Römische Geschichte: Band 3 Bis zur Schlacht an der Milvischen Brücke (312 n. Chr.) [Reprint 2019 ed.] 9783110866711, 9783110061604


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German Pages 148 [180] Year 1958

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INHALT
1. Ursachen der Größe Roms
2. Folgen der Größe Roms
3. Augustus: Beschränkung und Ordnung
4. Ausbau des Reichs
5. Die Adoptivkaiser
6. Soldatenkaiser und Tetrarchie
Literaturnachweis
Register
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Römische Geschichte: Band 3 Bis zur Schlacht an der Milvischen Brücke (312 n. Chr.) [Reprint 2019 ed.]
 9783110866711, 9783110061604

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SAMMLUNG

GÖSCHEN

RÖMISCHE

BAND

679

GESCHICHTE von

FRANZ

ALTHEIM

o. P r o f . a n d e r F r e i e n U n i v e r s i t ä t B e r l i n

i n

B I S Z U B S C H L A C H T AN D E R M I L V I S C H E N B R Ü C K E (312 n. C H R . )

WALTER DE GRUYTER & CO. v o r m a l s G. J . Gösehen'scbe V e r l a g s h a n d l u n g • J . G u t t e n t a g , V e r l a g s b u c h h a n d l u n g • G e o r g R e i m e r • K a r l J . T r ü b n e r * Veit & Comp.

BERLIN

1958

Die Gesamtdarstellung umfaßt folgende Bände: Band Band

I: Von den Anfängen bis zur Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.) Band I I : Bis zur Schlacht bei Actium (31 v. Chr.)

19

Band 677

Band I I I : Bis zur Sdiladit an der Milvischen Brücke (312 n. Chr.) Band 679 Band IV: Bis zur Sdiladit am Yarmuk (636 n. Chr.) Band 684

© C o p y r i g h t 1958 by Walter de G r u y t e r & C o . , Berlin W 35, Genthiner Str. 13. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung v o n P h o t o k o p i e n und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten. — A r c h i v - N r . 11 06 79. — Satz und Druck: K a h m a n n - D r u c k , Berlin-Steglitz. — P r i n t e d in G e r m a n y

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1. Ursachen der Größe Roms

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2. Folgen der Größe Roms

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3. Augustus: Beschränkung und Ordnung

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4. Ausbau des Reichs

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5. Die Adoptivkaiser

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6. Soldatenkaiser und Tetrarchie

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Literaturnachweis

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Register

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1. Ursachen der Größe Roms 1 ) Die augusteische Epoche bezeichnet den Höhepunkt römischer Geschichte. In ihr vollendete sich die Machtstellung im Mittelmeerraum und über diesen hinaus, und gleichzeitig offenbarten sich die Grenzen, die solchem Streben gesetzt waren. Wenn irgendwo, so darf an dieser Stelle die Frage aufgeworfen werden, wie es zum Aufstieg Roms kommen konnte und warum ihm ein Stillstand beschieden war. Vielleicht läßt sich die doppelte Frage dahin vereinfachen, daß eben in der Art des Aufstieges auch die Gründe des Stillstandes und späteren Abstieges beschlossen lagen. In einer Rede, die auf die Zeitgenossen ihren Eindruck nicht verfehlte, hat R. Heinze 2 ) gezeigt, wie stetige Hingabe an das gemeine Wesen, sorgfältige Auswahl der Oberbeamten und eine darauf beruhende stetige Führung den römischen Staat kennzeichneten. In der Tat bildeten die genannten Eigentümlichkeiten unerläßliche Voraussetzungen für eine durch Jahrhunderte fortgesetzte Politik erfolgreicher Machterweiterung. Nur bleibt damit die Frage offen, was denn Rom zu solcher Politik veranlaßt habe. Die Antwort, die darauf gegeben wurde, ist denkbar unbefriedigend. Denn einen Willen zur Machterweiterung, wie Heinze es tut, auf einen „Trieb zur Machtentfaltung und zum Machtgenuß um seiner selbst willen" zurückzuführen oder, wie es an anderer Stelle heißt: Machtpolitik auf Herrschsucht sich gründen zu lassen, läuft auf eine ! ) Erstmals, in t e i l w e i s e a b w e i s e n d e r Form, veröffentlicht i n : A H i s t o r y of R o m a n R e l i g i o n (1938) 411 f . 2) Von den Ursachen der Größe R o m s . L e i p z i g e r R e k t o r a t s r e d e 1921 (seitdem mehrfach neu a u f g e l e g t ) .

Ursachen der Größe Roms

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Tautologie heraus. Berufung auf Macht (dies sei hinzugefügt) bedeutet, daß, was seinem Wesen nach Mittel ist, zum Selbstzweck wird. Macht als solche besagt wenig: es kommt darauf an, welchen Gebrauch man von ihr macht. Sie kann ordnend und zerstörend, hilfreich oder bedrückend sein. Erst eine Zeit des positiven und technischen Denkens konnte das Tun als solches mit dessen Sinn verwechseln. Gerade einer Zeit wie der heutigen, die Machtstreben und Machtentfaltung wie kaum eine andere gesehen hat, muß sich das Ungenügen des Machtbegriffes, soweit er eine Sinngebung einschließt, verdeutlichen. Hier darf die politische Ideologie ihren Rang beanspruchen. Völker, die in zwei Weltkriegen um die Wette die Blüte ihrer Jugend auf den Schlachtfeldern geopfert haben, hätten bei Berufung auf ein bloßes Machtprinzip schwerlich die Hand geregt. Es bedurfte anderer, idealer und fortreißender Vorstellungen — Hingabebereitschaft, Vaterlandsliebe und Zukunftsglaube —, um die Betroffenen zu solcher Tat zu vermögen. In der Nachkriegszeit vollends hat seinen Abschluß gefunden, was sich zuvor nur in Anfängen gezeigt hatte. Die Bildung politischer Ideologien beschränkt sich nicht mehr auf einzelne Völker, sondern schickt sich an, ganze Gruppen von ihnen zu umfassen. Kein Staatswesen und keine Gruppe von solchen kann heute dieser Ideologie entraten. Die billige Auskunft, daß es sich um bloße Schlagworte handle, gut genug, um dem nächsten Zweck der Mobilisierung der Massen zu genügen, geht am Entscheidenden vorbei. Denn mit der politischen Ideologie eines Staates ist an seine Grundlage gerührt; er findet sich, als geschichtlich Gewordenes und politisch Wirkendes, in seiner Ideologie wieder. Er schöpft aus ihr das Vermögen, N o t und Niedergang zu überwinden. In den großen Augenblicken seiner Geschichte findet er, was er stets ersehnt, hochgehalten oder verkündet hat, in glänzender Weise bestätigt. Politische Ideologie gibt der Macht Sinn und Inhalt; sie bestimmt auch deren Gebrauch. Damit wird unser Forschen, und zwar gerade dann, wenn es von der überkom-

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Ursachen der Größe Roms

menen Auffassung ausgeht, in eine Richtung gelenkt, die von solchem Ausgangspunkt weitab führt. Eine Fragestellung, die zunächst auf Macht und nur auf sie hinauslief, findet sich auf die geistigen Grundlagen der Politik verwiesen. Machtpolitik bedeutet stets etwas, das seinem Wesen nach allgemein ist. Rückführung bestimmter Handlungen und Vorgänge auf Machtpolitik trägt, ob man wolle oder nicht, einen gleichmacherischen Zug. Der einzelne und eigenwüchsige Fall wird einem durchgehenden Prinzip untergeordnet und so zu „erklären" versucht. Man spricht von römischer Machtpolitik, doch daneben kennt man auch solche anderer Staaten, Völker und Zeiten. Dabei ergibt sich eine Rechnung, die alle, unter sich so verschiedenen Formen staatlichen Verhaltens auf einfache und meist gleiche Faktoren! Mittel und Zweck, Ursache und Folge, Plan und Durchführung und was dergleichen mehr ist, zurückführt. Eine politische Ideologie hingegen, die einem bestimmten Staate gehört, ist nichts Allgemeines, sondern etwas höchst Eigenständiges. Sie ist dem besonderen Charakter des" geschichtlich einmaligen Staatswesens verhaftet. Untrennbar ist damit verbunden, daß solche Ideologie in ihrem Eigentlichen irrational ist. Sie kann sich rationaler Formen aus Gründen der Zweckmäßigkeit bedienen — in der politischen Rede, in der Programmschrift, in der Debatte und wo immer —, aber sie bedient sich nur dieser Form, nie gründet sie sich im Rationalen oder vermag darin aufzugehen. Ein letzter Gegensatz sei vorerst angedeutet. Während Machtpolitik, wo sie betrieben wird, ausschließlich auf unmittelbar greifbaren Erwerb sich ausrichtet, während sie stets innerweltlichen und zumeist höchst irdischen Zielen zustrebt, erweist sich politische Ideologie als weniger beschränkt. Es besteht die Möglichkeit, daß sie an den metaphysischen Bereich rührt; sie kann zur Sache des Glaubens werden. Im Falle Roms wird sich das zeigen.

Ursachen der Größe Roms

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2. In berühmten Versen hat Vergil vom Beruf des Römers zum Herrschen über die Völker gesprochen (Aen. 6, 847 f.). Auch sie hat man zum Zeugnis römischen Machtwillens madien wollen, und noch seltsamer war, daß man lange an dieser Deutung festhielt. Und doch meint dieser Dichter nicht ein Schalten und Walten über solche, die unterworfen sind, nicht ein Willkürregiment, das der Römer zu errichten habe, sondern er spricht von einem regere imperio: römische Herrschaft geschieht zwar nach eignem Ermessen, aber dieses Ermessen gründet sich auf legitime Befehlsgewalt (Imperium). Nicht Machtstreben, sondern der Wille, eine Ordnung aufzurichten, spricht sich aus; dazu ist der Römer berufen. Und dieser Ordnung, die als solche Recht ist, fügt sich, was folgt. Nämlich „dem Frieden Gesittung und Gesetz zu geben", zu „begnadigen, wer sich gehorsam fügt", und im Krieg „der Rebellen Trotz zu brechen". Dem Inhalt entspricht die Form der vergilischen Verse. Was der Nation als ihre Berufung eingeprägt wird, gibt sich als göttlicher Spruch. Feierliche Mahnung an den „Römer" (851) findet' ihre Entsprechung in einem alten Sibyllinum und anderen göttlichen Geheißen, die dem Verlauf der römischen Geschichte zur Seite gehen. Wenn also Rom unter den Völkern eine Ordnung aufrichten wird, so darum, weil ihm der Götter Auftrag zuteil geworden ist. Von Machtwille als Ursache und Machtpolitik als Ziel des Römertums ist mit keinem Wort die Rede. Man blickt hinein in eine göttliche Ordnung und Führung. Wie sie den einen heißt, in Erz und Stein Bilder zu formen oder der Gestirne Bahn zu erforschen, so weist sie dem Römer seinen Bereich und damit seine Aufgabe zu. Gewiß bedarf jeder Staat, um leben zu können, und so auch der römische der Macht. Doch darum ist man nicht berechtigt, den Machtbegriff als geschichtliche Panazee zu verwenden. Für Rom zumindest muß man anerkennen, daß an die Stelle eines elementaren Machtstrebens, das nicht weiter ableitbar ist, ein Anspruch tritt, der sich auf geistige Voraus-

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Ursachen der Größe Roms

Setzungen gründet. D e n bloßen Trieb ersetzt das Wissen um eine B e r u f u n g , die sich der Macht als W e r k z e u g zur Verwirklichung bedient. D a r i n liegt beschlossen, d a ß solche Macht, wenn ihr ein P l a t z z u k o m m t , weder Ursache noch Ziel, sondern Mittel bedeutet. S o m i t scheidet sie, wie wesentlich auch sie in anderem Betracht sein m a g , bei einer Erörterung über die Ursachen der G r ö ß e R o m s aus. D i e Anschauung eines Dichters — nicht eines beliebigen, sondern Vergils, den R o m z u den Größten rechnete u n d in dessen Worten sie sich wiedererkannte — verweist auf den religiösen Bereich. Doch noch ein Weiteres v e r m a g dieser Dichter z u lehren, w o f e r n m a n auf das hört, w a s er zu sagen hat. D i e Worte über R o m s B e r u f u n g werden in der U n t e r welt gesprochen. Sie beschließen Anchises' große R e d e , darin dieser seinem Sohn Aeneas die Z u k u n f t kündet. E r beginnt mit dem R u h m , der des eignen S t a m m e s u n d seiner italischen Nachbarschaft harrt (756 f.). R o m s H e l d e n gestalten stehen beiden v o r A u g e n : im elysischen Gefilde versammelt, harren sie des Aufstieges zur Welt der Lebenden. Gleich einem figurenreichen G e m ä l d e schicken sie sich an, in Anchises' Worten aufzutauchen, sich a u s z u p r ä g e n und dann dem Nächsten P l a t z zu machen. A b e r auch, was dem Sohne selbst die Zukunft bringen w i r d , will der V a t e r enthüllen; er wird, wie es einleitend heißt, ihm das Schicksal (fatum) künden (759). D a v o n w i e d e r u m unterscheiden sich jene Verse, in denen Anchises v o m Beruf des R ö m e r t u m s spricht. Wies er bisher die Z u k u n f t , indem er sie gestalthaft hinstellte, oder teilte er sie dem mit, den es anging, so erhebt sich nunmehr seine R e d e z u maßgebender N o r m . Indem er jene Verse ausspricht, als F o r d e r u n g und Geheiß, legt er unverrückbar den geschichtlichen Sinn des R ö m e r t u m s fest. Anchises' V e r k ü n d u n g durchläuft demnach verschiedene Stufen. Schicksal, oder römisch gesprochen: F a t u m , ist nach Vergils Worten nur, w a s über Aeneas' Z u k u n f t gesagt wird. A b e r auch mit der Heldenschau ist R o m s F a t u m gemeint. D a s erweist sich d a r a n , d a ß Aeneas' Geschick dem römi-

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sclien verknüpft wird (887 f.). Doch da fatum dem Wortsinn und Wesen nach bedeutet, was da „gesagt" und solcherart als göttliche Bestimmung festgelegt ist, durfte bei den Bildern von Roms Zukunft jenes Wort — aber auch nur das Wort — nicht verwandt werden. Im höchsten und eigentlichen Sinn Fatum sind endlich die Verse über den Römer und sein Völkerregiment. Indem sie „gesprochen" und „gesagt" werden, setzen sie Roms Fatum. Lucan, ein anderer Dichter und Nachfahre Vergils, wirft einmal die Frage auf, welche Gottheit durch das delphische Orakel zu den Menschen spreche (Phars. 5, 92 f.). Wer es denn sei, der hier wirke: möge er nun, was da Fatum heiße, mitteilen, oder möge er, indem er durch sein Künden befehle, zugleich das Fatum setzen. Damit sind zwei Formen gegeben: die erste entspricht der Kundgebung von Aeneas' Geschick und der Heldenschau (wo beide Male alles schon festgelegt ist, aber sich in Anchises' Mund erst offenbaren wird); der zweiten aber, die durch den bloßen Spruch bereits das Fatum setzt, entspringen die Verse über Roms Berufung. Auch bei Homer ist es so, daß Verkündung des Schicksals und dieses Schicksal selbst gleichgestellt werden 3 ). Nicht nur das Geschick ( X 303) oder das Todeslos (2 465) vermag den Betroffenen zu „ereilen", auch der schicksalwirkende Spruch kann dies tun (v 172). Römische Anschauung hat, was in der griechischen angelegt war, mit äußerster Folgerichtigkeit durchgeführt. Denn Fatum bedeutet nicht nur den von den Göttern festgesetzten Gang der Ereignisse, sondern geradezu das Numen des verkündenden Wortes 4 ). Diese Feststellung gilt es für das Folgende festzuhalten. 3. H o r a z ' fünfte Römerode (c. 3, 6, 5), so zeigte sich (1,28), kündet von der inneren und ursächlichen Verknüpfung von Herrschaft und Gehorsam, von gesetzmäßiger Befehlsgewalt und unbedingter Anerkennung des göttlichen 3) G. Björck, Symb. Osl. 15—16, 89 Anm. 1. •I) W. F. Otto, RE. 6. 2047 f.

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Willens. Was damit gemeint ist, zeigt sich an den Beispielen, mit denen Horaz die entgegengesetzte Haltung verdeutlicht. Die Sünden der Väter werden am gegenwärtigen Geschlecht, so vernimmt man, gebüßt werden, solange Tempel und Götterbilder nicht hergestellt sind. Der Götter Vernachlässigung hat Italien viel Leids gebracht, heißt es im Anschluß an den eingangs angeführten Vers. Solche „Vernachlässigung" hat ein positives Tun zum Gegenüber, das zu den wichtigsten Anliegen des Römers gehört: religio. Gemeint ist das „Achthaben" auf die Forderungen der Götter, die den Menschen durch maßgebende Hinweise zuteil werden. Auf diese hat er zu hören und sie auszuführen. Darum wendet sich Horaz, wenn er dazu aufruft, den Göttern wieder die ihnen zukommenden Ehren zu erweisen, in feierlicher, an den Götterspruch gemahnender Form an seine Mitbürger. Er selbst spricht das Schicksalswort und setzt durch dieses das Fatum. Als Seher und Künder, als vates tritt der Dichter vor sein Volk hin. Vergleichen läßt sich Livius' Erzählung von dem delphischen Orakel, das die Römer vor der Eroberung Vejis einholen (5, 16, 9 f.). Neben Anderem (damals Wichtigerem, im vorliegenden Zusammenhang aber Bedeutungslosem) begegnet die Aufforderung, ererbte Kulte, deren Ausübung man unterlassen hatte, nach alter Weise herzustellen (5, 16, 11); auch hier ist dies Vorbedingung des Erfolgs. Und wiederum erscheint ein maßgebendes Geheiß, diesmal aus göttlichem Mund. Die Mahnung an den „Römer", die das Orakel einleitet, verbindet es mit der Redeform, die Horaz und Vergil in gleicher Lage gewählt haben. Doch religio erschöpft sich nicht in der Erfüllung kultischer Forderungen. In einer Rede, die Livius dem Eroberer Veiis in den Mund legt (5, 51, 1 f.), warnt Camillus vor dem Verlassen des von den Galliern zerstörten Rom. Auch da geht religio eine Verbindung mit der Größe und dem Wohlergehen der Stadt ein. Man brauche nur auf die letzten Jahre zu blicken, um zu erkennen, daß für die Römer

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alles günstig verlief, wenn man „den Göttern folgte" (5, 51, 5). Umgekehrt schlug zum Nachteil aus, wenn man ihrer nicht achtete. Unter den Beispielen, an denen der Gegensatz zwischen dem „Achthaben" auf die Götter und ihrer „Vernachlässigung" (5, 51, 7—8; vgl. 52, 1) aufgezeigt wird, begegnen auch solche aus dem Kult. Doch sie begegnen nicht allein. Das feindliche Veji wurde erobert, weil man auf die Meinung der Götter gehört hatte, aber die gallische Katastrophe dadurch verschuldet, daß man der himmlischen Stimme nicht achtete, die von der Feinde Nahen kündete (5, 51, 6—7). Es zeigt sich, daß die Römer in ihrem Tun durch göttliche Hinweise gelenkt wurden und daß religio demzufolge die Forderung enthält, auf solche Hinweise zu hören. Unterläßt man es, so bekommt man die Folgen zu spüren. Damit, daß man sich der nächtlichen Mahnung, die klarer denn menschliche Stimme unterhalb des Palatin (5, 32, 6) erschallte, versagte, nahm das Unheil seinen Weg. Diese nächtliche Stimme selbst ist es, die das Geschehen ins Rollen bringt. Indem sie ertönt oder „spricht", setzt sie das Fatum. Daraufhin überstürzen sich die Ereignisse. Camillus wird aus Stadt und Heimat vertrieben. Der Einzige, der das Verderben hätte aufhalten können, wird beseitigt, und damit öffnet sich den Galliern der Weg (5,32,7; 33,1). Erst jetzt erfährt man von deren Einbruch, aber die Änderung der zeitlichen Folge hat zur Folge, daß man sieht, wie sich die Lawine vom Norden her in Bewegung setzt. Es folgt das völkerrechtswidrige Verhalten der römischen Gesandten, zu einem Zeitpunkt, da, wie Livius sagt (5, 36, 6), schon das Fatum auf Rom lastete. Und wieder geht es um einen Schritt weiter: obwohl das Gewicht des Unheils schon spürbar ist (5, 37, 1), ergreift man nur ungenügende Maßnahme gegen den furchtbaren Feind. Das göttliche Strafgericht bildet den Abschluß. Es heißt Niederlage an der Allia und Zerstörung der Stadt. Was sich derart in Stufen vollzieht, konnte in solch einprägsamer Form nur römische Geschichtsschreibung gestal-

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ten. Wie der vergilische Aeneas durch der Götter Spruch und Ansage, die ihm sein Schicksal setzen, nach Latium geführt wird, so stehen dieselben Mächte seinen Nachkommen zur Seite, um sie bei ihrem Tun und mehr noch: bei ihrem Fortschreiten zu geleiten. Sprüche der Sibylle und jene Wunderzeichen, die deren Befragung veranlaßten, dazu Gutachten der römischen Leberbeschauer begleiten die römische Geschichte in ihrem gesamten Verlauf. Sie unterrichten dieses Volk fortwährend über sein Verhältnis zu jenen Mächten, die das Fatum bestimmen. Sie lenken jeden der Schritte Roms, denn sie enthalten maßgebende Hinweise darauf, was man jeweils zu tun und zu lassen habe. Indem die Römer ausführen, was sie solcherart geheißen werden, indem sie „den Göttern folgen", sind sie zu Herren der Welt geworden. Dies ist der Sinn des horazischen Kündens, das am Beginn dieses Abschnittes stand. 4. Die bisher angeführten Äußerungen gehören der augusteischen Zeit an, also einem begrenzten und nicht allzu frühen Abschnitt der augusteischen Geschichte. Aber es wäre leicht, ihren Kreis zu erweitern. Cicero, um seine Stimme nicht zu überhören, darf auf Verständnis und Zustimmung seiner Zuhörer rechnen, wenn er die Götter durch Zeichen die kommende catilinarische Verschwörung voraussagen und sich an deren Niederwerfung maßgebend beteiligen läßt (Cat. 3, 18—22). Umgekehrt ist noch für Kelsos (ccA. Aov 8, 69) selbstverständlich, daß die Götter das Römerreich geschaffen haben, und Augustin hat sich sauer werden lassen, diese Ansicht zu widerlegen. Anderes führt in älteste Zeit, und dort hätte man solche Gedanken ohnedies zu erwarten. Wenn sorgfältige und unablässige Verehrung der Götter die Voraussetzung für Roms Aufstieg und Herrschaft bildeten, so mußte solches Verhalten Rom von seinen Anfängen ab bestimmt haben. Da ist der feierliche Spruch, mit dem der pater patratus die Kriegserklärung eröffnete. Nicht dem zukünftigen

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Gegner, sondern den Göttern gegenüber suchte man die eigne Forderung als gerecht hinzustellen. Mit härtesten Eiden bekräftigte der Priester seinen Anspruch (Liv. 1, 32, 6 f.), und Iupiter, Ianus Quirinus sowie die Götter alle wurden angerufen, um ihnen die Ungerechtigkeit des gegnerischen Verhaltens anzuzeigen (1. c. 10). Erst nachdem man derart gegenüber den Mächten, die über allem Geschehen walten und die allein zu gutem Ausgang verhelfen, sich gebunden hatte, konnte der „gerechte Krieg" eröffnet werden (1. c. 12). Nie verließ den -Römer diese Grundhaltung. Unter feierlicher Anrufung der heiligen Ordnungen und aller Götter, die es hören mochten, verkündeten sie vor Beginn des Aequerkrieges den Bruch der Verträge seitens des Feindes, die Nichtachtung des menschlichen und göttlichen Rechtes. Solches Verfahren konnte sich zu regelrechtem Wettlauf um die göttliche Gunst steigern. Tullus Hostilius gelang, die Albaner so lange am Vorbringen ihrer an sich gerechtfertigten Beschwerden zu hindern, bis die Römer ihnen zuvorkamen und als erste den Gegner des Rechtsbruchs bezichtigten. So gewann man dem Gegner den Vorteil ab und sicherte sich, einmal im Besitz des göttlichen Beistandes, die Oberhand. Umgekehrt vermochten die Samniten sich einem ähnlichen Vorteil, diesmal zuungunsten der Römer, zuzuwenden, nachdem sie bisher unter der Götter Zorn gelitten hatten. Gestärkt durch das Bewußtsein, daß sich das Blatt gewendet habe, gingen sie in den Kampf und brachten den Römern die kaudinische Niederlage bei. „Denn", so sprach der Führer der Samniten vor dem Kampf, „es kommt bei den menschlichen Dingen vor allem darauf an, ob man mit den Göttern oder gegen sie handelt. Darum wisset, daß wir früher mehr den Göttern als den Menschen unterlagen, daß wir ¡etzt aber unter der göttlichen Führung selbst kämpfen werden." Hier ist nichts von Völkerrecht in unserem Sinn zu spüren. Die Götter sind die Kontrahenten des Rechtsganges, und ähnlich steht es in einem weiteren Fall. Der

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Ursachen der Größe Roms

römische Triumph wird nicht zu Ehren des Feldherrn gefeiert, sondern zu Ehren des Gottes, der den glücklichen Ausgang herbeigeführt hat. Iupiter ist der Sieger, und darum triumphiert er selbst5) Wie römische Politik überhaupt, wenn sie rechtens ist, nur göttliches Geheiß ausführt, so ist auch der Feldherr Werkzeug in des Gottes Hand. So tritt er vor diesem als dem eigentlichen Sieger zurück, geht ganz in dem Größeren auf, der das Tun des Römervolkes und seines Feldherrn lenkt. Alles, was zuvor als göttlicher Hinweis, als Erfragung und Kundgebung göttlichen Willens bezeichnet wurde, besaß eine gewaltige Bedeutung für Roms Staat und Geschichte. Und doch hat man sich daran gewöhnt, die darauf bezüglichen Berichte der römischen Geschichtsschreiber bestenfalls als Unbequemlichkeit für modernes Empfinden zu betrachten. Vor allem Mommsens Verhalten hat dahin gewirkt. Ausgehend von Entartungserscheinungen der späten Republik, war er geneigt, Vogelschau und dergleichen abschätzig, wenn nicht gar als Lächerlichkeit zu werten. Und doch ist Tacitus' Interesse für Wunderzeichen und Prodigien ein unabdingbarer Bestandteil seiner geschichtlichen Gesamtauffassung, die durch Fatum und Fatalität weithin bestimmt wird 6 ). Wie entscheidend die göttlichen Weisungen in römisches Leben eingegriffen haben, läßt sich am Verhalten des Einzelnen greifen, zumal an dem des großen Einzelnen. In ihm wird zusammengefaßt, was römisches Wesen ausmacht. Von Augustus berichtet Sueton7) eine Reihe von Zügen, die nach ihrer Besonderheit und Genauigkeit auf ein wirkliches Wissen zurückgehen. Mit Erstaunen vernimmt man von der Gewitterfurcht des Kaisers, von Gesichtern, die ihn besonders im Frühjahr heimsuchten, von Träumen, deren Mahnungen er folgte. Vogelschau hat er gewissenhaft beobachtet, und seine Vorsicht ging so weit, daß, wenn er des Morgens in den falschen Schuh schlüpfte, er dies als 5) Terra 6) >)

G . Rohde, Die Kultsatzungen der Pontífices 135 A n m . 6; F. Altheim, M a t e r (1931) 80 f. Vgl. Römische Religionsgesdiidite 1 (Slg. Göschen 1035), 89 f. Aug. 90—92; vgl. Vell. Paterc. 2, 59, 6; Lactant., d i v . inst. 2, 7. 22.

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unheilbedeutendes Zeichen ansah. . . . Anderes kommt hinzu, wie die fast belustigende Geschichte vom Bauern Eutychos und seinem Esel Nikon. Ihnen war er am Morgen der Schlacht bei Actium begegnet, und das war diesem Römer Grund genug, um beiden, Mensch und Tier, als Trägern glückbringender Namen und Kündern des Sieg'es, zwei eherne Statuen zu errichten. Augustus, von dessen Bildnissen es zuweilen scheint, als entströmö ihnen eine überlegene, ja erkältende Rationalität, war ein Römer wie alle anderen. Ein echter Vertreter seines Volkes, der an sich und um sich das Walten des Fatum beobachtete und der keinen Hinweis übersah, der ihm davon hätte künden können. Noch merkwürdiger in alledem ist Sulla: wie er sich weithin als Augustus' Vorgänger erweisen wird, so auch im vorliegenden Fall. Vorzeichen, die Sulla zuteil wurden, durchziehen die Biographie Plutarchs. Das Wissen um diese Dinge, hier und auch bei Appian, ging auf Sulla selbst zurück: in seinen Denkwürdigkeiten hatte er davon umständlich berichtet. Er hat sich unter der Leitung und unter dem Schutz der Götter gefühlt, die auch ihn durch ständige Weisung davon unterrichteten, was er zu tun hatte. In diesem Sinn ist zu verstehen, wenn er das „Glück" höher schätzte als das menschliche Vermögen8). Denn was er sich darunter dachte, hat er klar ausgesprochen: Glück war ihm nichts anderes als auszuführen, was der Gott ihn geheißen hatte 9 ). Uberhaupt hat es mit diesem Glück Sullas seine besondere Bewandtnis. Nach Plutarchs Worten könnte scheinen, als sei damit gemeint, was die Griechen als Tyche bezeichneten. Also jene mächtige, aber stets wandelbare Gottheit, die nach unerforschlichem Gesetz bald das Gelingen verleiht, bald es versagt; die heute erhebt, um morgen zu stürzen. Aber Plutarch bemerkt 10 ) und andere Bezeugungen bestätigen, daß der Beiname des „Glück8) Plutarch., Sulla 34, 2. 9) D a z u Plutarch., Sulla 27, 3; 28, 6, beides aus Sullas Erinnerungen. 1») Plutarch., Sulla 34, 2 f . ; A p p i a n , civ. 1, 11, 97.

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Ursachen der Größe Roms

liehen" (Felix), den Sulla sich zulegte, in der von ihm gewählten griechischen Übersetzung ('EiracppöSiTos) keineswegs den Günstling der Tyche meinte. Sie brachte vielmehr zum Ausdruck, daß, wer ihn trug, unter dem Schutz und in der Huld der Aphrodite stehe. Aber auch das lateinische Wort besagt nichts darüber, daß der so Bezeichnete der unerwarteten und wechselnden Gaben Tyches teilhaftig sei. Sondern Felix meint das Fruchtbare und Schöpferische, all das, was immerfort unter der Götter Schutz steht, und damit nicht das augenblicklich, sondern das dauernd Glückliche 11 ). Schließlich ist hier des älteren Scipio zu gedenken 12 ). Schon zu Lebzeiten hatte sich eine geheimnisvolle Kunde seiner bemächtigt. Neben manch anderem Wunderbaren erzählte man sich von ihm, daß er kein Unternehmen beginne, ohne zuvor im Tempel des kapitolinischen Iupiter zu weilen und dessen Rat einzuholen. Überhaupt glaubte man, daß er um die Zukunft wisse und alles auf Weisung der Götter tue; anders gewendet, daß er durch seinen Umgang mit dem höchsten Gott Einblick in den Verlauf des Fatum erhalte: in das, was von Iupiter „gesagt" und damit unabänderlich bestimmt war. Diesen Verlauf, den der Römer geradezu als ,Jupiters Fatum" bezeichnen kann, setzt der Gott, indem er ihn vor Scipio ausspricht. Größe und Berufung dieses Römers liegt darin, daß er dessen achtet und erkennt, was dem göttlichen Mund an Spruch und Schicksal entströmt. Indem Scipio vollzieht, was das Fatum will und ihn zu tun heißt, wird er zum Werkzeug von Iupiters Planung. Er wird zum Werkmeister an der Größe Roms. 5.

