Reihengräberfriedhöfe des 8. bis 11. Jahrhunderts aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen

Mit 21 Textabbildungen, 103 Tafeln und einer Farbtafel. Anwachsen des Fundbestandes sowie neue Betrachtungsweisen und P

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German Pages 302 [304] Year 1966

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Table of contents :
I. Einleitung 7
II. Bestattungsformen 10
A. Körpergräber 10
B. Brandgräber 27
C. Bemerkungen zur Beigabensitte 28
III. Fundgegenstände 29
IV. Zusammenfassung 72
Anhang 81
I. Katalog der Reihengräberfriedhöfe 81
II. Literaturverzeichnis 176
III. Orts- und Flurnamenverzeichnis 188
IV. Museen und Privatsammlungen 193
V. Abbildungsnachweis 194
VI. Verzeichnis der Abkürzungen 194
Tafelteil
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Reihengräberfriedhöfe des 8. bis 11. Jahrhunderts aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen

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DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN SCHRIFTEN DER SEKTION FÜR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE

REIHENGRÄBERFRIEDHÖFE DES 8. BIS 11. JAHRHUNDERTS Bearbeitet von

HEINRICH REMPEL

TEIL 1

AKADEMIE-VERLAG· BERLIN

1966

DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN SCHRIFTEN DER SEKTION FÜR VOR- UND FRÜHG_ESCHICHTE ------------------BAND20------------------

REIHENGRÄBERFRIEDHÖFE DES 8. BIS ll. JAHRHUNDERTS . AUS SACHSEN-ANHALT, SACHSEN UND THÜRINGEN

von

HEINRICH REMPEL

mit 21 Textabbildungen, 103 Tafeln und einer Farbtafel

AKADEMIE-VERLAG· BERLIN

1966

r ~ 8lbllolbek d. Masallft\S f.Ur • u. Frfib&nc!lidlta \... llirlapcl, Yllball ~

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3- 4 Copyright 1966 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 · 100/29/66 · Mdl der DDR Nr. 1452/64 Gesamtherstellung: VEB Druckhaus "Maxim Gorki" ,74 Altenburg Bestellnummer: 2044/20 · ES 14 C · Preis: 83,-

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung . . . .

7

II. Bestattungsformen

10

A. Körpergräber .

10

Lage der Toten S. 10 - Richtung S. 10 - Grabtiefe S. 11 Grabbau S. 13 - 1. Gruben S. 13 - 2a. Holz S. 13 - 2b. Stein S. 15 - 2c. Holz und Stein S. 17 - Äußere (oberirdische) Kennzeichen der Gräber S. 18 - Mehrfache Bestattungen in einem Grabe S. 19 - Schädelbestattungen S. 20 - Bestattungen von Pferd und Hund S. 21 - Anlage der Friedhöfe S. 23 - Hügelnachbestattungen S. 24 - Bestattungen unter Hügeln S. 2~ - Einzelgräber S. 26 Lage der Friedhöfe S. 26 B. Brandgräber

27

C. Bemerkungen zur Beigabensitte

28

III. Fundgegenstände . . . . . . . .

29

1. Schwerter S. 29 - a) Das zweischneidige Schwert (Spatha) S. 29 b) Das einschneidige Schwert (Sax) S. 31 - c) Ortband S. 31 - 2. Lanzenspitzen S. 31 - 3. Äxte S. 33 - 4. Schildbuckel S. 33 - 5. Messer S. 33 - 6. Scheren S. 35 - 7. Sicheln S. 35 - 8. Wetzstein E;. 36 9. Feuerstahle S. 36 - 10. Pinzetten S. 36 - 11. Nägel und Sargeisen S. 37 - 12. Schlüssel S. 37 - 13. Sporen S. 37 - 14. Steigbügel S. 39 - 15. Trense S. ~0 - 16. Hufeisen S. 40 - 17. Holzeimer S. 40 18. Kämme S. 41 - 19. Handmühle S. 41 - 20. Nadeln S. 41 21. Schnallen S. 42 - 22. Riemenzungen S. 42 - 23. Kette S. 43 24. Halsringe S. 43 - 25. Armringe S. 44 - 26. Ohr- und Schläfenringe S. 44 - 27. Schmuck ·s. 51 - 28. Fingerringe S. 62 - 29. Ringe unbestimmter BedeutungS. 64 - 30. Glasringe S. 64 - 31. Perlen S. 65 32. Münzen S. 66 - 33. Gewebereste und Leder S. 67- 34. Verschiedene Beigaben (Kleintiere, Eier, Seeigel u. a.) S. 67 - 35. Spinnwirtel S. 67 36. Grabsteine S. 68 - 37. Grabkeramik S. 68 IV. Zusammenfassung . . . . .

72

A. Chronologisches Ergebnis

72

B. Kulturelle Einordnung der Funde

73

C. Gruppenbildung

74

D. Rück blick . . .

79

6

Inhaltsverzeichnis

Anhang . . . . . . . . . . . . . .

81

I. Katalog der Reihengräberfriedhöfe

81

Bezirk Magdeburg S. 81 - Bezirk Halle S. 89 - Bezirk Erfurt S. 110 - Bezirk Suhl S. 134 - Bezirk Gera S. 136 - Bezirk Karl-MarxwStadt S. 159 - Bezirk Leipzig S. 159 - Bezirk Dresden S. 161 - Nachtrag S. 166 - Wahrscheinliche Grabfunde S. 168 -Anhang Gräber (Auswahl) s. 170 II. Literaturverzeichnis . . . . . .

176

III. Ortsw und Flurnamenverzeichnis

188

IV. Museen und Privatsammlungen .

193

V. Abbildungsnachweis . . . . .

194

VI. Verzeichnis der Abkürzungen .

194

Tafelteil Verzeichnis der Fundstellen zur Farbtafel (F) mit Perlen Farbtafel F Tafeln 1-103 Einstecktafel: Abbildung 14

I. Einleitung

Anwachsen des Fundbestandes sowie neue Betrachtungsweisen und Problemstellungen machen eine zusammenfassende Betrachtung der frühgeschichtlichen Gräberfelder erforderlich 1). ·Die Aufgabe soll in der Weise gelöst werden, daß alles erreichbare Material katalogmäßig erfaßt, beschrieben und in Abbildungen vorgelegt wird. Die Aufbereitung geht gebietsweise vor sich. Die frühesten Funde fallen noch in die spätmerowingische Zeit und stellen damit eine Verbindung zu dem Material der späten VölkerWanderungszeit her, das durch B. Schmidt eine grundlegende Bearbeitung erfahren hat 2 ). Eine obere Grenze, bis zu der die l!,undaufnahme gehen soll, läßt sich schwer festlegen. Hierfür ist der Zeitraum gewählt, in dem die Bestattung mit Beigabe nicht mehr üblich ist. Für die slawischen Gräber bedeutet das die Zeit um 1100 und etwas später, während die deutsche Bevölkerung längst auf kirchlichen Friedhöfen beigesetzt wurde. Der zeitliche Rahmen der Untersuchung umspannt also allgemein das 8. bis 11. Jahrhundert. Beigabenlose Friedhöfe sind mangels Datierbarkeit nicht aufgenommen, mögen sie auch als "slawisch" oder "frühdeutsch" bezeichnet sein. Der hier vorgelegte Teil 1 der Gesamtbearbeitung umfaßt die Grabfunde der ehemaligen Länder Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, gegliedert nach der geltenden Bezirkseinteilung. Auf die Beschreibung der Funde folgt ihre Vorlage im Katalog. Der Hauptteil enthält diejenigen Funde, die mit einiger Sicherheit als aus Gräbe~ herrührend angesehen werden können. Daß hier Gradunterschiede bestehen, ist selbstverständlich. Ein Nachtrag später zur Bearbeitung eingegangenen Materials ist angefügt. Dem dann folgenden Abschnitt sind solche Fundkomplexe zugeteilt, die zwar nicht ausdrücklich als Grabfunde bezeichnet sind, jedoch ihrer Zusammensetzung nach eigentlich nur aus Gräbern stammen können. Der Anhang enthält eine Sammlung von Fundstellen oder Funden, die aus verschiedenen Gründen eine Aufnahme in den Hauptkatalog nicht rechtfertigen, jedoch erwähnt werden müssen. Auch eine Liste irrtümlich als "Grabfunde" ausgegebener Fundstücke ist beigefügt, soweit diese dem Verfasser aus der Literatur bekannt geworden sind. Meistens handelt es sich um Fälle, die jeder Unterlage entbehren, des öfteren auch um Mißdeutungen unklarer Tatbestände. Schließlich folgen Angaben über beigabenlose Friedhöfe, die durch Eigentümlichkeiten des Grabbaues mit den älteren verwandt sind. Die Vorlagen zu den Strichzeichnungelf wurden nach den Originalen von H. Roesner, Institut für Prähistorische ~rchäologie der Universität Jena, angefertigt. Die Perlen der Farbtafel hat Frau G. Marx-Luckau in Apo1da aquarelliert. Das Fundmaterial hat der Verfasser in einer Reihe von Jahren, zu einen1 Teil bereits vor dem Kriege, aufgenommen. In seiner Dissertation "Die Reihengräberkulturen des frühen Mittelalters im Gau Thüringen", Jena 1940, sind die einschlägigen Funde bereits besprochen worden. Die Anregung zur Beschäftigung mit dem frühmittelalterlichen Fragenkomplex ver1)

2)

Vgl. Rempel1956, 285f.; ders. 1961 (b), 40f, Schmidt H)61,

8

HEINRICH REMPEL

dankt der Verfasser seinem Lehrer und Freunde Professor G. Neumann in Jena, der ihm seine frühmittelalterlichen Grabungen zur Publikation überließ und tätigen Anteil an der Fortführung der Arbeit nahm. Für ständige Förderung der Arbeit dankt der Verfasser Herrn Professor W. Unverzagt, Berlin, für Zuspruch und Rat in gemeinsamem Gedankenaustausch den Herren Professor P. Grimm, Berlin, und Dr. B. Schmidt, Halle/Saale. Zu stetem Dank ist der Verfasser allen denen verpflichtet, die ihm in :Museen, Instituten oder Archiven die Arbeit erleichtert oder gar erst ermöglicht haben. Die Vorbereitungen zur Drucklegung hat dankenswerterweise Frau H. Heinrich, Berlin übernommen. Der Teil2 schließt mit der Bearbeitung der ehemaligen Länder Brandenburg und Mecklenburg die erstrebte Gesamtvorlage ab und wird neben der Darstellung des Forschungsstandes eine zusammenfassende, die natürliche Landschaftsgliederung berücksichtigende Auswertung der Funde nach historischen, kulturellen und siedelungskundlichen Gesichtspunkten bringen. Dabei wird das deutsch-slawische Verhältnis in verschiedenen Stadien seiner Entwicklung deutlicher als bisher in Erscheinung treten. Zum Verständnis der Fragen, die im Laufe der Untersuchung zunächst zu erwarten sind, sei die Situation aus archäologischer und historischer Sicht kurz angedeutet. Um die Wende des 7. Jahrhunderts ist das Gebiet zwischen Wel'!a und Ohre germanisch besiedelt und steht unter fränkischer Herrschaft oder mindestens in deren Abhängigkeit. Die Ostgrenze dieses Bereiches bildet die S~ale-Elbelinie, etwa bis an den Rand der Altmark. Östlich dieser Linie werden seit dem 7. Jahrhundert Wenden, insbesondere Sorben, als Bewohner genannt. Das Land, unser Untersuchungsgebiet, ist also geteilt in einen germanischen Westen und einen slawischen Osten. Archäologisch wird die Situation im 7. Jahrhundert sichtbar durch Körpergräber, z. T. mit fränkischen Knicktöpfen, auf der Westseite und Brandbestattungen in Urnen des "Prager Typs" auf der Ostseite. Auf dieser archäologischen Basis läuft dann die Entwicklung weiter. Im 8. Jahrhundert hören die Körpergräber germanischen Gepräges infolge, der zunehmenden Christianisierung der Bevölkerung allmählich auf, d. h. die Beigabensitte erlischt und mit ihr die wesentlichste Aussagemöglichkeit. Der nicht christliche Osten bleibt beim Brandritus, bis auch er zur Bestattung der Toten in west-östlich ausgerichteten Gräbern übergeht. Westlich der angedeuteten Linie vollzieht sich das historische Geschehen seit Beginn des 8. Jahrhunderts im Bereich schriftlicher Quellen, während das slawische Gebiet bis in das 10. Jahrhundert im wesentlichen in der Anonymität verharrt. Die Lage ändert sich erst mit der deutschen Ausdehnung gegen Osten im nämlichen Jahrhundert. Nun ist die Scheidung des Untersuchungsgebietes in einen West- und in einen Ostteil nur insoweit zutreffend, als zwar das germanisch-deutsche Element die Saale kaum überschreitet, das slawische jedoch nach Westen bis in die Gegend von Erfurt und den Ostrand des Harzes au·sgebreitet erscheint. Entsprechende Bodenfunde, urkundliche Nachrichten und Orts:: namen bezeugen ein deutschslawisches Überschneidungsgebie~ 3 ). Daß diese komplizierten Verhältnisse die Forschung vor eine Reihe schwieriger Aufgaben stellen, liegt auf der Hand. Es ist einmal das Problem der ethnischen Bewertung archäologischer Fundtypen, das uns besc~äftigen wird, zum andern die auffällige Tatsache des Besteheus ungewöhnlich später Friedhöfe mit Beigaben in dem seit Jahrhunderten christlichen Lande westlich der Saale. Besondere Beachtung verdient das Mißverhältnis, das zwischen der geringen Anzahl slawischer Friedhöfe und der Menge slawischer Siedlungsfundstellen in Sachsen zu bestehen scheint 4 ). Ins Auge zu fassen ist ferner jede Möglichkeit, mit Hilfe der Grabfunde zu einer besseren Datierung der mittelslawischen Keramik zu kommen, was besonders hinsichtlich der Brandgräber von ausschlaggebender Bedeutung sein würde. 3 4

