Schadenminderung in der Feuer-Betriebsunterbrechungs-Versicherung [1 ed.] 9783428413072, 9783428013074


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Schadenminderung in der Feuer-Betriebsunterbrechungs-Versicherung [1 ed.]
 9783428413072, 9783428013074

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GÜNTER SCHMIDT

Schadenminderung in der FeuerBetriebsunterbrechungs-Versicherung

Veröffentlichungen des Seminars für Versicherungslehre der Universität Köln Herausgegeben von Professor Dr. sc. pol. P. Braeß

Neue Folge Band 2

Schadenminderung in der Feuer· Betriebsunterbrechungs-Versicherung

Von

Dipl.-Kfm. Günter Schmidt

DUNCKER & HUMBLOT / BERLIN

Der Verfasser dankt dem Gerling·Konzem für die Förderune dieser Arbeit

Alle Rechte vorbehalten

@ 1985 Dunelter & Humblot, Berlln

Gedruckt 1965 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlln 61 Prtnted 1n Germany

Inhaltsverzeichnis Einleitung I. Abgrenzung II. Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 9

10

Erstes Kapitel Der Schadenbegriff in der FBU-Verslcberung

13

Zweites Kapitel Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung

16

I. Vorbemerkung zur Systematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

16

II. Minderung des Gewinn- und Kostenschadens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Erhaltung der Betriebsleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Erhaltung der Produktionsleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erhaltung des Marktanteiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Beschleunigte Wiederherstellung der vollen Betriebsleistung . . . . a) Wiederherstellung der Produktionsleistung . . . . . . . . . . . . . . . . b) Wiedergewinnung des Marktanteiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Nachholung ausgefallener Betriebsleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das Wesen der Nachholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Voraussetzungen der Nachholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Die Vorschriften der FBUB über die Nachholung . . . . . . . . . . . . d) Die Kosten der Nachholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

17 17 18 19 21 21 22 23 23 23 24 25

III. Reine Gewinnschaden-Minderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 1. Verkauf vom Lager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2. Verkauf von fremdbezogenen Produkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 IV. Reine Kostenschaden-Minderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 1. Kostenabbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2. Anderweitige Verwertung brachliegender Produktionsmittel . . . . 32

Drittes Kapitel Entscheidungen fiber die Durcbffihrung von Sdladenminderungsmaßnahmen

34

I. Entscheidungen unter Unsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 II. Betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Inhaltsverzeichnis

6 III. IV. V. VI. VII.

Komplementäre und substitutive Schadenminderungsmaßnahmen . . Grundlagen der Entscheidungsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entscheidungsmodell für komplementäre Maßnahmen . . . . . . . . . . . . Entscheidungsmodell für substitutive Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . Die Aussagefähigkeit der Entscheidungsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . .

36 37 39 40 43

Viertes Kapitel

Die optimale Schadenminderung I. Optimierung von Einzelmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Optimierungsaufgaben linearer Art . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Optimierungsaufgaben nichtlinearer Art . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Optimierungsprobleme des Kostenabbaues . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Optimierungsprobleme der Nachholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

44 44 44 49 49 54

II. Die optimale Kombination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Fünftes Kapitel

Erfassung, Bewertung und Kalkulation der Schadeomminderungskosten I. Erfassung II. Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Kalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kostenträger .,Schadenminderung" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Einzelkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Gemeinkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Kalkulation der Schadenminderungskosten am praktischen Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

61 61 63 63 63 64 64 65

Sechstes Kapitel

Der Aufwendungsersatz

68

I. Schadenminderung als Obliegenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

68

li. Der Begri1T der Aufwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

69

III. Die Zeit der Aufwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 IV. Die Kürzung des Aufwendungsersatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Ober die Unterbrechungszeit hinausreichender Nutzen . . . . . . . . . 2. Minderung über die Haftzeit hinausreichender Unterbrechungsschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Erwirtschaftung nicht versicherter Kosten und Gewinne . . . . . . . . 4. Die Versicherungssumme übersteigende Schadenminderungskasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .• . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Unterversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Die Risikoverteilung zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer Llieraturverzelchnls

71 71 71 75 76 77 78 79

Verzeichnis der Abkürzungen AFB

Allgemeine Feuerversicherungs-Bedingungen

BGB

Bürgerliches Gesetzbuch

FBUB

Allgemeine Feuer-Betriebsunterbrechungs-Versicherungsbedingungen

HGB

Handelsgesetzbuch

VN VVG

=

Versicherungsnehmer Gesetz über den Versicherungsvertrag

Einleitung I. Abgrenzung Bei Eintritt eines Schadens in der FBU-Versicherung hat der VN, soweit es ihm billigerweise zugemutet werden kann, für die Abwendung oder Minderung des Unterbrechungsschadens zu sorgen (§ 10 Abs. 2 a FBUB). Die Pflicht zur Abwendung oder Minderung des Schadens, kurz Schadenminderungspflicht genannt, ist abzugrenzen von der Herbeiführung des Versicherungsfalles, von den vorbeugenden Obliegenheiten des § 32 VVG und von der generellen Gefahrstandspflicht der §§ 23 ff. VVG. Diese Abgrenzung ist einmal zur genauen Umschreibung unseres Untersuchungsgegenstandes erforderlich, zum anderen aber auch wegen der unterschiedlichen rechtlichen Ausgestaltung der aufgeführten Tatbestände. Ist der Versicherungsfall eingetreten, so kann die Frage auftauchen, ob der VN den Versicherungsfall herbeigeführt oder ob er die Abwendung des Schadens versäumt und damit die Schadenminderungspflicht verletzt hat. Die Herbeiführung eines Versicherungsfalles liegt vor, wenn das konkrete Verhalten des VN zu einer Gefahrverwirklichung hinführt. Tritt der VN einer drohenden Gefahrverwirklichung nicht entgegen, so verletzt er die Pflicht zur Abwendung des Schadens1 • Die Vereinbarungen zur Verminderung der Gefahr oder der Verhütung einer Gefahrerhöhung gemäß § 32 VVG betreffen das große Gebiet der vorbeugenden Schadenverhütung. Derartige Maßnahmen sind ihrer Natur nach vor Eintritt des Versicherungsfalles durchzuführen. Die Schadenminderungspflicht beginnt dagegen erst, wenn nach vernünftigem Ermessen damit zu rechnen ist, daß der Versicherungsfall eintreten wird, wenn sich die Gefahr zu konkretisieren droht2 • Hierin unterscheidet sich die Schadenminderungspflicht auch von der Gefahrstandspflicht der §§ 23 ff. VVG. Hinzu kommt, daß die §§ 23 ff. VVG vom VN nur ein Unterlassen verlangen, indem sie dem VN ver1 Vgl. Woesner, Fritz Viktor: Die Pflicht des Versicherers zum Ersatz der Aufwendungen des Versicherungsnehmers zwecks Abwendung und Minderung des Versicherungsschadens, Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft 1960, S. 417. 2 Bruck, Ernst: Das Privatversicherungsrecht, Mannheim, Berlin, Leipzig

1930,

s. 343.

Einleitung

10

bieten, eine Gefahrerhöhung vorzunehmen oder deren Vornahme durch einen Dritten zu gestatten. Die Schadenminderungspflicht erfordert dagegen regelmäßig ein Tun des VN*. Da wir uns speziell mit der Schadenminderung in der FBU-Versicherung befassen wollen, ist noch eine letzte Abgrenzung erforderlich, und zwar gegenüber der Feuerversicherung. Hierzu müssen wir uns klarmachen, daß sich der Versicherungsfall in der FBU-Versicherung in zwei Stufen vollzieht. Die erste Stufe ist der durch Brand, Blitzschlag, Explosion oder ein anderes versichertes Ereignis verursachte Sachschaden, die zweite Stufe ist die eigentliche Betriebsunterbrechung. Alle Schadenminderungsmaßnahmen, die in der ersten Stufe anzuwenden sind (Löschen, Niederreißen, Ausräumen usw.) wollen wir von vornherein aus unserere Betrachtung ausscheiden, weil sie nicht ausschließlich die FBU-Versicherung berühren. Unsere Untersuchung soll sich auf die nur der FBU-Versicherung eigenen Schadenminderungsmaßnahmen beschränken.

ß. Problemstellung Über die Fragen der Schadenminderung in der FBU-Versicherung gibt es in der deutschen Literatur bis heute nur zwei geschlossene Darstellungen, eine von Birck4 aus dem Jahre 1938 und eine von Hax5 aus dem Jahre 1949. Beide Darstellungen sind teils überholt und teils nicht sehr ausführlich. Stellt man diesen Beiträgen die sonstige zur FBU-Versicherung erschienene Literatur gegenüber, so kann der Eindruck entstehen, der Schadenminderung in der FBU-Versicherung komme keine große Bedeutung zu. Ein solches Urteil wäre verfehlt. Es gibt im Gegenteil kaum einen anderen Versicherungszweig, bei dem der Schadenminderung ein ähnliches Gewicht beizumessen ist. Der Grund liegt darin, daß wir es in der FBUVersicherung mit einem sogenannten gedehnten Versicherungsfall zu tun haben. Das Schadenereignis spielt sich nicht, wie etwa in der Feuerversicherung, in Sekunden, Minuten oder Stunden ab, die Betriebsunterbrechung kann vielmehr Wochen, Monate, ja mitunter länger als ein Jahr andauern. Unter solchen Umständen können die Schadenminderungsmaßnahmen naturgemäß von langer Hand vorbereitet und durchgeführt werden. Wenn es durch die Schadenminderung gelingt, Produka Vgl. Bruck-Möller: Kommentar zum Versicherungsvertragsgesetz und zuden Allgemeinen Versicherungsbedingungen unter Einschluß des Versicherungsvermittlerrechtes, 8. Auflage, Berlin 1953 :f!., Anm. 25 zu § 23. ' Birck, Heinrich: Die Betriebsunterbrechungsversicherung, 2. Auflage, Berlin 1938, S. 139 :f!. & Hax, Karl: Die Betriebsunterbrechungsversicherung, Köln und Opladen 1949,

s. 71 :f!.,

195 :ff.

II. Problemstellung

11

tion und Absatz trotz des Sachschadens in vollem Umfang aufrechtzuerhalten, besteht die Entschädigungsleistung des Versicherers sogar nur aus Schadenminderungskosten. Im Zusammenhang mit der Untersuchung von 60 Großschäden der letzten Zeit8 konnte der Verfasser feststellen, daß der Anteil der Schadenminderungskosten an der Gesamtentschädigung im Durchschnitt rund ein Drittel betragen hat. Die wahre Bedeutung der Schadenminderung ließe sich aber erst ermessen, wenn man die tatsächlich gezahlte Entschädigung mit dem drohenden Schaden, wie er sich ohne Schadenminderung ergeben hätte, in Beziehung setzen würde. Leider fehlt zur Ermittlung einer solchen Relation das erforderliche Zahlenmaterial. In den meisten Schadensakten wird zu dieser Frage entweder überhaupt nicht oder nur in ungenügendem Maße Stellung genommen. Auf die große Bedeutung, die man der Schadenminderung in der FBUVersicherung beimißt, ist auch zurückzuführen, daß Rückwirkungsschäden grundsätzlich von der Versicherung ausgeschlossen sind. Rückwirkungsschäden sind Auswirkungen einer Betriebsunterbrechung in Betrieben fremder Eigentümer auf das versicherte Unternehmen. Wenn der wichtigste Zulieferer B eines versicherten Betriebes A durch Betriebsunterbrechung ausfällt, so kann sich dadurch im Betrieb A ein empfindlicher Rückwirkungsschaden ergeben, der aber nicht versichert ist. Diese Regelung wird allgemein damit begründet, daß es dem Versicherer des Betriebes A unmöglich sei, auf die Schadenminderungsmaßnahmen im Zuliefererbetrieb B irgendwelchen Einfluß zu nehmen. Es dürfte vor allem auf historische Gründe zurückzuführen sein, daß die Fragen der Schadenminderung in der Literatur bisher sichtlich zu kurz gekommen sind. Bis zur Schaffung der neuen FBUB im Jahre 1955 war der FBU-Versicherung kein besonderer Erfolg beschieden, da sich das Bedingungswerk als unzureichend erwiesen hatte und da individuelle Prämienrichtlinien fehlten. So ist es verständlich, daß in der Literatur hauptsächlich Fragen einer grundsätzlichen Reform der Bedingungen und der Prämienkalkulation diskutiert wurden. Erst die praktischen Erfahrungen der letzten Zeit mit Schäden oft erheblichen Ausmaßes, bedingt durch die nach 1955 einsetzende Geschäftsbelebung, ließen das Problem der Schadenminderung wirklich aktuell werden. Wenn wirdarangehen wollen, die mit der Schadenminderung in der FBU-Versicherung zusammenhängenden Fragen systematisch zu behandeln, müssen wir uns zunächst über den Begriff des Schadens in der FBU-Versicherung Klarheit verschaffen. Die nächste Aufgabe wird es sein festzustellen, welche Maßnahmen zur Schadenminderung nach dem derzeitigen Stand praktischer Erfahrung und betriebswirtschaftlicher e Hierzu standen dem Verfasser die Schadensakten der Gerling-Konzern Allgemeine Versicherungs-AG, Köln, zur Verfügung.

12

Einleitung

Erkenntnis denkbar sind. Im Schadenfall muß man sich für eine oder mehrere dieser Möglichkeiten entscheiden. Hierbei entsteht ein Entscheidungsproblem, und es ist zu untersuchen, nach welchen Gesichtspunkten derartige Entscheidungen getroffen werden. Es genügt aber nicht, jeweils die passenden Maßnahmen auszuwählen und anzuwenden, man muß sich auch bemühen, eine optimale Schadenminderung zu erreichen. Diese Optimierungsaufgabe ist für jede einzelne Maßnahme und für die Gesamtheit der Maßnahmen zu lösen. Sachgerechte Entscheidungen über die Durchführung von Schadenminderungsmaßnahmen sind wiederum nur möglich, wenn man weiß, wie die Schadenminderungskosten zu kalkulieren sind. Da die gesamte Untersuchung im Rahmen der FBU-Versicherung steht, taucht schließlich noch die Frage auf, wann und in welchem Umfang der Versicherer die Schadenminderungskosten zu ersetzen hat. In der Hauptsache sind es also sechs Fragen, die wir in zwangsläufiger Reihenfolge stellen müssen: 1. Was ist unter einem Schaden im Sinne der FBU-Versicherung zu verstehen? 2. Welche Möglichkeiten bestehen, ihn zu mindern? 3. Welche Gesichtspunkte bestimmen die Entscheidung über die Durchführung von Schadenminderungsmaßnahmen? 4. Wie kann man die Schadenminderung optimieren? 5. Wie sind die Schadenminderungskosten zu kalkulieren? 6. In welchem Umfang hat sie der Versicherer zu ersetzen? Diese sechs Fragen werden den Gang der Untersuchung bestimmen. Es wird nicht immer möglich sein, die Trennung zwischen den einzelnen Fragenkomplexen genau einzuhalten. Insbesondere bei der Untersuchung der einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung müssen Fragen diskutiert werden, die in das Gebiet der Kalkulation und des Aufwendungsersatzes hineinreichen. Im wesentlichen wird aber jeder Problemkreis für sich behandelt. Hierbei soll das Schwergewicht bei den Fragen liegen, die in der Literatur noch nicht oder nicht umfassend genug erörtert worden sind. Das ausführliche Literaturverzeichnis im Anhang, das einen Überblick über die wesentlichen deutschsprachigen Veröffentlichungen zur FBU-Versicherung gibt, stellt insoweit eine Ergänzung dieser Untersuchung dar.

ETstes Kapitel

Der Schadenbegriff in der FBU-Versicherung Der Unterbrechungsschaden setzt sich nach § 3 Abs. 1 FBUB aus dem entgehenden Geschäftsgewinn und dem Aufwand an fortlaufenden Geschäftskosten zusammen. Diese Ausdrucksweise ist etwas ungenau. Eigentlich müßte es heißen: Unterbrechungsschaden ist der ausgefallene Ertrag, aus dem Geschäftsgewinn und fortlaufende Geschäftskosten zu decken gewesen wären. Daß der Ertrag der eigentliche Gegenstand der FBU-Versicherung ist, hat Hax7 überzeugend begründet. Kein Versicherer wäre nämlich bereit, eine stillgelegte Fabrikanlage gegen Schäden durch Betriebsunterbrechung zu versichern, obwohl auch hier fortlaufende Kosten anfallen, wie Grundsteuern, Hypothekenzinsen, Versicherungsprämien usw. Da der Betrieb aber bereits vor dem Schaden keine Erträge erzielt hat, erleidet er auch keinen Schaden dadurch, daß er die fortlaufenden Kosten nach einem Brand weiterhin aufwenden muß. In § 6 Abs. 1 FBUB heißt es deshalb folgerichtig, daß nur die Geschäftskosten zu ersetzen sind, die der VN infolge der Betriebsunterbrechung nicht erwirtschaften konnte. Die Worte "nicht erwirtschaften" lassen deutlich werden, daß es entscheidend auf die ausfallenden Erträge ankommt. Dessen ungeachtet hat es sich eingebürgert, von Gewinnschaden und Kostenschaden zu sprechen, und wir wollen an dieser Terminologie nichts ändern. Selbst wenn man weiß, daß der Ertrag den eigentlichen Gegenstand der FBU-Versicherung darstellt, bleibt zunächst unverständlich, wie neben einem Gewinnschaden noch ein Kostenschaden entstehen kann. Wenn ein Unternehmen durch einen Unterbrechungsschaden statt eines Gewinnes von 100 000 DM nur einen Gewinn von 20 000 DM erwirtschaftet, dann entsteht doch offensichtlich nur ein Gewinnschaden von 80 000 DM. Man muß sich fragen, inwiefern noch ein Schaden durch fortlaufende Geschäftskosten, ein Kostenschaden also, anfallen soll. Die Antwort auf diese Frage ist, daß mit Geschäftsgewinn der Stückgewinn gemeint ist. Dieser Umstand, auf den Hax8 als erster mit aller Deutlichkeit hingewiesen hat, soll durch ein Beispiel veranschaulicht Hax, a.a.O., S. 114 fl. a Hax, a.a.O., S. 153 fl.

1

14

1. Kap.: Der Schadenbegriff in der FBU-Versicherung

werden. Damit werden gleichzeitig die beiden Grundmethoden der Schadenfeststellung in der FBU-Versicherung dargestellt. Gewinn- und Verlustrechnung ohne Unterbrechung

(Sollrechnung)

Proportionale Kosten . . . . . 4000 DM Fixe Kosten . . . . . . . . . . . . . . . 2500 DM Gewinn .. . . .. . . . . . . .. . .. .. 2500 DM 9000DM

1000 Einheiten Produkt A Erlös . . . . . . . . . . . . . . . .. . . .. 5500 DM 1000 Einheiten Produkt B Erlös .. .. .. .. .. .. . .. .. . .. . 3500 DM 9000DM

Gewinn- und Verlustrechnung mli Unterbrechung

(lstrechnung)

Proportionale Kosten . . . . . 2000 DM Fixe Kosten . . . . . . . . . . . . . . 2500 DM Gewinn. .. . .. . . ...... . . . ..

ODM 4500DM

500 Einheiten Produkt A Erlös .. .. .. .. . .. .. . . .. .. .. 2750 DM 500 Einheiten Produkt B Erlös . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1750 DM 4500DM

Wie leicht einzusehen ist, stellt sich der Schaden bei der im Beispiel angenommenen 50°/oigen Unterbrechung durch den völligen Ausfall des Bilanzgewinnes auf 2500 DM. Erhält der VN eine Entschädigung in dieser Höhe, so ist voller Schadenersatz gewährleistet, die Gewinn- und Verlustrechnung schließt wieder mit einem Gewinn von 2500 DM. Der Ausfall des Bilanzgewinnes, worunter auch die Entstehung oder Vergrößerung eines Verlustes verstanden werden soll, umfaßt also die Gesamtwirkung des Unterbrechungsschadens. Wäre mit dem Begriff des Geschäftsgewinnes in den FBUB der Bilanzgewinn gemeint, so dürften die Geschäftskosten daneben nicht erwähnt werden. Zu einem Gewinn- und Kostenschaden kommt man nur, wenn man den Schaden auf der Basis der Stückkosten und des Stückgewinnes berechnet. Die Stückkalkulation wird folgendermaßen angenommen: Produkt A Proportionale Kosten ..... . ..... .... .. ... . ... . . Fixe Kosten .. . ..... . .... .. . ... ........ .. . . . .. . . Gewinn ..... . ...... . . .. ................. . . . .. . . Erlös pro Einheit ......... . .................. . .

2,50DM 1,50DM 1,50DM 5,50DM

Produkt B 1,50DM 1,-DM 1,-DM 3,50DM

Durch die Unterbrechung ist der Umsatz von je 1000 auf je 500 Einheiten von Produkt A und Produkt B zurückgegangen, das entspricht einem Rückgang des Stückgewinnes um 1250 DM (500 Einheiten X 1,50 DM = 750 DM für Produkt A, 500 Einheiten X 1 DM = 500 DM für Produkt B).

1. Kap.: Der Schadenbegriff in der FBU-Versicherung

15

Die proportionalen Kosten sind entsprechend der 50°/oigen Unterbrechung von 4000 DM auf 2000 DM gesunken. Die verbleibenden 2000 DM werden durch den Umsatz voll gedeckt (500 Einheiten X 2,50 DM = 1250 DM für Produkt A, 500 Einheiten X 1,50 DM= 750 DM für Produkt B). Die fixen Kosten bleiben dagegen mit 2500 DM unverändert, obwohl nur 1250 DM erwirtschaftet werden können (500 Einheiten X 1,50 DM = 750 DM für Produkt A, 500 Einheiten X 1 DM = 500 DM für Produkt B). Somit entsteht neben einem Gewinnschaden von 1250 DM noch ein Kostenschaden von 1250 DM, insgesamt also ein Schaden von 2500 DM, der genau dem Ausfall des Bilanzgewinnes entspricht. Werden in der Diskussion um den Unterbrechungsschaden neben dem Geschäftsgewinn auch die Geschäftskosten erwähnt, so spricht man von Stückgewinn, man mag sich dessen bewußt sein oder nicht. Diese Erkenntnis ist eine wesentliche Voraussetzung für die weiteren Überlegungen. Wenn wir untersuchen wollen, wie die einzelnen Schadenminderungsmaßnahmen auf den Gewinn- und Kostenschaden einwirken, dürfen über das Wesen des Gewinn- und Kostenschadens keine Zweüel mehr bestehen.