Scipios Handeln ist darin nur Abbild des Römertums selbst. In drei Dingen haben die Römer, einem Wort 11) Thes. 1. l a t . 6, 435, 72 f . ; 437, 44 f . ; 439, 54 f . ; 442, 84 f . ; 446, 20 f. ( A m m a n n ) . Im Anschluß d a r a n : H . Ericson, Eranus 41, 77 f . 12) F. A l t h e i m , Epochen der röm. Gesch. 2 (1935), 65 f . ; R o m . R e l i g i o n s gesch. 2 (1953), 30 f.

Ursachen der Größe Roms

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Ciceros (de har. resp. 19) zufolge, alle anderen Völker übertroffen: in der Frömmigkeit, in ihrem „Achthaben" auf die Götter und in ihrem besonderen Wissen darum, daß diese Götter durch ihr Wirken alles lenken. Solches Wissen führte Rom mit Notwendigkeit zu einer Haltung, die man als splendid Isolation bezeichnen darf. Sie begegnet schon früh, insofern man sich, obwohl latinischer Abstammung, doch niemals zu den Latinern gerechnet hat. Die Latiner pochten auf Stammesverwandtschaft 13 ), die Römer nie. Audi späterhin blieb man „ein isoliertes Volk; wir sehen sie nicht als Mitglied eines Staatensystems. Es bestand keine Gemeinsamkeit zwischen ihnen und den übrigen Völkern. Die Bündnisse, die sie diesen gewähren, bringen denselben nur eine Art äußerer Unabhängigkeit. Eine übermächtige, in sich konzentrierte Gewalt war es, die sich immer weiter ausdehnte." Hegel, von dem diese Worte stammen, hat bereits auf dieselben Eigentümlichkeiten in der Urgeschichte Roms hingewiesen. Diese Stadt, die doch von Göttersöhnen gegründet sei, werde gleichviel als Gemeinde von Ausgestoßenen geschildert, mit der keiner der Nachbarn etwas zu tun haben wolle. Bewußtsein der Römer selbst sei gewesen, daß bereits ihre Ahnväter „sich in Gegensatz zu allen Nachbarn stellten". Hier sind wir im mythischen Bereich: auch da hat die Sonderstellung Roms ihren Ausdruck gefunden. Die auf göttliches Geheiß und durch die Nachkommen eines Gottes erfolgte Stadtgründung hat vorweggenommen, was sich in den geschichtlichen Schicksalen Roms erfüllen sollte. Man hat an Rom gerühmt, daß es in fortgesetztem Vorrücken die an das jeweilige Reichsgebiet angrenzenden Räume „in langer und zäher Arbeit" einbezogen habe. Ich weiß nicht, ob man durch die Einführung des Begriffes „Arbeit" die Dinge übers Maß vereinfacht, ob man sie nicht auch in allzu kleinbürgerlicher Art gesehen habe. Römertum gerät bei solcher Auffassung in die Rolle eines strebsamen jungen Mannes, der sich's nicht verdrießen W) D i o n . H a i . 8, 69, 2. 2

Alt heim

R ö m i s c h e Geschichte III

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läßt, eine ihm vorgeschriebene Aufgabe zur Zufriedenheit derer, die darüber zu befinden haben — in diesem Fall des modernen Historikers —, zu erledigen. Demgegenüber sei betont, daß die Römer nicht weniger stark als im Vorwärtsschreiten auch im Abwarten gewesen sind. Ihre Politik gegenüber dem hellenistischen Osten gibt dafür ein Beispiel. Sie haben die Gelassenheit des wahrhaft Großen besessen, der warten kann, bis die Stunde kommt; der weiß, daß der Wille des Fatum hinter ihm steht und daß bestimmte Dinge zu bestimmter Zeit ihm zufallen müssen. Den Römern eignete Einsicht in die Bedingtheit und die Grenzen menschlichen Wirkens in hervorragendem Maße; sie sind sich bewußt, daß man dem Geschehen mit eignem, noch so eifrigem Bemühen nur zum geringsten Teil beikommen kann. Weil er um die Vergänglichkeit auch des Größten wußte, sind die Tränen des jüngeren Scipio beim Anblick des zerstörten Karthago geflossen. Derselbe Mann ließ als Zensor im Jahre 141 das Lustrationsgebet dahin ändern, daß fortan nicht, wie bisher, Roms Mehrung, sondern die Erhaltung dessen, was man erreicht habe, von den Göttern erfleht wurde (Val. Max. 4, 1, 10). Auch dies ist eine Abwandlung jener Anschauung, der Horaz in seinem Wort vom Urgrund römischer Herrschaft und Größe Ausdruck verliehen hat. 2. Folgen der Größe Roms 1. Schwerlich wird man von einem modernen Historiker verlangen, daß er sich den Glauben an Roms Götter zu eigen mache (obwohl manche, und gewiß nicht die schlechtesten, solche Forderung erhoben haben). Was man erwarten darf, ist ein anderes. Einmal, daß man der Römer eignen Glauben ernst nehme und in seiner Eigentümlichkeit, zugleich in seiner bestimmenden Kraft für römisches Handeln, erfasse. Als Zweites sei hinzugefügt, daß man über die zeitgebundene Form römischer religio hinaus sich ver-

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gegenwärtige, was an geschichtlicher Aussage im übereinstimmenden Zeugnis des Römertums beschlossen liegt. Wieder weisen Bekundungen v o n römischer Seite den Weg. Cicero (ep. 6, 6, 7) stellt der auf Vogelflug gegründeten Vorausschau eine andere gegenüber, die sich auf geschichtliche Einsicht berufen darf. H ö h e r e r Wille u n d Leitung, die alle Geschichte bestimmen, offenbaren sich nicht nur in Vorzeichen und Hinweisen, so soll man verstehen. Sie offenbaren sich auch in den Geschehnissen selbst. Auch ohne himmlische Zeichen und ohne vernehmbaren Spruch kündet Geschichte davon, was Plan und Absicht des Fatum sind. An der Geschichte der römischen Verfassung hat man die Ubereinstimmung mit der der griechischen bemerkt. Überall offenbart sich eine Gemeinsamkeit der Entwicklung: sie tritt anderweitigen u n d zahlreichen Berührungen zur Seite. U n d doch besteht ein entscheidender U n t e r schied. M a n nehme die Verfassung eines griechischen Staates, dessen Werden man überblickt. Athens Staatswesen hat stärkste Wandlungen durchgemacht, und jede enthielt einen grundsätzlichen Wechsel, einen „Umschlag" (|i£Ta(3oAr|). Eine lange Reihe solcher Umschläge, manchmal geradezu ins Gegenteil des Vorangegangenen, zählte Aristoteles in seinem Buch über die athenische Verfassung auf, um den Glauben an die Fortdauer der theseisch-solonischen Demokratie zu widerlegen. Audi Rom hat seine Revolution gehabt. Doch selbst die Befreiung der Plebs hat die oligarchische Grundlage des Staates nicht angetastet- W o m a n zu Änderungen schritt, stellten sie nie einen Umschlag dar. N u r zögernd und behutsam gestattete man dem Neuen, sich im Rahmen des Vorhandenen zu entfalten. Ein stetiger und beharrender Zug, der auch dem Revolutionärsten anhaftete, w a r römische Besonderheit. Politisches Streben zielte nicht auf Umsturz, sondern auf Weiterbilden und Ausformen dessen, was bereits gegeben, in der bisherigen Entwicklung angelegt w a r . D e m Römer schien Y

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es eher d a r u m zu gehen, das in den vorhandenen Einrichtungen Vorgebildete noch sinnfälliger herauszustellen, als N e u e s z u schaffen. Eine innere O r d n u n g l a g f ü r ihn von A n f a n g an in den Dingen beschlossen. Sie entfaltete sich nicht sogleich: d a r u m galt es, sie der Verborgenheit zu entreißen und d a m i t sichtbar zu machen. Geschichte arbeitet nach römischer A u f f a s s u n g v o n selbst in bestimmter Richtung. Ihren vorbestimmten G a n g , das in ihr liegende Wollen soll m a n erlauschen und ihnen zur Geltung verhelfen. Auch das w a r religio, wenn m a n will, nur d a ß solches „Achthaben" sich den geschichtlichen V o r g ä n g e n unmittelbar zuwandte. Wenn dort Vorzeichen, Prodigien u n d andere göttliche Bekundungen den H i n w e i s gaben, so hier die Ereignisse selbst. Erscheinungen, die sich unter dem Einfluß besonderer U m s t ä n d e herausgebildet hatten, ließen sich als M a h n u n g und Verpflichtung verstehen. W a r m a n sich darüber klar, so zeigte m a n sich auch gewillt, ihnen zu vollem Leben z u verhelfen, sie anzuerkennen u n d auszugestalten. D a m i t sollte eine im Bisherigen angelegte, wiederum also eine „gewiesene" O r d n u n g klarer hervortreten. Wie sonst der Führung durch G ö t t e r und göttliche Hinweise, so glaubte m a n sich hier der f ü r den Wissenden nicht weniger eindeutigen Führung der Geschichte anvertrauen zu dürfen. F ü r den Geschichtsschreiber R o m s ist d a m i t eine veränderte L a g e geschaffen. Göttliche B e r u f u n g u n d göttliche Führung mußte er als w i r k s a m im römischen Bewußtsein anerkennen. Doch solche Anerkennung schloß eine kritische Erörterung aus. Grundlegende Z ü g e eines Volkscharakters lassen sich feststellen oder bestreiten, aber sie eignen sich nicht d a z u , auf ihren verbindlichen Wahrheitsgehalt hin b e f r a g t zu werden. Sie bilden einen G e g e n s t a n d des Historikers, aber sie bestimmen nicht die F o r m seiner Betrachtung, sein methodisches V e r f a h r e n . E t w a s anderes ist es mit einer B e r u f u n g auf die der Geschichte innewohnende Gesetzlichkeit. Wer sich auf diese bezieht, begibt sich auf einen K a m p f p l a t z , w o er der Gegner g e w ä r t i g

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sein, ihnen R e d e und A n t w o r t stehen muß. J e t z t gilt es, ein objektiv gültiges, dem G l a u b e n und dem subjektiven Bewußtsein entrücktes P r i n z i p in seiner Wirksamkeit z u erweisen. H i e r k a n n die Betrachtung des Heutigen einsetzen. Ihm ist verstattet, aus eigner E r f a h r u n g darüber auszusagen, w a s er als geschichtliche Gesetzlichkeit z u erkennen glaubt. E r d a r f es auf die G e f a h r hin, daß er z u v o r geäußerter A u f f a s s u n g in wesentlichen Teilen widerspricht. 2. D a ß Weltgeschichte heute umgeschrieben werden müsse, scheint nachgerade eine Selbstverständlichkeit zu besagen. E u r o p a allein oder vorzugsweise zur Mitte zu machen, ist freilich noch weitgehend üblich. Liebgewordene G e w o h n heit und H ä n g e n an Vorstellungen, v o n denen sich zu trennen schwer fällt, tragen d a z u bei. D i e N ö t i g u n g , über den Kreis der Schulsprachen hinaus sich andere anzueignen — schwierige und entlegene Sprachen, wenngleich solche, die zum Verständnis geschichtlicher Q u e l l e n , mehr noch: die als umfassendste Selbstbezeugung der V ö l k e r z u m Begreifen ihrer geistigen F o r m unerläßlich sind — , tritt als weiteres H e m m n i s hinzu. Trieb zur Spezialisierung, der immer noch der Wissenschaft innewohnt, scheint zuweilen fast unüberwindliche H ü r d e n zu errichten. U n d doch zeichnet sich das N e u e mit solcher Mächtigkeit ab, d a ß es sich nicht länger übersehen läßt. Asien verlangt seine Einbeziehung ins Geschichtsbild der Zukunft, und der T a g läßt sich absehen, d a ein zweiter Erdteil, A f r i k a , die gleiche Forderung "stellen wird. Nicht sein längst einverleibter N o r d e n , sondern das geheimnisvolle Innere mit der Fülle seiner Sprachen und K u l t u r f o r m e n , der Schichtung seiner Rückzttgszonen, darin sich längst Vergangenes bewahrt hat. Geschichte des Altertums darf an den Fragen, die sich auch ihr stellen, nicht vorübergehen. L o r d Roseberry durfte einst englische K o l o n i a l p o l i t i k mit der Betrachtung verklären, es handle sich u m „ d i e größte Gesellschaft zur Schaffung des allgemeinen Wohls, die die Welt jemals g e k a n n t " habe. V o n Salesbury stammt

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ein nicht minder selbstgefälliges Wort, das in gleiche Richtung zielte. „Der Gang der Ereignisse", meinte er, „den als Akt der Vorsehung zu bezeichnen ich vorziehen möchte, zwang unser Land, einen solchen Einfluß auf den Fortschritt der Welt auszuüben, wie ihn die Geschichte nicht gekannt hat." Man sprach von des weißen Mannes Bürde und glaubte sie damit zu rechtfertigen, daß man zum Glück und Wohlergehen der Unterworfenen beigetragen habe. Vorbild gleicher Haltung, entdeckt man im Imperium Romanum, und es läßt sich nicht leugnen, daß römische Selbstdarstellung das ihre dazu beigetragen hat. Berufung auf göttliche Vorsehung und Führung, auf eine Ordnung, die man aufgerichtet habe, sind auf römischer Seite zu Wort gekommen, und es fehlte auch nicht die sinngemäße Ergänzung: Heil und Wohlfahrt des Erdkreises. Roms Anspruch konnte nicht unwidersprochen bleiben. Keltische Druiden, orientalische Sibyllinen und Apokalypsen wetteiferten darin, der Berufung auf die Götter Roms solche auf die eignen entgegenzusetzen. Mehr noch: die Großen römischer Geschichtsschreibung, Sallust und Tacitus, waren weitherzig genug, die Gegenstimmen vernehmen zu lassen. Dem taciteischen Calgacus entströmen Worte, „die zum Mächtigsten gehören, was je in lateinischer Sprache gestaltet wurde" 1 ). Von den „raubenden Welteroberern", „habgierig, wo der Feind reich, ruhmgierig, wo er arm ist", die mit gleicher Leidenschaft die Fülle wie die Leere begehren, erhebt sich die Rede des Römerfeindes zum unwiederholbaren Abschluß: „Rauben, Morden, Stehlen heißt bei ihnen mit falschem Namen Herrschaft, und wo sie eine Wüste schaffen, Friede." 2 ) Prägungen, die Gewicht bekommen in dem Augenblick, da sich wiederum solche Gegenstimme aus dem Munde der Geschichte meldet. Jene Versicherungen englischer Staatsmänner und Geschichtsschreiber haben nicht die Gegenliebe derer gefunden, die es anging. „Bürde der Zivilisation" lastete nur für 1) H . F u d i s , D e r geistige W i d e r s t a n d (1938) 17. 2) T a c i t u s , A g r i c . 30.

gegen R o m

in der a n t i k e n

Welt

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insulare Vorstellung auf den eignen Schultern. Dem Freiheitskampf Indiens sind die arabischen Völker gefolgt, und andere werden sich ihnen anschließen. Eine geknechtete Menschheit wirft ab, was sie bedrückt, und der jetzt ungehemmte Strom schäumt mit übermächtiger Gewalt über Dämme hinweg, die sich ihm vergebens entgegenstemmen. Mit dem Zusammenbruch des englischen Missions- und Herrschaftsdenkens hat auch Rom als Vorbild und Rechtfertigung erheblich an Wirkung eingebüßt. Audi da ist eine Umstellung gegenüber dem, was bisher unangefochten galt, vonnöten. Freilich kann es sich nicht darum handeln, nunmehr die Stimme des geistigen und politischen Widerstandes gegen Rom, die sich aus der Antike herübergerettet haben, zum Tönen zu bringen. Zeitlicher Abstand von den Ereignissen erlaubt uns, diese gleichsam von höherer Warte zu überschauen- Wie jedes Zeitalter, so muß auch das gegenwärtige die eigne Antwort finden. Und das besagt: römischer Berufung auf die Führung durch Geschichte muß entgegengestellt werden, wie der Heutige deren Verlauf zu deuten, ihr Urteil zu verstehen glaubt. Die letzte Phase des Zusammenbruchs einstiger europäischer Herrschaft über die außereuropäischen Länder vollzieht sich vor unseren Augen. Nachdem der größte Erdteil gegen seine westliche Halbinsel, die sich anzumaßen schien, was ihm Natur nicht zugedacht hatte, aufgestanden ist, mußte sich manches Korrekturen gefallen lassen. Was eine Zeitlang als „Akt der Vorsehung" gelten mochte, erwies sich als Episode von kaum zwei Jahrhunderten. Aufstieg, Gedeihen und scheinbare Sicherheit, ein steiler und kaum erwarteter Sturz vollzogen sich in dramatischer Peripetie. Heute, da die Episode ihrem Ende entgegeneilt, kehrt außereuropäische Geschichte in jene Bahnen zurück, darin sie immer verlief. Überschwemmung, die einmal alles zu erfassen drohte, läßt bei ihrem Rückgang die Umrisse dessen, was ihre Fluten bargen, sich erneut abzeichnen. Die geschichtlichen Akzente, für eine Weile in unerhörter Dichte über dem sparsam bemessenen Raum Europas zusammen-

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gedrängt, beginnen sich wieder weitflächig zu verteilen. Verschobene Gewichte kehren an ihren Platz zurück. Es bleibt indessen nicht bei dieser nächsten und f ü r uns dringlichsten. Feststellung. Geschichte ist Spiegelung unserer selbst in die Vergangenheit, Rückblick, der in die Z u k u n f t weist. Auch hier müssen die Akzente anders gesetzt, die Gewichte neu verteilt werden. Das gilt auch vom Bild, darin sich Roms Geschichte darstellt. Seine Herrschaft und jene O r d n u n g , die sie gebracht hat, erweisen sich als doppelschichtig eben dort, w o sie keiner Erklärung oder Rechtfertigung zu bedürfen schienen. Von innen gesehen ging es in der T a t um eine O r d n u n g , die über die Anliegerländer des Mittelmeeres aufgerichtet wurde. Römisches Reich bildete eine Zone der Stabilisierung, die gegen angrenzendes Chaos sich absetzte. Fast ein halbes Jahrtausend blieb dieser Stand bewahrt, w u r d e dem Chaos gewehrt. Doch von den Völkern aus gesehen, denen solche Schranke galt, bot sich ein anderes Bild- All diese Völker kannten feste Bahnen, darin sich ihre Geschicke seit unvordenklichen Zeiten bewegt, die den Lauf ihrer Entwicklung bestimmt u n d ihr geschichtliches Bild geprägt hatten. Ihr Dasein konnte dadurch gesetzlich geregelt scheinen und ihr Lebensraum f ü r alle Zeiten festgelegt. Jetzt aber hatte R o m auf ein halbes Jahrtausend solche Bahnen versperrt. D a waren die nordafrikanischen Iberer 3 ). Von der Syrte, den Schotts, von Atlas und Rif aufgebrochen, hatten sie Teile Spaniens und Siziliens, Balearen und Sardinien, vielleicht sogar Unteritalien besetzt. Auch Provence und Gascogne waren diesem Wanderstrom zugefallen, und manchen zufolge hatten sie auch in I r l a n d Fuß gefaßt. K a r t h a g o konnte sich bei seiner kolonialen Expansion von diesem Vorgänger tragen lassen. Aber w ä h r e n d die phönizischen Einwanderer mit denen, die sie angetroffen, sich zusammengetan hatten, stellte R o m sich dem iberischen W a n derstrom in den Weg. Es zerstörte K a r t h a g o und zertrat N u m i d i e n ; es verleibte die iberische Halbinsel sich ein und "äTÖbenT, 6 3 ;

F

- A l t h e i m , R o m . Gesch. 1 (1953), 274 f.

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trennte das nordafrikanische Kulturgebiet von der angrenzenden Wüste. Einen gewaltige Bewegung w a r damit z u m Stillstand gekommen. Erst seit der Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts 4 ) vermochte neuer Druck aus der Sahara gegen N o r d e n sich durchzusetzen. Krise und N i e d e r gang des Imperiums ließen ihn Boden gewinnen. Die n o r d afrikanischen Provinzen waren zu ihrem Hauptteil bereits verloren, als, diesmal unter arabischer Führung, die Berber N o r d a f r i k a s zu Beginn des 8. Jahrhunderts nach Spanien übergriffen, bald auch Sizilien gewannen und als Seeräuber an der provenzalischen Küste sich festsetzten. Erst an der Loire wurde 732 der Stoß aufgehalten. Ähnlich stand es mit den Germanen hier, den Arabern dort. Dem Vordringen der einen nach Süden u n d Westen setzte R o m an D o n a u und Rhein eine Schranke, und f ü r J a h r h u n d e r t e w u r d e den Unruhigen der Süden, nach dem es sie gelüstete, verwehrt. Auch der Ausbreitung beduinischer Stämme nach Syrien u n d Palästina, mit dem letzten J a h r h u n d e r t seleukidischer Herrschaft in Palästina in vollen Gang gekommen, w u ß t e R o m zu steuern. Seine V o r posten schoben sich bis zur Oase P a l m y r a , ins W a d i Sirhan und in den nördlichen Hidschaz vor. Völkerwellen, die bisher ununterbrochen aus dem Innern der arabischen Halbinsel gegen den fruchtbaren H a l b m o n d gebrandet hatten, w a r damit ein D a m m entgegengestellt. Auch dem Rückschlag auf Alexanders Eroberungszug, dem Innern des asiatischen Kontinents entsprungen,' w u r d e Einhalt geboten. Wieder stellte sich ihm eine Sperre, diesmal am E u p h r a t und weiter nördlich im armenischen Bergland, in den Weg. Dasselbe Bild zeigte sich an den n o r d a f r i k a n i schen Schotts, am Südrand des Atlas, an Rhein und D o n a u , vom Kaukasus bis zum innersten Winkel des Roten Meeres. Seitens der Berber, Germanen und Araber, auch aus I r a n begannen die Vorstöße erst wieder, als das Römerreich geschwächt, oder dort, wo seine Herrschaft beseitigt war. des Streitwertes bei Prozessen; eine 12,5 °/o betragende Einkommensteuer, und selbst das Gewerbe der meretrices ging nicht ohne Taxe aus. Gaius' Freundschaft mit Herodes Agrippa schützte die Juden Alexandreias keineswegs vor den Ansprüchen des Kaisers. Die dortigen Griechen drangen auf Aufstellung der Kaiserbilder in allen Synagogen, selbst im Allerheiligsten zu Jerusalem. Eine jüdische Gesandtschaft mit Philo an der Spitze ging ab, um den Sinn des Tyrannen zu wenden. Aber nur dessen Tod setzte der Ausführung des Plans ein Ende. Ebenso waren Gaius' kriegerische Unternehmungen nicht dazu angetan, die Achtung vor ihm zu heben. Im Herbst 39 erschien der Kaiser am Rhein. Er traf dort auf eine Verschwörung, in die auch der oberrheinische Legat verwickelt war. Überraschende Ankunft des Bedrohten machte dem ein Ende, aber zu größeren Kampfhandlungen kam es nicht. Das geplante Unternehmen gegen Britannien beschränkte sich auf eine Demonstration an der Kanalküste (40). Inzwischen verlangten die römischen Verhältnisse des Kaisers Rückkehr. Fast alle Schichten der Bevölkerung waren ihm entfremdet; nur die hauptstädtische Garde, verwöhnt und beschenkt, hielt noch zu ihm. Doch aus ihren Reihen sollte der Mann kommen, der den Unhold endlich beseitigte (Januar 42). Im Senat gab es eine Partei, die für Herstellung der Republik eintrat. Aber Praetorianer und Volk forderten Ti. Claudius Nero, Germanicus' Bruder und Gaius' Onkel, als Kaiser (41—54). Politische Verfolgung hatte den schon Fünfzigjährigen bisher verschont. Antiquarischen Studien hingegeben, war er politisch erst unter Gaius hervorgetreten, auch hier mehr genötigt als aus eignem Willen. Die Nachrede bezeichnete ihn als schwachsinnig, und dieses Vorurteil hat sein Bild in der senatorischen Geschichtsschreibung bestimmt; durch

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Senecas Apocolocynthosis schien es seine endgültige Prägung zu erhalten. Es ist schwer, einen Entscheid zu treffen. Claudius' Regiment jedenfalls gehörte zu den segensreichen, und nur in der Familienpolitik hat er, allerdings aufs verhängnisvollste, danebengegriffen. Nachdem die Anhänglichkeit der Praetorianer durch eine reichliche Geldspende (donativum) sichergestellt war, begann der neue Herrscher, die Wunden der Vergangenheit zu heilen. Die Steuerverordnungen wurden aufgehoben, und an die Stelle der Autokratie trat eine betonte Achtung vor dem Senat. Gaius' Mörder wurden hingerichtet, aber auch die Majestätsprozesse abgebrochen und die Verbannten heimgerufen. Dem Volk wurde durch Spiele, darunter eine regelrechte Seeschlacht im überfluteten Circus, geschmeichelt. Als Furius Camillus Scribonianus, Statthalter in Dalmatien, sich erhob und noch einmal Herstellung der Republik auf seine Fahne schrieb, wurde man des Aufruhrs rasch und unter geringem Blutvergießen Herr (42). Im Folgejahr kam es zum entscheidenden Ereignis von Claudius' Regierung. A. Plautius Silvanus und T. Flavius Vespasianus setzten mit vier Legionen nach Britannien über. Ein Sieg über die britischen Trinovanten an der Themse, die Einnahme von Camulodunum (Colchester) erlaubte, dem Reich eine neue Provinz hinzuzufügen. Claudius feierte 44 den Triumph und ernannte Silvanus zum Statthalter. Rasch breitete sich römische Herrschaft weiter aus. Silvanus' Nachfolger P. Ostorius Scapula (seit 47) unterwarf ganz Südbritannien mit Ausnahme des bergigen Wales und rüstete sich, den letzten Hort keltischen Druidentums, die Insel Mona (Anglesey), anzugreifen. Audi sonst konnte Claudius' Grenzpolitik Erfolge aufweisen. Die vorübergehende Herstellung der Klientelkönigtümer unter Gaius wurde wieder rückgängig gemacht. Mauretanien (das in Tingitana und Caesariensis geteilt wurde), Lykien, Thrakien, aber auch das jüdische Klientelkönigtum und Ituraea wurden zu Provinzen gemacht oder solchen zugeschlagen; nur Kommagene erhielt erneut einen eignen Herrscher. In Armenien, aber auch in den von

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Tiberius aufgegebenen friesischen Gebieten kam römischer Anspruch wieder zur Geltung. Über die Cherusker wurde Arminius' Neffe, Sohn seines römertreuen Bruders Flavius, als König von Roms Gnaden eingesetzt. Die innere Politik kennzeichnete sich dadurch, daß Claudius das Bürgerrecht leichter erteilte, als dies unter Augustus oder Tiberius üblich war. Das erfuhren die Alpenstämme des Tridentiner Gebietes, und noch weiter ging man bei den Bewohnern der Gallia Comata (dem transalpinischen Gallien außer der Narbonensis). Soweit diese Bürgerrecht besaßen, stand ihnen jetzt die senatorische Laufbahn offen. Claudius' Rede über das ius bonorum der Gallier, inschriftlich teilweise erhalten (48), eröffnete auch solchen Bürgern von Rang und Reichtum, die nicht einer Kolonie oder einem Munizipium entstammten, Zugang zum Senat. Als der Kaiser 48 den Census abschloß, erwies sich, daß die Zahl der erwachsenen römischen Bürger von fünf auf fast sechs Millionen (5 984000) gestiegen war. Das eingeschlagene Verfahren lief darauf hinaus, in genau berechnetem, allmählichem Vorgehen einen Teil der Provinzialbevölkerung zum Reichsregiment heranzuziehen. Weder Bürgerrecht noch senatorische Laufbahn konnten einer schmalen Schicht vorbehalten bleiben. Gleich den Galliern mußte einmal auch anderen Provinzen das ius bonorum zugestanden werden. Ebenso war klar, daß das Reich nach Führung verlangte. Der absoluten Monarchie gehörte die Zukunft. Aber im Gegensatz zu Gaius zog Claudius auch hier ein bedächtigeres Verfahren vor. Von der beflissenen Achtung des Kaisers vor dem Senat wurde bereits gesprochen. Nur viermal hat er den Konsulat bekleidet und göttliche Ehren auch seitens der Provinzialen abgelehnt. Claudius, dessen geschichtliche und antiquarische Neigungen bekannt waren, suchte überall an Altrömisch^s anzuknüpfen: in der Herstellung der haruspices und Fetialen, der Feier der Saecularspiele (47), in Übernahme des Censorenamtes (47 und 48) und erneuter Heranziehung der Komitien bei der Gesetzgebung. Aber

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nebenher ging eine erhebliche Straffung der kaiserlichen Verwaltung, vor allem auf finanziellem Gebiet. Audi hier wurde jeder Anschein gewaltsamer Überstürzung vermieden. Achaia und Mazedonien waren schon bei Regierungsbeginn wieder zu senatorisdien Provinzen geworden. Wahrscheinlich wurden unter Claudius der fiscus einem kaiserlichen a rationibus unterstellt und auch das senatorische aerarium Saturni durch vom Kaiser ernannte quaestores verwaltet. Ein kaiserlicher procurator kontrollierte die Erhebung der Erbschaftssteuer, und ein zweiter wurde für das Privatvermögen (Patrimonium) des Kaisers eingesetzt. Daneben standen die Ämter ab epistulis (die kaiserliche Korrespondenz), a libellis (Bittgesuche), a cognitionibus (Rechtsentscheide) und a studiis. Manche waren von Rittern besetzt, aber die Masse war den kaiserlichen Freigelassenen vorbehalten. Manche von ihnen, wie Pallas in der Finanzverwaltung und Narcissus als Leiter des Briefwechsels, haben eine maßgebende Rolle gespielt. Auch die Getreideversorgung Roms erhielt ihre neue Ordnung. Der Hafen Ostia wurde ausgebaut, der bisherige quaestor Ostiensis durch einen praefectus annonae ersetzt. Die Verteilung der Spenden an die rund 300 000 Empfänger unterstand jetzt einem kaiserlichen procurator und war dem Senat entzogen. Fürsorge für die Provinzen ging nebenher, mochte sie sich in der Verurteilung straffälliger Statthalter, der Bekämpfung des Räuberunwesens, dem Ausbau des Wegenetzes und der Wasserleitungen äußern. In Italien gelang die Trockenlegung des Fuciner Sees mittels eines Emissärs (von 30 000 Arbeitern in elf Jahren durchgeführt). Hier überall hat sich Claudius' Regierung segensreich ausgewirkt. Trotzdem wollten die Klagen nicht verstummen, die von der Willkür der kaiserlichen Freigelassenen sprachen; sie kamen vor allem aus senatorischen Kreisen, die sich von diesem Kabinettsregiment betroffen fühlten. Aber in noch größerem Maße zeigte sich die mangelnde Fähigkeit des Kaisers, im engsten Kreise durchzugreifen, gegenüber dem eignen Hause. Die dritte Ehe mit der