) )

Rempel 1961 (a). Vgl. Coblenz 19601 1ff,

I. Einleitung

9

Die Aussagefähigkeit des uns zur Verfügung stehenden Materiales ist irrfolge der langen Lebensdauer und Gleichförmigkeit, die die Fundtypen der nachmerowingischen Zeit kennzeichnen, begrenzt. Sie machen es geradezu unmöglich, die Benutzungsdauer größerer Friedhöfe festzustellen. Diese können während einer kurzen Zeitspanne stark oder auf längere Zeit schwach belegt worden sein. Aus der Anzahl der Gräber auf eine Siedelung mit entsprechender Bevölkerungszahl zu schließen ist also nicht ratsam. Der in den Friedhöfen der voraufgegangenen Zeit vielmals beobachtete wertmäßige Unterschied der Grabausstattung ist auf den slawischen Bestattungsplätzen einem schlichten Durchschnittsniveau gewichen. Zudem geben in einer Zeit, in der die Beigabensitte bereits im Schwinden begriffen, die Tracht vom Totenhemd abgelöst ist, Gräber ohne Ausstattung keinen Anlaß mehr, den Bestatteten oder diejenigen, die für das Begräbnis zu sorgen hatten, für arm zu achten und ihre Stellung innerhalb der Siedlungsgemeinschaft entsprechend einzustufen. Einleitend konnte hier nur auf einige Probleme, die sich aus der Bearbeitung ergaben, und die in der Eigenart des Fundmateriales beschlossenen Schwierigkeiten hingewiesen werden. Lösungsmöglichkeiten können erst nach Vorlage des Materiales aus dem Gesamtgebiet mit Aussicht auf Erfolg erörtert werden. Die Hinzuziehung der schriftlichen Überlieferung, insbesondere der Besitzurkunden der Frühzeit, und eine geographische Betrachtungsweise werden dabei von entscheidender Bedeutung sein. Neben dieser auf das Begreifen der Erscheinungen in größerem Rahmen gerichteten Zielsetzung darf nicht vergessen werden, daß der Katalog auch einer vertieften antiquarischen Betrachtung der Funde dienen will. Denn die Vorlage aller Funde ist die Grundlage für ersprießliche Vergleichsstudien. Sie in dem gebotenen Maße anzustellen ist bei dem Fehlen größerer regionaler Materialveröffentlichungen in fast 5 ) allen Nachbargebieten bisher nicht möglich. Hier für ein Teilgebiet Abhilfe zu schaffen, ist nicht zuletzt der Sinn dieser Arbeit. 5)

Oberpfalz: Stroh 1954; Hannoversches Wendland: Grenz 1961. Für den Nordteil unseres Gesamtgebietes vgl. jetzt Hollnagel1962, 145ff.

II. Bestattungsformen

Die Begräbnisplätze sind fast ausschließlich Friedhöfe mit Körperflachgräbern, denen auch die in künstlichen (älteren) Hügeln bisweilen vorkommenden Bestattungen zuzurechnen sind. Nur ein Einzelgrab läßt sich mit einiger Sicherheit nachweisen. Brandgräber sind von sechs Fundstellen bekannt geworden. Rund 2000 Gräber liegen im einzelnen fest, etwa 700 lassen sich erschließen, die Zahl der nach der Menge der Beigaben geschätzten mag bei 500 liegen (außer Espenfeld (107)).

1\. lCörpergräber Lage der Toten · Die Toten liegen gestreckt auf dem Rücken, meist mit leicht auf die rechte oder linke Seite geneigtem Kopf. Die Arme liegen in der Regel dicht am Körper an. Einige Skelette fallen durch ihre gekrümmte Lage auf: Camburg, Amtsgericht (185), Dornburg (187), Gera-Tinz (178) (Grab 13). Grab 42/1927 von Quedlinburg, Bockshornschanze (72), enthielt einen SW -NO gerichteten Hocker mit Beigaben in Steinsetzung, während der beigabenlose Hocker von Stobra (105) (Grab 5) mit dem Kopf im Osten über einer gestörten Bestattung (mit Ohrring) lag 1 ). Grab 23/1927 von Quedlinburg, Bockshornschanze (72), barg einen Toten mit schräg nach oben gerichtetem Oberkörper. Die angebliche Bauchlage 2 ) einer Anzahl von Toten in Possendorf (153) läßt sich nicht mehr nachprüfen. Spätere Grabungen Klopfleischs (1886) und des Museums Weimar (1957) haben nichts derartiges erbracht. Ric~tung

In der Regel sind die Gräber west-östlich ausgerichtet, wobei das Haupt des Toten im Westen ruht. Abweichungen von der Grundrichtung komn1en auf fast allen Friedhöfen vor. Sie überschreiten im allgemeinen 45° nicht. SW -NO- und NW -SO-Ausrichtung ist mengenmäßig etwa gleich. Auffallende Gruppierungen innerhalb eines Friedhofes lassen sich nicht feststellen. Extreme Abweichungen bis zu 180° sind beobachtet worden in: SSW -NNO Osternienburg (51), 3 Gräber; Quedlinburg, Bockshornschanze (72), Gräber 1 und 29/1913/14. N -S Dornburg (187); Farsleben (30), Grab 2; Dahlenwarsleben (29); Großkorbetha (90). 1) 2

)

wie Burglengenfeld, Gr. 59 (Stroh 1954, 17 u. Taf. 19 B). Vgl. Wilke 1931, 202ff. Eine Bestattung in Bauchlage mit Beigaben des 8./9. Jahrhunderts in LeutzdorfHartenreuth, Lkr. Pegnitz (ByVgbll. 21, 1956, 341). Letzte Beisetzung dieser Art in Mitteldeutschland wohl um 500 in Hecklingen, Kr. Staßfurt; vgl. dazu Schmidt 1961, 60f., 77 u. 79, ferner AnhangS. 175.

li. Bestattungsformen

11

NNW -SSO Altlommatzsch {241), Grab 4. NNO-SSW Reurieth (165), 1 Grab. ONO- WSW Pegau (226). 0-W Bodelwitz {202),- 1 Grab mit Schwert{1); Kühnhausen (118) , 1 Grab mit Schwert; Quedlinburg, Bockshornschanze {72), Grab 21/1927; Stobra (105), Grab 5, Hocker. OSO - WNW Dresden-Niedersedlitz {236). Angeblich 3 Grabreihen hintereinander, Reihe 1 und 3 WNW -OSO, Reihe 2 in umgekehrter Richtung. SO-NW Kalbsrieth (33), Grab 88. SSO-NNW Bodelwitz, Kiesgrube (202), Grab (1928). Diese Gräber sind entweder beigabelos oder enthalten das übliche Inventar mit Ausnahme des Schwertgrabes von Kühnhausen {118) (und Bodelwitz 202?). Die Abweichungen bis zu 45° sind als durchaus normal anzusehen und können nicht an der präzisen Ausrichtung up.serer heutigen Friedhöfe gemessen werden. In Farsleben (30), Geiladorf {108), Osternienburg (51) und Sobrigau {239) überwiegen die SW -NO- oder NW -SOGräber sogar. Einige Friedhöfe sind ausschließlich in einer bestimmten Riqhtung. angelegt, nämlich Berka (111) {SW -NO), Collis (1SO) und Pohlitz (179) (NW -SO). Richtungweisend war hier die Lage an Berghängen. Extreme Lagen können nur als Ausnah~e einer allgemein geübten Regel gelten, da der Inhalt der betreffenden Gräber, ob mit oder ohne Beigaben, yon dem der zugehörigen Bestattungen sie~ - bis auf die Schwertbeigabe - in nichts unterscheidet. Bei dem N -S-Grab von Dornburg (187) dürfte es sich um unrituelles Verscharren. einer Leiche am Wegesrande handeln, während das schon erwähnte Grab 5 von Stobra (105) durch die Hockerlage des Bestatteten auffällt 3 ). Abweichungen von der W-O-Lage werden im allgemeinen auf UngeJlauigkeit . (vom heutigen Standpunkt aus betrachtet) beruhen, in einigen Fällen sind sie durch das Gelände begründet, in anderen kann eine einleuchtende Erklärung (Hocker!) noch nicht gegeben werden 4 ). Es besteht, wie wir noch sehen werden, kein Unterschied zwischen frühdeutscher und slawischer Grabausrichtung. Ebensowenig läßt sich aus den verschwindend geringen anomal ausgerichteten Gräbern ein christlich-heidnischer Gegensatz erschließen 5 ).

Grabtiefe Unter Grabtiefe ist im allgemeinen der Abstand der Grabsohle von der heutigen Geländeoberfläche zu verstehen. Da letztere in der Regel dauernden Veränderungen unterworfen ist, läßt sich die ursprüngliche Tiefe der Gräber nur annähernd bestimmen. Für die Beurteihing des Tiefenverhältnisses innerhalb eines Friedhofes ist dieser Unsicherheitsfaktor jedoch von geringer Bedeutung. Die gemessenen Minimal- und Maximaltiefen sowie die Relation der beigabeführenden zu den beigabelosen Gräbern sind aus der Abbildung 1 ersichtlich. Gräber mit und solche ohne Beigaben weisen im Mittel nur geringe Differenzen auf. In Zöllnitz scheint mit 36 Zentimetern der größte Unterschied zu bestehen. Starke Spannen können zwischen Höchst- und Mindestwerten bestehen. Sie betragen in Zöllnitz {200) für beigabeführende Gräber 150 om, für beigabelose 130 cm. Die entsprechenden Werte sind für Quedlinburg, BockshornschanZe {72), 130 und 100 cm, Obermöllern (65) 75 und 115 cm, Rohrborn (134) 105 und 75 cm, Gera-Tinz (177) je 20 cm. Die Beobachtungen, die F. Holter 6 ) 3)

4) 5) 8

)

s. Anm.1. Vgl. auch Schmidt 1961, 58; 13udinsky-Kricka 1959, 109. wie das Böhner (1958, I, 263f.) für das Trierer Land mit gewisser Berechtigung annimmt. Beziehlingen zu den N - S-Gräbern des 7- Jahrhunderts in Mitreldeutschland (vgl. Schmidt 1961, 58ff.) lassen sich nicht nachweisen. 1925, 5f.

12

70 20

30

720

~ mit Beigaben

-730

__I ohne Beigaben Abb. 1. Durchschnittliche Grabtiefen in Zentimetern

und B. Schmidt 7) über den Zusammenhang von Grabtiefe und Grabausstattung auf merowingerzeitlichen Friedhöfen gemacht haben, finden in unseren Gräberfeldern keine Bestäti,gung mehr, wie angesichtsder Dürftigkeit der Beigaben zu erwarten war. Auch hinsichtlich Geschlecht und Alter bestehen generell keine Tiefenunterschiede. Von einigen nach Ausweis der Beigaben männlichen Bestattungen hatten die Gräber von Dingelstädt (159) angeblich 150 cm Tiefe, das Schwertgrab von Ottmannshausen (152) 60-70 cm, das Sporengrab von Barleben (28) 130 cm. Im Hügel II von Rohrborn (134) lagen das Grab eines Mannes (22) mit Messer, Sporen und Eimer 160 cm, das einer Frau (16) mit Schläfenringen und Perlen 155 cm tief. Für die vorher genannten Gräber fehlen Vergleichsmöglich7

)

1961, 67.

II. Bestattungsformen

13

keiten. Kindergräber weichen im Mittel von den Erwachsenengräbern auf einigen Friedhöfen ab. Sie liegen flacher in Cörmigk (37) um 15 cm, Hornhausen (10) 26 cm, Obermöllern (65) 38 cm, Zöllnitz (200) 41 (mit Beigaben), bzw. 28 cm (ohne Beigaben), Dreitzsch (203) 13 cm (ohne Beigaben), dagegen 8 cm tiefer, soweit sie Beigaben haben. Steinsetzung hat die Tiefe offenbar etwas beeinflußt in Gerlebogk (38) um 20 cm (unter Durchschnittsniveau und Zöllnitz (200) um etwa 15 cm. Während Särge oder Totenbretter in Cörmigk (37) die seihe Tiefenlage aufweisen wie die übrigen Gräber, ist das Verhältnis in Zöllnitz (200) recht unterschiedlich: Sarg mit Beigaben 114 cm tief, ohne 90 cm, ohne Sarg mit Beigaben 100 cm, ohne Beigaben 56 cm. Beziehungen zwischen Bodenbeschaffen~?-eit und Grabtiefe sind nlit Sicherheit nicht nachzuweisen. Jedenfalls scheint anstehendes Gestein kein Hindernis für tiefere Grablage zu sein. So hatten in Gera-Pforten (175) Grab 19 eine Tiefe von 140 cm, davon 70 cm im Zechstein, und Grab 23 100 cm, davon 75 cm im Gestein. Größere Grabtiefe wurde einmal festgestellt mit 225 cm in Rohrborn (134), Hügel I (beigabeloses Skelett in Steinkiste, dabei ein Frauenschädel mit Halsring und kleinem Glasring, am Fußende ein Pferdeskelett). Diese Bestattung lag weit unter dem Mittelniveau des zugehörigen Friedhofes. Die Gesamtdurchschnittstiefen der 12 miteinander verglichenen Friedhöfe liegen zwischen 43 cm (Gera-Tinz (177)) und 108 cm (Obermöllern (65)), bzw. 119 cm (für die überbügelten Gräber von Rohrborn (134) ). Grabbau

