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German Pages 340 [361] Year 1804
Sammlung
neuer Romane. Aus dem Englischen.
Herausgegeben
vo»
Sophie M e r e a u.
Erster
Theil.
23 e c [ i n , bei Johann Friedrich Unger. i8o3.
D i e
Margarethenhöle oder
die Nonnenerzahlung.
Erster
Theil.
Berlin, bei Johann
Friedrich
i8o3.
Unger.
St Margarethen-Hole oVec
die N^onnen - Erzählung. Eine üffc ffrgenSc.
Einleitung. ft ,x)n
einer reizenden
von
Bremen
in
Gegend,
nicht weit
Niedersachsen,
stand zu
Anfang des siebonzehnten Jahrhunderts
altes,
aber
reich beschenktes Kloster,
ein der
heiligen Jungfrau gewidmet, und eine vier
tel Meile davon ein anderes,
das den Nak
men Franziskus führte,
mit gleicher
und
Freygebigkeit bereichert worden war. Ob gleich zwey Jahrhunderte entflohen
Ovaren,
seit man die Stifter dieser Gebäu
de unter die Todten rechnete» so sprach man
doch immer noch in diesen Mauern mit Ehr erbietung von ihnen,
und las
jeden Mo
nat eine gewisse Anzahl Messen für die Ru
he ihrer Seelen.
A 2
diese Zeit nahm die Aebtissin der
Um
Schwesterschaft, geklärte Frau,
eine wohlthätige und auf
ihrem Hause eine deut,
in
von mittlerm
sche Oame
her Geburt auf,
Alter
und ho
die ihren Gemahl und
einzigen Sohn unglücklicher Weise in einer Schlacht zwischen den Franzosen und verei
nigten Mächten verloren hatte.
die tiefste Melancholie versunken,
In
und die Welt überdrüßig ,
hatte die Baro
nesse von Warnimllrockt den (Entschluß ge faßt , den Sttfc ihrer Tage der Religion zu
und
weihen,
ging
auö> diesem Grund in
das Kloster «St- Maria, wo sie, nach der ge
wöhnlichen Prüfungözeit, den Schleier neh
men wollteSelbst'die Tröstungen der Religion wa
ren lange nicht fähig ihren Schmerzzu mffe tarn.
Umsonst bemühte sich di«
fromme
Schwesterschaft, durch tröstende Worte Beispiele
und
ihre Gedanken auf einen Gegen,
-stand zu heften, der dem
heiligen Beruf,
-en sie erwählen wollte, angemessener wäre: an
-er Gedanke
und Sohn,
vor dem Altar men
kniend, während
Schwestern
wirkliche
Gatten
einen ermordeten
verdrängte jeden andern,
Thränen
der
und
die frorst,
Neue für
oder eingebildete Fehler vergossen,
strömten die ihrigen dem Verluste jener ge
liebten Personen, von denen alle ihre irdische Glückseligkeit abgehangen hatte.
Oie Aebtissin glaubte, -aß sich der Ba ronesse übermäßiger Schmerz durch die Zeit
selbst erschöpfen werde,
und vermied daher
lange, ihr Vermahnungen zu geben, welche,
wie sie fürchtete, ohne Nutzen seyn würden;
allein da sie sich in ihrer Erwartung
gen sah,
ließ
nesse bitten,
betro
sie eines Morgens die Baro auf ihr Zimmer zn kommen,
und wandte sich hier, vorhergegangenen
nach
Gespräch,
einem- kurzen,
aus
folgende
Art zu ihr: «Ich hoste, meine theure Schwester, -aß
sich ihr Schmerz in jene fromme Resignation
umwandeln würde,
mit welcher wir,
wie
s man uns gelehrt hat, Lebens ertragen ^sollen.
alle Prüfungen, des
— Dec Baron
und
ihr Sohn waren, wie mir wohl bekannt ist, tugendhafte und fromme Manner;
tohren ihr Leben auf
sie
vec-
keine unwürdige Art,
/ondern bei Ausübung der Pflichten, zu wel, chen sie ihr Land und ihre Mitbrüder auf forderten/;
können sie daher: zweifeln,
ihre Seelen nicht
ßen ,
welcher
jetzt
daß
jenen Frieden genie
der Lohn der Tugendhaften
ist? c. «Gewiß nicht?«
antwortete
die Baro,
nesie. «Mein Gemahl war einer dec bestes
Männer;
mein Sohn der gehorsamste und
zärtlichste, welcher je dos Herz einer lieben
den Mutter beglückte,
hinzu,
indem
—
Ach!
fetzte
sie
sie ihre Augen gen Himmel
.erhob, möge meine Seele, wenn sie aus ih» rer irdischen Wohnung gerufen wird, so rein
sein, als die ihrige, dann werden wir uns in der endlosen Glückseligkeit Wiedersehen.« « Wenn dies ihr Glaube ist « antworte
te dieAebtissin,«-warum also diese eigennützi-
gen Sorgen?
sie sind ungerecht und sünd-
ich. — Nichten sie ihre Gedanken auf jene Seligkeit, welche sie, wie wir hoffen, genie
und lassen sie ihre Thränen dann nur
ßen,
deyi Dank fliessen, daß sie ihre irdische Lauf
bahn so würdig geendet haben. — Morgen
wollen wir eine Messe für sie lesen, und ih* rer täglich in unserm Gebet denken, und ihr
Geist wird dann eben so in Frieden ruhn, wie die Seelen derer, für die wir bitten.«
Am folgenden Tage ward eine feierliche Messe für Aaron Warnimstrock und gehalten.
seinen Sohn
Vor dem heiligen Altar niederge
worfen, flieg das Gebet Der keuschen Schwe stern zum Himmel;
die Seele der Baro
nesse erhob sich über sich selbst,
und Erge
bung trat von diesem Augenblick an in ih rem Busen, pn die Stells der Verzweiflung.
Oie Baronesse,
von der Fühllosigkeit,
in welche sie ihr Schmerz zuerst versenkt hatte,
genesen,
wärmste Freundin.
fand in der Aebtiffin ihre
Ihre Kenntnisse
Beschäftigungen waren sich gleich,
und
und ob
wohl die erste ihre Jugend in der Frölich, feit und Pracht der Welt verlebt, und die zweite fast die ganze Zeit der ihrigen in dec
Einförmigkeit
-e-
Kloster-
zugebracht
so fühlten sie sich doch durch gleiche
hatte,
Neigungen
zu einander hinge-
gegenseitig
zogen.
Da
sie
eine- Abend- in geselligen Ge,
sprachen bei einander saßen, sagte die Baro nesse:
«Ich habe mich ost gewundert, theu
re Schwester Clara, wie eine Frau von ih rem Geiste,
ihrer Bildung und chrer Schon»
heit,
kam,
dazu
Vergnügungen
freiwillig von allen
sich
Lebens
de-
auszuschließen .
gewiß muß eine jugendliche Täuschung, oder
ein strenges Mißgeschick sie zu einer Lebens art bestimmt haben ,
die
Neigungen einer Frau, bewundert gewesen
gewöhnlich
den
die einst allgemein
seyn muß, so entgegen
gesetzt ist.«
«Sie irren
sich,«
erwiederte
die Afb*
tistm; «die Absonderung von der Welt war gänzlich meine Wahl,
doch wird ihre Del-
wunderung aufs;offen, wenn ich ihnen sage, daß ich von meinen frühen Jahren an
Klosterleben gewöhnt ward,
zum
weil kh ganz
von einer Tante, die Aebtissin dieser Stiftung war, erzogen bin. erste,
die
Unsere Familie war die
dies Kloster so reich beschenkte;
sie erbaute es von nfeuern ,
mer
auf
die Trim
eines fast ganz verfallenen, stiftete auch'
jenes dem St. Franziskus behielt sich die Macht vor,
gewidmet,
die
und
Oberstelle
von beiden zu befeyen; ein Vorzug, der seit mehr als zwei Jahrhunderten
auch immer
einem aus der Familie zu Theil worden ist. Meine Tante liebte mich zärtlich,
kann mit Wahrheit sagen,
daß
meine wärmste Steigung besaß;
und ich
sie denn
aucfj
da
meine Mutter starb, wie ich nur einige Mo
nate alt war,
nahm
sie mich,
Vaters einzige Schwester, sicht.
hatte
als meines
unter ihre Auf
Oer Graf von Hofmann, mein Vater,
weiter keine
Söhne ,
die ' in
Tochter;
allein
fünf
dec Folge, ihrem Range
und Vermögen gemäß, angestellt wurden.«
IO
«Meine Xante, ob ihr gleich eine Treru
nung von mir sehr schmerzhaft mor> weiger«
te sich,
mich in meinem achtzehnten Jahre
den Schleier nehmen zu lassen;
sie wogte,
daß ich einige Zeit in der Welt zubrachte,
wo ich,
wepn
ich mich da besser, als im
Kloster befände, ihrem Willen gemäß blei ben sollte, « Verhüte der Himmel,« sagte die
gute, ehrwürdige Frau,
«daß du Wider
willen in diese Zustachts örter bringen solltest-
die nur allein für jene Seelen bestimmt sind,
welche freiwillig den Eitelkeiten des Lebens entsagen! Dreyßig Jahre, fuhr sie fort, bin ich das Oberhaupt dieser Stiftung ge wesen, und nie habe ich während dieser Zeit geduldet,
daß Jemand das Gelübde thun
durfte, wo ich nicht sah, daß es aus Wahl
und Ueberzeugung geschah, — Wie sollte ich
mich.nun in Hinsicht auf dich durch andere
Gründe bestimmen lassen? Geh denn, mein geliebtes Mädchen, verlebe ein Jahr in den
thätigern Beschäftigungen des Lebens; wenn
II
tiefe Zeit verflossen ist, kehre zu mir zu rück, und laß mich deinen Entschluß wissen; sey er, welcher er wolle, so soll dich meine wärmste Zärtlichkeit begleiten. « «Bald nach diesem Gespräch ward ich
der Sorgfalt einer Baconeste Vanhausen oovertraut, die ich nach Wien und andern Hauptstädten Deutschlands begleitete. Oie Baronesse war gütig und aufmerksam gegen mich. Ich war jung, die Männer bezeugten
mit ausgezeichnete Aufmerksamkeit, und man that mir verschio-enr» Vorschläge Z« sehr üdjc« theilhaften Verbindungen; allein mein Ge müth hatte bereits eine Richtung erhalten, die mein künftiges Leben bestimmte. OaS Geräusch dec Welt ermüdete mich; die
Idee einer Verbindung, die mich auf immer von der Freystadt meiner Jugend trennen sollte, war mir zuwider, und ich genoß da her schon im Voraus die glückliche Zeit, wenn ich wieder zu meiner geliebten St. Maria zurückkehcen würde.«
«Endlich war ste herbeigekommen. Meine
Tante und die Schwestern empfingen mich
mit Entzücken;
allein ihr Vergnügen ward
gewiß von dem meinigen weit übertroffen. Allein Herz schien in seine ursprüngliche Hei-
math zurück gekehrt zu seyn, und ich beschloß
fest, mich nie wieder daraus zu entferntzn. -c «Meine Tante ließ mich demohngeachtet
Noch während einigen Jahren das Gelübde nicht ablegen, ob sie gleich keine Mühe spar
te,, mich zu ihrer Nachfolgerin zu bilden-»«
«Endlich ward mir im Zwey und Zwan
zigsten Jahre vergönnt, ein Leben zu ergrei fen, das ich allem andern vorzog,
und
in
dem Alter von sechs und dreißig, folgte ich meiner ehrwürdigen Verwandtin nach, die im
hohen Alter, und von allen, die sie kanntet,
geliebt, starb.«
«Kurze Zeit nach ihrem Tode wach "ich, nicht
allein
von
meiner Familie, sondern
auch durch die einmüthige Stimme der gan
zen Schwesterschaft, zur Aebtifsin erwählt. Oie ältern
ihr Kind,
Nonnen
die
betrachteten mich als
jungem als ihre Schwester;
13
und diese Zuneigung hat,
dem Himmel sey
Dank! ununterbrochen fortgedauert, die einzi
ge Veränderung ausgenommen, daß ich mich nun als eine Schwester der ältern,
und ei
ne Mutter dec jungem an sehe.«
Oie Baronesse dankte für diese gütige Mittheilung. — «Ihre kleine Geschichte«
sagte sie, « hat in der That keine romanhaf te Begebenheit, um die Aufmerksamkeit zu
fesseln; allein sie hat etwas,
was weit lo-
benswerther ifi. — Ihnen ward das Gute und Böse vorgelegt, und ste haben weislich das erste erwählt.
zend fort,
Ach!
fuhr ste tief seuf
wäre dies meine Wahl gewesen,
wie vielem Schmerz hätte ich dadurch entge
hen können!«
«Vielleicht auch nicht!« Aebtissin.
erwiederte die
«Oie Erziehung und Zuneigung
meiner Tante hatte mir einen so entschiede nem Hang zum Kloster eingestößt,
,nichtS schwächen konnte, recht, ihm zu folgen;
entfernt zu denken,
daß ihn
und daher war re
allein ich bin weit
daß die, welche sich ei-
i4
nem Klösterlichen Leben weihn,
ihrem Schö
pfer angenehmer, als andere stnd,
die im
Kampf der Welt streiten. — Im Gegentheil werden die ersten
jchon durch ihre Lage vor
der Ausübung großer Laster geschützt, wah
rend die letzkern,
wenn sie fttfy über die Ei
telkeiten, und Versuchungen der Welk erhe
ben, wie durch Feuer gelautertes Gold schei nen ,
daher auch doppelte Ansprüche
und
auf den Beyfall ihres großen Richters ma chen sönnen«.—«Ach bin ganz ihrerMeinungcc
antwortete die Baronesse; «allein wie wenige haben genug Stärke des Geistes,
Zaubergtanz,
dec
sie
um
berit
umgiebt, zu widerste
hen !«
«Ich hoffe, es giebt deren mehrere; doch
ist in diesem
sterblichen Zustand
Irrthum unterworfen.
Oie Stifter
und des benachbarten Klosters
sie gleich in fast für
dem
alles dem
dieses
halten,
ob
letzten Theil ihres Lebens
überirdisch gehalten wurden,
doch
in ihren frühern Tagen große Fehler begann gern
Oie
Chroniken
aus
dieser Periode
können
Ihnen
einige
vielleicht
unruhige
Stunden entführen, und in diesem Falle la«
de ich Sie zu deren Ourchlesung ein.» Oie
Baroness?
bezeugte
ihren Dank,
und setzte hinzu: «Es sind jetzt über zwey
hundert Jahre, seit dieses Kloster gegründet wie aus dem Marmor im Choc an
ward,
gezeigt ist.«
«Ich bin von der
sechsten Generation,
seit dieser Periode,« antwortete die Aebtissin, «und es ist ihnen vielleicht interessant zu hö ren, wie ich die einzelnen Theile der Geschichte
Weiner Ahnherrn erfahren habe.« «Ich war gegen neunzehn Jahr alt, als die Tochter eines Familie
in
jüngern
Zweigs unserer
die Gesellschaft ausgenommen
ward, bei welcher Gelegenheit alle Juwelen und
Kostbarkeiten
sucht wurden,
des
Klosters hervorge»
um den Altar zu schmücken.
Ein großes dianrantenes Kreuz ward allein vermißt,
und einige Zeitlang vergebens ge
sucht, bis es meiner Tante einsiel,
daß sie
es in einer eisernen Kiste im Gewölbe auf-
l6 bewahrt^ habe;
und sie bat mich, indem sie
es
mir.die Schlüssel gab,
Als ich die Kisie öfnete, Kreuz;
allein
dort zu suchen.
fand ich bald das
meine Aufmerksamkeit ward
weit mehr durch verschiedene Pergamentrollen erregt, welche, zu Folge der Überschrift, die, Annalen
unserer
enthielten^
Familie
Sobald ich mit meiner Tante allein war, äusserte ich ihr meine Begierde,
mit dem
Ganzen bekannt zu seyn, worauf sie folgen des erwiederte r
«Mein theures Mädchen , Vollkommene Erlaubniß,
du hast die
jene Schriften, so
viel du willst, zu untersuchen; aber ich muß dir vorlausig sagen,
daß ich fürchte, deine
Bemühungen werden fruchtlos seyn,
ich bereits vor einigen Jahren
indem
mich
Erfolg mit denselben beschäftigt habe(
bekenne,
ohne
Ich
daß sie mich in vieler Hinsicht im
hohen Grade
allein
interestiren;
Rollen nicht nummecirt sind, unendliche Mühe machen,
da
die
fo würde es
einen regelmäßi
ge^ Faden der Geschichte zu bekommen. «
«Durch
«Durch diese Erlaubniß zufrieden gestellt, überwand meine Begierde alle Schwierigkeit
ten.
Ich
die
brachte
Rollen
auf
mein
Zimmer, und hatte die Beharrlichkeit,
mich
ganzer zwölf Monate
damit zu be
lang
schäftigen, und ste zu ordnen. « «Oie Sprache war, wie ste Wohl vermu»
und die Zeit
then können, sehr undeutlich,
hatte an vielen Stellen die Züge verlöscht;
doch da es mir einmal gelungen
Manufrript zu lesen
beschloß ich es so verständlich
zu machen \
war das
und za verbinden- so
als
möglich
und schrieb es daher in seiner
jetzigen Form ab.
Meine Tante freute stch
meiner Bemü
über den glücklichen Erfolg
hungen, vorzüglich
weil
es
über manche
Begebenheiten in unserer Familie,
welche
die Zeit in Vergessenheit gesenkt hatte, Licht
verbreitete.« «Indeß wird es nöthig seyn, ihnen zu
sagen,
daß
es
nicht allein die Geschichte
meiner Vorfahren, sondern auch einer alten
englischen Familie, I.
mit Namen Fitzwalter, V
iS ist, un- daß ein großer Theil der Begeben heiten, die dies Manuscript enthält,
England zutrugen.«
Mit
sich in
diesen. Worten
schloß die Aebtissin einen Kasten
auf,
und
gab der Baronesse ein großes Paket Schrif ten, welche diese, so bald ste sich allein sah,
aus ihrem Umschlag nahm, und die verspro chene Erzählung darinnen fand.
Auf dem ersten Blatt des Manuscriptstand geschrieben O ihr,
die ihr in Zukunft diese Zeiten
durchlesen werdet, bittet für die Muhe derer, welche darinnen
erwähnt
stnd!
—
Ver
meidet ihre Irrthümer, und nehmt ein Bei
spiel, an ihren: Leiden,
so werden eure See
len in Frieden ruhen.
Auf dem zweiten Blatt. Annalen der Heiden Familien von Hoff
mann das
und
Fitzwalter,
Verlangen
Schwester
Adelheide,
ses Klosters,
Anno i5ig.
der
geschrieben
wahrhaft
erster Aebtissin
bei dessen
auf
frommen
die
neuer Gründung,
Erstes Kapitel. Meilen
von
dec Seoküste in STlpc-'
thumberland, stand auf einer kühnen Anhtzr
he,
von et,neui reichen Thal umringt,
alte Schloß
Familie
der
Fitzwalter.
westliche Seite dec auSHebreiteten
Oje
Besttzvn-
gen eröfnete die Aussicht ins Land, Pie nörtzliche und
südliche
to(ir
pon
aufsteigenden
Waldern hegranztz, and die östliche von der
See, welche durch hohe uyd furchtbare Fel sen ,
die eine undurchdringliche Mauer an
dem Ufer formtet», vop Ilebsrfchrpemmungen zurück gehakten-wurde.
In den fruchtbaren
Gegenden des Thales,, lagen zerstreute Wahr nungen dec Uotecthaven des Vaxon Fitzwal/
tecS;
allein auf dec nach- den Gebürgen zu
liegenden Seite, war alles furchtbar,
und
verlassen;
Raubvögel
B 2
baueten
wild
hier
ao ungestört ihre Nester, "und hatten da seit undenklichen Zeiten ihr Königreich errichtet. An der Landseite
befand
Anhöhen eine tiefe
sich in einer der
und geräumige Höhle,
die durch die Nätur, diese grvße Baumeiste
rin auögehöhlt,
durch Berge
und wildes
Gesträuche am Ausgange verschlossen,
und
durch eine Oeffnung des Felsens, wenigstens zweihundert Fuß im Durchschnitt,
leuchtet war.
St.
matt er
Dieser einsame Ort ward die
Margarethen - Höle ' genannt.
Oer
Grund dieses Namens war lange vergeßen, doch muthmaßte man, daß er von den Rui
nen einer alten Kapelle, dieser Heiligen ge widmet,
sey,
die nahe dabei lagen,
obgleich
unter
den
entstanden
Landleuten der
umliegenden Gegend frch die Sage-erhalten
hatte:
diese
Kapelle
habe ihren Namen
von der Höle empfangen,
als- eine
Lady
in ihr ihren ermordeten Geliebten gefunden,
und die Kapelle -errichtet- habe ,
um immer
währende Messen für die Ruhe feiner Seele lesen zu lasset.
21
Dieses Gebäude hatte wahrscheinlich zu
gleicher Zeit mit dem Kloster zu LandiSfern
oder Holyeiland,
durch die Kirchenräuberi-
und ande
schen Verwüstungen der Dänen rer wilden Völker gelitten,
und
war von
dieser Zeit an augenscheinlich verlassen wor-
den.
Oie
Festigkeit feines ursprünglichen daß, obgleich mehrere
Baues war so groß, Jahrhunderte
seit
flohen waren,
seiner Verwüstung ent
die Zeit doch vergebens an
seiner gänzlichen Zerstörung gearbeitet hatte. Der Theil vom
Chor
bis
an die vordere
Kirchthüre, die Sacristey, der Altar, mehre
re Grabmähler und die umgebenden Kreuz gänge waren noch vorhanden,
ob ste gleich
durch aufgehäuften Staub, zerbrochene Stei ne und Schutt sehr entstellt wurden. From
me Pilger und
heilige Mönche kamen sel
ten in diese Gegend,
ohne hinzu zu gehen,
und in der alten Kapelle die Landleute umher
zu beten;
hegten
allein
zwar für den
Ort die äußerste Ehrerbietung, doch mischte sich in dieselbe eine gewisse Furcht,
die fle
ihn eher vermeiden, als suchen ließ.
Muß
ten sie wegen verirrten Heerden,
oder aus
andern Gründen des Abends in
die Nähe
desselben gehen, Einbildungskraft
fq wähnte ihre aufgeregte in
dem
Brausen
und
Pfeifen der Winde, das in den Klüften der umgebenden Borge wiederhallte,
die Stim
men wandelndex Todten zu vernehmen,
de
ren Seelen so lange zu leiden verurtheilt wären, bis sie sich von den Verirrungen ih
res irrdischen Lebens gereinigt hätten. Dann
schienen den beunrühigten Gemüthern selbst die steinernen Säulen, welche dieKreuzgänge
unterstützten, menschliche Gestalten anzuneh men, und auf sie zu zu kommen; sie verga
ßen ihren Verlust f Windspiel davon,
flohen schnell wie ein und
wagten nicht, sich
eher, als vor ihrem Hause umzusehen. Hier hörten ihre Frauen mit stunrniem Erstaunen den furchtbaren Erzählungen zu, die Kinder,
die sich umh?r drängten,
genöthigt
werden,
mußten dreimal
ehe sie'ö
wagten, das
ländliche Abendbrod zu berühren, und wenn
sie endlich zur Ruhe gingen, so ten sie/ gewiß so oft ein
wiederhol
Ave Maria,
die ermüdete f^atur zulezt siegte,
bis
und sich
ihre Furcht in Schlaf verlor.
der Be
Herr
Oer Baron Fitzwaltec,
sitzungen und des Schlosses, war schon bei Jahren.
