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German Pages 342 [344] Year 1996
Vorwort
Von Restrukturierungsphänomenen spricht man gewöhnlich im Zusammenhang mit Bewegungsprozessen, die in Sprachen wie dem Deutschen und Spanischen nur in bestimmten infiniten Konstruktionen die Satzgrenze überschreiten können. Lange NPBewegung, langes Scrambling und Clitic Climbing sind typische Restrukturierungsphänomene. Die erste Herausforderung, die sich hinsichtlich dieser Prozesse aus universalgrammatischer Perspektive ergibt, besteht darin, Restrukturierung in den romanischen und germanischen Sprachen unter eine einheitliche Erklärung zu subsumieren. Dieser Versuch wird in der vorliegenden Arbeit unternommen. Ferner wird dafür argumentiert, daß Sprachen wie das Japanische, Koreanische, Hindi oder Persische mit finiten Sätzen "Restrukturierung" aufweisen, und daß dabei derselbe Prozeß involviert ist, der für Restrukturierung mit Infinitiven verantwortlich ist. Die Idee ist, daß Restrukturierung durch Inkorporation lizensiert wird. Inkorporation wird als ein Merkmals-Checking-Prozeß aufgefaßt, der für die Restrukturierungsmöglichkeiten in den verschiedenen Sprachen verantwortlich ist. Ausgehend von der Annahme, daß parametrisierte Eigenschaften funktionaler Kategorien ausschlaggebend für sprachspezifische Unterschiede sind, wird eine Theorie entwickelt, die Sprachvariationen bezüglich der Restrukturierungsoption einheitlich und in Anlehnung an die Grundideen des Minimalistischen Syntaxprogramms zu erklären versucht. Die Arbeit ist im theoretischen Rahmen des Prinzipien- und Parameter-Modells angesiedelt (Chomsky 1986a, 1986b, 1991, 1993, 1994). In Teil 1 werden die theoretischen Grundlagen erläutert, von denen ich bei meiner Analyse ausgehe. Die Satzstruktur des Deutschen wird in Kapitel 1 diskutiert. Zunächst erläutere ich, wie sich die verschiedenen Wortstellungsvarianten in finiten Sätzen des Deutschen herleiten lassen. Im Zusammenhang mit Infinitiven wird dafür argumentiert, daß es sich bei ihnen um CPs handelt, und daß der Infinitivmarkierer zu in einer Position oberhalb von VP basisgeneriert wird. Ich übernehme die Idee, daß struktureller Kasus in AgroP über Spec-Head Agreement zugewiesen wird (Chomsky 1991, 1993). Kapitel 2 enthält eine Diskussion des ECP und der Barrieren. Ich gehe von einem konjunktiven ECP aus und erläutere, wie sich der γ-Markierungsmechanismus (Lasnik und Saito 1984, 1992) auf dieses Konzept von strenger Rektion übertragen läßt. Diskutiert wird u. a., an welchem Schritt der Derivation γ-Markierung von Argument-, Adjunkt- und X°-Spuren erfolgt. Die Bedeutung von Zwischenadjunktion bei Bewegung wird in Kapitel 3 im Zusammenhang mit verschiedenen Bewegungstypen thematisiert. Ich formuliere die Adjunktionsbeschränkung, die besagt, daß sowohl bei XP- als auch bei X°-Bewegung
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Vorwort
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Zwischenadjunktion generell ausgeschlossen ist. Diese Voraussetzungen bilden die Grundlage für die Restrukturierungsanalyse, die ich im zweiten Teil der Arbeit entwickle. Transparenzeffekte von Kontrollinfinitiven wurden in der Vergangenheit oftmals aus speziellen Annahmen bezüglich ihres kategorialen Status hergeleitet. Eingangs des zweiten Teils werden in Kapitel 4 die unterschiedlichen Restrukturierungsanalysen diskutiert, die in der Vergangenheit vorgeschlagen wurden. In Kapitel 5 schlage ich eine eigene Analyse vor, in deren Mittelpunkt Restrukturierungsphänomene im Zusammenhang mit Kontrollinfinitiven im Deutschen, Polnischen und Spanischen stehen. Zunächst wird die Beobachtung gemacht, daß die Kontexte, in denen Restrukturierung in diesen Sprachen erfolgen kann, identisch sind. Langes Scrambling und Clitic Climbing sind im Polnischen und Deutschen ausschließlich dann möglich, wenn die Infinitivkomplemente die Position des direkten Objekts einnehmen, um nur ein Beispiel zu nennen. Diese und weitere Gemeinsamkeiten werden auf der Basis einer Inkorporationsanalyse erklärt, wobei Inkorporation als ein Prozeß von Merkmals-Checking aufgefaßt wird, der hinsichtlich Restrukturierung in den oben erwähnten Sprachen die Transparenz der betreffenden Infinitive zur Folge hat. Clitic Climbing ist dadurch motiviert, daß ein Klitikum durch Adjunktionsbewegung ein Restrukturierungs-Merkmal checken muß, ein Prozeß, der sich im Spanischen overt als Agro°-Bewegung vollzieht und im Deutschen und Polnischen unsichtbar stattfinden muß. Dieser Unterschied ist letztlich eine Folge der [±stark]-Parametrisierung von Agro. In Kapitel 6 wird diese Restrukturierungsanalyse auf Sprachen angewendet, die entsprechende Transparenzeffekte mit finiten Sätzen aufweisen. Die Situation ist hier allerdings komplexer, weil man z. B. im Hinblick auf langes Scrambling verschiedene Möglichkeiten unterscheiden muß. Zunächst wird daher eine typologische Unterscheidung getroffen. Typ-1-Sprachen (Koreanisch, Japanisch) lassen ausschließlich langes Objekt-Scrambling zu, wohingegen sich in Typ-2-Sprachen (Hindi, Persisch) Objekte, Subjekte und Adjunkte aus finiten Sätzen scrambeln lassen. In Sprachen wie dem Deutschen und Polnischen (Typ-3-Sprachen) ist langes Scrambling aus finiten Sätzen demgegenüber prinzipiell ausgeschlossen. Für diese Unterschiede werden die parametrisierten Eigenschaften von C° verantwortlich gemacht. Entscheidend ist, ob C°-Inkorporation in finiten Sätzen analog zu Agro-Inkorporation in Infinitiven erfolgen kann, und wenn sie erfolgen kann, an welchem Schritt der Derivation sie erfolgt. Overte C°-Inkorporation liegt z. B. im Hindi vor, während C°-Inkorporation im Japanischen und Koreanischen auf LF stattfindet. Deutsch weist überhaupt nicht die Möglichkeit der C°Inkorporation auf. Im letzten Teil der Arbeit werden einige Probleme erörtert, die sich aus der Diskussion in Kapitel 5 und 1 ergaben. In Verbindung mit einem bestimmten Restrukturierungsphänomen, Remnant-Movement, entsteht die Frage, ob das ECP Lokalitätsbeschränkungen für Bewegung auch im Zusammenhang mit ungebundenen Spuren herzuleiten gestattet. Ich argumentiere dafür, daß dies der Fall ist, wenn man davon ausgeht, daß der Barrierencharakter von bewegten XPs "dynamisch", d. h. prinzipiell an jedem Schritt der Derivation ermittelt werden kann. Unabhängige Evidenz für diese These liefert die Beantwortung der Frage, wann Prinzip A und Prinzip B der Bindungstheorie applizieren. Im letzten Kapitel wird ein Problem diskutiert, daß im Zusammenhang mit der Diskussion in Kapitel 1 auftrat. Es ist zunächst einmal unklar, warum Kontrollinfinitive im Deutschen, die sich wie CPs verhalten, keine W-Bewegung zulassen. In Kapitel 8 wird
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versucht, das Ausbleiben von W-Infinitiven in einzelnen Sprachen bzw. Konstruktionen auf die parametrisierten Eigenschaften eines funktionalen Kopfes zurückzuführen, und zwar auf die Eigenschaften des nicht-finiten C°-Kopfes. Die vorliegende Arbeit, die im Dezember 1994 fertiggestellt worden ist, wäre nicht ohne die Hilfe einer ganzen Reihe von Freunden und Kollegen zustande gekommen, bei denen ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte. An erster Stelle und ganz besonders danke ich meinem Lehrer Günther Grewendorf, der mein linguistisches Denken geformt hat. Ich habe von unzähligen, hilfreichen Kommentaren und aus der intensiven Zusammenarbeit mit ihm viel gelernt. Ohne seine Unterstützung, sein Interesse und seine ständige Diskussionsbereitschaft wäre diese Arbeit nicht entstanden. Mein herzlicher Dank gilt ebenfalls Helen Leuninger, in deren Seminaren ich (hoffentlich) gelernt habe, wie wichtig neben technischen Fragen methodologische und psycholinguistische Überlegungen sind. Ferner danke ich besonders Sascha Felix für seine ausführlichen Kommentare zu der vorliegenden Arbeit. Einer ganzen Reihe weiterer Leute bin ich zu Dank für ihre Kommentare oder Diskussionsbereitschaft verpflichtet. Hierzu gehören die Teilnehmer der 2. ConsoleKonferenz in Tübingen, der 25. Nels-Konferenz in Pennsylvania und die Teilnehmer der GGS-Treffen in den letzten Jahren. Ferner sind zu nennen: Josef Bayer, Hans den Besten, Hagit Borer, Ellen Brandner, Damir Cavar, Kathrin Cooper, Marcel den Dikken, Peter Eisenberg, Steven Franks, Eric Fuss, Hans-Martin Gärtner, Hubert Haider, Katharina Hartmann, Jörg Keller, Thomas Köhn, Anthony S. Kroch, Christine Maaßen, Anoop Mahajan, Gereon Müller, Christian Plunze, Jeff Runner, Susanne Stanek, Wolfgang Sternefeld, Hubert Truckenbrodt, Ralf Vogel, Chris Wilder und Jochen Zeller. Für ihre Unterstützung und Hilfe mit Daten aus dem Englischen, Koreanischen, Hindi, Polnischen und Spanischen danke ich besonders Jeff Runner, Young-Me Park, Anoop Mahajan, Mal/gozata Mai, Germán Olarieta und Pilar Lopéz Jurado. Eric Fuss danke ich vielmals für seine unermüdliche Unterstützung bei der redaktionellen Bearbeitung des Manuskripts. Mein letzter und besonderer Dank gilt Kirsten für ihre Geduld, Liebe und aufopfernde Hilfsbereitschaft während der letzten Phase dieser Arbeit. Gewidmet ist dieses Buch meinem Vater.
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Kapitel 1
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Teil 1 Theoretische Grundlagen
Überblick In diesem ersten Teil der Arbeit werden die für die späteren Kapitel wesentlichen theoretischen Konzepte erläutert. Von elementarer Bedeutung sind dabei i. die Struktur des Satzes (Kapitel 1), ii. die durch das ECP inklusive der Barrierentheorie determinierten Lokalitätsbeschränkungen für Bewegung (Kapitel 2) und iii. spezifische Beschränkungen für unterschiedliche Bewegungstypen (Kapitel 3). Die Struktur finiter und nicht-finiter Sätze des Deutschen wird in Kapitel 1 diskutiert. Die Annahmen über die Satzstruktur haben sich im Zuge neuerer Arbeiten (vgl. u. a. Pollock 1989, Chomsky 1991, 1993) radikal verändert und haben weitreichende Konsequenzen u. a. für die Theorie der Kasuszuweisung und für die Erklärung von Wortstellungsvariationen. Adaptiert wird in diesem Zusammenhang in Kapitel 1 die Split-InflHypothese (Pollock 1989, Chomsky 1991, 1993), und es wird angenommen, daß struktureller Kasus im Deutschen durch Spezifikator-Kopf-Kongruenz in Agreement-Phrasen zugewiesen wird. Ich diskutiere ferner, ob Verbbewegung in Infinitiven und finiten Sätzen erfolgt. In Kapitel 2 werden die Bedingungen für die strenge Rektion von Spuren formuliert. Eine Reihe von Argumenten führt mich dazu, ein konjunktives ECP zugrunde zu legen. Im weiteren Verlauf der Diskussion bringe ich den γ-Markierungs-Mechanismus (Lasnik und Saito 1984, 1992) in Übereinstimmung mit diesem Konzept von strenger Rektion. Ausführlich besprochen wird, an welchem Schritt der Derivation Spuren γ-markiert werden müssen. Ferner übernehme ich Bakers (1988a) Barrierendefinition, die den Effekt hat, daß X°-Bewegung bzw. X°-Indizierung Barrieren öffnet. Die empirischen Konsequenzen dieses Konzeptes in Interaktion mit dem konjunktiven ECP werden in Verbindung mit Scrambling, X°-, A- und W-Bewegung diskutiert. Seit Chomsky (1986a) hat das Konzept intermediärer Adjunktionspositionen bei Bewegung eine zentrale Bedeutung erhalten. Die Rolle von Adjunktionspositionen als Zwischenlandepositionen bei A-Bewegung, Scrambling, W- und X°-Bewegung ist Gegenstand des dritten Kapitels. Ich begründe u. a., warum die Möglichkeit intermediärer Adjunktion übergeneriert bzw. kontraproduktiv ist, und formuliere die Adjunktionsbeschränkung, die verbietet, daß Bewegung über Zwischenadjunktion erfolgt. Sobald sich ein Element in eine Adjunktionsposition bewegt hat, kann es nicht mehr weiterbewegt werden, es ist in seiner Landeposition "festgefroren".
1 Satzstruktur
1.0 Einleitung In diesem Kapitel diskutiere ich die Struktur finiter und nicht-finiter Sätze im Deutschen. Ausgehend von den Konsequenzen, die das I-/C-System für die Ableitung der verschiedenen Wortstellungsmöglichkeiten in finiten Sätzen des Deutschen bietet, wird u. a. versucht, zu verdeutlichen, daß die Annahme einer Infl°-Position für das Deutsche plausibel ist. Es wird dafür argumentiert, daß Kontrollinfinitive den gleichen kategorialen Status wie finite Sätze besitzen, und daß zu ein Affix ist, an das sich das Verb in der overten Syntax bewegt. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels werden das unter dem Namen Split-Infl-Hypothese bekannte erweiterte Satzschema (Chomsky 1991) und die Subjekt-in-VP-Hypothese eingeführt.
1.1 Finite Sätze Die Gestalt des Satzes läßt sich aus theoretischer Perspektive mit der X-bar-Theorie, die die Struktur aller Phrasen determiniert (Chomsky 1986a:3), motivieren. (1)
XP ZP
X' YP
...
X° Y'
Y°
...
X° in (1) ist der Kopf der Phrase XP bzw. der maximalen Projektion von X°. ZP ist der Spezifikator von X°, und YP ist das Komplement des Kopfes X°. Während die hierarchische Struktur von Phrasen universell ist, ist die Reihenfolge des Auftretens einzelner Kategorien wie Kopf und Komplement durch das X'-Schema nicht restringiert. Die lineare Anordnung der Elemente in einer Phrase unterliegt einzelsprachlicher Parametrisierung (vgl. Travis 1984).1 In SVO-Sprachen wie dem Englischen folgt in der basisgenerierten Struktur das Objekt auf das Verb, während in SOV-Sprachen wie dem 1
Zu einer anderen Auffassung vgl. Kayne (1994).
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Kapitel 1
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Deutschen das Komplement dem Verb in der zugrundeliegenden Struktur des Satzes vorangeht. Die Variable X in (1) steht nicht nur für die vier lexikalischen X°-Kategorien, sondern ebenfalls für die funktionalen Köpfe C° und I° wie in (2) und (4) zu sehen ist:2 (2)
[CP [C' [C° daß ] [IP jemand das Buch las]]]
1.1.1 Wortstellungsvarianten und elementare Bewegungsbeschränkungen Das X'-Schema und besonders das C-System des Satzes eröffnen die Möglichkeit einer einfachen Beantwortung der Frage, warum das finite Verb im Deutschen in drei verschiedenen Positionen vorkommen kann. Betrachten wir hierzu die relevanten Satztypen: (3) a. b. c. d.
Ich glaube [CP [C° daß] [IP jemand das Buch tv [I° lasv]]] [CP [C° lasv] [IP jemand das Buch tv]]? [CP jemandi [C° lasv ] [IP ti das Buch tv]] [CP das Buchi [C° lasv] [IP jemand ti tv]]
In (3a) liegt V/End-Stellung des finiten Verbs vor. In (3b) befindet sich das Verb in der satzinitialen Position und bei (3c-d) handelt es sich um V/2-Sätze. Mit der Analyse des Satzes als CP werden genau die Positionen bereitgestellt, die für das vorangestellte finite Verb in (3b-d) und ihm vorausgehende Konstituenten (3c-d) nötig sind. Die transformationelle Besetzung des C-Systems unterliegt natürlich Beschränkungen. Nach Chomsky (1986a) können nur XPs in Spezifikator-Positionen und nur X°Kategorien in X°-Positionen bewegt werden. X'-Kategorien sind generell unbeweglich. Wie in (4) zu sehen ist, sind mit V, I und C insgesamt drei Positionen für ein Verb vorhanden:
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Die Annahme, daß Infl° der Kopf des Satzes ist (vgl. u. a. Chomsky 1981:162, führt konsequenterweise zu der Struktur in (2) bzw. (4). Abney (1987) wendet diese Idee auch auf die funktionale Kategorie D° an. Darüber, ob stets DPs (und niemals NPs) vorliegen, besteht allerdings kein Konsens. Bowers (1987) und Haider (1988b) votieren beispielsweise für beide Optionen.
Satzstruktur
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(4)
CP C' C°
IP Subjekt
I' VP
Objekt
I° V°
In (3a) ist das Verb lediglich bis in die I°-Position gewandert, wo es sich gemäß traditioneller Annahmen (Chomsky 1986a:68) mit der Flexionsendung verbindet. Alternativ kann man annehmen, daß das Verb bereits mit der Flexionsendung ausgestattet in die Struktur eingesetzt wird (Chomsky 1993), und daß V°-nach-I° nötig ist, weil das Verb seine Flexionsmerkmale in I° überprüfen muß. In (3b-d) ist das Verb wie in (4) angedeutet über V°-nach-I°-nach-C° aus der satzfinalen Position in die Kopfposition von CP gewandert. In (3c) und (3d) ist ferner eine maximale Projektion in die CPSpezifikator-Position verschoben worden. Durch die durch das X'-Schema bereitgestellten Positionen und durch die Möglichkeit der transformationellen Besetzung des C-Systems entstehen also die bei V/2-, V/1- und V/End-Sätzen zu beobachtenden Linearisierungen. Unter der Annahme, daß C° [±W]-Merkmale und I° [±Tempus, Kongruenz]-Merkmale zu Phrasen expandieren, sind diese X°-Positionen nicht ungefüllt wie etwa die Spec CPPosition (zu anderen Auffassungen bezüglich C° vgl. aber u. a. Grewendorf 1988:244, Rizzi und Roberts 1989, Frampton 1991, siehe auch Fn. 3 und die Diskussion in Stechow und Sternefeld 1988, Abschnitt 11.7). X°-Bewegung ist daher Adjunktionsbewegung und in (3b) folgt z. B. auf V-nach-I°-Bewegung X°-Bewegung von [I° V I°] nach C°. Zu der bereits erwähnten Einschränkung, wonach ausschließlich X°-Kategorien in X°Positionen bewegt werden können, muß allerdings eine weitere Restriktion hinzukommen, um ungrammatische Ableitungen wie (5) verhindern zu können, denn zunächst gibt es nichts, was ausschließt, daß die CP-Spezifikator-Position durch zwei XPs besetzt wird. Chomsky nimmt an, daß diese Position nur durch ein Element besetzt werden kann. (5)
* [CP das Buchj jemandi [C° lasv] ti tj tv [I tv' ]]
Es ergeben sich nun eine Vielzahl von Fragen, die sowohl X°- bzw. Verbbewegung als auch XP-Bewegung betreffen. Im Hinblick auf die Diskussion in den folgenden Kapiteln greife ich lediglich ein Problem heraus.3 3
Mit den unterschiedlichen Verbstellungstypen sind z. B. die Fragen verbunden, die sich bei jedem Kopfbewegungsprozeß stellen. 1. Warum ist X°-Bewegung bzw. Verbbewegung in einigen Kontexten obligatorisch? 2. Was verhindert sie in anderen Umgebungen? Wenden wir uns kurz der zweiten Frage zu. Die Tatsache, daß Komplementierer und finite Verben komplementär verteilt sind - in (3a) kann V-nach-C nicht erfolgen - legt die Hypothese nahe, daß das Verb nur in die
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Kapitel 1
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Aus den bisherigen Annahmen leitet man ab, daß in einem Satz höchstens eine maximale Projektion dem Subjekt vorangehen kann. Dies ist aber angesichts möglicher Wortstellungsvarianten im Deutschen zu restriktiv: (6) a. [CP Sicherlich [C' rezensiertv [IP das Buchi [IP jemand ti tv ]]]] b. [C° daß [IP dem Fritzj [IP das Buchi [IP jemand tj ti gezeigt hat]]]] c. [C° daß [IP dem Fritzj [IP das Buchi [IP wahrscheinlich [IP jemand tj ti gezeigt hat]]]]] Die Beispiele in (6) dokumentieren das Scrambling-Phänomen. Während es sich bei der XP-Bewegung in (3c-d) um Substitutionsbewegung handelt, liegt in (6) Adjunktionsbewegung vor. In (6a) wird der IP-Knoten, die Zielposition des gescrambelten direkten Objekts, im Zuge der Bewegung durch Chomsky-Adjunktion iteriert wie im Fall von X°Bewegung der I°-Knoten, während das Satzadverb bzw. die AP in (6c) in einer Komplementierer-Position bewegt werden kann, wenn diese nicht besetzt ist. Somit scheint für die Besetzung der C°-Position das zu gelten, was auch für die CP-Spezifikator-Position gilt: Beide Positionen können nur durch ein Element besetzt werden. In Sätzen wie (ia) ist die C°-Position des eingebetteten Satzes aber nicht durch ein lexikalisches Element besetzt, dennoch kann V-nach-C nicht erfolgen: (i) a. Ich weiß nicht [CP was [C° ] Tom t las] b. * Ich weiß nicht [CP was [C° las] Tom t] Es wird im allgemeinen angenommen, daß die C°-Position in eingebetteten Fragen durch einen phonetisch nicht realisierten [+W]-Komplementierer besetzt ist, der V-nach-C blockiert (vgl. Kapitel 8). Torrego (1984) hat hingegen dafür argumentiert, daß V/2-Bewegung im Spanischen in Kontexten wie (i) erfolgen muß. In Suñer (1994) wird jedoch im Rahmen der Subjekt-in-VP-Hypothese gezeigt, daß dies nicht zutreffen kann, und daß das Verb in finiten Sätzen im Spanischen nur bis in die I°Position wandert und nie nach C°, während W-Phrasen nach Spec CP bewegt werden. (Eine ähnliche Situation hinsichtlich Verbbewegung liegt im Jiddischen vor, vgl. Diesing 1990). Zur Beantwortung der ersten Frage ist vielfach die Annahme gemacht worden, daß in V/2Sprachen Verbbewegung in die C°-Position durch ein Tempus- bzw. Infl-Element oder durch einen Tense-Operator, der in C basisgeneriert ist und lexikalisiert werden muß, ausgelöst wird (vgl. hierzu u. a. den Besten 1977/83; de Haan 1984; van Kemenade 1984; Haider 1986b; Scherpenisse 1986:70f.; Raposo 1987a; Bennis und Hoekstra 1988a, 1988b, 1989b; Hoekstra, J. und Marácz 1989; Platzack und Holmberg 1988, 1989; Holmberg 1990; Platzack 1990; Rizzi 1990; Tomaselli 1990 und Kosmeijer 1991). Die Analysen unterscheiden sich natürlich im Detail. Rizzi (1990) nimmt z. B. an, daß durch ein [+I°]-Merkmal in C° Verbbewegung ausgelöst wird. Die Tempus-Spezifikation eines Satzes wird in I° basisgeneriert und muß alle anderen [+I°]-Kategorien c-kommandieren. Damit Tempus die [+I°]-Kategorie in C° c-kommandieren kann, muß ein Verb in I° weiter nach C° bewegt werden. Alternative Erklärungsvorschläge des V/2-Phänomens machen u. a. Kayne (1982), Holmberg (1986) und Grewendorf (1988, Kap. 11). Grewendorf geht z. B. davon aus, daß es Fälle gibt, in denen C° ohne Merkmale generiert wird (vgl. hierzu auch die Diskussion in Stechow und Sternefeld 1988: 388ff.). Weil der C-Kopf im Deutschen nicht leer sein darf, erfolgt in diesen Fällen V-nach-C°. Ein wesentliches Charakteristikum dieser Analysen ist, daß für alle V/2-Strukturen die gleiche uniforme Derivation vorgeschlagen wird. Unabhängig davon, ob ein Subjekt (3c) oder ein Objekt (3d) in satzinitialer Position erscheint, sind diese Elemente stets in die Spec CP-Position bewegt worden. Hierin unterscheiden sich diese Arbeiten von den Analysen, die in Travis (1984 (Kapitel 3), 1991) und Reis (1985a) vorgeschlagen werden. Für Travis (1984) können V/2-Sätzen zwei unterschiedliche Derivationen zugrundeliegen. Infl steht in ihrer Analyse links von VP und die SVOStellung wird dadurch erzeugt, daß sich das Verb aus der satzfinalen Position nach I° bewegt. Wenn allerdings OVS-Stellung vorliegt, erfolgt XP-Bewegung nach Spec CP und V-nach-C°. Ein weiterer Unterschied zwischen ihrer Analyse und den oben genannten besteht darin, daß V/2-Bewegung durch die Erfordernisse des ECP ausgelöst wird (zu Problemen, die sich aus dieser Analyse ergeben, vgl. Schwartz und Vikner 1989). Zusammenfassende Darstellungen von verschiedenen Erklärungen des V/2-Phänomens findet man in Platzack (1985), Holmberg (1986, Kap. 5), Grewendorf (1988, Kap. 11), Weerman (1989) und Vikner (1990).
Satzstruktur
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Adjunktionsposition basisgeneriert ist. Für Adjunktionsbewegung gilt die gleiche Kategorien-spezifische Restriktion, die auch für Substitutionsbewegung gilt: X°Kategorien können nur an X°-Kategorien und XPs können nur an XPs adjungiert werden.4 Einige Autoren haben angezweifelt, daß Scrambling ein Bewegungsprozeß ist. In ihrer Diskussion von Scramblingdaten gehen z. B. Tajsner (1990) für das Polnische und Bayer und Kornfilt (1991) für das Deutsche davon aus, daß die gescrambelten NPs in (6) analog zu dem Adverb in (6c) in Adjunktionspositionen basisgeneriert werden, und daß dies durch die Besonderheit ermöglicht wird, daß in Scrambling-Sprachen wie dem Polnischen bzw. Deutschen die Kategorie Infl im Lexikon mit V kombiniert wird. Ein spezieller Projektionsmechanismus ist bei Bayer und Kornfilt (1991) dafür verantwortlich, daß in der Syntax der Mutterknoten simultan die θ-Rollen- bzw. Kasuszuweisungseigenschaften von V und I enthält [V°/I' V° I°], und je nach Wortstellungskonfiguration projiziert V° zu VP oder I' zu IP. Diese Analyse erklärt zwar, daß die Argumente eines Verbs unterschiedliche Serialisierungen aufweisen können, nicht aber, daß auch Argumente von N° (A° oder P°) gescrambelt werden können. Überdies ist die Annahme nicht sehr plausibel, daß in einer Projektion aus V und I die Merkmale eines Elements (V), die nicht projizieren, dennoch Teil der Projektion sind, und daß ein Mutterknoten gleichzeitig [+Nom]- und [-Nom]-Merkmale enthalten kann. Es ist ferner fraglich, wie diese Basisgenerierungsanalyse erklären kann, daß langes Scrambling Restriktionen aufweist, die normalerweise darauf zurückgeführt werden, daß Spuren streng regiert sein müssen. Ich gehe im folgenden daher davon aus, daß Scrambling ein Bewegungsprozeß ist. Webelhuth (1989) hat ausführlich gezeigt, daß Scrambling den gleichen Inselbeschränkungen unterliegt wie A'-Bewegung. Die Bewegungsanalyse hat ferner den Vorteil, daß sie erklären kann, warum bei langem Scrambling in Sprachen wie dem Japanischen oder Koreanischen die ECP-typischen Subjekt-/Objektasymmetrien auftreten, und warum diese Unterschiede in anderen Sprachen wie z. B. im Hindi oder Persischen nicht zu finden sind (vgl. Kapitel 6). Wenn Scrambling als Bewegungsprozeß aufgefaßt wird, stellt sich die Frage, ob es sich um einen Typ von A'-Bewegung (Saito 1985, 1987, 1989), A-Bewegung (Fanselow 1990), oder um einen Bewegungstyp handelt, der sowohl A- als auch A'Bewegungseigenschaften aufweist (Webelhuth 1989). Eine zusätzliche Möglichkeit ist, daß satzinternes Scrambling A-Bewegungseigenschaften aufweist, während sich satzüberschreitendes Scrambling wie A'-Bewegung verhält (Mahajan 1990, Saito 1992). Ich setze mich in dieser Arbeit nicht mit dieser Frage auseinander (zu einigen Überlegungen im Hinblick auf kurzes Scrambling, vgl. Abschnitt 1.3 und Grewendorf und 4
Daß X°-Kategorien nicht an XPs adjungiert und weiter in eine Kopfposition bewegt werden können, leitet Chomsky (1986a:73) als einen Fall von Improper Movement ab (also als Bewegung aus einer A-Position in eine A'-Position, die gefolgt wird von Bewegung in eine A-Position). Daß XPs an X°Kategorien (und weiter in eine A'-Position) bewegt werden, läßt sich allerdings auf diese Weise nicht ausschließen. Der Rekurs auf X-bar-theoretische bzw. phrasenstrukturelle Wohlgeformtheitsbedingungen liefert hingegen das gewünschte Ergebnis (vgl. auch Chomsky 1986a:4). In diesem Sinn argumentiert Chomsky (1994) z. B. dafür, daß Kettenbildung der sogenannten Uniformitätsbedingung (vgl. auch S. 53) unterliegt, die fordert, daß die Elemente einer Kette uniform im Hinblick auf ihren phrasenstrukturellen Status sein müssen. Kopf und Fuß einer Kette (α, t(α)) weisen z. B. unterschiedlichen phrasenstrukturellen Status auf, wenn X°-Bewegung an eine XP erfolgt. Die entstehende Kette verletzt also die Uniformitätsbedingung.
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Kapitel 1
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Sabel (in Vorb.)). Mein Hauptinteresse gilt der Frage, ob sich Scrambling wie andere Adjunktionsbewegungen verhält (Kapitel 3 und 5), und inwieweit Scramblingoptionen sprachübergreifend durch das ECP erklärt werden können (Kapitel 5-6). Diese Fragestellungen sind sowohl mit einer A'- als auch mit einer A-Bewegungsanalyse kompatibel. Fanselow (1990) hat z. B. dafür argumentiert, daß ungrammatische Fälle von langem Scrambling damit erklärt werden müssen, daß die Spur in solchen Fällen eine Anapher ist, die nicht in ihrer regierenden Kategorie gebunden ist und somit Prinzip A der Bindungstheorie verletzt. Wenn man demgegenüber mit Chomsky (1986a, 1986b) annimmt, daß auch Spuren von A-Bewegung das ECP und nicht die Bindungstheorie erfüllen müssen, spielt die Frage, ob Scrambling A oder A'-Bewegung ist, für große Teile der folgenden Diskussion nicht unmittelbar eine Rolle. Unabhängig davon, um welchen Typ von Bewegung es sich handelt, unterliegt die Spur einer gescrambelten Phrase dem ECP.5
1.1.2 V-nach-Infl Bislang wurde davon ausgegangen, daß das finite Verb im Deutschen in (bzw. bei V/2Stellung durch) die Infl-Position wandert. Diese Auffassung ist nicht unumstritten, denn die V-nach-I°-Bewegung ist wegen des SOV-Charakters des Deutschen und der Tatsache, daß I° rechtsperipher ist, nicht sichtbar. Daß V-nach-I° (bzw. dementsprechend V-nachAux in älteren Analysen) im Deutschen erfolgt, nehmen u. a. Safir (1982), Platzack (1986), Den Besten (1986), Holmberg (1986:91), Grewendorf (1990) und Vikner (1990, Kapitel 2) an. Haider (1993:60ff.) hat allerdings eingewandt, daß es Gründe gibt, die Existenz der Kategorie Infl im Deutschen anzuzweifeln. Ich greife nur eines seiner Argumente heraus. Wenn es im Deutschen V-nach-I° gäbe, so Haider (1993:60f.), sollte es möglich sein, eine Konstituente zwischen ein nicht-finites Verb, z. B. ein Partizip, das in VP verharrt, und ein nach Infl bewegtes finites Verb zu stellen. PPs können aber nie zwischen Partizip und Auxiliar intervenieren (7c): (7) a. daß er schon lange nicht mehr spricht [mit ihr] b. [gesprochen mit ihr] hat er schon lange nicht mehr c. * daß er schon lange nicht gesprochen [mit ihr] hat Die Frage ist, ob das Datum Evidenz gegen V-nach-I liefert bzw. dafür, daß das finite Verb in der VP bleibt, denn selbst wenn man annimmt, daß eine VP-Rekursions-Struktur vorliegt, und V-nach-I nicht erfolgt, muß verhindert werden, daß in (7c) die PP an die untere VP extraponiert wird (... [VP [VP [VP t Partizip] PP] Auxiliar]). Es gibt ferner vergleichbare Konstruktionen, die grammatisch sind:
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Diesing (1992) hat ferner dafür argumentiert, daß Scrambling durch semantische Faktoren ausgelöst wird. Dem steht die Tatsache gegenüber, daß eine Vielzahl von Scramblingphänomenen Oberflächenstrukturen aufweisen, die mit der Basisabfolge synonym sind. Es sind zweifellos pragmatische Faktoren oder Kontexttypen (Höhle 1982), die auch im Zusammenhang mit Scrambling eine wesentliche Rolle spielen, aber im Rahmen dessen, was syntaktisch lizensiert oder ausgeschlossen ist.
Satzstruktur
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(8) a. b. c. d.
daß Tom ti daj überzeugt [tj von]i war daß daj heutzutage viele Menschen ti bedroht [tj von]i sind daß er daj viel ti gelernt [tj für]i hat daß Tom daj oft ti geträumt [tj von]i hat
(9) a. b. c. ? d. ?
daß Tom ti überzeugt [davon]i war daß heutzutage viele Menschen ti bedroht [davon]i sind daß er viel ti gelernt [dafür]i hat daß Tom oft ti geträumt [davon]i hat
Das Problem ist somit nicht, daß nichts zwischen Partizip und Auxiliar intervenieren kann, sondern, daß nur ganz bestimmte XPs in dieser Position auftreten können. Wenn Extraposition ein PF-Phänomen ist, wofür mehrfach argumentiert wurde (Chomsky 1986a:41, Truckenbrodt 1994), könnten u. a. phonologische Gründe hierfür verantwortlich sein, was der Kontrast zwischen (8c-d) und (9c-d) nahelegt (abgesehen natürlich von den Fällen, in denen zweifellos strukturelle Relationen die Extrapositionsmöglichkeiten beschränken wie u. a. bei verschiedenen direktionalen PPs, cf. daß er schon lange nichts mehr gesagt hat in diesem Seminar vs. ?*daß er dieses Jahr wieder einmal gefahren ist in die Alpen). Dafür, daß sich das finite Verb im Deutschen in Infl befindet, spricht u. a. der folgende Pronominalisierungstest. Die Proform "das" kann sich zwar auf CPs beziehen (11a-b), nicht aber auf IPs (12) oder I' (13): (11) a. b.
Ich weiß, wen Maria geliebt hat, aber Franz weiß das nicht Ich glaube, daß Hans das Buch verstanden hat, aber Franz glaubt das nicht
(12) a. * Ich weiß, wen Maria geliebt hat, aber Franz weiß nicht, wen das b. * Ich glaube, daß Hans das Buch verstanden hat, aber Franz glaubt nicht, daß das (13) a. * Ich weiß, wen Maria geliebt hat, aber Franz weiß nicht, wen Maria das b. * Ich glaube, daß Hans das Buch verstanden hat, aber Franz glaubt nicht, daß Hans das Außer auf CP kann sich "das" auch auf VP beziehen: (14) a. b.
Ich weiß nicht, wen Maria geliebt hat, aber Franz weiß, wen Maria das hat Ich glaube, daß Hans das Buch verstanden hat, aber Franz glaubt nicht, daß Hans das hat
Wäre das finite Verb also in der VP, dann sollte es keinen Grammatikalitätsunterschied zwischen (13) und (14) geben. Wenn das finite Verb aber im Gegensatz zu infiniten Verben wie den Partizipien in (14) obligatorisch die VP verläßt, dann erwartet man den Unterschied zwischen (13) und (14). Man erwartet überdies, daß im Gegensatz zu (14) in
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Konstruktionen ohne Auxiliar VP-Pronominalisierung niemals möglich sein sollte, weil das Vollverb die VP verlassen muß: (15) a. * Ich weiß, wen Maria liebte, aber Franz weiß nicht, wen Maria das b. * Ich glaube, daß Hans das Buch verstand, aber Franz glaubt nicht, daß Hans das Einen weiteren Grund dafür, anzunehmen, daß V-nach-I° im Deutschen erfolgt, liefern VP-Topikalisierungsdaten (Webelhuth und den Besten 1987, Giusti 1989). Wenn infinite Verben in der VP verbleiben, sollte VP-Topikalisierung möglich sein, nicht aber in dem Fall, in dem kein Auxiliar-Partizipkomplex vorliegt, denn dann muß das Verb nach I° wandern: (16) a. ??[getraut]i weiß ich nicht wem sie ti hat b. * [traut]i weiß ich nicht wem sie ti (17) a. ? [ein Buch gelesen]i glaube ich nicht daß er ti hat b. * [ein Buch liest]i glaube ich nicht daß er ti Die Beispiele (16b, 17b) sind entweder ungrammatisch, weil sich X'-Kategorien (bzw. I') nicht bewegen lassen, oder, wenn VP-Topikalisierung vorliegt, weil das finite Verb nicht in Infl steht. Bevor ich in Abschnitt 1.2.2 der Frage nachgehe, ob es auch Evidenz für Verbbewegung nach Infl in zu-Infinitiven gibt, wende ich mich im folgenden zuerst der Struktur von Kontrollinfinitiven zu.
1.2 Kontrollinfinitive Zunächst scheint es naheliegend, anzunehmen, daß zu-Kontrollinfinitive den gleichen sententialen Status besitzen wie finite Sätze. Kontrollinfinitive werden allerdings in einer ganzen Reihe von Arbeiten als basisgenerierte VPs analysiert, die keine Subjektposition aufweisen (vgl. u. a. Bresnan 1978, 1982a; Brame 1981; Gazdar 1981; Culicover und Wilkins 1984 (Kapitel 2); Borsley 1986; Frey 1993). Die Konstituente α in (18) ist demnach entweder eine CP oder eine VP. (18) a. b.
Mary tries [α to bake a cake] Maria versucht [α einen Kuchen zu backen]
Die Auffassung, α in (18) sei eine VP, muß man von der Meinung wieder anderer Autoren trennen, wonach lediglich transparente Infinitive in Restrukturierungskonstruktionen VPs sind. In Abschnitt 4.3 werde ich die letztgenannte Hypothese diskutieren, denn sie ist unmittelbar relevant für meine Analyse der Restrukturierungsphänomene in Kapitel 5 und 6. Im folgenden möchte ich zeigen, daß es aus empirischen und theoretischen Gründen angemessen ist, Kontrollinfinitive im Deutschen in NichtRestrukturierungskontexten als Kategorien aufzufassen, die von komplexerer Kategorie
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sind als VPs. Einige empirische Argumente hierfür lassen sich aus den distributionellen Eigenschaften der betreffenden Infinitive gewinnen.
1.2.1 Kontrollinfinitive sind CPs Die folgenden Daten belegen, daß Infinitive in Umgebungen vorkommen, in denen finite CPs, nicht aber VPs zu finden sind. In Scramblingsprachen wie dem Deutschen können Komplement-CPs vor (19a) oder hinter (19b) das Subjekt gescrambelt werden: weil [IP [CP daß man den Finanzminister entlassen wird]i [IP jemand den Journalisten ti erklärt hat]] b. weil jemand [CP daß man den Finanzminister entlassen wird]i den Journalisten ti erklärt hat c. ? Gerade hat [IP [CP daß man den Finanzminister entlassen wird]i [IP jemand den Journalisten ti erklärt ]]
(19) a.
Das Verhalten von Kontrollinfinitiven bezüglich Scrambling gleicht dem finiter CPs: (20) a. weil [α den Finanzminister zu entlassen]i jemand den Journalisten ti erklärt hat b. weil jemand [α den Finanzminister zu entlassen]i den Journalisten ti erklärt hat c. ? Gerade hat [α den Finanzminister zu entlassen]i jemand den Journalisten ti erklärt VP-Scrambling ist im Deutschen allerdings nicht möglich (vgl. u. a. Webelhuth und den Besten 1987): (21) a. * weil [VP den Journalisten das erklärt]i jemand ti hat b. * weil [VP den Weihnachtsstollen mit dem Messer geschnitten]i jemand ti hat c. * Gerade hat [VP den Journalisten das erklärt]i jemand ti Die Tatsache, daß sich Kontrollinfinitive wie CPs scrambeln lassen, spricht dafür, daß es sich bei ihnen nicht um VPs, sondern um CPs handelt. Ein weiterer Unterschied zwischen Infinitiven und VPs zeigt sich bei Topikalisierung. Bei CP-Topikalisierung im Deutschen muß IP nicht notwendigerweise lexikalisches Material enthalten: (22) a. b.
[CP[CP daß man hier ständig Marschmusik hört]i [C' schmerzt [IP ti]]] [CP[CP daß keiner etwas gegen diesen Krach unternehmen kann]i [C' nervt [IP ti]]]
In (23) sieht man, daß die Topikalisierung von Infinitiven diesbezüglich der gleichen Regularität unterliegt:
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(23) a. b.
[α ständig Marschmusik zu hören] schmerzt [α nichts gegen diesen Krach unternehmen zu können] nervt
VP-Topikalisierung ist im Deutschen jedoch nur möglich, wenn IP lexikalisches Material enthält: (24) a. [CP [VP ein Flugzeug gelandet]i [C' ist [IP dort noch nie ti]]] b. * [CP [VP ein Flugzeug gelandet]i [C' ist [IP ti]]] (25) a. [CP [VP ein Flugzeug gesichtet]i [C' wurde [IP dort noch nie ti]]] (Haider 1988a) b. * [CP [VP ein Flugzeug gesichtet]i [C' wurde [IP ti]]] Die topikalisierte Konstituente in (24) enthält ein ergatives Subjekt. In (25) ist das Partizip zusammen mit einem Passiv-Subjekt topikalisiert worden. Wenn PRO-Infinitive VPs sind, sollten die Beispiele in (23) analog zu (24b, 25b) ungrammatisch sein. Infinitive verhalten sich also wiederum genauso wie die finiten CPs in (22) und nicht wie VPs. Unter der CP-Analyse von Infinitiven ist dies das erwartete Ergebnis. Für die VP-Analyse stellen die Daten hingegen ein Problem dar. Anhand der VP-Topikalisierungsdaten in (24-25) läßt sich ein weiteres Argument dafür gewinnen, daß Kontrollinfinitive von komplexerer Struktur sind als VPs. Aus unabhängigen Gründen sind die VP-Topikalisierungen (24a) und (25a) inakzeptabel, wenn die nicht-pronominale NP durch ein Pronomen ersetzt wird: (26) a. * (Viele meinen) [CP [VP es gelandet]i ist dort noch nie ti ] b. * (Viele meinen) [CP [VP es gesichtet]i wurde dort noch nie ti ] c. * (Viele meinen) [CP [VP er geschlagen]i wurde hier noch nie ti ] Ersetzt man die topikalisierte Konstituente durch eine CP, sind die entsprechenden Konstruktionen hingegen grammatisch: (27) a. b.
(Viele meinen) [CP [CP daß es gesichtet wurde]i hat [IP ti die Bevölkerung beunruhigt ]] (Viele meinen) [CP [CP daß er geschlagen wurde]i hat [IP niemand ti geglaubt ]]
Unter der Annahme, daß Kontrollinfinitive VPs sind, ist die Grammatikalität der folgenden Beispiele rätselhaft: (28) a. b.
(Ich behaupte) viele meinen [α es zu wissen] (Ich behaupte) [CP [α es zu wissen]i meinen [IP viele ti]]
(29) a. b.
Es ist nicht schwer [α es zu glauben] [CP [α es zu glauben]i ist [IP ti nicht schwer]]
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Wäre die Kategorie α eine VP, sollten (28-29) genauso ungrammatisch sein wie (26). PRO-Infinitive verhalten sich also wieder wie CPs und nicht wie VPs. Koster und May (1982) haben ferner deutlich gemacht, daß verschiedene Konstituententests für den kategorialen Status der Infinitive als CPs sprechen. Bekanntlich lassen sich nur Konstituenten koordinieren, die von der gleichen Kategorie sind.6 Infinitive lassen sich mit finiten CPs koordinieren: (30) a. b.
John expected [α to write a novel] but [CP that it would be a critical disaster] Hans glaubt [α die richtige Partei zu wählen] und [CP daß diese Partei die Wahl gewinnen wird]
Gegen die VP-Analyse der Kontrollinfinitive spricht, daß sich zu-Kontrollinfinitive nicht mit VPs koordinieren lassen (31c-d), obwohl Kontexte vorliegen, in denen VP- (31a) und Infinitiv-Koordination (31b) gleichermaßen möglich ist: (31) a. b. c. * d. *
Der Portier Der Portier Der Portier Der Portier
hatte [VP gestern gearbeitet] und [VP heute gearbeitet] hatte [α gestern zu arbeiten] und [α heute zu arbeiten] hatte [α gestern zu arbeiten] und [VP heute gearbeitet] hatte [α gestern gearbeitet] und [VP heute zu arbeiten]
PP-Extrapositionsdaten liefern weitere Evidenz dafür, daß es sich bei Kontrollinfinitiven nicht um VPs handelt. Im vorangegangenen Abschnitt habe ich bereits darauf hingewiesen, daß PPs in manchen Konstruktionen zwischen Partizip und Auxiliar erscheinen können. (32) a. b. c.
daß daj viele Menschen ti bedroht [PP tj von]i sind daß Tom ti daj überzeugt [PP tj von]i war daß Tom daj oft ti geträumt [PP tj von]i hat
(33) a. daß viele Menschen ti bedroht [PP davon]i sind b. daß Tom ti überzeugt [PP davon]i war c. ? daß Tom oft ti geträumt [PP davon]i hat Betrachtet man die zu (33) analogen Konstruktionen mit Infinitiven, dann ist Extraposition ausgeschlossen. (34) a. * weil der Diktator [α dem Volk ti zu drohen][ PP damit]i versuchte b. * weil der Lehrer [α Tom ti zu überzeugen] [PP davon]i versuchte 6
Gegenbeispiele hierzu wie etwa Konstruktionen mit NPs, die mit APs koordiniert werden können (Rosi ist eine Stute und extrem geschmeidig (vgl. hierzu Sag et al. 1985)), sind im vorliegenden Zusammenhang nicht relevant. Hinsichtlich CPs scheint die im Text angeführte Generalisierung zu gelten. Beispiele wie Wenn ich nach Hause komme, und der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür, ist meine gute Laune dahin (Reis 1985a:288) belegen, daß neben Koordination von finiten und infiniten Sätzen (vgl. (31)) auch unterschiedliche finite CPs, nämlich V/End- und V/2-Sätze, miteinander koordiniert werden können.
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c. * weil er [α oft ti zu träumen] [PP davon]i erklärte (vgl. auch: *weil der Diktator tα versuchte [α dem Volk tPP zu drohen][PP damit] ) Wären Kontrollinfinitive VP-Komplemente des Matrixverbs, sollte Extraposition in (34) genauso gut möglich sein wie in (33). Da Extraposition in (34) aber ausgeschlossen ist, können wir davon ausgehen, daß Kontrollinfinitive von anderer Kategorie sind als VPs.7 Prinzip C Rekonstruktionseffekte liefern Evidenz für ein PRO-Subjekt im Infinitiv und damit für den sententialen Status der Infinitive. Koreferenz zwischen einem Pronomen und einem R-Ausdruck, der sich in einem gescrambelten Argument befindet, ist möglich (vgl. auch van Riemsdijk 1985, Grewendorf und Sabel 1994): (35) a. * weil der Professor ihri nicht versprechen konnte [α Dr. Frank mit Annai bekannt zu machen] b. weil [α Dr. Frank mit Annai bekannt zu machen]k der Professor ihri nicht tk versprechen konnte Wenn der infinite Komplementsatz in der Basisposition steht wie in (35a), ist Anna von dem Pronomen ihr c-kommandiert. Somit liegt eine Verletzung von Prinzp C vor. Ist der Komplementsatz aber an IP gescrambelt wie in (35b), entsteht der Anti-Rekonstruktionseffekt.8, 9 In Beispiel (35) wird der Infinitiv von einem Subjektkontrollverb eingebettet. Gemäß der CP-Hypothese gibt es demnach ein PRO-Subjekt im Infinitiv, das Anna nicht bindet: (35')a. * weil der Professori ihrj nicht versprechen konnte [α PROi Dr. Frank mit Annaj bekannt zu machen] b. weil [α PROi Dr. Frank mit Annaj bekannt zu machen]k der Professori ihrj nicht tk versprechen konnte 7
8
9
Unklar ist, warum die PPs in (34) nicht innerhalb des Infinitivs extraponiert werden können. Vermutlich hängt dies mit der Position zusammen, in der sich das infinite Verb in diesen Beispielen im Gegensatz zu dem Auxiliar in (33) befindet, betrachtet man nämlich (i-iii), dann sieht man, daß die zu (33) analoge Extraposition an VPs prinzipiell möglich ist: (i) weil niemand befürchtete, einmal bedroht [davon] zu werden (ii) weil er erklärt hat, oft geträumt [davon] zu haben (iii) weil Tom versicherte, viel gelernt [dafür] zu haben Ein Grammatikalitätsunterschied zwischen (35a) und (35b) sollte nach Lebeaux (1988, 1991) und Chomsky (1993, 1994) nicht auftreten. Lebeaux geht davon aus, daß Prinzip C eine "Everywhere"Bedingung ist. Wenn Prinzip C an einem Schritt der Derivation verletzt wird, kann diese Verletzung nicht mehr aufgehoben werden. Chomsky (1993) nimmt an, daß die Bindungstheorie auf LF appliziert, und daß Scrambling obligatorisch rekonstruiert wird (Chomsky 1994:22) (zu diesem und weiteren Problemen mit der Bindungstheorie, vgl. die Diskussion in Kapitel 2, Fn. 8 und Kapitel 7). Entscheidend ist im gegenwärtigen Zusammenhang lediglich, daß die Grammatikalität von (35b) deutlich macht, daß ein Anti-Rekonstruktionseffekt vorliegt, und daß der Komplementsatz nicht in seine Basisposition rekonstruiert werden kann. Auf der Grundlage dieser Schlußfolgerung läßt sich ein Argument für die obligatorische Präsenz eines PRO-Subjekts im Infinitiv konstruieren. Im folgenden nehme ich zunächst mit Chomsky (1993) an, daß die Bindungstheorie auf LF gilt. De facto steht der Komplementsatz in (35a) in einer extraponierten Position. Wenn man aber davon ausgeht, daß Extraposition auf PF erfolgt, verhält er sich für die Belange der Bindungstheorie, als stünde er in seiner Basisposition.
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Wenn nun allerdings der Infinitiv von einem Objektkontrollverb selegiert wird, sollte PRO Anna binden, und zwar auch wenn der Infinitiv an IP adjungiert ist: (36) a. * weil der Professor ihri nicht erlauben konnte [α PROi Dr. Frank mit Annai bekannt zu machen] b. * weil [α PROi Dr. Frank mit Annai bekannt zu machen]k der Professor ihri nicht tk erlauben konnte Da der gescrambelte Infinitiv nicht rekonstruiert werden kann, was (35b) zeigt, gibt es nur eine Möglichkeit, die Ungrammatikalität von (36b) zu erklären. Der Infinitiv enthält ein PRO-Subjekt, das - bedingt durch die lexikalischen Eigenschaften des Matrixverbs Anna bindet. Es ist nicht zu erkennen, wie die Daten ohne Rekurs auf ein PRO-Subjekt in Infinitiven erklärt werden können. Die diskutierten Beispiele liefern also in bezug auf das Deutsche empirische Evidenz dafür, Infinitive als CPs zu analysieren. Man kann überdies spracherwerbstheoretische Überlegungen anführen, die es plausibel erscheinen lassen, daß Kontrollinfinitive den kategorialen Status von CPs haben. Der entsprechende Aspekt betrifft u. a. die Komplexität von Lexikoneinträgen (vgl. Stowell 1981, Chomsky 1986b:86-92). Betrachten wir hierzu ein weiteres Beispiel. Die vier lexikalischen Kategorien V, N, A und P selegieren im Deutschen und Englischen Infinitive und finite Satzkomplemente. Die Beispiele in (37-40) belegen dies: (37) a. b. c. d.
Mary preferred [α to leave] Maria wünscht [α zu verschwinden] Mary preferred [CP that Peter left] Maria wünscht [CP daß Peter verschwindet]
(38) a. b. c. d.
We have plans [α to leave] Maria hat den Wunsch [α zu verschwinden] We have the idea [CP that Bill has left] Maria hat den Wunsch [CP daß Peter verschwindet]
(39) a. b. c. d.
It is possible [α to leave] Es ist möglich [α zu gehen] It is possible [CP that Peter has left] Es ist möglich [CP daß Peter gegangen ist]
(40) a. b. c. d.
Peter disappeared after [α having closed the door] Peter ist gegangen ohne [α sich zu verabschieden] Peter disappeared after [CP he had closed the door] Peter ist gegangen ohne [CP daß er sich verabschiedet hat]
Diese Beipiele machen deutlich, daß sich Infinitive systematisch wie finite CPs verhalten, weil sie in gleichen Umgebungen vorkommen (zu weiteren Beispielen s. auch Marantz 1980, Koster und May 1982). Sie lassen eine Analyse von Infinitiven als VPs eher
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unmotiviert erscheinen, denn wenn man annimmt, daß Infinitive VPs sind, dann folgt daraus, daß die Komplemente in Klammern in (37-40) nicht einheitlich charakterisiert werden können, bzw. daß die Lexikoneinträge der lexikalischen Kategorien in (37-40) disjunkte Einträge enthalten müssen. Dafür, daß es unplausibel ist, für diese Komplemente disjunkte Lexikoneinträge anzunehmen, spricht auch die Tatsache, daß Infinitive in vielen Sprachen wie finite Sätze durch Komplementierer eingeleitet werden können. Dies deutet darauf hin, daß Infinitive wie finite Sätze C-Projektionen sind. Die folgenden Beispiele zeigen, daß im Englischen derselbe [+W]-Komplementierer bei finiten und infiniten Fragen auftritt:10 (41) a. b.
I don't know [α whether or not to work on that] I don't know [CP whether or not I should work on that]
Wenn Infinitive CPs sind, muß man lediglich annehmen, daß das Verb know einen Subkategorisierungsrahmen besitzt, der die Information enthält, daß dieses Verb ein Satzkomplement selegiert. Ein Verb, das ein Satzkomplement selegiert, sollte dann wie die anderen lexikalischen Kategorien in (38-40) im unmarkierten Fall jeden Typ von CP selegieren, sowohl finit als auch infinit (vgl. Chomsky 1981:79). Die CP-Hypothese hat also den Vorteil, daß sie eine Vereinfachung der Lexikoneinträge mit sich bringt. Diese Vereinfachung ist aus theorieinternen Gründen wünschenswert, denn in der linguistischen Theoriebildung strebt man seit längerer Zeit an, Subkategorisierungsrahmen zu simplifizieren oder durch andere Repräsentationen zu ersetzen (vgl. Chomsky 1981:38, 1986b:87ff., 190; Grimshaw 1981; Pesetsky 1982). Wir können z. B. davon ausgehen, daß Matrixverben die θ-Rolle "Propositionales Objekt" an ein sententiales Komplement zuweisen. Chomsky (1981) nimmt an, daß die syntaktische Realisierung dieser θ-Rolle CP (oder NP) ist. Wenn man nun mit Chomsky (1986b) von der Gültigkeit des Prinzips der Canonical Structural Realization (CSR) ausgeht, können die Komplemente in (41) nur CPs sein. Das Prinzip besagt nämlich, daß im Lexikon festgelegte selektionale Eigenschaften immer eine bestimmte syntaktische Realisierung erhalten, wodurch die Notwendigkeit einer syntaktischen bzw. kategorialen Selektionsinformation entfällt. Die kanonisch strukturelle Realisierung der θ-Rolle "Propositionales Objekt" ist also CP (oder NP). Vor diesem Hintergrund ist leicht zu sehen, daß im Rahmen der VP-Hypothese die Analyse von infiniten Konstruktionen im Zusammenhang mit Verben wie want, deren Komplemente die Realisierungsoptionen in (42a-d) aufweisen, fragwürdig ist: (42) a. b. c. d.
John wants to win John wants Bill to win John wants for Bill to win John wants [CP that Bill wins]
10 Aufgrund der engen selektionalen Verbindung, die zwischen einem Matrixverb und dem Komplementierer besteht, erklärt Baltin (1989), daß Matrixverben C°-Elemente wie whether selegieren und nicht CPs (vgl. hierzu auch Chomsky 1986a:27). Kayne (1991) hat demgegenüber dafür argumentiert, daß whether die Spec CP-Position besetzt (vgl. auch Chomsky 1986a:50). Ob es sich um ein Element in C° oder Spec CP handelt, ist für die vorliegende Diskussion ohne Belang. Entscheidend ist, daß whether eine Position im C-System einnimmt.
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Vertreter der VP-Hypothese argumentieren dafür, daß want in (42a) nur ein VPKomplement selegiert, während in (42b) zusätzlich eine NP und in (42c) eine PP selegiert wird. Culicover and Wilkins (1984:54) geben z. B. die folgende Struktur (42'b) für (42b) an: (42')b. c.
John [VP wants [NP Bill] [VP to win]] John [VP wants [PP for Bill] [VP to win]]
In (42'b-c) nehmen Bill bzw. for Bill die strukturelle Position eines Objekts ein. Unter dieser Analyse ist aber unklar, wie der zwischen den Beispielen (42a-d) bestehende systematische Zusammenhang ausgedrückt werden kann. Unter der VP-Hypothese müssen NP, PP, VP und CP, also vier verschiedene Komplementtypen, einzeln im Lexikoneintrag spezifiziert werden, um (42a-d) generieren zu können. Es muß ferner stipuliert werden, daß PP nur zusammen mit VP selegiert werden kann, damit Sätze wie *John wants for Bill ausgeschlossen sind. Überdies bleibt unklar, warum Extraktion aus der Komplement-PP unmöglich ist, wenn man eine Struktur wie in (42'b) annimmt: (43)
* Whoi do you want for ti to win?
Im Rahmen der CP-Hypothese muß demgegenüber im Subkategorisierungseintrag von want lediglich vermerkt werden, daß dieses Verb ein "propositionales Objekt" selegiert, was zur Folge hat, daß die Selektion einer PP überhaupt keine Option darstellt. Es kann ferner davon ausgegangen werden, daß sich die infiniten CPs in (42a-c) voneinander nur durch verschiedene Realisierungen des C°-Kopfes unterscheiden (vgl. hierzu u. a. Kitagawa 1985a), und die Ungrammatikalität von (43) läßt sich analog zu (44) als ECPVerletzung analysieren: (44)
* Whoi do think [CP ti' that [IP ti has won]]?
Empirische Evidenz und konzeptuelle Überlegungen lassen somit die CP-Hypothese von Kontrollinfinitiven als überlegen erscheinen. Wenn die starke Hypothese korrekt ist, daß das Konzept der c-Selection auf s-Selection reduzierbar ist, dann erwartet man aus unabhängigen Gründen, daß Kontrollinfinitive von der gleichen Kategorie wie finite Sätze sind (Chomsky 1986b:190). Die Annahme, daß Kontrollinfinitive universell den gleichen kategorialen Status aufweisen, läßt sich aus universalgrammatischer Sicht noch aus weiteren, unabhängigen Gründen motivieren. Hierzu ein Beispiel. Geht man davon aus, daß die Grammatik ausschließlich binär verzweigende Strukturen erzeugen kann, verschwindet das Konzept nicht-konfigurationaler Sprachen, denn flache VP-Strukturen sind nicht mehr erzeugbar (Kayne 1984, Introduction). Geht man dementsprechend davon aus, daß jede Sprache das gleiche Inventar an funktionalen Kategorien realisiert, und Satzkomplemente daher stets als CPs realisiert werden, dann scheidet die Möglichkeit aus, daß Kontrollinfinitive in der einen Sprache als VPs, IPs und in wieder einer anderen Sprache als CPs basisgeneriert werden. In beiden Fällen reduziert sich die Menge potentieller Phrasenstrukturen und
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somit gleichzeitig die Menge der möglichen Hypothesen über Phrasenstrukturen im Verlauf des Spracherwerbs. Im Zusammenhang mit spracherwerbstheoretischen Erwägungen spricht noch ein weiterer Aspekt für diese Auffassung. Wenn man davon ausgeht, daß Infinitive wie auch finite Sätze universell die gleichen funktionalen Elemente enthalten, daß deren lexikalische Eigenschaften in den Einzelsprachen aber durchaus variieren können, dann sollten Kontrollinfinitive in allen Sprachen Infl- (bzw. Tense-, Agr- (s. u.)) und C°-Köpfe aufweisen. Ob diese Köpfe jedoch mit lexikalischem Material gefüllt sein können oder nicht, oder ob ihr (phrasenstrukturelles) Komplement links oder rechts erscheint, unterliegt einzelsprachlicher Parametrisierung. Diese Idee entspricht Chomskys (1991) Auffassung, wonach die Unterschiede zwischen Sprachen auf lexikalische Eigenschaften funktionaler Kategorien zurückführbar sind. Man beachte, daß umgekehrt diese Auffassung von Parametrisierung nur aufrechterhalten werden kann, wenn jede Sprache die gleichen funktionalen Kategorien aufweist. Dies hat dann u. a. die Konsequenz, daß die lexikalische Realisierung eines infiniten Komplementierers keine notwendige Bedingung dafür ist, daß Infinitiven der kategoriale Status von CPs zugesprochen werden kann, was insbesondere für die Analyse der Kontrollinfinitive im Deutschen von Bedeutung ist. Im Deutschen gibt es bekanntlich keine infinitivischen Konstruktionen, die ein lexikalisches Element in der C°-Position aufweisen (Tappe 1984; Giusti 1986, 1989; Grewendorf 1988:212): (45) a. * Ich weiß nicht [ob an dieser Sache zu arbeiten] b. * daß sie versuchte [um das Buch zu lesen] Statt dessen findet man infinite Adjunktsätze, die von Präpositionen (ohne, anstatt, um ...) selegiert sind: (46) a. b.
Wie es möglich ist, daß man eine Kamera auf dem Kometen installieren kann [PP ohne [α mit einem Raumschiff auf ihm zu landen]] ist vielen unklar Daß Günther Zigaretten in seiner Wohnung aufbewahrt [PP anstatt [α sie zu rauchen]] hat schon einige seiner Gäste erfreut
Diese Präpositionen selegieren alternativ finite Sätze: (47) a. b.
Wie es möglich ist, daß man eine Kamera auf dem Kometen installieren kann [PP ohne [CP daß man mit einem Raumschiff auf ihm landet]] ist vielen unklar Daß Günther Zigaretten in der Schublade aufbewahrt [PP anstatt [α daß er sie raucht]] hat schon einige seiner Gäste erfreut
Die Tatsache, daß die Präpositionen in (46) alternativ zu infiniten Komplementen in (47) finite Sätze selegieren, nicht aber VPs (48) - dasselbe gilt für die lexikalischen Kategorien A und N (vgl. (38-39)) - spricht erneut dafür, daß die Kategorie α eine CP ist: (48) a. * Wie es möglich ist, daß man eine Kamera auf dem Kometen installieren kann [PP ohne [VP auf ihm landet]] ist vielen unklar
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b. * Daß Günther die Zigaretten in der Schublade aufbewahrt [PP anstatt [VP sie raucht]] hat schon einige seiner Gäste erfreut Warum gibt es im Deutschen nicht die Möglichkeit infinitivischer Komplementierer, wenn es sich bei Infinitiven doch um CPs handelt? Letztlich kann man diesen Sachverhalt nur sprachhistorisch begründen. Lightfoot (1979:196) und Stockwell (1976) haben darauf hingewiesen, daß Konstruktionen des Typs (46) im Alt-Englischen ebenfalls existierten (...[PP for [PRO to leave]]), und daß erstmals im modernen Englisch die Präposition als Komplementierer erscheint.11 Das Alt-Englische ist somit eine Sprache, die hinsichtlich der Realisierung infinitivischer Komplementierer dem Deutschen gleicht.12 Dafür, daß Präpositionen als infinitivische Komplementierer erst in späteren Stadien der Sprachgeschichte auftreten, spricht auch, daß man den Kategoriewechsel von einer Präposition zu einem Komplementierer bei der Kreolisierung beobachten kann (vgl. Woolford 1980). Es ist daher plausibel anzunehmen, daß die Unmöglichkeit von (45) im Deutschen darauf zurückzuführen ist, daß unter diachronischer Perspektive in dieser Sprache der Wechsel von einer Präposition zu einem Komplementierer vergleichbar dem Englischen noch nicht stattgefunden hat (Haspelmath 1990:303). Deutsch unterscheidet sich insofern nicht nur vom Englischen, sondern auch vom Niederländischen, wo sich der Wandel von einer Präposition zu einem Komplementierer bereits vollzogen hat. Im Niederländischen findet man den om-te Infinitiv wie im Deutschen in Adjunktsätzen (49), aber om fungiert bereits als Komplementierer in Satzkomplementen (50): (49) (50)
Hij ging naar Amerika [PP om [beroemd te worden]] 'Er ging nach Amerika, um berühmt zu werden.' dat zij probeerde [α(om) het boek te lezen] 'daß sie versuchte, das Buch zu lesen.'
Im Gegensatz zu (50) ist die Präsenz von om in (49) obligatorisch. Daß om im Gegensatz zu um ein Komplementierer ist,13 zeigt sich z. B. daran, daß um im Unterschied zu om eine Barriere für Objektextraktion errichtet (Tappe 1984): (51) (52)
Wie heb je geprobeerd [om t te verslaan] 'Wen hast du versucht zu verhauen?' * Wen ist er zu müde [PP um [ t zu verhauen]]
Man beachte nun, daß im Niederländischen nicht immer die Möglichkeit besteht, C° im infinitivischen Komplementsatz mit einem lexikalischen Komplementierer zu besetzen: (53)
dat zij [α(*om) het boek tv] probeerde+te lezenv
11 Allerdings findet man den älteren Konstruktionstyp auch heute noch im Belfast Englisch, vgl. hierzu Heny (1986), Borer (1987:76f.). 12 Van Kemenade (1984, 1985) hat gezeigt, daß weitere Parallelen zwischen Kontrollinfinitiven im AltEnglischen und Deutschen bestehen. Kontrollinfinitive im Alt-Englischen weisen ebenfalls die für Infinitive im Deutschen typischen Transparenzphänomene auf (vgl. Kapitel 5). 13 Vgl. aber auch Kayne (1991, Fn. 54) zur Auffassung, daß sich om in Spec CP befindet.
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In (53) liegt im Unterschied zu (50), wo das Infinitivkomplement extraponiert ist, eine Verbraising-Konstruktion vor (s. Abschnitt 4.4.2). Verbraising ist offensichtlich nur möglich, wenn kein lexikalischer Komplementierer realisiert ist, während der Komplementierer bei Extraposition (50) optional ist.14 Anzunehmen, daß in (53) eine VP vorliegt, während in (50) eine CP realisiert wird, ist aus konzeptuellen Gründen sicherlich nicht wünschenswert, denn dies impliziert, daß das Verb proberen zwei verschiedene Komplemente selegiert, VP und CP, wobei stipuliert werden muß, daß das VP-Komplement, das obligatorisch ohne Komplementierer realisiert wird, nur links vom Matrixverb erscheinen kann (vgl. auch Koster 1987:123). Daß NichtVorhandensein lexikalischer Komplementierer in Kontrollinfinitiven des Niederländischen ist also nicht unverträglich mit ihrem CP-Status. Dann gibt es aber auch keinen Grund anzunehmen, daß das Nicht-Vorhandensein von Komplementierern in Infinitiven des Deutschen mit ihrem CP-Status unverträglich ist.15 Wenn man diese Auffasung vertritt, stellt sich natürlich sofort die Frage, warum es im Deutschen im Unterschied zum Englischen und vielen anderen Sprachen keine WInfinitive (*Ich weiß nicht, was zu kaufen) gibt. Wenn Kontrollinfinitive im Deutschen CPs sind, erwartet man, daß derartige Konstruktionen grammatisch sein sollten. In Kapitel 8 dieser Arbeit diskutiere ich dieses Problem im Zusammenhang mit dem Verhalten einer ganzen Reihe weiterer Sprachen (Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Englisch, Italienisch, Europäisch-Portugiesisch, Französisch, Rumänisch, Spanisch, Niederländisch, Polnisch) hinsichtlich dieses Konstruktionstyps. Es wird ausgeführt, daß sich, wenn man die Ungrammatikalität dieser Konstruktionen im Deutschen auf der Grundlage der CPHypothese erklärt, und zwar im Rekurs auf die lexikalischen Eigenschaften des nichtfiniten C-Kopfes, ein Parameter formulieren läßt, der klare Prognosen über das Vorkommen von W-Infinitiven macht. Im folgenden gehe ich daher davon aus, daß Kontrollinfinitive CPs sind, die die gleiche interne Struktur wie finite Sätze aufweisen.
1.2.2 Zu-in-Infl Die Frage ist nun, in welcher Position sich der Infinitiv-Markierer zu befindet. Es gibt eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen dem Infinitivmarkierer to im Englischen und 14 Bennis und Hoekstra (1984:55) haben dafür argumentiert, daß C° im Niederländischen obligatorisch besetzt sein muß. Daß der infinitivische Komplementierer in (50) nicht zu erscheinen braucht, wird darauf zurückgeführt, daß in diesem Beispiel im Unterschied zu (49) auf PF optional om-Tilgung erfolgt. Diese beiden Annahmen reichen zur Erklärung der Daten im Rahmen der CP-Hypothese allerdings nicht aus, was man an der Unmöglichkeit, om in (53) zu realisieren, sieht. Um (53) erklären zu können, muß man entweder annehmen, daß in Verbraisingkonstruktionen Komplementierer-Tilgung obligatorisch stattfindet, oder daß C° durch ein anderes, phonetisch nicht realisiertes Element besetzt ist. 15 Akmajian (1977:431) wertet z. B. die Tatsache, daß bei Infinitivkomplementen von Wahrnehmungsverben im Englischen generell keine lexikalischen Komplementierer realisiert werden können, als Indiz dafür, daß es sich bei ihnen nicht um CPs (bzw. S's) handeln kann. Er vertritt die Auffassung, daß in Sätzen wie We saw the moon rising over the mountain der unterstrichene Teil die nichtsententiale Struktur [NP [NP the moon][VP rising over the mountain]] aufweist. Sowohl syntaktische als auch semantische Argumente gegen Akmajians Analyse und für den sententialen Charakter der Infinitivkomplemente von Wahrnehmungsverben im Englischen findet man in Gee (1977), Leek und Jong (1982), Higginbotham (1983) und Barss (1985) (vgl. hierzu auch Kapitel 4, Fn. 10).
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dem Deutschen zu (und Niederländischen te), die zur Klärung des Sachverhalts beitragen können. Zunächst einmal kann festgehalten werden, daß beide Elemente keine Position im C-System besetzen (zu weiteren Argumenten s. auch Kapitel 8.3). Dies belegt ein Vergleich mit dem Niederländischen und Italienischen. Infinitive, die durch om, ein Element, das eine Position im C-System besetzt, eingeleitet werden, können im Niederländischen nicht von Präpositionen selegiert werden (Bennis und Hoekstra 1984): (54) a. * zonder [CP om [ het boek gelezen te hebben]] ohne das Buch gelesen zu haben b. zonder het boek gelezen te hebben Das gleiche Verhalten zeigt das präpositionale Element di im Italienischen (Kayne 1991, Bsp. (72-73): (55) a. * Sono contrario a [CP di [ partire subito]] Ich-bin dagegen zu gehen gleich b. Sono contrario a partire subito Daß zu kein C-Element ist, belegt die Grammatikalität der Übersetzung (54a). Im Englischen sind entsprechende Konstruktionen zwar selten, aber sie existieren. to-Infinitive können genauso wie zu-Infinitive von Präpositionen eingebettet werden (Koster und May 1982). (56)
He asked me about who to visit
Die betreffenden Infinitivmarkierer befinden sich also entweder in Infl, oder sie sind mit dem Verb zusammen basisgeneriert. Welche der beiden Möglichkeiten im Deutschen gewählt wird, ist schwer zu entscheiden. In Sternefeld (1990) und Grewendorf und Sabel (1994) ist angesichts der variablen Positionen, die zu in Beispielen wie (57) einnimmt, dafür argumentiert worden, daß man nicht annehmen kann, daß der zu+V Komplex durch einen lexikalischen Prozeß erzeugt wird, denn sonst sollte ausschließlich (57a), nie aber (57b) erzeugt werden können: (57) a. ? ohne ihn sehen können zu haben b. ohne ihn haben sehen zu können c. * ohne ihn zu haben sehen können Die suggestive Kraft dieser Beispiele ist unbestreitbar, aber man muß selbstkritisch zugeben, daß es bedauerlicherweise bislang keine befriedigende syntaktische Analyse für das Phänomen gibt. Wenden wir uns daher noch einmal dem Problem aus der anderen Perspektive zu. Die beiden Infinitivmarkierer im Englischen und Deutschen treten in den infiniten Komplementen von Wahrnehmungsverben nicht auf:
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Kapitel 1
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(58) (59)
I saw him (*to) come Ich sah ihn (*zu) kommen
Interessanterweise korreliert die Unmöglichkeit der zu- bzw. to-Realisierung in (58-59) mit der Unmöglichkeit, für das eingebettete Verb das Perfekt mit have bzw. haben zu bilden (vgl. demgegenüber ?Ich sah sie geküßt werden): (60) (61)
* I heard John have turned off the radio * Ich hörte Hans das Radio ausgeschaltet haben
(Takezawa 1984, Bsp. 17a)
In Infinitiven des Deutschen und Englischen, in denen das Verb den Infinitivmarkierer zu bzw. to nicht realisieren kann, bildet das Verb also sein Perfekt nicht mit haben bzw. have. Nehmen wir einmal mit Takezawa (1984) an, daß Imperative einen Typ von Infinitiv ohne to (bzw. zu) repräsentieren. Er unterscheidet nun "reale Imperative" von "performativen Imperativen". Nur letztere können mit dem Infinitivmarkierer auftreten, und nur in letzteren kann perfektives have bzw. haben erscheinen (Takezawa 1984): (62) a. * Have left the room by the time I get home! b. I hereby order you to have left the room by the time I get back. Erneut verhält sich das Deutsche genauso wie das Englische. Die empirische Generalisierung lautet mittlerweile: Infinites have und haben können nur im Perfekt verwendet werden, wenn ihnen zu oder to vorangehen. Modalverben stellen hierzu allerdings eine Ausnahme dar: (63) (64)
He may have been hurt Er soll sie geküßt haben
Takezawa (1984:682) formuliert daher die folgende Generalisierung: (65)
*...have [+perfective]... where have is a base form, unless it is preceded by a [+Aux] element.
Man muß nicht die Auffassung teilen, daß Modalverben Aux-Elemente sind. Wichtig ist, daß sich aus der vorangegangenen Diskussion ergibt, daß to und zu als Aux-, also als InflElemente zu klassifizieren sind. Man könnte nun allerdings einwenden, daß dieser Schluß voreilig ist, und daß bei der Formulierung der Generalisierung (65) nicht notwendigerweise Bezug auf die Position des Infinitivmarkierers genommen werden muß. Auch wenn einiges dafür spricht, daß to in Infl steht, kann sich zu in der Basisposition des Verbs innerhalb von VP befinden. Das impliziert, daß die have- bzw. haben-Selektion in einer Sprache lexikalisch und in einer anderen Sprachen syntaktisch determiniert ist. Man müßte dann ferner annehmen, daß Tilgung des Infinitivmarkierers in "identischen" Kontexten ein jeweils anderer Prozeß ist:
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(66) a. b.
I help my plants to grow by using Ortho I help my plants grow by using Ortho
(67) a. b.
Ich helfe meinen Pflanzen zu wachsen, indem ich Ortho verwende Ich helfe meinen Pflanzen wachsen, indem ich Ortho verwende
(Gee 1977, Bsp. (50))
Zu-Tilgung sollte dann im Deutschen nicht von der syntaktischen Konfiguration abhängig sein. Das Gegenteil ist aber der Fall, wie die folgenden Daten zeigen: (68) a. weil er [das Geld zu gewinnen] und [verschenken] versuchte b. * weil er versuchte [das Geld zu gewinnen] und [verschenken] c. * Er versuchte [das Geld zu gewinnen] und [verschenken] Ich gehe daher davon aus, daß zu und to in Infl basisgeneriert sind. Für die VP-externe Basisposition von to gibt es eine Vielzahl von Belegen. VPTopikalisierungen (69) (Stowell 1981:175, Rizzi 1990), VP-Ellipsen (70) (Lobeck 1986), in denen to als strenger Regent fungiert, und die variable Position der Negation (71) machen deutlich, daß to und das Verb nicht als komplexe X°-Kategorie angesehen werden können: (69)
... and [VP leave]i we tried [CP PRO [I° to] ti ]
(70)
Mary likes to tour art galleries, but Bill hates [CP PRO [I°*(to)] [VP e]]
(71) a. b.
He wants not to read the book He wants to not read the book
Die Tatsache, daß die (69-71) entsprechenden Konstruktionen im Deutschen nicht existieren, kann man darauf zurückführen, daß zu anders als to ein Affix ist, an das das Verb obligatorisch angehoben werden muß:16 (67')a.
Ich helfe [CP PRO [VP meinen Pflanzen tv] [I°[I° zu] wachsenv]]
16 Es ist sowohl im Rahmen der Morphologie (vgl. u. a. Pesetsky 1985:202) und die dort zitierte Literatur) als auch in syntaktischen Theorien (vgl. hierzu Baker 1988a:139) Standard, anzunehmen, daß Affixe einen Subkategorisierungsrahmen aufweisen, der X°-Bewegung erzwingt. X°Bewegungen werden demnach u. a. durch 'Lasniks Filter' (Lasnik 1981) erzwungen (vgl. Chomsky 1989), der besagt, daß Affixe einen lexikalischen Träger benötigen. Eine extensional äquivalente Variante von Lasniks Filter ist Bakers 'Stray Affix Filter' (Baker 1988a:140). Stray Affix Filter (i) *X, wenn X ein lexikalisches Element ist, dessen Subkategorisierungsrahmen auf der S-Struktur nicht erfüllt ist. Der Stray Affix Filter besagt zum einen, daß eine X°-Kategorie α an eine andere X°-Kategorie β adjungiert werden muß, wenn mindestens einer der beiden Köpfe ein Affix ist, dessen (morphologischer) Subkategorisierungsrahmen dies verlangt; zum anderen verlangt der Stray Affix Filter, daß die X°-Bewegung auf der S-Struktur erfolgen muß. (i) liefert also neben den in Fn. 3 diskutierten Gründen einen weiteren Grund dafür, daß X°-Bewegung in bestimmten Fällen erfolgen muß.
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Kapitel 1
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Demnach stehen bei der SOV-Wortstellung finite und infinite Verben im Deutschen in Infl. In neueren Arbeiten (vgl. u. a. Pollock 1989, Belletti 1990, Mahajan 1990, Ouhalla 1988, Chomsky 1991, 1993, Chomsky und Lasnik 1993) sind nun allerdings wesentliche Veränderungen gegenüber früheren Analysen zur internen Struktur von CP vorgeschlagen worden, die u. a. den Status des funktionalen Kopfes Infl betreffen. Die entsprechenden Konsequenzen, die dies für die Struktur des Satzes im Deutschen mit sich bringt, werden im folgenden Abschnitt diskutiert.
1.3 Zur Split-Infl Hypothese, strukturellen Kasuszuweisung und VP-Struktur Pollock (1989) hat vorgeschlagen, daß der funktionale Kopf Infl, der nach traditioneller Auffassung Tempus- und Agreement-Merkmale enthält, in die funktionalen Köpfe T° (Tense) und Agr° (Agreement) entzweit werden muß. Chomsky (1991) hat Pollocks Analyse dahingehend erweitert, daß er einen zusätzlichen Agr-Kopf einführt. Die funktionalen Köpfe Agrs°, T° und Agro° expandieren in der Syntax im Einklang mit den Xbar-Prinzipien zu eigenständigen Phrasen. Gemäß dem SOV-Charakter des Deutschen muß man dann von dem Satzschema (72) ausgehen (Auxiliare nicht berücksichtigt): (72)
CP C' C
AgrsP Agrs' TP
Agrs T'
AgroP
T Agro'
VP Subjekt
Agro V'
VP DO
e V
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Wenden wir uns zunächst noch einmal den Positionen des Verbs zu. Die V-nach-I°Bewegung des finiten Verbs im Deutschen entspricht in (72) V-nach-Agro°-nach-T°nach-Agrs°. Wo befinden sich aber zu bzw. to? Betrachten wir hierzu erneut die Beispiele (71), hier wiederholt als (71'). Chomsky (1991) hat dafür argumentiert, daß die Negation im Englischen AgroP einbettet. Das bedeutet, daß to in (71'a) als Kopf von AgroP angesehen werden muß, und daß Objekte im Englischen nicht in der overten Syntax, sondern auf LF nach AgroP bewegt werden (vgl. hierzu auch Chomsky 1992): (71')a. b.
He wants [NegP not [AgroP to [VP read the book]]] He wants to not read the book
Wenn man mit Baker (1988a) annimmt, daß Selektion ein uniformer Prozeß ist, dann impliziert dies, daß to in (71b) an oder über die Negation bewegt worden ist (zu einem anderen Vorschlag s. Ouhalla 1988). Aufgrund der Parallelen, die zwischen to und zu bestehen, gehe ich davon aus, daß zu ebenfalls in Agro basisgeneriert ist (vgl. auch Beukema und den Dikken 1989). Damit komme ich zu den Folgen, die die Satzstruktur in (72) für die Analyse von NPBewegung hat. Das Subjekt wird in (72) nicht länger in einer VP-externen Position, sondern innerhalb von VP basisgeneriert. Die konzeptuelle Motivation hierfür ist, daß im Rahmen des traditionellen Satzschemas (4) die Spec IP-Position unerklärterweise die einzige Position war, an die außerhalb einer lexikalischen Projektion eine θ-Rolle zugewiesen werden konnte (Chomsky und Lasnik 1993:531).17 Eine empirische Motivation für die Subjekt-in-VPHypothese liefert das Phänomen des Quantifier-Floating bzw. Quantifier-"Stranding". Nach Sportiche (1988b:442ff.) bewegt sich das Subjekt in (73) aus der VP. Der Quantor wird dabei in der VP-internen Basisposition des Subjekts zurückgelassen (Sportiche 1988b:427):18 (73)
Les enfantsi (*tous) [I' verront [VP (tous) ti tv ce die Kinder werden-sehen (alle) diesen
film]] Film
Im Deutschen sind die entsprechenden Beispiele nicht so leicht zu konstruieren, weil Vnach-I° unsichtbar ist, und das Verb daher niemals zwischen Spec IP und VP stehen kann.19 Koordinationsdaten liefern hingegen eine Möglichkeit, das relevante Phänomen sichtbar zu machen. Bei I'- (bzw. Agrs'-) Koordination im Deutschen muß entweder dem Subjekt folgen und dem Objekt vorangehen ((74a) vs. (74b-c)), woraus man schließen 17 Wie in (72) zu sehen ist, übernehme ich Larsons (1988) VP-Schalen-Analyse, allerdings mit einigen Modifikationen. Dieser Punkt wird erstmals gegen Ende des Abschnitts relevant. 18 Spec IP ist daher nicht länger eine A-Position in traditionellem Sinn, denn an sie kann keine θ-Rolle zugewiesen werden. Der Status dieser Position ist also zunächst unklar (s. u.). Diesing (1990), Goodall (1993) und Hulk (1993) nehmen z. B. im der Rahmen der Subjekt-in-VP-Hypothese an, daß Spec IP eine potentielle A'-Position ist. 19 Beispiele wie (i), die von Giusti (1990) als Analogon zu (73) angeführt werden, zeigen z. B. nicht, daß das Subjekt aus der VP bewegt wurde. Nichts spricht dagegen, daß sich alle in diesem Beispiel in Spec IP befindet. M. a. W. (i) könnte aus der basisgenerierten Struktur (ii) abgeleitet sein: (i) Die Schüler haben ohne Zweifel alle einen Preis gewonnen. (ii) weil [IP ohne Zweifel [IP die Schüler alle [I' einen Preis gewonnen haben]]]
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Kapitel 1
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kann, daß alle in (74a) tief genug basisgeneriert ist, um den Effekt der Subjektbewegung nachweisen zu können.20 weil die Touristenj entweder [Agrs' das Museumi [VP alle tj ti besuchen]] oder eine Stadtrundfahrt machen b.* weil entweder die Touristen das Museen alle besuchen oder eine Stadtrundfahrt machen c. * weil die Touristen das Museum alle entweder besuchen oder eine Stadtrundfahrt machen
(74) a.
Die Objekt-NPs sind in (74) nach AgroP bewegt worden. Betrachten wir die Rolle dieser Phrase genauer. Empirische Evidenz für die Annahme zweier Agr-Projektionen bzw. für die AgroPPhrase in (72), in die Objekt-Bewegung erfolgt, liefern neben dem Phänomen des ObjectShift (vgl. Holmberg 1986, Vikner 1990) laut Chomsky (1991) Daten aus dem Französischen, in denen das Partizip mit dem Objekt kongruiert (Kayne 1989b:89): (75)
repeintes ti] Combien de tablesi [ Paul a wieviel-Tische Paul hat übermalt
Chomksy (1991, Fn. 33) geht davon aus, daß die hier zu beobachtende Objekt-Kongruenz vom gleichen Typ ist wie die Kongruenz des Subjekts mit dem Verb. Agrs kongruiert mit dem Subjekt und Agro kongruiert mit dem Objekt. Eine theoretische Motivation für die Annahme zweier Agr-Phrasen ergibt sich daher aus der nun entstehenden Möglichkeit, den Mechanismus der Zuweisung von strukturellem Kasus und das Phänomen der Subjekt- und Objekt-Kongruenz vereinheitlichen zu können. Die Annahme ist, daß sich Subjekte und Objekte aus der VP nach Spec AgrsP bzw. Spec AgroP bewegen müssen, wo sie strukturellen Kasus über Spec Head-Agreement erhalten.21 20 Weitere Evidenz für die Subjekt-in-VP-Hypothese diskutieren Koopmann und Sportiche (1985, 1986, 1991), Kitagawa (1986), Fukui und Speas (1986), Contreras (1987), Kuroda (1988), Diesing (1990), Sportiche (1988a, 1988b), Stowell (1990), Branigan (1992:79ff.), Guilfoyle, Hung und Travis (1992) und Huang (1993). Nach Huang (1993:110ff.) liefern z. B. Bindungsdaten ein Argument für die Subjekt-in-VP-Hypothese (vgl. hierzu auch Barss 1986:148ff., Speas 1991). Bei vorangestellten Prädikaten (i-ii) kann ausschließlich das eingebettete Subjekt als Antezedens der Anapher fungieren. Wenn die Anapher demgegenüber in einer bewegten W-Phrase enthalten ist, ist der Satz ambig (iii): (i) a. They wonder [AP how (twe) proud of each other] we can be tAP b. * They wonder [AP how (tI) proud of each other] I can be tAP (ii) a. John knows that [VP (tBill) criticize himself] Bill never will tVP b. * Mary knows that [VP (tBill) criticize herself] Bill never will tVP (iii) a. They wonder [which pictures of each other] we should buy tNP They wonder [which pictures of each other] I should buy tNP b. Dieser Unterschied läßt sich erklären, wenn man annimmt, daß in (i-ii) im Unterschied zu (iii) eine prädikatsinterne Spur vorliegt, die die regierende Kategorie (bzw. den Complete Functional Complex (CFC) vgl. hierzu Kapitel 4 Fn. 16) festlegt, in der (bzw. dem) die Anapher gebunden sein muß. In den oben erwähnten Arbeiten wird übrigens davon ausgegangen, daß das Subjekt in Spec VP oder in einer an VP adjungierten Position basisgeneriert wird (vgl. aber auch Woolford 1991, wo zu zeigen versucht wird, daß das thematische Subjekt in einigen VSO-Sprachen die Komplementposition von V als Basisposition einnimmt). 21 Das hat u. a. zur Folge, daß in ECM-Konstruktionen das eingebettete Subjekt aus kasustheoretischen Gründen in die Matrix Spec AgroP-Position bewegt werden muß. Um den hiermit verbundenen
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Unterschiedliche Meinungen gibt es darüber, wie die Idee, daß Kasus in Agr-Phrasen zugewiesen wird, auf Doppelobjekt-Konstruktionen übertragen werden kann, auf Fälle also, in denen beide Objekte strukturellen Kasus erhalten bzw. mit dem Verb kongruieren (vgl. u. a. Koizumi 1993 zum Englischen und Japanischen und Collins und Thráinsson 1993 zum Isländischen). Den entsprechenden Kongruenz-Effekt kann man am Baskischen illustrieren. In (76) kongruiert das Auxiliar mit den drei Argumenten des Verbs (Cheng und Demirdash 1990, Bsp. (4)): (76)
ema-n ni-k Jon-i liburu-a-∅ Ich-Erg Jon-Dat. Buch-Art.-Abs. geben-Asp. d-ieza-io-ke-t-∅ 3Sg.Abs.-Aux-3Sg.Dat.-Mod1Sg.Erg-Ten 'Ich kann das Buch John geben.'
Nicht nur Beispiele dieses Typs, sondern auch Daten aus dem Deutschen, die belegen, daß der Dativ in Doppelobjekt-Konstruktionen ein struktureller Kasus ist (wie bei Kasusabsorption im Rezipienten-Passiv, cf. daß der Junge einen Lolli geschenkt bekam, Czepluch 1988:287, vgl. auch Reis 1985b), deuten darauf hin, daß man für Dativ-NPs ebenfalls eine AgroP annehmen muß. Geht man zunächst einmal davon aus, daß die unmarkierte Worstellung die zugrundeliegende Wortstellung innerhalb von VP reflektiert, dann folgen Akkusativ-NPs in der basisgenerierten Struktur Dativ-NPs (vgl. u. a. auch Lenerz 1977, Webelhuth 1989, Santorini 1990). Somit ergibt sich folgendes Bild: (77)
weil [AgrsP eri [AgroP dem Hansj [AgroP das Buchk [VP ti tj tk tv ]]] gabv]
Problemen im Englischen (vgl. Chomsky 1981:99f., 146; Stowell 1991) aus dem Weg zu gehen, wird angenommen, daß die Bewegung in den Matrixsatz auf LF erfolgt. Dies hat wiederum eine Reihe weiterer Konsequenzen; der Kasusfilter kann z. B. nicht länger auf der S-Struktur (bzw. in der overten Syntax) gelten. Weil es für die Adäquatheit dieser Kasuszuweisungsanalyse spricht, sollte nicht unerwähnt bleiben, daß in einer ganzen Reihe Sprachen die entsprechende A-Bewegung des eingebetteten Subjekts in der overten Syntax zu beobachten ist (vgl. u. a. Jake und Odden 1979 zum Kipsigis, Cole und Hermon 1981 zum Quechua, McCloskey 1984 zum Irischen, Besnier 1988 zum Tuvaluan, Levin und Massam 1988 zum Niueanischen, Davies 1990 zum Javanischen). Daß lange A-Bewegung in eine Kasusposition unterhalb des Matrixsubjekts möglich ist, war stets ein Problem für die traditionelle Theorie, in der struktureller Kasus über Rektion an die Objektposition zugewiesen wird (Chomsky 1981). Wegen des Projektionsprinzips konnte die Objektposition keine Non-θ-Position sein, was wiederum die entsprechende Bewegung, das sogenannte Subject-to-Object-Raising, theoretisch ausschloß (siehe hierzu auch Kapitel 4, Fn. 6 und die Diskussion in Postal und Pullum 1988, Stowell 1989, Johnson 1991).
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Kapitel 1
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(78)
...
AgrsP NPNom
Agrs' TP
Agrs
AgrioP NPDat
T Agrio'
AgrdoP NPAkk
Agrio Agrdo'
VP t Nom
Agrdo V'
VP t Dat
e
V' tAkk V
Wenn man diese VP-Struktur zugrundelegt, prognostiziert man natürlich spezielle CKommando-Asymmetrien zwischen den beiden Objekten. Gegen Ende dieses Abschnitts werde ich diesen Punkt u. a. im Zusammenhang mit Bindungsdaten diskutieren. Die strukturelle Position des indirekten Objekts wird ebenfalls in diesem Zusammanhang thematisiert. Ich weise ferner darauf hin, daß ich der Einfachheit halber in dieser Arbeit manchmal die traditionelle Notation von IP (=AgrsP) und VP verwende. Außerdem repräsentiere ich in den Strukturbeschreibungen nicht immer sämtliche Spuren. Objektspuren in AgroP oder Subjektspuren in VP gebe ich im allgemeinen nur dann an, wenn sie im gegebenen Zusammenhang wichtig sind. Die NP-Bewegungen in (77) bzw. (78), von denen ich annehme, daß sie im Deutschen in der overten Syntax erfolgen, führen zu einer Überschneidung sämtlicher Pfade. Ausgehend von Annahmen, die ich in Abschnitt 5.2.1 erläutere, leitet Chomksy (1993) dieses Ergebnis für zweistellige Verben ab. Da der hierfür verwendete Mechanismus meiner Meinung nach als zu restriktiv angesehen werden muß (vgl. die Diskussion in Abschnitt 5.2.1, und insbesondere Fn. 9), vertrete ich in dieser Arbeit die Auffassung, daß dieses Resultat tatsächlich als eine Folge der morphologischen Eigenschaften der entsprechenden NPs und Agro-Köpfe anzusehen ist, die hinsichtlich der relevanten Merkmale übereinstimmen müssen. Die Einführung des neuen Satzschemas wirft eine ganze Reihe weiterer Fragen auf. Was ist der Status von Spec TP? Ist es eine A- oder eine A'-Position? Macht der Begriff A-Position im Rahmen der neuen Theorie überhaupt noch Sinn? Das klassische
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Verständnis von A- bzw. A'-Positionen ist nämlich nicht mehr mit der neuen Satzstruktur vereinbar. Spec AgroP und Spec AgrsP sind reine Kasuspositionen und weisen insofern die Eigenschaften von A- und nicht von A'-Positionen auf. Andererseits kann an diese Positionen keine θ-Rolle zugewiesen werden. Hierin gleichen sie A'-Positionen und unterscheiden sich von A-Positionen. Die Begriffe A- und A'-Position müssen daher reformuliert werden. In Chomsky (1992:40) und Chomsky und Lasnik (1993:532) wird der Begriff A'-Position durch Non L-related Position ersetzt. Als Non L-related gelten die Spec CP Position, X°-Positionen und ebenfalls die Basisposition, die Adjunkten einnehmen (u. U. kann es sich hierbei um eine Komplementposition handeln). Non L-related sind also die Positionen, an die keine θ-Rolle zugewiesen wird. Alle anderen Positionen sind L-related, wobei zwei Typen von L-related Positionen unterschieden werden. Narrowly L-related Positionen entsprechen den traditionellen A-Positionen. Es sind dies nicht nur die Positionen, denen θ-Rollen zugewiesen werden. Die θ-markierten Spezifikatoren und Komplemente der lexikalischen Kategorien sowie die Spezifikatoren und Komplemente von T°, Agro° und Agrs° befinden sich ebenfalls in L-related Positionen. Adjunktionspositionen, die durch Scrambling erzeugt werden, haben keinen eindeutig definierten Status. Es handelt sich bei ihnen weder um A'- noch um A-Positionen. Sie werden als Broadly L-related bezeichnet. Die ursprüngliche Motivation dafür, Scramblingpositionen einen Sonderstatus zuzubilligen, lieferten Webelhuths (1989:460f.) Daten, in denen ein gescrambelter Ausdruck simultan als A'- und A-Binder zu fungieren scheint, denn er lizensiert eine parasitäre Lücke und bindet eine Anapher: (79)
Peter hat die Gästei [ohne ei anzuschauen] einanderi ti vorgestellt
Weil Anaphernbindung aus A'-Positionen (wie Spec CP) ausgeschlossen ist, kann der gescrambelte Ausdruck in (79) nicht eine A'-Position besetzen. Er kann aber auch keine A-Position einnehmen, weil sonst die parasitäre Lücke nicht lizensiert sein sollte. Webelhuth schließt daraus, daß er sich in einer dritten Art von Position befinden muß, und zwar in einer A/A'- bzw. Broadly L-related Position. Weitere empirische Konsequenzen der Unterscheidung zwischen L-related, Broadly Lrelated und Non L-related Positionen werden u. a. im nächsten Kapitel diskutiert. In Kapitel 5 werde ich überdies auf weitere Neuerungen eingehen, die sich im Rahmen des Minimalistischen Programms (Chomsky 1993, 1994) ergeben haben. Im folgenden will ich einige Argumente dafür diskutieren, daß Objektbewegung nach AgroP im Deutschen in der overten Syntax erfolgt, und daß indirekte Objekte in einer adjungierten bzw. Broadly L-related Position basisgeneriert werden. Im Laufe der Diskussion von transparenten Infinitiven in Kapitel 5 (Abschnitt 5.3.2) führe ich noch weitere Argumente für die letztgenannte These an. Die in diesem Abschnitt diskutierte Evidenz beruht auf Bindungsdaten im Zusammenhang mit Doppelobjekt-Konstruktionen.22 22 Um Bindungsasymmetrien in Doppelobjekt-Konstruktionen des Englischen zu erklären (vgl. Barss und Lasnik 1986), nimmt Larson (1988, 1990) an, daß ein indirektes Objekt in der basisgenerierten Struktur als Schwester des Verbs generiert und asymmetrisch vom direkten Objekt c-kommandiert wird (...[VP sendv [VP a letter [V' tv to Mary]]]). Fanselow (1991:102) hat in seiner Diskussion dieser VP-Struktur u. a. darauf hingewiesen, daß sie keinerlei Erklärung für Extraktionsfakten liefert. Dies
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Kapitel 1
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Bekanntermaßen kann eine Dativ-NP einen reziproken Ausdruck bzw. eine AkkusativAnapher nicht binden (80) (Grewendorf 1984, 1988; Moltmann 1990; Santorini 1991; Müller und Sternefeld 1991). Lediglich Koreferenz mit dem Subjekt ist möglich (80a). (80) a. b.
daß der Arzti dem Patientenj sich*j/i im Spiegel zeigte weil der Hausbesitzer den neuen Mieternj einander*j vorgestellt hat
Die Beispiele in (81) zeigen jedoch, daß sich und einander - wenn sie in NPs eingebettet sind - problemlos von einer Dativ-NP gebunden werden können: (81) a. b.
weil Eckhardti dem Mannj [NP ein Bild von sichj/i] zeigte Sicher hat der Hausbesitzer den neuen Mieternj die Nachbarn von einanderj vorgestellt
Was für Gründe könnten für die Unmöglichkeit von Anaphernbindung in (80) verantwortlich sein? Müller und Sternefeld (1991) haben darauf hingewiesen, daß sich und einander (im Unterschied zu Pronomen, vgl. (84)) keinen strukturellen Kasus brauchen, und mit dieser Annahme die Kontraste in den folgenden Beispielen erklärt: (82) a. * daß den Fritz jetzt gewaschen wird b. * Hier wird den Fritz nicht verprügelt (83) a. b. (84)
daß sich jetzt gewaschen wird Hier wird einander nicht verprügelt * daß ihn jetzt gewaschen wird
Die Tatsache, daß in (83) der Kasusfilter nicht verletzt wird, deutet tatsächlich auf den Sonderstatus hin, den diese NPs haben. Wenn man noch weiter geht, und sagt, daß sich und einander keinen Kasus tragen können,23 dann läßt sich der Kontrast zwischen (80) und (81) auf ganz einfache Weise erklären. Gehen wir einmal tentativ davon aus, daß anaphorische Ausdrücke an einem Schritt der Derivation (in einer bestimmten Domäne) lokal A-gebunden werden müssen, um Prinzip A zu erfüllen. Nach gängigem Verständnis ist ein Element lokal A- oder A'-gebunden, wenn der nächste Binder sich in einer A- oder A'-Position befindet (zu einer ausführlichen Diskussion von lokaler Bindung, vgl. Chomsky 1981:185, Epstein 1986:196). Nehmen wir weiter an, daß die Adjunktionsposition, in der der Dativ basisgeneriert wird, für die Belange der Bindungstheorie als A'Position anzusehen ist: gilt sowohl für das Englische, wo Extraktion aus indirekten Objekten zu relativ schlechten Ergebnissen führt (Johnson 1985:48), als auch für das Deutsche. Nimmt man hingegen an, daß DativNPs in einer Adjunktionsposition basisgeneriert werden, prognostiziert man korrekt, daß sie Extraktionsinseln sind (zur weiteren Diskussion dieses Aspekts s. Abschnitt 5.3.2). 23 Folgt man Chomsky und Lasnik (1993), die annehmen, daß PRO strukturellen Kasus benötigt (vgl. hierzu auch die Diskussion in Abschnitt 4.4.4) schließt man hiermit ferner korrekt das Vorkommen von sich und einander in der Subjektposition von Kontrollinfinitiven aus.
Satzstruktur
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(85)
...
AgrioP
NPDat
Agrio' AgrdoP
NPAkk
Agrio
Agrdo' VP
t Nom
Agrdo V'
VP t Dat
e VP
tAkk/sich V
Da in (80) eine Anapher in der Komplement-Position von V steht wie in (85), kann sie aus kasustheoretischen Gründen nicht nach Spec AgroP bewegt werden. Die Dativ-NP muß sich hingegen aus kasustheoretischen Gründen nach AgroP bewegen. Die Anapher kann somit in (85) wegen der intervenierenden Spur tDat in A'-Position nicht von der Dativ-NP in AgrioP lokal A-gebunden werden und verletzt Prinzip A. Die einzige Möglichkeit besteht darin, daß sie durch die Subjekt-Spur in VP A-gebunden wird. Wenn die Anapher hingegen in eine NP eingebettet ist wie in (81), bewegt sie sich aus Kasusgründen zwangsläufig nach AgrdoP und kann von der Dativ-NP in AgrioP Agebunden werden. Prinzip A ist daher in (81) erfüllt. Daß eine Akkusativ-NP eine Anapher, die in der Adjunktionsposition basisgeneriert ist, binden kann (Grewendorf 1984, 1988), ergibt sich nun automatisch: (86) a. b.
Der Arztj zeigte den Patienteni sichj/i im Spiegel Die Gastgeberj stellten die Besucheri einanderj/i vor
Weil die Akkusativ-NP die Spec AgroP-Position besetzt, sind in (86) die anaphorischen Ausdrücke korrekt A-gebunden. In (86) steht die Anapher in der Adjunktionsposition und kann sowohl von der Subjektspur als auch von der Akkusativ-NP in Spec AgroP gebunden werden.24, 25 24 Unter der Annahme, daß Scrambling nur an Agr-Phrasen erfolgen kann (zur Herleitung dieser Restriktion vgl. Grewendorf und Sabel (in Vorbereitung)), und ferner AgrdoP in Beispielen wie (80) nicht projiziert wird, kann das anaphorische Element nicht aus der VP in den A-Bindungsbereich der Dativ-NP gescrambelt werden. 25 Ich diskutiere hier nicht die Fälle, deren Grammatikalitätsstatus sehr unklar ist. Hierzu gehören Sätze wie (*) weil Hans die Leutei Freunden von einanderi vorgestellt hat (vgl. Moltmannn 1990, Bsp. (100), Müller 1993:233), die stets unterschiedlich beurteilt werden. In Müller und Sternefeld (1991, Fn. 15 und Fn. 19) wird ferner darauf aufmerksam gemacht, daß einige Sprecher dazu tendieren, Bindung einer Anapher in einer PP durch eine Dativ-NP abzulehnen. In Beispielen wie daß Eva ihri
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Kapitel 1
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Wenden wir uns kurz der Distribution von Pronomina zu. In Kapitel 7 werde ich dafür argumentieren, daß im Englischen der Kopf einer A-Kette, die die abstrakte Repräsentation eines Pronomens ist, an keinem Schritt der Derivation die Bindungstheorie verletzen darf. Die Daten im Deutschen deuten darauf hin, daß nicht der Kopf, sondern der Fuß der A-Kette des Pronomens, also die θ-Position, an keinem Schritt der Derivation lokal A-gebunden sein darf. Die relevante empirische Generalisierung (Grewendorf 1984, 1988) besagt nun, daß eine Dativ-NP ein Akkusativ-Pronomen binden kann, auch wenn es in eine NP eingebettet ist: (87) a. b.
Der Arztj zeigte dem Patienteni ihni/*j im Spiegel Der Arztj zeigte dem Patienteni einen Bericht über ihni/*j
Wie bereits erwähnt wurde, muß das Pronomen in (87a) in die Kasusposition bewegt werden. Die Basisposition ist jedoch an keinem Schritt der Derivation von der Dativ-NP lokal A-gebunden. Die Tatsache, daß die Dativ-NP in AgroP das Pronomen in der tieferen AgroP lokal-A-bindet, spielt daher keine Rolle. Das Subjekt bzw. die Subjektspur kann nicht als Binder fungieren, weil sie das Pronomen A-bindet. Wenn wir nun in dem obigen Beispiel die Kasusverhältnisse vertauschen, prognostizieren wir, daß die Bindung eines Pronomens im Dativ durch eine Akkusativ-NP unmöglich sein sollte (Grewendorf 1984, 1988): (88)
* Der Arzti zeigte den Patientenj ihmi/j im Spiegel
In diesem Fall kann das Pronomen weder vom Subjekt noch von der Akkusativ-NP gebunden werden. Die Unmöglichkeit der Bindung durch das Subjekt kann wie in (87) erklärt werden, und was Bindung durch die Akkusativ-NP angeht, so ist das Pronomen in seiner Basisposition A-gebunden, nachdem sich die Akkusativ-NP in die Spec AgroPPosition bewegt hat, und verletzt daher Prinzip B. Betrachten wir nun noch weak crossover-Effekte. In (89a) bemerken Sprecher des Deutschen keinen weak crossover-Effekt, während er in (89b) bei der angegebenen Indizierung auftritt: (89) a. daß die Gastgeber jedemi seinei Tanzpartnerin vorgestellt haben b. ? daß die Gastgeber jedeni seineri Tanzpartnerin vorgestellt haben Die Erklärung dafür, daß in (89a) kein weak crossover-Effekt vorliegt, ergibt sich daraus, daß sich der Quantor in AgroP bzw. in einer A- (L-related) Position befindet. Wenn wir für die Erklärung der weak crossover Daten das Bijektionsprinzip von Koopman und Sportiche (1982) zugrundelegen, dann prognostiziert man, daß in (89b) dieses Prinzip verletzt ist, nicht aber in (89a). Das Bijektionsprinzip ist verletzt und ein weak crossoverEffekt resultiert, wenn in einer Konfiguration Qi...proi...ti... der Operator Qi in A'-Position ein Pronomen proi c-kommandiert, und weder proi noch ti, die Spur des Operators, einander c-kommandieren. Dies ist in (89b) der Fall, weil jeden, nachdem es in die die Augen über sichi/siei öffnete bevorzugen sie ein Pronomen anstatt einer Anapher (zu der gegensätzlichen Einschätzung, siehe Grewendorf 1988).
Satzstruktur
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AgroP-Position bewegt wurde, gescrambelt wurde und sich nun im Gegensatz zu dem Quantor in (89a) in einer Adjunktions- bzw. A'- Position befindet.26 Fassen wir zusammen. Wir haben gesehen, daß sich eine elegante Erklärung für Bindungsphänomene im Zusammenhang mit Doppelobjekt-Konstruktionen aus der Annahme ergibt, daß NPs im Deutschen in der overten Syntax aus Kasusgründen in AgreementPhrasen bewegt und Dativ-NPs in adjungierter Position basisgeneriert werden.
26 Ein weiteres Argument dafür, daß Objekte im Deutschen in der overten Syntax nach AgroP bewegt werden, läßt sich aus Beipielen wie (79) (=(i)) gewinnen. (i) Peter hat die Gästei [ohne ei anzuschauen] [VP einanderi ti vorgestellt] Mahajan (1990) hat darauf hingewiesen, daß die Analyse, derzufolge Objekte aus kasustheoretischen Gründen im Deutschen in der overten Syntax nach AgroP bewegt werden, eine Erklärung für (i) auf der Grundlage der traditionellen A/A'-Unterscheidung erlaubt, und Webelhuths (1989) Annahme, es existiere ein dritter Typ von Position, überflüssig macht. Im Gegensatz zu Webelhuth geht Mahajan davon aus, daß die parasitäre Lücke und die Anapher von unterschiedlichen Positionen gebunden werden, und zwar bewegt sich laut Mahajan die Gäste nicht in einem Schritt in die Position oberhalb des Adjunktsatzes, sondern wandert durch AgroP, von wo aus es die Anapher A-bindet: (ii) Peter hat die Gästei [ohne ei anzuschauen] [AgroP ti' [VP einanderi ti vorgestellt]] In (ii) wird die Anapher von ti' gebunden. Diese Zwischenspur befindet sich in einer L-related Position, in einer Position also, die A-Eigenschaften besitzt. Das gescrambelte Objekt ist an AgroP adjungiert. Aus der Adjunktionsposition, die A'-Eigenschaften aufweist, kann es die parasitäre Lücke lizensieren. Es ist übrigens ausgeschlossen, daß das anaphorische Element an AgroP gescrambelt wird, bevor Bewegung des Antezedens durch AgroP erfolgt. Da azyklische XP-Bewegung unmöglich ist (vgl. hierzu u. a. Chomsky 1993), wird die Anapher zwangsläufig an einem Schritt der Derivation von der Akkusativ-NP aus AgroP A-gebunden.
2
ECP und Barrierentheorie
2.0 Einleitung In diesem Kapitel erläutere ich den Begriff von strenger Rektion, den ich im folgenden in dieser Arbeit verwende, und der für die Analyse von Restrukturierungsphänomenen in den Kapiteln 5-7 grundlegend ist. Ausgehend von der Entscheidung für ein konjunktives ECP diskutiere ich, welche Spuren an welchem Schritt der Derivation kopf- bzw. antezedens-regiert sein müssen. Die Beantwortung dieser Frage erfolgt vor dem Hintergrund der Diskussion des Lasnik/Saito-Mechanismus, den ich für die Belange des konjunktiven ECP umformuliere. Aus diesem Mechanismus und der Uniformitätsbedingung für Ketten (Chomsky und Lasnik 1993) ergibt sich, daß Argumentspuren auf LF antezedens-regiert sein müssen, während Adjunkt- und X°-Spuren an jedem Schritt der Derivation antezedens-regiert sein müssen, um dem γ-Filter (Lasnik und Saito 1984, 1992) auf LF zu entgehen. In den beiden letzten Abschnitten dieses Kapitels diskutiere ich die hier verwendete Barrierentheorie, die ich aus der Arbeit von Baker (1988a, Kapitel 2) übernehme.
2.1 Strenge Rektion 'Rektion' ist ein Terminus, der in der Generativen Grammatik genauso wie in der Schulgrammatik verwendet wird. Adjektive, Nomen, Präpositionen und Verben "regieren einen bestimmten Kasus". Wie in Kapitel 1 ausgeführt wurde, ist diese Idee im Zusammenhang mit strukturellem Kasus im Rahmen der Prinzipien- und Parameter-Theorie mittlerweile aufgegeben und unter das umfassendere Konzept der Spezifikator-Kopf-Kongruenz subsumiert worden. In bezug auf inhärenten Kasus (Chomsky 1986b) ist sie jedoch nach wie vor lebendig, und sie spielt überdies die zentrale Rolle im Zusammenhang mit dem ECP. Rektion wird traditionellerweise als die strukturelle Relation aufgefaßt, die zwischen einem Kopf und seinem Komplement besteht (wenn man von einigen Ausnahmen wie etwa A.c.I-/ECM-Konstruktionen absieht). In einer ganzen Reihe von Arbeiten (Chomsky 1981, Lasnik und Saito 1984, 1992) ist die Idee vertreten worden, daß diese Relation ebenfalls für die Distribution von Spuren verantwortlich ist. Waum dies so sein soll, ist leicht zu sehen. Betrachten wir dazu die folgenden Daten. In (1) ist das regierte Komplement des Verbs extrahiert worden, dieser Satz ist grammatisch. Extraktion eines Subjekts, also eines Nicht-Komplements, führt hingegen in der gleichen Konfiguration (2a) zu Ungrammatikalität:
Kapitel 2
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(1)
Whoi do you think ti' (that) John loves ti
(2) a. * Whoi do you think ti' that ti loves Mary b. Whoi do you think ti' ti loves Mary Die gleiche Subjekt-/Objektasymmetrie zeigt sich bei Topikalisierung und LF-Bewegung: (3) a. * Johni I think that ti likes this book b. This booki I think that John likes ti (4) a.?* I don't remember which man said that which woman loves John b. I don't remember which man said that John loves which woman Rektion scheint also für die Lizensierung von Spuren verantwortlich zu sein. Um die Grammatikalität von (2b) im Unterschied zu (2a) nun ebenfalls erklären zu können, ist der klassische Rektionsbegriff, der die Kopf-Komplement-Relation umfaßt, insofern erweitert worden (was die Entfernung zwischen Regens und Rektum anbelangt in wörtlichem Sinne), als ein zusätzliches Rektionskonzept eingeführt wurde: die Antezedens-Rektion. Es wird nun gefordert, daß Spuren bzw. nicht-pronominale leere Kategorien streng regiert, d. h. antezedens- oder lexikalisch (Lasnik and Saito 1984, s. auch Kayne 1984:47f.) bzw. wie in Chomsky (1986a:17) θ-regiert1regiert sein müssen. Das ist der Gehalt des disjunktiven ECP. Die "klassische" disjunktive Formulierung des ECP besagt, daß Spuren streng regiert sind, wenn sie θ- oder antezedens-regiert sind (vgl. Chomsky 1986a:17). (5)
Strenge Rektion α regiert β streng gdw. α β θ- oder antezedens-regiert.
Die Spur des bewegten Objekts in (1, 3b, 4b) ist θ-regiert und erfüllt somit das ECP. Um (2a) (und (3a, 4a)) ausschließen zu können, wird nun auf einen Mechanismus zurückgegriffen, der Antezedens-Rektion der Subjekt-Spur in diesen Beispielen blockiert und in (2b) zuläßt. Der Mechanismus kann unterschiedliche Formen annehmen. Eine Möglichkeit liefern Comp-Indizierungsregeln und ein spezieller SpurenmarkierungsMechanismus im Zusammenwirken mit that-Tilgung (vgl. u. a. Lasnik und Saito 1984, 1992 und die Diskussion in Aoun 1985b). Chomsky (1986a) verwendet eine andere 1
θ-Rektion α θ-regiert ß, wenn α eine X°-Kategorie ist und ß unter Schwesternschaft eine θ-Rolle zuweist. Chomsky (1986a:71) nimmt an, daß θ-Indizes nicht an den Kopf einer θ-markierten Phrase perkolieren. X°-Spuren müssen daher antezedens-regiert sein. In diesem Zusammenhang sollte noch erwähnt werden, daß laut Chomsky (1986a:27) neben Köpfen auch die Spec-Positionen von θregierten Phrasen nicht θ-regiert sein können. Diese Einschränkung ist bezüglich der Bedingungen für strenge Rektion von XP-Spuren nötig, wenn man das ECP wie in (5) formuliert. Ohne sie wären Fälle von Super-Raising (vgl. (ii)) fälschlicherweise durch das disjunktive ECP zugelassen (Chomsky 1986a:18): (ii) * John seems that it is certain [t to win] Die weitere Diskusson im Text wird allerdings zeigen, daß diese Einschränkung hinsichtlich ABewegung noch nicht restriktiv genug ist. (i)
ECP und Barrierentheorie
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Strategie. Er schlägt vor, daß that eine Barriere zwischen der Subjektausgangs- und der intermediären Spur in Spec CP errichtet.2 Das Konzept der Barriere wird nun, um Bewegungsphänomene unter die für Rektion geltenden Beschränkungen subsumieren zu können (Chomsky 1986a:1), in den Rektionsbegriff eingeführt: α regiert β gdw. α β c-/mkommandiert, und keine Barriere α exkludiert und β inkludiert. Da Antezedens-Rektion einer Spur β nur vorliegt, wenn eine Kategorie α mit β koindiziert ist, und α die Kategorie β regiert, kommt in (2a, 3a, 4a) wegen der intervenierenden Barriere Antezedens-Rektion nicht zustande. Dies ist konzeptuell elegant, aber empirisch problematisch. Eine Schwierigkeit ergibt sich, weil Subjektextraktionen über Komplementierer in manchen Sprachen bzw. Dialekten grammatisch sind. Das Niederländische und Bayrische sind typische Beispiele hierfür (vgl. Koster 1986 und Grewendorf 1988:127).3 (6) a. b.
Wie denk je [t' dat [ t Wim gezien heeft]] 'Wer denkst du, daß Wim gesehen hat?' Wer glabsd du [t' daß [t des gsogt hod]]
Chomsky (1986a, Kapitel 12) erwägt eine weitere Alternative, derzufolge das ECP konjunktiv formuliert werden sollte, so daß Antezedens-Rektion und eine bestimmte Form der Kopf-Rektion für jede Ausgangsspur gegeben sein muß (die gleiche Idee findet man u. a. in Torrego 1984; Laka und Uriagereka 1986; Stowell 1986; AHLW 1987; Browning 1987, 1989; Jaeggli 1988; Johnson 1988; Noonan 1988; Rudin 1988; Contreras 1989; Cheng und Demirdash 1990; Comorovski 1990; Roberts 1990; Georgopoulos 1991; Hornstein und Lighfoot 1991; Chomsky und Lasnik 1993:546f.).
2
3
Bei Chomsky verhindern X'-Projektionen, die als Minimalitätsbarrieren fungieren, strenge Rektion der Subjektspur. Chomsky gibt die folgende Definition: (i) In ....α...[γ....δ....β...].... regiert α β nicht, wenn γ eine Projektion von δ ist, die α exkludiert (zum Begriff der Exklusion vgl. Fn. 10). Chomsky verwendet die Minimalitätsbedingung in (i) u. a. für die Erklärung des that-t-Effekts. In einer Konfiguration wie ... [CP ti' [C' that [ ti ... regiert gemäß (i) ti'(=α) die Subjekt-Ausgangsspur ti (=β) nicht, weil C' (=γ) eine Projektion von that (=δ) ist, die ti' exkludiert. C' ist daher eine Minimalitätsbarriere, die Antezedens-Rektion der Ausgangsspur durch die Zwischenspur in der CPSpec-Position blockiert. Die Tatsache, daß X'-Projektionen als Minimalitätsbarrieren fungieren können, hat jedoch einige unerwünschte Konsequenzen. Da Spuren von XP-Bewegung antezedensregiert sein müssen (s. u.), entsteht das Problem, die Realisierung verschiedener X'-Projektionen ad hoc ausschließen zu müssen. Bei Objekt-Extraktionen muß z. B. verhindert werden, daß eine V'Projektion realisiert wird, denn andernfalls könnte die Ausgangsspur nicht antezedens-regiert werden (vgl. Wi..[V'... V ti]). Dasselbe gilt für PP-Extraktionen aus NPs wie etwa in About whomi did John write [NP a [N' book ti]] und für C' in (2b). Dies führt dazu, daß Strukturen erzeugt werden müssen, die nicht mit der X'-Theorie kompatibel sind. Zu weiteren Problemen mit der Minimalitätsbedingung bei Chomsky vgl. die weitere Diskussion im Text und Lightfoot und Weinberg (1988), Browning (1987, Abschnitt 4.6.1), Fanselow (1988), Rothstein (1988), Uriagereka (1988:178ff.) und Contreras (1990). Wenngleich dies ein Problem für die erwähnten Erklärungsmuster für (2a) ist, stellt es noch nicht notwendigerweise ein Problem für das disjunktive ECP dar. Es läßt sich nämlich unter Verwendung einer anderen Barrierentheorie garantieren, daß IP eine Barriere für die strenge Rektion der Subjektspur in Sprachen wie dem Englischen ist, nicht aber in anderen Sprachen (zu entsprechenden Vorschlägen vgl. Koster 1986, Müller 1993:41). Vgl. in diesem Zusammenhang aber auch Kapitel 3, Fn. 1.
Kapitel 2
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(7)
Strenge Rektion Eine nicht-pronominale leere Kategorie muß streng kopf- und antezedensregiert sein.