Zweites Kapitel

Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung I. Vorbemerkung zur Systematik Man unterscheidet gemeinhin zwischen Schadenminderung durch Erhaltung der Betriebsleistung und Schadenminderung durch Kostenabbau. Wenn man zur provisorischen Weiterführung der Produktion einen Notbetrieb einrichtet, so dient diese Maßnahme der Erhaltung der Betriebsleistung. Werden Arbeiter vorübergehend entlassen, weil sie infolge der Betriebsunterbrechung nicht beschäftigt werden können, dann haben wir es mit Schadenminderung durch Kostenabbau zu tun. Es gibt aber Maßnahmen, die sich in keine der beiden Gruppen einordnen lassen, wie die anderweitige Verwertung brachliegender Produktionsmittel. Aus diesem Grund ist die genannte Einteilung für eine Systematik wenig brauchbar. Birck8 umgeht diese Schwierigkeit, indem er eine Position "Sonstige Schadenminderungsmaßnahmen" einführt. Hax10 ergänzt die erwähnte Einteilung um zwei weitere Punkte und leitet damit zu einer mehr kasuistischen Aufzählung über. Sucht man man nach einer in sich geschlossenen Systematik, so bieten sich die Elemente des FBU-Schadens als Ausgangsbasis an. Da sich der FBU-Schaden bedingungsgemäß aus Gewinnschaden und Kostenschaden zusammensetzt, können wir sagen, daß es Maßnahmen gibt, die entweder den Gewinn- und den Kostenschaden oder nur den Gewinnschaden oder nur den Kostenschaden mindern. Andere Möglichkeiten sind nicht denkbar. Die Schadenminderungsmaßnahmen lassen sich somit in drei Gruppen einteilen: 1. Minderung des Gewinn- und Kostenschadens, 2. Reine Gewinnschaden-Minderung, 3. Reine Kostenschaden-Minderung. Maßnahmen der ersten Gruppe betreffen sowohl die Produktions- als auch die Absatzseite. Sie sorgen dafür, daß die Betriebsleistung in ihrer Gesamtheit so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Dies kann ge' Birck, a.a.O., S. 140 ff. Hax, a.a.O., S. 71 ff.

1o

II. Minderung des Gewinn- und Kostenschadens

17

schehen durch Erhaltung der Betriebsleistung, durch beschleunigte Wiederherstellung der vollen Betriebsleistung und durch Nachholung ausgefallener Betriebsleistungen. Von reiner Gewinnschaden-Minderungkann man nur dann sprechen, wenn die Produktionsseite unberührt bleibt. Es müssen also Güter verkauft werden, die nicht oder nicht mehr im Betrieb erstellt zu werden brauchen. Das ist der Fall, wenn vom Lager verkauft wird oder wenn zum Zwecke der Schadenminderung fremdbezogene Produkte ohne weitere Verarbeitung mit Gewinn abgesetzt werden. Maßnahmen der dritten Gruppe beschränken sich auf eine Minderung des reinen Kostenschadens, die in zweifacher Weise möglich ist: Einmal kann man die fortlaufenden Kosten abbauen, zum anderen kann man für eine Deckung der fortlaufenden Kosten sorgen, indem man die brachliegenden Produktionsmittel anderweitig verwertet. Damit ist der Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen Schadenminderung in der FBU-Versicherung betrieben werden kann. Dieser Rahmen ist im folgenden durch die Beschreibung der entsprechenden Einzelmaßnahmen auszufüllen. ll. Minderung des Gewinn- und Kostenschadens 1. Erhaltung der Betriebsleistung

Jede Schadenminderung in der FBU-Versicherung muß mit der Überlegung beginnen, welche Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung der Betriebsleistung bestehen. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß zwischen Produktion und Absatz ein enges Wechselwirkungsverhältnis besteht. Eine Unterbrechung der Produktion kann zur Folge haben, daß Kunden zur Konkurrenz abwandern, weil sie vorübergehend nicht beliefert werden. Die hierdurch verursachte Schmälerung des Marktanteiles wirkt zurück auf den Fertigungsbereich, da eine Produktion nur sinnvoll sein kann, wenn auch der Absatz gesichert ist. Die Schadenminderung durch Erhaltung der Betriebsleistung kann und darf sich deshalb nicht auf die Produktionsseite beschränken. Auch einer drohenden Beeinträchtigung des Marktanteiles ist durch geeignete Maßnahmen zu begegnen, da eine Betriebsunterbrechung im Sinne der FBUB erst beendet ist, wenn Produktion und Absatz wieder die volle Höhe erreicht haben, oder anders ausgedrückt: Ertragsschmälerungen infolge der Betriebsunterbrechung, die sich erst zeigen, wenn die Produktion wieder angelaufen ist, gehören ebenfalls zum ersatzpflichtigen Betriebsunterbrechungsschaden11 • 11 Fußhoeller-John: Feuer-Betriebsunterbrechungs-Versicherung, Erläuterungen zu den Allgemeinen Feuer-Betriebsunterbrechungs-Versicherungsbedingungen (FBUB), Wiesbaden 1957, Anm. 5 zu§ 6.

2 Schmidt

18

2. Kap.: Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung a) Erhaltung der Produktionsleistung

Bei kleineren Schäden läßt sich die Betriebsunterbrechung mitunter zeitlich verschieben. Diese Möglichkeit besteht, wenn Schäden eingetreten sind, die den Betrieb zwar nicht unmittelbar zum Erliegen bringen, die aber insofern eine Betriebsunterbrechung auszulösen drohen, als sich die Reparaturarbeiten nicht ohne eine wenigstens teilweise Stillegung des Betriebes durchführen lassen. Nun ist es naheliegend, die Reparaturen vorzunehmen, wenn der Betrieb ohnehin ruht, also nach Betriebsschluß, an Sonn- und Feiertagen oder in den Betriebsferien. Hierdurch entstehen Mehrkosten, vor allem in Form von Überstundenzuschlägen und Zuschlägen für Feiertagsarbeit, denen jedoch die Erhaltung der Betriebsleistung gegenübersteht. Lassen sich die Instandsetzungsarbeiten nicht zurückstellen, weil der Schaden bereits eine Unterbrechung ausgelöst hat, könnte man prüfen, ob vielleicht eine Vorverlegung der Betriebsferien möglich ist. Die Reparaturen werden dann während der vorverlegten Betriebsferien durchgeführt, so daß die normalerweise für die Betriebsferien vorgesehene Zeit nun für die Produktion zur Verfügung steht. Gerade in dieser Zeit wird man den Betrieb aber nicht voll auslasten können, da für die Betriebsferien nach Möglichkeit wohl immer die Zeitspanne ausgewählt wird, in der der Betrieb einen geringen Beschäftigungsgrad aufweisen würde. Sind zeitliche Dispositionen der geschilderten Art nicht möglich, dann ist zu fragen, ob der Betrieb nicht auf irgendeine Weise provisorisch weitergeführt werden kann. Werden an den Aggregaten A und B die gleichen Produkte hergestellt, so kann dasAggregatA bei Unterbrechung des Aggregates B möglicherweise im Mehrschichtenbetrieb die ausgefallene Kapazität ersetzen. Vielleicht sind auch stillgelegte Maschinen vorhanden, die man vorübergehend einsetzen kann, bis das beschädigte Aggregat instandgesetzt ist. Eine solche Verlagerung der Produktion verursacht Überstundenzuschläge, Einrichtungskosten, Umrüstkosten, zusätzliche Kosten der Überbeanspruchung usw., während ein Teil der Kosten des beschädigten Aggregates weiterläuft. Bei einer Unterbrechung von Anfangsstufen der Fertigung entsteht eine schwierige Situation, da dann auch die nachgeschalteten unbeschädigten Fertigungsstellen zu erliegen drohen. In solchen Fällen kann bereits ein kleiner Sachschaden eine erhebliche Unterbrechung auslösen. Die Betriebsleistung läßt sich erhalten, wenn die in den Anfangsstufen der Fertigung zu erstellenden Halbfabrikate anderweitig bezogen werden können. Beim Ausfall der eigenen Energieversorgung kommt der Möglichkeit des Fremdbezuges besonders große Bedeutung zu, da mitunter der ganze Betrieb von dieser Versorgungsstelle abhängt. Die beim

II. Minderung des Gewinn- und Kostenschadens

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Fremdbezug anfallenden Mehrkosten gegenüber der Eigenerzeugung sind Schadenminderungskosten. Wenn die Produkte nicht fertiggestellt werden können, weil Endstufen der Fertigung unterbrochen sind, ist das Heranziehen von Fremdleistungen, wie etwa Lohnveredelung bei Textilbetrieben, ebenfalls eine wirksame Schadenminderungsmaßnahme. Hierdurch wird erreicht, daß die Produktion wenigstens bis zur Unterbrechungsstelle weiterlaufen kann. Der gleiche Effekt läßt sich aber auch durch den Verkauf der Halbfabrikate erzielen. Im ersteren Falle bleibt der Betrieb aber mit seinen Fertigfabrikaten auf dem Markt, er kann seine Kunden weiterbeliefern, eine Gefährdung des Marktanteiles wird verhindert. Diesen Vorteil bietet der Verkauf von Halbfabrikaten nicht, dennoch ist diese Maßnahme einer völligen Stillegung des Betriebes oder des betreffenden Betriebsteiles vorzuziehen, wenn eine Fertigstellung der Produkte in fremden Betrieben schon nicht möglich ist. Eine der bedeutendsten Schadenminderungsmaßnahmen ist die Einrichtung eines Notbetriebes. Man kann den Notbetrieb an Ort und Stelle errichten oder auch Betriebsteile bis zum Wiederaufbau in gemietete Räume verlegen. Derartige Provisorien kommen nicht nur für den Fertigungsbereich, sondern auch für den Verwaltungs- und Vertriebsbereich in Betracht. Hierbei entstehen die eigentlichen Einrichtungskosten, wie Materialkosten, Löhne, Kosten für den Anschluß elektrischer Anlagen usw. Die örtliche Verlegung in gemietete Räume verursacht vor allem bei Lägern erhöhte innerbetriebliche Transportkosten. Ferner ist zu berücksichtigen, daß ein Notbetrieb gegenüber der Normalerzeugung meist mit zusätzlichen Kosten arbeitet. Die Einrichtung eines Notbetriebes erfordert, eben weil sie mit erheblichen zusätzlichen Kosten verbunden ist, eine besonders genaue Vorkalkulation. Durch diese Schadenminderungsmaßnahme konnten aber bereits Millionenschäden vermieden werden. Mit welchem Einfallsreichtum hier schon zu Werke gegangen wurde, sei am Beispiel eines Schadens in einer Papierfabrik illustriert: Die durch eine Kesselexplosion ausgefallene Dampferzeugung wurde provisorisch mit Hilfe von Lokomotiven der Bundeshalm weitergeführt. b) Erhaltung des Marktanteiles

Problematisch sind Maßnahmen, die veri?-indern sollen, daß Kunden endgültig zur Konkurrenz abwandern, weil sie infolge der Betriebsunterbrechung vorübergehend nicht beliefert werden können. Solche Maßnahmen sind gegen die drohende Beeinträchtigung des Marktanteiles gerichtet. Sie haben als Maßnahmen zur Erhaltung des Geschäftswertes Eingang in die Literatur gefunden. Die einhellige Meinung ist, 2•

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2. Kap.: Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung

daß Aufwendungen zur Erhaltung des Geschäftswertes nicht ersatzpflichtig sind12• Hierzu ist vorweg festzustellen, daß der Begriff des Geschäftswertes (Firmenwert, Goodwill) in der FBU-Versicherung fehl am Platze ist. Für die FBU-Versicherung ist allein die Betriebsunterbrechung entscheidend, die erst dann beendet ist, wenn Produktion und Absatz wieder die volle Höhe erreicht haben. Neben der Erhaltung der Produktion kann es also nur um die Erhaltung des Marktanteiles gehen. Derartige Maßnahmen dienen natürlich ebenfalls der Erhaltung des Geschäftswertes, da eine Verschlechterung der Absatzlage eines Unternehmens zwangsläufig eine Minderung des Geschäftswertes zur Folge hat. Die Erhaltung des Geschäftswertes ist aber nur eine Folge der Erhaltung des Marktanteiles, auf die es hier allein ankommt. Aus diesem Grund sollte man den Begriff des Geschäftswertes aus der Diskussion um Fragen der FBU-Versicherung heraushalten. Ist eine Beeinträchtigung der Absatzlage als Folge der Betriebsunterbrechung zu befürchten, so muß man mit einer Vergrößerung des Unterbrechungsschadens rechnen. Es sind also Maßnahmen zu ergreifen, um die Schmälerung des Marktanteiles zu verhindern. Hierfür kommen die Erinnerungswerbung, verstärkte Kontaktpflege durch den Außendienst und ähnliche Maßnahmen in Betracht. Man wird etwa dem Außendienst, der sich um die Erhaltung des Kundenstammes bemüht, weiterhin Provisionen zahlen, obwohl die Vertreter im Augenblick keine Aufträge annehmen können, da der Betrieb unterbrochen ist. Es ist nicht einzusehen, weshalb derartige Aufwendungen nicht ersatzpflichtig sein sollen. Die Schwierigkeiten liegen auf einem anderen Gebiet. Bei Werbemaßnahmen zur Erhaltung des Marktanteiles kann der Fall eintreten, daß sie sozusagen über das Ziel hinausschießen und dem VN zusätzliche Absatzchancen eröffnen. Ersatzpflichtig ist aber nur der Teil der Aufwendungen, der auf die Erhaltung des Marktanteiles (Schadenminderung) entfällt. Die für die Aufteilung erforderlichen Zahlen wird man näherungsweise aus der Umsatzstatistik ermitteln können. Ein weiteres Abgrenzungsproblem kann sich im Hinblick auf § 11 Abs. 2 a FBUB ergeben, wonach Aufwendungen zur Schadenminderung nicht ersetzt werden, soweit durch sie über die Haftzeit hinaus für den VN Nutzen entsteht. Droht durch die Abwanderung von Kunden ein über die Haftzeit hinausreichender Absatzrückgang, so kommen Maßnahmen zur Erhaltung des Marktanteiles auch dem VN zugute, weil die u Birck, a.a.O., S.170 ff.; Hax, a.a.O., S.199; Merz, Walter G.: Zur Ermittlung der wagnistreuen Prämie für die Betriebsunterbrechungs-Versicherung, Weissenburg 1952, S. 26; Reifferscheid, Heinrich : Gefahrbeurteilung und Gegenwartsprobleme der Betriebsunterbrechungs-Versicherung, Aachen 1948, S. 23; Stöcklein, Karlheinz: Verteilung der Rettungskosten zwischen VN und VU bei FBU-Schäden, Versicherungswirtschaft 1964, S. 904.

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Haftung des Versicherers auf die Haftzeit beschränkt ist. Auch hier ist der VN angemessen an den Schadenminderungskosten zu beteiligen. Aufwendungen zur Erhaltung des Marktanteiles sind also ersatzpflichtig, soweit sie der Schadenminderung dienen und soweit sie auf die Haftzeit entfallen. Muß der VN befürchten, daß ein Abwandern von Kunden den Absatz über die normalerweise auf ein Jahr begrenzte Haftzeit hinaus beeinträchtigt, so reicht die Haftzeit für diesen speziellen Fall eben nicht aus, und es wäre eine entsprechend verlängerte Haftzeit zu vereinbaren. 2. B e s c h I e u n i g t e W i e d e r h e r s t e ll u n g der vollen Betriebsleistung Maßnahmen zur beschleunigten Wiederherstellung der vollen Betriebsleistung können sich ebenso wie Maßnahmen zur Erhaltung der Betriebsleistung auf die Produktions- und die Absatzseite erstrecken.

a) Wiederherstellung der Produktionsleistung Wenn sich ein Rückgang der Produktlon schon nicht vermeiden läßt, so ist es ganz selbstverständlich, daß man alles daran setzen muß, um die Wiederherstellung der technischen Betriebsbereitschaft zu beschleunigen. Es wird wenig Schadenfälle geben, die in dieser Hinsicht keine Möglichkeiten zulassen. Man kann die Wiederinstandsetzungsarbeiten vorantreiben, und man kann ferner dafür sorgen, daß die hierzu benötigten Güter (Baustoffe, Maschinen, Ersatzteile usw.) so schnell wie möglich bereitgestellt werden. Dem Wiederaufbau geht die Aufräumung der Schadensstätte voran. Aufräumungskosten hat gewöhnlich der Feuerversicherer zu ersetzen. Zusätzliche Kosten, die durch eine beschleunigte Aufräumung zur Verkürzung der Unterbrechungszeit anfallen, sind dagegen als Schadenminderungskosten zur FBU-Versicherung zu erstatten. Auch die Kosten des Wiederaufbaues fallen an sich nur in den Bereich der Feuerversicherung. Die Grenze zur FBU-Versicherung wird erst überschritten, wenn erhöhte Kosten durch Überstunden- und Sonntagsarbeit oder andere Maßnahmen eines schnelleren Wiederaufbaues anfallen. Nach§ 3 Abs. 2 a AFB bildet der ortsübliche Bauwert die Grundlage der Entschädigungsberechnung in der Feuerversicherung von Gebäuden, also die Kosten des Wiederaufbaues unter normalen Bedingungen. Alles was darüber hinaus zur Schadenminderung in der FBU-Versicherung unternommen wird, interessiert den Feuerversicherer nicht. Schließlich wird der Wert eines Gebäudes durch Überstundenarbeit nicht erhöht.

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2. Kap.: Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung

Die gleiche Situation ergibt sich bei den sonstigen Wiederingangsetzungsarbeiten. Mitunter beansprucht es wesentlich weniger Zeit, eine neue Maschine aufzustellen, als eine beschädigte zu reparieren. Auch derartige Mehraufwendungen sind als Schadenminderungskosten zu FBU-Versicherung zu ersetzen. Solche Maßnahmen sind um so wirkungsvoller, je länger die Reparatur dauern würde und je wichtiger das betreffende Aggregat für den Betrieb ist. Manchmal können auch Änderungen des Produktionsverfahrens der beschleunigten Wiederherstellung der Betriebsleistung dienen. Es handelt sich hierbei aber um schwere Eingriffe in die betriebliche Struktur, die nur in seltenen Ausnahmefällen angebracht sind. Falls sich die Wiederherstellung des alten Zustandes infolge langer Lieferfristen wesentlich verzögern würde, kann es sich empfehlen, auf Aggregate zurückzugreifen, die sofort zur Verfügung stehen, selbst wenn ihr Einsatz eine Umstellung der Produktion erforderlich macht. Die Umstellung darf aber nicht zu erheblich sein, man kann, wie es bereits geschehen ist, vielleicht eine andere Art der Verpackung einführen, wenn hierdurch eine Verkürzung der Unterbrechungszeit erreicht wird. Eine völlige Umstellung der Produktion ginge aber sicherlich zu weit, da hierbei Marktrisiken ins Spiel kämen, die den Effekt der Schadenminderung erheblich gefährden würden. Ergänzend neben die Beschleunigung der Instandsetzungsarbeiten tritt die möglichst schnelle Herbeischaffung der benötigten Güter. Sie verursacht erhöhte Frachtkosten, Telefon- und Reisespesen und ähnliche Auslagen. Soweit sie über die normalen Beschaffungskosten hinausgehen, handelt es sich um Schadenminderungskosten zur FBUVersicherung. b) Wiedergewinnung des Marktanteiles

Hat die Betriebsunterbrechung die Absatzlage beeinträchtigt, so ist mit der Wiederherstellung der technischen Produktionsbereitschaft noch nicht alles getan, da der Betrieb den alten Produktionsstand nur erreichen kann, wenn auch der Absatz gesichert ist. Zur Beseitigung einer durch die Betriebsunterbrechung verursachten Beeinträchtigung des Marktanteiles stehen die Mittel zur Verfügung, die Gutenberg13 unter dem Begriff des absatzpolitischen Instrumentariums zusammengelaßt hat, nämlich Absatzmethode, Preispolitik, Produktgestaltung und Werbung. Änderungen der Absatzmethode, der Preispolitik und der Produktgestaltung sind in ihren Auswirkungen schwer im voraus zu übersehen. Als Schadenminderungsmaßnahmen dürften sie deshalb nur ta Gutenberg, Erich: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, 2. Band: Der Absatz, 6. Auflage, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1963, S. 123 ff.

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sehr selten in Betracht kommen. Gewöhnlich wird eine verstärkte Werbung ausreichen, um die Absatzlage zu normalisieren. Was eine mögliche Beteiligung des VN an diesen Schadenminderungskosten anbelangt, kann auf die Ausführungen zur Erhaltung des Marktanteiles verwiesen werden. 3. N a c h h o 1 u n g a u s g e f a 11 e n e r B e t r i e b s 1 e i s t u n g e n

a) Das Wesen der Nachholung In vielen Fällen ist es möglich, die durch den Unterbrechungsschaden ausgefallenen Betriebsleistungen nach Beendigung der Unterbrechung ganz oder teilweise nachzuproduzieren. Man spricht dann von Nachholung oder Aufholung. In der Literatur14 wird dieser Tatbestand auch als zeitliche Verlagerung der Produktion bezeichnet, weil die für die Unterbrechungszeit vorgesehene Produktion auf einen späteren Zeitraum verschoben wird. Unter Nachholung darf man nicht jede Mehrproduktion nach Beendigung der Betriebsunterbrechung verstehen. Wenn ein Unternehmen eine große Werbekampagne startet oder die Preise herabsetzt, dann kann es nach Beendigung der Unterb1·echung vielleicht mehr produzieren und absetzen, als dies normalerweise der Fall gewesen wäre. Diese Mehrproduktion ist aber keine Nachholung. Es wird nicht die ausgefallene Betriebsleistung als solche nachproduziert, vielmehr werden neue Absatzchancen erschlossen. Zwischen Betriebsunterbrechung und Nachholung muß ein Kausalzusammenhang bestehen. Die Unterbrechung muß einen Auftragsstau verursacht haben, den es abzubauen gilt. Nur wenn die Unterbrechung zu einer Absatzlücke führt, und wenn es gelingt, diese Absatzlücke nachträglich zu schließen, haben wir es mit echter Nachholung zu tun.

b) Voraussetzungen der Nachholung Ob eine Nachholung möglich ist oder nicht, hängt zunächst von technischen Voraussetzungen ab. Der Betrieb muß technisch in der Lage sein, nach Beendigung der Betriebsunterbrechung neben seiner normalen Produktion auch die nachzuholenden Leistungen zu erstellen. Wenn ein Betrieb in drei Schichten arbeitet und bis zur Grenze seiner Kapazität ausgelastet ist, fehlt es bereits an der technischen Voraussetzung für eine Nachholbarkeit. Ist die Nachholung technisch möglich, sei es durch stärkere intensitätsmäßige Auslastung der Kapazität, sei es durch Überstundenarbeit, so t4

Hax, a.a.O., S. 73.

