Sammlung neuer Romane: Teil 1 Die Margarethenhöhle oder die Nonnenerzälung, Teil 1 [Reprint 2021 ed.] 9783112427569, 9783112427552


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Sammlung neuer Romane: Teil 1 Die Margarethenhöhle oder die Nonnenerzälung, Teil 1 [Reprint 2021 ed.]
 9783112427569, 9783112427552

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Sammlung

neuer Romane. Aus dem Englischen.

Herausgegeben

vo»

Sophie M e r e a u.

Erster

Theil.

23 e c [ i n , bei Johann Friedrich Unger. i8o3.

D i e

Margarethenhöle oder

die Nonnenerzahlung.

Erster

Theil.

Berlin, bei Johann

Friedrich

i8o3.

Unger.

St Margarethen-Hole oVec

die N^onnen - Erzählung. Eine üffc ffrgenSc.

Einleitung. ft ,x)n

einer reizenden

von

Bremen

in

Gegend,

nicht weit

Niedersachsen,

stand zu

Anfang des siebonzehnten Jahrhunderts

altes,

aber

reich beschenktes Kloster,

ein der

heiligen Jungfrau gewidmet, und eine vier­

tel Meile davon ein anderes,

das den Nak

men Franziskus führte,

mit gleicher

und

Freygebigkeit bereichert worden war. Ob gleich zwey Jahrhunderte entflohen

Ovaren,

seit man die Stifter dieser Gebäu­

de unter die Todten rechnete» so sprach man

doch immer noch in diesen Mauern mit Ehr­ erbietung von ihnen,

und las

jeden Mo­

nat eine gewisse Anzahl Messen für die Ru­

he ihrer Seelen.

A 2

diese Zeit nahm die Aebtissin der

Um

Schwesterschaft, geklärte Frau,

eine wohlthätige und auf­

ihrem Hause eine deut,

in

von mittlerm

sche Oame

her Geburt auf,

Alter

und ho­

die ihren Gemahl und

einzigen Sohn unglücklicher Weise in einer Schlacht zwischen den Franzosen und verei­

nigten Mächten verloren hatte.

die tiefste Melancholie versunken,

In

und die Welt überdrüßig ,

hatte die Baro­

nesse von Warnimllrockt den (Entschluß ge­ faßt , den Sttfc ihrer Tage der Religion zu

und

weihen,

ging

auö> diesem Grund in

das Kloster «St- Maria, wo sie, nach der ge­

wöhnlichen Prüfungözeit, den Schleier neh­

men wollteSelbst'die Tröstungen der Religion wa­

ren lange nicht fähig ihren Schmerzzu mffe tarn.

Umsonst bemühte sich di«

fromme

Schwesterschaft, durch tröstende Worte Beispiele

und

ihre Gedanken auf einen Gegen,

-stand zu heften, der dem

heiligen Beruf,

-en sie erwählen wollte, angemessener wäre: an

-er Gedanke

und Sohn,

vor dem Altar men

kniend, während

Schwestern

wirkliche

Gatten

einen ermordeten

verdrängte jeden andern,

Thränen

der

und

die frorst,

Neue für

oder eingebildete Fehler vergossen,

strömten die ihrigen dem Verluste jener ge­

liebten Personen, von denen alle ihre irdische Glückseligkeit abgehangen hatte.

Oie Aebtissin glaubte, -aß sich der Ba­ ronesse übermäßiger Schmerz durch die Zeit

selbst erschöpfen werde,

und vermied daher

lange, ihr Vermahnungen zu geben, welche,

wie sie fürchtete, ohne Nutzen seyn würden;

allein da sie sich in ihrer Erwartung

gen sah,

ließ

nesse bitten,

betro­

sie eines Morgens die Baro­ auf ihr Zimmer zn kommen,

und wandte sich hier, vorhergegangenen

nach

Gespräch,

einem- kurzen,

aus

folgende

Art zu ihr: «Ich hoste, meine theure Schwester, -aß

sich ihr Schmerz in jene fromme Resignation

umwandeln würde,

mit welcher wir,

wie

s man uns gelehrt hat, Lebens ertragen ^sollen.

alle Prüfungen, des

— Dec Baron

und

ihr Sohn waren, wie mir wohl bekannt ist, tugendhafte und fromme Manner;

tohren ihr Leben auf

sie

vec-

keine unwürdige Art,

/ondern bei Ausübung der Pflichten, zu wel, chen sie ihr Land und ihre Mitbrüder auf­ forderten/;

können sie daher: zweifeln,

ihre Seelen nicht

ßen ,

welcher

jetzt

daß

jenen Frieden genie­

der Lohn der Tugendhaften

ist? c. «Gewiß nicht?«

antwortete

die Baro,

nesie. «Mein Gemahl war einer dec bestes

Männer;

mein Sohn der gehorsamste und

zärtlichste, welcher je dos Herz einer lieben­

den Mutter beglückte,

hinzu,

indem



Ach!

fetzte

sie

sie ihre Augen gen Himmel

.erhob, möge meine Seele, wenn sie aus ih» rer irdischen Wohnung gerufen wird, so rein

sein, als die ihrige, dann werden wir uns in der endlosen Glückseligkeit Wiedersehen.« « Wenn dies ihr Glaube ist « antworte­

te dieAebtissin,«-warum also diese eigennützi-

gen Sorgen?

sie sind ungerecht und sünd-

ich. — Nichten sie ihre Gedanken auf jene Seligkeit, welche sie, wie wir hoffen, genie­

und lassen sie ihre Thränen dann nur

ßen,

deyi Dank fliessen, daß sie ihre irdische Lauf­

bahn so würdig geendet haben. — Morgen

wollen wir eine Messe für sie lesen, und ih* rer täglich in unserm Gebet denken, und ihr

Geist wird dann eben so in Frieden ruhn, wie die Seelen derer, für die wir bitten.«

Am folgenden Tage ward eine feierliche Messe für Aaron Warnimstrock und gehalten.

seinen Sohn

Vor dem heiligen Altar niederge­

worfen, flieg das Gebet Der keuschen Schwe­ stern zum Himmel;

die Seele der Baro­

nesse erhob sich über sich selbst,

und Erge­

bung trat von diesem Augenblick an in ih­ rem Busen, pn die Stells der Verzweiflung.

Oie Baronesse,

von der Fühllosigkeit,

in welche sie ihr Schmerz zuerst versenkt hatte,

genesen,

wärmste Freundin.

fand in der Aebtiffin ihre

Ihre Kenntnisse

Beschäftigungen waren sich gleich,

und

und ob

wohl die erste ihre Jugend in der Frölich, feit und Pracht der Welt verlebt, und die zweite fast die ganze Zeit der ihrigen in dec

Einförmigkeit

-e-

Kloster-

zugebracht

so fühlten sie sich doch durch gleiche

hatte,

Neigungen

zu einander hinge-

gegenseitig

zogen.

Da

sie

eine- Abend- in geselligen Ge,

sprachen bei einander saßen, sagte die Baro­ nesse:

«Ich habe mich ost gewundert, theu­

re Schwester Clara, wie eine Frau von ih­ rem Geiste,

ihrer Bildung und chrer Schon»

heit,

kam,

dazu

Vergnügungen

freiwillig von allen

sich

Lebens

de-

auszuschließen .

gewiß muß eine jugendliche Täuschung, oder

ein strenges Mißgeschick sie zu einer Lebens­ art bestimmt haben ,

die

Neigungen einer Frau, bewundert gewesen

gewöhnlich

den

die einst allgemein

seyn muß, so entgegen­

gesetzt ist.«

«Sie irren

sich,«

erwiederte

die Afb*

tistm; «die Absonderung von der Welt war gänzlich meine Wahl,

doch wird ihre Del-

wunderung aufs;offen, wenn ich ihnen sage, daß ich von meinen frühen Jahren an

Klosterleben gewöhnt ward,

zum

weil kh ganz

von einer Tante, die Aebtissin dieser Stiftung war, erzogen bin. erste,

die

Unsere Familie war die

dies Kloster so reich beschenkte;

sie erbaute es von nfeuern ,

mer

auf

die Trim­

eines fast ganz verfallenen, stiftete auch'

jenes dem St. Franziskus behielt sich die Macht vor,

gewidmet,

die

und

Oberstelle

von beiden zu befeyen; ein Vorzug, der seit mehr als zwei Jahrhunderten

auch immer

einem aus der Familie zu Theil worden ist. Meine Tante liebte mich zärtlich,

kann mit Wahrheit sagen,

daß

meine wärmste Steigung besaß;

und ich

sie denn

aucfj

da

meine Mutter starb, wie ich nur einige Mo­

nate alt war,

nahm

sie mich,

Vaters einzige Schwester, sicht.

hatte

als meines

unter ihre Auf­

Oer Graf von Hofmann, mein Vater,

weiter keine

Söhne ,

die ' in

Tochter;

allein

fünf

dec Folge, ihrem Range

und Vermögen gemäß, angestellt wurden.«

IO

«Meine Xante, ob ihr gleich eine Treru

nung von mir sehr schmerzhaft mor> weiger«

te sich,

mich in meinem achtzehnten Jahre

den Schleier nehmen zu lassen;

sie wogte,

daß ich einige Zeit in der Welt zubrachte,

wo ich,

wepn

ich mich da besser, als im

Kloster befände, ihrem Willen gemäß blei­ ben sollte, « Verhüte der Himmel,« sagte die

gute, ehrwürdige Frau,

«daß du Wider­

willen in diese Zustachts örter bringen solltest-

die nur allein für jene Seelen bestimmt sind,

welche freiwillig den Eitelkeiten des Lebens entsagen! Dreyßig Jahre, fuhr sie fort, bin ich das Oberhaupt dieser Stiftung ge­ wesen, und nie habe ich während dieser Zeit geduldet,

daß Jemand das Gelübde thun

durfte, wo ich nicht sah, daß es aus Wahl

und Ueberzeugung geschah, — Wie sollte ich

mich.nun in Hinsicht auf dich durch andere

Gründe bestimmen lassen? Geh denn, mein geliebtes Mädchen, verlebe ein Jahr in den

thätigern Beschäftigungen des Lebens; wenn

II

tiefe Zeit verflossen ist, kehre zu mir zu­ rück, und laß mich deinen Entschluß wissen; sey er, welcher er wolle, so soll dich meine wärmste Zärtlichkeit begleiten. « «Bald nach diesem Gespräch ward ich

der Sorgfalt einer Baconeste Vanhausen oovertraut, die ich nach Wien und andern Hauptstädten Deutschlands begleitete. Oie Baronesse war gütig und aufmerksam gegen mich. Ich war jung, die Männer bezeugten

mit ausgezeichnete Aufmerksamkeit, und man that mir verschio-enr» Vorschläge Z« sehr üdjc« theilhaften Verbindungen; allein mein Ge­ müth hatte bereits eine Richtung erhalten, die mein künftiges Leben bestimmte. OaS Geräusch dec Welt ermüdete mich; die

Idee einer Verbindung, die mich auf immer von der Freystadt meiner Jugend trennen sollte, war mir zuwider, und ich genoß da­ her schon im Voraus die glückliche Zeit, wenn ich wieder zu meiner geliebten St. Maria zurückkehcen würde.«

«Endlich war ste herbeigekommen. Meine

Tante und die Schwestern empfingen mich

mit Entzücken;

allein ihr Vergnügen ward

gewiß von dem meinigen weit übertroffen. Allein Herz schien in seine ursprüngliche Hei-

math zurück gekehrt zu seyn, und ich beschloß

fest, mich nie wieder daraus zu entferntzn. -c «Meine Tante ließ mich demohngeachtet

Noch während einigen Jahren das Gelübde nicht ablegen, ob sie gleich keine Mühe spar­

te,, mich zu ihrer Nachfolgerin zu bilden-»«

«Endlich ward mir im Zwey und Zwan­

zigsten Jahre vergönnt, ein Leben zu ergrei­ fen, das ich allem andern vorzog,

und

in

dem Alter von sechs und dreißig, folgte ich meiner ehrwürdigen Verwandtin nach, die im

hohen Alter, und von allen, die sie kanntet,

geliebt, starb.«

«Kurze Zeit nach ihrem Tode wach "ich, nicht

allein

von

meiner Familie, sondern

auch durch die einmüthige Stimme der gan­

zen Schwesterschaft, zur Aebtifsin erwählt. Oie ältern

ihr Kind,

Nonnen

die

betrachteten mich als

jungem als ihre Schwester;

13

und diese Zuneigung hat,

dem Himmel sey

Dank! ununterbrochen fortgedauert, die einzi­

ge Veränderung ausgenommen, daß ich mich nun als eine Schwester der ältern,

und ei­

ne Mutter dec jungem an sehe.«

Oie Baronesse dankte für diese gütige Mittheilung. — «Ihre kleine Geschichte«

sagte sie, « hat in der That keine romanhaf­ te Begebenheit, um die Aufmerksamkeit zu

fesseln; allein sie hat etwas,

was weit lo-

benswerther ifi. — Ihnen ward das Gute und Böse vorgelegt, und ste haben weislich das erste erwählt.

zend fort,

Ach!

fuhr ste tief seuf­

wäre dies meine Wahl gewesen,

wie vielem Schmerz hätte ich dadurch entge­

hen können!«

«Vielleicht auch nicht!« Aebtissin.

erwiederte die

«Oie Erziehung und Zuneigung

meiner Tante hatte mir einen so entschiede­ nem Hang zum Kloster eingestößt,

,nichtS schwächen konnte, recht, ihm zu folgen;

entfernt zu denken,

daß ihn

und daher war re

allein ich bin weit

daß die, welche sich ei-

i4

nem Klösterlichen Leben weihn,

ihrem Schö­

pfer angenehmer, als andere stnd,

die im

Kampf der Welt streiten. — Im Gegentheil werden die ersten

jchon durch ihre Lage vor

der Ausübung großer Laster geschützt, wah­

rend die letzkern,

wenn sie fttfy über die Ei­

telkeiten, und Versuchungen der Welk erhe­

ben, wie durch Feuer gelautertes Gold schei­ nen ,

daher auch doppelte Ansprüche

und

auf den Beyfall ihres großen Richters ma­ chen sönnen«.—«Ach bin ganz ihrerMeinungcc

antwortete die Baronesse; «allein wie wenige haben genug Stärke des Geistes,

Zaubergtanz,

dec

sie

um

berit

umgiebt, zu widerste­

hen !«

«Ich hoffe, es giebt deren mehrere; doch

ist in diesem

sterblichen Zustand

Irrthum unterworfen.

Oie Stifter

und des benachbarten Klosters

sie gleich in fast für

dem

alles dem

dieses

halten,

ob

letzten Theil ihres Lebens

überirdisch gehalten wurden,

doch

in ihren frühern Tagen große Fehler begann gern

Oie

Chroniken

aus

dieser Periode

können

Ihnen

einige

vielleicht

unruhige

Stunden entführen, und in diesem Falle la«

de ich Sie zu deren Ourchlesung ein.» Oie

Baroness?

bezeugte

ihren Dank,

und setzte hinzu: «Es sind jetzt über zwey

hundert Jahre, seit dieses Kloster gegründet wie aus dem Marmor im Choc an­

ward,

gezeigt ist.«

«Ich bin von der

sechsten Generation,

seit dieser Periode,« antwortete die Aebtissin, «und es ist ihnen vielleicht interessant zu hö­ ren, wie ich die einzelnen Theile der Geschichte

Weiner Ahnherrn erfahren habe.« «Ich war gegen neunzehn Jahr alt, als die Tochter eines Familie

in

jüngern

Zweigs unserer

die Gesellschaft ausgenommen

ward, bei welcher Gelegenheit alle Juwelen und

Kostbarkeiten

sucht wurden,

des

Klosters hervorge»

um den Altar zu schmücken.

Ein großes dianrantenes Kreuz ward allein vermißt,

und einige Zeitlang vergebens ge­

sucht, bis es meiner Tante einsiel,

daß sie

es in einer eisernen Kiste im Gewölbe auf-

l6 bewahrt^ habe;

und sie bat mich, indem sie

es

mir.die Schlüssel gab,

Als ich die Kisie öfnete, Kreuz;

allein

dort zu suchen.

fand ich bald das

meine Aufmerksamkeit ward

weit mehr durch verschiedene Pergamentrollen erregt, welche, zu Folge der Überschrift, die, Annalen

unserer

enthielten^

Familie

Sobald ich mit meiner Tante allein war, äusserte ich ihr meine Begierde,

mit dem

Ganzen bekannt zu seyn, worauf sie folgen­ des erwiederte r

«Mein theures Mädchen , Vollkommene Erlaubniß,

du hast die

jene Schriften, so

viel du willst, zu untersuchen; aber ich muß dir vorlausig sagen,

daß ich fürchte, deine

Bemühungen werden fruchtlos seyn,

ich bereits vor einigen Jahren

indem

mich

Erfolg mit denselben beschäftigt habe(

bekenne,

ohne

Ich

daß sie mich in vieler Hinsicht im

hohen Grade

allein

interestiren;

Rollen nicht nummecirt sind, unendliche Mühe machen,

da

die

fo würde es

einen regelmäßi­

ge^ Faden der Geschichte zu bekommen. «

«Durch

«Durch diese Erlaubniß zufrieden gestellt, überwand meine Begierde alle Schwierigkeit

ten.

Ich

die

brachte

Rollen

auf

mein

Zimmer, und hatte die Beharrlichkeit,

mich

ganzer zwölf Monate

damit zu be­

lang

schäftigen, und ste zu ordnen. « «Oie Sprache war, wie ste Wohl vermu»

und die Zeit

then können, sehr undeutlich,

hatte an vielen Stellen die Züge verlöscht;

doch da es mir einmal gelungen

Manufrript zu lesen

beschloß ich es so verständlich

zu machen \

war das

und za verbinden- so

als

möglich

und schrieb es daher in seiner

jetzigen Form ab.

Meine Tante freute stch

meiner Bemü­

über den glücklichen Erfolg

hungen, vorzüglich

weil

es

über manche

Begebenheiten in unserer Familie,

welche

die Zeit in Vergessenheit gesenkt hatte, Licht

verbreitete.« «Indeß wird es nöthig seyn, ihnen zu

sagen,

daß

es

nicht allein die Geschichte

meiner Vorfahren, sondern auch einer alten

englischen Familie, I.

mit Namen Fitzwalter, V

iS ist, un- daß ein großer Theil der Begeben­ heiten, die dies Manuscript enthält,

England zutrugen.«

Mit

sich in

diesen. Worten

schloß die Aebtissin einen Kasten

auf,

und

gab der Baronesse ein großes Paket Schrif­ ten, welche diese, so bald ste sich allein sah,

aus ihrem Umschlag nahm, und die verspro­ chene Erzählung darinnen fand.

Auf dem ersten Blatt des Manuscriptstand geschrieben O ihr,

die ihr in Zukunft diese Zeiten

durchlesen werdet, bittet für die Muhe derer, welche darinnen

erwähnt

stnd!



Ver­

meidet ihre Irrthümer, und nehmt ein Bei­

spiel, an ihren: Leiden,

so werden eure See­

len in Frieden ruhen.

Auf dem zweiten Blatt. Annalen der Heiden Familien von Hoff­

mann das

und

Fitzwalter,

Verlangen

Schwester

Adelheide,

ses Klosters,

Anno i5ig.

der

geschrieben

wahrhaft

erster Aebtissin

bei dessen

auf

frommen

die­

neuer Gründung,

Erstes Kapitel. Meilen

von

dec Seoküste in STlpc-'

thumberland, stand auf einer kühnen Anhtzr

he,

von et,neui reichen Thal umringt,

alte Schloß

Familie

der

Fitzwalter.

westliche Seite dec auSHebreiteten

Oje

Besttzvn-

gen eröfnete die Aussicht ins Land, Pie nörtzliche und

südliche

to(ir

pon

aufsteigenden

Waldern hegranztz, and die östliche von der

See, welche durch hohe uyd furchtbare Fel­ sen ,

die eine undurchdringliche Mauer an

dem Ufer formtet», vop Ilebsrfchrpemmungen zurück gehakten-wurde.

In den fruchtbaren

Gegenden des Thales,, lagen zerstreute Wahr nungen dec Uotecthaven des Vaxon Fitzwal/

tecS;

allein auf dec nach- den Gebürgen zu

liegenden Seite, war alles furchtbar,

und

verlassen;

Raubvögel

B 2

baueten

wild

hier

ao ungestört ihre Nester, "und hatten da seit undenklichen Zeiten ihr Königreich errichtet. An der Landseite

befand

Anhöhen eine tiefe

sich in einer der

und geräumige Höhle,

die durch die Nätur, diese grvße Baumeiste­

rin auögehöhlt,

durch Berge

und wildes

Gesträuche am Ausgange verschlossen,

und

durch eine Oeffnung des Felsens, wenigstens zweihundert Fuß im Durchschnitt,

leuchtet war.

St.

matt er­

Dieser einsame Ort ward die

Margarethen - Höle ' genannt.

Oer

Grund dieses Namens war lange vergeßen, doch muthmaßte man, daß er von den Rui­

nen einer alten Kapelle, dieser Heiligen ge­ widmet,

sey,

die nahe dabei lagen,

obgleich

unter

den

entstanden

Landleuten der

umliegenden Gegend frch die Sage-erhalten

hatte:

diese

Kapelle

habe ihren Namen

von der Höle empfangen,

als- eine

Lady

in ihr ihren ermordeten Geliebten gefunden,

und die Kapelle -errichtet- habe ,

um immer­

währende Messen für die Ruhe feiner Seele lesen zu lasset.

21

Dieses Gebäude hatte wahrscheinlich zu

gleicher Zeit mit dem Kloster zu LandiSfern

oder Holyeiland,

durch die Kirchenräuberi-

und ande­

schen Verwüstungen der Dänen rer wilden Völker gelitten,

und

war von

dieser Zeit an augenscheinlich verlassen wor-

den.

Oie

Festigkeit feines ursprünglichen daß, obgleich mehrere

Baues war so groß, Jahrhunderte

seit

flohen waren,

seiner Verwüstung ent­

die Zeit doch vergebens an

seiner gänzlichen Zerstörung gearbeitet hatte. Der Theil vom

Chor

bis

an die vordere

Kirchthüre, die Sacristey, der Altar, mehre­

re Grabmähler und die umgebenden Kreuz­ gänge waren noch vorhanden,

ob ste gleich

durch aufgehäuften Staub, zerbrochene Stei­ ne und Schutt sehr entstellt wurden. From­

me Pilger und

heilige Mönche kamen sel­

ten in diese Gegend,

ohne hinzu zu gehen,

und in der alten Kapelle die Landleute umher

zu beten;

hegten

allein

zwar für den

Ort die äußerste Ehrerbietung, doch mischte sich in dieselbe eine gewisse Furcht,

die fle

ihn eher vermeiden, als suchen ließ.