Er hatte sich wahrend der Regie
rung Eduards des Vierten, von dem öffent lichen Leben zurückgezogen.
Seine Familie
nur aus einer
bestand
.Gemahlin und xinem Sphn,
allein ec be
saß eine zahlreiche Dienerschaft;
denn
er
von. dem
alten
Glanz seiner Ahnherren abzuweichen,
ob er
fühlte sich nicht geneigt, gleich sein
Erbtheil sehr verschuldet gefun
den hatte? Wilhelm Fitzwalter,
der einzige Sohn
des Barons, war großmüthig,
und menschlich;
er
hatte
edel,
tapfer
seine Erziehung
von den besten Meistern erhalten,
und in
dem Alter von achtzehn Jahren, bat er sei nen Vater so dringend, daß ec es ihm end
lich erlaubte ,
seine
Kenntnisse durch eine
Reife in fremde Lander zu erweitern.
Eh«
er das zwanzigste Jahr erreicht hatte,
war
er durch einen Theil von
und
Frankreich
Deutschland gereist, welche Länder zu dieser
Zeit Friede mit England hatten. In Deutsch
land hatte er eine genaue Freundschaft mit einem jungen Graf von Hoffmann, ältestem
Sohn des Grafen dieses Namens, geschlossen, der auf
der
gewesen
war.
Hoffmann Aitzwalter, sen und
Reise
ganzen
war
acht
sein
Jahr
Gefährte
älter, als
und vereinte mit den Kenntnis*
der Festigkeit eines Deutschen, die
bezaubernde Lebhaftigkeit eines ein Character,
der,
Fihwalters nachdenkendem Wesen verschieden,
Franzosen z
obgleich gänzlich
doch
daß sie sich gegenseitig
von
und ernsthaftem nicht verhinderte,
aufs
wärmste erge
ben waren. Oer gewöhnlichste Gegenstand des Ge-
fpräch's
war Zu dieser Zeit (i485) der Tod
der jungen Prinzen
Eduards
des Vierten,
und die Usurpation ihre- Oheims, des Her-
zogs voN^CHlodcester, jetzt Richard derDcitte.
Obgleich die Act ihres Todes zu dieser
Zeit noch nicht bekannt war,
so hatte man
-Sch Grund genug, den übelsten Verdacht zu und alle gute Menschen wünschten
hegen,
einmüthig,
-aß volle Wiedervergeltung auf
Haupt
das
des
Tyrannen
fallen möchte.
Fitzwalter hatten sich
und
Auch Hoffmann
diesen Gesinnungen mit all der Wärme und
Energie
edler und großmüthiger Gemüther
überlassen; es ist daher nicht zu bewundern,
daß,
als
Rortttandie
sie
auf
ihrer Reift durch die
mit
dem Graf von Richmond
bekannt wurden,
sie sich bereitwillig zu feit
nem' Dienste
anboten.
zu
Diesem
Folge
schifften sie sich mit ihm zu Harfleur ein, um nach England zu gehen.
Tapfere Männer, die, von edlem Selbst gefühl beseelt,
entschlossen
sind zu siegen
oder zu sterben, werden fast immer in ihren
Unternehmungen
glücklich
seyn;
stätigte auch die Schlacht auf
dies
be
Bosworth *
sield, wo das Blut des Tyrannen vergossen
würde:
doch gerechte Ver
einJ schwache,
geltung für Pie Ermordung
der Kinder fei«
ves Bruders. Im
Streit dieses merkwürdigen Tages
Fitzwaltec tror*
hatten sich Hoffmann
und
Züglich ausgezeichnet,
und ohne Furcht der
Gefahr, sich in
die
gedrängt;
Feinde Schlacht
Graf
dichtesten
Haufen
der
nach
der
daher
als
Richmond — jetzt laut zu
ausgerufen — dem
Heinrich den Siebenten
ganzen Heere seinen Dank bezeugte, erwähn te er ihrer besonders.
«Meine edlen Volantairs,«
sagte ty,
«ich freue mich> ihnen öffentlich die Verbind*
ttchkeit zu bezeugen, binr!
fort,
—
die
ich. ihnen schuldig
Dieser brave Jüngling
versah mich, mit seiner au
genscheinlichen Gefahr, mit als -die. meinigen
neuen Waffen,
niedergeschmettert waren *
und in dem Feuer der
mich
e
den sie so und
ihn
dann, von seinem Blut rauchend, heraus zog,
und nach dem Kinde zielte.
Mit
überirdi
scher Schnelligkeit siog Blanko über Setg und Thal,
um ihr Kin- zu retten;
allein
ihre Bemühungen würden vergebens gewe sen fegn *
denn ihre unversöhnliche Feindin
folgte ihr dicht auf dec Ferse Nach >
wenn
nicht eine glänzende Frau sich zwischen sie
gedrängt hätte« Indem sie mit einem Stabe
die
grausame
Mountford
bewegungslos
machte, sprach sie folgendes: —
4» «Wie der Staub vor dem Wind fliegt,
so weicht die Macht der Menschen
Allerheiligsten.
vordem
So weit solltest du ge
—
hen, allein nicht weiter. — Dies Kind will ich vor deiner Bosheit schützen; Margarethen - Hole
in der St.
soll es Sicherheit fin
unter ihrem rauhen gewölbten
den ,
und
Dach
dein stolzes Herz, selbst in dem hohen
Schloß von Fitzwalter, in Furcht setzen.»
Oie heftige Bewegung, in welche Vlan-
ka selbst im Schlaf gerieth,
erweckte
Fitz-
waltern, der mit Recht muthmaßte, daß fie aufs neue werde.
wache,
von
einem Traum beunruhiget
«Blanka! es
soll
Geliebte!«
rief er, «en
dich Niemand beleidigen,
Fitzwalter ist dein Beschützer;
daß Träume nur Trugbilder
du weißt ja,
einer
unruhi
gen Phantasie sind! »
Dlanka, so sanft erweckt und von ihrer
Sicherheit überzeugt, sammelte ihre zerstreu ten Lebensgeister,
erzählte aber am andern
Morgen jeden Umstand mit einer Feierlich keit, welche anzeigte, daß dec Traum einen
tiefen
tiefen Eindruck auf sie gemacht hatte-
Fitz
walter hörte ihr mit Lächeln zu- — «Meine Liebe,re sagte er, «seit wenn bin ich so sehr in deiner Meinung gesunken, einen Moment lang
sey bestimmt, auf eine so durch
unwürdige
ich 2frf;
die Hand einer Frau 'zu sterben ? —
Auch dein Kind,
ters,
daß du nur
fürchten solltest,
der Nachkomme F/tzwal-
mit aller gebührenden Ehrerbie
soll,
tung vor St. Margarethen, — nie nöthig haben, einen Zufluchtsort in
ihrer Celle zü
suchen.» — «Mein gnädiger Herr,«
siel Else ein,
«verzeihn sie mir; allein sie sprechen läster lich.
Oer Reiche so wohl,
als
der Arme,
ist dec Abwechselung dieses Lebens unterwor fen — nicht als-wenn ich glaubte, daß man
Träumen
immer , Glauben beilegen müsse,
und die heilige Jungfrau verhüte, daß die ser in Erfüllung
gehen
sollte;
allein
es
können Wunden ohne Dolche versetzt,
und
Kinder von Feinden
die,
verfolgt werden,
ob sie gleich nicht wagen
I.
dürfen D
ihr Leben
5o doch nicht minder gefährlich
anzugreifen,
sind. — Was ich ihnen rathen wollte,
ist
Vorsicht ist immer
auf ihrer Hut zu seyn.
Wer weiß, ob nicht dec fromme Geist
gut. jener
Kapelle
aus
weisen Gründen diese
Warnung gegeben hat. »
«Du sprichst wie ein Orakel, gute Mut
ter'« sagte Fltzwalter.
mir meine
«Wenn
Dlanka einen Engel, wie sie selbst, giebt, fp
wollen
wir
St.
Margarethen
ßchutz-Heiligen wählen;
zu
ihrer
aber wenn es ein
Knabe ist,
her die rauhe Form feines Da-
ters trägt,
so muß mir erlaubt seyn,
heiligen
Georg
zu
seinem
Patron
den vor
zuziehen. »
Viertes Kapitel. S)rei Tage
Blanks so
nach
dem
Traum,
welcher
viel Entsetzen verursacht hatte,
fühlte sie ihre Entbindung nahen.
Sie litt
5o doch nicht minder gefährlich
anzugreifen,
sind. — Was ich ihnen rathen wollte,
ist
Vorsicht ist immer
auf ihrer Hut zu seyn.
Wer weiß, ob nicht dec fromme Geist
gut. jener
Kapelle
aus
weisen Gründen diese
Warnung gegeben hat. »
«Du sprichst wie ein Orakel, gute Mut
ter'« sagte Fltzwalter.
mir meine
«Wenn
Dlanka einen Engel, wie sie selbst, giebt, fp
wollen
wir
St.
Margarethen
ßchutz-Heiligen wählen;
zu
ihrer
aber wenn es ein
Knabe ist,
her die rauhe Form feines Da-
ters trägt,
so muß mir erlaubt seyn,
heiligen
Georg
zu
seinem
Patron
den vor
zuziehen. »
Viertes Kapitel. S)rei Tage
Blanks so
nach
dem
Traum,
welcher
viel Entsetzen verursacht hatte,
fühlte sie ihre Entbindung nahen.
Sie litt
5i
sänge und schmerzhaft, und erfüllte alle um sie her mit dec bängsten Furcht für ihr Le
ben.
Am zweiten Abend ward sie von ei
ner Tochter entbunden.
Mehrere Stunden
lag die erschöpfte Dlanka, ohne ein Zeichen des Lebens von stch zu geben ;
Fitzwalter
wich keinen Augenblick von ihrer Seite, und betrachtete sie und das
mit jener sprachlosen
Kind Angst,
abwechselnd
die
wahrer
Schmerz nur allein zu fühlen vermag.
sie sich endlich etwas erholt hatte,
Als
rief sie
nach Fitzwaltern und Elsen, die sich ihr so
gleich näherten -
worauf sie mit schwacher
Stimme folgendes «Ich fühle,
zu
ihnen
sprach:
—
meine geliebten und theuersten
Freunde, mit untrüglicher Gewißheit,
stch mein Leben seinem Ende naht,
daß
und so
lange mir noch Kraft und Verstand bleibt,
wollte ich gern noch einige Pflichten erfül
len, die zur Tilgung meiner irdischen Verge
hungen beiträgen können.» —
« O Blanka!« unterbrach ste Fjtzwalter
mit ängstlich zitternder Stimme, O 2
«welche
häte dein
Vergehungen
reines, schuldloses
Gemüth sich vorzuwerfen? — Oie fluchens-
würdige Neigung
elenden Fitzwalters
des
stürzt allein dich in ein frühes Grab.» «Nenne deine Neigung nicht fluchens würdig, Fitzwalter!« antwortete sie,
indem
sie ihre Augen schnell von ihm zu den, Kin de an ihrer Seite wendete; «ich hoffe, Sie
wird gesegnet seyn.» —
«Deine Liebe war mein Stolz,
meine
Ehre, — nnd wenn Geister im Himmel zu rück denken können, so will ich mich deiner
Treue fort,
und Ehre erinnern.
Du,
fuhr sie
wirst dich meiner erinnern,
wenn du
Deinem Kinde liebkosest!»
Fitzwalter sprechen.
und
seufzte
eine lange Pause,
te, und fort fuhr:
nicht
bis sie sich endlich erhol —
«Laßt mir, ich bitte
euch, einen Priester rufen;
Johann
konnte
Blanka machte aus Schwäche
wird
mich
bereitwillig
Laßt ihm meine Deichte mein Kind taufen:
der gute Vater
anhören.
empfangen,
und
dieser Anblick wird mir
ö3 Freude machen — laßt sie Margarethe ge-
nennt werden.» Man sendete einen
nach
Diener
der
Abtey St. FranziscuS, den Pater zu rufen, wahrend ein anderer nach des Grafen Hoff
um ihn von Vlankas
manns Schloß eilte,
Gefahr zu benachrichtigen.
Oer
Graf und
seine Gemahlin folgten dem Boten sogleich nach FitzwalterS Wohnung.
Bey ihrer An
kunft fanden sie den Priester bey der
fertigen Vlanka,
die,
buß
als sie ihre Beichte
abgelegt hatte, den Grafen und die Gräsin
Es war keine
ersuchte, zu ihr zu kommen. Zeit
zu
Glückwünschungen.
nahm mit Worte
ausdrückte,
sterbenden Vlanka,
« Sie
crament
ihren
Platz neben der
sagte sie end
wünschen ihr Kind
der Taufe
zu
erbieten,
annehmen wollen.»
das Sa-
empfangen zu sehen;
der Graf und ich sind gekommen, Pathen
Gräfin
und indem sie ihr theil-
nehmend die Hand drückte ,
lich :
Oie
einem Blick, dec weit mehr, als
uns als
wenn sie «ns dazu
Blanko sah die ®räfnr unverwandt an, erhob ihre Hand zu den Lippen, und indem sie dem Priester ein Zeichen gab sich zu nähern, bat sie ihn, mit beinahe erschöpfter Stimme, das Kind zu taufen; Oer Priester öfnete sein Buch. Was ser, Salz, Oel und die Kerzen waren schon
in Bereitschaft, als der Parer» da es eine Tochter war, fragte, wo die zweite Pathe sey; denn in der Verwirrung dieses Augen blicks hatte man nicht daran gedacht, daß zwey Frauen nöthig waren, «Hier steht eine achtungswerthe Frau, die ihre Thränen bei dieser Gelegenheit, nach meinem Urtheil, dieses Zutrauens voll kommen würdig machen.'>- sagte die Gräfin, indem ste auf Elsen zeigte, die weinend in ehrerbietiger Entfernung stand, «Meine gute, meine zweite Mutter, » sprach Blan ko, sich qn Elsen wendend, «du hörst, was die Grästn sagt, willst du nicht in diesem feierlichen Augenblicke die Stelle meines Kindes vertreten?» — « Ach»» antwortete
Else, «so ohnmächtig, als ich bin, so will ich
doch
mit meinem Leben für sie stehen und
sterben, um ste zu schützen;
nicht würdig die Pathe
allein
ich bin
von meines Herrn
Kind zu seyn,- noch an der Seite des Gra
fen und der Gräfin Hoffmann zu stehen.»
Oie Gräfin kam auf fie zu, nahm ihre
Hand und sagte:
«Wenn
meine gute Freundin,
es
ist,
wahr
wie man uns lehrt,
inö woran ich nicht zweifie,
daß im Him-
nel kein Unterschied statt findet, ähtlich müßte das Gemüth seyn,
wie
ver-
das
bei
deser Gelegenheit einen machen konnte.» Als dieser Punkt in Ordnung war, voll
zog der Priester die Cerimonie, das Kind
Margarethe.
und nannte
BlankaS
Geister
fhienen bei diesem Anblick aufs neue belebt zi seyn; sie dankte dem Grafen und seiner
Gemahlin, und bat sie,
Fitzwaltern zu tro-
stn. Dünn wandte sie sich zu dem Priester uö sagte:
« Da sie,
guter Vater, meine
Bechte niedergeschrieben haben, so bitte ich
sie,eine Copie davon zu nehmen; behalten
sie das Original in ihren Händen, das an dere geben sie an Fitzwalter.»
Blanka schien erschöpft.
Oer gute Va
ter entfernte sich, um ihrem Willen zu gehor chen, und in weniger als einer Stunde war
er mit Abschreiben
fertig.
Blanka
unter»
zeichnete zuerst, und der Graf, seine Gemah lin, Else und der Priester bezeugten die Un terschrift, worauf ste sich entfernten. Blanka war einige Stunden lang so ruhig
daß sich Fitzwalter dem entzückenden Gedanke» überließ, sie wieder hergestellt zu sehen;
lein diese Hoffnung verstärkte
a-
nur das G-
wicht der folgenden Schmerzen. Denn beiit
Erwachen auü der Betäubung,
welche er
und Else für einen erfrischenden Schlaf fes
ten ,
sahen
sie voll Schrecken, daß sie mif
dem Tode rang,
««Noch kurze Zeit, « —- sagte sie, «un' dieser zerbrechliche
Körper wird zu seine»
ursprünglichen Staube
zurückkehren,
dis
warme Herz, feine irdischen Neigungen vr-
gesien. -— Höre denn, Fitzwalter, auf mene
Stimme.
Ungehorsam
Kindlicher
—
eine große Sünde;
ist
du stehst, welche schwe
re Strafe ste auf uns herabgezogen hat.
Mit meinem letzten Hauche laß mich dich bitten,
dich wieder mit deinem Vater aus-
zusöhnen. ->
Fitzwalter
wollte
sprechen;
allein ste
machte ein Zeichen mit der Hand, und fuhr fort,
-r-
dich,
meine
ne
«Störe mich nicht, ich beschwöre Zeit ist bald verflossen,
Gedanken
letzten
Gebete
und
flehen deine Glückseligkeit.
—
sey die Mutter meiner Tochter.
mei er
Ach Else! Dir, Fitz
walter, brauche ich ste nicht zu empfehlen;
Verborgenheit und Geheimnis
werden die
besten Beschützer ihrer Kindheit seyn. — Ich bitte
dich, die Schwestern deü Klosters
St. Maria zu ersuchen,
ihre heilige
Erde
meinen Körper in
aufzunehmen.
Bete
für mich! » — Ein
krampfhaftes Zucken hemmte eini
ge Minuten lang ihre Sprache.
Else
fiel
auf die Knie, während Fitzwalter fast wahn-
fiiinig sich an ihre Seite warf, und sie mit seinen Armen unterstützte. «O Fitz Walter! » sagte die sterbende Blanka,
mit dem letzten
« überwinde diesen
lleberreste ihrer Kräfte,
unvermeidlichen Schmerz
du weißt es,
—
wir werden uns wieder sehen- — Oie Qua ken des Todes sind nicht so schwer zu ertra
gen ,
als die Trennung von dir.»
sie dies sprach, an die seinjge, fuhr sie fort:
Indem
legte sie ihre kalte Wange und nach einigen Minuten
In
deinen Armen,
so glücklich hätte leben
können,
wo ich
laß
mich
sterben, mein Freund — mein Geliebter mein Herr — mein» —Zwischen jedem dieser
Worte holte sie tief Odem,
starb an
und
FitzwalterS Busen.
Sein Schmerz über diesen Verlust zeig
te sich weder
durch
Worte, noch Thränen;
es war jener stille Gram, nagt,
und
einem
ten Feinde gleich, untergräbt, Die
ehe
Freundschaft
der
geheimen, den
am
Herzen
unerwarte»
Grund des Lebens
man
die Gefahr ahndet.
dec
Familie Hoffmann
59 von
äusserster
Oer Graf
vereinte,
war bei diesem Mißgeschick
Wichtigkeit für ihn.
mit vielem Äerstand, ein thätiges und edles Gemüth; konnte,
was
ihm
gehörte
doch
und
so
auch
mangeln
wenigstens eine
männliche, uneigennützige Freundschaft, und ein warmes, wohlwollendes Herz unter seine
entschiedensten Vorzüge,
Oie Gräfin war weniger lebhaft, als ihr Gemahl.
Mit
der
seltensten
Schönheit verband sie eine edle, kende,
fromme
und
wenn jeder Gedanke
Liebe
nachdem
keusche Seele;
ihres
fichtbar werden können, Achtung,
weiblichen
Busens
und
hätte
so hätte man nur
und Bewunderung für sie
empfinden müssen, Hoffmann
wendete
abwechselnd seinen
an,
um
seinen traurigen Freund zu zerstreuen.
Oie
Verstand und seine Lebhaftigkeit
Tröstungen der Gräfin athmeten eine milde Frömmigkeit, und wurden in einem so' sanf
ten, überredenden Tone vorgebracht, daß fie
Fitzwalters
Schmerz oft zur Ruche zauber-
6o
fen, und sein Gemüth von irdischen zu himm lischen Gegenständen erhoben.
Ein Jahr war feit BlankaS Tode ent flohen, als ein Bote aus England in Hoff
manns Schloß ankam;
ron Fitzwalter,
der
er war vom Ba
die Gegenwart seines
Sohnes verlangte, da seine Gesundheit sich
in der äussersten Gefahr befand. ter nahm sogleich ein
Fitzwat-
kleines Schiff und
verließ Deutschland, von Elsen und seinem Kinde begleitet.
sonst ,
Oie Gräfin versuchte um
ihn zu bewegen,
Sorgfalt zu überlassen;
ihrer
das Kind
das Herz des Va
ters hing an der jungen Margaretha
be
reits so sehr, daß er sich nicht ohne Schmerz zu
einer Trennung
von
ihr
entschließen
konnte.
Bei seiner Ankunft in England ließ er
Elsen und ihre junge Pflegetochter
in der
kleinen Wohnung von Davids Frau,
auf
deren Treue er flch verlassen
und
konnte,
ging nach dem Schlosse des Barons.
Er fand feines Vaters Gesundheit sehr
Lr verschlimmere. Zu den Schwachheiten des
Alters
gesellte
sich
noch Unruhe des Ge
müths, übe^ die Einschränkungen, die er in
seiner gewohnten Art- zu leben hatte machen
müßen;
denn selbst -seine vormaligen Un
annehmlichkeiten hattet! ihn üicht gelehrt,'
vorsichtiger zu seyn. ^ Oer Baron, seine Ge mahlin und Eüithe Mountford empfingen Fitzwaltern mit: ausgezeichneter Freundlich
keit, wie sie es sich .wahrscheinlich vor seiner Ankunft vorgenommen hatten; und so selt sam
und
widrig es auch einem fühienden
oder zarten Gemüth vorkommen
war Edithenö erster Wunsch,
mag,
so
selbst noch
jetzt, Fitzwalters . Güttin zu werden»
Oie Gesundheit des Bacons blieb im mer noch in einem ungewisse.! und abneh»
wenden Zustand. -
und Fitzwalter war noch
nicht über drei Monate zurückgekehrt,
ec seine Mutter verlohc. schwor sie ihn mit aller
als
Ehe sie starb, be
Nachdrücklichkeit
einer sterbenden Mutter, den einzigen Schritt
zu thun,
der ihn «und seinen Bateo vom
6
Untergange retten könne,
Verbindung
mit
durch eine
und
diesem
Edithen
edlen
Hause seine alten Besitzungen zu erhalten.
Fitzwalter antwortete voll Ehrerbietung
seine Liebe sei
und kindlicher Zärtlichkeit.:
in BlankaS Grab gesenkt, und ob er gleich das Leben aufopfern wolle,
um seinen Va
ter von Armuth zu befreien,
so
könnte er
sich doch nicht entschließen , sein Dasein mit
einer Frau hinzubringen,
verschieden von ihm sey,
die
so
gänzlich
noch sie mit Ver
sicherungen einer Neigung zu täuschen,
ec nie mehr
empfinden
könne.