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2. Kap.: Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung

fragt sich noch, ob die nachproduzierten Leistungen auch absetzbar sind, ob also die absatzwirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Nachholung vorliegen. Es gibt eine Reihe von Betrieben, die ihrer Natur nach eine Aufholung nicht zulassen, weil der Absatz nicht nachholbar ist. Birck16 nennt in diesem Zusammenhang Elektrizitäts- und Gaswerke, Molkereien, Bäckereien, Transportunternehmungen, Hotels, Theater und Kinos. Es handelt sich hierbei um Betriebe, deren Kunden eine sofortige Bedarfsdeckung beanspruchen. Niemand wird beispielsweise bereit sein, den Bedarf an Brötchen bis zum Ende der Betriebsunterbrechung zurückzustellen, um dann eine Zeitlang die doppelte Menge an Brötchen zu verzehren. c) Die VoTschTiften deT FBUB übeT die Nachholung

Man muß sich über das Wesen der Nachholung im klaren sein, wenn es darum geht, bei der Entschädigungsberechnung die Vorschrift des § 6 Abs. 5 FBUB anzuwenden. Hiernach sind wirtschaftliche Vorteile, die sich nach Ablauf des Bewertungszeitraumes11 als Folge der Unterbrechung innerhalb der Haftzeit ergeben, in billiger Weise zu berücksichtigen. Nach Ansicht von Fußhoeller und John 17 ist unter den erwähnten wirtschaftlichen Vorteilen vor allem die Möglichkeit zu verstehen, ausgefallene Betriebsleistungen durch Produktions- und Absatzsteigerungen nachzuholen. Um zu prüfen, ob diese Ansicht richtig ist, müssen wir uns näher mit der Vorschrift des § 6 Abs. 5 FBUB befassen. Die Versicherungsbedingungen sind an dieser Stelle nicht sehr glücklich formuliert. Als Folge der Unterbrechung ergeben sich selbstverständlich keine wirtschaftlichen Vorteile. Sie können aber dadurch entstehen, daß der Unterbrechungsschaden in voller Höhe erstattet wird, obwohl z. B. die Möglichkeit einer nachträglichen Schadenminderung durch Nachholung gegeben ist. Die Nachholmöglichkeit ist also an sich kein wirtschaftlicher Vorteil. Erst eine zu hohe Entschädigung verleiht ihr diesen Charakter. Wenn das Bereicherungsverbot, das der genannten Vorschrift vorangestellt ist, nicht verletzt werden soll, muß die Möglichkeit der Nachholung bei der Entschädigungsberechnung berücksichtigt werden. Die Worte "als Folge" können nur bedeuten, daß zwischen Betriebsunterbrechung und nachträglicher Schadenminderungsmöglichkeit durch Nachholung der bereits erwähnte Kausalzusammenhang bestehen muß. u Birck, a.a.O., S. 147.

11 Der Bewertungszeitraum endet gemäß § 5 Abs. 1 FBUB zu dem Zeitpunkt, von dem an ein Unterbrechungsschaden nicht mehr entsteht, spätestens jedoch mit dem Ablauf der Haftzeit. 11 Fußhoeller-John, a.a.O., Anm. 5 zu § 6.

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Nicht jede Produktions- und Absatzsteigerung nach Beendigung der Unterbrechung berechtigt also zu einer Kürzung der Entschädigung, sondern nur eine solche, die ursächlich auf die Betriebsunterbrechung zurückzuführen ist. Damit dürfte klargestellt sein, daߧ 6 Abs. 5 FBUB nur auf den von uns entwickelten engen Begriff einer echten NachhoJung anwendbar ist. Das ist der Sinn der genannnten Vorschrift, und so sind auch die Ausführungen von Fußhoeller und John zu verstehen. Die wirtschaftlichen Vorteile, hier die Möglichkeit der Nachholung, sind nur zu berücksichtigen, soweit sie sich innerhalb der Haftzeit ergeben. Da die Haftzeit grundsätzlich 12 Monate beträgt, ist eine NachhoJung außerhalb der Haftzeit kaum denkbar. Wohl niemand wird so lange auf die Erfüllung der Aufträge warten wollen, es sei denn, daß auch im Normalfall mit Lieferfristen von mehr als einem Jahr zu rechnen ist. In derartigen Fällen bleibt die außerhalb der Haftzeit bestehende Nachholmöglichkeitkraft ausdrücklicher Vorschrift des§ 6 Abs. 5 FBUB bei der Entschädigungsberechnung unberücksichtigt. Die Nachholung wird in den Versicherungsbedingungen noch an anderer Stelle erwähnt. Nach § 3 Abs. 4 FBUB besteht keine Haftung für nicht erhebliche Unterbrechungen, deren Folgen sich im Betrieb ohne wesentliche Aufwendungen wieder einholen lassen. "Nicht erheblich" und "ohne wesentliche Aufwendungen" sind relative Begriffe. Man sollte diese Vorschrift von Fall zu Fall durch eine in freier Vereinbarung ausgehandelte Zeit- oder Summenfranchise ersetzen, so etwa durch die sogenannte 48-Stunden-Klausel, wonach für Unterbrechungen von weniger als 48 Stunden Dauer keine Entschädigung geleistet wird. d) Die Kosten der N achholung

Will man die mit den Kosten der Nachholung zusammenhängenden Fragen untersuchen, dann empfiehlt es sich, von dem Idealfall der vollständigen Nachholung auszugehen. In einem Betrieb sei folgender Unterbrechungsschaden entstanden: Produktions- und Umsatzausfall 5000 Einheiten Stückkalkulation: Proportionale Kosten . . . . . . . . . 3,50 DM Fixe Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,50 DM Gewinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,50 DM Erlös ....... . . ..... .... .. . .. .. 7,50 DM Gewinnschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5000 Einheiten X 1,50 DM = 7 500 DM Kostenschaden (nur fixe Kosten) . . . . . 5000 Einheiten X 2,50 DM = 12 500 DM ---Gewinn- und Kostenschaden .. . ..... . .. . . . ... .. ..... .... ........ 20 000 DM Das Unternehmen sei in der Lage, den Produktions- und Umsatzausfall von 5000 Einheiten nach Beendigung der Betriebsunterbrechung

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2. Kap.: Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung

in voller Höhe nachzuholen. Wären die fixen Kosten wirklich absolut fix, so müßten sie auch bei der Nachholung unverändert bleiben, es dürften also für die nachgeholte Menge selbst keine fixen Kosten mehr anfallen. Das Wesen der fixen Kosten besteht ja gerade darin, daß sie von Veränderungen des Beschäftigungsgrades unabhängig sind. Die proportionalen Kosten müßten sich dagegen genau proportional zur nachgeholten Menge verhalten, so daß pro Einheit der Nachholung lediglich 3,50 DM an proportionalen Kosten entstünden. Unter diesen Umständen würde man folgende Schadensabrechnung erhalten: Gewinn- und Kostenschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 000 DM Erlös aus Nachholung . . . . 5000 Einheiten X 7,50 DM = 37 500 DM Kosten der Nachholung .... 5000 Einheiten X 3,50 DM= 17 500 DM 20 000 DM Unterbrechungsschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0 DM Im Idealfall wäre es also möglich, den Unterbrechungsschaden durch die Nachholung völlig auszugleichen. Der Grund liegt darin, daß keine Mehrkosten gegenüber der Normalproduktion entstehen. Die proportionalen Kosten fallen nur für die Nachholung an, nicht aber in der Unterbrechungszeit. Die fixen Kosten bleiben zwar während der Betriebsunterbrechung ungedeckt, mit der Nachholung der ausgefallenen Betriebleistung wird aber auch die fehlende Kostendeckung nachgeholt, da für die nachgeholte Menge selbst keine fixen Kosten mehr entstehen. Im Endeffekt werden also für eine Einheit nur 3,50 DM an proportionalen und 2,50 DM an fixen Kosten aufgewendet, nicht mehr als bei einem ungestörten Produktionsablauf. Unter diesen Umständen kann kein Unterbrechungsschaden verbleiben. Wenn Hax18 darauf hinweist, daß ein Unterbrechungsschaden durch die Nachholung niemals völlig ausgeglichen werden kann, so müssen wir diese Aussage einschränken: Im theoretischen Idealfall ist ein solcher Ausgleich möglich. Hax hat aber trotzdem recht, weil dieser Idealfall in der Praxis niemals eintritt. In Wirklichkeit gibt es eben nicht nur rein proportionale und absolut fixe Kosten. Greifen wir die Löhne als besonders anschauliches Beispiel heraus. Während einer kurzfristigen Unterbrechung werden sich die Löhne nicht abbauen lassen, eine Erscheinung, die man in der Betriebswirtschaftslehre als Kostenremanenz bezeichnet. Für die Nachholung, die in Überstundenarbeit durchgeführt wird, sind aber nochmals Löhne aufzuwenden. Da außerdem zusätzliche Kosten in Form von Überstundenzuschlägen anfallen, tritt sogar eine Kostenprogression ein. Der unterbeschäftigte Betrieb kann durch die Nachholung bei bestimmten Kostenarten in eine Zone der Kostendegression gelangen. Doch 18

Hax, a.a.O., S. 73.

II. Minderung des Gewinn- und Kostenschadens

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auch unter derartig günstigen Voraussetzungen ist ein völliger Ausgleich des Unterbrechungsschadens nicht möglich, weil die remanenten und progressiven Kosten die auf Kostendegression beruhende Ersparnis regelmäßig übersteigen. Im übrigen dürfte dem unterbeschäftigten Betrieb eine Nachholung schon aus absatzwirtschaftlichen Gründen kaum möglich sein. Zwei Gründe sind es also, die eine Nachholung teurer werden lassen als die ungestörte Produktion: Kostenremanenz während der Unterbrechung und Kostenprogression bei der Nachholung. Diese Auswirkungen können durch eine Degression bestimmter Kostenarten gemildert, aber nicht völlig ausgeglichen werden. Nähert man unser Schadenbeispiel der Wirklichkeit an, so ist davon auszugehen, daß Lohnkosten, Sozialbeiträge, Heizungskosten usw., die während der Betriebsunterbrechung ganz oder teilweise weitergelaufen sind (Kostenremanenz), für die Nachholung erneut aufgewendet werden müssen. Diese Kosten fallen also zweimal an: einmal als remanente Kosten und dann noch einmal als Produktionskosten. Ferner entstehen bei der Nachholung zusätzliche Kosten durch Überstundenzusch.läge, übermäßige Auslastung der Maschinen usw. (Kostenprogression). Da der Bruttoertrag bei völliger Nachholung von Produktion und Absatz der gleiche ist wie bei ungestörtem Betriebsablauf, kann man sich bei der Schadenermittlung auf eine Kostenvergleichsrechnung beschränken. Dabei sind die Mehrkosten der Nachholung gegenüber der Normalproduktion festzustellen. Im Falle einer teilweisen Nachholung gilt diese Rechnung natürlich nur für den nachgeholten Produktions- und UmsatzausfalL Für den Rest ist eine Schadensabrechnung in üblicher Weise durchzuführen. Unser Beispiel könnte in der Praxis etwa folgendermaßen aussehen: Kosten der Nachholung: a) Proportionale Kosten . . . 5000 Einheiten X 3,50 DM = b) Fixe Kosten . . . . . . . . . . . . 5000 Einheiten X 2,50 DM = c) Hemanente Kosten (z. B. Löhne) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zusätzliche Kosten (z. B. Überstundenzuschläge) . . . .

17 500 DM 12 500 DM 6 000 DM 3 000 DM 39 000 DM

Kosten der Normalproduktion: a) Proportionale Kosten . . . 5000 Einheiten X 3,50 DM = 17 500 DM b) Fixe Kosten . . . . . . . . . . . . 5000 Einheiten X 2,50 DM = 12 500 DM 30 000 DM Unterbrechungsschaden . . . . . . .. . .. . . . . .. . . . . .. . . .. . .. . .. . .. . . . . . 9 000 DM

Die Mehrkosten von 9000 DM, die den verbleibenden Unterbrech.ungsschaden ausmachen, sind als Schadenminderungskosten zu interpretieren, da Produktions- und Umsatzausfall in unserem Beispiel durch die Nachholung in voller Höhe ausgeglichen werden konnten.

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2. Kap.: Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung

lll. Reine Gewinnschaden-Minderung Gelingt es trotz Ausnutzung aller Schadenminderungsmöglichkeiten nicht, die Betriebsleistung zu erhalten oder nachzuholen, so verbleibt eine Produktionslücke, die grundsätzlich auch eine Absatzlücke zur Folge hat. An der Produktionslücke ist nach Lage der Dinge nichts zu ändern, man muß sie für einige Zeit in Kauf nehmen und sich darauf beschränken, die Wiederaufbau- und Wiederherstellungsarbeiten zu beschleunigen. Es ist aber nicht gesagt, daß man auch die Absatzlücke hinnehmen muß. Zwei Möglichkeiten bestehen, die Absatzlücke wenigstens teilweise zu schließen: Verkauf vom Lager und Verkauf von fremdbezogenen Produkten1'. 1. Verkauf vom Lager

Allein aus Gründen der Vorsicht verfügt wohl jeder Betrieb, der nicht ausschließlich auf Bestellung arbeitet, über einen bestimmten Bestand an Fertigfabrikaten (eiserner Bestand), damit nicht jede kurzfristige Produktionsstörung den Absatz zum Stocken bringt. Außerdem dient die Lagerhaltung in vielen Betrieben zur Anpassung der Erzeugung an den schwankenden Absatz. Das Lager ist dann eine Art Polster, mit dem die saisonalen Absatzschwankungen aufgefangen werden, so daß die Produktionsabteilungen gleichmäßig ausgelastet sind. Schließlich kann auch ein Rückgang der Konjunktur zu einer Erhöhung des Lagerbestandes geführt haben. Wird ein Betrieb unterbrochen und gelingt es nicht, die Produktion aufrechtzuerhalten, so wird man vom Lager verkaufen, solange es eben möglich ist. Hierdurch kann zunächst eine Gewinnschaden-Minderung erzielt werden. Eine Minderung des Kostenschadens tritt nicht ein, da durch den Verkauf vom Lager nur solche Kosten erwirtschaftet werden, die bereits vor der Betriebsunterbrechung angefallen sind und in den gelagerten Fertigfabrikaten gewissermaßen gespeichert waren. Die endgültige Höhe der Gewinnschaden-Minderung hängt nun davon ab, ob das Lager nach Beendigung der Unterbrechung aus betriebsnotwendigen Gründen wieder aufgefüllt werden muß oder nicht. Muß das Lager wieder aufgefüllt werden, dann fragt es sich, ob der Betrieb hierzu neben seiner normalen Produktion in der Lage ist. Es ergibt sich also eine ähnliche Situation wie bei der Nachholung. Ist der Betrieb bis zur Grenze seiner Kapazität ausgelastet, so lassen sich die tU Beide Maßnahmen können in geringem Maße auch der KostenschadenMinderung dienen, indem sie eine wenigstens teilweise Deckung der fortlaufenden Kosten der Verkaufs- und Versandabteilung ermöglichen. Diese Nebenwirkung soll hier jedoch der Einfachheit halber vernachlässigt werden.

III. Reine Gewinnschaden-Minderung

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Produkte, die zur Auffüllung des Fertigwarenlagers auf den betriebsnotwendigen Bestand benötigt werden, nicht neben der normalen Produktion erzeugen. Es muß ein Teil der Produktion zu diesem Zweck abgezweigt werden. Dieser Teil steht dann aber nicht für den Absatz zur Verfügung, so daß die Absatzlücke, die durch den Lagerabbau vermieden werden konnte, nach Beendigung der Unterbrechung schließlich doch eintritt. Damit fällt auch der Gewinnschaden wieder an, den man zunächst durch den Lagerabbau umgehen konnte. Eine echte GewinnschadenMinderungliegt also gar nicht vor, sondern lediglich eine Verschiebung des Gewinnschadens auf einen späteren Zeitpunkt. Dieser Umstand ist bei der Entschädigungsberechnung zu berücksichtigen. Gehen wir von folgender Schadensabrechnung aus: Fortlaufende Geschäftskosten pro Einheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,50 DM Stückgewinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,50 DM Produktionsausfall ... .. ... . . . .. . ...... . .......... . . . . . .. ... 1000 Einheiten Umsatzausfall (durch LaJerabbau gemindert) . . . . . . . . . . . . . . . . 500 Einheiten Kostenschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1000 Einheiten X 3,50 DM = 3500 DM Gewinnschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500 Einheiten X 0,50 DM = 250 DM Unterbrechungsschaden ....... . . ................................. 3750 DM Wir haben den Kostenschaden auf der Basis des Produktionsausfalles und den Gewinnschaden auf der Basis des Umsatzausfalles errechnet. Hiergegen wäre an sich nichts einzuwenden, denn es ist tatsächlich nur ein Gewinnentgang von 250 DM zu verzeichnen. Wenn durch die Auffüllung des Lagers später aber ein weiterer Umsatzausfall von 500 Einheiten eintritt, so ist die Entschädigung von vornherein um den dann entstehenden Gewinnschaden von 250 DM (500 Einheiten X 0,50 DM) auf 4000 DM zu erhöhen. Das bedeutet aber nichts anderes als eine Abrechnung des gesamten Schadens auf der Basis des Produktionsausfalles:

Kostenschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1000 Einheiten X 3,50 DM = 3500 DM Gewinnschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1000 Einheiten X 0,50 DM = 500 DM Unterbrechungsschaden . . . . . .. . .... .............................. 4oao :öM Führt der Lagerabbau nicht zu einer echten Gewinnschaden-Minderung, weil die notwendige Wiederauffüllung des Lagers einen Umsatzrückgang zur Folge hat, so ist auch der Gewinnschaden auf der Basis des Produktionsausfalles abzurechnen, da dann Produktions- und Umsatzausfallletzten Endes identisch sind. Wenn der Betrieb nicht voll ausgelastet ist, bestehen dagegen keine Schwierigkeiten, das Lager ohne Beeinträchtigung des Absatzes wieder aufzufüllen. Nach Beendigung der Unterbrechung tritt keine Absatz-

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2. Kap.: Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung

Iücke mehr ein, und es kann eine echte Gewinnschaden-Minderung erzielt werden. Dann ist es aber auch gerechtfertigt, den Gewinnschaden auf der Basis des Umsatzausfalles abzurechnen. Besonders günstig liegen die Verhältnisse insoweit, als das Lager gar nicht mehr bis zur vollen Höhe aufgefüllt zu werden braucht. Hier ist die Möglichkeit der Gewinnschaden-Minderung eindeutig gegeben. Der VN wird es sogar begrüßen, wenn er infolge der Unterbrechung in der Lage ist, einen unerwünscht hohen Lagerbestand auf das betriebsnotwendige Maß zu reduzieren. Soweit ein Lagerbestand abgebaut wird, der nicht mehr aufgefüllt zu werden braucht, kann der Gewinnschaden also bedenkenlos auf der Basis des Umsatzausfalles erstattet werden. Der VN muß sich in diesem Fall außerdem durch den Lagerabbau entstehenden Zinsgewinn und ersparte Lagerkosten auf die Entschädigung anrechnen lassenna. 2. V e r k a u f v o n f r e m d b e z o g e n e n P r o d u k t e n Die zweite Möglichkeit der reinen Gewinnschaden-Minderungbesteht darin, anstelle der ausgefallenen Eigenproduktion fremdbezogene Fertigware zu verkaufen. Es liegt auf der Hand, daß der Gewinnschaden um die Differenz zwischen Erlös und Einstandspreis gemindert wird, sofern der Einstandspreis niedriger ist als der Erlös, wobei auch die Einkaufs- und Vertriebskosten zu berücksichtigen sind. Allerdings kann sich nicht jeder Betrieb dieser Schadenminderungsmöglichkeit bedienen, sie wird meist nur für solche Betriebe in Frage kommen, die Stapelware herstellen. Gelegentlich kann es vorteilhaft sein, während der Unterbrechungszeit fremdbezogene Produkte zu verkaufen, selbst wenn der Einstandspreis höher ist als der erzielbare Erlös. Eine solche Maßnahme wäre unter dem Gesichtspunkt der reinen Gewinnschaden-Minderung nicht zu vertreten. Es könnte aber sein, daß durch die Lieferung fremdbezogener Produkte eine drohende Beeinträchtigung der Absatzlage zu verhindern ist. Dann handelt es sich aber nicht mehr um reine Gewinnschaden-Minderung, sondern um eine Maßnahme zur Erhaltung des Marktanteiles. Solche Maßnahmen beeinflussen, wie wir gesehen haben, die Produktions- und die Absatzseite und dienen damit der Minderung des Gewinn- und des Kostenschadens. Unter diesem Aspekt könnte auch ein Verlust hingenommen werden, wenn die durch das Abwandern der Kunden drohende Verlängerung der Unterbrechung einen höheren Schaden mit sich bringen würde. 1ua Zu den verschiedenen Schlußfolgerungen vgl. auch Hax, a.a.O., S. 260 ff.

