277 47 6MB
German Pages [412] Year 1997
DIE LIEDER DES BAKCHYLIDES ZWEITER TEIL
DIE DITHYRAMBEN UND FRAGMENTE
MNEMOSYNE BIBLIOTHECA CLASSICA BATAVA COLLEGERUNT J.M. BREMER· L.F.JANSSEN · H. PINKSTER
H. W. PLEKET · C.J. RUIJGH · P.H. SCHRIJVERS BIBLIOTHECAE FASCICULOS EDENDOS CURAVIT C.J. RUIJGH, KLASSIEK SEMINARIUM, OUDE TURFMARKT 129, AMSTERDAM
SUPPLEMENTUM CENTESIMUM SEXAGESIMUM SEPTIMUM
HERWIG MAEHLER
(HRSG.)
DIE LIEDER DES BAKCHYLIDES ZWEITER TEIL
DIE DITHYRAMBEN UND FRAGMENTE
DIE LIEDER DES BAKCHYLIDES ZWEITER TEIL
DIE DITHYRAMBEN UND FRAGMENTE TEXT, OBERSETZUNG UND KOMMENTAR
VON
HERWIG MAEHLER
BRILL LEIDEN · NEW YORK · KOLN 1997
This book is printed on acid-free paper.
Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Bacchylides. [Works. German & Greek. 1997] Die Lieder des Bakchylides Edition des Textes mit Einleitung und Obersetzung, Kommentar / von Herwig Maehler. p. cm. - (Mnemosyne, bibliotheca classica Batava. ISSN 0169-8958. Supplementum ; 62, 167) Includes bibliographical references (p. ) and index. Contents: v. I. Die Siegeslieder v. 2. Die Dithyramben und Fragmente. ISBN 9004107614 (v. I : cloth : alk. paper). - ISBN 9004106715 (v. 2 : cloth : alk. paper) I. Bacchylides-Translations into German. 2. Laudatory poetry, Greek--Translations into German. 3. Odes-Translations into German. 4. Athletics-Greece-Poetry. 5. Games-Greece-Poetry. I. Maehler, Herwig. II. Title. III. Series. PA3943.G47 1997 884'.0l-dc21 96-50259 CIP
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme [Mnemosyne/ Supplementum] Mnemosyne : bibliotheca classica Batava. Supplementum. Leiden ; New York ; Koln : Brill. Frilher Schriftenreihe Reihe Supplementum zu: Mnemosyne
167. Bacchylides: [Die Lieder]. Tei! 2. Die Dithyramben und Fragmente. - 1997 Bacchylides: [Die Lieder] Die Lieder des Bakchylides. - Leiden : Brill. (Mnemosyne: ... ) Literaturangaben ISBN 9o--04--06409--5
Teil 2. Die Dithyramben und Fragmente : Text, Obersetzung und Kommentar I von Herwig Maehler. - 1997 (Mnemosyne : Supplementum ; 167) ISBN 9o----o+-10671-5 NE: Maehler, Heiwig [Hrsg.]
ISSN O169-8958 ISBN 90 04 10671 5 ~
Copyright 199 7 by Koninklijke Brill, Leiden, The Netherlands
All 11f,hts reserved. No part of this publication may be reproduced, transl.ated, stored in a retrieval .rystem, or transmitt,ed in any form or by any m£ans, el.ectronic, m£chanical, photocopying, recording or otherwise, without prior writtm permission ftom the publisher. PRINTED IN TIIE NETHERLANDS
INHALTSVERZEICHNIS
Voiwort ..................................................................................... . Verzeichnis der abgekiirzt zitierten Literatur ........................ .
X1ll
Conspectus siglorum ................................................................ .
XXV
Vll
Text und Obersetzung ............................................................. . Kommentar zu den Dithyramben:
16 ......................................................................................... .. 17 18 19 20 21 23 24 25 26 27 28 29
129 149 167 211 241 261 267 268 273 276 278 280 282 284
Kommentar zu den Fragmenten ............................................ .
287
Indices ....................................................................................... . (A) Namen ............................................................................. . (B) Sachen ............................................................................ .. (C) Worter ............................................................................. . (D) Stellen .............................................................................. .
365 367
15 ...........................................................................................