Im Grabbau sind mehrere Arten zu unterscheiden: 1. Grabgru ben, in denen der Tote ungeschützt liegt ; 2. Grabgruben mit Verwendung von a) Holz, b) Stein, c) Holz und Stein. 1. Die Gruben sind meist rechteckig gestaltet, oft mit abgeschrägten "\Vänden, so daß die Grabsohle schmaler ist. Ihre Länge beträgt oben bis zu 230 cm, die Breite bis zu 100 cm. Bisweilen sind die Ecken abgerundet (Jena-Zwätzen (184), Grab 1, Trebnitz (40), Grab VII). Eine in der Beingegend verjüngte Grube wurde in Petersberg-Drehlitz (81) festgestellt (Taf. 94, 1). Von besonderen, in Körperform ausgestochenen Vertiefungen innerhalb der Gr_abgrube wird aus Schochwitz-Gorsleben (83) berichtet. Die Maße betragen für eines der untersuchten Gräber: Hauptgrube, scharf abgestochen, etwa 200 cm lang, 64 cm breit, 110-120 cm tief, darin 180 cm lange Vertiefung mit kugelig ausgearbeitetem Kopfteil, 22 cm tief, Breite an den Schultern 32 cm, an den Füßen 17 cm. Ähnliche Anlagen fanden sich in Gerlebogk (38), Grab 23 (mit Beigaben) und 24 (ohne Beigaben), und Höhnstedt (78) 8 ). Gelegentlich, wie in Bergern (143), Gera-Pforten (175) und Tannroda (155), waren Gräber in das feste Gestein eingetieft. 2a. Holz ist in mannigfacher Weise beim Grabbau verwendet worden. Jedoch geben die im Boden erhaltenen Reste, der leichten Vergänglichkeit des Materials entsprechend, nur selten eine genaue Vorstellung von der ursprünglichen Form. Gelegentlich konnten Bohlen oder Bretter festgestellt werden. Holz findet sich: als Unterlage (Totenbrett oder Sargboden) in Berka (111), Cörmigk (37), Dehlitz (88), Grubschütz (233), Jena-Burgau (182), Liebstedt (102), Quedlinburg, Bockshornschanze (72), Frischwitz (234) und Zöllnitz (200), 8)

Vgl. dazu Schirwitz 1938, 188; Botmer Jbb. 157, 466ff. (A. Herrnbrodt: 10. Jahrhundert); .AnhangS. 174.

14

HEINRICH REMPEL

als Decke in Dehlitz (88), Espenfeld(107), Leubingen (132), Quedlinburg, Bockshornschanze (72) und Zöllnitz (200), an den Seiten in Berlstedt (144), Cörmigk (37), Dreitzsch (203), Großromstedt (97), JenaBurgau (182), Latdorf (39), Leubingen (132), Quedlinburg, Bockshornschanze (72) und Zöllnitz (200), als Unterlage und Decke (in einem Grabe) in Ballstädt (119), als Decke und an den Seiten in Dreitzsch (203), Grab 4 (3 cm stark, Taf. 89) und Grab 79 (Taf. 90), und Kühnhausen,(118) (Deckbrett und 2 Seitenbretter). Särge (aus Brettern) werden erwähnt in Aschersleben (34), Grab 21 (Sarg mit eingedrücktem Deckel), Cörmigk (37), Grab 73 (nicht sicher, ob Bohlen- o_der Baumsarg, Deckbretter durch Eisenklammern verbunden), Espenfeld (107)~ Grab 5 (Holzreste unter, neben und über dem Skelett), Jena-Burgau (182), Grab 4 (Sarg von doppeltrapezförmigem Querschnitt, Mittelbreite 93 cm, Bodenbreite 50 cm), Leubingen (132) (?), Zöllnitz (200), Grab 89 (Holzreste unter, neben und über dem Skelett). Baumsärge, aus einem Stück gearbeitet, mit gewölbtem Boden und Seitenteilen, an Kopf- und Fußteil geschlossen, auch offen (Holzrinne) hat A. Möller im Kalbsriether Hügel (33) festgestellt. Einmalließ sich hier ein Deckel nachweisen. Ein Sargstück war durch Feuer ausgehöhlt worden. Die Länge dieser Särge betrug 120-190 cm, die Breite 45-55 cm. Auch· in Azmannsdorf (107) und "\Vernigerode (27) sollen Baumsärge benutzt worden sein. Diese Bestattungsart ist in Mitteldeutschland für das 5. und 6. Jahrhundert mehrfach nachgewiesen, im 7. nicht gebräuchlich 9 ) und für die folgende Zeit ungewöhnlich. Parallelen für die späte Benutzung von Baumsärgen finden sich in Nordwestdeutschland (z. B. Tangendorf10), Mahndorf 11 ), Anderten 12 ), Soest 13 ) ), auch in Böhmen und Mähren 14 ).

/

Auch die, besonders in älteren Berichten, manchmal erwähnten "Holzkohlereste" oder "Aschenschichten" darf man nach den neuen Untersuchungen von G. Behm-Blancke und B. Schmidt wohl meist als inkohltes Holz ansprechen 15 ). Für das Vorhandensein von Särgen oder anderen zusammengesetzten Holzbehältern zeugen ferner eiserne Nägel oder Klammern sowie Bandeisenstücke. Doch sollen in Leubingen (132) auch Särge vorgekommen sein, deren Bretter durch Holzpflöcke verbunden warerl. Im ganzen liegen für rd. ein Sechstel aller Friedhöfe Angaben vor, aus denen( z. T. mit Vorbehalt, auf die Verwendung von Holz beim Grabbau geschlossen werden kann. Jedoch ist diese Feststellung von nur geringem Wert, da exakte Beobachtungen sich fast ausschließlich auf moderne Grabungen beschränken und damit zu rechnen ist, daß die im allgemeinen spärlichen Holzreste oder -spuren bei älteren Fundbergungen übersehen oder nicht erkannt worden sind. Begrenzen wir unsere Untersuchung auf 14 sorgfältig untersuchte Friedhöfe mit mehr als 15 Bestattungen, dann ergibt sich, daß in 10 von diesen Holz benutzt worden ist. Die Häufigkeit der Anwendung ist auf den einzelnen Friedhöfen sehr unterschiedlich. Der Anteil der "Holz"gräber beträgt in Cörmigk (37) 28°/0 , Zöllnitz (200) 19%, Aschersleben (34) 19°/0 , Latdorf (39) 17°/0 , Quedlinburg, Bockshornschanze (72) 12%, Hornhausen (10)" 6o/0 , Rohrborn (134) 5%, Leuna-Göhlitzsch (56) 5o/0 , Dreitzsch (203) 4% und Gerlebogk (38) 2%. In Kalbsrieth (33) sollen nach Möllers Angaben mehr als 50o/0 Baumsärge vorhanden gewesen sein. 9

)

IO) 11 )

12 ) 13 ) 14 ) 15 )

Schmidt 1961, 69. 'Vegewitz 1960, 49. Grohne 1953. Jacob-Friesen 1934, 194. Stieren 1930, 168. Die Bestattungen in Baumsärgen überwiegen hier. Hruby 1955, 65. Vgl. Schmidt 1961, 67.

li. Bestattungsformen

15

2b. Häufig ist die Verwendung von Steinen beim Grabbau, die in verschiedenster Anordnung - vom einzelnen Stein bis zur vollständigen Umschließung - angetroffen werden (Taf. 89-92). Meist hat man sich damit begnügt, nur einige Steine seitlich, z. B. Dreitzsch (203), Gräber 40 und 46, zu Häupten (Berka (111), Grab 3) oder Füßen (Cörmigk (37), Gräber 42, 43, 45) niederzulegen oder aufzustellen. Manchmal haben nur die Schmalseiten der Grabgrube einen Steinabschluß (Cörmigk (37), Gräber 24, 32, 34, 35; Latdorf (39), Grab 24; Steuden (84), Grab 2). In Grab 65 von Dreitzsch (203) lagen am Kopf- und Fußende ein paar Steine, je einer beiderseite des Beckens (Taf. 89). Des öfteren begegnet Beschwerung des Kopfes (Gera:-Pforten ( 175), Grab 19 ; Zöllnitz (200), Grab 89; Cörmigk (37), Grab 66), der Brust oder Beine (Dreitzsch {203), Grab 76, Taf. 89) durch einen St~in. Einige Gräber waren mit einer Steinplatte abgedeckt (Jena-Burgau (182), Grab 1, Kalksteinplatte; Laucha (70); Foppenwind (164), Grab 1, 60 cm lange Kalksteinplatte). Der Tote aus Grab .6 in Berka (111) ruhte auf einem Steinpflaster (ohne jeden sonstigen Steinschutz), in Bermbach (160) bildete Kalksteinschlag die Unterlage. Vgl. auch unten bei Großromstedt (97) und Göschitz (221). Ziemlich vollständig war Grab 47 (Taf. 92, 6) in Dreitzsch (203) mit Steinen ringsum ausgesetzt. Grab 68 desselben Friedhofes hatte sogar eine komplette Steinsetzung aus senkrechten größeren Platten, deren Fugen durch kleine Kiesel gleichsam abgedichtet waren. Bemerkenswert sind ferner ein Grab mit doppelter Steinsetzung von Bahrendorf (22) und die Doppelbestattung von Balgstädt (68) innerhalb einer rechteckigen Steinsetzung, die durch eine Steinreihe zwischen den Skeletten unterteilt war. Häufig kommt die Verbindung seitlicher Steinsetzung mit Steinbedeckung, selten dagegen die mit Steinpflaster vor, so in: Dreitzsch {203), Grab 16. Senkrechte Steinplatten ringsum, 4 große über, mehrere unter dem Skelett (Taf. 89). Dreitzsch (203), Grab 25. Große senkrechte Steinplatte am Schädel, kleinere unter den Füßen, Steinpackung über dem Skelett (Taf. 91). Dreitzsch (203), Grab 57 ..Lang-ovale Steinsetzung aus senkrech~n Platten, darauf Steindecke (Taf. 91; 92, 1, 2). Dreitzsch (203), Grab 76. Steinsetzung ringsum, großer langer Stein auf dem Brustkorb, mehrere Blöcke über Knieen und Unterschenkeln (Taf. 89). Dreitzsch (203), Grab 78. Steinsetzurig ringsum, große Platte über dem Schädel (Taf. 91). Dreitzsch (203), Grab 79. Steinsetzung aus größeren Platten ringsum, großer aufrecht stehender Block neben dem linken Knie, Holzspuren über und neben dem Skelett (Taf. 90). Göschitz (221}, Kindergrab. Lückenhafte ovale Steinsetzung aus Kalksteinplatten, großer Kalkstein auf dem Schädel, viele kleine schwarze Kieselsteine unter dem Skelett. Gera-Pforten (175), Grab 20. Steinsetzung an den Seiten und unter den Füßen, unregelmäßige Zechsteinpackung über dem Skelett, Holzkohlenresteam Unterschenkel. Zöllnitz (200), Grab 30. Kleinere Steine in deutlicher Anordnung rings um das Skelett, große Steine über Kopf, Brust und Knie, Holzreste unter dem Skelett. Jena-Burgau (182), Grab 3. Kopfgroße Bruchsteine im Rechteck um das Skelett gestellt, schwerer Stein auf dem Brustkorb, Holzreste zwischen den Beinen. Trebnitz (40), Grab VIII/1928. Kleine Platten um Kopf und Oberkörper, größere über den Beinen. Quedlinburg, Bockshornschanze (72), Grab 42/1927. Hockerskelett, je ein senkrechter Stein links und rechts des Schädels, Steine über Oberkörper und Beinen (Schirwitz 1932, Abb. 10). Großromstedt (97), Hügel, Grab 1. Steinsetzung aus Quarzit und aufrecht stehenden Muschelkalkplatten in zwei- bis dreifacher Staffelung, am Fußende Quarzitblock, Bodenpflaster aus dünnen Muschelkalkplatten (Neumann 1932, 80f., Abb. 1 und Fig. 1).

