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German Pages 564 Year 2004
Frühe Neuzeit Band 72 Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext In Verbindung mit der Forschungsstelle „Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Osnabrück Herausgegeben von Achim Aurnhammer, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller und Friedrich Vollhardt
Nine Robijntje Miedema
Rompilgerführer in Spätmittelalter und Früher Neuzeit Die >Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae< (deutsch/niederländisch) Edition und Kommentar
Max Niemeyer Verlag Tübingen 2003
Gedruckt mit Unterstützung der Gerda Henkel Stiftung und des Fachbereichsfonds des Fachbereichs 9 der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-484-36572-2
ISSN 0934-5531
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2003 http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Satz und Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Buchbinderei Sigloch, Blaufelden
Inhalt Vorwort 1. Einleitung 1.1. Pilgerfahrten nach Rom im Mittelalter 1.2. Arbeitsziele 2. Vorbemerkungen zu den Editionen 2.1. Textgeschichtliche Voraussetzungen für die Editionen 2.1.1. Zur Textgeschichte der >Indulgentiae< 2.1.2. Zur Textgeschichte der >Stationes< und >Stationes cum indulgentiis< 2.1.3. Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio< 2.2. Stand der bisherigen editorischen Bearbeitung der >IndulgentiaeStationesStationes cum indulgentiis< und >Historia et descriptio< 2.3. Zur Auswahl der zu edierenden Textfassungen 2.4. Editionsprinzipien 3. Editionen 3.1. Die >Indulgentiae< (dt.) 3.1.1. Die Wolfenbütteler Handschrift D76 3.1.2. Die Trierer Handschrift D67/2 3.1.3. Die Münchener Handschrift D44 3.2. Die >IndulgentiaeInformacie om te verdienen dye stacien ende oflaten der seuen kercken van Romen< (ndl.) (n9) . . . 3.3. Die >Stationes cum indulgentiis< (dt./ndl.) 3.3.1. Das >Stacion büchlein< (dt./ndl.) (Leittext: d37) 3.3.2. Die >Stacien ende aflaten< (ndl.) (n3) 3.4. Die >Historia et descriptio< (dt.) (Leittext: d6) 3.5. Die römischen Kirchen außerhalb Roms: Die >Figuren van den seuen kerken van Romen< (ndl.) (Leittext: n2)
IX 1 4 8 15 17 18 37 39
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4. Die Quellen der >Historia et descriptio< 4.1. Die Quellen der Chronik der >Historia et descriptio< (dt.): Zu Jakob Twinger von Königshofen 4.2. Die >Oratio de sancta Veronica< 4.3. Weiheinschriften als mögliche Quelle für die in der >Historia et descriptio< enthaltenen >Indulgentiae< . . . 4.4. Zusammenfassung zu den Quellen der >Historia et descriptio< 5. Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß: Mentalitätsgeschichtliche Aspekte des Inhaltes der >Indulgentiae< 5.1. Quantifizierung und Atomisierung: Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien 5.2. Gezählte Frömmigkeit? Zum System der Ablässe in den >Indulgentiae< 6. »Pilger ohne Weg«: Die »Pilgerfahrt im Geist« 6.1. Die »Pilgerfahrt im Geist« im Kloster 6.2. Die »Pilgerfahrt im Geist« außerhalb des Klosters: Städtische Stellvertreterstätten 6.2.1. Das Erfurter Beispiel (1451 und 1488) 6.2.2. Das Nürnberger Beispiel (1451 und 1489) 6.2.3. Weitere Beispiele während der Legationsreise des Nikolaus von Kues (1451/52) 6.2.4. Das Brügger Beispiel (1478) 6.2.5. Das Freiburger Beispiel (1478-1481) 6.2.6. Das Helmstedter Beispiel (1489) 6.2.7. Das Straßburger Beispiel (1500) 6.2.8. Das Amsterdamer Beispiel (1501) 6.2.9. Die Allgegenwart der römischen Kirchen: Die >Figuren van den seuen kerken van Romen< (1494-1500?) . . . . 6.3. Zusammenfassung zur »Pilgerfahrt im Geist« 7. Schluß und Ausblick Übersicht über die Überlieferung der >IndulgentiaeStationes< und >Stationes cum indulgentiis< 1. Die Überlieferung der >Indulgentiae< 2. Die Überlieferung der >Stationes< und der >Stationes cum indulgentiis
Indulgentiae< aufgenommen wurden, ermöglichten es mir in den Jahren 1996-1998, die Forschungsarbeit abzurunden. Herrn Prof. Dr. Jan-Dirk Müller (München) danke ich für die Aufnahme des Bandes in die Reihe »Frühe Neuzeit«; die Umsetzung des nicht ganz unkomplizierten Manuskriptes wurde von Frau Daniela Zeiler mit großem Engagement und sehr viel Geduld betreut. Die Drucklegung wurde durch Zuschüsse der Gerda Henkel Stiftung und des Fachbereichsfonds des Fachbereichs 9 der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster ermöglicht. Eine große Anzahl von Bibliotheken, Archiven und Museen stellte dankenswerterweise Mikrofilme, Fotos und anderes Material zur Verfügung; ohne diese Hilfe hätte die Arbeit nicht zustande kommen können. Herr Prof. Dr. Volker Honemann (Münster) war jederzeit bereit, mir mit Rat und Tat zu helfen - erneut gilt, daß er, auf dessen Anregungen die vorliegenden Untersuchungen letztlich zurückgehen, den Entstehungsprozeß des Buches mit nie ablassender Zuversicht und Ermutigung begleitet hat. Die Herren Prof. Dr. Sible de Blaauw (Rom/Nijme-
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Vorwort
gen), Prof. Dr. Jeffrey Hamburger (Harvard University, Cambridge/ Mass.), Prof. Dr. Jos. Μ. M. Hermans (Groningen), Prof. Dr. Jan van Herwaarden (Rotterdam) und Prof. Dr. Peter Johanek (Münster) unterstützten die Untersuchungen in vielerlei Hinsicht; auch ihnen sei für ihre Hilfe herzlich gedankt. Frau Dr. Christine Wulf (Göttingen) korrigierte eine erste Fassung des Kapitels 4.3, Herr Dr. Thomas Lentes (Münster) das 5. und 6., Frau Dr. Sabine Griese (Münster) das 2., 4., 5. und 6. Kapitel; Herr Elmar Siebert und Frau Ulrike Schwermann (beide Münster) erstellten Rohfassungen der Transkriptionen für die Editionen in Kapitel 3.1.2 und 3.2.1. Ihnen allen sei ebenfalls ein herzliches Dankeschön gesagt. Ik draag het boek op aan Nathalie, die ik zonder dit onderzoek nooit had leren kennen. Münster, im Sommer 2003
N.M.
1. Einleitung Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß Rom im Mittelalter als das antike caput mundi gesehen wurde, das durch die translatio imperii auch als Zentrum der zeitgenössischen christlichen Welt fungierte. Zwar war die Position der Ewigen Stadt einerseits dadurch geschwächt, daß sie im Mittelalter nicht länger der Sitz der Kaiser war, andererseits dadurch, daß auch die Päpste nahezu das ganze 14. Jahrhundert hindurch außerhalb der Stadt residierten; in der Vorstellungswelt des Mittelalters blieb Rom dennoch die zweitwichtigste Stadt der christlichen Welt, an unangefochtener zweiter Stelle nach Jerusalem. Verstärkt wurde diese Position der Tiberstadt dadurch, daß sie (Jerusalem nachgeordnet, jedoch vor Santiago) zu den drei Orten der peregrinationes maiores gehörte: Eine Pilgerfahrt ad limina apostolorum zu unternehmen, zur Stadt des Martyriums der »Apostelfürsten« Petrus und Paulus, war einer Wallfahrt nach Jerusalem (als Stadt des Lebens und Leidens Christi) zwar nicht gleichzusetzen, bot jedoch eine Alternative, die weniger kostspielig und aufwendig war und deswegen weitaus mehr Gläubigen offenstand. Auch die Tatsache, daß sowohl Geistliche als auch Laien in vielen Fällen der Rechtsprechung und der kirchlichen Administration vor Ort zu erscheinen hatten, führte dazu, daß Rom im Weltbild des ganzen Mittelalters eine zentrale Position einnahm, trotz aller kritischen Stimmen. Und Kritik gab es in großer Fülle - bereits lange, bevor die reformatorischen Kritiker Rom als das »neue Babylon« darstellten, 1 wurde die Stadt als »Roma superba« oder als »Roma inveterata« bezeichnet. 2 Die sprichwörtliche Habsucht der Römer (der Name »Roma« wurde als »Radix Omnium Malorum Avaritia« gedeutet) führte zum wenig schmeichelhaften Epitheton »Roma vorax«. 3 Gehaßt und geliebt wurde die Goldene Stadt, wohl vor allem von den transalpini, die sich einerseits der römischen Herrschaft nur unwillig unterwarfen und sich andererseits der Faszination der Ewigen Stadt nicht entziehen konnten. 1
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Für Beispiele zur reformatorischen Kritik s. unten S. 36f. Die Bezeichnung »neues Babylon« ist etwa bei Heinrich Wölfli (1520/21) überliefert, s. Bioesch S. 108. Benzinger S. 36, S. 37 Anm. 27. Ebd. S. 109 Anm. 212, S. 111.
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Kapitel 1: Einleitung
Die monumentale »Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter vom V. bis zum XVI. Jahrhundert« des Gregorovius, die in den Jahren 18591872 erschien und die er selbst als den »ersten Versuch einer umfassenden Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter« bezeichnete,4 ist ein Meilenstein in der Geschichtsschreibung Roms; obwohl heute vor allem im Bereich der Auswahl und Interpretation der Quellen ergänzungsbedürftig, bleibt Gregorovius' Darstellung im deutschsprachigen Raum gleichzeitig der letzte Versuch einer solchen umfassenden Geschichte. Vergleichbar ist im italienischsprachigen Raum lediglich die mehrbändige »Storia di Roma«, innerhalb derer sich Brezzis zehnter (1947) und Dupré Theseiders elfter Band (1952) dem mittelalterlichen Rom widmen. Neuere Publikationen der letzten Jahrzehnte wählen Teilbereiche des von Gregorovius sowie Brezzi und Dupré Theseider behandelten Zeitraums aus und setzen für diese Perioden neue Meilensteine; während jedoch die Geschichte der Stadt im 11.-13. Jahrhundert und in der nachreformatorischen Zeit das Interesse der Forschung immer wieder erregte, stand die Periode des 14. und 15. Jahrhunderts in den letzten Jahrzehnten weniger häufig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. 5 Dies dürfte zum einen damit zusammenhängen, daß die Quellenbestände für diesen Zeitraum zwar sehr reich sind, sie jedoch erst allmählich erschlossen werden. Zum anderen zeigt sich bei näherer Betrachtung der zeitgenössischen Quellen keineswegs ein einheitliches Bild: Die Vielfalt der unterschiedlichen geistigen (geistlichen wie weltlichen) Bewegungen, die im Rom des 14. und vor allem des 15. Jahrhunderts gleichzeitig ihren Einfluß geltend machten, erschwert es, einen geschlossenen Überblick über diese Periode zu vermitteln.6 Darüber hinaus mag es eine Rolle spielen, daß der genannte Zeitraum nicht gerade einen Höhepunkt in der Geschichte der Ewigen Stadt darzustellen scheint: Die äußerliche Verwahrlosung der Stadt während des Aufenthaltes der Päpste in Avignon und der innerliche Verfall des reformbedürftigen Papsttums dürften weitere Anlässe für die Scheu vor der Beschäftigung mit dem spätmittelalterlichen Rom darstellen. Gehemmt wird die For4 5
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Gregorovius Bd. 1.1 S. 1. Es darf als symptomatisch angesehen werden, daß sich einige Autoren von vornherein auf eine Periode beschränken (s. etwa »Rom im hohen Mittelalter« von Schimmelpfennig/Schmugge oder »Rome before Avignon« von Brentano), andere zwar im Titel ihrer Publikationen das mittelalterliche R o m generell ansprechen, in ihren Untersuchungen jedoch das Spätmittelalter auslassen (so etwa »Pilgrimage to Rome in the middle ages« von Birch). - Erfreuliche Ausnahmen bilden die Zeitschrift »Roma nel Rinascimento« und die Reihe »2000 Viaggi a Roma«, in denen Texteditionen und Untersuchungen zum R o m des 15. und 16. Jahrhunderts erscheinen; vgl. außerdem demnächst den Sammelband »Rom und das Reich vor der Reformation«. Vgl. zu diesem Problem etwa Berbée S. 87.
Einleitung
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schung in diesem Bereich überdies dadurch, daß der internationale Austausch von Forschungsergebnissen nur mühsam voranschreitet - dies trotz der sehr wichtigen Koordinationsarbeiten der nationalen Institute in Rom. 7 Die vorliegende Arbeit wird diese (hier nur angedeuteten) Probleme nicht lösen; sie stellt lediglich einen weiteren Mosaikstein auf dem Gebiet der Erforschung Roms im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit dar. Ausgewählt wurde der Bereich der Pilgerfahrten nach Rom, genauer: der römischen Pilgerführer des 14., 15. und frühen 16. Jahrhunderts, eine Quellengruppe, die zwar im Mittelalter eine große Verbreitung erfuhr, die jedoch bisher nur äußerst unzureichend untersucht und ediert worden ist. Im Zentrum dieser Arbeit steht dementsprechend die Edition der wichtigsten deutsch- und niederländischsprachigen Vertreter dieser Gattung (Kapitel 3). Daneben wird die Quellengruppe unter unterschiedlichen systematischen Gesichtspunkten befragt: Neben Untersuchungen zur Überlieferung, zur Textentwicklung und zu den Quellen der Rompilgerführer (Kapitel 2 und 4) wird zu klären sein, welche Antworten auf frömmigkeits- (oder allgemeiner: mentalitäts-) geschichtliche Fragestellungen die betreffenden Texte geben. Vor allem soll ermittelt werden, auf welche Art und Weise die Pilgerführer das Verhalten der Pilger in Rom selbst beeinflußten (Kapitel 5) und wie sie ihren Einfluß auch außerhalb der Ewigen Stadt geltend machten (Kapitel 6). In einer separaten Studie, die die vorliegende Arbeit begleitet und etwas früher als sie erschienen ist, werden alle Angaben, die in den römischen Pilgerführern gemacht werden, systematisch zusammengefaßt;8 die vorliegende Studie ist ohne Benutzung dieses Katalogs verwendbar, kann jedoch mit Hilfe der Querverweise durch die im Katalog zusammengestellten Angaben ergänzt werden. Die Beschränkung auf die Rompilgerführer führt es mit sich, daß das weltliche Rom in der vorliegenden Studie weitestgehend ausgeklammert wird; politische Strukturen der Jahrhunderte etwa werden nicht besprochen. Die massiven Veränderungen, die sich durch die Reformation und die Gegenreformation ergaben, kommen nur am Rande zur Sprache; auf die Pilgerführer hatten diese Bewegungen zunächst kaum 7
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Ein beliebiges Beispiel zeigt, daß die Landes- bzw. Sprachgrenzen in diesem Bereich immer noch Barrieren bilden. So beklagt Birch in ihrer 1998 erschienenen Studie (S. 14), daß keine systematische Zusammenstellung der >Libri indulgentiarum< vorläge. Sie nennt für die römischen Pilgerführer Hulberts 1922/23 in englischer Sprache publizierten Aufsatz, nicht jedoch die italienisch- und deutschsprachigen Publikationen von Hülsen, Chiese (1927), Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen (1988), Weißthanner (1954) und Miedema, >Mirabilia< (1996). S. Miedema, Kirchen; ausführlicher dazu unten S. 13f.
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Kapitel 1: Einleitung
einen Einfluß. - Auch innerhalb des Bereichs der Wallfahrten, auf die sich die vorliegende Arbeit beschränkt, wären Ergänzungen möglich gewesen: So findet die Reise nach Rom kaum Beachtung, sondern es werden vor allem die christlichen Sehenswürdigkeiten in der Ewigen Stadt behandelt; auf soziale Aspekte der Romwallfahrten, etwa die Versorgung und Verpflegung der Pilger vor Ort, wird ebenfalls nicht näher eingegangen.9 Die vorliegende Arbeit ersetzt somit keineswegs die dringend erwünschte »Geschichte der Stadt Rom im Spätmittelalter«; sie erschließt jedoch reiches Material für eine solche.
1.1. Pilgerfahrten nach Rom im Mittelalter Während Jerusalem beanspruchen konnte, mit dem Grab Christi das wichtigste (wenn auch leere) Grab der Christenheit zu besitzen, befanden sich der Legende nach die Gräber der beiden bedeutendsten Nachfolger Christi, des Petrus und Paulus, in Rom. Die Verehrung für das Grab des Petrus ist mit Hilfe der Graffiti der »roten Wand« bereits seit dem 2. oder 3. Jahrhundert nachweisbar, und seit diesen ersten Anfängen haben Pilger aller Altersgruppen, aller sozialen Klassen und aller westeuropäischen Nationalitäten ihm und Paulus in Rom ihre Verehrung dargebracht. Über die Zahl der Pilger, die Rom während des Mittelalters besuchten, kann nur spekuliert werden; vereinzelte Hinweise zeigen, daß vor allem im Spätmittelalter Hunderttausende nach Rom zogen, nunmehr nicht nur zur Verehrung der Heiligen, sondern vor allem, um den damit verbundenen Ablaß zu erhalten. Texte, die den Pilgern darüber Auskunft erteilten, welche Kirchen sich innerhalb und außerhalb der Stadtmauern Roms befanden, liegen vereinzelt seit dem 5. Jahrhundert vor.10 Ausführlichere Nachrichten von auswärtigen Pilgern, die zu Hause ihre Erlebnisse verschriftlichten, entstanden erst einige Jahrhunderte später, so etwa der Text des Sigeric 9
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S. dazu Schmugge, Anfänge, Berbée, Herbers, Stadt (v.a. S. 202-210) und zuletzt Birch S. 123-149. Für Berichte über Rompilger seit dem 5. Jahrhundert bis etwa 800 s. Zettinger. Als Beispiele können die >Notitia ecclesiarum urbis Romae< und >De locis sanctis martyrum quae sunt foris civitatis Romae. Ecclesiae quae intus Romae habentur< genannt werden (beide Texte entstammen dem 7. Jahrhundert), s. Valentini/Zucchetti Bd. 2 S. 67 - 99 und S. 101-131. Birch S. 13 vermerkt zu diesen Texten: »It would seem probable [...] that Romipetae themselves would not have used such texts, firstly because most pilgrims would not have been able to cope with a Latin text«; für diese Skepsis bezüglich der Lateinkenntnisse der Rompilger scheint jedoch angesichts der Tatsache, daß es sich bei den früh- und hochmittelalterlichen Pilgern zumeist um Geistliche handelt, wenig Anlaß gegeben.
Pilgerfahrten
nach Rom im
Mittelalter
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von Canterbury, der Rom in den Jahren 990- 994 besuchte.11 Nach Auskunft der Studien von Birch ließ möglicherweise die Beliebtheit der Pilgerfahrten nach Rom im 12. Jahrhundert etwas nach;12 im Jahr 1300, das von Papst Bonifatius VIII. [1294-1303] zum Jubeljahr ernannt wurde, gab es jedoch einen erneuten Aufschwung der Romwallfahrten. 13 Der Chronist Giovanni Villani gibt an, in diesem ersten Heiligen Jahr hätten 200.000 Pilger von auswärts die Stadt Rom besucht, »sanza [!] quegli ch'erano per gli cammini, andando e tornando«. 14 Auch wenn dies nicht als eine exakte Zahlenangabe verstanden werden darf, zeigt Villanis Beschreibung die große Resonanz, die der Aufruf des Papstes Bonifatius VIII. erfuhr. Die Jubeljahre bestimmten in den Jahrhunderten danach den Rhythmus der Pilgerfahrten: Für jedes Heilige Jahr ist ein deutlicher Anstieg der Pilgerzahlen im Vergleich zu den sonstigen Jahren festzustellen, während gleichzeitig der Strom der Pilger, die die Ewige Stadt in den Zeiträumen zwischen den Jubeljahren besuchten, nicht nachließ.15 Das Jahr 1500 bedeutete den vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklungen: Der inzwischen gut organisierte Pilgerbetrieb führte in diesem von Papst Alexander VI. ausgerufenen Jubeljahr Hunderttausende in und durch die Stadt Rom. Um die Nachfrage nach Rompilgerführern zu decken, stellten die römischen Drucker (auch bei vorsichtiger Schätzung der Auflagenhöhen) tausende von Exemplaren der Pilgerführer in lateinischer, deutscher, spanischer, französischer und italienischer Sprache her, die von den Pilgern mit nach Hause genommen wurden und 11 12
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S. die Edition von Magoun. Birch S. 150-186. Birch verwendet die Cartularia verschiedener Klöster in Frankreich, in denen vielfach auf Rom- und andere Fernpilger verwiesen wird, die von den Klöstern beherbergt wurden oder die ihnen Stiftungen darbrachten. Eine Ausweitung dieses Quellenmaterials auf die Klöster Deutschlands, der Niederlande, Italiens und Englands könnte Birchs Vermutungen auf etwas sichereren Boden stellen. - Hamilton S. 142 gibt dagegen ohne nähere Angabe von Quellen für das 13. Jahrhundert an: »... although there are no precise figures, there are some indications that fewer pilgrims were going to Rome in the thirteenth century«. Zu den mittelalterlichen Jubeljahren s. jetzt »Romei & giubilei« und »La storia dei giubilei« Bd. 1 - 2 ; zum Jubeljahr 1300 Schmidt, Jubeljahr. Giovanni Villani, >Cronica< S. 7 7 - 7 9 , das Zitat S. 78; wortgleich in seiner >Nuova Cronica< Bd. 2 S. 58. Auch Guilielmus de Ventura beschreibt das Jubeljahr 1300; er nennt »viginti centum millia virorum, & mulierum« als Besucher Roms, Muratori Bd. 11 Sp. 191f., hier Sp. 192. Jacopo Gaetani Stefaneschi gibt keine Schätzung der Zahlen der Pilger (s. Schmidt, Jubeljahr). Weitere Zahlenangaben bei Schmugge, Pilger S. 23 u.ö. Es ist allerdings einzuschränken, daß nicht jedes Jubeljahr so viele Pilger nach R o m brachte, wie man sich erhofft hatte; so scheinen die Jubeljahre 1390 und 1475 in dieser Hinsicht eher als Mißerfolge zu bewerten zu sein (s. die entsprechenden Beiträge von Esch in »La storia dei giubilei«).
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Kapitel 1: Einleitung
sich heute entsprechend in Bibliotheken in ganz Westeuropa wiederfinden. Die Reformation und vor allem die Plünderung Roms durch die Truppen Karls V. im Jahre 1527 markieren den Anfang eines neuen Zeitalters, den definitiven Übergang zur Frühen Neuzeit. Im 16. Jahrhundert lebte die Rompilgerfahrt zwar weiter, nahm jedoch gänzlich neue Formen an und ist somit kaum mehr mit der mittelalterlichen Wallfahrt vergleichbar. Die mittelalterlichen römischen Pilgerführer, die bis dahin einen ununterbrochen steigenden Erfolg erlebt hatten, machten neuen Schriften über das christliche Rom Platz. Im Bereich der Forschungsliteratur zur mittelalterlichen Reiseliteratur, die die Berichte über und die Anleitungen zu Pilgerfahrten mit umfaßt, ist in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Interessenszuwachs feststellbar, der sich vor allem in der Publikation von Bibliographien, Sammelbänden und Editionen einzelner Texte manifestiert;16 übergreifende Darstellungen des Reisens oder des Pilgerns sind allerdings selten. Unter diesen überrascht die bereits etwas ältere Studie zu den Pilgerfahrten von Sumption (1975) im Vorwort mit einer dezidierten Einschränkung des Materials;17 Ohlers jüngere Darstellungen (1986 und 1994) dagegen leiden darunter, daß auf Quellennachweise weitestgehend verzichtet wird. Unter den drei Orten der peregrinationes maiores wurde vor allem Jerusalem und Santiago in den letzten Jahrzehnten einige Aufmerksamkeit geschenkt. So befaßten sich Ganz-Blättler, Andacht (1991), Hassauer (1993) und Herbers/Plötz (1996) mit den Pilgerfahrten nach Santiago, sowohl mit den Bedingungen, unter denen die Pilger reisten, als auch mit dem Text, den sie zu diesem Zweck benutzten; die Neuausgabe des >Codex Calixtinus< (Herbers/Santos Noia [1998]), des Pilgerführers für Santiago, dürfte der Forschung in diesem Bereich neue Impulse ge16
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Für einen Forschungsüberblick zu diesen Texten s. Miedema, Pilger- und Reiseliteratur. D i e wichtigsten Bibliographien von Forschungsliteratur zum Thema sind die »Bibliographie Bedevaart Maas-Rijn« (1982) und Davidson/Dunn (»Pilgrimage in the middle ages«, 1993); für Bibliographien von mittelalterlichen Reiseberichten s. (immer noch unverzichtbar) Röhricht (1890, 2 1963) und die »Europäischen Reiseberichte« (1994, 1999 und 2000). Das geplante Repertorium der deutschsprachigen Pilgerberichte (Prof. Dr. Dietrich Huschenbett, Würzburg) ist noch nicht erschienen; es soll 262 Texte im Zeitraum zwischen 1301 und 1540 in systematischer Kurzform erfassen (vgl. Β ause wein/Herz/Huschenbett). Vgl. zu den Romführern außerdem Rossetti. Sumption S. 9f.: »I have concentrated heavily on France and on the cultural world of which France was the centre [...]. Germany has not been entirely ignored, but major sanctuaries like Cologne and Aachen have not received the attention they deserve. [...] I cannot deny that self-indulgence has been an important factor. I love France. German history bores me«.
Pilgerfahrten
nach Rom im
Mittelalter
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ben. Den Pilgerführern nach Jerusalem widmeten sich Hippler (1987), Ganz-Blättler, Andacht (1991), Rüth (1992) und Brefeld (1994). Während Hippler die Darstellung Jerusalems in der fiktional-erzählenden Literatur untersuchte und Rüth nach den Übereinstimmungen und Unterschieden zwischen einigen ausgewählten Berichten von tatsächlichen Pilgerfahrten fragte, versuchte Brefeld, mit Hilfe computerunterstützter Methoden einen ähnlichen Standardpilgerführer zu ermitteln, wie dieser sowohl für Rom als auch für Santiago überliefert ist.18 Der Sammelband zum Kolloquium »Santiago, Roma, Jerusalén« (1999) thematisiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Orten der peregrinationes
maiores.
Speziell mit den Pilgerreisen nach Rom befaßte sich ein Kolloquium in Bolsena zum Thema »In viaggio per Roma. Fonti, percorsi, religiosità e immaginario del viaggio a Roma nel Medio Evo« (1998; die Akten dieses Kolloquiums sind noch nicht publiziert). In ihrer Studie »Pilgrimage to Rome in the middle ages« trug auch Birch (1998) zur Diskussion über die Rompilgerfahrten bei; sie wertet die Cartularia unterschiedlicher Klöster in Frankreich aus, geht auf die Pilgerrouten nach Rom ein und skizziert die Sehenswürdigkeiten (vor allem die Kirchen), die die Pilger in der Ewigen Stadt besuchten. Der Katalog »Romei & giubilei« (1999) befaßt sich ebenfalls mit den Pilgerrouten in die Ewige Stadt und den Gotteshäusern, die die Pilger besuchten. Den Kirchen Roms und ihrer Entwicklung durch die Jahrhunderte hindurch wurde in der Forschung der letzten Jahrzehnte relativ viel Aufmerksamkeit geschenkt: Krautheimers »Corpus basilicarum« wurde bereits 1980 abgeschlossen, während der vierte und letzte Band von Buchowieckis »Handbuch der Kirchen Roms« im Jahre 1997 erschien. Den vier Patriarchalkirchen Roms widmete sich De Blaauw in seiner 1994 publizierten Studie. Durch das Jubeljahr 2000 wurde der Bereich der Romforschung erneut in den Mittelpunkt des Interesses gerückt: Begleitend zu diesem Jahr erschien nicht nur eine wachsende Zahl von populärwissenschaftlichen Darstellungen der Kirchen Roms (s. etwa Gatz und Rosendorfer; vgl. auch die Neueinrichtung der »Via Francigena«, der alten Pilgerstraße von Frankreich und Deutschland nach Rom 19 ), sondern gaben Ausstellungen wie die im Katalog »Romei & giubilei« dokumentierte der Forschung neue Impulse. Im genannten Katalog wird z. B. ausführlich auf die mittelalterliche Einrichtung der Kirche S. Petri in Vaticano eingegangen. 18
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Brefelds Analyse überzeugt jedoch nicht restlos; s. dazu ausführlicher Miedema, »Transforming«. Vgl. dazu die Zeitschrift » D e strata francigena«, Stopani und Cardini S. 1 5 0 159.
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Kapitel 1: Einleitung
1.2. Arbeitsziele In den vorliegenden Untersuchungen soll das Augenmerk auf die Pilgerführer nach Rom gelenkt werden, die gemeinhin unter dem Titel >Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae< zusammengefaßt werden (im folgenden kurz: >IndulgentiaeIndulgentiae< zuwendet; die lateinische Überlieferung dieses Textes, vor allem die spätmittelalterliche, wartet weiterhin auf einen Bearbeiter. Die Edition der wichtigsten volkssprachigen Fassungen der römischen Pilgerführer ist das Hauptziel dieser Arbeit. Daneben sind jedoch weitere Fragen zu beantworten, die erstens die Entstehung und Entwicklung dieser Texte betreffen: Wie entstanden die Rompilgerführer, wie verhalten sie sich zu anderen Texten über die Stadt Rom, welche Quellen benutzen sie, wie verändern sie sich im Laufe der Jahrhunderte? Zweitens ist auf die konkreten, auf die Geschichte der Stadt Rom bezogenen Inhalte der Rompilgerführer einzugehen: Welches Bild von der Stadt Rom und ihren Kirchen vermitteln sie, welche bisher unbekannten Informationen enthalten sie? Drittens sind die Texte in ihrem Entstehungs- und Gebrauchskontext zu situieren und ist nach ihrer Wirkung zu fragen: Was erfährt man über die religiösen Vorstellungen derjenigen, von denen und für die die römischen Pilgerführer geschrieben wurden? Wie wirkten die Texte auch außerhalb ihres primären Überlieferungskreises weiter? Alle hier angesprochenen Arbeitsziele seien im folgenden etwas genauer umrissen. Die vorliegende Studie ist in gewissem Sinne die Fortsetzung meiner 1996 erschienenen Dissertation über die >Mirabilia Romaec Sie beruht 20
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S. Hulbert (1922-1923), Hülsen, Chiese (1927), Valentini/Zucchetti (1953), Weißthanner (1954), Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen (1988) und »The image of the world« (1995); ausführlicher zu diesen Editionen Kapitel 2.2. So bei Le Long (1729), Kist (1835), Berjeau [1894], Hülsen, >Mirabilia< (1925), Ranke/Müller-Blattau (1927), Ehwald (1904), Fiedler (1950), Viaene, Vademecum (1963), »Das Rostocker Liederbuch« (1989), Behne (1993), »The image of the world« (1995), >Weck vnd meylen< (1996) (s. auch Kapitel 2.2). Volker Honemann, Artikel >Mirabilia RomaeMirabilia Romae< werden bekanntlich zwei unterschiedliche Texte bezeichnet: die eigentlichen >Mirabilia RomaeMirabilia Romae vel potius Historia et descriptio urbis Romae< (im folgenden kurz: >Historia et descriptioMirabilia RomaeHistoria et descriptio< dagegen ist um 1475 als Pilgerführer für den praktischen Gebrauch vor Ort konzipiert worden. Sie entstand nicht als Produkt einer an der Antike orientierten Gelehrsamkeit, sondern aus der Notwendigkeit, die Pilger im Spätmittelalter mit den für ihre Wallfahrt erforderlichen Informationen zu versehen. Die >Historia et descriptio< ist nur gedruckt überliefert (die wenigen Handschriften des Textes sind Abschriften von Drucken), sie ist jedoch aus drei Texten zusammengesetzt, die bereits früher handschriftlich vorlagen: einer Chronik der Kaiser Roms bis Konstantin den Großen, den >Indulgentiae< und den >Stationes ecclesiarum urbis Romae< (im folgenden kurz: >StationesIndulgentiae< beschreiben die Kirchen Roms mit ihren Reliquien und Ablässen, die >Stationes< überliefern in einem Kalender diejenigen römischen Kirchen, in denen am jeweiligen Tag der Stationsgottesdienst gefeiert wurde. 25 Mit Hilfe beider Texte konnte ein Pilger somit nicht nur nachschlagen, in welchen Kirchen an den Tagen, die er in R o m verbrachte, die wichtigste Messe gelesen wurde, sondern auch, welche Ablässe er in diesen Kirchen er-
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Zu den Bezeichnungen der einzelnen Texte s. Miedema, >Mirabilia< S. 1 1 - 1 5 und zuletzt dies., >IndulgentiaeStationes< s. Nine Miedema, Artikel >Stationes ecclesiarum urbis RomaeSalve sancta facies< (s. dazu unten, Kapitel 2.1.3 und 4.2) und den Merkvers >Inclita Roma tibi< (s. unten, Kapitel 2.1.2). Ursprünglich sammelte sich die ganze christliche Gemeinde Roms in e i n e r Kirche, um die Messe zu feiern; mit dem Wachsen der römischen Gemeinde wurde diese Aufgabe auf unterschiedliche Kirchen verteilt, so daß schließlich von Tag zu Tag im Kirchenjahr eine andere Kirche diese Funktion übernahm.
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Kapitel 1: Einleitung
werben konnte und welchen Heiligen dort eine besondere Verehrung zukam. Die unterschiedlichen Gebrauchssituationen der genannten Texte spiegeln sich deutlich in ihrer Überlieferung wider:26 Während die eigentlichen >Mirabilia Romae< vorwiegend in lateinischen Handschriften überliefert sind (ca. 150 Handschriften) und ein klassisch gebildetes Publikum ansprachen, so daß die wenigen erhaltenen (neun) deutsch- und (zwei) niederländischsprachigen Handschriften eher als eine Ausnahmeerscheinung zu betrachten sind,27 gleicht sich die Überlieferung der deutsch- und niederländischsprachigen Übersetzungen der >Indulgentiae< derjenigen der lateinischen >Indulgentiae< an (83 deutsch-, 26 niederländischsprachige Textzeugen, ca. 100 lateinische)28 und zeigt, daß der Leserkreis der >Indulgentiae< eher unter denjenigen zu suchen ist, die des Lateins nicht mächtig waren. Auch für die >Stationes< gilt, daß sie sowohl im Lateinischen als auch in den Übersetzungen relativ breit überliefert waren, wie sich an den 23 deutsch- und 13 niederländischsprachigen (neben ca. 70 lateinischen) Handschriften zeigt. Die Beliebtheit der Texte in den Volkssprachen wird, in scharfem Kontrast zu den eigentlichen >Mirabilia RomaeIndulgentiae< und >Stationes< einzeln, vor allem jedoch der >Historia et descriptio< annahm und bis ca. 1550 eine große Anzahl von Druckauflagen produzierte, 26
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Zu allen im folgenden genannten Handschriften und Drucken s. die Zusammenstellung und kodikologische Beschreibung der Überlieferung bei Miedema, >Mirabilia< S. 17-251, die hier nicht erneut abgedruckt zu werden braucht. Allerdings werden im Anhang auf S. 494-499 die Siglen der Textzeugen der >Indulgentiae< und >Stationes< wiederholt und wird auf S. 466-474 systematisch zusammengefaßt, welche Textfassungen in welchen Handschriften überliefert sind. An dieser Stelle sei bereits vermerkt, daß sich Siglen, die aus einem Großbuchstaben und einer Ziffer bestehen (z.B. L72, D3 oder N i l ) , auf Handschriften beziehen, während die frühen Drucke durch einen Kleinbuchstaben und eine Ziffer gekennzeichnet sind (z.B. 181, dl oder n2). Textzeugen, die kurz vor oder erst nach der Drucklegung meiner Dissertation bekannt wurden, wurden mit Hilfe von Kleinbuchstaben in die Listen integriert (etwa Lia, D26a, D26b, D26c, N19a; 1 26a, d20a). Bei Handschriften, die mehrere Fassungen der >Indulgentiae< enthalten, werden die einzelnen Fassungen durch den Zusatz einer Ziffer gekennzeichnet (die Handschrift D13 etwa enthält die >IndulgentiaeMirabilia Romae< in den Volkssprachen nicht die gleiche Beliebtheit genossen wie im Lateinischen, ist auch daran ersichtlich, daß die neun deutsch- und zwei niederländischsprachigen Handschriften nicht in einem direkten genealogischen Zusammenhang stehen, sondern auf sieben Neuübersetzungen des Textes beruhen: Die >Mirabilia Romae< wurden demnach zwar einige Male übersetzt, jedoch erreichten die einzelnen Übersetzungen jeweils nur eine sehr eingeschränkte Verbreitung. S. Miedema, >Mirabilia< S. 287-294. Vgl. die Übersicht über die Überlieferung, unten S. 466-471.
Arbeits ziele
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während die deutsch- und niederländischsprachigen eigentlichen Mirabilia Romae< keine einzige Druckauflage erlebten. In bezug auf das Hauptziel des vorliegenden Bandes, die Edition der deutsch- und niederländischsprachigen Bearbeitungen der >IndulgentiaeIndulgentiae< in noch stärker ausgeprägter Form als für die eigentlichen >Mirabilia Romaec 29 Während bereits für die >Mirabilia Romae< festzustellen war, daß sie als Text keine festumrissene Einheit bildeten, sondern je nach Belieben des jeweiligen Schreibers, Bearbeiters oder Auftraggebers verändert werden konnten, wurden die >Indulgentiae< in der lateinischen und volkssprachigen Überlieferung in noch weit stärkerem Maße nicht als ein einheitlicher Text, sondern als eine Aneinanderreihung von einzelnen Textabschnitten gesehen, aus denen die Schreiber in beliebiger Reihenfolge und Anzahl (und teils auch in beliebigem Wortlaut) jeweils diejenigen Ausschnitte auswählten, die für sie von besonderem Interesse waren.30 Eine Kehrtwende erfuhr diese Überlieferungstendenz erst durch den Buchdruck: Durch ihn entstanden nebeneinander ein lateinischer und ein deutschsprachiger Standardtext (die >Historia et descriptioHistoria et descriptio< auf jeden Fall in den Editionsteil der vorliegenden Arbeit (Kapitel 3) aufzunehmen war, konnte kein Zweifel bestehen: Dies ist der Text, der weitaus den meisten Lesern im Spätmittelalter vorgelegen hat, seine Verbreitung dürfte die handschriftliche um ein Vielfaches übertroffen haben. Obwohl auch der lateinische Standardtext bisher nicht ediert ist, wurde der deutschsprachige Text der >Historia et descriptio< als Basis für die Edition in Kapitel 3.4 gewählt; die vorliegende Arbeit ist eine germanistische, und so sehr die kritische Edition der gesamten lateinischen Überlieferung der >Indulgentiae< wünschenswert ist, eine solche Ausbreitung des Materials hätte den für die Arbeit vorgesehenen Zeitrahmen weit überschritten. Darüber hinaus macht die Detail- und Mirakelfreude, die dem deutsch- und niederländischsprachigen Material im 29 30
S. dazu ausführlicher Miedema, >Indulgentiae< S. 3 8 8 - 3 9 0 , S. 392-394. Näheres zur Textentwicklung der >Indulgentiae< und >Stationes< findet sich unten in Kapitel 2. Die Überlieferung der >Stationes< ist, bedingt durch das ihnen zugrundeliegende kalendarische Schema, weniger heterogen als diejenige der >Indulgentiae< (vgl. Kapitel 2.1.2).
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Kapitel 1: Einleitung
Gegensatz zum lateinischen eigen ist, die volkssprachigen Texte zu einer sehr wichtigen Quelle für die »Volksfrömmigkeit« des späten Mittelalters, während ihre lateinischen Vorgänger in allem von größerer Nüchternheit und Quellentreue gekennzeichnet sind.31 Auf die Phänomene der Reliquienverehrung und des Ablaßwesens im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit werfen die volkssprachigen Texte demnach ein anderes Licht als die lateinischen. Dies ändert freilich nichts an der Tatsache, daß die lateinische Überlieferung im Rahmen dieser Arbeit zu wenig und zu einseitig berücksichtigt wurde. Das gleiche gilt für die Bearbeitungen der >Indulgentiae< und >Stationes< im Englischen, Französischen, Italienischen und Spanischen.32 Neben der Standarddruckfassung werden in der vorliegenden Arbeit einige ausgewählte Handschriften und Drucke der >Indulgentiae< und >Stationes< separat ediert, um auf diese Weise zumindest einen Eindruck von der Bandbreite der unterschiedlichen Fassungen der genannten Texte vermitteln zu können (Kapitel 3.1-3.3 und 3.5). Auf die Entstehung dieser unterschiedlichen Fassungen sowie auf die Begründung ihrer Auswahl wird in Kapitel 2 eingegangen. Nach diesen Kapiteln (Kapitel 2 und 3), die sich der Entstehung, Entwicklung und Edition der >Indulgentiae< widmen, werden in Kapitel 4 die Quellen der >Historia et descriptio< untersucht; ein wichtiges Ergebnis dieser Untersuchungen ist, daß sich anhand einer der deutschsprachigen Handschriften Hypothesen über die Verwendung der Weiheinschriften in den römischen Kirchen als Quellen für die in der >Historia et descriptio< enthaltene Fassung der >Indulgentiae< formulieren lassen (Kapitel 4.3). Die nachfolgenden beiden Kapitel widmen sich der Frage nach dem Gebrauchskontext und der Wirkung der >IndulgentiaeIndulgentiae< in die spätmittelalterliche Geisteswelt einzuordnen, in Kapitel 6 wird auf das Phänomen der »Pilgerfahrt im Geist« nach Rom eingegangen, für das die Rompilgerführer die Basis bildeten. Ein ursprünglich geplantes Kapitel über die sekundäre Rezeption der >IndulgentiaeIndulgentiae< S. 3 9 2 - 3 9 4 und unten, Kapitel 2.1.1 und 5. Das Fehlen einer volkssprachigen Rezeption der >Indulgentiae< und >Stationes< im skandinavischen Raum ist auffällig; neben dem sehr frühen Rompilgerbericht des Nikolàs von Munkathvera (12. Jahrhundert; vgl. Kälund), der entstand, bevor die >Indulgentiae< und >Stationes< eine nennenswerte Verbreitung erreichten, verzeichnet Lindblom Sp. 636 lediglich die Handschrift Uppsala, Universitetsbiblioteket, C. 153 (im Jahre 1450 niedergeschrieben). Diese erwähnt einige römische Heilige bzw. deren Kirchen und ordnet diese topographisch nach den Wegen, an denen sie lagen.
Arbeitsziele
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konnte aus Zeitgründen nicht mehr realisiert werden, jedoch wurden einige Pilgerberichte im separat erschienenen Katalog der römischen Kirchen im Spätmittelalter berücksichtigt.33 Um zu zeigen, auf welche Art und Weise der Katalog und der vorliegende Band einander ergänzen, sei der Katalog zum Abschluß dieses Kapitels etwas ausführlicher besprochen. 34 Im Katalog werden die Kirchen Roms in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt; zunächst werden die sieben Hauptkirchen besprochen, dann die weiteren römischen Gotteshäuser. Für jede Kirche wird in der Rubrik »Überlieferung« verzeichnet, welche Textzeugen der >IndulgentiaeStationes< und >Historia et descriptio< sie erwähnen; dabei werden alle bisher edierten lateinischen Handschriften der >Indulgentiae< und >StationesIndulgentiaeStationesHistoria et descriptio< berücksichtigt (1 81, s. unten S. 45 mit Anm. 87). - Für jede Kirche folgen Literaturangaben. In den nachfolgenden Rubriken werden alle Informationen, die sich in den einzelnen Überlieferungsträgern der genannten Texte finden, systematisch zusammengefaßt. An erster Stelle stehen Hinweise auf die Lokalisierung der Kirche; Angaben zur Namensgebung und Geschichte schließen sich an. In der Rubrik »Reliquien« werden Angaben über diejenigen primären und sekundären Reliquien gesammelt, die für die betreffenden Kirchen genannt werden, wobei mit Hilfe der Rubrik »Räumlichkeiten/Ausstattung« u.a. nachgeschlagen werden kann, an welchen Stellen innerhalb der Kirchen sich die genannten Gebeine der Heiligen nach Auskunft der Rompilgerführer befanden. Die Rubrik »Ablaß« nimmt, dem Hauptinhalt der >Indulgentiae< entsprechend, im Katalog einen relativ breiten Raum ein. Es folgen für jede Kirche ggf. die Rubriken »Stationstage«, »Status der Kirche« und »Sonstige Angaben«. Zu den in diesen Rubriken zusammengestellten Informationen wird jeweils angegeben, in welchen Textzeugen der Rompilgerführer sie zu finden sind, so daß ohne großen Aufwand erkennbar ist, wie verbreitet die Kenntnis der jeweiligen Informationen war. Die Angaben werden ggf. mit Hinweisen auf weitere Literatur kommentiert. Auf diese Art und Weise ersetzt der Katalog einen Stellenkommentar zu den Editionen des in dieser Arbeit vorgelegten Kapitels 3; da sich die Angaben in 33 34
Miedema, Kirchen S. 20, S. 9 5 - 9 8 . Vgl. auch Miedema, >Indulgentiae< S. 398-401, S. 404-409. Der Katalog wird dort als Bestandteil (Kapitel 8 und 9) einer einzigen Monographie beschrieben, er wurde jedoch aufgrund seines Umfangs von der vorliegenden Studie getrennt und erschien 2001 (Miedema, Kirchen).
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Kapitel 1:
Einleitung
den einzelnen dort enthaltenen Editionen sehr häufig überschneiden, hätte die stellenweise Kommentierung der Texte dort zu einer mehrfachen Wiederholung der gleichen Nachweise geführt, die wenig sinnvoll erschien. So bleiben die vorgelegte Studie und der Katalog, der einen Stellenkommentar zu den Editionen ersetzt, unabhängig voneinander verwendbar, während sie gleichzeitig aufeinander bezogen sind.
2. Vorbemerkungen zu den Editionen Hier wijl ick en weijnich bescrijven van de twe grote pelgrijmasie ende wech to reijsen to Jerusalem ende to Rome. Ende eersten wijl ick scrijven, woe Rome van eersten gebouwet sie, ende van den eersten konick ende van enen ijgelicken in sunderheijt... Mit diesen Worten beginnt Sicke Benninge, ein Groninger Patrizier, der im Jahre 1500 nach R o m und Jerusalem reiste, seinen Pilgerbericht. 1 Was er auf den darauffolgenden Seiten niedergeschrieben hat, ist jedoch nicht das Produkt seiner eigenen Beobachtungsgaben: Seine Beschreibung der Geschichte R o m s und ihrer Kirchen entspricht, so wird schnell deutlich, im großen und ganzen der gedruckten deutschsprachigen h i storia et description die Benninge ins Niederländische übertrug. Mit den bei Hülsen, >Mirabilia< und Ehwald faksimilierten Drucken der h i s t o ria et descriptio< (dt.) stimmt Benninges Rompilgerbericht jedoch nicht ganz wörtlich überein: Es findet sich eine R e i h e kleinerer Abweichungen, die vermuten lassen könnten, daß Benninge seine Vorlage anhand eigener Beobachtungen veränderte. D a ß er jedoch keineswegs ein kritischer Korrektor war, zeigt sich dann, wenn man weitere Drucke der >Historia et descriptio< zu Rate zieht, diejenigen nämlich, die von Eucharius Silber in R o m hergestellt wurden: 2 Mit diesen stimmt Benninges 1
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Sicke Benninge, >Kroniek van Groningen en OmmelandenHistoria et descriptio< [dt.] in Kapitel 3.4 f. 3 r ; die Siglen der deutschsprachigen Drucke beziehen sich auf die Zusammenstellung bei Miedema, >Mirabilia< S. 204-221 und werden unten auf S. 51-55 wiederholt). Von diesen Drucken sind d40 und d41 weit nach 1500 entstanden und können entsprechend nicht als Vorlage für Benninges Rombeschreibung gedient haben. Die Datierung von d31 und d32 ist unsicher, da beiden in den einzig erhaltenen Exemplaren der Kolophon fehlt; sie könnten noch im Jahre 1500 entstanden und somit, ebenso wie dl9 (1500 datiert), von Benninge benutzt worden sein. - Für das Anfangszitat vgl. die Edition der »Historia et descriptio< (dt.) f. l v . Benninge kopierte die Chronik und die >Indulgentiae< nach der >Historia et descriptio< (dt.), verwendete für die >Stationes< jedoch die >Stationes cum indulgentiisIndulgentiaeIndulgentiae< die gesamte Überlieferung in Betracht zieht. D i e Beispiele ließen sich mühelos vermehren; 3 sie zeigen, daß die bisherige Forschungslage keine ausreichenden Möglichkeiten bietet, den Eigenanteil der Autoren v o n Rompilgerberichten an den v o n ihnen wiedergegebenen Informationen zu ermitteln. Offensichtlich waren die 3
Auch für Arnold von Harff, der in seinen Reisebericht eine Rombeschreibung integrierte, lassen sich über die Vorlage, anhand derer er die Kirchen und Ablässe der Ewigen Stadt beschrieb, erst dann Aussagen machen, wenn man neben den bisher edierten Fassungen der >Indulgentiae< weitere berücksichtigt. Während Letts S. XVIII bereits feststellte, daß von Harff die >Historia et descriptio< (dt.) benutzt hat, zeigt sich genauer, daß er nicht nur den von Letts genannten Druck d8 (1489, Stephan Plannck), sondern ebenfalls einen der Plannckschen Drucke d7 (1488), dlO (1491), d l l (1493) oder dl4 (1495) verwendet haben kann. Eine genauere Zuordnung wird durch die starken Kürzungen in von Harffs Text erschwert; sein Hinweis auf die Lanze des Longinus (von Harff S. 22, >Historia et descriptio< [dt.] f. 24r [= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 15]), die 1492 in die Kirche gebracht wurde, scheint gegen dl, d8 und dlO zu sprechen, jedoch erwähnt von Harff die Lanze an einer für die >Historia et descriptio< (dt.) unüblichen Stelle, so daß es sich hierbei um einen selbständigen Zusatz handeln könnte, d l (wohl 1475), d3 (1481) und d4 (1482) gehören nicht zu von Harffs möglichen Vorlagen, da in diesen Drucken die Kirche S. Petri Montis Aurei fehlt, während sie bei von Harff (den genannten Drucken der >Historia et descriptio< [dt.] entsprechend) beschrieben wird; d5 (1484-1487?), d6 (1487) und d9 (1491) weichen in der Beschreibung der Kirche S. Petri in Vaticano vom Harffschen Text ab und können entsprechend ebenfalls nicht als Vorlage benutzt worden sein; dl3 (1494) differiert in vielen Details von der Beschreibung von Harffs und scheidet somit als direkte Vorlage ebenfalls aus. Problematisch ist bei der Suche nach von Harffs Quellen allerdings, daß er zwar angibt, wann er seine Reise beendete (1499), nicht jedoch, wann er seinen Bericht verfaßte; es besteht die Möglichkeit, daß er die >Historia et descriptio< (dt.) zur Herstellung seines Textes erst nach dem Ende seiner Reise anschaffte. Einen (allerdings singulären) Hinweis auf diese Möglichkeit scheint von Harffs Beschreibung der Kirche S. Spiritus zu geben, im Rahmen derer die Ablaßangabe bei von Harff mit dem (in Straßburg hergestellten) Druck d20 (1500) übereinstimmt (von Harff S. 30, >Historia et descriptio< [dt.] f. 52r [= Miedema, Kirchen, S. Spiritus, Ablaß]). Anselm Adorne, Johann Bassenhaimer, William Brewyn, Ulrich Brunner, John Capgrave, Dietrich von Schachten, Felix Fabri, Jakob von Soest, Jean de Tournay, Herzog Johann I. von Kleve, Leopold von Wien, Fra Mariano da Firenze, Nikolaus Muffel, Giovanni Rucellai, Göbel Schickenberges und Pero Tafur stellten ihre Beschreibungen Roms ebenfalls nicht nach eigenen Beobachtungen zusammen, sondern schrieben die >Indulgentiae< ab (s. dazu Miedema, Kirchen S. 2 0 27 mit weiteren Literaturangaben). Das gleiche gilt wohl für den Frankfurter Kaufmann Jakob Heller (s. Bothe; frdl. Hinweis PD Dr. Wolfgang Schmid, Trier).
Textgeschichtliche
Voraussetzungen
für die
Editionen
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>Indulgentiae< im Spätmittelalter der maßgebliche Text über Rom: Wer nach Rom reiste, kaufte sich diesen Führer entweder bereits in der Heimat oder erst in der Ewigen Stadt, und wenn er nach seiner Reise schriftlich fixieren wollte, was er in der Stadt gesehen hatte, fand er dafür zumeist keine besseren Worte als die von den >Indulgentiae< vorgegebenen. Eine gewisse Uniformität ist den Rompilgerberichten deswegen eigen. Versucht man zu ermitteln, welche Kirchen etwa Sicke Benninge oder Arnold von Harff während ihres Romaufenthaltes tatsächlich besucht haben mögen, so erweist es sich als unmöglich, ihre individuelle Reiseroute zu rekonstruieren: Benninge schrieb die h i s t o ria et descriptio< vollständig ab, ohne zu kennzeichnen, was er durch eigene Anschauung bestätigt sah. Von Harff kürzte seine Vorlage zwar, so daß man vermuten könnte, daß er nur diejenigen Kirchen in seine Beschreibung übernahm, die er selbst gesehen hatte; dies läßt sich jedoch nicht mit Sicherheit beweisen, denn möglich ist ebenfalls, daß von Harff diejenigen Kirchen auswählte, die ihm besonders wichtig vorkamen. Daß die >Indulgentiae< im Spätmittelalter von derart kanonischem Einfluß geworden sind, wurde in der Forschung bisher wenig beachtet. Während die Wichtigkeit des >Jakobsbüchleins< für die Pilgerberichte nach Santiago längst anerkannt wurde und man für Jerusalem noch nach den Möglichkeiten der Rekonstruktion eines ähnlich einflußreichen Textes sucht,4 liegen für Rom die >Indulgentiae< in nicht mehr als ein paar eher zufällig ausgewählten Fassungen vor, die keine Aussagen über die gesamte Überlieferung der mittelalterlichen Rompilgerführer und -berichte erlauben. Es soll deswegen in diesem Kapitel versucht werden, die Textgeschichte der Rompilgerführer von den Anfängen bis um 1520 zu skizzieren (Kapitel 2.1). Nachdem zusammengestellt worden ist, welche der überlieferten Fassungen des Textes bereits in edierter Form vorliegen (Kapitel 2.2), wird begründet, welche (weiteren) Fassungen in Kapitel 3 der vorliegenden Arbeit ediert werden sollen (Kapitel 2.3). Zuletzt werden die Prinzipien erläutert, die dem Editionskapitel zugrunde gelegt wurden (Kapitel 2.4).
2.1. Textgeschichtliche Voraussetzungen für die Editionen Die >IndulgentiaeCodex CalixtinusStationes< betrachtet werden, in denen kalenderartig verzeichnet wird, welche Kirche am jeweils aktuellen Tag als Stationskirche fungierte: Wurde in der Kirche am betreffenden Tag der Stationsgottesdienst gefeiert, so erhielt man dort mehr Ablaß als in den anderen Kirchen.5 Beide Texte, die >Indulgentiae< und die >StationesIndulgentiae< als auch die >Stationes< enthält. 6 Die Drucküberlieferung setzt diese Tradition fort: Die speziell für den Buchdruck entworfene >Historia et descriptio< fügt die >Indulgentiae< und die >Stationes< zusammen und läßt sie zur unzertrennbaren Einheit werden. Darüber hinaus entsteht im 15. Jahrhundert eine Textkompilation, die beide Texte ineinanderflicht und für die entsprechend der Titel >Stationes cum indulgentiis< vorgeschlagen werden soll (Kapitel 2.1.2). Die Textgeschichte jedes der genannten Texte wird im folgenden dargestellt: im Kapitel 2.1.1 diejenige der >IndulgentiaeStationes< und >Stationes cum indulgentiisHistoria et description Dabei soll nicht versucht werden, ein Stemma aller überlieferten Handschriften und Drucke zu erstellen: Aufgrund der Masse der Überlieferung, der großen Differenzen zwischen den einzelnen überlieferten Fassungen und den Überlieferungslücken ist dieses ein kaum realisierbares Unternehmen. Dennoch können wichtige Phasen in der Entwicklung der genannten Texte dingfest gemacht werden, die es zu skizzieren gilt. 2.1.1. Zur Textgeschichte der >Indulgentiae< Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts liegen Beschreibungen der Kirchen Roms und ihrer Ablässe vor, die unter dem Titel >Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae< zusammengefaßt werden können (Hülsen, Chiese schlägt für diese Texte den Titel »Libri indulgentiarum« vor, jedoch enthalten die Handschriften selbst seit dem Ende des 14. Jahrhunderts die Werkbezeichnung »Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae«, wenn auch mit leichten Varianten7). Betrachtet man die sehr breite Überlieferung 5
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Vgl. etwa die Edition der >Historia et descriptio< (dt.) f. 55r: »Item in welher kirchen statio ist, da ist den selben tag so vil ablas, als in allen andren kirchen in Rom ist, vnd darzu Vergebung aller sund«. S. Miedema, >Mirabilia< S. 22, S. 95, S. 145 und unten S. 466-474. S. etwa L17 (Mitte des 15. Jahrhunderts), L215 (1429): »Indulgencie ecclesiarum vrbis«; L53 (1424), L195 (15. Jahrhundert): »Indulgencie ecclesiarum Rome«; L109 (15. Jahrhundert): »Indulgencie ecclesiarum in Roma«; L96 (15. Jahrhundert): »Indulgentiae ecclesiarum principalium Rome«; L56 (zweite
Zur Textgeschichte der >Indulgentiae
IndulgentiaeIndulgentiae ecclesiarum urbis Romae< nicht zu den konstitutiven Bestandteilen des Textes. Diese Umschreibung des Inhaltes der >Indulgentiae< erlaubt es, den Text von anderen Beschreibungen Roms und der römischen Kirchen abzugrenzen:9 Die >Notitia ecclesiarum urbis Romae< etwa (7. Jahrhundert) enthält zwar eine Liste der Kirchen Roms und der in ihnen ruhenden Reliquien, gibt jedoch keinerlei Hinweise auf deren Ablasse. 10 Ähnlich verzeichnet der wahrscheinlich ebenfalls im 7. Jahrhundert entstandene Text >De locis sanctis martyrum quae sunt foris civitatis Romae. Ecclesiae quae intus Romae habentur< zwar die Märtyrergräber außerhalb sowie die sonstigen Kirchen innerhalb der Stadt, auch diese Schrift kennt jedoch das Phänomen des Ablasses noch nicht.11 Die im 12. Jahrhundert von Benedictus de Sancto Petro und Cencius Camerarius zusammengestellten Texte sowie die Kirchenkataloge in Paris und
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Hälfte des 14,/Anfang des 15. Jahrhunderts), L62 (15. Jahrhundert): »Indulgencie ecclesiarum romanarum«; L8 (erste Hälfte des 15. Jahrhunderts): »Indulgentie vrbis romane«; LIO (Mitte des 15. Jahrhunderts): »Indulgencie alme vrbis Rome«; L66 (erste Hälfte des 15. Jahrhunderts), L89 (erste Hälfte des 15. Jahrhunderts): »Indulgencie ecclesie romanorum«; L18 (15./16. Jahrhundert): »Indulgencie romane«. Die Beliebtheit des Textes zeigt sich nicht nur in der großen Anzahl seiner Überlieferungsträger, sondern auch darin, daß er mehrfach im billigen und weit verbreiteten Medium des Einblattdrucks überliefert ist (vgl. unten S. 65 mit Anm. 117). Die Überlieferungsformen des Rotulus (vgl. die Handschriften L81a, L84, L116, L186 und L190) und des kleinformatigen Druckes zeigen darüber hinaus, daß die Schreiber und Drucker Wert darauf legten, ihre Texte den praktischen Erfordernissen für einen Reiseführer anzupassen. Zu den Texten im folgenden s. Testini S. 25-32 und dessen synoptische Zusammenstellung der in den Texten genannten Katakomben und Kirchen, ebd. S. 38 - 63. Editionen bei Valentini/Zucchetti Bd. 2 S. 67-99 und Testini S. 38-63; s. Valentini/Zucchetti Bd. 2 S. 1 - 6 6 sowie Testini S. 26-32 für die ebenfalls auf die römischen Katakomben Bezug nehmende »Depositio episcoporum et martyrum< (7. Jahrhundert), die Papyri von Monza (7. Jahrhundert?), den Katalog der Friedhöfe Roms (wohl ebenfalls 7. Jahrhundert), das Einsiedler Itinerar (Ende des 8./Anfang des 9. Jahrhunderts) und einige weitere vergleichbare Texte. Zum Einsiedler Itinerar s. zuletzt Bauer, Das Bild der Stadt Rom. Editionen bei Valentini/Zucchetti Bd. 2 S. 101-131 und Testini S. 38-63.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
Turin gehen ebenfalls nicht auf die in den Kirchen zu erwerbenden Ablässe ein. 12 Schwieriger ist die Abgrenzung der >Indulgentiae< von denjenigen Texten, die ausführlich auf eine einzelne römische Kirche eingehen und in diesem Rahmen auch deren Ablässe nennen: Für S. Petri in Vaticano (Petrus Mallius) und für S. Johannis in Laterano etwa liegen im 11./12., für S. Sebastiani im 16. Jahrhundert Beschreibungen vor, 13 die ebenso wie die bisher genannten Texte als Vorläufer für die >Indulgentiae< oder als deren Überlieferungsträger gelten könnten; da sich diese jedoch lediglich auf e i n e Kirche konzentrieren, sind sie nicht mit den >Indulgentiae< gleichzusetzen. Um der Textgeschichte der >Indulgentiae< nachzugehen, sei zunächst ein Blick auf die ältesten erhaltenen Textzeugen geworfen, die die >Indulgentiae< alle in lateinischer Sprache überliefern: Die Londoner Handschrift L72 wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts geschrieben, die Pariser Handschrift L138 im Jahre 1210. Die in Paris befindliche Handschrift L133 stammt ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert, jedoch läßt sich diese Handschrift nicht genauer datieren. 14 Diese ältesten Textzeugen nennen lediglich die fünf Hauptkirchen, zumeist in der Reihenfolge S. Johannis in Laterano, S. Petri in Vaticano, S. Pauli extra Muros, S. Mariae Maioris und S. Laurentii extra Muros. 15 Anzunehmen ist, daß diese ersten Handschriften der >Indulgentiae< unabhängig voneinander entstanden sind. Die Londoner Handschrift L72 stammt mit einiger Wahrscheinlichkeit aus dem englischsprachigen Raum, wie die Liste der englischen Könige, die in der Handschrift enthalten ist, vermuten läßt; die Pariser Handschrift L133 kann dem Augustinerchorherrenstift St.-Victor zugeschrieben werden, die ebenfalls in Paris befindliche Handschrift L138 dem Benediktinerkloster St.-Martial de Limoges. Die Handschriften stehen somit nicht in engem zeitlichem 12 13
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Edition bei Valentini/Zucchetti Bd. 3 S. 197-318. Editionen ebd. S. 319-373 (>Descriptio Lateranensis ecclesiaeDescriptio basilicae VaticanaeIndulgentiae< die sieben Hauptkirchen als »fürstlich« (s. etwa D33, D35, D42, D69) oder »kuniglich« (z.B. D6, D48, D62, D69, N5, N7, N13) bezeichnen; diese Epitetha sind möglicherweise auf die Bezeichnung patriarchales zurückzuführen.
Zur Textgeschichte der >Indulgentiae
Indulgentiae< nach der Pariser Handschrift L138 zum Beispiel:16 Quando peregrini intrant, primo has quinqué ecclesias: Sancti Johannis in Laterano et Sancte Marie Maioris et Sancti Petri apostoli et Sancti Pauli et Sancti Laurentii extra Muros habunt II os annos et XL dies, in his sanctis [?] singulis ecclesiis in festo sancti Gregorij I annum et XL dies, in festo Sancte Marie Maioris I annum et XL dies. Hoc scripsi anno M° CC° X o ab incarnatione Domini in festo Stephani pape [2. August],
Dagegen lautet der Text der ebenfalls in Paris befindlichen Handschrift L133:17 Quinqué sunt ecclesie patriarchales, in quibus habentur XL dies indulgentie singulis diebus quadragesime: ecclesia Sancti Petri, Sancti Pauli, Sancti Johannis in Laterano, Sancti Laurentij extra Muros, Sancte Marie Maioris. In quacumque istarum aliquis intrauerit causa orandi XL dies iniuncte penitentie relaxantur eidem; similiter in basilica que dicitur Sancta Sanctorum.
Die Londoner Handschrift L72 ist zumindest in bezug auf den Anfang des Textes mit L133 vergleichbar:18 Ecclesie patriarchales. Qvinque sunt patriarchales ecclesie in Roma: ecclesia Sancti Petri, ecclesia Sancti Pauli, ecclesia Sancti Johannis in Laterano, ecclesia Sancte Marie Maioris, ecclesia Sancti Laurentij extra Muros et propterea Sancta Sanctorum. In quacumque die causa orandi quilibet intrauerit, XL dies de iniuncta sibi penitentia relaxantur. Quid indulgencie recipiant viciniores et quid remociores peregrini uisitantes limina apostolorum, apostolorum Petri et Pauli: Si sunt Angli uel Scotti uel Hibernienses, habent indulgentiam trium annorum, Francigene, Yspani, Teutonici trium annorum, Lumbardi, Tuscani, Apulei vnius anni.
Aufgrund der großen Abweichungen zwischen diesen einzelnen Fassungen ist zu vermuten, daß die Informationen, die in den >Indulgentiae< zusammengestellt sind, an verschiedenen Orten niedergeschrieben wurden. Es hat demnach nicht nur e i n e n mittelalterlichen Autor gegeben, dessen Beobachtungen es zu verdanken ist, daß die >Indulgentiae< entstanden, sondern mehrere; die (für sich genommen nicht ausgesprochen originelle oder anspruchsvolle) Zusammenstellung der römischen Hauptkirchen und ihrer Ablässe wurde von verschiedenen Autoren gleichzeitig unternommen. Es erstaunt nicht, daß sich die Textentwicklung der >Indulgentiae< in den darauffolgenden Jahrhunderten ebenfalls nicht linear gestaltete: Stärker noch als die eigentlichen >Mirabilia RomaeIndulgentiae< ausschließlich Angaben, die von jedem romkundigen Schreiber ergänzt und von jedem, der Rom nicht kannte, gekürzt oder entstellt werden konnten. Das Wissen über die Kirchen Roms und ihre Ablässe kristallisierte sich an unterschiedlichen Orten aus und wurde von diesen ausgehend in stark divergierenden Textfassungen weitergegeben. Erst im 14. Jahrhundert wurden die genannten fünf Kirchen durch S. Crucis und S. Sebastiani ergänzt, so daß sieben Kirchen als Hauptkirchen genannt wurden;20 noch die Handschrift L124, die auf das 13./ 14. Jahrhundert datiert wird, überliefert lediglich fünf Hauptkirchen.21 Das früheste Beispiel für einen Textzeugen der >IndulgentiaeIndulgentiae< wäre. Jedoch konnte im von Bonifatius VIII. eingeführten Jubeljahr 1300 durch den mehrfachen Besuch der römischen Basiliken S. Petri in Vaticano und S. Pauli extra Muros
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S. Miedema, >Mirabilia< S. 453-455. Die Benennung von sieben Hauptkirchen hat keine Bedeutung für die kirchliche Administration bzw. für die liturgischen Funktionen der Kirchen; Grund für die Auswahl der sieben Hauptkirchen war, daß in ihnen besonderer Ablaß erworben werden konnte (De Blaauw S. 48). Dies wird auch in den >Indulgentiae< häufig betont: »Vß den kirchen, die noch zu Rom sint, haben die heiligen pabst erwelet vnd gesatzt VII haubtkirchen, die mit grosser gnad begabt dan dy anderen kirchen« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 17v; ähnlich auch in vielen Handschriften). Man bezeichnet diese Kirchen deswegen auch als »Pilgerkirchen« (Buchowiecki Bd. 1 S. 30). - Nach Carell war der Brauch, speziell die sieben römischen Hauptkirchen zu besuchen (und diese in einer bestimmten Reihenfolge, ab 1575 auch an einem einzigen Tag), erst seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts weit verbreitet, jedoch zeigen die Textzeugen der >IndulgentiaeIndulgentiae
Indulgentiae< im 14. Jahrhundert. 23 Ebenfalls im 14. Jahrhundert tritt das später vor allem für die volkssprachige Überlieferung der >Indulgentiae< charakteristische Incipit in Erscheinung: D i e Heidelberger Handschrift L60 (14. Jahrhundert) überliefert als erste den Vers »Sunt R o m a e mille quingente quinqué capellae«, 2 4 der später als Textanfang der >Indulgentiae< übernommen wurde. 2 5 Seit d e m 14./15. Jahrhundert wurde dieser Vers Papst Silvester zugeschrieben: »Sanctus Silvester scribit quod R o m a e fuerunt mille quingentae quinqué ecclesiae ...« 2 6 22
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Paulus Bd. 2 S. 103-106; damit wurde, wie sonst bis dahin nur selten geschehen war, ein vollkommener Ablaß verliehen, der nicht zu den Kreuzzügen in Beziehung stand. Es ist anzunehmen, daß dies als Ersatz dafür dienen sollte, daß Jerusalem seit 1291 nicht mehr von den Christen beherrscht wurde und somit nahezu unerreichbar geworden war. Allerdings verweilten die Päpste gerade im 14. Jahrhundert (seit 1305) in Avignon, nicht in Rom. Erst im Jahre 1377 kehrte Papst Gregorius XI. [13701378] nach Rom zurück, wonach es zwei (und zeitweise drei) Päpste gab; das Schisma wurde erst während der Regierungszeit des Papstes Martinus V. [1417-1431] beendet. Es ist somit möglich, daß die Verbreitung der >Indulgentiae< im 14. Jahrhundert als Propaganda für den römischen Papst oder zumindest als ein Versuch der Rehabilitierung der eigentlichen päpstlichen Stadt aufzufassen ist. Walther/Hilka Nr. 18.865. Die Fortsetzungen dieses Verses differieren; der Text wird in einigen Fällen mit »inter quas magna pars desolata« (so etwa in L122a) fortgesetzt, jedoch überliefern andere Handschriften einen abweichenden Wortlaut (s. z.B. LIO: »que tarnen pro magna parte et quasi pro maiori parte sunt destructe«, L53: »inter quas modo maxima pars est destructa« etc.). So in L56 (14./15. Jahrhundert) und L105 (14715. Jahrhundert). Für das 15. Jahrhundert s. etwa die Handschriften L7, LIO, L17, L52, L53, L54, L62, L77, L88, L112, L113, L122a, L137, L147, L175, L195, L198, L215 und L221. Auch die deutschsprachigen Handschriften D7 (14. Jahrhundert), D33 (Mitte des 15. Jahrhunderts), D35 (erste Hälfte des 15. Jahrhunderts), D42 (1470), D44 (1461-1473) und D69 (Ende des 14./Anfang des 15. Jahrhunderts) enthalten das lateinische Zitat, setzen es jedoch an das Ende des Textes. Die Handschriften D6 und D7, die beide im 14. Jahrhundert geschrieben wurden, überliefern die deutschsprachige Übersetzung des Incipits: »... vnd merke, daz in der stat zu Rome sint IIIJ C vnd LXVIJ kirchen ...« (D6), N13 übersetzt im Jahre 1374 das Incipit ins Niederländische: »Ic weet dat in Rome sijn IIIJ C ende LVIJ kerken ...«, ähnlich auch N2/2 (15./16. Jahrhundert) und N5 (15. Jahrhundert). So in L84 (14./15. Jahrhundert), L127 (14./15. Jahrhundert), D7 (14./15. Jahrhundert), D56 (14./15. Jahrhundert); s. darüber hinaus etwa auch die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Handschriften L2, L8, L18 (15./16. Jahrhundert), L48, L66, L74, L76, L89, L96, L103, L109, L114, L141, L144 (15./16. Jahrhundert), L168, L188, L196, L199, L218, D8, D9, D13, D15, D21, D23, D24, D27, D29, D30, D34, D39, D52, D61, D63, D66, D67/2, D68, D70 (15./16. Jahrhun-
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Kapitel 2: Vorbemerkungen zu den Editionen
Zur Reihenfolge, in der die sieben Hauptkirchen im 14. bis 16. Jahrhundert genannt wurden, vermerkt Schimmelpfennig folgendes: »Zuerst wurden [...] in den älteren Listen jeweils St. Peter, St. Paul und der Lateran beschrieben, denen dann in wechselnder Reihenfolge die vier anderen Hauptkirchen folgten. Entsprach diese Anordnung wohl auch den Bedürfnissen der Pilger, so überrascht es um so mehr, daß in Listen des 15. Jahrhunderts die Lateranbasilika als erste Hauptkirche genannt wurde und damit St. Peter auf den zweiten Platz verwies - das zu einer Zeit, als der Vatikan zur päpstlichen Hauptresidenz aufstieg!«27 Es sei jedoch angemerkt, daß die deutsch- und niederländischsprachigen Handschriften diesem Schema nicht folgen, sondern die Hauptkirchen in weiteren unterschiedlichen Reihenfolgen nennen. Zwar ist die Reihenfolge S. Johannis in Laterano - S. Petri in Vaticano - S. Pauli extra Muros - S. Mariae Maioris - S. Laurentii extra Muros - S. Crucis S. Sebastiani die im 15. Jahrhundert am weitesten verbreitete: Sie findet sich in allen deutschsprachigen Drucken der >Historia et descriptio< sowie in einer beträchtlichen Anzahl von Handschriften.28 Jedoch ist auch die Reihenfolge S. Petri in Vaticano - S. Pauli extra Muros - S. Johannis in Laterano - S. Mariae Maioris - S. Crucis - S. Laurentii extra Muros - S. Sebastiani relativ breit überliefert, da sie sich in den Handschriften D8, D9, D13/1, D13/2, D29, D30, D33, D34/1, D34/2, D35, D42, D43, D44, D69, D72 und D75 findet. 29 Es kann folglich nicht gene-
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dert), D71, D72, D74, D75, D76 und N7/2 sowie die Drucke der >Historia et descripticx (s. die Edition der >Historia et descriptio< [dt.] f. 17v). Daß die Zahl der Kirchen, die in den einzelnen Handschriften genannt wird, differiert (1500, 1505 oder andere Zahlen), beruht auf Überlieferungsfehlern. - Sekundär ist die Zuschreibung des Verses an die Päpste Silvester und Gregorius, wie etwa in den aus dem 15. Jahrhundert stammenden Handschriften L13, L98, LI 15, D l , D3, D20, D38, D48, D49, D57, D58, D60a, D62, D65 und D73 sowie in D12, D45a und D50 (16. Jahrhundert). Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen S. 642, erneut in ders., >Guide< S. 281f. Ähnlich gibt Carell S. 127 an, S. Johannis in Laterano stünde in den römischen Pilgerführern immer an erster Stelle. D4, DIO, D i l , D15, D20, D24, D28, D36 (unsicher, da der Anfang des Textes in dieser Handschrift fehlt; er setzt erst mit der dritten Kirche ein), D45a, D46, D48, D50, D51, D55, D56, D57, D62, D65, D70, D71, D73, D76, D77, >Dialog im Kloster Maulbronn< (der >Dialog im Kloster Maulbronn< inszeniert einen Meister/Schüler-Dialog, im Rahmen dessen der Erwerb von Ablässen durch eine »Pilgerfahrt im Geist« besprochen wird. Der Text enthält eine vollständige Fassung der >IndulgentiaeHistoria et descriptio< (lat.); hinzu kommt die Augsburger Ablaßtafel, die der »Pilgerfahrt im Geist« im Augsburger Katharinenkloster diente. Es handelt sich dabei um ein Tryptichon, auf dem Pergamentblätter mit dem Text der >Indulgentiae< und >Stationes< aufgeklebt sind (s. unten S. 430f). Die folgenden Textzeugen nennen zwar die ersten vier Hauptkirchen in der
Zur Textgeschichte der >Indulgentiae
Indulgentiae< ist zu beobachten, daß diejenigen Fassungen, die von Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen, Hülsen, Chiese und Weißthanner ediert wurden, im 14. Jahrhundert eine recht breite Überlieferung erfuhren. Soweit sich dies für diese (untereinander divergierenden) Fassungen generalisieren läßt, handelt es sich dabei um relativ kurze Texte, die in aller Regel neben den sieben Hauptkirchen auch eine Reihe weiterer Kirchen enthalten. Vor allem die Beschreibungen der nicht zu den Hauptkirchen gehörigen Gotteshäuser sind auf ein Minimum reduziert: Meistens wird ausschließlich die Anzahl der Ablaßjahre genannt, die in der jeweiligen Kirche erworben werden konnten, nur selten wird auch mit angegeben, welche Reliquien sich in der Kirche befanden. Einige Beispiele aus der von Schimmelpfennig edierten Handschrift L190 (erste Hälfte des 14. Jahrhunderts) mögen den Aufbau der Beschreibungen demonstrieren: 30 Item in Sancto Iuliano C anni. Item in Sancta Maria de Populo II C anni.
Die ebenfalls im 14. Jahrhundert entstehenden deutschen und niederländischen Übersetzungen gleichen sich zunächst diesem Typus der >Indulgentiae< an. So entsprechen die ältesten deutschsprachigen Handschriften D6 und D7 (beide 14. Jahrhundert) 31 sowie die niederländischsprachige Handschrift N13 (1374) diesem Schema, wobei allerdings N13 neben den Hauptkirchen lediglich eine einzige weitere Kirche beschreibt. Auch in der Formulierung stehen diese frühen Handschriften ihren lateinischen Vorlagen sehr nahe. Als Beispiel seien die Angaben zu S. Juliani in Esquilino in D7 zitiert:32 Zu Sant Juliano do sint VIIJ C iar aplaz.
Die Kirche S. Mariae de Populo wird in den genannten Handschriften nicht erwähnt.
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oben genannten Reihenfolge, variieren jedoch die letzten drei: Hülsen, Chiese, Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen, D6, D7, D49, N2/1. - Alle sonstigen deutsch- und niederländischsprachigen Handschriften überliefern weitere Varianten in der Reihenfolge der Hauptkirchen. Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen S. 654 Nr. III.6; S. 657 Nr. IV. 9. - Besprechungen weiterer Beispiele für die Ausgestaltung der Beschreibungen der Kirchen in den >Indulgentiae< durch die Jahrhunderte hindurch bei Miedema, >Indulgentiae< S. 388f., S. 3 9 2 - 3 9 4 (S. Mariae de Scala Coeli, S. Silvestri) und dies., Kirchen S. 6 - 9 (Ss. Celsi et Juliani). Von den beiden im 14./15. Jahrhundert entstandenen Handschriften entspricht nur D 6 9 diesem Schema; D56 überliefert nur die sieben Hauptkirchen. D 7 f. 147v.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
Erst im 15. Jahrhundert werden diese kurzen Angaben zu den Kirchen in den >Indulgentiae< durch Legenden und andere Angaben erweitert und entstehen Fassungen, die auch für die nicht zu den Hauptkirchen gehörigen Gotteshäuser neben den Ablässen ausführlicher auf die Reliquien und sonstigen Sehenswürdigkeiten in den Kirchen eingehen. Verschiedenen Fassungen des 15. Jahrhunderts ist ein gewisser Anspruch auf Vollständigkeit eigen: Sie versuchen, für möglichst viele Kirchen möglichst viele Reliquien, Ablässe und Legenden zu verzeichnen und können auf diese Art und Weise in den Handschriften zu einem Umfang von 21 Folio- (D5), 70 Quart- (D76) oder 66 Oktavblättern (D23) heranwachsen. Die Schwerpunkte, nach denen die Informationen ausgewählt wurden, können stark differieren: Auf der einen Seite beschreibt etwa das von Valentini/Zucchetti edierte >Memoriale de mirabilibus et indulgentiis quae in urbe romana existunt< (Handschrift L91, 14./15. Jahrhundert) die Innenausstattung der Kirchen recht ausführlich, während es sich im Bereich der Ablässe auf einige wenige Angaben beschränkt. Auf der anderen Seite legen Fassungen wie die in D5, D23, D38, D39 und D52 überlieferte einen starken Akzent auf die Vielzahl der in den Kirchen versprochenen Ablässe und auf die vielen mit den Kirchen verbundenen Legenden. Für diese zusätzlichen Informationen wurden unterschiedliche Quellen benutzt: Im Bereich der Legenden wurden sowohl Angaben aus der >Legenda Aurea< als auch aus dem >Liber Pontificalis< einbezogen, aber auch (mündlich tradierte?) lokalrömische Sagen fanden Eingang in den Text. Für die Reliquienlisten haben wohl die Weiheinschriften bzw. Weiheurkunden eine wesentliche Rolle gespielt, wie in Kapitel 4.3 zu zeigen sein wird. Auf den Bereich der Ablässe, in dem nur wenige Angaben anhand anderer Quellen verifizierbar sind, wird in Kapitel 5.2 einzugehen sein. Im Druck erscheinen die >Indulgentiae< in lateinischer Sprache zunächst in einer relativ kurzen Form. Der erste datierte Druck der >IndulgentiaeMirabilia< S. 175-203; im vorliegenden Kapitel werden zur Identifikation der Drucke jeweils lediglich die wichtigsten Bibliographien genannt. Hulbert edierte einen ähnlichen Text, s. unten S. 56. - Von einigen nicht datierten >IndulgentiaeIndulgentiae
Indulgentiae< werden nur die sieben Hauptkirchen und einige wenige weitere Kirchen beschrieben, die Chronik und die >Stationes< fehlen hier.34 Alle frühen lateinischen Drucke der >Indulgentiae< und der >Historia et descriptio< wurden in Rom hergestellt; anders als bei den volkssprachigen Drucken der genannten Texte, die zu einem nicht unerheblichen Teil in Deutschland (vor allem in Süddeutschland) gedruckt wurden, muß Rom das Monopol als Druckort für die lateinischen Versionen zugesprochen werden. Die Entstehung der >Historia et descriptio< (lat.) verdrängte die kürzere lateinische Druckfassung der >Indulgentiae< nicht ganz vom Buchmarkt: Die (nicht datierten) Drucke 126a, 128a, 135 und 142 entstanden vermutlich alle zu einer Zeit, als die >Historia et descriptio< bereits in mehreren lateinischen Drucken vorlag.35 Die (kurze) Fassung der >IndulgentiaeIndulgentiae< liegen nur in der Form der >Historia et descriptio< (dt.) vor. Sowohl im Deutschen als auch im Lateinischen umfassen die in der >Historia et descriptio< enthaltenen >Indulgentiae< ca. 45 Oktavblätter und gehören damit zu den ausführlicheren Fassungen des Textes. Sie verzeichnen viele der römischen Reliquien und überliefern Legenden über die betreffenden Kirchen; des weiteren wird an einigen Stellen auf nicht-christliche Sehenswürdigkeiten in Rom hingewiesen. Auch hierfür einige (deutschsprachige) Zitate, die sich ebenfalls auf die bereits erwähnten Kirchen S. Juliani in Esquilino und S. Mariae de Populo beziehen:36 [C]zu Sant Iulian, lyt nach daby [bei S. Matthaei], ist ein kloster vnser lieben Frawen bruder. Da ist vil heiltum. Vor der kirchen stet der pallast des keisers Anthonius, da stent noch die aptgotter. D a sint zu einem mal so vil heilig marter geto e t worden, daz das plut flos bys zu Sant Braxeden. D a ist alle tage C iar ablas. 34
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Eine weitere lateinische Variante der >Indulgentiae< wurde unter dem Titel >Reliquie rhomane urbis atque indulgentie< gedruckt (18, nach Paulus Bd. 3 S. 276 nach 1483 entstanden; Hain *13.855, Rossetti G-058): Hier werden nach den sieben Hauptkirchen zunächst weitere Marienkirchen und dann andere Gotteshäuser beschrieben, abweichend von der kurzen Form der lateinischen gedruckten >Indulgentiae< und von der lateinischen >Historia et description 1 26a (Rom: [Sixtus Riessinger und Georg Teutonicus? Wendelin de Wila? Bartholomaeus Guldinbeck?, ca. 1475-1478]; Hain Nachträge 228, Rossetti G-023), 128a ([Rom: Stephan Plannck, ca. 1481-1487]; BSB-Ink. 1-145, Rossetti G-029), 1 35 (Rom: Eucharius Silber, [I486?]; Hain 9175, Rossetti G-042), 142 ([Rom: 1490?]; Copinger 4060, Rossetti G-049). Der älteste datierte Druck der >Historia et descriptio< (lat.) wurde am 7.11.1489 hergestellt (140: Rom, Stephan Plannck; Hain 11.193, Rossetti G-047). Für S. Juliani in Esquilino wird die »Historia et descriptio< (dt.) f. 45 r zitiert; für S. Mariae de Populo zunächst die »Historia et descriptio< (dt.) f. 43 v -44 r , danach D 3 9 f. 6 1 r - 6 2 r und D48 f. 371 v -372 r .
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den
Editionen
[C]zu Vnßer Lieben Frowen de Populo. Da sind och Augustiner vnd haltend obseruantz. Da ist och ein pild von vnßer lieben Frawen, das hat sanctus Lucas gemalet. Da die kirch ist, da hat gestanden ein großer nußbom, darvff so wonten die tufel. Wer dafür ginge ader ritte, den lesterten sie, vnd wist nieman, wer das tet. Sant Pascasio, dem bapst, wart geöffnet, er solt den nussbom abhowen vnd ein kirchen an die stat buen, vnßer lieben Frawen zu ere. Der bapst machet ein gros process mit geistlichem vnd weltlichem volck, vnd gingen zu Rom fur die port, genant Flamminea, zu dem nußbom. Vnd tet der bapst den ersten streich an den bom vnd rutet den selben bom gantz vß der erden. Da vand man vnder dem bom ein sarck, darin so lag der lib des bo e sen Nerons, der sant Peter vnd sant Paul hette laßen marteren vnd to e ten vnd och vil ander cristen. Och tet der selbe Nero Rom an zwoelf orten anzünden mit feur, daz er mochte senhen [!], wie groß das feur worde. Da wolten in die ro e mer darvmb gefangen haben; da stach er sich selbs zu tod, vnd da begraben. Darnach ließ der vorgenant bapst Pascalis den lib des bo e ßen Nerons mit dem nußbom zu puluer gantz verbrennen vnd verbannet alle die tufel, die vff dem nußbom gesessen woren, vnd puet da ein kirchen vnd nant sie Maria de Populo darvmb, das so vil volcks da was, vnd gab darzu II tusend iar ablas vnd zweihundert vnd XIII karrein. Die kirchen vnd das closter hat Sixtus der vierd, bapst, vom grund vff new gepuet vnd begäbet vnd darzu große gnad vnd ablas gegeben. Wer dar inkomet vff alle vnser lieben Frawen tage vnd an yedem besunder vnd alle samstag in der vasten, der hat von yedem tage in besunder volle gnad vnd ablas aller sund. Da ist alweg von mitvasten biß VIII tag nach ostern statio. Item zu Maria Populo da ist das pild der junckfraw Maria, das der hailig ewangelist sant Laucas hat gemacht, vnd das pild hatt der hailig pabst Gregorius getragen in der processen für den gechen tod, do er sach, das der engel Gocz auff der Engelpruck ain plutigs schwert einstieß zu ainem zaichen, das Gott der Herr sein zorn wolt ablassen. Vnd vor dem pild haben gesungen die hailigen engel »Regina celi, letare, alleluia«. Item in der kirchen ist alle tag tausent jar ablas vnd als vil kerrein vnd das tritail Vergebung aller siind. Item am freijtag zu mittervasten so tut man das pild auff; so ist da alle tag vor [lies: von] der zeit piß auff ostern vnd acht tag darnach Vergebung aller sünd, von schuld vnd von pein. Vnd da ist die gewanlich fart alle tag hin, von allen cardinälen vnd bischoffen vnd curtisanen vnd von den römern vnd römerin vnd von allem volck. Item die kirch haist darvmb Maria Populo, wann da yeczund der hochaltar ist, da ist ain nußpam gestanden, vnd in dem nußpam haben die pößen veind gewont vnd haben da gehabt den leijchnam Neronis. Vnd nijemand torst zu der porten außgan, die tewfel zurissen die menschen; vnd geschach groß vbel da von den bössen veinden, vnd nijemand kund wissen, wie es herkam, das die menschen also da schaden nämen. Dann die junckfraw Maria erschein aijm babst vnd tett im kund, er sölt den nußpam abhacken vnd sölt ir an die statt ain goczhaus pawen. Das tett der babst, als paid vnd er das vernam von Maria. Da gieng er mit ainer loblichen processen vnd mit allen cardinälen vnd mit allen cardinälen [!] vnd mit allem römischen volck vnd hackt den pam ab vnd pawt da ain kirchen mit allem volck, das da gegenwtirtig was. Wann alles volck halff zu dem paw, darvmb haist die kirch noch Maria Populo. Maria de Populo. Item czu Maria de Populo do ist IJ tausend ior applas vnd LXXXVIJ ior vnd IIJ hundert karen, alz der mensch do einkumpt gebeicht vnd rewet; das hott bestetigt der bobst Pascasius vnd auch Bonifacius der IX. vnd auch Gregorius. Item auch ist do das hernoch geschriben heylthum: item des nabels Christi; item von dem gespün der iungfraw Maria vnd von irm hör vnd von irem gewandt; item von dem heiigen creucz; item vom gepein sant
Zur Textgeschichte der >Indulgentiae
Indulgentiae< zusammengestellt werden konnten: So wird für S. Juliani in Esquilino aufgrund der räumlichen Nähe der antike Palast des Antonius mit dessen Statuen genannt. Der Verweis auf die Legende der Märtyrer, deren Blut von Praxedis aufgefangen wurde, wird in der >Historia et descriptio< (dt.) auf f. 45r im Rahmen der Beschreibung von Ss. Viti, Modesti et Crescentiae wiederholt; durch solche Hinweise versuchen manche Fassungen, die Beschreibungen der Kirchen inhaltlich zu verklammern. In den zitierten Beschreibungen von S. Mariae de Populo zeigt sich die Tendenz zur Ausschmückung der mit der Kirche verbundenen Legenden, einerseits in bezug auf das Marienbild, andererseits in bezug auf die Legende des Nußbaums, unter dem sich die Leiche des Kaisers Nero befunden hätte. Solche ausführlichen Darstellungen von Legenden finden sich vor allem in der deutschsprachigen Fassung der h i s t o ria et description die lateinische >Historia et descriptio< läßt sie in aller Regel aus. Trotz der skizzierten Entwicklungstendenzen der >Indulgentiae< erweist sich der Versuch, ihre Überlieferung in festumrissene Fassungen zu unterteilen, als problematisch. Honemann unterschied nach einer ersten Sichtung des Materials zwischen einer kurzen und einer erweiterten Version der >IndulgentiaeStationesMirabilia RomaeIndulgentiae< nur selten welche finden lassen, die sich bis in alle Details entsprechen.38 Auch die von Honemann erwähnte Kombination der >Indulgentiae< mit den >Stationes< erweist sich als ein wenig zuverlässiges Unterscheidungskriterium: Es gibt auch Handschriften der »kurzen« Version, die die >Stationes< enthalten (D56, N2). Des weiteren können diejenigen Texte der »kurzen« Version, die lediglich die sieben Hauptkirchen beschreiben, im Umfang diejenigen, die auch einige der weiteren Kirchen aufnehmen, weit übersteigen.39 Schimmelpfennigs Ausführungen, »die Grobgliederung ist allen Handschriften eigen: zuerst werden die sieben Hauptkirchen beschrieben, dann eine mehr oder weniger große Zahl anderer Kirchen«,40 bieten ebenfalls keine ausreichenden Kriterien zur Unterteilung der >Indulgentiaec So durchbrechen etwa die von Weißthanner edierten Handschriften das von Schimmelpfennig beschriebene Schema, wie auch die deutsch- und niederländischsprachigen Handschriften D5, D23, D38, D39, D41, D52, N i l , N14 und N20 sowie die lateinischen Handschriften L78, LI25 und L145. Erste Überlegungen zu einer Binnendifferenzierung der Textzeugen der >Indulgentiae< wieder aufgreifend,41 lassen sich dennoch folgende Großgruppen unterscheiden, für die jeweils die deutsch- und niederländischsprachige Überlieferung angegeben sei:42 38
39
40 41 42
Ausnahmen bestätigen die Regel: So ist etwa ein direkter genealogischer Zusammenhang zwischen den Handschriften D13/D34, D70/D71, D5/D23/D38/ D39/D52 und N5/N13 nachweisbar. Ein Beispiel: Die Wiener Handschrift D73 enthält auf drei Quartseiten 23 Kirchen, dagegen umfassen die >Indulgentiae< in der Münchener Handschrift D40, die nur die sieben Hauptkirchen beschreibt, 15 Quartseiten. Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen S. 640, erneut in ders., >Guide< S. 281. S. Miedema, >Indulgentiae< S. 391 und dies., Kirchen S. 5f. Die Handschriften D l , D22, D42a, D53, D67a, ΝΙΟ, N17 und N19 sind verschollen. Die Handschriften D12 und N18 überliefern Abschriften der Drucke des >Costelike schat der geesteliker rijckdomIndulgentiae< als auch die >Stationes cum indulgentiis< (s. unten, Kapitel 2.1.2; überliefert in den Drucken n5 [Zutphen: Thieman Peterszoon Os van Breda, 1518; Nijhoff/Kronenberg 1806], n6 [Den Haag: Hugo Janszoon van Woerden, 23.8.1519; Nijhoff/Kronenberg 3808, Rossetti G-239], n7 [Antwerpen: Willem Vorsterman, 20.2.1521; Nijhoff/ Kronenberg 1279, Rossetti G-249], n8 [Den Bosch: Adriaen Roelofs, 20.2.1521; Nijhoff/Kronenberg 3313, Rossetti G-248] und in den Handschriften D12 und N18). Die in meiner Dissertation S. 222 zitierte Lagenformel von n7 ist nicht für alle erhaltenen Exemplare identisch: Das Londoner Exemplar enthält mehr Holzschnitte als das Brüsseler, diese wurden jedoch wahrscheinlich nachträglich hinzugefügt. Von Druck n8, in meiner Dissertation S. 222 noch ohne Exemplarnachweis, hat die Koninklijke Bibliotheek in Den Haag ein Exemplar erwerben können. Es zeigt sich, daß der Satz dieses Druckes mit demjenigen von n7 identisch ist; hinzugefügt wurden lediglich die letzten Zeilen des Kolophons, der den Buchverkäufer (Adriaen Roelofs) nennt (Signatur 2901 E 25, frdl. Mitteilung von Herrn Dr. Gerard van Thienen [Den Haag], 26.4.1999). - Die
Zur Textgeschichte der >Indulgentiae
Figuren van den seuen kerken van Romen< und >Weck vnd meylenIndulgentiae< verdient eine gesonderte Untersuchung, die hier nicht geleistet werden kann. Zu betonen ist allerdings, daß alle im folgenden genannten Texttypen ebenfalls in lateinischer Sprache existieren. - Es sei darauf hingewiesen, daß einige Schreiber angeben, Informationen aus mehreren Vorlagen kopiert zu haben: Die Handschrift D21 etwa vermerkt an einigen Stellen, »eyn ander boek« weiche von den dort gerade wiedergegebenen Angaben ab. Andere Schreiber versuchten nicht, unterschiedliche Vorlagen zu einem Gesamttext zu vermischen, sondern schrieben zwei oder sogar drei Fassungen der >Indulgentiae< in e i n e r Handschrift ab (D13, D21, D34, D67, N2, N3, N7, N14a, N19a). Die >Figuren< sind eine niederländische Bearbeitung der >Indulgentiae< (s. unten S. 90 und Kapitel 3.5), der >Weck vnd meylen< eine sehr kurze deutschsprachige (s. S. 57 mit Anm. 105).
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Kapitel 2: Vorbemerkungen zu den Editionen
2a2. D i e weiteren Kirchen werden systematisch nach der Topographie der Stadt R o m angeordnet. D i e s e Art der Systematisierung erfuhr durch die >Historia et descriptio< (dt.) eine sehr weite Verbreitung; sie findet sich ebenfalls in der Vorlage für diesen Text ( D 7 6 ) sowie in den von der >Historia et descriptio< (dt.) abgeschriebenen Handschriften D 4 , DIO, D i l , D28, D 3 2 , D 5 5 und D77. D i e zu dieser Gruppe gehörigen Textzeugen beschreiben im Vergleich zu den anderen Gruppen eine sehr große Anzahl von Kirchen (über 90). 2a3. Für die weiteren Kirchen ist keine Systematik erkennbar. Wenn zuerst die sieben Hauptkirchen genannt werden, ist die Reihenfolge der darauffolgenden anderen Kirchen nur in manchen Fällen einer Systematisierung unterworfen: In weitaus den meisten Fällen läßt sich eine Systematik der Reihenfolge, in der die Kirchen genannt werden, nicht ermitteln. Dieses Problem sei an einem beliebigen Beispiel demonstriert. Die Münchener Handschrift D34 (Mitte des 15. Jahrhunderts) enthält zwei Versionen der >IndulgentiaeIndulgentiaeIndulgentiae
Dialog im Kloster MaulbronnDialog im Kloster Maulbronn< insgesamt die meisten Kirchen (über 40), D6, D8, D13/2, D15, D29, D34/1, D46, D48, D75 und N4 zwischen 30 und 40. Die zweite Fassung der zweiten Gruppe umfaßt Handschriften und Drucke, die die römischen Hauptkirchen mit weiteren Kirchen mischen. Hier lassen sich vier Varianten beobachten: Einige Textzeugen überliefern alle sieben Hauptkirchen vollständig, fügen zwischen ihnen weitere Kirchen ein und halten dabei eine topographische Ordnung ein. Überliefert ist dies etwa für die im 15. Jahrhundert entstandene Gruppe D5, D23, D38, D39 und D52, die eine relativ hohe Anzahl von Kirchen beschreibt (über 40). D26a enthält dagegen neben den sieben Hauptkirchen lediglich zwei weitere (Ad Tres Fontes und S. Mariae de Ara Coeli), N7/3 lediglich eine (S. Mariae de Populo). Andere Handschriften und Drucke enthalten alle sieben Hauptkirchen vollständig, fügen zwischen ihnen weitere Kirchen ein und folgen dabei einer kalendarischen Ordnung (nach den Monaten des Kalenderjahrs): D16, D19, D21/1, D26b, D26c, D31, D47, D67/1, N3/2, N6, N7/1, N i l , N14, N19a/2, >InformacieIndulgentiaeInformacie< s. unten S. 65 sowie Kapitel 3.2.2. und 6.2.8. »D64« enthält einen Kalender, der ebenfalls nach Monaten eingeteilt ist; zu den einzelnen Tagen der Heiligen werden jeweils zwar Ablässe genannt, der Bezug zu den römischen Kirchen fehlt hier jedoch. Die Handschrift ist deswegen nicht zu den >Indulgentiae< oder >Stationes cum indulgentiis< zu rechnen. Drucke n 5 - n 8 (s. oben S. 30 Anm. 42), Handschriften D12 und N18.
Zur Textgeschichte der >Indulgentiae
Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae< nicht als den Titel eines festumrissenen Textes zu betrachten, sondern vielmehr als einen Sammelnamen für untereinander stark divergierende Fassungen, deren wichtigstes gemeinsames Charakteristikum die Beschreibung einer Auswahl der römischen Kirchen (vor allem ihrer Ablässe) ist. Der Text kursierte bis in das 16. Jahrhundert, verlor allerdings bereits in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts deutlich an Überlieferungsbreite.49 Es scheint, daß einerseits der Sacco di Roma im Jahre 1527, andererseits auch die Reformation dazu geführt haben, daß die Pilgerfahrten nach Rom (und damit auch der Bedarf nach Rompilgerführern im Stil der >IndulgentiaeHistoria et descriptio< vor, die im Jubeljahr 1500 datiert und von denen heute noch Exemplare erhalten sind; zwischen 1500-1520 sind 25 lateinische und vier deutsche Drucke datiert; nach 1520 neun lateinische und zehn deutsche. Nur zwölf deutsche Handschriften der >Indulgentiae< entstanden im 16. Jahrhundert, davon fünf um die Jahrhundertwende, weitere vier mit Sicherheit in der ersten, lediglich eine in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hinzu kommen allerdings die >Stationes cum indulgentiisIndulgentiae< nicht wieder auf, sondern bediente sich anderer Texte.50 Die >Historia et descriptio< wurde in italienischer Sprache bearbeitet und erreichte unter dem Titel >Le cose maravigliose della città di Roma< eine beträchtliche Verbreitung,51 im Lateinischen spielte sie jedoch im 16. Jahrhundert keine nennenswerte Rolle mehr. Diejenigen Drucke der >Indulgentiae< (bzw. genauer: der >Historia et descriptioAblas büchlein. Erzelunge des heilthumbs, gnade vnd ablas aller kirchen in Rom< des Johannes Petreius,52 der es als seine Aufgabe ansah, das überkommene Gedankengut der >Historia et descriptio< (dt.) für die Nachwelt zur Verfügung zu stellen, »auff das vnser nachkomen heute oder morgen sehen künten, was es fur ein ding vmb das bapstumb gewest, vnd sich desto besser fur solcher abgötterey hüteten vnd fürsehen«. 53 Petreius druckt nach einer kurzen Vorrede die >Indulgentiae< und die >Stationes< nach den Drucken d9 und 121 (s. unten S. 52 und oben S. 26 Anm. 33) ab, wobei er die deutschsprachigen >Indulgentiae< mit in margine gedruckten bissigen Bemerkungen versieht. So etwa f. [A3V] zum Tuch, mit dem Christus die Füße der Jünger trocknete: »Füßtuch. Dieses wollen sie auch zu Ach haben«;54 f. [A4r] zu einem Stein mit den Fingerabdrücken Mariens: »Sie muß seher hart gegriffen haben«;55 f. [A7V] zum Strick, mit dem sich Judas erhängte: »Judas strick. Dis ist recht römisch heylthumb!«;56 f. [E2r] zu den Reliquien der Patriarchen: »O, das ist alt heilthumb!«;57 f. [E4V] zum Weinwunder in Ss. Celsi et Juliani: »Das were ein gutt wunderzeichen für die deutschen!«.58 - Die >Indulgentiae< hatten, so zeigt sich in Texten 50 51
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Vgl. etwa Paulianus (1550). S. Miedema, >Mirabilia< S. 223-238, Rossetti und das Faksimile >Le cose maravigliose Historia et descriptio< (dt.) f. 19v (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 26). S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 20 v (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 83). S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 23 v (Ii.), f. 26v (re.) (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 41). S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 48v (= Miedema, Kirchen, S. Mariae supra Minervam, Reliquien Nr. 1). S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 50 v -51 r (= Miedema, Kirchen, Ss. Celsi et Juliani, Namensgebung/Geschichte).
Zur Textgeschichte der >Stationes< und >Stationes cum indulgentiis
Stationes< u n d >Stationes c u m indulgentiis< D i e Überlieferung der >Stationes< gestaltet sich sehr viel einheitlicher als diejenige der >IndulgentiaeMirabilia vrbis Romae, das ist: Die wundersame verwunderliche wunder, so in der stat Rom, dem grossen römischen binnkorb zu finden< enthält, in denen der Text der >Historia et descriptio< (dt.) nach einer kurzen polemischen Einleitung unkommentiert wiedergegeben wird. d46-d50 enthalten den >Heilig brotkorb der heiligen römischen reliquien oder würdigen heiligthumbs procken. Das ist: Iohannis Calvini notwendige vermanung von der papisten heiligthumb [...] sampt beigethanen Wunders wundern in der stat Rom< (d46: Christiingen: Ursinus Gutwinus [= Straßburg: Tobias Jobin], 1594; »Index Aureliensis« 130.256, Rossetti G-504; d47: Christiingen: Ursinus Gutwinus [= Straßburg, Erben des Bernard Jobin?], 1601; »Inventario« Nr. 3214, Rossetti G-545; d48: Christiingen: Ursinus Gutwinus [= Straßburg: Erben des Bernard Jobin?], 1606; Rossetti G-552; d49: Christiingen: Ursinus Gutwinus [Straßburg: Erben des Bernard Jobin?], 1608; Rossetti G-558; d50: Christiingen: Ursinus Gutwinus [Straßburg: Erben des Bernard Jobin], 1622; Rossetti G-628). Die Einleitung dieses Textes beschreibt die kritisierten Bräuche sehr ausführlich und nimmt dabei auf einzelne römische Reliquien Bezug. So heißt es etwa zur Geißelsäule Christi (s. z.B. >Historia et descriptio< [dt.] f. 45 r -45 v [= Miedema, Kirchen, S. Praxedis, Reliquien Nr. 4]): »Darnach wird auch zu Rom in des [!] Praxedis kirchen eine seile gewiesen, daran der Herr Christus soll gebunden sein gewesen, da er gegeisselt ist worden [...]. Daran aber zweiffei ich nicht, sie haben solche seulen mit ihrem spitzfinnigen kopff selber erfunden: Den sonst finden wir nichts vberall in der gantzen historien des heiligen euangelij von solchen seulen. Das ist war vnd vnleugbar, das der Herr Christus gegeisselt sey worden, aber das er eben an seulen gebunden sey, haben sie zum ersten erdicht vnd erfunden« (zitiert nach d46, Exemplar Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, 2 an: Yi 9951a R f. Giij v ). Ein weiteres Beispiel: Zum Schwamm, mit dessen Hilfe Christus am Kreuz Essig gereicht wurde (s. etwa >Historia et descriptio< [dt.] f. 30v [= Miedema, Kirchen, S. Crucis, Reliquien Nr. 14]), führt die Einleitung aus, f. Gij v : »Ey lieber, sage mir, wo hat man den selbigen vberkommen? Haben die gottlosen juden den schwamm vnter ihren henden gehabt vnnd ferner behalten, oder haben sie es den aposteln mitgetheilet vnnd befohlen, daß es für ein heyligthumb auffgehaben würde? Oder aber haben's die juden selber auffgehaben vnd verwaret, damit solchs auff die künfftige zeit behalten würde? Ey, welche eine grosse sünde ist doch das, daß des Herren Christi name also gemißbraucht wird zu solchen schäntlichen, alten, schalen fratzen vnd fabeln!«
38
Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
sehen Gemeinde wurden die Stationsgottesdienste auf andere Kirchen verlegt, nicht nur zur Entlastung der mater ecclesiae, sondern auch mit dem Ziel, die jeweiligen Stadtviertel in die römische Liturgie einzubeziehen. Die Stationstage des temporale und des sanctorale haben sich dabei auf unterschiedliche Art und Weise entwickelt: Für das temporale spielten die Hierarchie der Kirchen und ihre topographische Lage eine wesentliche Rolle, während die Verteilung der Stationsgottesdienste des sanctorale sich vor allem danach richtete, in welcher Kirche sich die Reliquien des/der jeweils memorierten Heiligen befanden. 60 Die älteste Handschrift, die die >Stationes< überliefert, stammt aus dem 8./9. Jahrhundert. 61 Die selbständige Überlieferung des Textes weist nach dieser ersten Handschrift allerdings eine große Lücke auf und setzt sich, soweit bisher ermittelt werden konnte, erst wieder im 12. und 13. Jahrhundert fort. 62 Die frühesten Übersetzungen ins Deutsche und Niederländische sind im 14./15. Jahrhundert entstanden. 63 Änderungen des Inhalts der >Stationes< ergeben sich in nur wenigen Fällen, so ζ. B. bei der Verlegung der Statio von S. Cyriaci in Thermis auf S. Quirici.64 Weitere Varianten entstehen durch Überlieferungsfehler. 65 Bereits bekannt war, daß der Aufbau des Textes in den jeweiligen Textzeugen die Unterscheidung von zwei Redaktionen erlaubt. 66 Dabei ist die erste Redaktion nach den Monaten des Kalenderjahres aufgebaut und beginnt entsprechend mit dem Monat Januar, während die zweite Redaktion dem Kirchenjahr folgt und in aller Regel mit den Stationstagen der Fastenzeit, selten auch mit denen der Adventszeit beginnt. Hinzuzufügen ist jedoch, daß es darüber hinaus Merkverse gibt, die (die zweite Redaktion der >Stationes< auf die Fastenzeit kürzend) die wichtigsten Stationstage nennen. 67 60 61 62
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D e Blaauw S. 53-65. S. die Handschrift L226. 8./9. Jahrhundert: L140, L226; 12. Jahrhundert: L72, L172; 12./13. Jahrhundert: LI65; 13. Jahrhundert: LI, L132, L133; 13./14. Jahrhundert: L124, L139; 14. Jahrhundert: L25, L57, L86, L129, L131. Die Handschrift D56 ist die einzige, die in das 14./15. Jahrhundert datiert wird, alle anderen deutsch- und niederländischsprachigen Handschriften der >Stationes< sind im 15. und 16. Jahrhundert entstanden. Vgl. die Edition der >Historia et descriptio< (dt.) f. 45v (= Miedema, Kirchen, S. Cyriaci in Thermis, Namensgebung/Geschichte). S. ζ. B. die Verwechslung von Ss. Anastasii et Vincentii und S. Anastasiae auf f. 55v der deutschsprachigen >Historia et description S. Miedema, >Mirabilia< S. 15 und dies., Artikel >Stationes ecclesiarum urbis RomaeInclita Roma tibi< (Walther/Hilka Nr. 9228); Edition bei Buccilli S. 332. Abweichende Merkverse enthalten die Handschriften L104 (Miedema, >Mirabilia< S. 55, vgl. Worstbrock S. 120, der dafür plädiert, diese Handschrift aus der Liste der Überlieferung der >Stationes< zu streichen), L118a, L153 (Miedema, >Mirabilia* S. 70) und L205b.
Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio
Stationes< zu trennen sind diejenigen spätmittelalterlichen Texte, die nicht nur das kalenderartige Schema der >Stationes< übernehmen, sondern darüber hinaus für jeden Tag verzeichnen, welche Ablässe am jeweiligen Tag in der betreffenden Stationskirche erworben werden konnten. Für diese Texte sei der Titel >Stationes cum indulgentiis ecclesiarum urbis Romae< (kurz: >Stationes cum indulgentiisStationes< zum Aschermittwoch lediglich vermerkt: »An der aschren mitwochen zu Sant Sabina«, ergänzen die >Stationes cum indulgentiisc »C An der aschermitwochen ist stacio czu Sant Sabina. Do sind IIJ tausent jar ablaß vnd volkummene Vergebung aller sünd«.68 - Die >Stationes cum indulgentiis< sind nicht vor dem 15. Jahrhundert nachweisbar und scheinen vor allem in den Volkssprachen beliebt gewesen zu sein. Sie sind nicht mit der Gruppe 2b2 identisch (vgl. oben S. 34 und die Handschrift N14, Kapitel 3.2.1): Handschriften dieser >IndulgentiaeIndulgentiaeStationes cum indulgentiis< dagegen verzeichnen lediglich zu den wichtigsten Tagen des Kirchenjahres (vom Advent bis nach Ostern) die entsprechenden Ablässe, ohne auf die Reliquien zu verweisen. Die >Stationes cum indulgentiis< richten sich nach den beweglichen Festtagen, während für die Gruppe 2b2 die unbeweglichen Festtage das Gerüst des Kalenders bilden. 2.1.3. Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio< Als >Mirabilia Romae vel potius Historia et descriptio urbis Romae< bezeichnet man diejenige Textkompilation, die speziell für den Buchdruck aus einer Chronik der römischen Könige und Kaiser, den >Indulgentiae< und der zweiten Redaktion der >Stationes< zusammengestellt wurde.69 Die >Historia et descriptio< liegt in einer lateinischen und in einer deutschen Fassung vor, deren Verhältnis untereinander im folgenden zu klären ist. Darüber hinaus ist die Textgeschichte der >Historia et descriptio< darzustellen: Obwohl ihre Entstehung zu einer sehr starken Standardisierung der Angaben in den >Indulgentiae< führte, ist auch sie 68
69
>Historia et descriptio< (dt.) f. 53v (Kapitel 3.4), >Stacion büchlein< f. 4r (Kapitel 3.3.1). S. oben S. 9. - In diesem Kapitel ist lediglich die Textgeschichte der >Historia et descriptio< zu skizzieren; auf die Quellen, die für diese Kompilation benutzt wurden, soll im Kapitel 4 eingegangen werden.
40
Kapitel 2: Vorbemerkungen zu den Editionen
innerhalb des ca. fünfzigjährigen Zeitraums ihrer Überlieferung geringfügigen Wandlungen unterworfen, die es zu skizzieren gilt. Es ist wahrscheinlich, daß die erste Ausgabe der >Historia et descriptio< das deutschsprachige Blockbuch d l war, 70 welches möglicherweise in Nürnberg produziert wurde. 71 Für die Datierung des Blockbuchs fehlt es an exakten Angaben, da es keinen datierten Kolophon besitzt. Es gibt jedoch die folgenden Anhaltspunkte: 1. Das Blockbuch enthält am Ende das Wappen des Papstes Sixtus IV. [1471-1484], so daß sich einerseits als sicherer terminus post quem das Jahr 1471, andererseits als terminus ante quem das Jahr 1484 ergibt. 72 70
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72
Nähere bibliographische Angaben zu den deutsch- und niederländischsprachigen Drucken, die im Rahmen dieser Arbeit ediert werden, finden sich unten auf S. 51-55 und in Kapitel 2.4. Zum Entstehungsort Nürnberg s. Ehwald S. 7 (stilistische und schriftsprachliche Argumente). Er vermutet für die Abbildungen und die charakteristische Form des »M« italienische Vorlagen (ebd. S. 9f.), jedoch scheint diese Form des »M« im 15. Jahrhundert nicht nur in Italien verwendet worden zu sein: Im Falle der Signatur des Hans Memling (gestorben 1494) führte sie sogar dazu, daß dieser in der Literatur des 17.-19. Jahrhunderts teilweise als »Hemling« bezeichnet wurde (s. Smeyers, Analecta Memlingiana S. 171-176 mit weiterer Literatur sowie Beispielen aus Deutschland und den Niederlanden); auf einem süddeutschen Einblattdruck kommt sie ebenfalls vor (Schreiber 1851, vor 1479 entstanden, Abbildung im Katalog »Blockbücher« S. 190; mit Dank an Frau Dr. Sabine Griese, Münster). Bei den von Miedema, Überlegungen S. 330 genannten Argumenten für die mögliche Entstehung des Blockbuchs in Rom wurde nicht berücksichtigt, daß die Herstellung von Blockbüchern nahezu ausschließlich in Deutschland und den Niederlanden, nicht jedoch in Italien stattfand. - Ehwald S. 5 verweist zu Recht darauf, daß im Jahre 1475 ein datierter lateinischer Druck der >Indulgentiae< hergestellt wurde (1 21, s. oben S. 26 Anm. 33); dieser überliefert allerdings ausschließlich die >Indulgentiae< (nicht die vollständige >Historia et descriptioHistoria et descriptio< gegeben, dem der Holzschnitt mit dem Wappen des Papstes Sixtus IV. erst später hinzugefügt worden sei (so auch noch bei Veneziani, >Mirabilia< S. 147), vermag nicht zu überzeugen; s. dazu Miedema, Überlegungen S. 331f. - Spätere Drucke verwenden die Holzstöcke des Blockbuchs, entfernen jedoch das dort befindliche Wappen und tauschen es (handschriftlich) gegen das des Papstes Innocentius VIII. [1484-1492] aus: so in 134 (Rom: [Andreas Freitag, ca. 1485-1489]; Rossetti G-040; vgl. Hülsen, >Mirabilia< S. 10 und Veneziani, >Mirabilia< S. 147). Auch die Drucke 127 ([Rom: Stephan Plannck? Bartholomaeus Guldinbeck? 1485 oder später]; Rossetti G-044) und d6 (Leittext für die Edition in Kapitel 3.4; gedruckt in Rom bei Bartholomaeus Guldinbeck, 1487) verwenden Holzstöcke des Blockbuchs, nicht jedoch den Wappen-Holzschnitt. Da einer der Stöcke in diesen beiden Drucken beschädigt ist (in der Darstellung des Veronica-Tuches, s. Abb. 11, fehlt die Flamme der linken Kerze), müssen diese ebenfalls später entstanden sein als das Blockbuch.
Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< (dt.), Apparat zu f. l v . - Daß Ludwig von Eyb nicht einen der dem Blockbuch (dl) sehr nahe stehenden Drucke d3 oder d4 verwendete, ist vor allem aus den Formulierungen ersichtlich, die er für die Angaben der Stationstage wählte (vgl. die Edition der >Historia et descriptio< [dt.], Apparat zu S. Chrysogoni, f. 33v; zu S. Sixti, f. 38r; zu S. Stephani in Coelio Monte, f. 38v; zu Ss. Quattuor Coronatorum, f. 39r; zu Ss. Philippi et Jacobi, f. 42r; u.ö.). Vgl. außerdem die Angaben über die Statuen bei S. Johannis in Laterano (f. 20 v -21 r ), die Bemerkung zu Ss. Anastasii et Vincentii im Rahmen der Beschreibung von S. Pauli extra Muros (f. 27v) oder die Verballhornung des Namens der Kirche S. Mariae in Via Lata (f. 42v): Alle diese Textstellen stimmen, wie viele weitere, mit dl, nicht jedoch mit d3 oder d4 überein. Helgard Ulmschneider, Artikel »Ludwig von Eyb der Ältere zu Eybburg«, in: 2 VL Bd. 5 Sp. 997-1006, hier Sp. 999. Ehwald S. 5f„ das Zitat S. 6. Ergänzend zum von Ehwald S. 6f. genannten Umbau von S. Spiritus (»Historia et descriptio< [dt.] f. 51v) ist bezüglich der Aktivitäten des Papstes Sixtus IV. [1471-1484] hinzuweisen auf die Statuen, die sich bei S. Johannis in Laterano befanden und von Sixtus IV. 1471 zum Capitolium gebracht wurden (f. 20 v 21r); auf den Ablaß, den er der Kirche S. Mariae de Consolatione verlieh (f. 41v); auf die Verlegung der Statio von S. Cyriaci in Thermis nach S. Quirici (f. 45v; 1475); auf die Restaurierung der Kirchen S. Mariae de Populo (f. 44r; 1475), Ss. Viti, Modesti et Crescentiae (f. 45r; 1477), S. Mariae de Pace (f. 50r) und S. Cosmati (f. 53r; 1475).
42
Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
nannt würden; viele Ereignisse fanden erst mit erheblicher Verspätung Eingang in den Text.77 Der terminus ante quem bleibt somit vorläufig 1480, der terminus post quem 1471.