Muß­

ten sie wegen verirrten Heerden,

oder aus

andern Gründen des Abends in

die Nähe

desselben gehen, Einbildungskraft

fq wähnte ihre aufgeregte in

dem

Brausen

und

Pfeifen der Winde, das in den Klüften der umgebenden Borge wiederhallte,

die Stim­

men wandelndex Todten zu vernehmen,

de­

ren Seelen so lange zu leiden verurtheilt wären, bis sie sich von den Verirrungen ih­

res irrdischen Lebens gereinigt hätten. Dann

schienen den beunrühigten Gemüthern selbst die steinernen Säulen, welche dieKreuzgänge

unterstützten, menschliche Gestalten anzuneh­ men, und auf sie zu zu kommen; sie verga­

ßen ihren Verlust f Windspiel davon,

flohen schnell wie ein und

wagten nicht, sich

eher, als vor ihrem Hause umzusehen. Hier hörten ihre Frauen mit stunrniem Erstaunen den furchtbaren Erzählungen zu, die Kinder,

die sich umh?r drängten,

genöthigt

werden,

mußten dreimal

ehe sie'ö

wagten, das

ländliche Abendbrod zu berühren, und wenn

sie endlich zur Ruhe gingen, so ten sie/ gewiß so oft ein

wiederhol­

Ave Maria,

die ermüdete f^atur zulezt siegte,

bis

und sich

ihre Furcht in Schlaf verlor.

der Be­

Herr

Oer Baron Fitzwaltec,

sitzungen und des Schlosses, war schon bei Jahren.

Er hatte sich wahrend der Regie­

rung Eduards des Vierten, von dem öffent­ lichen Leben zurückgezogen.

Seine Familie

nur aus einer

bestand

.Gemahlin und xinem Sphn,

allein ec be­

saß eine zahlreiche Dienerschaft;

denn

er

von. dem

alten

Glanz seiner Ahnherren abzuweichen,

ob er

fühlte sich nicht geneigt, gleich sein

Erbtheil sehr verschuldet gefun­

den hatte? Wilhelm Fitzwalter,

der einzige Sohn

des Barons, war großmüthig,

und menschlich;

er

hatte

edel,

tapfer

seine Erziehung

von den besten Meistern erhalten,

und in

dem Alter von achtzehn Jahren, bat er sei­ nen Vater so dringend, daß ec es ihm end­

lich erlaubte ,

seine

Kenntnisse durch eine

Reife in fremde Lander zu erweitern.

Eh«

er das zwanzigste Jahr erreicht hatte,

war

er durch einen Theil von

und

Frankreich

Deutschland gereist, welche Länder zu dieser

Zeit Friede mit England hatten. In Deutsch­

land hatte er eine genaue Freundschaft mit einem jungen Graf von Hoffmann, ältestem

Sohn des Grafen dieses Namens, geschlossen, der auf

der

gewesen

war.

Hoffmann Aitzwalter, sen und

Reise

ganzen

war

acht

sein

Jahr

Gefährte

älter, als

und vereinte mit den Kenntnis*

der Festigkeit eines Deutschen, die

bezaubernde Lebhaftigkeit eines ein Character,

der,

Fihwalters nachdenkendem Wesen verschieden,

Franzosen z

obgleich gänzlich

doch

daß sie sich gegenseitig

von

und ernsthaftem nicht verhinderte,

aufs

wärmste erge­

ben waren. Oer gewöhnlichste Gegenstand des Ge-

fpräch's

war Zu dieser Zeit (i485) der Tod

der jungen Prinzen

Eduards

des Vierten,

und die Usurpation ihre- Oheims, des Her-

zogs voN^CHlodcester, jetzt Richard derDcitte.

Obgleich die Act ihres Todes zu dieser

Zeit noch nicht bekannt war,

so hatte man

-Sch Grund genug, den übelsten Verdacht zu und alle gute Menschen wünschten

hegen,

einmüthig,

-aß volle Wiedervergeltung auf

Haupt

das

des

Tyrannen

fallen möchte.

Fitzwalter hatten sich

und

Auch Hoffmann

diesen Gesinnungen mit all der Wärme und

Energie

edler und großmüthiger Gemüther

überlassen; es ist daher nicht zu bewundern,

daß,

als

Rortttandie

sie

auf

ihrer Reift durch die

mit

dem Graf von Richmond

bekannt wurden,

sie sich bereitwillig zu feit

nem' Dienste

anboten.

zu

Diesem

Folge

schifften sie sich mit ihm zu Harfleur ein, um nach England zu gehen.

Tapfere Männer, die, von edlem Selbst­ gefühl beseelt,

entschlossen

sind zu siegen

oder zu sterben, werden fast immer in ihren

Unternehmungen

glücklich

seyn;

stätigte auch die Schlacht auf

dies

be­

Bosworth *

sield, wo das Blut des Tyrannen vergossen

würde:

doch gerechte Ver­

einJ schwache,

geltung für Pie Ermordung

der Kinder fei«

ves Bruders. Im

Streit dieses merkwürdigen Tages

Fitzwaltec tror*

hatten sich Hoffmann

und

Züglich ausgezeichnet,

und ohne Furcht der

Gefahr, sich in

die

gedrängt;

Feinde Schlacht

Graf

dichtesten

Haufen

der

nach

der

daher

als

Richmond — jetzt laut zu

ausgerufen — dem

Heinrich den Siebenten

ganzen Heere seinen Dank bezeugte, erwähn­ te er ihrer besonders.

«Meine edlen Volantairs,«

sagte ty,

«ich freue mich> ihnen öffentlich die Verbind*

ttchkeit zu bezeugen, binr!

fort,



die

ich. ihnen schuldig

Dieser brave Jüngling

versah mich, mit seiner au­

genscheinlichen Gefahr, mit als -die. meinigen

neuen Waffen,

niedergeschmettert waren *

und in dem Feuer der

mich

e

den sie so­ und

ihn

dann, von seinem Blut rauchend, heraus zog,

und nach dem Kinde zielte.

Mit

überirdi­

scher Schnelligkeit siog Blanko über Setg und Thal,

um ihr Kin- zu retten;

allein

ihre Bemühungen würden vergebens gewe­ sen fegn *

denn ihre unversöhnliche Feindin

folgte ihr dicht auf dec Ferse Nach >

wenn

nicht eine glänzende Frau sich zwischen sie

gedrängt hätte« Indem sie mit einem Stabe

die

grausame

Mountford

bewegungslos

machte, sprach sie folgendes: —

4» «Wie der Staub vor dem Wind fliegt,

so weicht die Macht der Menschen

Allerheiligsten.

vordem

So weit solltest du ge­



hen, allein nicht weiter. — Dies Kind will ich vor deiner Bosheit schützen; Margarethen - Hole

in der St.

soll es Sicherheit fin­

unter ihrem rauhen gewölbten

den ,

und

Dach

dein stolzes Herz, selbst in dem hohen

Schloß von Fitzwalter, in Furcht setzen.»

Oie heftige Bewegung, in welche Vlan-

ka selbst im Schlaf gerieth,

erweckte

Fitz-

waltern, der mit Recht muthmaßte, daß fie aufs neue werde.

wache,

von

einem Traum beunruhiget

«Blanka! es

soll

Geliebte!«

rief er, «en

dich Niemand beleidigen,

Fitzwalter ist dein Beschützer;

daß Träume nur Trugbilder

du weißt ja,

einer

unruhi­

gen Phantasie sind! »

Dlanka, so sanft erweckt und von ihrer

Sicherheit überzeugt, sammelte ihre zerstreu­ ten Lebensgeister,

erzählte aber am andern

Morgen jeden Umstand mit einer Feierlich­ keit, welche anzeigte, daß dec Traum einen

tiefen

tiefen Eindruck auf sie gemacht hatte-

Fitz­

walter hörte ihr mit Lächeln zu- — «Meine Liebe,re sagte er, «seit wenn bin ich so sehr in deiner Meinung gesunken, einen Moment lang

sey bestimmt, auf eine so durch

unwürdige

ich 2frf;

die Hand einer Frau 'zu sterben ? —

Auch dein Kind,

ters,

daß du nur

fürchten solltest,

der Nachkomme F/tzwal-

mit aller gebührenden Ehrerbie­

soll,

tung vor St. Margarethen, — nie nöthig haben, einen Zufluchtsort in

ihrer Celle zü

suchen.» — «Mein gnädiger Herr,«

siel Else ein,

«verzeihn sie mir; allein sie sprechen läster­ lich.

Oer Reiche so wohl,

als

der Arme,

ist dec Abwechselung dieses Lebens unterwor­ fen — nicht als-wenn ich glaubte, daß man

Träumen

immer , Glauben beilegen müsse,

und die heilige Jungfrau verhüte, daß die­ ser in Erfüllung

gehen

sollte;

allein

es

können Wunden ohne Dolche versetzt,

und

Kinder von Feinden

die,

verfolgt werden,

ob sie gleich nicht wagen

I.

dürfen D

ihr Leben

5o doch nicht minder gefährlich

anzugreifen,

sind. — Was ich ihnen rathen wollte,

ist

Vorsicht ist immer

auf ihrer Hut zu seyn.

Wer weiß, ob nicht dec fromme Geist

gut. jener

Kapelle

aus

weisen Gründen diese

Warnung gegeben hat. »

«Du sprichst wie ein Orakel, gute Mut­

ter'« sagte Fltzwalter.

mir meine

«Wenn

Dlanka einen Engel, wie sie selbst, giebt, fp

wollen

wir

St.

Margarethen

ßchutz-Heiligen wählen;

zu

ihrer

aber wenn es ein

Knabe ist,

her die rauhe Form feines Da-

ters trägt,

so muß mir erlaubt seyn,

heiligen

Georg

zu

seinem

Patron

den vor­

zuziehen. »

Viertes Kapitel. S)rei Tage

Blanks so

nach

dem

Traum,

welcher

viel Entsetzen verursacht hatte,

fühlte sie ihre Entbindung nahen.

Sie litt

5o doch nicht minder gefährlich

anzugreifen,

sind. — Was ich ihnen rathen wollte,

ist

Vorsicht ist immer

auf ihrer Hut zu seyn.

Wer weiß, ob nicht dec fromme Geist

gut. jener

Kapelle

aus

weisen Gründen diese

Warnung gegeben hat. »

«Du sprichst wie ein Orakel, gute Mut­

ter'« sagte Fltzwalter.

mir meine

«Wenn

Dlanka einen Engel, wie sie selbst, giebt, fp

wollen

wir

St.

Margarethen

ßchutz-Heiligen wählen;

zu

ihrer

aber wenn es ein

Knabe ist,

her die rauhe Form feines Da-

ters trägt,

so muß mir erlaubt seyn,

heiligen

Georg

zu

seinem

Patron

den vor­

zuziehen. »

Viertes Kapitel. S)rei Tage

Blanks so

nach

dem

Traum,

welcher

viel Entsetzen verursacht hatte,

fühlte sie ihre Entbindung nahen.

Sie litt

5i

sänge und schmerzhaft, und erfüllte alle um sie her mit dec bängsten Furcht für ihr Le­

ben.

Am zweiten Abend ward sie von ei­

ner Tochter entbunden.

Mehrere Stunden

lag die erschöpfte Dlanka, ohne ein Zeichen des Lebens von stch zu geben ;

Fitzwalter

wich keinen Augenblick von ihrer Seite, und betrachtete sie und das

mit jener sprachlosen

Kind Angst,

abwechselnd

die

wahrer

Schmerz nur allein zu fühlen vermag.

sie sich endlich etwas erholt hatte,

Als

rief sie

nach Fitzwaltern und Elsen, die sich ihr so­

gleich näherten -

worauf sie mit schwacher

Stimme folgendes «Ich fühle,

zu

ihnen

sprach:



meine geliebten und theuersten

Freunde, mit untrüglicher Gewißheit,

stch mein Leben seinem Ende naht,

daß

und so

lange mir noch Kraft und Verstand bleibt,

wollte ich gern noch einige Pflichten erfül­

len, die zur Tilgung meiner irdischen Verge­

hungen beiträgen können.» —

« O Blanka!« unterbrach ste Fjtzwalter

mit ängstlich zitternder Stimme, O 2

«welche

häte dein

Vergehungen

reines, schuldloses

Gemüth sich vorzuwerfen? — Oie fluchens-

würdige Neigung

elenden Fitzwalters

des

stürzt allein dich in ein frühes Grab.» «Nenne deine Neigung nicht fluchens­ würdig, Fitzwalter!« antwortete sie,

indem

sie ihre Augen schnell von ihm zu den, Kin­ de an ihrer Seite wendete; «ich hoffe, Sie

wird gesegnet seyn.» —

«Deine Liebe war mein Stolz,

meine

Ehre, — nnd wenn Geister im Himmel zu­ rück denken können, so will ich mich deiner

Treue fort,

und Ehre erinnern.

Du,

fuhr sie

wirst dich meiner erinnern,

wenn du

Deinem Kinde liebkosest!»

Fitzwalter sprechen.

und

seufzte

eine lange Pause,

te, und fort fuhr:

nicht

bis sie sich endlich erhol­ —

«Laßt mir, ich bitte

euch, einen Priester rufen;

Johann

konnte

Blanka machte aus Schwäche

wird

mich

bereitwillig

Laßt ihm meine Deichte mein Kind taufen:

der gute Vater

anhören.

empfangen,

und

dieser Anblick wird mir

ö3 Freude machen — laßt sie Margarethe ge-

nennt werden.» Man sendete einen

nach

Diener

der

Abtey St. FranziscuS, den Pater zu rufen, wahrend ein anderer nach des Grafen Hoff­

um ihn von Vlankas

manns Schloß eilte,

Gefahr zu benachrichtigen.

Oer

Graf und

seine Gemahlin folgten dem Boten sogleich nach FitzwalterS Wohnung.

Bey ihrer An­

kunft fanden sie den Priester bey der

fertigen Vlanka,

die,

buß­

als sie ihre Beichte

abgelegt hatte, den Grafen und die Gräsin

Es war keine

ersuchte, zu ihr zu kommen. Zeit

zu

Glückwünschungen.

nahm mit Worte

ausdrückte,

sterbenden Vlanka,

« Sie

crament

ihren

Platz neben der

sagte sie end­

wünschen ihr Kind

der Taufe

zu

erbieten,

annehmen wollen.»

das Sa-

empfangen zu sehen;

der Graf und ich sind gekommen, Pathen

Gräfin

und indem sie ihr theil-

nehmend die Hand drückte ,

lich :

Oie

einem Blick, dec weit mehr, als

uns als

wenn sie «ns dazu

Blanko sah die ®räfnr unverwandt an, erhob ihre Hand zu den Lippen, und indem sie dem Priester ein Zeichen gab sich zu nähern, bat sie ihn, mit beinahe erschöpfter Stimme, das Kind zu taufen; Oer Priester öfnete sein Buch. Was­ ser, Salz, Oel und die Kerzen waren schon

in Bereitschaft, als der Parer» da es eine Tochter war, fragte, wo die zweite Pathe sey; denn in der Verwirrung dieses Augen­ blicks hatte man nicht daran gedacht, daß zwey Frauen nöthig waren, «Hier steht eine achtungswerthe Frau, die ihre Thränen bei dieser Gelegenheit, nach meinem Urtheil, dieses Zutrauens voll­ kommen würdig machen.'>- sagte die Gräfin, indem ste auf Elsen zeigte, die weinend in ehrerbietiger Entfernung stand, «Meine gute, meine zweite Mutter, » sprach Blan­ ko, sich qn Elsen wendend, «du hörst, was die Grästn sagt, willst du nicht in diesem feierlichen Augenblicke die Stelle meines Kindes vertreten?» — « Ach»» antwortete

Else, «so ohnmächtig, als ich bin, so will ich

doch

mit meinem Leben für sie stehen und

sterben, um ste zu schützen;

nicht würdig die Pathe

allein

ich bin

von meines Herrn

Kind zu seyn,- noch an der Seite des Gra­

fen und der Gräfin Hoffmann zu stehen.»

Oie Gräfin kam auf fie zu, nahm ihre

Hand und sagte:

«Wenn

meine gute Freundin,

es

ist,

wahr

wie man uns lehrt,

inö woran ich nicht zweifie,

daß im Him-

nel kein Unterschied statt findet, ähtlich müßte das Gemüth seyn,

wie

ver-

das

bei

deser Gelegenheit einen machen konnte.» Als dieser Punkt in Ordnung war, voll­

zog der Priester die Cerimonie, das Kind

Margarethe.

und nannte

BlankaS

Geister

fhienen bei diesem Anblick aufs neue belebt zi seyn; sie dankte dem Grafen und seiner

Gemahlin, und bat sie,

Fitzwaltern zu tro-

stn. Dünn wandte sie sich zu dem Priester uö sagte:

« Da sie,

guter Vater, meine

Bechte niedergeschrieben haben, so bitte ich

sie,eine Copie davon zu nehmen; behalten

sie das Original in ihren Händen, das an­ dere geben sie an Fitzwalter.»

Blanka schien erschöpft.

Oer gute Va­

ter entfernte sich, um ihrem Willen zu gehor­ chen, und in weniger als einer Stunde war

er mit Abschreiben

fertig.

Blanka

unter»

zeichnete zuerst, und der Graf, seine Gemah­ lin, Else und der Priester bezeugten die Un­ terschrift, worauf ste sich entfernten. Blanka war einige Stunden lang so ruhig

daß sich Fitzwalter dem entzückenden Gedanke» überließ, sie wieder hergestellt zu sehen;

lein diese Hoffnung verstärkte

a-

nur das G-

wicht der folgenden Schmerzen. Denn beiit

Erwachen auü der Betäubung,

welche er

und Else für einen erfrischenden Schlaf fes­

ten ,

sahen

sie voll Schrecken, daß sie mif

dem Tode rang,

««Noch kurze Zeit, « —- sagte sie, «un' dieser zerbrechliche

Körper wird zu seine»

ursprünglichen Staube

zurückkehren,

dis

warme Herz, feine irdischen Neigungen vr-

gesien. -— Höre denn, Fitzwalter, auf mene

Stimme.

Ungehorsam

Kindlicher



eine große Sünde;

ist

du stehst, welche schwe­

re Strafe ste auf uns herabgezogen hat.

Mit meinem letzten Hauche laß mich dich bitten,

dich wieder mit deinem Vater aus-

zusöhnen. ->

Fitzwalter

wollte

sprechen;

allein ste

machte ein Zeichen mit der Hand, und fuhr fort,

-r-

dich,

meine

ne

«Störe mich nicht, ich beschwöre Zeit ist bald verflossen,

Gedanken

letzten

Gebete

und

flehen deine Glückseligkeit.



sey die Mutter meiner Tochter.

mei­ er­

Ach Else! Dir, Fitz­

walter, brauche ich ste nicht zu empfehlen;

Verborgenheit und Geheimnis

werden die

besten Beschützer ihrer Kindheit seyn. — Ich bitte

dich, die Schwestern deü Klosters

St. Maria zu ersuchen,

ihre heilige

Erde

meinen Körper in

aufzunehmen.

Bete

für mich! » — Ein

krampfhaftes Zucken hemmte eini­

ge Minuten lang ihre Sprache.

Else

fiel

auf die Knie, während Fitzwalter fast wahn-

fiiinig sich an ihre Seite warf, und sie mit seinen Armen unterstützte. «O Fitz Walter! » sagte die sterbende Blanka,

mit dem letzten

« überwinde diesen

lleberreste ihrer Kräfte,

unvermeidlichen Schmerz

du weißt es,



wir werden uns wieder sehen- — Oie Qua­ ken des Todes sind nicht so schwer zu ertra­

gen ,

als die Trennung von dir.»

sie dies sprach, an die seinjge, fuhr sie fort:

Indem

legte sie ihre kalte Wange und nach einigen Minuten

In

deinen Armen,

so glücklich hätte leben

können,

wo ich

laß

mich

sterben, mein Freund — mein Geliebter mein Herr — mein» —Zwischen jedem dieser

Worte holte sie tief Odem,

starb an

und

FitzwalterS Busen.

Sein Schmerz über diesen Verlust zeig­

te sich weder

durch

Worte, noch Thränen;

es war jener stille Gram, nagt,

und

einem

ten Feinde gleich, untergräbt, Die

ehe

Freundschaft

der

geheimen, den

am

Herzen

unerwarte»

Grund des Lebens

man

die Gefahr ahndet.

dec

Familie Hoffmann

59 von

äusserster

Oer Graf

vereinte,

war bei diesem Mißgeschick

Wichtigkeit für ihn.

mit vielem Äerstand, ein thätiges und edles Gemüth; konnte,

was

ihm

gehörte

doch

und

so

auch

mangeln

wenigstens eine

männliche, uneigennützige Freundschaft, und ein warmes, wohlwollendes Herz unter seine

entschiedensten Vorzüge,

Oie Gräfin war weniger lebhaft, als ihr Gemahl.

Mit

der

seltensten

Schönheit verband sie eine edle, kende,

fromme

und

wenn jeder Gedanke

Liebe

nachdem

keusche Seele;

ihres

fichtbar werden können, Achtung,

weiblichen

Busens

und

hätte

so hätte man nur

und Bewunderung für sie

empfinden müssen, Hoffmann

wendete

abwechselnd seinen

an,

um

seinen traurigen Freund zu zerstreuen.

Oie

Verstand und seine Lebhaftigkeit

Tröstungen der Gräfin athmeten eine milde Frömmigkeit, und wurden in einem so' sanf­

ten, überredenden Tone vorgebracht, daß fie

Fitzwalters

Schmerz oft zur Ruche zauber-

6o

fen, und sein Gemüth von irdischen zu himm­ lischen Gegenständen erhoben.

Ein Jahr war feit BlankaS Tode ent­ flohen, als ein Bote aus England in Hoff­

manns Schloß ankam;

ron Fitzwalter,

der

er war vom Ba­

die Gegenwart seines

Sohnes verlangte, da seine Gesundheit sich

in der äussersten Gefahr befand. ter nahm sogleich ein

Fitzwat-

kleines Schiff und

verließ Deutschland, von Elsen und seinem Kinde begleitet.

sonst ,

Oie Gräfin versuchte um­

ihn zu bewegen,

Sorgfalt zu überlassen;

ihrer

das Kind

das Herz des Va­

ters hing an der jungen Margaretha

be­

reits so sehr, daß er sich nicht ohne Schmerz zu

einer Trennung

von

ihr

entschließen

konnte.

Bei seiner Ankunft in England ließ er

Elsen und ihre junge Pflegetochter

in der

kleinen Wohnung von Davids Frau,

auf

deren Treue er flch verlassen

und

konnte,

ging nach dem Schlosse des Barons.

Er fand feines Vaters Gesundheit sehr

Lr verschlimmere. Zu den Schwachheiten des

Alters

gesellte

sich

noch Unruhe des Ge­

müths, übe^ die Einschränkungen, die er in

seiner gewohnten Art- zu leben hatte machen

müßen;

denn selbst -seine vormaligen Un­

annehmlichkeiten hattet! ihn üicht gelehrt,'

vorsichtiger zu seyn. ^ Oer Baron, seine Ge­ mahlin und Eüithe Mountford empfingen Fitzwaltern mit: ausgezeichneter Freundlich­

keit, wie sie es sich .wahrscheinlich vor seiner Ankunft vorgenommen hatten; und so selt­ sam

und

widrig es auch einem fühienden

oder zarten Gemüth vorkommen

war Edithenö erster Wunsch,

mag,

so

selbst noch

jetzt, Fitzwalters . Güttin zu werden»

Oie Gesundheit des Bacons blieb im­ mer noch in einem ungewisse.! und abneh»

wenden Zustand. -

und Fitzwalter war noch

nicht über drei Monate zurückgekehrt,

ec seine Mutter verlohc. schwor sie ihn mit aller

als

Ehe sie starb, be­

Nachdrücklichkeit

einer sterbenden Mutter, den einzigen Schritt

zu thun,

der ihn «und seinen Bateo vom

6

Untergange retten könne,

Verbindung

mit

durch eine

und

diesem

Edithen

edlen

Hause seine alten Besitzungen zu erhalten.