Rizzi (1990, Kapitel 2) geht ebenfalls von einem konjunktiven ECP aus, wenngleich bei ihm im Gegensatz zu (7) das zweite Konjunkt eine Disjunktion enthält. Die Erklärung für (8a) vs. (8b) und (8a) vs. (6) wird in seiner Analyse auf das Vorliegen bzw. die Absenz von Kopf-Rektion zurückgeführt. (8) a. * Who do you think [t' [C' that [ t loves Mary]]] b. Who do you think [t' [C' Agr [t loves Mary]]] Rizzi nimmt an, daß der englische Komplementierer that kein strenger Kopf-Regent ist, und erklärt auf diese Weise die Ungrammatikalität von (8a). Wenn that nicht in C° steht wie in (8b), liegt hingegen strenge Kopf-Rektion der Spur in der eingebetteten Subjektposition durch ein Agr-Element in C° vor. Rizzi geht davon aus, daß für Kopf-Rektion CKommando erforderlich ist. Die C-Kommando-Domäne eines Kopfes reicht nicht über die nächste X'-Projektion, die den Kopf dominiert, hinaus (so daß ein Kopf nie seinen Spezifikator kopf-regieren kann). Kopf-Regenten sind die lexikalischen Kategorien N, V, A, P und T. Ein strenger Kopf-Regent ist überdies ein Element mit Agr-Merkmalen, Verben also, oder, wie bereits erwähnt, Agr-Merkmale allein, aber auch der Komplementierer daß im Bayrischen (Bayer 1984, Grewendorf 1988:207, Rizzi 1989), der Agr-Merkmale realisiert. Dasselbe gilt für den Komplementierer in einigen niederländischen und westflämischen Dialekten (Bennis und Haegeman 1984, Hoeksema 1986) (und diese Analyse läßt sich auf die Verhältnisse übertragen, die man in afrikanischen Sprachen findet, vgl. Nylander 1985, Kural und Moritz 1994). Auf diese Weise kann erklärt werden, daß that-tEffekte in verschiedenen Sprachen und Dialekten nicht auftreten. Wie bereits erwähnt, macht Rizzi die Annahme, daß Agr in C° basisgeneriert wird. Frampton (1990) hat dies allerdings u. a. mit dem Hinweis darauf, daß jetzt nicht mehr zu erkennen ist, warum Spec AgrsP mit Agrs kongruieren muß, zu Recht kritisiert und vorgeschlagen, daß in Konstruktionen wie (8b) Kopf-Rektion durch Agrs als Folge davon angesehen werden muß, daß Agrs-nach-C° erfolgt.4 Im folgenden übernehme ich die Grundidee, daß Spuren kopf-regiert sein müssen, bzw. das konjunktive ECP in (7). Der erste Datenbereich, aus dem unabhängige Evidenz für das konjunktive ECP gewonnen werden kann, betrifft eine schon seit langem diskutierte Asymmetrie zwischen PRO und NP-Spuren im Italienischen (vgl. u. a. Rizzi 1981, 1982b, 1990; Chomsky 1981:62f.; Longobardi 1985; Browning 1989). Die folgenden Beispiele zeigen, daß im Italienischen das Infinitivkomplement eines Anhebungsverbs im Gegensatz zu einem Kontrollinfinitiv nicht topikalisiert werden kann: 4
Framptons Lösung hat allerdings den Nachteil, daß sie in Konstruktionen wie (4) oder I don't know who t came Agrs-nach-C° erforderlich macht (vgl. hierzu Kapitel 1, Fn. 4). Leere [+W]-Komplementierer könnten jedoch auch alternativ als Kopf-Regenten aufgefaßt werden, was natürlich zur Folge hat, daß W-Inselverletzungen wie in *Which student do you wonder how ti could solve the problem auf ein Nicht-Vorliegen von Antezedens-Rektion zurückgeführt werden müssen (vgl. hierzu auch Abschnitt 2.3.2).
ECP und Barrierentheorie
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(9) a. * [ti' ti dormire]j zu-schlafen b. [PRO dormire]j zu-schlafen
Giannii Gianni Gianni Gianni
sembra tj scheint vorebbe tj würde-wollen
Das ECP in (7) verlangt, daß Spuren (im Unterschied zu PROs (9b)) kopf-regiert sein müssen. Weil Kopf-Rektion der Spur in der Subjektposition in (9a) nicht vorliegt, ist der Satz ungrammatisch. Daß die Ungrammatikalität von (9a) nicht auf mangelnde Antezedens-Rektion auf der S-Struktur zurückgeführt werden kann, macht Beispiel (10b) deutlich (vgl. Longobardi 1985, Browning 1989): (10) a. b.
Credo che Marioi non sia mai stato [tradito ti da sua moglie] [ Tradito ti da sua moglie]j credo che Marioi non sia mai stato tj 'Betrogen von seiner Frau glaube ich, daß Mario niemals wurde.'
(10b) ist aus (10a) abgeleitet. Die topikalisierte Phrase in (10b) enthält wie auch die topikalisierte Konstituente in (10a) eine nicht antezedens-regierte NP-Spur. Der wesentliche Unterschied zu (9a) besteht darin, daß die NP-Spur in (10b) auf der S-Struktur kopf-regiert ist. Den gleichen Effekt beobachtet man im Englischen (Browning 1987: 362ff., Saito 1989): (11) a. * [ti' to ti win]j Johni is not likely tj b. [How likely ti' to ti win]j is Johni tj ? In (11a) ist die Spur ti' im Unterschied zu (11b) nicht kopf-regiert. Diese Beispiele liefern unabhängige Evidenz dafür, daß Spuren kopf-regiert sein müssen.5 5
Ich kann nur eine spekulative Idee, nicht aber eine Erklärung in bezug auf die Frage liefern, warum Konstruktionen wie (9a) im Deutschen (i) und Niederländischen (ii) grammatisch sind (Klooster 1989:261). (i) [Zu schlafen] schien er t (ii) [Hard te werken] schijnt hij niet t 'Hart zu arbeiten scheint er nicht' Denkbar ist, daß in (i-ii) AgroP-Topikalisierung erfolgt. Die VP-interne Subjektspur in der topikalisierten Konstituente ist daher kopf-regiert. Wenn dies zutrifft, dann läge in (iii) tatsächlich Topikalisierung der tieferen VP vor (Daten aus Culicover und Wilkins 1984:66 und Stowell 1981:175): (iii) ... and [VP leave early] you seem [AgrsP t'' [AgroP to [ VP t' [ tVP]]]] (iv) * [AgrsP t'' [AgroP to [ VP t' [VP be stupid]] ]] John seems Im Niederländischen (ii) und Deutschen (i) gäbe es demnach die Möglichkeit, eine Konstiturente zu topikalisieren, die einen Kopf-Regenten für die Subjektspur enthält, während sich im Englischen (iii) die Subjektspur überhaupt nicht in der vorangestellten Konstituente befindet. Daß keine dieser beiden Möglichkeiten im Italienischen zur Verfügung steht, könnte mit der Verbbewegung zusammenhängen, die in Infinitiven obligatorisch erfolgt (vgl. Belletti 1988): (v) * Gianni ha decisio [di non più andare a scuola] (vi) Gianni ha decisio [di non andarev più tv a scuola] 'Gianni hat entschieden, nicht mehr in die Schule zu gehen.' Unter der Annahme, daß sich das nicht-finite Verb im Italienischen Infinitiv nach T° bewegt, ist AgroP-Topikalisierung in (9a) ausgeschlossen, weil Kopfspuren an keinem Schritt der Derivation ungebunden sein dürfen (vgl. Abschnitt 2.3.2). Wenn V-nach-Agrs vorliegen sollte, kann aus demselben Grund TP-Topikalisierung nicht erfolgen. AgrsP-Topikalisierung hat analog zu (iv)
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Kapitel 2
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Es gibt ferner eine ganze Reihe von Fällen, die belegen, daß ein ECP, das θ-Rektion als ein Disjunkt enthält, nicht restriktiv genug ist. Relevant sind in diesem Zusammenhang Super-Raising-Beispiele (vgl. hierzu Baker 1988a:359):6 (12)
* Johni seems that itj was told ti [that Mary is beautiful]j
Das expletive Element in der Subjektposition des eingebetteten Satzes befindet sich in einer Non-θ-Position. Es ist mit einem CP-Argument koindiziert und verletzt keinerlei Bedingungen. Die kasuslose Spur ti ist zwar θ-regiert, aber nicht antezedens-regiert. Das disjunktive ECP prognostiziert fälschlicherweise Grammatikalität für (12). Das disjunktive ECP ist aus weiteren Gründen zu schwach. Betrachten wir einmal die folgenden Beispiele. Die Spur des lang bewegten Objekts ist in (13b-d) θ-regiert: (13) a.
weil der Meister dem Lehrling wahrscheinlich nicht [den Wagen zu reparieren] erlaubt hat b. weil diesen Wageni der Meister dem Lehrling wahrscheinlich nicht [ti zu reparieren] erlaubt hat c. Wasj hat der Meister [tj zu reparieren]i dem Lehrling wahrscheinlich nicht ti erlaubt d. * weil diesen Wagenj der Meister [tj zu reparieren]i dem Lehrling wahrscheinlich nicht ti erlaubt hat
In (13b) ist das Objekt aus dem Infinitiv, der sich in seiner Basisposition befindet, gescrambelt worden. In (13c) ist der Infinitiv gescrambelt worden. W-Extraktion ist aus dieser Position möglich, nicht aber Scrambling (13d). Wäre θ-Rektion von Objekt-Spuren ausreichend für die Erfüllung des ECP, sollte (13d) grammatisch sein. Die Bewegung des Infinitivs in (13d) ist offenkundig dafür verantwortlich, daß Antezedens-Rektion der Spur tj nicht länger vorliegt. Das gleiche Phänomen läßt sich anhand von Remnant-Movement-Konstruktionen in Verbindung mit Remnant-Topikalisierungsphänomenen demonstrieren. Im Deutschen ist LS aus Infinitiven nur mit bestimmten Matrixverben möglich (vgl. Kapitel 5). Das Verb versuchen läßt langes Scrambling zu, nicht aber das Verb behaupten (s. u. (16c)).7 Remnant-Movement ist daher nur in (14a) und (15a) möglich:
6
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Ungrammatikalität zur Folge, denn die Spur von AgrsP ist nicht kopf-regiert, weil C° kein strenger Kopf-Regent ist (vgl. 20a). Überdies wäre die Subjektspur in Spec-AgrsP nicht kopf-regiert. Ich übernehme nicht Rizzis (1990) Erklärung für die Ungrammatikalität von (12), die auf der Idee Relativierter Minimalität beruht, da es Sprachen gibt, in denen die entsprechenden Konstruktionen grammatisch sind. In Kapitel 6 werde ich dafür argumentieren, daß in Sprachen, in denen (12) wohlgeformt ist, das ECP erfüllt ist. Daß nur mit bestimmten Matrixverben langes Scrambling lizensiert ist, beobachtet man auch im Japanischen, wo Scrambling aus finiten Sätzen möglich ist. Matrixverben wie omotteiru 'denken', itteiru 'sagen' oder sinziteiru 'glauben' lassen die lange Bewegung zu (Ueyama 1990): (i) Sono hon-oi John-ga [CP Mary-ga ti katta to] omotteiru (koto) dieses BuchAkk JohnNom MaryNom kaufte COMP denkt (die Tatsache) 'John dachte, daß Mary das Buch gekauft hat.' (ii) * Sono hon-oi John-ga [CP Mary-ga ti katta to] siraseta (koto) das BuchAkk JohnNom MaryNom kaufte COMP sagte Zu einer Analyse der Scramblingoptionen im Japanischen vgl. Kapitel 6.
ECP und Barrierentheorie
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(14) a.
[CP [ti zu heiraten versucht]j [C' hat [IP [diesen Mann]i sicherlich keine Frau tj]]] b. * [CP [ti zu heiraten behauptet]j [C' hat [IP [diesen Mann]i sicherlich keine Frau tj]]]
(15) a.
[CP [ti zu heiraten]j [C' hat [IP [diesen Mann]i sicherlich keine Frau tj versucht]]] b. * [CP [ti zu heiraten]j [C' hat [IP [diesen Mann]i sicherlich keine Frau tj behauptet]]]
In Verbindung mit dem Matrixverb versuchen kann der Infinitiv aus dem die NP gescrambelt wurde, topikalisiert werden, entweder zusammen mit dem Matrixververb (14a) oder ohne das Matrixverb (15a). In Zusammenhang mit dem Matrixverb behaupten bietet sich keine der beiden Möglichkeiten. Interessanterweise gibt es nicht die Möglichkeit, den Remnant in (15a) zu scrambeln, obwohl sich Infinitive, die keine Scramblingspur enthalten, problemlos in eine Adjunktionsposition bewegen lassen (13c, 16a) (vgl. Grewendorf und Sabel 1994): (16) a.
[CP Sicherlich [C' hat [IP [diesen Mann zu heiraten]j [IP keine Frau tj versucht]]]] b. * [CP Sicherlich [C' hat [IP [ti zu heiraten]j [diesen Mann]i keine Frau tj versucht]]] c. [CP Sicherlich [C' hat [IP [diesen Mann]i keine Frau [ti zu heiraten] versucht/*behauptet]]]
Die Ungrammatikalität der Beispiele (13d, 14b, 15b, 16b) kann genausowenig wie die Ungrammatikalität von (12) auf fehlende θ- oder Kopf-Rektion zurückgeführt werden, denn θ-Rektion liegt in diesen Beispielen vor. Eine Möglichkeit besteht darin, für die Remnant-Movement-Konstruktionen (13d, 14b, 15b, 16b) konstruktionsspezifische Beschränkungen zu formulieren. Aus konzeptuellen Gründen ist es aber angebracht, alle diese Beispiele unter ein unabhängig motiviertes Prinzip zu subsumieren, wie es das ECP ist. Die betrachteten Beispiele belegen dann, daß Antezedens-Rektion nötig ist, und daß ihr Zustandekommen davon abhängt, in was für eine Position ein θ-regiertes Element bzw. die Phrase, die ein θ-regiertes Element enthält, bewegt wird. Dieses Phänomen beobachtet man in sämtlichen Sprachen, und es ist nicht auf Remnant-Movement-Konstruktionen beschränkt. Im Niederländischen (Hoekstra und Bennis 1989) und Französischen (Kayne 1984) läßt sich z. B. ein kopf-regiertes Element entweder nur satzintern wie im Fall von Adjunktionsbewegung oder lang wie im Fall von W-Bewegung verschieben: dat ik dacht [CP dat [AGRP hij er met jou [t over] correspondeerde]] (het probleem)[CP waar ik dacht [CP dat hij met jou [t over] correspondeerde]] c. * dat ik er dacht [CP dat hij met jou [t over] correspondeerde]
(17) a. b.
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beaucoup lu t Il a dit [CP que Jean a de livres] er hat gesagt daß Jean hat viele gelesen von Büchern b. [CP Combien a-t-il dit [CP que Jean a lu t de livres]]? wieviele hat-er gesagt daß Jean hat gelesen von Büchern de livres] c. * Il a beaucoup dit [CP que Jean a lu t er hat viele gesagt daß Jean hat gelesen von Büchern
(18) a.
Wäre ausschließlich Kopf-Rektion relevant für das ECP, könnte man die Unterschiede in (17) und (18) nicht erklären. Um die Lokalität bestimmter Bewegungsprozesse zu erfassen, die kopf-regierte Elemente betreffen, ist der Rekurs auf Antezedens-Rektion also nötig. Ich lege daher meinen Analysen das konjunktive ECP in (7) zugrunde. Die relevanten Definitionen sind in (19-20) zusammengefaßt: (19)
Antezedens-Rektion A antezedens-regiert B gdw. a. A und B koindiziert sind, und b. A B c-kommandiert, und c. zwischen A und B keine Barriere interveniert.
(20)
Kopf-Rektion A kopf-regiert B gdw. a. A ∈ {V, A, P, N, (finites8) Agrs, Agro, T}, und b. A B c-kommandiert, und c. keine Barriere zwischen A und B interveniert.
Im folgenden nehme ich darüberhinaus an, daß für strukturelle Relationen ausschließlich C-Kommando relevant ist. Dies ist die 'minimale' Annahme, und sie ist insofern attraktiv, als sie die Theorie vereinfacht und restriktiver macht. Für Kopf- und Antezedens-Rektion ist somit nicht die nächste maximale Projektion entscheidend, sondern die nächste Projektion.9 (21)
C-Kommando A c-kommandiert B gdw. die nächste Projektion, die A inkludiert, auch B inkludiert, und A B nicht dominiert.
In (22) c-kommandiert XP YP nicht, und YP c-kommandiert ZP nicht.10 W c-kommandiert alles, was von W' dominiert wird (XP, X', tYP, ti), aber weder die Spec WP-Po-
8
Zur Einschränkung, daß nur ein finites Infl als strenger Regent fungieren kann, vgl. Browning (1987:251), Rizzi (1990:34) und Fukui (1993a:117f.). 9 Vgl. hierzu auch einen Vorschlag von Chomsky, zitiert in Baker (1988a:449, Fn. 10). 10 Eine Kategorie C inkludiert A gdw. alle Segmente von C A dominieren. In (22) inkludiert z. B. W die bewegte X°-Kategorie X nicht. W' und WP inkludieren aber X. WP inkludiert ferner XP und YP, aber nicht ZP. Eine Kategorie C exkludiert A gdw. kein Segment von C A dominiert. XP exkludiert z. B. YP, aber WP exkludiert weder YP noch ZP. Der Begriff Exklusion spielt im Rahmen der Barrierentheorie eine wichtige Rolle.
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sition, noch die WP-Adjunktionsposition. Das Gleiche gilt für den C-Kommandobereich von X. Eine X° Kategorie kopf-regiert demnach niemals ihren Spezifikator. (22)
WP ZP
WP YP
W'
XP
W X' W
tYP
Xi
ti
In bezug auf Spuren von X°-Kategorien ist das konjunktive ECP erfüllt, wenn X°-Spuren von einem Kopf antezedens-regiert sind, denn wenn eine X°-Spur antezedens-regiert ist, ist sie gleichzeitig kopf-regiert. (20) ist somit automatisch erfüllt. Im Rahmen des erweiterten Satzschemas ergibt sich nun die Frage, welche XP-Spuren kopf-regiert sein müssen. Muß z. B. bei Objektbewegung die Spur in AgroP oder die Spur in VP kopf-regiert sein? Betrachten wir hierzu noch einmal die folgende Struktur (Vnach-Agrs nicht repräsentiert): (23)
...
AgrsP
NPNom
Agrs' TP
Agrs
AgrioP NPDat
T Agrio'
AgrdoP NPAkk
Agrio Agrdo'
VP t Nom
Agrdo V'
VP t Dat
Vv VP
tAkk
tv
Ich gehe davon aus, daß XPs, die von Köpfen selegiert werden, prinzipiell nur von dem sie selegierenden Kopf kopf-regiert werden können. Den Begriff der "Selektion" werde ich im übernächsten Abschnitt genau formulieren. An dieser Stelle verwende ich ihn
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Kapitel 2
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zunächst informell. Unter Selektion verstehe ich die Relation, die zwischen den funktionalen Köpfen C°, Agrs, T und Agro und ihren phrasenstrukturellen Komplementen in (23) besteht und ebenfalls die Relation zwischen dem θ-Rollen-zuweisenden Verb und seinen Objekten. Das Subjekt in der VP-Schale ist nicht von einem Kopf, sondern von der tieferen VP selegiert, von der es eine kompositionelle θ-Rolle erhält. Die Ausgangsspuren von XPs, die Projektionen eines funktionalen Kopfes wie AgroP oder TP sind und ebenso die Spuren von AP-, NP-, PP- bzw. CP-Komplementen (und extrahierbaren Adjunkten11) sind daher (trivialerweise) infolge der Selektion kopf-regiert (Auf die diesbezüglich besondere Relation zwischen C° und AgrsP, für die das nicht gilt (vgl. (20a)), und zwar auch dann nicht, wenn Agrs-nach-C° erfolgt, gehe ich im folgenden Abschnitt ein.).12 Kurzum: Kopf-regiert werden muß bei extrahierten Komplementen und Adjunkten stets der Fuß der betreffenden Komplement- bzw. Adjunkt-Kette, also die Spur in der Basisposition. In (23) kopf-regiert V bzw. Vv z. B. die Objektspuren innerhalb von VP. Wenden wir uns nun den Subjekten zu. Da Satzsubjekte nicht von einem Kopf selegiert sind, besitzen sie keinen eindeutig festgelegten Kopf-Regenten. Sie können im Prinzip von jedem der in (20a) genannten Elemente kopf-regiert werden. Was die Position angeht, so muß es auch nicht die Basisposition des Subjekts innerhalb von VP sein, die kopfregiert werden muß. Die einschlägigen Daten zeigen vielmehr, daß eine allgemeinere Beschränkung vorliegt, die auf Subjektpositionen bezug nehmen muß. Kopf-regiert werden muß die kasusmarkierte Spur, die den Kopf einer A-Kette in der Subjektposition von CP repräsentiert. Dies ist nicht nur aus Beispielen wie (8a) vs. (8b) ersichtlich, sondern auch aus (24a) vs. (24b) (Browning 1987:370). (24) a. * Whoj do you think [CP tj'' that [AgrsP tj' was [VP hired tj]]] 11 Chomsky (1986a, Kap. 12) und Rizzi (1990) nehmen an, daß extrahierbare Adjunkte prinzipiell kopfregiert sind (vgl. auch Cinque 1990 zu Adjunkt-Typen, die sich hinsichtlich ihres Extraktionsverhaltens unterscheiden; und Izutani 1990 zu entsprechenden Fällen im Japanischen). Unter einem konjunktiven ECP ist daher die Ausgangsspur des Adjunkts in (i) streng kopf-regiert, und der Satz ist wegen fehlender Antezedens-Rektion ungrammatisch: (i) * How do you wonder which problem John could solve Daß Adjunkte kopf-regiert sein müssen, ist auf den ersten Blick kontraintuitiv, denn sie sind nach traditioneller Auffassung nicht selegiert und daher auch nicht regiert. Es gibt allerdings unabhängige Evidenz aus der westafrikanischen Sprache Vata, die dafür spricht, daß Kopf-Rektion einer Adjunktspur vorliegen kann bzw. muß. Koopman und Sportiche (1986) weisen darauf hin, daß WBewegung eines Adjunkts im Vata nur dann möglich ist, wenn ein Suffix an das Verb gehängt wird. Die Extraktionsstelle des W-Elements in (ii) ist durch ein resumptives Pronomen (la) besetzt. (Koopman/Sportiche 1986, Bsp. (7a)): (ii) yEsO n dIdO suO la How you cut-M tree (t) Nach Koopman/Sportiche fungiert das Suffix O (in dIdO) als Regens der Ausgangsspur. Die Adjunktextraktion in (i) ist unmöglich, wenn das Suffix nicht realisiert wird, weil die overte Spur in diesem Fall nicht lexikalisch regiert ist. 12 Daß für Kategorien, die von Köpfen selegiert sind, gilt, daß sie prinzipiell nur von dem sie selegierenden Kopf kopf-regiert werden können, hat weitere Konsequenzen. Die lexikalischen Kategorien A, N und P selegieren neben Komplementen auch ihren Spezifikator, kopf-regieren ihn aber wegen fehlenden C-Kommandos nicht. Daher findet man Extraktionsasymmetrien wie in (i): (i) a. [Worauf]j ist Peter [VP [AP sehr stolz tj] gewesen] b. * [Wie]j ist Peter [VP [AP tj [A' stolz auf seinen Erfolg]] gewesen] In (i) kopf-regiert A die Komplement-Position, aber nicht die Spezifikatorposition. Aus diesem Grund ist in (ib) im Unterschied zu (ia) das ECP verletzt.
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b.
Quale autorej pensi [CP tj' che [AgrsP pro era stato intervistato tj ]] 'Welcher Autor meinst du, daß interviewt wurde?'
(25) a * Whoj do you think [CP tj'' that [AgrsP tj' tj loves Mary]] b. Chij credi [CP tj' che [AgrsP pro abbia [VP [VP telefonato]tj ]]] 'Wer glaubst du, daß telefoniert hat ?' Im Gegensatz zum Englischen kann im Italienischen, wie in (24b) zu sehen ist, die Subjektposition mit einem expletiven pro besetzt sein. Das leere Subjekt transferiert den Kasus an die kopf-regierte Spur tj. (24b) verletzt also nicht das ECP. Eben diese Option ist auch für den Kontrast zwischen (25a) und (25b) verantwortlich. In (25b) ist das Subjekt aus der postverbalen (Kasus-) Position extrahiert worden (vgl. u. a. Rizzi 1990:63), in der es von Agro kopf-regiert wird. Die Frage, welche Spuren kopf-regiert sein müssen, ist somit beantwortet. Alle Spuren, die durch weitere Bewegung erzeugt werden, müssen lediglich antezedens-regiert sein. Neben der Frage, wie Barrieren zu definieren sind - hierauf gehe ich in Abschnitt 2.3 ein - müssen nun also noch die folgenden Fragen beantwortet werden. Welche Spuren einer Bewegungskette müssen antezedens-regiert sein? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob, und wenn ja, welche Spuren getilgt werden können. Und: An welchem Schritt der Derivation müssen Spuren kopf- bzw. antezedens-regiert sein? Alle drei Fragen hängen eng miteinander zusammen. Diskutiert werden sie im folgenden Abschnitt.
2.2 γ-Markierung und Ketten-Uniformität Beginnen wir mit der Frage, an welchem Schritt der Derivation Antezedens-Rektion vorliegen muß. Lasnik und Saito (1984, 1992:52) haben dafür argumentiert, daß das ECP auf LF appliziert, und daß es aus zwei Teilen besteht: Einem [±γ]-MerkmalsZuweisungsmechanismus (26a) und einem LF-Filter (26b). (26) a.
b.
γ-Markierung +γ ! ...t ... -γ ! ...t... γ-Filter ...*t[-γ]...
(erfolgt auf der S-Struktur oder LF)
(gilt auf LF)
Sie gehen von einem disjunktiven ECP aus, was allerdings im vorliegenden Zusammenhang nicht relevant ist. Im Moment geht es darum herauszufinden, an welchem Schritt der Derivation Antezedens-Rektion von Spuren zustandekommt, und diese Frage ist natürlich auch relevant, wenn man ein konjunktives ECP zugrundelegt. Die zentrale Idee hinter (26a) ist, daß bei overter Bewegung (und nur um diese geht es im folgenden) Argumentspuren auf der S-Struktur und Adjunktspuren auf LF γ-markiert werden, und daß eine einmal als [+γ]- oder [-γ]-markierte Spur an weiteren Schritten der Derivation ihr
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Merkmal behält, also nicht mehr "ummarkiert" werden kann. Betrachten wir vor diesem Hintergrund die von ihnen diskutierte Argument-/Adjunktasymmetrie in (27): (27) a. Whyi do you think ti' that John left ti b. * Whoi do you think ti' that ti left c. Whoi do you think ti' ti left Lasnik und Saito nehmen an, daß that in (27) prinzpiell verhindert, daß die Ausgangsspur ti von der intermediären Spur auf der S-Struktur antezedens-regiert werden kann. Da γMarkierung von Adjunktspuren erst auf LF erfolgt, und that auf dem Übergang von der SStruktur zu LF getilgt wird, kann die Adjunkt-Ausgangsspur in (27a) auf LF [+γ]-markiert werden. Für die Lizensierung der Argument-Ausgangsspur in (27b) kommt that-Tilgung allerdings 'zu spät'. Da Argumentspuren auf der S-Struktur γ-markiert werden müssen, erhält sie ein [-γ]-Merkmal und verletzt (26b). In (27c) kann die Argumentspur hingegen auf der S-Struktur von der Zwischenspur ti' [+γ]-markiert werden, weil C° nicht mit that gefüllt ist. Die Idee, daß γ-Markierung von Argumenten auf der S-Strukur (und nicht auf LF) erfolgt, und daß Adjunktspuren auf LF (und nicht auf der S-Struktur) γ-markiert werden, ist also wesentlich für die Erklärung der Unterschiede in (27) im Rahmen des Lasnik-/Saito-Mechanismus. Nun muß noch ein zweiter wichtiger Aspekt erwähnt werden. Er betrifft die Frage, welche Spuren wegen des γ-Filters (26b) ECP-Verletzungen auslösen können. Lasnik und Saito gehen davon aus, daß Argument-Zwischenspuren auf dem Übergang von der SStruktur nach LF getilgt (bzw. erst gar nicht erzeugt) werden. In (28b) ist die Ausgangsspur [+γ]-markiert, die Zwischenspur wird getilgt, weshalb nur eine Subjazenz-Verletzung vorliegt. In (28a) ist die Adjunkt-Ausgangsspur ebenfalls [+γ]-markiert, die Zwischenspur, die nicht getilgt werden kann, verletzt allerdings auf LF das ECP (Chomsky und Lasnik 1993:545).13 (28) a. * Howi do you wonder [CP whether John said [CP ti' [IP Mary solved the problem ti ]]] b.?? Whoi do you wonder [CP whether John said [CP ti' [IP ti solved the problem]]] Zwischenspuren von Argumenten sind im Unterschied zu Adjunkt-Zwischenspuren also auf LF nicht notwendigerweise vorhanden und müssen daher auch nicht auf LF [+γ]markiert sein. Im folgenden übernehme ich die Idee des LF-Filters (26b) und ebenfalls den γMarkierungs-Mechanismus, letzteren allerdings nicht in einer Form, die beinhaltet, daß γMarkierung von Argumenten auf der S-Struktur erfolgt. Um die Gründe hierfür klar zu 13 Im Deutschen kann man bekanntlich aus unabhängigen Gründen W-Elemente generell nicht über WInseln bewegen (vgl. hierzu Fanselow 1987, Bayer 1990, Müller und Sternefeld 1993). Topikalisierung über W-Inseln liefert hingegen (weitgehend) die gleichen Ergebnisse wie W-Bewegung über W-Inseln im Englischen. (i) * Der Meister weiß ich nicht [CP warum Tom gesagt hat [CP t' daß [IP t den Wagen mit dem Hammer repariert hat]]] (ii) * Mit dem Hammer weiß ich nicht [CP warum Tom gesagt hat [CP t' daß [IP der Meister den Wagen t repariert hat]]] (iii) ?? Den Wagen weiß ich nicht [CP warum Tom gesagt hat [CP t' daß [IP der Meister mit dem Hammer t repariert hat]]]
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machen, müssen wir uns noch einmal die Konstruktionen (15a, 16b) in Erinnerung rufen (Zwischenspuren nicht repräsentiert): (15) a. [CP [ti zu heiraten]j [C' hat [IP sicherlich keine Frau tj [diesen Mann]i versucht]]] (16) a.
[CP Sicherlich [C' hat [IP [diesen Mann zu heiraten]j [IP keine Frau tj versucht]]]] b. * [CP Sicherlich [C' hat [IP [ti zu heiraten]j keine Frau tj [diesen Mann]i versucht]]] c. [CP Sicherlich [C' hat [IP [diesen Mann]i keine Frau [ti zu heiraten] versucht]]]
An einem Schritt der Derivationen von (15a, 16b) liegt die gleiche strukturelle Konfiguration vor (vgl. (29) bzw. (16c)). (29)
[CP [C' ...[αNPi [α.....[CP ti zu heiraten] versucht]]]]
Die gescrambelte NP antezedens-regiert hier ti. Wenn nun die Scrambling-Argumentspur an diesem Schritt [+γ]-markiert wird (also vor LF), ist die Grammatikalität von (15) nicht überraschend. Wie können wir aber dann noch die Ungrammatikalität von (16b) erklären? Wenn γ-Markierung der Argumentspur in (29) erfolgt, müßte sich der Infinitiv, solange die Bewegung des Infinitivs selbst kein Prinzip verletzt, in jede Position bewegen lassen, ohne daß dies Einfluß auf die Grammatikalität der entsprechenden Konstruktion haben sollte. Das ist aber nicht der Fall. (16a) zeigt, daß die Bewegung des Infinitivs erlaubt ist. Für die Ungrammatikalität von (16b) muß daher die Spur des gescrambelten Objekts verantwortlich sein. Man könnte sich durch dieses Faktum in der Auffassung bestärkt sehen, eine ECPunabhängige Erklärung für Remnant-Movement Phänomene zu fordern. Dies läuft aber dem Grundgedanken zuwider, daß Spuren dem ECP unterliegen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, anzunehmen, daß Argumentspuren nicht beim Übergang von S-Struktur nach LF bereits getilgt werden, sondern daß sie nach der S-Struktur γ-markiert werden (vgl. auch Stowell 1986 und McCloskey 1990:245, Fn. 23). Dies scheint die adäquate Generalisierung zu sein, denn der Kontrast zwischen (15a) und (16b) zeigt sich nicht nur bei Scrambling von Akkusativ-NPs, sondern allgemein bei Spuren extrahierbarer Komplemente.14 In bezug auf (15a) und (16b) hieße dies, daß die Argumentspur im Innern des Remnant in (15a) [+γ]-markiert wird, nachdem Rekonstruktion auf LF erfolgt, und daß die Spur im Remnant in (16b) nach der S-Struktur ein [-γ]-Merkmal erhält. Wenn 14 Die gleiche Asymmetrie beobachtet man z. B. im Zusammenhang mit selegierten Dativ-NPs (i-ii), Argument-CPs (iii-iv) oder PPs (v-vi): (i) [CP t helfen zu können] hofften die betroffenen Bürger den Bedürftigen (ii) * weil die betroffenen Bürger [CP t helfen zu können] den Bedürftigen hofften (iii) [t CP zu gewährleisten] hat vermutlich niemand [daß die Rechnung bezahlt wird] dem Wirt versprochen (iv) * weil [tCP zu gewährleisten] vermutlich niemand [daß die Rechnung bezahlt wird] dem Wirt versprochen hat (v) [t zu hoffen] hat niemand darauf gewagt (vi) * weil [t zu hoffen] niemand darauf gewagt hat
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sich zeigen läßt, daß ein Remnant in einer adjungierten Position im Gegensatz zu einem Remnant in einer Spec CP-Position zu einer Barriere zwischen der gescrambelten NP und seiner Spur wird, und daß sein Barrierencharakter im Zuge der Rekonstruktion auf LF erhalten bleibt, hätte man den Unterschied zwischen (15a) und (16b) auf der Grundlage unabhängig motivierter Prinzipien erklärt. Diese Erklärungsstrategie scheint mir die natürlichere zu sein. In Abschnitt 5.4.1 und Kapitel 7 werde ich sie weiter ausführen. Wesentlich ist nun allerdings die Modifikation, derzufolge Argumentspuren nach der SStruktur γ-markiert werden. Abgesehen von weiterer, unabhängiger Evidenz hierfür in Zusammenhang mit A-Bewegung auf LF, die nicht-tilgbare Spuren erzeugt,15 muß für Konstruktionen wie (28b), in denen A'-Bewegung vorliegt, angenommen werden, daß es ausreicht, wenn die Ausgangsspur der Bewegung nach der S-Struktur durch die Antezedens-Rektion der Zwischenspur [+γ]-markiert wird. Wenn dies geschehen ist, kann die Zwischenspur getilgt werden. Argument-Zwischenspuren sind also auch im Rahmen dieser Erklärung nicht für den γ-Filter sichtbar. Sie müssen aber (wie alle anderen Spuren) auf LF vorhanden sein und können erst getilgt werden, nachdem die Prozedur der γMarkierung abgeschlossen ist. Wenn Argument-Zwischenspuren auf LF vorhanden sein müssen, verschwindet eine wesentliche Motivation dafür, anzunehmen, daß sie auf der S-Struktur γ-markiert werden müssen. Im folgenden gehe ich also davon aus, daß Argumentspuren auf LF antezedensregiert sein müssen, um [+γ]-markiert werden zu können. Sie können auf dem Übergang von der S-Strukur nach LF wie Adjunkt-Zwischenspuren (und X°-Spuren (s. u.)) nicht getilgt werden (vgl. hierzu auch Haider 1986a). Der Unterschied zwischen beiden besteht 15 Weitere unabhängige Evidenz dafür, daß γ-Markierung von Argumenten nach der S-Struktur erfolgt, kann aus folgender Überlegung gewonnen werden. In LF-Repräsentationen sind Expletiva nicht lizensiert. Im Hinblick auf die entsprechenden Konstruktionen macht Chomsky (1986b:179f.) die Annahme, daß nur Argumente und Spuren in A-Positionen vorkommen können. Er nimmt an, daß die Eliminierung eines Expletivums α nur durch ein koindiziertes Element β erfolgen kann, genauer gesagt, α muß durch β ersetzt werden, wobei sich β an α bewegt und die Kette (α, t) gebildet wird (cf. Therei was a mani in the room → LF: A mani was ti in the room). Chomsky (1986b) diskutiert nun u. a., ob diese Bewegung durch die Bindungstheorie oder durch das ECP beschränkt wird. Anhand der Konstruktion (ii), die aus (i) abgeleitet ist, wendet er ein, daß die Bindungstheorie nicht restriktiv genug ist, und daß das ECP zur Erklärung von (ii) herangezogen werden sollte (Chomsky 1986b, Bsp. (243iii)): e is unusual [for there to be read [a book]] (i) (ii) * A booki is unusual [for therei to be read ti] Man beachte, daß in der LF-Repräsentation von (ii) das Expletivum gemäß dem oben Gesagten durch die Bewegung der Spur ti ersetzt wird (Chomsky 1986b, Bsp. (244i)): (iii) * A booki is unusual [for ti to be read ti' ] Barss (1986:304, Fn. 23) weist nun anhand eines ähnlich gearteten Beispiels darauf hin, daß der Lasnik/Saito-Mechanismus die Grammatikalität dieser Konstruktion vorhersagt, weil Argumentspuren auf der S-Struktur γ-markiert werden müssen. Auf der S-Struktur liegt eine Repräsentation wie in (iv) vor, und auf LF erhält man nach der Bewegung der [+γ]-markierten Spur (v): (iv) * A booki is unusual [for therei to be read ti] [+γ] (v) * A booki is unusual [for ti to be read ti' ] [+γ] [+γ] (v) erfüllt nun ungewollterweise das ECP. Im Rahmen meiner Analyse ist die Ungrammatikalität von (ii) jedoch kein Problem. Da Argumentspuren nach der S-Struktur γ-markiert werden, bewegt sich in (vi) eine noch nicht γ-markierte Spur, die das ECP verletzt, sobald γ-Markierung erfolgt. Man erhält (vi) als LF-Repräsentation von (ii): (vi) * A booki is unusual [for ti to be read ti' ] [-γ] [+γ]
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nun lediglich darin, daß Adjunkt-Zwischenspuren im Gegensatz zu ArgumentZwischenspuren auch auf LF nicht getilgt werden können, nachdem γ-Markierung erfolgt ist, weshalb sie, wenn sie [-γ]-markiert sind, das ECP verletzen. Eine ähnliche Annahme wird in Chomsky und Lasnik (1993) gemacht. Chomsky und Lasnik (1993:546f.) rekurrieren auf die Uniformity Condition, um abzuleiten, daß auf LF Argument-Zwischenspuren im Gegensatz zu Adjunkt-Zwischenspuren getilgt werden müssen (vgl. hierzu auch die Diskussion in Browning 1987, Abschnitt 3.4 und Fukui 1993a). Die Idee ist, daß die Kette in (30) nur dann ein legitimes Objekt darstellt, wenn sie uniform ist, und daß Spurentilgung (wie auch andere grammatische Operationen) erfolgt, um ein legitimes LF-Objekt zu erzeugen. Eine Zusatzannahme ist nötig, denn außer uniformen Ketten gibt es auch noch einen weiteren Typ eines legitimen LF-Objekts, und dieser ist im vorliegenden Zusammenhang relevant: "The only other legitimate LF objects are operator-variable constructions (α, β), where α is in an A'-position and β heads a legitimate (uniform) chain" (Chomsky und Lasnik 1993:546f.). (30) (31)
C = (α1, ...,αn) The chain C is uniform with respect to P (UN[P]) if each αi has the property P or each αi has non-P.
Uniformität ist ein relationaler Begriff. Eine Kette ist bezüglich einer Eigenschaft uniform, wenn ihre Teile die Eigenschaft E oder non-E aufweisen. Ketten müssen bezüglich positionaler Eigenschaften (i. e. L-relatedness) uniform sein. Für (28) hat dies die folgende Konsequenz. (28) a. * Howi do you wonder [CP whether John said [CP ti' [IP Mary solved the problem ti ]]] b.?? Whoi do you wonder [CP whether John said [CP ti' [IP ti solved the problem]]] Die Adjunkt-Kette (Howi, ti', ti) ist uniform, denn alle ihre Teile befinden sich in einer A'bzw. Non L-related position. Kein Element der Kette kann auf LF getilgt werden. In (28b) ist nun entscheidend, daß Tilgung der Zwischenspur erfolgen muß, was freilich nicht aus der Uniformitätsbedingung folgt, sondern aus der oben zitierten Zusatzannahme. In beiden Ketten gibt es eine Spur, ti', die [-γ]-markiert wird. Dies hat in (28a) und (28b) eine Subjazenzverletzung zur Folge. Da in (28a) im Unterschied zu (28b) die entsprechende Spur nicht getilgt werden kann, ist in (28a) zusätzlich das ECP verletzt ist.16 16 Man beachte, daß diese Erklärung inkonsistent mit Chomskys (1993) Analyse von Bindungsphänomenen ist. Chomsky (1993) geht davon aus, daß die Bindungstheorie auf LF appliziert, und daß auf dieser Strukturebene über einen bestimmten Rekonstruktionsmechanismus Bindungsrelationen hergestellt werden. Ein Argument dafür, daß die Bindungstheorie auf LF appliziert, kann laut Chomsky aus Daten gewonnen werden, die den Effekt "multipler Bindungsdomänen" erkennen lassen. In (i) erweitert W-Bewegung die Bindungsdomäne des anaphorischen Ausdrucks: (i) [Which pictures of himself]i did John think [CP ti' [Mary saw ti ]] In diesem Beispiel ist ausschließlich Koreferenz zwischen dem anaphorischen Ausdruck und dem Matrixsubjekt möglich. Dieses Beispiel zeigt, daß die Bindungstheorie weder auf der D- noch auf der S-Struktur appliziert. Gegen die Geltung der Bindungstheorie auf der D-Struktur spricht, daß in der
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An dieser Stelle kann man ein erstes Resümee ziehen. Betrachten wir hierzu (32). (32)
CP t'
C' C
AgrsP XPk
Agrs' TP
Agrs
AgrioP YPj
T Agrio'
AgrdoP ZPi
Agrio
Agrdo' VP
tk
Agrdo V'
VP tj
Vv VP
ti
tv
D-strukturellen Repräsentation der anaphorische Ausdruck nicht auf das Matrixsubjekt bezogen werden kann. Die Bindungsmöglichkeiten werden also durch die (S-strukturelle) Bewegung der WPhrase erweitert. Daraus läßt sich nun jedoch nicht etwa schließen, daß die Bindungstheorie auf der S-Struktur gilt, denn auf dieser Strukturebene wird die Anapher nicht von ihrem Antezedens ckommandiert. Somit ist auf der S-Struktur eine notwendige Bedingung zur Erfüllung von Prinzip A nicht gegeben. Chomsky (1993) nimmt nun an, daß W-Spuren Kopien des bewegten Elements sind, wie in (ii) zu sehen ist: (ii) [which pictures of himself] did John think [CP [which pictures of himself] [Mary saw [which pictures of himself]]] Eine Motivation hierfür ist, daß nun auf die aus theoretischen Günden unerwünschte Annahme verzichtet werden kann, daß in (i) die Phrase bzw. die Anapher in Spec CP durch Senkung in die Bindungsdomäne von John gebracht werden kann. Die durch die Bindungstheorie geforderte Repräsentation erhält man auf LF durch Tilgung der nicht einschlägigen Kopien. Um nun zu erklären, daß in (i) Prinzip A auf LF erfüllt ist, muß man im Rahmen von Chomskys Theorie von einer LF-Repräsentation wie in (iii) ausgehen: John think [CP [which x x pictures of himself] [Mary saw [x]]] (iii) In (iii) erfolgt dann X°-Bewegung der Anapher in den Matrixsatz. Entscheidend ist, daß diese Repräsentation nur erzeugbar ist, wenn Zwischenspuren bzw. Kopien von A'-bewegten Argumenten nicht (also auch nicht auf LF) getilgt werden können, wie es der Lasnik/Saito-Mechanismus oder die Beschränkung für legitime LF-Objekte verlangen. Damit der erwähnte Rekonstruktionsmechanismus funktioniert, müssen die relevanten Spuren bzw. Kopien auf LF vorhanden sein. Chomsky (1993) thematisiert diesen Punkt zwar nicht, aber es ist klar, daß diese Annahme nötig ist. In Kapitel 7 schlage ich eine alternative Erklärung für Bindungsdaten des Typs (i) vor, die nicht auf der Idee basiert, daß die Bindungstheorie auf LF appliziert und mit der erwähnten Ketten-Beschränkung kompatibel ist.
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Wenn t' in Spec CP eine Adjunktspur ist, kann sie nicht getilgt werden. Sie muß ihre Ausgangsspur antezedens-regieren (die Ausgangsspur ist in (32) nicht repräsentiert) und muß selbst antezedens-regiert sein. Handelt es sich bei t' hingegen um eine Argumentspur, dann braucht sie nicht antezedens-regiert zu werden, denn sie kann auf LF getilgt werden. Sie muß allerdings die Argumentausgangsspur (also im Hinblick auf (32) entweder ZPi, YPj oder XPk) antezedens-regieren. Betrachten wir die anderen Ketten. ZPi muß ti antezedens-regieren. Beide Elemente befinden sich in einer A- bzw. L-related Position und bilden eine uniforme Kette, aus der kein Element getilgt werden darf. X°-Ketten sind ebenfalls uniform. Wie Spec CP und die Position, in der Adjunkte basisgeneneriert werden, gelten X°-Positionen als Non L-related. X°-Spuren können daher nicht getilgt werden, und jede erzeugte X°-Spur muß antezedens-regiert werden. Am Ende des vorherigen Abschnitts hatte ich zwei Fragen formuliert. Die erste Frage lautete: Welche Spuren einer Bewegungskette müssen antezedens-regiert sein? Diese Frage ist nun beantwortet. Das zweite Problem, das darin besteht, herauszufinden, an welchem Schritt der Derivation Spuren kopf- bzw. antezedens-regiert sein müssen, ist allerdings bislang nur partiell geklärt. Wenn man annimmt, daß Argumentspuren nach der S-Struktur antezedens-regiert sein müssen, damit sie [+γ]-markiert werden können, dann stellt sich nun immer noch die Frage, an welchem Schritt der Derivation sie kopf-regiert sein müssen. Im folgenden wende ich mich zunächst den diesbezüglichen Bedingungen für die γ-Markierung von Adjunkt- und X°-Spuren zu. Aus der Diskussion dieses Problems ergibt sich auch die Antwort auf diese Frage. Da ich mit Rizzi (1990) zur Erklärung der Argument-/Adjunktasymmetrie in (34) nicht auf that-Tilgung rekurriere, sondern auf das Vorliegen von Kopf-Rektion, ist (34a) bereits auf der S-Struktur wohlgeformt: (34) a. Whyi do you think ti' that John left ti b. * Whoi do you think ti' that ti left c. Whoi do you think ti' ti left Die Null-Hypothese ist demnach, daß Adjunktspuren, sobald sie erzeugt werden, γmarkiert werden müssen (Watanabe 1992:43 kommt zu demselben Schluß). Dies würde bedeuten, daß sie in (35) im Zuge der Bewegung in der overten Syntax [+γ]-markiert werden: (35) a. b.
Wiei hat [IP [CP ti' das Haus ti anzustreichen]j [IP niemand tj versucht]] Ich frage mich [CP wiei [IP der Lehrer [CP ti' den Schülern das Rauchen ti zu verbieten] versucht hat]]
Diese Bedingung ist aber zu schwach, denn mit ihr kann man Argument-/AdjunktAsymmetrien nicht erklären, die sich bei Resttopikalisierungsphänomenen zeigen. Wenn Adjunktspuren an dem Schritt der Derivation, an dem sie erzeugt werden, γ-markiert werden (vgl. die (i.)-Beispiele in (36)), sollten die (ii.)-Beispiele in (36) grammatisch sein:
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Kapitel 2
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(36) a. i. weil Tom [im goldenen Anzug]i gewagt hat [beim Betriebsausflug ti Aufsehen zu erregen] ii.*[beim Betriebsausflug ti Aufsehen zu erregen]j hat [IP Tom im goldenen Anzugi tj gewagt] b. i. Oft verfügen Händler [für Spezialmäuse]i über eigene Treiber ti ii.*[[über eigene Treiber ti] verfügt] hat der Händler für Spezialmäusei c. i. weil die Vertreter der Regierungspartei [hart]i versucht haben [auf diese Attacke ti zu reagieren] ii.*[auf diese Attacke ti zu reagieren]j haben die Vertreter der Regierungspartei harti tj versucht d. i. weil [türkis]i niemand [das Haus ti anzustreichen] versucht hat ii.*[das Haus ti anzustreichen]j hat [IP türkisi niemand tj versucht] In (36ii) sind Adjunkte aus den topikalisierten Phrasen gescrambelt worden. Diese Beispiele sind im Gegensatz zu den Beispielen (14a, 15a), in denen sich ungebundene Argumentspuren in den topikalisierten Konstituenten befinden, ungrammatisch. In (3738) sieht man, daß die gleiche Argument-/Adjunktasymmetrie bei W-Bewegung auftritt. (37) a. b. c. d.
*[ti' beim Betriebsausflug ti Aufsehen zu erregen]j weiß ich nicht [in welchem Anzugi [IP Tom tj gewagt hat]] *[ti' über eigene Treiber ti verfügt]j frage ich mich [wofüri [IP der Händler tj hat]] *[ti' auf diese Attacke ti zu reagieren]j weiß ich nicht [wie harti [IP die Vertreter der Oppositionspartei tj versucht haben]] *[ti' das Haus ti anzustreichen]j weiß ich nicht [wiei [IP er tj versucht hat]]
Die Beispiele in (38) haben demgegenüber den Charakter einer Subjazenzverletzung und sind deutlich besser als die Konstruktionen in (37).17 (38) a. ? [ti' ti ins Regal zurückzustellen]j weiß ich nicht [wasi [IP er tj versucht hat]] b. ? [ti' ti verfügt]j frage ich mich [worüberi [IP der Händler tj hat]] c. ??[ti' ti unverzüglich zu reagieren]j weiß ich nicht [auf welche Attackei [IP die Vertreter der Oppositionspartei tj gewagt haben]] d. ??[ti' ti das Rauchen strengstens zu verbieten]j weiß ich nicht [wemi [IP der Lehrer tj versucht hat] e. ? [ti' ti blau anzustreichen ]j weiß ich nicht [was/welches Haus]i [IP er tj versucht hat] f. ??[ti' ti zu heiraten]j weiß ich nicht [welchen Manni [IP sicherlich keine Frau tj versucht hat]] 17 Zu ähnlichen Kontrasten zwischen ungebundenen Adjunkt- und Argumentspuren im Niederländischen vgl. Klooster 1989:262f.
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Der Kontrast, der zwischen ungebundenen Adjunkt- und Argumentspuren besteht, deutet somit darauf hin, daß Adjunktspuren auch nicht auf LF, nachdem Rekonstruktion erfolgt ist, γ-markiert werden. Ich schließe hieraus, daß Adjunktspuren an jedem Schritt der Derivation antezedens-regiert bzw. [+γ]-markiert sein müssen, um dem γ-Filter auf LF zu entgehen. Das ist in (36-37) nicht der Fall, weil die Spuren an einem Schritt der Derivation nicht von ihrem Antezedens c-kommandiert werden. Die W-Bewegungsdaten in (38) belegen demgegenüber erneut, daß es wie im Fall von Scrambling und ABewegung adäquat ist, für Argumentspuren zu fordern, daß sie nach der S-Struktur γmarkiert werden. Wenn die Remnants in (38) rekonstruiert werden, liegt C-Kommando der Argumentspuren in den topikalisierten Konstituenten nach der S-Struktur vor, und sie können [+γ]-markiert werden. Eine andere Situation liegt bei Adjunktextraktion vor. Wird z. B. die Derivation (35a) erzeugt, kann die relevante Adjunktspur [+γ]-markiert werden. Wenn aber aus (35a) die Konstruktion (36d) bzw. (37d) abgeleitet wird, erhält die relevante Spur ein zusätzliches [-γ]-Merkmal. Die Implementierung der nun für Adjunktspuren geforderten Beschränkung läßt sich durch eine leichte Modifikation von (26b) herstellen. (39)
γ-Filter (gilt auf LF) ...*t...[+γ], [-γ],......
Bei Adjunktspuren ist der γ-Markierungsmechanismus also permanent aktiv. (Idealerweise läßt sich dies derart einschränken, daß γ-Markierung nur dann erfolgt, wenn Veränderungen in der Antezedens-Spur Relation auftreten.) X°-Spuren verhalten sich genauso wie Adjunktspuren. Sie können an keinem Schritt der Derivation ungebunden vorkommen (vgl. u. a. Zaenen 1979:387, Reuland 1981:310, Haverkort 1990). Die Konstruktionen in (40) verletzen daher das ECP: (40) a. * [den Hund, der so hungrig schaut, mit dem Knochen tV] glaube ich [reizte Hans ] b. * [die Tür mit dem Schlüssel tP tP+V] schloß er zu c. * [die Tür mit dem Schlüssel tP zu+ tV] schloß er d. * [den Studenten den Computer zu reparieren tV] ermunterte Maria An den Beispielen (40) kann man ablesen, daß Kopf-Spuren (wie Adjunktspuren) an jedem Schritt der Derivation antezedens-regiert sein müssen. Da bei X°-Spuren Kopf- und Antezedens-Rektion automatisch immer zusammenfallen, ist es ausreichend, anzunehmen, (40a-b) seien aufgrund von mangelnder Antezedens-Rektion ungrammatisch. In allen Beispielen liegen X°-Spuren vor, die an einem Schritt der Derivation nicht antezedensregiert sind. Hätten wir es bei den Bedingungen für strenge Rektion im Zu-sammenhang mit diesen Spuren mit einer Beschränkung zu tun, die auschließlich vor oder auf LF erfüllt sein muß, sollten Beispiele wie (40a-b) durch Rekonstruktion lizensiert werden können. Man beachte, daß sich hieraus auch die Lösung für ein noch nicht thematisiertes Problem ergibt. In Abschnitt 2.1 habe ich erwähnt, daß ein Kopf, der sein Komplement selegiert, dieses Komplement automatisch kopf-regiert, wenn C-Kommando vorliegt. C°
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selegiert nun zwar AgrsP, kann aber AgrsP nie kopf-regieren (vgl. 20a), weshalb u. a. eine von C° selegierte AgrsP nie extrahiert werden kann (cf. *[Bill will come tomorrow] i I think that ti). In Sprachen wie dem Englischen, die Agrs-nach-that nicht aufweisen, ist die Ungrammatikalität dieser Konstruktion nicht überraschend. Es entsteht nun aber die Frage, warum derartige Konstruktionen ebenfalls in Sprachen ungrammatisch sind, die keine that-t-Effekte aufweisen. Die Unmöglichkeit von AgrsP-Topikalisierung über einen Komplementierer in diesen Sprachen folgt daraus, daß in den entsprechenden Konstruktionen, nachdem Agrs-nach-C° erfolgt ist, die Spur von Agrs an einem Schritt der Derivation ungebunden ist. Daß X°-Spuren an jedem Schritt der Derivation antezedens-regiert sein müssen, impliziert nun, daß sie an jedem Schritt der Derivation kopf-regiert sein müssen. Hinsichtlich Kopf-Rektion verhalten sich X°-Spuren dann wie Argumentspuren: (9) a. * [ti dormire]j Giannii sembra tj (10) b.
[Tradito ti da sua moglie]j credo che Marioi non sia mai stato tj 'Betrogen von seiner Frau glaube ich, daß Mario niemals wurde.'
(11) a. * [ti to win]j Johni is not likely tj b. [How likely ti to win]j is Johni tj ? Der Unterschied zwischen (9a) vs. (10b) und (11a) vs. (11b) belegt, daß Kopf-Rektion von Argumentspuren an jedem Schritt der Derivation vorliegen muß und keine LFBeschränkung ist, die durch Rekonstruktion hergestellt werden kann. Ich nehme daher an, daß Argumentspuren an jedem Schritt der Derivation kopf-regiert sein müssen. Fassen wir an dieser Stelle erneut die Ergebnisse der Diskussion zusammen: Spuren von Non L-related Elementen I. Adjunkt- und X°-Spuren müssen an jedem Schritt der Derivation antezedens-regiert sein. Spuren von L-related Elementen II. Argumentspuren müssen auf LF antezedens-regiert sein. III. Argumentspuren müssen an jedem Schritt der Derivation kopf-regiert sein. Die unterschiedlichen Bedingungen für das Verhalten von Argumentspuren gegenüber Adjunkt- und X°-Spuren sind erwartet, wenn man bedenkt, daß erstere L-related sind, während Adjunkte und X°-Spuren als Non L-related gelten. III. liefert eine Erklärung für die Ungrammatikalität von (9a) und (11a). Außer für die Beispiele in (40) liefert I. zusätzlich eine Erklärung für die Tatsache, daß die ungebundenen Adjunktspuren in (36-37) das ECP verletzen. Weil ferner in (41) (s. u.) (an keinem Schritt der Derivation) eine Barriere zwischen den Kettengliedern der AdjunktBewegung interveniert, ist im Gegensatz zu (42) lediglich in (41) I. bzw. das ECP erfüllt. (41)
Whyi do you think ti' that John left ti
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(42) a. * Whyi do you wonder whether John left ti, b. * Howi do you wonder [CP whether John said [CP ti' [IP Mary solved (Lasnik und Saito 1984:262) the problem ti ]]] Die Bedingungen II.-III. garantieren, daß Beispiele des Typs (38), (10b) und (11b) das ECP nicht verletzen. II. prognostiziert ferner, daß ein Kontrast zwischen (43a) und (43b) auftritt, wenn sich zeigen läßt, daß der bewegte Remnant in (43c) im Unterschied zu dem Remnant in (43a) auf LF Barrierenstatus aufweist, und daher Antezedens-Rektion der Scramblingspur blockiert. (43) a.
[CP [ti zu heiraten]j [C' hat [IP sicherlich keine Frau tj [diesen Mann]i versucht]]] b. [CP Sicherlich [C' hat [IP [diesen Mann zu heiraten]j [IP keine Frau tj versucht]]]] c. * [CP Sicherlich [C' hat [IP [ti zu heiraten]j keine Frau tj [diesen Mann]i versucht]]]
Und weil nach gängiger Auffassung A-Bewegung nicht rekonstruierbar ist (vgl. u. a. Chomsky 1992), ist II. in Beispielen wie (44) verletzt. (44)
* Johni seems that itj was told ti [that Mary is beautiful]j
Gemäß meiner Erklärung hängt die Ungrammatikalität von (44) damit zusammen, daß John von seiner Spur auf LF durch eine Barriere getrennt ist. In Kapitel 6 werde ich zeigen, daß es Sprachen gibt, in denen die betreffende Barriere neutralisiert werden kann. In diesen Sprachen sind Konstruktionen wie (44) im Einklang mit II. grammatisch. II. ist ebenfalls kompatibel mit der Grammatikalität von (45). In (45) erfolgt Spurentilgung.18 18 (II-III) zufolge sollten ferner Konstruktionen ungrammatisch sein, in denen eine Argumentspur (auf der Strukturebene, auf der sie erzeugt wird) kopf-regiert ist, aber Antezedens-Rektion auf LF nicht zustande kommt. Daß (II-III) diesbezüglich die korrekte Prognose machen, kann man z. B. an Beispielen aus dem Japanischen beobachten. Im Japanischen liegt eine eingebettete [+W]-CP vor, wenn der eingebettete C-Kopf mit dem Fragemorphem ka gefüllt ist. Die LF von (i-ii) ist demnach (iii-iv) (vgl. Saito 1989:190): (i) [ John-ga Mary-ni [ dare-ga kuru] ka] osieta (koto) MaryDat werNom kommt Q erzählte J.Nom 'John erzählte Mary, wer kommt.' (ii) * [ John-ga dare-ni [ Mary-ga kuru] ka] osieta (koto) J.Nom wemDat MaryNom kommt Q erzählte 'John erzählte wem Maria kommt.' (iii) [IP John-ga Mary-ni [CP dare-ga [IP t kuru] ka] osieta] (koto) (iv) * [IP John-ga t [CP dare-ni [IP Mary-ga kuru] ka] osieta] (koto) In (iii) ist die Spur des auf LF bewegten Arguments kopf- und antezedens-regiert. (II-III) sind daher erfüllt. Im Gegensatz zu (iii) ist in (iv) die Spur des extrahierten Objekts nicht gebunden, also auch nicht antezedens-regiert. Das Beispiel ist ungrammatisch, weil Bedingung (II) verletzt ist. (ii) unterscheidet sich oberflächlich betrachtet kaum von der aus (v) abgeleiteten Konstruktion (vi). Die in (v) zutiefst eingebettete CP, die die W-Phrase enthält, ist in (vi) in den Matrixsatz an IP gescrambelt worden. Wie in (ii) befindet sich die W-Phrase in (vi) in einer Position außerhalb des CKommandobereichs des [+W]-C-Kopfes (vgl. Saito 1989:192, 1992):
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(45)
??Whoi do you wonder [CP whether John said [CP ti' [IP ti solved the problem]]]
III. liefert ferner die Erklärung für die Kontraste in (46-47) vs. (48-49). Lediglich in (4849) liegt strenge Kopf-Rektion der Subjektspur ti' vor (vgl. auch (3-4)). * Whoi do you think [CP ti'' that [AgrsP ti' was [VP hired ti]]] * Whoi do you think [CP ti'' that [AgrsP ti' [VP ti loves Mary ]]] Wiei denk je [CP ti'' dat [AgrsP ti' Wim [VP ti gezien heeft]]] Weri glabsd du [CP ti'' daß [AgrsP ti' des [VP ti gsogt hod]]]
(46) (47) (48) (49)
Weitere Beispiele, die ich in diesem Abschnitt angeführt habe, wie W-Bewegung aus gescrambelten Infinitiven (13) und die P-Stranding Beispiele (17), diskutiere ich im nächsten Teil im Zusammenhang mit der Barrierentheorie. Wie lassen sich nun die Generalisierungen (I.-III.) in den γ-Markierungs-Mechanismus integrieren? Eine Möglichkeit besteht darin, daß man annimmt, daß den relevanten Spuren zwei γ-Merkmale (γ1 für Antezedens-Rektion und γ2 für Kopf-Rektion) zugewiesen werden: (50) a.
b.
γ-Markierung i. Argumentspuren ±γ1 ! ... t ... nach der S-Struktur ±γ2 ! ... t ... an jedem Schritt der Derivation ii. Adjunktspuren ±γ1 ! ... t ... an jedem Schritt der Derivation iii. X°-Spuren ±γ1 ! ... t ... an jedem Schritt der Derivation γ-Filter (gilt auf LF) i. ...*t[-γ1] ... oder ...*t[-γ2]... ii. ...*t...[+γ1], [-γ1]... ... oder ...*t...[+γ2], [-γ2]... ...
Wenn eine Spur auf LF ein [-γ]-Merkmal trägt, ist das ECP verletzt, ganz unabhängig davon, ob es durch fehlende Kopf-Rektion oder mangelnde Antezedens-Rektion zustande
[IP Mary-ga [CP minna-ga[CP John-ga dono hon-o toskyan -kara kaidasita to] M.Nom jederNom J.Nom welches BuchAkk Bibliothek-aus entlieh daß omotteiru ka] siritagatteiru] (koto) denkt Q will-wissen 'Mary will wissen, Q jeder denkt, daß John welches Buch aus der Bibliothek entliehen hat.' (vi) ?? [IP[CP John-ga dono hon-o toskyan-kara kaidasita to]i [IP Mary-ga [CP minna-ga ti J.Nom welches BuchAkk Bibliothek-aus entlieh daß M.Nom jederNom omotteiru ka] siritagatteiru]] (koto) denkt Q will-wissen]] In (vi) liegt keine ECP-Verletzung vor, weil die gescrambelte CP in ihre Basisposition rekonstruiert werden kann. W-Bewegung erfolgt nach Rekonstruktion auf LF, so daß im Gegensatz zu (iv) keine ungebundene Spur zurückbleibt. (v)
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kommt (50b-i.). Wenn sich an einer Spur während einer Derivation egal in welcher Folge widersprüchliche Werte summieren (50b-ii.), ist das ECP ebenfalls verletzt. In diesem Abschnitt habe ich für ein konjunktives ECP argumentiert, dessen Konjunkte ich hiermit noch einmal wiederhole: (51)
Antezedens-Rektion A antezedens-regiert B gdw. a. A und B koindiziert sind, und b. A B c-kommandiert, und c. zwischen A und B keine Barriere interveniert.
(52)
Kopf-Rektion A kopf-regiert B gdw. a. A ∈ {V, A, P, N, (finites) Agrs, Agro, T}, und b. A B c-kommandiert, und c. keine Barriere zwischen A und B interveniert.
Die Klauseln (a-b) wurden erläutert. Ich habe ferner ausgeführt, wie das Konzept der γMarkierung und Spurentilgung im Zusammenhang mit dem konjunktiven ECP aufgefaßt werden kann. Zur weitergehenden Explikation von (51-52) muß nun noch der Begriff der Barriere erläutert werden.
2.3 Barrierentheorie Betrachten wir also nun die Barrierendefinition, die ich für die Analyse in den folgenden Kapiteln zugrundelege. Es sind in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Barrierendefinitionen vorgeschlagen worden (vgl. u. a. Chomsky 1986a, Baker 1988a, Sportiche 1988a, Manzini 1988, Cinque 1990). Lediglich Bakers (1988a, Kapitel 2) Definition scheint sich auf die Erklärung von Remnant-Movement-Phänomenen ohne größere Zusatzannahmen anwenden zu lassen (siehe hierzu die Diskussion in Kapitel 7). Ich verwende daher im weiteren seine Definition. In folgenden diskutiere ich das Konzept der Barriere im Hinblick auf seine Konsequenzen für Antezedens-Rektion.
2.3.1 Minimalitätsbarrieren Im Rahmen der erwähnten Definition gibt es für ein bewegtes Element (abgesehen von sukzessiv-zyklischer Adjunktion, deren Rolle ich in Kapitel 3 diskutiere) zwei Wege, bei einer Bewegung über einen oder mehrere Knoten keine Barriere zu überqueren und somit zu gewährleisten, daß es seine Spur antezedens-regiert. Betrachten wir die erste Möglichkeit mit Blick auf (53). Ignorieren wir zunächst einmal die Indizes an X und Y. Geht man von der Annahme aus, daß lediglich eine maximale Projektion eine Barriere sein kann, und daß eine Barriere (C) ferner das Antezedens (A) exkludieren und das abhängige Element (B) inkludieren
Kapitel 2
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muß, dann ist YP, nicht aber UP in (53) eine potentielle Barriere zwischen ZP (A) und der Spur tZP (B): (53)
XP ZP
X' X(R)
YP UP
Y' Y(R)
tZP
Daß YP nun tatsächlich eine Barriere darstellt, ist in manchen Fällen erwünscht, in anderen aber wiederum nicht. Dies kann man z. B. mit den Kontrasten in (54-55) verdeutlichen: [O kim]i Jan napisal [NP ksiaιzkeι t i ] 'Über wen hat Jan ein Buch geschrieben?' b. * [O kim]i pro uslyszales [NP opowiadanie ti ] 'Über wen hast Du ein Buch zerstört ?'
(54) a.
(Horn 1980) (Borsley 1981)
(55) a. [Über wen]i hast du [NP einen Artikel ti ] geschrieben? b. * [Über wen]i hast du [NP einen Artikel ti ] zerstört? In (54b), einem Beispiel aus dem Polnischen, und (55b) ist NP eine Barriere für PPExtraktion, nicht aber in (54a) und (55a). Die Spur ist in beiden Fällen kopf-regiert. Für die Ungrammatikalität muß daher mangelnde Antezedens-Rektion verantwortlich sein. Eine lexikalische Eigenschaft der involvierten Verben scheint die entscheidende Rolle für die Transparenz der NP zu spielen, denn strukturell sind die Beispiele völlig identisch. Nehmen wir einmal an, daß im Gegensatz zu (54b, 55b) das Verb in (54a) und das Verb in (55a) aufgrund dieser lexikalischen Eigenschaft mit dem Kopf von N koindiziert sind (siehe hierzu die Diskussion in Abschnitt 5.1 und 5.2.3). (53) ist eine stark vereinfachte Repräsentation der erwähnten Beispiele. Nehmen wir nun weiter an, daß C (YP) nur dann eine Barriere zwischen A (ZP) und B (tZP) ist, wenn der Kopf von C distinkt ist vom Kopf der maximalen Projektion, die das Antezedens nicht exkludiert, also von X: (56)
Distinktheit (vorläufige Version) X ist distinkt von Y gdw. i. X und Y nicht koindiziert sind.
Wenn Y und X koindiziert sind, ist YP laut (56i.) keine Barriere. Das ist in den Beispielen (54a, 55a) der Fall. In (54b, 55b) sind Y und X (bzw. N und V) hingegen nicht miteinander koindiziert. YP (bzw. NP) ist daher eine Barriere für Antezedens-Rektion. Betrachten wir nun ein Beispiel aus einer polysynthetischen Sprache, das die Bedingungen für Antezedens-Rektion von X°-Spuren deutlich werden läßt.
ECP und Barrierentheorie
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Der Kopf einer Komplement-NP, die in eine PP eingebettet ist, kann nur an V adjungiert werden, wenn zunächst N an P adjungiert wird, und dann der komplexe Kopf N+P nach V wandert wie in (57') dargestellt. Die X°-Bewegung in (57'') verletzt hingegen das ECP ((57) stammt aus dem Grönländischen Eskimo (vgl. Baker und Hale 1990, Bsp. (6)), zu weiteren Beispielen dieses Typs aus dem Mohawk, s. Baker 1988a:90 ):19 (57)
Qaqqa-nu-kar-put Berg-zu-gehen-3PS. 'Sie gingen in die Berge.'
19 Die grundlegende und nicht unumstrittene Idee hinter dieser Inkorporationsanalyse ist, daß viele Wortbildungsprozesse durch Inkorporation in der Syntax erfolgen, d. h. durch Adjunktionsbewegung eines X°-Elements an eine andere X°-Kategorie. Im Rahmen dieser Inkorporationsanalyse unterliegen X°-Bewegungen klassischen syntaktischen Beschränkungen wie etwa dem ECP. Diese Kernidee kommt in (i) zum Ausdruck (Baker 1985b, 1988a:13) : Mirror Principle (i) Morphologische Derivationen müssen direkt syntaktische Derivationen reflektieren (und vice versa). Die Motivation für Bakers Hypothese 'syntaktisch gebildeter' Wörter entstpringt u. a. der Beobachtung, daß in agglutinierenden und polysynthetischen Sprachen bei Nomeninkorporation nur Subjekte von ergativen Verben und Objekte von transitiven Verben in das Verb inkorporiert werden können, nicht aber die Subjekte von transitiven Verben. Hieran zeigt sich nach Baker (1988a), daß das ECP die Möglichkeiten der Inkorporation beschränkt. In einer Struktur wie *[IP [NP tN] [VP N+V]] kann das inkorporierte transitive Subjekt seine Spur nicht c-kommandieren, folglich also nicht antezedens-regieren. Die Struktur verletzt daher das ECP und ist deshalb ungrammatisch. Diese syntaktische Analyse wird von "Lexikalisten" wie z. B. Di Sciullo und Williams (1987:47) kritisiert. Sie behaupten, daß Wörter generell unzugänglich für syntaktische Operationen sind. Di Sciullo und Williams vertreten die Auffassung, daß die erwähnte Subjekt-/Objektasymmetrie nicht auf ECPEffekte hinweist, sondern lediglich eine Folge der Tatsache ist, daß Nomeninkorporation ein 'morphologischer' Prozeß ist, der auf die Argumentstruktur bzw. den Lexikoneintrag des Verbs angewandt wird, und in diesem befinden sich nun einmal nicht Subjekte (und Adjunkte, aus denen Inkorporation ebenfalls nicht erfolgen kann - worauf Bok-Bennema und Groos (1988:35f.) im gleichen Zusammenhang hinweisen), sondern nur Objekte. Das Lexikon ist nun aber genau der Ort, an dem die Morphologie operiert. Di Sciullo und Williams (op. cit. S. 67) weisen weiter darauf hin, daß man erst dann überzeugend gezeigt hat, daß Nomeninkorporation ein syntaktischer Prozeß ist, wenn man Beispiele finden kann, in denen ein Objekt in ein Verb inkorporiert wurde, ohne daß es von dem betreffenden Verb eine θ-Rolle erhält. Eine solche Möglichkeit sollte die syntaktische Analyse Bakers zulassen, nicht aber die lexikalistische Analyse von Di Sciullo und Williams. Betrachten wir das folgende Beispiel aus Baker (1988a:136): (ii) Kao man-ekspekta hao pära un ma'-ayuda Q APASS erwartest du IRREAL-2S-PASS-helfen ('Jemanden-erwartest du dir zu helfen?') In dieser ECM-Konstruktion aus dem Chamorro ist das Subjekt des eingebetteten Satzes in das Matrixverb inkorporiert worden. Das Beipiel zeigt, daß nicht nur strukturelle Objekte inkorporieren können, wie es von Di Sciullo und Williams prognostiziert wird, sondern daß ein Subjekt, das nicht zur Argumentstruktur des ECM-Verbs gehört, an dieses adjungiert werden kann. Beispiel (ii) scheint also Evidenz für die Korrektheit der Auffassung zu liefern, daß Wörter durch syntaktische Operationen gebildet werden. Zur Diskussion der Rolle von Morphologie und Syntax in Bakers Theorie, besonders des Mirror Principle, vgl. u. a. Grimshaw (1986), Baker (1988c, 1988d), Farmer (1989:255ff.), Rosen (1990a).
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(57')
(57'')
... VP V
... * VP
PP V N
P
V NP
P
tN
N
PP V
P
NP tN
Das nächste Beispiel aus dem Niueanischen, einer polynesischen Sprache, die auf der im Südpazifik westlich der Cook-Inseln liegenden Insel Niue gesprochen wird, belegt, daß es die in (57'') dargestellte Möglichkeit für N-nach-V bei der relevanten zugrundeliegenden Struktur nicht gibt (Baker 1988a:85, Baker und Hale 1990): (58)
* Ne tutula tagata a au [PP ke he [NP tN]] Prät-sprechen-Leute Abs-ich mit 'Ich habe Leute-gesprochen mit.'
In (58) ist N in einem Schritt an das Verb gewandert. Diese Bewegung verletzt das ECP bzw. den Head Movement Constraint (HMC) (vgl. Travis 1984, Chomsky 1986a, Baker 1988a). Man beachte, daß sowohl in (57') als auch in (57'') sämtliche Spuren an jedem Schritt der Derivation c-kommandiert sind (vgl. (21)). Entscheidend ist, daß PP nur in (57'') eine Barriere für die Antezedens-Rektion der Spur tN ist. Erneut können wir zur Erklärung des Kontrastes auf den Gedanken rekurrieren, daß C (PP) nur dann eine Barriere zwischen A (N°) und B (tN) ist, wenn der Kopf von C distinkt ist von dem Kopf der maximalen Projektion, die das Antezedens enthält, also von V. Der Kopf von C (P) ist nun gemäß der Repräsentation in (57') nicht-distinkt von V, weil er ein Teil des komplexen V-Kopfes N+P+V ist. Dies ist in (57'') nicht der Fall. Tatsächlich handelt es sich also bei den beiden Möglichkeiten, Barrieren zu neutralisieren, nur um unterschiedliche Wege, Nicht-Distinktheit zwischen relevanten Köpfen zu erreichen. Die zweite Möglichkeit, die Nicht-Distinktheit von Köpfen gewährleistet, ist in (60ii.) formuliert. (59i) ist die Definition der Minimalitätsbarriere: (59)
Barriere (vorläufige Version) D ist die nächste maximale Projektion, die A nicht exkludiert. Dann ist C eine Barriere zwischen A und B gdw. C eine Xmax ist, die A exkludiert und B inkludiert, und i. der Kopf von C ist distinkt vom Kopf von D und selegiert eine XP, die B ist oder B nicht exkludiert.
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Distinktheit (endgültige Version) X ist distinkt von Y gdw. i. X und Y nicht koindiziert sind, oder ii. kein Teil von Y Teil einer Bewegungskette ist, die X enthält.
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In Baker (1988a) werden die sich aus (60) ergebenden zwei Nicht-DistinktheitsRelationen, also Koindizierung zwischen X und Y wie in (54a, 55a) und X°-Bewegung wie sie in (57) vorliegt, als "Inkorporations"-Phänomene angesehen. Im Gegensatz zur in (57) vorliegenden overten Inkorporation bezeichnet er die zweite Variante als "abstrakte Inkorporation" oder "Reanalyse". In diesem Fall sind die barrierenneutralisierenden Effekte von Inkorporation vorhanden, ohne daß Inkorporation auf morpho-syntaktisch sichtbare Weise erfolgt ist, denn Inkorporans und Inkorporandum erscheinen in der overten Syntax in einer diskontinuierlichen Form. Das bedeutet dann, daß für die Koindizierung in (54-55) die gleichen Lokalitätsbeschränkungen gelten wie für die overte X°-Bewegung in (57-58). Die empirische Generalisierung lautet tatsächlich, daß XPExtraktion genauso wie overte N°-Inkorporation in polysynthetischen Sprachen aus Subjekt-NPs (vgl. aber Kapitel 5 zu einigen Ausnahmen), Dativ-NPs bzw. indirekten Objekten und XPs in Adjunktionsposition unmöglich ist. Letztlich bleiben also nur Kontexte wie (54-55), in denen Inkorporation prinzipiell lizensiert ist.20 Ich übernehme in dieser Arbeit die Grundidee, daß "Koindizierung" oder "abstrakte Inkorporation" Barrieren öffnet. In Kapitel 5 und 6 werde ich den Versuch machen, dieses Konzept in das von Chomsky (1993) entwickelte minimalistische Syntaxprogramm zu integrieren, was letztlich auch zu einer Neuinterpretation beider Inkorporationsprozesse führt. Dies ist allerdings im Augenblick, wo es ausschließlich um die Erläuterung der Wirkungsweise der Barrierendefinition geht, nicht weiter relevant. Im Zusammenhang mit der Diskussion der Beispiele (54-55) und (57-58) habe ich den barrierentheoretisch relevanten Begriff der Selektion noch nicht erwähnt (s. (59i)). Man beachte, daß sich in diesen Beispielen gemäß (61i) die relevante Spur stets in einer Phrase befindet, die von dem Kopf von C selegiert wird. Beispielsweise selegiert P in (57-58) gemäß (61i) NP. (61)
Selektion A selegiert B gdw. (i), (ii) oder (iii) gilt: i. A weist B eine θ-Rolle zu. ii. A ist ein funktionaler Kopf (C°, Agrs°, T°, Agro°) und B ist das phrasenstrukturelle Komplement. iii. A ist Agr° (Agrs oder Agro) und B ist Spec AgrP.
Im gegenwärtigen Zusammenhang ist es lediglich von Bedeutung, darauf hinzuweisen, daß eine XP nur dann als Barriere zwischen einem Antezedens und seiner Spur fungieren kann, wenn ihr Kopf entweder unmittelbar die durch eine XP-Spur besetzte Position selegiert, oder wenn ihr Kopf eine Phrase selegiert, die die Spur nicht exkludiert wie in (54-55) und (57-58). Dieser Aspekt wird u. a. im Zusammenhang mit W-Bewegungsdaten im nächsten Abschnitt eine entscheidende Rolle spielen. 20 Was strukturelle Ursachen hat (vgl. Fn. 17 und auch Kapitel 5 und Kapitel 7). Im Deutschen sind Subjekte (i), Dativ-NPs (ii) genauso wir gescrambelte Akkusativ -NPs (iv), die in ihrer Basisposition transparent sind (iii), Inseln für Extraktion: (i) * Von Tom hat [ein Bruder t] dem Hans ein Buch von Chomsky gekauft (ii) * Von Tom hat jemand [dem Bruder t] ein Buch von Chomsky gekauft Über Chomsky hat jemand dem Bruder von Hans [ein Buch t] gekauft (iii) (iv) * Über Chomsky hat [ein Buch t] jemand dem Bruder von Hans gekauft
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Nicht jede Koindizierungsrelation zwischen zwei Köpfen stellt einen Fall "abstrakter Inkorporation" dar, obwohl sie laut (60) den gleichen barrierenneutralisierenden Effekt hat. Dies ist im Zusammenhang mit (61ii) entscheidend. In Abschnitt 1.2 habe ich bei der Diskussion infiniter Konstruktionen dafür argumentiert, daß es aus empirischen und konzeptuellen Gründen plausibel ist, anzunehmen, daß Selektion uniform ist. Weil Argument-CPs, unabhängig davon, ob sie als finite Sätze oder Infinitive realisiert werden, die gleiche propositionale θ-Rolle vom Verb erhalten, folgt ihr uniformer kategorialer Status daraus, daß 'Selektion' auf S-Selektion reduziert werden kann. In gleicher Weise kann man nun davon ausgehen, daß C° im Infinitiv wie auch im finiten Satz uniform ein AgrsP-Komplement selegiert. Das Gleiche gilt für die Relation zwischen T° und AgroP und Agro° und VP . Diese Idee wird in (61ii) zum Ausdruck gebracht. (61ii) stellt einen Spezialfall der Selektion dar, der die funktionalen Kategorien erfaßt (vgl. Baker 1988a, Ouhalla 1991). Da C°, Agrs°, T° und Agro° obligatorisch transitiv sind, erhält man in Infinitiven wie in finiten CPs stets ein und dieselbe Satzstruktur. Im Zusammenhang mit (61ii) gehe ich nun ferner davon aus, daß ein funktionaler Kopf, der sein Komplement selegiert, infolge der Selektion mit dem Kopf des selegierten Komplements koindiziert ist, weil der selegierende Kopf den morphologischen Gehalt des Kopfes der selegierten Phrase überprüft. Wichtig ist, daß es sich hierbei um eine besondere Eigenschaft der selegierenden, funktionalen Kategorien (C°, Agrs°, T° und Agro°) handelt, und daß die entsprechende Koindizierung im Zusammenhang mit lexikalischen Kategorien nicht Ergebnis des Selektionsprozesses ist (61i), andernfalls ließen sich die Kontraste in (54) und (55) nicht erklären. In den Spezifikator von Agro oder Agrs können nur NPs bewegt werden, deren Kongruenzmerkmale mit den betreffenden Merkmalen von Agr (=Agro oder Agrs) übereinstimmen, und die betreffenden AgrPs tolerieren nur NPs mit dem jeweils kompatiblen Kasus. Diese Spezifikator-Kopf-Relation unterscheidet sich zwar von Komplement-Selektion im Zusammenhang mit funktionalen Köpfen, sie beinhaltet aber ebenfalls die Überprüfung von Elementen und ihren spezifischen morphologischen Eigenschaften (Person, Numerus, Genus, Kasus (vgl. Abschnitt 5.2.1)). Sie kann daher auch als eine Selektions-Relation aufgefaßt werden. Welche Konsequenzen hat dies nun für Bewegungsprozesse? Traditionell gesprochen hat die Koindizierung von C°, Agrs°, T°, Agr° und V° zur Folge, daß weder IP noch VP eine Barriere für Bewegung darstellen.
2.3.2 Scrambling, W-Bewegung und Minimalitätsbarrieren Rufen wir uns noch einmal die in der Barrierendefinition (59i) formulierte Idee ins Gedächtnis. Die Definition sagt aus, daß ausschließlich eine maximale Projektion eine Barriere sein kann, und daß sie, um tatsächlich als Barriere zu gelten, das Antezedens exkludieren und das abhängige Element inkludieren muß. Gemäß (59i) ist eine XP unter dieser Voraussetzung nur dann eine Barriere zwischen zwei Elementen, wenn Distinktheit zwischen zwei Köpfen vorliegt, dem Kopf der maximalen Projektion, die das Antezedens nicht exkludiert, und dem Kopf der potentiellen Barriere, der das abhängige Element
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selegiert oder eine Kategorie, die das abhängige Element nicht exkludiert.21 Betrachten wir zur Illustration ein Beispiel, in dem das Objekt in eine Position vor das Subjekt (an AgrsP) gescrambelt wurde: (62)
weil das Radioi keiner ti' ti reparieren kann
Die Zwischenspur des Objekts in AgroP (ti' ) ist durch keine Barriere von ihrem Antezedens getrennt, weil Agrs°, also der Kopf der das Antezedens nicht exkludiert, T° und Agro° (die Köpfe, die eine Projektion selegieren, in der sich die Spur befindet) miteinander koindiziert und somit nicht distinkt sind. Agro° ist ferner wegen (61ii) mit der Kopf-Position in der VP-Schale koindiziert, in die sich das Verb in der overten Syntax bewegt. Wegen (60ii) ist die untere VP daher keine Barriere für Antezedens-Rektion der Ausgangsspur durch die Zwischenspur. Kopf-Rektion der Ausgangsspur liegt bereits vor, wenn sich das Verb in der Basisposition befindet, und bleibt "erhalten", wenn sich das Verb in höher gelegene Positionen bewegt. Wegen (60ii) überquert es bei seiner Bewegung in die X°-Position der VP-Schale keine Barriere. Betrachten wir nun ein Beispiel, das durch das ECP ausgeschlossen werden muß. In Sprachen wie dem Deutschen oder Niederländischen kann Scrambling bekanntlich nicht aus finiten Sätzen erfolgen. Für Sprachen wie Hindi, Japanisch oder Persisch gilt diese Beschränkung nicht. Worauf die betreffenden Unterschiede zurückgeführt werden können, werde ich in Kapitel 6 ausführlich diskutieren. Wie kann man nun ausschließen, daß das θ-regierte Objekt in (63b) in den finiten Satz gescrambelt wird? In (63b-c) liegt eine ECP-Verletzung vor. (63) a. Er hat geglaubt [CP[AgroP das Problem ti gelöst]j hat noch keiner tj] b. * Er hat das Problemi geglaubt [CP[AgroP ti' ti gelöst]j hat noch keiner tj] c. * Ich hörte, daß er das Problemi glaubte [CP daß noch keiner [AgroP ti' ti gelöst hat]] An (63b) läßt sich der Effekt demonstrieren, den (61iii) für NP-Scrambling hat. Angenommen das eingebettete Objekt ist an die Matrix-VP adjungiert. VP exkludiert das Problem also nicht und ist daher keine potentielle Barriere. AgroP exkludiert hingegen die NP und inkludiert ti'. Das Matrixverb ist nicht mit Agro° koindiziert. AgroP ist somit eine Barriere zwischen der gescrambelten NP und ti', weil die V°-Position im Matrixsatz (also der Kopf der maximalen Projektion, die das Antezedens nicht exkludiert) distinkt ist von Agro (also dem Kopf, der die Position selegiert, in der sich ti' befindet). CP ist hingegen keine Barriere. Der Grund hierfür ist, daß C° den Spezifikator nicht selegiert 21 Aus der bislang geführten Diskussion ergibt sich, daß es sich bei dem "abhängigen Element" um eine Spur handelt, die antezedens- bzw. kopf-regiert werden muß. Betrachtet werden muß aber auch die Möglichkeit, daß es sich bei dem abhängigen Element um PRO handelt. PRO darf nach traditioneller Auffassung nicht regiert sein (vgl. hierzu auch die Diskussion in Kapitel 4, insbesondere Abschnitt 4.4.4). In einer Standardkonfiguration ...[VP V [CP [C°][AgrsP PRO ...]]] ist PRO gemäß (59) nicht regiert. Ein potentielles Regens ist das Matrixverb. CP ist aber eine Barriere zwischen V und PRO, denn CP exkludiert V und inkludiert PRO. Der Kopf von CP selegiert IP, und IP exkludiert PRO nicht. Entscheidend ist nun, daß der Kopf von C° distinkt ist von V. CP ist daher eine Barriere zwischen V und PRO.
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(vgl. (59i) und (61ii-iii)) (Auf die Rolle von Zwischenadjunktion bei Bewegung gehe ich im nächsten Kapitel ein).22 Damit sind wir bei den Extraktions-Fällen angelangt, für die lange Bewegung aus finiten Sätzen generell zugelassen werden muß. Laut (59i) kann eine maximale Projektion, die das Antezedens exkludiert und die Spur inkludiert, dann keine Barriere zwischen dem Antezedens und der Spur sein, wenn der Kopf dieser maximalen Projektion die Position nicht selegiert, in der sich die Spur befindet. Dies garantiert, daß sukzessivzyklische Bewegung durch Spec CP erfolgen kann, ohne daß CP eine Barriere für die Bewegung ist: (64) (65)
[CP Whyi [C°1 do] you think [CP ti' [C°2 that] John left ti]] [CP Warumi [C°1 glaubst] du [CP ti' [C°2 daß] er ti lügt]]
In (64-65) ist der Matrix C°-Kopf distinkt vom C°-Kopf des eingebetteten Satzes. Das Matrixverb und C°2 sind nicht miteinander koindiziert, weil der eingebettete Satz nicht gemäß (61ii) selegiert ist. Wenn C°2 seinen Spezifikator selegieren würde, wären die Adjunktzwischenspuren in (64-65) unerwünschterweise durch eine CP-Barriere von ihrem Antezedens getrennt, und man würde erwarten, daß in Konstruktionen wie (64-65) lange Adjunktbewegung das ECP und lange Argumentbewegung Subjazenz verletzen sollte. Entscheidend ist, daß C°2 Spec CP nicht selegiert. Aus diesem Grund kann laut (59i) CP nicht als Barriere zwischen dem W-Element im Matrixsatz und der Zwischenspur fungieren. Warum ist die Matrix-VP, -AgroP, -TP oder Matrix-AgrsP keine Barriere? Diese Projektionen exkludieren zwar das W-Element und inkludieren auch die Spur in Spec CP, und sie selegieren ferner auch alle eine Projektion die ti' nicht exkludiert, aber ihre Köpfe sind mit C°1 koindiziert und daher nicht distinkt von C°1, dem Kopf D laut (59i). Diese Erklärung hat nun u. a. die wünschenswerte Konsequenz, daß in Beispielen wie (13c) und (35a) (hier wiederholt als (66)) keine Barriere überschritten wird: (66) a. b.
Wiei hat [IP [CP ti' das Haus ti anzustreichen]j [IP niemand tj versucht]] Wasj hat der Meister [CP tj'' [AgroP tj' [tj zu reparieren]]]i dem Lehrling wahrscheinlich nicht ti erlaubt
Die Komplementsätze in (66) befinden sich in einer Adjunktionsposition. Sätze in Adjunktionsposition fallen normalerweise unter Huangs (1982) CED (Condition on Extraction Domain), die besagt, daß Phrasen Extraktions-Inseln sind, wenn sie sich in einer nicht-θ-regierten Position befinden. Die Beispiele in (66) zeigen jedoch, daß CP in einer solchen Position nicht per se eine Bewegungsinsel sein kann. Man muß also zunächst Extraktion aus (strukturellen) Adjunkten über Spec CP zulassen, und dann die Extraktionsmöglichkeiten durch weitere Beschränkungen reduzieren. Diesen Schluß 22 Man beachte, daß Beispiele wie (i-ii) ebenfalls ausgeschlossen sind, weil AgroP eine Barriere ist, während in (ii) die eingebettete VP und AgroP als Barriere fungiert (vgl. hierzu auch Fn. 24 und Kapitel 5, Fn. 29): (i) * Welches Radio glaubst du [t' t repariert] hat noch keiner tAgroP (ii) * Wofür glaubst du [ihm Geld t gegeben] hat sietAgroP
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rechtfertigen auch Daten aus dem Englischen.23 Aus (59i) folgt nun, daß in (66) weder eine ECP- noch eine Subjazenzverletzung vorliegt. Erneut wird die Grammatikalität dieser Beispiele dadurch garantiert, daß C° seinen Spezifikator nicht selegiert. Antezedens-Rektion der Spuren in der Spec CP-Position des gescrambelten Infinitivs kommt daher zustande.24 Betrachten wir nun noch die Asymmetrien, die sich bei W-Bewegung über W-Inseln ergeben: (67) a.?? Which problemi do you wonder [howj John could solve ti tj] b. * Howj do you wonder [which problemi John could solve ti tj] c. * Which studenti do you wonder [howj ti' could ti solve the problem tj] Im Zusammenhang mit diesen Beispielen ist der Status der Spec TP-Position relevant. Jonas und Bobaljik (1993) und Thráinsson (1993) haben dafür argumentiert, daß Spec TP eine A- bzw. Kasusposition ist. Watanabe (1993:112ff.) hat diese Auffassung kritisiert und Rizzi (1990) hat angenommen, daß es sich bei Spec TP um eine A'-Position handelt. Wenn Spec TP keine Kasusposition ist, gibt es keinen Grund, sie nicht analog zu Spec CP als eine A'- oder Non L-related Position aufzufassen, die für W-Bewegung prinzipiell zur Verfügung steht. Spec TP kann dann die Funktion übernehmen, die in Chomsky (1986a) die VP-Adjunktionsposition bei W-Bewegung gespielt hat (vgl. hierzu Kapitel 3): Sie garantiert die Möglichkeit von Antezedens-Rektion einer "tiefer liegenden" Spur. Betrachten wir einmal die Prognosen, die sich aus dieser Annahme im Zusammenhang mit 23 Insbesondere in Sätzen, in denen Adjunkte nicht in PPs eingebettet sind, sind Argumentextraktionen aus basisgenerierten Adjunkten häufig akzeptabel (Daten aus Chomsky 1986a, Jones 1986, Baltin 1987): Who did Mary send John into the office [to talk to t] (i) (...) Who did John give away all his possessions [to impress t ] (ii) Which meeting were they too angry [to hold t ] (iii) Who was he too angry [to visit t] (iv) (v) * Who did they leave [before meeting t] In (v) und (vi-vii) werden mit PP und CP zwei Barrieren überschritten: (vi) * Wie bist du nach Hause gegangen [PP um [CP t das Haus anzustreichen]] (vii) * Was ist der Meister in die Werkstatt gegangen [PP um [CP dem Lehrling t zu sagen]] Um Argumentextraktion in Kontexten wie (v, vi-vii) auszuschließen, kann man nicht auf die Idee rekurrieren, daß Argumentzwischenspuren in Sätzen, die sich in adjungierter Position befinden, nicht tilgbar sind (vgl. hierzu Jones 1986), denn bei LF-Extraktion von Argumenten aus Adjunkten sind die entsprechenden Verletzungen nicht zu beobachten (vgl. Chomsky 1986a). Zur Erklärung der Daten scheint daher der Rekurs auf eine Subjazenzverletzung unvermeidlich zu sein. 24 Es stellt sich die Frage, ob diese Erklärung nicht auch ungewollterweise ungrammatische Konstruktionen zuläßt. Was ist z. B. mit Sätzen die nach Spec CP verschoben werden? Extraktion aus ihnen sollte nicht blockiert werden (Bsp. (i-iii) aus Sternefeld 1989): Wer glaubst du [CP1 [CP2 t'' sei t' t schwanger] habe Maria tCP2 gesagt] (i) (ii) * Was glaubte Hans [CP1 [CP2 t'' ihm dafür t' t zu geben] habe sie nicht tCP2 versucht] (iii) * Ich weiß nicht wem Hans glaubte [CP1 [CP2 t'' t' t dafür Geld zu geben] habe sie nicht tCP2 gestattet] (iv) * Diese Sätze glaube ich [CP1 [CP2 t'' daß er t' t ablehnt] hat Gerd tCP2 gesagt] (v) [CP2 Wen Hans glaubt [t'' daß Becker t' t besiegen wird]] weiß ich nicht tCP2 Was glaubst du [CP1 [CP2 t zu lesen] habe tCP2 jeden frustriert ] (vi) Angesichts dieser Beispiele muß man davon ausgehen, daß in den entsprechenden Konstruktionen weitere, unabhängige Beschränkungen relevant sind. Möglicherweise muß der C°-Kopf von CP1, in deren Spezifikator sich die topikalisierte CP2 befindet, mit CP2 "kongruieren".
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den Beispielen (67) ergeben. In (67a) ist das Objekt durch die eingebettete Spec TPPosition bewegt worden: (68)
??Which problemi ...[howj ...[TP ti' [VP... ti ...]] tj]
Die Zwischenspur [+γ]-markiert die Ausgangsspur, die somit nicht das ECP verletzt. Es ist irrelevant, ob sich letztere in VP oder AgroP befindet. Die Uniformitätsbedingung verbietet, daß diese Spur getilgt wird, wenn man davon ausgeht, daß auf LF eine Operator-Variable-Kette vorhanden sein muß. Folglich muß ti antezedens-regiert werden. Das Objekt bewegt sich dann über zwei Barrieren (AgrsP und CP laut (59i); man beachte, daß TP keine Barriere ist, weil T° seinen Spezifikator nicht selegiert), was eine Subjazenzverletzung zur Folge hat. Die Spur ti' wird gemäß der Bedingungen für legitime LF-Objekte auf LF getilgt. In (67b) ist demgegenüber das ECP verletzt. (Entweder weil Adjunktzwischenspuren nicht tilgbar sind, oder weil aufgrund der Position, in der das Adjunkt basisgeneriert wird, erst gar keine Zwischenspur in Spec TP erzeugt wird.) Wenden wir uns nun (67c) zu. Was auch immer Bewegung aus einer A- in eine A'- und APosition verhindert, in (67c) ist Subjektbewegung über Spec-TP nach Spec AgrsP ausgeschlossen, denn diese Bewegung stellt einen Fall von "Improper Movement" dar. Das Subjekt muß sich also direkt nach Spec AgrsP bewegen. Aus dieser Position bewegt es sich weiter in den Matrixsatz: (69)
* Which studenti ...[howj ...[AgrsP ti' [VP... ti ...]] tj]
Die untilgbare Zwischenspur in Spec AgrsP verletzt das ECP. Erneut sind AgrsP und CP laut (59i) Barrieren zwischen dem W-Element und der Spur. Im Italienischen, wo lange Subjektbewegung aus der invertierten Position (vgl. die Diskussion zu (24-25)) erfolgen kann, sollte hingegen Spec TP als Zwischenlandeposition für ein extrahiertes Subjekt fungieren können (Rizzi 1990:73): (70) a. ? Che problema non sai [come [potremo risolvere t t]] 'Welches Problem weißt du nicht wie wir lösen könnten.' b. * Come non sai [che problema [potrema risolvere t t ]] c. ? Che studente non sai [come potremo risolvere t t] (70')c. ? Che problemai ...[come [AgrsP pro ... [TP ti' [VP [VP ...]ti ]]]] Die Beispiele (70a-b) können genauso erklärt werden wie (66a-b). In (70c) kann das Subjekt jedoch im Unterschied zu (66c) durch Spec TP wandern. Die Spur in TP-Spec [+γ]-markiert die Ausgangsspur des Subjekts in der VP-Adjunktionsposition. Da die Zwischenspurtilgung auf LF erfolgt, liegt in (70c) keine ECP-Verletzung vor.25 25 Argumentextraktionen aus sententialen NP-Komplementen verletzen ferner Subjazenz, während Adjunktextraktionen in diesen Kontexten ECP-Verletzungen auslösen (Lasnik und Saito 1984, Bsp. (120)): (i) * Whyi do you believe [NP the claim [CP ti'' that [IP John [TP ti' left ti]]]] (ii) ?* Whati do you believe [NP the claim [CP ti'' that [IP John [TP ti' bought ti]]]] Gemäß (59) ist NP eine Barriere zwischen dem lang bewegten W-Element und der Zwischenspur in
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Ein weiterer Fall von Subjekt-Extraktion ist in diesem Zusammenhang einschlägig. Chomsky (1986b:21) hat darauf hingewiesen, daß sich Small Clause26 Subjekte hinsichtlich ihrer Extrahierbarkeit wie Komplemente verhalten (Matrix-AgroP Position nicht repräsentiert): (71) (72)
?Who did they wonder [CP whether PRO [TP t'' to [VP consider [AgraP t' [AP t intelligent ]]]]] ??Diesen Typen weiß ich nicht [CP warum Barabara [TP t'' [VP [AgraP t' [AP t toll]] tv ]] findetv]
Die Bewegung der W-Phrase in (71-72) kann nicht durch Spec CP gehen, denn diese Position ist bereits besetzt (vgl. auch die Ungrammatikalität von Adjunktextraktionen über whether (42); s. auch Fn. 11, Bsp. (ii)). Diese Beispiele zeigen erneut, daß im Zusammenhang mit W-Inselüberschreitungen von Argumenten, in denen die Bewegung durch Spec TP erfolgen kann, lediglich eine Subjazenzverletzung resultiert. Ganz unabhängig davon, ob das W-Element in der overten Syntax durch die AgroP-Position des Matrixsatzes bewegt wird oder nicht, (71) stellt keinen Fall von "Improper Movement" dar. Antezedens-Rektion der Spur t' in der Subjektposition des Small-Clause liegt also vor. Daß Spec TP als Zwischenlandeposition prinzipiell zur Verfügung steht, liefert überdies eine Erklärung dafür, daß VP-Topikalisierung über W-Inseln nur leichte Subjazenzverletzungen zur Folge hat (Chomsky 1986a:20): (73) a. ? Fix the car, I wonder whether he will b. ??[t besucht] weiß ich nicht wen er hat Die Ausgangsspur wird von der Zwischenspur in Spec TP, die auf LF getilgt wird, [+γ]markiert. Aus diesem Grund liegt in (73) keine ECP-Verletzung vor. Bislang habe ich lediglich die Rolle der eingebetteteten TP-Spec Position als Zwischenlandeposition für Bewegung untersucht. Bei langer Bewegung sollte die Matrix Spec TP Position ebenfalls Zwischenspuren enthalten. Empirische Evidenz für die Korrektheit dieser Prognose liefern Beispiele wie (74) (Barss 1986, 1988): Spec CP. Der Kontrast in (i-ii) ist daher erwartet, weil Adjunktzwischenspuren nicht getilgt werden können. 26 Ich gehe im Unterschied zu Williams (1983) davon aus, daß Small Clauses Konstituenten sind, die strukturelle Subjekte aufweisen. Wenn man dies akzeptiert, dann ergibt sich natürlich auch die Frage, von welcher Kategorie sie sind. Ob es sich bei ihnen um IPs - möglicherweise ohne Infl-Knoten (vgl. Chomsky 1981:107f., Hornstein und Lightfoot 1987, Chung und McCloskey 1987) - um CPs (Pesetsky 1984, Kitagawa 1985b, Coopmanns 1990), oder ob es sich bei ihnen um Projektionen handelt, die von der gleichen Kategorie sind wie ihr Prädikat (Stowell 1981, 1983, 1991, Chomsky 1981:169, Contreras 1987, Sternefeld 1990). Ich folge hier Chomsky (1993:12), der davon ausgeht, daß (Argument-) Small Clauses eine Agr-Projektion aufweisen, in die sich das Subjekt bewegt, um seine Kongruenzmerkmale zu überprüfen, Es wandert dann weiter in eine Spec AgroP-Projektion im Matrixsatz. ECM-Konstruktionen berücksichtige ich hier nicht. Im Rahmen eines differenzierteren Kettenbegriffs, den ihre Analyse erfordert (vgl. Chomsky und Lasnik 1993:563f.), lassen sich Extraktionen von ECM-Subjekten über W-Inseln, die vom Grad ihrer Abweichung her vergleichbar sind mit (71-72) und Objektextraktionen über W-Inseln (sie liefern Subjazenzeffekte, vgl. u. a. Branigan 1992:105), unter die bereits formulierten Beschränkungen subsumieren.
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(74) a. * Johnk wonders [where [Mary bought pictures of himselfk ]] b. ??[Which pictures of himselfk]i does Johnk ti'' wonder [where [Mary ti' bought ti]] Die Anapher kann weder in ihrer Basisposition gebunden werden (74a) noch in der intermediären Spec CP Position, denn diese ist durch where besetzt. Die Erklärung für die relativ schwache Grammatikalitätsabweichung von (74b) ergibt sich daraus, daß die extrahierte W-Phrase eine Spur (t i '') in der Spec TP Position des Matrixsatzes hinterlassen hat, in einer Position also, in der die Anapher vom Matrixsubjekt gebunden werden kann. Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß (59i) und die Annahme, daß WBewegung durch Spec TP erfolgt, die für W-Extraktion und NP-Scrambling elementaren Generalisierungen herzuleiten gestatten. Weitere Insel-Verletzungen im Zusammenhang mit (59i), wie sie z. B. bei der Extraktion aus Subjekten auftreten, werde ich in Kapitel 5 diskutieren.
2.3.3 Adjunktbarrieren, Adjazenz und P-Stranding Im vorangegangenen Abschnitt habe ich im Rahmen der Diskussion von Beispielen, in denen Extraktion aus Sätzen möglich ist, die sich in Adjunktionsposition befinden, dafür argumentiert, daß eine Barrierendefinition Extraktion aus Adjunkten nicht a priori ausschließen darf, zumindest nicht in solchen Fällen, in denen die entsprechende Bewegung aus dem Adjunkt durch die Spec CP-Position geht: (66) a. b.
Wiei hat [IP [CP ti' das Haus ti anzustreichen]j [IP niemand tj versucht]] Wasj hat der Meister [CP tj'' [AgroP tj' [tj zu reparieren]]]i dem Lehrling wahrscheinlich nicht ti erlaubt
Baker (1988a) hat nun allerdings diskutiert, daß N°-, V°- oder P°-in-V° Bewegung aus Adjunkten in polysynthetischen Sprachen prinzipiell ausgeschlossen ist. Das Gleiche gilt für "abstrakte Inkorporation". V kann niemals mit einem Kopf innerhalb eines Adjunkts koindiziert sein. Adjunkte wie die PP in (75b) sind daher strikte Inseln für X°-Bewegung bzw. für "Koindizierung" im Sinne abstrakter Inkorporation: (75) a. Which bed did you sleepR [inR t] in New York? b. ?* Which city did you sleep in your bed [in t]? In Abschnitt 2.3.1 habe ich darauf hingewiesen, daß für Koindizierung im Zusammenhang mit abstrakter Inkorporation die gleichen Lokalitätsbeschränkungen gelten wie für die overte X°-Bewegung. Das bedeutet, daß der Kopf eines Adjunkts nie mit dem Matrixverb koindiziert werden darf. Genau diese Idee wird z. B. in Arbeiten vertreten, in denen davon ausgegangen wird, daß Extraktion aus PPs durch abstrakte P-Inkorporation ermöglicht wird (vgl. u. a. Baker 1988a:244, Johnson 1988, Zhang 1990, Müller 1991, Rigau 1992). In (75a) können das Matrixverb und die Präposition miteinander koindiziert werden, denn die PP befindet sich in einer Komplementposition. W-Extraktion aus der PP ist daher aus den gleichen Gründen möglich, aus denen auch in den Beispielen (54a, 55a) Extraktion
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aus NP erfolgen kann. In (75b) können das Matrixverb und die Präposition jedoch nicht miteinander koindiziert werden, weil es sich um eine Adjunkt-PP handelt. P-Stranding ist unmöglich, denn die Spur der w-bewegten Phrase verletzt das ECP.27 In (75b) liegt also eine andere Situation vor als in (66), wo auch Extraktion aus einem "Adjunkt" stattfindet. Der Unterschied besteht darin, daß in (66) Spec CP als Schlupfloch für die bewegte Phrase zur Verfügung steht. Die W-Bewegung in (66) ist daher im Unterschied zu (75) nicht abhängig von dem barrierenneutralisierenden Effekt, den abstrakte Inkorporation hat. Angesichts dieser Datenlage wurde in Grewendorf und Sabel (1994) dafür argumentiert, daß die Barrierendefinition zum Ausdruck bringen sollte, daß Phrasen in Adjunktionsposition zunächst einmal nur Barrieren für (abstrakte oder overte) Inkorporation sind (75b), aber nicht für Bewegungen wie in (66), die durch Spec CP gehen. Die entsprechende Funktion übernimmt (59ii): (59)
Barriere (endgültige Version) D ist die nächste maximale Projektion, die A nicht exkludiert. Dann ist C eine Barriere zwischen A und B gdw. C eine Xmax ist, die A exkludiert und B inkludiert, und i. der Kopf von C ist distinkt vom Kopf von D und selegiert eine XP, die B ist oder B nicht exkludiert. ii. A und B sind X°-Kategorien, und C befindet sich in einer adjungierten Position.
(59ii) ist die Definition der Adjunktbarriere. Mit ihrer Hilfe schließt man zunächst einmal (75b) aus. Weil die PP in diesem Beispiel in einer Adjunktionsposition basisgeneriert wird, können P und V nicht miteinander koindiziert werden. Daher sind die P- und VKöpfe zwangsläufig distinkt, und die Spur der bewegten W-Phrase verletzt laut (59i) das ECP. Man beachte erneut, daß Beispiele wie (66) von (59ii) nicht tangiert werden. Aus (59ii) folgt zwar, daß der C°-Kopf des Infinitivs zwangsläufig distinkt ist von den entsprechenden Köpfen im Matrixsatz, weil CP adjungiert ist, diese Situation liegt aber auch vor, wenn sich die CP in ihrer Basisposition befindet (vgl. z. B. Fn. 21). Das ist unproblematisch. Für Bewegung, die durch Spec CP geht, ist es folgenlos, weil C° seinen Spezifikator nicht selegiert. CP kann daher nicht als Barriere zwischen dem Antezedens und der Spur in Spec CP errichtet werden. Diesen Aspekt habe ich im vorangegangenen Abschnitt bereits erläutet. (59ii) appliziert jedoch nicht nur, wenn ein basisgeneriertes Adjunkt vorliegt wie in (75b), sondern auch dann, wenn PPs, die in ihrer Basisposition transparent sind, in eine Adjunktionsposition bewegt werden. Das ist ein erwünschtes Ergebnis, denn die Beispiele (76) zeigen, daß transparente PPs (76a) ihren transparenten Charakter verlieren (76c), wenn sie in eine Adjunktionsposition bewegt werden (vgl. van Riemsdijk 1978, Bennis 27 Im Deutschen ist bekanntermaßen nur Postposition-Stranding erlaubt, und zwar ausschließlich mit sogenannten [+R]-Pronomen (van Riemsdijk 1978, Bennis und Hoekstra 1984), wenn man von wenigen Ausnahmefällen wie etwa den Zauni ist er [ti entlang] gelaufen absieht. Zu (75b) analoge Beispiele lassen sich ebenfalls finden (cf. weil alle Leute [nach der Vorlesung / danach] gehen vs. *weil dai alle Leute [ti nach] gehen, *Ich weiß nicht woi alle Leute [ti nach] gehen).
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und Hoekstra 1984, Koster 1987 zum Niederländischen und Grewendorf 1989, 1990, Müller 1991 zum Deutschen):28 (76) a. daß dai niemand die Urlauber [ti für] entschädigte b. daß niemand [dafür]i die Urlauber ti entschädigte c. * daß dai niemand [ti für] die Urlauber ti entschädigte Dies ist das erwartete Ergebnis, denn die PP in (76c) steht in einer adjungierten Position. Die Erklärung, die für die Unmöglichkeit von P-Stranding aus basisgenerierten Adjunkten in (75) gegeben wurde, erfaßt also auch Fälle des Typs (76c). Die gleiche Erklärung kann überdies auf die in Fn. 20 erwähnten Beispiele mit Extraktion aus NPs angewendet werden ( Über Chomsky hat jemand dem Bruder von Hans [ein Buch t] gekauft vs. *Über Chomsky hat [ein Buch t] jemand dem Bruder von Hans gekauft). Man könnte nun einwenden, daß Extraktion aus PPs (und NPs) in Komplementposition nur dann möglich ist, wenn V und P (bzw. V und N) adjazent sind, daß also die lineare Abfolge der Elemente relevant ist, und daß die strukturelle Konfiguration keinen entscheidenden Einfluß hat (vgl. van Riemsdijk 1988). Ein wesentlicher Aspekt von (59ii) ist nun gerade, daß sich dieser Satz auf strukturelle Konfigurationen und nicht auf den Begriff der Adjazenz bezieht. (59ii) macht empirisch andere Prognosen als die Adjazenzbedingung. Für den Fall, daß sich NP oder PP (= βmax in (77a)) in einer adjungierten Position befinden, sei es, daß βmax in diese Position bewegt wurde (wobei dann δ nicht der Kopf von α sein kann, sondern eine XP, also δ≠α), oder in der Adjunktionsposition basisgeneriert wird (δ=α), ergibt sich aus (59ii) und der Adjazenzbedingung dieselbe Prognose, nämlich daß βmax eine Barriere ist. Eindeutig unterschiedliche Prognosen erhält man jedoch hinsichtlich Strukturen wie (77b). In (77b) sind β und α nicht adjazent. Die Konfiguration erfüllt jedoch die für Inkorporation bzw. Koindizierung zwischen beiden Köpfen strukturell erforderlichen Bedingungen, denn βmax ist ein Komplement von α (=V) und nicht adjungiert. (77) a.
b.
{αmax/α'} β max β
{αmax/α'} β max
{αmax/α'} γmax
δ
β
α
γmax γ
28 Ferner führen Spuren in extraponierbaren Konstituenten im Deutschen nicht zu Ungrammatikalität. Dies gilt insbesondere für die in Kapitel 1 erwähnten Beispiele (8-9): (i) weil daj viele Menschen [tj von] bedroht sind (ii) weil daj viele Menschen bedroht[tj von] sind (iii) weil daj viele Menschen bedroht sind [tj von] (iv) weil Tom daj oft [tj von] geträumt hat (v) weil Tom daj oft geträumt [tj von] hat (vi) ?? weil Tom daj oft geträumt hat [tj von] Dies ist erwartet, wenn Extraposition auf PF erfolgt. Anders verhalten sich allerdings PPs, die in NPs eingebettet sind. Extraposition läßt sie zu Extraktions-Inseln werden (vgl. u. a. Koster 1978, Hornstein and Weinberg 1981, Baltin 1987 zu den entsprechenden Fällen im Englischen).
ECP und Barrierentheorie
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Betrachten wir vor diesem Hintergrund, ob es unabhängige empirische Evidenz für die strukturelle Erklärung gibt. Den Ausgangspunkt für die Diskussion liefern die folgenden Daten aus Koster (1987): (78) a. b.
Waari is er naar de dokter [ti mee] gegaan? 'Wo ist er zum Doktor mit gegangen?' Waari is er [ti mee] naar de dokter gegaan? 'Wo ist er mit zum Doktor gegegangen?'
Koster (1987:180ff, 293) weist darauf hin, daß die Grammatikalität von Beispielen wie (78b) im Niederländischen belegt, daß Adjazenz zwischen Verb und Präposition keine notwendige Bedingung für P-Stranding ist. Dem ist zuzustimmen. Adjazenz im Sinne von Linearität sollte für die Bedingungen, die für P-Stranding gelten, irrelevant sein. Aus der Beschreibung von (77b) ergab sich ja gerade die Prognose, daß die strukturelle Relation zwischen Verb und Präposition relevant ist. Wie erklärt man aber nun den Kontrast zwischen (76c) und (78b)? Eine nähere Betrachtung der relevanten Daten macht deutlich, daß der wichtige Unterschied zwischen (76c) und (78b) darin besteht, daß in (76c) eine NP zwischen der Präposition und dem Verb interveniert, während es sich in (78b) um eine PP handelt. Koster gibt selbst Beispiele mit intervenierenden NPs, in denen derselbe Kontrast wie in (76a, 76c) auftritt: Waari heeft hij een prijs [ti mee] gewonnen? 'Wo hat er einen Preis mit gewonnen?' b. * Waari heeft hij [ti mee] een prijs gewonnen?
(79) a.
Aus dem Kontrast zwischen (78b) und (79b) kann man schließen, daß PPs, nicht aber NPs zwischen einer gestrandeten Präposition und dem Verb intervenieren können. Diese Generalisierung wird durch die folgenden Daten aus Grewendorf (1990) bestätigt (vgl. demgegenüber (76a, 76c): (80) a. b.
Dai hat er den Studenten auf den Kopf [ti mit] geschlagen Dai hat er den Studenten [ti mit] auf den Kopf geschlagen
Es ist naheliegend, daß die Erklärung für die unterschiedlichen Effekte intervenierender NPs und PPs auf die Struktur der zwei involvierten PPs in (78) und (80) zurückgeführt werden kann. Es gibt sogar Evidenz dafür, daß diese PPs eine Konstituente des Typs (77b) bilden. Beispielsweise ist es möglich, die zwei PPs zusammen zu topikalisieren, nicht jedoch die NP-PP Sequenz aus den Beispielen (76): (81) a. [CP Mit dem Hammer auf den Kopfi [C' hat er den Studenten ti geschlagen ]] b. * [CP Die Urlauber für den Verlusti [C' hat er nicht ti entschädigt]]
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Kapitel 2
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Ferner ist es unmöglich die Präposition zu stranden, die unmittelbar dem Verb vorangeht, wenn beide PPs realisiert werden. P-stranding ist jedoch im Prinzip möglich (82b): (82) a. * Dai hat er den Studenten mit dem Hammer [ti drauf] geschlagen b. Dai hat er [ti drauf] geschlagen Dies legt nahe, daß beide PPs in (78), (80), (81a) und (82a) eine Konstituente bilden, und daß die mit-/mee- PP in diesen Beispielen als Schwester des Verbs basisgeneriert ist, wie in (77b) dargestellt. Nur der Kopf dieser PP kann daher mit dem Verb koindiziert werden und Extraktion lizensieren. Dies erklärt die Ungrammatikalität von (82a). Unter der Annahme, daß beide PPs eine Konstituente bilden, muß man von der folgenden Struktur für (78a) und (80a) ausgehen, in der die PPs auf den Kopf und naar de doktor nach links bewegt wurden: (83) a. b.
[CP Dai [C' hat er den Studenten [auf den Kopf]j [ti mit tj] geschlagen]] [CP Waari [C' is er [naar de dokter]j [ti mee tj] gegaan]]
Daß PP-Bewegung in (78a) und (80a) im Gegensatz zu (78b) und (80b) stattgefunden hat, könnte auch der Grund dafür sein, daß (78b, 80b) "slightly more natural" klingen, worauf Koster (1987:181) hinweist. Kurzum: Es spielt keine Rolle für die Lizensierung von P-Stranding, ob mit und mee einer weiteren PP folgen wie in (78a, 80a) oder ihr vorausgehen wie in (78b, 80b). Wenn sie als Schwester des Verbs generiert werden, kann ihr Kopf im Gegensatz zu dem Kopf der tiefer eingebetteten PP abstrakt inkorporiert bzw. koindiziert werden. Die Beispiele, die Koster präsentiert, um gegen die Adjazenzbeschränkung für P-Stranding zu argumentieren, können somit als Argument für eine strukturelle Erklärung von P-Stranding bzw. als Argument für eine Inkorporationsanalyse angesehen werden.29 Es kann festgehalten werden, daß Beispiele des Typs (82a) durch die Barrierendefinition (59) ausgeschlossen werden.
2.4 Zusammenfassung Hiermit beende ich die Diskussion der Frage, unter welchen Bedingungen Spuren streng regiert sind. Im ersten Abschnitt dieses Kapitels habe ich dafür argumentiert, daß Spuren streng kopf-regiert und antezedens-regiert sein müssen. Dabei stellte sich heraus, daß im Fall von Komplementen und Adjunkten die Ausgangsspur der Bewegung streng kopfregiert sein muß, während bei Subjektextraktionen generell die kasusmarkierte Spur des Subjekts bzw. die kasusmarkierte Spur in Spec AgrsP streng kopf-regiert sein muß. Das sprachspezifische Auftreten von that-t-Effekten kann dann wie in Rizzi (1990) erklärt 29 Ich lasse offen, ob die korrekte zugrundeliegende Struktur der zwei PPs so gestaltet ist, daß die "tiefer" eingebettete PP auf den Kopf ein Komplement von N ist, oder ob eine Small Clause Struktur wie in [V' [PP [P mit] [SC dem Hammer [PP auf den Kopf]]] V] angenommen werden muß (vgl. die Diskussion in Beukema und Hoekstra 1984).
ECP und Barrierentheorie
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werden, und zwar als Folge von Kopf-Rektion der Spur in Spec AgrsP, die nur vorliegt, wenn Agrs in einer Sprache ein strenger Kopf-Regent ist. Aus der Uniformitätsbedingung ergab sich, daß ausschließlich Zwischenspuren von A'-bewegten Argumenten getilgt werden können, und daß diese Tilgung, entgegen den Annahmen von Lasnik und Saito (1984, 1992) generell auf LF erfolgt. Dieses Ergebnis folgte u. a. aus der Betrachtung von Remnant-Movement-Konstruktionen, die belegen, daß Argumentspuren erst nach der SStruktur γ-markiert bzw. antezedens-regiert werden müssen. Konstruktionen dieses Typs zeigten ferner, daß Adjunkt- und X°-Spuren an jedem Schritt der Derivation antezedensregiert sein müssen, während Kopf-Rektion an jedem Schritt der Derivation vorliegen muß. In Abschnitt 2.3 wurde das Konzept der Barriere eingeführt. Mit Baker (1988a, Kapitel 2) gehe ich davon aus, daß nur maximale Projektionen Barrieren sein können, und daß es zwei Typen von Barrieren gibt: Minimalitäts- und Adjunktbarrieren.