16

HEINRICH REMPEL

Regelrechte Steinkisten 16 ) mit eckigem· Grundriß wurden festgestellt in: Dresden-Niedersedlitz (236). Eines der Gräber war von einer geschlossenen Folge auf Lücke stehender aufrechter Sandsteinplatten rechteckig umstellt. Das Grab enthielt eine Münze des 11. Jahrhunderts. Espenfeld (107), Grab 16/59. Steinkiste aus senkrechten Platten, mit einer großen rechteckigen Steinplatte oben abgeschlossen (Taf. 97, 1). Trebnitz (40), Grab I/1928. Kiste aus hochkant gestellten Steinplatten, am Fußende eine schräge, abgedeckt mit größeren und kleineren Platten. Grabgrube 227 X 60-80 cm. Trebnitz (40), Grab II/1928. Steinkiste, Langseiten aus flachliegenden, Fußende aus senkrechten Platten. Auffällig ist die Verwendung grober Blöcke aus Braunkohlenquarzit auf dem Friedhof von Dehlitz-Treben (88). Hier lagen, etwa 50-80 cm unter dem heutigen Niveau, auf der alten Oberfläche ziemlich dicht beieinander 31 unbeai'beitete längliche Steine in parallelen N -SReihen. Ihre Größe liegt zwischen 130 X 60 cm und 220 X 130 cm, die Stärke zwischen 35 und 50-60 cm. Der AusgräberN. Niklasson nimmt an, daß die von ihm liegend angetroffenen Steine ursprünglich aufrecht gestanden haben (so, wie heute wieder). Fast unter jedem Stein lag ein Skelett, mit dem Schädel unter derWestkante des Steines, etwa 80- 120 cm unter de~ Steinunterseite. Von 25 Gräbern waren 10 Steinkisten oder hatten lockere Steineinfassung aus hochkant stehenden Sandsteinplatten, in 7 Gräbern lagen Steine am Kopf- und Fußende, 8 waren ohne Steine, in drei Fällen dienten Steine als Kopfunterlage. Sämtliche Gräber enthielten unter oder über dem Skelett Holzreste. Ein ähnlicher Grabritus wurde in Sobrigau (239) beobachtet. Hier wurden 5 Gräber mit je einer Grabplatte aus Plänersandstein, der etwa 100 m entfernt ansteht, frei gelegt. Die Toten der Gräber 1, 2 und 5 lagen etwa F/ 2 m, die dazugehörigen Grabplatten 20-25 cm unter der Oberfläche. Unter Stein III war eine Bestattung nicht festzustellen, für Grab 4 liegen nähere Angaben nicht vor. Hier, wie auch in Dehlitz-Treben (88), bestand also zwischen Platte und Skelett, bzw. Steinsetzung, ein senkrechter Abstand von rund einem guten Meter, so daß man hier von eigentlichen Decksteinen, die das Grab unmittelbar abschließen, nicht sprechen kann. Grab 5 enthielt Holzreste, die wohl als seitliche Verschalung zu deuten sind 17 ). Die Länge der roh zugehauenen Platten beträgt 135-210 cm, die Breite 50-75 cm, die Stärke 20_:._25 cm. Nr. I, III und V tragen erhaben herausgearbeitete, II und IV schwach eingetiefte Kreuze. Einzigartig in unserem Gebiet ist die Verwendung von Spolien zur Einfassung des Doppelgrabes 1/2/1914 von Hornhausen (10). Unregelmäßige oder teilweise Steinsetzungen kann man nicht als gestörte bezeichnen. Bei neueren Grabungen wurden unberührte Gräber freigelegt, deren Steinsetzungen höchst mangelhaft waren. Daß sie so, wie wir sie heute vorfinden, b~absichtigt waren, geht daraus klar hervor. Schon N. Niklasson hat darauf hingewiesen 18 ). Auch bei Tierbestattungen wurden Steine verwendet. Ein unregelmäßiges Steinlager ruhte etwa 20 cm über dem Becken des in Dreitzsch (203) begrabenen Pferdes. Vom Friedhof in der Bodelwitzer Kiesgrube (202) werden zwei Pferdeskelette und Pferdeknochen erwähnt, die mit schweren Steinen belastet waren. Das für Steinsetzungen benutzte Material kommt am Ort oder in der Nähe des betreffenden Friedhofes vor. Meistens wurde Muschelkalkstein, seltener Sandstein benutzt. Auch fanden Blöcke aus Braunkohlenquarzit Verwendung. Den natürlichen Gegebenheiten entsprechend bevorzugte man z. B. im Orlatale Kulmschiefer und Zechstein. Die einzelnen Steine, in 16 ) 17

)

18)

Vgl. Anhang C II, 17 aufS.175. Früher für "Speerschäfte" gehalten. Niklasson 1920, 341.

II. Bestattungsformen

17

Form roher Blöcke oder Platten, zeigen keinerlei nachweisbare Bearbeitungsspuren. Auf die Ausführung der Anlagen ist wenig Sorgfalt verwandt worden, so daß eine solche wie Grab 16/59 von Espenfeld (107) als Ausnahme gelten kann. 2c. Die Verwendung von Stein und Holz in einem Grabe konnte öfter beobachtet werden. So war z. B. der Tote auf einem Brett (Zöllnitz (200), Grab 30), in einen1 Sarge (Zöllnitz (200), Grab 89) oder unter einem umgekehrten Kasten (Dreitzsch (203), Grab 79) in die $teinsetzung hinein gelegt worden. In Dehlitz-Treben (88) sind unter oder über den Skeletten Holzreste bemerkt worden, mögen sie nun frei in der Erde oder zwischen Steinen gelegen haben. Versteinung und Sarg oder Totenbrett stehen hier also in keinem Abhängigkeitsverhältnis von einander. Dagegen gibt es Fälle, die den konstruktiven Zusammenhang von Stein und Holz erkennen lassen 19 ). So war Grab 24 von Latdorf (39) am Kopf- und Fußende durch je eine aufrechte Steinplatte abgeschlossen, .während die Langseiten aus Holz bestanden. Das Grab in Erfurt-Möbisburg (115) war an den Seiten durch Kalksteinplatten, oben durch Holz ("Bretter") geschützt. Eingesunkene Steinpackungen über Gräbern wie in Dreitzsch (203), Grab 57, deuten wohl auf ursprünglich vorhandene Holzbohlenunterlage (Taf. 92, 1). Gut ein Viertel aller Friedhöfe hat, so weit nachge"\Viesen, Gräber mit Steinsetzung. Am häufigsten begegnet sie im Orlagebiet (Btuf 8 von 9 Friedhöfen), auf den Friedhöfen der Altmark fehlt sie offenbar. Sehr ungleich ist die Häufigkeit der Steinsetzung auf den einzelnen Friedhöfen im Verhältnis zueinander. Abgesehen von dem Gräberfeld in der Bodelwitzer Kiesgrube (202), wo fast jedes Skelett Steinschutz gehabt haben soll, beträgt der Anteil der versteinten Gräber an der Gesamtanzahl der Bestattungen in Dreitzsch (203) 62%, Latdorf (39) 47%, Leuna-Göhlitzsch (56) 29%, Cörmigk (37) 28%, Zöllnitz (200) 22o/0 , Gera-Tinz (177) 11%, Gerlebogk (38) 9%, Rohrborn (134) 5%, Hornhausen (10) 3% und Quedlinburg, Bockshornschanze (72) 2%. Ein Vergleich dieser Zahlen mit den beim Holzeinbau gewonnenen läßt einen generellen Schluß auf wechselseitige Verwendung von Stein oder Holz, etwa zum Schutze der Toten, nicht zu. Lediglich in Dreitzsch (203) stehen 3 Holzgräbern 49 Steingräber gegenüber. Wie schon bemerkt, zeigt der Orlagau eine besondere Vorliebe für Steinsetzung, während die Verwendung von Holz mangels ausreichender Befunde auf den anderen Friedhöfen dieses Gebietes nur in Dreitzsch (203) sicher nachweisbar ist. Es läßt sich daher nur vermutungsweise andeuten, daß man hier dem Stein den Vorzug gabtrotz waldreicher Umgehung. Das erklärt sich zum Teil aus den örtlichen Verhältnissen, die eine mühelose Beschaffung geeigneten Materiales gestatten. Aber nur zum Teil, denn an anderen Plätzen, wo ähnliche Moglichkeiten sich bieten wie in Camburg (185), Obermöllern (65) oder Rudolstadt (216), sind keine Steinsetzungen festgestellt worden. Es kam also nicht nur auf die Gelegenheit, sondern auch auf den örtlichen Brauch an. Die Untersuchungen in Dreitzsch (203) haben ergeben, daß beide Arten der Bestattungmit und ohne Versteinung - ohne erkennbare Regel über das ganze Feld wie in den einzelnen Reihen verteilt waren. Daß die eine Kategorie im Verhältnis zur anderen durchschnittlich höher oder tiefer lag, wurde nicht bemerkt. Auch das Verhältnis von Alter und Geschlecht der Toten zu beiden Formen zeigte nichts Äuffallendes. Von insgesamt 32 Beigabengräbern dieses Friedhofes hatten 23 Steinsetzung. tn Zöllnitz (200), wo nlu 20 versteinte Gräber vorhanden waren, hatten 18 von ihnen Beigaben. Hier liegt offensichtlich ejne Bevorzugung der Steinverwendung in Beigabengräbern vor. Umgekehrt lagen die Verhältnisse auf drei größeren beigabearmen :b-,riedhöfen der Bernburger Gegend: von 7 Beigabengräbern in Cörmigk (37) hatte nur eines, von 6 in Gerlebogk (38) ebenfalls nur eines, von 3 in Latdorf (39) keines Steinsatzung. 19)

Vgl. Veeck 1931, 13.

2 Rempel



18

HEINRICH REMPEL

Eine allgemeine Regel über Zusammenhang von Grabbau und Totenausstattung läßt sich auf Grund dieser Beispiele, die beliebig vermehrt werden können, nicht aufstellen. Nachweisbar sind nur örtliche Verschiedenheiten. Daß es sich tatsächlich nur um solche handelt, beweisen die weit überwiegende Anzahl der Friedhöfe ohne Steinsetzung wie auch einige anscheinend beigabelose Begräbnisstätten mit einer solchen (z. B. Lettewitz, Anhang C II, 9}. Von dem V ersuch einer Klassifizierung' der Steinsetzungen ist im vorhergehenden abgesehen worden, weil ihr grundsätzliche Bedeutung nicht zukommt. Denn die Übergänge von der teilweisen zur vollständigen Steinsetzung sind fließend. Auch läßt sich eine zeitliche Stufung im Sinne einer Verbesserung oder Verschlechterung der Steinsetzungspraktik nicht nachweisen. Denn dieselbe Ausführung begegnet von der vorhergehenden Merowingerzeit an 20 ) bis ans Ende unserer Reihengräberzeit 21 ). Dagegen läßt sich eine recht erhebliche Zunahme der Anwendung von Steinsetzung seit dem 9. Jahrhundert feststellen. Sie ist auf den Friedhöfen des 10. und 11. Jahrhunderts z. T. sehr reichlich vertreten. Es begegnen hier sogar die bei uns seltenen, sorgfältig aus senkrechten oder waagerechten Steinplatten erbauten Steinkisten in einem münzdatierten (11. Jh.) Grabe von Dresden-Niedersedlitz (236) und in dem eine Münze des 12. Jahrhunderts enthaltenden Friedhof von Espenfeld (107} sowie in Trebnit.z (40). Auch Rohrborn (134), Hügel I, enthielt eine Steinkiste aus der Zeit um 800. Wenn auch nicht in den jüngsten Gräbern, so ist vielleicht noch in Rohrborn (134) · ein Nachwirken fränkischen Einflusses spürbar, der im Grabbau des 7. Jahrhunderts gerade in Mittelthüringen, insbesondere im benachbarten Sömmerda, nachgewiesen ist 22 ). Äußere (oberirdische) J{ennzeichen der Gräber

Kleine Erderhebungen über den einzelnen Gräbern, wie wir sie von unseren heutigen Friedhöfen gewöhnt sind, haben sich nicht erhalten 23 ). Die einzelnen Grabstellen werden nur eine kurze Zeitspa.nne äußerlich kenntlich gewesen sein. Nur ausnahmsweise sind die derzeitige Oberfläche überragende Merkmale festgestellt worden, so die über den Gräbern liegenden Steinblöcke in Dehlitz-Treben (88) und (wohl auch) in Sobrigau (239). Über die ursprüngliche Aufstellung oder Lage der Hornhäuser (10) Steine, bzw. Steinreste sind lediglich Vermutungen geäußert worden. In diesem Zusammenhang mag eine Notiz Auerbachs 24) erwähnt werden, wonach beim Friedhof von Oberoppurg (204) "mehr abseits im Felde" ein Skelett gelegen habe, "bei dem eine Platte von Kulmschiefer so aufrecht gestanden habe, daß sie gleich einem Leichensteine die Grabstelle kennzeichnete." Vielleicht lassen zwei Grabbefunde auf Holzpfosten oder -pfähle schließen, wie sie nach Böhner 25) auf ländlichen Friedhöfen der Franken vorkommen. In Latdorl (39), Grab 13, stand neben dem linken Fuß des Toten, außerhalb des Grabinneren, ein Holzpflock, in Quedlinburg, Bockshornschanze (72), Grab 29/1913/14, der Stumpf eines Holzpfahles neben dem Becken einer SSW- NNO ausgerichteten Bestattung. 2

D)

21

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24 )

2S)

Schmidt 1961, 74ff. So auch in der Oberpfalz (Stroh 1954, 16, 27, 31 u. 32), in Rosdorf bei Göttingen (Nowothnig 1958, 50), Buchholz-Vaensen, Kr. Rarburg (Wegewitz 1960, 49), Haithabu (Jankuhn 1938, 182f.), in Mähren (Hruby 1954, 66ff.) und Polen (Nadolski, Abramowicz, Poklewski 1959,.Taf. XXVIIff.). Schulz 1940(a), 463; Schmidt 1961, 76. Zu den alamannischen und fränkischen Platten und Trockenmauergräbern vgl. Veeck 1931, 13, und Böhner 1958, I, 264f. Vgl. dazu Böhner 1958, I, 267. , 1930, 272. Böhner 1958, I, 242.