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damals fünfzehnjährigen Messalina, die über beide Eltern mit Augustus verwandt war, erwies sich f ü r den 32 Jahre Älteren als schwerer Mißgriff. Das skandalöse Treiben der Gattin, die zuletzt sich mit C. Silius öffentlich verheiratete, führte schließlich zu ihrer Hinrichtung und der ihres Liebhabers. Aber auch eine neue Ehe, die vierte des Herrschers, sollte nicht unter glücklicherem Stern stehen. Claudius' Wahl traf seine Nichte Iulia Agrippina, Germanicus' Tochter (49). Außer zwei Gatten wußte man von weiteren Verbindungen (zumindest durch den Hof klatsch). Senatsbeschluß hatte zuvor das Verbot der Heirat mit der Nichte aufgehoben. Beide Gatten besaßen Kinder aus früheren Ehen. Claudius hatte von Messalina einen Sohn, den er um der Eroberung Britanniens willen Britannicus zubenannt hatte, sowie eine Tochter Octavia. Agrippina hingegen brachte aus erster Ehe L. Domitius Ahenobarbus mit. Zu dessen Erziehung wurde L. Annaeus Seneca, einst auf Messalinas Betreiben nach Korsika verbannt, an den Hof gerufen. Schon 50 wußte der Einfluß Agrippinas es dahin zu bringen, daß ihr Sohn, fünf Jahre älter als Britannicus, unter dessen Zurücksetzung von Claudius als Nero Claudius Drusus Germanicus Caesar adoptiert wurde; der Herrscher berief sich auf Tiberius' Vorbild, der einst unter Zurücksetzung seines eigenen Sohnes Drusus auf Augustus' Geheiß Germanicus adoptiert hatte. Wie einst der Prätorianerpräfekt Macro Gaius' Nachfolge gesichert hatte, so wurde S. A f r a nius Burrus mit gleichem Ziel für N e r o bestellt (51). Der Thronfolger durchlief rasch die vorgesehenen Ehrenstellen und Ämter. Die Mutter erschien, erstmals unter den Kaiserinnen, auf der Rückseite der Münzen, und 53 wurde die Vermählung Neros mit Octavia, Claudius' Tochter aus der Ehe mit Messalina, gefeiert. Als die Nachfolge gesichert schien, scheute Agrippina vor dem letzten Schritt nicht zurück, um dem Sohn den Thron zu sichern. Auf Agrippinas Betreiben oder doch mit ihrem Wissen wurde Claudius 54 vergiftet und der sechzehnjährige N e r o als Kaiser anerkannt (54—68). 5 A l t h e i m , R ö r a i s c h e Geschichtc III

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3. Der Wechsel war ohne Schwierigkeiten erfolgt. Burrus hatte seine Rolle gespielt und die Prätorianer hatten, durch eine Spende in ihrer Treue gesichert, den jungen Herrscher ausgerufen. Die erste Regierungserklärung, von Seneca verfaßt, verkündete Herstellung der Vollmachten von Senat und Konsuln und beschränkte die kaiserliche Gewalt auf den militärischen Oberbefehl. Agrippinas Anspruch auf Mitregentschaft wurde von Burrus und Seneca zurückgewiesen. Als sie daraufhin Britannicus unterstützte, wurde dieser 55 durch Gift beseitigt. Die Entfremdung zwischen Mutter und Sohn hatte damit begonnen; sie sollte zu Schlimmerem führen. Quinquennium Neronis, das erste J a h r f ü n f t von Neros Regierung, hat immer als eine glückliche Zeit der römischen Geschichte gegolten. Rechne man vom Regierungsbeginn oder erst von Agrippinas Zurücktreten ab: diese Spanne war gekennzeichnet durch Burrus' und Senecas Wirken im Interesse des jugendlichen Herrschers. Dieser bekleidete zwar dreimal den Konsulat (55, 57 und 58), trug aber in allem übrigen eine betonte Achtung vor dem Senat zur Schau. Überhaupt zeigte kaiserliche dementia vorerst ihre H u l d , und überschwengliche adulatio antwortete von allen Seiten. Gleichwohl blieb das Regiment absolutistisch, mochten auch Burrus und Seneca an Stelle der kaiserlichen Mutter bestimmen. Bezeichnend genug, daß zwei kaiserliche praefecti über das aerarium bestellt wurden, das bisher noch der Verfügungsgewalt des Senates unterstanden hatte. Das segensreiche Regiment der Vormünder kam vor allem der Außenpolitik zugute. Der Partherkönig Vologeses I. hatte den Thronwechsel dazu benutzt, um seinen Bruder Tiridates als Vasallenkönig in Armenien einzusetzen (54). Als im Folgejahr sich Vologeses inneren Schwierigkeiten gegenübersah, entschloß man sich zum Gegenschlag. Dem Statthalter Asiens, Cn. Domitius Corbulo, der seine Fähigkeiten schon am Niederrhein bewährt hatte, wurden die vier syrischen Legionen unterstellt. Aber die

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Hebung ihrer Kriegstüchtigkeit:, Rekrutierung weiterer Truppen und sonstige Rüstungen verzögerten den Ausbruch der Feindseligkeiten um ein Jahr. Corbulo überschritt 57 den Euphrat und rückte in Armenien ein: 58 wurde Artaxata zerstört, 59 Tigranokerta erobert und Tiridates aus dem Lande gejagt. An seiner Stelle setzte Corbulo, seit 60 Statthalter Syriens, Tigranes V., Enkel des letzten kappodokischen Königs und Herodes' des Großen, auf den armenischen Thron. Doch inzwischen war Vologeses seiner Gegner im Innern Herr geworden, ergriff seinerseits die Offensive und nötigte den Statthalter Kappadokiens mit zwei Legionen bei Rhandeia in Armenien zur Übergabe (62). Nachschub von der Donaugrenze gestattete Corbulo, die Scharte auszuwetzen, Armenien zurückzuerobern und mit den Parthern den Frieden herzustellen. Dieser trug den Ansprüchen beider Mächte Rechnung, indem Tigranes V . von Rom fallengelassen und Vologeses' Bruder erneut eingesetzt wurde, aber diesmal unter römischer Klientel (63). Tiridates kam 66 nach Rom und empfing unter feierlichem Gepränge die Krone aus Neros Hand. An der Donaugrenze herrschte vorerst Ruhe, unterbrochen allein dadurch, daß 1 0 0 0 0 0 Einwanderer aus dem Norden über den Fluß geführt und angesiedelt wurden. In Germanien bekämpften sich Chatten und Hermunduren, ohne daß es des römischen Eingreifens bedurfte. Den Ampsivariern wurden Sitze im Vorfeld der Rheingrenze angewiesen, den Friesen eine ähnliche Bitte abgeschlagen. In Britannien führte C. Suetonius Paulinus das zuvor genannte Unternehmen gegen Mona durch. Aber im Augenblick des Sieges erhob im Rücken sich das unterworfene Gebiet gegen die römische Herrschaft. Steuerdruck und Zinswucher (unter den Darleihern erscheint Senecas Name an sichtbarer Stelle), Vertreibung vom Thron und Vergewaltigung der eigenen Töchter ließen Boadicca die Fahne des Aufruhrs erheben. Q. Petilius Cerealis mit Teilen seiner Legion wurde geschlagen, die neugegründeten Städte Camulodunum, Verulamiüm und Londinium eingenommen 5'

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und niedergebrannt (60). Doch Paulinus gelang, eben durch die Opferung dieser Städte, genügend Truppen freizubekommen. Eine Schlacht bei Camulodunum entschied erneut zugunsten Roms (61). Den Männern freilich, die zu den Erfolgen im Osten und im Nordosten das Ihre beigetragen hatten, ward nicht gedankt. Paulinus wurde 61 ohne Ehren zurückgerufen, Corbulo gar 67 zum Selbstmord genötigt. In der verschiedenen Behandlung spiegelt sich die zunehmende Verschärfung der inneren Lage. Glanz des quinquennium begann zu schwinden, und der Herrscher selbst tat alles, um es zu Ernüchterung und zunehmender Feindseligkeit kommen zu lassen. Der Gegensatz zwischen Mutter und Sohn wurde geschürt von Neros neuer Geliebten Poppaea Sabina, deren Gatte M. Salvius Otho als Statthalter nach Lusitanien versetzt worden war. Schon 59 kam es zum Muttermord, auf Neros Befehl von dem Freigelassenen Anicetus, Kommandant der Flotte von Misenum, durchgeführt. Burrus und Seneca bildeten das nächste Ziel. Sie hatten mäßigend auf den Kaiser einzuwirken versucht, der sich darin gefiel, auf der Bühne und als Wagenlenker aufzutreten. Hinzu kam seine Neigung für Spiele und Bauten. Die Einrichtung der Iuvenilia (59) und Neroniana (60), die Errichtung eines Amphitheaters auf dem Marsfeld, des vaticanischen Circus und einer Markthalle (macellum magnum 59) verschlangen große Summen. Münzverschlechterung mittels Legierung des Silbers und Verminderung des Goldgewichtes waren die Folge. Beseitigung von Neros Gemahlin Octavia öffnete Poppaea Sabina den Weg zur kaiserlichen Ehe (62). Kurz danach schied Burrus aus dem Leben, angeblich vom Kaiser vergiftet, und Seneca zog sich ins Privatleben zurück. Für Nero war damit die Bahn frei zu dem selbstherrlichen Regiment, danach er sich immer gesehnt hatte. Die Ereignisse folgten einander Schlag auf Schlag. Bisher hatte ihn die Zustimmung des Volkes noch immer getragen. Aber seitdem Nero daranging, alle lebenden Angehörigen des Kaiserhauses, die ihm hätten gefährlich werden können,

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zu beseitigen, gesellte sich zur Feindschaft des Senats auch die seiner bisherigen Anhänger innerhalb der breiten Masse. Als 64 ein Brand zwei Drittel der Hauptstadt zerstörte, bezichtigte das Volk den Kaiser der Brandstiftung. Um den Verdacht abzulenken, konnte der Kaiser nicht, wie dies naheliegen mochte, die Juden beschuldigen: sie standen unter Poppaea Sabinas Schutz. So griff man zu den Christen, die als angeblich Schuldige erfaßt und grausam hingerichtet wurden. Der Wiederaufbau Roms, insbesondere die Anlage des neuen Kaiserpalastes (domus aurea), verschlang weitere Summen. Neue Münzverschlechterung, Tempelraub und Einschmelzung von Götterbildern waren die Folge. Aber damit war der Bedarf des Kaisers nicht gedeckt. Schon griff man auf die unter Gaius geübte Praxis zurück, Männer zu verurteilen, deren Vermögen man einzuziehen wünschte. Inzwischen war der Widerstand in den senatorischen Kreisen derart gewachsen, daß es zu einem Anschlag auf Neros Leben kam. Die meisten Teilnehmer wünschten, den Herrscher durch C. Calpurnius Piso (Pisonische Verschwörung 65), andere ihn durch Seneca zu ersetzen. Kurz vor der Ausführung wurde alles entdeckt: 19 Mitglieder des Komplotts wurden hingerichtet oder zum Selbstmord gezwungen (darunter Seneca und der Dichter Lucanus), weitere 13 oder mehr verbannt. Eine zweite Verschwörung und viele Hinrichtungen schlössen sich an. Unterdessen lebte der Kaiser sein Leben weiter, gleich als wäre nichts geschehen. Die hochschwangere Poppaea Sabina wurde von ihm durch einen Tritt in den Leib getötet (65) und ein Jahr darauf durch eine neue Gattin ersetzt. Neros Kunstreise nach Griechenland (66 bis 68), sein Auftreten in Delphi und Olympia als Wettkämpfer und die Masse der ihm zuerteilten Preise (angeblich 1808), schließlich die am 28. November 67 feierlich verkündete „Befreiung" Griechenlands waren nicht dazu angetan, daheim die Stimmung zu verbessern. Inzwischen begann sich auch in den Provinzen die Lage zu verschlechtern. Unter Nero bildete Judaea eine proku-

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ratorische Provinz, die außer dem eigentlichen Gebiet des Namens auch Galilaea, Samaria und die Peraea jenseits des Jordans umfaßte. Die Unruhen brachen nicht ab: Kämpfe zwischen Juden und Griechen, zwischen Sadduzäern und Pharisäern, Verfolgung der Christen und zu allem die Ablehnung der römischen Herrschaft. Im Jahre 66 kam es aus geringfügigen Anlässen zum Aufstand. Der herbeigerufene Statthalter Syriens, C. Cestius Gallus, mußte vor Jerusalem umkehren und wurde durch C. Licinius Mucianus ersetzt. Unterdessen hatte sich die Erhebung über das ganze Land verbreitet, und ein bewährter Feldherr, T. Flavius Vespasianus, wurde mit der Niederschlagung beauftragt. An der Spitze von drei Legionen unterwarf er 67 Galilaea, 68 die Peraea und Samaria. Er rückte vor Jerusalem, wo inzwischen die Nationalpartei der Zeloten nach blutigen inneren Kämpfen die Herrschaft an sich gerissen hatte. In diesem Augenblick (68) brach auch in Gallien der Aufstand aus. C. Iulius Vindex, Statthalter wohl der Lugdunensis, hatte auf seine Fahne die Freiheit von dem Tyrannen geschrieben. Die örtlichen Truppen folgten ihm, dazu die Arverner, Haeduer und Sequaner. Aber andere Stämme verweigerten den Beistand. So erlag Vindex den drei Legionen des obergermanischen Legaten L. Verginius Rufus und beging Selbstmord. Aber schon hatte der Statthalter der Hispania Tarraconensis, Ser. Sulpicius Galba, sich öffentlich für Vindex erklärt. Otho, Statthalter von Lusitanien und Poppaea Sabinas einstiger Gatte, sowie der Quaestor der Baetica schlössen sich an. Vorläufig noch als Legat des Senats und des römischen Volkes, aber schon von seinen Soldaten als Kaiser begrüßt, begann Galba den Marsch auf Rom. Ihm stand vorläufig nur eine Legion zur Verfügung, und für Nero hätte eine Unterdrückung des neuen Aufruhrs kaum Schwierigkeiten gemacht. Aber der Abfall auch des afrikanischen Statthalters Clodius Macer, der Verrat des Prätorianerpräfekten und das in Galbas Namen gegebene Versprechen, der Garde auf jeden Kopf

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30 000 Sesterzen zu zahlen, beraubte den Kaiser seiner letzten Helfer. Am 9. Juni 68 legte er, unter Hilfe eines treugebliebenen Freigelassenen, H a n d an sich. Mit ihm endete das iulisch-claudische Kaiserhaus. 4. Die Statthalter, die sich gegen N e r o erhoben hatten — Vindex, Galba, Clodius Macer und zuletzt auch Verginius Rufus —, erklärten, nicht in eigenem Interesse, sondern in dem des Senates gehandelt zu haben. Aber Herstellung der Republik erwies sich 68 als ebenso undenkbar, wie sie es 41 gewesen war. So entschloß sich der Senat, Galba als Herrscher (68—69) anzuerkennen. Verginius Rufus unterwarf sich dieser Entscheidung; Clodius Macer, der dem nicht folgte, wurde in Galbas Auftrag beseitigt. Als der neue Herrscher im Oktober 68 in Rom eintraf, sah er sich überall Schwierigkeiten gegenüber. Sparsamkeit war nötig, aber das Ausbleiben des Donativs erbitterte die Prätorianer, die fehlenden Festspiele enttäuschten das Volk. Die verschiedene Behandlung von Neros Helfershelfern und weitere Mißgriffe, wie die Abberufung des loyalen Verginius Rufus, kamen hinzu. Am Oberrhein brach denn auch die neue Revolte aus. Sofort stellten sich die niederrheinischen Legionen auf die Seite der Aufsässigen. Sie begrüßten den neuen Statthalter A. Vitellius als Kaiser, und daraufhin fielen diesem ganz Gallien, Raetien und Britannien sowie die spanischen Provinzen zu. Der 73jährige Galba suchte dem Ansturm zu begegnen, indem er L. Calpurnius Piso, Bruder des Verschwörers von 65, adoptierte und damit zum Thronerben bestimmte. Aber schon erhob sich Otho, der mit Galba aus Spanien gekommen war, in Rom selbst. Er gewann die Prätorianer und was sich sonst an Soldaten in der H a u p t stadt befand. Galba wurde im Januar 69 auf dem Forum erschlagen, und seine Anhänger folgten ihm in den Tod. Die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Otho und Vitellius, die jetzt beide den Herrschertitel sich zuerkannt hatten, war unvermeidlich. Vitellius hatte sieben Legionen

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vom Rhein zur Verfügung, wozu noch eine gallische stieß. Otho durfte auf wenig mehr als auf die Prätorianer zählen. Bei Bedriacum, am Ubergang des Po, kam es zur Entscheidung, und sie fiel, wie sie fallen mußte (15. April 69). Otho unterwarf sich ihr, indem er durch eigene Hand aus dem Leben schied. Der Senat erkannte den Sieger als Kaiser an. Vitellius' Auftreten und mehr noch: das seiner Truppen und Generäle war nicht geeignet, ihm Freunde zu verschaffen. Schon drohte aus dem Osten neue Gefahr. Vespasianus, mit der Niederwerfung des jüdischen Aufstandes beschäftigt, hatte zunächst seine Soldaten den Eid auf Vitellius leisten lassen. Aber Mucianus, Statthalter Syriens, unterstützt vom ägyptischen Präfekten, dem Juden Tiberius Iulius Alexander, schließlich Titus, Vespasianus' Sohn, vermochten diesen zur Annahme des Purpurs zu veranlassen. Sofort schlössen sich die Legionen des Ostens und, gedrängt von ihrem Legionslegaten, auch die Statthalter der Donauprovinzen an. Die kriegerische Auseinandersetzung war diesmal schwieriger und verhängnisvoller als die zwischen Vitellius und Otho. Die kampfgewohnten Donaulegionen waren den germanischen ebenbürtig, und dem fähigen M. Antonius Primus gelang, den Gegner in einer zweiten Schlacht bei Bedriacum (27. Oktober) zu schlagen. Nach erbittertem Kampf ging das blühende Cremona in Flammen auf. Noch hielt Vitellius den Hauptteil der Halbinsel. Aber er hatte das Vertrauen zu sich verloren, verzettelte seine Truppen und räumte die entscheidenden Stellungen. Als Antonius Primus vor Rom stand, verzichtete Vitellius auf die Kaiserwürde und nahm sie erst wieder an, als sich die Truppen seinem Entscheid nicht fügen mochten. In den letzten Kämpfen ging das Kapitol in Flammen auf; Rom erlebte die Schrecken des Straßenkampfes. Vitellius' Tod (20. Dezember) machte der Auseinandersetzung ein Ende. Der Senat begrüßt Vespasian als Kaiser, wie er es schon zuvor mit Galba, Otho und Vitellius getan hatte. Die inschriftlich erhaltene lex de imperio Vespasiani zeigt, daß

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man dem neuen Herrscher alle Gewalt und Sonderrechte, dazu eine unbeschränkte commendatio f ü r sämtliche Wahlämter, übertrug. 5. Der Vertreter der neuen, flavischen Dynastie sah sich vor keine einfache Aufgabe gestellt. Gegenüber den stadtrömischen Iuliern und Claudiern brachte das Jahr 69 erstmals italische Geschlechter auf den Thron. Otho kam aus Etrurien und Vespasian (69—79) aus der Sabina. Des neuen Herrschers Blick richtete sich voraus auf Spanien, wo er der Baetica latinisches Recht zuwies und nicht weniger als 350 Gemeinden (darunter Malaca und Salpensa) zu Munizipien erhob. Auch in anderen Provinzen wurde diese Politik befolgt. Erhöhte Zulassung von Nichtitalikern zu den Legionen und, wie sich noch zeigen wird, zum Senat ging dem zur Seite. Die dringendsten Aufgaben warteten in den Grenzprovinzen. Vespasians Weggang hatte seinem Sohn Titus die Last des jüdischen Krieges aufgebürdet. Trotz verzweifelter Abwehr wurde 70 Jerusalem erobert und zerstört; keiner der Kriegsgreuel blieb der Stadt erspart. Aber die endgültige Niederwerfung verlangte noch zwei weitere Jahre. Erst 72 fiel die letzte Burg der Aufständischen, Masada am Toten Meer. Der längst eingeleiteten Zerstreuung des jüdischen Volkes wurde jetzt das Siegel aufgedrückt. Sanhedrin und Hohepriestertum wurden abgeschafft, die Verehrung im Tempel verboten und Judaea als eigne Provinz eingerichtet. Noch weit schwieriger war die Lage am Rhein. Der Abmarsch der dortigen Legionen und Auxilien nach Süden hatte die Grenze entblößt. Ein Bataver in römischen Diensten, Iulius Civilis, erspähte die Chance und riß seinen Stamm mit sich fort; die Canninefaten unter Brinno schlössen sich an. Hordeonius Flaccus, Kommandeur der verbliebenen Truppen und heimlicher Anhänger Vespasians, glaubte mit Begünstigung des Aufstandes Vitellius in den Rücken zu fallen. Aber rasch schritten die Ereig-

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nisse über ihn hinweg- N u r die schwachen Kader von sechs Legionen und am Orte ausgehobenen Auxilien standen zur Verfügung. Den Batavern schlössen sich, angefeuert durch die Seherin Veleda, Germanen beiderseits des Rheins, in Gallien die Treverer, Lingonen und Nervier an. Bald wurde der Vorwand, f ü r Vespasian zu fechten, fallengelassen. Die Legionslager, mit Ausnahme von Mainz und, weit im Süden, Vindonissa waren gefallen; es schien, als sei ganz Gallien und die germanische Grenze verloren. Mit dem Sieg der flavischen Partei wandte sich das Blatt. Petilius Cerealis mit vier Legionen eroberte Köln, Trier, das Legionslager Vetera (Xanten) und das Land der Bataver zurück; Annius Gallus an der Spitze einer ähnlichen Heeresmacht stellte die Ordnung am Oberrhein und unter den Lingonen her (70). Alsbald schritt man zu weiterem Ausbau der Grenzen überhaupt. Cerealis unterwarf 71—74 die Briganten in Nordbritannien, im Anschluß daran S. Iulius Frontinus die Siluren in Wales (74—79). Folgenreicher noch war, daß mit der Anlage eines neuen Legionslagers in Argentoratum (Straßburg) die Offensive erneut über den Rhein getragen wurde. Cn. Pinarius Cornelius Clemens eroberte das Neckarland (agri decumates) und legte Arae Flaviae (Rottweil) an; eine Straße verband jetzt Argentoratum mit Rätien. Auch ein Aufstand der Brukterer wurde 77 niedergeworfen und dort die Seherin Veleda gefangen. In geringerem Maße zeigte sich die neu erwachte Aktivität im Osten. Immerhin wurden Galatien und Kappadokien zusammengelegt, Kommagene eingezogen. Zur Abwehr der Alanen griff man bis in den Kaukasus aus. Im Inneren galt die erste Sorge der Nachfolge. Weniger trat Vespasians jüngerer Sohn, T. Flavius Domitianus hervor, obwohl er mehrfach den Konsulat bekleidete. Mit seinem älteren Sohn Titus zusammen feierte Vespasian 71 den Triumph über die Juden und bekleidete den Eroberer Jerusalems mit dem prokonsularischen Imperium und der tribunizischen Gewalt. Vater und Sohn übernahmen gemeinsam die Censur (73—74). Dieses Amt hatte über die

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Zusammensetzung des Senates zu wachen, und der Kaiser ging daran, die hohe Körperschaft in seinem Sinn umzugestalten. Nicht nur wurden die Lücken, die vorangehende Verfolgung gerissen hatte, ausgefüllt. Die Zahl der Senatoren wurde auf 1000 erhöht, verdiente Offiziere, Italiker und Provinziale, vor allem aus den Westprovinzen, wurden in großem Maßstab aufgenommen. Handhabung der adlectio in seinem Sinn erweckte Vespasian manche Gegnerschaft. Die alten Geschlechter sahen sich durch den Emporkömmling und die Masse der von ihm Beförderten zurückgedrängt. Audi die Wiedererweckung republikanischer Ideale durch stoische und kynische Philosophen bereitete dem neuen Regiment manchen Verdruß. Sogar zu Verschwörungen scheint es gekommen zu sein (79 T. Clodius Eprius Marcellus und A. Caecina Alienus). Alles indessen überstrahlte die erfolgreiche Finanzpolitik. Nach Neros Abgang fand man ein Chaos vor; 40 Milliarden Sesterzen wurden zur Ausgleichung des Budgets benötigt. Dazu kamen die Kosten des Dreikaiserjahres und alles dessen, was die Herstellung der Ordnung in den Grenzprovinzen verlangte. Auch hier ermöglichte Übernahme des Censorenamtes 73 die entscheidenden Maßnahmen. Wirtschaftliche Blüte der Provinzen erlaubte, diese steuerlich schärfer heranzuziehen; Ägypten allein brachte damals 500 Millionen Sesterzen an jährlicher Einnahme. So wurden die indirekten und direkten Steuern erhöht, bisher „freie" Städte herangezogen, Griechenland die von Nero zuerkannte „Freiheit" wieder genommen (72). Die staatlichen Bergwerke und Liegenschaften sahen sich einer straffen Verwaltung unterstellt. Daß Vespasian in der Erschließung wirtschaftlicher Quellen weit ging, zeigt seine berüchtigte Urinsteuer (obwohl man nicht weiß, wie sie erhoben wurde: Sueton., Vesp. 23, 3). Seine Sparsamkeit brachte Vespasian den Ruf des Geizes ein. Gleichwohl hat er ein umfangreiches Bauprogramm durchgeführt (Flavianisches Amphitheater; Wiederaufbau des Kapitols; Templum Pacis mit zugehörigem Forum) und auch für die Erziehung manches getan. Ärzte und

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Lehrer (Quintilian) erhielten erstmals ein staatliches salarium. Das kurze Regiment seines Sohnes Titus (79—81) war durch den Ausbruch des Vesuvs, die Verschüttung der Städte Pompeii, Herculaneum und Stabiae (79) sowie einen nochmaligen Brand Roms (80) gekennzeichnet. Dennoch empfand man diesen Herrscher als amor ac deliciae generis humani, und dazu mag nicht zum wenigsten das Bild beigetragen haben, das sein Bruder Domitianus (81 bis 96) hinterließ. Von Anfang an stieß dieser Kaiser auf die Abneigung der senatorischen Opposition. Domitians Herrschaft erwies sich als noch autokratischer denn die Vespasians, und er tat nichts, um den Wünschen seiner Gegner entgegenzukommen. In den ersten acht Jahren seiner Regierung bekleidete Domitian regelmäßig den Konsulat, und seit 85 hatte er sich zum censor perpetuus erklärt. Die Bevorzugung des Ritterstandes entsprach der Zurücksetzung des Senats. Im übrigen richtete sich die censorische Tätigkeit gegen das Überhandnehmen der orientalischen Religionen einschließlich der Christen. Den römischen Göttern wurden neue Tempel erbaut; es wurden Spiele eingerichtet und 88 die Saecularspiele gefeiert. Errichtung der Tempel mündete in eine umfassende Bautätigkeit, die der Verschönerung der Hauptstadt und ihrer Umgebung diente (Paläste in Albanum und auf dem Palatin; Architekt Rabirius). Trotz dieser Ausgaben und der kostspieligen Kriege, die Domitian führte, vermochte er seinem Nachfolger einen geordneten Staatshaushalt zu hinterlassen. Auch der Silbergehalt des Denars wurde wieder heraufgesetzt. Das Erbteil seines Vaters war hier mächtig in ihm, mögen sich auch die einzelnen Maßnahmen, die getroffen wurden, nicht mehr erkennen lassen. Was des Herrschers Andenken am stärksten belastet hat, war das erneute Umsichgreifen der delatores und die daraus entspringenden Majestätsprozesse. Widerstand, auf den er traf, hat die argwöhnische Natur Domitians weiter verdüstert. Schon 82 hatte er die eigene Gemahlin

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Domitia, Tochter Corbulos, vorübergehend verbannt und auch später die eigene Familie nicht geschont. In den Provinzen indessen blieb die Verwaltung segensvoll, wobei die von Vespasian geschaffene neue Senatsaristokratie auch dem Nachfolger zur Hand ging- Trotzdem kam es 88 zur Erhebung des Legaten L. Antonius Saturninus in Mainz, die erst im Folgejahr niedergeworfen werden konnte; Verschwörungen in Rom (87) waren ihr vorausgegangen und sollten ihr folgen. So wurden die letzten Jahren der Regierung zum Schreckensregiment. Es traf weder das Volk noch den einfachen Legionär: wurde doch jenes durch Spiele, dieser durch Solderhöhung um ein volles Drittel bei guter Laune gehalten. Die Liste der Hingerichteten umfaßte meist Männer hohen Ranges, die vom Prätorianerpräfekten bis zum Provinzialstatthalter und Präfekten Ägyptens reichten. Auch die Philosophen traf der kaiserliche Bannstrahl. Epiktet und Dio von Prusa haben ihn zu spüren bekommen, aber auch die stoisch-republikanische Opposition. Als 95 gleich beide Prätorianerpräfekten und Domitians Neffe hingerichtet wurden, war die Lage reif zu neuer Verschwörung. Sie umfaßte des Kaisers nächste Umgebung einschließlich seiner Gattin Domitia und führte zu Domitians Ermordung (96). Von den inneren Wirren, die das Bild dieser Regierung zunehmend erfüllten, heben sich die umfassende Organisation der Grenzen und der erfolgreiche Ausbau des Reiches ab. In erster Linie sind Cn. Iulius Agricolas Feldzüge in Britannien (77—84) zu nennen. Schon unter Vespasian hatten sie zur Erweiterung der römischen Herrschaft bis zum Firth of Förth und Firth of Clyde geführt; ein Grenzwall war gegen die Kaledonier in Schottland erbaut und das Hauptquartier von Camulodunum nach Eboracum (York) verlegt worden. Nachdem Agricola die Kaledonier unter Calgacus am Berge Graupius geschlagen hatte (83), konnte auch die Nordspitze der Insel umsegelt werden. Doch war Domitian entschlossen, weiterer Eroberung eine Grenze zu setzen, um so mehr, als die dazu nötigen Trup-

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pen anderswo gebraucht wurden. So kam es 84 zur Abberufung Agricolas. Was sich in Britannien gezeigt hatte, wiederholte sich am mittleren Rhein (83). Bei Kämpfen mit den Chatten wurde das Land zwischen Main und Taunus unterworfen und das gesamte rechtsrheinische Gebiet durch einen befestigten Limes umschlossen, Kastelle in Wiesbaden, Heddernheim und auf der Saalburg angelegt. Domitian feierte den Triumph und legte sich den Beinamen Germanicus zuDas Rheingebiet wurde 90 aus der Verwaltung der gallischen Provinzen gelöst und eigene Provinzen Ober- und Untergermanien eingerichtet. Weniger glücklich entwickelten sich die Geschehnisse an der unteren Donau. Zwischen zwei iranischen Reitervölkern, den Jazygen an der Theiß und den Roxolanen in der Moldau, machten sich im siebenbürgischen Bergland die Dazier, ein Volk thrakischer Abstammung, zunehmend bemerkbar. Schon Caesar hatte den Kampf mit dem dazischen Großreich des Burebista ins Auge gefaßt (oben 2, 80), doch war durch dessen Zusammenbruch die Gefahr nicht beseitigt. Noch im Jahre 69 zeigte ein Einfall der Roxolanen, wie es um diesen Teil der Grenze stand. Die Lage drängte zur Entscheidung, als den Daziern in Decebalus zum zweiten Mal ein fähiger und überdies höchst angriffslustiger Herrscher erstand. Im Jahre 85 brach Decebalus in Mösien ein und schlug den Statthalter C. Oppius Sabinus. Domitian begab sich selbst auf den Kriegsschauplatz, verstärkte die vier Legionen Mösiens auf fünf, teilte die übergroße Grenzprovinz in eine obere und untere, und schützte Untermösien durch einen quer durch die Dobrudscha geführten Erdwall, den eine Reihe von Kastellen verstärkte. Der Versuch, in Siebenbürgen selbst einzudringen, scheiterte indessen: der Prätorianerpräfekt Cornelius Fuscus erlitt eine schwere Niederlage (86). Zwar gelang, die Scharte durch den Sieg bei Tapae (88) einigermaßen wettzumachen. Doch die Revolte des Saturninus (s. S. 77) und die drohende Haltung der Jazygen, Markomannen