IV. Reine Kostenschaden-Minderung

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IV. Reine Kostenschaden-Minderung 1. Kostenabbau

Die Pflicht des VN zum Kostenabbau im Schadenfall folgt nicht nur aus § 10 Abs. 2 a FBUB, wonach der VN zur Abwendung und Minderung des Unterbrechungsschadens zu sorgen hat, sondern deutlicher noch aus § 6 Abs. 2 FBUB, wonach Geschäftskosten nur ersetzt werden, soweit ihr Weiteraufwand rechtlich notwendig oder wirtschaftlich begründet ist. Die rechtlichen Grenzen der Schadenminderung durch Kostenabbau lassen sich leicht feststellen. Sie sind beispielsweise bei Löhnen und Gehältern durch die vertraglichen oder gesetzlichen Kündigungsfristen abgesteckt. Wir können uns deshalb auf die Untersuchung der wirtschaftlichen Grenzen beschränken. Wie jede andere Schadenminderungsmaßnahme ist auch der Abbau fortlaufender Geschäftskosten unwirtschaftlich, wenn die Kosten der Schadenminderung höher sind als der einzusparende Schadenbetrag. Dies ist das alleinige Kriterium für die Entscheidung über den Kostenabbau neben der rechtlichen Notwendigkeit des Weiteraufwandes. Entschließt sich der VN, aus sozialen Gründen auf rechtlich mögliche und wirtschaftlich sinnvolle Entlassungen zu verzichten, dann ist der Versicherer insoweit nicht ersatzpflichtig. Wenn Blanck20 und stärker noch Lüttgen21 der FBU-Versicherung eine soziale Aufgabe zusprechen, so kann man dieser Ansicht nur zum Teil folgen. Die FBU-Versicherung bewahrt das Unternehmen in der Tat vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch als Folge einer Betriebsunterbrechung und sichert damit die Arbeitsplätze dieses Unternehmens in ihrer Gesamtheit. Die FBUVersicherung schützt aber nicht den einzelnen Arbeitnehmer vor der Entlassung im Zuge der Schadenminderung. Der Kostenabbau ist mit größter Vorsicht zu handhaben, da die Folgen schwer zu übersehen sind. Diese Maßnahme kann sehr leicht Kosten verursachen und Schäden auslösen, die den schadenmindernden Effekt zunichte machen. In einem Schadenfall der letzten Zeit wurden zahlreiche Arbeiter entlassen, die bei der angespannten Arbeitsmarktlage sofort anderweitig Beschäftigung fanden. Obwohl für die Rückwerbung beträchtliche Prämien ausgesetzt wurden, kamen nur etwa 50 Ofo der entlassenen Leute zurück. Für die fehlenden 50 °/o mußten betriebsfremde Arbeitskräfte eingestellt werden, deren Arbeitsmoral sehr zu wünschen übrig ließ (25 bis 30 °/o Krankmeldungen), so daß der Betrieb einen weiteren Schaden erlitt. Ähnliche Auswirkungen können sich ergeben, wenn ein teilweise Blanck, W.: Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung, a.a.O., S. 4. Lüttgen, Hans: Betrachtungen über den Kostenfaktor Arbeit in Vbdg. mit der EU-Versicherung, Versicherungswirtschaft 1957, S. 187. 2o 21

32

2. Kap.: Die einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung

unterbrochener Betrieb völlig stillgelegt wird. Hierdurch lassen sich zwar viele Kosten abbauen, nach Beendigung der Unterbrechung fallen aber zusätzliche Kosten der Wiederinbetriebnahme an. Außerdem verursacht die Betriebsstillegung ebenso wie eine Kürzung des Werbeetats mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Abwandern von Kunden und damit eine Schmälerung des Marktanteiles. Solche zusätzlichen Schäden sind aber nicht durch die Betriebsunterbrechung verursacht, sondern eine Folge der Schadenminderungsmaßnahme "Kostenabbau". War der Versicherer mit der betreffenden Maßnahme einverstanden, so ist er auch dann ersatzpflichtig, wenn die Auswirkungen über die Haftzeit hinausreichen sollten. Es handelt sich insoweit gar nicht um einen zusätzlichen Gewinn- oder Kostenschaden, für den die Haftung des Versicherers auf die Haftzeit begrenzt wäre, sondern um Aufwendungen zur Schadenminderung. Ist über den Kostenabbau zu entscheiden, so ergeben sich folgende Fragen: a) Welche zusätzliche Kosten für Abfindungen, Prämien, Wiedereinstellung, Wiederinbetriebnahme, Anlernung usw. fallen an? b) Welche zusätzlichen Schäden können durch den Kostenabbau entstehen? Ist die Kostenersparnis kleiner als die durch die Punkte a) und b) gekennzeichneten Aufwendungen zur Schadenminderung, so ist der Weiteraufwand der Kosten wirtschaftlich unbegründet und damit unter dem Gesichtspunkt der FBU-Versicherung nicht zu vertreten. 2. A n d e r w e i t i g e V e r w e r t u n g b r a c h li e g e n d e r Produktionsmittel In die Überlegungen um die Kostenschaden-Minderung ist noch ein weiterer Gesichtspunkt einzubeziehen. Man muß untersuchen, welche Möglichkeiten bestehen, die brachliegenden Produktionsmittel anderweitig zu verwerten, um dadurch eine wenigstens teilweise Kostendeckung zu erzielen. So kann man etwa nicht genutzte Kraftfahrzeuge vermieten oder Arbeiter vorübergehend an befreundete Unternehmen gegen Entgelt abgeben. Ferner besteht die Möglichkeit, die infolge der Betriebsunterbrechung unbeschäftigten Arbeiter bei den Aufräumungsader Wiederaufbauarbeiten einzusetzen. Da die Arbeiter hierfür nicht besonders ausgebildet sind, erwirtschaften sie aber, wie Hax22 mit Recht betont, nicht ihren vollen Lohn, sondern allenfalls den eines Hilfsarbeiters. Unversehrte Abteilungen, die wegen eines Unterbrechungsschadens an anderer Stelle nicht mehr mit Arbeit versorgt werden, 22

Hax, a.a.O., S. 74.

IV. Reine Kostenschaden-Minderung

33

können möglicherweise Lohnaufträge anderer Betriebe übernehmen, man denke z. B. an Hollerithabteilungen. Alle diese Maßnahmen konkurrieren mit dem Kostenabbau. Es ist von Fall zu Fall zu prüfen, ob es etwa günstiger ist, Arbeiter zu entlassen oder anderweitig zu beschäftigen. Wenn die Arbeiter bei anderweitiger Beschäftigung auch nicht ihren vollen Lohn erwirtschaften, so kann die ungedeckte Differenz dennoch geringer sein als die bei einer Entlassung anfallenden Ausgaben zur Wiedergewinnung.

Drittes Kapitel

Entscheidungen über die Durchführung von Schadenminderungsmaßnahmen I. Entscheidungen unter Unsicherheit

Man erhält den Betrag der Schadenminderung S, wenn man die Schadenminderungskosten K von dem eingesparten Schadenbetrag E abzieht. Unsere Grundformel lautet demnach: S=E-K Eine wirkliche Minderung des Schadens liegt aber nur vor, wenn die Kosten der Schadenminderung nietiriger sind als der eingesparte Schadensbetrag. Die Grundformel gilt also nur unter der Nebenbedingung:

E>K Zur Vermeidung von Mißerfolgen, die den Unterbrechungsschaden erhöhen oder zumindest nicht verringern (E ~ K}, ist die von jeder einzelnen Maßnahme zu erwartende Schadenminderung so genau wie möglich vorauszuberechnen. Der Grad der Genauigkeit einer solchen Vorschätzung hängt ab vom gegebenen Informationsstand. Will man die Prognosesicherheit erhöhen, so muß man versuchen, möglichst viele Faktoren in Erfahrung zu bringen, die das Ergebnis günstig oder ungünstig beeinflussen könnten. Da es sich bei diesen Faktoren aber um zukünftige Werte handelt, ist man auf mehr oder weniger genaue Schätzungen und Vermutungen angewiesen. Die Maßnahme kann erfolgreich sein, sie kann den Schaden aber auch um erhebliche Beträge erhöhen. Mit einem Wort: Es ist eine Entscheidung unter Unsicherheit zu fällen. Knight21 versteht unter "uncertainties" die Gruppe der im Sinne der objektiven (mathematischen} Wahrscheinlichkeit nicht meßbaren Risiken, während die meßbaren Risiken als "risks" bezeichnet werden. Demzufolge unterscheidet die herrschende Terminologie zwischen Risikoentscheidungen und Entscheidungen unter Unsicherheit. Da wir es bei 2a Knight, Frank H.: Risk, Uncertainty and Profit, Sth edition, London 1957,

8.20.

II. Betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorien

35

der Schadenminderung mit einmaligen und in dieser Art unwiederholbaren Vorgängen zu tun haben, also mit "uncertainties" im Sinne von Knight, können wir mit Recht von Entscheidungen unter Unsicherheit sprechen. Es läßt sich nicht vorausberechnen, mit welcher objektiven Wahrscheinlichkeit beispielsweise die Einrichtung eines Notbetriebes auf die Dauer und im Durchschnitt von Erfolg ist, da es an der grundlegenden Voraussetzung fehlt, nämlich einer großen Zahl sich wiederholender und relativ gleichartiger Vorgänge.

11. Betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorien Das Unsicherheitsproblem hat in den letzten Jahren eine starke Beachtung in der betriebswirtschaftliehen Theorie gefunden. Von den verschiedenen Lösungsvorschlägen seien die wesentlichsten kurz erwähnt, auf die in der Literatur immer wieder hingewiesen wird. Verhältnismäßig leicht verständlich ist das von Baumol24 und Hart25 auf der Grundlage von subjektiven Wahrscheinlichkeitsverteilungen entwickelte Verfahren. Jeder Maßnahme entsprechen verschiedene Daten, denen wiederum bestimmte Wahrscheinlichkeitskoeffizienten zugeordnet sind. Die einzelnen Daten werden mit den zugehörigen Wahrscheinlichkeitskoeffizienten multipliziert. Die Summe der so errechneten Werte ergibt den Erwartungswert einer Maßnahme. Man wählt die Maßnahme mit dem höchsten Erwartungswert. Auch Krelle21 arbeitet mit dem Begriff der Wahrscheinlichkeit. Er löst das Entscheidungsproblem aber auf Grund eines Chancen-Äquivalenzfeldes. Dabei unterscheidet er zwischen Entscheidungen, die sich häufig wiederholen, und solchen einmaliger Natur. Im ersteren Falle ist von objektiven, im letzteren von subjektiven Wahrscheinlichkeiten auszugehen. Als sehr bedeutend wird die Theorie der potentiellen Überraschung von Shackle27 angesehen. Im Mittelpunkt dieses differenzierten Modells steht der Grad der möglichen Überraschung, gegen den Krelle28 wohl mit Recht einwendet, daß es sich im Grunde nur um einen reziproken Wert der subjektiven Wahrscheinlichkeit handelt. Baumol, W.: Economic Dynamics, New York 1957, S. 86 ff. Hart, A. G.: Risk, Uncertainty and the Unproßtability of Compounding Probalities, in: Studies in Mathematical Economics and Econometrics in Memory of Henry Schultz, Chicago 1942, S. 110 ff. 2e Krelle, Wilhelm: Unsicherheit und Risiko in der Preisbildung, Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 1957, S. 632 ff. 27 Shackle, G. L. S.: Expectations in Economics, 2nd edition, Cambridge 1952 und Uncertainty in Economics and other Reftections, Cambridge 1955. za Krelle, a.a.O., S. 650. 24 25

36

3. Kap.: Entscheidungen über Schadenminderungsmaßnahmen

Koch2' weist besonders auf die Möglichkeit hin, daß Umstellungskosten entstehen können, wenn nicht die erwartete Datenkonstellation, sondern eine andere eintritt. Diese Umstellungskosten berücksichtigt er von vornherein durch Abschläge vom primär erwarteten Gewinn. In letzter Zeit ist Gutenbergsomit einem Lösungsvorschlag hervorgetreten, der sich für unsere Zwecke besonders gut verwerten läßt. Wir wollen deshalb die von uns benötigten Entscheidungsmodelle für Schadenminderungsmaßnahmen in Anlehnung an diese Theorie erarbeiten. Es darf aber nicht übersehen werden, daß die von Gutenberg VorgeschlageneLösung einige Vereinfachungen enthält, insbesondere insoweit, als nur ein Teil der relevanten Möglichkeiten und nicht die gesamte Wahrscheinlichkeitsverteilung als Entscheidungsgrundlage berücksichtigt wird.

111. Komplementäre und substitutive Schadenminderungsmaßnahmen Es gibt Schadenminderungsmaßnahmen, die einander ergänzen, und solche, die einander ausschließer:.. Erstere sollen komplementäre, letztere substitutive Schadenminderungsmaßnahmen genannt werden. Andererseits ist es aber auch denkbar, daß eine Maßnahme M1 eine Schadenminderung von 5000 DM, eine Maßnahme M2 eine Schadenminderung von 6000 DM, beide Maßnahmen zusammen aber nur eine Schadenminderung von 8000 DM ermöglichen. Solche Überschneidungen wollen wir in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigen'1 • Die maßgebenden Entscheidungskriterien treten klarer hervor, wenn wir unsere Untersuchung auf rein komplementäre und rein substitutive Maßnahmen beschränken. Einen Unterbrechungsschaden kann man beispielsweise durch Einrichtung eines Notbetriebes und durch den beschleunigten Wiederaufbau der zerstörten Betriebsgebäude mindern. Beide Maßnahmen sind gleichzeitig nebeneinander anwendbar und damit komplementärer Natur. Der endgültige Schadensbetrag hängt ab vom Erfolg oder Mißerfolg jeder dieser Maßnahmen. Kommen in einem Schadenfall von vornherein nur komplementäre Maßnahmen in Betracht, so braucht allein darüber entschieden zu werden, ob die einzelnen Maßnahmen durchgeführt werden sollen oder nicht, es sind also lediglich Ja-nein-Entscheidungen zu fällen. 21 Koch, Helmut: Betriebliche Planung (Grundlagen und Grundfragen der Unternehmenspolitik), in: Die Wirtschaftswissenschaften, Reihe A, Beitrag Nr. 4, Wiesbaden 1961, S. 131 ff. ao Gutenberg, Erich: Unternehmensführung (Organisation und Entscheidungen), in: Die Wirtschaftswissenschaften, Reihe A, Beitrag Nr. 2, Wiesbaden 1962, S. 76 ff. und Der Absatz, S. 60 ff. 31 Hierzu sei auf den allgemeinen Lösungsvorschlag auf S. 59 f. verwiesen, bei dem allerdings das Unsicherheitsproblem vernachlässigt wird.

IV. Grundlagen der Entscheidungsmodelle

37

Typische Beispiele für miteinander konkurrierende Schadenminderungsmaßnahmen sind Kostenabbau und Kostendeckung. Arbeiter, die im Zuge des Kostenabbaues entlassen werden, kann man natürlich nicht mehr zur Kostendeckung einsetzen. Solche substitutiven Maßnahmen erfordern zusätzliche Alternativentscheidungen. Unter denjenigen Maßnahmen, die auf Grund der Ja-nein-Entscheidungen überhaupt in Betracht kommen, ist die günstigste auszuwählen. Um das uns interessierende Entscheidungsproblem zu lösen, müssen wir also zwei verschiedene Entscheidungsmodelle entwickeln, eines für komplementäre und eines für substitutive Schadenminderungsmaßnahmen. IV. Grundlagen der Entscheidungsmodelle

Es wird nur selten möglich sein, die voraussichtliche Schadenminderung, die eine bestimmte Maßnahme erwarten läßt, genau zu bestimmen. Ist dies aber der Fall, so handelt es sich um eine Entscheidung unter sicheren Erwartungen, die uns hier nicht interessiert. Wenn man von der Grundformel S:oaE-K ausgeht, läßt sich im allgemeinen nur sagen, daß der einsparbare Schadensbetrag vermutlich zwischen einem WertE, und einem Wert Eu liegen wird, wobei E, den günstigen und Eu den ungünstigen Fall bezeichnen soll (E, > Eu)· Das gleiche gilt für die Schadenminderungskosten, die sich zwischen einem Betrag Kg und einem Betrag Ku bewegen können (Kg < Ku). Die erwartete Schadenminderung wird also durch folgende Grenzwerte bestimmt: Sg =Eg- Kg Su=Eu-Ka Sg bedeutet demnach hohe Ersparnis und niedrige Kosten, Su niedrige Ersparnis und hohe Kosten (Sg > Su). Daneben bestehen bestimmte subjektive Vorstellungen über die Wahrscheinlichkeit, mit der mindestens die Grenzwerte s, und Su eintreten können. Diese subjektiven Wahrscheinlichkeitsvorstellungen wollen wir durch Wahrscheinlichkeitsgrade kennzeichnen, etwa Wahrscheinlichkeitsgrad 10 gleich höchstwahrscheinlich, Wahrscheinlichkeitsgrad 2 gleich kaum wahrscheinlich. Das alles hat, wie nochmals hervorgehoben sei, nichts mit objektiven Wahrscheinlichkeiten gemein, da jede Schadenminderungsmaßnahme in ihrer speziellen Ausprägung einmalig und unwiederholbar ist. Die Wahrscheinlichkeitsgrade sollen lediglich eine Rangfolge der subjektiven Einschätzungen andeuten.

38

3. Kap.: Entscheidungen über Schadenminderungsmaßnahmen

Jede Schadenminderungsmaßnahme läßt sich somit in einem Koordinatensystem darstellen, wie Abb. 1 zeigt. Auf der Abszisse werden die Werte Sg und Su abgetragen, auf der Ordinate die Wahrscheinlichkeitsgrade Wg und Wu, die den Grenzwerten Sg und Su zugeordnet sind. Man erhält somit zwei Punkte Q und R, die durch die Werte Su und Wu sowie Sg und Wg bestimmt sind. Beide Punkte lassen sich durch eine Kurve verbinden, die hier der Einfachheit halber als Gerade angenommen ist. Nun ist klar, daß man einen geringeren Schadenminderungsbetrag für sicherer hält als einen höheren. Beträgt Su 1000 DM und Sg 2000 DM, so wird man eine Schadenminderung von mindestens 1000 DM für sicherer halten als eine von mindestens 2000 DM. Su ist also ein höherer Wahrscheinlichkeitsgrad zugeordnet als Sg, die Gerade QR fällt demnach stets von links oben nach rechts unten.

w

I

I

I I I I I I

----,------------I

1 I I

R

Sg

s

Abbildung 1 Wir wollen unterstellen, daß jede Schadenminderungsmaßnahme Mi durch eine solche Gerade Q;~ repräsentiert wird. Im Gegensatz dazu geht Gutenberg davon aus, daß die eigene Aktion Ve1 eines Unternehmens mit verschiedenen Verhaltensweisen der Käufer, Konkurrenten und Trends (Vn, ..., Vrm) zusammentreffen kann. Somit wird die betreffende Aktion durch verschiedene mögliche Kombinationen Val. Vri gekennzeichnet, denen jeweils bestimmte Gewinnerwartungen und Wahrscheinlichkeitsgrade zugeordnet sind. Für jede Aktion ergibt sich also ein Bündel von Kurven. Beim Vergleich mehrerer Aktionen sieht sich Gutenberg jedoch gezwungen, für jedeAktioneine repräsentativeKurve auszuwählen, so daß jede Maßnahme schließlich doch durch nur eine Kurve charakterisiert wird. Aus diesem Grund dürfte es auch im Sinne der Gutenbergsehen Konzeption zulässig sein, von vornherein nur mit einer repräsentativen Kurve für jede Maßnahme zu arbeiten.

V. Entscheidungsmodell für komplementäre Maßnahmen

39

V. Entscheidungsmodell für komplementäre Maßnahmen Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß bei komplementären Schadenminderungsmaßnahmen lediglich Ja-nein-Entscheidungen zu fällen sind. Hierbei wird man sich von bestimmten Mindesterwartungen hinsichtlich Wahrscheinlichkeitsgrad und voraussichtlicher Schadenminderungleiten lassen. Eine Schadenminderungsmaßnahme, deren sicherster Wert einen zu geringen Wahrscheinlichkeitsgrad aufweist, wird nicht in Betracht kommen. Das gleiche gilt für Maßnahmen, deren sicherster Wert einen zu geringen Betrag an Schadenminderung verspricht.

w

s7 s• I

I

I

~ I

I

--

----~-~- -----------! I

~

Abbildung 2



s

In Abb. 2 sind diese Mindesterwartungen durch die Geraden S = S* und W = W* gekennzeichnet. Die Abstände dieser Geraden von Ordinate und Abszisse sind von Fall zu Fall verschieden, sie spiegeln die subjektive Risikobereitschaft des Entscheidenden wider. Maßnahmen, deren wahrscheinlichster Wert entweder links der Geraden S = S* oder unter der Geraden W = W* liegt, kommen nicht zur Anwendung, da sie die Mindestforderungen nicht erfüllen. Diese Geraden sollte man sich allerdings nicht als scharfe Grenzen, sondern besser als mehr oder weniger breite Grenzstreifen vorstellen. Bei der Maßnahme Mt besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit die Gefahr, daß die Schadenminderung negativ wird, was gleichbedeutend mit einer Erhöhung des Schadens ist. Auch die Maßnahme M2 läßt eine zu niedrige Schadenminderung befürchten. Maßnahme Ms garantiert dagegen mit genügend hoher Wahrscheinlichkeit eine genügend hohe Schadenminderung. Die höchste Schadenminderung ließe sich mit Maßnahme ~ erzielen, allerdings ist die Möglichkeit, ihren wahrscheinlichsten Wert zu realisieren, immer noch so unwahrscheinlich, daß auf eine Anwendung verzichtet wird.

40

3. Kap.: Entscheidungen über Schadenminderungsmaßnahmen

Die Entscheidung über die Durchführung komplementärer Schadenminderungsmaßnahmen orientiert sich also allein an dem als relativ sicher angesehenen Wert Su und dem ihm zugeordneten Wahrscheinlichkeitsgrad Wu. Da die Geraden Qi Ri stets von links oben nach rechts unten fallen, können wir das Entscheidungsmodell auf die Punkte Qj reduzieren, die durch die Werte Sui und Wui komplementärer Maßnahmen Mi bestimmt werden. Von den in Abb. 3 durch die Punkte Q1, ..., Qg wiedergegebenen Maßnahmen Mt. ..., Mg entfallen also die Maßnahmen Mt. Mz, Ms, Ma und Mg.

s-s·

w

I I I

I

xa3: xa.. : XQ

I

2

I I

xa, xQ6

xQ

7

---1---- --------------w-w• I xQ9 : xa. s Abbildung 3

Diese Vereinfachung findet sich bei Gutenberg nicht, da hier die Alternativentscheidungen im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.