Fitzwalter antwortete voll Ehrerbietung

seine Liebe sei

und kindlicher Zärtlichkeit.:

in BlankaS Grab gesenkt, und ob er gleich das Leben aufopfern wolle,

um seinen Va­

ter von Armuth zu befreien,

so

könnte er

sich doch nicht entschließen , sein Dasein mit

einer Frau hinzubringen,

verschieden von ihm sey,

die

so

gänzlich

noch sie mit Ver­

sicherungen einer Neigung zu täuschen,

ec nie mehr

empfinden

könne.

Er

die

blieb

unerschüttert bei diesem Entschluß, und seine Mutter starb» ohne ihre Wünsche befriedigt

zu sehen. Fitzwalters höchster Wunsch war, seinen

Vater vor einem wesentlichen Wechsel seines

Glückes, so lange er lebte, schützen zu fön? nen; überlebte er ihn, sen,

so war er entschlos­

den Gläubigern ihre vollen Ansprüche

zuzugestehen,

die Ueberreste seiner Marga­

retha zu sichern, und für sich selbst im Oien-

fie

Vaterlandes ein

seines

neues

Glück

oder einer) ehrenvollen Lod zu

zu suchen, finden-

Fünftes Kapitel. Ohngeachtet FitzwalterS Dorsätzen, doch sein Plan fehl.

Monaten

schlug

In. weniger als drei

nach .dem Tode feiner Mutter,

sah er seinen Vater von tausend Unannehm­ lichkeiten umringt, welche nur Reichthum ab lein entfernen konnten. mit seinem Widerwillen,

Lange kämpfte

Thränen seines Vaters nachgab, klopfendem Herzen

einwilligte,

er

bis er endlich den

und

mit

und zitternder Stimme

daß der Baron ihn,

zu Ende

der nächsten 6 Monate, Edithen zum Gat­ ten antragen solle.

.So, wenig schmeichel­

haft auch dieser Vorschlag war,

ihn Edithe doch an.

so nahm

Fitzwalter war,

wie

sich vermuthen läßt, kein feuriger Bewerber;

fie

Vaterlandes ein

seines

neues

Glück

oder einer) ehrenvollen Lod zu

zu suchen, finden-

Fünftes Kapitel. Ohngeachtet FitzwalterS Dorsätzen, doch sein Plan fehl.

Monaten

schlug

In. weniger als drei

nach .dem Tode feiner Mutter,

sah er seinen Vater von tausend Unannehm­ lichkeiten umringt, welche nur Reichthum ab lein entfernen konnten. mit seinem Widerwillen,

Lange kämpfte

Thränen seines Vaters nachgab, klopfendem Herzen

einwilligte,

er

bis er endlich den

und

mit

und zitternder Stimme

daß der Baron ihn,

zu Ende

der nächsten 6 Monate, Edithen zum Gat­ ten antragen solle.

.So, wenig schmeichel­

haft auch dieser Vorschlag war,

ihn Edithe doch an.

so nahm

Fitzwalter war,

wie

sich vermuthen läßt, kein feuriger Bewerber;

indeß behandelte er sie mit einer ehrerbieti­

gen Aufmerksamkeit,

und als er zwei von

den sechs verlangten

Monaten im Schlosse

zugebracht hatte, erklärte er, daß er geneigt

sey, für die noch übrige Zeit die Hauptstadt zu besuchen, und noch ehe fie verflossen, zu­ rück kehren werde,

um sein Versprechen zu

erfüllen.

war

Dieser Plan

weder

dem Baron

noch Edithen sehr willkommen; indeß zwei­ felten sie

und

nicht an

gaben

seiner

Zuverlässigkeit,

daher auf die beste Art seinem

Verlangen nach.

Man erwartete FiHwalterS Zuruckkunft nicht eher,

als kurz vor der zur Vermäh­

lung bestimmten Zeit;

allein

zu

rons und EdithenS Erstaunen,

nen

vollen

Monat

Northumberland an. mehr,

des Ba­

kam er ei­

vor dieser Periode irt

Doch

was

sie

noch

als selbst seine Erscheinung in Ver­

wunderung setzte,

war die seltsame Art fei-

ner Begleitung. Dey der Abreise folgte ihm nur sein Diener David, jetzt

aber, bei dec

♦ Rückkehr,

Rückkehr, ritt dieser in gleicher Linie mit sei­

nem Herren,

und stand ihm bei, eine dritte

Person zu halten, die auf das Pferd gebun­ den zwischen beiden sich

befand.

Oer

Ge­

fangene war ein junger Manrn von schönem, empfehlendem Ansehn, doch zeigte die Wild­ heit seiner Augen und die Verstörung ner Züge deutlich,

sei­

daß sein Gemüth zerrüt­

tet war, und er an jener

schrecklichsten

ler menschlichen Krankheiten,

al­

dem Wahn­

sinn, litt.

Als sie das Schloß des Barons erreicht hatten,

bat Fitzwalter um die Erlaubniß,

den Fremden in einen entlegenen Theil des

Er setzte hin­

Schlosses bringen zu dürfen. zu ,

daß es ein ihm theurer Freund,

der

einst sein beständiger Gefährte'gewesen, und ein tapferer und vornehmer Edelmann sey, welcher aber unglücklicher Weise keine nahen

Verwandten habe, die ihn in diesem trauri­

gen Zustande pstegen könnten. dem es weder an

Oer Baron,

Gastfreundlichkeit,

noch

Großmuth fehlte, gab sogleich feine Einwil-

I.

E

ligung, und befahl einigen Bedienten,

den Fremden zu sorgen.

Doch

diese

für

Dor^

sorge verbot Fitzwalter, indem er sagte, daß sein Freund Augustin an

seinen Diener Da­

vid gewöhnt sey, und dieser allein zu seiner

Bedienung passe,

da

Fragen

oder Gesell­

schaft seinen Wahnsinn nur vermehre.

Fitz­

walter nahm nun den Fremden beim Arm, und führte ^hn zu dem

angewiesenen Zim­

mer, auch verließ er ihn nicht eher, als bis er ihn mit allem Nothwendigen versehen sah; übergabt ec' ihn

dann und

kehrte zu

Davids

seinem Vater und

Sorgfalt, Edithen

zurück. Auf die Fragen des Barons über seine

Reise, erwiederte er, daß er während seiner ganzen Abwesenheit, doch keine Zeit in Lon­

don zugebracht habe; denn da er durch Zu­

fall von seines Freundes

Unglücklichem Zu­

stand gehört, so wäre seine Aufmerksamkeit nur

auf dessen Wiederherstellung gerichtet,

und

nats ,

er

während

des

ganzen letzten Mo­

wo per Anfall sich , weit stärker, als

67

in Nordfolk eingesperrt

jttzk, gezeigt habe,

gewesen.

Als die zur Vermählung Bestimmte Zeit fühlte sich der Ba­

herbey gekommen war,

Gipfel seiner Wünsche; auch

ron auf dem

Edithe frohlockte in ihrem Herzen. Fitzwalter

Mein blieb kummervoll, und feine Aufmerk­ samkeit ,

weit entfernt feiner Braut gewid­

met zu seyn,

gehörte

Fremden,

nach

dec

dem wahnsinnigen

einem Monat immer­

währender Sorgfalt umgänglicherward, je­ doch ausser Fitzwalter und David, Niemand sprach.

Oer Ehecontract ward nun aufgesetzt.

Fitzwalter entsagte aller Rechte über Mountfvrds Vermögen,

Verbindung

mit

bestimmte es allein

die

im Fall seiner

ihm

Edithen

gegeben waren,

und ihren Erben,

ihr

und verlangte nur die Befreiung von seines Vaters verpfändeten Ländereyen; satz für diese Resignation

Freiheit, nem

begehrte

als Er­

er die

seine Tochter Margarethe in sei­

Hause und unter feiner besondern Auf, E 2

sicht zu erziehen, und daß Niemand, weder

jetzt, noch in Zukunft, weder wahrend seines

tioch im Fall seines Todes,

Lebens,

ein

Recht haben solle, die treue.Else aus ihrem-,

Dienste zu entfernen. Als diese Anordnungen gemacht

bestätigt

waren,

ward

die

und

Vermählung

vollzogen. ‘

Margarethe war jetzt zwey Jahr alt; und wenn Fitzwalter

je

eine Minderung

der tiefen und düstern Schwermuth, die ihn

beherrschte,, fühlte, so. war es,

wenn er sei­

ne

Oer

kleine Tochter liebkosete.

Ueber-,

einkunft gemäü ward sie in das Schloß ge­ bracht, und ihr. und Elsen eia Zimmer ange­

wiesen; und wenn gleich FitzwalterS Braut nicht jene nahm,

mütterliche

Pflichten über sich

die sie unfehlbar in den.Augen ih­

res Gatten achtungswerth

gemacht

haben

würden, so betrug sie sich doch, bei gelegent­

lichen Zusammenkünften, a-uf eine Art, worü­ ber man sich nicht beklagen konnte.

rend

dieser , Zeit

ward

der

Wäh­

wahnsinnige

Ö9 Fremde t?on« FiHwaltern nicht uettiachläßi-

get, er brachte täglich mehrere (Sfutifren in feinen! Zimmer zu, und sparte weder Mühe,

Zärtlichkeit noch Aufwand,

um seine Ge­

sundheit wieder herzustellen. Seine Bemühungen wurden endlich mit

glücklichem Erfolg gekrönt. Augustin befand sich nach imfr nüch ruhiger,

und seine An­

fälle von Wahnstyn gingen in eine gewisse

Schwermuth über ,

welche viel von jenem

frommen Elfer an sich trug >

zu dem sich

das Gemüth'gestimmt fühlt, wenn es plötz­ lich von allen irdischen ^Gegenständen-sosgerissen wird, »ändrssch nur mit,einem-künfti­

gen Zustand beschäftigt.' Fitzwulter ward, in sei nee Sorgfalt K^m-

vhägeachtet nicht' Nachlässiger.-

Er ljeß ihn^

mehr Freiheit,- ritt oder ging oft nnt ihm -aus; allein er versuchte vergebens ihn zum

Umgang

oder ^Gespräch mit der übrigen

Familie zu überreden.

Oie kleine Marga­

rethe «llein war hiervon ausgenommen, d^e

man

auf; Fitz Walters. ?1 Befehl^oft Jji r-fs'n

Zimmer brachte, weil er bemerkte, daß bei den Liebkosungen des unschuldigen Kindes,

Augustin gewöhnlich Thränen vergoß, wo­ durch sein volles Herz sich erleichterte.

Eines Morgens fand David,

mit

wohnlich

der

ge*

in Augustins Zimmer schlief,

zu seinem großen Schrecken, daß er während

der Nacht aufgestanden und

entflohen war.

durchs Fenster

Er eilte sogleich zu Fitzwal-

ter, der schnell aufstand,

seine Diener nach

verschiedenen Gegenden ausschickte, und stch selbst zür Verfolgung

machte.

Die

fruchtlos;

des Flüchtlings auf-

Nachsuchungen

alle kehrten

waren

zurück,

kleinste Spur erhalten zu haben,

unauflöslichen

Räthsel

die

auf wel­

chem Wege man ihn suchen solle. Bei sem

indeß

ohne

diee

erinnerte sich

David, daß er ibn des Tages vorher emsig

hatte schreiben sehn ,

Untersuchte,

und als er sein Pult

fand er bald einen Brief, der

art Fihwülter gerichtet war. Se- ihn sogleich seinem Herrn,

Er überbrach-

der ihn voll

Ungeduld aufriß, und folgendes las:

< Oer elem^e,

verlohrne,

wahnsinnige

Augustin hat daü Versprechen nicht verges­

welches

sen ,

perlassen,

Daseyn

Fitzwalters Freundschaft ihm

Ec wird weder das Königreich

Libnöthigte.

etwas gegen sein nutzloses

noch

unternehmen,

und, bittet

daher,

daß Fitzwalter keine Schritte zu seiner Nach­ forschung thun, sondern ihn in Frieden dem Leben überlassen soll,

Möge

hat.

das er sich gewählt

Himmel

dec

seinen

aber grausamen Freund erhalten,

edelsten, und dem

ärgsten aller Sünder verzeihen.,,

"Dies bittet der zerknirschte Augustin.» Dieser Brief gewahrte Fitzwaltern einen Strahl des Trostes;

eine

puf

allein

andere Art zu

er ward bald leiden bestimmt,.

Her Barpn^ welcher lange gekränkelt hatte, starb jetzt, mehr

von

das feine

vermindert rr

wo sein Tod feinen Sohn nicht

einem

Gelübde befreien konnte^

Melancholie eher vermehrt, als zu

haben

schien,

und

da­

aus keiner andern Absicht gethan hatte,

als seinen

alten Vater

von

Sorgen

zu

befreien. Rang

war dasjenige, wornach Ediths

stets vorzüglich gestrebt hatte; sie befand sich

daher auf dem Gipfel ihrer Wünsche, da ste erwartete,

und

daß in der Person der

Lady Fitzwalter, jedermann die Tochter des Wucherers Mountford vergessen würde,

0

vergaß sie es augenscheinlich selbst.

Sechstes Kapitel. Zehn Monate nach des Barons Fitzwalters Vermählung, ward feine Gemahlin von ei­

net Tochter entbunden; war so schwach,

aber dies Kind

daß man nur wenig Hoff-

hting für sein Leben hatte,

bis der Baron,

der eine große Meinung von Elsens Ein« sichten hegte, verlangte, daß man sie wegen dessen Behandlung um

Rath

fragen solle.

Nichts, als die Gefahr des Kindes, würde

als seinen

alten Vater

von

Sorgen

zu

befreien. Rang

war dasjenige, wornach Ediths

stets vorzüglich gestrebt hatte; sie befand sich

daher auf dem Gipfel ihrer Wünsche, da ste erwartete,

und

daß in der Person der

Lady Fitzwalter, jedermann die Tochter des Wucherers Mountford vergessen würde,

0

vergaß sie es augenscheinlich selbst.

Sechstes Kapitel. Zehn Monate nach des Barons Fitzwalters Vermählung, ward feine Gemahlin von ei­

net Tochter entbunden; war so schwach,

aber dies Kind

daß man nur wenig Hoff-

hting für sein Leben hatte,

bis der Baron,

der eine große Meinung von Elsens Ein« sichten hegte, verlangte, daß man sie wegen dessen Behandlung um

Rath

fragen solle.

Nichts, als die Gefahr des Kindes, würde

die Baronesse bewogen

haben,

Verlangen einzuwilligen;

sorgnisse wegen

seines

dieses

in

allein

die

Be­

Lebens überwanden

ihre Vorurtheile, und Elfe, die zu viel Ge­

fühl und Gerechtigkeitsliebe besaß,

sie das zarte Kind wegen

als daß

des verächtlichen

Betragens seiner Mutter hätte hassen sollen,

unternahm sogleich das Geschäft,

Und ver­

langte nur, daß das Kind und seine 2Trrirtit neben Margarethens Zimmer wohnen mög-

ten, damit sie immer in der Nähe sein und

seiner

Pflege

dle

nöthige Aufmerksamkeit

weihen könne.

Margarethe,

jetzt drei Jahr alt,

die Freude ihres Vaters;

ner Seite,

war

sie spielte an sei­

und begleitete ihn meist auf sei­

nen Spaziergängen.

Hier

sprach

er,

so

juhg sie noch war, mit ihr von ihrer Mut­

ter ,

lehrte sie

ihren Namen wiederholen,

und in seinen frölichen Momenten man

es so nennen konnte)

sang

(wenn

er

ihr

kleine Lieder vor, die ihre Mutter gesungen

un>

den

durch

Worten

einfachen

iltfe

Stimme Melodie verliehen hatte.

Elsens Zärtlichkeit für die kleine Mar^ garethe tpar so treulich,

daß sie von der

väterlichen nicht übertroffen ward. rer Jugend

zu

geworden,

und

einer

In . ih­

Wittwe

kinderlosen

durch Nothwendigkeit ge­

zwungen sich Unterhalt zu erwerben,

hatte

/nan ihr die Sorge für Blanko an vertraut, deren Jugend und Unschuld nach und nach

ihren Schnierz milderte, es wußte,

und ohne daß sie

den leeren Raum in ihrem Her­

zen ausfüllte. Diese Neigung ging rethen über.

nun auf Marga­

Sie betrachtete sie nicht allem

als ein heiliges Pfand,

das ihr von ihrer

geliehten Blanko hinterlassen ward, sondern auch als ern Kind, bei dessen Laufe sie sich

verpflichtet

hatte,

es

ihren

nach

besten

Kräften zu unterstützen und zu lehren. se

war von Natur

und fromm,

so

mild,

Es­

anspruchlos

daß sie &gi allen guten Men­

schen Beifall erhielt,

und

daß

selbst die

Dösen keinen Grund sie anzuklagen fanden.

Eie hatte, was man zu dieser Zeit eine gu­ te Erziehung nannte, erhalten,

und sobald

Margarethe sprechen konnte, fing sie an, sie

lesen und beten zu lehren. sie sie in die Schloßkapelle,

Täglich

führte

wo sie sie nm

ein Ave Maria für die

Fuße des Altars

Ruhe der Seele ihrer Mutter beten lehrte. Zuweilen

ging sie mit ihr bis an die Ge*

birge des Ufers,

warf einen Blick in die

schaurige St. Margarethen « Hole ,

welche

sie nicht näher zu untersuchen wagte , ging

dann

weiter nach der alten Kapelle,

wo Else kühn hineintrat;

denn in einer so

noch

ihrer

begegnen.

Hier

heiligen Wohnung konnte ihr,

Meinung,

und

nichts

Böses

lehrte sie die jungen Margarethe wiederum

vor dem zerbrochnen Altar nieder zu knien, und hob sie zu den alten Monumenten em­

por, welche die Verwüstungen der Zeit und Kirchenräubec noch Vorzüglich

waren

Chors noch erhalten.

übrig gelassen hatten^

zwei in der Mitte des Das eine stellte einen

?« Ritker vor;

das zweite eine Dame,

dicht an seiner Seite »stand,

Fußen ein Hund lag',

die

und zu deren

der die Hand eines

Menschen im Mund hielt. Als eines Abends Else mit ihrer jungen Pflegetochter auch ihren Weg bis zur Ka­

pelle ausgedehnt hatte, düstern Kreuzgänge,

und sie durch die

die das Gebäude um­

ringten, gingen, entdeckten plötzlich Marga­

rethens helle Augen einen Gegenstand uiv

ter den Pfeilern,

der sie veranlaßte,

in ih­

rem kindischen Acrent auszurufen: « S»eh, Frau Else, wer ist das? •

Indem sie dies

sprach, zeigte sie mit dem Finger, und rich­

tete sogleich Elsenü Blicke nach einem Win­

ket, wo sie hinter den Säulen, die das Dach

unterstützten, ganz deutlich eine menschliche Gestalt sah.

Ein Gefühl von Furcht ev-

tzriff an diesem heiligen Orte zum erstenmal Elsens Gemüth; die Arme,

sie nahm

das Kii>d auf

und eilte mit zitternden Schrit­

ten und sichtlichen Zeichen - von Bestürzung vorwärts.

Ihre Unruhe blieb der Person-,

rpelche sie verursachte» nicht unbemerkt; und sogleich begrüßten fiz die sanften Töne einer Stimme,

welche sagte:

«Fürchte nichts,

Schwester, Die Gott vertrauen, haben keine

Ursache zur Furcht.

Oie heilige Jungfrau

leite und schütze djch! — Geh in Frieden! >»

«Oec Segen kehre auf euch

zurüch,

wer ihr auch seyd!» antwortete Else, durch diesen sanften Gruß^kühn gemacht. «Wenn

ihs., wie ich glaube;, gn diesen heiligen Oct um zu beten gekommen seyd, so erhöre-der Himmel eure Ditte — guten Abend!» — Oie verborgene Person antroortete nur mit einem tiefen Seufzer,

und Else setzte

ihren Weg fort. Als der Baron in Margarethens Zim-

yier kam,

wie er gewöhnlich that,

ehe er

zum Abendessen ging, erzählte ihm Elfe das Schrecken,

welches sie gehabt hatte.

hörte mit Aufmerksamkeit zu.

te Frau,»

Er

«Meine gu;

sagte er, als sie geendet hatte,

« euer Abendtheuec hat mich auf eine Ver­ muthung gebracht,,, und

ich

werde

nicht

ruhn, bis ich darüber Gewißheit habe,

ob­

gleich es für diesen Abend unmöglich ist.»

Ohne sich weiter zu erklären, die schlafende Margarethe

und

küßte er

auch die

kleine Isabelle, »dies war der Name seines

jüngsten Kindes.

Denn obgleich Fitzwalter

die Baronesse nicht so liebte, als er vorher Blanko geliebt hatte,

so

war er doch ein

zu guter Mensch, um nicht gegen alle seine Kinder

ein zärtlicher und liebender Vater

zu seyn.

Siebentes Kapitel. Aitzwalter stand mit Anbruch des TagöS

auf, und eilte nach der Kapelle.

Ec hatte

stch in einen langen Mantel gehüllt,

und

zur Vorsicht sein breites Schwert unter dem

Arm genommen;

nicht, als wenn er ®ei

fahr gefürchtet hätte,

er wünschte,

sondern

nur,

Weik

auf alles vorbereitet zu seyn.

ruhn, bis ich darüber Gewißheit habe,

ob­

gleich es für diesen Abend unmöglich ist.»

Ohne sich weiter zu erklären, die schlafende Margarethe

und

küßte er

auch die

kleine Isabelle, »dies war der Name seines

jüngsten Kindes.

Denn obgleich Fitzwalter

die Baronesse nicht so liebte, als er vorher Blanko geliebt hatte,

so

war er doch ein

zu guter Mensch, um nicht gegen alle seine Kinder

ein zärtlicher und liebender Vater

zu seyn.

Siebentes Kapitel. Aitzwalter stand mit Anbruch des TagöS

auf, und eilte nach der Kapelle.

Ec hatte

stch in einen langen Mantel gehüllt,

und

zur Vorsicht sein breites Schwert unter dem

Arm genommen;

nicht, als wenn er ®ei

fahr gefürchtet hätte,

er wünschte,

sondern

nur,

Weik

auf alles vorbereitet zu seyn.

Co ging er ohne Degkeitung Hinern ,

untersuchte

jeden

Theil derselben;

unfr doch

alles war still und einsam, wie die Bewoh­

ner dec Gräber umher.

Ermüdet durch die­

se fruchtlosen Nachforschungen, verließ er die Kapelle, und setzte seinen Weg nach der St.

die er eben so

Margarethen t Hole fort,

genau als zuvor die Kapelle untersuchte,

und zwar mit besserm Erfolg;

denn in ei­

ner Ecke der Höle fand er einige Schellst? fche, die frisch vom Ufer genommen waren;

in einer andern ein Lager, daS aus Schilf bestand, und durch einen Stein erhöht war;

in einer dritten zeigten stch einige Ueberreste

von Holz, die noch warm waren,

und in

einet vierten ein hölzernes, roh geschnitztes

Krucifix, ein Todtenkopf,

ein Stundenglas

und zwei Andachrs-Bücher.

Diese

verschiedenen

Gegenstände ver­

stärkten die Vermuthung, welche Lord Fitzkvalter gefaßt hatte, und mit dem Vorsätze,

mehr zu erfahren, setzte er stch auf ein Fel^ senstück, wo er in banger Erwartung, vom

So Wachen er mühet,

-och

völlig entschlossen

auszudauern, lange sitzen blieb. Hoffnung,. -aß

fich nähere.

Ein Rau­

Gesträuche gab ihm endlich

schen in -em

der erwartete Gegenstand

Er hatte sich nicht geirrt; -er

Bewohner der Hole trat hinein,

und Fitz­

walter fand sich einigermaßen in seiner Er­ wartung betrogen, da sein Auge einen Franziscaner Mönch, mit all der Strenge seines

Ordens gekleidet, vor sich sah.