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und Quaden nötigten zum Frieden mit Decebalus (89). Er mußte mit jährlichen Zahlungen erkauft werden. Immerhin gelang jetzt, die neuen Gegner niederzukämpfen und die dortige Front zu verstärken. Das militärische Schwergewicht hatte sich vom Rhein an .die untere Donau verlegt, wo von den nunmehr 30 Legionen des Heeres volle neun standen. Ein Einfall der Markomannen und Quaden in Pannonien, bei dem eine Legion vernichtet wurde (92), zeigte, daß die gefährliche Lage fortdauerte. Die Lösung sollte erst Traian bringen5. Die Adoptivkaiser 1. Domitian hinterließ keinen Erben. Seine Mörder hatten sich indessen bereits auf einen Nachfolger geeinigt. M. Cocceius Nerva (96—98) war, obwohl entfernter Verwandter des iulisch-claudischen Hauses, in erster Linie der Erwählte des Senats. Als solcher wurde er begrüßt, hingegen das Gedächtnis Domitians durch förmlichen Beschluß geächtet. Freilich: auch Galba hatte unter ähnlichen Auspizien begonnen, und er war dann am Widerstand der Soldaten gescheitert. Nerva sah sich gleicher Gefahr gegenüber. Bei dem Heer war Domitian beliebt gewesen, und seine Ermordung hatte man dort mit Unwillen aufgenommen. So konnte der neue Herrscher, trotz senatsfreundlicher Haltung, auf die delatores schon um der eigenen Sicherheit willen nicht verzichten. Am gefährlichsten waren die Prätorianer. Ende 97 war ihre Erbitterung soweit gestiegen, daß sie durch den Mund ihres Präfekten Casperius Aelianus die Hinrichtung von Domitians Mördern verlangten. Nerva blieb nichts übrig, als die Forderung zu bewilligen. Die mißliche Lage, in die er geraten war, veranlaßte den bejahrten Kaiser, sich nach einer Stütze seiner Herrschaft umzutun. Da Nerva keinen Sohn hatte, wählte er unter seiner Verwandtschaft M. Ulpius Traianus, der sich als Soldat unter Domitian ausgezeichnet hatte und

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gerade als Legat in Obergermanien befehligte. Traian wurde adoptiert und zum Mitregenten und Nachfolger erhoben (Oktober 97). Der Vorgang besaß in Pisos Adoption durch Galba sein Vorbild, aber ungleich seinem Vorgänger bewährte sich Tj-aian sofort durch sein erfolgreiches Einschreiten gegen den aufsässigen Prätorianerpräfekten Casperius. Diese Adoption war eines der folgenreichsten Ereignisse der Kaisergeschichte. Senatorische Geschichtsschreibung ist nicht müde geworden, die Wahl des Besten zum Nachfolger anstatt des blutsmäßigen Erben zu preisen und in ihrer Rechtmäßigkeit durch Berufung auf griechische Philosophie zu erhärten. Nervas Tat, so glaubte man zu bemerken, sollte ein Jahrhundert einleiten, darin ausschließlich die Nachfolge durch Adoption geherrscht habe und sie geradezu als Doktrin verkündet worden sei. Erst Kaiser Marcus (161—180) habe mit ihr gebrochen und seinen leiblichen Sohn Commodus ( 1 8 0 — 1 9 2 ) zum Nachfolger bestimmt. So sei dem Reich eine Abfolge von vier ausgezeichneten Herrschern beschert worden; wieder erst Commodus' Regiment habe einen jähen Umschlag gebracht. Doch Adoption wurde schon von Augustus, Tiberius und Claudius in ähnlicher Weise gehandhabt, und ein Unterschied wäre nur darin zu sehen, daß, was früher Notbehelf war oder scheinen mochte, jetzt zum Prinzip erhoben wurde. Was hinter der Wahl des Besten stand, die jetzt mit soviel Nachdruck verkündet wurde, war etwas anderes. Einmal die einfache Tatsache, daß die Kaiser von Nerva bis Antoninus Pius über keinen männlichen Leibeserben verfügten und darum genötigt waren, in ihrer Verwandtschaft: nach einem Nachfolger Ausschau zu halten. Es kam hinzu, daß nach dem iulisch-claudischen und flavischen Hause, einem stadtrömischen und dann einem italischen Geschlecht, mit Traian erstmals ein Nichtitaliker den Thron bestieg. Die Entwicklung, die mit der neuen Zusammensetzung des Senats begonnen hatte, setzte sich damit bei den Kaisern fort. Traian stammte aus Spanien, und sein Vater gehörte zu den Sena-

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toren provinzialer Herkunft, denen Vespasian den Zugang zur hohen Körperschaft eröffnet hatte. Mit Traian kam ein ganzer Kreis spanischer Familien zur Herrschaft, und das Auftreten dieser neuen Schicht verlangte nach Begründung, die doch mit ihrer Herkunft nicht gegeben sein konnte. Allein im Erfolg durfte man die Rechtfertigung suchen. Damit war ein Anspruch gegeben, der notwendig zur Wahl des Besten als kaiserlichem Programm führte. Genug: Nervas Wahl war ein Schachzug, der den gewünschten Erfolg brachte, und dies galt um so mehr, als des Herrschers Wahl tatsächlich auf den Geeignetsten fiel. Sie ist das große Ereignis in Nervas Regierung, und ihm gegenüber muß zurücktreten, was sonst von dieser bekannt ist- Die Tätigkeit an den Grenzen, am Rhein und an der Donau, die Bekämpfung der in Pannonien eingebrochenen Sueben wurde ohnedies Traian überlassen. Daneben aber soll einer neugeschaffenen Einrichtung, der alimenta, gedacht werden. Bauern und kleinere Grundbesitzer Italiens erhielten, dem zugrunde liegenden Plan zufolge, vom Fiscus Darlehen auf ihre Liegenschaften, die ein Zwölftel des Wertes nicht überstiegen. Geringer Zins, der dafür zu entrichten war, floß nicht dem Fiscus, sondern den Munizipien zu, denen die Darlehensempfänger angehörten. Die Gemeinden hatten die anfallenden Summen zur Versorgung und Erziehung von Kindern mittelloser Eltern zu verwenden. Zwei alte Programmpunkte italischer Innenpolitik waren damit durch eine geschickte finanzielle Konstruktion verknüpft: wirtschaftliche Stützung des in seinem Fortbestehen stets bedrohten Kleinbauernstandes und Förderung des Kinderreichtums. Das neue System der Alimentation fand bald Anklang und immer weitere Verbreitung; es hat bis zum Ende des 3. Jahrhunderts fortbestanden. Aber es zeigte zugleich, wo die Gefahren lagen. Wachstum der Großstädte entsprachen die Verödung des Landes, der Niedergang des selbständigen Kleinbesitzes, die Abnahme der Bevölkerung durch Kinderlosigkeit. Das Gegenbild: Aufkommen 6 A 1 1 h e i m , Römische Geschichte III

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der ländlichen Kleinpächter (coloni) und die massenhafte Ansiedlung von Barbaren auf Reichsboden wird noch zur Sprache kommen. Der neue Kaiser, dem bereits drei Monate nach seiner Adoption der Thron zufiel, hatte sich seine Sporen im Kriegsdienst an der Grenze erworben, und wer Traian (98—117) kannte, wußte, daß eine energische Führung der militärischen und Außenpolitik von ihm erwartet werden mußte. Vor allem verlangte die unheilvolle Erbschaft, die Domitians Dazierkriege hinterlassen hatten, eine längst fällige Erledigung. Nach kurzer Vorbereitung kam es 101 zur Einstellung der Zahlungen an Decebalus und damit zum Krieg. Er wurde von Anfang an offensiv geführt. Zehn Legionen unter Traians persönlicher Führung überschritten die Donau und drangen in zwei Heersäulen ins siebenbürgische Bergland ein. Decebalus wurde geschlagen, aber der Widerstand war darum nicht gebrochen. Der Winter 101/2 wurde auf römischem Gebiet verbracht, wobei man einen Einfall der Roxolanen abzuwehren hatte (Errichtung des Tropaion von Adamclisi in der Dobrudscha). Im nächschen Jahr kam es zur Entscheidung. Der Barbarenfürst mußte sich zum Frieden und zur Aufnahme römischer Besatzungen in Siebenbürgen und im Banat entschließen. Er war zum römischen Klientelkönig herabgesunken. Traian feierte in Rom den Triumph und nahm den Titel Dacicus an. Doch der Gegner gab sich nicht geschlagen. Heimlich hatte man gerüstet, und 105 brach der zweite Krieg aus. Diesmal suchte Decebalus die Vorhand zu gewinnen. Nach Überwindung der römischen Besatzungen im eignen Land fiel er sogleich in Mösien ein. Aber auch Traian war nicht müßig gewesen. Pannonien, jetzt in ein oberes und ein unteres geteilt, hatte fünf Legionen erhalten und das Heer war um zwei weitere verstärkt worden. Dem Stoß von nunmehr 13 Legionen vermochte der Feind nicht zu widerstehen. Auf der steinernen Brücke, die der Architekt Apollodoros von Damaskus bei Drobeta erbaut hatte, wurde

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die Donau überschritten (106). Entlang dem Olt ging der Marsch auf die feindliche Hauptstadt Sarmizegetusa zu. Bei ihrer Erstürmung fand Decebalus den Tod. Damit war der Krieg beendet, und Traian feierte zum zweiten Mal seinen Triumph. Die neue Provinz bildete einen Brückenkopf gewaltigen Ausmaßes, der durch einen verhältnismäßig schmalen Hals, zwischen Olt und dem Unterlauf der Theiß, mit der Donaufront verbunden war. Auch die Karpathen wurden in die Verteidigung einbezogen, deren nördlichen Pfeiler das befestigte Lager von Porolissum bildete. Die einheimische Bevölkerung, soweit sie zwei blutige Kriege nicht ausgerottet hatten, wurde zu einem großen Teil südlich der Donau verpflanzt und durch Siedler aus allen Teilen des Reiches ersetzt. Im gleichen Jahr 106, da der zweite dazische Krieg zu Ende ging, taten sich noch an einer zweiten Stelle die Absichten des neuen Regiments kund. Das nabatäische Königtum, letztes der Klientelfürstentümer an der Ostgrenze, wurde durch A. Cornelius Palma eingezogen, ein Teil Syrien zugeschlagen, die Hauptmasse aber als eine Provinz Arabia mit der Hauptstadt Bostra eingerichtet. Rom gelangte dadurch in den Genuß der Einnahmen, den der durch nabatäisches Gebiet gehende Weihrauchhandel abwarf, und die bauliche Blüte Petras zeigt, daß die Vorteile gleichfalls den Provinzialen zugute kamen. Die Maßnahme bestätigt indessen auch, daß das Reich gegenüber dem zweiten Nachbarn, mit dem die Rechnung noch nicht beglichen war, offensiv sich zu verhalten gewillt war. Traian wartete auf die Gelegenheit, die sich gegen das Partherreich bieten könnte, und widmete sich für mehrere Jahre dem inneren Ausbau. Der dazische Sieg verlangte nach repräsentativem Ausdruck. Bau kaiserlicher Fora dem republikanischen zur Seite war von Augustus begonnen und von Domitian fortgesetzt worden. Dessen Anlage hatte Nerva in eignem N a men geweiht, und hier schloß sich Traians Forum an. Durch Erdbewegungen großen Ausmaßes wurde einem bau6'

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liehen Komplex Platz geschaffen, der als großartigster Ausdruck römischer Architektur bezeichnet werden darf. Wer vom vergleichsweise schmalen Nervaforum in das seines Nachfolgers hinübertrat, sah sich zunächst in einem gewaltigen quadratischen Hof, dessen architektonischen ,Raum', breit sich lagernd, die Säulenhallen an beiden Seiten aufnahmen und in zwei Rotunden beiderseits weiterleiteten. In weiterem Fortschreiten wurde der gleiche ,Raum' dann von der quergelagerten Basilica Ulpia zusammengefaßt und durch engere Tore weitergeschleust, um schließlich, in einen zweiten, engeren Hof zusammengepreßt, inmitten der allseitig umgebenden Gebäude gleich einer Fontäne hochgeschleudert zu werden. Ausdruck und plastische Gestaltung dieser Raumkonzentration ist die Trajanssäule, die auf ihrem aufsteigenden Reliefband die Ereignisse der beiden Dazierkriege festhält und zum Himmel emporführt. Im Jahre 112, kurz vor Ausbruch der Feldzüge im Osten, wurde die gesamte Anlage geweiht. Das neue Forum wurde von einer baulichen Tätigkeit begleitet, die überall ihre Spuren hinterlassen hat. In den Häfen von Ostia, Centumcellae und Ancona ebenso wie in den Wasserleitungen und der Via Traiana, die bei Benevent mit Traians Triumphbogen beginnend bis zum neu angebauten Hafen Brundisium verlief (108). Überhaupt war die Sorge um die Hebung Italiens, seiner Bevölkerungszahl und seines Landbaues ein Anliegen des Kaisers. In der Erweiterung der alimenta und in dem Verlangen, daß Senatoren auswärtiger Herkunft ein Drittel ihres Vermögens in italischem Grundbesitz anzulegen hatten, drückte sich diese Seite der traianischen Politik aus. Eine Verwaltung, die derart alle Einzelheiten beaufsichtigte und mit landesväterlicher Fürsorge bedachte wie die des Kaisers (Traians Briefwechsel mit dem jüngeren Plinius gibt dafür ein Beispiel), konnte an den Finanzen nicht vorübergehen. Kriegerische Politik, Bautätigkeit und die Erweiterung der Alimentenstiftung verlangten Geld, und die dazische Beute mag nur einen Bruchteil des Erforderlichen gedeckt haben. So wurden überall, wo in der

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Finanzverwaltung Unordnung eingerissen war, vor allem in den senatorischen Provinzen, den Munizipien und in den civitates liberae des griechischen Ostens, kaiserliche Prokuratoren bestellt, die nach dem Rechten zu sehen hatten. Zunächst als außerordentliche Maßnahme gedacht, hat sich die Einrichtung in späterer Zeit rasch erweitert und zu einem Zentralismus geführt, der das Eigenleben der Stadtgemeinden an deren empfindlichster Stelle, dem selbständigen Finanzgebaren, traf. Um das Jahr 110 gab endlich das Verhalten des Partherkönigs Osroes das Signal zum dortigen Eingreifen. Ohne Rom zu befragen, war bei Ableben des letzten armenischen Königs dessen Bruder Exedares zum Nachfolger eingesetzt worden. Traían betrachtete dies als Bruch der Ordnung, die seit Nero in Wirksamkeit war. Ohne der Beschwichtigungsversuche des Arsakiden zu achten, erschien der Kaiser in Antiocheia und begann im Frühjahr 114 seinen Vormarsch. Armenien wurde rasch gewonnen und als Provinz eingerichtet. Das römische Heer überschritt 115 den Euphrat; alles Gebiet am oberen Euphrat wurde besetzt und als neue Provinz Mesopotamien eingerichtet. Das folgende Jahr führte zur Eroberung der parthischen Hauptstadt Ktesiphon; eine dritte und vierte Provinz, Assyria und Parthia, traten den beiden anderen hinzu. Traian empfing den Titel Parthicus (Februar 116). Die kaiserlichen Pläne hatten bereits ein Ausmaß angenommen, das die militärischen Kräfte des Reichs zu übersteigen drohte. Während Traian zum Persischen Golf vorstieß, brach in seinem Rücken die Erhebung aus. Sie wurde in Edessa und Nisibis von Lusius Quietus, einem gebürtigen Mauren, in Seleukeia von Erucius Clarus und Iulius Alexander blutig unterdrückt (116). Aber das Heer sah sich durch solche Sonderaufgaben eher geschwächt, und auch der Versuch, einen eignen Kandidaten für den parthischen Thron einzusetzen, schlug nach anfänglichem Erfolg fehl. Babylonien mußte geräumt und damit die Provinz Parthia aufgegeben werden. Auch ein Versuch auf Hatra in Mesopotamien mißlang im Spätjahr 116, und so

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kehrten Heer und Kaiser im Frühjahr 117 nach Antiocheia zurück. Daheim war ein Aufstand der Juden ausgebrochen. Fanatische Hasser Roms und parthische Parteigänger seit jeher, glaubten sie ihre Stunde gekommen. In Judäa freilich hielt man Ruhe, aber die Judenschaft von Mesopotamien, Zypern, Ägypten und Nordafrika richtete unter ihren Mitbürgern ein Blutbad an, das eine Million Opfer gekostet haben soll. Auch an den Grenzen begann man sich gegen die römische Herrschaft zu regen. Traian ergriff energische Gegenmaßnahmen. Wieder war es Lusius Quietus, der die Ordnung in Mesopotamien herstellte und dann die Statthalterschaft in Judaea übernahm. Den Kaiser selbst drängte es nach Rom, aber im kilikischen Selinus ereilte ihn, noch vor dem 9. August 117, der Tod, Es blieb eine Erbschaft, die nicht leicht zu übernehmen war. 2.

Traians Ehe war kinderlos geblieben. Aber seine Gattin Plotina und der Prätorianerpräfekt Acilius Attianus versicherten, der Verstorbene habe auf dem Totenbett seinen nächsten männlichen Verwandten, den 41jährigen P.Aelius Hadrianus, adoptiert. Auf diese Nachricht hin erhob diesen das Heer des Ostens zum Kaiser. Ob solche Adoption ausgesprochen worden war, unterlag von Anfang an begründetem Zweifel, und Tacitus hat zu Anfang seiner Annalen das Bild der Livia, die einzig ihrem Sohn Tiberius die Nachfolge zu sichern bestrebt ist, nach dem der Plotina gezeichnet1). Und doch war eine andere Wahl kaum möglich. Hadrian, wiederum spanischer Herkunft und Attianus durch Geburt in der gleichen Stadt (Italica in der Baetica) verbunden, hatte die Ämterlaufbahn durchmessen und auf allen Kriegsschauplätzen gekämpft; ihm war die Statthalterschaft Unterpannoniens und zuletzt Syriens zugefallen. Respektvolle Haltung gegenüber dem Senat und !) Nachgewiesen in einer angedruckten Berliner Dissertation von E. Laube (1955).

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Bitte um Zuerkennung göttlicher Ehren f ü r Traian ebneten dem neuen Herrscher den Weg. Diesem mußte daran gelegen sein, schon um der fraglichen Adoption willen, aber auch, weil er selbst mit Traians Politik zu brechen wünschte. Zunächst wurde der jüdische Aufstand blutig, aber rasch niedergeworfen. Q. Marcius Turbo, Hadrians treuester Helfer, stellte auch unter den Mauren die Ruhe her, und ebenso wurden die Bewegungen an anderen Fronten unterdrückt. Doch der neue Herrscher war überzeugt, daß die Eroberungspolitik seines Vorgängers die Kräfte des Reiches übersteige; er zögerte keinen Augenblick, Traians M a ß nahmen rückgängig zu machen. Die neuen Provinzen im Osten wurden aufgegeben, Armenien wieder römischer Klientelstaat unter parthischem Herrscher, und wenig fehlte, daß man auch Dazien geräumt hätte. Anwesenheit der römischen Siedler entschied f ü r Beibehaltung; das Land wurde jetzt in eine obere und untere Provinz geteilt. Auch die Provinz Arabia verblieb dem Reich. Der Bruch mit Traians Politik mußte dem Herrscher gerade unter der Generalität Feindschaft erwecken. Attianus verstand, den Argwohn Hadrians zu schüren, und schon 118 kam es zur Hinrichtung der vier führenden Männer, sämtlich ehemaliger Konsuln und engster Mitarbeiter Traians: P.PubliliusCelsus', A. Cornelius Palma's, Eroberers der Provinz Arabia, C. Avidius Nigrinus', Statthalters von Dazien, und auch des fähigen Lusius Quietus. H a d r i a n behauptete, die Maßnahme sei ohne sein Wissen und seine Zustimmung erfolgt, und in der Tat mußte Attianus die Prätorianerpräfektur an Tubero abgeben. Aber der Vorwurf wollte nicht verstummen, daß Attianus nur gefügiges Werkzeug gewesen sei und der Kaiser sein Versprechen, keinen Senator ohne Gerichtsverfahren hinzurichten, gebrochen habe. Was an die Stelle der traianischen Offensivpolitik trat, hieß Beschränkung auf den vorhandenen Besitzstand und dessen Befestigung. Hadrians neue Konzeption rechnete mit einem langen Frieden und der Freundschaft der Nachbarn. Die Gefahr lag, außer in der Unwahrscheinlichkeit

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solcher Voraussetzung, darin, das Heer bei mangelnder Bewährung auf seiner kriegerischen H ö h e zu halten. Durch häufige Inspektionen suchte H a d r i a n dieses Ziel zu erreichen. Das Schwergewicht der militärischen Macht verlegte sich von der Donau in den Osten; die Bedeutung der Auxilien wuchs, und der berittenen Waffe ließ der Kaiser besondere Förderung angedeihen. Auxilien und Legionen glichen sich stärker an: nach Dienstzeit, Bewaffnung, Rang und auch darin, daß jetzt die Legionen sich gleichfalls aus Provinzialen rekrutierten. N u r noch in den Reihen der Prätorianer herrschten die Italiker vor. Weiterer Ausdruck von Hadrians militärischer Politik war der Ausbau der Grenzwehren. In Britannien wurde zwischen Solway und Tyne der nach seinem Urheber genannte Wall mit Kastellen erbaut, in Germanien der Limes zwischen Rhein und Donau durch Palisaden und Vorverlegung der Kohortenkastelle an die Grenzen ausgebaut. Beide Anlagen wurden von den Nachfolgern weiter verstärkt. Ursprünglich mehr der Grenzüberwachung dienend, wandelten sie sich zu Verteidigungsstellungen um. Hadrians Reisen galten, wie gesagt, der Inspektion der Truppe, vornehmlich derer, die an der Grenze lag. Aber sie galten dem nicht allein. Da waren die Fürsorge f ü r Verwaltung und Gesetzgebung, aber auch Sehenswürdigkeiten und geistige Interessen, die ihn leiteten. Alles zusammen bewirkte, daß der Kaiser lange Zeit Rom fernblieb. Seine erste Reise 120—121 führte ihn durch das südliche Gallien, Obergermanien, Rätien und Noricum, dann durch Untergermanien und Britannien zum Ausgangspunkt zurück. Von dort ging er nach Spanien und Mauretanien (122—123). Dann folgte der Osten (123 bis 125): Syrien, Kappadokien, Bithynien, Mysien, die griechischen Inseln, Thrakien, Pannonien, Mazedonien und Griechenland. Den Winter 124—125 hielt sich Hadrian in Athen auf, von wo er ein Jahr später über Sizilien nach Rom heimkehrte. Es folgte eine zweite Reise. Die Jahre 127—128 galten Italien und Afrika, woran sich 128 Griechenland, Kleinasien, Syrien und Judaea schlössen.

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Ägypten fesselte ihn 130—131, worauf Syrien, Pontus und Griechenland folgten. Ausbruch eines neuen jüdischen Aufstandes, unter Führung des Simon bar Kosiba (Bar Kochba) und des Rabbi Akiba (132), führte erneut H a drian in den Osten. Blutige Unterdrückung durch Iulius Severus (134), Wiederaufbau Jerusalems als Aelia Capitolina, unter Ausschluß der Juden, und Einrichtung der Provinz Syria Palaestina (135) folgten, nachdem der Kaiser schon Ende 132 oder Anfang 133 nach Rom zurückgekehrt war. Dort brachte er den Rest seines Lebens zu, wobei der Stadt und ihrer Umgebung die kaiserliche Bautätigkeit (Tempel der Venus und Roma, Hadrianeum, Pantheon, Grabmal des Kaisers und Villa Hadriana bei Tibur) zugute kam. Unter der kaiserlichen Fürsorge blühten die Provinzen auf. Aquädukte, Straßen, Brücken, Tempel zeugten davon, und besonders Athen empfing vielfache Zeichen kaiserlicher Gunst. Stiftungen, Einweihung in die Eleusinien, Anlage einer Neustadt (129), Vollendung des Olympieion am Fuß der Akropolis, Erbauung einer Bibliothek in Athen selbst entsprachen einer zunehmenden Neigung des Kaisers zu griechischem Wesen überhaupt 2 ). In der Gründung eines Panhellenischen Bundes und entsprechender Festspiele, der Annahme des Philosophenbartes und des Beinamens Olympios und nicht zuletzt in der Betonung der Knabenliebe trat sie gleichfalls hervor. Teilnahme an anderen Kulten, Städtegründungen, Erteilung des latinischen Rechtes oder eines neuen maius Latinum an bereits vorhandene Gemeinden kamen hinzu. Der Tod des kaiserlichen Lieblings Antinous (130) in Ägypten führte zur Gründung von Antinoupolis, das mit dortigen Veteranen besiedelt wurde. Die Dankbarkeit der Untertanen äußerte sich, teilweise in enthusiastischer Form, durch Erteilung von Beinamen und göttlichen Ehren. Schließlich mußte nach den kostspieligen Kriegen Traians die finanzielle Ordnung hergestellt werden. Es 2) Zur Religionspolitik H a d r i a n s und der Antonine: P . Lambrechts, Rev. Beige de Philo!. 35 (1957), 495 f.

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begann mit dem Erlaß von 900 000 000 Sesterzen an Staatsschulden und nachfolgender Herabsetzung des aurum coronarium, zugleich jedoch mit einer sorgfältigen Kontrolle des Geldgebarens der öffentlichen Hand. Erhebung der Erbschaftssteuer durch Steuerpächter wurde abgeschafft; an ihre Stelle traten die procuratores hereditatum. Gleichfalls neu bestellte advocad fisci vertraten die finanziellen Interessen des Staates, und auch für die staatlichen Domänen (saltus) wurde ein procurator eingesetzt. Die dort arbeitenden coloni suchte die kaiserliche Gesetzgebung gegen Ausbeutung durch die conductores zu schützen. Überhaupt bildete Fürsorge für die Gesetzgebung eine der großen Leistungen dieser Regierung. An erster Stelle steht die Kodifikation des prätorischen Ediktes (edictum perpetuum) 131 durch den aus Afrika (Hadrumetum) stammenden Juristen L. Octavius Cornelius Salvius Iulianus, den Großvater des Kaisers Didius Iulianus (193). Danach wurde der Umfang an prätorischen Edikten, daran sich die Rechtsprechung zu halten hatte, der Entscheidung des jeweils wechselnden Magistrates entzogen und ein dauernder, für alle gültiger Bestand festgelegt. Auch das kaiserliche consilium von Juristen, das den Herrscher in allen einschlägigen Fragen zu beraten hatte, nahm festere Formen an; zu ihm gehörten die bedeutendsten Rechtsgelehrten ihrer Zeit: Iuventius Celsus, Salvius Iulianus, Neratius Priscus und andere mehr. Weniger Erfolg hatte die Einrichtung von vier ambulanten Richtern in konsularischem Rang (quattuorviri consulares), denen jeweils in Italien ein Sprengel zugewiesen wurde. Unter den Kronjuristen erschienen erstmalig solche ritterlichen Ranges. Ihr Auftreten fiel zusammen mit dem Eindringen des Ritterstandes in die unter dem Prinzipat aufgebaute kaiserliche Beamtenschaft. Diese Umschichtung, die kaiserlichen Freigelassenen von einst zunehmend verdrängend, erreichte unter Hadrian ihren Abschluß. Wurden jene aus allen höheren Stellen verdrängt, so besetzte die ritterliche Bürokratie jetzt auch die neu eingerichteten

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Posten der kaiserlichen Finanzverwaltung. Neben die viri clarissimi des Senatorenstandes traten jetzt die viri egregii, viri perfectissimi der zivilen Ritterkarriere und als höchster Posten, der einem Ritter erreichbar war, der Prätorianerpräfekt als vir eminentissimus. Dagegen blieb das Verhältnis des Kaisers zum Senat, das schon zu Anfang seiner Regierung durch die Hinrichtung der vier Konsulare einer schweren Belastung unterworfen worden war, gespannt. Auch die Bevorzugung der Ritter konnte, trotz betonter Achtung, die der Kaiser der Körperschaft als ganzer und einzelnen ihrer Mitglieder erwies, zu keiner Besserung der Beziehungen führen. Eine unheilbare Krankheit, die den Kaiser schwierig und reizbar werden ließ (seit 135), brachte eine neue Belastungsprobe. Die plötzliche Hinrichtung des kaiserlichen Schwagers L. Iulius Ursus Servianus und dessen Enkels C. Pedianus Fuscus Salinator erregte um so mehr Aufsehen, als letzter zum Nachfolger ausersehen schien (136). Im Anschluß daran bestimmte Hadrian einen neuen Thronerben, L. Ceionius Commodus Verus. Auch diese Wahl wurde von senatorischen Kreisen beanstandet; sie erledigte sich durch Verus' Tod zu Beginn des Jahres 138. Wiederum nötig gewordene Wahl traf diesmal den 51jährigen T. Aurelius Antoninus, einen Verwandten der Plotina, Gattin Traians und Adoptivmutter des Kaisers. Antoninus erhielt das imperium proconsulare, tribunizische Gewalt und das praenomen imperatoris. Er mußte, um die Nachfolge auch weiterhin zu sichern, seinen 17jährigen Neffen Marcus Annius Verus und den siebenjährigen Lucius, Sohn des verstorbenen Aelius Verus, adoptieren. Marcus wurde Antoninus' Tochter Faustina, Lucius später der aus dieser Ehe entsprossenen Annia Lucilla vermählt. Zumindest die Wahl der Nachfolger Antoninus und Marcus (der als Marc Aurel in die Geschichte eingehen sollte) hat sich als segensreich erwiesen. Trotzdem gelang Hadrian nicht, die Zuneigung des Senats zurückzugewinnen. Als er starb (138), bedurfte es stärksten Druckes von Seiten des Nachfolgers, um die Ver-

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göttlichung des Hingeschiedenen zu erreichen. Der Beiname Pius, der Antoninus zufiel, soll auf dieses Eintreten zurückgegangen sein. 3. Antoninus Pius' Regiment (138—161) war das zweite und letzte, das unter die Herrschaft des durch H a d r i a n inaugurierten kaiserlichen Friedens fiel. Unter Mark Aurel warfen kommende Stürme bereits ihre dunklen Schatten voraus. Aber in jenen, wenigstens äußerlich glücklichsten zwei Jahrzehnten der Kaiserzeit durfte man in der Tat eine Wiederholung des sagenhaften numanischen Regiments aus Roms Urzeit erblicken. Äußere Verwicklungen wurden überall abgebogen (Armenien 139), und Aufstände, wo sie auftraten (Briganten in Britannien 142—143, Mauretanien 144—152, Ägypten 152, Judaea 155) niedergeworfen. Innere Schwäche des Partherreiches verhinderte Bedrohung vom Osten her; die Anlage des Antoninus-Walles nördlich des hadrianischen, vom Firth of Förth bis zum Firth of Clyde reichend, sowie die Verstärkung des germanischen Limes dienten zunächst der Sicherung des Vorhandenen. Auch die neue Dreiteilung der dazischen Provinzen 159 (Dacia Porolissensis, Apulensis und Maluensis) mag sich dem gleichen Rahmen einordnen. Erst in den letzten Jahren des Kaisers (um 160) kam es zu einer Verschiebung des obergermanischen Limes nach Osten und einer begrenzten Offensive im Süden Schottlands 3 ). Uberall wurden die Kastelle ausgebaut und erstmalig in größerem Maßstab einheimische Hilfstruppen und verpflanzte Aufständische (Brittones) als numeri in der Grenz Verteidigung eingesetzt. Schon 146 waren M. Aurelius die tribunizische Gewalt und das prokonsulare Imperium verliehen worden. Derart zum Mitregenten erhoben, trat Marcus (161—180) ohne Schwierigkeit die Nachfolge seines Adoptivvaters an. Alsbald ernannte er seinen Adoptivbruder L. Aelius Commodus unter dem Namen L. Aurelius Verus zum Mitkaiser und verlobte ihn mit seiner Tochter Annia Lucilla (161). 3) F. Altheim, N i e d e r g a n g der Alten Welt 2 (1952), 56 f.