4. Zu berücksichtigen ist allerdings, daß es für die aufwendige und kostspielige Produktion des Blockbuchs einen Anlaß gegeben haben muß, der einen ausreichenden Absatz des Textes versprach - dieser wäre wohl am ehesten im Jubeljahr zu vermuten. 78 5. Auf ein weiteres Argument, das für die Entstehung der >Historia et descriptio< (dt.) im Jahre 1474 oder kurz danach spricht, ohne dafür eindeutige Beweise zu liefern, wird unten (Kapitel 4.1, S. 303-307) einzugehen sein. Wahrscheinlich wurde das Blockbuch in Deutschland hergestellt (nach Ehwald in Nürnberg). Die frühesten datierten Drucke sind ebenfalls in Deutschland entstanden (d3: Süddeutschland, 1481, d4: München, 1482); erst in den nachfolgenden Jahren wanderte der Text nach Rom. Welcher römische Drucker die >Historia et descriptio< (dt.) erstmalig auflegte, ist unsicher. Der erste datierte römische Druck des Textes stammt aus der Offizin von Bartholomaeus Guldinbeck (d6, 28.8.1487); für den nicht datierten Druck d5, der wahrscheinlich von Stephan Plannck in Rom gedruckt wurde, wird jedoch angegeben, daß er im Zeitraum zwischen 1484-1487 und damit entweder kurz vor oder kurz nach d6 entstanden sein könnte. 79 Sowohl Stephan Plannck als auch Bartholomaeus Guldinbeck lebten in diesem Zeitraum bereits seit Jahren in Rom, für beide Drucker wäre somit annehmbar, daß sie in ihren Offizinen den ersten römischen Druck der >Historia et descriptio< (dt.) herstellten. 80 77
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Die Restaurierung der Kirche S. Marci unter Papst Paulus II. [1464-1471] wird erstmalig in Druck d6 (1487) erwähnt (>Historia et descriptio< [dt.] f. 42 r ), der Hinweis fehlt jedoch noch in den Drucken d9 (1491) und d21 (1500). - Manche Restaurierungsmaßnahmen werden gar nicht in den Text aufgenommen: So wurde die Kirche S. Laurentii in Damaso im Jahre 1485 umgestaltet, ohne daß dies in den >Indulgentiae< Erwähnung findet. Vergleichbar ist, daß das Blockbuch von Sankt Meinrad aller Wahrscheinlichkeit nach in Einsiedeln aus Anlaß der »Engelweihe« des Jahres 1466 hergestellt wurde, s. Helbling S. 26f. Anm. 27. Hülsen, >Mirabilia< nennt d5 nicht unter den Plannck zuzuschreibenden Drukken und gibt entsprechend keinen Datierungsvorschlag. Im April 1488 wurde d5 von »Liennhartt Stiilschreiber zuo Fiessenn« abgeschrieben (Handschrift D4), so daß der Druck mit Sicherheit vor diesem Datum entstanden ist, s. die Edition der >Historia et descriptio< (dt.), Apparat zu f. 56". Stephan Plannck war nach Hülsen, >Mirabilia< S. 14f. und Geldner, Inkunabeldrucker Bd. 2 S. 51 bereits seit dem neunten Jahr des Papstes Sixtus IV. [14711484; sein neuntes Regierungsjahr war entsprechend 1479/80] in Rom tätig, Bartholomaeus Guldinbeck nach Geldner, Inkunabeldrucker Bd. 2 S. 51 früher: seit 1475. Nach Esch, Frühdrucker S. 52 wohnte Guldinbeck bereits seit
Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< (dt.), so gibt es einige Hinweise auf die zeitliche Priorität von d5, auch wenn sich diese nicht endgültig beweisen läßt. Ein augenfälliger Befund ist, daß die frühesten Drucke der >Historia et descriptio< (dt.) im Bereich der nicht zu den Hauptkirchen gehörigen Gotteshäuser einige Kirchen weniger enthalten als die späteren: d5 und d6 (sowie die meisten der späteren Drucke) enthalten Beschreibungen von S. Mariae de Consolatane, S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci, die in dl, d3 und d4 nicht überliefert sind. Allerdings weichen d5 und d6 in der Reihenfolge der Beschreibung der genannten Kirchen voneinander ab: S. Mariae de Consolatione erscheint in d5 nach der Beschreibung von S. Mariae de Ara Coeli, in d6 dagegen wird die Kirche in den Rundgang, nach S. Mariae de Gratia, eingeordnet. Für die drei restlichen zusätzlichen Kirchen überliefert d5 die Reihenfolge S. Petri Montis Aurei, S. Francisci, S. Cosmati, während d6 die Reihenfolge der beiden zuletzt genannten Kirchen vertauscht und somit einem an die Topographie der Stadt orientierten Rundgang anpaßt. 81 Daß zwei Bearbeiter unabhängig voneinander zur gleichen Auswahl dieser zusätzlichen Kirchen gekommen wären, ist mehr als unwahrscheinlich. Da die in d6 überlieferte Anordnung von nahezu allen späteren Drucken übernommen wird, darf wohl angenommen werden, daß d5 ein erster Versuch der Erweiterung des Textes war, der in d6 verbessert wurde; zwingend ist diese Annahme jedoch nicht. Aus dem Kolophon von Bartholomaeus Guldinbecks Druck d6 spricht ein gewisses »Autorbewußtsein«: »Also hat diß buchlin ein ende, von der großen gnad vnd ablas von allen namha e ftigen kirchen zu Rom, der alten vnd ouch der nuwen, die in kurtzen iaren gepauwen sind. Das hate gedrucket mit großem fliß vnd zusamen geleßen maister Barthlome Guldinbeck von Sultz« (f. 56v). Dieses Zitat kann man dahingehend interpretieren, daß sich Guldinbeck mit dem Hinweis auf die »nuwen« Kirchen damit brüstete, der Urheber der zusätzlichen Beschreibungen zu sein, so daß d6 älter wäre als d5 - oder aber Guldinbeck schmückte sich mit fremden Federn, weil er die Beschreibungen der zusätzlichen Kirchen aus d5 übernahm. Die Illustrationen des Textes lassen ebenfalls keine eindeutigen Schlußfolgerungen zu, auch wenn sie die Wahrscheinlichkeit, daß d5 vor d6 entstand, erhöhen. Bartholomaeus Guldinbeck benutzte nämlich für d6 zwei der originalen Holzstöcke des Blockbuchs, während d5 einen Nachschnitt von einem weiteren Holzschnitt des Blockbuches enthält. 82
81 82
1469 nachweisbar in Rom, früher somit als Plannck; entscheidend ist dennoch, daß b e i d e Drucker im Zeitraum 1484-1487 in R o m tätig waren. S. die Edition der >Historia et descriptio< (dt.) f. 41v, f. 52 v -53 r . S. unten S. 70f.: Der Wappenholzschnitt fehlt in d6, wird jedoch von d5 übernommen.
44
Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
d5 hat somit mit einiger Sicherheit nicht d6 als Vorlage benutzt, sondern das Blockbuch (dl) selbst. Für die Übernahme der Herstellung der >Historia et descriptio< (dt.) in Rom läßt sich somit folgendes Fazit formulieren: Wer diesen Text in Rom zuerst gedruckt hat, ist unsicher; wahrscheinlich ist jedoch, daß d5 früher entstanden ist als d6 und Stephan Plannck somit der erste römische Drucker der >Historia et descriptio< (dt.) war. Bartholomaeus Guldinbeck hat jedoch insoweit einen größeren Einfluß auf die Überlieferung des Textes gehabt, als seine Fassung die weiteste Verbreitung fand (die Anordnung der Kirchen wie für d5 besprochen findet sich sonst nur in d9 und d21, alle anderen Drucke folgen d6). Trotz der Unsicherheit über den genauen Entstehungszeitpunkt der deutschsprachigen >Historia et descriptio< läßt sich in bezug auf ihre Textgeschichte ein wichtiges Ergebnis festhalten: Die lateinische Fassung der >Historia et descriptio< muß in zeitlicher Nachfolge zur deutschen entstanden sein. Zwar bestand in bezug auf einige Drucke (127, 128,131,134,136) bisher Unsicherheit, in welchen Jahren diese hergestellt wurden; als mögliche Entstehungszeit wurde für sie der Zeitraum zwischen 1480 und 1492 vorgeschlagen.83 Einblick in die erhaltenen Exemplare zeigt jedoch, daß der genannte Zeitraum auf 1485-1492 verkürzt werden kann: Alle genannten Drucke vermerken zur Kirche S. Augustini, das dort befindliche Marienbildnis habe im Jahre 1485 Wunder bewirkt.84 Auch wenn man die Datierung des Blockbuchs auf das Jahr 1475 nicht akzeptiert, ist der erste datierte deutschsprachige Druck der >Historia et descriptio< (d3,1481) somit älter als alle erhaltenen lateinischen. Die lateinische >Historia et descriptio< ist jedoch keine direkte Übersetzung des deutschsprachigen Textes: Obwohl Zahl und Reihenfolge der im lateinischen Text genannten Kirchen denjenigen der deutschsprachigen >Historia et descriptio< bis auf wenige Ausnahmen entspre83
84
1 27: s. oben S. 40 Anm. 72. 128: [Rom: Stephan Plannck, ca. 1481]; »Fairfax Murray« 1279.1 31: [Rom: Stephan Plannck?, 1484-1487?]; Hain *11.190, Rossetti G-037.134: s. oben S. 40 Anm. 72.1 36: [Rom: Stephan Plannck, ca. 1486? 1490/92?]; Rossetti G-043. - Der erste datierte lateinische Druck entstand im Jahre 1489 (140, s. oben S. 27 Anm. 35). S. Miedema, Kirchen, S. Augustini, Reliquien Nr. 1; das Bildnis wird auch in der >Historia et descriptio< (dt.) f. 43 r -43 v genannt, jedoch ohne Erwähnung des genannten Datums. - Überprüft wurde Druck 127 (s. oben S. 40 Anm. 72) anhand des Exemplars Rom, Bibliotheca Hertziana, Dg 450-870; Druck 1 31 (s. oben S. 44 Anm. 83) anhand des Exemplars München, Bayerische Staatsbibliothek, 8° Inc. s.a. 195; Druck 1 34 (s. oben S. 40 Anm. 72) anhand des Exemplars Greifswald, Universitätsbibliothek, Inc. 430; Druck 1 36 (s. oben S. 44 Anm. 83) anhand des Exemplars Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Inc. VI 17. Vom Druck 128 (s. oben S. 44 Anm. 83) ist kein Exemplar erhalten.
Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio
Indulgentiae< und >Stationes< sowie auch die Anzahl und Reihenfolge der in den >Indulgentiae< beschriebenen Kirchen, ansonsten wurde der Text jedoch erheblich bearbeitet. A l s Basis diente offensichtlich einer der frühesten Drucke der >Historia et descriptio< (dt.), d l , d3 oder d4: D i e Kirchen S. Cosmati, S. Francisci und S. Petri Montis Aurei, die in d5 und d6 ergänzt wurden, fehlen in allen Drucken der lateinischen >Historia et descriptio< (ebenso, im übrigen, wie die Kirche S. Jacobi Hispanorum, die ebenfalls in d5 und d6 nicht enthalten ist). Auf welche Art und Weise die lateinische >Historia et descriptio< v o m Text der deutschen Vorlage abweicht, sei anhand weniger Textbeispiele demonstriert; für diese wird nicht die in Kapitel 3.4 edierte Fassung der >Historia et descriptio< (dt.) zitiert, sondern das Blockbuch als die (vermutlich) erste Fassung des Textes. 8 6 Für den lateinischen Text wird die Ausgabe des Textes v o m 16. August 1500 zitiert (1 81), 8 7 die im Vergleich zu älteren lateinischen Drucken keine wesentlichen Unterschiede aufweist. 8 8 85 86
87
88
So bereits Ehwald S. 19. Zitiert wird nach Ehwald. Um die Auffindbarkeit der zitierten Passagen zu erleichtern, wird in den Anmerkungen jeweils nicht nur auf Ehwald, sondern auch auf die in Kapitel 3.4 edierte Fassung der >Historia et descriptio< (dt.) verwiesen. Das Blockbuch ist dort im Apparat unter der Sigle dl/dA wiederzufinden. Hain *11.207, Rossetti G-123. Benutztes Exemplar: Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Inc. 3546 an Inc. 3548. Dieser Druck wurde auch bei Miedema, Kirchen berücksichtigt. Repräsentativ ist er aus zwei Gründen: Erstens entstand er in der Mitte des Überlieferungszeitraums der >Historia et descriptio< (lat.); zweitens wurde er von der Offizin des Johannes Besicken in Rom hergestellt, der neben Stephan Plannck die größte Anzahl von Drukken dieses Textes produzierte und somit in bezug auf die >Historia et descriptio< den größten Marktanteil gehabt haben dürfte. Für den ältesten datierten lateinischen Druck (140, s. oben S. 27 Anm. 35) wurde das Exemplar in Rom, Bibliotheca Hertziana, Dg 450-891 verwendet. Verglichen wurde darüber hinaus der vermutlich älteste, jedoch nicht datierte Druck 127 (s. oben S. 40 Anm. 72) nach dem Exemplar Rom, Bibliotheca Hertziana, Dg 450 - 870. - Alle in den Kapiteln 2.1.3, 4.2 und 4.3 aus der »Historia et descriptio< (lat.) zitierten Textpassagen wurden außerdem anhand der folgenden späten Drucke überprüft: anhand zweier Drucke, die in der Silberschen Offizin in Rom hergestellt wurden (1106, 1508; Rossetti G-171, Exemplar in Rom, Bibliotheca Vaticana, Inc. Ross. 7626; 1131, 1520; Rossetti G-241, Exemplar in Rom, Bibliotheca Hertziana, Dg 450-1200); des jüngsten datierten lateinischen Druckes, von Antonius Bladus in Rom hergestellt (1 142, 1550; Rossetti G-328, Exemplar in Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Τ 113 8° Heimst.). Es ergab sich dabei, daß häufig kleinere Wortumstellungen oder andere Abweichungen im Wortlaut vorliegen (so nennt etwa 1131 die Kirche
Kapitel 2: Vorbemerkungen zu den Editionen Adrianus, Traiani filius, imperator XIIJ., imperauit annis XXJ, cum imperare cepisset circa annum Domini CXXIX. Hic iudeos rebellos 89 domuit et introeundo Hierosolimam licentia ablata quam ipsum in optimum statum murorum extructione reparare, Heliam de suo nomine reparare precepit. Reliquia in libro Vergilii capitulo »Adrianus«. Tacitus, XXXJ. imperator, imperauit mensibus VJ cum cepisset imperare anno Domini CCLXXVIJ. Iste fuit prudens, curialis et largus. Quo apud Pontum occiso, Florianus tenuit imperium vsque ad tres menses, et similiter apud Tarsum occiditur.
Der XIIJ. cayser zu Rome. Adrianus regiret XIX iar vnd fuer in weyte land.
Do er gen Ierusalem käme, do hieß er die stat wider pawen die cristen, wann er was in holdt, vmb das sie so stet warn in irem glauben.
Der XXXI. cayser zu Rome. Tacitus ward cayser vnd regirt VIJ monet, was milt vnd weise vnd starb yechling. Da cham Florianus an das reych vnd er ward im dritten monet erslagen. Vmb die kurcze regirung so zeit man in nicht.
His temporibus queritur insana manicheorum heresis. Ad Sanctum Celsum in regione Pontis.
Czu Sand Excelso, leijt nahet dobey der Engelburg. Do ligt sanctus Excelsus.
Vbi nunc ista ecclesia est fuerunt edes patris sancii Celsi, qui cum sancto Juliano et Basilissa corporaliter translatus est ad ecclesiam Sancti Pauli apostoli. Er was ayn romer vnd was haymlich ayn Schacher. Dwrch sein hawßfraw ward er vnderweyset, das er peychttet vnd rew hete vber
S. Gregorii fälschlich »ad Sanctum Grisogonum« und läßt der jüngste Druck [1142], der die >Historia et descriptio< [lat.] auf 30 42-zeiligen Blättern wiedergibt, gelegentlich eine Zeile des Textes aus); jedoch ändert sich am Gesamt des Textes ähnlich wenig wie für die >Historia et descriptio< (dt.) festgestellt. Für die Hadrianus-Episode wird im folgenden in der linken Spalte 181 f. 9r wiedergegeben, in der rechten Ehwald f. 14v (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9 r -9 v ); für die Tacitus-Episode in der linken Spalte f. l l r von 181, in der rechten Ehwald f. 18v (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 12r); für die Beschreibung der Kirche Ss. Celsi et Juliani links f. 52r von 1 81, rechts Ehwald f. 82 v 84r (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 50 v -51 r )Andere Drucke überliefern richtig »rebelies«.
Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio
IndulgentiaeHistoria et descriptio< zusammengestellt) als Basis für eine Rückübertragung in die lateinische Sprache diente.90 Im folgenden sollen die textgeschichtlichen Untersuchungen auf die deutschsprachige Fassung des Textes eingeengt werden: Diese wird in Kapitel 3.4 ediert, die zusätzliche textkritische Untersuchung aller erhaltenen Drucke der lateinischen >Historia et descriptio< würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Bei dem Versuch, die Drucke der >Historia et descriptio< (dt.) zusammenzustellen, ergeben sich einige Schwierigkeiten. Zwar gibt es eine Anzahl von datierten Drucken, deren erhaltene Exemplare untereinander keinerlei Abweichungen zeigen; daneben sind jedoch nach Auskunft der Inkunabelbibliographien einige Drucke erhalten, deren Exemplare »Varianten« aufzeigen. Dies bedeutet, daß sie inhaltlich (und auch in bezug auf den Seitenaufbau) zwar weitestgehend übereinstimmen, daß im Satz jedoch auf jeder Seite Differenzen in der Schreibweise der Wörter, der Zeilenumbrüche usw. festzustellen sind. Als Beispiel können die Drucke d25 und d26 dienen. Bereits in meiner Dissertation war angegeben, daß das Bamberger Exemplar, das in den Inkunabelbibliographien d25 zugeordnet wird, nicht mit dem Münchener Exemplar dieses Druckes identisch ist; es 90
Nur am Rande sei bemerkt, daß auch die italienisch- und französischsprachigen Übersetzungen der >Historia et descriptio< in zeitlicher Nachfolge zum deutschen Text entstanden sind. Nicht ermittelt wurde, ob diese Übersetzungen anhand eines der deutschen oder der lateinischen Drucke erstellt wurden.
48
Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
wurde deswegen als selbständiger Druck (d26) behandelt. 91 Im Laufe der Vorarbeiten für die Edition der >Historia et descriptio< (dt.) zeigte sich, daß darüber hinaus das Londoner Exemplar sowohl von d25 als auch von d26 abweicht.92 Beispiele dafür sind in Abb. 1, 2 und 3 zu finden: Im Kolophon gibt das Münchener Exemplar ζ. B. an, es sei »Getruckt 3U Rom durch maifter Steffan / planck vö paffaw in dem iar als man 3alt / M.ccccc. 3U der 3eit des babfts Alexanders / des .vj. in feinem achten iar«. Das Londoner Exemplar vermerkt: »Getruckt 3U Rom durch maifter Steffan / planck vö paffaw in dem iar als man 3alt / M.ccccc. 3U der 3eit des pabft Alexanders / des .vj. in feinem achten iar«, das Bamberger »Getruckt 3U Rom durch maifter Steffan / planck vö paffaw in dem iar als man 3alt / M.ccccc. 3u der 3eit des pabfts alexanders / des .vj. in fienem [!] achten iar«. Erst bei genauerem Hinsehen zeigen sich die Unterschiede: So schreibt das Münchener Exemplar »babfts«, das Londoner »pabft«, das Bamberger »pabfts«. Bei dem auffälligen Druckfehler »fienem« im Bamberger Exemplar könnte man vermuten, daß er auf der Presse zu »feinem« korrigiert sei, so daß das Bamberger Exemplar zeitlich vor dem Londoner entstanden sein müßte. Es hätte jedoch keinerlei Anlaß gegeben, bei dem (zeitaufwendigen) Verfahren der Korrekturen auf der Presse nicht nur diesen Fehler zu beseitigen, sondern zusätzlich Änderungen wie die von »pabfts« (Bamberg) zu »pabft« (London) durchzuführen - in diesem Fall läge sogar aufgrund des Kasus eine Verschlechterung des Textes vor. Die Unterschiede zwischen den drei Exemplaren beschränken sich nicht auf die letzte Seite, jedoch stellt sich der Befund etwas anders dar, wenn man alle Blätter des Textes betrachtet. Die Abweichungen zwischen dem Münchener Exemplar auf der einen Seite und den Londoner und Bamberger Exemplaren auf der anderen Seite lassen eindeutig den Schluß zu, daß das Münchener Exemplar insgesamt auf einem anderen Satz beruht als die beiden anderen Exemplare (»Imitations-
91 92
Miedema, >Mirabilia< S. 213f. Weitere Exemplare von d25 oder d26, eines in der Aargauischen Kantonsbibliothek in Aarau und eines in der Universitätsbibliothek Münster, sind verschollen. Ein drittes, in Rockport (Maine) befindliches wurde nach Auskunft des ISTC (»Incunabula Short Title Catalogue«, entwickelt von der British Library, London; verwendet wurde die Online-Version) im Jahre 1981 verkauft; sein jetziger Standort ist unbekannt. Für die beiden in meiner Dissertation ebenfalls unter d25 genannten Exemplare in Rom s. unten S. 50 Anm. 97. Das Exemplar in Baltimore ist mit demjenigen in München (d25) identisch. - Den Mitarbeitern des GW und den Teilnehmern des »Seminar on textual bibliography for modern foreign languages« (2.6.2000), insbesondere Prof. Dr. John Flood (Institute of Germanic Studies, London), danke ich für ihre freundliche Unterstützung bei der Beschreibung und Interpretation der Unterschiede zwischen den betreffenden Drucken.
Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio
Psalterium Moguntinum< lassen sich »teilweise erhebliche!] Satzunterschiede zwischen den erhaltenen Exemplaren« nachweisen (Böhm S. 30). »Offenbar war ein bestimmtes Quantum Text für die Seite vorgesehen, das eingehalten werden mußte, um nicht mit der kalkulierten Seitenzahl in Schwierigkeiten zu geraten« (ebd. S. 34). Die mögliche Lösung, daß der Text von mehreren Setzern gesetzt und auf mehreren Pressen gleichzeitig gedruckt wurde, verwirft sie für das >Psalterium Moguntinum< (ebd. S. 35), für die h i storia et descriptio< (dt.) erscheint dies jedoch eine durchaus plausible Lösung. Es gibt lediglich eine Stelle, an der der Seitenumbruch im Münchener von demjenigen im Bamberger Exemplar differiert: Auf f. [C3V] enthält das Bamberger Exemplar als letztes Wort »gegitter« und setzt auf f. [C4r] den Satz mit »da« fort; das Münchener Exemplar endet auf f. [C3V] fälschlich mit »gegitter da« und beginnt f. [C4r] ebenfalls mit »da«. - Das Phänomen ist nicht nur bei Drucken der gleichen Offizin zu beobachten: In der Edition der >Historia et descriptio< (dt.) zeigt sich auf f. 39r, daß in den Drucken dl4 und dl5 ein Doppelblatt fehlt, da die Geschichte der Päpstin Johanna von späteren Benutzern des Textes offensichtlich als anstößig empfunden und deswegen herausgerissen wurde. Der Text hört am Ende der vorhergehenden Seite in beiden Drucken an exakt der gleichen Stelle mitten im Satz auf und fährt auf der nachfolgenden Seite mitten im gleichen Wort fort, obwohl ein Blatt übersprungen worden ist. dl4 ist von Stephan Plannck gedruckt worden, dl5 ist jedoch der erste Druck der >Historia et descriptio< (dt.), den Eucharius Silber herstellte: Somit versuchten die Drucker auch dann, wenn sie Texte von anderen Druckern übernahmen, den Seiten- und Lagenaufbau möglichst genau zu kopieren. Zu den verschiedenen Verfahren des Vergleichs zweier Exemplare eines Drukkes s. Boghardt, Druckanalyse und Druckbeschreibung. Boghardt, Der Begriff des Doppeldruckes S. 456; s. auch ders., Analytische Druckforschung S. 111 zum Phänomen des »partiellen Doppeldruckes«. Boghardt nennt allerdings keine vergleichbaren Fälle für einen solchen zweifachen Satz der gleichen Lage; denkbar ist auch, daß die letzte Lage auf halben Papierbogen gedruckt wurde. - Der hier diskutierte Druckvorgang ist nicht mit der von Mauss beschriebenen »Variante« vergleichbar: In dem von ihm besprochenen Druck von Augustinus' >De civitate Dei< wurde eine (einzelne) Seite nachträglich neu gesetzt, um einen Fehler zu korrigieren (nach Boghardts Terminologie handelt es sich dabei um einen »Karton«, s. Boghardt, Änderungen
50
Kapitel 2: Vorbemerkungen zu den Editionen
piare) bleibt die Gesamtzahl der gedruckten Exemplare trotz der Satzdifferenz gleich, im anderen Fall (das Münchener Exemplar gegenüber den Bamberger und Londoner Exemplaren) bedeutet die Satzdifferenz eine Neuauflage und damit eine signifikante Erhöhung der insgesamt produzierten Exemplare. Für die Edition der >Historia et descriptio< (dt.) sind somit im Jahre 1500 zwei Drucke aus der Plannckschen Offizin zu berücksichtigen, die als d25 (Münchener Exemplar) und d26 (Londoner und Bamberger Exemplare) bezeichnet werden sollen;97 die Zwitterdrucke von d26 können dementsprechend als d26/l (London) und d26/2 (Bamberg) gekennzeichnet werden. Unbefriedigend bleibt die vom ISTC für solche Fälle gewählte Bezeichnung »Variante«: Auch wenn die Ähnlichkeiten zwischen den genannten Drucken groß sind, liegt hier im gleichen (Halb-)Jahr in der Offizin e i n e s Druckers ein zweifacher Neusatz des Textes vor, ein Aufwand, der durch die Bezeichnung der Drucke als »Varianten« voneinander kaum sichtbar wird. Zwei Erklärungsmöglichkeiten für dieses Vorgehen bieten sich an: Entweder war der Absatz der >Historia et descriptio< im Jubeljahr 1500 so groß, daß die Drucker nach einigen Monaten zum Neusatz des Textes gezwungen waren, oder sie erwarteten von vornherein einen so hohen Absatz, daß sie den Text gleich mehrfach setzten und in e i n e m Druckvorgang auf mehreren Pressen gleichzeitig herstellten.98
97
98
S. 525-528, ders., Der Begriff des Doppeldruckes S. 444, ders., Blattersetzung, ders., Analytische Druckforschung S. 76f.). Ähnlich bespricht Langer einen Druck des Thomas von Aquin, >Super quarto libro sententiarumHistoria et descriptio< (dt.) (so die Hypothese) eine Lage mehrfach gesetzt wurde, um den Papierbogen zu füllen. Auf ähnliche Art und Weise verfuhren die Inkunabeldrucker auch bei Einblattdrucken. Nach Boghardts Terminologie sind solche Druckerzeugnisse als »Zwitterdrucke« zu bezeichnen (s. Boghardt, Analytische Druckforschung S. 111-131). Die in meiner Dissertation unter d25 aufgeführten Exemplare Rom, Bibliotheca Hertziana, Dg 450-1002 (defekt: f. [Al], f. [A3-8] und f. [ B l - 8 ] fehlen) und Rom, Bibliotheca Nazionale, 18.4.A.30 (defekt: f. [Al] und f. [Cl] fehlen) entsprechen dem Londoner Exemplar von d26 und somit d26/l, nicht d25. Die Tatsache, daß es in den zwei verschiedenen Drucken nur e i n e Serie von Holzschnitten gibt, scheint auf den ersten Blick gegen die These zu sprechen, daß der Text auf mehreren Pressen gleichzeitig gedruckt worden wäre. Möglicherweise druckten die Pressen jedoch gleichzeitig unterschiedliche Lagen. Wenn es mehrere zeitlich verschobene Neusätze gegeben haben sollte, würde dies bedeuten, daß man es nicht vorzog, den alten Satz aufzuheben: Das hieße, daß es auch für eine bedeutendere Offizin wie die Planncksche nicht lohnenswert war, die Lettern eines Textes vom Umfang der »Historia et descriptio< (dt.) für mehrere Monate unbenutzt zu lassen.
Zur Textgeschichte der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< (dt.), die im Jubeljahr 1500 erschienen, als Neusatz des Textes zu behandeln und ihnen für die Edition in Kapitel 3.4 entsprechend den Status eines selbständigen Druckes zuzuweisen. Diese Art des Neusatzes ist nicht auf die Offizin von Stephan Plannck eingeschränkt, sondern läßt sich ebenso für die Druckerwerkstatt des Johannes Besicken und Martinus de Amsterdam beobachten (vgl. etwa die Drucke d27, d28, d29, d29a). Die >Historia et descriptio< (dt.) liegt somit in den folgenden 32 Drukken vor (jeweils mit Angabe des verwendeten Exemplares):99 dl
d3
d4
d5
99
[Süddeutschland, ca. 1475], Hain 11.208, Rossetti G-016, Schreiber Bd. 9 S. 396-401. Ex.: nach Ehwald, der das Exemplar Gotha, Forschungsbibliothek Schloß Friedenstein, 8° Nr. 4 als Vorlage verwendete. [Süddeutschland:] Hans Awrl, »an sant Michels abent« [= 28.9.] 1481. Hain *11.209, Pellechet/Polain 6008 (6024), Rossetti G-030. Ex.: München, Bayerische Staatsbibliothek, Inc. c.a. 193m. München: Hans Schawer, »an sant Peter vnd sant Pauls abent« [= 28.6.] 1482. Hain *11.210, Rossetti G-032. Ex.: München, Bayerische Staatsbibliothek, Cim. 63f. [Rom: Stephan Plannck, 1484-1487?]. Pellechet/Polain 6007 (6023), Rossetti G-038.
Genannt werden an dieser Stelle lediglich die wichtigsten bibliographischen Referenzen; für weitere Angaben s. Miedema, >Mirabilia< S. 204-221 und Rossetti. - Tessier beschreibt ein zusätzliches deutschsprachiges Exemplar der h i storia et description das sich keinem der im folgenden aufgeführten Drucke zuordnen läßt; der heutige Aufbewahrungsort dieses Exemplars ist allerdings unbekannt, ein weiteres nicht nachgewiesen. Von den Drucken d2 ([Rom, Eucharius Silber?, ca. 1480]; Graesse Bd. 4 S. 536, Rossetti G-027), dl2 (Rom: Johannes Besicken und Sigismundus Mayr, 1493; Graesse Bd. 4 S. 536), dl6 ([Rom: Stephan Plannck?, nach 25.12.1499], Rossetti G-116), dl7 ([Rom, Eucharius Silber?, nach 25.12.1499], Rossetti G-113), d l 8 ([Rom: Johannes Besikken und Martinus de Amsterdam, 1500], Rossetti G-128, Schreiber 5133a), d33 (Rom: Johannes Besicken, 26.8.1506; Rossetti G-167), d34 (Rom, 20.6.1510; Rossetti G-177), d34a (Rom: Hans Beplin, 1512; Rossetti G-198, Weller 707) und d41a (Rom, 1523; »Der wahre Druckort ist Augsburg bei H. Stainer«, Rossetti G-253, Weller 2402) sind ebenfalls keine Exemplare erhalten. Möglicherweise enthielt auch Druck nl3 (>Den wech na Romen van milen tot milen ende wat ghelde onderweghen van noode is [...] item alle d'aflaten die binnen Romen [...] te verdienen sijnIndulgentiaeMirabiliaHistoria et descriptio
Historia et descriptio< (dt.) beschrieben, das ebenfalls von Stephan Plannck im 9. Jahr des Papstes Alexander VI. gedruckt wurde. Es wird im Katalog mit Hain 11.217 gleichgesetzt (»nicht de visu«, S. 86), Incipit und Explizit zeigen jedoch Abweichungen gegenüber dem Exemplar in New York. Der heutige Aufbewahrungsort des Exemplars der Sammlung Franz Trau ist unbekannt.
Stand der bisherigen editorischen
d40
d41
d42
d43
Bearbeitung
der Texte
55
Ex.: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, CP 2B 86, defekt: f. [H4] fehlt; von diesem Druck sind keine weiteren Exemplare erhalten. Rom: [Marcellus Silber], 20.3.1518. Rossetti G-228. Ex.: London, British Library, C 32 A 20. Rom: Antonius Bladus de Asula, 22.6.1523. Rossetti G-252. Ex.: Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Rr 4390R, defekt: f. [Gl] fehlt; von diesem Druck sind keine weiteren Exemplare erhalten. Rom: Antonius Bladus de Asula, 1525. Rossetti G-262, Weller 3451. Ex.: Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Rr 4392R. Breslau: Adam Dyon, [um 1530]. Rossetti G-272, VD16 I 181. Ex.: Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, W 1663/50, defekt: f. [C4] und [C5] fehlen; enthält die Chronik der römischen Könige und Kaiser nicht und überliefert statt der zweiten Redaktion der >Stationes< das >Stacion büchleinHistoria et descriptio< (dt.) eigene Akzente, vor allem in bezug auf die Illustrationen, teilweise jedoch auch im Wortlaut des Textes. Auf diese Entwicklungen wird in Kapitel 2.4 einzugehen sein.
2.2. Stand der bisherigen editorischen Bearbeitung der >IndulgentiaeStationesStationes cum indulgentiis< und >Historia et descriptio< Trotz der sehr breiten und vielgestaltigen Überlieferung der >IndulgentiaeStationesStationes cum indulgentiis< und der >Historia et descriptio< wurden bisher nur wenige Handschriften und Drucke der genannten Texte ediert; die Angaben über diese Editionen seien hier kurz wiederholt,102 zunächst diejenigen über Editionen der >IndulgentiaeMirabilia< S. 2 6 5 - 2 7 5 und dies., Kirchen S. 1 0 - 1 2 mit Anm. 2 8 41. D i e Editionen von Ausschnitten aus den >Indulgentiae< und >Stationes< werden hier nicht wiederholt; zu diesen s. dies., >Mirabilia< S. 270f., S. 274.
56
Kapitel 2: Vorbemerkungen zu den Editionen
Hülsen, Chiese verwendete für seine Edition der >Indulgentiae< ausschließlich lateinische Handschriften: die Florentiner Handschrift L45 (spätes 14. Jahrhundert, bei Hülsen mit der Sigle Ri versehen), die Münchener Handschrift L110 (14. Jahrhundert, Sigle M), die Vatikanischen Handschriften L168 (15. Jahrhundert, Sigle R) und L178 (zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, Sigle V), die Sankt Galler Handschrift L186 (Ende des 14. Jahrhunderts, Sigle Sg) und die Stuttgarter Handschrift L190 (erste Hälfte des 14. Jahrhunderts, Sigle St). Hulbert benutzte für seine Textabdrucke die lateinischen Handschriften L74, L76 und L79 sowie die ebenfalls lateinischen Drucke 112, 1 23 und 142 der British Library; diese Textzeugen entstammen alle dem 15. Jahrhundert. 103 Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen druckte die Stuttgarter Handschrift L190 ab, die bereits von Hülsen, Chiese als Handschrift St berücksichtigt worden war. Die von Schimmelpfennig angekündigte Edition der lateinischen >Stationes< ist bisher nicht erschienen.104 Valentini/Zucchetti edierten die (unvollständige) Handschrift L91 in Montserrat (Ende 14./Anfang 15. Jahrhundert); dieser lateinische Textzeuge weicht von den sonstigen Handschriften vor allem dadurch ab, daß detaillierte Angaben zur Innenausstattung einiger Kirchen gemacht werden, während Ablaßangaben in dieser Handschrift relativ selten begegnen. Weißthanner benützte für seine Ausgabe zwei lateinische Handschriften des 14. Jahrhunderts, von denen sich eine in München (LI 16, Sigle C) und eine in Rom (L178) befindet. Auch hier gilt, daß eine der beiden Handschriften (LI78) bereits von Hülsen, Chiese eingearbeitet worden war, und zwar unter der Sigle V. Weißthanner fügte dem Abdruck der Handschrift LI 16 einen Apparat bei, in dem er sowohl die Abweichungen von L178 in Vergleich zu LI 16 als auch diejenigen zwischen L178 und dem Text des Leopold von Wien festhielt (s. zu Leopold von Wien oben S. 16 Anm. 3). Woodruff publizierte eine moderne englische Übersetzung der >Indulgentiae< nach einer Handschrift, die von William Brewyn zusammengestellt wurde (L31). Die niederländischsprachigen >Indulgentiae< wurden anhand der Den Haager Handschrift N13 (1374) von Kist und anhand der Brügger Handschrift N4 (1491) von Viaene, Vademecum vollständig abgedruckt. Zwei der deutschsprachigen Textzeugen wurden von Fiedler (aufgrund der Wiener Handschrift D71, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts) und 103
104
112 (s. oben S. 26 Anm. 33), 123 ([Rom: Theobaldus Schenckbecher, ca. 1475?]; Proctor Add. 3415A, Rossetti G-015) und 142 (s. oben S. 27 Anm. 35). Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen S. 649.
Stand der bisherigen editorischen Bearbeitung der Texte
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Ranke/Müller-Blattau (aufgrund der unvollständigen Rostocker Handschrift D60a, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts) ediert. Die zuletzt genannte Handschrift wurde außerdem faksimiliert (s. »Das Rostocker Liederbuch«). Susanne Edith Behne (Berlin) plant die Edition der deutschsprachigen Handschriften D5, D23, D38, D39 und D52, die sie bereits als Magisterarbeit vorlegte. Von den >Figuren van den seuen kerken van Romen< erstellte Le Long einen Textabdruck (nach dem Druck nlO, wohl im Jahre 1526 gedruckt). Eine sehr kurze deutschsprachige Fassung der >IndulgentiaeWeck vnd meylen< aufgenommen ist, wurde 1996 im Gutenberg-Jahrbuch abgedruckt.105 Für die >Stationes< liegen folgende Editionen vor: Eine lateinische Fassung der zweiten Redaktion der >Stationes< wurde anhand der Handschrift L226 (8./9. Jahrhundert) von Rusch herausgegeben, eine niederländischsprachige von Van Heel (Handschrift N i l , erste Hälfte des 16. Jahrhunderts). Buccilli gab die Merkverse heraus, die in einigen Drucken der >Historia et descriptio< (lat.) überliefert sind (>Inclita Roma tibiStationesStationes cum indulgentiis< bzw. die >Indulgentiae< in Kalenderform vor (Druck d39: >Stacion büchleinIndulgentiaeHistoria et descriptio< wurden einige Faksimileausgaben, jedoch keine kritischen Editionen hergestellt. Das Mikrofiche-Faksimile im Rahmen von »The image of the world« gibt die lateinischen Drucke 121,1 31,134,150,161,176 und 178 sowie die deutschsprachigen Drucke dlO (1491) und d26/l (1500) und den niederländischsprachigen Druck n2 (1494-1500?) wieder.106 Die Auswahl der Texte für dieses Faksimile vermag jedoch nicht zu überzeugen. Die (sehr kurze) Einleitung enthält einige schwerwiegende Fehler, die zeigen, daß die Bearbeiter nicht mit der Überlieferung der von ihnen herausgegebenen Texte vertraut waren, wie etwa aus dem folgenden Hinweis hervorgeht: »At least thirty105 106
Druck d20a, Erfurt: [Hans Sporer,] 1500; Weller 177. 1 21: 1475; s. oben S. 26 Anm. 33. 131: 1485-1487?; s. oben S. 44 mit Anm. 83. 1 34: 1485-1489?; s. oben S. 40 Anm. 72.150: Rom: [Andreas Freitag? Eucharius Silber?,] 11.7.1492; Copinger 4053, Rossetti G-067. 161: Rom: Johannes Besicken und Sigismund Mayr, 16.6.1494; Rossetti G-087.176: Rom: Johannes Besicken und Martinus de Amsterdam, 24.1.1500; Hain 11.203, Rossetti G-146. 178: Rom: Johannes Besicken und Martinus de Amsterdam, 30.4.1500; Hain *11.204, Rossetti G-129. n2: Gouda: Collaciebroeders, [nach September 1494]; ILC 1599, Nijhoff/Kronenberg 1280, Rossetti G-084.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
six editions of this text [= die eigentlichen >Mirabilia RomaeMirabilia Romae< sind in niederländischer Sprache nie gedruckt worden; gemeint sind möglicherweise die völlig unabhängig von den eigentlichen >Mirabilia< entstandenen >Figuren van den seuen kerken van RomenHistoria et descriptio< wurde darüber hinaus von Berjeau (anhand des Blockbuchs, Druck dl, wohl im Jahre 1475 gedruckt), 108 Ehwald (ebenfalls mit Hilfe des Druckes dl) und Hülsen, >Mirabilia< (anhand des Druckes d8, 1489) faksimiliert.
2.3. Zur Auswahl der zu edierenden Textfassungen Die bisherigen Editionen zeigen für die lateinischen Handschriften der >Indulgentiae< einen deutlichen Schwerpunkt im Bereich der frühen Fassungen (Hülsen, Chiese, Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen, Weißthanner), auch wenn ebenfalls einige spätere lateinische Textzeugen ediert wurden (Hulbert, Valentini/Zucchetti, »The image of the world«). Für die deutschen und niederländischen Übersetzungen der >Indulgentiae< liegt zwar eine Edition des ältesten niederländischen Textes vor (Kist), jedoch bleibt diese ohne Bezug zu den restlichen Überlieferungs107
108
Eucharius Silber: s. etwa 144 (24.1.1491; Hain 11.195, Rossetti G-059), 172 (12.9.1499; Hain *11.201, Rossetti G-103), dl5 ([ca. 1499]), d l 9 ([1500]). Peter Wagner: s. z.B. d9 ([1491]), d21 ([1500]). Bartholomaeus Guldinbeck: s. etwa 127 [1485 oder später] (s. oben S. 40 Anm. 72), 130 ([1482-1488]; Polain 2713, Rossetti G-034). Das Faksimile von Berjeau ist in nur zwölf Exemplaren erschienen. Eines davon wird in Rom, Biblioteca Nazionale Centrale Emanuele II, 18.4.A.31 aufbewahrt (bei Rossetti G-016 wird dieses fälschlich als ein Exemplar des Originals aufgeführt); weitere Exemplare liegen in der New York Public Library, in der Northwestern University in Evanston (Illinois) und in der Newberry Library in Chicago (s. N U C Bd. 386 S. 595).
Zur Auswahl der zu edierenden
Textfassungen
59
trägem der deutschen und niederländischen >IndulgentiaeStationes< und >Stationes cum indulgentiis< (Buccilli, Van Heel, Röhrich, Rusch) sowie für die >Historia et descriptio< (Berjeau, Ehwald, Hülsen, >MirabiliaIndulgentiae< in den Mittelpunkt der Untersuchungen gerückt werden sollen. In bezug auf die Auswahl der zu edierenden Fassungen ist einerseits eine möglichst breite Streuung über die oben (S. 30-35) skizzierten Fassungen anzustreben, 109 andererseits ist eine Bezugnahme auf möglichst viele Zeitund geographische Räume wünschenswert. Aus der unter la beschriebenen Gruppe der Textzeugen, die lediglich die sieben Hauptkirchen beschreiben, wurde der Text der >Figuren< ausgewählt (nach 1494 zum ersten Mal gedruckt, niederländisch, Kapitel 3.5); bereits ediert ist der >Weck vnd meylen< (im Jahre 1500 in Erfurt gedruckt). Aus den sonstigen zu dieser Gruppe gehörigen Handschriften hätten weitere ausgewählt werden können, jedoch erschien es ergiebiger, Texte zu edieren, die nicht lediglich die sieben römischen Hauptkirchen, sondern darüber hinaus weitere Gotteshäuser beschreiben. - Aus den unter lb genannten Textzeugen (die ausschließlich Beschreibungen der sieben Hauptkirchen enthalten, diese jedoch unvollständig) wird lediglich die Handschrift D32 (erste Hälfte des 16. Jahrhunderts, mittelniederdeutsch) im Apparat der >Historia et descriptio< (dt.) berücksichtigt (Kapitel 3.4); bereits ediert war die Handschrift D60a (zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, s. Ranke/Müller-Blattau und »Das Rostocker Liederbuch«; mittelniederdeutsch). Die Gruppe 2al (Beschreibungen der sieben Hauptkirchen und weiterer Kirchen, die systematisch nach ihrem Patrozinium angeordnet werden), die im Deutschen und Niederländischen sehr selten überliefert ist, wird im Editionskapitel durch die Trierer Handschrift D67/2 repräsentiert (aus dem Trierer Raum, um 1500, Kapitel 3.1.2). Die Fassung 2a2 (zuerst die Hauptkirchen, dann weitere Kirchen in topographischer Reihenfolge) vertreten die Drucke der >Historia et descriptio< (dt.) (Kapitel 3.4) und die Handschrift D76 (1448 in Augsburg niedergeschrieben, Kapitel 3.1.1). Die Handschrift D76 kann als Quelle für die >Histo109
Zur Auswahl der zu edierenden Fassungen s. auch Miedema, >Indulgentiae< S. 396-398.
60
Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
ria et descriptio< (dt.) angesehen werden und erhält aus diesem Grund besonderes Gewicht; auf sie wird auch im Kapitel 4.3 Bezug zu nehmen sein. Aus der relativ großen Gruppe 2a3 (Hauptkirchen, nachfolgend weitere Kirchen ohne erkennbares Ordnungsprinzip) wurde die Handschrift D44 gewählt (1472, mittelbairische Schreibsprache, Kapitel 3.1.3); bereits ediert waren D71 (Benediktinerkloster Mondsee, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts; Fiedler), N4 (Brugge, 1491; Viaene, Vademecum) und N13 (südliche Niederlande, 1374; Kist). Als Möglichkeit wurde erwogen, zusätzlich die ältesten deutschsprachigen Handschriften (D6 [Nürnberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharinen], D7 [Franken]: 14. Jahrhundert) zu edieren; da diese jedoch im Vergleich zu den von Schimmelpfennig, Ablaßfälschungen, Hülsen, Chiese und Weißthanner edierten lateinischen Texten nur wenige neue Informationen bieten, wurde hierauf verzichtet. Im Bereich der Textzeugen, die die Beschreibungen der Hauptkirchen mit denjenigen der sonstigen Kirchen vermischen, hätte es sich angeboten, die unter 2bl genannte Gruppe D5, D23, D38, D39 und D52 zu edieren (alle spätes 15. Jahrhundert, süddeutscher Raum); jedoch bereitet Susanne Edith Behne (Berlin) die Drucklegung dieses Textes vor. Aus denjenigen Textzeugen, die statt der topographischen eine kalendarische Systematik bieten (2b2), wurden die Handschrift N14 (mittelniederländisch, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, Kapitel 3.2.1) und die >Informacie< (mittelniederländisch, 1526?, Kapitel 3.2.2) ausgewählt, wogegen die diesbezügliche Restgruppe 2b3 im Editionskapitel nicht vertreten ist. Auch die Gruppe 2b4 (Handschriften, die eine von der Unterscheidung zwischen Haupt- und sonstigen Kirchen unabhängige Auswahl enthalten) bot sich aufgrund der Kürze der Texte nicht für eine Edition an. Die als neuen Texttyp ermittelten >Stationes cum indulgentiis< werden durch eine deutschsprachige sowie durch eine niederländischsprachige Fassung vertreten (Kapitel 3.3.1: >Stacion büchleinStacien ende aflatenStationes< ist in der Edition der >Historia et descriptio< (dt.) enthalten (Kapitel 3.4) und findet sich in lateinischer Sprache bei Rusch; die erste Redaktion, die im Deutschen und Niederländischen in nur sehr wenigen Handschriften überliefert ist, wird nicht ediert. Betrachtet man die gesamte deutsch- und niederländischsprachige Überlieferung der >IndulgentiaeHistoria et descriptio< (dt.) für das Spätmittelalter die einflußreichste Fassung des Textes enthalten. Dies begründet die Wahl dieser Fassung für die aufwendigste Edition im Rahmen des Editionskapitels 3: Es soll nicht lediglich ein Textabdruck, sondern eine Edition mit kritischem Apparat geboten werden, die es ermöglicht, die Entwicklung
Editionsprinzipien
61
des Textes nachzuvollziehen, die Charakteristika der einzelnen Drucke zu ermitteln und dennoch die großen Gemeinsamkeiten zwischen ihnen auf den ersten Blick zu erkennen (Kapitel 3.4).110 Darüber hinaus findet sich eine Beschreibung der wichtigsten Kennzeichen der unterschiedlichen Entwicklungsstufen der >Historia et descriptio< (dt.) unten auf S. 67-90.
2.4. Editionsprinzipien Für alle Editionen im folgenden gilt, daß die Graphie der Handschrift bzw. des Druckes nicht normalisiert wird; lediglich der ohnehin keiner strengen Systematik folgende Gebrauch der verschiedenen Formen des »s« und »r« wird nicht berücksichtigt. Kürzel werden stillschweigend aufgelöst. Groß- und Kleinschreibung werden nach folgenden Regeln verwendet: Groß geschrieben werden Satzanfänge und Eigennamen, auch die Namen der römischen Kirchen; auch »Gott«, das auf Gott oder Christus bezogene »Herr« und das auf Maria bezogene »Frau« werden groß geschrieben. Römische Zahlen werden ebenfalls einheitlich in Versalien wiedergegeben. Zur Verbesserung des Leseverständnisses wird eine modernisierte Interpunktion eingeführt. Die (seltenen) Besserungen des Textes sind sämtlich im Apparat vermerkt; im Text ergänzte Buchstaben sind durch eckige Klammern gekennzeichnet. Die Verwendung des Fettdrucks hat keine Entsprechung in den Vorlagen; er dient in den Kapiteln 3.1 und 3.4 dem Zweck, die Namen der Kirchen hervorzuheben, in den kalenderartigen Texten in Kapitel 3.2 dient er der Hervorhebung der Kalendermonate. Für alle Editionen in Kapitel 3.1 und 3.2 ist anzumerken, daß diejenigen Teile der Handschrift, die in farbiger Tinte geschrieben sind, durch den Zusatz »(rot)« bzw. »(blau)« gekennzeichnet werden. Der Apparat zu den Editionen hat für die unikal überlieferten Drucke der >Informacie< (Kapitel 3.2.2) und der >Stacien ende aflaten< (Kapitel 3.3.2) lediglich die Funktion, die (seltenen) Eingriffe in die Leittexte zu dokumentieren. Für die Handschriften D44 (Kapitel 3.1.3), D67/2 (Kapitel 3.1.2), D76 (Kapitel 3.1.1) und N14 (Kapitel 3.2.1) verzeichnet der Apparat darüber hinaus alle Schreiberkorrekturen, die sich in den Handschriften finden. Die Funktionsweise des Apparates derjenigen Texte, die in mehreren Drucken vorliegen, wird unten näher er110
Im vorliegenden Band können nicht alle erhaltenen deutsch- und niederländischsprachigen Fassungen der >Indulgentiae< ediert werden; alle Informationen, die sie enthalten, werden jedoch im systematischen Katalog der römischen Kirchen verarbeitet (s. Miedema, Kirchen).
62
Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den
Editionen
läutert. 111 Die Editionen der Handschriften wurden alle anhand der Originale überprüft, für diejenigen der Drucke wurde mit Mikrofilmen gearbeitet. 112 Die Wolfenbütteler
Handschrift
D76 (Kapitel 3.1.1)
Für die Wolfenbütteler Handschrift D76 gilt, daß das »w« ausschließlich im Wort »zw« meistens mit einem »e« oder »o« überschrieben wird; dies wird in der Transkription nicht wiedergegeben. Das lange »u« wird des öfteren mit einem »o« überschrieben; auch dies wird nicht übernommen. Die Initialen in dieser Handschrift sind häufig in roter Tinte ausgeführt und sind mehrere Zeilen hoch, was jedoch in der Edition nicht wiedergegeben wird. Die sehr häufigen Fehler in der Schreibung vor allem der Eigennamen der Heiligen werden in der Edition nicht korrigiert. Die Trierer Handschrift
D67/2 (Kapitel 3.1.2)
Der Schreiber der Trierer Handschrift D67/2 setzt in einigen Fällen einen Akzent auf das »u«, der teilweise als einfacher accent aigu, teilweise als umgekehrter Zirkumflex realisiert ist. Beide werden im Textabdruck als »ü« wiedergegeben. Das mittelalterliche Paragraphenzeichen (C) ist in der Handschrift durchgehend in roter Tinte ausgeführt. Auf f. 121v verwendet der Schreiber einmalig das Zeichen »3« für den Lautwert »n« (»tyranne3«). Die Münchener
Handschrift
D44 (Kapitel 3.1.3)
Im Codex D44 sind die diakritischen Zeichen in einigen Fällen schlecht zu unterscheiden; über dem »u« und »v« werden teilweise Punkte und reduzierte »e«'s gesetzt, die in der Edition einheitlich als Umlaute dargestellt werden. Die roten Unterstreichungen, die sich an einigen Stellen im Text finden, werden in der Edition nicht wiedergegeben. Die Den Haager Handschrift
N14 (Kapitel 3.2.1)
Die komplexeste Fassung der >IndulgentiaeStationesStacion büchleinHistoria et descripticx (dt.), Kapitel 3.4; S. 90: >FigurenStationes< vermischt: Wie der kommentierende Text am Anfang erläutert, wird jeder Hauptkirche ein Buchstabe (ebenfalls von »A« bis »G«114) zugewiesen; der im Kalender am E n d e einer Zeile stehende Buchstabe zeigt entsprechend, in welcher römischen Kirche der Stationsgottesdienst gefeiert wurde. Anhand dieser Angaben ist ein Bezug zu den römischen Kirchen möglich; daß die Handschrift als eine Anleitung für die »Pilgerfahrt im Geist« gedacht ist, geht auch aus dem einleitenden Text (f. l r - 5 r ) hervor.115 Dem Schreiber bereiteten dabei allerdings die beweglichen Festtage gewisse Probleme: Da diese Tage beweglich sind, konnte er sie nicht in das (unbewegliche) Buchstabensystem der Wochentage integrieren. Aus diesem Grund fügte er auf f. 15 r -19 v zwischen den Monaten März und April die Stationen der Fasten- und Osterzeit ein (wie in der zweiten Redaktion der >Stationes< überliefert), im Mai (f. 21 v -22 r ) die Stationen der Kreuztage und der Himmelfahrtszeit, im Juni und September (f. 29 r -29 v , f. 40r) die Stationen der Pfingstzeit und des Septemberquatembers, im Dezember (f. 49 r -49 v ) die Stationen der Adventszeit. Am Schluß des Textes (f. 50 v -51 r ) befinden sich einige weitere Angaben, die sich nicht in den Kalender eintragen ließen. Diese Passagen weichen 113 114
115
Allerdings verzählt sich der Schreiber einmal um eine Woche, s. f. 28v. S. f. 5V: A = S. Johannis in Laterano, Β = S. Petri in Vaticano, C = S. Pauli extra Muros, D = S. Laurentii extra Muros, E = S. Mariae Maioris, F = S. Sebastiani, G = S. Crucis. - In der Transkription werden die Wochentage durch Kleinbuchstaben, die Kirchen durch Großbuchstaben gekennzeichnet; die Handschrift verwendet Groß- und Kleinschreibung sowohl für die Wochentage als auch für die Kirchen, allerdings wird bei den Wochentagen zumeist nur das »A« großgeschrieben. Zum Phänomen der »Pilgerfahrt im Geist« s. unten, Kapitel 6.
64
Kapitel 2: Vorbemerkungen zu den Editionen
vom sonstigen Kalendersystem leicht ab: Hier stehen keine Wochentagskennzeichnungen am Anfang der Zeile, sondern wird jeweils der feste Wochentag (Sonntag bis Samstag) genannt. Zusätzlich arbeitete der Schreiber Angaben aus den >Indulgentiae< ein: Bei jedem Fest eines oder einer Heiligen wird angegeben, wieviel Ablaß man am entsprechenden Tag in seiner bzw. ihrer Kirche in Rom erwerben konnte. Meistens ließen sich diese Angaben in einer Zeile wiedergeben; die Beschreibungen der sieben Hauptkirchen sprengen diesen Rahmen jedoch augenfällig, da der Schreiber hier nicht nur die Gesamtzahl der zu erwerbenden Ablässe wiedergab, sondern auch einige der Reliquien aufzählte. So finden sich die Beschreibungen von S.Sebastiani am 11. Februar (f. 8 V -11 V ), von S.Pauli extra Muros am 12. März (f. 13 r -14 r ), von S. Johannis in Laterano am 15. Mai (f. 24 r 28v), von S. Mariae Maioris am 8. Juni (f. 30 r -31 v ), von S. Crucis am 3. August (f. 35 r -36 v ), von S. Laurentii extra Muros am 16. August (f. 37 v -38 r ) und von S. Petri in Vaticano am 18. November (f. 43 r -47 r ). Die Beschreibungen der Hauptkirchen finden sich somit nicht, wie die der übrigen Kirchen, an den Festtagen der Heiligen, denen die Kirche geweiht ist, sondern an einem der Stationstage der jeweiligen Kirche; die Auswahl des betreffenden Stationstages erfolgt nach keinem erkennbaren Prinzip. Nur im Fall von S. Petri in Vaticano wurde der Tag der Kirchweihe gewählt. In den Angaben zum Monat Mai unterlief dem Schreiber ein Fehler: Nach den Tagen des Isidorus (15. Mai) und der Maxima (wohl der 16. Mai116) ließ er eine Woche aus. Die Bekehrung des Augustinus, die am 5. Mai gefeiert wird, wird vom Schreiber auf den 17. oder 24. Mai gelegt. Auch die letzte Woche des Jahres ist fehlerhaft: Nach dem Tag des Apostels Thomas (21. Dezember) ließ der Schreiber nur einen statt zwei Tage frei bis zum »korsauont« (24. Dezember); dadurch erscheinen zwischen dem Tag des Johannes Evangelista (27. Dezember) und dem des Silvester (31. Dezember) vier statt drei Tage. In der Handschrift N14 sind »y«, »ij« und »y« häufig schlecht voneinander zu unterscheiden; unabhängig davon, ob Punkte über den Buchstaben stehen, ist in der Transkription die Form des Buchstabens selbst ausschlaggebend für ihre Auflösung. Auch in dieser Edition wird nicht zwischen den Initialen in schwarzer, roter oder blauer Tinte unterschieden. - Es sei wiederholt, daß es verschiedene Handschriften gibt, die ähnliche Texte enthalten (s. oben S. 34); aufgrund der starken Abweichungen im Wortlaut zwischen diesen Handschriften und N14 werden diese jedoch nicht in den Apparat von Kapitel 3.2.1 eingearbeitet. 116
Dieses Datum ist nach den »Acta Sanctorum« Bd. 16 S. 555 und Grotefend nur für Fréjus nachgewiesen.
65
Editionsprinzipien
Die >Cleyne corte informacie om te verdienen dye Staden ende oflaten der seuen kercken van Römern (Kapitel 3.2.2) Von der >Informacie< ist nur ein Druck erhalten (n9: Amsterdam: Doen Pieterszoon, [1526?]; Nijhoff/Kronenberg 1165, Rossetti G-263), der in einem Exemplar vorliegt. Dieses befindet sich in Den Haag, Koninklijke Bibliotheek, 227 G 8:2. Auf f. [Al r ] enthält n9 als einzige Abbildung einen Holzschnitt mit dem Wappen des Papstes Clemens VII. [15231534] (s. Abb. 4). Das >Stacion büchleim
(Kapitel 3.3.1)
Für die Edition des >Stacion büchlein< wurde d37 (Nürnberg: Friedrich Peypus, 1516; Exemplar Bamberg, Staatsbibliothek, Inc. typ. IC I 55/2; Rossetti G-224) als Leittext gewählt. In der Edition mit Umlauten wiedergegebene Buchstaben sind im Original durch übergeschriebene kleine »e«'s dargestellt. Die im Original vorhandenen Virgeln wurden nicht übernommen; auch die handschriftlichen Korrekturen im Bamberger Exemplar wurden außer Acht gelassen. d37 ist im aufwendigen Verfahren des Zweifarben-Druckes hergestellt; der Farbwechsel wird in der Edition nicht wiedergegeben. - In den Apparat wurden folgende Drucke eingearbeitet:117 d38 [Nürnberg: Anton Koberger? um 1517]; Exemplar München, Bayerische Staatsbibliothek, Einblatt VI, 23 M. Borchling/Claussen Bd. 1 Sp. 277 Nr. 607. d39 [Straßburg,] 1518; nach Röhrich. 118 d41b [Basel: Adam Petri, um 1523]; Exemplar Solothurn, Staatsarchiv, Urkundensammlung (eingeordnet nach der letzten Urkunde des Jahres 1500).119 d43 Breslau: Adam Dyon, [um 1530]; s. oben S. 55; Exemplar Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, W 1663/50. 117
118
119
Unter diesen befindet sich eine auffällig hohe Anzahl von Einblattdrucken (d38, d39, d41b, n4). - In meiner Dissertation (S. 216f., S. 221) wird für diese Drucke z.T. angegeben, sie enthielten die >StationesStationes cum indulgentiisMirabilia< noch nicht verzeichnet; es handelt sich um einen Einblattdruck ohne Angabe von Datum und Drucker, der von Dr. Frieder Schanze (Tübingen, briefliche Mitteilung vom 10.7.1999) Adam Petri in Basel zugeschrieben wird (mit Dank an Dr. Falk Eisermann, Münster). Das Wappen in diesem Druck kann sich entweder auf Papst Leo X. [1513— 1521] oder auf Papst Clemens VII. [1523-1534] beziehen.
66 n4
Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den
Editionen
[Deventer: Jacobus de Breda, 1516?]; Nijhoff/Kronenberg 018; Exemplar in einer Privatbibliothek in den Niederlanden. 120
Die Handschrift D45 enthält eine Abschrift des Druckes d37, die jedoch für die Edition nicht berücksichtigt wurde. Auch die restliche handschriftliche Überlieferung der deutsch- und niederländischsprachigen >Stationes cum indulgentiis< wurde nicht in den Apparat eingearbeitet. 121 Sowohl d38, d39, d41b, d43 als auch n4 weichen im Wortlaut insoweit ab, als sie Satzteile umdrehen; solche Abweichungen sind nicht in den Apparat aufgenommen worden. Dafür einige Beispiele: Auf f. 8 v - 9 r verzeichnet d37: »Am samstag ist stacio zu Sant Peter vnd sein XVIIJ tausent jar ablas vnd so vil quadragen, auch erlösung einer sele auß dem fegfewr«, wogegen d43 »Sonobent statio czu Sant Peter. Aplas XVIIJ tausent iar vnd zo vil quadragen vnd yrlözunge eyner zelen außem fegefewer« überliefert. Auf f. Τ enthält d37 folgenden Text: »Am pfincztag ist stacio czu Sant Johans in Laterano vnd sein XIJ tausent jar ablas vnd XLVIIJ caren, vnnd yn disser kirchen an dem tag ist zwifeltig Vergebung aller sündt«, während sich in d43 das folgende findet: »Donrstat [!] statio czu Sant Johannes czu Lateran. Aplas dyßen tag czwefeltige vorgebunge der sunden vnd XIJ M ior vnd XLVIIJ quadragen«. Die Inkunabel d37 wurde als Leittext für die Edition des >Stacion büchlein< gewählt, obwohl die sonstige Überlieferung an einigen Stellen im Apparat einhellig von ihr abweicht; dies geschah deswegen, weil nur d37 am Schluß des Textes (f. 9 r -12 v ) eine ausführliche Erörterung der Bedeutung der Karene und des Ablasses sowie die deutschsprachige Übersetzung der >Oratio de sancta Veronica< enthält. Diese zusätzlichen Texte werden in den Kapiteln 4.2 und 5.2 zur Sprache kommen. d37 enthält auf f. [ajr] das Wappen des Papstes Leo X. [1513-1521] und auf f. biijv eine Darstellung des Veronica-Tuches (s. Abb. 5). d38 hat keine Illustrationen; ob d39 einen Holzschnitt enthielt, ist unbekannt. d41b zeigt in der linken Spalte einen 14-zeiligen Holzschnitt mit dem Wappen des Papstes Leo X. oder Clemens VII. (s. Abb. 7). In d43 ist auf f. [Dviiijv] ein Holzschnitt mit der Kreuzigung Christi enthalten (s. 120
121
Bei Miedema, >Mirabilia< S. 221f. noch ohne Exemplarangabe. D e n Besitzern des Druckes danke ich dafür, daß ich den Druck einsehen und transkribieren durfte. - Zur Diskussion über die Vorgehensweise, einen niederländischsprachigen Text in den Apparat eines deutschsprachigen zu integrieren, s. Worstbrock S. 126 Anm. 42 und Miedema, >Indulgentiae< S. 397 mit Anm. 43. Teilweise wurde auch diese direkt von den Drucken abgeschrieben, vgl. das Explicit von Handschrift D 5 9 f. 12v: »Diß hab ich aus einem altenn, zu Nürnberg anno 1514 gedruckten büchleyn [...] abschreiben laßen« (= Druck d35; von diesem Druck ist kein Exemplar erhalten).
Editionsprinzipien
67
Abb. 6). n4 enthält in der linken Spalte eine 15-zeilige Wiedergabe des Wappens Leos X. (s. Abb. 8). Die >Stacien ende aflaten< (Kapitel 3.3.2) Die >Stacien ende aflaten< werden nach dem Druck n3 (Antwerpen: Michiel van Hoochstraten, [nach 1500]; Nijhoff/Kronenberg 1948, Rossetti G-145) geboten; weitere Drucke sind von diesem Text nicht erhalten. Den Besitzern der Privatbibliothek in den Niederlanden, die das einzig erhaltene Exemplar dieses Druckes aufbewahrt, danke ich dafür, daß sie mir den Druck zur Verfügung gestellt haben. - n3 enthält auf f. [l r ] einen Holzschnitt mit dem Veronica-Tuch, der auf f. [8V] wiederholt wird (s. Abb. 9, auf f. 8V allerdings ohne die Randleisten); f. [8r] zeigt Petrus (s. Abb. 10). Die >Historia et descriptio< (dt.) (Kapitel 3.4) Als Leittext für die Edition der >Historia et descriptio< (dt.) wurde die Inkunabel d6 gewählt (Rom: Bartholomaeus Guldinbeck, 28.8.1487; Exemplar Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Inc. 3392). Dies ist der älteste datierte Druck derjenigen Textfassung, die sich für die Drucke als normativ erweist: Zwar sind dl, d3 und d4 älter als d6, jedoch folgen d3 und d4 der leicht von d6 abweichenden Textfassung von dl, die damit in nur drei Drucken überliefert ist, wogegen die Textversion von d6 in 26 Drucken vorliegt. Auch der Druck d5 ist möglicherweise älter als d6, d5 ist jedoch nicht vollständig erhalten; diese Version liegt zudem ebenfalls in nur wenigen Drucken vor (d5, d9 und d21). d6 schreibt in einigen Fällen das lange »3« für den Lautwert »m«;122 um der Leserlichkeit willen wird an diesen Stellen das »m« verwendet. Nicht wiedergegeben wird, daß in d6 das »u« in einigen Fällen mit einem Punkt überschrieben ist, vor allem wenn der Lautwert des umgelauteten »u«'s dargestellt werden soll.123 Im Original hoch- und nachgestellte [!] Buchstaben werden in der Transkription ebenso wiedergegeben. 124 An den Stellen, an denen d6 am Anfang einer Zeile den Platz 122
123
124
So etwa in »heiltu3« (f. l v ), »kriechische3« (f. 2 V ), »sine3« (f. 43 v ) und »de3« (f. 48 r ). Das »u« mit übergesetztem Punkt findet sich zuerst auf f. 2V: »purg«. So auch f. 43 v : »tufel«, f. 44r: »tufel«, f. 44 v : »für«, f. 48r: »gemur«, f. 50r: »dafür«, »für«, »tutsch«, »tutschen«. Das Sonderzeichen scheint vor allem im zweiten Teil des Druckes d6 verwendet worden zu sein. S. z.B. f. 4 r »no e tiget«, f. 5 r »schu e ch«, f. 7 r »fu e r«, f. 7V »bo e ß« u.ö.; Beispiele finden sich den ganzen Text hindurch.
68
Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
für eine zweizeilige Initiale freiläßt, wird der entsprechend fehlende Buchstabe in eckigen Klammern ergänzt. 125 In den Apparat der Edition der >Historia et descriptio< (dt.) wurden alle oben (S. 51-55) genannten Drucke eingearbeitet. Einige dieser Drucke werden in Gruppen zusammengefaßt, da sie in textkritischer Hinsicht starke Übereinstimmungen zeigen. So werden dl, d3 und d4 zu »dA« zusammengefaßt, d5, d9 und d21 zu »dB«, d7 und d8 zu »dC«, dlO und d43 zu »dD«, dl3, d22, d23, d24, d27, d28, d29a, d30 und d42 zu »dE«, dl5, dl9, d32, d40 und d41 zu »dF« sowie d25, d26/l, d26/2, d29 und d31 zu »dG«. Im wesentlichen stimmen diese Gruppen mit den Offizinen, in denen die >Historia et descriptio< (dt.) hergestellt wurde, überein: Nahezu alle Drucke der dE-Gruppe etwa wurden von Johannes Besicken in Rom hergestellt, diejenigen der dF-Gruppe entstammen zum größten Teil der Offizin Silbers in Rom. Jedoch gibt es auch Drukker, die ihre Fassung der >Historia et descriptio< (dt.) im Laufe der Jahrzehnte ständigen Korrekturen unterwarfen: So finden sich sowohl in den Gruppen dB, dC und dD als auch in dG Drucke aus der Offizin Stephan Planncks. Die Unterschiede zwischen diesen einzelnen Fassungen können dem Apparat zur Textausgabe in Kapitel 3.4 entnommen werden; da der Apparat die Angaben jedoch relativ verstreut überliefert und eine Rekonstruktion der einzelnen Unterschiede entsprechend mühselig sein dürfte, seien auf den nachfolgenden Seiten insgesamt 20 Merkmale, die als charakteristisch für die einzelnen Stufen in der Entwicklung des Textes der >Historia et descriptio< (dt.) gelten können, zusammenhängend ausformuliert. Die Gruppen werden zu diesem Zweck in chronologischer Reihenfolge (nach dem Entstehungsdatum des ältesten Druckes innerhalb einer Gruppe) aufgeführt. D i e d A - G r u p p e : d l , d3, d4 Die ersten Drucke der >Historia et descriptio< (dt.) entstanden in Deutschland: das Blockbuch (dl, wahrscheinlich im Jahre 1475 entstanden), d3 (Süddeutschland: Hans Awrl, 1481) und d4 (München: Hans Schawer, 1482). Neben vielen kleineren Abweichungen im Wortlaut sind für diese drei Drucke im Vergleich zu den späteren vor allem die folgenden Merkmale charakteristisch: 1. Sie enthalten nur wenige Illustrationen, d l enthält fünf Holzschnitte: auf f. [l v ] eine Darstellung der ostensio des Veronica-Tuches (s. Abb. 11), auf f. [2V] die Rea Silvia, auf f. [3r] drei Wappen (des Kaisers, 125
In vielen Fällen lautet das erste Wort der Zeile »zu«; hier wird in der Edition ein »[C]« ergänzt (so z. B. am Anfang der Beschreibung von S. Mariae Transtiberini, S. Chrysogoni, S. Caeciliae [f. 33 v ] usw.).
Editionsprinzipien
69
des Papsttums und der Kommune) 126 und eine R-Initiale, auf f. [27r] eine S-Initiale mit Papst, auf f. [92r] eine zweite Darstellung des Veronica-Tuches mit drei Wappen (des Papsttums, des Papstes Sixtus IV. [1471-1481] und der Kommune, s. Abb. 12). d3 und d4 verzichten ganz auf Illustrationen. 2. Sie beginnen den Text mit einem lateinischen Zitat (»Roma ciuitas sancta caput mundi«, s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V); dieses entfällt in den späteren Drucken. 3. Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius weicht im Vergleich zu allen späteren Drucken stark ab (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). 4. Innerhalb der Beschreibung von S. Petri in Vaticano enthalten die Drucke von dA eine bestimmte Reihenfolge der privilegierten Altäre, die mit dem Simon und Judas geweihten Altar beginnt. Nur wenige Drucke (dB und d6) übernehmen diese Reihenfolge; in den späteren Drucken wird eine Umstrukturierung der Altäre vorgenommen, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 23v, f. 24r und f. 26v. Diese betrifft nicht nur die Reihenfolge der sieben Hauptaltäre in S. Petri in Vaticano, sondern auch die Reihenfolge der einzelnen Beschreibungsabschnitte vor und nach diesen. 5. Die Anzahl der nicht zu den Hauptkirchen gehörigen Gotteshäuser weicht in dA von derjenigen der späteren Drucken ab: dl, d3 und d4 enthalten die Beschreibungen von S. Mariae de Consolatione sowie die von S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci noch nicht (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v und f. 52 v -53 r ). 6. Die Beschreibung von S. Triphonis differiert in der dA-Gruppe erheblich von allen anderen Drucken; dA gibt außerdem den Namen dieser Kirche falsch wieder (»Sant Crisono«, s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43r). 7. Die Darstellung der Stationstage folgt einem anderen System als in allen späteren Drucken: Während die dA-Gruppe den Wochentagen Buchstaben von A bis G verleiht, schreiben die späteren Drucke die Namen der Wochentage aus (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). 8. Die Drucke der dA-Gruppe überliefern richtig »Anastasia« für die Stationskirche am Weihnachtstag zur zweiten Messe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r). Die Handschriften DIO, D i l und D55 wurden vom Blockbuch (dl) abgeschrieben; da sie im Wortlaut jedoch häufig von diesem Druck abwei-
126
Die Interpretation des Papstwappens, das zwei gekreuzte Schlüssel zeigt, als dasjenige des Papstes Nicolaus V. [1447-1455], ist unzulässig; vgl. oben S. 40 Anm. 72.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
chen, werden sie im Apparat der >Historia et descriptio< (dt.) nicht als Bestandteil der dA-Gruppe, sondern einzeln aufgeführt. Die dB-Gruppe: d5, d9, d21 Der Druck d5 ist nicht datiert; er ist wahrscheinlich noch vor d6 entstanden (s. oben S. 42-44) und wird Stephan Plannck in Rom zugeschrieben (1484-1487?). Der Nürnberger Drucker Peter Wagner übernahm den Text (d9, 1491) und legte ihn im Jahre 1500 nahezu unverändert erneut auf (d21). Folgende Merkmale sind für diese Gruppe charakteristisch: 1. d5 enthält die folgenden Illustrationen: F. [Al] fehlt im einzig erhaltenen Exemplar des Druckes, möglicherweise befand sich auf seiner Rückseite ein Holzschnitt. Auf f. [A2V] ist die Rea Silvia dargestellt (spiegelverkehrter Nachschnitt des Holzschnittes von dl), auf f. [A3r] stehen drei Wappen (des Kaisers, des Papstes Innocentius VIII. [1484-1492] und der Kommune) mit einer D-Initiale, die auf f. [C5V] wiederholt wird. F. [C5r] gibt eine Darstellung der ostensio des Veronica-Tuches wieder, die der Vorgabe des Holzschnittes auf f. [l v ] von dl entspricht (s. Abb. 13). F. [Fl] fehlt; wahrscheinlich befand sich auf seiner Rückseite ein Marien-Holzschnitt. Auf f. [I2V] sind die Apostel Petrus und Paulus dargestellt (s. Abb. 14). Peter Wagner übernahm nicht nur den Text, sondern auch das Abbildungsprogramm von d5, wobei er jedoch neue Holzschnitte fertigen ließ:127 Sowohl d9 als auch d21 enthalten auf f. A[jv] die Rea Silvia, auf f. Aij r drei Wappen (des Kaisers, des Papstes Innocentius VIII. [1484-1492] und der Kommune), auf f. [Cjr] die Darstellung der ostensio des Veronica-Tuches (s. Abb. 15), auf f. Eij v Maria auf der Mondsichel und auf f. [Hiiijr] Petrus und Paulus (s. Abb. 16). 2. dB enthält das in dA überlieferte lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). 3. Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius weicht in dB im Vergleich zu dA ab (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). 4. Im Bereich der Umstrukturierung der Beschreibung von S. Petri in Vaticano stimmt die dB-Gruppe mit dA (und mit d6), nicht jedoch mit den nachfolgenden Drucken überein (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24r und f. 26v). 5. Die dB-Gruppe ergänzt die in der dA-Gruppe fehlende Beschreibung von S. Mariae de Consolatione, piaziert sie jedoch anders als die nachfolgenden Drucke: Sie erscheint in dB nach der Beschreibung von 127
Alle in d9 enthaltenen Holzschnitte sind bei Schramm Bd. 18 Nr. 404-408 abgebildet.
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S. Mariae de Ara Coeli. dB enthält erstmalig die Beschreibungen von S. Petri Montis Aurei, S. Francisci und S. Cosmati (in dieser Reihenfolge; vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v und f. 52 v -53 r ). Die nachfolgenden Drucke übernehmen die Beschreibungen, teilweise jedoch in anderer Reihenfolge. 6. Der Name der Kirche S. Triphonis wird in dB gegenüber dA korrigiert, ihre Beschreibung umgestaltet (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43r). Diese Änderung wird von allen nachfolgenden Drucken übernommen. 7. In der Wiedergabe der Stationstage schreibt dB (anders als dA, jedoch entsprechend allen späteren Drucken) die Namen der Wochentage aus (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). 8. Die Drucke der dB-Gruppe verwechseln den Namen für die Stationskirche am Weihnachtstag zur zweiten Messe und nennen sie »Anastasio« statt »Anastasia« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r). Dieser Fehler wird von vielen der nachfolgenden Drucke übernommen. 9. Anders als dA enthält d5 am Ende des Textes ein Register der Lagenanfänge, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 56v. d9 und d21 übernehmen dieses System jedoch nicht. Die Handschrift D4 wurde im Jahre 1488 vom Druck d5 abgeschrieben; 128 sie wird jedoch aufgrund der häufigen Abweichungen im Wortlaut im Apparat der >Historia et descriptio< (dt.) einzeln verzeichnet. d6 und die dC-Gruppe (d7, d8) d6 (Rom: Bartholomaeus Guldinbeck, 1487) ist der Leittext für die Edition und steht d7 ([Rom: Stephan Plannck,] 10.11.1488) und d8 ([Rom: Stephan Plannck,] 20.11.1489) sehr nahe; d7 und d8 werden zu »dC« zusammengefaßt. Charakteristisch sind folgende Punkte: 1. d6 benutzt zwei der Holzstöcke des Blockbuches (dl, vgl. Abb. 11): Auf f. [A2r] findet sich die Darstellung der Rea Silvia, auf f. [Cl r ] die ostensio des Veronica-Tuches (der Holzstock ist leicht beschädigt, so fehlt etwa die Flamme der linken Kerze). d7 und d8 verwenden dagegen z. T. die gleichen Holzstöcke wie d5: Auf f. [A2V] erscheint die Rea Silvia, auf f. [A3r] sind die drei Wappen (des Kaisers, des Papstes Innocentius VIII. [1484-1492] und der Kommune) mit der
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Der markanteste Beleg dafür ist die Tatsache, daß der Schreiber Liennhartt den Kolophon des Druckes mitsamt der Lagenbezeichnungen abschrieb, obwohl diese nicht dem Lagenaufbau seiner eigenen Handschrift entsprachen; vgl. die Edition der >Historia et descriptio< (dt.), Apparat zu f. 56v.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
D-Initiale wiedergegeben; die D-Initiale findet sich ebenfalls auf f. [C2r]. F. [Cl v ] enthält die ostensio des Veronica-Tuches (vgl. Abb. 13), f. [El v ] Maria auf der Mondsichel; Petrus und Paulus werden hier jedoch nicht abgebildet. d6 und dC enthalten das nur für dA charakteristische lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius entspricht der dB- und allen nachfolgenden Gruppen, gegen dA (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). d6 ist der letzte Druck, der in bezug auf die Reihenfolge der Beschreibungselemente von S. Petri in Vaticano der dA- und dBGruppe folgt: d7 und d8 strukturieren die Beschreibung um (s. h i storia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24r und f. 26 v ), alle weiteren Drucke folgen dieser neuen Form der Beschreibung. Die Beschreibung von S. Mariae de Consolatione erscheint in d6 erstmalig nach S. Mariae de Gratia (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v); alle späteren Drucke entsprechen dieser Reihenfolge. Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Kirchen S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci, die in d6 zum ersten Mal so überliefert ist und von allen späteren Drucken übernommen wird (s. f. 5 2 v 53 r ). In bezug auf die Beschreibung der Kirche S. Triphonis folgen d6 und dC der Gruppe dB und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43 r ). In der Wiedergabe der Stationstage schreiben d6 und dC die Namen der Wochentage aus, dB und den nachfolgenden Drucken entsprechend (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). d6 und dC verwechseln den Namen für die Stationskirche am Weihnachtstag zur zweiten Messe und nennen sie, wie dB und einige nachfolgende Drucke, »Anastasio« statt »Anastasia« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56 r ). d6 und dC enthalten ein Lagenverzeichnis am Ende, ähnlich wie d5: >Historia et descriptio< (dt.) f. 56v. d8 korrigiert in den >Stationes< am Ende der >Historia et descriptio< (dt.) erstmalig den Namen der Kirche des heiligen »Marceil« zu »Marcellin vnd Peter« (f. 54 r ). Diese Korrektur wird nicht von allen nachfolgenden Drucken übernommen.
D i e d D - G r u p p e : dlO, d43 dlO wurde im Jahre 1491 wahrscheinlich von Stephan Plannck in Rom gedruckt, d43 von Adam Dyon in Breslau, wohl um 1530. dlO und d43 werden zu »dD« zusammengefaßt. Zu beachten ist dabei allerdings, daß
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in d43 die Chronik der Könige und Kaiser Roms fehlt (>Historia et descriptio< [dt.] f. l r - 1 7 r ) und ab f. 53v ein abweichender Text enthalten ist: Hier werden nicht die eigentlichen >Stationes< wiedergegeben, sondern die >Stationes cum indulgentiis< (s. die Edition in Kapitel 3.3.1). Charakteristisch für diese Gruppe sind die folgenden Merkmale: 1. dlO übernimmt die Holzstöcke von d5; erhalten sind die Darstellung der Rea Silvia auf f. [a2v] sowie der Wappen und der D-Initiale auf f. [a3r]. Die D-Initiale wird auf f. [c2r] wiederholt. d43 enthält im Text der >Indulgentiae< keine Holzschnitte; zwischen den >Indulgentiae< und den >Stationes cum indulgentis< (dt.) steht auf f. [DviijY] ein Holzschnitt, der die Kreuzigung zeigt (Abb. 6). 2. dlO enthält das nur für dA charakteristische lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). 3. Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius entspricht in dlO der dB- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). 4. In der Beschreibung von S. Petri in Vaticano folgt dD, wie alle nachfolgenden Drucke, der dC-Gruppe (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24r und f. 26v). 5. Die Beschreibung von S. Mariae de Consolatione entspricht d6 und allen nachfolgenden Drucken (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v). Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Kirchen S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci (s. f. 52 v -53 r ). 6. In bezug auf die Beschreibung der Kirche S. Triphonis folgt dD der Gruppe dB und allen späteren Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43r). 7. In der Wiedergabe der Stationstage schreibt dD die Namen der Wochentage aus, dB und den späteren Drucken entsprechend (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). 8. dlO verwechselt den Namen für die Stationskirche am Weihnachtstag zur zweiten Messe und nennt sie, wie dB und einige nachfolgende Drucke, »Anastasio« statt »Anastasia« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r). 9. dlO ist der letzte Druck, der (ähnlich wie d5, d6 und dC) am Ende des Textes andeutet, wie die Lagen zusammengesetzt sind: »Die ordenung von den quatern vindestu nach der ordenung vnd vswisung des abc« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56v). Alle späteren Drucke benutzen zwar das gleiche System der Lagenbezeichnung, setzen dieses jedoch als bekannt voraus. 10. dlO enthält, d8 und einigen jüngeren Drucken entsprechend, den richtigen Namen der Kirche »Marcellin vnd Peter« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 54r).
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
11. In der Beschreibung von S. Mariae Maioris vermerken beide Drucke der Gruppe dD, abweichend von allen anderen Drucken, daß hier Vergebung eines Drittels aller Sünden, 49 (statt 48) Jahre Ablaß und 49 (statt 48) Karenen zu erwerben seien (>Historia et descriptio< [dt.] f. 28v). Darüber hinaus enthalten dlO und d43 im Rahmen der Beschreibung von S. Crucis einen nahezu gleichlautenden Zusatz zum Kreuzestitulus, der von allen sonstigen Drucken abweicht: >Historia et descriptio< (dt.) f. 30 v -31 r . dll Stephan Plannck legte die >Historia et descriptio< (dt.) im Jahre 1493 erneut auf und bearbeitete sie leicht. Folgende Merkmale können als charakteristisch gelten: 1. Richtungweisend ist Planncks Neugestaltung der Illustrationen der >Historia et descriptio< (dt.): Er erweiterte die bis dahin spärlichen Abbildungen dahingehend, daß jede Hauptkirche mit einem eigenen Holzschnitt versehen wurde.129 Enthalten sind in d l l entsprechend die folgenden Illustrationen: F. [al v ] zeigt den Holzschnitt mit Petrus und Paulus, der bereits in d5 verwendet wurde (s. Abb. 14). Auch für die Darstellungen der Rea Silvia auf f. [a2v], der D-Initiale auf f. [a3r] und f. [c2r] sowie der ostensio des Veronica-Tuches auf f. [dl v ] (s. Abb. 13) griff Stephan Plannck auf die alten Holzstöcke von d5 zurück; die Wappen auf f. [a3r] sind jedoch neu geschnitten worden, da das Papstwappen von Innocentius VIII. [1484-1492] gegen dasjenige Alexanders VI. [1492-1503] ausgetauscht werden mußte. Die sieben Hauptkirchen erhalten auf f. c[l v ] (S. Johannis in Laterano), f. [c7v] (S. Petri in Vaticano, s. Abb. 17), f. [d5r] (S. Pauli extra Muros), f. [d7r] (S. Mariae Maioris), f. [d8v] (S. Laurentii extra Muros), f. e[l v ] (S. Crucis) und f. [e3v] (S. Sebastiani) jeweils Darstellungen ihrer Titelheiligen,130 die von Bordüren umgeben sind, in denen Engel wiedergegeben sind. Diese Randleisten sind von den 129
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Die gleichen Illustrationen wurden von Plannck bereits in seinem am 31. Oktober 1492 hergestellten Druck der lateinischen >Historia et descriptio< (1 52, Hain *11.197, Rossetti G-066) verwendet, vgl. Veneziani, Xilografie S. 10 (mit Abb. 5, 6, 8, 10), ders., >Mirabilia< S. 148 (mit Abb. 1, 3, 4, 6, 9). Veneziani erwägt, Überlegungen Donatis aufgreifend, eine Zuschreibung der Holzschnitte an den »Maestro dell'Esopo«, sieht in ihnen jedoch vielmehr Kopien von Holzschnitten dieses Meisters (Veneziani, Xilografie S. 13, ders., >Mirabilia< S. 149). S. Crucis wird durch eine Darstellung Christi im offenen Grab dargestellt, umgeben von den arma Christi. Die Darstellung des Laurentius ist qualitativ deutlich weniger hochwertig als die übrigen Holzschnitte (s. Veneziani, Xilografie Abb. 8; ders., >Mirabilia< Abb. 3).
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Heiligenbildern unabhängig, wie daran erkennbar ist, daß in Druck dl4 die Kombinationen von Heiligen und Randleisten von denjenigen in d l l abweichen. Nach den sieben Hauptkirchen, vor der Kirche S. Mariae Transtiberim, erscheint eine Darstellung Mariens (f. [e6r]). d l l enthält das nur für dA charakteristische lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius entspricht der dB- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). In der Beschreibung von S. Petri in Vaticano folgt d l l der dC- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24r und f. 26v). Die Beschreibung von S. Mariae de Consolatione entspricht d6 und allen nachfolgenden Drucken (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v). Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Kirchen S. Petri Montis Aurei, S. Cosma ti und S. Francisci (s. f. 52 v -53 r ). In bezug auf die Beschreibung der Kirche S. Triphonis folgt d l l der Gruppe dB und allen späteren Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43r). In der Wiedergabe der Stationstage schreibt d l l die Namen der Wochentage aus, dB und den späteren Drucken entsprechend (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). d l l verwechselt den Namen für die Stationskirche am Weihnachtstag zur zweiten Messe und nennt sie, wie dB und einige nachfolgende Drucke, »Anastasio« statt »Anastasia« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r). d l l kennzeichnet (wie dlO und alle späteren Gruppen) die Lagen durch Buchstaben, erläutert dieses System jedoch nicht näher. d l l enthält, d8 und einigen jüngeren Drucken entsprechend, den richtigen Namen der Kirche »Marcellin vnd Peter« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 54r). In der Beschreibung von S. Mariae Maioris und von S. Crucis folgt d l l , wie alle anderen Drucke, nicht der dD-Gruppe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 28v, f. 30v). d l l bewirkt durch die wiederholte Angabe von »Hie volget nach die [...] kirch« oder »Das ist das ander heiltum« eine bessere Auffindbarkeit einzelner Kirchen und Reliquien (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 24r, f. 26v, f. 27r, f. 28r, f. 29r, f. 31r). Diese Verbesserung wird von allen nachfolgenden Drucken übernommen. d l l nennt erstmalig den Ablaß für S. Mariae de Anima (>Historia et descriptio< [dt.] f. 50r). Die meisten jüngeren Drucke übernehmen diesen Hinweis.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
Die dE-Gruppe: dl3, d22, d23, d24, d27, d28, d29a, d30, d42 dl3 (1494), d22 (1500 [vor 11.8.]), d23 (1500 [vor 11.8.]), d24 (1500 [vor 11.8.]), d27 (1500 [nach 11.8.]), d28 (1500 [nach 11.8.]), d29a [ca. 1500], d30 [nach 1500] und d42 (1525) werden zu »dE« zusammengefaßt. Es handelt sich bei der dE-Gruppe nahezu ausschließlich um Drucke aus der Offizin des Johannes Besicken in Rom (nur d42 wurde von Antonius Bladus de Asula in Rom hergestellt).131 Im einzelnen sind folgende Merkmale charakteristisch für diese Gruppe: 1. Der erste Druck von Johannes Besicken, dl 3, imitiert die Serie der Holzschnitte, die Stephan Plannck in seiner Ausgabe d l l verwendet hatte, sie nur leicht abwandelnd. Auf f. [al v ] erscheint ein Holzschnitt, auf dem die Übergabe der Schlüssel an den heiligen Petrus dargestellt ist (»Tibi dabo claves«; ohne Randleiste). F. [a2v] zeigt die Rea Silvia in einer reich verzierten Randleiste, f. [a3r] drei Wappen (darunter das des Papstes Alexander VI. [1492-1503]; ohne Randleiste) und eine D-Initiale, die den Harfe spielenden David darstellt (wiederholt auf f. [c2r]). Auf f. c[l v ] fängt die Serie der Hauptkirchen mit Johannes an, f. [c7v] zeigt Petrus (s. Abb. 18; vgl. Abb. 17), f. d[l v ] die ostensio des Veronica-Tuches (s. Abb. 19), f. [d5r] Paulus, f. [d7r] Maria, f. [d8v] Laurentius, f. e[l v ] die Kreuzigung, f. [e3v] Sebastianus; alle diese Holzschnitte sind mit Randleisten versehen, die fest mit den Abbildungen der Heiligen verbunden sind und in denen das Kürzel »IHIS« wiedergegeben ist.132 F. [e6r] schließlich enthält eine zwölfzeilige halbfigürliche Madonna mit Kind. Diese Serie von Holzschnitten wird später (s. die dG-Gruppe) von Stephan Plannck übernommen. Die späteren Drucke von Johannes Besicken und Martinus de Amsterdam dagegen verwenden alle eine Serie von nicht sehr sorgfältigen Nachschnitten der Abbildungen von dl3. 133 Ihre Position ist in allen diesen Drucken (d22, d23, d24, d27, d28, d29a,134 d30) identisch: F. [al v ] enthält den »Tibi dabo claves«-Holzschnitt, f. [a2v] die
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Die Kolophone der betreffenden Drucke nennen für dl3 Johannes Besicken und Sigismundus Mayr, für die späteren Johannes Besicken und Martinus de Amsterdam. Für d29a und d30 ist der Kolophon nicht erhalten, die Holzschnitte und Drucktypen lassen jedoch eine eindeutige Zuordnung zu. S. dazu Hülsen, >Mirabilia< S. 29, der als mögliche Deutung eine Trennung in »HI« und »IS« und als Auflösung von »IS« Jacobus von Straßburg referiert. Daß die Nachschnitte nicht sehr sorgfältig hergestellt wurden, zeigt sich vor allem in der Darstellung der Rea Silvia, in deren Randleiste die Inschriften »ANCILAE« und »SPQR« spiegelverkehrt kopiert wurden. Aufgrund des starken Blattverlustes in d29a sind nur wenige der genannten Holzschnitte erhalten.
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Rea Silvia, f. [a3r] die Wappen (darunter dasjenige des Papstes Alexander VI. [1492-1503]) und die David-Initiale, die auf f. [c2r] wiederholt wird. F. c[l v ] enthält Johannes, f. [c7v] Petrus (s. Abb. 20), f. d[l v ] die ostensio des Veronica-Tuches (s. Abb. 21), f. [d5r] Paulus, f. [d7r] Maria, f. [d8v] Laurentius, f. e[l v ] die Kreuzigung, f. [e3v] Sebastiana, f. [e6r] eine zehnzeilige Madonna auf der Mondsichel. Der jüngste Druck aus dieser Gruppe, d42, wurde von Antonius Bladus de Asula im Jahre 1525 in Rom hergestellt. Bladus verwendete für diese Ausgabe z.T. die gleichen Holzstöcke, die er bereits in d41 verwendet hatte; die ostensio des Veronica-Tuches (s. Abb. 22), die Maria und die Kreuzigung in d42 weichen jedoch von den Holzschnitten in d41 ab (s. die Beschreibung der dF-Gruppe). 135 dE enthält das nur für dA charakteristische lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius entspricht der dB- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). In der Beschreibung von S. Petri in Vaticano folgt dE der dC- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24 r und f. 26 v ). Die Beschreibung von S. Mariae de Consolatione entspricht d6 und allen nachfolgenden Drucken (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41 v ). Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Kirchen S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci (s. f. 52 v -53 r ). In bezug auf die Beschreibung der Kirche S. Triphonis folgt dE der Gruppe dB und allen späteren Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43 r ). In der Wiedergabe der Stationstage schreibt dE die Namen der Wochentage aus, dB und den späteren Drucken entsprechend (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). dE verwechselt den Namen für die Stationskirche am Weihnachtstag zur zweiten Messe und nennt sie, wie dB und einige nachfolgende Drucke, »Anastasio« statt »Anastasia« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56 r ). Die Drucke der dE-Gruppe kennzeichnen die Lagen durch Buchstaben, erläutern dieses System jedoch nicht näher (wie dlO und alle späteren Gruppen). dE enthält, d8 und einigen jüngeren Drucken entsprechend, den richtigen Namen der Kirche »Marcellin vnd Peter« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 54 r ). Im Jahre 1525 lebte Papst Leo X., dessen Wappen in d42 auf f. Aiij r aus d41 übernommen wurde, zwar nicht mehr; Papst Clemens VII., der von 1523-1534 regierte, gehörte jedoch zur gleichen Familie.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
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11. In der Beschreibung von S. Mariae Maioris und von S. Crucis folgt dE, wie alle anderen Drucke, nicht der dD-Gruppe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 28v, f. 30v). 12. Wahrscheinlich enthielten alle Drucke dieser Gruppe (wie d l l und alle späteren Drucke) die Zwischenzeilen, die explizit auf die nächste Hauptkirche oder auf einzelne Reliquien hinweisen (vgl. h i s t o ria et descriptio< [dt.] f. 24r, f. 26v, f. 27r, f. 28r, f. 29r, f. 31r); im einzig erhaltenen Exemplar von d29a fehlen allerdings einige Blätter, so daß die diesbezüglichen Angaben für diesen Druck nicht vollständig überprüft werden können. 13. Der Ablaß von S. Mariae de Anima wird auch in der dE-Gruppe erwähnt (übereinstimmend mit d l l und vielen späteren Drucken), vgl. >Historia et descriptio< (dt.) f. 50r (nur für d29a fehlt die entsprechende Angabe aufgrund von Blattverlust). 14. Druck dl3 verbessert den Namen der Gattin des Faustulus von »Amerciana« in »Laurentia«, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 3r; wahrscheinlich übernahmen dies alle nachfolgenden Drucke dieser Gruppe, jedoch ist die Textpassage in d29a aufgrund von Blattverlust verlorengegangen. Andere Gruppen folgen teilweise dE, teilweise den älteren Drucken. 15. In den in oder nach dem Jahre 1500 entstandenen Drucken (d22, d23, d24, d27, d28, d30, d42; im einzig erhaltenen Exemplar von d29a fehlt die entsprechende Seite) wird die Öffnung der Porta Aurea in S. Petri in Vaticano erwähnt, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 26v. Die meisten späteren Drucke übernehmen diese Ergänzung, jedoch teilweise an unterschiedlichen Stellen im Text. 16. Die Lanze des Longinus wird in allen erhaltenen Drucken dieser Gruppe erwähnt, allerdings ist d29a auch hier von Blattverlust betroffen (>Historia et descriptio< [dt.] f. 24r). Nahezu alle nachfolgenden Drucken enthalten ebenfalls einen Hinweis auf diese Reliquie, jedoch teilweise an einer anderen Stelle. Die Handschrift D32 wurde von einem der Drucke aus der dE-Gruppe abgeschrieben; da der Text lediglich wenige Seiten umfaßt und keine charakteristischen Fehler vorkommen, ist eine genauere Bestimmung nicht möglich.136
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Der Fehler »IIJ« für »IUI« auf f. 25r der >Historia et descriptio< (dt.), den D32 mit d23 und d42 teilt, kann auch unabhängig von der Vorlage entstanden sein.
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dl4 Im Jahre 1495 legte Stephan Plannck die deutschsprachige >Historia et descriptio< erneut auf. Im wesentlichen entspricht dieser Druck den früheren Plannck-Drucken (vgl. d5, dC, dlO, dll); einige neue Merkmale sind jedoch zu verzeichnen: 1. Im Bereich der Holzschnitte entspricht dl4 dem Druck d l l und damit teilweise d5 (vgl. Abb. 13 und 17). Aufgrund von Blattverlust fehlt jedoch die Darstellung von Petrus und Paulus; die Abbildung der betenden Rea Silvia ist abweichend auf f. [A2r] enthalten, jedoch mag dieses daran liegen, daß das Blatt im stark beschädigten Exemplar falsch herum eingebunden wurde. Anders als in d l l zeigt f. [E6r] keine Mariendarstellung. 2. dl4 enthält das nur für dA charakteristische lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). 3. Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius entspricht der dB- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). 4. In der Beschreibung von S. Petri in Vaticano folgt dl4 der dC- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24r und f. 26v). 5. Die Beschreibung von S. Mariae de Consolatione entspricht d6 und allen nachfolgenden Drucken (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v). Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Kirchen S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci (s. f. 52 v -53 r ). 6. In bezug auf die Beschreibung der Kirche S. Triphonis folgt dl4 der Gruppe dB und allen späteren Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43r). 7. In der Wiedergabe der Stationstage schreibt dl4 die Namen der Wochentage aus, dB und den späteren Drucken entsprechend (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). 8. dl4 überliefert (wie dA) richtig »Anastasia« für die Statio am Weihnachtstag zur zweiten Messe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r). dl4 ist jedoch der erste Druck, in dem in der Liste der >Stationes< der Name der Kirche für den Dienstag nach dem Pfingstsonntag, S. Anastasiae, zu »Anastasio« verballhornt wird (f. 55v). Dieser Fehler findet sich ebenfalls in vielen nachfolgenden Drucken. 9. dl4 kennzeichnet die Lagen durch Buchstaben, erläutert dieses System jedoch nicht näher (wie dlO und alle späteren Gruppen). 10. dl4 enthält, d8 und einigen jüngeren Drucken entsprechend, den richtigen Namen der Kirche »Marcellin vnd Peter« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 54r). 11. In der Beschreibung von S. Mariae Maioris und von S. Crucis folgt
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
dl4, wie alle anderen Drucke, nicht der dD-Gruppe (>Historia et description [dt.] f. 28v, f. 30v). dl4 enthält (wie d l l und alle späteren Drucke) die Überschriften, die auf die nächste Hauptkirche oder auf einzelne Reliquien hinweisen (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 24r, f. 26v, f. 27r, f. 28r, f. 29r, f. 31r). Der Hinweis auf den Ablaß von S. Mariae de Anima ist in dl4 (übereinstimmend mit d l l und vielen späteren Drucken) überliefert, vgl. >Historia et descriptio< (dt.) f. 50r. dl4 verbessert den Namen der Gattin des Faustulus nicht, entsprechend den vor dE entstandenen Drucken (»Amerciana«, s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 3 r ). Der Hinweis auf die Eröffnung der Porta Aurea im Jahre 1500 (vgl. dE und einige spätere Drucke) fehlt in dl4, entsprechend dem Entstehungsjahr des Druckes (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 26r). Der Hinweis auf die Lanze des Longinus (vgl. dE und die meisten jüngeren Drucke) ist in dl4 nicht enthalten (>Historia et descriptio< [dt.] f. 24r).
Die dF-Gruppe: dl5, dl9, d32, d40, d41 Die Gruppe dF setzt sich aus den folgenden Drucken zusammen, die zumeist von Eucharius und Marcellus Silber in Rom hergestellt wurden: dl5 [ca. 1499],137 dl9 (1500), d32 [1500 oder später],138 d40 (1518) und d41 (1523). Lediglich d41 stammt aus der Offizin des Antonius Bladus in Rom. 139 Im Bereich der charakteristischen Merkmale läßt sich folgendes festhalten: 1. Von dl5 sind lediglich wenige Blätter erhalten; soweit diese Holzschnitte enthalten, entsprechen diese dem Druck dl9. Dort befinden sich die folgenden, qualitativ vergleichsweise hochwertigen neuen Holzschnitte: F. A[l r ] zeigt die Rea Silvia, f. [A2r] drei Wappen (u. a. das des Papstes Alexander VI. [1492-1503]) und eine D-Initiale, f. C[l v ] Johannes, f. [C2r] eine vierzeilige D-Initiale, f. [C7V] Petrus (auch in dl5 enthalten; s. Abb. 23),140 f. D[l v ] die ostensio des Vero137
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Der Kolophon von dl5 ist nicht erhalten; die Holzschnitte und Drucktypen stimmen jedoch mit d l 9 überein. In d32 fehlt der Kolophon ebenfalls aufgrund von Blattverlust. In den Bibliographien wird als Datierung für d32 »[1501? 1503?]« angegeben, d32 könnte jedoch auch im Jahre 1500 entstanden sein; die Eröffnung der Porta Aurea ist das einzige Indiz für die Datierung, vgl. >Historia et descriptio< (dt.) f. 26 r -26 v . Bladus benutzt somit für die Herstellung von d41 einen Druck aus der dFGruppe, für d42 jedoch eine Vorlage aus dE. In dl5 erscheint dieser Holzschnitt jedoch am falschen Ort, nämlich vor der Kirche S. Pauli extra Muros. Entsprechend ist sie von einer zeitgenössischen
Editionsprinzipien
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nica-Tuches (s. Abb. 25), f. [D5r] Paulus, f. [D7r] Maria (auch in dl5), f. [D8V] Laurentius, f. E[l v ] die Kreuzigung, f. [E3V] Sebastianus (auch in dl5). 141 Die Abbildungen in d32 stimmen mit denjenigen von dl5/dl9 überein und erscheinen an den gleichen Stellen, es fehlt allerdings die Initiale auf f. [C2r]. Für d40, der 1518 wohl von Marcellus Silber hergestellt wurde, wurden neue Holzschnitte geschnitten, die im Vergleich zu anderen Drucken der >Historia et descriptio< (dt.) ebenfalls von relativ guter Qualität sind. F. [Ajr] zeigt die Wölfin mit Romulus und Remus, f. Aij r das Wappen des Papstes Leo X. [1513-1521] (ohne die Wappen des Kaisers und der römischen Kommune), f. C[jv] Johannes, f. [Cvijv] Petrus (s. Abb. 26), f. D[jv] die ostensio des Veronica-Tuches (s. Abb. 27), f. [Dvr] Paulus, f. [Dvijr] Maria, f. [Dviijv] Laurentius, f. E[jv] die Kreuzigung und f. [Eiijv] Sebastianus. Antonius Bladus de Asula ließ für seine erste Ausgabe der deutschsprachigen >Historia et description d41 (1523), ebenfalls teilweise neue Holzschnitte fertigen; z.T. verwendete er jedoch die Holzschnitte von dl5 (so auf f. [Fiijv] den Marienholzschnitt), dl9 (so auf f. [Eiijv] die ostensio des Veronica-Tuches, Abb. 25) und d40 (f. [Gijr]: Kreuzigung). Die neuen Holzschnitte kopieren diejenigen von Druck d40 sehr genau (vgl. Abb. 26/28). F. [ajr] und f. [Miijv] von d41 enthalten die Wölfin, f. aijr eine neunzeilige D-Initiale mit einem Vogel, f. D[jv] Johannes, f. [Eijr] Petrus (s. Abb. 28), f. [Fijr] Paulus, f. [Giiijr] Sebastianus.142 Die Holzschnitte von d41 finden sich teilweise ebenfalls im zur dE-Gruppe gehörigen Druck d42 (Antonius Bladus 1525): Die Wölfin erscheint in d42 auf f. Aijv,143 Johannes auf f. C[jv], Petrus auf f. [Cvijv], Paulus auf f. [Dvr], Laurentius auf [Dviijv] und Sebastianus auf f. [Eiijv]. Der Holzschnitt der ostensio des Veronica-Tuches auf f. D[jv] wurde dl3 nachgebildet, s. Abb. 22 im Vergleich zu Abb. 19/21; diejenigen der Maria auf f. [Dvijr] und
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Hand umgestaltet worden: D i e Inschrift »SANCTVS PETRVS« wurde zu »SANCTVS PAVLVS« korrigiert, der Holzschnitt so übermalt, daß der Heilige ein Schwert in die Hand bekam (s. Abb. 24). Veneziani, Xilografie S. 12f. (mit Abb. 7, 9, 11; s. auch ders., >Mirabilia< S. 149f. mit Abb. 2, 5, 7) schreibt diese Holzschnitte dem »Maestro dell'Esopo« zu und führt aus, daß die Holzschnitte in den Ausgaben Stephan Planncks von diesen kopiert seien; dies zwingt allerdings aus chronologischen Gründen (die Plannckschen Drucke entstanden vor den Silberschen) zu der Annahme, daß es einen verlorengegangenen Druck aus der Silberschen Offizin gegeben habe, der zwischen dem 24. Januar 1491 und dem 31. Oktober 1492 entstanden sei (Veneziani, >Mirabilia< S. 150). D i e Darstellung des Laurentius fehlt aufgrund von Blattverlust. Der Holzstock ist vor der Herstellung von d42 in zwei Hälften gesägt worden (offenbar zur Verwendung in einem anderen, bisher nicht nachgewiesenen Kontext); die Hälften sind für d42 jedoch wieder zusammengefügt worden.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den
Editionen
der Kreuzigung auf f. E[j v ] sind in d42 mit Hilfe eines ähnlichen, jedoch anderen Holzstocks abgedruckt als in d41. Neu hinzugefügt werden in d42 außerdem auf f. [Aj r ] ein Titelblatt, das in einer Randleiste mit Blumenmotiven als Titel »Dis seyn dei [!] kirchen vnd der ablas zu Rom« angibt, eine fünfzeilige I-Initiale (f. Aij r und f. Cij r ) und das Wappen des Papstes Clemens VII. [1523-1534] (f. Aiij r ). dF enthält das nur für dA charakteristische lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius entspricht der dB- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). In der Beschreibung von S. Petri in Vaticano folgt dF der dC- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24r und f. 26v). Die Beschreibung von S. Mariae de Consolatione entspricht d6 und allen nachfolgenden Drucken (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v). Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Kirchen S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci (s. f. 52 v -53 r ). In bezug auf die Beschreibung der Kirche S. Triphonis folgt dF der Gruppe dB und allen späteren Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43r). In der Wiedergabe der Stationstage schreibt dF die Namen der Wochentage aus, dB und den späteren Drucken entsprechend (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). dl9, d32, d40 und d41 überliefern (wie dA und dl4) richtig »Anastasia« für die Statio am Weihnachtstag zur zweiten Messe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r; Blattverlust in dl5). Sie enthalten jedoch, wie dl4 und viele nachfolgende Drucke, den Fehler »Anastasio« für S. Anastasiae in der Liste der >Stationes< (>Historia et descriptio< [dt.] f. 55v, Dienstag nach dem Pfingstsonntag; Blattverlust in dl5). Die Drucke der dF-Gruppe kennzeichnen die Lagen durch Buchstaben, erläutern dieses System jedoch nicht näher (wie dlO und alle späteren Gruppen). Für dl5 sind allerdings aufgrund des starken Blattverlustes keine Lagenkustoden erhalten. dF enthält, d8 und einigen jüngeren Drucken entsprechend, den richtigen Namen der Kirche »Marcellin vnd Peter« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 54r). In der Beschreibung von S. Mariae Maioris und von S. Crucis folgt dF, wie alle anderen Drucke, nicht der dD-Gruppe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 28v, f. 30v). Alle Drucke dieser Gruppe enthalten (wie d l l und alle späteren Drucke) die Überschriften zu den Hauptkirchen und deren wichtigsten Reliquien (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 24r, f. 26v, f. IT, f. 28r, f. 29r, f. 31r).
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13. Alle Drucke der Gruppe dF (außer dl5: Blattverlust) enthalten den Hinweis auf den Ablaß von S. Mariae de Anima übereinstimmend mit d l l und vielen späteren Drucken, vgl. >Historia et descriptio< (dt.) f. 50r. 14. Druck dl9 verbessert, den Drucken der Gruppe dE und einigen späteren entsprechend, den Namen der Gattin des Faustulus von »Amerciana« in »Laurentia«, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 3r; ebenso d32, d40 und d41. Möglicherweise lag diese Korrektur ebenfalls bereits in dl5 vor (Blattverlust). 15. Die Öffnung der Porta Aurea in S. Petri in Vaticano wird in den Drucken dieser Gruppe, die in oder nach 1500 erschienen sind (dl9, d32, d40, d41), erwähnt, jedoch an einer anderen Stelle als in der dE-Gruppe (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 26r). 16. In allen zu dieser Gruppe gehörigen Drucken wird die Lanze des Longinus erwähnt (vgl. dE und die meisten jüngeren Drucke); für dl5 fehlt diese Angabe aufgrund von Blattverlust (>Historia et descriptio< [dt.] f. 24r). 17. Die Bezeichnung der Kirche S. Quirici wird in dl9, d32, d40 und d41 von »Quiriacum« zu »Quiricum« verbessert, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 45v (in dl5 fehlt das entsprechende Blatt). Spätere Drucke übernehmen diese Korrektur nicht. 18. In der Legende des sprechenden Bildnisses von S. Mariae Imperatricis wird der betreffende Papst in aller Regel als »Celestinus« bezeichnet; die Gruppe dF bezeichnet ihn jedoch als »Gregorius« ^Historia et descriptio< [dt.] f. 38 v -39 r ). Nicht alle nachfolgenden Drucke enthalten die gleichen Angaben. D77 wurde von einem der Drucke aus dieser Gruppe abgeschrieben, jedoch erschweren die starken Kürzungen, die der Schreiber dieses Codex vornahm, eine genauere Zuordnung (wahrscheinlich war d40 oder d41 seine Vorlage). Aufgrund der häufigen Abweichungen im Wortlaut wird D77 im Apparat der Edition in Kapitel 3.4 nicht als Teil der dF-Gruppe, sondern einzeln verzeichnet.
d20 Im Jubeljahr 1500 wurde die >Historia et descriptio< (dt.) nicht nur in der Stadt Rom selbst mehrfach gedruckt: Auch in Nürnberg (s. Druck d21) und Straßburg entstanden Neuausgaben des Textes. Für den Straßburger Druck d20, der von Matthias Hüpfuff oder von Johannes Prüss produziert wurde, sind folgende Merkmale charakteristisch:
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
1. Für d20 wurden neue Holzschnitte angefertigt, von denen, anders als in den bisher besprochenen Drucken, nur die letzte ganzseitig ist.144 Neu ist in den Abbildungen von d20 außerdem, daß hier nicht lediglich die Titelheiligen der Hauptkirchen abgebildet werden, sondern im Hintergrund jeweils ein Kirchengebäude. Diese Gebäude sind jedoch keine Versuche einer realistischen Darstellung der römischen Kirchen. - Auf f. [Ajr] sind die drei Wappen wiedergegeben, darunter das Wappen des Papstes Alexander VI. [1492-1503], sowie die Rea Silvia. Die Rea Silvia findet sich ebenfalls auf f. Aij r . F. Aij v enthält eine achtzeilige D-Initiale, die auch auf f. [Biiijv] verwendet ist. Die ostensio des Veronica-Tuches findet sich auf f. [Biiijr] (s. Abb. 29), Petrus auf f. Cijr (s. Abb. 30), Paulus auf f. [Cvr], Maria auf f. [Cvjr] und f. [Diiijr], Laurentius (hier zusammen mit Stephanus) auf f. Dj r , das Kreuz auf f. Djv, Sebastianus auf f. Dij v ; f. [Gvjr] zeigt eine Prozession.145 2. d20 enthält das nur für dA charakteristische lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). 3. Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius entspricht der dB- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). 4. In der Beschreibung von S. Petri in Vaticano folgt d20 der dC- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24r und f. 26v). 5. Die Beschreibung von S. Mariae de Consolatione entspricht d6 und allen nachfolgenden Drucken (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v). Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Kirchen S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci (s. f. 52 v -53 r ). 6. In bezug auf die Beschreibung der Kirche S. Triphonis folgt d20 der Gruppe dB und allen späteren Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43r). 7. In der Wiedergabe der Stationstage schreibt d20 die Namen der Wochentage aus, dB und den späteren Drucken entsprechend (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). 8. d20 überliefert fälschlich »Anastasio« für die Stationskirche am Weihnachtstag zur zweiten Messe, wie dB und einige nachfolgende Drucke (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r); richtig jedoch ist die Bezeichnung »Anastasio« für die Stationskirche am Dienstag nach dem Pfingstsonntag (f. 55v), wie bereits in dA und einigen späteren Gruppen. 9. d20 kennzeichnet die Lagen durch Buchstaben, erläutert dieses System jedoch nicht näher (wie dlO und alle späteren Gruppen). 144
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Alle in d20 enthaltenen Holzschnitte sind bei Schramm Bd. 20 Nr. 1244-1252 und Nr. 1260 abgedruckt. Die Abbildung der Prozession wurde aus einem anderen Druck der gleichen Offizin übernommen, s. Schramm Bd. 20 Nr. 1260.
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10. d20 übernimmt den Fehler »Marceli« für die Kirche »Marcellin vnd Peter« wie in dA und einigen jüngeren Drucken (>Historia et descriptio< [dt.] f. 54r). 11. In der Beschreibung von S. Mariae Maioris und von S. Crucis folgt d20, wie alle anderen Drucke, nicht der dD-Gruppe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 28v, f. 30v). 12. Der Druck enthält (wie d l l und alle späteren Drucke) die Überschriften zu den Hauptkirchen und den wichtigsten Reliquien, formuliert sie jedoch anders als die restlichen Drucke (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 24r, f. 26v, f. 27r, f. 28r, f. 29r, f. 31r); als erster Druck enthält d20 Überschriften für alle sieben Hauptkirchen, vgl. zusätzlich f. 22v, f. 29v. 13. d20 erwähnt den Ablaß von S. Mariae de Anima nicht, wie die vor d l l entstandenen Drucke; s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 50r. 14. d20 verbessert den Namen der Gattin des Faustulus (»Amerciana«) nicht, sondern übernimmt ihn entsprechend den vor dE entstandenen Drucken. S. >Historia et descriptio< (dt.) f. 3r. 15. Die Tatsache, daß die Porta Aurea von S. Petri in Vaticano im Jahre 1500 geöffnet worden ist (vgl. dE und einige spätere Drucke), erwähnt d20 nicht, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 26r. 16. Der Hinweis auf die Lanze des Longinus (vgl. dE und die meisten jüngeren Drucke) fehlt in d20 (>Historia et descriptio< [dt.] f. 24r). 17. Für die Kirche S. Quirici übernimmt d20 die in dF nachgewiesene Verbesserung des Namens nicht, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 45v. 18. In der Beschreibung des Bildnisses von S. Mariae Imperatricis ^Historia et descriptio< [dt.] f. 38 v -39 r ) wird der Papst, anders als in dF und d26, als Coelestinus, nicht als Gregorius bezeichnet. 19. d20 weicht in bezug auf die Formulierung der Beschreibungen der römischen Kirchen etwas von allen sonstigen Drucken ab (vgl. etwa >Historia et descriptio< [dt.], Apparat zu f. 8r, f. 29r)· Die dG-Gruppe: d25, d26/l, d26/2, d29, d31 d25 (1500 [vor 11.8.]), d26/l und d26/2 (1500 [vor 11.8.]), d29 (1500 [nach 11.8.]) und d31 [1501? 1503?] werden zu »dG« zusammengefaßt; sie wurden alle von Stephan Plannck in Rom hergestellt.146 Gegenüber den vorigen Ausgaben gibt es folgende charakteristische Kennzeichen: 1. Für die Drucke d25, d26 und d29 übernahm Plannck die Holzstöcke von dl3 an den gleichen Stellen (vgl. Abb. 18-19). 147 Lediglich die 146
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In d31 fehlt der Kolophon aufgrund von Blattverlust; die Zuschreibung erscheint jedoch aufgrund der verwendeten Holzschnitte und Drucktypen sicher. In d26, d29 und d31 fehlt f. [ A l ] in allen erhaltenen Exemplaren aufgrund von Blattverlust; diese Seite enthielt mit einiger Sicherheit den »Tibi dabo claves«-
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den Editionen
D-Initiale auf f. [C2r] weicht in d25, d26 und d29 von dl3 ab; die gleiche Initiale wird in diesen Drucken auf f. [A3r] verwendet. Ausgelassen wird (sowohl in d25, d26, d29 als auch in d31) die zwölfzeilige Abbildung der Madonna auf f. [E6r], Die Abbildungen in d31 stimmen mit denjenigen von dl3/d25/d26/d29 überein, allerdings bildet d31 vor der Kirche S. Petri in Vaticano fälschlich Johannes ab (f. [C7V]) und vor S. Johannis in Laterano Petrus (f. C[l v ]). dG enthält das nur für dA charakteristische lateinische Zitat nicht (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 2V). Die Lebensbeschreibung des Kaisers Helius entspricht der dB- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 9V). In der Beschreibung von S. Petri in Vaticano folgt dG der dC- und allen nachfolgenden Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 23v, f. 24r und f. 26v). Die Beschreibung von S. Mariae de Consolatione entspricht d6 und allen nachfolgenden Drucken (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 41v). Das gleiche gilt für die Reihenfolge der Kirchen S. Petri Montis Aurei, S. Cosmati und S. Francisci (s. f. 52 v -53 r ). In bezug auf die Beschreibung der Kirche S. Triphonis folgt dG der Gruppe dB und allen späteren Gruppen (s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 43r). In der Wiedergabe der Stationstage schreibt dG die Namen der Wochentage aus, dB und den späteren Drucken entsprechend (>Historia et descriptio< [dt.] f. 53 v -55 r ). Alle Drucke der dG-Gruppe überliefern (wie dA und einige nachfolgende Drucke) richtig »Anastasia« für die Statio am Weihnachtstag zur zweiten Messe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r), übernehmen jedoch den Fehler »Anastasio« für S. Anastasiae in der Liste der >StationesHistoria et descriptio< [dt.] f. 55v, Dienstag nach dem Pfingstsonntag). Die Drucke der dG-Gruppe kennzeichnen die Lagen durch Buchstaben, erläutern dieses System jedoch nicht näher (wie dlO und alle späteren Gruppen). dG enthält, d8 und einigen jüngeren Drucken entsprechend, den richtigen Namen der Kirche »Marcellin vnd Peter« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 54r). In der Beschreibung von S. Mariae Maioris folgt dG, wie alle anderen Drucke, nicht der dD-Gruppe (>Historia et descriptio< [dt.] f. 28v, f. 30v). Nur die jüngsten beiden Drucke, d29 und d31, ergänzen, ähnHolzschnitt. - Überraschenderweise enthält d25 im Exemplar in Baltimore auf f. [Al v ] den »Tibi dabo claves«-Holzschnitt von d22, nicht von dl3; undeutlich ist, ob dieses Blatt nachträglich hinzugefügt wurde oder ob d22 tatsächlich mit diesem nicht zur sonstigen Serie gehörigen Holzschnitt ausgestattet war.
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lieh wie dD, aber in anderem Wortlaut, in der Beschreibung von S. Crucis die Angaben zum Kreuzestitulus und fügen einen Hinweis auf den Silberling ein, für den Christus verraten wurde (>Historia et descriptio< [dt.] f. 30 v -31 r ). Alle Drucke dieser Gruppe enthalten (wie d20 und alle späteren Drucke) die Überschriften, mit denen die Hauptkirchen und die wichtigsten Reliquien angekündigt werden (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. 24r, f. 26v, f. 27r, f. 28r, f. 29r, f. 31r). Alle Drucke von dG enthalten den Hinweis auf den Ablaß von S. Mariae de Anima übereinstimmend mit d l l und vielen späteren Drucken, vgl. >Historia et descriptio< (dt.) f. 50r. Erst ab Druck d26 enthalten die Drucke dieser Gruppe den richtigen Namen der Gattin des Faustulus, ähnlich wie von dE und einigen späteren Drucken vorgegeben (»Laurentia« in d26, in d29 und d31 »Acca Laurentia«, s. >Historia et descriptio< [dt.] f. 3r). Alle Drucke dieser Gruppe erwähnen (wie dE und einige spätere Drucke) die Öffnung der Porta Aurea im Jubeljahr (>Historia et descriptio< [dt.] f. 26r). In allen zu dieser Gruppe gehörigen Drucken wird die Lanze des Longinus erwähnt (vgl. dE und die meisten jüngeren Drucke), und zwar an der gleichen Stelle wie in den Drucken der Gruppe dF, jedoch in abweichendem Wortlaut (>Historia et descriptio< [dt.] f. 24r). Die Drucke von dG übernehmen die in dF nachgewiesene Verbesserung des Namens der Kirche S. Quirici nicht, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 45v. In bezug auf die Legende des sprechenden Bildnisses von S. Mariae Imperatricis ist d26 der einzige Druck, der (der Gruppe dF folgend) den betreffenden Papst als »Gregorius« bezeichnet (>Historia et descriptio< [dt.] f. 38 v -39 r ). Die dG-Gruppe folgt in bezug auf die Abweichungen im Wortlaut nicht d20. Nur in der dG-Gruppe wird beim Zitat über die Anzahl der Kirchen Roms die Zahl »CCCC« zu »CCCCC« gebessert (>Historia et descriptio< [dt.] f. 17v); dieses entspricht eher dem Vers »Sunt Romae mille quingente quinqué capellae«, s. oben S. 23.
