Rüeggisberg - ehemaliges Cluniazenserpriorat: Untersuchungen zur Baugeschichte und zum Skulpturenschmuck 3952560812, 9783952560815

Mit Beiträgen von Armand Baeriswyl, Jürg Goll, Sybille Woodford, Christine Bläuer und Bénédicte Rousset. Das Priorat Rü

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German Pages 312 [314] Year 2022

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Table of contents :
1. Einleitung 8
2. Historische Überlieferungen 20
3. Bautechnische Aspekte 28
4. Nordarm des Querschiffes 32
5. Die Vierung 54
6. Südarm des Querschiffes 57
7. Die Apsisräume 60
8. Langhaus und Vorhalle 62
9. Tektonische Gliederung der Kirche 69
10. Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus 78
11. Ziegeleikeramik am Bau 94
12. Funktionen der einzelnen Raumteile 99
13. Sekundäre Baumassnahmen an der Klosterkirche 101
14. Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung 104
15. Die Konventsbauten 116
16. Bauskulptur 129
Zusammenfassung / Résumé / Summary 181
Literatur 191
Kataloge und Tafeln 197
Abbildungsnachweis 311
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Rüeggisberg - ehemaliges Cluniazenserpriorat: Untersuchungen zur Baugeschichte und zum Skulpturenschmuck
 3952560812, 9783952560815

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Archäologie Archéologie

Georges Descœudres und Guido Faccani mit Beiträgen von Armand Baeriswyl, Jürg Goll, Sybille Woodford, Christine Bläuer und Bénédicte Rousset

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat Untersuchungen zur Baugeschichte und zum Skulpturenschmuck

Hefte zur Archäologie im Kanton Bern 11    Cahiers d’archéologie du canton de Berne 11

1 Einleitung

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat Untersuchungen zur Baugeschichte und zum Skulpturenschmuck

Hefte zur Archäologie im Kanton Bern 11    Cahiers d’archéologie du canton de Berne 11

1

Titelbild Ausschnitt der Nordfassade des Nordquerhauses der Klosterruine Rüeggisberg.

Impressum Herausgeber Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern Archäologischer Dienst, Postfach, 3001 Bern, www.be.ch/archaeologie Lektorat Brigitte Andres, Adriano Boschetti, ADB Redaktion Andrea Weibel, Bern Korrektorat Christine Felber, ADB Übersetzungen Christophe Gerber, ADB (französisch) Sandy Hämmerle, Tramore, Co. Waterford (Ireland) (englisch) Layout Eliane Schranz, ADB Digitaldruck Edubook AG, Merenschwand Verlag, Bestelladresse Archäologischer Dienst des Kantons Bern, [email protected], 031 633 98 00 © Archäologischer Dienst des Kantons Bern 2022 Der Nachdruck des Werks oder von grösseren Teilen daraus ist nur mit Bewilligung des Herausgebers gestattet. Bern 2022 ISBN 978-3-9525608-1-5

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat Untersuchungen zur Baugeschichte und zum Skulpturenschmuck Georges Descœudres und Guido Faccani mit Beiträgen von Armand Baeriswyl, Jürg Goll, Sybille Woodford, Christine Bläuer und Bénédicte Rousset

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Inhalt

Vorwort

 8

1 Einleitung (Georges Descœudres) 

 10

1.1 Situierung des Klosters 

 10

1.2 Baugeschichtliche und bodenarchäologische Untersuchungen 

 12

1.3 Forschungsgeschichte der Prioratskirche Rüeggisberg 

 13

2 Historische Überlieferungen (Georges Descœudres) 

 20

2.1 Cluny und die Cluniacensis ecclesia 

 20

2.2 Gründung des Priorates Rüeggisberg 

 22

2.3 Zur späteren Geschichte des Klosters

 26

3 Bautechnische Aspekte (Georges Descœudres) 

 28

3.1 Baumaterial 

 28



 29

3.1.1 Mauermörtel 

3.1.2 Pietra rasa 

 29

3.2 Steinbearbeitung 

 30

3.3 Bogen- und Gewölbekonstruktionen 

 31

4 Nordarm des Querschiffes (Georges Descœudres) 

 32

4.1 Fassaden 

 32



4.1.1 Nordfassade 

 32



4.1.2 Ostfassade 

 38



4.1.3 Westfassade 

 41

4.2 Innenraum 

 44



4.2.1 Westwand 

 45



4.2.2 Nordwand 

 48



4.2.3 Ostwand 

 51

5 Die Vierung (Georges Descœudres) 

 54

6 Südarm des Querschiffes (Georges Descœudres) 

 57

6.1 Ostwand 

 57

6.2 Südwand 

 58

6.3 Westwand 

 58

7 Die Apsisräume (Georges Descœudres) 

 60

8 Langhaus und Vorhalle (Georges Descœudres) 

 62

8.1 Die gebaute Kirche 

 62

8.2 Die geplante Kirche 

 65

8.3 Exkurs: Bestattungen 

 67

4

Inhalt

9 Tektonische Gliederung der Kirche (Georges Descœudres)

 69

9.1 Wandflächen

 69

9.2 Wandöffnungen

 71

9.3 Plastische Einzelformen

 71

9.4 Fussboden

 73

10 Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus (Sybille Woodford)

 78

10.1 Die Wandmalereien im Innern des Nordquerhauses

 78



10.1.1 Entdeckungen – erwünschtes «Nebenprodukt» einer durchgreifenden Sanierung?

 78



10.1.2 Die älteste Gestaltungsphase: Fassung I

 80



10.1.3 Erste Übermalung: Fassung II

 87



10.1.4 Jüngste Gestaltungsphase: Fassung III

 88

10.2 Fassadenfassungen

 89



10.2.1 Freilegung der ältesten Aussengestaltung

 89



10.2.2 Bauzeitliche Fassadengestaltung: ein Rekonstruktionsversuch

 90

10.3 Erhaltungszustand, Konservierung und Restaurierung der Innenraumfassungen

 91



10.3.1 Erhaltungszustand

 91



10.3.2 Konservierung und Restaurierung

 92

11 Ziegeleikeramik am Bau (Jürg Goll)

 94

11.1 Anwendung

 94

11.2 Spolien oder Eigenproduktion?

 95

11.3 Herkunft und Datierung des Spolienmaterials

 96

11.4 Frage nach der bauzeitlichen Ziegeldeckung

 96

11.5 Das romanische Fundspektrum

 97



11.5.1 Typ I: Backsteinquader

 97



11.5.2 Typ II: Backsteinquader

 97



11.5.3 Typ III: dünne Platten, vermutlich Dachziegel

 97



11.5.4 Typ IV: dicke Bodenplatten

 98



11.5.5 Typ V: giebelförmige oder parabel­förmige Firstziegel

 98



11.5.6 Ziegelschrotmörtel

 98

12 Funktionen der einzelnen Raumteile (Georges Descœudres)

 99

13 Sekundäre Baumassnahmen an der Klosterkirche (Georges Descœudres)

 101

13.1 Brand des Dachstuhls über den Apsisräumen 1 und 2

 101

13.2 Abgerutschte Mauerfront

 101

13.3 Beobachtungen am Haberhaus

 102

5

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

14 Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung (Georges Descœudres) 

 104

14.1 Baubetrieb 

 105

14.2 Ausstattung des Baus 

 106

14.3 Lage und Funktion der Eingänge 

 108

14.4 Rüeggisberg im Spannungsfeld unterschiedlicher Bautraditionen 

 109

14.5 Exkurs: War Rüeggisberg das Gesellenstück im Hinblick auf Cluny III? 

 112

14.6 Datierung 

 114

15 Die Konventsbauten (Armand Baeriswyl) 

 116

15.1 Einleitung 

 116

15.2 Baugeschichte aufgrund der Bild- und Schriftquellen 

 116



15.2.1 Der älteste Plansatz von 1748: Stiftsschaffnerei und Pfarrpfrund 

 117



15.2.2 Zwischen 1833 und 1867: die Rettungs-Anstalt 

 119



15.2.3 Der Brand von 1875 und die Neu­ordnung des Areals im späten 19. Jahrhundert 

 120



15.2.4 Veränderungen im 20. Jahrhundert 

 121

15.3 Die archäologischen und bauanalytischen Untersuchungen und deren Ergebnisse 

 122



15.3.1 Die Konventsbauten aus der Entstehungszeit des Priorates 

 123



15.3.2 Spätere Veränderungen und Umbauten 

 125

15.4 Zusammenfassung 

 128

16 Bauskulptur (Guido Faccani mit einem Beitrag von Christine Bläuer und Bénédicte Rousset) 

 129

16.1 Einleitung 

 129



16.1.1 Ausgangslage, Vorgehen und Ziel 

 129



16.1.2 Forschungsgeschichte 

 129



16.1.3 Zum ehemaligen Lapidarium bei der Klosterruine 

 132

16.2 Bestand 

 133



16.2.1 Übersicht 

 133



16.2.2 Dokumentation der Skulpturen­funde aus den Grabungen von 1940 bis 1942 

 133



16.2.3 Zum Gestein der Bauskulpturen 

 133



16.2.4 Bearbeitung der Werksteine 

 138



16.2.5 Halbfabrikate, ein beschädigtes und ein missratenes Stück? 

 139



16.2.6 Versatz 

 139



16.2.7 Projektänderung? 

 143



16.2.8 Wiederverwendung 

 143



16.2.9 Kopien aus Stein und Gips 

 143

16.3 Funktionsgruppen 

 145



16.3.1 Stützelement 

 145



16.3.2 Reliefstein 

 146



16.3.3 Gesims, Kämpfergesims oder Kapitell? 

 147



16.3.4 Konsole 

 147



16.3.5 Blendbogen 

 148

6

Inhalt



16.3.6 Fensterbogenplatten 

 148



16.3.7 Varia und unbekannte Funktionen 

 149

16.4 Reliefarten 

 149



 149

16.4.1 Entwurf 



16.4.2 Gravieren 

 149



16.4.3 Schnitzen 

 150



16.4.4 Flachrelief 

 150



16.4.5 Hochrelief 

 151



16.4.6 Ansätze zu Rundskulptur 

 152

16.5 Motive 

 152



16.5.1 Mensch und Tier 

 152



16.5.2 Blätter, Blüten, Trauben und Beeren 

 157



16.5.3 Klassische Motive 

 157



16.5.4 Flechtbandornamentik 

 161



16.5.5 Kreis- und Viereckmuster sowie Einzelformen 

 162



16.5.6 Ein Werkstein, mehrere Motivgruppen 

 163

16.6 Verteilung der Motive am Bau 

 165



16.6.1 Innen 

 165



16.6.2 Aussen 

 167



16.6.3 Übersicht 

 167



16.6.4 Replatzierung von Fundstücken 

 167



16.6.5 Exkurs: Anzahl der Skulpturen und Zeitaufwand 

 168

16.7 Ikonologie und Stil 

 169



16.7.1 Ikonologie 

 169



16.7.2 Stil 

 171

16.7.3 Zur Unterscheidung der ausführenden Steinhauer 

 179

16.8 Datierung 

 180

Zusammenfassung / Résumé / Summary (Georges Descœudres und Guido Faccani)  Literatur  Kataloge und Tafeln (Sybille Woodford, Jürg Goll, Guido Faccani und Georges Descœudres) 