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Schon das erste Regierungsjahr zeitigte schwere Verwicklungen im Osten 4 ). Dem Angriff des Partherkönigs Vologeses III. (148—191) folgte, noch vor Ausgang des Jahres 161, eine schwere Niederlage des kappadokischen Statthalters, C. Sedatius Severianus, in Armenien. Im Frühjahr 162 wurde auch der Statthalter Syriens, L. Attidius Cornelianus, von den Parthern geschlagen. Darauf mußten Truppen aus dem Westen an den Euphrat geführt werden. Sechs vollständige Legionen sind damals nach dem Osten gebracht worden. Die Entblößung vor allem der unteren Donaugrenze sollte sich noch verhängnisvoll auswirken. Auf der anderen Seite zeigte die Versammlung einer derartigen Streitmacht gegen die Parther, daß Rom große Dinge im Schild führte. Nicht nur die verlorenen Teile Kappadokiens und Syriens sollten zurückgewonnen, Armenien wieder unterworfen werden: es ging um nicht mehr und nicht weniger als die Wiederaufnahme der traianischen Eroberungspolitik. Aus der Anordnung der damals redigierten Geographie des Ptolemaeus kann man einige Schlüsse ziehen. Sowohl Babylonien wie den anschließenden Teil Arabiens plante man dem Reich einzuverleiben. In der Tat ging der Vormarsch des Heeres unter L. Verus' Oberbefehl zunächst den Euphrat abwärts; erst auf der Höhe von Seleukeia und Ktesiphon stieß man nach Norden. Beide Städte wurden erobert und zerstört (163), was zeigt, daß man sie nicht zu behaupten gedachte. Vielmehr zielte man auf Babylonien. Man plante, am unteren Euphrat sich festzusetzen und den Fluß als Verbindungsweg auszubauen. Auch das Land südlich des Euphrat, das-„wüste" Arabien mit seinen Karawanenstraßen, sollte unter römische Kontrolle gebracht werden. Wer Babylonien, den Euphratlauf und die arabischen Karawanenstraßen wählte, meinte den Persischen Golf und den von diesem ausgehenden Indienhandel. Ptole4) Das Folgende n a d i F. A l t h e i m und P . S d i n a b e l , N i e d e r g a n g der A l t e n W e l t 2, 44 f. (unter V e r w e n d u n g von P t o l e m a e u s ' Ü b e r l i e f e r u n g ) . Nachz u t r a g e n A . Möcsy und L. B a r k ö c z y , A c t a A r d i . H u n g . 3, 179 f . ; 201 f .

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maeus' umfangreiches und auf zeitgenössische Berichte zurückgehendes Wissen zeigt, daß Handelsverbindungen mit Indien neu geknüpft wurden. Die Chinesen berichten, daß 166 das ferne Westland Ta-ts'in, also das Römerreich, auf dem Seeweg die erste Gesandtschaft geschickt hatte 5 ). Sie muß den Westen 165 verlassen haben, also zu einem Zeitpunkt, da Armenien zurückgewonnen (163 Artaxata von Statius Priscus erobert, 164 Sohaemus als Klientelkönig eingesetzt), Mesopotamien zur Provinz gemacht und, nach einem Vorstoß gegen Medien, den Parthern der Frieden aufgenötigt worden war (165). Doch in demselben J a h r brachen in Seleukeia die Pest und gleichzeitig im Westen der Markomannenkrieg aus. Mesopotamien wurde behauptet, aber die vorgeschobenen Stellungen am unteren Euphrat und am Persischen Golf mußten aufgegeben werden. Die Aussichten auf einen verstärkten Handel mit Indien und China fielen damit weg 6 ). Schon die ersten Kämpfe im Osten hatten ihre Rückwirkung im Westen gezeitigt. Im Jahre 162 hatten sich gleichzeitig die Kaledonier in Britannien und die Chatten in Germanien erhoben- Ungleich folgenreicher war ein zweites Ereignis. Als beide Kaiser ihren Triumph über die Parther feierten (166), brachen neue Gegner über die Donaugrenze ein. Unter Führung des Markomannenkönigs Ballomar hatten sich Stämme, die an der unteren Donau saßen oder dorthin vordrangen, zu einem großen Feindbund verschworen: Quaden, Jazygen, Roxolanen, Kostoboken, Buren, Alanen und, neu hinzutretend, Langobarden, Charier, Viktualen, Asdinger und Lakringer. Der Abzug der Legionen auf den östlichen Kriegsschauplatz hatte für einen Angriff auf jenen Abschnitt der römischen Grenze günstige Vorbedingungen geschaffen. Die Donau wurde 5) F . Altheim und P . Sdinabel, a. O . 48. 6 ) T r o t z d e m war das Partherreidi an den R a n d der Auflösung gebracht. Nicht nur eine neue Seeverbindung nadi der indischen Westküste sollte gefunden werden, sondern audi ein rühriges Handelshaus (Maes Titianos) sandte Agenten aus, um die Möglichkeiten einer Landverbindung mit Indien zu prüfen (am zuvor gen. O . 2, 48 f . ) . Auch in den südlidien Fezzan und weiter ist die römisdie Handelspolitik in den sechziger J a h r e n vorgestoßen: a. O . 2, 60 f .

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überschritten, in Pannonien und Noricum drangen die Angreifer ein, und ein Stoß erreichte Aquileia, Grenzfestung und Schlüssel des nordöstlichen Italien (167). Die Schwächung der gesamten Front von Aquincum bis Troesmis erklärte auch die Bedrohung der dazischen Provinzen und den Durchbruch der Kostoboken an der unteren Donau (172 Plünderung von Eleusis) wie die damals erfolgte Ummauerung Salonas. Der Abwehrkampf wurde dadurch erschwert, daß die aus dem Osten eingeschleppte Pest schwerste Opfer forderte. L. Verus erlag ihr 169, aber Marcus' persönlichem Einsatz gelang, nach zweijährigem Kampf die Donaugrenze herzustellen (170) sowie Rätien und Noricum durch P. Helvius Pertinax, nachmaligen Kaiser, wieder zu befrieden (171). Ähnlich wie im Osten beschränkte man sich jetzt nicht auf Herstellung des früheren Zustandes, sondern gedachte, den Krieg ins Feindesland zu tragen. Nicht nur am Euphrat, auch an der Donaugrenze plante Kaiser Marcus eine Erweiterung der Grenzen 7 ). „Er wollte das Land der Markomannen zur Provinz machen; er wollte dasselbe mit Sarmatien, und er hätte es auch vollendet, wäre nicht der Abfall dss Avidius Cassius erfolgt", versichert der Biograph des Kaisers (24, 5). „Drei Jahre", heißt es an anderer Stelle (27, 10), „führte er Krieg mit den Markomannen, Hermunduren, Sarmaten und Quaden, und hätte er ein Jahr mehr zur Verfügung gehabt, so hätte er aus ihrem Gebiet Provinzen gemacht." Marcus' Plan ging darauf hinaus, den tiefeinspringenden Winkel zwischen Theiß und Donauknie, das Gebiet der sarmatischen Jazygen, dem Reich einzuverleiben. Dann hätten, an die Karpathen anschließend, Hohe Tatra und Beskiden die Nordgrenze gebildet. Unterwerfung der Quaden und Markomannen bedeutete die von Böhmen und Mähren. Wie die geplante Grenze sich nach Westen (oder Norden?) fortsetzte, ist nicht ersichtlich. Der Kaiser überschritt 172 erstmals die Donau, wo Carnuntum sein Hauptquartier bildete (ab 173). Es ging ") F . A l t h e i m , N i e d e r g a n g d e r A l t e n W e l t 2, 54 f .

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die March a u f w ä r t s gegen die Quaden. D a m i t w a r ein Keil zwischen M a r k o m a n n e n und Jazygen getrieben. A m oberen G r a n wurden die Cotiner und, weiter südlich, die Buren unterworfen. D a m i t w a r der Keil nach Osten erweitert, im N o r d e n die T a t r a erreicht. K ä m p f e gegen die Naristen im Winter 172 schlössen sich an. Im folgenden Jahre k a m die Reihe an die M a r k o m a n n e n . Deren U n t e r w e r f u n g ermöglichte, 174 gegen Jazygen und Kostoboken (am Ostrand der K a r p a t h e n ) vorzugehen. Schon 172 hatten die Einfälle der Mauren, die über die Meerenge nach Südspanien vordrangen, manche Störung hervorgerufen. Avidius Cassius, Oberbefehlshaber im Osten, fiel 175 ab und ließ sich zum Kaiser ausrufen. Marcus mußte den Feldzug an der D o n a u abbrechen, aber bevor es zum K a m p f mit dem A u f r ü k r e r kam, hatte dieser sich den T o d gegeben. N i e d e r w e r f u n g eines ägyptischen Aufstandes folgte (175). Nach Faustinas T o d 176 w u r d e der Sohn des Herrscherpaares zum Mitregenten erhoben und 177 mit dem Titel Augustus ausgestattet. T r o t z neuer Maureneinfälle u n d eines Erdbebens in der Ägäis begann wieder der Krieg an der D o n a u . Außer Sarmaten und Buren wurden M a r k o m a n n e n und Q u a d e n bekämpft. D e r Ausbruch der letzten zu den Semnonen an der mittleren Elbe konnte verhindert werden. W a n n es gegen die H e r munduren ging, bleibt ungewiß. Mitten im K a m p f ereilte den Kaiser in Vindobona (Wien) der T o d (180). Commodus (180—192) w a r unter Bruch des bisherigen Adoptivsystems auf den T h r o n gekommen. Blutsmäßige Erbfolge hatte sich in dem Augenblick, da ein Leibeserbe vorhanden war, durchgesetzt. Erste T a t des neuen H e r r schers ging dahin, den Krieg abzubrechen und die Eroberungen aufzugeben. Es blieb eine fühlbare Schwächung der germanischen Stämme an der Donau, aber nicht die R ö m e r ernteten den Gewinn. Seit Mitte u n d gegen Ende des 2. Jahrhunderts waren Ostgermanen von N o r d e n her in den mitteldeutschen R a u m eingedrungen. Statt geschlagener und geschwächter Stämme tauchten neue und unverbrauchte: Langobarden, W a n d a l e n und Goten an der unte-

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ren Donau, in den Karpathen und im östlichen Galizien auf. Kurz danach standen die Goten und ihre Vettern im südlichen Rußland. 4. Die kriegerischen Ereignisse, die Marcus' Regierung erfüllten, nahmen Ereignisse vorweg, die die nächsten J a h r hunderte römischer Geschichte prägen sollten. Die Völkerwanderung hatte erstmalig ihren Schatten geworfen und Kommendes sich angekündigt. Und doch war in alledem nur zutage getreten, was seit dem Beginn der römischen Ausdehnung bestanden und immer deren Schicksal bestimmt hatte. Gesagtes braucht in diesem Zusammenhang nur wiederholt zu werden (oben 2, 4 f.). Vor allem sei an den inneren Zusammenhang zwischen Ausdehnung und geschichtlicher Krise erinnert. Rom hatte im 2. Jahrhundert v. Chr. Karthago und die hellenistischen Staaten in einer Reihe von Kriegen niedergeworfen. Sie alle hatten, solange sie ungebrochen dastanden, den Schutz der mittelmeerischen Kulturgebiete gegen die allseitig andrängenden Randvölker übernommen. Indem man diese Verteidiger schwächte oder zerbrach, schuf man sich statt altgewordener, verbrauchter Gegner neue. Ungestüm drängten junge und kampfesfrohe Barbaren über den Schutzwall, der sie gehemmt hatte, hinweg und gegen die noch nicht gefestigten Grenzen des römischen Herschaftsbereiches vor. Tiefe Einbrüche, harte und verlustreiche Kriege waren die Folge. Auf die außenpolitische Ausdehnung war folgerichtig die Krise gefolgt. Dieselbe Erscheinung hatte sich im 2. Jahrhundert der Kaiserzeit wiederholt. Hatte man sich zuvor auf Abrundung und Ausbau des Reiches beschränkt, so wurde unter Traians Regierung noch einmal der Versuch gewagt, durch Offensive die Lage des Reiches zu bessern und die drängende Schicksalsfrage zu lösen. Auch Marcus hatte keine andere Antwort auf die Schwierigkeiten gewußt, die dem Verhalten der Nachbarn an Euphrat, Rhein und Donau entsprangen. 7 A 1 1 h e i m , Römische Geschichte III

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Ergebnis war, d a ß im Osten der Partherstaat durch die Feldzüge Traians und Lucius Verus' schwer getroffen wurde. U n d doch sollte seine Ohnmacht u n d sein schließlicher Niedergang die ersehnte Sicherung nicht bringen. R o m hatte seinem alten Gegner z w a r den Todesstoß versetzt und damit zu dessen völliger Beseitigung entscheidend beigetragen. Doch eben dadurch schuf man sich auf iranischem Boden einen neuen und weit gefährlicheren Feind. M a n verhalf den Sasaniden zum E m p o r k o m m e n (226), und diese sollten die Angriffe v o m Osten her mit bisher nicht gekannter Wucht erneuern. Vor allem aber bildeten die Grenzen an Rhein und D o n a u Gefahrenzonen des Reiches. Seit den Flaviern waren die rechtsrheinischen „Zehnlande" 8 ) eingezogen und danach der obergermanisch-rätische Limes ausgebaut, unter Antoninus Pius sogar noch vorgeschoben worden. Nördlich der D o n a u hatte T r a i a n das mächtige Dazierreich in Siebenbürgen vernichtet, vermochten die Feldzüge des Kaisers Marcus, die Staatenbildung der M a r k o m a n n e n und Q u a d e n in Böhmen, M ä h r e n und im Kleinen Alföld schwer zu treffen. Doch wiederum hatte R o m damit eine Sperrzone zerstört u n d sich damit eines Schutzes beraubt. All diese Stämme hatten seine Grenzen vom inneren Deutschland getrennt, wo inzwischen weitere germanische Schübe, zumal solche skandinavischen Ursprungs, aufgetreten waren. Die Neuankömmlinge w u r d e n jetzt zu unmittelbaren Nachbarn und Gegnern Roms. Mit der Wende des 2. zum 3. J a h r h u n d e r t waren sie mit einem Schlage da, stark durch ihre ursprüngliche Volkskraft und von der Nachbarschaft der kaiserzeitlichen Zivilisation nicht angekränkelt. Die Semnonen w a n derten aus ihren Sitzen in der M a r k an den Oberrhein, w o sie, mit der ansässigen Bevölkerung vereint, unter neuem N a m e n als Alamannen auftreten. Unter ihren Stößen sollte der oberrheinische Limes, unter dem Druck des neugebildeten Frankenbundes die niederrheinische Grenze zusammenbrechen. I m Osten erschienen, gefährlichste von 8) E. N o r d e n , Altgermanien 137 f.

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allen, die Goten. Bald brandeten sie an die Grenze Daziens, und als erste sollten sie dem Reich tödliche Schläge versetzen. Aber nicht nur die letzte große Offensive hatte das Verderben heraufziehen lassen. Neben der Nötigung, den Besitzstand des Reiches zu erweitern, indem man unruhige Nachbarn dessen unmittelbarer Herrschaft unterstellte, stand als zweite Aufgabe, den vorhandenen Besitzstand zu wahren. Die weltgeschichtliche Episode, die Rom heißt, war zuvor (oben S. 31 f.) als Restauration größten Ausmaßes bezeichnet worden. Sie suchte einem Zustand Dauer zu verleihen, der natürlichem Entwicklungsstreben zahlreicher Völker Gewalt antat. Dieses Reich mit seinen militärisch gesicherten Grenzen legte sich gleich einem gewaltigen Riegel über die Wege und Strombetten, darin sich die Wanderungen jener Völker zuvor bewegt hatten und in die sie sich nach dem Zusammenbruch römischer Herrschaft wieder ergießen sollten. Auch diese Lage schuf zu einem Zeitpunkt, da die Völker im Norden und Osten in Bewegung geraten waren, zusätzliche Schwierigkeiten. Als mit dem Ende des 2. Jahrhunderts die Wellen gegen die Reichsgrenzen brandeten, lagen die Heere Roms hinter ausgebauten Grenzwehren. Gefährdete Strecken waren durch eine Kette von steinernen Legionslagern, steinernen oder Erdkastellen und fortlaufenden Verschanzungen gedeckt. Demnächst sollte die Donaugrenze durch Anlage von burgi, der rätische Limes durch eine Steinmauer verstärkt werden. Durch all diese Anlagen schienen die Grenzen und Randprovinzen gesichert, dem Vordringen der unruhig brodelnden Völker und Stämme eine Sperre entgegengestellt. Eben die scheinbare Sicherung brachte das Verderben. Man hatte das Heer an den Grenzen verzettelt. Eine endlose Kordonstellung zog sich vom Niederrhein zur Donaumündung, von der armenischen Grenze bis zum Südteil des arabischen Limes. Tiefengliederung war kaum vorhanden. Im Gegenteil: in dem Wunsche, die Grenzlande vor jedem Einfall zu bewahren, hatte man die T r u p 7*

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pen immer stärker in vorderster Linie versammelt. D a erfolgten allseitige Angriffe, und sie führten zu Einbrüchen, die das Reich an den Rand der Auflösung bringen sollten. Die Linien am Niederrhein und der obergermanische Limes mußten, so wird sich zeigen, geräumt werden; schwere Einbußen an der oberen Donau sollten folgen, und es gab einen Augenblick, da im Osten alles verloren schien. Darin zeigte sich, daß eine Bindung des Heeres an die Grenzen auch die Freiheit des strategischen Handelns band. Rom hatte in seinem Kampf die Vorhand, unerläßliche Voraussetzung auch des Abwehrerfolges, verloren. Behelfsmäßig mußte man mit Verstärkungen auskommen, die man von weniger gefährdeten Schauplätzen heranzog, immer in der Sorge, dadurch sich Blößen an anderem Ort zu geben. Verkettung zwischen Lucius Verus' Partherkrieg und dem Ausbruch des markomannischen hatte gezeigt, daß man durch Angriff auf der einen Seite Einbruchsstellen auf der anderen schuf. Mangel einer operativen Reserve erwies sich, je länger er anhielt, als immer schwereres Verhängnis. Aber noch ein dritter Wandel hatte sich angebahnt, ohne daß ihm bisher genügend Rechnung getragen worden war. Römer und Italiker hatten aufgehört, den Kern, ja kaum noch einen Bestandteil des Heeres zu bilden. In den schwersten Jahren der republikanischen Krise hatte Rom den Italikern das Bürgerrecht gewähren müssen. Römer und Italiker dienten danach nebeneinander in den Legionen, und schon unter Sulla, stärker noch unter Caesar, waren die Neubürger in den Reihen des Senats vertreten 9 ). Mit zunehmender Romanisierung und, was auf dasselbe hinauslief, mit zunehmender Verstädterung wurden auch die Provinzen zur Heeresergänzung herangezogen. Auch wenn die Mannschaften nicht in den Legionen, sondern in den Auxilien zu Pferd und zu Fuß dienten, empfingen sie bei der Verabschiedung das Bürgerrecht. Entsprechenden Zuwachs hatte der Senat erhalten. Seine Mitglieder aus 9) H . H i l l , Class. Q u a r t . 26, 170 f . ; R. Syme, P a p . Brit. Sdiool Rome 14, 1 f . ; The R o m a n Revolution 78 f.

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der östlichen Reichshälfte und aus Afrika nahmen seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. eine erhebliche Zahl von Sitzen ein; mit Traian eroberte sich ein Kreis spanischer Familien die Führung des Reiches. Romanisierte Spanier und Gallier, Noriker und Makedonen stellten die besten Soldaten. Neben ihnen tauchten Illyrier und Thraker auf, ohne vorerst an Bedeutung zu gewinnen. Unter Hadrian wurde zur Regel, daß die einzelnen Truppenteile sich aus den Gebieten, darin sie lagen, ergänzten. Grenzland und Grenzheer wuchsen zusammen. Das Grenzheer war Träger der Romanisierung an den Randbezirken des Imperium und rekrutierte sich aus der Bevölkerung, die es diesem Prozeß unterworfen hatte. Erteilung des Bürgerrechts an die Provinzialen stand als notwendiger Abschluß bevor, und sie sollte nicht lange mehr auf sich warten lassen. Doch die Feinde, die jetzt dem Reich erstanden, fegten diese Ordnung hinweg. Den Reiterheeren Irans, ihrer Verbindung von berittenen Bogenschützen und schwergepanzerten Rittern, hatte man römischerseits nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Die Kampfkraft der neuaufgetauchten Ost- und Nordgermanen nötigte dazu, sich nach neuem militärischen Rückhalt umzusehen. Die Bedrohung war um so nachhaltiger, als sich diese Germanen im Alföld und den Ebenen der Moldau und Walachei, in den Steppen Südrußlands die reiterliche Kampfesweise des Ostens rasch und mit größtem Erfolg aneigneten. Der Kampf zu Pferde war den Römern immer fremd geblieben, Reiterei wurde bei ihnen nie zur nationalen Waffe. In der neuen Stellung der berittenen Truppe kündigte sich ein neues Zeitalter an, meldete sich erstmals das Mittelalter. Zugleich traten auch Völker auf den Plan, die das Bild der kommenden Zeit bestimmen sollten. Schon auf den Reliefs der Traianssäule erscheinen die ersten maurischen Reiter in römischem Dienst, daneben armenische Bogenschützen und gepanzerte Ritter auf gleichfalls gepanzertem Pferd. Auch sonst begann das Heer sich umzugestalten. Die bäuerliche Bevölkerung der illy-

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risch-thrakischen Landschaften stellte jetzt den Kern der Legionen; bald sollte sie auch die Prätorianergarde ergänzen. „Kilikier, Syrer, Juden und Ägypter", so läßt Cassius Dio anläßlich Avidius Cassius' Erhebung den Kaiser Marcus zu seinen illyrischen Soldaten sprechen (71, 25, 1 f.), „sind euch niemals überlegen gewesen und werden es niemals sein, auch wenn sie an Zahl euch so überträfen, wie sie in Wirklichkeit hinter euch zurückstehen. Auch Cassius selbst, der den Ruf eines tüchtigen und erfolggekrönten Feldherrn genießt, ist als Führer nur schwacher und untüchtiger Streitkräfte kein beachtenswerter Feldherr mehr, und den arabischen und den parthischen Krieg hat nicht Cassius, sondern habt ihr zu siegreichem Ende geführt." Römisch-italisches Volkstum hatte einst das Reich gegründet, hatte sich ihm geopfert und sich daran erschöpft. Jetzt wandte sich das Blatt. Nicht mehr italische Herkunft, nicht einmal mehr der Grad der Romanisierung bestimmten den Rang der Truppe, sondern je barbarischer sie war, um so höher durfte man ihren Kampfeswert bemessen. Mit dem Barbarenheer kamen barbarische Stämme empor, die ihre ursprüngliche Volkskraft bewahrt, sich von Verstädterung und Verweichlichung ferngehalten hatten. D a mit wurde erstmals das Land im Gegensatz zur Stadt maßgebend. Der Wandel leitet zu den Ereignissen über, die das 3. Jahrhündert bestimmen sollten. 6. Soldatenkaiser und Tetrarchie 1. Commodus' Regierungsantritt (180) besiegelte nicht nur den Bruch mit den Grundsätzen des Adoptivkaisertums, sondern führte auch zu überstürzter Beendigung des Markomannenkrieges. Der militärischen Verpflichtung ledig, wandte sich der neue Herrscher ganz seinen Ausschweifungen und Wahnvorstellungen zu. Nach Gaius und N e r o war er der dritte, der sich Träumen von Gottähnlichkeit und Gottherrschertum hingab. Commodus' Eigenheit blieb frei-

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lieh die herakleische Stilisierung seiner Wünsche und Taten, und so kam es, daß dieser überzüchtete Spätling eines spanischen Geschlechtes ungewollt zum Vorläufer des ingenioso hidalgo wurde. Aufgehend in den Gladiatorenu n d ' Tierkämpfen der Arena, überließ er die Regierung seinen Günstlingen. Einer Verschwörung des Donauheeres, unter L. Septimius Severus und dessen Bruder Geta, kam eine Palastrebellion zuvor, der Commodus 192 erlag. Über den Toten verhängte der Senat Ächtung des Gedächtnisses. P. Helvius Pertinax, im Markomannenkrieg und zuletzt in Afrika bewährt, wurde zum Nachfolger erhoben, aber nach kurzer Regierung von den Prätorianern beseitigt (193). Als diese den freigewordenen Thron gegen das Versprechen eines bis dahin unerhörten Donativs M. Didius Salvius Iulianus übertrugen, kam es bei allen Grenztruppen zum Ausbruch einer längst schwelenden Empörung. Neben dem Donauheer unter Septimius Severus, der sich jetzt zu Pertinax' Radier aufschwang, erhoben sich das britannische unter D. Clodius Albinus und das syrische unter C. Pescennius Niger. Severus, an der Spitze seiner illyrischen Legionen, stürzte Didius Iulianus in Rom, beseitigte Niger, nachdem er ihn in drei Schlachten geschlagen hatte, und bewog Clodius Albinus, sich vorerst mit der Caesarenwürde zu begnügen (193—194). Die verschobene Auseinandersetzung mit dem letzten Mitbewerber wurde 197 nachgeholt. Nach dem schwererrungenen Sieg bei Lyon war Septimius Severus Alleinherrscher. Schon zuvor hatte er seinen älteren Sohn Septimius Bassianus Caracalla zum Caesar erhoben (196). In erfolgreichen Kämpfen mit den Parthern wurden die Osrhoéne unterworfen, die Adiabene zurückgewonnen und die Provinz Mesopotamia, fast hundert Jahre nach Traians Feldzügen, hergestellt; Ktesiphon fiel erneut in römische H a n d (198). Neben Syrien, der Heimat seiner Gattin Iulia Domna, wandte die Fürsorge des Kaisers sich der eignen Vaterstadt Lepcis Magna zu; auch das römische Karthago gewann neuen Rang. Erstmals saß ein Afrikaner, insonderheit ein Punier, auf dem Kaiserthron, und diesem

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Mann war beschieden, 204 die Saecularspiele zu feiern. Auf dem Palatin erbaute er sich neben den bestehenden Palästen einen neuen und ungleich größeren. Durch das Heer war Severus emporgekommen, und auf seine ihm ergebenen Soldaten hat er sich immer gestützt; alle Gegner wurden schonungslos beseitigt und ihr Besitz eingezogen. Ein letztes Unternehmen führte den alternden Kaiser 208 nach Britannien (Abwehr und Unterwerfung der schottischen Kaledonier); dort ist er 211 in Eboracum (York) gestorben. Schon zu Severus' Lebzeiten hatte bitterer H a ß seine Söhne Caracalla (als Kaiser: M. Aurelius Antonius) und Geta entzweit. Beide waren des Vaters Mitregenten geworden, und gemeinsam traten sie die Nachfolge an. Doch schon 212 wurde der jüngereBruder von dem gewalttätigen Caracalla beseitigt, der, angeblich zum Dank, im gleichen Jahr allen freien Reichsangehörigen (mit Ausnahme der dediticii, meist von der Zivilisation nicht erfaßter Barbarenstämme) das römische Bürgerrecht verlieh. Damit war eine längst begonnene Entwicklung abgeschlossen und der Gemeinschaft der im Imperium vereinten Völker staatsrechtlicher Ausdruck verliehen. Daß die neuernannten Bürger jetzt unter die auf 1 0 % erhöhte Erbschaftssteuer fielen, mochte der kaiserlichen Finanzverwaltung als willkommene Zugabe gelten. Caracalla, gleich seinem Vater sich aufs Heer stützend, bekämpfte 213 die Alamannen und stand in einem neuen Partherkrieg, als er von seiner nächsten Umgebung ermordet wurde (217). Einer der Täter, der Prätorianerpräfekt M. Opellius Macrinus, wiederum Afrikaner, wurde zum Kaiser erhoben. Mit den Parthern schloß er Frieden, wurde aber schon 218 von einer Seitenlinie des Septimierhauses gestürzt. Die Truppen erhoben Caracallas Neffen oder angeblichen Sohn Varius Avitus Bassianus Elagabalus auf den Thron. Geleitet von seiner Großmutter Iulia Maesa, führt er als Sonnenpriester aus dem syrischen Emesa den Kult seines Gottes in Rom ein. Rasch sich mehrender Widerstand, der sich gleichmäßig gegen die neue Religionspolitik und gegen das ausschwei-

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fende Leben dessen richtete, der sie vertrat, führte 222 zu neuem Thronwechsel. Wiederum unter Iulia Maesas Leitung bestieg nach Elagabals Ermordung dessen Vetter M. Aurelius Severus Alexander den Thron. Seine Regierung, nach Maesas Tod von seiner Mutter Iulia Mammaea geleitet, gefiel sich, unter Abkehr von Elagabals Gebaren, in einer betont römischen Haltung. Als in Iran 226 das parthische Königshaus der Arsakiden durch das persische der Sasaniden gestürzt wurde, hatte man in schwerem Kampf 230—232 den neuen Gegner zu bestehen. Gegen dessen Ansprüche, die er als angeblicher Nachfolger der altpersischen Achaimeniden erhob, gelang es, die bisherigen Reichsgrenzen zu behaupten. Als ein Einfall der Alamannen den Kaiser an den Rhein rief (234), wurde dieser dort zusammen mit seiner Mutter von den aufrührerischen Soldaten erschlagen. Das Rheinheer erhob 235 als Herrscher seiner Wahl einen Mann von der unteren Donau, Sohn eines Alanen und einer Gotin 1 ): C. Iulius Verus Maximinus. Seine kriegerische Laufbahn schien Gewähr gegenüber syrischer Verweichlichung zu bieten. In der Tat verbrachte dieser Kaiser seine Regierungszeit ausschließlich im Feldlager. Aber sein hartes und gnadenloses Regiment, erhöhter Steuerdruck zugunsten der Heeresbedürfnisse und betonte Mißachtung des Senats führten nach dreijähriger Regierung zu bewaffnetem Aufstand (238). M. Antonius Gordianus, Prokonsul von Afrika, und sein Sohn erlagen, zu Kaisern erhoben (Gordianus I. und II.), dem Eingreifen des numidischen Statthalters. Zwei neue Kaiser, M. Clodius Pupienus und D. Caelius Calvinus Balbinus Maximus, wurden daraufhin vom Senat aufgestellt. Maximin zog selbst zur Niederwerfung der Erhebung nach Italien, scheiterte aber am Widerstand Aquileias und fiel von der H a n d seiner meuternden Truppen. Aber auch die beiden Senatskaiser erlagen dem Widerstand der Prätorianer (238). So kam die Krone an ihrer beider Caesar, einen Enkel GorF. Altheim, Literatur u. Gesellschaft 1, 187 f . ; Aus Spätantike und Christentum 59 f. und Nachtrag (J. H a r m a t t a ) 167 f.