Im Apparat der >Historia et descriptio< (dt.) in Kapitel 3.4 werden die Siglen nach den folgenden Prinzipien zusammengestellt: Falls Gruppen von Drucken die gleichen Abweichungen aufweisen, erscheinen diese zuerst (dA-dG); 1 4 8 es folgen die Siglen der einzelnen Drucke und schließlich die Siglen der einzelnen Handschriften. 148
Wenn eine Textpassage in einem der zu einer Gruppe gehörigen Drucke aufgrund von Blattverlust fehlt, so daß nicht überprüft werden kann, ob sie mit
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Kapitel 2: Vorbemerkungen zu den Editionen
Der Apparat ist als ein überlieferungskritischer, nicht als ein textkritischer aufzufassen: Verzeichnet werden, dies sei nachdrücklich betont, nicht alle Abweichungen im Wortlaut, sondern lediglich diejenigen, die die unterschiedlichen Stufen der Entwicklung des Textes markieren. Der Apparat bietet somit auch die Möglichkeit, neu aufgefundene Exemplare der >Historia et descriptio< (dt.) rasch zumindest einer der oben genannten Gruppen, ggf. auch einem der oben beschriebenen Drucke zuzuordnen. Differenzen in der Graphie (»jn«/»in«, »vnd«/»und« etc.),149 in der Schreibsprache der Drucke (»vf«/»auf«, »sin«/»sein« etc.) sowie in der Groß- und Kleinschreibung werden nicht aufgenommen. Weiterhin werden nicht verzeichnet: - Auslassungen und Zusätze von einzelnen Buchstaben, soweit sie offensichtlich auf Druckfehlern beruhen und das Wort nicht dahingehend ändern, daß ein neues und im Kontext ebenso sinntragendes Wort entsteht. - Wortzusätze und Wortauslassungen, soweit sie den Satz nicht dahingehend ändern, daß eine im Kontext sinntragende neue Satzkonstruktion entsteht. Hierunter fallen auch Wortdoppelungen. In einigen Fällen wiederholen die Setzer versehentlich am Anfang eines Blattes die letzten Wörter des vorhergehenden Blattes (so etwa in d9, dl9, d21 und d28); auch dieses wird im Apparat nicht wiedergegeben. - Wortersetzungen, soweit sie den Sinn des ursprünglichen Wortes nicht verfehlen. - Wortumstellungen. - Differenzen in der Verwendung von römischen und arabischen Zahlen; Differenzen in der Verwendung von Latein und Deutsch in Wörtern wie »sant/sanctus«. Zur näheren Erläuterung seien einige Beispiele für Abweichungen, die nicht in den Apparat aufgenommen werden, aufgeführt; die relevanten Buchstaben oder Wörter sind jeweils in Fettdruck wiedergegeben.
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den anderen Drucken dieser Gruppe übereinstimmt, wird nicht die Sigle der Gruppe wiedergegeben, sondern erscheinen die einzelnen Siglen der noch erhaltenen Drucke dieser Gruppe. Lediglich die Setzfehler in der Schreibung der Eigennamen werden vollständig dokumentiert; sie können bei der Identifizierung der einzelnen Drucke entscheidende Hilfen bieten. So werden die oben (S. 47-50) bereits besprochenen Drucke d25 und d26 etwa durch f. 3r (»Romnlus«), f. 10v (»Philppo«), f. 42v (»Philips«) und f. 44r (»Nenonis«) unterschieden, wobei die Zwitterdrucke d26/l und d26/2 diese Setzfehler beide enthalten, während sie im Schlußzitat (Apparat zu f. 56v) voneinander abweichen.
Editionsprinzipien
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1. Leittext (d6) f. l v : »[I]tem in dem puchlin stet geschriben [...] alle die stationes in den kirchen vber das gantze iar«. dl (f. 2r): »Item in dem puechlein stet geschrieben [...] all die staciones in den kyrchen vber iare«. 2. Leittext (d6) f. 4V: »In den zytten vor Cristus gepurd fierhundert vnd drissig iar kriegten die von Senis mit den romern vnd erschlugen in vil folkes zu tod vnd vberzogen Rom vnd bezwungens, daz si sich musten gen in abekeuffen«. dl (f. 6 r -6 v ): »In den czeitten vor Cristus gepurd CCCC vnd XXX iar krigten die von Senis mit den romern vnd erslugen in vil volks ze toed vnd vberczugen Rome vnde benoettens, das sie sich musten gen in abkauffen«. 3. Leittext (d6) f. 34v: »Die het ein edelen stein, der was gros, ein saffir genant, der was gros schätz wert, vnd sie hette gern den stein in ein kirche geben, zu ere vnser lieben Frawen«. dl (f. 57 r -57 v ): »Die hiet ayn edeln stayn, der was michel, ayn safphier, der was grosses schacz wertt; vnd sie hette gern den stain in ayn kyrch gegeben, vnser Frawen zu ere«. 4. Leittext (d6) f. 43v: »Da ist och ein pild von vnßer lieben Frawen, das hat sanctus Lucas gemalet«. dl (f. 71v): »Do ist vnser lieben Frawen pild, hat sanctus Lucas gemalet«. 5. Leittext (d6) f. 44r: »Och tet der selbe Nero Rom an zwoelf orten anzünden mit feur, daz er mochte senhen, wie groß das feur worde«. dl (f. 72 r -72 v ): »Vnd het an XIJ enden Rom lossen anzünden mit fewr, das er mocht gesehen, wie gross das fewr wurd«. 6. Leittext (d6) f. 45r: »Da ist ein arm von sant Cristoffero«. dl (f. 73v): »Do ist sand Cristoffen arm«. 7. Leittext (d6) f. 50r: »Da ist ein glaß, da hat er selbs vß gedruncken. An sinem tag vnd abent so gibt man den luten darvß zu trincken, das sol gut sin fur daz feber«.
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Kapitel 2: Vorbemerkungen
zu den
Editionen
d42 (f. 54r): »Da ist ein galsz [!], da hat er selbs vsß troncken. An sinem tag vnd obent gibt man dem [!] leuten darvsz zu trincken; das sol gut sin fuer das iber [!]«. Die >Figuren van den seuen kerken van Romen< (Kapitel 3.5) Leittext für die Edition der >Figuren< in Kapitel 3.5 schließlich ist der Druck n2 (Gouda: Collaciebroeders, [nach September 1494]; ILC 1599, Nijhoff/Kronenberg 1280, Rossetti G-084) anhand des Exemplars in Stockholm, Kungliga Biblioteket, S 944. Die Gebete, die in diesem Exemplar (wohl von einer Hand des 16. Jahrhunderts) handschriftlich ergänzt worden sind, werden nicht in die Edition aufgenommen, nl (Gouda: Collaciebroeders, [nach 12.9.1494, vor 1500?]; ILC 1600, Nijhoff/Kronenberg 4249, Rossetti G-081; Exemplar in einer Privatbibliothek in den Niederlanden) ist zwar möglicherweise älter als n2, jedoch fehlt dem einzig erhaltenen Exemplar von nl ein Blatt, so daß es sich als Leittext nicht eignet. Entsprechend wird nl in den Apparat aufgenommen, zusammen mit den folgenden Drucken: nlO Amsterdam: Doen Pieterszoon, [1526?]; Exemplar Den Haag, Koninklijke Bibliotheek, 227 G 8:3. Nijhoff/Kronenberg 1281, Rossetti G-264. n i l Utrecht: Jan Berntszoon, [1526?]; Exemplar Den Haag, Koninklijke Bibliotheek, 228 G 28. Nijhoff/Kronenberg 1283, Rossetti G-266. nl2 Den Haag: Hugo Janszoon van Woerden, [1526?]; Exemplar Köln, Universitätsbibliothek, Ad s 332. Nijhoff/Kronenberg 1282, Rossetti G-265. Für alle genannten Drucke der >Figuren< gilt, daß sie aus acht Blättern bestehen, auf deren Verso-Seiten jeweils ein Holzschnitt mit der Darstellung einer römischen Kirche und deren Schutzpatron(in) sowie einer Szene aus der Passion Christi abgedruckt ist. nl, n2 und nl2 benutzen die gleichen (ganzseitigen) Holzstöcke (s. Abb. 31; fehlt in nl aufgrund von Blattverlust), die von n i l recht genau kopiert wurden (ganzseitig; s. Abb. 32); nlO enthält weniger sorgfältige Nachschnitte der gleichen Serie, die die Seiten nicht ganz ausfüllen und entsprechend von Randleisten und Texten begleitet sind (s. Abb. 33). In nl2 ist darüber hinaus auf f. [A2r] eine fünfzeilige O-Initiale abgedruckt; nlO enthält auf f. A l r eine Darstellung Mariens im Rosenkranz mit den Wundmalen Christi sowie auf f. [A4r], f. [A5r], f. [A7r] und f. [A8r] sechs- bzw. siebenzeilige O-Initialen.
3.
Editionen
3.1.
D i e >Indulgentiae< (dt.)
3.1.1. D i e Wolfenbütteler Handschrift D 7 6 [2r] Es schreibt vns sant Siluester jn seiner cononika, daz zw Rom send gewessen taussent vnd fünfhundert kirchen, die nun zemal der mertaill verfallen sind. Vnd aus den allen habent die hailigen bäbst siben habtkirchen genomen, die vor allen kirchen mit grossen gna5 den begabt sind etc. (schwarz).
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Die erst habtkirchen etc. (rot). Die erst habtkirch jst ze Sant Iohannes de Laterano vnd jst ain habtkirch ob allen kirchen, die jn der cristenhait sind, vnd was ain haus vnd ain balast dez kaissers Constantinus. Vnd als er getäft wart, da sprach er zw sant Siluestro: »Hailiger vater, jch hab mein haus geben zw ainer kirchen vnd mein balast ach zw lob vnd ere dem almechtigen Got vn[d] dem lieben heren sant Iohannes de Laterano; gib auch deinen segen darzw«. Da sprach sant Siluester: »Vnser Her Jhesus Christus, der dich gerainiget hat von der ausseczikait, der mies rainigen all die menschen, die dar einkumen mit rw vnd andacht. [2V] Vnd auch wir, von Gotes gwalt vnd der hailigen heren sant Peter vnd sant Paul, vergeben wir allen den cristanleitt, die dar einkument mit peicht vnd mit rew jr sund«. Item an dem neunden tag jn dem nouember so jst da vergebnus aller sund, von schuld vnd von pein, wen auf den selben tag wart die kirchen des ersten mal geweicht, vnd zw ainem wortzaichen der selben genaden da brachten die engel daz zaichen santo Saluatore durch die guldin borten offenbarlich vor allen leiten, vnd daz selb bild hat sant Lucas gemacht, als vnser Her was gestalt von achtzechen jaren vnd macht wol siben jar daran vnd kund es nie machen nach seiner gestalt. Do kam ain engel vnd macht es, als sant Lucas lag vnd schlief, vnd daz selb bild jst jn ainer kapel, die nent man ad Sanctam Sanctorum. Ach dar kain fraw darein gaun zu allen zeiten, [3r] vnd ob ain fraw darein gieng, die es nit west, als oft beschicht, vnd sich darauf beichtet, der mag ain jetlich priester vergeben all jr sind, als den ersten tag, als sy aus dem taff gieng. Ach jst ob dem altar so groß haltum vnd so wirdig, daz ain hailiger babst hat die schlissel jn die Dei-
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Kapitel 3:
Editionen
ffer geworfen vnd hat verboten, daz es niement mer sol auffsperen, wen er mont, daz niemet mer so wirdig sey, der es eingreiffen sol. Ach jst jn dem selben altar ain kerblein mit roten vnd weisen rosen, die send noch so frisch, als weren sy erst ab dem rossonstock gebrochen. Die wurden vnser lieben Frawen geschickt. Ach spert man sant Saluatore auf an vnser Frawen abent jn dem augsten vnd tret jn zw Vnser Lieben Frauen von dem Sehne, die haist ach Santa Maria Maior, vnd jst dar vber nacht, vnd ain jetlich mensch, daz darvnder hin oder her gat mit [3V] rew vnd andacht, dem jst vergeben all sein sund, vnd fir ain jetlich sei, durch der willen man dardurch gat, die jst erlest aus dem fegfur. Item jn der kirchen ob dem haichen aitar da sind die zwaij habt von sant Peter vnd sant Paul, pain vnd prêt vnd flesch beij ainander, vnd wen man die weiset, so jst so vil applas da, als wen man die Franica weiset zw Sant Peter. Auch stat jn der sacristía ain altar, darauff hat sant Johanes ewangelista mes auff gehebt. Auch jst auff dem altar der arch dez alten testament. Ach jst vor dem arch die rut Maise. Ach jst auf dem arch ain dischduch, darauff hat Got daz nachtmall gessen mit seinen junger an dem grien darstag. Ach jst auf dem disch daz haillig sacrament, daz aus den kirchen flaich, da die kirch anhub zw prinen, vnd pran wol siben jar von dem hellischen fur. [4r] Auch jst da ain kreiez, darjn jst ain stuck von dem hailigen kreiez. Ach sind jn der kirchen vier erlij seill, die prachten Tito vnd Vespasianus von Iherusalem, als sy die stat zerstörten, aus dem tempel Salamanis. Do gaben sy XXX juden vmb ain pfening, als die juden heten den ainigen vnd waren Got geben vmb XXX pfening. Die selben seil stand noch by dem höchen altar. Auch jst da ain capei, da jst vnser lieben Frawen bild jn, daz hat ainem frumen priester mes helffen sprechen. Ach jst auff sant Maria Magdalena altar daz nachgeschriben haltum: zwo dem ersten mall daz habt von sant Bongraczij, daz blut dreij tag vnd dreij nacht, e daz die kirch anhub zw brinen von dem hellischen fewr. Auch jst da daz habt von sant Zachereia, sant Johans dez täffers vater. Auch jst da die hantzwechel, da Got die fies seinen junger mit [4V] tricknet an dem grienen darstag, alz er jn die fuß wusch. Ach jst da von vnser lieben Frawen millich vnd jr har vnd dez bluez vnd wassers, daz Got aus seiner Seiten flöß. Ach jst da ain
17 auff (2)] vor auff ist vor dem arch durchgestrichen (vgl. f . 28r) 27 pfening] dn D76 (vgl. f . 28r)
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schulter von sant Lairenczen vnd ain kestlein foller äschen von sant Johanes babtista. Auch jst da von seinen klaider, die er anhet jn der wiestij. Auch jst da daz erst hemet, daz Got zu dem ersten anhet. Auch jst da von dem blut, daz Got aus seinem habt flöß, da man jm die krain aufsaczt. Auch jst da von ainem schlair von vnser lieben Frawen, den sy nam von jrem haubt vnd tett decken die lendij vnd schäm vnsers lieben Heren, als er an dem heiligen creicz hieng. Auch jst da ain duch, daz nam Josep ab Armatia vnd let daz Got vbr sein antlit, als er jnn jn daz grab leget. Auch jst da von der beschneidung [5r] vnsers Heren. Da jst auch ain czan von sant Peter vnd jst da der napf von sant Johans ewangelista, damit er daz vergift tranck vnd schadet jm nichcz. Darnach gab er dreijen zw trincken, die stürben vor dem kaiser Domiciano. Da jst auch dez stains ain stuck, da er die dreij toten auf leget vnd erkickt sy von dem tod. Ach jst da von dem rock, den er anhet, da er die dreyen toten auff tet staun von dem tot. Da jst auch dez himelsbrots, daz man jn seinem grab fand. Auch jst da von dem purper claid, daz man Got antet jn Pilatus haus zw aine[m] spot, vnd darjn sind noch plucztropfen. Da jst ach ain taffei mit vil haltum, martrer, beichtiger vnd junckfrawen. Ach jst da ain kreicz, da jst jn von dem hailigen creicz, vnd daz haltum weiset man an dem ostertag zw der vesper. Ach jst da der guld porten [5V] aine. Auch jst auf dem gang, da man gat ad Sanctam Sanctorum, dar ain altar, darvnder jst vnsers herczigs lengi. Auch jst auf dem gang dreij porten, dardurch Got sant Siluester vnd dem kaisser Constantinus, als sant Silvester dem kaiser Constantino brediget vnd verkerdet, vnd wer dardurch gat mit rew vnd andacht, dem jst vergeben al sein sind. Auch jst auff dem gang, als sant Siluester dem folck brediget, da gab er applas vnd gab als vil, daz er darab erschrack, daz er sorg het, er hety Got erzirnet darmit. Da erschain jm ain engel vnd sprach: »Erschrick nit, da du ain tag hast geben, da gibt Got siben darzw«, vnd an dem selben stain, da er staind, da stat angeschriben »Arch audiencium«. Auch jst auff dem selben gang ain sinweller stain, darauf jst gestanden sant Johanes ewangelista [6r] vnd hat gesechen bis in Galiczia vnd sach san Jacob ob altar staun mes haben. Auch jst auf dem
16 man] man über der Zeile nachgetragen D76 26 verkerdet] verkerdet aus verkündet korrigiert D76 26 dardurch] das dar am Rand nachgetragen D76 28 Auch] vor Auch ist Auch jst auf dem gang als sant Silvester durchgestrichen D76 32f. Arch audiencium] vor arch sind einige Buchstaben ausradiert D76 33 ain] aim D76
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Kapitel 3: Editionen
selben gang die zwo ersten glogen, die je wurden gemacht. Auch jst auff dem selben gang daz erst gemäl, daz von Got je gemäht wart. Auch jst auff dem selben gang ain kapel, da man den babst einfiert vnd jn besucht, ob er weib oder man sej, als er erst gemacht wirt. Auch jst auff dem selben gang ain marbelin stain saul, die erspielt sich nach der lengi, als Got an dem kreicz starb, die stain do zemal zw Jherusalem jn dem tenpel Salomonis. D a jst auch ain stieg von marbelstain, die hat acht vnd zwainczig Staffel, die was an Pilatus balast zw Jherusalem, vnd darauf wart Got verurtaylt. Vnd da jst an ainem jetlichen Staffel ein jar ablas, als oft ain mensch [6V] auff oder ab gat mit andacht, vnd an dem ailften Staffel jst ain kreiczlin, da jst die gnad zwifaltig, wen an dem selben Staffel struchet vnser Her vnd fiel, als jn die juden fürten. Auch jst auf dem selben gang, die nemt Sancta Sanctorum, da jst vergebnus aler sund. Auch jst auff dem selben gang ain capel, darjn jst vnser Heren anplic. Daz warff ainer mit ainem stain, der het verspilt, vnd da wer er geren von dannen gangen. Da mocht er nit. D a ersach er ainen priester vnd peichtet jm. D a was ain gemalt kreicz an der wand. Da sprach der priester: »Als wenig, als daz kreicz mag herjber kumen an dise maur, als wenig mag jch dir die sind vergeben«. D a flog daz kreicz hinjber an die ander maur, vnd da jst es noch. Vnd also gab der briester dem sinder buoß. Vnd [7r] da jst auch besundre gnad vnd aplas jn dem minster zu Sant Johanes de Laterano, daz es niemet erzelen kan noch mag, den Got allain (schwarz).
Die ander habtkirch etc. (rot). Die ander habtkirch jst zw Sant Peter vnd leit an ainem berg, der haisset Vatichano. Jn die selben kirchen gat acht vnd zwainzig Staffel, vnd wer die auff oder ab get, der verdienet von jetlichem Staffel 30 siben jar aplas geseczter büß von babst Alexandro. Vnd als man die stieg hinauf kumt, so haist es jn dem baradiso. D a jst in der miti ain knöpf von mess, der was auf Santa Maria Rodonda, den fürten die tuffel hinweg, als sy wurden austriben aus dem tempel (wen Santa Maria Rodunda vaz ain tempel aller abgeter), vnd wurffen den knöpf 35 jn die Teifer. [7V] D a lag er lang zeit, vnd ain hailiger babst det jn suchen vnd saczt jn dahin. Auch jst jn dem paradiso vnser lieben Frauen bild, daz warff ainer mit ainem stain, der het verspilt. D a Sprüngen fünf blucztropffen daraus auf ainan marbelstain, die kund
8 von] von von D76
10 ein] hein D76
33 wen] wen aus von korrigiert D76
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nie kain man wider nacher wischen. Vnd da jst ain eysin geter ob vnd jst auch groß applas darbeij. Vnd der teuffei furt den spiler mit leib vnd mit sel hin. Auch jst jn dem paradiso ain capei, da hat sant Petter mes jn gehobt vnd darjn sind die nachgeschriben haltum: czw dem ersten mall sant Arthemeij martrer, ain babst, Caloceri vnd Barthemj, ain marter, Luci, ain baubst, Pigmenij priester, Grissantis vnd Darie, Drasonis, Goi babst, Quirini vnd Mility, Thropfi vnd Coliteri, Cefferini [8r] babst, Tarsicij, Jbolity, Quiriaci, Largi vnd Schmaragtij, Arcelai vnd Coni vnd vil ander haiigen vnd martrer, der namen niemant wais wan Got allain (also stat es geschriben jn der cononica vnd darnach): Jenuvari vnd die hailig fünf vnd zwainczig martrer vnd Pamfili, Proiecti vnd Sederij, Optati vnd Policami, Dionisi babst, Nemensy diaconi, Dary vnd Hilari, Memine vnd Juliane junckfra, Concilie vnd Trifonie vnd Cirille junckfraw, Steffano babst, Siluestr babst vnd vil ander haltum, vnd da jst groß applas. Auch sind jn der kirchen hundert altar, vnd jetlicher altar hat acht vnd fierczig jar aplaß vnd also vil karren, vnd von den selben altar sind ausgenomen siben altar, die mit grosen gnaden begabt sind dan die andren. Der erst jst zw sant Simon vnd Juda, die sint bed ligent leibhaftig [8V] ob dem altar jn der maur. Der ander jst von sant Gregorio, der leit hinder sant Simon vnd Juda jn dem winckel. Der drit jst von sant Andrea, der leit zw der glingon hand jn der maur hinder ainem braiten stain, seines haltums vnd auch der strick, darmit er an daz chreicz ward gebunden. Der fierden jst von sant Leo babst, der leit neben sant Peters capel. Der fünfte vnser lieben Frauen. Der sechste von dem hailigen kreicz. Der sibet jst, da die Fronica jst, vnd ob dem altar jst daz antlicz Christe, vnd wen man daz weiset, so hant die Riemer vnd daz folck jn der stat acht tuset tag ablas vnd daz folck von dem land daz hat zechen tuset jar aplas vnd daz folck, daz kumt vber mer oder [9r] vber daz birg, daz hat zwelf tuset jar aplas vnd daz drite tail vergebnus aler sind. Auch jst an aller vnser lieben Frauen tag vnd an vnsers Heren auffartag vnd an allen haichzeiten vnd an allen sant Peters tagen so jst tusset jar aplas vnd also vil karen. Ach jst an dem achtenden tag nach sant Martis tag, als die kirchen wart geweicht, so jst da vergebnus aler sind.
17 acht] acht über der Zeile nachgetragen D76 18 altar] altar über der Zeile nachgetragen D76 19 dan] dan dan D76 25 chreiz] vor chreicz ist hailig durchgestrichen D76 25 von] von aus vnd korrigiert D76 36 kirchen] kirchen aus buchen korrigiert D76
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Kapitel 3: Editionen
Auch jst in der gruft vnder dem hoichen aitar, da leit sant Peter vnd sant Pauls ietlicher halb, da jst viertauset jar aplas. Item bäbst Silvester vnd Gregory habend zu dem hochen altar geben vergebnus aler vergessen sind vnd acht vnd vierczig jar ablas, vnd ob ain mensch het erzirnet vater oder muter vnd darzw kam mit rew vnd andacht, dem [9V] jst vorgeben die selbe sund, vnd da ligent fierzechentusent hailiger martrer. Auch hat geben der hailig babst sant Silwester, welher mensch jn Sant Peters minster gat mit rew vnd andacht, der hat acht vnd fierczig jar aplas vnd daz drite tail vergebnus aler sind, Auch sint jn dem minster zwelf marbel staini seil, die wurden bracht aus Salamonis tempel von Jerusalem; vnd die ain saul von den zwelffen, die was als vnser Her brediget, da lainet er sich an die se[l]be saul, vnd by der selb saul mag kain gaist noch tuffel beleiben, vnd al die beheft sind, es seij weib oder man, der wirt erlost, Auch henckt man ain tuch herfir an vnsers Herren auffart, vnd daz det Gregorius babst decken vber die hailigen leichnam, als er sy tett suchen [10r] vnd außgraben vnd tet sy fieren gen Sant Peter, wol drey gancz manet lang. Also wurden so vil gen Sant Peter gefürt, als man die zeit mocht fieren, vnd vber die hailigen leichnam ward daz tuch gedeckt, vnd darzw gab babst Gregorius grosen ablas vnd gnaud. Auch durch welher sei man willen dardurch gat oder darvnder hin oder her zw siben mallen, vnd zw jetlichem mal siben Pater Noster vnd siben Aue Maria spricht, der erlest ain sei aus dem fegfur, vnd daz tuch lat man hangen bis an den ersten tag jn den augsten, so tut man es nacher, wenn so gaut die gnad ein zw Sant Peter jn Vincolo. Auch jst jn der kirchen neben dem koraltar ain kestlin, [10v] darjn jst daz hailig sacrament, daz hat sant Peter gesegnet. Auch jst jn der kapel beij aller seien altar ain saul, da was ain kreiczlin jn, daz kust ain arme fraw. Da kam ain reiche riemerin vnd wolt es auch kissen vnd nam ain tuch vnd wolt es wischen, darvmb daz die arem frau kist het. Do floch daz kreiczlin hinweg vnd fur zw
1 in der] in der über der Zeile nachgetragen D76 1 hoichen] hoichen aus haichen korrigiert D76 2 Pauls] das u über der Zeile nachgetragen D76 2 da jst] da jst da jst D76 3 vnd Gregory] nach Silvester steht ein Verweiszeichen, nach habend ist vnd Gregory nachgetragen D76 13 kain] kain aus kan korrigiert D76 19 leichnam] leichnan D76 25 augsten] das u über der Zeile nachgetragen D76 25 gaut] das u über der Zeile nachgetragen D76 27 koraltar] das kor über einem durchgestrichenen kair nachgetragen D76
Die Wolfenbütteler
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dem tach aus vnd stalt sich an die maur, vnd da stat es noch, vnd do jst auch aigner applas by. Auch jst neben dem hachen altar ain stain von parfido auf ainem altar, darauff wart sant Peter vnd sant Paul tailet jn dem jar, als man 5 zalt nach Christus geburt CCC vnd nainzechen jar. [ll r ] Also stat es geschriben mit geschriben, mit gehauen buchstaben jn dem stain, vnd da jst auch großer applas vnd gnaud bey. Von gnauden vnd applas wer vil zu schriben vnd von grosen haltum, daz zw Sant Peter jst. Auch jst da die staczio an dem anderen suntag 10 jn der vasten vnd auch an dem fünften suntag jn der fasten (schwarz).
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Die drit habtkirch (rot). Die dritte habtkirch jst zu Sant Baul auserhalb der stat, vnd als man zw dem tor gat, so jst es zw der rechten hand vnd aller welt berg, der jst kumen von aller weit, von jtel kriegen vnd heffen voler erden. Als die remer weren jn jren maiestat, da must man jn trabut geben von aller weit, von silber vnd gold. Da hetten sy so fil silber vnd gold gen Raim machen kumen, [ll v ] daz niemant mer nuez darvmb wolt geben. Do machten sy, daz wer vorhet, silber oder gold geben, daz er ain kruog oder haffen mit erden bringen zw ainem zaichen, daz sy den riemer weren vndertaun. Vnd also ward der berg gemacht vnd jst haich. Auch jst neben dem tor jn der maur ain spiezig haich grab, darjn leit Rem vnd Romas, bruder, wen Rem vnd Rom waren brieder, vnd Rom stiftet die stat. Vnd als er Rom wolt vmbfachen, da spien er ain faden darvmb vnd lies laff, da er wolt daz die bawten weren, vnd sprach: »Wer den faden zerbricht, der muß sterben«. Also derbrach Rem, sein bruder, den faden, alß er jagt. Do must er sterben, da er den faden zerbrach. Vnd Rom jst XXXIJ [12r] meil vmb sich vnd wen man fir daz tor kumt, da stat ain groser stain vnd stat noch vnd jst daran geschriben, vnd als sant Gregorius Sant Peters minster weichet, vnd da wolt er Sant Bauls minster auch weichen den selben tag, da er kam, da der selb stain staund, da daucht jn, wie jm der selb tag wolt ze kurcz werden. Do kniet er nider vnd bat Got, den almechtigen, daz er jm sein gnad mittaillet vnd jm so vil tag verlieh, daz er die ander kirchen auch mocht weichen. Da blaib die sun stil stan, vnd er gieng
7 großer] großer über der Zeile nachgetragen D76 12 D i e ... habtkirch] am Rand ist rot eingetragen D76 22 dem] vor dem ist ein zweites dem durchgestrichen D76 34 vnd] vor vnd ist ein zweites er nider durchgestrichen D76
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Kapitel 3:
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mit der brecession gen Sant Paul vnd weichet die selben kirchen auch, vnd da er wider gen Sant Peter gieng, da stond die sun denocht, da er sy ließ. Vnd alsy jn die [12v] stat komen, da was es nacht allen den, die jn der stat waren beliben, vnd die mit der procession giengen, die heten alle sune vnd liechten tag. Vnd bey dem selben stain jst auch aigen applas. Auch jst ain wen[i]g firb[a]s ain saul von marbelstain, vnd daran jst sant Peter vnd sant Paul gemalt, vnd bis zw der selben saul wart sant Peter vnd sant Paul gefiert, do man sy wolt totten, vnd durch des grossen folcks willen, daz da mitloff, ward sant Peter wider gen Raim gefiert, vnd scharent sy ain platten zw ainem spot. Daz det man darvmb, daz dez folck mit jm wider jn die stat lieff, wan sij hetent sorg, sant Paul wurd jn genomen, wan er was groß geschlechts von Rom. [13r] Vnd beij der selben saul taijlten sy sich von ainander. Da wart sant Peter gefiert gen Raim auff ainen berg, der haisset Montario, vnd wart da kreiczigot mit dem habt vnder sich. Vnd sant Baul wart gefiert bis zw Sant Anastasio vnd da ward jm daz habt abgeschlagen. Vnd ain weinig firbas da jst Sant Paulus minster, da sind al tag acht vnd vierczig jar applas vnd also vil karre vnd daz drite tail vergebnus aller sind. Item an allen sant Pauls tagen sint tauset jar applas. Auch jst an aller kinder tag fierzig jar abplas vnd also vil karren vnd an dem tag des achtenden sant Martin, so jst [13v] da die kirchweichij, so sind da sibentauset jar applas vnd vergebnus aller sind. Auch jst ze wissen, daz wer ain gancz jar gat gen Sant Paul all suntag fir die sel, da er fir gat, die jst erlöst aus dem fegfur. Vnd vnder dem koraltar da leit sant Peter vnd sant Paul jetlicher halb. Auch jst neben dem koraltar ain kruczifixe, daz hat geret mit sancta Brigita, vnd jst da ain arem von sancta A n n a vnd sant Pauls stab vnd die ketten, daran er gefangen lag, vnd fil ander haltum. Auch jst die staczien da an der fünften [mit]wochen jn der fasten (schwarz).
Daz jst die IIIJ. habtkirch (rot). Die fierde haubtkirch jst zw Santa Maria Maior. D a sint all tag 35 acht vnd vierczig jar applas vnd also vil karren vnd dez driten tails
20 jar] jar auf Rasur D76 21 Pauls] vor Pauls ist ein s durchgestrichen D76 24 sibentauset] silentauset D76 27 vnder] vor vnder ist ein zweites vnder durchgestrichen D76 27 koraltar] das kor auf Rasur D76 28 koraltar] das kor auf Rasur D76 29 sancta (2)] sancta über der Zeile nachgetragen D76
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vergebnus aller sind. Da leit vnder dem haichen altar sant Mathias zwelfpot vnd jn ainem altar [14r] darneben leit sant Jeronimus, der lerer, vnd auf die andren Seiten dez altars jst vnser lieben Frawen bild, daz hat sant Lucas gemallet. Auch jst jn der kirchen daz nachgeschriben haltum: zw dem ersten mal sant Mathias habt, von sant Kosma vnd Damia, ain arem von sant Tamas erczbischoff, daz kin von sant Zacheria, sant Johanes dez taffers fater, von sant Andrea, von sant Breiden, von dem hailigen kreicz. Auch jst da von dem bluot vnd hiren, cilicio vnd hirenschal von sant Thomas erczbischoff, von sant Kosmato ain hand vnd ain arem von sant Mathis vnd ain korrock von sant Thomas erczbischoff vnd der jst noch blutig, als er darjn erschlagen ward vmb die kirchen. Auch jst da ain stol vnd ain mesgwand vnd ain mantel von sant Jeranimo cardinal [14v] vnd lerer vnd von dem hee, darauff Got lag jn der kripp. Auch jst da daz habt von sant Marcellino babst, ain arem von sant Juliano, von sant Peter vnd sant Baulo vnd von santa Viciana vnd von dem hailigen cr[e]icz, daz habt von sant Bibiana, ain arem von sant Luca ewangelista, ain kestlin mit haltum von zwelfpotten, martrer, beichtiger vnd junckfrauen. Auch jst da von vnser lieben Frawen millich, von jrem haur vnd jren klaider vnd jr girtel, von jrem bett vnd von jrem schlair, darvnder sy starb vnd gen himel fur. Auch jst da von der kripp, da Got jn lag vnd von dem tuch, da Got jn lag jn seiner muter leib. Auch jst da von der wiegen der mertail, do Got jn lag, vnd ain kreicz, darjn jst von dem hailigen kreicz [15r] zw allen ende. Auch jst da ain windel, da Got eingewicklet ward vnd vil ander haltum. Vnd als die kirch geweicht ward, so sind da zwaijtauset jar applas. Auch sint da an allen vnser Frauen tagen vnd zw den weichennechten vnd zw den ostren vnd zw sant Lairenczen tagen tussett jar applas, vnd acht tag vor sant Lairenczen tag so gat die gnad ein vnd weret bis acht tag nach vnser Frawen tag jn dem äugsten, vnd da jst al tag vergebnus aller sind, von schuld vnd von pein. Auch sint da geben von babst Gregorio der achte, der die silben kirchen weichet, fierczechen jar vnd tauset jar applas vnd drite tail vergebnus aller sind. Auch jst da die staczio an der ander mickten jn der fasten vnd auch [15v] an der mickten jn der karwuchen (schwarz).
12 vmb] vmb aus vmm korrigiert D76 24 do] das o nachgetragen D76 26 ward] vor ward Iii jst durchgestrichen D76 31 äugsten] das u über der Zeile nachgetragen D76
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Daz jst die funft habtkirchen (rot). Die funft habtkirch jst zw Sant Lairenczen vnd Steffano, da sy bed leibheftig ligen vnder dem koraltar jn der gruft. Hinder dem grab, da si erhebt wurden jn der maur, da sint al tag acht vnd vierczig jar applas vnd also vil karen vnd drite teil vergebnus aller sind. Da jst auch hinder ainem altar jn ainem winckel ain braiter marbelstain, der jst foller lecher vnd jst ain eisnj gäter darvor, vnd auf dem selben stain staind der rost, da sant Lairencz auff wart gerest. Auch welher mensch daz grab vnd den stain besucht, der verdienot sibentauset jar abplas, vnd wer die kirchen haimsuch all mitwuchen ain gancz jar, der erlest ain sei auß dem fegfur, fir die er da gat. [16r] Daz hat verdienet sant Lairencz mit seiner marter vnd auch vil groß gnaud, die darzw geben sind. Auch jst jn der kirchen die kant, damit sant Lairencz sant Ippolito vnd san Lucilio daft jn der fancknus, als sant Ipolito sein hut, vnd da er jn verkert het, da mangelt jm wasser. Da bat er den almechtigen Got, daz er jm sein gnad erzaigti vnd jm wasser schicktij, daz er sy täffen mechti. Do kam ain engel vnd sprach: »Greiff nider auf die erde, so findest du wasser«. Vnd als er nidergraif, vnd do er die erd anrieret, do ersprang ain guter brun, vnd jst noch als ain gutes wasser, als jn Rom jst vnd jst fast dief vnder erde. Auch jst jn der kirchen ain stain, damit sant Steffan wart geworfen vnd als groß als ain fust vnd jst blau vnd weis; vnd jst vil schenes haltum da vnd groß [16v] gnaud vnd applas. Auch jst die stacion da an dem driten suntag jn der fasten (schwarz).
Die sechst habtkirch (rot). Die sechst habtkirch jst zw dem Hailigen Kreicz vnd die selbe kirchen hat gestiftet sancta Constancia, dez kaisers Constantius tochter, vnd machet die kirchen jn der eren dez hailligen kreicz, vnd sancta 30 Helena hett jr wessen davon dez bots wegen, daz sancta Helena tet dem hailigen babst sant Siluester. Der weichet die kirchen durch sant Helena willen vnd ward geweicht an dem XIIJ. tag jn dem merczen, daz jst der erst nach sant Gregorio jn der fasten, vnd liget jn dem koraltar zwen hailigen, sant Anastasio vnd sant Zesario, baid mar35 trer, vnd bey dem selben aitar jst al tag acht vnd fierczig jar applas
3 koraltar] das kor aus kair korrigiert D76 4 erhebt] vor erhebt ist bed ligen durchgestrichen D76 9 stain] vor stain ist menschen durchgestrichen D76 34 koraltar] das kor aus kair korrigiert D76
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vnd also vil karen vnd daz drite tail vergebnus aller sind. Auch [17r] jst al tag siben jar applas vnd siben karen. Auch hat geben sant Silwester durch sant Helena bet willen, daz all suntag vnd mitwuchen daz gancz jar sind die applas zwifaltig. Auch jst da an alen hailigen kreicz tagen fier vnd zwainczig jar applas vnd also vil karen vnd daz drite tail vergebnus aller sind. Auch hat geben sant Silwester babst vnd sant Gregorius baubst vnd sant Alexander babst vnd sant Nicolaus babst vnd sant Belleigio babst vnd sant Honorius babst ainem jetlichen menschen zw allen Zeiten, wen es gen Rom kumt, durch Gotes willen vnd durch gnauden willen sibentauset jar abplas, vnd sturb er vnderwegen, vergebnus aller sind. Auch habbent sij gebben zw sant Zesarien tag, der jst [17v] an aller hailigen tag, so jst da vergebnus daz fierde taill aller sind. Auch jst da an sant Hanastasius tag, der jst an dem XXIJ. tag jn dem jenuwario, so jst da daz fierde taill aller vergepnus. Auch vergis nit, du gangest jn die capel, die haist Jherusalem, da finst du den schacz von den gnauden, vnd jn die selb Cappel dar kain fraw gaun daz gancz jar, wen allain an sanctus Benedictus aubent, der jst an dem XX. tag jn dem mercz. An dem selben tag ward geweicht die Cappel. Daz erwarb sancta Elena, kaisser Constantinus muter, vnd sant Silvester, wan die selb capel was sancta Elena kamer, vnd an dem selben tag jst da vergebnus aller sind vnd schuld vnd von pein. Auch dar niemat meß haben jn der selben capel wen der babst allain. Aich jst jn dem altar daz sail, damit Got an daz kreicz [18r] was bunden, e daz er vernaglot wart. Auch ist da ain groß stuck von vnsers Heren rock vnd ain schlair von vnser lieben Fra wen vnd siben haur, auch von wnser Fra wen. Auch jst da von dem schwam, damit wart Got gedrenckt an dem hailigen kreicz. Auch sind da XJ doren von der hailigen krain vnd jst da von dem rock von sant Johannes des täffers vnd zwo rip von sant Peter vnd sant Paul. Auch jst da ain stuck (gresser den ain fust) von aschen, schwais vnd blut von sant Lairenczen, als er gerest wart. Auch jst da ain lampel foler balsamo, darjn schwimt daz habt sant Vincencio, vnd sinst auch ain ander ampel foler baisam. Auch sint da zwen nepf, der ain mit vnser lieben Frawen millich vnd der ander mit vnsers Heren blut, vnd zwen zen von sant Petter, ain groß [18v] stuck von dem hai-
1 vnd (2)] vor vnd ist vnd also vil karen vnd durchgestrichen D76 3 all] vor all ist al tag durchgestrichen D76 13 an] an über der Zeile nachgetragen D76 24 Aich] Aich aus Au korrigiert D76 36 von (1) ... Petter] von sant Petter auf Rasur D76
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ligen kreicz vnd vil ander haltum. Vnd jn der selben capel ze Jerusalem jst so groß aplas, daz es vnseglich jst. Auch jst jn der kirchen ob dem schwibogen jn der maur von dem titel, daz ob dem kreicz staind, daran geschriben was »Jhesus . Ν . R . I .«. Auch jst da ain arem von dem kreicz dez schachers, der zw der rechten hand hieng, vnd daz leit vber zwirh jn ainem fenster ob dem schwibogen. Auch jst da jn der sacristía ain stuck von dem hailigen kreicz vnd ain ganczer nagel, damit Got ward an daz kreicz genaglet vnd vil ander haltum, vnd daz weist man zw funff malen jn dem jar: zw dem ersten maul an dem grien dors tag vnd karfreitag, zw dem anderen mal, als daz haillig kreicz funden ward, zw dem drite mal, als daz hailig creicz erhecht ward, [19r] zw dem fierden maul, als die staczio jst jn der fasten, zw dem fünfte mal, als die capel zw Jherusalem geweicht wart, vnd an den selben tagen jst da vergebnus aller sind, von schuld vnd von pein. Auch jst beij dem altar, der da jst zw der gerechten hand, al tag VIJ jar aplas vnd siben karren, vnd da jst ain finger von sant Fredian, zwen zen von sant Blasy vnd bain von sant Maria Magdulena vnd vil ander haltum. Auch jst [an] dem altar zw dem glingen hand auch siben jar aplas vnd siben karren, vnd jst da von sant Gregorio babst vnd sant Hillario, von sant Johanes babtista vnd fil ander haltum. Auch jst die stacio da an dem fierden suntag jn der fasten. [19v]
Die sibent habtkirch jst zw Sant Sebastian vnd Fabian, da sind baid leibheftig ligend, vnd da leit sant Steffan pabst auch vnd daz 25 pulffer von den siben schlaffer fielen, da sy die zwen hailigen leichnam zaigten, sant Peter vnd sant Paul. Auch jst da die stat, als der engel sprach zw sant Gregorio babst: »Hie jst die stat, da ainem ietlichen menschen jst vergeben all sein sind vnd schuld vnd von pein, wer sich peichtet vnd rew hat vber sein sund vnd daher kumt, der jst 30 ledig vnd lais aller sund«. Daz hat verdient sant Sebastian mit seiner marter, wen er leit leibhaftig jn dem selben altar. Auch hat sant Gregorius mes gehebt auf dem selben altar, vnd der engel hat jm selb zw altar gedienet mit [20r] allen dingen, vnd da jst vergebnus aller sind, von schuld vnd von pein, ainem jetlichen menschen, daz durch 35 Gocz willen dar gat, vnd daz hat der engel verkindet, vnd sant Gregorius hat es bestetiget durch sant Sebastianus wille.
3 Auch jst] Auch jst auch jst D76 10 dorstag] dorstat D76 13 mal] mal mal D76 14 den] dem D76 19 dem (!)\ dem über der Zeile nachgetragen D76 20 jar] jar über der Zeile nachgetragen D76 23 habtkirch] habt habtkirch D76 35 Gocz] G o auf Rasur D76
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Auch leit sant Sebast[i]an jn dem oberen altar vnd da jst groß gnaud vnd aplas. Auch hat sant Pelagio babst geben al tag acht vnd fierczig jar aplas vnd also vil karen. Auch jst da al suntag jn dem maien vergebnus aller sund. Auch jst da auf vnsers Heren auffart bis avff den augsten fier vnd zwainczig jar aplas. Auch haben die hailigen bäbst geben, die hernach geschriben sind, sant Gregorio, sant Silvester, sant Alexander, sant Nicholau, sant Pelagio, sant Honorio vnd sant Johanes, all bäbst jetlicher fir sich sellber [20v] sibentauset jar aplas, daz macht nein vnd funfczig tusset jar aplas an allen applas, der vor vnd nach jst, ainem jetlichen pelegrin, der da kumt durch gnauden willen. Jtem jn sant Kalixtus kirchoff, der jst vnder der erde, darjn behielten sich die kristen, da sy zw dem ersten die haiden also fiengen, vnd jn der selben gruft vnd kirchoff ligent sechs vnd fierczig hailiger bäbst, der jetlicher sein fole gnad vnd gwalt darzw hat geben. Darzw jst auch jn der vorgenante gruft vil hailiger martrer, beijchtiger vnd junckfrauen vergraben gewesen, die da erhebt sind worden. Durch der willen jst al tag da vergebnus aller sind, wer dardurch gat mit rew vnd andach. Also jst es geschriben jn der cononica zu Sant Sebastiaun. [21r] Auch set vns die alt cononica, wen ain mensch ausgat jn dem sin vnd willen, daz er geren wel Rom durch gnauden willen vnd stirpt vnderwegen, so jst jm vergeben all sein sund. Daz hat verdienet sant Sebastian mit seiner marter. Auch leit sant Steffano babst beij dem hinder altar vnd da jst ain eysni geter ob vnd da jst siben jar abplas vnd siben karen. Auch jst hinder der kirchen ain gruft, haist katekumbis, vnd da jst ain brun, da wurden funden die hailigen zwen leichnam sant Peter vnd sant Paul, die warend da gelegen fünfhundert jar, vnd die zaigten die siben schlafer, vnd als sy die hailigen leichnam hettent zaiget, do fielen sy zw pulfer al siben vor dem hailigen babst sant Vrbano der funft. Vnd daz selb pulfer [21v] leit jn ainer sarch jn der kirch. Auch jst ze wisen, daz jn katekumbis jst al tag so vil applas alß jn Sant Peters minster. Auch jst da die saul, da sant Sebast[i]an an wart geschlagen vnd die stat neben dem segreden jn ainem fenster. Da jst auch ain stain, darauff jst Got selb gestanden mit seinen getlichen blosen fiesen vnd jst
2 hat] vor hat ist jst durchgestrichen D76 2 babst] das erste b aus einem g korrigiert D76 4 auf] auf über der Zeile nachgetragen D76 4 avff] das ν über der Zeile nachgetragen D76 26 haist] haist mittels Verweiszeichen am Rand nachgetragen D76 31 sarch] sarch jn der sarch D76
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Kapitel 3: Editionen
da daz zaichen, als wer er jn ainem sehne gestanden. Auch jst da die zwaij habt von sant Neres vnd Archileo vnd daz habt von sant Sixt babst vnd vil ander haltum. Auch jst ze wissen, daz aller der abplas jst zwifaltig jn der fasten vnd zw allen haichzeitten (schwarz). 5 Staceon zw Vnser Fra wen (rot). In der kirchen zw Vnser Lieben Frawen jn Tarstiberi, da ersprungen zwen öllprunen an der hailigen nacht ze weichennächt, [22r] als Christus geboren ward, vnd daz öll ran bis jn die Teiffer. Vnd vnder dem haichen altar leit sant Kalixtus babst vnd sant Jnocencius, vnd die stifteten die kirchen. Auch io leit da sant Julio babst vnd sant Quintino bischof vnd sant Cleopadio priester. Auch jst da sant Vrsula habt vnd vil ander haltum. Vnd an der kirweich jst al tag zwaijhundert jar applas. Vnd bey dem haichen altar sind zway fenster, da die zwen öllbrunen entsprungen, vnd da jst beij jettlichen fenster hundert jar abblas. Vnd acht tag nach vnser is lieben Frawen tag jn dem augsten so jst da vergebnus aller sund. Auch jst die staezion da an dem driten suntag (schwarz). Staczion (rot). In der kirchen zwo Sant Grisogeno da jst ain arem von sant Jacob vnd ain ripp [22v] von sant Steffan, ain schulter von sant Andrea vnd 20 ain hand von sant Orisogono vnd von dem hailigen kreiez vnd vil ander haltum, vnd da jst groß gnaud vnd applas. Auch jst da stacion da an dem fünfte mantag jn der fasten (schwarz). Stacyon (rot). In der kirchen zw Sant Cecilia, die leit auch jn Trastiberi, nit fer von Sant Grisogono, da leit sy leipheftig vnd sant Tiburcio vnd Va25 leriano vnd sant Vrban babst vnd sant Lucio babst vnd sant Primo vnd Maximiano, die ligent all leipheftig da vnder dem kairaltar jn ainer gruft. Auch was die selb kirch daz erst haus, daz saneta Cecilia jn Rom het, vnd der hailig babst Pascale machet ain kirch darauß. Auch habent sy haltum da, daz seezet sy auf den altar: ain zann von 30 sant Cecilia vnd ain zann von sant Agata, von dem hailigen ain seidin tuch, [23r] daz jst gestrickt vnd arbeit gar schain, daz trug Cicilia jn der hand, da sij zw dem man gie[n]g vnd hochzeit wolt haben. Ain tuch von sant Agata, daz sy auf dem habt trug, vnd von sant Sebastian, von dem hailigen cr[e]icz, da sant Andrea an wart gemar35 tret, vnd vil ander haltum. Auch jst jn der selben kirchen hundert jar
5 In] Ist D76 8 leit] vor leit ist ein zweites altar durchgestrichen D76 18 In] Ist D76 23 In] In aus [I]st korrigiert D76 31f. Cicilia] vor Cicilia ist ein zweites trug durchgestrichen D76
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applas vnd daz drite taill vergebnus aller sind. Auch jst die stacion da an der driten mitwuchen jn der fasten (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sant Bartholomeo auf der jnsell zwischen der zwaijen brugen, da leit er leipheftig vnd sant Paulino vnd sant Alberto vnd sant Marcello vnd sant Supancio. Auch jst da ain doren von der hailigen krain. Auch sind da die dreij pfeil von sant [23v] Sebastian, damit er geschossen wart, zwen arem von sant Simon vnd Juda vnd daz kin von sant Jachob vnd von dem hailigen kreicz vnd vil ander haltum, daz man weist an sant Bartolomeus tag zw wesper, vnd da sint al tag tusset jar applas daz gancz jar. Auch jst jn der kirchen ain brunn, darjn wart gefunden sant Subancio vnd sant Paulino, vnd beij dem selben brunen jst dreihundert jar applas. Auch jst an sant Bartolomeus tag vergebnus aller sund (schwarz). Stacion in der kirchen zu Vnser Lieben Frawen (rot). In der kirchen Vnser Lieben Frawen bij den Milin, als man vber die brugk kumt auch auf der jnsel beij Sant Bartolomeo, da jst ain grose kirch, vnd vnder der kirchen jst ain kabel beij dem wasser. Da jst vnser lieben Frawen bild jn, daz hant die engel gemacht vnd daz hat groß zaichen getaun vnd tut noch. [24r] Darzw sint gegeben tauset jar aplas (schwarz). Stacion zw Sant Nielas (rot). Jn der kirchen zw Sant Niclaus Kärcker da sint die geschriben hailtum: czw dem ersten maul ain ripp von sant Matheo vnd von sant Niclaus himelbrot, ain arem von sant Allexio vnd von dem hailigen kreicz vnd ain finger von sant Niclaus, da er den ring an het, wan er weichet, von sant Fabian vnd Sebastian, von sant Cristoffel, von sant Jacob, von den hailigen fiercz[i]g martrer, von dem hailigen öllberg, von dem hailigen grab vnsers Heren, von sant Egidio. Auch jst da von sant Elena, dez kaisers Constantinus mutter, von sant Antanio, ain zan von sant Maria Magdalena vnd ain hand von sant Sabina vnd vil ander haltum, daz da nit geschriben jst, vnd da jst vil gnad vnd applas. Auch jst da stacion an dem fünften suntag jn der fasten (schwarz). Stacion (rot). [24v] Jn der kirchen zw Vnser Lieben Frawen dal Portigo, die leit ain wenig firbas, als man gat gen Sant Paul, da jst vnser lieben Frawen bild jn ainem saffeir. Daz kam von himel jn den stain. Daz hat vil zaiches getaun vnd tut noch al tag. Vnd wen die riemer ain grossen bresten hant oder pestilenezie, so tragent si daz bild vmb mit der precesson. Die kirch hat geweicht sant Gregorius der sibet als man
7 damit] das mit aus wart korrigiert D76
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zalt nach Christus geburt tauset vnd draij vnd sibenzig jar. Vnd sint da die nachgeschriben haltum: zw dem ersten mal von dem hailigen kreicz; von dem schwam, damit Got getrenckt wart an dem hailigen kreicz. Auch jst da von dem hailigen kreicz von sant Andrea vnd seines gebains, von sant Steffano vnd von sant Marcho vnd sant Jachob vnd vil ander haltum. [25r] Auch jst an vnser lieben Frawen tag jn dem augsten so spert man daz bild auff, so jst da vergebnus aller sind (schwarz). Stacion zw Sant Jörgen (rot). In der kirchen von Sant Jorgen da jst daz sper, damit er den tracken erstach. Auch jst da sant Jorgen habt vnd sein baner vnd von vnser lieben Frawen millich vnd jrem schlair vnd iren klaideren, von sant Philipp vnd Jachob, von sant Sixt babst, von sant Jachob vnd wil ander haltum, vnd do jst groß gnaud vnd aplas. Auch stat geschriben zw Sant Jörgen, daz ain kaiser wolt wissen, wie fil er fechtper folck het zw Rom. Da fand er so wil, als hienach geschriben stat: »Claudius Tijberius volens describen pugnatores civos Romonos et jnvenit sexies decies centena milia mongeti [!] et quadraginta vna milia«. Auch jst da die stacio da an dem ersten dorstagjn der fasten (schwarz). [25v] Stacy on jn der kirchen zu Sant Anastasia, die leit zwnächst beij Sant Jörgen, vnd da jst auch vil haltum vnd groß gnaud vnd applas. Auch jst die stacio da an dem ersten afftermantag jn der fasten (schwarz). Stacyon (rot). In der kirchen zw Vnser Lieben Frauen Scola Greca, da hat sant Augustein rectorica gelesen. Da stat noch ain stain vor der kirchen, der jst groß vnd siwel vnd hat äugen vnd näßlöcher vnd ain weit mal, den hies man den stain mit der warhat. Vnd wen man ain ettwas zech, es wer weib oder man, daz es taun solt haben vnd daz es lügnet, so fürt man es zw dem stain. So must es die hand jn daz maul stossen, vnd was es schuldig, so bais es jm die hand ab, vnd was es vnschuldig, so tet es jm nit. Auch jst jn der kirchen daz nachgeschri- [26r] [b]en haltum, vnd daz hat sant Kalixt babst mit seiner hand jn den altar gelet: Zw dem ersten mal jst da ain stain von dem hailigen grab vnd von vnser lieben Frawen rock, ain stain, da sant Steffan mit ward geworffen, vnd von dem plut vnd rost von sant Lairenczen, von sant Sebastian, ain ripp von den hailigen fier krieten, ain arem von sant Ipolito, ain arem von sant Bonifacio babst, von sant Cornelio babst, von sant Kalixt
4 von (1)] von über der Zeile nachgetragen D76 4 dem] dem aus dein korrigiert D76 7 augsten] das u über der Zeile nachgetragen D76
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babst, von sant Felix babst, von sant Agapito, von sant Anastasio, von sant Secundiano, von sant Pigmenij, von sant Felicis vnd Audacti, von sant Processi vnd Martiani, von sant Kosma vnd Domiano vnd sant Marci vnd Marcelliani, von san Cesari vnd Juliani, Marcelini vnd Petri vnd von sant Abaciri vnd Johanes, Abundi [26v] vnd Wenei, Grisantis vnd Darie, Mari vnd Marti, von den siben schlaffer. Auch jst da von den haiigen fierczig martrer, von Oriaci vnd Largij vnd Schmaragti, von sant Agnes, von sant Cecilia, von Serafie vnd Artemeije, Prisce, Sabine, Mamenie, Suntume, all junckfrawen von der alten e, vnd vil ander haltum, vnd da jst auch groß gnaud vnd applas (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen von Sant Sabina, die leit oberhalb Scola Greca, die leit auff ainem berg, vnd da sind die nachgeschriben haltum: zw dem ersten mall von dem hailligen kreicz, von sant Tamas zwelfpott, von sant Lairencz vnd sant Bartollomio, von sant Maria Magdulena, von sant Peter, von sant Jacob, sant Alexander [27r] bapst, von sant Sabina, von sant Serfie, von sant Agnes, von sant Ipolito vnd seiner geselschaft, von sant Antonio. Auch jst da ain schwarczer stain als ain koll, den warf der tuffel zw sant Dominico, da er vor dem altar kniett, vnd fält sein, als Gotes will was. Auch jst die stacio da an der äschrigen mickten (schwarz). Stacyon (rot). Jn der kirchen zw Sant Allessio, die leit an Sancta Sabina, auch auff dem berg, vnd da sint die nachgeschriben haltum: Zw dem ersten jst da die stieg, da sant Alexio sein benitencz vnder tet jn seines vaters hauß wol siben gancze jar lang. Als er starb, da luten sich die glogen all selb, was jr zwo Rom warent, vnd also het er ain prieff jn der hand, den wolt er weder vater noch muter noch dem babst noch niemet lassen. Vnd da sein weib zwo jm gieng, [27v] do dett er die hant auff vnd gab jr den brief. Da staind daran, daz er Alexivs was. Da gehubent si sich vbel, daz sij es nit gewest hettend. Auch jst da von den hailigen fierczig martrer, ain arem von sancta Sabina, von sant Matheo, von sant Martin, von sancta Katerina, von dem berg Oliveti, von sant Cristofero, von sant Inocencio babst, von den stainen, da die haillig cron vnsers Heren auff jst gestanden, vnd vil ander haltum. Vnd da jst tusset jar applas (schwarz). Stacion zw Sant Brisca (rot). In der kirchen von Sant Brisca, die leit hinder Sant Alexio, da leit groß haltum. Egenio der fierd, pabst, hat sy lassen machen, wen si was gar nider gefallen, vnd da jst groß
10 von] von dem alter von D76 18 als] vor als ist auc den durchgestrichen D76 34 den] dem D76 37 hinder] hinder auf Rasur D76 37 Alexio] Alexio auf Rasur D76
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gnad vnd aplas. Auch jst die stacion da an dem aftermäntag jn der karwuch etc. (schwarz). Stacyon (rot). [28r] Jn der kirchen zw Sant Sau da ligent die zwen kaisser, Tijto vnd Vespasiano, die Jerusalem zerstörten, Christum ze rechen. Vnd als die juden heten den ainigen vnd almechtigen Got geben vmb XXX pfening, also gaben sij XXX juden vmb ain pfening. Vnd von der Fronica wegen het der kaisser Vespasiano sein gesunthait, wen die weisen zugen jm jung jn der näsen auß, vnd durch seinen willen kam die Fronica gen Rom vnd bracht daz antlucz Christi vnd sudario mit jr, als jr es Got zw ainer lecz ließ jn ain tuch getruckt; vnd die zwen kaisser mag man noch wol al tag sechen. Vnd die kirchen hat gestift sant Gregorius muter vnd jst ain klaister, vnd jst gross gnad vnd applas da (schwarz). Stacijon (rot). Jn der kirchen zw Sant Anastasio, die leit vor der stat beij den Dreijen Brunen, da jst sanctus Anastasius habt vnd jst auch die saul, da sant [28v] Pauli daz habt auff ab wart geschlagen. Auch jst da vil gebain von den zechentauset riter, vnd da jst sibentauset jar applas, vnd als die alt cononica zaiget, so jst da fierczigtausset jar applas, vnd darvon habent sy bullen vnd brief etc. (schwarz). Stacijon (rot). Jn der kirchen zw Vnser Lieben Frawen Scala Celi, daz selb jst die ander kirch, die vnser lieben Frawen zw lob vnd ze eren wart gemacht zw dem aller ersten, vnd da lag daz gepain von den zechentuset riter vnd martrer vnd vnder dem koraltar jn ainer gruft, vnd da jst al tag sibentawset jar aplas. Auch hat bapst Vrbanus geben ainem ietlichen, der sich beichtot vnd rew hat vber sein sind vnd gaut zw Vnser Lieben Frawen zw der Himellaiter, also haist sy jn tütsch, an allen vnser Frawen tagen, an allen sant Peters vnd Pauls tagen, an sant Johannes [29r] baptista vnd ewangelista vnd an alen zwelfpoten tagen vnd an allen ewangelista tag vnd an sant Maria Magdulena tag vnd an sant Katerina tag vnd an sant Margreten tag vnd an sant Agnes, Agata, Lucia tag vnd an sant Laurenczen tag vnd Steffano tag vnd an sant Vincencio vnd Anastasio tag vnd an jrem achtenden tag vnd an allen suntag daz gancz jar, so jst da IIJ tawset jar aplas. Auch gibt pabst Silvester so vil darzw vnd pabst Gregorius auch so vil darzw vnd pabst Nicolaus ain jar vnd fierczig tag. Vnd jn der fasten so jst die gnaud zwifaltig. Item babst Gregarius gibt ainem jetlichen menschen, der jn pilgris weis dar kumt durch Gocz willen vnd aun totsind jst vnd daz er weder vater noch muoter geschlagen hab, dem vergibt er all sein sind. Auch jst an der kirchweichij gancz
11 al] sechen al D76
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[29v] vnd gar vergebnus aller sind von schuld vnd von pein, vnd die jst XXIX. tag jn dem jenwwario. Auch jst darauf zw mercken, wie daz der almechtig Got die kirch begnadet hat vnd sich hat erzaiget mit grosen gnauden vnd baremherczikait, daz sant Berenhart hat mes gehebt auf dem altar vnd sach ain laiter jn den himel gaun, vnd darauf sach er die engel auff vnd ab gawn, vnd darvmb haist die kirch zw Vnser Lieben Frawen zw der Himellaiter. Auch jst ze wissen, daz ain jetlich mensch, daz aun totsund jst vnd bit vmb gnad vor dem altar, die ze piten sij, der wirt gewert. Auch stat es ofenparlich jn der cononica geschriben, daz für ain jetlich sel, fur die man mes hat auf dem selben altar, die jn dem fegfur seij, die wirt erlöst [30r] alspald, vnd wer ain mess tut sprechen mit andacht vnd was er pit, dez wirt er gewert, es jst ze pitten (schwarz). Stacion zu den IIJ Prunen (rot). In der kirchen zw den Dreyen Prunen, da sant Paul daz habt ab ward geschlagen, vnd da daz habt auf die erd fiel, do det es ain sprung vnd sprach »Ihesus«, vnd da wart ain prun, vnd also det es dreij spring, vnd zw jetlichen sprung sprach es »Jhesus«, vnd jetlich wort ward ain prun. Vnd da jst von jetlich prunen drewhundert jar applas vnd also vil karen vnd hundert jar von der kirchen, daz macht tauset jar applas vnd neinhundert karren (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen von Vnser Lieben Frawen zw der Botschaft, da jst vergebnus aller sund, vnd weller mensch dar kumt jn pilgri [30v] weiß, dem mag daz hellisch fewr nit geschaden. Vnd die kirch leit zwischen den Dreijen Prunen vnd Sant Sebastian auf dem feld. Beij dem haiigen kreicz, da die zechentawsset ritter wurden gefangen vnd erschlagen beij kaissers Tiberius zeit, daz stat beij Vnser Lieben Frawen der Potschaft vnd Sant Sebast[i]an auf halbem weg, da jst auch gnad vnd applas beij. Darnach findestu Sant Sebastianus minster, daz jst vor geschriben mit den siben kirchen. Bey der capel O Domine, Quo Vadis, da erschain vnser lieber Her sant Peter, als er aus Rom floch, da jn die haiden wolten gefangen haun. Vnd da er Christum sach, do sprach er: »O Domine, quo vadis?« Da antwurt jm Got vnd sprach: »Jch wil gen Rom [31r] vnd wil mich ain ander wait lassen kreiczigen fir dich«. Do sprach sant
3 almechtig] almechtigen (die letzten beiden Buchstaben durchgestrichen) D76 11 dem (7)] vor dem ist ainem durchgestrichen D76 18 ain] ain ain D76 20 vil] vil aus wl korrigiert D76
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Petter: »O Her, du sprachst, du weitest nit mer auff erden gaun«. Da sprach Got: »Sich, wa jch staw!« Da staind er auff ainem stain, vnd jn dem selben stain jst noch daz zaichen [der] fiess, als wer er jn ainem sehne gestanden, vnd der selb stain jst noch zw Sant Sebastian jn dem segrer. Vnd da jst drwhundert jar applas (schwarz). Staceon zw Sant Johanes (rot). In der kirch zw Sant Johanes ante Porta Latina, die leit zwnächst an dem tor, daz haist auch Porta Latina, da jst der kessel, da sant Johanes jn versoten ward jn öll, vnd jst da vil haltum vnd groß gnad vnd applas. Auch jst die staezio da an dem balemaubent. [31v] In der kirchen zw Sant Sixt, daz jst ain frawenklaister, vnd sent wol sechczig frawen darjn, vnd da jst grosser gotesdienst vnd vil schönes haltum vnd groß gnaud vnd applas. Auch jst die staezeon da an der fierden mickten jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot). Jn der kirchen zw Sant Nero vnd Archileo da jst groß gnaud vnd aplas vnd leit zenächst beij Sant Sigxt. Auch jst die stacion da an dem mentag jn der karwuchen (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw Sant Salvatore vnd haist auch zw Sant Balbina, die hat geweicht sant Gregorio bapst vnd hat darzw geben al tag dreij karen vnd darnach an dem andren afftermentag jn der fasten, als daz hailig kreiez vnsers Heren erschain den zwaien ju[n]ckfrawen [32r] Constantina vnd Artima, so jst da siben jar aplas vnd siben karrer. Item pabst Pelageo hat geben ainem jetlichen menschen, daz dar eingat mit rew vnd andacht, vergebnus aller sund daz drittail, vnd hait auch all freitag jn der fasten, daz die gnad zwifaltig sind. Auch hat er geben ain ander mall fünf jar aplas ainem jetlichen menschen, daz sein stewr oder almuosen daran gibt. Jtem babst Honorio hat geben siben jar aplas vnd siben karen. Vnd vnder dem hochen altar ligent siben leichnam, zw dem ersten leit da sant Balbina vnd sant Qwirino vnd die zwo junckfrawen. Auch jst da ain antlicz Got dez vaters, daz kam von himel vnd erschain zw dem ersten [32v] maal den zwaien junckfrawen. Auch jst da daz nachgeschriben haltum, daz man auf den altar seez: zw dem ersten ain arem von sant Sixt vnd ain zan, von vnser lieben Frawen klaider vnd von vnsers Heren wiegen, von dem pluot vnd pain von sant Sebastian, von sant Tomas, ain bischoff, vnd von sant
6 Johanes (1)] vor Johanes ist Jos durchgestrichen D76 13 gnaud] vor gnaud ist haltu durchgestrichen D76 15 gnaud] das u über der Zeile nachgetragen D76 18 Balbina] Balbina aus Sabina korrigiert D76 23 Pelageo] das a aus einem o korrigiert D76 32 maal] das zweite a aus einem u korrigiert D76
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Steffano babst, von sant Cornelio babst, von sancta Braxeda. Auch jst da ain schwam von sancta Braxedo, damit sij daz pluot auffieng mit jren junckfrawen von den hailigen martrer, die da wurden erhaen beij kaisser Antonninus zeit, beij Sant Feit meczgt. Auch jst da von sant Vrsela habt, von sant Maria Magdulena, von sant Pracesso vnd Martimiano [33r] vnd sant Blasi, ain bischoff, bain vnd puluer von sant Peter vnd sant Paul, von sant Margret, von sant Benedicto, ain abt, von sant Saturno, IJpolito vnd Teodoro. Auch jst da von sant Domaso, ain babst, Justino priester, Ciraci babst, von sant Andrea vnd Jachob zwelfpoten, von sant Calixt babst, von sant Siluester babst, von sant Lienhart, Grisantis vnd Darie, von sant Barbel, Felicisimi vnd Agapiti vnd von sant Vincentio vnd Anastasio, von sant Luca ewangelista, von dem hailigen creicz, von dem hailigen grab vnd von sant Lucia vnd Geminiani, ain finger vnd stuck von dem habt von sant Breide, von sant Guliemo vnd vil ander haltum. Auch jst die stacion da an dem andren aftermantag jn der [33v] fasten (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw Sant Gregorio vnd jst auch ain apteij, vnd da jst ain gruft, da hat sant Gregorio sein penete[n]czia jn getaun wol fierzechen jar lang, vnd da jst al tag tauset jar applas. Auch jst da an sant Gregorius tag vergebnus aller sund, vnd an dem ersten tag nach aller seien tag, so gat die gnad ein vnd weret acht tag, vnd jst da al tag vergebnus aller sund. Auch jst zw wissen, daz ain jetlich mensch, daz sich jn die pruoderschaft duot schreiben zw Sant Gregorio vnd sich schafet, nach seinem tot jn die kirchen zw vergraben, der mag nit verdampt werden. Auch jst da ain langer stain, da hat sant [34r] Gregorio auf gesesen mit seinen minchen. Auch sint da die nachgeschriben haltum, die secz man auf den altar: zw dem ersten mal von sant Philip vnd Mathee, Marco zwelfpoten vnd ewangelista, Maria Clefe, Clara, Ellena, Lucia, Margreta, Justa, Villana, Vrsala, Agata, Agnes, Scholastica vnd von sant Katerina, all ju[n]ckfrawen. Auch jst da von sant Apolania, Marte, Maria Jacobe vnd von sant Maria Magdalena. Auch jst da von sant Lienhart, von sant Antonio, Bricio, Apolonioris, von sant Lorencz, von sant Gervaso vnd Protaso, von sant Cristoffero, Zacheria, Nasarij vnd Zelsy, Juliani, Severini, Arfeij, Jnocencij, Simforiano, von sant Mangen, von sant Sixt babst. Auch jst da von dem hailligen grab,
4 beij (2)] bey beij D76 7 Benedicto] das ne über der Zeile nachgetragen D76 11 Barbel] das τ aus einem b korrigiert D76 26 nit] nit über der Zeile nachgetragen D76 33 Magdalena] das zweite a aus einem u korrigiert D76
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von [34v] dem haiigen kreicz, von sant Andrea, Kosman vnd Domiano, von sant Syma vnd Juda, Johanes vnd Pauli, von sant Alexandra babst, von sant Fabian vnd Sebastian, Philippo vnd Jachob, Nicolau vnd Bartollomio, Pantheleon, Sergi vnd Bauchi, Jpoliti vnd sant Paul, ain ainsidil. Auch jst da von den kinder, die kinck Herodes tet töten, von sant Leo babst, Gordiani vnd Eppimachij, von sant Silvester, von sant Gregorio babst, ain hand von sant Luca, von sant Jorgen, von sant Andrea, ain arem von sant Gregorio vnd von sant Steffano vnd von sant Johanes paptista, ain arem von sant Andrea, ain girtel von sant Gregorio, ain buoch, daz hat sant Gregorio selb geschähen mit seiner hand, [35r] ain stab von sant Gregorio, damit er gegangen hat, vnd ain crocia vnd weichstab, damit er weicht, vnd jst obnen helfenpaini (schwarz). Staceon zw Sant Johanes (rot). In der kirchen zw Sant Johannes vnd Paul, die leit zwnächst beij Sant Gregorio, daz jst ain groß schiene kirchen vnd jst vil schienes haltum vnd groß gnad vnd applas. Auch jst die stacio da an dem ersten freitag jn der fasten (schwarz). Stacion zw Sant Steffan (rot). In der kirchen zw Sant Steffano jn Celiomota vnd haist auch Sant Steffano Rodundo, wenn die kirch siwel, vnd siwel wil als vil sprechen als Rotundo, vnd jst ain sehen kirch gewesen, aber sij jst fast verfallen; vnd jst groß gnad vnd applas da. Jst die stacio da an dem sechsten freitag [35v] jn der fasten (schwarz). Stacio zw Vnser Frawen (rot). In der kirchen von Vnser Lieben Frawen mit dem Schif da jst ain schiff, daz jst stainen, da hat vnser lieben Frawen jn gevaren. Vnd da jst auch groß gnad vnd aplas vnd vil schenes hailtum. Auch jst die stacion da an dem andren suntag jn der fasten (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen von Vnser Lieben FYawen der Kaiserin dez kaisers reichs, die leit vnder Sant Johanes spital, da jst vnser lieben Frawen pilt, daz hat geret mit dem haiigen babst Celestino. Als er darfir gieng, da ruoft sy jm vnd sprach: »O Celestino, wie daz du mich nit griessest, vnd wen du fir mein figur gast, so griest du sij allweg?« Do fiel er nider auf die knie vnd bat Got vnd gab ainem jetlichen menschen, daz jn die [36r] selbe capel gaut vnd daz pild gries mit dreijen Pater Noster vnd Aue Maria, funfzechenhundert jar aplas vnd ainem jetlichen menschen, daz sein almuosen daran gibt, daz hat
25 der] dar D76
35 knie] kine D76
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XXXX karen darzw. Darnach gab er daz babstum auf dem babst Bonofacio vnd tet firbas penitencia (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sant Marcelino vnd Petro, die leit hinder Vnser Lieben Frawen der Kaiserij jn den Weingarten. Die selb kirch hat geweicht sant Alexander babst, der fierd. Auch sint die nachgeschriben haltum da: zw dem ersten von sant Agapito, von dem hailigen creicz, von der erlin tür, die an dem guldin tor was, von sancta Lucia, von sant Lustri, von sant Fabian vnd Sebastian, von sant Primo vnd Feliciano, [36v] von sant Damitile vnd sant Mauri vnd Marte, von sant Bonifacio babst, Victore, von den siben brieder, Rosine vnd Secunde vnd sant Jacob zwelfpot, von sancta Kristina, von sant Sixt pabst, von sant Felicissimo vnd Agapito, Gregorio vnd von sant Cornelio vnd Cipriano vnd von sant Steffano vnd vil ander hailtum. Vnd da jst tausset jar applas. Auch jst die stacion da an dem driten suntag jn der fasten (schwarz). Stacion jn der kirchen (rot). In der kirchen von den Fier Krieten, die leit beij Sant Clement auff ainem berg vnd jst vil schönes hailtum da, groß gnad vnd applas. Auch jst die stacion an dem fierden mantag jn der fasten (schwarz). Stacion jn der kirchen zw Sant Clement (rot). In der kirchen zw Sant Clement da leit sant Clement leiphäftig vnd sant Ignacio, vnd daz [37r] nachgeschriben haltum seczt man auf den altar: zw dem ersten ain arm von sant Peter Celestino, ain arm von sant Pangracio, ain arem von sant Clement vnd haltum von sant Andrea, von Bartollomeo zwelfpot vnd von sant Steffano vnd Sebastiano, Vincento vnd sant Jörgen, Maricio, Eustasio, Fabian, Bantheleon, Plasy vnd sant Johannes vnd Pauli vnd Grisantis vnd Darie, Nerci vnd Archilei, Felicis vnd Fortunati vnd von sant Jpolito vnd sant Silvester, Gregorio, Nicolau babst, Maugnacio, Servili. Auch jst da von sant Matheis, Filip vnd Jac[o]b zwelfpoten, Grisogini, von sant Alexander, Kalix, Bonifacio babst, von sancta Angnes, Agata, Lucia, Barbela, Vrsula, Prischa, Aqwila junckfrauen vnd von sant Helena, [37v] Petrenella, sant Peters tochter, von sant Lucia grab. Auch jst da von dem schwam, da sant Braxeda der hailigen martrer pluot auffieng, vnd von dem himelbrot, daz funden ward beij sant Peter vnd sant Paul, vnd da jst al tag fierczig jar applas vnd daz trit dail vergebnus aler sund. Auch jst die stacion da an dem andren mantag jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot).
13 vil] vil aus wil korrigiert D76 19 mantag] das g nachgetragen D76 28 Felicis] das e aus einem a korrigiert D76 29 Nicolau] das o über der Zeile nachgetragen D76 32 sant (1)] vor sant ist vnd durchgestrichen D76 35 ward] ward am Rand nachgetragen D76
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Kapitel 3: Editionen
In der kirchen Santa Maria Nova, die leit an dem palast der ewikait. Da sint die nachgeschriben haltum: zw dem ersten von sant Pfilip vnd Jacob vnd sant Nicolaus, ain zan von sancta Praxeda, von sant Johanes vnd Paul, von sant Partolloneo, von den alftusset mät, von sant Ponifacio babst, Ruffi, Perigrini, Juste, Concordie, [38Γ] Decencie junckfrawen, von sant Kalixt babst, Exuperij. Auch leit vnder dem kairaltar sant Lucilio, von sant Alpunphi, Teoderi, von dem hailigen grab. Auch jst da von den fünf girstenbrot, da Got die funfftausset menschen mit speiset, vnd von den kollen, damit sant Lairencz ward geröst, vnd sant Vrsel, von dem sc[h]wam, da sant Braxeda daz pluot auffieng von den martrer. Auch jst da von der stat, da vnser Fraw knieet, wen sy betet, von sant Katerina grab, von der stat, da Got staind, do er seinen junger erschain in Gallelea, von dem hailigen kreicz. Auch jst da daz habt von sant Lucilio, daz habt von sant Justina, santa Nemaso, Tribunos tochter, ain [38v] doren von der hailigen krain. Vnd vnder dem koraltar ligent XIJ wägen voller hailiger leichnam, die wurden gefiert von sant Katheus kirchof. Auch ligent vnder dem koraltar die hailigen leichnam: zw dem ersten mal sant Nemesio vnd Sinpromio, von sant Olinpho, sant Theodro vnd sant Exuperio vnd sancta Lucile, ain junckfraw. Auch leit da ain fraw, die starb zw Rom, als man zalt M° CCCC° XL jar, die jst hailig worden vnd leit vor dem koraltar, vnd jst ain eisni gäter darvor. Auch jst neben dem koraltar ain stain vnder ainem altar, darauf kniet sant Paul, da sich Siman Magus tet tragen die tewfel jn die höchi vnd da er sij zwng, daz sy jn liessen [39r] vallen. Auch jst da ain bild von vnser lieben Frawen, daz hat sant Lucas gemalt. Auch jst neben der kirch der palast von der ewikait, den tet der kaiser Otauiano bauen. Der fiel nider an der hailigen nacht zw weichennächten, als Christus geboren wart, vnd feit noch all jar ain stuck davon. Auch jst jn der kirchen IJ C° jar applas (schwarz). Stacijon (rot).
In der kirchen zw Sant Kosma vnd Damiano, die leit zwnächst vnderhalb dez palast der ewikait, vnd da jst daz nachgeschriben hal35 tum: zw dem ersten mal jn ainem kestlin von kristal von sant Nerio vnd Archileo vnd von sant Sebastian, von Abrahams haur vnd Egi-
5 Ponifacio] Ponifacio aus Pomerfacino korrigiert D76 33 vnd] vnd Damian vnd D76
8 fünf] ha fünf D76
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dius claider vnd von der krain von sant Thoma. [39v] Jtem jn ainem andren kästlin jst von sant Kosman vnd Damiano. Auch ist da von dem hailigen kreicz jn ainem silbrin kreicz vnd von sant Bonifacio babst, von sant Silvester vnd Alexander babst, von sant Filippo vnd sant Lienhardo, von sant Ruffi, von der kerczen, die wart enzint von dem hailigen grab, von dem ersten stam, der darvon kam. Auch jst da ain ander kestlin, darjn jst von sant Dionisyo babst vnd ain bain, daz jst gefunden jn ainem seidin tuoch, daz hat kain geschrift. Auch jst jn ainem andren kestlin ain Angnes Dei. Auch jst jn ain kestlin ain dam vnd ain nagel vnd ain doren, daz hat kain geschrift. Vnd die kirche waz vor alten [40r] zeiten ain palast vnd ain kamer, daz die riemer den schacz darjn hielten, vnd ain hailiger paubst gab es zw ainer kir[ch]en jn sant Kosman vnd Domianus eren vnd gab darzw tausset jar applas. Auch jst die stacion da an dem fierden dorstag jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot). Jn der kirchen zw Vnser Lieben Frawen Erlös Vns von der Pein der Helle, da sant Silvester den tracken vnder die erden verbannet wol fier vnd fierczig schuoch tief, vnd also halten die riemer, daz er noch leb vnd vnder Palco Meior seij jn ainen see, wan der palacz was geseczt auff ainen see vnd was so groß, daz siben kung darjn sassen. Vnd wan ainer außrait mit achtzechentusset pferden, [40v] so west der ander nit darvmb. Vnd die capel leit an dem palast, vnd wer jn die capel gat mit rev vnd andacht, der hat alf tuset jar applas (schwarz). Stacion z' Sant Adriano (schwarz). In der kirchen zw Sant Adriano, die leit hinder Campodalio peij Sant Peter Gefancknis, da leit sant Mauri vnd Marti. Auch jst da daz nachgeschriben haltum: czw dem ersten von sant Adriano, ain doren von der cron, von dem hailigen kreicz vnd ain wenig von ainem nagel, damit Got an dem hailigen kreicz vart genaglet. Auch jst da von dem schwam, damit Got gedrenckt ward an dem hailigen kreicz, vnd von vnsers Heren rock, von seiner wiegen vnd vnser Frawen schlair. Auch jst da von dem [41r] himelbrot von sant Johannes ewanglis[t]a vnd auch von sant Johanes babtista vnd von sant Siman, Bartholomeo, Luca, Matheo zwelfpotten, ewangelista, von sant Steffano, von sant Lairencz vnd Wincencio. Auch jst da halb leichnam von sant Nereo vnd Archielo vnd Domitille vnd die zwen leichnam Papile vnd Mauri.
9 jn (2)] jst D76 11 waz] waz aus vaz korrigiert D76 16 von] vor von ist heren durchgestrichen D76 26 Peter] Peter über der Zeile nachgetragen D76
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Kapitel 3:
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Jtem ob dem altar jn der maur sind die nachgeschriben haltum: czw dem ersten maul die drew kinder, die jn den offen wurden worfen, vnd jst da von sant Fabian vnd Sebastian vnd von sant Cosman vnd Damian vnd fier kronenten vnd von den hailigen fierczig hailigen, von sant Sixt, Siluester, Nicolauo babst, von sant Plasy, Alexio vnd Marcello, Cristoffero vnd sant Maria [41v] Magtulena, Susana, Agnes, Lucia, Petronella, Praxeda, Potenciana, Margreta, Clara, Condida, Bibiana, all junckfrawen. Auch jst da von sant Jpolito, Renato, Justino vnd die zwai habt von sant Mauri vnd Marthe jn zwen silbrin cässtlen vnd ain arem von sant Adriano, daz seczt man auff den alter. Vnd da jst groß gnad vnd aplas. Jtem auf die glingen hand da jst ain alter, der jst geweicht worden jn vnser lieben Frawen eren vnd jn sant Michel ere, vnd da sint die nachgeschriben haltum jn dem altar: zw dem ersten von dem hailigen kreicz jn ainem schworzen glas vnd jst da von vnser [42r] liebe Fraw millich vnd von jren klaideren vnd jst da von sant Ag[a]ta, von sant Andrea, von sant Steffano babst, Elpis, von Agapes, Emeranciane junckfrawen, von sant Sixt babst. Auch jst da von der faist, pluot vnd kollen von sant Lairenczen, von sant Briczio, Eugenio babst, Hillte vnd Braxedis. Auch jst vil groß haltum jn ainem grossen glas, daz hat kain geschrift. Vnd beij dem selben altar jst ain jar vnd vierczig jar ablas. Jtem auf die gerechten hand jst ain altar, den hat geweicht babst Anastasius jn der eren des hailigen Salvatoris vnd der hailigen zwelfboten sant Peters vnd sant Pauls vnd sant Andree vnd aller zwelfpoten [42v] vnd sant Nicolaus, vn[d] jn dem altar jst daz nachgeschriben haltum: zw dem ersten von dem har vnd part sant Peter, von den klaider von san Steffano, ain zan von sant Silvester vnd ain rip auch von sant Silvester, ain stuck von ainem zan von sant Alexander babst vnd claider von sant Cicilia vnd bain von sant Johannes vnd Paul vnd von den hailigen fierczig martrer, von san Grisant vnd Darie pascorum, Ciriaci, Pigmeni. Auch jst da ain ripp von sant Agappito, Cirino, Nadoris, Nasoris vnd vili ander haltum, vnd darzw hat geben babst Bascasius der drite vnd Pascalis der ander groß gnaud vnd applas (schwarz). [43r] Stacijon (rot). Jn der kirch zw Vnser Lieben Frawen der Gnauden, die leit auch hinder Campdalio, da sint die nachgeschriben haltum: zw dem ersten ain doren von vnsers Heren krain, von der ruot Maisi vnd von dem
9 vnd (1)\ vnd vnd D76 23 auf] das f aus einem s korrigiert das czig über der Zeile nachgetragen D76
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hailigen creicz vnd fier kestlach mit haltum, vnd da jst gar grose gnaud vnd aplas (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw Sant Peters Fancknus, die leit vnder Campodalio, da jst ain brun jn der fancknus, der wart gemacht von ainem engel, vnd mit dem selben wasser wart getäft Proceso vnd Martimiano, die sant Peters hüten jn der fancknus beij der zeit, kaiser Nero [43v] rengniert. Auch jst da der stain, da sant Peter auf sas jn der fancknus, vnd da jst jη der kirchen zwaijhundert jar applas vnd jn dem kercker vergebnus aller sund daz drite taijl (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw Sant Marco da ligent die zwen haillig leichnam Abdon vnd Senen vnder dem kairaltar. Auch jst da daz nachgeschriben haltum: zw dem ersten von dem hailigen sacrament vnd pluot vnsers Heren, daz da was mit grosem zaichen jn Domasco, von vnser lieben Frawen millich, ain zan von Peter, ain finger von sant Marco ewangelis[t]a, ain arem von sant Larencz vnd pulfer von sant Johanes baptista, von dem hailigen kreicz [44r] vnd von dem schlair vnd har von vnser lieben Frawen, von sant Marcus habt, ain ripp von sant Laurenczen, von dem rock von Johanes baptista, von sant Katerina vnd sant Johanes paptista haur. Auch jst da von der erde, da sant Johanes pabtista daz habt ab wart geschlagen vnd daz pluot jn die erde lieff, von sant Peter vnd Paul vnd Andrea zwelfpoten. Auch jst da von der erde, da sant Peter vnd Paul lag, e daz sij funden wurden. Auch jst da von sant Andreas kreicz, ain zan von santa Ellena vnd von dem tuch, da Got jn gewicklet, von dem schwam, damit Got [44v] getrenckt wart an dem hailigen kreicz, von dem purper claid, von dem stain, da vnser liebe Fraw stond vnd pettet, von der erde, da vil hailigen martrer pluot was vergosen, vnd sant Nicolaus arem, ain ripp von sant Eufemia vnd sant Jppolito. Auch jst da von den hailigen fierczig martrer vnd von dem celicio von sant Marco, ain peichtiger, vnd fil schönes haltum. Vnd jst fil gros gnad vnd applas. Auch jst da die stacio an dem dritten mantag jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot).
In der kirch von den Zwelffpoten da ligent die hailigen zwen leichnam vnd zwelfpoten sant Filip vnd Jacob leiphäftig vnd sant Egenio 35 pabst [45r] vnd sant Nasari babst vnd Proteij vnd Jacinti vnd Grisantis vnd Darie. Auch leit zw der gerechten hant jn ainem altar sancta
4 da] vor da ist dalio durchgestrichen D76 15 Marco] vor Marco ist Peter durchgestrichen D76 18 von (3)] vnd D76 31 stacio] das i aus einem e korrigiert D76 33 von] vor von ist zw Sant durchgestrichen D76 34 Filip] das zweite i über der Zeile nachgetragen D76
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Kapitel 3:
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Eugenia. Da leit zw der gelingen hand jn ainem altar sancta Sabina vnd der hals von sant Tomas vnd ain arem von sant Jachob vnd ain ripp von sant Lairenczen. Auch sint die nachgeschriben haltum da: ain arem vnd ain schulter von sant Blasij. Auch jst da der gerecht fus von sant Filip, den Got selb hat gewaschen an dem grienen dorstat, vnd ain fuos von sant Maria Magdulena vnd vil ander haltum, daz weist man jn dem ersten tag jn dem maien, vnd da sint al tag tusset [45v] jar applas. Auch jst die stacion da an dem andren freitag jn der fasten (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sant Marceil da ligent siben hailiger junckfrawen vnd jr muoter mit jn vnd ain hailiger kaiser, der hais Foca. Vnd da jst vil schenes haltum, daz seczt man auf den altar. Auch jst da tuset jar applas vnd jst die stacio da an dem sechsten mitwochen jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot). Jn der kirchen von Vnser Lieben Frawen Auiolata vnd haist auch Ciriaco, da jst ain pilt, daz hat sant Lucas gemalt vnd daz hat vil zaiches getaun vnd tuot noch vnd jst da tusset jar applas (schwarz). Stacyon (rot). [46r] In der kirchen zw Sant Silvestro da jst daz habt von sant Johanes pabtista, bain vnd flösch beij ainander, vnd sant Silvester habt vnd von vnser liebe Frawe rockt vnd äschen von sant Johanes baptista, als der leichnam verbrant wart, vnd hailtum von sant Peter vnd sant Paul, von sant Pfilib, von sant Simo vnd sant Lucas, von sant Valentino vnd Blasy vnd sant Primo vnd Valeriano, von sant Gloriose vnd Spancio. Auch jst da von sant Processo vnd Martimiano, Vicento, Velicissimo vnd Agapito vnd Proto vnd Jaccincto vnd von sant Sauia. Auch jst da von sant Gregorio, Vrban, Marcelo, Steffano, Celestino, Eusebio, all bäbst, vnd von den kinder, [46v] die kinck Heraides tet töten, von sant Patrian, Vrso, Efrem. Auch jst da von den hailigen junckfra[w]en sancta Villana, Margreta, Lucia, Scholastica, Felicita, Rußna, Secunda, Teodora, Susanna, Petronilla, Potenciana, Quiriace, Iusta, Ewgenia, Martina, al junckfrawen, von santa Elisabeta. Auch jst da von dem stain von dem hailigen grab vnd von dem hailigen ölberg, von dem berg Calvarie, da Christus gemartrot vart.
4 von] vnd D76 11 kaiser] vor kaiser ist babst durchgestrichen D76 15 Auiolata] das la aus η korrigiert D76 16 vil] vor vil ist sant durchgestrichen D76 21 rockt] das o über der Zeile nachgetragen; vor dem τ sind einige Buchstaben radiert D76 32 Iusta] Iusta über der Zeile nachgetragen D76
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Da sint die hailigen leichnam, die hernach geschriben sind, die ligent leiphaftig da: zw dem ersten sant Paul, ain papst, sant Silvester, ain bischoff, sant Dionisio, ain babst, sant Melchiades babst, sant Luci babst, sant Calecerj [ A T ] vnd Parteniei vnd vil hailigen, der niemet namen waist wen Got allain, wen die geschrift vnd zaichen sind verloren, die darbeij warent. Auch jst da haltum von sant Pigmenij, Grisantis vnd Darie, Hillarij vnd Qwirini, Gaij, Milicius vnd Trifonis, Coloceri, Zefferini, Trasia, Ciriacij, Lorgi vnd Schmaragt. Auch jst da von sant Jpolito, Gorgonio, Jannurario, Panfili vnd Pauli, zwen riter, Proiegi vnd Severij, Consilie, ain juncfra, Optati vnd Policani, der hailigen fünf vnd zwainczig martrer. Auch jst da von sant Dionisio babst vnd Nemesio, ain ewangelier, vnd Memine vnd Jwliane junckfraw, Arteme, Triffomie, Cirile, auch junckfrauen. Vnd jn der kirchen sint al tag tuset [47v] jar aplas. Auch jst die staceo do an dem fünften donertag jn der fasten; so jst es auch an dem selben tag zw Sant Martin jn Monte etc. (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw Sant Lorencz jn Lucia, da sint die nachgeschriben haltum: Zw dem ersten maul jst da von dem rost, da sant Lairencz auf gerest ward. Auch jst da ain keten, da sant Lairencz an gefangen lag. Auch jst da zwo ampel foler aschen, faisti vnd pluot von san Lairenczen, als er gerest ward, vnd ain lampel foler brates flesch, auch von sant Lairenczen. Auch jst da ain seidin tuch, auch von sant Lairenczen, daz bracht ain engel vnd tricknot sant Lairencz seinen leichnam vnd fieng derjn seinen schwais vnd faisti [48r] vnd erlast daz fewr. Auch sint da die nachgeschriben haltum vnd hailigen: sant Alexander babst, Ewencij vnd Teodori, Severini vnd Pontiani, Eusebij, Vincetij, Peregrini vnd Gardiani vnd Felicule, ain gunckfraw, vnd Proti vnd Jacincti. Auch jst da ain mesgwand von sant Sixt babst vnd IIIJ zen von den hailigen zwelfpotten sant Philip vnd Jacob vnd von dem hailigen kreicz, von dem haiigen grab. Auch jst da haltum von den nachgeschriben haiigen: Cesarij, Adriani, Villani, Marzellini vnd Petri, Nemesi, Alimphi, Teodori, Lucile, Exuperij, Agripime, Apton vnd Senen, vnd acht arem von den nachgeschriben: czw dem ersten von Jpolito, von sant Justino vnd von sant [48v] Qwirino vnd Felicis, Audacty vnd Sinforiose vnd sancta Justina, von sancta
3 Melchiades] das erste e aus einem i korrigiert D76 4 Parteniei] das η aus einem r korrigiert D76 7f. Trifonis] vor Trifonis ist Darie durchgestrichen D76 15 donertag] donertag aus suntag korrigiert D76 27f. Vincetij] das Vi aus W korrigiert D76 29 von] vnd D76
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Ewgena. Auch jst da vil ander haltum, daz lang wer ze schreiben. Vnd daz haltum vart jn den altar gelegt von sant Zelestino babst vnd wart gefunden bey ainem kirchoff bey ainem weg, der haist Via Ardeatin. Auch jst jn der kirche groß gnad vnd aplas. Auch jst die stacion da an dem fierden freitag jn der fasten (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen von Sancto Trifone da siczent augusteiner, vnd leit sancta Monica leiphaftig da, sant Augusteinus muoter, vnd jst da daz nachgeschriben haltum: zw dem ersten [49r] von vnser liebe Frawen millich, daz habt von santa Rusina, daz habt von sancta Monica, von dem pluot von sant Nicolaus, von Collentino vnd sancta Lucia, von sant Barbel, von sancta Patronilla, von sant Jorgen, von sant Augusteins himelbrot, von santa Maria Magdulena, von sant Jpolito, von sant Agata, von sant Joranimo, von sant Jemini vnd sunst fier cästlach mit haltum. Vnd da jst groß gnad vnd applas. Auch jst die stacio da an dem ersten samstag jn der fassten (schwarz). Stacijon (rot). Jn der kirch von Sant Augustein, die leit auch darbeij, vnd daz klaister leit jn der miti [49v] vnd habent auch die augusteiner ze besingen vnd hand auch vil schönes haltum vnd groß gnad. Auch jst da tuset jar aplas etc. (schwarz). Stacyon (rot). Jn der kirch zw Sant Appolinare da jst vil schönes haltum vnd jst ain schöne kirch vnd leit zwnächst bij Sant Augustein vnd jst da groß gnad vnd applas. Auch jst die staceo do an dem sechsten darstag jn der fasten etc. (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw Vnser Lieben Frawen Populo da sent al tag zwaijtausset jar applas vnd zwaijtausset vnd drewhundert karenen, daz hat bestätiget [50r] babst Pascasio der erste vnd Bonifacius der fierde vnd Grego[r]ius der nei[n]de vnd darnach aber Gregorius, Pelagius vnd Honorius babst, die habent besunder auch groß gnad vnd darzw geben. Auch jst da sant Lucas pild ains, daz er gemalt hat von vnser liebe Fraue, vnd daz spert man auff an dem dorstag zw mitterfasten vnd offen acht tag nach ostren, vnd jst da vergebnus aller sund vnd sculd vnd von pein. Auch jst ze wissen, daz da die kirch stat, da stond ain nuosbam, der was foller tewfel, vnd vnder dem nußbam lag der kerpel von dem kaisser Nerone, der sant Peter vnd [50v] sant Paul tet töten, vnd die tufel verhüten den corpel. Vnd wer dafir gieng, den erwürgten sij
9 nachgeschriben] vor nachgeschriben ist ein g durchgestrichen D76 17 vnd] vnd vnd D76 20 tuset] vor tuset ist groß durchgestrichen D76 34 die] die über der Zeile nachgetragen D76
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oder erlamten jn, vnd west niemant, wer es tet, vnd was niemat sicher peij der selbe porte, vnd die porte hies zwmal Porta Flameo, aber jeczet haist sy nach der kirch la Porta de Sancta Maria del Pobulo, wen die kirch leit zunächst an dem tor. Do was ain hailiger babst, der pat Got, daz er jn lies wissen, warvmb die lut da vmbkament vnd nieman sicher da wer. Da kam ain engel vnd sprach, daz er den bam solt nider hauen vnd ausreiten vnd solt ain kirch da machen jn vnser lieb Fraw er. Da pat der babst den gancze populo [51r] zwsamen vnd gieng mit dem colegio der card[i]nal vnd mit allen prelaten mit der precession vnd mit dem haltum dar, nam ain hacken vnd tet den ersten straich vnd darnach die cardinal vnd die bischoff vnd ander prelaten vnd darnach daz gancz populo von Rom vnd gruoben den bam aus vnd funden ain casten, vnd jn dem selben kästen was der kerpel dez kaisers Nerone. Vnd den tet der babst verbrenen vnd verbrenet die tuffel, daz sy hinweg muosten, vnd da wart die kirch gestiftet jn vnser lieben Frawe ere. Auch darvmb, daz daz gancz populo von Rom da was, darvmb haist die kirch Sancta Maria del Popolo. [51v] Vnd darvmb, daz die kirch gebuen wurdi vnd volbracht, da gab der babst vnd deij ander bäbst die gnaud darzw ainem jetlichen menschen, daz sein steur vnd allmuosen darzw gab. Auch siczent augusteiner da, die halten observancia (schwarz). Stacy on (rot). Jn der kirchen zu Sancta Viuiana, die leit beij dem tor, als man gat gen Vnser Lieben Frawen von dem Sehne vnd wil gen Sant Larenczen, auf die gerechten hand jn den Weingarten vnd jst ain closter. Da jst sancta Viuiana habt. Da ligent, als geschriben stat jn der cononica vnd jst auch da jn ainem marbelstain gehawen, vnd spracht also: »Hic fuerunt sepulti tempore Anto- [52r] nini jnperatoris quinqué milia ducento sexaginta et sex milia corpora sanctorum absque paruilis et mulieribus«. Auch jst da ain krut, daz hat sancta Viuia selb mit ir hand geflochten vnd gepflancz, vnd daz jst guot fir den fallende siechtagen. Auch jst da ain saul von porfido, da sij jr vater tet gaislen vnd martren, vnd jst auch da ain groß stain von porfido auch vnd jst gemacht als ain huot, den seezt er jr auff, als er sy tet martren. Vnd jst da groß gnad vnd applas, vnd an aller hailigen tag jst da vergebnus aller sund (schwarz). Stacijon (rot).
5 warvmb] varvmb D76 5 die lut da] die lit [!] da am Rand nachgetragen D76 7 nider] jnder D76 7f. da machen] da machen über der Zeile nachgetragen D76 17 haist] haist am Rand nachgetragen D76 28 fuerunt] das e aus einem i korrigiert D76 34 vnd] vnd über der Zeile nachgetragen D76
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Kapitel 3:
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Jn der kirchen von Sant Eusebio vnd die leijt beij kaisers Antonius palast vnd jst ain kloister [52v] vnd haltent obseruancia vnd jst vil groß gotzdienst da, vil schienes haltum vnd groß gnad vnd aplas. Auch jst die stacio da an dem finfte freitag jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw Sant Mateo, die leit zwischen Sant Johannes de Laterano vnd Sancta Maria Maior oder Santa Maria de la Neve, da sint die nachgeschriben haltum: czw dem ersten ain stuck von dem arem von sant Cristoffel, daz jst als dick vnd als groß [als] ain köpf oder habt von ainem menschen vnd jst oberhalb dez eilenbogen der achsel wert. Auch jst da von dem arem von sant Juliano, von dem arem von sant Mathias, von sant Thomas erczbischoff, von sant Blasy, ain rip [53r] von sant Lienhart, von sant Paul, von sant Thoma zwe[l]fpoten, ain zan von sant Anthonio, von sant Thimiotheo vnd vil ander hailtum, daz da nit geschriben jst. Da sint al tag tauset jar abplas vnd also vil karene vnd daz sibent tail vergebnus aler sund ainem jetlichen menschen, daz sein steur oder almuosen daran gibt. Daz hat bestätiget bäbst Alexander der fierd vnd babst Honorius vnd babst Jnocencius, vnd jn der fasten jst die gnad zwifaltig (schwarz). Stacion (rot). In der kirch zu Sant Juliano, die leit zwischen Matheo vnd Sant Maria Maiore, zenäst beij kaisers Anthonius balast, da jst vil schönes haltum vnd gnad. Auch jst da achthundert jar applas (schwarz). [53v] Stacijon (rot). Jn der kirchen von Sant Feit da jst ain stain mit ainem eijsnin getter darob. Auf dem selben stain wuorden vil martrer erhackt, so vil, daz daz pluot ran bis zw Sancta Braxeda, jn der zeit, als kaiser Antonius rengniert. Vnd sancta Braxeda verschwellet die stras mit jren junckfrawen vnd fiengen das pluot auf mit patschwemen vnd trucket es jn beckin vnd truog es jn jr haus vnd schut es jn ainen prunen, wen dez pluocz was so vil, vnd gab darnach daz hauß zw ainer kirchen. Vnd da jst al tag siben jar abplas etc. (schwarz). Stacijon (rot). Jn der kirchen zu Santa Braxeda, die liet vnderhalb Sant Feit bij Santa Maria Maiore, [54r] da jst daz dritte tail von der saul, da Got an gaislet wart jn Pilatus hauß, vnd jst weiß vnd schwarcz. Vnd jst da daz nachgeschriben haltum: zw dem ersten sant Vrsele habt vnd von jr geselschaft, von dem ror, da der schwam auf was, damit Got trenckt ward an dem hailigen kreicz, vnd von vnsers Heren rock,
2 kloister] das o aus einem a korrigiert tragen D76
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9 groß] groß über der Zeile
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von sant Francisco vnd Benedicto, von sancta Constancia, von dem arem von sant Steffano, von sant Lairenczen, von dem habt von santa Lucia, von dem arem von sant Mateo, von dem knie von sant Gregorio, von dem himelbrot, daz funden ward jn vnser liebe Frawen grab. Auch jst da von sant Ag[a]ten schlair, von sant [54v] Peters habt, von sant Partolomeo vnd sant Johanes paptista, ain arem von sant Barnaba, ain ripp von sant Philip, von Maijses rutte, ain zan von sant Blasij, von vnser liebe Frawen hemmet, ain girtel von vnserem Heren, ain zan von sant Paul. Auch jst da ain Veronica, die hat sant Lucas gemalet, vnd sant Peter pracht sij gen Rom vnd schanckt sy sant Praxeda jn jrem taff. Auch jst da von dem schwam, da sant Braxeda daz pluot mit fieng von den hailigen martrer. Auch jst da von dem seijdin tuoch, damit Got wart jn daz hailig grab gelet, vnd jst da von dem hailigen grab vnd von dem purber klaid vnd von dem tuoch, [55r] damit Got die fieß seinen jüngeren mit tricknet. Auch jst da von dem tuoch, da Got ein wart gewnden, als er geboren wart. Auch sind da dreij doren von der hailigen cron, von vnser Heren rock, der kain nat het, vnd als er wochs, also wuochs der rock auch. Auch jst da ain klain stuck von der saul, daz het ainer herab geschlagen, daz hat zaichen getaun, vnd jst da von dem hailigen kreicz. Vnd daz haltum weist man an dem ostertag zw der vesper. Auch jst jn der kirchen ain prun, da sancta Braxeda der hailigen martrer pluot ein tet, vnd jst ain hoch eisni gätter darob. Vnd jn der selben kirchen liget tauset vnd zwaijhundert hailliger martrer vnd XL hailiger bäbst. [55v] Auch jst zw wissen, daz jn der selben capei, da die hailig saul jst, tar kain fraw gawn zw allen zeitten. Vnd da leit auch sant Vincecio. Auch wissent, daz vir weihe sei man finf mes hat jn der selbe cabel, die jst erlöst auß dem fegfür aun zweifei, vnd dez hat man zaichen gesechen. Auch sint da all tag achtzechen jar applas vnd daz fierd tail vergebnus aller sund etc. (schwarz). Stacyon (rot). In der kirchen von Sant Martin jn Monte da leit sant Silvester leibhaftig vnd darnach XXXVIIIJ hailiger leichnam. Auch jst da ain mantel vnd ain stol von sant Silvester. Auch jst da der gerecht schuoch von sant Silvester, den er anhet, ven er jn pontiffical sas, vnd vil schönes haltum [56r] vnd groß gnaud vnd applas, vnd jst ain
3 knie] knie aus kine korrigiert D76 9 sant] sant über der Zeile nachgetragen D76 11 sy] sy sy D76 19 ainer herab] anier [!] h herab (das erste h ist nicht durchgestrichen) D76
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Kapitel 3: Editionen
kloister. Auch jst die stacion da an dem fünfte dorstag jn der fasten; so sy jst auch zw Sant Silvesster (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen von Sant Ciriaco, die leit jn ainem Weingarten hinder kunck Herodes balast vnd jst vil schönes haltum da. Aber man lat es nit da, wan die kirch leit an ainer edij. Auch jst die staceo da an dem fünfte aftermantag jn der fasten (schwarz). Stacijon etc. (rot). In der kirchen zw Sant Susana, da sy leiphaftig leit vnd jr vater, da jst vil schönes haltum vnd groß gnad vnd ablas vnd sind auch augusteiner da. Auch jst die stacion da an dem fierden suntag jn der fasten (schwarz). Stacijon etc. (rot). [56v] In der kirchen zw Sant Potenciana, die leit vnderhalb vnder Sancta Maria Maior, da jst die banck, da Got auff sas mit seinen junger an dem grienen darstag, da er daz nachtmaul mit jn auß. Vnd sint da dreij doren von der hailigen cron vnd ain wenig von ainem nagel, damit Got an daz kreicz wart genaglot, vnd vil schönes haltum. Auch jst da ain capei, da hat sant Peter mes gehebt. Da jagten jn die haiden von dem altar, wen sy wolten jn gefangen haben. Do floch er vnd was jm so gach, daz jm daz sacramment empfiel vnd ruret den altarstain an der egk, vnd darnach fiel es auf die erde. Vnd da es den altarstain hat angerirt, da hat es daz zaichen gelasen, [57r] als het es den stain verbrent. Auch da es auff die erde fiel, da hat es daz zaichen gelasen, als brait als die ostian was, vnd da jst ain eisnin gäter ob, vnd da jst groß applas. Vnd als er von dem altar floch, da lief er jn ain ander capel, die was finster, vnd schmuockt sich jn ain egk. Da waich die maur hinder jm, als wer es sehne gewessen, vnd daz stat noch also. Auch ligent drewtauset hailiger martrer da vnd jst von jetlichem hailigen ain jar applas vnd jst vil schönes haltum da. Auch jst die stacion da an dem dritten aftermäntag jn der fasten (schwarz). Stacion zw Sant Vidalo (rot). In der kirchen zw Sant Vidalo, [57v] die leit zwischen Campodelio vnd kunig Herodes palast jn dem Weingarten, da jst vil schönes haltum vnd groß gnad vnd applas. Vnd jst da ain stain, damit sant Steffan wart geworffen, als er verstaint wart, vnd vil ander haltum. Auch jst die stacion da an dem driten freitag jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw San Lairenczen jn Panpema vnd daz jst ain frawencloster vnd was ain palast des kaisers Dominico, vnd da ward sant Laurencz gerest. Auch sint da die nachgeschriben haltum: Zw
1 kloister] das o aus einem a korrigiert D76 13 nachtmaul] das maul über der Zeile nachgetragen D76 18 jm (2)] vor jm ist er durchgestrichen D76 28 stacion] das i über der Zeile nachgetragen D76 36 palast] vor palast ist fra durchgestrichen D76
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dem ersten mall so leit da sancta Brigada leiphäfftig, vnd jst da zwaij stuck von dem rost, da sant Lairencz auf ward geröst, [58r] ain schufel, damit er vmb ward kert auf dem rost, von dem hailigen kreicz, von der saul, da Got an gemartret wart, von sant Steffano, von sant Mathia, von sant Tomaso, von sant Franciscos pluot, da er die wunden enpfieng, von den doren von der hailigen cron, von vnser lieben Frawen millich, von sant Sebastian, von sant Margreteta, von sant Francisco, von ainem schlair von vnser liebe Fraue, von sant Johannes babtista, von sant Zacheria, von sant Philipp, von sant Jacob vnd Cosma vnd Damiano, von sant Gregorio, von sant Steffano, von dem pulfer, da daz pluot vnd daz wasser auf die erde fiel, daz Got auß seiner siten flöß, von der girtel vnd har von vnser lieben Frawen, von dem hailigen grab, von sant Jacob, von [58v] sant Peter vnd sant Paul, dreij kollen von sant Lairencz, daz habt von sant Ormenia, von dem plut vnd faistni von sant Lairencz. Auch jst da ain hant vnd arem von sant Lairenczen vnd drij zen, auch von sant Lairenczen, von sancta Cristina vnd vil ander haltum, daz da nit geschriben jst. Auch jst da die stacion an dem andren dorstag jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen von Sant Lairencz Kärcker oder von Sant Lairenczen Brunen, da sant Lairencz gefangen lag, dief vnder der erde. Do hietet sein ain riter, der hies Jbolito, den verkertte er zw kristenlichem glaben. Auch kam ain haid zw jm, der hies Lucillio, der was blind, den macht er gesechen vnd verkert jn auch. Vnd als er sy bed verkert het, da mangelt jm wasser, daz [59r] er sy tauftij. Do pat er Got, daz er jm die gnad tätij, daz er jm wasser schickti, daz er sij möcht taufen. Do kam ain engel vnd sprach: »Greif nider auff die erde, so finstu wasser«. Do graiff er nider, vnd als er den arem strack, da waich die maur vor jm, vnd do er die erd anrieret, da ward ain brun, vnd jst noch hutes tags ain guot wasser, als er zw Rom jst. Do nam er die kanten, damit man jm ze trincken het geben, vnd täft sy baid, Jpolito vnd Lucillo. Vnd da jst ain stuck von dem rost, da sant Lairencz auff wart gerest, vnd vil ander haltum, vnd jst da vil gnad vnd applas. Auch jst fierczig jar applas, wer zw dem prunen gat (schwarz). Stacijon (rot). Jn der kirchen zw Sant Petter [59v] in Uinculo, die leit oberhalb Tuorre di Conti, da jst die kettin, da sant Peter an lag gefangen, vnd die braucht ain kaiserin gen Rom, die hies Theudosia. Vnd die kirchen hat begnadet ain babst, der hies Peleigio. Vnd acht tag vor den
22 verkertte] verkertter D76
38 hies] hies am Rand nachgetragen D76
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augsten so gat die gnad ein vnd weret bis an den ersten tag jn dem augsten, so jst da vergebnus aller sund. Auch von dem ersten tag jn dem augsten bis an vnser lieben Frawen tag so jst vergebnus aller sund, von schuld vnd von pein zw Sant Lairenczen, acht tag fir sant Lairenczen tag vnd acht tag vor Steffan, wen sie ligend bed leiphaftig da zw Sant Lairenczen. Auch jst zw Vnser Liebe Frawe zw dem [60r] Sehne vergebnus aller sund, von schuld vnd von pein, acht tag vor vnser lieben Frawen tag vnd acht tage darnach, vnd die selb kirch haist zw Sancta Maria Maior vnd auch zw vnser Frawe zw dem Sehne, wen vnser liebe Fraw erschin ainem hailigen babst, der hies Ewgenio, vnd ainem frumen riemer, der hies Patricio, vnd sprach: »Jr habent vil kirchen gemacht vnd bauen vnd habent keine gemacht jn meinem namen. Mâchent aine, als weit als der sehne feit«. Da fiel ain sehne an dem fünfte tag jn dem augsten vnd weit als der sehne fiel, als weit ward die kirch gemacht. Daz was ain groß zaichen, wen es feit selten sehne jn dem winter [60v] ze Rom. Auch jst da daz nachgeschriben hailtum: zw dem ersten zwen doren von der hailligen cron, von dem hailligen kreiez, von ainem nagel, damit Got vernaglet ward an daz hilig kreiez, von vnser liebe Frawe millich, ain zan von sant Petter, von der faist von sant Lairencz vnd vil ander hailtum. Auch jst die stacion da an dem ersten mäntag jn der fasten (schwarz). Stacijon (rot). In der kirchen zw Vnser Liebe Frawe Ara Celi, die leit beij Campodalio auff dem berg, vnd da gaut ain weitte stieg darauff von marbelstain, die hat acht vnd zwainezig Staffel vnd hundert Staffel. D a sach der kaisser Otaniano ainen circel jn der suonne vnd jn dem cirgel ain schöne junckfrawe mit ainem [61r] kind auf ainem alter, vnd daz kind het ain kreiez an der Stirnen. Vnd dez wundert sich der kaiser sere, vnd da hört er ain stym von himel, die sprach: »Daz jst der altar dez himels vnd dez suns dez almächtigen Gottes«, vnd zwhand fiel der kaiser nider auff die erde vnd betet an Got, den Heren, dez zwkunftig was, vnd da buet er den ersten altar. Vnd bij seiner zeit wart Christus geboren. Vnd jn der selbe kirchen jst der selbe altar. Auch sint jn der selben kirchen die nachgeschriben hailigen: Da leit sancta Ellena, dez kaisers Constantinus muoter, von sant Artamij
5f. leiphaftig] vor leiphaftig ist ein Buchstabe durchgestrichen D76 12 frumen] frumen aus frawen korrigiert D76 27 Otaniano] das erste O auf Rasur; vor diesem sind einige Buchstaben ausradiert D76 30 stym] stym aus stim korrigiert D76 31 altar] vor altar ist kirchen durchgestrichen D76
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vnd Tribuni vnd sant Habundi vnd sant Habundanci. Auch jst da sant Franciscus gesel, sant Januperius. Auch jst da ain pild von vnser lieben [61v] Frawe, daz hat Lucas gemalet vnd daz hat vil zaiches getaun vnd tuot noch al tag, vnd daz selb bild truog sant Gregorius vmb, do der groß prest vnd pestilencie waz jn Rom. Vnd do er kam zw der Engelburg, do stuond ain engel auff dem castel vnd sties ain pluotig schwert ein zw ainem zaichen, daz Got wolt seijn zoren ablassen, vnd hub an zw singen »Regina celi, letare, alle[l]uia, quia quem«. Da sang der babst darzw »Ora pro nobis deum, alleluia«, vnd daz sachent vnd hortent vil leit. Vnd der stain, da der engel auff stund, der jst jn der kirchen, als man erst hinein gaut, vnd jst ain eisni gäter darob. Auch jst daz zaichen noch jn dem stain, als wer der engel mit plaissen fiessen jn ain sehne gestanden. Auch jst jn der kirchen [62r] al tag drwtasset jar applas vnd an vnser lieben Frawe tag jn dem augsten so jst da sechstusset jar applas, vnd an vnser lieben Frawen tag jn dem marco so jst da vergebnus aller sund; vnd siezent barfuossen da, die haltent observancia (schwarz). Stacion zw Sant Angelo (rot). In der kirchen zu Sant Angelo, die leit zwnächst bij dem Judenplacz vnd jst der fischmarckt dabij, da leit sant Sinphoriose mit siben sunen. Auch jst da vil schönes hailtum vnd groß gnad vnd applas. Vnd ver seneatur ze Rom jst, der muos ain silbrin kellich schencken, der vbergult jst, jn die kirch (schwarz).
Stacion zw Sant (rot). Jn der kirchen zw Vnser Lieben Frawen 25 Manerbij da jst prediger orden, vnd da jst [62v] nachgeschriben hai tum: czw dem ersten von vnser lieben Frawen haur vnd von jren klaideren, von dem hailligen kreiez, von dem hailigen grab. Auch jst da von den hailigen patriarchen Abraham, Ysack vnd Jacob vnd jst da von dem habt Danielis profet. Auch jst da von sant Peter vnd sant 30 Paul, von sant Philip vnd Jacob, Bartolomeo vnd Jacob zwelffpoten vnd Dominco, von sant Peter martrer, von sant Marzeil babst, von sant Teodoso, Anastasio, Felicis, Proto vnd Jancicto vnd von den haillig fierezig martrer vnd von den hailigen fier krienten, von sant Panteleon, Alexander, Lucino, Bonifaceo, Grisogino, Cristiano, 35 Jncanoris, Arthemeij, Columbani vnd Elfei, zwen brieder, vnd von sant Brandian, von sant Clupudie, Darie, Fabian, der was ain proffet, [63r] von sant Dioniso vnd Eusebio, Nicolao, Tomas
7 zoren] zoren über der Zeile nachgetragen D76 8 alle[l]uia] alle[l]uia über der Zeile nachgetragen D76 24 Sant] Sant durchgestrichen D76 28 von] vor von ist die nach durchgestrichen D76 28 den] dem D76 30 Jacob] Jacol D76 36 von] von von D76
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Kapitel 3:
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d'Aquino. Auch jst da von sancta Maria Magdulena, von sancta Helena, Perpetua vnd Felicita, Patie vnd Petronelle, Pr[i]sche, Beriana, Liberie, Sabine, Susanne, Bibiane, vnd ain schlair von sant Ag[a]tu. Auch jst da vil hailtum, daz da nit geschriben jst, daz habend sy geschriben jn dem buch dez leben da, vnd da jst XIJ jar aplas vnd also vil karen (schwarz). Stacion (rot). In der [kirchen] von Sant Maria Redunda, die was ain tempel aller abgöter, vnd also ward si geweicht jn der ere vnser liebe Fraue vnd aller hailigen. Auch jst an dem driten tag jn dem maien vnd an aller hailigen tag vnd an allen vnser Fra wen tag so jst da vergebnus aller sund. Auch jst da an allen suntagen vnd allen mitwuchen XXX jar applas. Vnd jn dem koraltar lit sant Rossio vnd sant [63v] Anastasio vnd beij dem selben altar sind al tag XXXX jar applas. Vnd babst Steffano, der da leit ze Jherusalem jn der capell zw dem Hailigen Kreicz, der hat geben darzw vergebnus aller sund (schwarz). Stacion (rot). Jn der kirchen zw Sancta Maria Magdulena, die jst nit fer von Sancta Maria Rodunda, da jst vil schönes haltum vnd jst da al tag hundert jar applas (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sant Ewstachio, da er leiphaftig leit vnd sein weib vnd zwen sin, sant Theopischo vnd Agapito, vnd wurden all fier mit ainander gemartret, die der hailig pabst Celestino mit seiner hant jn den altar gelegt, vnd auch ain stuck von dem hailigen kreicz vnd von vnsers Heren bluot vnd von den doren von der hailigen krön vnd von vnsers Heren rock, von den klaider vnd hailtum von sant Peter vnd [64r] sant Paul, ain rip von sant Andrea vnd pluot vnd faistni vnd aschen von sant Lairenczen gemist, vnd daz habent die colonisi jn der connonica. Auch jst es geschriben hinder dem altar auff die glingen hand jn ainem marbelstain, vnd darzw sind geben al tag zwaijhundert jar applas. Auch habent sy daz nachgeschriben haltum, daz seczent sij auff den altar, XV kestlach mit hailtum. Jtem in dem ersten jst haltum von sant Sebästian, Felicissimo vnd Agapito, Praxedis vnd von sant Antonio. Auch habent sy sant Ewstachios habt vnd ain arm jn der sacristia. Auch habend sij drew hören von bain, die sant Ewstachio mit jm furt, wen er ausrait jagen. Auch jst jn ainem andren cästlin von sancta Pudenciana. Jtem in ainem andren [64v] von sancto Alexan-
1 d'Aquino] Daqui quino D76 4 nit] mit D76 22 seiner] vor seiner ist ain and durchgestrichen D76 37 andren] vor andren ist von durchgestrichen D76
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dro, Ewencio, Teodoro, Peregrino vnd sancta Candido, ain junckfraw. Auch jst jn ainem andren kestlin von sant Crescencia, Victoreno, Sinpforiano, Ewticiana, Jnariano, Alexander babst. Auch jst jn ainem andren castlin von sant Martino, ain junckfraw. Auch jst jn ainem andren cästlin von sant Martino, ain junckfraw. Auch jst jn ainem andren cästlin von sant Cromacio profet. Auch habbent sy jn ainem andren cästlin, daz jst marbelstain, da jst vil haltum jn, der namen niemet waist wenn Got allain, wen die geschrift jst verloren, die darbij was. Jtem jn ainem andren castlin von sant Quiriace. Auch jst jn ainem andren von sant Peregrino. Auch jst jn ainem andren Susana, von Potenciana. Jtem jn ainem andren jst ain habt [65r] vnd zwen zen von Proti vnd Jacincti. Auch jst jn ainem andren cästlin ain groß stuck von ainem habt von sancta Braxeda. Auch habent sy ain bild von marbelstain, darjn jst von sancta Nijnpfe, ain junckfraw. Auch jst vil mer haltum jn dem vorgenanten kästlin, wen geschriben jst, der niemant naman waist, wie die cedule sint verloren, die darzw kerent (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sant Salvador del Auro, die leit jn Campo Martis, nit fer von dem tempel von dio Martis, der was ain abgot. Auch jst jn der kirchen ain ainplick von dem hailligen Salvadore, daz jst von himel komen, vnd [da jst] al tag groß gnaud vnd applas (schwarz). Stacion (rot). Jn der kirchen von Sant Salvadore Compo de Flore vnd leit gen der Teiffer wart, [65v] da sint die nachgeschriben haltum: zw dem ersten ain zan von sant Lairenczen vnd bain von sant Steffano vnd haltum von sant Paul vnd sancta Margreta, von sancta Potenciana, von sancto Patricio, vnd da jst groß gnad vnd applas (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sancta Maria de lo Monte Celi, da leit sant Mammiliano, ain bisschof, vnd sancta Nimpfe, ain junckfraw, vnd da sint die nachgeschriben hailtum: zw dem ersten von sant Grisant vnd Darie vnd sant Lienhart, von sant Johanes paptista, von der kuten vnd habt von sant Francischo vnd sant Sebastian vnd Peter vnd Paul, von sant Biasio, von sant Alexio vnd Saturmino, von dem hailgen grab vnd vil ander haltum, vnd da jst gros gnaud vnd applas. [66-]
4 junckfraw] das j aus einem ν korrigiert D76 12 zen] zwen (das w ist durchgestrichen) D76 15 haltum] das h aus einem s korrigiert D76 20f. daz ... jst] das ζ im Wort daz ist durchgestrichen; von himel komen vnd ist nach dem Wort jst über der Zeile nachgetragen D76
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Kapitel 3: Editionen
In der kirchen von Sant Andrea, die leit zwischen Kamp de Fiore vnd Judenplacz, da ward funden vnder dem stuoli vor dem altar, als man zalt M° CCCC XLIIIJ jar, vil schönes haltum jn ainem beckin vnd jn ainem glas, vnd daz was gelegen mer den zwaijhundert jar, als die geschrift sagt, die darbeij was, vnd schmackt so woll, daz es jederman wundert. Vnd jst sunst auch vil schönes haltum vnd groß gnad vnd applas (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen von Sant Martine!, die leit allernächst peij Campo de Fiore, da sint die nachgeschriben haltum: zw dem ersten von sancta Vifiana, von sancta Helena, von sant Sauino, von sant Jpolito, ain suber seijdin tuoch, daz hat Got angeriert, von dem kuten Seraff, von sant Francischo vnd Filipo, [66v] ain stain von der saul, da Got an gemartret war, von sancta Klara rock, von sancta Maria Magdulena, von dem tuoch Heliseo proffete, ain stain, damit sant Steffano wart geworffen, ain mesgwand von sant Matheo, von sant Thomas, von dem ror, da der schwam auf was, damit Got trenckt ward an dem hailigen creicz. Auch jst da von dem tuoch, da Got seinen jüngeren die fies mit tricknet an dem grienen dorstag. Auch jst da von ainem rock, den macht vnser liebe Fraw mit jren henden, der hat kain naut, vnd als Got wuchs, also wuochs der rock auch, vnd jst da von dem hailligen kreicz, ain stain von dem ölberg vnd vil ander haltum, vnd da jst gros gnad vnd applas (schwarz). Stacion (rot). Jn der kirchen von Sant Blasij mit dem Ring da jst der ring, den [67r] sant Blasij an der hand het, wen er weichet, vnd jst auch da vil ander hailtum vnd groß gnad vnd aplas, vnd leit zenächst hinder Sacro (schwarz). Stacion (rot). Jn der kirchen zu Sancta Barbara, die leit jn Satro, vnd da waz der palast vnd gesaß von Zeser vnd Pampeo, vnd da jst vil schönes hailtum, vnd jst da M° jar applas (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sant Lairenczen vnd Domaso, die leit jn Campo de Fiore vnd die buet ain hailliger babst, der hies Domaso, durch sant Lairenczen willen, vnd darvmb haist die kirch Sant Lairencz vnd Domaso. Vnd da sint die nachgeschriben haltum: zw dem ersten [in ain?] vbergilt kreicz zwen doren von der hailigen krön vnd ain zan von sant Maria Magdulena, ain silbris cästlin mit sant Barbell habt vnd von der [67v] faistin von sant Lairenczen, ain cästlin foller hail-
4 gelegen] vor gelegen ist ein zweites was durchgestrichen D76 9 da] vor da ist die durchgestrichen D76 26 Sacro] am Rand sind zwei unleserliche Wörter nachgetragen D76 32 darvmb] vmb über der Zeile nachgetragen D76 35 habt] das h aus einem b korrigiert D76
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tum, der namen waist niemat den Got allain, wen die zedele sint verloren worden, die dabeij warent, von sant Margretten, von sant Eufemia, von den klaideren vnd pluot von sancta Cicilia, von sant Silvester babst, von sant Steffano vnd ain ripp von sant Jufenall, pulfer vnd ain pain von sant Lairenczen, von sant Jacob, von sant Boni vnd Mauri mit jr geselschaft, ain arem von sant Peter Celestino, ain arem von sant Pangracio, ain martrer, ain arem von sant Jpolito, ain arem von sant Kasian, ain zan von sant Petter, ain zan von sant Jacob, von sant Lairenczen, von sant Emesio, [68r] von dem hailligen creicz, von der hailligen cron, von dem sudario Christi, von sant Cristofero, von sant Clement, von sant Filipp, von sant Simon, von vnser lieben Frawen claider. Auch jst da ain groß gestainret glas, da hat sant Domaso auß getrucknet, vnd da gibt man noch al jar den leiten auß ze trincken an sant Domaso aubent vnd tag, vnd jst groß gnad vnd applas da. Auch jst die stacion da an dem fierden afftermantag jn der fasten (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sant Blasi de la Pingnata, die leit zwischen Campo de Fiore vnd der Engelburg, da jst vil schönes haltum vnd groß genaud vnd applas (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sancto Zelso, die leit an der brück, als man gen [68v] Sant Peter gaut, da jst ain fuos von sancta Maria Magdulena vnd ain finger von sant Niclaus. Auch leit sancto Zelso leiphäftig da vnd was vor zeitten ain morder vnd raber gewesen, vnd als jn Got ermanet, do peichtet er sich. Do gab jm der priester zw puoß, daz ers nit mer solt don. Da kamen sein gesellen, daz er mit jn wer gegangen auf den wald. Daz wolt er nit don. Da heten sy sorg, er weit sy verraten vnd tötet jn vnd vergruoben jn jn sein haus jn den keler, vnnder ain weinfas, vnd sein fraw west nit darvmb, vnd sy gabent der frawen ze verstaun, er wer auff dem wait vmbkumen. Vnd da die fraw daz weinfas [69r] anzäpft, da schanckt sij wol ain gancz jar darauß vnd lost so groß gelt, daz es vnsäglich was, vnd daz wundert jederman vnd wolten sechen, wie es zwgieng. Do fand man ain silbri ror, daz gieng aus dem grab von sancto Zelso vnd gieng jn daz fas. Da gab die fraw alles daz gelt, daz sij darauß gelest het vnd als jr guot vnd daz hus durch Gocz willen vnd lies ain kirchen machen auß dem hauß. Vnd da jst al tag C°C° jar applas vnd also vil karren etc. (schwarz).