 191  197

Abkürzungen 

 197

 181

A  Katalog der abgelösten Wand­malereien (Sybille Woodford) 

 197

B  Katalog der mittelalterlichen Ziegelfragmente (Jürg Goll) 

 203

C  Katalog der Bauplastiken (Guido Faccani) 

 212

Tafeln (Georges Descœudres) 

 302

Abbildungsnachweis  Adressen der Autorinnen und Autoren 

 312

 311

7

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Vorwort

Das ehemalige Cluniazenserkloster Rüeggisberg ist eine der bekanntesten Ruinen im Kanton Bern. Sie wird von Jakobs­ pilgern aufgesucht, ist ein Wahrzeichen der Region sowie eine Bühne für verschiedene kulturelle Veranstaltungen. Nicht zuletzt ist sie ein selten eindrückliches Zeugnis des hochmittelalterlichen Klerus und Adels. Somit stammt sie aus der Zeit vor dem grossen Burgenbauboom und der Stadtgründungswelle, die unsere Kulturlandschaft bis heute prägen. Die Fédération Européenne des Sites Clunisiens strebt die Einschreibung bedeutender cluniazensischer Stätten in die Liste des Welterbes der Unesco an. Der benediktinische Reformorden der Cluniazenser ist nach der Mutterabtei in Cluny im Burgund benannt. Er verbreitete sich vom 10. bis 12. Jahrhundert, vor allem dank grosszügiger Schenkungen meist französischsprachiger Adliger. Im Kanton Bern waren die Priorate St. Petersinsel (ehem. Bellmund), Münchenwiler, Hettiswil und Rüeggisberg direkt der Abtei Cluny unterstellt. All diese Klöster hat der Archäologische Dienst des Kantons Bern in den letzten Jahrzehnten untersucht und dabei neue Erkenntnisse gewonnen. 1997 erschien eine Monografie zum ehemaligen Cluniazenserpriorat auf der St. Petersinsel im Bielersee (Hauptautor Daniel Gutscher), eine weitere aus dem Jahr 2000 war Münchenwiler gewidmet (Hauptautor Peter Eggenberger). Ein Aufsatz im Jahrbuch des Archäologischen Dienstes (2018) thematisierte die einstige Kirche des Cluniazenserpriorates in Hettiswil. Vorgesehen ist, in einem der nächsten Jahrbücher die ehemalige Klosterkirche in Bellmund zu beleuchten, welche die Vorgängerin des Priorates auf der St. Petersinsel war. Die vorliegende Publikation zu Rüeggisberg hat eine lange Vorgeschichte. In den Jahren 1938–1947 waren unter der Leitung von Hans Robert Hahnloser, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Bern, die Überreste der ehemaligen Prioratskirche in Rüeggisberg erstmals untersucht und renoviert worden. Dabei wurde ein Teil der Bauskulpturen durch Kopien ersetzt; die Originale wurden vor Ort in einem öffentlich zugänglichen Lapidarium aufbewahrt. Eine weitere Restaurierung der Ruine stand in den 1990er-Jahren an. In diesem Kontext wurde das Atelier d’archéologie

8

­ édiévale (AAM) aus Moudon mit einer baugeschichtlichen m Untersuchung beauftragt, die 1988–1990 von Georges Des­ cœudres und Elsbeth Wullschleger in drei Etappen durchgeführt wurde. Daniel Gutscher, Mittelalterarchäologe des Archäo­logischen Dienstes, begleitete und unterstützte die Untersuchungen und regte daraufhin die Herausgabe einer Monografie über die Baugeschichte der ehemaligen Cluniazenserkirche an, die auch einen Katalog der kunsthistorisch bedeutenden Bauskulptur umfassen sollte. Das Manuskript dazu stellte Descœudres in Zusammenarbeit mit Gabriele Keck, die für den Katalog der Bauplastik verantwortlich war, 1999 fertig. Leider blieb es aufgrund anderer Prioritäten des Archäologischen Dienstes lange Zeit liegen. Nach der Fertigstellung des Berichts entdeckte Andres Moser, der im Kanton Bern für die Kunstdenkmälerinventarisation arbeitete, zufällig die bei den Untersuchungen von Hahnloser angefertigten Tagebücher (StaBE Bern). Das Rüeggisberg-­ Manuskript wurde daher überarbeitet und 2006 erneut fertiggestellt. Olivia Aloisi setzte dafür am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich, wo Descœudres 1997–2011 den Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters, frühchristliche, hoch- und spätmittelalterliche Archäologie innehatte, die Pläne und Zeichnungen digital um. Doch die Rüeggisberg-Publikation ging im Tagesgeschäft ein weiteres Mal unter. Hinzu kam, dass der Archäologische Dienst im Bereich der ehemaligen Konventsbauten unter der Leitung von Daniel Gutscher 1991 und 1996 archäologische Sondierungen und baugeschichtliche Untersuchungen durchführen musste. 2016 wies die Ruine erhebliche Schäden auf, weshalb das kantonale Amt für Grundstücke und Gebäude eine neuerliche Restaurierung in Auftrag geben musste (Bauprojekt­ leitung Adrian Bühler). 2019 und 2020 haben kompetente Fachkräfte der Unternehmung Wirz Restauratoren sowie die Restauratorin Heidi Baumgartner und die Restauratoren Robert Rosati und Alexander Pulver alle Oberflächen des Baus unter der Leitung von Martin Portmann (Archäologischer Dienst) untersucht und gefestigt. Bei dieser Gelegenheit liess der Archäologische Dienst den Katalog der Bauplastik durch den ausgewiesenen Spezialisten Guido Faccani vollständig überarbeiten, mit Ergänzungen zu Bearbeitungsspuren und

Vorwort

Farbresten (Sybille Woodford) sowie zur Gesteinsbestimmung (Christine Bläuer und Bénédicte Rousset); dazu kam ausserdem eine Untersuchung der am Bau auftretenden Baukeramik (Jürg Goll). Im ganzen Areal führte der Archäologische Dienst 2016–2020 Bauuntersuchungen und archäologische Sondierungen durch, namentlich im Bereich des bis dahin vermuteten Kirchenschiffes, wo 1947 zwei Reihen Thuja gepflanzt worden waren, welche die Pfeilerstellungen nachbilden sollten. Die Pflanzen mussten gefällt und das Wurzelwerk entfernt werden, weil sie inzwischen stark gewachsen waren und den Umraum massiv verschatteten. Mit all diesen Untersuchungen war nun der Zeitpunkt für eine erweiterte Publikation der neuen Erkenntnisse zur Baugestalt und ‑geschichte des ehemaligen Cluniazenserpriorates Rüeggisberg gekommen. Das Manuskript wurde also nochmals überarbeitet und mit Beiträgen der beteiligten Spezialistinnen und Spezialisten ergänzt. Der Archäologische Dienst ist Georges Descœudres zu grösstem Dank verpflichtet, dass er sich mit viel Geduld und seinem ganzen Fachwissen erneut für die Publikation über das Kloster Rüeggisberg eingesetzt hat. Auch allen Mit­ autorinnen und ‑autoren sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bei den Restaurierungen und Forschungen mit-

gewirkt haben, danken wir für ihr engagiertes Wirken. Die jüngsten Untersuchungen wurden seitens des Archäologischen Dienstes von Martin Portmann, Volker Herrmann, ­Brigitte Andres und Marco Amstutz begleitet und dokumentiert, die Leitung hatte Armand Baeriswyl inne. Bis 2018 wurde das Publikationsprojekt von Lara Tremblay und ab 2019 von Brigitte Andres koordiniert. Die Pläne und Zeichnungen haben Andreas Zwahlen, Christine Rungger, C ­ ornelia Schlup, Eliane Schranz und Max Stöckli gefertigt, die Fotos der Werkstücke stammen von Philippe Joner und das Layout lag in den Händen von Eliane Schranz. Redaktion und Korrektorat besorgten Andrea Weibel und Christine Felber. Am Pfingstgottesdienst 2021 übergab der Baudirektor Christoph Neuhaus das restaurierte Klosterareal der Gemeinde zur Nutzung. Das neu gestaltete Klostermuseum wird – voraussichtlich im Beisein von Regierungspräsidentin und Kulturdirektorin Christine Häsler – im September 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu diesem Zeitpunkt wird auch die vorliegende Publikation der Öffentlichkeit vorgestellt.

Bern, im Januar 2022 Adriano Boschetti, Kantonsarchäologe

9

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

1

Einleitung

Georges Descœudres

1.1

Situierung des Klosters

1  Rüeggisberg, Klosterkirche. Geländekanzel mit den Überresten des Klosters (Bildmitte links). Blick nach Nordnordwesten. Luftaufnahme von 1978.