Die Adjunktionsbeschränkung
3
3.0 Einleitung Im vorangegangenen Kapitel habe ich anhand des ECP und der Subjazenzbedingung Lokalitätsbeschränkungen für Bewegungsprozesse diskutiert. Abgesehen von den Bedingungen für strenge Kopf-Rektion war das Konzept der Antezedens-Rektion zentral. Bei der Diskussion der Frage, wie Antezedens-Rektion gewährleistet wird, habe ich stillschweigend Bewegungsbeschränkungen unterstellt, wie z. B., daß W-Bewegung sukzessiv-zyklisch durch Spezifikatorpositionen erfolgt, und daß Scrambling weder sukzessiv-zyklische Adjunktionsbewegung ist, noch Spec CP als Zwischenlandeposition verwenden kann. Daß man derartige Voraussetzungen macht, ist aber keineswegs selbstverständlich. In der relevanten Literatur ist sowohl die Annahme gemacht worden, daß Scrambling sukzessiv-zyklische Adjunktionsbewegung ist, als auch, daß Scrambling über Spec CP und W-Bewegung über Zwischenadjunktion erfolgen kann. In diesem Kapitel setze ich mich mit diesen Auffassungen auseinander. Formuliert wird im Laufe der Diskussion die Adjunktionsbeschränkung, die besagt, daß ein Element, das in eine Adjunktionsposition bewegt wurde, nicht weiterbewegt werden kann.
3.1 Zwischenadjunktion bei W-Bewegung Eine der grundlegenden Gedanken in Kapitel 2 bestand darin, daß eine maximale Projektion α eine potentielle Barriere zwischen zwei Elementen ist, wenn sie das Antezedens exkludiert und die Spur inkludiert wie in (1): (1)
W-Phrase...[α t ...]
Im Rahmen des in Kapitel 2 entwickelten Modells habe ich z. B. diskutiert, daß α in (1) in solchen Fällen eine Barriere ist, in denen es sich um eine Adjunkt-PP handelt. Aus Chomskys (1986a) Analyse folgt jedoch zunächst einmal nicht, daß dies so sein muß. Der Grund hierfür ist, daß Chomsky aus verschiedenen theorieinternen Gründen annimmt, daß Adjunktion einer W-Phrase an α erlaubt ist. (2)
W-Phrase...[α t' [α t ...]]
In (2) exkludiert α nicht die Zwischenspur und kann daher keine Barriere zwischen t' und t sein. α kann auch keine Barriere zwischen der W-Phrase und t' sein, weil t' nicht von α
Kapitel 3
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inkludiert wird. Auf diese Weise neutralisiert Zwischenadjunktion an eine maximale Projektion deren Barrierencharakter. Wenn Derivationen wie (2) erlaubt sind, müssen eine Reihe von Restriktionen formuliert werden, damit die Lokalitätsbeschränkungen für lange Bewegung noch herleitbar sind. Chomsky (1986a:6) nimmt daher u. a. an, daß Adjunktion an Argumente ausgeschlossen ist, und daß W-Phrasen nicht an IP adjungiert werden dürfen (1986a:32). Tatsächlich liegt in seiner Theorie der Kernfall von Zwischenadjunktion (2) vor, wenn α eine VP ist, denn VP ist im Rahmen seiner Analyse eine Barriere für AntezedensRektion von t in (1). Weil VP kein Argument ist, darf nun Zwischenadjunktion erfolgen. In seiner Diskussion von Parasitic Gap-Konstruktionen (1986:65f.) macht er weiter die Annahme, daß NPs an PP- Adjunkte adjungiert werden können (vgl. hierzu Kapitel 8, Fn. 1). Im folgenden nenne ich eine Reihe von Fällen, in denen der Mechanismus der Zwischenadjunktion übergeneriert. Beginnen wir mit den Folgen von Zwischenadjunktion an PP-Adjunkte. Ohne hier auf die Details von Chomskys Barrierendefinition einzugehen (zu einigen Erläuterungen vgl. Kapitel 8), will ich nur darauf hinweisen, daß die Möglichkeit von Zwischenadjunktion bei W-Bewegung die unerwünschte Konsequenz hat, daß die Ungrammatikalität von Konstruktionen wie (3) nicht mehr hergeleitet werden kann (worauf u. a. Browning 1987:327, Johnson 1988, Coopmans 1988, 1990, Lightfoot und Weinberg 1988, Uriagereka 1988:124ff. verwiesen haben): (3)
* Who did they [VP t'''[VP leave London [PP t''[PP before [VP t' [VP meeting t]]]]]]
Es zeigt sich demnach, daß, wenn man erst einmal Zwischenadjunktion bei W-Bewegung zuläßt, man nicht umhin kommt, die Kontexte, in denen sie applizieren kann, durch zusätzliche Annahmen zu beschneiden. In Müller und Sternefeld (1993) wird hervorgehoben, daß unter der VP-Adjunktionsanalyse überdies nicht länger die Ableitung von W-Inseleffekten im Italienischen gewährleistet wird, und Browning (1987:201f.) zeigt auf, daß die Möglichkeit der VPAdjunktion Chomskys Analyse parasitärer Lücken unterminiert. Chomskys Analyse des Phänomens beruht auf der Idee, daß parasitäre Lücken lizensiert sind, wenn sich ein Nulloperator in eine Position bewegt, in der er durch keine Barriere von der "richtigen" Spur getrennt ist. Dies ermöglicht eine Erklärung der Insel-Sensitivität von parasitären Lücken in einer ganzen Reihe von Fällen (vgl. hierzu S. 276f.). Es prognostiziert aber auch unkorrekterweise die Grammatikalität von (4b): (4) a. Which paperi did you read ti [PP ei' [PP before you filed ei ]] b. * Which paperi [IP ti [VP Oi [VP disappeared [PP ei'' [PP before you could [VP ei' [VP read ei ]]]]]]] In (4b) ist der Nulloperator durch keine Barriere von der Subjektspur im Matrixsatz getrennt.
Die Adjunktionsbeschränkung
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Betrachten wir als nächstes eines der Probleme, die sich für die Herleitung des that-tEffekts ergeben.1 In Null-Subjekt Sprachen wie dem Spanischen und Italienischen kann bekanntermaßen der that-t-Effekt umgangen werden. Ich habe dies schon im vorangegangen Kapitel diskutiert. Rizzi (1982a) hat darauf aufmerksam gemacht, daß in (5) der Quantor nessuno auf LF an den Negationsmarkierer non bewegt wird, damit die unmarkierte Interpretation ermöglicht wird. Die enstprechende LF-Bewegung ist wie erwartet nur in (5b) möglich, in der Struktur also, in der das Subjekt in der invertierten bzw. Adjunktionsposition basisgeneriert wird. Nur in (5b) liegt die Interpretation mit der weiten Skopuslesart für nessuno vor, was man den Übersetzungen der Beispiele entnehmen kann. (5) a.
b.
Non voglio [che nessuno venga] 'Ich wollte nicht, daß niemand kommt.' '*Ich wollte nicht, daß jemand kommt.' Non voglio [che venga nessuno] 'Ich wollte nicht, daß jemand kommt.'
Dies belegt erneut, daß bei Subjektextraktion im Italienischen kein that-t-Effekt auftritt, wenn die Extraktion auf der S-Struktur oder auf LF aus der postverbalen Position erfolgt. Dasselbe gilt für W-Bewegung auf LF, wie die folgenden Daten aus dem Spanischen belegen (Jaeggli 1987): (6) a.
Qué dijiste [que compró quien] Was du-sagtest daß kaufte wer 'Was hast du gesagt, daß wer kaufte?' b. * Qué dijiste [que quien compró] Was du-sagtest daß wer kaufte
1
Chomsky (1986a:8) greift die Quantifier Raising-Analyse von May (1985) auf (vgl. u. a. Barss (1986:427) und Contreras (1987) zu einigen Einwänden) und führt sie als empirische Evidenz für die ja ansonsten generell unsichtbare Möglichkeit der Adjunktion an VP bei Bewegung in der overten Syntax an. Er macht allerdings selbst darauf aufmerksam, daß die Einführung des Konzepts der Zwischenadjunktion bei W-Bewegung zusammen mit dem Begriff 'M-Kommando' das Problem liefert, den that-t-Effekt im Rahmen seiner Theorie nicht länger herleiten zu können, denn Derivationen wie *Whoi do you think that [IP ti [VP ti'[VP left]]] können erzeugt werden. ti ist von der intermediären Spur in Adjunktionsposition m-kommandiert bzw. antezedens-regiert und kann [+γγ]markiert werden. Würde man statt dessen auf einen C-Kommando-Begriff für Antezedens-Rektion rekurrieren (vgl. u. a. Watanabe 1992:99), hätte man dieses Problem zwar nicht mehr, der CKommando-Begriff ist aber inkompatibel mit der vorher eingeführten Analyse von Quantifier Raising. Die Einführung des C-Kommando-Begriffs würde überdies bei einem weiteren Typ von Derivation nicht weiterhelfen: Es muß auch noch durch ein generelles IP-Adjunktionsverbot (Chomsky 1986a:32) ausgeschlossen werden, daß die W-Phrase auf ihrem Weg in den Matrixsatz an IP zwischenlandet und die Ausgangsspur [+γ]-markiert. Ob das Verbot von Zwischenadjunktion an IP in irgendeinem tiefen, kausalen Zusammenhang mit dem that-t-Effekt steht, ist allerdings sehr fraglich. Im Polnischen können W-Phrasen z. B. in der overten Syntax an IP adjungiert werden (vgl. Fn. 2), dennoch weist diese Sprache that-t-Effekte auf (Lasnik und Saito 1984). Diese Tatsache deutet erneut darauf hin, daß für das Vorliegen von that-t-Effekten fehlende Kopf-Rektion verantwortlich ist.
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Kapitel 3
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In (6a) ist die Spur von quien auf LF streng regiert. (6b) ist hingegen ungrammatisch, weil die Spur in Spec AgrsP nicht kopf-regiert, also auch nicht [+γ]-markiert werden kann. Das schon mehrfach in diesem Zusammenhang erwähnte Problem (vgl. Aoun 1985b:135, Jaeggli 1988:139) besteht darin, daß sukzessiv-zyklische Adjunktion oder Adjunktion als Zwischenschritt bei W-Bewegung eine Derivation für (5a) und (6b) lizensiert, bei der VPAdjunktion erfolgt. Die einfachste Lösung für dieses Problem besteht darin, anzunehmen, daß intermediäre Spuren in Adjunktionsposition nicht erzeugt werden können. Auf diese Weise schließt man die ungewollten Derivationen für (5a) und (6b) aus, ohne daß dies die Derivationen für (5a) und (6a) affiziert.2 In Hoekstra und Bennis (1989) werden die Beispiele in (7-8), die ich bereits im vorangegangenen Kapitel diskutiert habe, als Evidenz gegen eine VP-Adjunktionsanalyse vorgebracht. (7a) und (8a) zeigen, daß er und beaucoup an VP adjungiert werden können. Die entsprechenden W-Elemente können in den Matrixsatz, also lang bewegt werden (7b, 8b). Wenn diese Bewegung über VP-Adjunktion verlaufen sollte, stellt sich allerdings die Frage, warum (7c) und (8c) unmöglich sind. dat ik dacht [CP dat [AGRP hij er met jou [t over] correspondeerde]] (het probleem) [CP waar ik dacht [CP dat hij met jou [t over] correspondeerde]] c. * dat ik er dacht [CP dat hij met jou [t over] correspondeerde]
(7) a. b.
beaucoup lu t Il a dit [CP que Jean a de livres] er hat gesagt daß Jean hat viele gelesen von Büchern lu t de livres]]? b. [CP Combien a-t-il dit [CP que Jean a wieviele hat-er gesagt daß Jean ha t gelesen von Büchern beaucoup dit [CP que Jean a lu t de livres] c. * Il a er hat viele gesagt daß Jean hat gelesen von Büchern
(8) a.
2
Einige Autoren (vgl. Grewendorf 1988, Santorini 1991 und Bayer 1993) haben dafür argumentiert, daß in Scramblingsprachen wie dem Deutschen W-Bewegung über Zwischenadjunktion erfolgt. Mit dieser Annahme wird erklärt, daß für viele Sprecher (vgl. Müller und Sternefeld 1991 zu dieser Einschränkung) weak crossover-Effekte bei W-Bewegung in Fällen wie (i) (im Unterschied zum Englischen) nicht auftreten: (i) Ich weiß nicht [weni ti' [seinei Mutter ti sah]] Die Annahme ist, daß sich die intermediäre Spur in einer Adjunktionsposition befindet, die als APosition aufgefaßt wird. Dies hat den Effekt, daß in (i) das Bijektionsprinzip (Koopman and Sportiche 1982) nicht verletzt wird. Man beachte, daß dieses Argument für Zwischenadjunktion seine Kraft verliert, wenn sich zeigen läßt, daß es Sprachen gibt, in denen W-Phrasen gescrambelt werden können, aber in Konstruktionen wie (i) dennoch weak crossover-Effekte auftreten. Das Polnische scheint eine solche Sprache zu sein (vgl. Fn. 3). Im Polnischen bewegen sich W-Phrasen in eine IPAdjunktionsposition (cf. Borsley 1981, Toman 1982, Willim 1989:112): (ii) Jan mys´ lal/ [ z· e co Maria przeczytal/a t]? Jan dachte daß was Maria las 'Was dachte Jan, daß Maria las?' Dennoch treten weak crossover-Effekte bei W-Bewegung in den zu (i) analogen Konstruktionen auf (Willim 1989): (iii) * Nie pamietam [kogoi [jegoi matka] zobaczyla ti w Londynie] 'Ich kann mich nicht erinnern, wen seine Mutter in London sah.' Daten wie (i) liefern keine Evidenz dafür, daß Zwischenadjunktion bei W-Bewegung in der overten Syntax möglich ist.
Die Adjunktionsbeschränkung
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Unter der Analyse, die ich in Kapitel 2 vorgeschlagen habe, ist es unproblematisch, die Ungrammatikalität von Beispielen wie (7c) herzuleiten. Langes Scrambling erfolgt hier in einem Schritt und überquert eine PP, VP, IP und CP- Barriere, weil P°, V°, I° und C° distinkt vom Matrixverb sind. Wenn wir davon ausgehen, daß Adjunktionsbewegung ausschließlich in eine Ziel-, nie aber in eine Zwischenlandeposition gehen kann, treten die erwähnten Probleme nicht auf. Die eingebetteten Subjekte in (5b) und (6b) könnten beispielsweise invertiert bzw. an VP adjungiert werden. Weitere Bewegung wäre aber dann unmöglich. Wenn die Subjekte demgegenüber in einer Adjunktionsposition basisgeneriert werden wie in (5a, 6a), können sie extrahiert werden wie gewöhnliche Adjunkte. Die ungewollten Derivationen in Zusammenhang mit Nulloperator- und W-Bewegung, die den erwähnten Insel-neutralisierenden Effekt haben, wären ferner überhaupt nicht erzeugbar. Nehmen wir daher einmal an, daß eine derivationelle Beschränkung wie (9) gilt: Adjunktionsbeschränkung Bewegung kann nicht über Zwischenadjunktion erfolgen.
(9)
Diese allgemeine Formulierung macht es erforderlich, weitere Bewegungstypen im Hinblick darauf zu untersuchen, ob (9) tatsächlich empirisch adäquat ist.
3.2 Zwischenadjunktion bei weiteren XP-Bewegungen In Kapitel 2 habe ich bereits erwähnt, daß langes Scrambling ein verbspezifischer Prozeß ist: (10) a.
[CP Sicherlich [C' hat [IP [diesen Mann]i keine Frau [ti zu heiraten] versucht]]] b. * [CP Sicherlich [C' hat [IP [diesen Mann]i keine Frau [ti zu heiraten] behauptet]]]
Dieselbe Beschränkung ist im Japanischen wirksam, wo Scrambling aus finiten Sätzen möglich ist. Im Zusammenhang mit Matrixverben wie omotteiru 'denken', itteiru 'sagen' oder sinziteiru 'glauben' ist die lange Bewegung lizensiert (Ueyama 1990): John-ga [CP Mary-ga ti katta Sono hon-oi MaryNom kaufte dieses BuchAkk JohnNom 'John dachte, daß Mary das Buch gekauft hat.' John-ga [CP Mary-ga ti katta b. * Sono hon-oi MaryNom kaufte dieses BuchAkk JohnNom
(11) a.
to] omotteiru (koto) COMP denkt to] siraseta (koto) COMP sagte
Wenn man nun annimmt, daß in (10a) und (11a) die (potentiellen) intervenierenden Barrieren zwischen Antezedens und Ausgangsspur der Bewegung durch sukzessiv-zyklische
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Kapitel 3
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Adjunktion neutralisiert wurden, stellt sich natürlich die Frage, warum dieselbe Derivation in (10b, 11b) nicht ebenfalls zu einem akzeptablen Ergebnis führt. Anzunehmen, daß sie in dem einen Beispiel applizieren kann, nicht aber in einem anderen, ist mindestens so unplausibel wie die Annahme, daß in den jeweiligen Fällen Satzkomplemente von unterschiedlichem kategorialen Status vorliegen. In Kapitel 4 gehe ich ausführlich auf diesen letzten Punkt ein. Im Augenblick ist wichtig, daß sukzessivzyklische Adjunktion im Zusammenhang mit Scrambling genauso übergeneriert, wie wir es im Zusammenhang mit W-Bewegung gesehen haben. Dies belegen eine ganze Reihe weiterer Daten, die ich in Kapitel 5 diskutieren werde. Akzeptieren wir daher zunächst einmal die Annahme, daß (9) erwünschterweise (10b, 11b) ausschließt, und lassen einmal die Frage außen vor, wie (10a, 11a) lizensiert werden können, wenn es sich bei Scrambling um eine Bewegung handelt, die in einem Schritt erfolgt. Evidenz dafür, daß Scrambling durch (9) beschränkt wird, liefern Daten des Typs (12), wo das Problem an die Matrix-VP gescrambelt ist: (12)
* Er hat das Problemi geglaubt [CP[AgroP ti' ti gelöst]j hat noch keiner tj]
In Kapitel 2 habe ich erläutert, warum in diesem Beispiel die eingebettete AgroP die einzige Barriere ist, die zwischen der gescrambelten NP und ti' interveniert. Daß CP keine Barriere für Antezedens-Rektion darstellt, ist natürlich ein theorieinternes Ergebnis, das von der Barrierendefinition abhängt, die man verwendet. Wie sich in Kapitel 5 zeigen wird, ist es jedoch ein erwünschtes Resultat. Entscheidend ist, daß man, wäre sukzessivzyklische Adjunktion im Zusammenhang mit Scrambling erlaubt, den Barrierencharakter von AgroP neutralisieren könnte, indem man einfach an AgroP adjungiert, was im Rahmen jeder Theorie unerwünscht ist, denn dann sollte (12) grammatisch sein. Kiss (1987), Fanselow (1990) und Epstein (1992) haben u. a. anhand von Beispielen aus dem Ungarischen, Englischen und Deutschen darauf hingewiesen, daß ein Quantor in Adjunktionsposition festgelegten Skopus hat. Ein typisches Beispiel hierfür ist (13). Der allquantifizierende Ausdruck ist in (13a) und (13b) in eine Adjunktionsposition bewegt worden und hat in beiden Fällen engen Skopus. (13) a. b.
daß eine Frau [jeden Mann]i versucht [ti zu verwöhnen] daß ein Polizist [jeden Verbrecher]i versucht [ti festzunehmen]
Wenn sukzessiv-zyklische Adjunktionsbewegung möglich wäre, sollten die gescrambelten NPs in (13) in eine Adjunktionsposition vor das Subjekt bewegt werden können. Die Beispiele sollten somit eine Lesart aufweisen, wie sie in (14) vorliegt. In (14) kann der gescrambelte, allquantifizierende Ausdruck weiten Skopus haben: (14) a. b.
daß [jeden Mann]i eine Frau versucht [ti zu verwöhnen] daß [jeden Verbrecher]i ein Polizist versucht [ti festzunehmen]
Die Datenlage folgt erneut aus (9). Es deutet sich nun an, daß (9) eine ganz generelle Beschränkung für XP-Bewegungen ist, eine Beschränkung also, die nicht nur Scrambling, Nulloperatoren- und W-Bewegung betrifft. Ich nenne nur kurz einige weitere Zusammen-
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hänge, in denen zusätzlich in der Vergangenheit gegen sukzessiv-zyklische XP-Adjunktion argumentiert wurde. Nakajima (1991:368) weist darauf hin, daß das Verbot sukzessiv-zyklischer Adjunktion benötigt wird, um erklären zu können, daß VP-interne Adverbien zwar w-bewegt, aber nicht (über VP-Zwischenadjunktion) an IP adjungiert werden können. Wenn Quantifier Raising ein Typ von Adjunktionsbewegung ist, muß ebenfalls gewährleistet werden, daß er nicht sukzessiv-zyklisch erfolgen kann, denn andernfalls ließe sich nicht länger sein satzgebundener Charakter erklären (vgl. u. a. Williams 1986, Mahajan 1990, Cheng 1991, Lasnik und Saito 1992).3 Daß A-Bewegung über Zwischenadjunktion erfolgt, muß ebenfalls ausgeschlossen werden (vgl. hierzu Chomskys 1986a:74 Diskussion von Improper Movement), und Hestvik (1990:157f.) hat ferner ausgeführt, daß LF-Bewegung von Anaphern Lokalitätsbeschränkungen unterliegt, die mit sukzessiv-zyklischer Bewegung unvereinbar sind.4 Damit bin ich bei einem weiteren wichtigen Aspekt angelangt. 3
4
Takahashi (1993) zeigt ferner anhand zahlreicher Beispiele, daß im Japanischen, einer Sprache, in der W-Phrasen gescrambelt werden können, LF-Bewegung des gescrambelten Elements ausgeschlossen ist (zu den entsprechenden Daten, siehe Grewendorf und Sabel (in Vorbereitung)). Uneinheitliche Auffassungen gibt es bezüglich des Verhaltens von W-Elementen in den slawischen Sprachen im Hinblick auf die Positionen, die diese Elemente besetzen (vgl. u. a. Rudin 1988 und Zabrocki 1990 zu der relevanten Literatur). Die entsprechenden Konstruktionen sind allerdings mit (9) kompatibel, was sich beispielhaft an Mehrfach-Fragen im Polnischen demonstrieren läßt. Im Polnischen werden alle W-Phrasen in die satzinitale Position bewegt. Das erste W-Element besetzt Spec CP, während weitere W-Phrasen an IP adjungiert werden, wie in (i-ii) zu sehen ist (vgl. zu dieser Analyse Toman 1981, Lasnik und Saito 1984, Rudin 1988, Cheng 1991): Co komu Monika dala t t (i) was wem M. gab 'Was gab Monika wem?' (ii) [CP Co [IP komu [IP Monika ...]]] Da nur eine W-Phrase nach Spec CP bewegt wird und alle weiteren obligatorisch an IP adjungiert werden (ii), sagt die Adjunktionsbeschränkung voraus, daß lange W-Bewegung des W-Elements in Adjunktionsposition unmöglich ist. Daß diese Prognose zutrifft, belegen die Beispiele (iii-iv) (Rudin 1988:454): Co Maria chce [ zeby Janek kupil] (iii) was M. will Comp J. kauft 'Was will Maria, daß Janek kauft?' (iv) * Co komu Maria chce [ zeby Janek kupil] was wem M. will Comp J. kauft (iii) macht deutlich, daß lange Extraktion aus einem Subjunktivsatz im Polnischen möglich ist (vgl. hierzu auch Kapitel 5, Fn. 1). Allerdings kann nur ein W-Element lang bewegt werden (iv). Weil eine der beiden W-Phrasen in (iv) nach Spec CP bewegt wurde und die andere wie in (ii) in eine Adjunktionsposition, kann lediglich die W-Phrase aus der eingebetteten Spec CP Position in den Matrix Spec CP bewegt werden. Wenn Zwischenadjunktion an IP verboten ist, erwartet man, daß sich das zweite W-Element nicht sukzessiv-zyklisch aus dem eingebetteten Satz in den Matrixsatz bewegen kann. (9) schließt ebenfalls die Fälle von satzüberschreitendem "Objekt-Preposing" im Norwegischen aus, die Christensen und Taraldsen (1989:72) diskutieren, vorausgesetzt es handelt sich hierbei tatsächlich um Adjunktionsbewegung, wofür die beiden Autoren argumentieren: (i) Jens har ingen b∅ker [lese t] Jens hat keine Bücher gelesen.' (ii) * Jens har ingen b∅ker pr∅d [ä lese t] Jens hat keine Bücher versucht zu lesen.' Überdies ist im Zusammenhang mit Extraposition von Baltin (1983, Fn. 8, 1987b:591), Guéron und May (1984:15), May (1985:109ff.) und Nakajima (1989) angenommen worden, daß sie nicht sukzessiv-zyklisch erfolgen darf, was nicht über die Unterschiede zwischen Links-Bewegung und Extraposition hinwegtäuschen soll (vgl. hierzu Kroch und Joshi 1987 und die ausführliche Diskussion in Johnson 1985).
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Kapitel 3
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3.3 Zwischenadjunktion bei X°-Bewegung Wenn (9) eine korrekte Generalisierung darstellt, erwartet man, daß diese Beschränkung nicht ausschließlich für XP-Bewegung gilt. Im Idealfall beschränkt (9) auch X°-Bewegung. Es ist bekannt, daß unabhängige Restriktionen garantieren müssen, daß Zwischenadjunktion an einen Kopf keine Option für X°-Bewegung darstellt (vgl. hierzu u. a. Chomsky 1989:48), denn andernfalls könnte man die strikten Lokalitätsbeschränkungen, die für Kopfbewegung gelten (Travis 1984, Chomsky 1986, 1991 Baker 1988a), nicht mehr herleiten: (15)
* How tall [C bei [IP John [I ti ' will ] [VP ti ]]]
(16) a.
Juan quiere que yo la vea 'Juan will, daß ich sie sehe.' b. * Juan lai quiere [C ti ' que] yo vea ti Juan sie will daß ich sehe
Die Unmöglichkeit von sukzessiv-zyklischer Adjunktion bei Verb- (15) oder Klitikumbewegung (16) folgt erneut aus (9), ohne daß es irgendwelcher Stipulationen bedarf. Da (9) generell intermediäre Spuren in Adjunktionsposition verbietet, sind Derivationen des Typs (15-16), in denen das ECP nicht verletzt wird, gar nicht erst erzeugbar. (9) schließt prinzipiell aus, daß ein Element, das einmal an eine X°-Kategorie adjungiert wurde, weiterbewegt werden kann. Die Frage ist nun, ob die Adjunktionsbeschränkung nicht hinsichtlich X°-Bewegung zu restriktiv ist. Man beachte aber, daß (9) nicht ausschließt, daß Verbbewegung durch funktionale Köpfe erfolgt, denn nach jeder Adjunktion wird ein neuer komplexer Kopf gebildet, der natürlich weiterbewegt werden kann, so daß jeder Kopf nur einmal adjungiert wurde. Dieser Fall ist bei V-nach-Agronach-Agrs... gegeben und bei Inkorporation in V in Kombination mit Verbbewegung (Ein schönes Beispiel kommt aus dem Afrikaans (den Besten 1994, Hoekom [laat+val] jy daai goed?'Warum ließest+fallen du diese Sachen'). Ferner kann sich laut (9) prinzipiell der "Kopf des komplexen Kopfes" weiterbewegen und das Segment stranden, das durch Adjunktion an ihn erzeugt wurde. Derivationen dieses Typs scheinen bei Verb-PartikelKonstruktionen und Verbbewegung im Niederländischen vorzuliegen (vgl. Haegeman and van Riemsdijk 1986, 419): (17) a. * dat Jan [PRO een huis kopen] wil daß Jan ein Haus kaufen will b. * dat Jan ti wil [PRO een huis kopen]i c. dat Jan [PRO een huis tv] wil + kopenv d. Jan wili [PRO een huis tv] ti+kopenv Wie man in (17a-b) sehen kann, ist es weder möglich, daß das nicht-finite Komplement eines Modalverbs in seiner Basisposition bleibt, noch ist Extraposition erlaubt. Die einzige Möglichkeit besteht darin, daß Inkorporation erfolgt und ein komplexes Verb gebildet wird (17c). (17d) macht deutlich, daß das Matrixverb nach C° wandern kann,
Die Adjunktionsbeschränkung
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wenn dies wegen des V/2-Charakters des Niederländischen erzwungen wird. Unter der Annahme, daß das Matrixverb einen komplexen Kopf mit dem eingebetteten Verb bilden muß, ist eine Spur im Verbkomplex lizensiert. In (18a) ist zu sehen, daß die intransitive Präposition topikalisiert werden kann. Wenn sie jedoch nicht nach Spec CP verschoben wird, muß sie anscheinend ins Verb inkorporiert werden. Die Tatsache, daß nichts zwischen auf und dem Verb intervenieren kann, deutet darauf hin (18b-c). Geht man also davon aus, daß in (18c) eine komplexe X°Kategorie gebildet worden ist, dann zeigt (18d) erneut, daß das Adjunkt des komplexen Kopfes gestrandet werden kann: (18) a. b. * c. d.
[PP auf] hat er die Tür tPP geschlossen daß er die Tür [PP auf] mit dem Schlüssel schloß daß er die Tür mit dem Schlüssel [PP tP] [aufV + schloß] Er schloß die Tür (mit dem Schlüssel) [PP tP] [auf + tV ]
(9) ist demnach, was X°-Bewegung angeht, nicht zu restriktiv. Im folgenden gehe ich davon aus, daß die Adjunktionsbeschränkung eine korrekte Generalisierung darstellt, und daß (9) die Menge potentieller Derivationen beschränkt. Letztlich sind hierfür möglicherweise ökonomietheoretische Gründe verantwortlich. Es ist denkbar, daß GT, der in der Syntax operierende Strukturgenerierungsmechanismus (vgl. Chomsky 1993 und Abschnitt 5.2.1), Adjunktionspositionen nur als Landepositionen generieren kann. Kitahara (1993) hat den Vorschlag gemacht, daß beim Aufbau von Phrasen Komplement- und Spezifikatorpositionen quasi automatisch projiziert werden und daher ohne zusätzliche derivationelle Kosten vorhanden sind, während der Aufbau multi-segmentaler Kategorien einen zusätzlichen Derivationsschritt erfordert. Wenn dies so ist, dann sollten Adjunktionspositionen nur generiert werden können, wenn dies unbedingt nötig ist, d. h. um Zielpositionen für Adjunktionsbewegung bereitzustellen. Eine weitere Möglichkeit, Zwischenadjunktion generell auszuschließen bzw. die Beschränkung (9) herzuleiten, ergibt sich aus der Uniformitätsbedingung für Ketten. Wie wir in Kapitel 2 gesehen haben, verbietet die Uniformitätsbedingung Spurentilgung in AKetten (in denen jedes Element eine L-Related (A-) Position einnimmt) ebenso wie in A'Ketten (in denen sich jedes Element in einer Non L-related (A'-) Position befindet). Im Gegensatz hierzu besetzen intermediäre Spuren in Operator-Variable Konstruktionen Non L-related Positionen, was Spurentilgung erforderlich macht. Da dies der einzige Fall ist, in dem Spuren getilgt werden, wäre es denkbar, daß der Spurentilgungsmechanismus lediglich Zwischenspuren in Non L-related Positionen erkennt. Geht man weiter davon aus, daß es sich bei Positionen, die durch (X°- und XP-) Adjunktionsbewegung entstehen, um Broadly L-related Positionen handelt, die weder Non L-related noch L-related sind, könnte somit Spurentilgung nicht länger erfolgen und folglich verletzen sämtliche Ketten, die intermediäre Spuren in Adjunktionsposition enthalten, die Uniformitätsbedingung. Zweigliedrige Ketten, deren Kopf sich in Adjunktionsposition befindet, oder Elemente, die in Adjunktionspositionen basisgeneriert werden, erfaßt diese Restriktion nicht, weil sie keine Zwischenspuren enthalten. An dieser Stelle beende ich die Diskussion der Adjunktionsbeschränkung. In Kapitel 5 und 6 diskutiere ich die sich aus (9) ergebenden empirischen und konzeptuellen
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Kapitel 3
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Konsequenzen sowohl im Hinblick auf Clitic Climbing als auch im Hinblick auf Scrambling aus Infinitiven und finiten Sätzen. Dort wird ausgeführt, warum ebenfalls für Konstruktionen wie (19-20) die Gültigkeit von (9) angenommen werden muß, und wie sich auf der Grundlage der Adjunktionsbeschränkung die Unterschiede zwischen Sprachen wie dem Japanischen, Koreanischen, Hindi auf der einen und dem Deutschen, Polnischen und Niederländischen auf der anderen Seite hinsichtlich der Lizensierung von Scrambling aus finiten Sätzen erklären lassen. (19) a.
(20)
Sono hon-o omotteiru John-ga [CP Mary-ga t katta to] dieses BuchAkk JohnNom MaryNom kaufte COMP denkt 'John dachte, daß Mary das Buch gekauft hat.' * Sicherlich hat diesen Mann keine Frau behauptet [CP daß sie t heiratet]
Unabhängig von Fragen, die sich im Zusammenhang mit Beispielen wie (19-20) aus (9) ergeben, muß allerdings an dieser Stelle noch auf ein generelles Problem hingewiesen werden. Es muß garantiert werden, daß Scrambling nicht durch Spec CP erfolgt. Diese Einschränkung ist nötig, um (20) mit dem ECP ausschließen zu können. Sie ist ferner erforderlich, um den Unterschied zwischen (19a) und (19b) (s. u.) und zwischen (21a) und (21b) erklären zu können: siraseta (koto) (19) b. * Sono hon-o John-ga [CP Mary-ga t katta to] MaryNom kaufte COMP sagte dieses BuchAkk JohnNom [CP Sicherlich [C' hat [IP diesen Mann keine Frau [t zu heiraten] versucht]]] b. * [CP Sicherlich [C' hat [IP diesen Mann keine Frau [t zu heiraten] behauptet]]]
(21) a.
Wenn Scrambling Spec CP als Zwischenlandeposition verwenden könnte, wäre das ECP in allen diesen Beispielen erfüllt. Dies kann man sich leicht klar machen. Wenn eine Derivation vorliegt wie in (22), ist jede Spur streng regiert (Spur in AgroP nicht repräsentiert): (22)
...[α XP [α...V...[CP t' [ ...t...]]]]
t' kann die Ausgangsspur streng regieren, und CP ist keine Barriere zwischen der gescrambelten XP und t', weil C° Spec CP nicht selegiert. Um die Ungrammatikalität von (19b, 20) und (21b) herleiten zu können, muß die Derivation (22) also ausgeschlossen werden. Ein indirektes Argument dafür, daß dies der richtige Weg ist, bzw. dafür, daß Scrambling Spec CP nicht als Zwischenlandeposition verwenden kann, liefern Beispiele wie (23), wo ein Objekt w-bewegt und ein zweites gescrambelt ist: (23)
Wasj hat ihmi jemand [CP ti tj zu geben] versucht ?
Die Adjunktionsbeschränkung
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Wenn Scrambling durch Spec CP gehen würde, sollten das W-Element und die gescrambelte NP in (23) um diese Position "rivalisieren", und in (23) sollte zumindest eine Subjazenzverletzung vorliegen. Für meine Ohren klingt der Satz aber perfekt. Die Frage ist also nun, wie die Derivation (22) ausgeschlossen werden kann. (22) erinnert an die bekannten Improper Movement-Fälle (vgl. Chomsky und Lasnik 1993): (24)
* John was decided [CP t' [t to leave at noon]]
Um (24) auszuschließen, rekurriert Fukui (1993a) auf die Uniformitätsbedingung, die besagt, daß nur uniforme Ketten als legitime bzw. interpretierbare Objekte auf LF gelten. Ketten sind hinsichtlich positionaler Eigenschaften wie L-relatedness uniform, wenn ihre Elemente die diesbezüglich gleiche Eigenschaft aufweisen. Fukui (1993a:114) schlägt nun eine Modifikation der Uniformitätsbedingung vor, derzufolge Uniformität nicht mehr als Beschränkung für LF-Objekte aufgefaßt wird, sondern als derivationelle Beschränkung: (25)
Eine Kette K= (αi, ..., αn) ist uniform bezüglich der Eigenschaft E (UN[E]) gdw.: Für jedes i, j < n gilt, αi hat E ≡ αj hat E .
Laut (25) müssen alle intermediären Elemente einer durch Bewegung erzeugten Kette die relevante Eigenschaft mit dem Kopf der betreffenden Kette gemeinsam haben. In (24) ist demnach das ECP erfüllt, und der Satz ist aus unabhängigen Gründen ausgeschlossen. Die Ungrammatikalität von (24) folgt nun unter der Annahme, daß Ketten bezüglich positionaler Eigenschaften (i. e. L-relatedness) uniform sein müssen. Der Kopf der Kette (John) befindet sich in einer A- (bzw. L-related) Position, während die Zwischenspur eine Non L-related Position besetzt. Es liegt also eine nicht-uniforme Kette vor und eine Ableitung wie in (24) kann gar nicht erzeugt werden. John muß daher unter Auslassung der intermediären Spec CP Position in den Matrixsatz bewegt werden. Unter dieser Derivation kann (24) durch das ECP ausgeschlossen werden. Es folgt nun ebenfalls, daß Scrambling nicht durch Spec CP gehen kann. Die Derivation (22) erfüllt zwar das ECP, sie ist aber gar nicht erzeugbar, denn es liegt eine nicht-uniforme Kette vor. Der Kopf der Kette steht in einer (broadly) L-related Position. Die Zwischenspur nimmt jedoch eine Non L-related Position ein. Eine Zwischenspur in Spec CP kann also auch in diesem Fall gar nicht erzeugt werden.5 In (22) liegt die gleiche Situation wie in (24) vor. Die einzig erzeugbare Derivation verletzt das ECP.6 Eine weitere Möglichkeit, (22) auszuschließen, eröffnet das Prinzip der eindeutigen A'Bindung (Müller und Sternefeld 1993), das besagt, daß ein Element während einer Ableitung nicht durch verschiedene Typen von Nicht-A- (also Adjunktions- bzw. Spec CP-) Positionen bewegt werden darf und eine dritte Möglichkeit, Derivationen des Typs (22) 5 6
Ich gehe davon aus, daß die gleichen Beschränkungen für Bewegung durch Spec TP gelten: Scramblingbewegung kann nicht über Spec TP erfolgen. Unter den in Kapitel 2 gemachten Annahmen unterscheiden sich die Scramblingfälle jedoch insofern von (24), als in (24) keine strenge Kopf-Rektion der relevanten Spur (in Spec AgrsP) vorliegt, während die VP-interne Scramblingspur in (19-21) kopf-regiert ist. Im Rahmen meiner Analyse wird (24) daher durch das ECP wegen fehlender Kopf- und Antezedens-Rektion ausgeschlossen, während in (19b, 20, 21b) das ECP verletzt ist, weil keine Antezedens-Rektion der Spur in AgroP vorliegt.
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Kapitel 3
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und (24) zu verhindern, folgt aus der Analyse, derzufolge Spec CP über (Topikalisierungs- oder W-) Merkmale verfügt, die inkompatibel sind mit Merkmalen, die gescrambelte oder A-bewegte Phrasen tragen (vgl. hierzu Grewendorf und Sabel (in Vorb.), zur Idee der merkmalsgetriebenen Bewegung siehe Abschnitt 5.2.1). Jede dieser Annahmen macht unterschiedliche Prognosen. Ich werde mich an dieser Stelle nicht für einen spezifischen Mechanismus entscheiden (vgl. auch Abschnitt 5.2.1). Wichtig für die Diskussion in Kapitel 5 und 6 ist die Feststellung, daß Scrambling generell nicht Spec CP als Zwischenlandeposition verwenden kann, und daß Scrambling und X°-Bewegung wie z. B. Clitic Climbing keine sukzessiv-zyklisch erfolgenden Adjunktionsbewegungen sind. Auf der Grundlage der in diesem 1. Teil ausgeführten theoretischen Annahmen werde ich im folgenden zweiten Teil eine Analyse von Restrukturierungsphänomenen vorstellen.
Teil 2 Restrukturierungsphänomene
Überblick Infinitivkomplemente unterscheiden sich u. a. insofern von finiten Sätzen, als sie Transparenzeffekte aufweisen, die normalerweise in finiten Sätzen nicht auftreten. Im Deutschen, Polnischen und Spanischen ist es z. B. nicht möglich, Elemente aus finiten Sätzen über eine Satzgrenze hinweg in eine Adjunktionsposition zu bewegen: (1)
* daß Hans Tomi bemerkte [CP daß [IP jemand ti ein Buch stahl]]
(2)
* Marek Tomkowii zauwaz· yl/ [CP z· e [IP ktos´ zabral/ ksiaιzkeι ti]] Marek T. bemerkte daß jemand stahl ein-Buch
(3)
* Juan loi cree [CP que [IP yo veo ti]] Juan es glaubt daß ich sehe
Kontrollinfinitive in diesen Sprachen sind demgegenüber durchlässig für die entsprechenden Bewegungen, wie man in (4-6) sehen kann: (4)
daß den Wageni jemand [ti mit Spülmittel zu waschen ] versuchte
(5)
Ktos´ ten samochódi próbowal/ [ umyc´ ti ] jemand dieses Auto versuchte zu-waschen
(6)
Yo loi quiero [ lavar ti] ich es will waschen
Im nun folgenden Teil sollen eingehend die Bedingungen untersucht werden, unter denen Konstruktionen des Typs (4-6) bzw. Restrukturierungskonstruktionen im Polnischen, Spanischen und Deutschen möglich sind. Das Phänomen der transparenten Infinitive wird in der Literatur schon seit langer Zeit diskutiert. Es ist auch bereits auf einige Parallelen zwischen Restrukturierungskonstruktionen in den romanischen und germanischen Sprachen hingewiesen worden (Koster 1987), aber eine befriedigende, einheitliche Analyse der Phänomene liegt noch nicht vor. Im folgenden zweiten Teil der Arbeit diskutiere ich zunächst die "klassischen" Restrukturierungsanalysen. Ich erläutere u. a. die Analyse von Rizzi (1982a), die VPHypothese (Picallo 1992, Haider 1992), die IP-Hypothese (Koster 1984, 1987) und
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Teil 2 Restrukturierungsphänomene
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Kaynes (1989a) Analyse von Clitic Climbing. Ich gehe ebenfalls kurz auf Analysen ein, in denen multi-repräsentationelle Strukturen zur Erklärung der relevanten Phänomene angenommen werden (Haegeman und Riemsdijk 1986, Goodall 1987a, 1987b). In Kapitel 5 stelle ich meine eigene Analyse vor, die auf dem Gedanken beruht, daß Restrukturierung ein Merkmals-Checking-Phänomen ist. Die grundlegenden Ideen des Minimalistischen Programms, die essentiell für den von mir vorgeschlagenen Mechanismus sind, stelle ich ebenfalls in Kapitel 5 vor. In Kapitel 6 übertrage ich die Analyse auf Restrukturierungsphänomene mit finiten Sätzen. Es wird dafür argumentiert, daß Restrukturierung mit Infinitiven durch Agro-Inkorporation und Restrukturierung mit finiten Sätzen durch C°-Inkorporation ermöglicht wird.
4
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
4.0 Einleitung Für die Analyse von Restrukturierungsphänomenen ist erneut die Frage relevant, wie der kategoriale Status von Infinitiven ohne lexikalische Subjekte eingeschätzt wird (vgl. auch Abschnitt 1.2). Hierzu sind in der syntaxtheoretischen Diskussion in der Vergangenheit eine ganze Reihe heterogener Meinungen vertreten worden. Ein kurzer Überblick macht dies deutlich. Einige Autoren vertreten z. B. die Ansicht, daß Kontrollinfinitive (generell oder unter bestimmten Bedingungen) VPs - zumeist ohne syntaktisch realisiertes PROSubjekt - sind. Die VP-Hypothese ist unter anderem von Rivero (1970), Evers (1975), Bresnan (1978), Contreras (1979), Rizzi (1982a), Bresnan (1978, 1982a), Brame (1981), Gazdar (1981), Napoli (1981), Zabrocki (1981), Cremers (1983), Culicover und Wilkins (1984), Borsley (1986), Haider (1986b, 1992), Guéron und Hoekstra (1988), Moore (1989), Picallo (1990), Rosen (1990), von Stechow (1990) und Franks und Hornstein (1992) und Frey (1993) vertreten worden. Andere Autoren haben die Meinung vertreten, daß Kontrollinfinitive zwar Sätze sind, daß ihr C-System aber in irgendeiner Form defekt ist. Man findet Analysen, in denen Infinitive als C-bar Kategorien (McDaniel 1989) aufgefaßt werden, aber auch Arbeiten, in denen angenommen wird, daß es sich bei ihnen unter bestimmten Bedingungen um IPs handelt (vgl. hierzu u.a. Stowell 1982, Dyl/a 1983, Tappe 1984, Bouchard 1984, Koster 1984, 1987, Hornstein und Lightfoot 1987, Fanselow 1989). Wieder andere Autoren haben hingegen ausgeführt, daß es sich bei Kontrollinfinitiven wie auch bei finiten Sätzen um CPs handelt (vgl. u. a. van Riemsdijk 1985, Giusti 1986, 1989, Kayne 1989b, 1991, Wilder 1989, Branigan 1992). Die VP- und IP-Hypothese wird in verschiedenen Varianten vertreten. Einige Autoren argumentieren dafür, daß infinite Komplemente als CPs oder VPs (vgl. u. a. Picallo 1990, Haider 1986b, 1992), als CPs oder IPs (McCray 1980, Fanselow 1989) oder generell als IPs (Hornstein und Lightfoot 1987) basisgeneriert bzw. selegiert werden, während andere davon ausgehen, daß Kontrollinfinitive zunächst als CPs generiert werden und dann im Laufe der Derivation zu IPs (vgl. u. a. Dyl/a 1983, Koster 1984, 1987) oder zu VPs (Rivero 1970; Evers 1975, 1988, 1990; Contreras 1979; Rizzi 1982a; Aissen und Perlmutter 1983; Grewendorf 1987, 1988:277f.; von Stechow 1990) durch spezielle Tilgungsregeln reduziert werden. Die letztgenannten Analysen infinitivischer Komplemente nenne ich im folgenden ungs- bzw. Restrukturierungsanalysen. Die Transparenzeigenschaften von Infinitiven haben überdies in der Vergangenheit Analysen motiviert, denen zufolge mono-sententiale Eigenschaften nicht auf Selektions-
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Kapitel 4
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eigenschaften oder besondere Tilgungsregeln, sondern auf spezifische Phrasenstrukturrepräsentationen zurückgeführt wurden. Den Analysen von Manzini (1983), Zubizarreta (1985), Goodall (1987a, 1987b), Haegeman und van Riemsdijk (1986), DiSciullo und Williams (1987) und Blevins (1988) liegt die Idee zugrunde, daß eine lineare Abfolge von Worten simultan zwei parallele Phrasenstrukturen haben kann. Matrixverb und Infinitiv bilden demnach zugleich eine mono- und bi-sententiale Struktur. Da ich in Kapitel 5 selbst eine Analyse transparenter Infinitive vorschlage, ist es angesichts der Vielzahl differierender Auffassungen nötig, meine Entscheidung, ebenfalls transparente Infinitive als CPs zu analysieren, in diesem Kapitel ausführlich zu begründen. In 4.1-4.5 bespreche ich die verschiedenen Ansätze, die bislang zur Behandlung transparenter Kontrollinfinitive in den romanischen und germanischen Sprachen vorgeschlagen wurden. Die Tilgungs- bzw. Restrukturierungshypothese (vgl. u. a. Rizzi 1982a, Aissen und Perlmutter 1983, Evers 1975, 1988, 1990) und die Hypothese multirepräsentationaler Strukturen (Haegeman und Riemsdijk 1986, DiSciullo und Williams 1987, Goodall 1987a, 1987b) werden in 4.1-4.2 diskutiert. Analysen, die auf der Idee beruhen, daß transparente Infinitive VPs sind (Moore 1989, Picallo 1990, Rosen 1990, Haider 1992) werden in Abschnitt 4.3 mit Gegenevidenz konfontiert. Die Besprechung der IP-Hypothese transparenter Infinitive (Koster 1984, 1987; Fanselow 1989) erfolgt in Abschnitt 4.4. Im Zusammenhang mit der IP-Hypothese gehe ich u. a. der Frage nach, wie die Distribution von PRO hergeleitet werden kann, wenn angenommen wird, daß PRO regiert ist. Dieser Aspekt führt zu einem kurzen Exkurs, in dem die These erörtert wird, daß die Distribution von PRO aus der Kasustheorie hergeleitet werden kann (Chomsky 1993, Chomsky und Lasnik 1993, Watanabe 1993). Ich versuche zu zeigen, daß die Nullkasus-Analyse allein die Distribution von PRO nicht zu erklären vermag. Abgeschlossen wird die Diskussion bisheriger Ansätze zur Erklärung transparenter Infinitive mit Kaynes (1989b) Analyse von Clitic Climbing-Phänomenen, die auf der CP-Analyse beruht (4.5). Es wird ausgeführt, daß die CP-Analyse von Infinitiven, die weder einen Restrukturierungsprozeß noch multi-repräsentationale Phrasenstrukturen beinhaltet, allen vorher besprochenen Ansätzen aus konzeptuellen und empirischen Gründen überlegen ist. Aufgrund theoretischer und empirischer Probleme, die sich aus Kaynes Analyse ergeben, wird seine Analyse allerdings ebenfalls verworfen.
4.1 Restrukturierungsphänomene und Tilgungsanalysen In der Einleitung zu diesem zweiten Teil der Arbeit habe ich bereits darauf hingewiesen, daß sich bestimmte Infinitivkomplemente verhalten als wären sie mono-sentential. Diese Tatsache hat immer wieder Satz-Tilgungsanalysen motiviert. Erläutern läßt sich das Phänomen am Beispiel langer Adjunktionsbewegung aus Infinitiven. In einigen Scramblingsprachen wie dem Deutschen und Polnischen (Dyl/a 1983, Willim 1989, Zabrocki 1990) ist es unmöglich, eine Phrase aus einem finiten Komplementsatz zu
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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scrambeln (1c), (2c), während innerhalb des finiten Satzes Scrambling relativ frei applizieren kann (1b), (2b): (1) a. Marek zauwaz· yl/ [CP z· e [IP ktos´ zabral/ ksiaιzkeι Tomkowi]] Marek bemerkte daß jemand stahl ein-Buch Tomkowi · · zabral/ ti Tomkowi]]] b. Marek zauwaz yl/ [CP z e [IP ksiaιzkeι i [IP ktos´ Marek bemerkte daß ein-Buch jemand stahl Tomkowi · · c. * Marek ksiaιzkeι i zauwaz yl/ [CP z e [IP ktos´ zabral/ ti Tomkowi]] (2) a. daß Hans bemerkte [CP daß [IP jemand Tom das Buch stahl]] b. daß Hans bemerkte [CP daß [IP das Buchi [IP jemand Tom ti stahl]] ] [IP jemand Tom ti stahl]] c. * daß Hans das Buchi bemerkte [CP daß In Sprachen wie dem Italienischen und Spanischen gibt es zwar kein Scrambling, aber einen anderen Typ von Adjunktionsbewegung, der ebenfalls nur satzintern erfolgen kann: Klitikum-Bewegung (3b, 4b).1 Klitika können ebenfalls nicht aus finiten Komplementen in den Matrixsatz bewegt werden (3c, 4c); satzinterne Bewegung ist hingegen möglich: Juan quiere [CP que [IP yo Juan will daß ich 'Juan will, daß ich Maria sehe.' b. Juan quiere [CP que [IP yo Juan will daß ich c.* Juan lai quiere [CP que [IP yo
(3) a.
vea a Maria]] sehe Maria la vea ti ]] sie sehe vea ti ]]
(4) a.
Gianni presenterà Maria a lui Gianni wird-vorstellen Maria ihm b. Gianni gli presenterà Maria. Gianni ihm wird-vorstellen Maria [CP che [IP Gianni presenterà ti a Francesco]] c. * Lai credo sie glaube-ich daß Gianni wird-vorstellen Francesco 'Ich glaube, daß Gianni sie Francesco vorstellen wird.' (Rizzi 1982a:4)
Langes, d. h. satzüberschreitendes Scrambling und lange Clitic-Bewegung sind nun allerdings aus bestimmten Infinitiven möglich. Infinitivkomplement und Matrixsatz verhalten sich demnach wie eine mono-sententiale Struktur: (5) a. b.
1
daß jemand [den Wagen mit Spülmittel zu waschen ] versuchte daß [den Wagen]i jemand [ti mit Spülmittel zu waschen ] versuchte
Ob in (3b, 4b) tatsächlich das Klitikum bewegt wurde, oder ob nicht das Verb an das Klitikum bewegt wurde, ist an dieser Stelle nicht entscheidend. Ausschlaggebend ist im vorliegenden Zusammenhang, daß (3c, 4c), wo unzweifelhaft Clitic Climbing vorliegt, analog zu (1b, 2b) unmöglich sind. In Kapitel 5 werde ich deutlich machen, daß sich das Verb in (3b, 4b) an das Klitikum bewegt.
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Kapitel 4
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(6) a.
b.
(7) a.
b.
(8) a.
b.
Ktos´ próbowal/ [PRO umyc´ ten jemand versuchte zu-waschen dieses 'Jemand versuchte, dieses Auto zu waschen.' Ktos´ ten samochódi próbowal/ [PRO jemand dieses Auto versuchte Yo quiero [PRO ich will 'Ich will es waschen' Yo loi quiero [PRO Ich es will
samochód ] Auto umyc´ ti ] zu-waschen
lavarlo] waschen-es lavar ti ] waschen
Gianni deve [PRO presentarla Gianni muß vorstellen-sie 'Gianni muß sie Fancesco vorstellen.' Gianni lai deve [PRO presentare ti Gianni sie muß vorstellen
a Francesco] Francesco a Francesco] Francesco
(Rizzi 1982a:6)
Eine Möglichkeit ist, das transparente Verhalten dieser Infinitive damit zu erklären, daß man annimmt, infinite CPs können aufgrund bestimmter Prozesse transparent für Scrambling und Klitikum-Bewegung gemacht werden. Der CP-Status der betreffenden Sätze bleibt aber unverändert. Dies ist die Option, für die ich in dieser Arbeit argumentieren werde. Eine andere Möglichkeit besteht darin, anzunehmen, daß die Infinitive zwar zugrundeliegend CPs sind, daß sie aber in (5-8) im Laufe der Derivation zu IPs oder VPs reduziert werden. Diese letzte Analyse ist u. a. für Kontrollinfinitive für das Deutsche von Grewendorf (1987, 1988, Abschnitt 12.3) und von Stechow (1990), für das Niederländische und Deutsche von Evers (1975, 1988, 1990), für das Italienische von Rizzi (1982a), für das Polnische von Dyl/a (1983) und für das Spanische von Rivero (1970), Contreras (1979) und im Rahmen der Relationalen Grammatik von Aissen und Perlmutter (1983) vorgeschlagen worden.2 Dieser Analyse liegt die Idee zugrunde, daß auf einer Repräsentationsebene (DStruktur) in den (b)-Beispielen (5-8) eine bi-sententiale Struktur vorliegt, in der sämtliche grammatischen Prinzipien erfüllt sind, also θ-Rollen z. B. auf "normalen" Weg zugewiesen werden. An einem weiteren Schritt der Derivation, wird aus der bisententialen eine mono-sententiale Struktur erzeugt. Somit kann man die Generalisierung aufrechterhalten, daß Scrambling und Klitikumbewegung satzgebundene Prozesse sind, 2
Es muß noch ergänzt werden, daß langes Scrambling und lange Klitikumbewegung nicht die einzigen Transparenzphänomene sind, die im Zusammenhang mit den vorliegenden Infinitiven auftreten und daher die besagten Analysen motivieren. Rizzi (1982a) zeigt, daß aus transparenten Infinitiven ferner lange NP-Bewegung in unpersönlichen und Mittel-se-Konstruktionen möglich ist. Rizzi weist ferner darauf hin, daß im Italienischen Matrixverben, die transparente Infinitive selegieren und normalerweise mit dem Auxiliar avere 'haben' auftreten, optional auch mit dem Auxiliar essere 'sein' vorkommen, wenn das eingebettete Verb essere erfordert. Infinitive, aus denen langes Scrambling erfolgen kann, sind ebenfalls transparent für lange NP-Bewegung und weisen zusätzliche Transparenzeigenschaften auf, vgl. die Diskussion zu diesen Phänomenen in Kapitel 5.
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denn in den (b)-Beispielen (5-8) ist gar keine lange Bewegung erfolgt. Betrachten wir die Tilgungsanalyse genauer. Rizzi (1982a) geht z. B. davon aus, daß Klitisierung ein Prozeß ist, der nur satzintern erfolgen kann. Er schlägt zur Erklärung der Daten in (8) vor,3 daß bei bestimmten Verben im Italienischen (Modalverben, Aspektuelle Verben und Bewegungsverben) eine Restrukturierungsregel appliziert, die aus der bi-sententialen Struktur (8b) eine monosententiale Strukur wie in (8'b) erzeugt, bevor Klitisierung erfolgt: (8') b.
Gianni la [V deve+presentare] a Francesco
In (8') ist das Klitikum an das Matrixverb adjungiert, wobei Matrixverb und eingebettetes Verb einen Verbalkomplex bilden; presentare a Francesco ist somit in (8'b) nicht länger eine Konstituente. Sämtliche maximalen Projektionen (CP (S'), IP (S), VP) zwischen Matrixverb und eingebettetem Verb inklusive das Subjekt des Infinitivs sind in (8') getilgt worden. Die Restrukturierungsregel appliziert optional. In (8a) ist sie nicht angewendet worden. Daher liegt in diesem Beipiel eine bi-sententiale Konstruktion vor, und das Klitikum muß am eingebetteten Verb erscheinen. Die Annahme einer Restrukturierungsregel erlaubt es Rizzi, die Generalisierung aufrechtzuerhalten, daß Klitikumbewegung ein Prozeß ist, der Satzgrenzen nicht überschreiten kann. Die Analyse bietet ferner den Vorteil, daß sie nicht als sprachspezifisch angesehen werden muß, denn offensichtlich kann sie - wie die Daten in (7) zeigen - auch auf Sprachen wie z. B. das Spanische übertragen werden. Grewendorf (1987, 1988:278) geht ferner davon aus, daß Rizzis Analyse analog auf die Analyse deutscher Kontrollinfinitive wie in (5b) angewendet werden kann. Aissen und Perlmutter (1983) argumentieren wie Rizzi dafür, daß in (7-8) optional Knotentilgung erfolgen kann, und daß diese Option nur mit bestimmten die Strukturzerkleinerung bzw. "Clause Reduction" oder auch "Clause Union" auslösenden "Trigger"Verben verknüpft ist. Ihrer Analyse zufolge liegt ebenfalls in (7a) eine bi-sententiale und in (7b) eine mono-sententiale Struktur vor: (7') a.
b.
Yo quiero [lavarlo] ich will waschen-es 'Ich will es waschen' Yo lo [quiero lavar] ich es will waschen
In (7'b) hat im Unterschied zu (7'a) Satzreduzierung stattgefunden, was zur Folge hat, daß das Klitikum lo 'es' als Argument des komplexen Verbs quiero lavar aufgefaßt wird, 3
Dafür, daß in Kausativkonstruktionen Knotentilgung erfolgt, ist u. a. von Aissen (1974) und im Rahmen der Relationalen Grammatik von Fauconnier (1983) und Gibson und Raposo (1985) argumentiert worden. Rizzi (1982a:27ff.) und Grewendorf (1987, 1988, 12.4) haben hingegen deutlich gemacht, daß die Restrukturierungsanalyse nicht einfach auf Kausativkonstruktionen übertragen werden kann. Beide kommen zu dem Schluß, daß der sententiale Charakter des infiniten Komplements erhalten bleibt (vgl. auch Grewendorf 1994 zu einer Analyse von A.c.I-Konstruktionen im Deutschen auf der Grundlage der CP-Hypothese).
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während es in (7'a) als Objekt von lavar fungiert. Die Optionalität des Tilgungsprozesses garantiert, daß beide Strukturen in (7') möglich sind. Aissen und Perlmutter betonen, daß sich aus ihrer Tilgungsanalyse die Serialisierungsbeschränkungen für Klitika ganz automatisch ergeben (s. u.). Der Vorteil der Clause-Reduction-Analyse gegenüber der auf der CP-Hypothese beruhenden Clitic Climbing- (CC) Analyse liegt damit auf der Hand. Wird davon ausgegangen, daß bei transparenten Infinitiven (7b) eine bi-sententiale Struktur vorliegt, muß eine zusätzliche Regel für die lange Klitikum-Bewegung stipuliert werden. Die Tilgungsanalyse ist demnach der CP-Hypothese aus konzeptuellen Gründen vorzuziehen. Wenden wir uns einmal den möglichen Klitikserialierungen zu, die nach Aissen und Perlmutter (1983) und Contreras (1979) Evidenz für die Korrektheit der Tilgungsanalyse liefern. Rizzi (1982a) nimmt - wie bereits erwähnt - ebenfalls an, daß Restrukturierung optional erfolgt, und daß, wenn sie erfolgt ist, das Klitikum am Verbkomplex erscheint. Das Klitikum überschreitet also keine Satzgrenze. Diese Analyse kann jedoch nicht zutreffen, worauf u. a. Luján (1980:425) und LaPolla (1988) hingewiesen haben, denn sie prognostiziert beim Vorliegen von zwei Restrukturierungsverben (poder 'können' und querer 'wollen') wie in (9), daß (9a) ungrammatisch und (9b) grammatisch sein sollte: ver ti Quiero poderloi ich-will können-es sehen 'Ich möchte es sehen können'. ver ti b. *Quiero loi poder ich-will es können sehen
(9) a.
Die Restrukturierungshypothese prognostiziert, daß die beiden infiniten Verben in (9a) ohne das Matrixverb querer einen Verbkomplex bilden können. Zur Ableitung von (9a) muß dann aber angenommen werden, daß Bewegung in einen Verbalkomplex erfolgen kann, oder anders gesagt, daß das Klitikum in einen höheren Satz bewegt wird, bevor Restrukturierung erfolgt, denn wenn die Bildung eines komplexen Verbs die Bedingung der Möglichkeit langer Klitikumbewegung ist, würde man erwarten, daß lediglich (9b) analog zu (7'b) möglich sein sollte. Warum muß dann aber in (9a) überhaupt noch Restrukturierung erfolgen? Aissen und Perlmutter (1983) und Contreras (1979) sind der Ansicht, daß ein Klitikum ein Argument ist, das jeweils an dem Verb erscheint, dessen Argument es ist. Wenn Satzreduzierung vorliegt, nehmen sie an, daß das Klitikum des ursprünglich eingebetteten Satzes zu einem Argument des komplexen Verbs wird. Klitisierung erfolgt daher zwangsläufig an das komplexe Verb. Aissen und Perlmutter stipulieren ferner, daß das Klitikum nur dann links von einem Verb erscheint, wenn es finit ist, und prognostizieren somit korrekt die Grammatikalitätsverteilungen in (9). In (9) wird nur der zutiefst eingebettete Satz reduziert. Lo fungiert somit als Argument des komplexen Verbs poder+ver. Dunkel bleibt allerdings auch in ihrer Analyse, in welcher Art von Position das Klitikum in (9a), also in der reduzierten Satzstruktur steht; die kanonische Objektposition kann es wegen des SVO-Charakters des Spanischen jedenfalls nicht sein. Doch sehen wir einmal von dieser Frage ab. Ich habe bereits erwähnt, daß Aissen und Perlmutter darauf hinweisen, daß ein wesentlicher Vorteil ihrer Analyse darin besteht, daß
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man keine spezielle CC-Regel anzunehmen braucht. Sie erklären, daß sich aus ihrer Analyse, nicht aber aus der Clitic Climbing-Analyse, zwangsläufig die deskriptiv adäquaten Serialisierungsbeschränkungen für Klitika ergeben. Betrachten wir zur Erläuterung dieser These die folgenden Beispiele mit zwei Restrukturierungsverben (Aissen und Perlmutter 1983:367f.): (10) a.
Quiero [PRO permitirte] [PRO ich-will zu-erlauben-dir 'Ich will dir erlauben, es zu tun ' b. Te lo quiero permitir dir es ich-will zu-erlauben c. * Te quiero permitirlo dir ich-will zu-erlauben-es d. * Lo quiero permitirte es ich-will zu-erlauben-dir
hacerlo] zu-machen-es hacer zu-machen hacer zu-machen hacer zu-machen
In (10a) ist keine Restrukturierung erfolgt. Die Klitika bleiben daher als Argumente der betreffenden Verben in ihrer ursprünglichen Position. In (10b) lösen querer und permitir Satztilgung aus. Es entsteht also eine mono-sententiale Struktur, in der die beiden Klitika zu Objekten des komplexen Verbs werden. Die Ungrammatikalität von (10c) ergibt sich daraus, daß hier nur querer und permitir ein komplexes Verb bilden; zum Vergleich, der Satz Te quiero permitir hacerlo ist grammatisch. Der zutiefst eingebettete Satz ist demnach nicht reduziert worden, und das Klitikum lo kann deshalb nicht am höheren Verb erscheinen. (10d) ist ausgeschlossen, weil lo nur links von querer erscheinen kann, wenn querer, permitir und hacer ein komplexes Verb bilden wie in (10b), dann aber müßte te ebenfalls links von querer erscheinen. Die Ungrammatikalität von (10c-d), folgt somit aus der Analyse von Aissen und Perlmutter, nicht aber - darauf weisen sie hin - aus einer CC-Analyse, in der davon ausgegangen wird, daß CC ein optionaler Prozeß ist. Die Annahme mono-sententialer Strukturen für Infinitive ist daher der CP-Hypothese vorzuziehen. Ich will bereits an dieser Stelle darauf hinweisen, daß beide Behauptungen unzutreffend sind. Die Satzreduzierungsanalyse liefert nicht automatisch eine Erklärung für mögliche Klitikserialisierungen im Spanischen, und (10c-d) können sehr wohl unter der CC-Analyse ausgeschlossen werden. In Abschnitt 5.5 werde ich zeigen, daß sich die Unmöglichkeit von (10c-d) und weitere Beschränkungen für CC mit Hilfe der unabhängig motivierten Ökonomieprinzipien (Chomsky 1991, 1993) herleiten lassen, und daß die Daten in (10) kein Problem für die CC-Analyse darstellen, sondern vielmehr unabhängige Evidenz dafür liefern, daß CC einer natürlichen Erklärung im Rahmen einer Bewegungsanalyse zugeführt werden kann. Daß die Behauptung, aus der Satzreduzierungsanlyse ergebe sich automatisch eine Erklärung für mögliche Klitika-Serialisierungen, nicht gerechtfertigt ist (vgl. hierzu u. a. auch Saltarelli 1978:294f.), belegen eine ganze Reihe von Daten, wie wir weiter unten sehen werden. Eine Tilgungsanlyse ist ebenfalls von Evers (1975, 1986, 1988, 1990) vorgeschlagen worden. Nach Evers erfolgt in Restrukturierungskontexten Verbraising, mit dem Ergebnis, daß eine mono-sententiale Struktur erzeugt wird, in der das finite und infinite
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Verb ein komplexes Verb bilden. Wenn eine mono-sententiale Struktur vorliegt, ist der Infinitiv transparent (11): (11) daß [IP den Wagen jemand mit Spülmittel [V [V zu waschen] [V versuchte]]] Die Optionalität des Restrukturierungsprozesses gewährleistet, daß alternativ zu der Repräsentaion (11) Extraposition des Infinitivs erfolgen kann: (12)
daß jemand versuchte [den Wagen mit Spülmittel zu waschen]
Evers Analyse ist für das Deutsche und Niederländische konzipiert. Unter universalgrammatischer Perspektive ist es jedoch plausibel, anzunehmen, daß die Transparenz der Infinitive im Italienischen, Spanischen, Polnischen und Deutschen durch den gleichen Mechanismus gewährleistet wird. Evers Verbraising-Analyse, Aissen und Perlmutters Tilgungsanalyse und Rizzis Restrukturierungsregel weisen ja nun auch tatsächlich eine Gemeinsamkeit auf. In allen Analysen wird aus dem Matrixverb und dem eingebetteten Verb ein komplexes Verb bzw. eine VP gebildet. Die Restrukturierungsanalyse besitzt also den Vorteil, sich auf verschiedene Sprachen anwenden zu lassen. Im folgenden begründe ich, warum die Bildung eines Verbkomplexes in den Infinitiven der betreffenden Sprachen dennoch keine adäquate Erklärung der Transparenzeigenschaften der Infinitive liefern kann. Die erwähnten Analysen sind erstmals in den 70er Jahren vorgeschlagen worden und waren im Rahmen der LGB-Theorie stets in Konflikt mit gängigen theoretischen Annahmen wie der Strukturerhaltungshypothese, dem Projektionsprinzip und dem θKriterium. Auf diesen Aspekt gehe ich am Ende dieses Abschnitts ein. Es gibt auch ganz unabhängig von theorieinternen Erwägungen eine ganze Reihe empirischer Probleme mit der Tilgungs- bzw. Restrukturierungsanlayse, die deutlich machen, daß die Eigenschaften transparenter Infinitive auf der Grundlage der CP-Hypothese erklärt werden sollten. Wenden wir uns zunächst Daten aus dem Italienischen und Spanischen zu. Wenn die Bildung eines Verbkomplexes eine notwendige Bedingung für CC ist (vgl. hierzu Rizzi 1982a, Kapitel 1, Fn. 26), dann ist unklar, warum W-Elemente (13a) oder ein Element wie di (13b), das eine Position im C-System einnimmt, in dieser X°-Kategorie vorkommen können (Rizzi 1982a:4, 36): (13) a. b.
che dire(]) Su questo punto non ti ([) saprei zu diesem Punkt nicht dir (ich)-wüßte was zu-sagen Mario la ([) finisce di battera (]) a macchina domani 'Mario hört morgen auf, es zu tippen (schreiben).'
Auch wenn man annimmt, daß die durch Restrukturierung erzeugte Konstituente von komplexerer Natur als V° ist, also z. B. eine VP (vgl. Rizzi 1982a, Kap. 1, Fn. 42), dann ist die Konstruktion (13a) problematisch, denn overte W-Bewegung in VPs ist im Italienischen ausgeschlossen. (13a) ist ferner nicht bloß eine im Italienischen marginale Erscheinung, wie (14) aus dem Spanischen belegt (LaPolla 1988): (14)
Yo le
([) sé
qué decir (])
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ich ihm weiß was zu-sagen Die zu (13a, 14) analogen Scramblingfälle kann man anhand des Deutschen nicht konstruieren, weil es hier ja aus unabhängigen Gründen keine W-Infinitive gibt (vgl. hierzu die Diskussion in Kapitel 8). Geht man jedoch davon aus, daß die Transparenz der Infinitive im Polnischen wie im Deutschen durch Verbkomplexbildung gewährleistet wird, dann ergibt sich das gleiche Problem wie im Italienischen und Spanischen: (15) a. b.
Ja ich Ja ich
nie wiem nicht weiß ten samochód diesen Wagen
[komui podarowac´ wem zu-geben nie ([) wiem komu nicht weiß wem
ten samochód ti] diesen Wagen podarowac´ (]) zu-geben
Da kurze W-Bewegung im Polnischen obligatorisch in die prä-Subjektposition erfolgt (vgl. Willim 1989:112 und Kapitel 5, Fn. 1), die IP-Position (inklusive PRO) aber getilgt werden muß, kann man auch nicht davon ausgehen, daß die W-Phrase in (15b) in einer Adjunktionsposition innerhalb von VP steht. Diese Daten aus dem Spanischen, Italienischen und Polnischen sprechen demnach dafür, daß Tilgung der C- (und weiterer) Projektionen in transparenten Infinitiven nicht erfolgt. Spec CP ist auch in Restrukturierungskontexten als Landeposition für W-Bewegung vorhanden. Es ist ferner unklar, warum die Spur der w-bewegten Elemente, die aus Gründen der Interpretation auf LF nötig ist, in den obigen Beispielen nicht vorhanden zu sein braucht. Die Möglichkeit von W-Bewegung in Infinitiven, aus denen heraus Scrambling und CC möglich ist, zeigt, daß keine Tilgung von Projektionen erfolgt ist. Weitere Probleme für die Tilgungsanalyse liefern Bindungsdaten bei transparenten Infinitivkomplementen. Ich gehe von der folgenden Definition für Bindung aus: (16)
Bindung α bindet β gdw. α mit β koindiziert ist und α β c-kommandiert.
(17)
C-Kommando α c-kommandiert β gdw. die nächste Projektion, die α inkludiert, auch β inkludiert, und α β nicht dominiert (vgl. Kapitel 2).
Grewendorf (1985, 1988), Koster (1985) haben darauf hingewiesen, daß lexikalische Faktoren keine Rolle für die Beziehungen zwischen Antezedens und Anapher spielen. (18)
Der Arztj zeigte den Patienteni sichi/j im Spiegel
Der Satz ist ambig. Die Anapher kann entweder vom Satzsubjekt oder von der AkkusativNP den Patienten gebunden werden. Welche NP als Antezedens für sich in (18) fungieren kann, ist folglich nicht durch die lexikalischen Eigenschaften des Verbs zeigen, sondern durch die vorliegende strukturelle Konfiguration festgelegt. Es gibt nun aber Konstruktionen, in denen die Beziehung zwischen Anapher und Antezedens sehr wohl lexikalisch determiniert ist:
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(19) a. b.
John persuaded Maryi [PROi to wash the car herselfi/*himselfi] Johni promised Mary [PROi to wash the car *herselfi/himselfi]
In diesem Beispiel determinieren die lexikalischen Eigenschaften des Matrixverbs, ob das eingebettete PRO-Subjekt vom Matrix-Subjekt oder vom Matrix-Objekt kontrolliert wird. Das Phänomen der Kontrolle in Infinitiven besagt im wesentlichen, daß aufgrund von idiosynkratischen, lexikalischen Eigenschaften verschiedener Verben, die einen Infinitiv einbetten, die Referenz des eingebetteten PRO-Subjekts festgelegt ist. Die lexikalischen Eigenschaften der Verben bestimmen also, ob das eingebettete leere Subjekt mit dem Matrix-Subjekt oder mit dem Matrix-Objekt koreferiert. Die Wahl des Antezedens durch die Anapher in (19) ist hingegen nach wie vor nicht lexikalisch, sondern strukturell determiniert. Die Anapher wird vom nächsten Subjekt gebunden, und dieses Subjekt ist PRO. Die ungrammatischen Varianten in (19) sind ausgeschlossen, weil die Merkmale (in diesem Fall Genus) der Anapher nicht mit den Merkmalen des Antezedens kongruieren. Im Deutschen können nun Akkusativanaphern, die sich in einem Infinitivkomplement befinden, das von einem Objektkontrollverb selegiert wird, mit einer Matrix-Dativ-NP koreferieren, wie man in (20) sieht: (20)
weil niemandj der wilden Hildei [sich*j/i in diesem Spiegel anzuschauen] erlaubte
Ansonsten können Anaphern zwar von Subjekten und Akkusativ-NPs (18), aber gerade nicht von Dativ-NPs innerhalb von VP gebunden werden (vgl. Grewendorf 1984, 1988:58):4 (21)
Niemandj zeigte der wilden Hildei sichj/*i in diesem Spiegel
Wenn Infinitive (subjektlose) VPs sind, ist unklar, wie der Unterschied zwischen (20) und (21) erklärt werden kann. Koreferenz zwischen Dativ-NP und Anapher sollte in (21) aus dem gleichen Grund grammatisch sein, aus dem sie auch in (20) möglich ist. Wenn die Kategorie α allerdings ein PRO-Subjekt enthält, ist die Datenverteilung in (20-21) erwartet. Da die Generalisierung lautet, daß Dativ-NPs nicht als Binder für Akkusativanaphern im gleichen Satz fungieren können, die Anaphern also problemlos von Subjekten gebunden werden können, ist es das PRO-Subjekt in (20), das die Anapher anlog zu (21) bindet: (20')
weil niemandj der wilden Hildei [α PROi sichi in diesem Spiegel anzuschauen] erlaubte]
Betrachten wir vor diesem Hintergrund ein transparentes Infinitivkomplement, das von einem Objektkontrollverb selegiert ist. Geht man davon aus, daß in (22a) ein Verb-
4
Tatsächlich ist die Datenlage komplizierter, vgl. Kapitel 1, Abschnitt 1.3.
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komplex gebildet wurde, dann ist nicht zu sehen, warum hier die Bindung der Anapher an das Subjekt zu Ungrammatikalität führt: (22) a. b.
weil in diesem Spiegel niemandj der wilden Hildei sich*j/i [anzuschauen+erlaubte] weil in diesem Spiegelk niemandj der wilden Hildei [PROj sich*j/i tk anzuschauen] erlaubte
Weil in (22a) eine mono-sententiale Struktur vorliegen sollte, prognostiziert die Restrukturierungsanalyse fälschlicherweise, daß erstens die Bindung der Anapher durch das Matrixsubjekt analog zu (21) möglich sein sollte, und daß zweitens ebenfalls analog zu (21) die Anapher nicht von der wilden Hilde gebunden werden kann. Geht man hingegen von einer bi-sententialen Struktur für (22a) aus, wie in (22b) dargestellt, dann prognostiziert man korrekt die vorliegenden Bindungsoptionen. Dasselbe Phänomen kann man in transparenten Infinitiven des Spanischen beobachten. In der mono-sententialen Konstruktion (23) ist der anaphorische Ausdruck vom Matrixsubjekt gebunden (Bok-Bennema 1981): Los candidatosi votaron el uno por el otroi 'Die Kandidaten stimmten für einander.'
(23)
Betrachten wir erneut die Bindungsverhältnisse in Verbindung mit einem Objektkontrollverb, das ein Infinitivkomplement selegiert, aus dem heraus CC möglich ist. Ordenar 'befehlen' ist ein solches Verb (24) (Luján 1980:407): (24) a.
b.
Te ordenará [PRO comprarlos] dir (sie-) wird-befehlen zu-kaufen-sie 'Sie wird dir befehlen, sie zu kaufen' Te los [ordenará comprar]
Wenn Restrukturierung nun aber in (25) optional applizieren könnte, dann ist wiederum unklar, warum el uno por el otro nicht an das Matrixsubjekt gebunden werden kann (BokBennema 1981): (25) a. * Los candidatosi lesj ordenaron [PRO*i/j votar el uno por el otroi] el uno por el otroi b. * Los candidatosi les [ ordenaron votar] die Kandidaten ihnen befahlen zu-stimmen für einander Man könnte einwenden, daß bei (25) nicht davon ausgegangen werden muß, daß Satzreduktion erfolgt ist, weil kein Element des eingebetteten Satzes im Matrixsatz erscheint. In Abschnitt 4.3.2 werde ich jedoch anhand etwas anders beschaffener Beispiele zeigen, daß sich auch in derartigen Fällen das Spanische wie das Deutsche verhält. Diese Beispiele liefern also Evidenz dafür, daß bei transparenten Infinitiven eine CP mit einem PRO-Subjekt vorliegt. Nur wenn ein sententiales Komplement vorliegt, das ein von der Dativ-NP im Matrixsatz kontrolliertes PRO enthält, welches die anaphorischen
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Ausdrücke bindet, kann man erklären, daß Koreferenz mit dem Matrixsubjekt ausgeschlossen und Koreferenz mit dem Objekt des Matrixsatzes möglich ist. Man beachte, daß die Vertreter von Tilgungsanalysen das hier erwähnte bindungstheoretische Problem auch nicht durch die Zusatzannahme, Strukturzerkleinerung erfolge, nachdem die Bindungstheorie appliziert habe, sagen wir nach der S-Struktur, umgehen können. Daß dies keinen Ausweg darstellt, ist evident, denn der Infinitiv weist die Transparenzeigenschaften, die durch die Tilgungsanalyse erklärt werden sollen, bereits in der overten Syntax auf. Wendet man die Strukturzerkleinerungs-Analyse auf das Deutsche und Niederländische an, ist man mit einem weiteren Problem konfrontiert. Die Verbraising-Analyse ist insofern redundant, als extraponierte, sententiale Komplemente nicht notwendigerweise opak sind: (26)
daß [den Wagen]i jemand versuchte [ti mit Spülmittel zu waschen]
In (26) ist keine Restrukturierung erfolgt. Langes Scrambling ist dennoch möglich. Transparenz eines Infinitivs und Sententialität widersprechen einander also nicht prinzipiell. In Abschnitt 4.4.2 werden darüber hinaus Beispiele diskutiert, die belegen, daß Verbraising-Komplemente nicht notwendigerweise transparent sind. Ein weiteres Argument liefern Skopusambiguitäten von Adverbien bzw. der Satznegation (vgl. u. a. Sternefeld und Lerner 1977, Jacobs 1982, Haider 1986b, Koster 1985, Öhlschläger 1989, Grewendorf 1990, Kroch und Santorini 1991). Das Satzadverb bzw. die Negation in (27) hat Skopus über den ganzen Satz, und zwar unabhängig davon, ob ein Auxiliar-Partizipkomplex mit zwei VPs vorliegt oder nicht: (27) a. b.
weil Tom ihr (nicht/wahrscheinlich) geglaubt hat weil Tom ihr (nicht/wahrscheinlich) glaubte
Die Lesart, die mit der Satznegation bzw. dem Satzadverb verbunden ist, lautet: Es ist (nicht der Fall/wahrscheinlich), daß Tom ihr glaubt. Für die Präsentation des Arguments beschränke ich mich auf das Verhalten von Adverbien, denn strukturelle Analysen der Satznegation müssen ständig auf der Hut vor interferierenden Faktoren sein. Sternefeld und Lerner (1977:159) haben z. B. beobachtet, daß in Beispielen wie (28) die stark präferierte Lesart, jene ist, in der die Negation Skopus über den eingebetteten, nicht aber über den Matrixsatz hat: (28)
Ich glaube nicht, daß dein Hund in meinen verliebt ist
Wenn die strukturelle Position der Negation in (28) mit den Skopusverhältnissen in irgendeiner Weise zusammenhängt, sollte ein Tempuswechsel keinen Einfluß auf den Negationsskopus haben. Betrachten wir vor diesem Hintergrund (29): (29)
Ich glaubte nicht, daß dein Hund in meinen verliebt ist
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In (29) ist die stark präferierte Lesart jene, in der die Negation im Unterschied zu (28) Matrixskopus aufweist. Ich vermeide es daher - soweit das möglich ist - Negationsdaten als Beleg für die sententialen bzw. nicht-sententialen Eigenschaften (vgl. Evers 1975) transparenter Infinitivkomplemente anzuführen.5 In Kapitel 5 werde ich jedoch dafür argumentieren, daß die relevanten Fakten auf der Grundlage der CP-Hypothese erklärt werden können. Betrachten wir an dieser Stelle statt dessen das Verhalten eines Adverbs, das sowohl Matrix- als auch eingebetteten Skopus aufweisen kann: (30) a. b.
weil keiner wunschgemäß versucht hat [den Wagen zu reparieren] weil keiner versucht hat [den Wagen wunschgemäß zu reparieren]
Wenn der Infinitiv in (31) zusammen mit dem Matrixverb eine VP bilden würde, sollte (30a) die einzig mögliche Lesart sein. (31) ist aber ebenfalls synonym mit (30b): (31)
weil den Wageni keiner [α ti wunschgemäß zu reparieren] versucht hat
In Kapitel 5 (Abschnitt 5.2.1) erläutere ich anhand von Negationsfakten, warum die CPAnalyse korrekt prognostiziert, daß ebenfalls (30a) eine mögliche Lesart für (31) ist. An dieser Stelle ist entscheidend, daß es ein Problem für die VP-Hypothese darstellt, daß (31) die Lesart (30b) aufweist. Wenden wir uns einem weiteren Argument zu. Was die Vertreter der Restrukturierungsanalyse ernsthaft beunruhigen muß, sind Remnant-Movement Konstruktionen. In (32) ist im Rahmen der Verbkomplexbildungsanalyse Verbraising erforderlich, weil das eingebettete Objekt über das Matrixsubjekt gescrambelt wurde: (32)
[CP [α ti zu reparieren] [C' hat den Wageni keiner tα versucht]]
Weil nur maximale Projektionen nach Spec CP bewegt werden können, muß im Rahmen dieser Analyse angenommen werden, daß in (32) die Matrix-VP topikalisiert wurde, nachdem sich das Matrixverb versucht aus der topikalisierten VP bzw. aus dem an einem früheren Schritt gebildeten komplexen Verb zu reparieren+versucht (hat) herausbewegt hat. Die topikalisierte Konstituente enthält demnach eine ungebundene X°-Spur. Daß dies ausgeschlossen ist, habe ich aber bereits in Kapitel 2 erläutert. Im Unterschied zu Spuren von Argument XPs können X°-Spuren an keinem Schritt der Derivation ungebunden sein. Die Konstruktionen in (33) verletzen daher das ECP: (33) a. * b. * c. * d. *
5
[Friedhelm das Fischbrötchen tV] glaube ich [schenkte Tom nicht] [auf seinen Sohn sehr tA gewesen] ist er stolz [Peters tN] hat Tom Freund besucht [da tP gerechnet ] hat Tom nicht mit
Hierzu und zu einer ganzen Reihe weiterer Einwände gegen Evers' Analyse, die ich an dieser Stelle nicht wiederhole, vgl. Thiersch (1978), Zaenen (1979), McCray (1980), Reuland (1980, 1981) und Kroch und Santorini (1991).
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Unabhängige empirische Evidenz dafür, daß eine ungebundene X°-Spur in der topikalisierten Konstituente in (32) zu Ungrammatikalität führen würde, kommt aus dem Niederländischen. Laut Reuland (1983:155) gilt in dieser Sprache die folgende Beschränkung: "the verbs allowing VP-preposing are precisely the verbs not requiring Vraising...": (34) a.
[zulke solche b. * [zulke solche
gedichten Gedichte gedichten Gedichte
schrijven]i schreiben uit(te)geven]i heraus(zu)geben
moet Jan muß Jan helpt Jan hilft Jan
niet ti nicht Cecilia nooit ti Cecilia nie
(34b) ist ungrammatisch, nicht aber (32). Das ist genau das Gegenteil von dem, was eine Verbraising-Analyse für (32) prognostiziert, denn in (32) ist im Rahmen der Verbkomplexbildungsanalyse Verbraising erforderlich. Man kann also den Schluß ziehen, daß in (32) nie ein Verbkomplex gebildet wurde, und daß für die Transparenzeigenschaften des Infinitivkomplements ein anderer Prozeß verantwortlich sein muß. Ablehnen muß man angesichts der Parallelität von (32, 34a) und (33, 34b) den Versuch, den Unterschied zwischen (32) und (33) mittels konstruktionsspezifischer Annahmen behandeln zu wollen, die garantieren, daß Remnants des Typs (32) zugelassen und solche des Typs (33) ausgeschlossen werden. Dies ist aus konzeptuellen Gründen unangebracht, denn eine derartige Strategie versperrt die Möglichkeit, Einsicht in das Phänomen transparenter Infinitive zu gewinnen. Betrachten wir nun, warum die Satzreduzierungsanalyse von Aissen und Perlmutter (1983) nicht automatisch die im Spanischen möglichen Serialisierungen von Klitika erklärt. Im Spanischen können VSO- und SVO-Stellungen alternieren (vgl. hierzu auch Kapitel 5, Fn. 36). Problematisch für die Satzreduzierungsanalyse sind nun Beispiele des folgenden Typs (LaPolla 1988:220): (35)
Lo quiere Maria tomar t es will Maria zu-trinken
Wenn Verbkomplexbildung eine Voraussetzung dafür ist, daß lo links von querer erscheinen kann, muß man davon ausgehen, daß in (35) eine Nicht-Konstituente bzw. eine diskontinuierliche X°-Kategorie aus dem Verbkomplex, der an einem Schritt der Derivation strukturell tiefer als das Subjekt angesiedelt ist, herausbewegt wurde, oder daß das Verb tomar aus dem im Laufe der Derivation gebildeten komplexen Kopf [lo [quiero+tomar]] herausgelöst wurde, und eine komplexe X°-Kategorie, die die Spur von tomar enthält, über das Matrixsubjekt hinwegbewegt wurde. Für keinen dieser Bewegungsprozesse gibt es meines Wissens in irgendeiner Sprache Evidenz. Ferner wird in der Analyse von Aissen und Perlmutter nicht ausgeschlossen, daß Satzreduzierung erfolgt, wenn der Matrixsatz ein aspektuelles Adverb enthält. Weil die Satzreduzierungsregel (vgl. Aissen und Perlmutter 1983:379ff.) nicht auf die interne Struktur der Matrix-VP Bezug nimmt, sollte (36b) daher bei Präsenz des Adverbs grammatisch sein:
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(36) a. b. (37) a. b.
Deseo (mucho) [verte] ich-wünsche (sehr) zu-sehen dich Te deseo (*mucho) [ver t] (Luján 1980) daß jemand Maria [die Treue zu schwören] (feierlich) versprach daß die Treue jemand Maria [ t zu schwören] (*feierlich) versprach
(38) a. b.
Ktos´ nakazal/ powaz· nie Marek [nie ubierac´ tej sukienki] · t] Ktos´ tej sukienki nakazal/ (?* powaz nie) Marek [nie ubierac´
Die Konstruktionen (36b, 37b) und (38b) sind ebenfalls ein Problem für die Analysen von Rizzi und Evers. Eine Lösung ist im Rahmen ihrer Analyse schwer zu formulieren, denn wenn man z. B. stipuliert, daß Matrix- und eingebettetes Verb adjazent sein müssen, damit Tilgung erfolgen kann, dann werden neben (13-15) auch (35) und die folgenden Konstruktionen mit einer Matrix Dativ-NP unkorrekterweise ausgeschlossen: (39) a.
b.
Marek kazal/ Tomkowi [PRO umyc´ ten samochód] Marek befahl Tomkowi zu-waschen diesen Wagen 'Marek befahl Tomkowi, diesen Wagen zuwaschen.' Marek ten samochódi kazal/ Tomkowi [PRO umyc´ ti] Marek diesen Wagen befahl Tomkowi zu-waschen
(40) a. b.
daß jemand Tom versprach [PRO dieses daß dieses Autoi jemand Tom versprach [PRO
(41) a.
Loi mandó a Juan [PRO hacer ti] es (er)befahl Juan zu-tun 'Er befahl Juan, es zu tun.' [PRO hacer ti] Se loi mandó ihm es (er)befahl zu-tun
b.
Auto zu waschen] ti zu waschen]
(Bordelois 1988)
Die Beipiele (1-8) und (36-41) zeigen ferner, daß es einen systematischen Zusammenhang zwischen langem Scrambling und CC gibt. Es ist aber nicht zu sehen, wie dieser Zusammenhang in einer Tilgungsanalyse formuliert werden könnte. Denn es muß nicht nur erklärt werden, daß CC und Scrambling im Deutschen, Italienischen, Polnischen und Spanischen aus finiten Sätzen generell verboten ist, und aus Infinitiven nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen kann, es muß auch berücksichtigt werden, daß in anderen Sprachen wie z. B. dem Hindi, Japanischen, Koreanischen, modernen Persischen und Russischen langes Scrambling aus finiten Sätzen erfolgen kann. In diesen Beispielen scheitert die Tilgungsanalyse ganz offensichtlich, was die folgenden Beispiele aus dem Russischen belegen (Yadroff 1991): (42) a.
b.
s Andrejem]] Ja xotel [CP c∨toby [IP ty poznakomil Denisa ich wollte daß du vorstellst DenisaAkk mit Andrejem 'Ich wollte, daß du Denisa Andrejem vorstellst.' Ja [ s Andrejem]i xotel [CP c∨toby [IP ty poznakomil Denisa ti ]
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Kapitel 4
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ich mit Andrejem
wollte
daß
du vorstellst
DenisaAkk
In Kapitel 5-6 demonstriere ich, daß eine einheitliche Erklärung dieser Phänomene auf der Grundlage der CP-Hypothese formuliert werden kann. Resümierend kann festgehalten werden, daß die Tilgungsanalyse mit einer Vielzahl empirischer Probleme konfrontiert ist, die sie nicht zu erklären vermag, und die es nötig erscheinen lassen, die entsprechenden Transparenzphänomene auf eine andere Art zu analysieren. Eine ganze Reihe von Daten hat gezeigt, daß in transparenten Infinitiven de facto überhaupt kein Verbkomplex vorliegen kann, weil Matrix- und eingebettetes Verb nicht in der hierfür anzunehmenden lokalen Relation stehen. Dies ist - wie wir gesehen haben - sowohl bei Remnant-Movement-Phänomenen, bei VSO-Stellungen im Matrixsatz als auch bei Extraposition der Fall, oder wenn ein lexikalisch gefülltes C-System zwischen den relevanten Verben interveniert. Skopus von Adverbien, Bindungsdaten und opazitätsinduzierende Adverbien und Bindungsdaten deuten darauf hin, daß in transparenten Infinitiven eine CP mit PRO-Subjekt vorliegt, und daß CC und Scrambling in den entsprechenden Kontexten als Typen langer Bewegung aus dem Infinitiv aufzufassen sind. Neben der Tatsache, daß nicht zu erkennen ist, wie die Restrukturierungsanalyse auf Transparenzphänomene mit finiten Sätzen, also z. B. langes Scrambling aus finiten Sätzen, angewendet werden kann, ergeben sich eine Reihe weiterer theoretischer Probleme. Im Rahmen der LGB-Theorie ist häufig der konzeptuelle Einwand gemacht worden, daß diese Analyse das Projektionsprinzip verletzt und daher unbefriedigend ist. Auch wenn vom gegenwärtigen Theoriestand aus betrachtet das Projektionsprinzip aus theorieimmanenten Gründen nicht mehr haltbar ist, und es überdies unabhängige empirische Gründe dafür gibt, anzunehmen, daß es zu restriktiv ist (vgl. Chomsky 1993), trifft dieser Einwand im Kern die Sache.6 Unabhängig vom Projektionsprinzip gibt es Bedingungen wie etwa Recoverability of Deletion (Chomsky und Lasnik 1977, 1993:522), die gewährleisten, daß PRO bzw. Elemente, die "semantischen Gehalt" haben, nicht getilgt werden dürfen. Es ist in der Vergangenheit außerdem von mehreren Autoren eingewendet worden, daß unklar ist, welchen Status die nicht-strukturerhaltende Satzreduzierungs-, Satztilgungsoder Restrukturierungsregel eigentlich hat (vgl. hierzu u. a. Schroten 1986, DiSciullo und Williams 1987:98, Choe 1989). Sie wird offenbar nur für einen bestimmten Kon6
Chomsky (1981:38) definiert das Projektionsprinzip folgendermaßen: (i) Projection Principle a. if β is an immediate constituent of γ in [γ...α...β...] or [γ...β...α...] at Li, and γ=α', then α θ-marks β in γ b. if α selects β as a lexical property, then α selects β in γ at Li c. if α selects β in γ at Li, then α selects β in γ at Lj L in (i) steht als Variable für die verschiedenen Strukturebenen (D-Struktur, S-Struktur und LF). In (ia) wird der Zusammenhang zwischen Subkategorisierung und θ-Markierung ausgedrückt (b ist der θ-Rollenempfänger bzw. die Position, der eine θ-Rolle zugewiesen wird). (ic), eine rekursive Regel, sichert, daß eine θ-markierte Position oder Kategorie auf allen Strukturebenen θ-markiert ist. Das Projektionsprinzip garantiert also, daß Strukturen wie [γ...α...β...] nicht durch Transformationen zerstört werden dürfen. Eine weitere Konsequenz aus (i) ist, daß Objektpositionen keine Non-θ-Positionen sein können, weshalb im Rahmen der LGB-Theorie Subject-to-Object Raising ausgeschlossen ist (vgl. u. a. Chomsky 1986b:90 und Kapitel 1, Fn. 21). Zu den Gründen, die die Aufgabe des Projektionsprinzips motiviert haben, s. Chomsky (1993) und Abschnitt 5.2.1.
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struktionstyp benötigt, ist also nicht unabhängig motiviert, und es ist auch nicht zu erkennen, warum sie in ein und demselben Satz einmal angewendet wird und einmal nicht. Was bewirkt also eigentlich, daß eine derartige Regel angewendet wird? Ein weiteres konzeptuelles Problem ergibt sich daraus, daß die erwähnten Restrukturierungsmechanismen keinen Zusammenhang zu bekannten UG-Prinzipien aufweisen, weshalb letztlich unklar bleibt, wie die Restrukturierungsregel erworben werben kann, und warum sie in Sprachen wie dem Englischen oder Französischen nicht angewendet wird.
4.2 Multi-repräsentationale Strukturen Zubizarreta (1985), Haegeman und van Riemsdijk (1986), Blevins (1988), DiSciullo und Williams (1989) und Goodall (1987a, 1987b) verwenden eine andere Strategie zur Erklärug von Restrukturierungsphänomenen. Wenngleich sich ihre Analysen im Detail unterscheiden, beruhen sie alle auf demselben Gedanken: In Restrukturierungskonstruktionen sind zwei syntaktische Repräsentationen desselben Satzes simultan vorhanden. Während bei der Tilgungsanalyse die zugrundeliegende bi-sententiale Struktur des Satzes zerstört wird, wenn die mono-sententiale Struktur erzeugt wird, bleibt die bi-sententiale Struktur im Rahmen der Multi-repräsentationalen Analyse unbeschädigt, es wird dafür aber eine zusätzliche, mono-sententiale generiert, die die gleiche Form hat wie die Strukturen, die durch Tilgung erzeugt werden. In manchen Arbeiten wird die Einführung paralleler (mono- und bi-sententialer) Strukturen damit begründet, daß damit eine Analyse für Restrukturierungsphänomene zur Verfügung steht, die das Projektionsprinzip nicht verletzt, oder es wird behauptet, daß die Komplexität der Daten die Einführung eines solchen Mechanismus rechtfertigt (Haegeman und Riemsdijk 1986). Die Gesetze, nach denen die zweite Dimension des Baumes aufgebaut wird, variieren in den einzelnen Ansätzen. Was Restrukturierung mit Kontrollinfinitiven anbelangt, geht Goodall (1987a, 1987b) z. B. davon aus, daß das Restrukturierungsverb simultan ein sententiales Komplement und ein V°-Komplement, das eingebettete infinite Verb, selegiert (Goodall 1987a:143): (43) a. b.
[S Juan [VP quiere [S [VP comer el pan] NP]]] [S Juan [VP [V° [V1 quiere][V2 comer]] el pan NP]] 'Juan will das Brot essen.'
Das Vorliegen einer bi- und mono-sententialen Struktur ist somit das Ergebnis eines Selektionsprozesses. In Haegeman und Riemsdijk (1986) und Haegeman (1988) wird die parallele, bzw. mono-sententiale Struktur durch eine Reanalyse-Regel erzeugt, die auf der bi-sententialen Struktur operiert. Dabei wird angenommen, daß die klassischen grammatischen Prinzipien (X-bar Theorie, θ-Theorie, ...) das Operieren des Reanalyseprozesses beschränken (Haegeman und Riemsdijk 1986:420). Haegeman (1988) gibt diese Auffassung jedoch auf. Sie weist darauf hin, daß man im Rahmen dieser Analyse, um Skopusphänomene adäquat erfassen zu können, Phrasen-
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strukturen zulassen muß, in denen unter anderem NPs in komplexen V°-Köpfen erscheinen können (Haegeman 1988, Bsp. (16)). Hieran wird deutlich, daß für bi-sententiale Strukturen doch andere Beschränkungen gelten als für die entsprechenden monosententialen Strukturen, und daß sich die Motivation letzterer aus der Einführung multipler Repräsentationen ergibt. Dabei ist manchmal nicht zu erkennen, von welcher Art die entsprechenden (neuen) Restriktionen sind, die den Aufbau der reanalysierten Struktur determinieren, und man gewinnt in dieser Arbeit den Eindruck, daß die Gestalt der reanalysierten Struktur lediglich durch das Ergebnis motiviert ist, das für einen einzelnen Beispielsatz erzielt werden soll. Weil die für die Transparenzeffekte verantwortliche Struktur mono-sentential ist - wie bereits erwähnt, handelt es sich bei ihr eigentlich um die basisgenerierte Variante des in anderen Arbeiten mittels Tilgung erzeugten Verbkomplexes - ergeben sich für die multirepräsentationale Analyse die gleichen Probleme, die sich für die Tilgungsanalyse ergeben: (44)
qué decir t] Yo le [ sé ich ihm weiß was zu-sagen
(45) a.
Ja ich Ja ich
b.
nie nicht ten diesen
wiem weiß samochód Wagen
samochód ti] [ komui podarowac´ ten wem zu-geben diesen Wagen nie [ wiem komu podarowac´ t] nicht weiß wem zu-geben
Konstruktionen wie (44) oder (45b) stellen für Goodalls Analyse ein Problem dar, denn er muß annehmen (Goodall 1987a:184), daß in der Struktur (43b) maximale Projektionen wie die W-Phrase in den oben angeführten Beispielen Teil des komplexen V-Kopfes sind. Das gleiche Problem ergibt sich mit anderen C-Elementen wie di im Italienischen, was DiSciullo und Williams (1987:101, Fn. 6) auch offen eingestehen. Warum derartige Elemente Teil des komplexen Verbs sein können, nicht aber z. B. Adverbien (vgl. (3638)) ist unklar. Eine generelle konzeptuelle Schwierigkeit ist mit der Frage verknüpft, welche der klassischen Prinzipien in welcher Dimension gelten. Dieser Aspekt offenbart insofern Probleme mit dieser Analyse, als die Antworten in den jeweiligen Analysen stets anders ausfallen und sich letztlich auf ad hoc Entscheidungen gründen, worauf Baker (1988a: 433, 1988b:40) und Guéron und Hoekstra (1988:57) zu Recht hingewiesen haben. Unbeantwortet bleibt ferner auch in diesem Ansatz, warum Sprachen wie das Deutsche, Italienische und Spanische Restrukturierung mit Infinitiven zulassen, nicht aber Sprachen wie Englisch und Französisch. Wenn parallele Strukturen Teil der UG sind, würde man erwarten, daß die entsprechenden Phänomene in allen Sprachen anzutreffen sind. Es sind in sämtlichen Analysen die mono-sententialen Repräsentationen, die für die Transparenzeigenschaften der Infinitive verantwortlich sind. In dem Moment werden aber die bi-sententialen Repräsentationen eigentlich überflüssig. Angesichts der Tatsache, daß die Implementierung multi-repräsentationaler Strukturen die Konsequenz hat, daß vom gegenwärtigen Theoriestand aus betrachtet unnötige Komponenten und nicht unabhängig motivierte Beschränkungen in die Grammatik eingeführt werden, gehe ich davon aus, daß
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eine Analyse von Restrukturierungsphänomenen, die lediglich mit einer einzigen Repräsentation der Struktur operiert, vorzuziehen ist.
4.3 Transparente Infinitive und die VP-Hypothese Die bisher diskutierten transparenten Infinitive ohne lexikalisches Subjekt werden von den Vertretern der CP-Hypothese als Sätze mit PRO-Subjekt repräsentiert. Wenn Infinitive CPs sind, dann wird durch das Erweiterte Projektionsprinzip festgelegt, daß sie ein Subjekt haben müssen (Chomsky 1981:198). Das EPP folgt daraus, daß das Subjekt als Träger vorhandener θ-Rollen zur Verfügung stehen muß, bzw. daraus, daß jedes Prädikat auf LF ein Subjekt haben muß (vgl. hierzu Chomsky 1981:26f. & 66, 1982:10, 1986b:116; Rothstein 1983).7 EPP (Erweitertes Projektionsprinzip) Prädikate müssen ein Subjekt haben.
(46)
Vertreter der VP-Hypothese sind der Ansicht, in den betreffenden Konstruktionen mit transparenten Infinitiven existiere kein syntaktisches Subjekt (vgl. u. a. Moore 1989, Picallo 1990, Rosen 1990b, Haider 1992). Sie nehmen statt dessen an, daß ein und dasselbe Matrixverb entweder eine VP oder eine CP selegiert. VP-Selektion liegt vor, wenn der Infinitiv Transparenzeffekte aufweist, bzw. wenn die betreffende Konstruktion mono-sententiale Eigenschaften erkennen läßt. Da unter diesen Umständen der Infinitiv kein syntaktisch realisiertes Subjekt aufweist, muß auf einen zusätzlichen Mechanismus zurückgegriffen werden, der gewährleistet, daß dem Matrixsubjekt zwei oder mehr θRollen zugewiesen werden können. Dieser Mechanismus kann auf unterschiedliche Weise in die Grammatik implementiert werden. Picallo (1990) geht z. B. davon aus, daß in CCKonstruktionen das Matrixverb (ein Semi-Modalverb) eine VP selegiert, während in Konstruktionen, in denen kein CC erfolgt, das entsprechende Infinitivkomplement eine CP ist (Picallo 1990:287). Picallo entwickelt ihre Analyse zwar anhand des Katalanischen, sie weist aber darauf hin, daß die Verhältnisse im Italienischen und Spanischen analog sind. Aus Gründen, die gleich erkennbar werden, verwende ich zur Illustration die folgenden Beispiele aus dem Italienischen (Burzio 1986:337): (47) a. b.
Giovanni vuole [CP PRO prendere il libro] Giovanni will zu-bringen das Buch [VP prendere ti] Giovanni loi vuole
Im Rahmen von Picallos Analyse erhält das Matrixsubjekt in (47b) zwei θ-Rollen. Volere 'wollen' weist dem Subjekt eine sekundäre bzw. Adjunkt-θ-Rolle zu (analog zu angry in 7
Es ist allerdings umstritten, ob das EPP generell als derivatives Konzept aufgefaßt werden kann. Unklar ist z. B., ob (46) auch in den Fällen, in denen eine Non-θ-Position obligatorisch durch ein Expletivum besetzt werden muß, aus tieferen Prinzipien ableitbar ist (zu verschiedenen Auffassungen vgl. Chomsky 1981; Safir 1985a, 1985b:203f.; Borer 1986 und Kitagawa 1986:236 sowie die dort zitierte Literatur).
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John left the room angry, vgl. u. a. Chomsky 1986b:97 und die dort zitierte Literatur). Eine weitere θ-Rolle wird dem Subjekt von prendere zugewiesen. Unter der Bedingung, daß sekundäre θ-Rollen von Elementen in Adjunktionspositionen zugewiesen werden können, nimmt sie an, daß volere an VP adjungiert ist (vgl. Picallo 1990:289, 304ff.). In (47a) liegt demgegenüber eine bi-sententiale Kontrollstruktur vor, in der volere dem Matrixsubjekt eine primäre θ-Rolle zuweist. Nun ergibt sich ein Problem, auf das in der einschlägigen Literatur schon hingewiesen wurde. Unter der Annahme, daß das Matrixsubjekt in (47) unterschiedliche θ-Rollen erhält, erwartet man, daß die Sätze sich in ihrer Bedeutung unterscheiden sollten. Burzio (1986:337) behauptet nun aber gerade, daß die Bedeutung von (47a-b) genau parallel ist, was dafür spricht, daß die Komplemente in (47) die gleiche Struktur aufweisen.8 Dieser Aspekt allein reicht natürlich nicht aus, um deutlich zu machen, daß die CPHypothese der VP-Hypothese überlegen ist. Es muß glaubhaft gemacht werden, daß tatsächlich in den transparenten Infinitiven ein phonetisch unrealisiertes NP-Subjekt vorhanden ist. Im Zentrum der folgenden Diskussion steht daher der Versuch, die Präsenz von PRO in transparenten Infinitiven nachzuweisen und somit Evidenz für den bisententialen Charakter der entsprechenden Infinitive zu liefern.
4.3.1 Bindung Argumente für die Präsenz eines PRO-Subjekts in transparenten Infinitiven lassen sich aus Bindungsdaten gewinnen. Beispiele des Typs (22a), die ich bereits in Abschnitt 4.1 im Zusammenhang mit der Tilgungsanalyse diskutiert habe, stellen auch für die VPHypothese ein Problem dar. Wenn in (22a) eine VP vorliegt, dann ist zunächst einmal unklar, warum Bindung der Anapher durch das Matrixsubjekt analog zu (21) nicht möglich ist, und warum zweitens in (22a) ebenfalls analog zu (21) die Anapher nicht von der wilden Hilde gebunden werden kann. Überdies würde man erwarten, daß in (48) Prinzip B verletzt ist: (21)
Niemandj zeigte der wilden Hildei sichj/*i in diesem Spiegel
(22) a.
weil in diesem Spiegel niemandj der wilden Hildei sich*j/i anzuschauen erlaubte weil in diesem Spiegelk niemandj der wilden Hildei [PROj sich*j/i tk anzuschauen] erlaubte
b.
8
Napoli (1981) geht davon aus, daß Restrukturierungsverb und eingbettetes Verb wie ein Auxiliar + Partizipkomplex analysiert werden sollten. Das Problem mit dieser Analyse besteht darin, daß sich Restrukturierungsverben anders als Auxiliare verhalten. Dies läßt sich u. a. daran verdeutlichen, daß im Gegensatz zu Auxiliaren Restrukturierungsverben keine Beschränkungen bezüglich multipler Einbettungen aufweisen (Zubizarreta 1982). Zu weiteren Unterschieden zwischen Auxiliaren und Restrukturierungsverben im Spanischen, vgl. Zagona (1986).
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(48) a. b.
weil in diesem Spiegelk der Tenori niemandemj ihni tk anzuschauen erlaubte weil in diesem Spiegelk der Tenori niemandemj [PROj ihni tk anzuschauen] erlaubte
Geht man hingegen von einer bi-sententialen Struktur für (22) aus, dann prognostiziert man korrekt die vorliegenden Bindungsoptionen. Das folgende Argument bezieht sich ebenfalls auf das Phänomen der Kontrolle. APs können in einem ganz ähnlichen Sinn wie Anaphern auf NPs bezogen sein. In (49) kann sich die AP betrunken auf das Subjekt die Nachbarn oder auf das Objekt seine Gäste beziehen (Verhagen 1980, Wyngard 1987): (49)
Hans sagte [daß der Nachbar seine Gäste betrunken nach Hause gebracht hat]
Wenn Verben wie versprechen und zwingen ein infinites Komplement mit einem PROSubjekt selegieren, wobei die Referenz von PRO - bedingt durch die lexikalischen Eigenschaften von versprechen und zwingen - durch das Matrix-Subjekt bzw. im Fall von zwingen durch das Matrix-Objekt kontrolliert wird, dann sollte in einem infiniten Komplementsatz dieser Verben das Antezedens der AP von den lexikalischen Eigenschaften des Matrixverbs abhängen. (50) a. b.
Hansi versprach dem Nachbarn [PROi den Wagen betrunken in die Garage zu fahren] Keiner erlaubte dem Nachbarni [PROi den Wagen betrunken in die Garage zu fahren]
In (50a), wo Subjektkontrolle vorliegt, kann betrunken zwar auf das vom Matrix-Subjekt referentiell abhängige PRO bezogen sein, aber nicht auf das Objekt dem Nachbarn. In (50b), wo ein Fall von Objektkontrolle vorliegt, kann die AP demgegenüber auf das mit dem Objekt des Matrix-Satzes koindizierte PRO bezogen sein und nicht auf das Subjekt keiner. Diese Datenverteilung erwartet man, wenn Infinitive Subjekte haben, nicht aber wenn Infinitive lediglich VPs ohne Subjekt sind.9 9
Andrews (1989:175) verwendet das gleiche Argument, um zu zeigen, daß isländische Kontrollinfinitive nicht als subjektlose VPs analysiert werden können, und Koster und May (1982) und Chomsky (1986b:121) entwickeln bezüglich sekundärer Prädikate ein ähnliches Argument für die Existenz von PRO-Subjekten im Infinitiv. Nach Williams muß ein Prädikat mit einem koindizierten Argument von diesem Argument c-kommandiert werden. In (i) gibt es eine NP, die das adjektivische Prädikat angry c-kommandiert: (i) John left the room angry C-Kommando allein kann jedoch nicht die für Prädikation relevante strukturelle Beziehung zwischen Subjekt und sekundärem Prädikat sein, wie die folgenden Daten aus Chomsky (1986a:83) und Nakajima (1990:285) zeigen: (ii) * [CP How angry did [IP John leave the room t]] (iii) [IP Angry [IP John has left the room t]] Weder in (ii) noch in (iii) c-kommandiert (oder m-kommandiert) das Subjekt das sekundäre Prädikat in seiner abgeleiteten Position. (iii) sollte deshalb wie (ii) unmöglich sein. Eine syntaktische Analyse von Konstruktionen wie (49-51) und (i-iii) muß also neben der Frage, unter welchen Bedingungen sekundäre Prädikate lizensiert sind (vgl. hierzu u. a. Rothstein 1983:15, Culicover und Wilkins 1984, Hornstein und Lightfoot 1987), beantworten, an welchem Schritt der Derivation sekundäre Prädi-
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Betrachten wir vor diesem Hintergrund das folgende Beispiel mit einem transparenten Infinitiv: (51)
weil den Wagenj keiner dem Nachbarni [PROi tj betrunken in die Garage zu fahren] erlaubte
Wenn in (51) eine mono-sententiale Struktur vorläge, würde man erwarten, daß sich das sekundäre Prädikat auf das Matrixssubjekt beziehen kann. Dies ist aber unmöglich. (51) liefert somit weitere Evidenz dafür, daß transparente Infinitive bi-sentential sind und ein PRO-Subjekt aufweisen.10 Chomsky (1986b:118) verwendet bezüglich "agens-orientierter Adverbien" (vgl. Jackendorff 1972) das gleiche Argument für die Existenz von PRO-Subjekten im Infinitiv. Die Adverbien in den folgenden Beipielen erfordern ein Agens in ihrem Satz, auf das sie bezogen werden können. Da man im allgemeinen davon ausgeht, daß das thematische Subjekt eines aktivischen Satzes (52a, 53a) in Passivkonstruktionen wie (52b, 53b) als "implizites" Argument vorhanden ist, das optional als by- bzw. von-Phrase realisiert werden kann, sind die Beispiele (52b) und (53b) grammatisch: (52) a. John sank the ship voluntarily b. The ship was sunk voluntarily (by John) c. * The ship sank voluntarily (by John) (53) a. Hans versenkte das Schiff freiwillig b. Das Schiff wurde freiwillig (von Hans) versenkt c. * Das Schiff sank freiwillig (von Hans) In Konstruktionen mit ergativen Verben wie sinken wird kein Agens realisiert. Daher können in (52c, 53c) agens-orientierte Adverbien nicht vorkommen. Wenn man nun kation erfolgt (vgl. Roberts 1988a, Nakajima 1990) und welchen Bewegungsbeschränkungen sekundäre Prädikate unterliegen (vgl. Roberts 1988b, Nakajima 1990), und, was noch fundamentaler ist, angeben, von welcher internen Struktur die Adjunkte in (49-51) und (i-iii) sind, also ob es sich bei ihnen nicht etwa um Small Clauses handelt, die ein PRO-Subjekt aufweisen (vgl. Fn. 12). Ich will an dieser Stelle nicht auf die verschiedenen Lösungsvorschläge zu diesen Problemen eingehen. 10 Mittels dieser Eigenschaft der Prädikation kann man ferner zeigen, daß Gerundien Subjekte haben müssen: (i) [PRO visiting the party angry] is a little obscene In (i) wird angry von einem unspezifizierten (arbiträren) Subjekt prädiziert, dem Subjekt von visiting. Koster und May (1982:136) argumentieren dafür, daß man für (i) ein PRO-Subjekt annehmen muß, denn es gibt in dem Satz sonst kein anderes Argument, auf das das Prädikat bezogen sein könnte. Hinsichtlich der Analyse von Gerundivkonstruktionen im Englischen sind ebenfalls verschiedene Analysen vorgeschlagen worden, vgl. Emonds (1985:69ff.) zu einer VP-Analyse. Während Poss(essive)-ing Konstruktionen klar nominale Eigenschaften aufweisen (vgl. u. a. Horn 1975, Williams 1975, Baker 1985c zu einer NP-Analyse und Abney 1987 zu einer DP-Analyse), sind Akkund PRO-ing Konstruktionen u. a. von Stowell (1982), Battistella (1983a, 1983b) als IPs und von Horn (1975), Williams (1975), Reuland (1983), Kitagawa (1985a, 1985b) und Zagona (1988:62f.) als CPs bzw. (S's) analysiert worden. Johnson (1988:593ff.) kritisiert Reulands Analyse. Für ihn können Gerundivkonstruktionen IPs oder CPs sein. Vgl. auch Law (1991:105ff.) zur Auffassung, daß Gerundivkonstruktionen von komplexerer Struktur als IPs sind (siehe hierzu auch die in Abschntt 1.2.1, Fn. 15 zitierte Literatur).
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annimmt, daß Kontrollinfinitive PRO-Subjekte enthalten, dann kann man ferner erklären, warum die Beipiele (54-55) ambig sind: (54) (54') (54'')
I decided to leave voluntarily I decided [PRO to leave] voluntarily I decided [PRO to leave voluntarily]
(55) (55') (55'')
Jemand entschied freiwillig den Aufsatz zu referieren Jemand hat freiwillig entschieden [PRO den Aufsatz zu referieren] Jemand hat entschieden [PRO den Aufsatz freiwillig zu referieren]
Wenn voluntarily bzw. freiwillig im Matrixsatz basisgeneriert werden (54', 55'), dann erhält man die Lesart, wonach die Entscheidung, zu verschwinden bzw. den Aufsatz zu referieren, freiwillig zustande kam, während die Lesart, bei der das Verschwinden bzw. Referieren als freiwilliger Akt zu verstehen ist, eine Struktur voraussetzt, bei der das Adverb im Infinitiv steht und auf PRO bezogen ist (54'', 55''). Wären Kontrollinfinitive VPs ohne Subjekt, würde man erwarten, daß nur die mit (54') und (55') verbundene Lesart möglich sein sollte. Auf der Grundlage dieser Beobachtung kann man zeigen, daß in transparenten Infinitiven ein PRO-Subjekt vorliegt. In (56) ist Scrambling aus dem eingebetteten Satz erfolgt. Vertreter der VP-Hypothese gehen davon aus, daß eine mono-sententiale Struktur ohne PRO-Subjekt vorliegt: weil den Aufsatz jemand t freiwillig zu referieren entschieden hat
(56)
Gäbe es in (56) kein PRO-Subjekt, sollte die Lesart, derzufolge das Referieren des Aufsatzes als freiwilliger Akt zu verstehen ist, nicht möglich sein. Der Satz ist aber genauso ambig wie (55). Er weist die Lesart (55'') auf, was dagegen spricht, daß es sich bei transparenten Infinitiven um mono-sententiale Strukturen ohne PRO-Subjekt handelt.
4.3.2 PRO und Kongruenz Ein weiteres Argument für ein PRO-Subjekt in transparenten Kontrollinfinitiven liefern Kongruenzdaten. In Sprachen wie dem Spanischen kongruieren Adjektive nach Person und Genus mit dem Subjekt des Satzes: (57) a.
Las mujeres die Frauen b.* Las mujeres c. Los hombres die Männer
creen [CP glauben creen [CP creen [CP glauben
que daß que que daß
los die los las die
hombres Männer hombres mujeres Frauen
están sind están están sind
enfermos] krank enfermas] enfermas] krank
Im Infinitiv beobachtet man den gleichen Effekt, was dafür spricht, daß das Adjektiv mit dem PRO-Subjekt kongruiert:
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(58) a. b.
Luis prometió a Maria [α PRO ponerse sano/*sana] 'Luis versprach Maria, gesund zu werden.' Luis le deseó a Maria [α PRO ponerse sana/*sano] 'Luis wünschte Maria, gesund zu werden.'
Die Tatsache, daß das Adjektiv nur in (58a) mit dem Matrixsubjekt kongruiert, deutet darauf hin, daß Kongruenz mit dem kontrollierten PRO vorliegt. Wenden wir uns nun erneut den transparenten Infinitiven zu. Die folgenden Beispiele (59-60) sind analog zu (50-51) konstruiert. Die AP borracho 'betrunken' kongruiert in (59) mit PRO: (59) a.
b.
Los padres le prometieron [PRO llevar borrachos/*o die Eltern ihm versprachen zu-fahren betrunken el coche a casa] den Wagen nach Hause 'Die Eltern versprachen ihm, den Wagen betrunken nach Hause zu fahren.' Los padres le permitieron [PRO llevar borracho/*os Die Eltern ihm erlaubten zu-fahren betrunken el coche a casa] den Wagen nach Hause 'Die Eltern erlaubten ihm, den Wagen betrunken nach Hause zu fahren.'
Wenn Infinitive, aus denen ein Klitikum herausbewegt wurde, VPs wären (Moore 1989, Picallo 1985, 1990, Rosen 1990), würde man erwarten, daß z. B. in (59b), nachdem Clitic Climbing erfolgt ist, Kongruenz mit dem Matrixsubjekt (pro in (60)) möglich sein sollte. Dies ist aber nicht der Fall. Die AP kongruiert nach wie vor mit dem eingebetteten PRO: (60)
Se lo permitieron [PRO llevar borracho/*os a casa] ihm es (sie)erlaubten zu-fahren betrunken nach Hause 'Sie erlaubten ihm, es (den Wagen) betrunken nach Hause zu fahren.'