VI. Entscheidungsmodell für substitutive Maßnahmen Substitutive Schadenminderungsmaßnahmen schließen einander aus. Von den Maßnahmen, die auf Grund der Ja-nein-Entscheidung überhaupt in Betracht kommen, ist die günstigste durch Alternativentscheidungen auszuwählen. Beginnen wir mit dem einfacheren Fall, daß keine Überschneidungen vorkommen. In Abb. 4 sind vier substitutive Schadenminderungsmaßnahmen eingezeichnet, die den Mindestanforderungen genügen und die Ja-nein-Entscheidungen sozusagen gut überstanden haben. Welche sollen wir wählen? Wir wählen die Maßnahme, die bei einem bestimmten Wahrscheinlichkeitsgrad Wo die höchste Schadenminderung verspricht. Wie hoch Wo ist, hängt wiederum von der Risikobereitschaft desjenigen ab, der die Entscheidung zu fällen hat. Je höher die Risikobereitschaft ist, um so geringer ist der Wahrscheinlichkeitsgrad Wo, der der Entscheidung zugrunde gelegt wird. Die Gerade W =Wo schneidet in unserem Beispiel nur die Kurven der Maßnahmen Mt und Ma, hier-

VI. Entscheidungsmodell für substitutive Maßnahmen

41

von verspricht wiederum die Maßnahme Ma den größten Erfolg bei dem gegebenen Wahrscheinlichkeitsgrad W0 • Wir wählen also Maßnahme Ma.

w

s-s· I I

I

I

I

---~~---~------ W•W ! ~

0

---t--------------~waw• I I

Abbildung 4

s

Schwieriger ist die Entscheidung, wenn Überschneidungen vorkommen, wie in Abb. 5 dargestellt ist. Würden wir uns allein an dem von der jeweiligen Risikobereitschaft bestimmten Wahrscheinlichkeitsgrad Wo orientieren, so müßten wir im Beispiel die Maßnahme Mt vorziehen. Bei einer solchen Entscheidung würde man aber einen wesentlichen Faktor unberücksichtigt lassen.

w --·~

M,

---~1 I I I

I

I

_ ..I _ _ _ ..JI _ _

--1-----------I I

1

I I

I

I

I I

I

I

I

I

I

I

I

I I

I I

--;----+I 1 1 I I

I I

I

I

I I I

-----4----------I

I I I I

I

I

I

Abbildung 5 Betrachtet man nur die relativ sicheren Werte Sut und Su2, so ist die Maßnahme M2 offensichtlich überlegen, da Sut < Su2. Im Hinblick auf

42

3. Kap.: Entscheidungen über Schadenminderungsmaßnahmen

die günstigeren, aber weniger sicheren Werte Sgt und S112 wäre dagegen die Maßnahme M1 vorzuziehen, da Sg1 > Sg2. Es stehen sich also zwei Größen gegenüber, die für die Entscheidung von wesentlicher Bedeutung sein müssen: die Differenz der relativ sicheren Werte Su2- Sut und die Differenz der weniger sicheren Werte Sgt- S112. Wählen wir die Maßnahme M1. so geben wir den relativ sicheren Vorteil der Maßnahme M2 (Su2 - Sut) zugunsten des weniger sicheren Vorteils der Maßnahmen Mt (Sg1- Sg2) auf. Wählen wir die Maßnahme M2, so ist die Situation umgekehrt. Wenn die Differenz Sgt - S112 aber sehr viel größer ist als die Differenz Su2 - Su1. wird man geneigt sein, die Maßnahme Mt vorzuziehen, weil sie dann eine wesentlich höhere, wenn auch weniger sichere Schadenminderung verspricht als Maßnahme M2. Bei diesen Überlegungen spielen auch die Differenzen der Wahrscheinlichkeitsgrade WutWu2 und W,;2- Wg1 eine gewisse Rolle. Vielleicht ist man in einem konkreten Fall bereit, die Maßnahme Mt durchzuführen, wenn die Differenz Sgt - S112 mehr als doppelt so groß ist wie die Differenz Su2 - Sut: (Su2 - Sut> < 1/1 (Sgt - Ss2)

Die Maßnahmen Mt und M2 werden somit als gleichwertig empfunden, wenn (Sul! - S01) = 1/1 (Sgt - Sa), oder allgemein formuliert, wenn (Sul!- Sut>

=

r/Ja 1,2 (Sct- Sa),

wobei der Parameter a1.2 von der jeweiligen Risikobereitschaft und den Differenzen der Wahrscheinlichkeitsgrade Wut- Wu2 und Wg2- Wgt bestimmt wird. Trägt man die Differenz Su2- Sut in einem Koordinatensystem auf der Ordinate und die Differenz Sgt - Sa auf der Abszisse ab (Abb. 6),

Abbildung 6

VII. Die Aussagefähigkeit der Entscheidungsmodelle

43

so ergeben die Maßnahmen Mt und M2 zusammen einen Punkt in diesem Koordinatensystem. Der Abb. 6 wurde die Gleichung (Su2 -

Sut> =

1/1

(Sgt -

Sg2)

zugrunde gelegt. Welches Risikoverhalten wir auch berücksichtigen, immer wählen wir Maßnahme Mt, wenn der betreffende Punkt im schraffierten Bereich liegt. Andernfalls wählen wir Maßnahme M2. Damit ist auch das Entscheidungsmodell für substitutive Maßnahmen umrissen.

VU. Die Aussagefähigkeit der Entscheidungsmodelle Die Entscheidungsmodelle haben einzig und allein die Aufgabe, in einer allgemeingültigen Form darzustellen, wie Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen werden. Dabei sind bestimmte Annahmen über das jeweilige Risikoverhalten unerläßlich. Die in den Modellen verdeutlichten Überlegungen wird jeder bewußt oder unbewußt anstellen, der derartige Entscheidungen zu fällen hat. Die Entscheidungsmodelle machen den Entscheidungsprozeß lediglich sichtbar und heben damit die im Unterbewußten verhafteten Entscheidungsfaktoren ins Bewußtsein. Die Modelle sind dagegen nicht in der Lage, praktisch verwertbare Ergebnisse zu liefern. Hierzu fehlt es insbesondere an der Quantifizierbarkeit aller notwendigen Daten.

Viertes Kapitel

Die optimale Schadenminderung Es genügt nicht, einen Unterbrechungsschaden überhaupt zu mindern, man muß sich vielmehr um eine optimale Schadenminderung bemühen. Das gilt sowohl für die Durchführung der Einzelmaßnahmen als auch für die Kombination mehrerer Maßnahmen. Jede einzelne Maßnahme muß so durchgeführt werden, daß die höchstmögliche Schadenminderung erzielt wird, die sich mit dieser einen Maßnahme erreichen läßt. Die optimale Kombination gewährleistet dagegen die höchstmögliche Schadenminderung schlechthin, sie setzt damit bereits optimale Einzelmaßnahmen voraus, da man nur solche miteinander vergleichen kann. Die Frage nach der optimalen Schadenminderung ist also letztlich eine Frage nach der optimalen Kombination optimaler Einzelmaßnahmen. Soweit ersichtlich, wurde diese Frage in der Literatur bisher noch nicht untersucht, obwohl es sich um das wirtschaftlich interessanteste Problem der Schadenminderung handelt, nämlich um eine Konkretisierung des ökonomischen Prinzips. Zunächst soll an drei Modellbeispielen gezeigt werden, wie sich Einzelmaßnahmen optimieren lassen. Die Beispiele wurden so gewählt, daß Probleme linearer und nichtlinearer Art auftreten. Hieran anschließend wollen wir versuchen, die Frage der optimalen Kombination in einer allgemeingültigen Form darzustellen.

I. Optimierung von Einzelmaßnahmen 1. 0 p t i m i e r u n g s a u f g a b e n 1 i n e a r e r A r t Als Beispiel für Optimierungsaufgaben linearer Art diene ein Schadenfall in einem Werk der Metallbearbeitungsindustrie, von dem die Aggregate A, B, C und D betroffen werden. An diesen Aggregaten stellt der Betrieb die Produkte X 1, X 2, Xa und X 4 her. Der Produktionsfluß ist in Abb. 7 dargestellt. Alle Produkte passieren je zwei Aggregate, Produkt Xt die Aggregate A und B, Produkt X2 die Aggregate A und C, Produkt Xa die Aggregate C und D und Produkt ~ die Aggregate B und D.

45

I. Optimierung von Einzelmaßnahmen

Man kann umgekehrt auch sagen, daß jedes Aggregat von je zwei Produkten durchlaufen wird.

X,

xl

xl

X~

A

8

xl

c

0

xl x..

x2 Abbildung 7

Nach e1mger Zeit ist der Unterbrechungsschaden behoben, und es wird geprüft ob und inwieweit eine Nachholung der ausgefallenen Produktionsleistungen möglich ist. Die Untersuchung ergibt, daß sich während der Unterbrechungszeit verschiedene Aufträge für die Produkte X1, X2, Xa und ~ angesammelt haben. Die Auftraggeber sind bereit, dem Betrieb diejenigen Aufträge zu belassen, die er innerhalb eines Monats nach Beendigung der Unterbrechung erfüllen kann. Während dieses Monats sind also die absatzwirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Nachholung gegeben. Da die Aggregate A, B, C und D während der normalen Arbeitszeit voll ausgelastet sind, müssen zur Nachholung Überstunden eingelegt X~

~

X~_

~

8

A 1000 E

800

c

xj

E

0

900 E

1300 E

~

Abbildung 8

X~

~

46

4. Kap.: Die optimale Schadenminderung

werden. Innerhalb eines Monats können die Aggregate in Überstundenarbeit die nachstehend aufgeführten Mengen produzieren, und zwar ohne Rücksicht auf die Art der Produkte: Aggregat Aggregat Aggregat Aggregat

A B C D

1000 Einheiten 800 Einheiten 900 Einheiten 1300 Einheiten

Trägt man diese Kapazitätsbeschränkungen in das Produktionsablaufschema ein, so ergibt sich das in Abb. 8 dargestellte Bild. Die nachzuholenden Mengen der Güter X 1, X2, Xs und X. seien mit x1, X!!. xs und X4 bezeichnet. Demnach gilt: (1) x 1 (2) x 1

x2 (4) x 8

(3)

+ x 2 :;;;; 1000 + x 4 :::; 800

+ x8 :;;;

900

+ x 4 ;:;;; 1300

Da das Aggregat A während eines Monats nach Ende der Unterbrechung nur 1000 Einheiten in Überstundenarbeit produzieren kann, ist die Nachholung für die Güter Xt und X2, diebeidedas Aggregat A durchlaufen müssen, auf insgesamt 1000 Einheiten beschränkt. So erklärt sich die Ungleichung (1), und in gleicher Weise sind die anderen Ungleichungen zu erklären. Die Ungleichungen (1) bis (4) geben also die technische Beschränkung der Nachholmöglichkeit wieder. Die aus der Unterbrechungszeit stammenden Auftragsbestände bilden die absatzwirtschaftliche Beschränkung der Nachholmöglichkeit. Für das Gut X1liegen nachholbare Aufträge in Höhe von 200 Einheiten vor, für X2 von 500 Einheiten, für Xs von 800 Einheiten und für X. von 1000 Einheiten. Demnach gilt weiter: (5) x 1 :;;; 200 (6) x 2 $ 500

(7) x 8 ;:;;; 800 (8) x 4 ;:;;; 1000

Im vorliegenden Fall kommt es nicht darauf an, möglichst viele Aufträge zu erfüllen, sondern darauf, den Gesamtgewinn der Nachholaktion zu maximieren, um eine optimale Schadenminderung zu erreichen. Zur Lösung dieser Aufgabe ist es zunächst erforderlich, den voraussichtlichen Stückgewinn der Nachholung (Differenz zwischen Erlös und Kosten der Nachholung pro Stück) zu ermitteln. Dieser Stückgewinn betrage für Fabrikat X1 3 DM, für X2 4 DM, für Xs 5 DM und für X. 6 DM. Für den Gesamtgewinn G der Nachholaktion gilt also: G = 3x1

+ 4xt + 5x8 + 6x4



I. Optimierung von Einzelmaßnahmen

47

Jetzt sind wir in der Lage, das Lineare Programm zu formulieren: Zielfunktion G = 3x1

+ 4x2 + 5x8 + 6x4 -+ max!

Nebenbedingungen (1) x 1 + x 2 (2) x 1 + x 4

s; 1000

(3) ~

:;;;

:::;

+ x3 x3 + x 4

(4) (5) x 1 (6) x 2 (7) x 3 (8)

(9)

:;:;; :;;;; ::;;;

:;;;

x4 $ x 1, x2 , x 3, x 4 ;;;:

800 900 1300 200 500 800 1000 0

Die Nichtnegativitätsbedingung (9) versteht sich von selbst, da man keine negativen Mengen produzieren kann. Mit Hilfe der sogenannten Schlupfvariablen xs bis xu! lassen sich die Ungleichungen (1) bis (8) in Gleichungen verwandeln: = 1000 (1) x 1 + ~ + x5 (2) x 1 + x4 = 800 = 900 (3) x2 + x 3 = 1300 (4) x 8 + x4 (5) x 1 (6)

+ x9

x2

x.

x8

(7) (8)

+ X10

200 500 + x 11 = 800 + x 12 = 1000 =

Das Koeffizientensystem aus Zielfunktion und Nebenbedingungen schreiben wir jetzt in Matrixform. Dabei wird die Zielfunktion für die letzte Zeile der Matrix in G - 3x1 - 4x2 - 5x3 - 6x4

umgeformt. xl 1 1 1

x2 xs x4 I 1 1 1

1 1

1

0 1

1

-3 -4 -5 - 6

xs xs x7 xs x9 xlO 1

1

1

=0

xu

G

X12

1000 800 900 1300 200 500 800 1000

I I

1

1

1 1

1

I

I

I

1

4. Kap.: Die optimale Schadenminderung

48

Im rechten Feld der letzten Zeile kann man später den optimalen Gesamtgewinn G ablesen. Zur Lösung der Maximumaufgabe verwenden wir die Simplexmethode32• Dieses Verfahren sei kurz skizziert88• Auszugehen ist von derjenigen Spalte, die in der letzten Zeile die kleinste negative Zahl aufweist (hier - 6). Dann suche man aus der rechten Spalte diejenigen Zahlen heraus, denen in der ausgewählten Spalte eine positive Zahl gegenübersteht (hier 800, 1300 und 1000). Diese Zahlen werden durch die entsprechenden positiven Zahlen der ausgewählten Spalte dividiert (hier 800/1, 1300/1 und 1000/1). Wir wählen die Zeile mit dem kleinsten Quotienten aus (hier die zweite Zeile) und addieren geeignete Vielfache dieser Zeile zu den anderen Zeilen, so daß die Zahlen in der ausgewählten vierten Spalte bis auf die eingekreiste gleich 0 werden, also verschwinden. Dieses Verfahren führt in endlich vielen Schritten zum Optimum, das erreicht ist, wenn in der letzten Zeile keine negativen Zahlen mehr auftreten. In unserem Falle erhalten wir das Optimum bereits in drei Schritten: 1. Schritt

x1 x2 xa x, 1 1 -1 1

1 1 1

-1

1

x5 Xa x7 xs 1

1

(!)

1 -1

1

1

Xg

1

1

x1o xu X12

I

G

'

1

I

1

-1

3 -4 -5

I

I 1

II 1

6

I

1000 800 900 500 200 500 800 200 4800

2.Scbritt

xl x2 xa x, 1 1 1 -1 1

1 -1

1

(!)

x5 x6 x7 xa 1

1 1

1 1 -1

Xg

x1o x11

X12

I

G

1000 800 400 500 200 500 300 200

I 1 -1 1 1

1

-2 -4

1

1 -1

-1

1

5

1

1

I I

1

7300

s2 Gute Darstellungen und Ableitungen der Simplexmethode in deutscher Sprache finden sich bei: Kromphardt-Henn-Förstner: Lineare Entscheidungs~

49

I. Optimierung von Einzelmaßnahmen 3. Schritt Xt

x2 xs x4

1

1

1 -1

1

1

1

I



~

x7 xs

1 -1 -1 1 1 1 1 -1 -1 1

-1

-1 -1

1 -1

1 -1

2

5

4

Xg

1

1

-1

X1o

1

xu

1

X12

G

600 800 400 500 200 100 300 200

1

1

1

8900

Dieser Matrix läßt sich das Ergebnis entnehmen. Der Wert derjenigen Xi (i = 1, ..., 12), in deren Spalte nur eine 1 enthalten ist, kann in der betreffenden Zeile ganz rechts abgelesen werden. Der Wert aller anderen Xi ist 0. Der Maximumwert G steht in der rechten unteren Ecke der Matrix. Der Wert der Schlupfvariablen interessiert hier nicht. Wir erhalten somit: X1 = 0 x 2 = 400 x 3 = 500 = 800 G =8900.

x,

Setzen wir die WerteXt bis X4 und G in die Zielfunktion ein, so ergibt sich folgende Gleichung: 4 X 400

+5X

500

+ 6 X 800 =

8900 .

Der Betrieb muß also vom Gut X 2 400 Einheiten, vom Gut Xs 500 Einheiten und vom Gut ~ 800 Einheiten nachholen, um den optimalen Gesamtgewinn der Nachholung von 8900 DM zu erzielen. Vom Gut X1 wird nichts nachgeholt. 2. 0 p t im i e r u n g s a u f g a b e n n i c h t li n e a r e r A r t

a) Optimierungsprobleme des Kostenabbaues Als erstes Beispiel für Optimierungsaufgaben nichtlinearer Art soll ein Spezialfall des Kostenabbaues dargestellt werden, auf dessen Problematik schon Birck34 hinweist. Birck verwirft diese Möglichkeit der modelle, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1962; Krelle-Künzi: Lineare Programmierung, Zürich 1958; Vazsonyi, Andrew: Die Planungsrechnung in Wirtschaft und Industrie, Wien und München 1962. as Vgl. Kromphardt-Henn-Förstner, a.a.O., S. 18 ff. u Birck, a.a.O., S. 81, Fußnote 53. t Schml.dt

50

4. Kap.: Die optimale Schadenminderung

Schadenminderung jedoch ohne nähere Prüfung, da es seiner Ansicht nach zu weit führen würde, das hierbei auftretende Optimierungsproblem zu lösen. Gerade dieser Aufgabe wollen wir uns aber im folgenden unterziehen. Unterstellen wir, daß in einer Schreibmaschinenfabrik ein Brand ausbricht, der durch sofortige Löschhilfe auf die Gehäuseabteilung beschränkt bleibt. Der Betrieb kann einen Monat lang keine Gehäuse mehr herstellen, Fremdbezug oder anderweitige Herstellung sind ebenfalls nicht möglich. Dieser Fall ist durchaus wirklichkeitsnah, er kann jeden Tag eintreten. Für die FBU-Versicherung ergibt sich nun die Frage, ob man wegen des Ausfalls dieser einen Abteilung in der Endstufe der Fertigung den ganzen Betrieb einen Monat lang stillegen soll oder ob es vorteilhafter ist, während der Unterbrechungszeit Halbfabrikate auf Lager zu produzieren. Wird weiterproduziert, so sieht sich der Betrieb am Ende der Unterbrechung in der Gehäuseabteilung, also nach einem Monat, einem bestimmten Bestand an Halbfabrikaten gegenüber, den es abzubauen gilt. Das bedeutet, daß die Halbfabr:.kate um die noch fehlenden Gehäuse ergänzt und neben der normalen Produktion abgesetzt werden lJlÜSsen. Läßt der Auftragsbestand eine solche Nachholung des Absatzes zu, wird der Betrieb auf jeden Fall den beschriebenen Weg einschlagen. Andernfalls muß die laufende Produktion gedrosselt werden, wenn man das Halbfabrikatelager abbauen will. Die Gehäuseabteilung arbeitet zwar in vollem Umfang weiter, denn die Halbfabrikate müssen fertiggestellt werden. Alle anderen Abteilungen können ihre Kapazität aber nur zum Teil auslasten, solange das Lager nicht abgebaut ist. Dies mag ein Zahlenbeispiel erläutern: Die normale Tagesproduktion betrage 100 Schreibmaschinen. Demnach bildet sich während der einmonatigen Unterbrechung ein Lagerbestand von etwa 2000 Halbfabrikaten. Wenn dieses Lager in 100 Arbeitstagen abgebaut werden soll, dürfen also nur 80 Halbfabrikate täglich produziert werden, 20 sind dem Lager zu entnehmen. Nur die Gehäuseabteilung arbeitet voll, 80 Gehäuse werden für die Tagesproduktion benötigt, 20 für die dem Lager entnommenen Halbfabrikate. Ist der Absatz nicht nachholbar, so wird durch die Bildung eines Halbfabrikatelagers während des Ausfalls der Gehäuseabteilung zunächst eine totale Betriebsunterbrechung vermieden. Da der aufgestaute Lagerbestand aber nicht neben der normalen Produktion absetzbar ist, muß diese irg~ndwann einmal reduziert werden, so daß letzten Endes doch ein Beschäftigungsrückgang eintritt. Die Produktion auf Lager scheint den Unterbrechungsschaden also nicht zu mindern, sondern lediglich auf einen späteren Zeitraum zu verschieben.