Il. Bestattungsformen

19

Mehrfache Bestattungen in einem Grabe Die Gräber enthalten in der Regel nur ein Skelett, doch begegnet man manchmal der Sitte, mehrere Tote in einem Grabe beizusetzen. Sie liegen, von einigen noch zu besprechenden Fällen abgesehen, nebeneinander. Es handelt sich um folgende Vorkommen: 2 Erwachsene Balgstädt (68). Innerhalb einer Steinsetzung. Camburg, Amtsgericht (185). Das eine Skelett gestreckt, das andere "kopfüber, wie in abwärts sitzender Stellung" (Eichhorn 1906, 51, Fig. 80). Dreitzsch (203), Gräber 32 und 33. Schädel einander zugeneigt, innerhalb einer Steinset:zung (Taf. 91). Dreitzsch (203), Gräber 48 und 49. Zwischen beiden einander zugeneigten Schädeln eine senkrechte Steinplatte. Hornhausen (10), Gräber 1 und 2/1914. Leichte Vertiefung um beide Gräber, die durch einen etwa 30 cm breiten Streifenun berührten Bodens getrennt waren (Schulz 1956 (a), 224, Ab b.1 0). Kalbsrieth (33). Mann und Frau in einem Sarge. Tannroda (155), Gräber 7 und 8/l913. "Doppelgrab". Zöllnitz {200), Gräber 91 und 92. Skelette gegeneinander geneigt. 1 Erwachsener und 1 Kind Aschersleben (34). Kinder in oder auf Gräbern Erwachsener. Bergern (143), Grab 2. Im Becken des Erwachsenen Kinderschädelreste. (1) Berka (111), Grab 11. Kinderskelettreste 20 cm links des Erwachsenen. Rodelwitz {202), Kiesgrube, Grab 4/1900. Kind in Halsnähe des Erwachsenen. Rodelwitz {202), Kiesgrube, Grab 2/1901. Kind zwischen den Oberschenkeln des Erwachsenen. Rodelwitz (202), Kiesgrube, Grab (1928). Kind zwischen den Beinen des Erwachsenen. (1) Camburg, Amtsgericht (185). Erwachsener und Kind "dicht nebeneinander". Dreitzsch (203), Gräber 11 und 12 (Taf. 90), 8 und 7, 15 und 9, 35 und 36. Kind unmittelbar neben Erwachsenem. Freist (46), Grab 5. Zwischen den Oberschenkeln eines Erwachsenen neugeborenes Kind mit Kopf zum Fußende. Gera-Pforten (175), Grab 24. Kinderskelettreste auf dem Brustkorb eines Erwachsenen. Hornhausen (10), Grab 26/1925. Erwachsener"und Kind. Hornhausen (10), Grab 32/1925. Erwachsener und Kind. Kalbsrieth (33.) Dreimal Erwachsener und Kind. Kleinschwabhausen (148), Grab 2. Erwachsener mit Kind auf dem linken Arm. Leubingen (132). "Öfters Frau und Kind in einem Grabe". (1) Öttern (151), Grab 2. Teilweise gestörtes Skelett, in der Grabfüllung Skelettreste eines neugeborenen Kindes. Possendorf (153), Grab 2/3. Erwachsener mit Kind im Schoß. Quedlinburg, Bockshornschanze (72), Gräber 4 und 5/1927. Kind über den Beinen eines Erwachsenen. Quedlinburg, Bockshornschanze (72), Gräber 10 und 9/1927. Kind über den Beinen eines Erwachsenen. Quedlinburg, Schmöckeberg (73). Grab mit Erwachsenem und Kind. 1 Erwachsener und 2 Kinder Bodelwitz, Kiesgrube (202), Grab 1/1900. Je ein Kind neben und zu Füßen eines Erwachsenen. Kleinschwabhausen (148), Grab 3. Über Erwachsenem 2 Kinder, das eine zwischen 2 senkrechten Steinen. Tannroda. (155), Grab 16. Erwachsener (mit Münze des 11. Jahrhunderts in der Hand), dazu 2 Kindergräber {16a, b).

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HEINRICH REMPEL

1 Erwachsener und 3 Kinder

Tannroda (155), Geab 6. "Mutter mit 3 Kindern". 2 Erwachsene und 1 Kind Kleinschwabhausen (148}, Grab 5. Genau in der Mitte zwischen 2 Erwachsenen, 10-15 cm über beiden, mit dem Kopf in Höhe der Brustgegend der Erwachsenen, 1 angeblich sechsbis siebenjähriges Kind. Außer dem Nebeneinander der Toten in einem Grabe kommt auch die Lagerung übereinander vor, nämlich in : Oberoppurg (204). Grab, wenig breiter und tiefer als die übrigen Gräber, mit 2 W -0 gestreckten Skeletten übereinander. Quer darüber ein drittes Skelett 26 ). Öttern (151), Grab 6. 2 Skelette übereinander, 65, bzw. 75 cm tief. 15-20 cm darunter in derselben Grube 1 Skelett, von dem einige Teile verlagert waren. Zölh1itz (200), Gräber 76 und 77. 2 Skelette ohne Zwischenschicht übereinander. In diesen wenigen Fällen dürfte es sich um gleichzeitige Bestattungen handeln. Natürlich haben diese nichts mit den recht häufigen Überlagerungen zweier oder mehrerer Skelette zu tun, wobei wir es mit mehrfacher Belegung in zeitlich meist unbestimmtem ·Abstande (Nachbestattung) zu tun haben. Nach den Angaben der Ausgräber waren in Dr€litzsch (203), Grab 32/33, Espenfeld (107), Grab 31/12, Kalbsrieth (33) und Zöllnitz (200), Grab 9.1/92, Mann und Frau bestattet. Hornhausen (10), Grab 1/2/1914, enthielt ein kräftiges und ein zierliches Skelett. Möller bezeichnet Grab 5 von l{leinschwabhausen ( 148) als "Familiengrab" 27 ). In Dreitzsch (203), Grab 48/49, waren eine Frau und eine jugendliche Person (anscheinend weiblich) begraben. Die Frau lag in Dreitzsch (203) und Zöllnitz (200) an der rechten Seite des Mannes. Teilbestattungen sind nirgends nachweisbar, die im Leubinger Hügel (132) angeblich beobachteten nicht mehr nachzuprüfen. Schädelbestattungen Auch die bisweilen erwähnten Schädelbest~ttungen können bis auf drei gut beobachtete Fälle unbeachtet bleiben. Solche kamen vor in: Goldbach (212). Trichterförmige Grube von 116 cm oberem Durchmesser, 90 cm tief in diluvialen Schotter eingesenkt und mit einer Schotter- und Erdmischung ausgefüllt, darüber 28 cm Ackerboden. Auf den1 Grunde der Grube ein aufrechter Kinderschädel mit dem Gesicht nach Osten, dabei ein Knoche~1stückchen. In der Gegend des rechten Ohres 8 Glasperlen 28 ). Landsberg (79). In einer dünnen, aus Holzkohle bestehenden Brandschicht von ovalem Umfang, etwa 60 cm tief, ein 26,5 cm hohes Gefäß mit Kammstichen, darin ein Schädel (nach Hülle wohl weiblich) nebst den obersten fünf Halswirbeln 29 ). Rohrborn (134), Hügel I. Bruchstücke eines Schädels und ein Halswirbel, 1 silb. Halsring und 1 Glasring zwischen der eingestürzten Decke einer Steinkiste mit beigabelosem Skelett und anschließender Pferdebestattung. 21l) Wilke 1929, 36, Anm. 2. 7 2 )

Wilke 1929, 26:1!.; 1930, 358ff.

28

Die Vita S. Arnulfi (MG SS rer. merov. II), c. 12, berichtet von einem Thüringer, der seinem unheilbar kranken Knaben den Kopf abschneiden und die Leiche verbrennen will. L~ga (1930, 375) weist auf einen gleichartigen Fall in Polen hin.

29

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li. Bestattungsformen

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Bestattungen von Pferd und Hund (Abb. 2) Gräber mit Pferden oder Pferdeknochen werden öfter erwähnt, und zwar in Bodelwitz, Kiesgrube (202). Pferdeknochen, 2 vollständige Pferdeskelette, alles mit schweren Steinen belastet, südlich der menschlichen Bestattungen. Dieskau (75). 1 zerstörtes Pferdeskelett nordwestlich Grab 3. Dreitzsch (203). 1 Pferdeskelett in größerer Tiefe, auf der rechten Seite liegend, Schädel im Osten. 15-20 cm über der Beckengegend unregelmäßiges Steinlager. "' Erfurt~Daberstedt (114). 1 vollständiges Pferdeskelett , ,zwischen den [menschlichen] Skeletten''. Gaberndorf (145). Skelette von Pferden und Hunden zwischen den Bestattungen. Großromstedt (97), Hügel, Grab 5/6. Skelettreste von 026 Mensch und Pferd durcheinander in gestörter Steinsetzung. Hornhausen (10). 1 sitzendes Pferdeskelett (1921). Reste zweier Pferdeskelette dicht beieinander, berührt von Grab 1/1925. Jena-Burgau (182), Grab 1. Menschliche Bestattung unter Kalksteinplatte, dabei Reste eines Pferde~ skelettes. Lebesten (192). Skelette von Menschen und einem Pferd. Leubingen (132). Menschliches Skelett, an Kopf und Fuß senkrecht oder schräg aufgestellte Pferde~ knochen (Höfer 1906, 44, Fig. 30). Minsleben (26). Menschliches Skelett, zu Füßen 1 Pferdeschädel mit den obersten Halswirbeln. Obermöllern (65), Grab A. An der Südseite einer menschlichen Bestattung 1 Pferdeskelett mit zerstörtem Hinterteil, auf der linken Seite liegend, o? 219 Maul am rechten Oberarm. Oberoppurg (204). Angeblich 1 Pferdeskelett oder 10 211 -schädel. . , 02 P~tersberg {81). Angeblich 1 Pferdegrab bei Körpergräbern. Abb. 2. Vorkommen von Pferden in ]'riedhöfen Possendorf (153). Angeblich Pferdeskelette neben 1 Skelette; 2 Skelettreste menschlichen Bestattungen. Rohrborn (134), Hügel I. 1 Pferdeskelett in Hockerlage in 180 cm tiefer Mulde, dessen Schädel auf den Schlußsteinen einer westlich anschließenden Steinkiste ruhte mit Blickrichtung auf den in dieser Bestatteten (225 cm tief). Rohrborn (134), Hügel II, Grab 7. In 350 c~ langer Grabgrube 1 menschliches Skelett, neben dessen Unterschenkeln der ~Schädel eines Pferdes in Hockerlage mit Blickrichtung auf den Toten. Neben und unmittelbar über dem Pferd je eine menschliche Bestattung. Rohrborn (134), Hügel II, Grab 13. In Verlängerung dieses Grabes liegende gestörte menschliche Bestattung, daneben, mit Blickrichtung auf diese, 1 Pferdeskelett in Hockerlage. Rohrborn (134), Hügel II, Grab 20/22. 2 menschliche Bestattungen übereinander, die untere mit Sporen, Pferdeknochen an den Fußenden beider und in der Füllerde. Rohrborn (134), SO-Ecke des Grahungsgeländes. In 125 cm tiefer Grabgrube Leib und Hinterbeine eines Pferdes in Hockerlage. Westerengel (142). Grab mit 1 Menschen- und 1 Pferdeskelett,

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HEINRICH REMPEL

Man wird grundsätzlich zwei Arten von Pferdegräbern unterscheiden müssen: 1. mne gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier, 2. eine getrennte. Die gemeinsame kann innerhalb einer oder in zwei dicht beieinander liegenden Grabgruben stattgefunden haben, wofern nur Gleichzeitigkeit festgestellt wird. Hierher gehören die Gräber von Rohrborn ( 134), ferner die unmittelbar sich berührenden Bestattungen von Obermöllern (65) und Rohrborn (134), vermutlich auch die von Hornhausen (10), JenaBurgau (182) und Westerengel (142). Getrennte Bestattungen, d. h. solche, bei denen ein äußerlicher Zusammenhang nicht besteht, wurden festgestellt in Dieskau (?) (75), Dreitzsch (203), Hornhausen (10), Rohrborn (134) und Bodelwitz (202), an welch letzterem Orte die Pferdegräber vielleicht einen separaten Teil des Friedhofes eingenommen haben. In Dreitzsch (203} lag das Pferd in der westlichsten R'eihe der menschlichen Bestattungen, als ob es den Platz einer dieser eingenommen hätte. Von gestörten Gräbern an jener St~lle war aber nichts zu bemerken. 4 m westlich davon lag das einzige menschliche Skelett, das sozusagen vor der Front der scharf markierten Westreihe ohne Beigaben bestattet war. Dem Kopf des Pferdes zunächst befand sich ein Kinderskelett. Beziehungen zu diesem wie zu den nördlich und südlich in ein bis zwei Meter Entfernung liegenden Gräbern waren nicht zu erweisen. Es muß sich um eine gleichzeitige Pferdebestattung handeln, nicht um das Ve~­ scharren in späterer Zeit, da das Grab sich der Ordnung der Skelette zwanglos einfügt (Taf 92, 3). Von Erfurt-Daberstedt (114) und Gaberndorf (145) wird berichtet, daß die Tierbestattungen zwischen den menschlichen Skeletten gelegen haben, wie das auch für Großromstedt (97) vermutet werden kann ao). In Minsleben (26) lag zu Füßen eines menschlichen Skelettes ein Pferdeschädel mit den obersten Halswirbeln. Es ist der bisher einzige im Arbeitsgebiet bekannt gewordene Fall einer Schädelbestattung. Die Pferde sind entweder seitlich oder zu Füßen der menschlichen Bestattung beigesetzt 31 ). Meist liegen sie auf der Seite, nur in Hornhausen (10) wurde ein sitzendes Pferd festgestellt. Der Blick der Tiere ist in Obermöllern (65) und Rohrborn (134) auf den toten Herrn gerichtet. In Hornhausen (10) liegt das Pferd 50 cm tiefer, in Rohrborn (134), Hügel I, 45 cm höher als der Reiter. \Veitere präzisierte Angaben liegen nicht vor. Zweifelhaft, bleibt die Bedeutung eines eigenartigen Bestattungsritus, den Klopfieisch im Leubinger Hügel (132) festgestellt hat. Hier waren einem Toten zu Kopf und Füßen Pferdeknochen in das Grab gegeben worden 32 ). Das Pferd spielt als Beigabe 33 ) noch auf den Friedhöfen des 8. bis 10. J-ahrhunderts eine gewisse Rolle. Während aber die Pferdebestattungen der vorhergehenden Zeit 34 ) meist zu Waffengräbe1·n gehören oder mit solchen in Verbindung gebracht werden 35 ), ist das Verhältnis in späterer Zeit ein völlig anderes. Denn in keinem der 18 Friedhöfe, die Pferde enthalten, fanden sich bis auf das suspekte "Schwertgrab" in Bodelwitz (202), Schwerter. Je eine Lanzenspitze rührt aus dem Gräberfeld Erfurt-Daberstedt (114} und dem Grab von Westerengel (142) her, das außerdem ein Ortband enthielt. Sporen kamen vor in Erfurt-Daberstedt (114) und Rohrborn (1:14}, Steigbügel und Trense in Gaberndorf (145). Von den als gemeinsam anzusprechenden Bestattungen enthielten Rohrborn (134), Grab 7, 1 Schnalle, Grab 22 1 Messer, 2 Schnallen, 1 Paar Sporen und 1 Eimer, Westerengel 1 Lanzenspitze und 1 Ortband. Bei3

0)

31) 32 33 34

35

) ) )

)

Vgl. Anhang C III, 5 auf S. 17 5. Vgl. Werner 1955, 10. Vgl. Anhang C III, 4 aufS. 175. Tierbestattungen um ihrer selbstwillensind nirgends nachzuweisen, vgl. dazu Wilke 1929 (a), 300ff. die älteste in Seeburg, Kr. Eisleben, zwischen 450 und 480 (Schmidt 1961, 72). Vgl. Werner 1955, 10; Genrich 1959, 20; Schmidt 1961, 72.