Daten aus dem Spanischen machen demnach sichtbar, daß transparente Infinitive eine bi-sententiale Struktur mit einem PRO-Subjekt aufweisen. Zahlreiche Beispiele lassen also den Schluß zu, daß transparente Infinitive sententialen Charakter haben und ein PRO-Subjekt enthalten. Es ist zunächst einmal nicht zu erkennen, wie die in den letzten Abschnitten diskutierten Bindungsphänomene auf der Grundlage der VP-Hypothese erklärt werden können, wenn angenommen wird, daß der Infinitiv kein strukturell realisiertes Subjekt enthält. Im Rahmen der CP-Hypothese kann man hingegen darauf verweisen, daß die Präsenz von PRO im Einklang mit dem kategorialen Status der Infinitive als CPs und dem Erweiterten Projektionsprinzip steht, das fordert, daß Sätze Subjekte enthalten müssen. Wie bereits in Kapitel 1 herausgestellt wurde, ergibt sich im Rahmen der VP-Hypothese ferner das Problem disjunkte Lexikoneinträge für Infinitivkomplemente annehmen zu müssen.
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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Unklar ist überdies, wie im Rahmen der VP-Hypothese erklärt werden kann, daß in transparenten Infinitiven W-Phrasen auftreten können:11 (61)
Su questo punto non ti saprei [che dire t] zu diesem Punkt nicht dir (ich) wüßte was zu-sagen
(62)
Yo le ich ihm
(63)
samochód Ja ten ich diesen Wagen
sé [qué decir t] weiß was zu-sagen nie wiem [komu nicht weiß wem
podarowac´ zu-geben
t]
Ich gehe daher davon aus, daß die VP-Hypothese keine universelle Erklärung des Restrukturierungsphänomens im Zusammenhang mit Kontrollinfinitiven liefern kann.
4.4 Transparente Infinitive und die IP-Hypothese In einer ganzen Reihe von Arbeiten ist dafür argumentiert worden, daß transparente Kontrollinfinitive als IPs aufgefaßt werden müssen. Diese Analyse ist häufig durch die Auffassung motiviert, ein kontrolliertes PRO sei eine Anapher, die in ihrer regierenden Kategorie gebunden sein muß. Wenn Kontrollinfinitive IPs sind, ist PRO (durch das Matrixverb) regiert, und die Referenz von regiertem PRO läßt sich aus Prinzip A der Bindungstheorie herleiten. Als unabhängige Evidenz für den IP-Charakter der entsprechenden Kontrollinfinitive mit anaphorischem PRO werden Transparenzeffekte angeführt, die bei CP-Kontrollinfinitiven, in denen PRO nicht regiert ist und pronominale Eigenschaften hat, nicht auftreten. Sollte die IP-Hypothese korrekt sein, hat das u. a. zur Folge, daß die Distribution von PRO nicht länger aus dem PRO-Theorem (Chomsky 1981, 1986b) hergeleitet werden kann. Bevor ich im folgenden die These, transparente Infinitive seien IPs, diskutiere, rekonstruiere ich kurz, wodurch das PRO-Theorem motiviert ist, und welchen Einwänden es von Seiten der Vertreter der IP-Hypothese ausgesetzt ist. Im Anschluß an die Diskussion der IP-Hypothese, bespreche ich den Ansatz zur Erklärung der Distribution von PRO, der in Chomsky (1993), Watanabe (1993) und Chomsky und Lasnik (1993) vorgeschlagen wird. Die Idee ist, daß die Distribution von PRO nicht länger aus dem PRO-Theorem, sondern allein aus der Annahme ableitbar ist, daß PRO einen sogenannten "Nullkasus" verlangt. Ein Vergleich beider Erklärungsansätze im Hinblick auf ihre empirische Adäquatheit führt mich zu dem Schluß, daß die Distribution von PRO nicht allein auf der Grundlage der Nullkasus-Analyse erklärt werden kann, und daß der Rekurs auf das PRO-Theorem nach wie vor unvermeidlich erscheint.
11 Daß das C-System in transparenten Infinitiven vorhanden ist, belegen ferner präpositionale Elemente wie a, de, por im Spanischen, vgl. die Diskussion zu den Beispielen (94-95) in Abschnitt 4.4.2.
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Kapitel 4
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4.4.1 Die Distribution von PRO und die Motivation der IP-Hypothese Es wird im allgemeinen angenommen, daß PRO nicht in regierten Positionen vorkommen darf (Chomsky 1986b:183). PRO-Theorem PRO ist unregiert.
(64)
Das PRO-Theorem liefert eine Erklärung dafür, daß PRO nicht als Komplement einer lexikalischen Kategorie, als Subjekt von Small Clauses12 in Komplementposition, als Subjekt von A.c.I- bzw. ECM-Komplementen und als Subjekt finiter Sätze erscheinen kann: (65) a. * b. * c. * d. * e. * f. *
daß Kirsten [VP PRO gefüttert] hat Peter denkt [PP an PRO] Der Politiker nannte [SC PRO einen Verräter] Ich finde [SC PRO schön] Ich vermutete [SC PRO in Paris] Peter verspricht [daß PRO die Küche aufräumt] (*Hans läßt [PRO kommen]) g. * Joe wishes [for PRO to come] h. * Mary believes [PRO to be honest]
In allen Beispielen besetzt PRO eine Position, der über Rektion Kasus zugewiesen wird, d. h. in den Positionen, in denen PRO erscheint, ist eine lexikalische NP lizensiert. Doch auch wenn PRO in einer Position erscheint, der kein Kasus zugewiesen werden kann, prognostiziert das PRO-Theorem korrekt Ungrammatikalität:13 (66) a. * Mary believes sincerely [PRO to be honest] b. * It seems [PRO to be honest] c. * It is likely [PRO to be honest] 12 Nach traditionellen Annahmen zeigt sich daran, daß lexikalischen NPs in der Subjektposition von Small Clauses in (65c-e) Kasus unter "Rektion" durch das Matrixverb zugewiesen werden kann, bzw. daß diese Position vom Verb regiert ist. Daher kann PRO in (65c-e) nicht erscheinen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, anzunehmen, PRO sei vom Kopf der Small Clauses regiert. Damit ließe sich auch erklären, daß Small Clauses nicht in der Subjektposition auftreten können (vgl. hierzu Williams 1983, Safir 1983, Contreras 1987): (i) * [PRO bashful] would be a shame (ii) [PRO to be bashful] would be a shame Das Problem mit dieser Alternative ist, daß Adjunkt-Small Clauses (John ate the meat [SC PRO raw]) nie lizensiert sein sollten. Stowell (1991a) hat ferner gezeigt, daß Argument Small Clauses wie in (i) generell nicht in Subjektpositionen vorkommen können, weil ihr Kopf obligatorisch in das Matrixverb inkorporiert, was aus Gründen des ECP nur möglich ist, wenn das Small Clause Prädikat in Komplement-Position steht (vgl. auch Kapitel 2). 13 Es ist auch dafür argumentiert worden, daß PRO in NPs erscheinen kann (vgl. u.a Mallén 1989, Giorgi und Longobardi 1990). Zu Gegenargumenten siehe Williams (1985).
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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Vertreter der IP-Hypothese gehen jedoch davon aus, daß PRO sehr wohl regiert sein kann. Es ergeben sich also zwei Fragen: Wie ist diese Auffassung motiviert, und wie kann man dann noch die Ungrammatikalität der Beispiele (65-66) erklären? Zur Beantwortung der ersten Frage muß man betrachten, was Chomsky (1981) zur Annahme des PRO-Theorems veranlaßt hat. Chomsky (1981:191) deduziert das PRO-Theorem aus der Bindungstheorie: (67)
Bindungstheorie (Chomsky 1981:211) Prinzip A: Eine Anapher ist in ihrer regierenden Kategorie gebunden. Prinzip B: Ein Pronomen ist in in seiner regierenden Kategorie frei. Prinzip C: Ein R-Ausdruck ist frei.
(68)
Regierende Kategorie (vereinfachte Version) β ist eine regierende Kategorie für α gdw. β die nächste Kategorie ist, die α, einen Regenten für α und ein für α zugängliches SUBJEKT enthält.
(69)
SUBJEKT (Chomsky 1981:209) a. AGR ist ein SUBJEKT (im finiten Satz). b. Das Subjekt eines Infinitivs, einer NP oder eines Small Clause ist ein SUBJEKT.
Es ist an dieser Stelle nicht nötig, darauf einzugehen, wie "Zugänglichkeit" genau zu definieren ist (vgl. hierzu Chomsky 1981:212). Wichtig für die Herleitung des PRO-Theorems ist zum einen, daß durch Prinzip A und Prinzip B eine komplementäre Distribution von Pronomen und Anaphern vorhergesagt wird, weil Anaphern in der gleichen Domäne, in der Pronomen frei sein müssen, gebunden sein müssen. Zum anderen ist es für die Herleitung des PRO-Theorems aus der Bindungstheorie entscheidend, daß in der Definition der regierenden Kategorie explizit gefordert wird, daß α regiert sein muß. Der letzte Aspekt ist immer wieder heftig kritisiert worden (vgl. z. B. Bouchard 1986, Fn. 2). Ausgangspunkt für die Herleitung von (64) aus der Bindungstheorie ist zunächst die Beobachtung, daß PRO sowohl pronominale als auch anaphorische Eigenschaften aufweist. PRO ist demnach eine pronominale Anapher. Betrachten wir zur Verdeutlichung einige Beispiele. PRO unterscheidet sich von Anaphern und verhält sich wie ein Pronomen, weil es kein Antezedens im selben Satz haben kann. PRO unterliegt also Prinzip B: (70) a. Johni loves himselfi/*himi b. * Johni loves PROi (71) a. Knuthi liebt sichi/*ihni b. * Knuthi liebt PROi In (70b, 71b) erfüllt PRO Prinzip A der Bindungstheorie, verletzt aber Prinzip B.
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Die Referenz von PRO wird im Fall von Kontrolle durch ein c-kommandierendes Antezedens determiniert.14 PRO unterscheidet sich somit von Pronomen und ähnelt Anaphern, weil Anaphern und PRO keinen inhärent-referentiellen Gehalt besitzen. PRO unterliegt also Prinzip A: (72) a. Johni expects [that hei/*himselfi AGR will win] b. * Johni expects [that PROi AGR will win] (73) a. Johni expects [Mary to believe him/*himselfi] b. * Johni expects [Mary to believe PROi] (72b) und (73b) sind ungrammatisch, weil PRO nicht in seiner regierenden Kategorie gebunden ist. PRO erfüllt somit Prinzip B, verletzt aber Prinzip A. Ein anderer Fall liegt nun in (74) vor: (74) a. b.
Johni believes [himselfi/*himi to be clever] Johni tries [PROi to be clever]
In (74a) ist der Matrixsatz die regierende Kategorie der Anapher, denn hier findet sich ein Regens und ein zugängliches Subjekt. Da der Matrixsatz auch die regierende Kategorie für ein mit dem Subjekt koindiziertes Pronomen ist, verletzt letzteres Prinzip B. PRO ist in der Subjektposition des Infinitivs daher nicht lizensiert. In (74b) ist PRO demgegenüber (durch einen CP-Knoten) vor der Rektion durch das Matrixverb geschützt. PRO besitzt daher keine regierende Kategorie und verletzt somit weder Prinzip A noch Prinzip B der Bindungstheorie. Als "pronominale Anapher" unterliegt PRO Prinzip A und B der Bindungstheorie und sollte in seiner regierenden Kategorie gebunden und frei zugleich sein. Daß dies nicht möglich ist, haben die Beispiele (70-73) deutlich gemacht. Die Paradoxie, gleichzeitig in der regierenden Kategorie gebunden und doch frei sein zu müssen, besteht nur so lange wie PRO eine regierende Kategorie besitzt. Da PRO dann keine regierende Kategorie hat, wenn es nicht regiert ist (daher der explizite Bezug auf Rektion bzw. einen Regenten in (68)), schließt Chomsky, daß PRO nur in unregierten Positionen auftritt.15 Kurzum: Die Auffassung, bei PRO handele es sich um eine pronominale Anapher, erlaubt es, das PROTheorem und somit die Distribution von PRO aus der unabhängig motivierten Bindungstheorie abzuleiten. Weil Anaphern und Pronomen komplementäre Bindungseigenschaften aufweisen, und weil PRO als "pronominale Anapher" die verschiedenen Bedingungen für Anaphern- und Pronomenbindung nicht gleichzeitig erfüllen kann, läßt sich das PRO14 Oder PRO erhält eine indefinite Interpretation wie im Fall von PROarb. 15 Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß man aus den pronominalen und anaphorischen Eigenschaften von PRO nicht unbedingt deduzieren muß, daß PRO nicht regiert sein darf. Bouchard (1983:167f.) kommt beispielsweise zu dem Schluß, daß PRO sehr wohl regiert sein kann, daß es aber kein zugängliches SUBJEKT haben kann. In diesem Fall hat PRO ebenfalls wie unter der Annahme, daß PRO nicht regiert sein darf, keine regierende Kategorie und verletzt daher weder Prinzip A noch Prinzip B der Bindungstheorie. (Vgl. hierzu auch Chomsky 1981:219f., der diese Möglichkeit ebenfalls diskutiert, aber verwirft. Siehe auch Chierchia 1988:230ff. zu einer Ableitung des PROTheorems im Rahmen der modelltheoretischen Semantik.).
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Theorem aus der Bindungstheorie deduzieren.16 Eine Konsequenz dieser Argumentation ist natürlich, daß sich die Referenz von PRO nicht aus der Bindungstheorie herleiten läßt. Um die Referenz von PRO prognostizieren zu können, ist eine eigene Kontrolltheorie nötig. Es ist nun allerdings in einer ganzen Reihe von Arbeiten (vgl. u. a. Koster 1984, 1987, Bouchard 1984, Hornstein und Lightfoot 1987, Fanselow 1991, Franks und Hornstein 1992) gegen das PRO-Theorem und dafür, daß PRO regiert sein kann, argumentiert worden. Fanselow (1991:289) weist darauf hin, daß die Definition von "regierender Kategorie" in (68) ein technischer Trick ist, der nur dazu dient, daß PRO-Theorem abzuleiten, denn die Diskussion in Chomsky (1981:217ff.) zeige, daß die klassische Bindungstheorie auch ohne den Begriff "Regens" in der Definition der regierenden Kategorie formuliert werden könne. Tatsächlich erwägt Chomsky (1981:220) diese Möglichkeit. Er ersetzt den Begriff der regierenden Kategorie durch den der Bindungskategorie:17
16 In verschiedenen Arbeiten (vgl. u. a. Bresnan 1982a, Chomsky 1982:99, Huang 1983, Manzini 1983, Freidin 1986, von Stechow und Sternefeld 1988:238, Lasnik 1989, Kapitel 1) ist nun allerdings hervorgehoben worden, daß die empirische Generalisierung, wonach Pronomen und Anaphern prinzipiell komplementär verteilt sind, nicht adäquat ist (Theyi saw each otheri' s / theiri pictures), und daß die o. g. Bindungstheorie zu restriktiv ist. Während Huang (1983) eine Lösung dieses Problems auf der Grundlage einer Modifikation des Begriffs der regierenden Kategorie vorschlägt (vgl. aber Bouchard 1986 zu einigen Einwänden), haben diese Probleme Chomsky (1986b:171ff.) zu einer generelleren Revision der Bindungstheorie veranlaßt, in der nicht nur der Begriff des CFC (Complete Functional Complex) als Alternative zum Begriff der regierenden Kategorie eingeführt wird, sondern auch der Begriff SUBJEKT überflüssig wird. Die wesentliche Idee hinter der Definition des CFC ist, daß Anaphern innerhalb der kleinsten Domäne D ein Antezedens finden und Pronomen in dieser Domäne frei sein müssen. Ein CFC ist eine Phrase, die einen Regenten, eine Anapher bzw. ein Pronomen und ein Antezedens enthält, bzw. eine Phrase, in der alle mit dem Kopf kompatiblen grammatischen Funktionen, also Subjekt und Objekt (oder alle mit dem Kopf assoziierten θ-Rollen, vgl. hierzu Giorgi 1987), realisiert sind. (i) ist eine vereinfachte Formulierung der Definition in Chomsky (1986b:171), in der Prinzip C unberücksichtigt bleibt (vgl. auch die Diskussion in Johnson 1987 und Lasnik 1989, Hestvik 1990 und Gärtner 1991): (i) Prinzipien A und B der Bindungstheorie a. Für eine Anapher oder ein Pronomen α, in einer Domäne β, bei Präsenz eines Regenten γ von α ist eine Indizierung I BT-kompatibel mit (α, β) gdw.: (A) α eine Anapher ist und unter I in β gebunden ist. (B) α ein Pronomen ist und unter I in β frei ist. Lizensierungsbedingung b. Eine Anapher oder ein Pronomen α, wobei α von einer lexikalischen Kategorie γ im Ausdruck E unter der Indizierung I regiert wird, ist lizensiert, wenn für eine Domäne β wie in (ii) gilt, I ist BT-kompatibel mit (α, β): (ii) α ist eine Anapher oder ein Pronomen, und β ist der nächste CFC, der γ enthält, und für β gibt es eine Indizierung J (nicht notwendigerweise die aktuelle Indizierung), die mit (α, β) BT-kompatibel ist. Wenn in (74a) im Infinitiv ein Pronomen realisiert wird, ist der Matrixsatz die regierende Kategorie, der CFC, weil nur der Matrixsatz einen Regenten für das Subjekt enthält. Nur wenn das Pronomen disjunkte Referenz hat ist (74a) daher grammatisch. Ferner kann es für die Anapher im Infinitivkomplement keine BT-kompatible Indizierung geben, daher ist der Matrixsatz die regierende Kategorie. Die Erklärung, die (i) für (74b) liefert, ist im Prinzip, die gleiche, die aus (67-68) folgt. (ib) ist nur für regierte Anaphern und Pronomen relevant. Da PRO in (74b) nicht regiert ist, unterliegt es der Lizensierungsbedingung nicht und verletzt daher auch nicht die Bindungstheorie. Chomsky (1986b:183) kommt daher im Rahmen seiner reformulierten Bindungstheorie ebenfalls zu dem Schluß, daß PRO nicht regiert sein darf. 17 Zu einer Analyse auf der Grundlage dieses Begriffs vgl. auch Bennis und Hoekstra (1989a) und Wyngaerd (1990).
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(75)
Bindungskategorie β ist eine Bindungskategorie für α gdw. β die nächste Kategorie ist, die α und ein für α zugängliches Subjekt enthält.
(76)
Prinzip A: Eine Anapher ist in ihrer Bindungskategorie gebunden Prinzip B: Ein Pronomen ist in seiner Bindungskategorie frei.
Während diese Modifikation für einen Großteil der Daten die richtigen Prognosen macht, ergibt sich jedoch das Problem, daß PRO nun Prinzip B verletzt (vgl Chomsky 1981:221). (77) a. b.
John expected [*him/himself to win] John tried [PRO to win]
In (77) ist der Matrixsatz die Bindungskategorie für das Pronomen und PRO, denn der Matrixsatz ist die nächste Kategorie, die ein zugängliches Subjekt, John, enthält. Da Pronomen in ihrer Bindungskategorie frei sein müssen, ist in (77a) Prinzip B verletzt. Da PRO in (77b) nun aber auch Prinzip B verletzt (wenngleich es Prinzip A erfüllt), der Satz aber grammatisch ist, liefert die Modifikation in (75-76) nicht das gewünschte Ergebnis. Vielmehr zeigt sich, daß der Bezug auf "Rektion" in der Definition der "regierenden Kategorie" unvermeidlich ist, denn mittels (68) bzw. (CFC) kann der Unterschied zwischen (77a) und (77b) erklärt werden. Opponenten des PRO-Theorems wenden nun allerdings weiter ein, daß dieses Argument von der ihrer Meinung nach falschen Voraussetzung abhängt, daß PRO eine pronominale Anapher ist. Nimmt man nämlich an, daß PRO entweder eine Anapher (im Falle von obligatorischer Kontrolle) oder ein Pronomen (im Fall von Nichtobligatorischer Kontrolle) ist (Koster 1984, 1987 Kapitel 3, Bouchard 1984), dann kann man den Unterschied zwischen (77a) und (77b) erklären, denn das anaphorische PRO in (77b) unterliegt gar nicht Prinzip B der Bindungstheorie, sondern Prinzip A. Wenn sich zeigen ließe, daß diese Analyse korrekt ist, dann könnte man die Referenz von obligatorischem PRO durch die Bindungstheorie festlegen. Die Eigenschaften von optionaler Kontrolle wären weiterhin Gegenstand der Kontrolltheorie. Diesem Ansatz liegen u. a. die folgenden Annahmen zugrunde: A. B.
Obligatorisches PRO und Anaphern unterliegen Prinzip A. Beim Vorliegen obligatorischer Kontrolle sind die betreffenden Infinitive IPs (PRO ist dann regiert).
Es wird im Rahmen dieser Analyse angenommen, daß PRO im Fall (77b) (John tried [PRO to win]) eine regierte Anapher ist, und daß der Infinitiv (analog zu John expected [himself to win]) somit auf der Repräsentationsebene, auf der die Bindungstheorie appliziert, eine IP ist. Koster (1984, 1987) und Bouchard (1984) gehen davon aus, daß analog zu Analysen von ECM-Konstruktionen ein CP-Knoten in (77b) im Unterschied zu (78) nicht vorhanden ist. Wenn PRO hingegen nicht regiert ist, und das ist u. a. in WInfinitiven und infiniten Relativsätzen der Fall (78), hat PRO pronominale Eigenschaften:
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(78)
John knows [how [PROarb to behave oneself]]
Die Eigenschaften von obligatorisch kontrolliertem PRO ergeben sich dann aus strukturellen Konfigurationen. Koster (1984, 1987) geht mit Williams (1980) davon aus, daß das Fehlen von C° und seiner Projektion für den IP-Charakter der Infinitive und somit für das Vorliegen obligatorischer Kontrolle verantwortlich ist. Im Englischen sind Verben, die keine lexikalischen Komplementierer selegieren, dann genau die Verben, die IP-Infinitive selegieren (79) und die Eigenschaften obligatorischer Kontrolle aufweisen. (79)
Johni tried [IP *for Bill/PROi to go]
Während Verben, die infinite Komplementierer selegieren, CPs sind (80): John proposed to Mary [CP for Bill/PROarb to go to the movies]
(80)
In (80) ist PRO nicht regiert, weshalb es die Eigenschaften eines Pronomens aufweist. In (79) ist PRO demgegenüber regiert und eine Anapher. Dieser Satz weist somit die charakteristischen Eigenschaften obligatorischer Kontrolle auf. Wenden wir uns nun den Daten aus dem Niederländischen zu. Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß ein infinites Komplement im Niederländischen entweder optional einen lexikalischen Komplementierer aufweisen kann (81a), in diesem Fall ist es extraponiert, oder der Komplementierer erscheint nicht und das Komplement bleibt in der Basisposition, aber Verbraising (Evers 1975) erfolgt (81b) (Koster 1987:123): (81) a. b.
Ik denk dat zij ti probeerde [(om) PRO het boek te lezen]i ich denke daß sie versuchte (Comp) das Buch zu lesen Ik denk dat zij [(*om) PRO het boek tv] probeerde + te lezenv Ich denke daß sie (Comp) das Buch versuchte zu lesen
Koster führt nun aus, daß in Verbraising-Komplementen das Nicht-Vorhandensein eines Komplementierers mit obligatorischer Kontrolle einhergeht, weshalb Beispiele wie (81b) zusammen mit Infinitiven des Englischen, in denen lexikalische Komplementierer nicht möglich sind, eine natürliche Klasse bilden. Verbraising-Konstruktionen zeichnen sie dadurch aus, daß die betreffenden Infinitive IPs sind, die obligatorische PROs aufweisen. Unabhängige Evidenz für den IP-Status der Infinitive liefern nach Koster eine Vielzahl von Transparenzeffekten (s. u.). Mit dieser Analyse sind einige Probleme verbunden, die ich im folgenden diskutieren werde. Wie bereits erwähnt, argumentiert Koster dafür, daß infinite Komplemente mit Komplementierern nicht die Eigenschaften obligatorischer Kontrolle aufweisen. Daß die Selektion von Komplementierern nicht notwendigerweise optionale Kontrolle impliziert, belegen jedoch die folgenden Beispiele aus Haider (1988a):
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(82) a. b.
She preferred [for me to leave] Shei preferred [PROi/*arb to leave]
Ein Verb wie prefer, das einen lexikalischen Komplementierer selegiert, weist dennoch die Eigenschaften obligatorischer Kontrolle auf. Es zeigt sich überdies, daß es problematisch ist, anzunehmen, daß Verbraising-Konstruktionen im Niederländischen das Nicht-Vorhandensein eines CP-Knotens implizieren.
4.4.2 Transparenz- und Opazitätseigenschaften von IP-Kontrollkomplementen Koster (1985, 1987:133) verwendet die folgenden Beispiele, um zu zeigen, daß das NichtVorhandensein des CP-Knotens in Verbraising-Komplementen empirische Effekte bezüglich Anaphernbindung hat: (83) (84)
dat Peter [IP Mary naar zich toe tv] zag+kommenv * dat Peter Mary dwong [CP (om) PRO naar zich toe te komen]
In (83) ist Verbraising erfolgt, und die Anapher kann vom Matrixsubjekt gebunden werden. Diese Bindungsoption existiert für die Anapher jedoch nicht, wenn sie in eine CP eingebettet ist (84). In (84) ist im Unterschied zu (83) kein Verbraising erfolgt. Das Infinitivkomplement ist extraponiert und daher eine CP. Daß Kosters Argument nicht stichhaltig ist, zeigt eine Fülle von Daten. Zunächst bleibt unerklärt, warum Bindung einer Anapher in (85) durch das Matrixsatzsubjekt unmöglich ist (vgl. Reuland 1980): (85)
* dat de vrouwen de kamer [PRO elkaar tv] vroegen+te helpenv 'daß die Frauen das Parlament einander baten zu helfen'
In (85) ist Verbraising erfolgt. Es handelt sich also um einen Fall obligatorischer Kontrolle. Der Satz sollte eine IP sein, und die Anapher sollte wie in (83) von dem Matrixsubjekt gebunden werden können. Ein weiteres Transparenzphänomen, das gemäß Koster auf das Fehlen eines CPKnotens bei Verbraising-Komplementen hindeutet, betrifft Adjunktionsbewegung aus dem Infinitiv in den Matrixsatz (Koster 1987:133): (86)
dat hij heti Peter ti tv hoorde + zingenv daß er es Peter hörte singen
Koster nimmt an, daß het in (86) in den Matrixsatz bewegt wurde.18 Er kontrastiert nun (86) mit Beispiel (87), in dem ein extraponiertes CP-Komplement vorliegt. 18 Im Hinblick auf das Deutsche ist dies eher fragwürdig. Grewendorfs (1987:138) Beobachtung ist in diesem Zusammenhang relevant, wonach ein klitisches A.c.I-Objekt nicht vor dem Matrixsubjekt, wohl aber vor dem A.c.I.-Subjekt erscheinen kann, woraus er den Schluß zieht, daß das A.c.I-Objekt "innerhalb des A.c.I.s verbleibt".
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(87)
* dat Peter heti probeerde [om ti aan Mary te geven] daß Peter es versuchte (Comp) Maria zu geben)
Daß Verbraising keine hinreichende Bedingung für Transparenz bzw. den IP-Charakter des betreffenden Infinitivs ist, zeigt (88) (Reuland 1980): (88)
* dat de minister 't zijn collega [PRO aan de kamer tv] dwong+te vertellenv daß der Minister es seine Kollegen dem Parlament zwang+ zu erzählen
Es ist unklar, warum Klitikumbewegung aus dem Verbraising-Komplement (88) unmöglich ist, denn obligatorische Kontrolle liegt vor, und bei dem Infinitiv sollte es sich daher um eine IP handeln. Weitere Argumente gegen die Transparenz von VerbraisingKomplementen z. B. bezüglich Quantoren-Floating findet man in Reuland (1980) und Zaenen (1979). Nicht nur die Ungrammatikalität von (88) ist völlig überraschend im Rahmen der IPAnalyse. Es ist überdies erstaunlich, daß die Variante von (87) grammatisch ist, bei der der Komplementierer nicht realisiert ist (Wyngard 1987:108, den Besten und Rutten 1989), denn Koster (1987:122) erklärt, daß alle Transparenzphänomene in VerbraisingKonstruktionen auftreten: (89)
dat Peter heti probeerde [PRO ti aan Mary te geven]
In (89) ist kein Verbraising erfolgt. Der Infinitiv sollte daher opak sein. Reuland (1982) und den Besten und Rutten (1989) haben gezeigt, daß es sich bei einer Vielzahl scheinbarer Verbraising-Infinitive tatsächlich um extraponierte Infinitivkomplemente handelt, aus denen wie in (89) ein Element in den Matrixsatz gescrambelt wurde. Diese Konstruktion nennen den Besten und Rutten (1989) im Gegensatz zu Verbraising und Extraposition ohne Scrambling die "Dritte Konstruktion"19. 19 Reuland (1982) hat darauf hingewiesen, daß Beispielen wie (81b) Ik denk dat zij het boek probeerde te lezen tatsächlich unterschiedliche Derivationen zugrundeliegen können, Verbraising oder Extraposition mit Scrambling. Aufschluß darüber, ob die Dritte Konstruktion oder Verbraising vorliegt, liefern verschiedene morphologische Formen des Matrixverbs, die im Deutschen nicht alternativ erscheinen können. Wenn im Niederländischen das Matrixverb im Perfekt auftritt, kann es auf zwei Arten realisiert werden, als Partizip (ia) oder in der infinitivischen Form (ib): (i) a. dat zij het boek heeft geprobeerd te lezen b. dat zij het boek heeft proberen te lezen Evidenz dafür, daß in (ib) Verbraising während in (ia) tatsächlich Extraposition erfolgt ist, liefert der folgende Kontrast (den Besten und Rutten 1989): (ii)a. dat zij ti heeft geprobeerd [het boek te lezen]i b. * dat zij ti heeft proberen [het boek te lezen]i Das infinite Verb in (iib) muß adjazent zum Matrixverb sein wie in (ib), was dafür spricht, daß in (ib) tatsächlich nur Verbraising erfolgen kann. Einen weiteren Indikator für das Vorliegen von Verbraising liefern Stellungsbeschränkungen von Auxiliar und Partizip. Bei Verbraising ist die Abfolge Auxiliar Partizip im Perfekt festgelegt (vgl. (ib) vs. (iii)): (iii) * dat Jan dat boek proberen heeft te lezen Bei Extraposition ist die Reihenfolge jedoch variabel (den Besten und Rutten 1989): (iv)a. dat zij geprobeerd heeft [Marie te kussen] b. dat zij heeft geprobeerd [Marie te kussen] c. dat zij Mariei geprobeerd heeft [ti te kussen] d. dat zij Mariei heeft geprobeerd [ti te kussen] (...)
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Die vorangegangene Diskussion hat demnach gezeigt, daß es einerseits Daten gibt, die belegen, daß extraponierte Komplemente nicht, wie Kosters Analyse prognostiziert, prinzipiell opak sind, sondern transparent, und daß andererseits eine Reihe von VerbraisingKonstruktionen, die Transparenzeffekte erkennen lassen sollten, Opazitätseffekte aufweisen. Ganz unabhängig von dem Vorliegen obligatorischer Kontrolle sind für die Transparenz der Infinitive offenkundig Selektionseigenschaften der Matrixverben und die Besetzung des Infinitivs durch einen Komplementierer relevant. Kosters Daten liefern daher keine Evidenz für den IP-Status der betreffenden Infinitive.20 Gegen den IP-Status der Infinitive lassen sich ein Reihe weiterer empirischer und konzeptueller Argumente anführen, die gleichzeitig für die Plausibilität der CP-Hypothese sprechen. In diesem Zusammenhang sind Bindungsdaten relevant, die im Rahmen von Chomskys (1993) Theorie Rekonstruktion erfordern. (90) stellt einen Fall obligatorischer Kontrolle dar: (90) a. * Maryj told youi [PROi to repeat stories about herselfj] b. [Which story about herselfj]k did Maryj tell you [CP tk' [PRO to repeat tk]] In (90a) kann die Anapher nicht gebunden werden, wohl aber in (90b). Unter der Annahme, daß für die Erfüllung von Prinzip A der Bindungstheorie Zwischenspuren in Spec CP vorhanden sein müssen, kann man den Kontrast in (90) erklären. Dies zeigt erneut, daß Kontrollinfinitive CPs sein müssen und die Voraussetzung (B.), die besagt, daß beim Vorliegen obligatorischer Kontrolle die betreffenden Infinitive IPs sind, unzutreffend ist. Wenn ferner davon ausgegangen wird, daß die Grammatik die Möglichkeit bereitstellt, daß bestimmte Verben IPs selegieren, dann muß man sich fragen, weshalb IP-Selektion auf Infinitive beschränkt ist, wo doch Verben im allgemeinen sowohl finite [±W]- als auch infinite [±W]-CPs selegieren können. Warum selegieren Verben nicht auch finite IPs?21
Den Besten und Rutten (1989) diskutieren noch eine ganze Reihe weiterer Unterschiede zwischen Verbraising und Extraposition. Verbraising unterscheidet sich z. B. von Extraposition auch insofern, als nur bei Verbraising dem finiten Matrixverb Elemente wie Partikeln, die nicht gescrambelt werden können, vorangehen können. 20 Zu weiteren Einwänden gegen Kosters (1984, 1987) Analyse vgl. Nishigauchi (1984:247), Yim (1985), Wyngard (1987). Interessanterweise selegiert in den Beispielen mit opaken Infinitiven (8485) und (88) das Matrixverb im Unterschied zu den übrigen Beispielen mit transparenten Infinitiven ein Akkusativkomplement und ein Satzkomplement. In Kapitel 5 werde ich dafür argumentieren, daß Akkusativkomplemente, die vom Matrixverb selegiert sind, generell Transparenz des Infinitivkomplements verhindern. 21 Dieser Einwand betrifft nicht Kosters (1987) Analyse, denn er geht davon, daß in den relevanten transparenten Infinitiven S'-Tilgung erfolgt (vgl. auch Chomsky 1981, 1982:96ff.). Die "moderne" Version von S'-Tilgung ist C°-Tilgung (vgl. Chomsky 1986b:218, Baker 1988:58 & 481, Fn. 36). Man beachte, daß C°-Tilgung ebenfalls in finiten Sätzen zu beobachten ist (zu einer ECP-Erklärung des Phänomens in Verbindung mit finiten Sätzen vgl. u. a. Stowell 1981, Saito 1987, und Holmberg 1986, 1990 in Bezug auf Infinitive; zu Problemen mit dieser Analyse siehe u. a. die Hinweise in Baker 1988a:449 Fn. 9 und die Diskussion zur Tilgbarkeit der Infinitivmarkierer (und NichtKomplementierer) zu und to im Deutschen und Englischen in Kapitel 8, Fn. 15 dieser Arbeit ).
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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Gegen die IP-Hypothese von Infinitiven ist ferner häufig eingewendet worden, daß sie bei langer Bewegung aus Infinitiven irrtümlich Subjazenz-22 bzw. ECP-Verletzungen prognostiziert. Wenn man davon ausgeht, daß transparente Infinitive IPs sind, und daß Bewegung nach Spec CP nicht über Zwischenadjunktion (vgl. Kapitel 3) erfolgen kann, dann prognostiziert man fälschlicherweise, daß in Konstruktionen wie (91) eine Subjazenzverletzung vorliegen sollte: (91) a. b. c.
[daß Fritz versetzt wird]j hat [IP ihmi kein Lehrer [IP ti tj zu versprechen] gewagt] [Was]j haben [IP dem Fritzi alle Lehrer [IP ti tj strengstens zu verbieten] versucht] [Wem]i haben [IP dasj alle Lehrer versucht] [IP ti tj strengstens zu verbieten]
Die IP-Hypothese versagt außerdem, wenn es darum geht, Transparenzeffekte im Zusammenhang mit finiten Sätzen in Sprachen wie dem Hindi oder Persischen zu analysieren (Kapitel 6), und man kann mit ihr nicht erklären, daß bei Präsenz von WPhrasen, die im infiniten C-System angesiedelt sind, Restrukturierung nicht verhindert wird: (92)
Su questo punto non ti saprei [che zu diesem Punkt nicht dir (ich) wüßte was
(93)
Yo ich
le ihm
t] dire zu-sagen
t] sé [ qué decir weiß was zu-sagen
Wir haben ferner bereits gesehen, daß C-Elemente wie di im Italienischen in Restrukturierungskonstruktionen vorkommen. Im Spanischen läßt sich dieses Phänomen ebenfalls beobachten (Schroten 1986, Bsp. (48)): Juan la comienza a [preparar t] 'Juan fängt an, es vorzubereiten.'
(94)
A unterscheidet sich von Präpositionen, die Infinitive selegieren, denn aus korrelateingeleiteten Infinitiven kann prinzipiell kein Clitic Climbing erfolgen (vgl. hierzu die Diskussion in Kapitel 5, Appendix I). Daß a eine Position im C-System einnimmt, sieht man daran, daß es dem Komplementierer que vorangehen muß (95a) und nicht eine tiefere Position im Satzkomplement einnehmen kann (95b) (Schroten 1986, Bsp. (42a-b)): (95) a.
Juan Juan b. * Juan
invitó a Pedro a [ que cerrase la puerta] lädt-ein Pedro daß er-schließenSubjunktiv die Türe invitó a Pedro [que a cerrase la puerta]
22 Vgl. u. a. die Diskussion zu diesem Aspekt in Battistella (1983a, 1983b), Baker (1988:58), Kitagawa (1985b), Johnson (1988), Hoekstra und Bennis (1989).
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Kapitel 4
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Daran, daß Restrukturierung mit CPs möglich ist, besteht also kein Zweifel. Unter universalgrammatischer Sicht ist somit das Vorliegen einer IP keine notwendige Bedingung für Restrukturierung, und das ist eigentlich das erwartete Ergebnis, denn im Rahmen einer Analyse, derzufolge lediglich selegierte IPs Transparenzeffekte aufweisen bzw. Restrukturierung zulassen, kann schwerlich ein Parameter formuliert werden, der erklärt, warum IP-Selektion in einigen Sprachen wie dem im Deutschen und Spanischen möglich ist, nicht aber in anderen Sprachen wie z. B. im Französischen. Erneut ziehe ich den Schluß, daß alles dafür spricht, daß transparente Kontrollinfinitive CPs sind.
4.4.3 Die Distribution von (anaphorischem) PRO Zurückblickend auf die Diskussion der anaphorischen und pronominalen Eigenschaften von PRO muß hervorgehoben werden, daß es außerdem einige Kontraste gibt, die belegen, daß sich (obligatorische) Kontrolle nicht vollständig unter die für Anaphernbindung geltenden Beschränkungen subsumieren läßt. Die folgenden Beispiele verdeutlichen diesen Aspekt. Für PRO-Kontrolle ist die Dativ-NP zwar im Deutschen und Polnischen ein potentielles Antezedens (96-97), für Anaphernbindung aber gerade nicht (98-99): (96)
daß der König der Konkubinej [PROj sich im Spiegel zu betrachten] erlaubte
(97)
Marek kazal/ M.Nom befahl
Tomkowij T.Dat
[PROj
umyc´ zu waschen
(98)
* daß der König der Konkubinej sichj im Spiegel zeigte
(99)
* Marek oddal Tomkowij M.Nom gab-wieder T.Dat
swojaj Refl.
swój Refl.
samochód] AutoAkk
ksiaιzkeι BuchAkk
Wenn Anaphernbindung den gleichen Gesetzen unterliegen würde, denen die Bindung von anaphorischem PRO unterliegt, sollten (98-99) analog zu (96-97) grammatisch sein. Die folgenden Daten aus Lasnik (1992b) illustrieren einen ähnlichen Effekt im Englischen. Die Anapher in (100) kann vom Subjekt oder vom Objekt des Satzes gebunden werden. (100) a. John told Maryi about herselfi b. Johni told Mary about himselfi PRO verhält sich allerdings anders als eine Anapher, weil es ausschließlich vom Objekt des Matrixsatzes gebunden werden kann: (101)
Johni told Maryj [PRO*i/j to leave]
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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Während die Wahl eines Antezedens für die Anapher in (100) optional ist, existiert diese Optionalität nicht im Hinblick auf Kontrolle.23 Es ergibt sich nun die Frage, wie im Rahmen der IP-Analyse, die Distribution von PRO hergeleitet wird. Die folgenden Beispiele habe ich schon an früherer Stelle erwähnt: *Hans sieht Kirsten [VP PRO füttern] *Peter denkt [PP an PRO] *Der Politiker nannte [SC PRO einen Verräter] *Ich finde [SC PRO schön] *Ich vermutete [SC PRO in Paris] *Peter verspricht [daß PRO die Küche aufräumt] (*Hans läßt [PRO kommen]) g. *Joe wishes [for PRO to come] h. *Mary believes [PRO to be honest]
(102) a. b. c. d. e. f.
Die Erklärung für die Ungrammatikalität von (102) ergibt sich im Rahmen der LGBTheorie aus dem Zusammenwirken des PRO-Theorems und der Annahme, daß Kasus unter Rektion zugewiesen wird. Wie können nun die Beispiele in (97) in Analysen, in denen PRO regiert sein darf, ausgeschlossen werden? Während in den meisten IPAnalysen keine Beschränkungen formuliert werden, die garantieren, daß PRO nicht in Positionen erscheint, an die Kasus zugewiesen wird, haben Koster (1981) und Manzini (1983) demgegenüber dafür argumentiert, daß PRO nicht in Kasuspositionen erscheinen darf. Daß diese Bedingung aber im Unterschied zu (64) zu schwach ist, um die Distribution von PRO vorhersagen zu können, machen die folgenden Beispiele deutlich. Weil das Matrixverb und das eingebettete Subjekt in (103a) nicht adjazent sind, kann Joe in (103a) keinen Kasus erhalten: 23 Unterschiede bestehen nicht nur zwischen kontrolliertem PRO und Anaphern, sondern auch zwischen "unregiertem" PRO und Pronomina. PRO hat bekanntlich die besondere Eigenschaft, nicht expletiv sein zu können. Darin unterscheidet es sich u. a. von Pronomen wie pro (vgl. Grewendorf 1989:153): (i) weil pro gearbeitet zu werden scheint (ii) * weil PRO gearbeitet zu werden wunderbar ist Safir (1985a:247, 1985b:206) geht davon aus, daß ein phonetisch leeres Expletivum regiert sein muß. Für ihn zeigt der Kontrast in (i-ii), daß PRO nicht regiert sein kann. In anderen Arbeiten ist immer wieder betont worden, daß PRO aus unabhängigen Gründen das Merkmal [+belebt] (Bouchard 1983:202), [+menschlich] (Travis 1984:246), [+intentional] (Jaeggli 1986a) oder eine Agens-θ-Rolle (Lasnik 1992b) erhalten muß. Lasnik (1992b) argumentiert weiter dafür, daß das expletive PRO in (ii) eine Lizensierungsbedingung verletzt, die besagt, daß jedes PRO kontrolliert sein muß, also auch PROarb. Daß bei jedem Vorkommen von PROarb Kontrolle vorliegt, hat Epstein (1984) vorgeschlagen (vgl. Epstein 1984, Fn. 5), der auf die Beobachtung Suñers (1983) rekurriert, wonach pro in finiten Matrix- und eingebetteten Sätzen des Spanischen arbiträre Interpretation haben kann (vgl. auch Rizzi 1986a zu entsprechenden Vorkommen im Italienischen). Epstein argumentiert dafür, daß im Englischen das Prädikat infiniter Subjektsätze ein implizites Argument bzw. leeres PPArgument (for-proarb) aufweist (vgl. auch Chomsky 1986b:130). Das als Allquantor fungierende pro bindet auf LF, nachdem es bewegt wurde, das koindizierte PRO-Subjekt und ermöglicht so die PROarb Interpretation (vgl. auch die Diskussion in Browning 1987:32ff.). Daß implizite Argumente und arbiträres PRO (semantische) Eigenschaften gemeinsam haben, beobachten auch Baker, Johnson und Roberts (1989:228) in einem anderen Zusammenhang. Epstein geht jedoch davon aus, daß implizite Argumente XPs sind, während von Baker (1988a), Baker, Johnson, Roberts (1989), Jaeggli (1986b), Roeper (1987) die Auffassung vertreten wird, daß implizite Argumente als X°-Kategorien zu analysieren sind.
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Kapitel 4
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(103) a. *Mary believes sincerely [Joe to be honest] b. Mary believes [Joe to be honest] Wäre PRO nur in Positionen lizensiert, denen kein Kasus zugewiesen wird, dann sollte (104) grammatisch sein: (104)
*Mary believes sincerely [PRO to be honest]
(105) zeigt ebenso wie (104), daß, wie durch das PRO-Theorem prognostiziert, PRO in regierten, nicht kasus-markierten Positionen nicht auftritt: (105) a. *It seems [PRO to be honest] b. *It is likely [PRO to be honest] c. *It was seen PRO Wenn PRO lediglich nicht in kasus-markierten Positionen erscheinen dürfte, in anderen regierten Kontexten hingegen schon, sollten (104-105) grammatisch sein. Diese Beispiele scheinen somit weitere, unabhängige Evidenz für die Gültigkeit des PRO-Theorems zu liefern (vgl. auch Chomsky 1982:104f.). Es muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß im Rahmen der IP-Analyse von Bouchard (1984) alle diese Beispiele ausgeschlossen werden können, und daß u. a. Chomsky (1993) und Chomsky und Lasnik (1993) die Adäquatheit des PRO-Theorems angezweifelt haben, ohne dabei allerdings den kategorialen Status der Infinitive als CPs anzuzweifeln. Auf die entsprechenden Argumente gehe ich im folgenden Abschnitt ein. An dieser Stelle schließe ich die Diskussion der IP-Hypothese ab. Anhand einiger Fakten wurde gezeigt, daß die Annahme, Kontrollinfinitive seien IPs unabhängig davon, ob der IP-Status durch Tilgung oder Selektion erzeugt wird, nicht hinreichend gut motiviert ist und einige ungewollte empirische Konsequenzen hat. Bevor ich nun zur Diskussion der CP-Hypothese übergehe, diskutiere ich im nächsten Abschnitt die sogenannte "Nullkasus"-Hypothese (Chomsky 1993, Chomsky und Lasnik 1993 und Watanabe 1993). Es bietet sich an, diese Diskussion an dieser Stelle zu führen, denn sie ist relevant für die Beurteilung der Relevanz des PRO-Theorems.
4.4.4 Exkurs: PRO und Nullkasus Im vorangegangenen Abschnitt habe ich die tradtionelle Auffassung vertreten, wonach die Distribution von PRO durch das PRO-Theorem determiniert ist. Weil PRO nicht in regierten Postionen erscheinen kann, sind die Beispiele (102) und (104-105) ungrammatisch. Das PRO-Theorem garantiert darüber hinaus, daß PRO in Beispielen wie (106) aus der regierten Basisposition in die Subjektposition des Infinitivs bewegt werden muß. (106) a. Kirsten versuchte [PROi [VP ti die Katze zu füttern]] b. Die Katze lehnte es ab [PROi [VP ti gefüttert zu werden]]
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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In Chomsky (1993), Chomsky und Lasnik (1993) und Watanabe (1993) ist das PROTheorem u. a. aufgrund kasustheoretischer Erwägungen aufgegeben worden. PRO bewegt sich demnach in (106) ausschließlich, weil es einen sogenannten "Nullkasus" benötigt, den es - informell gesprochen - nur in der Spec IP bzw. Spec AgrsP-Position erhalten kann. Die Idee ist, daß sich die Distribution von PRO analog zur Distribution lexikalischer NPs aus der Kasustheorie ableiten läßt. Ob die Nullkasusanalyse tatsächlich die Distribution von PRO herzuleiten gestattet und das PRO-Theorem aufgegeben werden kann, ist die zentrale Frage, die in diesem Abschnitt diskutiert wird. Chomsky und Lasnik (1993) weisen auf ein Problem hin, das sich ergibt, wenn man die Distribution von PRO ausschließlich mit dem PRO-Theorem erklären will. Die Natur dieses Problems macht es erforderlich, daß ich zunächst einmal den Kasusfilter diskutiere: (107)
Kasusfilter * NP, wenn NP phonetischen Gehalt hat und keinen Kasus.
Der Kasusfilter sichert, daß jeder lexikalischen NP abstrakter Kasus zugewiesen werden muß. Da W-Phrasen genauso wie andere NPs dem Kasusfilter unterliegen, liefert (107) die Erklärung für die Ungrammatikalität von (108) (vgl. Chomsky 1981:175f., 1986b:95): (108) a. *It seems [John to be intelligent] b. *Whoi does it seem [ti to be intelligent] Problematisch sind nun allerdings Fälle, in denen ein leerer Operator bewegt wird (Freidin und Lasnik 1981, Lasnik 1992a): (109)
*The man [Oi [it seems [ti to be intelligent]]]
Der leere Operator hat keinen phonetischen Gehalt und sollte gemäß (107) keinen Kasus benötigen. Daß (109) ungrammatisch ist, deutet darauf hin, daß (107) nicht adäquat ist. Ein weiteres Problem mit (107) ergibt sich daraus, daß pro, ein phonetisch leeres Element, nur in Kasuspositionen auftritt. Der Kasusfilter muß also offensichtlich garantieren, daß pro, lexikalische NPs und Variablen generell Kasus benötigen. Diese drei Elemente unterscheiden sich somit von kasuslosen NP-Spuren: (110)
Johni seems [ti to be intelligent]
Um die korrekte Distribution dieser Elemente (pro, lexikalische NP, Variable, NP-Spur) vorhersagen zu können, ist (107) in die Formulierung der Bedingungen für θ-Rollenzuweisung integriert worden. Die Idee hinter dieser Bedingung für die Sichtbarkeit von Argumenten bezüglich θ-Rollenzuweisung ist, daß eine Kette eine θ-Rolle nur dann erhält, wenn sie eine Kasusposition aufweist. Die so formulierte Sichtbarkeitsbedingung erklärt korrekt die Grammatikalitätsverteilung in (108-110). Bevor wir das Problem diskutieren können, das sich nun für die Distribution von PRO ergibt, muß zunächst noch auf eine andere Schwierigkeit hingewiesen werden, die nun mit
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Kapitel 4
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der Einführung der Sichtbarkeitsbedingung entsteht. Bewegung aus einer Kasusposition in eine Kasusposition muß ausgeschlossen werden: (111)
* Johni seems [that ti is intelligent]
Daß die Kette C = (Johni, ti) zwei Kasuspositionen besitzt, ist die Ursache für die Ungrammatikalität von (111).24 (111) verletzt aber nicht die Sichbarkeitsbedingung. Daß eine Kette nicht mehr als einen Kasus tragen kann, wird daher in Chomsky (1986b:137) durch eine Restringierung von move-α gewährleistet: (112)
If C = (α1, ..., αn) is a maximal CHAIN25, then α1 is in a Case-marked position.
Die empirische Konsequenz von (112) ist, daß eine NP nicht in eine Kasusposition wandern kann, wenn sie bereits Kasus hat. Bewegung in Kasuspositionen erfolgt also nur, wenn dies aus kasustheoretischen Gründen erforderlich ist, und gilt als Last ResortOperation (Chomsky 1986b:143, 199, 201, 1991, 1993). (112) schließt nun (111) aus. Die Beschränkung (112) und die Idee, den Kasusfilter in die Sichtbarkeitsbedingung zu integrieren, führen dann zu der folgenden Kettenbedingung (vgl. Chomsky 1986b:137, Chomsky und Lasnik 1993): (113)
If C = (α1, ..., αn) is a maximal CHAIN, then αn occupies its unique θ-Position and α1 its unique Case-marked position.
Mittels (113) lassen sich die Grammatikalitätsverteilungen in (108-111) korrekt herleiten. Die Kette C = (John) in (108a) verletzt (113), denn der Kopf der Kette,26 John, besetzt keine Kasusposition. In (108b) und (109) besetzen die Köpfe der Ketten C = (whoi, ti) bzw. C = (Oi, ti) ebenfalls keine Kasuspositionen. (110) ist hinsichtlich (113) wohlgeformt, während die Kette C = (Johni, ti) in (111) zwei Kasus trägt. Der Satz wird daher durch (113) ausgeschlossen. Warum ist PRO nun überhaupt noch möglich, wenn es im Unterschied zu anderen Argumenten nur in kasuslosen Positionen auftritt? Chomsky und Lasnik (1993) gehen davon aus, daß PRO tatsächlich auch nur lizensiert ist, wenn es Kasus trägt.27 PRO ver24 Andererseits ist dieser Satz (redundanterweise) auch durch das ECP ausgeschlossen. (Prinzip A ist nicht relevant für die Ungrammatikalität von (111), wenn man mit Chomsky (1986a) annimmt, daß NP-Spuren lediglich unter das ECP fallen.) Man beachte, daß im Rahmen der Subjekt-in-VPHypothese die Kette tatsächlich die Form (John, t', t) hat, ich sehe im vorliegenden Zusammenhang hiervon ab (vgl. Chomsky und Lasnik 1993:563f.). 25 Unter den Begriff CHAIN subsumiert Chomsky (1986b) die Beziehung zwischen Antezedentien und ihren Spuren (bzw. chains) und - was im vorliegenden Zusammenhang irrelevant ist - die Beziehung von Expletiva zu den mit ihnen assoziierten Argumenten. 26 Ich gehe davon aus, daß der Kopf einer Kette dasjenige Element ist, daß sich in der finalen Landeposition befindet. In (108a) besteht die Kette im Unterschied zu (108b) aus einem einzigen Element. 27 Ich vereinfache an dieser Stelle stark. Natürlich wurde bereits vor Chomsky und Lasnik (1993) gewährleistet, daß PRO eine θ-Rolle erhalten kann. Chomsky (1986b:104) nimmt z. B. an, daß PRO inhärenten Kasus besitzt, vgl. auch die Sichtbarkeitsbedingung in Chomsky (1981:334) bzw. Chomsky und Lasnik (1993:560).
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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hält sich hinsichtlich (113) also wie andere Argumente. Im Unterschied zu anderen Argumenten, denen Akkusativkasus, Nominativkasus usw. zugewiesen wird, kann PRO allerdings lediglich einen "Nullkasus" tragen. Nullkasus wird nur in der Subjektposition des Infinitivs über Spec-head-Agreement zugewiesen. Da Chomsky und Lasnik annehmen, daß Subjekte inneralb von VP basisgeneriert werden, erhalten wir somit die folgenden Repräsentationen: (114) a. Kirsten versuchte [PROi [ ti die Katze zu füttern]] b. Die Katze lehnte es ab [PROi [ ti gefüttert zu werden]] Wenn man davon ausgeht, daß die θ-Rolle in (114) an die VP-interne Spur des Subjekts in (114a) zugewiesen wird, erfüllen die Ketten C = (PROi , ti) in (114) wie auch Ketten, deren Köpfe lexikalisch sind, (113). PRO-Bewegung in (163) ist dadurch motiviert, daß PRO seinen Kasus erhalten (oder checken, vgl. Abschnitt 5.2.1) muß. Die Beispiele, deren Ungrammatikalität ich in Abschnitt 4.4.3 darauf zurückgeführt habe, daß PRO regiert ist, sind nun ausgeschlossen, weil jene strukturelle Konfiguration, die nötig ist, damit PRO Nullkasus erhalten (oder checken) kann, nicht vorliegt: (115) a. b. c. d. e.
*Hans sieht Kirsten [VP PRO füttern] *Peter denkt [PP an PRO] *Der Politiker nannte [SC PRO einen Verräter] *Ich finde [SC PRO schön] *Ich vermutete [SC PRO in Paris]
(116) a. *Mary believes [PRO to be honest] (*Hans läßt [PRO kommen]) b. *Joe wishes [for PRO to come] c. *It was seen PRO d. *Peter verspricht [daß PRO die Küche aufräumt] Wenn die Ungrammatikalität dieser Beispiele - bzw. aller Beipiele, die bislang auf eine PRO-Theorem-Verletzung zurückgeführt wurden - mit der Annahme, PRO müsse Nullkasus tragen, ebenso wie mit dem PRO-Theorem erklärbar sind, dann stellt sich natürlich die Frage, ob es Beispiele gibt, in denen PRO nicht lizensiert ist, dies aber ausschließlich durch die Nullkasusanalyse erklärt werden kann. Gäbe es sie, dann hätten wir Evidenz dafür, daß die Distribution von PRO nicht durch das PRO-Theorem, sondern durch die Kasustheorie determinert ist. Tatsächlich diskutieren Lasnik und Chomsky (1993) ein Beispiel, das zeigen soll, daß sich die Distribution von PRO nicht ausschließlich mit dem PRO-Theorem erklären läßt. In (117b) sollte wie im infinitivischen Passiv PRO-Bewegung erfolgen können, wenn PRO nur in unregierten Positionen erscheinen kann: (117) a. *We want [Johni to seem to ti [that the problems are insoluble]] b. *We want [PROi to seem to ti [that the problems are insoluble]]
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Kapitel 4
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Nach Chomsky und Lasnik (1993) und Watanabe (1993) läßt sich die Ungrammatikalität dieser Konstruktion nur erklären, wenn man davon ausgeht, daß gemäß dem Last Resort Prinzip Bewegung aus Kasuspositionen in Kasuspositionen ausgeschlossen ist. Würde ausschließlich das PRO-Theorem die Distribution von PRO regeln, sollte in (117b) NPBewegung in die unregierte Subjektposition erfolgen können. Bei dieser Erklärung wird allerdings übersehen, daß (117b) nur dann zeigt, daß das PRO-Theorem keine Erklärung für die Ungrammatikalität liefern kann, wenn P-Stranding in dieser Konstruktion prinzipiell möglich ist. Extraktion aus der PP ist allerdings gerade nicht möglich, wie die Beispiele (118b-c) belegen: (118) a. It seems to John [that the problems are insoluble] b. *Whoi does it seem to ti [that the problems are insoluble] c. *Which manj did hei seem to tj [ti to like Bill] (Aoun 1985a:146) Die Beispiele in (117) sind also aus unabhängigen Gründen ausgeschlossen, und (117b) liefert keine Evidenz dafür, daß die Distribution von PRO nicht vollständig mittels des PRO-Theorems erklärbar ist. In (117) ist wie in (118b-c) ein anderes Prinzip verletzt: das ECP.28 Betrachten wir nun die folgenden Daten: (119)
*Mary believes sincerely [PRO to be honest]
(120) a. *It seems [PRO to be honest] b. *It is likely [PRO to be honest] Während die Beipiele in (115-117) zwar auch ohne Rekurs auf das PRO-Theorem erklärt werden können, so scheinen (119) und (120) Evidenz dafür zu liefern, daß das PROTheorem zur Erklärung der Distribution von PRO nach wie vor benötigt wird. Die Ungrammatikalität dieser Beispiele folgt zunächst einmal nur aus der Beschränkung, daß PRO nicht regiert sein darf, jedoch nicht aus der Nullkasus-Analyse. Es ist nun allerdings behauptet worden, daß PRO seinen Nullkasus nur in der Subjektposition von CPs erhalten (oder checken) kann, wenn ein infinitivischer (nichtlexikalischer) C°-Kopf in den Kasuszuweisungsprozeß involviert ist, und daß (119-120) ungrammatisch sind, weil infinite IP-Komplemente (oder kopflose CPs) vorliegen, und PRO daher keinen Kasus erhalten kann (vgl. Watanabe 1993 und auch Yim 1985:274). 28 Chomsky und Lasnik geben noch ein Beispiel, das die Unmöglichkeit von Bewegung aus einer Kasusposition in eine Kasusposition belegen soll: (i) It is rare [for it to strike John [that the problems are insoluble] ] (ii) * It is rare [John to strike t [that the problems are insoluble]] (iii) * It is rare [PRO to strike t [that the problems are insoluble]] (i) soll deutlich machen, daß die Subjektposition des Infinitivs eine Non-θ-Position ist, und daß es sich bei der Position, in der sich John befindet, um eine θ- und Kasusposition handelt. Die Beispiele (ii-iii) sollen nun belegen, daß NPs wegen Last Resort nicht aus einer Kasusposition in eine Kasusposition bewegt werden können, und (iii) demonstriert dann ferner, daß das PRO-Theorem nicht die Distribution von PRO determinieren kann. Das PRO-Theorem prognostiziert nämlich fälschlicherweise, daß (iii) grammatisch sein sollte, während das Last Resort Principle die Ungrammatikalität von (iii) vorhersagt. Ob PRO in diesem Beispiel aber tatsächlich bewegt werden kann, ist nicht ganz klar, vgl. u. a. Johnson (1985).
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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Die Beispiele (119-120) lassen sich somit ebenfalls aus kasustheoretischen Gründen ausschließen. Man beachte, daß diese Analyse impliziert, daß Kontrollinfinitive stets CPs sein müssen.29 Bislang deutet alles darauf hin, daß das PRO-Theorem und die Nullkasus-Analyse äquivalente Prognosen bezüglich der Distribution von PRO machen. Es gibt allerdings mindestens einen ungrammatischen Konstruktionstyp, der nicht durch die NullkasusAnalyse, wohl aber durch das PRO-Theorem ausgeschlossen werden kann. Hierbei handelt es sich um Beispiele, in denen PRO seinen Nullkasus erhalten hat, danach aber in eine regierte Non-Kasusposition bewegt wird: (121) a.
Ich glaube [CP dahinj habe [man ihm [CP tj' [PROi ti tj zu gehen]] befohlen]] b. *Ich glaube [CP PROi habe [man ihm [CP ti'' [ti' ti dahin zu gehen]] befohlen]]
(122) a.
weil geglaubt wurde [CP dahinj habe [man ihm [CP tj' [PROi ti tj zu gehen]] befohlen]] b. *weil geglaubt wurde [CP PROi habe [man ihm [CP ti'' [ti' ti dahin zu gehen]] befohlen]]
PRO in Spec CP ist vom Matrixverb regiert und daher nicht lizensiert. Daß die Spec CPPosition transparent für Rektion durch das Matrixverb ist, folgt aus der Barrierendefinition, die ich in Kapitel 2 eingeführt habe. Es ist eine Konsequenz der Tatsache, daß C° seinen Spezifikator nicht selegiert. Im Rahmen der gemachten Annahmen liefert zunächst einmal ausschließlich das PRO-Theorem eine Möglichkeit, (121b) und (122b) auszuschließen. Wenngleich die Kasustheorie und das PRO-Theorem für eine Vielzahl von Beispielen die gleichen Vorhersagen machen, so hat sich dennoch gezeigt, daß es keine Konstruktion gibt, die unabhängige Evidenz dafür liefert, daß die Distribution von PRO ausschließlich mit der Nullkasus-Annahme erklärt werden kann. Es gibt jedoch einen Fall, in dem ausschließlich das PRO-Theorem die korrekte Prognose bezüglich der Distribution von PRO macht. Ich gehe daher im folgenden davon aus, daß die Distribution von PRO nicht allein aus kasustheoretischen Annahmen herleitbar ist, und daß angenommen werden muß, daß das Auftreten von PRO durch die Kasustheorie - um garantieren zu können, daß PRO die Kettenbedingung (113) nicht verletzt - und durch das PRO-Theorem determiniert wird. Die Kasustheorie erklärt u. a., in welchen Positionen PRO auftreten muß, sie erklärt aber nicht alle Fälle, in denen PRO nicht auftreten kann. Im folgenden und besonders in Kapitel 5, wo es um eine Erklärung der Transparenzeigenschaften von Kontrollinfinitiven geht, werde ich daher Analysen vorschlagen, in denen PRO-Infinitive CPs sind, und das PRO-Theorem konsequent beachtet wird.
29 Diese Analyse impliziert ferner, daß PRO aus kasustheoretischen Gründen nicht in NPs erscheinen kann.
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Eine andere Frage ist, auf welcher Strukturebene PRO unregiert sein muß, und wann PRO seinen Kasus erhalten muß. Wenn die Bindungstheorie auf LF appliziert, wofür Chomsky (1993) argumentiert, sollte PRO auch auf LF unregiert sein. Wanna-Kontraktionsdaten könnten ferner den Schluß nahelegen, daß PRO auf LF in seine Kasusposition bewegt wird.30 Ich gehe daher davon aus, daß sich PRO auf LF in die Spec IPPosition bewegt.
4.5 Transparente Infinitive und die CP-Hypothese In den vorangegangenen Abschnitten habe ich gezeigt, daß Analysen, in denen davon ausgegangen wird, daß transparente Infinitive als IPs oder basisgenerierte VPs aufzufassen sind, oder als Sätze, die im Laufe einer Derivation zu IPs oder VPs getilgt oder simultan als VPs und CPs generiert werden, aus konzeptuellen und empirischen Gründen problematisch sind. Zum Abschluß der Diskussion vorliegender Analysen von Restrukturierungsphänomenen diskutiere ich Kaynes (1989b) Arbeit, in der transparente Kontrollinfinitive als CPs analysiert werden.
4.5.1 Clitic Climbing und Restrukturierung im Rahmen der CP-Hypothese Alle bislang diskutierten Analysen von Restrukturierungsphänomenen weisen u. a. zwei Probleme auf. Das erste Problem ist konzeptueller Natur. In sämtlichen erwähnten Ansätzen bleibt offen, warum einige Sprachen Restrukturierung31 mit Infinitiven zulassen, andere aber nicht. Das zweite Problem ist empirischer Natur. Es besteht darin, daß u. a. Konstruktionen vom Typ (123) und (124b) nicht adäquat erfaßt werden können, weil 30 Wanna-Kontraktion ist ein Prozeß, der syntaktischen Restriktionen unterliegt. Chomsky (1981: 180ff.) diskutiert das Phänomen anhand der folgenden Daten: (i) a. They want to PRO visit Paris " They wanna visit Paris b. They want Bill to visit Paris " They want Bill to visit Paris Who do they want [AgroP t'' [t' to t visit Paris]] " * Who do they wanna visit Paris (ii)a. Who do they want [CP t' [to PRO visit t]] b. " Who do they wanna visit Bill (ib) und die kasusmarkierte Spur t'' in (iia) blockieren wanna-Kontraktion. Andere Zwischenspuren (t' in (iib)) sind irrelevant für den Prozeß. Chomsky (1981:181) schließt hieraus, daß zwischen dem Matrixverb und to intervenierende kasusmarkierte Elemente in A-Position für die PFKontraktionsregel "unsichtbar" sind, daher kann die Regel in (ib) und (iia) nicht applizieren. Unklar ist nun, warum PRO wanna-Kontraktion nicht ausschließt, wenn es strukturellen Kasus trägt (vgl. auch Chomsky 1986b:215, Fn. 102). Wenn man annimmt, daß im Englischen Akkusativ in der overten Syntax in Spec AgroP zugewiesen wird (Johnson 1991, Koizumi 1993), interveniert in (ib) und (iia) jeweils ein kasusmarkiertes Element Bill bzw. t'' zwischen dem Matrixverb und to. Geht man weiter davon aus, daß PRO in der overten Syntax in-situ bleibt, prognostiziert man, daß wannaKontraktion in (ia, iib) möglich ist. Insofern könnten also Kontraktionsdaten die These stützen, daß PRO tatsächlich auf LF in die Spec IP-Position bewegt wird. Es muß allerdings darauf aufmerksam gemacht werden, daß hiermit noch nicht die relevanten Auxiliar-Reduktionsphänomene erfaßt werden (vgl. hierzu auch Chomsky 1986b:163), und daß die Auffassung, Bewegung nach AgroP erfolge im Englischen in der overten Syntax, problematisch ist. Verschiedene Autoren haben überdies wanna-Kontraktion als X°-Bewegungsprozeß analysiert, der dem ECP unterliegt (vgl. u. a. Zagona 1988a). 31 Im folgenden verwende ich den Begriff "Restrukturierung" ausschließlich in einem deskriptiven Sinn, um auf das betreffende Phänomen (nicht aber auf einen Prozeß) zu referieren.
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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davon ausgegangen wird, daß Infinitive in Restrukturierungskontexten keine CPs einbetten: (123)
Yo le sé [qué decir t]
(124) a. Ja nie wiem [komui podarowac´ ten samochód ti] b. Ja [ten samochód]i nie wiem [komu podarowac´ ti ] Kaynes (1989b) Analyse, die auf der Idee beruht, daß in Restrukturierungskontexten ausschließlich bi-sententiale Strukturen vorliegen, zeichnet sich u. a. dadurch aus, daß sie zu beiden Problemen Lösungsvorschläge enthält. Kayne behandelt dabei ausschließlich Restrukturierungsphänomene in den romanischen Sprachen. Er geht davon aus, daß Klitika X°-Kategorien sind, die in Restrukturierungskontexten in den Matrixsatz bewegt werden. Ein Klitikum wandert aus der eingebetteten VP über das nicht-finite Infl nach C° und weiter in die I°-Position des Matrixsatzes. (125)
[CP...[IP... [I° CL + I°] ...V...[CP [C°
]...PRO...[I°
]...[VP ... t]]]]
Klitikumbewegung nach I° ist eine Adjunktionsbewegung, die gefolgt wird von Substitution in C°. Weitere Bewegung in die I°-Position des Matrixsatzes ist erneut Adjunktionsbewegung. Lizensiert wird die lange Bewegung des Klitikums durch das ECP bzw. durch die Barrierentheorie. Der Kopf [I CL I] in C° kann die Spur in I° streng regieren (X°Zwischenspuren, also z. B. die Spur in I°, sind nicht tilgbar, weil es sich bei ihnen nicht um Operator-Spuren handelt (Kayne 1989b:245)), weil [I CL I] in C° IP L-markiert,32 weshalb CP ferner keine Vererbungsbarriere werden kann und Bewegung aus der C°Position in die Matrix-I°-Position nicht das ECP verletzt. Unabhängige Motivation dafür, daß die Derivation tatsächlich auf die erwähnte sukzessiv-zyklische Art verläuft, liefern die folgenden Kontraste. W-Inseln blockieren Clitic Climbing bekanntermaßen nicht: (126) (127)
Yo le sé [CP qué [C° ] [PRO decir t]] Non ti saprei [CP che [C° ] [PRO dire t]]
In (126-127) kann das Klitikum durch die C°-Position wandern, was den erwähnten barrierenneutralisierenden Effekt hat. Die Präsenz des W-Elements in Spec CP ist daher ohne Konsequenzen. Die Derivation erfolgt genauso wie in Fällen, in denen das C-System nicht durch ein overtes Element besetzt ist: 32 Kayne nimmt im Unterschied zu Chomsky (1986a) an, daß IP eine inhärente Barriere ist, weil er verhindern will, daß Clitic Climbing aus der VP in einem Bewegungsschritt (unter Auslassung von IP) nach C° erfolgen kann (Kayne 1989b:246). Letzteres würde seine Erklärung dafür unterminieren, daß Clitic Climbing nur mit Subjekt-Kontrollverben möglich ist (vgl. die weitere Diskussion im Text). Kayne (1989b, Fn. 35) weist darauf hin, daß Minimalitätsbarrieren im Sinne Chomskys (1986a:43f.) für Clitic Climbing keine Rolle spielen. Zu Chomskys (1986a) Konzept der Barriere vgl. Kapitel 8, Fn. 13.
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Kapitel 4
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(128)
Gianni li vuole [CP [C° ] PRO vedere t] Gianni es will sehen
Wenn die C°-Position demgegenüber mit einem Komplementierer besetzt ist, ist sie nicht länger zugänglich für X°-Bewegung bzw. für die Bewegung des Klitikums. Clitic Climbing verletzt daher in (129) das ECP: (129) a. *Non nicht b. Non
li so [CP [C° se] PRO fare t] ihnen (ich-) weiß ob zu-machen so [CP [C° se] PRO fareli]
Daß intervenierende Köpfe Clitic Climbing verhindern, beobachtet man überdies in Beispielen, in denen im eingebetteten Satz die Negation interveniert: (130) a. *Gianni li b. Gianni Gianni
vuole vuole will
non veder t non vederli nicht sehen-sie
Die Tatsache, daß intervenierende Köpfe (nicht aber intervenierende XPs (126-127)) Clitic Climbing verhindern, liefert laut Kayne unabhängige Evidenz dafür, daß es sich bei der Bewegung des Klitikums um X°-Bewegung handeln muß. Clitic Climbing unterliegt dem Head Movement Constraint. Eine weitere Motivation dafür, Clitic Climbing als, wie in (131) dargestellt, I°-nachC°-nach-I°-Bewegung aufzufassen, liefert die Beobachtung, daß es einen systematischen Zusammenhang zwischen Restrukturierungs- und Kontrollkontexten gibt. Daß Clitic Climbing nur aus den infiniten Komplementen von Subjekt-Kontrollverben und Anhebungsverben möglich ist, folgt daraus, daß Clitic Climbing I°-nach-C°-nach-I°-Bewegung ist. (131)
[CP...[IP...NPi...[I° CLi + I°]i ...V...[CP[C° ]...PROi...[I° ]i...[VP ... t]]]]
In einer Subjektkontrollstruktur wie (131) sind das Matrixsubjekt und das eingebettete Subjekt miteinander koindiziert, beide Subjekte sind ferner mit ihrem jeweiligen AgrKopf koindiziert. I°-nach-C°-nach-I°-Bewegung in (131) ändert an dieser Situation nichts. Wenn aber eine Objektkontrollstruktur vorliegt, hat die I°-nach-C°-nach-I°-Bewegung zur Folge, daß Agr-Köpfe miteinander koindiziert werden, deren Subjekte distinkt sind. Dies führt zu widersprüchlichen Indizierungen und ist daher ausgeschlossen.
4.5.2 pro-drop und Clitic-Climbing Wenden wir uns der Frage zu, wie Kayne erklärt, daß einige Sprachen Restrukturierung mit Infinitiven zulassen, andere aber nicht. Die Möglichkeit von Restrukturierung in einer Sprache wird mit der Möglichkeit der Lizensierung von Null-Subjekten in Beziehung gesetzt. Die Beobachtung ist zunächst, daß in Sprachen wie z. B. dem Italienischen (oder
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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Alt-Französischen, Spanischen, ...), die Restrukturierung zulassen, auch Null-Subjekte lizensiert sind, während in Sprachen wie dem Französischen beide Möglichkeiten nicht bestehen: (132) a. Gianni li Gianni es b. pro vede sieht (133) a.
Jean Jean b.* pro
les sie voit sieht
vuole will i die
vedere t sehen raggazzi Jungen
veut will les die
voir t sehen garçons Jungen
Kayne geht daher davon aus, daß im Unterschied zum Französischen Sprachen wie das Italienische ein starkes Infl aufweisen, das pro-drop lizensiert. Er nimmt weiter an, daß nur ein starkes Infl den Barrierencharakter von VP (indem es VP L-markiert) neutralisieren kann. Im Italienischen kann daher das Klitikum VP verlassen und sich weiter über C° in den Matrixsatz bewegen. Kaynes Analyse gestattet es, ohne große ad hoc Annahmen Clitic Climbing Phänomene herzuleiten, was aus konzeptueller Sicht wünschenswert ist. Sie ist überdies aus explanatorischer bzw. universalgrammatscher Sicht attraktiv, denn Kayne führt die Restrukturierungsoption auf die parametrischen Eigenschaften von Infl° zurück. Er macht damit klare Prognosen hinsichtlich der Frage, warum einige Sprachen Restrukturierung zulassen, andere aber nicht und eröffnet damit die Möglichkeit, die Analyse auf weitere Sprachen und Restrukturierungsphänomene wie z. B. langes Scrambling auszuweiten. In Kapitel 5 werde ich auf der Grundlage dieser Idee einen Restrukturierungsparameter formulieren. Kaynes Analyse von Clitic Climbing ist trotzdem inadäquat. Es ergeben sich eine Reihe empirischer und theoretischer Probleme, auf die hingewiesen werden muß. Kayne erwähnt an keiner Stelle, daß in jeder Konstruktion, in der Clitic Climbing erfolgt, PRO regiert ist. Wenn man wie er annimmt, daß der I°+CL-Komplex in C° IP Lmarkiert, dann folgt im Rahmen der Barrierentheorie Chomskys (1986), die Kayne übernimmt, daß CP nicht zu einer Vererbungsbarriere werden kann. PRO ist daher stets vom Matrixverb regiert. Kayne erläutert aber nicht, wie dann noch die Distribution von PRO hergeleitet werden kann. Kayne argumentiert dafür, daß intervenierende Köpfe wie Komplementierer (129) oder die Negation (130) X°-Bewegung des Klitikums verhindern. Unklar ist dann aber, warum das Matrixverb in (125) von dem Klitikum bei der C°-nach-I° Bewegung "übersprungen" werden kann. Seine Argumentation ist diesbezüglich lückenhaft, denn er geht auf diesen Punkt nicht ein. Ein theoretischer Problemkomplex entsteht aus der Tatsache, daß Kayne annimmt, Clitic Climbing sei sukzessiv-zyklische X°-Bewegung, die Barrieren neutralisiert. Dies hat ungewollte empirische Konsequenzen, denn man würde erwarten, daß Clitic Climbing mit jedem Matrixverb möglich sein sollte, wenn die entsprechenden strukturellen
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Kapitel 4
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Voraussetzungen erfüllt sind, wenn also weder eine Negation noch ein Komplementierer im eingebetteten Satz interveniert. Es ist aber bekannt, daß dies nicht zutrifft. Im Spanischen ist z. B. Clitic Climbing aus den infiniten Komplementen von zweistelligen Subjektkontrollverben wie tratar 'versuchen' möglich, nicht aber aus den infiniten Komplementen von zweistelligen Subjektkontrollverben wie evitar 'verhindern'. Die gleichen Unterschiede treten im Italienischen auf. Der Hinweis Kaynes (1989b:250), daß das hiermit verbundene Problem, Clitic Climbing im richtigen Fall zuzulassen, noch niemand gelöst habe, kann in diesem Zusammenhang nicht befriedigen. In Kapitel 5 werde ich zeigen, daß das Problem zu lösen ist, und zwar dann, wenn angenommen wird, daß Clitic Climbing nicht sukzessiv-zyklisch, sondern in einem Schritt erfolgt. Die Annahme, daß Clitic Climbing sukzessiv-zyklisch erfolgt, ist mit einem weiteren nicht minder schwerwiegenden Problem konfrontiert. Betrachten wir hierzu erneut die folgenden Beispiele: (134) (135)
Yo le sé [CP qué [C° t''] [PRO t' decir t]] Non ti saprei [CP che [C° t''] [PRO t' dire t]]
Nach Kayne ist C° eine Substitutionsposition, ein escape hatch, durch das sich der I°+CLKomplex auf seinem Weg in den Matrixsatz bewegt. Das bedeutet, daß C° "leer" ist. C° in (134-135) ist aber sicherlich nicht leer bzw. merkmalslos. Die C-Köpfe in den obigen Beispielen enthalten vielmehr ein [+W]-Merkmal, und dieses Merkmal blockiert bekanntermaßen X°-Bewegung nach C° analog zu einem overten Komplementierer (129). Diese Idee liegt den klassischen Analysen zugrunde, die erklären, warum V/2-Effekte in eingebetteten Interrogativsätzen nicht auftreten: (136) a. Ich weiß nicht [CP wemi [C° +W ] der induktive Sinn ti fehlt] b. *Ich weiß nicht [CP wemi [C° +W fehltv] der induktive Sinn ti tv] Ich schließe hieraus, daß es jede Analyse von Clitic Climbing vermeiden muß, C° als (Zwischen-) Landeposition für Klitika zuzulassen und schlage in Kapitel 5 eine Analyse vor, die Clitic Climbing als Bewegung behandelt, die in einem Schritt erfolgt. Wie in den bislang betrachteten Analysen von Restrukturierungsphänomenen wird in Kaynes Analyse nicht beantwortet, warum in ein und derselben Konstruktion einmal Clitic Climbing erfolgt, ein anderes Mal aber nicht. Die Frage, welcher Prozeß Clitic Climbing auslöst, wird nicht thematisiert. Ein weiterer Aspekt betrifft den kategorialen Status des Klitikums. Clitics werden anscheinend als N°-Köpfe aufgefaßt, Kayne erläutert jedoch nicht, in welcher Position sie innerhalb von VP basisgeneriert werden, und welchen Status sie haben. Zum Abschluß erwähne ich noch zwei weitere Aspekte. Kayne beschränkt seine Analyse auf das Phänomen des Clitic Climbing. Es ist aber schon seit langem bekannt, daß andere Restrukturierungsphänomene wie etwa langes Passiv insofern in engem Zusammenhang mit Clitic Climbing stehen, als sie mit den Verben möglich sind, die auch Clitic Climbing zulassen (Rizzi 1982a, Aissen und Perlmutter 1983, Burzio 1986). Eine umfassende Analyse von Restrukturierungsphänomenen sollte Clitic Climbing und diese Phänomene unter eine einheitliche Erklärung subsumieren.
Analysen von Restrukturierungsphänomenen
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Ein weiteres empirisches Problem ergibt sich aus der Tatsache, daß Kaynes Analyse ausschließlich Clitic Climbing aus Infinitiven zuläßt, die von Subjektkontrollverben eingebettet sind. Seine Analyse ist daher zu restriktiv. Im Alt-Französischen und Spanischen ist Clitic Climbing mit Objektkontrollverben möglich, worauf u. a. Bordelois (1988:73) hinweist (vgl. auch die Beispiele (10) und (24)): (137)
[hacer tj] ti Sei loj mandó ihm es (er)befahl zu-tun 'Er befahl ihm, es zu tun.'
Im Italienischen scheint diese Option auch nicht ausgeschlossen zu sein (vgl. Napoli 1981:882f.). Während Kaynes Analyse also einer ganzen Reihe von Einwänden nicht ausgesetzt ist, weil sie auf der Idee basiert, daß Kontrollinfinitive CPs sind, stellen sich jedoch neue Schwierigkeiten ein. In Kapitel 5 werde ich daher auf der Grundlage der CP-Hypothese eine alternative Analyse vorstellen, die ebenfalls auf der Idee basiert, daß Kontrollinfinitive CPs sind. Dabei werde ich den Versuch machen, Restrukturierungsphänomene im Deutschen, Polnischen und Spanischen unter eine einheitliche Erklärung zu subsumieren und sämtliche Probleme zu vemeiden, die sich aus den bislang diskutierten Analysen ergaben.
4.6 Zusammenfassung Die in diesem Abschnitt betrachteten Analysen von Restrukturierungsphänomenen wiesen sowohl empirische als auch theoretische Probleme auf. In den nun folgenden Kapiteln 5-6 wird zu zeigen versucht, daß diese Schwierigkeiten beseitigt werden können. Ich werde dafür argumentieren, daß die Erklärung der Transparenz infiniter und (finiter) Komplemente nicht aufgrund eines konstruktionsspezifischen Prozesses gewährleistet wird, sondern durch einen Inkorporationsprozeß, der ebenfalls in agglutinierenden Sprachen appliziert und daher unabhängig motiviert ist. Ein Ergebnis der Analyse wird sein, daß die im Rahmen der CP-Hypothese entwickelte Erklärung es erlaubt, für CC und langes Scrambling aus infiniten Sätzen, genauso wie für langes Scrambling aus finiten Sätzen eine einheitliche Erklärung zu formulieren. Ferner sind u. a. aufgrund der Tatsache, daß Infinitive an jedem Schritt der Derivation als CPs aufgefaßt werden, bestimmte Bindungsdaten und die Möglichkeit von W-Bewegung in Infinitiven, die transparent für Scrambling bzw. CC sind, nicht länger ein empirisches Problem.
5
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling, Clitic Climbing und weitere Restrukturierungsphänomene
5.0 Einleitung Anknüpfend an die Diskussion transparenter Kontrollinfinitive im vorangegangenen Kapitel entwickele ich im folgenden auf der Grundlage der CP-Hypothese eine einheitliche Analyse von langem Scrambling (LS) im Deutschen und Polnischen und Clitic Climbing (CC) im Spanischen. Ich beschränke mich dabei in diesem Kapitel auf die Diskussion der Eigenschaften von Kontrollinfinitiven. Erklärt werden soll zunächst, warum LS und CC aus den gleichen Umgebungen heraus möglich bzw. unmöglich ist. Den Ausgangspunkt der Diskussion liefert hierbei die empirische Generalisierung, daß LS im Deutschen und Polnischen und CC im Spanischen nur mit einer spezifischen Klasse von Kontrollkomplementen möglich ist. Zur Erklärung dieser Beobachtung rekurriere ich auf die Barrierentheorie und auf eine merkmalsorientierte Analyse von Inkorporationsphänomenen, die auf der Konzeption des minimalistischen Syntaxprogramms (Chomsky 1993) basiert. In einem längeren Exkurs werde ich in Abschnitt 5.2 erläutern, wie Inkorporationsphänomene im Rahmen der sogenannten Checking-Theorie erfaßt werden können. Dies hat entscheidende Auswirkungen auf meine Analyse der Restrukturierungsphänomene im Deutschen, Polnischen und Spanischen in Abschnitt 5.3. Der Grundgedanke hinter meiner Analyse von LS und CC aus Infinitiven besteht darin, Restrukturierung als ein syntaktisches Inkorporationsphänomen aufzufassen. Im Deutschen und Polnischen inkorporiert Agro in den Matrixsatz und lizensiert so lange XP-Bewegung aus dem Infinitiv, während im Spanischen das Klitikum, das ich als Agro-Affix analysiere, in eine X°-Position im Matrixsatz inkorporiert. Dies erklärt u. a., warum CC und LS sensitiv für Inseln sind, bzw. warum beide Bewegungsprozesse den gleichen Beschränkungen wie Inkorporation in agglutinierenden Sprachen unterliegen. Weitere Restrukturierungsphänomene wie langes Passiv und Remnant-Movement Phänomene werden auf der Grundlage der vorgestellten Analyse einer Erklärung zugeführt. Meines Wissens ist dies der erste Versuch, die Restrukturierungsphänomene in den erwähnten Sprachen detailliert miteinander zu vergleichen und unter eine einheitliche Erklärung zu subsumieren. Der nächste in diesem Kapitel diskutierte Aspekt betrifft die Frage, um welchen Bewegungstyp es sich bei CC handelt. In Sportiche (1990) und Roberts (1992) wird angenommen, daß Clitic Climbing als lange XP-Bewegung einer maximalen Projektion zu analysieren ist, die gefolgt wird von kurzer X°-Bewegung des Kopfes der betreffenden
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Kapitel 5
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Phrase. Diese Analyse scheint auf den ersten Blick dadurch bestätigt zu werden, daß LS und CC den gleichen Lokalitätsbeschränkungen unterliegen. In Abschnitt 5.5 werde ich jedoch deutlich machen, daß Clitic Climbing und langes Scrambling Unterschiede aufweisen, die mit dieser Analyse nicht verträglich sind. Klitika unterliegen im Gegensatz zu gescrambelten Phrasen z. B. bestimmten Serialisierungsrestriktionen. Die entsprechenden Beschränkungen, die man bei CC findet, waren von jeher ein Problem für transformationelle Analysen von Restrukturierungsphänomenen. Ein Vorteil der auf MerkmalsChecking basierenden Analyse von CC ist, daß sie die relevanten Restriktionen herzuleiten gestattet. Neben Serialisierungsbeschränkungen liefern eine ganze Reihe weiterer Asymmetrien zwischen CC und LS Evidenz dafür, daß CC obligatorische Kopfbewegung ist, die den Ökonomieprinzipien Least Effort (bzw. Minimize Chain Links) und Last Resort unterliegt, wohingegen LS eine nicht durch Ökonomieprinzipien beschränkte XPBewegung ist. Zum Abschluß des Kapitels wird die Erklärung dafür, daß Restrukturierung nur in bestimmten Sprachen möglich ist, auf die parametrischen Eigenschaften des funktionalen Agreement-Kopfes zurückgeführt. Die vorgestellte Analyse prognostiziert, daß Restrukturierung ebenso mit finiten Komplementsätzen möglich sein sollte. Im folgenden Kapitel 6 wird diese Vorhersage untersucht. Dabei wird sich zeigen, daß Restrukturierung ein Phänomen ist, daß nicht nur auf infinite Komplementsätze beschränkt ist.
5.1 Lange Adjunktionsbewegung in Restrukturierungskontexten Es wird gewöhnlich angenommen, daß CC und Scrambling Adjunktionsbewegungen sind, d. h. die Zielposition eines lang bewegten Klitikums oder einer gescrambelten Phrase ist eine Adjunktionsposition. Obwohl in jüngster Zeit davon ausgegangen wurde, daß CC aus langer XP-Bewegung besteht, die gefolgt wird von kurzer X°-Bewegung, gehe ich hier von der traditionellen Auffassung aus, derzufolge wir es bei CC und LS mit unterschiedlichen Bewegungstypen zu tun haben. CC ist satzüberschreitende Bewegung einer X° Kategorie; bei LS handelt es sich demgegenüber um XP-Bewegung. In diesem Abschnitt werden wir sehen, daß sich beide Bewegungstypen insofern gleich verhalten, als sie in den hier betrachteten Sprachen lediglich aus bestimmten Kontrollinfinitiven erfolgen können. LS im Deutschen (1b) und Polnischen (2b)1ist unmöglich aus finiten 1
Lange Bewegung ist im Polnischen wesentlich restringierter als im Deutschen oder Spanischen. Borsley (1981), Toman (1982) und Willim (1989) weisen z. B. darauf hin, daß lange W-Bewegung aus indikativischen Komplementen, die durch den Komplementierer "z· e" eingeleitet werden, im Polnischen unmöglich ist (vgl. Willim 1989:114). Lange W-Bewegung aus Infinitiven und aus Subjunktiv-Komplementen, die durch den Komplementierer "z·eby" eingeleitet werden, ist hingegen möglich, aber nur in den Fällen, in denen das Subjunktivkomplement von einem Matrixverb selegiert wird, das alternativ auch einen Infinitiv selegiert. Diese beiden Selektionsoptionen findet man z. B. mit dem Verb chciec´ 'wollen' in (i), aber nicht bei dem Verb przekonac´ 'überzeugen' in (ii) (Willim 1989:112): Co pro chcesz [z·eby Jan przeczytal/ t] (i) 'Was willst du, daß Jan liest?' (ii) *? Co pro przekonal/es´ Jan [ z·eby pro przeczytal/ t ] 'Was hast du Jan überzeugt, daß er liest?' (...)
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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indikativischen Komplementen (vgl. Dyl/a 1983, Willim 1989, Zabrocki 1991 zum Polnischen). Das Gleiche gilt für CC im Spanischen (3b): (1) a. daß Hans bemerkte [CP daß [IP jemand Tom ein Buch stahl]] b. * daß Hans [Tom]i bemerkte [CP daß [IP jemand ti ein Buch stahl]] (2) a.
Marek Marek b. * Marek Marek
(3) a.
Juan Juan b.* Juan Juan
zauwaz·yl/ [CP z·e [IP ktos´ zabral/ ksiaιzkeι Tomkowi]] bemerkte daß jemand stahl ein-Buch Tomkowi · [Tomkowi]i zauwazyl/ [CP z·e [IP ktos´ zabral/ ksiaιzkeι ti]] Tomkowi bemerkte daß jemand stahl ein-Buch
cree [CP que [IP yo glaubt daß ich loi cree [CP que [IP es glaubt daß
lo veo]] es sehe yo veo ti ]] ich sehe
Infinitive im Deutschen, Polnischen und Spanischen unterscheiden sich insofern von finiten Sätzen, als Adjunktionsbewegung aus ihnen heraus weitaus weniger restringiert ist. Verschiedene Typen von Matrixverben selegieren transparente infinitivische Komplemente, die LS zulassen (zum Deutschen vgl. Haider 1986b, 1992; Grewendorf 1988; Fanselow 1989; Sternefeld 1990; Grewendorf und Sabel 1994). Die erste Gruppe besteht aus bestimmten Subjektkontrollverben ohne zusätzliches Komplement. Daß diese Verben transparente Infinitive selegieren, sieht man in dem aus (4a) abgeleiteten Beispiel (4b) mit dem Matrixverb versuchen. Weitere Verben mit dieser Eigenschaft sind unter Beispiel (4) aufgeführt: (4) a. b.
daß jemand [PRO dieses Auto zu waschen] versuchte zu waschen] versuchte daß [dieses Auto]i jemand [PRO ti beabsichtigen, versuchen, beginnen, hoffen, entscheiden , wollen, sollen, müssen, vergessen, wagen ...
Im Polnischen liegt dieselbe Situation vor. Man findet nicht-finite Komplemente, die von Subjektkontrollverben eingebettet und für langes Scrambling transparent sind:2
2
Was auch immer der Grund hierfür sein mag (zur weiteren Diskussion vgl. Lasnik und Saito 1984, Pesetsky 1987b, Hornstein und Lightfoot 1991), es betrifft nicht die Diskussion in diesem Kapitel. Im folgenden diskutiere ich ausschließlich Beipiele aus dem Polnischen, in denen langes Scrambling aus Infinitiven vorliegt. (iii) illustriert die Möglichkeiten von satzinternem Scrambling im Polnischen (vgl. Zabrocki 1981:157, Gorecka 1986: 180, Willim 1989: 146) (zur außerordentlich freien Wortstellung innerhalb der NP im Ponischen vgl. Siewierska 1984 und Gorecka 1986): (iii)a. Jan dal te ksiaιzkeι Marysi wczoraj Jan gab das-Buch Mary gestern b. Jan dal Marysi te ksiaιzkeι wczoraj c. Jan dal Marysi wczoraj te ksiaιzkeι d. Marysi te ksiaιzkeι Jan dal wczoraj e. Te ksiaιzkeι Marysi Jan dal wczoraj Es ergibt sich die Frage, in welcher Position die gescrambelte NP in (5b) steht. Unter der Annahme, daß maximale Projektionen wie die gescrambelte NP ten samochód 'diesen Wagen' nur an maximale Projektionen adjungiert werden können, ergeben sich mehrere Möglichkeiten. Denkbar wäre, daß das
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Kapitel 5
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(5) a.
b.
Ktos´ próbowal/ [PRO umyc´ ten jemand versuchte zu-waschen diesen 'Jemand versuchte diesen Wagen zu waschen.' [PRO Ktos´ ten samochódi próbowal/ versuchte jemand diesen Wagen
samochód] Wagen umyc´ ti] zu-waschen
´ czyc´ 'aufhören', zdecydowac´ sie próbowac´ 'versuchen', zaczaynac´ 'anfangen', kon ι 'entscheiden', chciec´ 'wollen', powinien 'sollen'...
Bemerkenswert ist, daß Infinitive in Konstruktionen dieses Typs im Deutschen und Polnischen nicht generell transparent für langes Scrambling sind. Im Gegensatz zu den oben erwähnten Subjektkontrollverben (4-5) ist LS mit den Verben in (6) unmöglich: (6) a. daß jemand [PRO dieses Auto zu waschen] behauptete b. * daß dieses Autoi jemand [PRO ti zu waschen] behauptete ablehnen, behaupten, fürchten, zögern, -und die Polnischen Pendants- ...
Die gleichen Restriktionen gelten für Clitic Climbing im Spanischen. CC ist im Prinzip aus Infinitiven möglich, die von zweistelligen Subjektkontrollverben wie querer 'wollen', probar 'versuchen', tratar 'versuchen' oder acabar 'beenden' selegiert sind (vgl. (7b)). Aus Infinitiven, die von anderen zweistelligen Subjektkontrollverben selegiert sind wie decidirse 'entscheiden', sugerir 'vorschlagen', evitar 'verhindern', ist Clitic Climbing hingegen unmöglich (vgl. (8b)) (LaPolla 1988, Bsp. (20)): (7) a. b.
Yo ich Yo loi ich es
quiero will quiero will
[PRO lavarlo] zu-waschen es [PRO lavar ti ] 3 zu-waschen
(8) a.
Yo decido [PRO decirle] ich entschied zu-sprechen (mit-) ihm decido [PRO decir ti] 4 b. * Yo lei ich (mit-)ihmentschied zu-sprechen
Eine zweite Klasse von Verben, aus deren Infinitivkomplementen LS prinzipiell möglich ist, besteht aus solchen Verben, die einen Infinitiv und eine zusätzliche Dativ-NP
3 4
Subjekt und das Verb in der overten Syntax in-situ bleiben, und LS an VP erfolgt. Da Verbbewegung nach Agrs aber durch nichts verhindert zu werden scheint, könnte ktos´ in (5b) ebenso in Spec CP stehen und ten samochód an IP adjungiert sein. Da Mehrfach-Scrambling möglich ist (vgl. Fn. 1), gehe ich davon aus, daß ten samochód nicht in IP-Spec substituiert wurde (vgl. hierzu auch Borsley und Rivero 1994). Die angegebene Position der Klitikumspur entspricht traditionellen Repräsentationen und hat keine theoretischen Implikationen. In den folgenden Abschnitten werde ich dafür argumentieren, daß das Klitikum in der präverbalen Position basisgeneriert wird. Wenn das Matrixverb infinit realisiert wird, ist CC ebenfalls unmöglich (LaPolla 1988, (21)): t] (i) * Quiero decidirte [ ver Ich-will entscheiden-dich zu-sehen Weitere Fälle von Scrambling und CC in Infinitive werden in Abschnitt 5.5. diskutiert.
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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selegieren. Transparent für LS sind die Satzkomplemente von Verben wie empfehlen, erlauben, befehlen, die Objektkontrolle auslösen, wenn sie ein zusätzliches (optionales) Dativobjekt selegieren. In die zweite Klasse von Verben gehören ebenfalls Subjektkontrollverben wie versprechen, die im Gegensatz zu den bereits erwähnten Subjektkontrollverben optional eine (Matrix) Dativ-NP selegieren; auch sie selegieren transparente Infinitive. (9) zeigt, daß Matrix-Dativargumente LS nicht blockieren: (9) a. b.
daß jemand Tom [PRO dieses Auto zu waschen] versprach / erlaubte daß [dieses Auto]i jemand Tom [PRO ti zu waschen] versprach / erlaubte
Andererseits sind die Infinitivkomplemente von manchen Verben mit den erwähnten Selektionseigenschaften nicht transparent. Die Komplemente von Objektkontrollverben wie vorwerfen oder von Subjektkontrollverben wie zusichern, gestehen, anbieten gehören zu diesen opaken Komplementen wie man in (10) sieht: (10) a. daß jemand Tom [PRO dieses Auto zu waschen] vorwarf / zusicherte b. * daß [dieses Auto]i jemand Tom [PRO ti zu waschen] vorwarf / zusicherte Daß Dativobjekte im Matrixsatz die Transparenz des Infinitivs nicht prinzipiell verhindern, beobachtet man ebenfalls im Polnischen. Gezeigt werden kann dies mit Verben wie kazac´ 'befehlen' (vgl. (11)) oder pozwalac´ 'erlauben'. Wie zuvor im Deutschen gibt es ebenfalls im Polnischen unter den Verben, die eine zusätzliche DativNP selegieren, Ausnahmen. Ein typisches Beispiel ist das Verb obiecywac´ 'versprechen' (vgl. (12)) (Dyl/a 1983): (11) a.
b. c.
Marek kazal/ [PRO umyc´ ten samochód]Tomkowi Tomkowi Marek befahl zu-waschen diesen Wagen 'Marek befahl Tomkowi, diesen Wagen zu waschen.' ti] Tomkowi Marek [ten samochód]i kazal/ [PRO umyc´ Marek diesen Wagen befahl zu-waschen Tomkowi Tomkowi [PRO umyc´ ti] Marek [ten samochód]i kazal/ Marek diesen Wagen befahl Tomkowi zu-waschen
Marek obiecal/ Joli [PRO przyniesc´ te ksiaιzkeι ] Marek versprach Joli zu-bringen dieses Buch 'Marek versprach Joli, dieses Buch zu bringen.' Joli [ PRO przyniesc´ ti] b. * Marek [te ksiaιzkeι ]i obiecal/ Marek dieses Buch versprach Joli zu-bringen
(12) a.
Die Situation, die wir im Deutschen und Polnischen bezüglich Kontrollverben beobachten, die eine zusätzliche Dativ-NP selegieren, liegt ebenfalls im Spanischen vor. Mit optional realisierten Dativkontrolleuren, die von Verben wie mandar 'befehlen' oder permitir 'erlauben' selegiert werden, ist das nicht-finite Komplement transparent für CC (13). (13a-b) machen deutlich, daß die Position der Matrix Dativ-NP (bzw. Extraposition
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Kapitel 5
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des Infinitivkomplements) keinen entscheidenden Einfluß auf die Transparenz des Infinitivs hat. mandó [PRO hacer ti ] a Juan Loi es (er)befahl zu-tun Juan 'Er befahl Juan, es zu tun.' mandó a Juan [PRO hacer ti ] b. ? Loi es (er) befahl Juan zu-tun [PRO hacer ti ] tj c. Sej loi mandó ihm es (er) befahl zu-tun
(13) a.
Wie im Polnischen und Deutschen sind im Spanischen die Infinitivkomplemente einiger Verben mit den gleichen Selektionseigenschaften (z. B. sugerir 'vorschlagen' and aconsejar 'raten') Barrieren für lange Adjunktionsbewegung (14) (vgl. Bordelois 1988): (14) a. * Loi aconseja [PRO es (er) rät 'Er rät Juan, es zu tun.' b. * Sej loi aconseja [PRO ihm es (er) rät
hacer ti ] a Juan zu-tun Juan hacer ti ] tj zu-tun
Fassen wir zusammen: Verben, die einen Kontrollinfinitiv und kein weiteres NPArgument selegieren, sind ebenso wie Verben, die einen Kontrollinfinitiv und eine DativNP selegieren, prinzipiell transparent für LS und CC. Die Infinitivkomplemente einer Reihe von Verben mit den gleichen Selektionseigenschaften sind hingegen opak für lange Adjunktionsbewegung. Interessanterweise existiert eine weitere Klasse von Verben, die weitaus homogenere Eigenschaften aufweist als die beiden Klassen, die bislang diskutiert wurden. Es handelt sich um Verben, die einen Infinitiv und eine Akkusativ-NP selegieren. Während es bei den bislang betrachteten Verben von Sprecher zu Sprecher unterschiedliche Einschätzungen hinsichtlich der Frage gibt, welche der erwähnten Kontrollverben lange Adjunktionsbewegung aus dem Infinitiv zulassen, wird LS und CC aus Infinitiven, die von Verben selegiert sind, die zusätzlich eine Akkusativ-NP selegieren, einheitlich als inakzeptabel beurteilt. Verben wie lehren, ermuntern, bitten, anflehen, abhalten, anhalten, bestürmen, drängen, zwingen im Deutschen und ihre Polnischen Gegenstücke uczyc´ 'lehren', proposic´ 'fragen', biagouc´ 'anflehen' oder Verben wie forzar 'zwingen' im Spanischen, die eine zusätzliche Akkusativ-NP selegieren, lösen normalerweise Objektkontrolle aus (aber s. u. (18-19)); wichtiger ist jedoch, daß CC (Bordelois 1978, 1982:166, 1988) und LS aus den von diesen Verben selegierten nicht-finiten Komplementen prinzipiell unmöglich ist:5
5
Dies gilt gleichermaßen für langes Scrambling von Dativ-NPs (i), PPs (ii) oder CPs (iii): (i) * daß man dem Fritz Hans [t zu helfen] aufforderte (ii) * daß man auf eine Gehaltserhöhung Hans [t zu verzichten] aufforderte (iii) * daß Karate lernen zu dürfen jemand Hans [seinem Sohn t zu erlauben] ermuntert hat
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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(15) a. daß jemand Tom [dieses Auto zu waschen] ermuntert hat zu waschen] ermuntert hat b. * daß[dieses Auto]i jemand Tom [ ti (16) a.
Marek Marek b. * Marek Marek
nauczyl/ lehrte [bigos]i Bigos
Tomka Tomka nauczyl/ lehrte
[gotowac´ bigos] zu-kochen Bigos Tomka [ gotowac´ ti ] Tomka zu-kochen
(Dyl/a 1983)
(17) a.
Forzó a Juan [a lavar el coche] (er) zwang Juan zu-waschen den Wagen 'Er zwang Juan, den Wagen zu waschen.' b. * Loi forzó a Juan [a lavar ti ] es (er) zwang Juan zu-waschen c. * Loi sej forzó tj [a lavar ti ] es ihn (er) zwang zu-waschen
Im Rahmen einer Analyse transparenter Kontrollinfinitive müssen also die folgenden Fragen beantwortet werden: A. B.
Warum ist LS und CC aus Infinitiven generell unmöglich, wenn das Matrixverb ein zusätzliches Akkusativobjekt selegiert? Warum ist lange Adjunktionsbewegung in anderen Matrixsatzumgebungen nur manchmal blockiert?
Wir können bereits jetzt schließen, daß die Kontrolleigenschaften der involvierten Matrixverben keine Antwort auf die beiden Fragen liefern können. Im vorangegangenen Kapitel habe ich bereits auf die empirische Unzulänglichkeit von Kaynes (1989b) Analyse hingewiesen, die gerade von dem Gegenteil ausgeht. Nach Kayne (1989b) sollte CC lediglich mit Subjektkontrollverben möglich sein. Wir haben aber bereits gesehen, daß CC im Spanischen ebenfalls mit Objektkontrollverben (u. a. mit mandar 'befehlen' und permitir 'erlauben') akzeptabel ist. Ferner ist ebenfalls LS aus Infinitiven möglich, die von Objektkontrollverben selegiert sind. Daß die Kontrolleigenschaften der involvierten Matrixverben keinen Einfluß auf die Transparenz der Infinitive haben können, wird evident, wenn man die Möglichkeit von CC und LS in Kontexten, in denen lange Adjunktionsbewegung über kontrollierende Dativ-Argumente oder Subjektkontrolleure möglich ist, mit den ungrammatischen Beispielen vergleicht, in denen Bewegung über Dativ-NPs bzw. über Nominativkontrolleure ausgeschlossen ist. Wenn die Kontrolleigenschaften der beteiligten Matrixverben irgendeinen Effekt auf die Transparenz des Infinitivs hätten, würde man erwarten, daß sich alle diese Beispiele gleich verhalten. LS und CC aus Infinitiven sollte also in allen Fällen vorliegender Nominativkontrolle und Dativkontrolle möglich sein, oder aber in keinem Fall. Die Daten bestätigen diese Prognose jedoch nicht. Abgesehen von Beispielen mit Dativ- und Nominativkontrolle kann Kontrolle durch eine Matrix-Akkusativ-NP nicht der Grund dafür sein, daß LS und CC generell aus den Infinitiven in (15-17) unmöglich ist, in denen das Matrixverb eine zusätzliche Akkusativ-
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Kapitel 5
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NP selegiert. Betrachten wir hierzu ein weiteres Beispiel. Das Verb überzeugen selegiert einen Infinitiv und eine Akkusativ-NP, aber es erlaubt Objekt- und Subjektkontrolle: (18) a. b.
Der Politiker überzeugte den Wähleri [PROi die Konkurrenzpartei nicht zu wählen] Der Politikeri überzeugte den Wähler [PROi den Frieden durchzusetzen]
Scrambling aus den betreffenden Infinitiven ist jedoch in beiden Fällen unmöglich: (19) a. * daß [die Konkurrenzpartei]j der Politiker den Wähleri [PROi tj nicht zu wählen] überzeugte b. * daß [den Frieden]j der Politikeri den Wähler [PROi tj durchzusetzen] überzeugte Den Ausgangspunkt für die Beantwortung von Frage A. liefert daher die Feststellung, daß die Opazität der Infinitive in (15-19) einen strukturellen Grund haben muß. In Abschnitt 5.3 führe ich aus, daß das ECP zusammen mit der in Kapitel 2 eingeführten Barrierendefinition das nötige Instrumentarium für eine Erklärung der Unmöglichkeit von langer Bewegung in (15-17) und (18-19) bereitstellt. Die Annahme, daß strukturelle Gründe für die Opazität der Infinitive in den Beispielen mit Matrix-Akkusativ-NPs verantwortlich sind, hat ferner den Vorteil, daß eine einheitliche Behandlung weiterer Opazitätsphänomene möglich wird. Ich werde dafür argumentieren, daß die Gründe für die Nicht-Transparenz dieser Infinitive dieselben sind, die auch dafür verantwortlich sind, daß prinzipiell transparente Komplemente zu Barrieren werden, wenn (aspektuelle) Adverbien zwischen Matrixverb und Infinitivkomplement intervenieren wie in (20-22), und daß die Ungrammatikalität von (15-22) analog zur Ungrammatikalität von CC und LS aus basisgenerierten Adjunkten (23-25) erklärt werden kann: (20) a. b.
daß jemand Maria [die Treue zu schwören] (feierlich) versprach zu schwören] (*feierlich) versprach daß [die Treue]i jemand Maria [ti
(21) a.
Jan nakazal/ (powaz· nie) [nie ubierac´ tej sukienki] J. befahl (ernsthaft) nicht anzuziehen das Kleid Jan [ tej sukienki]i nakazal/ (*?powaz· nie) [ nie ubierac´ ti] J. das Kleid befahl ernsthaft nicht anzuziehen
b.
(22) a. b.
Deseaba (er) wünschte Lai deseaba sie (er) wünschte
(mucho) [ verla] (sehr) zu-sehen-sie (*mucho) [ver ti] (sehr) zu-sehen
(23) a. daß er zur Post b. * daß er [den Brief]i zur Post
ging [ohne ging [ohne
Marek Marek Marek Marek
(Luján1980, Bsp. (6)) den Brief mitzunehmen] ti mitzunehmen]
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(24) a.
On er b. * On er
(25) a.
poszedl/ na poczteι [ nie ging zur Post nicht [listu]i poszedl/ na poczteι [ nie den-Brief ging zur Post nicht
Fue (er) ging b. * Lai fue es (er) ging
a zur a zur
correos [ sin Post ohne correos [ sin Post ohne
zabrawszy listu] mit-nehmend den-Brief zabrawszy ti] mitnehmend
llevar la carta] mitzunehmen den Brief llevar ti ] mitzunehmen
Weitere Evidenz für meine Erklärung werden die Eigenschaften langer Adjunktionsbewegungen aus Infinitiven in Verbindung mit Remnant-Movement Phänomenen, WInseln, Subjektsätzen und CNPC-Verletzungen liefern. Um Frage B. adäquat beantworten zu können, also warum LS und CC in anderen Matrixumgebungen nur manchmal unzulässig ist, muß natürlich garantiert werden, daß die strukturelle Erklärung für die Ungrammatikalität von (15-25) nicht unkorrekterweise LS und CC aus Infinitiven mit Dativ- und Nominativkontrolleuren (4-14) verhindert. Die Infinitive in (4-14) erscheinen immer in derselben strukturellen Position. Sie sind aber nur dann Barrieren für CC und LS, wenn sie von bestimmten Matrixverben eingebettet werden. Da die Infinitive in diesen Konstruktionen nicht immer opak sind, können sie nicht aus strukturellen Gründen Barrieren sein. Anders gesagt: Wenngleich die strukturelle Position des Infinitivs in Beispielen wie (15-25) eine hinreichende Bedingung für seine Opazität ist, ist die strukturelle Position der Infinitive in (4-14) nur eine notwendige nicht jedoch eine hinreichende Bedingung für ihre Transparenz. Für die Durchlässigkeit bzw. Opazität der Infinitive in (4-14) muß folglich noch eine zusätzliche Eigenschaft notwendig sein, die in irgendeiner Weise mit dem Typ des jeweilig vorliegenden Matrixverbs zu tun hat. Um was für eine Eigenschaft könnte es sich hierbei handeln? Luján (1980:393ff.) argumentiert im Rahmen ihrer Analyse von CC im Spanischen dafür, daß Verben, die opake Komplemente selegieren, alternativ zu einem Infinitiv gleichfalls ein indikativisches Komplement selegieren können. In den non-finiten Komplementen solcher Verben ist ihrer Annahme zufolge ein Tempus-Kopf vorhanden, der analog zu Komplementierern in finiten Sätzen CC blockiert. Demgegenüber ist dieser Kopf in den infiniten Komplementen von Matrixverben, die ausschließlich Infinitive und Subjunktivkomplemente selegieren können, nicht vorhanden. CC ist daher nur mit Verben des zweiten Typs möglich. Diese Analyse ist allerdings inadäquat, denn die ihr zugrundeliegende empirische Generalisierung triff nicht zu (vgl. hierzu u. a. Contreras 1979, Suñer 1980 (Kayne (1989b:250) übernimmt z. B. Lujáns Analyse im Zusammenhang mit Subjektkontrollverben, weist aber ebenfalls darauf hin, daß sie nicht korrekt ist.)) Es gibt eine ganze Reihe von Verben (wie u. a. pensar 'denken', saber 'wissen', ver 'sehen' ...), die indikativische Komplementsätze selegieren können und trotzdem transparent für lange Adjunktionsbewegung sind, wenn die betreffenden Komplementsätze als Infinitiv realisiert werden. Ferner findet man im Spanischen opake infinite Komplemente, die von Verben wie dudar 'zweifeln' selegiert sind, die ausschließlich Infinitive und Subjunktivkomplemente selegieren. Die gleichen Gegenbeispiele gibt es hinsichtlich LS in anderen
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Sprachen wie etwa dem Deutschen. Das Verb hoffen selegiert z. B. transparente Infinitivkomplemente und indikativische CPs. Napoli (1981) hat demgegenüber angeführt, daß die relevante Eigenschaft, die CC bei Absenz von Matrix-Akkusativ-NPs zuläßt, semantischer Natur ist (vgl. auch Rosen 1990b). In Konstruktionen mit CC verhält sich demnach das Matrixverb wie ein Auxiliar und das eingebettete Verb wie ein Partizip. Sie rekurriert im wesentlichen darauf, daß bei CC eine mono-sententiale Struktur vorliegt (was - wie ich bereits in Kapitel 4 zu zeigen versucht habe - problematisch ist), weil Matrixsatz und Infinitiv (wie ein Auxiliar + Partizipkomplex) in diesen Fällen ein einzelnes Ereignis ausdrücken, das mit einer einzelnen Handlung verknüpft ist. Wichtig ist, daß sie nicht zeigen kann, daß semantische Gründe, die mit spezifischen Verben assoziiert sind, Ursache für CC bzw. Restrukturierung sind. Es scheint vielmehr so zu sein, daß der semantische Effekt eine Folge des Restrukturierungsprozesses ist. Auch sie verweist darauf, daß CC-Konstruktionen von verschiedenen Sprechern unterschiedlich beurteilt werden (vgl. hierzu auch Ross 1975:467, Napoli 1981:863, 867, 870f., Rizzi 1982a (Kapitel 1), Aissen und Perlmutter 1983:363, Bordelois 1986:10), was deutlich macht, daß semantische Gründe keine universelle Erklärung des Phänomens liefern können (Ross 1975:470). Unterschiedliche Meinungen darüber, welche Verben Restrukturierung zulassen, findet man auch gelegentlich in der relevanten Literatur. Für Bordelois (1986:10) ist ordenar 'befehlen' kein CC-Verb, für Bok-Bennema (1982:23) hingegen schon. Das Anhebungsverb parecer 'scheinen' läßt Luján (1980:411) zufolge kein CC zu, während Contreras (1979:174f.) darauf verweist, daß viele Sprecher die entsprechenden Fälle als akzeptabel beurteilen. Gegensätzliche Meinungen findet man gleichermaßen in bezug auf die Akzeptabilität von LS aus Infinitiven, die z. B. von dem Verb zusichern (vgl. (10)) im Deutschen oder von dem Verb obiecywac´ 'versprechen' (Bsp. (12)) im Polnischen selegiert werden. Ich werde daher im folgenden davon ausgehen, daß die Verben, die CC und LS zulassen, aufgrund einer lexikalischen Eigenschaft transparente Komplemente selegieren können. Wie wir gleich sehen werden, läßt sich mit dieser Annahme die Tatsache erklären, daß es (im Unterschied zu den infiniten Komplementen von z. B. Kausativ- und Wahrnehmungsverben) bei den Kontrollverben, die keine zusätzliche Akkusativ-NP selegieren, von Sprecher zu Sprecher unterschiedliche Meinungen dazu gibt, ob das jeweilige Kontrollverb lange Adjunktionsbewegung aus dem Infinitiv zuläßt oder nicht. Für derartige Alternationen muß natürlich eine Erklärung gefunden werden. Sie könnte folgendermaßen aussehen. Damit lange Adjunktionsbewegung aus den betrachteten Kontrollinfinitiven lizensiert ist, müssen die betreffenden Matrixverben eine lexikalische Eigenschaft haben, die die Transparenz des nicht-finiten Komplements gewährleistet. Ich nehme an, daß einige Matrixverben optional ein "Restrukturierungs-" ([+R]-) Merkmal realisieren können, das im Lexikoneintrag des betreffenden Verbs vermerkt sein muß, und das, wenn es realisiert wird, für die entsprechenden Transparenzeffekte verantwortlich ist. Die Präsenz des Merkmals im lexikalischen Eintrag des betreffenden Verbs ist eine idiosynkratische Angelegenheit, sie ist davon abhängig, ob das Merkmal erlernt wurde oder nicht. Ich gehe davon aus, daß bei Sprechern auf der Grundlage positiver Evidenz solche Verben, die transparente Komplemente selegieren, im Lexikon mit dem (optionalen) [+R(estrukturierungs)]-Merkmal markiert sind, wogegen Verben, die keine Restruk-
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turierung zulassen, lediglich ein [-R]-Merkmal im Lexikoneintrag aufweisen. Tentativ will ich in Verbindung mit dem hiermit verbundenen spracherwerbstheoretischen Problem folgendes annehmen: Sobald im Laufe des Spracherwerbs der Sprecher positive Evidenz für LS oder CC (oder für ein anderes Restrukturierungsphänomen wie z. B. Langes Passiv, s. u.) erhält, markiert ein Mechanismus im Lexikon dieses Sprechers das involvierte Matrixverb mit dem [+R]-Merkmal, während alle weiteren (transitiven) Verben mit einem [-R]-Merkmal belegt werden. Im Laufe eines bestimmten, aber begrenzten Zeitraums können [-R]-markierte Verben angesichts positiver Evidenz mit dem [+R]-Merkmal versehen bzw. "ummarkiert" werden. Im folgenden unterstelle ich also, daß - vorausgesetzt das betreffende Infinitivkomplement nimmt die "richtige" strukturelle Position ein - der Infinitiv nur transparent ist, wenn das Matrixverb das [+R]Merkmal realisiert. Wichtig ist, daß auf der Grundlage der Schlußfolgerung, daß die Lizensierung von CC und LS von den lexikalischen Eigenschaften des Matrixverbs abhängt, also davon, ob ein [+R]- oder [-R]- Merkmal im betreffenden lexikalischen Eintrag des Verbs enthalten ist, die Generalisierung aufrechterhalten werden kann, daß bei Fehlen einer Matrix-Akkusativ-NP LS und CC manchmal unmöglich ist, und zwar dann, wenn dieses Merkmal im Lexikoneintrag enthalten ist. Dies erklärt ferner, daß die Intuitionen von Sprechern differieren, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob Komplementinfinitive in Fällen ohne Matrix-Akkusativ-NPs für LS und CC transparent sind oder nicht.
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An dieser Stelle ist ein Hinweis den weiteren Aufbau der Diskussion betreffend angebracht. Bevor ich in 5.3 zur Analyse der besprochenen Daten übergehe, folgt im nächsten Abschnitt 5.2.1 ein längerer Exkurs, der zum einen eine kurze Zusammenfassung der Grundideen des Minimalistischen Syntaxprogramms beinhaltet und zum anderen einen Vorschlag dazu enthält, wie Inkorporationsphänomene im Rahmen dieses Grammatikmodells erklärt werden können. Da - wie bereits in der Einleitung zu diesem Kapitel erwähnt - meine Analyse der Restrukturierungsphänomene im Deutschen, Polnischen und Spanischen auf einigen grundlegenden Ideen des Minimalistischen Programms beruht, und diese Phänomene von mir als ein Inkorporationsphänomen angesehen werden, ist diese Zäsur an dieser Stelle nötig. Die Diskussion in den weiteren Teilen des Abschnitts 5.2 ist ferner nicht nur für die Diskussion der Restrukturierungsphänomene im Zusammenhang mit Kontrollinfinitiven in 5.3 wesentlich, sondern bildet ebenfalls die Grundlage für die Analyse von Restrukturierungsphänomenen in Verbindung mit finiten Sätzen, die ich in Kapitel 6 vorstellen werde.
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Kapitel 5
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5.2 Barrieren, Merkmals-Checking und die Lokalität von X°-Bewegungen 5.2.1 Das Minimalistische Syntaxprogramm (MPLT) In seinem Aufsatz A MINIMALIST PROGRAM FOR LINGUISTIC THEORY (MPLT) hat Chomsky (1993) eine Reihe theoretischer Innovationen vorgeschlagen, die eine ganz drastische Abkehr von früheren Annahmen bedeuten, die im Rahmen des Prinzipien- und Parametermodells gemacht wurden. Die für den vorliegenden Zusammenhang wichtigsten Neuerungen fasse ich hier kurz zusammen.