Er
die
blieb
unerschüttert bei diesem Entschluß, und seine Mutter starb» ohne ihre Wünsche befriedigt
zu sehen. Fitzwalters höchster Wunsch war, seinen
Vater vor einem wesentlichen Wechsel seines
Glückes, so lange er lebte, schützen zu fön? nen; überlebte er ihn, sen,
so war er entschlos
den Gläubigern ihre vollen Ansprüche
zuzugestehen,
die Ueberreste seiner Marga
retha zu sichern, und für sich selbst im Oien-
fie
Vaterlandes ein
seines
neues
Glück
oder einer) ehrenvollen Lod zu
zu suchen, finden-
Fünftes Kapitel. Ohngeachtet FitzwalterS Dorsätzen, doch sein Plan fehl.
Monaten
schlug
In. weniger als drei
nach .dem Tode feiner Mutter,
sah er seinen Vater von tausend Unannehm lichkeiten umringt, welche nur Reichthum ab lein entfernen konnten. mit seinem Widerwillen,
Lange kämpfte
Thränen seines Vaters nachgab, klopfendem Herzen
einwilligte,
er
bis er endlich den
und
mit
und zitternder Stimme
daß der Baron ihn,
zu Ende
der nächsten 6 Monate, Edithen zum Gat ten antragen solle.
.So, wenig schmeichel
haft auch dieser Vorschlag war,
ihn Edithe doch an.
so nahm
Fitzwalter war,
wie
sich vermuthen läßt, kein feuriger Bewerber;
fie
Vaterlandes ein
seines
neues
Glück
oder einer) ehrenvollen Lod zu
zu suchen, finden-
Fünftes Kapitel. Ohngeachtet FitzwalterS Dorsätzen, doch sein Plan fehl.
Monaten
schlug
In. weniger als drei
nach .dem Tode feiner Mutter,
sah er seinen Vater von tausend Unannehm lichkeiten umringt, welche nur Reichthum ab lein entfernen konnten. mit seinem Widerwillen,
Lange kämpfte
Thränen seines Vaters nachgab, klopfendem Herzen
einwilligte,
er
bis er endlich den
und
mit
und zitternder Stimme
daß der Baron ihn,
zu Ende
der nächsten 6 Monate, Edithen zum Gat ten antragen solle.
.So, wenig schmeichel
haft auch dieser Vorschlag war,
ihn Edithe doch an.
so nahm
Fitzwalter war,
wie
sich vermuthen läßt, kein feuriger Bewerber;
indeß behandelte er sie mit einer ehrerbieti
gen Aufmerksamkeit,
und als er zwei von
den sechs verlangten
Monaten im Schlosse
zugebracht hatte, erklärte er, daß er geneigt
sey, für die noch übrige Zeit die Hauptstadt zu besuchen, und noch ehe fie verflossen, zu rück kehren werde,
um sein Versprechen zu
erfüllen.
war
Dieser Plan
weder
dem Baron
noch Edithen sehr willkommen; indeß zwei felten sie
und
nicht an
gaben
seiner
Zuverlässigkeit,
daher auf die beste Art seinem
Verlangen nach.
Man erwartete FiHwalterS Zuruckkunft nicht eher,
als kurz vor der zur Vermäh
lung bestimmten Zeit;
allein
zu
rons und EdithenS Erstaunen,
nen
vollen
Monat
Northumberland an. mehr,
des Ba
kam er ei
vor dieser Periode irt
Doch
was
sie
noch
als selbst seine Erscheinung in Ver
wunderung setzte,
war die seltsame Art fei-
ner Begleitung. Dey der Abreise folgte ihm nur sein Diener David, jetzt
aber, bei dec
♦ Rückkehr,
Rückkehr, ritt dieser in gleicher Linie mit sei
nem Herren,
und stand ihm bei, eine dritte
Person zu halten, die auf das Pferd gebun den zwischen beiden sich
befand.
Oer
Ge
fangene war ein junger Manrn von schönem, empfehlendem Ansehn, doch zeigte die Wild heit seiner Augen und die Verstörung ner Züge deutlich,
sei
daß sein Gemüth zerrüt
tet war, und er an jener
schrecklichsten
ler menschlichen Krankheiten,
al
dem Wahn
sinn, litt.
Als sie das Schloß des Barons erreicht hatten,
bat Fitzwalter um die Erlaubniß,
den Fremden in einen entlegenen Theil des
Er setzte hin
Schlosses bringen zu dürfen. zu ,
daß es ein ihm theurer Freund,
der
einst sein beständiger Gefährte'gewesen, und ein tapferer und vornehmer Edelmann sey, welcher aber unglücklicher Weise keine nahen
Verwandten habe, die ihn in diesem trauri
gen Zustande pstegen könnten. dem es weder an
Oer Baron,
Gastfreundlichkeit,
noch
Großmuth fehlte, gab sogleich feine Einwil-
I.
E
ligung, und befahl einigen Bedienten,
den Fremden zu sorgen.
Doch
diese
für
Dor^
sorge verbot Fitzwalter, indem er sagte, daß sein Freund Augustin an
seinen Diener Da
vid gewöhnt sey, und dieser allein zu seiner
Bedienung passe,
da
Fragen
oder Gesell
schaft seinen Wahnsinn nur vermehre.
Fitz
walter nahm nun den Fremden beim Arm, und führte ^hn zu dem
angewiesenen Zim
mer, auch verließ er ihn nicht eher, als bis er ihn mit allem Nothwendigen versehen sah; übergabt ec' ihn
dann und
kehrte zu
Davids
seinem Vater und
Sorgfalt, Edithen
zurück. Auf die Fragen des Barons über seine
Reise, erwiederte er, daß er während seiner ganzen Abwesenheit, doch keine Zeit in Lon
don zugebracht habe; denn da er durch Zu
fall von seines Freundes
Unglücklichem Zu
stand gehört, so wäre seine Aufmerksamkeit nur
auf dessen Wiederherstellung gerichtet,
und
nats ,
er
während
des
ganzen letzten Mo
wo per Anfall sich , weit stärker, als
67
in Nordfolk eingesperrt
jttzk, gezeigt habe,
gewesen.
Als die zur Vermählung Bestimmte Zeit fühlte sich der Ba
herbey gekommen war,
Gipfel seiner Wünsche; auch
ron auf dem
Edithe frohlockte in ihrem Herzen. Fitzwalter
Mein blieb kummervoll, und feine Aufmerk samkeit ,
weit entfernt feiner Braut gewid
met zu seyn,
gehörte
Fremden,
nach
dec
dem wahnsinnigen
einem Monat immer
währender Sorgfalt umgänglicherward, je doch ausser Fitzwalter und David, Niemand sprach.
Oer Ehecontract ward nun aufgesetzt.
Fitzwalter entsagte aller Rechte über Mountfvrds Vermögen,
Verbindung
mit
bestimmte es allein
die
im Fall seiner
ihm
Edithen
gegeben waren,
und ihren Erben,
ihr
und verlangte nur die Befreiung von seines Vaters verpfändeten Ländereyen; satz für diese Resignation
Freiheit, nem
begehrte
als Er
er die
seine Tochter Margarethe in sei
Hause und unter feiner besondern Auf, E 2
sicht zu erziehen, und daß Niemand, weder
jetzt, noch in Zukunft, weder wahrend seines
tioch im Fall seines Todes,
Lebens,
ein
Recht haben solle, die treue.Else aus ihrem-,
Dienste zu entfernen. Als diese Anordnungen gemacht
bestätigt
waren,
ward
die
und
Vermählung
vollzogen. ‘
Margarethe war jetzt zwey Jahr alt; und wenn Fitzwalter
je
eine Minderung
der tiefen und düstern Schwermuth, die ihn
beherrschte,, fühlte, so. war es,
wenn er sei
ne
Oer
kleine Tochter liebkosete.
Ueber-,
einkunft gemäü ward sie in das Schloß ge bracht, und ihr. und Elsen eia Zimmer ange
wiesen; und wenn gleich FitzwalterS Braut nicht jene nahm,
mütterliche
Pflichten über sich
die sie unfehlbar in den.Augen ih
res Gatten achtungswerth
gemacht
haben
würden, so betrug sie sich doch, bei gelegent
lichen Zusammenkünften, a-uf eine Art, worü ber man sich nicht beklagen konnte.
rend
dieser , Zeit
ward
der
Wäh
wahnsinnige
Ö9 Fremde t?on« FiHwaltern nicht uettiachläßi-
get, er brachte täglich mehrere (Sfutifren in feinen! Zimmer zu, und sparte weder Mühe,
Zärtlichkeit noch Aufwand,
um seine Ge
sundheit wieder herzustellen. Seine Bemühungen wurden endlich mit
glücklichem Erfolg gekrönt. Augustin befand sich nach imfr nüch ruhiger,
und seine An
fälle von Wahnstyn gingen in eine gewisse
Schwermuth über ,
welche viel von jenem
frommen Elfer an sich trug >
zu dem sich
das Gemüth'gestimmt fühlt, wenn es plötz lich von allen irdischen ^Gegenständen-sosgerissen wird, »ändrssch nur mit,einem-künfti
gen Zustand beschäftigt.' Fitzwulter ward, in sei nee Sorgfalt K^m-
vhägeachtet nicht' Nachlässiger.-
Er ljeß ihn^
mehr Freiheit,- ritt oder ging oft nnt ihm -aus; allein er versuchte vergebens ihn zum
Umgang
oder ^Gespräch mit der übrigen
Familie zu überreden.
Oie kleine Marga
rethe «llein war hiervon ausgenommen, d^e
man
auf; Fitz Walters. ?1 Befehl^oft Jji r-fs'n
Zimmer brachte, weil er bemerkte, daß bei den Liebkosungen des unschuldigen Kindes,
Augustin gewöhnlich Thränen vergoß, wo durch sein volles Herz sich erleichterte.
Eines Morgens fand David,
mit
wohnlich
der
ge*
in Augustins Zimmer schlief,
zu seinem großen Schrecken, daß er während
der Nacht aufgestanden und
entflohen war.
durchs Fenster
Er eilte sogleich zu Fitzwal-
ter, der schnell aufstand,
seine Diener nach
verschiedenen Gegenden ausschickte, und stch selbst zür Verfolgung
machte.
Die
fruchtlos;
des Flüchtlings auf-
Nachsuchungen
alle kehrten
waren
zurück,
kleinste Spur erhalten zu haben,
unauflöslichen
Räthsel
die
auf wel
chem Wege man ihn suchen solle. Bei sem
indeß
ohne
diee
erinnerte sich
David, daß er ibn des Tages vorher emsig
hatte schreiben sehn ,
Untersuchte,
und als er sein Pult
fand er bald einen Brief, der
art Fihwülter gerichtet war. Se- ihn sogleich seinem Herrn,
Er überbrach-
der ihn voll
Ungeduld aufriß, und folgendes las:
< Oer elem^e,
verlohrne,
wahnsinnige
Augustin hat daü Versprechen nicht verges
welches
sen ,
perlassen,
Daseyn
Fitzwalters Freundschaft ihm
Ec wird weder das Königreich
Libnöthigte.
etwas gegen sein nutzloses
noch
unternehmen,
und, bittet
daher,
daß Fitzwalter keine Schritte zu seiner Nach forschung thun, sondern ihn in Frieden dem Leben überlassen soll,
Möge
hat.
das er sich gewählt
Himmel
dec
seinen
aber grausamen Freund erhalten,
edelsten, und dem
ärgsten aller Sünder verzeihen.,,
"Dies bittet der zerknirschte Augustin.» Dieser Brief gewahrte Fitzwaltern einen Strahl des Trostes;
eine
puf
allein
andere Art zu
er ward bald leiden bestimmt,.
Her Barpn^ welcher lange gekränkelt hatte, starb jetzt, mehr
von
das feine
vermindert rr
wo sein Tod feinen Sohn nicht
einem
Gelübde befreien konnte^
Melancholie eher vermehrt, als zu
haben
schien,
und
da
aus keiner andern Absicht gethan hatte,
als seinen
alten Vater
von
Sorgen
zu
befreien. Rang
war dasjenige, wornach Ediths
stets vorzüglich gestrebt hatte; sie befand sich
daher auf dem Gipfel ihrer Wünsche, da ste erwartete,
und
daß in der Person der
Lady Fitzwalter, jedermann die Tochter des Wucherers Mountford vergessen würde,
0
vergaß sie es augenscheinlich selbst.
Sechstes Kapitel. Zehn Monate nach des Barons Fitzwalters Vermählung, ward feine Gemahlin von ei
net Tochter entbunden; war so schwach,
aber dies Kind
daß man nur wenig Hoff-
hting für sein Leben hatte,
bis der Baron,
der eine große Meinung von Elsens Ein« sichten hegte, verlangte, daß man sie wegen dessen Behandlung um
Rath
fragen solle.
Nichts, als die Gefahr des Kindes, würde
als seinen
alten Vater
von
Sorgen
zu
befreien. Rang
war dasjenige, wornach Ediths
stets vorzüglich gestrebt hatte; sie befand sich
daher auf dem Gipfel ihrer Wünsche, da ste erwartete,
und
daß in der Person der
Lady Fitzwalter, jedermann die Tochter des Wucherers Mountford vergessen würde,
0
vergaß sie es augenscheinlich selbst.
Sechstes Kapitel. Zehn Monate nach des Barons Fitzwalters Vermählung, ward feine Gemahlin von ei
net Tochter entbunden; war so schwach,
aber dies Kind
daß man nur wenig Hoff-
hting für sein Leben hatte,
bis der Baron,
der eine große Meinung von Elsens Ein« sichten hegte, verlangte, daß man sie wegen dessen Behandlung um
Rath
fragen solle.
Nichts, als die Gefahr des Kindes, würde
die Baronesse bewogen
haben,
Verlangen einzuwilligen;
sorgnisse wegen
seines
dieses
in
allein
die
Be
Lebens überwanden
ihre Vorurtheile, und Elfe, die zu viel Ge
fühl und Gerechtigkeitsliebe besaß,
sie das zarte Kind wegen
als daß
des verächtlichen
Betragens seiner Mutter hätte hassen sollen,
unternahm sogleich das Geschäft,
Und ver
langte nur, daß das Kind und seine 2Trrirtit neben Margarethens Zimmer wohnen mög-
ten, damit sie immer in der Nähe sein und
seiner
Pflege
dle
nöthige Aufmerksamkeit
weihen könne.
Margarethe,
jetzt drei Jahr alt,
die Freude ihres Vaters;
ner Seite,
war
sie spielte an sei
und begleitete ihn meist auf sei
nen Spaziergängen.
Hier
sprach
er,
so
juhg sie noch war, mit ihr von ihrer Mut
ter ,
lehrte sie
ihren Namen wiederholen,
und in seinen frölichen Momenten man
es so nennen konnte)
sang
(wenn
er
ihr
kleine Lieder vor, die ihre Mutter gesungen
un>
den
durch
Worten
einfachen
iltfe
Stimme Melodie verliehen hatte.
Elsens Zärtlichkeit für die kleine Mar^ garethe tpar so treulich,
daß sie von der
väterlichen nicht übertroffen ward. rer Jugend
zu
geworden,
und
einer
In . ih
Wittwe
kinderlosen
durch Nothwendigkeit ge
zwungen sich Unterhalt zu erwerben,
hatte
/nan ihr die Sorge für Blanko an vertraut, deren Jugend und Unschuld nach und nach
ihren Schnierz milderte, es wußte,
und ohne daß sie
den leeren Raum in ihrem Her
zen ausfüllte. Diese Neigung ging rethen über.
nun auf Marga
Sie betrachtete sie nicht allem
als ein heiliges Pfand,
das ihr von ihrer
geliehten Blanko hinterlassen ward, sondern auch als ern Kind, bei dessen Laufe sie sich
verpflichtet
hatte,
es
ihren
nach
besten
Kräften zu unterstützen und zu lehren. se
war von Natur
und fromm,
so
mild,
Es
anspruchlos
daß sie &gi allen guten Men
schen Beifall erhielt,
und
daß
selbst die
Dösen keinen Grund sie anzuklagen fanden.
Eie hatte, was man zu dieser Zeit eine gu te Erziehung nannte, erhalten,
und sobald
Margarethe sprechen konnte, fing sie an, sie
lesen und beten zu lehren. sie sie in die Schloßkapelle,
Täglich
führte
wo sie sie nm
ein Ave Maria für die
Fuße des Altars
Ruhe der Seele ihrer Mutter beten lehrte. Zuweilen
ging sie mit ihr bis an die Ge*
birge des Ufers,
warf einen Blick in die
schaurige St. Margarethen « Hole ,
welche
sie nicht näher zu untersuchen wagte , ging
dann
weiter nach der alten Kapelle,
wo Else kühn hineintrat;
denn in einer so
noch
ihrer
begegnen.
Hier
heiligen Wohnung konnte ihr,
Meinung,
und
nichts
Böses
lehrte sie die jungen Margarethe wiederum
vor dem zerbrochnen Altar nieder zu knien, und hob sie zu den alten Monumenten em
por, welche die Verwüstungen der Zeit und Kirchenräubec noch Vorzüglich
waren
Chors noch erhalten.
übrig gelassen hatten^
zwei in der Mitte des Das eine stellte einen
?« Ritker vor;
das zweite eine Dame,
dicht an seiner Seite »stand,
Fußen ein Hund lag',
die
und zu deren
der die Hand eines
Menschen im Mund hielt. Als eines Abends Else mit ihrer jungen Pflegetochter auch ihren Weg bis zur Ka
pelle ausgedehnt hatte, düstern Kreuzgänge,
und sie durch die
die das Gebäude um
ringten, gingen, entdeckten plötzlich Marga
rethens helle Augen einen Gegenstand uiv
ter den Pfeilern,
der sie veranlaßte,
in ih
rem kindischen Acrent auszurufen: « S»eh, Frau Else, wer ist das? •
Indem sie dies
sprach, zeigte sie mit dem Finger, und rich
tete sogleich Elsenü Blicke nach einem Win
ket, wo sie hinter den Säulen, die das Dach
unterstützten, ganz deutlich eine menschliche Gestalt sah.
Ein Gefühl von Furcht ev-
tzriff an diesem heiligen Orte zum erstenmal Elsens Gemüth; die Arme,
sie nahm
das Kii>d auf
und eilte mit zitternden Schrit
ten und sichtlichen Zeichen - von Bestürzung vorwärts.
Ihre Unruhe blieb der Person-,
rpelche sie verursachte» nicht unbemerkt; und sogleich begrüßten fiz die sanften Töne einer Stimme,
welche sagte:
«Fürchte nichts,
Schwester, Die Gott vertrauen, haben keine
Ursache zur Furcht.
Oie heilige Jungfrau
leite und schütze djch! — Geh in Frieden! >»
«Oec Segen kehre auf euch
zurüch,
wer ihr auch seyd!» antwortete Else, durch diesen sanften Gruß^kühn gemacht. «Wenn
ihs., wie ich glaube;, gn diesen heiligen Oct um zu beten gekommen seyd, so erhöre-der Himmel eure Ditte — guten Abend!» — Oie verborgene Person antroortete nur mit einem tiefen Seufzer,
und Else setzte
ihren Weg fort. Als der Baron in Margarethens Zim-
yier kam,
wie er gewöhnlich that,
ehe er
zum Abendessen ging, erzählte ihm Elfe das Schrecken,
welches sie gehabt hatte.
hörte mit Aufmerksamkeit zu.
te Frau,»
Er
«Meine gu;
sagte er, als sie geendet hatte,
« euer Abendtheuec hat mich auf eine Ver muthung gebracht,,, und
ich
werde
nicht
ruhn, bis ich darüber Gewißheit habe,
ob
gleich es für diesen Abend unmöglich ist.»
Ohne sich weiter zu erklären, die schlafende Margarethe
und
küßte er
auch die
kleine Isabelle, »dies war der Name seines
jüngsten Kindes.
Denn obgleich Fitzwalter
die Baronesse nicht so liebte, als er vorher Blanko geliebt hatte,
so
war er doch ein
zu guter Mensch, um nicht gegen alle seine Kinder
ein zärtlicher und liebender Vater
zu seyn.
Siebentes Kapitel. Aitzwalter stand mit Anbruch des TagöS
auf, und eilte nach der Kapelle.
Ec hatte
stch in einen langen Mantel gehüllt,
und
zur Vorsicht sein breites Schwert unter dem
Arm genommen;
nicht, als wenn er ®ei
fahr gefürchtet hätte,
er wünschte,
sondern
nur,
Weik
auf alles vorbereitet zu seyn.
ruhn, bis ich darüber Gewißheit habe,
ob
gleich es für diesen Abend unmöglich ist.»
Ohne sich weiter zu erklären, die schlafende Margarethe
und
küßte er
auch die
kleine Isabelle, »dies war der Name seines
jüngsten Kindes.
Denn obgleich Fitzwalter
die Baronesse nicht so liebte, als er vorher Blanko geliebt hatte,
so
war er doch ein
zu guter Mensch, um nicht gegen alle seine Kinder
ein zärtlicher und liebender Vater
zu seyn.
Siebentes Kapitel. Aitzwalter stand mit Anbruch des TagöS
auf, und eilte nach der Kapelle.
Ec hatte
stch in einen langen Mantel gehüllt,
und
zur Vorsicht sein breites Schwert unter dem
Arm genommen;
nicht, als wenn er ®ei
fahr gefürchtet hätte,
er wünschte,
sondern
nur,
Weik
auf alles vorbereitet zu seyn.
Co ging er ohne Degkeitung Hinern ,
untersuchte
jeden
Theil derselben;
unfr doch
alles war still und einsam, wie die Bewoh
ner dec Gräber umher.
Ermüdet durch die
se fruchtlosen Nachforschungen, verließ er die Kapelle, und setzte seinen Weg nach der St.
die er eben so
Margarethen t Hole fort,
genau als zuvor die Kapelle untersuchte,
und zwar mit besserm Erfolg;
denn in ei
ner Ecke der Höle fand er einige Schellst? fche, die frisch vom Ufer genommen waren;
in einer andern ein Lager, daS aus Schilf bestand, und durch einen Stein erhöht war;
in einer dritten zeigten stch einige Ueberreste
von Holz, die noch warm waren,
und in
einet vierten ein hölzernes, roh geschnitztes
Krucifix, ein Todtenkopf,
ein Stundenglas
und zwei Andachrs-Bücher.
Diese
verschiedenen
Gegenstände ver
stärkten die Vermuthung, welche Lord Fitzkvalter gefaßt hatte, und mit dem Vorsätze,
mehr zu erfahren, setzte er stch auf ein Fel^ senstück, wo er in banger Erwartung, vom
So Wachen er mühet,
-och
völlig entschlossen
auszudauern, lange sitzen blieb. Hoffnung,. -aß
fich nähere.
Ein Rau
Gesträuche gab ihm endlich
schen in -em
der erwartete Gegenstand
Er hatte sich nicht geirrt; -er
Bewohner der Hole trat hinein,
und Fitz
walter fand sich einigermaßen in seiner Er wartung betrogen, da sein Auge einen Franziscaner Mönch, mit all der Strenge seines
Ordens gekleidet, vor sich sah.