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dianus' I. u n d als Kaiser den dritten T r ä g e r des N a m e n s . F ü r den M i n d e r j ä h r i g e n f ü h r t e der P r ä t o r i a n e r p r ä f e k t u n d nachmalige Schwiegervater C . Furius Sabinius Timesitheus das Regiment. Einbrüche der G o t e n , K a r p e n und Alanen w u r d e n , teilweise durch Z a h l u n g v o n Jahresgeldern, abgewehrt u n d ein Krieg gegen den Sasaniden Schapur I. ( 2 3 9 — 2 7 2 f ) erfolgreich g e f ü h r t (242 Sieg bei Resaina). Aber nach Timesitheus' plötzlichem T o d ließ dessen Nachfolger in der P r ä t o r i a n e r p r ä f e k t u r M . Iulius Philippus, Sohn eines Araberscheichs aus dem H a u r a n , G o r d i a n u s I I I . beseitigen u n d sich selbst z u m Kaiser erheben (Philippus Arabs 2 4 4 — 2 4 9 ) . N a c h schweren Rückschlägen m u ß t e mit den Persern Friede geschlossen w e r d e n (244). N e u e Einbrüche riefen Philippus an die D o n a u f r o n t und nach D a z i e n , w o 246 die Q u a d e n , 247 die K a r p e n geschlagen w u r d e n . D e m A r a b e r w a r beschieden, 248 die Tausendjahrfeier des Bestehens der S t a d t R o m zu feiern. Ein neuer Vorstoß der Goten, K a r p e n u n d V a n d a l e n nach Moesien w u r d e durch den S t a d t p r ä f e k t e n C . Messius Decius abgeschlagen (248). Als dieser v o n seinen T r u p p e n z u m Kaiser ausgerufen wurde, erlag ihm Philippus in der Schlacht bei V e r o n a (249). Decius, erster Kaiser illyrischer H e r k u n f t , n a h m nach seiner Thronbesteigung den Beinamen T r a i a n u s an. D a r i n drückte sich aus, d a ß die A b w e h r der G o t e n g e f a h r an der D o n a u erstes Gebot geworden w a r . N a c h wechselvollen K ä m p f e n mit dem Gotenkönig K n i v a f a n d Decius in der Schlacht bei Abrittus (in der Dobrudscha) 251 den T o d . Eine Reihe kurzlebiger Herrscher folgte: 2 5 1 — 2 5 3 C . Vibius Trebonianus Gallus (251 Friedensschluß m i t den Goten gegen Jahrgelder); als sein Mitkaiser Hostiiianus, Decius' Sohn, und nach dessen T o d V e l d u m n i a n u s V o l u sianus, Gallus' eigner Sohn; d a n n 2 5 2 — 2 5 3 der M a u r e M. Aemilius Aemilianus, der erst die Goten an der D o n a u , d a n n Gallus bei I n t e r a m n a in U m b r i e n besiegte, aber 253 2) Z u m R e g i e r u n g s b e g i n n W . B. H e n n i n g , A s i a M a i o r N . S . 3 (1952), 201; 6 (1952), 116 f .

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P. Licinius Valerianus, Statthalter Rätiens und Noricums, erlag. Valerian übernahm den Thron zu einem Zeitpunkt, da Angriffe von allen Seiten die Grenzen des Reiches bedrohten. Zu den Goten an der unteren Donau kam das Auftreten der Alamannen am Oberlauf des Stromes und am Oberrhein, der Franken am Niederrhein sowie ein erneuter Angriff des Sasaniden Schapur I. im Osten. Der Gefahr zu begegnen, ernannte Valerian seinen Sohn P. Licinius Egnatius Gallienus zum Mitregenten und übertrug ihm den Westen, während er sich den Osten vorbehielt. Schon 254 brachen Goten und Nachbarstämme in Kleinasien ein, andere Goten in Thrakien und Mazedonien, Quaden und Sarmaten in Pannonien, Alamannen in Gallien. Unruhen in Nordafrika schlössen sich an, und auch an der Euphratgrenze verstärkte sich der Druck. Hier mußten 253 Dura-Europos vorübergehend geräumt und Nisibis 254 Schapur überlassen werden. Ein Jahr darauf folgte die Eroberung Trapezunts durch die sarmatischen Boraner, 256 Vorstöße der Goten nach Dazien und nach Thessalonike sowie ein Seezug übers Schwarze Meer. Gleichzeitig eroberte Schapur Antiocheia und zerstörte Dura-Europos, überrannten im Westen die Alamannen den obergermanisch-rätischen Limes. Langsam gewann die Abwehr Boden: 257 holte Valerian Antiocheia zurück, der alamannische Einbruch am Oberrhein wurde eingedämmt und ein bis Mailand vorgedrungener Haufe vor der Stadt vernichtet (258 oder 259). Dafür mußte der obergermanische Limes aufgegeben und ein Vorstoß der Franken, den diese durch Gallien bis nach Spanien und Mauretanien führten, hingenommen werden (257). Da kam aus dem Osten die Nachricht (260), daß Valerian bei Edessa geschlagen und in persische Hand gefallen sei. Die ganze Abwehr schien zusammengebrochen. Antiocheia ging erneut verloren, und bis nach Kilikien schweiften die Scharen des persischen Siegers. Den Umschwung bewirkten selbständige Herrschaften, die in den Grenzprovinzen jetzt erwuchsen und die Ver-

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teidigung auf eigene Faust organisierten. Schon 258 hatte sich Ingenuus, Statthalter Pannoniens, von Gallienus losgesagt und die Krone aufs Haupt gesetzt; 259 war ihm Regalianus von Carnuntum aus gefolgt. Im Gegensatz zu ihnen, denen nur kurze Dauer beschieden war, hielt sich das von M. Cassianus Latinus Postumus (260 bis 268) begründete gallische Kaisertum bis 274. Als im Osten endlich gelungen war, Schapurs Einbruch einzudämmen, kam es gleichfalls zur Ausrufung zweier Gegenkaiser, des T. Fulvius Macrianus und T. Fulvius Quietus (260). Da war von größter Bedeutung, daß der neu emporgekommene Herr der Oasen- und Karawanenstadt Palmyra, Odaenathus, sich auf Gallienus' Seite stellte. Diesem arabischen Fürsten und dem von ihm geschaffenen Heer gepanzerter Reiter (Kataphrakten) glückte nicht nur, Schapur zu schlagen, Mesopotamien zurückzugewinnen und bis nach Ktesiphon vorzudringen, sondern auch den einen der Prätendenten zu erledigen (der andere wurde von Gallienus' Feldherrn Aureolus besiegt). Daraufhin erhielt Odaenath als dux Romanorum und corrector totius Orientis den Oberbefehl im Osten, der ihm gestattete, dem Namen nach als Vertreter der Zentralgewalt, eine selbständige Macht aufzubauen. Als er 266 ermordet wurde, trat seine Witwe Zenobia als Vormund ihres minderjährigen Sohnes die Nachfolge an. Unterdessen trafen Gallienus neue Rückschläge. Zwar wurde eine Revolte in Ägypten rasch niedergeworfen (262), aber Postumus wußte sich zu behaupten. Verheerende Raubzüge der Goten zur See führten 264 zur Zerstörung des altberühmten Artemistempels in Ephesos, 267 zur Einnahme von Thessalonike und Plünderung Athens. Im gleichen Jahr wurde Rätien von den Alamannen besetzt und erklärte Palmyra seine Selbständigkeit. Gallienus hatte unterdessen an der Schaffung eines beweglichen Reserveheeres gearbeitet, das ihm ein Eingreifen an allen bedrohten Punkten gestatten sollte. Vor allem hatte er unter Aureolus' Befehl ein Reiterheer (Delmatae und Mauri) um Mailand aufgestellt. So glückte dem Kaiser, 267 die ein-

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gedrungenen Heruler am Nestos (in Mazedonien) zu besiegen. Doch als sich auch Aureolus gegen ihn erhob, beschloß eine Generalität meist illyrischer Herkunft, sich Gallienus' zu entledigen (268). Als Nachfolger bestimmten sie einen der ihren, M. Aurelius Claudius, Militärbefehlshaber (dux) in Illyricum. Ihm gelang, Aureolus zu beseitigen, die Alamannen (268) und vor allem die Goten bei Naissus (Nisch) zu schlagen (269). Ein Kaiser illyrischer Herkunft hatte damit den ersten jener entscheidenden Schritte getan, die fortan zur Herstellung der Reichsgrenzen, zum Wiedererstarken der kaiserlichen Autorität führen sollten. Als Claudius 270 an der Pest in Sirmium verschied, war klar, daß ihm nur ein weiteres Mitglied der illyrischen Generalität folgen würde. Die Wahl fiel auf L. Domitius Aurelianus (270—275), den Befehlshaber des Reiterheeres, und er erwies sich als der geeignete Mann. Es geläng ihm, Wandalen und Sarmaten an der Donau zu Paaren zu treiben. Als Alamannen und Iuthungen erneut in Italien einfielen, erlitt Aurelian zunächst eine Niederlage bei • Placentia (270), siegte dann aber bei Pavia entscheidend und vertrieb die Eindringlinge aus Italien (271). Die Ummauerung Roms (271—280 unter Zwangsverpflichtung der stadtrömischen Zünfte durchgeführt), aber auch die anderer Städte schlössen sich an; man bedurfte des Schutzes gegen künftige Barbareneinfälle. Folgenreich war der Entschluß, den jenseits der Donau gelegenen Brückenkopf Dazien zu räumen und die durch die Frontverkürzung gewonnenen Truppen zur Verstärkung des Reserveheeres zu verwenden. Im Osten hatte indessen Zenobia durch ihre Truppen Ägypten erobern lassen (269) und 270 den Titel Augusta angenommen. Aber schon im gleichen Jahr war die verlorene Provinz zurückgewonnen, und 272 begann Aurelian seinen Siegeszug gegen Palmyra. Bei Antiocheia und Emesa geschlagen, fielen Zenobias Heere auf Palmyra zurück. Stadt und Herrscherin mußten sich Aurelian ergeben und einen nochmaligen Versuch, das Schicksal zu wenden, hatte die reiche Bürgerschaft aufs schwerste zu büßen (273). Es

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blieb nur noch das gallische Sonderreich zu unterwerfen. Bei Chalons geschlagen, unterwarf sich der letzte gallische Herrscher Tetricus (274). Aurelians Plan zielte jetzt auf eine Abrechnung mit den Persern, denen Armenien und Mesopotamien überlassen worden war. Auf einem nochmaligen Zug gegen Osten wurde der große Kämpfer bei Byzanz ermordet. Nach kurzem Zwischenspiel eines Senatskaisers (M. Claudius Tacitus 275—276) kam in M. Aurelius Probus (276 bis 282) erneut ein Illyrier auf den Thron. Er gewann das Neckarland und überhaupt das verlorene rechtsrheinische Gebiet f ü r eine Weile zurück, sicherte die Donaugrenze und suchte das Heer durch vermehrte Einstellung von Germanen zu verstärken. Probus' Versuch, nach Lösung der militärischen Aufgaben sich der Friedenswirtschaft zuzuwenden, wurde durch seine Ermordung unterbrochen (282). Der Nachfolger, M. Aurelius Carus (282—283), unternahm den längst fälligen Feldzug gegen die Perser, eroberte Seleukeia und Ktesiphon, wurde aber auf dem Rückweg ermordet. Ihm folgten seine Söhne, aber der Wirren müde, wählte das Heer den Befehlshaber der kaiserlichen Leibwache als C. Aurelius Valerius Diocletianus zum Kaiser (284—305), der sich rasch gegen noch bestehende Gegner durchzusetzen wußte. Wieder bestieg mit ihm ein Illyrier den Thron, aber als erster seiner Art wandte er sich dem inneren Aufbau zu. In klarer Erkenntnis, daß ein Herrscher die stark gewachsenen Aufgaben nicht zu bewältigen vermochte, erhob er seinen Waffengefährten M. Aurelius Maximianus, gleichfalls einen Illyrier, zum Caesar (285) und ein Jahr später zum Augustus. Unruhen gallischer Bauern (Bagauden) mußten unterdrückt, Vorstöße der Franken, Alamannen, Burgunden und Sachsen abgewehrt werden. Im Friedensschluß mit Persien wurde erstmals wieder ein römischer Klientelkönig in Armenien eingesetzt, in Ägypten ein Aufstand durch Diokletian selbst niedergeworfen (288). Rhein- und Donaugrenze wurden in neuen Feldzügen (289—292) gesichert. Dagegen mußte man hin-

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nehmen, daß in Britannien sich ein Usurpator, der Bataver Mausaeus Carausius, erhob (288) und vorerst nicht beseitigt werden konnte. Unterdessen kam es zur Neuordnung des Reichs. Schon 288 hatten Diocletian und Maximian die Titel Iovius und Herculius angenommen. Jetzt adoptierten sie ihre beiderseitigen Prätorianerpräfekten C. Galerius Valerius Maximianus und M. Flavius Valerius Constantius Chlorus als Caesaren (293). Dementsprechend wurde das Reichsgebiet in vier Teilgebiete aufgegliedert, wobei die Caesaren, die sich in ihrem Amt noch zu bewähren hatten, die Grenzprovinzen erhielten. Diocletian fiel der ganze Osterl (Residenz Nikomedeia) zu, Maximian Italien und Afrika (Residenz Mailand), Galerius der Balkan einschließlich Griechenlands (Residenz Sirmium), und Constantius Spanien, Gallien und Britannien (mit den Residenzen Trier und Eboracum-York). Die Insel mußte freilich noch zurückgewonnen werden. Alle vier Herrscher hatten sich zu verpflichten, nach 20jähriger Amtsführung abzudanken. Gleichzeitig wurden die Münzprägung reformiert, das Beamtentum weiter entwickelt und auch im Osten das Lateinische als Verwaltungssprache eingeführt. Die Grenzverteidigung, vor allem an der persischen Grenze, verstärkte sich, und den Schutz der allseitig das Reich umgebenden, tiefgegliederten Befestigungsanlagen übernahmen seßhaft gemachte Legionen (52 an der Zahl, zu 1000 Mann). Das Reserveheer, das sich bewährt hatte, blieb trotz mancher Versuche, es wieder auf die Grenzen aufzuteilen, bestehen und wurde in der Folge' mannigfach vermehrt. Das Reichsgebiet zerfiel jetzt in zwölf Diözesen, jede unter einem vicarius der Prätorianerpräfekten, die den vier Herrschern zur Seite standen. Die Diözesen wurden untergeteilt in kleinere Provinzen, zunächst an der Grenze, später auch im Innern, und ihre Zahl stieg zuletzt auf 101. Trennung von Militär- und Zivilgewalt in diesen und Errichtung von 15 gleichberechtigten Prägungsstätten kamen als ergänzende Maßnahme hinzu. Über Diocletians Steuergesetzgebung, die Bindung der Kolonen an die

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Scholle und die Einrichtung von Zwangsinnungen wird noch zu sprechen sein. Inzwischen hatte sich das wie'dererstarkte Reich nach allen Seiten kräftig geregt. Constantius hatte nicht nur Britannien zurückgewonnen (296), sondern zuvor schon Franken und Friesen geschlagen und sie äus den Grenzgebieten vertrieben (294—295). Auch Galerius' Wirken an der unteren Donau erwies sich als erfolgreich, und Diocletian selbst hat einen erneuten ägyptischen Aufstand niedergeschlagen (295—296). Größter außenpolitischer Erfolg war die Besiegung des Sasaniden Narses, die freilich erst nach Rückschlägen erfolgte (296—297). Die Grenze wurde bis zum Tigris vorgeschoben, die Provinz Mesopotamien erweitert und auch hier durch Anlage eines befestigten Limes gesichert. In die letzten Jahre Diocletians fällt der inschriftlich erhaltene Höchstpreistarif (edictum de pretiis venalium rerum 301), der vergeblich eine Senkung der Preise zugunsten von Heer und Beamtenschaft anstrebte. Die 303 einsetzenden Christenverfolgungen warfen ihren dunklen Schatten, und die Regelung der Nachfolge erwies sich als weitere Schwierigkeit. Zwar dankten Diocletian und Maximian gemäß der eingeführten Ordnung am 1. Mai 305 ab und räumten ihren Platz den Caesaren Galerius und Constantius, die nunmehr zu Augusti aufstiegen. Zu Caesaren wurden Flavius Valerius Severus im Westen, Galerius Valerius Maximinus Daia im Osten ernannt; beide standen Galerius nahe, Daia war sein Neffe und Adoptivsohn. Diocletian zog sich nach Spalato (bei Salona), Maximian nach Lukanien zurück. Doch die neue Ordnung hielt nur ein Jahr, da Constantius Chlorus nach siegreichem Feldzug gegen Scoten und Picten schon 306 in Eboracum starb. Jetzt wurde Severus zweiter Augustus, und diese Bevorzugung von Galerius' Günstling führte zu doppeltem Rückschlag. Flavius Valerius Constantinus, Constantius' Sohn aus einer Verbindung mit der Gastwirtstochter Flavia Helena, wurde vom Heer zum Caesar ausgerufen, und Galerius blieb nicht« übrig, als das Ge-

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schehene anzuerkennen. In Rom wurde von den P r ä torianern Maximians Sohn M. Aurelius Maxentius zum Kaiser erhoben. D a er nicht auf Anerkennung rechnen konnte, legte er sich den Titel Princeps zu; seinen Sohn Romulus ernannte er zum Caesar. Aber auch Maximian, kaum aus dem Reichsregiment ausgeschieden, trat erneut in die Politik ein, um zugunsten seines Sohnes Maxentius zu wirken. Das tetrarchische System war damit durchbrochen. Versuche, den Usurpator zu beseitigen, mißlangen. Der neuernannte Augustus Severus scheiterte und büßte sein Leben ein, und auch Galerius hatte kein Glück. Maxentius behauptete sich, und Maximian, der sich inzwischen Konstantin angeschlossen hatte und dessen Schwiegervater geworden war, ernannte den Schwiegersohn und Caesar des Westens aus eigner Machtvollkommenheit zum Augustus. Galerius, dessen Autorität derart mißachtet war, erhob nun seinerseits Flavius Valerius Licinianus Licinius an Severus' Stelle zum Augustus. Es gab demnach jetzt zuzüglich Maximian vier Augusti, zwei Caesaren und dazu den Usurpator Maxentius (307). In dieser Lage schien nur nochmaliges Eingreifen Diocletians Erfolg zu versprechen. Auf der Konferenz von Carnuntum (Ende 307), an der Diocletian, Maximian und Galerius teilnahmen, wurde Maximian zu erneutem Rücktritt veranlaßt, Galerius und Licinius wurden zu Augusti, Konstantin und Maximinus Daia zu Caesaren und filii Augustorum bestimmt. Maxentius wurde nicht anerkannt, blieb hingegen im Besitz der Macht. Aber schon ein Jahr darauf erhoben sich Maximinus Daia und Konstantin zu Augusti, und ihnen gesellte sich erneut Maximian, der nicht verzichten wollte. Eine blutige Auseinandersetzung war unausbleiblich, um so mehr, als in Afrika ein zweiter Usurpator auftrat. Maxentius warf diesen Mitbewerber 310 nieder und verleibte Afrika und Spanien seiner Herrschaft ein. In Marseille beseitigte Konstantin seinen Schwiegervater Maximian. Inmitten der Ereignisse schied 311 Galerius in Ser8 A11 h e i m , Römische Geschichte III

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dica aus dem Leben. Sofort zeichnete sich eine neue Machtkonstellation ab, und zum ersten Male spielte das Verhältnis zum Christentum eine Rolle. Die Christenverfolgung, die Diocletian 303 angeordnet und 304 durch weitere Edikte verschärft hatte, war im Westen kaum durchgeführt worden. Kurz vor seinem Tod hatte auch Galerius, zusammen mit Licinius, die Anordnungen widerrufen (Toleranzedikt vom 30. April 311). Indessen nahm Maximinus Daia im gleichen Jahr in dem ihm zugeteilten Ostteil des Reiches die Verfolgung wieder auf. Das führte zur Annäherung der beiden christenfreundlichen Augusti, Konstantins und Licinius', und ihnen gegenüber schlössen sich Maxentius und Maximinus Daia zusammen. Ein Jahr darauf kam es zum Bürgerkrieg. Am 28. Oktober 312 besiegte Konstantin den Usurpator (tyrannus) Maxentius vor den Toren Roms, bei der Milvischen Brücke (Saxa Rubra), und am l . M a i 313 Licinius den Augustus des Ostens bei Tzirallum in Thrakien. Der Tod der Unterlegenen ließ Konstantin und Licinius als Herrscher übrig. Dieser dehnte die 311 gewährte Toleranz erneut auf den Osten aus. Das Christentum war damit im ganzen Reich zur religio licita erklärt (Edikt vonNikomedeia, Juni 313). 2.

Das Jahrhundert heißt nach den Soldatenkaisern, und in der Tat traten Heer und soldatisches Wesen überall als bewegende Kraft hervor. Gegensätze zwischen den einzelnen Truppengattungen, Gegensätze zwischen den großen Heereskörpern an Rhein, Donau und Euphrat waren längst deutlich geworden. Kriegsstolze und hochfahrende Auxilien wie die Bataver hatten stets zu Händeln mit den Legionären geneigt. Innerhalb der hauptstädtischen Garnison sah das Fußvolk mit Neid auf die Reiter und verhehlte seine Freude nicht, zogen diese einmal dem städtischen Pöbel gegenüber den kürzeren. Groß war der Korpsgeist der Heere: in Rauflust und Rivalitäten drückte er sich aus. Oft drängten sie mehr zum

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Kampf als die Prätendenten. Audi der Gegensatz zwischen den Grenzheeren, die das Reich gegen die Barbaren schirmten, und der hauptstädtischen Garde, die, bevorzugt und verwöhnt, am Hof den Dienst versah, war überkommen. Die Legionen draußen rühmten sich ihrer Abhärtung, ihrer Kraft, während Roms Prätorianerkohorten sich auf ihren höheren Rang beriefen. Solche Spannungen, immer vorhanden, wenn auch meist verdeckt, brachen seit dem Ende des 2. Jahrhunderts mit Macht hervor. Näch Mark Aurels Tod schien die große Zeit der Garde gekommen. Commodus stützte sich auf sie, und Pertinax erlag den Prätorianern, während diese Didius Iulianus zum Thron verhalfen. Unter den Bewerbern bot er die größte Summe, erkaufte sich buchstäblich die Herrschaft. Die Kaiserwürde schien eine Beute, die des Räubers harrte. Doch ihre Verschacherung, das entehrende Schauspiel, das eine geldgierige Soldateska und die sich gegenseitig überbietenden Prätendenten abgaben, ließen das Maß voll werden. Roms Plebs hielt mit ihrer Meinung nicht zurück; vor allem wirkten die Ereignisse auf die Grenzheere. Diese, in unwirtlichen Gebieten stehend und allein mit der Last der Reichsverteidigung betraut, fühlten sich der hauptstädtischen Garnison gegenüber vernachlässigt. Argwöhnisch beobachtete man, was in Rom vor sich ging. Durch Commodus' Ermordung schien noch einmal der Ausbruch der Gegensätze verschoben, zumal Pertinax der Befürwortung durch die Grenzheere den Thron verdankte. Doch als der neue Herrscher von der H a n d eines tungrischen Gardereiters fiel, ließ sich die aufgestaute Empörung nicht länger zurückdämmen. Drei der großen Grenzheere stellten einen Mann ihrer Wahl auf: das britannische den Cladius Albinus, das syrisch-ägyptische den Pescennius Niger, das illyrisch-pannonische den Septimus Severus. So verschieden Heere, Prätendenten selbst und die Hoffnungen sein mochten, die sich an die Erhebung knüpften — darin war man eins, die Schmach des Prätorianerregiments nicht hinzunehmen. Sep-

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timius Severus überwand nicht nur Didius Iulianus, er überwand auch die anderen Mitbewerber. Das Donauheer trug seinen Feldherrn von Sieg zu Sieg und schließlich zum Alleinbesitz der Kaiserwürde empor. Daß ein Grenzheer, von seinem Feldherrn geführt, die Macht an sich riß, war für Rom nichts Neues. Im Dreikaiserjahr 69 meldeten das Rheinheer auf der einen Seite, die vereinigten Legionen an der Donau und im Osten auf der anderen ihre Anwartschaft auf den Thron an. Schon damals setzte sich Vespasian durch, auf dessen Seite das Donauheer stand. Doch Septimius Severus' Emporkommen unterschied sich von allem, was ihm vorausging. Seit den Dazierkriegen war die Donaufront an erste Stelle gerückt. Unter Antoninus Pius standen dort doppelt soviel Truppen wie am Rhein, und Mark Aurel konnte im Markomannenkrieg über eine Macht Heerschau halten,' dergleichen das Zeitalter nicht beisammen gesehen hatte. Unter Commodus wurde der Befehl über die illyrischen Truppen geteilt, auf daß eine derartige Macht nicht in einer Hand vereinigt bliebe. Was sich unter Septimius Severus vollzog, war mehr als die gewaltsame Erhebung eines Besatzungsheeres, das im Grenzland lag. Als im Jahre 69 die rheinischen Legionen des Vitellius sich nach Süden in Marsch setzten, bezeichneten Mord und Verwüstung ihre Spuren. Demütig erflehte eine verängstigte Bevölkerung von den Durchmarschierenden Schonung ihres Lebens und Eigentums. Jetzt war es anders. Garnison und Grenzprovinz, Heer und Hinterland standen nicht mehr im Gegensatz. Im Jahre 193 erhoben sich mit den illyrischen Legionen die gesamten Provinzen, darin sie lagen, erhob sich das Illyriertum überhaupt. Mit einem Schlag wurde es zum stärksten Machtfaktor innerhalb des Reichs. Hadrians Neuordnung der Heeresergänzung leitete diesen Umschwung ein. Außerhalb der Legionen hat der Grundsatz örtlicher Rekrutierung immer gegolten. Man nahm den Mannschaftsersatz aus dem Land, in dem die Auxilien jeweils standen. Jetzt griff das Verfahren auch

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auf die Legionen über. Hatten sich einst die illyrischen Legionen aus dem südlichen Gallien, Afrika und Kleinasien ergänzt, so füllten sie seit Hadrian ihren Bestand immer mehr aus den Lagerkindern und aus den Provinzen auf, darin sie standen. Das neue Prinzip wirkte sich um so stärker aus, als Grenzziehungen der römischen Verwaltung die stammesmäßigen Einheiten tunlichst berücksichtigten. Für die Geschichtsschreiber des 3. Jahrhunderts galt es als ausgemacht, daß die in illyrischem Land stehenden Legionen aus Illyriern, daß die in Syrien stehenden aus Syriern sich zusammensetzten. Die Illyrier waren ein tapferer Menschenschlag, kräftig und von hohem Wuchs, geborene Soldaten nach Körper und Seele. Aber sie waren einfältigen Sinnes und ließen sich leicht zu Anschlägen mißbrauchen, wenn man es ihnen einzureden verstand. Leicht waren sie gegen die Prätorianer aufzuwiegeln, die sich mit Kaiser- und Bürgerblut befleckt hatten. Auch illyrisches Kraftbewußtsein durfte man ansprechen. War man doch dort überzeugt, kein anderes Volk innerhalb des Reiches werde es wagen, gegen den illyrischen Namen in die Schranken zu treten. Septimius Severus war gebürtiger Afrikaner. Er benutzte seine Legionen, um die eignen, höchst persönlichen Ziele zu erreichen. Doch indem er illyrisches Volkstum wachrief, die illyrische Parole an seine Adler heftete, trieb er zugleich und war er Getriebener. Es folgten ihm seine Mannen nach Rom, in den Osten und nach Britannien. Doch solche Gefolgstreue band nicht nur die Soldaten an den Kaiser, sondern auch den Kaiser an sein illyrisches Heer. Nach dem Sieg wurde die bisherige Prätorianertruppe aufgelöst. An ihre Stelle trat eine neue, ums Doppelte verstärkte Garde. Sie war bewährten Mannschaften angeblich des ganzen, in Wahrheit aber des Donauheeres entnommen. Eine ungebrochene Volkskraft hatte sich in der Heimat dieses Heeres erhalten. Illyrische Länder waren ausgezeichnet durch hohe Geburtenziffern. In ununterbrochener Folge gaben sie von ihrem kräftigen Menschenschlag an andere Gebiete ab, besiedelten sie die Grenzstriche südlich und nörd-

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lieh der Donau. Kämpfe mit den Barbaren jenseits der Reichsgrenze und Jagd auf wilde Tiere stählten die junge Mannschaft; von früh auf gewöhnte man sich an jede Beschwerde. Städte und ihre Verweichlichung konnten dieser Rasse nichts anhaben. Die Legionen rekrutierten sich zumeist aus der ländlichen Bevölkerung, der man vor dem Diensteintritt das Bürgerrecht verlieh. Denn man mochte das ausgezeichnete Soldatenmaterial, das sich anbot, nicht missen und war zu Entgegenkommen bereit. Die Cotiner, noch unter Mark Aurel rechtlose Untertanen, stellten bald darauf Mannschaften zur Garde; rasch rückten sie zu privilegierter Stellung auf. Auf das städtische Wesen hatten sich bisher antike Kultur und antiker Staat gegründet; es herrschte auch in den Zeiten der kaiserlichen Zivilisation. Deren Ausbreitung, die Romanisierung überhaupt, wurde durch bewußte Verstädterung vorangetrieben. Das Emporkommen der Illyrier fiel mit erstmaliger Abkehr von der bisherigen Haltung zusammen. Alsbald zeigte sich zunehmende Feindschaft zwischen den Städten und den Bauern, die in den illyrischen Legionen dienten. Mit verzweifelter Tapferkeit wehrte sich Byzanz gegen seine Belagerer, Septimius Severus' mösische Legionen. Wie ein Fanal wirkten sodann Plünderung und Niederbrennung von Lyon 197, von denen sich die Stadt nicht mehr erholte. Hatte Cremonas Zerstörung 69 aller Empörung und Abscheu erregt, so begnügte sich die Geschichtsschreibung der Severerzeit damit, jenes Ereignis zu verzeichnen. Der Umschwung wurde von denen, die es anging, sogleich erfaßt. Als Kaiser Maximin 238 gegen Italien heranrückte, verließen vor seinen Pannoniern, Mösiern, Germanen die Einwohner ihre Städte. Während die Soldaten die Umgebung von Aquileia verwüsteten, Rebstöcke und Fruchtbäume umhieben, ermannte sich die Stadt in großartigem Bürgersinn zu einem Widerstand, wie er der Vorgängerin Venedigs anstand. Man besserte die Mauern aus, die in langer Friedenszeit verfallen waren. Alles legte