Rund 20 km südlich von Bern zwischen Gürbe und Schwarzwasser liegen die Ruinen des ehemaligen Cluniazenserpriorates Rüeggisberg. Die einstige Klosteranlage ist auf einer Geländekanzel über dem Tal des Grüenibachs auf rund 910 m ü. M. situiert (Abb. 1).1 Von hier reicht der Ausblick bei schönem Wetter bis zu den Alpengipfeln im Berner Oberland, doch ist der Ort stark exponiert und den Winden ausgesetzt – besonders der Bise –, weshalb es bei entsprechender Wetterlage empfindlich kalt und zugig ist. «Das ganze Gebiet lässt sich charakterisieren als ein gewelltes Hochplateau mit teilweise starker Durchtalung, wobei Siedlung und Kommunikation [Strassenverbindungen] [...] auf der Höhe liegen, während die Talsohlen extrem verkehrsfeindlich sind», schrieb 1961 der Geograf Georges Grosjean.2

Wenig oberhalb der Klosterruinen schmiegt sich das Dorf Rüeggisberg an den Südhang des Längenbergs. Mit 3572 ha ist Rüeggisberg flächenmässig die grösste Gemeinde im Amtsbezirk Seftigen; die Landwirtschaft ist heute noch die Haupterwerbsquelle. Die Pfarrkirche St. Martin, die zur Erstausstattung des Priorates gehörte3 und also älter ist als das Kloster, liegt am südlichen Rand des Dorfes. Seit der Reformation wohnt der Dorfpfarrer beim ehemaligen Kloster, anfänglich in den Gebäulichkeiten des einstmaligen Konvents, heute in einem eigenständigen Wohnhaus. Die Überreste der Kirche markieren mit dem Pfarrhaus und einem landwirtschaftlichen Gehöft das Areal des einstigen Klosters (Abb. 2). Rüeggisberg, im Jahre 1076 erstmals in der deutschen Namensform als «Roggersberch» überliefert, gehört zu den Ortsnamen, die aus einem Personen- beziehungsweise Familien­ namen und «berg» gebildet wurden.4 Im Raum zwischen der Aare und der Saane treten Ortsnamen mit dem Zusatz «-berg» in jenen Gegenden auf, wo auch Namen mit dem Zusatz «wil» belegt sind, die sich analog aus einem Personennamen und «‑wil» zusammensetzen. Wie die Untersuchungen von Peter Glatthard gezeigt haben, deuten die namensgeografische Verteilung und der sprachlich-formale Befund darauf hin, dass die Namen mit «‑berg» einen «Ausbautypus» darstellen, «der zeitlich in die Nähe der bedeutenderen -‹wil›-Schicht eingeordnet werden darf».5 Insgesamt scheint sich die «Erschliessung des Aare–Saane-Raums vor allem von der Aare westwärts zu der Saane [...] vollzogen zu haben», wobei sich das Siedlungs­

1 2 3 4 5

10

Swisstopo LK 1186, Koordinaten 1 599 850/2 185 360. Grosjean 1961, 148. Baeriswyl 2003, 66; Dubler 2012. Glatthard 1977, 328. Glatthard 1977, 333.

1 Einleitung

2  Rüeggisberg. Die Überreste der Klosterkirche mit dem Pfarrhaus (im Hintergrund) und dem land­ wirtschaftlichen Gehöft (rechts). Im vermeintlichen Langhaus stehen zwei Reihen Thujabäume, die 1942 anstelle von vermuteten Pfeilerstellungen angepflanzt und 2020 entfernt wurden. Blick nach Süden. Aufnahme von 1995.

gebiet seit dem 8./9. Jahrhundert von den Flussläufen weg allmählich ausdehnte.6 Rüeggisberg liegt demzufolge in einem frühmittelalterlichen Ausbaugebiet. Materielle siedlungsgeschichtliche Spuren sind spärlich und vage. Als «ältere Schicht» in diesem frühmittelalterlichen Ausbaugebiet scheint eine römische (?) Strassenverbindung «zwischen dem Raum Aventicum und dem stark romanisierten Raum Thun» bestanden zu haben, die sich im Spätmittelalter «zurückgebildet» hat.7 Hinweise darauf sind abgesehen von vereinzelten römischen Streufunden ein burgundischfränkisches Reihengräberfeld in Elisried8 (heute Gemeinde Schwarzenburg) sowie kürzlich entdeckte Wegspuren mit künstlicher Terrassierung im Taanwald nordöstlich von Rüeggisberg, wo sich spärliche Überreste eines zeitlich nicht näher bestimmbaren Gebäudes fanden, das Bezug auf diesen Wegverlauf zu nehmen scheint.9 In diesem Ausbaugebiet gab es mit St. Martin in Rüeggisberg nur eine einzige Pfarrkirche. Nordöstlich des ehemaligen Klosters und nur rund 70 m südlich der Pfarrkirche wurde unlängst im Gelände eine mottenartige Burgstelle mit einem umlaufenden Graben entdeckt; das Areal umfasst knapp 550 m2.10 Über die Bebauung dieser Burgstelle ist nichts bekannt, ebenso fehlen schriftliche Nachrichten, die Bezug auf sie nehmen, was darauf hindeutet, dass sie nicht allzu lange Bestand hatte. Von der einstigen Prioratskirche war der nördliche Querhausflügel bis zum Traufgesimse bei Beginn unserer Untersuchungen 1988 mehr oder weniger vollständig erhalten. Grössere

Teile aufgehenden Mauerwerks bestehen ferner in der östlichen Chorwand der Vierung und des südlichen Querhauses. Die Grundmauern der Apsiden und der dazugehörigen Vorräume, der Süd- und Westmauer der Vierung und des südlichen Querschiffarmes präsentierten sich dagegen in stark restaurierter beziehungsweise rekonstruierter Form (Abb. 3). Auch von den Klostergebäulichkeiten bestehen nurmehr geringe Überreste (Kap. 15).

3  Rüeggisberg. Die Überreste der Klosterkirche. Blick nach Osten. Aufnahme von 1969.

6 Glatthard 1977, 372. 7 Grosjean 1961, 143 und 147. 8 von Fellenberg 1887. In den knapp hundert aufgedeckten Gräbern fand sich zwar reicher Schmuck, es traten aber keinerlei Waffen zutage. 9 Glanzmann/Heimberg 2019. 10 Glanzmann 2019.

11

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

1.2

Baugeschichtliche und boden­ archäologische Untersuchungen Ausgangspunkt und Kern der vorliegenden Darstellung der Rüeggisberger Prioratskirche waren baugeschichtliche Untersuchungen, die das Atelier d’archéologie médiévale (AAM), Moudon, 1988–1990 im Auftrag des kantonalen Hochbauamtes11 und in enger Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern (ADB) an den erhaltenen Bauteilen der einstigen Klosterkirche durchführte.12 Ziel der Abklärungen war eine Bestandsaufnahme des Mauerwerks sowie der Ergänzungen, die in den 1940er-Jahren bei den von Professor Hans R. Hahnloser (1899–1974)13 veranlassten und geleiteten Restaurierungsarbeiten vorgenommen wurden, als Grundlage für damals bevorstehende sowie für künftige Sanierungsarbeiten. Dazu gehörte ein Inventar der Bauskulptur mit einer Situierung der originalen Werkstücke. Untersucht wurde das aufgehende Mauerwerk im Bereich des Querschiffes. Ausgespart blieben das Langhaus, wo in den 1940er‑ und 1960er ‑Jahren und nochmals 1987 rekonstruierende Konservierungsarbeiten vorgenommen wurden, sowie der Bereich der rekonstruierten Apsiden. Die Untersuchungen sowie die zeichnerische Dokumentation wurden in mehreren Etappen im Herbst 1988, im Spätsommer und Herbst 1989 sowie im Sommer und Herbst 1990 von Elsbeth Wullschleger und aushilfsweise von Alain Muller durchgeführt; Georges Descœudres hatte die wissenschaftliche Leitung inne. Daniel Gutscher, der damalige Leiter der Mittelalterabteilung des Archäologischen Dienstes, begleitete die Arbeiten.14 Die Vermessung nahm Urs Kindler (ADB) vor. Urs Zumbrunn

4  Rüeggisberg, Klosterkirche. Tympanon des Nordportals. Nur wenige Tage im Jahr um die Sommersonnenwende wird die Nordfassade der Kirche vom Sonnenlicht angeleuchtet. Aufnahme von 1994.

12

aus Rüdtlingen untersuchte und konservierte die in den 1940er–Jahren abgelösten Wandmalereien.15 Wertvolle Beratungen zu den vorhandenen Farbresten am Bau verdanken wir dem Restaurator Walter Ochsner aus Bern.16 Die zeichnerische Dokumentation mit einer steingerechten Darstellung der Hausteine und Werkstücke wurde auf der Basis fotogrammetrischer Aufnahmen im Massstab 1:20 angefertigt. Als Beispiel von Mauerteilen, die in Lese- und Bruchsteinen ausgeführt sind, wurde eine steingerechte Aufnahme der Ostfassade des nördlichen Querschiffarmes gezeichnet (Abb. 38). An Detailzeichnungen wurden neben Schnittund Grundrissaufnahmen der Fensteröffnungen auch solche der in situ erhaltenen originalen Bauplastik erstellt. Zum Projekt gehörte eine Inventarisierung der Bauskulptur (Abb. 4). Umzeichnungen der Bauaufnahmen stammen von Elsbeth Wullschleger und Franz Wadsack (beide AAM) sowie von Eliane Schranz (ADB). Auf deren Grundlage hat Olivia Aloisi die farbigen Fassadenpläne (Taf. 1–8) digitalisiert.17 Anlässlich von Kanalisationsarbeiten nahm der Archäologie Dienst 1991 Ausgrabungen im Klosterhof und im Bereich des ehemaligen Ostflügels des Konvents vor. Bei einem Umbau des ehemaligen Westflügels der Konventsbauten wurde dieser Bereich 1996 baugeschichtlich untersucht. 2016 zeigten sich bei der Klosterruine in Rüeggisberg erhebliche Schäden, die eine weitere Sanierung nötig machten. 2019–2020 wurden sämtliche Maueroberflächen des Baus von Restauratorinnen und Restauratoren erforscht (verantwortlich zeichnete Sybille Woodford). Der Katalog der Bauplastik wurde im Lichte der inzwischen aufgetauchten Tagebücher der Untersuchungen Hahnlosers vollständig überarbeitet und von Guido Faccani um Beobach-

11 Projektleitung: kantonales Hochbauamt, vertreten durch ­Architekt Felix Holzer. 12 Gutscher/Descœudres 1991, 294. Ein ausführlicher Bericht dieser Untersuchungen (Descœudres, Bericht) befindet sich im Archiv des Archäologischen Dienstes (FP 413.005.1987.01) und in jenem der Denkmalpflege des Kantons Bern. 13 Oberli 2006. 14 Descœudres 1991. 15 Zumbrunn 1993. 16 Ochsner 1991. 17 Olivia Aloisi digitalisierte die Pläne am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich, wo sie 2011 zeitlich befristet angestellt war.