FitzwalterS
Gestalt, der etwas vom Eingang der Hole
entfernt saß, war dem Mönche nicht ganz
sichtbar, ob man ihn gleich deutlich erken nen konnte,
und er sagte, indem er näher
trat: «Wer du auch bist, den ich so unerwar tet in dieser Wohnung antreffe,
du,
so kommst
wie ich sicher glaube, nicht, um Reich
thum hier zu finden;
suchst
du
einen Zu-
fiuchtsort aus Armuth, so bist du willkom
men.
Genieße, was dieser Ort dir darbie
tet, und wenn du gestärkt bist, entferne -ich
in Frieden;
—
oder wenn du einen Auf enthalt
8i-
enthalt suchst,
tvo die ruhevolle Seele für
die Sünden dec Jugend weinen und beten kann, so eile, dieLracht anzunehmen, Vie ich
gewählt habe, dann will ich die Thräne für Thräne, Seufzen für Seufzen, und Gebet' für Gebet geben*»
—
«Keiner von diesen
Gründen brachte mich hiehec!» Waller,
indem er hervor stürzte,
Mönche- Gewand ergriff.
rief Fitz-
und des
«Ich kam,
um
den theuren und geliebten Freund zu su chen,, und danke dem Himmel, daß ich ihngefunden habe. — » « Fitz maller,» sagte der Mönch, «theu erster,
bester der Menschen,- warum sucht
deine unermüdete Güte ein Ungeheuer auf,« daß sei.n Leben ohne dich gerechter Weise
nach den Gesezen Gottes,
seines
Landes
verwirkt
der Icatur und hätte?
-*• Laß
mich! — Laß mich, ich beschwöre dich! Es
geziemt weder dem Gewand, das ich gewählt, noch dem Leben der Büßung, das ich ange
nommen habe, sich mit einer Person zu uni.
F
8fi teth alten , die ich. trotz meiner Verbrechen,
immer noch mit Vergnügen sehe. » —
« Augustin 1» antwortete Fitzwalter, in dem er sein Gewand fest
hielt;■
« begleite
mich nach dem Schloß. Ich boauche ungetn Gewalt,
allein
ich
will dich nicht lassen.
Ich hoffe, die Zeit wird diese Anfälle t>£>n
Eeelenangst ,
ivelche
zuweilen
nun ft beunruhigen, heilen.
deine Verr^
HabL ich
erst
nöthig, zu sagen, daß mein Haus, — mein Vermögen,
—
mein
Leben
demen
zu
Diensten sind 9 »
Oer Mönch sank an Fitzwalters Dusen, und weinte laut.
—
« Or mein Freund! >»
sagte er, ^endlich verwirrt Wahnsinn nicht mehr mein brennendes Gehirn; allein Ängst, Vorwürfe und Reue schwellen mein
bis zum Todes - Kampf. will dich überzeugen,
—
Nein!
Herz
ich
daß meine Vernunft
vollkommen hergestellt ist,
und dann wirst
du mich nicht verhindern,
die
bensart zu ergreifen ,
einzige Le
die auf einige Weife
mein Verbrechen aussöhnen kann.
Den fei-
erlichen Schwur, welchen du verlangtest, ehe du mir einige Freiheit gestattetest, habe ich
nicht vergessen, und bin entschlössen, ihn zu
halten. — Meine Seele ist bereits zu sehr mit Schuld belastet, als daß ich die Anzahl meiner Verbrechen noch vermehren sollte. —Nein!
dieser verzärtelte, unheilige Körper
soll dulden, und wenn es knögllch ist, schon
in dieser Welt einige seiner zahlreichen Ver gehungen austilgen.
schaft sah
—
In deiner Gesell
ich zuerst diese Hole
angran^ende Kapelle,
war sogleich gefaßt.
und die
und- mein Entschluß
—
Mir däuchte eine
innere Stimme stüstre meinem verwundetet!
Gewissen
zu:
Wohnung, paßr!
Hier,
Augustin,
ist
eine
die für einen Sünder, wie du,
Hier kann die schuldige Seele durch
Fasten, Dulden, Neue und Gebet sich von
den'abscheulichen Lastern reinigen,
die dich
sonst in ewiges Verderben'stürzen müßtSn.r»
«Ich erinnere mich sehr gut,», antwortete Fitz
walter, ««daß wir uns über fromme Abgeschie denheit untechielten^als wireinesNachttiittags,
der Kühlung zu genießen, in dieser Hole sa allein ich war weit entfernt, zu ver
ßen ;
muthen, daß du einen solchen Plan entwer fen würdest, und dachte nie wieder an dies Nur als Else mir erzählte, daß
Gespräch.
fle eine Person in den
troffcn habe,
Kreuzgängen ange-
die, wie ich weiß,
von dem
Landvolke gefürchtet werden,
ergriff mich
diese Vermuthung auf einmal,
und ich be
schloß, Gewißheit zu haben. » « Einer höhern Eingebung, Fitzwalter!
ist nicht zu widerstehen,»
machte ich keinen
sagte er;
Versuch.
Ich
beschloß,
deiner gütigen Sorgfalt zu entfliehen,
sobald
ich
yicinen
Zweck
«auch
erreicht
und hatte,
eilte ich zu dem Kloster der Franciskaner itt Derwik.
Diesen guten Vatern «bekannte ich
alle meine Sünden, alle meine Duldungen, benachrichtigte sie
am
Ende von der Ent
schließung, die ich gefaßt hatte, und bat ste, mich in
ihren Orden
aufzunehmen.
Oie
Mönche harten mir voll Mitleid und Güte
zu, und vermahnten mich, in-meinem Bor-
satz zu beharren;
allein ehe sie mich mein
Noviziat antreten lassen wollten, verlangten
daß ich einen gelehrten und heiligen
sie,
Mann, Stephen Baron (*), Provincial sei
nes Ordens in England, der dazumal kurze Zeit bei
den Kapucinern in Scarborough
zubrachte, um Rath fragen sollte. sem heiligen Vater eilte
Nachdem
ich
Zu
die
sodann,
und
er mit seinen Brüdern
überlegt
und mich über verschiedene religiöse Gegen
stände befragt hatte, in welchen ich zu mei
ner Schande unwissend war,
erlaubte
ee
mir, mein Noviziat anzutreten, mit der be sondern Freiheit, daß, weil sich mein Beruf zuerst in der St. Margarethen-Hole gezeigt habe, mir, gegen die Regel der Franziska
ner,
welche,
brauche,
wie
ich
dir nicht zu sagen
gewöhnlich ein wanderndes Leben
(•) Stephen Baron war free Beichtvater Heinrichs fr es Achten.
Er war auch der Verfasser verfchie»
frener Predigten, und einer Abhandlung über Erziehung der Prinzen.
ter im Jahr 1520.
Er starb im hehsn Ab
führen ,
und das Licht der Wahrheit über
mehrere Orte zu verbreiten suchen, vergönnt
seyn sollte,
in ihr zu wohnen-
Als
diese
Punkte in Ordnung gebracht waren, gaben ji «Nein, es war den Tag vor seinem Lo
de^ noch nicht ganz vollendet;
allein genug,
um alle redliche Seelen zu befriedigen. Sie werden
es im Kabinet des
Borons
unter
seinen andern Papieren finden.»»
«Ich habe die
Schlüssel,
Pater,
wurden mir gestern überbracht,
sie
nehmt sie,
und bringt es hett?Augustin rief einige der ersten Diener, ging in des verstorbenen Barons Zimmer,
und schloß das Kabinet auf,
enthielt;
Menge verschiedener Papiere lein
das Testament
war
welches eine
nicht
alt
darunter.
Augustin untersuchte in fürchterlicher Unru
he jeden Theil desselben; aber umsonst, und I,
H
"4 er sahe sich endlich genöthigt, ohne dasselbe zur Lady zurück zu kehren-
«Lei meinem Leben,« sagte er, « hier liegt ein Bubenstück zmN Grunde. es nicht allein,
Ich sah
las es noch vor
sondern
es fehlte nur noch ein kleiner
zwei Tagen;
Zusatz, um es vollständig zu machen.»» «Ich
bin
gänzlicher
in
über diesen Gegenstand, >»
Ungewißheit
sagte die Daro«
«Milord war die Nacht vor seinem
nesse.
Tode mehrere Stunden allein, daü Testment hatte vielleicht nicht feinen ganzen Lei fall, und er kann es vernichtet haben.»» «Unmöglich!«
erwiederte
der
«Oie Beichte der Lady Blanka
seinem
eignen
damit
Siegel
Pater.
war
mit
verbunden;
glauben sie, daß er diese vernichtet haben würde? » Während Augustin
seine Augen
ne Nöthe,
te ,
auf
die
überzeugte
dig sey.
sprach, richtete
die Baronesse,
und
er ei
sie nicht verhindern konn
ihn
fast,
daß
sie schul
n5 «Oie Deichte von Blanka Stanley,» erwiederte sie,
«konnte nur Dinge bekannt
machen, die besser für beider Ehre vergessen sind.»
«Dielleicht auch nicht, Lady! »
«Es Baron
konnte
wußte
nicht anders
da
in
diesem
Vaters
meines
gut, als daß er sie
Willen zu
heyrarhett sollen,
hätte
Falle
Dee
seyn.
die Verpfändung ihr
volles Recht gehabt hätte» »>
es
« Gesetzt,
der Pater,
nug
für
« so
wäre wurde
FitzwakterS
so, »
erwiederte
immer noch
ge
älteste Tochter übrig
bleiben. « >
derholte die Baronesse festig. ne keine
rechtmäßige
-als Isabellen«
Hätte
wie
« Ich erken
Tochter
FitzwalterS,
er
eine andere
noch
gehabt, glaubt ihr nicht, daß ihr derBaron
dann schickliche Vormünder gegeben würde?
So wie es jetzt ist,
Margarethen
haben
betrachte ich
als mir besonders übergeben,
und werde ausser Zweifel alles für sie thun,
H -
IIÖ was
die Achtung für
das
Än den kett
des
Barons gebietet! >>
•Der Pater schwieg einige Zeit.
sah deutlich,
Testaments ,
daß
nach
dem
Ec
< erlust
des
der Baronesse das erste Reche
über Margarethen blieb,
und aus Furcht,
eine Schlange zu reizen,
die ihr den Löd
bringen könnte, erwiederte er ruhig : Lady, ist Nichte* des
«Gott allein,
menschlichen Herzens,
und
oder
enthüllt
verbirgt die geheimen Bewegungen desselben, so wie es dazu dient» seine Ehre - > oder das
Beste seiner Geschöpfe zu befördern; Begebenheit
daher
muß
für
jetzt
diese ruhen.
Oer Vater der Waiftn weiß am besten, waS seinem Kinde gut ist,
und ihm wollen wir
SS überlassen.-)
Oes
Paters
Sanftmuth
mäßigte
die
Hitze der Baronesse. «Pater!» sagte ste, «alles, was Mar-
garethe während des BarvnS Leben genossen
hat, soll fortgesetzt werden;
wenn ihr aber
davon sprecht, ste an die Stelle seiner recht-
1X7. mäßigen Tochter zu setzen, so müßt ihr mir
-en Zorn perzejhen,
in den ich dadurch
gerathe. >,
Oer Mönch erwiederte nichts hierauf, sondern fragte, indem er das Gespräch, vec-
änderte,
ob
des VaronS,
ihr nichts von dem Wunsche daß
Ueberreste
seine
Deutschland gebracht
nach
und im Kloster St.
Maria bei Bremen bei,gesetzt^ werden sollten, bekannt sey? Oie Lady beantwortete es yerasinend,
sagte aber, daß, da kein Testament da sey, um auf dies Verlangen zu dringen, so wür de sie, des Barons eigner Ehre wegen, dessen
Vollziehung verhindern,
da eö sehr herab
setzend für ihn seyn müßte,
von dem Be-
gräbniß - Platz, seiner Vorfahren an
die
Seite
einer
entfernt,
Frau begraben zu
werden, welche die Nonnen sehr mit Un recht in ihrem heiligen Boden aufgenom-
inen hätten.
Der Pater empfand
einen
Unwillen,
fcen ec kaum unterdrücken konnte ;
indeß
ii8
kämpfte er, ifyn zu überwinden,
und ent
fernte sich mit einem Schein von Ruhe, die
er weit entfernt war, zu fühlen.
EilfLeS Kapitel, dem Tode des VaronS
^wölf Tage nach
ward fein Körper in der Schloßkapelle, wie
die Lady geausiert
hatte,
beerdigt.
nahm hierauf die unbeschränkte der sämmtlichen Besitzung
über sich,
machte verschiedene neue Anordnungen, Unterthanen betreffend,
Sie
Herrschaft
und die
wodurch diese bald
schmerzlich den Verlust ihres guten Herren fühlen lernten.
Gegen Elsen, die nie ihren
Beifall gehabt hatte, die sie aber wegen ih rer Heyrathsartrkel nicht von Margarethen entfernen durfte,
konnte sie ihr Mißfallen
als
durch ein verachtendes
Betragen gegen sie
und ihre junge Anver
nicht anders,
traute zu
erkennen
geben.
Die
Aufsicht
ii8
kämpfte er, ifyn zu überwinden,
und ent
fernte sich mit einem Schein von Ruhe, die
er weit entfernt war, zu fühlen.
EilfLeS Kapitel, dem Tode des VaronS
^wölf Tage nach
ward fein Körper in der Schloßkapelle, wie
die Lady geausiert
hatte,
beerdigt.
nahm hierauf die unbeschränkte der sämmtlichen Besitzung
über sich,
machte verschiedene neue Anordnungen, Unterthanen betreffend,
Sie
Herrschaft
und die
wodurch diese bald
schmerzlich den Verlust ihres guten Herren fühlen lernten.
Gegen Elsen, die nie ihren
Beifall gehabt hatte, die sie aber wegen ih rer Heyrathsartrkel nicht von Margarethen entfernen durfte,
konnte sie ihr Mißfallen
als
durch ein verachtendes
Betragen gegen sie
und ihre junge Anver
nicht anders,
traute zu
erkennen
geben.
Die
Aufsicht
über Isabellen gab sie einer von ihren Frau en, und wies ihr ein Zimmer in einem an*
dern Theil des Schlosses mit dem strengen
Befehl an,
keine Gemeinschaft unter
daß
den Kindern mehr statt finden sollte.
Dieser Befehl ward sogleich vollzogen. Gsens Zärtlichkeit zu Isabellen,
welche
Neigung,
sie
und
Schwestern, so jung sie noch waren,
hielt , um
so
die
sorgfältig unter den unter
hatte'- indeß zu tief Wurzel gefaßt, leicht
vertilgt
werden zu können.
Margarethens Liebe zu Elfen- und die sanft ten Liebkosungen dieser guten Frau trösteten sie
über
einigermaßen
den
Verlust ihrer
Schwester; allein dies war nicht der Fall bei Isabellen.
Ungewohnt, ihre Mutter mit je-
ner Zärtlichkeit, die sie für Elsen empfand,
anzusehen, und voll Widerwillen gegen die Person, der sie anvertraut war, saß sie ent
weder traurig still,
oder überließ sich ihren
kleinen Leidenschaften, schrie, und rief laut nach Elsen und
Margarethen,
Beharrlichkeit,
deren
mit
einer
wenig Kinder fähig
sind, und die von Lady Fitzwalter für den unbieginmen und halsstarrigen Geist, den sie
v-on
chrey,
Barer
habe,
geerbt
erklärt
wurde. Augustin, der wahrend des Barons Le den nur selten Vas Schloß besucht hatte,
blieb jetzt fast keinen
davon entfernt,
Tag
wenn ihn nicht Else mit Margarethen, oder David in seiner Celle besuchte.
Oer Baronesse Haß gegen den Mönch war beinah noch stärker, gegen Elsen empfand.
als der, Es
war
den sie ihr
be
wußt, daß er mit des verstorbenen Barons Angelegenheiten vollkommen bekannt war, -örtlich sein Andenken unterhielt,
warm für alles,
und sich
was Bezug auf Margaret
ti)«n oder Isabellen hatte, i'ntereKrte. Aach war eine Würde in seinem Be
tragen , Vie, nebst der gehermnißvsllen Art,
mit der rr ins Schloß gebracht wurde,
sie
mit einer Mischung von Achtung und Be wunderung erfüllte.
storbenen Baron
Oft hatte sie den ver
wegen seinen Freund ge;
flagtj
allein seine ^Antworten
m.er so oberflächlich
oder
eher ihre Neugierde vermehrten, digten.
Gern hätte sie
waren im*
gesucht,
daß sie
als befrie
ihm den Eingang
Schloß verwehrt, wenn es ihr nicht aus
wichtigen Gründen unmöglich gewesen wäre. Da er der innigste Freund ihres Gemahls
gewesen war, und beinahe von den Bewoh
nern der umliegenden Gegend^ wegen seiner Tugend und Menschlichkeit,
angebetet wur«
womit hatte sie ein solches Betragen
-de,
entschuldigen können? In dieser Lage war sie genöthiget nachzugeöen; und da er sie immer mit einer ehrfurchtsvollen Achtung
so
behandelte,
dazu.
enthüllen,
befahl sie eines Morgens,
David
wo sie sich
wo möglich das
welches über ihm schwebte, zu
Geheimniß, man
wär sie desto bereitwilliger
Entschlossen indeß,
in
daß
ihr Zimmer rufen sollte,
auf folgende
Weise
an
ihn
wendete:
/f £)nö Haus und
die Ländereien, Da
vid, welches ihr von FiHwalter habt,
hat
er euch vielleicht
als ein Geschenk für eure
treuen Dienste überlassen wollen, er gleich nichts bestimmte,
so
ob
und
bin ich doch
willig, es euch zu bestätigen.», David seufzte, und machte eine Verbeu
gung, schwieg aber still. «Noch mehr,-»
fuhr sie fort, «ich will
selbst eure Freundin feyä;
allein ich
muß
mit Wahrheit und Offenheit behandelt wen
den.
Ich will keine geheimen Complottma-
cher haben,
die,
Frömmigkeit und
dem Anschein der
unter
Sanftmuth,
sich in die
häußlichen Angelegenheiten einschleichen, um
Absichten zu befördern,
die das Glück und
die Ehre der Familie Fitzwalter
Herabwüt
digen. »»
^Wenn solche Complottmacher da sind, Lady,»,
erwiederte David mit bescheidener,
doch männlicher Festigkeit,
« möge ihr Be«
trug allen Menschen offenbar werden,
mö
gen die Uebel auf ihr eignes Haupt zurück fallen,
und Schande sie am Ende treffen.
Was mich betrffit,
ich bin alt;
allein
in
einem solchen Falle dünckt mich, daß ich al le Kraft der Jugend besitzen
würde,
und
hatte ich hundert Zungen und eben so me*
leHände, sie sollten alle beschäftigt seyn, die
Rechte und Ehre meines verehrten Herrn zu
vertheidigen,»» '«Ihr sprecht mit vieler Wärme,»,
ant
wortete Lady Fitzwalter, mit einem Gefühl von Unwillen,
das
sie kaum unterdrücken
konnte, «aber Achtung ist in meiner Gegen wart eben so nörhig, als Eifer,» «Ich bitte um Vergebung, Lady, mein
Fehler
war
unwillkührlich;
allein
selbst
die Fröste von sechzig Wintern waren nicht hinreichend,
die Glut -er Dankbarkeit zu
unterdrücken, rungswürdigen
die ich ewig für den vereh
Hainen
Fitzwalter
fühlen
Werde. Zweihundert Jahre, Lady, hat mei
ne
arme
Familie
unter
die Dienerschaft
meines edlen Herren gehört,
einen Tropfen Blut,
und hätte ich
das der Ehre meines
Herrn feindselig wäre, und wüßte ich, welchen
Theil meines Körpers er entehrte,
bei mph
ner Seeleich wollte ihn versprühen. »
«Genug,-, erwiederte sie; «laßt es hin reichend seyn,
daß ich sowohl den Willen,
als die Macht habe, euch
zu
dienen.
Ihr seyd, wie ich wohl sehe, mit Augustins Lage bekannt, sagt denn, wer ist er?
und
was bewog ihn, einen so ausserordentlichen
Schritt zu thun, und Mönch zu werden?»» «Sein Unglück,. Lady, machte ihm, wie ich muthmaße,»
antwortete David,
Geräusch der Welt zuwider.
Lage war,
«das
Seine vorige
glaube ich, sehr achtungSwerth,
und seine Familie ausgezeichnet. — ->
«Ihr glaubt,»» antwortete Lady FiyWalter;
«und ist dies alle Nachricht,
die
euch zu geben beliebt? — Wenn dies der
Fall ist, sy nehmet qls Folge davon meinen Unwillen,
den ihr verdient,
und der euch
gewiß treffen soll. >» «Es wurde m!L Leid thun, wenn mich
ihr Unwillen träfe,
und noch mehr, wenn
ich ihn verdient hätte, Lady 1 -
antwortest-
^Wüßte
der- alte ManU.
ich
ab^er
wirklich etwas von dem guten Pater,
und
wäre' mir
Unter dem Schleier des
dieses
Geheimnisses anoertraut worden, was wür
den sie von
mir
wenn
denken,
ich
es
entdeckte? » « Ihr würdet nur eine Pflicht erfüllen, die ihr euern Vorgesetzten schuldig seid,»» er
—
wiederte sie.
«Oie Hochachtung, welr
che ihr für euern Herrn hegt, mich fort geerbt, weis,
ist nun auf
gebt mir daher den Be
und beantwortet
den ich verlange,
mir die vorgelegten Fragen.»»
«Der Gehorsam, den ich meinem güti
gen Herrn schuldig war,
ist in der That
erwiederte David;
«allein
um der Liebe und Achtung willen,
die ich
fort geerbt,»»
zu ihm trug,
soll dies Geheimniß mich ins
Grab begleiten.
Einer seiner Befehle war:
Vergiß
alles,
was
trifft,
wenn
er
entdeckt
haben
Augustin
es
will;
nicht
be
selbst
und wenn ich
diesem Befehl entgegen handelte, würde ich
I2Ö
dann nicht des in mich gesetzten Zutrauens unwürdig seyn? » — sagte sie,
tcDerrätherischet Schurke!
-«diese Halsstarrigkeit soll nicht unvergolten hingehen.
ihr
Verlaßt mich, doch seht zu, daß
eurer Zunge keine Freiheit zu meinem
lllachtheile verstattet.»
zweite
keine
David n>artete auf
Erlaubniß,
sondern
machte
eine Verbeugung, und verließ das Zimmer.
Das herrschsüchtige Betragen der Baro, nesie gegen ihre
Unterthanen,
allgemein verhaßt,
machte
sie
und nie zeigte sich bei
ihre, Erscheinung jener Schimmer des Ver
gnügens und der Zufriedenheit, die
Züge
der
sonst
des Landvolks bei Annäherung
ihres Herrn belebt hatte. Auf Margarethen
blickten sie mit ängstlichen
Augen.
und neugierigen
So lange dec Baron lebte,
hatte
man nichts von ihr erfahren; indeß behan delte er sie,
als wenn er ihretwegen nicht
zu erröthen brauchte, und ob sie gleich jetzt,
auf Lady Fitzwaltera Befehl,
rons uneheliche
Tochter
als des Bm
bekannt gemacht
wurde, so begleitete sie doch,
so oft sie er
schien, dieselbe Achtung
aufmerksame
Zuneigung wie sonst.
und
Oie Baronesse
achtete alles, waS oorging,
beob
besaß aber zu
viel Detstellungskunst, um den Eindruck zu
zeigen,
den es auf sie machte.