8 Kasian] vor Kasian ist Ypolito durchgestrichen D76 9 Emesio] vor Emesio ist Jacob durchgestrichen D76 10 von (1)\ vor von ist von der [!] hailligen creicz durchgestrichen D76 13 al] vor al ist al tag durchgestrichen D76 26 er (2)] er er D76
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Kapitel 3: Editionen
Stacio zw Vnser Frawen (rot). In der kirchen zw Ynser Lieben Frawen Traspudiana, die leit als man vber die brug kumt jn Sant Peters bürge, da sint die zwaij seil, da sant Peter vnd sant Paul an wurden gaiselt, [69v] vnd jst da al tag drwhundert jar applas (schwarz). Stacion zw sant Jacob (rot). In der kirchen zw Sant Jacob Scossacauallo, die leit auff halben weg jn Sant Peters bürg, vnd da jst der alterstain, da auf Got geopfert ward jn dem tempel, als Siman sprach: »Nunc dimitís ser[v]um tuum, Domine, secundum verbum tuum, jn pace«. Auch jst noch daz zaichen da jn dem stain, als Got mit seinen hailigen blossen fiessen jst gestanden. Vnd da jst tusset vnd fünfhundert jar applas, vnd wen man die Veronica weisset, so jst da gnad zwifaltig (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen zw Sancta Katereina, die leit zwnächst beij Sant Peters minster [70r] vnd jst da ain frawenkloster vnd jst da daz nachgeschriben haltum: zw dem ersten mal von dem hailligen grab, von dem berg Sijnai, da sancta Katerina leit leiphaftig, von dem berg Caluarie, da Christus kreiczget ward, von dem berg Oliveti, von sancta Lucia mantel. Auch jst da von dem gebain von den alftusset med, von dem öl von vnser lieben Frawen auß Sardigna, von sant Niclaus öll, von sancta Katerina öl. Auch jst da von sancta Maria Magdulena haur, zwen doren von der hailligen krain, von vnser Frawen miliig vnd von jrem schlair, den sij auff het, als Got gemartret ward. Da jst auch von dem finger von sant Johannes babtista. Auch [70v] jst da von der millich von sancta Katerina, die von jr loff, als man jr daz haubt abschluog fir pluot, vnd von dem hailligen creicz vnd vil ander hailtum, daz da nit geschriben jst. Da jst groß gnad vnd applas (schwarz). Stacion (rot). In der kirchen vnd auch spi tal von dem Hailligen Gaist da jst vil schönes hailtum vnd groß goczdienst, vnd da jst XI tausent jar applas vnd daz dritt tail vergebnus aller sund (schwarz). Stacio (rot). Jn der kirchen von dem Engel, wer dar eingat mit beicht vnd rew seiner sund vnd spricht mit andacht drwi Pater Noster vnd drew Aue Maria, dem sint vergessen sind etc. (schwarz). Stacion (rot). [71r] Avch jst ze wissen, daz beij Sant Peters minster leit ain kirchoff, den nemt man ain Campo, daz jst als vil als der Goczacker, daz selb ertrich, daz jn dem selbe Goczacker jst, daz jst kumen von Jerusalem auß dem acker, den man nent Aheldamach, der da ward kaft vmb
17 dem (1)\ den D76 25 Auch] Auch [70v] Auch D76 jst durchgestrichen D76
36 daz (2)\ vor daz ist
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die dreissig pfenning, darvmb Got verkaft ward, vnd hat die gnaud jn jm selbe, daz ain jetlich mensch, daz man dareijn vergrebt, daz es nit mer leit wen biß an den driten tag, so jst es verwesen. Auch mag kain Riemer darjn ligen, wen daz ertrich wil kain behalten vnd wil 5 auch nit anders [71v] denn pilgrin oder sinst fremd leit. Auch habent vil bäbst darzw geben, wer sich beichtet vnd rw hat vber sein sund vnd die goczrecht enpfacht, vnd stirbt er vnd lat sich graben jn den Goczacker, dem jst vergeben all sein sund. Auch wa ain arem mensch stirbt jn Rom vnd nuez haut, vnd haut es begert jn den 10 Goczacker, so miessend es die korheren hollen von Sant Peter auff jr speis mit wachs vnd ander ding, daz darzw gehört, vnd miessent es vergraben. Vnd jst auch sunder groß genad vnd applas da, wer dar gat durch Gocz willen etc. [72r] Avch jst ze wijssen, daz wa die stacion jst jn ainer kirchen ze Rom, 15 daz so vil gnad jst den selben tag jn der selben kirchen ze Rom als jn allen kirchen, die ze Rom jst vnd sind, vnd die ander kirchen habent nit dester minder applas. Auch jst zw wissen, daz all die gnad vnd aplas, die ze Rom jst, daz die zwifältig sint jn der fasten. 20 1448 (schwarz). Daz puoch jst dez Gabriel Rydlers (rot). Deo gratias. Anno Domini M° CCCC° XLVIIJ jar (schwarz).
10 von] vnd D76 14 ze (1) wijssen] ze wijssen über der Zeile nachgetragen D76 14 ze (2)] jst ze D76 15 den] vor den ist zw durchgestrichen D76 16 vnd (2)] vor vnd ist ein d durchgestrichen D76 21 Daz ... Rydlers] Besitzeintrag einer anderen Hand D76
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Kapitel 3: Editionen
3.1.2. Die Trierer Handschrift D67/2 [105r] Van den sieben kirchen, wilch de vbersten synt zu Rome (rot).
Sent Siluester schrifft in syner croniken, dat zu Rome waren M V hondert vnd V kirchen, wilcher verstoirt iß dat meiste deil. Noch 5 stant synt sieben principale kirchen, begaebt myt merre furdel, gnaden, wirdicheit vnd heillicheit dan de anderen.
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Die erste kirch ist zu Sent Johanne zu Lateren, vnd ist alle dage da XL iair afflais [105v] vnd so manch karene vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. C Der pais Siluester vnd Gregorius, de sij gewijgen hant, haynt also vijl afflais geben darzu, den neman enmach gezelen. Vnd de selbe kirch ist eyn heubt alle der gantzer werelt vnd gewijgen in de ere sent Saluatoirs vnd sent Iohannis baptisten vnd sent Johannis ewangelisten. C Sent Bonifacius, der pais, spricht: »Wisten de menschen den afflais der kirchen zu Sent Johanne van [106r] Lateren, dat is so vijl were, sy inzoegen nyt zu dem heiigen graue noch zu Sent Jacob in Galicia«. C Der selbe pais spricht: »So wer zu vnsem stoil zu Lateren kompt van andacht vmb syn gebet, der wirt van alle synen sunden yntbonden«, vnd so wer in dem dage sent Saluatoris zu der kirchen kompt, der wirt yntbonden van alle synen sunden. C Jn dem sijtter der kirchen ist Johannis euwangelisten elter, den he in Pothmos hat, da he vff myß plach zu doyn. Da iß de arck [106v] deß alden testamentz; de taefel, da Ihesus, der Here, vff asß dat abentmael; Moyses vnd Aarons rode. Diß alles haynt Tytus vnd Vespasianus zu Rome bracht van Iherusalem myt kufferen suylen, de by dem hogen elter steynt. Vff deme hogen elter synt Peter vnd Pauwels heubder, vnd wanne man de zoent, so iß da so vijl afflais als zu Sent Peter, so man de Veronika zoent, wilch afflaiß der Veronicken herna gesaet sal werden. C Do vff eyne zijt dese heiige kirch verbrant wart, [107r] do flouß van sent Pancraciús hoeubt drij dage bloit vnd drij nacht. Syn hoeubt zoent man myt anderem heiltum vff oisterdach na essen.
1 wilch] vor wilch ist van durchgestrichen D67/2 22 vff] vff über der Zeile nachgetragen D67/2
8 iair] iair auf Rasur D67/2
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C Vff sent Marien Magdalenen elter: zu deme eirsten sent Zacharias hoebt; sent Pancracius heubt; eyn Schulder van sent Laurencius; dat duig, dat Christus vmb hat an dem cruce; C dat doich, damit Christus synen yungeren yr voeß drugde; C der rock, da sent Iohan de drij doiden myt erweckde; der becher, da sent Iohannes [107v] dat fenyn yn dranck; eyn stuck van dem heiigen cruce vnd ander heiltum, dat gezoent wirt vff oisterdach na essen. De Capelle genant Sancta Sanctorum, dar de frauwen nyt ingaynt vnder der penen des bandes, da is geware vnd follenkoemen Vergebung aller sunden. Jn der Capellen ist dat bilde Ihesu van XIJ iaren. By der selber Capellen steynt de trappen, vff den der Here Ihesus veil bis zu der vßsturtzingen syns bloitz. De zeichen siet man noch. De trap hait [108r] gestanden vur Pylatus huiß. Wer de myt andacht vff ader neder geit, der hait van eyme eicklichem grade IX iair afflais vnd IX karenen, dat dritte deil Vergebung alle syner sunden. Vff eicklicher trappen sal man eyn Pater Noster sprechen; XXVIIJ synt der trappen. C Jn der kirchen ist eyn heymde, dat vnse lieb Frauwe myt yrs selbs henden gemacht hait; van der mylch vnd van dem hair vnd cleyde vnser lieber Frauwen; dat roir, da Christus vff syn hoeufft myt gestagen wart; dat pur- [108v] puren cleit, dat Ihesus anhat, do yn Pylatus hervßleyt vnd sprach: »Ecce homo«; dat wasser vnd bloit, dat van der sijtten Ihesu ist gefloßen; dat sweißduch, dat Ihesus vff syme heubde hait, do er in dem grabe lach; de ketten, da sent Iohan myt gebonden was, do sij yn leiten van Epheso zu Rome; van dem eschen sent Johannis baptisten; syn heren cleit; eyn zant sent Peters, des heiigen appostelen. Jn deser kirchen synt XLVIIJ elter. Der alle de elter visiteirt, [109r] der verdient XLVIIJ M iair allais vnd so manch carene. C Jn eyner Capellen by der guldener porten ist eyn taefel, vff wilcher de ritter, de Christum gecruciget haent, syn cleider hant gedeih vnd dat loß geworffen. Vnd by deser steynen taefelen sasß Maria, do der Here Ihesus, van deme cruce gedayn, in yrren schoiß gelacht wart. Jn der selber Capellen synt IIJ porten, durch de der Here Ihesus hait gangen in der zijt syner passien zu Iherusalem. [109v] So wer durch dese porten geit myt andechtigem, ruwigem hertzen, der hait verge-
7 wirt] worden D67/2 ter] vor
wirt über der Zeile nachgetragen D67/2 9 da] nach da ist ein r radiert D67/2 16f. XXVIIJ ... trappen] XXVIIJ synt der trappen nachgetragen 19 gemacht hait] gemacht hait über der Zeile nachgetragen D67/2 27 elelter ist ia durchgestrichen D67/2
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Kapitel 3: Editionen
bung alle syner sunden vnd wirt so reyn vnd luter van alle synen sunden, aß eyn kynt, dat hude gedaufft is. Jnbussen bouent deser kirchen ist eyn cruce gesatz, dat ist gesmeit van dem swerde, da sent Iohan baptist myt inthoeubdiget wart. So 5 wer darvur hyngeit vnd dat cruce ansijt myt andechtigern hertzen, der verdient XIIIJ M iair afflais (schwarz).
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De IJ. kirch (rot). [110r] Die ander heubtkirch ist zu Sent Peter in dem guldem berge, Vaticanús genant, in der stat, da sent Peter gecruciget wart. Da synt alle dage XLVIIJ iair, so manch carene vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. Jn dese kirch geit man XXVJ trappen vff vnd heißschent sent Peters grade. So wilch mensch, de myt andacht vnd ruwen syner sunden vffgeit, dem wirt verlenet VIJ iair afflais vnd Vergebung des sibensten deils aller sunden. Jn der kirchen [110v] synt XIX elter, van eicklichem XLVIIJ iair afflais vnd so manch carene. De summe davan ist VIIJ C vnd IIIJ iair vnd so vijl carenen. Da synt alle dage XXVIJ iair afflais vnd so manch carene. Vnder dem vbersten elter ist eyne crufft, in wilcher de helffde der lichem der apostelen sent Peters vnd sent Pauwels ligent, da synt IIIJ M iair afflais. Da synt sieben elter myt noch groser afflais begaifft dan de anderen, myt yserem geremptz vmbsat. Der eirste elter [ l l l r ] ist der heiiger driúeldicheit. Der IJ. aller glaubiger seien, vff welchem sent Gregorius bat vur de seien der glaubiger vnd erwarff van Gode, so wer myß vff dem elter dede vur eyne sele, so wat Staitz sy ouch were, de sele sulde van stont erloist werden van allen pynen. Der IIJ. elter ist sent Gregorius, des paiß, da syn licham ligt. Vff dem elter was sent Andreis heubt in eyme tabernackel. In syme hogezijt vnd in dem dage, als he zu Rome [ l l l v ] geleit wart, zoynt man dat vnd dat heubt sent Gregoriús, des alrenkristlichsten lerers, vnd da ist dan grois afflais. Wer XXX missen vff dem elter lijst ader lesen deit, der verloest eyne sele vß deme fegevúir. Der IIIJ. elter iß der glorioser yunfferen Marien, vff dem wirt alle dage myß gesungen. Der V. elter ist des heiigen pais Leo, vur dem he rast. Der VJ. elter sent Lucien, der yunfferen vnd mertlerschen; der VIJ. sent Veronicken, [112r] da zoent man de Veronicka, alsdan ist groiß afflais. Boeuent dem selben elter by der Veronicka ist dat sper vnsers lieben Heren, dat durch syne sijt gestochen wart an dem heiigen cruce.
3 eyn ... gesatz] eyn cruce gesatz auf Rasur D67/2 5 hertzen] hertzem D67/2 14 XIX] XIX auf Rasur D67/2 17 alle] alle auf Rasur D67/2
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C Sent Gregorius hait geben allen pilgerim, de den hoe elter visitèrent, da sent Peters licham rest, Vergebung aller sunden, ouch Vergebung van vergessenen sunden, van gebrochenen geloebden, ouch der vader vnd müder erzornt het ader sy geslagen. [112v] Paeß Siluester hait geben alle den, de vmb gnade zu suchen van andacht in dese kirch koment vnd ir gebet sprechent, XXVIIJ C iair afflais, so manch carene vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. C So wanne sent Peters fest ader der vurgenanter elter fest ist ader eyn ander duplex fest kompt, dan ist alle der vurgeschreben afflais gedübelt. Da ist ouch eyne ketten, damyt sent Peters hende waren gebonden, do he lach in dem kerker. C Vff dem hoe elter iß [113r] eyn ostie, de sent Peter selbs hait geconsecreirt. C Ouch stent da XIJ suyle, mermelen, wael poleirt, rorende den choir, vß wilchen suylen eyn ist vmbdayn myt eyme yseren geremptz vnd ouch verziert, van der da steit geschreben: »Dit ist de suyl, vff welcher der Here Ihesus gestanden hait, so er dem vulck predget vnd Gode, dem vader, syn gebet vßsturtzt; myt den anderen eilffen, de da steynt, genomen vsß Salomons tempel, in eyn [113v] zeichen der verwynnungen in dese stat gesatzt«. Dese suyl verdrifft den dufel, sij verloest de besessenen vnd deit dieglich vijl mirackel. C Jn deser kirchen ist dat heubt sent Lucas, des euangelisten; dat heubt sent Jacobs, des mertlers; sent Sebastians heubt; de licham Processi vnd Martiniani, der mertler; eyn arm van sent Andreis, des apostelen; eyn arme sent Longini, des ritters, der myt dem sper de sijt vnser[s] gesontmechers durch- [114r] stach; vnd noch vijl anderer mertler, confessoir, yunfferen. Jn synt Mertens Capelle steit eyn bilde, van metael gemacht, dat sitzt vnd lanckt eyn voeß, vmb zu küssen. Wer den voeß küsset, der verdient so vijl afflais, aß het he dem vbersten pais syn voeß gekusset. C Jn deser kirchen ist eyn bilde vnsers Heren vnd gesontmechers, dat hait vnder synen voesen eynen van den XXX silueren penninck, da der Here Ihesus vmb verkaufft wart. So [114v] wer davur hiengeit vnd dat ansieht myt andacht, de verdient XVIJ C iair afflaes (schwarz).
35 Van der dritter kirchen (rot). Die dritte kirch zu Sent Pauwels buschent den Muren, vnd de kirch ist gebuit vff de stat, da syn heiiges hoeubt fonden wart, vnd
2 Peters licham] das s von Peters und licham auf Rasur D67/2 13 consecreirt] das irt auf Rasur D67/2 16 vff ... Ihesus] vff welcher der Here Ihesus auf Rasur D67/2
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da synt XLIIJ M iair afflais. Jn der selber kirchen synt alle dage XLVIIJ iair afflais, so manch carene vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. Vnder dem hogen elter ligent de [115r] helffde der licham sent Peters vnd sent Pauwels. C Jn der kirchen ist eyn crúcifix, dat sent Brigitten dick zu hait gesprochen durch yr stedich gebet, dat sij dae dede; C eyn arme van sent Annen, de moder der glorioser yunfferen Marien; der ketten eyne, da sent Pauwels myt gebonden was in dem kerker; sent Nycolaes arme, des heiigen buschoffs; sent Tymotheus licham, sent Pauweis yonger; van sent Andreis cruce; die licham sent [115v] Celsi, Juliani vnd Basilissen; vnd noch vijl anderer heiigen heiltum. Jn der kirchen ist eyn groiß steyn, da steit ingegraben, do sent Gregorius, de pais, Sent Peters kirch gewigen hatt vff sent Mertens octaue vnd wulde ouch Sent Pauwels kirch wijgen, vnd de sonne wulde vndergayn, do viel sent Gregorius vff syn kne neder vff de erde vnd bat Got, den Hern, vmb verlengung des dags. Do Sent Pauwels kirch gewijgen was, vnd do [116r] der pais myt groser processien wedergekeret was zu der stat, vnd noch stoynde de sonne stille, als er van Gode erworben hat, vnd alle, de in der stat bliben waren, den was iß duster naicht, aber den anderen, de bij der wijongen, den lucht de clair son vnd der lichte dach. C Da ist eyne suil na by der stat, da sent Peter vnd sent Pauwels sich vnder eynander senten, do sij geleit worden zu der martiligen. Want durch de manchueldicheit [116v] des volcks, dat dabij was, vmb dat geyn vfflauff enwurde, so leyten sij sent Peter weder in de stat vnd scharen eme eyn crone we eyme gecken vnd crucigeten yn myt dem heubde nederwart by dem berge genant Auentinús. Aber sent Pauwels wart intheubdiget zu den Dryn Búrnen also genant (schwarz).
Van der vierter kirchen (rot). [117r] 30 Die vierte heubtkirch ist zu Sent Marien der Groser, de ouch genant wirt zu dem Snee. Da synt alle dage XLVIIJ iair, so manch carene vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. Ouch ist IX M iair afflais alle dage in deser kirchen vnd J C iair XX dage. Paes Nycolaus 4. vnd Gregorius der VIIJ., de dese kirch haynt gewijgen, han 35 verlenet XIIIJ M iair afflais vnd dat dritte deil Vergebung aller sun-
3 elter] das r über der Zeile nachgetragen D67/2 12 ingegraben] das in aus ein korrigiert D67/2 18 gekeret] gekeret auf Rasur D67/2 28 genant] in D67/2 folgen drei Leerzeilen; in der ersten dieser Leerzeilen hat eine deutlich spätere Hand das haubd der Samaritanin ergänzt 31 dem] dem aus den korrigiert D67/2
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den. Noch VIJ paiß haynt geben IIIJ M vnd VIIJ C iair, ouch so vijl carenen. [117v] Vff dem hoe elter ist eyns pais heubt, der hait geben dem elter XVIJ M iair afflais vnd so manch carene. Zu der rechter hant des elters ligt sent Iheronimus licham mit vijl anderen heiltoms, 5 vnd da synt XVIIJ C iair vnd XVIIJ C carenen. C De wyndelen, in den de heiige yunffrau Maria yr kynt Ihesum in de krip lacht; de krip vnsers Hern in der Capellen, dar de frauwen nyt yn engeynt; van der mylch vnser lieber Frauwen; dat heu, [118r] da Christus vff gelegen hait in der krippen; van dem heiigen cruce eyn stuck; van den 10 cleideren der glorioser yúnfferen Marien; sent Iheronimus stoile; eyn arme van sent Thomas van Cantelberg, dem ertzenbuschoff, vnd syn cleit; eyn arme van sent Matheus, dem apostelen; sent Lucas arme, des euangelisten; eyn arme van sent Cosmas; de licham der heiigen Romule vnd Redempte; sent Bybyanen heubt, der yunfferen; heiltum is van sent Zacharias, sent Johannis baptisten vader. [118v] Zu der lincker hant des hoen elters ist eyn bilde der glorioser yunfferen Marien, wilch sent Lúeas hait gemaelt, vnd noch vijl andere heiigen heiltúm. Jn deser kirchen synt XXVIJ elter (schwarz). Van der vunffter kirchen (rot). 20 Die vunffte heubtkirch zu Sent Laurentius bussent den Muren in dem wege Tyburtina, da synt alle dage XLVIIJ iair afflais, so manch carene vnd dat dritte deil. C Zu dem hoen elter XVIIJ iair vnd so manch carene. [119r] Jn der kirchen synt VIIJ elter. Der alle de elter visiteirt, der hait VIJ M iair 25 vnd VIJ M karenen. C So wer durch de duir yngeit zu dem oisten deil der kirchen, van eyme crúce zu dem anderen, so werre he vollenkomenclich gebicht vnd beruwet, iß Vergebung aller sunden. C Jn der selber kirchen hait man eynen grosen mermelen steyn, der vijl locher hait, vff wilchem steyn sent Laúrencius wart geslaigt, do 30 er in dem roist ge- [119v] braden iß. So wer van den gelaubigen den steyn vnd syne begrafft ynnenclich visiteirt, der verdient vor eicklich mael VIJ C afflaiß. C Da ist ouch eyn steyne, vff den sent Laurentius gelacht wart, do he gebraden was vnd doit. Jn der seluer kirchen ist ouch der eymer, myt wilchem sent Laúrencius sent Ypoli35 tum daufft, want do sent Laurencius in dem kerker was vnd geyn wasser enhat, intspranck van dem [120r] willen Godes eyn borne in dem kerker. Vß dem burnen schept der ritter Christi myt dem selben
20 Laúrencius] das (zweite) u aus einem s korrigiert D67/2 auf Rasur D67/2 36 eyn] intspranck eyn D67/2
25 zu dem] zu dem
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Kapitel 3: Editionen
eymer vnd deufft sent Ypolitum myt alle den anderen. C Da sent ouch der steyn, da sent Stepffen, der eirste mertler, myt gesteynget wart. An eyme steyn stent noch de zeichen des heiigen bloitz. ü Zu der kirmyßen deser kirchen IIIJ C iair vnd IIIJ C karenen (schwarz). 5 Van der siester kirchen (rot). [120v] De sieste heubtkirch, zu Sent Sebastiane. Da ist alle dage XLVIIJ iair afflais, so manch carene vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. Jn deser kirchen ist alle dage M iair afflais van Pelagio. C Zu dem hoen elter XVIIJ C iair vnd so manch carene vnd dat dritte deil io aller sunden. VIJ paeß haynt geben M iair afflais, van eicklichen pais eyndusent, so dick eyn mensch de kirch visiteirt mit andaecht vnd gebede. Jn der [121r] selber kirchen rest eyn heiiger pais vnder eyme yseren geremptz, da synt XIJ iair afflais. Jn deser kirchen synt XIJ elter. Der alle de elter visiteirt, der hait XIIIJ C iair afflais. Da is iß de suyl, an de der heiige mertler gebonden wart vnd fol pyle geschussen. Jn sent Calixtus kirchoff in der crufft, da de gelaubigen breit vnd lanck moegent gayn vnder der erden hien, da ist Vergebung aller sunden. Zu der stat plagen de kristen zu fleyn van [121v] der Verfolgungen der tyrannen vnd der heiden, da rastent XLVIIJ paiß 20 vnd mertler; van eyme eicklichen M iair. Da iß so groiß afflais, dat iß van geyme menschen gezalt enmach werden dan alleyn van Gode dem almechtige, vnd dat vmb de grose vijlheit der merteler, yunfferen vnd confessore, de da restent. So wer dardurch geit myt ynnichem rúwigen hertzen, der verdient XIIIJ C iair vnd Vergebung aller 25 sunden. Eyn mensch mach [122r] ouch wale vur eyne ander perschone dardurch gayn, de in der gnaden Godes iß, vnd vor die gelaubige seien, want eyn mensch mach sieben seien da erloesen vß der pynen des vegevúirs. C Hynder der kirchen steit eyne krufft, de genant wirt Cathecumbas, 30 ist so vijl allais, als in den kirchen Sent Peters vnd Sent Pauwels, wilcher licham lang zijt da verborgen hant gelegen in eyme burnen verborgen, der da was, vnd ist nú eyn elter darvber gemacht. De lieh- [122v] am der apostelen synt da fonden durch de vffabarung der VIJ sleffer in den yaren vnsers Hern CCC vnd XIX, wilche 35 heiige mertler in eyme aúgenblick vur dem vbersten pais in puluer synt gekeret vnd gaben yr seien vff in den hemel. Dat puluer hait sent Vrbane in de selb kirch begraben.
7f. aller sunden] aller sunden auf Rasur D67/2 17 breit] breit auf Rasur D67/2 31f. burnen verborgen] das burnen ver mit Verweis zeichen am Rand nachgetragen D67/2
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C Hie hait der engel des Hern sent Gregorio zu dem elter gedient, do he mysß dede. Vnd in deser kirchen rast dijt heiltum: de licham der heiiger mertler [123r] Fabiani vnd Sebastiani; dat licham sent Stephens, des paiß vnd mertlers, myt eyme yseren geremptz befesti5 get, da synt VIJ M iair afflais; sent Lucinen licham, de den licham sent Sebastians in de stat hat begraben vnd dese kirch in syne ere gebuyt, want iß was vúrmaels ir paelais; eyne arm van sent Cristofels, des mertlers; sent Andreis arm, deß apostelen; sent Sebastianes pyle eyn; sent Calixtus heubt, des pais vnd mertlers; der steyn, vff dem 10 [123v] der Here Ihesus stoynde, do yn sent Peter vragde vnd sprach: »Here, war geis du?« Do antwort der Here: »Jch gayn zu Rome, vmb dat ich anderwerb gecrúciget werde«. Do dat sent Peter hoirt, keret he weder zu Rome, want he wolde van dannen gevlouwen syn. Ouch fynt man in sent Sebastians leben, dat so welch pylgerim den is wech begunt het zu wandelen zu Sent Sebastiane, sturff der mensch, ee er dar queme, so hat he den afflais alzúmael [124r] van der kirchen, aß were he perschoenlich da gewest (schwarz).
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Van der siebender kirchen (rot). De VIJ. heubtkirch ist zu dem Heilgen Cruce in Dierusalem, in wilcher synt alle dage XLVIIJ iair vnd so manch carene, darzu dat dritte deil aller sunden. Dese kirch hait gebuit Constancia, des keisers doigter Constantini. Sent Siluester myt noch vunff paesen hant geben eicklicher M iair afflais eyme eicklichen, der van andacht vmb de sach des gebetz [124v] in de kirch kompt. Eyn eicklich kristenmensch, dat in guder meynungen vnd in gudem willen vß syme huiß geit, vmb zu gayn zu dem Heilgen Crúce vnd sturb, ee he in de kirch queme, in dem wege, der mensch hait verkregen afflais van allen sunden. C Zu dem hogen elter XVIJ M iair afflais. Jn dem elter synt begraben de licham der heiiger mertler Cesarij vnd Anastasij. Jn der Capellen, de da heischt Iherusalem, endar nemans myß doyn dan der vberste pais. [125r] Da ist J C iair afflais vnd J C carenen. Da ist Vergebung aller sunden. Jn deser kirchen ist eyn deil van dem cleide Ihesu; dat seil, da Ihesus myt gebonden was, do he zu dem cruce geleit wart; XIJ dorne van der cronen Ihesu; der swam, myt dem de
5 iair] iair über der Zeile nachgetragen D67/2 6 hat begraben] hat begraben auf Rasur D67/2 10 Peter] das Ρ aus einem S korrigiert D67/2 26 he] he über der Zeile nachgetragen D67/2 32 J (1)\ afflais J D67/2 35 cronen Ihesu] cronen Ihesu auf Rasur D67/2
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Kapitel 3: Editionen
iuden Christo Ihesu galle vnd essich gelanckt hant; zwene becher, eyner fol van dem blöde Ihesu, der ander is fol van der mylch der glorioser yúnfferen Marien; der negel eyner, myt wilchem Ihesus an dat cruce genegelt [125v] wart; van dem heiigen cruce eyn stuck; der 5 tytel, der bouen dat crúce geslagen wart; vnser lieber Fraúwen sleúer; zwene armen, eyner sent Peters vnd eyner sent Pauwels; eyne ampel vol balsams, in wilchem sent Vincencius heubt swymt; van dem cruce, da der morder an gehangen hat, der zu der rechter hant des Herren heynck; sent Helenen wege; vnd noch vijl anderren io durberen heiltoms, dat vunffmael des iairs gezoynt wirt: vff groe[126r] nen donnerßdach, jn de fyndungen vnd in der erhebungen des heiigen cruces, jn der kirchwiongen vnd in der stacien der selber kirchen, alß in dem vierten sondach in der fasten (schwarz). Diß synt vier stede, in wilchen alle ouren, alle zijt vnd alle wege ist is follenkomen afflais aller sunden. De eirste stat (rot). Zu Sent Iohanne van Lateren, jn der Capellen Sen[t] Iohannis Baptisten zu dem Búrnen, dat genant wirt Sancta Sanctorum, darin geyn frauwen engeynt [126v] vnder der penen des bantz (schwarz). 20 De zweite stat der gnaden (rot). Zu dem Heilgen Cruce zu Iherusalem. Hie ist der schätz der gnaden. Van enbynnen iß eyn kamer, dat iß gewest sent Helenen slaiffkamer, welch der paeß Siluester hait gewijgen vnd hait iß genant Iherúsalem, in welche stat de frauwen nyt engeynt dan in der kir25 myßen der selber kirchen (schwarz). De dritte stat der groser gnaden (rot). Zu Sent Sebastiane in der [127r] crufft, de genant wirt Cathecumbas, da der engel des Hern sent Gregorio erscheyn vnd sprach zu eme: »Jn deser stat ist de geloebde wairhafftich vnd vergebúng van 30 allen sunden, dat ewijge licht vnd de ewijge clairheit vnd sonder ende de ewige freude, welch verdient hait der seliche mertler sent Sebastiane« (schwarz). Die vierte stat der gnaden (rot). Zu Sent Praxedis jn der Capellen, de da heischt Verloese Vns van 35 der Pynen [127v] der Hellen, ouch genant der gart des paradijß, in wilchen de frauwen nyt engeynt, da ist eyn deil van der suyl vnsers
12 stacien] das e aus einem o korrigiert D67/2 13 dem] dem über der Zeile nachgetragen D67/2 18 geyn] das e aus einem y korrigiert D67/2 22f. slaiffkamer] das 1 aus einem a korrigiert D67/2 30 clairheit] clairheit auf Rasur D67/2
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lieben Herren. An der suyl Ihesus Christus, vnse[r] erloeser vnd gesontmecher, gebúnden stoynde, do er gegeisselt wart (schwarz).
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De visiterong etzlicher stede, zu dem eirsten des sondachs durch dat gantze iair (rot). C Zu Sent Pauwels. So wer de kirch visiteirt alle sondachs, der hait so vijl afflais, aß gieng he zu dem heiigen graúe zu Iherusalem [128r] äff zu Sent Iacob in Galicia. C Zu Sent Sebastiane. Alle dage sondachs durch dat gantz iare afflais aller sunden. C Zu dem Heilgen Cruce. Alle sondags durch dat gantze iair M IJ C vnd XXVIJ iair afflais vnd noch IIJ C LIIIJ iair, so vijl carenen, dat dritte deil Vergebung aller sunden. Jn der selber kirchen ist alle afflais gedübelt alle sondachs van sent Siluester, dem pais. Jn der Capellen, de da heischt Iherusalem, mach eyn mensch alle sondags eyne sele erloisen vß der pynen. [128v] G Zu Sent Marien de Leiter des Hemels: IIIJ M iair afflais alle sondags. C Zu Sent Marien der Groser IIJ C iair. C Zu Sent Marien der Ronder XXX iare vnd XXX carenen. C Zu Sent Bibianen IIJ iare vnd IIJ quadragenen alle sondags (schwarz).
Alle mytwochs durch dat iair (rot). G Zu Sent Laurencius busent den Muren in dem wege genant Tyburtyna. Der de kirch eyn iair lanck alle mytwochs visiteirt, der 25 verloest eyne sele vß dem vegefuir, vnd he selber sal han Vergebung aller sunden. [129r] G Zu dem Heilgen Cruce M IJ C XXVIJ iair. Alle mytwochs ist der afflais van deser kirchen gedübelt van sent Siluestro, dem paiß. G Zu Sent Laurencio in Lucina: IIIJ C iair, IIIJ C carenen vnd dat 30 dritte deil Vergebung aller sunden. G Zu Sent Marien der Groser IIJ C iair. G Zu Sent Marien der Ronder XXX iair, XXX carenen, dat dritte deil Vergebung aller sunden (schwarz). Alle frijdags durch dat gantz iair (rot). 35 G Z u Sent Balbinen: XIIIJ iair vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden (schwarz).
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Kapitel 3: Editionen
Alle samßdachs durch dat iair (rot). C Zu Sent Johanne van Lateranen: [129v] alle samßdags durch dat gantz iair stacio. Sent Bonifacius spricht: »Seiich iß de múder, de eyn alsulch kynt hait gedragen, dat zu Rome kompt vnd de kirch vi5 siteirt«, ader ouch alle samßdachs myß dae hoirt, der mach zu hulffen komen den seien syner frunde vnd syme geblude bis an de LXXV. linie vnd eme selbs Vergebung aller sunden. Jn der Capellen Sent Iohannis Baptisten vollenkomen Vergebung aller sunden (schwarz). io Dit synt etzliche kirchen Marien, [130r] der glorioser yunfferen (rot). Zu Sent Marien genant zu der Verkungester. Dese kirch ist gewijgen in de ere der seliger yunfferen Marien vnd aller heiigen vnd ligt in dem wege, da man hiengeit zu Sent Sebastiane, vnd da ist is Vergebung van allen sunden alle den, de vmb de sach yrs gebedes dar koment vnd van andacht. Jn deser kirchen ist vijl heiltoms. C Jß ist zu wijssen, dat alle, de gebigt vnd berúwet dese kirch visiterent myt luteren hertzen, [130v] sullent van dem heischen vúir erloest syn. 20 C Zu Sent Marien vber der Tyber. Vff der stat ist eyn burne van olich intsprongen vff de nacht, do Ihesus Christus geboren wart. Der selbe búrne vloiß de gantze nacht vnd dach in de Tyber vberflußenclich vnd beduet de salúong Christi vnd de dauff vnd syn gotlich lere, myt der he alle menschen zu dem glauben bracht hait. Jn deser kir25 chen lygent der heiiger pais licham: [131r] Calixtus vnd Innocencius, de fúndatores der kirchen, Julius, der paiß, vnd sent Qúirin, der heiige buschoff, vnd da synt alle dage V C vnd VIJ iair afflais, vnd zu dem hogezijt der kirchwijongen ist darzu IIIJ C iair. G Zu Sent Marien Verloese Vns van der Pynen der Hellen. Sent 30 Siluester, der pais, hait dese kirch gewijgen vnd hait geben alle den, de dar koment gebicht vnd beruwet ader de der kirchen eyne almiß geben, eyme eicklichen XJ M iair afflais. [131v]
10 yunfferen] nach yunfferen ist der Rest der Zeile ornamental ausgefüllt D67/2 12 Verkungester] das gester auf Rasur D67/2 17 gebigt] gebigt auf Rasur D67/2 23 dauff] dauff auf Rasur D67/2 25 pais] vor pais ist lieh durchgestrichen D67/2 31 kirchen] vor kirchen ist am Ende der vorhergehenden Zeile ein k durchgestrichen D67/2 31 almiß] das 1 aus einem r, das ß aus einem s korrigiert D67/2
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0 Zu Sent Marien de Minerúa. Da ist alle dage M afflais vnd noch XIJ M iare afflais vnd so manch carene. Jn deser kirchen ist wirdich heiltum: van dem hair vnd van dem cleide vnser lieber Fraúwen; heiltum van den drin patriarchen, Abraham, Ysaac et Iacob; van dem propheten Daniel. Da ist de broderschaff van Annunciacio vnser lieber Fraúwen. C Zu Sent Marien de Leiter des Hemels. Dit iß de zweite capel[132r] le, de in der werelt gebuyt wart zu eren der glorioser yunfferen Marien. Sent Bernart, der heiige apt, hait gesien eyn leiter in der kirchen, vffgericht zu dem hemel. Wer in deser kirchen myß deit ader doyn deit, der verloist de seien gerynge vß dem vegefuyr durch dat verdienst der selicher yúnfferen Marien. Ouch so wat eyn mensch myt andacht bidet in der kirchen, dat sal he sonder zwijuel verkrigen. Hie synt de gebeynes der ziehndusent merteler. [132v] Da synt alle dage VIJ C dage afflais, vnd noch vijl me afflais fynt man da in eyner tafelen. C Zu Sent Marien de Salina. Da synt alle dage VJ M iair afflas. C Zu Sent Marien Ara Celi, dat spricht: der Elter des Hemels. Dese kirch ist gebuyt vff de stat, da Octaúianús paelais hait gestanden, den de romer wolden vor eynen got anbeden, dem Sibilla eynen gulden circkel vmb de son zoynt, da sasß eyne yúnffer yn vnd hat eyn suberlich kynt in yr- [133r] em schoese vnd sprach: »Deser ist merre dan du«. Darna buit Octauianus eyn elter dar vnd nant den der elter des hemels. He dede offer vnd anbedet den eyngeborenen son Godes, vnd dit ist der eirste elter, der in der glorioser yunfferen Marien ere gewijgen wart. Hie ist alle dage M iair afflais vnd M carenen vnd dat dritte deil vergebúng aller sunden. Jn deser kirchen ligt begraben sanctus Habúndus, sent Artemiús, sent Habúndancius, vnde [133v] da iß sent Helenen begraifft, des keisers Constantinús moder. Da is eyn bilde der selicher yunfferen Marien in der formen vnd gedaenden, alß sy vnder dem crúce vnsers lieben Hern Ihesu Christi stonde, dat hait sent Lucas gemaelt, van welchen bilde man vijl mirackel liest, die geschreben steynt in eyner taefelen bij desem bilde. Dit selb bilde droig sent Gregorius vmb in eyner groser processien, do de grose pestilencie vnd der gee doit so sere reng- [134r] neirt in dem folck, vnd alle dat folck refe zu dem Hern vnd zu syner gebenedijder moder, vnd do he quam zu der Engelbúrg, do sach sent
1 afflais] afflais afflais D67/2 2 carene] carene aus iar korrigiert D67/2 5 propheten] prophetem D67/2 15 man] man über der Zeile nachgetragen D67/2 31 sy] das s aus einem ν korrigiert D67/2
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Gregorius den engel des Hern stayn bouent den múren des torns vnd eyn bloiß swert in syner hant haidende, welch swert er in eyn scheide stach in eyn zeichen, dat de plage solde vffhoeren. Vnd der selb engel sanck dese wort: »Regina celi, letare, alleluia, quia quem meruisti portare, alleluia, resurrexit sicut dixit, alleluia«. Vnd der hilge [134v] pais viel neder vff syne kne mit alle dem volck vnd dede dit wort darzu: »Ora pro nobis Deum«. Vur dem choir steit eyn ronder steyn mit eyme yseren geremptz vmbfangen, vff welchem der engel des Herren stoynde, vnd da siet man noch hude by dage syne heiigen voistrappen, aß het he myt bloißen voesen in dem snee gestanden. Van dem geschiecht steit geschreben desen versen: »Allen kristen sij kont, dat vß der guitheit Godes de engelsche voeßtrappen in desen steyn synt ge- [135r] graben in Gregorius zijden, des paiß«. C Zu Sent Marien van dem Freden. Dese kirch hait pais Sixtus der IIIJ. van dem fundament vff núe gebuyt vnd hait canoench regularen, de dat heiige ampt nacht vnd dach vervúllent, dar gesatz vnd myt viel afflais begaefft, als man fynt in dem kalendas geschreben. C Zu Sent Marien der Keyserynnen. Dit iß dat bilde der selicher yúnfferen, dat sent Celestino, dem pais, zusprach: »Warvmb en[135v] grüß du mich nyt me, so du alle wege nummer myn bilde vúrhyn geis sonder grüß?« Do kneit der pais Celestinús neder vnd batt genade vúr dem selben bilde. Derna gaff he alle dengenen, de vff iren kneen IIJ Pater Noster vnd IIJ Aue Marien sprechent in guder meynungen vnd gudem vffsatz, so dick XV iair afflaiß. Anderswo fynt man geschreben V C iair afflais. C Zu Sent Marien van dem Folck. Jn deser kirchen synt alle dage IJ M iair afflais, IJ C et XIIJ [136r] karenen, vnd noch vijl me fynt man in dem kalender. Jn deser kirchen ist ouch vijl durberen heiltoms, davan zu lanck were zu schriben. C Zu Sent Marien der Vnbefleckder. Jn deser kirchen ist dat bedehuiß sent Lucas, in wilchem sent Lucas vier bilder hait gemaelt, eynt vur syne andacht in dem stade, alß sij was, do he irer kúnde hat, vnd darvmb hat er dem bilde eyn ring in eynen vynger gemaelt, vnd dat sijht man noch hude by dage da [136v] in dem selben bedehuiß. Vnde want dat bilde vnser lieber, der wirdiger moder Godes so grose vnd vijl mirackel in dem selben bilde deit, so koment in de kirch de vijlheit de glaubiger vnd werdent erqwickt van irer gnaden
7 dede] dede über der Zeile nachgetragen D67/2 sur D67/2
11 geschiecht] das hiec auf Ra-
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vnd kerent froilich weder in ir heymoit. Hie synt alle dage dusent iair aflais. Vnd iß wirt genant dat bedehuiß sent Lucas vnd sent Paulus, des heiigen apostolen. C Zu Sent Marien der Nuwer. Dese kirch ist genant der ewi[137r] ge tempel, in welcher stat vijl mirackel synt gescheit in der geburt vnsers lieben Hern Ihesu Christi; ouch genant der tempel des freden, der zu Rome gebuyt wart, als sent Jnnocencius der IIJ. pais spricht, durch den grosen freden, der XIJ iair zu Rome was, davan sij Appollo fragten; vnd he antwort, dat he nummer fallen ensulle, bis dat eyne yunffer geberet. Dat ouch geschach, want der tempel veil de nacht zu gronde darneder. Jn der kirchen ist eyn bilde der [137v] selicher yunfferen Marien, dat sent Lucas hait gemaelt zu Troa de Grecie, wilch der engel zu Rome hait bracht in dese kirch, wilch verbrant wart in Honorius zijden, nochtant engeschaet iß dem bilde nust an alle syner gedaenden. Vnd da iß IJ C iair afflais alle dage vnd IJ C karenen, ouch IIJ C iair vnd IIJ C karenen vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. Jn deser kirchen ist vijl heiltoms. C Zu Sent Marien van dem Troist off van der Lydongen [138r] genant. Da synt alle dage VIJ C iair vnd VIJ carenen. Jn deser kirchen ist eyne bilde, dat vijl mirackel deit vnd ist vnser lieber Fraúwen bilde. C Zu Sent Marien van der Gnaden. Dit ist eyne spydaele, da vijl almyßen vnd guitz den krancken gescheit. Ouch [ist] da vijl heiltoms, eyn stuck van dem heiigen cruce. C Zu Sent Marien in Porticu. Hie ist eyn steyn, eyn saphir genant, sere kostlich, in welchen dat bilde Godes vnd syner lieber moder myt myrackel iß [138v] ingedrúckt. Dijt bilde deit grose mirackel noch hude by dage vnd ist eyn staende bilgyn. Vnd vnse lieb Frauwe dreit yr kyntgyn in yren armen. In deser kirchen ist alle dage J C iair afflais. Ouch vijl durberen heiltoms ist dae. C Zu Sent Marien der Ronder. Dat was vurzijtz eyn temppel aller affgoede vnd ist nu gewijgen in de ere vnser lieber Frauwen vnd aller mertler. Hie ist alle dage XLJ iair afflais vnd dat dritte deil vergebong [139r] aller sunden. Da ist och vijl heiltoms. G Zu Sent Marien in dem Berge des Hemels: vijl afflais.
l f Hie ... sent (1)] Hie synt alle dage dusent iair aflais. Vnd iß wirt genant dat bedehuiß sent auf Rasur D67/2 5 vijl] wijl D67/2 7 pais] vor pais ist am Ende der vorhergehenden Zeile ein ρ durchgestrichen D67/2 15 iair] iair über der Zeile nachgetragen D67/2 27 iß] dß D67/2 33 mertler] mertler auf Rasur D67/2
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Kapitel 3: Editionen
C Zu Sent Marien van der Selen. Dit ist eyn spydael der dutzer, da gescheet der dienst Godes mit grosem vlijß. Da ist alle dage L dage afflais. Vnd eyme eicklichen dutzen wirt de herbrige verlenet IIJ dage vnd IIJ nacht durch Got den Hern. 5 C Zu Sent Marien in Dompnica äff in dem Schiffgyn, ouch genant in Celio Monte: vijl afflais. Vur der kirchen steit eyn steynen [139v] schijffgyn zu eyme zeichen eyns grosen mirackels. C Zu Sent Marien genant de Greixe Scheie in dem berge Auentino. Vijl afflais. Dit iß gewest sent Augustinus schole (schwarz). io Etzlichen kleyn kirchen zu Rome (rot). Zu dem Heilgen Geist ist eyn spydail, da vijl almyßsen vnd barmhertzicheit den krancken bewijst. Ouch werdent dar vergaedert de weisen vnd kynder vnd werdent da gezoegen vnd gespijst. Sixtus der IIIJ. hait iß van núwes vffge- [140r] buit. Da ist alle dage XJ M iair is afflais vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. Da ist eyn arme van sent Andreis, des apostelen; sent Katherinen vynger eyn in eyner monstrancien; de rode Aarons; Moyses taefel, geschreben myt gulden boistaben, myt noch vijl heiltoms. C Zu dem heiigen Gesontmecher by dem tempel Martis. Hie iß eyn 20 bilde des gesontmechers, wilch bilde de myldicheit Godes ist geheischen, vnd ist dat selbe bilde vß dem hemel komen. [140v] Da ist ouch vijl afflais. C Zu Sent Michael dem ertzeengel IJ M iair afflais alle dage. C Zu dem heiigen Engel: alle dage XX M iair afflais. 25 C Zu den heiigen Engelen: vijl heiltoms vnd afflais. C Zu den Sieben Fonteynen M iair vnd so vijl karenen. C Jn der Capellen des Heilgen Bergs vnd in dem kirchoff, den man nent der Acker des Hern, Acheldemach. Der wart vmb de XXX pennynck gekaufft, da vnser lieber Here Ihesus vmb verraden wart. 30 [141r] Desen acker dede sent Helena vßgraben vnd dede den van Iherusalem zu Rome foeren, vnd der acker hait de nature, so wer daryn begraben wirt, der licham verzert bynnent IIJ dagen bis vff de beyne. Her werdent begraben alle pylgerym vnd armen, aber man endar geynen romer dar begraben. Vijl paeß hant geben allen men35 sehen, de gebigt vnd beruwet vnd mit den sacramenten der heiiger
10 Etzlichen] Etzlichen Etz (Etzlichen in Schwarz aus Etz in Rot korrigiert) D67/2 17 Aarons] das (zweite) a aus einem r korrigiert D67/2 30 dede] das zweite d aus einem s korrigiert D67/2 34f. menschen] das m aus einem ρ korrigiert D67/2
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kirchen befestiget dar begerent begraben zu werden, [141v] vollenkomen Vergebung aller sunden van schulden vnd pynen. So wer vber den Heilgen Acker geit vnd spricht myt andacht syns hertzen eyn Aue Maria, der verdient XV C iair afflais. Jn der kirchen genant Here, War Geis Du, jn der stat, da der engel des Hern sent Peter erloist van des keysers Nero henden, do begeynt eme der gesontmecher. Vnd sent Peter sprach zu eme: »Here, war geis du?« Vnd der Here antwort: »Ich komen zu Rome, anderwerff gecruciget zu werden«. [142r] Do dat sent Peter hoirt, keret he weder. Do sent Peter sach den steyn, vff dem der Here gestanden hat, vnd sach syne voestrappen in den steyn gedruckt, aß het he in eyme wijsen snee gestanden. Van desem gesicht waß der heiige apostel gestercket vnd trat froelich in de martel. Hie synt alle dage M IIJ C iair afflais. C Zu Sent Peters Kerker. Jn deser erewirdiger kirchen iß verlenet alle den, de mit bigt vnd ruwen dar koment, dat dritte [142v] deil Vergebung aller sunden vnd IJ C iair, vnd in den hogezijden ist der selbe afflais gedübelt. Jn deser kirchen ist eyn fonteyne van mirackel in der stat yntsprongen, van welchem burnen de heiigen Processus vnd Martinianus gedaufft worden durch de hende der apostelen sent Peters vnd sent Pauwels, want de selben hoiten dese apostelen in dem kerker, vnd ir licham restent in deser stat mit noch vijl andern heiltoms. [143r] C Zu Sent Pauwels, jn der Capellen, de da heischt zu den Dryn Burnen. Dit iß de stat syner martelen. Da synt alle dage VIJ M iair afflais vnd M carenen. Do sent Paulus intheubdiget wart, do dede syn heubt drij sprung van der erden, vnd zu eicklichem sprúng reiff he: »Jhesus!« Vnd so dick he den namen Jhesus anrefe, so intspranck eyn burne, welch drij burnen noch hude by dage fleißent. Vnd zu eicklichem burnen synt geben IIJ C iair vnd alle dage J C dage afflais. [143v] C Zu Sent Marx. Da ist vijl kostlichen heiltoms: zu dem eirsten dat heiige bloit vnsers lieben Hern, damyt vijl mirackel synt gescheet; van dem púrpuren cleide, dat der Here Ihesus anhat in der zijt syner passien, da he myt bespot wart; van dem blode vijler dusent ritter, merteler. Dese kirch hait pais Paulus der zweite van gronde vff ernúwet vnd myt grosem afflais rijchlichen begäbet, aß man geschreben fyndet.
1 befestiget] befeftiget D67/2 3 Heilgen] Heilgen über der Zeile D67/2 10 der] der aus den korrigiert D67/2
nachgetragen
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Kapitel 3:
Editionen
C Zu Sent Philipps: alle dage J C iair. C Zu Sent Iacob. Hie ist der elter- [144r] steyn, vff den Maria, de gloriose yunffrau, Ihesum, vnsen lieben Hern, in den tempel offert, da yn her Symeon in syne armen intfeyng vnd sprach: »Nunc dimittis seruum tuum, Domine« etc. Da ist alle dage XVIIJ C iair afflais. C Zu Sent Iohanne vur der Latynscher Porten. Dit ist de stat, da sent Iohane der euangelist in den hießen, sieden oelich wart gesatzt. Jn deser kirchen ist grosen afflais. Hie mach man eyne sele erloisen vß dem vegevuir, der eyne myß da liest ader deit lesen, C Zu den heiigen Appostelen. Dit ist de ere- [144v] wirdige kirch, in de ere der XIJ apostelen gewijgen, zu dem eirsten gebuyt van Constantino vnd van den ketzeren verstoirt. Pelagius vnd Iohannes, de pais, hant sy weder gebuyt, vnd sij haynt sij myt grosem afflais vnd heiltum geziert. De heiige licham sent Philippus vnd sent Iacob, der cleyn, de ligent in dem hoe elter begraben; sent Eugenius, der pais, sent Nazareij, Celsi, Crisanti vnd Darien, Prothus vnd Iacinctús, sent Eugenia, de yunffer, sent Sabina; eyn arme van [145r] sent Iacob, dem grosem; C van sent Laúrencius heiltum; eyne Schulder vnd eyn arm van sent Blasius; vnd noch vijl me heiltoms. Hie synt alle dage J M iare afflais. ü Zu Sent Peter zu den Benden. Alle dage V C iair, so manch carene vnd dat drittel deil Vergebung aller sunden. Hie ist sent Peters ketten, van Iherusalem darbraicht, vnd ouch de ketten, da yn Nero, der keyser, myt dede bynden. Hie synt begraben de licham der machabeen. Wer dese stat visi- [145v] teret, der sal geweschen werden van allen sunden. C Zu Sent Bartolomeus in Insula. Da ligt syn heilich licham boeuent dem hogen elter in eyme tabernackel. Da synt alle dage VIJ M iair afflais vnd ouch noch vijl me heiltoms. C Zu Sent Iohanne in Insula. Dit is eyn yunfferen cloister, da ist eyne Capelle der seliger múder Godes Marien intgeyn de wasser der Tyber gekeret. Hie ist eyn bilde der múder Godes Marien, dat vß dem hemel her- [146r] äff ist komen, vnd man fynt geschreben, dat zu eyner zijt de Tyber so grose gewaesen was, dat sij in de kapeile lieff vnd dede alle de byrnende ampúlen vß, [w]an alleyn de ampel vúr dem bilde bleiff byrnnen, vnd dem bilde enwart nust geschaet. Jn der kirchen ist alle dage M iair afflaiß.
20 J M] J M auf Rasur D67/2 35 ampúlen] vor ampúlen ist lam D67/2 35 [w]an] das an auf Rasur D67/2
durchgestrichen
Die Trierer Handschrift
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C Zu Sent Matheus, dem euangelisten, wanne man van Sent Johanne van Latern kompt in dem wege, da man hyngeit zu Sent Marien der Groser. Hie iß alle dage M iair [146v] afflais vnd M carenen vnd dat siebente deil Vergebung aller sunden. Hie ist eyn arme van sent 5 Cristoffels vnd noch vijl me heiltoms in der kirchen. C Zu Sent Andreas, dem apostelen, synt alle dage M iair afflaiß. C Zu Sent Thomas, dem apostelen. Jn deser kirchen ist alle dage M iair (schwarz). Zu den kirchen der heiiger mertler (rot). 10 C Zu Sent Marcellus, da synt alle dage M iair afflais. C Zu Sent Blasius zu dem Ryng: alle dage J C iair. Da ist eyn ryng, den sent Blasius in syner [147r] buschoffclicher wirdicheit in synem vynger hait gedragen. Da ist vijl afflais. C Zu Sent Anastasium busent den Muren by den Dryn Burnen. is Da ist eyn cloister van sent Bernartz orden. Jn deser kirchen ist eyne suyle, vff welcher sent Paulus inthoeubdiget wart. Da synt alle dage XL M iair afflais. C Zu Sent Georgio. Jn deser kirchen ist van den cleyderen vnd van der mylch vnser lieber Frauwen; sent Jorgen bayner; syne lancee; 20 syne heubt, dat fonden wart [147v] in eyme besloßenen schryne myt gulden boistaben beschreben, dat iß syn heubt ist vúrware. Hie ist alle dage M iair afflais. C Zu Sent Pancracius busent den Muren J C iair afflais. C Zu Sent Vitus. Pais Sixtus hait dese kirch van dem fundament vff 25 nú gebuyt. Da iß J C iair afflais. In deser kirchen iß vijl heiltoms, vnd vijl heiiger licham restent dae. Vijl dusent rijtter synt da vmb Christus willen neder geslagen vnder Antonino dem keyser. De romer kaufften [148r] der heiigen vleisch vnd gaben dat iren honden vnd iren katzen zu essen, vnd dat bloit lieff biß zu sent Praxedis vnd 30 sent Potencianen huiß. Vnd de heiige yúnfferen hoeben dat bloit myt swemmen vff, dat best dat sij moigten, vnd schuytten dat heiige bloit in eynen putz in deser selber kirchen. Da ist VIIJ M iair vnd so manch qúadragene vnd J C quadragenen vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. 35 Zu Sent Marcellinús vnd Petrus. Alle dage M iair afflais. [148v]
1 wanne] das e über der Zeile nachgetragen D67/2 4 siebente] das erste e aus einem b korrigiert D67/2 5 Cristoffels] das erste f aus einem e korrigiert D67/2 16 inthoeubdiget] das b auf Rasur D67/2 33 qúadragene] das quadra auf Rasur D67/2
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Kapitel 3: Editionen
C Zu den heiigen mertleren Faustinús, Symplicius. Alle dage V M iair afflais. C Zu Sent Laurencius in Lucina. Da synt zwo ampulen fol bloitz vnd donst van sent Laúrencio vnd noch eyn vesgyn fol syns heiigen gebradenen vleisch. Ouch eyn sijden gewant, da der engel des Hern syn licham myt drugt; der roist, da he vff gebraden wart; de licham Allexandri, des pais; Euencij vnd Theodoli; vnd noch me heiigen ligent da begraben. C Zu Sent Stephen in Celiomonte. [149r] Dese kirch ist gewijgen vnd gebuit in sent Stephans ere, des eirsten mertlers, vnd ist ront gebuit, mit heiltum vnd afflais begaebt richlichen. C Zu Sent Laurencius in Palisperna. In Decius paelaiß des keysers ist dese kirch gebuyt. Dit iß de stat syner martiligen, da he gebraden wart. Hie ist sent Brigitta begraben, de koningynne van Sweden. Hie ist eyn deil van dem roist; eyn arme van sent Laurencio; jn eyme cristal der brynender coelen, darmyt he [149v] gebraden wart, de man noch hude bij dage clerlichen seit. Ouch jß da syns heiigen gebeyntz vnd noch vijl anderen heiltoms. Hie ist vijl vnd grosen afflais. C Zu Sent Laúrencio in dem Kerker, ouch genant zu dem Búrnen. Hie ist eyn yunffraúwen cloister. Dit iß de stat, da sent Laurencius sent Ypolitos vnd Lucillus gedaufft hait vnd leret sij den cristenen gelauben. G Zu Sent Laurencio in Damaso. Dese kirch hait Damasus, der heiige pais, gebuit vnd verziert mit heiltum. [150r] C Zu Sent Adriane. Syn licham rest vnder dem hoegen elter, vnd de licham der drier kynder, Sydrach, Mysack vnd Abdenago. Jn der rechter sijtten des choirs ist eyn elter in de ere des gesontmechers gewijgen vnd mit kostlichem heiltum begaefft: des hairs van sent Peters bart; van sent Stephayns cleideren vnd van sent Cecilien. Jn der selber kirchen ist vijl afflais, vnd synt da etzliche gezaúen, damit vnser lieber Here Ihesus Christus gepassiget wart, ouch etzlicher heiigen [150v] licham restent da. Zwene pais hant geben eicklicher M iair eyme ecklichen menschen, der de kirch visiteirt. C Zu Sent Cosmam vnd Damiane. Wer dese kirch visiteirt, der hait alle dage M iair afflais vnd noch alle dage VIJ M iair afflais. C Zu Sent Euchstachius. Jn deser kirchen synt drij elter. Da ist van dem heiigen cruce; van dem heiigen bloide Christi Ihesu; van der
4 donst] donst aus fe korrigiert D67/2 in roter Tinte ergänzt D67/2
37 Euchstachius] das erste s nachträglich
Die Trierer Handschrift
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dornerkronen; van synen cleideren; van sent Andreis gebeyntz; van den coelen sent Laurentius; van sent Euchstachius vnd Theopiste, [151r] syner huyßfraüwen, vnd ir zwene soene, Agapitus vnd Theopistus. Jn deser kirchen ist vijl heiltoms, vnd alle dage ist hie M iair 5 afflais. C Zu den Vier Gecronten: Claudius, Nicostratus, Simphronijus, myt noch vijl anderen heiigen, de da restent. Da iß alle dage XXVIII iair afflais vnd ouch XL jair. C Zu Sent Clemens ist eyn cloister van sent Ambrosius orden. Synt 10 Clemens licham ligt vff dem hogen elter, dar gefoirt vber merre van dem christlichen keyser Justino. [151v] Hie ist noch vijl anderen heiltoms vnd grosen afflais verleynt in deser stat. Sent Ignatius, der heiige buschoff, rest ouch da vff dem hoen elter, in wes ere ist da dat dritte deil vergebong aller sunden. Vnd eyn ander paiß hait ge15 ben vmb sent Clemens ere, des pais vnd mertlers, XL iair vnd XL quadragenen (schwarz). Zu den kirchen der heiiger confessoir (rot). Zu Sent Anthonio, dem heiigen marschalck: dat siebente deil Vergebung aller sunden van Godes barmhertzicheit. [152r] 20 C Zu Sent Gregorio. Da ist eyn ebdije, in welcher ebdijen he viertziehn iair hait gelebet in groser abstinencien. Dese kirch ist gebuit in synt Andreis ere. Jn desem cloister hait sent Gregorius den orden angenomen. Dese kirch hait he selbs gewijgen, vnd nederfallende vff de erde sturtz er syn gebet zu Gode vnd sprach: »Here Ihesu Christe, 25 des lebendigen Godes son, der gesprochen hais zu den apostelen vnd durch de apostelen allen cristenen: >So wat ir biddet den vader in myme na- [152v] men, dat sal he uch gebenc Nu bidden ich, dat du durch dyn allemechtige maiestait verlenen wils allen luden, de hie begerent zu ligen na yrem dode, dat sij nummer in de ewige ver30 doemnis enkomen«. Vnd do er syn gebet vsß hat, erscheyn eme der engel des Hern vnd sprach: »Gregori, dyn gebet ist erhoirt!« Jn der kirchen ist alle dage M iair afflais; jtem eyn arme van sent Gregorio vnd noch vijl heiltoms. C Zu Sent Ambrosio. M iair alle dage. [153r]
3 zwene] das erste e auf Rasur D67/2 6 Simphronijus] das ij aus einem i korrigiert D67/2 7 XXVIII] das XX am Anfang der Zeile nachgetragen D67/2 22 Andreis] das And auf Rasur D67/2 28 luden] das lu aus ai korrigiert D67/2 29 begerent] das zweite e über der Zeile nachgetragen D67/2
Kapitel 3:
Editionen
C Zu Sent Alexio, in dem berge Auentino genant. Gelich vur deme huiß syns vaders Alexius ist dese kirch gebuit. Hie synt de trappen, da sent Alexius vnder gelegen hait, XVJ iair lanck in groser penitencien gelebet, syme vader gar vnbekant, bis dat er synen geist vffgaff. Hie ist alle dage M iair J C iair J C quadragenen. Hie ist eyn bilde vnser lieber Frauwen, dat vúrzijtz ist gewest in der kirchen vnser lieber Frauwen yn der stat Edissen. Da sent Allexius eyn pilgerim was, vúr [153v] dem bilde er alzijt wolde beden; dat eme nyt verhenckt enwart. Davan de selige yunffrau Maria zweymael zu den kuster sprach: »Laiß heryn gayn den gotzmenschen, der vur der kirchen sitzt, want he iß wirdich des hemelrichs«. Vff dem hoen elter rest syn lichem, sent Bonifacius, des mertlers, vnd Hermetis, myt noch me heiltoms. C Zu Sent Eusebius ist eyn cloister sent Iheronimús ordens. Da synt alle dage VIJ M iair aflais vnd VIJ M VIIJ C LIIIJ quadragenen. [154r] C Zu Sent Augustinus, ist eyne kirch nú gebuit, da synt alle dage M iair afflais. Hie ligt sent Monica begraben vnd sent Rufina. Hie ist dat principaele bilde vnder allen bilden, de sent Lucas hait gemailt, dat he alle wege by eme droig. Dat bilde wart fonden in synt Lucas grabe zu synen heubden vnd wirt genant heiige Maria, eyne yunffer der yunfferen vnd eyne múder bouen allen müderen. Dijt bilde hait grose mirackel gedayn durch alle Rome. [154v] C Zu Sent Merten. Da synt broeder carmeliten ordens. Da ist heiltum van sent Siluester, van sent Merten, van sent Fabiano vnd Stephano, Sothere, de heiige mertler vnd heiige paise, ligent da; Asterius vnd syne allerheilichste doigter Paúlina vnd sent Ciriacus. Sent Praxedis rest ouch hie myt noch XXIX lichamen der heiigen. Hie synt alle dage VIIJ C iair vnd LXXX iair afflais. C Zu Sent Siluester synt alle dage M iair afflais. Hie ist sent Johannis baptisten heubt; heiltum van [155r] sent Laúrencius; eyn stuck van der cappen sent Franciscus; sent Siluester heubt; eyn cleit van vnser lieber Frauwen. Ouch ligent da IIJ heilge paies: Paulus, Stephanus, Dionisius (schwarz). Zu den kirchen der heiiger yunfferen (rot). C Zu Sent Agneten: alle dage M iair afflais. C Zu Sent Balbinen. Dese kirch ist ad sanctum Saluatorem, want dat bilde vurgenant steit vff deme hoeen elter in dem choir. Jn deser kirchen restent VIJ heiiger licham. Hie ligt ouch sent Balbina vnd sent Quiryn. [155v]
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C Zu Sent Potencianen. Jn deser kirchen ist alle dage M iair afflais vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. Hie ist de banck, da Ihesus vff saß in dem lesten abentmael myt synen yungeren. Hie restent VIJ M licham der heiigen vff deme kirchoff Priscille. Der pais Simplicius, der de kirch gewijgen, hait geben vur eicklich licham VIIJ iair afflais vnd J quadragene, darzu dat dritte deil Vergebung aller sunden. Noch van vonff paisen ist grosen afflais in deser kirchen geben [156r] alle den, de sij visiterent. Hie ist ouch de stat, da sent Peter, der heiige appostel, syn eirst myß hait gedayn. Jn der meister Capellen steit eyn putz, daryn ist me dan IIJ M mertler bloit. C Jn Sent Petronillen Capellen, sent Peters doigter, da ir licham rest, ist alle dage M iair afflais vnd M carenen. C Zu Sent Praxedis: Jn deser heiiger ewirdiger kirchen ist alle dage IJ M iair afflais vnd noch LXXX iair vnd dat dritte deil Vergebung aller sunden. Jn der Capellen [156v] Verloese Vns van der Hellen, ouch genant der gart des paradijß, da iß eyn deil van der suyl, da Ihesus an gebonden stoynde in syner passien. Ouch synt da begraben XIJ paiß, darvmb synt alle dage da XIJ M iair afflais vnd XIJ M quadragenen, ouch dat dritte deil Vergebung aller sunden. Jn deser kirchen ist vijl durberen heiltoms, dat sent Peter myt eme van Iherusalem bracht hat, dat he sent Praxedis gaff, de he ouch selbs gedauefft hait. C Zu Sent Susannen. Da ist eyn clois- [157r] ster sent Augustinús ordens. Da ligt begraben sent Susanna vnd ir vader mit noch vijl me heiltoms. Da synt alle dage V M vnd IIJ C XL iair afflais. C Zu Sent Marien Magdalenen ist alle dage J C iair afflais, J C carenen. G Zu Sent Sabinen: alle dage M iair. C Zu Sent Eufemien ist eyn yúnfferen cloister. Da ist eyn cleit der glorioser yúnffrauwen Marien vnd heiltum van der heiiger yunfferen vnd mertlerschen Eufemien. Dese selbe yunffer wart in eynen putz geworffen, da scorpionen vnd slangen [157v] yn waren, van den sij vngequetzt bleiff van der gnaden Godes. C Zu Sent Elßbetten, der heiiger wittwen: alle dage J C iair afflais. C Zu Sent Cecilien, der heiiger mertler, synt alle dage IIIJ C iair afflais vnd dat dritte deil Vergebung aller [sunden], Dese kirch ist gewijgen in sent Peters vnd Pauwels ere vnd in synt Agathen vnd sent Cecilien ere.
37 sent (2)\ sent über der Zeile nachgetragen
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Kapitel 3: Editionen
C Zu Sent Kathrinen synt alle dage M iair afflais. Dit iß eyn yúnffraúwen cloister. Hie iß des oelichs, der vff irem graff flußt vß yrem gebeyntz. Ouch ist hie [158r] van der mylch, dat van yrem heubde floeß, do sij intheubdigt wart van den boisen luden. 5 C Zu Sent Bibianen. Da synt alle dage IX M iair afflais vnd IIJ iair vnd so manch quadragene. Jn etzlichen hogezijden ist hie Vergebung aller sunden. Hie synt begraben gewest V M IJ C vnd LXVJ M merteler, ane frauwen vnd kinder, darvmb groß afflais hie iß. C Zu Sent Barberen synt alle dage J C iair afflais. Hie ist van sent io Barberen heubde, van irem sleuer vnd noch vijl heiltoms. [158v] C Zu Sent Anastasien. Da ist eyn cloister des ordens van sent Bernardus, des heiigen abtz. Da synt ouch XL iair afflais alle dage. C Ouch ist zu wijßen, so woe eyn stuck heiltoms van den lederen der heiigen ist in den kirchen zu Rome, ist dat stuck van dem heub15 de, so helt man vnd spricht, dat gantz heubt sij da; des gelichs, ist eyn deil van eyme armen da, so helt man, der gantz arme sij dae. Ader ist eyn stuck van eyme vynger da, dat beduyt der gantze [159r] vinger, vnd so fort, van allen lederen ist sulchs zu verstayn. Hervmb ensal neman zwijuelen, off he hoirt eyn gelijt eynnichs heiigen dick 20 nennen in den roemschen kirchen, off ouch in anderen Steden oder kirchen der erden, want de meynung ist also, als hievur geschreben ist.
8 ane] das e über der Zeile nachgetragen D67/2 11 f . Bernardus] das dus auf Rasur D67/2 12 iair] iair auf Rasur D67/2 19 neman] das a aus einem u korrigiert D67/2 20 nennen] das dritte η aus einem m korrigiert D67/2
Die Münchener Handschrift
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3.1.3. D i e Münchener Handschrift D44 [109r] Hie vindest dw, was gnad vnd antlas cze Rom ist (rot). Die vberflüssickait der genaden vnd der güt vnd der miltigkait vnsers Herren Ihesu Christi die ist cze wunderen vnd ist auch vnpegreiffenlich allen menschlichen creaturen. Wiewol er aller menschen natur 5 mit seinem rosenuarben plut erledigt hat, vber das so hat er gelassen vnd empfolhen seinen vicarien vnd seinen nachuolgeren, ob ein mensch von kranckait der natur oder von anfechtigung des pösen geists viel in todtsündt, vnd wil der mensch pesseren vnd püssen vnd wil gnad der heiligen kirchen haimsuchen, als dann darinnen geben io ist gnad vnd antlas von den heiligen vättern, das der mensch da gnad mag erwerben vnd mag enphahen ablas vnd mag gewinnen Vergebung aller seiner sündt. Darumb ist cze wissen, das in der heiligen stat czw Rom sind vierhundert vnd LXXIJ kirchen. Aus den allen sind siben haubtkirchen is erweit, vnd die pegnadt vnd pegabt für die andern vnd sind auch genant die pfärleichen kirchen, wann si von den heiligen pabsten vnd [109v] kaiseren sind gepawen vnd gestift vnd darczw mit grossen gnaden vnd heiligkaiten vberladen. Item die erst haubtkirch ist czw Sand Peter, des heiligen czwelfpo20 ten, vnd ligt an dem perg genant Vaticanus, also das man darczw aufget XXVIIJ Staffel. Vnd wer die selben Staffel auf oder ab get mit andacht vnd mit gebet in pilgrams weis, der hat seiner aufgesatzten puss VIJ jar ablas von yeder Staffel, von dem heiligen pabst Alexandra. Jn der selben kirchen sind LXXXX altar, vnd auf yegklichem 25 sind al tag XXVIIJ iar ablas vnd als vil karren. Jtem an den kirchtagen der altar vnd an allen höchczeitlichen tagen vnsers Herren, vnser Frawen vnd der anderen heiligen so ist der vo[r]der ablas, vnd XLVIIJ jar ablas vnd als vil karren. Von den sind VIJ altar ausbesundert mit besunderen gnaden. Der 30 erst altar ist czw sand Symon vnd Judas, der czwelfpoten, die da oben in der maur begraben sind. Vnd dapei hächt der strick, daran sich ludas Scarioth erhangen hat. Der ander altar ist sand Gregorj, des heiligen [110r] pabst, darjn er auch ligt. Der dritt ist sand An-
2 genaden] gernaden D44 2 miltigkait] vor miltigkait ist ein Buchstabe ausradiert D44 4 menschlichen] das mensch aus menschen korrigiert D44 19 haubtkirch] haubtkirchh D44 30 altar] vor altar ist ist durchgestrichen D44
Kapitel 3:
Editionen
dres, darjn behalten wirt das haubt sand Luca. Der vierd ist des pabst sand Leonis altar, darjn er auch ligt. Der fünft ist vnser Frawen altar, darauf man täglich meß singt. Der sechst ist des heiligen creutz altar, in der Capellen, darein kain fraw dar gen. Der sibend ist sand Veronica altar, darob dann behalten wirt das antlütz in dem schwaistuch Christi. Der yetweder hat VIJ jar mer antlas dan der anderen ainer. So sind noch czwen altar, der yeder mer besunder gnad hat: da man aynen kaiser krönen solt; der ander ist vnser Frawen altar, hintter vnsers Herren antlütz altar, darauf singt man die cristmess. Auch hat sand Anthoni altar ain jar ablas. Item auf dem hohen altar, darauf nyemant meß singt dann der pabst, sind al tag XLVIIJ jar ablas vnd als vil karren vnd das drittail ablas. Der heilig vater sand Siluester hat gegeben allen den, dy in Sand Peters kirchen körnen, LXXXXVIIJ jar ablas vnd als vil karren, vnd das drittail Vergebung aller sündt. So hat der heilig pabst [110v] Gregorius geben allen den, die czw sand Peters altar körnen jn andacht, Vergebung der vergessen sündt vnd des czerprochens gelübs vnd den czoren, den man an vater vnd muter peget, ausgenomen, ob si die hendt fräuel an sy hietten gelegt, vnd gibt darczw XXVIII jar ablas vnd als vil karren vnd Vergebung der sündt. Item von dem auffertag vntz auf die augsten XIIIJ jar ablas vnd als vil karren vnd das drittail der sündt. Vnd an dem achten tag sand Martein, als die kirch geweicht ist, da sind VIJ tausent jar ablas, als vil karren vnd das drittail Vergebung der sündt. Wann man das lieplich antlütz oder Veronicam vnsers Herren Ihesu Christi weiset, als oft man das czaigt, so habent dy römer VJ tausent jar ablas vnd dy anderen walhen vmb Rom habent IX tausent, aber dy da körnen vber das gepirg oder vber mer, dy habent XIJ tausent jar ablas vnd Vergebung aller sündt. Vnd wer das mynniclich antlütz vnsers Herren ansieht mit andacht, der wirt nymmer mer ausseezit; jm pesteet auch nymmer das valient wee czw. Wer es ansieht in rechtem cristen[ l l l r ] lichem glauben hie auf ertrich, der sieht es dort ewigkleichen in den frewden des himelreichs. Jtem vntter dem hohen altar ligen die heiligen leichnam sand Peter vnd Pauls halb, vnd halb czw Sand Pauls. Jtem auch ligen in diser kirchen sand Bonifacius; sand Johanns mit dem guldem mundt; jtem die czwen martrer sand Procesß vnd Martinian, die sand Peter tauft hat in dem kärcher; jtem sand Petronell vnd Soffey vnd vil ander heiligen. Jn diser kirchen ist sand Peter stilli.
Die Münchener Handschrift
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Jtem auf dem Gotzacker sind fünffhundert jar ablas. Item die ander haubtkirchen ist czw Sand Pauls. Da sind des ersten LXXXXVIIJ jar ablas vnd als vil karren vnd das drittaill ablas aller sündt. An sand Pauls tag da sind tausent jar ablas vnd als vil karren. 5 An der kindlein tag, wann der ist ein michel tail hinder dem höhen altar in der maur begraben, da sind LXXXX jar ablas vnd als vil karren. Jtem von dem auffertag hintz auf die augsten sind al tag XIIIJ jar ablas vnd als vil karren vnd das drittail der sündt. Jtem nach dem achten tag sand Martein, als die kirchen geweicht [ l l l v ] 10 ward, da sind VIJ tausent jar ablas vnd als vil karren vnd das drittail Vergebung der sündt. Jtem wer die kirchen all sünttag ain gantz jar haimsucht, der hat als vil gnad, als sam gieng er gen Sand Jacoben in Gallicia. Jtem vntter dem höhen altar ligen die heiligen leichnam der czwelf15 poten sand Peter vnd Pauls halb, vnd halb czw Sand Peter.
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Jtem die dritt haubtkirchen ist czw Sand Johannsen jn Lateron. Da ist Vergebung aller sündt von dem heiligen pabst Siluestro vnd von dem heiligen pabst Gregorio, der die kirchen wider pracht vnd geweicht hat nach der czerstörung der ketzer; die paidt der kirchen der gnaden da hingeben haben, das sy niemant wol erczelen mag dan Got allain. Das bewärdt der heilig vater vnd pabst Bonifacius vnd spricht, das als vil gnad da ist, vnd westen sy die lewdt, sy sprächen, das nyemant solt cziehen czw dem heiligen grab, er wurd da wol ledig vnd loß von allen Sünden. Jtem an dem tag Saluatoris, das ist des newnten tag des monatz nouembers, da sand Siluester dise kirchen weichet, [112r] da erschain das antlütz Saluatoris allem volk, das da gesammet was, sichtigklich vnd plaib an der wandt, das man es noch hewt wol sehen mag, wann es nit verdiligt mag werden, so doch die kirchen czwier verprennt ist worden von den ketzeren. So ist da ablas aller Sünden. Da ist auch die arch der alten ee. Da sind die czwo tafel Moysi, da Got ein geschriben hat die czehen pot. Da ist die rüdt Moysi, mit der er schlug auf den kisling, der gab wasser, vnd mit der er vil wunders det vor dem künig Pharaon. Jtem die rüdt Aaronis ist auch da, die da grünedt; von dem flammenden pusch, der da nit verpran; vnd ander
2 haubtkirchen] das haubt auf Rasur D44 20 das] das s über der Zeile nachgetragen D44 34 Aaronis] das (erste) A auf Rasur D44 35 von] vor D44 35 nit] nit aus mit korrigiert D44
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Kapitel 3: Editionen
heiltumb. Das pracht Titus vnd Vespasianus vber mer mit den vier erden sewlen, die da stendt pej dem öbristen aitar. D a sind dy fünf gierstenprodt vnd der czwaier visch, die sich merenten in Gottes hennden, mit den er speiset fünftausent man an weib vnd kindt. Jtem in der Capellen Sancta Sanctorum, da auch die frawen nit ein turren gen, da ist ablas aller siindt. Vnd da ist das antlütz Christi, als er XIJ jar was vnd das sand Lucas gemalt wolt haben. Vnd da er des morgens an wolt [112 v ] heben, da fannd er es vor gemalt von gütlicher Schickung. Jtem die stiegen, daran man aufget czw diser capellen in den pallast, ist gewesen die stieg vor dem hawss Pilati, darvber Christus gegangen ist czw der marter, vnd da ist czw erledigen ain sei. Jtem der tisch, darauf vnser Herr das abentessen ass mit seinen jüngeren. D a ist das tuch, damit vnser Herr trucknet seinen jüngeren ir fíiss; jtem das hemdlein, das Maria jrem sun macht; jtem das tuch, das Maria trug auf jrem haubt vntter dem heiligen creutz; das tuch, das vnserm Herren ward geworffen vmb sein lendt, da er plos hieng an dem heiligen creucz; jtem das tuch, das Joseph von Arimathia wand vmb das haubt Christi, da er jn leget in das grab; jtem das ror, damit Christus geschlagen wardt in dem haws Pilatj; da ist auch des aschen sand Johannsen des tauffers. Jtem in dem sagrer ist der altar sand Johannsen des tawffers, den er gehabt hat in der wüst. D a ist auch des himelprotz, das jn sand Johannsen ewangelisten grab gefunden wardt; item die scharsach, damit er gekestiget ward von dem [113 r ] kaiser Domiciano; jtem das vas, da sand Johanns ewangelist das vergift aus tranck; die ketten, damit er gepuntten kom von Epheso gen Rom; jtem der rock, damit erkuckt wurden drei totten, die von der vergift stürben; jtem sand Agnesen haubt; sand Eufemia haubt; vnd vil heiltumb von sand Andre. Jtem auf sand Maria Magdalen altar stet das haubt Zacharie vnd sand Pangracj haubt, das da pluttet drei tag vnd nacht, als dy ketzer die kirchen verpranten. Jtem auf dem hohen altar stent die czwaj haubt der czwelfpoten sand Peter vnd Pauls, vnd wenn man die czaigt, so hat man dauon so vil ablas, sam von der czaigung sand Veronica czw Sand Peter. Vnd darumb so ist die kirchen genant ein anfanck, ein haubt, ein muter, ein maisterin vnd ein tempel der parmhertzigkait aller kirchen, wann all kirchen nement jr geistliche narung von der kirchen.
7 wolt] wolt vor der Zeile nachgetragen D44 Zeile nachgetragen D44
26 Epheso] das zweite e über der
Die Münchener Handschrift
D44
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Constantinus, der kayser, nachdem als er geraynigt ward von der ausseczickait durch das sacrament der heiligen tauff, da sprach er zw sand Siluestro, dem pabst: »Vater, nym war, mein haws [113v] gib ich Got czw ainer kirchen; tu deinen heiligen segen vber alle die, 5 die dar einköment mit andacht«. Da antwurdt jm sand Siluester also: »Vnser lieber Herr Jhesus Christus, der dich von seiner grossen parmhertzigkait wegen geraynigt vnd gesawbert hat von deiner aussetzigkait mit der heiligen tauff, der mach auch rayn vnd lawtter alle die von iren Sünden, dy mit andacht czw welcher czeit jn dem jar sy 10 dar einköment, vnd wir geben auch von dem gwalt des almächtigen Götz vnd von sand Peter vnd sand Pauls vnd von vnserm gwalt jn ablas vnd Vergebung aller sündt«. Item die vierdt haubtkirchen ist czw Sand María Maior, da sind czw dem ersten LXXXXVIIJ jar ablas vnd als vil karren vnd dass 15 drittail Vergebung aller sündt. Als die kirchen geweicht ist worden, sind da VIJ tausent jar ablas. Jtem all vnser Fra wen tag ist hundert jar ablas vnd als vil karren. Von vnser lieben Frawen schidung vntz auf den tag ir gepürdt alle tag XIIIJ jar ablas vnd als vil karren. Vnd von den heiligen päbsten Gregorio vnd Nicolao XXVIJ [114r] jar ab20 las vnd als vil karren vnd das drittail Vergebung aller sündt. Jtem vntter dem hohen altar ligt der czwelfpot Mathias. Jn der Capellen Presepe ligt der lerer Jeronimus. Jn der Capellen sand Agathen Ilgen die czwo junckfrawen Romula vnd Redempta. Jn dem sagrer ist die wiegen Christi; jtem von dem schlair Marie; item von dem häw, 25 darauf Christus in der krippen gelegen ist. Item die fünft haubtkirchen ist czw dem Heiligen Creutz in Ierusalem. Da sind des ersten LXXVIJ jar ablas vnd als vil karren. Jtem als das heilig kreutz gefunden ward vnd als es erhöcht ward, da sind LXXXXIIIJ jar ablas vnd als vil karren. Jtem all mitwochen vnd 30 freitag das gantz jar sind da hundert vnd XXXJ jar ablas. Jtem vntter dem hohen altar ligen die martrer sand Anastasius vnd Cesarius. Jtem die vbergeschrifft, »Ihesus von Nazareth, der juden künig«, jst vermaurt oben in dem swintpogen der kirchen, vnd wer
5 antwurdt] das u aus einem a korrigiert D44 12 ablas] nach dem b ist ein a durchgestrichen D44 17 jar] jar aus tag gebessert D44 17 lieben] lieben mittels Verweiszeichen am Rand nachgetragen D44 26 dem] vor dem ist ein s durchgestrichen D44 28 erhöcht] erhöcht über erhaben nachgetragen D44 31 dem] dem über der Zeile nachgetragen D44
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Kapitel 3: Editionen
sich damit all tag gesegnet, der stirbt des selben tags nit des gähen todtz. Jn dem venster darjn vbertwerch ligt das twerchholtz [114v] des krewtz des schachers, der Christo hieng czw der gerechten seitten. Jtem das krewtz Christi mit aynem nagel, damit Christus an das 5 krewtz genagelt ist worden, ist in dem sagrer. Jtem in der Capellen Jerusalem, die da gewesen ist ein schlaffkamer sand Helen, ist ablas aller sünden. Jtem vntter dem altar ist der strick, damit Christus gefürt wardt czw der marter; jtem XJ doren der krön Christi; vnd der padswam, damit Christus essich vnd gallen io geraicht sind worden. Vnd kain fraw tor da ein nicht gen, dan an sand Benedicten abendt. Da ist ablas, den man nit tarr offenbaren. Item die sechst haubtkirchen ist czw den heiligen leuiten vnd martreren Sand Laurentzen vnd Steffan. Die heiligen vätter vnd päbst Siluester vnd Pelagius, dy dise kirchen geweicht haben, geben dahin is VIJ tausent jar ablas vnd als vil karren vnd das drittail Vergebung aller siindt. Jtem all höchczeitlich tag vnd in der vasten vnd all mitwochen so czwifaltigt sich der ablas. Jtem der get czw diser kirchen alle tag ain gancz jar, der erledigt ain sei aus dem fegfewr, vmb weliche er pitt. 20 Jtem vntter [115r] dem hohen altar ligen pei einander die heiligen leuiten vnd martrer sand Lorentz vnd Steffan, vnd pei jn sand Sixt, sand Veitt, sand Pölten mit allen iren gesinde. Jtem in diser kirchen ist der stain, darauf sand Larentz gepraten ist. Jtem die sibendt haubtkirchen ist czw Sand Sebastian. Jtem auf dem 25 aitar dar jn Sand Sebastian erschain der engel sand Gregorj, als er mess lass daselbs vnd sprach czw jm: »Das ist die stat der waren verhaissung vnd ein ablas aller sündt vnd ein ewigs liecht vnd ein frewdt an ende«. Das hat verdient der martrer Götz, sand Sebastian. Jtem auf dem altar sand Fabian sind al tag XX VII J jar ablas vnd als 30 vil karren. Jtem von dem auffertag vntz auf die augsten XIIIJ jar ablas vnd als vil karren. Auch habent geben czw diser kirchen dy heiligen vätter vnd päbst Siluester, Gregorius, Pelagius, Alexander, Nicolaus vnd Honorius jr yeglicher tausent jar ablas. Jtem in dem freithoff Kalixti ligent XLVJ päbst vnd yeglicher hat da 35 gelassen seinen antlas, vnd vil ander heilig mar- [115v] trer, peichti-
2 vbertwerch] das vber aus en korrigiert D44 D44 34 dem] dem auf Rasur D44
11 tarr] tarr über tor nachgetragen
Die Münchener Handschrift
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D44
ger vnd junckfrawen an czal. Darumb man vindt geschriben, das da ist ablas von pein vnd von schuld aller sündt. Jtem pei dem hinderen altar vntter dem eysnen gätter ligt der pabst vnd martrer sand Steffan, da sind VIJ jar ablas vnd als vil karren. 5 Jtem in der grunfft in der kirchen ist der prunn, darjn die leichnam sand Peter vnd Pauls verporgen sind gelegen czwaihundert vnd LIJ jar, vnd den czw lob vnd czw ere ist da als vil ablas als czw Sand Peter etc. Item in der kirchen czw Sand Adriana da ligent drei jüngling, Sy10 räch, Misach vnd Abdenago, die da sassen in dem gliinden ofen als in einem ktilen taw vnd sungen: »Benedictus es, Domine« etc. Da sind fünfhundert jar ablas der Sünden. Jtem in der kirchen czw Sand Peter in der Väncknus, da sand Peter vnd Pauls gefangen lagen, vnd von dem willen Götz da entsprang 15 ein prunn czw Sand Peter, darjnne wurden getauft sand Procession vnd Martinian. Da sind tausent jar ablas. [116r] Jtem in der kirchen czw Sand Potencian, da sand Peter vnd Pauls czw haws wurden geladen; von der predig des lieben herren sand Pauls da ward Pudens, der römer, pekerdt mit seinen czwain töchte20 ren, sand Potenciana vnd Braxedis, vnd mit allen seinen gesind. Jn der selben kirchen ist sand Prafallen freithof, in dem pegraben sind dreitausent martrer, vnd von yeglichen leichnam ist ain jar vnd XL tag ablas, das ist an der summ mer dan drewtausent jar vnd XL tag ablas, vnd darczw das drittail Vergebung aller sündt. 25 Item in der kirchen czw dem Guidein Himel czw Vnser Lieben Frawen da ist der erst altar der weit, der Christo gepawdt ward von dem kaiser Octauiano, als er mit der Sibilla sach an dem weynachttag jn der sunnen ein junckfrawen, die het ein newgepornes kind an jrem arme. Da hört er ein stymme, die sprach: »Das ist Ara Celi, 30 das ist der altar des himels; den wirstu anpetten«. Da sind al tag IIJ tausent jar ablas vnd als vil karren. Jtem an vnser Frawen schidung tag VI tausent jar ablas. Jtem an dem tag vnser Frawen [116v] kündung ist da ablas von pein vnd von schuld aller sündt. Jn der selben kirchen ist da ein pild vnser Frawen, das sand Lucas 35 ewangelist gemalt hat in der form, als sij stundt vntter dem heiligen krewtz. Vnd vntter dem selben in der maur vntter dem eysnen gätter ist der stain, darjn steent die fußtritt des engel Gabriel, der erschayn auf der Engelpurck. Jtem vntter dem vorgenanten altar ligt sand Helen, die das krewtz Christi gefunden hat, vnd fünf martrer.
38 Engelpurck] über dem ck ist ein g nachgetragen
D44
Kapitel 3:
Editionen
Jtem in der kirchen czw Sand Anastasio pey den Dreyen Prunnen, da ist sein haubt vnd die sewl, darvber sand Pauls enthaubt ist worden. Das sprang drej sprüng vnd sprach dreistundt: »Jhesus, Jhesus, Jhesus«. Vnd an der stat, da es hinsprang, da entsprang ain prunn. Da sind al tag XXVIIJ jar ablas vnd als vil karren. Jtem all höchczeitlich tag drewtausent jar ablas. Jtem wer trinck mit andacht der dreyr prunn, da sand Pauls enthaubt ist worden, der wirdt erledigt von ayner yeden kranckhait, die jm an ligent ist. Jtem in der kirchen czw Vnser Frawen tag in [117r] der vasten, die man nennt czw der Petschaft, wer in die selben kirchen get mit andacht vnd peicht hat, den bertirt nymmer das hellisch fewr. Das ist offenbar worden von vnser Frawen, Gottes muter. Item in der kirchen czw Vnser Frawen der Laitter in den Himel: Czw der kirchwej da erlöst man ain sei aus dem fegfewr. Darjn ligt das gepain der X tausent martrer. Wes ein mensch pit petlicher ding, des wirt er gewerdt. Jtem in der kirchen czw den Czwain Tritten, da vnser Herr erschain sand Peter, da er sprach: »Herr, wo wildu hin?« Des antwurdt jm vnser Herr vnd sprach: »Jch kum czw Rom wider gekrewtzig[t] werden«. Vnd fürpas floch sand Peter nit mer die marter. Da sind czwaitausent jar ablas der Sünden. Jtem in der kirchen czw Sand Johannsen vor der Porten der Latein oder vor der Guidein Porten, da sand Johanns ewangelist in das siedent öll gesetz ward, da [mag] man erlösen ain sei aus dem fegfewr. [J]tem in der kirchen czw Sand Gregorio: Der heilig pabst Gregorius erlediget kaiser [117v] Trayani sei, des gerechten richters, von den hellischen peyn. Wer in die selben kirchen geet mit andacht vnd gepeicht hat, den berü[r]t auch das hellisch fewr nymmer von dem gepet, das sand Gregorj von Got erpeten hat. Item in der kirchen pei den Fleischpenken, da habent VIJ tausent martrer ir plut vergossen vnd sind gemartert worden, vnd das plut flos daselbs ein jn dy Teifer. Da ist der vierdt tail der sündt. Vnd daselbs ward auch gemartert sand Vero. Jtem in der kirchen czw Sand Braxedis, da ein viertail ist der sewlen, daran vnser lieber Herr gegaiselt ward, da ist auch Vergebung der viertail der sündt. Jtem in der kirchen czw Sandt Peter ad Vincula, da die czwo ketten sind czesammen gewachsen, ein ketten, darin sand Peter gefanngen was von Herode czw Ierusalem, vnd ayne von Nerone czw Rom, da sind fünfhundert jar ablas vnd als vil karren. Vnd [an] dem ersten tag des äugst ist da Vergebung der sündt vnd die acht tag ist da der halb tail Vergebung der sündt.
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Jtem in der kirchen czw Maria Rotunda [118r] da ist ain jar ablas vnd an aller heiligen tag Vergebung der sündt. Item in der kirchen czw Sand Siluestro da ist das haubt sand Johannsen des tawffers, da sind tausent jar ablas. Item in der kirchen czw Sand Agnesen, da si pegraben leidt mit sand Constantina, des kaisers tochter, da sind tausent jar ablas. Jtem in der kirchen czw Sand Maria de Populo pei der porten, die genant ist Flamena: Wer da czw der porten gieng, der ward getödt. Da gepott der pabst Pascasius czw vasten allem volck vnd aller priesterschaft czw Rom, auf das jm von Got czw wissen wurd getan, wie das popolada oder volk erledigt wurd. Da erschain jm vnser Fraw in dem slaff vnd sprach also, das er rauten vnd auswurtzen solt den nußpawm, der da mit der hoch vberträt all pawm, die da stunden pei der porten, wann jn dem pawm was der verflucht leichnam Neronis, des kaisers, der sand Peter vnd Pauls gemartert hat. Vnd da gieng der pabst Pascasius mit czehen cardinälen dahin vnd trug das pild vnser lieben Frawen an des nußpawms stat, vnd pawet da der [118v] selb pabst czw eren vnser lieben Frawen ain altar vnd setzet darauf vnser Frawen pild. Vnd das volck von Rom pawet da vnser Frawen die kirchen; also ward das selb volck erledigt von dem tewfel vnd von dem pösen todt. Da sind tausent vnd VIJ hundert jar ablas der sünden. Item in der kirchen czw Sand Alexio, da er pegraben ist mit sand Bonifacio, dem heiligen martrer, da sind tausent jar ablas von dem verdienen sand Alexi. Item in der kirchen czw Sand Cecilia, da si pegraben ist mit irem prawtgam, sand Valeriano, vnd Tyburtio, seinem pruder, mit dem heiligen pabst Vrbano, der sij all getauft hat, da sind tausent jar ablas der sunden. Item in der kirchen czw Sand Bartholomeo, da er pegraben ist mit sand Paulino vnd mit dreyn anderen heiligen in der insel Litania, da sind tausent jar ablas. Jtem in der kirchen czw Vnser Lieben Frawen dem Ölprunnen, da ein ölprunn entspra[n]g an der nacht, da Got geporen ward, vnd das öll flos in die Teyfer, da sind fünffhundert jar ablas vnd von XL vnd drej- [119r] hundert ertzbischofen von yetwederen ein besundere gnad.
1 ablas] abbas D44 24 dem (])] den D44 27 seinem] seinen D44 lomeo] das lo über der Zeile nachgetragen D44
30 Bartho-
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Kapitel 3:
Editionen
Jtem in dem spital czw dem Heiligen Geist sind da von siben päbsten, von jr yeglichem ist ain jar ablas vnd der sibent tail Vergebung der sündt.
Von den anderen kirchen wär vil cze schreiben nach dem verss, der 5 also ist geschriben: »Sunt Rome mille quingente quinqué Capelle«, vnd das ist czw tewschtz als vil gesprochen: »Czw Rom sind tausent fünfhundert vnd fünf kirchen«. Sy sind aber der maist tail verbüst, verfallen vnd czerprochen. Jtem das ist cze wissen vnd cze mercken, ob ein mensch auf dem io romweg wär vnd viel in todtsündt, vnd ist, das der mensch peicht vnd rew hat vber sein sündt, vnd ob er stürb auf dem romweg, so ist er ledig vnd loß von allen seinen Sünden, tödtlich oder täglich. Damit hat die cronica ain end vnd der antlas czw Rom. 1472.
3.2.
Die >IndulgentiaeInformacie
Stationes cum indulgentiis< (dt./ndl.)
3.3.1. D a s >Stacion büchlein< (dt./ndl.) (Leittext: d37) [l r ] Ablas büchlein vnd staciones der stat Rom vnd der kirchen mit jrem ablas durch das gancz iar. C Babst Leo der zehendt. [Holzschnitt: Wappen des Papstes Leo Χ. (1513-1521)] [l v ] C Stacion büchlein, jnhalten tag vnd ablaß solcher stacion, ge5 teütscht nach aller Ordnung vnd anzaygen römischer stacion püchlein. Solcher ablaß vnd stacion sind gegeben der Capellen Sant Anna vnd Sant Lorenczen kirchen. Wer zu den bestümbten tagen die da heymen sucht mit bereütem herczen vnd spricht mit andacht V Pater Noster vnd V Aue Maria, dem heyligen leiden vnsers Herrn Iesu io Cristi czu lob, danck vnd ere, auch allen gelaubigen seien czu hilff vnnd trost, würt solches ablas taylhaftig, als vnß die bull vnd brieff, darüber außgangen, bericht.
1-3 Ablas ... zehendt] fehlt d38, d39, d41b, d43, n4 4-12 C Stacion ... bericht] Een kortlich summarium der indulgencien vnde statien in der stat Rome, welckeren verlihen send van manckerleye pawesten den mitbruderen des lofliken Spital des Hilghen Geystes in Saxia vnde vp hude v[n]sern alder hyllygeste vader der pawest Leo, des namen der teynede, genediglick nach gheuen, ghemert vnd bestet hefft. Alle aflat der stacien to Rome d38; Abloß und genad die uff hienach benante tag und zyt, den Stationen noch, so zu Rom gehalten werden, ein iegklich christen mensch erlangen mag, glycher wyse als wer er zu Rom, so er die bychtbrief dises ablaß erlöset und sin stür thtitt in die verordnete abloßkysten, so unser heiliger vatter babst Leo der zehend zu hilff und uffenthalt der armen weisenkind, bloterlut und andern armen siechen des spittals zu Straßburg verlyhen hat d39; Stationes der kilchen der statt Rom mit ablasz der selbigen durch das gantz iar d41b; Stacion der kyrchen czu Rome myt aplas vnde gnode ym aduent d43; Dyt is den aflaet ende ghenaden van allen stacien binnen ende buten der heiligher Stadt van Romen dat ganse iaer doer sijn te verdienen n4
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Kapitel 3: Editionen
C E s ist zu mercken, w o das z a y c h e n d e ß creücz + stet, b e d e ü t ain erlösung ainer sele, vnd w o e r f u n d e n wirt das zaichen C, ist b e d e u t e n volkumlich Vergebung aller sünd. [2 r ] C H i e h e b e n sich an die staciones der g n a d e n vnd ablaß j m aduent. 5 D e n ersten sontag j m aduent ist stacio czu Sant Maria Maior v n n d sind X X V I I J tausent jar ablaß vnd alß vil caren o d e r quadragen vnd nachlassung d e n dritten tail aller sünd. C D e n andern sontag j m aduent ist stacio z u m Hailigen Creücz, genant jn Iherusalem, vnd da sind ailfftausent jar ablaß v n d volilo k u m m e Vergebung aller sünd, vnd der hailig bapst Siluester hat alle sontag v n d m i t w o c h e n gezwifaltig d e n ablaß durch das gancz jar. A u c h g e e t kain frawenpild jn diesse Capellen, dan allein an sant B e n e d i c t e n abent. D e n dritten sontag j m aduent ist stacio czu Sant Peter minster vnnd 15 sind X X V I I J tausent jar ablas v n d s o vil caren. A m m i t w o c h jn der goltfasten nach d e m dritten sontag d e s aduents ist sta- [2V] cio zu V n s e r L i e b e n F r a w e n Marie M a i o r v n d sein X X V I I J tausent jar ablas vnd s o vil caren vnd nachlassung d e n dritten teil aller sündt.
1-3 C Es ... sünd] In 't erste is to merckende, wor vor den dagen hirvnder geseth steydt sodane teken C, dar is fullenkomen vorheuinge aller sunde bouen ander aflat, dat darsuluest vp den dach is; vnd wur sodan teken + steydt, vpe den tach machmefn] vorlosen eyne sele vth dem fegefur d38; Die hand bedüt ablaß aller Sünden. Das crütz + bedüt erlösung einer seien uß dem fegfür d39; fehlt d43; Item daer men vint dit teiken G is aflaet van alien sonden ende daer men vint dit teiken + is verlossinge ene siele vten vegeuur n4 4-S. 215 Ζ. 40 C Hie ... 1516] d38 und n4 überliefern eine andere Reihenfolge: An erster Stelle stehen die Statien in der vasten; es folgen die Stationstage in der Osterzeit, wonach die Statien in dem aduent stehen 4 C Hie ... aduent] D e statien in dem aduent d38; Stationes d39; Hie fahent an die stationes zu Rom vnd zuo dem ersten im aduent d41b; fehlt d43; C Staden in den aduent to Romen n4 7 sünd] sunde vnd in allen fes[t dagen] vnser leuen Frowen syn dar dusent yar aflat d38; Sünden. Jtem in allen festen vnser lieben Frowen ist da tusent iar ablaß d41b; sunden. Item yn allen feyertagen Marie ist aldo aplas vnd gnode tausent ior d43; sonden. Item op die hoochtijden van onser lieuer Vrouwen in deser kercken duysent iaer aflaets n4 8-S. 206 Z. 19f. 4 C Den ... quadragen] in der letzten Zeile der rechten Spalte von d38 ist der Anfang des ersten Satzes noch erkennbar; der Rest der Stationstage im Advent fehlt aufgrund von Blattverlust im einzigen erhaltenen Exemplar dieses Druckes 8f. genant ... Iherusalem] fehlt d39 10-13 vnd ... abent] Uff alle unser Frowen tag M iar ablos zu Sant Peter d39; Jtem sant Siluester der bapst hat gemeret vorgemelden ablaß d41b; Item Siluester der bobist hot bestetiget vnd gemeret gemelten aplas d43; die paeus Siluester heeft den aflaets vermerdert n4 16 goltvasten] frommsten d39, d41b; quatuortempor d43, n4
Das >Stacion büchlein
Stacion büchlein
Stacion büchlein
• Uff mentag nach ostern d39; C Vff montag d41b 19 mitwochen] ostermitwoch d39 20 XXVIIJ] XVIIJ d38, d41b, d43, n4 22 pfincztag] donerstag nach ostern d39 22 zu ... Zwölfpoten] czum Heyligen Paul d43 24 Am freitag] -H> Am frytag nach ostern d39 24 Vnser ... genant] der runden kerken Marien d38 26 C] C C d41b 29 Am ... ostern] Den ersten sondach na paschen d38; —» Am sontag quasimodo d39; C Vff dem ersten sontag nach ostern d41b; sontag noch ostern d43; C In die octaue van paeschen n4
Das >Stacion büchlein
Stacien ende aflaten
Historia et descriptio< (dt.)
293
C Item am suntag, den man nennet der pfaffen faßnacht, ist statio zu Sant Peter. Also hat diß buchlin ein ende, von der großen gnad vnd ablas von
1 pfaffen] herrn dA, dB, D4, DIO, Dil, D55 3-S. 294 Z. 8 Also ... Maria] Also hat das puch ayn end, Ihesus vns allen kumer wend [Presens. Preteritum. Futurum dl] [Amen DIO] [etcetera £>55] dl, DIO, Dil, D55; Also hat das püchlein ain end. Jhesus vnd Maria vns allen vnsern kumer wend. Anno Domini M CCCC LXXXJ an sant Michels abent. Hanns Awrl d3; Also hat diß puchlein ain end. Ihesus vnd Maria vnsern kumer wend. Gedruckt vnd volendet von Hans Schawer zu Minchen, Anno Domini M CCCC LXXXIJ iar, an sant Peter vnd sant Pauls abent d4; Also hat das puchlin eyn ende, Jesus vns von allem kommer wende. Amen. Hernach volget das register der quatern. C Das erste wys. C Do Pylatus. C Viel er in. C Dry porten. C wart geoffent. C kündet. Also. C Und ist auch. C Und das er. C Czu Sant Peter [Das püchlin das ist vßgeschribenn wordenn vonn mir, Liennhartt Stiilschreiber zuo Fiessenn, am afftermöntag vor dem liebenn herrenn vnd ritter sant Iorgenn tag im LXXXVIIJ. iar D4] d5, D4; C Also hat das puechlin eyn ende vnd ist getruckt mit flyß in dem iar, als man zalt von Cristus gepurt M CCCC vnd LXXXVIII iar an sant Martins abent. C Die ordenung von den quatern. C Das erst weis. C Hies mit. C Eyne nach. C gen vatter. C Hat vnd. C Pyn vnd. C Eynander d7; Also hat das puchlin ein ende vnd ist getruckt mit flyß in dem iar, als man zalt von Cristus gepurt M CCCC vnd LXXXIX iar am XX. tag im nouember. C Die ordenung von den quatern. C Das erst wyß. C Hies mit. C Eyne nach. C gen vatter. C Hat vnd. C Pyn vnd. C Einander d8; Gedruckt vnd volend in keyserlichen statt Nürnberg nach Cristi, vnsers Herrn, gepurt thausent vierhundert vnd im eynßundneu[n]czigsten iar, am mitwoch vor dem heyltum d9; C Also hat das puchlin ein ende vnd ist getruckt mit flys in dem iar, als man zalt von Cristus gepurt M CCCC vnd LXXXXI iar am XVI. tag im hewmanet. C Die ordenung von den quatern vindestu nach der ordenung vnd vswisung des abc dlO; Getrucket zu Rom durch meister Steffan Plannck von Passau in dem iar, als man zalt M CCCC vnd [XCIII], zu der zyt des pabst Alexander de[s] VJ., in sinem ersten iar dll; C Getrucket zu Rom durch Johannem Besicken vnd Sygismundum Mayr in dem iar, als man zalt M CCCC vnd XCIIIJ, zu der zyt des pabst Alexanders des VJ., in sinem zweyden iar dl3; Getruckt zu Rom durch maister Steffan Planck von Passaw in dem iar, als man zalt M CCCC vnd XCV, zu der zeit des babsts Alexanders des VJ., in seinem driten iar dl4; Got sey gelobt. C Getruckt zu Rom am Campo Flore ym gulde[n] iar M CCCCC dl9; AMEN. C Gedrückt vnd vollendet zu Straszburg, da man zalt nach Cristi Ihesu, vnsers lyeben Herren, gepurt tüsent vnd funffhundert iare d20; G Gedruckt tzu Nuremberg vonn Peter Wagner am freitag vor der herren vaßnacht im funfftzehenhundertzten jare d21; C Getrucket zu Rom durch Johannem Besicken vnd Martinum Amsterdam in dem iar, als man zalt M CCCCC, zu der zyt des pabst Alexanders des VI. in sinem achten iar d22; C Getruckt zu Rom durch Johannem Besicken vnd Martinum Amsterdam in dem iar, als man zalt M CCCCC, zu der zyt des babst Alexanders der [!] VJ. jn sinen [!] achten iar d23; C Getrucket zu Rom durch Johannem Besicken vnd Martinum Amsterdam in dem iar, als man zalt M CCCCC, zu der zyt des pabst Alexanders des VJ. in sinen [!] achten iar d24; Getruckt zu Rom durch maister Steffan Planck von Passaw in dem iar, als man zalt M CCCCC, zu der zeit des babsts Alexanders des VJ. in seinem achten iar d25; Getruckt zu Rom durch maister Steffan Planck
294
Kapitel 3:
Editionen
allen namha e ftigen kirchen zu Rom, der alten vnd ouch der nuwen, die in kurtzen iaren gepauwen sind. Das hate gedrucket mit großem fliß vnd zusamen geleßen maister Barthlome Guldinbeck von Sultz in dem iar, als man zalt von Cristus gepurt M C C C C vnd L X X X V I I 5 iar, an sant Augustine tag. Die Ordnung von den sexternen, wie sie nachenander sollend gen. Das erst ist wiß; Der neunte; Die Froneck; Item vnder; Item hinden; Marii vnd; Z u Sant. Lobe sie Got vnd Maria.
von Passaw in dem iar, als man zalt M C C C C C , zu der zeit des pabst Alexanders des VJ. in seinem achten iar d26/l; C Getruckt zu Rom durch maister Steffan Planck von Passaw in dem iar, als man zalt M C C C C C , zu der zeit des pabsts Alexanders des VJ. in sienem [!] achten iar d26/2; C Gettucket [!] zu Rom durch Martinum Amsterdam vnd Johannem Besicken in dem iar, als man zalt M C C C C C , zu der zyt des pabst Alexanders des VJ. in sinem neuntten iar d27; Getrucket zu Rom durch Johannem Besicken vnd Martinum Amsterdam in dem iar, als man zalt M C C C C C , zu der zyt des babst Alexander des VI. in sinem nunden iar d28; Getruckt zu Rom durch maister Steffan Planck von Passaw in dem iar, als man zalt M C C C C C , zu der zeit des pabsts Alexanders des VJ. in seinem newnten iar d29; Got hab lobe vnd ere allezeit. C Getruckt zu Rom, als man zalt von Crist gepurt M D XVIIJ iar, X X . martij d40; Got hab lobe vnd ere alle zeit. Getruck [!] zu Rom durch Antonium Bladis im [!], als man zalt von Christ geburt M D XXIII vnd im XXII. tag iunii d41; C Getruckt zu Rom durch Antonium Bladum de Asula in dem iar, als man zalt M C C C C C X X V , zu der zyt des babst Clement VIJ., in sinem zuen iar d42; Amen. Deo gracias. Hie endet sich der ablaß, geschriben vß dem druck, der zu Rom in der stat getrucket ist, vnd ist abgeschriben in dem jar vnsers Heren dusent V C vnd X X I X vnd geendet an der heiligen jungfrauwen sancta Clara dag D28; Amen etc. Es ist ouch zii wüsen, wü diß cruz Τ stat, daz bedüttet ein drital uergebung vnd ablus der Sünden für pin vnd schuld. Vnd wü diß crütz X stat, daß bedüttet uolkumner apluß, uergebung aller Sünden für pin vnd schuld. Vnd wü dise zweig krütz X X stand, da ist zwifalter aplus für schuld vnd pin. Vnd wü dis crüt[z] + stat, daz bedüttet erlösung einner sei uß dem fägfür, für die man bitt vnd ouch jn gnaden Götz ist, vnd sölt sy biß an jüngsten tag gelitten haben. Daran sol niemen kein zwiffel han, den er uast gröblich darmit sündette etc. Her, biß gelopt. Etc. D77 1 ouch] ocuh d6
3.5.
Die römischen Kirchen außerhalb Roms: Die >Figuren van den seuen kerken van Romen< (ndl.) (Leittext: n2)
[l r ] Item in dit boexken sijn begrepen die figuren van den seuen kercken van Romen, daer men die stacien hout van den aflaten der broederscap van der preker oorden van Harlem. Ende die in deser broederscap sijn of die dese aflaten der stacien van den seuen 5 kercken van Romen verdienen moegen seilen weten, als 't stacie ys nae wthouwinge der bullen, dat sij voer elcke kerc seilen lesen een van den seuen psalmen mit een gebet van den heilighen daer die kercken nae genoemt sijn ende een artikelken der passien ons Heren ouer te dencken voer elcke kerck. Ende die niet lesen enkan sei drie 10 Pater Noster ende drie Aue Maria lesen voer elcke kerck myt een puntgen der passien ons Heren ouer te dencken. Item in ghehoechenisse der seuen bloetstortinghe ons Heren, als die figuren deser kercken wtwisen, mach men lesen die ghebeden die bi elcke figuer deser kercken staen, teghen die seuen doetsonden. [l v : Holzschnitt mit Kirche. Links oben »A«. Links in der Kirche die Beschneidung Christi; rechts Johannes mit Lamm.] 15 [2r] Tot Sinte Ians te Lateranen. C Teghen die sonde des oncuisheits. O aire suuerste Ihesu, doer dijn grote pine die du ledeste in dijn heilighe besnidenisse bid ic v, goedertieren Here, doer ν reinicheit, dat ic van alle oncuyschen gedachten, woerden ende wercken verlost 20 moet worden. Amen. Ghebet. O almachtighe ewighe God, gheeft onsen harten den rechten wech uwer paden na te volgen, welcke die heilige sinte Ian baptist, een roepende stem in der woestinen, gheleert heeft doer Cristum Ihesum, 25 onsen Heer. Amen.
1 Der Druck nlO fügt dem Text der ersten Seite einen Holzschnitt zu; abgebildet ist ein Mönch, der Maria und das Jesuskind anbetet, eingefaßt in einem Rosenkranz. 10 voer ... kerck] fehlt nlO 2r-2v fehlt nl (Blattverlust im einzigen erhaltenen Exemplar) 21 Ghebet] Een gebet tot sinte Johannes nl2 24 woestinen] woestinen, een lantaerne Christi Ihesu, den menschen nl2 25 Amen] fehlt nl2
296
Kapitel 3: Editionen
[2V: Holzschnitt mit Kirche. Links oben »B«. Links in der Kirche Petrus, als Papst mit Tiara dargestellt, das Veronica-Tuch haltend; rechts Christus am Ölberg. S. Abb. 31.] [3r] Tot Sinte Peter. Teghen die sonde des gulsicheits. O aire bedroefste Ihesu, doer dye grote droefheit ende bangicheit die ghi leet in 't hoefken, doe gi swetede water ende bloet, bid ic v, 5 goede Ihesu, dat ghi mi wilt vergheuen alle gulsicheit, daer ic ν dicwijl mede vertoernt heb. Amen. Ghebet. O almachtyghe God, ghy die daer hebt den heilighen apostel sinte Peter vri ende ongequest laten gaen wt dye vangenis des kerckers, wi io bidden ν, ontbint die banden onser sonden. Amen. [3V: Holzschnitt mit Kirche. Rechts oben »C«. Links in der Kirche Paulus mit Schwert; rechts die Geißelung Christi.] [4r] Tot Sinte Pouwels. C Teghen die sonde des toernicheits. O aire lijdsamichste God, ick bidde dy doer die grote onuerdrachelike pine, die ghi stilswighende ledeste in der gheselinghe, alsoe is datter niet gheheels enbleef an ν lichaem, dat ghi mi wilt vergheuen alle toernicheit ende oplopende haesticheit. Amen. Ghebet. O almachtighe God, ghi die die gansse werlt geleert hebt doer die predicatie des heiligen apostel sinte Pouwels, gheeft ons, bidden wi 20 die sijnre gedachtich sijn, doer sijn goede exempel tot ν te comen. Amen.