FitzwalterS

Gestalt, der etwas vom Eingang der Hole

entfernt saß, war dem Mönche nicht ganz

sichtbar, ob man ihn gleich deutlich erken­ nen konnte,

und er sagte, indem er näher

trat: «Wer du auch bist, den ich so unerwar­ tet in dieser Wohnung antreffe,

du,

so kommst

wie ich sicher glaube, nicht, um Reich­

thum hier zu finden;

suchst

du

einen Zu-

fiuchtsort aus Armuth, so bist du willkom­

men.

Genieße, was dieser Ort dir darbie­

tet, und wenn du gestärkt bist, entferne -ich

in Frieden;



oder wenn du einen Auf­ enthalt

8i-

enthalt suchst,

tvo die ruhevolle Seele für

die Sünden dec Jugend weinen und beten kann, so eile, dieLracht anzunehmen, Vie ich

gewählt habe, dann will ich die Thräne für Thräne, Seufzen für Seufzen, und Gebet' für Gebet geben*»



«Keiner von diesen

Gründen brachte mich hiehec!» Waller,

indem er hervor stürzte,

Mönche- Gewand ergriff.

rief Fitz-

und des

«Ich kam,

um

den theuren und geliebten Freund zu su­ chen,, und danke dem Himmel, daß ich ihngefunden habe. — » « Fitz maller,» sagte der Mönch, «theu­ erster,

bester der Menschen,- warum sucht

deine unermüdete Güte ein Ungeheuer auf,« daß sei.n Leben ohne dich gerechter Weise

nach den Gesezen Gottes,

seines

Landes

verwirkt

der Icatur und hätte?

-*• Laß

mich! — Laß mich, ich beschwöre dich! Es

geziemt weder dem Gewand, das ich gewählt, noch dem Leben der Büßung, das ich ange­

nommen habe, sich mit einer Person zu uni.

F

8fi teth alten , die ich. trotz meiner Verbrechen,

immer noch mit Vergnügen sehe. » —

« Augustin 1» antwortete Fitzwalter, in­ dem er sein Gewand fest

hielt;■

« begleite

mich nach dem Schloß. Ich boauche ungetn Gewalt,

allein

ich

will dich nicht lassen.

Ich hoffe, die Zeit wird diese Anfälle t>£>n

Eeelenangst ,

ivelche

zuweilen

nun ft beunruhigen, heilen.

deine Verr^

HabL ich

erst

nöthig, zu sagen, daß mein Haus, — mein Vermögen,



mein

Leben

demen

zu

Diensten sind 9 »

Oer Mönch sank an Fitzwalters Dusen, und weinte laut.



« Or mein Freund! >»

sagte er, ^endlich verwirrt Wahnsinn nicht mehr mein brennendes Gehirn; allein Ängst, Vorwürfe und Reue schwellen mein

bis zum Todes - Kampf. will dich überzeugen,



Nein!

Herz

ich

daß meine Vernunft

vollkommen hergestellt ist,

und dann wirst

du mich nicht verhindern,

die

bensart zu ergreifen ,

einzige Le­

die auf einige Weife

mein Verbrechen aussöhnen kann.

Den fei-

erlichen Schwur, welchen du verlangtest, ehe du mir einige Freiheit gestattetest, habe ich

nicht vergessen, und bin entschlössen, ihn zu

halten. — Meine Seele ist bereits zu sehr mit Schuld belastet, als daß ich die Anzahl meiner Verbrechen noch vermehren sollte. —Nein!

dieser verzärtelte, unheilige Körper

soll dulden, und wenn es knögllch ist, schon

in dieser Welt einige seiner zahlreichen Ver­ gehungen austilgen.

schaft sah



In deiner Gesell­

ich zuerst diese Hole

angran^ende Kapelle,

war sogleich gefaßt.

und die

und- mein Entschluß



Mir däuchte eine

innere Stimme stüstre meinem verwundetet!

Gewissen

zu:

Wohnung, paßr!

Hier,

Augustin,

ist

eine

die für einen Sünder, wie du,

Hier kann die schuldige Seele durch

Fasten, Dulden, Neue und Gebet sich von

den'abscheulichen Lastern reinigen,

die dich

sonst in ewiges Verderben'stürzen müßtSn.r»

«Ich erinnere mich sehr gut,», antwortete Fitz­

walter, ««daß wir uns über fromme Abgeschie­ denheit untechielten^als wireinesNachttiittags,

der Kühlung zu genießen, in dieser Hole sa­ allein ich war weit entfernt, zu ver­

ßen ;

muthen, daß du einen solchen Plan entwer­ fen würdest, und dachte nie wieder an dies Nur als Else mir erzählte, daß

Gespräch.

fle eine Person in den

troffcn habe,

Kreuzgängen ange-

die, wie ich weiß,

von dem

Landvolke gefürchtet werden,

ergriff mich

diese Vermuthung auf einmal,

und ich be­

schloß, Gewißheit zu haben. » « Einer höhern Eingebung, Fitzwalter!

ist nicht zu widerstehen,»

machte ich keinen

sagte er;

Versuch.

Ich

beschloß,

deiner gütigen Sorgfalt zu entfliehen,

sobald

ich

yicinen

Zweck

«auch

erreicht

und hatte,

eilte ich zu dem Kloster der Franciskaner itt Derwik.

Diesen guten Vatern «bekannte ich

alle meine Sünden, alle meine Duldungen, benachrichtigte sie

am

Ende von der Ent­

schließung, die ich gefaßt hatte, und bat ste, mich in

ihren Orden

aufzunehmen.

Oie

Mönche harten mir voll Mitleid und Güte

zu, und vermahnten mich, in-meinem Bor-

satz zu beharren;

allein ehe sie mich mein

Noviziat antreten lassen wollten, verlangten

daß ich einen gelehrten und heiligen

sie,

Mann, Stephen Baron (*), Provincial sei­

nes Ordens in England, der dazumal kurze Zeit bei

den Kapucinern in Scarborough

zubrachte, um Rath fragen sollte. sem heiligen Vater eilte

Nachdem

ich

Zu

die­

sodann,

und

er mit seinen Brüdern

überlegt

und mich über verschiedene religiöse Gegen­

stände befragt hatte, in welchen ich zu mei­

ner Schande unwissend war,

erlaubte

ee

mir, mein Noviziat anzutreten, mit der be­ sondern Freiheit, daß, weil sich mein Beruf zuerst in der St. Margarethen-Hole gezeigt habe, mir, gegen die Regel der Franziska­

ner,

welche,

brauche,

wie

ich

dir nicht zu sagen

gewöhnlich ein wanderndes Leben

(•) Stephen Baron war free Beichtvater Heinrichs fr es Achten.

Er war auch der Verfasser verfchie»

frener Predigten, und einer Abhandlung über Erziehung der Prinzen.

ter im Jahr 1520.

Er starb im hehsn Ab

führen ,

und das Licht der Wahrheit über

mehrere Orte zu verbreiten suchen, vergönnt

seyn sollte,

in ihr zu wohnen-

Als

diese

Punkte in Ordnung gebracht waren, gaben ji «Nein, es war den Tag vor seinem Lo­

de^ noch nicht ganz vollendet;

allein genug,

um alle redliche Seelen zu befriedigen. Sie werden

es im Kabinet des

Borons

unter

seinen andern Papieren finden.»»

«Ich habe die

Schlüssel,

Pater,

wurden mir gestern überbracht,

sie

nehmt sie,

und bringt es hett?Augustin rief einige der ersten Diener, ging in des verstorbenen Barons Zimmer,

und schloß das Kabinet auf,

enthielt;

Menge verschiedener Papiere lein

das Testament

war

welches eine

nicht

alt

darunter.

Augustin untersuchte in fürchterlicher Unru­

he jeden Theil desselben; aber umsonst, und I,

H

"4 er sahe sich endlich genöthigt, ohne dasselbe zur Lady zurück zu kehren-

«Lei meinem Leben,« sagte er, « hier liegt ein Bubenstück zmN Grunde. es nicht allein,

Ich sah

las es noch vor

sondern

es fehlte nur noch ein kleiner

zwei Tagen;

Zusatz, um es vollständig zu machen.»» «Ich

bin

gänzlicher

in

über diesen Gegenstand, >»

Ungewißheit

sagte die Daro«

«Milord war die Nacht vor seinem

nesse.

Tode mehrere Stunden allein, daü Testment hatte vielleicht nicht feinen ganzen Lei fall, und er kann es vernichtet haben.»» «Unmöglich!«

erwiederte

der

«Oie Beichte der Lady Blanka

seinem

eignen

damit

Siegel

Pater.

war

mit

verbunden;

glauben sie, daß er diese vernichtet haben würde? » Während Augustin

seine Augen

ne Nöthe,

te ,

auf

die

überzeugte

dig sey.

sprach, richtete

die Baronesse,

und

er ei­

sie nicht verhindern konn­

ihn

fast,

daß

sie schul­

n5 «Oie Deichte von Blanka Stanley,» erwiederte sie,

«konnte nur Dinge bekannt

machen, die besser für beider Ehre vergessen sind.»

«Dielleicht auch nicht, Lady! »

«Es Baron

konnte

wußte

nicht anders

da

in

diesem

Vaters

meines

gut, als daß er sie

Willen zu

heyrarhett sollen,

hätte

Falle

Dee

seyn.

die Verpfändung ihr

volles Recht gehabt hätte» »>

es

« Gesetzt,

der Pater,

nug

für

« so

wäre wurde

FitzwakterS

so, »

erwiederte

immer noch

ge­

älteste Tochter übrig

bleiben. « >

derholte die Baronesse festig. ne keine

rechtmäßige

-als Isabellen«

Hätte

wie­

« Ich erken­

Tochter

FitzwalterS,

er

eine andere

noch

gehabt, glaubt ihr nicht, daß ihr derBaron

dann schickliche Vormünder gegeben würde?

So wie es jetzt ist,

Margarethen

haben

betrachte ich

als mir besonders übergeben,

und werde ausser Zweifel alles für sie thun,

H -

IIÖ was

die Achtung für

das

Än den kett

des

Barons gebietet! >>

•Der Pater schwieg einige Zeit.

sah deutlich,

Testaments ,

daß

nach

dem

Ec

< erlust

des

der Baronesse das erste Reche

über Margarethen blieb,

und aus Furcht,

eine Schlange zu reizen,

die ihr den Löd

bringen könnte, erwiederte er ruhig : Lady, ist Nichte* des

«Gott allein,

menschlichen Herzens,

und

oder

enthüllt

verbirgt die geheimen Bewegungen desselben, so wie es dazu dient» seine Ehre - > oder das

Beste seiner Geschöpfe zu befördern; Begebenheit

daher

muß

für

jetzt

diese ruhen.

Oer Vater der Waiftn weiß am besten, waS seinem Kinde gut ist,

und ihm wollen wir

SS überlassen.-)

Oes

Paters

Sanftmuth

mäßigte

die

Hitze der Baronesse. «Pater!» sagte ste, «alles, was Mar-

garethe während des BarvnS Leben genossen

hat, soll fortgesetzt werden;

wenn ihr aber

davon sprecht, ste an die Stelle seiner recht-

1X7. mäßigen Tochter zu setzen, so müßt ihr mir

-en Zorn perzejhen,

in den ich dadurch

gerathe. >,

Oer Mönch erwiederte nichts hierauf, sondern fragte, indem er das Gespräch, vec-

änderte,

ob

des VaronS,

ihr nichts von dem Wunsche daß

Ueberreste

seine

Deutschland gebracht

nach

und im Kloster St.

Maria bei Bremen bei,gesetzt^ werden sollten, bekannt sey? Oie Lady beantwortete es yerasinend,

sagte aber, daß, da kein Testament da sey, um auf dies Verlangen zu dringen, so wür­ de sie, des Barons eigner Ehre wegen, dessen

Vollziehung verhindern,

da eö sehr herab­

setzend für ihn seyn müßte,

von dem Be-

gräbniß - Platz, seiner Vorfahren an

die

Seite

einer

entfernt,

Frau begraben zu

werden, welche die Nonnen sehr mit Un­ recht in ihrem heiligen Boden aufgenom-

inen hätten.

Der Pater empfand

einen

Unwillen,

fcen ec kaum unterdrücken konnte ;

indeß

ii8

kämpfte er, ifyn zu überwinden,

und ent­

fernte sich mit einem Schein von Ruhe, die

er weit entfernt war, zu fühlen.

EilfLeS Kapitel, dem Tode des VaronS

^wölf Tage nach

ward fein Körper in der Schloßkapelle, wie

die Lady geausiert

hatte,

beerdigt.

nahm hierauf die unbeschränkte der sämmtlichen Besitzung

über sich,

machte verschiedene neue Anordnungen, Unterthanen betreffend,

Sie

Herrschaft

und die

wodurch diese bald

schmerzlich den Verlust ihres guten Herren fühlen lernten.

Gegen Elsen, die nie ihren

Beifall gehabt hatte, die sie aber wegen ih­ rer Heyrathsartrkel nicht von Margarethen entfernen durfte,

konnte sie ihr Mißfallen

als

durch ein verachtendes

Betragen gegen sie

und ihre junge Anver­

nicht anders,

traute zu

erkennen

geben.

Die

Aufsicht

ii8

kämpfte er, ifyn zu überwinden,

und ent­

fernte sich mit einem Schein von Ruhe, die

er weit entfernt war, zu fühlen.

EilfLeS Kapitel, dem Tode des VaronS

^wölf Tage nach

ward fein Körper in der Schloßkapelle, wie

die Lady geausiert

hatte,

beerdigt.

nahm hierauf die unbeschränkte der sämmtlichen Besitzung

über sich,

machte verschiedene neue Anordnungen, Unterthanen betreffend,

Sie

Herrschaft

und die

wodurch diese bald

schmerzlich den Verlust ihres guten Herren fühlen lernten.

Gegen Elsen, die nie ihren

Beifall gehabt hatte, die sie aber wegen ih­ rer Heyrathsartrkel nicht von Margarethen entfernen durfte,

konnte sie ihr Mißfallen

als

durch ein verachtendes

Betragen gegen sie

und ihre junge Anver­

nicht anders,

traute zu

erkennen

geben.

Die

Aufsicht

über Isabellen gab sie einer von ihren Frau­ en, und wies ihr ein Zimmer in einem an*

dern Theil des Schlosses mit dem strengen

Befehl an,

keine Gemeinschaft unter

daß

den Kindern mehr statt finden sollte.

Dieser Befehl ward sogleich vollzogen. Gsens Zärtlichkeit zu Isabellen,

welche

Neigung,

sie

und

Schwestern, so jung sie noch waren,

hielt , um

so

die

sorgfältig unter den unter­

hatte'- indeß zu tief Wurzel gefaßt, leicht

vertilgt

werden zu können.

Margarethens Liebe zu Elfen- und die sanft ten Liebkosungen dieser guten Frau trösteten sie

über

einigermaßen

den

Verlust ihrer

Schwester; allein dies war nicht der Fall bei Isabellen.

Ungewohnt, ihre Mutter mit je-

ner Zärtlichkeit, die sie für Elsen empfand,

anzusehen, und voll Widerwillen gegen die Person, der sie anvertraut war, saß sie ent­

weder traurig still,

oder überließ sich ihren

kleinen Leidenschaften, schrie, und rief laut nach Elsen und

Margarethen,

Beharrlichkeit,

deren

mit

einer

wenig Kinder fähig

sind, und die von Lady Fitzwalter für den unbieginmen und halsstarrigen Geist, den sie

v-on

chrey,

Barer

habe,

geerbt

erklärt

wurde. Augustin, der wahrend des Barons Le­ den nur selten Vas Schloß besucht hatte,

blieb jetzt fast keinen

davon entfernt,

Tag

wenn ihn nicht Else mit Margarethen, oder David in seiner Celle besuchte.

Oer Baronesse Haß gegen den Mönch war beinah noch stärker, gegen Elsen empfand.

als der, Es

war

den sie ihr

be­

wußt, daß er mit des verstorbenen Barons Angelegenheiten vollkommen bekannt war, -örtlich sein Andenken unterhielt,

warm für alles,

und sich

was Bezug auf Margaret

ti)«n oder Isabellen hatte, i'ntereKrte. Aach war eine Würde in seinem Be­

tragen , Vie, nebst der gehermnißvsllen Art,

mit der rr ins Schloß gebracht wurde,

sie

mit einer Mischung von Achtung und Be­ wunderung erfüllte.

storbenen Baron

Oft hatte sie den ver­

wegen seinen Freund ge;

flagtj

allein seine ^Antworten

m.er so oberflächlich

oder

eher ihre Neugierde vermehrten, digten.

Gern hätte sie

waren im*

gesucht,

daß sie

als befrie­

ihm den Eingang

Schloß verwehrt, wenn es ihr nicht aus

wichtigen Gründen unmöglich gewesen wäre. Da er der innigste Freund ihres Gemahls

gewesen war, und beinahe von den Bewoh­

nern der umliegenden Gegend^ wegen seiner Tugend und Menschlichkeit,

angebetet wur«

womit hatte sie ein solches Betragen

-de,

entschuldigen können? In dieser Lage war sie genöthiget nachzugeöen; und da er sie immer mit einer ehrfurchtsvollen Achtung

so

behandelte,

dazu.

enthüllen,

befahl sie eines Morgens,

David

wo sie sich

wo möglich das

welches über ihm schwebte, zu

Geheimniß, man

wär sie desto bereitwilliger

Entschlossen indeß,

in

daß

ihr Zimmer rufen sollte,

auf folgende

Weise

an

ihn

wendete:

/f £)nö Haus und

die Ländereien, Da­

vid, welches ihr von FiHwalter habt,

hat

er euch vielleicht

als ein Geschenk für eure

treuen Dienste überlassen wollen, er gleich nichts bestimmte,

so

ob

und

bin ich doch

willig, es euch zu bestätigen.», David seufzte, und machte eine Verbeu­

gung, schwieg aber still. «Noch mehr,-»

fuhr sie fort, «ich will

selbst eure Freundin feyä;

allein ich

muß

mit Wahrheit und Offenheit behandelt wen­

den.

Ich will keine geheimen Complottma-

cher haben,

die,

Frömmigkeit und

dem Anschein der

unter

Sanftmuth,

sich in die

häußlichen Angelegenheiten einschleichen, um

Absichten zu befördern,

die das Glück und

die Ehre der Familie Fitzwalter

Herabwüt­

digen. »»

^Wenn solche Complottmacher da sind, Lady,»,

erwiederte David mit bescheidener,

doch männlicher Festigkeit,

« möge ihr Be«

trug allen Menschen offenbar werden,

mö­

gen die Uebel auf ihr eignes Haupt zurück fallen,

und Schande sie am Ende treffen.

Was mich betrffit,

ich bin alt;

allein

in

einem solchen Falle dünckt mich, daß ich al­ le Kraft der Jugend besitzen

würde,

und

hatte ich hundert Zungen und eben so me*

leHände, sie sollten alle beschäftigt seyn, die

Rechte und Ehre meines verehrten Herrn zu

vertheidigen,»» '«Ihr sprecht mit vieler Wärme,»,

ant­

wortete Lady Fitzwalter, mit einem Gefühl von Unwillen,

das

sie kaum unterdrücken

konnte, «aber Achtung ist in meiner Gegen­ wart eben so nörhig, als Eifer,» «Ich bitte um Vergebung, Lady, mein

Fehler

war

unwillkührlich;

allein

selbst

die Fröste von sechzig Wintern waren nicht hinreichend,

die Glut -er Dankbarkeit zu

unterdrücken, rungswürdigen

die ich ewig für den vereh­

Hainen

Fitzwalter

fühlen

Werde. Zweihundert Jahre, Lady, hat mei­

ne

arme

Familie

unter

die Dienerschaft

meines edlen Herren gehört,

einen Tropfen Blut,

und hätte ich

das der Ehre meines

Herrn feindselig wäre, und wüßte ich, welchen

Theil meines Körpers er entehrte,

bei mph

ner Seeleich wollte ihn versprühen. »

«Genug,-, erwiederte sie; «laßt es hin­ reichend seyn,

daß ich sowohl den Willen,

als die Macht habe, euch

zu

dienen.

Ihr seyd, wie ich wohl sehe, mit Augustins Lage bekannt, sagt denn, wer ist er?

und

was bewog ihn, einen so ausserordentlichen

Schritt zu thun, und Mönch zu werden?»» «Sein Unglück,. Lady, machte ihm, wie ich muthmaße,»

antwortete David,

Geräusch der Welt zuwider.

Lage war,

«das

Seine vorige

glaube ich, sehr achtungSwerth,

und seine Familie ausgezeichnet. — ->

«Ihr glaubt,»» antwortete Lady FiyWalter;

«und ist dies alle Nachricht,

die

euch zu geben beliebt? — Wenn dies der

Fall ist, sy nehmet qls Folge davon meinen Unwillen,

den ihr verdient,

und der euch

gewiß treffen soll. >» «Es wurde m!L Leid thun, wenn mich

ihr Unwillen träfe,

und noch mehr, wenn

ich ihn verdient hätte, Lady 1 -

antwortest-

^Wüßte

der- alte ManU.

ich

ab^er

wirklich etwas von dem guten Pater,

und

wäre' mir

Unter dem Schleier des

dieses

Geheimnisses anoertraut worden, was wür­

den sie von

mir

wenn

denken,

ich

es

entdeckte? » « Ihr würdet nur eine Pflicht erfüllen, die ihr euern Vorgesetzten schuldig seid,»» er­



wiederte sie.

«Oie Hochachtung, welr

che ihr für euern Herrn hegt, mich fort geerbt, weis,

ist nun auf

gebt mir daher den Be­

und beantwortet

den ich verlange,

mir die vorgelegten Fragen.»»

«Der Gehorsam, den ich meinem güti­

gen Herrn schuldig war,

ist in der That

erwiederte David;

«allein

um der Liebe und Achtung willen,

die ich

fort geerbt,»»

zu ihm trug,

soll dies Geheimniß mich ins

Grab begleiten.

Einer seiner Befehle war:

Vergiß

alles,

was

trifft,

wenn

er

entdeckt

haben

Augustin

es

will;

nicht

be­

selbst

und wenn ich

diesem Befehl entgegen handelte, würde ich

I2Ö

dann nicht des in mich gesetzten Zutrauens unwürdig seyn? » — sagte sie,

tcDerrätherischet Schurke!

-«diese Halsstarrigkeit soll nicht unvergolten hingehen.

ihr

Verlaßt mich, doch seht zu, daß

eurer Zunge keine Freiheit zu meinem

lllachtheile verstattet.»

zweite

keine

David n>artete auf

Erlaubniß,

sondern

machte

eine Verbeugung, und verließ das Zimmer.

Das herrschsüchtige Betragen der Baro, nesie gegen ihre

Unterthanen,

allgemein verhaßt,

machte

sie

und nie zeigte sich bei

ihre, Erscheinung jener Schimmer des Ver­

gnügens und der Zufriedenheit, die

Züge

der

sonst

des Landvolks bei Annäherung

ihres Herrn belebt hatte. Auf Margarethen

blickten sie mit ängstlichen

Augen.

und neugierigen

So lange dec Baron lebte,

hatte

man nichts von ihr erfahren; indeß behan­ delte er sie,

als wenn er ihretwegen nicht

zu erröthen brauchte, und ob sie gleich jetzt,

auf Lady Fitzwaltera Befehl,

rons uneheliche

Tochter

als des Bm

bekannt gemacht

wurde, so begleitete sie doch,

so oft sie er­

schien, dieselbe Achtung

aufmerksame

Zuneigung wie sonst.

und

Oie Baronesse

achtete alles, waS oorging,

beob­

besaß aber zu

viel Detstellungskunst, um den Eindruck zu

zeigen,

den es auf sie machte.