Sie setzte
ihre gewöhnliche Aufführung fort,
und ob
ihr Betragen gleich kein Lob verdiente, entging
es
doch
wenigstens
so
einem lauten
Tadel-,
Dec Darön war beinah seit einem Jah re todt > als Augustin, bei einem seiner ge»
wohnlichen Motgenbesuche, laut im Vorsaale sprechen
die Baronesse
hörte-
Wie
er
hineintrat, fand er Elsen, Margarethen und
Isabellen bei ihr,
die sie mit Bitterkeit we
gen Ungehorsam ihrer Befehle ausscholt, da sie die Kinder, ganz ihrem Millen entgegen,
in einer
dec
Gallerien in traulicher Umar
mung gefunden hatte. Else ward aageklagt.
daß sie dergleichen Zusammenkünfte beföe-
dece, welche, wie eine von Lady FitzwalterS Frauen behauptete, oft zu geschehen pflegten;
denn Isabelle ergriff jede Gelegenheit,
um
entschlüpfen,
und
ihren Aufseherinnen zu
gewiß immer in Margarethens Zirn»
ward
mer gefunden.
digung ;
Else läugnete diese Beschul
aber
bekannte
wenn Zusammenkünfte
statt gefunden hatten,
daß,
ihr Zuthun
sie sich nicht bemüht
die gegenseitige Zärtlichkeit der Kin
habe,
der zurück zu halten,
Handlung
haben. te ;
aufrichtig,
ohne
als
indem sie eine solche
sündlich
würde
betrachtet
Oie Baronesse antwortete mit Här
und ohne zu bedenken,
was sie sich
selbst schuldig sey, sank sie so tief herab, ant
verschiedene
bittre
Ausdrücke zu brauchen-
welche sie selbst mehr, als den Gegenstand-
gegen den sie gerichtet waren, herabsetzten.
Else
ward
hart
auSgescholten,
Isabelle
wiederholt geschlagen, und Margarethe be droht und Da start genannt.
In
diesem
Augenblicke trat der Mönch ins Zimmer«
Elsens
Elsens Wangen waren mit einer Rothe des
Unwillens bedeckt, den sie ungewohnt war zu
fühlen , den sie sich aber mit aller Anstren gung zu unterdrücken
bestrebte.
Margaret
the, durch der DaronesieHeftigkeit in Furcht
gesetzt,
hatte
sich dichter an die gute Frau
angeschlossen, und bemühte sich, ihre Thrä
nen zurück zu halten,
während im Gegen
theil die kleine Isabelle, wederSchläge noch Drohungen achtend,
entschlossen
schien, den Zorn ihrer Mutter,
seyn
zu
durch ihre
Achtlosigkeit darauf, noch zu erhöhen. «Es schmerzt mich, Uneinigkeit zu hören,» indem ec eintrat.
die sagte
Stimme der
dec
Pater,
«Oec Himmel stehe uns
allen bei, vergebe dem Beleidiger, und leite
den Beleidigten.»
Oie Baronesse schien diese Worte auf" sich zu beziehn, und darüber unwillig; lein Isabelle lief auf den Mönch - zu,
al
und
sagte:
« Ich bitte euch, theurer Vater, mir zu
erklären, was ein Bastart heißt. Ich weiß,
3
i3o daß es nichts Böses bedeutet, weil Marga rethe ein Bastart ist;
sey es,
allein
es sey, da ste meine Schwester ist,
was
will ich
dasselbe seyn.» Oie Ergebung, welche
gewöhnlich
drückten,
und
Demuth,
Paters Züge aus
wichen auf einen Augenblick dec
tiefen Nöthe Gestalt
Ruhe
des
des
Zorns;
seine
richtete stch empor,
und fein Auge
glänzte mit einer Lebhaftigkeit welche die Baronesse
mit
und Wuth,
dem Gefühle be
wußter Unwürdigkeit erfüllten.;
so schnell unterdrückte
er
gebeugte
allein eben
diese Bewegung
wieder,
sprach sanft ein kurzes Gebet aus,
Und sich
freundlich zu Isabellen wendend,
sagte er:
«Bastart, mein liebeS Kind, ist
ein Name, welchen fühllose und engherzige
Seelen
einem Kinde beilegen,
das nicht
wegen seiner eignen, sondern der Verirrun
gen seiner Eltern wegen,
legt ist. von
mit
Schande be
Margarethe kann keine Schande
ihren
Eltern
erben,
daher
kann
x3i dieser Name auch nichik auf sie- angewendet
werden.» «Nicht auf sie angewendet werden?"
wiederholte Lady Fitzwalter.
gut seyn, Pater,
wenn
«Es
würde
ihr mehr Zeit auf
die Pflichten eures Standes wendetet,
und
euch weniger Mühe gäbet, Ideen zu nähren,
die nur mit getäuschter Hoffnung und Reue endigen können.»
«Reue und getäuschte Hoffnung sind die Gefährten der Sünde, Lady.
Ach? ich ha
be sie hart empfunden.
Himmel
schütze
die
Oer
be
Kinder meines edlen Freundes
vor der Ursache, so werden sie nie die Wir, kung empfinden.»
«Meine Handlungen und ihre Grün
de," erwiederte Lady Fitzwalter, mit einem boshaften Blick auf den Pater, «liegen dec Welt offen; ich brauche keinen Vorwand zu
ihrer Verhüllung,
und will mir dcther von
keinem Priester in der Welt
lassen. »
vorschreiben
« Oie Handlungen Aller, »
sagte Au
gustin, «sind den Augen des Himmels sicht
bar, ob sie gleich vor den Menschen verbor gen seyn können, und der Schleier des
trugS wird zu seiner Zeit enthüllt werden.
Vorzuschreiben ziemt einem Diener der Kin che nicht, auch stimmt eS weder mit meinem Willen,
noch
meiner
Neigung
überein;
doch die Wahrheit und Unschuld zu verthei
digen, gehört nicht allein als Priester, son
dern auch als Mensch unter meine Rechte.
Indeß habe ich in dieser Unterhaltung ohne meinen Willen beleidigt, indem ich eine ein
fache Antwort
auf JsabellenS Frage gab,
und mir nicht denken
konnte ,
daß
irgend
Jemand einen schimpflichen Noamen der äl testen
Tochter
des edlen Fitzwalters beile
gen könnte.»
-Dieser Titel kann ihr nicht bestritten
werden,»
antwortete sie;
doch gewiß ein
Unterschied
»allein es muß zwischen
seiner
rechtmäßigen und seiner natürlichen Tochter
gemacht werden.»
i3J er
er
« St. Maria!»»
wiederholte
der Pa
ter, in kaum vernehmbaren Tönen. «Doch
ich elender Sünder, was ist das Kloster St.
Maria für mich? — Barmherziger fuhr er fort,
indem
gen Himmel erhob,
Gott!
er Augen und Hände
nimm meine Reue an.
vereis) meine mannigfaltigen Vergehungen, und enfff'5 ni 1 m! »
9t ie erinnerte sich Margarethe, den Tßai ter so [lerocqe gesehen £u
Che
haben.
sie
noch dieIahre erreicht hatte, wo sie überle gen and beobachten konnte, war sein wahn
sinniger Schmer; in Leiden der Seele übergeaangen, ohne sich, ausser seiner abgeharmund der tiefen,
reu "Gestalt,
über ihn ver-
breiteten Schwermuth, durch äussere Zeichen zu erkennen zu geben.
«Euch entlassen, Vater? » wiederholte Marnarethe. «Gewiß, ihr meint nicht durch den Tod;
selbe
in diesem Falle bittet, daß der
Streich
auch
mich und Elsen
Denn wenn wir euch
verlieren,
treffe.
so haben
wir keinen Freund auf der Welt mehr-» Margarethens ausdrucksvolles Betragen',
die Thränen,
riefen
welche
den Pater
ihre Augen
sogleich
zur
füllten,
Besinnung
zurück. Mein
«Mein geliebtes Kind! r» antwortete er, «vergieb mir, der Wunsch war in dec That
allein er war unwillkührlich.
sündlich,
Es
giebt Gefühle, Margarethe, die der Lod al«
lein vernichten kann;
und ohngeachtet die
ser grauen Haare, welche meine Schlafe zu
beschatten anfangen,
und des heiligen Be
rufs, den ich erwählt habe, so zerreissen doch
selbst
noch
Herz.
—
jetzt
einige
von
Bedauere mich
ihnen mein
daher,
mein
Kind! Ich bemühe mich, recht zu handeln, doch ach!
ich bleibe immer Mensch,
kann nicht
vergessen,
was
und
vormals
das
Glück meines Lebens auSmachte.» «Vater?»
versetzte Margarethe,
«ihr
wäret der geliebteste Freund meiner Eltern;
O!
seht
mich
als
eure Tochter an.
Ich
würde, wo möglich, jeden Schmerz von ih
rem Herzen entfernt haben,
wenn
sie mir
der Himmel erhalten hätte; allein da er sie
mir entriß, nehmt die Pflichten an,
die ich
euch darbiete, und erspart mir den Schmerz, I.
M
17»
euer Gemüth so vom Kummer gebeugt zu sehen.»
Wahrend Margarethe sprach, kniete sie vor ihm nieder,
Armen erhob,
wo sie Augustin in seinen
ihr wiederholt seinen Segen
gab, und endlich erwiederte: «O Margarethe! ge, deine Lugenden
deine ungewisse La
und
schutzlose Jugend
verlangen meine ganze Thätigkeit,
und je
der eigennützige Gedanke soll
verschwinden.'
Du bist jetzt siebenzehn Jahr,
und dec ent
muß nun
bald gethan
scheidende
Schritt
werden, der dich entweder zu Rang und Eh
re erhebt,
oder
dich verurtheilt auf deine
Lebenszeit zu bleiben, wie du jetzt bist.
Im
ersten Fall empfange das Gute, wie es dir geziemt,
im
zweiten
erwäge,
daß
Aufenthalt hier nur vergänglich
unser
und bald
vorüber ist.» « Vater! »
erwiederte
Margarethe,
« waB ihr für recht haltet, will- ich mich be
mühen zu thun;
allein,
dem entscheidenden Schritt
wenn ihr unter etwas
versteht,
was Isabellen Nachtheil Bringen könnte, so beschwöre ich euch auf meinen Knien,
ihn auf,
ich wollte eher mein Le
denn
ben hingeben,
gebt
als ihr die kleinste Unruhs
machen. » « JsabellenS Ruhe und Zufriedenheit ist mir so theuer, wie dir selbst,- und sie müßte sich denn sehr geändert haben, oder ich hal
te sie für zu edel, als daß sie von dem Ge
danken ,
ihres'Vaters Vermögen mit einer
ältern. Schwester
zu
theilen,
beunruhigt
werden sollte. Allein im Fall, daß uns so
gar diese Hoffnung täuschte,
so
erinnere
dich, was du dir selbst, der Ehre deines Va
ters,
bist.
und besonders deiner Mutter schuldig sie rufen dir aus
—Margarethe!
ihren Gräbern zu, dein Recht zu behaupten^ und der Welt zu Zeigen,
was sie waren.
In dieser Kapelle, vor diesem eingefallenen
Altare,
sprachen sie sechs Tage vor ihrer
Abreise nach Deutschland ihre gegenseitigen
Gelübde aus. Oec Priester, welcher sie ver band, war ein Benedictiner, und ging bald
M 3
i8o darauf zu einer Mission nach Indien;
seit
dem haben wir nichts wieder von
ihm
er*
fahren können.
die
bei
Else und David,
dec heiligen Handlung gegenwärtig waren,
sind unsers einzigen Zeugen,
denn der selt
same Verlust von deines Vaters Testament,
und mit ihm das Bekenntniß deiner Mutter,
hat uns aller andern beraubt.» « (Sine Gopie dieses Bekenntnisses blieb auch in den Händen eines Mönchs in Bre
men; allein, als wenn sich alles gegen das Recht verschworen hatte, so aing dieser von
da weg, und nachdem wir Jahre lang ihm
nachgespürt hatten,
erfuhren wir,
erst vor zwei Jahren,
daß er
auf einer Dieise ins
heilige Land, gestorben ist. Was aus seinen Papieren geworden, haben wir nicht erfahren
können.
Du
wirst dich vielleicht wundern,
wie ich, in der Einsamkeit meiner Celle be
graben, so viel erfahren konnte; allein wisse,
Margarethe,
daß,
ob
ich gleich unthätig
schien, doch keine Vorsicht von mir vernach lässigt worden ist. Nach dem Verlust deines
i8i theuren DnterS fürchtete ich, daß em andrer
plötzlicher
uns
Tod
der Zeugen berauben
könnte, und nahm nicht allein Elfen,
dern auch
David
wegen
jedes
son
einzelnen
Theiles der Begebenheit einen Schwur ab;
diese verwahrte ich
bei
den Franziskanern
in Berwik, und erhielt durch ihre Dermitte/
hing
die
eben
mitgetheilten Nachrichten.
Ich übergab diesen gleichfalls mein
Zeugniß:
ment und dessen Inhalt wisse, im Fall meines Todes, sparen,
eignes
daß ich von des Barons Testa
um»
keine
und bat ste,
Mühe
zu
—
Das Geräusch,
welches der Fall eines
Steins in der Nähe machte, unterbrach den Pater im Sprechen ;
allein da alles wieder
stille war, erwiederte Margarethe: «Mein theurer Vater,
verzeiht meiner
Unerfahrenheit! — Ich bin überzeugt, daß
ihr euer Bestes gethan habt, aber gewiß hätte die Ehre meiner
Mutter
schon
längst ge
rettet werden sollen. >»
-Aber wie war das auszuführen, Mar-
I8a So lange d^in Großvater lebte^
garethe?
erhielt kindliche Pflicht, und das Verlangen deiner sterbenden Mutter selbst, deinen Va-
t#c Lei seinem Schweigen. rons
Nach
des Ba
wünschte er die Täuschung so
Tode
lange fortzusetzen, bis er durch Sparsamkeit sein Erbtheil frey gemacht
und
liebten Kinde ein Vermögen,
seinem gex
daö der
äl
testen Tochter des Hauses Fitzwalters wärbig sey,
hinterlassen konnte.
Dieser
Plan
war einigermaßen, obgleich nicht völlig zur Zeit seines Todes ausgeführt, Fälle,
wo auf alle
ohne die Verrätherei, die mit dem
Testament vorgegangen,
die Wahrheit ent
hüllt worden wäre.»
«Wenn es verheimlicht ward, aus Furcht, daß meine Ansprüche Isabellen Abbruch thun
würden, »
erwiederte Margarethe ,
« wie
wenig kannten dann die, welche es thaten,
mein Herz!
Nie empfand ich noch ein an
dres Gefühl gegen sie, als die aufrichtigste Zuneigung. — Ja, Vater, ich bin zufrieden,
alle Rechte,
ausser des Baron Fitzwalters
i83 rechtmässige Tochter zu seyn,
aufzugeben;
und diesen Namen, da ich nun mein Recht
dazu kenne,
soll mir selbst der Tod nicht
vergessend machen. Oie seligen Geister mei ner Eltern, wie ihr mit Recht sagt, fordern
von mir,
das reine Leben meiner Mutter
und die Ehre meines Vaters machen.
—
O!
bekannt
zu
indem ste
fuhr sie fort^
die
sich vor dem Altar niederwarf,
und
Marmor - Stufen
gelobten
ste stch Treue
küßte,
und erhielten
chen Seegen ,
hier
den priesterli
und hier ruft ihre Tochter
die Heiligen um Beistand an, ihren Ruf zu reinigen
und ste der Welt unbesteckt dar
zustellen. » «Mein
theures
Kind!»
sagte Else,
«wir haben gegen reiche und mächtige Feim de zu kämpfen;
und
geheirathet hat,
da der Baron
vor
mit Edithe Mountford
seiner Vermählung
so fürchte ich,
daß ihres
Vaters letzteren Willen gemäß, das Verm'ö,
gen größtenteils in
wird.»
ihrer Gewalt bleiben
«Mag es bleiben,»»
erwiederte Mar«
« so war doch meine Mutter kein
garethe,
sittenloses Weib,
wie ich sie einst von dec
grausamen Baronesse nennen hörte. —- Ich bin kein Bastact, Else!
—
O Vater! ob
ich
es
in
meinem Herzen verbarg,
wie
tief habe ich
diese Schmähungen em
gleich
Wie
pfunden !
Verachtung können.
mit
es
jetzt
glaube ich
steht,
Verachtung erwiedern zu
Laßt sie alles nehmen,
mich dem
Mangel, dec Armuth Preiß geben, so wird mich
doch
immer daS Bewußtsein von der
Ehre meiner Eltern unterstützen.»»
«Ich wiederhole aufs neue, Margare the,
daß Vorsicht uns noch einige Zeit lei
ten muß.
Sie
sind
erst
in
vier Jahren
mündig, bis dahin kann Lady Launcy ohne Zweifel ein Recht über
sie
fordern.
Diese
lleberlegung hat ^nir Jahre lang Schweigen
auferlegt.» Nach
einigen andern Gesprächen erin
nerte sie die Dunkelheit dec Nacht,
welche
die Kapelle zu überschatten anfing,
sich zu
der Pater Bereitete sie bis an
trennen;
wo sie ihm gute Nacht
das Schloßthor,
wünschten. und
Als Margarethe fanden
sie
Else
eintraten,
Launey, in seinem Mantel ge
hüllt, im DorhauS. '«Sie wandeln spät, schönes Mädchen!»» sagte er zu Margarethen.
«Fürchten
sie
nichts auf diesen einsamen Pfaden?» «Unser Weg war von einer Art,
die
alle Furcht ausschließt,» erwiederte Else. —
«Der Abend war schön,
und
wir gingen
nach der alten Kapelle. « Es wohnt ein guter Pater da, ich höre,-
antwortete Launcy,
wie
indem ec
Margarethen forschend anblickte. « Sie
wortete
hörten
die
Wahrheit, *
ant
Else.
«Ich bitte sie um die Ehre ihrer Ge genwart beim Abendessen,»
«die Tafel wenn
hat
keine
sagte Launcy;
kein Vergnügen für mich,
Dame
dabei
den
Vorsitz
« Es thut mir leidi» garethe
antwortete Mar
«Ich bin nicht gewohnt, eit
kalt.
nen Platz im Saal einzunehmen, wenn La dy Launcy hier ist,
und muß mir die Ein
ladung eines Fremden verbitten.» «Diese Bedenklichkeit ist zu weit getrie
ben, »
erwiederte
er.
« Es
gerecht
seyn, mich
zu
strafen,
dy Launcy ihre Vorzüge
weiß.
des
Sie
sind
Schlosses
cken ;
lassen ste
schätzen
um den
Fitzwalter
un
wenn La
nicht zu
gemacht,
von
würde
zu
Saal
schmü
mich so glücklich seyn, ste
da einzusühren.» Indem er sprach, wollte er ihre Hand
ergreifen, doch zurückweichend sagte ste: — «Sie — woher haben Sie das Rechts mich da einzuführen? » *
«Ich begehre kein Recht zu haben,» er« wisderte Launcy;
«ich bat nur
um
eine
Gunst, die mich geehrt haben würde, wenn ste ste gewährten.» «Ich bedaure, daß ste verlangen, was ich versagen muß.
—
Gute Nacht.'»
Mit diesen Worten verließ sie mit Elsen
die Halle, und ging nach ihrem Zimmer. Was in der Kapelle vorgegangen war, beschäftigte
Margarethens, ganze Seele;
ouch wurde sie sobald
nicht müde, danon
zu sprechen. Denn ob sie gleich immer aus
ElsenS und des Paters Gesprächen, von dec gesetzlichen Verbindung ihrer Eltern über
zeugt war, so besaß sie doch nun eine bestiinmte
Gewißheit,
selbst
von Zeit und
Oct, und wußte die Gründe, warum sie so
lange geheim gehalten wurde.
Von einem
Gespräch über ihre Eltern kam sie auf den Pater.
theure
« Meine
Else ! »
sagte
ste,
« meine Zufriedenheit mit dieser Nacht wird
durch die sichtliche Unruhe unsres Freundes sehr gestört.
einem
Ich bin gewiß,
schweren
Kummer
wollte der Himmel, freien könnte!
daß er von
gedrückt wird;
daß ich ihn davon be
Habt ihr nicht seine heftige
Bewegung bey Erwähnung des St. Mari
en Klosters bemerkt? »
i85 «Ich hab' es!» erwiederte Elfe. «Ohn-
geachtet seiner ausserordentlichen
und grauen Haare,
den Anschein des Alters,-, the.
Magerkeit
hat, ec doch noch nicht
sagte Margare-
«Verzeiht mir, Else; allein ich konnte
mich in der That nicht der Vermuthung er
wehren ,
daß eine vormalige Geliebte von
ihm, in jenem Kloster wohne.» «Ihr muthmaßet vielleicht wahr,» ant
wortete Else.
«Er ist, glaub ich, jetzt nicht
über fünfzig;
allein daö
wenige, was ich
von ihm weiß, darf ich, weil er es verbirgt, nicht bekannt mrrchen.» — «Ich wollte keine Neugierde zeigen,»
sagte Margarethe, «ob ich gleich offenherzig gestehe,
daß sie öfters durch das, was ich
zufällig hörte,
erregt
Vater liebte ihn,
worden ist.
Mein
und ihr schätzt ihn hoch,
ich bin also überzeugt,
daß ec ein
guter
Mann ist, und alle andre Nachrichten stnd überflüssig.»
Aehnliche Gespräche füllten die Stun*
-en aus,
bis
Margarethe und
Else zur
Ruhe gingen.
Sechszehntes Kapitel. Am felgenden Morgen, als Pater Augustin nach dem Morgen-Gebet am Eingänge feix
ner Celle saß, sah er einen Mann, der, seif
oem Aeußern nach.,
vom
Rang
zu
sein
schien, auf sich zu kommen. -Guten Tag, Vater!» sagte er. «Mein
Rame ist Launcy. Ich komme, um euch uni Rath und Beistand zu bitten, den ihr micj
wie ich hoffe, nicht versagen werdet.»
«Mein Rath und Beistand
ist in al«
len guten Fällen zu ihrem Befehl,» erwie derte Augustin
gelassen;
«ob
ich
gleich
nicht errathen kann, wie der Rath und Bei
stand eines armen Franziseaners dem Soh
ne des Lord Launcy nützlich seyn könnte.» «In diesem Falle, Vater, kann er vom
-en aus,
bis
Margarethe und
Else zur
Ruhe gingen.
Sechszehntes Kapitel. Am felgenden Morgen, als Pater Augustin nach dem Morgen-Gebet am Eingänge feix
ner Celle saß, sah er einen Mann, der, seif
oem Aeußern nach.,
vom
Rang
zu
sein
schien, auf sich zu kommen. -Guten Tag, Vater!» sagte er. «Mein
Rame ist Launcy. Ich komme, um euch uni Rath und Beistand zu bitten, den ihr micj
wie ich hoffe, nicht versagen werdet.»