11. Bestattungsformen

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gabelos waren Jena-Burgau (182), Obermöllern (202) und Rohrborn (134), Hügel I und Hügel II, Grab 13 (gestört). Friedhöfe mit Pferdegräbern enthalten also kaum Waffen und zur Reiterausstattung gehörige Stücke. Dagegen fehlen Pferdebestattungen'in 16 Friedhöfen des 8./9. Jahrhunderts, die Waffengräber enthalten (13 mit Schwertern, 3 nur mit Lanzenspitzen). Ebenfalls kommen Sporen und Steigbügel meist nur in Gräberfeldern ohne Pferdebestattungen vor. Das zeigt, daß seit dem 8. Jahrhundert ein Wandel in der Auffassung vom gegenseitigen Verhältnis Pferdegrab-Grab mit gehobener Ausstattung eingetreten sein muß. Nachdem B. Schmidt kürzlich 36 ) 52 Fälle von Pferdebestattungen, denen mehrmals Hunde beigegeben waren, für das 5. bis 7. Jahrhundert in Mitteldeutschland nachgewiesen hat, zeugen also die Tierbestattungen des 8. und der folgenden Jahrhunderte für die Fortführung eines alten bodenständigen Brauches, wenn auch, wie wir sahen, z. T. in gewandelter Bedeutung. Ein Blick auf die Nachbargebiete zeigt, daß Pferdegräber im alten Niedersachsen gemessen am übrigen Deutschland 37 ) - besonders häufig vorkommen 38 ), auch im Ostsecgebiet bei Wikingern 39 ) und Preußen (bei diesen bis in das 13. Jahrhundert) 40). Dagegen scheint dieser Brauch den angrenzenden Slawen im allgemeinen fremd gewesen zu sein, während Ungarn wiederum zahlreiche Pferdebestattungen aufweist 41 ). Hundebestattungen sind im Verhältnis zur voraufgegangenen Zeit 42 ) selten. Einmal sind sie in Gaberndorf (145) anzutreffen 43 ).

Anlage der Friedhöfe Da Einzelgräber J.?.Uf ausnahmsweise als solche erkennbar sind, kann man allgemein von Friedhöfen sprechen und auch dort meist mit solchen rechnen, wo bisher nur ein Grab zutage gekommen ist. Über Lage und Verteilung der Gräber auf den Friedhöfen sind wir nur so weit gut unterrichtet, als ausreichende Berichte oder Lagepläne vorliegen. Das ist bei älteren Funden nur selten der Fall. Hier heißt es höchstens einmal, die Toten "liegen in nicht sehr regelmäßigen Reihen'', "in regelmäßigen Abständen'', ,,reihenweis und massenweise'' oder nur "in Reihen". Auf dem Gräberfeld von Dreitzsch (203) liegen die Gräber meistens eng nebeneinander, z. T. auf Vordermann, z. T. auf Lücke. Es lassen sich sogar ziemlich regelmäßige Reihen nebeneinander liegender Gräber feststellen. Besonders in der westlichsten Reihe und einmal in der Mitte liegen die Schädel auf gleicher Höhe. Neben geraden Reihen kommen auch solche vor, in denen die Gräber mehr staffelförmig angeordnet sind. Der auffallend gerade, nicht grabt.ingsbedingte, Abschluß des Feldes im Westen wird nur durch ein etwa 4 m nach Westen vorgeschobenes Grab durchbrochen. Ein paar Gräber lagen verstreut im Süden, eines im Osten. Untergruppen (nach Grabbau oder Beigaben) lassen sich nicht feststellen. Ähnlich ist das Bild der Grabverteilung z. B. in Cörmigk (37) oder Zöllnitz (200). Auch Quedlinburg, Bockshornschanze (72), weist z. T. verschobene Reihen auf. Verstreut liegen dagegen die Gräber in Gera-Tinz (177), deren fünf in sehr unregelmäßigen Abständen sich auf einer Nordsüdlinie finden. 36 )

Schmidt 1961, 82ff.

37) Werner 1955, 10. 38) 38 )

co) 41) &a)

48)

Stieren 1930, 173; Genrich 1959, 20f.; Grohne 1953, 267ff. Jankuhn 1938, 180; Arbman 1937, 244. Gaerte 1930, 127. Hampel1905, I, 77, 79. Schmidt 1961, 82ff. Vgl. Anhang C III, 2 aufS. 175.

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HEINRICH REMPEL

Hügelnachbestattungen 4 4 ) Auleben (128), Solherg. "Aus einem bronzezeitlichen Hügelgrab" 2 Ohrringe. Berlstedt (144). Grabhügel mit älterer· Steinkiste, H. 3,5 m, Durchmesser 17m. Darüber in 3 Schichten mindestens 18 Ske]ette, z. T. unter Brettern, mit wenigen Beigaben. Bliederstedt (139), Hög oder Hök. Jungsteinzeitlicher Grabhügel mit Skeletten und eiserner Lanzenspitze, Spatha, Sax u. a. (?) Borne (15), der Lange Hoch. Künstlicher (?) Hügel ntit offenbar abgeplattetem Gipfel. 150 cm unter diesem 1 Kinderskelett mit Beigaben. Skelettreste westlich des Hügels. Von älteren Bestattungen nichts bekannt. Geusa-Atzendorf (55), ArthügeL Grabhügel mit jungsteinzeitlichen und jüngeren Funden. Körpernachbestattung(en), 1 eisernes Messer. Issersheilingen (126), Hök. Grabhügel mit Nachbestattungen mehrerer Perioden, H. etwa 3m, oberer Durchmesser 10,5-12,5 n1. 14 (?)Skelette, davon 1 mit Beigaben. Kalbsrieth (33), Derfflinger Hügel. H. etwa 4 m, L. über 30m. Bestattungen seit der jüngeren Steinzeit. Oberste Schicht mit über 90 Körpergräbern, z. T. in Baumsärgen. Verschwindend wenig Beigaben. Kleinromstedt (101). Jungsteinzeitlicher Grabhügel von "35 Fuß" Höhe. Zahlreiche Körpernachbestattungen mit und ohne Beigaben. Leubingen ( 132). Frühbronzezeitlicher Grabhügel. H. 8,5 m, D. 34m. Zahlreiche ("etwa 70") Körpernachbestattungen in mehreren Schichten mit und ohne Holz-, auch Steinschutz. Pferdeknochen, verhältnismäßig zahlreiche Beigaben. Der Hügelfuß anscheinend mit Gräbern nicht mehr belegt. Leuna-Rössen (57). Jungsteinzeitlicher Grabhügel. H. bis 2,90 m, L. etwa 25m, Br. etwa 17m. Nur ein schmaler Sektor ausgegraben. 2 Skelette ohne Beigaben, das eine mit Holzresten. Unmittelbar neben dem Hügel mehrere Körpergräber, in dem einen 1 Messer. Mellin (8). "Steinkammergrab". H. 1,60 m. Unter der Hügeloberfläche 7 Skelette, 3 (auf Steinpflaster) östlich, 4 westlich des Hauptgrabes. An einem Skelett ein geflochtener bronzener Halsring. Minsleben (26), K_niggel oder Kniel. Grabhügel n1it jungstein- und eisenzeitlichen Funden. H. 10-12 Fuß, D. 54-56 Fuß. 46 Körpergräber, einige der Mitte zu, die-meisten am Rande. Wenige Beigaben, 1 PferdeschädeL Nautschütz (168). Mehrere jungsteinzeitliche Grabhügel, in der oberen Schicht des Hügels IX Körpernachbestattungen mit Beigaben. Ostenlienburg (51), Nagelscher Mühlberg. Bronzezeitlicher ·Grabhügel. Einige Körpergräber, Sargreste, wenige Beigaben. Quedlinburg, Bockshornschanze (72). Grabhügel wohl jungsteinzeitlicher Entstehung. 25 nachbestattete Körpergräber, besonders am südlichen Rande. West- und östlich anschließend zahlreiche weitere Bestattungen mit und ohne Beigaben. Der Hügel ist in ein größeres Flachgräberfeld einbezogen. Seitsehen (235), Seitscheuer Hay. Bronzezeitliches Hügelgräberfeld. In einem der Hügel Sk'reste und 1 Gefäß. (?) Teutschenthal - Untert.eutschenthal (85), Schafberg. Grabhügel (1). Angeblich Steinkisten und Nachbestattungen. 2 Fingerringe. Wernburg (209), Fuchshügel (I). LaUmezeitlicher Grabhügel. H. 4,60 m, Umfang 56 m. In der Hügelmitte unter einem großen Stein 1 Körpergrab mit Schw~rt. WeitereNachbestattungen? Wilsdorf, Wachhügel (198). Jungsteinzeitlicher Grabhügel mit Körpernachbestattungen, dabei 1 eiserne Lanzenspitze. Zimmritz (199). Grabhügel mit "Steinkiste". Mehrere Körpernachbestattungen, Messerreste. 44 )

Unberücksichtigt muß ein in der älteren Literatur erwähntes "Hügelgrab bei Tannroda" (156) bleiben, da Fundort wie -umstände sehr zweifelhaft sind. Vgl. auch Anhang AI, 11, 18 aufS. 170f.

II. Bestattungsformen

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Über die Anlage einer dieser Begräbnisstätten sind wir durch A. Möllers im Jahre 1901 durchgeführte Ausgrabung des Derfflinger Hügels bei Kalbsrieth an der Unstrut (33) gut unterrichtet 45 ). Der Hügel, der auf einer natürlichen Felserhebung aufgeschüttet war und heute nicht mehr vollständig erhalten ist, mag bei etwa 4 m Höhe über 30m Westostausdehnung gehabt haben. Der Scheitelpunkt war etwas nach Westen verschoben, der Osthang geht sanft in die anschließende Ebene über. Er bestand eigentlich aus zwei seitlich nebeneinander und z. T. übereinander aufgebauten Hügeln, die in verschiedenen Kulturperioden errichtet waren, deren sieben nachgewiesen sind, als vorletztes ein bis in den gewachsenen Boden hinabreichendes Schachtgrab eines fränkischen Kriegers auf der Westseite. Über den ganzen Hügel verstreut bis in das östliche Vorgelände hinein fanden sich mindestens 91 Körpergräber, am zahlreichsten auf der Hügelmitte - hier in mehreren Schichten übereinander- und auf je einem Streifen auf der Ost- und Westhälfte (hier auch das Schachtgrab überdeckend). Von der Mitte nach dem Südhang zu und nach Osten mit dem Abflachen des Hügels nahm die Dichte der Belegung ab. Hier war eine Lagerung in Reihen am deutlichsten zu erkennen. Die Gräber müssen im Bogen, der Peripherie des Hügels folgend, angelegt worden sein. Ihre Normaltiefe betrug 70 cm, der Seitenabstand durchschnittlich 150 cm. Nach dem Zentrum zu war man tiefer hinab gegangen. Die Richtung der Skelette war fast regelmäßig westöstlich. Nur zwei Gräber lagen SW -NO, eines SO-NW. Die Toten ruhten ausgestreckt auf dem Rücken, die Arme, bis auf wenige Ausnahmen, an den Seiten angelegt. Dreimal konnte mit Sicherheit die Mitbestattung eines Kindes festgestellt werden, auch Doppelbegräbnis von Mann und Frau fehlte nicht. Die Toten waren - nach Möller - überwiegend in Baumsärgen beigesetzt, Teilsteinsetzung aus größeren und kleineren Stein· platten am Kopf- und Fußende fand sich fünfmaL Beigaben fehlten so gut wie ganz (ein paar Messer- und Schnallenbruchstücke aus Eisen). Bemerkenswert ist, daß Veränderungen an der Gestalt des Hügels während der letzten Belegungsperiode von Möller mit starker Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden konnten. Als der Hügel, so vermutet Möller, in seinen _steileren Stellen genügend in Anspruch genommen war, machte sich eine Verlängeru:o.g des Friedhofes über den Ostabhang hinaus erforderlich, zu deren Bedeckung sowohl vom alten Hügel als auch aus weiterer Entfernung Erde herbeigeschafft wurde. Es handelt sich hier also um Nachbestattungen in oder auf meist ungewöhnlich großen Grabhügeln älterer Perioden. Grabbau, Anordnung und Beigaben entsprechen, auch zeitlich, den "in der Ebene" angelegten Friedhöfen. Im Grunde sind diese Nachbestatt~ngen Flachgräber, die man auf Hügel gelegt hat, also keine echten Hügelgräber 46 ), wo die Toten in der Regel unter dem natürlichen Niveau liegen. Nicht die Vorstellung, den Toten unter einen1 Hügel zu bergen, war maßgebend, sondern der Gedanke, ihn erhöht zu bestatten, wie er auch in der Platzwahl der meisten anderen Friedhöfe zum Ausdruck kommt. Denn alle diese Hügel bilden hervorragende Erhebungen in einer weithin flachen Umgebung. Nachbestattungen sind, besonders in Nordeuropa, nichts Eigentümliches und finden sich in allen Zeiten, wofür allein schon der Derfflinger Hügel ein geradezu klassisches Beispiel ist. Was an einer Anzahl der oben beschriebenen Beisetzungen auffällt, ist die Zusammendrängung eines Gräberfeldes auf einem Hügel. Dadurch unterscheiden diese sich auch von Hügelnachbestattungen der merowingischen _Zeit47 ), die nur einzelne oder wenige Tote nachzubestatten pflegte. Die Sitte dieser massenhaften Belegung von Hügeln scheint sich auf ein Gebiet zu beschränken, das n1an mit dem alten Thüringen und Ostfalen umschreiben kann 48 ). 45 ) Möller 1912. 46) Vgl. Götze-1904, 15. 47 ) Vgl. Lindenschmit 1889, 85; Veeck 1931, 13f.; Schindler 1952, 132ft'. (Hamburg-Schnelsen, 8. Jh.}; Bodenaltertümer Westfalens VII, 1950, 13f. (Hülsten, Kr. Borken); Schnellenkamp 1932, 59ff. (Wallerstädten, HessenStarkenburg); Dannheimer 1962, 115. 48 In der Nachbarschaft der Altmark istnoch KleinPretzier, Kr. thzen, zu nennen (Schwantes 1909, 396ff.). Vgl. ferner v. Brunn 1938, 192ft'.