1 Einleitung

tungen zu Bearbeitungsspuren und Farbresten ergänzt. Zudem wurde eine Gesteinsbestimmung der Bauplastik vorgenommen (verantwortlich waren Christine Bläuer und Bénédicte Rousset) sowie eine Untersuchung der am Bau auftretenden Ziegeleikeramik durch Jürg Goll. Nachdem anlässlich der Forschungsarbeiten der Jahre 1988–1990 eine dendrochronologische Bestimmung von Hölzern gescheitert war, gelang es dem Dendrolabor des Archäologischen Dienstes, den Holzrahmen des mittleren Fensters der Querschiff-Nordwand mittels wiggle matching grob zu datieren (Matthias Bolliger). 2020 wurden die 1942 auf Veranlassung von Hahnloser im Bereich des vermeintlichen Langhauses gepflanzten Thujabäume (Abb. 2) gefällt, das Wurzelwerk beseitigt und grossflächige Sondierungen vorgenommen, die auch auf den Kreuzgangbereich ausgedehnt wurden (Marco Amstutz, ADB).

5  Rüeggisberg, Klosterkirche. Frontispiz des Berner Taschenbuchs auf das Jahr 1880. Die Lithografie von Jakob Friedrich Ferdinand Lips (1825–1885) zeigt die Ruine von Nordwesten etwa zu jener Zeit, als sie von Johann Rudolf Rahn für die Wissenschaft entdeckt wurde.

1.3

Forschungsgeschichte der Prioratskirche Rüeggisberg Eine erste kunsthistorische Bestandsaufnahme der Überreste der ehemaligen cluniazensischen Prioratskirche in Rüeggisberg (Abb. 5) stammt von Johann Rudolf Rahn. Dieser besuchte Rüeggisberg am 5. Juli 1876 und fertigte dabei offenbar in Eile zwei Skizzen von den Überresten der Klosterkirche an; eine davon ist datiert.18 Obwohl Rahn als guter Zeichner bekannt ist, weisen seine Zeichnungen Unstimmigkeiten und Fehler auf. Rahn äusserte sich in dem dem Kanton Bern gewidmeten Teil der 1876 erschienenen Statistik der schweizerischen Kunstdenkmäler zur Bautechnik der Überreste: «Die Wände sind nachlässig aus Bruchsteinen gemauert, die Pfeiler aus unregelmässigen Schichten von hohen Quadern und dünnen Läufern.»19 In der im gleichen Jahr erschienenen Monografie Die bildenden Künste der Schweiz behandelte er den Bau im Rahmen der Monumente der Westschweiz und datierte ihn ins 12. Jahrhundert, wobei «die spärlichen Details einen streng romanischen Stil und rohe unbehülfliche Formen» verrieten.20 Emma Reinhart wiederholte in ihrer 1904 erschienenen Dissertation Die Cluniazenser Architektur in der Schweiz im Wesentlichen die

Angaben Rahns – auch fehlerhafte Angaben wie jene, dass der Giebelfries an der Nordfassade des Querhauses Lilien in den Bogenfeldern aufweise –, ohne eine Würdigung der Rüeggisberger Kirche im Rahmen der Cluniazenser-Architektur vorzunehmen.21 Joseph Gantner vermerkte in der 1936 erschienenen ersten Ausgabe der Kunstgeschichte der Schweiz mit Verweis auf Emma Reinhart Folgendes:22 «Die Nachforschung nach den übrigen Cluniazenserprioraten auf Schweizer Boden gibt nur ein geringes Resultat. Von dem bernischen Rüeggisberg, dem ersten deutschschweizerischen Priorat, ist nur noch ein längst profaniertes Stück Querschiff [...] erhalten.» Joan Evans erwähnte in ihrer 1938 erschienenen Studie The Romanesque Architecture of the Order of Cluny die Prioratskirche in Rüeggisberg als Beispiel eines Fünfapsidenbaus und datierte sie «probably» in das dritte Viertel des 12. Jahrhunderts.23

18 ZBZ, Graphische Sammlung, abgerufen unter https://doi. org/10.7891/e-manuscripta-26875 und -26876 (konsultiert am 12. 5. 2021). 19 Rahn 1876b, 676–677, hier 677. 20 Rahn 1876a, 239–240. 21 Reinhart 1903/04. 22 Gantner 1936, 160. 23 Evans 1938, 65.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

6  Rüeggisberg, Klosterkirche. Grundriss der ehemaligen Prioratskirche (Ausschnitt) mit dem Haberhaus im Nordflügel und dem Waschhaus im Südflügel des Querhauses. Im Scheitel der Hauptapsis auf der Achse der Kirche befindet sich ein gemauertes Grab. Stand 1940 (Beilage zu einem Gut­achten von J. Zemp, 1941). 7  Rüeggisberg, Klosterkirche. Das im nördlichen Querschiffarm als Holzbau eingerichtete Haberhaus. Blick nach Norden. Aufnahme von 1906.

Eingehend erforscht wurden die Überreste der Kirche in den Jahren 1938–1947 von Hans R. Hahnloser.24 Was dieser zu Beginn seiner Untersuchungen von der einstigen Prioratskirche vorfand, umschrieb Josef Zemp (1869–1942), der damalige Präsident der Eidgenössischen Kommission für historische Kunstdenkmäler (heute: Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege), in einem Gutachten aus dem Jahr 1941 folgendermassen (Abb. 6–8):25 «Ein einziger Teil der Kirche blieb unter Dach und bewahrte sein Tonnengewölbe: der nördliche Flügel des Querschiffes. Dieses wurde 1620 und nochmals 1666 zum sogenannten ‚Haberhaus‘ umgebaut, so wie es heute noch steht. In den hohen gewölbten Raum wurden zwei Zwischenböden eingezogen, die alten Bögen und Durchgänge wurden zugemauert, der Giebel erhöht, der ehemalige nördliche Vierungsbogen als Südfront des Haberhauses mit neuen Fenstern, Türen, Aussentreppen und Lauben umgestaltet. Im übrigen blieb nur noch erhalten: ein Teil des östlichen Vierungsbogens und die östliche Wand des südlichen Querschiff-Flügels, beide jedoch mit zugemauerten Bögen und mit Abbruch der oberen Teile. Endlich blieben noch ein südwärts an das Querschiff anschliessendes Mauerstück und ein niedriger Mauerzug als Überrest der Nordwand des Schiffes erhalten.» In den von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte bereitgestellten Nachrichten berichtete Hahnloser wiederholt über die

14

laufenden Arbeiten in Rüeggisberg, zum Beispiel, dass der «Chorgrundriss […] in bis 1 m hoch aufgehendem Mauerwerk und Altarfundamenten vollständig erhalten» sei, was angesichts des aktuellen, gesamthaft restaurierten Zustandes in diesem Ausmass schwer nachvollziehbar ist. Hahnloser stellte eine Ergänzung des Mauerwerks in Aussicht, «von S nach N ansteigend, entsprechend den in der Fallinie des Berges ansteigenden Bodenbelägen (Ziegelplatten, Stuckmörtelestrich) der fünf Chorräume».26 Seinen Anweisungen folgend wurden die Ruinen von jüngeren Einbauten sowie vom Pflanzenbewuchs befreit. Das Terrain, das seit der Klosterzeit bis zu zwei Metern angewachsen war, wurde abgetieft; dabei hat man archäologische Sondierungen im vermuteten Langhaus, im Querschiff sowie im Bereich der Apsisräume vorgenommen, die anhand der Tagebucheintragungen allerdings kein systematisches Vorgehen

24 In einem undatierten Papier in Hahnlosers Nachlass, betitelt Die Baudaten von Rüeggisberg, ist vermerkt: «1938: Die Gesellschaft für schweiz. Kunstgeschichte und der bernische Heimatschutz ermöglichen die ersten Studien. Das Priorat wird unter Denkmalschutz gestellt» (KDP, Nachlass Hahnloser). 25 Gutachten vom 3. November 1941 zu einer Subventionseingabe an das Eidgenössiche Departement des Innern, handschriftlich verfasst von Prof. J. Zemp, Präsident der Eidg. Kommision für historische Kunstdenkmäler (EAD, Zemp, Gutachten 1941). 26 Rüeggisberg. In: ZAK 3, 1941, 249 («Nach Mitteilung Hans R. Hahnloser»).

1 Einleitung

8  Rüeggisberg, Kloster­ kirche. Überreste der Ostwand des Querschiffes. Die Fotografie entstand während der Rekonstruktion des Vierungsbogens und zeigt mit den ver­ mauerten Zugängen zu den Apsisvorräumen im Wesentlichen den Zustand, den Hans R. Hahnloser antraf. Blick nach Südwesten. Aufnahme von 1941.

erkennen lassen. Die aufgehenden Mauerteile wurden saniert, also mit Injektionen ausgegossen, verwitterte Sandsteinplatten ersetzt oder rekonstruierend ergänzt. Da Risse im Gewölbe festgestellt worden waren, zog man zur Sicherung des aufrecht stehenden nördlichen Querschiffarmes Zugstangen ein. Im Bereich des Querschiffes und der Apsisräume wurde ein Steinplattenboden verlegt.27 Die Sanierungsarbeiten wurden mit einem hälftigen Gemisch aus Zement- und Kalkmörtel ausgeführt,28 was sich bei der verminderten Qualität des «Kriegszements» in der Langzeitwirkung durchaus bewährt hat. Zahlreiche Bauskulpturen, vor allem Kämpferkapitelle, wurden durch Kopien ersetzt, die von der Berner Münsterbauhütte angefertigt worden waren. Die Originale wurden in einem am Platz neu geschaffenen Lapidarium aufgestellt. Parallel dazu erstellten Mitarbeitende des Technischen Arbeitsdienstes (TAD)29 unter der Leitung des Architekten Edgar Schweizer (Thun) erste Planaufnahmen. Im Staatsarchiv Bern werden unter der Signatur DQ 530 als «Tagebuch 1–5» bezeichnete Spiralhefte aufbewahrt,30 in denen die von Hahnloser initiierten und wissenschaftlich begleiteten Untersuchungen an den baulichen Überresten der ehemaligen Prioratskirche Rüeggisberg in ihrem täglichen Fortgang vom 21. März 1940 bis zum 31. Dezember 1942 festgehalten wurden.31 Darin mischen sich tech-

nisch-administrative Angaben betreffend Organisation und Ablauf der Bauarbeiten mit Fundbergungsdokumentationen und baugeschichtlichen Beobachtungen. Die Aufzeichnungen stammen vom örtlichen Bauführer, Georges Benois, der vom TAD gestellt war. Die überlieferte Reinschrift, mit Skizzen und Fotografien sowie vereinzelt mit Original­dokumenten angereichert, wurde von Edgar Schweizer angefertigt, der als Architekt die Bauleitung innehatte (Abb. 9).