371 374
377
VORWORT
Bakchylides' Dithyramben sind nach ihrer Wiederentdeckung 1 etwas freundlicher aufgenommen worden als seine Epinikien. Der Londoner Papyrus, schrieb Domenico Comparetti I 898, 2 hat uns zum ersten Mal eine Vorstellung vom Dithyrambus als Dichtungsform gegeben: "C'est la ... ce qu'il y a de plus nouveau et de plus precieux clans cette belle decouverte des poemes de Bacchylide." Besonders den 'Hi0rot (17) wurde Bewunderung gezollt: "Le numero XVII, heureusement conserve en entier, est un morceau acheve, un brillant exemple de narration lyrique ... grace a Bacchylide, ii se grave aujourd'hui clans notre imagination avec un incomparable eclat." 3 Dennoch haben auch Bakchylides' Dithyramben die unverdiente Geringschatzung des Dichters von Seiten der meisten Philologen zu spiiren bekommen, die Wilamowitz' unbedachtes Verdammungsurteil iibemommen haben. 4 Das hat zweifellos dazu beigetragen, class auch der Dithyrambus als Dichtungsgattung von der Forschung viel zu lange vemachlassigt worden ist - und das, obwohl der Dithyrambus jedenfalls in Athen im 6. und friihen 5Jahrhundert unstreitig das tonangebende Genre offentlicher, reprasentativer Dichtung gewesen ist. Erst die Arbeiten Priviteras5 haben in neuerer Zeit das Verstandnis dieser Dichtungsgattung und ihres gesellschaftlichen und politischen Umfeldes wesentlich gefordert. Die Entwicklung des Dithyrambus von Archilochos bis zum sogenannten "neuen" Dithyrambus des Timotheos und T elestes hat dann Bernhard Zimmermann in einer umfassenden Studie nachgezeichnet, 6 so class ich darauf hier nicht weiter einzugehen brauche. Ein weiterer Grund fur das lange Zeit relativ geringe lnteresse der
Bd. I l, s. 34--35. D. Comparetti, Les dithyrambes de Bacchylide, in: Melanges Henri Weil, Paris 1898, 38 = WdF 404. 3 Henri Weil, JSav. 1898, 54. 4 S. dazu Bd. I l, S. 10. 5 Vgl. vor allem G.A. Privitera, 11 ditirambo fino al V secolo, in: Storia e civilta dei greci, hrsg. von R. Bianchi Bandinelli, Bd. V (Milano 1979) 311-325. 6 B. Zimmermann, Dithyrambos: Geschichte einer Gattung, Gottingen 1992 (Hypomnemata 98). 1
s.
2
0
Vlll
VORWORT
Forschung an den Dithyramben des Bakchylides dtirfte ihre unkomplizierte Struktur gewesen sein. Wie zum Aufbau der Epinikien, hat Bernhard van Groningen auch zum Aufbau der Dithyramben des Bakchylides treffende Beobachtungen mitgeteilt. 7 Er geht von zwei Feststellungen aus: erstens, class die Mythenerzahlung bei Bakchylides viel gedrangter als die des Epos ist, weil sie aus einem Mythos jeweils nur eine Episode unvermittelt herausgreift und ihre Hauptpunkte ins Licht rtickt, und zweitens, class die Mythenerzahlungen der Dithyramben einfacher und geradliniger als die der Epinikien sind. 8 Nur zwei der fonf von ihm besprochenen Lieder (B. 15-19) haben ein Prooimion (15 und 16), nur eins hat einen formlichen Abschluss (17). 9 Allen gemeinsam ist, class sie eine Situation skizzieren, die den Zuhorern gut bekannt gewesen sein musste, woraus sich die oft nur andeutende Erzahlweise erklart. Was van Groningen im Hinblick auf B. 19 sagt ("Le mythe ... est raconte a !'intention d'un public qui le connait deja, et n'approfondit que quelques points particuliers"), 10 gilt auch for die Lieder 15-18. Ober van Groningens Beobachtungen hinausgehend hat Zimmermann die Tendenz, "die aktuelle Ebene, den Rahmen und den Akt der Auffuhrung aus den Gedichten auszublenden oder auf ein Minimum zu reduzieren, um auf diese Art den Zusammenhang der Erzahlung nicht zu storen," als Besonderheit der bakchylideischen Dithyramben (im Unterschied zu denen Pindars) herausgestellt und aus dem Einfluss der zeitgenossischen Tragodie erklart, dem er auch den "Versuch, die Erzahlung zu dramatisieren (c. 17), die Dominanz einer dialogischen Struktur (c. 17), die in c. 18 zum reinen Dialog wird, und die metrische Form und Komposition" zuschreibt. 11 "Die Dithyramben des Bakchylides sind demnach ... von unschatzbarem Wert for die Literaturgeschichte, da der Dichter aus Keos in vielerlei
7 B.A. van Groningen, La composition litteraire archa'ique grecque, 2.Aufl. Amsterdam 1960, 189-193. 8 "Nous passons du plus simple au plus complique" (a.a.a. 189); "la matiere du genre reste simple et la composition de ces odes de meme. II en est autrement dans Jes epinicies" (a.a.a. 193). 9 Das Lied 17 diirfte in Wahrheit ein Paian sein, s. unten S. 167. Dass schon unter den Gelehrten in Alexandria die Zuweisung einzelner Lieder zu den Dithyramben oder Paianen strittig war, zeigt die Kontroverse um Bakchylides' "Kassandra" (23) zwischen Aristarch und Kallimachos, die Pap. B referiert, s. S. 268. IO a.a.a. J89. 11 Zimmermann 114.