I. Optimierung von Einzelmaßnahmen

51

Diese Verschiebung der Betriebsunterbrechung weist aber eine Besonderheit auf. Der Betrieb braucht, wenn er das Lager abbauen will, die Produktion nicht einen Monat lang völlig stillzulegen. Er kann, wie bereits erwähnt, die Produktion auch 100 Arbeitstage lang um vielleicht 20 °/o reduzieren oder 200 Arbeitstage lang um 10 °/o. Man ist also durch die Bildung eines Halbfabrikatelagers imstande, eine totale Betriebsunterbrechung in einen Beschäftigungsrückgang um einige Prozent zu verwandeln, die Betriebsunterbrechung also gewissermaßen zu dehnen. Diesen Umstand wollen wir näher untersuchen. Bekanntlich hängt die Anpassungsfähigkeit der Kosten ab von der Dauer des Beschäftigungsrückganges. Kosten, die bei kurzfristigen Beschäftigungsschwankungen fixen Charakter haben, können sich bei einem längeren Beschäftigungsrückgang durchaus als abbaufähig erweisen, man denke nur an Löhne und Gehälter. Wenn wir also eine kurzfristige totale Betriebsunterbrechung durch die Bildung eines Halbfabrikatelagers in einen Beschäftigungsrückgang um einige Prozent verwandeln können, so liegt hierin eine reale Möglichkeit der Schadenminderung durch Kostenabbau. Wir dürfen andererseits aber nicht übersehen, daß durch die Bildung und den allmählichen Abbau des Halbfabrikatelagers Betriebsmittel gebunden werden, also Zinskosten entstehen. Außerdem fallen natürlich Lagerkosten an. Die Zins- und Lagerkosten sind um so höher, je länger der Lagerabbau dauert, je weniger also die normale Produktion gedrosselt wird. Dies soll Abb. 9 erläutern. Im Zeitpunkt to ist die Unterbrechung der Gehäuseabteilung beendet. Der Betrieb kann wieder in vollem Umfange K K• Kosten t • Dauer des

Lagerabbaus

t

Abbildung 9

4. Kap.: Die optimale Schadenminderung

52

arbeiten. Es hat sich aber ein Halbfabrikatelager gebildet, bis zum Zeitpunkt to sind also bereits Zins- und Lagerkosten in Höhe von Ko entstanden. Die Höhe der weiterhin anfallenden Zins- und Lagerkosten hängt ab von der Dauer des Lagerabbaues. Bezeichnen wir den Zins- und Lagerkostensatz mit p, den Lagerbestand mit L und die Dauer des Lagerabbaues mit t, so erhält man die Funktion K (t) =

L

Ko + 2 .

p·t 100 · 360

Die Kurve in Abb. 9 verläuft linear, da die unabhängig Variable t in der ersten Potenz auftritt. Hierbei setzen wir voraus, daß sich die Lagerkosten proportional zum Lagerbestand verhalten. ~ ist der durchschnittliche Lagerbestand, der sich ergibt, wenn das Halbfabrikatelager gleichmäßig auf 0 verringert wird. Abb. 9 zeigt also die alternativen Zins- und Lagerkosten in Abhängigkeit von der Dauer des Lagerabbaues t. Je mehr wir die Betriebsunterbrechung dehnen, um so höher sind die Zins- und Lagerkosten, um so mehr Kosten können wir andererseits aber auch abbauen (etwa durch vorübergehende Entlassungen). Wir haben es also mit zwei gegenläufigen Kostenkurven zu tun. K

Ka - abbaufähige , aber noch nicht abgebaute Kasten

••

Abbildung 10

Die Kurve der noch nicht abgebauten Kosten wird ungefähr den in Abb. 10 dargestellten Verlauf haben. Ist die Zeit desLagerabbauest sehr kurz, werden nur wenige Kosten abzubauen sein (Kündigungsfristen), bei längerer Dehnung der Betriebsunterbrechung mehr, bis sich schließlich die Möglichkeiten erschöpfen. Wenn wir die Zins- und Lagerkosten-

I. Optimierung von Einzelmaßnahmen

53

kurve und die Kurve der noch nicht abgebauten Kosten addieren, erhalten wir die in Abb. 11 gestrichelt eingezeichnete Summenkurve. Diese Kurve hat ein Minimum in tm. Innerhalb dieses Zeitraums muß die Aktion beendet sein, wenn eine optimale Kostenschaden-Minderung erzielt werden soll. Ist tm beispielsweise gleich 80, so bedeutet dies, daß wir die Produktion 80 Tage lang derart reduzieren müssen, daß innerhalb dieser Frist das Halbfabrikatelager verschwindet. K

t

Abbildung 11 Bei einem Lagerabbau von der Dauer tm lassen sich die abbaufähigen Kosten bis auf Kr reduzieren. Die tatsächlichen Kosten betragen aber wegen der gegenläufigen Zins- und Lagerkostenkurve Km. Die Differenz zwischen Ka und Km zeigt uns, welche effektive Kostenschaden-Minderung wir durch die Dehnung der Betriebsunterbrechung bestenfalls erreichen können. Ist diese Differenz höher als die Kosteneinsparung, die sich durch eine einmonatige totale Betriebsstillegung erreichen läßt, so ist der beschriebene Weg einzuschlagen. Man kann das Minimum der in Abb. 11 gestrichelt eingezeichneten Kurve graphisch ermitteln, man kann aber auch die durch die Kurve dargestellte Funktion analytisch bestimmen und das so gewonnene Polynom minimieren. In diesem Fall muß man zunächst versuchen, wenigstens näherungsweise den analytischen Ausdruck für die durch eine empirische Kurve gegebene Funktion der noch nicht abgebauten Kosten N(t) zu finden. Hierzu bedient man sich üblicherweise der parabolischen Interpolation mittels einer Differenzentabelle85• Man bestimmt den Wert des ersten und letzten Punktes der Kurve sowie anderer dazwischenliegender Punkte. Wichtig ist, daß alle Punkte die gleichen Abstände as Vgl. Bronstein-Semendjajew: Taschenbuch der Mathematik, Frankfurt

1961,

s. 518 11.

54

4. Kap.: Die optimale Schadenminderung

auf der Abszisse haben. Die gefundenen Werte sind dann nach folgendem Beispiel in ein Differenzenschema einzutragen: t

f(t)

LI f(t)

LI 2f(t)

LI Sf(t)

0 25 50 75 100

100 90 50 10 0

-10 -40 -40 -10

-30 0 30

30 30

I

LI 4f(t)

0

Mit Hilfe der Differenzen läßt sich der gewünschte analytische Ausdruck nach der Newtonsehen Interpolationsformel bestimmen: N(t)

= f 0 + U .a" f 0 + + u(u -

u(u- 1) ,. 2 .a f 0 2

+ ••••· · ·

+ 1) LI nf

1) • • • . . • • (u - n n!

o

t -_ to U= _

h

Dieser Funktion der noch nicht abgebauten Kosten N(t) muß man noch die Funktion der Zins- und Lagerkosten K(t) hinzuaddieren, um die in Abb. 11 durch die gestrichelte Kurve wiedergegebene Summenfunktion zu erhalten: S(t)

= N(t) + K(t)



Die Funktion S(t) hat in dem von uns betrachteten Intervall ein Minimum, das es zu bestimmen gilt. b) Optimierungsprobleme der Nachholung

Eingangs wurde gezeigt, wie man den Gesamtgewinn einer Nachholaktion mit Hilfe der Linearen Programmierung maximieren kann. Hierbei wurden der Stückgewinn und damit natürlich auch die Kosten der Nachholung als gegeben angenommen. Als zweites Beispiel für Optimierungsaufgaben nichtlinearer Art sollen nun die Kosten der Nachholung optimiert werden. Da die Nachholung erst nach Beendigung der Unterbrechung einsetzen kann, müssen die nachzuholenden Betriebsleistungen neben der normalen Produktion erstellt werden. Man muß also für eine bestimmte Zeit die Produktion ausdehnen. Diese Anpassung der Produktion an

I. Optimierung von Einzelmaßnahmen

55

einen geänderten Beschäftigungsgrad kann sich nach Gutenberg38 in dreifacher Weise vollziehen: Werden stillgelegte Aggregate wieder in Betrieb gesetzt, so spricht man von quantitativer Anpassung. Eine erhöhte Produktionsleistung ist aber auch durch intensitätsmäßige Anpassung zu erreichen, indem man die Produktionsfaktoren bei gleichbleibender Beschäftigungszeit stärker in Anspruch nimmt, also etwa die Maschinen schneller laufen läßt. Schließlich besteht noch die Möglichkeit der zeitlichen Anpassung durch Überstundenarbeit oder Sonn- und Feiertagsarbeit. Wir wollen von dem allgemeinen Fall ausgehen, daß alle drei Anpassungsformen gleichzeitig durchführbar sind. Alle anderen Möglichkeiten sind nur Spezialfälle, die sich auf diesen allgemeinen Fall zurückführen lassen. Es geht jetzt darum, diejenigen Mengen x, y und z zu bestimmen, die mit Hilfe der quantitativen Anpassung Aq, der intensitätsmäßigen Anpassung Ai und der zeitlichen Anpassung Az produziert werden müssen, um eine kostenoptimale Nachholung zu erreichen. Hierzu muß man unterstellen, daß sich der Funktionalzusammenhang zwischen den Kosten der einzelnen Anpassungsformen einerseits und der Nachholmenge andererseits empirisch bestimmen läßt. Kosten

Nachholmengen

Abbildung 12 Vielleicht erhält man als Ergebnis der empirischen Untersuchung, die natürlich vor Beginn der Nachholung durchzuführen wäre, drei Kostenkurven von der in Abb. 12 dargestellten Form. Diese empirischen Kurven ae Gutenberg, Erich: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, 1. Band: Die Produktion, 7. Auflage, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1962, S. 243 ff.

4. Kap.: Die optimale Schadenminderung

56

f*, g• und h* geben Aufschluß darüber, wie sich die Kosten vermutlich verhalten werden, je nachdem, ob man die Nachholung mit Hilfe der Aq, At oder Az durchführt. Die Kurve h* verläuft linear, die Kosten der A, verhalten sich im Beispiel also proportional zur nachzuholenden Menge. Die Kurve g• ist stark durchgebogen, da sich bei Ai mit zunehmender Nachholmenge erhöhte Kosten der Überbeschäftigung bemerkbar machen. Wählt man die Aq, so entstehen durch die Inbetriebnahme stillgelegter Aggregate bereits bestimmte Einrichtungskosten, bevor die erste Einheit nachgeholt werden kann. Die Kurve f* beginnt also nicht im Koordinatenursprung. Bei erhöhter Ausbringung ergeben sich auch hier Kosten der Überbeanspruchung. Für die mathematische Ermittlung der kostenoptimalen Aufteilung der Nachholmenge auf die einzelnen Anpassungsformen muß man wiederum versuchen, den analytischen Ausdruck für die durch empirische Kurven gegebenen Kostenfunktionen zu finden. Das ist sehr einfach, wenn die Kurven linear verlaufen. Bei nichtlinearen Kurven bedient man sich der im vorigen Abschnitt beschriebenen parabolischen Interpolation mittels einer Differenzentabelle. Auf diese Weise erhalten wir für die verschiedenenAnpassungsformen folgende stetige Funktionen: f(x) für Aq g(y) für Ai. h(z) für Az . Es sei jetzt q; (x, y, z) die Gesamtkostenfunktion, wobei x Einheiten durcb Aq, y Einheiten durch Ai und z Einheiten durch Az erzeugt werden. x, y und z ergeben zusammen die Nachholmenge m. Die Funktion q; ist an der Stelle x = 0 nur aus den Kosten g(y) und h(z) zusammengesetzt, da in diesem Falle die Maßnahme Aq überhaupt nicht zur Anwendung kommt und aus ihr somit auch keine Einrichtungskosten entstehen können. An der Stelle x = 0 hat die Funktion q; also wegen des konstanten Gliedes in f(x) eine Unstetigkeit. Demnach gilt: f(x) + g(y) + h(z) : x > 0} z ...." 0 rp (x, y, z) = {g(y) + h(z) : x = 0 y, Go

unter der Nebenbedingung x+y+z=m>o.

Da somit Z

können wir schreiben:

= m- (X +Y),

rp (x, y) = {f(x) + g(y) + h(m - x - y) : x

g(y)

+ h(m -

y)

> 0}

:x = 0

y ;:;:; 0, m ;;;: x + y .

57

I. Optimierung von Einzelmaßnahmen

Diese Funktion hat ein Minimum, das zu bestimmen ist. Es liegt vielleicht bei

Ist m gleich 100, dann ist z gleich 40 (z = m - x - y). Man müßte also 35 Einheiten durch Aq, 25 Einheiten durch A1 und 40 Einheiten durch A, produzieren, um eine kostenoptimale Nachholung von 100 Einheiten zu erreichen. Die Optimierungsaufgabe läßt sich auch graphisch lösen. Als Ausgangsbasis dienen hier ebenfalls die einzelnen Kostenkurven, die in Abb. 13 gestrichelt eingezeichnet sind. Die Anpassungsform A, bleibt KOSTEN

I

I

1/g

V

; (100)

Ii

I

KOSTEN·

OPTIMUM

-- ----------·

I

I

I

I

I

I

I'

I I

-~---;--~---::.

: I :I

I

I // !J I / V I/

/

~~

/"

1 rj

-~

J& .....

---/

"

---w

/"'

...

/

~

'----,v

~z

/: I

! I :NACHHOLME~GEN

I

~

~

~

ro

ro~~

~

m

-~~ ~x

Abbildung 13

~y

4. Kap.: Die optimale Schadenminderung

58

zunächst außer Betracht (z = 0). Wenn die gesamte Nachholmenge durch Ai erstellt wird (y = 100; x, z = 0), fallen Kosten in Höhe von g(lOO) an, die wir anhand der Kurve g ablesen können. Dieser Punkt ist auf die Ordinate zu übertragen. Produziert man 90 Einheiten durch Ai und 10 Einheiten durch Aq (y = 90, x = 10, z = 0), so entstehen Kosten in Höhe von g(90) plus f(10), die 10 Einheiten von der Ordinate entfernt abzutragen sind. Die Kosten dieser Aufteilung sind bereits niedriger. Auf diese Weise zeichnen wir die Kosten folgender Relationen zwischen y und x in das Koordinatensystem ein, wobei wir uns jeweils um 10 Mengeneinheiten von der Ordinate entfernen: y

100

90

80

70

60

5o

X

0

10

20

30

40

5o

1

1

40 6o

1

1

3o

20

10

80

1 1

10

Einheiten

O\

9o

100

1

Einheiten

Man erhält somit 11 Punkte, die sich durch eine Kurve verbinden lassen. Die Kurve hat eine punktiert eingezeichnete Unstetigkeit, die darauf zurückzuführen ist, daß die Kurve f nicht im Koordinatenursprung beginnt. Als nächsten Schritt beziehen wir auch die Anpassungsform Az in die Betrachtung ein. Werden 10 Einheiten durch Az und 90 Einheiten durch Ai erstellt (z = 10, y = 90, x = 0), so entstehen Kosten in Höhe von h(10) plus g(90). Dieser Ausgangspunkt ist 10 Einheiten von der Ordinate entfernt einzutragen, des weiteren dann die Kosten der nachstehenden Relationen: z y X

1

1

I

10 9o 0

1

1

10 8o

1 1

10 10

1 1

10 60

1

1

10 5o

1

1

10 40

1 1

10 3o

1

1

10 20

1

1

10 10

J 10 1

o

1

I

I 10 I 20 I 30 I 40 I 50 I 60 I 70 I 80 I 90 I

Einheiten Einheiten Einheiten

Wir erhalten eine neue Kurve, deren Minimum in unserem Falle unter dem der ersten liegt. Hiernach erhöht man den Beitrag der Az auf 20 Einheiten und variiert die Beiträge der beiden anderen Anpassungsformen zwischen 0 und 80 Einheiten. Fährt man so fort, dann ergibt sich eine Schar von Kurven, die man sich vorstellen kann als die auf eine Ebene projizierten, in gleichen Abständen gebildeten Schnittlinien der von der Funktion cp (x, y) dargestellten Fläche. Die durchgezogenen Kombinationskurven entstehen durch die Addition entsprechender Ordinaten der Einzelkurven. In Abb. 13 wurde das Verfahren an der Stelle z =50 abgebrochen, da alle hierauf folgenden Minima der sich ergebenden Kurven höher liegen. Die Kurve aller Minima der Kurvenschar hat also wiederum ein Minimum, das uns auf der Ordinate das Kostenoptimum und auf der Abszisse die optimalen Mengenrelationen anzeigt.

II. Die optimale Kombination

59

Im Beispielliegt das Minimum auf der Kurve z = 40. 40 Einheiten vom Koordinatenursprung entfernt, haben wir begonnen, mit steigendem x und abnehmendem y nach rechts weiterzurücken. Das Minimum wurde bei 75 Einheiten (40 z + 35 x) erreicht, für y blieben 25 Einheiten. Demzufolge sind 35 Einheiten durch Aq, 25 Einheiten durch Ai und 40 Einheiten durch A. zu produzieren (x = 35, y = 25, z = 40), um die kostengünstigste Nachholung von 100 Einheiten zu erreichen. Diese Werte kann man, wie Abb. 13 zeigt, unmittelbar auf der Abszisse ablesen. Von den Größen x, y und z können bis zu zwei den Wert 0 annehmen. Ist eine der Größen gleich 0, dann wird die Nachholung nur mit zwei Anpassungsformen durchgeführt. Sind zwei der Größen gleich 0, so ist eine Anpassungsform den beiden anderen derart überlegen, daß sich eine kostenoptimale Nachholung ergibt, wenn die gesamte Nachholmenge nur mit Hilfe dieser einen Anpassungsform produziert wird.

ß. Die optimale Kombination Die optimale Kombination von Schadenminderungsmaßnahmen setzt optimale Einzelmaßnahmen voraus. Deshalb sind zunächst die in Betracht kommenden Einzelmaßnahmen zu optimieren. Wurden in dieser Hinsicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, so weiß man, welche Schadenminderung von den einzelnen Maßnahmen im günstigsten Fall zu erwarten ist. Erst dann ist es sinnvoll, die Frage der optimalen Kombination zu prüfen. Die Schadenminderung kann nur so lange betrieben werden, bis der insgesamt eingesparteSchadensbetragE den drohenden Unterbrechungsschaden U erreicht. Hier findet die Schadenminderung ihre äußerste Grenze, da darüber hinaus kein Schaden mehr vorhanden ist, den man mindern könnte. Die Entschädigung besteht in diesem Fall nur aus Schadenminderungskosten. Bezeichnen wir die bei Anwendung der Maßnahmen Mt. .. ., Mn einzusparenden Schadensbeträge mit Et, ..., En, so gilt demnach:

Wenn die Summe der einzusparenden Schadensbeträge den drohenden Unterbrechungsschaden nicht übersteigt, kommen alle Maßnahmen zur Anwendung. Ein eigentliches Kombinationsproblem entsteht also nicht, man kann sich auf die Optimierung der Einzelmaßnahmen beschränken. Nehmen wir aber an, der drohende Produktionsausfall betrage 1000 Einheiten und es bestehe die Möglichkeit der Nachholung von 700 Einheiten (Maßnahme Mt)· Andererseits lasse sich der Produktionsausfall durch

60

4. Kap.: Die optimale Schadenminderung

eine Maßnahme M2 auf 500 Einheiten beschränken. Beide Maßnahmen sind an sich nebeneinander anwendbar. Dennoch kann eine Maßnahme nur zum Teil ausgenutzt werden, da eben nicht mehr als der drohende Schadensbetrag eingespart werden kann. Zur Lösung dieses Problems wollen wir den Schadenminderungskoeffizienten s einführen, der das Verhältnis von Schadenminderungskosten zum einsparbaren Schadensbetrag kennzeichnet: si =

Ki.

E. (1 = 1, . •... , n)

.

l

Je größer der Schadenminderungskoeffizient Si einer Maßnahme Mi ist, um so höher ist der Betrag an Schadenminderungskosten, der für eine Einheit des einzusparenden Schadensbetrages aufgewendet werden muß. Man wird deshalb die Maßnahme mit dem höchsten Schadenminderungskoeffizienten zuletzt anwenden. Hieraus folgt unmittelbar der für die optimale Kombination maßgebliche Grundsatz: Ist die Summe der einsparbaren Schadensbeträge der einzelnen Maßnahmen Mt. ..., Mn höher als der drohende Unterbrechungsschaden, so kommen die Maßnahmen mit niedrigeren Schadenminderungskoeffizienten vor denen mit höheren Koeffizienten zur Anwendung, bis die Beeinträchtigung von Produktion und Absatz ausgeglichen ist. Andernfalls werden alle in Betracht kommenden Maßnahmen angewendet.