27 Vgl. die von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte herausgegebenen Nachrichten in ZAK 2, 1940, 162 und ZAK 3, 1941, 249. 28 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, Tagebücher 1940–1942 [nachfolgend TB], TB 4, 20. Mai 1942. 29 Der von Bund, Kantonen und Gemeinden getragene Technische Arbeitsdienst (TAD) war eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme für Architekten, Bauzeichner und Techniker, die während der Wirtschaftsrezession der 1930er-Jahre und während des Zweiten Weltkrieges zum Tragen kam. Dabei wurden Planaufnahmen von kulturgeschichtlich wertvollen Bauten erstellt, die eine wichtige Quelle zu den damaligen Bauzuständen darstellen (vgl. die Rubrik «Bestandesgeschichte» der Schweizerischen Nationalbibliothek, Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege [EAD], Archiv Technischer Arbeitsdienst (TAD), abgerufen unter https://www. helveticarchives.ch/detail.aspx?ID=97216 (konsultiert am 21. 10. 2018). Es existieren verschiedene regionale Berichte über die Tätigkeit des TAD, eine gesamtschweizerische Darstellung fehlt jedoch. 30 Den Hinweis auf dieses Konvolut verdanken wir Andres ­Moser (†). 31 Die erst nach unseren Untersuchungen 1988–1990 aufgefundenen Tagebücher repräsentieren offensichtlich nicht den gesamten Bestand, denn das Konvolut war mit «bis 1947» angeschrieben. Zudem fehlen in den Heften erwähnte Fundlisten und Fundbücher.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

unmittelbarer Bezug zum Bau. Die mit grobem Gerät (Schaufeln und Pickel) arbeitenden Ausgräber waren Hilfsarbeiter oder internierte Soldaten, deren Arbeitsmotivation sich in Grenzen hielt, wie aus gelegentlichen Tagebucheintragungen hervorgeht. Schriftliche Aufzeichnungen von Hahnloser, welche die Beobachtungen am Bau und bei den Sondiergrabungen interpretierend festhalten, fehlen weitgehend.32 Überliefert sind

9  Rüeggisberg, Kloster­ kirche. Situationsplan der Klosteranlage, gezeichnet von Architekt Edgar Schweizer. Der Plan entspricht dem Vorzustand, den Hans R. Hahnloser antraf. Vorsatz im Tagebuch 1 (1940).

10  Rüeggisberg, Klosterkirche. Eine Doppelseite aus dem Tagebuch 4 der Untersuchungen von Hans R. Hahnloser.

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Schwerpunkt der Tagebuchaufzeichnungen bildet die Dokumentation der Architekturwerkstücke, die bei Sondiergrabungen und beim Abbruch neuzeitlicher Bauteile zutage traten und vielfach mit vermassten Zeichnungen und Fotos festgehalten und in der Regel situiert sind (Abb. 10). Was oft fehlt, ist eine genaue Situierung der Sondierungen oder der Interventionen am Bau. Stratigrafische Beobachtungen wurden zwar in Texten und Skizzen verschiedentlich festgehalten, vielfach fehlt jedoch ein

32 Die greifbare Hinterlassenschaft Hahnlosers zu Rüeggisberg umfasst mehrere Projekteingaben für die Konservierung bzw. Restaurierung der Anlage, eine Korrespondenz zu organisatorischen und technischen Belangen der Restaurierungsarbeiten sowie handschriftliche Notizen zu Fragen der historischen und kunsthistorischen Einordnung des Baus. Einzig in einem sechsseitigen Papier vom 27. April 1946 – betitelt mit «Bericht Nr. 3: Die zweite Etappe der Ausgrabungen des Cluniazenserpriorates Rüeggisberg» – sind nähere Angaben zu ausgeführten Arbeiten und einzelne Beobachtungen zusammengestellt (EAD, Hahnloser, Bericht Nr. 3). In einem auf den 6. August 1946 datierten Brief von Linus Birchler, dem damaligen Präsidenten der Eidg. Kommission für historische Kunstdenkmäler, an das Eidg. Departement des Innern ist dazu Folgendes vermerkt: «Mein Ersuchen um einen dem vorliegenden ‹Bericht Nr. 3: die II. Etappe der Ausgrabungen ... › analogen Bericht über die I. Etappe blieb fruchtlos. Bezüglich der früheren Arbeiten (1939/40 und 1941ff.) besitzen wir nur knappe Angaben im Bericht Hrn. Prof. Zemps vom 3. 11. 41 (S.6) und den summarischen Bericht von Architekt Schweizer vom 10. 2. 45» (EAD, Birchler, Brief 1946).

1 Einleitung

11  Rüeggisberg, Klosteranlage. Gewissermassen als Quintessenz seiner Untersuchungen in Rüeggisberg publizierte Hans R. Hahnloser 1950 diesen Plan, obwohl er sich – jedenfalls gemäss den bekannten Aufzeichnungen – nur am Rande mit den Konventsgebäuden aus­ einandergesetzt hatte. M. 1:500.

vor allem Rekonstruktionsskizzen, Notizen zur Geschichte des Klosters sowie Sanierungskonzepte, welche auf verschiedene Archive verstreut sind.33 Als Ergebnis der Untersuchungen liegt eine schmale Publikation von wenigen Seiten vor (Abb. 11).34 Darin wies Hahnloser als Erster auf die ungewöhnliche Sandsteinplattenverkleidung des Kirchenbaus hin sowie bei der Bauplastik auf die antike Form des Eierstabes und auf die «heimischen geometrischen Ornamente mit ihren Erinnerungen an die Kunst der Völkerwanderungszeit». Dabei merkte er an, dass «manche Tier- und Pflanzenranken an oberitalienische Meister» gemahnen, während «antike Pilaster», die das Nordportal umrahmen, aus Cluny und dem Rhonetal ihre Anregung empfingen. In der Publikation Hahnlosers lassen sich neben treffenden Beobachtungen auch Unstimmigkeiten ausmachen. So vermutete der Verfasser, dass die bestehende Kirche, die er ins zweite Drittel des 12. Jahrhunderts datierte, nicht der Gründungsanlage entspreche. Dennoch nahm Hahnloser an, dass das «Bauschema» dieser

Kirche in den 70er-Jahren des 11.  Jahrhunderts von Ulrich aus Cluny nach Rüeggisberg gebracht worden sei, und kam dann zu folgendem Schluss: «Sieht man von Nebenräumen ab, so gibt Rüeggisberg den damaligen Chor der Mutterabtei von Cluny genauer wieder als alle erhaltenen Priorate, und damit erhält sein Musterplan [Auszeichnung Hahnloser] europäische Bedeutung.»35 Es fällt schwer, dem Gedankengang zu folgen, dass der «Musterplan» jenes Mönches, der an der Gründung des Klosters beteiligt war, erst bei einem Bau, der Hahnlosers Meinung nach ein Jahrhundert nach der Gründung des Priorates errichtet worden war, Anwendung gefunden haben soll. Vollends

33 EAD: Sanierungskonzepte, Expertenberichte und Fotodokumentation; StaBE: Planmaterial; ADB: Nachlass Hahnloser mit persönlichen Notizen und verschiedenen Korrespondenzen, Fotodokumentation, Mikrofichen des Planmaterials. Wir danken den erwähnten Archiven für die bereitwillige Unterstützung unserer Arbeit. 34 Hahnloser 1950. 35 Hahnloser 1950 (die Broschüre ist ohne Paginierung).

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

12  Rüeggisberg, Klosterkirche. Illustrationen zur Bauskulptur bei François Maurer-Kuhn (publiziert 1971).

­ nstimmig ist die Aussage, dass die Choranlage u der Kirche derjenigen der «damaligen» Mutterabtei gefolgt sei. Dies trifft zwar auf die in der Forschung als Cluny II bezeichnete Anlage zu; im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts war jedoch der Bau von Cluny III bereits vollendet. Zusammenfassend fällt auf, dass bis zu Hahnlosers Untersuchungen dem Bau und der Bauskulptur der Prioratskirche Rüeggisberg nur eine geringe Bedeutung beigemessen wurde, und wo die Kirche eine Würdigung fand, diese negativ ausfiel: nachlässig gebaut, rohe und «unbehülflich» Formen. Die vertiefte Auseinandersetzung Hahnlosers mit der Prioratskirche hat in der Forschung einer neuen Beurteilung zum Durchbruch verholfen. Hahnloser, der an der Universität Wien mit einer Arbeit über Villard de Honnecourt promoviert worden war und sich dabei eingehend mit Fragen der Bautechnik auseinandergesetzt hatte, hat die wichtigsten Probleme der handwerklichen Fertigung und des Einflusses unterschiedlicher Kunstlandschaften als Erster angesprochen und in einer Weise gewürdigt, dass man ihm im Wesentlichen auch heute noch zustimmen kann. Merkwürdig zögerlich und unentschieden zeigte er sich jedoch hinsichtlich der Datierung der Kirche. Die Unstimmigkeiten seines Berichtes machen deutlich, dass er im Grunde dazu neigte, die Überreste in Rüeggisberg als dem Gründungsbau zugehörig einzustufen,36 bei seiner Publikation des Baus aber doch nicht zu dieser Einschätzung stehen mochte.37 Im Artikel «Cluniazenser» des 1954 erschienen dritten Bandes des Reallexikons zur deutschen Kunstgeschichte übernahm Lisa Schürenberg den Grundriss und die Rekonstruktion der Prioratskirche Rüeggisberg von Hahnloser mit dem datierenden Hinweis «vor 1175», ohne auf den Bau und seine Stellung innerhalb der Cluniazenserarchitektur näher einzugehen.38 Adolf Reinle hat bei der Neubearbei-