Sie setzte

ihre gewöhnliche Aufführung fort,

und ob

ihr Betragen gleich kein Lob verdiente, entging

es

doch

wenigstens

so

einem lauten

Tadel-,

Dec Darön war beinah seit einem Jah­ re todt > als Augustin, bei einem seiner ge»

wohnlichen Motgenbesuche, laut im Vorsaale sprechen

die Baronesse

hörte-

Wie

er

hineintrat, fand er Elsen, Margarethen und

Isabellen bei ihr,

die sie mit Bitterkeit we­

gen Ungehorsam ihrer Befehle ausscholt, da sie die Kinder, ganz ihrem Millen entgegen,

in einer

dec

Gallerien in traulicher Umar­

mung gefunden hatte. Else ward aageklagt.

daß sie dergleichen Zusammenkünfte beföe-

dece, welche, wie eine von Lady FitzwalterS Frauen behauptete, oft zu geschehen pflegten;

denn Isabelle ergriff jede Gelegenheit,

um

entschlüpfen,

und

ihren Aufseherinnen zu

gewiß immer in Margarethens Zirn»

ward

mer gefunden.

digung ;

Else läugnete diese Beschul­

aber

bekannte

wenn Zusammenkünfte

statt gefunden hatten,

daß,

ihr Zuthun

sie sich nicht bemüht

die gegenseitige Zärtlichkeit der Kin­

habe,

der zurück zu halten,

Handlung

haben. te ;

aufrichtig,

ohne

als

indem sie eine solche

sündlich

würde

betrachtet

Oie Baronesse antwortete mit Här­

und ohne zu bedenken,

was sie sich

selbst schuldig sey, sank sie so tief herab, ant

verschiedene

bittre

Ausdrücke zu brauchen-

welche sie selbst mehr, als den Gegenstand-

gegen den sie gerichtet waren, herabsetzten.

Else

ward

hart

auSgescholten,

Isabelle

wiederholt geschlagen, und Margarethe be­ droht und Da start genannt.

In

diesem

Augenblicke trat der Mönch ins Zimmer«

Elsens

Elsens Wangen waren mit einer Rothe des

Unwillens bedeckt, den sie ungewohnt war zu

fühlen , den sie sich aber mit aller Anstren­ gung zu unterdrücken

bestrebte.

Margaret

the, durch der DaronesieHeftigkeit in Furcht

gesetzt,

hatte

sich dichter an die gute Frau

angeschlossen, und bemühte sich, ihre Thrä­

nen zurück zu halten,

während im Gegen­

theil die kleine Isabelle, wederSchläge noch Drohungen achtend,

entschlossen

schien, den Zorn ihrer Mutter,

seyn

zu

durch ihre

Achtlosigkeit darauf, noch zu erhöhen. «Es schmerzt mich, Uneinigkeit zu hören,» indem ec eintrat.

die sagte

Stimme der

dec

Pater,

«Oec Himmel stehe uns

allen bei, vergebe dem Beleidiger, und leite

den Beleidigten.»

Oie Baronesse schien diese Worte auf" sich zu beziehn, und darüber unwillig; lein Isabelle lief auf den Mönch - zu,

al­

und

sagte:

« Ich bitte euch, theurer Vater, mir zu

erklären, was ein Bastart heißt. Ich weiß,

3

i3o daß es nichts Böses bedeutet, weil Marga­ rethe ein Bastart ist;

sey es,

allein

es sey, da ste meine Schwester ist,

was

will ich

dasselbe seyn.» Oie Ergebung, welche

gewöhnlich

drückten,

und

Demuth,

Paters Züge aus­

wichen auf einen Augenblick dec

tiefen Nöthe Gestalt

Ruhe

des

des

Zorns;

seine

richtete stch empor,

und fein Auge

glänzte mit einer Lebhaftigkeit welche die Baronesse

mit

und Wuth,

dem Gefühle be­

wußter Unwürdigkeit erfüllten.;

so schnell unterdrückte

er

gebeugte

allein eben

diese Bewegung

wieder,

sprach sanft ein kurzes Gebet aus,

Und sich

freundlich zu Isabellen wendend,

sagte er:

«Bastart, mein liebeS Kind, ist

ein Name, welchen fühllose und engherzige

Seelen

einem Kinde beilegen,

das nicht

wegen seiner eignen, sondern der Verirrun­

gen seiner Eltern wegen,

legt ist. von

mit

Schande be­

Margarethe kann keine Schande

ihren

Eltern

erben,

daher

kann

x3i dieser Name auch nichik auf sie- angewendet

werden.» «Nicht auf sie angewendet werden?"

wiederholte Lady Fitzwalter.

gut seyn, Pater,

wenn

«Es

würde

ihr mehr Zeit auf

die Pflichten eures Standes wendetet,

und

euch weniger Mühe gäbet, Ideen zu nähren,

die nur mit getäuschter Hoffnung und Reue endigen können.»

«Reue und getäuschte Hoffnung sind die Gefährten der Sünde, Lady.

Ach? ich ha­

be sie hart empfunden.

Himmel

schütze

die

Oer

be­

Kinder meines edlen Freundes

vor der Ursache, so werden sie nie die Wir, kung empfinden.»

«Meine Handlungen und ihre Grün­

de," erwiederte Lady Fitzwalter, mit einem boshaften Blick auf den Pater, «liegen dec Welt offen; ich brauche keinen Vorwand zu

ihrer Verhüllung,

und will mir dcther von

keinem Priester in der Welt

lassen. »

vorschreiben

« Oie Handlungen Aller, »

sagte Au­

gustin, «sind den Augen des Himmels sicht­

bar, ob sie gleich vor den Menschen verbor­ gen seyn können, und der Schleier des

trugS wird zu seiner Zeit enthüllt werden.

Vorzuschreiben ziemt einem Diener der Kin che nicht, auch stimmt eS weder mit meinem Willen,

noch

meiner

Neigung

überein;

doch die Wahrheit und Unschuld zu verthei­

digen, gehört nicht allein als Priester, son­

dern auch als Mensch unter meine Rechte.

Indeß habe ich in dieser Unterhaltung ohne meinen Willen beleidigt, indem ich eine ein­

fache Antwort

auf JsabellenS Frage gab,

und mir nicht denken

konnte ,

daß

irgend

Jemand einen schimpflichen Noamen der äl­ testen

Tochter

des edlen Fitzwalters beile­

gen könnte.»

-Dieser Titel kann ihr nicht bestritten

werden,»

antwortete sie;

doch gewiß ein

Unterschied

»allein es muß zwischen

seiner

rechtmäßigen und seiner natürlichen Tochter

gemacht werden.»

i3J er
er
« St. Maria!»»

wiederholte

der Pa­

ter, in kaum vernehmbaren Tönen. «Doch

ich elender Sünder, was ist das Kloster St.

Maria für mich? — Barmherziger fuhr er fort,

indem

gen Himmel erhob,

Gott!

er Augen und Hände

nimm meine Reue an.

vereis) meine mannigfaltigen Vergehungen, und enfff'5 ni 1 m! »

9t ie erinnerte sich Margarethe, den Tßai ter so [lerocqe gesehen £u

Che

haben.

sie

noch dieIahre erreicht hatte, wo sie überle­ gen and beobachten konnte, war sein wahn­

sinniger Schmer; in Leiden der Seele übergeaangen, ohne sich, ausser seiner abgeharmund der tiefen,

reu "Gestalt,

über ihn ver-

breiteten Schwermuth, durch äussere Zeichen zu erkennen zu geben.

«Euch entlassen, Vater? » wiederholte Marnarethe. «Gewiß, ihr meint nicht durch den Tod;

selbe

in diesem Falle bittet, daß der­

Streich

auch

mich und Elsen

Denn wenn wir euch

verlieren,

treffe.

so haben

wir keinen Freund auf der Welt mehr-» Margarethens ausdrucksvolles Betragen',

die Thränen,

riefen

welche

den Pater

ihre Augen

sogleich

zur

füllten,

Besinnung

zurück. Mein

«Mein geliebtes Kind! r» antwortete er, «vergieb mir, der Wunsch war in dec That

allein er war unwillkührlich.

sündlich,

Es

giebt Gefühle, Margarethe, die der Lod al«

lein vernichten kann;

und ohngeachtet die­

ser grauen Haare, welche meine Schlafe zu

beschatten anfangen,

und des heiligen Be­

rufs, den ich erwählt habe, so zerreissen doch

selbst

noch

Herz.



jetzt

einige

von

Bedauere mich

ihnen mein

daher,

mein

Kind! Ich bemühe mich, recht zu handeln, doch ach!

ich bleibe immer Mensch,

kann nicht

vergessen,

was

und

vormals

das

Glück meines Lebens auSmachte.» «Vater?»

versetzte Margarethe,

«ihr

wäret der geliebteste Freund meiner Eltern;

O!

seht

mich

als

eure Tochter an.

Ich

würde, wo möglich, jeden Schmerz von ih­

rem Herzen entfernt haben,

wenn

sie mir

der Himmel erhalten hätte; allein da er sie

mir entriß, nehmt die Pflichten an,

die ich

euch darbiete, und erspart mir den Schmerz, I.

M

17»

euer Gemüth so vom Kummer gebeugt zu sehen.»

Wahrend Margarethe sprach, kniete sie vor ihm nieder,

Armen erhob,

wo sie Augustin in seinen

ihr wiederholt seinen Segen

gab, und endlich erwiederte: «O Margarethe! ge, deine Lugenden

deine ungewisse La­

und

schutzlose Jugend

verlangen meine ganze Thätigkeit,

und je­

der eigennützige Gedanke soll

verschwinden.'

Du bist jetzt siebenzehn Jahr,

und dec ent­

muß nun

bald gethan

scheidende

Schritt

werden, der dich entweder zu Rang und Eh­

re erhebt,

oder

dich verurtheilt auf deine

Lebenszeit zu bleiben, wie du jetzt bist.

Im

ersten Fall empfange das Gute, wie es dir geziemt,

im

zweiten

erwäge,

daß

Aufenthalt hier nur vergänglich

unser

und bald

vorüber ist.» « Vater! »

erwiederte

Margarethe,

« waB ihr für recht haltet, will- ich mich be­

mühen zu thun;

allein,

dem entscheidenden Schritt

wenn ihr unter etwas

versteht,

was Isabellen Nachtheil Bringen könnte, so beschwöre ich euch auf meinen Knien,

ihn auf,

ich wollte eher mein Le­

denn

ben hingeben,

gebt

als ihr die kleinste Unruhs

machen. » « JsabellenS Ruhe und Zufriedenheit ist mir so theuer, wie dir selbst,- und sie müßte sich denn sehr geändert haben, oder ich hal­

te sie für zu edel, als daß sie von dem Ge­

danken ,

ihres'Vaters Vermögen mit einer

ältern. Schwester

zu

theilen,

beunruhigt

werden sollte. Allein im Fall, daß uns so­

gar diese Hoffnung täuschte,

so

erinnere

dich, was du dir selbst, der Ehre deines Va­

ters,

bist.

und besonders deiner Mutter schuldig sie rufen dir aus

—Margarethe!

ihren Gräbern zu, dein Recht zu behaupten^ und der Welt zu Zeigen,

was sie waren.

In dieser Kapelle, vor diesem eingefallenen

Altare,

sprachen sie sechs Tage vor ihrer

Abreise nach Deutschland ihre gegenseitigen

Gelübde aus. Oec Priester, welcher sie ver­ band, war ein Benedictiner, und ging bald

M 3

i8o darauf zu einer Mission nach Indien;

seit

dem haben wir nichts wieder von

ihm

er*

fahren können.

die

bei

Else und David,

dec heiligen Handlung gegenwärtig waren,

sind unsers einzigen Zeugen,

denn der selt­

same Verlust von deines Vaters Testament,

und mit ihm das Bekenntniß deiner Mutter,

hat uns aller andern beraubt.» « (Sine Gopie dieses Bekenntnisses blieb auch in den Händen eines Mönchs in Bre­

men; allein, als wenn sich alles gegen das Recht verschworen hatte, so aing dieser von

da weg, und nachdem wir Jahre lang ihm

nachgespürt hatten,

erfuhren wir,

erst vor zwei Jahren,

daß er

auf einer Dieise ins

heilige Land, gestorben ist. Was aus seinen Papieren geworden, haben wir nicht erfahren

können.

Du

wirst dich vielleicht wundern,

wie ich, in der Einsamkeit meiner Celle be­

graben, so viel erfahren konnte; allein wisse,

Margarethe,

daß,

ob

ich gleich unthätig

schien, doch keine Vorsicht von mir vernach­ lässigt worden ist. Nach dem Verlust deines

i8i theuren DnterS fürchtete ich, daß em andrer

plötzlicher

uns

Tod

der Zeugen berauben

könnte, und nahm nicht allein Elfen,

dern auch

David

wegen

jedes

son­

einzelnen

Theiles der Begebenheit einen Schwur ab;

diese verwahrte ich

bei

den Franziskanern

in Berwik, und erhielt durch ihre Dermitte/

hing

die

eben

mitgetheilten Nachrichten.

Ich übergab diesen gleichfalls mein

Zeugniß:

ment und dessen Inhalt wisse, im Fall meines Todes, sparen,

eignes

daß ich von des Barons Testa­

um»

keine

und bat ste,

Mühe

zu



Das Geräusch,

welches der Fall eines

Steins in der Nähe machte, unterbrach den Pater im Sprechen ;

allein da alles wieder

stille war, erwiederte Margarethe: «Mein theurer Vater,

verzeiht meiner

Unerfahrenheit! — Ich bin überzeugt, daß

ihr euer Bestes gethan habt, aber gewiß hätte die Ehre meiner

Mutter

schon

längst ge­

rettet werden sollen. >»

-Aber wie war das auszuführen, Mar-

I8a So lange d^in Großvater lebte^

garethe?

erhielt kindliche Pflicht, und das Verlangen deiner sterbenden Mutter selbst, deinen Va-

t#c Lei seinem Schweigen. rons

Nach

des Ba­

wünschte er die Täuschung so

Tode

lange fortzusetzen, bis er durch Sparsamkeit sein Erbtheil frey gemacht

und

liebten Kinde ein Vermögen,

seinem gex

daö der

äl­

testen Tochter des Hauses Fitzwalters wärbig sey,

hinterlassen konnte.

Dieser

Plan

war einigermaßen, obgleich nicht völlig zur Zeit seines Todes ausgeführt, Fälle,

wo auf alle

ohne die Verrätherei, die mit dem

Testament vorgegangen,

die Wahrheit ent­

hüllt worden wäre.»

«Wenn es verheimlicht ward, aus Furcht, daß meine Ansprüche Isabellen Abbruch thun

würden, »

erwiederte Margarethe ,

« wie

wenig kannten dann die, welche es thaten,

mein Herz!

Nie empfand ich noch ein an­

dres Gefühl gegen sie, als die aufrichtigste Zuneigung. — Ja, Vater, ich bin zufrieden,

alle Rechte,

ausser des Baron Fitzwalters

i83 rechtmässige Tochter zu seyn,

aufzugeben;

und diesen Namen, da ich nun mein Recht

dazu kenne,

soll mir selbst der Tod nicht

vergessend machen. Oie seligen Geister mei­ ner Eltern, wie ihr mit Recht sagt, fordern

von mir,

das reine Leben meiner Mutter

und die Ehre meines Vaters machen.



O!

bekannt

zu

indem ste

fuhr sie fort^

die

sich vor dem Altar niederwarf,

und

Marmor - Stufen

gelobten

ste stch Treue

küßte,

und erhielten

chen Seegen ,

hier

den priesterli­

und hier ruft ihre Tochter

die Heiligen um Beistand an, ihren Ruf zu reinigen

und ste der Welt unbesteckt dar­

zustellen. » «Mein

theures

Kind!»

sagte Else,

«wir haben gegen reiche und mächtige Feim de zu kämpfen;

und

geheirathet hat,

da der Baron

vor

mit Edithe Mountford

seiner Vermählung

so fürchte ich,

daß ihres

Vaters letzteren Willen gemäß, das Verm'ö,

gen größtenteils in

wird.»

ihrer Gewalt bleiben

«Mag es bleiben,»»

erwiederte Mar«

« so war doch meine Mutter kein

garethe,

sittenloses Weib,

wie ich sie einst von dec

grausamen Baronesse nennen hörte. —- Ich bin kein Bastact, Else!



O Vater! ob

ich

es

in

meinem Herzen verbarg,

wie

tief habe ich

diese Schmähungen em­

gleich

Wie

pfunden !

Verachtung können.

mit

es

jetzt

glaube ich

steht,

Verachtung erwiedern zu

Laßt sie alles nehmen,

mich dem

Mangel, dec Armuth Preiß geben, so wird mich

doch

immer daS Bewußtsein von der

Ehre meiner Eltern unterstützen.»»

«Ich wiederhole aufs neue, Margare­ the,

daß Vorsicht uns noch einige Zeit lei­

ten muß.

Sie

sind

erst

in

vier Jahren

mündig, bis dahin kann Lady Launcy ohne Zweifel ein Recht über

sie

fordern.

Diese

lleberlegung hat ^nir Jahre lang Schweigen

auferlegt.» Nach

einigen andern Gesprächen erin­

nerte sie die Dunkelheit dec Nacht,

welche

die Kapelle zu überschatten anfing,

sich zu

der Pater Bereitete sie bis an

trennen;

wo sie ihm gute Nacht

das Schloßthor,

wünschten. und

Als Margarethe fanden

sie

Else

eintraten,

Launey, in seinem Mantel ge­

hüllt, im DorhauS. '«Sie wandeln spät, schönes Mädchen!»» sagte er zu Margarethen.

«Fürchten

sie

nichts auf diesen einsamen Pfaden?» «Unser Weg war von einer Art,

die

alle Furcht ausschließt,» erwiederte Else. —

«Der Abend war schön,

und

wir gingen

nach der alten Kapelle. « Es wohnt ein guter Pater da, ich höre,-

antwortete Launcy,

wie

indem ec

Margarethen forschend anblickte. « Sie

wortete

hörten

die

Wahrheit, *

ant­

Else.

«Ich bitte sie um die Ehre ihrer Ge­ genwart beim Abendessen,»

«die Tafel wenn

hat

keine

sagte Launcy;

kein Vergnügen für mich,

Dame

dabei

den

Vorsitz

« Es thut mir leidi» garethe

antwortete Mar­

«Ich bin nicht gewohnt, eit

kalt.

nen Platz im Saal einzunehmen, wenn La­ dy Launcy hier ist,

und muß mir die Ein­

ladung eines Fremden verbitten.» «Diese Bedenklichkeit ist zu weit getrie­

ben, »

erwiederte

er.

« Es

gerecht

seyn, mich

zu

strafen,

dy Launcy ihre Vorzüge

weiß.

des

Sie

sind

Schlosses

cken ;

lassen ste

schätzen

um den

Fitzwalter

un­

wenn La­

nicht zu

gemacht,

von

würde

zu

Saal

schmü­

mich so glücklich seyn, ste

da einzusühren.» Indem er sprach, wollte er ihre Hand

ergreifen, doch zurückweichend sagte ste: — «Sie — woher haben Sie das Rechts mich da einzuführen? » *

«Ich begehre kein Recht zu haben,» er« wisderte Launcy;

«ich bat nur

um

eine

Gunst, die mich geehrt haben würde, wenn ste ste gewährten.» «Ich bedaure, daß ste verlangen, was ich versagen muß.



Gute Nacht.'»

Mit diesen Worten verließ sie mit Elsen

die Halle, und ging nach ihrem Zimmer. Was in der Kapelle vorgegangen war, beschäftigte

Margarethens, ganze Seele;

ouch wurde sie sobald

nicht müde, danon

zu sprechen. Denn ob sie gleich immer aus

ElsenS und des Paters Gesprächen, von dec gesetzlichen Verbindung ihrer Eltern über­

zeugt war, so besaß sie doch nun eine bestiinmte

Gewißheit,

selbst

von Zeit und

Oct, und wußte die Gründe, warum sie so

lange geheim gehalten wurde.

Von einem

Gespräch über ihre Eltern kam sie auf den Pater.

theure

« Meine

Else ! »

sagte

ste,

« meine Zufriedenheit mit dieser Nacht wird

durch die sichtliche Unruhe unsres Freundes sehr gestört.

einem

Ich bin gewiß,

schweren

Kummer

wollte der Himmel, freien könnte!

daß er von

gedrückt wird;

daß ich ihn davon be­

Habt ihr nicht seine heftige

Bewegung bey Erwähnung des St. Mari­

en Klosters bemerkt? »

i85 «Ich hab' es!» erwiederte Elfe. «Ohn-

geachtet seiner ausserordentlichen

und grauen Haare,

den Anschein des Alters,-, the.

Magerkeit

hat, ec doch noch nicht

sagte Margare-

«Verzeiht mir, Else; allein ich konnte

mich in der That nicht der Vermuthung er­

wehren ,

daß eine vormalige Geliebte von

ihm, in jenem Kloster wohne.» «Ihr muthmaßet vielleicht wahr,» ant­

wortete Else.

«Er ist, glaub ich, jetzt nicht

über fünfzig;

allein daö

wenige, was ich

von ihm weiß, darf ich, weil er es verbirgt, nicht bekannt mrrchen.» — «Ich wollte keine Neugierde zeigen,»

sagte Margarethe, «ob ich gleich offenherzig gestehe,

daß sie öfters durch das, was ich

zufällig hörte,

erregt

Vater liebte ihn,

worden ist.

Mein

und ihr schätzt ihn hoch,

ich bin also überzeugt,

daß ec ein

guter

Mann ist, und alle andre Nachrichten stnd überflüssig.»

Aehnliche Gespräche füllten die Stun*

-en aus,

bis

Margarethe und

Else zur

Ruhe gingen.

Sechszehntes Kapitel. Am felgenden Morgen, als Pater Augustin nach dem Morgen-Gebet am Eingänge feix

ner Celle saß, sah er einen Mann, der, seif

oem Aeußern nach.,

vom

Rang

zu

sein

schien, auf sich zu kommen. -Guten Tag, Vater!» sagte er. «Mein

Rame ist Launcy. Ich komme, um euch uni Rath und Beistand zu bitten, den ihr micj

wie ich hoffe, nicht versagen werdet.»

«Mein Rath und Beistand

ist in al«

len guten Fällen zu ihrem Befehl,» erwie­ derte Augustin

gelassen;

«ob

ich

gleich

nicht errathen kann, wie der Rath und Bei­

stand eines armen Franziseaners dem Soh­

ne des Lord Launcy nützlich seyn könnte.» «In diesem Falle, Vater, kann er vom

-en aus,

bis

Margarethe und

Else zur

Ruhe gingen.

Sechszehntes Kapitel. Am felgenden Morgen, als Pater Augustin nach dem Morgen-Gebet am Eingänge feix

ner Celle saß, sah er einen Mann, der, seif

oem Aeußern nach.,

vom

Rang

zu

sein

schien, auf sich zu kommen. -Guten Tag, Vater!» sagte er. «Mein

Rame ist Launcy. Ich komme, um euch uni Rath und Beistand zu bitten, den ihr micj

wie ich hoffe, nicht versagen werdet.»