«Mein Rath und Beistand
ist in al«
len guten Fällen zu ihrem Befehl,» erwie derte Augustin
gelassen;
«ob
ich
gleich
nicht errathen kann, wie der Rath und Bei
stand eines armen Franziseaners dem Soh
ne des Lord Launcy nützlich seyn könnte.» «In diesem Falle, Vater, kann er vom
JQO
höchsten Nutzen seyn.; stände
vermeiden,
»Md um
litte*
muß ich euch zuerst
sagen, daß ich Margarethe Fitzwalter liebe,
uni? entschlossen bin»
sie^ zu meiner .^uf
zu machen, r, —
«Zu ihrer Draut?
der Pater.
unterbrach
ihn
«Ich glaubte, sie wären einan
der unbekannt,
sie sahen sie gestern zum
ersten male.» «Wenn ich dies auch zugebe, Vater? ist
sie nicht gemacht, um auf den ersten Anblick geliebt zu werden? » «Oer äussenr Form nach,
wahr seyn;
kann
es
allein, sind sie überzeugt, daß
ihre Seelen üboreinstjmmen werden?
sind
sie von ihrer Einwilligung in ihre Wünsche
versichert? » «Nein, Vater! allein .euef Einfluß wird die gewünschte Wirkung haben. .Jedermann
kennt die Achtung,
die
sie
gegen .eure
Meinung hegt.»
«Ueber diesen Gegenstand würde ich mich weigern, ste ?u geben,» antwortete der
Pater,
«vorzüglich
fTe dadurch be
wenn
denn die Ehe sollte md>r,
stimmt würde;
wie jede andere Begebenheit im Leben, frei und unbefangen seyn. Auch ist ihre Neigung
für sie noch so jung, daß sie leicht überwun den werden kann/ Denn eS ist gewiß nicht schwer, zu vergessen, was man nur Momen
te lang gekannt hat.»»
«Ich wünsche nicht, ste zu vergessen,» erwiederte Launcy,
will mich auch
« und
nicht darum bemühen. »
«Nach ihrem Gefallen.
Ich bin nichL
bevollmächtiget', für Margarethen worten ;
ihr nicht gestatten wird, sich
ihres Gemüths
zu heimlichen Vorschlägen sen.
—
zu ant
allein ich weiß, daß die Reinheit herab zu
las
Ist Lord und Lady Lquncy von
ihrer Neigung benachrichtigt?
billigen
ste
ihren Antrag?»
»«Es
ist
noch
nicht
möglich gewesen,
sie» um ihre Einwilligung zu fragen ;
wäre dies auch nicht,
Vater!
doch
bin ich die
i9»
einzige
Person, welche
Geheimnisse
vor Lord und Lady Launcy hat?,» «Das weiß ich nicht, und kümmere Michnicht darum, »
einigem
antwortete der Pater «die Bande des
Stolz ;
und der -Pflicht
fordern
mit
Bluts
diese Achtung von
ihnen, die andere nicht nöthig haben.»»
«Vater! »
Fitzwalters
vorstellen wollt;
kein
Ich weiß,
Margarethen
Zukunft
Baron
«rlaßt unS
sagte Launcy,
einander verstehen.
Welt als deH
der
gesetzmäßige
allein,
eigennütziger
daß ihr in
Wcunv
Im Gegentheil haben
Tochter
auf meine
Ehre,
beherscht tnich^
beide.,
mein Vater
und Lady Launcy, beschlossen, mir ihre Ein
willigung
zu
einer Vermählung mit Isa
bellen, als der einzigen Erbin von FitzwaK
ter, zu ,geben. Ich baue demohngeachtet auf meines
Vaters
Zärtlichkeit;
und
Margarethe einmal meine Gattin ist,
ches
mit ihrer Einwilligung
Beistand bald geschehen kaun,
und
wenn wel
eurem
so wird e«
sein
ig3
ftin Interesse, und
seine Ehre
erfordern,
seinen-Einfluß beim König anzuwenden, um
ihr Recht als
Miterbin
verstorbenen
des
Barons anerkennen zu lassen.»
« Junger Mann!»
antwortete Augustins
»sollte Margarethe ihre
Ansprüche
durch
irgend ein niedriges Mittel geltend zu ma chen suchen^
würde ich.selbst ihr Recht
so
auf einen solchen Vater, alö Fitzwalter, be zweifeln.
Sie sagen, daß ste bei ihrer Ehre
keine .eigennützige Abstcht bei dieser Derbin» düng hätte«, ;
-aber soll ich
nicht an
der
Ehre eines Mannes zweifeln, , der. in dem
Schleier der Rächt die Arglosen beschleicht, und mit einer Niedrigkeit, Geüiüthec verachten,
welche
ihnen ihre
redliche
Geheim
nisse entreißt? »
«Pater!»
erwiederte
«ihr vergaßt euch
selbst;
euer Gewand schützt,
erinnern,
was ihr
Launcy
hitzig,
ob
gleich
euch
so sollt ihr euch doch
meinem Stande schul
dig seyd. »
T.
«Weil ste ihn selbst ertvähneN, so roeiy R
r-S4 de ich ihn so leicht nicht vergessen , »
ant
wortete Augustin. «Mein Gewand, wie ste mit Recht sagen, beschützt mich;
auch
ist
dieses nicht das erstemal, wo es, nebst den
heiligen Gelübden,
die
mich ewig binden
sollen, andere beschützt hat.
—
Don
Iu-
gend und Glück erhoben, irren ste stch, junger Mann, wenn ste glauben,
deln zu können;
wenn
den ste verachten,
überschreiten,
ungestraft han
alle gute Menschen wer
die Gränzen
ste
welche die einzigen Stützen
der Gesellschaft stnd.
Durch die verächtli
Niedrigkeit
Lauschens haben ste
che
Margarethens
lein,
des
Geheimnisse
würde es
Erfahren.
Al
nicht edler gewesen seyn,
wenn ste ihren Antrag vorher gemacht hüt/
ten?
Würde
das
ihre
Uneigennützigkeit
nicht deutlicher gezeigt haben? den
stch
Dank ,
dann
und
ein
unser
Sie wür
Recht. auf Vertrauen
unsern
erworben
haben. » « Und woher wißt ihr, daß ich lauschte, Pater?»
sagte Launcy.
ig5
haben,
«Well sie Nachricht obn-fc-em
was sie auf keine andere Welse wissen kön
—
nen.
Gehen sie, junger Mann, lernen
sie, ich wiederhole es, sich- selbst achten, und
andere
werden
—
ben.
dann Achtung für sie ha
Oder sollten sie sich je wieder zu
einer niedrigen Handlung herablassen,
vergessen
sie
sagte
nicht ,
Federn vom Hut zu
die
er
so
ironisch, dieser
nehmen.
Schmuck ist ohne Zweifel bestimmt, sie von dem Pöbel auszuzeichnen, tinfr ihren Stand
und ihre Ehre änzudeuten. Bei solchen Un
ternehmungen sind sie überflüssig, nen oft zur Entdeckung;
diese Feder,
welche
und die
wie zum Beweis
ich diesen Morgen rm
Chor der Kapelle sand,
und die den ihri
gen gleicht.»
Launcy schwieg. Nach einer Pause fuhr Pater Augustin
fort.
'«Glauben sie mir,
ich
bin
keines
Menschen Feind,
also auch nicht der ihri
ge.
will
—
Vorleben,
Treulich
ich
Margarethen
was sie gesagt haben; allein we-
N 2
ig6
dec meine Worte noch Handlungen ihren Entschluß bestimmen.
sollen
Ansprü
Jhxe
che überlaß ich -em Himmel,
der sie von
ihrer Wiege an beschützt hat,
und
nicht,
daß
zweifle
sein mächtiger Arm sie in die
Lage setzen wird,
die ihrer Glückseligkeit
am dienlichsten ist.» «Bei
meiner
Seele,
QSofecL»
sagte
Launcy, «ich kam nicht absichtlich mit dem
Vorsatz, den ihr mir zuschreibt.. Meine Neu gierde war durch das, was ich von euch Hör te, erregt ;
und da mir auch gesagt ward,
daß Margarethe diesen Weg gegangen sey, so kam ich, um ste. zu suchen.
Bei meinem
Eintritt in die Kapelle fesselte euer Gespräch
meine Aufmerksamkeit,
und ich Höste pu-
willkuhclich zu.»
«Sie werden mic verzeihen,
wenn ich
nicht länger über diesen Gegenstand spre che, » letzt
antwortete der Pater
Beschäftigungen,
die
«'ich habe
allen
andern
vorgehen. » Mit diesen Worten machte.er eine leichte
Verbeugung,
und
ging
nach der Kapelle,
wahrend Launcy, unmuthig über den schlech
ten Erfolg feiner Anträge, nach dem Schloß zurück kehrte.
Pläne
Mit Entwerfung zukünftiger
brachte er die noch übrige Zeit des
Tages auf seinem Zimmer-zu;
doch merkte
er sorgfältig auf alles, was vorging.
Gogen Abend nahmen Margarethe un$ Elfe, wezit entfernt, etwas von Launcys Ent^
deckungrn zu muthmaßen; ihten gewähnln
chrn Weg nach.- der Kapelle, wo sie den Pa
ter und David im ernsten -Gesvtach fanden. Oer Vater erzählte ihnen aufrichtig alles,
was zwischen ihm und Richard war,
ob
enthielt,
und
vorgefallen
er sich aller Bemerkungen
wohl
die Antwort Margarethen
gänzlich überließ." Mit gefesselter Aufmerksamkeit schwieg
sie, dis ec gesndet harte» wo sie mit erröthe-
ten Wangen erwiederte:
«Um 'ditf eure sonderbare
geordnet zu antworten,
muß
Erzählung ich
bei
der
Neig^vg anfangen, die, wie ihr sagt» Launl-
ig8 o? füc mich Zu
empfinden
glaube, ihr nanntet es Liebe,
vprgiobt.
Ich
Vater!
In
diesem Falle habe ich eine sehr frcigtr Mei
nung von
dieser Leidenschaft
glaubte, sie sey
gehegt.
Ich
Freundschaft und Achtung,
m dec höchsten Bedeutung der Worte; lein ich finde eS zetzL anders.
und
Freundschaft
Achtung
al
Denn welche kann
Launry
nach, einer so kurzen Bekanntschaft für mich
haben? Di,e Liebe, welche ich für euch, für
Elsen, meine Isabelle und den ehrlichen Da« vid empfinde, ist mit den Jahren ausgewach
sen, und gleich einem Baume, dessen starke
Wurzel unbeweglich steht, mutz erst derDoden, der sie nährt, zersprengt werden,
sie
vernichtet
oder entfernt werden
Dies allein ist die Liebe,
ehe kann.
die ich dafür hal
te» und mit der mich, wie ich überzeugt bin, ryeine Freunde liehen. Ich will daher nichts
von jener seltsamen- plötzlichen Neigung hö ren, die so schnell wie eine Frühlingsblume
entsteht, hin welkt.
und ohne Zweifel eben sobald dar
Ich liebe weder den Lord Laun-
ey noch feinen Sohn, Und es thut mir keid, wenn der letztere in meiner Abwesenheit an
mich denken sollte.» Margarethens
überzeugten
nichts
ihre
Worte
hoffen habe.
Betragen
und
Freunde,
daß
Augustin
Launcy
erwieder
te daher:
«Da ste völlig
entschieden
Angelegenheit zu seyn scheinen, auch
ohne Rückhalt meine
gen.
—
bey
dieser
so will ich
Meinung
Hb ich gleich nicht zweiste,
sa
daß
Launcy stch unsrer Sache thätig annehmen lyürde,
so bekenne ich doch,
olles dem Rechte
daß ich lieber
und der Gerechtigkeit zu
danken haben möchte, als mich einer so de»
müthigenden
Verbindlichkeit
zu
unterwer
fen, für die sie, wie ich glaube, viel zu they^
er bezahlt hätten, wenn ste ihre Hand ohne die entschiedene Beistimmung ihres Herzens
verjchenckten! » Oer Pater fuhr dann fort ihnen zu sa
gen, daß ec keine Zeit versäumen wolle, um Margarethens
Ansprüche
geltend zu mac
chen, und wenn er Widerstand fände,
sie
vor dem »Thron bringen , und von Heinrich dem Subenden perfönfirf) Schutz und Gerechngk-st
für die Tochter seines Freundes
Fitzwaiter.verlangen würde.
Als Margarethe und
Rückwege
durch
einen
Elfe
auf dem
kleinen Wald gin
gen, begegnete ihnen Launcy, in augenschein
liches Nachdenken vertieft;
bei
ihrer An
näherung riß er sich indeß aus seinen Träumereyen,
und
sagte,
indem er auf sie
zu kam:
«Das Glück ist mir diesen Abend gün
stig ; wollen sie mir ertauben, sie nach Hause begleiten zu dürfen? »
Margarethe machte eine kalte Verbeu gung ,
doch ohne etwas zu sagen.
«Oer Pater ist ein glücklicher Mann,» fuhr er fort,
indem
er fernen
Platz an
Margarethens Seite nahm, «daß er Schön
HLlk und Äugend bewegen kann, den Schreck nissen, welche, wie man sagt, seineKZohnung umgelTen, Trotz zu beeren, und sich den Dün
sten der Nachtluft'äu^zufetzen. » seiner
«Von
nicht
Glückseligkeit
kann ich
erwtederte Margarethe;
urtheilen,»
«allein, wenn Glückseligkeit, wke man und zu
der Lohn der Tugend
glauben gelehrt hat,
ist, so muß er sie ohne Zweifel besitzen.» «Ich habe unglücklicher Meise nicht sei
ne- Gunst.
Ach
fragte
ihn diesen Morgen
wegen einer Sache, die meinem Herzen sehr
nahe liegt, um Rach;
allein er hörte mich
üntvifiig an. »J
« Lassen sie sich dann rathen, es aufzu
geben, »
erwiederte Margarethe; «ich sand
sein Urtheil noch nie irrig.» «Dieser Rath -st leichter gegeben,
angenommen,» überzeugt,
bezieht,
sie
und
antwortete er.
«Ich
als bin
wissen nicht, worauf er sich
ob
ich gleich' unglücklich in
meinem Anliegen bei ihm wat, so schmeich-
le ich mir -och, von ihnen geduldig ange hört zu werden. *
«Ich weiß nicht, wie ich bei etwas, dach sie betrifft Antheil haben könnte,»
-erte Margarethe; -
sagte er endlich;
«eure ganze Erscheinung, eure Reden, eure
Botschaft, eure Kenntniß von Dingen,' die
so wenigen bekannt sind,
setzt mich in Er
staunen. Doch ich bin durch unlaugbare Be weise überzeugt, seyd,
daß
ihr
kein
Maria gewiß gesendet hat;
i.
Betrüger
und daß euch die Aebtissin von St. P
indeß
hege
daß ihr das seyd,
was
Verbirgt
ländliche
ich Zweifel,
scheint.
—
mir
Ehrenstellen
höchsten
ihr
die in Zukunft nach
Gewand eine Person, den
daS
des
Deutschen
Oie Züge eures Ge
Reichs streben kann?
sichts sind mir überdies, wie ich glaube, be
kannt, und ich müßte mich sehr irren, wenn ich nicht den Sohn
Grasen Hofmann
des
vor mir sehe- «
«Vater!»
antwortete
daß
«ich glaube,
Jünglinge
der
uns besser werden
wir
und daß ihr dann auch ein
kennen lernen,
richtigeres Urtheil von
Character,
meinem
als ihr von meinem Stande habt,
men werdet.
ger Herr!
—
anneh
ehrwürdi
In Wahrheit,
ich bin weder mehr, noch weni
ger, als ich scheine;
und erzogen.
ein
Bauer
geboren,
Mein Irame ist Leopold, der
ergebene Freund des braven Jünglings, für
den ihr mich irrig anfeht,
ein
demüthiger
Diener der Aebtifsin von St. Maria,
und
eben so zu euern Diensten.-» Dec Pater
seufzte.
—
* Eure Züge,»
227
«tragen
erwiederte er,
ein ^Gepräge voZi
Aufrichtigkeit, daß ich, wenn ich auch woll>
te ,
nicht streitig machen könnte.
würde dem Graf Hofmann, zu schnell urtheilte,
—
keine Schande machen,
euch Sohn zu nennen.
Plötzlichen Eindrü
nicht
cken niuß man sich dem ohngeochtet blind hingeben.
Es
wenn ich nicht
Wir wollen mehr mit ein
ander sprechen, denn ich bekenne aufrichtig, daß ich mich in einem Labyrinth von Muth maßungen verliere.-, — «Und
nicht
welche
können, Vater.'
bis
aufgelöst
ihr euch
werden
herablasset,
die Geschichte meines uninteressanten Lebens anzuhören;
daher will ich,
wenn ihr rolr
Morgen eine Stunde Ausmerksamkeit wid men wollt, euch erklären, nuc ichU wenige Kenntniß,
die ich
bekommen ha
besitze,
be ,
und auch wie es kam,
dem
Auftrage der
edlen
daß ich
Aebtissin
mit
beehrt
ward. » Gern würde dec Pater den Schlag auf
gegeben haben,
um dem Jünglinge zuzuhöP 2
22g
ren, der ein so großes Interesse bei ihm er,
regt hatte. Allein einen solchen Wunsch gegen einen müden Gast zre äussernwäre
eine
Verletzung der Gastfreundschaft gewesen, die Menschenliebe nicht
ihm
seine
hen
erlaubte;
er
zu
bezeugte daher
Dank für das angebotene Zutrauen, machte
Ecke
etwas
der
um seine
Schilf,
Hole
lag,
das
für
Glieder
müden
in
bege seinen
und einer
ihn zurecbt,
darauf
ruhen
zu lassen,
Dec Jüngling
nahm des Paters Auf
merksamkeit mit Ehrfurcht an,
und
legte
sich, nachdem er mit ihm gebetet hatte, zur
Nvhe nieder.
Neunzehntes Kapitel. 2^?ährend der ganzen Nacht, in der Leopold nicht fest schlief,
horte ec das Schilf rau
schen, auf dem der Pater lag, denn Unruhe
22g
ren, der ein so großes Interesse bei ihm er,
regt hatte. Allein einen solchen Wunsch gegen einen müden Gast zre äussernwäre
eine
Verletzung der Gastfreundschaft gewesen, die Menschenliebe nicht
ihm
seine
hen
erlaubte;
er
zu
bezeugte daher
Dank für das angebotene Zutrauen, machte
Ecke
etwas
der
um seine
Schilf,
Hole
lag,
das
für
Glieder
müden
in
bege seinen
und einer
ihn zurecbt,
darauf
ruhen
zu lassen,
Dec Jüngling
nahm des Paters Auf
merksamkeit mit Ehrfurcht an,
und
legte
sich, nachdem er mit ihm gebetet hatte, zur
Nvhe nieder.
Neunzehntes Kapitel. 2^?ährend der ganzen Nacht, in der Leopold nicht fest schlief,
horte ec das Schilf rau
schen, auf dem der Pater lag, denn Unruhe
und lleberraschung
hatten
allen
Schlum-
bis dec Tag an-
mec von ihm verscheucht,
bpach, wo er, erschöpft und durch IlachdenEen ermüdet, in einem unfreiwilligen Schlaf
ein kurzes Vergessen gpalender Erinnerungen fand.
Leopold
harte
gleichfalls
nur
wenig geruht, doch gewohnt mit der Lerche
aufzuttehen, schlich Schilflager,
er sich leise von seinem
und besorgt dey Pater aufzu
wecken, verließ er die Hole,
und wandelte
umher, die frischen Lüfte, des Morgens ein-
zuathmen. Oie Ruinen von St.Margarethe fesselten
seineAufmerksamkert. Ec lenkte seine Schrit te darauf zu,
gärige
und ging durch die Kreuze
in das Innere der Kapelle,
wo er
eine beträchtliche Zeit beschäftigt war, was ihn umgab,
zu
untersuchen.
das
Endlich
wurden seine Betrachtungen durch den Laut
sich nähernder Schritte unterbrochen, als er darauf zu eilte,
alte Oavid vor ihm,
und
stand plötzlich der der nach seiner (Ge
wohnheit hierher kam, um sich mit des Pa-
q3o
Diese
vereinen«
rers Morgengebet zu
unx
erwartete Zusammenkunft mit einem Frem« den, machte auf den guten alten Mann den lebhaftesten Eindruck;
Augen auf Leopold
rück ,
und
gend
auS:
rief
denn indem er seine
heftete,
und
erstarrt
re Heilige Jungfrau !
»
erwiederte
der
Vater,
« sind dies deine eignen Trauben, daß du so freigebig damit bist?» «Ja, Vater, ich habe sie aufgebunden.
03g Anbruch die Reben unter
seit Tages
«nd
stützt, eßt sie, sie sind in der That reif, hat
Sonnenhitze
die
diesen letzten Monat
sie
ganz Purpurn gefärbt.»
seyd
« Ihr
Weinbergs ?»
also
der
Besitzer
des
Pater
tro
entgegnete der
cken,
«Ilein; aber mein Vater ist es.»
«Und DatecS
wie
dürft
ihr
ohne
Eigenthum
wagen,
eures
seinen
Willen
einen
Augen
wegzugeben? -> Ich
fühlte
in
blick
mich
auf
Verwirrung;
Herzhaftigkeit
wöhnliche
meine
ge
überwand
sie
allein
bald. erwiederte ich,
«Vater!» gel nicht
uni
nehmen;
heit,
Luft
der
in
als
fragen
Erlaubniß,
hat
sein
seine
Sohn
Vö
«dis
Vatetr
meinen
Trauben weniger
zu
Frei
sie ? »
« Jüngling
antwortete
der Pater,
« die Vogel nehmen nur für ihren Mangel, nicht was andern fehlt.»
eigenen
2^0
« Um Vergebung, Daker ,
ich habe sie
ihre Jungen hundertmal mit den Früchten
unsers Weinbergs füttern sehn. » «Du
ker ! »
bist ein geschickter junger Logi « Oie Vö
erwiederte er lächelnd.
gel handeln den einfachen Eingebungen dec
Natur gemäs,
und
auch würden sie es
können nicht fehlen; nicht
fühlen,
wenn
sie es thäten.»
« So wünschte ich ,
wäre, Vater! ich fehle,
daß ich ein Vogel
denn ich weiß immer, wenn
es macht mich so trostlos.
seyd ein weiser Mann
und
ein
Ihr
Priester;
allein wenn ihr bis Morgen sprecht, so wür det ihr mich nicht überzeugen, denn ich füh
le jetzt nicht die geringste Unruhe;
nicht so
vict, als ich empfand, da ich das alte Pferd
zu scharf geritten hatte,
ich
einige
von
—
oder da, als
Claude Nouse'ö
Aepfeln
nahm, die über unserm Obstgarten hingen. Damals war ich über das erste so betrübt,
daß ich vor dem alten Thiere und weinte;
niederkniete,
und als mir bei den Aepfeln ein-
einfiel, fie
daß ich ein Dieb sey,
alle
wieder
todrf
ich
auf des Nachbars Grund
zurück. »
«Wo ist deine Wohnung^ mein Bube?» fragte der Pater. Ich zeigte nach unserm kleinen Hause,
das an der Seite des Berges, in einer klei-
neu Entfernung von uns, stand. «Es ist beinah Mittag,»
Pater,
sagte der
« gehst du nicht heim zum Mit»
tagsessen? » « Ich habe Trauben zum MittagüessenZ
ich brauche sobald noch nicht nach Hause
zu gehen. » «Vielleicht gehst du erst des Abends zu deiner Familie zurück,
um dann ein fröhli
ches Mahl mit ihr zu geniessen? » - Ich
habe seit meiner Mutter Tode
kein fröhliches Mahl genossen.» «Wie lange ist es,
daß du sie ver
loren hast? «
«Drei Jahr!»