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H a n d an, Ansässige und solche, die in der Stadt Zuflucht gefunden hatten. Städter pflegen in offenem Feld selten geeignete Soldaten-abzugeben. In der Verteidigung des heimischen Bodens liegt ihre Stärke. Vor Aquileias Mauern holten sich die illyrischen Legionen blutige Köpfe; furchtbar wütete das brennende Pech unter den Stürmenden. Man wußte, was der Stadt im Fall der Eroberung bevorstand. Byzanz war zum Dorf gemacht und als solches der Nachbarstadt unterstellt worden, Aquileia zur Einöde und zur Weide fürs Vieh bestimmt. Als die Abwehr geglückt, der Sieg errungen war, dankte man der göttlichen Hilfe. Eine italische Bürgerschaft, die so tapfer gegen Maximins barbarische Streitmacht gefochten hatte, sah ihrerseits in einem Barbarengott den Retter. Dem keltischen Belenus, dessen Kult in Noricum und in Aquileias Umgebung heimisch war, verlieh man den Beinamen Augustus, auch dies ein Zeichen veränderter Zeit. Eine neue Epoche war heraufgekommen, so umstürzend und einschneidend wie nur eine innerhalb der römischen Geschichte. Nicht nur, daß Barbarentum vor die Romanisierung, bäuerliches Wesen vor das städtische zu stehen kam: der Grenzer verdrängte den Bürgersoldaten, und die Randprovinz gewann vor den Mittelpunkten des Reichs, ungeformte Kraft vor Bildung die Uberhand. Als Bewerber um die Vorrangstellung traten dem illyrischen Heer das britannische und syrische gegenüber. Die Gegnerschaft des ersteren blieb Episode; anders lag es mit den Syriern. Pescennius Niger war so wenig ihr Landsmann wie Septimius Severus Illyrier. Doch wieder erhob sich mit dem Heer ein ganzes Volkstum: der Osten des Reichs stand gegen dessen abendländische Hälfte auf. Syrische und armenische Bogenschützen begegnen erstmalig in den Dazierkriegen Trajans als römische Hilfstruppe. Sie blieben im eroberten Land; in der Grenzfestung Porolissum lag eine palmyrenische Einheit. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts kam es zu allgemeiner Vermehrung der Waffe, und in ihr nahmen neben Thrakern Syrier den ersten

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Rang ein. Die neu aufgestellten Abteilungen rekrutierten sich aus Ituräern, Kommagenern oder aus dep Umwohnern von Chalkis und Damaskus, und es blieb in der Regel dabei. Die Bogenschützen erhielten ihren Nachschub dauernd aus dem Osten, gleichgültig, wo sie standen, und begannen, einen volksmäßig geschlossenen Körper innerhalb des Gesamtheeres zu bilden. Unter Septimius Severus erfolgte eine neue Vermehrung. Jetzt wurden auch die einheimischen Abteilungen, die bisher im Kriegsfall als symmacharii dem Reichsheer zur Seite gefochten hatten, in dessen Verband aufgenommen. Wie mit den Illyriern, so kam auch mit den östlichen Bogenschützen eine barbarische Welt empor, die nie zu den Trägern antiker Kultur gehört hatte. Diese Mannschaften entstammten der Wüste, ihren Oasen und dem Grenzstreifen, da seßhaftes Dasein in das der Nomaden übergeht. Bogenschützen zu Fuß mögen sich aus den Bauerndörfern rekrutiert haben; die berittenen entstammten den Reihen der Beduinen. Nirgendwo gab es städtische Bestandteile: die ungebrochene Kraft eines von der Zivilisation unberührten Volkstums erhob sich hier wie in Illyrien gegen Kräfte, die bisher das Leben der Antike ausschließlich bestimmt hatten. Illyrier hatten seit Septimus Severus' Erhebung den Vorrang innerhalb des Heeres errungen. Sie haben den Erwartungen, die man militärisch auf sie setzte, entsprochen. Überall trugen sie die Hauptlast des Kampfes. Zu Parther- und Perserkriegen mußten sie ihre Mannschaften stellen, wie zu solchen gegen die Germanen. Doch diese Kerntruppen waren in der Hand schwacher Kaiser ein ungebärdiges Ding. Zumal die syrischen Kaiser hatten unter illyrischer Widerspenstigkeit, die sich zu Abneigung und Aufruhr steigerte, schwer zu leiden. Elagabal leisteten die illyrischen Prätorianer hartnäckigen Widerstand und bewirkten schließlich seinen Sturz. Aber auch Severus Alexander erlag der Erbitterung und Verachtung seiner pannonischen Mannschaften. Was war natürlicher, als daß diese Kaiser nach einem Gegengewicht suchten? Severus

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Alexander fand es, indem er auf die ureigne Waffe seiner Heimat zurückgriff. Als er zum Rhein aufbrach, führte er ein neues Schützenkorps mit sich, rekrutiert aus der Osrhoene sowie aus parthischen Überläufern und Söldnern. Die Truppe erwarb sich den Ruf einer furchtbaren Waffe, der ihr bis ins folgende Jahrhundert blieb. Es war nur sinnvoll, daß sie im unmittelbaren Gefolge des Kaisers stand. Osrhoenische Schützen wurden zu einer Haus- und Leibtruppe der Herrscher, die selbst dem Osten entstammten. Berittene Bogenschützen und eisengepanzerte Lanzenreiter bildeten Bestandteile des parthischen, dann des persischen Heeres. Sie gehörten untrennbar zusammen, seitdem Sureñas, Sieger von Karrhai, im Kampf mit Crassus' Legionen jene Taktik, die beide berittenen Waffen verknüpfte, zu vernichtender Wirkung gesteigert hatte. Es lag nahe, daß die orientalischen Kaiser, die bereits den Bogenschützen ihr Augenmerk zugewandt hatten, es auch mit den Gepanzerten oder, wie man sie nannte: den Kataphrakten versuchten. Seitdem war die Waffe aus dem Heer Roms nidht mehr wegzudenken. Kataphrakten treten auf den Reliefs des Galeriusbogens in Saloniki entgegen; kurz darauf war der Klibanarier in ausgebildeter Form da. Eiserne Panzerung umschloß nicht nur den Mann, sondern reichte über Kopf und Brust des Pferdes herab bis zu den Beinen. Dem gallisch-germanischen Heer Konstantins sperrte beim Eintritt in Oberitalien ein Korps solcher Klibanarier den Weg. Eine eisenbedeckte Masse hatte sich zum Keil formiert, um den Gegner in einem gewaltigen Ansturm niederzuwerfen. Mit den Bogenschützen kamen auch die Mauren empor. Es ging ihnen ein Ruf der Mordlust und Todesverachtung voran, und im Partherkrieg, den Macrinus als Erbe Caracallas übernahm, haben sie ihn gerechtfertigt. Überhaupt hingen die Mauren an diesem Kaiser, den sie als ihren Landsmann ansahen. In der Folgezeit findet man sie bei allen militärischen Unternehmungen vertreten. Sie fehlten nicht in dem Heer, das Severus Alexander gegen die Ger-

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manen führte, und unter Philippus Arabs brach maurische Reiterei den Widerstand der Karpen, die sich in Siebenbürgen festgesetzt hatten. Längst zählte man sie, gleich ihrer Schwesterwaffe, den Bogenschützen, zu den Gardeformationen des Heeres. Auch als Valerian sich nach dem Osten begab, um dem Angriff des Sasaniden Schapur I. zu begegnen, standen ihm die Mauren zur Seite. Doch die Seuche, die damals das römische Heer dezimierte, wütete unter ihnen am stärksten. So wurde dem Vordringen Schapurs freie Bahn geschaffen. Neue Verwendung ergab sich unter Gallienus. Er vereinigte die Mauren mit von ihm aufgestellten illyrischen Reitern, den Delmatae: zusammen bildeten sie die Reiterreserve, Kern des kaiserlichen Feldheeres. Berittene Speerwerfer fochten zusammen mit einer Truppe, die, leicht gepanzert und mit einem großen Schild ausgerüstet, die lange Reiterlanze handhabte. Mauren und Dalmater erscheinen überall, wo es um die Entscheidung ging. Die einen warfen die kriegsgewohnten pannonischen und mösischen Legionen, die sich gegen Gallienus erhoben hatten; die anderen folgten dem Kaiser, als er vor Mailand den abgefallenen Aureolus bekämpfte. In Claudius' Gotenkrieg bewährte sich das neugeschaffene Reiterkorps wie im Kampf gegen Zenobia; man wählte es z'ur Besatzung der neugewonnenen Ostprovinzen. Dort erhoben die Mauren, noch unter Aurelian, ihren Landsmann Saturninus zum Kaiser, indem sie ihm nach heimischer Art den heiligen Mantel eines Astartebildes umwarfen. D a ß die Völker jenseits der Grenzen irgendwann zur Heeresergänzung herangezogen wurden, war bei dem Umfang des Bedarfs unvermeidlich. Seit Septimius Severus bricht die Klage über den Menschenschwund nicht ab. Gerade die stärksten und gesündesten Teile der Reichsbevölkerung verbrauchten sich an den Anforderungen, die die ständigen Kriege stellten. Es kam hinzu: reichsfremde Barbaren besaßen in noch höherem Maße, was die reichsuntertänigen zu ihrem Rang erhoben hatte. Unversehrte Kraft und Reserven tapferer Männer, die mit ganzem

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Herzen dem Kriegshandwerk anhingen, boten sich überall an. Germanen und ihre Nachbarn nahmen von vornherein eine beherrschende Stellung ein. Und doch war es ein Schritt von großer Tragweite. Bisher hatte man den Barbaren außerhalb der Grenze solche aus dem Reichsgebiet entgegengestellt: jetzt begann man den reichsfremden Gegner mit reichsfremder Mannschaft zu bekämpfen. Zwischen dieser und den bisherigen Bestandteilen des Heeres mußte es zur Auseinandersetzung kommen. Germanen mußten Illyriern ihre Stellung streitig machen. Für den Fortbestand des Reiches war solche Auseinandersetzung von anderer Bedeutung als die Rivalität von Nationen, die dem Reich angehörten und als dessen Untertanen auftraten. Vollendet hat sich die angedeutete Entwicklung jenseits der hier gezogenen Zeitgrenze. Doch die Anfänge reichen bereits in Mark Aurels und Commodus' Zeit zurück, als man neben Jazygen auch Quaden und Markomannen nötigte, Mannschaften fürs Heer zu stellen. Caracalla bildete aus den Grenzstämmen an Donau und Rhein eine Leibgarde, die „Löwen". Durch Werbung, zwangsweise Einstellung von Gefangenen und durch Kauf wurde die Truppe zusammengebracht. Diese „Löwen" konnten, ungewöhnliche Neuerung, zum unteren Offiziersrang emporsteigen. Auch Maximin, dem gotisches Blut in den Adern floß, führte germanische Reiter mit, Gefangene oder Söldner, die er von seinem Rheinfeldzug heimgebracht hatte. Man bediente sich ihrer blinden Tapferkeit zur Eröffnung des Gefechtes, zu allen gefahrvollen Unternehmungen. Selbst Maximins Gegner, die Senatskaiser Pupienus und Balbinus, hatten sich eine germanische Leibwache beschafft. Gegen die aufsässigen Prätorianer sollte sie das Gegengewicht bilden. Erstmals traten sich Germanen und Illyrier gegenüber. Seit der Jahrhundertmitte nimmt der Anteil germanischer Kraft ständig zu. Er beschränkte sich nicht mehr auf einzelne Truppenteile, sondern wandelte sich zum breiten und nicht mehr versiegenden Strom. Die große Inschrift des Sasaniden Schapur I., am Feuertempel von Naksch-i Rustem

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in der Persis, hat die Überraschung gebracht, daß Gordianus III. seinen Perserzug mit einem Aufgebot „gotischer und germanischer Stämme" unternahm. Postumus' gallisches Kaisertum stütze sich auf fränkische Hilfstruppen; auf den Prägungen eines seiner Nachfolger erscheint erstmals das Bild der Germania. Claudius siedelte die von ihm besiegten Germanen an, reihte sie aber auch ins eigne Heer ein. Aurelian folgte: wandalische Einheiten gehen auf ihn zurück, und zum geplanten Perserzug wurden Goten angeworben. Virtus Illyrici! kündeten noch unter Aurelian und Galerius die Münzen. Illyrische Tapferkeit hatte unter beiden Kaisern den Osten besiegt. Ein Redner der Zeit konnte Pannonien Italiens altem Ruhm zur Seite stellen. „Wer kann zweifeln, daß in den vielen Jahrhunderten, seitdem Pannoniens Kraft zu Roms Namen sich gesellte, Italien durch das Alter seines Ruhms Herrin der Welt blieb, daß Pannonien dies wurde infolge seiner kriegerischen Tüchtigkeit." Derselbe Redner ruft dem illyrischen Kaiser zu: „Nicht in einem der Ruhe hingegebenen, nicht in einem durch Wohlleben verdorbenen Teil der Welt seid ihr geboren und groß geworden, sondern in den Provinzen, die zu unermüdlicher Gewöhnung an Strapazen und Ausdauer ein noch so oft geschlagener Gegner, ein immer in Waffen umkämpftes Grenzvolk erzieht. Sind doch die Frauen bei euch stärker als andernorts die Männer!" Im Augenblick eines scheinbar unbestrittenen Ruhms erfolgte der Umschlag. In der Schlacht an der Milvischen Brücke, schicksalhaftem Entscheid wie wenige, siegte nicht nur ein christlicher Kaiser über den Vertreter des Heidentums: auch das gallisch-germanische Heer gewann führende Stellung im Reich. Virtus Illyrici ward auf den Münzen durch virtus exercitus Gallicani ersetzt. Das siegreiche Rheinheer zeigte bereits germanisches Gepräge. Auf dem zeitgenössischen Fries des Konstantinbogens trägt es die Kleidung, die im gallisch-germanischen Grenzgebiet üblich war. Wieder kam eine neue Welt herauf. Germanischer Schildschmuck, Sinnbilder und Runen

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fanden Eingang, dazu der Spangenhelm, der Iraniern und Germanen gemeinsam w a r . Auch germanische Lehnwörter begannen in die vulgärlateinische Umgangssprache des Heeres einzudringen. Gleichzeitig stiegen Germanen zu höheren Stellen des Heeres auf. Schon vorher hatte in Maximin ein M a n n , der sich gotischer A b k u n f t rühmte, auf Roms T h r o n gesessen. Er hat, so scheint es, erstmals dem germanischen Gefolgschaftsgedanken — in der A n erkennung des Kaisers allein durch das H e e r und einer daraus entspringenden Treueverpflichtung — Einfluß gewährt. 3. D a ß Grenzheere begannen, eine selbständige Rolle zu spielen, kennzeichnet die Militärgeschichte des 3. J a h r h u n derts. Aber mit der Bewegung erwuchs die Gegenbewegung. Umstände, die es zur Verselbständigung hatten kommen lassen, schufen auch das Gegenmittel: eine neue Zusammenfassung an zentraler Stelle. Als Severus Alexander seine Heeresmacht gegen den ersten Sasaniden zusammenzog, bildeten die Donaulegionen ihren Kern. Auf dem mesopotamischen Kriegsschauplatz fochten sie würdig ihres Ruhms. Aber verlustreiche K ä m p f e und ungewohntes Klima forderten zahlreiche O p fer. So w a r die Stimmung der illyrischen Mannschaften gedrückt. Dem Kaiser u n d seiner Unentschlossenheit schrieb m a n den mangelnden Erfolg zu. Als überdies die Nachricht einlief, der germanische N a c h b a r habe die D o n a u grenze überschritten, verlangten sie Rückführung in ihre H e i m a t . Sie glaubten, die Germanengefahr sei größer als alles, was von den Persern drohe; sie wiesen auf die Bedrängnis des Landes, auf ihre v o m Feind gemordeten A n gehörigen hin. Verhaftung mit den heimischen Standlagern und Aushebungsbezirken ließ diesen Männern die eignen Belange gegenüber einer einheitlich geleiteten Reichspolitik als wichtiger erscheinen. Auch außerhalb der illyrischen Landschaften zeigten sich die Gefahren einer regional bestimmten H a l t u n g . Nach

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Valerians Katastrophe begann der Osten der Reichsgewalt zu entgleiten. Palmyra wurde sehr bald zur Vorkämpferin gegen die Sasaniden; schließlich übte es die tatsächliche Gewalt in den östlichen Provinzen aus. Palmyrenische, syrische und osrhoenische Schützen fochten jetzt unter heimischen Fahnen. Fast gleichzeitig begann auch das dritte der großen Grenzheere, eigne Wege zu gehen. Vornehmlich germanischen und rätischen Truppen verdankte Valerian die Herrschaft. Zum erstenmal standen sich das gallisch-obergermanische und das pannonisch-mösische Heer im Ringen um die Vorherschafl: gegenüber. Zur blutigen Auseinandersetzung kam es nicht, denn die Pannonier gaben ihren Kandidaten auf und überlieferten ihn dem Tod. Auch das Rheinheer verzichtete nach Valerians Katastrophe darauf, dessen Sohn Gallienus zu unterstützen. Kaum war dieser an die Donau geeilt, fiel man Postumus zu; es kam zur Gründung eines gallischen Sonderkaisertums. Überall zeigten sich demnach Bestrebungen zur Bildung regionaler Gewalten, und diese stützten sich auf das regionale Heer. Hand in Hand damit ging die regionale Neuordnung der annona militaris, der Besoldung und Verpflegung des Heeres. Sie war gleich dem Heereskommando den örtlichen Befehlshabern unterstellt. Die Verfügung über die wirtschaftlichen Mittel erst ermöglichte den Prätendenten, als solche aufzutreten und sich selbständig zu machen. Gallienus, gegen den die Bestrebungen sich richteten, versuchte es mit wechselnden Aushilfen. Als er gegen den Prätendenten des Donauheeres zog, folgten ihm die jüngeren Jahrgänge, zu selbständigen Abteilungen formiert, der britannischen und Rheinlegionen. Nach Niederwerfung der Erhebung nahm er die gleichen Abteilungen — römisch ausgedrückt: Vexillationen — der pannonischen und mösischen Legionen mit. J e zwei Vexillationen, unter einheitlichem Befehl, besaßen selbst Legionsstärke. So begann sich um den Kaiser ein bewegliches Heer, aus solchen Vexillationen bestehend, zu sammeln. Der Bestand wechselte,

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aber daß dieses Heer zusammenblieb, und zur Verfügung stand, hat das Reich gerettet. Je länger die Vexillation der Stammestruppe fernblieb, um so mehr schied sie sich auch innerlich von ihr. Ihre Interessen verbanden sich mit denen des Kaisers, und in seiner Gefolgschaft fand man eine neue Heimat. Die Gesamtheit der Vexillationen, das aus ihnen gebildete und jederzeit verfügbare Heer wurde zu einer Waffe, mit der sich die Unbotmäßigkeit der Grenzheere und die von diesen aufgestellten Prätendenten bekämpfen ließen. Gallienus hat die Möglichkeiten, die sich ihm dadurch boten, erkannt. Bei öffentlichen Begehungen oder auf seiner Münzprägung feierte er die Treue des neuen Heeres, darin die Vexillationen der Rhein- und Donaulegionen in erster Linie vertreten waren. Den Grenzheeren gegenüber stand jetzt ein kaiserliches Feldheer. Es war an kein Standlager gebunden, sondern befand sich ständig im Gefolge des Herrschers. Aus germanischen und gallischen, illyrischen und thrakischen Einheiten hervorgegangen, waren diese Vexillationen herkunftsmäßig geschieden. Die verschiedensten Völker fanden sich hier zusammen. Doch eben dies wirkte sich als Gegengewicht gegen die Grenzheere aus, in denen jeweils bestimmte Volkstümer maßgebend waren. Eine Reichsgewalt, die sie alle umfaßte, fand in der Zusammensetzung des Heeres den ihr gemäßen Ausdruck. Gewiß mußte man bei der Einrichtung des neuen Feldheeres auch Nachteile in Kauf nehmen. Die Grenze werde entblößt, so lautete die Klage, während die Truppen dort, wo niemand nach ihnen verlange, zu finden und dem verweichlichenden Einfluß des Stadtlebens preisgegeben seien. Doch diese Klage war nur zu geringem Teil berechtigt. Unter Gallienus hielten die nicht abbrechenden Kriegszüge das Feldheer in Übung. Hinzu kam, daß die Lösung der Vexillationen von den Stammtruppenteilen, je länger sie anhielt, zur Abschleifung und Überbrückung der Stammesunterschiede führte. In zunehmender Verschmelzung be-

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gann sich die ideale Einheit des auseinanderstrebenden Reiches auszudrücken. Ineins mit dem Feldheer waren die Reiterkorps der Mauren und Dalmater geschaffen worden. Auch sie waren jederzeit verfügbar; sie waren in noch höherem Maße beweglich und rechneten gleich jenen Vexillationen zum kaiserlichen Gefolge. Wieder waren sie aus verschiedenen Nationen rekrutiert. Aber erneut verkörperte sich in der Verbindung von Afrikanern und Illyriern das überstammliche Prinzip. Reichseinheit und Einheit des Heeres, einst an die Vorherrschaft italischen Volkstums gebunden, dann durch die Rivalität von Illyriern und Orientalen, Afrikanern und Germanen zurückgedrängt, gewannen ihre einstige Bedeutung zurück. Überstammliche Zusammensetzung besagte nicht, daß sich im Feldheer ein beliebiges Gemisch von Völkern zusammenfand. Dieses Heer rekrutierte sich aus den kriegerischsten Schichten der Bevölkerung. Mehr noch: wenn man von den Afrikanern absieht, bildeten Stämme an Rhein und Donau — Illyrier und Thraker, Gallier und Germanen — den Kern. Sie standen als unverbrauchte Reserve zur Verfügung, und die Truppen, die sich aus ihnen ergänzten, haben das Reich, als es zu zerfallen drohte, mit eherner Klammer zusammengefügt. 4. Doppelgesicht eines Jahrhunderts, das noch unter dem kaiserlichen Frieden begonnen und dann selbst zur Spätantike und dem beginnenden Mittelalter geführt hatte: es tritt insbesondere an der Wirtschaft zutage 3 ). Das äußere Bild ward durch die zunehmende Münzverschlechterung bestimmt. Abwertung und zuletzt Inflation der Silbermünze vorangegangen war ein stetiger, nur zeitweise aufgehaltener Preisanstieg, der allenfalls durch die Denarinflation des 3. Jahrhunderts gelegentlich verwischt wird. Aber zu dem Zeitpunkt, da man wieder 3) D e r f o l g e n d e A b s d i n i t t F . M . Heichelheims.

beruht

in

erster

Linie

auf

den

Arbeiten

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zur Stabilisierung der Währung schritt, setzte sich auch jener Aufstieg fort. Unter den Folgen der Krise litten die Städte meist mehr als das Land und die Dörfer. Zusammen mit der monetären Verschlechterung und dem Rückgang des Städtewesens begann sich die Geldwirtschaft überhaupt zurück zubilden. An die Stelle des Gelddarlehens und des Geldzinses traten, bedingt durch Preissteigerung und Geldverknappung, das Naturaldarlehen und ein Naturalzins von oft beträchtlicher Höhe. Das wirkte sich in der Ausbeutung, dann Abhängigkeit des bäuerlichen Kleinbesitzes und der Kolonen aufs stärkste aus. Zunehmende Naturalwirtschaft birgt in sich die Neigung zur Ausgliederung autarker Wirtschaftsgebiete. Im Verlauf des 2. Jahrhunderts begannen diese sich Italien gegenüber mehr und mehr unabhängig zu machen. Besonders galt dies f ü r den Osten, wo sich Ägypten und Nachbarschaft, Syrien und Mesopotamien und andere mehr als eigenständige Wirtschaftsräume herausbildeten. Aber auch im Westen büßte Italien zunehmend seine Absatzgebiete ein, was sich besonders am römischen N o r d a f r i k a und am römischen Rheinland beobachten läßt. Handwerkliche Tätigkeit verlegte «•ich aus den Städten auf die überall erwachsenden Großgüter und ins Dorf. Der Fernhandel innerhalb der Reichsgrenzen ging zurück und wurde zuletzt nur durch staatlichen Zwang (Einrichtung entsprechender Kollegien, Auftragserteilung oder gemeinsamen Einsatz unter gegebener Direktive) aufrechterhalten, vor allem dort, wo es sich um die Ernährung der Großstädte und die Versorgung des Heeres handelte. Rückgang des Fernhandels auch außerhalb der Reichsgrenzen führte zum Niedergang einstmals blühender Karawanenstädte wie H a t r a , Palmyra und Petra. Der Nahhandel nahm demgegenüber eher zu, erfuhr jedenfalls kaum einen Rückgang. Der Staat tat alles, um das ausgebildete Straßensystem, die Verkehrsadern der Schifffahrt und die Häfen, die Relaispost und dergleichen mehr auf alter H ö h e zu halten. Aber diese Aufgabe, den An9 Altheim, Römische Geschichte III

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liegern der Verkehrsstraßen als staatliche Verpflichtung (munus publicum) aufgebürdet, führte vielfach zur Abwanderung der davon betroffenen Bevölkerung. Auch hier mußten die merkantilen Bedürfnisse' zugunsten dessen, was gebieterische Notwendigkeiten des Staatsinteresses auferlegten, zurücktreten. Der wirtschaftliche Zusammenhang der Mittelmeerwelt verknüpfte sich auf Gedeih und Verderb mit dem Weiterbestehen und Funktionieren der römischen Staatsmaschine. Das Bild wiederholt sich auf dem Gebiet des Bankwesens. Dessen hochentwickelte Spezialisierung, noch in der frühen Kaiserzeit bestehend, wandte sich jetzt wieder der älteren Form des unspezialisierten Geschäfts zu. Regionale Bankmonopole, durch die Behörden ebenso festgesetzt wie Wechselkurs, Zinsfuß und Agio, führten einerseits zum Ausweichen ins wucherische Naturaldarlehen, andererseits zu weiteren staatlichen Zwangsmaßnahmen wie erblicher Bindung der Bankiers an ihren Beruf. Mit der Einschränkung und Abnahme der privaten Initiative sanken auch H ö h e und Zahl der großen Privatvermögen. Sie blieben hinter dem kaiserlichen, ins Übergroße wachsenden und durch Konfiskation sich ständig vergrößernden Besitz immer stärker zurück. Die kleineren und mittleren Vermögen erlagen der Inflation des 3. Jahrhunderts fast völlig und spielten fortan kaum eine Rolle mehr. Rückgang des städtischen Handwerks und dessen Ersatz durch das zunehmend f ü r den Eigenbedarf arbeitende ländliche nötigte dazu, staatliche Werkstätten (fabricae) f ü r die Bedürfnisse von Heer, Flotte und Hof einzurichten. Erwachsen aus dem Ungenügen der freien Manufaktur, schränkten sie durch ihr Bestehen die private Tätigkeit noch weiterhin ein. Wo man des freien Handwerks darüber hinaus noch bedurfte, vereinigte man es erneut zu Kollegien und fügte die zwangsweise Bindung an den Beruf hinzu. Wieder ersetzte eine gebundene und gelenkte, vom Staat kontrollierte Form das selbständige Sich-Regen. Übergang zur Naturalwirtschaft machte sich vor allem in der Landwirtschaft und in der starken Bedeutung des

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Landes gegenüber der Stadt geltend. Das kulturelle Gefälle, das hier bisher bei fast allen Schichten bestanden hatte, schwand zusehends. An die Stelle des Stadthauses trat für die vermögenden Schichten das Gutshaus. Ausbleiben der Sklavenmassen von einst nötigte den Gutsbesitzer, nur einen Teil seines Landes in eigner Regie zu bestellen. Die Hauptmasse wurde an Pächter fco/owij ausgegeben, die immer stärker in eine abhängige Stellung hineinwuchsen. Auch Kriegsgefangene wurden, vor allem seit Marcus' Regierungszeit, nicht mehr als Sklaven verkauft, sondern als solche coloni angesiedelt. Die freien Bauern waren überdies nur zu bereit, unter Verzicht auf eigenen Landbesitz Pächter eines Grundherrn zu werden, um auf solche Weise von ihm Schutz gegen innere und äußere Gegner, nicht zuletzt gegen die Erpressungen der Steuerbeamten, zu erhalten. Neben die freiwillige Abtretung der Eigentumsrechte am Land trat der ausgeübte Zwang. Die angesiedelten Kriegsgefangenen, laeti und gentiles, wurden nicht durch Pachtverträge, sondern durch kaiserliche Anordnung an die Scholle gebunden (glebae adscripti). Das Bild der großen patrocinia rundet sich ab, wenn man bedenkt, daß die Steuer vom Grundbesitz als Gesamtbetrag an den Fiscus entrichtet und dann auf die von ihm abhängigen coloni umgelegt wurde. Zuvor hatte sich gezeigt, daß sich das einstige aerarium immer stärker vom Fiscus überflügeln ließ. Diesem flössen fast alle Einnahmen zu, während das aerarium sich zur hauptstädtischen Kasse zurückbildete. Das kaiserliche Privatvermögen, vom Vorstand des scrinium a rationibus, dem späteren rationalis, verwaltet, wandelte sich unter Vespasian zum Patrimonium principis. Seit den gewaltigen Konfiskationen unter Septimius Severus und Caracalla, die die Vermögen politischer Gegner erfaßten, entstand als weiterer Besitzkomplex die kaiserliche res privata unter eigenem magister, die das Patrimonium an Bedeutung bald zurückdrängte. 9a A11 h e i m , Römische Geschichte III

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Dem Fiscus flössen Boden- und Kopfsteuer aus den Provinzen, weiter die 5°/oige Erbschaftsteuer (vicesima hereditatum) von den römischen Bürgern zu. Durch die allgemeine Bürgerrechtserteilung von 212 (constitutio Antoniniana) wurde jene auf alle Untertanen ausgedehnt und überdies verdoppelt. Eine centesima rerum venalium und eine vicesima manumissionum traten hinzu, aber alle Einnahmen vereint konnten den ständig sich steigernden Ausgabeposten des Reiches nicht genügen. Nicht einmal außerordentlich erhobene Veranlagungen für die Versorgung des Heeres (annona) deckten auch nur den wichtigsten Bedarf. Hier Ordnung geschaffen zu haben, war Diokletians Verdienst. Nachdem schon Aurelian eine Münzreform versucht hatte (274), legte der Kaiser das Verhältnis auf 1 aureus = 20 argenti — 40 /olles = 160 radiati = 800 denarii fest (292). Die neue direkte Steuer umfaßte in iugatio und capitatio zugleich den Boden und die menschlichen Arbeitskräfte. Jedem iugum war ein steuerfreies caput zugeordnet oder durch staatlichen Zwang zugewiesen. Hörige, die über diese Mindestzahl hinausgingen, und das Vieh wurden von der capitatio humana et animalium gesondert erfaßt, ebenso die freien Untertanen ohne Landbesitz von der capitatio plebeia (wobei Frauen als halbe capita galten). Der steuerliche Ertrag war in Geld oder in natura zu zahlen, wobei für jedes Jahr die Gesamtsumme festgesetzt (indictio) und auf die Steuerzahler umgelegt wurde. Alle fünf Jahre, erstmals 297, fand ein dahingehender census statt. Konstantin verlängerte den Zeitraum auf fünfzehn Jahre und richtete damit die Datierung nach Indiktionen ein, die fortan für die Zeitrechnung der Spätantike bestimmend blieb (1. Sept. 312). 5. Neben der militärischen und wirtschaftlichen Umwälzung ist der religiösen zu gedenken. Während die beiden ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit durch eine bewahrende Haltung innerhalb der Staatsreligion bestimmt waren, er-