Repräsentationsebenen Die grundlegende Motivation des Minimalistischen Syntaxprogramms besteht darin, die in der Syntax operierenden Prinzipien und Konzepte auf ein Minimum zu reduzieren. Das führt zunächst zu einer Eliminierung der syntaktischen Repräsentationsebenen D- und SStruktur. Die einzigen Repräsentationsebenen im minimalistischen Syntaxmodell sind LF und PF. PF ist die Schnittstelle, an die das sprachperzeptuelle und artikulatorische System angegliedert ist, während LF den Anschluß zu sämtlichen "Wissensdomänen" eines Sprechers herstellt. Lexikalische Elemente werden während einer Derivation aus dem Lexikon entnommen und in die Struktur mittels generalisierter Transformationen (GT) eingefügt, wobei mit dem Strukturerzeugungsmechanismus lediglich binär verzweigende Strukturen generiert werden können. Elemente können nur bis zu dem Punkt aus dem Lexikon entnommen und in die Struktur eingefügt werden, an dem die Derivation die PF-Repräsentation erreicht bzw. bis die Spaltung zwischen PF und LF erfolgt. Das Stadium, an dem die syntaktische Derivation Input für die PF-Komponente ist, wird als Spell-Out bezeichnet. Spell-Out kann einerseits als eine Operation aufgefaßt werden, andererseits handelt es sich um den Punkt einer Derivation, der im wesentlichen der traditionellen "S-Struktur" entspricht. "S-Struktur" ist im minimalistischen Modell allerdings ausschließlich ein Begriff, der den Punkt während der Derivation bezeichnet, an dem die Derivation in die PF-Komponente übergeht. Operationen, die vor Spell-Out stattfinden, sind Operationen in der overten Syntax. Im Unterschied zu früheren Auffassungen (vgl. u. a. Chomsky 1981, 1982, 1986a, 1986b, 1991) existiert die S-Struktur nicht mehr als autonome Komponente oder Repräsentationsebene, auf der spezifische syntaktische Beschränkungen wie Subjazenz, die Kasustheorie oder die Geltung von Bindungsprinzipien applizieren. Wenn ich dennoch im folgenden den Begriff "S-Struktur" verwende, dann nur um auf den Teil der Derivation zu referrieren, der vor Spell-Out erfolgt. Prozesse, die vor Spell-Out stattfinden, nenne ich daher manchmal auch S-Struktur Prozesse, und Operationen, die nach Spell-Out erfolgen, sind LF-Operationen. Im minimalistischen Modell wird eine weitere syntaktische Repräsentationsebene, die D-Struktur, aufgegeben, was zur Folge hat, daß neben S-strukturellen Beschränkungen auch die für die D-Struktur geltenden Bedingungen "umverteilt" oder gänzlich auf-
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gegeben werden müssen. In MPLT wird beispielsweise angenommen, daß die X-bar Theorie während der gesamten Derivation insofern aktiv ist, als sie GT, den Strukturerzeugungsmechanismus, beschränkt (vgl. aber auch Chomsky 1994, wo der Versuch gemacht wird, Wohlgeformtheitsbedingungen für Phrasenstrukturen aus primitiven, d. h. nicht weiter reduzierbaren Konzepten herzuleiten). Eine weitere Konsequenz der Eliminierung der syntaktischen Repräsentationsebenen D- und S-Struktur ist die Aufgabe des Projektionsprinzips (Chomsky 1981), das u. a. den Sinn hatte, Derivationen auf ihrem Weg durch die verschiedenen Ebenen homogen zu halten, indem es Informationen konservierte, die auf der D-Struktur als Projektion der lexikalischen Eigenschaften der involvierten Elemente vorhanden waren. Chomsky weist ferner darauf hin, daß toughmovement Konstruktionen die Abschaffung der D-Struktur und des Projektionsprinzips im Sinne eigenständiger Konzepte empirisch motivieren. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, daß syntaktische Prinzipien nur noch als Schnittstellenbedingungen auf PF bzw. LF formuliert werden können oder aber als allgemeine Bedingungen, die die gesamte Derivation beschränken. Schnittstellenbedingungen spielen im Rahmen der sogenannten Checking-Theorie eine zentrale Rolle, wohingegen Ökonomieprinzipien als Beschränkungen für Derivationen fungieren.
Checking-Theorie Entscheidend ist in MPLT der Begriff des legitimen Objekts. Ein sprachlicher Ausdruck ist demnach ein legitimes LF-Objekt, wenn er auf PF und LF "interpretierbar" ist. Uninterpretierbare Elemente erzeugen Ungrammatikalität. Bereits in Chomsky (1991) wurde angenommen, daß es sich bei legitimen LF-Objekten um Ketten C = (αi, ..., an) handelt, wobei C ein Kopf, ein Argument, ein Adjunkt oder eine Operator-Variable Konstruktion sein kann. Der Begriff "Interpretierbarkeit" erhält nun in MPLT im Rahmen der sogenannten Checking-Theorie eine weitere Dimension. XPs und X°-Kategorien werden mit Merkmalen ausgestattet in den Baum eingefügt. Diese Kategorien müssen ihre Merkmale checken, damit sie zu legitimen bzw. interpretierbaren Objekten werden (Chomsky 1992:43). Da sich Verben oder NPs ausschließlich bewegen, um ihre Merkmale zu checken, ist jede Bewegung eines Elements letztlich dadurch motiviert, daß dieses Element ein legitimes Objekt auf PF oder LF wird. Eine maximale Projektion ZP oder ein Kopf Y kann die eigenen Merkmale nur checken, wenn ZP oder Y sich in die Checking-Domäne6 eines Kopfes X bewegen. Dies läßt sich an Struktur (26) verdeutlichen: 6
Grundlegend für die Rekonstruktion der Domänen, die in MPLT definiert werden, sind zunächst die Begriffe Dominanz und Max (A) (vgl. Chomsky 1992:15): (i) a. Die Kategorie α dominiert β gdw. jedes Segment von α β dominiert. b. Die Kategorie α enthält β gdw. ein Segment von α β dominiert. c. MAX (α), wobei α eine X°-Kategorie ist, ist die nächste vollständige kategoriale Projektion, die α dominiert. In [XP2 UP [XP1 X YP]] sind XP1 und XP2 zwei Segmente der Kategroie XP. Demzufolge ist MAX (X) = XP. Betrachten wir nun die Domänen, die in MPLT definiert werden. Zunächst zur "Domäne eines Kopfes α". Die Domäne eines Kopfes α bilden alle Knoten, die in Max (α) (= in der Projektion von α) enthalten sind, und selber α nicht enthalten bzw. verschieden von α sind (Chomsky 1992:16). (ii) [XP ZP [X' X YP]]
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Kapitel 5
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(26)
XP ZPj
X' YP
X
Y' tj
Yi
X
ti
Die Spec Head Relation zwischen ZP und Y und die Adjunktionsstruktur [X° [Y+X]] bilden die Kernrelationen für Merkmals-Checking im Zusammenhang mit NPs und Verben (Chomsky 1992:11). Sie sind für das Checken von strukturellem Kasus in Spec AgrP einerseits und Verbbewegung andererseits typisch. Diese Theorie bringt u. a. mit sich, daß Rektion als Mechanismus struktureller Kasuszuweisung verschwindet (vgl. auch In (ii) bilden {ZP, YP} und alles, was von diesen Knoten dominiert wird, die Domäne des Kopfes X. Kategorien, die an ZP oder YP adjungiert sind, gehören ebenfalls zur Domäne von X. Diese Möglichkeit lasse ich im weiteren der Einfachheit halber außer Acht. Zwei Knotenmengen werden nun auf der Grundlage der Definition von "Domäne des Kopfes α" gebildet: die "Komplementdomäne von α" und das "Residuum von α". Die Komplementdomäne von α bilden die Knoten, die reflexiv vom Komplement von α dominiert werden (Chomsky 1992:16). In (ii) ist die Komplementdomäne von X {YP} und alles, was von diesem Knoten dominiert wird. Das Residuum von α bildet die Domäne von α ohne die Komplementdomäne von α. {ZP} und alles, was von ZP dominiert wird, ist das Residuum von X in (ii). Durch eine Verkleinerung der Komplementdomäne von α und des Residuums von α, wird nun die Voraussetzung für die Definition u. a. der KopfKomplement und Kopf-Spezifikator-Relation geschaffen. Dies wird durch die Definition der "Minimalen Untermenge S, MIN (S), wobei S = Domäne von α" erreicht. Die intuitive Idee ist, daß die minimale Untermenge einer Menge (S) (Min (S)) alle Elemente einer Menge S bilden, die nicht von einem Element von S dominiert werden. Auf der Grundlage dieser Definition erhält man nun die Definition für die "Minimale Domäne eines Kopfes α": Die minimale Domäne des Kopfes α bilden alle Elemente der Domäne des Kopfes α, die nicht von einem Element der Domäne des Kopfes α dominiert werden. In (ii) bilden {ZP, YP} die Minimale Domäne des Kopfes X, bzw. MIN (S(X)), aber die Elemente, die von ZP bzw. YP dominiert werden, gehören nicht dazu. Nun wird die "Minimale Komplementdomäne des Kopfes α" und das "Minimale Residuum von α" definiert. Die "Minimale Komplementdomäne des Kopfes α" wird gleichgesetzt mit der "Internen Domäne des Kopfes α" und das "Minimale Residuum von α" entspricht der "Checking Domäne von α". Die Minimale Komplementdomäne (= die Interne Domäne) von α bilden alle Elemente der Komplementdomäne von α, die nicht von einem Element der Komplementdomäne des Kopfes von α dominiert werden. In (ii) ist {YP} die minimale Komplementdomäne von X. Analog wird nun das "Minimale Residuum (= Checking Domäne) von α" auf der Grundlage der Minimalen Untermenge der Domäne von α definiert. Das minimale Residuum (= die Checking-Domäne) von α bilden alle Elemente des Residuums von α, die nicht von einem Element des Residuums von α dominiert werden. In (ii) steht {ZP} in der Checking-Domäne von X. In einer Struktur wie (26) [XP ZP [X' Y+X YP]] stehen {ZP, Y} in der Checking-Domäne von X. Die Checking-Domäne von Y ist {ZP}. Y kann aber nur ein Kopf einer X°-Kette sein. In (i) wurde bei der Definition der Domänen für Köpfe vorausgesetzt, daß der Kopf α eine eingliedrige Kette repräsentiert. Domänen sind aber bezüglich von Köpfen anders aufzufassen, wenn wir es mit einem Kopf α zu tun haben, der wie Y Kopf einer X°-Kette ist, wenn also z. B. Y wie im zuletzt genannten Beispiel oder wie in [XP ZP [X' Y+X [YP [Y' tY HP]]] Kopf einer X°-Kette ist. Chomsky (1992:19) definiert analog zur Domäne eines Kopfes α die Domäne einer X°-Kette C= {α1,..., αn}. Die Domäne einer Kette CH={α1,...,αn} ist die Menge der Knoten, die in Max (α1) enthalten ist und kein αi enthält. In [XP ZP [X' Y+X [YP UP [Y' tY HP]]]] ist die Domäne von die Menge der Knoten, die in XP enthalten sind (=Max (X)) und weder Y noch tY enthalten, also {ZP, HP, UP} und alles, was diese Knoten dominieren. Die 'minimale Domäne der X°-Kette' besteht nur aus {ZP, HP, UP}.
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Mahajan 1990, Chomsky 1991, Chomsky und Lasnik 1993 und die Diskussion in Kapitel 1, Abschnitt 1.3). Ich habe bereits erwähnt, daß aus der Eliminierung von S- und D-Struktur folgt, daß Wohlgeformtheitsbedingungen an den Schnittstellen PF und LF gelten. Für die CheckingTheorie ist diese Idee grundlegend, denn Merkmals-Checking erfolgt entweder in der overten Syntax, d. h. vor Spell-Out oder in der unsichtbaren Komponente, also auf LF, um Schnittstellenbedingungen auf PF bzw. LF zu erfüllen. Technisch wird dies dadurch erreicht, daß man Merkmalen spezifische Eigenschaften zuschreibt. Die Merkmale, die im Laufe einer Derivation gecheckt werden müssen, sind entweder stark oder schwach. Schwache Merkmale sind auf PF nicht "sichtbar" und müssen daher erst auf LF, der interpretativen Komponente, gecheckt werden. Starke Merkmale sind auf PF "sichtbar", aber uninterpretierbar, daher müssen sie vor Spell-Out gecheckt werden. "Gecheckte" Merkmale verschwinden, während ungecheckte Merkmale bestehen bleiben. Daß letztere nicht interpretierbar sind, hat zur Folge, daß die Derivation illegitim ist, bzw. nicht konvergiert (oder "crashed") (Chomsky 1992:7). Wenn ein starkes Merkmal nicht gecheckt wird, "crashed" die Derivation auf PF. Ganz allgemein kann man sagen, daß eine Derivation crashed, wenn die Schnittstellenbedingungen auf LF und PF nicht erfüllt sind. Eine Derivation ist hingegen konvergent, wenn alle Merkmale gecheckt sind. Die funktionalen Köpfe Agr° (Agro° und Agrs°) und T° haben z. B. jeweils zwei Arten von Merkmalen, V- (verbale) und N- (nominale) Merkmale. Agr° und T° enthalten Kasusund ϕ-Merkmale, die dazu dienen, die entsprechenden Merkmale an NPs zu checken. Agr° und T° weisen ferner Tempus (Tns) und Kongruenzmerkmale auf, die die wesentliche Rolle beim Checken der entsprechenden Merkmale an Verben spielen. Agro°, T°- und Agrs°-Köpfe enthalten also abstrakte morphologische Merkmale, die wiederum solchen Merkmalen entsprechen, die zu den "overten" Affixen wie Tempus und Kongruenz an Verben im Lexikon hinzutreten. Ein Verb wird bereits flektiert aus dem Lexikon in die betreffende Struktur als V={Stamm+Agro+T+Agrs} Sequenz eingefügt und Nominativ- und Akkusativkasus an NPs ist bereits morphologisch realisiert. (26') N-Merkmale
(26'')
AgrsP NPj
Agrs'
V-Merkmale N-Merkmale
T°i Tns Nom.
NPj
...
Agrs°
Agrs° Agrs ϕ
AgroP Agro'
...
Agro°
Vi Agrs, Tns, Agro Akk.
Agro° Agro ϕ
Die Kongruenzmerkmale des Subjekts werden über Spezifikator-Kopf-Kongruenz mit Agrs° gecheckt (26'), während NPs ihren Nominativ-Kasus über Spec-Head Agreement mit dem nach Agrs° bewegten T°-Kopf checken. Wenn T° die entsprechenden KasusMerkmale an der NP gecheckt hat, wird die NP zu einem legitimen Objekt und die NMerkmale von T° verschwinden. Eine notwendige Voraussetzung dafür, daß die Derivation konvergiert. Analog hierzu werden die Kongruenzmerkmale des Akkusativ-
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Objekts durch Spec-Head Agreement mit Agro gecheckt (26''), während Akkusativ-Kasus durch Spezifikator-Kopf-Kongruenz mit dem nach Agro bewegten Verb lizensiert bzw. gecheckt wird. V-Merkmale existieren immer paarweise. Die V-Merkmale in Agro°, T°, Agrs° müssen mit den Merkmalen am Verb übereinstimmen, damit letztere gecheckt werden können. Das Agro-Merkmal des Verbs muß z. B. mit dem abstrakten morphologischen Merkmal von Agro° übereinstimmen. Checking des Agro-Merkmals am Verb wird am Agro°Knoten vollzogen, indem V={Stamm+Agro+T+Agrs} an Agro° adjungiert wird. Wenn die Merkmale übereinstimmen, verschwinden die Agro-Merkmale am Verb infolge des Checking bzw. der Adjunktion. Gibt es einen Merkmalskonflikt, verschwinden diese Merkmale nicht, und die Derivation "crashed" (Chomsky 1992:39f.). Das Gleiche gilt für Tns- und Agrs-Merkmale. Sie werden ebenfalls durch Adjunktion an die entsprechenden funktionalen Köpfe gecheckt. Die V- und N-Merkmale von Agr (Agro und Agrs) und Tns können unabhängig voneinander stark oder schwach sein. Chomsky (1992) geht davon aus, daß Tns im Englischen starke N-Merkmale und schwache V-Merkmale hat. (26') repräsentiert daher die Situation, die im Englischen vor Spell-Out vorliegt. Der Unterschied zwischen Französisch und Englisch hinsichtlich X°-Bewegung von finiten Vollverben (vgl. die Diskussion in Pollock 1989, Chomsky 1991, Ouhalla 1991) wird nun auf der Grundlage der stark/schwach-Distinktion von V-Merkmalen erklärt. Agr (Agro und Agrs) im Französischen hat z. B. starke V-Merkmale, was overte Verbbewegung auslöst, während Agr im Englischen schwache V-Merkmale (und N-Merkmale) hat, was inkompatibel mit overter Bewegung ist. (26'') kann nach Chomsky (1992:43) somit im Englischen erst auf LF vorliegen. V-Merkmale lösen also (overte oder unsichtbare) Verbbewegung aus.7 Ob Merkmale stark oder schwach sind, unterscheidet sich von Sprache zu Sprache und ist Gegenstand der Parametrisierung. Morphologische Eigenschaften bzw. Schnittstellenbedingungen liefern somit den Grund dafür, daß sich verschiedene Sprachen hinsichtlich der in ihnen anzutreffenden Wortstellungsvariationen unterscheiden, die aus kasusgetriebener Bewegung, X°-Bewegung und auch W-Bewegung (s. u.) resultieren. Zusätzliche Annahmen sind allerdings nötig, um verschiedene Wortstellungsvariationen, die in ein und derselben Sprache auftreten können, nicht unkorrekterweise auszuschließen. Chomsky weist darauf hin, daß im Arabischen VSO und SVO Stellungen alternieren, was ihn dazu veranlaßt, anzunehmen, in einigen Sprachen könnten wahlweise schwache oder starke NP-Merkmale realisiert werden. Zu einer ähnlichen Annahme ist man ebenfalls für die Erklärung verschiedener W-Bewegungsphänomene gezwungen. Im Rahmen der Checking-Theorie ist W-Bewegung nach Spec CP nur dann lizensiert, wenn die W-Phrase (oder ein Relativpronomen) ein Operator-Merkmal aufweist, das durch ein entsprechendes Merkmal in C° gecheckt werden kann. Während W-Bewegung im Englischen und Deutschen normalerweise overt erfolgt (lassen wir das Problem multipler W-Fragen einmal außer Acht), was als Folge davon angesehen werden kann, daß das entsprechende Operator-Merkmal stark ist, deutet das Phänomen der Echo-Fragen wie in Monica went where? jedoch darauf hin, daß dieses Operator-Merkmal an einer W-Phrase auch in diesen Sprachen schwach sein kann. Die Vacuous Movement Hypothese 7
Das hat u. a. die Konsequenz, daß Verbbewegung nach C° nicht durch das Checking von VMerkmalen ausgelöst sein kann (Chomsky 1992:40).
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..."vacuous movement is not obligatory at S-Structure" aus Chomsky (1986a:50f.) ist ebenfalls inkompatibel mit der Annahme, C° weise im Englischen stets ein starkes Operator-Merkmal auf.
Derivationelle Ökonomie Der Gedanke, daß syntaktische Derivationen durch sogenannte Ökonomieprinzipien beschränkt werden, ist bereits in Chomsky (1986b, 1991) formuliert worden. In Chomsky (1993, 1994) und Chomsky und Lasnik (1993) wird diese Idee weiter ausgearbeitet. Ökonomieprinzipien sind keine Schnittstellenbedingungen. Sie schränken statt dessen ganz allgemein die Menge möglicher Derivationen ein. Im folgenden diskutiere ich kurz die Ökonomieprinzipien Procrastinate, Greed, Last Resort und Minimize Chain Links. Was verhindert z. B., daß schwache Merkmale bereits in der overten Syntax gecheckt werden, daß sich also Vollverben im Englischen in der overten Syntax aus der VP bewegen? Chomsky formuliert in diesem Zusammenhang das Ökonomieprinzip Procrastinate, welches besagt, daß ein Element, das sich nicht in der overten Syntax bewegen muß, es auch nicht kann, weil LF-Bewegung "billiger" ist als overte Bewegung (Chomsky 1992:43). Procrastinate läßt demgegenüber zu, daß im Englischen overte Subjektbewegung nach AgrsP erfolgt (26'), obwohl die N-Merkmale von Agr im Englischen schwach sind, denn die Bewegung ist aus kasustheoretischen Gründen erzwungen. Ein Verb (oder eine andere Kategorie) bewegt sich überdies ausschließlich, um ein eigenes Merkmal zu checken. Eine Kategorie Y kann sich demnach nicht mit dem Ziel bewegen, die Merkmale einer Kategorie X (oder ZP) zu checken. Chomsky führt dies auf das Ökonomieprinzip Greed zurück. Die Idee hinter Greed ist, daß sich alle Elemente aus "morphologischer Notwendigkeit" d. h. ausschließlich aufgrund eigener morphologischer Merkmale bewegen, die je nach dem, ob sie stark oder schwach sind, früher oder später gecheckt werden müssen. Der Status von Greed ist umstritten. Lasnik (1993) hat auf verschiedene Probleme hingewiesen, die sich im Zusammenhang mit diesem Ökonomieprinzip ergeben. In ECM-Konstruktionen wie We believe John to have won the election ist John aus der VP in die Spec AgrsP-Position bewegt worden. Unter der Annahme, daß John auf LF in der Spec-AgroP Position des Matrixsatzes stehen muß (eine Folge davon, daß N- und V-Merkmale von Agr im Englischen schwach sind), und daß T° ausschließlich Nominativ-Kasus checken kann, ist unklar, warum John nicht in der overten Syntax in VP bleiben kann. Die Bewegung nach Spec AgrsP führt nicht dazu, daß die NP ein Merkmal checken kann. Ein anderes Problem ergibt sich aus Konstruktionen wie There seems a man to be in the garden. Chomsky (1986b) macht die Annahme, daß sich das Argument auf LF in die Position des Expletivums bewegen muß, um den eigenen Kasus zu lizensieren. Daß LF-Bewegung des Arguments obligatorisch ist, wird in Chomsky (1992) damit begründet, daß a man vor Spell-Out nicht in der für KasusChecking notwendigen Position steht. Wenn LF-Bewegung aus Gründen des KasusChecking möglich ist, ist aber unklar, warum ein Satz wie A man is t in the garden nicht Procrastinate verletzt. Vielmehr sollten wir lediglich e is a man in the garden ableiten können. Da A man sich also genauso auf LF bewegen kann, was der Satz There is [a man] in the garden belegt, bewegt sich die NP in A man im Widerspruch zu Greed nicht aus
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Kapitel 5
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eigener Notwendigkeit in der overten Syntax, um ihr Kasus-Merkmal zu checken, sondern damit T° sein starkes N-Merkmal checken kann. (zur weiteren Diskussion vgl. auch Wilder und Cavar 1993). Das Ökonomieprinzip Last Resort garantiert, daß ein Element sich nur bewegen kann, wenn es ohne die entsprechende Bewegung seine Merkmale nicht checken kann. Das klassische Beispiel für die Wirkungsweise von Last Resort ist lange A-Bewegung wie in *John was believed [t had loved Mary]. Nach Chomsky (1986b, 1993) und Chomsky und Lasnik (1993) schließt das Ökonomieprinzip Last Resort diese Derivation aus, denn John hat bereits Nominativkasus im eingebetteten Satz erhalten, Bewegung in den Matrixsatz ist daher unmotiviert. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich eine wichtige Konsequenz. Da jede Bewegung aus "morphologischer Notwendigkeit" heraus geschieht, d. h. aus Gründen des MerkmalChecking, und weil Bewegung, die nicht aus diesem Grund erfolgt, Last Resort verletzt, sollte es keine optionale Bewegung geben (vgl. auch Chomsky 1991). Fukui (1993b) hat diese Prognose als zu stark zurückgewiesen und dafür argumentiert, daß zumindest eine XP-Bewegung wie Scrambling hiervon ausgenommen sein muß. Für X°-Bewegung scheint diese starke Prognose jedoch weitgehend die korrekten Voraussagen zu machen. Für die folgenden Analysen ist es nicht wesentlich, ob bei Scrambling ein spezielles Merkmal gecheckt wird oder nicht. Meine weiteren Ausführungen sind mit dieser Idee verträglich. Man beachte ferner, daß die Annahme, Scrambling erfolge aus MerkmalsChecking-Gründen, eine Möglichkeit darstellt, auszuschließen, daß Scrambling durch Spec CP erfolgt (vgl. Kapitel 3), wenn man annimmt, daß in dieser Position ein derartiges "Scrambling"-Merkmal nicht generiert werden kann. Ein weiteres Ökonomieprinzip, das Bewegungsoperationen beschränkt, ist Minimize Chain Links (MCL). MCL fordert, daß ein X-bewegtes Element (wobei X = A', A oder X°) eine potentielle X-Landeposition, die zwischen Ausgangs- und Zielposition der Bewegung liegt, nicht auslassen bzw. überspringen darf. MCL ist die derivationelle Variante von Rizzis (1990) Prinzip der Relativierten Minimalität, die dazu dient, einige Lokalitätsbeschränkungen für Bewegung herzuleiten. Hierzu gehören W-Insel-Verletzungen ?What do you wonder who bought t 8, Super-Raising Fälle *John seems that it appears [t to be intelligent] 9 und HMC-Effekte *How tall be John will t10. 8
In diesem Zusammenhang muß man sich fragen, wie der Kontrast zwischen Komplement- und Adjunktbewegung über W-Inseln erklärt werden kann: (i) ? What do you wonder who [TP t' [T' bought t ]] (ii) * How do you wonder who [TP t' [T' fixed the car t]] Ignorieren wir zunächst einmal die in der Strukturbeschreibung angegebene Zwischenspur in Spec TP. Chomsky (1986a:48f.) diskutiert, wie sich die Komplement-/Adjunktasymmetrie (i-ii) auf der Grundlage der Vacuous Movement Hypothese ableiten läßt. Who steht in (i-ii) auf der S-Struktur in der Spec IP-Position. (Zur Ableitung dieser Repräsentation müßten wir im Rahmen der CheckingTheorie annehmen, daß in einem Satz maximal eine W-Phrase ein starkes Operator-Merkmal tragen kann). Da nur die intermediäre Argumentspur in der Spec CP Position in (i), nicht aber die AdjunktZwischenspur in Spec CP in (ii) auf dem Übergang von der S-Struktur nach LF getilgt werden kann, verletzt W-Bewegung des eingebetteten Subjekts auf LF in (ii), nicht aber in (i) das ECP, weil die Subjektspur nicht streng regiert werden kann. Betrachten wir unter den in Kapitel 2 gemachten Annahmen, wie der Unterschied zwischen (i) und (ii) hergeleitet wird. Angenommen who in (i-ii) nimmt vor Spell-Out die Spec CP Position ein, und W-Bewegung des Objekts bzw. Adjunkts erfolgt durch Spec TP (eine A'-Position). In (i) und (ii) [+γ]-markiert t' die Ausgangsspur t. Zwar verletzt in beiden Beispielen die lang bewegte W-Phrase Subjazenz, entscheidend für den Kontrast in (i-ii) ist jedoch, daß die Adjunkt-Zwischenspur in (ii) an dem Schritt der Derivation, an dem sie erzeugt wird,
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Ökonomieprinzipien beschränken nicht nur den Verlauf einer einzelnen Derivation. Wenn mit einer gegebenen Struktur prinzipiell mehrere Derivationen verträglich sind, wird ein Vergleich angestellt, bei dem unökonomische Derivationen ausgefiltert werden. Chomsky (1993) diskutiert dies im Zusammenhang mit Superioritätseffekten. Ein weiteres einschlägiges Beispiel liefern Konstruktionen wie *Who was [a picture of t] taken by Bill (vgl. Chomsky 1994:24). Fände W-Bewegung vor NP-Bewegung statt, sollte der Satz grammatisch sein, weil die NP in der Basisposition eine Schwester des Verbs ist und somit keine Barriere für Extraktion. Erfolgt W-Bewegung nach NP-Bewegung, läßt sich die Ungrammatikalität der Extraktion mit der Barrierentheorie erklären, die garantiert, daß NPs in Subjektposition Extraktionsinseln sind. Es gibt also zwei potentielle Derivationen für diesen Satz; wie kann man nun ableiten, daß Extraktion aus der Subjekt- und nicht aus der Basisposition erfolgen muß? Geht man davon aus, daß ein allgemeines Ökonomieprinzip die "Kosten" einer Derivation danach beurteilt, wieviel Knoten die WPhrase überqueren muß, um an ihre Zielposition zu gelangen, ist nur die Derivation möglich, in der die W-Phrase die kürzere Bewegung vollzieht, bzw. die Bewegung, die die wenigsten Knoten überschreitet. W-Bewegung kann somit erst nach NP-Bewegung erfolgen, weil die alternative Derivation Ökonomie verletzt. Der Hinweis darauf, daß Extraktion aus der Subjektposition durch die Barrierentheorie ausgeschlossen wird, macht deutlich, daß die für Bewegung geltenden Lokalitätsbeschränkungen nicht allein aus MCL bzw. aus den Ökonomieprinzipien hergeleitet werden können. X-Bewegung (wobei X = A', A oder X°) aus Subjekten, komplexen NPs oder aus Adjunkten ist unmöglich, obwohl keine potentielle X-Landeposition übersprungen wird. Für Adjunktionsbewegung wie Scrambling kann die MCL ebenfalls nicht das ECP verletzt. Die Argumentzwischenspur in (i) verletzt zwar auch das ECP, sie kann aber getilgt werden. 9 Zwei Problemen zollt Chomsky (1992) in diesem Zusammenhang viel Aufmerksamkeit. Da seiner Meinung nach im Englischen Subjekte vor Spell-Out und Objekte auf LF nach AgrP bewegt werden, stellt sich die Frage, warum die Bewegung des Objekts nach Spec AgroP nicht MCL verletzt. Da sich das Objekt auf LF nach AgroP (eine A-Position) bewegt, muß es im Widerspruch zu MCL die VPinterne Spur des Subjekts (eine A-Position) "überspringen". Zur Lösung des Problems definiert Chomsky den Begriff Equidistance, der besagt, daß zwei Positionen α und β, die sich in der gleichen minimalen Domäne befinden, gleich weit entfernt von einer Position γ sind. Da V-nach-Agro auf LF den Effekt hat, daß die Spec VP-Position, die die Subjektspur enthält, und Spec AgroP in der gleichen 'minimalen Domäne' (=die minimale Domäne der Verbkette (vgl. Fn. 6)) liegen, also gleich weit von der Ausgangsposition des Objekts entfernt sind, verletzt die Bewegung des Objekts nach AgroP nicht MCL. Hieraus ergibt sich auch die Lösung für das zweite, potentielle Problem, das darin besteht, zu verhindern, daß sich in einem einfachen Satz wie John likes baseball das Subjekt nach AgroP und das Objekt nach AgrsP bewegt wie in Baseball likes John. Wegen MCL könnte das Objekt nicht über die mit dem Subjekt gefüllte Spec AgroP-Position hinweg nach Spec AgrsP bewegt werden. Warum verletzt overte NP-Bewegung des Subjekts über AgroP nicht MCL? Wenn das Subjekt vor Spell-Out über AgroP hinweg nach AgrsP bewegt wird, wird Spec AgroP nicht "übersprungen" und MCL nicht verletzt, weil Spec-Positionen wegen GT erst dann vorhanden sind, wenn sie mit einem Element gefüllt sind. Im Englischen ist Spec AgroP also erst nach Spell-Out vorhanden. In Sprachen, in denen Subjekte und Objekte overt nach AgrP wandern, garantiert das Zyklusprinzip, daß das Objekt zuerst bewegt wird. Nun tritt allerdings ein neues Problem auf, denn das Subjekt kann sich wegen MCL nicht länger über AgroP nach AgrsP bewegen (ein ähnliches aber schwerwiegenderes Problem entsteht bei Doppelobjekt-Konstruktionen), außer Agro-nach-Agrs erfolgt. (Zur weiteren Diskussion dieses und weiterer Details des Minimalistischen Programms vgl. neben Chomsky 1993 und Chomsky und Lasnik 1993 auch Branigan 1992, Collins und Thráinsson 1993:137ff., Jonas und Bobaljik 1993:63ff., Koizumi 1993:132ff., Watanabe 1993). 10 Man beachte, daß eine weitere potentielle Derivation, die durch MCL nicht ausgeschlossen wird, wegen des Verbots sukzessiv-zyklischer Adjunktion unmöglich ist: *How tall bei John [will ti' ] ti .
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gelten, wenn das in Kapitel 3 formulierte Verbot sukzessiv-zyklischer Adjunktion korrekt ist. Das heißt dann, daß auf das Konzept der Barriere im Minimalistischen Programm nicht verzichtet werden kann. Es wird nach wie vor benötigt, um eine Reihe von Lokalitätsbeschränkungen herleiten zu können. Im nächsten Abschnitt wiederhole ich kurz die Barrerientheorie aus Kapitel 2 und gehe dann in 5.2.3 zur Diskussion von Inkorporationsphänomenen über, die ich im Rahmen der Checking-Theorie analysiere. Im weiteren Teil dieses Kapitels verwende ich diese Analyse dann zur Erklärung der Daten mit CC und LS aus Abschnitt 5.1.
5.2.2 Barrierentheorie Unter welchen Bedingungen eine maximale Projektion eine Barriere ist, wurde in Kapitel 2 bereits ausführlich diskutiert. Der Einfachheit halber wiederhole ich hier noch einmal die Barrierendefinition aus Kapitel 2: (27)
Barriere (endgültige Version) D ist die nächste maximale Projektion, die A nicht exkludiert. Dann ist C eine Barriere zwischen A und B gdw. C eine Xmax ist, die A exkludiert und B inkludiert, und i. der Kopf von C ist distinkt vom Kopf von D und selegiert eine XP, die B ist oder B nicht exkludiert. ii. A und B sind X°-Kategorien, und C befindet sich in einer adjungierten Position.
(28)
Distinktheit X ist distinkt von Y gdw. i. X und Y nicht koindiziert sind, oder ii. kein Teil von Y Teil einer Bewegungskette ist, die X enthält.
Es sollte an dieser Stelle erwähnt werden, daß (27ii), die Definition der Adjunktbarriere, in Grewendorf und Sabel (1994) und Sabel (1994a) jeweils unterschiedlich definiert wurde, so z. B. in Sabel (1994a) als: A und B sind X°-Kategorien, und es gibt eine Projektion, die C und B enthält, aber nicht A, wobei Enthalten-Sein und Dominanz wie in (29) definiert wurde. Die beiden Varianten der Adjunktbarriere machen nahezu völlig identische Vorhersagen. Aus Einfachheitsgründen verwende ich die in (27ii) angegebene. (29)
Enthalten-Sein und Dominanz i. α dominiert β gdw. jedes Segment von α β dominiert. ii. α enthält β gdw. ein oder mehrere Segmente von α, aber nicht alle Segmente von α, β dominieren.
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(30)
Selektion A selegiert B gdw (i) oder (ii) gilt: i. A weist B eine θ-Rolle zu. ii. A ist ein funktionaler Kopf (C°, Agrs°, T°, Agro°) und B ist das phrasenstrukturelle Komplement. iii. A ist Agr° (Agrs oder Agro) und B ist Spec AgrP.
Ich werde lediglich kurz die Wirkungsweise von (27) in bezug auf Antezedens-Rektion in Erinnerung rufen, bevor ich zur Diskussion von Inkorporationsphänomenen übergehe. (27) besagt, daß ausschließlich maximale Projektionen, die das Antezedens exkludieren und das abhängige Element inkludieren, Barrieren sein können. De facto ist laut (27i) eine XP nur dann eine Barriere zwischen A und B, wenn zwei Köpfe distinkt sind: der Kopf der maximalen Projektion, die das Antezedens nicht exkludiert, und der Kopf der maximalen Projektion, die das abhängige Element selbst selegiert oder eine Kategorie, die das abhängige Element enthält/dominiert (vgl. (30)11). Non-Distinktheit wird durch Inkorporation erzielt. Inkorporation hat entweder die Form overter X°-Bewegung wie Ynach-X in (31a), oder es handelt sich um Koindizierung zwischen Köpfen. Letztere ist nicht eine Folge von X°-Bewegung, sondern gemäß Baker (1988b) die abstrakte Inkorporationsvariante von (31a), die tatsächlich auf LF erfolgt, aber auf der S-Struktur schon als Koindizierung vorliegt und hier als Hyperskribierung ausgedrückt wird (vgl. (31b)) (ich verwende beide Begriffe jedoch synonym): (31) a.
b.
XP ZPj
X'
ZPj
X'
XR
YP Y' tj
XP
Yi ti
XR
YP X
Y' tj
YR
In (31a-b) ist YP eine potentielle Barriere zwischen ZP und tj, aber sie ist es nicht faktisch. Y und X, die beiden wesentlichen Köpfe, sind (27i-ii) zufolge auf Grund der X°Bewegung bzw. Koindizierung non-distinkt. Weil XR, also der Kopf der maximalen Projektion, die das Antezedens (ZP) nicht exkludiert, und ti, der Kopf der maximalen Projektion, der das abhängige Element tj selegiert, nicht distinkt sind, ist die Bewegung von ZP durch keine Barriere blockiert. Da ZP ferner seine Spur c-kommandiert, ist das
11 Zur Erinnerung sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die funktionalen Kategorien CP und TP (im Unterschied zu AgroP) niemals Barrieren zwischen einer Spur in ihrer Spezifikatorposition und einem Antezedens sein können, weil sie ihren Spezifikator nicht selegieren, und weil Inkorporation bzw. Distinktheit in diesem Fall keine Rolle spielen (vgl. Kapitel 2).
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ECP erfüllt. Kopfbewegung bzw. Kopfindizierung haben somit den Barrierencharakter von YP durch die Induzierung von Nicht-Distinktheit aufgelöst.12
5.2.3 Inkorporation als Merkmals-Checking Im folgenden werde ich den Versuch unternehmen, den syntaktischen Prozeß der Inkorporation einer Analyse im Rahmen des minimalistischen Modells zuzuführen. Dies ist dadurch motiviert, daß ich die Fälle von LS und CC, die ich zu Beginn des Kapitels diskutiert habe, auf einen Inkorporationsprozeß zurückführen werde. Es soll gezeigt werden, daß CC ein Vorgang "overter" Inkorporation ist, während LS durch "abstrakte" Inkorporation lizensiert wird. Inkorporation in diesen Konstruktionen wird analog zu overter N- oder P-Inkorporation in agglutinierenden Sprachen als Bewegung aufgefaßt, die aus Gründen des [+R(estrukturierung)]-Merkmals-Checking erfolgt. Dies wird in den weiteren Abschnitten ausführlich begründet und erläutert werden. Zunächst will ich anhand von Beispielen mit N-Inkorporation in polysynthetischen Sprachen zeigen, wie sich die relevanten Restriktionen für Inkorporation im Rahmen des minimalistischen Modells herleiten lassen. Wenden wir uns also mit dieser Zielsetzung wieder den für Inkorporation geltenden Beschränkungen zu. Bislang haben wir gesehen, warum Bewegung von ZP in Inkorporationskontexten wie (31) möglich ist. Was löst aber Inkorporation aus? Zur Beantwortung dieser Frage wird in Baker (1988b:139ff.) eine Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Typen von N-Inkorporation gemacht. In Konstruktionen, in denen Inkorporation obligatorisch erfolgt (wie z. B. im Fall von Antipassivmorphemen), wird in Anlehnung an Lieber (1983) angenommen, daß das betreffende Nomen ein Affix ist, das einen morphologischen Subkategorisierungsrahmen aufweist. Baker geht ferner davon aus, daß ein S-struktureller Filter, der sogenannte Stray Affix Filter (Baker 1988b:140), garantiert, daß die Subkategorisierungseigenschaften der betreffenden Affixe vor LF erfüllt werden. N-Inkorporation erfolgt daher stets obligatorisch in der overten Syntax. Nun gibt es aber weitere Formen von N-Inkorporation. In der austronesischen Sprache Niuean ist N-Inkorporation keineswegs obligatorisch (vgl. auch Kapitel 2). Wie in (32a) zu sehen ist, muß das direkte Objekt nicht in das Verb inkorporiert werden (Seiter 1980:69, zit. nach Rosen 1990a): (32) a.
b.
Takafaga tu:mau fangen immer 'Er fängt immer Fisch.' Takafaga ika tu:mau fangen-Fisch immer
ni: e ia e tau ika. Emph. Erg. er Abs. PL. Fisch (= Er ist immer fischen) ni: e ia e tau Emph. Erg. er Abs. PL.
Die scheinbare Optionalität der Kopfbewegung erinnert an Beispiele mit CC:
12 Daß Kopfbewegung Barrieren für XP-Bewegung öffnet, wird ebenso von Chomsky (1993) angenommen (vgl. die Diskussion zur "Minimalen Domäne" in Fn. 6 und Fn. 9). Zwischen beiden Konzepten existieren jedoch erhebliche Unterschiede, die letztlich daher rühren, daß X°-Ketten anders repräsentiert werden.
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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(33) a. b.
Yo ich Yo loi ich es
quiero [PRO lavar lo] will zu-waschen es quiero [PRO lavar ti] will zu-waschen
Doch bleiben wir zunächst bei dem Phänomen von N-Inkorporationen des Typs (32). Eng mit der Frage verknüpft, wodurch Inkorporation ausgelöst wird, ist die Frage, wie man erklären kann, daß zwei alternative Derivationen (32a-b) lizensiert sind, wenn X°Bewegung immer obligatorisch aus Gründen des Merkmals-Checking erfolgt. Stellen diese Beispiele ein Problem für die Annahme dar, daß morphologische Eigenschaften (X°-) Bewegung erzwingen? Zur Beantwortung beider Fragen will ich die Idee aus Abschnitt 5.1 aufgreifen, wonach Verben optional ein [+R]-Inkorporationsmerkmal realisieren, und weiter annehmen, daß dieses [+R]-Merkmal stark im Sinne Chomskys (1993) ist. Wenn das [+R]-Merkmal realisiert wird, muß es vor Spell-Out gecheckt werden, was über Inkorporation geschieht. Wenn es hingegen nicht realisiert wird, erfolgt keine Inkorporation. Normalerweise erfolgt Merkmals-Checking durch Spezifikator-Kopf Kongruenz für XP-Merkmale oder durch X°-Adjunktion für X°-Merkmale. Das [+R]-Merkmal ist eindeutig ein X°-Merkmal. Was X°-Merkmale angeht, so checkt T° z. B. das TempusMerkmal des Verbs, indem sich das Verb nach T° bewegt, bzw. durch Adjunktion des Verbs an T°. Bei diesem Checking-Prozeß existieren die entsprechenden Merkmale paarweise. Sie sind einerseits am Verb und andererseits an den entsprechenden funktionalen Köpfen vorhanden. Anders als bei V- und N-Merkmalen gibt es keinen funktionalen Kopf, der mit dem [+R]-Merkmal versehen ist. Nehmen wir deshalb einmal an, daß das [+R]-Merkmal des Verbs nur auf andere Art gecheckt werden kann, daß aber zwei Köpfe, die in einer [+R]-Merkmals-Checking-Relation stehen, die durch Adjunktionsbewegung hergestellt wird, eine Gemeinsamkeit aufweisen müssen, und zwar daß sie hinsichtlich der Eigenschaft, funktional bzw. lexikalisch zu sein, übereinstimmen müssen. In (34-35) sind die Beschränkungen für [+R]-Merkmals-Checking zusammengefaßt: (34)
Ein Kopf X kann sein [+R]-Merkmal durch Adjunktionsbewegung ausschließlich in einer Position X checken, wobei X entweder lexikalisch oder funktional ist.
(35)
Ein Kopf X, der sein [+R]-Merkmal nicht durch Adjunktionsbewegung checken kann, perkoliert es an einen anderen Kopf Y in der Domäne von X. Ein Kopf Y, der ein [+R]-Merkmal über Merkmals-Transfer erhält, kann das Merkmal nicht weiter transferieren. (Er muß sich bewegen (siehe 34)).
Laut (34) kann ein funktionaler Kopf sein [+R]-Merkmal lediglich durch Adjunktionsbewegung checken, wenn er sich an einen funktionalen Kopf bewegt, und ein lexikalischer Kopf kann sein [+R]-Merkmal nur dann durch Bewegung checken, wenn er an einen lexikalischen Kopf adjungiert. (34) schränkt natürlich lediglich die möglichen Landepositionen für X°-Bewegungen ein, die durch [+R]-Merkmals-Transfer bzw. Perkolation ausgelöst werden. Es beschränkt nicht Checking von V-Merkmalen. (35) bringt
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zum Ausdruck, daß ein Kopf X, der sein [+R]-Merkmal nicht durch Bewegung checken kann, dieses Merkmal checkt, indem er es an einen anderen Kopf weiterreicht. (35) garantiert für diesen Fall, daß ein Kopf Y, der von einem Kopf X ein [+R]-Merkmal über Merkmals-Transfer erhält, das ererbte Merkmal im Einklang mit (34) durch Adjunktionsbewegung checken muß. Betrachten wir zur Illustration (36): (36)
a.
b.
XP X' YP
c.
XP
XP
X' X+R
YP
X' XR
YP
Y'
Y'
Y'
Y
Y+R
t iR
XR YiR
XR
Angenommen XP ist VP. In (36a) hat dann das Verb das [+R]-Merkmal realisiert. Unter der VP-Schalen-Analyse kann das Verb sein [+R]-Merkmal nicht durch Bewegung checken. Die nächsthöhere X°-Position ist eine Substitutionsposition (Chomsky 1994) und alle weiteren X°-Positionen oberhalb von VP sind funktional. Der V-Kopf in (36) checkt daher das [+R]-Merkmal gemäß (35), indem er es an einen anderen Kopf Y transferiert (36b). Y muß im weiteren Verlauf der Derivation das ererbte Merkmal im Einklang mit (34) checken. Wenn Y funktional wäre, müßte es an eine funktionale X°Position adjungieren, um das ererbte [+R]-Merkmal checken zu können. Gemäß MCL wäre dies die Agro-Position oberhalb von VP. Beispiele dieses speziellen Typs werde ich weiter unten in diesem und im nächsten Abschnitt ausführlich diskutieren. (Man beachte, daß (34) lediglich eine Bedingung für X°-Bewegung ist, nicht aber für MerkmalsTransfer.) Wenn Y in (36b) hingegen lexikalisch ist, muß Y an X (=V) adjungiert werden wie in (36c). Die Frage, warum Inkorporation in manchen Fällen scheinbar optional ist, kann nun einfach damit beantwortet werden, daß die Realisierung des [+R]-Merkmals optional ist. Wenn X in (36a) das [+R]-Merkmal nicht realisiert, findet weder Merkmals-Transfer (36b) noch Y-nach-X (36c) statt. In Fällen scheinbar optionaler Inkorporation verletzt overte X°-Bewegung also nicht die Ökonomieprinzipien Last Resort und Greed. Wenn die Realisierung des [+R]-Merkmals optional ist, können wir die starke These aufrechterhalten, daß X°-Bewegung immer obligatorisch ist. Die Annahme, daß die Form der Realisierung von Merkmalen Variabalität bzw. "Optionalität" aufweisen kann, ist überdies - worauf ich in Abschnitt 5.2.1 hingewiesen habe - im Minimalistischen Programm aus unabhängigen Gründen nötig. Betrachten wir noch einmal die folgenden Beispiele (37a-b) (Seiter 1980:69, zit. nach Rosen 1990a): (37) a.
Takafaga tu:mau ni: e ia e tau ika. fangen immer Emph. Erg. er Abs. PL. Fisch 'Er fängt immer Fisch.' (= Er ist immer fischen)
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b.
Takafaga ika fangen-Fisch
tu:mau ni: e ia e tau immer Emph. Erg. er Abs. PL.
(37b) kann als ein Beispiel für die (vereinfachte) abstrakte Repräsentation von (36) angesehen werden. YP ist das direkte NP-Objekt des Verbs, dessen Kopf in das Verb (X) inkorporiert wurde, weil V das [+R]-Merkmal realisiert und an den N-Kopf transferiert hat. In (37a) hat das Verb das [+R]-Merkmal hingegen nicht realisiert, Inkorporation erfolgt daher nicht. Zwei weitere Fragen müssen nun noch beantwortet werden. Warum unterscheiden sich Sprachen im Hinblick darauf, ob in ihnen Inkorporation overt oder abstrakt erfolgt, und wie können wir die Domäne spezifizieren, in der Merkmals-Transfer erfolgen kann? Zunächst zur ersten Frage. Zur Erklärung des Unterschieds zwischen overter und abstrakter Inkorporation können wir auf die im minimalistischen Modell elementare stark/schwach-Distinktion von Merkmalen rekurrieren. Nehmen wir einmal an, daß das [+R]-Merkmal des Verbs in Sprachen wie dem Deutschen, Englischen, Polnischen und Spanischen genauso wie in polysynthetischen Sprachen, die overte Inkorporation aufweisen, immer stark ist, daß aber in Sprachen, die nur abstrakte Inkorporation zulassen, das ererbte [+R]-Merkmal schwach ist, während es in polysynthetischen Sprachen stark ist. Nun können wir den Unterschied zwischen abstrakter und overter Inkorporation auf der Grundlage des Merkmals-Checking-Mechanismus folgendermaßen formulieren: In Sprachen mit overter Inkorporation ist das ererbte [+R]-Merkmal stark und (36c) liegt vor Spell-Out vor, wohingegen in Sprachen, in denen dieses Merkmal schwach ist, (36b) vor Spell-Out und (36c) auf LF vorhanden sind.13 In diesem Zusammenhang muß auf zwei Konsequenzen hingewiesen werden, die diese Annahme über die Merkmalsstärke in den betreffenden Sprachen hat. Aus der Annahme, daß das [+R]-Merkmal des Verbs in Sprachen wie dem Deutschen ebenso wie in agglutinierenden Sprachen stark ist, und daher Perkolation erzwingt, folgt, daß YP in beiden Typen von Sprachen vor Spell-Out keine Barriere für Extraktion aus YP in (36) ist. Der Grund hierfür ist, daß infolge des Merkmals-Transfers vor Spell-Out X und Y mit dem [+R]-Merkmal koindiziert sind. Ein Ergebnis des [+R]-Merkmal-Transfers vor SpellOut besteht also darin, daß die durch diesen Prozeß koindizierten Köpfe nicht länger distinkt sind. Dieses Ergebnis ist natürlich erwünscht. Es ist eine Folge davon, daß das [+R]-Merkmal des Verbs stark ist. 13 Die vorliegende Unterscheidung, wonach in manchen Sprachen das ererbte [+R]-Merkmal schwach ist und in anderen Sprachen stark, reicht aus, um die grobe Unterscheidung zwischen agglutinierenden und nicht-agglutinierenden Sprachen zu treffen. Tatsächlich bedarf es aber noch weiterer (morphologischer) Differenzierungen zur Klassifizierung der Elemente, die überhaupt in einer Sprache (overt oder abstrakt) inkorporieren können. Im Polnischen ist P-Stranding z. B. generell unmöglich (Borsley 1981): (i) * Kimi uslyszales [NP opowiadanie [O ti ]] wem hast-(du)-gehört eine-Geschichte über Das Spanische verhält sich ganz ähnlich (vgl. Campos 1991). Für derartige Beschränkungen müssen inhärente Eigenschaften der jeweiligen Kategorien (z. B. von P) verantwortlich sein. Ließe sich die Unmöglichkeit von P-stranding darauf zurückführen, daß P aus morphologischen Gründen in einzelnen Sprachen nicht in Merkmals-Checking-Prozesse involviert sein kann, könnte man die Annahme aufgeben, für die z. B. Kayne (1984, Kapitel 3) argumentiert hat, daß in Sprachen, in denen P-Stranding unmöglich ist, P kein strenger Regent ist.
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Wenn die Parametrisierung hinsichtlich der Stärke/Schwäche des ererbten [+R]Merkmals Sinn macht, würde man allerdings erwarten, daß es auch Sprachen gibt, in denen das [+R]-Merkmal des Verbs schwach sein kann. In Kapitel 6 werde ich dafür argumentieren, daß genau diese Situation im Koreanischen und Japanischen vorliegt. Wie läßt sich die Domäne spezifizieren, in der Merkmals-Transfer erfolgen kann? Wünschenswert wäre es, wenn sich die geltenden Restriktionen aus einem Konzept herleiten ließen, das aus unabhängigen Gründen in der Grammatik benötigt wird. Ein solches Konzept ist die Barrierentheorie. Im folgenden gehe ich davon aus, daß (38) die relevante Beschränkung für Merkmals-Transfer darstellt: (38)
X kann sein [+R]-Merkmal an jeden Kopf Y in der Domäne von X transferieren, außer es interveniert eine Barriere zwischen X und Y.
(39)
MAX (X) (Chomsky 1993) wobei X ein Kopf ist, ist die nächste kategorial-vollständige maximale Projektion, die X dominiert.
(40)
Domäne des Kopfes X Die Domäne eines Kopfes X bilden alle Knoten, die in Max (X) enthalten sind, und selber X nicht enhalten.
X und Y in (38) müssen als X, das Antezedens der Merkmals-Transfer-Operation, und als Y, das abhängige Element (vergleichbar mit einer Spur) des Prozesses, aufgefaßt werden. (39-40) sind aus Chomsky (1993) übernommen, wobei in (40) der Begriff 'enthalten-sein' so zu verstehen ist, wie ihn Chomsky (1993) definiert (vgl. auch Fn. 6). Die Domäne von Max (Y) in (41) besteht beispielsweise aus UP und ZP und aus allen weiteren Knoten, die von UP und ZP dominiert werden. Die Domäne von Max (X) besteht aus Spec XP, YP und aus allem, was von dem Komplement YP, also dem Komplement von X, dominiert wird (Elemente, die an XP, Spec XP, YP... adjungiert sind gehören auch in diese Domäne). (41)
XP X
YP UP
Y'
U Y
ZP Z
...
Die Integration des Begriffs Domäne von Max (X) in (38) gewährleistet, daß das [+R]Merkmal nicht an eine zu "hoch" liegende X°-Position im Baum transferiert werden kann. Wenn XP in (41) z. B. durch einen Kopf (W) selegiert wird, dann gehört dieser Kopf bzw. seine Projektion nicht mehr zur Domäne Max (X).
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Im folgenden diskutiere ich erst einmal die wichtigsten empirischen Fakten, die sich aus (38) herleiten lassen müssen. In Beispiel (42b) (die Teilstruktur (42'b) ist eine abstrakte Repräsentation des Inkorporationsprozesses) ist das direkte Objekt in das Verb inkorporiert. (42) a.
b.
Takafaga tu:mau fangen immer 'Er fängt immer Fisch.' Takafaga ika tu:mau fangen-Fisch immer
(42')b.
...
VP
V N
ni: e ia e tau ika. Emph.Erg. er Abs. PL. Fisch (= Er ist immer fischen) ni: e ia e tau Emph.Erg. er Abs. PL.
NP V
tN
Wenn Antipassiv-Konstruktionen einen Fall von syntaktischer Inkorporation darstellen, wovon Baker (1988b) ausgeht, dann ist in der ECM-Konstruktion (43) aus dem Chamorro das eingebettete Subjekt in das Matrixverb inkorporiert (Baker 1988b:136). (43)
Kao man-ekspekta hao pära un ma'-ayuda Q APASS-erwarten du(ABS) IRREAL-2S-PASS-helfen
Baker geht davon aus, daß in (43) ein IP-Komplement vorliegt, alternativ könnte man davon ausgehen, daß es sich um ein VP-Komplement handelt. (43')
VP V N
IP/VP V NP
I'/V'
tN
(38) läßt zu, daß V das [+R]-Merkmal an den Kopf seines Komplements in (42b) transferiert, denn dieser Kopf liegt erstens in der Domäne von V und zweitens interveniert keine Barriere zwischen V und N, weil laut (27i) (und im Unterschied zu (27ii)) ein Kopf, i. e. N° in (42b), niemals seine maximale Projektion für sich selbst als Barriere errichtet, andernfalls wäre ja X°-Bewegung generell ausgeschlossen. (43) wird ebenfalls zugelassen. Das eingebettete Subjekt befindet sich in der Domäne des Matrixverbs. IP ist keine Barriere zwischen dem Matrixverb und dem N-Kopf in Spec IP wegen (27i), denn I selegiert laut Baker Spec IP nicht (vgl. auch Baker 1988b, Kapitel 2). Merkmals-Transfer kann somit erfolgen, und N inkorporiert (obligatorisch) in V, ohne das ECP zu verletzen.
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Kapitel 5
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(38) läßt also zu, daß X in (41) sein [+R]-Merkmal an Y, den Kopf seines Komplements (42a), oder an U, den Kopf des Spezifikators seines Komplements (43), transferieren kann. X kann demgegenüber das [+R]-Merkmal nicht an die Position Z transferieren. Daß dies generell ausgeschlossen ist, hat Baker (1988b) ausführlich demonstriert. (44) aus der austronesischen Sprache Niuean ist ein typisches Beispiel für diesen Typ unmöglicher Inkorporation (vgl. Baker 1988b:85, Baker und Hale 1990). (44)
* Ne tutula tagata a au [PP ke he [NP tN]] Prät-sprechen-Leute Abs-Ich mit 'Ich habe Leute-gesprochen mit.'
(44')
*
VP
V N
PP V
P
NP tN
Die Tatsache, daß X sein [+R]-Merkmal an eine Position U oder Y in (41) transferieren kann, nicht aber an eine Position Z (bzw. an die Basisposition von N in (44')) folgt aus der Barrierendefinition bzw. aus (38). V kann das [+R]-Merkmal in (44) nicht an N transferieren, weil in diesem Beispiel ein P°-Kopf zwischen beiden Köpfen interveniert und seine maximale Projektion entsprechend (27i) als Barriere für den Merkmalstransfer errichtet. Dies ist leicht nachzuvollziehen. PP (=C laut (27i)) exkludiert V (=A laut (27i)) und inkludiert N (=B im Sinne von (27i)), und P° ist distinkt von V° und selegiert NP, eine XP, die N° dominiert. Unter diesen Voraussetzungen ist X°-Bewegung von N in (44) unmotiviert. N° besitzt kein [+R]-Merkmal, das gecheckt werden muß. N-nach-V verletzt daher Last Resort. Überdies würde N-nach-V aus dem gleichen Grund, aus dem Merkmals-Transfer ausgeschlossen ist, das ECP verletzen: wegen der intervenierenden PP-Barriere. Soviel zunächst zum barrierensensitiven Perkolationsmechanismus. In den Beispielen (42) und (43) ist jeweils N, eine lexikalische Kategorie, in eine lexikalische Kategorie (V) inkorporiert, wie es von (34) gefordert wird. (34)
Eine Kopf X kann sein [+R]-Merkmal durch Adjunktionsbewegung ausschließlich in einer Position X checken, wobei X entweder lexikalisch oder funktional ist.
Ich habe bislang aber noch keinen Fall diskutiert, in dem ein funktionaler Kopf sein [+R]Merkmal durch Adjunktion an einen anderen funktionalen Kopf checkt. Baker und Hale (1990) diskutieren ein in diesem Zusammenhang aufschlußreiches Beispiel, einen Fall von Subjekt-Inkorporation.14 Im Bretonischen, einer VSO-Sprache, muß X°-Bewegung 14 Weitere Fälle von D-Inkorporation aus der Subjektposition findet man im Indonesischen (Guilfoyle, Hung und Travis 1992:400ff., Fuss (in Vorbereitung)) und im Galizischen (Uriagereka 1988:49):
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eines pronominalen Subjekts (D°) an einen funktionalen Kopf (Infl) eine intervenierende (lexikalische) V°-Position überspringen. Unter den hier gemachten Annahmen ist diese V°-Position die Position, von der aus Merkmals-Transfer stattfindet. Diese Position ist also nicht die Zielposition der entsprechenden X°-Bewegung (45b):15 (45) a.
b.
Bemdez e [ I' [I lennv] [VP ar vugale [V' tv eul levr]]] jeden Tag Prt lesen die Kinder Art. Buch 'Die Kinder lesen jeden Tag ein Buch.' Bemdez e [ I' [I lennv+onti] [VP tiR [V' tvR eul levr]]] jeden Tag Prt lesen - 3Ps Art Buch 'Die Kinder lesen jeden Tag ein Buch.' (Baker und Hale 1990, Bsp. (13))
(38) läßt zu, daß in (45) Merkmals-Transfer stattfindet. Spec VP liegt in der Domäne von Max (V) und zwischen Spec VP und V interveniert keine Barriere. Dieses Beispiel zeigt, daß ein funktionaler Kopf sein ererbtes [+R]-Merkmal durch Adjunktion an einen funktionalen Kopf checkt, wie es durch (38) prognostiziert wird. Man beachte, daß das ECP (45b) nicht ausschließt, weil es keine Restriktionen für Subjekt-Inkorporation nach Infl beinhaltet. Dies ergibt sich aus der Annahme, daß das Subjekt nicht von einem Kopf selegiert ist (vgl. auch Baker 1988b). (38) restringiert jedoch Fälle von Subjekt-Inkorporation. Diese Beschränkung prognostiziert nämlich, daß eine lexikalische Kategorie (N) nicht in Infl inkorporieren kann. Dies ist tatsächlich der Fall. Baker und Hale weisen darauf hin, daß N-Inkorporation (46b) in den (45) entsprechenden Kontexten generell unmöglich ist (Baker und Hale 1990, Bsp. (14)): (46) a.
Fa totu he tau faiaoga e tau tohi hab-lesen erg-pl-Lehrer abs-pl-Buch '(Die) Lehrer lesen oft Bücher.' b. * Fa [ I' [I totu+faiaogoai] [VP ti e tau tohi]] hab-lesen-Lehrer abs-pl-Buch 'Lehrer lesen oft Bücher.'
In diesem Beispiel kann V sein [+R]-Merkmal an die Subjektposition transferieren wie in (45b), denn (46b) und (45b) sind strukturell identisch. Das ECP läßt somit in gleicher (i)
tomamo-los dous o tumbadioses trinken-wir-die beide den harten Stoff 'Wir beide trinken den harten Stoff.' 15 In den bislang betrachteten Inkorporationsfällen (42, 43) sind demgegenüber die Positionen, von denen aus Merkmals-Transfer stattfindet, und die Positionen, in die Kopf-Bewegung erfolgt, identisch. Überdies ist die Position, aus der keine X°-Bewegung erfolgen kann, unzugänglich für Merkmals-Transfer (44). Wären die Domänen für Merkmals-Transfer und X°-Bewegung prinzipiell gleich, sollte Inkorporation in Infl unmöglich sein. Vielmehr würde man erwarten, daß das pronominale Subjekt entweder an die Position adjungiert wird, die in (45b) durch die Verbspur besetzt ist, bzw., daß D wegen (34) überhaupt nicht inkorporieren kann, oder weil D aus einer an tv adjungierten Position heraus seine Spur nicht c-kommandiert und somit an einem Schritt der Derivation das ECP verletzt ist. (45) liefert also eine unabhängige Motivation für die Trennung der Prozesse Merkmals-Transfer und X°-Bewegung. In Abschnitt 5.3 argumentiere ich dafür, daß CC im Spanischen weitere empirische Evidenz für die verschiedenen Lokalitätsbeschränkungen von [+R]Merkmals-Transfer und X°-Bewegung liefert.
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Kapitel 5
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Weise für diesen Fall zu, daß Bewegung stattfindet. Daß N-Inkorporation aus der Subjektposition ausgeschlossen ist, können wir hingegen mit (34) erklären, bzw., wenn wir annehmen, daß ein funktionaler Kopf sein [+R]-Merkmal nur dann checken kann, wenn er sich an einen funktionalen Kopf bewegt, wohingegen ein lexikalischer Kopf, der ein [+R]-Merkmal trägt, dieses Merkmal nur checken kann, wenn er an einen lexikalischen Kopf adjungiert.16 Warum ist aber Subjekt-Inkorporation in den meisten Sprachen unmöglich? Eine Erklärung hierfür könnte auf die VP-Struktur rekurrieren. Sprachen wie das Bretonische, die Subjekt-Inkorporation besitzen, weisen keine VPSchale auf. Daher befindet sich das Subjekt in der Domäne des Verbs, das das [+R]Merkmal realisieren kann. In Sprachen, die keine Inkorporation von Subjekten erlauben, ist das Subjekt demgegenüber in der höheren VP basisgeneriert. In dieser Position ist es unzugänglich für [+R]-Merkmals-Transfer, weil es sich außerhalb der Domäne des Restrukturierungsverbs befindet. Unter (34) lassen sich ferner die Verb-Inkorporationsphänomene im Zusammenhang mit Kausativkonstruktionen subsumieren, die Li (1990) diskutiert. Li (1990:405) weist darauf hin, daß ein komplexes durch Verbinkorporation gebildetes Kausativverb nur die Struktur V2+V1, nicht aber V2+I°+C°+V1 aufweisen kann. Wenn V1 sein [+R]-Merkmal an V2 transferiert (entweder weil VP-nach-Spec CP erfolgt ist, oder weil Kausativverben VPs einbetten, wofür Li argumentiert, vgl. auch Kayne 1989:242), dann kann das komplexe Verb gemäß (34) lediglich die Form V2+V1 haben. Weitere empirische Evidenz für (34) wird die Diskussion von Clitic Climbing Konstruktionen in den nächsten Abschnitten liefern. Somit sind die folgenden drei Bedingungen, die Inkorporation erfüllen muß, damit sie lizensiert ist, aus unabhängigen Gründen gerechtfertigt. I.
(27) bzw. das ECP beschränkt die Beziehung zwischen Spuren von X°-Bewegung und ihren Antezedentien. II. (27) als Teil von Bedingung (38) schränkt die Domäne ein, in der Merkmals-Transfer stattfinden kann. III. (34) schränkt (zusätzlich zu I.) die potentiellen Zielpositionen von X°-Bewegung ein. Die implizite Annahme in diesem Abschnitt war überdies, daß X°-Bewegung generell den ebenfalls für die meisten Fälle von XP Bewegung geltenden Prinzipien Last Resort und Minimize Chain Links (MCL) unterliegt. Auf der Grundlage dieser Ausführungen steht das nötige theoretische Instrumentarium für eine einheitliche Analyse der Restrukturierungsphänomene im Deutschen, Polnischen und Spanischen zur Verfügung. Wenden wir uns nun der Analyse von CC und LS in diesen Sprachen zu. 16 Daß D an V in der Basisposition nicht adjungiert werden kann, habe ich bereits erwähnt. Das Gleiche gilt für N-nach-V. Diese Derivation ist ausgeschlossen, weil das ECP ja fordert, daß X°-Spuren (wie auch Adjunktspuren) an jedem Schritt der Derivation c-kommandiert bzw. streng regiert sein müssen (vgl. Kapitel 2). Das ECP wäre bei N-nach-V also verletzt, weil N nicht länger seine Spur ckommandiert. Ferner gibt es daher auch nicht die Möglichkeit, daß die (D- bzw.) N-Spur nach Bewegung des (D+V oder) N+V Komplexes nach Infl lizensiert wird.
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5.3 Analyse der Restrukturierungsphänomene 5.3.1 Inkorporation, langes Scrambling und Clitic Climbing Im folgenden wende ich die Inkorporationsanalyse auf die Daten mit LS und CC aus Abschnitt 5.1 an. Die zentralen Fragen, die sich aus der Diskussion in 5.1 ergaben, lauten: A.
Warum ist LS und CC aus Infinitiven generell unmöglich, wenn das Matrixverb ein zusätzliches Akkusativobjekt selegiert? Warum ist lange Adjunktionsbewegung in anderen Matrixsatzumgebungen nur manchmal blockiert?
B.
Ich beginne mit der Diskussion eines Teils der Infinitivkonstruktionen aus Abschnitt 5.1, die prinzipiell transparent für CC und LS sind und Frage B. aufgeworfen haben, genauer gesagt, mit der Analyse der Beispiele, in denen ein Verb einen Infinitiv und kein weiteres Komplement selegiert. (4) a. b.
daß jemand [PRO dieses Auto zu waschen] versuchte daß [dieses Auto]i jemand [PRO ti zu waschen] versuchte
(7) a.
Yo quiero [PRO lavarlo] ich will zu-waschen es Yo loi quiero [PRO lavar ti ]
b.
In Abschnitt 5.1 habe ich dafür argumentiert, daß sich die Infinitive in Konstruktionen wie (4, 7) in einer strukturellen Position befinden, die es prinzipiell ermöglicht, daß CC und LS stattfindet. Die strukturelle Position der Infinitive ist jedoch nur eine notwendige Voraussetzung für ihre Transparenz. Infinitive, die als Komplemente von Matrixverben erscheinen, die kein zusätzliches Argument selegieren, sind nur dann transparent für CC und LS, wenn das Matrixverb ein [+R]-Merkmal realisieren kann. Die Matrixverben in (4) und (7) erfüllen diese Bedingung, nicht aber die Matrixverben in (6) und (8): (6) a. daß jemand [PRO dieses Auto zu waschen] behauptete b. * daß [dieses Auto]i jemand [PRO ti zu waschen] behauptete (8) a.
Yo decido [PRO ich entschied decido [PRO b. * Yo lei ich (mit-) ihm entschied
decirle] zu-sprechen - (mit-) ihm decir ti] zu-sprechen (LaPolla 1988, Bsp. (20))
Bevor ich mit der Analyse der CC-Daten aus dem Spanischen beginne, ist an dieser Stelle eine kurze Bemerkung zu meiner Analyse der Klitika angebracht. Ich folge Jaeggli (1986b) und Sportiche (1992), die dafür argumentieren, daß Klitika im Spanischen mit einem pro in Objektposition koindiziert sind, das in Clitic-Doubling-Konstruktionen
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lexikalisch realisiert wird. Mit Suñer (1988) gehe ich ferner davon aus, daß Dativ- und Akkusativklitika im Spanischen als Objekt-Agreement-Affixe aufgefaßt werden müssen, d. h. als Köpfe von AgroP (vgl. hierzu u. a. auch Fernández Soriano 1989, Franco 1991, Runner 1991, Sportiche 1992, Zubizarreta 1992).17 Die Distribution von Klitika in CC-Konstruktionen wird durch zwei einander überschneidende Faktoren determiniert. Erstens haben Klitika im Gegensatz zu gescrambelten Phrasen affixalen Charakter. Sie müssen daher einen komplexen Kopf mit einem weiteren lexikalischen Element bilden. Sie unterliegen Lasniks Filter (1981): (47)
Clitics sind Affixe, die einen lexikalischen Träger benötigen.
In finiten Sätzen oder Nicht-Restrukturierungskontexten wie (8) hat nicht CliticBewegung (8b), sondern Verbbewegung (8a) den Effekt, daß (47) erfüllt ist (In Abschnitt 5.5 werden wir sehen, daß die Situation etwas komplizierter ist, wenn mehrere Klitika involviert sind): (7) a. b.
Yo quiero [PRO lavar+lo] ich will zu-waschen es Yo loi +quiero [PRO lavar ti ]
17 Klitika im Spanischen weisen typische Eigenschaften von Agreement-Elementen auf. Sie kongruieren mit lexikalischen NPs und identifizieren pro. Im Spanischen sind sie obligatorisch, wenn das Verb ein direktes oder indirektes pronominales Objekt selegiert (i-ii). Es spielt dabei keine Rolle, ob das Pronomen als lexikalisches Element realisiert wird (i-ii) oder als pro (iii): (i) a. Juan y Maria laAkk llamaron a ella Juan und Maria 3Sg.-Fem. riefen sie b. * Juan y Maria llamaron a ella a ella (ii)a. Juan y Maria leDat hablaron Juan und Maria 3Sg. sprachen ihr b. * Juan y Maria hablaron a ella (iii)a. Juan y Maria loAkk llamaron pro Juan und Maria 3Sg.-Mask. riefen (ihn) b. * Juan y Maria llamaron pro Restringierter ist Clitic-Doubling mit nicht-pronominalen NPs und Akkusativ-Klitika. Verschiedene Beispiele aus dem Porteño-Dialekt, der in Argentinien gesprochen wird, und dem Standard Spanischen belegen jedoch, daß Doppelung in diesen Kontexten möglich ist (vgl. Suñer 1988). esta muerte (iv)a. Yo (laAkk) tenía prevista ich es hatte vorausgesehen diesen Tod a Marta b. Juan (leAkk) dío el regalo Juan ihr gab das Geschenk Marta Suñer (1988) schlägt vor, daß Clitic-Doubling durch ein Matching-Prinzip determiniert wird, welches besagt, daß die Merkmale der NP und des Klitikums übereinstimmen müssen (vgl. auch Wolfe 1986:248). Die Annahme, daß Klitika Köpfe sind, die im Spanischen auf LF mit ihrer assoziierten NP in einer Spezifikator-Kopf-Relation stehen müssen, kann ferner eine attraktive Erklärung dafür liefern, daß Clitic-Doubling nicht in jeder Sprache möglich ist. Sportiche (1992) weist darauf hin, daß sich aus einer generalisierten Version des Doppel-Comp-Filters ableiten läßt, daß - vereinfacht gesagt - nur in Sprachen (wie dem Spanischen oder Rumänischen), in denen die XP nicht vor LF in einer Spezifikator-Kopf-Relation mit dem Klitikum stehen muß, Clitic-Doubling möglich ist. (Eine knappe Übersicht über die verschiedenen Analysen des Clitic-Doubling Phänomens, die im Laufe der Theorieentwicklung vorgeschlagen wurden, findet man in Berendsen und Zonnefeld 1984 und Borer 1986a.)
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(8) a.
Yo decido [CP PRO [AgroP [Agro decirv+le] [VP tv pro ]]] ich entschied zu-sprechen-mit-ihm b. * Yo lei + decido [PRO decir ti]
Nehmen wir einmal an, daß analog zu den betrachteten N-Inkorporationsfällen das Matrixverb in (7a) sein [+R]-Merkmal nicht realisiert hat. In diesem Fall hat Verbbewegung wiederum den Effekt, daß (47) erfüllt ist. Klitika in Restrukturierungskontexten haben jedoch noch eine zweite Bedingung zu erfüllen. Ich nehme an, daß sie in Beispielen wie (7b) das vom Matrixverb transferierte [+R]-Merkmal checken, wodurch sie - wie wir gleich sehen werden - (47) automatisch erfüllen. In (7b) realisiert das Matrixverb quiero sein [+R]-Merkmal, wie in (48) dargestellt: (48)
CP VP quiero+R
CP C' C
AgrsP Agrs' Agrs
TP T' T
AgroP Agr' lo
VP PRO e
V' VP V pro
Die Frage ist, wie das Matrixverb in (48) sein [+R]-Merkmal checken kann. Die vorangegangene Diskussion hat deutlich gemacht, daß dies nicht durch Adjunktionsbewegung möglich ist. Die nächsthöhere Position in VP ist eine Substitutionsposition und nach gängigen Annahmen keine Checking-Position. Adjunktionsbewegung in eine X°-Po-
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sitionen oberhalb von VP, von der aus das Matrixverb seine Spur c-kommandieren kann, wird durch (34) ausgeschlossen. (34)
Eine Kopf X kann sein [+R]-Merkmal durch Adjunktionsbewegung ausschließlich in einer Position X checken, wobei X entweder lexikalisch oder funktional ist.
Das Verb ist lexikalisch, die potentiellen Checking- bzw. Adjunktionspositionen sind hingegen funktional. Das Matrixverb muß daher laut (35) das [+R]-Merkmal an einen anderen Kopf weiterreichen. (35)
Ein Kopf X, der sein [+R]-Merkmal nicht durch Adjunktionsbewegung checken kann, perkoliert es an einen anderen Kopf Y in der Domäne von X. Ein Kopf Y, der ein [+R]-Merkmal über Merkmals-Transfer erhält, kann das Merkmal nicht weiter transferieren. (Er muß sich bewegen (s. 34)).
(38)
X kann sein [+R]-Merkmal an jeden Kopf Y in der Domäne von X transferieren, außer es interveniert eine Barriere zwischen X und Y.
Gemäß (38) kann das Matrixverb das [+R]-Merkmal an den eingebetteten C°-Kopf transferieren, denn C° befindet sich in der Domäne von V, und zwischen C° und dem Matrixverb interveniert keine Barriere. Merkmals-Transfer an den C°-Kopf ist aber aus unabhängigen Gründen ausgeschlossen, denn C° müßte sich wegen (35) in den Matrixsatz bewegen, um das ererbte Merkmal zu checken. Dies hätte dann zur Folge, daß PRO auf LF regiert wäre, nachdem es sich in die Spec AgrsP-Position bewegt. Aus Gründen, die ich in Kapitel 4 angeführt habe, gehe ich davon aus, daß das PRO-Theorem nicht verletzt werden darf. Unabhängig davon, werde ich in Kapitel 6 noch einen weiteren Grund dafür nennen, daß Perkolation des [+R]-Merkmals an den infinitivischen C°-Kopf unmöglich ist. Ebenfalls ausgeschlossen ist, daß das Matrixverb das [+R]-Merkmal an den Agrs°Knoten transferiert. Das folgt aus (38) bzw. (27i). CP ist eine Barriere für diesen Merkmals-Transfer. Das Gleiche gilt für Perkolation an den T°-Kopf. In Grewendorf und Sabel (1994) wurde dafür argumentiert, daß LS im Deutschen durch abstrakte Inkorporation des eingebetteten infiniten Verbs in das finite Matrixverb lizensiert wird. Diese Option besteht allerdings nur, wenn das Matrixverb ein "Inkorporationsverb" ist bzw. - in Angleichung an die hier verwendete Analyse muß man sagen - wenn es sich um ein Verb handelt, das ein [+R]-Merkmal realisiert. In Anlehnung an Bakers (1988b) Kausativregel 1 wurde angenommen, daß eine maximale Projektion, die die Objekte und das nicht-finite Verb enthält, in die Spec CP-Position des Infinitivs bewegt wird (vgl. auch Burzio 1986, Baker 1988b, Haverkort 1990, Sternefeld 1990 zu ähnlichen Vorschlägen). Im Einklang mit der Satzstruktur (48) gehe ich davon aus, daß sich in Restrukturierungskontexten ((48) bzw. (7b)) im Spanischen AgroP nach Spec CP bewegt (49): (7) b. Yo loi +quiero [PRO lavar ti]
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(49)
CP AgroP Agro
VP VR
CP
AgroP lo+R
VP C V pro
C' AgrsP PRO tAgroP
Man beachte, daß die Bewegung von AgroP durch die Notwendigkeit erzwungen wird, das starke [+R]-Merkmal des Matrixverbs zu checken. Dies gilt - wie wir weiter unten sehen werden - nicht nur für Konstruktionen mit CC, sondern auch für die entsprechenden Konstruktionen mit LS im Deutschen und Polnischen. In (49) kann V sein [+R]-Merkmal an den eingebetteten Agro-Kopf transferieren, der in der Domäne von V ist. (38) läßt dies zu, weil CP keine Barriere für den MerkmalsTransfer ist. Letzteres ist eine Folge davon, daß C° Spec CP nicht selegiert (vgl. Kapitel 2). Unter der Annahme, daß das ererbte [+R]-Merkmal im Spanischen stark ist, muß das Klitikum das ererbte Merkmal vor Spell-Out checken. Da das Klitikum ein funktionaler Kopf ist, muß es sich aufgrund von Bedingung (34) an einen funktionalen Kopf bewegen. Daß es in (49) z. B. an den eingebetteten C°-Kopf adjungiert wird, schließt das ECP aus, denn aus der C°-Zielposition heraus c-kommandiert es nicht länger seine Spur. Da (34) nicht erlaubt, daß lo an eine lexikalische X°-Position innerhalb der Matrix-VP adjungiert wird, gibt es für das Klitikum nur die Möglichkeit, an Agro zu adjungieren, wobei es die (lexikalische) Matrix-V-Position "überspringt". Das Clitic inkorporiert also nicht in die Position, von der aus Merkmals-Transfer erfolgt. Insofern sind CCKonstruktionen weitere Beispiele für Derivationen vom Typ der D-Inkorporation aus der Subjektposition (45b). Auf seinem Weg nach Agrs adjungiert das Matrixverb (rechts) an lo, wodurch das Klitikum einen lexikalischen Träger findet und (47) erfüllt ist.18 Wenn man nun (49) derart erweitert, daß man die Struktur in eine TP-Projektion mit einem weiteren funktionalen Kopf T einbettet, erhält man (50). (50)
* ...[TP ...T°+KlitikumR [AgroP ...Agro° [VP ...VR [CP [AgroP...tKL R] ...tAgroP]]]]
Bewegung des Klitikums nach T° ist ausgeschlossen, obwohl diese Bewegung analog zur Bewegung nach Agro in (49) mit (34) verträglich ist. CC in die T°-Position verletzt aber Minimize Chain Links, weil das Klitikum eine nähere potentielle Landeposition 18 Aus dieser Analyse ergibt sich, daß Klitika im Spanischen im Zusammenhang mit Infinitiven und Imperativen (ohne Negation) enklitisch erscheinen, weil das Verb links an das Klitikum (hacer+lo, zu-machen es; óye+lo, höre es) adjungiert. Finite Verben und Clitics adjungieren rechts an Clitics (lo+digo, ich sage es; Quiero permitirte+lo hacer, ich will dir erlauben es zu tun).
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Kapitel 5
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ausgelassen hat.19 Beispiele für Derivationen dieses Typs werde ich in Abschnitt 5.5 diskutieren. Ein Kopf X bewegt sich also (aus Gründen des [+R]-Merkmals-Checking) in die "nächste" potentielle Checking-Position. Dabei kann er zwar intervenierende Kopfpositionen überspringen, aber nur wenn es keine potentiellen Checking-Positionen sind. Was als die jeweils "nächste" Position gilt, folgt aus (34) und der Bedingung Minimize Chain Links (bzw. aus dem ECP, vgl. Fn. 19).20 Diese Erklärung für (7b) impliziert ferner, daß CC wie andere X°-Bewegungen den Ökonomieprinzipien Greed und Last Resort unterliegt. CC ist keine optionale Bewegung. Was optional ist, ist die Realisierung des [+R]-Merkmals. Weil CC eine notwendige Konsequenz von Restrukturierung ist (vgl. auch Longobardi 1980:108) (bzw. von [+R]Merkmalsrealisierung), bewegt sich das Klitikum in (7) nur in den Matrixsatz, wenn das [+R]-Merkmal realisiert ist. Betrachten wir noch einmal Beispiel (7a): (7) a.
Yo quiero [CP PRO [AgroP [Agro lavarv+lo] [VP tv pro]]] Ich will zu-waschen+es
In (7a) hat das Matrixverb das [+R]-Merkmal nicht realisiert. AgroP bleibt demnach in situ, und CC findet nicht statt. Das infinite Verb bewegt sich nach Agro und (47) ist erfüllt (zu Argumenten dafür, daß in Infinitiven im Spanischen obligatorisch Verbbewegung erfolgt, vgl. Guasti 1989). In (7b) bewegt sich das Verb ebenfalls nach Agro. Diesen Aspekt werde ich in Appendix II diskutieren. Gegen die AgroP-nach-Spec CP Analyse (im folgenden auch AgroP-nach-Top) für transparente Kontrollinfinitive, die auf Kaynes (1975) Analyse von Kausativkonstruktionen zurückgeht und in anderer Variante, und zwar als VP-Topikalisierung von Rouveret und Vergnaud (1980) und Burzio (1986) vorgeschlagen wurde, sind in der 19 Wenn sich das Klitikum in (49) (= (i)) nach Agro bewegt, überquert es ferner an keinem Schritt der Derivation eine Barriere, weil die hinsichtlich (27i) bedeutenden Köpfe (Agro+KLR und VR) nicht distinkt sind: (i) ...[AgroP...Agro+KlitikumR [VP...VR [CP [AgroP...tKL R...] [C°]...] tAgroP]]] Das Clitic [+γ]-markiert daher seine Spur. (Dies ist verträglich mit der VP-Schalen-Analyse, da ich davon ausgehe, daß VR-Bewegung in die höhere VP (bzw. generell) eine Spur tvR zurückläßt, die das R-Hyperskript trägt.). Im Rahmen des konjunktiven ECP, das ich in dieser Arbeit zugrundelege, gehe ich - wie bereits in Kapitel 2 erwähnt - davon aus, daß Kopf- und Antezedens-Rektion bei Spuren von Klitika simultan vorliegen, wenn die betreffende Spur durch ihren Kopf antezedens-regiert ist. In (50) überquert das Klitkum jedoch eine Barriere (AgroP), weil Agro nicht mit dem [R]-Hyperskript versehen ist. In diesem Beispiel ist daher überdies das ECP verletzt. 20 Im vorangegangenen Kapitel habe ich bereits darauf aufmerksam gemacht, daß Kayne (1989b) ebenfalls annimmt, daß lang bewegte Clitics den Matrix-V°-Kopf "überspringen" können. CliticBewegung in den Matrixsatz beginnt mit der Bewegung des Klitkums aus der VP nach I° und verläuft weiter als Bewegung von I°-nach-C°-nach-I°. Beim letzten Bewegungsschritt überspringt das Clitic das Matrixverb. Kayne diskutiert nicht, warum diese Bewegung den HMC nicht verletzt. Ferguson (1993) geht ebenfalls von einem "relativierten HMC" aus. Seine "Shortest Move Metric" besagt für Kopfbewegung (bzw. N-Inkorporation), daß sich ein Element α an den nächsten (potentiellen) Merkmals-Checker β bewegen muß. Die Idee ist, daß Köpfe, die für den CheckingProzeß irrelevant sind, übersprungen werden können. Ferguson geht davon aus, daß N-Inkorporation kasustheoretisch motiviert ist. Ein N-Kopf checkt über N-in-V-Inkorporation seine Kasusmerkmale (zu einem ähnlichen Vorschlag vgl. auch Tanaka 1993). Diese Analyse liefert allerdings im Gegensatz zu der Inkorporationsanalyse, die auf [+R]-Merkmals-Checking beruht, keine Motivation dafür, daß ebenfalls V-, P-, A- und überdies Agro-Inkorporation stattfinden können, und daß diese Inkorporationstypen den gleichen Beschränkungen wie N-Inkorporation unterliegen.
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Vergangenheit die folgenden Einwände formuliert worden. Es ist kritisiert worden, daß unklar ist, wodurch die Bewegung von AgroP motiviert ist, warum diese Topikalisierung nicht mit einer für Topikalisierung speziellen Lesart einhergeht und wie die Subjektspur innerhalb von VP kopf-regiert ist. Das erste Problem verschwindet dadurch, daß AgroPnach-Top durch Merkmals-Checking motiviert ist. Die Tatsache, daß keine spezifische Lesart zu finden ist, kann mit dem Hinweis darauf beantwortet werden, daß dies eine natürliche Folge der entsprechenden Bewegung in Kontrollinfinitiven ist, weil im Normalfall kein lexikalisches Material zurückbleibt. Was den dritten Einwand angeht, nehme ich, wie bereits in Kapitel 2 ausgeführt, mit Rizzi (1990, Abschnitt 2.2) an, daß T° die nach Spec CP bewegte AgroP kopf-regiert.21 Was die strenge Rektion der Spur von PRO in VP angeht, ensteht ebenfalls kein Problem. Sie ist von Agro kopf-regiert (vgl. hierzu auch Huang 1993). Es spielt im übrigen keine Rolle, ob die Spur von PRO vor Spell-Out oder auf LF (nach Rekonstruktion von AgroP) kopf- bzw. antezedens-regiert ist. Ich nehme an (auch wenn dies nicht an den einzelnen Strukturbeschreibungen abzulesen ist), daß PRO erst auf LF (also nach Rekonstruktion von AgroP) nach Spec AgrsP bewegt wird.22, 23 Wenden wir uns nun den Beipielen mit LS aus Infinitiven im Polnischen und Deutschen zu. Ich gehe davon aus, daß derselbe Prozeß, der im Spanischen in CCKonstruktionen erfolgt, LS im Deutschen und Polnischen lizensiert. In (4b) und (5b) hat das Matrixverb sein [+R]-Merkmal realisiert: (4) b. (5) b.
daß [ dieses Auto]i jemand [PRO ti zu waschen] versuchte umyc´ ti] Ktos´ [ ten samochód]i próbowal/ [PRO versuchte zu waschen jemand dieses Auto
(51) repräsentiert einen Schritt in der Derivation von (4b) und (5b) (zugrundeliegende Wortstellung ebenso wie Agrs-Bewegung (vgl. hierzu Kapitel 8) und PRO-Bewegung sind irrelevant):
21 Ich gehe weiter davon aus, daß AgroP durch Spec TP bewegt wird. Wenn die Spec TP-Position eine A'-Position ist, was ich annehme, erzwingt die Bedingung Minimize Chain Links, daß Spec TP als Zwischenlandeposition gewählt wird. tAgroP' in Spec-TP [+γ]-markiert die Ausgangsspur tAgroP in (49), und Bewegung von AgroP erfüllt das ECP. 22 Man kann einwenden, daß AgroP-nach-Spec CP mit Chomskys (1993) Greed-Prinzip inkompatibel ist, und daß man davon ausgehen muß, daß die Realisierung des (starken) [+R]-Merkmals am Matrixverb in (48) einhergeht mit der Generierung eines (starken) Top-Merkmals in der C°-Position des Infinitivs. Andererseits habe ich in Abschnitt 5.2.1 bereits darauf hingewiesen, daß Greed in seiner generellen Form zu restriktiv ist und empirische Probleme mit sich bringt. Chomksy (1994, Vorlesung) selbst hat den Status dieses Prinzips in Frage gestellt und angedeutet, daß auf Greed verzichtet werden kann, wenn man eine reformulierte Version von Last Resort annimmt. 23 Daß VP, eine Kategorie, die ihren lexikalischen Kopf nicht mehr enthält, nicht nach Spec CP bewegt werden kann, folgt aus dem ECP, denn X°-Spuren müssen an jedem Schritt der Derivation ckommandiert sein. TP kann im Spanischen auch nicht nach Spec CP bewegt werden, weil Agrs-nachC° im Infinitiv nicht erfolgt (vgl. Kapitel 8). AgrsP ist daher eine Barriere für Antezedens-Rektion laut (27i). Eine weitere Möglichkeit, die entsprechenden Bewegungen auszuschließen, eröffnet sich, wenn man auf den Gedanken aus Fn. 13 rekurriert.
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Kapitel 5
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(51)
CP C' C
AgrsP
NPj versuchteR CP AgroPi t j' Agro
C'
Agro' C VP
AgrsP PROk tAgroP
Agro+R Vv tk tv tj
Wie wir bereits gesehen haben, kann das Matrixverb das [+R]-Merkmal nicht an den eingebetteten infinitivischen C°-, Agrs°-oder T°-Kopf transferieren. AgroP-nach-Spec CP erfolgt daher in gewisser Weise als Last Resort-Operation. Das finite Verb checkt das [+R]-Merkmal durch Merkmals-Transfer an den eingebetteten Agro-Kopf, der auf LF in die Agro-Position des Matrixsatzes inkorporiert. Empirische Evidenz dafür, was im Deutschen und Polnischen auf LF in den Matrixsatz bewegt wird, Agro° oder das infinite Verb (vgl. Grewendorf und Sabel 1994), läßt sich schwer beibringen. Aus konzeptuellen Gründen bzw. im Hinblick auf die Formulierung eines Restrukturierungs-Parameters in einem späteren Abschnitt (5.6), denke ich, daß die Hypothese der Agro°-Bewegung auf LF (in eine funktionale Kopfposition des Matrixsatzes) plausibel ist. Durch den Merkmals-Transfer tragen Agro und das finite Verb in (51) den gleichen Index. Man beachte, daß bei Bewegung des Matrixverbs nach Agro°, T° und Agrs° (C°) im Matrixsatz an den zurückbleibenden Spuren das [R]-Hyperskript des Matrixverbs zurückbleibt, so daß diese Positionen ebenfalls von der eingebetteten Agro-Position nondistinkt sind. Die gescrambelte NP [+γ]-markiert ihre Spur und antezedens-regiert sie. LS aus AgroP heraus ist in einem Bewegungsschritt möglich. (51) ist somit die Repräsentation von (4b) und (5b) (in der allerdings die Bewegung des Matrixverbs nicht repräsentiert ist). Nicht-Distinktheit des Matrix- und eingebetteten Verbs in Agro hat den Effekt, daß keine Barriere zwischen der gescrambelten NP und ihrer Spur interveniert. Der eingebettete Agro-Kopf checkt das ererbte [+R]-Merkmal, das im Polnischen und Deutschen schwach ist, auf LF.24 24 Gemäß der Annahmen aus Kapitel 2 gehe ich von einem konjunktiven ECP aus. Kopf- und Antezedens-Rektion der Spuren von CC und LS ist also zur Erfüllung des ECP nötig. Da in diesem Kapitel ausschließlich lange Objektbewegungen aus Infinitiven betrachtet werden, liegt generell KopfRektion der betreffenden Spuren vor. Wie bereits in Kapitel 2 ausgeführt, kann ein disjunktives ECP bzw. θ- oder Kopf-Rektion allein nicht die unterschiedlichen Möglichkeiten bei LS erklären, denn lang gescrambelte Objekte sind immer kopf-regiert.
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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Im Rahmen dieser Analyse besteht die Parallelität von CC im Spanischen und LS im Deutschen und Polnischen darin, daß das Matrixverb sein [+R]-Merkmal an den eingebetteten Agro-Kopf transferiert, der dann im Deutschen und Polnischen unsichtbar und im Spanischen overt in Form eines Klitikums in den Matrixsatz bewegt werden muß. Im Deutschen und Polnischen wird durch diesen Prozeß LS lizensiert, aber nicht erzwungen, denn LS spielt im Zusammenhang mit [+R]-Merkmals-Checking überhaupt keine Rolle. Daß [+R]-Merkmals-Checking eine notwendige Bedingung für LS ist, ließe sich anhand des Spanischen sichtbar machen, wenn es im Spanischen LS gäbe. LS sollte unmöglich sein, wenn CC nicht stattgefunden hat. Das Spanische ist zwar keine Scramblingsprache, aber dafür ist lange A-Bewegung aus Infinitiven möglich, und diese sollte der gleichen Restriktion unterliegen. Die Beispiele in (52-54) bestätigen diese Prognose. Ausschließlich in den Fällen (52a, 53a, 54a), in denen CC erfolgt, ist lange ABewegung erlaubt. In (52b, 53b, 54b) haben die Matrixverben das [+R]-Merkmal nicht realisiert. Dadurch, daß (AgroP-nach-Spec CP und) CC nicht stattfindet, sind sämtliche X°-Positionen im Matrixsatz distinkt von den Köpfen im eingebetteten Satz. Die Spur des lang bewegten Objekts verletzt also das ECP (zur Analyse der Elemente a, de in (52) und (54) vgl. Abschnitt 5.8.1) (Aissen und Perlmutter 1983, Bsp. (P41), (71-72), (74)): (52) a.
b.
(53) a.
b. (54) a.
b.
Estas paredesj lesi están siendo terminadas de [CP[AgroP tj' ti pintar tj Diese Wände ihnen sind werdend beendet anzustreichen 25 a los dueños] PRO tAgroP ] den Besitzern * Estas paredes están siendo terminadas de [CP PRO [AgroP tj' pintarv+les tv tj a los dueños]] Estas casasj se lesi quieren [CP[AgroP tj' ti alquilar tj a los generales] Diese Häuser man ihnen will vermieten den Generalen PRO tAgroP] * Estas casasj se quieren [CP PRO[AgroP tj' alquilarv+les tv tj a los generales]] Estos librosj se lesi empezaron a [CP[AgroP tj' ti vender tj a los Diese Bücher man ihnen begann zu verkaufen den estudiantes] PRO tAgroP] Studenten * Estos librosj se empezaron a [CP PRO [AgroP tj' venderv+les tv tj a los estudiantes]]
25 (52) macht deutlich, daß ein Aux+Partizip-Komplex CC nicht blockiert. Das Gleiche gilt für LS (i): (i) weil dem berühmten Pop-Star die Sekretärin [t vorgestellt zu werden] versuchte Die Phrase, die in diesen Konstruktionen nach Spec CP bewegt wird, hat folgende zugrundeliegende Struktur (lineare Stellung irrelevant): (ii) [AgroP [VP3 Aux [VP2 Subjekt [VP1 Objekt Partizip]]]]
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Kapitel 5
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(52-53) sind Beispiele für das sogenannte reflexive Passiv (bzw. die unpersönliche seKonstruktion) im Spanischen.26 Die Konstruktionen in (54) stellen Fälle von langem Passiv dar. Die Realisierung des [+R]-Merkmals in (52a, 53a, 54a) löst AgroP-nach-Spec CP und CC aus. Im Zuge der X°-Bewegung des Klitikum+V Komplexes erhalten alle X°Positionen im Matrixsatz, durch die sich das Verb bewegt, das [R]-Hyperskript, und die Spur des lang bewegten Objekts erfüllt das ECP (zu den entsprechenden Konstruktionen im Deutschen, vgl. Abschnitt 5.2.3). Aus meiner Analyse folgt, daß eine Situation wie in den (b)-Beispielen (52-54) in LSund CC-Konstruktionen mit Nicht-Inkorporationsverben vorliegt (cf. 6, 8, 10, 12, 14) (die strukturelle Position, in der sich der Infinitiv in diesen Beispielen befindet, schließt Restrukturierung nicht a priori aus): (6) b. * daß [dieses Auto]i jemand [PRO ti zu waschen] behauptete (8) b. * Yo lei decido [PRO decir ti] ich (mit-) ihm entschied zu-sprechen 'Ich entschied, mit ihm zu sprechen.' (10) b. * daß [dieses Auto]i jemand Tom [PRO ti zu waschen] zusicherte (12) b. * Marek [te ksiaιzkeι ]i obiecal/ Joli [PRO przyniesc´ ti] Marek dieses Buch versprach Joli zu-bringen 'Marek versprach Joli, dieses Buch mitzubringen.' (14) a. * Loi aconseja [PRO hacer ti ] a Juan es (er) rät zu-tun Juan 'Er rät Juan, es zu tun.' Weil die Matrixverben in diesen Beispielen kein [+R]-Merkmal realisieren können, bleibt die eingebettete AgroP in der Basisposition (55-56), und Inkorporation findet nicht statt. (Die Rolle von Matrix-Dativargumenten, die wie in (10, 12, 14) präsent sein können, ist in (55-56) nicht berücksichtigt; sie wird weiter unten in Abschnitt 5.3.4 diskutiert): (55) (56)
Bsp. (6, 10, 12) * ... NPi ... Vfinit...[CP...PRO...[AgroP ti' Vv [VP tv ti ]]]... * ... CLi + Vfinit...[CP...PRO...[AgroP [Agro Vv+ti ] [VP tv pro]]]... Bsp. (8, 14)
LS von NPi in (55) (= (6, 10, 12)) ist unmöglich, denn die Scramblingspur verletzt das ECP. Die Spur in AgroP kann wegen der vorliegenden Distinktheit der intervenierenden 26 Eine Beschreibung der Konstruktion am Beispiel des Italienischen findet man in Rizzi (1982a, Kapitel 1, Abschnitt 2) und in Burzio (1986:46ff.), der das Phänomen als 'Long Object Preposing' bezeichnet. Das Objekt eines transitiven Verbs wird in die Subjektposition bewegt, wo es mit dem Verb kongruiert (Aissen und Perlmutter 1983, Bsp. (24)) : Las propiedades se vendieron t ayer. (i) 'Die Besitztümer wurden gestern verkauft.' Diese Bewegungsoperation ist normalerweise ein satzgebundener Prozeß. Lange NP-Bewegung wie in (52-54) ist lediglich mit Restrukturierungsverben möglich (vgl. Aissen und Perlmutter 1983).
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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Köpfe im Matrix- und eingebettetem Satz nicht antezedens-regiert werden. In (56) (= (8, 14)) bleibt AgroP ebenfalls in-situ. CC verletzt somit Last Resort bzw. das ECP. Bei der Darstellung der in diesem Abschnitt entwickelten uniformen Erklärung der Parallelen zwischen CC und LS habe ich vor dem Hintergrund der Diskussion in Kapitel 3 vorausgesetzt, daß verschiedene Derivationen nicht erzeugbar sind. In Kapitel 3 habe ich, um die Möglichkeit von LS aus finiten Sätzen im Deutschen auszuschließen, dafür argumentiert, daß eine derivationale Version der Uniformity Condition (Browning 1987, Abschnitt 3.4, Fukui 1993a, Chomsky und Lasnik 1993) garantiert, daß Scrambling (und ABewegung) nie über Spec CP erfolgen kann. Andere Möglichkeiten die entsprechende Derivation auszuschließen, wurden ebenfalls erwähnt. Um die ungrammatischen Derivationen von LS (6, 10, 12) (=(55)) ausschließen zu können, ist dieses Bewegungsverbot wesentlich. Ausschließen muß man auch, daß LS in allen erwähnten Beispielen von LS durch sukzessiv-zyklische Adjunktion erfolgt, die intervenierende Barrieren neutralisiert, bzw. grammatische Derivationen für Beispiele wie (55, 56) erzeugen würde. Die in Kapitel 3 diskutierte Adjunktionsbeschränkung schließt dieses unwillkommene Resultat aus. CC und LS erfolgen zwangsläufig immer in einem Schritt. Die Behauptung, Adjunktionsbewegung erfolge in einem Schritt, erhält daher unabhängige Bestätigung. In CCAnalysen, in denen davon ausgegangen wird, daß Kontrollinfinitive CPs sind, die von eingebetteten Clitics durch schrittweise Adjunktion verlassen werden (vgl. u. a. Kayne 1989b:244), kann man den Unterschied zwischen möglichem CC aus Komplementen von Verben wie querer 'wollen', tratar 'versuchen' und unmöglichem CC aus Komplementen von Verben wie decidir 'entscheiden' nicht herleiten. Das Gleiche gilt für Adjunktionsbewegung im Zusammenhang mit LS. Auf diese Weise liefert die hier vorgestellte Analyse eine Erklärung dafür, daß in den Fällen, in denen es keine strukturellen Gründe für die Opazität des Infinitivs gibt, LS und CC dennoch nur manchmal, also mit bestimmten Verben möglich ist. Bevor ich die entsprechenden Konstruktionen mit Verben diskutiere, die einen Infinitiv und eine zusätzliche Dativ-NP selegieren, werde ich im folgenden Abschnitt zunächst zur Beantwortung von Frage A übergehen: Warum ist LS und CC aus Infinitiven generell blockiert, wenn sie von einem Matrixverb abhängen, das eine zusätzliche Akkusativ-NP selegiert? Aus der Beantwortung dieser Frage ergibt sich auch eine Erklärung dafür, daß Matrix Dativ-NPs mit transparenten Infinitiven auftreten.
5.3.2 Die Unmöglichkeit von Restrukturierung bei Präsenz von Matrix-Akkusativ-NPs Wenn man erklären will, warum ein infiniter Objektsatz bei Präsenz von MatrixAkkusativ-NPs prinzipiell eine Barriere für lange Adjunktionsbewegung ist, dann muß man mehrere Alternativen in Betracht ziehen. Gehen wir einmal davon aus, daß die Matrixverben in (13-15) prinzipiell ein [+R]-Merkmal realisieren können.27 In Abschnitt 27 Der einfachste Weg bestünde darin, Frage A mit der Stipulation zu beantworten, daß Matrixverben, die eine Akkusativ-NP und ein Infinitivkomplement selegieren, niemals ein [+R]-Merkmal realisieren können. Dies scheint allerdings nicht korrekt zu sein, denn es wäre dann unklar, warum mit Verben wie abhalten, beauftragen, bitten oder überzeugen, deren Infinitivkomplemente opak sind, PStranding möglich ist: (...)
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5.1 wurde bereits gezeigt, daß Kontrolleigenschaften für die Ungrammatikalität von Beispielen wie (13b, 14b) und (15b) nicht verantwortlich gemacht werden können. (13) b. * daß jemand [dieses Auto]i Tom [ti zu waschen] ermuntert hat (14) b. * Marek [bigos]i nauczyl/ Tomka [ gotowac´ ti] Marek Bigos lehrte Tomka zu-kochen (15) b. * Loi forzó es (er) zwang
(Dyl/a 1983)
a Juan [ a lavar ti ] Juan zu-waschen
Ein anderer Vorschlag, der in der Literatur gemacht wurde (vgl. u. a. Wilder 1989:146, Bayer und Kornfilt 1990), besagt, daß derartige Infinitive im Deutschen von einem phonetisch leeren P°-Kopf selegiert sind, der den Infinitiv zu einer Barriere macht: (57) a. b.
weil jemand Tom [PP dazu [CP das Buch zu lesen]] veranlaßt hat weil jemand Tom [PP ∅ [CP das Buch zu lesen]] veranlaßt hat
(58) a. * weil jemand das Buch Tom [PP dazu [CP t zu lesen]] veranlaßt hat b. * weil jemand das Buch Tom [PP ∅ [CP t zu lesen]] veranlaßt hat Unter dieser Annahme ist die zugrundeliegende Position des Infinitivkomplements für seine Opazität nicht von Belang. Die leere Präposition in (58b) ist ein hinreichender Grund dafür, daß der Infinitiv nicht transparent sein kann. Diese Annahme zusammen mit der hier vorgestellten Analyse würde die gewünschten Ergebnisse für Konstruktionen wie (58b) liefern. Wie ich bereits im Zusammenhang mit den ungrammatischen Beispielen (44) von N-Inkorporation im Niuean aus einer PP heraus erläutert habe, könnte das Matrixverb sein [+R]-Merkmal lediglich an P und nicht über P "hinweg" in den Infinitiv transferieren, denn P errichtet gemäß (38) (bzw. (27i)) eine Barriere für Merkmals-Transfer. (57')
VP VR+
PP P
--------- Barriere CP
(i) a. daß dai niemand den Hans [PP ti von] abhielt / überzeugte b. daß dai niemand den Hans [PP ti mit] beauftragte Geht man davon aus, daß P-Stranding durch Inkorporation (s. Kapitel 2 und Baker 1988b, Johnson 1988, Zhang 1990) bzw. [+R]-Merkmals-Checking lizensiert wird, dann belegt (i), daß mit diesen Verben Inkorporation möglich ist, bzw. daß diese Verben sehr wohl ein [+R]-Merkmal realisieren können.
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Da P das [+R]-Merkmal überdies nicht weiter transferieren kann, ist der Infinitiv eine Barriere für LS oder CC. Es gibt dennoch einige Gründe dafür, diese Analyse nicht zu übernehmen. Der erste Einwand betrifft die Beobachtung, daß es keine unabhängige Evidenz für das Vorkommen leerer P-Köpfe im Deutschen gibt. In Kontexten, in denen z. B. die Präposition um nicht erscheint, kann zu ebenfalls nicht realisiert sein, was dafür spricht, daß um nicht getilgt werden kann, sondern der Infinitiv infolge eines Selektionsprozesses von einer ganz anderen Kategorie ist (u. U. ein Small Clause28): (59) a. b. c. d.
Sie gingen ins Museum [die alten Meister an(*zu)schauen]/[um die alten Meister anzuschauen] Tante Lucie fuhr nach Wiesbaden [sich ein(*zu)kleiden]/[um sich einzukleiden] Wir fliegen in die Karibik [aus(*zu)spannen]/[um auszuspannen] Er schickte ihn dahin [den Streit ?(*zu) schlichten]/[um den Streit zu schlichten]
Ein zweites Argument gegen die erwähnte Analyse betrifft die Tatsache, daß sich eine PP+CP Konstituente aus unabhängigen Gründen nicht topikalisieren läßt (60a). Wenn in (60b) ebenfalls eine PP (mit leerem Kopf) vorliegt, sollte aber die (60a) entsprechende Topikalisierung (60b) ebenfalls unmöglich sein: (60) a. * [PP dazu [CP das Buch zu lesen]]i hat jemand ihn ti veranlaßt b. [PP ∅ [CP das Buch zu lesen]]i hat jemand ihn ti veranlaßt Auf einen dritten Aspekt hat bereits Haider (1992) aufmerksam gemacht. Die overte Präposition in (61a) und (62a) blockiert W-Extraktion aus dem Infinitiv. Läge in (61b) 28 Die Alternation in (59) unterliegt ferner semantischen Restriktionen, was ebenfalls gegen einen Tilgungsprozeß spricht. In (ia) liegt im Unterschied zu (59a-c) kein Bewegungsverb vor, und in (ib) ist anders als in (59a-d) keine direktionale PP vorhanden. Die in (59) zu beobachtende Alternation tritt nun in (ia-ib) nicht auf. (ic) unterscheidet sich hinsichtlich dieser Eigenschaften allerdings nicht von den Beispielen (59a-c). Dennoch ist in (ic) ausschließlich ein um-zu-Infinitiv lizensiert: (i) a. Er schaute in den Himmel *[die Sterne betrachten]/[um die Sterne zu betrachten] b. Er ging barfuß *[die Schuhe schonen]/[um die Schuhe zu schonen] c. Er fuhr dort hinunter *[den Dieben entkommen]/[um den Dieben zu entkommen] Was ist dann das relevante Unterscheidungskriterium? Zunächst muß festgehalten werden, daß die um-zu-Adjunkte (realisiert als [PP P CP] in Adjunktionsposition) in (59) und (i) eine Absicht bzw. ein Ziel zum Ausdruck bringen. Ihre Realisierung ist nicht mit den Selektionseigenschaften der MatrixPrädikate (59) und (i) verknüpft. Die Infinitive ohne um-zu in (59) drücken demgegenüber eine Proposition bzw. Handlung aus, was darauf hindeutet, daß sie eine θ-Rolle vom Prädikat erhalten und in Komplementposition erscheinen (vgl. auch Fn. 35). In (59) läßt sich daher beides erfragen, die Absicht bzw. das Ziel: Warum gingen sie ins Museum? Sie gingen ins Museum, um die alten Meister anzuschauen vs. *Sie gingen in Museum, die alten Meister anschauen, und die Proposition bzw. Handlung: Was machten sie? Sie gingen ins Museum, die alten Meister anschauen vs. *Sie gingen in Museum, um die alten Meister anzuschauen. Die Prädikate in (i) können hingegen nicht die θ-Rolle Proposition zuweisen: Was macht er? *Er schaut in den Himmel, die Sterne betrachten vs. *Er schaut in den Himmel, um die Sterne zu betrachten, aber die Absicht bzw. das Ziel läßt sich natürlich erfragen: Warum schaut er in den Himmel? Er schaut in den Himmel, um die Sterne zu betrachten vs. *Er schaut in den Himmel, die Sterne betrachten.
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Kapitel 5
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und (62b) eine leere Präposition vor, würde man erwarten, daß sie ebenfalls W-Bewegung blockiert. Dies ist aber nicht der Fall: (61) a. * Welches Buchi hat jemand ihn [PP dazu [CP ti zu lesen]] veranlaßt? b. Welches Buchi hat jemand ihn [PP ∅ [CP ti zu lesen]] veranlaßt? (62) a. * Welches Buchi hat jemand ihn [PP dazu tCP] veranlaßt [CP ti zu lesen]? b. Welches Buchi hat jemand ihn [PP ∅ tCP] veranlaßt [CP ti zu lesen]? Ein weiteres Argument betrifft die Tatsache, daß ebenfalls Verben, die einen Infinitiv und eine Dativ-NP selegieren, mit Korrelaten vorkommen können (vgl. Reis 1985:289ff., Grewendorf 1988:212): (63) a. b. c.
weil jemand ihm [PP dabei [CP den Wagen zu waschen]] half weil jemand ihm [PP davon [CP den Wagen zu waschen]] abriet weil jemand ihm [PP dazu [CP den Wagen zu waschen]] riet
(63) ist lediglich eine Auswahl. Weitere Verben mit der betreffenden Eigenschaft sind u. a. jdm. davon + Infinitiv erzählen oder jdm. davon + Infinitiv berichten. Das Gleiche gilt für Matrixverben, die außer einem Infinitiv kein weiteres Komplement aufweisen: (64) a. b. c.
weil jemand [darauf [den Hans zu überzeugen]] hoffte weil jemand [damit [den Wagen zu waschen]] begann weil jemand [daran [den Hans zu überzeugen]] glaubte
Diese Infinitive sind wie die Infinitive in (13) und (58), die von Verben subkategorisiert werden, die eine zusätzliche Akkusativ-NP selegieren, zwar opak für LS, wenn die PP overt realisiert ist, LS ist aber möglich, wenn die PP nicht overt realisiert ist: (65) a. * weil den Wageni jemand ihm [PP dabei [CP ti zu waschen]] half b. weil den Wageni jemand ihm [CP ti zu waschen] half (66) a. * weil den Hansi jemand [darauf [ ti zu überzeugen]] hoffte b. weil den Hansi jemand [ ti zu überzeugen] hoffte Unter der PP-Analyse würde man allerdings erwarten, daß in (65b) und (66b) eine leere Präposition analog zu (58b) LS verhindert. Die Beispiele (65b, 66b) belegen also, daß die Tatsache, daß einige Infinitive korrelateingeleitetet sind, keine hinreichende Bedingung dafür sein kann, daß sie für LS opak sind. Die PP-Analyse kann den Kontrast zwischen (58b) und (65b, 66b) nicht erklären, ohne auf eine zusätzliche Eigenschaft (wie z. B. die Basisposition) der betreffenden Infinitive zu rekurrieren. Wenn aber eine andere Eigenschaft relevant ist, dann muß man nicht länger die ohnehin fragwürdige und nicht unabhängig zu motivierende Annahme eines leeren P-Kopfes machen, um die Ungrammatikalität von (58b) zu erklären.
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Daß ein leerer P-Kopf tatsächlich nicht der Grund dafür sein kann, daß LS in (13b) und (57b) unmöglich ist, belegen die folgenden Beispiele. Es gibt Verben wie z. B. lehren und ermahnen, die einen Kontrollinfinitiv und eine Akkusativ-NP selegieren, aber nicht korrelateingeleitet sein können: (67) a. * weil den Wageni jemand ihn [ti zu waschen] ermahnte b. * weil die Geigei jemand ihn [ti zu spielen] lehrte In diesen Fällen kann keine leere Präposition vorhanden sein, die den Infinitiv opak macht. Ich werde daher im folgenden für Beispiele wie (67) eine alternative Erklärung vorschlagen. Dazu rekurriere ich auf die traditionelle Auffassung zur Serialisierung der Argumente in der VP im Deutschen (Santorini 1991, Webelhuth 1991, Haider 1992) und Spanischen (vgl. Bordelois 1988), wonach das Akkusativobjekt das "nächste" Argument des Verbs ist und die Position des direkten Objekts einnimmt. Ich gehe weiter davon aus, daß diese VP-Struktur auch auf das Polnische übertragen werden kann (Willim 1989). Das Spanische und Polnische weisen entsprechend ihres SVO-Charakters eine VPStruktur wie in (68a) auf. Die VP-Struktur im Deutschen ist identisch, wenn man vom kopf-finalen Charakter einmal absieht (68b): (68) a.
b.
VP2
Subjekt
V'
VP2 Subjekt
V2
VP1 VP1
{NPDat. /CP}
V'
VP1 {NPDat. /CP}
VP1
V1' V1
{NPAkk. /CP}
V2
V1' {NPAkk. /CP}
V1
V2 selegiert VP1 (und kopf-regiert überdies das indirekte Objekt). Im Gegensatz zu traditionellen Analysen nehme ich an, daß das indirekte Objekt in einer Adjunktions- bzw. Broadly L-related position (Chomsky 1991, 1992) in VP1 basisgeneriert ist. Ein Charakteristikum von Broadly L-related positions ist, daß sie sowohl Eigenschaften von A- als auch von A'-Positionen aufweisen. Ein Argument in basisgenerierter Adjunktionsposition verhält sich beispielsweise so, als befände es sich in einer A-Position, weil ihm eine θ-Rolle zugwiesen werden kann. Daß indirekte Objekte A'-Eigenschaften aufweisen, belegt u. a. die Tatsache, daß - wenn man ausschließlich binär verzweigende Strukturen zuläßt - die VP-Struktur in (68) eine Erklärung dafür liefert, daß Inkorporation aus Dativ-NPs genauso wie aus nicht selegierten Adjunkten generell unmöglich ist (vgl. Baker 1988b:136, 389):
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Kapitel 5
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(69) a.
b.
hliawra-de Ta-'u' u-wia-ban 1sS:A|A-Kind-geben-Prät. Frau-Suf 'Ich gab der Frau das Kind.' ii.* Ta-hliawra-'u' u-wia-ban 1sS:A|A-Frau-Kind-geben-Prät.-Suf 'Ich gab der Frau das Kind.' i.
seuan-ide Tow-t' am-ban 1sS:C-helfen-Prät. Mann 'Ich half dem Mann.' ii.* Tow-seuan-t' am-ban 1sS:C-Mann-helfen-Prät.
i.
Letzteres liefert einen wichtigen Grund dafür, die Annahme aufzugeben, Dativ-NPs seien in Spezifikatorpositionen oder in Komplementpositionen (Larson 1988, 1990) basisgeneriert. Dativ-NPs verhalten sich anders als Elemente in Komplement- oder Spezifikatorpositionen, weil aus letzteren Inkorporation prinzipiell möglich ist. In den vorangegangenen Abschnitten wurde gezeigt, daß N-Inkorporation aus Spec IP (43) und D-Inkorporation aus Spec VP (45b) erfolgen kann (Baker 1988b:136, Baker und Hale 1990): (43)
Kao man-ekspekta hao pära un'-ayuda Q APASS-erwarten dich(ABS) IRREAL-2S-PASS-helfen
(45) b.
Bemdez e [ I' [I lennv+onti] [VP tiR [V' tvR eul levr]]] jeden Tag Prt. lesen- 3P. Art. Buch 'Die Kinder lesen jeden Tag ein Buch.'
Die hier vorgestellte Analyse von CC und LS belegt ferner, daß Spec CP ebenfalls prinzipiell transparent für Inkorporation ist.29 Spezifikatorpositionen unterscheiden sich also grundsätzlich von Adjunktionspositionen. In Abschnitt 1.3 habe ich im Rahmen meiner Behandlung von Doppelobjekt-Konstruktionen einige Argumente für die Struktur in (68) diskutiert und auf Probleme hingewiesen, die sich aus einer Analyse ergeben, wie sie z. B. von Larson (1988, 1990) vorgeschlagen wurde, wonach die Dativ-NP als 29 Dies zeigen u. a. auch Extraktionen aus NPs in Spec CP (i) vs. (ii) (vgl. Chomsky 1986a:26, Fiengo et al. 1988, Grewendorf 1988:251, Suñer 1994, siehe auch die Diskussion in Kapitel 2, Fn. 24): (i) [de que autora]i no sabes [CP [qué traducciones ti] [han ganado premios internacionales]]? 'Von welcher Autorin weißt du nicht, welche Übersetzungen internationale Preise gewonnen haben?' (ii) ? Whoi do you wonder [CP [which pictures of ti] are on sale] (iii) * Esta es la autora [CP [de la que]i [IP[varias traducciones ti] han ganado premios internacionales]] 'Das ist die Autorin, von der verschiedene Übersetzungen internationale Preise gewonnen haben.' (iv) * Whoi do you think that [IP[pictures of ti] are on sale] Extraktion aus dem Subjekt ist nur erlaubt, wenn es nach Spec CP bewegt wird ((i-ii) vs. (iii-iv)).
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Schwester des Verbs basisgeneriert wird. Unabhängige Evidenz für die VP-Struktur in (68) liefern neben Bindungsdaten und weak crossover-Effekten (vgl. Abschnitt 1.3) weitere Extraktionsphänomene. Nimmt man an, daß Dativ-NPs in einer Adjunktionsposition basisgeneriert werden, sollten sie Extraktionsinseln sein. Diese Prognose wird durch die Daten bestätigt. DativArgumente sind Inseln für W-Extraktion (70a.i.), Scrambling (70b.i.), NP- (70.c.i.) und Was-für-Split (70d.i.) (den Besten 1985, Fanselow 1988b, Tappe 1989). Ferner sollten Dativ-Argumente, die als PPs realisiert werden, wenn sie in Adjunktionsposition basisgeneriert werden, kein P-Stranding zulassen. Wie man in (70e.i.) sieht, bestätigen die Daten auch diese Vorhersage: (70) a.
i. * [Von wem]i hat Hans [einem Freund ti] Fragen gestellt ii. [Worüber]i hat Hans einem Freund von Maria [Fragen ti]Akk gestellt iii. * [Worüber]j hat [Fragen tj]i Hans einem Freund von Maria ti gestellt
b.
i. * daß [von Maria]i jemand [einem Freund ti] Fragen gestellt hat ii. daß [über die Liebe]i jemand einem Freund von Maria [Fragen ti] gestellt hat iii. * daß [über die Liebe]j jemand [Fragen tj]i einem Freund von Maria ti gestellt hat i. *?[Hemd] hat Hans [keinem] die Ärmel abgeschnitten ii. [Ärmel ] hat Hans dem Hemd [keinen] abgeschnitten iii. * daß [Ärmel] Hans [keinen]i dem Hemd ti abgeschnitten hat
c.
d.
i. * Wasi hast du [ti für Leuten] deinen Aufsatz geschickt? ii. Wasi hast du in Italien [ti für Museen] besucht iii. * Wasj hast [tj für Museen]i du in Italien ti besucht
e.
i. * Dai hat jemand die Auftragsformulare [PP ti dran] übergeben/geschickt (vgl. Jemand hat der Kanzlei die Auftragsformulare übergeben / geschickt) ii. Dai hat jemand den Leuten [PP ti mit] gedroht iii. * Daj hat [PP tj mit]i jemand den Leuten ti gedroht
Die ii.-Beispiele in (70) belegen demgegenüber, daß NPs bzw. PPs, die in Komplementposition basisgeneriert werden, prinzipiell keine Extraktionsinseln sind. Wenn sie allerdings in eine Adjunktionsposition bewegt werden, verhalten sie sich bezüglich Extraktion wie ein basisgeneriertes Ziel-Argument (70a-e.iii.). Extraktion ist demnach ausschließlich aus der Komplementposition des Verbs, also aus direkten Objekten, möglich. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Argumente, die dafür sprechen, daß der Dativ im Deutschen nicht in der Komplementposition von V erzeugt wird. Mit Dativ-NPs lassen sich z. B. keine Nominalkomposita bilden, Akkusativ-NP und Verb bilden überdies eine semantische Einheit, nicht aber Dativ-NP und Verb (siehe hierzu Wegener 1986). Wenn Dativ-NPs nicht in Komplement-, sondern in Adjunktionsposition basisgeneriert werden,
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ist es überdies nicht erstaunlich, daß ihre Realisierung wie die Realisierung von Adjunkten häufig optional ist, so etwa in weil er (ihm) (*das Buch) schenkte / übergab / schickte / empfahl. An dieser Stelle will ich lediglich darauf hinweisen, daß die Annahme, Argumente seien in einer Adjunktionsposition basisgeneriert, nicht so ungewöhnlich ist, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte. In Laka und Uriagereka (1986, Fn. 13) und Fanselow (1991) wird eine VP-Struktur analog zu (68) vorgeschlagen, bei der lediglich das indirekte Objekt eine Adjunktionsposition einnimmt, und in den Arbeiten von Manzini (1990), Koopman und Sportiche (1991), Sportiche (1988a) ist dafür argumentiert worden, daß ebenfalls eine Argumentposition, und zwar die Subjektposition, eine Adjunktionsposition ist. In Fukui (1986) und Fukui und Speas (1986) erscheinen Argumente ebenfalls basisgeneriert in Adjunktionspositionen. Wenden wir uns nun wieder den Fällen von LS und CC in (13b, 14b, 15b) unter der Annahme zu, daß Matrixverben, die eine Akkusativ-NP und ein zusätzliches CP Argument selegieren, prinzipiell ein [+R]-Merkmal realisieren können (s. Fn. 27), wie es ebenfalls bei Verben möglich ist, die optional eine Dativ-NP und ein Infinitivkomplement selegieren, oder wie im Fall solcher Verben, die ausschließlich einen Infinitiv selegieren. Wie können wir die Opazität der erstgenannten Konstruktionen hinsichtlich CC und LS unter der Annahme erklären, daß Bewegung von AgroP nach Spec CP aus Gründen des Merkmals-Checkings erfolgt? Die betreffenden Beispiele, die es zu erklären gilt, sind hier nochmals wiederholt: (13) b. * daß jemand [dieses Auto]i Tom [ti zu waschen] ermuntert hat (14) b. * Marek [bigos]i nauczyl/ Tomka [gotowac´ ti ] Marek Bigos lehrte Tomka zu-kochen
(Dyl/a 1983)
(15) b. * Loi forzó a Juan [a lavar ti ] es (er) zwang Juan zu-waschen Wenn das Matrixverb eine Akkusativ-NP realisiert wie in (13b, 14b, 15b), steht der Infinitiv in einer Broadly L-related bzw. adjungierten Position. Die CP wird auschließlich von einem Segment der Matrix-VP dominiert, wie man an den Strukturausschnitten (71) sieht: (71) a. b.