2 Teghen ... gulsicheits] fehlt nl2 7 Ghebet] Een gebet tot sinte Pieter nl2 810 O ... sonden] O Here Ihesu Christe, ic bidde ν om dijne grondelose goetheit ende om bede ende Verdienste des saligen Petrus, dijn herder, prince ende apostel, gif ons vasticheit des gelouen, waren hope, volcomen minne, mit woerden ende mit wercken te belijen die waerheyt, opdat wi vercrigen vergiffenisse onser sonden, verwinninge onser gebreken ende voertganc in doechden ende na desen leuen te comen in die hemelsche glorie ende mit allen heyligen te verblijden ouermits onsen Here Ihesum Christum nl2 17 Ghebet] Een gebet tot sinte Pouwels nl2 18 die die] die hebt [!] die nlO, nl2 18 geleert] verlicht ende gheleert nl2 19 gheeft] o Here, gheuet nl2 19 wi] wi ν nl2 20 comen] comen in 't ewighe leuen nl2
Die >Figuren
Figuren
Historia et descriptio< Die Entstehung der in Kapitel 3.4 edierten >Historia et descriptio< (dt.), d.h. der durch eine Chronik der Könige und Kaiser Roms ergänzten gedruckten Fassung der deutschsprachigen >Indulgentiae< und >StationesIndulgentiae< und >Stationes< zur Standardfassung und erreicht ihre Überlieferung einige Homogenität. Sowohl der lateinische als auch der deutschsprachige Text der >Historia et descriptio< wurden eigens für den Buchdruck entworfen; diejenigen Handschriften, die die gleiche Kombination von Chronik, >Indulgentiae< und >Stationes< enthalten, sind Abschriften von Drucken. Der Versuch, die Quellen der lateinischen und deutschen >Historia et descriptio< als der wichtigsten Fassungen der >Indulgentiae< und >Stationes< zu ermitteln, erscheint sinnvoll; es ist zu vermuten, daß nicht wahllos eine Vorlage übernommen wurde, sondern daß eine bewußte Auswahl und Komposition der unterschiedlichen zur Verfügung stehenden Quellen stattfand. Dementsprechend wird in diesem Kapitel erstens der Frage nach den möglichen Quellen für die Chronik, die in der h i storia et descriptio< überliefert ist, nachgegangen; da jedoch keine zuverlässige Edition der lateinischen >Historia et descriptio< vorliegt, wird dies nur für die deutschsprachige Chronik versucht (Kapitel 4.1). Zweitens wird kurz auf die >Oratio de sancta Veronica< einzugehen sein, die vor allem in den lateinischen Drucken der >Historia et descriptio< überliefert ist, von der jedoch auch eine deutsche Übersetzung vorliegt (Kapitel 4.2).1 Drittens sind die Quellen derjenigen Fassungen der >Indulgentiae< zu untersuchen, die in der lateinischen und deutschsprachigen >Historia et descriptio< vorliegen, wobei teilweise auf die Ergebnisse der Untersuchungen zur Textgeschichte der >Indulgentiae< in Kapitel 2.1.1 und 2.1.3 zurückgegriffen werden kann, teilweise jedoch über 1
Auf das Gedicht >Inclita Roma tibi< (Walther/Hilka Nr. 9228), enthalten etwa in den lateinischen Drucken 127 (s. S. 40 Anm. 72), 1 31 (s. S. 44 Anm. 83), 1 40 (s. S. 27 Anm. 35), 145 (Rom: Stephan Plannck, 22.2.1491; Hain *11.194, Rossetti G-060) und 172 (s. S. 58 Anm. 107), wird hier nicht näher eingegangen, da in den deutschsprachigen Drucken keine Übersetzung dieses Textes vorliegt. Vgl. zu diesem Text oben S. 38 mit Anm. 67.
Die Quellen der Chronik der >Historia et descriptio
Historia et description (dt.): Z u Jakob Twinger von Königshofen Es könnte zunächst erstaunen, daß den >Indulgentiae< in ihrer gedruckten Fassung keine Papstchronik, sondern eine Chronik der römischen Könige und Kaiser vorangestellt worden ist, jedoch läßt sich dies wie folgt begründen: 3 Die Chronik greift anfangs die trojanische Gründung Roms auf und führt die Geschichte Roms somit auf ihre ältesten Ursprünge zurück, wodurch die historische Dignität der Ewigen Stadt betont wird. Die darauffolgende Beschreibung der Könige und Kaiser Roms thematisiert an mehreren Stellen die Verfolgung der Christen,4 die dadurch von Anfang an als Teilhaber an der Geschichte Roms gesehen werden. Der christliche Glaube überhöht die Dignität der antiken, heidnischen Stadt, das Ende der Christenverfolgungen bedeutet den Anfang der christlichen Weltherrschaft. In den Worten der deutschsprachigen >Historia et descriptioc »Es hört auch da vff die grosse Verfolgung der cristen [...]. Darnach zoch Constantinus vber mere in Krichenlant vnd buet da ein grosse stat vnd nant di noch ime Constantinopel vnd lies Rom dem pabst«.5 Durch die Hinführung zu Kaiser Constantinus und zur Donatio Constantini bildet die Chronik die gedankliche Basis für die darauffolgenden >IndulgentiaeIndulgentiaeHistoria et descriptio< überlieferte Fassung der >Stationes< erübrigt sich; die Überlieferung der >Stationes< variiert so wenig, daß sich keine Aussagen über die Filiation der Handschriften machen lassen. S. dazu Miedema, Überlegungen S. 336-338. Unter Domitianus: >Historia et descriptio< (dt.) f. 9r; Septimius Severus: ebd. f. 9V; Maximus: ebd. f. 10v; Aurelianus: ebd. f. l l v ; Diocletianus und Maximianus: ebd. f. 12v; Maxentius: ebd. f. 13v; Maximinus und Severus: ebd. f. 13v. >Historia et descriptio< (dt.) f. 16v. Das wichtigste Zitat in diesem Zusammenhang ist das folgende: »Item am Vierden tage gepoet er [Constantinus] vnd schuff, in masse als er ein keyser vnd ein here were in der weit vber alle heren, also solt sin ein romischer pischoff vber alle pischoff vnd vber alle priester, die in der weit weren. Das wart darnach vber drihundert iar pestediget von dem keyser Vocus; das bracht zuwegen Bonifacius, der pabst, das ein yetzlicher bischof zu R o m solt sin vber alle bischoff in der welt. Wan ein bischoff zu R o m vertrit sant Peters stat, den Got selbs gesatzt hat vnd im befollen die schlussel des hyemels vnd ime gewalt geben, zu binden vnd ze vfloesen, als vns das heylig ewangelium bezeuget«
302
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< zusammengestellt wurde und auf welche Art und Weise diese bearbeitet wurden, um sie als Einleitung für die >Indulgentiae< nutzbar zu machen. Zu diesem Zweck sollen zunächst verschiedene historiographische Werke des 15. Jahrhunderts besprochen werden, die möglicherweise als Vorlage gedient haben. Dabei wird vom Blockbuch der >Historia et descriptio< ausgegangen, da die Chronik in der in Kapitel 3.4 edierten Fassung der >Historia et descriptio< (dt.) von 1487 bereits an einigen Stellen verändert worden ist.7 Neben den vielen kleineren Umstellungen und Änderungen des Wortlautes seien die folgenden größeren Texteingriffe gegenüber dem Blockbuch erwähnt: Das Blockbuch enthält am Textanfang ein lateinisches Zitat, das in den späteren Drucken entfällt.8 Die Beschreibung des Kaisers Helius weicht im Blockbuch stark von den späteren Drucken ab.9 Im Vergleich zum Blockbuch ändern die späteren Drucke einige Zahlenangaben. 10 Auch im Bereich der Eigennamen sind Veränderungen festzustellen: Das Blockbuch nennt Marcus Curtius »Martin«, Kaiser Commodus »Domodus«, Kaiser Maximus »Maximinus« und Kaiser Aurelianus »Aurelius«; diese Fehler werden erst von den späteren Drucken der >Historia et descriptio< (dt.) korrigiert.11 Des weiteren nennt das Blockbuch die Herzöge von Bayern, die von Julius Caesar bekämpft wurden, namentlich, während diese Angabe in den späteren Drucken entfällt.12
7
8 9 10 11
12
(>Historia et descriptio< [dt.] f. 15 r ), ergänzt durch das folgende: »Da begabt der keyser sant Siluester vnd alle sine nachkomen, gab im die stat R o m vnd das landt vnd vil stete« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 16 v ). Vgl. auch die Hinweise zum Zehnt: » A m VII. tage geboet der keiser, das man dem bischof solt geben hinfuer den keiserlichen pfennig vom leibe vnd schueff die zehent den kirchen« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 15 v ). Die Frage, ob das Blockbuch älter ist als die Drucke d3 und d4, ist in diesem Bereich irrelevant: Alle im folgenden für das Blockbuch genannten Abweichungen finden sich auch in d3 und d4. S. Ehwald f. 3 r , >Historia et descriptio< (dt.) f. 2V. Ehwald f. 15r, >Historia et descriptio< (dt.) f. 9V. S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 3V, f. l l v . Marcus Curtius: Ehwald f. T , >Historia et descriptio< (dt.) f. 4V. - Commodus: Ehwald f. 15r, >Historia et descriptio< (dt.) f. 9V. - Maximus: Ehwald f. 16r, h i storia et descriptio< (dt.) f. 10v. - Aurelianus: Ehwald f. 18v, >Historia et descriptio< (dt.) f. l l v . Ehwald f. 7 v - 8 r : »Peymund vnd Yngram«; >Historia et descriptio< (dt.) f. 5 r .
Die Quellen der Chronik der >Historia et descriptio< (dt.)
303
Bereits früher wurde darauf hingewiesen, daß die Chronik der deutschsprachigen >Historia et descriptio< die Weltchronik des Jakob Twinger von Königshofen als Quelle verwendet. 13 Da jedoch die Twingersche Chronik, so die bisherigen Ergebnisse, nicht die einzige Quelle für die >Historia et descriptio< gewesen sein kann, ist erneut auf die Zusammenhänge zwischen der Twingerschen Chronik und der >Historia et descriptio< einzugehen. Zu diesem Zweck wird zunächst die Twingersche Chronik selbst in den Blick genommen, vor allem die bisher nicht berücksichtigte gedruckte Version (a). Da die Möglichkeit besteht, daß nicht die Twingersche Chronik selbst, sondern eine ihrer Bearbeitungen als Vorlage für die >Historia et descriptio< gedient hat, werden zwei weitere Chroniken untersucht, die Twinger als Quelle verwendet haben: die >Tütsche Chronika< des Ulmers Heinrich Steinhöwel von 1473 (b) und die 1476 gedruckte Kaiser- und Papstchronik des Johannes Bämler aus Augsburg (c). a) Jakob Twinger von Königshofen Twingers Chronik entstand um 1400 in Straßburg und liegt in einer Vielzahl von Handschriften vor;14 gedruckt wurde sie erstmals im Jahr 1474,15 d.h. in enger zeitlicher Nähe zur vermuteten Entstehungszeit des Blockbuchs der >Historia et description Der Druck vom Jahre 1474 folgt den Fassungen A/B, nicht der von Hegel als Leittext edierten Fassung C. Ein augenfälliges Unterscheidungskriterium ist ζ. B. die Zählung der Kaiser, die in der Fassung A/B Julius Caesar als den ersten Kaiser zählt, in der Fassung C jedoch Octavianus Augustus; außerdem fehlen im Druck sowie in den Fassungen A/B die in der Fassung C gegebenen Hinweise auf die Regierungsjahre der Kaiser »noch Götz gebürte«. Im Vergleich zu den Handschriften kürzt der Druck von 1474 den Twingerschen Text; so fehlen etwa die gesamten in den Handschriften der Fassungen Α, Β und C ausführlich erzählten Lebensgeschichten des Herodes und des Pilatus.16 Die sonstigen Unterschiede zwischen den Handschriften und dem Druck im Bereich der Kaiserliste sind weniger erheblich; so werden manchmal einzelne Nebensätze oder Wörter ausgelassen. Die >Historia et descriptio< folgt im Bereich der eben erwähnten Kürzungen den Fassungen A/B bzw. genauer: dem Twinger-Druck von 13 14
15
16
Ehwald S. 20-23; Miedema, Überlegungen S. 332-336. Hegel nennt 22 Handschriften der Fassungen Α, Β und C sowie 29 der Fassung D. Hain 9791. Zitiert wird nach dem Exemplar München, Bayerische Staatsbibliothek, Germ. 7366. Der Druck wurde in Augsburg von Johannes Bämler hergestellt. Hegel S. 337f., S. 339f.
304
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< Twingers Fassungen A/B entsprechend enthalten, im Gegensatz zur Fassung C.19 Allerdings kürzt die >Historia et descriptio< den Twinger-Druck weiter; so fehlen vor allem die Schilderungen der von den Römern geführten Schlachten, ζ. B. des punischen Krieges und der Kriege gegen die Ungarn.20 Auch innerhalb der Lebensbeschreibungen der Kaiser werden einzelne Sätze gekürzt, wie etwa an den Domitianus- und Helius-Episoden erkennbar ist, die hier als Beispiele zitiert seien:21 Domitianus des vorgenanten Tytus bruder richsete 15 1/2 jor, und ving ane zu richsende noch Götz gebiirte 83 jor
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Hinweise auf die von Hegel als Fassung »D« zusammengefaßten Handschriften erübrigen sich, da diese keine eigenständige Fassung, sondern jeweils »einen verstümmelten, gemischten oder frei bearbeiteten Text« überliefern (Hegel S. 199). Miedema, Überlegungen S. 339 Anm. 17. - Zu den oben (S. 302) genannten Abweichungen zwischen dem Blockbuch und den späteren Drucken der h i storia et descriptioc Das lateinische Zitat am Anfang der >Historia et descriptio< wird nicht von den Twinger-Handschriften oder dem Twinger-Druck vorgegeben. - Die Beschreibung des Lebens des Kaisers Helius im Blockbuch entspricht eher dem Twinger-Druck f. 92 r als den Twinger-Handschriften (Hegel S. 351), spätere Drucke der >Historia et descriptio< ändern die Angaben des Blockbuches. - Zu Marcus Curtius: Das Blockbuch übernimmt den Fehler von Twinger (Hegel S. 323, Twinger-Druck von 1474 f. 80 v ); er wird erst in den späteren Drucken der >Historia et descriptio< korrigiert. - Der Fehler »Domodus« wird nicht von Twinger vorgegeben. - Maximus wird von Twinger »Maximinus« genannt (Hegel S. 353, Twinger-Druck von 1474f. 93 r ). - Der Fehler »Aurelius« wird von nicht von den Twinger-Handschriften vorgegeben (Hegel S. 357), er erscheint jedoch im T\vinger-Druck von 1474 auf f. 96r. - Das Blockbuch übernimmt die Namen der bayerischen Herzöge von Twinger (Hegel S. 330, Twinger-Druck von 1474 f. 83 v ). Ehwald f. 23 r -25 r , >Historia et descriptio< (dt.) f. 14 v -15 v , Hegel S. 362f., Twinger-Druck von 1474 f. 98r; s. Miedema, Überlegungen S. 337f. und S. 340 Anm. 29. - Auch hier stimmen die Drucke d3 und d4 weitestgehend mit dem Blockbuch überein. Punischer Krieg: Hegel S. 324-327, Twinger-Druck f. 81 v -82 v , kurz bei Ehwald f. T-T, »Historia et descriptio< (dt.) f. 5 r ; Krieg gegen die Ungarn: Hegel S. 335, Twinger-Druck f. 86r. Für die Domitianus-Episode wird in der linken Spalte Hegel S. 347 wiedergegeben, mit Ergänzungen aus dem T\vinger-Druck von 1474 f. 90 r -90 v ; in der rechten Spalte Ehwald f. 14r (vgl. »Historia et descriptio< [dt.] f. 9 r ). Für die HeliusEpisode steht in der linken Spalte entsprechend Hegel S. 351f. mit Ergänzungen aus dem Twinger-Druck von 1474 f. 92r, in der rechten Ehwald f. 15r (vgl. »Historia et descriptio< [dt.] f. 9V).
Die Quellen der Chronik der >Historia et descriptio< (dt.)
305
[A/B und Twinger-Druck: »Domicianus richsete 16 jor. Der was lytus bruder«]. Also gut sin bruder und sin vatter worent gewesen, also böse was dirre. Er dótete vil edeler lüte zu Rome und nante sich got und einen herren über alle weit. Er was ein durcheilter der cristenheit und gebot, wo men cristen lüte fünde in den landen, die solte men döten. Er schihte sant Johannesen ewangelisten und vil ander heiigen in daz eilende. Er fürte also ein böse unsinnig leben, das er von aller weite verhasset wart, und wart von sinen fründen erslagen also er was 35 [A/B und T\vingerDruck: »36«] jor alt, und wart mit schänden begraben ellendekliche also ein diep oder morder, noch Götz gebürte 98 jor [A/B und Twinger-Druck: »noch ... jor« fehlt].
Domicianus regiret XVI iar. Er was lytus bruder.
Helyus Pertinax richsete nuwent 1/2 jor. Der was ein gerehter demütig man und 80 jor alt [A/B und TwingerDruck: »und 80 jor alt« fehlt] und wart von den römern kume erbetten, das er über sinen willen und ungerne [A/B und Twinger-Druck: »über ... ungerne« fehlt] keyser wart. Es ging ime also wol an allen dingen, das er genant wart »des glückes rat«. Wan er nu alt und kräng was, do botent in die römer, das er sinen sun ouch keyser mähte und sine frowe zu einre keyserin. Das wolte er nüt tun [A/B und Twinger-Druck: »Das ... tun« fehlt] und sprach, es were domine genug, das er selber hette gerichset ungerne und unverdienet. [A/B und Twinger-Druck ergänzen: »Er wart erslagen in eime überlöffe«].
Helyus ward erweit zu cayser, vnd er ward nicht gern caiser. Er was gerecht vnd diemuttig
Als frum sein vater vnd bruder waren gewesen, herwider was der so poeß. Er nant sich got vnd was ayn durchechtter der cristen
vnd verschiket sand Johannes vnd vil cristen in das elend.
Vnd er ward von sein aygen freunden erslagen vnd schentlich begraben.
vnd ward erslagen in auflauf.
Im Bereich der Namensschreibung zeigt sich deutlich, daß das Blockbuch auf den Druck zurückgeht, nicht auf die Handschriften. Hierfür seien ebenfalls einige Beispiele zitiert:22 Der Twinger-Druck von 1474 22
Einige der im folgenden aufgeführten Fehler werden von den späteren Drukken der >Historia et descriptio< (dt.) erkannt und verbessert; an dieser Stelle sollen lediglich die Übereinstimmungen zwischen dem Twinger-Druck und dem
306
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< als »Nervo«.24 Noch stärker fällt eine derartige Entsprechung in bezug auf Kaiser Caracalla auf, dessen Name im Twinger-Druck und im Blockbuch zu »Cartalla« verballhornt worden ist, während die Twinger-Handschriften seinen Namen korrekt überliefern. 25 Der Name des Kaisers Alexander Aurelius wird mißverstanden, so daß aus einem Kaiser zwei werden: »Alexander vnd Aurelius«.26 Gelegentliche Abweichungen zwischen dem Twinger-Druck und der >Historia et descriptio< scheinen auf Lesefehler zurückzuführen zu sein. Beispiele dafür finden sich etwa im Bereich der römischen Zahlen, der ohnehin sehr fehlerträchtig ist: »Adrianus reichßet XXI jar« heißt es bei Twinger, im Blockbuch jedoch »Adrianus regiret XIX iar«.27 So ist festzuhalten, daß die Chronik der >Historia et descriptio< (dt.) anhand derjenigen des Jakob Twinger von Königshofen erstellt wurde und zwar, soweit dies aus der bisher bekanntgewordenen Überlieferung der Twingerschen Chronik ersichtlich ist, anhand des 1474 erschienenen Druckes der Twingerschen Chronik, nicht anhand einer der Handschriften. Obwohl nicht auszuschließen ist, daß es verlorengegangene Textzeugen der Twingerschen Chronik gegeben hat, ergäbe sich aufgrund des erhaltenen Materials als möglicher terminus post quem für die Entstehung der >Historia et descriptio< (dt.), mit einiger Vorsicht, das Jahr 1474. Obwohl sich auf diese Art und Weise die Quellen für die Chronik der deutschsprachigen >Historia et descriptio< genauer einkreisen lassen, sind mit dem Verweis auf den Twinger-Druck jedoch keineswegs alle Unterschiede zwischen der Twingerschen Chronik und dem Block -
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ersten Druck der >Historia et description dem Blockbuch d l , dargestellt werden. Dieses stimmt im übrigen erneut in allen genannten Punkten mit den Drucken d3 und d4 überein (vgl. oben S. 302 Anm. 7). Twinger-Druck f. 79r, Ehwald f. 5r, >Historia et descriptio< (dt.) f. 3V, Hegel S. 320. Hegel S. 347, Twinger-Druck f. 90v, Ehwald f. 14r, »Historia et descriptio< (dt.) f. 9 r . Twinger-Druck f. 92v, Ehwald f. 15v, »Historia et descriptio< (dt.) f. 10r, Hegel S. 352. Hegel S. 353, Twinger-Druck f. 92v, Ehwald f. 16r, »Historia et descriptio< (dt.) f. 10r. Twinger-Druck f. 91v, Hegel S. 349, Ehwald f. 14v, »Historia et descriptio< (dt.) f. 9 r - 9 v .
Die Quellen der Chronik der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< zu erklären. Die wichtigsten Abweichungen zwischen den Handschriften der Twingerschen Chronik und den Drucken der >Historia et description die vermuten lassen, daß die Twingersche Chronik nicht die einzige Vorlage für die >Historia et descriptio< war bzw. eine ihrer Bearbeitungen als Quelle diente, seien hier kurz wiederholt:28 Die Gründungsgeschichte Roms ist in der >Historia et descriptio< ausführlicher als bei Twinger (Schicksal der Rea Silvia); die Vision des Octavianus wird in der >Historia et descriptio< anders beschrieben als bei Twinger; die Beschreibungen der Krankheiten des Tiberius und des Vespasianus fehlen bei Twinger; der Märtyrertod des Quirinus wird bei Twinger nicht erwähnt; die Privilegien, die Kaiser Constantinus Papst Silvester verlieh, werden von Twinger abweichend beschrieben. Der Vergleich zwischen den Handschriften und dem Druck der Chronik Twingers lehrt, daß diese von den Twinger-Handschriften abweichenden Angaben in der >Historia et descriptio< nicht vom Twinger-Druck vorgegeben wurden. 29 Im folgenden wird zu zeigen sein, daß der Bearbeiter der deutschsprachigen >Historia et descriptio< keine der bisher bekannten Bearbeitungen der Twingerschen Chronik (Steinhöwel und Bämler) verwendet hat, sondern auf die Chronik selbst zurückgriff; für die gerade genannten Abweichungen zwischen Twinger und dem Blockbuch der >Historia et descriptio< ist somit weiterhin keine Quelle bekannt. b) Heinrich Steinhöwel Heinrich Steinhöwel bearbeitete für seine >Tütsche Chronika< u.a. die Chronik Twingers, so daß vermutet werden könnte, daß sich die Unterschiede zwischen der >Historia et descriptio< und der Twingerschen Chronik dadurch erklären lassen, daß für die >Historia et descriptio< nicht die Chronik Twingers selbst, sondern deren 1473 gedruckte Bearbeitung durch Steinhöwel benutzt wurde.30 Aufgrund der zahlreichen Unterschiede in Form und Inhalt kann jedoch die >Tütsche Chronika< nicht als Quelle für die Chronik der >Historia et descriptio< betrachtet werden.
28 29
30
S. ausführlicher Miedema, Überlegungen S. 332f. Die Gründungsgeschichte Roms sowie die Vision des Octavianus entsprechen der Chronik des Martin von Troppau, jedoch war diese nicht die direkte Vorlage für die >Historia et description wie die vielen Abweichungen zwischen der Chronik des Martin von Troppau und der >Historia et descriptio< zeigen; s. ebd. S. 336. S. Gerd Dicke, Artikel »Steinhöwel, Heinrich«, in: 2 V L Bd. 9 Sp. 266f. Die Chronik ist verzeichnet als Hain 15.054; benutztes Exemplar: München, Bayerische Staatsbibliothek, 2° Inc. c.a. 228m. Sie wurde in Ulm von Johannes Zainer gedruckt.
308
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et description mit der Gründungsgeschichte Roms beginnt, sondern bis zur Erschaffung der Welt zurückgreift; dies entspricht jedoch dem von Twinger vorgegebenen Text. Ein wichtiger Unterschied zwischen Steinhöwel und der >Historia et descriptio< ist, daß Steinhöwel im Bereich der römischen Geschichte die Papst- und Kaisergeschichte gleichzeitig darstellt: Unter den Überschriften »Von den bäbsten« bzw. »Von den keisern« werden jeweils abwechselnd einige Päpste und Kaiser behandelt. Diese ebenfalls bei Martin von Troppau überlieferte Struktur dürfte auch bei Steinhöwel ursprünglich so gedacht gewesen sein, daß auf zwei gegenüberliegenden Seiten jeweils links die Päpste, rechts die Kaiser beschrieben wurden; im Steinhöwel-Druck von 1473 entsprechen jedoch die Seitenumbrüche diesem System nicht. Des weiteren behandelt die Chronik Steinhöwels neben der Geschichte des römischen Reiches auch Vorkommnisse aus der griechischen Geschichte und der Bibel, die in der >Historia et descriptio< (dt.) nicht erwähnt werden. Den Abschluß der Chronik bietet eine kurze Zusammenfassung der sechs Weltzeitalter; auch hierfür kennt die h i storia et descriptio< keine Entsprechung. Untersucht man den Wortlaut der Steinhöwelschen Chronik, so fällt auf, daß die Beschreibungen von Personen und Ereignissen insgesamt knapper gehalten sind als bei Twinger und in der deutschsprachigen >Historia et description es werden jedoch häufig abweichende Einzelinformationen gegeben. Als Beispiel sei die Aurelianus-Episode zitiert:31 Aurelianus anno Domini II C LXXIII regieret V iar, VI monet. Er was von ersten gütig gegen den cristen lüten, darnach ward er sie durchächten. Er was der erst, der die krön vff sijn hopt seczet.
Er ward von synen rittern getötet.
Aurelius regirt VI iar, was ayn streitper man
vnd was der erst, der ayn kayserlich gulden krone trug vnd claider beslagen mit gold vnd edelm gestain. Er durchechttet die cristen vast vnd liesse toetten seiner swester sune. Vnd sein aygen diener slugen in zu toed.
Viele Angaben Steinhöwels verzeichnet die deutschsprachige >Historia et descriptio< nicht; auch sind umgekehrt in der >Historia et descriptio< Informationen enthalten, die bei Steinhöwel fehlen. Als weiteres Beispiel sei die Darstellung des Lebens des Julius Caesar genannt: Wäh-
31
Links: Steinhöwel f. T; rechts: Ehwald f. 18 v (vgl. >Historia et descriptio< [dt.] f. l l v ) .
Die Quellen der Chronik der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< (dt.) ausführlich Caesars Aufstieg vom Konsul (»burgermeister«) zum »Kaiser« und schließlich seine Ermordung beschreibt, beschränkt sich Steinhöwel auf die kurze Notiz: »Julius der keiser fand die guldin zal, V tusend I C XXXXVIII. Der regnieret V iar vnd ward von Bruto vnd Lucio getoetet«. 32 Sowohl die »guldin zal« als auch die Namen der Mörder werden von der >Historia et descriptio< nicht erwähnt; dagegen kennt die >Historia et descriptio< nähere Details aus Caesars Lebensgeschichte, die bei Steinhöwel fehlen. 33 Die oben (S. 307) geschilderten Abweichungen zwischen der Twingerschen Chronik und der deutschsprachigen >Historia et descriptio< lassen sich nicht anhand der Chronik Steinhöwels erklären: Obwohl die Krankheit des Tiberius bei Steinhöwel genannt wird (f. 3 r ), fehlen in seiner Chronik alle weiteren abweichenden Stellen (Rea Silvia; Vision des Octavianus; Krankheit des Vespasianus; Quirinus; Darstellung der Donatio Constantini). Widersprüchliche Angaben wie die folgende unterstützen die Annahme, daß die >Historia et descriptio< (dt.) von Steinhöwels Chronik unabhängig entstanden ist: »Traianus vß Hisp[a]nia regiert anno Domini I C I vnd ward ze Köln keiser gemachet, regiert XIX iar, VI monet, XV tag. Ein gerechter richter, aber er eret besonder got und toetet die cristen vnd starb an der ruor im LXIIII. iar synes alters«; »Traianus ward zu Koeln am Reyn erweit. Er bezwang beyte [weite] landt vnd het recht gericht vnd nottet nymant von seinem glauben vnd regiret XIX iar vnd starb«.34 Die Darstellung Trajans im einen Falle als Verfolger, im anderen als Dulder der Christen zeigt, daß der Verfasser der >Historia et descriptio< den Steinhöwel-Text nicht als Vorlage benutzte. c) Johannes Bämler Johannes Bämler, der bereits den ersten Druck der Twingerschen Chronik hergestellt hatte, gab im Jahre 1476 eine zweite Chronik heraus, die zwar der Twingerschen nahesteht, jedoch in vielen Kapiteln in nicht unerheblichem Maße von Twinger abweicht.35 Die für die >Historia et descriptio< (dt.) maßgebliche römische Reichsgeschichte ist jedoch mit der Twinger-Chronik nahezu identisch; der Text steht der Fassung A/B 32 33
34 35
Ehwald f. 7 v - 9 r , >Historia et description (dt.) f. 5 r - 6 r , Steinhöwel f. 2V. Ehwald f. 8V, »Historia et descriptio< (dt.) f. 5 v - 6 r : Selbsttötung des Cato, Neid der Römer als Anlaß für Caesars Ermordung. Steinhöwel f. 4 v - 5 r , Ehwald f. 14v, »Historia et descriptio< (dt.) f. 9r. Bereits Hegel S. 192 gibt an, daß es sich hier nicht um den Twingerschen Text, sondern um eine Bearbeitung durch Johannes Bämler handelt; s. auch Ferdinand Geldner, Artikel »Bämler, Johann«, in: 2 V L Bd. 1 Sp. 599. Die Chronik ist bei Hain 9792 verzeichnet; zitiert wird nach dem Exemplar München, Bayerische Staatsbibliothek, 2° Inc. c.a. 499t. Die Folioangaben beziehen sich auf die zeitgenössische Foliierung in diesem Exemplar; diese zählt das mit einem Holzschnitt versehene Blatt 1 nicht mit.
310
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< (vgl. S. 302); wenn dies nicht auf einen Überlieferungszufall zurückzuführen ist, könnte es als ein Hinweis darauf interpretiert werden, daß entweder bereits vor der Bämler-Ausgabe von 1476 eine frühere Ausgabe dieses Textes existierte (die vom Bearbeiter des Blockbuchs benutzt worden wäre) oder aber eine verlorengegangene Ausgabe der Twingerschen Chronik den gleichen Fehler enthielt. Wenn das Blockbuch der >Historia et descriptio< für das Jubeljahr 1475 produziert wurde, kann die Bämler-Chronik nicht als Quelle für das Blockbuch verwendet worden sein; die Ähnlichkeiten zwischen beiden Chroniken ergeben sich aller Wahrscheinlichkeit nach aus der gemeinsamen Vorlage (Twinger A/B bzw. Twinger-Druck), nicht aus einer eventuellen direkten Abhängigkeit zwischen Bämler und der >Historia et description Faßt man die bisherigen Ergebnisse zusammen, so zeigt sich, daß in bezug auf die Anfänge der >Historia et descriptio< Unsicherheit herrscht, auch wenn einige begründete Vermutungen aufgestellt werden können. Annehmbar ist, daß mit dem deutschsprachigen Blockbuch (dl) der älteste Druck der >Historia et descriptio< vorliegt. Die Nähe der hier überlieferten Liste der Könige und Kaiser Roms zur Chronik des Jakob Twinger von Königshofen war bereits bekannt; es zeigt sich jedoch, daß der Bearbeiter der >Historia et descriptio< mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die Twinger-Handschriften, sondern den Druck, der im Jahre 1474 hergestellt wurde, verwendete. Für die Frage nach den bereits früher konstatierten Unterschieden zwischen der Twinger-Chronik und den ersten Drucken der >Historia et descriptio< (dt.) bietet der Verweis auf diesen Druck von 1474 allerdings keine Lösung. Auch der Vergleich zu denjenigen Bearbeitungen der Twingerschen Chronik, die in zeitlicher Nähe zum Blockbuch entstanden sind (Steinhöwel, Bämler), führt nicht zu einer Quelle, die dem Blockbuch näher steht als der Twinger-Druck. So muß vorläufig offenbleiben, welche Quellen der
Die >Oratio de sancta Veronica
Historia et description neben d e m Druck der Twingerschen Chronik zu Rate zog.
4.2. D i e >Oratio d e s a n c t a Veronica< In allen Drucken der lateinischen >Historia et descriptio< sowie in einigen der lateinischen >Indulgentiae< ist ein an das Veronica-Tuch (bzw. an das Antlitz Christi) gerichtetes Gebet überliefert. 3 6 In der >Historia et descriptio< bildet dieser Text den Übergang zwischen der Chronik und den >IndulgentiaeIndulgentiaeOratio< lautet: 37 36
37
Chevalier Nr. 18.190, Von Dobschütz S. 307*f„ Mone Bd. 1 S. 156-158 Nr. 120, Walther/Hilka Nr. 17.153; s. auch Corbin de Mangoux und Smeyers, Vera Icon. Nach GW Bd. 6 Sp. 76 wird der Text gelegentlich Aegidius Romanus (Aegidius Columna) zugeschrieben. Auch im Zusammenhang mit dem >Zeitglöcklein des Lebens und Leidens Christi< des Bertholdus sowie mit den >Orationes< der Birgitta ist der Text im Druck überliefert, s. GW 4173 (= BSB-Ink. Nr. B-396) und 4363 (= BSB-Ink. Nr. B-533). In den »Analecta Hymnica« ist eine »schwache Nachahmung« dieses Reimgebets »mit sehr verwildertem Texte« überliefert, s. Nr. 23.681 (Bd. 40 S. 37f. Nr. 18, die Zitate S. 38). - Die Handschriften L83, L84 und L137 enthalten ebenfalls eine >Oratio de sancta VeronicaOratio< einiger Beliebtheit erfreute, zeigt sich auch darin, daß ihr Incipit auf Pilgerabzeichen überliefert ist (s. unten S. 371); vgl. außerdem etwa das Gemälde von Jacob Cornelisz. van Oostsanen (1470-1533) im Amsterdamer Rijksmuseum, das (im Rahmen einer Darstellung des Kalvarienbergs) die heilige Veronica mit einem Mantel abbildet, auf dessen Bordüre ebenfalls das Incipit der >Oratio< wiedergegeben ist. Zitiert wird die >Historia et descriptio< (lat.) f. 37 r -38 r nach dem Druck 1 81 (16. August 1500, s. S. 45 mit Anm. 87); in eckigen Klammern werden für die Strophen I-XII die Abweichungen anhand des von Mone Bd. 1 S. 156-158 Nr. 120 edierten Textes wiedergegeben (dieser stimmt im wesentlichen mit Von Dobschütz' Text überein). Ein Vergleich von 1 81 mit dem ältesten erhaltenen datierten lateinischen Druck der >Historia et descriptio< (1 40, am 7. November 1489 von Stephan Plannck in Rom gedruckt [s. S. 27 Anm. 35], Exemplar Rom, Bibliotheca Hertziana, Dg 450-891) und dem vermutlich ältesten, jedoch nicht datierten Druck (127, s. S. 44 Anm. 84) bestätigte (mit einer Ausnahme, s. S. 312 Anm. 40) den im folgenden wiedergegebenen Text, nicht den von Mone publizierten. In beiden Drucken fanden sich allerdings zusätzlich folgende Abweichungen: Strophe IV Z. 2 »que« statt »qui«; Strophe VII Ζ. 2 »lex« statt »lux«; in der »Collecta«: »viuentem« statt »venientem«. In Strophe V Ζ. 1 läßt 127 fälschlich »gloria« aus. In Strophe V Z. 2 hat 1 27 »flabili« statt »fragili« oder »flebili«, in Strophe X Z. 4 hat 140 »Confert« statt »Confer«. Verglichen wurde der Text von 181 außerdem mit drei der jüngsten Drucke der >Historia et descriptio< (lat.): 1106 (1508, s. S. 45 Anm. 88), 1131 (1520, s. ebd.) und 1142 (1550, letzter datierter Druck des 16. Jahrhunderts; s. ebd.). Die von Rudy besprochene Handschrift Paris, Bibliothèque de l'Arsenal, Ms. Nr. 212 enthält die >Oratio< ebenfalls (s. Rudy Abb. 14), jedoch fehlt hier die Strophe XI. - Die Melodie zum Text ist bei Corbin de Mangoux S. 2 und Abb. 1 - 3 abgedruckt. -
312
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio< I
Salue, sancta facies nostri redemptoris, In qua nitet species diuini splendoris, Impressa panniculo niuei candoris D ataque Ueronice signum ob amoris.
II
Salue, vultus Domini, imago beata, Ex eterno muñere mire decorata Lumen funde cordibus exinde [ex vi] tibi data Et ex nostris sensibus tolle colligata [caligata],
III
Salue, splendor glorie, salus peccatorum, Representans proprie regem angelorum [supernorum], Restauratrix gratie, speculum sanctorum, Te querunt respicere spiritus celorum.
IV
Salue, robur fidei nostre Christiane, Destruens hereticos qui sunt vite vane, Horum auge meritum qui te credunt sane Illius effigie[m] qui rex fit 38 pane.
V
Salue, nostra gloria in hac vita dura, Labili et fragili [flebili], cito transitura. Nos perdue ad patriam, o felix figura, Ad videndum [videndam] faciem que est Christi pura.
VI
Salue, o sudarium nobile locale Et [Es] nostrum solatium et memoriale Eius qui corpusculum assumpsit mortale, Nostrum verum gaudium et bonum finale.
VII
Salue, iubar seculi, stella matutina, In conspectu populi fulget lux diuina Que est cura languidi, vite medicina. Nos in mundo labili lues [serves] a ruina.
Vili
Salue, gemma nobilis, vera margarita, Celicis virtutibus perfecta 39 munita, Non depicta manibus, sculpta nec polita, Hoc sursummus [seit summus 40 ] artifex qui te fecit ita,
IX
lile color celicus qui in te splendescit In eodem permanet statu nec decrescit,
Das Kästchen, in dem das Veronica-Túch der Legende nach transportiert worden sei, scheint auf den ersten Blick den gleichen Text zu zitieren, weicht jedoch stark von diesem ab: »Salve, sancta facies nostri salvatoris, pro nobis sputis et elapsis caesa« (s. »Romei & giubilei« Katalognr. 237; der Text wurde im späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert angebracht, kopierte jedoch möglicherweise einen älteren). Im von Mone herausgegebenen Text wird nach »fit« »ex« ergänzt; dieses findet sich auch in einigen Drucken der >Historia et descriptio< (lat.), so etwa in den Drucken 1131 (1520, s. S. 45 Anm. 88) und 1 142 (1550, s. ebd.). Bei Mone und etwa in Druck 1 131 (1520, s. S. 45 Anm. 88): »perfecte«. Dieser Fehler ist im benutzten Exemplar von 181 (16. August 1500, s. S. 45 Anm. 87) von einer zeitgenössischen Hand korrigiert worden; er ist in 127 (nicht datiert, s. S. 40 Anm. 72) und 140 (7. November 1489, s. S. 27 Anm. 35) nicht enthalten.
Die >Oratio de sancta Veronica
Historia et descriptio< wohl eher die Funktion der Anregung zur privaten Andacht erfüllen soll. Eine deutschsprachige Übersetzung dieses Gebets liegt in Druck d37 vor. 4 2 D i e s e Übersetzung überliefert einen erheblich kürzeren Text, dessen Strophenfolge von demjenigen der lateinischen h i s t o ria et descriptio< abweicht: Auf Strophe I folgen die Strophen XI, V und XII, die restlichen Verse fehlen. D i e s ist keine Willkür des Übersetzers, sondern beruht aller Wahrscheinlichkeit nach darauf, daß bereits ältere lateinische Versionen des Gebets diesen kürzeren Text überliefern; 4 3 41
42
43
Auch diese Stelle wurde im benutzten Exemplar von 1 81 (16. August 1500, s. S. 45 Anm. 87) von einer zeitgenössischen Hand korrigiert, sie findet sich jedoch als »vertes« auch in den Drucken Druck 127 (nicht datiert, s. S. 40 Anm. 72) und 140 (7. November 1489, s. S. 27 Anm. 35). S. die Edition in Kapitel 3.3.1 f. l l v - 1 2 v . Die Handschrift D45 schreibt die >Oratio< von diesem Druck ab, s. S. 66. Corbin de Mangoux S. 37-40, Von Dobschütz S. 306*, Mone Bd. 1 S. 155f. Nr. 119, Kehrein S. 62f. Nr. 56; der früheste Textzeuge stammt aus dem 14. Jahrhundert. Auch »Einblattdrucke« Nr. 1287 überliefert diesen Text, fügt allerdings nach dem übereinstimmenden Versiculus und Responsorium eine abweichende Collecta hinzu (so auch Schreiber 754a, »The illustrated Bartsch«
314
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et description sondern auf eine andere (wohl ebenfalls lateinische) Quelle zurück. d37 schreibt den Text Papst Johannes XXII. [1316-1334] zu 44 und verspricht demjenigen, der das Gebet vor dem Bildnis Christi (und damit wohl auch: vor der im Druck enthaltenen Abbildung des Antlitzes Christi) ausspricht, einen Ablaß von 10.000 Jahren.45 Auch in einer der niederländischsprachigen Handschriften der >Indulgentiae< liegt eine Übersetzung dieser Kurzform der >Oratio< vor:46 Bd. 163 S. 29; hier zusätzlich ein Ablaßversprechen). In dieser Form ist der Text auch in der Handschrift Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Ms. 11.035-11.037 f. 95 v -96 r überliefert; in diesem Gebetbuch befinden sich außerdem auf f. 96r vier eingenähte Veronica-Bilder, von denen zwei wiederum das Incipit »Salve, sancta facies nostri redemptoris« zitieren (abgebildet bei Koldeweij, Pelgrimage Abb. 15 und Abb. 19). Ebenso findet sich in der Handschrift D23 ein eingeklebtes handgemaltes Blatt, auf dem die Veronica mit dem Schweißtuch sowie das Incipit der >Oratio< wiedergegeben sind; Schreiber 770a verzeichnet einen Einblattdruck, auf dessen Wiener Exemplar handschriftlich »Salue sancta facies nostri redemptoris« eingetragen ist (»The illustrated Bartsch« Bd. 163 S. 45). Zu solchen Bildern s. auch unten S. 370. - »Einblattdrucke« Nr. 643 (wohl identisch mit Nr. 656a) übersetzt die Strophen I, XI, V, XVII ins Deutsche und ergänzt eine Ablaßangabe; zu einer weiteren Variante s. unten Anm. 46. - Auf einem Gemälde von Petrus Christus, >Porträt eines jungen Mannes< (1462 datiert; London, National Gallery of Art, Inv. Nr. NG 2593, s. Finaldi S. 86-89 mit Abb.), ist an der Wand im Hintergrund eine Abbildung des Schweißtuches der Veronica wiedergegeben, unter der sich in zwei Spalten 16 Zeilen Text befinden. Dieser Text gibt die obigen Strophen I und V vollständig wieder, danach die ersten beiden Zeilen von Strophe VI sowie die letzten beiden der Strophe VIII; es folgt die Strophe XII, in der die letzte Zeile allerdings abweichend »Dicamus omnes: >AmenOratioOratio< bei Meertens Bd. 6 S. 75-79 (Handschriften Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Ms. 4919 [mit direktem Bezug auf die römische Reliquie: »Hier begint een gebet, dat ghemaect is in die ere ons Heren aenschijn, ende het staet te Roem in Sinte Pieters kerke bi Veronica ...«], Ms. 12.079, Ms. 12.080 [mit Edition des Textes nach dieser Handschrift, ebd. S. 76f.] und Ms. 12.081). Einige dieser Handschriften enthalten eine im Text bei Mone nicht vorgegebene Zusatzstrophe, Meertens Bd. 6 S. 78.
Die >Oratio de sancta Veronica
Historia et descriptio< [dt.] f. 40 v -41 r ).
318
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< zeigt, daß der Aufbau des Textes in beiden Fassungen ähnlich ist: Es werden zunächst Angaben über die topographische Lage der Kirche gemacht (Z. 1 - 3 bzw. 1 - 4 ) , wonach eine Liste der in der Kirche vorhandenen Reliquien (Z. 4 - 1 3 bzw. 5 - 9 6 ) und schließlich Angaben über die in der Kirche zu erwerbenden Ablässe folgen (Z. 1 4 - 2 3 bzw. 97-101). Die Reihenfolge der einzelnen innerhalb der Beschreibungen der Kirchen genannten Elemente ist in beiden Fassungen identisch; allerdings verkürzt die >Historia et descriptio< (dt.) vor allem die Listen der Reliquien im Vergleich zu D76 erheblich. Kleinere selbständige Ergänzungen in der >Historia et description wie die Nennung der Namen der drei Jünglinge im Feuerofen in der oben wiedergegebenen Liste der Reliquien von S. Adriani in Tribus Foris (Z. 3 0 - 3 2 ) , sprechen nicht gegen die Priorität der Handschrift D76. Das Prinzip, nach dem der Text von D76 für das Blockbuch gekürzt wurde, ist unklar. Die Auswahl der Reliquien dürfte z.T. mit dem Bekanntheitsgrad der jeweiligen Heiligen zusammenhängen: D76 nennt sehr viele lokalrömische Heilige, die den Pilgern aus Deutschland wohl weniger bedeuteten. Jedoch gibt es auch Reliquien hoher Dignität, wie das Stück des Kreuzes Christi im obigen Textbeispiel
320
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et description übernommen wurden. Sucht man nach möglichen Quellen für die Wolfenbütteler Handschrift D76, so zeigt sich, daß diese vor allem im Bereich der Reliquienverzeichnisse große Übereinstimmungen mit den in den römischen Kirchen überlieferten Weiheinschriften aufweist. Besonders aus dem 12. und 13. Jahrhundert ist für Rom eine große Anzahl solcher in Stein gemeißelten Inschriften überliefert, die zum größten Teil von Forcella und Silvagni publiziert wurden. Es ist anzunehmen, daß viele dieser Texte mit den Weiheurkunden der jeweiligen Kirchen übereinstimmen; da in diesem Bereich jedoch bisher erst sehr wenig Material zugänglich ist,49 kann kein Vergleich zwischen den Urkunden und den Inschriften versucht werden. Auch andere zeitgenössische Zeugnisse für Reliquienverzeichnisse, etwa Inschriftentafeln auf vergänglichem Material wie Holz, Pergament oder Papier, sind für Rom nicht erhalten. Die Weiheinschriften können die Konsekration der Kirche selbst oder lediglich eines einzelnen Altars betreffen. Sie sind in der Regel aus folgenden Elementen zusammengesetzt: Datierung der Weihe; Nennung des weihenden Bischofs bzw. Papstes mit Angabe der Zeugen oder Mithelfenden; Patrozinium des Altars oder der Kirche; Verzeichnis der Reliquien, die sich in der Kirche oder im Altar befanden, teils je nach ihrem Reliquienbehälter differenziert. Es können Angaben über die in der Kirche zu erwerbenden Ablässe beigefügt sein. Der Anlaß für das Erstellen bzw. Anbringen einer solchen Inschrift war zumeist eine Restaurierung der Kirche oder auch die Aufstellung neuer Altäre innerhalb der Kirche, für die die Reliquien des Hauptaltares zunächst katalogisiert, dann aufgeteilt und umgebettet wurden. In einigen Fällen verzeichnen die Inschriften neben vielen Reliquien namentlich genannter Heiliger auch »aliae multae reliquiae sanctorum«;50 hier zeigt sich die Wichtigkeit einer schriftlichen Dokumentation der Reliquien, die ohne diese nicht identifizierbar waren. Die Inschriften überführten die den Reliquien beigefügten Zettel und die Weiheurkunden in eine dauerhaftere und öffentlichkeitswirksamere Form der Dokumentation. 49
50
Vgl. die bei Jaffé/Wattenbach, Kehr und Potthast gedruckten Regesten der päpstlichen Urkunden und Bullen, die nur einen Bruchteil der gesamten Überlieferung zugänglich machen. - Von Pflugk-Harttung stellt einige Beispiele für Inschriften des 7 . - 9 . Jahrhunderts vor, für die er die Frage diskutiert, ob diese möglicherweise als Originalausfertigungen zu gelten haben, ohne daß ihnen eine Pergament- oder Papyrusfassung voranging; zumindest im 7. und 8. Jahrhundert scheint dies in Ausnahmefällen vorgekommen zu sein. So z.B. in S. Adriani in Tribus Foris, unten S. 325 Z. 148f. In manchen Inschriften wird hinzugefügt: »quorum nomina Deus seit«, wie etwa in S. Mariae ad Scolam Graecam, unten S. 328 Z. 67f.
Weiheinschriften als mögliche Quelle
321
Für Deutschland und die Niederlande sind vergleichbare Inschriften deutlich seltener überliefert als für Italien. Genannt seien hier nur einige derjenigen Beispiele aus dem Reich, deren Texte (mit Ausnahme der Ablaßangaben) alle oben genannten Bestandteile enthalten, die für die römischen Tafeln charakteristisch sind:51 Es überrascht nicht, daß gerade aus Köln, einer Stadt, die auf verschiedene Art und Weise versuchte, Rom zu imitieren, 52 einige vergleichbare Inschriften überliefert sind. Bereits Ende des 10. Jahrhunderts wurde eine solche (nicht erhaltene) Weiheinschrift für die Kirche St. Andreas angefertigt, um 1009 eine (ebenfalls nicht erhaltene) für die Kirche St. Stephan. 53 Aus der St. GeorgsKirche in Düsseldorf-Kaiserswerth stammen mehrere (heute verschollene) Weiheinschriften, die alle um 1078 hergestellt wurden. 54 Noch erhalten ist ein Exemplar in Keyenberg (ebenfalls Ende des 11. Jahrhunderts). 55 Auf einer (nicht erhaltenen) Inschrift aus der Nikolauskapelle im Dom in Worms (1058; keine Steintafel, sondern in Buchstaben aus vergoldetem Kupfer ausgeführt) scheinen die Patrozinien und die Reliquienlisten ineinander überzugehen: Die letzte Angabe in der Reihe, »de sepolcro D(omi)ni«, wäre jedenfalls als Patrozinium höchst ungewöhnlich. 56 Eine aus gebranntem Ton hergestellte Tafel mit einer Weiheinschrift für das Benediktinerkloster St. Georg in Prüfening wurde im Jahre 1119 oder kurz danach hergestellt. 57 Die Inschrift dieser Tafel stimmt mit der noch erhaltenen Weihenotiz in der Klosterchronik überein. Es wird angenommen, daß auch in Regensburg eine bewußte Annäherung an Rom versucht wurde; so ist seit dem 13./14. Jahrhundert die Bezeichnung »Latron«/»Lateran« für eines der Regensburger Viertel überliefert. 58 Für eine (nicht erhaltene) Steintafel aus dem Jahre 1118 ist unbekannt, aus welcher Kirche sie stammt. 59 Eine weitere, lediglich kopial überlieferte Weiheinschrift wurde im Jahre 1137 hergestellt und dokumentiert die Weihe der Neuenheimer Kirche.60 Für die Michaelskapelle in Rothenburg ob der Tauber ist ein spätes Beispiel (1449) überliefert: Diese Weiheinschrift nennt sowohl das Datum der Weihe, den Weihbischof, die Patrozinien und die Reliquien als auch den Ablaß der betreffenden Kapelle.61
Zur Illustration des Zusammenhangs zwischen den römischen Weiheinschriften und der Wolfenbiitteler Handschrift D76 sei ein erstes Textbeispiel gegeben: die oben (S. 317-319) bereits zitierte Beschreibung der Kirche S. Adriani in Tribus Foris.62 51
52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62
Auf einigen weiteren Inschriften des deutschsprachigen Raums fehlen etwa die Reliquienlisten oder die Angaben über den Bischof, der die Weihe vollzog. Der Kürze zuliebe wird auf diese im folgenden nicht verwiesen. S. dazu unten S. 398f. Funken Nr. 3, Nr. 5. Ebd. Nr. 11. Ebd. Nr. 13. Fuchs Nr. 11. S. den Katalog »Ratisbona Sacra« S. 132-140 und Abb. S. 368. Ebd. S. 159. Arens/Bauer Nr. 660. Neumüllers-Klauser Nr. 2 Lutz Nr. 66. In der linken Spalte werden Forcella Bd. 2 Nr. 139 (Z. 4-112) und Nr. 141 (Z. 114-151) zitiert, in der rechten Spalte steht (erneut, vgl. S. 317-319) D76
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Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio< Stacion z'Sant Adriano. In der kirchen zw Sant Adriano, die leit hinder Campodalio peij Sant Peter Gefancknis,
+ In nomine Domini anno Domini M° CC° XX o VIII o pontificatv domini Gregorii IX. pape, anno primo indictione I. mense ianvarii die XVIII. inventa svnt corpora beatorvm martirvm Marii et Marthe 10 et reliqvie sancti Adriani in confessione svb maiori altari et corpora sanctorvm trivm pverorvm in abside svper colvmpnam per magistrvm Pelagivm episcopvm Albanensem et 15 dominvm Stephanvm, eivsdem ecclesie diaconvm cardinalem, cvm clericis ipsivs ecclesie,
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da leit sant Mauri vnd Marti. Auch jst da daz nachgeschriben haltum: czw dem ersten von sant Adriano,
videlicet presbitero Bartholomeo, presbitero Pavlo, Petro diacono, Romano svbdiacono, Oliverio svbdiacono et Matheo clerico et Ionatha magistro. Item Gregorivs papa IX. dedicavit ecclesiam istam XIII. kalendas aprilis in Ila. feria post palmas cvm cardinalibvs, inter qvoqve fvervnt V i l i episcopi, scilicet Pelagivs episcopvs Albanensis, patriarcha Constantinopolis, archiepiscopvs Mediolanensis, archiepiscopvs Thesaliensis, episcopvs Castrensis et qvidam episcopvs Romanie et episcopvs Cenadiensis. f. 40 v -42 v (die zweite Inschrift, Forcella Bd. 2 Nr. 141, wird im folgenden aus Raumgründen nicht vollständig wiedergegeben). Die erste der beiden Inschriften ist nicht erhalten, von der zweiten ist lediglich ein Fragment überliefert. Eine Abbildung dieses Fragmentes findet sich bei Koch Abb. 10 (übernommen als Abb. 34). Forcella ediert in diesem Fall den Wortlaut der Inschriften nach einer Kopialüberlieferung des späten 16. Jahrhunderts; er standardisiert dabei die Schreibung, z.B. schreibt die Kopialüberlieferung, gegen die Inschriften, konsequent »AE« für »E«. - Für die Wiedergabe aller (bei Forcella bereits in der für Inschriften üblichen Form edierten) Inschriften im folgenden gilt, daß die Kürzel stillschweigend aufgelöst werden; des weiteren wird eine Interpunktion eingefügt und werden die Groß- und Kleinschreibung den auf S. 61 erläuterten Editionsprinzipien angepaßt. - Jaffé/Wattenbach und Kehr stellen lediglich die päpstlichen Urkunden bis 1198 zusammen und enthalten entsprechend keinen Hinweis auf urkundliche Parallelüberlieferung zu dieser 1228 entstandenen Inschrift. Kehr S. 69 vermerkt allerdings, daß das Archiv der Kirche nicht erhalten ist. Bei Potthast und Auvray ist unter den Zeugnissen des Papstes Gregorius IX. [1227-1241] ebenfalls kein Verweis auf S. Adriani in Tribus Foris überliefert, so daß die Inschriften als die ältesten erhaltenen Quellen für die Weihe dieser Kirche gelten dürfen.
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Weiheinschriften als mögliche Quelle 35 In maiori altari svnt reliqvie mvltorvm sanctorvm, videlicet: de spinis corone Domini, de ligno Domini, de clavo Ihesv Christi, 40 de spongia Domini, 45 de de de de
vestimento Ihesv Christi, cvnabulo eivs, velo beate Virginis, manna beati Iohannis evangeliste,
50 de reliqviis Iohannis baptiste et sancti Symeonis, sancti Andree, sancti Philippi, sancti Thome apostoli, 55 sancti Symonis, sancti Bartholomei, sancti Lvce evangeliste, sancti Mathei, sancti Stephani prothomartiris, 60 sancti Lavrentii, sancti Vincentii, sancti Adriani, corpora sanctorvm Marii et Marthe, medietas corporvm Nerei et Achilei 65 et Domitille, corpora sanctorvm Papié et Mavri. In abside svper colvmpnam recondita svnt corpora trivm pverorvm, 70 sanctorvm Sebastiani et Fabiani, Cosme et Damiani, 75 IUI coronatorvm, XL martirvm, Xisti pape, Blasii, Silvestri pape 80 et sanctorvm trivm pverorvm, Nicolai, Alexi, Marcelli pape, Christofori, 85 Mariae Magdalenae, Svsanne, Agnetis, Lvcie, Petronilae, Praxedis, Prvdentiane, Magane, Tecle,
ain doren von der cron, von dem hailigen kreicz vnd ain wenig von ainem nagel, damit Got an dem hailigen kreicz vart genaglet. Auch jst da von dem schwam, damit Got gedrenckt ward an dem hailigen kreicz, vnd von vnsers Heren rock, von seiner wiegen vnd vnser Frawen schlair. Auch jst da von dem himelbrot von sant Johannes ewanglis[t]a vnd auch von sant Johanes babtista
vnd von sant Siman, Bartholomeo, Luca, Matheo zwelfpotten, ewangelista, von sant Steffano, von sant Lairencz vnd Wincencio. Auch jst da halb leichnam von sant Nereo vnd Archielo vnd Domitille vnd die zwen leichnam Papile vnd Mauri. Jtem ob dem altar jn der maur sind die nachgeschriben haltum: czw dem ersten maul die drew kinder, die jn den offen wurden worfen, vnd jst da von sant Fabian und Sebastian vnd von sant Cosman vnd Damian vnd fier kronenten vnd von den hailigen fierczig hailigen, von sant Sixt, Silvester, Nicolauo babst, von sant Plasy, Alexio vnd Marcello, Cristoffero vnd sant Maria Magtulena, Susana, Agnes, Lucia, Petronella, Praxeda, Potenciana, Margreta, Clara,
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Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Indulgentiae< sonst aufweisen, ist dies ein sehr deutlicher Hinweis auf einen genealogischen Zusammenhang zwischen den genannten Texten. Daß dabei gelegentlich Zeilensprünge (Z. 51/55: Symeon-Symon) und Überlieferungsfehler (Z. 89) festzustellen sind, überrascht bei der Fülle der für einen nicht-römischen Schreiber wohl teilweise fremden Namen lokalrömischer Heiliger nicht. Die Wiederholungen, die sich im lateinischen Text deswegen ergeben, weil die Gesamtliste der Reliquien in einzelne Aufbewahrungsorte der Reliquien unterteilt wird, werden in D76 gestrichen (Z. 62-66, 68f., 80, 93-98). Die Ablaßangabe wird in diesem Fall übernommen (Z. 117-122,152f., mit Schreibfehler »jar« für
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Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Indulgentiae< mit den römischen Inschriftentafeln übereinstimmen; s. die >Historia et descriptio< (lat.) f. 26r: Vergebung aller Sünden am Hieronymus geweihten Altar (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Maioris, Ablaß: entspricht einer Inschrift aus dem Jahre 1464, s. Forcella Bd. 11 Nr. 44); >Historia et descriptio< (dt.) f. 49 v -50 r : Vergebung aller Sünden am Tag des Jacobus (25. Juli) von der Vesperzeit bis zum Sonnenuntergang in S. Jacobi Hispanorum, gegeben von Papst Innocentius VIII. [1484-1492] (= Miedema, Kirchen, S. Jacobi Hispanorum, Ablaß: entspricht der Inschrift Forcella Bd. 3 Nr. 507 aus dem Jahre 1492); >Historia et descriptio< (lat.) f. 38v: 3 Jahre Ablaß und 3 Karenen am Tag der Kirchweihe und in der darauffolgenden Oktav in der Kirche Ss. Marcellini et Petri, gegeben von Papst Alexander (= Miedema, Kirchen, Ss. Marcellini et Petri, Ablaß: entspricht der Inschrift Forcella Bd. 11 Nr. 609); >Historia et descriptio< (lat.) f. 40v: in S. Mariae de Consolatione Vergebung aller Sünden »in die dominica IJ. mensis iunij a primis vesperis vsque ad IJ. vesperas«, gegeben von Papst Sixtus IV. [1471-1484] (= Miedema, Kirchen, S. Mariae de Consolatione, Ablaß: entspricht der zeitgenössischen Inschrift bei Forcella Bd. 8 Nr. 780); >Historia et descriptio< (lat.) f. 44v: in S. Mariae de Populo Vergebung aller Sünden am Tag der »natiuitatis [8. September], purificationis [2. Februar], annunciationis [25. März], visitationis [2. Juli] et assumptionis [15. August]« der Maria von der ersten bis zur zweiten Vesper sowie an jedem Samstag in der Fastenzeit, gegeben von Papst Sixtus IV. [1471-1484] (= Miedema, Kirchen, S. Mariae de Populo, Ablaß: entspricht der zeitgenössischen Inschrift bei Forcella Bd. 1 Nr. 1196); >Stacien ende aflaten< f. 7V, >Stacion büchlein< f. 8 r (App.): Vergebung aller Sünden vom Freitag nach Mittfasten bis zur Oktav nach dem Ostersonntag in S. Mariae de Populo (= Miedema, Kirchen, S. Mariae de Populo, Ablaß: entspricht der Inschrift Forcella Bd. 1 Nr. 1197 aus dem Jahre 1472). Dies dürfte weniger damit zusammenhängen, daß »die Ablaßinschriften gar oft Falsches enthalten« (Paulus Bd. 1 S. 160), sondern vielmehr damit, daß die Ablaßangaben der Tafeln aus dem 12. und 13. Jahrhundert im 15. Jahrhundert bereits überholt waren, während die Angaben zu Weihe und Reliquien ihre Aktualität behielten; es fällt auf, daß die gerade zitierten, mit Inschriften übereinstimmenden Ablaßangaben alle von Päpsten des späten 15. Jahrhunderts stammen.
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Die restlichen sieben Kirchen sind S. Petri in Vaticano, D76 f. 7 v - 8 r (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. Of: Silvagni Tab. XXVII Nr. 3); S. Eustachii, f. 63 v -64 r (= Miedema, Kirchen, S. Eustachii, Reliquien Nr. Of: Forcella Bd. 2 Nr. 1177, Silvagni Tab. XXVI Nr. 3); Ss. Marcellini et Petri, f. 36 r -36 v (= Miedema, Kirchen, Ss. Marcellini et Petri, Reliquien Nr. 0c:
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Weiheinschriften als mögliche Quelle
Zunächst die Beschreibung von S. Mariae ad Scolam Graecam:65 In der kirchen zw Vnser Lieben Frauen Scola Greca, da hat sant Augustein rectorica gelesen. Da stat noch ain stain vor der kirchen, der i st groß vnd siwel vnd hat äugen vnd näßlöcher vnd ain weit mal, den hies man den stain mit der warhat. Vnd wen man ain ettwas zech, es wer weib oder man, daz es taun solt haben vnd daz es liignet, so fürt man es zw dem stain. So must es die hand jn daz maul stossen, vnd was es schuldig, so bais es jm die hand ab, vnd was es vnschuldig, so tet es jm nit. 15 + Infrascriptorvm pia sacra patrociniorvm Gelasivs ivstvs dedit istic papa secvndvs. In nomine Domini anno V. ponfiticatvs domini Calixti II. pape mense 20 maio die VI. dedicatvm est hoc altare per manvs ipsivs, vbi recondite svnt he reliqviae: de sepvlchro Domini, 25 de veste et sepvlcro sánete Marie, de lapidibvs saneti Stephani, de craticvla et sangvine saneti Lavrentii, 30 de reliqviis saneti Sebastiani, vnvm de capitibvs sanetorvm IIII or coronatorvm, brachivm saneti Yppoliti martyris, brachivm saneti Bonifatii IUI. pape, 35 Cornelii pape, Calixti pape, Felicis pape,
65
Auch jst jn der kirchen daz nachges c h r i e e n haltum, vnd daz hat sant Kalixt babst mit seiner hand jn den altar gelet: Zw dem ersten mal jst da ain stain von dem hailigen grab vnd von vnser lieben Frawen rock, ain stain, da sant Steffan mit ward geworffen, vnd von dem plut vnd rost von sant Lairenczen, von sant Sebastian, ain ripp [!] von den hailigen fier krieten, ain arem von sant Ipolito, ain arem von sant Bonifacio babst, von sant Cornelio babst, von sant Kalixt babst, von sant Felix babst,
Forcella Bd. 11 Nr. 609); S. Mariae de Porticu, f. 24v (= Miedema, Kirchen, S. Mariae de Porticu, Reliquien Nr. Ob: Armellini/Cecchelli S. 774); S. Silvestri, f. 46 r -47 r (= Miedema, Kirchen, S. Silvestri, Reliquien Nr. Od: Silvagni Tab. XXXVII Nr. 1 und Nr. 2). Für alle diese Texte ist bei JafféAVattenbach, Kehr und Potthast keine Parallelüberlieferung verzeichnet, die älter wäre als die Inschriften. Allerdings gehört etwa die für S. Silvestri überlieferte Inschrift nicht zu den offiziellen Verlautbarungen der Päpste, so daß sie kaum Aufnahme in die von den genannten Autoren bearbeiteten päpstlichen Regesten finden würde. Links: Forcella Bd. 4 Nr. 742 (s. Abb. 35); rechts: D76 f. 25 v -26 v . - Vgl. Jaffé/ Wattenbach Bd. 1 S. 813 (ohne Nummer), wo zwar die Inschrift, nicht jedoch eine weitere Urkunde als Quelle für die Weihe von S. Mariae ad Scolam Graecam erwähnt wird. Kehr S. 113f. wiederholt diese Angaben und vermerkt, das Archiv der Kirche besitze keinen Altbestand.
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Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descriptio
Historia et descriptio< (dt.) nahezu wörtlich folgte (s. S. 16 Anm. 3). Seine Aussage ist somit zwar ein Beleg dafür, daß die Inschriftentafeln in den Kirchen überhaupt
Weiheinschriften
als mögliche
Quelle
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jst ach ain taffei mit vil haltum, martrer, beichtiger vnd junckfrawen«; entsprechende Reliquienlisten sind bei Forcella überliefert. 69 In der Beschreibung von S. Petri in Vaticano vermerkt D76: »Auch jst neben dem hachen altar ain stain von parfido auf ainem altar, darauff wart sant Peter vnd sant Paul tailet jn dem jar, als man zalt nach Christus geburt CCC vnd nainzechen jar. Also stat es geschriben mit geschriben, mit gehauen buchstaben jn dem stain«; auch diese Inschrift ist bei Forcella überliefert. 70 In der Kirche S. Bibianae wird ebenfalls eine Inschrift zitiert: »Da ligent, als geschriben stat jn der cononica vnd jst auch da jn ainem marbelstain gehawen, vnd spracht also: >Hic fuerunt sepulti tempore Antonini jnperatoris quinqué milia ducento sexaginta et sex milia corpora sanctorum absque paruilis et mulieribusIndulgentiae< zusammenstellte, von verschiedenen Quellen Gebrauch machte: Einerseits exzerpierte und übersetzte er die in den Kirchen befindlichen Weiheinschriften, andererseits ergänzte er diese Angaben durch Informationen, die er auf andere Art und Weise sammelte (teilweise wohl durch das Kopieren von Reliquienverzeichnissen oder von Inschriften auf den Reliquiaren, möglicherweise auch aus mündlichen Nachrichten der Geistlichen der jeweiligen Kirche).76 Ob die von der Wolfenbütteler Handschrift vertretene Fassung der >Indulgentiae< in direktem Auftrag des Bearbeiters, der die deutschsprachige >Historia et descriptio< erstellte, geschrieben wurde, ist unklar; die (Vorlage für die?) Wolfenbütteler Fassung dürfte in Rom hergestellt sein, sie muß jedoch bereits vor 1448 über die Alpen gewandert sein, da aus dem Kolophon der Wolfenbütteler Handschrift hervorgeht, daß sie in Augsburg geschrieben wurde.77 Kurz vor 1475 wurde sie dann vom Bearbeiter, der das Blockbuch der >Historia et descriptio< zusammenstellte, verwendet. Dieser kürzte die Listen der Reliquien erheblich, folgte jedoch dem Text der Wolfenbütteler Fassung im Aufbau und in der Reihenfolge der in ihr beschriebenen Kirchen, sogar in der Reihenfolge der in ihr überlieferten einzelnen Informationen über die Reliquien und Ablässe. 78 76
77
78
An einigen Stellen spricht der Text von D76 von einer »cononicka«, aus der Informationen übernommen worden seien: f. 8 r (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. Of); f. 20v (= ebd., S.Sebastiani, Ablaß); f. 28v (= ebd., Ss. Anastasii et Vincentii, Ablaß); f. 29v (= ebd., S. Mariae de Scala Coeli, Ablaß); f. 51v (= ebd., S. Bibianae, Reliquien Nr. 5a). An einer anderen Stelle ist die Rede von »bullen vnd brieff«: f. 28v (= ebd., Ss. Anastasii et Vincentii, Ablaß). Auch wird einige Male auf »geschrifft« oder »cedule« hingewiesen, die nicht mehr vorhanden seien, was die Identifikation der Reliquien erschwere: f. 39v (= ebd., Ss. Cosmae et Damiani, Reliquien Nr. Oe); f. 42r (= ebd., S. Adriani in Tribus Foris, Reliquien Nr. Oe); f. 47r (= ebd., S. Silvestri, Reliquien Nr. Od); f. 64v und f. 65r (= ebd., S. Eustachii, Reliquien Nr. Oe). Die Handschrift D76 vermerkt am Ende der >IndulgentiaeHistoria et descriptio< (dt.) gespielt hat, ist undeutlich. Ein Bartholomaeus Riedler erwarb 1487 das Privileg zur stellvertretenden Rompilgerfahrt im Augsburger Katharinenkloster, s. Schawe S. 7 und unten S. 430f. Die >Historia et descriptio< (dt.) verweist über die Wolfenbütteler Handschrift hinaus möglicherweise auf einige weitere Inschriften: S. Mariae Maioris: »Jtem im choraltar leyt sanctus Mathias XII pot. Dapey stet geschriben: >Tu qui legis hic scias quia [!] requiescit in pace MathiasHistoria et descriptio< [dt.] f. 28v [= Miedema, Kirchen, S. Mariae Maioris, Reliquien Nr. 34]; Inschrift nicht erhalten). S. Marci: »Vnd och vil ander heiltum, das setzt man oft vff den altar in einen schrin zu hochzytlichen tagen, das man das wol senhen vnd leßen mag, wer da wil« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 42r, fehlt bei Ehwald [= Miedema, Kirchen, S. Marci, Reliquien Nr. Ob]; bezieht sich wohl auf In-
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Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< vom Augsburger Raum aus nach Rom zurückwanderte, erscheint wenig problematisch; das Druckergewerbe wurde in Rom nahezu ausschließlich von deutschen Druckern dominiert, und es ist anzunehmen, daß die Drucker nicht nur ihre technischen Kenntnisse, sondern auch ihre Texte mit über die Alpen führten. In deutscher Sprache wurde die >Historia et descriptio< in Rom entweder von Bartholomaeus Guldinbeck oder (wahrscheinlich eher) von Stephan Plannck zuerst gedruckt (s. dazu oben S. 42-44), wobei der Text des Blockbuchs, wie bereits erwähnt, leicht überarbeitet wurde. Aufgrund der skizzierten Verwendung lateinischer Inschriften für die Entstehung der deutschsprachigen >Historia et descriptio< könnte vermutet werden, daß für die >Historia et descriptio< nicht D76, sondern eine dieser Handschrift ähnliche lateinischsprachige Sammlung von aus den Inschriften übernommenen Informationen über die römischen Kirchen verwendet wurde; jedoch hat sich diese Vermutung bisher nicht erhärten lassen. Zwar sind mehrere im 14. und 15. Jahrhundert angelegte Sammlungen von Inschriften überliefert, wie etwa die des Nicolò Signorili;79 diese weichen jedoch erheblich von den in D76 und in der >Historia et descriptio< (dt.) gebotenen Texten ab. Einzelne Inschriften lassen sich in diesen Sammlungen, über Forcella und Silvagni hinausgehend, nachweisen;80 jedoch entspricht keine der Sammlungen in Reihenfolge und Wortlaut der Beschreibungen der Kirchen der >Historia et descriptio< (dt.) oder D76. Bei der Verwendung solcher Inschriftensammlungen ist zu bedenken, daß diese aus anderen Interessen angelegt wurden als D76 und die >Historia et descriptioc Die Inschriftensammlungen verfolgen das Ziel, möglichst viele Inschriften möglichst vollständig und genau zu kopieren; D76 dagegen (und mit ihr die deutschsprachige >Historia et descriptioHistoria et descripticx [dt.] f. 49 r [= Miedema, Kirchen, S. Mariae in Monticellis, Reliquien Nr. Oaj; es ist undeutlich, ob hier eine Inschrift gemeint ist). S. die Edition von Valentini/Zucchetti Bd. 4 S. 151 - 2 0 8 ; die >Descriptio urbis Romae eiusque excellentiae< des Nicolò Signorili wurde im Jahre 1430 erstellt. Weitere spätmittelalterliche Sammlungen von Inschriften wurden von D e Rossi ediert. Dies betrifft vor allem die lateinische >Historia et description s. dort f. 21 r (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Sonstige Angaben Nr. 1: entspricht D e Rossi Bd. 2.1 S. 307 Nr. 6 und Nr. 7); f. 52 v (= Miedema, Kirchen, S. Jacobi in Porticu, Reliquien Nr. 2: entspricht D e Rossi Bd. 2.1 S. 444 Nr. 178); f. 4 6 v - 4 7 r (Miedema, Kirchen, S. Martini in Montibus, Namensgebung/Geschichte: entspricht der verlorengegangenen, aber kopial überlieferten Mosaikinschrift der Apsis bei D e Rossi Bd. 2.1 S. 437 Nr. 119).
Weiheinschriften als mögliche
Quelle
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Fundgrube für Informationen über die Reliquien und die Geschichte der römischen Kirchen, ohne den Anspruch auf eine quellengetreue Wiedergabe des Wortlautes der gesamten Inschriften zu erheben. Daß für den Bearbeiter der Handschrift D76 die Inschriften an sich von keinem sehr großen Interesse waren, zeigt sich auch darin, daß er in keinem Fall angibt, an welcher Stelle in der Kirche sich die jeweils zitierte Inschrift befunden habe. Auch die lateinische Überlieferung der >Historia et descriptio< bietet nicht die Grundlage für die Angaben in der deutschsprachigen >Historia et description der lateinische Text entstand, wie bereits erwähnt (S. 44), später als der deutschsprachige und weicht zudem erheblich von diesem ab. Dabei zeigt sich jedoch weiterführend, daß die lateinische Fassung der >Historia et descriptio< in noch stärkerem und deutlicherem Maße von den Inschriften der römischen Kirchen Gebrauch macht, wobei die lateinische >Historia et descriptio< allerdings andere Schwerpunkte setzt als D76. Als Beispiel sei noch einmal die Kirche S. Adriani in Tribus Foris genommen:81
+ In nomine Domini anno Domini M° 5 CC° XX o VIII o pontificatv domini Gregorii IX. pape, anno primo indictione I. mense ianvarii die XVIII. inventa svnt corpora beatorvm martirvm Marii et Marthe et reliqvie io sancti Adriani in confessione svb maiori altari et corpora sanctorvm trivm pverorum in abside svper colvmpnam per magistrvm Pelagivm episcopvm 15 Albanensem et dominvm Stephanvm, eivsdem ecclesie diaconvm cardinalem, cvm clericis ipsivs ecclesie, videlicet presbitero Bartholomeo, 20 presbitero Pavlo, Petro diacono, Romano svbdiacono, Oliverio svbdiacono et Matheo clerico et Ionatha magistro. 81
Ad Sanctum Adrianum retro Capitolium et prope [Sanctum Petrum in Carcere]. Anno Domini M CC XXVIIJ pontificata domini Gregorij pape anno I. indictione I. mense ianuarij die XVIIJ. inuenta sunt corpora beatorum Marij et Marthe et reliquie sancti Adriani sub maiori altari et corpora sanctorum trium puerorum in absidie supra columnam, recondita per magistrum Pelagium episcopum Albinensem et dominum Stephanum, eiusdem ecclesie diaconum cardinalem, cum clericis ipsius ecclesie, videlicet presbitero Bartholomeo, presbitero Paulo, diacono Romajno].
Zitiert wird für die >Historia et descriptio< (lat.) erneut der Druck 1 81 (16. August 1500, s. S. 45 Anm. 87), der für diese und die nachfolgenden Zitate im Haupttext mit dem ältesten erhaltenen Druck der >Historia et descriptio< (lat.) (140, 7. November 1489, s. S. 27 Anm. 35) und dem vermutlich ältesten, jedoch nicht datierten lateinischen Druck (127, s. S. 40 Anm. 72) verglichen wurde; die wichtigsten Abweichungen werden im folgenden vermerkt. - In der linken Spalte steht (erneut, s. S. 322-324) Forcella Bd. 2 Nr. 139, in der rechten die >Historia et descriptio< (lat.) f. 41 r -41 v .
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Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descriptio< andere Bereiche der Inschriften in S. Adriani in Tribus Foris kopiert: Während für D 7 6 die Reliquienlisten den wichtigsten Teil der Inschrift bilden, übernimmt die lateinische >Historia et descripticx vor allem die urkundenähnliche Einleitung des Textes. Im Gegensatz zu D 7 6 verweist die lateinische >Historia et descriptio< ausdrücklich auf die Inschriften: »Nomina plurimorum episcoporum, subdiaconorum et clericorum et reliquiarum patent i n v n a s c u l p t u r a in choro istius ecclesie« (Ζ. 2 4 - 2 7 ) . D i e s ist im Text der lateinischen >Historia et descriptio< keine Ausnahme: Es gibt insgesamt elf Stellen, an denen der Text auf eine »sculptura« o.ä. verweist, die sich in der Kirche befunden habe. 8 4 Anders als für D 7 6 stellen die Inschriften für 82
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Dieser Fehler, »XI« statt »IX«, ist in früheren Drucken der >Historia et descriptio< (lat.), wie etwa in 127 (s. S. 40 Anm. 72) und 140 (s. S. 27 Anm. 35), nicht enthalten. Frühere Drucke überliefern »vbi« statt »vt«, s. etwa 127 (s. S. 40 Anm. 72) und 140 (s. S. 27 Anm. 35). S. die folgenden Zitate aus der >Historia et descriptio< (lat.) f. 52r: »De istius ecclesie indulgentia et reliquiis isti et alij plures versus dant intelligere ibi in l a p i d e versus portam s c u l p t o ...« (= Miedema, Kirchen, S. Blasii de Panneta, Reliquien Nr. Ob; gemeint ist wohl Forcella Bd. 9 Nr. 818, Silvagni Tab. XX Nr. 1); f. 38v: »[N]omina s c u l p t a sunt circa prenominatum altare« (= Miedema, Kirchen, Ss. Quattuor Coronatorum, Reliquien Nr. 0a: Forcella Bd. 8 Nr. 717, Silvagni Tab. XXII Nr. 1; auch Kehr S. 41 verweist auf die Inschrift, nicht jedoch auf ältere Quellen); f. 45r: »[N]omina multorum sanctorum [...] possunt in vna t a b u l a s c r i p t a [...] legi« (= Miedema, Kirchen, S. Eusebii, Reliquien Nr. 0a: keine Entsprechung bei Forcella oder Kehr); f. 50r: »Nomina plurimorum episcoporum assistentium ponuntur in s c u l p t u r a « (= Miedema, Kirchen, S. Eustachii, Namensgebung/Geschichte: Forcella Bd. 2 Nr. 1177, Silvagni Tab. XXVI Nr. 3; Kehr S. 97 kennt keine älteren Quellen als die Inschrift, das Archiv der Kirche ist verlorengegangen); f. 37r: »Circa ista loca sancta ponitur vna b u l l a s c u l p t a ...« (= Miedema, Kirchen, Ss. Johannis et Pauli, Reliquien Nr. Ob: Forcella Bd. 10 Nr. 2, Silvagni Tab. XLI Nr. 6, nicht von Kehr S. 107f. genannt); f. 43r: »Nomina plurimorum sanctorum et reliquie in dextera parte chori patent l i t t e r i s sculptis« (= Miedema, Kirchen, S. Laurentii in Lucina, Reliquien Nr. 0c: Forcella Bd. 5 Nr. 344; Kehr S. 83f. kennt keine ältere Überlieferung als die Inschrift); f. 38r: »[NJomina bene legi possunt i η s c u l p t u r a apud ostium ecclesie« (= Miedema, Kirchen, Ss. Marcellini et Petri, Reliquien Nr. Ob: Forcella Bd. 11 Nr. 609, nicht bei Kehr); f. 49r: »Ad istud altare
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Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et description (lat.) somit nicht nur e i n e Informationsquelle, s o n d e r n e i n e Sehenswürdigkeit dar. In d e n m e i s t e n Fällen ist die Inschrift n o c h erhalten o d e r zumindest durch Kopialiiberlieferung bekannt; nur für die o b e n auf S. 337 in A n m . 84 zitierte Inschrift v o n S. Eusebii ist k e i n e E n t s p r e c h u n g m e h r nachweisbar. D i e Lokalisierung der Inschriften wird recht g e n a u a n g e g e b e n (vgl. die A n g a b e z u S. Martini in M o n t i b u s in A n m . 84: »in m a r m o r e ad dextram partem chori summi altaris«), teilweise w e r d e n sogar E i n z e l h e i t e n über die Inschriften selbst ergänzt (z. B. die längliche Form der in der Kirche S. Silvestri befindlichen Inschriften, s. A n m . 84). In der R e g e l handelt es sich bei d e n zitierten Inschriften u m solche in Stein, es wird j e d o c h auch einige M a l e auf Mosaikinschriften verwiesen, w i e z u m Beispiel in Ss. C o s m a e et Damiani: 8 5
Avia Dei Claris radia speciosa me5 tallis, In qva plvs fidei lvx pretiosa micat. Martyribus medicis popvlo spes certa
85
In ista ecclesia ponuntur infrascripta metra arte musaica superius in pariete: »Aula Dei claris radiat speciosa metalli^], In qua plus fidei lux preciosa micat. Marteribus medicis populo spes certa
ponuntur isti v e r s u s s c u l p t i in medio duarum columnarum ...« (= Miedema, Kirchen, S. Mariae de Ara Coeli, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 1: Forcella Bd. 1 Nr. 474, nicht bei Kehr); f. 52 r -52 v : »In porta media istius ecclesie reperiuntur ista s c u l p t a ...« (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Transpodianae, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 3: Forcella Bd. 13 Nr. 422); f. 46v: »De sanctorum pluribus habetur s c u l p t a in marmore ad dextram partem chori summi altaris« (= Miedema, Kirchen, S. Martini in Montibus, Reliquien Nr. Oc: Silvagni Tab. XXIX Nr. 3; nicht bei Kehr); f. 42v: »Noticia natalitiorum patet i η v n a s c u l p t u r a l o n g a « (= Miedema, Kirchen, S. Silvestri, Reliquien Nr. Ob: Silvagni Tab. XXXVII Nr. 1 und Nr. 2, nicht bei Kehr). Vgl. auch f. 42 r (= Miedema, Kirchen, Ss. Philippi et Jacobi, Reliquien Nr. Oe: Forcella Bd. 2 Nr. 645). In der linken Spalte wird Silvagni Tab. XXX Nr. 3, in der rechten f. 40 r der »Historia et descriptio< (lat.) zitiert. Für weitere Stellen, an denen Mosaikinschriften zitiert werden, s. >Historia et descriptio< (lat.) f. 19v: »[Q]uam ecclesiam postea renouauit et de fundamento edificare fecit Dei genitricis seruus Nicolaus papa IIIJ. ordinis sancti Francisci, vt clare adhuc apparet in opere musaico supra summum altare« (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Namensgebung/Geschichte: entspricht Forcella Bd. 8 Nr. 14); f. 46v: »[I]sti sequentes versus sunt scripti litteris aureis siue opere musaico triplici circulo in circuitu parietis supra summum altare istius ecclesie ...« (= Miedema, Kirchen, S. Martini in Montibus, Namensgebung/Geschichte: entspricht De Rossi Bd. 2.1 S. 437 Nr. 119). Für S. Mariae Transtiberim und S. Sabinae wird nicht eindeutig angegeben, daß Mosaikinschriften zitiert werden, s. f. 30v und f. 33" (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Transtiberim, Namensgebung/Geschichte: entspricht Forcella Bd. 2 Nr. 1039; Miedema, Kirchen, S. Sabinae, Namensgebung/Geschichte: entspricht Forcella Bd. 7 S. 291; für S. Sabinae wird vermerkt: »[S]icut patet in litteris aureis«). Einmal wird eine Inschrift auf einem Reliquiar zitiert, f. 33r: »Est repertum in vna capsa litteris aureis ...« (= Miedema, Kirchen, S. Georgii, Reliquien Nr. 1).
Weiheinschriften als mögliche Quelle salvtis Venit, et ex sacro crevit honore locvs. io Optvlit hoc domino felix antistite dignvm Mvnvs vt aetheria vivat in arce poli.
339 salutis Uenit, et ex sacro creuit honore locus. Obtulit hec [!] domino felix antistes [!] dignum Manus 86 et ethera 87 viuat in aere [!] poli«.
Daneben gibt es sehr viele Fälle, in denen der Text nicht ausdrücklich auf eine Inschrift verweist; der Vergleich mit noch vorhandenen Inschriften zeigt jedoch, daß auch hier die gleiche Quelle verwendet wurde.88 Auch dafür ein Beispiel, Ss. Anastasii et Vincentii:89
In nomine Domini anno M° bisqve centeno primo qvarto qvando [?] qvo 5 Christvs venit mvndvm redemit actv divino kalendis aprelis Honorivs felix monos dia sacer hanc avlam sacravit papaqve dicavit divinis acer. Septem cardinales collatérales inter86
87
88
89
90
91
Habetur in eodem loco in choro vna bulla scripta 90 que sic incipit: »Anno millesimo bis91 centeno primo quarto nonas [!] quo Christus venit mundum redemit actu diuino kalendis aprilis Honorius felix monos dia sacer hanc aulam consecrauit papaque dicauit diuinis ac ter [!] septem cardinales collatera-
Frühere Drucke der >Historia et descriptio< (lat.) überliefern richtig »Munus«, s. 1 27 (s. S. 40 Anm. 72) und 140 (s. S. 27 Anm. 35). In früheren Drucken, wie etwa in 127 (s. S. 40 Anm. 72) und 140 (s. S. 27 Anm. 35), ist »etherea« überliefert. - 1142 (1550, s. S. 45 Anm. 88) formuliert die letzte Zeile um: »Munus qui in terra viuet et inde polo«. S. die folgenden Textstellen: In der >Historia et descriptio< (lat.) f. 21r werden bei S. Johannis in Laterano zwei Mosaikinschriften als »ista metra« zitiert (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Sonstige Angaben Nr. 1: entsprechend De Rossi Bd. 2.1 S. 307 Nr. 7 und Nr. 6). Auf f. 23r wird zu S. Petri in Vaticano angegeben, »infrascripta legas ...« (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 16: entspricht Forcella Bd. 6 Nr. 48). In der Beschreibung von S. Bibianae wird auf f. 44v der Anfang der Inschrift Forcella Bd. 11 Nr. 229 zitiert (= Miedema, Kirchen, S. Bibianae, Namensgebung/Geschichte). Für S. Priscae wird auf f. 34 v -35 r die Inschrift Forcella Bd. 11 Nr. 312 vollständig wiedergegeben (= Miedema, Kirchen, S. Priscae, Namensgebung/Geschichte), für S. Quirici auf f. 47r der größte Teil von Forcella Bd. 8 Nr. 736 (= Miedema, Kirchen, S. Quirici, Namensgebung/Geschichte). Alle diese Inschriften liegen außerhalb des von Jaffé/Wattenbach, Kehr und Potthast behandelten Quellenbereichs, so daß anhand des bisher bekannten Materials nicht ersichtlich wird, ob die Inschriften die ältesten erhaltenen Zeugen der genannten Texte darstellen. Links: Forcella Bd. 12 Nr. 445; rechts: >Historia et descriptio< (lat.) f. 35v. Die Inschrift liegt außerhalb des von Jaffé/Wattenbach und Kehr behandelten Zeitraums. Auch bei Potthast findet sich kein Hinweis auf die Weihe der Kirche. In älteren Drucken der >Historia et descriptio< (lat.) wird ergänzt, es handle sich um eine »bulla scripta et sculpta« (s. 1 27 [s. S. 40 Anm. 72] und 140 [s. S. 27 Anm. 35]). Ältere Drucke der >Historia et descriptio< (lat.) überliefern, der Inschrift genauer entsprechend, »bisque« (s. 127 [s. S. 40 Anm. 72] und 140 [s. S. 27 Anm. 35]).
340
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
io fvervnt ad matris [so bei Forcella] Dei honorem ei. Tvnc astitervnt ...
les interfuerunt 92 ad martiris Dei honorem. Et tunc astiterunt etc.«
An diesem Beispiel läßt sich besonders gut zeigen, daß man beim Kopieren der Inschrift nicht immer mit der notwendigen Sorgfalt vorging (vgl. Z. 8/9, »ac ter« statt »acer«). - Schließlich ist auf eine Reihe von Textstellen hinzuweisen, in denen der Sprachduktus des Textes vermuten läßt, daß eine Inschrift kopiert wurde, eine solche jedoch nicht erhalten ist. So liegt bei der Beschreibung der Konsekration von S. Mariae Annuntiatae wohl der Anfang eines Inschriftenformulars vor, jedoch ist weder die ursprüngliche Inschrift, noch eine Urkunde erhalten:93 92
93
Einige ältere Drucke (127 [s. S. 40 Anm. 72] und 140 [s. S. 27 Anm. 35]) überliefern abweichend »intrafuerunt«. >Historia et descriptio< (lat.) f. 36r (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Annuntiatae, Namensgebung/Geschichte, Reliquien Nr. Ob); erhalten ist allerdings eine 1518 hergestellte Kopie der Inschrift des Papstes Honorius, s. Ferretti S. 251. Ähnliches gilt für die oben S. 325 zu S. Adriani in Tribus Foris zitierten Angaben aus D76; s. außerdem >Historia et descriptio< (lat.) f. 34r (genannt wird ein Bildnis der Maria, »[c]irca quam ponuntur ista infrascripta ...« [= Miedema, Kirchen, S. Alexii, Reliquien Nr. 9]); f. 51r: »[D]e plurimorum sanctorum reliquijs et indulgentijs habetur in scriptis ad altare maius; etiam scribitur legenda sánete Barbare metrice pulchre posita« (= ebd., S. Barbarae, Reliquien Nr. Ob, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 1); f. 36v: »Gregorius episcopus seruus seruorum Dei (sicut continetur qui in priuilegio) anno IJ. sui presulatus etc. [...] ecclesiam istam, quam ad honorem saneti Andree apostoli [...] construxerat [...] consecrauit« (= ebd., S. Gregorii, Namensgebung/Geschichte). Im Text von Hülsen, Chiese wird bei S. Johannis ante Portam Latinam auf S. 148 ein Gedicht zitiert, das womöglich auf eine Inschrift zurückgeht (= Miedema, Kirchen, S. Johannis ante Portam Latinam, Namensgebung/Geschichte); auch die in der >Historia et descriptio< (lat.) auf f. 49v in S. Mariae supra Minervam und bei Hülsen, Chiese auf S. 155 in Ss. Viti, Modesti et Crescentiae zitierten Gedichte könnten auf Inschriften zurückzuführen sein (= Miedema, Kirchen, S. Mariae supra Minervam, Namensgebung/Geschichte; Ss. Viti, Modesti et Crescentiae, Ablaß). In der Beschreibung von S. Laurentii in Panisperna in der >Historia et descriptio< (lat.) f. 48r wird über die dort vorhandenen Reliquien angegeben: »quarum nomina habentur in vna tabula scripta« (= ebd., S. Laurentii in Panisperna, Reliquien Nr. 0c), ähnlich wie bei S. Petri in Vinculis, f. 48v: »Item de his et pluribus reliquiis ponitur pulchre in tabula vbi plenius quisque potest intelligere« (= ebd., S. Petri in Vinculis, Reliquien Nr. 0). In der Kirche von S. Mariae de Ara Coeli wird auf f. 49r ein Stein mit den Fußabdrücken eines Engels genannt, »[d]e quo lege istos versus ...« (= ebd., S. Mariae de Ara Coeli, Reliquien Nr. 1). In der gleichen Kirche heißt es über ein Marienbildnis, f. 49r: »[D]e cuius virtute possunt legi in vna tabula posita circa istam imaginem miracula multa« (= ebd. Reliquien Nr. 11). Für S. Mariae de Scala Coeli wird angegeben, f. 35v: »Et sunt ibi plures indulgentie, vt patet in tabula indulgentiarum« (= ebd., S. Mariae de Scala Coeli, Ablaß). In der Beschreibung von S. Mariae Transtiberim wird auf f. 30v eine »taberna meritoria« erwähnt, »cuius hi versus scripti erant ...« (= ebd., S. Mariae Transtiberim, Namensgebung/Geschichte), in S. Sabae auf f. 35r das Grab des Titus und Vespasianus: »Ad quorum sepulchrum scribuntur isti sequentes versus ...« (= ebd., S. Sabae, Reliquien Nr. 10).
Weiheinschriften als mögliche Quelle
341
Item anno Domini M CC [XX] pontificatile domini Honorii pape IIJ. [12161227], anno V. indi[c]tione VIIJ. mensis augusti die IX. dedicata est hec ecclesia in honorem beate Marie virginis et omnium sanctorum per manus venerabilium Auagnini [!] et Johannis Sanguini episcoporum, assistentibus Johanne Villamagne, Johanne sánete Marie de Rusille. Sunt etiam ibi in altari certe et scripte reliquie, per manus supradictorum recondite, quarum nomina ponuntur in vna tabula apud altare.
Die meisten in der lateinischen >Historia et descriptio< rezipierten Inschriften sind Weiheinschriften; es zeigt sich jedoch, daß dieser Text außerdem einige weitere Inschriften aufnimmt, von denen einige nicht in einem religiösen Zusammenhang stehen: Die für S. Mariae Transpontinae zitierte Inschrift etwa erinnert an eine Tiberüberschwemmung, bei S. Georgii wird wohl eine antike Inschrift zitiert. Auch das in der Beschreibung von S. Sabae überlieferte Grabgedicht für Titus und Vespasianus könnte zu diesem Bereich gerechnet werden. 94 Die lateinische >Historia et descriptio< zeigt somit grundsätzlich mehr Interesse für die Inschriften an sich als die deutsche; sie behandelt sie als Sehenswürdigkeiten innerhalb der Kirchen, nicht nur als Quellen für Informationen über diese. Das bedeutet freilich nicht, daß hier eine systematische Sammlung der Inschriften vorliegt: Ähnlich wie für die Handschrift D76 und die deutschsprachige >Historia et descriptio< gezeigt, ist das Ziel, mit dem die Inschriften rezipiert wurden, die Zusammenstellung eines für den Pilger verwendbaren Führers, nicht eines möglichst vollständigen Inschriftencorpus. Wie bereits erwähnt (S. 320), können die Weiheinschriften in verschiedene Teile zerlegt werden, die jeweils unterschiedlichen Charakter haFür S. Sabinae wird einerseits ein Gedicht zitiert, das sich auf den Stein bezieht, den der Teufel nach Dominicus geworfen haben soll, f. 34r: »de quo isti versus habentur ...« (= ebd., S. Sabinae, Reliquien Nr. 5: ein ähnlicher Text ist bei Armellini/Cecchelli S. 1429 überliefert). Andererseits wird auf die in der Kirche befindlichen Reliquien Bezug genommen, f. 34r: »[S]unt quasplures alie reliquie notabiles et Scripte« (= Miedema, Kirchen, S. Sabinae, Reliquien Nr. Öa: diese Angaben beziehen sich eventuell auf Silvagni Tab. XXV Nr. 3). In der Beschreibung von S. Stephani in Coelio Monte heißt es auf f. 37", bei der Kirche lebten »fratres ordinis saneti Pauli, primi heremite, de cuius vita et obitu hic infrascripta metra potes legere ...« (= Miedema, Kirchen, S. Stephani in Coelio Monte, Status der Kirche). Für den bei S. Jacobi in Porticu wiedergegebenen Text schließlich, f. 52v, ist eine entsprechende Mosaikinschrift in S. Mariae Transtiberim erhalten (= ebd., S. Jacobi in Porticu, Reliquien Nr. 2: De Rossi Bd. 2.1 S. 444 Nr. 178); für beide muß es demnach eine gemeinsame Vorlage gegeben haben. 94
S. >Historia et descriptio< (lat.) f. 52 r -52 v (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Transpodianae, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 3: entspricht der Inschrift Forcella Bd. 6 Nr. 1091, Bd. 13 Nr. 422; s. auch Scalia), f. 33r (ebd., S. Georgii, Sonstige Angaben Nr. 1: bisher keine Quelle nachgewiesen), f. 35r (ebd., S. Sabae, Reliquien Nr. 10).
342
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Indulgentiae< finden (vgl. Kapitel 5.2). Die lateinische >Historia et descriptio< übernimmt in aller Regel nur die urkundenähnlichen Passagen. Überspitzt könnte man hier formulieren, daß für sie die Dignität der Kirche durch den Nachweis des Papstes, der die Weihe vollzog, und der dabei Anwesenden bestimmt wird. Möglicherweise spielt hier auch ein stärker historisches Interesse eine Rolle. Die Inschriften werden in der >Historia et descriptio< (lat.) häufig ausdrücklich als Quelle, als Autorität genannt, teilweise sogar mit genauer Angabe des Ortes, an dem sie sich befanden; es zeugt von einem humanistisch-gelehrten Umgang mit den Inschriften, daß diese als Sehenswürdigkeiten behandelt werden. D76 und die deutschsprachige h i s t o ria et descriptio< dagegen werten die Inschriften lediglich als Informationsquellen aus und übernehmen vorwiegend die katalogisierenden Passagen über die Reliquien. Vor allem für die Wolfenbütteler Handschrift könnte man somit sagen, daß für sie die Dignität der Kirche durch das Vorhandensein von Reliquien möglichst vieler Heiliger ausgedrückt wird. Was das Zielpublikum der verschiedenen Formen der Texte betrifft, ist folgendes festzuhalten. Die Inschriften waren dauerhaft an einem festen Ort angebracht, z.T. im Chorbereich, zu dem Laien normalerweise keinen Zutritt hatten; sie konnten nur von wenigen Leuten gelesen werden. In noch stärkerem Maße gilt dieses für die Inschriften auf den Reliquiaren: Diese konnten nur während der Meßfeier an bestimmten Festtagen von einem kleinen Kreis von Geistlichen gesehen werden, wobei »gesehen werden« nicht mit »zur Kenntnis genommen werden« gleichzusetzen ist. Die >Historia et descriptio< war dagegen in Tausenden von Exemplaren in ganz Westeuropa verbreitet und erreichte dementsprechend ein erheblich größeres Publikum als die Inschriften: So verbreiteten sich die Informationen der römischen Inschriften auch außerhalb der Stadt. Die >Historia et descriptio< ist sicher nicht nur von römischen Geistlichen verwendet worden, sondern sprach auch ein
Weiheinschriften
als mögliche
Quelle
343
großes geistliches und nicht-geistliches Publikum außerhalb der Stadt an. Die deutsche Fassung der >Historia et descriptio< verliert allerdings den Zusammenhang mit den Inschriften, da in diesem Text häufig nicht erwähnt wird, daß die Inschriften als Quelle benutzt wurden. Für die breiteste Schicht der Rezipienten der >Indulgentiae< war der Zusammenhang des Textes mit den Inschriften demnach nicht mehr erkennbar. Die Frage, ob sich eventuell verlorengegangene Inschriften anhand der deutschen und lateinischen Texte des Pilgerführers rekonstruieren lassen, ist nur mit Vorsicht zu beantworten. Es gibt inschriftenähnliche Passagen in den deutschen und lateinischen Texten, für die keine entsprechende Inschrift erhalten ist (wie auf S. 325 für S. Adriani in Tribus Foris gezeigt: Die Wolfenbütteler Handschrift D76 nennt eine Reihe von Reliquien, die sich im »rechten« Altar in der Kirche befunden haben sollen und für die Forcella keine Entsprechung kennt). Für die noch erhaltenen Inschriften läßt sich festhalten, daß die lateinische >Historia et descriptio< dem Wortlaut der Inschrift sehr viel genauer folgt als die deutschsprachige. Für »Kopialüberlieferung« wäre dies ein relativ frühes Zeugnis, da die Pilgerführer mindestens ein Jahrhundert älter sind als die meisten von Forcella verwendeten Texte. Zu bedenken ist jedoch, daß die deutsche und die lateinische >Historia et descriptio< in der Regel nur Ausschnitte aus den Inschriften überliefern; sie können demnach nicht als »Kopialüberlieferung« im engeren Sinne gelten und bieten keine sichere Überlieferung des (gesamten) Wortlautes der Inschriften. Der Text der Inschrift wird in beiden Fassungen der >Historia et descriptio< nicht als eine Einheit gesehen, sondern selektiv ausgewertet. Ein weiteres Problem bei einer eventuellen Rekonstruktion verlorengegangener Inschriften anhand des Pilgerführers sind die häufig festzustellenden Überlieferungsfehler: Die Wolfenbütteler Handschrift hat sehr häufig Zeilensprünge oder Verballhornungen vor allem der Eigennamen der Heiligen (s. etwa S. 328 Z. 55). Auch die lateinische >Historia et descriptio< zeigt häufig Fehler in der Transkription oder in der Interpretation der Inschriften (vgl. z.B. S. 339 Z. 10-13). Obwohl nachgewiesen werden kann, daß sich die Texte des Pilgerführers auf jeden Fall auf die Inschriften beziehen, kann nicht mit Sicherheit angenommen werden, daß die inschriftenähnlichen Passagen, für die keine Entsprechung erhalten ist, ebenfalls aus Inschriften übernommen wurden: In den Kirchen hinterlegte Urkunden könnten ebenso als Quelle verwendet worden sein. Es ist vor allem für die deutschsprachige >Historia et descriptio< damit zu rechnen, daß auch andere Quellen für die Zusammenstellung des Textes zu Rate gezogen wurden. Eine Rekonstruktion des Wortlautes verlorengegangener römischer Inschriften mit Hilfe der unterschiedlichen Fassungen der >Indulgentiae< erscheint somit ein kaum sinnvolles Unternehmen.
344
Kapitel 4: Die Quellen der >Historia et descriptio
Historia et descripticx Die >Historia et descripticx ist sowohl im Deutschen als auch im Lateinischen aus verschiedenen Texten zusammengestellt, deren Quellen das vorliegende Kapitel nachging. Die in der deutschsprachigen Fassung der >Historia et descriptio< enthaltene Chronik ist eine Bearbeitung der Chronik des Jakob Twinger von Königshofen, die im Jahre 1474 in Augsburg gedruckt wurde. Sie wurde durch weitere Quellen ergänzt, deren Identifizierung bisher nicht gelungen ist. Auch die Fassung der >IndulgentiaeHistoria et descriptio< überarbeitet wurde, stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Augsburger Raum: Die Wolfenbütteler Handschrift D76 (1448), der einzige erhaltene Textzeuge dieser Fassung, wurde in Augsburg geschrieben. Wohl zum Jahre 1475 wurden die Chronik und die von der Wolfenbütteler Handschrift vertretene Fassung der >IndulgentiaeStationesHistoria et descriptio< (dt.) zusammengefügt; dies geschah im Nürnberger Raum. Die nachfolgenden Ausgaben der deutschsprachigen >Historia et descriptio< entstanden in Deutschland; Stephan Plannck oder Bartholomaeus Guldinbeck legten den Text in den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal in Rom auf (s. dazu oben S. 42-44). Die lateinische Fassung der >Historia et descriptio< enthält ebenfalls eine Chronik der römischen Könige und Kaiser, die jedoch andere Quellen benutzt als die deutschsprachige Fassung der >Historia et description Es folgt ein an Veronica (bzw. an das Veronica-Tuch) gerichtetes Gebet, das ebenfalls in einer der deutschsprachigen Drucke der >Indulgentiae< vorliegt. Die >Indulgentiae< und >Stationes< werden in der lateinischen Fassung der >Historia et descriptio< in einer der deutschsprachigen Fassung im Aufbau (jedoch nicht im Wortlaut) vergleichbaren Form überliefert. Für die in der Wolfenbütteler Handschrift D76 enthaltene Fassung der >IndulgentiaeHistoria et descriptio< (dt.) aufgenommen wurde, konnten (vor allem im Bereich der Reliquienlisten) die Weiheinschriften in den römischen Kirchen als Quelle nachgewiesen werden. Die häufigen Abweichungen zwischen den erhaltenen Inschriften und dem Text von D76 zeigen allerdings, daß neben den Inschriften weitere (möglicherweise auch mündliche) Quellen zu Rate gezogen wurden. Ausgehend von der Beobachtung, daß die deutschsprachige >Historia et descriptio< (bzw. ihre direkte Quelle, die von der Handschrift D76 vertretene Fassung der >IndulgentiaeHistoria et descriptio
Indulgentiae< auf die Inschriften beziehen. Hier zeigte sich, daß die lateinischen Pilgerführer häufiger und eindeutiger von den Inschriften Gebrauch machen als die deutschsprachigen. Die lateinische >Historia et descriptio< wählt allerdings andere Ausschnitte aus den Inschriften als die deutschsprachige: Hier stehen nicht die Reliquienlisten im Vordergrund, sondern vielmehr die Angaben über die Weihe und die Geschichte der jeweiligen Kirche.
5. Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß: Mentalitätsgeschichtliche Aspekte des Inhaltes der >Indulgentiae< »Qui multum peregrinantur, raro sanctificantur«,1 die viel wallfahrten, werden selten heilig - diese Aussage des Thomas a Kempis spricht einen wichtigen Aspekt der mittelalterlichen Heiligenverehrung und der mit ihr verbundenen Wallfahrtspraxis an: Obwohl die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien als eine der am weitesten verbreiteten Äußerungen der mittelalterlichen Frömmigkeit anzusehen ist, birgt sie Probleme in sich, die bereits von einigen Zeitgenossen erkannt wurden. In diesem Kapitel seien erstens einige Angaben zur Entstehung und Entwicklung der Heiligen- und Reliquienverehrung und der Wallfahrten gemacht (Kapitel 5.1);2 zweitens wird auf den Ablaß einzugehen sein, der in zunehmendem Maße den Anlaß für die Wallfahrten bildete (Kapitel 5.2). Für beide Bereiche soll überprüft werden, inwieweit die Pilgerführer für Rom die bisherigen Ergebnisse der Forschung bestätigen bzw. ergänzen.
5.1. Quantifizierung und Atomisierung: Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien Die Verehrung der Heiligen ist seit Anfang des Christentums nachweisbar und bleibt durch das ganze Mittelalter hindurch (und über diese Periode hinaus) von kaum zu überschätzender Bedeutung. Sie umfaßt im Mittelalter alle Gruppen der Bevölkerung und gestaltet sich im Laufe der Jahrhunderte auf immer neue Weise. Untersucht man die Entstehung der Heiligenverehrung, so zeigt sich, daß im frühen Christentum Gott als das Heilige schlechthin galt, wobei alle christlichen Gläubigen (die communio sanctorum) durch ihren 1
2
Thomas a Kempis [Anfang 15. Jahrhundert], >De imitatione Christi< S. 55 (1.23). Thomas a Kempis verwendet hier eine wohl weiter verbreitete Sentenz, s. Walther Nr. 24.315. Das Kapitel 5.1 stellt die erweiterte Fassung eines bereits erschienenen Artikels dar, s. Miedema, Reliquienverehrung und Wallfahrt.
Quantifizierung und
Atomisierung
347
Glauben am Heiligen teilhatten; erst später wurde die Vorstellung der Heiligkeit auf einzelne, Gott besonders nahe Personen übertragen. An erster Stelle galt dabei Christus als heilig; später traten die Apostel und die Märtyrer hinzu.3 In der weiteren Folge wurden auch die Bekenner und Asketen als Heilige verehrt, die ein gottgefälliges Leben geführt hatten, ohne jedoch den Märtyrertod gestorben zu sein. 4 Die Vorbildfunktion, die die Heiligen durch ihre Askese haben konnten, 5 trat bald hinter andere Eigenschaften zurück. Wichtiger wurde zum Beispiel, daß die Heiligen bereits zu ihren Lebzeiten als Nothelfer, Beschützer und Heiler in Erscheinung treten konnten; denn gemäß der Bibel bewirkte Gott durch seine Heiligen Wunder.6 Diese Funktion als Vermittler der Macht und Liebe Gottes setzte sich, wie die Wunderberichte in den Heiligenviten überliefern, auch nach dem Tod der Heiligen fort. 7 Der Bildtypus der Schutzmantelmadonna verdeutlicht besonders augenfällig, wie man sich Maria (oder auch andere Heilige) als Beschützer während des Lebens auf Erden vorstellte.8 Aus den >Indulgentiae< sei ein Beispiel zitiert, das auf ähnliche Art und Weise zeigt, wie Maria die Gläubigen vor Unglück behütete: 9 Da [in einer Kapelle in der Nähe von S. Crucis] ist vor zeytten newr gemalt gewesen vnnser Frawen pild. Nun kom es, das ein junckfraw ging zu dem Heiligen Creucz, vnd komen poß leut an sie vnd wolten sie geswecht haben. Do ruffet sie Mariam, die junckfrawen, an, vnd die junckfraw Maria nam sie vnd verbarg sie in die mawer, das sie nit westen, wo sie hin was kummen, piß das sie hinweck komen. Do ging sie vnd volbracht ir fart zu dem Heiligen Creucz.
Daß man gerade Maria als die barmherzige Beschützerin aller Gläubigen sah, ist an vielen weiteren Stellen in den >Indulgentiae< zu belegen. So wird etwa in der Beschreibung von S. Petri in Vaticano geschildert, wie ein Spieler ein Marienbildnis mit einem Stein bewarf; die Teufel führten ihn zur Strafe in die Lüfte und ließen ihn »swerlich wider auff den erdtpoden niderplaczen«, er wurde jedoch trotz seines frevlerischen Verhaltens von Maria gerettet. 10 3
4
5 6 7 8 9
10
Zur Entwicklung der Vorstellungen von Heiligkeit s. Angenendt, Heilige und Reliquien S. 2 4 - 5 4 und Dinzelbacher/Bauer, darin speziell den Beitrag von Dinzelbacher. Diese Hierarchie der Heiligen ist nicht nur chronologisch zu sehen, sie setzt sich in der Vorstellungswelt des Mittelalters fort. Sie äußert sich z.B. darin, daß die Reliquien in Reliquienverzeichnissen häufig in der Reihenfolge ihrer Dignität aufgeführt werden, entsprechend der Hierarchie der Heiligen. Angenendt, Heilige und Reliquien S. 12. Ps 67,36: »Mirabilis Deus in sanctis suis«. Beispiele etwa bei Sigal. Angenendt, Heilige und Reliquien S. 8 0 - 8 4 . S. D5 f. T , D23 f. 2 6 r - 2 6 v , D39 f. 3 7 r - 3 7 v , D52 f. 2 4 1 r - 2 4 1 v (= Miedema, Kirchen, S. Crucis, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 12). S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 23 r mit dem Zusatz in D46 f. 101 v
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
Von wohl noch größerer Bedeutung war die Vorstellung, daß Christus, Maria und die Heiligen beim Jüngsten Gericht als Fürbitter zwischen Gott und dem Menschen auftreten konnten. 1 1 Auch dieses wird in bildlichen Zeugnissen besonders eindrucksvoll dargestellt, man denke etwa an die Weltgerichtsdarstellungen, bei denen Maria und Christus als Vermittler zwischen Gottvater und d e m Menschen abgebildet sind. 1 2 Auch dieser Gedanke findet sich in den >Indulgentiae< wieder, wie aus d e m folgenden, in den >Figuren< enthaltenen Gebet hervorgeht: 1 3 O lieue Here Ihesu Criste, myn penitencie die ic gelesen heb, die offer ic ν ende bid ν, dat gi die ontfangen wilt ende vruchtbar maken mitter craft uwes wtgestorten bloets ende uwer wtgestorter tränen ende mit alle dyn liden, dat gi om onse sondaren wil geleden hebt in uwer menscheliker naturen. Ende ic begeer, lieue Here, dat ghi se daermede verenigen wilt ende vruchtbar maken ende offeren uwen hemelschen vader in dancke, in loue ende in waerdicheit, mit al uwen heiligen verdienten gemenget ende mitten verdienten der reynre maget Marien ende aire heiligen tot een eerwaerdige offerhande voer al myn sonden ende versumenisse, daer ic ν godlike mogentheit ye me vertoerent heb van aenbegin mynz leuens. In diesem Text wird angesprochen, daß der Gläubige hofft, seine Gebete mit d e m Leiden Christi vereinen und dadurch »vruchtbar maken« (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 50). Eine sehr viel konkretere Schutzfunktion wird Maria in der Beschreibung der Kirche S. Mariae Annuntiatae zugeschrieben: Wer diese Kirche am Tag der Verkündigung an Maria besuche, werde am betreffenden Tag nicht vom Blitz getroffen (D21/1 f. 14r: »vnde we up dussen dach de kerke Sunte Marien Annunciatam ghenoemet ynnickliken heymsoeket, den enmach noch blixem noch dunre off der geliken hynderen des suluen dages« [= Miedema, Kirchen, S. Mariae Annuntiatae, Ablaß]). - Vor allem Bildnisse von Heiligen greifen in den Legenden der >Indulgentiae< des öfteren aktiv in das Geschehen ein; die dargestellte Person ist nach solchen Vorstellungen im Bild offensichtlich ebenso präsent wie in den Reliquien (Belting, Bild S. 72: »Das Bild, in Dinglichkeit und Echtheitsbeweis, erbt die Funktionsmerkmale der Reliquie. Es wird Gefäß einer höchst realen Präsenz der Heiligen«). Vgl. etwa auch Muffels Angabe zum Bildnis Christi im Chor der Kirche S. Johannis in Laterano: »Das antlitz hat man newlich wollen vernewen, und der maier ein strich auf der nasen gethan hat mit einen [!] pensei; daraus ist geflossen plut, also sieht man ein strich von pluet auf der nasen, und wolt sich nicht andersweit malen lassen« (Muffel S. 32 [= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 40]). 11 12
13
Vgl. Angenendt, Heilige und Reliquien S. 106-108. In einem von Lentes Abb. 5 (Schreiber 1012c) besprochenen, Ende des 15. Jahrhunderts entstandenen Beispiel wird das bereits erwähnte Motiv der Schutzmantelmadonna mit der Vorstellung der Fürbitte bei Gott kombiniert. In der oberen Bildhälfte ist Gottvater abgebildet, der drei Pfeile (als Pest, Krieg und Hungersnot gedeutet) auf die Menschheit schleudert; in der Mitte schützt Maria die Menschen gegen die Pfeile. Unten sind weitere (Schutz-) Heilige abgebildet. Der Rand des Bildes besteht aus einem Rosenkranz, ein Verweis darauf, daß man sich den Schutz durch Gebete erwerben kann. >Figuren< f. 8V.
Quantifizierung und Atomisierung
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zu können; er bittet darum, daß die G e b e t e d e m »hemelschen vader« angeboten werden mögen, damit ihm aufgrund seiner eigenen G e b e t e und der »verdienten« Christi, Marias und der Heiligen seine Sünden vergeben werden. D i e Rolle der Heiligen als Helfer, Heiler und Beschützer hat große Bedeutung für die Entstehung der Reliquienverehrung. D i e s e entwikkelte sich aus der Vorstellung der Identität des irdischen und des Auferstehungsleibes. Obwohl das N e u e Testament angibt, daß der irdische und der himmlische Körper v o n unterschiedlicher Beschaffenheit sind, 1 4 ist die mittelalterliche Vorstellung, daß beide identisch seien, anhand vieler Zeugnisse nachweisbar; 1 5 entsprechend gebührte den sterblichen Überresten der Heiligen die höchste Ehrerbietung. 1 6 D a s früheste Bei14
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S. I Cor 15,40-55.1 Cor 15,40 trennt die »corpora caelestia« von den »corpora terrestria«, I Cor 15,44 ähnlich das »corpus spiritale« vom »corpus animale«. Für bildliche Darstellungen s. Legner, Glanz, speziell S. 33-35 mit Abb. 1 - 3 (Beispiele des 3.-14. Jahrhunderts; teilweise wiederholt bei Van Os S. 17f. mit Abb. 4 - 5 ) . Zu den biblischen Vorlagen für diese Vorstellungen s. Angenendt, Heilige und Reliquien S. 108-111. Es ist kein Zufall, daß in den >Indulgentiae< häufig betont wird, aus welch kostbarem Material die Reliquiare gefertigt seien: S. die Angaben zur Krippe Christi in S. Mariae Maioris, die sich nach D48 f. 366r in einem »langen silberen sarch« befunden haben, und zum Haupt des Matthaeus, das nach Auskunft der gleichen Handschrift f. 365v in Silber und Gold eingefaßt war (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Maioris, Reliquien Nr. 8, Nr. 35). Auch die Häupter des Andreas und des Sebastianus in S. Petri in Vaticano waren, ebenfalls nach D48 f. 360v, f. 362r, in Silber und Gold eingefaßt (= ebd., S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 4, Nr. 72). Die Kirche S. Sebastiani besaß einen Arm des Sebastianus, »gefast yn silber vnd goldt« (D48 f. 369r [= ebd., S. Sebastiani, Reliquien Nr. 22]), S. Agnetis einen Arm der Agnes, in Gold und Silber gefaßt (D48 f. 372v [= ebd., S. Agnetis extra Muros, Reliquien Nr. 2]), S. Alexii die Häupter des Alexius und Bonifatius (D48 f. 371r [= ebd., S. Alexii, Reliquien Nr. 2, Nr. 6]), S. Bartholomaei das Haupt des Bartholomaeus (D48 f. 371r [= ebd., S. Bartholomaei, Reliquien Nr. 3]) mit einem ebensolchen Schmuck. In der Kirche Ss. Cosmae et Damiani wurden »jn ainem kestlin von kristal« verschiedene Reliquien aufbewahrt, s. D76 f. 39r (= ebd., Ss. Cosmae et Damiani, Reliquien Nr. Oe) und besaß man ein Stück vom Kreuz Christi »jn ainem silbrin kreicz« (D76 f. 39v [= ebd. Reliquien Nr. Oe]); S. Laurentii in Damaso bewahrte nach D76 f. 67r »[in ain?] vbergilt kreicz« verschiedene Reliquien auf (= ebd., S. Laurentii in Damaso, Reliquien Nr. Ob), während die >Historia et descriptio< (lat.) f. 51v vermerkt, ein Teil der Reliquien dieser Kirche habe sich in »[v]na capsa eburnea decorata« befunden (= ebd. Reliquien Nr. 0c). Zu S. Laurentii in Panisperna gibt die >Historia et descriptio< (lat.) f. 48r an, die Kohlen, auf denen der heilige Laurentius gefoltert wurde, befänden sich »in vno cristallo« (= ebd., S. Laurentii in Panisperna, Reliquien Nr. 6), zur Kirche S. Mariae de Ara Coeli wissen die Handschriften D5 f. l r , D23 f. 3V, D38 f. 2V, D39 f. 25v und D52 f. 220v, das dort befindliche Haupt der Kaiserin Helena werde in einem kostbaren Reliquiar aus Gold und Silber aufbewahrt (= ebd., S. Mariae de Ara Coeli, Reliquien Nr. 9). Im Rahmen der Beschreibung der Kirche S. Sabae schließlich vermerkt die Handschrift D48 f. 370v, auch das dort befindliche Haupt des Eusebius sei in Gold und Silber eingefaßt (= ebd., S. Sabae, Reliquien Nr. 3).