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füllten in der Folgezeit, dem Osten des Reiches entsprungen, religiöse Auseinandersetzungen diesen bisher ungestörten Bereich. D a w a r zunächst der Aufstieg des Sonnengottes. Selbst arabischen Ursprungs und von den arabischen Priesterkönigen des syrischen Emesa propagiert, hielt er mit der Thronbesteigung Elagabals seinen Einzug in Rom. Das „ H a u s " des Gottes, ein heiliger Stein, w u r d e auf den Palatin gebracht und ihm dort ein Tempel erbaut. Mit dem Stein k a m die Priesterschaft beiderlei Geschlechts, kamen alle Eigenheiten eines syrischen Kultes in die H a u p t s t a d t . Von A n f a n g an stießen die orgiastischen Begehungen auf Widerstand, und .dieser steigerte sich in dem Maße, wie man zu erkennen glaubte, d a ß der kaiserliche Hohepriester seinen G o t t noch- über den kapitolinischen Iupiter zu stellen wünschte. Elagabals Sturz beendete diese erste Episode in der Geschichte des Sonnengottes, dessen heiliger Stein nach Emesa zurückgebracht wurde. D o r t freilich blieb m a n dem Gott bedingungslos ergeben. Keinen Augenblick zweifelte man daran, d a ß ihm die Zukunft gehöre. Aber m a n verlegte die Werbung v o m politischen auf das literarische Gebiet. Die neue G a t t u n g des Romans, die seit dem Ausgang des Hellenismus zunehmend in A u f n a h m e gekommen w a r , schien das geeignete Mittel zu bieten. Heliodors Aithiopenroman, k u r z vor der Jahrhundertmitte v e r f a ß t , suchte den emesener G o t t seiner örtlichen Bedingtheit zu entheben und an ihm die Züge des Allgottes herauszustellen, indem er ihn selbst Apollon gleichsetzte und seine Genossin, die Mondgöttin, der griechischen Artemis, der ägyptischen Isis und der aithiopischen Selene anglich. U b e r h a u p t bemühte m a n sich, alles zu vermeiden, w o r a n m a n unter Elagabal gescheitert war, und die Sinngebung des gesamten Romans, d a ß n ä m lich der beschriebene Allgott kein anderer als der emesenische sei, hat sich der Verfasser bis zum letzten Satz aufgespart. Neben der Literatur nahm sich Philosophie des Gottes an, der in seiner neuen, gereinigten Gestalt ihr stärkere Ansatzmöglichkeit darbot als unter Elagabal. Porphyrios' 9'

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Schrift über den Sonnengott, in Bruchstücken und Auszügen erhalten, hat den Allgott mit reichem philologischen Beweisstoff zu schildern versucht, ihn freilich dem neuplatonischen Geistgott als bloßes Abbild und als Mittler zur irdischen Welt untergeordnet. Gallienus' reichentwickelte Götterwelt, die auf den Münzen und in sonstigen Bezeugungen hervortritt, läßt sich nur verstehen, wenn ihm die Grundzüge von Porphyrios' Schrift bekannt waren 4 ). Einen ganz anderen Weg hat Aurelian (270—275) eingeschlagen. Ihm ging es weniger um philosophische Herausstellung des Sonnengottes als um dessen politische Möglichkeiten. Der Allgott wandelte sich unter dem illyrischen Soldatenkaiser zum Reichsgott von bewußt römischer Prägung. Eine persönliche Begegnung — Emesas Sonnengott hatte durch sein Eingreifen in der Schlacht zum Sieg über Zenobia von Palmyra verholfen — ließ in dem Kaiser die Gewißheit erwachsen, daß der Gott ihn in allem Tun fördere, daß er ihm Thron und Herrschaft gewährt habe. So zögerte Aurelian nicht, den emesenischen Schams ein zweites Mal nach R o m zu verpflanzen, diesmal freilich in einer Form, die durchaus römisch war und ihn, den orientalischen Gott, gänzlich dem überkommenen Gefüge der römischen Staatsreligion einordnete. So erscheint denn Sol Invictus nicht nur auf den Münzen als Herr des römischen Reiches. Die römischen Truppenwappen, die in dem gegen Ende des 4. Jahrhunderts entstandenen Staatshandbuch, der Notitia dignitatum, erhalten sind, zeigen Sonnenbilder und sonnenhafte Symbolik in großer Zahl. Es erweist sich, daß diese Schildzeichen nicht erst damals aufgekommen sind, sondern auf Aurelian zurückgehen. Wie später Konstantin die Schilde seiner Soldaten mit dem Kreuzeszeichen versehen ließ, so wählte Aurelian jetzt an gleicher Stelle die Sonnensymbolik als Bekenntnis zugleich religiöser und politischer Art. 4) Den Nachweis erbringt eine Berliner Dissertation von M . RosenbaA, Galliena Augusta (1958).

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Mit dem Namen Konstantins ist an ein weiteres Ereignis gerührt, wodurch das Bild dieses Jahrhunderts geprägt werden sollte. Geschichte des Christentums, zunächst nach eigenem Gesetz verlaufend, ist durch den Begründer der christlichen Staatskirche auf unerwartete Weise mit der des Sonnengottes verknüpft worden. U n d diese Verknüpfung hat das Bild der Staatskirche stärker bestimmt, als man bisher wahr haben wollte. Seit der neronischen Christen Verfolgung hatte es an M a ß nahmen ähnlicher Art nicht gefehlt. Aber wo es zu Verfolgungen kam, blieben sie örtlich begrenzt und vorübergehend, Unter Severus Alexander und Philippus Arabs durften die Christen sogar mit kaiserlichem Wohlwollen rechnen. Die Lage änderte sich mit dem Emporkommen der illyrischen Kaiser. Die Gebiete, denen diese entstammten, hatte das Christentum wenig oder nicht erfaßt. Sie selbst waren durchdrungen von der Größe Roms und von der Verpflichtung, sich zu ihr zu bekennen. Sie wollten in erster Linie Römer sein. Die Christenfrage rührte für sie an die Grundlagen staatlicher Gewalt. Die Christen weigerten sich beharrlich, den Staatsgöttern Verehrung zu bezeigen. Wegen ihrer geringen Zahl hatte man diese Widerspenstigen meist unbehelligt gelassen. Nunmehr w a r diese Zahl gewachsen, und seit Decius w a r die Zeit der Duldung vorüber. M a n verlangte von den Christen das Opfer. Die Urkunden, die man ihnen ausstellte, soweit sie abgefallen waren und dem kaiserlichen Befehl sich gefügt hatten, sprachen von der Anerkennung der Götter. Des Kaisers w a r keine Erwähnung getan, und doch muß man die vergöttlichten Kaiser miteinbegriffen haben. Wenn das Opfer auch diese einschloß, so w a r dessen Verweigerung gleichbedeutend mit der Erhebung gegen die Autorität des Staates. Seit der Jahrhundertmitte rissen die Christenverfolgungen nicht mehr ab. Unter Decius nahmen sie 249 in Alexandreia ihren Ausgang und erstreckten sich bald aufs ganze Reich. Opferverweigerung hatte Gefängnisstrafe und andere Nachteile zur Folge; der Vollzug hingegen brachte

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Straffreiheit und wurde auf einem libellus bescheinigt. Valerian griff diese Politik 257 auf, verbot christliche Märtyrerfeiern und ließ das verweigerte Opfer mit Verbannung bestrafen. Das Vermögen der Kirchen wurde konfisziert, und ihre führenden Männer traf die ganze Schwere der Verfolgung. Cyprianus, Bischof von Karthago, starb 258 den Märtyrertod. Erst Gallienus' Restitutionsedikt machte 260 der Christenverfolgung ein Ende. Die Kirche erholte sich vergleichsweise rasch. Pläne einer Verfolgung, die man Aurelian zuschrieb, blieben unausgeführt. Erst in Diocletians letzten Jahren kam es zu neuen Maßnahmen gegen die Christen. Ein Edikt (23. Februar 303) verkündete Verbot des Kultes, Zerstörung der Kirchen, Beschlagnahme des kirchlichen Besitzes und verfügte die Verbrennung der heiligen Schriften. Als Strafen wurden Entziehung der Bürgerrechte und Folter angedroht; sofort wurde mit der Niederreißung der Kirche in der kaiserlichen Residenz Nikomedeia begonnen. Drei weitere Edikte (303—304) verschärften noch die Maßnahmen des ersten. Sie richteten sich insbesondere gegen den Klerus, der verhaftet und zum Opfer gezwungen werden sollte, und zuletzt gegen alle Gemeindemitglieder. Bei Verweigerung des Opfers wurde Verschickung in die Bergwerke angeordnet. Die Befehle wurden im Westen weniger streng, um so nachdrücklicher aber im Osten befolgt. Hier kam es zu zahlreichen Hinrichtungen und zuletzt zur Zerstörung ganzer Ortschaften. Erst 311 entschloß man sich zum Abbruch der Verfolgung (30. April: Toleranzedikt des Galerius und Licinius), aber schon im gleichen Jahr wurde sie im Osten auf Maximinus Daia's Betreiben wiederaufgenommen. Erst das Jahr 313 brachte die völlige Gleichberechtigung des Christentums und Entschädigung für alle Einbußen. Man hat demnach zwei Verfolgungszeiten festzustellen, die nach nicht allzu langer Dauer abgebrochen wurden. Worin lag die Gemeinsamkeit? Gallienus hat sich als Vertreter einer neuplatonischen Religiosität, die den Sonnen-

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gott in den Mittelpunkt zu stellen wünschte, erwiesen. Porphyrios' Gedanken haben ihn dabei geleitet. Freilich: den Plan eines geistigen Kampfes gegen das Christentum, den man dem Kaiser zuschrieb, hat Porphyrios erst zu Beginn der siebziger Jahre ausgeführt. Damals w a r der Reichsgott Sol Invictus von Aurelian unter Ausschluß aller neuplatonischen Gedankenwelt geschaffen worden. T a t sache bleibt, d a ß auch f ü r den Herrscher, der nach Gallienus z w a r nicht als erster, jedoch am nachdrücklichsten gegen die Christen Verfolgung eintrat: Konstantin, gleichfalls die Sonne im Mittelpunkt seiner religiösen Vorstellungswelt gestanden hat. Konstantin sah sich zwei Formen des Sonnengottes gegenüber: der neuplatonischen und dem Reichsgott Aurelians. An Gallienus gedachte er nicht sich anzuschließen, denn dessen Gedächtnis w a r verfemt. Als Konstantin und wohl schon sein Vater Constantius, zum Unterschied von den Iovii und Herculii, sich zur eigenen „Sonnendynastie" erklärten, griffen sie nicht auf Gallienus, sondern auf dessen Nachfolger Claudius II. als angeblichen Ahnherrn zurück. Gegen Aurelian hat sich Konstantin aufs feindlichste geäußert. Trotzdem ist die gegenseitige Berührung überall zu fassen. Die spätere konstantinische Legende ist b e w u ß t der schon vorhandenen aurelianischen nachgeschaffen worden, die unter christliches Vorzeichen treten mußte. Bei Konstantin und seinen Zeitgenossen begegnen allenthalben Bilder und Hinweise auf die Sonne, und angesichts ihrer Fülle drängt sich auf, d a ß die Vorstellungen des Lichts, der Sonne und des von dieser überstrahlten Erdkreises bis in des Kaisers letzte J a h r e eine einzigartige Bedeutung besessen haben müssen. Die Verbindungen zur Schöpfung Aurelians lassen sich auch hier ohne Schwierigkeiten verfolgen. Konstantin setzte, vielfach unter Beibehaltung der alten Bilder und der vorhandenen Sonnensymbolik, an die Stelle des Sol Invictus den Glauben an Christus, wiederum in der Absicht, damit f ü r die Völker des Reichs ein einigendes Band zu knüpfen. Es ist deutlich, d a ß Konstantin, bevor er die Wendung zum Christen-

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tum vollzog, dem Sonnengott anhing und auf ihn die Idee seines Kaisertums zu gründen gedachte. Der Tatsache, daß Konstantin von einem der großen Gegner des Christentums (denn dies war Aurelian) in seiner Haltung bestimmt wurde, entspricht, daß ein zweiter gleichen Schlages, Porphyrios, ihm entscheidende Anregungen übermittelt hat. Im Gegensatz zu Gallienus, der sich nur die Stellung der Sonne über den andern Göttern, deren wesenhaftes Teilhaben an dem höchsten Gestirn aneignete, hat Konstantin den entscheidenden Gedanken herausgegriffen. Danach war die Sonne, als Demiurg, Mittler und bloßes Abbild, dem höchsten Wesen, dem neuplatonischen Geistgott, unterstellt. Als divinitas oder mens divina erscheint dieser überall, wo Konstantin sich ausgesprochen oder seine Spuren hinterlassen hat. All das ist neuplatonische Lehre. Bei den lateinischen Rednern äußerte sie sich schon zu einer Zeit, da nichts Christliches im Bilde des Kaisers mitspielte. Konstantin, auf der Grenze zweier Zeitalter stehend, ward von Älterem bestimmt, selbst dort, wo er Bahnbrecher des Neuen scheint. Im zuvor genannten Edikt vom Juni 313, darin die Freiheit der Religionsübung dem Christentum auch dem Osten zugestanden wurde, oder in des Kaisers berühmter Rede, die Vergils vierte Ekloge ins Christliche umdeutete, begegnet des Neuplatonischen genug. Für diesen Mann konnte zwischen neuplatonischem und christlichem Bekenntnis kein unüberbrückbarer Gegensatz bestehen. Porphyrios war erklärter Christenfeind. Aber Neuplatoniker und ihre christlichen Widersacher ergaben ein Paar feindlicher Brüder, mit all der gegenseitigen Erbitterung und den überraschenden Ähnlichkeiten, die solche aufzuweisen pflegen. Porphyrios als Apologet des Heidentums glaubte, fest auf dem Boden antiker Götterlehre zu stehen; er vermeinte diese Lehre philosophisch begründet und geläutert zu haben. Aber der von ihm aufgebotene Scharfsinn, die Schätze seines philologischen Wissens und Könnens hatten zu unerwartetem

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Ergebnis geführt. Dem Sonnengott gegenüber waren die anderen Götter in zweite Linie gerückt und entwertet worden. Und der Sonnengott selbst, diese letzte große Schöpfung späten Heidentums, hatte seinen Rang dem Einen, Unsichtbaren, dem Geist — mit anderen Worten: hatte ihn an Gott abtreten müssen. Ohne zu wollen, war Porphyrios Wegbereiter einer neuen Welt geworden.

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Register

Register A b r i t t u s 106 Achaia 56 f. 64, Adiaimeniden 105 Acilius Attianus 86. 87 et cognitionibus 64 ab epistulis 64 Actium 15. 35 Adamclisi, Tropaion 82 Ad ¡abene 103 adlectio 75 Adoption 80 f. 86. 87. 102. I l i adulatio 66 advocati fisci 90 Agpten 28. 37. 40. 45. 46. 57. 75. 86. 89. 92. 96. 102. 108. 109. 110. 112. 129. 133 Aelia C a p i t o l i n a 89 Aelius Seianus, L. 57 f. Aemilianus (M. Aemilius A.) 106 f. Aemilius Lepidus, M . 52 Aeneas 8 f. 12 aerarium 45. 64. 66. 131 A f r a n i u s Burrus, S. 65 f. Xgais 96 agri decumates 74 Agrippina d. A. 54. 57. 58 Aithiopen 133 Akiba, Rabbi 89 Akropolis 89 Alamannen 98. 104 f. 107. 108. 109. 110 Alanen 74. 94. 105. 106 Albanum 76 Alexander d. G r . 25. 31 Alexandreia 135 Alfold 98. 101 a libellis 64 alimenta 81 f. 84 Alpen 38 Ampsivarier 67 Anchises 8 f. Ancona 84 Anicetus 68 Annaeus Seneca, L. 62. 65 ff. Annia Lucilla 91. 92 Annius Gallus 74 annona militaris 126. 132 Antinoupolis 89 Antinous 89

Antiodieia 57. 85 f. 107. Aurelianus (L. Domitius A.) 109 f. 122. 124. 132. 109 134. 136. 137. 138 Antonia 60 Antonius Pius (T. Aure- Aureolus 108 f. 122 lius A. P.) 80. 91. 92. attrum coronarium 45. 90 Auxilien 36. 73 f. 88. 100. 98. 116 Antonius, M. 37. 46. 60 114. 116 Antonius Primus, M . 72 Avidius Cassius, C . 95. Antonius Saturninus, L. 96. 102 Avidius Nigrinus, C . 87 77. 78 Apokalypse 22 Apollo 52. 53. 133 Apollodoros von D a m a s - B a b y l o n i e n 85. 93 Baetica 70. 73. 86 kus 82 Bagauden 110 Appian 15 Balbinus Maximus Aquileia 95. 105. 118 f. (D. Caelius Calvinus Aquincum 95 B. M.) 105 Araber, Arabien 25. 30. Balearen 24 37. 93. 99. 106. 133 Ballomar 94 Arabia 83. 87 Banat 82 Arae Flaviae (Rottweil) Bataver 73 f. 114 74 (rationalis) Bedriacum 72 a rationibus Belenus 119 64. 131 Berber 25. 29. 30 Argentoratum (StraßBeskiden 95 burg) 74 Bithynien 88 Aristoteles 19 Boadicca 67 f. Armenien 37. 62. 66 f. 85. 87. 93. 94. 99. 101. Böhmen 95. 98 Boraner 107 110. 119 Bosporanisches Königtum Armininus 40. 56 37 Arsakiden 85. 105 Bostra 83 A r t a b a n u s I I I . 59 breviarium imperii 45 A r t a x a t a 67. 94 Briganten 74. 92 Artemis 108. 133 Brinno 73 Arverner 70 Britannien 61. 62. 65 Asdinger 94 67 f. 71. 74. 77 f. 88. Asia 66 92. 94. 104. 111. 117. Asinius Pollis 27 119. 126 Assyria 85 f. Brittones 92 a studiis 64 Brukterer 74 Asturer 38 Burebist;* 78 Athen 19. 88. 89. 108 Bürgerrecht 28. 29. 73. Atlas 25 101. 104. 132 A t t i d i u s Cornelianus, L. Buren 94. 96 93 burgi 99 auetoritas 28. 49 Burgunden 110 Auguren 48 Byzanz 110. 118. 119 Augusta 109 Augustales 55 Augustus (C. I. O c t a v i a - Caecina Alienus, A . 75 nus A.) 14 f. 26 f. 34 ff. Calgacus 22. 77 45. 55. 58. 65. 80 Calpurniús Piso, C . 69 augustus 48 f. Calpurnius Piso, C n . 57

143

Register Calpurnius Piso, L. 71. 80 C a m u l o d u n u m 62. 67 f. 77 canabae 43 C a n n i n e f a t e n 73 capitatio 132 Capreae 59 Caracalla (M. Septimius Bassianus, Aurelius Antoninus) 103. 104. 121. 123. 131 C a r n u n t u m 95. 108. 113 Carus. (M. Aurelius C.) 110 Casperius Aelianus 79 f. Cassius D i o Cocceianus 102 Castor 53 castra praetoria 58 Ceionius Commodus Verus, L. 91 Censor 51. 63. 74. 75 censor perpetuus 76 census 45. 63. 132 Centumcellae 84 Cestius Gallus, C . 70 Chalkis 120 Chalons 110 Charier 94 C h a t t e n 67. 78. 94 Cherusker 39 f. 56 C h i n a , Chinesen 94 C h r i s t e n t u m , Christen 69. 70. 76. 114. 135 ff. Christenverfolgungen 112. 114. 135 f. Chusro I I . P a r v e z 45 civitates liberae 43. 75. 85 Claudius I. (Ti. Claudius N e r o ) 60. 61 ff. 80 Claudius I I . (M. Aurelius C.) 109. 122. 124. 137 Claudius Britannicus, Ti. 65 f. Claudius Drusus, N e r o 38 f. 53. 54 f. Claudius N e r o German i c a , Ti. 54 ff. 58. 60. 61. 65 Claudius Marcellus, M. 50 f. 53 dementia 28. 66 Clodius Albinus, D . 103. 115 Clodius Eprius Marcellus, T. 75 Clodius Macer 70 f.

coloni 82. 90. 129. 131 coloniae 43 f. Commodus (L. Aurelius C . Herculius) 80. 96. 102 f. 115. 116. 123 concilia provinciae 42 conductores 90 consilium 90 Constantius Chlorus (M. Flavius Valerius C . Ch.) I l l f. 137 constitutio Antoniniana 104. 132 Cornelius Fuscus 78 Cornelius Gallus, C . 49 Cornelius Palma A. 83. 87 Cornelius Scipio, P . 16 f. Cornelius Scipio Aemilianus, P . 18 Cornelius Sulla, L. 15. 27 f. 29 f. 35. 40. 46 f. 100 corrector totius Orientis 108 Cotiner 96. 118 Cremona 72. 118 Çremutius Cordus, C . 58 cura annonae 50 curator morum 51 cursus publicus 42 C y p r i a n u s von K a r t h a g o 136 Dalmatien, Dalmater 38 f. 122. 128 Damaskus 120 D a p h n e 57 Dazien, D a z i e r 78 f. 82 f. 84. 92. 95. 98. 99. 106. 107. 109. 116. 119 Decebalus 78 f. 82 f. Decius (C. Messius D . Traianus) 106. 135 decuriones 44 dediticii 104 delatores 76. 79 Delmatae 108, 122 Delphi 69 D i a n a 52 dictator 49 Didius Iulianus (M. Salvius D . I.) 90. 103. 115 Dio von Prusa 77

Diocletianus (C. Aurelius Valerius D.) 110 ff. 132. 136 Diözesen 111 divinitas 138 Divus 55 Dobrudsdia 78. 82. 106 D o m i t i a 77 Domitianus (T. Flavius D . Germanicus) 74. 76 f. Domitius Ahenobarbus, L. 65 Domitius C u r b u l o , C n . 66 f. 77 domus aurea 69 domus divina 60 donativum 62 D o n a u 25. 28. 38. 39. 55. 67. 72. 78. 81. 82 f. 88. 93. 94. 95 f. 97 f. 99 f. 103. 105. 106. 107. 109. 110. 112. 114. 116. 118. 123. 125. 126 f. 128 D r o b e t a 82 Druiden 22. 56. 62 duoviri iure dicundo 44 D u r a - E u r o p o s 107 dux 109 dux Romanorum

108

E b o r a c u m (York) 77.104. 111. 112 Edessa 85. 107 edictum de pretiis 112 edictum perpetuum 90 Elagabalus (Varius Avitus Bassianus) 104. 133 Elbe 39. 40. 96 Eleusis, Eleusinien 89. 95 Emesa 37. 104. 109. 133. 134 Ems 56 'E-rraippéStTOÇ 16. 48 Ephesos 108 Erbschaftssteuer 45. 64. 104 Erucius Clarus 85 Etrurien, Etrusker 73 E u p h r a t 28. 67. 85. 93 f. 95. 97 f. 107. 114 Exedares 85 exempla 27. 48

144 F a b i u s Quintiiianus, M . 76 fabricae 130 fasti 53 fatum 8 f. 11 f. 14 f . 16 Faustina d. Ä . 91. 96 felicitas, felix 15 f. 30 Fetìalen 12 f. 63 Fezzan 94 Anm. 6 filii Augustorum 113 F i r t h of Clyde 77. 92 Firth of F o r t h 77. 92 fiscus 45. 64 Flavianisches Amphitheater 75 F l o t t e 36 f. Fortuna 30 Forum 43. 71 Forum des N e r v a 83 f. Forum des T r a j a n 83 f. Franken 98. 107. 110. 112. 124 Freigelassene, kaiserliche 64. 90 Friesland, Friesen 56. 63. 67. 112 Fuciner See 64 Furius (Arruntius) C a m i l lus Scribonianus 62 Furius Sabinius Timesitheus, C . 106

Register Germanien, Germanen 25. 29 f. 40. 55 f. 67. 74. 78. 80. 88. 92. 94. 96. 98. 101. 107. 110. 118. 120. 121. 122 f . 125. 126. 127. 128 G e t a (L. Septimius Geta) 104 Getreideversorgung, hauptstädtische 46 glebae adscripti 131 Gordianus I . ( M . A n t o nius G . ) 105 Gordianus I I . 105 Gordianus I I I . ( M . A n t o nius G . ) 105 f. 124 Goten 96 f. 99. 105. 106. 107. 108. 109. 122. 124. 125 Gran 96 Graupius mons 77 Griechenland, Griechen 46. 69. 70. 75. 88 f. 111

H a d r a m a u t 38 Hadrianeum 89 Hadrianus ( P . Aelius H . ) 86 ff. 101 116 Hadrianus Olympios 89 Hadrumetum 90 Haeduer 56. 70 G a i u s (Caligula = C . haruspices 63 Iulius Caesar GermaH a t r a 85. 129 n i c a ) 59 ff. 69. 102 H a u r a n 106 Galatien 37. 74 Heddernheim 78 G a l b a (Servius SulHeerwesen 35f. 97 f. picius) 70 f. 79 Hegel 17 Galerius ( C . G . Valerius Heldenschau 8 f. Maximianus) 111 if. Helena, F l a v i a 112 121. 136 Heliodor von Emesa 133 Galeriusbogen 121 Herakleios 45 G a l i l a e a 70 Herculaneum 76 Galizien 97 Herculius 111. 137 G a l l ä k e r 38 Hermunduren 67. 95. 96 G a l l i a Lugdunensis 70 Hcrodcs I . der G r o ß e 37. Gallien, Gallier 11. 36. 67 38. 40. 42. 49. 56. 63. 70. 71. 74. 88. 101. 107. Herodes Agrippa I . 60 f. 108. 110. 111. 117. 121. Heruler 109 Hidschaz 25 124. 126. 127. 128 Hispania Tarracomensis Gallienus (P. Licinius 70 Egnatius G . ) 107 ff. 122. 126. 134. 136. Homer 9 137. 138 H o r a z 9 f. 18. 26. 52 genius Augusti 53 Hordeonius Flaccus 73 G e r m a n i a 124 Hostilanus 106

I a n u s Quirinus 13 J a z y g e n 78. 94. 95 f . 123 Iberer 24 f . Ideologie 5 f . Idistiaviso 56 Jerusalem 61. 74. 89 lllyrien, Illyrier 40. 101 f. 103. 106. 109. 110. 116 ff. 122, 123, 124, 125. 127. 128. 134. 135 immunitas 44 imperator 47. 53 Imperium 7. 41. 47. 54. 91 indictio 132 Indien 93 f. 94 Anm. 6 Inflation 128 f. 130 Ingenuus 108 Jordan 70 Iovius 111. 13Z I r a n . Iranier 105. 125 Isis 133 I t a l i c a 86 I t a l i e n , I t a l i k e r 88. 95. 100. 105. 109. 111. 118. 121. 128. 129 I t u r a e a , Ituräer 37. 62. 120 Juden, J u d a e a 37. 46. 60 £. 69 f. 72 f. 74. 86. 88. 89. 92. 102 ingatio 132 Iulia 51. 53. 54. 55 Iulia Agrippina 65 f. Iulia D o m n a 103 Iulia Maesa 104 f. Iulius Agricola, C n . 77 f . Iulius Alexander 85 Iulius Alexander, T i . 72 Iulius Caesar, Agrippa (Posthumus) 55 Iulius Caesar, C . 26. 31. 33. 41. 47. 53. 78. 100 Iulius Caesar, C . und L . 53. 54 Iulius Caesar, Drusus 57 f . Iulius Caesar, T i . (Gemellus) 59. 60 Iulius Civilis 73 f. Iulius Florus 56 Iulius Frontinys, S . 74 Iulius S a c r o v i r 56 Iulius Severus, S. 89 Iulius Ursius Servianus, L . 91

Register Iulìus Vindex, C . 70 f. Iunius Silanus, M . 60 l u n o 52 Iupiter 13. 14. 16. 52. 53. 133 ius honorum 63 ius italicum 44 ius Latinum 73 Iuthungen 109 Iuvenilia 68 Iuventius Celsus, P . 90 K a l e d o n i e r 77. 94. 104 K a n t a b r e r 38 K a p i t o l 43. 52. 7 2 . 7 5 , 133 Kappadokien 37. 56. 67. 74. 88. 93 Karpathen 83. 95. 96 f. K a r p e n 106. 122 K a r r h a i 30 f. 37. 40. 121 K a r t h a g o 24. 97. 103. 136 K a t a p h r a k t e n 121 Kaukasus 25. 74 Kelsos 12 K i l i k i e n 56. 86. 102. 107 Kimbern 29 Kleinasien 107. 117 K l e o p a t r a 46 Klibanasier 121 K n i v a 106 K ö l n 74 Kommagene, K o m m a gener 37. 56. 6 2 . 7 4 . 120 Konstantin (Flavius Valerius Constantinus) 112 ff. 121. 132. 134. 135. 137 f. Konstantinsbogen 124 Konsulat, Konsul 48. 50. 53. 57. 58. 63. 66 Kostoboken 94. 95. 96 K r i m 37 Ktesiphon 85. 93. 108. 110 K y r e n a i k a 37 laeti 131 Lakringer 94 Langobarden 94. 96 Lares compítales 53 Latium, Latiner 12. 17 Leberbesdiauer 12 legati legionum 42. 46. 72 legatus pro praetore 41 f. leges htliae 51 f. 54

Legionen 35. 36. 40 f. 46. 67. 70. 71 f. 74. 77. 78. 82. 88. 93. 99 f. 103. 111. 114 f. 116 f. " 1 1 8 . 125. 126 f. Lepcis Magna 103 lex de imperio Vespasiani 72 lex Papia Poppaea 52 lex Saenia 46 libellus 64. 136 libertas 43 Licinius Crassus, M . 37. 47. 121 Licinius (Flavius Valerius Licinianus L . ) 113 ff. 136 Licinius Mucianus, C . 70. 72 Limes 92. 98 f. 107. 111. 112 Lingonen 74 Lippe 56 L i v i a 53. 58. 86 Livius 10 f. 26. 27 „Löwen" 123 Loire 25 Lollius Paulinus, M . 38 Londinium 67 Luca 47 Lucan 9. 69 Lucius Verus 91. 92 f. 95. 98. 100 Lukanien 112 Luperealien 52 Lusitanien 70 Lusius Quietus 85 f. 87 Lykien 62 Lyon 103. 118

145

Marcus Aurelius ( M . Aelius A . Verus Germanicus) 80. 91. 92 ff. 98. 115. 116. 118. 123. 131 Markomannen 39. 78. 94 ff. 98. 103. 116. 123 Maroboduus 39. 56 Marseille 113 Masada 73 Mauren, Mauretanien 37. 62. 85. 87. 88. 92. 96. 101. 106. 107. 108. 121 f. Maxentius ( M . Aurelius) 113 f. Maximianus ( M . Aurelius M . ) 110 ff. 113 Maximinus D a i a (Galerius Valerius M . D . ) 112 ff. 136 Maximinus T h r a x ( C . lulius Verus M . ) 105. 118 f. 123. 125 Mazedonien, Makedonen 56 f. 64. 88. 101. 107. 109 Medien 94 Meroe 38 Mesopotamien 85 f. 94. 103. 108. 110. 112. 125. 129 Messalina 65 H6TCdta.dvptol>(ierns

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