... [VP1 [VP1 V1
NPAkk] CPInfinitiv] ... [VP1 CPInfinitiv [VP1 NPAkk V1]]
(Polnisch, Spanisch) (Deutsch)
Selbst wenn das finite Verb V1 in (71) ein [+R]-Inkorporations-Merkmal realisiert; aus der Definition der Adjunktbarriere (27ii) und (38) folgt, daß dieses Merkmal nicht an den Agro-Kopf im eingebetteten Satz transferiert werden kann. Das Clitic oder der Agro-Kopf im Deutschen und Polnischen kann daher generell nicht aus einem Adjunkt inkorporieren. Die Ungrammatikalität von N-Inkorporation (69a.ii-b.ii) und Extraktion in (70a.i.-d.i.) folgt ebenfalls aus der Tatsache, daß das Matrixverb aufgrund einer intervenierenden
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Adjunktbarriere das [+R]-Merkmal nicht an den N-Kopf (bzw. P-Kopf in (70e.i.)) zuweisen kann: * XP (71') ZPi
{XP/X'}
Barriere --------- UP
{XP/X'}
Barriere --------- YP t i'
XR
... Y'
HP
Y
ti
(27ii) besagt, daß eine maximale Projektion C in Adjunktionsposition, die einen Kopf A exkludiert und einen Kopf B inkludiert, eine Barriere zwischen A und B ist. X (=V) in (47) kann also wegen (38) sein [+R]-Merkmal nicht an Y (Agro) transferieren (selbst, wenn YP (AgroP) nach Spec CP wandern würde, wäre dies ausgeschlossen). Im Deutschen und Polnischen teilen daher der infinite Agro-Kopf und das Matrixverb (und die X°-Positionen, durch die sich das Matrixverb bewegt) nicht das [R]-Hyperskript, was Scrambling aus den Infinitivkomplementen in (13b, 14b) unmöglich macht. Die Spur der gescrambelten Phrase in AgroP (ti' in YP) in (71') verletzt laut (27i) das ECP. YP (=AgroP) und UP (=CP) sind wegen (27i) Barrieren zwischen ZP und seiner Spur.) CC in (15b) ist aus dem gleichen Grund ausgeschlossen, aus dem Merkmals-Transfer in (71) bzw. (13b) und (14b) nicht möglich ist. Lo kann das [+R]-Merkmal des Matrixverbs nicht erhalten, somit gibt es keine Notwendigkeit dafür, daß das Klitikum in die Agro-Position im Matrixsatz wandert, und X°-Bewegung von Y nach X verletzt Last Resort bzw. das ECP. Die VP-Struktur in (68) liefert also den Grund dafür, daß LS im Polnischen und Deutschen aus Infinitiven und CC im Spanischen nicht möglich ist, wenn eine AkkusativNP im Matrixsatz realisiert ist. Aufgrund von (68) ist das CP-Argument niemals Schwester von V, wenn das Verb eine Akkusativ-NP selegiert. An dieser Situation ändert sich auch nichts, wenn die Matrix-Akkusativ-NP aus Kasusgründen nach AgroP bzw. aus der VP bewegt wird, wie es in (13b) sichtbar der Fall ist.30 Der Infinitiv bzw. das indirekte CP-Objekt ist wegen der Spur des Akkusativobjekts niemals eine Schwester des Verbs. Diese Erklärung prognostiziert korrekt, daß PF-Adjazenz zwischen Matrix- und eingebettetem Verb keinen Effekt auf die Transparenz des Infinitivkomplements hat. In den folgenden (a)-Beispielen ist die Matrix-Akkusativ-NP w-bewegt worden. Die (b)Beispiele zeigen, daß CC und LS dennoch unmöglich ist.
30 Im Spanischen bewegen sich Objekte auf LF nach AgroP (vgl. Fn. 17 und 36). Zu Argumenten für die overte Bewegung von NPs nach AgroP im Deutschen siehe Abschnitt 1.3.
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(72) a.
Welchen Verkäuferi [C'ermuntertev der Boss ti [CP dem Kunden das Auto zu verkaufen]tv]? b. * Welchen Verkäuferi [C' ermuntertev dem Kundenj der Boss ti [CP tj das Auto zu verkaufen]tv] bigos] (73) a. Kogoi Marek nauczyl ti [gotowac Wen Marek lehrte zu-kochen Bigos b. * Kogo i Marek bigosj nauczyl ti [gotowac tj] Wen Marek Bigos lehrte zu-kochen forzaron ti [a hablarme] A quieni Wen (sie) zwangen zu-sprechen-mit-mir 'Wen zwangen sie, mit mir zu sprechen?' forzaron ti [a hablar tj] b. * A quieni mej Wen mit-mir (sie) zwangen zu-sprechen
(74) a.
(Bordelois 1982)
Den gleichen Effekt beobachtet man bei Passivierung. Wenn die Akkusativ-NP passiviert wurde, bleibt der Infinitiv eine Barriere für LS und CC: (75) a. daß jemandi [den Wagen zu waschen] ti ermuntert wurde b. * daß [den Wagen]j jemandi [tj zu waschen] ti ermuntert wurde (76) a.
Juani fue forzado ti [ a hablarme] Juan wurde gezwungen zu-sprechen-mit-mir forzado ti [ a hablar ti] b. * Juani mei fue
(Bordelois 1982)
Diese Datenverteilung erwartet man unter der hier vorgeschlagenen strukturellen Erklärung.31 Ein sententiales, indirektes Objekt ist gemäß (68) in VP1 enthalten und daher prinzipiell opak für Inkorporation. Wenn das sententiale Argument jedoch ein direktes Objekt ist, wie in den Beispielen aus dem vorangegangenen Abschnitt, in denen keine Akkusativ-NP im Matrixsatz realisiert ist, erscheint es in der Komplementposition von V1 und wird von jeder Projektion, die es dominiert, inkludiert. Inkorporation ist in dieser strukturellen Konfiguration prinzipiell möglich. Frage A. aus Abschnitt 5.1 ist damit beantwortet. Wie kann man aber nun erklären, daß prinzipiell transparente Komplementsätze zu Barrieren werden, wenn Adverbien zwischen Matrixverb und Infinitiv intervenieren?
5.3.3 Intervenierende Adverbien Nehmen wir einmal an, daß (aspektuelle) Adverbien und PPs im Deutschen wie in (77b) und im Ponischen, Spanischen wie in (77a) in die VP-Struktur zu integrieren sind:
31 Im Polnischen ist syntaktisches Passiv wesentlich restringierter als im Spanischen oder Deutschen (Willim 1990: 215ff.). Ich beschränke mich deshalb auf die entsprechenden Beispiele aus dem Deutschen und Spanischen.
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(77) a.
b.
VP2
Subjekt
V'
V2
VP2 Subjekt
VP1
V'
VP1
VP1 {NPDat. /CP}
{NPDat. /CP}
V2 VP1
V'
V'
V' {NPAkk. /CP} V1
{NPAkk. /CP}
{Adverb}
{PP /Adverb}
V' V1
Wenn demnach ein Adverb (oder eine PP) als Schwester von V realisiert wird, erscheint das Akkusativ-Objekt oder alternativ die (ansonsten transparente) CP, die die Position des direkten Objekts einnimmt, in einer Position, in der sie in V' enthalten ist.32 Der potentielle, konzeptuelle Einwand, daß infolge der Annahme, das direkte Objekt besetze abhängig davon, ob ein Adverb bzw. eine PP als Schwester von V1 realisiert werde oder nicht, "variable" Basispositionen, was eine Verletzung von Bakers (1988b) UTAH darstellt, läßt sich mit dem Hinweis darauf ausräumen, daß das direkte Objekt "invariabel" als Tochter der höchsten V1'-Kategorie erscheint (zu einem ähnlichen Vorschlag, vgl. Müller 1993). Man erwartet nun, daß CC (80) und LS (78-79) bei Realisierung eines Adverbs (oder einer PP) aus ansonsten transparenten Komplementen unmöglich ist: (78) a. b.
daß jemand Maria[die Treue zu schwören] (feierlich) versprach daß [die Treue]i jemand Maria[ti zu schwören] (*feierlich) versprach
(79) a.
Jan nakazal/ (powaz· nie) [ nie ubierac´ tej sukienki] J. befahl (ernsthaft) nicht anzuziehen das Kleid Jan [tej sukienki]i nakazal/ (*?powaz· nie) [ nie ubierac´ ti] J. das Kleid befahl ernsthaft nicht anzuziehen
b.
(80) a. b.
Deseaba (er) wünschte Lai deseaba sie (er) wünschte
(mucho) (sehr) (*mucho) (sehr)
[ verla] zu-sehen-sie [ ver ti] zu-sehen
Marek Marek Marek Marek
(Luján1980, Bsp. (6))
32 Man beachte, daß diese VP-Struktur ebenfalls eine Erklärung dafür liefert, daß P-Stranding in den in Fn. 27 erwähnten Beispielen möglich ist, obwohl eine Akkusativ-NP vorhanden ist. Gemäß (77b) sind PPs als Schwestern des Verbs basisgeneriert (vgl. auch Kapitel 2). Sie können daher das [+R]Merkmal vom Verb erhalten und sind deshalb keine Extraktionsinseln. Weitere Evidenz liefern VPTopikalisierungsdaten, vgl. Fn. 34.
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Kapitel 5
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Die Erklärung für die Unmöglichkeit von Restrukturierung bei Präsenz eines intervenierenden Adverbs hat die gleiche Form wie die Erklärung für die Unmöglichkeit von Restrukturierung bei Präsenz von Matrix-Akkusativ-NPs. Wenn Adverbien wie in (77) als Schwestern von V realisiert werden, ist das basisgenerierte infinitivische Komplement nicht länger von V1' inkludiert. Aufgrund von (27ii) kann das finite Verb das [+R]-Merkmal nicht in den Infinitiv transferieren (vgl. (71')). Folglich ist der Infinitiv eine Barriere für LS und CC.33 Es ergibt sich die Prognose, daß Adverbien, wenn sie in VP-externer Position basisgeneriert werden können, LS und CC nicht verhindern sollten, denn der Infinitiv wird nun wieder als Schwester des Verbs basisgeneriert: (81)
Lai deseaba [ver ti ] mucho sie (er) wünschte zu-sehen sehr
(82)
Jan Jan
(83)
weil wahrscheinlich der Meister [diesen Wagen]i dem Hans [ti zu reparieren] erlaubt hat
(Luján 1980, Bsp. (7))
powaz· nie [tej sukienki]i nakazal/ [nie ubierac´ ti] Marek ernsthaft das Kleid befahl nicht anzuziehen Marek
In (81-83) erscheint der Infinitiv als Schwester von V1. [+R]-Merkmals-Transfer kann daher erfolgen.34
5.3.4 Basisgenerierte Adjunktsätze und die Rolle von Matrix-Dativ-NPs 33 Interessanterweise beobachtet man die gleichen verbspezifischen Restriktionen im AltFranzösischen, wo CC ebenfalls möglich war, außer über Matrix-Akkusativ-NPs (Lightfoot 1977:128, Morin and Saint Amor 1977). Dieselbe Beschränkung findet man im Italienischen (Rizzi 1982a) und überdies im Französischen bei L-Tous float aus Infinitiven (Kayne 1975, Quicoli 1976, Pollock 1978, Bordelois 1982). Meine Erklärung impliziert, daß Sprachen, die die erwähnten Restriktionen hinsichtlich Adverbien oder Akkusativ-NPs nicht besitzen, eine andere VP-Struktur besitzen müssen. 34 Ein Adverb wie wahrscheinlich, das nicht als Schwester von V basisgeneriert werden kann, sondern ausschließlich in einer VP-externen Position (was VP-Topikalisierungsdaten nahelegen [feierlich versprochen] habe ich nichts vs. *[wahrscheinlich versprochen] habe ich nichts), weist in bestimmten Konstruktionen ebenfalls einen transparenzblockierenden Effekt auf, vgl. (ib) vs. (ic): (i) a weil der Meister dem Lehrlingwahrscheinlich [CP diesen Wagen zu reparieren] erlaubt hat b. weil diesen Wagen der Meister dem Lehrling wahrscheinlich [CP t zu reparieren] erlaubt hat c. * weil diesen Wagen der Meister dem Lehrling [CP t zu reparieren] wahrscheinlich tCP erlaubt hat Die Ungrammatikalität von (ic) ist im Gegensatz zur Ungrammatikalität von (78b) eine Folge von CP-Scrambling. Diese und andere Fälle von Remnant-Movement werde ich in Kapitel 7 diskutieren (vgl. auch die Diskussion in Abschnitt 5.4.1). Um Mißverständnissen vorzubeugen, soll hier lediglich darauf aufmerksam gemacht werden, daß Kategorien in Adjunktionsposition, unabhängig davon ob sie dort basisgeneriert sind, oder in diese bewegt werden, Inseln für Inkorporation und folglich auch Inseln für Scrambling sind.
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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Die Erklärung für (78-80) läßt sich ohne Zusatzannahme auf die Unmöglichkeit von Restrukturierung mit basisgenerierten Adjunktsätzen übertragen ((84-86)=(23-25)):35 (84) a. daß er zur Post ging [ohne den Brief mitzunehmen] ti mitzunehmen] b. * daß er [den Brief]i zur Post ging [ohne (85) a.
On er b. * On er
poszedl/ ging [listu]i poszedl/ den-Brief ging
(86) a.
Fue (er)ging b. * Lai es
fue (er) ging
na zur na zur
poczteι Post poczteι Post
[nie nicht [nie nicht
zabrawszy listu] mit-nehmend den-Brief zabrawszy ti] mit-nehmend
a correos zur Post a correos zur Post
[sin ohne [sin ohne
llevar la carta] mitzunehmen den Brief llevar ti ] mitzunehmen
Die Beispiele (84-86) sind aus dem gleichen Grund ausgeschlossen, aus dem auch CC und LS aus Infinitiven über Akkusativ-NPs oder über Adverbien, die eine Komplementposition einnehmen, unmöglich ist. Die Infinitive befinden sich in Adjunktionsposition. [+R]-Merkmals-Transfer kann daher nicht erfolgen. Folglich bleiben die Infinitive Barrieren für lange Adjunktionsbewegung. Kommen wir nun noch einmal zurück zu Frage B und den Beispielen mit Infinitiven, die von Matrixverben selegiert sind, die eine zusätzliche Dativ-NP selegieren. Es ergibt sich aus dem bisher Gesagten, daß in diesen Fällen die CP als Schwester des Verbs in der Position des direkten Objekts wie in (9'b) basisgeneriert wird. Die Komplement-CP wird somit von jeder Projektion, die sie dominiert, inkludiert, weshalb kein strukturelles Problem für Inkorporation entsteht. Wenn das Matrixverb ein Inkorporationsverb ist, das das [+R]-Merkmal realisiert, wandert aus Gründen des Merkmals-Checkings AgroP nach Spec CP wie in den Beispielen (9b), (11b-c) und (13): (9'b)
VP2 Subjekt
V'
VP1 NPDativ
V2
VP1 V'
35 Man könnte einwenden, daß lange Adjunktionsbewegung in (84-86) unmöglich ist, weil die Matrixverben in diesen Beispielen keine Inkorporationsverben sind. Dem muß entgegengehalten werden, daß Bewegungsverben wie gehen in (84) P-Stranding zulassen, vgl. z. B. Dai ist er [ti hin] gegangen. Man beobachtet ferner, daß bei Bewegungsverben Restrukturierung mit nicht durch Präpositionen eingeleiteten Infinitiven möglich ist wie in weil ihni jemand [ti suchen] ging und weil eri [ti suchen] gegangen wurde, was darauf hindeutet, daß diese Infinitive als Komplemente analysiert werden müssen (zu den entsprechenden Konstruktionen im Italienischen, vgl. u. a. Rizzi 1982a, zum Japanischen s. Miyagawa 1987).
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CP
V
(9) b.
daß [dieses Auto]i jemand
(11) b.
Marek M. Marek Marek
c.
[ten samochód]i diesen Wagen [ten samochód]i diesen Wagen
Tom [PRO ti zu waschen] versprach kazal/ [PRO umyc´ ti] Tomkowi befahl zu-waschen T. kazal/ Tomkowi [PRO umyc´ ti] befahl Tomkowi zu-waschen
mandó [PRO hacer ti ] a Juan Loi es (er) befahl zu-tun Juan 'Er befahl Juan, es zu tun.' b. ? Loi mandó a Juan [PRO hacer ti] es (er) befahl Juan zu-tun c. Sej loi mandó [PRO hacer ti] tj ihm es (er) befahl zu-tun
(13) a.
Daß die Dativ-NP in (11b-c) und (13a-b) verschiedene Positionen einnimmt, kann damit erklärt werden, daß Bewegung nach AgroP im Polnischen und Spanischen auf LF erfolgt, und daß optional Extraposition auf PF stattfindet.36 Unabhängig von dieser Frage ist entscheidend, daß Inkorporation in diesen Konstruktionen stattfinden kann, weil der Infinitiv in einer für Inkorporation angemessenen strukturellen Position basisgeneriert wird. Er ist nicht aus strukturellen Gründen eine Barriere für Merkmals-Transfer, und Inkorporation kann daher im Spanischen vor Spell-Out und im Deutschen und Polnischen auf LF stattfinden. In den zu (9, 11, 13) strukturell parallelen Kontexten (10, 12, 14), in denen der Infinitiv nicht transparent ist, liegen Matrixverben vor, deren lexikalischer Eintrag kein [+R]-Merkmal enthält. 36 Eine Alternative zu dieser Sicht, die auf der Voraussetzung beruht, daß Spanisch und Polnisch SVOSprachen sind, besteht darin, anzunehmen, daß eine Sprache schwache und starke NP-Merkmale realisieren kann, wie Chomsky (1992:44) es für das Arabische in Betracht gezogen hat, wo VSO und SVO Wortstellungen alternieren. Im Spanischen können Matrix-Deklarativsätze tatsächlich ebenfalls VSO und SVO Stellung aufweisen (vgl. Suñer 1994). VSO-Stellung und CC sollten demnach zusammen auftreten können (LaPolla 1988, Bsp. (13)) : (i) [loi + quierev] Maria tv [ti tomar] es will Maria zu-trinken 'Maria will es trinken.' Überdies ist VSO-Stellung auch in eingebetteten Sätzen möglich (Zubizarreta 1992). Die Annahme, im Spanischen können optional schwache NP-Merkmale (z. B. von Tns) realisiert sein, ist allerdings insofern problematisch, als daß NP-Bewegung des eingebetteten Subjekts in Anhebungskonstruktionen obligatorisch ist (Plann 1986, Fn. 9): (ii)a. * No parece [Patricia tener hambre] Patricia no parece [t tener hambre] b. 'Patricia scheint nicht hungrig zu sein.' Ich nehme weiter an, daß Bewegung nach AgroP im Polnischen und Spanischen auf LF erfolgt (vgl. auch Fn. 17), und daß (optionale) Extraposition in (11c) und (13b) stattgefunden hat.
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(10) b. * daß
[dieses Auto]i
jemand
Tom [ PRO ti zu waschen] zusicherte
(12) b. * Marek [te ksiaιzkeι ]i obiecal/ Joli [ PRO przyniesc´ ti] Marek dieses Buch versprach Joli zu-bringen 'Marek versprach Joli, dieses Buch zu bringen.' aconseja [PRO (14) a. * Loi es (er)rät 'Er rät Juan, es zu tun.' b. * Sej loi aconseja [PRO ihm es (er) rät
hacer ti ] a Juan zu-tun Juan hacer ti ] tj zu-tun
In diesen Beispielen bleibt die eingebettete AgroP folglich in-situ, und CC bzw. LS ist ausgeschlossen. Die Fragen A. und B. aus Abschnitt 5.1 sind somit beantwortet.37 Im folgenden betrachte ich weitere Konstruktionen, in denen CC und LS unmöglich bzw. möglich sind. Es wird sich zeigen, daß die hier vorgeschlagene Analyse ebenfalls für diese Phänomene eine natürliche Erklärung liefert.
5.3.5 CNPC-Effekte, faktive Inseln und korrelateingeleitete Infinitive Es muß erklärt werden, warum LS und CC sensitiv für CNPC-Effekte sind. In den folgenden Beispielen ist das Matrixverb ein Inkorporationsverb: (87) a. daß jemand Tom [NP das Vorhaben [das Auto zu reparieren]] erlaubte b. * daß [das Auto]i jemand Tom [NP das Vorhaben [ti zu reparieren]] erlaubte (88) a.
Marek pozwolil/ [ na zamiar [ naprawienia samochodu]] Marek erlaubt Präp. den-Plan zu-reparieren den-Wagen ti ] b. * Marek [samochodu]i pozwolil/ na zamiar [ naprawienia Marek den-Wagen erlaubt Präp. den-Plan zu-reparieren
Juan permitió [NP el proyecto Juan erlaubte den Plan b. * Juan loi permitió [NP el proyecto Juan es erlaubte den Plan
(89) a.
[para Präp. [para Präp.
Tomkowi Tomkowi Tomkowi Tomkowi
reparar el coche]] a Maria zu-reparieren das Auto Maria reparar ti ]] a Maria zu-reparieren Maria
Damit lange Adjunktionsbewegung lizensiert ist, muß das nicht-finite Verb bzw. das Klitikum in der Agro-Position des Infinitivs das [+R]-Merkmal des finiten 37 Beispiele wie (i) sind somit nicht aus strukturellen Gründen ausgeschlossen, sondern weil sie für den Parser bei der Spurensuche (vgl. hierzu u. a. Cooper 1983, Engdahl 1985, Frazier 1987, Frazier und Clifton 1989, Stowe 1986) nicht-triviale Verarbeitungsschwierigkeiten mit sich bringen (die identische Situation liegt im Spanischen vor, vgl. Luján 1980): (i) ?*daß ihm ihr der Vater t [t zu helfen] erlaubt hat (ii) ? daß ihn ihr der Vater t [t zu besuchen] erlaubt hat
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Inkorporationsverb erhalten können. Dies ist in den oben angeführten (b)-Beispielen wegen (38) nicht möglich, weil der N-Kopf, der den Infinitiv selegiert, bedingt durch (27i) eine Minimalitätsbarriere errichtet. Da Merkmals-Transfer durch die NP-Barriere blockiert wird, ist CC in (89) genauso wie LS in (87-88) in Übereinstimmung mit den Ökonomieprinzipien bzw. wegen des ECP nicht möglich. Die AgroP des Infinitivs bleibt in-situ und LS verletzt das ECP. Statt dessen besteht die Möglichkeit, daß das finite Verb das [+R]-Merkmal an N transferiert, was zur Folge hat, daß V und N nicht länger distinkt sind. Dies reicht allerdings nicht aus, um die lange Adjunktionsbewegung aus dem Infinitiv zu lizensieren. Der Barrierencharkter des Infinitivs ist hierdurch noch nicht aufgehoben. Die einzige Möglichkeit bestünde darin, daß N das ererbte [+R]-Merkmal weiter transferiert, wodurch AgroP-nach-Spec CP im Infinitiv ausgelöst werden würde. Das Clitic würde overt (und Agro im Deutschen und Polnischen auf LF in (87-88)) in die nächste funktionale Kopfposition im Matrixsatz wandern. CC und LS sollten nun aus komplexen NPs möglich sein. (35) schließt aber aus, daß die Weitervererbung eines ererbten [+R]-Merkmals möglich ist. (35)
Ein Kopf X, der sein [+R]-Merkmal nicht durch Adjunktionsbewegung checken kann, perkoliert es an einen anderen Kopf Y. Ein Kopf Y, der ein [+R]-Merkmal über Merkmals-Transfer erhält, kann das Merkmal nicht weiter transferieren. (Er muß sich bewegen (s. 34)).
Das Matrixverb kann daher sein [+R]-Merkmal nicht in die Infinitive (87-89) transferieren. Folglich sind die Infinitive Barrieren für lange Adjunktionsbewegung. Diese Begründung liefert ferner eine Erklärung dafür, daß faktive Verben wie bedauern (zu einigen Beispielen, vgl. Grewendorf und Sabel 1994) oder beklagen weder LS im Deutschen noch im Polnischen zulassen. Ihre Pendants lamentar 'bedauern' und deplorar 'beklagen' blockieren ebenfalls CC im Spanischen (Bordelois 1978, Luján 1980). Kiparsky und Kiparsky (1971) haben vorgeschlagen, daß die Struktur von Sätzen wie Ich bedauere, ihn beleidigt zu haben parallel zur Struktur von Ich bedauere die Tatsache, ihn beleidigt zu haben ist. Das faktive Verb selegiert im ersten Fall eine NP mit (phonetisch) leerem Kopf. Das subkategorisierte Infinitivkomplement befindet sich dann in diesen Konstruktionen in der Komplementposition des N-Kopfes: (90)
VP Barriere --------- NP N
V CP
Übernimmt man die Analyse von Kiparsky und Kiparsky, dann läßt sich die Erklärung für lange Adjunktionsbewegung in (87-89) ebenfalls auf die Unmöglichkeit von CC und LS aus Infinitiven übertragen, die von faktiven Verben eingebettet sind.
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Aus dem gleichen Grund ist ferner [+R]-Merkmals-Transfer an den Agro-Kopf in korrelateingeleiteten Infinitiven unmöglich, die transparent sind, wenn die PP nicht realisiert wird (zu entsprechenden Fällen im Spanischen, vgl. Appendix I): (91) a. * weil den Wagen jemand ihm [PP dazu [CP t zu waschen]] riet b. weil den Wagen jemand ihm [CP t zu waschen] riet (92) a. * weil den Hans jemand [darauf [t zu überzeugen]] hoffte b. weil den Hans jemand [t zu überzeugen] hoffte (91'a, 92'a)
VP
Barriere --------- PP
V
P
CP
Nur wenn die PP nicht realisiert ist, kann das Matrixverb sein [+R]-Merkmal in den Infinitiv transferieren. AgroP-nach Spec CP erfolgt daher nur in (91b) und (92b). Agro erhält das [+R]-Merkmal des finiten Verbs und der Infinitiv ist transparent für LS. Die Erklärung für die Unmöglichkeit von LS aus komplexen NPs und korrelateingeleiteten Infinitiven hat also den gleichen Charakter wie die Erklärung für die Unmöglichkeit von Inkorporation aus NPs, die in PPs eingebettet sind (Baker 1988b:85, Baker und Hale 1990). (44)
* Ne tutula tagata a au [PP ke he [NP tN]] Prät.-sprechen-Leute Abs-ich mit 'Ich habe Leute-gesprochen mit.'
(44')
*
VP
V V
PP N P
NP tN
In diesem Beispiel ist Inkorporation von N ausgeschlossen, weil N in der Basisposition das [+R]-Merkmal von V laut (38) nicht erben kann. Der P°-Kopf interveniert zwischen beiden Köpfen und errichtet seine maximale Projektion entsprechend (27i) als Barriere für den Merkmalstransfer. Da N° das [+R]-Merkmal von V nicht erhalten kann, verletzt Nnach-V Last Resort. Überdies verletzt diese Bewegung wegen der intervenierenden PPBarriere das ECP.
5.3.6 W-Inseln
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Kapitel 5
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Die Betrachtung von transparenten Infinitiven im Zusammenhang mit W-Inselphänomenen liefert weitere Evidenz für die hier entwickelte Analyse. Unter den Voraussetzungen, daß Kontrollinfinitive CPs sind, und daß weder LS noch Clitic Climbing Spec CP als Zwischenlandeposition benutzen können, sollte lange Adjunktionsbewegung aus Infinitiven nicht (prinzipiell) durch W-Inseln blockiert werden. Eine W-Phrase in AgroP, die sich in der Spec CP-Position eines transparenten infinitivischen Komplements befindet, sollte in Folge von AgroP-Pied-Piping Inkorporation nicht blockieren können. Wenn das Matrixverb, das ein [+W]-Komplement selegiert, ein Inkorporationsverb ist, sollten CC und LS aus dem Infinitivkomplement heraus möglich sein. Diese Vorhersage wird durch Daten aus dem Spanischen (93) und Polnischen (94) bestätigt (LaPolla 1987): (93) (94)
Yo lei sé [CP [AgroP ti quék [VP decir tk pro]] PRO tAgroP] Ich ihm weiß was zu-sagen Ja [ ten samochód]i nie wiem [CP [AgroP komu ti' podarowac´ ti] Ich diesen Wagen nicht weiß wem zu-geben PRO tAgroP ]
Es sei noch einmal an die Diskussion in Kapitel 4 erinnert, in deren Verlauf darauf hingewiesen wurde, daß Sätze dieses Typs ein Problem für Analysen darstellen, bei denen davon ausgegangen wird, daß die non-finiten Komplemente von Restrukturierungsverben aufgrund von Selektion oder Knotentilgung VPs oder IPs sind. In Kapitel 8 wird ferner gezeigt, warum das Deutsche keine W-Infinitive besitzt. Aus den dort erwähnten Gründen läßt sich die Prognose, daß W-Phrasen im Infinitiv Restrukturierung nicht aus prinzipiellen Gründen blockieren, anhand des Deutschen nicht überprüfen.
5.3.7 Subjektsätze Die folgenden Daten aus dem Spanischen und Deutschen belegen, daß Subjektsätze Inseln für LS und CC sind:38 (95)
* Gestern hat den Hundj jemanden
beschäftigt [ tj einzufangen]
(96)
* Me loi importa [ hacer ti bien] mir es wichtig-ist zu-machen gut
(Luján 1980:402)
Bei der Herleitung des Inselstatus der Subjektsätze (95-96) muß berücksichtigt werden, daß Subjekte nicht prinzipiell Inseln für Inkorporation sind. Es wurden bereits Beispiele von Inkorporation aus der Subjektposition diskutiert (43, 45b). Wie kann man erklären, daß Inkorporation in diesen Beispielen, nicht aber in (95-96) möglich ist? Mehrere 38 Nicht-finite Subjektsätze im Polnischen haben die Form von Gerundivkonstruktionen (Zabrocki 1981:70). LS aus ihnen ist unmöglich: (i) irytuje mnie [mycie zeι bów] '(Meine) Zähne zu waschen, irritiert mich.' (ii) * [zeι bów]i irytuje mnie [mycie ti ]
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Autoren (vgl. u. a. Stowell 1981, Safir 1985, Grewendorf 1988, 1989) haben aus teilweise unterschiedlichen Gründen angenommen, daß Subjektsätze im Laufe der Derivation obligatorisch in eine Adjunktionsposition bewegt werden.39 Da dies nur für CPs gelten kann, hat man einen Unterschied zwischen (43, 45b) und (95-96) konstruiert. Auf die Beispiele (97a-b) übertragen, hieße das, "vacuous" Scrambling ist obligatorisch: (97) a. Gestern hat jemandeni [den Hund einzufangen]j [VP tj ti beschäftigt] b. * Gestern hat den Hundj jemandeni [tj einzufangen]j [VP tj ti beschäftigt] Man könnte nun weiter sagen, daß (unabhängig davon, was der genaue Grund für diese obligatorische Bewegung in eine Adjunktionsposition ist) man von Infinitiven, die sich in Adjunktionsposition befinden, erwartet, daß sie sich wie basisgenerierte Adjunkte oder basisgenerierte Argumente verhalten, die in einer Projektion enthalten sind: CC und LS kann generell nicht aus ihnen erfolgen. Das Problem mit der Erklärung besteht darin, daß sie nicht ausschließt, daß Inkorporation von NP-Subjekten (abstrakt oder overt) in allen Sprachen erfolgen kann, was bedeuten würde, daß in sämtlichen Sprachen generell Extraktion aus Subjekt-NPs grammatisch sein sollte. Man weiß aber, daß in den meisten Sprachen diese Extraktion unmöglich ist. Ferner würde man erwarten, daß Subjektsätze in jeder Sprache Inseln für Scrambling sind. Daß auch dies nicht zutrifft, belegen die einschlägigen Beispiele aus dem Japanischen (vgl. Saito 1994). Die Ungrammatikalität von (95-96) muß deshalb einen anderen Grund haben. Ich nehme daher an, daß sich Sprachen hinsichtlich ihrer VPStruktur voneinander unterscheiden können. Wenn man davon ausgeht, daß das Subjekt im Deutschen und Spanischen (im Gegensatz zum Bretonischen, (45)) in einer VP-Schale (VP2, vgl. (77)) basisgeneriert wird, kann wegen (38) das finite Verb, das in VP1 basisgeneriert wird, sein [+R]-Merkmal nicht an die VP-interne Subjektposition transferieren, weil sich das Subjekt nicht in der Domäne von V1 befindet. CC und LS können daher in diesen Sprachen nicht aus infinitivischen Subjektsätzen erfolgen.
5.4 Weitere Restrukturierungsphänomene 5.4.1 Remnant-Movement 39 Am verbreitetsten ist die Auffassung, daß Stowells (1981) Case Resistance Principle (CRP) dafür verantwortlich ist. Aus dem CRP folgt, daß Sätze nicht in Kasuspositionen stehen können. Die generelle Behauptung, daß CPs nicht in Positionen stehen können, denen Kasus zugewiesen wird, ist allerdings zu stark. In Hoekstra (1984a, 1984b), Yim (1985), Plann (1986) und Weerman (1989) werden eine Reihe von Gegenbeispielen diskutiert, die empirische Probleme für das CRP darstellen. Allerdings liegt bei allen diesen Gegenbeispielen eine Konfiguration vor, in der Sätze als Komplemente von kasuszuweisenden lexikalischen Kategorien wie A, P und N (in den Sprachen wie dem Niederländischen, Deutschen oder Spanischen, wo N Kasus zuweisen kann) vorkommen. Diese Fälle sind im gegenwärtigen Zusammenhang nicht relevant. Man könnte annehmen, daß das CRP korrekt ist, was die Zuweisung von strukturellem Kasus in Spec AgrP anbelangt, und daß sich Subjektsätze nach Spec Agrs (wegen des EPP) bewegen müssen, dort aber nicht stehen bleiben können und daher in eine IP Adjunktionsposition bewegt werden müssen.
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Kapitel 5
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Bei Remnant-Topikalisierung handelt es sich insofern um ein weiteres Restrukturierungsphänomen, als diese Bewegung ausschließlich möglich ist, wenn das Matrixverb ein Inkorporationsverb ist. Remnant-Movement Konstruktionen sollten daher weitere Evidenz für die vorgestellte Erklärung liefern. Das Phänomen läßt sich folgendermaßen beschreiben. Ein Infinitiv, aus dem Scrambling stattgefunden hat, kann in die satzinitiale Position bewegt werden wie in (98-99), wobei die Spur des gescrambelten Elements in der bewegten Konstituente nach der Bewegung ungebunden ist.40 (98) [ umyc´ ti ]j ktos´ próbowal/ [ ten samochód]i tj zu-waschen jemand versuchte diesen Wagen (99) [ti zu waschen]j hat jemand [dieses Auto]i Tom tj versprochen Man beachte, daß Ungrammatikalität resultiert, wenn der Remnant-Infinitiv selbst gescrambelt wird, also in eine Adjunktionsposition bewegt wird: (100) * ktos´ [ umyc´ ti ]j próbowal/ [ ten samochód]i tj jemand zu-waschen versuchte diesen Wagen [ dieses Auto]i Tom tj versprochen hat (101) * daß [ti zu waschen]j jemand Zum Vergleich seien noch einmal die folgenden Beispiele aus Abschnitt 1 angeführt ((102, 103)=(5b, 4b)): (102) (103)
ti ] Ktos´ [ ten samochód]i próbowal/ [ umyc´ jemand diesen Wagen versuchte zu-waschen daß [dieses Auto]i jemand Tom [PRO ti zu waschen] versprochen hat
Da LS ausschließlich aus Infinitiven erfolgen kann, die von Inkorporationsverben eingebettet sind, ist es nicht überraschend, daß Konstruktionen wie (98-99) nur mit Inkorporationsverben möglich sind. Lediglich Verben, die ein [+R]-Merkmal realisieren können, lassen Derivationen wie (102-103) zu, die wiederum Input für Derivationen vom Typ (98-99) sind.41 Warum sind dann aber (100-101) im Gegensatz zu (98-99) ungrammatisch? Die Beispiele (98-103) zeigen eine klare Asymmetrie zwischen Infinitiven, die in einer von V' bzw. VP inkludierten Basisposition stehen (102-103) (=(104c)), und Infinitiven, die sich in Spec CP bzw. in einer von CP inkludierten Position befinden (98-99) (=(104b)), einerseits und Infinitiven in adjungierter Position (100-101) (=(104a)) andererseits. Nur im letzten Fall ist der Remnant-Infinitiv in einer Kategorie enthalten, und zwar in der Kategorie, an die er adjungiert ist: 40 Im Spanischen ist die entsprechende Remnant-Topikalisierung unmöglich, vgl. hierzu die Diskussion in Abschnitt 5.5. Die Grammatikalität der Beispiele (98-99) liefert indirekte Evidenz dafür, daß das ererbte [+R]-Merkmal an Agro im Deutschen und Polnischen tatsächlich schwach ist. Wäre es stark, müßte sich Agro in der overten Syntax in den Matrixsatz bewegen. In (98-99) wäre dann die AgroSpur in der topikalisierten Konstituente ungebunden, was eine ECP-Verletzung zur Folge hätte. 41 Die folgenden aus (13-14) abgeleiteten Beispiele von Remnant-Topikalisierung sind daher im Unterschied zu (98-99) ungrammatisch: (i) * [[ti zuwaschen]j [hat [diesesAuto]i jemand Tom tj ermuntert]] (ii) * [gotowac´ t i]j Marek nauczyl/ [bigos]i Tomka tj zu-kochen Marek lehrte Bigos Tomka
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(104) a.
*α
b.
c.
CP
γj
γj
α
ti' ti Agro+R
NPi...tj VR...
C'
ti' ti Agro+R ...NPi...tj VR...
VP
γj
VR
ti' ti Agro+R
Zweifellos würde eine ideale Erklärung für den Kontrast auf unabhängig motivierte Mechanismen rekurrieren und darauf verzichten, eine neuartige Beschränkung zu postulieren. Im Unterschied zu den bisher betrachteten Infinitiven, die sich in einer basisgenerierten Adjunktionsposition befinden, und insofern per se Barrieren für Merkmals-Transfer (und X°-Bewegung bzw. Scrambling) sind, werden gescrambelte Remnants erst durch die Bewegung in eine Adjunktionsposition opak. Das heißt aber, daß eine Kategorie bzw. ein Infinitiv den Barrierencharakter auch im Laufe der Derivation erlangen können muß. Um diese Asymmetrie zwischen Remnant-Scrambling und Remnant-Topikalisierung im Deutschen und Polnischen erklären zu können, gehe ich von der folgenden Annahme aus (vgl. Grewendorf und Sabel 1994): Der Barrierenstatus [± Barriere] einer bewegten Kategorie, die eine Spur enthält, wird an jedem Schritt der Derivation berechnet und bleibt nach Rekonstruktion auf LF erhalten. Die Idee hierbei ist, daß die Barrierentheorie den gesamten Verlauf einer Derivation überwacht. Die Remnants in (98-101) können somit zwar auf LF rekonstruiert werden, und die gescrambelten NPs können ihre Spuren nach der Rekonstruktion auch ckommandieren, aber die Anwendung der Barrierentheorie (27) auf (100-101) weist sie im Gegensatz zu den Remnants in (98-99) an einem Schritt der Derivation als Barrieren aus, was zur Folge hat, daß das [+R]-Merkmal an dem Agro-Kopf, der sich in γ befindet, "gelöscht" wird. Infolge dieses Prozesses wird γ zu einer Barriere zwischen der gescrambelten NP und ihrer Spur. Den Remnants in (100-101) wird daher im Gegensatz zu den Infinitiven (98-99) ein Barrieren-Merkmal zugewiesen, das erhalten bleibt, wenn der Infinitiv auf LF rekonstruiert wird. Nachdem Rekonstruktion erfolgt, c-kommandieren die gescrambelten NPs in (98-101) ihre Spur. Da die Remnants in (100-101) das Barrieren-Merkmal aufweisen, nicht aber die Remnants in (98-99), und weil Argumentspuren gemäß meiner Annahme aus Kapitel 2 auf LF antezedens-regiert sein müssen, verletzt die Scrambling-Spur ti' in (98-99) (=(104a)) das ECP, nicht aber die Scrambling-Spur in (100-101) (=(104b)). Den Barrierenmarkierungs-Mechanismus, der ein dynamisches Operieren der Barrierentheorie voraussetzt und die Kontraste (98-103) herzuleiten gestattet, werde ich in Kapitel 7 anhand weiterer Beispiele diskutieren. Der theoretische Status dynamischer Lokalitätsbeschränkungen wird ferner in Kapitel 7 anhand der Bindungstheorie untersucht und motiviert werden. Im vorliegenden Zusammenhang will ich lediglich darauf verweisen, daß ein gescrambelter, nicht aber ein topikalisierter Remnant gemäß der Barrierentheorie auf der S-Struktur zu einer Barriere zwischen einer gescrambelten NP und ihrer Spur wird.
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An dieser Stelle fasse ich die wichtigsten Ergebnisse der vorangegangenen Diskussion zusammen. Anhand der Beispiele aus dem Polnischen, Deutschen und Spanischen haben wir gesehen, daß sprachübergreifend lange Adjunktionsbewegung durch Inkorporation, die Ökonomieprinzipien und die barrierentheoretisch essentiellen strukturellen Begriffe Enthalten-Sein und Dominanz lizensiert bzw. determiniert wird. In Konstruktionen mit Inkorporationsverben, die 1. Infinitive ohne zusätzliches Argument, 2. Infinitive und eine zusätzliche Dativ-NP, oder 3. ein [+W]-Komplement selegieren, ist ebenso wie in 4. Remnant-Topikalisierungs-Konstruktionen, der Infinitiv von jeder Projektion inkludiert, die ihn dominiert. Daher ist Inkorporation möglich, oder die Inkorporationsbeziehung bleibt erhalten wie im Fall von topikalisierten Remnants. 5. Matrix-Akkusativ-NPs und 6. verschiedene Adverbien blockieren LS und CC aus den gleichen Gründen, aus denen diese Bewegungen aus 7. basisgenerierten Adjunktsätzen unmöglich ist. Das abhängige Element der Inkorporationsbeziehung, das Klitikum im Spanischen bzw. Agro im Deutschen und Polnischen, ist in einer Projektion enthalten, was Inkorporation unmöglich macht. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, daß in Folge der Derivation eine Konfiguration entsteht, die eine vorliegende Inkorporationsrelation zerstört, wie im Fall der betrachteten 8. Remnant-Scrambling Beispiele. Wiederum ist es eine Adjunktionsposition, in die der Infinitiv bewegt wird, und die für die Opazität des Infinitivs verantwortlich ist. Daß Restrukturierung mit 9. Subjektsätzen ausgeschlossen ist, habe ich darauf zurückgeführt, daß sich die Subjektposition nicht in der Domäne des merkmals-realisierenden Verbs befindet. Die Unmöglichkeit von 10. Restrukturierung aus komplexen NPs und 11. korrelateingeleiteten Infinitiven wurde darauf zurückgeführt, daß die zwischen dem Matrixverb und dem Infinitiv intervenierende NP- bzw. PP-Barriere Merkmals-Transfer unmöglich macht, während die Tatsache, daß 12. nicht alle Infinitive transparent sind, die in einer inkludierten (also nicht adjungierten) Basisposition generiert werden, auf die Präsenz vs. Absenz des [+R]-Merkmals im lexikalischen Eintrag der betreffenden Verben zurückgeführt wurde. In dem nun folgenden Teil soll untersucht werden, ob sich weitere Restrukturierungsphänomene auf der Grundlage der vorgestellten Analyse erklären lassen.
5.4.2 Langes Passiv Kontrollinfinitive erlauben langes Passiv (vgl. Höhle 1978, Haider 1986b, 1992, Fanselow 1989), wenn sie als Schwester von V basisgeneriert und von Restrukturierungsverben selegiert werden. Dies gilt für das Spanische und Deutsche gleichermaßen. In Abschnitt 5.3.1 habe ich dieses Phänomen bereits erwähnt, um zu zeigen, daß [+R]Realisierung, [+R]-Merkmals-Transfer und anschließendes Clitic Climbing erfolgen müssen, damit lange NP-Bewegung lizensiert ist. Die relevanten Daten sind hier noch einmal aufgeführt (Aissen und Perlmutter 1983, Bsp. (P41, 71-72, 74): (105) a.
se lesi quieren [CP[AgroP tj' ti Estas casasj Diese Häuser man ihnen will a los generales] PRO tAgroP] den Generalen
alquilar tj vermieten
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b. *Estas casasj se a los generales]]
quieren [CP PRO [AgroP tj' alquilarv+les tv tj
a los Estos librosj se lesi empezaron a [CP [AgroP tj' ti vender tj Diese Bücher man ihnen begann zu verkaufen den estudiantes] PRO tAgroP] Studenten b. *Estos librosj se empezaron a [CP PRO [AgroP tj' venderv+les tv tj a los estudiantes]]
(106) a.
(107) a.
Estas paredesj lesi están siendo terminadas de [CP[AgroP tj' ti pintar tj Diese Wände ihnen sind werdend beendet anzustreichen a los dueños] PRO tAgroP ] den Besitzern b. *Estas paredes están siendo terminadas de [CP PRO [AgroP tj' pintarv+les tv tj a los dueños]]
Die Realisierung des [+R]-Merkmals in (105a, 106a, 107a) löst CC aus. Dadurch, daß das Klitikum "auf dem Rücken" des Matrixverbs nach Agrs wandert, erhalten alle X°-Positionen im Matrixsatz, durch die sich das Verb bewegt, das [R]-Hyperskript, und die Spur des lang bewegten Objekts erfüllt das ECP. In (105b, 106b, 107b) haben die Matrixverben das [+R]-Merkmal nicht realisiert, (AgroP-nach-Spec CP und) CC erfolgt somit nicht, was zur Folge hat, daß sämtliche X°-Positionen im Matrixsatz distinkt von den Köpfen im eingebetteten Satz sind. Die Spur des lang bewegten Objekts verletzt daher das ECP. 42 Wenden wir uns nun dem Phänomen im Deutschen zu. Für langes Passiv im Deutschen gelten die gleichen Restriktionen wie im Spanischen. Lange NP-Bewegung ist nur aus Infinitivkomplementen möglich, die von Inkorporationsverben selegiert und als Schwester von V basisgeneriert werden. In (108) realisiert das Matrixverb das [+R]-Merkmal, weshalb AgroP-nach-Spec CP erfolgt: (108) a. daß der Wageni [CP [AgroP ti' ti zu reparieren] PRO tAgroP] versucht wurde b. daß der Artikeli ihm [CP [AgroP ti' ti zu lesen] PRO tAgroP] empfohlen wurde c. daß der Erfolgi den Siegern [CP[AgroP ti' ti auszukosten] PRO tAgroP] erlaubt wurde (ebenso weil der Urteilspruch dem Richter auszusprechen überlassen wird) 42 Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die Tatsache, daß das Klitikum in Auxiliar+Partizipkomplexen im Spanischen obligatorisch am Auxiliar erscheint (107a) (lo he dicho es (ich) habe gesagt), kein Problem für diese Analyse darstellt. Da ich davon ausgehe (vgl. Fn. 25), daß ein Auxiliar+Partizipkomplex die zugrundeliegende Struktur [AgroP [VP3 Aux [VP2 Subjekt [VP1 Objekt Partizip]]]] aufweist, adjungiert das Auxiliar auf seinem Weg nach Agrs an das Klitikum in Agro. Unabhängig hiervon ist die Frage, unter welchen Bedingungen das Partizip im Spanischen adjazent zum Auxiliar haber 'haben' sein muß. Laut Suñer (1987) sind hierfür phonologische Beschränkungen relevant.
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Der [+R]-Merkmals-Transfer vom passivierten Matrixverb an die Agro-Position im Infinitiv in den (a)-Beispielen (105-107) und (108) hat den Effekt, dem eingebetteten Agro-Kopf die Fähigkeit zur Kasuszuweisung über Spec Head Agreement zu rauben (oder alternativ diesen Kopf der Möglichkeit zu berauben, den Kasus des eingebetteten NPObjekts zu checken). Das [+R]-Merkmal an dem passivierten Matrixverb "absorbiert" also obligatorisch den strukturellen Kasus der lexikalischen NP im Infinitiv. NP-Bewegung ist daher in Beispielen wie (105-107) und (108), in denen das Matrixverb ein [+R]-Merkmal realisiert, obligatorisch. Aus dieser Behauptung ergeben sich einige interessante Prognosen. Unter der Hypothese, daß die Realisierung des [+R]-Merkmals optional ist, sollte es zunächst den Konstruktionstyp geben, bei dem das Matrixverb zwar passiviert ist, lange NP-Bewegung aber nicht stattfindet: (109) a. daß pro [CP PRO [AgroP den Wagen zu reparieren]] versucht wurde b. daß pro ihm [CP PRO [AgroP den Artikel zu lesen]] empfohlen wurde c. daß pro den Siegern [CP PRO [AgroP den Erfolg auszukosten]] erlaubt wurde In diesen Fällen bleibt die AgroP in-situ, weil das Matrixverb das [+R]-Merkmal nicht realisiert hat. Die Fähigkeit des eingebetteten Agro-Kopfes, strukturellen Kasus zuzuweisen oder zu checken, wird daher nicht affiziert. Wenn das [+R]-Merkmal in diesen Beispielen nicht realisiert ist, und AgroP daher in-situ bleibt, sollte LS nicht erfolgen können: (110) a. *daß [den Artikel]i dem Studenten [CP PRO [AgroP ti' ti zu lesen]] empfohlen wurde b. *daß [den Erfolg]i den Siegern [CP PRO [AgroP ti' ti auszukosten]] erlaubt wurde c. *daß [den Keller]i dem Nachmieter [CP PRO [AgroP ti' ti auszuräumen]] versprochen wurde Da LS in (110) unmöglich ist bzw. das ECP verletzt, ist es nicht überraschend, daß der Infinitiv nicht topikalisiert werden kann:43 (111) a. *[[CP PRO [AgroP ti' ti zu reparieren]] versucht]j wurde [den Wagen]i nicht tj b. *[CP PRO [AgroP ti' ti zu reparieren]]j wurde [denWagen]i nicht tj versucht (112) a. *[[CP PRO [AgroP ti' ti auszukosten]] erlaubt]j wurde den Siegern [den Erfolg]i nicht tj b. *[CP PRO [AgroP ti' ti auszukosten]]j wurde den Siegern [den Erfolg]i nicht tj erlaubt 43 Aus diesem Grund ist auch LS aus der extraponierten Variante (ib) von (110a) im Unterschied zu (ic) ungrammatisch: (i) a. daß versucht wurde [den Wagen zu reparieren] b. * daß den Wagen versucht wurde [t' t zu reparieren] c. daß den Wagen jemand versuchte [t' t zu reparieren]
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(113) a. *[[CP PRO [AgroP ti' ti zu lesen]] empfohlen]j wurde dem Studenten [den Artikel]i tj b. *[CP PRO [AgroP ti' ti zu lesen]]j wurde dem Studenten [den Artikel]i tj empfohlen Andererseits sind die (111-113) entsprechenden Topikalisierungen möglich, wenn langes Passiv vorliegt, denn in diesem Fall hat Inkorporation bzw. [+R]-Merkmals-Transfer und AgroP-Bewegung stattgefunden: (114) a. [[CP [AgroP ti' ti zu reparieren] PRO] versucht]j wurde [der Wagen]i nicht tj b. [CP [AgroP ti' ti zu reparieren] PRO]j wurde [derWagen]i nicht tj versucht (115) a.
[[CP [AgroP ti' ti auszukosten] PRO] erlaubt]j wurde [der Erfolg]i den Siegern nicht tj b. [CP [AgroP ti' ti auszukosten]i PRO]j wurde [der Erfolg]i den Siegern nicht tj erlaubt
(116) a.
[[CP [AgroP ti' ti zu lesen] PRO] empfohlen]j wurde [der Artikel]i dem Studenten tj b. [CP [AgroP ti' ti zu lesen] PRO]j wurde [der Artikel]i dem Studenten tj empfohlen
Die topikalisierten Infinitive in der Spec CP-Position erhalten nicht das Merkmal [+Barriere], weil der eingebettete Agro-Kopf an keinem Schritt der Derivation von dem Matrixverb durch eine Barriere getrennt ist (vgl. Kapitel 7). Nach Rekonstruktion liegt daher Antezedens-Rektion der A-bewegten NP vor.
5.5 Unterschiede zwischen langem Scrambling und Clitic Climbing und die Ökonomie von Derivationen Bislang wurde gezeigt, daß CC und LS im Deutschen und Polnischen den gleichen Beschränkungen unterliegen. CC und LS ist aus den gleichen Umgebungen heraus möglich bzw. unmöglich. Die Annahme war, daß Klitika in Kontrollinfinitiven analog zum Agro-Kopf in den entsprechenden Infinitiven des Deutschen und Polnischen Köpfe sind, die das [+R]-Merkmal des Matrixverbs erben, und das ererbte Merkmal durch Adjunktion an einen funktionalen Kopf im Matrixsatz checken. LS im Deutschen und Polnischen erfolgt unabhängig von diesem Checking-Prozeß. In Konstruktionen mit LS ist der zum CC analoge Prozeß, das Checken des ererbten [+R]-Merkmals, ebenfalls mit dem Agro-Kopf des Infinitivs verbunden. Agro ist in diesen Sprachen hingegen im
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Kapitel 5
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Unterschied zum Spanischen ein LF-Affix, welches das ererbte [+R]-Merkmal des Matrixverbs durch LF-Adjunktion an einen (funktionalen) Kopf im Matrixsatz checkt. Sportiche (1990) und Roberts (1992) haben jedoch aufgrund der Tatsache, daß CC im Italienischen Partizip-Kongruenz auslöst, dafür argumentiert, daß CC tatsächlich lange XP-Bewegung gefolgt von X°-Bewegung des Kopfes der lang bewegten XP ist. Was den ersten Schritt der Bewegung, die XP-Bewegung, angeht, werden in den erwähnten Arbeiten zwei Möglichkeiten in Erwägung gezogen: LS bzw. NP-Bewegung in die Matrix Spec AgroP-Position. Bevor ich mich mit den Argumenten für die XP-Bewegungsanalyse von CC auseinandersetze, werde ich im folgenden zunächst die Argumente anführen, die für eine Kopfbewegungsanalyse sprechen. Die Unterschiede zwischen LS und CC werden offensichtlich, wenn man Konstruktionen mit mehrfach eingebetteten Infinitiven betrachtet. Klitika weisen andere Serialisierungsrestriktionen auf als gescrambelte Phrasen. Wenn man annimmt, daß CC obligatorische Kopfbewegung ist, die den Ökonomieprinzipien unterliegt, können diese Unterschiede hergeleitet werden. Betrachten wir zunächst einmal das Beispiel (117a), in dem jedes nicht-finite Verb mit einem Klitikum assoziiert ist (Aissen and Perlmutter 1983): (117) a. b. c. d. e.
Quiero [CP2 ich-will [CP2 [CP1 Quiero [CP1 Te2 lo3 quiero [CP2 [CP1 Te2 quiero [CP2 *[CP1 Lo3 quiero [CP2 [CP1
permitirte [CP3 hacerlo]]] erlauben-dirDat zu-tun-es permitirte lo3 [CP3 hacer t3]]] permitir t2 [CP3 hacer t3]]] permitir t2 [CP3 hacerlo]]] permitirte [CP3 hacer t3]]]
Die Verben in CP1 und CP2 lassen Restrukturierung zu, was man in (117b-c) sieht. Beide Klitika können einen komplexen Kopf bilden, der entweder in CP1 oder CP2 erscheint (117b-c). In (117d) sieht man, daß Bewegung des Klitikums te aus CP2 in den Matrixsatz erfolgen kann, wenn das Klitikum des zutiefst eingebetteten Infinitivs lo in CP3 verbleibt. (117f) zeigt, daß CC von lo das intervenierende Klitikum te nicht überspringen kann. Die folgenden Daten mit LS sind strukturell parallel zu (117). Vergleicht man die Beispiele (118b-e) und (119b-e), die aus (118a) bzw. (119a) abgeleitet sind, mit (117), dann zeigen sich Kontraste: (118) a. b. c. d. e.
[CP1 daß keiner wagte [CP2 dem Fritz zu erlauben [CP3 den Mann anzurufen]]] *[CP1 daß keiner wagte [CP2 den Mann3 dem Fritz zu erlauben [CP3 t3 anzurufen]]] [CP1 daß den Mann3 dem Fritz2 keiner wagte [CP2 t2 zu erlauben[CP3 t3 anzurufen]]] [CP1 daß dem Fritz2 keiner wagte [CP2 t2 zu erlauben [CP3 den Mann anzurufen]]] [CP1 daß den Mann3 keiner wagte [CP2 dem Fritz zu erlauben [CP3 t3 anurufen]]]
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(119) a. b. c. d. e.
daß niemand wagen würde [dem Sportler zu erlauben][auf den Erfolg anzustoßen] *daß niemand wagen würde [[auf den Erfolg]3 dem Sportler zu erlauben] [t3 anzustoßen] daß [dem Sportler]2 [auf den Erfolg]3 niemand wagen würde[t2 zu erlauben][t3 anzustoßen] daß [dem Sportler]2 niemand wagen würde [t2 zu erlauben][auf den Erfolg anzustoßen] daß [auf den Erfolg]3 niemand wagen würde [dem Sportler zu erlauben] [t3 anzustoßen]
Die Beispiele (b-e) in (118-119) sind zwar ausnahmslos schwer zu verarbeiten, aber nach längerer Meditation treten die Kontraste klar hervor. Entscheidend ist der Unterschied zwischen (117e) und (118e, 119e). Dieser Grammatikalitätsunterschied macht deutlich, daß es sich bei LS und CC um unterschiedliche Bewegungstypen handelt. Die Inakzeptabilität von (117e) deutet auf eine Verletzung von Relativierter Minimalität bzw. MCL hin, d. h. sie scheint eine Konsequenz der Tatsache zu sein, daß X°-Bewegung nicht die nächste potentielle Landeposition im Infinitiv CP2 auslassen darf. Für CC ist also eine Beschränkung relevant, die - wie bereits in Abschnitt 5.2.1 erwähnt - für langes Scrambling (118e, 119e) nicht gilt. Die Ungrammatikalität von (118b, 119b) macht deutlich, daß eine Beschränkung aktiv ist, derzufolge (overte) XP-Bewegung aus einem zu-Kontrollinfinitiv in einen zuKontrollinfinitiv im Deutschen unmöglich ist, wenn sich die Zielposition der betreffenden Bewegung im Infinitiv befindet. Die Gründe hierfür sind unklar, aber diese Beschränkung ist nicht spezifisch für das Deutsche. Sie gilt auch für Topikalisierung im Englischen und Spanischen. Hooper und Thompson (1973), Culicover und Wilkins (1984:71) haben darauf hingewiesen, daß Topikalisierung in einem Infinitiv nicht erfolgen kann. Sie kann auch nicht in einen Infinitiv erfolgen (im Gegensatz zu W-Bewegung): (120) a. *She tried [to order him [the car to fix t]] b. *She tried [the car to tell Bill [that he should fix t]] (vgl. They wondered who to believe [t' [t fixed the car ]], Coopmans 1990) Im Spanischen ist Topikalisierung wie im Englischen in finiten Sätzen möglich (Rivero 1977, 1980; Piera 1987; Zubizarreta 1992; vgl. aber auch Contreras 1991). In Infinitiven kann sie allerdings nicht erfolgen kann, worauf Piera (1987) hingewiesen hat. Die Annahme, in (117b) habe an einem Schritt der Derivation overte XP-Bewegung stattgefunden, ist also problematisch. Die Geltung der erwähnten Beschränkung liefert auch den Grund dafür, daß (118f, 119f) ausgeschlossen sind. Sie kann aber nicht für den Kontrast zwischen (117b) und (117f) verantwortlich sein: (118) f. *[CP1 daß dem Fritz2 keiner wagte [CP2 den Mann3 t2 zu erlauben [CP3 t3 anzurufen]]]
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(119) f. *daß [dem Sportler]2 niemand wagen würde [[auf den Erfolg]3 t2 zu erlauben][t3 anzustoßen] (117) f. *[CP1 Te2 quiero [CP2 permitir t2 lo3 [CP3 hacer t3]]] Ich will an dieser Stelle einmal die Frage außer acht lassen, wie die Ungrammatikalität von (117f) erklärt werden kann. Betrachten wir zunächst, wie (117e) im Rahmen der vorliegenden Analyse, derzufolge CC X°-Bewegung ist, ausgeschlossen werden kann. Da ich die Annahme gemacht habe, daß die Realisierung des [+R]-Merkmals von Restrukturierungsverben wie querer und permitir optional ist, müssen vier Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, unter denen dieser Satz ausgeschlossen sein muß: querer -R +R
permitir -R +R
* *
* *
Betrachten wir zuerst die Möglichkeit, daß in dem Beispiel *Lo quiero permitirte hacer ausschließlich permitir das [+R]-Merkmal realisiert. (121a) repräsentiert ein Stadium der Derivation von (117e), bevor CC erfolgt. Permitir hat das [+R]-Merkmal an das Klitikum in AgroP3 transferiert. AgroP3 ist nach Spec CP bewegt worden: (121) a. I. querer/permitirR ... AgroP1 Agro' Agro
VP V
CP2
quiero
C' PRO AgroP2 Agro' te
VP permitirR CP3 AgroP3
C'
Agro' lo+R
tAgrP3 VP hacer
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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In (121a) transferiert permitir das [+R]-Merkmal an das Klitikum lo, das an den nächsten funktionalen Kopf, den Kopf von AgroP2, adjungieren muß, um das ererbte Merkmal zu checken. Warum ist (117e) unter dieser Voraussetzung ausgeschlossen? Wenn wir annehmen, daß lo in der Derivation von (117e) in die nächste funktionale X°-Position Agro2 (den Kopf von AgroP2) wandert, um das ererbte [+R]-Merkmal zu checken, verletzt weitere Bewegung nach Agro1 Last Resort. Die Bewegung ist ausgeschlossen, weil lo bereits das von permitir ererbte [+R]-Merkmal gecheckt hat. Überdies verletzt diese Derivation die Adjunktionsbeschränkung. Eine alternative Ableitung, bei der lo in einem Schritt aus AgroP3 an den Kopf von Agro1 bewegt wird, ist ebenfalls ausgeschlossen, obwohl lo das ererbte [+R]-Merkmal durch Adjunktion an Agro1 checken kann. Aus Minimize Chain Links folgt (und auch aus dem ECP, weil AgroP2 eine Barriere für diese Bewegung ist), daß lo den Agro2 Kopf nicht überspringen kann. Wenn also ausschließlich permitir das [+R]-Merkmal realisiert, muß lo nach AgroP2 wandern und in Agro2 bleiben. Nachdem das Klitkium lo an Agro2 bewegt wird, erfolgt Verbbewegung. Daher kann unter dieser Konstellation realisierter Merkmale nicht (117e), sondern ausschließlich eine Konstruktion abgeleitet werden: (117b) (Quiero permitirtelo hacer). (121b) repräsentiert die zweite mögliche Merkmals-Kombination. (121) b.
II. querer/permitir
AgroP1 Agro' Agro
VP V
quiero
CP2 PRO
AgroP2 Agro' te
VP permitir CP3 PRO AgroP3 Agro' lo
VP hacer
In (121b) haben weder querer noch permitir das [+R]-Merkmal realisiert. Warum ist (117e) unter dieser Voraussetzung ausgeschlossen? In diesem Fall erfolgt nicht AgroPnach-Top, und Bewegung des Klitikums lo wird nicht durch die Notwendigkeit ausgelöst,
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Kapitel 5
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ein (ererbtes) [+R]-Merkmal zu checken. Da lo kein [+R]-Merkmal zu checken hat, verletzt CC Last Resort (und zusätzlich das ECP). Unter diesen Umständen ist die einzige mögliche Derivation die, in der alle Klitika in ihrer Basisposition bleiben. Nachdem Verbbewegung erfolgt, erhalten wir (117a) (Quiero permitirte hacerlo). Wenden wir uns nun den verbleibenden zwei Möglichkeiten zu. Es muß noch ausgeschlossen werden, daß (117e) herleitbar ist, wenn ausschließlich querer das [+R]Merkmal realisiert (121c), und wenn querer und permitir das [+R]-Merkmal realisieren (121d). (121) c.
III. quererR/permitir
d. IV. quererR/permitirR
... AgroP1
... AgroP1
Agro' Agro
Agro' VP
Agro
quieroR CP2 AgroP2 Agro' te+R
VP quieroR CP2
C'
AgroP2
C'
Agro'
PRO tAgroP2 te+R
VP
PRO tAgroP2 VP
permitirRCP3
permitir CP3 C'
AgroP3
PRO AgroP3 lo
VP hacer
Agro' lo+R
C' PRO tAgroP3
VP hacer
Zunächst zu (121c). AgroP2 wandert nach Spec CP und querer transferiert sein [+R]Merkmal an das Klitikum te, den Kopf von AgroP2. In diesem Fall ist Bewegung von lo unmotiviert. Wieder verletzt lo-Bewegung das Ökonomieprinzip Last Resort, weil das Restrukturierungs-Merkmal nicht an den Kopf von AgroP3 transferiert wird. Die Bewegung des Clitics verletzt ferner das ECP. Wenn ausschließlich querer das [+R]-Merkmal realisiert, ist die einzig konvergente Derivation (117d) (Te quiero permitir hacerlo). Die letzte und komplizierteste Möglichkeit, die betrachtet werden muß, ist (121d). Wie kann (117e) ausgeschlossen werden, wenn querer und permitir das [+R]-Merkmal realisieren? AgroP-nach-Top erfolgt in beiden Infinitiven. Angenommen (117e) ist auf die folgende Weise abgeleitet. Lo adjungiert an te und lo bewegt sich weiter an den Kopf von AgroP1. Jeder Schritt der Derivation ist motiviert, denn lo hat zunächst das von permitir und anschließend das von querer ererbte [+R]-Merkmal gecheckt. Diese Derivation verletzt allerdings die Adjunktionsbeschränkung (Kapitel 3), die besagt, daß eine bewegte Kategorie im Laufe einer Derivation nur einmal adjungiert werden kann. Wenn sich lo in
Eine einheitliche Erklärung für langes Scrambling und Clitic Climbing
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einem Schritt nach Agro bewegt, verletzt die Bewegung des Klitikums Minimize Chain Links (und das ECP). Es gibt einen weiteren Grund dafür, daß (117e) bzw. die beiden erwähnten Derivationen ausgeschlossen sind. Querer transferiert sein [+R]-Merkmal an te, aber te hat sein [+R]-Merkmal nicht durch Adjunktion gecheckt. Unter der Voraussetzung, daß querer und permitir ihr [+R]-Merkmal realisieren, muß daher lo an te adjungieren, und anschließend muß sich das Clitic-Cluster nach Agro1 bewegen. Die einzig konvergente Derivation ist somit (117c) (Te lo quiero permitir hacer). Beispiel (117e) kann also im Rahmen der vorliegenden Analyse nicht hergeleitet werden. Kurzum: Es ist nicht zu erkennen, wie unter der XP-Bewegungsanalyse von CC die Beispiele (117a-e) hergeleitet werden. Wenn man aber CC als X°-Bewegung auffaßt, kann man ableiten, daß ausschließlich die Beispiele (117a-d) möglich sind. Man kann aber auch ableiten, daß die Beispiele (118a-e) und (119a-e) grammatisch sind. Wenn wagen und erlauben in (118) das [+R]-Merkmal realisieren und an den nächsten AgroKopf transferieren, liegt eine Repräsentation analog zu (121d) vor. Alle relevanten Köpfe sind miteinander koindiziert und LS erfüllt die im vorliegenden Zusammenhang einzig relevante Beschränkung: das ECP. Die Serialisierungsrestriktionen für Klitika legen also nahe, daß CC X°-Bewegung ist. Ein weiteres Argument betrifft das Verhalten der Negation. Kayne (1989b: 243) hat bereits darauf hingewiesen, daß X°-Bewegung im Gegensatz zu XP-Bewegung über die Negation (und über einen gefüllten C°-Kopf, s. u.) in den romanischen Sprachen unmöglich ist. In Kayne (1989b), Pollock (1989), Ouhalla (1990) und Chomsky (1991) wird dies darauf zurückgeführt, daß die Negation der Kopf einer NegP ist, der - wenn er von einem Kopf übersprungen wird - eine Barriere errichtet. Bewegung über die Negation stellt also eine Verletzung des HMC dar (Kayne 1989b, Bsp. (14)): (122) a.
Gianni vuole [ non vederli] Gianni will nicht sehen-sie b. *Gianni li vuole [ non vedere]
Erwartungsgemäß blockiert die Negation im Spanischen ebenfalls CC,: (123) a.
Quisiera [no verte] más 'Ich würde gerne dich nicht wiedersehen.' b. *Te quisiera [no ver ] más
Maria quiere [no cantarla] Maria will nicht zu-singen es.' b. *Maria la quiere [no cantar t]
(Luján 1980, Bsp. (6))
(124) a.
(Zagona 1981, Bsp. (8a))
Unter der Annahme, bei CC handele es sich um X°-Bewegung, lassen sich die Beispiele (123-124) folgendermaßen ausschließen. Suñer (1994:356) hat gezeigt, daß die Negation im Spanischen in einer Position oberhalb von T° basisgeneriert wird (125):
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Kapitel 5
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(125) ... NegP no
(126) ...
TP T
Neg
AgroP Agr
NegP
VP
no
... T
T
Agr lo
V
Die Negation im Spanischen ist ein Affix. Sie attrahiert das Verb. Nichts kann zwischen ihr und V° intervenieren. Überdies muß sie dem Verb vorangehen. In einem Satz wie Yo no lo quiero (Ich will es nicht) bewegt sich das Verb an das Clitic in Agro, und der komplexe Kopf wandert weiter (über T°) nach no (126). Das bedeutet aber, daß AgroP nicht mehr nach Spec CP bewegt werden kann, wenn das Matrixverb das [+R]-Merkmal realisiert, denn das Klitikum c-kommandiert nicht länger seine Spur.44 An dieser Stelle scheint die Analyse in ein Dilemma zu geraten. Da in Sprachen wie dem Deutschen LS ebenfalls durch [+R]-Merkmals-Transfer an den Agro-Kopf und anschließendes unsichtbares "LF-CC" lizensiert wird, sollte unter der Struktur (125) Restrukturierung durch die Negation blockiert werden. Lange XP-Bewegung aus einem Komplement-Infinitiv wird im Deutschen von der Negation jedoch nicht blockiert. Dies belegen sowohl Beispiele mit LS (127) als auch Fälle von langer A-Bewegung (128): (127) (128)
daß der Autor den Aufsatzi versucht hat [nicht ti' mit Verspätung ti einzureichen] daß der Aufsatzi [nicht ti' mit Verspätung ti einzureichen] versucht wurde
Die Erklärung für die Grammatikalität dieser Beispiele folgt allerdings sofort, wenn wir mit Webelhuth (1989) und Grewendorf (1990) davon ausgehen, daß die Negation im Deutschen im Unterschied zum Spanischen kein Kopf ist, der ein phrasenstrukturelles Komplement selegiert, sondern ein Adjunkt. Wegen (38) blockieren Elemente in Adjunktionsposition [+R]-Merkmals-Transfer bzw. AgroP-nach-Spec CP nicht, denn sie können keine Barriere errichten. Die Grammatikalität von (127-128) kann also korrekt hergeleitet werden. Diese Analyse kann ferner erklären, daß Skopus-Ambiguitäten ausschließlich auftreten, wenn sich die Satznegation in einem Infinitiv befindet, der von einem Restrukturierungsverb selegiert wird: (129) (130)
daß Hans [Maria nicht zu küssen] gewagt hat daß Hans [Maria nicht zu lieben] behauptet hat
44 Alternative Topikalisierungen, wie NegP-nach-Spec CP, TP-nach-Spec CP oder AgrsP-nach-Spec CP, die den Effekt haben könnten, daß Neg°, T° oder Agrs° das [+R]-Merkmal des Matrixverbs erbt, schließt das ECP aus, denn die Spur dieser Bewegungen verletzt laut (27i) das ECP (s. auch Fn. 23). Ich rekurriere hier also wieder auf den Gedanken, daß AgroP-Bewegung durch Spec-TP erfolgt.
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Lediglich in (129) liegt ambiger Negationsskopus vor. Mit weitem Negationsskopus hat der Satz die Lesart, wonach Hans nicht wagte, Maria zu küssen, während der Satz mit engem Negationsskopus bedeutet, daß Hans gewagt hat, Maria nicht zu küssen. Wenn kein Restrukturierungsverb vorliegt wie in (130), ist ausschließlich enger Negationsskopus möglich. Die Erklärung dafür, daß die erwähnten Optionen mit (129) verknüpft sind, ist ganz analog zur Erklärung dafür, daß in Konstruktionen des Typs (129) (optional) LS erfolgen kann. Im Unterschied zu (130) gewährleistet das Matrixverb in (129), daß Restrukturierung (über [+R]-Merkmals-Transfer) erfolgt, und die Negation auf LF in den Matrixsatz gescrambelt wird, was die Lesart mit weitem Negationsskopus bedingt. Da Scrambling nicht obligatorisch ist, erhält man ebenfalls die Lesart mit engem Negationsskopus. Die Negation in (130) kann auf LF nicht in den Matrixsatz bewegt werden, weil behaupten kein Restrukturierungsverb ist. In (130) erhält man somit ausschließlich die Lesart, in der der Negationsausdruck engen Skopus hat. Die Beispiele haben deutlich gemacht, daß in den Fällen, in denen die Negation ein intervenierender Kopf ist wie im Spanischen, [+R]-Merkmals-Transfer und CC blockiert wird. Im Deutschen werden die entsprechenden für die Transparenz des Infinitivs verantwortlichen (unsichtbaren) Perkolations- und Kopfbewegungsprozesse nicht blockiert, weil die Negation ein Adjunkt ist. Die Diskussion der Negationsdaten hat zwar keine unabhängige Evidenz dafür geliefert, daß CC X°-Bewegung ist, sie hat aber gezeigt, daß unter dieser Annahme die entsprechenden Beispiele erklärt werden können. Ein Grund dafür, CC als lange X°-Bewegung anzusehen, betrifft Remnant-Movement Konstruktionen. Im Unterschied zu Spuren von Argument-XPs können X°-Spuren und Adjunktspuren (vgl. Kapitel 2) an keinem Schritt der Derivation ungebunden sein (Zaenen 1979:387, Reuland 1981:310, Haverkort 1990). Wenn CC lange Kopfbewegung ist, sollten Remnant-Topikalisierungen in Verbindung mit CC unmöglich sein: intento [ lavar ti] Yo loi ich es beabsichtige zu-waschen 'Ich beabsichtigte, es zu waschen.' b. [lavarlo]i yo intento ti c. *[lavar ti]j yo loi intento tj
(131) a.
Für (131c) prognostiziert man Grammatikalität, wenn man annimmt, daß CC aus langer XP-Bewegung besteht, die von X°-Bewegung gefolgt wird. Unter dieser Annahme befindet sich in der topikalisierten Phrase nämlich keine X°- sondern eine Argument- bzw. NPSpur, und das Klitikum, das aus der in den Matrixsatz bewegten XP herausgewandert ist, c-kommandiert seine Spur, die sich in der (unsichtbaren) XP im Matrixsatz befindet.45 45 Die von mir befragten Sprecher akzeptierten im Gegensatz zu (131c) Konstruktionen, in denen eine NP im Matrixsatz zurückbleibt: (i) [lavar ti]j yo intento el coche tj zu-waschen ich beabsichtige den Wagen Longobardi (1985) und Rizzi (1990) diskutieren demgegenüber Beispiele des folgenden Typs aus dem Italienischen: (ii) [Dato ti a Gianni]j non li' ho ancora tj gegeben Gianni nicht es (ich-)habe bisher 'Ich habe es Gianni bisher nicht gegeben.' Im Spanischen ist (ii) ebenfalls ausgeschlossen. Eine mögliche Erklärung für die Akzeptabilität von
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Kapitel 5
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Einen weiteren, unabhängigen Grund für die Analyse von CC als X°-Bewegung liefert die Beobachtung, daß es meines Wissens keine Sprache gibt, die CC aus finiten Sätzen erlaubt.46 Dies spricht insofern für die Analyse von CC als "langer" X°-Bewegung, als es Sprachen gibt, die langes Scrambling und lange A-Bewegung aus finiten Sätzen zulassen. An dieser Stelle will ich lediglich zwei relevante Konstruktionstypen aus dem modernen Persisch, einer SOV-Sprache, anführen: Lange A-Bewegung (132b), (133) und LS (134). Das (a)-Beispiel in (132) gibt die zugrundeliegende Wortstellung an, bevor Extraposition und lange A-Bewegung erfolgt (Sheintuch 1975, Bsp. (65), (67), (117)): (132) a.
[Parviz divane ast] benazarem miresad [Parviz verrückt ist] scheint mir 'Es scheint mir, daß Parviz verrückt ist.' t divane b. [Parviz benazarem miresad] [ke ast] [Parviz scheint mir Aux] C°/daß verrückt ist
Daß in (132b) tatsächlich lange A-Bewegung (und nicht LS) aus einem finiten Satz in die Matrix Spec AgrsP-Position erfolgt ist, sieht man daran, daß das Matrixverb mit dem lang bewegten Element kongruiert:47 (133)
[Parviz-ve-bijan benazarem miresand] [ ke t [Parviz und Bijan scheinen mir Aux] C°/daß
divane astand] verrückt sind
In dem folgenden Beispiel aus dem modernen Persisch ist das eingebettete Subjekt aus einem finiten Komplementsatz in den Matrixsatz gescrambelt worden (Browning und Karimi 1990): (134)
Ali [yek adam gharibe] midone ke [IP t to khon-ash Ali [eine fremde Person] wußte daß in seinem Haus 'Ali wußte, daß eine fremde Person in seinem Haus gewesen ist.'
boode] war
Diese Phänomene machen einen für die Analyse von Restrukturierungsphänomenen wesentlichen Aspekt deutlich, der meines Wissens noch nicht in Betracht gezogen wurde. Restrukturierung ist nicht auf Infinitive beschränkt, sondern auch mit finiten Sätzen möglich. Ich werde dies im nächsten Kapitel ausführlich diskutieren, und es wird sich zeigen, daß die hier vorgestellte Analyse auf die entsprechenden Phänomene übertragbar ist. Im (ii) könnte darin gesehen werden, daß in (ii) eine VP topikalisiert worden ist, die die Clitic-Spur (in Agro) überhaupt nicht enthält.Im Spanischen ist VP-Topikalisierung aus Gründen ausgeschlossen, die mit der Relation von Auxiliar und Partizip zu tun haben (siehe Fn. 42, vgl. auch Lema und Rivero 1990). Warum (i) akzeptabel ist, bleibt angesichts der Tatsache, daß es im Spanischen kein LS gibt, ein Rätsel. 46 Das bedeutet, daß CC in den Balkansprachen aus Subjunktiv-Komplementen, von denen ich ja angenommen habe, daß sie Infinitive (und nicht finite Sätze) sind (vgl. Kap. 4), im Prinzip möglich sein sollte. Für das Griechische (Felix 1989) und Rumänische trifft diese Prognose aber laut Rivero (1991:279f.) nicht zu (vgl. Abschnitt 5.6). 47 Derartige Beispiele stellen natürlich ein Problem für das Ökonomieprinzip Last Resort dar. Da es mir an dieser Stelle aber nicht um eine Erklärung des Phänomens geht, sondern lediglich um die Beschreibung des Prozesses, lasse ich diesen Aspekt zunächst einmal außer acht.
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vorliegenden Zusammenhang ist entscheidend, daß man nicht erklären kann, warum es prinzipiell kein CC aus finiten Sätzen gibt, wenn man davon ausgeht, daß es sich bei CC um lange XP-Bewegung handelt, die gefolgt wird von X°-Bewegung. Da lange A-Bewegung und LS aus finiten Sätzen möglich ist, sollte langes Scrambling oder lange A-Bewegung gefolgt von kurzer X°-Bewegung aus finiten Sätzen gleichermaßen erfolgen können. Geht man jedoch davon aus, daß CC satzüberschreitende X°-Bewegung ist, dann folgt daraus, daß eingebettete T°-, Agrs°- und C°-Köpfe die lange X°-Bewegung aus dem finiten Satz blockieren. Ein konzeptuelles Problem für die Analyse von CC als LS ergibt sich aus folgender Überlegung. Wie wir bereits gesehen haben, ist X°-Bewegung (bzw. Inkorporation) aus adjungierten Positionen prinzipiell unmöglich. Dies ist eine entscheidende, aus strukturellen Begriffen herleitbare Generalisierung, die erklärt, daß sprachübergreifend u. a. aus NPs und Satzobjekten, die als indirekte Objekte realisiert werden, aus basisgenerierten Adjunkt-NPs, aus basisgenerierten Adjunktsätzen und aus gescrambelten Objektinfinitiven keine Inkorporation erfolgen kann. Die Annahme, daß X°-Bewegung des Kopfes einer adjungierten Phrase möglich ist, muß daher als abwegig bezeichnet werden. Es wäre zu zeigen, daß alle diese Phänomene aufgrund anderer Faktoren ausgeschlossen sind. Andererseits gibt es Beispiele, die dafür sprechen, CC als lange A-Bewegung zu analysieren. Roberts (1992) und Sportiche (1990) nehmen an, daß in (135) aus dem Italienischen XP-Bewegung in die Matrix AgroP-Phrase stattfindet. (135)
ho voluti/*voluto leggere ti Lii Ihnen (ich) habe gewollt zu-schreiben 'Ich habe ihnen schreiben gewollt.'
In diesem Beispiel kongruiert das Partizip obligatorisch mit dem lang bewegten Klitikum. Im Spanischen ist die entsprechende Partizip-Kongruenz zwar unmöglich, aber davon muß man zunächst abstrahieren, denn man will natürlich CC in beiden Sprachen als ein und denselben Bewegungsprozeß analysieren.48 Wenn man das Phänomen in (135) ausschließlich als Folge von Spezifikator-Kopf-Kongruenz analysieren kann, die durch das Clitic determiniert ist, dann stellt (135) ein Problem für die X°-Bewegungsanalyse dar. Sportiche (1992, Fn. 32) macht allerdings selbst mit Verweis auf Taraldsen (1992) darauf aufmerksam, daß dieses Kongruenz-Phänomen genauso als eine Folge von X°Bewegung an einen Kopf interpretiert werden kann. Im Rahmen der hier vorgestellten Analyse, derzufolge Klitika in Restrukturierungskonstruktionen an Agro adjungiert werden müssen, bietet sich diese Lösung an. Eine andere Möglichkeit ergibt sich aus der Beobachtung, daß es im Italienischen kein Clitic-Doubling mit lexikalischen NPs gibt. Man kann daher annehmen, daß das mit dem Clitic assoziierte pro im Italienischen in der overten Syntax in die Spec AgroP Position bewegt wird. Diese Annahme wäre damit 48 Ein weiterer Unterschied zwischen Restrukturierungskonstruktionen im Spanischen und Italienischen betrifft den "Auxiliar-Wechsel" zwischen essere und avere. Diese Alternation existiert im Spanischen nicht. Aissen und Perlmutter (1983) diskutieren ferner Tough-movement Konstruktionen, die im Gegensatz zum Englischen im Spanischen und Italienischen (vgl. Rizzi 1982a, Kapitel 1) nur in Restrukturierungskontexten nicht notwendigerweise satzgebunden sind. Ich verzichte hier auf eine Diskussion dieser Phänomene und verweise auf Sternefeld (1991), der eine Inkorporationsanalyse dieser Konstruktion vorgeschlagen hat.
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verträglich, daß in Sprachen wie dem Spanischen, die Clitic-Doubling erlauben, Spec AgroP erst auf LF gefüllt sein darf (vgl. Fn. 17), und könnte auch den Grund dafür liefern, daß Partizip-Kongruenz in Fällen wie (135) im Spanischen unmöglich ist. Sportiche (1992:36) weist auf ein weiteres interessantes Problem hin. Er wendet ein, daß in Analysen, in denen davon ausgegangen wird, daß CC als lange Kopfbewegung aufgefaßt wird, die unabhängige Evidenz für diese Auffassung häufig (vgl. u. a. Kayne 1989b) mit dem folgenden Kontrast geliefert wird: (136) a. ? Mario, non loi saprei [CP a chi [C ] affidare ti ] b. *Su questo problema, non loi saprei [CP [C se] consigliare ti ] Ein intervenierender, lexikalischer C°-Kopf wie se (vgl. Kayne 1991) verhindert CC (136b), während die W-Phrase a chi in Spec CP nicht unverträglich mit CC ist. Dieser Kontrast zeigt klar an, daß in (136) Kopfbewegung vorliegt, weil ein intervenierender Kopf mit der Bewegung des Klitikums interferiert. In (136b) liegt daher eine HMCVerletzung vor. Die folgenden Beispiele mit langer NP-Bewegung (bzw. 'Long Object Preposing', vgl. Fn. 26) werfen jedoch ein anderes Licht auf (136): (137) a. ? Certe ripostei non si sanno mai [CP come [C ] dare ti ] ('Bestimmte Antworten weiß man nie, wie zu-geben.') b. *Certe ripostei non si sanno mai [CP [C se ] dare ti] ('Bestimmte Antworten weiß man nie, ob zu-geben.') Da lange NP-Bewegung in (137) klarerweise eine XP-Bewegung ist, muß man sich fragen, warum sie durch einen intervenierenden Kopf blockiert wird (137b), nicht aber durch eine Phrase (137a). Die Beispiele in (137) zeigen, daß es keinen Grund dafür gibt, CC als X°-Bewegung aufzufassen. Wenn man CC in (137) analog zu langer NPBewegung in (137) als XP-Bewegung analysiert, kann man überdies beide Fälle einheitlich behandeln. Wenngleich dieses Argument auf den ersten Blick beeindruckend erscheint, so stellt es doch kein Problem für die hier vorgestellte Analyse dar. Um dies deutlich zu machen, wiederhole ich noch einmal den Grundgedanken meiner Analyse. In Abschnitt 5.3.1 und 5.4.3 habe ich lange NP-Bewegung im Spanischen analog zu LS im Deutschen und Polnischen analysiert. Das Klitikum im eingebetteten Satz erbt das [+R]-Merkmal des Matrixverbs, wodurch lange NP-Bewegung im Spanischen bzw. LS im Deutschen und Polnischen lizensiert wird. Unabhängig davon checkt im Spanischen das Clitic durch Adjunktion an den Matrix-Agro-Kopf das ererbte Merkmal in der overten Syntax. Dieser Prozeß erfolgt im Deutschen und Polnischen unsichtbar auf LF und im Spanischen sichtbar auf der S-Struktur. Wenn nun aber im Spanischen oder Italienischen das Clitic, bzw. der Agro-Kopf des Infinitivs, nicht overt realisiert ist, erfolgt dieser Prozeß natürlich auf die gleiche Weise: (138)
Estas casas AgroR + fueron empezadasR a [CP[tAgroR pintar t] PRO tAgroP] dieseHäuser wurden begonnen zu-streichen
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In (138) ist ebenfalls das Agro-Element bzw. das "Clitic" in den Matrixsatz bewegt worden, im Unterschied zu den bislang betrachteten Beispielen ist Agro nur nicht overt. Das ist auch das auf den ersten Blick Ungewöhnliche an dem Kontrast in (136-137). Die Beispiele in (136) unterscheiden sich von den Beispielen in (137) lediglich insofern, als das Klitikum in (137) nicht overt realisiert ist. Die Tatsache, daß die Beispiele (136a) und (137a) möglich sind, habe ich bereits in Abschnitt 5.3.6 erläutert. Es handelt sich um einen Fall von AgroP Pied-Piping (und tatsächlich geht das Verb somit C° voran). Die Ungrammatikalität von (136b) und (137b) ist darauf zurückzuführen, daß der Komplementierer AgroP-nach-Spec CP behindert. [+R]-Merkmals-Transfer kann also nicht in den eingebetteten Satz erfolgen, und CC ist daher ausgeschlossen. C° ist der einzige Kopf, an den das Matrixverb das [+R]-Merkmal im Infinitiv transferieren könnte, aber dieser Transfer hätte zur Folge, daß PRO regiert wäre, und er würde überdies CC nicht auslösen, weil das [+R]-Merkmal ja nicht an den Agro-Kopf zugewiesen wird. CC in (137b) und (138b) ist daher ausgeschlossen. Das Gleiche gilt für LS aus Infinitiven, in denen C° mit einem Komplementierer besetzt ist. In Kapitel 1 wurde bereits darauf hingewiesen, daß in Infinitiven des Polnischen lexikalische Komplementierer auftreten können (Zabrocki 1981: 68f.): (139)
Chcial/em Ich-wollte
[CP z· eby [ zaprosic´ Kasieι ]] Comp einzuladen K.
Scrambling aus diesen Infinitiven ist nicht möglich: (140)
*Chcial/em Kasieι [CP z· eby [ zaprosic´ Ich-wollte K. Comp einzuladen
t]]
Die Beispiele, die gegen die X°-Bewegungsanalyse von CC ins Feld geführt wurden, liefern demnach keine entscheidende Gegenevidenz. Angesichts der Vielfalt von Daten, die die X°-Bewegungsanalyse von CC zu erklären gestattet, gehe ich davon aus, daß sie korrekt ist.
5.6 Funktionale Kategorien und die Parametrisierung der Restrukturierungsoption Eine Frage, der eine komparative Analyse von Restrukturierungsphänomenen ausgesetzt ist, lautet: Warum weisen nur einige Sprachen wie z. B. Deutsch, Italienisch, Polnisch oder Spanisch Restrukturierung mit Infinitiven auf, nicht aber andere Sprachen wie Englisch oder Französisch? Mit Kayne (1989b) nehme ich an, daß die Möglichkeit von Restrukturierung mit dem pro-drop Phänomen korreliert. Ausgehend von der Idee, daß Parameter mit lexikalischen Eigenschaften funktionaler Kategorien assoziiert sind (vgl. Borer 1983, Ouhalla 1990, Chomsky 1991), kann man sagen, daß die Restrukturierungsmöglichkeit mit der Eigenschaft von Agr zusammenhängt, in der betreffenden Sprache ein
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Kapitel 5
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Subjekt-pro lizensieren zu können.49 Wenn in einer Sprache Agr dazu in der Lage ist, ein pro zu lizensieren, ist eine notwendige Bedingung dafür erfüllt, daß Agro auch inkorporiert werden kann. Letztlich reduziert sich also die Frage, ob Restrukturierung mit Infinitiven in einer Sprache möglich ist oder nicht, auf die Frage, ob es möglich ist, daß funktionale Kategorien in der betreffenden Sprache inkorporieren können oder nicht. Dies erklärt u. a., daß im Alt-Englischen und Alt-Französischen, wo pro ebenfalls lizensiert war, Restrukturierung erfolgen konnte.50 Die Annahme, daß Restrukturierung möglich ist, wenn ein funktionaler Kopf inkorporieren kann, wirft eine interessante Frage auf. Warum sollten unter dieser Voraussetzung Restrukturierungsphänomene wie LS oder lange NP-Bewegung auf infinite Sätze beschränkt sein? Ich habe bereits in Abschnitt 5.3.1 darauf hingewiesen, daß C°-Inkorporation prinzipiell möglich sein sollte. In Infinitiven ist sie ausgeschlossen, weil sie zur Folge hat, daß PRO regiert ist. In finiten Sätzen sollte C°-Inkorporation hingegen prinzipiell möglich sein. Gegenstand des nächsten Kapitels ist die Untersuchung der Frage, ob diese Prognose zutrifft, und ob der gleiche Mechanismus, der für Restrukturierung in Infinitiven verantwortlich ist, für die entsprechenden Phänomene in finiten Sätzen verantwortlich ist.
5.7 Zusammenfassung In diesem Kapitel habe ich gezeigt, wie eine Restrukturierungsanalyse auf der Grundlage der CP-Hypothese die Probleme lösen kann, die sich aus den in Kapitel 4 diskutierten alternativen Vorschlägen ergeben haben. Ausgehend von einigen Grundgedanken des minimalistischen Syntaxprogramms wurde eine einheitliche Analyse von Restrukturierungsphänomenen im Deutschen, Polnischen und Spanischen auf der Grundlage der CP-Hypothese entwickelt. Die Grundidee war, daß Restrukturierung ein Prozeß ist, der durch die Barrierentheorie und den Prozeß des [+R]-Merkmals-Checking determiniert ist, der es erlaubt, Restrukturierung als ein syntaktisches Inkorporationsphänomen zu behandeln, das den gleichen Beschränkungen unterliegt wie Inkorporation in agglutinierenden Sprachen. Mit diesem Mechanismus wurde erklärt, warum LS und CC aus den gleichen Umgebungen heraus erfolgen kann. In diesem Zusammenhang habe ich die Annahme gemacht, daß indirekte Objekte im Deutschen in einer Broadly L-related bzw. Adjunktionsposition basisgeneriert werden. Diese Annahme und die Annahme, daß bei Remnant-Movement-Konstruktionen Kategorien "Barrierenschaft" im Laufe einer Derivation erwerben können, waren wesentlich zur Formulierung einer einheitlichen 49 Kayne (1989b:241) und Chomsky (1992:14) übernehmen Rizzis (1986a) pro-Theorie. CC ist demnach in den Sprachen möglich, in denen ein Subjekt-pro 'formal' lizensiert ist. Übertragen auf das aktuelle Satzschema bedeutet dies, daß eine Sprache (expletive, argumentale oder referentielle) Nullsubjekte aufweist, wenn pro von Agrs Kasus "erhalten" kann. 50 Mit Blick auf norditalienische Dialekte weist Kayne (1989b, Fn. 9) jedoch darauf hin, daß die Lizensierung von pro nicht (notwendigerweise) impliziert hat, daß CC möglich ist. Das bedeutet, daß pro-Lizensierung tatsächlich nur eine notwendige Bedingung für Restrukturierung ist. Haverkort (1990) hat überdies beobachtet, daß in Kru-Sprachen wie dem Bete (vgl. auch Ouhalla 1989:193) CC erfolgen kann, obwohl pro-drop nicht möglich ist. Wenn sich herausstellt, daß Bete auch keine expletiven Subjekte aufweist, kann pro-Lizensierung nicht länger als notwendige Bedingung für Restrukturierung angesehen werden.
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Erklärung der besprochenen Phänomene. In Teil 3 werde ich diese Annahmen unabhängig motivieren. Neben den erwähnten Parallelen bei Restrukturierung im Deutschen, Polnischen und Spanischen wurde dafür argumentiert, daß sich CC von LS insofern unterscheidet, als es sich um unterschiedliche Bewegungstypen handelt. CC ist obligatorische Kopfbewegung, die den Ökonomieprinzipien Minimize Chain Links und Last Resort unterliegt, wohingegen LS eine nicht durch Ökonomieprinzipien beschränkte XP-Bewegung ist. Beide Bewegungsprozesse erfolgen in einem Schritt. Die Analyse hat belegt, daß lange Adjunktionsbewegung aus Infinitiven Evidenz für die in Kapitel 3 formulierte Adjunktionsbeschränkung liefert, denn es ist unklar, wie lange Adjunktionsbewegung aus Infinitiven, deren Transparenzcharakter vom Typ des Matrixverbs abhängt, ausgeschlossen werden kann, wenn sukzessiv-zyklische Adjunktion möglich ist (vgl. Abschnitt 5.3.1). Im letzten Abschnitt dieses Kapitels habe ich die Frage diskutiert, warum nur bestimmte Sprachen Restrukturierung zulassen. Beantwortet wurde sie im Rekurs auf die lexikalischen Eigenschaften des funktionalen Kopfes Agr. Wenn Agr in der betreffenden Sprache ein Null-Subjekt lizensieren kann, dann kann Agro auch prinzipiell infolge des [+R]-Merkmals-Checking in eine Position im Matrixsatz inkorporiert werden, was gleichbedeutend mit einer vorliegenden Restrukturierungskonstruktion ist.
5.8 Appendices 5.8.1 Appendix I: Präpositionale Elemente im C-System Ein interessantes syntaktisches Problem stellen solche präpositionalen Elemente dar, die im Spanischen wie auch in anderen romanischen Sprachen Infinitiven vorangehen. Ich will hier nicht alle Vorschläge zu ihrer Analyse diskutieren, die in der Vergangenheit vertreten worden sind. Als Beispiel für die Uneinheitlichkeit in den erwähnten Analysen möchte ich nur exemplarisch erwähnen, daß das Element di, das CC im Italienischen nicht blockiert, in der Vergangenheit analysiert wurde als Präposition die ein Infinitivkomplement einbettet (142a) (vgl. Guéron und Hoekstra 1988:63), als Komplementierer, der die C°-Position des Infinitivs besetzt (142b) (vgl. Rizzi 1982a, Kapitel 3, Kayne 1984:107, Cinque 1990, Watanabe 1993:63f.), als eine an IP adjungierte (intransitive) Präposition bzw. PP (142c) (Manzini 1980) und als ein Element, das in Spec CP basisgneriert ist (142d) (Kayne 1991). (142) a. di
b.
PP
c.
CP
VP
C' di
d.
IP di
IP
CP di
C'
...
Wenden wir uns nun dem Problem im Spanischen zu. Was ist der Status der Elemente a, de, por, die Infinitiven vorangehen können? In den vorangegangenen Abschnitten hat
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Kapitel 5
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sich gezeigt, daß CC aus Infinitiven, die durch diese präpositionalen Elemente eingeleitet werden, prinzipiell möglich ist: Se los acabamos de [ofrecer t t] 'Wir haben sie ihnen gerade angeboten.' b. Me la estan por [entregar t t] 'Sie sind dabei, es mir zu geben.' c. Juan la comienza a [preparar t] 'Juan fängt an, es vorzubereiten.'
(143) a.
(Luján 1980, Bsp. (40)) (Luján 1980, Bsp. (40)) (Schroten 1986, Bsp. (48))
Die Betrachtung dieses Phänomens ist nötig, denn man könnte einwenden, daß die Beispiele (15b-c), in denen CC aus einem Infinitiv erfolgt, der ein indirektes Objekt repräsentiert, ungrammatisch sind, weil a eine Präposition ist, die ein CP-Komplement selegiert, oder weil a ein infinitivisches C°-Element ist, das AgroP-Bewegung bzw. CC blockiert. (15)
b. *Loi es c. *Loi es
forzó a Juan [ a lavar ti ] (er) zwang Juan zu-waschen sej forzó tj [ a lavar ti ] ihn (er)zwang zu-waschen
Es gibt Evidenz dafür, daß beides nicht der Fall sein kann. Luján (1980) hat darauf hingewiesen, daß die Elemente a, de, por verschiedene Funktionen haben können. Zunächst können sie als Präpositionen fungieren, die ein CP-Komplement selegieren. Dies ist aber ausschließlich mit einer begrenzten Klasse von Verben wie renunciar (a) 'aufgeben' (vgl. auch Weissenrieder 1985) der Fall. Daß das von diesen Verben selegierte Komplement eine PP ist, sieht man daran, daß ein Klitikum nicht zusammen mit dem Verb (144b) auftreten kann. CC ist daher mit diesen Verben prinzipiell ausgeschlossen (145b): Renunció [PP a sus hijos] 'Er gab seine Kinder auf.' b. *Los renunció.
(Luján 1980, Bsp. (42))
Renunció [PP a [CP salurdarlos]] 'Er gab auf, sie zu grüßen.' b. *Los renunció a saludar.
(Luján 1980, Bsp. (41))
(144) a.
(145) a.
A in (145) ist also kein C°-Element. Die Unmöglichkeit von CC in Konstruktionen wie (145) kann analog zur Unmöglichkeit von LS in korrelateingeleiteten Infinitiven im Deutschen ausgeschlossen werden (vgl. die Diskussion zu (91-92) in Abschnitt 5.3.5). Auch die präpositionalen Elemente a, de, por, die u. a. mit den bereits betrachteten Verben acabar 'beenden', terminar 'beenden', tratar 'versuchen' auftreten, und die Transparenz des Infinitivs prinzipiell nicht blockieren, können keine C°-Elemente sein:
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Se los acabamos de [ofrecer t t] 'Wir haben sie ihnen gerade angeboten.' b. Me la estan por [entregar t t] 'Sie sind dabei, es mir zu geben.' c. Juan la comienza a [preparar t] 'Juan fängt an, es vorzubereiten.'
(143) a.
(Luján 1980, Bsp. (40)) (Luján 1980, Bsp. (40)) (Schroten 1986, Bsp. (48))
Wenn diese Elemente Komplementierer wären, würde man erwarten, daß sie Verbbewegung nach C° blockieren. Dies ist aber nicht der Fall (vgl. u. a. Bordelois 1980, Suñer 1986, Real Academia Española 1991, Abschnitt 3.16.4, Lipski 1991): (146) a. *De Juan venir podriamos ir a visitarte b. De venirv Juan tv podriamos ir a visitarte (147)
Por haber venido vosotros tarde, se nos ha malogrado la ocasión
V-nach-C° in (146b) und (147) lizensiert ein lexikalisches Nominativsubjekt (vgl. u. a. Yoon und Bonet-Farran 1991, Sabel 1993), wie es in den entsprechenden Aux-nach-C° Konstruktionen im Italienischen der Fall ist. Folglich können de und por nicht in C° sein. Gegen die C°-Analyse spricht überdies, daß Komplementierer in (regierten) Kontexten manchmal weggelassen werden können. A, de, por in Konstruktionen wie in (143) sind aber immer obligatorisch. Einen vierten Grund dafür, die Komplementiereranalyse nicht zu übernehmen, liefert die Tatsache, daß diese Elemente mit dem Komplementierer que 'daß' kookkurrieren (Plann 1986 Bsp. (6b), (6c); Schroten 1986 Bsp. (42a-b)): Luis se había hartado de [CP que Mario bebiera tanto] 'Luis hat es satt, daß Mario so viel trinkt.' b. Luis se oponía a [CP que invitáramos a mucha gente] 'Luis war dagegen, daß wir so viele Leute einladen.' la puerta] c. Juan invitó a Pedro a [CP que cerrase Juan lädt-ein Pedro daß er-schließenSubjunktiv die Türe d. *Juan invitó a Pedro [CP que a cerrase la puerta]
(148) a.
Die Ungrammatikalität von (148d) macht deutlich, daß a, de, por nicht eine tiefere Position als C° im Satzkomplement einnehmen können, und (148a-c) zeigen, daß a, de eine höhere Position im C-System einnehmen als ein Komplementierer. Dieser Schluß wird dadurch bestätigt, daß ein w-bewegtes oder topikalisiertes Element dem Komplementierer que vorangehen kann (149-150) (Plann 1982, Bsp. (4a-c), (10a), Plann 1988 (11a)): las ideas [en las] [C° que] basan la teoría 'die Ideen, auf die (daß) sie ihre Theorien gründen' b. el lápiz [con el] [C° que] firmaron el contrato 'der Stift, mit dem (daß) sie den Vertrag unterzeichneten'
(149) a.
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Kapitel 5
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c.
el tema [sobre el] [C° que] hablaron 'das Thema, über das (daß) sie sprachen'
Juan nos explicó [CP lo difícili [C° que] es ti entender ese artículo] 'Juan erklärte uns, wie schwierig es ist, diesen Artikel zu verstehen.' b. Nadie sabe [CP con los hombresi [C° que] ha salido Luisa ti] 'Niemand weiß, daß Luisa mit den Männern ausgegangen ist.'
(150) a.
Anzunehmen, daß in Beispielen wie (148) CP-Rekursion vorliegt, ist ebenfalls problematisch, denn Beispiele vom Typ [XPi [C° a, de, por ([C que ...ti...) sind im Gegensatz zu (149-150) ungrammatisch. Überdies blockieren a, de, por nicht CC, wie man es von C°-Elementen erwartet. Die bisherigen Daten scheinen viemehr kompatibel mit Kaynes Analyse von di als Spec CP-Element zu sein. Wenn aber in (151) Bewegung erfolgt, wofür Plann (1988:921) argumentiert, dann versagt diese Analyse ebenfalls angesichts der Tatsache, daß a, de, por einem Operator vorausgehen können, der seinerseits dem Komplementierer vorausgeht (Plann 1988, Bsp. (14a-b)): (151) a. El niño fue impresionado por [lo arriba] [C° que] habia llegado su cometa b. Debido a [lo adrento] que ha penetrado la bala y el hecho de que la víctima es muy mayor, será difícil salvarle la vida A, de, por verhalten sich also weder wie Präpositionen, die ein infinitivisches CPKomplement selegieren, noch wie C°- oder Spec CP-Elemente. Ich will davon ausgehen, daß ihr Auftrten kasustheoretische Ursachen hat (wofür u. a. Plann (1986) argumentiert hat) und daß sie Kasusmarkierer darstellen (vgl. auch Stowell 1981 zum italienischen di). Was ihre strukturelle Position angeht, kombiniere ich den Vorschlag Manzinis (1980), die dafür argumentiert hat, daß di an IP adjungiert ist, mit dem Vorschlag Kaynes (1991), der angenommen hat, daß di in Spec CP basisgeneriert ist. Demnach gehe ich davon aus, daß a, de, por (in anderen als in den in (137-138) diskutierten Fällen) als intransitive Präpositionen zu analysieren sind, die in einer CP-Adjunktionsposition basisgeneriert werden: (152)
...
VP CP
PP a/de/por
CP ....
(152) ist die Struktur, die mit allen besprochenen Daten kompatibel ist und keine zusätzlichen Annahmen erfordert. Sie erklärt, daß die Präpositionen CC nicht blockieren, denn sie können laut (27i) keine Minimalitätsbarriere für [+R]-Merkmalsperkolation errichten, weil sie CP nicht selegieren. Das [+R]-Merkmal kann daher auch bei Präsenz dieser Elemente in den eingebetteten Satz transferiert werden und AgroP-nach-Spec CP
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auslösen. Das Klitikum in der eingebetteten Agro-Position kann die PP überqueren, ohne irgend ein Prinzip zu verletzen. Überdies darf das Klitikum nicht an den Kopf der PP adjungieren, weil es sich hierbei um eine lexikalische Position handelt (aus der das Klitikum im übrigen seine Spur nicht c-kommandieren würde). Das [+R]-Merkmal kann auch nicht an den Kopf der adjungierten PP transferiert werden. (27ii) garantiert, daß der P-Kopf, der in einer adjungierten Phrase enthalten ist, seine maximale Projektion als Barriere für Merkmalsperkolation (und Bewegung) errichtet. Da man ferner davon ausgehen muß, daß ausschließlich Adjunktionsbewegung an Argumente verboten ist (Chomsky 1986a), nicht aber basisgenerierte Adjunktion - letztere muß aus unabhängigen Gründen erlaubt sein, um Relativsatzstrukturen der Form [NP [NP N] CP] nicht auszuschließen - verletzt (152) auch keine unabhängig motivierten Beschränkungen.
5.8.2 Appendix II: Azyklische Inkorporation Ein Derivationstyp, der ausgeschlossen werden muß, resultiert in Fällen sogenannter azyklischer Inkorporation (vgl. Baker 1988b, Kapitel 7). Dieses Problem wird relevant, wenn z. B. V und P ein [+R]-Merkmal realisieren. Betrachten wir hierzu (143) (Das Beispiel stammt aus dem Grönländischen Eskimo. Zu weiteren Beispielen dieses Typs aus dem Mohawk, vgl. Baker 1988b:90): (153)
(153')
Qaqqa-nu-kar-put. Berg-zu-gehen-3PS. 'Sie gingen in die Berge.'
(Baker und Hale 1990, Bsp. (6))
VP V+R
PP
P+R
NP N
Wir müssen davon ausgehen, daß (153) ein Fall ist, in dem V und P ein starkes [+R]Merkmal realisieren. P kann und muß in diesem Fall das ererbte [+R]-Merkmal transferieren (Ich nehme an, daß dies damit zusammenhängt, daß ein Kopf ein und dasselbe Merkmal nur einmal tragen kann). Die einzig zulässige Derivation für (153) besteht darin, daß N-in-P erfolgt und anschließend der gesamte Komplex [P [N + P]] in V inkorporiert wird. Ausgeschlossen werden muß, daß in diesem Beispiel azyklische Inkorporation stattfindet. Eine solche Derivation läge vor, wenn P das ererbte Merkmal durch Adjunktion an V° checkt, und N das von P ererbte Merkmal durch Adjunktion an P+V. Diese Derivation ist unmöglich, weil Minimize Chain Links verlangt, daß N das ererbte [+R]Merkmal in der "nächsten" (wegen (34) "lexikalischen") X°-Position checkt. Azyklische Inkorporation in (153) wird somit aufgrund von MCL ausgeschlossen.
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Kapitel 5
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N-in-P Inkorporation gefolgt von anschließender N-Exkorporation mit dem Ergebnis von N-in-V Inkorporation und darauffolgende P in N+V Inkorporation schließt die Adjunktionsbeschränkung aus. Wie kann aber ausgeschlossen werden, daß N das starke [+R]-Merkmal von P checkt, indem N-nach-P erfolgt, und anschließend P allein das starke [+R]-Merkmal von V durch Adjunktion an V checkt? (153'')
* VP V P
PP V P N
NP tP
tN
Die Derivation (153'') ähnelt Beispielen, die in Kapitel 3 in einem anderen Zusammenhang diskutiert wurden, jedoch grammatisch sind. In Kapitel 3 ging es darum, zu zeigen, daß sie korrekterweise durch die Adjunktionsbeschränkung zugelassen werden. Es handelt sich um Verb-Partikel Konstruktionen wie in (154): (154) a. b. c. d.
[PP auf] hat er die Tür tPP geschlossen *daß er die Tür [PP auf] mit dem Schlüssel schloß daß er die Tür mit dem Schlüssel [PP tP] [V auf + schloß] Er schloßi die Tür [PP tP] [V auf + ti ]
Die intransitive Präposition auf kann in (154) topikalisiert werden, was darauf hindeutet, daß sie nicht inkorporiert werden muß. Wenn sie allerdings in ihrer Basisposition bleibt, ist Inkorporation obligatorisch (154b-c). Unter der Annahme, daß die Partikel in (154c) in das Verb inkorporiert, muß X°-Bewegung des "eigentlichen (V-) Kopfes" der komplexen X°-Kategorie möglich sein, damit man erklären kann, daß auf zurückbleibt, wenn VerbZweit erfolgt (154d). Daß diese Art der Kopf-Bewegung erlaubt sein muß, machen ferner die Beispiele (155) aus dem Niederländischen deutlich (Haegeman and van Riemsdijk 1986: 419): (155) a. *dat daß b. *dat c. dat d. Jan
Jan [PRO een huis kopen] wil Jan ein Haus kaufen will Jan ti wil [PRO een huis kopen]i Jan [PRO een huis tv] wil + kopenv wili [PRO een huis tv] ti + kopenv
(155a-b) zeigen, daß das infinite Komplement von Modalverben weder in der Basisposition bleibt, noch extraponiert werden kann. Die einzige Möglichkeit besteht darin, daß Inkorporation erfolgt und ein komplexer V-Kopf gebildet wird (155c). Wenn das Verb aufgrund des Verb-Zweit Charakters des Niederländischen nach C bewegt wird, bleibt erneut das infinite Verb zurück (155d). Da das Matrixverb an einem Schritt der
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Derivation einen komplexen Kopf mit dem eingebetteten Verb gebildet hat (155c), muß die Spur des Kopfes der komplexen X°-Kategorie lizensiert sein. Warum ist diese X°-Bewegung in (153) ausgeschlossen, nicht aber in (154-155)? (153) und (154-155) unterscheiden sich insofern, als in (153) (nicht aber in (154-155)) an die Position, in der sich die komplexe X°-Kategorie befindet, ein [+R]-Merkmal zugewiesen wird. Wenn man davon ausgeht, daß in (153) das [+R]-Merkmal an den "gesamten" komplexen Kopf [P* [N+R + P+R]], der im Laufe der Derivation gebildet wird, transferiert wird, ist N-in-P Inkorporation gefolgt von P-in-V Inkorporation nicht lizensiert: (153''')
* VP VR PR
PP V P*+R
NP
NR
tNR
tP
Wenn das [+R]-Merkmal an den "gesamten" komplexen Kopf transferiert wird, und Pnach-V erfolgt, muß anschließend der Kopf P* in VR inkorporiert werden. Diese Ableitung verletzt aber Ökonomie, weil in der Dervation von (153), in der sich [P* [N+R + P+R]] nach VR bewegt, weniger Knoten überquert werden, oder weil diese Derivation weniger Ableitungsschritte aufweist. Die einzig mögliche Derivation für (153) besteht also darin, daß N-in-P erfolgt und anschließend der gesamte Komplex [P+R [N+R + P+R]] in V inkorporiert wird. Um diese zusätzliche Annahme minimal zu halten, will ich sie weiter einschränken: (156)
X transferiert sein [+R]-Merkmal nur dann an eine komplexe X°Kategorie Y, wenn alle Teile von Y von der gleichen Art (lexikalisch oder funktional) sind.
(156) hat nun gleichzeitig die Konsequenz, daß bei Verbbewegung in Restrukturierungskontexten (wenn AgroP-nach-Spec CP erfolgt ist) das [+R]-Merkmal nicht an die komplexe X°-Kategorie (Agr*) transferiert werden kann, sondern ausschließlich an den Agro-Kopf. (157)
VP VR
CP AgroP
C'
Agr' Agr* V
Agr+R
VP
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Kapitel 5
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Wenn (156) eine wesentliche Generalisierung zum Ausdruck bringt, dann sollte es die korrekte Prognose machen, daß in Fällen, in denen Agr* analog zu P* in (153) aus zwei funktionalen Kategorien besteht, lediglich Agr*, nicht aber ein Segment von Agr* bewegt werden kann. Betrachten wir hierzu noch einmal die folgende Konstruktion aus Abschnitt 5.5 (Aissen und Perlmutter 1983): (117) f. *[CP1 Te2 quiero [CP2 permitir t2 lo3 [CP3 hacer t3]]] Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß permitir 'erlauben' und querer 'wollen' Restrukturierungsverben sind. Daher gibt es vier mögliche Derivationen, unter denen (117f) ausgeschlossen sein muß. (158)
AgroP1 Agro' Agro
VP V
quiero
CP2 PRO AgroP2 Agro' te
VP permitir CP3 PRO AgroP3 Agro' lo
VP hacer
Wenn ausschließlich permitir das [+R]-Merkmal realisiert, bewegt sich AgroP3 nach Spec CP, und lo checkt das von permitir ererbte Merkmal durch Adjunktion an Agro2. Bewegung von te ist unmotivert und verletzt Last Resort. Wenn weder permitir noch querer das [+R]-Merkmal realisieren, bleiben AgroP2 und AgroP3 in-situ wie in (158). In diesem Fall verletzt die Bewegung beider Klitika Last Resort. Eine dritte Möglichkeit besteht darin, daß ausschließlich querer das [+R]-Merkmal realisiert. AgroP2 bewegt sich nach Spec CP. Das Klitikum te in (117f) checkt das ererbte Merkmal durch Adjunktion an Agro1. (117f) ist dennoch ausgeschlossen, denn die Bewegung von lo verletzt Last-
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Resort. Die letzte und zu (153) parallele Derivation ist die, in der querer und permitir das [+R]-Merkmal realisieren. AgroP3 und AgroP2 bewegen sich nun nach Spec CP. Lo checkt das von permitir ererbte [+R]-Merkmal durch Adjunktion an den nächsten funktionalen Kopf te. Te bewegt sich anschließend nach Agro1 und checkt das von querer ererbte [+R]-Merkmal. Wenn diese Ableitung lizensiert wäre, sollte (117f) grammatisch sein. In (117") liegt die gleiche Situation vor wie in (153). Im Zusammenhang mit (153) mußte verhindert werden, daß N das starkte [+R]-Merkmal von P checkt, indem N-nach-P erfolgt, und anschließend P das starke [+R]-Merkmal von V durch Adjunktion an V checkt. Im Zusammenhang mit (117f) muß ausgeschlossen werden, daß lo (Agro3) das starke [+R]-Merkmal von permitir checkt, und te (Agro2) das starke [+R]-Merkmal von querer. (117'')
Agro1' Agro1 Agro2R (te)
VP
Agro1 VR CP2 (querer) AgroP2 Agro2*+R tAgro2 Agro3R (lo)
(156) macht also offensichtlich auch im Hinblick auf komplexe funktionale Köpfe die korrekte Prognose. Wenn eine Derivation vorliegt, in der permitir und querer das [+R]Merkmal realisieren, ist (117f) ausgeschlossen, weil - wie in (117") zu sehen ist - querer das [+R]-Merkmal an den komplexen Kopf Agro2* transferiert hat. Da die Derivation, in der sich der komplexe Kopf te+lo bewegt, weniger Knoten überschreitet oder alternativ weniger Derivationsschritte aufweist, ist (117f) nicht ableitbar. Die einzig mögliche Derivation ist Telo quiero permitir hacer .
6
Restrukturierung mit finiten Sätzen
6.0 Einleitung Die in Kapitel 5 formulierte Auffassung, wonach Restrukturierung möglich ist, wenn ein funktionaler Kopf inkorporieren kann, wirft die Frage auf, warum Restrukturierungsphänomene wie LS oder lange NP-Bewegung nicht ebenfalls mit finiten Sätzen möglich sein sollten, wenn finite Sätze in den betreffenden Sprachen einen funktionalen Kopf mit der relevanten Eigenschaft besitzen. In diesem Kapitel versuche ich zu zeigen, daß es Sprachen mit dieser Eigenschaft gibt, daß also Restrukturierung auch mit finiten Sätzen möglich ist, und daß die Möglichkeit der C°-Inkorporation verantwortlich ist für das Vorliegen eines Restrukturierungsprozesses, der in finiten Sätzen auftritt. Bei den diskutierten Restrukturierungsphänomenen handelt es sich um lange NP-Bewegung und LS. In Abschnitt 6.1 wird zunächst eine Unterscheidung zwischen drei Typen von Scrambling-Sprachen getroffen. In Sprachen wie dem Japanischen und Koreanischen (im folgenden Typ-1-Sprachen) ist nur langes Objekt-Scrambling erlaubt, während im Hindi und modernen Persisch (Typ-2-Sprachen) Subjekte, Objekte und Adjunkte aus finiten Sätzen gescrambelt werden können. Deutsch und Niederländisch repräsentieren einen dritten Typ (Typ-3-Sprachen), in dem langes Scrambling aus finiten Sätzen generell unmöglich ist. Die beobachtbaren Kontraste werden vor dem Hintergrund des in Kapitel 2 erläuterten konjunktiven ECP diskutiert. Ich nehme weiter in Anlehung an den in Kapitel 5 entwikkelten Checking-Mechanismus an, daß C°-Inkorporation aus Gründen des [+R]-MerkmalCheckings erfolgt. Ferner werde ich dafür argumentieren, daß Scramblingbewegung aus finiten Sätzen ebenfalls wie Scrambling und Klitikum-Bewegung aus Infinitiven nicht sukzessiv-zyklisch, sondern in einem Schritt erfolgt. Die Unzulässigkeit von Scrambling aus Adjunkt-CPs zeigt, daß Analysen des langen Scrambling aus finiten Sätzen, die iterative XP-Adjunktion zulassen, nicht restriktiv genug sind und daher vermieden werden müssen. In Abschnitt 6.3 führe ich aus, wie unter diesen Voraussetzungen die angeführten Daten aus den verschiedenen Sprachen erklärt werden können. Ich argumentiere dafür, daß sich die sprachspezifischen Unterschiede daraus ergeben, daß Typ-1-Sprachen (Japanisch und Koreanisch) C°-Inkorporation auf LF aufweisen, während in Typ-2Sprachen C°-Inkorporation in der overten Syntax stattfindet. In Sprachen wie dem Deutschen ist C°-Inkorporation demgegenüber generell unmöglich. Darüber hinaus wird erläutert, daß C°-Inkorporation eine notwendige Voraussetzung für das Vorliegen langer NP-Bewegung aus finiten Sätzen ist.