Fünftes Kapitel

Erfassung, Bewertung und Kalkulation der Schadenminderungskosten I. Erfassung Schadenminderungskosten werden zweckmäßigerweise auf ein Sonderkonto der Kontenklasse 2 gebucht. Bei größeren Schäden kann es sinnvoll sein, dieses Konto nach einzelnen Schadenminderungsmaßnahmen zu untergliedern. Hierdurch wird die Endabrechnung bedeutend erleichtert, wenn sich der VN an den Kosten einiger Maßnahmen oder an den Kosten aller Maßnahmen in einem unterschiedlichen Verhältnis beteiligen muß. Für die Kostenerfassung selbst gibt es keine allgemeingültige Methode, es kommt wie so oft auf den Einzelfall an. Wenn für die Schadenminderung außerbetriebliche Leistungen in Anspruch genommen werden, entstehen keine besonderen Schwierigkeiten. Die Ausgaben können anhand der Belege ohne weiteres auf dem Sonderkonto verbucht werden, soweit sie ausschließlich der Schadenminderung dienen. Für die Erfassung innerbetrieblicher Schadenminderungskosten stehen die im betrieblichen Rechnungswesen üblichen Verfahren zur Verfügung. Greifen wir zwei Beispiele heraus: den Materialverbrauch bei Einrichtung eines Notbetriebes kann man durch Materialentnahmescheine oder durch retrograde Rechnung feststellen. Lohnkosten lassen sich durch Lohnzettel erfassen. Auf dem Sonderkonto sollten natürlich nur solche Kosten erscheinen, die wirklich in voller Höhe Schadenminderungskosten darstellen. Um dieses Ziel zu erreichen, muß man drei Kriterien beachten: 1. Schadenminderungskosten sind zweckgebunden. Soweit irgendwelche

Kosten nicht ausschließlich zum Zwecke der Schadenminderung aufgewendet werden, ist eine Abgrenzung erforderlich. Werden Maschinen oder Ersatzteile beschleunigt herbeigeschafft, um die Unterbrechungszeit zu verkürzen, so ist nur der Betrag auf dem Sonderkonto zu verbuchen, der über die normalen Beschaffungskosten hinausgeht. Wenn ein Betrieb einige Zeit Fremdstrom bezieht, weil die eigene Elektrizitätserzeugung ausgefallen ist, dann sind nur die

62

5. Kap.: Schadenminderungskosten

Mehrkosten gegenüber der Eigenerzeugung als Schadenminderungskosten zu erfassen. Der übrige Teil geht als Herstellungskosten in die Produktionsleistung ein und wird durch die Erlöse gedeckt. Aus diesem Grund sind auch die betriebsüblichen Abschreibungen von den Kosten für eine Leihmaschine abzusetzen. 2. In den FBUB ist nicht von Kosten, sondern von Aufwendungen zur Abwendung oder Minderung des Schadens die Rede. Aufwendung ist ein rechtlicher Begriff, er setzt ein Vermögensopfer voraus. Über diese Einschränkung müssen wir uns im klaren sein, wenn wir uns der betriebswirtschaftliehen Terminologie bedienen und von Schadenminderungskosten sprechen. Hierunter sind also nur solche Kosten zu verstehen, die mit einem Vermögensopfer verbunden sind. Damit scheiden alle aufwandlosen kalkulatorischen Kosten aus. Der VN kann für seine Tätigkeit im Dienste der Schadenminderung keinen kalkulatorischen Unternehmerlohn verlangen, er muß nachweisen, welche effektiven Auslagen er hatte. 3. Als drittes Kriterium der Schadenminderungskosten ist hervorzuheben, daß es sich um zusätzliche Kosten handelt. Was hat es hiermit auf sich? Bei der Untersuchung der einzelnen Maßnahmen zur Schadenminderung haben wir festgestellt, daß sich im Schadenfall aus rechtlichen oder wirtschaftlichen Gründen nicht alle ungedeckten Kosten abbauen lassen. Arbeiter, die infolge der Unterbrechung nicht beschäftigt werden können, müssen dennoch entlohnt werden, weil eine Entlassung vor Ablauf der Kündigungsfrist nicht möglich ist. Werden solche Arbeitskräfte zur Beschleunigung der Aufräumungsarbeiten eingesetzt, so entstehen keine Aufwendungen zur Schadenminderung, da die Löhne auf jeden Fall gezahlt werden müssen, gleichgültig ob die Arbeiter im Dienste der Schadenminderung tätig sind oder nicht. Maßnahmen, die ausschließlich aus nicht abbaufähigen Geschäftskosten finanziert werden, verursachen also keine Schadenminderungskosten. Aufwendungen zur Schadenminderung fallen immer zusätzlich zu den fortlaufenden Geschäftskosten an. Die Beachtung dieses Umstandes ist wichtig, um Doppelentschädigungen zu vermeiden. Wenn man alle diese Momente berücksichtigt, hat man die Gewähr, daß das Sonderkonto nur echte Schadenminderungskosten enthält. Auf dem Konto werden aber zunächst nur solche Beträge gesammelt, die sich einzeln erfassen lassen. Das sind, wie wir sehen werden, nicht in jedem Falle alle Schadenminderungskosten. Zur Ermittlung des Gesamtaufwandes ist vielfach eine besondere Kalkulation erforderlich, die noch im einzelnen erläutert wird.

III. Kalkulation

63

D. Bewertung Der in der Betriebswirtschaftslehre allgemein anerkannte Grundsatz, daß der Zweck der Rechnung den Wertansatz bestimmt, gilt auch hier. Der Zweck der Rechnung besteht für uns darin, das tatsächliche Vermögensopfer festzustellen. Bei Geldausgaben ist diese Aufgabe leicht zu erfüllen, da die effektiven Ausgaben mit dem tatsächlichen Vermögensopfer übereinstimmen. Ein eigentliches Bewertungsproblem entsteht nur bei innerbetrieblichen Sachleistungen. Unterstellen wir, daß ein Betrieb zur Schadenminderung eine provisorische Lagerhalle errichten muß. Das hierzu benötigte Bauholz wird dem eigenen Lager entnommen. Nach Beendigung der Unterbrechung wird die Halle wieder abgebrochen, das verwendete Holz läßt sich nur noch als Brennholz veräußern. Die Differenz zwischen den Kosten des verwendeten Bauholzes und dem Verkaufserlös stellt zweifellos einen Teil der Schadenminderungskosten dar. Es fragt sich aber, wie das dem Lager entnommene Bauholz bewertet werden soll. Zwei Möglichkeiten bieten sich an: Bewertung zum Einstandspreis oder zum Tagespreis. Das vom VN erbrachte Vermögensopfer bestand im Wert des Bauholzes zur Zeit der Entnahme vom Lager abzüglich des Verkaufserlöses. Hatte der VN das Bauholz zu einem niedrigeren Preis eingekauft, so hatte er inzwischen einen nicht realisierten Gewinn erzielt, der im Zuge der Schadenminderung realisiert wird und um den sich das Vermögensopfer des VN erhöht. War der Einstandspreis höher als der Tagespreis zur Zeit der Schadenminderung, dann hatte der VN einen nicht realisierten Verlust erlitten, der sein Vermögensopfer verringert. Die Bewertungsregel lautet also: Sachleistungen, die der VN zur Schadenminderung aus eigenen Beständen erbringt, sind zum Tagespreis zu bewerten.

111. Kalkulation 1. Kostenträger "Schadenminderung"

Es wurde bereits angedeutet, daß sich auf dem Sonderkonto der Kontenklasse 2 nicht immer alle Schadenminderungskosten sammeln. Mitunter bleibt eine ganze Reihe von Kosten unberücksichtigt. Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, wollen wir uns eines gedanklichen Kunstgriffes bedienen und einen Kostenträger "Schadenminderung" einführen. Wenn man sich Schuhe, Kochtöpfe und dergl. als Kostenträger vorstellen kann, dürfte es nicht schwerfallen, in dem Tatbestand "Schadenminderung" ebenfalls einen Kostenträger zu sehen. Wie bei der aus dem betrieblichen Rechnungswesen bekannten Zuschlagskalkulation wollen wir außerdem unterscheiden zwischen Einzelkosten, die dem Kosten-

64

5. Kap.: Schadenminderungskosten

träger "Schadenminderung" direkt zurechenbar sind, und Gemeinkosten, die man dem Kostenträger nur indirekt über eine Schlüsselgröße zurechnen kann. 2. E i n z e 1 k o s t e n

Bei verschiedenen Kosten kann überhaupt kein Zweifel darüber bestehen, daß es sich um Schadenminderungskosten handelt. Andere Kosten bedürfen vielleicht einer Abgrenzung, wie etwa die Kosten eines durch Überstundenarbeit beschleunigten Wiederaufbaues. Hier sind die Schadenminderungskosten zur FBU-Versicherung von den normalen Wiederaufbaukosten zu trennen. In diesen Fällen ist es aber letztlich immer möglich, die Schadenminderungskosten einzeln zu erfassen und auf das Sonderkonto zu buchen. Eine besondere Kalkulation ist nicht erforderlich. Alle außerbetrieblichen Schadenminderungskosten sind solche Einzelkosten, die sich direkt dem Kostenträger "Schadenminderung" zurechnen lassen. Den Rechnungsbelegen für die in Anspruch genommenen Fremdleistungen kann man ohne weiteres diejenigen Beträge entnehmen, die als Schadenminderungskosten anzusehen sind. 3. G e m e i n k o s t e n

Auch bei innerbetrieblichen Leistungen zur Schadenminderung entstehen Kosten, die man direkt dem Kostenträger "Schadenminderung" zurechnen kann. In erster Linie sind dies die Löhne und die Materialkosten. In einem Betrieb fallen aber noch viele andere Kosten an, wie Abschreibungen, Energiekosten, Heizungskosten usw. Diese Kosten sind, aus unserer Sicht betrachtet, Gemeinkosten. Während wir von den Einzelkosten genau wissen, daß sie in voller Höhe Schadenminderungskasten darstellen, wissen wir von den Gemeinkosten nur, daß in ihnen Schadenminderungskosten enthalten sein können. Aufgabe der Kalkulation ist es, den Anteil der Schadenminderungskosten aus den Gemeinkosten herauszulösen. Die Fragestellung ist also eine ganz andere als bei der betrieblichen Kostenrechnung, deren Ziel es ist, die normalen Herstellungskosten festzustellen. Auf diese unterschiedliche Zielsetzung ist es zurückzuführen, daß die Schadenminderungskosten nicht unmittelbar aus der Kostenrechnung zu ersehen sind. Dennoch ist die Ausgestaltung des betrieblichen Rechnungswesens ausschlaggebend für die Genauigkeit der Kalkulation innerbetrieblicher Schadenminderungskosten. Verfügt der Betrieb über eine Zuschlagskalkulation mit Kostenstellenrechnung, so ist die Aufgabe noch relativ leicht zu lösen. Das Wesen der Zuschlagskalkulation besteht in einer Trennung der Einzelkosten von den Gemeinkosten, die wir für unsere Zwecke nutzbar machen können. Die Einzelkosten werden den Produkten direkt zugerechnet. Für die Zu-

III. Kalkulation

65

rechnung der Gemeinkosten gibt es verschiedene Möglichkeiten. Meist werden sie periodisch gesammelt, nach bestimmten Schlüsseln auf die Kostenstellen verteilt und zu den Einzelkosten in Beziehung gesetzt, die in derselben Periode an den betreffenden Kostenstellen angefallen sind. So erhält man für jede Kostenstelle bestimmte Zuschlagssätze. Man braucht jetzt nur noch festzustellen, welche Einzelkosten ein Produkt an den einzelnen Kostenstellen beansprucht hat, um mit Hilfe der Zuschlagssätze den Anteil der Gemeinkosten zuschlagen zu können. Wollen wir anhand einer solchen Kostenrechnung die Schadenminderungskosten kalkulieren, so gehen wir gleichfalls von den Einzelkosten aus. Wir stellen also fest, welche Einzelkosten für die Schadenminderung angefallen sind. Dann greifen wir die Kostenstellen heraus, die für die Schadenminderung tätig waren, und untersuchen nach dem Verursachungsprinzip sämtliche Gemeinkosten daraufhin, ob und inwieweit sie - prozentual bezogen auf die Einzelkosten oder eine andere Grundlage - gleichfalls zur Schadenminderung aufgewendet werden mußten. Wir bilden also eigens für die Kalkulation der Schadenminderungskasten besondere Zuschlagssätze, die nichts mit den betriebsüblichen Zuschlagssätzen für Schuhe, Kochtöpfe und dergl. zu tun haben. Diese betriebsüblichen Zuschlagssätze sind für unsere Zwecke nicht brauchbar, da wir nicht die Kosten der normalen Produktion, sondern die zusätzlichen Kosten der innerbetrieblichen Leistungen im Dienste der Schadenminderung zu ermitteln haben. In der Bestimmung der Zuschlagssätze für die Gemeinkosten der Schadenminderung liegt die große Schwierigkeit der Kalkulation, eine Aufgabe, die je nach der Ausgestaltung des betrieblichen Rechnungswesens mehr oder weniger exakt lösbar ist. Mitunter wird nur eine grobe Schätzung möglich sein, weil das vorhandene Zahlenmaterial für eine differenzierte Abrechnung einfach nicht ausreicht. Das gilt vor allem für Betriebe mit einfacher Divisionskalkulation. Es muß der Schadenregulierung überlassen bleiben, im Einzelfall die jeweils zweckmäßigste Methode zur Ermittlung der Schadenminderungskosten herauszufinden. Hier konnte nur das Prinzip erläutert werden. In jedem Falle sollte man sich aber den wichtigsten Grundsatz der Kostenrechnung vor Augen halten, nämlich den der Wirtschaftlichkeit: Der Aufwand, den eine exakte Kalkulation erfordert, muß in einem angemessenen Verhältnis zum Erfolg stehen. 4. D i e K a 1 k u 1 a t i o n d e r S c h a d e n m i n d e r u n g s kosten am praktischen Beispiel In einem Werk der Elektroindustrie wurde die Lackiermaschine für den Transformatorenbau von einem Brandschaden betroffen. Die Unterbrechung dauerte 292 Arbeitsstunden. Während dieser Zeit konnte die 5 Schmldt

66

5. Kap.: Schadenminderungskosten

nachgeschaltete Montageabteilung ebenfalls nicht arbeiten. Nach Wiederherstellung der Laddermaschine war es möglich, die ausgefallenen Betriebsleistungen in vollem Umfange durch Überstundenarbeit (zeitliche Anpassung) nachzuholen. Zum Zwecke der Nachholung waren die Fertigungslöhne, die während der Unterbrechungszeit weitergezahlt wurden, erneut aufzuwenden. Ferner fielen zusätzliche Kosten in Form von Lohnzuschlägen für Überstundenarbeit an. Diese Einzelkosten lassen sich dem Kostenträger "Schadenminderung" direkt zurechnen. Um die Gemeinkosten zu ermitteln, ziehen wir die entsprechenden Kostenstellen heran, untersuchen die einzelnen Posten daraufhin, ob und inwieweit Mehrkosten gegenüber der Normalproduktion entstanden sind, und bilden neue Zuschlagssätze: Kostenstelle 312 -

Lackiermaschine

Farben ........................... . Tränkstoffe ....................... . Wartungslöhne .................... . Sonstige allgemeine Hilfslöhne . . .. . Instandhaltung ................... . Werkzeuge . ........ .......... . ... . Abschreibungen .... . . ... . . . ... . . .. . Grundstücke und Gebäude ... . . . . . . . I>ampfanlagen .............. . . . . .. . FertigungshUfsstellen ...... .... .. . .

I>M 4156 29 293 73 299 560 724 6566 2 997 533 9 796

Mehrkosten der Nachholung: 0 /o I>M 100 50

299 280

25

1644

100 50

533 4 898 7 654

Fertigungslöhne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 924 I>M = 100 °/o Gemeinkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 654 I>M = 40,5 °/o Kostenstelle 313 - Montage

Fertigungsstofie, Hilfsstofie . .... .. . Hilfslöhne, Transportlöhne ... .. ... . Wartung ..................... . .... . Anlernung .. ................ ... ... . Werkzeuge .. . ................ . . .. . . Versicherungen .............. .. . . . . Bürokosten, Verpackung .. ... . .... . Abschreibungen ............... .. .. . Grundstücke und Gebäude .. ..... .. . Elektrische Anlagen ...... . .. .... .. . I>ampfanlagen ................. . .. . Preßluft . .... .......... ...... . .. .. . Krananlage ... . .... . ..... .. . .. . . .. . Allgemeine Betreuung . . ........... . FertigungshUfsstellen ............. .

I>M 6977 18 002 747 2 370 19 652 1437 383 24080 32433 3 612 7 514 8 844

20192 8 764 98174

Mehrkosten der Nachholung: 0/o I>M 100

18 002

25

6 020

331/s 100 25 25

1204 7 514 2 211 5048

50

49 087 89 086

III. Kalkulation

67

Fertigungslöhne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 990 DM = 100 °/o Gemeinkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 086 DM = 48,4 °/o Um die richtigen Zuschlagssätze zu finden, mußten die Fertigungslöhne der ganzen Periode zu den anteiligen Gemeinkosten der ganzen Periode in Beziehung gesetzt werden, da die Fragestellung lautet: Welcher Betrag an Gemeinkosten fällt an, wenn Einzelkosten in Höhe von 1 DM für die Schadenminderung aufgewendet werden? Natürlich sind weder Lohnkosten noch anteilige Gemeinkosten in dieser Höhe für die Schadenminderung entstanden. Wir sind aber mit Hilfe der gefundenen Zuschlagssätze in der Lage, die Schadenminderungskosten zu kalkulieren: Kostenstelle 312 - Lackiermasclline

Fertigungslöhne (3 Arbeiter) 292 Stunden X 3 = 876 Stunden X 3 DM .. . . .. .... ... ... . .... . Überstundenzuschläge 50 OJo ••••.•••••. . ....•. • •.. ...... .• . . .• Lohnproportionale Kosten, insbesondere Sozialaufwendungen 30 Ofo ••••••••••••••••• • ••••• Gemeinkostenzuschlag 40,5 °/e aus 2628 DM ..... .. ............ . Mehrkosten der Nachholung .. .... . .......... .... . . . . ........ .

2628DM 1314DM 3942DM 1183DM 1 064DM 6189DM

Kostenstelle 313 - Montage

Fertigungslöhne (12 Arbeiter) 292 Stunden X 12 = 3504 Stunden X 3,80 DM . . .. . . . . . ........ . Überstundenzuschläge 50 Ofo • ••• ••.••••••.•..... . .. •. ... . ....•

13315DM 6658DM 19973DM

Lohnproportionale Kosten, insbesondere Sozialaufwendungen 30 Ofo . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • 5 992 DM Gemeinkostenzuschlag 48,4 Ofo aus 13 315 DM . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 444 DM Mehrkosten der Nachholung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 32 409 DM Schadenminderungskosten: Kostenstelle 312- Lackiermaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 6 189 DM Kostenstelle 313- Montage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 409 DM 38598DM Da die ausgefallenen Produktions- und Umsatzleistungen in voller Höhe nachgeholt werden konnten, besteht die zu erstattende Entschädigung nur aus Schadenminderungskosten. Diese setzen sich zusammen aus den erneut aufgewendeten Fertigungslöhnen und den Überstundenzuschlägen, jeweils einschließlich der lohnproportionalen Kosten, sowie den Gemeinkosten in Höhe von 40,5 und 48,4 Ofo der Fertigungslöhne. Bei dem Gesamtbetrag von 38 598 DM handelt es sich um zusätzliche Kosten der Nachholung gegenüber einem ungestörten Fertigungsablauf.

Sechstes Kapitel

Der Aufwendungsersatz I. Schadenminderung als Obliegenheit Die Pflicht des VN zur Abwendung oder Minderung des Unterbrechungsschadens ist eine Obliegenheit im Sinne des § 6 VVG, die ihre gesetzliche Grundlage in § 62 VVG findet. Die vertragliche Grundlage ist§ 10 Abs. 2 a und 3 FBUB, der lediglich die gesetzlichen Vorschriften wiederholt. Verletzt der VN vorsätzlich oder grobfahrlässig die Schadenminderungspflicht, so ist der Versicherer leistungsfrei. Bei grobfahrlässiger Verletzung der Obliegenheit bleibt die Leistungspflicht jedoch insoweit bestehen, als der Umfang des Schadens auch bei gehöriger Erfüllung der Obliegenheit nicht geringer gewesen wäre. Im Gegensatz zu dem sonst im Versicherungsrecht geltenden Alles-oder-nichts-Prinzip gilt ausnahmsweise das Kausalitätsprinzip. Der VN hat bei einer grobfahrlässigen Verletzung der Schadenminderungspflicht nicht den Verlust der ganzen Entschädigung zu befürchten. Die Entschädigung darf vielmehr nur um den Betrag des Mehrschadens gekürzt werden, der ursächlich auf die Obliegenheitsverletzung zurückzuführen ist. Obliegenheiten sind nach der herrschenden Voraussetzungstheorie keine echten einklagbaren Rechtspflichten, sondern lediglich Voraussetzungen für die Erhaltung des Versicherungsschutzes. Im Gegensatz zu dieser eigenartigen Konstruktion vertritt vor allem Prölss37 seit Jahren die Verbindlichkeitstheorie, die den Obliegenheiten den Charakter echter Rechtspflichten zuspricht. Prölss konnte jedoch bis heute nicht mit seiner Ansicht gegen die herrschende Meinung durchdringen. Da die herrschende Lehre die Obliegenheiten nicht als Vertragspflichten ansieht, muß sie konsequenterweise die Anwendung des § 278 BGB ablehnen, der eine uneingeschränkte Haftung des Schuldners für die Personen vorsieht, deren er sich zur Erfüllung seiner Verbindlichkeiten bedient. Weil es jedoch zu unhaltbaren Ergebnissen führen würde, wenn im wesentlichen nur der VN selbst für die Erfüllung der Obliegenheiten a1 Prölss, Erich R.: Versicherungsvertragsgesetz, 14. Auflage, München und Berlin 1963, Anm. 4 ff. zu § 6.

II. Der Begriff der Aufwendung

69

verantwortlich wäre, mußte der Begriff des Repräsentanten eingeführt werden. Repräsentant ist, wer in dem Geschäftsbereich, zu dem das versicherte Risiko gehört, auf Grund eines Vertretungs- oder eines ähnlichen Verhältnisses an die Stelle des VN getreten ist38. Die dargelegten Rechtsfolgen treten auch ein, wenn nicht der VN selbst, sondern ein Repräsentantdie Schadenminderungspflicht verletzt, nicht aber, wenn der Verstoß von untergeordneten Betriebsangehörigen verübt wird. Prölss kann im Rahmen der von ihm vertretenen Verbindlichkeitstheorie ohne weiteres den § 278 BGB anwenden. Nach seiner Ansicht ist aber nicht jeder, der mit den versicherten Sachen in Berührung kommt, ohne weiteres auch Erfüllungsgehilfe im Sinne des § 278 BGB. Die Hilfsperson müsse vielmehr speziell oder jedenfalls nach ihrer Stellung zum VN damit betraut sein, alle oder einzelne Pflichten aus dem Versicherungsvertrag zu erfüllen38• Durch diese Einschränkung nähert sich Prölss wieder der herrschenden Meinung, so daß im Hinblick auf die praktischen Konsequenzen keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Auffassungen bestehen.

n.

Der Begriff der Aufwendung

Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß der Begriff der Aufwendung ein Vermögensopfer beinhaltet. Ein weiteres Kriterium ist das der Freiwilligkeit. Es folgt mittelbar aus § 110 HGB, wo die (freiwilligen) Aufwendungen den (unfreiwilligen) Verlusten gegenübergestellt sind. Ein bewußt in Kauf genommenes Wagnis, das zu einem Vermögensopfer geführt hat, wird heute allgemein der freiwilligen Aufopferung eines Vermögenswertes gleicherachtet40 • Das Vermögensopfer kann in einer Aufopferung von Aktiven (z. B. Verwendung betriebseigenen Materials für die Einrichtung eines Notbetriebes) und in einer Begründung von Passiven (z. B. Miete von Ersatzräumen) bestehen. Strittig ist, ob der Heilungsaufwand für Körperschäden, die sich der VN oder andere Helfer bei der Schadenminderung zugezogen haben, im Rahmen der Sachversicherung vom Versicherer zu ersetzen ist. Prölss41, Ehrenzweig42 und Raiser48 lehnen eine Ersatzpflicht 38 Prölss, a.a.O., Anm. 8 B zu § 6; vgl. auch Ziffer 4 der Zusatzbedingungen zu den FBUB. ae Prölss, a.a.O., Anm. 7 zu § 6. co Vgl. Larenz, Karl: Lehrbuch des Schuldrechts, II. Band: Besonderer Teil, 4. Auflage, München und Berlin 1960, S. 214 ff.; Reichsgerichtsräte-Kommentar zum BGB, 10. Auflage, Berlin 1953, Anm. 3 zu § 670. 41 Prölss, a.a.O., Anm. 2 zu § 63. 4Z Ehrenzweig, Albert: Deutsches (Osterreichisches) Versicherungsvertragsrecht, Wien 1952, S. 262. 43 Raiser, Rolf: Kommentar der Allgemeinen Feuerversicherungs-Bedingungen, 2. Auflage, Berlin 1937, Anm. 3 zu§ 15.