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spiel für die Verehrung der Reliquien eines christlichen Heiligen stammt aus dem 2. Jahrhundert, anläßlich des Martyriums des Polykarp von Smyrna (gestorben im Jahre 156 oder 167), dessen Überreste man verehrte: »So sammelten wir später seine Gebeine auf, die wertvoller sind als kostbare Steine und besser als Gold«. 1 7 D i e Heiligen wohnten nach mittelalterlichen Vorstellungen bereits direkt nach ihrem Tod im himmlischen Jerusalem, sie waren die lapides vivi der Himmelsstadt. 1 8 Gleichzeitig blieben sie mit ihren sterblichen Überresten, dem Beweis ihrer Realität auf Erden, verbunden. 1 9 D i e Verehrung und Anrufung der Heiligen waren dementsprechend am Ort, an dem sich ihre Gebeine befanden, besonders wirksam. 20 D a ß man sich gerne in oder zumindest in der Nähe einer Kirche begraben ließ, um den im Altar befindlichen Heiligen möglichst nahe zu sein, entspringt den gleichen Vorstellungen. 21 Zu Anfang wallfahrtete man zu den Gräbern, um die Heiligen dort zu verehren; viele Kirchen wurden direkt über einem Heiligengrab errichtet (in R o m z. B. S. Petri in Vaticano, S. Laurentii extra Muros, S. Sebastiani). Bereits in frühchristlicher Zeit wurde es jedoch üblich, die Gebeine feierlich aus dem Grab zu entfernen und sie in einem prunkvoll ausgestatteten Altar in einer Kirche beizusetzen. 2 2 Zu beobachten ist 17
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S. Angenendt, Der Kult der Reliquien S. 9; ders., Heilige und Reliquien S. 149; das Zitat nach Legner, Reliquien S. 7. Die Verehrung der Heiligen könnte einen Vorgänger im antiken Heroenkult gehabt haben (ebd. S. 9); jedoch werden auch in anderen nicht-christlichen Religionen einzelne besonders hervorragende Personen verehrt. Beispiele dafür bei Kroos S. 25. Ape 6.9 (»vidi subtus altar animas interfectorum propter verbum Dei et propter testimonium quod habebant«) zeigt die Märtyrer vor dem Thron Gottes. Der Begriff der lapides vivi ist in der Bibel (I Pet 2.5) auf alle Gläubigen und speziell auf die Priester bezogen; vgl. zu den H e i l i g e n als lapides vivi des himmlischen Jerusalem ausführlicher Legner, Reliquien S. 4f. »Sein Leib in irdischer und verklärter Gestalt ist [...] Gefäß und Medium, Vermittler, Bürgschaft und Beweis zugleich [...] der göttlichen Macht und Gnade, die auch seinen irdischen Leib durchwirkte und dessen hinterlassene Spuren weiterhin durchwirkt«, Kriss-Rettenbeck S. 23. Angenendt, Der Kult der Reliquien S. 10 spricht von einer »Art himmlisch-irdischer Bilokation«; ähnlich ders., Heilige und Reliquien S. 114f. Dinzelbacher bezeichnet die Wirkungsmacht der Reliquien mit dem Begriff der »Realpräsenz« des Heiligen in seinen Gebeinen. S. auch Legner, Reliquien S. 14: »Während die Seele in der Hand Gottes liegt, ist der Heilige durch seinen Körper konkret anwesend«. Angenendt, Heilige und Reliquien S. 132 bezeichnet das Grab als »Kontaktstelle für seine [des Heiligen] himmlische Existenz«. Dinzelbacher S. 134, Legner, Reliquien S. 9. Als frühestes Beispiel nennt Angenendt, Der Kult der Reliquien S. 10 die Translation der Gebeine der heiligen Gervasius und Protasius durch Ambrosius von Mailand im späten 4. Jahrhundert. Legner, Reliquien S. 11 und Kühne S. 521 führen weitere Beispiele aus dem frühen 4. Jahrhundert an: Im Jahre 354 wurde der heilige Babylas, Bischof von Antiochia, überführt, in den Jahren 356 und 357 die heiligen Andreas, Lucas und Timotheus. - Eine Translation konnte
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allerdings, daß die diesbezüglichen Gebräuche in den einzelnen Regionen der christlichen Welt stark differierten: So war man in R o m in bezug auf die Translation der Heiligen lange sehr zurückhaltend, wie vor allem aus den Schriften des Papstes Gregor des Großen [590-604] hervorgeht. 2 3 Mit der Zunahme der Heiligenverehrung ging eine Vermehrung der innerhalb einer Kirche errichteten Altäre einher, so daß umgekehrt die Anzahl der Altäre nach mittelalterlichen Vorstellungen den Rang der jeweiligen Kirche bestimmte (oder zumindest bestätigte). Vor allem im Spätmittelalter führte dies dazu, daß für größere Kirchen eine Gesamtzahl von Altären angegeben wurde, die wohl kaum der Wirklichkeit entsprochen haben kann, so etwa für S. Petri in Vaticano. 24 Während zunächst immer der ganze Leib eines Heiligen an einem Ort aufbewahrt wurde, wurde es nach Angenendt im Abendland ab dem 10. Jahrhundert üblich, die Reliquien zu verteilen (dismembrano).25 D i e anfängliche Scheu vor den Teilungen ist wohl auf die Sonderstellung des corpus incorruptum, des unverwesten, und des corpus integrum, des ganzen Leibes, zurückzuführen. 26 D i e Unverwestheit des Leibes der Heiligen ist ein beliebter Topos in den Translationsberichten: Fand man den Leichnam unverwest vor, so war dies ein beweiskräftiges Indiz für die Heiligkeit des betreffenden Menschen. 2 7 Obwohl die mit-
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auch notwendig sein, um das Grab vor Raub oder Zerstörung zu schützen. Zu den translationes und elevationes s. auch Kühne S. 528-534. Legner, Reliquien S. llf. Vgl. auch Boeren S. 21-27. De Blaauw S. 485, S. 668 mit Anm. 303; im von Hülsen, Chiese edierten Text etwa werden auf S. 138 110 Altäre in dieser Kirche genannt (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 0). Festzuhalten ist allerdings, daß S. Petri in Vaticano die erste Kirche war, für die Nebenaltäre nachweisbar sind, s. De Blaauw S. 485, S. 566. Vergleichbar ist die Angabe über die hohe Zahl der Altäre in der Peterskirche mit dem Incipit der >IndulgentiaeIndulgentiae< im Rahmen der Kirche von Ss. Celsi et Juliani erzählt wird, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 51r (= Miedema, Kirchen, Ss. Celsi et Juliani, Namensgebung/Geschichte): Celsus wird »vnverweßen« aufgefunden, eine sichere Bestätigung seiner Heiligkeit.
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telalterliche Terminologie in diesem Punkt nicht exakt ist, scheint der Begriff corpus integrum dagegen auf die Unzerteiltheit des Leibes bezogen zu sein. Die mittelalterlichen Berichte über die Translationen von Heiligen unterscheiden, soweit dies aus den bisherigen Untersuchungen zu erschließen ist, nicht immer eindeutig zwischen den Termini corpus incorruptum (als dem unverwesten) und corpus integrum (als dem unzerteilten Leib). Gregor von Tours [gestorben nach 593] und Beda [gestorben 735], die die Reliquienteilung nicht kennen, benutzen die Termini corpus incorrumptum/inlaesum und corpus integrum/totum offensichtlich synonym.28 Zu untersuchen wäre, ob es nach den Reliquienteilungen eine Differenzierung der lateinischen Begrifflichkeit gegeben hat. Die spätmittelalterliche deutschsprachige Terminologie in den >Indulgentiae< ist eindeutiger: Mit unverwesen wird der unverweste Zustand bezeichnet, während ganz im Sinne von »unzerteilt« zu verstehen ist. Die Teilung der Reliquien wurde seit dem 10. Jahrhundert erst allmählich üblich, sie war jedoch zur Entstehungszeit der >Indulgentiae< bereits zur Selbstverständlichkeit geworden: Der Text verzeichnet fast ausschließlich zerteilte Heiligenleiber. Daß besonders große Teile von Reliquien oder ganze Leiber nach mittelalterlichen Vorstellungen eine besonders starke Wirkungskraft besessen hätten, läßt sich in den Texten über die römischen Reliquien nur indirekt nachweisen: Es wird an einigen Stellen betont, daß eine Kirche etwa ein »großes« Stück des Kreuzes Christi oder einen »ganzen« Leichnam eines Heiligen besaß,29 wodurch sichtbar wird, daß dieses als etwas Besonderes erfahren wurde. Die Reflexion über das Problem, daß durch die ständige Teilung der
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Vgl. Angenendt, Der >ganze< und >unverweste< Leib S. 3 5 - 4 7 . Die Kirche S. Crucis besaß »ein gros stuck von dem rock vnsers Heren«, »ein gros stuck vom heiligen crutz« und »ein gros stucke von dem crutz des schechers, der zu der rechten siten hing, da Cristus, vnser Herr, gecruziget wart«, s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 30 v (= Miedema, Kirchen, S. Crucis, Reliquien Nr. 13, Nr. 7, Nr. 24). A n anderen Stellen im Text der >Indulgentiae< wird betont, daß bestimmte Kirchen ganze Heiligenleiber besaßen, so für S. Adriani in Tribus Foris (»vnd ist da vil gantzer vnd halber lichnam«) und S. Silvestri (»vil ander heiligen lichnam, die noch gantz sint«), s. >Historia et descriptio< (dt.) f. 41 r , f. 43 r (= ebd., S. Adriani in Tribus Foris, Reliquien Nr. Ob, S. Silvestri, Reliquien Nr. 0a). - Mit diesen Angaben vergleichbar sind diejenigen Reliquien, die nach den >Indulgentiae< aus »fleisch vnd pain« bestanden, s. etwa D76 f. 3V zu den Häuptern des Paulus und Petrus (= ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 100, Nr. 103); D36 f. l v , D48 f. 364 r , D57 f. 61v, D65 f. 101r und N14a/2 f. 16 v zum Arm der Anna (= ebd., S. Pauli extra Muros, Reliquien Nr. 2); D48 f. 373 v zur Reliquie des Barnabas (= ebd., S. Praxedis, Reliquien Nr. 1); D76 f. 46 r (»bain vnd ¿lösch beij ainander«) und D46 f. 116 v (»mit fleisch, hawt, hör, gepain vnd zugethann äugen«) zum Haupt des Johannes Baptista (= ebd., S. Silvestri, Reliquien Nr. 3).
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Reliquien manche von ihnen in mehreren Kirchen vorzukommen schienen, findet sich auch in der >Historia et descriptio< (dt.): 30 [M]er ist zu wissen, wan man hat ein stuck heiltum in einer kirchen, ist das stuck von dem ho e bt des heiligen, so nennet man das ho e bt gar. Ist aber ein stuck von einem arm, so nennet man ein arm. Ist aber ein glid von einem finger, so nennet man ein finger. Also tu°t man allen glidern: Wiewol oft ein glid nit gantz da ist, so nennet man doch das gantz glid. Darvmb so sol niemants zwiueln, ob man ein glid eins heiligen öfter oder by mer kirchen zu Rom oder in anderen landen nennet. Es ist zu gelicher wiß, wan einer über land ryt oder get vnd sieht einen turn oder die mur von einer stat, so sprichet er: »Ich sihe die stat!« Also ist es och mit dem heiltum. In dieser Textstelle wird in bezug auf die Reliquien ein »pars pro toto«Gedanke ausgedrückt, der allgemein verbreitet war: »Ubi est aliquid, ibi totum est«, 31 die virtus des Heiligen war im ganzen Leib ebenso anwesend wie in den Teil- oder Berührungsreliquien. Als römisches Beispiel dafür, daß man sich zwar einerseits der Besonderheit eines unzerteilten Leibes bewußt war, andererseits den einzelnen Teilen des Leibes und den Berührungsreliquien den gleichen Status zuwies wie den ganzen Leibern, können die Reliquien der Apostel Petrus und Paulus angeführt werden: D i e Päpste in R o m lehnten es mehrfach ab, Teile der Apostelreliquien zu verschenken 3 2 - außer innerhalb der eigenen Stadt: Sowohl S. Petri in Vaticano als auch S. Pauli extra Muros besaßen nach Auskunft der >Indulgentiae< Teile der Apostelreliquien, während sich ihre Häupter in S. Johannis in Laterano befanden. 3 3 D i e beiden Apostel 30 31
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»Historia et descriptio< (dt.) f. 53 r -53 v ; ähnlich auch in D67/2 f. 158 v -159 r . Zitiert nach Angenendt, Heilige und Reliquien S. 154 (Victricius von Rouen, gestorben 407). Legner, Reliquien S. 7 überliefert ähnliches Gedankengut bei Theodoretos von Kyros (5. Jahrhundert): »Sind auch die Leiber zerteilt, so wohnt ihnen doch ungeteilte Gnade inne, und jene unscheinbare und winzige Reliquie hat die gleiche Kraft wie der in keiner Weise und in keinem Teile zerstückelte Märtyrerleib«. Während die griechische Kirche Teilungen von Reliquien bereits zu dieser Zeit vornahm, wurde dies in der römischen Kirche erst sehr viel später zur Gewohnheit (ebd. S. 12). Ein prominentes Beispiel dafür nennen Kirschbaum S. 20f., Legner, Reliquien S. 12, Van Os S. 68 und Snoek S. 13f.: Die Kaiserin Constantina bat Papst Gregor den Großen, ihr das Haupt des Paulus zu schenken, was dieser jedoch ablehnte. - Die römischen Verhältnisse sind in diesem Punkt allerdings grundsätzlich verschieden von denen in anderen Städten: In der Spätantike und dem frühen Christentum war man in Rom generell bemüht, die Gräber nicht zu öffnen und die Reliquien unangerührt zu lassen, s. etwa Kötting S. 335, S. 338340, Legner, Reliquien S. llf. S. etwa »Historia et descriptio< (dt.) f. 25r, f. 28r, f. 19r (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 59, Nr. 63; S. Pauli extra Muros, Reliquien Nr. 13, Nr. 20; S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 100, Nr. 103). - Nach Kirschbaum S. 213 beruht jedoch die Angabe, daß die Peters- und Paulskirche je die H ä l f t e der Reliquien besessen hätten, auf einer »seltsamen Tradition«, da die Kirche S. Petri in Vaticano im Mittelalter lediglich Berührungsreliquien der beiden Heiligen besessen habe.
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wirkten an dem Ort, an dem sie aufgefunden worden waren, ebenso fort wie an den Stellen, an denen sie später aufbewahrt wurden. 3 4 Außerdem wurde in S. Petri in Vaticano in R o m auch der Stein, auf dem die Leiber des Petrus und Paulus geteilt worden waren, verehrt. 35 Wichtiger als die besondere Stellung des corpus integrum scheint im Mittelalter jedoch, in R o m wie auch andernorts, die K u m u l a t i o n von Reliquien gewesen zu sein. 36 Man verließ sich nicht auf die Hilfe und Fürsprache eines einzelnen Heiligen, sondern erhoffte sich von einer größeren Anzahl von Heiligen entsprechend mehr Unterstützung. D a die Zahl der Kirchen bald die Zahl der Heiligen überstieg und jede Kirche möglichst viele Reliquien besitzen wollte, wurden Teilungen der Gebeine zur Notwendigkeit. 3 7 Im Spätmittelalter legten nicht nur Kir34
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Für S. Sebastiani: »Item hinder der kirchen ist ein grufft, heist Cathecumbis. Darin ist ein brun, darin sint gefunden worden die heiligen lichnam sant Peters vnd sant Pauls vnd haben da gelegen, bys man zalt nach Crist gepurt CCC vnd XIX iar. Die haben gezeugt [gezeigt] die siben Schleifer dem pabst, vnd da sie die lichnam gezeignet, da vilen sie zu puluer vor dem pabst Vrban. Der heilig pabst Vrbanus tet das puluer in ein sarck, das ist in der kirchen. Es ist in der gruft Cathecumbis alle tag so vil ablas vnd gnad als in Sant Peters kirch Vaticano« (>Historia et descriptio< [dt.] f. 32 r -32 v [= Miedema, Kirchen, S. Sebastiani, Reliquien Nr. 8, Nr. 19, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 6]). S. das Register der Heiligen und ihrer Reliquien bei Miedema, Kirchen unter »Petrus« und »Paulus«: Als weitere primäre Reliquien dieser beiden Heiligen werden etwa ein Arm, Barthaare, Zähne und eine Rippe des Petrus sowie ein Arm und eine Rippe des Paulus genannt. Daneben steht eine Reihe sekundärer Reliquien, wie etwa eine Hostie, die Petrus gesegnet hat, ein Stein, in den Petrus eine zwei Finger breite Rinne weinte, als er Christus verleugnet hatte, und ein Stab des Paulus in S. Pauli extra Muros. Nicht auszuschließen ist dabei jedoch, daß hier verschiedene Heilige mit dem gleichen Namen sind - »so sind oft zwen oder dri heiligen von einem namen, als sant Peter zwo e lfbott vnd sant Peter von Meyland vnd sand Peter marterer«, »Historia et descriptio< (dt.) f. 53v. Zu untersuchen wäre, wieviele Städte außerhalb Roms trotz der Bemühungen, die Apostelreliquien in Rom zu behalten, Reliquien von Petrus und Paulus besaßen. »Nicht nur, daß für jede Not und jedes Gebrechen ein bestimmter Heiliger als besonders zuständig erachtet wurde; das quantitative Denken, d. h. die Vorstellung, daß die Fürsprache eines Heiligen viel vermag, vieler Heiligen aber mehr, führte auch zur Kumulation von verehrungswürdigen Gestalten«, Hausberger S. 653 (Hervorhebungen vom Autor). Entsprechend versuchte man bereits auf dem Weg zu einem bestimmten Wallfahrtsort, möglichst viele andere Reliquien zu besuchen, vgl. etwa Hassauer S. 73. Dies trotz der Tatsache, daß es auch neue Heilige gab, s. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 40r (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Novae, Reliquien Nr. 3) zur heiligen Francisca. Darüber hinaus lieferten die Katakomben in Rom einen nahezu unerschöpflichen Vorrat an Gebeinen, von denen man glaubte, daß sie alle von christlichen Märtyrern abstammten, vgl. z.B. das Cimiterium Calixti bei S. Sebastiani und das Cimiterium Calepodii bei S. Pancratii, etwa in der >Historia et descriptio< (dt.) f. 31v, f. 52v (= ebd., S. Sebastiani, Räumlichkeiten/ Ausstattung Nr. 5, S. Pancratii, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 7). In einigen Fällen werden bereits vorhandene Reliquien, deren Existenz offensichtlich
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chen und Klöster, sondern auch Privatpersonen Sammlungen von Reliquien an. 3 8 D i e s e Häufung möglichst vieler Reliquien ist jedoch kein spezifisch spätmittelalterliches Phänomen: Bereits die frühesten Reliquienverzeichnisse für R o m , die ab dem 6. Jahrhundert auch als Inschriften in Stein überliefert sind, verzeichnen für jede Kirche eine Vielzahl von Heiligen; auch die Weiheinschriften des 12. und 13. Jahrhunderts enthalten solche Reliquienlisten (s. Kapitel 4.3). D i e Tendenz zur Quantifizierung bzw. Kumulation der Heiligen wurde allerdings im Spätmittelalter deutlich stärker. D i e s kann als ein Indiz dafür interpretiert werden, daß sich die Gläubigen zunehmend auf die Hilfe der Heiligen angewiesen fühlten, um das Seelenheil zu erlangen und um alle möglichen Situationen des Alltags bewältigen zu können; die Heiligen erhielten entsprechend immer differenziertere Patronate. 3 9 N e b e n den Primärreliquien (den Gebeinen) wurden immer häufiger auch Sekundärreliquien wie Kleidung und andere v o m Heiligen berührte Alltagsgegenstände sowie auch ihre Marterwerkzeuge verehrt. 4 0
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nicht mehr bekannt war, erneut aufgefunden, vgl. ζ. B. die >Historia et descriptio< (dt.) f. 49v (= ebd., S. Andreae, Reliquien Nr. Ob) und die >Historia et descripticx (lat.) f. 38v, f. 33r (= ebd., Ss. Quattuor Coronatorum, Reliquien Nr. Ob, S. Georgii, Reliquien Nr. 1). Der Versuch, Reliquien zu stehlen und sie an eine andere Stadt zu verkaufen, ist für S. Silvestri durch die Handschrift D5 f. 20 r 20v dokumentiert (= ebd., S. Silvestri, Reliquien Nr. 3), die offizielle Translation von Reliquien für Ss. Celsi et Juliani in der »Historia et descriptio< (lat.) f. 52r und im gleichen Text f. 39r für S. Clementis (= ebd., Ss. Celsi et Juliani, Reliquien Nr. 1, S. Clementis, Reliquien Nr. 1). Beispiele für das 13.-16. Jahrhundert bei Angenendt, Der Kult der Reliquien S. 20, ders., Heilige und Reliquien S. 161f., Dinzelbacher S. 124, Guth S. 148, Kühne S. 562 und Legner, Reliquien S. 114-116. Kauß, speziell S. 58 wertet ein Reliquienverzeichnis des Jahres 1522 dahingehend aus, daß die meisten dort genannten Heiligen zu den Nothelfern gehören oder »bestimmten Sonderpatronaten zuzuordnen [sind], die das tägliche Leben betreffen«. Da jedoch solche Sonderpatronate den meisten im Mittelalter verehrten Heiligen zugeordnet wurden, führt dies nicht zu einer tragfähigen Kategorisierung der Heiligen. Zu bezweifeln ist außerdem, daß Reliquien gezielt auf die Sonderpatronate hin erworben wurden. Es gibt keine Beispiele dafür, daß man (etwa) eine Reliquie der heiligen Apollonia nur deswegen erworben hätte, weil sie gegen Zahnschmerzen helfen sollte; im allgemeinen scheint hinter dem Wunsch, eine Reliquie zu erwerben, eine weniger zweckgebundene Verehrung des jeweiligen Heiligen zu stehen. Einen anderen, jedoch vergleichbaren Status haben die vielen Kultbilder, denen ebenfalls die Kraft zugesprochen wurde, Wunder bewirken zu können (s. Wolf, Salus); vgl. für Rom die Nachweise für solche Bildnisse im Register der Heiligen und ihrer Reliquien bei Miedema, Kirchen unter »Christus«, »Maria«, »Paulus« und »Petrus«. - Auch die Wunder wirkenden Kruzifixe und Hostien sind zu dieser Kategorie zu rechnen. Als beliebige Beispiele können die für S. Johannis in Laterano in der >Historia et descriptio< (dt.) f. 21v und f. 22v dokumentierten Legenden zu einer Hostie (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 50) und zu einem Kruzifix (= ebd. Reliquien Nr. 43) genannt werden.
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D i e s führte nicht selten dazu, daß unechte Reliquien verehrt wurden: Man stellte sich die Heiligen in zeitgenössischer Kleidung vor, so daß sich häufig a-historische Reliquien finden, wie etwa die Handschuhe der Muttergottes. 4 1 E b e n s o erscheint es heute wenig überzeugend, daß sich Reliquien v o n alttestamentlichen Heiligen erhalten hätten. 4 2 Es ist jedoch mit Nachdruck darauf hinzuweisen, daß im Mittelalter bereits das Bewußtsein vorhanden war, daß viele der verehrten Reliquien unecht sein könnten und diese Zweifel nicht erst durch die Reformation aufkamen; 4 3 der in d e n >Indulgentiae< einige Male überlieferte Hinweis auf die Schenkung der Reliquien durch möglichst wichtige Personen etwa ist als ein Versuch der Beglaubigung der Echtheit der Reliquien aufzu41
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Beispiele dafür bei Kroos S. 29. Boeren S. 26f., Kühne S. 557f. und Sumption S. 31 weisen darauf hin, daß vor allem nach der Einnahme Konstantinopels im Jahre 1204 viele schwer autorisierbare Reliquien nach Westeuropa gebracht wurden. S. etwa D44 f. 112r, D67/2 f. 106v: Rute des Aaron (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 1); so auch >Historia et descriptio< (dt.) f. 52r (= ebd., S. Spiritus, Reliquien Nr. 1). »Historia et descriptio< (dt.) f. 19v, f. 41v: Rute des Mose (= ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 94, S. Mariae de Gratia, Reliquien Nr. 6). D44 f. 112r, N14 f. 27r: Gesetzestafeln des Mose (= ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 95); so auch »Historia et descriptio< (dt.) f. 52r (= ebd., S. Spiritus, Reliquien Nr. 7). D44 f. 112r: Dornbusch, in dem Gott Mose erschien (= ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 96). »Historia et descriptio< (dt.) f. 41r: drei Jünglinge im Feuerofen (= ebd., S. Adriani in Tribus Foris, Reliquien Nr. 14). D76 f. 39r: Haar des Abraham (= ebd., Ss. Cosmae et Damiani, Reliquien Nr. 1). D5 f. 12v, D23 f. 44r, D39 f. 47 v -48 r , D52 f. 259v: Stein, auf dem Abraham Isaac opferte (= ebd., S. Jacobi in Porticu, Reliquien Nr. 1). »Historia et descriptio< (dt.) f. 48v: Daniel, Abraham, Isaac und Jacob (= ebd., S. Mariae supra Minervam, Reliquien Nr. 3, Nr. 1). Vgl. dazu die reformatorische Kritik, oben S. 36f. Angenendt, Heilige und Reliquien S. 162-166, Legner, Reliquien S. 49-54, Schreiner; berühmt sind etwa die Äußerungen Guiberts von Nogent (gestorben ca. 1125). Auch in den verschiedenen Fassungen der >Indulgentiae< finden sich Ansätze zu einer kritischen Haltung, vgl. z. B. Arnold von Harffs Bemerkung zur Reliquie des Matthias in S. Mariae Maioris: »Dit hayn ich ouch zu Padua alsus in Lumbardyen an eynen graue beschreuen fonden, dat sij daer waerafftich halden, sijnt Mathias apostel lijge lijbafftich in deme graue, sunder dat heufft, dat sulle sijn zo Triere in duytzsche lande [...]; dan ich laissen der paffen eirronge Got scheyden« (von Harff S. 17; = Miedema, Kirchen, S. Mariae Maioris, Reliquien Nr. 34). Ähnlich vermerkt er zu einem angeblich von Lucas gemalten Marienbildnis in der gleichen Kirche: »der ich ouch gar vil gesien hane« (von Harff S. 17; = Miedema, Kirchen, S. Mariae Maioris, Reliquien Nr. 32). In einem Fall sind von Harffs Zweifel unbegründet: Er vermerkt zu S. Mariae Maioris, er habe dort »eynen arm van sent Thomas des apostéis« gesehen, den er auch »lijbafftich gesien hayn zo Mackeron in deme indeschianer koenynckrijch« und zu dem er ergänzt: »Ouch hayn ich zo Treicht in sijnt Seruaes kirchen syen tzounen sijnt Thomas arm in der gerkameren. Ich laiss idt aber Got scheyden«; der gezeigte Arm gehörte jedoch Thomas von Canterbury, nicht dem Apostel Thomas (von Harff S. 17, Miedema, Kirchen, S. Mariae Maioris, Reliquien Nr. 44).
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fassen. 4 4 - A n d e r e Reliquien rufen heute häufig ein gewisses Befremden hervor, da sie die Freude zum unwahrscheinlichen Detail auf die Spitze zu treiben scheinen und ihre Verehrung v o n späteren Jahrhunderten als »Aberglaube« bezeichnet wurde: In den >Indulgentiae< finden sich Reliquien wie etwa die Windeln Christi und das Rohr, auf das der Schwamm gesteckt wurde, mit d e m Christus am Kreuz Essig gereicht wurde. 4 5 E b e n s o mag die Angabe, daß Handlungen wie das Trinken aus einem v o n einem Heiligen benutzten Glas gegen konkrete gesundheitliche Probleme helfen würden, aus heutiger Sicht wenig glaubhaft erscheinen. 4 6 Es gilt jedoch, die Funktionen, die die Reliquien im Mittelal44
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S. etwa D67/2 f. 106v (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 0): Teile der Reliquien in dieser Kirche wurden von Titus und Vespasianus nach Rom gebracht. Ähnlich auch etwa D5 f. 4V, D23 f. 17v, D39 f. 33r: Reliquien von Kaiserin Helena mitgebracht (= ebd., S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 16); D67/2 f. 151r und >Historia et descriptio< (lat.) f. 39r: Kaiser Justinus/ Justinianus brachte Reliquien nach Rom (= ebd., S. Clementis, Reliquien Nr. 1); Hülsen, Chiese S. 153 und D76 f. 59v: Kaiserstochter Theodora/Eudoxia führte Reliquien nach Rom (= ebd., S. Petri in Vinculis, Reliquien Nr. 4); D76 f. 54v: Bildnis Christi, von Petrus und Paulus nach Rom gebracht (= ebd., S. Praxedis, Reliquien Nr. 10). Windeln Christi: S. etwa D67/2 f. 117v, D76 f. 15r (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Maioris, Reliquien Nr. 10); Rohr des Schwammes: D76 f. 54r (= ebd., S. Praxedis, Reliquien Nr. 8). Vergleichbar ist, daß Reliquien verehrt wurden, die aus heutiger Sicht kaum noch als »heilig« bezeichnet würden, vgl. die Leiber des Titus und Vespasianus (so etwa in der >Historia et descriptio< [dt.] f. 36v [= ebd., S. Sabae, Reliquien Nr. 10]), ein Schiff, in dem Maria gefahren sein soll (>Historia et descriptio< [dt.] f. 38v [App.] [= ebd., S. Mariae in Navícula, Reliquien Nr. 1]), das Becken, in dem Pilatus seine Hände wusch (genannt etwa von Muffel S. 48 [= ebd., S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 69]) oder ein Körbchen mit Rosen, das Maria in die Kirche S. Johannis in Laterano gebracht haben soll (D76 f. 3 r [= ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 86]). S. z.B. >Historia et descriptio< (dt.) f. 50r (= Miedema, Kirchen, S. Laurentii in Damaso, Reliquien Nr. 2): Das Trinken aus einem von Papst Damasus benutzten Glas half gegen Fieber; das Trinken von Wasser, das über die Gebeine der heiligen Julianus und Albertus gelaufen war, hatte die gleiche Wirkung ^Historia et descriptio< [lat.] f. 45 r -45 v [= ebd., S. Juliani in Esquilino, Reliquien Nr. 1]). In der Kirche S. Sabae flöß Wasser über die Reliquie einer Schulter des heiligen Saba, »et ex ista aqua sancta curabantur, et maxime a fluxu sanguinis, quod sepe claruit miraculis« (>Historia et descriptio< [lat.] f. 35r [= ebd., S. Sabae, Reliquien Nr. 8]). Wer das Wasser aus den Brunnen bei Ad Tres Fontes trank, die entstanden waren, weil das Haupt des Paulus hier den Boden berührte, wurde von »aquarum infirmitate« bzw. von allen Krankheiten geheilt, s. z.B. Hülsen, Chiese S. 144 (= ebd., Ad Tres Fontes, Reliquien Nr. 2); darüber hinaus erhielt er nach D5 f. 17v, D23 f. 57" und D39 f. 55v Ablaß, wenn er das Wasser trank. Auch das Wasser aus einem Brunnen in S. Petri in Vaticano wurde gerne getrunken, da es »durch das ertrich, do der heyligen gepein ligt, geleit ist« (Muffel S. 56 [= ebd., S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 56]). Ein prominentes Beispiel für die Heilung durch eine Reliquie, sogar ohne deren Berührung, erhielten die Leser der >Historia et descriptio< (dt.) bereits in der chronikalischen Einleitung zu diesem Text, vgl. die Heilung des Tiberius durch das Hich der Veronica, ebd. f. 6 v -7 r ; wie im >Stacion büchlein< f. l l r - l l v be-
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Kapitel 5: Reliquienverehrung,
Wallfahrt,
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ter hatten, genauer z u untersuchen, bevor m a n j e d e Form der mittelalterlichen R e l i q u i e n v e r e h r u n g als » A b e r g l a u b e « abqualifiziert; hierauf soll im f o l g e n d e n näher e i n g e g a n g e n werden. D i e Aussage, d a ß die Reliquien d e n M e n s c h e n im Mittelalter m e h r wert w a r e n als Silber und G o l d , sosehr sie topische E l e m e n t e enthalten mag, ist ernstzunehmen. 4 7 D i e B e d e u t u n g der H e i l i g e n s o w o h l i m täglichen L e b e n als auch b e i m Jüngsten Gericht wurde bereits a n g e s p r o c h e n ( o b e n S. 3 4 7 - 3 5 0 ) . E s erscheint wichtig festzuhalten, daß in der Entwicklung d e s Reliquienkultes e i n e gewisse A t o m i s i e r u n g des H e i l i g e n zu b e o b a c h t e n ist: Jede R e l i q u i e wurde als ein Teil d e s H e i l i g e n g e s e h e n , j e d e Berührungsreliquie wurde mit einer S z e n e aus s e i n e m L e b e n verbunden. D i e s bedeutet, daß durch j e d e R e l i q u i e ein Teil d e s L e b e n s des H e i l i g e n m e m o riert w e r d e n konnte. D i e Vielzahl der D e t a i l s aus d e n V i t e n der Heiligen, an die die R e l i q u i e n erinnerten, ermöglichte es, e i n e N ä h e z u m H e i l i g e n z u entwickeln, die zu geradezu freundschaftlichen B e z i e h u n g e n führen k o n n t e . 4 8 D i e s e r affektive U m g a n g mit d e n R e l i q u i e n ist vor allem k e n n z e i c h n e n d für das Spätmittelalter. B e s o n d e r s augenfällig ist dies bei d e n Christusreliquien; es gibt selbstverständlich nur sehr w e n i g e primäre R e l i q u i e n v o n Christus, 4 9 j e d o c h sind zahllose Berührungsrelischrieben, reichte die heilige Aura dieser Reliquie so weit, daß sogar das bei sich Tragen einer Kopie des Bildnisses Ablaß verlieh und vor einem unvorbereiteten Tod schützte. - Mit den bisherigen Beispielen vergleichbar sind die Angaben, daß ein in S. Johannis in Laterano verehrtes Marienbild gegen Fieber helfe (Muffel S. 30 [ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 85]) und daß man vom Fieber geheilt wurde, wenn man in der Kapelle S. Mariae de Febribus eine Messe lesen ließ, s. D20 f. 121r (= ebd., S. Petri in Vaticano, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 16b); vgl. auch den Vermerk, daß das Essen von in der Kirche Ss. Viti, Modesti et Crescentiae in Öl getränktem Brot gegen Tollwut half (so etwa in der >Historia et descriptio< [lat.] f. 45v [= ebd., Ss. Viti, Modesti et Crescentiae, Sonstige Angaben Nr. 2]). Allgemeiner ist der Hinweis für S. Alexii, daß alle, die diese Kirche besuchten, vom »morbo epidemie« erlöst würden (>Historia et descriptio< [lat.] f. 34v [= ebd., S. Alexii, Sonstige Angaben Nr. 1]). Für weitere Beispiele s. unten S. 365, S. 366 mit Anm. 80; vgl. auch Angenendt, Heilige und Reliquien S. 157, Koldeweij, Servas S. 226-230 über den Trinkbecher des heiligen Servatius, der ebenfalls den Kranken gereicht wurde, und weitere ähnliche, nicht-römische Beispiele. 47
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Bei KühneS. 7 - 2 0 findet sich die jüngste Skizze der diesbezüglichen Forschungsliteratur der letzten Jahrzehnte. Er führt aus, daß die Untersuchung des Gegenstandes der Reliquienverehrung im Bereich der Mediävistik lange im wesentlichen auf die Diskussion über die Echtheit von Reliquien fokussiert gewesen sei; vor allem die ältere Literatur sei von einer »apologetischen Haltung« (ebd. S. 13) geprägt, die dem Gegenstand nicht gerecht werde. »Beziehungen der Freundschaft, der nachbarlichen Hilfe und der Barmherzigkeit«, Kriss-Rettenbeck S. 24. In Rom werden lediglich die Nabelschnur (Hülsen, Chiese S. 140 [= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 7]), die Vorhaut (s. etwa D76 f. 4 v - 5 r , N14 f. 28r [= ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 8]), das Blut und der Schweiß Christi (so etwa in der >Historia et descriptio< [dt.] f. 30v
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quien bekannt, die die Ereignisse des Lebens Christi sehr genau widerspiegeln, so daß die wichtigsten Stationen seines Lebens und seiner Passion auch in den römischen Kirchen nachvollzogen werden konnten. 50 Von der Kindheit Christi zeugten seine Nabelschnur, die Krippe und das dazugehörige Heu, die Windeln, die Vorhaut (mit den Utensilien der Beschneidung: dem Altar, auf dem er beschnitten wurde, und dem dafür verwendeten Messer) sowie einige Kleidungsstücke, die er in seiner Kindheit getragen haben sollte. An Geschehnisse in Jerusalem erinnerten die Säulen aus dem Tempel des Salomo, von denen eine besonders hervorgehoben wurde, da Christus sich an sie angelehnt hatte, als er predigte. Einer der Krüge, in denen er Wasser zu Wein wandelte, und die Gerstenbrote und Fische, mit denen er die 5000 speiste, zeugten von seinen Wundern auf Erden. Der Tisch, an dem Christus und die Jünger das Letzte Abendmahl zu sich nahmen, sowie das Handtuch und das Becken, mit deren Hilfe er den Jüngern die Füße wusch, wurden ebenfalls als Reliquien genannt. Mehrere Kirchen besaßen Steine vom Ölberg. Einer der Silberlinge, für die Christus verraten wurde, konnte in Rom betrachtet werden; die Treppe, über die er zu Pilatus geführt wurde (die »Scala sancta«), wird in den Textzeugen der >Indulgentiae< ebenfalls genannt. Die Dornenkrone und das purpurfarbene Gewand erinnerten an die Verspottung Christi, die Geißelsäule und ein Rohr, mit dem er geschlagen wurde, an seine Geißelung. Der Gang nach Golgotha wurde durch das Schweißtuch der Veronica repräsentiert. Christi Tod am Kreuz bezeugten die Reliquien des Kreuzes und des Kreuzestitulus, der Nägel, des Tuches, das ihm am Kreuz um die Lenden gelegt wurde, des Schwammes, mit dem ihm Essig gereicht wurde, der Lanze, mit der Longinus seine rechte Seite öffnete sowie des Steins, auf dem um seine Kleidung gewürfelt wurde. Darüber hinaus wurden in vielen Kirchen Reliquien des Blutes oder des Wassers aus den Wunden Christi gezeigt. Auch vom Grab Christi und vom Tuch, in das er im Grab eingewickelt wurde, waren in Rom Reliquien vorhanden. Einige weitere Reliquien erinnerten an die Wiederkehr Christi nach seinem Tod, so die Steine, auf denen er stand, als er den Jüngern erschien und als Petrus dem Martyrium entfliehen wollte.51
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[= ebd., S. Crucis, Reliquien Nr. 6 u.ö.]) genannt. Vgl. Legner, Reliquien S. 7 8 87. Boeren S. 2 4 - 2 7 führt aus, daß die (sekundären) Reliquien der Passion Christi (Kreuz, Dornenkrone, Nägel usw.) bereits früh eine besondere Beliebtheit genossen, da sie nicht dem oben (S. 351) angesprochenen frühchristlichen Verbot der Translation von (primären) Reliquien unterlagen. Für die Nachweise der einzelnen Reliquien im folgenden s. das Register der Heiligen und ihrer Reliquien in Miedema, Kirchen (unter »Christus«). Die zuletzt genannte Reliquie befand sich in S. Sebastiani (s. etwa >Historia et descriptio< [dt.] f. 32v [= Miedema, Kirchen, S. Sebastiani, Reliquien Nr. 7]), eine Kopie des Steins wurde jedoch in Domine, Quo Vadis aufbewahrt (s. etwa
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Kapitel 5: Reliquienverehrung,
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Bei der Verehrung dieser Gegenstände war offensichtlich der Gedanke entscheidend, daß jeder von ihnen einen Teil der Heilsgeschichte bildete: Da Christus sein Leiden und seinen Tod auf sich genommen hatte, um die Menschheit zu erlösen, erhielt sogar das Rohr, auf das der Schwamm gesteckt war, aus dem Christus am Kreuz Essig trank, als eines der Glieder der Kette der Erlösung eine eminent wichtige Bedeutung. Ähnliches galt für die Heiligen: Auch ihr Leiden war zum Wohl der Christenheit und der Christgläubigen geschehen. Die Verehrung der Erinneringsstiicke der Heiligen und ihres Martyriums schuf eine Art Vertrautheit mit den Heiligen, die ein Gefühl der Sicherheit geben konnte: die Sicherheit, daß die Menschheit durch das Leiden Christi in toto erlöst worden war und daß die Heiligen durch ihr Martyrium so sehr gelitten hatten, daß sie die Sünden der einzelnen Gläubigen zumindest zu einem Teil kompensieren konnten. Dies hängt mit der mittelalterlichen Vorstellung des thesaurus ecclesiae zusammen, die besagte, daß Christus und die Heiligen durch ihr Leiden einen Schatz der Gnade und der Vergebung gesammelt hatten, die die Sünden der anderen Christen tilgte; aus diesem Schatz konnte jeder Gläubige durch die Vermittlung der Heiligen schöpfen, wenn er sich ihr Leiden vergegenwärtigte, sich seiner eigenen Unwürdigkeit schämte und seine Dankbarkeit bezeugte. 52 Man vergleiche dazu die Äußerungen des folgenden Gebetes:53 O Her Ihesu Christe, fliessender brunn deß nachlaßens vnd verzyhen, trost vnd herkiilung der sündigen seien, du byst eyn erlößer vnd widerbrynger menschliches geschlechts. Du gtist jn dye wunden der Sünden wyn der gerechtigkeyt vnd öl der barmherczigkeyt. Ich sag dyr danck jn ewygkeyt für alle erbeyt, vnruig vnd übertrefflichen pynlicheyten, dye du von mynetwegen jn angenommenen lyb gelytten hast, ouch das du mich arme Sünderin erlöst hast von dem ewigen dot mit dynem kosthbarlichen blut. Vnd mit dem nitt genügig: Hast ouch gelegt in den s c h ä t z d y n e r s t r y t t e n d e n k y r c h e n das überflüssig verdienen dyns lydens, ouch dyner hochwurdiger muter, der jungkfrawen Marie vnd aller heyiigen, jn abloßung myner deglichen sünd, verloßend vff ertrich.
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Hülsen, Chiese S. 150 [= ebd., Domine, Quo Vadis, Reliquien Nr. 1]). Die Faszination, die ein solches Zeugnis der Gegenwart Christi auf Erden ausübte, wird in einer der Handschriften der >Indulgentiae< sichtbar, die vermerkt: »Nach der selbigen lenng Gots heiliger plosser fuesß ist abgemessen nach rechtem masß der rötstrich auff dem gegenwurtigen pirgamen« (Handschrift D46, Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts, f. 125r). Dies bedeutet, daß ein Pilger die Länge der Füße Christi (bzw. des Fußabdrucks in Domine, Quo Vadis) maß und aufzeichnete, um sich auf diese Art und Weise auch zu Hause die Realpräsenz Gottes auf Erden vergegenwärtigen zu können. Vgl. zur Aura dieser Reliquie auch unten S. 365. Zum thesaurus ecclesiae s. Paulus Bd. 2 S. 184-206. Daß nicht nur Christus, sondern alle Heiligen am thesaurus beigetragen hätten, blieb im Mittelalter nicht unangefochten, s. ebd. S. 201-204. Handschrift D26 f. 126 r -128 r ; zu dieser Handschrift s. auch unten S. 378f., 396 und 416f.
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Getruwe schaffener oder vßdeyler deß selbigen schätz, verly myr, dyner vnwirdigen dyenerin vnd strofflichen Sünderin, der ich myr vil siind wassen byn, der ich mitt festem glauben vnd demütigen hertzen dyns abloß beger vff diesen tag, das ich vß dyner gnod vnd sunderlichen barmhertzigkeyt deylhafftig werd alles abloß, nachloßung der sünd vnd geystlichen goben, die heut verkündt vnd gegeben werden jn allen kyrchen zu Rom ... Geschildert wird hier, wie Christus und die Heiligen durch ihr Leiden den Gnadenschatz gesammelt haben, aus dem die »abloßung« der »deglichen sünd« bezahlt werden kann; Christus wird als der Schatzmeister, als der »vßdeyler deß selbigen schätz« bezeichnet. Auf diese Art und Weise ist auch die mittelalterliche Haltung den äußerst drastischen Erinnerungsstücken gegenüber zu erklären, die nicht selten in den Reliquienverzeichnissen vorzufinden sind, für R o m z.B. ein Reliquiar mit Balsam, in dem das Haupt des Vincentius schwebte, und diverse Reliquiare mit dem Fett, dem Blut und den Kohlen des Laurentius. 54 Hinter der mittelalterlichen Vorliebe für solche heute eher unangenehm berührenden Reliquien stand wohl die Vorstellung, daß der Beitrag der Heiligen an den thesaurus ecclesiae je nach dem Ausmaß ihres Leidens unterschiedlich war: Je größer das Leid des jeweiligen Heiligen, desto größer auch sein Beitrag für den thesaurus. Unter den Textzeugen der >Indulgentiae< widmet die Handschrift D 6 7 diesem Gedanken die ausführlichsten Betrachtungen: 55 Nu synt vier schetz der heiiger kirchen. Der eirste ist Christi Dei, der ander der hogelobter yunfferen Marien, want sent Ignacius spricht in eyner epistolen, das Maria na der passien Christi vijl Verfolgungen vnd Versprechungen van den iuden hait geleden, welch sy geduldenclichen vnd willenclichen lydende, damyt vijl vnd groißlichen hait verdient. Der dritte schätz ist der merteler, de vnzellich synt vnd vijl vnd grose pynen geleden haynt. Der vierte schätz ist der confessoir vnd yunfferen vnd der andere heiigen, vß wilchen aller Verdiensten, alß der lerer Durandus spricht, der afflais koemt.56 54
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Haupt des Vincentius: s. z. B. >Historia et descriptio< (dt.) f. 30v (= Miedema, Kirchen, S. Crucis, Reliquien Nr. 42); Schweiß, Blut und Kohlen des Laurentius: s. D76 f. 18r (= ebd., Reliquien Nr. 25), D76 f. 64r (= ebd., S. Eustachii, Reliquien Nr. 11) und D67/2 f. 148v (= ebd., S. Laurentii in Lucina, Reliquien Nr. 4). Vergleichbar ist auch die Angabe, daß der Stein, auf dem der Rost lag, auf dem Laurentius gefoltert wurde, Löcher enthielte, die entstanden seien, weil das heiße Fett auf den Stein tropfte, s. D5 f. 8V, D23 f. 31v, D39 f. 40v und D52 f. 246v (= ebd., S. Laurentii extra Muros, Reliquien Nr. 4). D67 f. 162 r -163 r . Weitere verstreute Beispiele bei Paulus Bd. 3 S. 128f.: Matthaeus von Krakau etwa (Ende des 14. Jahrhunderts) gebe an, daß Maria den wichtigsten Beitrag für den thesaurus geleistet habe. Ebd. S. 147 ein Beispiel aus dem Ende des 14. oder dem Anfang des 15. Jahrhunderts, aus dem hervorgehe, daß Christus den wichtigsten Beitrag in den thesaurus eingezahlt habe. So ausdrücklich auch D67 f. 161v: »Wilhelmus van dem Berge Laudano, eyn doctor, spricht, dat der schätz des blödes Christi verre kostlicher ist vber alle dat guit deser werelt, want eyne drop bloitz alleyn were vur vnse erloesung genoig gewest« (Zitat bisher nicht nachgewiesen). Die Zitate aus den Werken des Ignatius und des Durandus sind bisher nicht
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So machte es das unmenschliche und entwürdigende Leiden der Heiligen wahrscheinlicher, daß der einzelne Gläubige gerettet werden konnte. Die Betrachtung dieses Leidens führte auf diese Weise zu einem Gefühl der Dankbarkeit, das für das Verständnis der Verehrung der Reliquien im Mittelalter wesentlich ist: Mittels der Verehrung der Reliquien der Heiligen zeigte der Gläubige seine Dankbarkeit für ihren (der Heiligen) Beitrag für sein (des Gläubigen) Seelenheil. Dies erklärt auch, warum an vielen Stellen in den >Indulgentiae< angegeben wird, »diesen Ablaß hat (z.B.) der heilige Laurentius durch sein Leiden erworben«: Auf diese Art und Weise wußte der Gläubige, wem er seinen Dank schuldete.57 So zeigt sich, daß es im Mittelalter eine Interferenz zwischen zwei unterschiedlichen Positionen gab: Auf der einen Seite stand die Gewißheit, daß Christus und die Heiligen dem einzelnen Gläubigen bei seiner Erlösung helfen würden, sofern er seine Sünden bereute und den Heiligen seine Verehrung darbrachte; auf der anderen Seite bestand die Angst, daß die Sünden das Maß an Verzeihlichem übersteigen würden. 58 Eine Heilssicherheit war kaum erreichbar; jedoch vermitteln Texte wie die >Indulgentiae< den Eindruck, daß die Gewißheit, durch richtiges Verhalten die heilswirksame Unterstützung der Heiligen verdienen zu können, die Angst vor der Verdammung übertraf. Auf welche Art und Weise man sich den Heiligen gegenüber »richtig« verhielt, wird allerdings in den Texten nicht explizit ausgesprochen. Es ist deswegen davon auszugehen, daß die Anzahl und Art der erforderlichen Gebete und Geldopfer je nach den Möglichkeiten des einzelnen Gläubigen unterschiedlich waren.
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nachweisbar; eine bei Amort S. 256f. zitierte Stellungnahme des Durandus zum Ablaß vermerkt, anders als in der oben zitierten Stelle: »Est autem in ecclesia thesaurus spiritualis ex merito passionis Christi. D e merito passionis sanctorum potest verti in dubium, utrum pertineat ad thesaurum ecclesiae? Potest enim videri, quod non ...« (vgl. auch ebd. S. 7f.; dazu Paulus Bd. 1 S. 338: »Mit Unrecht wird [...] hier und da behauptet, Durandus habe geleugnet, daß die überschüssigen Verdienste der Heiligen einen Bestandteil des Kirchenschatzes bilden. So bestimmt hat er sich hierüber nicht ausgesprochen; er hat bloß die Frage in Zweifel gezogen«). S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 29v, D76 f. 19 v und >Historia et descriptio< (dt.) f. 38 v (= Miedema, Kirchen, S. Laurentii extra Muros, S. Sebastiani und S. Gregorii, jeweils in der Rubrik Ablaß). Diese Angst wird bereits in der Bibel vorgegeben, vgl. etwa Ps 37,4: »Non est pax ossibus meis a facie peccatorum meorum«; Ps 39,13: »Circumdederunt me mala, quorum non est numerus; conprehenderunt me iniquitates meae et non potui ut viderem, multiplicatae sunt super capillos capitis mei - et cor meum dereliquit me«. Chiffoleau S. 109f. beobachtet Ähnliches in Testamenten des 14. und 15. Jahrhunderts, ergänzt allerdings: »On implore avec confiance la clémence, la pitié, la bonté, la miséricorde infinie de Dieu« (ebd. S. 110).
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In bezug auf den U m g a n g mit den Reliquien lassen sich aus den >Indulgentiae< weitere Schlüsse ziehen. So erinnert der Text daran, daß die Reliquien in vielen Fällen nicht sichtbar waren: Sie befanden sich in den Altären, in der Sakristei oder in Kapellen, zu denen etwa Frauen keinen Zutritt hatten. 5 9 D a s Wissen über das Vorhandensein der Reliquien bot den Gläubigen jedoch offensichtlich keine ausreichende Befriedigung; dies ist daran ersichtlich, daß an sehr vielen Stellen erwähnt wird, daß die Reliquien den Gläubigen an bestimmten Tagen feierlich gezeigt wurden. 6 0 Z u bedenken ist dabei weiterhin, daß die Reliquien 59
Zu den Reliquien in den Altären seien nur die Beispiele aus den Hauptkirchen genannt: >Historia et description (dt.) f. 23v, f. 24r: S. Petri in Vaticano, Altar des Gregorius, Altar des Papstes Leo (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 3, Nr. 6); f. 28v: S. Mariae Maioris, Altar des Matthias, Altar des Hieronymus (= ebd. Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 1, Nr. 3); f. 29 v -30 r , f. 30v: S. Crucis, Altar des Caesarius und Anastasius, Altar der Kapelle »Jerusalem« (= ebd., S. Crucis, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 1, Nr. 2). Reliquien in der Sakristei: f. 19", f. 31r, f. 49r (= ebd., S. Johannis in Laterano, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 3, S. Crucis, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 3, S. Eustachii, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 2). Kapellen, zu denen Frauen keinen Zutritt hatten: f. 22r (= ebd., S. Johannis in Laterano, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 2 [Sancta Sanctorum]; der Text fügt hinzu: »[M]an mag wol hiningesehen«); f. 24r (= ebd., S. Petri in Vaticano, Räumlichkeiten/ Ausstattung Nr. 7, Nr. 23); f. 30r (= ebd., S. Crucis, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 2 [Kapelle »Jerusalem«]; Zutritt für Frauen nur an einem Tag im Jahr); f. 45 r -45 v (= ebd., S. Praxedis, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 3).
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Die ostensio der Reliquien wird u.a. von Boeren S. 62-68, Dinzelbacher S. 136f., Legner, Reliquien S. 88-119 und vor allem von Kühne besprochen. Für römische Beispiele, die alle die regelmäßigen und nicht die im Rahmen eines Translationszeremoniells vorgenommenen Heiltumsweisungen betreffen (vgl. Kühne S. 518f., S. 551), s. etwa die Angaben zu den Hauptkirchen S. Crucis und S. Johannis in Laterano in D67/2 f. 125 v -126 r , f. 107r, zu S. Mariae Maioris in >Historia et descriptio< (dt.) f. 29r, zu S. Pauli extra Muros und S. Sebastiani in D20 f. 122r, f. 126v, zu S. Petri in Vaticano in D48 f. 362r (= Miedema, Kirchen, S. Crucis, Reliquien Nr. 0, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 0, S. Mariae Maioris, Reliquien Nr. 0, S. Pauli extra Muros, Reliquien Nr. Ob, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. Od und S. Sebastiani, Reliquien Nr. 0c). Auch für die sonstigen römischen Kirchen gibt es vielfache Nachweise für die ostensio der Reliquien, für die nur zwei (beliebige) weitere Beispiele genannt seien: >Historia et descriptio< (dt.) f. 34r (= ebd., S. Bartholomaei, Reliquien Nr. Od) und >Historia et descriptio< (dt.) f. 46v (= ebd., S. Laurentii in Panisperna, Reliquien Nr. Od). Auch das Zeigen einzelner Reliquien ist für Rom mehrfach belegt; als Beispiele seien das Kreuz des guten Schächers (>Historia et descriptio< [dt.] f. 30 v -31 r [App.] [= ebd., S. Crucis, Reliquien Nr. 24]), der Tisch des letzten Abendmahls Christi (>Historia et descriptio< [dt.] f. 19 v -20 r [= ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 24]), das Hich der Veronica (>Stacion büchleim f. 8 r - 8 v [= ebd., S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 17; s. dazu Kühne S. 877-887]) oder das Haupt des Johannes Baptista genannt (>Historia et descriptio< [dt.] f. 56r [= ebd., S. Silvestri, Reliquien Nr. 3]). Besonders interessant sind die Angaben zu S. Johannis in Laterano, wo erwähnt wird, daß die Reliquien gezeigt und namentlich genannt werden (>Historia et descriptio< [dt.] f. 19v [= ebd., S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 0e]): Es handelt sich um
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
selbst in aller Regel nicht sichtbar g e w e s e n sein dürften: Was vorgeführt wurde, waren nicht die Reliquien selbst, sondern vielmehr die Reliquiare. D i e s war jedoch für das offenkundige Bedürfnis nach »Tastbarkeit« der Reliquien nicht ausreichend: D i e Kraft der Reliquie übertrug sich nach mittelalterlichen Vorstellungen am stärksten auf den Gläubigen, wenn er sie direkt anfassen durfte. 6 1 G e g e n diese im Hoch- und Spätmittelalter wachsende Tendenz schritt etwa das 4. Laterankonzil (1215) ein, das in Dekret 62 festlegte: »Reliquien dürfen nicht außerhalb des Reliquiars gezeigt werden«. 6 2 U m d e m Verlangen nach d e m Berühren der Reliquien trotzdem entgegenzukommen, entstanden Reliquiare wie das von Legner gezeigte (13. Jahrhundert): 63 Ein unter eine Kristallglocke gestellter Finger des heiligen Jacobus ist in Filigran eingefaßt, in d e m sich ein kleines mit einem Scharnier versehenes Türchen befindet, wodurch die Reliquie berührt werden kann. Auch in den >Indulgentiae< finden sich noch viele Stellen, an denen das Berühren der Reliquien erwähnt wird: 64 So erzählt der Text z.B., daß man die Säule, an der Sebastianus mit Pfeilen beschossen wurde, »sehen vnd angriffen« dürfe. 65 D a s gleiche gilt für die Säulen, an denen Petrus und Paulus
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einen Hinweis auf das »Ausschreien« der Reliquien (vgl. Kühne S. 5, S. 22, S. 718f., S. 774-776). Der Wunsch nach der direkten Berührung der Reliquien scheint eine erst spätmittelalterliche Entwicklung zu sein. Das frühe Mittelalter kennt zwar die Vorstellung, daß etwa Tücher (brandea oder palliala), auf das Grab (nicht auf die Reliquien) des Heiligen gelegt, die Kraft des Heiligen in sich aufnehmen konnten, von dem Wunsch nach der Berührung der Reliquien kann hier jedoch nicht die Rede sein, s. De Blaauw S. 493 -495, Dinzelbacher S. 135, Van Os S. 68f., Snoek S. 12f. (vergleichbar auch die Ampullen, in denen Erde der heiligen Gräber mitgenommen werden konnte, vgl. zuletzt »Romei & giubilei« Katalognr. 44-66, Nr. 130, Nr. 134). Dinzelbacher S. 135 nennt als früheste Beispiele für das Verlangen nach dem Berühren der Reliquien etwa Zeugnisse des Abtes Suger von St.-Denis (1081-1151) und des Hugo von Lincoln (ca. 1135— 1200).
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Angenendt, Heilige und Reliquien S. 162, Boeren S. 64, Dinzelbacher S. 140142, Guth S. 138-143, Kühne S. 556f„ Niehoff S. 63. Legner, Reliquien Abb. 119. Ähnliche Beispiele auch bei Boeren S. 37f., Dinzelbacher S. 138-143, v.a. S. 140. Belting, Bild S. 338 führt zu den aus durchsichtigem Kristall hergestellten Reliquiaren aus, daß diese vergleichbare Möglichkeiten des direkten (Augen-)Kontaktes mit der Reliquie boten: »Das Reliquiar liefert nur mehr den schönen Rahmen, in dessen Zentrum man die >nackte< Reliquie sehen will, z. B. durch das >Fenster< eines Kristallreliquiars«. Kühne S. 560-562 sieht keinen direkten Zusammenhang zwischen dem 4. Laterankonzil und der Entstehung solcher ostensoria und interpretiert die Bestimmung des Konzils so, daß sie gegen die extraordinäre Heiltumsweisung einschritt, nicht grundsätzlich dagegen, die Reliquien (im kontrollierten Rahmen der regelmäßigen ostensiones) außerhalb des Reliquiars zu zeigen. Sicher ist jedenfalls, daß die ostensoria seit dem 13. Jahrhundert immer beliebter wurden. Weitere Beispiele bieten Kroos und Angenendt, Heilige und Reliquien S. 157f. >Historia et descriptio< (dt.) f. 32v (= Miedema, Kirchen, S. Sebastiani, Reliquien Nr. 23).
Quantifizierung
und
Atomisierung
365
gefoltert worden waren.66 Ebenso wird über die Reliquien in S. Pancratii gesagt: »videri possunt manifeste et tangi«.67 Im Rahmen der Beschreibung der Kapelle Libera Nos a Poenis Inferni (in S. Praxedis) heißt es, die Reliquien einiger Päpste befänden sich bei einem Stein »in sinistra manu, super quem positum est plumbum, cum quo columna fuit mutata, quem mulleres tangunt, ex quo mulieres non possunt intrare capellam«.68 Die Kette, mit der Petrus festgebunden war, durfte man sich an bestimmten Festtagen umgürten. 69 Göbel Schickenberges, der die Stadt Rom in den Jahren 1515 und 1516 besuchte, gibt an, daß er »seine Hände >unwerdichDomine, quo vadis?Historia et descriptio< (lat.) f. 52 r (= Miedema, Kirchen, S. Mariae Transpodianae, Reliquien Nr. 3): »quas omnes homines possunt pro deuotione quotidie attingere«. >Historia et descriptio< (lat.) f. 53 v (= Miedema, Kirchen, S. Pancratii, Reliquien Nr. Ob). >Historia et descriptio< (lat.) f. 46 r (= Miedema, Kirchen, S. Praxedis, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 3). S. D46 f. 115v: »Doselbs zaiget man denn [am 1. August und in der darauffolgenden Oktav] vnd lat dye menschen begreuffen vnd vmb ir leib gürten dij eysnen ketten vnd pannt, do sannd Peter inne ist gefanngen gelegen« (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vinculis, Reliquien Nr. 4). Rüthing S. 221 (= Miedema, Kirchen, S. Sebastiani, Reliquien Nr. 7); s. auch oben S. 359f. Anm. 51. S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 25 v (= Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 16). D 5 f. 3V, D38 f. 13r, D 3 9 f. 31 r (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Sonstige Angaben Nr. 9, Ablaß). So etwa in der >Historia et descriptio< (dt.) f. 1 9 v - 2 0 r (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 24). S. oben S. 357f. Anm. 46. S. etwa >Historia et descriptio< (dt.) f. 44v, D76 f. 52 r (= Miedema, Kirchen, S. Bibianae, Reliquien Nr. 4). S. z.B. D 4 4 f. 114 r (= Miedema, Kirchen, S. Crucis, Reliquien Nr. 9).
366
Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
Auch die Entstehung der sogenannten »sprechenden« Reliquiare ist im Zusammenhang mit dem spätmittelalterlichen Bedürfnis nach Anschaulichkeit und Tastbarkeit des Heiligen zu sehen: Armknochen wurden zur plastischen Gestalt eines Armes ergänzt, Reliquien vom Haupt eines Heiligen wurden zu Büstenreliquiaren verarbeitet, usw. 77 Solche Reliquiare verstärkten den Eindruck, daß man den Heiligen selbst vor Augen hatte; man setzte die Reliquiare mit dem Heiligen gleich, verehrte die Reliquiare statt der Reliquien bzw. statt des Heiligen, oder genauer: Man verehrte den Heiligen in der Gestalt des Reliquiari 7 8 D i e Verehrung der Realpräsenz der Heiligen in ihren Reliquien zeigt sich auch in anderen Bereichen: Durch das Schwören auf Reliquien wurden die Heiligen zu Zeugen des Schwurs; 79 wenn besondere Notsituationen entstanden, trug man die Reliquien in Prozessionen durch die Stadt oder auf das Schlachtfeld, 80 wenn die Heiligen die an sie gestellten Erwartungen nicht erfüllten, wurden ihre Reliquiare bestraft. 81 D i e humiliatio, die demonstrative »Erniedrigung« des Heiligen, bei dem die Reliquiare, mit Dornen bestreut, auf den Fußboden vor den Altar gestellt wurden, hatte ihren festen Platz in der Liturgie für Notsituationen. 8 2 77 78
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Angenendt, Heilige und Reliquien S. 183-186; Dinzelbacher S. 138-140. Legner, Reliquien S. 258f. und Van Os S. 136 zeigen, daß in den sprechenden Reliquiaren häufig mehr als eine Reliquie vorhanden war, so daß die »sprechende« Form des Reliquiars nicht unbedingt seinem ganzen Inhalt entspricht; die Kenntnisse über das Vorhandensein mehrerer Reliquien in e i n e m Reliquiar scheinen jedoch in solchen Fällen in den mittelalterlichen Quellen keine Rolle gespielt zu haben. Boeren S. 38, Legner, Reliquien S. 40-42. Beispiele bei Angenendt, Heilige und Reliquien S. 159f., Kroos und Legner, Reliquien S. 42-44; für Rom etwa das Beispiel des Marienbildes, das Papst Gregor gegen die Pest in einer Prozession mitgeführt haben soll und das sich heute noch in der Kirche S. Mariae de Ara Coeli befindet, beschrieben z. B. in der »Historia et descriptio< (dt.) f. 47 v -48 r , in D67/2 f. 133 v -134 r und D76 f. 61 r -61 v (= Miedema, Kirchen, S. Mariae de Ara Coeli, Reliquien Nr. 11). Angenendt, Heilige und Reliquien S. 213 zitiert eine bei Caesarius von Heisterbach überlieferte Geschichte: Eine Frau, deren Kind von einem Wolf geraubt worden war, entriß einer Marien-Statue das Jesus-Kind, weil Maria ihr nicht geholfen habe, ihr Kind wiederzufinden; daraufhin befahl Maria, der Frau das Kind wiederzugeben. Ein weiteres Beispiel bei Van Os S. 17 (mit Literatur S. 210 Anm. 5). Geary (nach ihm Dinzelbacher S. 130) beschreibt einen Fall der humiliatio von Reliquien bzw. Heiligen. Dinzelbacher S. 130 führt aus, daß es in solchen Fällen wohl nicht darum ging, den Heiligen zu erniedrigen und ihn dadurch zur Hilfestellung zu zwingen; vielmehr ging man davon aus, daß der Heilige freiwillig half und man sich mit dem Heiligen erniedrigte. Andere Beispiele für die (außerliturgische) humiliatio, die z.T. eindeutiger auf eine Erniedrigung oder Bestrafung der Heiligen durch die Gläubigen schließen lassen, finden sich bei Kroos S. 41, Dinzelbacher S. 130-132 und Angenendt, Heilige und Reliquien S. 212f.
Quantifizierung und Atomisierung
367
Über alle bisher beschriebenen Phänomene geben selbstverständlich nicht nur Pilgerführer wie die >Indulgentiae< Auskunft; es sei hier deswegen kurz auf die anderen schriftlichen Zeugnisse für die Reliquienverehrung eingegangen. Angenendt und Legner beziehen sich vor allem auf die Heiligenviten und Predigten; auch die Chroniken von Städten und Klöstern bieten jedoch reiches (und weitgehend unerforschtes) Material über die Verehrung der Heiligen. Darüber hinaus ist eine Reihe von weiteren Schriftstücken (wie etwa Heiltumsbüchern) überliefert, die sich auf die Wallfahrten beziehen. Während die frühen Zeugnisse alle rein textlich sind, spielen vor allem im Spätmittelalter Wort u n d Bild eine Rolle. Als Beispiel kann ein Einblattdruck mit den Reliquien von Maastricht, Aachen und Kornelimünster genannt werden,83 auf dem zum einen Reliquien abgebildet sind, wie das Kleid, das Maria in der Nacht der Geburt Christi trug, zum anderen auch Reliquiare, wie etwa das Büstenreliquiar vom heiligen Servatius (»item also ist sant Servois houbt gestalt, daz man da zougt«). Ein wichtiger Unterschied zwischen solchen Texten und den >Indulgentiae< ist, daß eine Visualisierung vorgenommen wurde, die dazu führte, daß man sich nicht in die abstrakte Idee des Heiligen oder der Reliquien vertiefte, sondern die Reliquien als konkrete Gegenstände verehrte; da diesen wiederum menschliche Gestalt gegeben wurde, scheint der Vorwurf der Idolatrie hier nicht ganz unberechtigt (dazu unten S. 373). 83
Schreiber 1937, abgebildet etwa im Katalog »Blockbücher« Abb. IV. 28. Eine umfassende Zusammenstellung und Auswertung von handschriftlichen und gedruckten Zeugnissen über Reliquiensammlungen und ostensiones reliquiarum findet sich bei Kühne. - Beispiele für Tafelbilder mit Abbildungen von Reliquiaren sind bei Kroos S. 36f. und Van Os S. II, S. 102 abgebildet, für Stundenbücher mit Miniaturen, auf denen Reliquiare abgebildet sind, s. Belting, Reaktion S. 173. - Es überrascht, daß für Rom zwar bereits früh Gesamtverzeichnisse der Kirchen vorliegen, daß jedoch für e i n z e l n e römische Kirchen kaum handgeschriebene oder gedruckte Reliquien- und Ablaßverzeichnisse existieren. Als Ausnahmen können die folgenden Zeugnisse genannt werden: Für Beschreibungen der Kirchen S. Johannis in Laterano, S. Petri in Vaticano und S. Sebastiani s. oben S. 20. Erhalten ist darüber hinaus ein handgeschriebener illustrierter Ablaßbrief für S. Mariae de Populo aus dem späten 15. Jahrhundert (s. »Ein Indulgenzbrief«), Es gibt außerdem mehrere im 16. Jahrhundert produzierte Einblattdrucke mit Angaben über die Privilegien der Bruderschaft von S. Spiritus, vgl. Van Thienen mit weiterer Literatur. Für alle erwähnten Kirchen werden zwar Ablässe und Reliquien genannt, die Abbildungen nehmen jedoch auf die Reliquiare keinen Bezug. - Für die bei S. Mariae de Anima befindliche Bruderschaft wurde ein xylographischer Einblattdruck hergestellt, der den Papst und mehrere andere Gläubige abbildet, die Maria anbeten (Schreiber 1019m, »The illustrated Bartsch« Bd. 164 S. 35, Ende des 15. Jahrhunderts; freundlicher Hinweis von Dr. Sabine Griese, Münster). Der zweizeilige Text dieses Blattes erwähnt weder Ablässe noch Privilegien, sondern gibt lediglich dessen Herkunft an: »Arma confirmationis fraternitatis beate Marie de Anima jn vrbe alias Maria de Roma«.
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
Es ist allerdings zu betonen, daß die schriftlichen und nicht-schriftlichen Zeugnisse über Reliquienverehrung und Wallfahrt erstaunliche Leerstellen enthalten: So erfährt man aus ihnen kaum etwas über die Devotionsformen, die den Heiligen dargeboten wurden, obwohl doch die Heiligenverehrung das eigentliche Ziel der Wallfahrten war. Hassauer hat in bezug auf die Pilgerfahrt nach Santiago festgestellt, daß der »Vollzug« dieser Pilgerfahrt nicht verschriftlicht wurde,84 und dies gilt im wesentlichen auch für Rom und andere Stätten. Offensichtlich war es für die Pilger wichtig zu wissen, welche Reliquien sich vor Ort befanden, welche Wunder sich dort ereignet hatten und wieviel Ablaß bei den einzelnen Reliquien erworben werden konnte; sie verzeichneten jedoch nicht primär, was sie selbst vor Ort gesehen und getan hatten. Neben den erwähnten schriftlichen tragen auch nicht- (oder: nicht vorwiegend) schriftliche Zeugnisse zum heutigen Verständnis der Formen der Reliquienverehrung bei. Außer den Reliquiaren selbst, die durch ihre Gestaltung und Beschriftung auf ihre Verwendung im Gottesdienst verweisen, sind die Devotionalien zu nennen, die der Pilger vor Ort erwerben konnte, vor allem die im ganzen westeuropäischen Raum verbreiteten Pilgerabzeichen, die als Andenken gekauft und auf die Kleidung genäht werden konnten. Bereits der >Liber Sancti Jacobi< (12. Jahrhundert) nennt diese Form der Wallfahrtsdevotionalien.85 Aller Wahrscheinlichkeit nach galten diese lediglich als Andenken, nicht als Bestätigung der Durchführung einer Wallfahrt.86 Nachdem in den letzten Jahrzehnten die Arbeiten von Andersson, Köster, Koldeweij und anderen bereits das Fundament für weitere Untersuchungen gelegt 84
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Hassauer S. 172: Die Literatur biete kein ausreichendes Material, um die »Vollzugssituationen [der Pilgerfahrt] zu rekonstruieren«. - »Wesentlich für das Verständnis des Systems der Pilger-Information war die mündliche Mitteilung. Die Reiseberichte und -führer spielten bis zum Ende des 15. Jahrhunderts als Druckwerke eine eher geringe Rolle. Immerhin, auch sie waren vielfach zum Vorlesen konzipiert worden«: Kühnel S. 508. Diese Bemerkung läßt sich auf Rom nicht ohne Weiteres übertragen; hier ist der Text stärker das »document roi« (Hassauer S. 22f.). Herbers/Santos Noia S. 91f. Buch 1 Kapitel 17 (im Sermo >De veneranda diesIndulgentiae< mit einer Miniatur der Vera icon anfangen (s. Miedema, >Mirabilia< Abb. 18); es sei außerdem nicht vergessen, daß nahezu alle Drucke der >Historia et descriptio< eine Abbildung der ostensio des Tuches enthalten. Auch in Handschriften, auf Einblattdrucken und in der Tafelmalerei ist das Motiv weit verbreitet, s. etwa Finaldi S. 75-103, Koldeweij, Pelgrimage S. 237f. mit Abb. 7 - 8 , Schreiber 753-770a, 1656-1662, 1719-1728, Wolf, Mandylion Abb. 3 - 1 7 und ders., Sembianza S. 106-114 mit Abb. S. 116-151. Zur ostensio des Veronica-Tuches s. Kühne S. 877-887; einige Autoren (wie etwa Wolf, Mandylion S. 172) weisen auf die Ähnlichkeit der ostensio des Veronica-Tuches mit der Elevation der Hostie hin. Andersson S. 101-103, Rom Nr. 2, Nr. 4 - 7 ; »Heilig en profaan« Katalognr. 298-302; Köster, Pilgerzeichen S. 455-457, Katalognr. 97-99; »Romei & giubilei« Katalognr. 97-104, Nr. 112; De Waal Abb. 1 - 4 .
Quantifizierung und Atomisierung
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sei.94 Die Pilgerabzeichen des Veronica-Typs stellen entweder ausschließlich das Antlitz Christi 95 oder zusätzlich auch die heilige Veronica, die das Tuch hält, bzw. die Apostel Petrus und Paulus dar. 96 Eines der Abzeichen, das nur Christi Antlitz wiedergibt, enthält die Inschrift »Salve santa facies nostris [!] redemptoris«, ein weiteres die Inschrift »Sacra (oder: Situm) in urbe sanctum sudarium«. 97 Die heiligen Petrus und Paulus werden in einigen Fällen in Halbfigur dargestellt und erinnern so, wie S. 369 bereits erwähnt, an Büstenreliquiare, möglicherweise sogar direkt an die in S. Johannis in Laterano befindlichen; 98 auf anderen Pilgerabzeichen sind sie in ganzer Figur abgebildet oder werden nur ihre Namen (manchmal zu »S PE S PA« verkürzt) wiedergegeben. 99 Als zusätzliche Inschriften kommen folgende Texte vor: »Signa apostolorum Petri et Pauli«, »Petrus Paulus ora«, »Sigillum Petri et Pauli«. 100 Die gekreuzten Schlüssel können mit einer kleinen Vera Icon und/oder einer Tiara, selten auch mit einer Jakobsmuschel oder einer Dornenkrone kombiniert sein; sie enthalten keine Inschriften. Bisher ist nicht nachgewiesen, ob etwa die einzelnen römischen Hauptkirchen je ihre eigenen Pilgerabzeichen herstellten und verkauften. Die Kombination der heiligen Petrus und Paulus auf den oben beschriebenen Pilgerabzeichen läßt eher vermuten, daß dies nicht der Fall war; verwirrend wäre es, wenn dieses (wie oben S. 371 mit Anm. 98 angedeutet) das für S. Johannis in Laterano übliche Pilgerzeichen wäre. Allerdings ist die Herkunft vieler der erhaltenen Pilgerzeichen, die (den Patronaten der römischen Hauptkirchen entsprechend) etwa Johannes, Laurentius, Maria, Sebastianus oder auch die Kreuzigung darstellen, nicht bekannt; möglicherweise befinden sich unter diesen auch römische. Daß in seltenen Fällen auch einzelne, nicht zu den Hauptkirchen gehörige römische Gotteshäuser ihre eigenen Abzeichen produzierten, zeigen zwei Pilgerzeichen, auf denen eine runde Kirche mit einem Kuppeldach dargestellt ist; im Dach der Kirche befindet sich ein Loch, die Inschrift lautet »Signvm Sánete Maria [!] Rotunde«. Es handelt sich hier somit um das Pantheon. 101 Daß die Pilgerabzeichen als Teil der Kleidung eines Pilgers bereits im 13. Jahrhundert für selbstverständlich gehalten wurden, zeigt eine Textstelle 94
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Van Heeringen/Koldeweij/Gaalman Nr. 13.4; »Heilig en profaan« Katalognr. 303-314; »Romei & giubilei« Katalognr. 110-114. Wie nach 1350 auch auf römischen Münzen nachgewiesen, s. Wolf, Mandylion S. 173. Von einem dieser Abzeichen, das die Vera Icon, Petrus und Paulus abbildet, ist eine Gußform aus dem 13. oder frühen 14. Jahrhundert erhalten, s. Van Heeringen/Koldeweij/Gaalman Abb. 22, »Heilig en profaan« S. 185, De Waal Abb. 5. »Salve ...«: »Heilig en profaan« Katalognr. 80; zu dieser >Oratio de saneta Veronica< s. Kapitel 4.2. Sie wird auch auf einigen der gemalten Vera Icon-Bilder zitiert, z.B. auf zwei der vier in der Brüsseler Handschrift Ms. 11.035-11.037 eingenähten Exemplare (s. oben S. 370 Anm. 92). - »Sacra ...«: Andersson S. lOlf., Rom Nr. 1. Vgl. etwa die >Historia et descriptio< (dt.) f. 19r (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 100, Nr. 103). Andersson S. lOlf., Rom Nr. 2 - 7 ; Köster, Pilgerzeichen S. 455-457, Katalognr. 97-99. Andersson S. 101-103, Rom Nr. 2, Nr. 4 - 7 (vgl. oben S. 370 Anm. 91); »Heilig en profaan« Katalognr. 302; Katalog »Die Hanse« Bd. 2 S. 196 Nr. 8.31; »Romei & giubilei« S. 152 und Katalognr. 97-99, Nr. 101-102. Frdl. Hinweis Prof. Dr. A. M. Koldeweij (Nijmegen). Abb. bei De Waal Abb. 9 und »Romei & giubilei« Katalognr. 115-116.
Kapitel 5: Reliquienverehrung,
Wallfahrt,
Ablaß
aus dem >Tristan< des Gottfried von Straßburg, in der die Pilger beschrieben werden: Sie tragen »üzen an ir waete / mermuschelen genaete [als Wahrzeichen für Santiago de Compostela] / und vremeder zeichen genuoc«. 102 Noch detaillierter skizziert William Langland in >The vision of Piers Plowman< einen Pilger mit seinen Attributen: »An hundred of ampulles on his hat seten, / Signes of Synay and shelles of Galice, / and many a crouch on his cloke, and keyes of Rome [gemeint ist wohl ein Pilgerzeichen mit gekreuzten Schlüsseln], / And the vernicle [gemeint ist das Veronica-Hich] bifore, for men sholde knowe / And se bi hise signes whom he sought hadde« (Fassung Β, ca. 1377-1379). 103 Auch auf Tafelbildern, Miniaturen und Holzschnitten finden sich Darstellungen von Pilgerzeichen. 104 N e b e n d e n Pilgerabzeichen g e h ö r e n die E x - v o t o - G a b e n zu d e n materiellen Z e u g n i s s e n für die Heiligenverehrung: Vor allem für die H e i l u n g v o n Krankheiten dankte m a n d e m j e w e i l i g e n H e i l i g e n durch die S p e n d e einer N a c h b i l d u n g d e s geheilten G l i e d m a ß e s . 1 0 5 E s m a g auffallen, daß sich die G l ä u b i g e n im Mittelalter, w ä h r e n d sie die H e i l i g e n i m m e r m e h r an Wichtigkeit g e w i n n e n ließen, i m m e r weiter v o n G o t t entfernten. 1 0 6 E s gab d e s w e g e n bereits früh kritische S t i m m e n , die die Verehrung der H e i l i g e n problematisierten: B e t o n t wird, d a ß z w i s c h e n adorado ( G o t t e s ) und venerado (der H e i l i g e n ) zu unterscheid e n sei. 1 0 7 D i e Kritik an der Verehrung der R e l i q u i e n entsteht nicht erst im Spätmittelalter, s o n d e r n ist seit d e m frühesten Christentum be102 103
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>Tristan< V. 2633-2635 (Hinweis bei Hippler S. 55). William Langland, >The vision of Piers Plowmandu solt anbeten und eren einen Got.< / wer in die heiligen sezt sein vertrauen, / verlaßt den alten Got und sucht ein neuen. / wer zu den heiligen reit oder gat, / der selb kein rechten glauben hat: / er meint, der heilig sol im helfen auß not, / als ob unser rechter Got sei tot«, s. Reiter S. 32f.: Die Kritik der Reformation wiederholt Argumente, die bereits vor dieser Zeit zu finden sind.
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
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Wallfahrt und Devotion müssen nicht miteinander verbunden sein. 112 Am bündigsten ist dies im anfangs (S. 346) zitierten Spruch des Thomas a Kempis zusammengefaßt. Ähnliches führt Berthold von Regensburg aus: »Waz fünde dû ze Kumpustelle, dô dû dar kaeme? >Sant Jâcobes houbetNu schiub ez ûf, biz daz dû etewaz für die hant gewinnest unde
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Quantifizierung und Atomisierung
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in die Schwächen der Gläubigen zeigt sich in Bertholds Bemerkung, viele führen nicht aus frommen Motiven nach Rom, sondern nur, um ihr eigenes Ansehen zu erhöhen. 117 Von vielen Autoren wird außerdem die Gefährdung vor allem weiblicher Pilger angesprochen. 118 Daß die imitatio der Heiligen hinter ihre invocatio zurücktrete, ist ein weiteres häufig bemängeltes Phänomen. 119 Diese Wahrscheinlichkeit, daß viele Wallfahrten ohne Devotion unternommen wurden, wird dadurch noch verstärkt, daß es Strafwallfahrten gab, die von der weltlichen Gerichtbarkeit auferlegt wurden. 120 Bei diesen gaben die gerichtlichen Behörden z.T. zwar detaillierte Anweisungen, wie die Pilgerfahrt zu gestalten sei: Ein Gerichtsurteil aus Löwen im Jahre 1493 etwa vermerkt, der Pilger solle »cruypen aldaer [in Rom] op de trappen tot Sinte Jans te Lateranen ende besoecken aldaer de seven kercken«; 121 damit war jedoch das Problem nicht behoben, daß der betreffende Pilger die Wallfahrt nicht aus eigenem Antrieb unternahm und damit möglicherweise auch nicht über die für eine Pilgerfahrt eigentlich erforderliche geistliche Grundhaltung verfügte. Überliefert ist darüber hinaus, daß man im Falle einer Strafwallfahrt andere stellvertretend für sich pilgern lassen konnte oder aber die Pilgerfahrt durch einen Geldbetrag abkaufen konnte. 122 Von einer Reue über die eigenen Sünden und eibiieze danne friimeclîche mit einer vart über mer, oder wis eine vasten ze Róme, oder var gein Sant JacöbeWeh, wel ein guot man!Historia et descriptio< (dt.) f. 20v (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 23). Viaene, Tarieflijst S. 90-99 ediert Listen aus Geraardsbergen und Gent, in denen festgehalten ist, welchem Betrag eine Pilgerfahrt entspricht; für Rom z.B. S. 90: »t'Sinte Pieters te Róeme 36 lb. p.« (Geraardsbergen), S. 91: »Ten hoeghen Roeme 12 lb.« (Gent). Weitere Beispiele aus solchen Tariflisten bei Van Cauwenbergh S. 222-236, Van Herwaarden S. 407-410, S. 618-650, S. 735742 und Viaene, Bedevaart S. 114-117 (1338-1755). Nach der bei Van Cau-
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
ner angemessenen B u ß e für diese Vergehen kann in solchen Fällen wohl kaum die R e d e sein. Im Spätmittelalter wuchs der Zweifel an der Echtheit der Reliquien und damit am Sinn der Pilgerfahrt. Ein zeitgenössischer handschriftlicher Eintrag in einem 1525 in R o m gedruckten Exemplar der h i storia et descriptio< (dt.) vermerkt: »Ditts püch ist nach d e m pfiindt kaufft vnnd nach d e m cennttner gelogenn«. 1 2 3 Auf ähnliche Art und Weise ziehen die polemischen Nachdrucke der >Historia et descriptio< (dt.) die Verehrung der Reliquien ins Lächerliche (s. o b e n S. 36, S. 37 A n m . 59).
Faßt man die Kritikpunkte zusammen, so stellt sich heraus, daß vor allem die Veräußerlichung der Verehrung der Heiligen und der Mangel an innerer Einkehr kritisiert wurden. D i e s e Kritik findet sich im übrigen nicht nur in gelehrten Kreisen: 1 2 4 Daran, daß etwa Berthold von Regensburg im 13. Jahrhundert in seinen Predigten gegen die Wallfahrten und die R e liquienverehrung Stellung bezog, ist ersichtlich, daß die Kritik durchaus auch andere Schichten der Bevölkerung erreichte, oder zumindest: daß Prediger versuchten, die Kritik an andere Schichten der Bevölkerung weiterzugeben. Gleichzeitig wurden die meisten Bräuche im Bereich der Wallfahrt und Reliquienverehrung v o m Klerus getragen oder unterstützt, es handelt sich demnach nicht um » V o l k s f r ö m m i g k e i t « . 1 2 5 wenbergh S. 235f. edierten Tarifliste von Löwen (1484) kam die Hälfte dieses Geldes der Stadt, die andere Hälfte der Kirche zu Gute (s. auch Van Herwaarden S. 408). In manchen Städten wurde bis zu 85 % der auferlegten Wallfahrten durch Geldbeträge ersetzt, s. Van Herwaarden S. 409. - Des weiteren wird vielfach in Testamenten festgelegt, daß nicht nur Messen gelesen werden sollten (vgl. Chiffoleau), sondern daß andere für das Seelenheil der Verstorbenen eine Pilgerfahrt unternehmen sollten, s. etwa Viaene, Testament und Chiffoleau S. 292 -297. Jakob Heller gibt in seinem Testament (1519) teilweise sehr detaillierte Anweisungen: Sein stellvertretender Pilger solle etwa, zusammen mit einem deutschen Priester, »zom Helgen Krutz zo Jerosaleim gan, da of dem hohen altar eyn meyss vom helgen krutz lassein lysein, ond sofern esz sein mag, in der capein zo Jerosalim mir eyn seylmeysz requiem lassein lysein oder sonst of eyn andern altar in der selbegen kergen, ond in der selbegen capel, Jerosalim genant, sol der prister eyn Septem solmosz mit der lyteney, colycht, der pelgerin XXX Pater Noster, Aue Maria, ein gluben beten« (Bothe S. 385). 123
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Druck d42 (1525, s. oben S. 55); zitiert nach dem Exemplar in Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, 596.2 Hist. 8° f. 3 r . S. etwa Hassauer S. 139: Die Kritik an der Reliquienverehrung stamme in erster Linie aus dem »Schriftraum der klerikalen Gelehrtenkultur«. Der problematische Begriff der »Volksfrömmigkeit« suggeriert, daß es verschiedene Ebenen der Frömmigkeit gab, wobei sich die Gebräuche des »Volkes« auf niedrigerer Ebene bewegen würden als die einer höher gebildeten Schicht. Es zeigt sich jedoch, daß auch die theologischen Theoretiker in der Praxis ähnlichen Bräuchen folgten (vgl. Dinzelbacher S. 154-157). Allerdings gab es seitens der kirchlichen Behörden auch Widerstand gegen Mißstände im Bereich der Reliquienverehrung; für Beispiele s. oben S. 373 Anm. 108.
Gezählte
Frömmigkeit?
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N a c h d e m im vorhergehenden gezeigt wurde, auf welche Art und Weise sich die Heiligen- und Reliquienverehrung entwickelt hat und wie sich dies anhand des Textes der >Indulgentiae< verfolgen läßt, soll im folgenden Teilkapitel auf den neben der Heiligenverehrung wichtigsten Bereich des Inhaltes der >Indulgentiae< eingegangen werden: die Koppelung der Heiligenverehrung und der Wallfahrt an den Erwerb von Ablässen.
5.2. G e z ä h l t e F r ö m m i g k e i t ? Z u m S y s t e m d e r A b l ä s s e in d e n >Indulgentiae< 1 2 6 Item es sal auch niemandes an dem ablas zwifelen, der by der kirchen ist. Vnd wer daran zwifelt, der sundet gröblich vnd sere. 127 Daran, daß in den römischen Kirchen Ablaß zu erwerben sei, und weiter: daß einzig die Kirche befugt sei, diesen zu erteilen, sollte der mittelalterliche Gläubige keinen Zweifel hegen - im folgenden soll jedoch gezeigt werden, daß es keineswegs immer deutlich war, wie der besagte A b l a ß erworben werden konnte und wieviel A b l a ß notwendig war, um einen Ausgleich für begangene Sünden zu erreichen. 1 2 8 Zunächst sei versucht, das mittelalterliche System der Ablässe kurz darzustellen, wobei allerdings vorweggeschickt werden muß, daß die mittelalterliche Terminologie wenig eindeutig ist. E s kommt erschwe-
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Der Titel wurde dem Aufsatz von Angenendt u. a., Gezählte Frömmigkeit entliehen; im Rahmen des Miinsteraner Sonderforschungsbereichs 231, »Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter« leitete Prof. Dr. Arnold Angenendt ein Teilprojekt zum Thema »Gezählte Frömmigkeit«. Es sei nachdrücklich darauf hingewiesen, daß im vorliegenden Kapitel keine grundsätzlichen Zweifel an der Existenz der vielen verschiedenen Formen des Zählens (der »comptabilité« im Sinne Chiffoleaus) im Bereich der mittelalterlichen Frömmigkeitspraxis angemeldet werden sollen: Einschlägige Beispiele für die Quantifizierung von G e b e t e n finden sich etwa bei Angenendt u.a., Gezählte Frömmigkeit S. 41-43, S. 53-55 und Lentes S. 125-127, S. 131f„ S. 139142, auf die Häufung von M e s s e n für das Seelenheil gehen Angenendt u.a., Gezählte Frömmigkeit S. 30-40 und (mit reichem Material) Chiffoleau ein. Für den Bereich einer möglichen Quantifizierbarkeit der A b l ä s s e fehlen entsprechende übergreifende Untersuchungen allerdings. Es ist hier deswegen die Frage zu stellen, ob sich die Ablaßangaben in den >Indulgentiae< mit Hilfe des Begriffs der »gezählten Frömmigkeit« umschreiben lassen oder ob sich in diesem Text nicht ein anderer Umgang mit den Zahlen und dem Zählen zeigt.
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>Historia et descriptio< (dt.) f. 33r. Paulus Bd. 3 S. 141 zieht aus den von ihm verwendeten Predigten und Erbauungsbüchern den Schluß, daß der Ablaß im Mittelalter »keineswegs im Zentrum des religiösen Lebens« gestanden habe. Angesichts der Fülle von mittelalterlichen Texten über die Wallfahrt und die damit verbundenen Ablässe überrascht diese Angabe etwas.
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Kapitel 5: Reliquienverehrung,
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rend hinzu, daß es erhebliche Unterschiede zwischen den Äußerungen zeitgenössischer Theologen untereinander gibt. Darüber hinaus stimmen diese nicht immer mit den Angaben in den Rompilgerführern und -berichten überein, es scheint entsprechend gewisse Differenzen zwischen der theologischen Theorie und der Frömmigkeitspraxis gegeben zu haben. Bereits in der frühchristlichen Kirche kam die Vorstellung auf, daß die Sündenstrafen der Gläubigen durch Buße aufgehoben werden konnten; hierin sieht man den Anfang eines Ausgleichsdenkens, aus dem letztlich das Ablaßsystem hervorging. 129 Die erste Voraussetzung für den Ausgleich der Sünden war das Bekenntnis der Sünden bzw. die Beichte, die zu Anfang bekanntlich öffentlich stattfand, bis sie von der Ohrenbeichte abgelöst wurde: Nur durch die Beichte konnte das Maß der erforderlichen Buße festgelegt werden. Die Buße beinhaltete in der frühchristlichen Zeit eine Art Selbsterniedrigung des Sünders durch Askese, meistens durch Fasten, wobei der Sünder während der Zeit der Buße von der Gemeinde ausgeschlossen war. Die zweite Voraussetzung war, daß der Sünder Reue über alle seine Sünden empfinden sollte. Das Sakrament der Buße, das das Bekenntnis der Sünden, die Reue und die Bereitschaft zur Buße voraussetzte, bedeutete die offizielle Vergebung der gebeichteten Sünden (in der Form der Absolution), jedoch wurde dadurch die Strafe (Buße) nicht erlassen. Allerdings wurden die Bußleistungen in den späteren Jahrhunderten in aller Regel erst nach der Absolution vollbracht, damit der Gläubige nicht für längere Zeit aus der Gemeinde ausgeschlossen werden mußte. Seit dem 4. Jahrhundert sind Bußbriefe überliefert, die die Art und Dauer der benötigten Bußwerke genau festlegen; diese fanden Eintritt in die Klosterregeln, wobei jedoch ihre Anwendung dem Ermessen des Bischofs oder Abtes vorbehalten blieb und von Fall zu Fall angepaßt werden konnte. 130 In Irland wurde seit dem 7. Jahrhundert dagegen ein »Tarifsystem« der Bußen entworfen, das allgemeingültigen Anspruch erhob; mit diesem wurde festgelegt, wieviele Tage oder Jahre der Buße die einzelnen Sünden nach sich zogen. 131 Seit dieser Zeit sind die carenae als Einheit, mit Hilfe derer das Maß an Strafe ausgedrückt werden konnte, überliefert, d. h. eine vierzigtägige Fastenzeit. 132 In den Worten der >Indulgentiaec »Eyn karen ist, so eyn mensch fastet viertzig tag zu wasser vnd brot 129 130 131
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Angenendt u.a., Gezählte Frömmigkeit S. 6. Ebd. S. 9 - 1 2 ; Vogel S. 2 9 - 3 1 . Körntgen ediert und untersucht ein Bußbuch des 6./7., Meens vier Fassungen nach Handschriften des 8./9.-11. Jahrhunderts, Von Hörmann eine des 9. Jahrhunderts. Allgemein zur Thematik: Angenendt u.a., Gezählte Frömmigkeit S. 9 - 2 3 . Zur Karene s. Paulus Bd. 2 S. 8 0 - 8 7 .
Gezählte
Frömmigkeit?
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für sin büß«. 1 3 3 Allerdings gibt es im Spätmittelalter Textzeugen, die die Länge der carena stark übertreiben und sie nicht nur mit d e m Fasten, sondern außerdem mit zusätzlichen Bußleistungen verbinden: 1 3 4 Veel liede vreghen, wat dat es, een carine, ende daeromme steet hier d'bediet daeraf. Een carine es VIJ iaer Wullen ende baeruoet te gane ende VIJ iaer te vastene die vridaghe te borne ende te broede ende VIJ iaer niet te slapene den enen nacht, daer hi den andren slaept, ende VIJ iaer niet te comene, daer liede sijn, enware dat hi messe hoerde buten voer die dore, ende VIJ iaer te etene ende te drinkene vter scotelen, daer hi sijn gheuoech in dede. Ende die alle dese vijf poente voldoet VIJ iaer, hi wint een carine. Die mach men te Rome halen sonder ghetal. D i e Bußbücher waren zunächst wahrscheinlich nur für Geistliche gedacht, sie enthielten jedoch bereits in den frühesten Fassungen auch Bestimmungen für Laien. 1 3 5 Aufbauend auf diesem System der Quantifizierung der Buße (der »Tarifbuße«) entstand die Praxis der redemptio oder commutatio, die besagte, daß die B u ß e mittels Fasten durch andere Bußübungen ersetzt werden konnte, z. B. durch die Werke der Barmherzigkeit, durch Gebete, dadurch, daß man M e s s e n lesen ließ oder A l m o sen spendete. 1 3 6 D i e s e s galt wohl vor allem für die Privatbuße: Mit Hilfe der Bußbücher wurde v o m Beichtvater festgelegt, auf welche Art und Weise die auferlegten Bußwerke umgewandelt werden sollten. 1 3 7 Ob133
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Handschrift D26 f. 103r. Wohl als Überlieferungsfehler zu bewerten ist die Angabe in N14a/2 f. 9r, »elcke karijn helt XLVIIJ [!] daghe«. N13 f. 60 v b -61 r a ; ähnlich auch D26a f. 283 vb -284 ra , N2 f. 10r, N4 f. 62r, N5 f. 177r, N7 f. 49r, N14 f. 51 v -52 r . Die Augsburger Ablaßtafel vergrößert die angebliche Länge der Karena weiter: »Jtem zu wissen das ain karren ist syben gantze jar vnd vierczig tag aufgesetzter buos« (Sp. 4; zur Tafel s. ausführlicher unten S. 430f.). Auch die Handschrift D21 verbindet die vierzigtägige Bußzeit der Karene mit weiteren Bestimmungen, s. f. 7 r -7 v : »Vnde de VIJ naeuolgende iaer schal he vasten aise hijrna uolget. Des maendages schal he eyns molken ethen. Des myddewekens schal he seek lijden myt eynem gherichte vestliker spyse. Des vridaghes myt IIJ betten brodes alleyne in aschen gestippet. Vnde vnder dussen seuen iaren schal he nicht gebruket [!] vleisk noch wyn, meer alleyne water. He enschal ok nicht baden noch vp bedden slapen, besunder vp eyner delen of breede erden off steyn alle de VIJ iaere«. Körntgen S. 37. Paulus Bd. 1 S. 13, Angenendt u.a., Gezählte Frömmigkeit S. 18-23, Vogel S. 47-54. - Die Möglichkeit der Tilgung der Sünden durch Geldbeträge (Almosen) wird bereits in der Bibel sichtbar, vgl. Paulus Bd. 1 S. 13 (»sündentilgende Kraft des Almosens«) mit Anm. 3, der Dn 4,24 zitiert (»Peccata tua elemosynis redime«), oder auch Tb 12,8f.: »Bona est oratio cum ieiunio et elemosyna, magis quam thesauros auri condere, quoniam elemosyna a morte libérât et ipsa est q u a e p u r g a t p e c c a t a et faciet invenire vitam aeternam« (Hervorhebung N. M.). Zum daraus resultierenden »Heilsegoismus« (»daß das Almosen nicht aus Liebe zu den Armen gegeben worden sei, sondern daß man sich damit selbst in den Himmel habe befördern wollen«) s. Angenendt u. a., Gezählte Frömmigkeit S. 7. Paulus Bd. 1 S. 13.
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
wohl die Bußbücher den Anspruch erheben, ein einheitliches System zu entwerfen, weist ihre Überlieferung erhebliche Unterschiede in bezug auf die für einzelne Sünden auferlegten Strafmaße auf. 138 Auffällig ist dabei, daß die Buße bereits hier nicht mehr die »ethische Besserung des Sünders«, sondern nur den »fälligen Ausgleich« für seine Sünden bedeutete. Dies zeigt sich auch darin, daß die Buße nicht länger vom Sünder selbst geleistet werden mußte, sondern von einem Stellvertreter übernommen werden konnte. 139 Der Ablaß schließlich steht außerhalb des Bußsakramentes und bedeutet keine Umwandlung der zeitlichen Sündenstrafen (wie die commutationes), sondern deren Nachlaß. 140 Undeutlich ist, wie sich das Ablaßsystem aus den commutationes entwickelt hat. 141 Noch im 12. Jahrhundert bezeichnen manche Theologen den Ablaß als eine Art commutatio, bei der die Bußwerke durch (vor allem) Almosen ersetzt würden. 142 Dieser Gedanke lag wohl auch deswegen nahe, weil der Ablaß zumeist durch gute Werke oder Almosen erworben wurde, die als Ersatz für die Bußwerke verstanden werden konnten. Neben den Almosen ist seit dem 7. Jahrhundert die Wallfahrt (vor allem nach Rom) als ein Mittel nachweisbar, Nachlaß der Sünden zu erwerben. 143 Seit dem 9. Jahrhundert kann man in diesem Bereich von individuell gewährten Ablässen für einzelne Rompilger sprechen, während Ablässe, die generell für alle Rompilger verliehen wurden, seit dem 12. Jahrhundert überliefert sind. 144 138 139 140
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Angenendt u.a., Gezählte Frömmigkeit S. 14. Auch die commutationes bildeten keineswegs ein einheitliches Tarifsystem (ebd. S. 20). Ebd. S. 18, S. 20; s. oben S. 375 mit Anm. 120. S. Paulus Bd. 1 S. 14f. zum Unterschied zwischen den redemptioneslcommutationes und dem Ablaß: »Bei der Redemption wird das auferlegte oder aufzulegende Bußwerk mit einem anderen v e r t a u s c h t , das an Stelle des ersteren als neues Bußwerk auferlegt wird; beim Ablaß dagegen wird das Bußwerk erlassen«. »Wie aber dieser Umtausch der Buße in der Regel auf eine Bußermäßigung hinauslief, so war auch im Ablaß, trotzdem er als Bußerlaß auftrat, ein U m t a u s c h der B u ß e g e w ö h n l i c h - nicht i m m e r - mit e i n b e g r i f fen. Und ebendies zeigt, wie nahe Ablaß und Redemption miteinander verwandt sind« (ebd. S. 17; Hervorhebungen vom Autor). - Betont sei, daß der Ablaß den Nachlaß der Sündenstrafen, nicht jedoch der Sünden selbst bedeutete; vgl. dazu jedoch unten S. 390 Anm. 169. »Die Wurzeln des Ablasses im frühmittelalterlichen Tarifbußsystem [sind] noch nicht präzise erforscht«, Ablaß gewährt jedoch »in der Tradition der Kommutationen die Einlösung von Bußauflagen [...], die ein Büßer zu seinen Lebzeiten selbst nicht mehr vollständig abzuleisten vermag« (Angenendt u.a., Gezählte Frömmigkeit S. 23). Paulus Bd. 1 S. 18. Ebd. S. 20. Ebd. S. 22-24, S. 157; s. ebd. S. 142-147 für Ablässe, die seit der Mitte des 11. Jahrhunderts für die Pilgerfahrt zu anderen Wallfahrtsorten (oder für dort entrichtete Almosen) verliehen wurden.
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Befragt man die (spätmittelalterlichen) Rompilgerführer nach den Vorstellungen vom Ablaß, die sie vermitteln, so bietet einer der Drucke der >Stationes cum indulgentiis< die folgende Definition: 1 4 5 »Ablas oder gnad ist, das man czu latein nent indulgencia, ist eyn Vergebung oder nachlassung der peyn, so wir rechtlich für die sündt leiden solten, genummen auß dem schacz der cristenlichen kirchen, czu bezahlen götliche gerechtigkeit«. Dies besagt, daß die »peyn« (Strafe, Buße), die man gerechterweise für die begangenen »sündt« hätte erleiden müssen, mit Hilfe des thesaurus ecclesiae getilgt wird, wodurch ein Ausgleich in bezug auf die »götliche gerechtigkeit« erreicht wird. Im übrigen wird im Zitat nicht gesagt, ob es sich bei der genannten »peyn« um zeitliche Sündenstrafen oder um die Strafen im Jenseits handelt. D i e Bedingungen, unter denen die Kirche (in der Theorie) Ablaß erteilte, stimmen mit denjenigen für das Sakrament der Buße überein: Vorausgesetzt wurden die R e u e des Sünders über alle seine Vergehen, die Beichte (mit der dazugehörigen Absolution, das heißt dem Sakrament der Buße) und die Verrichtung guter Werke, z.B. das Sprechen von Gebeten oder die Spende von Almosen. 1 4 6 Das >Stacion büchlein< erwähnt die (wohl als selbstverständlich vorausgesetzte) Beichte nicht und fügt den genannten Bedingungen den festen Glauben an die Kirche als einzige Institution, die Ablaß erteilen kann, und an die hierarchische Gliederung der Befugnisse der Ablaßvergabe hinzu. Es spricht somit von vier Bedingungen für den Erwerb von Ablaß: 1 4 7 Das erst: das der mensch warlich rew vnd leydt über al sein sündt sol haben, vrsach, wan wo beleibt die beleydigung der sündt, mag die pein nicht hinweg genommen werden. Das ander: das der mensch soll festigklich gelauben, sölliche macht vnd gewalt sey bey der cristenlichen kirchen, das ist, mügen vergeben die sünd durch gnad vnd ablaß. Darumb spricht Augustinus von der cristlichen lere: 145 146
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>Stacion büchlein< f. 9 v -10 r . Beim Ablaß folgte »die theoretische Begründung der Praxis nach« (Paulus Bd. 1 S. 212); s. ebd. S. 212-392 für die seit dem späten 12. Jahrhundert entstehenden theoretischen Auseinandersetzungen mit dem Ablaß, die anfangs »eine große Unklarheit und Unsicherheit« aufweisen (ebd. S. 252). Ebd. Bd. 2 S. 221-224 und Bd. 3 S. 422-428 skizziert Paulus die Bedingungen für den Erwerb der Ablässe. - Die niederländischsprachige Handschrift N7 (spätes 15./ frühes 16. Jahrhundert) formuliert die gleichen Bedingungen wie oben zitiert: »dat een mensche zijn biecht spreket«, »dat wy die heilige sacramenten ontfangen« und »die penitencie willichlicke doen« (f. 49 r -50 r ). - Die einzige Stelle, an der eine der Handschriften der >Indulgentiae< die Bedeutung der Beichte für den Erwerb der Ablässe schmälert, findet sich in der Handschrift D26a (Mitte des 15. Jahrhunderts), in der auf f. 283vb für die Kirche S. Johannis in Laterano Vergebung aller Sünden versprochen wird, wenn man die drei Tore (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 35) durchschritt, auch dann, »all enhedde hie in XL jaren geyne bicht gesprochen«. »Station büchlein< f. 10 r -10 v .
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
»Cristus hat geben die schlüssel der kirchen auff das, das die gelaubigen gnad vnd ablas erlangen, vnd die nit gelauben haben daran, den sollen jre sünd nit nachgelassen werden«. 148 Das dritt: das der gnad wil erlangen, sol sein ein vnterthan des prelaten, der do gibt den ablaß. Darumb mag ein bischoff keinen ablas geben, dann er sey yn seinem gepiet. Allein der pabst mag geben volkummene Vergebung aller sündt durch die ganczen weld, 24 q.j. Quodcunque. Das vierdt: das ein ydlicher das werck verpring, darumb genad vnd ablas gegeben wirt, als fasten, petten, almusen geben, kirchfarten, czu pawung der kirchen, zu streitten wider vngelaubigen etcetera. D e r letzte Absatz nennt somit als Bußleistungen, die für den Erwerb des Ablasses erforderlich waren, Fasten, Gebete, A l m o s e n , Wallfahrten, Spenden für den Aufbau von Kirchen und die Teilnahme an Kreuzzügen. Es fällt auf, daß in den Rompilgerführern zwar immer genaue Angaben über die H ö h e des Ablasses gemacht werden, der in einer Kirche erworben werden konnte, daß jedoch nur selten ausgeführt wird, w i e der betreffende Ablaß während der Wallfahrt nach R o m verdient werden sollte. D e r A b l a ß wird, wie oben (S. 362) bereits erwähnt, häufig an die Verehrung der Heiligen gebunden; 1 4 9 jedoch wird selten ausgeführt, auf welche Art und Weise man diesen seinen D a n k zu erweisen hatte. Einige der wenigen Stellen, an denen die >Historia et descriptio< (dt.) konkrete Anweisungen gibt, wie man in R o m A b l a ß erwerben konnte, seien hier zitiert: 150 Zur Scala Sancta in S. Johannis in Laterano: »Vnd wer die Stege in andacht vff ader abe get, der hat, als offt er das thut, von yder Staffel IX iar ablas [...]. Wer die Stege knien vfget, der erlost damit ein sele, fur die er bidt. Solt die sele pis an den iungsten tag im fegfeur sin, so oft ein Staffel, so oft ein Pater Noster vnd ein Aue Maria gesprochen«. In der Kapelle Sancta Sanctorum in S. Johannis in Laterano: »Auch so treget man es [das Bildnis Christi] mit grosser loblicher proceß an vnser lieben 148
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Augustinus, >De doctrina christiana< Buch 1 Kapitel XVIII, in: PL Bd. 34 Sp. 14-122, hier Sp. 25: »Has igitur claves dedit ecclesiae suae, ut quae solveret in terra, soluta essent in coelo; quae ligaret in terra, ligata essent et in coelo [...]: scilicet ut quisquís in ecclesia ejus dimitti sibi peccata non crederet, non ei dimitterentur«. Das >Stacion büchlein< nennt dies explizit als einen der Gründe dafür, daß es den Ablaß gebe: »auff das die menschen durch gnad vnnd ablas bewegt wurden, czu eren die corper vnd gepein der lieben heiligen, welche gewesen sind gelidmaß des heiligen geist, durch welche der heilig geist gewürckt hat alles guts auff dießem ertrich« (>Stacion büchlein< f. l l r ) . »Historia et descriptio< (dt.) f. 20v, f. 22 r -22 v , f. 22 v -23 r , f. 25r, f. 26v, f. 23v (re.) und f. 39r. - Ein überraschender Hinweis findet sich in der Handschrift D49 f. 58v: Hier wird angegeben, daß jeder Mensch, »ee das er yn dy kirchen [S. Petri in Vaticano] kumbt«, bereits 100 Jahre Ablaß erhalte. Eine solche Loslösung des Ablaßerwerbs von frommen Handlungen oder von der Verehrung der Heiligen ist in den Handschriften und Drucken der >Indulgentiae< jedoch eine große Ausnahme.
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Frawen tag irer schidung [15. August] zu Sant Maria Maior vnd lest es da vber nacht. Vnd wer da mit hin vnd her get, der hat Vergebung aller siner sunde, vnd vor welche sele er bidt, die im fegfeur ist, die wirt erlediget vß der pyn«. In S. Petri in Vaticano: »Zu der selben kirch so get man ein Stege vf, XXVIII Staffel; wer die vf ader ab get in andacht, der hat von yder Staffel dusent iar ablas vfgesetzter büß, daz hat pabst Alexander geben«. In S. Petri in Vaticano: »Wer vnder dem tuch her ader hin get in gutem fursatz vnd rechter meinung, der verdint XL dusent iar ablas vnd also vil karrein. Auch so ein mensch fur ein sele zu VII malen darvnder hin get vnd spricht als oft VII Pater Noster vnd VII Aue Maria, die selbe sele, die nicht verdampt ist, darfur er bidt, wirt erlost. Ist aber die selbe sele vor erlost, so kumpt er der selben seien zu freuden vnd dem menschen zu nutz vnd Vergebung der sunde«. In S. Petri in Vaticano, beim Allerseelen-Altar: »[F]ur welche sele man vf dem altar ein messe lese, die nicht verdampt were, die wirt von stunt erlost vnd erlediget von iren pyn«. In S. Petri in Vaticano, beim Gregorius-Altar: »Vnd wer vff dem selben altar last XXX messe lesen, der erledigt ein sei vß dem fechfuer, davor er dan pyt«. Für S. Mariae Imperatricis: »Celestin, der heylige pabst, [...] gab da itzlichem menschen, als oft es niderkniet fur das pild vnd spricht dri Pater Noster vnd dri Aue Maria, tut das in guttem fursatz, also oft hat der mensche XV hundert iar ablas«. Faßt m a n die A n g a b e n in d e n o b i g e n B e i s p i e l e n z u s a m m e n , so zeigt sich, daß in allen e i n e gewisse Gleichförmigkeit der zu v o l l z i e h e n d e n H a n d l u n g e n verlangt wird: D a s A u f s t e i g e n einer Treppe, ggf. auf d e n Knien, die Meßfeier, das K n i e n vor e i n e m Altar und das Sprechen v o n b e s t i m m t e n G e b e t e n ( n a h e z u o h n e A u s n a h m e das Pater N o s t e r und das A v e Maria) g e h ö r e n zu d e n f e s t e n B e s t a n d t e i l e n der A n w e i s u n g e n . D i e Wichtigkeit des G e b e t s wird auch mit H i l f e verschiedener L e g e n d e n betont, in d e n e n Maria o d e r andere H e i l i g e d e n G l ä u b i g e n aufgrund ihrer (auch hier nicht näher b e s c h r i e b e n e n ) G e b e t e zur Seite stehen. D a f ü r ein Beispiel aus der B e s c h r e i b u n g der Kirche Ss. Johannis et Pauli: 1 5 1
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S. D52 f. 278 r -279 v ; ähnlich D5 f. 19v, D23 f. 63 r -65 r , D39 f. 59 r -60 r (= Miedema, Kirchen, Ss. Johannis et Pauli, Sonstige Angaben Nr. 3). Vgl. auch die Legenden in D5 f. 7 r , ähnlich D23 f. 26 r -26 v , D39 f. 37 r -37 v , D52 f. 241 r -241 v (= ebd., S. Crucis, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 12), Muffel S. 8 8 - 9 0 (= ebd., S. Mariae Rotundae, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 2) und D5 f. 9 r , D23 f. 32 v -33 r , D38 f. 14v, D39 f. 41 r -41 v , D52 f. 247 v -248 v (= ebd., Ss. Viti, Modesti et Crescentiae, Reliquien Nr. 1). In allen genannten Fällen greift Maria in das Geschehen ein. - Im Rahmen der Beschreibung von S. Mariae in Molendinis wird eine Legende erzählt, nach der sich einige Kinder ein Spiel ausgedacht hatten, bei dem sie ein Ave Maria beten mußten, wenn sie verloren (s. Muffel S. 94-96 [= ebd., S. Mariae in Molendinis, Räumlichkeiten/Ausstattung Nr. 1]). Diesen spielerischen Umgang mit dem Gebet hatten sie von ihrer Mutter gelernt, die ihre Kinder kaum ernähren konnte und sie zum Spielen auf die Straße geschickt hatte - mit der Begründung, daß sie selbst noch das Pater Noster beten und die Bitte um das »täglich Brot« aussprechen müsse, bevor dies ihr zugeteilt werde und sie es den Kindern weitergeben könne.
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
Es was ein edler romer, der het gar ein andachtige frawen. Nw gyeng jm etwas ab an der narung, das er vonn seinem gut was chomen. Nw kom der böß veindt zw jm, er wolt jm guets genueg geben, also das er jm sein frawn gab mit leib vnd mit sei, von yrer andacht wegen. Der römer was des ains mit dem bözen veindt vnd beschaydet jm ein tag, vnd auf den tag solt er jm sy bringen an ain stat, dy dann nw der böß geyst hat beschawtt. Nw kom dy zeyt, das er sy solt antwortten dem pözen geyst vnd nam sein frawn hyndten auf das pferdt vnd wolt sy hynfueren, als er dann tedt; aber er sagt der frawen nicht, wo er sey hynfurenn wolt, vnd dy fraw weßt nicht von den dingen zw sagen. Dy fraw wennt, er wolt spaciern reytten. Es fügt sich, das sy fur dy cappelln riten, vnd dy fraw pat yren man, er solt sy in dy cappellen lassen gen, das sy der junckfrawn Maria iren grwss pracht. Also Also [!] Staig sy ab vnd gyeng jn dy cappell. Es fugt sich, das dy fraw jn yrem gebet entczuckt ward vnd entschlieff jn yrer andacht. Der man het ein verdriessen vnd [!] dy fraw als lang was. Was geschach? Dy junckfraw Maria gieng aus der cappelin jn der g[e]stalt der frawem [!] vnd sectz sich hyndter den römer auf das pferd vnd rayt mit jm. Er köm an dy stat, do der böß geyst sein warttet. Da flöch der böß veint vor jm vnd schray: »O dw hayßt mich betrogen, dw bringst mir nicht dy rechten, dw bringst mir dy, vor der wir all müssen flyehen!« Der romer erschrack sere vnd weßt nicht anders, dann er hyet sein frawen hyngefürt. Also sagt jm der tewfl, es wär nit sein fraw, sunder es wär dy jungkfraw Maria, dy mwter Gots. Der römer viel von dem pfertt vnd viel der junckfrawn Maria zw den fwssen vnd wegert gnad fur sein sündt vnd für sein boß maynung. Also erwarb jm Maria gnad. Der pöß veindt floch sein sträß. Der römer der kerdt wyder vmb mit seinem pfert vnd fandt sein frawn noch an yrem gebet. Do nam er sein frawen noch an yrem gebet vnst [!] furt sy mit jm haym vnd sagt yr da erst, wye es jm ergangen wär. Vnd lobten da Got vnd seiner mwter vnd verdientten das ewig leben.
Betont wird somit grundsätzlich die Wirksamkeit der Gebete; die in den >Indulgentiae< häufig überlieferte Formel, daß man diese »in andacht« zu vollziehen habe, 152 läßt dem einzelnen Gläubigen allerdings einigen Freiraum, eigene Formen der Devotion zu finden. Wie weit die zu leistenden Bußwerke differieren können, zeigen die Zitate aus der Be152
Auffällig ist in diesem Zusammenhang eine von Muffel S. 38 zitierte Legende: »Vor der selben stigen in der grossen kirchen [S. Johannis in Laterano], do hat ein romer sein gesellen gepetten: >Lieber, laß uns auch die newn tag vor weyhenachten in die Capellen Sancta Sanctorum gen< [...]. Also hat er gesprochen und hiltz fur ein gespöt: >Ich ge mit, es get vil volcks darIch bin dir damit zu willen worden, do an der stat hastu mich des uberret; do will ich allen ablas lassen< und schüttelt den mantel und sprach: >Do laß ich dich, ablasIndulgentiae< direkt angesprochen, denn zu einer der »Portae aureae« heißt es, Gläubige hätten unbekümmert gesündigt, da ihre Sünden ohnehin durch den Gang durch das Tor getilgt würden: »[S]e [die Porta Aurea in der Peterskirche] was so hillich, welk mynsche, de sine sunde bescreuen hadde in eynem breue vnd wolde se bichten edder se gebichtet hadde vnd gink dardor, so gink de scrift vt. Do leten se de pewese tomuren, wente de lude droghen sik darvp vnd sundegeden«.155 153
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Ablaß: S. »Die >Rechtssumme< Bertholds« Bd. 1 S. 134-219; Buße: ebd. S. 492-509. Ein verblüffendes Beispiel für die vollständige Loskoppelung von Ablaßerwerb und guten Werken findet sich bei Fredericq S. 577 Nr. 389: Im Jahre 1518 wurde in Bergen op Z o o m eine »loterye« organisiert, für die dadurch geworben wurde, daß man nicht nur schöne gegenständliche Preise, sondern auch »veel oflaten« in Aussicht stellte. S. D61 f. 57 r -57 v , D 7 4 f. 3 7 v - 3 8 r (= Miedema, Kirchen, S.Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 18).
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Kapitel 5: Reliquienverehrung,
Wallfahrt,
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Entscheidend ist in dieser Legende, daß einige der Menschen, die durch dieses Tor gingen, nicht einmal die wichtigste Bedingung für den Erwerb des Ablasses erfüllten, da sie ihre Sünden lediglich in einem Brief aufgeschrieben, sie jedoch noch nicht gebeichtet hatten (man »wolde se bichten edder [hadde] se gebichtet«), Das Tor selbst war so heilig, daß die Sünder nur hindurchzugehen brauchten, um vollkommenen Erlaß ihrer Sündenstrafen zu erhalten, was dadurch angedeutet wird, daß die Schriftzeichen des Briefes (und damit die Sünden) erloschen. Es erstaunt nicht, daß die Päpste dieser Legende zufolge das Tor zumauern ließen.156 Betrachtet man die Entwicklung des Ablaßsystems im Mittelalter, so zeigt sich, daß das Aufkommen der Lehre vom Fegefeuer, die sich nach Le Goff seit dem 12. Jahrhundert entfaltete, entscheidende neue Impulse gegeben hat: Angenommen wurde, daß diejenigen Sündenstrafen, für die im Diesseits keine Buße geleistet worden war, im Jenseits (im Fegefeuer) abgegolten werden mußten. 157 Auch in diesem Bereich ist, ähnlich wie oben (S. 362) dargestellt, in den mittelalterlichen Texten ein Schwanken zwischen Angst und Zuversicht zu beobachten, zwischen der Angst vor der Strafe nämlich und der Zuversicht, daß diese (etwa durch die Interzession der Heiligen, oder in diesem Fall: durch den Erwerb von Ablaß) abgewendet werden konnte. In den Worten der >Stationes cum indulgentiisc Der Ablaß werde verliehen, »auff das die menschen nit verczweiffelten an der pein des fegfewers, wölche sie hören grawsam vnd vnmenschlich sein, welche wir gar leichtlich mügen empfliehen durch gnad vnd ablaß«.158 Angesprochen wird hier somit einerseits die Angst vor den Qualen des Fegefeuers, die andererseits jedoch gleichzeitig durch die Zusage, daß man dem Fegefeuer durch den Erwerb von Ablaß entrinnen könne, beruhigt wird. Der gleiche Text enthält auf f. 1 0 v - l l r zudem einen der Leitgedanken für die Büß- und Ablaßpraxis des Spätmittelalters: Durch den Ablaß zeige sich »die vnge156
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Eine ähnliche Furcht davor, daß die Gläubigen sündigen würden, weil sie sich ohnehin der Vergebung gewiß seien, wird in der Beschreibung der Kirche S. Johannis in Laterano ausgedrückt, von der es im von Hülsen, Chiese S. 141 edierten Text der >Indulgentiae< heißt, Papst Bonifatius habe gesagt, wenn die Menschen wüßten, wieviel Ablaß es in dieser Kirche gebe, würden viel mehr Verbrechen begangen (= Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Ablaß; zu solchen Gedanken s. auch Paulus Bd. 2 S. 353-355). S. Le Goff, ν. a. S. 5 9 - 6 2 zu den möglichen biblischen Vorlagen für die Entstehung der Vorstellungen vom Fegefeuer und S. 1 5 7 - 2 5 3 zu den Entwicklungsstufen der Lehre vom Fegefeuer im 12. Jahrhundert; auch im Spätmittelalter wird die Beschaffenheit des Fegefeuers von den Theologen kontrovers diskutiert. > Station büchlein< f. l l r .