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Kapitel 6
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6.1 Eine Typologie In diesem Abschnitt beschreibe ich zunächst die Optionen, die in unterschiedlichen Sprachen hinsichtlich des Scrambling aus finiten Sätzen bestehen und diskutiere, welche Implikationen dies für eine Analyse hat, die auf der Idee beruht, daß Scramblingbewegung dem ECP unterliegt. Japanisch und Koreanisch repräsentieren den Typ-1 von Scramblingsprachen. Hier ist aus finiten Komplementierer-eingeleiteten Sätzen nur langes Scrambling von Objekten möglich.1 Die folgenden Sätze belegen, daß langes Adjunkt- und Subjekt-Scrambling zu Ungrammatikalität führt (vgl. Hoji 1985, Saito 1985, Kawasaki 1991, Fukui 1993a zum Japanischen und Lee 1985, Lee 1992, Müller und Sternefeld 1993 zum Koreanischen). Japanisch (1) a. [IP sono hon-oi[IP John-ga [CP Mary-ga ti katta to] omotteiru]] MaryNom kaufte daß denkt das BuchAkk JohnNom 'Hans dachte, daß Maria das Buch kaufte.' b. * [IP riyuu-mo nakui [IP Mary-ga [CP John-ga ti sono setu-o sinziteiru JohnNom die TheorieAkk glaubt Ohne Grund MaryNom to] omotteiru]](koto) daß denkt 'Mary meint, daß John die Theorie ohne Grund glaubt.' ommetteiru]] c. * [IP kono giron-gai [IP John-ga [CP ti omosiroi to] interessant Comp denkt dieses ArgumentNom JohnNom 'John denkt, daß dieses Argument interessant ist.' Koreanisch (2) a. [IP kuulim-uli[IP Cheolsu-ka [CP ai-ka ti kuuly-oss-ta ko] mid-oss-ta]] CheolsuNom KindNom malte daß glauben BildAkk 'Cholsu glaubte, daß das Kind das Bild gemalt hat.' ga-ss-da ko] b. * [IP sasenge-roi [IP Cheolsu-ka [CP ai-ka ti ssinae-e KindNom in-die-Stadt ging daß mit-dem-Fahrrad CheolsuNom mid-oss-ta]] glaubte 'Cheolsu glaubte, daß das Kind mit dem Fahrrad in die Stadt gefahren ist.' ko] c. * [IP ai-kai [IP Cheolsu-ka [CP ti kuulim-ul kuuly-oss-ta BildAkk malen-Tns.-Dekl. daß KindNom CheolsuNom saengkakha-n-ta]] denken 'Cheolsu denkt, daß das Kind das Bild gemalt hat.'
1
In allen hier betrachteten Typ-1-, Typ-2- und Typ-3-Sprachen ist natürlich kurzes bzw. satzinternes Scrambling möglich, vgl. u. a. Miyara (1982, Bsp. (7), (12)) zum Japanischen, Lee (1985, Bsp. (1-2)) zum Koreanischen, Mahajan (1990:20) zum Hindi, Moyne und Carden (1974:206) und Kruse (1979:51) zum modernen Persisch, Koster (1986) zum Niederländischen.
Restrukturierung mit finiten Sätzen
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(1a) und (2a) zeigen, daß langes Objekt-Scrambling aus einem finiten Satz in einen finiten Satz im Japanischen und Koreanischen (Typ-1-Sprachen) möglich ist. In beiden Sprachen ist demgegenüber das lange Scrambling von Adjunkten nicht akzeptabel, wie man in (1b, 2b) sieht. Langes Subjekt-Scrambling im Japanischen (1c) und Koreanischen (2c) ist ebenfalls nicht möglich. In den bisherigen Kapiteln bin ich davon ausgegangen, daß LS im Deutschen und Polnischen dem ECP unterliegt. Die Akzeptabilitätsunterschiede zwischen der Extraktion von Objekten gegenüber Subjekten und Adjunkten deuten erneut darauf hin, daß dieses Prinzip für die Kontraste in (1-2) verantwortlich ist. Die zum Scrambling aus finiten Sätzen analogen Unterschiede zwischen Objekt-, Adjunkt- und Subjektextraktionen findet man nämlich bei W-Bewegung, wo sie klassischerweise auf ECP-Verletzungen zurückgeführt werden: (3) a.?? Which problemi do you wonder [howj John could solve ti tj] b. * Howj do you wonder [which problemi John could solve ti tj] c. * Which studenti do you wonder [howj ti could solve the problem tj] Die Beispiele in (3) zeigen wie die Beispiele in (1-2), daß sich Objekte leichter extrahieren lassen als Subjekte und Adjunkte. Da der Unterschied in (3) gewöhnlich aus dem ECP hergeleitet wird, ist es plausibel anzunehmen, daß für die Beispiele in (1-2) ebenfalls eine ECP-Erklärung gesucht werden muß. In Kapitel 2 bin ich im Rahmen der Diskussion von u. a. A-, X°-, W- und Scramblingbewegung zu dem Schluß gekommen, daß das ECP konjunktiv formuliert werden sollte. In Kapitel 2 (und 5) habe ich allerdings lediglich langes Scrambling von Objekten (und Klitika) betrachtet, und in diesen Fällen lag immer (trivialerweise) Kopf-Rektion der relevanten Objektspur (durch das Verb) vor. Bei Klitika fielen Kopf- und AntezedensRektion zusammen. Es stellt sich daher die Frage, ob das konjunktive ECP überhaupt prinzipiell in der Lage ist, Subjekt-, Objekt- und Adjunktscrambling zu erfassen. Gehen wir dieser Frage einmal nach. Wie bereits in Kapitel 2 erwähnt, muß man außer dem konjunktiven ECP zwei weitere Versionen des ECP unterscheiden: Das disjunktive ECP und das ECP, das lediglich Antezedens-Rektion verlangt. Die "disjunktive" Formulierung des ECP besagt, daß eine non pronominale leere Kategorie durch eine X°Kategorie oder durch ein koindiziertes c- bzw. m-kommandierendes Antezedens regiert sein muß. Unter der Annahme, daß bei den Extraktionen in (1-3) keine Zwischenspuren etabliert werden, kann man leicht sehen, daß das disjunktive ECP eine Erklärung für die Datenverteilung in (1-3) liefert. Während die Objekt-Spur ti in (1a), (2a) und (3a) das ECP über Kopf- oder θ-Rektion erfüllt, müssen die Adjunkt- und Subjektspuren in (1-3) wegen nicht vorliegender θ-Rektion das ECP über Antezedens-Rektion erfüllen. Die Antezedens-Rektion der Spuren in diesen Sätzen kommt allerdings aufgrund intervenierender Barrieren nicht zustande, daher die ECP-Verletzung. Mit einem disjunktiven ECP lassen sich die Daten in (1-3) also erklären, während ein ECP, das lediglich Antezedens-Rektion fordert, die Asymmetrie zwischen Subjekt- und Objektextraktion - natürlich unter der Voraussetzung, daß keine Zwischenspuren bei der Bewegung etabliert werden - nicht zu erklären vermag. Diese Variante des ECP scheidet daher für den hier gemachten Erklärungsversuch des langen Scrambling aus finiten Sätzen
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Kapitel 6
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aus und wird im weiteren nicht mehr berücksichtigt. Für eine Erklärung der Datenverteilung bei langem Scrambling kommen nun nur noch zwei Kandidaten in Frage: das disjunktive und das konjunktive ECP. Scramblingdaten aus anderen Sprachen deuten darauf hin, daß das disjunktive ECP ebenfalls nicht die Grundlage für eine universelle Erklärung bieten kann. Es gibt einen zweiten Typ Sprachen, der andere Scramblingoptionen aufweist als das Koreanische und Japanische. Im Hindi und modernen Persischen (Typ-2-Sprachen) ist die typische ECPAsymmetrie wie in (1-2) nicht zu beobachten. In diesen Sprachen lassen sich Subjekte, Objekte und Adjunkte aus finiten Objektsätzen scrambeln. Die Beispiele in (4-7) machen dies deutlich. Komplementsätze sind hier weder für Objekt-Scrambling (vgl. die (a)Beispiele), Adjunkt-Scrambling ((b)-Beispiele) noch für langes Subjekt-Scrambling ((c)Beispiele) Barrieren. Hindi (5) a.
b.
c.
[C' ki [IP siitaa ne tj bahut tejii raam [kitaab]j soctaa hE Ram [das Buch] denkt sein-Präsens daß Sita Erg. sehr schnell se parhii]] Präp. las raam [bistar ke nice]j soctaa hE [C' ki [IP siitaa ne vah kitaab tj Ram [Bett-Gen. unter] denkt sein-Präsens daß Sita Erg. das Buch parhii liest 'Ram denkt, daß Sita das Buch unter dem Bett liest.' soctaa hE [C' ki [IP tj ne vah kitaab bahut tejii raam [siitaa]j Ram [Sita] denkt sein-Präsens daß Erg das Buch sehr schnell se parhii]] Präp. las 'Ram denkt, daß Sita das Buch sehr schnell las.'
Persisch (Browning und Karimi 1990) (6) a. Ali [be Hassanh]i tCP fekr-mikone [CP ke [IP Mehry een ketab-ra ti dad]] Ali [an Hassan] gedacht-hat daß Mehry diesesBuch gibt b. Hasan [ba docharxe]i fekr-mikard [C' ke [IP Ali ti be ketabxane raft]] Hasan [mit Fahrrad] gedacht-hat daß Ali zur Bibliothek fuhr boode]] c. Ali [yek adam gharibe]i midone [C' ke [IP ti to khon-ash daß in seinem Haus war Ali [eine fremde Person]i wußte 'Ali wußte, daß eine fremde Person in seinem Haus gewesen ist.' Beim Hindi und modernen Persisch handelt es sich um SOV-Sprachen.2 In (6a) gibt die Spur im Matrixsatz die Basisposition des extraponierten Komplementsatzes an. Ich gehe weiterhin davon aus, daß Extraposition auf PF stattfindet (Chomskys 1986a:41). Die (c)2
Dies ist die u. a. von Greenberg (1963), Haider (1985a) und Browning und Karimi (1990) zum modernen Persisch vertretene Auffassung. Zu einer anderen Meinung und zu einer Darstellung der wesentlichen Wortstellungseigenschaften im Persischen vgl. Kruse (1979). Finite Satzkomplemente erscheinen wie im Deutschen und Hindi immer rechts vom Matrixverb (Moyne und Carden 1974:217).
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Beispiele machen deutlich, daß Subjekte lang über Komplementierer gescrambelt werden können.3 Diese Daten illustrieren, daß das disjunktive ECP, das die Fälle (1-3) im Englischen, Japanischen und Koreanischen erklärte, auf Konstruktionen aus dem Hindi und Persischen nicht angewendet werden kann. Das disjunktive ECP, das korrekt lange Adjunkt- und Subjektbewegung in (1-3) ausschließt, schließt nun fälschlicherweise ebenfalls die (b)- und (c)-Beispiele in (5-7) aus. Die Schwierigkeiten, langes Scrambling mit dem disjunktiven ECP erklären zu wollen, werden noch größer, wenn man Sprachen wie das Deutsche und Niederländische betrachtet. Im Gegensatz zum Hindi und Persischen und zum Japanischen und Koreanischen ist es im Deutschen überhaupt nicht möglich, Elemente aus finiten Sätzen zu scrambeln, also noch nicht einmal Objekte. Deutsch repräsentiert insofern den dritten Typ von Scramblingsprachen, als hier weder Argumente noch Adjunkte aus einem finiten Satz gescrambelt werden können. (8) a. * Gestern hat [den Aufsatz]i jemand gemeint [CP daß Hans ti auf die schnelle Art geschrieben hat] b. * Gestern hat [auf die schnelle Art]i jemand gemeint [CP daß Hans den Aufsatz ti geschrieben hat] c. * Gestern hat [Hans]i jemand gemeint [CP daß ti den Aufsatz auf die schnelle Art geschrieben hat] Das disjunktive ECP macht erneut die falsche Prognose. Langes Scrambling des Objekts in (8a) sollte wie auch in den anderen bisher betrachteten Sprachen grammatisch sein. Ich gehe deshalb davon aus, daß das disjunktive ECP ebenfalls keine befriedigende Erklärung der Scramblingdaten liefern kann. Trotz der Heterogenität der Daten in den verschiedenen Sprachen ist es nicht aussichtslos, alle bisher angesprochenen Fälle mit dem ECP erklären zu wollen. Wenn man, wie in Kapitel 2 vorgeschlagen, ein konjunktives ECP zugrundelegt, dann kann (8a) nur über fehlende Antezedens-Rektion ausgeschlossen werden. Mit anderen Worten, was das Deutsche von den anderen Sprachen, die langes Objekt-Scrambling zulassen, unterscheidet, ist die Tatsache, daß Antezedens-Rektion der Objekt-Spur nicht vorliegt. Ich gehe daher weiter von der in Kapitel 2 erläuterten Version des konjunktiven ECP aus: (9)
Strenge Rektion Eine non pronominale leere Kategorie muß kopf- und antezedensregiert sein.
In den folgenden Abschnitten wird außerdem gezeigt, daß sich auch der Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Sprachen mit dem konjunktiven ECP erklären läßt. Damit ist 3
Auch wenn W-Phrasen wie das indirekte Objekt in (i) an die eingebettete IP adjungiert worden sind, kann aus diesen Sätzen noch ein Element in den Matrixsatz bewegt werden, so z. B. in (i) das direkte Objekt. (i) Man [een ketab-o]j mothayeram [C' ke [IP [ be che kasi]i Ali ti tj dadeh]] Ich [dieses Buch] frage-mich Comp welcher Person Ali gibt 'Ich frage mich, welcher Person Ali dieses Buch gibt.'
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die Zielrichtung der Analyse abgesteckt. Bevor ich mich nun der Analyse der angeführten Daten zuwende, werde ich einige grundsätzliche Überlegungen zu prinzipiell möglichen Erklärungsmustern anstellen.
6.2 Barrieren, Parametrisierungen und das ECP Wenden wir uns zunächst einmal der Frage zu, welche Möglichkeiten grundsätzlich für die Analyse der unterschiedlichen Scramblingoptionen in den erwähnten Sprachen auf der Grundlage des ECP bestehen, denn die Erklärung dafür, daß in einigen Sprachen Antezedens-Rektion der Ausgangsspur (z. B. von gescrambelten Objekten) vorliegt und in anderen Sprachen wie dem Deutschen und Niederländischen nicht, kann natürlich unterschiedliche Formen annehmen. Man kann etwa sagen, daß die Formulierung der Barrierendefinition einzelsprachlich parametrisiert ist (vgl. die Subjazenzdiskussion in Chomsky 1986a:37ff. und die Kritik an Chomsky in Weinberg 1988:207f.). Bezogen auf die Datenlage bei langem Scrambling müßte die Barrierendefinition gemäß diesem Ansatz gewährleisten, daß im Deutschen die Antezedens-Rektion der Scrambling-Objekt-Spur durch eine Barriere blockiert wird, während die Definition für andere Sprachen (wie z. B. für das Hindi) keine Barrieren zwischen Spur und Antezedens vorhersagt, so daß in diesen Sprachen AntezedensRektion zustande kommt. In Grewendorf und Sabel (1994) ist gezeigt worden, daß eine derartige Strategie empirischer Gegenevidenz ausgesetzt ist, weil ungrammatische Derivationen nicht ausgeschlossen werden können. Doch selbst wenn man diese eher technischen Probleme löst, muß dennoch bezweifelt werden, daß eine Erklärung der Variationen in den verschiedenen Sprachen bezüglich des langen Scrambling auf der Grundlage einer parametrisierten Barrierendefinition konzeptuell angemessen ist, denn es ist bislang noch nicht gezeigt worden, daß eine solche Parametrisierung auf andere Operationen in der betreffenden Einzelsprachgrammatik irgendwelche Auswirkungen hat. Wenden wir uns daher einer weiteren Möglichkeit zu. Alternativ könnte man die Meinung vertreten, daß die Art der Bewegung einzelsprachlich parametrisiert ist, während die Barrierendefinition einheitlich bleibt (vgl. hierzu Nordgård 1989, Müller und Sternefeld 1991, 1993). In einigen Sprachen wie z. B. dem Russischen kann dann an jede maximale Projektion adjungiert werden, die zwischen der Ziel- und Ausgangsposition des bewegten Elements liegt, und in anderen Sprachen wie dem Deutschen stehen weniger Adjunktionspositionen für Scrambling zur Verfügung. Da Zwischenadjunktion intervenierende Barrieren neutralisiert, wird im Gegensatz zum Russischen im Deutschen zwischen der Ziel- und Landeposition des gescrambelten Elements zwangsläufig eine Barriere intervenieren. Entgegen meiner anfänglich gemachten Annahme wird hier also davon ausgegangen, daß Scrambling sukzessiv-zyklisch erfolgen kann. Betrachten wir genauer die Analyse von Müller und Sternefeld (1991, 1993), die im wesentlichen auf den folgenden Hypothesen basiert. A. B.
Scrambling-Spuren müssen auf LF antezedens-regiert sein. Die Positionen, an die bei Scrambling adjungiert werden darf, unterliegen einzelsprachlicher Parametrisierung.
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C.
D.
Ob Zwischenspur-Tilgung (nach Lasnik und Saito 1984, 1992) in Scrambling-Argument-Ketten in den einzelnen Sprachen erfolgt, ist parametrisiert. Ob das Prinzip der eindeutigen A'-Bindung4 auf der S-Struktur und auf LF wirksam ist, ist einzelsprachlich parametrisiert.
Müller und Sternefeld (1993:478) führen ein weiteres Prinzip ein, aus dem die Annahmen A und C herleitbar sind. Außer Scamblingdaten aus dem Japanischen, Koreanischen und Deutschen diskutieren sie eingehend langes Scrambling im Russischen. Das Russische verhält sich genauso wie das Hindi oder Persische. Subjekte, Adjunkte und Objekte können aus finiten Sätzen gescrambelt werden (vgl. auch Yadroff 1991, Sabel 1994c). Zur Illustration ihrer Analyse wähle ich die Beispiele (1a-b) aus Abschnitt 6.2, die die Asymmetrie zwischen langem Scrambling von Adjunkten (10a) und Objekten (10b) im Japanischen demonstrieren. (10) a. * [IP riyuu-mo nakui [IP Mary-ga [NP[CP (ti'') John-ga ti' ti sono setu-o JohnNom die TheorieAkk ohne Grund MariaNom sinziteiru to]] omotteiru]] glaubt daß denkt 'M. meint, daß John die Theorie ohne Grund glaubt.' to]] b. [IP sono hon-oi [IP John-ga [NP[CP (ti'') Mary-ga ti' ti katta das BuchAkk JohnNom MariaNom kaufte daß omotteiru]] denkt (B.) besagt im Rahmen ihrer Analyse für das Japanische, daß nicht an CP und NP adjungiert werden darf.5 Damit schließen sie aus, daß ein Adjunkt (10a) lang gescrambelt werden kann. Weil CP und NP Barrieren sind, kommt Antezedens-Rektion (A.) nicht zustande. Eine Derivation für (10a), bei der das Adjunkt an die eingebettete VP und IP adjungiert wird, bevor es in den Matrixsatz bewegt wird, ist auch möglich, rettet den Satz aber nicht. Da Adjunkt-Zwischenspuren nicht getilgt werden können, verletzt diese Ableitung ebenfalls das ECP, denn CP und NP bleiben Barrieren. In Beispiel (10b) ist nun das Objekt des eingebetteten Satzes lang gescrambelt worden. Müller und Sternefeld nehmen an, daß es im eingebetteten Satz im Einklang mit (B.) an VP adjungiert wurde, bevor es den eingebetteten Satz verließ. Die Ausgangsspur in (10b) ist daher antezedensregiert. Im Unterschied zu Zwischenspuren von gescrambelten Adjunkten kann die Zwischenspur ti' eines gescrambelten Arguments vor LF im Japanischen getilgt werden (C.), so daß sie nicht wie die untilgbare Adjunkt-Zwischenspur (ti'' oder ti') in (10a) das ECP verletzt. Wie verhindert man nun, daß im Deutschen Objekte aus finiten Sätzen gescrambelt werden können, und wie sichert man, daß in anderen Sprachen Subjekte, Objekte und Adjunkte lang gescrambelt werden können? Müller und Sternefeld nehmen 4 5
Es sei noch einmal daran erinnert, daß dieses Prinzip - informell gesprochen - besagt, daß ein Element während einer Ableitung nicht durch verschiedene Typen von A'- (also Adjunktions- bzw. Spec CP-) Positionen bewegt werden darf (vgl. Müller und Sternefeld 1991, 1993). Wie man den Strukturen in (10) entnehmen kann, machen Müller und Sternefeld (1991) ferner die Annahme, daß alle finiten Sätze von einer NP mit leerem Kopf eingebettet sind.
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an, daß im Deutschen Zwischenspuren von gescrambelten Argumenten im Unterschied zum Japanischen nicht getilgt werden können (C.). Für Sprachen wie das Russische hingegen, wo Argumente und Adjunkte lang gescrambelt werden können, gehen sie davon aus, daß jede maximale Projektion (IP, NP, CP, VP) als potentielle Landestelle für langes Scrambling in Frage kommt (B.). Die Analyse hat den großen Vorteil, daß sie eine umfangreiche Menge von Scramblingund W-Bewegungsdaten aus den einzelnen Sprachen erklärt. Ferner muß man hervorheben, daß sie den - meines Wissens - ersten Versuch darstellt, die Scramblingdaten aus den veschiedenen Spachen unter eine einheitliche Erklärung zu subsumieren. Es ergeben sich allerdings auch einige Schwierigkeiten. Ein Problem entsteht im Hinblick auf die Umgebungen, aus denen heraus Elemente gescrambelt werden können. Es werden die Folgen übersehen, die der Adjunkt-Status von Sätzen für Scrambling hat. In dieser Analyse gibt es keine Möglichkeit, langes Objekt-Scrambling aus AdjunktSätzen z. B. im Japanischen (11a) und Russischen (12a) zu verhindern (Saito 1987, Yadroff 1994). (11) a. * Sono hon-oj [IP John-ga [ minn-ga tj kau node] tigau das BuchAkk J.Nom jederNom kauft weil anderes 'Weil jeder das Buch kaufte, kaufte John ein anderes.' b. John-ga [IP sonohon-oj [IP minn-ga tj kau node] tigau das BuchAkk jederNom kauft weil anderes J.Nom (12) a. * My Wir b. My Wir
[vodku]i byli WodkaAkk waren byli udivenly waren überrascht
udivenly überrascht [vodku]i WodkaAkk
[potomu cto on weil er [potomu cto on weil er
hon-o katta] BuchAkk kaufte hon-o katta] BuchAkk kaufte
prines ti ] brachte prines ti ] brachte
Im Rahmen der Analyse von Müller und Sternefeld wird (11a) genauso abgeleitet wie der grammatische Satz (10b). Das Objekt im Adjunkt-Satz wird an VP adjungiert, die Ausgangsspur ist somit antezedens-regiert. Dann kann die NP in den Matrixsatz wandern. Weil die Scrambling-Zwischenspur an VP auf dem Übergang zu LF getilgt werden kann, verletzt die Ableitung in ihrer Theorie nicht das ECP. Da man im Russischen an IP, VP, NP und CP adjungieren darf, kann auch die Ungrammatikalität von (12a) nicht hergeleitet werden. Das empirische Problem, das (11a) und (12a) für die Scramblinganalyse von Müller und Sternefeld liefert, entsteht nicht nur im Zusammenhang mit dem Japanischen oder Russischen. In den folgenden Abschnitten wird sich zeigen, daß Scrambling aus Adjunkten in allen Scramblingsprachen ungrammatisch ist. Die Beispiele (11b, 12b) zeigen überdies, daß Adjunktion an IP bzw. an das Satzadjunkt möglich ist. (11b) und (12b) liefern ein zusätzliches Problem für die Analyse von Scrambling als sukzessiv-zyklischer Adjunktionsbewegung wie in (10b). Unter der Annahme, daß Scrambling eine sukzessiv-zyklische Bewegungsoperation ist, stellen (11b, 12b) Zwischenschritte der Derivation (11a, 12a) dar. Es muß nun beantwortet werden, warum eine Ableitung wie (11a, 12a) unmöglich ist, obwohl die ihr zugrundeliegenden (Teil-) Derivationen möglich sind. Wenn man hingegen davon ausgeht, daß Scrambling "in einem Schritt" erfolgt, stellt sich diese Frage nicht.
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Es ergeben sich weitere, konzeptuelle Schwierigkeiten. Die Analyse ist z. B. inkonsistent mit geltenden Annahmen. So muß die gut motivierte Beschränkung, daß an CP-Argumente nicht adjungiert werden darf (Chomsky 1986a, Rochemont 1989), für einige Sprachen wie das Russische aufgegeben werden, um ableiten zu können, daß langes Scrambling aus Komplementsätzen nicht das ECP verletzt.6 Man kann ferner einwenden, daß die Analyse, die auf insgesamt zwei Parameter rekurriert, nicht unabhängig motiviert ist, denn in anderen Bereichen der Grammatik scheinen Beschränkungen, wie die, die für LS formuliert werden, nicht zu gelten. Betrachten wir z. B. Kopfbewegung. Wenn man sagt, daß im Deutschen im Gegensatz zum Russischen eine XP nicht an CP adjungiert werden darf, dann ist unklar, warum man im Deutschen einen V- bzw. Infl-Kopf an C adjungieren darf, oder warum man in manchen Sprachen XPs, aber in keiner Sprache X°-Kategorien sukzessiv-zyklisch adjungieren kann. Bei beiden Phänomen handelt es sich um Adjunktionsbewegungen. Daß z. B. der Zusammenhang zwischen Kopf- und XP-Bewegung in einer Analyse des Scrambling reflektiert werden sollte, entspricht offensichtlich auch der Auffassung Chomskys (1986a:68), der darauf hinweist "The optimal assumption would be that movement of zero level categories falls under the principles that apply to movement of maximal projections ...". In einer ganzen Reihe syntaktischer Analysen wird im Gegensatz zu den oben erwähnten Arbeiten versucht, die unterschiedlichen Eigenschaften der einzelnen Sprachen im Rekurs auf die Natur der parametrisierten funktionalen Köpfe zu erklären (vgl. u. a. Borer 1983, Chomsky 1989:44, Ouhalla 1991), und die Analyse von LS im Deutschen und Polnischen und CC im Spanischen, die ich in Kapitel 4 vorgestellt habe, beruht ebenfalls auf diesem Gedanken. Für eine Analyse des langen Scrambling aus finiten Sätzen bedeutet dies, daß der Schlüssel für den Unterschied zwischen Sprachen, die langes Scrambling erlauben, und solchen, in denen es unmöglich ist, ebenfalls in der Natur eines oder mehrerer funktionaler Köpfe liegen sollte. Im folgenden werde ich dafür argumentieren, daß sich Unterschiede hinsichtlich des langen Scrambling in den verschiedenen Sprachen auf der Grundlage eines konjunktiven ECP, der Idee des [+R]-Merkmals-Checking bzw. auf der Grundlage der parametrisierten Eigenschaften des C-Kopfes erklären lassen. Die grundlegende Idee dabei ist, daß sich die bereits diskutierten Sprachen hinsichtlich der Realisierung von C-nach-Agro unterscheiden. In Sprachen des Typs 1 (Japanisch, Koreanisch) erfolgt C°-Inkorporation auf LF, während in Sprachen des Typs 2 (Hindi und Persisch) C°-Inkorporation auf der S-Struktur stattfindet. Demgegenüber besteht in solchen Sprachen wie dem Deutschen oder Polnischen, in denen generell langes Scrambling aus finiten Sätzen nicht möglich ist, die Option der C°-Inkorporation überhaupt nicht. 6
Daß im Russischen an Argument-CPs adjungiert werden kann, erhält ferner in Müller und Sternefeld (1991) keine empirische Bestätigung. Ihr Satz (i), (i) Ja byl novuju školu [CP gde strojat t] Ich war neue Schule wo sie bauen der die Möglichkeit von Adjunktion an CP belegen soll, kann genauso gut eine Adjunktion an die Matrix-VP sein, dann nämlich, wenn das Verb byl aus der VP gewandert ist. Daß V-nach-I im Russischen erfolgt, wird u. a. von Yadroff (1991) angenommen, der die Ungrammatikalität von (ii) damit erklärt, daß I'-Scrambling im Russischen unzulässig ist: (ii) * Ja [I' pošel v školu]i skazal (cto) on ti Ich ging zur Schule sagte (daß) er
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Ich gehe überdies auch im Hinblick auf LS aus finiten Sätzen davon aus, daß XPAdjunktion auf der S-Struktur nur einmal erfolgt. Wenn die Grammatik diese Option für Scrambling, also für Adjunktionsbewegungen von XPs, bereitstellt, dann sollte sie, das besagt die Adjunktionsbeschränkung, die ich in Kapitel 3 eingeführt habe, aus ökonomischen Gründen tatsächlich gewählt werden. Die Diskussion von (11-12) hat gezeigt, daß in Analysen, die mehrfache Adjunktionen von XPs bei Scrambling zulassen, die Ableitung nicht-wohlgeformter Sätze nicht ausgeschlossen wird. Die empirische Adäquatheit der Adjunktionsbeschränkung hat sich in Kapitel 3 nicht nur im Zusammenhang mit völlig veschiedenen Typen von XP-Bewegung erwiesen. Es hat sich auch gezeigt, daß sie eine adäquate Beschränkung in bezug auf Scramblingbewegung aus Infinitiven im Deutschen und Polnischen und Clitic Climbing im Spanischen darstellt. Die Adjunktionsbeschränkung wird also aus unabhängigen Gründen in der Grammatik benötigt. Sie nimmt demnach das eben erwähnte Chomsky-Zitat ernst, denn sie schränkt X°- (13a) und XP-Bewegung (13b) in gleicher Weise ein: (13) a.
b.
WP W Yi
XP W
(14)
YPi
WP
X' X
t i'
WP
XP YP
X
ti
ti '
XP ti
Adjunktionsbeschränkung Bewegung kann nicht über Zwischenadjunktion erfolgen.
Daß Adjunktionsbewegung von XPs auf der S-Struktur auch im Fall von LS aus finiten Sätzen in einem Schritt erfolgt, ist also unabhängig motiviert, denn dasselbe gilt für X°und eine Vielzahl anderer XP-Bewegungen. Bevor ich im folgenden zu zeigen versuche, wie das Phänomen des langen Scrambling mit den in diesem Abschnitt gemachten Annahmen erklärt werden kann, fasse ich diese noch einmal zusammen: i. ii. iii.
Konjunktives ECP (vgl. Kapitel 2) Eine XP darf nicht sukzessiv-zyklisch adjungiert werden. (vgl. Kapitel 3) Die parametrischen Eigenschaften von C° sind dafür verantwortlich, daß langes Scrambling aus finiten Sätzen generell möglich ist.
Bei (i-ii) handelt es sich nicht etwa um Stipulationen, die eigens für die hier vertretene Analyse gemacht werden müssen. Wenn man LS auf der Grundlage der Annahmen (i-iii) erklären kann, dann benötigt man lediglich die Einführung eines Parameters (iii), um die Variationen in den verschiedenen Sprachen im Hinblick auf LS erklären zu können.
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6.3 C-Inkorporation und langes Scrambling Eine Analyse des langen Scrambling muß die Subjekt-/Objekt-/Adjunktasymmetrie in Sprachen wie dem Japanischen und Koreanischen erklären und ebenfalls ihr Ausbleiben im Deutschen, Hindi und Persischen. In diesem Abschnitt werde ich auf der Grundlage der Annahmen aus Abschnitt 6.2 die Phänomene des langen Scrambling in den drei Typen von Scramblingsprachen analysieren und eine Erklärung für die besagten Asymmetrien formulieren. Ich beginne mit einer Darstellung der Verhältnisse im Hindi und Persischen und wende mich anschließend den Sprachen des Typs 1 (Koreanisch und Japanisch) und den Typ-3-Sprachen (Niederländisch, Polnisch und Deutsch) zu.
6.3.1 Sprachen des Typs 2: Hindi und Persisch Das Hindi und das Persische sind SOV-Sprachen. Langes Scrambling aus finiten Sätzen ist erlaubt, und zwar können - wie bereits in Abschnitt 6.2 erläutert - Subjekte, Objekte und kopf-regierte Adjunkte lang gescrambelt werden. In seiner Analyse des Hindi nimmt Mahajan (1990:14, 120) die folgende Satzstruktur für diese Sprache an ((15) ist eine vereinfachte Darstellung): (15)
C' AgrsP
C
TP Agrs VP
...
T V
Mahajan (1990:116) folgt Fukuis (1986) (vgl. auch Fukui und Speas 1986) Auffassung, daß Spezifikatoren von funktionalen Kategorien optional sind. Da das Hindi keine obligatorische S-strukturelle W-Bewegung aufweist, sondern lediglich W-Scrambling, geht er davon aus, daß in dieser Sprache keine Spec CP-Projektion vorhanden ist. Ob diese Annahme plausibel ist, sei dahingestellt. Wichtiger ist, daß der kopf-finale Charakter des Hindi strikter ist als der des Deutschen. Alle funktionalen Köpfe und insbesondere C° sind im Hindi rechtsperipher. Im Unterschied zum Deutschen, wo C° linksperipher ist und V-nach-C entweder V/2- oder V/1-Effekte auslöst, beobachtet man daher weder V/1-Stellung noch V/2-Effekte (Mahajan 1990:113, 123): (16) a. b.
kyaa Welche kis-ne Wer-erg
ciiz Sache dhiire langsam
raam-ne khaaii? Ram-erg aß kaam kiyaa? gearbeitet hat
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Ferner tritt der (infinitivische) Komplementierer ke liye (vgl. Subbarao 1977, Mahajan 1990:160f.) rechtsperipher auf: (17)
raam-ne mohan-ko [kise dekhne ke liye] kahaa Ram-erg Mohan-erg wem zu-sehen (nach) Comp erzählte
Wir können also davon ausgehen, daß C° im Hindi rechtsperipher ist. Interessanterweise steht der finite Komplementierer ki (daß) obligatorisch links von IP. Dieser Umstand ist unerwartet, denn auch wenn man berücksichtigt, daß finite Satzkomplemente im Hindi obligatorisch extraponiert werden (vgl. Mahajan 1990:127), sollte ki rechtsperipher auftreten: (18)
ki [IP ti ne vah kitaab bahut tejii raam [siitaa]i soctaa hE Ram [Sita-erg] denkt sein-Präsens daß das Buch sehr schnell se parhii] Präp. las 'Ram hat gedacht, daß Sita das Buch sehr schnell las.'
Dieselbe Situation liegt im modernen Persisch vor. Die Sprache ist kopf-final, sie weist keine obligatorische W-Bewegung (lediglich W-Scrambling) auf, und finite Sätze werden obligatorisch extraponiert. Der Komplementierer ke 'daß', der finite Komplementsätze einleitet, erscheint jedoch obligatorisch links von IP (Browning und Karimi 1990): (19)
boode] Ali [yek adam gharibe]i midone ke [IP ti to khon-ash Ali [eine fremde Person] wußte daß in seinem Haus war 'Ali wußte, daß eine fremde Person in seinem Haus gewesen ist.'
Überdies darf im Hindi und Persischen kein Element zwischen Matrixverb und Komplementierer intervenieren. Im folgenden werde ich dafür argumentieren, daß die Stellung des Komplementierers im Hindi und Persischen die Erklärung für die Scramblingmöglichkeiten in diesen Sprachen liefert. Wenden wir uns also nun der Analyse der Daten zu. Warum ist es möglich, daß in (18) und (19) das Subjekt eines eingebetteten Satzes lang über den Komplementierer bewegt werden kann? Wie bereits erwähnt, gehe ich davon aus, daß Scrambling in einem Schritt erfolgt. In (18) und (19) muß die Subjektspur in der Spec AgrsP-Position kopf- und antezedens-regiert sein, damit das ECP nicht verletzt wird. Wie kann das nun unter den in Abschnitt 6.3 gemachten Annahmen erreicht werden? Folgt man Browning und Karimi (1990), die darauf hinweisen, daß der Komplementierer ke einem Klitikum gleicht, das beim Übergang von der D- zur S-Struktur an das regierende Verb wandert, dann erhält man folgende Struktur für die Beispiele aus dem Hindi und dem Persischen ((20) gibt nur den relevanten Ausschnitt von (18-19) wieder, bevor Extraposition erfolgt):
Restrukturierung mit finiten Sätzen
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(20)
AgrsP
NPj CP
VR+C°iR C'
AgrsP tj '
C° Agrs'
...
| t iR
Extraposition
Agrs°i
In (20) bzw. (18-19) ist der Komplementierer overt in den Matrixsatz inkorporiert. Das Matixverb adjungiert an den Komplementierer in Agro und kopf-regiert die Subjektspur (und der Komplementsatz folgt nach Extraposition auf PF dem inkorporierten Komplementierer). Ich habe bereits in Kapitel 2 ausgeführt, daß ich mit Rizzi (1990) annehme, daß für Kopf-Rektion C-Kommando erforderlich ist. Die C-KommandoDomäne eines Kopfes reicht nicht über die nächste X'-Projektion, die den Kopf dominiert, hinaus (so daß ein Kopf nie seinen Spezifikator kopf-regieren kann). Kopf-Regenten sind die lexikalischen Kategorien N, V, A und P. Ein strenger Kopf-Regent ist überdies ein Element mit Agr-Merkmalen, Verben also, oder Agr-Merkmale allein. In (20) ist demnach in Folge der C°-Inkorporation die Subjektposition vom Matrixverb streng kopf-regiert. Es interveniert keine Barriere zwischen NPj und der Spur in AgrsP. Infolge der Inkorporation des Komplementierers ist die Spur der gescrambelten Subjekt-NP ferner antezedensregiert, und LS aus dem finiten Satz erfolgt in einem Schritt. Rufen wir uns an dieser Stelle noch einmal die Diskussion der Restrukturierungsphänomene aus Kapitel 4 in Erinnerung. Die wesentliche Idee war, daß Inkorporation durch [+R]-Merkmals-Transfer ausgelöst wird. Das Matrixverb transferiert sein [+R]Merkmal im Einklang mit (21) an eine X°-Position im eingebetteten Satz. (21)
X kann sein [+R]-Merkmal an jeden Kopf Y in der Domäne von X transferieren, außer es interveniert eine Barriere zwischen X und Y.
In Kontrollinfinitiven konnte der eingebettete C°-Kopf nicht das [+R]-Merkmal des Matrixverbs erben, denn C° hätte sich infolge des Merkmals-Transfers in den Matrixsatz bewegen müssen, um das ererbte Merkmal zu checken. C°-Bewegung hätte zwangsläufig zur Folge, daß PRO regiert ist. In finiten Sätzen wie (18-19) wird C°-Bewegung hingegen durch keine unabhängig motivierte Beschränkung ausgeschlossen. Das Matrixverb kann daher das [+R]-Merkmal an den finiten C-Kopf transferieren. Weiterhin habe ich in Kapitel 5 erläutert, daß ein Kopf, der das [+R]-Merkmal durch Merkmals-Transfer erhält, das ererbte Merkmal durch Adjunktionsbewegung nur in einer Zielposition checken kann, die vom gleichen Typ (lexikalisch oder funktional) ist wie der Kopf, der das [+R]Merkmal erbt:
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(22)
Ein Kopf X kann sein [+R]-Merkmal durch Adjunktionsbewegung ausschließlich in einer Position X checken, wobei X entweder lexikalisch oder funktional ist.
In Beispiel (18) erscheint der Komplementierer am Auxiliar. Im Rahmen meiner Analyse erwartet man dies. Da der Komplementierer eine funktionale Kategorie ist, muß er an eine funktionale X°-Position adjungiert werden (aus der er seine Spur c-kommandiert), um das ererbte [+R]-Merkmal checken zu können. Der Komplementierer kann nicht an eine lexikalische Position innerhalb von VP bewegt werden. Er adjungiert also an Agro. Auf seinem Weg aus der VP wandert das Verb (19) bzw. Auxiliar (18) an Agro. Dies ist ganz analog zu Fällen, in denen Clitic Climbing erfolgt. Auch hier bewegt sich das Klitikum an Agro und wird von dem Matrixverb "aufgelesen". Eine weitere Parallele zum Clitic Climbing besteht darin, daß im Hindi und Persischen sowohl das [+R]-Merkmal des Verbs als auch das ererbte [+R]-Merkmal stark sind. Dies hat zur Folge, daß der Inkorporations-Prozeß in der overten Syntax stattfindet. Die Möglichkeit von LS aus finiten Sätzen läßt sich somit auf den gleichen Prozeß zurückführen, der in Infinitiven stattfindet und von mir als Prozeß aufgefaßt wird, der für Restrukturierungsphänomene verantwortlich ist. Demnach liefern die Scramblingphänomene im Hindi und Persischen Evidenz dafür, daß Restrukturierungsphänomene auch im Zusammenhang mit finiten Sätzen auftreten. Aufgrund der Tatsache, daß alle X°-Positionen im eingebetteten Satz mit den X°-Positionen im Matrixsatz, in die sich der V+CKomplex bewegt, den Selektionsindex von C° teilen, entsteht ein komplexes Gebilde mit mono-sententialen Eigenschaften, wie wir es in Kapitel 5 im Zusammenhang mit der Analyse transparenter Infinitive beobachtet haben. Im Rahmen der C°-Inkorporations-Analyse prognostiziert man ferner exakt die im Hindi und Persischen existierenden Scrambling-Optionen. Die S-strukturelle C°Inkorporation gewährleistet, daß das eingebettete Subjekt (durch das Matrixverb) kopfregiert wird. Adjunkte bzw. "Quasi-Argumente" und Objekte, die extrahiert werden können, weil sie kopf-regiert und wegen der barrierenöffnenden C°-Inkorporation dann auch immer antezedens-regiert sind, erfüllen das ECP. Langes Adjunkt-Scrambling ist im Persischen und Hindi möglich, denn die Ausgangsspur des Adjunkts ist an jedem Schritt der Derivation antezedens-regiert, was, wie ich in Kapitel 2 hervorgehoben habe, eine notwendige Bedingung für ihre strenge Rektion ist.7, 8 Die folgende Generalisierung bringt das Charakteristische der Sprachen des Typs 2 zum Ausdruck. 7
8
Gemäß der Barrierendefinition (vgl. Kapitel 2) sind Agrs°, C° und das Matrixverb nach erfolgter Inkorporation nicht länger distinkt. Da das Matrixverb überdies mit allen Kopf-Positionen im Matrixsatz koindiziert ist, wird das gescrambelte Subjekt an eine Phrase adjungiert, deren Kopf nicht-distinkt von den Köpfen potentieller Barrieren ist. Durch diese Bewegung wird nicht nur die Barriere für Antezedens-Rektion der Scramblingspur geöffnet, sondern auch Kopf-Rektion der Spur in der eingebetteten Subjektposition gewährleistet. CP ist nach C-Inkorporation in Agro keine Barriere mehr zwischen dem Matrixverb und ti. Auch die eingebettete AgrP ist keine Barriere zwischen der gescrambelten NP und ihrer Spur. Infolge der Selektion durch C° sind Agrs° und C° (bzw. in (20) die Spur von C°) miteinander koindiziert. Ich gehe davon aus, daß Partizip und Auxiliar einen komplexen Kopf bilden (vgl. hierzu Grewendorf und Sabel 1994), deren Teile koindiziert und somit non-distinkt sind.
Restrukturierung mit finiten Sätzen
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(23)
In Sprachen, in denen langes Objekt-, Subjekt- und Adjunkt-Scrambling aus finiten Sätzen möglich ist, inkorporiert der Komplementierer vor Spell-Out in den Matrixsatz (bzw. in Agro).
Im übernächsten Abschnitt wird sich zeigen, daß diese Tatsache dafür verantwortlich ist, daß Hindi und Persisch sich von den anderen Scramblingsprachen unterscheiden. Bevor ich mich der Analyse dieser Sprachen zuwende, will ich noch kurz unabhängige Evidenz für die hier vertretene Analyse der Sprachen des Typs 2 diskutieren.
6.3.2 Adjunkt-Inseln in Sprachen des Typs 2 Die Generalisierung (23) erfaßt die bisher betrachteten Beispielsätze aus dem Persischen und Hindi. Bei all diesen Beispielen ist aus Objekt-Sätzen gescrambelt worden, und in all diesen Fällen ist C°-Inkorporation möglich. Für Konstruktionen, die aus unabhängigen Gründen Inkorporation bzw. [+R]-Merkmals-Transfer nicht zulassen, prognostiziere ich hingegen, daß auch in den Sprachen vom Typ 2 langes Scrambling unmöglich sein sollte. Konkret sagt die hier vorgeschlagene Analyse des langen Scrambling voraus, daß analog zu Restrukturierungskontexten in Verbindung mit Infinitiven in keiner der diskutierten Typ-2-Sprachen Scrambling aus Adjunkt-CPs zulässig sein sollte. Das Matrixverb kann das [+R]-Merkmal nicht in ein Adjunkt transferieren, folglich kann der C-Kopf nicht aus einer Adjunkt-CP heraus in das Matrixverb inkorporieren (vgl. die Diskussion zu (38) in Kapitel 5, Abschnitt 5.2.3). Diese Prognose wird durch die folgenden Daten aus dem Persischen und Hindi bestätigt (Browning und Karimi 1990, Anoop Mahajan (p. M.)): (24) a. * man Ali-rai fekr-mikonam ke [Hassan ahmagh bood] Ich Ali wissen-1S daß [Hassan müssen sehr dumm sein-3S] [vaghti ti zad] [wenn schlagen 3S] 'Ich denke, daß Hassan sehr dumm war, als er Ali schlug.' b. * [beer]i siitaa naaraaz hE kyOnki raam ti laayaa Bier Sita ärgerlich ist weil Ram kaufte Die Spur des gescrambelten Objekts in (24) ist zwar kopf-regiert, sie ist aber nicht antezedens-regiert. Antezedens-Rektion kann nicht zustande kommen, weil aus Adjunkten generell keine Inkorporation erfolgen kann. Weil der C-Kopf eines Adjunkts nicht in das Matrixverb inkorporieren kann, sind die X°-Kategorien in der Adjunkt-CP gemäß der Barrierendefinition distinkt von den X°-Kategorien der höheren Phrasen, die das Adjunkt dominieren. Alle maximalen Projektionen in (24), die das gescrambelte Antezedens exkludieren und die Spur ti inkludieren, sind intervenierende Barrieren, die die Antezedens-Rektion der Ausgangsspur blockieren. Daher sind die Sätze in (24) ungrammatisch.9 Die Ungrammatikalität von Scrambling aus Adjunkten folgt also aus dem ECP. 9
Die Adjunktbarrierendefinition verhindert [+R]-Merkmals-Transfer an den C-Kopf, der sich im Adjunkt befindet. Kopf- bzw. C°-Bewegung (auf LF oder auf der S-Struktur) aus der Adjunkt-CP ist
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Kapitel 6
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Um (24) mit dem ECP ausschließen zu können, ist es allerdings wesentlich, daß die Adjunktionsbewegung in nur einem Schritt erfolgt. Wäre iterative Adjunktion der gescrambelten NP in (24) erlaubt, bestünde die Möglichkeit, sie an jede maximale Projektion zu adjungieren, die zwischen ihrer Ausgangs- und Zielposition liegt. Derartige Fälle habe ich am Anfang dieses Kapitels im Zusammenhang mit der Adjunktionsbeschränkung bereits erwähnt. Läge (24) eine solche Ableitung zugrunde, würde man allerdings erwarten, daß (24) grammatisch ist, denn jede einzelne erzeugte Spur wäre antezedens-regiert. Zwischen den einzelnen Elementen der Bewegungskette läge keine Barriere, weil per definitionem eine Barriere C nur dann überschritten wird, wenn C die Position, aus der herausbewegt wurde, inkludiert, und C die Position, in die hineinbewegt wurde, exkludiert. Eine Derivation letzteren Typs würde daher alle potentiellen Barrieren in (24) neutralisieren. Die hier vertretene Analyse "einmaliger" Adjunktion schließt dieses unwillkommene Resultat hingegen aus. Die Unzulässigkeit des Scrambling aus AdjunktCPs liefert daher unabhängige Evidenz dafür, daß tatsächlich die Inkorporation des CKopfes und nicht sukzessiv-zyklische Adjunktion der gescrambelten Phrasen (um potentielle Barrieren zu neutralisieren) eine notwendige Bedingung für die Erklärung des langen Scrambling in den Typ-2-Sprachen ist. In der Diskussion der Sprachen des Typs 2 habe ich versucht, auf der Grundlage des konjunktiven ECP, der Adjunktionsbeschränkung und der C°-Inkorporations-Analyse das Ausbleiben jeglicher Asymmetrien beim langen Scrambling aus Komplementsätzen im Hindi und Persischen zu erklären. Im folgenden Abschnitt werde ich dafür argumentieren, daß mit den erwähnten Annahmen auch die Datenverteilung in den Sprachen des Typs 1 (Japanisch und Koreanisch) und 3 (Deutsch und Niederländisch) erklärt werden kann. Die Idee hierbei ist, daß der Parameter, der Typ-1- und Typ-3-Sprachen von Sprachen des Typs 2 unterscheidet, bewirkt, daß im Japanischen und Koreanischen keine C°Inkorporation auf der S-Struktur wie in den Sprachen vom Typ 2 vorliegt. In Sprachen des Typs 1 erfolgt C°-Inkorporation demgegenüber auf LF, während in Typ-3-Sprachen generell keine C°-Inkorporation möglich ist.
6.3.3 Sprachen des Typs 1 und 3: Japanisch, Koreanisch, Deutsch und Niederländisch Ich habe bereits in Abschnitt 6.2 erläutert, daß Typ-1-Sprachen die klassische Asymmetrie zwischen Subjekten und Adjunkten auf der einen und Objekten auf der anderen Seite aufweisen. Um diese Asymmetrie im Japanischen und Koreanischen zu erklären, gehe ich davon aus, daß in diesen Sprachen im Unterschied zu Sprachen wie dem Hindi und daher aus ökonomietheoretischen Gründen ausgeschlossen, weil sie Last Resort verletzt. Sie verletzt aber auch das ECP. Eine potentielle Barriere ist z. B. der CP-Knoten des Adjunkts. Die Adjunkt-CP ist in der Phrase enthalten, an die sie adjungiert ist. Sie exkludiert ferner das Antezedens (A) der Inkorporationsbeziehung, das Matrixverb, und inkludiert (B), den C-Kopf. CP ist somit eine Barriere zwischen A und B. Folglich bleiben A und B distinkt. Die Distinktheit von A und B hat wegen der Definition der Minimalititätsbarriere dann zur Folge, daß der Kopf der Projektion, an die Scrambling erfolgt, distinkt ist vom Kopf Agro° im Adjunkt, der die Position selegiert, in der sich die Scrambling-Objektspur befindet, wodurch die AgroP im Adjunkt zur Barriere zwischen der gescrambelten NP und ihrer Spur wird. Ferner gelten alle maximalen Projektionen im Adjunkt, deren Köpfe eine Phrase selegieren, die die Scramblingspur dominiert, als Barrieren (CP, AgrsP, TP).
Restrukturierung mit finiten Sätzen
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Persischen auf der S-Struktur keine Inkorporation zwischen C und dem Matrixverb erfolgt. Demgegenüber löst sich der Komplementierer in Sprachen vom Typ 1 auf LF aus der C-Position und wandert an das Matrixverb.10 (25)
CP CP C' AgrsP
...
V+R auf LF
Ci
Agrsi
Antezedens-Rektion der Scrambling-Spuren im eingebetteten Satz kann in den Typ-1Sprachen daher im Gegensatz zu den Typ-2-Sprachen erst auf LF vorliegen, wenn die CPBarriere durch X°-Bewegung aufgelöst ist. Um zu sehen, wie nun erklärt werden kann, daß langes Objekt-Scrambling in den Sprachen des Typs 1 möglich ist, Subjekt- und Adjunktscrambling aber gerade nicht, müssen wir uns in Erinnerung rufen, an welchem Schritt der Derivation die beiden Konjunkte des ECP applizieren (vgl. die Diskussion in Kapitel 2, Abschnitt 2.2): I. II. III.
Adjunkt- und X°-Spuren müssen an jedem Schritt der Derivation antezedens-regiert sein. Argumentspuren müssen auf LF antezedens-regiert sein. Argumentspuren müssen an jedem Schritt der Derivation kopf-regiert sein.
Gemäß (I-III) müssen Argument- und Adjunktspuren an dem Schritt der Derivation, an dem sie erzeugt werden, kopf- bzw. antezedens-regiert sein (Ich nehme ferner an, daß die Ausgangsspur von Adjunkten an jedem Schritt der Derivation kopf-regiert sein muß). Bedingung (III) ist für Subjektspuren, die in der overten Syntax erzeugt werden, im Koreanischen (26) und Japanischen (27) nicht erfüllt. (26)
kuuly -oss -ta ko] * [IP ai-kai [IP Cheolsu-ka [CP ti kuulim-uul BildAkk malen-Tns.-Dekl. C° KindNom C.Nom saengkakha-n-ta]] denken-Tns.-Dekl. 'Cheolsu denkt, daß das Kind das Bild gemalt hat.'
10 Weitere Fälle von LF-Bewegung von X°-Kategorien im Japanischen werden z. B. in Kitagawa (1986), Miyagawa (1988) und Ura (1993) diskutiert. Miyagawa (1988) versucht zu zeigen, daß in verschiedenen Konstruktionen im Japanischen eine eingebettete C-Position auf LF regiert sein muß. Ura (1993:382) vertritt die Auffassung, daß C° auf LF aus Merkmals-Checkinggründen in den Matrixsatz (in N bzw. D) inkorporiert werden muß.
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Kapitel 6
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(27)
* [IP kono giron-gai [IP John-ga [CP ti omosiroi to] ommetteiru]] (koto) interessant C° denkt dieses ArgumentNom JohnNom 'John denkt, daß dieses Argument interessant ist.'
Weil C°-Inkorporation erst auf LF erfolgt, kann die Subjektspur in der overten Syntax, also an dem Schritt der Derivation, an dem sie erzeugt wird, nicht kopf-regiert werden. Das ECP ist daher in (26-27) verletzt. Im Hindi und Persischen ist (III) demgegenüber für Subjektspuren (trivialerweise) erfüllt, weil der Komplementierer vor Spell-Out in das Matrixverb inkorporiert, und das Matixverb bzw. Agro die Subjektspur in AgrsP streng kopf-regiert. (Daß in diesen Sprachen langes Adjunkt-Scrambling nicht das ECP verletzt, wird durch (I) korrekt prognostiziert. Die S-strukturelle C-Inkorporation gewährleistet, daß Antezedens-Rektion der Adjunktspuren auf der S-Struktur vorliegt.) Bei meiner Erklärung der Daten aus den Typ-1-Sprachen Japanisch und Koreanisch rekurriere ich also auf die Idee, daß langes Subjekt-Scrambling unmöglich ist, weil die Scrambling-Spur in der Subjektposition nicht streng kopf-regiert ist und daher das ECP verletzt. Der in Kapitel 2 erläuterte γ-Markierungsmechanismus weist in (26-27) der Spur in Spec AgrsP unterschiedliche γ-Merkmale zu. Antezedens-Rektion der relevanten Spur liegt zwar auf LF vor, was gleichbedeutend ist mit der Zuweisung eines [+γ1]-Merkmals, ti erhält aber unterschiedliche γ2-Merkmale (*ti[-γ2], [+γ2]) und verletzt daher den γ-Filter (28bii). (28) a.
b.
γ-Markierung i. Argumentspuren ±γ1 ! ... t ... auf LF (bzw. nach Spell-Out) ±γ2 ! ... t ... an jedem Schritt der Derivation ii. Adjunktspuren ±γ1 ! ... t ... an jedem Schritt der Derivation ±γ2 ! ... t ... an jedem Schritt der Derivation γ-Filter (gilt auf LF) i. ...*t[-γ1] ... oder ...*t[-γ2]... ii. ...*t...[+γ1], [-γ1]... ... oder ...*t...[+γ2], [-γ2]... ...
Die Erklärung für (26-27) ist also eine Variante der Erklärung, die Rizzi (1990) für die Analyse des that-t-Effekts verwendet: (29) a. * Who do you think [t' [that [ t left]] b. Who do you think [t' [Agr [t left]] Ich habe den Grundgedanken von Rizzis Analyse bereits in Kapitel 2 diskutiert und auch begründet, warum ich diesem Mechanismus den Vorzug gegenüber alternativen Konzepten gebe. Rizzi (1990) geht davon aus, daß der englische Komplementierer that kein strenger Kopf-Regent ist, und erklärt auf diese Weise die Ungrammatikalität von (29a). Wenn that nicht in C° steht, wie in (29b), liegt nach Rizzi strenge Kopf-Rektion der Spur in der eingebetteten Subjektposition durch ein Agr-Element in C vor. Die Tatsache,
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daß Subjekte im Englischen nicht lang topikalisiert werden können, wenn C mit that gefüllt ist, ergibt sich ebenfalls daraus, daß die Subjektspur in Spec AgrsP auf der SStruktur nicht streng kopf-regiert ist. (30) a. * Mary said that John she thinks [that [ t won the race]] b. Mary said that John she thinks [Agr [ t won the race]] In (30b) ist die Subjektspur erneut durch das Agr-Element in C streng kopf-regiert, nicht aber in (30a). Daher verletzt (30a) im Unterschied zu (30b) das ECP (zu weiteren Beispielen vgl. Kapitel 2) Wenden wir uns nun der Frage zu, welche Konsequenzen (II) für langes Scrambling in Sprachen des Typs 1 hat. Da ich die Annahme gemacht habe, daß im Japanischen und Koreanischen C°-Inkorporation auf LF erfolgt, erwartet man, daß Subjekte generell antezedens-regiert sind. Für Subjektextraktionen, in denen keine Kopf-Rektion auf der SStruktur vorliegt, und das ECP bzw. (III) verletzt ist, ist das zwar folgenlos, wie wir anhand von (26-27) gesehen haben, aber für Beispiele wie (31-32) hat die X°-Bewegung auf LF den Effekt, daß sie Antezedens-Rektion der Scramblingspur ermöglicht. In Beispiel (31) ist langes Objekt-Scrambling möglich, weil beide Konjunkte des ECP erfüllt sind. (31)
omotteiru]] [IP sono hon-oi [IP John-ga [CP Mary-ga ti katta to] MariaNom kaufte Comp denkt das BuchAkk JohnNom 'Hans dachte, daß Maria das Buch kaufte.'
(32)
kuuly -oss -ta ko] [IP kuulim-uli [IP Cheolsu-ka [CP ai-ka ti CheolsuNom KindNom malen-Tns.-Dekl. C° BildAkk mid-oss-ta]] glauben-Tns-Dekl. 'Cheolsu glaubte, daß das Kind das Bild gemalt hat.'
Da Objekte bereits vor Spell-Out kopf-regiert sind, ist (III) in (31-32) erfüllt, und weil Antezedens-Rektion von Argumenten im Japanischen und Koreanischen vorliegt, nachdem C°-Inkorporation auf LF erfolgt ist, ist auch laut (II) langes Objekt-Scrambling, das in einem Schritt erfolgt, nicht ausgeschlossen. Um die Konsequenzen von (I) aufzudecken, muß man nun Fälle betrachten, in denen Kopf-Rektion auf der S-Struktur vorliegt, langes Scrambling aber dennoch nicht möglich ist. Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß dies in Typ-1-Sprachen bei AdjunktScrambling der Fall ist. Extrahierbare Adjunkte sind auf der S-Struktur kopf-regiert. Da aber Antezedens-Rektion der Scramblingspur im Japanischen und Koreanischen erst vorliegt, nachdem C°-Inkorporation auf LF erfolgt ist, ist laut (I) langes AdjunktScrambling unmöglich. Die Daten in (33-34) bestätigen die Prognose. (33)
Cheolsu-ka [ ai-ka t ssinae-e ga-ss-da ko] * [IP sasenge-ro mit-dem-Fahrrad CheolsuNom KindNom in-die-Stadt gehen-Tns-Dekl. C°
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Kapitel 6
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mid-oss-ta] glaubte 'Cheolsu glaubte, daß das Kind mit dem Fahrrad in die Stadt gefahren ist.'
(34)
* [IP riyuu-mo naku [IP Mary-ga [CP John-ga t sono setu-o ohne Grund MariaNom JohnNom die TheorieAkk sinziteiru to] omotteiru]](koto) glaubt daß denkt 'M. denkt, daß John die Theorie ohne Grund glaubt.'
In (33-34) sind kopf-regierte Adjunkte lang gescrambelt worden. Aufgrund der Tatsache, daß C°-Inkorporation im Koreanischen und Japanischen auf LF erfolgt, verletzen die Adjunktspuren Bedingung (I). Da im Japanischen und Koreanischen der Komplementierer erst auf LF in das Matrixverb inkorporiert, ist wegen (I) langes Adjunkt-Scrambling niemals akzeptabel. Die folgende Generalisierung faßt den Zusammenhang zwischen den Scramblingoptionen und der Eigenschaft des Komplementierers in Sprachen des Typs 1 zusammen: (35)
In Sprachen, in denen langes Subjekt- und Adjunkt-Scrambling aus finiten Sätzen unmöglich, aber langes Objekt-Scrambling möglich ist, inkorporiert der Komplementierer auf LF in den Matrixsatz (bzw. in Agro).
Ich habe in diesem Kapitel bislang ausnahmslos Fälle von S-struktureller Adjunkt- und Argumentbewegung diskutiert. (I-III) macht ferner die empirisch korrekte Prognose, daß im Japanischen auf LF Subjekte, Objekte und Adjunkte lang über Komplementierer wbewegt werden können, ohne eine ECP-Verletzung auszulösen (Kitagawa 1986:224f., Ueyama 1991). Denn nachdem C°-Inkorporation auf LF erfolgt ist, sind Subjektspuren kopf- und antezedens-regiert. Für Objekt- und Adjunktspuren von W-Bewegung ist das ECP ebenfalls erfüllt, denn sie sind auf LF (der Strukturebene, auf der sie erzeugt werden) kopf- und antezedens-regiert. Nun muß nur noch geklärt werden, warum in Sprachen wie dem Deutschen und Niederländischen weder ein Argument noch ein Adjunkt aus einem finiten Satz gescrambelt werden kann. Unter der Annahme, daß die Unterschiede zwischen den hier diskutierten Sprachen auf die parametrisierten Eigenschaften des C-Kopfes zurückgeführt werden können, liegt es nahe, das Scramblingverbot in den Sprachen vom Typ 3 darauf zurückzuführen, daß der Komplementierer im Deutschen und Niederländischen weder vor Spell-Out noch auf LF in das Matrixverb inkorporieren kann. Daß in den Sprachen des Typs 3 (wozu auch das Bayrische zählt) tatsächlich die mangelnde Inkorporation des Komplementierers vor ebenso wie nach Spell-Out das relevante Faktum für die Erklärung des Verbots des langen Scrambling liefert und nicht die Absenz von Kopf-Rektion, wird daran deutlich, daß im Niederländischen und Bayrischen Subjekte, die (im Gegensatz zum Japanischen und Koreanischen) vor SpellOut kopf-regiert sind und daher (III) erfüllen, nicht lang gescrambelt werden können. Daß Subjekte vor Spell-Out kopf-regiert sind, zeigt sich, wie ich bereits in Kapitel 2
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ausgeführt habe, daran, daß im Niederländischen und Bayrischen keine that-t-Effekte auftreten (Beispiele aus Koster 1986 und Grewendorf 1988:127): (36) a. b.
Wie denk je [t' dat [ t Wim gezien heeft]] Wer denkst du daß Wim gesehen hat Wer glabsd du [t' daß [t des gsogt hod]]
Ferner sollte im Niederländischen und Bayrischen langes Objekt-Scrambling über Komplementierer möglich sein, wenn C°-Inkorporation erfolgen würde. Die Unmöglichkeit von LS in Sprachen wie dem Niederländischen und Bayrischen kann also nur darauf zurückgeführt werden, daß die Bedingungen (I bzw. II) nicht erfüllt werden können. Das Niederländische, Standard-Deutsche oder Bayrische und auch das Polnische, kurzum sämtliche Sprachen, in denen Scrambling aus finiten Sätzen ausgeschlossen ist, fallen somit unter die folgende Generalisierung: (37)
In Sprachen, in denen weder langes Argument- noch langes AdjunktScrambling aus finiten Sätzen möglich ist, inkorporiert der Komplementierer an keinem Schritt der Derivation in den Matrixsatz (bzw. in Agro).
Betrachten wir nun noch, wie sich langes Scrambling aus Adjunkten im Japanischen und Koreanischen verhält.
6.3.4 Adjunkt-Inseln im Japanischen und Koreanischen Ein unabhängiges Argument für die Relevanz der C°-Inkorporation bei langem Scrambling aus finiten Sätzen liefern erneut Konstruktionen, bei denen C°-Inkorporation prinzipiell nicht erfolgen kann, wie es bei Adjunkt-CPs der Fall ist. In Sprachen wie dem Koreanischen und Japanischen, in denen langes Objekt-Scrambling aus Komplement-CPs generell möglich ist, kann aus Adjunkt-CPs kein Objekt gescrambelt werden (vgl. auch (11a)). (38)
hon-o katta] * Sono hon-oi [IP John-ga [ minn-ga ti kau node] tigau jederNom kauft weil anderes BuchAkk kaufte das BuchAkk J.Nom 'Weil jeder das Buch kaufte, kaufte John ein anderes.' (Saito 1987)
(39)
uyhayo] sul-ul * Dutong-uli [IP Cheolsu-ka [PRO ti gat-gi bekommen-zu um AlkoholAkk KopfschmerzAkk CheolsuNom masi-si an-nunda] trinken Neg-Präs.-Dekl. 'Cheolsu trinkt nicht Alkohol, um Kopfschmerzen zu bekommen.'
In den Sprachen des Typs 2 sind, wie wir bereits gesehen haben, die zu (38-39) analogen Konstruktionen ebenfalls unmöglich. Dasselbe gilt natürlich auch für Typ-3-Sprachen (wie das Niederländische und Deutsche). Diese Gemeinsamkeit läßt sich im gegebenen Zusammenhang darauf zurückführen, daß Antezedens-Rektion einer Scrambling-Spur bei
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Kapitel 6
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langem Scrambling aus einem finiten Satz nur dann vorliegt, wenn C°-Inkorporation infolge von [+R]-Merkmals-Transfer stattfinden kann. Da ein [+R]-Merkmal prinzipiell nicht in ein Adjunkt transferiert werden kann, ist C°-Inkorporation aus Adjunkten ebenfalls prinzipiell nicht möglich. Das hat wiederum zur Folge, daß es in allen Sprachen unzulässig ist, aus Adjunkten herauszuscrambeln.11 In diesem Abschnitt habe ich gezeigt, wie mit den Annahmen aus Abschnitt 6.3 eine Erklärung für die Scramblingphänomene in Sprachen des Typs 1, 2 und 3 geliefert werden kann. Die Unterschiede in den verschiedenen Sprachen wurden auf parametrisierte Eigenschaften des C-Kopfes zurückgeführt. Im nun folgenden Teil werde ich anhand weiterer Phänomene versuchen zu rechtfertigen, daß Restrukturierung ein Prozeß ist, der in finiten Sätzen genauso wie in Infinitiven stattfinden kann.
6.4 Lange NP-Bewegung aus finiten Sätzen Wenn Scrambling aus finiten Sätzen ein Restrukturierungsphänomen ist, dann sollten sich in Verbindung mit finiten Sätzen weitere Phänomene finden lassen, die wir im Zusammenhang mit Restukturierung bei Infinitiven beobachten. In Sprachen, die C°Inkorporation aufweisen, sollte z. B. lange NP-Bewegung aus finiten Sätzen prinzipiell erfolgen können. In Kapitel 5 habe ich bereits erwähnt, daß diese Möglichkeit im Persischen existiert (Sheintuch 1975, Bsp. (67-68): (40) a. b.
t divane [Parviz benazarem miresad] [ke ast] [Parviz scheint mir Aux] C°/daß verrückt ist t divane [Parviz-ve-bijan benazarem miresand] [ ke astand] [Parviz und Bijan scheinen mir Aux] C°/daß verrückt sind
Daß in (40) lange A-Bewegung (und nicht LS) aus einem finiten Satz in die Matrix Spec AgrsP-Position erfolgt ist, belegt die Tatsache, daß das Matrixverb mit der lang bewegten NP kongruiert. Ura (1994) weist darauf hin, daß es im Persischen ebenfalls Fälle langer A-Bewegung von eingebetteten Objekten gibt (Ura 1994, Bsp. (6) zit. nach Lazard 1992):12 11 Wie bereits in Abschnitt 2.3.2 erwähnt wurde, ergibt sich für diese Analyse kein Problem aus der Asymmetrie, die zwischen W-Bewegung und Scrambling aus Adjunkt-CPs besteht. Weil bei WBewegung die CP-Spec-Position benutzt werden kann, ist CP für W-Bewegung nicht a priori eine Barriere. 12 In Abschnitt 2.1 habe ich darauf hingewiesen, daß ich Rizzis Analyse "Relativierter Minimalität" nicht übernehme, weil u. a. Beispiele dieses Typs unkorrekterweise ausgeschlossen werden (vgl. aber Ura 1994). Im Rahmen der vorliegenden Analyse kann der Unterschied zwischen dem Beispiel aus dem Persischen und (i) auf das Vorliegen bzw. die Absenz von C°-Inkorporation zurückgeführt werden: (i) * Johni seems that itj was told ti [that Mary is beautiful]j In (i) ist das ECP verletzt, weil ti nicht antezedens-regiert ist. Die Erklärung dafür, daß in dem Beispiel aus dem Persischen das ECP erfüllt ist, ist analog zur Erklärung dafür, daß LS von Subjekten und Objekten lizensiert ist (vgl. Abschnitt 6.3.1). Durch C°-Inkorporation werden die relevanten X°-Positionen im Matrixsatz non-distinkt von den X°-Positionen des eingebetteten Satzes.
Restrukturierung mit finiten Sätzen
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(41) a.
b.
In baid ast [ ke Ali ketab-ra be Hasan de-dah-ad] es unwahrscheinlich ist daß Ali BuchAkk an Hasan gibt 'Es ist unwahrscheinlich, daß Ali Hasan das Buch gibt.' Hasan baid ast [ke Ali ketab-ra t de-dah-ad] Hasan unwahrscheinlich ist daß Ali BuchAkk gibt
Er erwähnt überdies, daß auch im Japanischen und Koreanischen lange A-Bewegung aus finiten Sätzen möglich ist, allerdings erfolgt die Bewegung erst auf LF. Die Beispiele in (42-43) machen dies deutlich. In (42a) und (43a) liegen Dativ-Subjektkonstruktionen vor. Die Analyse dieser Konstruktion beruht u. a. auf dem Gedanken, daß in Sätzen, in denen ein Dativ-Subjekt erscheint, das Verb (bzw. Agro) die Fähigkeit verliert, Akkusativkasus zuzuweisen. Dies erklärt die Unterschiede in (42b-c) und (43b-c). Objekte können keinen Akkusativkasus tragen (42b), (43b), wenn eine Dativ-Subjektkonstruktion vorliegt (Ura 1994, Bsp. (15-16)): Japanisch (42) a. Boku-wa [ John-ni piano-o/-ga hik-er-u Ich-Top JohnDat PianoAkk/Nom spielen-können Ich denke, daß John Piano spielen kann.' b. * John-ni piano-o hik-er-u. JohnDat PianoAkk spielen-kann c. John-ni piano-ga hik-er-u. JohnDat PianoNom spielen-kann
to] omow-u Comp denke
Koreanisch (43) a. John-i [sensayngnim-eykey hyuka-lul/-ka philyoha-ta ko] mit-nun-ta FerienAkk/Nom braucht Comp glaubt JohnNom LehrerDat 'John glaubt, daß der Lehrer Ferien braucht.' b. * Sensayngnim-eykey hyuka-lul philyoha-ta FerienAkk braucht LehrerDat 'Der Lehrer braucht Ferien.' c. Sensayngnim-eykey hyuka-ka philyoha-ta FerienNom braucht LehrerDat 'Der Lehrer braucht Ferien.' Wenn dies korrekt ist, müssen die eingebetteten Objekte in (42a) und (43a) ihren Kasus in der Spec AgroP-Position des Matrixsatzes erhalten bzw. überpüfen können. Unabhängige Evidenz hierfür liefert die Beobachtung, daß Akkusativkasus am eingebetteten Objekt in (42a) dann nicht mehr lizensiert ist, wenn das Matrixverb passiviert wird (Ura 1994, Bsp (18-19)): (44) a. * [John-ni piano-o hik-er-u to] omow-are-teiru Comp denken-Passiv JohnDat PianoAkk spielen-können 'Es wird gedacht, daß John Piano spielen kann.'
254
Kapitel 6
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b.
[John-ni JohnDat
piano-ga hik-er-u PianoNom spielen-können
to] omow-are-teiru Comp denken-Passiv
Ich will an dieser Stelle keine ausführliche Analyse des Phänomens vorschlagen, denn eine adäquate Analyse muß die diesbezüglichen Eigenschaften weiterer Sprachen berücksichtigen. Dennoch scheint mir die Datenlage eines deutlich zu bestätigen. In Sprachen wie dem Japanischen, Koreanischen und Persischen finden die gleichen Prozesse in finiten Sätzen statt, die in Kapitel 5 im Zusammenhang mit Infinitiven des Deutschen, Spanischen und Polnischen beobachtet wurden. Anhebungsverben und adjektive im Persischen können offenbar den Kasus von NPs, die sich in einer potentiellen Kasusposition des eingebetteten Satzes befinden, absorbieren. Dieses Phänomen gleicht dem Phänomen des langen Passivs im Deutschen oder Spanischen, das ich im Rekurs auf [+R]-Merkmals-Transfer analysiert habe (vgl. Abschnitt 5.4.2). Im Deutschen und Spanischen war für die Kasusabsorption der [+R]-Merkmals-Transfer verantwortlich, der von dem passivierten Matrixverb ausging und den eingebetteten AgroKnoten (in Spec CP) traf. Im Persischen wird das [+R]-Merkmal demgegenüber an C° transferiert und nicht an Agrs (40) oder Agro (41b). Die strukturellen Gegebenheiten in den nicht-finiten und finiten Konstruktionen unterscheiden sich also deutlich voneinander. Es sieht so aus, als könnte man eine zu den Fällen von langem Passiv analoge Erklärung für (40) und (41b) gewinnen, indem man aus dem Vorliegen der Koindizierung des [+R]-Matrixverbs mit C° und der (wegen Selektion bestehenden) Koindizierung von C° und Agrs bzw. Agro (vgl. hierzu Abschnitt 2.3.1) per Transitivität schließt, daß das Matrixverb und Agrs oder Agro ebenfalls miteinander koindiziert sind. Ein anderer Fall liegt in (42a) und (43a) vor. Offenkundig ist ein satzinterner Prozeß dafür verantwortlich, daß das eingebettete Objekt keinen Akkusativ erhalten kann. C°Inkorporation ist ein hiervon unabhängiger Prozeß, der lediglich garantiert, daß das Objekt, wenn es sich in einem Schritt in den Spezifikator der Matrix-AgroP bewegt, bei der Bewegung das ECP wegen vorliegender Antezedens-Rektion nicht verletzt. Die in diesem Abschnitt betrachteten Daten legen also den Schluß nahe, daß Prozesse, die für Transparenzeffekte in Infinitiven des Deutschen, Polnischen oder Spanischen verantwortlich sind und diesen Konstruktionen mono-sententiale Eigenschaften verleihen, in anderen Sprachen auch in finiten Sätzen stattfinden können. Dies hat eine ganze Reihe theoretischer Konsequenzen. Zunächst liefert es erneut Evidenz dafür, daß für Transparenzeffekte, die mit Satzkomplementen auftreten, der kategoriale Status des Komplements nicht ausschlaggebend oder eine notwendige Bedingung sein kann, wie es im Rahmen von Restrukturierungsanalysen immer wieder angenommen wird (vgl. Abschnitt 4.1-4.4). Bei den in diesem Kapitel betrachteten transparenten Sätzen handelte es sich stets um CPs. Daß lange A-Bewegung aus finiten Sätzen möglich ist, macht überdies deutlich, daß der Versuch zum Scheitern verurteilt ist, ein Phänomen wie satzüberschreitende XP-Bewegung, die nicht durch Spec CP gehen kann, über genuin charakteristische A'-Bewegungseigenschaften erklären zu wollen. Dies kann man als indirekte Evidenz für die Adjunktionsbeschränkung ansehen. Wenn satzüberschreitende A-Bewegung in einem Schritt in den betreffenden Sprachen erzwungen ist, weil Zwischenadjunktion einen Fall von Improper Movement darstellen würde, warum soll man
Restrukturierung mit finiten Sätzen
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dann noch annehmen, daß Scrambling eine sukzessiv-zyklische Adjunktionsbewegung ist? Wenden wir uns zum Schluß noch einer anderen Frage zu. Was heißt es konkret, daß sich die in diesem Kapitel betrachteten Unterschiede zwischen Sprachen des Typs 1-3 auf parametrisierte Eigenschaften des C-Kopfes zurückführen lassen? Parametrisiert ist die Eigenschaft des C°-Kopfes, in Typ-1- und Typ-2-Sprachen inkorporieren zu können, nicht aber in Sprachen des Typs 3 (zu den relevanten Unterschieden und einer Behandlung weiterer Sprachen wie Baskisch und Russisch, vgl. Sabel 1994c). Die Unterschiede zwischen Typ-1- und Typ-2-Sprachen ergeben sich unabhängig hiervon aus den Besonderheiten des [+R]-Merkmal-Checkings. In Abschnitt 5.2.3 habe ich darauf hingewiesen, daß sich aus der Tatsache, daß nicht nur das ererbte [+R]-Merkmal, sondern auch das [+R]-Merkmal des Verbs [±stark] sein kann, insgesamt drei mögliche "Restrukturierungstypen" ergeben. (Es ist unmöglich, daß das ererbte [+R]-Merkmal stark und das [+R]-Merkmal des Verbs schwach ist.) Im Hindi und Persischen (Spanischen) sind z. B. sowohl das [+R]-Merkmal des Verbs als auch das ererbte [+R]-Merkmal stark. Im Japanischen und Koreanischen ist die Möglichkeit realisiert, derzufolge das [+R]Merkmal des Verbs und das ererbte [+R]-Merkmal schwach sind. Hierin ist der Unterschied zwischen (23) und (35) begründet. In Sprachen wie dem Deutschen und Polnischen ist die dritte Möglichkeit realisiert. Das [+R]-Merkmal des Verbs ist stark und das ererbte [+R]-Merkmal ist schwach, wie wir in Kapitel 5 gesehen haben. C°-Inkorporation ist aber aus unabhängigen Gründen ausgeschlossen, weshalb es sich um Typ-3-Sprachen handelt.
6.5 (Allgemeine) Zusammenfassung Damit sind wir am Ende der Diskussion in diesem Kapitel angelangt. Um die hier angeführten Phänomene in den verschiedenen Sprachen zu erklären, habe ich auf das konjunktive ECP, den [+R]-Merkmals-Checking-Mechanismus und auf die parametrisierten Eigenschaften des C°-Kopfes rekurriert. Ein Ziel des Kapitels war es, zu zeigen, daß Restrukturierungsphänomene genauso in finiten Sätzen zu finden sind wie in Infinitiven, und daß der in Kapitel 5 entwickelte [+R]-Merkmals-Checking-Mechanismus, der ebenfalls Restrukturierungsphänomene mit Infinitiven zu erklären vermochte, in der Lage ist, eine allgemeine Erklärung für entsprechende Phänomene in finiten Sätzen zu liefern. Es wurde eine Analyse von LS aus finiten Sätzen in verschiedenen Sprachen entwickelt, die auf der Idee beruht, daß Scrambling in "einem Schritt" und nicht sukzessiv-zyklisch erfolgt. Bevor ich Teil 2 dieser Arbeit abschließe, fasse ich noch einmal die grundlegende Idee, die hinter der Analyse in diesem Kapitel stand, zusammen. In diesem Teil habe ich eine allgemeine Theorie der Restrukturierung entwickelt, die im wesentlichen auf den folgenden Grundgedanken beruht. Ausgehend von der Idee, daß parametrisierte Eigenschaften funktionaler Kategorien ausschlaggebend für sprachspezifische Unterschiede sind, sollte ein Modell entwickelt werden, das es erlaubt, die Variationen, die Einzelsprachen hinsichtlich Restrukturierungsoptionen aufweisen, einheitlich, d. h. auf der Grundlage eines Mechanismus, den ich [+R]-Merkmals-Checking genannt habe, zu erklären. Dabei bin ich davon ausgegangen, daß Restruk-
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Kapitel 6
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turierungsphänomene nicht nur in Verbindung mit Infinitiven, sondern auch mit finiten Sätzen auftreten. Dieses Modell sollte es ermöglichen, die oberflächlichen Unterschiede und augenfälligen Gemeinsamkeiten, die zwischen Restrukturierungsphänomenen mit Infinitiven in Sprachen wie dem Polnischen, Deutschen und Spanischen bestehen, auf eine gemeinsame Eigenschaft zurückzuführen und zu erklären, und es sollte ferner die Möglichkeit für die Formulierung eines Parameters liefern, der prognostiziert, warum nur bestimmte Sprachen wie Deutsch und Spanisch Restrukturierung mit Infinitiven aufweisen und andere nicht. Es sollte ohne Zusatzannahmen auf das Phänomen der Restrukturierung mit finiten Sätzen übertragbar sein, eine Erklärung der entsprechenden Phänomene in den anzutreffenden Typen von Sprachen liefern und erneut die Formulierung einer parametrischen Eigenschaft zulassen, die das unterschiedliche Restrukturierungsverhalten von drei Sprachtypen erfaßt.
Teil 3 Weiterführende Fragestellungen
Überblick Im letzten Teil dieser Arbeit sollen noch zwei Probleme behandelt werden, die sich aus der vorangegangenen Diskussion ergeben haben. Eine Schwierigkeit entstand in Verbindung mit der Analyse von Restrukturierungs- bzw. Remnant-Movement-Phänomenen in Kapitel 5. Die Problematik wurde bereits in Kapitel 2 angesprochen. Wie kann man herleiten, daß eine Kategorie, die eine Scramblingspur enthält, zwar topikalisiert, aber nicht selbst gescrambelt werden darf? Im nun folgenden Kapitel gebe ich hierauf im wesentlichen die Antwort, die auch in Grewendorf und Sabel (1994) für das Problem mit Bezug auf die Barrierentheorie angeboten wurde. Ich versuche allerdings im folgenden, diese Erklärung auf der Grundlage bindungstheoretischer Überlegungen unabhängig zu motivieren. Ein weiteres Problem trat in Kapitel 1 im Zusammenhang mit der Diskussion des kategorialen Status von Infinitiven auf. Es ist nicht klar, warum eine Sprache wie das Deutsche keine W-Infinitive besitzt. In Kapitel 8 mache ich einen Vorschlag zur Erklärung dieses Phänomens, bei dem ich erneut auf die besonderen Eigenschaften des C°Kopfes rekurrieren werde.
7 Dynamische Lokalität
7.0 Einleitung Die Elemente, die dem ECP oder den Prinzipien A und B der Bindungstheorie unterliegen, weisen Parallelen auf: Anaphern und Pronomina müssen in einer bestimmten lokalen Domäne gebunden oder frei sein, während Spuren in einer bestimmten lokalen Domäne antezedens-regiert sein müssen. In diesem Kapitel diskutiere ich ein Lokalitätskonzept, das auf dem Gedanken beruht, daß es für die Lizensierung eines abhängigen Elements (Pronomen, Anapher oder Argumentspur) ausschlaggebend ist, an einem beliebigen Schritt der Derivation die erforderlichen Lokalitätsbeschränkungen zu erfüllen bzw. zu verletzen. "Dynamisch" ist dabei als "an einem Schritt der Derivation" zu verstehen. In Kapitel 2 habe ich dafür argumentiert, daß Adjunkt- und X°-Spuren das ECP verletzen, wenn sie an einem Schritt der Derivation nicht antezedens-regiert sind. Für Argumentspuren wurde postuliert, daß Antezedens-Rektion erst auf LF vorliegen muß. In diesem Zusammenhang ergab sich u. a. in Kapitel 2 und Abschnitt 5.4.1 die Frage, warum Remnant-Scrambling in Zusammenhang mit Scrambling im Unterschied zu RemnantTopikalisierung stets zu ungrammatischen Ergebnissen führt, wo doch Rekonstruktion des Remnants auf LF erfolgen kann. Dieser Aspekt wird im folgenden Abschnitt diskutiert. Ich argumentiere dafür, daß strenge Rektion der relevanten Spuren nicht zustande kommt, weil ein gescrambelter Remnant an einem Schritt der Derivation eine Barriere darstellt. Ferner habe ich in Kapitel 2 darauf hingewiesen, daß Chomskys (1993) Analyse der Bindungstheorie mit der Idee unverträglich ist, daß Zwischenspuren auf LF getilgt werden können (vgl. Kapitel 2, Fn. 16). In diesem Kapitel werde ich anhand von Daten aus dem Englischen dafür argumentieren, daß Anaphern und Pronomen die Bindungstheorie an einem bestimmten Schritt der Derivation erfüllen müssen.
7.1 Barrieren und ψ-Markierung In den vorangegangenen Kapiteln wurden größtenteils Beispiele diskutiert, in denen Lokalitätsbeschränkungen für Bewegung als ECP-Beschränkungen aufgefaßt wurden. In sämtlichen betrachteten Fällen war es so, daß eine Verletzung von Lokalitätsbeschränkungen für Bewegungsoperationen durch Bewegung eines Antezedens zustande kamen, das sich auf "unzulässige Weise" von seiner Spur entfernt hatte, was eine ECPVerletzung nach sich zog. In Kapitel 2 und 5 wurden allerdings ebenfalls solche Beispiele
Kapitel 7
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als ECP-Verletzungen eingestuft, in denen Verletzungen von Lokalitätsbeschränkungen dadurch zustande kamen, daß sich eine Kategorie, die die Spur eines Antezedens enthielt, auf "unzulässige Weise" von diesem Antezedens entfernt hatte. Gemeint sind RemnantMovement Konstruktionen und der Unterschied zwischen Remnant-Topikalisierung (1b) und Remant-Scrambling (1c-d) in Verbindung mit Scrambling: (1) a. daß [das Auto]i der Meister dem Lehrling wahrscheinlich [ti zu waschen] erlaubt hat b. [ti zu waschen]j hat [das Auto]i der Meister dem Lehrling wahrscheinlich tj erlaubt c. *daß [ti zu waschen]j [das Auto]i der Meister dem Lehrling wahrscheinlich tj erlaubt hat d.* daß [das Auto]i der Meister dem Lehrling [ti zu waschen] wahrscheinlich tj erlaubt hat Es gibt mehrere Möglichkeiten die Unterschiede zwischen (1b) und (1c-d) zu erklären. Eine Möglichkeit besteht darin, daß man eine Erklärung zu finden versucht, die auf unterschiedliche Konstruktionstypen (vgl. Müller 1993:422) (1b) vs. (1c-d) rekurriert. Eine konstruktionsspezifische Erklärung des obigen Kontrastes wird demgegenüber in Grewendorf und Sabel (1991, 1994) als konzeptuell unattraktiv verworfen. Statt dessen wird der Versuch gemacht, im Sinne des Minimalistischen Programms, das eine Minimierung von Prinzipien und Beschränkungen vorsieht, die Kontraste aus dem ECP (inklusive der Barrierentheorie) herzuleiten, aus einem Prinzip also, das aus unabhängigen Günden in der Grammatik benötigt wird.1 In diesem Sinne gehe ich auch im folgenden davon aus, daß das ECP zur Erklärung der Kontraste in (1) herangezogen werden muß. Ich will dabei in diesem Kapitel ausschließlich die Grundidee dessen darstellen, was ich "dynamische" Lokalität nenne. Die Daten in (1b-d) zeigen, daß die Lizensierung der Scrambling-Spur von der Position abhängt, in die der Infinitiv bewegt wird. Ob in den Fällen, in denen er bewegt wurde, eine Barriere zwischen der gescrambelten NP und der Spur interveniert, die in ihm enthalten ist, kann demach in (1b-d) nicht an dem Schritt der Derivation festgelegt werden, an dem er sich in seiner Basisposition befindet (1a). Daraus kann man schließen, daß in den Fällen, in denen sich der Infinitiv bewegt, ein Barrieren1
Müller (1993:419, Fn. 9) wendet ein, daß in Grewendorf und Sabel (1991, 1994) die Definition der Adjunktbarriere stipuliert wird, um den Kontrast zwischen Remnant-Topikalisierung und RemnantScrambling herzuleiten. Die Adjunktbarrierendefinition beruht auf einem phrasenstrukturellen Konzept, das sich automatisch aus den für den Aufbau von Phrasenstrukturen geltenden Bedingungen ergibt. Die Diskussion in den vorangegangenen Kapiteln hat ferner gezeigt, daß es nicht der Fall ist, daß sie ausschließlich dafür konzipiert ist, die Asymmetrie zwischen Remnant-Scrambling und Remnant-Topikalisierung herzuleiten. Die empirischen Probleme, die Müller für die Analyse in Gewendorf und Sabel (1994) sieht, sind lösbar. Für Müllers (1993, Kapitel 7) Analyse ergeben sich demgegenüber Probleme, weil sein P(rinciple of) U( nambiguous) D(omination) zu schwach und zu stark ist. Es besagt im wesentlichen, daß eine Konstituente, die sich in einer Position α (z. B. eine Adjunktionsposition) befindet, nicht die Spur eines Elements enthalten darf, das sich ebenfalls in eine Position α bewegt hat. Dies läßt z. B. Sätze zu, in denen W-Bewegung aus einer gescrambelten Kategorie erfolgt (i), schließt aber aus, daß Links-Versetzung aus gescrambelten Kategorien (ii) (oder W-Bewegung aus w-bewegten Phrasen, zu Beispielen hierzu vgl. Kapitel 5, Fn. 29) stattfinden kann: (i) (ii)
* Wasi glaubst du daß [ti erklärt]j jemand tj hat [CP das Buchi [CP dasi hat [IP [ti zu lesen]j [IP keiner tj versucht]]]]
Dynamische Lokalität
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markierungs-Mechanismus aktiv wird, der den bewegten Remnant in den Positionen, in die er sich bewegt, auf seinen Barrierenstatus hin überprüft, und in (1c-d) mit einem Barrieren-Merkmal versieht, nicht aber in (1b). (2)
Wenn eine bewegte XP an einem Schritt der Derivation eine Barriere zwischen einem Antezedens A und einer Spur B ist, wird XP ϕmarkiert. Das ϕ-Merkmal bleibt an weiteren Schritten der Derivation erhalten.
Betrachten wir zur Erläuterung hierzu γ in (3a), die abstrakte Repräsentation eines gescrambelten Remnants (1c). Wenngleich Inkorporation per se durch nichts erzwungen ist - die Realisierung des [+R]-Merkmals des Matrixverbs ist schließlich optional -, so ist, wie ich in Kapitel 5 und 6 ausführlich erläutert habe, Inkorporation doch eine notwendige und hinreichende Bedingung für die Lizensierung von LS. Wenn man davon ausgeht, daß Scrambling-Bewegung nicht durch Spec CP gehen kann, und daß sukzessiv-zyklische Adjunktion ebenfalls verboten ist, dann garantiert ausschließlich Inkorporation (im Sinne eines barrierenneutralisierenden Mechanismus), daß die Spur der lang gescrambelten NP in (1) streng regiert werden kann. (3) a. γj
*α
b. α
ti' ti Agro+R NPi...tj VR...
γj ti' ti Agro+R
c.
CP
C' ...NPi...tj VR...
VP
γj
VR
ti' ti Agro+R
Gezeigt werden muß daher, daß Inkorporation in (1c-d) blockiert wird. In den Kapiteln 5-6 wurde dafür argumentiert, daß das Matrixverb (A) sein [+R]Merkmal an einen anderen Kopf (B) nur transferieren kann, wenn keine Barriere zwischen A und B interveniert. Nehmen wir nun einmal an, daß diese barrierenfreie Zone zwischen A und B nicht nur an einem Schritt der Derivation existieren muß, also wenn [+R]Merkmals-Transfer erfolgt, sondern auch an jedem weiteren Schritt der Derivation. Der Grund hierfür kann darin gesehen werden, daß die Eigenschaft von A lexikalisch oder funktional zu sein, in gewisser Weise determiniert, in welche Position sich B bewegt. In verschiedenen Konstruktionen repräsentiert A gleichzeitig die Position, in die sich B bewegen muß, um sein ererbtes [+R]-Merkmal zu checken. Dies ist etwa der Fall, wenn A und B lexikalisch sind, also bei N-, V-, A- oder P-Inkorporation (vgl. Kap. 5, Fn. 16). A und B dürfen daher an keinem Schritt der Derivation durch eine Barriere voneinander getrennt sein. Wenn dies dennoch geschieht, verliert B das ererbte [+R]-Merkmal, und A und B tragen nicht länger dasselbe [R]-Hyperskript. γ in (3a-c) kann als eine CP angesehen werden, in deren Spezifikatorposition sich AgroP befindet. Aus (4ii) folgt, daß γ in (3a) eine Barriere zwischen dem finiten Verb und dem eingebetteten Agro-Kopf ist.
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Kapitel 7
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(4)
Barriere D ist die nächste maximale Projektion, die A nicht exkludiert. Dann ist C eine Barriere zwischen A und B gdw. C eine Xmax ist, die A exkludiert und B inkludiert, und ii. A und B sind X°-Kategorien, und C ist adjungiert.
Man beachte, daß das Matrixverb "das Antezedens" ((A) laut (4)) des [+R]-MerkmalsTransfers ist und Agro "das abhängige Element" ((B) laut (4)). γ (CP) ist gemäß (4ii) eine Barriere zwischen beiden Köpfen. Folglich wird das [+R]-Merkmal an Agro gelöscht, und die Koindizierungsrelation zwischen Agro und dem Matrixverb besteht nicht länger. Sie sind nun "distinkt". (5)
Distinktheit X ist distinkt von Y gdw. ii. X und Y sind nicht koindiziert.
Dies hat nun gemäß (4i) Folgen für die Beziehung zwischen der gescrambelten NP und ihrer Spur in γ. (4)
D ist die nächste maximale Projektion, die A nicht exkludiert. Dann ist C eine Barriere zwischen A und B gdw. C eine Xmax ist, die A exkludiert und B inkludiert, und i. der Kopf von C ist distinkt vom Kopf von D und selegiert eine XP, die B ist oder B nicht exkludiert, oder ii. A und B sind X°-Kategorien, und C ist adjungiert.
In (3a) exkludiert γ (=CP) das Antezedens NPi und inkludiert dessen Spur, folglich ist γ eine potentielle Barriere zwischen beiden. Wegen (4ii) sind nun die beiden relevanten Köpfe distinkt: der Agro-Kopf der topikalisierten AgroP im Infinitiv, der die Spur in Spec AgroP ti' selegiert (vgl. (4i)) und das finite Matrixverb (bzw. die X°-Spuren, die mit dem finiten Verb koindiziert sind), das der Kopf der maximalen Projektion ist, die das Antezedens (NPi) nicht exkludiert. γ ist daher eine Barriere zwischen der gescrambelten NP und seiner Spur gemäß (4i) und wird ϕ-markiert. Nachdem Rekonstruktion erfolgt ist, bleibt das ϕ-Merkmal erhalten. Dies erklärt, warum die Scramblingspur in RemnantScrambling Konstruktionen (1c-d) das ECP verletzt, obwohl sie auf LF (nach Rekonstruktion) gebunden ist. Die gleiche Erklärung kann u. a. auf Fälle wie (6c-d) übertragen werden werden: (6) a. b. c. * d. *
Von Chomskyi hat jemand [ein Buch ti] gekauft [ein Buch ti]j hat jemand von Chomskyi tj gekauft Von Chomskyj hat [ein Buch tj]i jemand ti gekauft daß [ein Buch ti]j jemand von Chomskyi tj gekauft hat
Wenn γ sich in Spec CP befindet wie in (3b) (=(1b, 6b)), inkludiert die Matrix CP den Remnant. γ wird in dieser Konfiguration nicht zur Barriere zwischen dem finiten und non-
Dynamische Lokalität
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finiten Verb aufgrund von (4ii). Die Koindizierungsrelation bleibt bestehen, die Köpfe bleiben also non-distinkt, und ϕ-Markierung erfolgt nicht. γ ist daher weder auf der SStruktur noch auf LF eine Barriere zwischen der Scramblingspur und ihrem Antezedens. Nach Rekonstruktion ist die Scramblingspur antezedens-regiert und erfüllt das ECP. Ausschließlich Bakers (1988a) Barrierentheorie erlaubt es, den Unterschied zwischen Remnant-Scrambling und Remnant-Topikalisierung auf diese einfache Art herzuleiten. Der Grund hierfür ist, daß im Unterschied zu den meisten Barrierendefinitionen, in denen XPs potentielle Barrieren für ein Element sind, Barrierenschaft in (4) als eine Relation definiert wird, die durch die Eigenschaft (Distinktheit vs. Non-Distinktheit) zweier Köpfe induziert wird (zur Diskussion weiterer Daten auf der Grundlage dieser Idee, vgl. Grewendorf und Sabel 1994). Unabhängige Evidenz dafür, daß ein abhängiges Element Lokalitätsbeschränkungen an einem Schritt der Derivation verletzt oder erfüllt, liefern Bindungsdaten.
7.2 Wann appliziert die Bindungstheorie? In der Vergangenheit ist diese Frage häufig mit Rekurs auf eine bestimmte Repräsentationsebene beantwortet worden. Chomsky (1981) hat z. B. dafür argumentiert, daß die Bindungstheorie auf der S-Struktur appliziert, während in Chomsky (1993) die Auffassung vertreten wird, daß die Bindungstheorie auf LF gilt (vgl. auch Hestvik 1990). Andere Autoren wie Belletti und Rizzi (1988) und Lebeaux (1988), Uriagereka (1988) haben demgegenüber angenommen - primär aus Gründen, die sich aus Anaphernbindungs-Daten ergeben - daß die BT an irgendeinem Schritt der Derivation erfüllt sein muß. Im nächsten Abschnitt erläutere ich anhand von Daten aus dem Englischen, warum letztere Annahme plausibel ist.
7.3 Prinzip A und ψ-Markierung Betrachten wir zunächst Beispiele, in denen eine Anapher, die in eine NP eingebettet ist, aus dem C-Kommandobereich ihres Antezedens in eine A-Position bewegt wird. Diesen Konstruktionstyp findet man u. a. in Beispielen mit "psychologischen Prädikaten" (vgl. u. a. Barss 1986:108; Johnson 1985:41ff., 1987, 1992; Pesetsky 1987a). (7) a. b.
[VP [please pictures of himselfi] Johni] [IP [pictures of himselfi]k [VP [please tk ] Johni]]
(8) a. b.
seem to [VP [bother these pictures of each otheri] themi] [these pictures of each otheri]k seem tk' to [VP bother tk themi] (It seems that these pictures of each other bother them)
Ebenfalls typisch sind Passiv- (9) und Anhebungskonstruktionen (10) (Johnson 1985: 44f., 1992; Belletti und Rizzi 1988):
Kapitel 7
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(9)
[Pictures of themselvesi]j were [painted tj] by the meni
(10) a. b.
[Each otheri's pictures]j seem to the meni [tj to be the most beautiful] [The stories about themselvesi]j appear to the womeni [tj to be complete fabrications] (daß die Gerüchte über einander den Frauen falsch zu sein scheinen ) [Replicants of themselvesi]j were believed tj' to have seemed to the boysi [tj to be ugly]
c.
In (7-10) ist die Anapher in ihrer Basisposition (in ihrer regierenden Kategorie) Agebunden. Sie erfüllt daher Prinzip A der Bindungstheorie an einem Schritt der Derivation. Daß Bindung bzw. C-Kommando der Anaphern in (10) in der Basisposition vorliegt, hat u. a. Chomsky (1986b:183) anhand von Besipielen wie *It seems to himi that Johni is failure (vgl. auch *Es scheint ihmi daß Hansi Unrecht hat) deutlich gemacht. Hier c-kommandiert das Pronomen den referentiellen Ausdruck und löst daher eine Prinzip CVerletzung aus (zu einer anderen Auffassung, vgl. Lasnik 1985, (Fn. 8), Rizzi 1986b:76).2 Daß eine Anapher an irgendeinem Schritt der Derivation Prinzip A erfüllen muß, belegen auch die folgenden Beispiele (11-12). Im Gegensatz zu (7-10) erfüllt die Anapher hier Prinzip A (wegen vorliegenden C-Kommandos) erst, nachdem NP-Bewegung des Antezedens erfolgt ist (Barss 1986:129, 135): (11)
2
The meni seem to each other [ ti to be nice]
In den folgenden Konstruktionen ist Prinzip A an einem Schritt der Derivation erfüllt (Lasnik 1993): (i) a. * himselfi surprised t Johni b. * himselfi seems to Tomi t to be ugly (ia-b) lassen sich jedoch als Prinzip C Verletztungen auschließen. Ich betrachte Prinzip C-Effekte im weiteren allerdings nicht differenzierter, denn in Verbindung mit diesem Prinzip scheinen zusätzliche Faktoren von Belang zu sein, die mit dem Instrumentarium der Bindungstheorie nur unzureichend erfaßt werden können. Speas (1991) und Lebeaux (1991) haben darauf aufmerksam gemacht, daß einheitliche Grammatikalitätseinschätzungen bei Prinzip C-Effekten oftmals schwer zu finden sind. Überdies sind im Zusammenhang mit Prinzip C fundamentale Fragen ungelöst (vgl. auch Chomsky 1994:22, der in diesem Zusammenhang bemerkt ..."we enter here into a morass of difficult and partially unsolved questions"). Nicht nur das Phänomen der "Einbettungstiefe" (Guéron 1984: 145) beeinflußt die Möglichkeit der Koreferenz (ii): (ii)a. * In John's apartment, he spends a lot of time b. In the apartment John just rented, he spends a lot of time Daß einige Genitiv-NPs "opake" Bereiche konstituieren, stellt ebenfalls eine Besonderheit dar, vgl. (iia) mit (iiia-b) und (iiia-b) mit (iiic-d) (Speas 1991: 248 und Lebeaux 1991: 212, 237): Mary's cat, she likes (iii)a. b. Which of Mary's cats does she like? c. ?? Mary's pictures of John, he really likes d. * Whose examination of John did he fear? Das Auftreten von Prinzip C Effekten hängt ferner von der semantischen Natur von W-Phrasen ab, die einen R-Ausdruck enthalten (Heycock 1993): (iv)a. Which stories about Diana did she most object to? b. * How many stories about Diana is she likely to invent? (v) a. * Which pictures of John does he like? b. How many of the stories about Diana was she really upset by?
Dynamische Lokalität
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(12) a. b.
John thinks that the meni were [kissed ti] by each other's wives Susani would be [pleased ti] by these pictures of herself
Beispiele wie (7-10) sind problematisch für (nicht-repräsentationale) Analysen, in denen die Auffassung vertreten wird, daß Prinzip A der Bindungstheorie auf der S-Struktur oder auf LF appliziert. Gegen die (ausschließliche) Geltung von Prinzip A auf der S-Struktur spricht, daß die anaphorischen Ausdrücke in (7-10) auf der S-Struktur nicht von ihrem Antezedens c-kommandiert werden. Diese Beispiele sind ebenfalls problematisch für die Analysen, in denen davon ausgegangen wird, daß Prinzip A der Bindungstheorie auf LF gilt und daß A-Bewegung nicht rekonstruierbar ist (Chomsky 1993). Geht man jedoch davon aus, daß eine Anapher Prinzip A der Bindungstheorie an irgendeinem Schritt der Derivation erfüllen muß, prognostiziert man die Grammatikalität aller Beispiele (7-12). Ich nehme im folgenden an, daß die Distribution von Anaphern durch den LF-Filter in (13) determiniert wird (vgl. auch Uriagereka 1988 zu einem ähnlichen Vorschlag): (13) a.
Ein anaphorischer Ausdruck X wird [+ψ]-markiert, wenn er (unter einer bestimmten Indizierung I) Prinzip A der Bindungstheorie an einem Schritt der Derivation erfüllt. b. LF-Filter: * Anapher -ψ
[
]
Die anaphorischen Ausdrücke in (7-10) erfüllen (13b), denn sie werden in ihrer Basisposition [+ψ]-markiert. Sie erfüllen daher die BT an einem Schritt der Derivation, und die Tatsache, daß sie aus dem C-Kommandobereich ihres Antezedens herausbewegt werden, hat keinen Effekt auf ihre Grammatikalität. Die Tatsache, daß in (11-12) die anaphorischen Ausdrücke in ihrer Basisposition Prinzip A nicht erfüllen, ist insofern irrelevant, als sie an einem späteren Schritt der Derivation - nachdem NP-Bewegung erfolgt ist - [+ψ]-markiert werden können. Geht man von (13) aus, dann spielt Rekonstruktion zur Herstellung einer Anapher-Antezedens Relation, die Prinzip A erfüllt, keine Rolle. Die in Kapitel 2, Fn. 16 erwähnten Probleme, die sich aus Chomskys Analyse in bezug auf Spurentilgung ergaben, sind somit gegenstandslos. Betrachten wir in diesem Zusammenhang die folgenden Beispiele, die Chomsky (1993) dazu veranlaßt haben, anzunehmen, daß Rekonstruktion bei A'-Bewegung und Applikation der Bindungstheorie auf LF die Distribution von Anaphern regelt (Barss 1988). (14) a. b. c. d.
Johni wonders [CP [which pictures of himselfi]k Bill likes tk] [which pictures of himselfi]k does Johni think [CP tk' Bill likes tk] John wonders [CP [which pictures of himselfi]k Billi likes tk] [which pictures of himselfi]k does John think [CP tk' Billi likes tk]
(15) a. b.
Johni thinks that himselfi Mary likes t Himselfi Johni thinks that t' Maryi likes t
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Kapitel 7
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c. d.
Himselfi Johni likes t Herselfi John thinks that Maryi likes t
In (14a-b) erfüllt die Anapher in der W-Phrase die Bindungstheorie unter der gegebenen Indizierung, nachdem W-Bewegung erfolgt ist, während in (14c-d) die Anapher die Bindungstheorie erfüllt, bevor W-Bewegung erfolgt ist. Die gleiche Situation liegt in (15) vor. In (15a) wird die Anapher in der A'-Topikalisierungsposition [+ψ]-markiert, während himself in (15c) und herself in (15d) bereits in der Basisposition markiert worden sind. Die Grammatikalität von (15b) kann damit erklärt werden, daß sukzessiv-zyklische Bewegung durch eine Top-Position stattgefunden hat. (15a) ist daher Input für die Derivation (15b). Die gleiche Erklärung wie für (15b) und (15d) kann für (16) geliefert werden (Huang 1993): (16)
[pictures of himselfi/j]k Johnj thinks that tk' Billi likes tk
In den bisher betrachteten Beispielen erfolgt [+ψ]-Markierung des anaphorischen Ausdrucks entweder in der Basisposition oder auf der S-Struktur. (13) prognostiziert jedoch, daß eine Anapher prinzipiell auch auf LF [+ψ]-markiert werden kann. Problematisch für (13) (und ebenso für Chomskys (1992) Analyse, derzufolge die Bindungstheorie auf LF appliziert) scheinen nun die folgenden Varianten von (14) zu sein, die laut Barss (1986:70, 1988:14f.) Evidenz dafür liefern, daß Prinzip A nicht auf LF applizieren kann: (17) a. LF: b.
John wonders [which pictures of himself]i Mary bought ti where John wonders [[where]j [which pictures of himself]i] Mary bought ti tj
(18) a. * John wonders [where]i Mary bought which pictures of himself ti LF: b. * John wonders [[which pictures of himself]j [where]i] Mary bought ti tj In (17a) ist die W-Phrase, die die Anapher enthält, overt in die eingebettete CP SpecPosition bewegt worden. LF-Bewegung der Adjunkt-Phrase where ändert nichts an der möglichen Koreferenz zwischen dem Subjekt im Matrixsatz und der Anapher in der WPhrase. Gemäß (13) wird die Anapher, nachdem W-Bewegung erfolgt ist, auf der SStruktur [+ψ]-markiert. Wenn man nun davon ausgeht, daß eine Anapher Prinzip A an irgendeinem Schritt der Derivation erfüllen muß, dann sollte sie auch durch LFBewegung in den Bindungsbereich eines Antezedens gelangen können. Unklar ist dann aber, warum LF-Bewegung der W-Phrase in (18b) nicht zu einem grammatischen Resultat führt. Was schließt also aus, daß ψ-Markierung in (18) erfolgen kann? Es ist nicht klar, daß (18) tatsächlich zeigt, daß die Bindungstheorie bzw. Prinzip A nicht auf LF gilt. Es ist auch möglich, daß Koreferenz zwischen dem Matrixsubjekt und der Anapher in der LF-bewegten NP aus strukturellen Gründen ausgeschlossen ist. Man beachte, daß Bindung von Anaphern, die in Adjunkten enthalten sind, oftmals zu schlechten Ergebnissen führt (Johnson 1987):
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(19) a. Theyi read [proofs [that pictures of each otheri had been forged]] b. * Theyi read [theorems [that books about each otheri explained]] In (19a) ist der postnominale Satz ein Komplement des Nomens proofs, während sich die Anapher in (19b) in einem Relativsatz befindet. Anaphern, die in Komplement- (20a), (21a) vs. Adjunkt-PPs (20b), (21b) (vgl. aber Fanselow 1991:249 zur komplementären Situation im Deutschen) eingebettet sind, weisen ebenfalls die erwähnte Bindungsasymmetrie auf (Johnson 1987, vgl. auch Huang 1993, Fn. 4)): (20) a. Theyi bought [pictures [of each otheri]] b. ??Theyi bought [pictures [near each otheri]] (21) a. Theyi remembered [stories [about each otheri]] b. ??Theyi threw [pictures [of each otheri]] away Die Beispiele (19-21) machen deutlich, daß die Ungrammatikalität von (18) unabhängige Gründe haben kann, und nicht etwa impliziert, daß die Bindungstheorie auf LF prinzipiell nicht applizieren kann. Indirekte Evidenz dafür, daß (18) aus unabhängigen Gründen ausgeschlossen ist, hätte man gewonnen, wenn sich zeigen ließe, daß es Konstruktionen gibt, die belegen, daß die BT auf LF prinzipiell applizieren kann. Derartige Beispiele existieren. Betrachten wir hierzu (22a); (22b) ist die entsprechende LF-Repräsentation (ich übernehme Chomskys (1986b) Analyse der Expletiva-Ersetzung auf LF, vgl. hierzu Kapitel 2, Fn. 15): (22) a. LF: b.
Mary believed there to be [pictures of herself] on the table Mary believed [pictures of herself]i to be ti on the table
Wenn die NP auf LF in die Position des Expletivums bewegt wird (ich gehe davon aus, daß es sich bei der LF-Bewegung um eine Substitutionsbewegung handelt, vgl. auch Chomsky und Lasnik 1993:534), gelangt die Anapher in die regierende Kategorie, die das Antezedens enthält. ψ-Markierung der Anapher erfolgt also auf LF. Beispiel (21) belegt, daß Prinzip A auch auf LF erfüllt werden kann, wie es durch (13) prognostiziert wird. Die Ungrammatikalität von (18) muß daher unabhängige Gründe haben. Bevor ich zur Diskussion von Prinzip B der Bindungstheorie übergehe, will ich in diesem Abschnitt noch weitere Evidenz gegen die Auffassung (u. a. von Chomsky 1993), Prinzip A appliziere ausschließlich auf LF, diskutieren und anschließend der Frage nachgehen, ob (13) restriktiv genug ist, um das Ausbleiben von multiplen Bindungsdomänen im Zusammenhang mit der Bewegung von Prädikaten erklären zu können. Wir haben bereits gesehen, daß Prinzip A - wie durch (13) vorhergesagt - prinzipiell auf LF applizieren kann, und damit Evidenz gegen Analysen geliefert, in denen davon ausgegangen wird, daß Prinzip A ausschließlich auf der S-Struktur appliziert (Barss 1986, 1988). Beispiele mit psychologischen Prädikaten (7-10) haben ferner gezeigt, daß die Annahme, Prinzip A appliziere ausschließlich auf LF (Chomsky 1993), problematisch ist, und daß statt dessen angenommen werden muß, daß eine Anapher Prinzip A auch in ihrer
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Basisposition erfüllen kann. Weitere empirische Evidenz für diesen letzten Aspekt kann man auch anhand von A'-Bewegungsdaten gewinnen, vgl. (23): (23)
[How many claims that pictures of each other proved the men's guilt]i did they deny ti
Dieser Satz liefert ein Dilemma für die Auffassung, Prinzip A appliziere ausschließlich auf LF. Im Rahmen von Chomskys (1993) Analyse muß die bewegte W-Phrase auf LF partiell rekonstruiert werden, um die Anapher in den C-Kommandobereich ihres Antezedens zu bringen. Da der rekonstruierte Teil aber auch den referentiellen Ausdruck men enthält, sollte gleichzeitig eine Prinzip C Verletzung auftreten, denn they bindet in der rekonstruierten Struktur men. Die Tatsache, daß (23) grammatisch ist, deutet darauf hin, daß Rekonstruktion nicht erfolgt. Chomskys (1993) Analyse, wonach Prinzip A ausschließlich auf LF appliziert, kann die Grammatikalität von (23) also nicht erklären. Für Beispiele wie (16) muß vielmehr ausgeschlossen werden, daß Prinzip A auf LF (in Interaktion mit Rekonstruktion) appliziert. Geht man davon aus, daß die Lokalitätsbeschränkungen zwischen Anaphern und ihren Antezedentien dynamisch aufzufassen sind, stellt (23) kein Problem dar. Im Rahmen von (13) ist die Grammatikalität von (23) vielmehr erwartet, weil die Anapher in ihrer Basisposition ψ-markiert werden kann. Rekonstruktion ist daher nicht aus syntaktischen bzw. bindungstheoretischen Gründen erzwungen. Zum Abschluß der Diskussion von Prinzip A will ich der Frage nachgehen, ob (13) bzw. die dynamische Applikation von Prinzip A restriktiv genug ist, um ebenfalls eine Erklärung für die vielfach diskutierten Prädikat-/Argumentasymmetrien (vgl. Barss 1986, Abschnitt 3.4, Huang 1993 und Heycock 1993) liefern zu können. (24) ist erneut ein Beispiel für das bereits erwähnte Phänomen multipler Bindungsdomänen. Eine Anapher in einem lang bewegten Argument kann entweder das Matrix- oder das eingebettete Subjekt als Antezedens haben (Huang 1993, (16a), (20a), (21a), (20b)). (24) a. b.
[Which pictures of himselfi/k]j did Johnk think [tj' Billi saw tj]? [Those pictures of himselfi/k]j Johnk thinks [tj' Billi will buy tj]
In (25) ist demgegenüber die Anapher in einem Prädikat enthalten. Im Unterschied zu (24) kann sie in (25) nur mit dem eingebetteten Subjekt koindiziert sein: (25) a. b.
[How proud of himselfi/*k]j does Johnk think [tj' Billi will be tj]? [Critizice himselfi/*k]j Johnk thinks [tj' Billi will not tj]
Da in den obigen Beispielen keine Subjazenzverletzungen zu beobachten sind, müssen wir davon ausgehen, daß W-Bewegung (24a), (25a) bzw. Topikalisierung (24b), (25b) von Prädikaten und Argumenten in der gleichen Weise erfolgt, also sukzessiv-zyklisch (durch eine intermediäre Spec-Position). Überdies können die bewegten Prädikate die intermediäre Spec CP Position overt besetzen:
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(26) a. b.
Johnk asked [CP [which pictures of himselfi/k]j [AgrsP Billi saw tj]]? Johnk asked [CP [how proud of himselfi/*k]j [AgrsP Billi will be tj]]?
Das Verhalten von Anaphern in bewegten Prädikaten kann daher also nicht darauf zurückgeführt werden, daß in diesen Fällen keine Zwischenspur vorhanden ist und die bewegte Phrase obligatorisch in die Ausgangsposition der Bewegung zurückversetzt bzw. rekonstruiert wird. Warum erweitert A'-Bewegung nur in (24), nicht aber in (25) die Bindungsdomäne der Anapher? Während Barss (1986, 1988) eine Erklärung des Phänomens im Rahmen seiner Theorie der Bindungspfade formuliert, argumentiert Huang (1993) dafür, daß im Gegensatz zu bewegten Argumenten (24), (26a) die Präsenz einer prädikatsinternen Subjektspur in (25) und (26b) für die Unmöglichkeit der Bindungsdomänenerweiterung verantwortlich ist: (27) a. b.
[AP how ti proud of himselfi/*k]j does Johnk think [tj' Billi will be tj]? [AgroP Agro [VP ti critizice himselfi/*k]]j Johnk thinks [tj' Billi will not tj]
Ein Prädikat ist daher die "regierende Kategorie" (bzw. ein Complete Functional Complex) für die Anapher. Das Subjekt hat zwar die VP aus Kasusgründen in der overten Syntax bereits verlassen, aber die zurückgelassene VP-interne Subjektspur ist ein "zugängliches Subjekt". Da diese Spur nur mit dem Subjekt des Satzes koindiziert sein kann, in dem auch die Anapher basisgeneriert ist, findet man bei Prädikatsbewegung nicht das Phänomen multipler Bindungsdomänen. (13) ist mit dieser Erklärung verträglich. Da die Spur des eingebetteten Subjekts an jedem Schritt der Derivation das nächste Antezedens ist, die regierende Kategorie der Anapher also quasi bei Bewegung "mittransportiert" wird, kann die Anapher nur mit dem eingebetteten Subjekt bzw. dessen Spur koreferent sein.
7.4 Prinzip B und ψ-Markierung Wenden wir uns nun der Frage zu, ob Prinzip B ebenfalls derivationell aufgefaßt werden kann. Die folgenden Beispiele belegen zunächst einmal, daß für die Frage, an welchem Schritt einer Derivation ein Pronomen Prinzip B erfüllen muß, die Position des Pronomens in der zugrundeliegenden Struktur (allein) nicht ausschlaggebend ist (Belletti und Rizzi (1988, Bsp. (72)). (28) a. It seems to himi [that it is likely [that hei will win]] b. * Hei seems to himi [t' to be likely [t to win ]] (cf. John's mother seems to him t to be wonderful) In (28b) verletzt das Pronomen Prinzip B, obwohl es in seiner Basisposition, also bevor NP-Bewegung erfolgt, Prinzip B erfüllt (28a). Das gleiche Phänomen beobachtet man bei A-Bewegung in Zusammenhang mit Psych-Verben:
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(29) a. [pleased himselfi] himi b. * himselfi [pleased t] himi Bevor NP-Bewegung erfolgt, ist das Pronomen frei (29a). Nachdem NP-Bewegung erfolgt ist, ist es gebunden und verletzt Prinzip B (29b). Angesichts derartiger Beispiele ist daher in der Vergangenheit dafür argumentiert worden, daß Prinzip B auf der S-Struktur (Belletti und Rizzi 1988) appliziert (vgl. auch Barss 1986). In anderen Arbeiten wurde demgegenüber vorgeschlagen, daß Prinzip B ausschließlich auf LF (Uriagereka 1988, Chomsky 1993) oder auf der S-Struktur und auf LF (Hestvik 1990) appliziert. Evidenz dafür, daß Prinzip B nicht ausschließlich auf der S-Struktur, sondern auch auf LF relevant ist, liefern Beispiele des folgenden Typs (Uriagereka 1988): (30) a. * there [appeared a ghosti] in front of iti LF: b. * a ghosti [appeared ti ] in front of iti Wenn wir davon ausgehen, daß in (30b) A-Bewegung stattgefunden hat, verletzt das Pronomen Prinzip B auf LF. Die Beispiele (28-30) zeigen also, daß es für Pronomen (im Gegensatz zu Anaphern) nicht ausreicht, wenn sie an irgendeinem Schritt der Derivation die Bindungstheorie erfüllen. Die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet daher: An welchem Schritt der Derivation muß ein Pronomen in seiner regierenden Kategorie frei sein? Während (28-30) belegen, daß es nicht ausreicht, daß ein Pronomen an einem Schritt der Derivation in seiner Basisposition frei ist, machen die folgenden Beispiele deutlich, daß es inadäquat ist, hieraus zu schließen, daß ein Pronomen die Bindungstheorie verletzt, wenn es an einem Schritt der Derivation in seiner regierenden Kategorie gebunden ist. (31)
Hei seems to himselfi [t to be smart]
(32) a. b.
