron 14. Jh. Vom synchronen Standpunkt aus betrachtet nimmt das 15. Jh. bei den - Regeln eine Sonderstellung ein, denn in ihm gelten keinerlei KontextRestriktionen mehr, so daß in der Skripta-Orthographie die sehr einfache Regel
{S3
mit nur wenigen Ausnahmen verwendet wird. Auch hier sind keinerlei Anzeichen für eine Desonorisierung des intervokalischen [z] zu erkennen. [LL] Im Neugal. kommt auf den ALPI-Karten neben [1] auch der palatale Lateral [1,] vor. Im einzelnen: Kte 4 „Nombre dialectal del habla local" zeigt überall [1,] ([gal.egc ] bzw. mit „geada" [xal,exc]) bis auf wenige Grenzorte in der Prov. Orense (Südgrenze) und Lugo (Ostgrenze). Kte 29 caballo zeigt [1] überall. Kte 37 castillo zeigt [1] in Nord-Lugo und im angrenzenden Nordost-La Coruna, sporadisch auch in Südost-La Coruna und West-Orense; [1,] findet sich mit kastilischer Vokalentwicklung [i] statt [ j ] im restlichen Gebiet. In Kte 58 cuchillo findet sich [1] mit Ausnahme zweier Grenzorte in Ost-Orense mit kastilischem [kucil, o] und [kiDcil, o]. Garcia de Diego (1909) p. 94 gibt nur [1] an. [1,] erklärt sich, wie die KoVarianten der ALPI-Belege beweisen, unschwer als späte Übernahme aus dem Kastilischen. Erstaunlich bleibt allerdings [1,] in GALLAECU trotz konsequenter „geada". [1] als Normalfall ist nach Fall (i) auch für die Skripta anzunehmen. Die ChronVar , führen zu folgenden Regeln: 205
[1]
* {} I
C h l o n l 3 Jh
[1]
•
Chron 14. Jh.
I
·
[1]• I Chron 15. Jh. dazu entsprechende sporadische Regeln, von denen [1] *• im 15. Jh. relativ häufig ist. Es erhebt sich die Frage, ob die -Schreibungen effektiv alle in der obigen Form mit [1] verknüpft werden oder ob sie in bestimmten Fällen als Bestandteil einer anderen (und unabhängig notwendigen) Regel [1,] KU> aufgefaßt werden müssen. Insbesondere die -Präferenz im 14. Jh. könnte für eine solche Deutung herangezogen werden. Folgende Argumente sprechen jedoch dagegen: (i) Die oben aufgeführten [1]-Regeln gelten auch für die sicheren [1]-Fälle, in denen intervokalisches einfaches [L] aus verschiedenen Gründen erhalten bleibt. Auch dort findet sich im 13. und 14. Jh. neben . (ii) kann im 13. Jh. nicht notwendigerweise als [1,] - Korrelat gedeutet werden, weil umgekehrt [1,] < [LI] sowohl mit als auch mit verknüpft werden, vgl. unten [LI], Allgemein: Alternativregeln ohne Kontexte und ohne alternierendes phonisches Korrelat gibt es im 13. Jh. auch in anderen Bereichen. (iii) als Normalfall im 14. Jh. erklärt sich auch aus der Präferenz für Doppelgraphien, die in diesem Jahrhundert herrscht (vgl. < F > , < R > , ). Es ist also nicht sehr wahrscheinlich, daß im 13. und 14. Jh. neben dem bodenständigen [1] schon die importierte Variante [1,] vorhanden war. Dies gilt sicherlich auch für VILLA mit überwiegend , das zumeist als Ortsbezeichnung verwendet wird, deren Latinisierung möglich ist. Offen bleibt die Frage nach dem phonischen Korrelat von CASTELLA mit häufigem , das als nicht-galicischer Ortsname (Castella = Kastilien) einen Sonderstatus innehat, vgl. auch häufiges [1,] in neugal. [kastil,o]. Für das 15. Jh. mit immer noch relativ häufigem ist hingegen die Möglichkeit eines mehr als nur sporadischen [1,] nicht auszuschließen. Es ist jedenfalls auffällig, daß in diesem Zeitraum einerseits die Regel [1,] • (vgl. unten [LI]) praktisch ohne Ausnahme gilt, andererseits die Komplementär-Regel
[1]
*
relativ viele Ausnahmen mit haben soll, obwohl Alternativ-Regeln ohne Kontexte im 15. Jh. wenig üblich sind 1 . 1
Die Belege fiii [l] < [L] / VOK VOK mit < l l > s i n d selten (M63 moujlles, M68 vallor, S48 mouelles); dies liegt jedoch vor allem daian, daß Belege mit erhaltenem < 3 > oder < 1 > insgesamt nicht häufig sind.
206
[LI], [K'L] Für [LI] fehlen in ALPI Belegkarten, doch es besteht kein Zweifel daran, daß das neugal. Ergebnis der palatale Lateral [1,] ist (vgl. Garcia de Diego (1909) p.57). [K'L] ist in ALPI Kten 6 abeja, 11 aguijön, 44 cerrojo mit durchweg [1,] belegt; in Kte 44 cerrojo finden sich neben den bodenständigen Formen mit [1,] sporadisch kastilisch beeinflußte Mischformen mit [s], [g] (Ultrakorrektion der „geada"!) und [x h ]. Für das Galicische der Skripta ist nach Fall (iib) mit großer Sicherheit der gleiche Stand [1,] anzunehmen. Dies ergibt folgende Regeln: | Chron 13. Jh. [1,] ->• | Chron 14., 15. Jh. Ausnahmen werden durch entsprechende sporadische Regeln eingeführt; dies gilt wohl auch für die seltene StratVar (Lat) < l i > . Lediglich in BAMILIARE und IULIU, in denen die Hauptvarianten völlig fehlen, ist eine weitere Segmentierung und Anwendung der Regeln [1] -*• und [i] -»• < i > / [Kons] anzunehmen. Es bleibt offen, in welchem Umfang diese Regeln auch für die übrigen