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meßne, vnbegryefliche vnd vngeendte güttigkeit vnd barmherczigkeyt Gottes, dadurch sich Got der Herr erzeigt, das er mer wöl annemen ein klein gut werck, geschehen auß rechter lieb, als ist petten, almusen geben etcetera, dann das er wolt, das wir lyden grosse peyn vnwilligklich yn dem fegfewr«. Der Ablaß, so dieser Text, sporne die Gläubigen dazu an, auf Erden zur Tilgung ihrer Sünden gute Werke zu vollbringen; dies sei besser, als darauf zu warten, bis sie ihre Sünden im Fegefeuer büßen müßten. Nach der Lehre der meisten früh- und hochmittelalterlichen Theologen war es nicht so, daß man durch den Erwerb von Ablaßjahren die Zeit der Strafen im Fegefeuer direkt verkürzen konnte, da der Ablaß ja nur den Erlaß der Sündenstrafen im D i e s s e i t s bedeutete. Die Dauer der Strafen im Jenseits sei nicht notwendigerweise mit dem im Diesseits nicht abgegoltenen Rest der auferlegten Bußjahre identisch, Ablaßjahre könnten somit nicht einfach von der Zeit im Fegefeuer abgezogen werden. 159 Dennoch lassen sich Zeugnisse dafür finden, daß manche Theologen im Spätmittelalter davon ausgingen, daß auch die Sündenstrafjahre im J e n s e i t s durch die Ablaßjahre direkt getilgt werden konnten, so etwa Heinrich von Gent (gestorben 1293), Heinrich von Susa (Segusia), genannt Hostiensis (gestorben 1270) und Nikolaus von Kues (gestorben 1464).160 Auch die Handschrift D26a vermerkt nach den Erläuterungen zur Bedeutung der carenae, die (wie oben S. 379 zitiert) angeblich Bußleistungen im Diesseits ersetzten, die sieben Jahre lang zu vollführen seien, Ähnliches: »Der dese VIJ punten wail düet, der wijnt eyne carijne, off hie mois VIJ j airen in dem veygefuyre stain« (f. 283 vb 284ra). Eine carena ersetzte somit nach Auskunft dieser Handschrift sieben Jahre im Fegefeuer. Eine der Handschriften der >Stationes cum indulgentiis< führt eine andere Möglichkeit zur Berechnung der Jahre im Fegefeuer vor:161 »Item it is zo wyssen: Na der gerechticheit Götz sal der mynsch vur eyne doitsoynde in dem vegevuyr syn IJ M V C LV iair. Eyn dach aifflais nymmpt äff eyn iair vegevuyrs hye in deser zijt« - hier 159
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Die Handschriften D21 (Anfang des 16. Jahrhunderts) und D67 (um 1500) formulieren dies ausdrücklich (»de dage offte iair [des Ablasses] ensyn nicht de iaer des hemels noch vegeuuers, meer der werlt«, D21 f. 4r, ähnlich D67 f. 163 v -164 r ); jedoch finden sich solche eindeutigen Hinweise in den >Indulgentiae< selten. - Le Goff S. 351-358 äußert sich im Kapitel »Die gezählte Zeit« zu diesem Problem wenig präzise. Er gibt an: »Man versuchte [...] zu kalkulieren, buchzuführen über das Verhältnis zwischen der Quantität der auf Erden begangenen Sünden, der zur Wiedergutmachung dieser Sünden geleisteten Fürbitten und der im Fegefeuer verbrachten Zeit«; es »wurden auf diese Weise die irdische Zeit und die Zeit im Jenseits, die Dauer der Sünde und die Dauer der Reinigung zueinander in ein Verhältnis gesetzt« (ebd. S. 354). Le Goff führt jedoch nicht aus, wie dieses Verhältnis beschaffen war. Paulus Bd. 1 S. 311, S. 325 mit Anm. 1, Bd. 3 S. 416; vgl. auch Bd. 2 S. 213f. D26c f. 24r, erste Hälfte des 16. Jahrhunderts (f. 15v: 1525).
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
entspricht ein Tag Ablaß einem Jahr im Fegefeuer, und jede Todsünde sei mit 2555 Jahren Fegefeuer zu sühnen. Auch Nikolaus von Kues etwa geht in seinen Mitte des 15. Jahrhunderts entstandenen Schriften darauf ein, daß derjenige, der im Fegefeuer noch eine bestimmte Anzahl von Jahren zu büßen habe, diese Zeit durch den Erwerb von entsprechend vielen Jahren Ablaß direkt tilgen könne. 162 Es ist denkbar, daß diese Vorstellung, kombiniert mit dem Glauben, daß die Zeit vor Gott (im Jenseits) von einer anderen Dimension sei als auf Erden, 163 einer der Gründe gewesen ist für die auffällige Devaluation der Ablässe im Spätmittelalter. So lassen sich in den >Indulgentiae< Ablässe von z.B. 12.000 oder 48.000 Jahren finden, 164 eine Anzahl von Bußjahren, die die Dauer eines Menschenlebens um ein Vielfaches übersteigt und somit als Buße für das D i e s s e i t s wohl kaum von einem Beichtvater auferlegt wurde. Natürlich ist zu berücksichtigen, daß eine Beichte unvollständig sein konnte und man deswegen sicherheitshalber zu viel Ablaß sammeln wollte; hinzu kommt, daß man Ablässe nicht nur für sich, sondern auch für Verwandte erwerben konnte, und zwar sowohl für die Lebenden als auch für die Verstorbenen.165 Auch dann sind die genannten Zahlen jedoch sehr viel höher, als man redlicherweise im Diesseits abbüßen konnte; sie erscheinen erst dann als sinnvoll, wenn man sie auf die Strafen im Jenseits überträgt. Dabei sollte jedoch betont 162
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Paulus Bd. 3 S. 48; Paulus zitiert hier das >Chronicon Windeshemense< des Johannes Busch. S. auch ebd. S. 127 zu Ambrosius Spiera von Treviso (gestorben 1454), der in seinen Predigten angab, »wer einen Ablaß von 40 Tagen oder 7 Jahren gewinne, der würde 40 Tage oder 7 Jahre weniger im Fegfeuer zu leiden haben«, und ebd. S. 58-60 zu Johann von Bobersberg, der um 1456 auf die (nach seinen Aussagen) »unter dem gemeinen Volk« weitverbreitete, aber falsche Vorstellung einging, die Zahl der Jahre im Fegefeuer würde durch die entsprechende Zahl der Ablaßjahre verkürzt. Weitere Beispiele ebd. S. 133. Im Rahmen der >Indulgentiae< formuliert N7 (spätes 15./frühes 16. Jahrhundert) ähnlich, jedoch ohne konkrete Gleichsetzung der Jahre in der Welt und im Jenseits: »Dat oflaet sal hy houden nae zynre doet als een ofscortinghe zynre pinen, die hy in den vegeuier soude liden voer zyn sonden« (f. 50r). Für die Vorstellung, daß die Zeit im Jenseits anders verlaufe als auf Erden, lassen sich bereits in der Bibel Anhaltspunkte finden, s. etwa Ps 101,25: »Ne revoces me in dimidio dierum meorum - in generationem et generationem anni tui« und vor allem Ps 89,4: »Quia mille anni in oculis tuis sicut dies hesterna, quae pertransiit et vigilia nocturna«. Einige beliebige mittelalterliche Beispiele: Petrus von Tarentaise, der spätere Papst Innocentius V. [1276], vermerkt, im Jenseits werde nicht nach Tagen und Jahren gerechnet; ebenso Petrus Aureoli (gestorben 1332) (Paulus Bd. 1 S. 302, S. 251). Die höchsten Ablässe, die in den >Indulgentiae< genannt werden, betragen 1.400.000 Jahre (s. D35 f. 146ra [= Miedema, Kirchen, S. Sebastiani, Ablaß]) bzw. 600.000 Jahre Ablaß (s. etwa >Historia et descriptio< [lat.] f. 45r [= ebd., S. Bibianae, Ablaß]). Ablässe von mehreren zehntausend oder hunderttausend Jahren sind in den >Indulgentiae< sehr häufig überliefert. Zum Ablaß für die Verstorbenen s. Paulus Bd. 2 S. 160-183, Bd. 3 S. 374-406.
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werden, daß keiner dieser Ablässe kirchlicherseits autorisiert wurde. 1 6 6 Vielmehr kamen solche Ablaßangaben offensichtlich einem Bedürfnis entgegen, das seitens der Päpste nicht explizit unterstützt wurde: D i e Bußauflagen in den Bußbüchern überschritten das M a ß an (im Diesseits) Erfüllbarem kaum, die päpstlich autorisierten Ablässe beliefen sich (abgesehen von den Jubiläums- und Kreuzzugsablässen) auch im Spätmittelalter zumeist auf einige Dutzend Jahre. 167 D e n n o c h scheint in breiten Schichten der Bevölkerung der Wunsch nach zusätzlichen A b lässen vorhanden g e w e s e n zu sein; daß Texte wie die >Indulgentiae< diesen Wunsch erfüllten, obwohl sie letztlich ohne autorisierte Grundlage Ablässe versprachen, scheint v o n der Kurie toleriert worden zu sein. 1 6 8 166
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Ebd. Bd. 2 S. 301-304 werden die Schriften Leopolds von Wien, der >Stacions of Rome< (einer mittelenglischen Bearbeitung der >IndulgentiaeIndulgentiae< genannten. Ferri etwa, der die Zeugnisse für autorisierte Ablässe der Kirche S. Mariae Maioris ediert und dessen letztes Zeugnis aus dem Jahre 1498 stammt, nennt jeweils 1 Jahr und 40 Tage, ggf. verdoppelt oder verdreifacht, nie jedoch die Ablässe in der Höhe von mehreren Tausend Jahren, wie sie in den >Indulgentiae< genannt werden. S. z.B. Ferri Nr. 59 (1262): 1 Jahr und 40 Karenen, verdoppelt; Nr. 77 (1288): 3 Jahre und 3 Karenen; Nr. 79 (1288): dreimal 1 Jahr und 40 Karenen; Nr. 83 (1288): 1 Jahr und 40 Tage; Nr. 89 (1290?): 1 Jahr und 40 Tage an Festtagen, 4 Jahre und 4 Tage am Tag der Kirchweihe. Diese Ablässe sind außerdem zumeist zeitlich eingegrenzt, etwa auf den Tag der Kirchweihe oder auf die Zeit »in die nativitatis usque ad festum purificationis [8. September-2. Februar], et in festo resurrectionis usque ad octavam« (Nr. 77). Vgl. auch Nr. 228 (1459): vollkommener Ablaß am Altar des Hieronymus am Tag der Translatio des Hieronymus, und Nr. 232 (1464): Papst Pius II. [1458-1464] verlegte den Tag der Translatio des Hieronymus, der bis dahin am 9. Mai gefeiert wurde, auf die »vigilia dell'ascensione del Signore« und gab an diesem Tag vollkommenen Ablaß. Paulus Bd. 2 S. 305: »Zu tadeln ist aber, daß die kirchliche Autorität nicht gleich am Anfange gegen die maßlos übertriebenen Ablässe energisch eingeschritten sei« (ähnlich auch ebd. Bd. 3 S. 276). - Darüber hinaus kam es offensichtlich häufig vor, daß autorisierte Ablässe, die nach päpstlichen Bestimmungen jeweils nur für eine eingeschränkte Zeit gelten sollten, inoffiziell auf einen größeren Zeitraum ausgedehnt wurden. Römische Beispiele dafür findet man in den Ablaßangaben zu S. Jacobi Hispanorum und S. Mariae de Consolatione
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
N e b e n den Karenen und den Ablaßjahren findet man in den >Indulgentiae< den terminologisch unrichtigen »Ablaß (eines Teils) aller Sünden«; hier werden die Termini »Vergebung (Absolution) der Sünden« und »Ablaß (Erlaß) der Sündenstrafen bzw. Bußübungen« miteinander vermischt, 1 6 9 das Ergebnis ist ein Ablaßquantum, das nicht in Zahlen ausgedrückt zu werden brauchte. Durch die Addition von mehreren Teilablässen konnte ein vollkommener Ablaß erworben werden, 1 7 0 an manchen Stellen erwarb man sogar mehrfachen »Ablaß aller Sünden«. 1 7 1 Sollte man vergessen haben, gewisse Sünden zu beichten, so
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in der »Historia et descriptio< (dt.) f. 49 v -50 r und in der »Historia et descriptio< (lat.) f. 40v: Zeitgenössische Inschriften legen fest, daß man in S. Jacobi Hispanorum am Tag des Jacobus (25. Juli) von der Vesperzeit bis zum Sonnenuntergang Vergebung aller Sünden erwerben konnte, gegeben von Papst Innocentius VIII. [1484-1492]; der Kirche S. Mariae de Consolatione hatte Papst Sixtus IV. [1471-1484] am zweiten Sonntag im Juni von der ersten bis zur zweiten Vesper vollkommene Vergebung aller Sünden gewährt. Die Augsburger Ablaßtafel übernimmt diese Angaben, gibt jedoch nicht mehr an, daß der Ablaß jeweils nur während bestimmter Stunden am betreffenden Tag erworben werden konnte: Sie vermerkt, der Ablaß gelte jeweils während des ganzen Tages (= Miedema, Kirchen, S. Jacobi Hispanorum und S. Mariae de Consolatione, jeweils unter der Rubrik Ablaß). Dies ist keine Eigenart der >IndulgentiaeIndulgentiae< wird der Zusatz Ablaß »von schuld und pin« (indulgentia a pena et a culpa-, vgl. Paulus Bd. 2 S. 137-148, Bd. 3 S. 330-351), der als eine Erweiterung der Vergebung auf die Sünden selbst aufgefaßt werden kann, unsystematisch verwendet. Lediglich die Handschrift D46 (Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts) differenziert zwischen einfacher Vergebung aller Sünden und Vergebung der Sünden a pena et culpa: »Peij pein vnd schuld Vergebung sol man verstienn: hye auff e[r]ttrich ledig vnd losß der sund vnd dort in gener werlt der pein im fegfewr« (f. 97 r -97 v ). Schimmelpfennig, >Guide< S. 281 verweist allerdings darauf, daß Teilablässe, die an unterschiedlichen Tagen erworben wurden, zusammen keinen vollkommenen Ablaß ergeben mußten, da der Pilger inzwischen weitere Sünden begangen haben konnte. S. etwa >Informacie< f. 5 r zu S. Crucis, f. 5 r zu S. Johannis in Laterano, f. 6" zu S. Laurentii extra Muros, f. 4" zu S. Mariae Maioris, f. 3 r zu S. Pauli extra Muros und f. 5 r zu S. Petri in Vaticano; auch für die nicht zu den Hauptkirchen gehörigen römischen Gotteshäuser sind solche Ablässe belegt, s. >Informacie< f. 6V zu S. Jacobi (die Identifizierung dieser Kirche ist unsicher), f. 3 r zu S. Mariae de Populo, f. 7 r - 7 v zu S. Mariae Rotundae, f. 6r zu S. Petri in Vinculis, f. 7V zu
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konnte man an vielen Stellen A b l a ß für vergessene Sünden erhalten. 1 7 2 D a ß hierbei erneut nicht nur die Vergebung der eigenen Sünden erworben werden konnte, sondern auch der Verstorbenen gedacht wurde, findet seinen Ausdruck darin, daß an vielen Stellen die Möglichkeit der Erlösung von Seelen aus d e m Fegefeuer versprochen wurde. 1 7 3 Festzuhalten ist somit, daß in den >Indulgentiae< alle Einheiten, in denen der Ablaß gerechnet werden konnte, genannt werden: Man findet im Text sowohl carenae als auch Ablaßjahre (selten auch Ablaßtage) und A n g a b e n über Vergebung (eines Teils) der Sünden (auch in der Form der Erlösung anderer S e e l e n aus d e m Fegefeuer). Es stellt sich die Frage, wie der mittelalterliche Gläubige aufgrund dieser A n g a b e n ermitteln konnte, wann er das ihm auferlegte Pensum von Ablässen erreicht hatte. Es erscheint nicht ganz einfach, die unterschiedlichen Ablaß»währungen« zu harmonisieren und sie zu einer Gesamtsumme umzurechnen. 1 7 4 Irritierend ist darüber hinaus, daß die Ablaßangaben in den unterschiedlichen Handschriften der >Indulgentiae< sehr stark differieren
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S. Salvatoris (Identifizierung unsicher) und f. 8V zu S. Stephani in Coelio Monte (s. die Rubrik Ablaß zu den betreffenden Kirchen bei Miedema, Kirchen). Es ist vor allem die >InformacieStacien ende aflaten< f. 2V und D76 f. 9 r (s. die Rubrik Ablaß zu den betreffenden beiden Kirchen bei Miedema, Kirchen). S. etwa die Ablaßangaben in D67/2 f. 128r zu S. Crucis, in der >Historia et descriptio< (dt.) f. 22 r -22 v zu S. Johannis in Laterano, f. 23v (re.) zu S. Petri in Vaticano, f. 29v zu S. Laurentii extra Muros, in D26a f. 283vb zu S. Mariae Maioris, in D76 f. 13v zu S. Pauli extra Muros und in N14 f. 10v zu S. Sebastiani. Solche Ablässe kommen häufiger auch bei den nicht zu den Hauptkirchen gehörigen Gotteshäusern vor: Vgl. etwa >Stacien ende aflaten< f. 4r zu S. Anastasiae, D36 f. l r zu S. Barnabae, Hülsen, Chiese S. 150 zu Domine, Quo Vadis, D26a f. 282ra zu Ad Tres Fontes u. ö. (s. die Rubrik Ablaß zu den betreffenden Kirchen bei Miedema, Kirchen). - Es gibt lediglich eine Stelle in den >IndulgentiaeIndulgentiae< die Zahlen nicht als ein exaktes Maß an Vergebung sahen, das es möglichst genau wiederzugeben galt.176 Es zeigt sich somit, daß nahezu alle in den >Indulgentiae< genannten Ablässe trotz der häufigen Beteuerungen des Textes nicht autorisiert sind und darüber hinaus (oder: deswegen?) untereinander starke Differenzen aufweisen. 177 Obwohl die >Indulgentiae< eine höchstmögliche Glaubwürdigkeit zu erreichen versuchen, indem sie etwa auf die Bestätigung der Ablässe durch Visionen und Auditionen verweisen, 178 ist man 175
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Ein beliebiges Beispiel dafür kann den Ablaßangaben zur Kirche S. Praxedis entnommen werden: Die älteren Drucke der >Historia et descriptio< (dt.) f. 45v vermerken, daß man hier Vergebung eines Drittels aller Sünden und 80 Tage Ablaß erwerben könne, während dies in den späteren Drucken zu Vergebung eines Drittels aller Sünden und 80 J a h r e n Ablaß umgewandelt wurde. Darüber hinaus sind römische Zahlen für Lesefehler anfällig: »IIJ« kann leicht als »M« gelesen werden, »XL« mit »LX« verwechselt werden etc. Entsprechend selten sind die Fälle, in denen in den >Indulgentiae< eine gewisse Unsicherheit über die Richtigkeit der Ablaßangaben ihren Ausdruck findet, sie sollen jedoch nicht unterschlagen werden: Vgl. etwa die Angaben bei Miedema, Kirchen in der Rubrik Ablaß zu S. Anastasiae (D21/1 f. 31v ergänzt zu einer der Ablaßangaben, »eyn ander boek hefft dusent iar« - der Schreiber verwendete offensichtlich mehrere Vorlagen, die sich widersprachen). D21/1 bringt diese Unsicherheit mehrfach zum Ausdruck (s. ebd. die Angaben in D21/1 f. 22v, f. 30v, f. 29v und f. 10v zu S. Apollinaris, S. Bibianae, S. Caeciliae und S. Mariae in Molendinis), ebenso wie N7/2 f. 52r (Ablaß von S. Mariae de Ara Coeli). S. auch die >Informacie< zu S. Sebastiani (oben S. 199 Z. 31). Häufig wird in den >Indulgentiae< auf zeitgenössische Päpste wie etwa Sixtus IV. [1471-1484] verwiesen; die Autorisierung eines Ablasses durch den Verweis auf die Päpste Leo I. [440-461] (s. etwa Hülsen, Chiese S. 146 zu S. Bibianae) oder Nicolaus I. [858 - 867] (s. Muffel S. 68 zu S. Mariae Maioris), zu deren Regierungszeit der Ablaß noch nicht existierte, zeigt, daß bei solchen erfundenen Beglaubigungen die historische Perspektive häufig außer Acht gelassen wurde (s. dazu Paulus Bd. 2 S. 292, S. 293f.). Der früheste Ablaß für den Besuch einer römischen Kirche, der ebd. S. 293 erwähnt wird, wurde im Jahre 1116 verliehen. S. etwa die Angaben in der >Historia et descriptio< (dt.) f. 19r: »Da erschein im
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aus heutiger Sicht zunächst mit Schimmelpfennig geneigt, die gesamten Angaben der >Indulgentiae< in den Bereich der »geschickt eingesetzten Phantasie« zu verweisen.179 Jedoch läßt sich der spätmittelalterliche Umgang mit den Ablässen etwas differenzierter umschreiben: Die obigen Beobachtungen legen die Vermutung nahe, daß sich das ursprünglich zählbare System der Ablässe im Spätmittelalter immer mehr verselbständigte; in dieser Zeit lagen derart abweichende Angaben über die Ablässe vor, daß der einzelne Gläubige kaum noch wissen konnte, wie er mit den Ablässen umzugehen hatte. Unumstritten war für die Gläubigen offensichtlich, d a ß sie Ablaß erwerben konnten und mußten, um ihre Sünden zu tilgen; es zeigt sich jedoch in Texten wie den >Indulgentiae< eine große Unsicherheit in bezug auf die Anwendung des Ablaßsystems. Die Texte erwecken den Eindruck, daß die Gläubigen nicht vom Beichtvater ein exaktes Maß an zu erwerbendem Ablaß auferlegt bekamen, sondern vielmehr versuchten, eine größtmögliche Heilssicherheit durch den Erwerb möglichst vieler Ablässe (ausgedrückt in möglichst vielen »Währungen«) zu erhalten; der Erwerb von Ablässen wird hier geradezu zum Selbstzweck. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, daß in vielen Kirchen »unzählbare« Ablässe versprochen wurden, 180 wodurch das Zählen unnötig, die »comptabilité« nichtig gemacht wurde. Es handelt sich somit bei den Ablässen des Spätmittelalters, wie sie sich in den >Indulgentiae< darstellen, nicht um ein exakt zählbares Meßsystem der Buße, nicht um eine »mathématique du salut«,181 sondern um ein System von Zahlen, die nur noch relativen (oder sogar lediglich symbolischen) Charakter hatten. 182 Dies erklärt die Beliebtheit der völl-
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igem Papst Gregor] der Her Cristus vnd sprach: >Nicht las dich geruwen, Gregori! Gib mere, ich erleub dirs, wan myn folck bedarf der gnadeFurch[t] dir nicht, Got wil die gnad stet halden vnd wil sie sibenfaltigenHistoria et descriptio< (dt.) f. 18r für S. Johannis in Laterano, in N14 f. 42r für S. Mariae Maioris, im >Stacion büchlein< f. 8V für S. Petri in Vaticano und in N14 f. 10v für S. Sebastiani (s. die Rubrik Ablaß der betreffenden Kirchen bei Miedema, Kirchen). Begriff nach Chiffoleau S. 209; er wird bei Chiffoleau, der den Bereich des Ablasses weitgehend außer Betracht läßt, nicht auf den Ablaß, sondern auf das Gesamt der spätmittelalterlichen Heilsbestrebungen bezogen. Damit ist nicht gesagt, daß der Ablaß im Spätmittelalter grundsätzlich nicht zählbar war; die von Angenendt u.a., Gezählte Frömmigkeit S. 4 1 - 4 3 und S. 5 3 - 5 5 besprochenen Beispiele für spätmittelalterliche Gebetszyklen, in denen die Ablässe durch die Wiederholung von Gebeten multipliziert und addiert
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5: Reliquienverehrung,
Wallfahrt,
Ablaß
k o m m e n e n und u n z ä h l b a r e n A b l ä s s e : I n d e n J u b e l j a h r e n e t w a k o n n t e m a n g e w i ß sein, d a ß die e r w o r b e n e n A b l ä s s e a u s r e i c h e n w ü r d e n , u m die b e g a n g e n e n S ü n d e n zu tilgen, o h n e ein k o m p l e x e s R e c h e n s y s t e m in A b l a ß t a g e n , A b l a ß j a h r e n u n d K a r e n e n a n w e n d e n zu m ü s s e n ; e n t s p r e c h e n d beliebt w a r die W a l l f a h r t n a c h R o m in s o l c h e n J a h r e n . S o zeigt a u c h das f o l g e n d e Z i t a t aus d e n >Indulgentiae< eine gewisse Hilflosigkeit in bezug a u f das e x a k t e M a ß a n A b l ä s s e n , das in d e n r ö m i s c h e n K i r c h e n e r w o r b e n w e r d e n k o n n t e ; der T e x t r ä t indirekt dazu, die S t a t i o n s k i r c h e n sicherheitshalber a n d e n S t a t i o n s t a g e n zu b e s u c h e n , da in diesen jeweils a l l e A b l ä s s e d e r r ö m i s c h e n K i r c h e n e r w o r b e n w e r d e n konnten:183 Item sinte Gregorius heeft dese stacien ingheset om dattet volck soude comen op een plaetse om 't woort Goods te hören. Wassende dye innicheyt der menschen hebben verscheyden paeusen dese selue oflaten ende gracien verbreet ende vermeert, als dat men niet sekerlick weten enmach hoeveel iaren, daghen ofte karenen men verdyenen mach, als 't stacie is; want alle die oflaten van dye kercken van Romen zijn te verdienen in die kercke, daer 't stacie is. D i e V e r m u t u n g , d a ß die A b l a ß z a h l e n in d e n >Indulgentiae< nicht im Sinne eines Hilfsmittels zur B u c h f ü h r u n g ü b e r die Tilgung b e g a n g e n e r S ü n d e n aufgefaßt w u r d e n , wird d a d u r c h bestätigt, d a ß die Pilger selbst, soweit dies in d e n P i l g e r b e r i c h t e n u n d in d e n M a r g i n a l i e n d e r >Indulgentiae< überliefert ist, k e i n e N o t i z e n ü b e r die v o n ihnen e r w o r b e n e n A b l ä s s e h i n t e r l i e ß e n . 1 8 4 E i n s o g e w i s s e n h a f t e r M e n s c h wie A l b e r t v a n
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werden konnten, beweisen, daß es in solchen Fällen (anders als bei den >IndulgentiaeInformacie< f. 2V. - Ein weiterer Beleg für eine gewisse Abneigung bzw. Hilflosigkeit dem Zählen der Ablässe gegenüber wird von Rüthing S. 224 zitiert: »Der Frenswegener Konventuale Eberhard Swane hatte 1443 seinen Auftrag, die >qualitas< und >quantitas< der römischen Ablässe, die Papst Eugen IV. ein Jahr zuvor den Windesheimern >tam abundanter contulit et concessit^ genau zu bestimmen, trotz intensiver Studien und trotz eines Rombesuchs unerledigt zurückgeben müssen [...]. Der durch die unterschiedlichen Auskünfte irritierte Chorherr plädierte schließlich dafür, das Zählen aufzugeben und die Details der Zuteilungen aus dem Gnadenschatz der Kirche Gott zu überlassen, >qui solus seit numerumHistoria et descriptio< gezeigt, in dem Notizen zu den Ablässen überliefert sind. Diese Notizen stimmen jedoch nicht mit den vom Besitzer des Buches tatsächlich erworbenen Ablässen überein; dieser rechnete lediglich für alle Kirchen um, wieviele Ablässe man dort insgesamt (im Laufe eines Jahres) erhalten konnte. Ähnlich rechnet etwa die Handschrift N20 die Ablaßsummen zusammen, die man insgesamt in den römischen Kirchen verdienen konnte (»item die somma van desen gansen oflaets in desen V I J kerkken, die men alle dage verdienen mach, is tesamen I I I J M ende X V iaer oflaets ende 14 M carinen ende X L quadragenen, dat is X V I C dagen oflaets«, f. 3 v a ; vergleichbare Beispiele für Halle, Maastricht und Tongern bei Boeren S. 86f.). Auch in anderen Handschriften finden sich gelegentlich Hinweise auf addierte
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der Molen verzeichnete genauestens, wieviel Geld er auf seiner Reise ausgab, wobei er das Geld, das er für Almosen verwendete, häufig noch nach seiner Bestimmung differenzierte: Er vergab Almosen »umme Godes willen« bzw. »propter Deum«, »deme Heren to offerende« und »den armen luden«.185 An einigen Stellen gab er noch genauer an, wofür er das Geld spendete, etwa in Padua: »umme Godes willen und vor licht ad Sanctum Antonium«, in Florenz: »dem kostere vor dat ornat des altaris«, in Rom schließlich: »tor stacien to offerende«, »missen to lesende«, »her Alberdes bichtvadere« und für »waslichte, alse wii to den 7 kerken reden«.186 Auch er erwähnt in seinem Bericht jedoch an keiner einzigen Stelle, wieviel Ablaß er durch diese guten Taten erworben zu haben glaubte. Spätmittelalterliche Ablaßbriefe haben zwar die Funktion, schriftlich zu fixieren, daß dem Inhaber des Briefes ein vollkommener Ablaß gewährt werden sollte;187 es liegen allerdings keine Ablaßbriefe zur Bestätigung von Summen von Ablaßjahren und Karenen vor. Die spätmittelalterlichen Ablaßbriefe beziehen sich ohne Ausnahme auf die Stellvertreterstätten oder auf Ablässe, die man etwa für einen finanziellen Beitrag zum Bau einer Kirche erhielt,188 Bestätigungen des Erwerbs eines Ablasses durch den Besuch einer einzelnen römischen Kirche sind nicht erhalten.189 Chiffoleau vermerkt, daß den Ablaßbriefen Ablässe, vgl. etwa D44 f. 116r zu S. Potentianae (»jn der selben kirchen ist sand Prafallen [! lies: Priscillen] freithof, in dem pegraben sind dreitausent martrer, vnd von yeglichen leichnam ist ain jar vnd XL tag ablas; das ist an der summ mer dan drew tausent jar vnd XL tag«) und D26 f. 102v (»es ist zu Rom in allen kyrchen alle tag ablaß durch das gantz iar uß vnd vß hundert tusent iar vnd acht hundert tusent iar vnd zwey hundert vnd zwey vnd sybentzig iar ablaß, das verstestu nun wol, alle kyrchen zusamen gerechnet«). Solche Additionen beziehen sich jedoch immer nur auf die Gesamtzahl der Ablässe, die jeder Gläubige in den betreffenden Kirchen erwerben konnte, nicht auf die Ablässe, die von einem einzelnen Christen tatsächlich erworben worden wären. Die Handschrift N19a/1 vermerkt an einer Stelle (f. 139v) sogar nachdrücklich: »Men enmach dit oflaet niet al sommieren«. - Eine Ausnahme bildet das Zeugnis des Giraldus Cambrensis (ca. 1146-1223), der in der Fastenzeit die römischen Stationskirchen besuchte, worüber berichtet wird, »sicut scripto comprehendi fecit et annotari, annos relaxationis habuerat nonaginta duos; et ut centenarii numerus piene adimpleretur et cum auctoritate hospitalis Sancti Spiritus [...] ab Innocentio tertio [...] se fratrum fieri procuravit, in quo septimae partis injunctae poenitentiae relaxationem obtinuit« (Brewer Bd. 1 S. 138). 185 186 187 188
189
Von der Ropp S. 35 u.ö.; S. 39 u.ö.; S. 36 u.ö.; S. 35 u.ö. Ebd. S. 35; S. 40; S. 41 u.ö.; S. 37 u.ö.; S. 45; S. 45. S. Paulus Bd. 2 S. 124-136, Bd. 3 S. 303-329. Als beliebige Beispiele können »Einblattdrucke« Nr. 1093-1101 (für Saintes) und GW 76-79 (für S. Cyriaci in Neuhausen) genannt werden; vgl. auch unten Kapitel 6.2.5 zum Freiburger Münster und Paulus Bd. 2 S. 236-238, Bd. 3 S. 433f. Ein Hinweis auf eine Bestätigung von in Rom erworbenen Ablässen findet sich in der Inschrift Forcella Bd. 6 Nr. 125 in S. Petri in Vaticano (15. oder 16. Jahrhundert; nicht erhalten): »Hic dantvr litterae testimoniales visitantivm
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Kapitel 5: Reliquienverehrung, Wallfahrt, Ablaß
manchmal eher magische Funktionen zugeschrieben wurden: Im Jahre 1466 ließ sich ein Ehepaar in Avignon mit seinen Ablaßbriefen begraben; 1 9 0 die Briefe galten somit zwar offensichtlich als B e w e i s des Ablaßerwerbs, von einer mathematischen Kumulation der Ablässe ist in diesem Beispiel jedoch keine Rede. Eine noch deutlicher spürbare Abneigung gegen eine Quantifizierbarkeit der Frömmigkeit, die eine letzte Stufe in der mittelalterlichen Entwicklung der »gezählten Frömmigkeit« im Bereich der römischen Ablässe zu sein scheint, findet sich in einer der Handschriften der >Stationes cum indulgentiisc 1 9 1 Item du möchst sprechen: »Wie kompt es, das vil staciones haben eynen genempten ablaß, vnd sint ouch etlich, die haben keynen genempten ablaß? Wie sal ich das verston?« Jch antwurt dir also: »Sprich du dyn septen vnd hole dynen ablaß mit andacht, als ver du ka[n]st. Got der Herr sai dir dich deß ablaß nit berauben, den du von hertzen begeren bist. Er weyß wol die zal, du d a r f f [ s ] t sy ym nit r e c h e n e n , ab es vil oder wenig ist. Dye lieben engel, die schriben es alles uff vnd opfferen es Gott, dem Herren. Das verstosßt du nun wol, als ich meyn. Vmb tugent vnd vmb ablaß laß dich keyn erbeyt duren, vnd bye lyb vnd bye leben so gedenck, das du keynen verborgen nyd oder haß tragest in dinem hertzen, gegen keynem menschen jn dynem hertzen - alle dyn werck weren alle vmbsunst. Glaub mir, liebes kynst [!], das myr eyn tag, do keyn stacion ist, ist mir eben als lieb, als eynen tag, do stacion jnn ist; jch frewe es mich eben als sehre«. Es ist nicht anzunehmen, daß diese Haltung gegenüber den Ablässen im Spätmittelalter allgegenwärtig war; 192 es entsteht jedoch durch sol-
limina apostolorvm et absolvtionis et non alibi svb excommvnicationis maioris latae sententiae poena per contrafacientes toties qvoties incvrrenda«. Unsicher ist jedoch, wo sich die Inschrift befunden hat. Möglicherweise war eine solche Bestätigung nur dann notwendig, wenn die Pilgerfahrt keine freiwillige, sondern eine auferlegte war; Van Cauwenbergh S. 216 gibt ein entsprechendes Zeugnis aus dem Jahre 1354 wieder: »Paulus de Screfano prior Sancti Petri de Roma domini pape penitenciarius, discretis viris scabinis [= »schepenen«, Schöffen] ville Gand salutem in Domino. Noveritis quod Wasselinus de puteo presentium (?) visitavit limina apostolorum Petri et Pauli personaliter pro Eustacio de Riems quem istiguante diabolo interfecit. Datum Romae apud S. Petrum V. kalend. octob. pontificatus domini Innocentii pape sexti anno sed. Item noveritis quod frater Johannes des Torfman sacerdos conduxit latorem praedictum« (vgl. auch ebd. S. 209f., wo die städtischen Behörden von Lier bestätigen, daß Daniel von Heffen ihnen 1432 einen Brief zur Bestätigung des Vollzugs einer ihm auferlegten Pilgerfahrt nach Rom vorgelegt hatte). Auch Jakob Heller legte in seinem Testament (1519) fest, daß der statt seiner nach Rom ziehende Pilger eine Bescheinigung über die Wallfahrt mitbringen sollte (Bothe S. 382). 190 191 192
Chiffoleau S. 133. D26 f. 124 v -125 v . Nach Angenendt, Der Kult der Reliquien S. 19 bestritten bereits Abaelard (gestorben 1142) und Meister Eckhart (gestorben 1328) die Zählbarkeit der Ablässe.
Gezählte
Frömmigkeit?
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che und ähnliche Zitate der Eindruck, daß über die Ablässe nicht in dem exakten Maß buchgeführt wurde, wie dies die Zahlen vermuten lassen könnten. Es erscheint deswegen annehmbar, daß man während einer Pilgerreise versuchte, soviel Ablaß wie nur irgend möglich zu sammeln, ohne jedoch ein exakt errechnetes Pensum von Ablaßjahren mittels genau festgelegter Gebete und Andachtsübungen anzustreben.
6. »Pilger ohne Weg«:1 Die »Pilgerfahrt im Geist« Rom hat als geistliches Zentrum der abendländischen Kultur einen maßgeblichen Einfluß auf die Wallfahrt im Mittelalter ausgeübt; vergleichbar ist die Stadt in dieser Hinsicht nur mit den beiden weiteren Orten der peregrinationes maiores, Jerusalem und Santiago. Jedoch entwickelten Jerusalem, Rom und Santiago je spezifische Formen der Wallfahrt,2 so daß in vielen Bereichen der Vergleich zwischen Rom und den Orten der peregrinationes minores, die die Gepflogenheiten der großen Wallfahrtsorte direkt kopierten, ergiebiger ist als derjenige zwischen den Zielorten der peregrinationes maiores untereinander. Einige Charakteristika speziell der römischen Wallfahrt ergeben sich aus der relativ guten Erreichbarkeit dieser Stadt. Auch spielte hier die Tatsache, daß alles, was die päpstliche Kurie betraf, direkt in Rom abgehandelt werden mußte, eine entscheidende Rolle; nach Rom fuhr man auch aus geschäftlichen Gründen, nach Santiago oder Jerusalem kaum. Für die Orte der peregrinationes minores hatte Rom am deutlichsten Vorbildcharakter, wie sich etwa darin äußert, daß sich einige westeuropäische Städte als »Roma secunda« oder »Roma nova« bezeichneten und die Patronate ihrer Kirchen denjenigen der sieben Hauptkirchen Roms anpaßten.3 Darüber hinaus entstanden z.B. in Köln und Trier Texte, die 1
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3
Der Ausdruck »Pilger ohne Weg« wurde von Rapp S. 56 übernommen. - Das Kapitel 6 stellt die erheblich erweiterte Fassung eines früheren Aufsatzes dar, s. Miedema, Reliquienverehrung und Wallfahrt. So ist die Pilgerfahrt nach Rom z. B. deutlich weniger von Ritualen begleitet als diejenige nach Jerusalem oder Santiago. Das Verbrennen der Kleider etwa und die Ritualwaschung vor Ankunft in Santiago (Hassauer S. 126) sind für Rom nicht nachgewiesen. Der Monte Mario vor Rom ist zwar der Ort, an dem man innehält, weil das Ziel erreicht ist; diese Ankunft wird jedoch nicht mit rituellen Handlungen versehen. S. Kugler, der die Bezeichnung »Roma secunda« für Aachen (S. 58-60), Mailand (S. 150) und Bamberg (S. 153) nachweist, wobei allerdings der Gedanke an Rom als weltliches caput mundi ebenso wichtig gewesen sein dürfte wie die Vorstellung von Rom als dem geistlichen Zentrum der Welt. Maurer macht die Übernahme der römischen Patrozinien bei der Gründung der Kirchen in Konstanz wahrscheinlich; im Katalog »Ratisbona Sacra« S. 159 wird vermerkt, auch in Regensburg habe man eine Angleichung an Rom angestrebt. Vgl. Haverkamp S. 127 zu Aachen und Konstantinopel; auch Trier, Köln und Mainz strebten danach, sich als civitates sanctae Rom anzugleichen (ebd. S. 128; zu Köln und Trier s. auch unten S. 399 Anm. 4). Beispiele für Städte, die einzelne
•Pilger ohne Weg«
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die römischen >Indulgentiae< als Vorbild übernahmen, um die Kirchen und Ablässe zu beschreiben. 4 In Kapitel 5.1 wurde geschildert, daß die Wallfahrt nach R o m und zu den anderen Städten der peregrinationes maiores im Hoch- und Spätmittelalter nicht mehr ohne Vorbehalte gesehen wurde. D i e Kritik an Wallfahrten entstand vor allem im klösterlichen Kontext; entsprechend ist gerade hier eine Strömung zu beobachten, die eine Verinnerlichung der Heiligenverehrung anstrebte und dabei dem Grundmuster der realen Pilgerfahrt folgte. In einer spätmittelalterlichen Predigthandschrift etwa findet sich die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, anstatt nach Rom, Avignon oder Jerusalem zu wallfahrten. Darüber hinaus fordert der Text, die Kritik Bertholds (s. oben S. 374) weiterführend, den Zuhörer bzw. Leser dazu auf, die heiligen Städte in sich selbst zu suchen. D i e Textstelle lautet: 5 Es ist vil mönschen, so si getriben werdent oder gemant von Got, so wend si, alliu ding vszwürken mit uszwendiger vebunge vnd gand ze Rome vnd ze Auiun oder gegen Yherusalem, vnd die selben gnade, die inen Got geben hat, die
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Kirchen den römischen Sakralbauten anpaßten, ebd. S. 132 mit Anm. 40; die Übernahme des römischen Systems der Stationsgottesdienste mag auf solche Änderungen einen Einfluß gehabt haben (S. 133). Für Köln können zwei Texte berücksichtigt werden, die beide in einem von Johann Koelhoff dem Älteren 1492 in Köln hergestellten Druck überliefert sind (GW 8): ein kalenderartiges Verzeichnis der Ablässe, die in Köln erworben werden konnten, und ein Verzeichnis der Kirchen in Köln. Das Ablaßverzeichnis für Köln vermerkt etwa für den Neujahrstag: »Jaersdach [...]. Tzo den Hylligen Geyst verdyent man C vnd XX jair, IX karenen, XXI C vnd LXXX dagen ...« (zitiert nach Falk S. 68f.), in Anklang an die Kalender mit eingeflochtenen >Indulgentiae< wie in der Handschrift N14, die für den Neujahrstag wie folgt lautet: »Jaersdach soe hout men stacie tot Onser Vrouwen ouer den Tyber [...]. Ende in deser kerken is alle daghe vyfhondert jaer oflaets« (f. 6r). Das Kirchenverzeichnis vermerkt nach einer kurzen Einleitung: »Dairumb is tzo wyssen, dat bynnen der hylliger stat Collen ghelegen synt XI styfft vnd XII mannen cloester, X jonfferen cloester, XX kyrspelskyrchen, dye mit koestelichen heyldom bouen al ander koestelicheit yrs gebouwes und tzyrayts groyslichen geeyert syn, als hyerna beschreuen volghen wyrt. Dat yrste styfft is der doem, gestyfft in sent Peters eer ...« (zitiert nach Rautenberg S. 162), entsprechend den >IndulgentiaeAblässe und Heiltümer der Stadt KölnDornenkranz von Köln< enthält, ähnlich wie die >Indulgentiae< für Rom, einen Rundgang durch die Kirchen Kölns (s. Rautenberg S. 165). - Geldner, Hohenwart S. 92 nennt die >Historia et descriptio< darüber hinaus als Vorbild für das Heiltumsbuch von Hohenwart. Zu Trier s. demnächst Schmid, Trier. Wackernagel S. 594f.
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
verzetlent si vmb die ziune, vnd das selbe liplich guot, das si hand, das vertuond si ovch, vnd die liplichen craft, die si hand, die verzerrent si. Vnd so si herwider koment, so sint si ze male vnsinnig vnd raszköpf. Wilt du aber disem wegleiter volgen, so wiset er dich in dich selber. Dis sprich ich niut darvmbe, das ich dir die romvart werre, won es ist verbotten von dien heiligen bebsten. Giengest aber du in dich selber, do das rieh Gottes in der warheit ist, do fundest du Auiun vnd Rom vnd ablas aller schulde vnd das jubil iar, froelicher denne es alliu diu heilig kristenheit von anevang der weit vntz an das ende der weite iemer vinden muge in vszwendigen werken. D i e Folge solcher Aufforderungen zur Verinnerlichung der Pilgerfahrt ist die Entstehung der sogenannten »Pilgerfahrt im Geist«, bei der vor allem R o m und Jerusalem als Zielorte dienten und für die Pilgerführer (wie die >Indulgentiae< und >Stationes cum indulgentiisDecretum Gratiani< (um 1140) fest, daß Kleriker eine Pilgerfahrt nicht ohne die Zustimmung des Bischofs unternehmen durften (Carlen S. 116). Für weitere, auch spätere Beispiele solcher Bestimmungen s. ebd. S. 116-119. - Mit dem Prinzip der »Pilgerfahrt im Geist« vergleichbar ist das der »geistlichen Kommunion« bzw. der »eucharistischen Anbetung«, bei dem die Wirkung des Sakramentes ebenfalls spiritualiter erreicht wurde, s. Fonk (mit weiterer Literatur). Die Untersuchungen zur »Pilgerfahrt im Geist«, die Carls im Rahmen seiner Ausgabe der Texte des Felix Fabri publiziert hat, erfüllen dieses Desiderat nicht. Carls Angabe, der Terminus »geistliche Pilgerfahrt« sei »im literaturwissenschaftlichen Diskurs nicht präsent« (ebd. S. 23), zeugt von mangelnder Kenntnis der Forschungsliteratur (zu dieser s. oben Anm. 6). Seine Frage, »ob es sich bei den Sionpilgern um ein singulares Phänomen handelt oder ob eine Tradition geistlichen Pilgerns nachgewiesen werden kann« (Carls S. 24), fällt
Die »Pilgerfahrt im Geist« im Kloster
401
A n dieser Stelle seien nur die bisher bekannten römischen Beispiele besprochen, da sie als Zeugnisse für die Rezeption der römischen Pilgerführer zu gelten haben; der Vergleich zu den »Pilgerfahrten im Geist« nach Jerusalem kann hier nur für diejenigen Fälle ausgeführt werden, in denen die »Pilgerfahrt im Geist« nach R o m mit Stationen aus dem Leben Christi gekoppelt wurde. 9
6.1. D i e »Pilgerfahrt i m G e i s t « i m K l o s t e r Angestrebt wurde bei der Andachtsform der »Pilgerfahrt im Geist«, die Heiligen und ihre heiligen Stätten mittels einer Pilgerfahrt, die nicht corporaliter, sondern spiritualiter vorgenommen wurde, zu besuchen. D i e Verehrung der Heiligen wurde nicht mehr an den Aufbewahrungssomit weit hinter die bisherigen Ergebnisse der Forschung zurück. Entsprechend kann man Carls' Angabe, um die »Fragen nach Ursprung und Entwicklung dieser Textgruppe zu beantworten [...], bedürfte es eines umfassenderen Quellenstudiums« (S. 42), nur zustimmen. Carls schmale Quellenbasis führt dazu, daß alle von ihm S. 36 genannten Merkmale der geistlichen Pilgerfahrt fraglich bleiben: »Geistliche Pilgerfahrten sind als besondere Form christlicher Andacht zu verstehen, bei der während einer imaginierten Reise, die vorzugsweise im Kollektiv durchzuführen ist, Ereignisse der Heilsgeschichte im Geiste nachgelebt werden sollen« [die Beispiele im folgenden werden zeigen, daß die geistlichen Wallfahrten keinesfalls vorzugsweise im Kollektiv stattfanden; Ereignisse der Heilsgeschichte spielen nur bei geistlichen Jerusalemfahrten eine prominente Rolle, nicht jedoch bei geistlichen Wallfahrten zu anderen Orten]. »Es wird eine überwiegend weibliche, monastische Zielgruppe angesprochen« [da für viele Handschriften, die geistliche Pilgerfahrten enthalten, keine Provenienz bekannt ist, kann diese Angabe nur mit Vorsicht generalisiert werden]. »Dem Text vorangestellte Regeln leiten die Pilger an und gewährleisten so die erfolgreiche Durchführung der Reise im Geiste« [in den meisten der im folgenden beschriebenen Beispiele fehlen entsprechende Regeln], »Die Reise wird wie bei einem Reisebericht - in chronologisch angeordneten Tagesetappen wiedergegeben, die aber keinem konkreten Datum zugeordnet werden, sondern eine fortlaufende Zählung haben« [eine Chronologie einzelner Etappen ist für die »Pilgerfahrten im Geist« nach Rom selten überliefert]. »Die Erzählzeit ist wie beim Reiseführer das Präsens« [zu differenzieren ist zwischen Anleitungen zur »Pilgerfahrt im Geist«, die überwiegend das Präsens, und Beschreibungen vollzogener geistlicher Wallfahrten, die das Präteritum verwenden]. »Eine geistliche Pilgerfahrt muß erzähltypisch als ein Reiseführer gesehen werden, wobei der Mitteilungsschwerpunkt nicht auf pragmatischen Aspekten des Reisens liegt, sondern auf der Imaginierbarkeit des Dargestellten« [auch hier ist nach Anleitungen zu und Beschreibungen von »Pilgerfahrten im Geist« zu differenzieren; die Imaginierbarkeit des Dargestellten spielt in den römischen Beispielen eine untergeordnete Rolle]. 9
Die »Pilgerfahrt im Geist« nach Rom, die nach Auskunft des Artikels von Stroick in der Handschrift Β 12283 der Gräflich Merveldtschen Bibliothek in Münster überliefert ist (f. 270 v -286 r ), war mir trotz mehrfacher Anfragen nicht zugänglich.
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
ort ihrer Reliquien gekoppelt; die Reliquien (bzw. die Kirchen, in denen sie sich befanden) konnten während einer mentalen Reise stellvertretend auch an anderen Orten besucht werden. Die genaue Entstehungszeit der »Pilgerfahrt im Geist« ist unbekannt, sicher ist lediglich, daß die »Pilgerfahrt im Geist« nach Jerusalem älter ist als diejenige nach Rom: Der Legende nach besuchte bereits Maria nach dem Tod Jesu häufig die Stätten des Leidensweges ihres Sohnes; diese Legende ist früh dahingehend interpretiert worden, daß Maria die Stationen nur im Geist besucht habe. Ermahnungen, im Sinne der imitatio Christi zu allen Tagzeiten des Leidensweges Jesu zu gedenken, sind seit dem frühen Mittelalter überliefert; 10 diese Belege, die sich alle auf die Andacht über einzelne Passionsszenen und damit auf Jerusalem beziehen, gelten als die ersten »Pilgerfahrten im Geist«. In bezug auf Rom ist (wie oben auf S. 358-360 dargestellt) zu bedenken, daß die in den römischen Kirchen befindlichen Reliquien die Möglichkeit boten, das Leben und Leiden Christi wie in Jerusalem von Station zu Station nachzuvollziehen:11 Die römischen Reliquien erinnerten von der Vorhaut und der Nabelschnur Christi über seine Wiege, seine Windeln, die Kleidung, die er als Kind trug, die Silberlinge, die Judas für seinen Verrat empfing, den Tisch des Abendmahls, die Geißelsäule, die Dornenkrone bis hin zum Kreuz, dem Tuch der Veronica und den Partikeln des Grabes an alle Stationen des Leidensweges Christi. Es ergibt sich dadurch grundsätzlich eine enge Verbindung zwischen Rom und Jerusalem, die etwa auch darin ihren Ausdruck fand, daß die Kirche S. Crucis bereits sehr früh mit Hilfe der Reliquienkapelle »Jerusalem« an die Stadt des Lebens und Leidens Christi erinnerte 12 und die Krippenkapelle in S. Mariae Maioris mit einiger Wahrscheinlichkeit der Geburtsgrotte in Bethlehem nachgebildet war.13 Jedoch gibt es auch Nachweise für die »Pilgerfahrt im Geist« nach Rom, bei denen die imitatio Christi bzw. die Meditation über seine Passion eine eher untergeordnete Rolle spielte. Das früheste Beispiel ist bei Mechthild von Hackeborn (1241-1298) überliefert, die die Schwestern ihres Konventes unterwies, wie sie eine mentale Romfahrt unternehmen konnten: 14 10 11
12 13 14
Rapp S. 55. Hamilton S. 142-144 sieht einen Vorläufer zur »Pilgerfahrt im Geist« nach Jerusalem anhand der römischen Reliquien in der Tatsache, daß in den Kirchen Akkons im 13. Jahrhundert die heiligen Stätten Jerusalems zeitweise mit Hilfe der wichtigsten Reliquien nachgebildet waren, da Jerusalem selbst den Christen nicht zugänglich war. - Zu den Verbindungen zwischen Rom und Jerusalem s. auch »Romei & giubilei« S. 57-63. S. dazu auch Miedema, Footsteps S. 82-84. S. Buchowiecki Bd. 1 S. 240. »Mechtildis [...] Liber specialis gratiae« S. 33. - Die Groß- und Kleinschrei-
Die »Pilgerfahrt im Geist« im Kloster
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Haec Dei anelila docuerat sorores ut spirituali devotione Romam ad diem qua ostenditur facies Domini tenderent, legendo tot Pater Noster quot milliaria inter Romam et ipsum locum essent. Quo cum pervenissent, summo pontifici, Deo scilicet, omnia peccata sua in oratione confiterentur, accipientes ab eo remissionem omnium peccatorum, et sic in dominica sumentes corpus Domini. Hora qua eis liberius vacaret ad orandum, cum oratione quam ad hoc dictaverat, reverendam Christi imaginem suppliciter adorarent. Quod cum sorores fecissent, supradicto visio eidem est demonstrata. Für Mechthild von Hackeborn war somit die Verehrung einer einzelnen Reliquie, des Tuches der Veronica, der Anlaß für die geistliche Pilgerfahrt; die Romfahrt war für sie kein Selbstzweck. Das Gebetspensum, das bei Mechthild von Hackeborn genannt wird (ein Pater Noster für jede Meile, nach Belieben Gebete zum Antlitz Christi), ist nicht sehr hoch; dadurch allerdings, daß Mechthild den ganzen Konvent in die Romfahrt einbezog, steigerte sich die Anzahl der Gebete und damit ihre Wirksamkeit, so daß Mechthild im Anschluß an die Romfahrt (wie im obigen Zitat vermerkt wird) eine Vision zuteil wurde. Auch für die Mystikerin Adelheid Langmann ( 1 3 0 6 - 1 3 7 5 ) ist eine »Pilgerfahrt im Geist« nachgewiesen, die sich allerdings auf Aachen und nicht auf einen der Orte der peregrinationes maiores bezieht; da solche geistlichen Pilgerfahrten im 13. und 14. Jahrhundert nur selten überliefert sind, sei auch dieser Text hier vollständig wiedergegeben. 1 5 An sant Allexius tag [17. Juli] wart dem menschen [= Adelheid] kunt geton von Got: Alle di menschen di hintz Och [Aachen] gingen hintz Under [lies: Unser] Frauwen und ir gnode suechten und ires kindes in rechtem cristenlichem glauben und in rehter meinung, der solt keinez von Got nimmer geschaiden werden. Und auch di menschen, di niht dar gent mit wallen, di dar gent mit irem gepete und gern dar gingen, und torsten si oder mohten si, und sunderlichen geistlich leut di nit uz türrent, di haben als grozzen Ion und an dem teil grozzern, daz si den heiligtums niht sehent und ander ding, di dis sehen, und doch ir hertz und ir begirde donoch stent und wolten all miie und arbeit gern leiden, di dozu gehört, daz si dar solten, und gent mit irem gepet dar andehticlichen. Der mensch begert, wi vil ein mensch sprechen solt all tag, der hintz Och ging. Do wart im geantwurt von Got, ez solt ein mensch sprechen über alz sein gewonlich gepete, daz es nihtes dorvon ablie, alle tag eintausent Ave Maria, »und sol di weil nit flaisch ezzen piz ez hin und herwider kumt und leuterlich gepeiht und Gottes leichnam enpfangen, und sich hüeten vor unfrid«. Es zeigt sich in diesem Text, daß Adelheid Langmann ein sehr hohes Pensum an Gebeten auferlegt wurde: Während Mechthild von Hackeborn zusammen mit ihren Mitschwestern für jede Meile ein Pater Noster beten wollte, nahm sich Adelheid Langmann vor, täglich tausendmal das Ave Maria zu sprechen. Hinzu kommen weitere Auflagen, die
15
bung sowie die Interpunktion dieses und aller nachfolgenden Zitate wurden den auf S. 61 dargestellten Editionsprinzipien angepaßt. Nach Strauch S. 52.
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
sich auf ein asketisches und diszipliniertes Verhalten beziehen. Anders als bei Mechthild von Hackeborn war die »Pilgerfahrt im Geist« für Adelheid Langmann keine Gebetsübung für den gesamten Konvent, sondern eine sehr private Form der Andacht, die nicht nur der Verehrung der Gotteshäuser und ihrer Reliquien diente, sondern auch der inneren Disziplinierung. Es verdient in dem Zusammenhang die Aufmerksamkeit, daß in Adelheids Text vermerkt wird, die »Pilgerfahrt im Geist« habe den gleichen oder sogar größeren Nutzen als die tatsächliche Pilgerfahrt (die geistlichen Pilger erhalten »als grozzen Ion und an dem teil grozzern«), weil für die mentalen Pilger die Entbehrungen größer seien: Ihnen bliebe es vorenthalten, die in der besuchten Stadt gezeigten Reliquien mit eigenen Augen anschauen zu dürfen. Auch für die Klosterschwester Truyde Schütten (Mitte des 15. Jahrhunderts) aus Diepenveen in den Niederlanden ist belegt, daß sie eine eigene Form der Andacht gefunden hatte, mittels derer sie die römischen Kirchen besuchen konnte, speziell die Kirche S. Agnetis extra Muros in Rom: 16 Als sij den loep hoers levens van X X X yaren over gebracht hadde myt groter goddiensticheit ende vuricheit, soe waert sij seer van bynnen getagen, geestelijc bedevaert toe Romen tot Sante Agnieten te trecken, die sie sunderlinge lief hadde. Sie segede hoer opsat eenre suster, genoemt Gertruyt Huyginc, die sie wiste dat sante Agnieten ock seer lief hadde, ende segede hoer, dat sij des dages na dertienden dach [»dertienden dach«: 6. Januar] wt wolde reysen, opdat sij te Romen weer op sant Agnieten dach [21. Januar], dat sij dan hoer kerke mochte versueken. Dese bedevaert wolde sie doen myt oefenynge ende mit gebede, sunderlinge alle daege L Ave Marien te lesen, ende sie begeerde van suster Gertruyt, dat sij hoer die bedevaert wolde helpen doen. Mer suster Gertruyt enconsentierde hoer niet, omdat sie anxt hadde, dat sij hoer opten weghe vergeten of vertragen solde. Sie vragede hoer, hoe lange sie daer blijven wolde ende wanneer dat sij weder comen solde. D o e antwaerde sie, dat sij daer eens also geweest hadde, ende doe bleef sie daer drie daghe; mer wanneer dat sie nu wedercomen solde, daer enconde sie hoer geen bescheyt van seggen ...
Truyde Schütten wollte dem oben zitierten Text zufolge somit eine »Romfahrt« unternehmen, bei der sie zwei Wochen lang täglich fünfzigmal das Ave Maria betete, um Rom am Tag der von ihr besonders verehrten heiligen Agnes zu erreichen (die Rückreise sollte wahrscheinlich ebenso gestaltet werden). Ähnlich wie Mechthild von Hackeborn wollte Truyde Schütten die Reise nicht allein unternehmen, sondern bat ihre Mitschwester Gertruyt Huyginc, sie zu begleiten. Da Truyde Schütten kurz vor ihrer geistlichen Abreise nach Rom schwer krank wurde, konnte sie ihre Fahrt nicht vollbringen; sie starb am Tag, an dem sie 16
Text nach »Van den doechden« S. 258f.; s. Scheepsma S. 93f. Die heilige Agnes war die Schutzpatronin des Klosters Diepenveen, s. Koldeweij, Pelgrimage S. 248, Scheepsma S. 93.
Die »Pilgerfahrt im Geist« im
Kloster
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ursprünglich nach Rom hatte pilgern wollen. - Interessant ist im obigen Beispiel, daß Truyde sich offensichtlich bereits einmal allein auf eine geistliche Pilgerfahrt nach Rom begeben hatte (»Doe antwaerde sie, dat sij daer eens also geweest hadde«). Wie konkret man sich eine solche Pilgerfahrt vorstellte, wird aus den Vorbehalten der Schwester Gertruyt deutlich, die Truyde nicht begleiten wollte, da sie befürchtete, daß sie sich verlaufen oder verspäten könnten und sie deswegen länger »abwesend« sein würden, als ihr lieb war.17 Gemeinsam ist allen bisher genannten Beispielen, daß der Ablaß als Auslöser für eine mentale Pilgerfahrt nicht erwähnt wird,18 sondern die Verehrung einer Reliquie, einer Heiligen oder einer bestimmten Kirche den Anlaß für die Reise bildet. Obwohl der Reisende das Kloster nicht verläßt, ist er im strengen Sinne kein Pilger »ohne Weg«: Bevor er die verehrten Reliquien schauen kann, widmet er sich lange dem genauen Nachvollzug des Weges (durch Gebete: Adelheid Langmann bezeichnet die geistliche Wallfahrt als ein »gen mit dem gepete«, vgl. oben S. 403). Die »Pilgerfahrten im Geist« nach Jerusalem schildern darüber hinaus im übrigen auch, wie groß die Entfernungen zwischen den einzelnen heiligen Stätten waren; auf diese Art und Weise konnte der Pilger direkt in die Fußspuren Christi treten und jeden Schritt seines Leidensweges nachvollziehen.19 Für Rom spielen die innerstädtischen Entfernungen dagegen keine Rolle. - Es zeigt sich in den bisher besprochenen Beispielen, daß der geistliche Pilger in einigen Fällen allein reiste und die Reise seiner individuellen Vervollkommnung diente, während in anderen Fällen die Unterstützung durch weitere Konventsmitglieder gera-
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Im gleichen Text wird auf eine weitere Romfahrt angespielt: Über Salome Sticken wird berichtet, daß sie, als sie noch nicht im Kloster lebte, eine Wallfahrt nach R o m unternehmen wollte, um die Jubelablässe zu erwerben; »mer hoer gruwelde daer wat voer dat sie die luyde niet verstaen ensolde ende ock voer ander saeken«. Als sie sich deswegen an einen Geistlichen wandte, sprach dieser: »Volghet my, ende gy suit ene roemsche vaert doen«. Der von ihm vorgeschlagene Weg führte jedoch nicht nach Rom, sondern in das MeisterGeerts-Kloster in Deventer (»ende sie volgede hem, ende hij brachte sie toe Deventer totten susteren van meyster Gerijts huys«) - ob er dies wirklich als geistliche Romfahrt verstanden sehen wollte oder vielmehr den Eintritt in das Kloster grundsätzlich für einen besseren Lebensweg hielt als die Wallfahrt, sei dahingestellt (s. »Van den doechden« S. 5f., die Zitate S. 6; der gleiche Text auch bei Fredericq S. 19f. Nr. 25).
18
D e r »Ion«, den Adelheid Langmann nennt, ist wohl nicht konkret als »Ablaß«, sondern allgemeiner als »Nutzen« zu verstehen. S. Miedema, Footsteps, bes. S. 89 mit Anm. 53. - Hassauer S. 65 bezeichnet die »Pilgerfahrt im Geist« als einen »Inszenierungstyp einer bewußt vom Körper abgelösten, autoreflexiven, über private Lektüre vermittelten und vollzogenen Frömmigkeitserfahrung«; daß die »Pilgerfahrt im Geist« vom Körper abgelöst sei, trifft aber aus den oben genannten Gründen nur bedingt zu.
19
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
dezu konstitutiv für die mentale Wallfahrt war, so daß diese diese zum Gemeinschaftserlebnis wurde. Zur Vorbereitung auf die »Pilgerfahrt im Geist« dienten Texte wie die folgenden, die in der Tradition der geistlichen Auslegungen konkreter Gegenstände schildern, wie sich ein geistlicher Pilger auf die Reise vorbereiten sollte. Der erste hier zu besprechende Text (in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts niedergeschrieben) scheint vor allem auf die Nachfolge Christi durch eine mentale Fahrt nach Jerusalem bezogen zu sein:20 Dit is hoe hem een geestelic pelgrim houden sel. Een waerach[tig] geestelic pelgrim sel aentrecken een vliger, dat is die min[n]e Gods ende des euenmenschen; ende i s ' t sake, dat die in eniger syden gescoert wort, so sei hi se weder neyen mitter naelde der biechte ende mitten draut des berouwes. Hi sel in sijn rechter hant hebben een palster, dat is dat crues ons liefs Heren, daer hi hem aen houden sei mit enen vasten geloue. Op sijn hoeft sei hi setten een wilthoet der lijdsaemheit; daer sei een bandeken omgaen, dat sei wesen die hope totten ewigen leuen, welken hoep dien hoet der lijdsaemheit vasthouden sel, dat si een mensche niet enontfalle, als die hagelstenen der becoringe daerop vallen. Ende aldus so sei die mensche 20
Der Text ist in N14 f. 97 r -101 v überliefert; diese Handschrift war für ein Frauenkloster der Windesheimer Kongregation bestimmt. - Für die geistlichen Auslegungen konkreter Gegenstände bieten die verschiedenen Artikel in 2 VL Bd. 2 Sp. 1159-1183 einen guten Überblick (>Geistlicher FastnachtskrapfenGeistliche GeißelGeistliches HausGeistlicher Wagen< etc.). Der Text in N14 ist direkt vergleichbar mit den Predigten über die Eigenschaften eines Pilgers, die u.a. von Johann Geiler von Kaysersberg überliefert sind, vgl. die >Achtzehen aigenschafften, die ain gutter Christenbilger an sich nemen soll< (1488), Bauer, Geiler Bd. 1.1.2 S. 136-160, und den >Bilger mit seinen eygenschaften< (1494), ebd. Bd. 1.1.1 S. 31-95. Die einzelnen Eigenschaften, die Geiler nennt, stimmen jedoch nur zum geringen Teil mit den in der Handschrift N14 genannten überein. Felix Fabris zwanzig Regeln zur Vorbereitung einer geistlichen Pilgerfahrt (s. Carls S. 27-34, Edition S. 78-85) legen nicht die Attribute des Pilgers aus, sondern geben allgemeine Hinweise zu den Unterschieden zwischen realen und geistlichen Pilgerfahrten (so etwa, daß die geistlichen Pilger im Gegensatz zu den leiblichen nach Geschlechtern getrennt reisen müssen, ebd. S. 79). - Die >Pilgerfahrt des träumenden MönchesPèlerinage de la vie humaine< wurde zwischen 1330 und 1332 verfaßt), ist ein weiterer Text, der im Zusammenhang mit den geistlichen Pilgerfahrten zu nennen ist. In diesem Text wird eine Vision beschrieben, in der ein Mönch nach einer langen Pilgerfahrt, während derer er mit verschiedenen Personifikationen (z.B. der Natur, den Todsünden, der Ketzerei etc.) konfrontiert wird, das himmlische Jerusalem erreicht. S. etwa die Ausgaben von Börner und Meyboom, den Artikel Pilgerfahrt des träumenden Mönchs< von Volker Honemann, in: 2 VL Bd. 7 Sp. 683687 und Ganz-Blättler, Unterwegs S. 98f.; weitere, ähnliche Texte nennt Wenzel, v.a. S. 372f. und S. 374-377 (Jean de Courcy, >Chemin de vaillanceModus quidam, quo certis ex causis Romam ire non valentes in anno jubileo spiritualiter peregrinationem eamdem perficere possintRosetum exercitiorum spiritualiumIndulgentiaevita< und >peregrinatio< als Grundmuster kollektiver christlicher Mentalität zu übernehmen«; in einzelnen Fällen wird diese Vorstellung jedoch durchaus sichtbar. D26 f. 126 r -128 r ; teilweise bereits zitiert auf S. 360f.
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erbeyt, vnruig vnd übertrefflichen pynlicheyten, dye du von mynetwegen jn angenommenen lyb gelytten hast, ouch das du mich arme Sünderin erlöst hast von dem ewigen dot mit dynem kosthbarlichen blut. Vnd mit dem nitt genügig: Hast ouch gelegt in den schätz dyner stryttenden kyrchen das überflüssig verdienen dyns lydens, ouch dyner hochwurdiger muter, der jungkfrawen Marie vnd aller heyligen, jn abloßung myner deglichen sünd, verloßend vff ertrich. Getruwe schaffener oder vßdeyler deß selbigen schätz, verly myr, dyner vnwirdigen dyenerin vnd strofflichen Sünderin, der ich myr vil sünd wassen byn, der ich mitt festem glauben vnd demütigen hertzen dyns abloß beger vff diesen tag, das ich vß dyner gnod vnd sunderlichen barmhertzigkeyt deylhafftig werd alles abloß, nachloßung der sünd vnd geystlichen goben, die heut verkündt vnd gegeben werden jn allen kyrchen zu Rom vnd sunderlich jn der kyrchen zu Sant N.,34 do heüt stacion jn ist, auch durch dye gantz weit, vff das ich dardurch gereynigt von Sünden mög dyr (nach diesem leben) frölich vnd frewend überantwurt werden, der du lebst vnd regnyrst mit Got dem vatter in vereynigung des heyligen geystes, Got von weit zu weit. Amen. Ist es nun eyn tag, das es ouch erlösung ist eyner seien uß dem fegfüre, so nym eyn sele für dich, welche du wylt, vnd begere von grundt dynes hertzen, das sy ouch des ablaß deylhafftig werd, vnd sprich mit andacht dy ses gebett, das hye hernach geet ... [es folgen sechs Gebete, die für die Erlösung einer Seele aus dem Fegefeuer zu sprechen sind.) Aus dem zitierten Text geht hervor, daß der thesaurus ecclesiae (s. oben S. 3 6 0 - 3 6 2 ) nicht nur für die tatsächlichen Pilger gedacht war: Auch wer sich spiritualiter auf die Reise nach R o m begab, konnte an ihm teilhaben, denn der »vßdeyler« des »schätz« der »stryttenden kyrchen« wird gebeten, den geistlichen Pilger »alles abloß, nachloßung der sünd vnd geystlichen goben« teilhaftig werden zu lassen, obwohl er die betreffende römische Kirche nicht corporaliter besucht. Während sich die bisher zitierten Texte noch auf recht unverbindliche Weise über den Erwerb von Ablässen durch eine »Pilgerfahrt im Geist« äußern oder Ablaßzahlen nennen, die ohne päpstliche Autorisierung blieben, liegen bereits im 14. Jahrhundert Nachweise vor, daß einzelne Klöster oder ganze Orden ein offizielles päpstliches Privileg erwarben, das es ihnen erlaubte, die Ablässe der römischen Kirchen auch außerhalb R o m s verdienen zu dürfen. Solche Privilegien verleihen diese Ablässe allerdings nur pauschal: D i e H ö h e der jeweiligen Ablässe wird in ihnen nicht genannt, sondern mußte von den jeweils betroffenen Klöstern selbst ermittelt werden - z.B. mit Hilfe der >Indulgentiae< oder der >Stationes cum indulgentiisStationes< verfügten, da sie nur so wissen konnten, welcher Name zu wählen sei. Möglicherweise bezieht sich das oben S. 394 Anm. 183 zitierte Beispiel aus Frenswegen auf einen Versuch, die Gesamtzahl der für die Pilgerfahrt im Geist gewährten Ablässe zu errechnen.
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D a s berühmteste Beispiel ist wohl Felix Fabris geistliche Pilgerfahrt (die >SionpilgerSionpilgerSionpilgerDer sterbenden Pilgerei Bruderschaft^ [Ulm: Johann Zainer, um 1490]). So liegt etwa eine lediglich sehr kurze Nachricht aus dem Kloster Kaisheim vor, vgl. die Chronik des Johann Knebel: »Anno Domini MDI, alß daß jubeljar auß waß zu Rom, hat bapstlich hailigkait solich gnad auch geschickt in teutsche land von der willen, die von kranckhait wegen, densten oder verpflicht ergeben gaistlich person, die solich gnad nit hetten mugen haimsuchen, daß sy aber solicher gnad nit beraubt wurden, gab sein hailigkait dise volkomne jubelgnad gen Kaißerßham in daß closter und da verordnet beychtvater, auch VII altar fur die VII haubstkirchen teglich haimzusuochen« (Hüttner S. 353). Darüber hinaus erwarb das Kloster der Reuerinnen St. Maria Magdalena an den Steinen in Basel im Jahre 1505 ein entsprechendes Privileg, s. Erdin S. 107 Anm. 9 und S. 111. - Weitere Beispiele (außerhalb des deutschsprachigen Raums) bei Paulus Bd. 3 S. 278 Anm. 3, Anm. 4 - 6 . Die Handschrift Zürich, Zentralbibliothek, Hs. C 96 (14.-15. Jahrhundert, Mohlberg S. 50f.) bezieht sich in der dort überlieferten geistlichen Romfahrt (f. 99 r -99 v ) (parallel zu den fünf Wunden Christi) entweder auf fünf Fahrten nach Rom oder auf fünf römische Kirchen, ohne daß die Kirchen explizit genannt werden: »Dis sint fünf weslich tugend vnd verclerte volkomen tagreisen durch die fünf wunden vnsers Herren in dem ewigen jubeliar ze dem götlichen Rome ...« (f. 99 r ). - Der Codex Zürich, Zentralbibliothek, Hs. C 162, f. 277 v 282v (15. Jahrhundert, Mohlberg S. 72f.) beschreibt »zechen kilchen«, in denen man »täglichen aplas hollen« solle; wenn man sie besuche, erhalte man »mer [aplas], den dir der pabst vnd all prelaten der haiigen kilchen yemer geben mugent« (f. 278 r ). Die erste Kirche sei die ewige Güte Gottes, die zweite seine ewige Liebe, etc. Nachdem diese zehn Kirchen beschrieben worden sind, fährt der Text auf f. 279 r fort: »Jtem du macht och die VIJ hoptkilchen also haimsuochen mit den VIJ psalmen vnd ordnen in die VIJ bluotvergiessung vnssers Heren ...«; auf f. 279v folgt: »Jtem wenn ich die VIJ hoptkilchen haimsuoch, sprich ich in yetliche kilchen J psalm vnd gon darnach mit dem psalm >Deus in adiutorium< [Ps 69] zuo Sant Johannes Lattron, da ist der grost aplas, vnd ist yn vnssrem kor vff dem fron altar, vnd zent die kilchen hinab halb. Da macht du die lettanya vsslessen oder die Ordnung machen, wie du selber wilt ...«. Nach dieser Erwähnung von S. Johannis in Laterano und ihrer Stellvertreterstätte im Kloster folgen jedoch keine weiteren römischen Hauptkirchen. Ein spätes Beispiel für die »Pilgerfahrt im Geist« nach Rom innerhalb eines nicht näher genannten Klosters ist in der Handschrift Berlin, Staatsbibliothek
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ren bildlichen Darstellungen der Kirchen Roms, um die meditative Versenkung in die jeweilige Kirche bzw. in die Anrufung derjenigen Heiligen, denen die Kirchen geweiht waren, zu verstärken. 7 2 Von diesen bildlichen Zeugnissen sind einige erhalten, die im folgenden ebenfalls kurz zu besprechen sind. Als Basis für die solche Abbildungen der römischen Kirchen dürften schriftliche Zeugnisse gedient haben, im Falle R o m s die >Indulgentiae< oder die >Stationes cum indulgentiisIndulgentiae< illustriert ist; 74 auch diejenigen
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zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. oct. 191 (17. Jahrhundert) überliefert (Hinweis bei Carls S. 39f.). Auf vergleichbare Weise wurden vielerorts dreidimensionale Heilig-Grab-Kopien und Nachbauten anderer Stätten in Jerusalem errichtet; s. dazu Ganz-Blättler, Unterwegs und Ousterhout. Während diese Kopien versuchten, das Aussehen (oder lediglich Aspekte des Aussehens) der realen Bauten nachzuahmen, bleiben die Darstellungen der Kirchen Roms bis in die Frühe Neuzeit hinein ohne ausgeprägten Zusammenhang zur Realität. - Auch andere Formen der bildenden Kunst eigneten sich für eine spirituelle Pilgerfahrt nach Jerusalem: De Vos S. 105-109 zeigt, daß das Passionspanorama, das Hans Memling um 1470-1471 malte, den Blick des Betrachters so lenkt, daß dieser alle Szenen des Leidensweges Christi nachvollziehen kann (s. auch Smeyers, Analecta Memlingiana S. 176-194 mit weiteren Beispielen). Noch eindeutiger läßt sich ein in Löwen befindliches Gemälde mit Passionsszenen (ca. 1470-1490) interpretieren, auf dem die einzelnen Szenen mit den Buchstaben A - V versehen sind (s. den Katalog »Dirk Bouts« S. 485-488 mit weiteren vergleichbaren Beispielen). Botvinick liefert eine ähnliche Interpretation von zwei Gemälden des Robert Campin, die sowohl die abgebildete Stifterfigur als auch den Betrachter der Gemälde zum Pilger werden lassen. Im Falle von Campins Grablegungs-Triptychon (ca. 1410-1420 entstanden) lädt das Bild durch die abgebildete Stifterfigur und durch die Gestaltung der Landschaft im Hintergrund dazu ein, Stationen des Lebens und Leidens Christi mit den Augen nachzuvollziehen, obwohl hier deutlich weniger Szenen abgebildet sind als etwa bei Memling. Für weitere Beispiele solcher Gemälde s. Koldeweij, Pelgrimage S. 230f. Anm. 22, S. 233f. mit weiterer Literatur; zu Joachim Patinirs Landschaften (ca. 1485-1524), die sich als eine Aufforderung zur Meditation über das Leben des Menschen als Pilgerfahrt interpretieren lassen, s. Falkenburg (insbesondere S. 59-103). Die frühen Handschriften der >Indulgentiae< und >Stationes cum indulgentiis< beziehen sich allerdings ausschließlich auf die reale Pilgerfahrt; erst spätere Handschriften und Drucke geben den Hinweis, daß man auch spiritualiter pilgern dürfe. Seit dem 14. Jahrhundert entstehen Texte, die ausschließlich die »Pilgerfahrt im Geist« beschreiben. Die einzige Ausnahme ist die französischsprachige Handschrift F4 in Cambrai (um 1550; s. Abb. 37). Der deutschsprachige Berliner Codex D i l (letztes Drittel des 15. Jahrhunderts) läßt den Platz für Illustrationen frei, diese wurden jedoch nicht ausgeführt; D i l enthält eine Abschrift eines Druckes der >Historia et descriptio< (dt.). - Federzeichnungen der sieben Hauptkirchen finden sich darüber hinaus im Druck 1128 (Rom: Marcellus Silber, 12.3.1518; Rossetti G-229), Exemplar Rom, Biblioteca Nazionale Centrale, 18.4.A.28,2.
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Handschriften, die die Möglichkeit der »Pilgerfahrt im Geist« ausdrücklich erwähnen, enthalten keine Illustrationen und folgen damit der Beobachtung, daß mittelalterliche Gebet- und Andachtsbücher (soweit es sich nicht um Stundenbücher handelt) häufig bilderlos sind.75 Auch die frühen Drucke der >Historia et descriptio< haben nur wenige Illustrationen (dazu oben S. 68-73): Erst im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts wurde es zur Gewohnheit, die Druckauflagen der >Historia et descriptio< mit einem Zyklus von (mindestens) sieben Holzschnitten auszuschmücken, die die sieben Hauptkirchen darstellten oder vielmehr die sieben Heiligen, denen die Hauptkirchen geweiht waren. Die genaue Ikonographie der Holzschnitte war je nach dem Drucker, der die >Historia et descriptio< herstellte, stark verschieden, da nicht die Abbildung eines konkreten Kirchengebäudes angestrebt wurde, sondern lediglich die Darstellung derjenigen Heiligen, denen die Kirchen geweiht waren. Die >Indulgentiae< bzw. die >Historia et descriptio< bieten somit kein für sie charakteristisches Abbildungsprogramm, das die Entstehung von Bildzyklen zur »Pilgerfahrt im Geist« nach Rom hätte prägen können. Entsprechend verschieden sind die noch erhaltenen Zyklen: Im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts erhielt das Klarissenkloster (Bickenkloster) St. Ursula in Villingen das Privileg, die Ablässe von Rom und Jerusalem im eigenen Kloster erwerben zu dürfen; 76 die von Glatz herausgegebene Chronik des Klosters beschreibt im Detail, welche Mühen es kostete, das besagte Privileg zu erwerben. 77 Dem Kloster waren zunächst durch den päpstlichen Ablaßkommissar Johannes Giltlinger die Ablässe Roms für die auch sonst für Stellvertreterstätten übliche Dauer einiger Wochen zugewiesen worden (s. unten S. 433 mit Anm. 97); dadurch »waren doch ihre [der Schwestern] begürige herzen nit ersettiget«,78 da sie auch die Ablässe Jerusalems erhalten wollten. Die Supplik, die mit Hilfe des Franziskanerklosters in Villingen verfaßt wurde, wurde durch die Hand des Priesters Alexander Wigenmüller weitergegeben; dieser »kam gen Rom, übergab zwar die brief dem gemelten cardinal, aber er war nit gnuegsam mit gelt versehen, das er die sach köndte weiters bringen, sonder müeßte alles anstehn lassen«.79 Die zweite Fassung der Supplik wurde von Konrad Bondorffer nach Rom 75
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Nach Hamburger, Visual S. 149-195, speziell S. 149f. werden Gebetbücher erst seit dem 12. Jahrhundert illustriert und bleiben illustrierte Gebetbücher auch danach eine Ausnahme. Ganz-Blättler, Unterwegs S. 97f., Glatz, Stegmaier-Breinlinger. Glatz S. 66 - 97. Die Chronik wurde im 17. Jahrhundert geschrieben, wobei allerdings mittelalterliches Material einbezogen wurde. Ebd. S. 67. Ebd. S. 71. - Vor den hohen Kosten des Erwerbs einer solchen Ablaßbulle warnt auch Jodocus Hogensteyn, s. »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 683 Nr. 987 (im Zusammenhang mit der Legationsreise des Nikolaus von Kues, 1451/52).
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mitgenommen und dort Johannes Burkhard überreicht; Papst Innocentius VIII. bewilligte aufgrund dieser Supplik dem Kloster »die gnadt und ablas der süben gefreuten kirchen, welche man nent die 7 hauptkirchen, mit allen andern römischen kirchen an allen dagen, so zue Rom station ist, und darzue uf den selben dag alle die gnadt und ablas, so zue Jerusalem im heiligen erterich und ganzem geloptem landt ist«.80 Damit war das Ziel jedoch noch nicht erreicht: »Als die bäpstliche Signatur allerdings förtig war, wurd sie an ein seüten starke schnuer zimlich höh in dem bäpstlichen balast ufgekenkt. Also war es gebreüchlich, das derjenig, so die große gnadt begert, solte drey spring thun, und wan er solche [die päpstliche Signatur] mit drey springen erreichte und herab brechte, hette er die gnadt völlig erlangt«. Dem Abgesandten des Villinger Klosters gelang es erst beim letzten Sprung, das begehrte Schriftstück zu ergreifen. Dabei »ergrüf [er] den brüef so stark, das er in mit gwalt ab der schnür risse. Darvon hat die Signatur noch ihren schranz oder rüss, wie er zue sehen ist, aber bringt ir ganz keinen schaden«.81 Im Kloster ernannten die Nonnen anschließend, unter Anleitung ihrer Äbtissin Ursula Haider, 210 Stellen, denen zunächst auf Pergamentzetteln, später auf steinernen Tafeln Namen gegeben wurden; die Zusammenstellung der Stätten fand anhand schriftlicher Vorlagen statt, im Falle der Kirchen Roms anhand der >Indulgentiae< oder der >Stationes cum indulgentiisIndulgentiae< (s. oben S. 26f.) gehandelt hat, zeigt sich dadurch, daß alle Stationskirchen genannt werden; dies ist in den genannten Drucken der >Indulgentiae< nicht der Fall. Die Tafeln nennen für Rom nur selten Ablässe, s. Stegmaier-Breinlinger S. 181 Nr. 46/47 für S. Salvatoris: »7 jar 7 kar.«; ebd. Nr. 65/66 für S. Laurentii in Lucina: »7 iar 7 k.«; ebd. S. 183 Nr. 13 für S. Salvatoris: »volkomner applas«; ebd. S. 185 Nr. 90 für Ss. Quattuor Coronatorum: »VIJ jar VIJ karen«. Diese Angaben stimmen mit keiner der bei Miedema, Kirchen ausgewerteten Textzeugen der >Indulgentiae< und >Stationes cum indulgentiis< überein. Stegmaier-Breinlinger Abb. S. 192, Transkription S. 181.
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Abb. 38 sind u. a. die römische Hauptkirche S. Crucis und die nicht zu den Hauptkirchen gehörige Kirche S. Anastasiae lokalisiert. Das Prinzip, nach dem die Stätten in Jerusalem mit den Kirchen in Rom gekoppelt wurden, wäre genauer zu untersuchen; die in den römischen Kirchen befindlichen Reliquien bilden nicht, wie man vermuten könnte, die Verbindung zwischen den beiden Städten. Dies ist am oben zitierten Beispiel ersichtlich: Die Vorhaut Christi, die mit der Beschneidung Christi angesprochen wird, befand sich nach den >Indulgentiae< nicht in der Kirche S. Crucis, sondern in S. Johannis in Laterano.84 Die Freskomalereien um die Tafeln herum stellen Szenen aus dem Leben Christi sowie einzelne Heilige dar.85 Sie beziehen sich nicht immer auf die auf den Tafeln dargestellten heiligen Stätten; sie haben somit eher eine schmückende, keine den Text erläuternde oder die Andacht zu den dargestellten Stätten direkt vertiefende Funktion. Die Tafeln waren durch das ganze Kloster verteilt, sie befanden sich im Gästespeisezimmer, in der Küche, im Hof, im Gang des Südflügels etc.86 Die Nonnen des Bickenklosters konnten so, durch das Kloster gehend, alle Stationen des Lebens Christi und alle römischen Stationskirchen betrachten.87 Der Zyklus ist insoweit außergewöhnlich, als nicht nur die sieben Hauptkirchen Roms dargestellt wurden, sondern (vergleichbar mit Fabris Text) auch alle sonstigen Stationskirchen;88 dies ist in keinem sonstigen Bildzyklus überliefert.89 84 85 86 87
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S. Miedema, Kirchen, S. Johannis in Laterano, Reliquien Nr. 8. Vgl. Stegmaier-Breinlinger, Abb. Ebd. S. 182-189. Auf ähnliche Weise verteilt der >Dialog im Kloster Maulbronn< die Stätten des Leidens Christi durch das Kloster (f. 183 r -184 r ). Obwohl dieser Text zunächst ausführlich die Reliquien und Ablässe in Jerusalem u n d Rom schildert, fehlt im auf die »Pilgerfahrt im Geist« bezogenen Textteil jedoch jeglicher Verweis auf Rom. Stegmaier-Breinlinger S. 182 nennt 54 römische Kirchen, es handelt sich jedoch nach dem Verzeichnis auf S. 182-189 vielmehr um 48 Kirchen (jeweils mit Angabe der Nummer, die ihnen im Verzeichnis zugeordnet ist): S. Johannis ante Portam Latinam (2), S. Marci (4), S. Pancratii (8), S. Salvatoris (13), S. Petri in Vaticano (14), S. Georgii (16), S. Stephani in Coelio Monte (2θ), eine namenlose Kirche (22), S. Bibianae (24), S. Mariae in Navícula (34), S. Crucis (39), S. Mariae de Populo (42), S. Pauli extra Muros (43), S. Laurentii in Lucina (48), Ss. Johannis et Pauli (50), S. Mariae Rotundae (58), S. Mariae Maioris (59), S. Cyriaci (62), S. Triphonis (66), S. Balbinae (68), S. Mariae Transtiberim (72), S. Spiritus (76), S. Sabinae (78), S. Silvestri (88), Ss. Quattuor Coronatorum (90), S. Sebastiani (99), S. Apollinaris (102), Ss. Anastasii et Vincentii (104), Ss. Marcellini et Petri (106), S. Anastasiae (108), S. Priscae (110), S. Potentianae (114), S. Laurentii in Damaso (116), S. Eusebii (120), S.Vitalis (132), Sancta Sanctorum und S. Bartholomaei (133), Ss. Philippi et Jacobi (140), S. Clementis (146), S. Susannae (156), S. Johannis in Laterano (157), S. Chrysogoni (160), S. Laurentii extra Muros (175), S. Sixti (184), S. Petri in Vinculis (186), S. Laurentii in Panisperna (190), S. Nicolai (202), S. Caeciliae (206), S. Praxedis (210). Es gibt nach bisherigen Erkenntnissen nur ein weiteres Beispiel für ein Klo-
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E i n w e n i g e r ausführliches, dafür künstlerisch sehr anspruchsvolles Hilfsmittel für die »Pilgerfahrt i m Geist« wählte das Augsburger D o m i nikanerinnenkloster St. Katharina. D a s Kloster erhielt 1487 das Privileg, im e i g e n e n Kloster die A b l ä s s e der s i e b e n Hauptkirchen in R o m z u erwerben; aus d i e s e m A n l a ß w u r d e n die Kirchen auf sechs G e m ä l d e n dargestellt, die i m Kapitelsaal aufgehängt waren. 9 0 Für die Herstellung dieser G e m ä l d e w u r d e n Künstler h ö c h s t e n R a n g e s beauftragt, u . a . H a n s H o l b e i n der Ältere; sie bildeten nicht nur die römischen H a u p t kirchen ab bzw. die H e i l i g e n , d e n e n d i e s e Kirchen g e w e i h t waren, sondern v e r b a n d e n sie, vergleichbar mit d e m Villinger Zyklus, mit Station e n aus d e m L e b e n Christi. S o zeigt A b b . 39 S. Petri in Vaticano und Christus am Ölberg. 9 1 Zusätzlich w u r d e ein » A b l a ß - A l t ä r c h e n « hergester, das Stellvertreterstätten für mehr bzw. andere als die sieben römischen Hauptkirchen besaß, und dieses verzichtet wohl auf eine bildliche Wiedergabe dieser Kirchen: In der Leidener Handschrift N14a, die wahrscheinlich aus einem Frauenkloster in Den Bosch stammt, für die jedoch die genauere Provenienz unbekannt ist, werden auf f. 5T-5T Stellvertreterstätten für einige Maria geweihte römische Kirchen festgelegt. Der Text lautet: »Dit sijn die kercken ende capelen van onser lieuer Vrouwen binnen Romen, om alhier deuotelijck te besoecken. Sancta Maria Mayor in ons stacie kerck. Sancta Maria de Populo is van buyten comen. Sancta Maria Ratonda den noot Gods o p ' t coor. Sancta Maria i n ' t Scheepken i n ' t kercxken. Sancta Maria Noua opte[n] earner in die cast. Sancta Maria Aqua Saluia in den voet beneden. Sancta Maria ouer den Tyber op die croon. Sancta Maria totten Hemelsc[h]e[n] Berch op 't ocsale. Sancta Maria de Schala Celi bouen sunte Peeter [es mag sich dabei, wie bei einigen der Angaben im folgenden, um eine Statue oder ein Gemälde des Heiligen in der Kirche gehandelt haben]. Sancta Maria bij Engelenbrug tot Melanen [?]. Sancta Maria bouen Minerua bij sunte Anna. Sancta Maria in Portecu voer 't poerthuys. Sancta Maria Pasibula in sunte Peters kestken. Sancta Maria in den Pudt in 't weefhuys. Sancta Maria in Cosmedim beneden in de kerck. Sancta Maria de Anima in 't siechuys voer. Sancta Maria Libera Nos achter in 't siechuys. Sancta Maria de Consolacione in 't camer pant. Sancta Maria Imperatrix die grote op 't coor. Sancta Maria de Pace bij sunte Anna onder Organen. Sancta Maria Inviolata in die monstrancy. Sancta Maria in Ara Celi in Padtmos. Sancta Maria Anunciacio propter 't veyndel«. Für die betreffenden Stellvertreterstätten sind keine Bildtafeln überliefert; sie waren, wie die genauen Ortsangaben vermuten lassen, wohl auch gar nicht geplant. - Für Fabris Text (oben S. 418-423) ist nicht nachgewiesen, daß alle bei ihm genannten Kirchen mit einzelnen Stellen im Ulmer Kloster verbunden waren. 90
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S. »Altdeutsche Gemälde« S. 88-109 und Abb. 48-54, Katalognr. 5332-5344, 5346-5348, WAF 377; Goldberg; Slenczka S. 66f.; Weis-Liebersdorf, v.a. S. 2 6 38 und zuletzt Schawe. Die Zahl sechs war vorgegeben, weil der Kapitelsaal keinen Platz für mehr als sechs Gemälde bot; auf dem letzten Gemälde wurden die Kirchen S. Laurentii extra Muros und S. Sebastiani zusammengefaßt. Die restlichen Gemälde zeigen S. Crucis mit der Kreuzigung; S. Johannis in Laterano mit der Geißelung Christi; S. Mariae Maioris mit Maria und Joseph in Anbetung vor dem Jesuskind; S. Pauli extra Muros mit der Dornenkrönung Christi; S. Laurentii extra Muros sowie S. Sebastiani mit der Gefangennahme Christi. Die Tafeln verbinden diese Darstellungen heiliger Stätten in Rom und Jerusalem außerdem mit der Abbildung einzelner Heiliger.
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stellt (die sogenannte Augsburger Ablaßtafel), auf d e m sich der dazugehörige Text befindet: ein Verzeichnis der einzelnen d e m Kloster verliehenen Ablässe, das im wesentlichen die >Indulgentiae< kopiert und so die direkte Verbindung der G e m ä l d e mit den >Indulgentiae< beweist. 9 2 D i e Verbindung der römischen Hauptkirchen mit Stationen des Leidensweges Christi, wie sie im Augsburger Zyklus überliefert ist, findet sich auch in anderen Bildbeispielen wieder, jedoch mit wechselnden Stationen. Ein wohl für das Franziskanerinnenkloster in Kaufbeuren entstandener Zyklus der römischen Kirchen mit neun Stationen auf drei Tafeln etwa (ca. 1470/80) verbindet S. Petri in Vaticano mit der Geißelung Christi (Abb. 40 zeigt die linke Tafel). 9 3 D i e s e Unterschiede im Zusammenhang zwischen den römischen Kirchen und den Stationen des Lebens Christi sind wohl dadurch zu erklären, daß sich in der handschriftlichen und gedruckten Überlieferung der Beschreibungen von R o m und Jerusalem keine Kombination zweier bestimmter Fassungen zur Standardfassung entwickeln konnte; dementsprechend verbanden die bildlichen Zyklen die römischen Kirchen und die Szenen der Passion Christi auf ihre je eigene Art und Weise.
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Goldberg S. 65 mit Abb. 30; Slenczka S. 66f.; Weis-Liebersdorf S. 28f. mit Transkription des Textanfangs und zuletzt Schawe S. 7 - 1 2 (und passim) mit Abb. 4 - 7 und Wiedergabe von Textauszügen. Eine Ausgabe des vollständigen Textes bereite ich vor. Der Anfang der Beschreibungen der sieben Hauptkirchen auf der Tafel ist jeweils mit einer Miniatur versehen, s. Schawe Abb. 6 - 7 . - Ein ebenfalls aus Augsburg stammendes Triptychon, das das Marienbildnis aus S. Mariae de Populo kopiert (vgl. Miedema, Kirchen, S. Mariae de Populo, Reliquien Nr. 10), steht wohl nicht im Zusammenhang mit dem Sieben-Kirchen-Zyklus, s. Slenczka S. 67. Der Zyklus befindet sich im Herzoglichen Georgianum in München und wurde von Schmid, Kreuzweg kurz besprochen; s. auch Schnell S. 12 mit Abb. 10. Die vollständigen Abbildungen wurden mir freundlicherweise von Dr. Klemens Rehm (München) zur Verfügung gestellt. Die sieben Kirchen werden von zwei Szenen gerahmt: dem Abschied Christi von Maria mit der Gefangennahme Christi sowie Anna Selbdritt mit der Auferstehung Christi. Die sieben Tafeln dazwischen zeigen S. Johannis in Laterano mit Christus vor Pilatus; S. Petri in Vaticano mit der Geißelung Christi; S. Pauli extra Muros mit der Dornenkrönung Christi; S. Crucis mit der Kreuztragung; S. Laurentii extra Muros mit Christus, auf dem liegenden Kreuz sitzend; S. Mariae Maioris mit der Kreuzabnahme; S. Sebastiani mit der Grablegung. - In der Klosterkirche in Zwiefalten gab es sieben Retabel mit Passionsreliefs aus der Werkstatt des Nikiaus Weckmann (um 1520, frdl. Hinweis PD Dr. Wolfgang Schmid, Trier; s. Lichte/Hahn). Zeitgenössische Schriftquellen verbinden diese mit den Heiligen der sieben Hauptkirchen Roms, die möglicherweise auf den (nicht erhaltenen) Flügeln abgebildet waren: S. Johannis in Laterano wird mit der Gefangennahme verbunden, S. Petri in Vaticano mit Christus vor Pilatus, S. Pauli extra Muros mit der Geißelung, S. Mariae Maioris mit der Kreuztragung, S. Laurentii extra Muros mit der Kreuzigung, S. Crucis mit der Kreuzabnahme und S. Sebastiani mit der Grablegung. Ein Ablaßprivileg ist für Zwiefalten jedoch nicht nachweisbar.
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
Daneben sind einige (unvollständige) Bildzyklen überliefert, die ausschließlich die Hauptkirchen Roms darstellen, ohne den Bezug zu Jerusalem herzustellen. Woher die in Abb. 41 und 42 gezeigten Gemälde stammen, ist unsicher; anzunehmen ist, daß das erste die Kirche S. Mariae Maioris darstellt und nicht, wie im Katalog angegeben, Maria vor der Himmelspforte. Das zweite würde dann S. Crucis abbilden.94 Ein weiteres, in Utrecht befindliches Gemälde (Abb. 43) zeigt Johannes mit dem Lamm vor einer ähnlichen Kirchenarchitektur;95 dieses Gemälde ist mit einem »A« in einer der Ecken gekennzeichnet, was vermuten läßt, daß es ebenfalls zu einem Zyklus von sieben Kirchen gehörte. Ein Einzelblatt aus einem Gebetbuch zeigt eine Miniatur mit vier Kirchengebäuden auf sieben Hügeln;96 die Kirche S. Petri in Vaticano ist aufgrund des in der Miniatur abgebildeten Veronica-Tuchs eindeutig erkennbar, die drei anderen sind wohl als die sonstigen Patriarchalkirchen (S. Johannis in Laterano, S. Pauli extra Muros und S. Mariae Maioris) zu interpretieren. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß alle diese zuletzt genannten Beispiele im klösterlichen Kontext entstanden sind.
6.2. Die »Pilgerfahrt im Geist« außerhalb des Klosters: Städtische Stellvertreterstätten In allen vorhergehenden Beispielen wurde gezeigt, daß die Verehrung der römischen Kirchen und der in ihnen aufbewahrten Reliquien auf einen anderen Ort verlegt werden konnte, wobei es sich zunächst meistens um ein Kloster handelte, dessen Mitglieder aufgrund der stabilitas loci, an die sie gebunden waren, keine realen Pilgerfahrten unterneh94
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Schulten Nr. 222-223: Inventarnr. M 9 - 3 4 1 (S. Crucis) und M 1014 (S. Mariae Maioris; die zuletzt genannte Tafel ist eine Leihgabe des Wallraf-Richartzmuseums, Nr. 338). Defoer weist bereits darauf hin, daß die Gemälde im Zusammenhang mit der »Pilgerfahrt im Geist« zu sehen sind. Van Bueren Nr. 36 (S. 168f„ Abb. S. 169), Defoer Abb. 1: Utrecht, Museum Het Catharijneconvent, A B M s37. - Zum System der Buchstaben, die zu den Kirchen angegeben werden, s. die Editionen der >Figuren< und der >InformacieFiguren< (s. oben Kapitel 3.5 und unten Kapitel 6.2.9), die allerdings später entstanden sind.
Städtische Stellvertreterstätten
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m e n konnten. Im späten Mittelalter erhielten einzelne Klöster und Orden das Privileg, durch solche mentalen Pilgerfahrten nicht nur die Reliquien der Heiligen zu verehren, sondern auch die damit verbundenen Ablässe zu erwerben. Erweitert wurde diese Möglichkeit des Erwerbs von Ablässen durch eine mentale Reise nach R o m oder Jerusalem im Spätmittelalter dadurch, daß in den Jahren nach den Jubeljahren päpstliche Legaten (Kommissare, Quästoren) durch die Länder gesandt wurden, die allen Einwohnern bestimmter Städte (nicht nur d e n Geistlichen, sondern auch den Laien) das Privileg einräumten, für eine kurze Zeit 9 7 die A b lässe R o m s in ihrer Heimatstadt erwerben zu können. 9 8 D i e s e »Römerfahrten« waren an die Spende von A l m o s e n gekoppelt, die bis zur H ö h e der Kosten einer tatsächlichen Pilgerfahrt steigen konnte. 9 9 D i e s e Form der Stellvertreterwallfahrten könnte ihren Ursprung in der Möglichkeit der commutationes für die auferlegten Bußleistungen haben: 1 0 0 In R o m selbst durften die »alten lewten, plinden vnd lamen« stellvertretend für 97
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Offensichtlich gab es keine festgelegte Dauer für die Stellvertreterwallfahrt, vgl. etwa die Angaben in den nächsten Kapiteln: Amsterdam: 12. März bis 18. April; Aschaffenburg und Fritzlar: 2. Februar bis 16. April; Brügge (1478): 10. April bis 5. Juni; Erfurt (1451): ein ganzes Jahr; Erfurt (1488): fünf Wochen; Helmstedt: 22. Juli bis 8. September; Freiburg: drei Tage bzw. eine Woche; Nürnberg: 29. September bis 11. November. Während der Dauer der Wallfahrt machte die Stadt Gent kenntlich, daß sie als Stellvertreterstadt ernannt worden war, indem sie an den Stadttoren die päpstlichen Wappen aufhing, vgl. Fredericq S. 252f. Nr. 180-181. Zu den Kommissaren im Hoch- und Spätmittelalter s. allgemein Paulus Bd. 2 S. 265-291, zu den römischen Jubiläumsablässen ebd. Bd. 3 S. 181-194. Während erste Nachweise für Jubiläumsablässe außerhalb Roms bereits für das Jubeljahr 1350 vorliegen, wurden solche Ablaßprivilegien vor allem nach den Jubeljahren 1450, 1475 und 1500 gewährt. Meuthen, Legationsreise S. 429f. zeigt, daß die Reform- und Ablaßkampagne des Nikolaus von Kues 1451/52 so lange nachwirkte, daß sie nahezu nahtlos in diejenige Raymundus Peraudis (seit 1476 tätig) überging. Fredericq S. 273-275 Nr. 196, S. 279-281 Nr. 203, S. 282f. Nr. 205 und S. 289-291 Nr. 216-217 dokumentieren, daß es auch falsche Ablaßkommissare gab (Jan van Pasloe/Poederlee - »VIJ. maij [1481] gladio ultore peremptus est«, ebd. S. 291). - Unter den in Kapitel 6.1 genannten Beispielen bezieht sich Gerson möglicherweise bereits auf diese Stellvertreterstädte; sein Text, wie auch die oben (S. 415f.) zitierte Handschrift Cgm 463, läßt die Möglichkeit offen, daß nicht nur an Geistliche, sondern auch an Laien als Leserschaft gedacht war. Zum Begriff der »Römerfahrt« s. Boeren S. 8f. - Vgl. zur Spende in Höhe der Kosten einer Romfahrt oben S. 415f. Von Anfang an führte diese Koppelung von Stellvertreterwallfahrten an Geldspenden zu heftiger Kritik, vgl. etwa Jan de Weert, >Spieghel der Sonden< (1. Hälfte des 14. Jahrhunderts): »Desen selven graet [van ghiericheit (Geiz)] es oec ghestelt / den ghenen, die prediken om ghelt / ende hueren 't woert Gods om voert te vercopen, / als dese questeerts [Ablaßkommissare], die omme loopen / ende loven aflaet ende scelden quite / alt 's menschen sonden om een mite« (zitiert nach Fredericq S. 4f. Nr. 8). Zu den commutationes s. ausführlicher oben, Kapitel 5.2.
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
die sieben Hauptkirchen R o m s die sieben privilegierten Altäre innerhalb der römischen Kirche S. Petri in Vaticano besuchen und erwarben damit den gleichen A b l a ß wie beim Besuch aller Hauptkirchen 1 0 1 - der Schritt v o n diesen in R o m selbst vorhandenen Stellvertreterstätten zum Erwerb der Ablässe auch außerhalb R o m s ist nur ein kleiner. D e r A n laß für die Legationsreisen konnte zum einen in der Notwendigkeit der Durchführung von R e f o r m e n liegen, zum anderen in d e m Bestreben, zusätzliche finanzielle Mittel aufzutreiben (etwa für den B a u von Kirchen oder für die Kreuzzüge gegen die Türken). Im vorliegenden Teilkapitel soll eine Auswahl aus denjenigen Beispielen besprochen werden, die nicht nur pauschal den Jubelablaß von R o m versprechen, sondern analog zu den sieben Hauptkirchen R o m s auf den Besuch von s i e b e n Stellvertreterstätten B e z u g nehmen. 1 0 2 Für den deutsch- und niederländischsprachigen R a u m ist eine solche Form der Stellvertreterwallfahrt für Amsterdam, Bamberg, Braunschweig, Brixen, Brügge, Erfurt, Freiburg, Freising, Helmstedt, Löwen, Mechelen, Merseburg, Minden, Nürnberg, Roermond, Straßburg und Würzburg belegt; 1 0 3 diese Stellvertreterwallfahrten seien in chronologischer 101
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Vgl. die Angaben bei Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Ablaß. Nachgewiesen ist dieser Brauch allerdings erst relativ spät: Er wird nur in den Handschriften D20 und D48 erwähnt (beide 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts). - Vergleichbares führt Muffel (1452) S. 92 an: Wenn man in einer Woche am Sonntag zu S. Pauli extra Muros, am Montag zu S. Petri in Vaticano, am Dienstag zu S. Mariae Maioris, am Mittwoch zu S. Laurentii extra Muros, am Donnerstag zu S. Sebastiani, am Freitag zu S. Crucis und am Samstag zu S. Johannis in Laterano gehe, verdiene man alle Ablässe, die in Rom erworben werden konnten. Ähnlich, jedoch nur auf S. Petri in Vaticano bezogen, auch die Ablaßangaben in D46 (Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts): Wenn man die zwei Bronzekreuze (Miedema, Kirchen, S. Petri in Vaticano, Reliquien Nr. 25) küßte, erhielt man den Ablaß aller Altäre der Kirchen S. Petri in Vaticano. - Einen Schritt weiter gehen diejenigen Textzeugen der >IndulgentiaeInter curas multiplices< zu den Jubelablässen von 1500 erwähnt (ediert bei Amort S. 80f.). Unbekannt ist, wann diese Zahl auf sieben erhöht wurde (Goldberg S. 66). Für die Stellvertreterwallfahrten scheint es, wie die im folgenden zitierten Beispiele zeigen, bereits früher üblich gewesen zu sein, sieben statt vier Stätten zu besuchen. Für Köln ist der Besuch von sieben Kirchen erst im Jahre 1607 sicher belegt, s. Goldberg S. 67. Vgl. dazu auch die Handschrift Darmstadt, Hessische Landes· und Hochschulbibliothek, Hs. 1929 (Achten/Knaus S. 315: aus S. Caeciliae in Köln) aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts, die auf f. 199v und den nachfolgenden Seiten einen Text über die »7 romerfartt kirchen«, enthält, deren erste die »thumbkirch« ist, was wohl ebenfalls als einen Hinweis auf die Stellvertreterwallfahrt in Köln aufzufassen ist, da keine der römischen Haupt-
Das Erfurter Beispiel
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Reihenfolge besprochen (Kapitel 6.2.1-6.2.8). Am Schluß der Ausführungen (Kapitel 6.2.9) steht ein Textbeispiel, das nicht ortsgebunden ist, sondern die sieben Hauptkirchen Roms und ihre Ablässe allgegenwärtig macht. 6.2.1. Das Erfurter Beispiel (1451 und 1488) Die Stadt Erfurt diente sowohl im Jahre 1451 als auch im Jahre 1488 als Stellvertreterstätte für die Pilgerfahrt nach Rom. In einer der Hand-
kirchen als »Domkirche« bezeichnet wird. - Für andere Städte ist zwar belegt, daß man auch dort den Jubelablaß erwerben konnte, nach bisherigen Erkenntnissen liegen jedoch für diese Orte keine detaillierten Schilderungen der Stellvertreterwallfahrt vor; in den Beschreibungen wird nicht auf den Besuch von s i e b e n Stellvertreterstätten hingewiesen. Vgl. für den deutsch- und niederländischsprachigen Raum »Neue Beyträge« S. 776-780: Halle; Boeren S. 8f., S. 68-70, S. 99: Aachen (Besuch von sieben Kirchen, bei Boeren jedoch ohne näheren Nachweis); Brugge/Wiswe S. 190: Braunschweig, Halberstadt, Magdeburg (vgl. unten, S. 451; zu Magdeburg s. auch »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 938f. Nr. 1390 und Paulus Bd. 2 S. 183: Besuch von 16 Kirchen); Fredericq S. 409 Nr. 277-278: Den Bosch; S. 22 Nr. 27, S. 248-253 Nr. 170-181: Gent; S. 132136 Nr. 104: Tongern; S. 144f. Nr. 109, S. 197f. Nr. 126, S. 201f. Nr. 129: Zutphen (und weitere Beispiele des 16. Jahrhunderts); Goldberg S. 67f./Paulus Bd. 3 S. 182f., S. 191: München (Besuch von vier Kirchen), Rot in Schwaben, Saarwerden, St. Odilienberg (und weitere Orte, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts oder später das gleiche Privileg erwarben); »Heinrich Deichsler's Chronik« S. 554: Weißenburg; Paulus Bd. 3 S. 47: Brandenburg, Dortmund (zu Dortmund s. auch »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 1421f. Nr. 2205: Besuch von zwölf Kirchen), Lüttich (zu Lüttich s. auch Fredericq S. 22-25 Nr. 27-32, speziell Nr. 29: Besuch einer Kirche, und Boeren S. 147: Besuch von vier Kirchen), Mainz (zu Mainz s. auch »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 1364-1367 Nr. 2108-2109), Salzburg (zu Salzburg s. auch ebd. S. 724-731 Nr. 1005-1006: Besuch von fünf Kirchen); Reiche S. 130f. (= »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 1367 Nr. 2110; s. unten S. 437): Aschaffenburg und Fritzlar; »Clemens Sender« S. 96f.: Augsburg (s. auch Paulus Bd. 3 S. 188 und unten S. 440 Anm. 112). Zur Legationsreise des Nikolaus von Kues in den Jahren 1451-1452, während derer das Ablaßprivileg an mehrere Dutzend deutscher und niederländischer Städte verliehen wurde, s. die Nachweise in Kapitel 6.2.3 und in den »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 745 Nr. 1026 (Passau, Besuch von sechs Kirchen; so auch S. 748-750 Nr. 1039); S. 768f. Nr. 1072/3 (Wien, Besuch von vier Kirchen); S. 787f. Nr. 1110 (Einwohner der Lande des Herzogs Albrecht von Bayern); S. 815f. Nr. 1175 (Eichstätt, Besuch von acht Kirchen); S. 942 Nr. 1395 (Naumburg, Besuch von acht Kirchen); S. 1049f. Nr. 1586 (Paderborn); S. 1179-1181 Nr. 1825 (Lüttich/Tongern); S. 1250f. Nr. 1950 (Festlegung von Bevollmächtigten, »welche in den holländischen Hauptorten Leiden, Haarlem, Amsterdam, Delft und Dordrecht wie auch anderswo die zur Erlangung des Ablasses aufzusuchenden Kirchen und geeignete Beichtväter benennen [...] sollen« (S. 1250; vgl. Fredericq S. 196f. Nr. 125, zu Dordrecht auch ebd. S. 202-204 Nr. 130-131, zu Amsterdam unten Kapitel 6.2.8), für Holland ähnlich S. 1251f. Nr. 1951, für Hessen S. 1490f. Nr. 2337. Zu Groningen s. auch S. 440 Anm. 112, zu Arnheim und Utrecht S. 448 Anm. 133.
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
Schriften von Härtung Cammermeisters Chronik werden die diesbezüglichen Ereignisse für das Jahr 1451 beschrieben:104 So gap der cardinal [Nikolaus von Kues] dis nochfolginde applaz allen denjhenen, dy zcu Rome in dem vorgangen gulden jar nicht gewest werin addir dohene nicht habin mucht komen - sie werin geistlich adder wertlich addir welchis wesins das sie werin, riech addir arm - , also das sie ruwe und leide hettin umbe yre sunde unde die bichten und das diejhene, die is vormuchten, suldin in eyne kisten, die danne gesatzt wart in des heiligen blutes cappellin in Unsir Liebin Vrouwen kirchen zu Erffurthe opphern die helfte, als sie gein Rome hettin must vorzcerin, und das ein iglicher sich des uf sin eygene consciencien sulde achte. Aber diejhenen, dy wenig addir nicht habin, sullen glichwol des applas und gnadin teilbar sin, so das sie ruwe und leidde sullen habe umbe ire sunde, und das sie die bichten und das, als hienoch berurt wirt, haldin. Nu vornemit dy busze: Ein iglich mensche sal fasten sobin fritage zu festilspisze, sobin mitwoche nicht vleizch esse, und alle inwoner der stad Erffurthe sullin gehin XXIV tage, wen sie das in dem jare gethun mugen, zu sobin kirchen in der stad, dy denn der cardinal uszsatzte, mit namen dy kirchen zu Unser Liebin Vrouwen, zcu Sente Peter, zcu den Austinern, zcu den Schotten, czu den Regelern und zcu dem Groszin Spetal vor Kramphin tor unde zu dem Nuwen Wergke. Diesze benanten sobin kirchen sulde ein iglich mensche besuchin XXIV tage und nemlich die inwoner der stad, und dy seibin sullen iglichis tags sprechin vierzeig Pater Noster, wenn is der mensche gethun mag [...]. Auch ab das mensche des morgens in siner pharre, wenne is wulde umbegehin, gantz spreche, das muchte is ouch thun, ab is wulde, addir sal das y thun in den sobin kirchen des umbegangis sprechin, so das sie alle uf XXIV tage iglichen tagis y gesprochin werddin; so had is den tag vol than. Uff suiche meynunge und andacht sullen die XL Pater Noster gesprochen werdde, wann man umbegehit, nemlich die ersten X Pater Noster sullen gesprochen werdde vor unsir geistlichir vater, den bobist, die andern X vor den romischen konig, vor den bischoff von Mentze und fur den fursten des landis, dy dritten X Pater Noster vor alle gloubige sele, die Vierden X Pater Noster vor dy sunde. Abir die uszwendigen uf dem lande in der stad Erffurte gerichten sullen noch gethanir bichte drie tage umbegehin zcu den obgnanten sobin kirchen und eines iglichen tages X Pater Noster spreche, VII fritage faste, VII mitwochen nicht vleisch esse, und wenn sie denn widder heymkomen, so sullen sie zewolff tage hennoch igliches tages sprechen vierzeig Pater Noster in yrer pharre den vier teilen, als berurt ist vor, zcu tröste. Unde wilche, dy is vormugen, sullen yn dy kästen opphern dy helffte der zeerunge, das sie gein Rome suldin vorzeert habe; dy andern, dy wenig ader nichts haben, die sullen ruwe adder leide haben umbe yre sunde und sullen bichten und busszen und fasten, als vorgeschrebin sted. So sullen sie der gnade glichewol teilbar werdde. Auch so hatte der cardinal erweit unde gesatzt XII treffliche bichtiger, dy dy lute bichte hören sullen, das denn redeliche doctores, licenciaten und prelaten woren, und undir den gab er VI dy macht über dy grobin stucke, dy an bebistlichen macht gehören, zcu absolviren; den andern sechszin gab er alle andere sunde zu absolviren, und was stucke an die queme, die bebistliche gewalt anrurten, sulden sie vorder wieszen an die ersten sechsze zu absolviren.
104
Text nach Reiche S. 129-131 (= »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 925 Nr. 1366). Paulus Bd. 3 S. 183 erwähnt, daß man die römischen Ablässe bereits im Jahre 1396 einmal in Erfurt hatte erwerben können.
Das Erfurter Beispiel
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Nu als unser heiliger vater, der bobist, dy hie vorgerurten gnade in dy stad Erffurthe geleit hatte, ein gantz jar also bestehene, das der ein iglichir in der stad und in der stad gerichten muchten gebruchen, und als nu dy gegeben zceit der gnade umbe und uszgegangin was, als leite der cardinal die seibin gnade an zwou stete vordir, mit namen gein Friszlar und Aschuffinberg uff purificacionis Marie [2. Februar] anno Domini MCCCCLII anzcugehin und aida bestehin bis uff quasimodo geniti [16. April]. Skizziert wird somit, daß es für die Einwohner Erfurts und für Auswärtige unterschiedliche R e g e l n gab, die jedoch ähnliche E l e m e n t e enthielten: Es sollte zunächst gebeichtet werden, wofür eine große Zahl v o n Beichtvätern ernannt wurde, die besondere Vollmachten erhielten; man sollte an sieben Freitagen fasten und an sieben Mittwochen kein Fleisch essen; man sollte die sieben (namentlich genannten) Stellvertreterkirchen 24mal bzw. (die Auswärtigen) dreimal besuchen und entweder dort 40mal oder (die Auswärtigen) zehnmal das Pater Noster beten. D i e Auswärtigen sprachen danach zu Hause an weiteren zwölf Tagen 40 Pater Noster. Für wessen Seelenheil man diese Pater Noster sprechen sollte, wird detailliert wiedergegeben, d e m Standardformular für die Stellvertreterstätten entsprechend. 1 0 5 Wer über ausreichendes Vermögen verfügte, sollte (»uf sin eygene consciencien«) die Hälfte der Kosten, die ihm sonst bei einer tatsächlichen Romfahrt entstanden wären, in die in der Marienkirche aufgestellte Ablaßkiste einzahlen, jedoch wird erneut nachdrücklich vermerkt, daß auch diejenigen, die »wenig adder nicht habin«, des Ablasses teilhaftig werden konnten. Einige Jahrzehnte später erhielt Erfurt erneut das genannte Privileg, wie aus Konrad Stolles Chronik hervorgeht: 1 0 6 Item anno Domini XIIIJ C LXXXVIIJ noch mittefasten do quam eyn legate [es handelt sich um Peraudi] kein Erffort gesant von deme bobiste zu Rome, Innocencio VIIJ°. Der bestalte eyn große processien zu gehene an des heiigen blutes tage, der do ist an deme nochtage vnßer lieben Frowen tage in der fasten [Tag der Maria in der Fastenzeit: 25. März], Do gingen dy hern zu Sente Seuer ouch mit, vnnd der legate liß do grosßer mechtiger bullen cwzo trage jn der processien. Das habe ich geseen, ich gingk ouch mit jn der processien, vnnd der probist vnnd techant, dy trugen dy czwo bullen von Vnßer Lieben Frouwen. Do was der legate ouch gegenwertigk vnnd groß volk. Do warn gesatczt XXV prister, dy hatten alle wisse stebichen, uff dye romissche wiße; das warn alle bichteveter, geistlichen vnnd werltlichen, dy gingen alle mit jn der processien. Vnnd der legate geboth, das man eyn groß rod crucze satczte mitten jn dy kirchen Vnßer Lieben Frowen mit czwen banir, do stunt des bobistes wopen an, vnnd worn rod, vnnd eyne großen jserne kisten dabye. Vnnd der selbige legate hatte solche grosße macht vnnd gewalt, ablas zu geben, vnd satczte do 105
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S. »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 724-729 Nr. 1005, hier S. 726: je zehn Pater Noster »pro ecclesia universali et papa«, »pro rege romanorum et domino loci«, »pro defunctis« und »pro peccatis suis«; die Bulle >Inter cunctas< fügt allerdings noch je zehn Ave Maria hinzu (vgl. ebd. S. 726 Anm. 3). Zitiert nach Hesse S. 163-165; mit leichten Abweichungen in der Schreibung auch bei Thiele S. 440f.
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
das gulden jar jn aller forme, als eyn mensche were zu Rome jn deme gulden jare, vnnd wer do syne bichte thete, der solde teilhaftigk werde des gulden jars, als her zu Rome were, vnnd enpinde von pine vnd von schult, von allen synen sunden, wye groß dy weren. Des ablas gliche ist noch nye zu Erfforte gewest. Vnnd eyn iglich bichtekint gob jn den kästen noch synen vormogen. Man gab ouch vor dy vorstorben menschen jn den kästen, das solde on ouch zu holffe kome. Item her liß ouch bichtebreffe gebe. Von eynen menschen gab man VIJ nuwe groschen. Do was solch groß bichten von den luten, vnnd dy dy breffe nomen, das es nicht zu sagen steed. Dye breffe worn von solcher gewalt, das man den menschen solde enpinde von allen synen sunden, als dicke ome noyd were, ußgeslossen, dy kein Rome gehorn; vnnd am todebette solde man den menschen enpinde von pine vnnd von schult, vnnd queme der mensche des legers uff, so solde her doch nicht beraubet syn syner gnade, als vor, vnnd als dicke des noyd geschee. Ouch solde eyn iglich mensche, das do syne bichte gethon hatte vnnd syn oppfer do gegeben hette, der solde ouch teilhafftigk werde alle der guten wergk, dy do geschegen, als wid als dye heiige cristenheit were. Vnnd ouch vor dy vorstorben menschen, wer vor die syn oppfer tete, dy solden des ablas ouch teilhaftigk werde. Des glichen was nye mee gehört von den luten, vnnd anderer feie artikel, dye hy nicht vorczeichent steen. Item her hatte ouch geordent VIJ houbtkerchen, das was Vnßer Liebe Frowe eyn, Sente Seuer, Sente Peter, zu den predigern, zu der barbessen, zu kouffmanskerchen, vnnd zu deme nuwen wercke. Item wer dy VIJ kerchen nicht gegen konde, den ordinert her VIJ alter jn der kerchen zu Vnßer Lieben Frowen. Vnnd eyn mensche, das dy VIJ kerchen ginge adder die VIJ alter, das solde jn iglicher kerchen ader alter IIJ Pater Noster spreche: das erst Pater Noster vor den bobist, das ander vor dy heiigen kerchen, das dritte vor eynigunge aller cristlicher forsten. Item do was ouch geordinert alle tage eyne prediate zu thune von deme ablas zu Vnßer Lieben Frowen von grossen gelerten doctoribus, geistlichen vnnd werblichen, frowe vnder der pfarre messe. Vnnd dy bichtveter dy sossen bichte von deme morgen an biß jn dy nacht, vnnd worden des bichte horn vnnd alle tage zu predigene schere gancz mude. Das selbige ablas stunt funff gantcze wochen zu Erffort; do quam mechtigk groß gelt enwegk uß deme lande. Stolle beschreibt, daß der päpstliche Legat bereits in der ersten Prozession die A b l a ß b u l l e , n a h e z u als tastbaren B e w e i s der Rechte, die ihm verliehen waren, d e m Volk vorzeigte. D i e Beichtväter w u r d e n mit ein e m w e i ß e n Stab ausgestattet, damit sie als solche erkennbar w a r e n ( s o ebenfalls in H e l m s t e d t [1489], s. unten, Kapitel 6.2.6). 1 0 7 Stolles B e m e r kung, die Beichtväter w u r d e n »des bichte horn vnnd alle tage z u predig e n e schere gancz m u d e « , zeigt, daß der A n d r a n g in Erfurt erneut groß war. D a s »groß rod crucze«, das in der Marienkirche aufgestellt wird, 107
Im niederländischsprachigen Raum sind weitere Formen der Kennzeichnung der vom Ablaßkommissar ernannten Beichtväter nachweisbar: Für das Jahr 1468 ist in Gent belegt, daß man »XL Schilden [...] metter wapene van onzen heleghen vader den paus vornoumt« herstellen ließ, um die »docteurs ende andere biechtvaders« zu kennzeichnen (Fredericq S. 250 Nr. 174); 1502 wurden in Haarlem 100 Zettel gedruckt, »om de priesters, die biecht hoeren, over hoer hoeft te setten« (ebd. S. 427 Nr. 298).