[pleased hei] himselfi hei [pleased t] himselfi
Bevor das Pronomen in (31-32) in die Subjektposition bewegt wird, verletzt es an einem Schritt der Derivation Prinzip B, und zwar in seiner Basisposition. Ein Pronomen kann in seiner Basisposition also durchaus an einem Schritt der Derivation (in seiner regierenden Kategorie) gebunden sein, ohne deshalb Prinzip B zu verletzen. Da man also weder sagen kann, daß ein Pronomen Prinzip B erfüllt, wenn es an einem Schritt der Derivation Prinzip B erfüllt, noch sagen kann, daß ein Pronomen Prinzip B verletzt, wenn es an einem Schritt der Derivation Prinzip B verletzt, sind die Verhältnisse in bezug auf Prinzip B wesentlich komplizierter als bei Prinzip A. Um zu ermitteln, an welchem Schritt einer Derivation Prinzip B erfüllt ist, muß man genauer die Positionen betrachten, die das Pronomen im Laufe einer Derivation durchschreitet. (31-32) haben gezeigt, daß ein Pronomen Prinzip B erfüllen kann, das in seiner Basisposition Prinzip B verletzt. Es muß dann allerdings im Laufe der Derivation aus seiner regierenden Kategorie, die einen Binder enthält, herausbewegt werden. Dies ist aber offenkundig nur dann möglich, wenn es an einem weiteren Schritt der Derivation in
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eine Position A-bewegt wird, in der es Prinzip B erfüllt. Die folgenden Beispiele, in denen das Pronomen in seiner Basisposition Prinzip B verletzt und anschließend A'-bewegt wird, sind daher ungrammatisch: (33) a. * Hei likes himi b. * Himi, hei likes t c. * Himi, Mary thinks that t' hei likes t Beispiele wie (33) belegen, daß in Konstruktionen, in denen Pronomina, die in ihrer APosition (sei es die Basisposition innerhalb VP oder die Spec AgroP Position) die Bindungstheorie verletzen, weil sie in ihrer regierenden Kategorie gebunden sind, die Verletzung nicht durch A'-Bewegung (aus der regierenden Kategorie) umgangen werden kann. Die deskriptive Generalisierung scheint daher folgendermaßen zu lauten: Wenn sich der Kopf der A-Kette, die das Pronomen repräsentiert, an irgendeinem Schritt der Derivation - also entweder vor Spell-Out (28-29), (31-32) oder auf LF (30) - in einer APosition befindet, und der Kopf der (u. U. eingliedrigen) A-Kette des Pronomens ist in dieser Position (in seiner regierenden Kategorie) gebunden, dann ist Prinzip B verletzt. In (28-30) ist das Pronomen nicht bewegt worden, und die A-Kette des Pronomens besteht daher aus nur einem Element. Him bzw. it sind die Köpfe der entsprechenden (eingliedrigen) A-Ketten. Da him in (28-29) vor Spell-Out, und it auf LF (30), also an einem Schritt der Derivation Prinzip B verletzen, sind die entsprechenden Konstruktionen ungrammatisch. In (31-32) befindet sich im Gegensatz zu (33) der Kopf der A-Kette, die das Pronomen repräsentiert, in einer Position, in der er Prinzip B erfüllt. Für Prinzip B scheint demnach (34) zu gelten: (34)
(13')b.
Der Kopf einer A-Kette, die ein Pronomen repräsentiert, wird [+ψ]-markiert, wenn er an jedem Schritt der Derivation Prinzip B erfüllt. LF-Filter * Anapher/Pronomen -ψ
[
]
(34) besagt, daß ein Pronomen in seiner "ultimativen" A-Position nicht [+ψ]-markiert wird, wenn es an irgendeinem Schritt der Derivation in dieser Position Prinzip B verletzt, denn es wird dann bereits [-ψ]-markiert und verletzt den (gegenüber (13b) in seinem Geltungsbereich erweiterten) LF-Filter (13'b). Die intuitive Idee hinter dieser derivationellen Formulierung der Applikation von Bindungsprinzipien ist, daß die Bindungstheorie während einer Derivation prinzipiell permanent aktiv ist und jeden Schritt in einer Derivation überwacht. Im Fall von Prinzip A ist sie nur bis zu dem Punkt aktiv, an dem eine Anapher erstmals ein Antezedens gefunden hat. Im Fall von Prinzip B ist die Bindungstheorie bis zu dem Punkt aktiv, an dem die A-Kette des Pronomens etabliert ist, und der Kopf der Kette [±ψ]-markiert ist. Dies kann vor Spell-Out oder auf LF der Fall sein. Die Bindungstheorie überprüft die Derivation im Hinblick darauf, ob die Relation zwischen einem abhängigen Element und
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einem Antezedens die geforderten Lokalitätsbeschränkungen erfüllt. Das bedeutet, daß die Erfüllung von Lokalitätsprinzipien im Rahmen der Bindungstheorie als ein dynamischer (und nicht etwa ebenenspezifischer) Prozeß aufgefaßt werden kann. Dynamische Lokalität in der Bindungstheorie ist daher grundsätzlich von der gleichen Art wie die in Abschnitt 7.1 betrachteten Remnant-Movement Fälle. Dort war es die Relation zwischen einem Antezedens und seiner Spur, die von der Barrierentheorie an jedem Schritt der Derivation "überwacht" wurde. Es ist leicht nun zu sehen, warum (28b), (29b) und (30) durch (34) ausgeschlossen werden. Das Pronomen, das in (28b), (29b) und (30) eine eingliedrige Kette repräsentiert, ist an einem Schritt der Derivation in seiner regierenden Kategorie gebunden. [+ψ]Markierung kann daher nicht erfolgen und (13'b) ist verletzt. In (28-30) ist das Pronomen in der Basisposition geblieben, und die Verletzung von Prinzip B in diesen Beispielen ist eine Folge der Bewegung des Antezedens. (34) sagt nun ferner voraus, daß auch ein Pronomen, das in seiner Basisposition Prinzip B erfüllt, die Bindungstheorie verletzen sollte, wenn es selbst in einer A-Position landet, wo es sich in einer regierenden Kategorie befindet, die einen Binder enthält. Die folgenden Daten bestätigen diese Prognose (Chomsky 1994): (35) a. * Johni expected [himi to seem to me [t to be intelligent]] b. Johni expected [ to seem to me [himi to be intelligent]] In der Basisposition (35b) ist das Pronomen in seiner regierenden Kategorie ungebunden. Wird es jedoch in die regierende Kategorie bewegt, die ein Antezedens enthält (35a), ist es nicht länger frei. Der Kopf der A-Kette kann daher nicht [+ψ]-markiert werden, und (35) verletzt (13'b). Wenden wir uns nun Fällen zu, in denen Pronomina A'-bewegt werden. Es ergeben sich diesbezüglich Probleme mit der Formulierung (34). In der Topikalisierungsposition in (36b) befindet sich die Anapher offenkundig in der regierenden Kategorie, die ebenfalls das Matrixsubjekt enthält. Warum verletzt dann das Pronomen in (37b) nicht Prinzip B? (36) a. * Johni thought that Mary likes himselfi b. Johni thought that himselfi Mary likes t (37) a. b.
Johni thought that Mary likes himi Johni thought that himi Mary likes t
In (37b) besetzt das Pronomen eine A'-Position. A'-Positionen sind aber nicht relevant für die Erfüllung von Prinzip B. Entscheidend ist, daß die Kopfposition der A-Kette des Pronomens (37a) (an jedem Schritt der Derivation) in ihrer regierenden Kategorie frei ist. Dieselbe Erklärung kann auf (38b) angewendet werden (Barss 1988 (42, 43b)): (38) a. b.
Hei thinks Mary loves himi Himi he thinks Mary loves t with all her heart
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Bislang haben wir noch kein Beispiel betrachtet, in dem der Kopf einer pronominalen AKette an einem Schritt der Derivation Prinzip B verletzt und anschließend A'-bewegt wird. (34) prognostiziert, daß eine solche Derivation ungrammatisch sein sollte (Huang 1993, (8-9)): (39) a. * John took [many pictures of him] b. * [How many pictures of him]i did John take ti (40) a. * John never talked [with him] b. * [With him]i John never talked ti In (39-40) ist das Pronomen, das eine eingliedrige A-Kette repräsentiert, an einem Schritt der Derivation in seiner regierenden Kategorie gebunden. Folglich kann es nicht [+ψ]markiert werden und verletzt (13'b). Vom gleichen Typ sind die folgenden Beispiele, in denen Prädikate A'-bewegt worden sind (Huang 1993, (25-26)): (41) a. * [Critizice heri]k John thinks tk' Maryi will not tk b. [Critizice heri]k Maryi thinks tk' John will not tk (42) a. * [How proud of himi]k do you think tk' Johni should be tk b. [How proud of himi]k does Johni tk' think I should be tk Wiederum ist das Pronomen, das in (41a) und (42a) eine eingliedrige A-Kette repräsentiert, nicht an jedem Schritt der Derivation in seiner regierenden Kategorie frei. Es verletzt daher (34) und (13'b). In (41b) und (42b) erfüllt der Kopf der A-Kette an jedem Schritt (34). Für diese Konstruktionen wird daher laut (34) korrekt Grammatikalität prognostiziert.
7.5 Zusammenfassung Das in diesem Abschnitt erläuterte Konzept "dynamischer Lokalität" hat sich sowohl hinsichtlich des ECP als auch im Hinblick auf Prinzip A und B der Bindungstheorie als empirisch adäquat und konzeptuell elegant erwiesen. Die Analyse von RemnantMovement Phänomenen, die auf der Idee "dynamischer Lokalität" basiert, ist somit aus unabhängigen Gründen gerechtfertigt.
8 Operatorbewegung in Infinitiven
8.0 Einleitung Wenn Infinitive CPs sind, ist unklar, warum es im Deutschen keine infiniten Relativsätze und keine W-Infinitive gibt (Tappe 1984; Giusti 1986, 1989; Grewendorf 1988:98; Haider 1986b; Trissler 1991): (1) a. * ein Ballartist [α Oi [IP ti die ganze Abwehr zu umspielen]] ist auf dem Spielfeld b. * Morgen kauft er das Spezialmesser [α mit demi [IP PRO Käse ti zu schneiden]] (2) a. * Ich weiß nicht [α wasi ti zu kaufen] b. * Fred vergaß [α wasi Tom ti zu geben] Eine CP-Analyse nicht-finiter Konstruktionen muß eine Erklärung für die Unmöglichkeit von W-Bewegung in (1-2) anbieten. Die Vielzahl der zu diesem Thema vorliegenden Analysen und die Bedeutsamkeit des Phänomenbereichs machen eine ausführliche Behandlung dieses Themas nötig. In diesem Kapitel behandle ich die Frage, wie eine Erklärung für (1-2) im Rahmen der CP-Hypothese aussehen könnte. Ich erläutere kurz mein Vorgehen. Zunächst werde ich anhand von Parasitic Gap-Konstruktionen für die Existenz von Operatoren-Bewegung über die Spec CP-Position in Infinitiven argumentieren. Anschließend diskutiere ich drei Vorschläge, die in diesem Zusammenhang im Rahmen der CP-Hypothese gemacht wurden: Die C-bar-Hypothese, die Pied-Piping-Analyse und einen Erklärungsversuch, der auf den Doppelt gefüllten CompFilter rekurriert. Abschließend mache ich einen eigenen Analysevorschlag. Zunächst formuliere ich eine deskriptive Generalisierung: Wenn eine Sprache overte W-Bewegung nach Spec CP im Infinitiv aufweist, kann man in ihr auch das infinite C-System durch ein basisgeneriertes C-Element besetzen. Ausgehend von dieser Beobachtung nehme ich an, daß in Sprachen wie dem Deutschen stets Agrs-nach-C° im infiniten C-Sytem erfolgt, um das C-System "sichtbar" zu machen. Die Notwendigkeit von Agrs-nach-C°-Bewegung wird letztlich auf die parametrisierten Eigenschaften von C° in einzelnen Sprachen bzw. Konstruktionen zurückgeführt, die eng mit der morphologischen Realisierung des infiniten C-Systems verknüpft sind. W-Infinitive und infinite Relativsätze sind dann ausgeschlossen, weil das für die Interpretation nötige [+W]-Merkmal in C° durch diese Bewegung verschwindet. Diese Erklärung ist von der gleichen Art wie die Erklärung für
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Kapitel 8
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die Unmöglichkeit von V/2-Effekten in eingebetteten finiten Sätzen und liefert indirekt Evidenz dafür, daß die betrachteten Infinitive CPs sind.
8.1 Parasitäre Lücken Einen unabhängigen Grund dafür, anzunehmen, daß zu-Kontrollinfinitive eine Spec CPPosition aufweisen, die durch Bewegung besetzt werden kann, liefern Restriktionen die das Auftreten parasitärer Lücken in Infinitiven bestimmen. Chomsky (1986a, Kapitel 10) behandelt die parasitäre Lücke e in (3) als Spur, die an einem Schritt der Derivation von einem leeren Operator in Spec CP gebunden wird: (3)
Which booki did you return ti [PP without [CP1 Oi [reading ei]]]
In nicht-finiten Adjunktsätzen des Deutschen sind die entsprechenden Konstruktionen ebenfalls möglich (vgl. Felix 1985, Webelhuth 1989, Fanselow 1990): (4)
Welches Buchi hast du [PP ohne [CP1 Oi [ ei zu lesen]]] ti zurückgegeben
Die Annahme, daß parasitäre Lücken durch die Bewegung eines (phonetisch) leeren Operators lizensiert werden, erklärt, daß sie - abgesehen von einigen Besonderheiten wie, daß sie nur durch S-strukturelle A'-Bewegung lizensiert werden, und daß die "richtige" Lücke nicht die parasitäre Lücke c-kommandieren darf (Chomsky 1982 (Kapitel 4), 1986a (Kapitel 10)) - analog zu Spuren von overter Bewegung inselsensitives Verhalten aufweisen (worauf Kayne 1984, Kapitel 8 hingewiesen hat). Da leere Operatoren z. B. komplexe NPs (5a), W-Inseln (5b) und Adjunkte (5c) nicht verlassen können, sind (5a-c) im Unterschied zu (3) ausgeschlossen (Zwischenspuren sind nicht angegeben): (5) a. * the story whichi Mary believed ti [PP without [CP1 Oi [PRO realizing [NP the fact [CP2 that Bill made ei up]]]]] b. * the woman whoi John saw ti [PP without [CP1 Oi [PRO wondering [CP2 who met ei]]]] c. * the book whichi John read ti [PP without [CP1 Oi [PRO consulting Mary [PP before [CP2 PRO buying ei]]]]] In Analysen, in denen angenommen wird, daß parasitäre Lücken durch die Bewegung eines leeren Operators lizensiert werden, geht man davon aus, daß die Spur ti und der leere Operator Oi in einer bestimmten lokalen Relation zueinander stehen müssen, damit die parasitäre Lücke lizensiert ist. In Aoun und Clark (1984) und Clark (1990) wird z. B. angenommen, daß der leere Operator eine A'-Anapher ist (vgl. zu diesem Begriff Aoun 1985b), die durch ein Antezedens in A'-Position in ihrer regierenden Kategorie (Spec CP1) gebunden werden muß. Für Chomsky (1986a) dürfen die Spur ti und der leere Operator Oi durch keine Barriere voneinander getrennt sein. Da Operatoren-Bewegung analog zur Bewegung overter Elemente Inseln nicht verlassen kann, ist es unmöglich, daß sich der Operator in (5a-c) aus CP2 heraus nah genug an die Spur ti bewegt. Wird der
Operatorbewegung in Infinitiven
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Operator in (5a-c) aber nicht bewegt, ist die parasitäre Lücke nicht lizensiert. In (3) wird im Unterschied zu (5a-c) Operatorenbewegung nicht durch Barrieren verhindert, daher ist die parasitäre Lücke lizensiert.1 Wesentlich für die Erklärung der Distribution von parasitäre Lücken ist somit, daß die sukzessiv-zyklische Bewegung des Operators durch Spec CP nicht blockiert wird.2 Wenden wir uns nun dem Phänomen im Deutschen zu. Wenngleich die Konstruktion in (4) grammatisch ist, so muß dennoch darauf hingewiesen werden, daß im Deutschen (und Niederländischen) parasitäre Lücken in weitaus weniger Kontexten möglich sind als im Englischen (vgl. u. a. Bennis und Hoekstra 1984), wobei die Beurteilung einiger Daten in großem Maße variiert. Dennoch sehe ich einen klaren Kontrast zwischen den Beispielen (4, 6a) vs. (6b-c), was dafür spricht, daß Operatorenbewegung im Deutschen ebenfalls inselsensitiv ist, und zwar unabhängig von weiteren (z. B. Direktionalitäts-) Restriktionen, die das Auftreten parasitärer Lücken im Deutschen determinieren: (6) a. ? Welches Buchi von Aristotelesi haben die Mönche [PP ohne [CP Oi [CP ei zu entgiften] zu versuchen]] ti in der Geheimbibliothek des Klosters gelesen b. * Welches Buchi von Aristotelesi haben die Mönche [PP ohne [CP Oi [NP den Versuch nicht ei mit den Fingern zu berühren] zu machen]] ti in der Geheimbibliothek des Klosters gelesen c. * Welches Buchi hast Du deinem humorlosen Schwager [PP ohne [CP Oi ihn vorher nach seinen Wünschen zu fragen] [um ei nicht zurücknehmen zu müssen]] ti gekauft Die Operatorenbewegungsanalyse impliziert, daß leere Operatoren in Konstruktionen mit parasitären Lücken analog zu overten Elementen sukzessiv-zyklisch durch Spec CP bewegt werden. Unter der Annahme, daß die entsprechenden Infinitive im Deutschen (vgl. in diesem Zusammenhang auch Kitagawa (1985a, 1985b) zu englischen Gerundivkonstruktionen) CPs sind, besteht diese Option, und der Kontrast zwischen (4, 6a) und (6b-c) kann analog zu dem Kontrast (3) vs. (5a, c) erklärt werden. Warum sind dann aber (1-2) ungrammatisch? Zunächst muß darauf hingewiesen werden, daß die Unzulässigkeit von (2) - wie die Beispiele in (7) deutlich machen - nicht darauf zurückgeführt werden kann, daß es im Deutschen eine "Selektionslücke" im
1
2
Damit die parasitären Lücken (bzw. Ketten) lizensiert sind, muß laut Chomsky (1986a) aus den beiden vorliegenden A'-Ketten in (3-5) eine einzelne Kette (composed chain) konstruiert werden. Diese Kette kann nur gebildet werden, wenn der Operator 0-subjazent zur "richtigen" Spur ti ist. Daher muß Operatoren-Bewegung erfolgen. 0-Subjazenz liegt in (3-4) unter der Zusatzannahme vor, daß der Operator an die PP adjungiert werden kann (vgl. Chomsky 1986a:65). Diese Zusatzannahme ist allerdings inkompatibel mit der Version der Uniformity Condition, die ich in Kapitel 3 diskutiert habe, und hat - wie ich auch bereits in Kapitel 3 erläutert habe - die fatale empirische Konsequenz, daß W-Bewegung aus Adjunkten nicht mehr ausgeschlossen werden kann (vgl. auch Clark 1990, S. 250, Fn. 5.). Wollte man die hier vorgestellte Analyse in Chomskys (1986a) Modell übertragen, müßte man demnach annehmen, daß 1-Subjazenz die relevante lokale Beziehung zwischen Operator und der Spur ist. Zur Diskussion einiger Probleme, die sich aus Chomskys (1986a) Analyse parasitärer Lücken ergeben, vgl. Browning (1987, Kapitel 3). Vgl. auch Contreras (1984) und Stowell (1986) zu Operator-Bewegungsanalysen des Phänomens, sowie Koster (1987, Kapitel 4) und die dort zitierte Literatur zu einer alternativen Erklärung, bei der die parasitäre Lücke als pro identifiziert wird.
Kapitel 8
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Lexikon gibt, bzw. darauf, daß es keine Verben gibt, die gleichzeitig Infinitive und [+W]Komplemente selegieren: (7) a. b.
Tom hat vergessen [den Küchenherd auszuschalten] Tom hat vergessen [ob er den Küchenherd ausgeschaltet hat]
Die folgende Liste enthält weitere Verben, die sowohl Infinitive als auch [+W]Komplemente selegieren. berichten, besprechen, entscheiden, erkennen, erklären, mitteilen, (sich) überlegen, vergessen ...
(8)
Die Unmöglichkeit von W-Infinitiven muß also syntaktische Gründe haben. Um sie zu erklären, sind alternativ zur VP- bzw. CP-Hypothese (s. u.) Vorschläge gemacht worden. Die grundlegende Idee hinter diesen Alternativen ist, daß Infinitive, die keine W-Bewegung zulassen, defizitäre Sätze sind, denen die Landeposition für WBewegung fehlt, und daß es sich bei ihnen entweder um IPs (vgl. u. a. Stowell 1982, Tappe 1984) oder um C-bars (McDaniel 1989) handelt. Die IP-Hypothese habe ich bereits in Kapitel 4 diskutiert. An dieser Stelle möchte ich kurz auf die C-bar-Hypothese eingehen.
8.2 Die C-bar Hypothese Anzunehmen, daß die Infinitivkomplemente in (1-2) C-bars sind, ist ad hoc. Das erste Problem besteht darin, daß die C-bar Analyse nur bei (nicht-finiten) CPs Anwendung findet. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich daraus, daß die C-bar-Hypothese nicht mit der X-bar Theorie kompatibel ist, denn Köpfe können nicht basisgeneriert werden, ohne daß sie zu maximalen Projektionen expandieren (vgl. Chomsky 1986a:4).3 Ein weiterer Einwand ist empirischer Natur. Bekanntermaßen können zwar maximale Projektionen und X°-Kategorien bewegt werden, aber nicht X-bar Projektionen.4 Wäre die Kategorie α in (1-2) also eine C-bar Projektion, sollte sie unbeweglich sein. Daß dies nicht der Fall ist, zeigen (9-11): (9) a. b.
3 4
Morgen kauft er das Messer [CP mit demj [IP der Koch [α den Käse t zu schneiden]i allen Gästen im LAHMEN ESEL ti geraten hat]] Morgen kauft er das Messer [CP mit demj [IP [α den Käse tj zu schneiden]i [IP der Koch allen Gästen im LAHMEN ESEL ti geraten hat]]]
Dafür, daß Kategorien nur bis zur X'-Ebene projizieren, ist jedoch u. a. von Fukui (1986) und Fukui und Speas (1986) argumentiert worden. In diesen Arbeiten wird diese Option jedoch ausdrücklich auf lexikalische Kategorien beschränkt. Funktionale Kategorien expandieren immer zu X''. Van Riemsdijk (1989) geht zwar von dieser Möglichkeit aus, Fanselow (1988:98ff.) hat jedoch gezeigt, daß die entsprechende Annahme nicht gut motiviert ist (vgl. auch Tappe 1989).
Operatorbewegung in Infinitiven
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(10) a. b.
Ich weiß nicht [CP wasj [IP Hans [α tj zu kaufen]i der Else ti geraten hat]] Ich weiß nicht [CP wasj [IP[α tj zu kaufen]i [IP Hans der Else ti geraten hat]]] ? [α tj zu kaufen]i weiß ich nicht [CP wasj [IP Hans der Else ti geraten hat]]
(11)
In (9-10) sind die Infinitive, aus denen heraus w-bewegt wurde, an VP bzw. IP gescrambelt, und in (11) ist der Infinitiv topikalisiert worden. Daß sich die Kategorie α bewegen läßt, spricht dafür, daß die C-bar Analyse empirisch nicht adäquat ist. Man könnte sie nun dahingehend modifizieren, daß man sagt, zu-Infinitive seien zwar CPs, aber CPs die keine Spec-Position aufweisen. Dann sieht man sich allerdings sofort mit dem Problem konfrontiert, daß lange W-Bewegung aus Infinitiven Subjazenzverletzungen im Fall von Argument- und ECP-Verletzungen im Fall von Adjunktextraktionen auslösen sollte. Beides ist jedoch bekanntermaßen nicht der Fall: (12) a. b.
Welches Geschenk meinst du [α Maria versprechen zu müssen] [α t anläßlich eures Hochzeitstages zu besorgen] Aus welchem Anlaß meinst du [α Maria versprechen zu müssen] [α ein Brilliantenarmband t zu kaufen]
Die Akzeptabilität dieser Beispiele deutet darauf hin, daß W-Bewegung in Infinitiven wie in finiten Sätzen sukzessiv-zyklisch über Spec CP erfolgt, was unvereinbar mit der C-bar Hypothese ist. Die C-bar Hypothese würde überdies Probleme im Zusammenhang mit der Analyse parasitärer Lücken in deutschen Infinitiven aufwerfen. Man beachte ferner, daß VPs grundsätzlich nicht gescrambelt werden können, worauf ich in Abschnitt 1.2 hingewiesen habe. Somit scheidet also auch die Möglichkeit aus, daß α in (9-10) eine VP ist.5 Eine Erklärung der Daten (1-2) muß also scheinbar im Rahmen der CP-Hypothese formuliert werden. Bevor ich mich möglichen Erklärungen im Rahmen der CP-Hypothese zuwende, will ich kurz einen weiteren Grund dafür anführen, daß die Unmöglichkeit von W-Infinitiven auf der Grundlage der CP-Hypothese erklärt werden sollte. Betrachten wir zu diesem Zweck zunächst einmal das Phänomen der Nominativsubjekte in Infinitivkonstruktionen, das in Sprachen wie dem Europäisch-Portugiesischen (vgl. Rouveret 1980, Roberge 1989:44f., Raposo 1987a, 1989) und Italienischen (Rizzi 1982a, Kapitel 3) sehr verbreitet ist. Im Europäisch-Portugiesischen (EP) wird in bestimmten Infinitiven durch V-nach-C ein lexikalisches Subjekt lizensiert (Raposo 1987a, (2b-c), (6b); 1989 (25d)). a proposta]] (13) a. * Sera diffícil [CP [C° ][IP eles aprovar Es-wird schwierig sieNom zuzustimmen dem Vorschlag b. Sera diffícil [CP [C° ][IP PRO aprovar a proposta]]
5
Gegen die Annahme, daß Infinitive VPs sind, die angesichts von Beispielen wie (I don't know what to do) eine 'Comp'-Position aufweisen (Gazdar 1981), haben u. a. Freidin (1983:718) und van Riemsdijk und Williams (1986:135) argumentiert (vgl. auch Chomsky 1980:7).
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Kapitel 8
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(14) a. b.
Eu penso[CP [C° teremAUX ] [IP os desputados tAUX trabalhado pouco]] gearbeitet wenig Ich denke zu-haben-Agr die DeputiertenNom Eu penso[CP [C° continuaremV][IP os meninos tV [CP a chegar cedo]]]
In (13) ist lediglich PRO, aber kein lexikalisches Subjekt möglich. Wenn V-nach-C erfolgt wie in (14), kann die Subjektposition jedoch durch ein lexikalisches Subjekt (oder pro), das Nominativkasus trägt, besetzt sein.6 Die Verben in der C-Position des Infinitivs kongruieren mit dem nun overten Nominativsubjekt im Infinitiv. PRO kann in diesen Konfigurationen nicht länger die Subjektposition besetzen. In Infinitiven des EuropäischPortugiesischen (EP), die durch faktive Verben eingebettet sind, ist ferner ein Nominativsubjekt lizensiert, ohne daß Aux- oder V-nach-C erfolgt (15b) (Raposo 1987a, (7a-b)): (15) a. b.
Eu lamento [CP [C° teremAUX ][IP os desputados tAUX trabalhado pouco]] Ich beklage zu-haben-Agr die DeputiertenNom gearbeitet wenig Eu lamento [CP [C° Agr+Ti] [IP os desputados ti' ti trabalhado pouco]]
In Sabel (1993) habe ich dafür argumentiert, daß in (15b) im Unterschied zu (14-15a) der Agr-T Komplex, der für die Nominativzuweisung an das Subjekt verantwortlich ist, in die C°-Position bewegt wird. Ich will an dieser Stelle nicht ausführlich auf den Mechanismus der Nominativzuweisung in diesen Beispielen eingehen. Entscheidend ist, daß Nominativsubjekte durch Verb- bzw. X°- Bewegung nach C° in Infinitiven lizensiert werden. Dies wird auch durch entsprechende Konstruktionen im Italienischen bestätigt, wobei sich im Italienischen ausschließlich infinite Auxiliare nach C° bewegen können (16) (vgl. hierzu Rizzis 1981, 1982a (Kapitel 3) Aux-nach-Comp Regel und die Diskussion in Borer 1987, Suñer 1987, Chierchia 1988:267ff., Cinque 1990a, Sabel 1993:63ff.):7 (Rizzi 1981, (13a, 12a)) voluto (16) a. Cosi facendo, suppongo [CP [IP* lui /PRO aver hiermit, (ich) nehme an er haben gewollt compiere un gesto di buona volontà]] vollbringen einen Akt des guten Willens b. Cosi facendo, suppongo [CP [C° averAUX ][IP lui tAUX voluto compiere un gesto di buona volontà]] 6
7
Zu weiteren Optionen für die Realisierung infinitivischer Nominativsubjekte im EuropäischPortugiesischen, sowie zur Analyse des Phänomens in weiteren Sprachen wie dem Spanischen, vgl. u. a. Bordelois (1980), Suñer (1987), Borer (1987:90), zu dem entsprechenden Phänomen im Karibischen Spanisch siehe Suñer (1986), Lipski (1991) und zu einigen Fällen im Malayalam und West-Flämischen vgl. Henniss (1989), van Riemsdijk (1978:128, Fn. 27) und Haegeman (1986). Infinitivische Auxiliare im Italienischen weisen keine Kongruenzmerkmale auf. Hierin ∨ unterscheiden sie sich von infiniten Verben im Europäisch-Portugiesischen (und von den sa -Infinitiven im Rumänischen (vgl. Fn. 8). Denselben Unterschied findet man in verschiedenen Sprachen auch bezüglich finiter Verben. Während in vielen Sprachen ein finites Verb sichtbare Agr-Merkmale aufweist, bilden Sprachen wie Vata (vgl. Koopman 1984:73), Japanisch und Chinesisch hierzu eine Ausnahme. Was auch immer der Grund dafür sein mag, daß Agr-Merkmale in einem Fall morphologisch sichtbar und im anderen Fall morphologisch nicht sichtbar sind, ich gehe davon aus, daß es sich um oberflächliche (PF-) Eigenschaften der betreffenden Sprachen handelt (vergleichbar mit den unterschiedlichen Realisierungen von morphologischem Kasus in verschiedenen Sprachen).
Operatorbewegung in Infinitiven
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In (13), (16a) ist jeweils nur PRO, aber keine lexikalische NP lizensiert: Wenn man davon ausgeht, daß die Subjekte in (14, 15) und (16b) in der Spec IP-Position stehen, dann zeigt die Verbbewegung, daß es, wie durch die CP-Hypothese prognostiziert wird, in den Infinitiven eine C-Projektion gibt, in die sich das Verb bewegt. Was hat die Realisierung von Nominativsubjekten im Infinitiv aber nun mit dem Phänomen der W-Bewegung und dem kategorialen Status von Infinitiven zu tun? Dies wird sofort deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß W-Infinitive im Italienischen und EP prinzipiell möglich sind (Raposo 1987a): (17)
Nós não sabemos [CP quemi [PRO convidar ti wir nicht wissen wen einzuladen
para o jantar]] zum Essen
Man beachte aber, daß lexikalische Subjekte im Infinitiv generell inkompatibel mit WInfinitiven sind (vgl. Rizzi 1982a und Rizzi und Roberts 1989 zum Italienischen, Raposo 1987a zum EP): (18)
* Eu não sei [CP quemi [C' Agr+T [eles convidarem ti para o jantar]]] ich nicht weiß wen sie einzuladen zum Essen
(18) demonstriert, daß W-Infinitive nicht auftreten können, wenn ein lexikalisches Subjekt realisiert ist. Wir sahen aber bereits, daß die lexikalischen Subjekte in den entsprechenden Infinitiven durch X°-Bewegung nach C° lizensiert werden. Also kann die Unmöglichkeit von (18) nicht darauf zurückgeführt werden, daß dem Infinitiv die Landeposition für W-Bewegung fehlt, bzw. darauf daß es sich bei ihm nicht um eine CP handelt.8 Da es aus universalgrammatischer Sicht als nötig erscheint, das Verbot von W8
Möglicherweise gilt für Subjunktivkonstruktionen im Rumänischen, was für Infinitive im Italienischen und EP gilt. Wie in anderen Balkansprachen ist im Rumänischen im Laufe der Sprachentwicklung an die Stelle des Infinitivs die Subjunktivkonstruktion getreten (Joseph 1983, Kapitel 6). Bei Absenz des ca-Komplementierers zeigt nun nach Kempchinsky (1989) die Subjunktiv-Verbpartikel sa∨ im Rumänischen an, daß ein infiniter Satz (ein sa∨-Infinitiv) vorliegt, dessen Subjektposition normalerweise nicht kasusmarkiert ist und nur durch ein PRO besetzt werden kann. Sa∨ -Infinitive findet man als Komplemente solcher Verben, die in den anderen romanischen Sprachen Infinitive einbetten. Die Subjektposition dieser "infinitivischen" Komplemente weist ferner die klassischen Kontrolleigenschaften auf. In sa∨-Infinitiven ist die morphologische Form des Verbs hinsichtlich der 3. Person distinkt von der entsprechenden indikativischen Endung (zu den entsprechenden deskriptiven Generalisierungen vgl. Farkas 1982:74, 1985, 1988 und Kempchinsky 1987, 1989). Ein nichtkontrastiv betontes, lexikalisches Subjekt ist nur dann lizensiert, wenn die sa∨+V Sequenz dem Subjekt vorangeht, was darauf hindeuten könnte, daß V-nach-C in (ib) das lexikalische Subjekt lizensiert (vgl. aber auch Farkas 1988 zu potentiellen Problemen) (Daten∨aus Kempchinsky 1989): rezolve problema]] (i) a. Ion l-a ajutat pe Dan [CP[C° ][IP * el/PRO sa Ion ihm-hat geholfen Dan er Subj. zu-lösen das-Problem 'Ion half Dan, das Problem zu∨lösen.' b. Ion l-a ajutat pe Dan [CP [C° sa rezolveV][IP el tV problema]] Wie in den entsprechenden Infinitiven des EP und Italienischen können ein lexikalisches Subjekt und ein W-Element nicht zusammen auftreten ∨ (iia), W-Infinitive sind aber im Prinzip möglich (iib): ∨ faca v [ Ana tv ti]]] (ii) a. * Nu s¸tiu [CP cei [C' sa (Kempchinsky1989) nicht (ich) weiß was Subj.∨ zu-tun∨ Ana faca ti]] b. Nu s¸tiu [CP cei [ PRO sa nicht (ich) weiß was Subj. zu-tun ∨ ∨ faca ti]]] c. * Nu s¸tiu [CP cei [C' [IP Ana sa nicht (ich) weiß was Ana Subj. zu-tun (...)
Kapitel 8
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Infinitiven in den relevanten Konstruktionen der romanischen Sprachen in Analogie zur Unmöglichkeit von W-Infinitiven in anderen Sprachen, also auch im Deutschen, zu erklären, ist es plausibel, eine allgemeine Erklärung des Phänomens im Rahmen der CPHypothese zu suchen. Hier bieten sich nun mehrere Möglichkeiten, denn Sätze wie (9b, 10b) sind im Rahmen der CP-Hypothese unterschiedlich analysiert worden.
8.3 Pied-Piping Angesichts der Tatsache, daß Infinitivkomplemente nach Spec CP bewegt werden können, (19)
Ich glaube [CP [α die TERMINATOR-Filme als biblische Allegorie aufzufassen]i [C' hat Sloterdijk ti vorgeschlagen]]
ist es nicht überraschend, daß in van Riemsdijk (1985), Webelhuth (1985), Nishigauchi (1990:81f.) und Trissler (1990) für eine Pied-Piping-Analyse von Konstruktionen wie (9b) und (10b) argumentiert wird, derzufolge das W-Wort in der Spec CP Position des Infinitivs α steht und der gesamte Infinitiv die Spec CP Position des finiten Satzes einnimmt. Im Rahmen der Pied-Piping-Analyse ist es also zunächst nicht prinzipiell ausgeschlossen, daß eine W-Phrase die Spec CP-Position eines Infinitivs besetzt. Wenn sich zeigen ließe, daß die Pied-Piping-Analyse korrekt ist, hätte man ein weiteres Argument dafür gefunden, daß Kontrollinfinitive CPs sind. Andererseits handelt man sich mit der Pied-Piping-Analyse eine Menge von empirischen und konzeptuellen Problemen ein, die es ratsam erscheinen lassen, für (9b) und (10b) eine andere, unabhängig motivierte Erklärung zu geben. Im Rahmen dieser Analyse müssen u. a. zusätzliche Beschränkungen formuliert werden, um nach wie vor (12) ausschließen zu können, während bei einer alternativen Analyse, die auf Scrambling rekurriert, (9b, 10b) durch die Anwendung der ohnehin im Deutschen vorhandenen Scrambling-Option (vgl. 9a, 10a) abgeleitet werden können (zu dieser Analyse vgl. Grewendorf 1986, 1988). Die Generalisierung, daß ein W-Wort (oder Relativpronomen) die Spec CP-Position des Infinitivs als Zielposition nicht besetzen darf, kann dann aufrechterhalten werden. Daß W-Extraktion aus einem gescrambelten Infinitiv möglich ist (9a, 10a), stellt in diesem Zusammenhang im übrigen kein Problem für die Scramblinganalyse dar. In Kapitel 2 haben wir gesehen, warum W-Bewegung aus einem gescrambelten Infinitiv nicht das ECP verletzt, und warum sich (basisgenerierte und gescrambelte) Komplementinfinitive bezüglich W-Extraktion anders verhalten als basisgenerierte Unter der Annahme, daß Nominativsubjekte in Infinitiven im Rumänischen aus Kasusgründen nur lizensiert sind, wenn V-nach-C erfolgt, läßt sich die Ungrammatikalität von (iic) ferner damit erklären, daß das Subjekt keinen Kasus erhält. Interessanterweise beobachtet man im Persischen ebenfalls, daß Subjunktive die Eigenschaften von PRO-Infinitiven aufweisen (Hashemipour 1988:117). Auch in dieser Sprache können entweder PRO oder eine lexikalische NP die Subjektposition besetzen. Hashemipour (1988) schließt hieraus jedoch (im Gegensatz zu Kempchinsky 1989), daß dies dafür spricht, daß PRO auch in finiten Sätzen erscheinen kann.
Operatorbewegung in Infinitiven
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Adjunktsätze. Die Zulässigkeit von W-Extraktion aus einem gescrambelten Infinitiv wie in (9-10) ist daher ein zu erwartendes Faktum. Letztlich muß man natürlich anhand der Empirie entscheiden, welcher Analyse der Vorzug zu geben ist. Ich werde im folgenden einige empirische Aspekte diskutieren, die eine Scramblinganalyse als überlegen erscheinen lassen. Da Scrambling im Deutschen andere Eigenschaften aufweist als sukzessiv-zyklische Bewegung, macht jede der beiden erwähnten Analysen spezifische Prognosen. Da langes Scrambling im Gegensatz zu sukzessiv-zyklischer W-Bewegung aus finiten Sätzen im Deutschen generell unmöglich ist, liefern die Kontraste zwischen (20a-b) und (20c-d) Evidenz für die Scramblinganalyse. Die Pied-Piping-Analyse prognostiziert, daß der gesamte Infinitiv sukzessiv-zyklisch bewegt werden kann. Dann sollten (20c-d) aber wie (20a-b) grammatisch sein: [CPWasi [meinst du [CP ti'' glaubte keiner [CP ti' habe Tom [ti zu lesen] versucht]]]] b. [CPWasj [meinst du [CP tj' glaubte keiner [CP [tj zu lesen]i habe ti Tom frustriert]]]] c. * [CPWasi zu lesen] [meinst du [CP ti'' glaubte keiner [CP ti' habe Tom ti versucht]]] d. * [CPWasi zu lesen] [meinst du [CP ti'' glaubte keiner [CP ti' habe ti Tom frustriert]]]
(20) a.
Überdies ist nicht klar, weshalb ein Unterschied bei der Topikalisierung von finiten und nicht-finiten Sätzen auftritt: (21) a. b. c. * d. *
[Wen man glaubt t' daß Becker t besiegen kann] [Wem man zu Unrecht t blindlings vertraut hat] [Wen zu glauben t' daß Becker t besiegen kann] [Wem zu Unrecht t blindlings vertraut zu haben]
weiß weiß weiß weiß
ich ich ich ich
nicht nicht nicht nicht
tCP tCP tCP tCP
Unter der Scramblinganalyse erhält man ferner ganz automatisch eine Erklärung dafür, daß Pied-Piping mit bestimmten Typen von Infinitiven generell unmöglich ist. Die folgenden Beispiele illustrieren, daß sich die nicht-finiten Komplemente von A.c.I- (22) und Anhebungsverben (23), die eine Spur enthalten, nach Spec CP verschieben lassen, aber nicht in eine Adjunktionsposition: (22) a.
daß der erkrankte Mentawai-Krieger [den Schamanen den bösen Geist mit Tänzen vertreiben] sah b. [CP [tj tk mit Tänzen vertreiben]i sah der erkrankte Mentawai-Krieger den Schamanenj den bösen Geistk ti ] c. * daß [tj tk mit Tänzen vertreiben]i der erkrankte Mentawai-Krieger den Schamanenj den bösen Geistk ti sah
Kapitel 8
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(23) a.
Morgen scheinen dem Agenten [die geplanten Gespräche über die mysteriösen Flugobjekte mit Gewalt verhindert zu werden] b. [CP [tj mit Gewalt verhindert zu werden]i scheinen [die geplanten Gespräche über die mysteriösen Flugobjekte]j dem Agenten ti] c. * daß [tj mit Gewalt verhindert zu werden]i [die geplanten Gespräche über die mysteriösen Flugobjekte]j dem Agenten ti scheinen
Die Tatsache, daß mit diesen Infinitiven kein Pied-Piping möglich ist, kann im Rahmen der Adjunktionsanalyse darauf zurückgeführt werden, daß sie auch kein Scrambling zulassen: (24)
* In Trance gerieten alle während der nächtlichen Tänze [mit denen]l [tj tk tl vertreiben]i der erkrankte Mentawai-Krieger den Schamanenj den bösen Geistk ti sah
(25)
* Es ist die klassische Methode [mit der]k [tj tk verhindert zu werden]i [die geplanten Gespräche über die mysteriösen Flugobjekte ]j dem Agenten ti scheinen
Ein weiteres Argument gegen die Pied-Piping-Analyse läßt sich anhand einer Subjekt/Objektasymmetrie konstruieren. Es ist bekannt, daß Topikalisierung von Objekten über W-Inseln bessere Ergebnisse liefert als die entsprechende Topikalisierung von Subjekten (Fanselow 1987): (26) a. ??Langusteni weiß ich nicht [CP warum [IP Linguisten hier normalerweise ti essen]] b. * Linguistenj weiß ich nicht [CP warum [IP tj hier normalerweise Langusten essen]] Die gleiche Asymmetrie beobachtet man bei Topikalisierung von nicht-finiten Subjektund Komplementsätzen, die aus ihrer Basisposition extrahiert sind: (27) a. ??[über die Experimente auf Muraroa zu schreiben]i fragt sich der Abgeordnete nicht [CP warum [IP der Journalist ti versucht hat]] b. * [über die Experimente auf Muraroa zu schreiben]j fragt sich der Abgeordnete nicht [CP warum [IP tj den Journalisten frustriert hat]] Man beachte ferner, daß in den folgenden Beispielen Extraktion aus nicht-finiten Subjektsätzen (überraschenderweise von vielen Sprechern) als etwas besser empfunden wird, wenn der Subjektsatz, aus dem extrahiert wird, nach Spec CP bewegt worden ist:9 9
Extraktion aus nicht-finiten Subjektsätzen ist im Deutschen möglich (Haider 1983), und zwar im allgemeinen dann, wenn die C-Position des finiten Matrixsatzes ungefüllt ist oder durch ein Auxiliar besetzt wird (i-iii), worauf Grewendorf (1989:59) u. a. anhand der folgenden Beispiele hingewiesen hat: Wessen Beispiele hat [t zu analysieren] dich mehr frustriert (i) (ii) * Wessen Beispiele frustrierte [t zu analysieren] dich mehr
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(28) a. b.
Wasi hat Peter geglaubt [CP [ti zu lesen]j habe tj jeden frustriert] Wasi hat Peter geglaubt [CP ti' habe [ti zu lesen] jeden frustriert]
Welchen Artikeli meinst du [CP ti' glaubte jeder Abgeordnete [CP [ti zu lesen]j habe tj die Naturschützer frustriert]] b.?? Welchen Artikeli meinst du [CP ti'' glaubte jeder Abgeordnete [CP ti' habe [ti zu lesen] die Naturschützer frustriert]]
(29) a.
Für das Argument ist lediglich entscheidend, daß infinitivische Subjektsätze demnach nicht nur Extraktion aus der Basisposition zulassen, sondern auch, wenn sie sich in Spec CP befinden. Unter diesen Voraussetzungen prognostiziert die Pied-Piping-Analyse, daß Topikalisierung aus einem [+W]- (Subjekt-) Infinitiv, der ja gemäß der Pied-Piping Analyse die Spec CP Position der finiten CP besetzt, entsprechend der Konstruktion (29a) Subjazenz verletzen sollte, während gemäß der Scramblinganlayse, derzufolge Topikalisierung aus der Basisposition erfolgt wie in (27b), das ECP verletzt sein sollte: (30) a.?? [ti zu schreiben]j weiß der deutsche Abgeordnete nicht [CP [worüber]i der französische Journalist tj versucht hat] b. * [ti zu schreiben]j weiß der deutsche Abgeordnete nicht [CP [worüber]i tj den französischen Journalisten frustriert hat] Die Grammatikalitätsverteilung der Beispiele (30) spricht erneut gegen die Pied-PipingAnalyse und für die Scramblinganalyse.10 Ohne die Diskussion an dieser Stelle noch mehr vertiefen zu wollen (zu weiteren Argumenten gegen die Pied-Piping-Analyse vgl. Haider 1985b, Grewendorf 1986), gehe ich angesichts dieser Evidenz davon aus, daß das sogenannte "Pied-Piping" von Infinitiven tatsächlich aus zwei Bewegungsprozessen besteht: Scrambling des Infinitivs und Bewegung des W-Elements bzw. Relativpronomens in die Spec CP-Position eines finiten Satzes. Die sogenannte Pied-Piping Konstruktion liefert daher keine Evidenz für die CP-Hypothese, und die Frage, warum das nicht-finite C-System im Deutschen generell nicht als Zielposition von W-Bewegung fungieren kann, bleibt bestehen.
8.4 Doppel-Comp-Filter-Erklärungen Wenden wir uns nun also der Frage zu, wie das Verbot von W-Infinitiven und nichtfiniten Relativsätzen im Deutschen erklärt werden kann. Es sind hierzu im Rahmen der CP-Hypothese bereits einige Vorschläge gemacht worden. In Stechow und Sternefeld (1988, Kapitel 11), Giusti (1989) und Wilder (1989) wird - auf jeweils unterschiedliche Art - das Verbot von W-Infinitiven aus dem Doppel-Comp-Filter (DCF) (Chomsky und (iii) Ich frage mich [CP wessen Beispiele [CP t zu analysieren] dich mehr frustriert hat] Die gleiche Restriktion gilt, wenn der Subjektsatz nach Spec CP verschoben wird, (vgl. (28a) vs. (iv)): (iv) * Was hat Peter geglaubt [t zu lesen] frustrierte jeden 10 Daß Zwischenadjunktion des topikalisierten Infinitivs ausgeschlossen ist, folgt aus der Adjunktionsbeschränkung (vgl. Kapitel 3).
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Kapitel 8
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Lasnik 1977) abgeleitet. Der DCF besagt, daß Spec CP und C° nicht simultan besetzt sein dürfen:11, 12 Doppel-Comp-Filter * [CP XP [C° ϕ] [IP ...]], ϕ =/ e
(31)
Giustis (1989) und Wilders (1989) Analyse von W-Infinitiven auf der Grundlage von (31) kann als eine Erweiterung der Erklärung angesehen werden, die Rizzi (1990) im Zusammenhang mit seiner Diskussion von that-t Effekten und that-Relativsatzkonstruktionen entwickelt, und aus der sich ebenfalls eine Behandlung der DCF-Effekte ergibt (vgl. Rizzi 1990, Abschnitt 2.7 und Deprez 1992 zu einer kritischen Stellungnahme). Die Idee ist, daß DCF-Effekte auf der Grundlage lexikalischer Eigenschaften von spezifischen Komplementierern erklärt werden. Ein wie in (31) doppelt besetztes C-System eines eingebetteten Interrogativkomplements oder Relativsatzes führt in einer Sprache zu Ungrammatikalität, wenn es in dieser Sprache keinen Komplementierer gibt, der als overte oder nicht-overte Realisierung eines [+W]- bzw. [+Pred]-Merkmals fungiert. Komplementierer weisen Lexikoneinträge der folgenden Art auf (vgl. Wilder 1989:82): (32) a.
b.
Niederländisch : e om of e Englisch: for e
[ +W, [ - W, [ +W, [ +W, [ - W, [ +W,
+ +
Tns] Tns] Tns] Tns] Tns] Tns]
11 In einer präziseren (hier nicht angestrebten) Formulierung der Wirkungsweise des DCF (31) muß natürlich berücksichtigt werden, daß (i-ii) in Sprachen, die ansonsten den DCF beachten, möglich sind, (i) [CP den J. P. Belmondoi [C° verehrenv] [IP insgeheim viele kluge Frauen ti tv]] (ii) Ich glaube [CP den J. P. Belmondoi [C° verehrenv] [IP insgeheim viele kluge Frauen ti tv] und daß ferner die Geltung des DCF einzelsprachlicher Parametrisierung unterliegt (vgl. hierzu die oben im Text erwähnten Arbeiten). 12 Eine Vielzahl von Daten erklärt die Analyse von Stechow und Sternefeld (1988, Abschnitt 11.6). Sie gehen von der Geltung eines sprachspezifischen Parameters aus, der für das Deutsche besagt, daß mindestens eine Position im C-System besetzt sein muß. C° ist im Deutschen Infinitiv mit einem nicht-overten [-Tns]-Komplementierer gefüllt, der als "Besetzer" im Sinne des DCF gilt. Wenn sich nun ein Relativpronomen (*die Frau, die zu verstehen) oder ein W-Element(*Ich weiß nicht, was zu kaufen) nach Spec CP bewegt, ist das C-System doppelt besetzt. (31) schließt die entsprechenden Sätze somit korrekt aus (Stechow und Sternefeld 1988:383f.). Für das Englische besagt der eingangs erwähnte Parameter, daß nicht notwendigerweise eine Position im C-System besetzt werden muß. Da nun im Englischen das C-System ebenfalls nicht mit zwei Elementen besetzt sein darf, wird im weiteren Verlauf der Analyse u. a. die Annahme gemacht, daß ein leerer Operator kein "Besetzer" im Sinne des DCF ist (Stechow und Sternefeld 1988:385f., Chomsky 1980, Fn. 35): (i) the thing [CP Oi [C' that [ ti bothers me]]] (ii) a man [CP Oi [C' [ ti to fix the sink]]] Beide Annahmen prognostizieren korrekt die Grammatikalität von (i-ii). Es ergibt sich aber das Problem, daß nun ebenfalls Konstruktionen wie (iii-iv) grammatisch sein sollten: (iii) * ein Ball [Oi [C' [mit ti zu spielen]]] (iv) * ein Mann [Oi [C' [ ti die Spüle zu reparieren]]] Die Unsichtbarkeit des leeren Operators für den DCF garantiert, daß das C-System in (iii-iv) nur einfach besetzt ist.
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Im Niederländischen realisiert om die Merkmale [-W, -Tns]. Dieser Komplementierer kann daher nicht als [+W, -Tns]-Kopf erscheinen; im Unterschied zu dem entsprechenden phonetisch leeren Komplementierer (33a). Da überdies das Niederländische of die lexikalische Realisierung von [+W, +Tns]-Merkmalen (33b) ist, verletzt (33b) nicht den DCF. (33) a. b.
Ik weet niet [CP wie (*om) [IP te bezoeken]] Ik weet niet [CP wie of [IP het kan lezen]]
Das Gleiche gilt für die Erklärung der Daten (34) aus dem Englischen. Der Komplementierer for besitzt die Merkmals-Spezifierung [-W, -Tns] und kann daher in (34a) nicht erscheinen. Lediglich ein phonetisch leerer Komplementierer ist hier (analog zur finiten Konstruktion (34b)) erlaubt, was zur Folge hat, daß in (34a) das lexikalische Subjekt nicht lizensiert ist. (34) a. * I don't know [CP what for [IP you to buy ]] (I don't know what to buy) b. I don't know [CP what e [IP I will buy ]] Auf diese Weise lassen sich DCF-Verletzungen in interrogativischen Komplementsätzen als Folge inkompatibler Merkmalsrealisierungen im C-System auffassen. Die Analyse kann auch auf das C-System von Relativsätzen ausgedehnt werden (Wilder 1989:83ff.): (35) (36)
en bal [CP O om [IP mee t te spelen]] someone [CP O for [IP me to talk to t]]
Durch die Erweiterung der Lexikoneinträge von for bzw. om um ein [± Pred]-Merkmal ergibt sich die folgende Merkmalsmatrix, die (35-36) lizensiert. (37) a. b.
om [ - W, - Tns, + Pred] for [ - W, - Tns, + Pred]
Daß es im Deutschen weder W-Infinitive noch nicht-finite Relativsätze gibt, wird in Wilder (1989:85, 209) darauf zurückgeführt, daß in den betreffenden Infinitiven C° rechtsperipher ist und mit dem affixalen [-W, -Tns, -Pred, (+Affix)] spezifizierten Komplementierer zu gefüllt ist (38a), der aufgrund seines affixalen Charakters obligatorisch V-nach-C auslöst. Giusti (1989) geht demgegenüber davon aus, daß das Affix zu die Infl-Position besetzt, und daß für alle infinitivischen Konstruktionen des Deutschen ein leerer Komplementierer mit der Merkmalskombination [-Tns, -W, -Pred] angenommen werden muß (38b). (38) a. * Ich weiß nicht [CP weni [IP PRO ti tv] [C° zu + besuchenv]] b. * Ich weiß nicht [CP weni [C°] [IP PRO ti zu besuchen]]
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Kapitel 8
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Als unabhängige Evidenz dafür, zu als rechtsperipheren Komplementierer anzunehmen, nennt Wilder u. a. die folgenden vier Gründe. Unter der Annahme, bei zu handele es sich um einen rechtsperipheren Komplementierer, kann man erklären, warum es im Deutschen im Unterschied zum Englischen keine ECM-Konstruktionen (mit believe-Verben) gibt. Akkusativsubjekte findet man demgegenüber nur in zu-losen A.c.I.-Konstruktionen, was als Indiz dafür gewertet wird, daß der zu-Komplementierer das Vorliegen einer CP impliziert, die Kasuszuweisung blockiert, während das nicht-finite Komplement in (39b) entweder eine IP oder eine VP ist, die keine Barriere für Kasuszuweisung darstellt (Wilder 1989:48): (39) a. b.
Ich glaubte [CP *ihn / PRO es zu machen] Ich ließ [IP ihn es machen]
Da sich das nicht-finite Verb in zu-Infinitiven nach C° bewegen muß, L-markiert es IP, und die eingebettete CP kann somit nicht über Vererbung zur Barriere werden.13 V-nachC liefert somit die Erklärung dafür, daß der zu-Infinitiv transparent für langes Scrambling ist (Wilder 1989:71, 143).14 13 Wilder (1989) übernimmt an dieser Stelle Chomskys (1986a) Barrierendefinition. Nach Chomsky (1986a) gibt es zwei Bedingungen, unter denen eine maximale Projektion eine Barriere für ein Element β wird. Nicht L-markierte XPs bzw. Blockierende Kategorien sind Barrieren (außer IP) und ebenso XPs, die unmittelbar eine Blockierende Kategorie dominieren (inklusive IP). Im letzten Fall spricht man von sogenannten "Vererbungsbarrieren". Für den ersten Fall ist die Definition von LMarkierung relevant: (i) XP ist eine Blockierende Kategorie für ein Element β gdw. XP nicht L-markiert (d. h. nicht durch einen lexikalischen Kopf θ-regiert) ist. In einer Standardkonfiguration wie ...[VP V [CP [IP PRO V...]]] ist PRO unregiert, denn IP ist eine nicht-L-markierte XP, die PRO inkludiert, was zur Folge hat, daß IP eine Blockierende Kategorie für PRO ist. CP wird zur Vererbungsbarriere, weshalb PRO nicht vom Matrixverb regiert ist. Die Annahme Wilders ist nun, daß C° durch V-nach-C° in einem angemessenen Sinne "lexikalisch wird", und IP L-markieren kann (Wilder 1989:71). CP erbt daher keinen Barrierenstatus von IP, und VP ist ebenfalls keine Barriere, weil das infinite Verb, das auf seinem Weg nach C° die Infl-Position durchwandert, VP L-markiert. (Chomsky 1986a:70 macht einen ähnlichen Vorschlag bezüglich VP und V-nach-I°-Bewegung. Ein nach I° bewegtes Verb L-markiert demnach VP, vgl. auch Zagona 1988b). VP, IP und CP in einem zu-Infinitiv sind somit keine Barrieren für lang gescrambelte Elemente. Hier entsteht allerdings ein Problem, wenn man davon ausgeht, daß das PRO-Theorem gilt (1989:78). PRO ist gemäß der V-nach-C-Analyse in jedem zu-Infinitiv, der sich in Komplement-Position befindet, regiert, wenn das Verb in C° IP L-markiert. (Es ist ferner unklar, ob der zu+V Komplex in C° PRO regiert, vgl. die folgende Fußnote). 14 Eine kurze Bemerkung zur Analyse der Anhebungskonstruktion ist an dieser Stelle angebracht, denn ihr liegt eine Fehleinschätzung der Datenlage im Deutschen zugrunde. Wilder (1989:157ff.) geht davon aus, daß in Sätzen wie (i) der eingebettete, komplexe C°-Kopf an das Matrixverb in der overten Syntax links-adjungiert wird. (i) weil erj [CP tj dafür ti] [zu argumentiereni + schien] Diese Annahme ist wesentlich, denn er übernimmt Rizzis (1990) Auffassung, wonach Subjektspuren kopf-regiert sein müssen. Gemäß der Stipulation, daß zu+V kein strenger Kopf-Regent ist, kann die Subjektspur in (i) nur durch das finite Matrixverb kopf-regiert werden. Diese Möglichkeit ist allerdings erst dann gegeben, wenn das nicht-finite Verb an das finite Verb adjungiert wird, denn die Spur des eingebetteten Subjekts im Infinitiv kann nur auf diese Weise in den Rektionsbereich des Kopf-Regenten gelangen. Daß in Anhebungskonstruktionen overte Verbinkorporation erfolgt, erklärt auch die vermeintliche Ungrammatikalität von (ii): (ii) [tj zu argumentieren]i schien erj dafür ti Daß (ii) grammatisch ist, steht aber im Gegensatz zur Annahme overter Verbinkorporation in Anhebungskonstruktionen.
Operatorbewegung in Infinitiven
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(40)
daß [IP den Wageni [IP Tom [CP ti zu waschen] versucht hat]]
Daß in zu-Infinitiven keine V/2-Effekte zu beobachten sind (1989:47), liefert den dritten Grund dafür anzunehmen, die C°-Position in zu-Infinitiven sei rechtsperipher: (41)
* Peter glaubte [CP zu habenv [ Glück gehabt tv]]
Wenn zu ein [-W]-Komplementierer ist, dann kann man überdies erklären - und dies ist nun im Rahmen der vorliegenden Diskussion von W-Infinitiven wichtig - warum WInfinitive im Deutschen möglich sind, wenn zu nicht erscheint (Wilder 1989:39, 47): (42) a. b.
Ich weiß nicht was tun Was tun?
Diese Analyse zeichnet aus, daß sie den Versuch darstellt, mit relativ einfachen Mitteln eine Vielfalt von Eigenschaften der Infinitive im Deutschen abzuleiten. Die Annahme, bei zu handele es sich um einen Komplementierer, an den das Verb in der Syntax obligatorisch angehoben werden muß, dient einerseits zur Herleitung von Transparenzund andererseits zur Herleitung von Opazitätseffekten, die mit zu-Infinitiven verbunden sind. Es ergeben sich allerdings auch einige Probleme. Wenden wir uns einmal der Erklärung der Transparenzeffekte zu. Die Annahme, zuInfinitive seien transparent für langes Scrambling, weil das Verb in C° die nicht-finite IP L-markiert, ist nicht restriktiv genug. Der Grund hierfür ist, daß im Rahmen dieser Analyse für die Transparenz des Infinitivs nur die Prozesse relevant sind, die im Infinitiv selbst stattfinden, also V-nach-zu. Man prognostiziert daher fälschlicherweise, daß zuInfinitive, die in derselben strukturellen Position basisgeneriert werden, unabhängig vom Typ des Matrixverbs transparent sind. Die Transparenz des Infinitivs hängt aber wie wir in Kapitel 5 gesehen haben u. a. entscheidend vom Typ des Matrixverbs ab : (43) a. daß [den Wagen] Tom [t zu waschen] versucht hat b. * daß [den Wagen] Tom [t zu waschen] behauptet hat (44) a. daß [den Wagen] jemand Tom [t zu waschen] erlaubte b. * daß [den Wagen] jemand Tom [t zu waschen] vorwarf Wenn V-nach-C ausschlaggebend dafür ist, daß Kontrollinfinitive im Deutschen transparent für Scrambling sind, sollten alle Infinitivkomplemente in (43-44) transparent sein. Das empirische Problem, das die Daten (43-44) für die zu-in-C°-Analyse darstellen, macht deutlich, daß nicht ein Vorgang innerhalb des Infinitivs, sondern der Typ des Matrixverbs die entscheidende Rolle in dem Prozeß spielt, dessen Resultat die Transparenz des Infinitivs ist. Diese These wird durch das Verhalten transparenter Infinitive (bezüglich CC und LS) in anderen Sprachen wie dem Spanischen und Polnischen bestätigt (vgl. Kapitel 5). Aus Scramblingdaten ergibt sich ein weiteres Problem für die zu-in-C° Analyse. Der infinitivische Komplementierer om blockiert Scrambling aus extraponierten Komplemen-
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ten im Niederländischen (Wyngaerd 1987:108, den Besten und Rutten 1989). Daß man den gleichen extraktionsblockierenden Effekt im Deutschen nicht beobachtet (vgl. Wunderlich 1980, Kvam 1980, 1983:100), zeigt, daß zu nicht die Eigenschaften eines Komplementierers aufweist (der Fairneß halber muß erwähnt werden, daß Beispiele des Typs (45-46) in Koster (1987), Haider (1986b) und Fanselow (1989) gesternt werden. Mittlerweile hat sich die Auffassung durchgesetzt, daß diese Beispiele grammatisch sind): (45) (46)
dat Peter heti probeerde [(*om) ti aan Mary te geven] daß Peter esi versuchte [Maria ti zu geben]
Die Grammatikalität von (46) impliziert nun ferner im Rahmen von Wilders Analyse, daß langes Scrambling (von kopf-regierten Elementen) aus eingebetteten, extraponierten V/2-Sätzen möglich sein sollte, denn V-nach-C-Bewegung hat hier den gleichen barrierenneutralisierenden Effekt wie in Infinitiven: (47)
* Sicher habe ich [das Auto]i geglaubt [CP Tom habe [IP schon ti repariert]]
Problematisch ist auch ein weiterer Aspekt, der unabhängige Evidenz für zu als C°Element liefern soll. Wilder argumentiert dafür, daß der rechtsperiphere Komplementierer zu Akkusativzuweisung an das eingebettete Subjekt des Infinitivs verhindert. Auf diese Weise wird das Ausbleiben von ECM-Konstruktionen (mit believe-Verben) im Deutschen begründet. (39')a. * Ich glaubte [CP ihn es tV [C° zu+machenV]] Daß zu die Zuweisung von Akkusativkasus an ein eingebettetes Subjekt verhindert, ist aber nicht generell der Fall. Es gibt durchaus Kontexte, in denen das Subjekt eines zuInfinitivs transparent für Akkusativzuweisung ist: (48)
weil der Professor [ e [CP den Assistenten in Ruhe zu arbeiten] scheinen] ließ
In diesem Beispiel ist das Anhebungsverb scheinen infinit konstruiert.15 Scheinen selegiert eine CP, dennoch ist Akkusativzuweisung an den Assistenten nicht blockiert. (48) zeigt also, daß das Fehlen von ECM-Konstruktionen mit Verben wie glauben in (39a) im Deutschen nicht auf einen intervenierenden (zu-) C°-Kopf zurückgeführt werden kann.16 15 Man beachte, daß - unabhängig von der gegenwärtigen Diskussion - Beispiele des Typs (48) Gegenevidenz für eine Analyse darstellen, bei der davon ausgegangen wird, daß Infinitive VPs ohne Subjektposition sind. Es lassen sich ferner Beispiele konstruieren, in denen PRO in die Subjektposition des Anhebungsverbs bewegt wird: (i) weil Hans [PRO [t' von Maria t überzeugt zu werden] scheinen] will Eine interessante Eigenschaft dieser Konstruktion ist, daß sie V/Endstellung des finiten Verbs verlangt (*Hans will [PRO [t' von Maria t überzeugt zu werden] scheinen]). 16 Es gibt überdies eine Reihe von Sprachen, in denen das Subjekt des eingebetteten Satzes trotz eines overten Komplemetierers Akkusativkasus tragen kann. Die entsprechenden Daten habe ich in Kapitel 6 diskutiert. Das Koreanische ist z. B. eine solche Sprache (Choe 1986:104):
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Betrachten wir nun die W-Bewegungsdaten. Unter der zu-in-C-Hypothese ist die Grammmatikalität von (49) eine Folge der Absenz des [-W]-Komplementierers zu und der Präsenz eines leeren infinitivischen [+W]- Komplementierers: (49) a. b. c. (i)
Ich weiß nicht was tun Was tun? Was planen?
Cheolsu-ka[CP[NP Yenghi-uy tongsaeng]-ul khu-Ø-ta-ko] saenggakha-n-ta C.Nom Y.-Gen. Bruder-Akk groß-sein-Präs-Ind-Comp denken-Präs-Dekl. 'Chelsu denkt, daß Yenghis Bruder groß ist.' Anknüpfend an die Diskussion des Beispiels (39a) muß noch ein weiterer Aspekt hervorgehoben werden. Die Tatsache, daß das Nicht-Auftreten von zu bei den Komplementen von Wahrnehmungsverben oder lassen-Komplementen einhergeht mit Akkusativzuweisung an das eingebettete Subjekt des Infinitivs, kann aus weiteren Gründen nicht als Folge davon angesehen werden, daß ein die Kasuszuweisung blockierender zu-Komplementierer nicht realisiert ist. Das sieht man daran, daß im Niederländischen die entsprechenden ECM-Konstruktionen ebenfalls nicht möglich sind, obwohl der Komplementierer om fehlt (Koster 1987:130). Im Niederländischen fehlt in den entsprechenden Konstruktionen ebenfalls wie im Deutschen (der Infinitivmarkierer) te, und analog zum Deutschen und Niederländischen fehlt desgleichen in den entsprechenden Konstruktionen des Englischen der Infinitivmarkierer to. Das parallele Verhalten von zu, te und to spricht somit gegen die zu-in-C°-Analyse. Wilder (1989:48) weist allerdings darauf hin, daß to im Unterschied zum Deutschen zu bei Passivierung des Kausativ- bzw. Wahrnehmungsverbs erscheinen kann (vgl. (iib) vs. (iiib)), und wertet dies als Indiz dafür, daß zu eine andere strukturelle Position einnimmt als to (s. Takezawa 1984 zu einer ausführlichen Diskussion des Phänomens im Englischen): (ii)a. * I saw him to come b. ? He was seen [t to come] (vs. ? He was seen come ) (iii)a. * Maria ließ ihn zu schlafen b. * Er wurde [t zu schlafen] gelassen (vs. Er wurde schlafen gelassen) Man beachte, daß es kontraproduktiv ist, aus dem asymmetrischen Verhalten von to und zu in (iib) und (iiib) ein Argument dafür konstruieren zu wollen, daß beide Elemente eine andere strukturelle Position einnehmen. Das Problem ist nämlich, daß man nun angesichts des parallelen Verhaltens von to und zu in dem folgenden Beispiel genauso dafür argumentieren müßte, daß to ein C°-Element ist (Gee 1977, Bsp. (50)) : (iv)a. I help my plants grow by using Ortho b. I help my plants to grow by using Ortho (v) a. Ich helfe meinen Pflanzen wachsen, indem ich Ortho verwende b. Ich helfe meinen Pflanzen zu wachsen, indem ich Ortho verwende Die Daten belegen also gerade nicht, daß to und zu unterschiedliche Positionen einnehmen. Sie zeigen vielmehr, daß die lexikalische Realisierung ein und derselben Position im Englischen und Deutschen (bzw. Niederländischen) unterschiedlichen Restriktionen unterliegt. Es gibt überdies ein interessantes Phänomen, das auf den ersten Blick Evidenz für die zu-in-C° Analyse zu liefern scheint. Im Englischen kann bei CPs, die als Komplemente von Brückenverben erscheinen, that getilgt werden (vi). Wenn die entsprechenden Komplemente hingegen in eine nichtregierte (topikalisierte Position) bewegt werden (vii), ist that-Tilgung nicht länger möglich: (vi) Ben knew [CP (that) the teacher was lying] (vii) [CP*(that) the teacher was lying] Ben knew Stowell (1981) schlägt eine Erklärung des Kontrastes auf der Grundlage des ECP vor. Das Matrixverb in (vi) regiert Comp (streng i. S. lexikalischer Rektion). Die leere Kategorie in [COMP e] erfüllt daher das ECP. Wird das Satzkomplement topikalisiert wie in (vii), ist Comp nicht länger regiert. That-Tilgung ist deshalb in dieser Konstruktion unmöglich. Angesichts dieser Analyse und der Kontraste in (viii-x) könnte man sich in der Auffassung bestärkt sehen, daß zu wie that ein C°-Element ist: (viii) daß niemand ihn [Pflanzen (zu) züchten] gelehrt hat (ix) daß niemand ihn tCP gelehrt hat [CP Pflanzen *(zu) züchten] (x) daß [CP Pflanzen *(zu) züchten] niemand ihn tCP gelehrt hat (ix-x) zeigen aber lediglich, daß zu bei Extraposition und Scrambling obligatorisch ist ((vii) vs. (xi)): (xi) [CP Pflanzen (zu) züchten] hat niemand ihn tCP gelehrt
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Kapitel 8
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Die Frage ist aber, ob in (49a) tatsächlich W-Bewegung nach Spec CP stattgefunden hat. Betrachtet man nämlich Konstruktionen wie (50), so fällt auf, daß die entsprechende "WBewegung" nicht aus eingebetteten Konstituenten erfolgen kann: (50) a. * (Sabine wußte nicht) [in welches Land [CP t zu reisen] planen] (vgl. Sabine wußte nicht, was planen) b. * (Babara wußte nicht) [welchen Typen [SC t attraktiv] finden] c. * (Er wußte nicht) [wo mir [PP t für] danken] d. * (Er wußte nicht) [über welches Land [NP ein Buch t] lesen] e. * (Er wußte nicht) [auf wen [AP stolz t] sein] Dies spricht dagegen, daß in (49) W-Bewegung nach Spec CP erfolgt ist. Reis (1985:307) hat ferner darauf aufmerksam gemacht, daß der Konstruk-tionstyp (49) nur begrenzt produktiv ist (51), und daß wissen auch mit Nicht-Konstituenten auftritt (52a). Das Gleiche scheint auch mit fragen möglich zu sein (52b): (51) a. * Tom wußte nicht was der Elizabeth zur Hochzeit schenken b. * Manfred wußte nicht wie das thailändische Wort richtig aussprechen (52) a. b.
(Er wußte nicht) wohin mit dem Geld (?) (Er fragte sich) wohin damit (?)
Unter diesen Voraussetzungen scheidet aber eine syntaktische Erklärung von (49) aus, und der Schluß liegt nahe, daß in Infinitiven ohne zu genauso wie in Infinitiven mit zu Spec CP keine potentielle Zielposition für W-Bewegung ist (vgl. auch Tappe 1984, Reis 1985). Dies wird dadurch erhärtet, daß auch Relativsätze mit Infinitiven ohne zu ausgeschlossen sind: (53) a. * Morgen kauft er das Spezialmesser [α mit demi [IP PRO Käse ti schneiden]] b. * Tom vertraute wieder einmal jemandem [α demi [IP PRO ti besser mißtrauen]] Eine weitere unabhängige Motivation dafür, zu die Merkmale [-W, -Pred] zuzuschreiben, verschwindet also, denn der leere infinitivische Komplementierer im Deutschen trägt ebenfalls die Merkmale [-W, -Pred]. Die bislang diskutierten Daten lassen sich nunmehr dann einheitlich beschreiben, wenn man annimmt, daß es im Deutschen ausschließlich einen phonetisch leeren infinitivischen Komplementierer gibt, der mit W-Bewegung inkompatibel ist. Angesichts dieser Konsequenz und weiterer offener Fragen, die sich aus der zu-in-C° Analyse ergeben,17 schlage ich eine alternative Analyse des Phänomens vor. 17 Diese Fragen hängen einerseits mit der obligatorischen Verbbewegung in den C°-Kopf des Infinitivs zusammen und andererseits mit dem Status von zu als Komplementierer. Da die für das Deutsche (ansonsten generell) geltende komplementäre Verteilung von Komplementierer und Verb aufgehoben wird, sollte der zu-Infinitiv in Komplementposition (wegen der Verbbewegung) die Eigenschaften eines eingebetteten V/2- Komplements aufweisen. Dies ist aber nicht der Fall. Bei Extraktion aus
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8.5 Die parametrisierte Eigenschaft des infinitivischen C-Kopfes Ich habe bereits erwähnt, daß es aus universalgrammatischer Sicht wünschenswert wäre, wenn man das Verbot von W-Infinitiven in den relevanten Konstruktionen der romanischen Sprachen in Analogie zur Unmöglichkeit von W-Infinitiven im Deutschen erklären könnte. Im folgenden werde ich den Versuch einer solchen einheitlichen Erklärung machen. Zu diesem Zweck diskutiere ich noch einige Beispiele aus weiteren Sprachen. Es ist bekannt, daß im Schwedischen (54), Norwegischen (55), Dänischen (56) wie im Deutschen W-Infinitive ausgeschlossen sind. Das Gleiche gilt für Gerundivkonstruktionen im Englischen (57): (54)
(55)
(56)
* Jag vet inte [wart att gå] Ich weiß nicht wohin zu gehen * Det er uklart [hva Es ist unklar was
å gjøre] zu tun
* Jeg red ikke [hvad at købe] Ich weiß nicht was zu kaufen
(57)
* I wonder [where going]
(58)
* Ich weiß nicht [was zu kaufen]
(Schwedisch, Holmberg 1983)
(Norwegisch, Christensen 1984)
(Dänisch, Giusti 1989) (Stowell 1982)
einem zu-Infinitiv in einen V/Endsatz resultiert z. B. keine Ungrammatikalität, wie man es bei Extraktionen aus finiten V/2-Sätzen in V/End-Sätze beobachtet (Ich frage mich was Peter zu stricken versucht vs. *Ich frage mich was sie behauptet habe Peter gestrickt.). Im Gegensatz zur Topikalisierung von Infinitiven ist Topikalisierung von V/2-Sätzen nur in intermediäre Spec CPPositionen möglich. Topikalisierung in die Spec CP Position des Matrixsatzes ist ausgeschlossen. Sie zeigt die für Parenthesen typischen Eigenschaften (Maria ist überzeugt --- hat Hans geglaubt vs. Maria zu überzeugen hat Hans geglaubt). Ferner können finite Subjektsätze nie V/2-Stellung aufweisen (*Peter strickt Strümpfe hat seine Freundin frustriert). In den entsprechenden zuInfinitiven wandert das nicht-finite Verb aber stets nach C°. Überdies sollte die Spec CP-Position des Infinitivs wie in finiten V/2-Komplementen immer (durch ein overtes oder unsichtbares Element) besetzt sein müssen. Daß dies aber nicht der Fall ist, belegen u. a. Extraktionsdaten. Angesichts der in diesem Kapitel diskutierten Daten aus den romanischen Sprachen ergibt sich ferner die Frage, warum V-nach-C° im Deutschen nicht ebenfalls Nominativsubjekte lizensiert. Außerdem gibt es noch weitere Tests zur Überprüfung der Frage, ob ein Element als ein infinitivischer Komplementierer angesehen werden kann. Diese Tests weisen jedoch zu gerade nicht als Komplementierer aus. Ich habe in Kapitel 1 bereits erwähnt, daß sich zu völlig anders verhält als der infinitivische Komplementierer om im Niederländischen. Bennis und Hoekstra (1984:51-52) erwähnen ferner, daß in Infinitiven, die von Präpositionen eingebettet werden, der Komplementierer om niemals auftreten kann: (i) zonder (*om) het boek gelezen te hebben (ii) ohne das Buch gelesen zu haben Zu verhält sich erneut entgegengesetzt. Überdies blockieren nach Kayne (1991:666) infinitivische Komplementierer Kontrolle. Wieder verhält sich zu anders. Der zu+V-Komplex muß in einer strukturell tieferen Position angesiedelt sein.
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Die Unmöglichkeit von W-Infinitiven in (54-58) korreliert mit einem anderen Phänomen. Es wird im allgemeinen angenommen, daß deutsche Kontrollinfinitive, Gerundivkonstruktionen im Englischen (vgl. Stowell 1982), norwegische, dänische Kontrollinfinitive (vgl. u. a. Holmberg 1986:154ff, Sigurðsson 1989:52) und schwedische Kontrollinfinitive (Johnson und Vikner 1994) die Option, das C-System mit overten basisgenerierten Elementen zu füllen, nicht aufweisen. At im Dänischen, å im Norwegischen und att im Schwedischen sind Infinitivmarkierer, die - vergleichbar dem Deutschen zu keine Position im C-System besetzen.18 Kontrollinfinitive im Polnischen (59), Französischen (60), Spanischen (61), Europäisch-Portugiesischen (EP) (62), Italienischen (63), te-Infinitive im Niederländischen (64) und to-Infinitive im Englischen (65) unterscheiden sich in dieser Hinsicht von den Sprachen bzw. Konstruktionen in (54-58). Sie erlauben - unabhängig davon, ob es sich bei den betreffenden Elementen um C°-Elemente oder um Elemente in Spec CP handelt - die Besetzung des C-Systems mit einem basisgenerierten, lexikalischen Element:19 (59)
(60)
(61)
(62)
(63)
Chcial/em Ich-wollte
[CP z· eby [PRO zaprosic´ Kasieι ]] einzuladen K.
la chambre]] Il a oublié [CP de [PRO nettoyer er hat vergessen zu-säubern das Zimmer se los]] Acabamos [CP de [PRO ofrecer wir haben gerade anzubieten ihm sie 'Wir haben ihm sie gerade angeboten.' o não ir]] Não sei [CP se [ir nicht (ich) weiß ob zu-gehen oder nicht zu gehen Gianni non sa [CP se [andare al cinema]] Gianni nicht weiß ob zu-gehen ins Kino
(64)
dat zij probeerde [CP om [ het boek te lezen]] daß sie versuchte das Buch zu lesen
(65)
I want [CP for [John to win]]
(Zabrocki 1981:69)
(Long 1976, (1a))
(Luján 1980, (40))
(Kayne 1991, (Fn.61))
(Kayne 1991, (80))
Die entsprechenden Sprachen bzw. Konstruktionen lassen ebenfalls W-Infinitive zu:
18 Uneinigkeit besteht hinsichtlich der Frage, ob das infinitivische að im Isländischen ein Komplementierer ist. Während Holmberg und Sigurðsson in den oben erwähnten Arbeiten að als infinitivischen C°-Kopf analysieren, hat u. a. Thráinsson (1986b:261) gegen diese Analyse argumentiert. Im folgenden werde ich daher das Isländische nicht berücksichtigen. 19 "For", "om", "se" und "z·eby" sind zweifellos C-Elemente. Das Gleiche gilt für das Element de im Spanischen (vgl. Appendix I zu Kapitel 5). Ich gehe davon aus, daß das C-System ein basisgeneriertes, lexikalisches Element enthält, wenn dieses Element in Spec CP, C° oder in einer an CP adjungierten Position basisgeneriert ist.
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Janek nie wie [CP gdziei [PRO skukac´ Marka Janek nicht weiß wo zu-suchen Mark
(66)
Je lui ai dit [CP oùi [PRO aller ti]] ich ihm habe gesagt wohin zu gehen
(67)
No se [CP quéi [PRO decirle ti]] nicht (ich) weiß was zu-sagen ihm
(68)
Nós não sabemos [CP quemi [PRO convidar ti wir nicht wissen wen einzuladen para o jantar]] zum Essen
(69)
Non so [CP dovei [PRO andare ti]] nicht (ich) weiß wohin zu gehen
(70)
(71)
Ik weet niet [CP wiei [ti te bezoeken]] 'Ich weiß nicht wen zu besuchen.'
(72)
I don't know [CP whati [ PRO to buy ti]]
ti]] (Zabrocki 1981:53)
(Kayne 1984:104)
(LaPolla 1988)
(Raposo 1987a)
(JoNapoli 1976, (98a))
Neben den erwähnten Unterschieden haben alle Sprachen in (54-64) gemeinsam, daß sie zumindest in finiten Sätzen die overte transformationelle Besetzung von Spec CP z. B. durch W-Elemente zulassen. Dies könnte ebenfalls von Bedeutung für die Frage sein, unter welchen Bedingungen Sprachen W-Infinitive erlauben. Ich abstrahiere hier jedoch von diesem Aspekt. Die korrekte empirische Generalisierung scheint zu sein: Empirische Generalisierung Wenn eine Sprache W-Bewegung nach Spec CP in Infinitiven aufweist, gibt es in ihr die Möglichkeit, das C-System des Infinitivs mit einem overten basisgenerierten Element zu besetzen.
(73)
Wenden wir uns nun der Erklärung dieser Generalisierung zu. In Pollock (1989) und Chomsky (1989) wird die Annahme gemacht, daß funktionale Köpfe bezüglich der Eigenschaft [±stark] parametrisiert sind. Der starke funktionale (Infl- bzw. Agro-) Kopf im Französischen attrahiert z. B. das Vollverb (74) im Unterschied zum entsprechenden schwachen funktionalen Kopf im Englischen (75). (74) a. b.
Jean embrassei [VP souvent [VP ti Marie]] 'Jean umarmt oft Marie.' Jean n'aimei pas [VP ti Marie ] 'Jean liebt Marie nicht.'
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(75) a. * John kissesi [VP often [VP ti Mary]] b. * John likesi not [VP ti Mary] Die Folge der parametrisierten Eigenschaft von Infl ist, daß das finite Vollverb im Englischen in der overten Syntax in VP bleiben muß, während es im Französischen aus der VP herausbewegt werden muß. (76) a. * Jean [VP souvent [VP embrasse Marie]] b. * Jean ne pas [aime Marie] (77) a. b.
John [VP often [VP kisses Mary]] John does not [like Mary]
Ein infinitivischer Infl-Kopf ist unabhängig von der Parametrisierung des entsprechenden finiten Kopfes parametrisiert. Ich gehe im folgenden davon aus, daß auch ein infinitivischer C-Kopf analog zum Infl-Kopf entweder "stark" oder "schwach" sein kann, also bezüglich der Eigenschaft [±stark] parametrisiert ist. Diese Unterscheidung bildet den Ausgangspunkt für die Analyse. Ob C° stark ist, hängt davon ab, ob das C-System in einer Sprache mit einem basisgenerierten overten Element besetzt sein kann oder nicht: (78) a. b.
Parametrisierte Eigenschaft des nicht-finiten C°-Kopfes C°Inf ist [-stark], wenn das C-System mit einem overten basisgenerierten Element besetzt sein kann. C°Inf ist [+stark], wenn das C-System nicht mit einem overten basisgenerierten Element besetzt sein kann.
Aus (78) ergibt sich, daß - wenn der infinitivische [-W]-C°-Kopf in einer Sprache schwach ist, auch der infinitivische [+W]-C°-Kopf schwach ist. Entsprechend ist es der Fall, daß in Sprachen bzw. Konstruktionen, die starke infinitivische [-W]-Komplementierer aufweisen, der entsprechende [+W]-Komplementierer stark ist. Der infinitivische C°-Kopf in (54-58) ist gemäß (78b) stark, während der infinitivische C°-Kopf in (59-65) bzw. (66-72) schwach ist. Die Art und Weise der morphologischen Realisierung des CSystems ist demnach verantwortlich für den Merkmals-Charakter von C°. Wenn man weiter annimmt - wiederum in Anlehnung an die Analyse für Verbbewegung, die in Pollock (1989) und Chomsky (1991) vorgeschlagen wird - daß X°Kategorien an schwache infinitivische Komplementierer generell nicht adjungiert werden können, während X°-Bewegung an starke infinitivische Komplementierer generell erfolgen muß, damit sie lizensiert sind (bzw. damit sie identifiziert werden können), dann ergibt sich folgendes Bild:
Operatorbewegung in Infinitiven
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(79)
W-Infinitive in (54-66) und (66-72) a.
b.
* CPinf
CPinf
C' C [+W]
C' AgrsP
Agrs ... tAgrs
C°inf [+stark] Schwedisch Norwegisch Deutsch Dänisch Englisch/Gerundivkonstruktionen
C
AgrsP
| [+W]
... Agrs
C°inf [-stark] Italienisch Europäisch-Portugiesisch Französisch Spanisch Englisch/to-Infinitiv Niederländisch Polnisch (Rumänisch, vgl. Fn. 8)
In (79a) muß X°-Bewegung nach C° erfolgen, weil der infinitivische Komplementierer stark ist. Ich nehme an, daß Agrs das relevante Element ist, das obligatorisch nach C° bewegt wird. Wenn ein [-W]-Komplementierer selegiert wird, ist diese X°-Bewegung nötig, um C° zu lizensieren. Wenn wie in (80-81) ein [+W]-Komplementierer selegiert wird, führt die X°-Bewegung zu Ungrammatikalität. (80) (81)
* ... [CP Wi [C° [+stark/+W] + Agri ] [AgrsP ...ti...]] ... [CP Wi [C° [-stark/+W] ] [AgrsP ...Agr...]]
(79a) (79b)
Daß (80) unmöglich ist, ergibt sich aus einer Unverträglichkeit eines [+W]-Merkmals in der C-Position und X°-Bewegung nach C° (vgl. u. a. Haider 1991 und Rizzi 1991). Aufgrund der Tatsache, daß der Komplementierer in (80) stark ist, muß X°-Bewegung nach C° erfolgen; wenn man aber annimmt, daß diese X°-Bewegung den Effekt hat, daß das [+W]-Merkmal durch X°-Bewegung überschrieben wird, dann ist auf LF dieses für die Interpretation nötige Merkmal nicht mehr vorhanden.20 Die Ungrammatikalität von W-Infinitiven im Dänischen, Deutschen, Schwedischen, Norwegischen und in Gerundiv-
20 (Infl- bzw.) Agr-nach-C ist u. a. von Lasnik und Saito (1984, 1992), Stowell (1986), Raposo (1987a), Borer (1989), Rizzi (1990), Rizzi und Roberts (1989), Frampton (1990), Chomsky (1992), Collins (1993:158) und Grewendorf und Sabel (1994) aus verschiedenen Gründen angenommen worden. Chomsky (1992, Fn. 33) deutet mit Verweis auf Rizzi an, daß Agrs-nach-C° den Effekt haben könnte, daß Spec CP zu einer A-Position wird. Auf der Grundlage dieser Idee ließe sich ebenfalls die Unmöglichkeit von W-Bewegung in den entsprechenden Kontexten herleiten. Allerdings prognostiziert diese Analyse fälschlicherweise, daß Elemente in Spec CP als A-Binder für Anaphern in Subjektposition fungieren können sollten: (i) * Ich glaube [CP den Schüleri haben [IP die Lehrer von sichi t besucht]]
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Kapitel 8
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konstruktionen des Englischen läßt sich dann auf eine Verletzung des Wh-Criterion21 (vgl. Rizzis 1990, 1991) bzw. auf eine Verletzung des Prinzips Full Interpretation22 (Chomsky 1986b:98) zurückführen. Der Vorteil dieser Erklärung liegt darin, daß nun das Verbot von W-Infinitiven und die Unmöglichkeit von V/2-Effekten in eingebetteten, finiten CPs unter die gleiche Erklärung subsumiert werden können, ohne daß es einer weiteren Annahme bedarf: (82) a. Jeder weiß [CP welchem Bundestraineri [der induktive Sinn ti fehlt]] b. * Jeder weiß [CP welchem Bundestraineri [C' fehltv [der induktive Sinn ti tv]]] Die Ungrammatikalität von (82b) und die Unmöglichkeit von W-Infinitiven in (54-58) können nun ganz analog als Verletzungen des Prinzips der Vollständigen Interpretation oder des Wh-Criterions angesehen werden. In infiniten Konstruktionen, die weder WInfinitive noch infinite Relativsätze erlauben, wird überdies die Bewegung eines leeren Operators im Zusammenhang mit parasitären Lücken nicht ausgeschlossen: (4)
Welches Buchi hast du [PP ohne [CP1 Opi [PRO ei zu lesen]]] ti zurückgegeben
(1) b. * Morgen kauft er das Spezialmesser [CP mit demi [IP PRO Käse ti zu schneiden]] (2) a. * Ich weiß nicht [CP wasi ti zu kaufen] (83) a. Which dogi did you buy ti [CP1 Opi [PRO ei already disliking]] b. * I wonder [where (his) going] c. * The table [on which putting your coat] is in the next room (Stowell 1982, (3b, 5c), Zagona 1988:63) Da die Bewegung des Nulloperators in (4, 83a) nicht durch ein [+W/+Pred]-Merkmal in oder *ein C° ausgelöst wird (im Unterschied zu *ein Ball [Oi [C' [mit ti zu spielen]]] Mann [Oi [C' [ ti die Spüle zu reparieren]]]), ist das Prinzip der Vollständigen Interpretation in (4) und (83a) nicht verletzt, trotzdem Agrs-nach-C° erfolgt. In (1b, 2a) und (83a-b) wird das entsprechende Merkmal hingegen durch Agrs-nach-C° neutralisiert. Weil ferner Gerundivkonstruktionen im Unterschied zu to-Infinitiven (84-85) keine basisgenerierten lexikalischen C-Elemente aufweisen, ist lediglich in ersteren C° stark, und W-Bewegung ausgeschlossen:
21
Wh-Criterion (Rizzi 1990, vgl. auch May 1985:17): (i) Each [+Wh] X° must be in a Spec-Head relation with a Wh-phrase. (ii) Each Wh-phrase must be in a Spec-Head relation with a [+Wh] X°. 22 ..."there is a principle of full interpretation (FI) that requires that every element of PF and LF, taken to be the interface of syntax (in the broad sense) with systems of language use, must receive an appropriate interpretation - must be licensed..." (Chomsky 1986b:98). FI weist deutliche Parallelen zu den Schnittstellenbedingungen in Chomsky (1993) auf.
Operatorbewegung in Infinitiven
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(84)
someone [CP O for [IP me to talk to t]]
(85) a. b.
I want [CP for [John to win]] I don't know [CP what [PRO to do t]]
In Sprachen oder Konstruktionen wie (84-85), in denen Infinitive die Struktur (81) aufweisen, ist der C-Kopf der entsprechenden Infinitive schwach. Er attrahiert daher Agrs nicht, und X°-Bewegung kann nicht in den [+W/+Pred] spezifizierten C-Kopf erfolgen. Man prognostiziert, daß hier W-Bewegung möglich sein sollte. (78) läßt nicht nur zu, daß sich verschiedene infinite Konstruktionstypen innerhalb einer Sprache bezüglich der Möglichkeit unterscheiden, W-Infinitive und infinite Relativsätze zuzulassen, wie es etwa bei englischen to-Infinitiven und Gerundivkonstruktionen der Fall ist, (78) macht ferner die Prognose, daß sich WInfinitive und infinite Relativsätze unterscheiden können. Wenn man z. B. davon ausgeht, daß das Element til, das in infiniten Relativsätzen des Norwegischen auftritt, ein CElement ist (vgl. Taraldsen 1983:107 und Hestvik 1990:38 zu dieser Möglichkeit, aber auch Christensen 1984 zu einer anderen Auffassung), dann ist der entsprechende C°-Kopf in infinitivischen Relativsätzen [-stark]. Es überrascht daher nicht, daß infinite Relativsätze in dieser Sprache möglich sind, obwohl W-Interrogativkonstruktionen nicht vorkommen (Beispiel (55) aus Christensen 1984, (86) aus Hestvik 1990:38): (55) (86)
* Det Es Jon J.
er uklart [hva å gjøre] ist unklar was zu tun trenger noen [til å skrive en artikkel om seg]] braucht jemanden zu schreiben einen Artikel über Refl.
In Sprachen oder Konstruktionen (84), in denen Infinitive generell die Struktur (81) aufweisen, ist der C°-Kopf generell schwach. Er attrahiert daher Agrs nicht, und X°Bewegung kann nicht in den [+W/+Pred] spezifizierten C-Kopf erfolgen. Man prognostiziert daher, daß W-Bewegung möglich sein sollte, wie in to-Infinitiven des Englischen. Dieselbe Situation liegt u. a. auch im Niederländischen vor. (33) a. (35)
Ik weet niet [CP wie [IP t te bezoeken]] en bal [CP O om [IP mee t te spelen]]
Komplizierter ist die Situation in den romanischen Sprachen. Der C°-Kopf ist hier in den Konstruktionen [-stark], die keine Nominativsubjekte aufweisen. Warum kann dennoch X°-Bewegung erfolgen wie in (15a, 16b), in den Infinitivkonstruktionen also, in denen Nominativsubjekte lizensiert sind? (15) a. (16) b.
Eu lamento [CP [C° teremAUX ][IP os desputados tAUX trabalhado pouco]] Ich beklage zu-haben-Agr die Deputierten gearbeitet wenig Cosi facendo, suppongo [CP [C° averAUX ][IP lui tAUX voluto compiere un gesto di buona volontà]]
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Kapitel 8
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Um diesen Sachverhalt adäquat repräsentieren zu können, muß (78) dahingehend abgeschwächt werden, daß zugelassen wird, daß der infinitivische Komplementierer in Sprachen wie dem Europäisch-Portugiesischen und Italienischen auch stark sein kann. Wenn wir annehmen, daß ein C°-Kopf nur dann schwach sein kann, wenn das infinitivische C-System ein basisgeneriertes, lexikalisches Element enthalten kann, lassen sich sämtliche Daten erklären, denn es bleibt nach wie vor ausgeschlossen, daß Sprachen wie das Deutsche, in denen das C-System kein basisgeneriertes, lexikalisches Element enthalten kann, schwache infinitivische C-Köpfe aufweisen. Sprachen wie das Europäisch-Portugiesische, Italienische (und Rumänische) können nun aber auch prinzipiell starke infinitivische C-Köpfe realisieren:23 (78') a. b.
Parametrisierte Eigenschaft des nicht-finiten C°-Kopfes C°inf ist [± stark], wenn das C-System mit einem overten basisgenerierten Element besetzt sein kann. C°inf [+stark], wenn das C-System nicht mit einem overten basisgenerierten Element besetzt sein kann.
Die Ungrammatikalität von W-Infinitiven und infniten Relativsätzen kann im Rahmen der CP-Hypothese also letztlich mit Rizzis (1991) Wh-Criterion bzw. mit dem Principle of Full Interpretation erklärt werden. Da es diese Erklärung im Rahmen der CP-Hypothese ferner erlaubt, die Unmöglichkeit von V/2-Bewegung (nach C°) in eingebetteten finiten Interrogativsätzen und die Unmöglichkeit von W-Infinitiven und infiniten Relativsätzen unter eine einheitliche Erklärung zu subsumieren, was voraussetzt, daß es sich bei den entsprechenden Infinitiven um CPs handelt, hat die Diskussion in diesem Abschnitt weitere Evidenz für den CP-Charakter von Infinitiven ohne lexikalisches Subjekt geliefert.
8.6 Zusammenfassung In diesem Kapitel habe ich dafür argumentiert, daß das Verbot von W-Infinitiven im Deutschen auf der Grundlage der CP-Hypothese erklärt werden sollte. Dafür spricht u. a., daß in den romanischen Sprachen wie dem Europäisch-Portugiesischen W-Infinitive in bestimmten Kontexten ebenfalls unmöglich sind, obwohl es sich bei den entsprechenden Konstruktionen "sichtbar" um CPs handelt. Ferner deuten die Restriktionen für die 23 Die Bedingungen, unter denen in den romanischen Sprachen ein starker oder schwacher C°-Kopf selegiert wird, lassen sich auf unterschiedliche Art formulieren. Eine Möglichkeit bietet die Checking-Theorie (vgl. Sabel 1993 zu einer alternativen Erklärung, die auf Bennis und Hoekstras (1989) Idee der T-Connection basiert). Die Frage, warum sich in einigen Sprachen wie dem Italienischen lediglich Auxiliare in den nicht-finiten C-Kopf bewegen können, während in anderen Sprachen wie dem EP auch Bewegung von Vollverben möglich ist, und in Sprachen wie dem Deutschen weder Auxiliare noch Vollverben in diese Position wandern dürfen, läßt sich mit dem Begriff der θ-Opazität erklären, wenn man mit Lasnik (1992b, Appendix) davon ausgeht, daß I° bzw. Agro° strong, moderate oder weak sein kann. Wenn Agro moderate ist, können ausschließlich Auxiliare aus der VP (nach Agro° und weiter nach C°) bewegt werden, während ein starker AgroKopf ebenso Vollverben attrahieren kann. Beim Vorliegen eines schwachen Agro°-Kopfes müssen sämtliche Verben in der VP bleiben.
Operatorbewegung in Infinitiven
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Bewegung leerer Operatoren im Deutschen darauf hin, daß Kontrollinfinitive als CPs zu analysieren sind. Ich habe zu zeigen versucht, daß das Verbot eines Operators im infiniten C-System syntaktische (und nicht lexikalische) Ursachen hat und eine generelle Erscheinung ist, die in sämtlichen Kontexten zu beobachten ist. Die Pied-Piping-Analyse wurde in diesem Zusammenhang diskutiert und verworfen. Die entscheidende Beobachtung war, daß in einer ganzen Reihe von Sprachen ein systematischer Zusammenhang besteht zwischen der Möglichkeit, die Spec CP Position eines Infinitivs als Zielposition von W-Bewegung verwenden zu können und der Möglichkeit, das infinite C-System mit einem overten basisgenerierten C-Element besetzen zu können. Dieser Zusammenhang lieferte den Schlüssel für die Erklärung des Verbots von W-Infinitiven und infiniten Relativsätzen. In Sprachen wie dem Deutschen, in denen das infinite C-Ssytem nie durch ein basisgeneriertes lexikalisches Element besetzt sein kann, muß im Infinitiv Agrs-nach-C°-Bewegung erfolgen, weil C° stark ist. Ein [+W]- oder [+Pred]-Merkmal im infiniten C°-Kopf wird daher neutralisiert. Die Erklärung des Verbots von W-Infinitiven und infiniten Relativsätzen folgt also letztlich wie auch die Erklärung für die Unmöglichkeit von V/2-Effekten in eingebetteten finiten Sätzen aus dem Wh-Criterion bzw. dem Principle of Full Interpretation.
Schlußbemerkung
Ein Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, auf die in Kapitel 5 herausgearbeiteten Parallelen zwischen Clitic Climbing und langem Scrambling in Sprachen wie dem Deutschen, Spanischen und Polnischen aufmerksam zu machen, denn diese aus universalgrammatischer Sicht zu erwartenden Ähnlichkeiten der betreffenden Sprachen sind meines Wissens noch nicht in der Form belegt und miteinander kontrastiert worden. Ihre Berücksichtigung ist aber entscheidend um zu einem Verständnis des Restrukturierungsphänomens zu gelangen. Es sollte überdies deutlich gemacht werden, daß Restrukturierungsphänome ebenfalls in bestimmten Sprachen mit finiten Sätzen auftreten. Wenn wir davon ausgehen, daß 'Restrukturierung' ein in allen Sprachen auf die gleiche Weise applizierender Prozeß ist, muß diese Beobachtung die Herangehensweise an das Restrukturierungsphänomen beeinflussen. Meine Analyse war von dem Versuch geleitet, die Vielfalt der Phänomene einheitlich erklären zu wollen, wobei ich mich an der Vorgabe orientiert habe, daß Parameter mit funktionalen Kategorien assoziiert sind (so auch im Fall der W-Infinitive in Kapitel 8). Diese Annahme lieferte den Schlüssel für eine uniforme Erklärung syntaktischer Phänomene in einer Vielzahl von Sprachen dieser Welt.
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A A-Bewegung Anhebungskonstruktion 42ff., 152, 252ff., 196, 283, 288, 290 Clitic Climbing als lange 217f. in Agr-Phrasen 30ff., 156 in AgroP 29, 30-37, 136, 161, 174, 191, 196, in AgrsP 30, 70, 136, 159, 161, 179 keine Zwischenadjunktion bei 85 lange NP-Bewegung (u. a. Superraising und A-Bewegung aus finiten Sätzen) 31, 40, 44, 52, 59, 96, 160, 181f., 204, 206, 216, 218, 220, 231, 252ff. langes Passiv (Fernpassiv) 140, 143, 160, 204f., 207, 214 Rekonstruierbarkeit von 265 Scrambling als 11f. A-Kette 36, 48, 55, 87, 131ff., 271ff. A/A'-Unterscheidung 29, 32f., 37, 69, 297 Adjazenz und Inkorporation 72, 74ff., 191 und Satzreduzierung 107 und Kasuszuweisung 129f. zwischen Auxiliar und Partizip 125, 205, 244
Adjunkt Adjunktion an (siehe Adjunktion an ein Adjunkt) Basisposition 10f., 33, 48, 55, 187, Bindung in ein 18f., 266f. Extraktion von 48, 56-59, 68, 70, 71, 160, 233ff., 237f., 241, 244, 246, 249ff., 279 Insel 68-69, 72, 73, 74, 150, 161f., 187ff., 190, 201, 238, 245, 251, 252, 260, 276f. Kette 48, 52f., 58, 69, 70, 87, 137, 237 Kopf-Rektion 48, 76, 187, 244, 249ff. Resumptive Pronomen 48 Spuren 49, 50, 54f., 57f., 60, 172, 215, 247, 248, 250 (siehe auch γ-Markierung von Adjunktspuren) Adjunktion an AgrP 35 an CP 224, 239, 294 an ein Adjunkt 80, 83, 238, 277 an ein Argument 80, 224 an IP 19, 80ff., 85, 146, 221, 224, 238
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an VP 30, 69f., 80-83, 112, 237, 238 Adjunktionsbeschränkung 1, 5, 79-88, 127, 161f., 183, 211f., 220f., 226, 231, 236, 238, 240, 246, 254, 261, 285 Adjunktionsbewegung 2, 5, 79-90, 95, 144f., 149, 173, 224, 240 von XPs 11f., 45f., 238 xon X°-Kategorien 9, 11f., 63ff., 137f. Adverbien 10f., 85, 104, 105, 106, 108, 110, 114f., 150, 192-195, 204 Afrikaans 86 Alt-Englisch 23, 219 Alt-Französisch 139, 141, 194, 219 Antezedens-Rektion (siehe ECP) Antipassiv 164, 169 Argument Extraktion 39, 49, 50-60, 68-71, 77, 105, 160f., 189f., 203, 215, 237f., 244, 247-251, 259, 268f. Operator-Variable Kette 53, 70, 87, 155 (siehe auch γ-Markierung, von Argumentspuren und Objekte) Asymmetrie Argument/Adjunkt- 49, 55f., 160, 237, 241, 246 bei Extraktionen über W-Inseln 50, 69, 71, 260, 284f. Prädikat/Argument- 30, 53, 268 Subjekt/Objekt- 11, 40, 63, 233f., 284 zwischen Remnant Scrambling und Remnant Topikalisierung 51, 203, 260
B Barriere
Adjunkt- 72-76, 80, 150f., 162, 190, 195, 245f. Chomsky (1986a) 41, 61, 79f., 139, 276f. Definition 41, 64f., 73, 161ff., 203, 236f., 259-263, 276, 288 Distinktheit 62, 64, 66f., 162f. 180-183, 252, 262f. und die Kategorie/SegmentUnterscheidung 79f. Konzept der Barriere 41, 162 Minimalitätsbarriere 41, 61, 72, 81, 88, 164, 197, 246 und Parametrisierung 236 und [+R]-Merkmals-Transfer 164-172, 176f., 179f., 180-183, 190f., 194-199, 210-213, 224 und Rekonstruktion 203-207, 254-263 Baskisch 31, 255 Bayrisch 41f., 250, 251 Bete 220 Bijektions-Prinzip 36, 82 Bindung, lokale 34 Bindungstheorie Anaphernbindung über W-Inseln 71f., 266 Bindung und dynamische Lokalität 259, 263-297 Bindung und kategorialer Status von Infinitiven 101ff., 122ff., 126 Bindungskategorie 121f. Geltung auf der D-Struktur 53 Prinzip A 2, 12, 34f., 54, 71, 117, 119f., 122, 126, 132, 263268, 270f., 273 Prinzip B 2, 36, 112, 119, 120, 122, 134, 267, 269-273 Prinzip C 18, 119, 121, 264, 268 PRO als Anapher 117-124, 128f. regierende Kategorie 30, 119, 120f., 267, 269, 272
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Scrambling und Bindung von Anaphern 33-37 und Spur von NP-Bewegung 12, 52, 132 und VP-interne Subjekte 30 X°-Bewegung von Anaphern auf LF 85 Bretonisch 170, 201
C C-bar Hypothese (siehe Infinitiv) C-Kommando 42, 46, 101, 113 an jedem Schritt der Derivation 52f. C-System 117, 221-224, 231, 294-300 defektes 93, 100, 127 doppelt besetztes (siehe Doubly Filled Comp Filter) und Wortstellung 7 CED (Condition on Extraction Domain) 68 Chamorro 63, 169 Checking Domäne 155f. CHAIN 132 Clitic als Agreement-Element 174f. Climbing, Serialisierungen 11, 98ff., 106, 144, 208, 213 Doubling 173f., 217 CNPC 151, 197 Complete Functional Complex (CFC) 30, 121, 269 CP-Hypothese (siehe Infinitiv) Crash, derivationeller 157f.
D D-Struktur 53, 96, 108, 110, 154f., 157 Dänisch 24, 293, 297 Dominanz, Exklusion/InklusionUnterscheidung 41, 46, 155f., 162, 191-195, 202f.
Doubly Filled Comp Filter 285-287 Dritte Konstruktion (siehe auch Verbraising) 125 Dynamische Lokalität 2, 203, 259-272
E ECM- / A.c.I-Konstruktionen (siehe auch Wahrnehmungsverben) 30, 39, 63, 71, 97, 108, 118, 122, 124, 159, 169, 172, 288, 290ff. ECP Antezedens-Rektion 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 55, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 67, 69, 70, 71, 76, 79, 80, 81, 84, 89, 132, 163, 172, 178, 179, 180, 183, 203, 207, 233, 235, 236, 237, 238, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 254, 259, 263, 268 disjunktives 40, 41, 44, 180, 233ff. konjunktives 5, 39, 41f., 46f., 49, 61, 233ff. Kopf-Rektion 41ff., 45-49, 55, 58-62, 67, 76, 79, 81f., 89, 179f., 187, 233, 243-245, 247-250, 289f., 290 (siehe auch γ-Filter und γMarkierung) Equidistance 161 Erweitertes Projektionsprinzip (EPP) 111, 116, 201 Europäisch-Portugiesisch 24, 279ff., 281, 294, 297, 300 Extraposition 12f., 17f., 24, 74, 85f., 100, 104, 108, 123, 124ff., 147, 196, 206, 216, 226, 234, 242f., 291, 304, 306, 314, 320, 325
F
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Französisch 24, 110, 219, 297 Full Interpretation 298, 300f. Funktionale Kategorien und Parametrisierungen 1, 3, 21f., 144, 180, 219f., 239, 255, 278, 295, 300ff. Split-Infl-Hypothese 28 und Selektionseigenschaften 21f., 48, 66 und Merkmals-Checking 157f., 165f., 170ff., 176f., 227ff., 231, 243f.
G Galizisch 170 γ-Filter 39, 49f., 52, 57, 60, 248, γ-Markierung 1, 5, 49-57, 60f., 70f., 77, 81f., 160, 178ff., 248 Gerundivkonstruktionen 114, 200, 277, 293f., 297-299 Greed 159, 166, 178f.
H Head Movement Constraint (HMC) 64, 138, 160, 178, 213, 218 Hindi 1, 2, 3, 11, 67, 88, 107, 127, 231, 232, 234-237, 239, 241f., 244ff., 248, 255
I I-nach-C 42, 58, 138, 178f., 275, 297f., 301 Improper Movement 11, 70f., 85, 89, 254 Infinitiv [+W]- 24, 101, 126, 140, 200, 257, 275-301 C-bar Hypothese 93, 278f.
CP-Hypothese 18, 20, 21, 24, 97-100, 105, 108, 111f., 116, 126, 130, 136, 141, 143, 220, 275, 278f., 281f., 285, 300 IP-Hypothese 91, 93f., 117f., 127, 130, 278 korrelateingeleiteter 127, 187, 197f., 204, 222 Nominativsubjekte im 223, 280 ohne zu 26, 111, 185, 204 (siehe auch ECM-/A.c.IKonstruktionen, Wahrnehmungsverben, Modalverben) um zu 185 VP-Hypothese 20f., 91, 93, 105, 111f., 115ff., 152 Inkorporation 1, 2, 63, 65, 72, 73, 74, 86, 92, 143, 163, 164, 165, 166, 167, 169, 170, 171, 172, 173, 176, 177, 178, 182, 184, 187, 188, 190, 192, 194, 195, 196, 199, 200, 201, 203, 204, 207, 216, 220, 225, 226, 231, 239, 241, 243, 244, 245, 246, 248, 249, 250, 251, 252, 254, 255, 261, 314, 323 abstrakte aus Adjunkt aus direktem Objekt aus indirektem Objekt aus Subjekt azyklische 255 Lasniks Filter 27, 174 lexikalisch/funktionalUnterscheidung 165f., 179-172, 176f., 198, 244 Stray Affix Filter 27, 164 syntaktische vs. lexikalische Analyse von A von Agro von C 231, 243-256 von D
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von N von P von V Interpretierbarkeit 155 IP-Hypothese (siehe Infinitiv) Irisch 31 Isländisch 31, 294 Italienisch 24, 25, 42, 43, 49, 70, 80, 81, 95, 96, 97, 100, 101, 107, 110, 111, 127, 129, 139, 140, 141, 182, 194, 195, 207, 215, 217, 218, 219, 221, 223, 279, 280, 281, 294, 297, 300
J Japanisch 2, 11, 31, 44, 48, 59, 67, 83, 85, 88, 107, 168, 195, 201, 231, 232, 233, 235, 237, 238, 239, 241, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 253, 254, 255, 280 Javanisch 31
K Kanonisch Strukturelle Realisierung (CSR) 20 Kasuszuweisung 5, 11, 28-35, 39, 66, 129, 154, 156, 205, 288 als Merkmals-Checking 159f., und Kasusfilter 31, 34, 131, 132 von Nullkasus 94, 117, 130-131, 133, 134, 135 Kette, composed chains 277 und Expletiva und A- 52, 111, 129, 132, 267 uniforme (siehe Uniformity Condition) (siehe auch A-Kette, AdjunktKette, Argument (OperatorVariable Kette), X°-Kette) Kipsigis 31 Komplementierer
[+W]- 9, 20, 140, 275, 286-291, 297, 299 als strenger Regent 42, 57f., 248f., 278 blockiert Akkusativzuweisung in ECM/A.c.I.-Konstruktionen 290ff. blockiert Restrukturierung 138, 151, 218f. infinitivischer 20-25, 123f., 138ff., 221-224, 242, 257, 275, 286-300 Position im C-System 25, 127, 221-224, 242, 293f. (siehe auch Inkorporation von C) (siehe auch that-t-Effekt) (siehe auch Tilgung von Komplementierern) Kongruenz, Spezifikator Kopf in Agr-Phrasen 5, 30, 31, 39, 42, 66, 133, 157f., 205, 207, 216f., 252, 280 in Spec CP 69, 280 mit Partizip 30, 207, 217 und Merkmals-Checking 165 zwischen Antezedens und abhängigem Element 102 zwischen Clitic und NP 174 zwischen PRO und Adjektiv 115f. Kontrolle, als Evidenz als für PRO 18f., 115f. blockiert durch Komplementierer 293 Selektionseigenschaften von Kontrollverben 123f. und kategorialer Status von Infinitiven 18f., 102f., 113, 125129 und PRO als Anapher/Pronomen und Restrukturierung 137f., 140f., 145-152, 184 und Subjektivkonstruktionen 281
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Kopf-Rektion (siehe ECP) Koreanisch 2, 3, 11, 88, 107, 168, 231, 232f., 235, 237, 239, 241, 246f., 253ff., 255
L Last Resort 132, 134, 144, 159, 160, 166, 170, 172, 178, 179f., 183, 191, 199, 210ff., 216, 220, 228, 245 Legitimes Objekt 53f., 70, 89, 155, 157 Lexikon, [+R]-Merkmal 152f., 196, 204, Komplexität 19ff. Merkmale von Komplementierern 286f. Verben bereits voll flektiert 157 (siehe auch Funktionale Kategorien und Parametrisierungen) Links-Versetzung 260
M Malayalam 280 Merkmal, Checking eines 2, 44, 55, 62, 104, 129, 132, 144, 154, 156, 157, 158, 159, 160, 164, 165, 167, 168, 177, 179, 180, 200, 202, 244, 255, 260, 295, 296, 297, 298, 299, 300, 301, 16, 27, 40, 43, 60, 71, 106, 107, 157, 158, 159, 165, 185, 194, 201, 205, 227, 237, 251, 261, 280, 299 157, 158, 159, 165 Minimale Domäne 156, 161 Minimize Chain Links 144, 159, 160f., 166, 172, 177ff., 209, 211f., 220, 225 Mirror Principle 63 Modalverben 26, 86, 97, 111, 266 Mohawk 63, 225
N Negation 27, 29, 81, 104f., 138ff., 177, 213ff. Niederländisch 23ff., 43, 45, 67, 74f., 86ff., 105, 123ff., 201, 226, 231f., 236, 241, 246, 250f., 277, 286f., 290f., 293f., 297, 299 Niueanisch 64 Norwegisch 24, 85, 293, 294, 297, 299
O Objekte direkte 10, 31, 33, 35, 36, 37, 51, 101, 102, 148, 150, 152, 164, 169, 183, 186, 187, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 235 Doppel- 31ff., 37, 161, 188 indirekte 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 51, 65, 102, 103, 107, 128, 146, 147, 148, 149, 151, 174, 183, 186, 187, 188, 189, 190, 192, 194, 195, 196, 204, 217, 220, 222, 235, 253, 332 (siehe auch Inkorporation aus direktem Objekt) (siehe auch Inkorporation aus indirektem Objekt) Ökonomieprinzipien 99, 144, 155ff., 159, 166, 178, 197, 203, 207f., 212, 216, 220, 227
P P-Stranding 60, 72-76, 134, 167, 183f., 189, 193f. Parameter (parametrische Variation) 1ff., 7, 22, 24, 128, 139, 144, 154, 158, 168, 180, 219f., 236f., 239f., 246, 250, 252, 255f., 275, 286, 293, 295f., 300ff.
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Parasitäre Lücken 33, 37, 80, 276, 277, 279, 298 Parsing 197 Persisch 2, 11, 67, 107, 127, 216, 231, 232, 234f., 239, 241f., 244ff., 248, 252, 254f., 282 Polnisch 2, 3, 11, 24, 62, 81f., 85, 88, 91, 94, 96, 100f., 107, 128, 141, 143-148, 152, 167, 172, 177, 179ff., 187, 190ff., 196, 198, 200, 202ff., 207, 218ff., 233, 239, 240f., 251, 254, 256, 289, 294, 297, 302 Position Broadly L-related 33, 87, 187, 190, 220 L-related 33, 36f., 53, 55, 58, 69, 87, 89, 187, 190, 220 Non L-related 33, 53, 55, 58, 69, 87, 89 (siehe auch A/A'Unterscheidung) Prädikation 113f. pro 49, 116, 129, 131, 138f., 173ff., 206, 217, 219, 277, 280 PRO 18, 19, 93, 102, 103, 108, 111, 113, 114, 115, 116, 129 PRO, Theorem 94, 117-121, 129-135, 139, 176, 219f., 243, 288 Procrastinate 159 Projektionsprinzip 31, 100, 108f., 111, 116, 155
Q Quantoren 29, 36f., 81, 84f., 125, 129 Quechua 31
R [+R]-Merkmal Checking Erwerb
Perkolation Realisierung Recoverability of Deletion 108 Rekonstruktion 18f., 51f., 53f., 57f., 60, 126, 155, 179, 203, 207, 259, 262f., 265, 268f. Rektion 31, 39-41, 118, 120, 122, 129, 135, 156 (siehe auch ECP) Relativsatz 122, 158, 224, 267, 275, 282, 285ff., 289, 292, 298-301 Remnant Movement 2, 44, 51, 57, 59, 61, 77, 105f., 108, 143, 151, 194, 201-204, 215, 220, 257, 259ff., 263, 272f. Restrukturierung 1, 2, 92, 98, 99, 100, 103, 104, 109, 110, 127, 128, 136, 138, 139, 143, 144, 152, 178, 182, 183, 193, 194, 200, 204, 208, 214, 216, 219, 220, 221, 231, 252, 255, 256, 302 als obligatorischer Prozeß bei intervenierenden Adverbien bei intervenierenden direkten Objekten bei intervenierenden indirekten Objekten bei komplexen NPs bei Negation mit Bewegungsverben Russisch 107, 236-239, 255
S Schnittstellenbedingungen 155, 157ff., 298 Schwedisch 24, 293f., 297 Selektion 19, 20, 21, 22, 24, 25, 26, 29, 47, 48, 57, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 73, 88, 93, 102, 103, 109, 111, 123, 124, 126, 128, 130, 135, 144, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 162, 163, 168, 169, 170, 171, 173, 174, 177,
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183, 184, 187, 191, 195, 197, 198, 200, 204, 205, 214, 222, 244, 246, 254, 262, 290, 297, 300 Indikativkomplement 151 Sichtbarkeitsbedingung 131f. Skopus 81, 84, 104f., 108f., 214f. Small Clause 70f., 76, 114, 118f., 185 Spanisch 10, 24, 81, 91, 95-101, 103, 106f., 110ff., 115ff., 127ff., 139ff., 143, 144-149, 151, 153, 167, 171-174, 176f., 178ff., 181f., 187, 190ff., 196ff., 200ff., 203ff., 207, 209, 213-215, 217221, 254ff., 280, 289, 294, 297, 302 Spec CP als A-Position 297 Spec TP als A'-Position 32, 69, 70, 71, 72, 89, 160, 179 Spell-Out 154, 157 Split Was-für 189 NP- 189 Spracherwerb 19, 22, 152f. Strukturerhaltung 100, 108 Subjazenz 50, 53, 56, 68-71, 79, 89, 127, 154, 160, 236, 268, 277, 279, 285 Subjektinversion 70, 81, 83 Superiorität 161
T that-t-Effekt 40f., 50, 55, 57f., 76, 81, 248, 250, 286 Tilgung des Infinitivmarkierers 26f., 291 von Komplementierern 24, 40, 50, 55, 126, 185, 291 von maximalen Projektionen 93109, 126, 200 Topikalisierung 14, 15, 16, 40, 43, 58, 71, 178, 185, 201, 202, 203, 209,
215, 259, 260, 263, 268, 283, 284, 285, 293 Tuvaluan 31
U Uniformity Condition 11, 39, 53, 55, 70, 77, 87, 89, 183, 277
V V-nach-I im Deutschen 9, 12, 14, 29, 239, 288 im Englischen/Französischen 295f. im Russischen 239 Vata 48, 280 Verbbewegung 5, 9, 10, 14, 43, 86, 146, 156, 158, 174, 175, 178, 211, 222, 227, 281, 292, 296 Verbkomplexbildung 87, 98, 101, 106, 108 Verbraising 24, 99, 100, 104, 105, 106, 123, 124, 125, 126 Verbzweit 8, 10, 12, 17, 87, 140, 226, 241, 276, 289, 290, 292, 293, 300, 301 VP-Hypothese (siehe Infinitiv)
W W-Insel 42, 50, 69, 71, 80, 137, 151, 160, 199, 276, 284 Wahrnehmungsverben 24ff., 153, 292 wanna-Kontraktion 136 weak crossover 36, 82, 189 Wh-Criterion 298, 300f.
X
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X-bar Theorie 7, 11, 28, 41, 109, 155, 278 X°-Bewegung 1, 5, 9, 11, 27, 54, 63, 65, 72, 86, 87, 90, 136, 138, 139, 140, 143, 144, 154, 158, 160, 163, 165, 166, 169, 170, 171, 172, 178, 182, 191, 203, 207, 209, 213, 215, 216, 217, 218, 219, 226, 247, 249, 281, 296, 297, 299 X°- Kette 55, 156, 164
Z Zyklische Bewegung 37 (s. auch Inkorporation, azyklische)