18

tung des ersten Bandes der Kunstgeschichte der Schweiz der Prioratskirche Rüeggisberg und deren Bauschmuck eine Würdigung im Rahmen der «Bauten der Westschweiz» zukommen lassen.39 Dabei stellte er fest, dass «die Kirche auf reinste Weise das Chorschema von Cluny II darbietet»40 und setzte sich von Hahnloser ab, wenn er festhielt: «Ich möchte sie für den Gründungsbau halten, gestützt weniger auf das bauliche Schema als auf die Bauplastik.»41 Ähnlich wie Hahnloser nahm auch Reinle für die Prioratskirche «verschiedene Ursprungsgegenden» an, neben einer burgundischen und norditalienischen nannte er mit Verweis auf die Dekoration des Heiligen Grabes in Gernrode auch eine deutsche.42 François Maurer-Kuhn widmete Rüeggisberg in seiner 1958 abgeschlossenen Dissertation über die «Romanische Kapitellplastik in der Schweiz» ein ganzes Kapitel (Abb. 12).43 Er unterschied darin zwei Gruppen der Kämpferplastik, eine die «als ein frühes Beispiel jener wahrscheinlich oberitalienischen Strömung der Baukunst anzusehen ist, welche die monumentale und schmucklose Einfachheit der ro-

36 Josef Zemp sprach sich in einem Gutachten (entstanden um 1941/42) zu den «Ausgrabungen im ehemaligen Cluniazenserpriorat Rüeggisberg» klar für eine Datierung der Kirche «um 1100 oder bald danach» aus (KDP, Nachlass Hahnloser) (undatierte Abschrift). 37 Aus einem Briefwechsel Hahnlosers Ende 1947 mit Dr. Susanne Steinmann-Brodtbeck, die u. a. über die Herkunft und Verbreitung des Dreiapsidenchores gearbeitet hatte (1939), geht hervor, dass er zu einem früheren Zeitpunkt, «wie Sie sich wohl erinnern, eine frühere Datierung vorgeschlagen und nur mit Rücksicht auf Ihre sehr bestimmte Meinung eine spätere angenommen» hatte (KDP, Nachlass Hahnloser, Brief Hahnloser an Steinmann-Brodtbeck 1947). 38 Schürenberg 1954, 801–824, Abb. 7 und 8. 39 Reinle 1968, 326–328, 442. 40 Reinle 1968, 326. 41 Reinle 1968, 328. 42 Reinle 1968, 442. 43 Maurer-Kuhn 1971, 19–22.

1 Einleitung

manischen Baukunst nördlich der Alpen mit einer zunächst flächenhaften, dekorativen Ornamentik auflockert».44 Die zweite Gruppe erachtete er als Vertreterin eines neuen, antikisierenden Stils, dessen «Motive auch zaghaft eine gewisse Körperlichkeit» zeigen: «Die Steinmetzen von Rüeggisberg scheinen eher nach dem traditionsgemäß plastischeren Italien geblickt zu haben [...].» Die beiden Motivgruppen, die noch unvermischt nebeneinander existieren, datierte Maurer in die Zeit «bald nach 1070».45 Hans Rudolf Sennhauser datierte die erhaltenen Überreste in Rüeggisberg in seiner Habilitationsschrift mit dem Untertitel Studien zur Cluniazenserarchitektur des 11. Jahrhunderts in der Westschweiz ins letzte Viertel des 11. Jahrhunderts. Er stellte nicht nur hinsichtlich der Chorlösung eine enge Verwandtschaft zu Cluny II fest, sondern fand generell «die Übereinstimmung der beiden Grundrisse» auch «im einzelnen überraschend».46

Ausgehend von seinen Untersuchungen im ehemaligen Priorat auf der St.  Petersinsel im Bielersee fragte Daniel Gutscher nach «cluniazensischen Spezifika» im Kirchen- und Klosterbau. Mit einem Seitenblick auf Rüeggisberg wies er zuerst einmal auf eine anhand der Bauplastik feststellbare Bedeutungssteigerung von Westen nach Osten sowie im Querschiff von Süden nach Norden hin.47 Er richtete sein Augenmerk ferner auf die bisher an mehreren Bauten beobachtete Quaderfugenmalerei, wobei er Rüeggisberg als ein Beispiel sah, bei dem mit der Farbwirkung solcher Malereien experimentiert worden sei.48

44 45 46 47 48

Maurer-Kuhn 1971, 21. Maurer-Kuhn 1971, 22. Sennhauser 1970, 78–79. Gutscher 1996, 105 und 108. Gutscher 1996, 110.

19

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2

Historische Überlieferungen

Georges Descœudres

2.1

Cluny und die Cluniacensis ecclesia Die ab 910 im burgundischen Maconnais entstandene Abtei Cluny war seit ihrer Gründung bemüht, unabhängig zu sein von weltlichen Mächten, insbesondere vom herrschenden Adel, aber auch von den bestehenden kirchlichen Strukturen, etwa dem zuständigen Bischof. Entsprechend unterstellte sich die Abtei direkt dem Papst, und sinnbildlich dafür wurden die Römer Stadtheiligen, die Apostel Petrus und Paulus, als Patrone für Kirche und Kloster gewählt.49 Trotz der politischen und besitzrechtlichen Unabhängigkeit des Klosters waren die Bande zum Adel eng, was sich vor allem in einem ausgedehnten Totengedächtnis äusserte,50 das besonders während des Abbatiates von Hugo von Semur (1049–1109) eine verstärkte Umsetzung im liturgischen Tagesund Jahreslauf fand,51 nachdem bereits dessen Amtsvorgänger Odilo das Gedenken Allerseelen eingeführt hatte, das Gedächtnis der Verstorbenen am 2. November.52 Verbunden mit der Entwicklung des Totengedächtnisses fand eine Klerikalisierung des zuvor mehrheitlich laikalen Mönchtums statt, wobei die messe zunehmend an Bedeutung gePrivat­ wann.53 Diese Ausweitung des Totengedächtnisses kam in Form der damit verbundenen Armen­speisungen als Werk der Barmherzigkeit auch den einfachen Leuten zugute.54 Ein weiteres Merkmal Clunys war der ausgedehnte und feierlich ausgestaltete Chordienst der Mönche, wozu auch häufige Prozessionen gehörten. Der Chordienst nahm grosse Teile des klösterlichen Tagesablaufs in Anspruch.55 Die Abtei verfügte in ­ihrer Frühzeit über eine Reihe bedeutender Abtspersönlichkeiten, deren Wirken zumeist durch eine lange Amtszeit begünstigt wurde. Im Hinblick auf Rüeggisberg ist beson-

20

ders auf Hugo I. von Semur (1049–1109) mit ­einem 60-jährigen Abbatiat hinzuweisen.56 Im 11. Jahrhundert entstanden in zunehmendem Masse neue monastische Niederlassungen, welche die Lebensgewohnheiten Clunys übernahmen, und auch bestehende Klöster wurden der Abtei im Maconnais unterstellt und übernahmen deren Lebensweise. Dadurch entstand ein umfangreicher Klosterverband, der von Spanien und England bis nach Italien reichte (vgl. Abb. 13) und seit dem ­Abbatiat Hugos in den Quellen als Cluniacensis ­ecclesia bezeichnet wird,57 was als «Beginn der Ordensgeschichte» gesehen werden kann.58 Cluny erstrebte nichts Geringeres als die Erneuerung der Christenheit durch das Mönchtum, was unter Papst Urban II., selber ein ehemaliger Cluniazensermönch, darin seinen Höhepunkt fand, dass dieser die «heilige Mutter Kirche» dem Abt von Cluny zur Vorsorge anheimstellte.59 Eine wichtige Eigenheit des cluniazensischen Klosterverbandes bestand in den engen Verbindungen zwischen den Tochterklöstern, zumeist im Status eines Priorates, und der Mutterabtei in Cluny.60 Die rasche Vergrösserung der Cluniacensis ecclesia61 ebenso wie der zahlenmässige Umfang des Konvents im Mut-

49 50 51 52 53 54

Pacaut 1986, 49–71. Wollasch 1990. Kohnle 1993, 55. Wollasch 1996, 122. Klauser 1965, 103–110; Möbius 1984. Das Amt des Eleeomosinars (Almosenverwalters) ist in Cluny erheblich früher bezeugt als anderswo (Wollasch 1996, 97). 55 Hilpisch 1938, 263–270; Schmitz 1960; zusammenfassend Neunheuser 1983. 56 Wollasch 1996, 160. 57 Kohnle 1993, 136. 58 Kohnle 1993, 137. 59 Wollasch 1996, 37 und 167. 60 Egger 1907, 59–76. 61 Racinet 1990.

2  Historische Überlieferungen

1 Genf GE (Prioratus S. Victoris) 1.1 Russin GE 2 Romainmôtier VD (Prioratus Romani monasterii) 2.1 Bevaix NE 2.2 Bursins VD 2.3 Corcelles NE 2.4 Mollens VD 2.5 Vallorbe VD 2.6 Vufflens VD 3 Payerne VD (Prioratus Paterniaci) 3.1 Bassins VD 3.2 Baulmes VD 3.3 Brüttelen BE 3.4 Pont-la-Ville FR 4 Rougemont VD 5 Rüeggisberg BE (Prioratus in Monte Richario) 3.1 5.1 Röthenbach BE 5.2 Alterswil FR 1.1 6 Münchenwiler BE (Prioratus de Villario Monachorum) 7 Kerzers FR 8 Bargenbrück BE (Prioratus Pontis Bargiae) 9 St. Petersinsel BE (Prioratus Insulae medii lacus) 10 Hettiswil BE (Prioratus de Ortho villarii) 11 Leuzigen BE (Prioratus S. Johannis) 12 Basel, St. Alban (Prioratus S. Albani)



terhaus, der um 1100 rund 300 Mönche umfasst haben soll,62 machten im 11. Jahrhundert schriftliche Fixierungen der cluniazensischen Lebensgewohnheiten, der sogenannten Consuetudines, erforderlich,63 die unter anderem wichtige Anschauungen davon vermitteln, wie sich der Gottesdienst in diesen Klöstern und vor allen Dingen in den Klosterkirchen im Laufe des Kirchenjahres abspielte. Das Beispiel der cluniazensischen Klosterreform strahlte auch über den eigenen Ordensverband hinaus. So übernahm die Abtei Hirsau im Schwarzwald die cluniazensischen Lebensgewohnheiten, die sie eigenen Traditionen anpasste und weiterentwickelte64 und an zahlreiche monastische Niederlassungen im Reichsgebiet weitergab. In deutschen Landen ist die Cluniacensis ecclesia eine marginale Erscheinung geblieben. Cluny hatte nicht nur als Konvent und als Klosterverband eine bis dahin einzigartige Ausstrahlung, dasselbe galt auch für die Baukunst des Ordens und im besonderen Masse für die Kirchenbauten der Mutterabtei. Die Architekturgeschichte der Cluniazenser erhielt neben den überblicksmässigen Arbeiten von Joan Evans65 entscheidende Impulse durch die Untersuchungen von Kenneth J. Conant in der Abtei in Cluny. Diese haben in dem 1968 erschienenen Band Cluny. Les églises et la maison du chef d‘ordre eine zusammenfassende