K
Q
«Die Todten ruhen von
Der Geist deiner Mutter ist,
und
Ruhe;
ihrer
Arbeit.
hoffe id>,
zu
es ist fündlich, eines der t>et»
storbenen Eltern so sehr zu beklagen, daß es uns unempfindlich geg«n die Zärtlichkeit dec noch lebenden macht.»
«Ich bin gegen keines Menschen Zärt
lichkeit unempfindlich, Vater ! es liebte mich auffer meiner Mutter Niemand,
und
ich
allein
die
liebte Niemand, auffer fie. » Pater
Oer
jchalt
mich;
Sanftmuth seines Betragens
Zutrauen,
erregte mein
und da er sich gefetzt hatte, um ihm
auszuruhen,
so
ganzes Herz.
Nach einer stündlichen Unter
eröfnete
ich
mein
haltung sagte er:
«Ich werde die ganze Nacht in diesem Dorfe bleiben;
Vater
in
glaubst du, daß mich dein
seinem
Hause
schlafen
lassen
kann? » «Das kann er,» erwiederte ich, «wenn er will;
denn ihr sollt mein Bette haben,
und ich will in
der Scheune schlafen.
Al/
lein
rpohl
er
fürchte,
ich
schlagen,
wir-
et
weil
den
es
euch
Priestern
nicht
will. >»
«23ir wollen eine Probe machen,» ant wortete er;
—
zeigen. »
Weg
meine Schulter
gestützt,
Mein Vater
Hütte.
wär müde, und auf
gute Mann
Dec
ter
« komm, du sollst mir -en
er
erreichte
die
und meine Stiefmutz
fassen vor der Thüre, unter dem Schat
eines
ten
und
setzte
von
und Glauben! » habt
in
Eurer
Pater
bekannt,
ec die letzten acht-
Nieder - Sachsen
Nieder i Sachsen!
«Don
und
Bitte
her-
sey.
Aereiset
«ihr
seins
hinzu, daß
zehn Monate
Oer
Baumes.
großen
sogleich
machte
eine
euekM
Stelle ,
antwortete
Aus
Treu
mein Vater,
prächtige Reise gemacht,
Alter Vater !
dazu.
wäre
Ich,
Zeit
an mei
nes Lebens lieber in meinem Kloster hoLken geblieben.»
Des Paters Antwort war voll SanftQ 2
muth und Frömmigkeit, und zwang meinen Daker, ihn, tcoz seiner rauhen Weise,
Achtung zu behandeln;
meine
ter war noch überdies schwanger, den Pater,
mit
Stiefmut
und bat
für- ihr Wohl zu beten.
Kurz,
sie willigten ein, ihm einen Aufenthalt für die Nacht
geben; allein
zu
großen
Betrübniß
aus ,
und
den
schlief,
zu
meiner
mein Bett
strengen
Ordens gemäß,
seines
geln
er
schlug
auf
Re dem
Boden. des Abends that mein Va
Während
ter viele Fragen,
wegen den Bewohnern
und dest Sitten des Landes,
aus
dem
er
kam, und der Pater beantwortete alles mit
einer
Art,
und
so sehr von dem,
in Ausdrücken, was
die
ich
ich gewohnt roor;
unterschieden fand, daß ich ihm immer hätte
r
zuhören können.
Als
der
Pater
gierde befriediget
meines Vaters Neu
hatte,
lenkte
sich
das
Gespräch auf des guten Mannes künftige
Bestimmung.
245
Unter
-lesen
zur Hole zurück,
Geschichte
kehrten
Gesprächen wo
in
Leopold
sse
seiner
fortfuhr.
Ich wartete so lange am Gitter, bis die
Pförtnerin Schwester Clarissen gerufen hat te.
Es
vierzig
war
eine
Jahren
Frau
von
( denn
sie
Schleier zurückgesthlagen ),
ohngefähc
hatte
und
den
ihre Er
scheinung erfüllte mich mit Ehrerbietung und
Achtung,
-S2
Der Pater seufzte tief, doch unterdrück te er fast in
demselben
Augenblicke
sein«
Bewegung, und Leopold fuhr fort.
Mit wenig Worten
erzählte ich ihr
meinen Auftrag, während welchem mich die Nonne mit einem so forschenden und durch dringenden Blick beobachtete, daß, wenn ich
ein Betrüger gewesen wäre, es gewiß meine Züge verrathen haben würden. sodann
Sie fragte
nach den geringsten Kleinigkeiten,
auf welches ich alles mit Wahrheit antwor
tete, ausgenommen, daß ich meines Vaters Character,
in Hinsicht des Briefes an die
Gräfin, schonte; denn ob ich es gleich für Necht meiner
hüllen ,
halte, euch,
als
den
Nathgeber
Seele, alle meine Sorge zu ent
so
hielt
ich
es in diesem Fall
doch nicht für nothwendig,
ob ich gleich,
was mich betraf, mein ganzes Herz ihr öfnen konnte.
Ich übergab ihr dc«» Paket,
welches
das Bekenntniß enthielt; und indem sie die,
Ueberschrift ansah,
sagte sie:
«dies sind
in der That die Züge des guten Paters ich
kenne sie noch aus meiner Jugend ,
und
will nicht unterlassen, euern Auftrag unsrer
ob man je nach
wird;
allein
diesem
ich
weiß nicht,
Ich
Aebtissin zu überbringen.
Schreiben
fragen
erinnere mich noch recht
wohl, daß nach Pater Johann gefragt wor den ist,
ob ich gleich nicht weiß, aus wel
chem Grunde. » Vie Nonne verließ mich
blieb einige Zeit abwesend.
rückkunft
sagte
sic :
hierauf
und
ihrer Zu
Bei
« Junger Mann, die
Aebtifsln sendet euch ihren Dank, und bittet dies kleine
euch, da ihr ein Fremder seyd,
Andenken als
zu
rer
eine
(indem sie mir eine Börse gab)
Vergeltung^
empfangen; Ermüdung ,
für
erholet kommt
eure
euch
dann
Mühe
von
eu
wieder,
und überlegt in dieser Zeit, womit wir euch dienen können.» Ob ich mich gleich gedemüthigt fühlte,
eine Bezahlung für den Dienst, den ich ge leistet hatte, zu empfangen, so yöthigte mich
2&4
doch die Art, wie eS mit angeboten waßd, und meine Armuth, es an^unehme«.
Ich ging nach einem WitthvhauS, urt» gefähc eine Meile vom Kloster, wo ich in wenigen Tagen mich nicht allein von meierholen,
Ermüdung
ner
durch
empfangenen Geschenks,
des
Hülfe
auch,
sondern
mein« < Erscheinung
machen
anständiger
konnte. An ein thätiges Leben gewöhnt, pfand ich bald lange Weile,
em
und beschloß,
wenn ich noch einmal Schwester Clarissen gesehen hatte, meinen Weg nach der Haupt und meine Dienste der
stadt fortzusetzen,
anzubietey.
Armee
indeß vernichtet. St.
Maria
sah #
so
genauer,
befragte
menkunft ; schied
besuchte
bei
als
und
nehmen
daß
ich
men
sollte,
den
Vorsatz
Dieser
als
Denn
als
nächsten
wo sie
sogar
mich
ersten
unsrer
von
noch
Zusam
ihr
Ab
verlangte
sie,
ich
wollte ,
wieder
die Schwester
und
sie
ward
ich
Tag
dann
wiederkom-
vielleicht
et-
s8S was überlegt hätte,
tvaS mich von meiner
Neffe nbbringen könnteIch gehorchte diesem Befehle mit Ver
gnügen ; und als ich den folgenden Morgen ant Gitter erschien, gab sie mir einen Brief
Ln den Grafen Hofmann, wobei sie fdg« t « (Sirte Viertel Meile vvn hier wvhnt meitt
Neffe, gebt ihm diesen Brief, und wenn ec
ihn" gelesen hat, kommt zurück und laßt mich
wiffen, wie ec euch. empfing. ist abwesend,
Stzin Vatet
sonst würde ich euch an ihn
empfohlen haben.»
Meine
llebedcaschung
Bei dieser Güte ließ' rffir kaum
die Macht,
ihr zu danken; eS schien mir, als- wenn die
Hand des Hinimels sie leite, da, ohngeachtet mein Vater des Paters Brief zerrissen
hatte,
ich doch nun einen andern empfing,
der zwar nicht an
dieselbe Person,
doch an Jemand aus war.
Über
der Familie gerichtet
Ich wußte nicht, wie ich des Grafen
Schloß erreichte. Erwartung,
Mein
Herz
schlug
ooH
und meine lebhafte Phantasie
üherließ sich dem Gedanken,
daß
ich die
S8K
©tinjt de-
nach
in
und
der
gewinnen,
Eröffn nach
au-
und
Ounkelheit.^
der
gebähten
war ,
Als ich das Schloß
erreicht
id)
mich
erheben
würde.
kannt gemacht hatte,
von
Schwester
brächte, gewiesen,
te,
ward
daß
Clarissen
und
be
ich einen Brief
aus St. Maria
ich sogleich in den VyrsaaL
wo ich nicht lange gewartet hat
als ein Jüngling von edlem Ansehen,
dec nicht alter, als ich selbst schien, herein
trat.
Ich überreichte ihm den Brief,
und
er hatte ihn kaum gelesen, als er mir seine Hand dacbot und sagte:
«Die Wünsche meiner Tanten, Clakisse und Adelheids sind mir immer heilig gewe
sen ,
ob
ich
mir gleich in gegenwärtigem
Fall kein Verdienst zuschreiben kann, da sie
in ihrem Gesicht eine Empfehlung
führen,
der
kann.»
Ich
mein Herz nicht
dankte
mit sich
widerstehen
diesem großmüthigen
jungen Mann, desien. freundliches- Betraget den Unterschied, welchen dos Glück zwischen
*8?
uns gemacht hatte, ganz aufzuheben schien.
Ec sagte mir, daß er sich in Bremen auf halte, um da zu studiren, während sein Va
ter wegen einiger Güter, die seiner verstor
benen Mutter gehörten,
einen Proceß
in
verwickelt und abwesend sey.
Gespräch erfuhr ich. die
mich. Pater
2luS
die
Saß
diesem
Dame, an
geschickt hatte,
Johann
todt war. Nachdem ich zwei Stunden bei dem
Grafen zugebracht hatte, kehrte ich nachdem
Kloster zurück, um die Damen von meinem glücklichen Erfolg, zu benachrichtigen, ihnen
befand
Aebtisstn
wohl; te
allein
mir
mit
langte , daß
von
ihr geben
Dank
meinen
sich
Oie
immer
nicht
noch
Schwester
Warme ich
meinen
und
abzustatten.
Clariffe wünsch
und
ver
kommen
und
Glück ,
zuweilen
Schicksalen
Nachricht
sollte.
Es würde zu weitläuftig seyn, Vater, wenn ich euch alle Freundschaft, nein, viel
mehr brüderliche Zärtlichkeit schildern woll-
-SS
te, die triir Ferdinand von HofmanN erzeig»
te-
Ich begleitete ihn auf allen seinen klei studirte mit ihm, und genoß,
nen Reisen,
mit einem Wort,
alle Vortheile,
hätte.
Er
durch seine Freigebigkeit
die- mir das Glück versagt
beschäftigte sich vorzüglich mit
die
Erlernung dec englischen Sprache,
ich
auch mit aller Lebhaftigkeit betrieb, so daß
ich sie in zwölf Monaten so leicht, wie ihr jetzt hört, sprechen konnte.
Während dieser
ganzen Zeit war der Graf abwesend, seine Geschäfte hielten ihn noch immer entfernt Z
Und da er seinen Sohn nicht
richts , Nöthig zog
der
wär,
er
sich
Gesellschaft. 3h dieser oft
St.
Schwester
ihm
berauben lieber
Aebtissin
Adelheide
Unter
Alter
wollte,
so
so
ent
das Vergnügen seiner
wo
Clarissen ,
empfangen
des
seinem
Zwischenzeit
Matia,
Barons, besondern
in
besuchten wir
wir
immer
der
Tante
wurden» erschien ,
Veranlassungen ,
von
des
—
Oie
ausser
bei
selten
vor
Fremden,
28g
kaum
und
Fremden,
vor
ihrer
eigenen
Familie.
Endlich brachte ein Bote dem jungen Grafen die Nachricht,
daß er seinen Vater
in einigen Tagen zu erwarten
hatte.
Un
geduldig seinen Vater zu umarmen, verließ Ferdinand, von mir und zwei Dienern &e»
gleitet,
das Schloß,
-kam,
um ihm entgegenzu
wir
wußten, welchen Weg ec
so setzten
wir unsere Neise bis zum
reisen.
Da
dritten Abend fort,, wo wir ihn in einem Gasthof fanden. allein
begrüßt
Als Ferdinand ihn zuerst
hatte,
eilte
er
zu
mir.
«Leopold!" jagte er, «mein Vater wünscht, dich zu sehen, ,dic für die Aufmerksamkeit gegen seinen Sohn zu danken, und, wie ich
hoffe,
dir einen wesentlicheren Beweiß von
Freundschaft, geben.»
als ich im Stande bin,
Ich konnte nichts erwiedern,
nur die Hand drücken,
die
mir
zu als
der edle
Jüngling darbot, um mich zum Grafen zu führen.
I.
T
flflö
Bei unserm Eintritt ins Zimmer sagte da sie Leopold jetzt
«theurer Vater!
er:
so werden sie
nur um meinetwillen lieben,
ihn,
wenn sie ihn näher kennen,
bald um
sein selbst willen lieben.»
Mit dem wärmsten Dank gegen den ed
len Ferdinand erfüllt, näherte ich mich dem Grafen;
allein er blickte mich
mit einer
Mischung von Zorn und Entsetzen an, wich zurück, und blieb unbewegt stehen, um mich-
schweigend zu betrachten. wollen sie nicht mit
«Theurer Vater!
«reinem Freund Leopold sprechen? »
sagte
Ferdinand. «Silit
wem? »
—
antwortete
dec
Graf, indem er sich bemühte, seine seltsame Bewegung zu überwinden.
«Mit
Leopold
derte Ferdinand,
beständigem
Sternheim, »
«meinem
Gefährten
in
erwie
Freunde und ihrer
Abwe
senheit. • « Leopold
te
Sternheim ! »
der Graf, sich
wiederhol
augenscheinlich
fassend.
«Leopold
Sternheim !
wo
kommt
er
her? » « Ich sagte sthnen,
theurer
Daker!»
antwortete Ferdinand, «alles, was ihn be trifft, ehe ich ihn zu ihnen brachte, und ich hoffte, daß sie ihn seinen Verdiensten gemäß
empfangen würden. » Dann wendete er sich
zu mir, und sagte mit leisem Tone:
«Leos
pold, ich bitte dich, dich schnell zu entfernen.
Mein Vater ist oft so,
die Ermüdung hat
ihn heute überwältigt,
eine
wird
seine
gewöhnliche
Ruhe
kurze
Fassung
wieder
herstellen. » Ich verließ sogleich das Zimmer,
und
war beinah zwei Stunden lang allein, ehe
Ferdinand zu mir kam. «Lieber Freund!»
sagte er,
«ich will
dir keine Entschuldigung wegen der gewöhn
machen.
lichen Schwachheit meines Vaters
Oem Himmel sey Dank!
zur Ruhe begeben.
ec hat
sich nun
Morgen wirst du einen
ganz andern Mann in ihm sehen. »
T 2
Ich antwortete,
ich
-aß
im
Anfang
gefürchtet hätte, durch irgend einen mir un bewußten Zufall
des
Grafen Zorn erregt
zu haben.
Ferdinand
« Wie
thung. er.
lächelte
dieser Vermu
bei
sagte
war dies möglich? »
" Zwei Minuten vor deinem
Eintritt
antwortete er mir, als ich mit if>m von mei
ner Freundschaft zu dir sprach, dein Glück sorgen wolle.
—
daß er für Unglücklicher
Weise ist er diesen sonderbaren Anfällen un
terworfen.
Meiner Mutter machten sie bei
ihrem Leben unendlich viel Kummer; ich war oft geneigt,
zu glauben,
und
daß ihre
Unruhe darüber ihr Wesen zerstörte,
und
ihren Tod beförderte. »
Oas
Betragen
deö
Grafen
erfüllte
mich, nach dieser Erklärung, mit Theilnah me,
und wir sprachen
eine geranne Zeit
über diesen Gegenstand, als Ferdinand hin
zusetzte :
« Oie
kleinsten
Veranlassungen
können ihn zuweilen irre machen, Träume, Familien - Gemälde,
die
Gegenwart von
2g3 die er lange nicht gesehen
Personen,
hat,
und was nod) seltsamer ist, die Gesellschaft seiner nächsten Verwandten,
kann ihn be
ruhigen. >1
Oer Pater seufzte so tief,
eine Pause machte,
daß Leopold
wo David ersterm eine
hölzerne Schaale mit Wasser reichte, ches er trank,
und
dann
den
wel
Jüngling
fortzufahren bat. Ferdinand gab mir am nächsten.Mor
gen Nachricht, er habe seinen Vater so sehr
wieder hergestellt gefunden,
selbst ein Gespräch über seines Betragens
an gefangen,
aNi
daß
er
von
die Sonderbarkeit,
vergangenen
sich besonders nach
Abend
erkun
hi ic
digt und verlangt h/rbe, daß ich ihm wieder, vorgestellt werden sollte.
Ob mir gleich diese
Nachricht
einigen
Muth einflößte, so ging ich doch mit einem Gefühle zum Grafen,
das von dem,
ich den Tag vorher empfand, den war.
was
sehr verschie
Vorher hatte ich gewünscht,
ihn
um sein selbst willen zu achten, aber jetzt fühl-.
294 te ich, daß ich in ihm nur Ferdinands Va
let achten würde.
Er empfing
mich indeß
mit Freundlichkeit, und reichte mir die Hand;
allein es schien mir mehr
eine erzwungene Denn er
Handlung, als Neigung zu seyn.
wich sichtlich zurück, als ich ire berührte, und
dor Ton meiner Stimme schien
ihm
sogar
Schauder zu erregen. Ferdinands Kummer darüber
war
in
seinen Blicken zu lesen, und ich würde nicht
sein Freund gewesen seyn, Betragen
seines
wenn
ich
das
Vaters zu bemerken gc,
schienen hatte. Wir verließen bald das Wirthshaus,
und reisten den ganzen Tag. bis spät in die
Nacht;
denn da der Mond beinahe voll
war, so war diese Zeit zum Reisen angeneh
mer ,
als während der Sonnenhitze.
Als
unser Weg durch einen dicken Wald führte,
und ich, um dem Grafen und seinem Sohne Gelegenheit zu geben, unterhalten,
mich
sich mit einander zu
meinen
Betrachtungen
überließ, war ich etwas hinter den übrigen
2g5
zurückgeblieben,
plötzlich
lautes
ein
von mehcern rauhen Worten beglei
Halt 1 tet ,
als
meine Träume unterbrach,
hinzu eilen ließ.
fen und der Anblick einer
auf Maulthieren,
und mich
Das Geräusch von Waf
Anzahl Männer
die mit bloßem Schwert
versperren
wollten,
machte
mich bald mit dem Zufall
bekannt.
Ferdi
uns den Weg
nand war, von vier Bedienten begleitet, mit
der ihm eigenthümlichen Tapferkeit auf sie zugesprengt,
ein Schritt,
welchen die vor-
sichtigen Bösewichter zu ihrem Vortheil be
nutzten ,
indem
sie ihn beinah einschloffen,
während vier andere von ihnen den fen
und
mße[en>
Meine
)artheien gleich. (rasen,
Gra
unsere zwei noch übrigen Diener Erscheinung
machte
die
Ich drangt? mich vor den
der seine Waffen verloren
hatten
uid war durch die Gunst des Himmels beglckt genug,
ihn zu beschützen,
dei Feinde hart zu verwunden. hei fast immer die Begleiterin
und zwei
Da der
geig» Schuld
ist, so wachte der Fall ihrer Gefährten die
2gb
zwei andern so vollkommen Muthlös,
daß
sie uns sogleich verließen unfc entfloßen. Ferdinand und feine Parthei war gleich»
falls glücklich gewesen, und die Räuber ent gingen, vollständig brsiegt, auf verschiedenen Wegen
unserer Roche,
verwundeten
während sie ihre
unserm
Gefährten
Mitleid
überließen. Oer Graf hielt eS nicht für gii sich bei diesen Elenden aufzuhalten,
und wir nah
men nur einen davon mit uns, den wir auf
sein Maulthier banden;
auch war eS nicht
dienlich, die Fluchtigen zu verfolgen, sich
ihre Anzahl vermehrt hoben
weil
konnte.
Wir eilten daher so sehr als möglich davon,
und
erreichten
in
Stunde das Haus,
bim- wollten.
etwas
mehr als einer
wo mir die Nacht blei
Hier wurden die Wunden ur
serü Gefangenen verbunden; < sie bestandn in einigen tiefen Hieben, die er, wie er frp
te,
von meinem Schwert empfangen hake.
Als er befragt ward, bekannte er, Vorsatz gewesen sey,
daßchr
den Grafen und -ine
Begleitung zu berauben und zu ermorden; sie
hätten
die letztere
glaubt, und gehört,
nicht so stark ge-'
daß er nur vier Be
dienten bei sich habe. Oer Gras und Ferdinand waren glück
licher 26eise unverwundet geblieben; ihre
Leute
einige
hatten
Wunden und auch
ich einen kleinen Hieb
in die Seite bekommen.
dacht, und
bis
Doch durch Ferdi
die Danksagungen deS
nands Beifall und Grafen erhoben,
allein
unbedeutende
hatte ich kaum daran ge
Ferdinand plötzlich zurückfuhr,
«Gütiger
ausrief:
theurer Leopold!
Himmel!
mein
du bist verwundet, deine
Kleider sind in Blut gebadet. »
Versicherung,
daß
kaum die
Haut verletzt seyn könnte,
war
umsonst;
Meine
der Graf und sein Sohn bestanden darauf,
daß eS untersucht werden sollte, letztere ließ sich sogar in der Augenblicks herab,
und
dec
Wärme
des
mich entkleiden zu hel
ein
schwacher
Stoß, welcher die Nibbe gestreift,
und kaum
fen.
Meine
Wunde
war
sy3
um in eini
eines Verbandes nöthig hatte, gen Tagen wieder zu heilen.
zu erzählen,
Es ist seltsam
sobald
aber der Graf ward,
er die Wunde erblickte, Anfälle überfallen,
von
jener
einem
die mich den vergange
nen Abend so beunruhigt hatten; er sank quf
einen
Stuhl,
aus:
«< Es ist gewiß,
zitterte
tes ist im Werke,
und
heftig,
— und
rief
die Hand Got wer
ftfhn
ihr
widerstehen ? »
obgleich stchtlich durch seit
Ferdinand,
neu Vater beunruhigt, verband meine Wun
de, dann bemühte er stch, die Angst, mit der
sein Vater augenscheinlich kämpfte, zu mil dern ;
allein s^ine Mühe blieb ohne Wir
kung. Des Grafen Krankheit schien stch eher zu vermehren,
als zu permind-rn,
und er seine
war erst in zehn Tagen im Stande, Reife fortzufetzen.