«Mein Rath und Beistand

ist in al«

len guten Fällen zu ihrem Befehl,» erwie­ derte Augustin

gelassen;

«ob

ich

gleich

nicht errathen kann, wie der Rath und Bei­

stand eines armen Franziseaners dem Soh­

ne des Lord Launcy nützlich seyn könnte.» «In diesem Falle, Vater, kann er vom

JQO

höchsten Nutzen seyn.; stände

vermeiden,

»Md um

litte*

muß ich euch zuerst

sagen, daß ich Margarethe Fitzwalter liebe,

uni? entschlossen bin»

sie^ zu meiner .^uf

zu machen, r, —

«Zu ihrer Draut?

der Pater.

unterbrach

ihn

«Ich glaubte, sie wären einan­

der unbekannt,

sie sahen sie gestern zum

ersten male.» «Wenn ich dies auch zugebe, Vater? ist

sie nicht gemacht, um auf den ersten Anblick geliebt zu werden? » «Oer äussenr Form nach,

wahr seyn;

kann

es

allein, sind sie überzeugt, daß

ihre Seelen üboreinstjmmen werden?

sind

sie von ihrer Einwilligung in ihre Wünsche

versichert? » «Nein, Vater! allein .euef Einfluß wird die gewünschte Wirkung haben. .Jedermann

kennt die Achtung,

die

sie

gegen .eure

Meinung hegt.»

«Ueber diesen Gegenstand würde ich mich weigern, ste ?u geben,» antwortete der

Pater,

«vorzüglich

fTe dadurch be­

wenn

denn die Ehe sollte md>r,

stimmt würde;

wie jede andere Begebenheit im Leben, frei und unbefangen seyn. Auch ist ihre Neigung

für sie noch so jung, daß sie leicht überwun­ den werden kann/ Denn eS ist gewiß nicht schwer, zu vergessen, was man nur Momen­

te lang gekannt hat.»»

«Ich wünsche nicht, ste zu vergessen,» erwiederte Launcy,

will mich auch

« und

nicht darum bemühen. »

«Nach ihrem Gefallen.

Ich bin nichL

bevollmächtiget', für Margarethen worten ;

ihr nicht gestatten wird, sich

ihres Gemüths

zu heimlichen Vorschlägen sen.



zu ant­

allein ich weiß, daß die Reinheit herab zu

las­

Ist Lord und Lady Lquncy von

ihrer Neigung benachrichtigt?

billigen

ste

ihren Antrag?»

»«Es

ist

noch

nicht

möglich gewesen,

sie» um ihre Einwilligung zu fragen ;

wäre dies auch nicht,

Vater!

doch

bin ich die

i9»

einzige

Person, welche

Geheimnisse

vor Lord und Lady Launcy hat?,» «Das weiß ich nicht, und kümmere Michnicht darum, »

einigem

antwortete der Pater «die Bande des

Stolz ;

und der -Pflicht

fordern

mit

Bluts

diese Achtung von

ihnen, die andere nicht nöthig haben.»»

«Vater! »

Fitzwalters

vorstellen wollt;

kein

Ich weiß,

Margarethen

Zukunft

Baron

«rlaßt unS

sagte Launcy,

einander verstehen.

Welt als deH

der

gesetzmäßige

allein,

eigennütziger

daß ihr in

Wcunv

Im Gegentheil haben

Tochter

auf meine

Ehre,

beherscht tnich^

beide.,

mein Vater

und Lady Launcy, beschlossen, mir ihre Ein­

willigung

zu

einer Vermählung mit Isa­

bellen, als der einzigen Erbin von FitzwaK

ter, zu ,geben. Ich baue demohngeachtet auf meines

Vaters

Zärtlichkeit;

und

Margarethe einmal meine Gattin ist,

ches

mit ihrer Einwilligung

Beistand bald geschehen kaun,

und

wenn wel­

eurem

so wird e«

sein

ig3

ftin Interesse, und

seine Ehre

erfordern,

seinen-Einfluß beim König anzuwenden, um

ihr Recht als

Miterbin

verstorbenen

des

Barons anerkennen zu lassen.»

« Junger Mann!»

antwortete Augustins

»sollte Margarethe ihre

Ansprüche

durch

irgend ein niedriges Mittel geltend zu ma­ chen suchen^

würde ich.selbst ihr Recht

so

auf einen solchen Vater, alö Fitzwalter, be­ zweifeln.

Sie sagen, daß ste bei ihrer Ehre

keine .eigennützige Abstcht bei dieser Derbin» düng hätte«, ;

-aber soll ich

nicht an

der

Ehre eines Mannes zweifeln, , der. in dem

Schleier der Rächt die Arglosen beschleicht, und mit einer Niedrigkeit, Geüiüthec verachten,

welche

ihnen ihre

redliche

Geheim­

nisse entreißt? »

«Pater!»

erwiederte

«ihr vergaßt euch

selbst;

euer Gewand schützt,

erinnern,

was ihr

Launcy

hitzig,

ob

gleich

euch

so sollt ihr euch doch

meinem Stande schul­

dig seyd. »

T.

«Weil ste ihn selbst ertvähneN, so roeiy R

r-S4 de ich ihn so leicht nicht vergessen , »

ant­

wortete Augustin. «Mein Gewand, wie ste mit Recht sagen, beschützt mich;

auch

ist

dieses nicht das erstemal, wo es, nebst den

heiligen Gelübden,

die

mich ewig binden

sollen, andere beschützt hat.



Don

Iu-

gend und Glück erhoben, irren ste stch, junger Mann, wenn ste glauben,

deln zu können;

wenn

den ste verachten,

überschreiten,

ungestraft han­

alle gute Menschen wer­

die Gränzen

ste

welche die einzigen Stützen

der Gesellschaft stnd.

Durch die verächtli­

Niedrigkeit

Lauschens haben ste

che

Margarethens

lein,

des

Geheimnisse

würde es

Erfahren.

Al­

nicht edler gewesen seyn,

wenn ste ihren Antrag vorher gemacht hüt/

ten?

Würde

das

ihre

Uneigennützigkeit

nicht deutlicher gezeigt haben? den

stch

Dank ,

dann

und

ein

unser

Sie wür­

Recht. auf Vertrauen

unsern

erworben

haben. » « Und woher wißt ihr, daß ich lauschte, Pater?»

sagte Launcy.

ig5

haben,

«Well sie Nachricht obn-fc-em

was sie auf keine andere Welse wissen kön­



nen.

Gehen sie, junger Mann, lernen

sie, ich wiederhole es, sich- selbst achten, und

andere

werden



ben.

dann Achtung für sie ha­

Oder sollten sie sich je wieder zu

einer niedrigen Handlung herablassen,

vergessen

sie

sagte

nicht ,

Federn vom Hut zu

die

er

so

ironisch, dieser

nehmen.

Schmuck ist ohne Zweifel bestimmt, sie von dem Pöbel auszuzeichnen, tinfr ihren Stand

und ihre Ehre änzudeuten. Bei solchen Un­

ternehmungen sind sie überflüssig, nen oft zur Entdeckung;

diese Feder,

welche

und die­

wie zum Beweis

ich diesen Morgen rm

Chor der Kapelle sand,

und die den ihri­

gen gleicht.»

Launcy schwieg. Nach einer Pause fuhr Pater Augustin

fort.

'«Glauben sie mir,

ich

bin

keines

Menschen Feind,

also auch nicht der ihri­

ge.

will



Vorleben,

Treulich

ich

Margarethen

was sie gesagt haben; allein we-

N 2

ig6

dec meine Worte noch Handlungen ihren Entschluß bestimmen.

sollen

Ansprü­

Jhxe

che überlaß ich -em Himmel,

der sie von

ihrer Wiege an beschützt hat,

und

nicht,

daß

zweifle

sein mächtiger Arm sie in die

Lage setzen wird,

die ihrer Glückseligkeit

am dienlichsten ist.» «Bei

meiner

Seele,

QSofecL»

sagte

Launcy, «ich kam nicht absichtlich mit dem

Vorsatz, den ihr mir zuschreibt.. Meine Neu­ gierde war durch das, was ich von euch Hör­ te, erregt ;

und da mir auch gesagt ward,

daß Margarethe diesen Weg gegangen sey, so kam ich, um ste. zu suchen.

Bei meinem

Eintritt in die Kapelle fesselte euer Gespräch

meine Aufmerksamkeit,

und ich Höste pu-

willkuhclich zu.»

«Sie werden mic verzeihen,

wenn ich

nicht länger über diesen Gegenstand spre­ che, » letzt

antwortete der Pater

Beschäftigungen,

die

«'ich habe

allen

andern

vorgehen. » Mit diesen Worten machte.er eine leichte

Verbeugung,

und

ging

nach der Kapelle,

wahrend Launcy, unmuthig über den schlech­

ten Erfolg feiner Anträge, nach dem Schloß zurück kehrte.

Pläne

Mit Entwerfung zukünftiger

brachte er die noch übrige Zeit des

Tages auf seinem Zimmer-zu;

doch merkte

er sorgfältig auf alles, was vorging.

Gogen Abend nahmen Margarethe un$ Elfe, wezit entfernt, etwas von Launcys Ent^

deckungrn zu muthmaßen; ihten gewähnln

chrn Weg nach.- der Kapelle, wo sie den Pa­

ter und David im ernsten -Gesvtach fanden. Oer Vater erzählte ihnen aufrichtig alles,

was zwischen ihm und Richard war,

ob

enthielt,

und

vorgefallen

er sich aller Bemerkungen

wohl

die Antwort Margarethen

gänzlich überließ." Mit gefesselter Aufmerksamkeit schwieg

sie, dis ec gesndet harte» wo sie mit erröthe-

ten Wangen erwiederte:

«Um 'ditf eure sonderbare

geordnet zu antworten,

muß

Erzählung ich

bei

der

Neig^vg anfangen, die, wie ihr sagt» Launl-

ig8 o? füc mich Zu

empfinden

glaube, ihr nanntet es Liebe,

vprgiobt.

Ich

Vater!

In

diesem Falle habe ich eine sehr frcigtr Mei­

nung von

dieser Leidenschaft

glaubte, sie sey

gehegt.

Ich

Freundschaft und Achtung,

m dec höchsten Bedeutung der Worte; lein ich finde eS zetzL anders.

und

Freundschaft

Achtung

al­

Denn welche kann

Launry

nach, einer so kurzen Bekanntschaft für mich

haben? Di,e Liebe, welche ich für euch, für

Elsen, meine Isabelle und den ehrlichen Da« vid empfinde, ist mit den Jahren ausgewach­

sen, und gleich einem Baume, dessen starke

Wurzel unbeweglich steht, mutz erst derDoden, der sie nährt, zersprengt werden,

sie

vernichtet

oder entfernt werden

Dies allein ist die Liebe,

ehe kann.

die ich dafür hal­

te» und mit der mich, wie ich überzeugt bin, ryeine Freunde liehen. Ich will daher nichts

von jener seltsamen- plötzlichen Neigung hö­ ren, die so schnell wie eine Frühlingsblume

entsteht, hin welkt.

und ohne Zweifel eben sobald dar

Ich liebe weder den Lord Laun-

ey noch feinen Sohn, Und es thut mir keid, wenn der letztere in meiner Abwesenheit an

mich denken sollte.» Margarethens

überzeugten

nichts

ihre

Worte

hoffen habe.

Betragen

und

Freunde,

daß

Augustin

Launcy

erwieder­

te daher:

«Da ste völlig

entschieden

Angelegenheit zu seyn scheinen, auch

ohne Rückhalt meine

gen.



bey

dieser

so will ich

Meinung

Hb ich gleich nicht zweiste,

sa­

daß

Launcy stch unsrer Sache thätig annehmen lyürde,

so bekenne ich doch,

olles dem Rechte

daß ich lieber

und der Gerechtigkeit zu

danken haben möchte, als mich einer so de»

müthigenden

Verbindlichkeit

zu

unterwer­

fen, für die sie, wie ich glaube, viel zu they^

er bezahlt hätten, wenn ste ihre Hand ohne die entschiedene Beistimmung ihres Herzens

verjchenckten! » Oer Pater fuhr dann fort ihnen zu sa­

gen, daß ec keine Zeit versäumen wolle, um Margarethens

Ansprüche

geltend zu mac

chen, und wenn er Widerstand fände,

sie

vor dem »Thron bringen , und von Heinrich dem Subenden perfönfirf) Schutz und Gerechngk-st

für die Tochter seines Freundes

Fitzwaiter.verlangen würde.

Als Margarethe und

Rückwege

durch

einen

Elfe

auf dem

kleinen Wald gin­

gen, begegnete ihnen Launcy, in augenschein­

liches Nachdenken vertieft;

bei

ihrer An­

näherung riß er sich indeß aus seinen Träumereyen,

und

sagte,

indem er auf sie

zu kam:

«Das Glück ist mir diesen Abend gün­

stig ; wollen sie mir ertauben, sie nach Hause begleiten zu dürfen? »

Margarethe machte eine kalte Verbeu­ gung ,

doch ohne etwas zu sagen.

«Oer Pater ist ein glücklicher Mann,» fuhr er fort,

indem

er fernen

Platz an

Margarethens Seite nahm, «daß er Schön

HLlk und Äugend bewegen kann, den Schreck­ nissen, welche, wie man sagt, seineKZohnung umgelTen, Trotz zu beeren, und sich den Dün­

sten der Nachtluft'äu^zufetzen. » seiner

«Von

nicht

Glückseligkeit

kann ich

erwtederte Margarethe;

urtheilen,»

«allein, wenn Glückseligkeit, wke man und zu

der Lohn der Tugend

glauben gelehrt hat,

ist, so muß er sie ohne Zweifel besitzen.» «Ich habe unglücklicher Meise nicht sei­

ne- Gunst.

Ach

fragte

ihn diesen Morgen

wegen einer Sache, die meinem Herzen sehr

nahe liegt, um Rach;

allein er hörte mich

üntvifiig an. »J

« Lassen sie sich dann rathen, es aufzu­

geben, »

erwiederte Margarethe; «ich sand

sein Urtheil noch nie irrig.» «Dieser Rath -st leichter gegeben,

angenommen,» überzeugt,

bezieht,

sie

und

antwortete er.

«Ich

als bin

wissen nicht, worauf er sich

ob

ich gleich' unglücklich in

meinem Anliegen bei ihm wat, so schmeich-

le ich mir -och, von ihnen geduldig ange­ hört zu werden. *

«Ich weiß nicht, wie ich bei etwas, dach sie betrifft Antheil haben könnte,»

-erte Margarethe; -

sagte er endlich;

«eure ganze Erscheinung, eure Reden, eure

Botschaft, eure Kenntniß von Dingen,' die

so wenigen bekannt sind,

setzt mich in Er­

staunen. Doch ich bin durch unlaugbare Be­ weise überzeugt, seyd,

daß

ihr

kein

Maria gewiß gesendet hat;

i.

Betrüger

und daß euch die Aebtissin von St. P

indeß

hege

daß ihr das seyd,

was

Verbirgt

ländliche

ich Zweifel,

scheint.



mir

Ehrenstellen

höchsten

ihr

die in Zukunft nach

Gewand eine Person, den

daS

des

Deutschen

Oie Züge eures Ge­

Reichs streben kann?

sichts sind mir überdies, wie ich glaube, be­

kannt, und ich müßte mich sehr irren, wenn ich nicht den Sohn

Grasen Hofmann

des

vor mir sehe- «

«Vater!»

antwortete

daß

«ich glaube,

Jünglinge

der

uns besser werden

wir

und daß ihr dann auch ein

kennen lernen,

richtigeres Urtheil von

Character,

meinem

als ihr von meinem Stande habt,

men werdet.

ger Herr!



anneh­

ehrwürdi­

In Wahrheit,

ich bin weder mehr, noch weni­

ger, als ich scheine;

und erzogen.

ein

Bauer

geboren,

Mein Irame ist Leopold, der

ergebene Freund des braven Jünglings, für

den ihr mich irrig anfeht,

ein

demüthiger

Diener der Aebtifsin von St. Maria,

und

eben so zu euern Diensten.-» Dec Pater

seufzte.



* Eure Züge,»

227

«tragen

erwiederte er,

ein ^Gepräge voZi

Aufrichtigkeit, daß ich, wenn ich auch woll>

te ,

nicht streitig machen könnte.

würde dem Graf Hofmann, zu schnell urtheilte,



keine Schande machen,

euch Sohn zu nennen.

Plötzlichen Eindrü­

nicht

cken niuß man sich dem ohngeochtet blind hingeben.

Es

wenn ich nicht

Wir wollen mehr mit ein­

ander sprechen, denn ich bekenne aufrichtig, daß ich mich in einem Labyrinth von Muth­ maßungen verliere.-, — «Und

nicht

welche

können, Vater.'

bis

aufgelöst

ihr euch

werden

herablasset,

die Geschichte meines uninteressanten Lebens anzuhören;

daher will ich,

wenn ihr rolr

Morgen eine Stunde Ausmerksamkeit wid­ men wollt, euch erklären, nuc ichU wenige Kenntniß,

die ich

bekommen ha­

besitze,

be ,

und auch wie es kam,

dem

Auftrage der

edlen

daß ich

Aebtissin

mit

beehrt

ward. » Gern würde dec Pater den Schlag auf­

gegeben haben,

um dem Jünglinge zuzuhöP 2

22g

ren, der ein so großes Interesse bei ihm er,

regt hatte. Allein einen solchen Wunsch gegen einen müden Gast zre äussernwäre

eine

Verletzung der Gastfreundschaft gewesen, die Menschenliebe nicht

ihm

seine

hen

erlaubte;

er

zu

bezeugte daher

Dank für das angebotene Zutrauen, machte

Ecke

etwas

der

um seine

Schilf,

Hole

lag,

das

für

Glieder

müden

in

bege­ seinen

und einer

ihn zurecbt,

darauf

ruhen

zu lassen,

Dec Jüngling

nahm des Paters Auf­

merksamkeit mit Ehrfurcht an,

und

legte

sich, nachdem er mit ihm gebetet hatte, zur

Nvhe nieder.

Neunzehntes Kapitel. 2^?ährend der ganzen Nacht, in der Leopold nicht fest schlief,

horte ec das Schilf rau­

schen, auf dem der Pater lag, denn Unruhe

22g

ren, der ein so großes Interesse bei ihm er,

regt hatte. Allein einen solchen Wunsch gegen einen müden Gast zre äussernwäre

eine

Verletzung der Gastfreundschaft gewesen, die Menschenliebe nicht

ihm

seine

hen

erlaubte;

er

zu

bezeugte daher

Dank für das angebotene Zutrauen, machte

Ecke

etwas

der

um seine

Schilf,

Hole

lag,

das

für

Glieder

müden

in

bege­ seinen

und einer

ihn zurecbt,

darauf

ruhen

zu lassen,

Dec Jüngling

nahm des Paters Auf­

merksamkeit mit Ehrfurcht an,

und

legte

sich, nachdem er mit ihm gebetet hatte, zur

Nvhe nieder.

Neunzehntes Kapitel. 2^?ährend der ganzen Nacht, in der Leopold nicht fest schlief,

horte ec das Schilf rau­

schen, auf dem der Pater lag, denn Unruhe

und lleberraschung

hatten

allen

Schlum-

bis dec Tag an-

mec von ihm verscheucht,

bpach, wo er, erschöpft und durch IlachdenEen ermüdet, in einem unfreiwilligen Schlaf

ein kurzes Vergessen gpalender Erinnerungen fand.

Leopold

harte

gleichfalls

nur

wenig geruht, doch gewohnt mit der Lerche

aufzuttehen, schlich Schilflager,

er sich leise von seinem

und besorgt dey Pater aufzu­

wecken, verließ er die Hole,

und wandelte

umher, die frischen Lüfte, des Morgens ein-

zuathmen. Oie Ruinen von St.Margarethe fesselten

seineAufmerksamkert. Ec lenkte seine Schrit­ te darauf zu,

gärige

und ging durch die Kreuze

in das Innere der Kapelle,

wo er

eine beträchtliche Zeit beschäftigt war, was ihn umgab,

zu

untersuchen.

das

Endlich

wurden seine Betrachtungen durch den Laut

sich nähernder Schritte unterbrochen, als er darauf zu eilte,

alte Oavid vor ihm,

und

stand plötzlich der der nach seiner (Ge­

wohnheit hierher kam, um sich mit des Pa-

q3o

Diese

vereinen«

rers Morgengebet zu

unx

erwartete Zusammenkunft mit einem Frem« den, machte auf den guten alten Mann den lebhaftesten Eindruck;

Augen auf Leopold

rück ,

und

gend

auS:

rief

denn indem er seine

heftete,

und

erstarrt

re Heilige Jungfrau !

»

erwiederte

der

Vater,

« sind dies deine eignen Trauben, daß du so freigebig damit bist?» «Ja, Vater, ich habe sie aufgebunden.

03g Anbruch die Reben unter­

seit Tages

«nd

stützt, eßt sie, sie sind in der That reif, hat

Sonnenhitze

die

diesen letzten Monat

sie

ganz Purpurn gefärbt.»

seyd

« Ihr

Weinbergs ?»

also

der

Besitzer

des

Pater

tro­

entgegnete der

cken,

«Ilein; aber mein Vater ist es.»

«Und DatecS

wie

dürft

ihr

ohne

Eigenthum

wagen,

eures

seinen

Willen

einen

Augen­

wegzugeben? -> Ich

fühlte

in

blick

mich

auf

Verwirrung;

Herzhaftigkeit

wöhnliche

meine

ge­

überwand

sie

allein

bald. erwiederte ich,

«Vater!» gel nicht

uni

nehmen;

heit,

Luft

der

in

als

fragen

Erlaubniß,

hat

sein

seine

Sohn

Vö­

«dis

Vatetr

meinen

Trauben weniger

zu

Frei­

sie ? »

« Jüngling

antwortete

der Pater,

« die Vogel nehmen nur für ihren Mangel, nicht was andern fehlt.»

eigenen

2^0

« Um Vergebung, Daker ,

ich habe sie

ihre Jungen hundertmal mit den Früchten

unsers Weinbergs füttern sehn. » «Du

ker ! »

bist ein geschickter junger Logi­ « Oie Vö­

erwiederte er lächelnd.

gel handeln den einfachen Eingebungen dec

Natur gemäs,

und

auch würden sie es

können nicht fehlen; nicht

fühlen,

wenn

sie es thäten.»

« So wünschte ich ,

wäre, Vater! ich fehle,

daß ich ein Vogel

denn ich weiß immer, wenn

es macht mich so trostlos.

seyd ein weiser Mann

und

ein

Ihr

Priester;

allein wenn ihr bis Morgen sprecht, so wür­ det ihr mich nicht überzeugen, denn ich füh­

le jetzt nicht die geringste Unruhe;

nicht so

vict, als ich empfand, da ich das alte Pferd

zu scharf geritten hatte,

ich

einige

von



oder da, als

Claude Nouse'ö

Aepfeln

nahm, die über unserm Obstgarten hingen. Damals war ich über das erste so betrübt,

daß ich vor dem alten Thiere und weinte;

niederkniete,

und als mir bei den Aepfeln ein-

einfiel, fie

daß ich ein Dieb sey,

alle

wieder

todrf

ich

auf des Nachbars Grund

zurück. »

«Wo ist deine Wohnung^ mein Bube?» fragte der Pater. Ich zeigte nach unserm kleinen Hause,

das an der Seite des Berges, in einer klei-

neu Entfernung von uns, stand. «Es ist beinah Mittag,»

Pater,

sagte der

« gehst du nicht heim zum Mit»

tagsessen? » « Ich habe Trauben zum MittagüessenZ

ich brauche sobald noch nicht nach Hause

zu gehen. » «Vielleicht gehst du erst des Abends zu deiner Familie zurück,

um dann ein fröhli­

ches Mahl mit ihr zu geniessen? » - Ich

habe seit meiner Mutter Tode

kein fröhliches Mahl genossen.» «Wie lange ist es,

daß du sie ver­

loren hast? «

«Drei Jahr!»