12

11 9 2.3

3.3

2.1 2.5

10 5

3

3.2 2

2.4 2.2

6

8 7

5.1

5.2 2.6

3.4

Rüeggisberg 4

1

Darstellung gefunden.66 Sein Hauptinteresse galt der unter Abt Hugo im Jahre 1088 begonnenen Abteikirche – seit Conant in der Forschung als Cluny III bezeichnet –, die nicht nur die grösste, sondern auch eine der grossartigsten Kirchen des Mittelalters war. Darüber hinaus gelang es Conant, aufgrund von 1928– 1950 durchgeführten Sondiergrabungen67 weitere Kirchen der Abtei – insbesondere den 981 konsekrierten Bau Cluny II – baugeschichtlich genauer zu erfassen. Die Erforschung der Abtei in Cluny hat in den vergangenen 50 Jahren freilich neue und gewichtige Anstösse erfahren, welche die oft sehr weitreichenden Interpretationen Conants in mancher Hinsicht relativieren oder gar infrage stellen. Der 1992 von Neil Stratford vorgelegte État des questions hat deutlich gemacht, was bereits nach Erscheinen von Conants opus magnum angemahnt worden war,68 nämlich dass die gesicherten Erkenntnisse über die Bauten von Cluny in vielen

62 63 64 65 66 67 68

13  Karte der cluniazensischen Niederlassungen im Gebiet der heutigen Schweiz (nach Gutscher/ Moser 1991).

Pacaut 1986, 318. Vgl. Wollasch 1993. Vgl. Tutsch 1998, 55–142. Evans 1938. Conant 1968. Walsh 1990. Salet 1969.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Belangen weit hinter den Interpretationen von Conant zurückstehen müssen.69 Die jüngere archäologische Literatur zur Mutterabtei Cluny setzt mit einer Studie zum aufgehenden Mauerwerk von Cluny III ein.70 Im opulenten Jubliläumsband Cluny 910–2010 ist die Forschung zu Cluny und zu seiner kunstgeschichtlichen Ausstrahlung zusammengestellt.71 Ein weiterer Band zu Cluny mit dem Untertitel Les moines et la société au premier âge féodal gibt in seinem dritten Teil zum contexte monumental einen Überblick über den archäologischen Forschungsstand zu Cluny I und II.72 Als wichtiges Grundlagenwerk ist 2011 ein zweibändiges Corpus der Skulpturen von Cluny III erschienen.73 Einen guten rezenten Forschungsüberblick zu den archäologischen Untersuchungen in der Abtei Cluny bietet die Zusammenstellung von Anne Baud und Christian Sapin von 2019.74 2.2

Gründung des Priorates Rüeggisberg Zu den zahlreichen Klöstern, die während des Abbatiats Hugo von Semurs (1049–1109) gegründet und der Abtei in Cluny unterstellt wurden, gehörte auch das Priorat in Rüeggisberg. Das in der Diözese Lausanne gelegene, wie die Mutterabtei den Aposteln Petrus und Paulus geweihte Kloster Rüeggisberg ist, wie die Ortsnamenforschung gezeigt hat, in einem frühmittelalterlichen Ausbaugebiet am südlichen Abhang des Längenbergs entstanden. Die älteste Nachricht von einer cella quae dicitur mons Richeri (von einem Kloster, das Rüeggisberg genannt wird) hat sich in einem 1075 ausgestellten Privileg von Papst Gregor VII. erhalten, worin er der Abtei Cluny den Besitz dieses Klosters bestätigte.75 Aus dem hier verwendeten Begriff cella darf allerdings nicht auf die Grösse oder Bedeutung der Niederlassung geschlossen werden, denn cella war, wie Kohnle gezeigt hat,76 die gebräuchliche Bezeichnung für cluniazensische Klöster, ehe sich seit dem 12. Jahrhundert der Begriff prioratus durchsetzte. Ein ausführlicher Gründungsbericht von Rüeggisberg wird in der zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstandenen sogenannten Vita posterior des heiligen Ulrich von Cluny (um 1029– 1093) überliefert.77

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«Zur selben Zeit lebte ein mächtiger Mann, Lüthold, genannt von der Burg Rumelingen, der zwar reich war an grossen Gütern und anderen Schätzen, doch keine Söhne hatte; derselbe zog mit Zustimmung seiner Gattin nach dem Kloster Clugny, übergab grossmüthig seine Güter dem Altar der seligen Apostel Peter und Paul und setzte den Sohn der Jungfrau zu seinem Erben ein, damit er selbst die ewige Erbschaft gewinne. Auf seine Bitte, Mönche mit ihm zu senden, wurden nach erfolgter Wiederherstellung (incolumitate recepta = nach erhaltener Bestätigung [gemeint ist wohl die Stiftungsurkunde]) der selige Ulrich und der ehrwürdige (venerabilis) Cuno von dem Vorsteher des Klosters mit ihm geschickt, damit durch ihren Fleiss den Mönchen passende Wohnstätten (habitacula) errichtet würden. Nachdem sie hingelangt waren und die verschiedenen Orte besichtigt hatten, erwählten sie den Rotgersberg (montem Rotgeri), auf dem nach ihrer Ansicht mönchischer Weise angemessene Gebäude leicht erstellt werden konnten. Da aber die Rauhheit des Winters den Bau hinderte, so zogen sich die ehrwürdigen Väter, verschmähend, weltlicher Menschen Wohnsitz mit ihnen zu theilen, in eine Höhle zurück, welche von dem genannten Berge zwei Meilen entfernt liegt, und lebten dort in geistlichen Freuden, ihr Leben nur mit Brod und Wasser fristend. Allein während ihr Wunsch war, dort verborgen zu leben, um göttlichen Betrachtungen besser nachhangen zu können, litten sie doch in ihrer Abgeschiedenheit von dem Zudrang der Menge. Zuerst kamen wenige, von Neugier getrieben, mehr um die neuen Ankömmlinge zu sehen, denn um ihres Heiles willen, zu ihnen; diesen

69 Stratford 1992; vgl. ferner Diemer 1994 sowie Iogna-Prat/ Sapin 1994. 70 Baud 2003. 71 Stratford 2010. 72 Iogna-Prat et al. 2013. 73 Stratford/Maurice-Chabard/Walsh 2011. 74 Baud/Sapin 2019. 75 In der Darstellung der historischen Verhältnisse stützen wir uns im Wesentlichen auf Utz Tremp (1991a), welche die älteren Publikationen von Egger (1907) und Wäger (1915/1917) weitgehend ersetzt. 76 Kohnle 1993, 136–137. 77 Vita sancti Udalrici; abgedruckt in: FRB I, Nr. 107, 325–327. Die deutsche Übersetzung stammt vom Rüeggisberger Pfarrer Franz Studer (Studer 1879, 88–92). Die Sprache des 19. Jh. ist dem etwas schwülstigen Latein der Vita nicht unangemessen.

2  Historische Überlieferungen

predigte der selige Ulrich das Wort des Lebens und bald strömten von allen Seiten unzählige Schaaren herbei. Da war es ihm, als höre er den Verlobten seiner Seele zu ihm sprechen: Mach’ dich auf und lass deine Stimme in meine Ohren tönen; er erhob sich von der süssen Ruhe des Schlafgemachs, trat vor den Eingang und begann dem irrenden, bisher noch rohen, thierischen und Christum nur dem Namen nach bekennenden Volke den Weg des Heils zu zeigen. Er erschütterte durch die Wucht seiner Predigt die Herzen der bäuerischen Menschen, hörte das Bekenntnis ihrer Sünden und wies sie auf die Heilmittel der Busse hin; so fing durch seine Weisheit dem bisher im Schatten des Todes sitzenden Volke das Licht der Wahrheit aufzugehen an. Als nun der Winter vergangen und der liebliche Frühling in seiner ganzen Pracht hervortrat, schritten die ehrwürdigen Väter zur Ausführung ihres Werkes und besorgten die Erstellung eines Heerdes für mönchische Ruhe, der Ort und Umständen angemessen war. Rings umher leistete die Menge willige Hülfe und bezeugte mit Wort und That den Vätern ihre Verehrung und Liebe. Da weckte diese Hingabe den Neid und Zorn zweier benachbarter Priester, welche ihre Einkünfte sich verringern sahen. Deshalb sprach der Eine von ihnen an einem hohen Festtage, da er zum Volke predigte, in Gleichnisweise: «Es ist in diesen Gegenden ein Giftkraut erwachsen, welches mit seinem Pesthauch den ganzen Boden verderben wird, wenn es ihm gelingt, Früchte hervorzubringen.» Die versammelte Menge, durch diese Worte heftig bewegt und erschreckt, wünscht das Kraut zu sehen, damit es mit der Wurzel ausgerottet werden könne. Darauf entgegnete jener Prediger, den Keim seiner Bosheit in ihre Herzen senkend: «Jene Mönche, welche vom Kloster Clugny in diese Gegend gekommen, durch ihre Heuchelei, ihren Geiz und Neid Eurem Heile durchaus schädlich sind, würden, wenn sie unter Euch wohnen und ihre Predigt schädliche Samen in Euren Herzen Wurzel schlagen, alles gute, was meine Mühe und Arbeit in Euch gepflanzt, auf ’s Schnellste verderben, so dass ihr keinerlei Früchte der Tugend hervorbringen könntet. Bittet daher Gott, dass seine Güte sie von Euch entferne, bittet noch eindringlicher, dass nicht ihre verderbliche Lehre und falsche Heiligkeit Eure Sinne gefangen nehme, und, was ferne sei, den Stand des