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Bestattungen unter H 1lgeln

Sie sind bisher nur ein einziges Mal, und zwar in Rohrborn (134) beobachtet worden. Von mehreren sehr flachen Hügeln wurden zwei untersucht. Sie waren über Körperbestattungen aufgeschüttet, die unter der normalen Erdoberfläche lagen. Hügel I, mit 14m Durchmesser und 80 cm Höhe, barg ein beigabeloses Skelett in Steinkiste mit anschließender Pferdebestattung, Hügel II (Taf. 94, 2), mit 11m Durchmesser und 70 cm Höhe, einen Toten in Reiterausstattung mit Pferd sowie zwei weitere Bestattungen mit Pferd. Dazwischen und darüber breitete sich eine Schicht von Nachbestattungen mit und ohne Beigaben 49 ). Unsicher ist der Befund in Vitzke (13). Einzelgräber



Obwohl verschiedentlich einzelne Gräber zutage gekommen sind, darf daraus nicht ohne weiteres auf gewollte Einzelbestattungen geschlossen werden. Dies nur dann, falls am betreffenden Orte weitere Gräber nachweislich nicht vorhanden waren oder besondere Umstände, auch lokaler Art, dafür sprechen 5°). So kann das bei Dornburg (187) gefundene Skelett als Einzelgrab angesehen werden, wofür außer den Fundumständen (irreguläre Lage) die für einen, wenn auch nur kleinen, Friedhof denkbar ungünstige Lage der Fundstelle an einem sehr stark geneigten Abhange spricht. Auch die im Wernburger Fuchshügel (209) und in Kühnhausen (118) gefundenen Schwertgräber könnten Einzelbeisetzungen sein. Lage der Friedhöfe

Bei der Wahl des P1atzes wurde im allgemeinen ein Gelände bevorzugt, das die Umgebung überragte. Meist standen nur niedrige Erhebungen oder ansteigendes Gelände zur Verfügung. In günstigen Fällen boten sich markante natürliche Hügel an (Kühnhausen, Schwellenburg (118), Kalbsrieth, Derfflinger Hügel (33), und Quedlinburg, Bockshornschanze (72), letztere beide durch ältere Grabhügel gekrönt). Auch die N3tchbestattungen auf Grabhügeln gehören hierher. Andererseits gibt es ·auch sehr flach liegende Friedhöfe, z. B. in der Elsteraue GeraTinz ( 171), oder, von der heutigen Ortslage aus gesehen, einige am Ortsrande gelegene wie Pfuhlsborn (103) oder Stobra (105). Mindestens 36 Friedhöfe sind auf der Stelle älterer Bestattung~n angelegt worden. Außer den bereits aufgezählten Hügelnachbestattungen sind es folgende: Altlommatzsch (241), Bodelwitz (202), Cörmigk (37), Dreitzsch (203), Farsleben (30), Goldbach (121.), Großneuhausen {131), Hohenhenningen (7), Illeben (125), Jena-Burgau (182), Lützen (92), Panitzsch (229), Prischwitz (237), Quedlinburg, Schmöckeberg (73), Rauschwitz (169), Röbschütz (213), Solkwitz (208) und Zöllnitz (20). 6 von diesen enthalten u. a. auch merowingerzeitliche Funde, nämlich Farsleben (30), Goldbach {121), Jena-Burgau {182), Kalbsrieth (33), Lützen (92) und Wilsdorf, Wachhügel (198). Weiterbelegung bis in das 8. Jahrhundert ist nur in Ammern und Mühlhausen 51 ) festgestellt, während für die übrigen ein zeitlicher Zusammenhang nicht nachweisbar ist. Die meisten Friedhöfe liegen in geringer Entfernung von den heutigen Ortschaften, zu deren Gemarkung sie gehören. Oft findet man sie am Ortsrande, ja in den Gärten der Dorfgehöfte. Nahe bei, z. T. unmittelbar neben einer Kirche wurden Bestattungen in CrölpaLöbschütz (60), Dehlitz-Treben (88), Heiligenkreuz (61)~ Hundisburg-Nordhusen (5), Kleinschwabhausen (148) und Schwaneheck (4) festgestellt. So grenzen die Gräber von Heiligenkreuz (61) an die die Kirche umgebende Kirchhofsmauer, in Kleinschwabhausen 49

Eine Parallele dazu im spätsächsischen Friedhof von Buchholz-Vaensen (Wegewitz VgL dazu Veeck 1931, 116. 51) Schmidt 1961, 46. )

50 )

1960~

45ft'.).

Il. Bestattungsformen

27

(148) zieht das Gräberfeld sich bis an den Fuß der kleinen Erhebung heran, auf der die Kirche steht. Friedhöfe wie Dankmarshausen (112), Kalbsrieth (33) oder Quedlinburg, Bockshornschanze (72), de~en Entfernung bis zur nächsten heute bestehenden Siedlung das durch-

schnittliche Maß übersteigt, könnten zu einer eingegangenen Ortschaft gehört haben, wenn diese auch noch nicht festgestellt sein sollte. So liegen z. B. die Gräber in der Feldmark Steuden (84), etwa 1300 m vom Orte entfernt, an der Stelle der Wüstung Melmesdorf, die von Berka (111), 2000 m entfernt, sind zur Wüstung Sulzrieden zu rechnen. In einigen Ortsfluren - von den durch neuere Eingemeindungen entstandenen (z. B. Erfurt oder Gera) abgesehen - sind zwei, auch drei Friedhöfe vorhanden, deren räumlicher Abstand von einander einen Zusammenhang ausschließt. Leider muß die Dürftigkeit der Beifunde die Frage meist offen lassen, ob es sich hier um ein zeitliches Neben- oder Nacheinander handelt. Bei Gleichzeitigkeit ist wohl auf die Existenz mehrerer Siedlungen zu schließen, wie das für Bodelwitz (202) zutrifft. Der }.,riedhof "Anger" (201) liegt in der Nähe der noch bestehenden Ortschaft, der zweite in einer Kiesgrube 2 km nördlich des Ortes, etwa 500 m von der Wüstung Thiemsdorf entfernt. In Garnburg (185), Gera-Tinz (177), Quedlinburg (72) 52 ) und "',.ilsdorf (198) sind die entsprechenden Beziehungen ungeklärt. Bemerkenswert ist die Dichte der Fundstellen in den Fluren von Groß- (97, 98, 99) und Kleinromstedt (100, 101), wo auf rd. 3 qkm 5 vorhanden sind, und zwar je 2 an beiden Orten in 250-350 m Entfernung von der Kirche entfernt, beideMalein entgegengesetzter Richtung, und eine im Bereich einer (den Scherbenfunden nach zu vermutenden) Wüstung "Am Löbsenbrunnen", knapp 1500 m von beiden Orten entfernt.

B. Brandgräber Die Anzahl der Brandgräber ist verschwindend gering 53 ). Es handelt sich um folgende Vorkommen: Bolbritz, Ortst. Bloaschütz (231). Am Westfuß des Hügels 28, in dem diesen umgabenden Graben, 40 cm unter der. heutigen Grabensohle zwischen einer regellosen Steinanhäufung Stücke von Leichenbrand und verstreute Scherben, die zu einem einzigen Gefäß zu gehören scheinen. Dessau, Ortst. Großkühnau (41). Ein Gefäß mit Leichenbrand, ziemlich flach in "Branderde" (Taf. 6 D). Jauernick-Buschbach (240). Gräberfeld mit 9 Hügeln aus Granitblöcken und Schotter, deren einer Leichenbrand und zwei Scherben, ein anderer regellos zerstreute Brandknochen, eine Scherbe, Feuersteinsplitter und Tierknochen enthielt. Köthen, Ortst. Geuz (50). 2 Gefäße (Taf. 103, 5, 6) mit Leichenbrand, flach unterder heutigen Oberfläche. An derselben Fundstelle in unbekanntem Abstand Körpergräber, deren eines mit einer Münze des 10 (1) Jahrhunderts, in der "Nähe" der Brandurnen ein Kinderskelett. Paußnitz (246). Flachgrab mit Steinpackung und Deckplatte, enthaltend ein Gefäß mit Resten verbrannter Knochen von Mensch und Tier. Utenbach, Ortst. Cauerwitz (67). Ein frei im anstehenden Löß gelagertes Gefäß (Taf. 14 A 1), das Leichenbrand eines Kindes und ein kleines 'Tongefäß (Taf. 14 A 2) enthielt. Es sind hier zwei ganz verschiedene Arten der Beisetzung von Leichenbrand zu unterscheiden, 1. in einem Gefäß, flach unter der Oberfläche, 2. verstreut zusammen mit Scherben in oder unter einem HügeL Die Flachgräber in Dessau-Großkühnau (41), Köthen-Geuz (50) und Paußnitz (246) enthalten mittelslawische Gefäße, das Grab von Utenbach-Cauerwitz (67) einen frühdeutschen 'Topf fränkischer Art und ein kleines Beigefäß ungewöhnlicher Form. 52) 63)

Vgl. Grimm 1953, 322. ohne Dresden-Omsewitz.

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HEINRICH REMPEL

Diese Bestattungen sind ein Nachklang der Brandurnengräber des 7. Jahrhunderts mit Gefäßen des sogen. Prager Typs 54 ), in deren Verbreitungsgebiet sie, mit Ausnahme von Cauerwitz, auch liegen, ohne an einer dieser Fundstellen Platznachfolger zu sein. Die Hügelgräber von Bloaschütz (231) und Jauernick (240) dagegen enthalten verstreute Scherben und Leichenbrand. Aus den Bloaschützer Keramikresten wurde eine mittelslawische Schale rekonstruiert, während die Scherben von Jauernick nicht näher zu bestimmen sind. Diese Hügelgräber haben Parallelen im slawischen Fundgebiet weiter nördlich, östlich und südlich 55 ). Beide Fundstellen liegen in der Oberlausitz 56 ).

C. Bemerkungen zur Beigabensitte Soweit die Toten noch in ihrer Tracht bestattet wurden, hatten sie meist Messer zur Seite. Frauen nahnien ihren Schmuck, meist Hinge oder Perlen, mit in das Grab. Gelegentliche Funde von Tierknochen oder Eiern lassen an Speisebeigaben denken.

Beigabengräber in Prozent der aesamfzahl der 6räb~r

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90

Abb. 3. Beigabengräber in Prozent der Gesamtzahl der Gräber

Mitgabe von Waffen ist sehr selten und beschränkt sich im wesentlichen auf ein paar frühkarolingische Gräber des Westsaalischen Gebietes. Zwei slawische Begräbnisplätze im weiteren ostsaalischen,, bzw. ostelbischen Land lieferten je eine eiserne Axt. In slawischen Gräbern trifft man hier und da Gefäße, in den deutschen kommen sie kaum noch vor. Die Ausstattung der Gräber ist im allgemeinen einfach, in den einzelnen Friedhöfen besteht ein gewisses Durchschnittsniveau. Das Verhältnis von beigabelosen zu beigabeführenden Gräbern ist in einzelnen Friedhöfen und Landschaften sehr verschieden. Allgemein überwiegen Gräber ohne Beigaben (Abb. 3). 64

55 56

)

) )

Vgl. Voigt 1959, 157ff.; Schmidt 1961, 79ff., 113f. Götze 1929; Marschalleck 1956, 168ff.; Turek 1958, 49f; Kostrzewski 1960; Preidel1964, 19ff. Ferner Lichtenberg, vgl. Nbl. 1931, 61 (0. F. Gandert).