K

Q

«Die Todten ruhen von

Der Geist deiner Mutter ist,

und

Ruhe;

ihrer

Arbeit.

hoffe id>,

zu

es ist fündlich, eines der t>et»

storbenen Eltern so sehr zu beklagen, daß es uns unempfindlich geg«n die Zärtlichkeit dec noch lebenden macht.»

«Ich bin gegen keines Menschen Zärt­

lichkeit unempfindlich, Vater ! es liebte mich auffer meiner Mutter Niemand,

und

ich

allein

die

liebte Niemand, auffer fie. » Pater

Oer

jchalt

mich;

Sanftmuth seines Betragens

Zutrauen,

erregte mein

und da er sich gefetzt hatte, um ihm

auszuruhen,

so

ganzes Herz.

Nach einer stündlichen Unter­

eröfnete

ich

mein

haltung sagte er:

«Ich werde die ganze Nacht in diesem Dorfe bleiben;

Vater

in

glaubst du, daß mich dein

seinem

Hause

schlafen

lassen

kann? » «Das kann er,» erwiederte ich, «wenn er will;

denn ihr sollt mein Bette haben,

und ich will in

der Scheune schlafen.

Al/

lein

rpohl

er

fürchte,

ich

schlagen,

wir-

et

weil

den

es

euch

Priestern

nicht

will. >»

«23ir wollen eine Probe machen,» ant­ wortete er;



zeigen. »

Weg

meine Schulter

gestützt,

Mein Vater

Hütte.

wär müde, und auf

gute Mann

Dec

ter

« komm, du sollst mir -en

er

erreichte

die

und meine Stiefmutz

fassen vor der Thüre, unter dem Schat­

eines

ten

und

setzte

von

und Glauben! » habt

in

Eurer

Pater

bekannt,

ec die letzten acht-

Nieder - Sachsen

Nieder i Sachsen!

«Don

und

Bitte

her-

sey.

Aereiset

«ihr

seins

hinzu, daß

zehn Monate

Oer

Baumes.

großen

sogleich

machte

eine

euekM

Stelle ,

antwortete

Aus

Treu

mein Vater,

prächtige Reise gemacht,

Alter Vater !

dazu.

wäre

Ich,

Zeit

an mei­

nes Lebens lieber in meinem Kloster hoLken geblieben.»

Des Paters Antwort war voll SanftQ 2

muth und Frömmigkeit, und zwang meinen Daker, ihn, tcoz seiner rauhen Weise,

Achtung zu behandeln;

meine

ter war noch überdies schwanger, den Pater,

mit

Stiefmut­

und bat

für- ihr Wohl zu beten.

Kurz,

sie willigten ein, ihm einen Aufenthalt für die Nacht

geben; allein

zu

großen

Betrübniß

aus ,

und

den

schlief,

zu

meiner

mein Bett

strengen

Ordens gemäß,

seines

geln

er

schlug

auf

Re­ dem

Boden. des Abends that mein Va­

Während

ter viele Fragen,

wegen den Bewohnern

und dest Sitten des Landes,

aus

dem

er

kam, und der Pater beantwortete alles mit

einer

Art,

und

so sehr von dem,

in Ausdrücken, was

die

ich

ich gewohnt roor;

unterschieden fand, daß ich ihm immer hätte

r

zuhören können.

Als

der

Pater

gierde befriediget

meines Vaters Neu­

hatte,

lenkte

sich

das

Gespräch auf des guten Mannes künftige

Bestimmung.

245

Unter

-lesen

zur Hole zurück,

Geschichte

kehrten

Gesprächen wo

in

Leopold

sse

seiner

fortfuhr.

Ich wartete so lange am Gitter, bis die

Pförtnerin Schwester Clarissen gerufen hat­ te.

Es

vierzig

war

eine

Jahren

Frau

von

( denn

sie

Schleier zurückgesthlagen ),

ohngefähc

hatte

und

den

ihre Er­

scheinung erfüllte mich mit Ehrerbietung und

Achtung,

-S2

Der Pater seufzte tief, doch unterdrück te er fast in

demselben

Augenblicke

sein«

Bewegung, und Leopold fuhr fort.

Mit wenig Worten

erzählte ich ihr

meinen Auftrag, während welchem mich die Nonne mit einem so forschenden und durch­ dringenden Blick beobachtete, daß, wenn ich

ein Betrüger gewesen wäre, es gewiß meine Züge verrathen haben würden. sodann

Sie fragte

nach den geringsten Kleinigkeiten,

auf welches ich alles mit Wahrheit antwor­

tete, ausgenommen, daß ich meines Vaters Character,

in Hinsicht des Briefes an die

Gräfin, schonte; denn ob ich es gleich für Necht meiner

hüllen ,

halte, euch,

als

den

Nathgeber

Seele, alle meine Sorge zu ent­

so

hielt

ich

es in diesem Fall

doch nicht für nothwendig,

ob ich gleich,

was mich betraf, mein ganzes Herz ihr öfnen konnte.

Ich übergab ihr dc«» Paket,

welches

das Bekenntniß enthielt; und indem sie die,

Ueberschrift ansah,

sagte sie:

«dies sind

in der That die Züge des guten Paters ich

kenne sie noch aus meiner Jugend ,

und

will nicht unterlassen, euern Auftrag unsrer

ob man je nach

wird;

allein

diesem

ich

weiß nicht,

Ich

Aebtissin zu überbringen.

Schreiben

fragen

erinnere mich noch recht

wohl, daß nach Pater Johann gefragt wor­ den ist,

ob ich gleich nicht weiß, aus wel­

chem Grunde. » Vie Nonne verließ mich

blieb einige Zeit abwesend.

rückkunft

sagte

sic :

hierauf

und

ihrer Zu­

Bei

« Junger Mann, die

Aebtifsln sendet euch ihren Dank, und bittet dies kleine

euch, da ihr ein Fremder seyd,

Andenken als

zu

rer

eine

(indem sie mir eine Börse gab)

Vergeltung^

empfangen; Ermüdung ,

für

erholet kommt

eure

euch

dann

Mühe

von

eu­

wieder,

und überlegt in dieser Zeit, womit wir euch dienen können.» Ob ich mich gleich gedemüthigt fühlte,

eine Bezahlung für den Dienst, den ich ge­ leistet hatte, zu empfangen, so yöthigte mich

2&4

doch die Art, wie eS mit angeboten waßd, und meine Armuth, es an^unehme«.

Ich ging nach einem WitthvhauS, urt» gefähc eine Meile vom Kloster, wo ich in wenigen Tagen mich nicht allein von meierholen,

Ermüdung

ner

durch

empfangenen Geschenks,

des

Hülfe

auch,

sondern

mein« < Erscheinung

machen

anständiger

konnte. An ein thätiges Leben gewöhnt, pfand ich bald lange Weile,

em­

und beschloß,

wenn ich noch einmal Schwester Clarissen gesehen hatte, meinen Weg nach der Haupt­ und meine Dienste der

stadt fortzusetzen,

anzubietey.

Armee

indeß vernichtet. St.

Maria

sah #

so

genauer,

befragte

menkunft ; schied

besuchte

bei

als

und

nehmen

daß

ich

men

sollte,

den

Vorsatz

Dieser

als

Denn

als

nächsten

wo sie

sogar

mich

ersten

unsrer

von

noch

Zusam­

ihr

Ab­

verlangte

sie,

ich

wollte ,

wieder

die Schwester

und

sie

ward

ich

Tag

dann

wiederkom-

vielleicht

et-

s8S was überlegt hätte,

tvaS mich von meiner

Neffe nbbringen könnteIch gehorchte diesem Befehle mit Ver­

gnügen ; und als ich den folgenden Morgen ant Gitter erschien, gab sie mir einen Brief

Ln den Grafen Hofmann, wobei sie fdg« t « (Sirte Viertel Meile vvn hier wvhnt meitt

Neffe, gebt ihm diesen Brief, und wenn ec

ihn" gelesen hat, kommt zurück und laßt mich

wiffen, wie ec euch. empfing. ist abwesend,

Stzin Vatet

sonst würde ich euch an ihn

empfohlen haben.»

Meine

llebedcaschung

Bei dieser Güte ließ' rffir kaum

die Macht,

ihr zu danken; eS schien mir, als- wenn die

Hand des Hinimels sie leite, da, ohngeachtet mein Vater des Paters Brief zerrissen

hatte,

ich doch nun einen andern empfing,

der zwar nicht an

dieselbe Person,

doch an Jemand aus war.

Über

der Familie gerichtet

Ich wußte nicht, wie ich des Grafen

Schloß erreichte. Erwartung,

Mein

Herz

schlug

ooH

und meine lebhafte Phantasie

üherließ sich dem Gedanken,

daß

ich die

S8K

©tinjt de-

nach

in

und

der

gewinnen,

Eröffn nach

au-

und

Ounkelheit.^

der

gebähten

war ,

Als ich das Schloß

erreicht

id)

mich

erheben

würde.

kannt gemacht hatte,

von

Schwester

brächte, gewiesen,

te,

ward

daß

Clarissen

und

be­

ich einen Brief

aus St. Maria

ich sogleich in den VyrsaaL

wo ich nicht lange gewartet hat­

als ein Jüngling von edlem Ansehen,

dec nicht alter, als ich selbst schien, herein­

trat.

Ich überreichte ihm den Brief,

und

er hatte ihn kaum gelesen, als er mir seine Hand dacbot und sagte:

«Die Wünsche meiner Tanten, Clakisse und Adelheids sind mir immer heilig gewe­

sen ,

ob

ich

mir gleich in gegenwärtigem

Fall kein Verdienst zuschreiben kann, da sie

in ihrem Gesicht eine Empfehlung

führen,

der

kann.»

Ich

mein Herz nicht

dankte

mit sich

widerstehen

diesem großmüthigen

jungen Mann, desien. freundliches- Betraget den Unterschied, welchen dos Glück zwischen

*8?

uns gemacht hatte, ganz aufzuheben schien.

Ec sagte mir, daß er sich in Bremen auf­ halte, um da zu studiren, während sein Va­

ter wegen einiger Güter, die seiner verstor­

benen Mutter gehörten,

einen Proceß

in

verwickelt und abwesend sey.

Gespräch erfuhr ich. die

mich. Pater

2luS

die

Saß

diesem

Dame, an

geschickt hatte,

Johann

todt war. Nachdem ich zwei Stunden bei dem

Grafen zugebracht hatte, kehrte ich nachdem

Kloster zurück, um die Damen von meinem glücklichen Erfolg, zu benachrichtigen, ihnen

befand

Aebtisstn

wohl; te

allein

mir

mit

langte , daß

von

ihr geben

Dank

meinen

sich

Oie

immer

nicht

noch

Schwester

Warme ich

meinen

und

abzustatten.

Clariffe wünsch­

und

ver­

kommen

und

Glück ,

zuweilen

Schicksalen

Nachricht

sollte.

Es würde zu weitläuftig seyn, Vater, wenn ich euch alle Freundschaft, nein, viel­

mehr brüderliche Zärtlichkeit schildern woll-

-SS

te, die triir Ferdinand von HofmanN erzeig»

te-

Ich begleitete ihn auf allen seinen klei­ studirte mit ihm, und genoß,

nen Reisen,

mit einem Wort,

alle Vortheile,

hätte.

Er

durch seine Freigebigkeit

die- mir das Glück versagt

beschäftigte sich vorzüglich mit

die

Erlernung dec englischen Sprache,

ich

auch mit aller Lebhaftigkeit betrieb, so daß

ich sie in zwölf Monaten so leicht, wie ihr jetzt hört, sprechen konnte.

Während dieser

ganzen Zeit war der Graf abwesend, seine Geschäfte hielten ihn noch immer entfernt Z

Und da er seinen Sohn nicht

richts , Nöthig zog

der

wär,

er

sich

Gesellschaft. 3h dieser oft

St.

Schwester

ihm

berauben lieber

Aebtissin

Adelheide

Unter­

Alter

wollte,

so

so

ent­

das Vergnügen seiner

wo

Clarissen ,

empfangen

des

seinem

Zwischenzeit

Matia,

Barons, besondern

in

besuchten wir

wir

immer

der

Tante

wurden» erschien ,

Veranlassungen ,

von

des



Oie

ausser

bei

selten

vor

Fremden,

28g

kaum

und

Fremden,

vor

ihrer

eigenen

Familie.

Endlich brachte ein Bote dem jungen Grafen die Nachricht,

daß er seinen Vater

in einigen Tagen zu erwarten

hatte.

Un­

geduldig seinen Vater zu umarmen, verließ Ferdinand, von mir und zwei Dienern &e»

gleitet,

das Schloß,

-kam,

um ihm entgegenzu

wir

wußten, welchen Weg ec

so setzten

wir unsere Neise bis zum

reisen.

Da

dritten Abend fort,, wo wir ihn in einem Gasthof fanden. allein

begrüßt

Als Ferdinand ihn zuerst

hatte,

eilte

er

zu

mir.

«Leopold!" jagte er, «mein Vater wünscht, dich zu sehen, ,dic für die Aufmerksamkeit gegen seinen Sohn zu danken, und, wie ich

hoffe,

dir einen wesentlicheren Beweiß von

Freundschaft, geben.»

als ich im Stande bin,

Ich konnte nichts erwiedern,

nur die Hand drücken,

die

mir

zu als

der edle

Jüngling darbot, um mich zum Grafen zu führen.

I.

T

flflö

Bei unserm Eintritt ins Zimmer sagte da sie Leopold jetzt

«theurer Vater!

er:

so werden sie

nur um meinetwillen lieben,

ihn,

wenn sie ihn näher kennen,

bald um

sein selbst willen lieben.»

Mit dem wärmsten Dank gegen den ed­

len Ferdinand erfüllt, näherte ich mich dem Grafen;

allein er blickte mich

mit einer

Mischung von Zorn und Entsetzen an, wich zurück, und blieb unbewegt stehen, um mich-

schweigend zu betrachten. wollen sie nicht mit

«Theurer Vater!

«reinem Freund Leopold sprechen? »

sagte

Ferdinand. «Silit

wem? »



antwortete

dec

Graf, indem er sich bemühte, seine seltsame Bewegung zu überwinden.

«Mit

Leopold

derte Ferdinand,

beständigem

Sternheim, »

«meinem

Gefährten

in

erwie­

Freunde und ihrer

Abwe­

senheit. • « Leopold

te

Sternheim ! »

der Graf, sich

wiederhol­

augenscheinlich

fassend.

«Leopold

Sternheim !

wo

kommt

er

her? » « Ich sagte sthnen,

theurer

Daker!»

antwortete Ferdinand, «alles, was ihn be­ trifft, ehe ich ihn zu ihnen brachte, und ich hoffte, daß sie ihn seinen Verdiensten gemäß

empfangen würden. » Dann wendete er sich

zu mir, und sagte mit leisem Tone:

«Leos

pold, ich bitte dich, dich schnell zu entfernen.

Mein Vater ist oft so,

die Ermüdung hat

ihn heute überwältigt,

eine

wird

seine

gewöhnliche

Ruhe

kurze

Fassung

wieder

herstellen. » Ich verließ sogleich das Zimmer,

und

war beinah zwei Stunden lang allein, ehe

Ferdinand zu mir kam. «Lieber Freund!»

sagte er,

«ich will

dir keine Entschuldigung wegen der gewöhn­

machen.

lichen Schwachheit meines Vaters

Oem Himmel sey Dank!

zur Ruhe begeben.

ec hat

sich nun

Morgen wirst du einen

ganz andern Mann in ihm sehen. »

T 2

Ich antwortete,

ich

-aß

im

Anfang

gefürchtet hätte, durch irgend einen mir un­ bewußten Zufall

des

Grafen Zorn erregt

zu haben.

Ferdinand

« Wie

thung. er.

lächelte

dieser Vermu­

bei

sagte

war dies möglich? »

" Zwei Minuten vor deinem

Eintritt

antwortete er mir, als ich mit if>m von mei­

ner Freundschaft zu dir sprach, dein Glück sorgen wolle.



daß er für Unglücklicher

Weise ist er diesen sonderbaren Anfällen un­

terworfen.

Meiner Mutter machten sie bei

ihrem Leben unendlich viel Kummer; ich war oft geneigt,

zu glauben,

und

daß ihre

Unruhe darüber ihr Wesen zerstörte,

und

ihren Tod beförderte. »

Oas

Betragen

deö

Grafen

erfüllte

mich, nach dieser Erklärung, mit Theilnah­ me,

und wir sprachen

eine geranne Zeit

über diesen Gegenstand, als Ferdinand hin­

zusetzte :

« Oie

kleinsten

Veranlassungen

können ihn zuweilen irre machen, Träume, Familien - Gemälde,

die

Gegenwart von

2g3 die er lange nicht gesehen

Personen,

hat,

und was nod) seltsamer ist, die Gesellschaft seiner nächsten Verwandten,

kann ihn be­

ruhigen. >1

Oer Pater seufzte so tief,

eine Pause machte,

daß Leopold

wo David ersterm eine

hölzerne Schaale mit Wasser reichte, ches er trank,

und

dann

den

wel­

Jüngling

fortzufahren bat. Ferdinand gab mir am nächsten.Mor­

gen Nachricht, er habe seinen Vater so sehr

wieder hergestellt gefunden,

selbst ein Gespräch über seines Betragens

an gefangen,

aNi

daß

er

von

die Sonderbarkeit,

vergangenen

sich besonders nach

Abend

erkun­

hi ic

digt und verlangt h/rbe, daß ich ihm wieder, vorgestellt werden sollte.

Ob mir gleich diese

Nachricht

einigen

Muth einflößte, so ging ich doch mit einem Gefühle zum Grafen,

das von dem,

ich den Tag vorher empfand, den war.

was

sehr verschie­

Vorher hatte ich gewünscht,

ihn

um sein selbst willen zu achten, aber jetzt fühl-.

294 te ich, daß ich in ihm nur Ferdinands Va­

let achten würde.

Er empfing

mich indeß

mit Freundlichkeit, und reichte mir die Hand;

allein es schien mir mehr

eine erzwungene Denn er

Handlung, als Neigung zu seyn.

wich sichtlich zurück, als ich ire berührte, und

dor Ton meiner Stimme schien

ihm

sogar

Schauder zu erregen. Ferdinands Kummer darüber

war

in

seinen Blicken zu lesen, und ich würde nicht

sein Freund gewesen seyn, Betragen

seines

wenn

ich

das

Vaters zu bemerken gc,

schienen hatte. Wir verließen bald das Wirthshaus,

und reisten den ganzen Tag. bis spät in die

Nacht;

denn da der Mond beinahe voll

war, so war diese Zeit zum Reisen angeneh­

mer ,

als während der Sonnenhitze.

Als

unser Weg durch einen dicken Wald führte,

und ich, um dem Grafen und seinem Sohne Gelegenheit zu geben, unterhalten,

mich

sich mit einander zu

meinen

Betrachtungen

überließ, war ich etwas hinter den übrigen

2g5

zurückgeblieben,

plötzlich

lautes

ein

von mehcern rauhen Worten beglei­

Halt 1 tet ,

als

meine Träume unterbrach,

hinzu eilen ließ.

fen und der Anblick einer

auf Maulthieren,

und mich

Das Geräusch von Waf­

Anzahl Männer

die mit bloßem Schwert

versperren

wollten,

machte

mich bald mit dem Zufall

bekannt.

Ferdi­

uns den Weg

nand war, von vier Bedienten begleitet, mit

der ihm eigenthümlichen Tapferkeit auf sie zugesprengt,

ein Schritt,

welchen die vor-

sichtigen Bösewichter zu ihrem Vortheil be­

nutzten ,

indem

sie ihn beinah einschloffen,

während vier andere von ihnen den fen

und

mße[en>

Meine

)artheien gleich. (rasen,

Gra­

unsere zwei noch übrigen Diener Erscheinung

machte

die

Ich drangt? mich vor den

der seine Waffen verloren

hatten

uid war durch die Gunst des Himmels beglckt genug,

ihn zu beschützen,

dei Feinde hart zu verwunden. hei fast immer die Begleiterin

und zwei

Da der

geig» Schuld

ist, so wachte der Fall ihrer Gefährten die

2gb

zwei andern so vollkommen Muthlös,

daß

sie uns sogleich verließen unfc entfloßen. Ferdinand und feine Parthei war gleich»

falls glücklich gewesen, und die Räuber ent­ gingen, vollständig brsiegt, auf verschiedenen Wegen

unserer Roche,

verwundeten

während sie ihre

unserm

Gefährten

Mitleid

überließen. Oer Graf hielt eS nicht für gii sich bei diesen Elenden aufzuhalten,

und wir nah­

men nur einen davon mit uns, den wir auf

sein Maulthier banden;

auch war eS nicht

dienlich, die Fluchtigen zu verfolgen, sich

ihre Anzahl vermehrt hoben

weil

konnte.

Wir eilten daher so sehr als möglich davon,

und

erreichten

in

Stunde das Haus,

bim- wollten.

etwas

mehr als einer

wo mir die Nacht blei

Hier wurden die Wunden ur

serü Gefangenen verbunden; < sie bestandn in einigen tiefen Hieben, die er, wie er frp

te,

von meinem Schwert empfangen hake.

Als er befragt ward, bekannte er, Vorsatz gewesen sey,

daßchr

den Grafen und -ine

Begleitung zu berauben und zu ermorden; sie

hätten

die letztere

glaubt, und gehört,

nicht so stark ge-'

daß er nur vier Be­

dienten bei sich habe. Oer Gras und Ferdinand waren glück­

licher 26eise unverwundet geblieben; ihre

Leute

einige

hatten

Wunden und auch

ich einen kleinen Hieb

in die Seite bekommen.

dacht, und

bis

Doch durch Ferdi­

die Danksagungen deS

nands Beifall und Grafen erhoben,

allein

unbedeutende

hatte ich kaum daran ge­

Ferdinand plötzlich zurückfuhr,

«Gütiger

ausrief:

theurer Leopold!

Himmel!

mein

du bist verwundet, deine

Kleider sind in Blut gebadet. »

Versicherung,

daß

kaum die

Haut verletzt seyn könnte,

war

umsonst;

Meine

der Graf und sein Sohn bestanden darauf,

daß eS untersucht werden sollte, letztere ließ sich sogar in der Augenblicks herab,

und

dec

Wärme

des

mich entkleiden zu hel­

ein

schwacher

Stoß, welcher die Nibbe gestreift,

und kaum

fen.

Meine

Wunde

war

sy3

um in eini­

eines Verbandes nöthig hatte, gen Tagen wieder zu heilen.

zu erzählen,

Es ist seltsam

sobald

aber der Graf ward,

er die Wunde erblickte, Anfälle überfallen,

von

jener

einem

die mich den vergange­

nen Abend so beunruhigt hatten; er sank quf

einen

Stuhl,

aus:

«< Es ist gewiß,

zitterte

tes ist im Werke,

und

heftig,

— und

rief

die Hand Got­ wer

ftfhn

ihr

widerstehen ? »

obgleich stchtlich durch seit

Ferdinand,

neu Vater beunruhigt, verband meine Wun­

de, dann bemühte er stch, die Angst, mit der

sein Vater augenscheinlich kämpfte, zu mil­ dern ;

allein s^ine Mühe blieb ohne Wir­

kung. Des Grafen Krankheit schien stch eher zu vermehren,

als zu permind-rn,

und er seine

war erst in zehn Tagen im Stande, Reife fortzufetzen.