VORWORT
IX
Hinsicht an der Schwelle zu einem neuen Abschnitt dithyrambischer und chorlyrischer Dichtung steht." 12 Noch 1967 schrieb Jacob Stem am Schluss seines exzellenten Essais "On Bacchylidean Criticism" zusammenfassend: 13 "What is needed in the study of Bacchylides is criticism which will address itself with specific regard to the individual poems, not to what Bacchylides should have done if he were Pindar, but to what in fact he has done. We have already sufficient generalizations on which to test our perceptions, and more than enough minute details on which to build a foundation for describing the style of the poet. What is still needed is literary analysis which will ask why Bacchylides does what he does: in all the lists of Bacchylidean borrowings from Pindar and Homer, of his numerous compound-adjectives, of his subtle or gross alterations of myth, of his handling of the traditional form, there is hardly a word on what the poetic intent behind these details might be. A final judgment on Bacchylides must be withheld until some suggestions are made in these areas." 14 DreissigJahre spater, und hundertJahre nach der Entdeckung des grossen Bakchylides-Papyrus, 15 scheint die Zeit for eine gerechtere Beurteilung des Dichters gekommen zu sein. Der jetzt endlich vollstandig vorliegende Kommentar versucht, die von Jacob Stem mit vollem Recht erhobene Forderung wenigstens ansatzweise zu erftillen. Dass es mir nicht immer gelungen ist, ist mir nur allzu deutlich bewusst; ich kann nur hoffen, cxAcxyycx~ )-
r' 45
50
55
OE~io'tpCX'tOV d~ a.yopcxv. 7tCXV'tlll oe OtEOpcxµEv CXUOCXEt~ AOyo~. 3 8EOt~ o' a.vioxov'tE~ XEPCX~ a.8cxvcx'tot~ EUXOV'tO 1tcxuocxo8m ou&v. Mouocx, 'ti~ 1tp&'to~ A6ycov &pxEv OtKcxicov; IlAEto8Eviocx~ MEVEAcxO~ ycxpu'i 8EA~tE7tEl 7 q,8€y~CX't·, EU7tE7tAOtm Kotvooa~ xcxptomv·
"ib r p&E~ &.p11·{q,1A01, ZEu~ U'lf[1µeocov 01~ a.1tav'ta oepKE'tm 3 OUK CXl'ttO~ 8vCX'tot~ µEycxAcov a.xecov, a.AA' EV [µfo ]cot KEt'tm KtXEtv 7tpoouvm~ E~moiot~ 8cxAAOUCJ' a.8cxµP11~ 3 "YPpt~, a 7tAOU't[o]v ouvcxµiv 'tE 80&~ a.AAO'tpt0v co1t~~Ev,'cxt>n~ o' E~ pa8uv 1tEµ1tEt q,86pov · ~E] ivex Kat u1tEpq>tcxAu~ 7 ra~] ~cx'iocx~ COMCJCJEV riycxv'tcx~."
23-24 Bl. hie (vel 30-31) fr. 26 inserendum esse vidit I 24 fota't P (£ superscr.
P'), ecm 6£ A6yoc; in marg. P 2 II 45 8@'io(1v) Housman, Barrett II 47 APXEN AOfCON: Purser 11 54 11IKAAH0HAN: A3 I av8p0>1tOlO'l 6hcav ooiav ayvav Clem. II 55 AKOAOY0ON supra v. add. A3 I 0Eµt6oc; Clem. II 56 1tai6£