111. Fundgegenstände

1. Schwerter a) Das zweischneidige Schwert (Spatha)

Fundorte: Ausleben, Ortst. Ottleben (!l), Bliederstedt (139. Taf. 44 A 1), Dingelstädt (159. Taf. 96, 2), Großenehrich (140. ~af. 45 D 3), Großneuhausen (131), Kühnhausen (118. Taf. 42 B), Ottmannshausen (152. Taf. 42 D 1; 96, 1), Quedlinburg (72. Taf. 16 A 6), Schwaneheck (4), Vogelsberg (136), Waudersieben (123. Taf. 42 C 3), Wernburg (209. Taf. 45 B) 1 ). Bis auf das Wemburger Stück handelt es sich um Langschwerter von rd. 90 cm Länge und 4,5 bis 6 cm Breite. Das Bliederstedter Exemplar mißt knapp 100 cm. Allen Schwertern ist eine mehr oder weniger dicke Parierstauge gemein, die sich von den dünnen Stichblättern des 6. und 7. Jahrhunderts deutlich unterscheidet. Die Herausbildung mehrerer zusammengeschmiedeter Griffplatten zur Parierstauge hat nach K. Böhner 2 ) um 700 begonnen. Damit ist für unsere Langschwerter ein terminus post gegeben. Das älteste Schwert ist das von Waudersieben (123). Es hat eine gerade Knaufstange und gehört nach dem Grabzusammenhang (zuckerhutförmiger Schildbuckel) der Zeit um oder nach 700 an. Die Mehrzahl der Schwerter trägt eine dachförmige Knaufkappe, die auf der Knaufplatte befestigt ist. Allerdings ist die Zweiteilung des oberen Griffabschlusses nur da zu erkennen, wo die Rostbildung nicht zu stark ist. Reste von Nietstiften deuten auf die Mehrteiligkeit sowohl der Knaufpartie wie auch der Parierstauge hin (Bliederstedt (139), Ottmannshausen (152), Quedlinburg (72)). Am Schwert von Ottmannshausen ist der ovale untere und obere Abdruck des die Angel umkleidenden Holzgriffes an der Rostbildung noch er1)

Das Bodelwitzer (202) "Schwertgrab" bleibt außer Betracht, weil Näheres nicht mehr zu ermitteln war. 2) Böhner 1958, I, 129.

Abb.4 Verbreitung der Schwertgräber

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HEINRICH REl\IPEL

kennbar. Danach war der Griff, mit der Basis auf der Stange, kegelförmig. Die Klinge ist damasziert 3 ). Die wenigen geschlossenen Funde unseres Gebietes tragen zur Datierung der Schwerter . mit Dachknauf nichts bei. In West- und Süddeutschland sind gut datierte Parallelen aus dieser Zeit nur noch selten zu erwarten 4 ). Darum bedient man sich zur zeitlichen Einordnung im allgemeinen der von J. Petersen 5 ) für Skandinavien aufgestellten Typenreihen, die den Vorzug haben, aus datierbaren Zusamn1enhängen zu stammen. Da die Abhängigkeit des nordischen Materials vom westmitteleuropäischen in vielen Fällen nachgewiesen ist 6 ), sind Vergleiche mit jenem, also über größere Entfernungen hinweg, nicht so abvi'egig, wie das erscheinen mag. Für die zeitliche Fixierung ist hauptsächlich das Gefäß maßgebend, insbesondere der Knauf, dessen dachförmige Ausprägung in der Karolingerzeit ihren Höhepunkt erreicht. Petersens Typ B 7 ) entspricht am besten das Schwert mit dicker Parierstange aus Großenehrich (140), dem man das Stück aus Dingelstädt (159) (ergänzt) sowie eines unbekannter Herkunft (im Museum Halberstadt, Taf. 2 B 1) ohne Bedenken zuordnen kann. Statt der üblichen, in der Aufsicht 'spitzovalen Parierstange trägt das Ottmannshäuser Exemplar eine solche mit abgerundeten Enden. Auch das Schwert von der Bockshornschanze bei Quedlinburg (72) dürftetrotz flacher Parierstange hier einzureihen sein. Petersen rechnet seinen TypB zu den Erscheinungen, die zu den eigentlichen Wikingerschwertern überleiten, und stellt ihn in die Zeit um 800 und etwas früher. Nach H. Jankuhn und H. Arbm~n dürfte seine Heimat in Westdeutschland zu suchen sein 8 ). Auch die nicht mehr vorhandenen Spathen aus Großneuhausen (131) und Schwaneheck (4), vielleicht auch die aus Ottleben (9), gehören der Beschreibung nach zu diesem Typ. Das Schwert aus Bliederstedt ( 139) muß, wie die Nietstifte in der Knaufplatte zeigen, ehemals gleichfalls eine Bekrönung getragen haben. Es dürfte am ehesten E_. Behmers Typ IX 9 ), der bis in das 8. Jahrhundert hinauf reicht, entsprechen. Das Kühnhauser (118) Langschwert weist sich durch seine dicke Parierstange als nachmerowingisch aus. Da das Knaufende fehlt, ist eine genaue Zeitbestimmung nicht mehr zu treffen. Die Klingen der Schwerter aus Ottmannshausen (152) und Quedlinburg (72) haben Blutrinnen. Für die Datierung ist das unerheblich 10 ). Einigen Schwertern haften Holz-, auch Lederreste als Überbleibsel der Scheide oder des Griffes an. Sehr unsicher sind die Umstände, unter denen das Schwert aus dem Fuchshügel zu Wemburg (209) gefunden wurde. Seine Länge beträgt nur 46,9 cm, so daß anzunehmen ist, daß das Stück zerbrochen war und nachgeschliffen wurde. Anders sind die auffallenden Maßverhältnisse- die Klingenbreite entspricht der der gewöhnlichen Exemplare gleichen Typsnicht zu erklären. Der Knauf ist nierenförmig ausgebildet, die Parierstange leicht nach unten gebogen. Die Griffbildung entspricht im Prinzip der des Typs Y (nach Petersen n ), der im Norden seit der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts bekannt ist. Auf Parallelfunde aus Deutschland, die sich einer Datierung leider alle entziehen, hat H. Arbman aufmerksam gemacht1 2 ). Diese Knaufform hält sich bis in das Hochmittelalter 13). 3

Untersuchung des M. Weimar, vgl. Timpel1963, 262f. Stampfuß 1940, Taf. 61, 3; ders. 1939, S. 31ff. 6 ) J. Petersen 1919, 54ff. 6 ) Jankuhn 1942, 103; ders. 1937, 64; Arbman 1937, 215ff. 7 ) 1919, 61ff. 8 ) s. Anm. 6. · 9 ) Behmer 1939, 190ff. 1o) Vgl. Schmidt 1961, 147. 11 ) 1919, 167. 12 ) Arbman 1937, 229, Anm. 3. 13 ) Brackmann-Unverzagt 1936, 93, Abb. 20, 1; Schuchhardt 1936, Ta.f. 80, Fig. 331. 4

)

)

III. Fundgegenstände

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b) Das einschneidige Schwert (Sax)

Fundorte: Ausleben, Ortst. Ottleben (9), Bliederstedt (139. Taf. 44 A 5), Dingelstädt (159. Taf. 96, 2), Ditfurt (71), Großenehrich (140. Taf. 45 D 4), Kleinwanzleben (24), Rastenberg (133. Taf. 42a), Römhild (255. Taf. 45 C), Schwaneheck (4). Die einschneidjgen Hiebschwerter haben einen leicht gekrümmten Rücken und eine im Verhältnis zu den Spathen schmale Spitze. Das mittelständige Griffende setzt sich in sanftem Knick von der Klinge ab. Den Rücken des Rastenherger Saxes begleiten auf beiden Seiten je eine flache und eine tiefe Rille 14). Mit 84 cm Länge, wovon 18 cm auf die Griffangel kommen, · ist er das längste der wenige~ noch meßbaren Exemplare. Das Dingelstädter Stück (ergänzt) mißt 60 cm (Griff 9 cm), eines unbekannten Fundortes 16 ) 62 cm (10 cm). Die Klingenbreite liegt zwischen 4 und 5 cm. Die Schwerter gehören, soweit noch fe~:~tstellbar, zur Gruppe der Langsaxe, die von K. Böhner 16 ) dem Ende der Reihengräberzeit (Stufe V, 8. Jahrhundert), von B. Schmidt 17 ) dem 7. und 8. Jahrhundert zugeteilt wird. Nach Ausweis mitgefundener schwerer Spathen ist das Vorkommen einschneidiger Schwerter in Mitteldeutschland mindestens bis zur Wende des 8. zum 9. Jahrhundert gesichert, nämlich für Schwaneheck (4) und wohl auch Ottleben (9) durch geschlossene Funde, für Dingelstädt (159) durch Friedhofszusammenhang. Die Einzelgräber in Rastenberg (133) und Römhild (255) können ebenso gut dem 7. wie dem 8. Jahrhundert angehören 18 ). Nur aus Ottmannshausen (1.52) ist die Lage des Schwertes im Grabe bekannt. Es war dem Toten in den linken Arm gegeben, mit dem Knauf auf der Brust und der Spitze in Höhe der Hand.

c) Ortband

An Beschlagteilen der Schwertscheide ist nur ein bronzenes Ortband (Taf. 45 A 2) erhalten. Es stammt zusammen mit einer Lanzenspitze aus dem Reitergrab zu Westerengel (142). Es hat nicht mehr die U-Form des 6. und 7. Jahrhunderts 19 ), sondern leicht divergierende Flanken. Die Wangen sind von je zwei ovalen Fenstern durchbrochen, das untere Ende spitzt sich etwas zu. Wenn auch das Stück nicht mehr vollständig erhalten zu sein scheint, kann man es doch wohl am ehesten mit formverwandten Ortbändern der Wikingerzeit in Verbindung bringen 20).

2. Lanzenspitzen FUJ;J.dorte: Barleben (28), Bliederstedt (139), Erfurt-Daberstedt (114), Halberstadt (3), Heilsberg (214), Ottmannshausen (152), Quedlinburg, Bockshornschanze (72), Tannroda (156) (1), Waudersieben (123), Westerengel (142), Wilsdorf, Wachhügel (198). Aus der Betrachtung müssen die Exemplare aus Halberstadt (3) und Quedlinburg (72) ausscheiden, weil sie nicht mehr vorhanden sind und ausreichende Beschreibungen f~hlen. Die übrigen sind so voneinander verschieden, 4aß sie nicht zu Gruppen zusammengeiaßt werden können. Sie sollen darum nach dem Grade ihrer Datierbarkeit, die sich aus den BeiU) So schon auf der ä1teren Saxform, vgl. Böhner 1958. II, Taf. 25-27; Wegewitz 1960, Abb. 28, 1. 15)

16) 17 ) 18 ) 19

) 20 }

Taf. 2 B2. Böhner 1958, I, 144f. Schm.idt 1961, 150. desgl. ein Sax aus Neustadt a. d. Orla, vgl. Rempel1961, Abb. 8, 8. Vgl. Lindenachmit 1889, 234f.; Veeck 1931, 78, 80. Jankuhn 1938, Abb. 103; Paulsen 1933, 224; Rygh 1885, Abb. 516.

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funden ergibt, vorgeführt werden. Die verschiedenen Formen der Spitzen sind langlebig und lassen sich mindestens bis in das 7. Jahrhundert zurück verfolgen 21 ). 1. Waudersieben (123). 33,4 cm lang, schmales Blatt mit rhombischem Querschnitt, 2,8 cm breit, facettierte Tülle. Geschlossener Fund mit. Spatha und zuckerhutförmigem Schildbuckel, um oder kurz nach 700 (Taf. 42 C 2). 2. Bliederstedt (139). Stangenlanzenspitze mit kurzer Schlitztülle, durch Friedhofszusammenhang mit Spatha und Sacknadel datiert, 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts (Taf. 44 A 2). 3. Barleben (28). 12 cm lang, schlankes Blatt mit fast quadratischem Querschnitt, 1,5 cm breit, Schlitztülle (?). Als Speereisen anzusprechen. Geschlossener Fund mit volutenverziertem Sporenpaar,·1. Hälfte des 8. Jahrhunderts (Taf. 3 A 5). 4. Ottmannshausen ( 152). 33,5 cm lang, weidenblattförmig mit schlanker Spitze und starkem Mittelgrat, 3,2 cm breit, facettierte Tülle mit 2 hohen halbkugeligen eisernen Nietköpfen. Geschlossener Fund mit Spatha aus der Mitte des 8. Jahrhunderts. Nur vor diesem Stück ist die genaue Lage (am rechten Fuß, Spitze auf den Zehen) bekannt (Taf. 42 D 2). 5. Westerengel (142). 16 cm lang, stangenförmiges Blatt mit quadratischem Querschnitt, 1 cm breit, Tülle mit 2 gegenständigen Schaftlappen. Gesamtlänge 18,5 cm. Fund mit bronzenem Schwertortband aus einem Grabe mit Mann und Pferd, später als 700 (Taf. 45 A 1). 6. Erfurt-Daberstedt (114). 48 cm lang, weidenblattförmig mit schlanker Spitze und flachrhombischem Querschnitt, 5,5 cm breit, relativ kurze enge Tülle. Aus Friedhof des 8./9. Jahrhunderts, Grabzusammenhang nicht bekannt (Taf. 33 A 6). 7. Wilsdorf, Wachhügel (198). 24 cm lang, schmales flaches Blatt, 3,6 cm breit. Obere Schicht von Hügelnachbestattungen, über solchen der späten Völkerwanderungszeit, Grabzusammenhang nicht bekannt (Taf. 42 E). 8. Heilsberg (214). 18 cm lang, schmales Blatt mit rhombischem Querschnitt, 2,2 cm breit, Tülle am Ansatz zweier gegenständiger Schaftlappen (Beschlag!eisten) im .Querschp.itt abgerundet rechteckig. Gesamtlänge 23,9 cm. Nicht sicher, ob zu den Heilsherger Grabfunden der nachmerowingischen Zeit (Schmalsicheln!) gehörig (Taf. 78 B 1). 9. ( ?) Tannroda (lfundort nicht si