In dieser Zeit ward dec Räuber
den
Gerichten übergeben; allein seine Gefährten,
deren Aufenthalt er entdeckt hatte, entflohen.
waren
Graf
Tiit so viel Därme mich der
in jener Nacht, wo wir von den Räubern angefallen wurden, behandelt hatte, so ließ
er doch wahrend seiner Krankheit mich nicht einmal vor sich; er verlangte niemand, als seinen Sohn und zwei seiner Bedienten zu
sehen. Endlich setzten wir unsere Reise fort, und erreichten das Schloß. Oes Grafen Kalte
verringerte sich nach und nach,
und ec un«
terhielt sich oft längere Zeit mit mir;
lein
immer
Plane,
die
Erziehung
nur
über
meine
al
künftigen
Lage meiner Eltern, und die
und
Beschäftigungen
meiner
auf welches ich alles, so viel in
Kindheit,
meiner Macht stand,
mit Wahrheit und
Treue antwortete. Nachdem sich der Graf zwei
Monate
in Bremen aufgehalten hatte, gab ec eines Tages seinem Sohne die Nachricht, daß er
ihn wieder auf eine kurze
Zeit
werde,
in
da
er
Geschäfte
verlassen
Italien zu
verrichten habe, die er nicht länger aufschie ben könne-
Ferdinand
erbot
sich sogleich.
3oo
entweder die Geschäfte über sich zu nehmen, oder
seinen
Vater
zu
dieser
begleiten;
schlug aber beides aus, und trat bald darauf mit einem Bedienten feine Reise an. Vier
einer fast
Monate
ungestörten
liebte
Glückseligkeit folgten nunmehr.
Ich
Ferdinand, wie meinen Bruder,
und er er
wiederte treulich meine Zärtlichkeit.
Dieses
Glück war indeß zu groß, um lange dauern zu können;
und des Grafen Rückkehr ver
scheuchte es.
Jene
seltsamen Anfalle,
die
uns so viel Unruhe verursachten, hatten sich jetzt in eine düstre,
bestimmte Unzufrieden
heit mit allem, was ihn umgab, verwandelt. Ferdinand und
ich schienen vorzüglich sein
Rußoergnügen zu erregen,
und ich konnte
wich nicht länger enthalten, meinem Freun
de zu sagen, daß ich überzeugt sey,
auf ir
gend eine Art mir des Grafen Zorn zuge zogen zu haben, und ich daher bester thäte,
wenn
ich
mich
von
der Familie entferne,
da das ein Mittel seyn würde,
willen zu verringern.
seinen Un
3oi Ferdinands
Antwort
schaft und Zärtlichkeit
drückte
aus;
Freund
er
bekannte,
daß seines Vaters Betragen zu
auffallend
sey,
übersehen
um
doch bat er
werden
zu
können,
mich, keinen übereilten Schritt
zu thun.
«Ich will diese Nacht nach St. Maria gehen,» ihre
sagte ec,
« und meine Tante um
fragen;
Redlichkeit
und
Klugheit bestiminen stets ihren Rath,
und
Meinung
dieser soll uns leiten.
Doch
sey
oerstchert,
Leopold, daß, so hoch mich auch das Schick
sal erhebt,
und so tief es dich auch nieder
drückt, ich doch in jeder Lage dich als mei
nen Bruder ansehen will. Himmel mir beistehen,
So -möge
dec
wie ich dieses Ver
sprechen erfülle! » Denselben Abend ging Ferdinand nach St. Maria.
Er blieb länger dort, als bei
seinen gewöhnlichen Besuchen, und bei seiner
Rückkehr gab er
mir
die Nachricht:
«er
habe seinen Verwandtinnen alle unsere Lei
den vorgelegt,
und sie hatten hierauf den
Wunsch geäussert, mich, wegen eines wichti
gen Geschäfts, Niorgen Nacht,
England zu senden.
nuif)
setzte
er
hinzu,
wo ich
dich mitbringen soll, wirst du erfahren, waS
es
Es ist mir zwar nicht anver
betrifft.
traut worden; allein ich glaube aus einigem,
WaS ich bemerkt habe, daß es ein schönes, junges Mädchen ongeht,
welches
ich
bei
meiner Tonte sah, und welches, wie sie mir sagte, die Tochter des Lord FitzwalterS,
nes
alten
ehrwürdigen
ei
Freundes unserer
Familie ist. »
Ob es mich gleich schmerzte, Ferdinand zu verlassen, so wünschte ich doch Schwester
Clarissen durch die Treue, mit der ich ihren Auftrag sey
ihrer
vollzöge,
zu
Empfehlung
überzeugen, nicht
ich
unwerth ge
wesen. Den nächsten Abend verließen wir um
neun Uhr das Schloß, und eilten nach St.
Maria.
Ferdinand ward hier mit weniger
Ceremonien, als irgend jemand ausgenom
men, weil er mit der Aebtiffin und Schwe-
3o3 ster Clarifsen verwandt war, unfr von ihnen
vlö Sohn geliebt wurde. Oie Pförtnerin sagte
und
tissin der
Kapelle
und
die
uns,
Clarisse
Schwester
wir
Äb
wären
könnten
sie
in dort
aufsuchen. Ferdinand
dunkel,
Ivar
ging
Die bracht
voraus.
die
und
Kapelle
nur von
einer Lampe, die vor dem Bilde der Jungk" frau brannte, erleuchtet.
«23ifl du es, Ferdinand? »
sagte eine
Stimme, an welcher ich Schwester Clarifsen
erkannte. «Ich bin es, liebe Tante!»»
Ferdinand,
«von Leopold
erwiederte
begleitet,
der
willig unternimmt, was sie ihm bestimmen werden,
und es —
stehe ich dafür —
mit
meinem» Leben
gewissenhaft ausführen
wird.»
« Wir zweifeln nicht daran, er uns
nicht
undankbar finden.
sie näher, junger Mann!», mir;
auch
soll
Kommen
sagte sie zu
dann kehrte sie sich gegen die Aeb-
3o4 tissin,
mit leisem Tone hinzu:
und setzte
«Ou bist vorbereitet, so etwas ist nicht un
gewöhnlich. » Bei
diesen Worten
Oie Aebnstin
stand
Schimmer der Lampe; lich zur Unterstützung,
—
in
dem
ihr
Schleier
war
und sie lehnte stch sicht
zurück geschlagen,
Schwester.
traten wir naher.
unmittelbar
an
O Vater!
den Arm ihrer
nie sahen vor
her diese Augen eine so engelschöne, weibli-
che Gestalt!
Obgleich
Dlüthe der Jugend,
nicht
mehr in der
hatte selbst
daö Ge
wand ihres Ordens keine Macht, diese Rei ze zu vermindern, welche sie in meinen Au
gen über das
irdische erhoben.
Ich
hatte
weder Sprache noch Bewegung, mein ganzes
Wesen schien in Bewunderung und Erstau
nen verloren zu seyn. «Jüngling!» hastig,
unterbrach ihn Augustin
während Zorn seine bleichen Wan
gen röthete;
«halt ein mit deiner Erzäh
lung. Es war sündlich, dich an einem so hei
ligen
3o5
Hfl en Orte, solchen weltlichen Gedanken zu übersüssen. » «13ater!» antwortete Leopold, mit mehr Stolz, als er zuvor gezeigt hätte, « ihr müßt erst noch meinen Chararter ken nen lernen. Ich spreche, wie ich suhlte; wenn meine Gedanken mir Schande mach ten, so wurde ich mich ohne Zweifel bemü hen, sie zu verbergen. Oie Aebtissin Adel heide kann keine sträflichen Gedanken ekcegen. Hättet ihr sie gesehen, so würdet ihr die Wahrheit von dem, was ich sagte, ge fühlt haben; — denn der müßte fürwahr ein schwarzes Herz besitzen , den ihr Anblick weniger Ehrerbietung, als mir, eittsiößte! v Oec Pater seufzte schmerzlich, Thrä nen strömten aus seinen Augen. «Vergieb mir, mein Sohn!» sägte er ruhiger; «da ich mich in deinem Alter zu Feh lern geneigt fühlte, sö urtheilte ich von dir dasselbe.» U
3o6 Leopold ters
Hand
dann
fort.
erhob
ehrerbietig
seinen
zu
Lippen
-es
Pa
und
fuhr
Ich rufe den Himmel zum Zeugen an,
Vater,
ich die Aebtiffin mit einer so
daß
reinen Bewunderung ansah, als ich für ein überirdisches Wesen,
das
mir plötzlich er
schienen wäre, empfunden haben würde und
mit gleicher Verehrung mich zu ihren Füßen
hätte werfen mögen.
Ihre
Gestalt
besaß
Reiz, mit Würde vereint, ob ste gleich wie eine Blume, die ein früher Frost
mehr durch Gram,
getroffen,
als durch Zeit gebeugt
schien. Oer Vater zog seine Kappe tiefer über die Augen,
war-
aber nicht von Leopold
bemerkt, welcher fortsuhr. Ihr Gesicht,
nicht ren
beschreiben, Züge,
Engel
des
ihre
ich
kann
—
Es
ste
wie
Friedens
gesendet wäre., denn
aber
Vater !
—
ein
Künstler
geben
würde,
es
wa einem der
die Sterblichen zu trösten;
Augen
drückten
zugleich
Un
»
rief ich aus, indem
unterbrach, «so muß ec mein Herz
ich ihn
denn nur der Tod kann mich
durchbohren ; abhalten,
mir
den
anvertcauten Auftrag
nicht zu vollziehen!»
« Leopold
»
«ich möchte gern,
antwortete
Ferdinand,
wo möglich,
recht han
deln, ohne meinen Vater zu beleidigen; al
daß ich nicht ruhig dich
lein sey versichert,
werde mißhandeln lassen. » Bedien
In diesem Augenblick kam ein
ter herein, welcher sagte, daß und der Graf
im Saal za sehen wünschte. sogleich
maßen
den
schaften
einer
dem
Befehl. ersten
Ec
einiger
der
Leiden
Sturm
überwunden,
noch
Wir folgten hatte
oder
hajsenswürdigern
sich
vielmehr
Verstellung
hingegeben. «Ich bin zu
heftig
gewesen,»
sagte
er, als wir eintraten, «vergessen ste es, Leo-
3z6 potd! Sie werden mich verbinden, wenn sie
ihre vorgenommene Reise aufgeben, ich habe andere 21bsitf)ten mit ihnen, Absichten,
wel
che sie zu Ehre und Unabhängigkeit erheben
können. » Des Grafen Betragen hatte seit langer
Zeit aufgehört mich zu befremden;
doch
entschlossen, meinem Vorsatz, nach England zu reisen, getreu zu bleiben, erwiederte ich.
so sehr ich auch von seiner Großmuth durch
drungen sey,
wäre ich doch fest bestimmt,
meine Reise anzütreten.
Diese Antwort riß ihn wieder aus sei
ner Fassung,
und die Wuth behielt noch
einmal die Oberhand. mit Schmähungen, Worten:
Er überhäufte mich
und
schloß
mit
den
er werde wirksame Mittel ergrei
fen, um meine Entfernung aus dem Schlosse
zu verhindern, bis er mich stcher den Hän
den meines Vaters überliefern könnte. Ferdinand hatte bis jetzt geschwiegen ; allein, als
der Graf zu sprechen oufhörte, sagte er, ehe
ich antworten konnte.
317
«Verzeihen sie mir,
mein Vater!
al
lein ihr Betragen erscheint so widersprechend,
daß selbst ihr Sohn eö bemerken muß. Lor einer kleinen Stunde rodr Leopold
ein un
dankbarer Menschs ein Entlaufener.
darauf
Minuten
vergaßen
sie
Einige
alle diese
.Fehler, uyd wollten ihn zu Ehre und Unab hängigkeit erheben;
da
er dies ablehnte,
wird er lasterhaft und unwürdig.
hört,
mehr herabwürdigend
—
Gewiß,
ein solches Betragen ist uner
mein Vater,
ste,
für
als für den Jüngling, gegen den es gerich tet ist.»
«Geh auf dein Zimmer, Knabe! »
wiederte nung>
bis
der
Graf.
"Sage
er
deine
Mei-
wenn ich dich darum frage;
aber
dahin
laß
Gehorsam
deine
Lippen
verschließen.»
«Vater!»
antwortete Ferdinand, «ich
rufe sie selbst zum Zeugen an, ob ich je auf
die entfernteste Weife vergessen habe, was ich
Ihnen als Vater schuldig bin; allein, wenn sie vergessen, was sie einem Menschen schul-
3i8 dig sind, der sie auf keine Weise beleidigt haben kann, so vergeben sie mir, wenn ich
wünsche,
ihnen Zeit zum Nachdenken zn
geben » "Ich befehle dir noch einmal zu gehen,»»
erwiederte dec Graf;
«unb nimm dich in
daß deine Thorheit nicht gezüchtigt
acht, wird.»
«Ich will lieber
Heuchler sein,»»
Thor,
als ein
«Welches Recht haben fie,
lich ein. Vater,
ein
fiel Ferdinand leidenschaft mein
oder irgend Jemand, einem freien
Mann seinen Weg vorzuschreiben,
virlwe-
Niger ihn zurückzuhalten? Wenn er jemand beleidigt hat, so mag dieser Mensch vortre
und ich setze mein hieben zum Pfand,
ten ,
daß sich Leopold auf eine Art rechtfertigen
wird,
die seiner eignen Ehre und meiner
Freundschaft entspricht.»» «Reize mich nicht,»»
«daß
ich
dich
vor
sagte der Graf,
meinen Dienern be
schimpfe, und dich durch sie auö meinen Au gen bringen lasse. »»
3ig
«Beschimpfen einen
sie sich nicht selbst durch
nand mit gleicher Warme.
der erste
ner Seele?
Ferdi
erwiederte
Befehl!»
solchen
«Denn bei mei
von ihren Dienern,
der mich beleidigt, erhält die Spitze meines
Degens ins Herz. — es
Vater, wenn
der Graf kam
mich,
Schlagen sie
ihnen gefällt
auf ihn
nen will ich es dulden,
zu
denn
—
—
von
ih
wie es einem Soh
ne zukommt; allein sehen sie zu, daß sie die welche ihnen die
unglücklichen Menschen,
nen, nicht darin verwickeln.«
Ich kann
nicht
fuhr Leopold fort,
für Kummer machte.
sich beide liebten ,
beschreiben, was
mir
Ich
und
Vater!
dieser Streit
wußte,
daß
sie
es schmerzte mich
bis ins Innerste, die Ursache ihrer Uneinig keit zu seyn.
«Halten sie ein!» vor Ferdinand trat. schwöre sie,
Zwietracht
rief ich, indem ich
«Lassen
sie,
ich
be
mich nicht ein Gegenstand der zwischen Vater und Sohw seyn.
Erlauben sie mir abzureisen,
Herr
Graf!
3*20 Meine Gegenwart ist r'hn?n, ich weiß nicht,
warum,
von je her verhaßt gewesen,
mit
meinem Willen werde ich sie nie mehr zum
3orn reizen.»
««Verhaßt mag sie wiederte dec
Graf
mir
stolz;
seyn,»
er
« allein
zu
unbedeutend, um mich zum Zorn reihen zu
können.»
«So unbedeutend es auch seyn mag, Herr Graf,'»
ablassen,
mein
i «Und die edle Aebtiffin,»
fiel Marga
rethe ein, «st gütig und theilnehmend! Wie
glücklich ist unsere Isabelle unter ihrer Auf ficht» und
vielleicht kannte sie meine Mutter, das macht sie st gütige
ihre Freund»
schäft bis zu mir auszudehnen. »
«Wir wollen unsere Bemerkungen nach her machen,» sagte Else; «für jetzt lesen sie JsabellenS
Brief.»
Margarethe
las
fol
gendes :
«Meine geliebte Schwester!»
«»Mit
i.
welchem
Vergnügen
A
1
ergriff ich
diese Gelegenheit, dich zu versichern, daß es
das innigste Verlangen meines Herzens ist, aufs neue die Gesellschaft der Freunde meix
ner Kindheit zu genießen; den guten Augu stin,
den ich für den Stellvertreter Meines
Vaters ansehe, die fromme Else^ die ich mit meine Mutter liebe, meine anerkannte,
und dich, meine treue, älteste Schwester wieder
i« sehen!» «Oie Aebtissin hat mir getagt,, daß sie
dir eine Einladung gesendet habe, zu ihr zu kommen»
ip Margarethe! w,e wirst hu die
se bezaubernde Frau ljebey.,
und auch ihre
Schwester CsaMe, Ich habe keinen Gedaru
ken,
den ich ihnen nicht mittheilen' könnte.
Voll Unruhe
deiner —
und
Ungewrgyeit in Hinsicht
da ich nie durch Lady LauNcy et
wa- mehr von dir gehört hatte, als daß du lebtest, erzählte ich ihnen allen meinen Kum< wer,
and
schwebten.
die Wolken,
welche über
dir
Beide Damen nahmen sich -ei
nes Schicksals mit einer Wärme an,
die
mich in Erstaunen setzte, weil besonders die
Aebtiffin ganz von allen weltlichen Gegend ständen abgezogen zu seyn schien;
und da
sie seit mehrern Monaten das Papier
vom
Pater Johann besaß, so* beschloß sie sogleich,
an Augustin ZU
als sie deine Läge erfuhr,
schreiben •» «Wüs Mich betrifft,
habe ich seit
so
unsrer Trennung wenig Vergnügen genoffettj bis ich in dieses Haus bam, meine Mutter
erlaubte,
welches mir
wahrend sie den
Lord Launry in verschiebens Länder begleit kete.
Dieser Mann gewinnt nicht durch näv
Here Bekanntsl5)afk. schelten;
Unsre Else wird mich'
allein ich glaube,
meine Mutter»
denkt, wie ich; indeß genießt sie das Leben, das sie wünscht.
Rang» Pracht und Schim«
niet ersetzten ihr die Ruhe häuslicher Zärt lichkeit, und ich bin zufrieden, wenn ich sie^
augenscheinlich befriedigt sehe.
Gegen mich
nimmt Lord Läuncy- den Schein
der Auß»
merksamkeit an ; allein er kleidet ihm wie ein
lockeres Gewand,
das man,
so bald man
will, abwerfen kann. »Er ist ein Hofmann>
wie du weißt,
Margarethe;
und Hofleute
fühlen, ganz anders, als solche Personen, wie
unsre Freunde sind, ja, sie sind in der That ganz verschiedene Wesen,
Demohngeachtet
rede ich dies nur fä leicht hin.
Versichere
den Pater und Frau Elsen, daß ich ihre LehF
len noch nicht so sehr vergessen habe,
um
den Gatten meiner Mutter nicht gehörig zu
achten»
ob ich ihn gleich zuweilen habe er
innern müssen, daß ich Lord Fitzwalters Toch ter bin. Bei einer dieser Gelegenheiten hat
te sich der Baron so sehr vergessen, in
daß er
meiner Gegenwart mit meiner Mutter
auf eine unschickliche Ausgaben sprach.
wegen
gewisser
Sie antwortete
wie mir
Art
schien, Ausflucht suchend. Verzeih mir, wenn
mn: ihre Antwort herabwürdigend vorkam, und ich daher meine Mutter, die
Baronesse
Name
Fitzwaltec
hatte Zauberkraft;
wie zufällig,
nannte.
er
gab
Dieser meiner
3?Zuttcr all ihr Selbstgefühl wieder, ynd ich
konnte sehen, wie sehr der Lord fühlte, daß meine Gegenwart bei ihren Gesprächen nicht
gut sey •; denn indem er seine g-oßen, schwär» zen Augen mit forschendem Blick auf mich tete, brach er schnell das Gespräch ab. Ich Has
be dir noch etwcSS wichtiges zu sagen.
Ehe
ich noch hier änkam, gabt mir Lady Launcy zu verstehen,
gewählt, mich
ste habe mir einen Gemahk
wie sie gewiß versichert sey,
der,
glücklich
machen
setzte sie hinztt,
würde.
verhindere
Für jetzt-
meine Jugend
die Vollziehung dieses Planes, doch wünsch»
daß ich in Zukunft den Sohn des
te sie,
Lord
Launcy
als den für mich bestimmten
Gatten betrachten möchte.
Antwort;
führung
Ich gab keine
denn bis zur unmittelbaren Aus wären
umsonst gewesen.
alle
Einwendungen
doch
Meine Mutter beklagt
sich in manchen Fällen über meine Hartnär
allein, sie hat diesen Fehler gea
ckigkeit;
delt
und
mir ihn so gar lieb gemacht, in
dem sie ihn einst meines Vaters Geist nann-
te.
Ich habe nur noch die Bitte hinzu zu
setzen,
meine theure Margarethe,
daß du
standhaft bleibest; einige Jahre gehen schnell
frorüfrer. — So wie wir durch Liebe Schtve»
ftern sind,
wollen rose es in allen Verhält
nisien seyn.»
«Isabelle Fitzwalter.»» «Denr guten alten »David sage doch, daß
ich ihn nicht vergeben habe,
sondern tha
noch eben so liebe wie damals, als ich noch aus fernen Knien saß,
und er mir meines
Vaters edies Dstragen in der Schlacht, Heinrich
den Vierten
die
auf den Thran ge»
fetzt hat, er^hlte. » «vLi'sbenswürdige, treue Isabelle!» sagte
der Pater,
«du bist deines Vaters werth.
Du erbtest,
wie beirre Cuttet mit Recht
sagte, Fitzwalter» Geist,
keit,
nicht Halsstarrig
sondern ein unerschütterliches Ehrge
fühl, gleich des peinigen.
Möge es imntev
der Sache der Tugend führen; danw, Mar»
garerhe,
kannst du dich in der That ernte
Schwester rühmen,
deren Rechtlichkeit dich
für alle die Sorgen entschädigen wird,
dir ihre Mutter verursachte.»
die
Margarethe antwortete nichts, sondern
Miste Jfabellens Brief an ihre Lippen, «Erlen sie qun^v
sagte Else,
«auch
ben 53rief an mich zu lesen! Meine 2sugen sind vor Alter schwach,
und Freudenthrä-
nen über meine theure Isabelle verdunkeln sie noch mehr.»
Margarethe gehorchte,
und alle wur-
den bei Anhörung dieses Briefs von neuem bewegt. Während sie noch über verschiedene Ge
genstände sprachen,
hatte die Laube die
schwache Umzäunung, die sie umgab, durch
brochen, und hüpfte mit hängendem Flügel
zu Margarethens Füßen. «Armer Bogel!?, sagte diese, und nahm
sie zärtlich auf; «gehört sie euch, Vater?» «Sie gehört ihnen, schen, Margarethe!»
wenn sie es roünt
antwortete Augustin,
«Sie werden mehr Sorgfalt auf sie wen
den, als ich thun kann. sie heute
vogels, »
aus
Leopold befreiete
den Klauen eines Raub
34o Margatethe
vieler Freude, begann,
so
empfing
die
mit
und da LS Nacht zu werden entfernten fie
sich
mit dem
Versprechen, -en Pater, wo möglich. Mot
gen wieder zu sehen*
Ende -es
ersten Theils.