In dieser Zeit ward dec Räuber

den

Gerichten übergeben; allein seine Gefährten,

deren Aufenthalt er entdeckt hatte, entflohen.

waren

Graf

Tiit so viel Därme mich der

in jener Nacht, wo wir von den Räubern angefallen wurden, behandelt hatte, so ließ

er doch wahrend seiner Krankheit mich nicht einmal vor sich; er verlangte niemand, als seinen Sohn und zwei seiner Bedienten zu

sehen. Endlich setzten wir unsere Reise fort, und erreichten das Schloß. Oes Grafen Kalte

verringerte sich nach und nach,

und ec un«

terhielt sich oft längere Zeit mit mir;

lein

immer

Plane,

die

Erziehung

nur

über

meine

al­

künftigen

Lage meiner Eltern, und die

und

Beschäftigungen

meiner

auf welches ich alles, so viel in

Kindheit,

meiner Macht stand,

mit Wahrheit und

Treue antwortete. Nachdem sich der Graf zwei

Monate

in Bremen aufgehalten hatte, gab ec eines Tages seinem Sohne die Nachricht, daß er

ihn wieder auf eine kurze

Zeit

werde,

in

da

er

Geschäfte

verlassen

Italien zu

verrichten habe, die er nicht länger aufschie­ ben könne-

Ferdinand

erbot

sich sogleich.

3oo

entweder die Geschäfte über sich zu nehmen, oder

seinen

Vater

zu

dieser

begleiten;

schlug aber beides aus, und trat bald darauf mit einem Bedienten feine Reise an. Vier

einer fast

Monate

ungestörten

liebte

Glückseligkeit folgten nunmehr.

Ich

Ferdinand, wie meinen Bruder,

und er er­

wiederte treulich meine Zärtlichkeit.

Dieses

Glück war indeß zu groß, um lange dauern zu können;

und des Grafen Rückkehr ver­

scheuchte es.

Jene

seltsamen Anfalle,

die

uns so viel Unruhe verursachten, hatten sich jetzt in eine düstre,

bestimmte Unzufrieden­

heit mit allem, was ihn umgab, verwandelt. Ferdinand und

ich schienen vorzüglich sein

Rußoergnügen zu erregen,

und ich konnte

wich nicht länger enthalten, meinem Freun­

de zu sagen, daß ich überzeugt sey,

auf ir­

gend eine Art mir des Grafen Zorn zuge­ zogen zu haben, und ich daher bester thäte,

wenn

ich

mich

von

der Familie entferne,

da das ein Mittel seyn würde,

willen zu verringern.

seinen Un­

3oi Ferdinands

Antwort

schaft und Zärtlichkeit

drückte

aus;

Freund­

er

bekannte,

daß seines Vaters Betragen zu

auffallend

sey,

übersehen

um

doch bat er

werden

zu

können,

mich, keinen übereilten Schritt

zu thun.

«Ich will diese Nacht nach St. Maria gehen,» ihre

sagte ec,

« und meine Tante um

fragen;

Redlichkeit

und

Klugheit bestiminen stets ihren Rath,

und

Meinung

dieser soll uns leiten.

Doch

sey

oerstchert,

Leopold, daß, so hoch mich auch das Schick­

sal erhebt,

und so tief es dich auch nieder

drückt, ich doch in jeder Lage dich als mei­

nen Bruder ansehen will. Himmel mir beistehen,

So -möge

dec

wie ich dieses Ver­

sprechen erfülle! » Denselben Abend ging Ferdinand nach St. Maria.

Er blieb länger dort, als bei

seinen gewöhnlichen Besuchen, und bei seiner

Rückkehr gab er

mir

die Nachricht:

«er

habe seinen Verwandtinnen alle unsere Lei­

den vorgelegt,

und sie hatten hierauf den

Wunsch geäussert, mich, wegen eines wichti­

gen Geschäfts, Niorgen Nacht,

England zu senden.

nuif)

setzte

er

hinzu,

wo ich

dich mitbringen soll, wirst du erfahren, waS

es

Es ist mir zwar nicht anver­

betrifft.

traut worden; allein ich glaube aus einigem,

WaS ich bemerkt habe, daß es ein schönes, junges Mädchen ongeht,

welches

ich

bei

meiner Tonte sah, und welches, wie sie mir sagte, die Tochter des Lord FitzwalterS,

nes

alten

ehrwürdigen

ei­

Freundes unserer

Familie ist. »

Ob es mich gleich schmerzte, Ferdinand zu verlassen, so wünschte ich doch Schwester

Clarissen durch die Treue, mit der ich ihren Auftrag sey

ihrer

vollzöge,

zu

Empfehlung

überzeugen, nicht

ich

unwerth ge­

wesen. Den nächsten Abend verließen wir um

neun Uhr das Schloß, und eilten nach St.

Maria.

Ferdinand ward hier mit weniger

Ceremonien, als irgend jemand ausgenom­

men, weil er mit der Aebtiffin und Schwe-

3o3 ster Clarifsen verwandt war, unfr von ihnen

vlö Sohn geliebt wurde. Oie Pförtnerin sagte

und

tissin der

Kapelle

und

die

uns,

Clarisse

Schwester

wir

Äb­

wären

könnten

sie

in dort

aufsuchen. Ferdinand

dunkel,

Ivar

ging

Die bracht

voraus.

die

und

Kapelle

nur von

einer Lampe, die vor dem Bilde der Jungk" frau brannte, erleuchtet.

«23ifl du es, Ferdinand? »

sagte eine

Stimme, an welcher ich Schwester Clarifsen

erkannte. «Ich bin es, liebe Tante!»»

Ferdinand,

«von Leopold

erwiederte

begleitet,

der

willig unternimmt, was sie ihm bestimmen werden,

und es —

stehe ich dafür —

mit

meinem» Leben

gewissenhaft ausführen

wird.»

« Wir zweifeln nicht daran, er uns

nicht

undankbar finden.

sie näher, junger Mann!», mir;

auch

soll

Kommen

sagte sie zu

dann kehrte sie sich gegen die Aeb-

3o4 tissin,

mit leisem Tone hinzu:

und setzte

«Ou bist vorbereitet, so etwas ist nicht un­

gewöhnlich. » Bei

diesen Worten

Oie Aebnstin

stand

Schimmer der Lampe; lich zur Unterstützung,



in

dem

ihr

Schleier

war

und sie lehnte stch sicht­

zurück geschlagen,

Schwester.

traten wir naher.

unmittelbar

an

O Vater!

den Arm ihrer

nie sahen vor­

her diese Augen eine so engelschöne, weibli-

che Gestalt!

Obgleich

Dlüthe der Jugend,

nicht

mehr in der

hatte selbst

daö Ge­

wand ihres Ordens keine Macht, diese Rei­ ze zu vermindern, welche sie in meinen Au­

gen über das

irdische erhoben.

Ich

hatte

weder Sprache noch Bewegung, mein ganzes

Wesen schien in Bewunderung und Erstau­

nen verloren zu seyn. «Jüngling!» hastig,

unterbrach ihn Augustin

während Zorn seine bleichen Wan­

gen röthete;

«halt ein mit deiner Erzäh­

lung. Es war sündlich, dich an einem so hei­

ligen

3o5

Hfl en Orte, solchen weltlichen Gedanken zu übersüssen. » «13ater!» antwortete Leopold, mit mehr Stolz, als er zuvor gezeigt hätte, « ihr müßt erst noch meinen Chararter ken­ nen lernen. Ich spreche, wie ich suhlte; wenn meine Gedanken mir Schande mach­ ten, so wurde ich mich ohne Zweifel bemü­ hen, sie zu verbergen. Oie Aebtissin Adel­ heide kann keine sträflichen Gedanken ekcegen. Hättet ihr sie gesehen, so würdet ihr die Wahrheit von dem, was ich sagte, ge­ fühlt haben; — denn der müßte fürwahr ein schwarzes Herz besitzen , den ihr Anblick weniger Ehrerbietung, als mir, eittsiößte! v Oec Pater seufzte schmerzlich, Thrä­ nen strömten aus seinen Augen. «Vergieb mir, mein Sohn!» sägte er ruhiger; «da ich mich in deinem Alter zu Feh­ lern geneigt fühlte, sö urtheilte ich von dir dasselbe.» U

3o6 Leopold ters

Hand

dann

fort.

erhob

ehrerbietig

seinen

zu

Lippen

-es

Pa­

und

fuhr

Ich rufe den Himmel zum Zeugen an,

Vater,

ich die Aebtiffin mit einer so

daß

reinen Bewunderung ansah, als ich für ein überirdisches Wesen,

das

mir plötzlich er­

schienen wäre, empfunden haben würde und

mit gleicher Verehrung mich zu ihren Füßen

hätte werfen mögen.

Ihre

Gestalt

besaß

Reiz, mit Würde vereint, ob ste gleich wie eine Blume, die ein früher Frost

mehr durch Gram,

getroffen,

als durch Zeit gebeugt

schien. Oer Vater zog seine Kappe tiefer über die Augen,

war-

aber nicht von Leopold

bemerkt, welcher fortsuhr. Ihr Gesicht,

nicht ren

beschreiben, Züge,

Engel

des

ihre

ich

kann



Es

ste

wie

Friedens

gesendet wäre., denn

aber

Vater !



ein

Künstler

geben

würde,

es

wa­ einem der

die Sterblichen zu trösten;

Augen

drückten

zugleich

Un
»

rief ich aus, indem

unterbrach, «so muß ec mein Herz

ich ihn

denn nur der Tod kann mich

durchbohren ; abhalten,

mir

den

anvertcauten Auftrag

nicht zu vollziehen!»

« Leopold

»

«ich möchte gern,

antwortete

Ferdinand,

wo möglich,

recht han­

deln, ohne meinen Vater zu beleidigen; al­

daß ich nicht ruhig dich

lein sey versichert,

werde mißhandeln lassen. » Bedien­

In diesem Augenblick kam ein

ter herein, welcher sagte, daß und der Graf

im Saal za sehen wünschte. sogleich

maßen

den

schaften

einer

dem

Befehl. ersten

Ec

einiger­

der

Leiden­

Sturm

überwunden,

noch

Wir folgten hatte

oder

hajsenswürdigern

sich

vielmehr

Verstellung

hingegeben. «Ich bin zu

heftig

gewesen,»

sagte

er, als wir eintraten, «vergessen ste es, Leo-

3z6 potd! Sie werden mich verbinden, wenn sie

ihre vorgenommene Reise aufgeben, ich habe andere 21bsitf)ten mit ihnen, Absichten,

wel­

che sie zu Ehre und Unabhängigkeit erheben

können. » Des Grafen Betragen hatte seit langer

Zeit aufgehört mich zu befremden;

doch

entschlossen, meinem Vorsatz, nach England zu reisen, getreu zu bleiben, erwiederte ich.

so sehr ich auch von seiner Großmuth durch­

drungen sey,

wäre ich doch fest bestimmt,

meine Reise anzütreten.

Diese Antwort riß ihn wieder aus sei­

ner Fassung,

und die Wuth behielt noch

einmal die Oberhand. mit Schmähungen, Worten:

Er überhäufte mich

und

schloß

mit

den

er werde wirksame Mittel ergrei­

fen, um meine Entfernung aus dem Schlosse

zu verhindern, bis er mich stcher den Hän­

den meines Vaters überliefern könnte. Ferdinand hatte bis jetzt geschwiegen ; allein, als

der Graf zu sprechen oufhörte, sagte er, ehe

ich antworten konnte.

317

«Verzeihen sie mir,

mein Vater!

al­

lein ihr Betragen erscheint so widersprechend,

daß selbst ihr Sohn eö bemerken muß. Lor einer kleinen Stunde rodr Leopold

ein un­

dankbarer Menschs ein Entlaufener.

darauf

Minuten

vergaßen

sie

Einige

alle diese

.Fehler, uyd wollten ihn zu Ehre und Unab­ hängigkeit erheben;

da

er dies ablehnte,

wird er lasterhaft und unwürdig.

hört,

mehr herabwürdigend



Gewiß,

ein solches Betragen ist uner­

mein Vater,

ste,

für

als für den Jüngling, gegen den es gerich­ tet ist.»

«Geh auf dein Zimmer, Knabe! »

wiederte nung>

bis

der

Graf.

"Sage

er­

deine

Mei-

wenn ich dich darum frage;

aber

dahin

laß

Gehorsam

deine

Lippen

verschließen.»

«Vater!»

antwortete Ferdinand, «ich

rufe sie selbst zum Zeugen an, ob ich je auf

die entfernteste Weife vergessen habe, was ich

Ihnen als Vater schuldig bin; allein, wenn sie vergessen, was sie einem Menschen schul-

3i8 dig sind, der sie auf keine Weise beleidigt haben kann, so vergeben sie mir, wenn ich

wünsche,

ihnen Zeit zum Nachdenken zn

geben » "Ich befehle dir noch einmal zu gehen,»»

erwiederte dec Graf;

«unb nimm dich in

daß deine Thorheit nicht gezüchtigt

acht, wird.»

«Ich will lieber

Heuchler sein,»»

Thor,

als ein

«Welches Recht haben fie,

lich ein. Vater,

ein

fiel Ferdinand leidenschaft­ mein

oder irgend Jemand, einem freien

Mann seinen Weg vorzuschreiben,

virlwe-

Niger ihn zurückzuhalten? Wenn er jemand beleidigt hat, so mag dieser Mensch vortre­

und ich setze mein hieben zum Pfand,

ten ,

daß sich Leopold auf eine Art rechtfertigen

wird,

die seiner eignen Ehre und meiner

Freundschaft entspricht.»» «Reize mich nicht,»»

«daß

ich

dich

vor

sagte der Graf,

meinen Dienern be­

schimpfe, und dich durch sie auö meinen Au­ gen bringen lasse. »»

3ig

«Beschimpfen einen

sie sich nicht selbst durch

nand mit gleicher Warme.

der erste

ner Seele?

Ferdi­

erwiederte

Befehl!»

solchen

«Denn bei mei­

von ihren Dienern,

der mich beleidigt, erhält die Spitze meines

Degens ins Herz. — es

Vater, wenn

der Graf kam

mich,

Schlagen sie

ihnen gefällt

auf ihn

nen will ich es dulden,

zu

denn





von

ih­

wie es einem Soh­

ne zukommt; allein sehen sie zu, daß sie die welche ihnen die­

unglücklichen Menschen,

nen, nicht darin verwickeln.«

Ich kann

nicht

fuhr Leopold fort,

für Kummer machte.

sich beide liebten ,

beschreiben, was

mir

Ich

und

Vater!

dieser Streit

wußte,

daß

sie

es schmerzte mich

bis ins Innerste, die Ursache ihrer Uneinig­ keit zu seyn.

«Halten sie ein!» vor Ferdinand trat. schwöre sie,

Zwietracht

rief ich, indem ich

«Lassen

sie,

ich

be­

mich nicht ein Gegenstand der zwischen Vater und Sohw seyn.

Erlauben sie mir abzureisen,

Herr

Graf!

3*20 Meine Gegenwart ist r'hn?n, ich weiß nicht,

warum,

von je her verhaßt gewesen,

mit

meinem Willen werde ich sie nie mehr zum

3orn reizen.»

««Verhaßt mag sie wiederte dec

Graf

mir

stolz;

seyn,»

er­

« allein

zu

unbedeutend, um mich zum Zorn reihen zu

können.»

«So unbedeutend es auch seyn mag, Herr Graf,'»

ablassen,

mein

i «Und die edle Aebtiffin,»

fiel Marga­

rethe ein, «st gütig und theilnehmend! Wie

glücklich ist unsere Isabelle unter ihrer Auf­ ficht» und

vielleicht kannte sie meine Mutter, das macht sie st gütige

ihre Freund»

schäft bis zu mir auszudehnen. »

«Wir wollen unsere Bemerkungen nach­ her machen,» sagte Else; «für jetzt lesen sie JsabellenS

Brief.»

Margarethe

las

fol­

gendes :

«Meine geliebte Schwester!»

«»Mit

i.

welchem

Vergnügen

A

1

ergriff ich

diese Gelegenheit, dich zu versichern, daß es

das innigste Verlangen meines Herzens ist, aufs neue die Gesellschaft der Freunde meix

ner Kindheit zu genießen; den guten Augu­ stin,

den ich für den Stellvertreter Meines

Vaters ansehe, die fromme Else^ die ich mit meine Mutter liebe, meine anerkannte,

und dich, meine treue, älteste Schwester wieder

i« sehen!» «Oie Aebtissin hat mir getagt,, daß sie

dir eine Einladung gesendet habe, zu ihr zu kommen»

ip Margarethe! w,e wirst hu die­

se bezaubernde Frau ljebey.,

und auch ihre

Schwester CsaMe, Ich habe keinen Gedaru

ken,

den ich ihnen nicht mittheilen' könnte.

Voll Unruhe

deiner —

und

Ungewrgyeit in Hinsicht

da ich nie durch Lady LauNcy et­

wa- mehr von dir gehört hatte, als daß du lebtest, erzählte ich ihnen allen meinen Kum< wer,

and

schwebten.

die Wolken,

welche über

dir

Beide Damen nahmen sich -ei­

nes Schicksals mit einer Wärme an,

die

mich in Erstaunen setzte, weil besonders die

Aebtiffin ganz von allen weltlichen Gegend ständen abgezogen zu seyn schien;

und da

sie seit mehrern Monaten das Papier

vom

Pater Johann besaß, so* beschloß sie sogleich,

an Augustin ZU

als sie deine Läge erfuhr,

schreiben •» «Wüs Mich betrifft,

habe ich seit

so

unsrer Trennung wenig Vergnügen genoffettj bis ich in dieses Haus bam, meine Mutter

erlaubte,

welches mir

wahrend sie den

Lord Launry in verschiebens Länder begleit kete.

Dieser Mann gewinnt nicht durch näv

Here Bekanntsl5)afk. schelten;

Unsre Else wird mich'

allein ich glaube,

meine Mutter»

denkt, wie ich; indeß genießt sie das Leben, das sie wünscht.

Rang» Pracht und Schim«

niet ersetzten ihr die Ruhe häuslicher Zärt­ lichkeit, und ich bin zufrieden, wenn ich sie^

augenscheinlich befriedigt sehe.

Gegen mich

nimmt Lord Läuncy- den Schein

der Auß»

merksamkeit an ; allein er kleidet ihm wie ein

lockeres Gewand,

das man,

so bald man

will, abwerfen kann. »Er ist ein Hofmann>

wie du weißt,

Margarethe;

und Hofleute

fühlen, ganz anders, als solche Personen, wie

unsre Freunde sind, ja, sie sind in der That ganz verschiedene Wesen,

Demohngeachtet

rede ich dies nur fä leicht hin.

Versichere

den Pater und Frau Elsen, daß ich ihre LehF

len noch nicht so sehr vergessen habe,

um

den Gatten meiner Mutter nicht gehörig zu

achten»

ob ich ihn gleich zuweilen habe er­

innern müssen, daß ich Lord Fitzwalters Toch­ ter bin. Bei einer dieser Gelegenheiten hat­

te sich der Baron so sehr vergessen, in

daß er

meiner Gegenwart mit meiner Mutter

auf eine unschickliche Ausgaben sprach.

wegen

gewisser

Sie antwortete

wie mir

Art

schien, Ausflucht suchend. Verzeih mir, wenn

mn: ihre Antwort herabwürdigend vorkam, und ich daher meine Mutter, die

Baronesse

Name

Fitzwaltec

hatte Zauberkraft;

wie zufällig,

nannte.

er

gab

Dieser meiner

3?Zuttcr all ihr Selbstgefühl wieder, ynd ich

konnte sehen, wie sehr der Lord fühlte, daß meine Gegenwart bei ihren Gesprächen nicht

gut sey •; denn indem er seine g-oßen, schwär» zen Augen mit forschendem Blick auf mich tete, brach er schnell das Gespräch ab. Ich Has

be dir noch etwcSS wichtiges zu sagen.

Ehe

ich noch hier änkam, gabt mir Lady Launcy zu verstehen,

gewählt, mich

ste habe mir einen Gemahk

wie sie gewiß versichert sey,

der,

glücklich

machen

setzte sie hinztt,

würde.

verhindere

Für jetzt-

meine Jugend

die Vollziehung dieses Planes, doch wünsch»

daß ich in Zukunft den Sohn des

te sie,

Lord

Launcy

als den für mich bestimmten

Gatten betrachten möchte.

Antwort;

führung

Ich gab keine

denn bis zur unmittelbaren Aus­ wären

umsonst gewesen.

alle

Einwendungen

doch

Meine Mutter beklagt

sich in manchen Fällen über meine Hartnär

allein, sie hat diesen Fehler gea­

ckigkeit;

delt

und

mir ihn so gar lieb gemacht, in­

dem sie ihn einst meines Vaters Geist nann-

te.

Ich habe nur noch die Bitte hinzu zu

setzen,

meine theure Margarethe,

daß du

standhaft bleibest; einige Jahre gehen schnell

frorüfrer. — So wie wir durch Liebe Schtve»

ftern sind,

wollen rose es in allen Verhält

nisien seyn.»

«Isabelle Fitzwalter.»» «Denr guten alten »David sage doch, daß

ich ihn nicht vergeben habe,

sondern tha

noch eben so liebe wie damals, als ich noch aus fernen Knien saß,

und er mir meines

Vaters edies Dstragen in der Schlacht, Heinrich

den Vierten

die

auf den Thran ge»

fetzt hat, er^hlte. » «vLi'sbenswürdige, treue Isabelle!» sagte

der Pater,

«du bist deines Vaters werth.

Du erbtest,

wie beirre Cuttet mit Recht

sagte, Fitzwalter» Geist,

keit,

nicht Halsstarrig­

sondern ein unerschütterliches Ehrge­

fühl, gleich des peinigen.

Möge es imntev

der Sache der Tugend führen; danw, Mar»

garerhe,

kannst du dich in der That ernte

Schwester rühmen,

deren Rechtlichkeit dich

für alle die Sorgen entschädigen wird,

dir ihre Mutter verursachte.»

die

Margarethe antwortete nichts, sondern

Miste Jfabellens Brief an ihre Lippen, «Erlen sie qun^v

sagte Else,

«auch

ben 53rief an mich zu lesen! Meine 2sugen sind vor Alter schwach,

und Freudenthrä-

nen über meine theure Isabelle verdunkeln sie noch mehr.»

Margarethe gehorchte,

und alle wur-

den bei Anhörung dieses Briefs von neuem bewegt. Während sie noch über verschiedene Ge­

genstände sprachen,

hatte die Laube die

schwache Umzäunung, die sie umgab, durch­

brochen, und hüpfte mit hängendem Flügel

zu Margarethens Füßen. «Armer Bogel!?, sagte diese, und nahm

sie zärtlich auf; «gehört sie euch, Vater?» «Sie gehört ihnen, schen, Margarethe!»

wenn sie es roünt

antwortete Augustin,

«Sie werden mehr Sorgfalt auf sie wen­

den, als ich thun kann. sie heute

vogels, »

aus

Leopold befreiete

den Klauen eines Raub­

34o Margatethe

vieler Freude, begann,

so

empfing

die

mit

und da LS Nacht zu werden entfernten fie

sich

mit dem

Versprechen, -en Pater, wo möglich. Mot­

gen wieder zu sehen*

Ende -es

ersten Theils.