70

6. Kap.: Der Aufwendungsersatz

ab, weil die Sachversicherung allein auf den Ersatz von Sachschäden eingestellt sei. Woesner'4 meint dagegen, es sei nicht einzusehen, weshalb ein VN, der beim Löschen eines Brandes Verbrennungen erlitten hat, keinen Ersatz der Heilungskosten solle beanspruchen können.

ßl. Die Zeit der Aufwendung Die Pflicht zur Schadenminderung beginnt bei Eintritt des Versicherungsfalles. Sie endet, wenn eine Abwendung oder Minderung des Schadens nicht mehr möglich ist. Als sogenannte sekundäre Rettungspflicht (z. B. Verfolgung von Regreßansprüchen) kann die Schadenminderungspflicht sogar die Auszahlung der Entschädigung überdauern45 • Da die Entschädigungspflicht des Versicherers in der FBU-Versicherung durch die Haftzeit begrenzt ist, fragt es sich, ob Aufwendungen zur Schadenminderung, die über die Haftzeit hinausreichen, ersatzpflichtig sind oder nicht. Birck48 ist der Ansicht, daß nach Ablauf der Haftzeit anfallende Rettungsausgaben zu erstatten sind, wenn sie während der Haftzeit durchgeführte Maßnahmen betreffen. Wir wollen diese Aussage noch etwas präzisieren. Der Zeitpunkt der effektiven Ausgabe ist uninteressant, maßgeblich könnte allein der Zeitpunkt der Aufwendung sein. Wenn nach Ablauf der Haftzeit Ausgaben zur Schadenminderung anfallen, so können sie dennnoch Aufwendungen innerhalb der Haftzeit betreffen. Der VN kann beispielsweise mit der Bezahlung von Rechnungen gewartet haben. Aber auch die Zeit der Aufwendung ist für die Ersatzpflicht ohne Bedeutung. Nach § 3 Abs. 3 FBUB haftet der Versicherer für den Unterbrechungsschaden, der innerhalb der Haftzeit entsteht. Der Versicherer hat folglich alle Aufwendungen zu ersetzen, die der Abwendung oder Minderung des durch die Haftzeit begrenzten Unterbrechungsschadens dienen. Es kann deshalb nicht darauf ankommen, wann die Aufwendungen anfallen, entscheidend ist vielmehr, inwieweit sie den Schaden innerhalb der Haftzeit mindern. In einem Schadenfall der letzten Zeit wurde die mit hochempfindlichen Geräten ausgestattete Prüfabteilung vom Sachschaden betroffen. Der Betrieb verkaufte deshalb bis zur Wiederherstellung dieser Abteilung ungeprüfte, also noch nicht ganz fertiggestellte Erzeugnisse, zweifellos eine Maßnahme der Schadenminderung. Die Wiederherstellungsarbeiten wurden innerhalb der Haftzeit beendet. Es fragte sich aber, ob die Versicherer die erhöhten Gewährleistungsansprüche durch Wande'" Woesner, a.a.O., S. 408. u Prölss, a.a.O., Anm.l zu§ 62; Ehrenzweig, a.a.O., S. 275. " Birck, a.a.O., S. 163, Fußnote 30.

IV. Die Kürzung des Aufwendungsersatzes

71

lung und Minderung, die doch zum Teil auch nach Ablauf der Haftzeit anfallen konnten, als Schadenminderungskosten übernehmen mußten. Nach den vorangegangenen Ausführungen ist eine Ersatzpflicht der Versicherer nicht zu bestreiten, da der Schaden innerhalb der Haftzeit gemindert wurde. IV. Die Kürzung des Aufwendungsersatzes47 1. Über die Unterbrechungszeit hinausreichender Nutzen

Nach§ 11 Abs. 2 a FBUB werden Aufwendungen zur Schadenminderung nicht ersetzt, soweit durch sie über die Haftzeit hinaus für den VN Nutzen entsteht. Diese Vorschrift ist im Zusammenhang mit § 6 Abs. 5 FBUB zu sehen, wonach wirtschaftliche Vorteile, die sich nach Ablauf des Bewertungszeitraumes48 als Folge der Unterbrechung innerhalb der Haftzeit ergeben, in billiger Weise zu berücksichtigen sind. Innerhalb der Haftzeit sind also alle über die Unterbrechungszeit hinausreichenden wirtschaftlichen Vorteile, die sich im Zusammenhang mit der Betriebsunterbrechung ergeben, auf die Entschädigung anzurechnen, außerhalb der Haftzeit nur solche, die auf Schadenminderungsmaßnahmen zurückzuführen sind. Ob diese unterschiedliche Regelung sachlich gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Fest steht jedenfalls, daß ein über die Unterbrechungszeit hinausreichender Nutzen der Schadenminderung immer bei der Entschädigungsberechnung zu berücksichtigen ist, gleichgültig, ob er innerhalb oder außerhalb der Haftzeit anfällt. Ein solcher Nutzen kann sich beispielsweise dadurch ergeben, daß bessere Maschinen anstelle der zerstörten angeschafft wurden, weil gleichwertige Aggregate nicht schnell genug zu beschaffen waren. Hierdurch hat der VN vielleicht auf Jahre hinaus einen KostenvorteiL Oder es wurde eine provisorische Lagerhalle errichtet, die der VN nach Beendigung der Unterbrechungszeit weiternutzt. In derartigen Fällen ist es nur billig, wenn der VN angemessen an den Schadenminderungskosten beteiligt wird. 2. M i n d e r u n g ü b e r d i e H a f t z e i t h i n a u s r e i c h e n d e r Unterbrechungsschäden

Kann ein drohender Unterbrechungsschaden von 18 Monaten durch eine Maßnahme der Schadenminderung auf 8 Monate reduziert werden, 47 Vgl. ergänzend hierzu Stöcklein, a.a.O., S . 903 ff.; Zimmermann, Hans G.: Ersatz der Schadenminderungsaufwendungen bei Unterversicherung, unzureichender Haftzeit sowie von Feuerlöschkosten durch den FBU-Versicherer, Versicherungswirtschaft 1964, S. 988 ff. 48 Zum Begriff des Bewertungszeitraumes vgl. Fußnote 16.

6. Kap.: Der Aufwendungsersatz

72

so kommt diese Maßnahme auch dem VN zugute, wenn die Haftung des Versicherers auf 12 Monate begrenzt war. Ohne die Schadenminderungsmaßnahme hätte der VN den über die Haftzeit hinausreichenden Teil des Unterbrechungsschadens selbst tragen müssen. Die Sachlage ist eine andere als im vorherigen Fall. Hier reicht nicht der Nutzen einer Schadenminderungsmaßnahme mehr oder weniger zufällig über die Unterbrechungszeit hinaus, es wird vielmehr ein Teil der Schadenminderungskasten von vornherein "für Rechnung des VN" aufgewendet. Die nach § 11 Abs. 2 a FBUB erforderliche Aufteilung der Schadenminderungskosten darf nicht pauschal im Verhältnis der Haftzeit zur drohenden Unterbrechungszeit durchgeführt werden, sondern es ist zu prüfen, inwieweit sich die betreffenden Maßnahmen über die Haftzeit hinaus schadenmindernd auswirken. Wird ein Notbetrieb eingerichtet, so fragt es sich, wie sich die Leistung des Notbetriebes auf die Haftzeit und die Nachhaftzeit verteilt••. Meist wird die Abrechnung noch dadurch erschwert, daß dem Vertrag verschiedene Haftzeiten zugrundeliegen. Einen solchen Fall wollen wir wegen seiner großen praktischen Bedeutung anhand eines Beispiels durchrechnen. Ausgangspunkt unserer Überlegungen sei eine Summendeklaration, wie man sie in gleicher oder ähnlicher Form häufig in der Praxis findet: Gruppel

Geschäftsgewinn und Geschäftskosten mit Ausnahme der unter Gruppe 2 bis 4 aufgeführten Arbeitsentgelte . . . . . . . . . . . . . . . . 16 000 000 DM Haftzeit 12 Monate Gruppe2

Gehälter Haftzeit 9 Monate

1200 OOODM

Gruppe3

Löhne für fachmännische, angelernte und Spezialarbeiter . . . . Haftzeit 6 Monate

6 000 000 DM

Gruppe4

Löhne für nichtfachmännische Arbeiter . .............. . ... .. . Haftzeit 3 Monate

BOOOOODM 24000000DM

Wir nehmen an, daß der mit einer Gesamtversicherungssumme von

24 000 000 DM versicherte Betrieb von einem Großschaden betroffen

wurde. Die Produktion konnte durch einen Notbetrieb aufrechterhalten werden, der mit einem Kostenaufwand von 274 000 DM errichtet wurde. Dieser Notbetrieb wurde 18 Monate lang genutzt, bis die Schäden restlos •• Vgl. Hax, a.a.O., S. 198.

IV. Die Kürzung des Aufwendungsersatzes

73

beseitigt waren. Ohne den Notbetrieb hätte sich der Unterbrechungsschaden also 18 Monate lang auf Produktion und Absatz ausgewirkt. Da sich der Wiederaufbau der zerstörten Betriebsteile allmählich vollzog, konnte die Produktion nach und nach vom Notbetrieb in die wiederhergestellten Abteilungen verlegt werden. Der Notbetrieb wurde also während der 18 Monate nicht immer voll ausgelastet, sondern etwa in der in Abbildung 14 dargestellten Weise. Aus dieser Abbildung geht deutlich hervor, wie die schadenmindernde Wirkung des Notbetriebes im Laufe der Zeit abnahm. Auslastungin 4 100 90 85 80

I

I I

70

60 55

so

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30

25

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I

3

6

9

12

15

18

Monate

Abbildung 14 Wegen der unterschiedlichen Haftzeiten erfordert eine differenzierte Abrechnung der Schadenminderungskosten zunächst eine Einteilung der Gesamtnutzungsdauer des Notbetriebes in 5 Perioden: l.Periode

1. bis 3. Monat- Gewinn und alle Kosten versichert 2. Periode

4. bis 6. Monat- Gewinn und Kosten abzüglich der Löhne für nichtfachmännische Arbeiter versichert 3.Periode

7. bis 9. Monat- Gewinn und Kosten abzüglich aller Löhne versichert

74

6. Kap.: Der Aufwendungsersatz

4. Periode 10. bis 12. Monat- Gewinn und Kosten abzüglich aller Löhne und Gehälter versichert 5. Periode 13. bis 18. Monat- nichts mehr versichert

In diesen Perioden war der Notbetrieb gemäß Abbildung 14 folgendermaßen ausgelastet: 1. Periode 100 °/o 2. Periode durchschnittlich 85 °/o 3. Periode durchschnittlich 55 °/o 4. Periode durchschnittlich 25 °/o 5. Periode 10 °/o Die schadenmindernde Leistung des Notbetriebes verteilt sich also nach folgendem Verhältnis auf die einzelnen Perioden: 100 . 3 85 . 3 55 . 3 25 . 3 10 . 6 18:18:~:18:~

oder oder rund

100 : 85 : 55 : 25 : 20 35 Ofo : 30 Ofo : 19 °/o : 9 Ofo : 7 Ofo

In diesem Verhältnis sind die Schadenminderungskosten zu verteilen: 1. Periode 35 Dfo von 274 000 DM 2. Periode 30 Ofo von 274 000 DM 3. Periode 19 Ofo von 274 000 DM 4. Periode 9 Ofo von 274 000 DM 5. Periode 7 Ofo von 274 000 DM

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 95 900 DM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 82 200 DM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 52 060 DM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 24 660 DM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 19 180 DM 274000DM

In den einzelnen Perioden waren versichert: 1. Periode 24 000 000 DM = 2. Periode 23 200 000 DM = 3. Periode 17 200 000 DM= 4. Periode 16 000 000 DM = 5. Periode 0 DM =

100 °/o 96,7 °/o 71,7 Dfo 66,7 Ofo 0 Ofo

der Versicherungssumme der Versicherungssumme der Versicherungssumme der Versicherungssumme der Versicherungssumme

Demnach hat der Versicherer von den auf die einzelnen Perioden entfallenden Schadenminderungskosten zu ersetzen: 1. Periode 100 Ofo von 2. Periode 96,7 Ofo von 3. Periode 71,7 Ofo von 4. Periode 66,7 Ofo von 5. Periode 0 Ofo von

95 900 DM 82 200 DM 52 060 DM 24 660 DM 19 180 DM 274000DM

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 95 900 DM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 79 487 DM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 37 327 DM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . = 16 348 DM . ... . . . .. . .. . . .. . .. .. . .. .. . .. 0 DM 229062DM

IV. Die Kürzung des Aufwendungsersatzes

75

Von den Schadenminderungskosten in Höhe von 274 000 DM werden also nur 229 062 DM erstattet. Diese Art der Schadensabrechnung ist nicht unproblematisch. Es wurde nämlich unterstellt, daß der VN ohne Einrichtung des Notbetriebes die ungedeckten Löhne und Gehälter weitergezahlt hätte. Da hierfür die Haftzeiten auf 3, 6 und 9 Monate begrenzt waren, muß sich der VN insoweit an den Schadenminderungskosten beteiligen, als die Einrichtung des Notbetriebes über die Haftzeiten hinaus für eine Deckung der Löhne und Gehälter gesorgt hat. In Wirklichkeit wären aber die Arbeiter und Angestellten, die infolge der Betriebsunterbrechung nicht hätten beschäftigt werden können, nach dem Ablauf der einzelnen Haftzeiten entlassen worden. Hierdurch wären Wiedereinstellungskosten entstanden, die der Versicherer nicht hätte zu ersetzen brauchen, da innerhalb seiner Haftzeiten kein Kostenabbau durch Entlassungen durchgeführt worden wäre. Die Wiedereinstellungskosten hat der VN durch die Einrichtung des Notbetriebes eingespart. Sie wären deshalb von der Entschädigung in Abzug zu bringen. Es handelt sich aber um fiktive Größen, die sich jeder objektiven Ermittlung entziehen, so daß man das beschriebene Verfahrentrotz seiner Schwächen vorziehen sollte. 3. E r w i r t s c h a f t u n g n i c h t v e r s i c h e r t e r K o s t e n und Gewinne Aufwendungen zur Schadenminderung werden nach § 11 Abs. 2 b FBUB nicht ersetzt, soweit durch sie Geschäftskosten erwirtschaftet werden, die nicht versichert sind. Diese Formulierung ist ungenau. Wie Fußhoeller und John50, die an der Abfassung der FBUB maßgeblich beteiligt waren, selbst hervorheben, ist vor allem an die in § 4 Abs. 3 c FBUB aufgeführten neutralen Aufwendungen gedacht, die nicht Geschäftskosten im Sinne der FBUB sind. Unverständlich ist ferner, weshalb in der genannten Vorschrift die Gewinne unerwähnt bleiben. Gerneint ist folgendes: Wenn der VN durch die einzelnen Schadenminderungsmaßnahmen irgendwelche Kosten und Gewinne erwirtschaftet, die entweder nicht versichert sind oder die er auch bei ungestörtem Betriebsablauf nicht erwirtschaftet hätte (Verlustbetrieb), so ist der Versicherer insoweit nicht ersatzpflichtig. Stöcklein51 will den VN dagegen nur dann an den Schadenminderungskasten beteiligen, wenn nicht versicherte, aber Versieherbare Kosten und Gewinne erwirtschaftet werden. Hiernach würden Auswirkungen der Schadenminderung auf das nicht Versieherbare neutrale Ergebnis unberücksichtigt bleiben. Diese Ansicht steht im Widerspruch zur Systematik so st

Fußhoeller-John, a.a.O., Anm. 3 b zu§ 11. Stöcklein, a.a.O., S. 903 ff.

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6. Kap.: Der Aufwendungsersatz

der FBUB. Da die Versicherung des Geschäftsgewinns und aller Geschäftskosten obligatorisch ist, kann sich die Vorschrüt des§ 11 Abs. 2 b FBUB, wie Fußhoeller und John richtig erkannt haben, nur auf den übrigen Bereich beziehen, nämlich auf die neutralen Aufwendungen und Erträge. Wenn sich Stöcklein auf Birck und Hax beruft, so verkennt er, daß deren Ausführungen auf der Grundlage der alten Versicherungsbedingungen entstanden sind, die eine obligatorische Versicherung des Geschäftsgewinns und aller Geschäftskosten noch nicht vorsahen. Auch hier ist vor einer allzu pauschalen Abrechnung zu warnen. Es muß genau untersucht werden, ob und inwieweit durch eine Schadenminderungsmaßnahme nicht versicherte Kosten und Gewinne erwirtschaftet werden konnten. Hierbei leistet die Unterscheidung zwischen Gewinn- und Kostenschaden-Minderung gute Dienste. 4. D i e V e r s i c h e r u n g s s u m m e übersteigende Schadenminderungskosten In der Zeitschrift "Versicherungswirtschaft", Jahrgang 1957, Seite 118, beanstandet ein gewisser Z. aur. W. die in der Sachversicherung allgemein übliche Vorschrift der Allgemeinen Versicherungsbedingungen, wonach die Versicherungssumme grundsätzlich die Obergrenze für die Leistung des Versicherers einschließlich Schadenminderungskosten bildet. In welcher Höhe, so erkundigt sich Z. unter anderem, solle man denn die Schadenminderungskosten bei der Festsetzung der Versicherungssumme berücksichtigen. Der Verlag nahm hierzu folgendermaßen Stellung: Der Einwand des Herrn Z. sei theoretischer Natur, da in der Sachversicherung kaum Totalschäden vorkämen. Man müsse sich eben mit dem Versicherer abstimmen und die Versicherungssumme im übrigen ausreichend bemessen.

Drohender Schaden

Tatsachlicher

Schaden

Abbildung 15

IV. Die Kürzung des Aufwendungsersatzes

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Tatsächlicher Schaden

Drohender Schaden • Versicherungs· summe

Abbildung 16 Diese Antwort ist zwar nicht falsch, geht aber doch am eigentlichen Sachverhalt vorbei. Der VN braucht die Schadenminderungskosten bei der Bemessung der Versicherungssumme nämlich überhaupt nicht zu berücksichtigen, weil sie, wie Abbildung 15 deutlich erkennen läßt, an die Stelle des Schadens treten. Wenn die Versicherungssumme dem Versicherungswert entspricht, kann also der Schaden einschließlich dtr Schadenminderungskosten nur dann die Versicherungssumme übersteigen, wenn ein Totalschaden oder wenigstens nahezu ein Totalschaden droht und die Schadenminderung mißlingt, die Schadenminderungskosten also höher sind als der eingesparte Schadensbetrag. Für diesen Fall, der in Abbildung 16 dargestellt ist, bestimmt § 11 Abs. 2 c FBUB, daß Aufwendungen zur Schadenminderung nicht ersetzt werden, soweit sie mit der Entschädigung zusammen die Versicherungssumme übersteigen, es sei denn, daß sie auf einer Weisung des Versicherers beruhen. Diese Vorschrift, die sich in gleicher Form in allen Versicherungsbedingungen der Sachversicherung findet, soll den Versicherer davor schützen, bei einem eigenmächtigen Handeln des VN über die Versicherungssumme hinaus leisten zu müssen. 5. U n t e r v e r s i c h e r u n g Bei einer Unterversicherung sind die Aufwendungen zur Schadenminderung nach§ 11 Abs. 3 FBUB in demselben Verhältnis zu ersetzen wie der Unterbrechungsschaden. Das ist völlig selbstverständlich und bedarf keiner näheren Erläuterung. Erwähnt sei nur, daß auch hier ein Zurechnungsproblem entstehen kann, da die Unterversicherung nach § 5 Abs. 3 FBUB für jede Gruppe gesondert festzustellen ist. Ergeben sich hiernach voneinander abweichende Unterversicherungsquoten, so ist zu prüfen, inwieweit die Schadenminderungskosten auf die einzelnen Grup-

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6. Kap.: Der Aufwendungsersatz

pen entfallen. Die in dieser Weise aufgeteilten Schadenminderungskasten sind dann entsprechend der verschiedenen Unterversicherungsquoten zu kürzen.

V. Die Risikoverteilung zwischen Versicherer und VN Wir haben uns im dritten Kapitel ausführlich mit dem Problem der Unsicherheit bei Entscheidungen über die Durchführung von Schadenminderungsmaßnahmen auseinandergesetzt. Jetzt ist es an der Zeit zu klären, wer nach den Versicherungsbedingungen das Risiko des Mißlingens zu tragen hat. Die Regelung des § 11 FBUB ist eindeutig: Der Versicherer trägt das Risiko des Mißlingens, wenn der VN auf Weisung des Versicherers handelt oder wenn der VN eine solche Weisung wegen der Dringlichkeit der Maßnahme nicht einholen kann. Der VN trägt das Risiko des Mißlingens, wenn er ohne zwingenden Grund auf eigene Faust handelt. Während das Risiko des Mißlingens also den VN oder den Versicherer treffen kann, kommt eine gelungene Maßnahme immer dem Versicherer zugute. Hierin scheint eine Inkonsequenz zu liegen. Man darf aber nicht übersehen, daß der VN nur dann gegen die Weisung des Versicherers eine Schadenminderungsmaßnahme durchführen wird, wenn er hiervon für sich selbst einen Vorteil erhofft, so etwa die Erwirtschaftung nicht versicherter Geschäftskosten. Der VN wird also nur dann das Risiko des Mißlingens auf sich nehmen, wenn diesem Risiko eine Chance "für eigene Rechnung" gegenübersteht. Allerdings muß man zugeben, daß sich Risiko und Chance nicht entsprechen, da am Erfolg immer auch der Versicherer teilnimmt. Ob Aufwendungen zur Schadenminderung erfolgreich waren oder nicht, ist für jede einzelne Maßnahme gesondert festzustellen, da erfolgreiche Maßnahmen mißlungene Maßnahmen überdecken können.

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