Das Erfurter
Beispiel
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begegnet ebenfalls in Nürnberg und in Helmstedt (1489, s. unten, Kapitel 6.2.2 und 6.2.6). Anders als im Jahre 1451 wurden die Gläubigen im Jahre 1488 aufgefordert, nach eigenem Ermessen (jeder »noch synen vormogen«) in die Ablaßkiste einzuzahlen; sie konnten den Ablaß auch »vor dy vorstorben menschen« erwerben. Neu ist außerdem die Erwähnung der »bichtebreffe«, die die Gläubigen für sieben »nuwe groschen« erwerben konnten. 108 Stolle erwähnt die Möglichkeit der commutatio der Bußleistungen für Schwache und Kranke, nämlich den Besuch von sieben Altären innerhalb der Marienkirche; ähnliche Bestimmungen sind bereits im Formular für das Privileg der Stellvertreterstätten festgelegt. 109 Die im Jahre 1488 in Erfurt zu erbringenden Gebetsleistungen sind auffällig gering: In jeder Kirche sollten lediglich drei Pater Noster gebetet werden, die unterschiedlichen Zwecken dienen sollten (»das erst Pater Noster vor den bobist, das ander vor dy heiigen kerchen, das dritte vor eynigunge aller cristlicher forsten«). Stolle betont, anders als Härtung Cammermeister, die Wichtigkeit der Predigten während der Zeit der Stellvertreterwallfahrt. Leichte Kritik deutet sich lediglich in Stolles letztem Satz an: Ein erheblicher Teil des Geldes, das die Erfurter zum Erwerb der Ablässe in die Schatztruhe gelegt hatten, wurde nach seinen Auskünften außer Landes geführt.110 108
Die mittelalterlichen »Beichtbriefe« (Ablaßbriefe; vgl. Paulus Bd. 2 S. 124136) sind in einer überwältigenden Anzahl erhalten, die dennoch lediglich einen Bruchteil der im Spätmittelalter hergestellten Exemplare darstellen dürfte. Zunächst handschriftlich hergestellt, experimentierte bereits Johannes Gutenberg mit gedruckten Formen dieses kirchlichen Amtsschrifttums (vgl. GW 6555 und 6556). Das Medium des Einblattdrucks war für die Ablaßbriefe besonders geeignet, da sie mit Hilfe dieser Technik schnell und preiswert in immer identischem Wortlaut hergestellt werden konnten. Zu Erfurter Ablaßbriefen, die im Jahre 1488 hergestellt wurden, s. Eisermann S. 42 (»Einblattdrucke« Nr. 1106-
109
Vgl. »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 724-729 Nr. 1005, hier S. 727. Ein anonymer Chronist aus Halle beschreibt für das Jahr 1500 ähnlich kritisch, wie das Einsammeln der Gelder für die Stellvertreterwallfahrten die Landeswährung beeinflußte: »In dem selbigen jare slug der gülde eynen ganczen gr. auff, wann ein yder, der sich zu der romfart gedachte zu schicken, der wechselte golt zu sich vor 22 gute gr., und der gülde, der an die römere gelangte, muszte swer genug sein, wann sie ponderirten die mit weissen körnern ab, danach dann der gülde volwichtig befunden wart, dermaszen ging eynem zu und ab« (Wächter S. 122). Vgl. auch ein Zeugnis aus den Niederlanden (1501): Wegen der Stellvertreterwallfahrten wurde eine »also grote zomme van penningen, gout ende silver, uuten landen gedragen ende gesleept, dattet te seggen noch te scriven enis« (Fredericq S. 411 Nr. 283; S. 539f. Nr. 368 ergänzt: »Och, och! Wat groter sommen ghelts ende hoe menich C M gulden comen jaerlics te Romen uut duytschen landen, mer dan uut anderen landen, doer die geestlicheit, datter niet veel weder in encompt; so dattet wonder is datier enich ghelt in den lande is«).
1108). 110
440
Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
D e u t l i c h kürzer und mißbilligender berichtet N i c o l a u s v o n S i e g e n über die Erfurter Romwallfahrt: 1 1 1 Eodem anno Raymundus legatus apostolicus, doctor eximius, archidiaconus Almsiensis, sedis apostolice prothonotarius, fuit Erfordie atque dedit confessionalia et permaximas indulgencias omnium peccatorum quantumcunque enormium; plures nudi egerunt penitenciam, in omnibus casibus absolvit et absolví fecit, dedit iubileum, permissionem, remissionem; pene omnis populus tarn religiosi quam seculares monachi et moniales confessiones fecerunt generales. Stetit crux rúbea in medio ecclesie ad beatam Virginem, circa quam archa sive cista pro pecunia colligenda - omnes doctores, omnes clerici ista approbaverunt. Si vero quis contradixisset, sentenciam excommunicacionis vis evasisset. Quo autem ista pecunia pervenerat, novit scrutator cordium. Quilibet potuit et potest sibi eligere confessorem ad placitum quemcunque elegisset, et tunc et in futurum. Audivi a quodam prelato, quod ista confessionalia multis in periculum et in multarum animarum pericula cederent. Dixit quidam notabilis predicator: »Iam dicunt seculares et clerici concubinarii: >Iam volumus audacter et libere peccare, quia de facile absolví possumusEtliche Geschicht< skizziert Deichsler die Wichtigkeit und Wirkung der Predigten, die während des genannten 121
Die Beschreibung Deichslers weicht im übrigen in einigen Details von der oft zitierten Abbildung in der (reformatorischen) Schrift >On aplaß von Rom mag man wohl selig werden< ab (VD16 Nr. O 526; s. z.B. Volz Abb. 2): Während Deichsler beschreibt, daß die Papstwappen an den Armen des Kreuzes hingen, sind sie auf der Abbildung in >On aplaß .. .< neben dem Kreuz aufgestellt; die von Deichsler erwähnten »gerten und gaisseln« auf (über?) den Fahnen fehlen in der Abbildung. Deichslers Satz »und was an dem creutz kain Herrgot« ist wohl als rein deskriptiv aufzufassen und erhält erst aus nachreformatorischer Sicht einen ironischen Klang.
Weitere Beispiele während der Legationsreise
des Nikolaus
von Kues
447
Zeitraums stattfanden und Deichsler persönlich offensichtlich tief beeindruckten. Auch hier werden die Ablaßbriefe genannt (für die nach Deichslers Angaben hölzerne Futterale hergestellt wurden), deren Erlös nur leicht von dem in den >Etliche Geschicht< genannten abweicht; das gleiche gilt für den Inhalt der Schatztruhe am Ende der betreffenden Periode. Interessant sind die Angaben zu Bamberg und Weißenburg: In diesen Städten führte die Stellvertreterwallfahrt offensichtlich nicht zu einem solchen Massenauftrieb wie in Nürnberg. Die Gestaltung der öffentlichen Bußübungen für besonders gravierende Sünden, wie Deichsler sie schildert, bietet erneut einen Einblick in die sozialen Konsequenzen, die die Stellvertreterwallfahrt haben konnte: Vor allem unter den Frauen wagten es offenbar nur wenige, den Umstehenden ihr Gesicht zu zeigen. Obwohl die Möglichkeit der Erlösung von allen Sünden offensichtlich dankbar angenommen wurde, konnte sie durch die öffentliche Buße für den einzelnen Gläubigen einen erheblichen Verlust des Ansehens in seinem sozialen Umfeld bedeuten. Es verdient die Aufmerksamkeit, daß einer der Textzeugen der Nürnberger Chronik >Etliche Geschicht< den geschilderten Vorgang höchst kritisch betrachtet: Er fügt nach dem Satz »Item in solchem ablaß [...] volkumene Vergebung aller sünt, pein und schult erlangen« (S.444) den Kommentar »Ey leug, daz dich der teufel hinfür!« ein und streicht den restlichen Text nach dem Satz »Also zu gleichnus [...] Sant Johannes Lateranensis«. Er kommentiert dies mit: »Die verdinten, wie oben laut, der absolution etcetera; volgen vil schentlicher lugen und teufels gespenst, laß ich faren« - dem reformatorischen Schreiber der Handschrift war der Ablaßverkauf offensichtlich anstößig.122 6.2.3. Weitere Beispiele während der Legationsreise des Nikolaus von Kues (1451/52) Im Rahmen der Legationsreise des Nikolaus von Kues wurde mehreren Städten das Privileg verliehen, die Ablässe der römischen Kirchen stellvertretend in sieben anderen Kirchen erwerben zu können. Während, wie oben in den Kapitel 6.2.1 und 6.2.2 gezeigt, für die Städte Erfurt und Nürnberg relativ ausführliche Schilderungen der Vorgänge während einer solchen Stellvertreterwallfahrt überliefert sind, liegen für andere Städte lediglich die sehr kurzen Beschreibungen im Rahmen der Privilegien, nicht jedoch in Chroniken oder anderen Zeugnissen vor.
122
Text nach >Etliche Geschicht< S. 725.
448
Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
D i e s betrifft die Städte B a m b e r g , 1 2 3 Braunschweig, 1 2 4 Brixen, 1 2 5 Freising, 1 2 6 L ö w e n , 1 2 7 M e c h e l e n , 1 2 8 Merseburg, 1 2 9 M i n d e n , 1 3 0 R o e r m o n d 1 3 1 und Würzburg; 1 3 2 in allen d i e s e n Privilegien w e r d e n die s i e b e n Kirchen namentlich aufgezählt, die (entsprechend d e n s i e b e n r ö m i s c h e n H a u p t kirchen) in der j e w e i l i g e n Stadt besucht w e r d e n sollten. 1 3 3
6.2.4. D a s B r ü g g e r B e i s p i e l ( 1 4 7 8 ) In B r ü g g e k o n n t e m a n ebenfalls d e n r ö m i s c h e n Jubelablaß verdienen, und zwar im Jahre 1478: 1 3 4 Item op den X s , e n dach van aprii anno LXXVIIJ ghinc inne het groot aflaet te Brugghe, gheseyt het jaer van gracien, ende gheduerde totten V s t e n dach van wedemaent [Juni] ende dien dach al, ele mensche ghevende also vele als hi binnen eender weke verteeren soude in spyse ende in drancke. Dies moeste elc mensche visiteren die VIJ kercken VIIJ daghen lane gheduerende. Ende dye van buyten der stede waren, die souden ontstaen met drie daghen te gane. Dit waren die seven kercken: eerst Onser Vrauwen kercke. Sint Salvators kercke. Sinte Donaes kercke. Sint Jacobs kercke. Sint Gillis kercke. Sinte Wouburghen kercke. Sinte Cruys kercke buyten Brugghe. Ende dese gracie gaf die paeus Sixtus die vierde omme der orloge wille, die tusschen Vranckerijcke ende Viaendren was, soe dat menich mensche te Roome nyet gaen enmochte, twelc een groot comfoort was voor meneghen groten sondare. In d i e s e m B e i s p i e l für die Stellvertreterwallfahrt wird die H ö h e d e s B e trags, der für d e n Erwerb d e s A b l a s s e s z u entrichten war, nicht an die Kosten einer R o m f a h r t gekoppelt, s o n d e r n mit d e n K o s t e n für die Le123
124 125
,26 127 128
129 130 131 132 133
134
»Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 841f. Nr. 1232; s. auch »Heinrich Deichsler's Chronik« S. 554. »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 984f. Nr. 1459; s. auch Brugge/Wiswe S. 190. »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 1354f. Nr. 2090 (ohne Erwähnung der sieben Kirchen), S. 1382 Nr. 2142 (dort folgende Zusatzbestimmung: »Je nach der Situation einzelner Personen können die Beichtväter näherliegende Orte bestimmen«). Ebd. S. 798f. Nr. 1135. Ebd. S. 1415f. Nr. 2194. Boeren S. 147, Fredericq S. 76f. Nr. 71, S. 7 8 - 8 2 Nr. 74-76, S. 88-121 Nr. 8 9 91, S. 145-177 Nr. 110 (und weitere Dokumente); s. zum Erwerb des Privilegs durch Jan de Leeuw auch Viaene, Mechelen. »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 939-941 Nr. 1392-1393; s. auch Paulus Bd. 3 S. 47. »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 1029-1031 Nr. 1549. Ebd. S. 1172f. Nr. 1818. Ebd. S. 846f. Nr. 1238, S. 884f. Nr. 1304. Weitere Hinweise auf den stellvertretenden Besuch von sieben Kirchen außerhalb Roms, ohne namentliche Nennung dieser Gotteshäuser, in den »Acta Cusana« Bd. 1.3 S. 1119 Nr. 1708 (Utrecht); S. 1147 Nr. 1763 (Arnheim; s. dazu auch Fredericq S. 25 Nr. 33, S. 144f. Nr. 109, S. 198-200 Nr. 127 und Paulus Bd. 3 S. 47). Zitiert nach Fredericq S. 271f. Nr. 194.
Das Freiburger Beispiel
449
bensmittel während einer Woche gleichgesetzt (ähnlich auch in Freiburg, s. Kapitel 6.2.5). Die geistlichen Pilger besuchen die sieben Kirchen an mehreren Tagen: die Briigger an acht, die Auswärtigen an drei. Der hier zitierte Text nennt, anders als die vorhergehenden, den Grund für die Einrichtung der Stellvertreterwallfahrt: Aufgrund der Kriege zwischen Frankreich und Flandern hätten viele nicht an der Jubelwallfahrt nach Rom (1475) teilnehmen können, und auch diese sollten in die Gelegenheit gestellt werden, die entsprechenden Ablässe zu erwerben. 6.2.5. Das Freiburger Beispiel (1478-1481) Über die Romwallfahrt in Freiburg sind die Quellen nicht sehr ergiebig; jedoch läßt sich mit Hilfe von drei heute noch erhaltenen Einblattdrucken rekonstruieren, daß im Jahre 1478 nicht sieben einzelne Kirchen, sondern sieben Altäre im Freiburger Münster besucht werden durften und dafür der römische Ablaß verliehen wurde.135 »Einblattdrucke« Nr. 1333 bietet den lateinischen Text der Bulle >Pastoris aeterno für Freiburg, zusammen mit einer deutschsprachigen Kurzfassung; der Ablaß galt nach Auskunft dieses Textes am Sonntag »laetare« (dem vierten Sonntag in der Fastenzeit) und an den zwei darauffolgenden Tagen. Für den Erwerb des Ablasses war eine Spende für den Bau des neuen Chors der Freiburger Kirche notwendig, »so vil [...] alß ein ieglicher fur sin person jn sinem huß ein woch verzert vngeuerlich« (vgl. die ähnlichen Angaben für Brügge, Kapitel 6.2.4). Während man in Nürnberg Verlängerung bekam, wenn man die sieben Stellvertreterkirchen aus Krankheitsgründen nicht alle in der gesetzten Zeit hatte besuchen können (vgl. Deichslers Angaben, oben S. 446), wird in Freiburg, wie in Rom, eine Form der commutatio für die »kranck vnd alt schwach lit, ouch die zu gottlichen oder menschlichen diensten verpflicht vnd hafft sind«, angeboten: 136 Diese erhielten den Ablaß auch ohne den Besuch der sieben Altäre. Durch die Bulle >A supremo patrefamilias< wurde den Besuchern des Freiburger Münsters im Jahre 1479 für einen Zeitraum von drei Jahren ein ähnlicher Ablaß verliehen, der jeweils zwischen dem Sonntag »laetare« und dem Sonntag »iudica« (dem fünften Sonntag in der Fastenzeit) erworben werden konnte. 137 Bedingung war auch hier eine Geldspende für den Bau des Chors der Kirche, die dem Betrag entspre135 136
137
Freundlicher Hinweis von Dr. Falk Eisermann, Münster. Zitiert nach dem Exemplar in Straßburg, Bibliothèque Nationale, Κ 3341, Fonds S. Thomas. Vgl. für die commutationes in Rom oben Kapitel 5.2, in anderen Stellvertreterstätten auch oben S. 439, S. 443, S. 445. »Einblattdrucke« Nr. 1347 überliefert den vollständigen lateinischen Text der Bulle, Nr. 1409 ein deutschsprachiges Summarium.
450
Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
chen sollte, den man sonst während einer Woche für seine Verpflegung ausgeben würde. 6.2.6. Das Helmstedter Beispiel (1489) Auch für Helmstedt liegt die ausführliche Schilderung einer Stellvertreterwallfahrt vor. Die Chronik des Henning Hagen lautet zum Jahre 1489:138 Hijrsuluest vint men ok de breue van dem afflate, dat to Helmstede was by des pawes tijden Innocencij octaui, dat ok afflathe waß, alze nu touoren ju gegeuen is, by nahmen dat gulden jar, dat men mochte vordeynen mit dryerleyge dingk: alze dat eyn mynsche moste spreken syne bicht van synen kintliken jaren, wu he dat geholden hadde in syner juncfrowschopp, in synem echten leuende vnde weddewenstaete; to dem anderen male, dat he moste gheuen na vormoghe mit witschopp synes bichtuaders in de kesten to hulpe wedder de turken; to dem dridden male, dat se mosten gan to VIJ kerken, alze to Rome de woenheit is in dem gulden jare, de hir worden mit des pawes wapen vthgemarket vnde geteekent, by nahmen Sunte Steffens, Sunte Luders, Vnser Leuen Fruwen Berch, to den augustyneren, to Sunte Jürgen, Sunte Wolbergen vnde de cappelle vp dem Grawenhoue, vor alle oere penitencien vnde boete drye; dar se midde vry worden van pyne vnde van schult. Dar enbouen gaff me bichtbreue, dede inholden vnde heelden, dat eyn jowelk mynsche mochte eynen bichtuader keesen, wur he wolde, weene he wolde vnde wan he wolde, vnde ok darmidde, so vaken he des behoeuede, eynen slichten preyster mochte maeken to eynem bisschoppe, wen he den breff by sek hadde vnde den preyster darmidde esschede, id were van noeden edder nicht; to dem anderen male, so mochte he sek ouerlesen laten de vndersten absolucien, dede deynet in pawes saeken, sunder anders nicht, id enwere, dat he lege vnde were geolget, dat me twiuelde an synem leuende. Qweme he darna wedder vp, so scholde he geabsolueret blyuen van pyne vnde van schult vnscheedelik. Ifft des mehr behoff worde, so scholde de breff lyke mechtich blyuen. Tom derden male: alle dede bichtbreue nehmen, der eyn stunt eynen ort van eynem gulden, de makeden darmidde deylhefftich aller guden werk, dede scheyn synt, noch scheit vnde scheyn mögen wente to dem jungesten dage, alle ore elderen vnde frunde, beyde in dem doede sowol alze in dem leuende. Hijrnoch vorder enbouen mochte eyn jowelk mynsche, we des begheer hadde, zelen vth dem vegefure lozen, sunder nicht vth der vordomeden helle. Vnde we dat dowen wolde, de moste vor eyne jowelke zele dowen, alze he vor sek suluest gedan hadde, dat gulden jar to lozende, vthbescheeden de bicht, alze hijrvor gescreuen is. Vnde dut afflath qwam to Helmstede Marie Magdalene [22. Juli] edder des sondages daruor vnde stunt wente nativitatis Marie [8. September]. Dar worden VIIJ bichtigers ghesatt, de de absoluereden van allen saeken vnde dispensereden in allen loefften; sunder de hoenspotters vnde achterkleppers der suluen gnade, dede dat hinderden mit worden vnde mit werken, dat mennich mynsche vnde mennich arme zeele dusser gnade beroeuet worden, deene leyder nicht ennogede an oerer eygen vnsalde, se enwolden sek yo bewysen alze Lucifer, de ok den derden part der Sterne midde nam to der helle. Dusse be-
138
Brugge/Wiswe S. 187-190.
Das Helmstedter Beispiel
451
heelt vnse hilge vader, de pawes, sek to absoluerende. Edder in dem lesten ende des suluen vertwiuelerß, qweme he anders to sek suluest vnde bekende syne dorheyt, so vorder he denne borgen wolde setten, gelyck vor vnlyck to doende, ifft he vpqweme, so scholde ohne eyn jowelk preyster macht hebben to absoluerende. Van dem eersten dage an wente des sondages na assumpcionis [Tag der Himmelfahrt der Maria: 15. August] wart alle dage eyne Staden gehoelden to Sunte Steffen van dem mestere mit den scoleren vor dem nyen alter des hilgen cruces, dar eyn roet cruce stunt vpgerichtet vnde to beyden armen des crutzes des pawes wapen hangede. Dar mosten alle achte bichtigers jegenwordich syn. Dar sangk de mester mit den scoleren »O crux«. Dat responsorium darna sungen twe jungen effte dre: »O crux, aue spes vnica hoc gracioso tempore«. Dar antworden denne de anderen wedder vp: »Auge pijs iustis«. Dat sungen de kindere drye voer. Darna sprak de cappellaen eyn versikel vnde de collecten de sancta cruce. Dar wart dat midde geconcluderet. Vnde to dusser stacien was gegheuen C dage afflates alle dage. Vnde weren denne welke, dede wolden don publicam penitenciam, dat was openbare boete vor openbare sunde, alze doetslach vnde dergelijk, dat schach vnder der suluen stacien. Da mosten alle confessores mit oren Witten stocken, de se mosten dragen vpgerichtet in der suluen stacien vnde ok in signum apostolice auctoritatis, den luden vp de houede leggen, weyn se wolden absolueren in confessione etcetera, bygan, stan vor dat rode crutze vnde lesen dar den salmen »Miserere mei Deus«. Vnde ghink erst vmme vor alle confessores naketschulderich vp de kny sitten vnde helt eyne roede in dem arme, dar he midde nam disciplinen: van eynem jowelken dre, vyue edder VIJ smeete ouer den rugge. Dut schach ok wol heymelken in dem gheerhuse van den bich[t]feders alleene. Dar vorder alzodane lude, dede mogelken scholden hebben lyues vnde leuendes vnde alle oeres gudes voruallen wesen vnde nummermehr to den eren geantwortet, ghilde vnde werk to besittende, alze gheistlik vnde wer[l]tlik recht wol vthwiset, wedder worden beqweme gemaket vnde gesatt in den stoell der ersten vnschult. Dusse gnade waß to Brunswijk eyn jar touoren vnde qwam van Halberstad vnde van Magdeborch hijr in de stad ... Ähnlich wie in Erfurt und Nürnberg findet man hier die Beschreibung des roten Kreuzes; jedoch fehlt hier (wie in den Nürnberger Jahrbüchern [1451]) die explizite Erwähnung der Schatztruhe. Der Anlaß für die Stellvertreterwallfahrt, das Sammeln von Geldern für den Türkenkrieg, wird hier ausdrücklich genannt, während Hagen offensichtlich nicht darüber informiert war, welcher Anteil des Erlöses der Stadt Helmstedt zu Gute kam. D i e Paraphrase der Ablaßbriefe ist mit den Nürnberger Chroniken vergleichbar und entspricht im wesentlichen den etwa in den zeitgenössischen Einblattdrucken überlieferten Formularen. Etwas ausführlicher als für Nürnberg, und übereinstimmend mit Raymundus Peraudis Angaben, 1 3 9 wird die Liturgie der Verkündung des Jubelablasses dargestellt. D i e öffentliche Buße für besonders schwere Sünden ist anders gestaltet als in Nürnberg, vor allem dadurch, daß in Helmstedt von einer Geißelung der Büßenden gesprochen wird. D a ß
139
S. oben S. 444 Anm. 118.
452
Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
diese nach Hagens Angaben in einigen Fällen »heymelken«, nur in Anwesenheit des Beichtvaters stattfand, zeigt erneut, daß einige Bürger die soziale Ächtung durch eine öffentliche Buße fürchteten. Die zentrale Position der Beichtväter wird hier (wie 1488 von Stolle für Erfurt beschrieben, s. oben S. 438) durch die weißen Stäbchen, die sie als solche für alle sichtbar kennzeichneten, besonders betont. 6.2.7. Das Straßburger Beispiel (1500) Im Jubeljahr 1500 rezipierte Johann Geiler von Kaysersberg den Text des Johannes Gerson in seiner >Geistlich romfart jübeljor, so ein christner mönsch mag thun, der do ursachern halben nit gen Rom kummen kanGeistlich romfart< etwas anders konstruiert als die des Textes Gersons (vgl. oben S. 411): »Hinnen von Straßburg biß gen Rom sindt C XLVIJ myl. Die mag man hinein gon in XXJ tagen, wen er all tag get VIJ frantzosischer myle«.141 Geilers Text ist ansonsten etwas ausführlicher als derjenige Gersons. So werden mehr praktische und seelsorgerische Hinweise für den geistlichen Pilger gegeben, wie etwa: »Nit uberladt dich ouch mit grossem huffen der gebeth, das du den eynes möls wollest ußrichten und dich also entladen, uff das du dornoch mit verhengtem zoum mögest gafflen und ouch hatteln«.142 In bezug auf die notwendige »jejunia aliqua, aut abstinentiam« des Gerson vermerkt Geiler ausführlicher, es könne sich dabei um folgendes handeln: »fastten oder ander abbrüch thun noch dyner andacht, in abbruch der freüden, schlecks, weychs Ilgens, badens, weycher kleyder, geschwetzs, kurtzweyll, anstat des ubel ligens, arbeyt, switzens, luß und ander armetselikeyt, so die bilger lyden müssen«.143 Für die Verwendung des Textes innerhalb Straßburgs werden, ähnlich wie in den vorhergehenden Beispielen, sieben Kirchen benannt: »Die kirchen magstu dir bestymmen hye zu Straßburg zu suchen mit andacht: Unser Frawen ym münster; Sant Johans zum grünen werde; der alt Sant Peter; der Barfüßer kirch, ist sant Pauls yr patron; Sant Laürentz ym münster; Sant Sebastian heiltüm zu Sant Marten; das Hei-
140
141 142 143
Bauer, Geiler S. 141-151, S. 512-517. Carls S. 4 0 - 4 2 paraphrasiert Geilers Texte ohne Kenntnis der Vorlage bei Gerson oder des Phänomens der Stellvertreterstätten überhaupt. Bauer, Geiler S. 147. Ebd. S. 149. Ebd. S. 150.
Das Amsterdamer
453
Beispiel
lige Creütz by Sant Steffen«. 144 Der Text bleibt insgesamt sehr nah an der von Gerson vorgegebenen Quelle, so daß er keinen ausgeprägt eigenen Charakter erhält. Obwohl eine Konkretisierung der Stellvertreterstätten durch die Nennung der entsprechenden Straßburger Kirchen vorgenommen wird, ist es fraglich, ob hinter diesem Vorgang ein Ablaßprivileg stand: Die >Geistlich romfart< ist nicht zeitlich begrenzt, Geiler dürfte demnach in Anlehnung an Gerson eher an eine allgemeine Andachtsübung als an die konkrete Wallfahrt in Straßburg als Stellvertreterstadt gedacht haben. 6.2.8. D a s Amsterdamer Beispiel (1501) Als letztes Beispiel für eine Stellvertreterwallfahrt sei der in Kapitel 3.2.2 edierte mittelniederländische Text der >Informacie om te verdienen dye stacien ende oflaten der seuen kercken van Romen< besprochen, oder vielmehr der handschriftliche Begleitbrief, der im einzig erhaltenen Exemplar dieses Textes überliefert ist.145 Denn aus diesem geht hervor, daß Amsterdam im Jahre 1501 als Stellvertreterstadt fungiert hat; die Romwallfahrt konnte hier in der Zeit vom 12. März bis zu »beloken paeschen« (Sonntag nach Ostern, im Jahr 1501 war dies der 18. April) vorgenommen werden. Der Wortlaut des Briefes lautet: Wy, schout, burgermeesteren, schepenen ende raden der stede van Aemstelredamme, doen kondt ende te weten allen dengheenen, die desen brief sullen sien of hooren lesen ende bysonder den eerbaren, voorsienigen ende wysen burgermeesteren, schepenen ende raden der stede van Haerlem, onsen geminden vrienden: dat by wille, ordonnantien ende goetduncken van onsen heylighen vader den paus binnen deser stede ghekomen zyn die gracien, pardoenen ende aflaeten van Romen in sulcker macht ende kracht, als in den jaere van 1500 binnen der Stadt van Romen geweest heeft, ende die alhier geintroduceert zyn ende gesolemniseert sullen werden van nu beginnende tot beloken paeschen toe naestkomende. Ende omme die selve gracien te sorteren haere volle effect, ende dat wy genegen zyn nae ons vermögen, ter eeren van de voorszeide gracien ende aflaeten, ellick die des begeert syn conscientie te bevryen ende te ontlasten, soo ist, dat wy daeromme uyt macht van seekere opene beteugdde 146 brieve van onsen ghenadigsten heere, den eertshartoghe van Oostenryck, premier grave van Holland, gegunt, ghegheven en[de] verleent hebben, gunnen, geven ende verleenen mit desen onsen onsen [!] brieve, vry, vast ende goet, seecker geleyde körnende, gaende, merender ende wederomkeerende in lyf ende goedt, allen dengenen ende een yegelyck van hem bysondere, die binnen dese stede komen sullen omme die voorschreve gratien ende aflaeten te verdienen, van 144 145
146
Ebd. S. 149. Druck n9 (s. oben S. 65). Der Begleitbrief 20. Jahrhunderts ergänzt, beruht jedoch 15./16. Jahrhunderts. - Zur Amsterdamer S. 435 Anm. 103. In n9 ist »beteugdde« aus »bezeugde« [?]
wurde von einer Hand des 19. oder offensichtlich auf einem Text des Stellvertreterwallfahrt s. auch oben korrigiert.
454
Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
alle schulden, boeten ende breuken, 't zy van dieften, doetslaegen ende anders diergelycke, uytgescheyden den vyanden van onsen voorschreve genadighsten heere, ende dengeenen, die gedaen hebben crimen laesae majestatis, alsse vrouwekracht, moirt, brantmerck, straetroef, conspiratie ende anders diergelycke saken, gedurende 't selve geleyde, tot ses dagen toe na beloken paesschen eerstkomende. Ende ten eynde dat een yegelycke van de voorszeide gracien ende aflaeten mitsgaders van den geleyde hierinne verklaert, sal mögen wesen geadverteert ende gekündigt, soo versoecken ende begeeren wy daeromme aen u, dat uwe eirbaerheit believend wille, desen onsen brief voor den ghemeenen volcke te doen verkondighen ende uytroepen, mitsgaders oock die cedulle van den articulen van der gracien te doen stellen voor de kerckdeure, die u den brengher van desen oick ouerleveren sal, om ellick hem daerna te mögen reguleren, 't welck wy ingelycke of meerder, des versocht zynde, gaerne wederomme doen willen. In kennisse der waerheit hebben wy den zegel van saken der voorszeide stede hierup doen drucken. Gegeven opten XIJ. dagh van mairt, anno X V C en[de] één.
Der Brief richtet sich somit an alle, die an der Stellvertreterwallfahrt in Amsterdam teilnehmen wollten, in diesem Fall speziell an den Bürgermeister und den Rat der Stadt Haarlem; er verspricht allen, die an der Wallfahrt teilnehmen, den für Pilger üblichen Rechtsschutz, benennt dabei jedoch auch diejenigen Verbrechen, für die dieser (und für die auch der Jubelablaß) nicht galt. 147 Um auf die Stellvertreterwallfahrt aufmerksam zu machen, werden die Empfänger des Briefes gebeten, »desen onsen brief voor den ghemeenen volcke te doen verkondighen ende uytroepen« sowie die »cedulle van den articulen van der gracien te doen stellen voor de kerckdeure«. Durch öffentliches Verlesen und Aushängen der Ankündigung der Amsterdamer Wallfahrt, auch in den umliegenden Städten, wurde somit dafür gesorgt, daß möglichst viele Gläubige über diese Möglichkeit des Ablaßerwerbs informiert wurden. Das gleiche Vorgehen wird man für die anderen Stellvertreterstädte voraussetzen dürfen. Im Text der >Informacie< selbst (s. die Edition in Kapitel 3.2.2) ist auffällig, vergleichbar mit dem Villinger Beispiel (s. oben S. 427-429 mit Anm. 88), daß nicht nur auf die Hauptkirchen Bezug genommen wird, sondern auch auf die anderen römischen Kirchen. Anders jedoch als für das Villinger Kloster wird für Amsterdam nicht ausgeführt, auf welche Weise die nicht zu den Hauptkirchen gehörigen Gotteshäuser spiritualiter besucht werden sollten; die Einleitung der >Informacie< gibt lediglich vor, daß man Stellvertreterstätten für die H a u p t kirchen einrichten solle. 148 Da jedem Stationstag nicht nur die eigentliche römische Stationskirche zugeordnet ist, sondern jeweils auch einer der Buchstaben für die Hauptkirchen, ist davon auszugehen, daß man die übrigen 147 148
Vgl. »Acta Cusana« Bd. 1.3 Nr. 1005, insbesondere S. 728. >Informacie< f. l v - 2 r .
Das Amsterdamer
Beispiel
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Kirchen lediglich (der durch die >Stationes< gegebenen Vorlage entsprechend) der Vollständigkeit halber mit angab. Bei der für Amsterdam beschriebenen »Pilgerfahrt im Geist« spielten diese Kirchen, anders als in Villingen, wohl keine entscheidende Rolle; man pilgerte offensichtlich statt dessen in die ihnen zugeordneten Hauptkirchen. Wenig zeremoniell wirkt die Angabe in der >InformacieInformacie< (f. l r ), jedoch stimmt diese nicht mit dem französischen Text überein, wie bereits der nachfolgende Satz zeigt, der wiederum Ähnlichkeiten mit dem Papst Silvester zugeschriebenen Anfangszitat der >Indulgentiae< aufweist (s. oben S. 23): »Premièrement ilz doibuent scauoir que combien qui'l y ait a Romme en grant nombre d'eglises et chapelles secon155
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Zwingend ist diese Verbindung von römischen Hauptkirchen und »bloetstortinghe« nicht. In einem in der Handschrift N7 f. 118 v -119 r enthaltenen Text etwa (spätes 15./frühes 16. Jahrhundert) werden die sieben Kirchen abweichend auf die folgenden Stationen verteilt: Christus vor Hannas, vor Kaiphas, vor Pilatus, vor Herodes, Christus zum zweiten Mal vor Pilatus, Christi Verspottung, Christus vor Gericht. - Die Handschrift Tilburg, Bibliotheek van de Katholieke Universiteit Brabant, Hs. KHS 13 enthält auf f. 149 v -163 r eine »daghelicxse meditacie ende oefeninghe van dat leuen ende die passie ons Heren Ihesu Christi«, für die angegeben wird, »gheestelike menschen moghen dese oefeninghe deylen tot die seuen kercken, als sy om hoer oflaet gaen«. Mehrere Stationen des Lebens Christi werden hier auf die sieben Wochentage und gleichzeitig auf die sieben römischen Hauptkirchen verteilt: verschiedene Ereignisse der Kindheit Christi, Christus in den Tagen vor seiner Gefangennahme, die Verspottung Christi, Christi Verurteilung, seine Kreuzigung und seine Worte am Kreuz (auf zwei Tage verteilt). New Haven, Yale University Library, Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Ms. 639; Torino, Biblioteca Reale, Ms. Varia 81. Zitiert nach Cahn S. 89.
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Kapitel 6: Die »Pilgerfahrt im Geist«
daires et moins principales .. ,«.158 Die Einleitung erklärt weiterhin, wie in vielen anderen Fassungen der >IndulgentiaeInformacie< und die >FigurenHistoria et descriptio< und der >Figuren< erinnern und zu denen der jeweils zur Kirche gehörende Buchstabe wiedergegeben wird; 159 anders als in den >Figuren< sind zwischen den Abbildungen jedoch keine Gebete wiedergegeben, sondern kurze Auszüge aus den >IndulgentiaeMirabilia< S. 167-172.
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Cambrai, Bibliothèque Communale, Cod. 114
LI: Lia: L2: L6: L7: L8: LIO:
Arras, Bibliothèque Municipale, Ms. 184 Assisi, Biblioteca Comunale, Cod. 344 Augsburg, Universitätsbibliothek, 4° Cod. 238 Basel, Öffentliche Bibliothek der Universität, A X 38 Basel, Öffentliche Bibliothek der Universität, E II 72 Basel, Öffentliche Bibliothek der Universität, O IV 15 Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. fol. 583 Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Theol. lat. quart. 141 Bonn, Universitätsbibliothek, S. 448 Brno, Archiv Mesta Brna, Wiessenberger Sammlung Cod. A. 101 Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Ms. IV 301 Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Ms. 14.024-14.028 Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Ms. 21.471 Budapest, Országos Széchényi Konyvtár, Cod. 402 Cambridge, Corpus Christi College, Ms. 264 Cambridge, Corpus Christi College, Ms. 301 Cambridge, Fitzwilliam Museum, Ms. CFM 12 Cambridge, Trinity College, Ms. O. I. 17 Canterbury, Library of the Dean and Chapter, Ζ. 8. 33 / Add. 68 Chicago, Illinois, University of Chicago Library, Ms. 689 Cleveland, Ohio, Otto F. Ege Library, Ms. 61 Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. 2666 Dresden, Sächsische Landesbibliothek, F 93 Dresden, Sächsische Landesbibliothek, J 54A Dresden, Sächsische Landesbibliothek, J 54D Düsseldorf, Universitätsbibliothek, Ms. B. 39 El Escorial, Real Biblioteca, Cod. lat. R. III. 8 Firenze, Biblioteca Riccardiana, Cod. 688 Freiburg i.Br., Universitätsbibliothek, Ms. 392A Göttweig, Stiftsbibliothek, Ms. Nr. XV. 322 Graz, Universitätsbibliothek, Cod. 303 Graz, Universitätsbibliothek, Cod. 593 Graz, Universitätsbibliothek, Cod. 851 Graz, Universitätsbibliothek, Cod. 856 Graz, Universitätsbibliothek, Cod. 936 Graz, Universitätsbibliothek, Cod. 1294 Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Qu. cod. 80 Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek, Ms. XI 674 Heidelberg, Universitätsbibliothek, Salem VII, 104 Hildesheim, Bibliothek des Priesterseminars, Ms. Ge. 67 Hildesheim, Dombibliothek, Hs. Ps. 5 Innsbruck, Universitätsbibliothek, Cod. 763 Ithaca, New York, Cornell University Library, Β 16 Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, St. Blasien 77 K0benhavn, Det Kongelige Bibliotek, Cod. Thott. 102 4°
L12: L13: L17: L18: L20: L21: L22: L24: L25: L26: »L29«: L31: L32: L33: L34: L36: L37: L38: L39: L41: L45: L48: L50: L51: L52: L53: L54: L55: L56: L57: L58: L60: L61: L61a: L62: L63: L64a: L65:
Verzeichnis der verwendeten Siglen L66: L68: L69: L70: L72: L73: L74: L76: L77: L78: L79: »L81«: L81a: L82: L83: L84: L86: L88: L89: L91: L93: L96: L98: L99: L101: L103: L104: L105: L106: L107: LI08: L109: L110: Llll: L112: L113: LI 14: L115: LI 16: L117a: L118: LI 18a: LI 18b: L119: LI20: L122a: LI23: L123a: L124: L125: L127: »L128«: L129:
497
Krakow, Bibliotheca Jagielloñska, Bestände der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ, quart. 1585 Ljubljana, Drzavna (Licejska) Knjiznica, Cod. 37 London, British Library, Ms. Add. 32.321 London, British Library, Ms. Cotton. Claud. E VIII London, British Library, Ms. Cotton. Faust. Β VII London, British Library, Ms. Cotton. Faust. D IV London, British Library, Ms. Cotton. Jul. D VIII London, British Library, Ms. Cotton. Titus A XIX London, British Library, Ms. Cotton. Titus D XIX London, British Library, Ms. Harleianus 562 London, British Library, Ms. Harleianus 2321 London, Lambeth Palace, Ms. Nr. 527 Los Angeles, University Research Library, Department of Special Collections, Nr. 170/656 Lüneburg, Ratsbücherei, Theol. 2° 7 Mainz, Stadtbibliothek, Ms. I 314 Manchester, John Rylands University Library, Ms. 71 Maribor, Skofijska Knjiznica, Cod. s.q. Milano, Biblioteca Trivulziana, Cod. N. 369 Milano, Biblioteca Trivulziana, Cod. N. 964 Montserrat, Biblioteca del Monestir, Cod. 1 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 132 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 672 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 3129 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4763 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 5030 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 7747 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 7845 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 8236 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 8541 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 12.026 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 12.115 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14.373 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14.630 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 16.485 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 18.377 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 18.630 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 18.881 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 21.101 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 29.630 (14 München, Bayerische Staatsbibliothek, in 8° Inc. c.a. 356 München, Hauptstaatsarchiv, Kl. Indersdorf Lit. Nr. 151 München, Universitätsbibliothek, 2° Cod. ms. 262 Münster, Universitäts- und Landesbibliothek, Cod. 383 Nancy, Bibliothèque Municipale, Ms. Nr. 1082 Napoli, Biblioteca Nazionale, Ms. XII. F. 25 Notre Dame, Indiana, University Library, Ms. 56 Nürnberg, Stadtbibliothek, Cent. III 64 Osnabrück, Bischöfliches Archiv, Hs. Frenswegen 5 Oxford, Bodleian Library, Ms. Digby 11 Oxford, Bodleian Library, Ms. Digby 196 Oxford, Bodleian Library, Ms. misc. 220 Oxford, Bodleian Library, Ms. Th. Tan. 407 Oxford, All Souls College, Ms. XXXIX
498 L131: L132: L133: L134: L135: L137: L138: L139: L140: L141: L144: L145: L147: L152: L153: L165: L168: L172: L175: L178: L184: L185: L185a: L186: L188: L189: LI 90: LI 91: L195: LI96: LI 98: LI 99: L200: L202: L203: L205b: L205c: L205d: L206: L208: »L211«: L215: L216: L217: L218: L219:
Verzeichnis der verwendeten Siglen Paris, Bibliothèque de l'Arsenal, Ms. Nr. 526 Paris, Bibliothèque de l'Arsenal, Ms. Nr. 985 Paris, Bibliothèque Mazarine, Ms. 778 Paris, Bibliothèque Mazarine, Ms. 972 Paris, Bibliothèque Mazarine, Ms. 3896 Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. lat. 3462 Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. lat. 3719 Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. 6186 Colb. 6322 Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. 9452 Paris, Bibliothèque Sainte-Geneviève, Ms. Nr. 2521 Praha, Narodni Knihovna CR, Adlig. 32 L 15 Praha, Narodni Knihovna CR, XI D 7 Rimini, Biblioteca Civica Gambalunghiana, Cod. 43 Roma, Biblioteca Universitaria Alessandrina, Cod. 224 Roma, Biblioteca Vallicelliana, F. 20 Roma, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Ottobon. lat. 3057 Roma, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Regin. lat. 520 Roma, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 473 Roma, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 687 Roma, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 4265 Roma, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 9022 Rouen, Bibliothèque Municipale, Ms. Nr. 635 Salzburg, St. Peter, Hs. Β IX 6 St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 1093 San Marino, California, Η. E. Huntington Library, M 1342 Stockholm, Riksarkivet, Skokloster 14 in 8° Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. hist. 2° 459 Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. hist. 4° 159 Tournai, Bibliothèque de la Ville (Fonds de l'Assistance Publique), Ms. 3A (Nr. 26) Treboñ, Státni Archiv, Cod. Α. 7 Uppsala, Universitetbiblioteket, C. 22 Uppsala, Universitetbiblioteket, C. 239 Valencia, Biblioteca Universitaria, Cod. 233 Venezia, Biblioteca Nazionale Marciana, Cod. 101 chart, saec. XVI, A. 332, I 232 [L. Vili, XXI]. F. Venezia, Biblioteca Nazionale Marciana, Cod. it. II. 9 Washington, National Library of Congress, Inc. X. I. 6 / M 6 (Rosenwald Collection) Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Oct. 51 Westfalen, Privatbesitz Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. lat. 373 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. lat. 574 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. lat. 1433 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. lat. 3476 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. lat. 4761 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. lat. 4984 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. 32.4. Aug. quart. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. 990 Heimst.
Verzeichnis der verwendeten Siglen L220: L221: L222: L223: L223a: »L224«: L226: »L227«:
Wroclaw, Biblioteka Uniwersytecka, Ms. R. 262 Wroclaw, Biblioteka Uniwersytecka, Ms. I F 327 Wroclaw, Biblioteka Uniwersytecka, Ms. I F 155 /180 Wroclaw, Biblioteka Uniwersytecka, Ms. I Q 457 Würzburg, Universitätsbibliothek, Cod. 8 an I.t.q.VIII Würzburg, Universitätsbibliothek, M. p. th. f. 49 Würzburg, Universitätsbibliothek, M. p. th. f. 62 Zwettl, Stiftsbibliothek, Cod. 109
MBK2: MBK4: MBK6: MBK7: MBK8:
(ehemals) (ehemals) (ehemals) (ehemals) (ehemals) (D6) (ehemals) (ehemals) Ν XXIIII (ehemals) (ehemals) (ehemals) (ehemals) (ehemals) (ehemals) (ehemals) (ehemals) (ehemals)
MBK9: MBK10: MBK12: MBK15: MBK16: MBK17: MBK18: MBK19: MBK20: MBK21: MBK22:
499
Aggsbach, Kartause, Β 7 Erfurt, Bibliothek der Kartause Salvatorberg, O 53 secundo Nürnberg, Benediktinerkloster St. Ägidien, A 68 Nürnberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, Η XVII Nürnberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M VIII Nürnberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, Ν XI Nürnberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, Nürnberg, Bibliothek des Hartmann Schedel (L96) Pavia, Bibliothek der Visconti-Sforza, Cod. CCXVIII Regensburg, Benediktinerkloster St. Emmeram, F 10 (LI 10) Regensburg, Benediktinerkloster St. Emmeram Tegernsee, Benediktinerkloster, OO 7 Tegernsee, Benediktinerkloster, PP 1° Tegernsee, Benediktinerkloster, PP 2° Tegernsee, Benediktinerkloster, PP 28 (D43) Wien, Dominikanerkloster, F 19
Nl: Amsterdam, Universiteitsbibliotheek, I F 25 N2, N2/1, N2/2: Amsterdam, Universiteitsbibliotheek, I G 23 N3, N3/1, N3/2: Arras, Bibliothèque Municipale, Ms. 520 N4: Brugge, Openbaar Centrum Maatschappelijk Welzijn, Hs. s.q. N5: Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Ms. II 469 N6: Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Ms. II 1512 N7, N7/1, N7/2, N7/3: Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Ms. IV 455 N8: Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België, Estampes S IV 16.642 N9: Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. 982 N10: Den Haag, Collectie De Vries van Doesburgh Nil: Den Haag, Gemeentearchief, Hs. 36,1 N12: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek, 75 H 18 N13: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek, 76 E 5 N14: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek, 133 F 1 N14a, N14a/1, N14a/2: Leiden, Gemeentearchief, Hs. 72.045 N15: Leipzig, Universitätsbibliothek, Hs. 1658 N16: London, British Library, Ms. Add. 31.001 N17: Maastricht, Canisianum, Hs. 4 N17a: Münster, Universitäts- und Landesbibliothek, Cod. 207 (730) (D53) N18: Nijmegen, Universiteitsbibliotheek, Hs. 303 N19: Osnabrück, Gymnasium Carolinum, Hs. 36 (D59a) N19a, N19a/1, N19a/2: Sigmaringen, Schloßbibliothek, Hs. 49 N20: Uppsala, Universitetsbiblioteket, C. 517 Κ
Register der verwendeten Handschriften nach ihren Bibliotheksorten Dieses Register enthält nicht nur Handschriften der >IndulgentiaeStationesStationes cum indulgentiis< und >Historia et description sondern darüber hinaus auch diejenigen Überlieferungsträger anderer Texte, die in Kapitel 4, 5, 6 und oben S. 466-474 ausgewertet werden. Die Handschriften mit einer MBK-Sigle (s. oben S. 467, 469, 474) werden nicht in das Register aufgenommen, da es sich bei diesen zumeist um inzwischen nicht mehr in den entsprechenden Bibliotheken befindliche Codices handelt. Die obigen Seiten 494-499 werden für das nachfolgende Handschriftenregister nicht ausgewertet. - Für die niederländischsprachigen Handschriften werden im folgenden die bei Miedema, >Mirabilia< fehlenden Verweise auf das Repertorium von Jansen-Sieben und ggf. auf Stooker/Verbey ergänzt. Admont, Stiftsbibliothek, Hs. N. 853 (Dl) 24, 30, 468 Amsterdam, Universiteitsbibliotheek, I F 25 (NI) (Jansen-Sieben, Repertorium Nr. A180; Stooker/Verbeij Nr. 1058) 35, 471, 474 Amsterdam, Universiteitsbibliotheek, I G 23 (N2, N2/1, N2/2) (Jansen-Sieben, Repertorium Nr. A190) 23, 25, 30, 31, 33, 311, 379, 471, 474 Arras, Bibliothèque Municipale, Ms. 184 (LI) 38,472 Arras, Bibliothèque Municipale, Ms. 520 (N3, N3/1, N3/2) (Jansen-Sieben, Repertorium Nr. A780) 31,34,471,474 Assisi, Biblioteca Comunale, Cod. 344 (Lia) 10,467 Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. Oettingen-Wallerstein III.1.8°.9 (D2) 473 Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. Oettingen-Wallerstein III.1.8°.14 (D3) 10, 24, 33, 35, 468 Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. Oettingen-Wallerstein III.1.8°.25 471 Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. Oettingen-Wallerstein III.1.8°.31 (s. auch >Dialog im Kloster MaulbronnAblas büchlein< —» Johannes Petreius; >Stacion büchlein< Ablaß passim - Definition 214,381 - Bedingungen für den Erwerb 214, 377-397 - unzählbarer/unaussprechlich großer Ablaß 94, 102, 134, 140, 159, 162, 171, 179, 190, 207, 212, 216, 217, 219, 220, 221, 240, 241, 249, 314, 393, 394 - Vergebung aller Sünden (vollkommener Ablaß) 18, 23, 28, 31, 35, 39, 66, 91, 92, 93, 94, 95, 98, 99,101, 102,103, 104, 105, 106, 108, 109, 111, 120, 121, 126,127, 128, 133,134,135f., 137,139, 140,141,142f., 144,149,150,156,157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 169, 171, 174, 175, 177, 178, 179, 180, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 194, 195, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 240, 242, 244, 245, 249, 253, 255, 256, 258, 260, 261, 262, 264, 265, 266, 270, 271, 274, 275, 278, 280, 282, 285, 291, 294, 326, 382, 383, 386, 389, 390, 393f., 400, 403, 410, 413, 414, 419, 428, 438, 440, 441, 442, 444, 447, 450, 468, 469, 473 - Erlösung von Seelen aus dem Fegefeuer 66, 92, 96, 98, 100, 109, 123, 136, 140, 143, 145, 150, 160, 162, 164, 171, 179, 180, 186, 187, 191, 199, 202, 204, 206, 207, 208, 209, 210, 212, 213,
-
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216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 241, 243, 245, 247, 249f., 252, 255, 258, 265, 276, 294, 376, 382, 383, 384, 385, 388, 391, 407, 408, 417, 438, 439, 444, 450, 469 Ablaß für andere 140, 144, 258, 388, 443, 445, 450 Vergebung (Ablaß) für vergessene Sünden 96, 137, 158, 192, 216, 217, 391 Vergebung (Ablaß) für nicht eingehaltene Gelübde 137, 158, 192, 216, 249 Vergebung (Ablaß) für Vergehen gegen die Eltern 96, 137, 158, 249 Vergebung (Ablaß) der Hälfte/eines Teils aller Sünden 164, 390, 391 Vergebung (Ablaß) eines Drittels aller Sünden 28, 74, 95, 96, 98f., 100, 101, 105, 110, 113, 117, 132, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 143, 145, 147, 148, 149, 150, 151, 153, 155, 158, 159, 161, 162, 163, 169, 170, 171, 173, 174, 179, 182, 183, 184, 186, 188, 192, 193, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 212, 213, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 242, 248, 253, 254, 255, 256, 261, 266, 267, 276, 285, 294, 391, 392, 458, 469 Vergebung (Ablaß) eines Viertels aller Sünden 101, 123,164, 209, 220 Vergebung (Ablaß) eines Siebtels aller Sünden 122, 136, 151, 153, 166, 184, 191, 213, 275, 395 Zweifel an Ablaß 260,294,377,384 Erwerb von Ablaß durch Lotterie 385 s. auch >On aplas von Rom mag man wohl selig werdenOn aplas von Rom mag man wohl selig werden< 446 Arcus Constantini 268 Arianer 239, 241 arma Christi 74, 369 Arnheim —» Stellvertreterstädte Arnold von Harff —» von Harff Aschaffenburg —» Stellvertreterstädte Auferstehungsleib 349
509
Augsburg 59, 316, 333, 334, 344, 457, 461, Abb. 39 - Katharinenkloster 24, 333, 430f. - Augsburger Ablaßtafel 24, 33, 379, 390, 430f., 468, 469, 473 - s. auch Stellvertreterstädte Augustinus 49, 106, 120, 148, 214, 239, 263, 273, 327, 372, 381f. Augustus —» Octavianus Aurelianus, römischer Kaiser 233, 301, 302, 304, 308 Aurelius Claudius, römischer Kaiser 233 Aussatz —Reliquien, Heilkraft/Schutz Avignon 2, 23, 396, 399, 400 Awrl, Hans 51,68,293 Bämler, Johannes 303, 307, 308-311 Bamberg 398 - s. auch Stellvertreterstädte Basel 425 Bassenhaimer, Johann 16 Beda Venerabiiis 352 Beichtbriefe Ablaßbriefe Benedictus V., Papst 459 Benedictus de Sancto Petro 19 Benninge, Sicke 151, 17, 440 Bentlage 470 Beplin, Hans 51 Bergen op Zoom 385 Bernart, Meister 469 Bernhard von Clairvaux 373 Berthold, >Zeitglöcklein< 311 Berthold (von Freiburg), >Rechtssumme< 385 Berthold von Regensburg 373, 374f., 376, 399 Besicken, Johannes (und Martinus de Amsterdam) 45, 51, 52, 53, 54, 57, 58, 68, 76-78, 293, 294 Bethlehem 402 Bethlem, Priester 400 Bildnisse 29,44, 91,92, 94,98,105f., 110, 129, 135, 137, 148, 150, 159, 165, 180, 191, 240, 261, 262, 266, 270, 272, 281, 282, 340, 347, 348, 355, 357, 358, 366, 382f., 419 - blutende 94f., 245, 246, 348 - sprechende 83, 85, 87, 98, 112f., 138, 146, 154, 253, 264, 267, 317 - von Lucas gemalte 28,29,89,91,99, 114,118,120,123,127,139,145,146f., 154,160, 163, 222, 244f., 254, 269, 273, 279, 356 - s. auch Veronica, Ttoch der Veronica Birgitta von Schweden 311, 471
510
Kombiniertes
Bladus, Antonius 45, 55, 76-78, 80-83, 294 Blockbuch der >Mirabilia Romae vel potius Historia et descriptio urbis Romae< (dt.) (dl) 40-42, 43t, 45-47, 58, 68-70, 71, 89, 223-294, 302, 303, 304, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 316320, 333, 334, 344, Abb. 11-12 Bocca della verità 106, 263, 327 Bonaventura 213 Bondorffer, Konrad 427 Bonifatius, Papst 113,134,144,159,237, 241, 301, 317, 386 Bonifatius IV., Papst 120 Bonifatius VIII., Papst 5, 22t Bonifatius IX., Papst 28 Den Bosch 430 - s. auch Bruderschaften; Stellvertreterstädte Brände in Rom/in römischen Kirchen 28, 89, 92,134,147,159,160,180, 229, 240, 241, 274 brandea —* Reliquien Brandenburg —» Stellvertreterstädte Braunschweig —»· Stellvertreterstädte Brewyn, William 16, 56 Brixen 372 - s. auch Stellvertreterstädte >Heilig brotkorb der heiligen römischen reliquien .. .< —» Calvin Bruderschaften - in Den Bosch 424t - in Haarlem 295, 423, 424, 458f. - in Rom 111, 145, 203, 213, 266, 280, 285, 367, 370 - in Ulm 400, 424f. Brücken —» Tiber Brügge 60 - s. auch Stellvertreterstädte Brunner, Ulrich 16 Burkhard, Johannes 428 Busch, Johannes 388 Bußbücher/Bußbriefe 378, 379t, 385, 389 C s. auch Κ Caesar, C. Julius, römischer »Kaiser« 223, 226t, 302, 303, 308f., 310 Caesarius von Heisterbach 366 Caligula, Gaius, römischer Kaiser 228, 229 Calixtus, Papst 104, 106, 144, 260, 327 Calixtus II., Papst 327 Calvin, Johannes 37, 465 Cammermeister, Härtung 436f., 439
Personen-, Orts- und
Sachregister
Campin, Robert 426 Campo dei Fiori 33, 53, 130, 131, 281, 282, 283, 293 - s. auch Kirchen in Rom, S. Salvatoris »Compo de Flore« Campo Marzo 129, 281 Campus sanctus Teutonicus —» Kirchen in Rom, Campus sanctus Teutonicus Canterbury —» Pilgerabzeichen Capgrave, John 16 Capitolium 41, 115, 116, 117, 124, 126, 225, 227, 243, 269, 270, 277, 279, 317, 322, 335 Caracalla, römischer Kaiser 231, 306, 310 carenaiquadragena (Definition) 195, 213f„ 378t, 387, 391 Carus, römischer Kaiser 234 Cato, M. Porcius d.J. 227,309 Cencius Camerarius 19 Cestius-Pyramide 97,252 Chardella, Simon 26 Christenverfolgungen 27, 28, 29, 103, 109, 111, 113, 114, 120, 122, 123, 124, 128, 140, 149, 151, 152, 156, 164, 165, 171,180, 182, 229, 230f., 232, 233, 234, 235, 238, 258, 265, 271, 274, 275, 278, 286, 301, 305, 308, 309, 361 Christus, Petrus 314 Cimiteria —» Katakomben/Friedhöfe Claudius, römischer Kaiser 229 -
s. auch Aurelius Claudius; Claudius Tiberius Claudius Tiberius, römischer Kaiser 106, 263, 331 Clemens VI., Papst 22 Clemens VII., Papst 65, 66, 77, 82, 294 Cock, Simon 51 Coelestinus, Papst 83, 85, 112, 120, 128, 146, 267, 281, 317, 330, 383 Coelestinus III., Papst 328t Collaciebroeders 57, 90, 299 Colosseum (»Spiegelburg«) 33, 268 Commodus, römischer Kaiser 231, 302, 304, 310 communio sanctorum 346f. commutationes/redemptiones 379, 380, 433, 439, 441, 443, 445, 449 Constanti(n)a, Tochter des Kaisers Constantinus 100, 141, 256 Constantina, Kaiserin 353 Constantinus, römischer Kaiser 9, 91, 93, 150, 223, 235-239, 240, 301, 393 - s. auch Arcus Constantini\ Donatio Constantini\ Silvester, Papst
Kombiniertes
Personen-, Orts- und
Constantius Chlorus, römischer Kaiser 235 corpus incorruptumlintegrum —» Reliquien >Le cose maravigliose della città di Roma< 36,465 Damasus, Papst 130, 152 Decius, römischer Kaiser 233 - s. auch Palatium Decii >Decretum Gratiani< 400 Deichsler, Heinrich 435, 443, 445-447, 448, 449 Delft - » Stellvertreterstädte >Depositio episcoporum et martyrum< 19 >Descriptio Lateranensis ecclesiae< 20 descriptiones urbium 9 Deventer 405 >Dialog im Kloster Maulbronn< 24, 33, 34, 429, 468, 469 Diepenveen 404 Dietrich von Schachten —» von Schachten Diocletianus, römischer Kaiser 234, 301 Doen Pieterszoon 65, 90, 202, 299 Domitianus, römischer Kaiser 93, 160, 180, 230f., 301, 304, 305, 310 - s. auch Palatium Domitiani Donatio Constantini 161, 223, 235, 237, 238, 240, 301t, 304, 307, 309, 310 Dordrecht —» Stellvertreterstädte Dortmund —» Stellvertreterstädte Düsseldorf-Kaiserswerth 321 Durandus, Wilhelm 361f. Dyon, Adam 55,65,72,213 Meister Eckhart 374, 396 Eichstätt —> Stellvertreterstädte Einblattdrucke 19, 40, 50, 65, 313, 367, 369, 370, 395, 424, 439, 445, 451 Einsiedeln 42 Einsiedler Itinerar 19 Elagabalus, römischer Kaiser 232 Engel 28, 74, 91, 93, 100, 102, 105, 117, 119, 121, 125, 127, 141, 142, 147, 149, 152, 153, 162, 163, 171, 240, 241, 244, 255, 258, 260, 265, 271, 278, 279, 297, 312, 329, 340, 374, 393, 396, 413, 414, Abb. 12 Engelsburg 28, 46, 127, 131, 145f., 279, 283, 284, 430 Erfurt Stellvertreterstädte Eudoxia, Kaiserin 357 Eugenius, Papst 126
511
Sachregister
314, 449,
109, 146, 185, 268, 373, 163,
Eugenius IV., Papst van Eyck, Jan 314
107, 167, 394
Fabri, Felix 16, 369, 400f„ 406, 418-423, 429, 430, 456, 457 Faustulus 15, 78, 80, 83, 85, 87 Fegefeuer 214t, 386-390 - s. auch Ablaß >Figuren van den seuen kerken van Romen< 31, 58, 59, 62, 90, 348f„ 432, 456-459, 461 - Überlieferung 90 - Illustrationen 90,295-298,456,458, Abb. 31-33 - Editionen 57,295-299 Fischmarkt 127 Florenz 372,395 Florianus, römischer Kaiser 46, 233f. »Florianus«, römischer Kaiser 234 Focas, römischer Kaiser 237, 301 Frauen - dürfen manche Kapellen nicht betreten 91, 101, 123, 135, 139, 142, 158, 160, 162, 174, 194, 204, 205, 211, 222, 244, 248, 256, 276, 290, 292, 363, 365 - töten und essen Kinder in Hungersnöten 230 - retten ihre Kinder vor dem Tod 236 - stiften Kirchen 108, 131, 141, 256, 258, 259, 261, 262, 264, 272, 284 - reiche Frau ekelt sich vor armer Frau 96f., 250 - Frauenlist 263 - Frau verspottet Virgilius 268 - junge Frau wird von Maria vor Vergewaltigung gerettet 347 - Gefährdung weiblicher Pilger/Wallfahrtsverbot für Frauen 375, 400 - Frauen bei der Pilgerfahrt zu Stellvertreterstätten 446, 447 - Frau entreißt Marienstatue das Christuskind 366 - Frau lehrt Kinder das Ave Maria 383 - Frau lernt Ablaßgebet 414, 459 - Frau wird von Maria vertreten 384 - s. auch »Acca Laurentia«; Agrippina minor; Birgitta von Schweden; Constanti(n)a; Eudoxia; Hadewijch; Haider, Ursula; Helena; Huyginc, Gertruyt; Johanna, »Päpstin«; Klöster/Orden; Langmann, Adelheid; Lucretia; Margarethe von York; Mechthild von Hackeborn; Rea Silvia; Schütten,
512
Kombiniertes
Truyde; Sibylla; Sticken, Salome; Theodora/Theodosia; Veronica Freiburg i.Br. —» Stellvertreterstädte Freising —» Stellvertreterstädte Freitag, Andreas 40, 57 Fréjus 64 Frenswegen 394,417 Fritzlar —» Stellvertreterstädte furia sacra —» Reliquien Gaius, römischer Kaiser —» Caligula Galba, römischer Kaiser 229 Galenus, Arzt 231 Galerius, römischer Kaiser 235 Gallienus, römischer Kaiser 233 Gallus, römischer Kaiser —» Trebonianus Geiler von Kaisersberg, Johannes 406, 410, 4521 Gelasius II., Papst 327 Gent 375,396 - s. auch Stellvertreterstädte Georg Teutonicus 27 Geraardsbergen 375 Gerson, Johannes 410-412, 413, 415, 423, 433, 452f. Giltlinger, Johannes 427 Giraldus Cambrensis 395 Glocken 94, 107, 242, 264 Gordianus III., römischer Kaiser 232 Goslar —» Pilgerabzeichen Gottesacker —» Acheldemach Gottfried von Straßburg 372 Gregorius, Papst 28, 83, 85, 87,102,108, 111,127, 141,1451,153,162, 171, 239, 258, 260, 264, 266, 267, 279, 335, 366, 369, 393, 471 -
als Verfasser der >Indulgentiae< 24, 469 - verleiht/bestätigt Ablässe 28, 96, 101, 103, 108, 110, 120, 134, 136, 137, 158,159,161,162,164,167,1701,172, 178, 182, 192, 213, 217, 241, 247, 249, 252, 256 - weiht/stiftet Kirchen 971, 110, 134, 138, 159, 182, 190, 241, 253, 266, 331, 340 - als Urheber des Systems der römischen Stationsgottesdienste 167, 196, 394 Gregorius I., Papst 351, 353 - als Urheber des Systems der römischen Stationsgottesdienste 37, 213 Gregorius VII., Papst 105, 262 Gregorius VIII., Papst 99,138,182, 255, 262
Personen-, Orts- und
Sachregister
Gregorius IX., Papst 29, 120, 322, 324, 335, 336, 337 Gregorius XI., Papst 23, 337, 434 Gregorius von Tours 352 Groningen —» Stellvertreterstädte Guibert von Nogent 356, 373, 374 Guilielmus de Ventura 5 Guillaume de Deguileville 406 Guldinbeck, Bartholomaeus 27, 40, 421, 44, 52, 58, 67, 71, 294, 334, 344 Gutenberg, Johannes 439 Gutwinus, Ursinus 37 Haarlem 453,454 - s. auch Bruderschaften; Stellvertreterstädte Hadewijch 406 Hadrianus VI., Papst 424 Hadrianus, römischer Kaiser 46, 231, 306 Hagen, Henning 450-452 Haider, Ursula 428 Halberstadt —» Stellvertreterstädte Halle 394 - s. auch Stellvertreterstädte Han, Ulrich 26 Hantzsch, Georg 36 von Harff, Arnold 16, 17, 330, 356 Hauptkirchen Roms - fünf 20, 21, 22 - sieben passim Heilige passim - Fürbitte durch Heilige 297, 342, 3481, 354, 471 - Heilige als lapides vivi Jerusalems 350 - Heilige als Nothelfer/Heiler 347,349 - s. auch communio sanctorum·, Reliquien Heinrich von Gent 387 Heinrich von Susa (Segusia) 387 Helena, Kaiserin 100,101,142,148,162, 185, 222, 235, 2371, 256, 285, 357 »Helius«, römischer Kaiser —* Pertinax Heller, Jakob 16, 376, 396 Helmstedt —» Stellvertreterstädte 's-Hertogenbosch —>• Den Bosch Hieronymus, Papst 172 Hieronymus, Sophronius Eusebius 239, 374 Hildesheim 473 >Historia et descriptio< —> >Mirabilia Romae vel potius Historia et descriptio urbis Romae< Hölle 109, 144, 153, 164, 246, 391, 450
Kombiniertes
Personen-, Orts- und
Sachregister
Hogensteyn, Jodocus 427 Hohenwart —» Pilgerführer Holbein d.Ä., Hans 430 Honorius, Papst 147, 340 - verleiht/bestätigt Ablässe 101, 103, 110, 120, 122, 162, 171, 217, 256, 258, 275 Honorius III., Papst 341 Hüpfuff, Matthias 53, 83-85 Hugo Janszoon van Woerden 30,90, 299 Hugo von Lincoln 364 humiliatio sanctorum —> Reliquien Hunnen 233 Huyginc, Gertruyt 404f., 408 Idolatrie —» Reliquien, Kritik an Reliquienverehrung Ignatius von Loyola 361 imitatio Christi 402, 405, 459, 462 Imitationsdrucke 48f. »Inclita Roma tibi< 9, 38, 57, 300 >Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae< passim - Titel 18f., 35 - Überlieferung 10, 13, 18, 26t, 56f„ 59f., 466 -471 - Textfassungen 11, 12, 18-37, 59f. - (nicht-deutsche) Übersetzungen 12, 389, 458, 465 - Editionen 8,12, 55-57, 58t, 91-202 - Illustrationen 426f., 431, 458 - s. auch >Mirabilia Romae vel potius Historia et descriptio urbis RomaeInformacie om te verdienen die aflaten van RomenStationes cum indulgentiis ecclesiarum urbis Romae< >Informacie om te verdienen die aflaten van Romen< 34,60,61,65,390f., 392, 394, 432, 453-455, 457, 458 - Überlieferung 65 - Illustrationen 65, Abb. 4 - Edition 196-202 Innocentius, Papst 104, 122, 144, 260, 275 Innocentius III., Papst 147,314,370,395 Innocentius V., Papst 388 Innocentius VI., Papst 396 Innocentius VIII., Papst 40, 70, 71, 74, 247, 257, 428, 437, 443, 450 - verleiht Ablässe 282, 326, 389, 390, 428 Inschriften 106, 121, 253, 263, 274, 316343 - Kreuzestitulus 74, 87, 102, 142, 161, 257, 359, 365, 369, 469
-
513
auf Pilgerabzeichen 311, 370, 371 auf Reliquiaren 151, 338, 342 Mosaikinschriften 334, 338f., 341 Weiheinschriften 316-343 - in den römischen Kirchen 12, 26, 93, 97,128,137,138,145,146, 241, 254, 320, 321-343, 344f., 355, 390, 395f„ 464, 471, Abb. 34-36 - in den Kirchen Deutschlands 321
Jacobus, Apostel —» Santiago Jacobus de Breda 66 Jacobus von Straßburg 76 Jakob von Soest 16 Jan Berntszoon 90, 299 Jan de Leeuw 448 Jan van Pasloe/Poederlee 433 Jan de Weert 433 Jean de Courcy 406 Jean de Tournay 16 Jerusalem 1, 4, 6f., 15, 23, 46, 92, 94, 96, 108, 132, 134, 135, 137, 143, 148, 150, 155, 159, 164, 179, 216, 228, 229, 231, 237, 242, 243, 248, 250, 264, 276, 284, 285, 359, 398, 399, 400, 401, 402, 405, 406, 410, 411, 414, 415, 426, 427, 428, 429, 430, 431, 432, 433, 434, 461, 462, 471 - Kapelle »Jerusalem« (in S. Crucis) lOlf., 128, 141, 142, 143, 162, 185f„ 256f., 376, 402 - himmlisches Jerusalem 350, 406 - s. auch Heilige; Pilgerführer Joachim »von Iuda« 224 Jobin, Bernard 37 Jobin, Tobias 37 Johann I., Herzog von Kleve 16 Johann von Bobersberg 388 Johanna, »Päpstin« 49, 268 Johannes, Papst 103, 150, 258 Johannes XXII., Papst 215, 314 Johannes Petreius 36 Jubeljahre 5, 7, 22f., 35, 41, 42, 50, 51, 78, 80, 83, 85, 87, 223, 251, 272, 293, 310, 394, 400, 405, 410-412, 413, 414, 415, 425, 433, 434, 435, 436, 438, 441, 443, 444, 445, 448, 449, 450, 452, 453, 454, 456, 459, 461 Juden 37, 46, 92, 94, 108, 142, 229, 230, 238, 248, 257, 264, 361 - »Judenplatz« 127, 130, 280, 281 Julius, Papst 299 Julius II., Papst 299, 389
514 Justinus/Justinianus, 153, 357
Kombiniertes römischer
Kaiser
Κ s. auch C Kaisheim 425 Karl V., Kaiser 6 Karthago 226 Katakomben/Friedhöfe 19, 114, 120, 328, 330, 354 - bei S. Pancratii (Cimiterium Calepodii) 286,354 - bei S. Sebastiani (Cimiterium Calixti) 103, 140, 142, 162£, 171, 258, 259, 268, 354 - Cimiterium Priscillae 155, 163, 277, 395 - s. auch Acheldemach/Gottesacker Kaufbeuren 431, 457, Abb. 40 Keyenberg 321 Kirchen in Rom - S. Adriani in Tribus Foris 32, 33, 115t, 152, 163, 270, 317-320, 321325, 333, 335-337, 340, 343, 352, 356, Abb. 34 - S. Agathae (Identifizierung unsicher) 170, 419 - S. Agnetis in Agone 419 - S. Agnetis extra Muros 34, 154, 165, 169,170, 198, 349, 404, 412, 419 - S. Alexii 32, 33, 107, 154, 165, 182, 200, 263f., 332, 340, 349, 358, 419 - S. Ambrosii (Identifizierung unsicher) 153,176 - S. Anastasiae 3 8 , 6 9 , 7 1 , 7 2 , 7 3 , 7 5 , 77, 79, 82, 86, 106, 181, 198, 200, 201, 205, 207, 212, 218, 219, 221, 263, 264, 288, 291, 292, 391, 392, 419, 429, Abb. 38 - Ss. Anastasii et Vincentii 32, 33, 38, 41,71, 72, 73, 75, 77, 79, 82, 84, 86, 98, 108, 151, 156, 164, 175, 194, 205, 207, 212,253, 263, 264, 291, 292, 333, 339f., 429 - S. Andreae de Unda 130, 151, 193, 201, 281, 355 - S. Angeli 127,132,148,188,280 - S. Antonii 153,226 - S. Apollinaris 120,176,184,199,209, 220, 273, 289, 392, 429 - Ss. Apostolorum —» Kirchen in Rom, Ss. Philippi et Jacobi - S. Augustini 41, 44, 120, 154, 200, 273 - S. Balbinae 110£, 143, 154, 174, 198, 207, 219, 266, 288, 332, 429
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Personen-, Orts- und
Sachregister
S. Barbarae 130, 156, 193, 282, 340 S. Barnabae 391 S. Bartholomaei 32, 33, 105, 150, 165, 187, 261, 332, 349, 363, 429 S. Basiliae (Identifizierung unsicher) 419 S. Beatricis (Identifizierung unsicher) 419 S. Benedict! (Identifizierung unsicher) 174, 198 S. Bibianae 121, 143, 156, 274f., 288, 331, 333, 339, 365, 388, 392, 419, 429 S. Blasii (Identifizierung unsicher) 170 S. Blasii ad Anellum 130, 151, 282 S. Blasii de Panneta 131, 283, 316, 337 S. Caeciliae 68, 104f., 155, 165, 175, 192, 198, 201, 207, 219, 261, 288, 332, 392, 419, 429 Campus sanctus Teutonicus 32, 33, 159, 370 S. Catharinae de Siena 32, 33, 132, 156, 193, 284f., 332 Ss. Celsi et Juliani 25, 36, 46f., 131, 188, 283£, 351, 355 S. Christinae (Identifizierung unsicher) 184 S. Chrysogoni 41, 46, 68, 104, 175, 192, 198, 209, 220, 261, 288, 289, 332, 429 S. Ciarae (Identifizierung unsicher) 186 S. Clementis 113, 153, 175, 198, 201, 207, 219, 267, 268, 288, 332, 355, 357, 429 S. Concordiae (Identifizierung unsicher) 420 S. Constantiae (Identifizierung unsicher) 419 Ss. Quattuor Coronatorum 41, 113, 153, 175, 190, 198, 199, 208, 220, 267, 289, 316, 337, 355, 428, 429 Ss. Cosmae et Damiani 114f., 152, 175, 188, 198, 208, 219, 269, 289, 332, 333, 338f., 349, 356 S. Cosmati 41, 43, 45, 69, 71, 72, 73, 75, 77, 79, 82, 84, 86, 286 S. Crucis 22,24,31,32,34,35,37,63, 64, 74,75,78,79£, 82, 85,87,100-102, 128, 141t, 143, 161f., 168, 174, 175, 176,178,185f., 188,189,194,196,198, 199, 200, 201, 204, 208, 210, 211, 217, 220, 222, 256f., 289, 290, 291, 298f.,
Kombiniertes
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Personen-, Orts- und
Sachregister
332, 347, 352, 359, 361, 363, 365, 369, 376, 383, 390, 391, 393, 411, 4181, 420, 421, 428, 429, 430, 431, 432, 434, 444, 4521, 458, 469, 471, 472, Abb. 38, 42 - s. auch Jerusalem Ss. Cyri et Johannis (Identifizierung unsicher) 183 S. Cyriaci in Thermis 38, 41, 124, 176, 186, 276, 289, 429 S. Cyriaci s. auch Kirchen in Rom, S. Mariae in Via Lata S. Cyrillae (Identifizierung unsicher) 419 S. Dariae (Identifizierung unsicher) 419 S. Demetriae (Identifizierung unsicher) 420 Domine, Quo Vadis 32, 33, 1091, 149, 164, 184, 265, 3591, 391 S. Elisabeth (Identifizierung unsicher) 155 S. Eufemiae 155,278 S. Eugeniae (Identifizierung unsicher) 420 S. Eusebii 122, 154, 175, 198, 208, 220, 275, 289, 3311, 337, 338, 429 S. Eustachii 32, 33, 1281, 1521, 190, 281, 282, 326, 333, 337, 361, 363 S. Excelsi —» Kirchen in Rom, Ss. Celsi et Juliani S. Felicitatis 419 S. Feliculae (Identifizierung unsicher) 419 Ad Tres Fontes 32, 33, 34, 108, 109, 138, 148, 149, 151, 164, 253, 264, 265, 291, 357, 391, 420 S. Francesca Romana —» Kirchen in Rom, S. Mariae Novae S. Francisci 33, 43, 45, 69, 71, 72, 73, 75, 77, 79, 82, 84, 86, 189, 286 S. Gaudentiae (Identifizierung unsicher) 419 S. Georgii 106, 151, 174, 177, 197, 206, 219, 263, 288, 331, 338, 341, 355, 429, 468 S. Gregorii 46, 1111, 153, 164, 173, 190, 201, 266, 332, 340, 362, 391 S. Helenae —» Kirchen in Rom, S. Crucis S. Hieronymi (Identifizierung unsicher) 188, 200 S. Indolae S. Vitalis S. Jacobi (Identifizierung unsicher) 200, 390
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S. Jacobi Hispanorum 45, 282, 326, 3891 S. Jacobi in Porticu 132, 150, 177, 184, 284, 334, 341, 356 S. Jacobi Scossacavalli —• Kirchen in Rom, S. Jacobi in Porticu S. Jacobi in Septimiano (»de Tigana«) 184 S. Johannis (Baptistae) ad Fontem —» Kirchen in Rom, S. Johannis in Laterano S. Johannis de Insula 150, 261 S. Johannis in Laterano 20, 21, 24, 25, 31, 32, 35, 36, 37, 41, 63, 64, 66, 74, 86, 91-94, 112, 122, 134-136, 142, 144, 151, 159-161, 168, 174, 175, 176, 177, 178-180, 182, 183, 188, 192, 193, 194, 195, 196, 198, 199, 200, 201, 202, 205, 207, 209, 210, 211, 212, 216, 218, 219, 220, 221, 222, 237, 240-245, 275, 288, 289, 290, 292, 295, 315, 317, 3301, 334, 338, 339, 348, 352, 353, 355, 356, 357, 358, 3631, 365, 367, 371, 375, 3821, 384, 386, 390, 391, 393, 411, 418, 419, 420, 421, 424, 425, 429, 430, 431, 432, 434, 444, 447, 452, 458, 467, 469, 470, Abb. 43 - s. auch portae aureae S. Johannis ante Portam Latinam 32, 33, 110, 150, 164, 176, 199, 209, 220, 266, 289, 340, 391, 429 Ss. Johannis et Cyri —»· Kirchen in Rom, Ss. Cyri et Johannis Ss. Johannis et Pauli 112, 174, 183, 197, 206, 219, 266, 288, 337, 3831, 429, 472 S. Julianae (Identifizierung unsicher) 172, 420 S. Juliani in Esquilino 25, 27, 29,122, 275, 357 S. Laurentii in Carcere 125, 152, 278 S. Laurentii in Damaso 32, 33, 42, 1301,152,175,198, 208, 220, 283, 289, 332, 349, 357, 429 S. Laurentii in Fonte —» Kirchen in Rom, S. Laurentii in Carcere S. Laurentii »in der Vinster Gasse« 32 S. Laurentii in Lucina 1191, 143, 152, 175, 198, 208, 219, 2721, 289, 328-330, 337, 361, 428, 429, Abb. 36 S. Laurentii extra Muros 20, 21, 24, 32, 63, 64, 74,100,121,126,1391,143,
Kombiniertes Personen-, Orts- und Sachregister 162,168,174,175,176, 181, 185,186t, 194, 196, 197, 198, 199, 200, 202, 206, 208, 210, 212, 217, 218, 219, 221, 255f., 274, 278, 289, 290, 291, 292, 297, 350, 361, 362, 390, 391, 411, 419, 420, 421, 429, 430, 431, 434, 444, 452, 458, 469, 472 S. Laurent« in Panisperna 124f., 152, 207,219, 277f., 288, 332, 340, 349, 363, 429 Ss. Laurentii et Stephani —> Kirchen in Rom, S. Laurentii extra Muros S. Lucae (Identifizierung unsicher) 189 S. Luciae (Identifizierung unsicher) 193, 419 S. Lucillae (Identifizierung unsicher) 420 S. Lucinae (Identifizierung unsicher) 419 S. Marcelli 72, 85,118, 151, 176,199, 208, 209, 220, 272, 288, 289 Ss. Marcellini et Petri 72, 73, 75, 77, 79, 82, 85, 86, 113, 151, 175, 181, 198, 208, 219, 267, 288, 326f„ 337, 429 S. Marci 42, 117, 149, 175, 177, 198, 208, 219, 271, 289, 291, 332, 333f., 429 S. Margarethae (Identifizierung unsicher) 184 S. Mariae (Identifizierung unsicher) 469, 474 S. Mariae »Alma« (Identifizierung unsicher) 419 S. Mariae de Anima 75, 78, 80, 83, 85, 87, 148, 282, 367, 419, 430 S. Mariae Annuntiatae 32, 33, 109, 144,164,174, 265, 340f., 348, 391, 419, 430 S. Mariae de Aqua Salvia —» Kirchen in Rom, S. Mariae de Scala Coeli S. Mariae de Ara Coeli 32, 33, 34, 43, 71,126f., 145f„ 163,181,228, 279f„ 337f., 340, 349, 366, 392, 419, 430 S. Mariae in Campo (Identifizierung unsicher) 187 S. Mariae de Consolatione 41, 43, 69, 70f., 72, 73, 75, 77, 79, 82, 84, 86, 147, 270, 326, 389f., 419, 430 S. Mariae in Cosmedin —» Kirchen in Rom, S. Mariae ad Scolam Graecam S. Mariae »in Damiata« (Identifizierung unsicher) 419 S. Mariae in Dom(i)nica —» Kirchen in Rom, S. Mariae in Navícula
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S. Mariae »de Fontana« (Identifizierung unsicher) 419 S. Mariae ad Fontem Olei —» Kirchen in Rom, S. Mariae Transtiberim S. Mariae de Gratia 43, 72, 116f., 147, 270, 356, 419 S. Mariae Imperatricis 83, 85, 87, 112£, 146, 267, 317, 383, 419, 430 S. Mariae de Insula —» Kirchen in Rom, S. Mariae in Molendinis S. Mariae Inviolata —» Kirchen in Rom, S. Mariae in Via Lata S. Mariae Libera Nos a Poenis Inferni 32, 33, 115, 144, 269, 391, 419, 430 S. Mariae Maioris 20, 21, 24, 32, 34, 63, 64, 74, 75, 78, 79£, 82, 85, 86f„ 92, 98f„ 121,122,124,126,138f„ 143,151, 161, 168, 170, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 181f., 183,186,188,190, 192,193, 194, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 204, 205, 207, 210, 211, 212, 213, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 245, 2541, 274, 275, 277, 288, 290,291, 292, 2971, 326, 332, 333, 349, 356, 357, 363, 383, 389, 390, 391, 392, 393, 402, 411, 418, 419, 420, 421, 429, 430, 431, 432, 434, 444, 452, 458, 471, 472, 473, Abb. 41 S. Mariae supra Minervam 36, 1271, 145, 198, 280, 332, 340, 356, 419, 430 S. Mariae in Molendinis 32, 33, 105, 261, 383, 392 S. Mariae in Monticellis 129, 147, 281, 332, 334, 419, 430 S. Mariae in Navícula 112, 148, 175, 198, 207, 219, 267, 288, 357, 419, 429, 430 S. Mariae de Nive —» Kirchen in Rom, S. Mariae Maioris S. Mariae Novae 32,33,34,114,147, 181, 2681, 332, 354, 419, 430 S. Mariae de Pace 41, 146, 195, 211, 282, 430 S. Mariae de Passibola (Identifizierung unsicher) 430 S. Mariae de Populo 25, 27, 281, 33, 34, 41, 1201, 146, 165, 189, 195, 197, 200, 211, 222, 2731, 290, 326, 367, 390, 419, 429, 430, 431 S. Mariae de Porticu 34, 1051, 147, 184, 262, 327, 419, 430 S. Mariae »Propace« (Identifizierung unsicher) 419
Kombiniertes -
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Personen-, Orts- und
Sachregister
S. Mariae in Puteo (Identifizierung unsicher) 184,430 S. Mariae Rotundae 32, 33, 34, 94, 128, 143, 147, 165, 176, 178, 190, 199, 201, 210, 221, 246, 280, 281, 290, 328, 371, 383, 390, 419, 429, 430 S. Mariae de Salina —» Kirchen in Rom, S. Mariae de Scala Coeli S. Mariae de Scala Coeli 25, 32, 33, 108f„ 143, 145, 164, 264f„ 333, 340, 419, 430 S. Mariae ad Scolam Graecam 106f., 148, 192, 263, 320, 327f., 419, 430, Abb. 35 S. Mariae »zum Stifft« (Identifizierung unsicher) 419 S. Mariae Transpodianae 132, 183, 284, 338, 341, 365, 419, 430 S. Mariae Transtiberim 32, 33, 68, 75, 104, 144, 165, 169, 175, 198, 206, 207, 218, 219, 260, 288, 292, 338, 340, 341, 399, 419, 429, 430, 468 S. Mariae in Via Lata 41, 118, 146f., 272, 419, 430 S. Mariae Magdalenae 34, 128, 155, 184, 200, 280 S. Martinae (Identifizierung unsicher) 420 S. Martinelli 130, 281, 332 S. Martini in Montibus 32, 33, 119, 123f„ 154, 190, 276, 334, 338 S. Martini in Panerella/in Thermis —Kirchen in Rom, S. Martini in Montibus S. Matthaei in Merulana 27, 122, 151, 188, 275 S. Michaelis 32, 33, 148,188, 200 S. Monicae (Identifizierung unsicher) 419 Ss. Nerei et Archillei 110 S. Nicolai (Identifizierung unsicher) 193, 201, 429 S. Nicolai in Carcere 105, 175, 198, 209, 220, 262, 289, 332 S. Nicolai de Hospitale 193 S. Pancratii 151, 176, 199, 210, 221, 286, 290, 365, 429 - s. auch Katakomben/Friedhöfe S. Pauli ad Tres Fontes —» Kirchen in Rom, Ad Tres Fontes S. Pauli extra Muros 20, 21, 22f., 24, 32, 34, 41, 46, 63, 64, 74, 80, 97f., 105, 137f., 140,143,158,159,168, 170,173, 174, 175, 176, 177, 181, 183, 184, 187,
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190, 194, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 205, 206, 207, 208, 210, 212, 213, 216, 218, 220, 221, 250, 252-254, 289, 290, 292, 296, 331, 352, 353, 354, 363, 390, 391, 411, 419, 420, 421, 429, 430, 431, 432, 434, 444, 452, 458, 471, Abb. 24 S. Petri in Carcere —> Kirchen in Rom, Ss. Petri et Pauli in Carcere S. Petri Montis Aurei 16, 43, 45, 69, 71, 72, 73, 75, 77, 79, 82, 84, 86, 286 S. Petri in Vaticano 4, 7, 16, 20, 21, 22f., 24, 31, 32, 33, 34, 36, 63, 64, 66, 69, 70, 72,73, 74, 75, 77, 79, 82, 84, 86, 92, 94-97, 98, 103, 131, 132, 133, 134, 136f„ 138, 140, 157f„ 159, 160, 163, 168, 169, 170, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 181, 183, 184, 185, 186, 187, 188,189, 190,191f„ 193,194, 196,197, 198, 199, 200, 201, 204, 205, 206, 207, 209, 210, 211, 212, 213, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 237, 241, 245-252, 253, 259, 262, 284, 285, 288, 289, 290, 291, 292, 293, 296, 314, 315, 326, 331, 333, 339, 347, 348, 349, 350, 351, 353, 354, 357, 358, 363, 365, 367, 370, 375, 382, 383, 385, 390, 391, 393, 395f„ 399, 411, 412, 418, 420, 421-423, 429, 430, 431, 432, 434, 444, 452, 456, 458, 467, 469, Abb. 17-18, 20, 23-24, 26, 28, 30-33, 37, 39-40 - s. auch portae aureae S. Petri in Vinculis 32, 33, 96, 125f., 150, 164, 175, 181, 185, 198, 200, 207, 212, 219, 221, 278, 288, 291, 340, 357, 365, 390, 429, 441 Ss. Petri et Marcellini —» Kirchen in Rom, Ss. Marcellini et Petri Ss. Petri et Pauli in Carcere 32, 33, 115,117, 149,163, 207, 270Í, 317, 322, 335 S. Petronillae —» Kirchen in Rom, S. Petri in Vaticano S. Philippi (Identifizierung unsicher) 150 Ss. Philippi et Jacobi 32,33,41,1171, 150, 170, 172, 175, 176, 178, 181, 182, 183, 184, 185, 187, 188, 189, 193, 194, 198, 199, 200, 201, 205, 207, 210, 212, 213, 218, 219, 221, 222, 2711, 288, 290, 291, 292, 338, 429 S. Potentianae 32, 33, 34, 124, 155, 163, 175, 198, 208, 219, 277, 278, 289, 395, 419, 429
Kombiniertes S. Praxedis 27, 32, 33, 35, 37, 122f., 142f., 155,164,176,184,199, 209, 220, 275, 276, 290, 332, 352, 357, 363, 365, 392, 419, 429 S. Priscae 107f., 199, 209, 220, 264, 290, 339, 419, 429 S. Quirici 38, 41, 83, 85, 87, 209, 220, 276, 289, 339 Ss. Rufinae et Secundae (Identifizierung unsicher) 419 S. Sabae 108, 264, 340, 341, 349, 357, 392 S. Sabinae 39, 107, 155, 174, 175, 187, 206, 218, 263, 288, 338, 341, 419, 429, 472 S. Salvatoris (Identifizierung unsicher) 32, 190, 201, 391, 428, 429 S. Salvatoris in Auro —» Kirchen in Rom, S. Salvatoris de Lauro S. Salvatoris »Compo de Flore« 129 S. Salvatoris de Lauro 129, 148, 281 S. Salvatore del Primicerio —» Kirchen in Rom, S. Triphonis S. Salvatoris de Thermis (Identifizierung unsicher) 174 S. Salvatoris in Via Sancti Pauli 186 S. Salvatoris s. auch S. Balbinae Sancta Sanctorum 21,91, 93, 94,135, 142,160, 180, 243-245, 429 S. Sau(li) —» Kirchen in Rom, S. Sabae S. Sebastiani 20, 22, 24, 32, 34, 35, 63, 64, 74, 102-104, 109, 110, 140f., 142,143,144,162f„ 168,169,170-172, 175, 176, 177, 196, 197, 198, 199, 211, 216f„ 258-260,265,290, 298,333,349, 350, 354, 359, 362, 363, 364, 365, 367, 388, 391, 392, 393, 411, 419, 420, 421, 429, 430, 431, 434, 444, 452, 458, 473 - s. auch Katakomben/Friedhöfe Ss. Sebastiani et Fabiani —» Kirchen in Rom, S. Sebastiani S. Servatii (Identifizierung unsicher) 178 S. Silvestri 25, 32, 33, 118f., 124, 154, 165, 175, 187, 190, 194, 198, 208, 220, 272, 289, 292, 327, 333, 338, 352, 355, 363, 429 Ss. Silvestri et Martini —» Kirchen in Rom, S. Martini in Montibus Ss. Simplicii, Faustini et Viatricis 32, 33,152, 184 S. Sixti 32, 33, 41, 110, 175, 198, 208, 219, 266, 289, 418, 419, 420, 429
-
Personen-, Orts- und
Sachregister
S. Sophiae (Identifizierung unsicher) 419 - S. Spiritus 16, 32, 33, 41, 132, 148, 166, 184, 203, 213, 285, 356, 367, 395, 429 - S. Stephani in Coelio Monte 41, 112, 152, 176, 194, 199, 201, 205, 209, 218, 220, 267, 289, 292, 341, 391, 429 - S. Susannae 124, 155, 175, 198, 208, 220, 276f., 289, 419, 429 - S. Theodorae (Identifizierung unsicher) 419f. - S. Thomae (Identifizierung unsicher) 151 - S. Triphonis 33,69,71,72,73,75,77, 79, 82, 84, 86, 120, 174, 197, 207, 219, 273, 288, 332, 429 - S. Ursi 184 - S. Veronicae (Identifizierung unsicher) 419 - S. Victoriae (Identifizierung unsicher) 419 - Ss. Vincentii et Anastasii —» Kirchen in Rom, Ss. Anastasii et Vincentii - S. Vitalis 124,175,198,208,219,277, 288, 429 - Ss. Viti, Modesti et Crescentiae 29, 32, 33, 41, 111, 122, 151, 164, 182, 275f., 340, 358, 383 - S. Vivianae —> Kirchen in Rom, S. Bibianae - S. Xysti —• Kirchen in Rom, S. Sixti Klöster/Orden - Ambrosianer 153 - Augustiner(innen) 28, 120, 121, 124, 155, 273, 276, 413, 436, 443, 450 - Benediktiner 20, 60, 264, 423 - Bernhardiner 151, 156,264 - canonici (regulares) 146, 281, 282, 370, 436 - Chorherren 20,133,286 - Dominikaner(innen) 60, 127, 280, 411, 418, 422, 423, 430£, 438, 443, 446, 458 - Franziskaner(innen) 127, 280, 286, 338, 416, 423, 424, 427, 431, 438, 443, 452 - fratres ordinis sancti Pauli 341 - Frauenklöster 110, 124, 132, 150, 152, 155, 156, 261, 266, 272, 277, 278, 284, 286, 406, 416, 425, 430 - vnser lieben Frawen bruder 27, 275, 276, 446 - Hieronymiten 154,275,286
Kombiniertes
Personen-, Orts- und
Sachregister
-
Karmeliter 154, 443, 444 Kartäuser 424 Klarissen 427 reguliers orden 423 Ultramontane Observanten 424 Windesheimer Kongregation 167, 394, 406, 423 Knebel, Johannes 425 Koberger, Anton 65 Koelhoff d.Ä., Johann 399 Köln 6, 227, 231, 309, 321, 398, 413, 418, 468 - Ablässe von Köln 398,399,459,468, 470 - s. auch Stellvertreterstädte Konstantinopel 237, 239, 301, 356, 398 Konstanz 235,398 Kornelimünster 367, 369 Kortrijk 372 Künig von Vach, Herman 17 Langland, William 372 Langmann, Adelheid 374, 403f., 405, 411, 412, 413, 423 >Legenda aurea< 26 Leiden —» Stellvertreterstädte Leo I., Papst 392 Leo X., Papst 65,66,67, 77, 81,196,203, 213, Abb. 4 , 7 - 8 Leopold von Wien 16, 56, 389, 391 >Liber pontificalis< 26 »Liennhartt Stülschreiber zuo Fiessenn« 42, 71, 293 Lier 396 >De locis sanctis martyrum .. .< 4, 19 Löwen 375,376,473 - s. auch Stellvertreterstädte Loreto 418 Lucas, Apostel —»• Bildnisse Lucius Verus, römischer Kaiser 231 Lucretia 225 Ludwig von Eyb 41, 223 Lüttich —» Stellvertreterstädte lupa —• Romulus und Remus Maastricht 356, 367, 369, 394 - s. auch Pilgerabzeichen Macrinus (»Martinus«), römischer Kaiser 232 »Maestro dell'Esopo« 74, 81 Magdeburg —»· Stellvertreterstädte Mailand 233, 234, 398 Mainz 227,232,398,436 - s. auch Stellvertreterstädte Mallius, Petrus 20
519
Marcus Aurelius (»Marcus Anthonius«), römischer Kaiser 231 - Reiterstatue 242 Marcus Curtius 226, 302, 304 Margarethe von York 457 Fra Mariano da Firenze 16 Martin von Troppau 307, 308 Martinus, Papst 292 Martinus V., Papst 23, 273 »Martinus«, römischer Kaiser —» Macrinus Martinus de Amsterdam —» Besicken, Johannes »mathématique du salut« 393 Matthaeus von Krakau 361 Maxentius, römischer Kaiser 235, 301 Maximianus, römischer Kaiser 234, 301 »Maximinus«, römischer Kaiser 235, 301 »Maximus« (Maximinus Thrax?), römischer Kaiser 232, 301, 302, 304 Mayr, Sigismundus 51, 52, 76, 293 Mechelen —• Stellvertreterstädte Mechthild von Hackeborn 402f., 411, 412 Medingen 411, 418 Memling, Hans 40, 426 >Memoriale de mirabilibus et indulgentiis .. .< 26 Merseburg —» Stellvertreterstädte meta sudans 268 Michiel van Hoochstraten 67, 222 Minden —* Stellvertreterstädte >Mirabilia Romae< (eigentliche) 8, 9,10, 11, 21, 58, 466 >Mirabilia Romae vel potius Historia et descriptio urbis Romae< passim - Überlieferung 10f„ 13, 27, 35, 3 9 55, 57f„ 67 - 90, 300, 426 - lateinische Fassung 11,13, 24,27, 29, 39, 44-47, 74, 300, 311, 315, 326, 334, 335-342, 344f., 349, 355,357,358,365, 388, 390, 394, 464, 467, 472 - deutsche Fassung passim - Übersetzungen in andere Sprachen 47, 465 - Textgeschichte 39-55 - Illustrationen 40, 43f., 50, 55, 58, 68f., 70, 71f., 73, 74f., 76f., 79, 80-82, 84, 85f., 315f., 370,458, Abb. 1 - 3 , 1 1 30 - Editionen 57f., 59, 223-294 - Quellen 12, 39, 300-345 - s. auch Blockbuch der >Mirabilia Ro-
520
Kombiniertes
mae vel potius Historia et descriptio urbis Romae< (dt.) (dl) >Mirabilia vrbis Romae, das ist: Die wundersame verwunderliche wunder ...< 37 van der Molen, Albert 394f. Mombaer, Jan 412f. Möns Aureus 98, 136 Möns Aventinus 138, 148, 154 Möns Capitolinus —»· Capitolium Monte Mario 398 Möns Montana 253 Möns Testaccius 97, 252 Möns Vaticanus 94, 136, 157, 191, 245 Mosaikinschriften —» Inschriften München —• Stellvertreterstädte Muffel, Nikolaus 16, 348, 357, 358, 383, 384, 391, 392, 434 Naumburg - * Stellvertreterstädte Nero, römischer Kaiser 28, 29, 89, 117, 120t, 149, 150,164,165, 229, 270, 274, 310 Nerva, römischer Kaiser 231, 306, 310 Neuenheim 321 Neuhausen 395 Nicolaus, Papst 101, 103, 108, 161, 162, 171,182, 256, 258 Nicolaus I., Papst 392 Nicolaus IV., Papst 138, 182, 338 Nicolaus V., Papst 40, 69, 441 Nicolaus von Siegen 440 Nikolàs von Munkathvera 12 Nikolaus von Kues 387, 388, 427, 433, 435, 436, 441f., 447t, 455 >Notitia ecclesiarum urbis Romae< 4,19, 467 Nürnberg 40, 42, 60, 344 - s. auch Stellvertreterstädte Numa Pompilius 225 Octavianus Augustus, römischer Kaiser 114, 227t, 269, 303, 309 - Vision 126,145t, 163, 227t, 279, 307 - stiftet Kirchen/Altäre 126, 163, 228, 279, 280 St. Odilienberg —• Stellvertreterstädte van Oostsanen, Jacob Cornelisz. 311 >Oratio de sancta Veronica< 9, 66, 215, 300, 311-316, 344, 371 Orígenes 232 ostensio reliquiarum —> Reliquien Otho, römischer Kaiser 229 Otter, Heinrich 466
Personen-, Orts- und
Sachregister
Paderborn - * Stellvertreterstädte Padua 356,395 Palatium aeternitatis —> Templum aeternitatis Palatium Antonii 27, 29, 122, 275 Palatium Caesaris et Pompeii 130 Palatium Decii 152, 277 Palatium Dominici 124 Palatium Domitiani 277 Palatium Herodis 124, 276 Palatium maius 115, 268, 269 Palatium Octaviani 279 palliola Reliquien »Pampilius« —» Numa Pompilius Pannartz, Arnold 26 Pantheon —» Kirchen in Rom, S. Mariae Rotundae Papyri von Monza 19 Pascalis, Papst 28, 104, 165, 213, 261, 273f. Pascalis I., Papst 120 Pascalis II., Papst 116, 270, 319, 325 Pascalis III., Papst 116, 319, 325 Passau —* Stellvertreterstädte Patinir, Joachim 426 Patriarchalkirchen 7, 20, 21, 432 Patricius, römischer Bürger 126 Paulus II., Papst 42,149, 271 pax augustea 147, 227, 228 Pelagius, Papst - verleiht/bestätigt Ablässe 101, 103, 110, 120, 125, 140, 150, 162, 171, 187, 213, 217, 256, 258 - weiht/stiftet Kirchen 162,278 Peraudi, Raymundus 433, 437, 440, 443, 444, 445, 451 peregrinationes maiores 1, 6f., 398, 399, 403 peregrinationes minores 398 Pertinax, Helvius (»Helius«), römischer Kaiser 46, 69, 70, 72, 73, 75, 77, 79, 82, 84, 86, 231, 302, 304, 305, 310 Pest 226,348 - s. auch Reliquien, Heilkraft/Schutz Peter van Os 412 Petri, Adam 65 Petri, Martinus 370 Petrus Aureoli 388 Petrus von Tarentaise —» Innocentius V., Papst Peypus, Friedrich 65, 215 Philippus Arabs, römischer Kaiser 232f. Philippus, Sohn des Kaisers Philippus Arabs 232
Kombiniertes
Personen-, Orts- und
Sachregister
Pilgerabzeichen 311, 368-372 - von Aachen 369 - von Canterbury 369 - von Goslar 369 - von Maastricht 369 - von Rocamadour 368 - von Rom 369, 370f., 372 - von Santiago 368, 372 - von Waver 369 - als Apotropeia 368 Pilgerberichte für Rom 12f., 15-17 Pilgerfahrt passim - Pilgerfahrt für andere 374, 380 - »Pilgerfahrt im Geist« 12, 24, 63, 167, 196, 295, 333, 398-462, 463, 468, Abb. 38-43 - Strafpilgerfahrt 375 >Pilgerfahrt des träumenden Mönches< 406 Pilgerführer passim - für Hohenwart 399 - für Jerusalem 7, 17 - für Köln 398f. - für Rom —* >Indulgentiae ecclesiarum urbis RomaeReliquie rhomane urbis atque indulgentieStationes cum indulgentiis< - für Santiago 6, 17, 368 - für Trier 398f. pinea erea 94, 246 Pius II., Papst 389 Plannck, Stephan 16, 27, 40, 42f., 44, 45, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 58, 68, 70, 71, 72, 74f., 76, 79f., 81, 85-87, 293, 294, 300, 311, 334, 344 Porta Flamminia 28, 121, 165, 273 Porta Latina 110 - s. auch Kirchen in Rom, S. Johannis ante Portam Latinam portae aureae 113, 385f. - in S. Johannis in Laterano 91, 93, 135f., 240f, 242, 381 - in S. Petri in Vaticano 78, 80, 83, 85, 87, 251, 385f. Probus, römischer Kaiser 234 Prozessionen 28, 84, 92, 98, 105, 121, 127,138,145f., 165,177, 245, 251, 253, 262, 268, 273, 279, 284, 286, 291, 331, 366, 382f., 437, 438, 443, 444, 445 Prüfening 321 Prüss, Johannes 53, 83-85 Psalterium Moguntinum< 49 Ptolemaeus 231 quadragena —• carena
521
Rea Silvia 68, 70, 71, 73, 74, 76, 77, 79, 80, 84, 223, 224, 307, 309 Reformation 3, 6, 35, 36, 37, 356, 373, 447, 465 Regensburg 321, 398 regiones der Stadt Rom 46 Reliquiare passim - »sprechende« 366 - aus Kristall 114, 152, 349, 364 - aus Elfenbein 349 - aus Glas 116,318,324 - aus Gold und/oder Silber 115, 116, 130, 180, 245, 318, 324, 336f„ 349 - aus Marmor 129, 324, 332 - s. auch Inschriften »Reliquie rhomane urbis atque indulgentie< 27 Reliquien passim - Heilkraft/Schutz 28, 89f., 91, 96,105, 108,121, 127,131,137,146f., 158,161, 162, 164, 215, 223, 228, 229f., 236, 240, 250, 262, 275, 279, 283f., 347f., 355, 357f., 365, 366, 368 - brandea/palliola 364 - furta sacra 355 - Kritik an Reliquienverehrung/Wallfahrt 36, 37, 346, 356, 367, 372-376, 399, 413, 433, 439, 440, 444, 447, 450 - corpus incorruptum 284, 351f. - corpus integrum 351-354 - humiliatio reliquiarum 366 - inventio reliquiarum 103, 105, 117, 120, 130, 137, 140, 151, 154, 163, 173, 259, 261, 281, 284, 322, 330, 335, 354, 355 - ostensio reliquiarum 28, 68, 70, 71, 72,74, 76, 77, 80, 81, 84, 92, 93, 95, 96, 102, 104, 105, 106, 110, 111, 113, 116, 118, 120, 123, 128, 132, 134, 135, 136, 142, 158, 160, 178, 191, 192, 194, 212, 222, 239, 241, 242, 245, 247, 248, 249, 255, 257, 261, 262, 267, 271, 272, 278, 283, 291, 292, 315, 318, 324, 331, 333, 356, 363f., 365, 367, 370, 403, 420, Abb. 11, 13,15, 19, 21-22, 25, 27, 29 - pars pro toto 156, 287, 353 - translatio reliquiarum 16, 29, 46, 92, 96, 106, 108, 114, 120, 123, 125, 128, 134, 148, 150, 153, 155, 160, 179, 249, 250, 268, 276, 285, 320, 327, 330, 350f., 352, 355, 356, 357, 359, 363 - veneratio reliquiarum 372 - Wohlgeruch 130,281 - Reliquien ohne schriftliche Doku-
522
Kombiniertes
mentation 115, 116, 119, 129, 131, 318, 320, 325, 328, 332, 333 - Zweifel an Echtheit 156, 287, 356f., 376 - s. auch Bildnisse; Inschriften, Kreuzestitulus; Reliquiare; Veronica, T\ich der Veronica Remus —»· Romulus Renghers, Zeyno 470 Riedler, Andreas 333 Riedler, Bartholomaeus 333 Riedler, Gabriel 133, 333 Riessinger, Sixtus 27 Robertus van Coelen 30, 34f., 423f., 468, 471, 473, 474 Rocamadour —» Pilgerabzeichen Roelofs, Adriaen 30 Roermond —» Stellvertreterstädte Rom passim - als caput mundi 1, 69, 224, 302, 398 - Romkritik 1, 36, 37 Romulus und Remus 81, 97, 223, 224f., 252 Rot in Schwaben —» Stellvertreterstädte Rot, Adam 26 Rothenburg ob der Tauber 321 Rotuli 19, 22 Rucellai, Giovanni 16 Saarwerden —» Stellvertreterstädte Sacco di Roma 6, 35 Saintes 395 >Salve sancta facies< —» >Oratio de sancta Veronica< Salzburg —> Stellvertreterstädte Santiago 1, 6f., 134, 143, 159, 173, 216, 368, 373, 374, 375, 398, 400, 418, 434 - s. auch Pilgerabzeichen; Pilgerführer »Satro« 130,282 Satzdifferenz 49f. von Schachten, Dietrich 16 Schawer, Hans 51, 68, 293 Schenckbecher, Theobaldus 26, 56 Schickenberges, Göbel 16, 365 Schisma —» Avignon Schütten, Truyde 404f., 408, 411, 412 sedes stercorata 94 Seen in Rom 115, 269 Sele, Heningus 424 Senat/Senatoren 127, 224, 280 Sender, Clemens 440 Seneca 229 Septimius Severus, römischer 231, 301 Servius Tullius 225, 306, 310
Kaiser
Personen-, Orts- und
Sachregister
»Severus«, römischer Kaiser 231, 235 - s. auch Alexander Aurelius (Severus); Septimius Severus Sibylla 145, 163, 227, 279 Siena 89,226 Sigeric von Canterbury 4f. Signorili, Nicolò 334 Silber, Eucharius 151, 27, 45, 49, 51, 53, 54, 57, 58, 68, 80-83 Silber, Marcellus 55, 80-83 Silvester, Papst 185, 223, 236, 237, 238, 241, 302, 304, 307 - als Verfasser der >Indulgentiae< 231, 91, 134, 239, 351, 457, 466, 467, 469 - verleiht/bestätigt Ablässe 93, 96, 101, 103, 108, 134, 137, 141, 143, 144, 158, 159, 161, 162, 1701, 172, 1781, 204, 213, 215, 216, 240, 256, 258, 393 - weiht Kirchen 100, 134, 142, 144, 159, 162, 249 - tauft Kaiser Constantinus 91, 93, 161, 235, 240 - vertreibt Drachen 115, 269 Simon Magus 114 Simplicius, Papst 155 Sixtus, Papst 151,197,198,199,200,201, 202 Sixtus IV., Papst 40, 42, 69, 276, 389, Abb. 12 - erneuert/stiftet Kirchen 28, 411,146, 148, 195, 274, 275, 282, 285, 286 - verleiht/bestätigt Ablässe 28, 195, 211, 270, 274, 282, 286, 326, 390, 392, 448 Spengler, Georg 443-445, 446, 447 »Spiegelburg« —» Colosseum Spiera von Treviso, Ambrosius 388 Spitäler in Rom 112, 147, 148, 166, 184, 203, 282, 285, 317, 395 - s. auch Kirchen in Rom, S. Nicolai de Hospitale Sporer, Hans 57 stabilitas loci 400, 403, 4321 >Stacien ende aflaten< 60, 61, 326, 391, 393, 458, 464 - Überlieferung 67 - Illustrationen 67, Abb. 9 - 1 0 - Edition 216-222 >Stacion büchlein< 39,55, 57, 60, 62, 326, 357, 363, 3811, 3861, 393, 443, 464 - Überlieferung 65-67,288 - Illustrationen 661, Abb. 5 - 8 - Editionen 57,203-215 >Stacions of Rome< 389
Kombiniertes
Personen-, Orts- und
Sachregister
Stainer, H. 51 >Stationes ecclesiarum urbis Romae< 9, 15, 18, 24, 27, 29, 30, 36, 45, 62, 300, 463 - Überlieferung 10, 11, 13, 18, 38, 57, 472-474 - (nicht-deutsche) Übersetzungen 12, 465 - Textfassungen 12,37-39 - erste Redaktion 38, 458, 472, 474 - zweite Redaktion 38, 39, 55, 57, 60, 63, 287-293, 464, 472, 473, 474 - Merkverse 38, 57, 472 - Editionen 12,56,57,59,287-293 >Stationes cum indulgentiis ecclesiarum urbis Romae< 15, 18, 30, 34, 35, 39, 57, 59, 60, 65, 73, 386-388, 396, 400, 417, 426, 428, 458, 461, 464, 465, 467 - Überlieferung 472-474 - Textfassungen 37-39 - s. auch >Stacien ende aflatenStacion büchlein< Stationsgottesdienst 9f., 18, 37£, 63, 213 Statuen 27, 29, 41, 243, 275 - s. auch Marcus Aurelius, Reiterstatue; pinea erea Stefaneschi, Jacopo Gaetani 5 Steinhöwel, Heinrich 303, 307-309, 310 Stellvertreterstädte 395, 432-462, 463 - Aachen 435 - Amsterdam 433, 434, 435, 453-455, 456, 459 - Arnheim 435,448 - Aschaffenburg 433, 435, 437 - Augsburg 435,440 - Bamberg 434,446,447,448 - Den Bosch 435 - Brandenburg 435 - Braunschweig 434, 435, 448, 451 - Brixen 434,448 - Brügge 433, 434, 4481, 459 - Delft 435 - Dordrecht 435 - Dortmund 435 - Eichstätt 435 - Erfurt 433, 434, 435-440, 442, 445, 447, 451, 452, 459 - Freiburg i.Br. 395, 433, 434, 449f., 455, 459 - Freising 434,448 - Fritzlar 433,435,437 - Gent 433,435,438 - Groningen 435,440 - Haarlem 435,438
523
-
Halberstadt 435,451 Halle 435,439,440 Helmstedt 433, 434, 438, 439, 450452, 459 - Köln 434f. - Leiden 435 - Löwen 434,448 - Lüttich 435 - Magdeburg 435,451 - Mainz 435 - Mechelen 434,448 - Merseburg 434,448 - Minden 434,448 - München 435 - Naumburg 435 - Nürnberg 203, 433, 434, 439, 441447, 449, 451, 459 - St. Odilienberg 435 - Paderborn 435 - Passau 435 - Roermond 434,448 - Rot in Schwaben 435 - Saarwerden 435 - Salzburg 435 - Straßburg 203, 434, 452f. - Tongern 435 - Utrecht 435,448 - Weißenburg 435, 446, 447 - Wien 435 - Würzburg 434,448 - Zutphen 435 Stephanus, Papst 128, 185 Sticken, Salome 405 Stolle, Konrad 437-439, 452 Straßburg 227 - s. auch Stellvertreterstädte Suger von St.-Denis 364 »Sunt Romae mille quingente quinqué capellae« 23, 87, 91, 134, 166, 239, 351, 424, 457f., 469 Swane, Eberhard 394 Tacitus Claudius, römischer Kaiser 46, 233 Tafur, Pero 16 »Tarifbuße«/Tarifsystem 378, 379, 380, 385, 445 Tarquinius Priscus 225 Tarquinius Superbus 225 Templum/Palatium aeternitatis 114, 147, 269 Templum Mortis 129, 148, 281 Templum pads 147 Templum Vestae 224 Testamente 362, 376
524
Kombiniertes
- s. auch Heller, Jakob Teufel 28, 94, 95, 96,107,114,120f., 137, 157,165, 246, 250, 257, 263, 273f., 299, 341, 347, 374, 384, 409, 447, 450 Theodora/Theodosia, Kaiserin 125, 357 Theodoretos von Kyros 353 thesaurus ecclesiae 214, 241, 299, 348, 360-362, 381, 417, 461 Thieman Peterszoon Os van Breda 30 Thomas von Aquin 50 Thomas a Kempis 346, 374 Thomaschristen 356 Tiber 33, 91f., 94,104,129,144,164,165, 224, 228, 244, 246, 260, 286 - Tiberbrücken 105, 131, 132, 225, 283, 284 - Tiberinsel 33, 105, 165, 261 - Tiberüberschwemmungen 150, 261, 341 Tiberius, römischer Kaiser 109,228,307, 309, 357 Titus, römischer Kaiser 92, 134, 160, 230, 264, 304, 305, 340, 341, 357 Tongern 394 - s. auch Stellvertreterstädte Torre dei Conti 125 Trajanus, römischer Kaiser 46, 164, 231, 309 translatio imperii 1, 301 Trebonianus Gallus, römischer Kaiser 233 Trier 59,227,356,398 - Ablässe von Trier 398f., 459, 470 Troja 224,301 Tullius Hostilius 225 Twinger von Königshofen, Jakob 301, 303-307, 344 Ulm 369,418,423,430 - s. auch Bruderschaften Urbanus, Papst 108, 140, 259, 354 Urbanus V., Papst 103, 389 Urbanus VI., Papst 466 Utrecht —» Stellvertreterstädte Valerianus, römischer Kaiser 233 »Varianten« von Drucken 47-51 Veronica 216, 222, 228, 371, Abb. 9 - Tuch der Veronica 40, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 74, 76, 77, 80f„ 84, 92, 95, 108, 132, 134, 136, 158, 160, 178, 191, 192, 212, 215, 216, 222, 228, 239, 241,
Personen-, Orts- und
Sachregister
248, 251, 291, 296, 311, 314, 315f., 357, 359, 363, 369, 370, 371, 372, 402, 403, 412, 420, 432, Abb. 5, 9,11-13,15,19, 21-22,25,27, 29, 31-33 - s. auch >Oratio de sancta Veronica< Vespasianus, römischer Kaiser 92, 108, 134,160, 229f., 264, 307, 309, 340, 341, 357 Via Ardeatina 120, 330 »Via Francigena« 7 Via Tiburtina 139, 143 Victricius von Rouen 353 Villani, Giovanni 5 Villingen, Bickenkloster 427-429, 430, 454, 455, 457, 461, Abb. 38 Virgilius, Dichter 46 Virgilius, Zauberer 242, 263, 268 Vitellius, römischer Kaiser 229 Volusianus, römischer Kaiser 233 Vorsterman, Willem 30 ex vo/o-Gegenstände 372 Wagner, Peter 52, 53, 58, 70, 293 Wallfahrt Pilgerfahrt Waver —» Pilgerabzeichen >Weck vnd meylen< 8, 31, 57, 59 Weckmann, Nikiaus 431 Weiheinschriften —» Inschriften Weingarten
113, 121, 124, 267, 274, 276
Weißenburg - » Stellvertreterstädte Wendelin de Wila 27 Wien —» Stellvertreterstädte >Der Wiener Meerfahrt< 462 Wienhausen 370 Wigenmüller, Alexander 427 Wilhelm von Monte Lauduno 361 Windesheimer Kongregation —> Klöster/ Orden Worms 321 Würzburg —» Stellvertreterstädte Ympens, Petrus
473
Zainer, Johannes 307, 425 Zutphen —» Stellvertreterstädte Zweifarben-Druck 65 Zweifel - am Sakrament 277 - s. auch Ablaß, Zweifel; Reliquien, Zweifel an Echtheit Zwiefalten 431 Zwitterdrucke 50, 531, 88
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7:
Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19:
d25 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. [H4V]: Kolophon. Ex. München, Bayerische Staatsbibliothek, Inc. c.a. 355a d26/l (»Historia et descriptio< [dt.]) f. [H4V]: Kolophon. Ex. London, British Library, IA 18.600 d26/2 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. [H4V]: Kolophon. Ex. Bamberg, Staatsbibliothek, Inc. typ. IC I 55/3 n9 (>InformacieStacion büchleinStacion büchleinStacion büchleinStacion büchlein< [ndl.]) f. [l r ]: Papstwappen. Ex. Privatbibliothek in den Niederlanden n3 (>Stacien ende aflatenStacien ende aflatenHistoria et descriptio< [dt.]) f. [c7v]: S. Petri in Vaticano (auch in d23, d24, d27, d28, d30). Ex. London, British Library, IA 19.433 Abb. 21: d22 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. d[l v ]: ostensio des Veronica-Tuches (auch in d23, d24, d27, d28, d30). Ex. London, British Library, IA 19.433 Abb. 22: d42 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. D[jv]: ostensio des Veronica-Tuches. Ex. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Rr 4392R Abb. 23: dl9 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. [C7V]: S. Petri in Vaticano (auch in dl5 [vgl. Abb. 24] und d32). Ex. Paris, Bibliothèque Nationale, Rés. 1027 Abb. 24: dl5 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. [C7V]: S. Petri in Vaticano (zu S. Pauli extra Muros gebessert [vgl. Abb. 23]). Ex. Stockholm, Kungliga Biblioteket, 943 Abb. 25: dl9 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. D[l v ]: ostensio des Veronica-Tüches (auch in d32, d41; = Abb. 27?). Ex. Paris, Bibliothèque Nationale, Rés. 1027 Abb. 26: d40 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. [Cvijv]: S. Petri in Vaticano. Ex. London, British Library, C 32 A 20 Abb. 27: d40 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. D[jv]: ostensio des Veronica-Tuches (= Abb. 25?). Ex. London, British Library, C 32 A 20 Abb. 28: d41 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. [Eijr]: S. Petri in Vaticano (auch in d42). Ex. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Rr 4390R Abb. 29: d20 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. [Biiijr]: ostensio des Veronica-Tuches. Ex. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Inc. 2541,5 Abb. 30: d20 (>Historia et descriptio< [dt.]) f. Cijr: S. Petri in Vaticano. Ex. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Inc. 2541,5 Abb. 31: n2 (>FigurenFigurenFiguren
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511
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