Heils Euch verderbe.» Nach diesen Worten erhob wirklich ein kleiner Theil des Volkes abscheuliche Gebete um der Mönche Entfernung; die Gescheidtern aber verhielten sich ruhig und bewegten die Sache in ihren Herzen. Bald belehrte das Gerücht die Knechte Gottes über das Vorgefallene und trug ihnen zu, was jener Priester mit schäumendem Munde gegen sie geredet. Es begab sich aber, dass derselbe Kirchherr in Geschäften auf dem Berge wandelte und von der Nacht überfallen nicht heimkehren konnte. Ängstlich was thun, da die Finsternis der Nacht und die Rauhheit des Weges jede Rückkehr unmöglich machte, und zwischen Furcht und Hoffnung schwebend, blieb ihm nichts Anderes übrig, als bei den Mönchen, die er so schmählich verleumdet hatte, Zuflucht zu suchen. Als der selige Ulrich seines Widersachers Ankunft erfuhr, wollte er nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern eilte ihm entgegen, nahm in mit freundlichem Gesichte auf und führte ihn, nach mönchischer Vorschrift, vor allem zur Andacht am Altar, worauf er ihn mit Umarmung und Friedenskuss willkommen hiess, ihm alles Nöthige bereitwillig darbot und mit freundlicher Rede den Gast zu gewinnen suchte. Am andern Morgen liebreich entlassen, stellte der Priester, von Gottes Geist getrieben, sich vor Augen, wie gütig und dienstfertig er von denen aufgenommen worden, die er selbst mit den heftigsten Giftpfeilen zu bewerfen sich nicht gescheut hatte. So wandelte sich in ihm Hass in Liebe, Schmähung in Lob, Feindschaft in Frieden und er erhob am nächsten Sonntag nach feierlicher Messe in Gegenwart des Volkes die Mönche Christi, die er so sehr geschmäht, mit den höchsten Lobsprüchen, erklärte sich der Verläumdung schuldig und bat solche Sünde öffentlich dem Herrn ab. Von da weg verband ihn aufrichtige, treue Freundschaft mit den Bewohnern des Gotteshauses, er half ihnen nach besten Kräften und eilte mit seinen Gemeindegenossen herbei, um den Bau des Klosters beendigen zu helfen. So hatte der heilige Mann [Ulrich] durch Feindesliebe und Wohlthun den Sieg davongetragen, und kehrte nach Vollendung des Gebäudes, nachdem alles auf ’s beste eingerichtet war nach Clugny zurück, während Cuno mit den Brüdern, welche schon dort zusammengeströmt waren, im neuen Klösterlein zurückblieb.»

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

M. 1: 10 000 000

M. 1: 50 000

Bern Lausanne



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rbe

r g b e e n n g L ä

14  Übersichtskarte von Rüeggisberg: 1  Standort des ehemaligen Priorates, 2  Pfarrkirche Rüeggisberg, 3  Burg Rümligen, 4  Höhle, sogenanntes Pfaffenloch, das den Cluniazensermönchen Ulrich und Cuno gemäss einer lokalen Überlieferung als Rückzugsort diente. M. 1:50 000.

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2 1

Gemäss dieser Darstellung begab sich Lütold von Rümligen,78 ein Adliger aus der Grafschaft Bargen, nach Cluny, um der Abtei seine Besitzungen als Ausstattung zur Gründung eines Klosters zu übergeben. Auf seine Bitte hin gab ihm der Abt zwei Mönche mit auf den Rückweg: Ulrich von Cluny79 und den «ehrwürdigen» Cuno, die für die Errichtung eines Klosters besorgt sein sollten. Sie wählten Rüeggisberg (mons Rotgeri) als geeigneten Ort dafür aus. Da die fortgeschrittene Jahreszeit einen Beginn der Bauarbeiten nicht erlaubte, zogen sich die beiden Mönche in eine nahegelegene Höhle zurück, wo sie den Winter verbrachten (Abb. 14). Von dieser Höhle aus – sie wird mit der als «Pfaffenloch» bezeichneten Örtlichkeit bei Rümligen identifiziert80 – entfalteten die beiden Einsiedler mit Messfeiern, Chorgebet und Predigt eine rege katechetische Tätigkeit in der ansässigen Bevölkerung, die in der Vita als roh bezeichnet wird und Christus nur dem Namen nach gekannt haben soll. Dieses Wirken missfiel jedoch dem einheimischen Klerus, der die Mönche der Heuchelei, der Habsucht und des Neides bezichtigte. Offenbar gelang es Ulrich, diesen Weltpriester – wahrscheinlich den

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Dorfpfarrer von Rüeggisberg –, der um Einfluss und Einnahmen fürchtete, für sich und zur Unterstützung des Klosterbaus zu gewinnen. Im Frühling wurde mit dem Bau des Klosters begonnen, wobei auch das Landvolk eifrig Hand anlegte. Nach der Errichtung des Klosters und nachdem alles aufs Beste eingerichtet war (constructo igitur coenobio, cunctisque rite dispositis), ging Ulrich nach Cluny zurück, während Cuno vorerst in Rüeggisberg zurückblieb. Cuno wird deshalb gewöhnlich als erster Prior des Klosters betrachtet.81 Die breit angelegte Schilderung in der Ulrichsvita bestätigt zuerst einmal die namengeschichtlichen Untersuchungen, wonach das Kloster Rüeggisberg nicht in eremo, also an ei-

78 Zum Schloss Rümligen, das einen mittelalterlichen Kern aufweisen soll, vgl. Hauswirth 1974 und Glatz 2004. 79 Gemäss den drei wichtigsten Lebensabschnitten Ulrichs wird dieser in der Literatur als «Ulrich von Regensburg», «Ulrich von Cluny» oder als «Ulrich von Zell» benannt (Tutsch 1998, 16). Wir nennen ihn hier «Ulrich von Cluny», da sein Wirken in Rüeggisberg in seinen mittleren Lebensabschnitt fällt. 80 von Rodt 1907. 81 Utz Tremp 1991a, 673.

2  Historische Überlieferungen

nem abgeschiedenen Ort, sondern in einer besiedelten Gegend errichtet wurde. Wenn auch die Geschichten von den beiden Einsiedlern in der Höhle gar sehr den Anschein frommer Legenden erwecken, im Kern der Sache, dass die beiden fremden Mönche bei den Einheimischen, Volk und Klerus, zuerst auf Misstrauen und Ablehnung stiessen, sind sie durchaus glaubhaft. Wundersame Ereignisse wie hier die «Bekehrung» des verleumderischen Priesters» werden recht häufig in Verbindung mit Bauarbeiten überliefert; sie sind als Darstellung von Schwierigkeiten ernstzunehmen, zumal sie vielfach bestimmte Vorgehensweisen rechtfertigen.82 Auffällig an dieser Erzählung ist die Darstellung eines ausgeprägten Kulturgefälles zwischen den beiden Mönchen aus Cluny und den «rohen, tierischen» Einheimischen. Es ist immerhin bemerkenswert, dass zur Gründung des Klosters gleich zwei Mönche nach Rüeggisberg abgeordnet wurden, bei denen es sich in beiden Fällen um bedeutende Persönlichkeiten handelte. Der eine, Ulrich von Cluny, um 1029 in Regensburg geboren und von König Heinrich III. aus der Taufe gehoben, wirkte mehrere Jahre als Kaplan am Hofe seines Paten, ehe er nach einer Pilgerfahrt zu den Apostelgräbern in Rom um 1063 Mönch in Cluny und bald enger Vertrauter von Abt Hugo wurde.83 Dieser betraute ihn mit verschiedenen Klostergründungen in deutschen Landen und mit der Aufzeichnung der cluniazensischen Consuetudines, die er Abt Wilhelm von Hirsau auf dessen Bitte hin zukommen liess.84 Ulrich war somit ein hervorragender Kenner der cluniazensischen Lebensgewohnheiten, hingegen wird er nirgendwo mit Bautätigkeiten in Zusammenhang gebracht, zumal er während seines Aufenthaltes in Marcigny 1065–1070 an einem schweren Augenleiden erkrankte und offenbar auf einem Auge erblindet war.85 Ihm dürfte in Rüeggisberg die Aufgabe des «Intendanten» zugefallen sein. Ihm oblag es, eine klösterliche Gemeinschaft ins Leben zu rufen und nach den Gewohnheiten der Mutterabtei zu organisieren, wobei ihm als Deutschen die Kenntnis der Landessprache besonders zustatten gekommen sein dürfte. Die Aussage der Vita, dass Ulrich aus Rüeggisberg abreiste, «während Cuno mit den Brüdern, welche schon dort zusammengeströmt waren, [vorerst noch] zurückblieb», scheint ebenfalls darauf hinzu-

weisen, dass Ulrich sich hauptsächlich mit der Installation des Konvents befasste. Demnach dürfte es der Mitbruder Cuno gewesen sein, der mit den baulichen Belangen der Klostergründung betraut war. In der Vita wird er mit dem Epitheton «ehrwürdig» (venerabilis) bezeichnet, was darauf hinweist, dass er besonderes Ansehen genoss. Ein weiteres Element im erwähnten Gründungsbericht ist von Interesse: Die beiden Mönche langten in Rüeggisberg an, als wegen der winterlichen Jahreszeit an einen Baubeginn nicht zu denken war. Es mag zutreffen, dass die beiden die Wintermonate dazu nutzten, bei der einheimischen Bevölkerung Vertrauen zu schaffen, da sie auf deren Mithilfe (beispielsweise für Fuhrdienste) angewiesen waren. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Winter auch für die nötigen Vorbereitungen für den bevorstehenden Klosterbau genutzt wurde. Dazu gehörte die Berufung von Bauhandwerkern, die mit den Erfordernissen von Grossbauten vertraut und deshalb in der näheren Umgebung kaum zu rekrutieren waren. Im Jahre 1072 war Abt Hugo mit Kaiser Heinrich IV. in Worms zusammengetroffen, wobei vermutlich die Reformtätigkeit Clunys im deutschen Reichsgebiet zur Sprache gekommen sein dürfte.86 Im Zusammenhang mit Rüeggisberg ist auf ein angeblich von Kaiser Heinrich IV. im Jahre 1076 ausgestelltes Diplom hinzuweisen, worin die Schenkungen des vir ­illustris Lütold von Rümligen an Cluny bestätigt wurden. Dieses Diplom gilt allerdings als unecht. «Indessen besteht kein Grund, an der

82 «Covering virtually every stage of the building process from impetus to design, site, labor, materials, funding, and internal and external community consent, we see that in many cases building-miracles are far from being simply the pious legends or straightforward accounts that they may appear to be on the literal level. […] Indeed, these miracle stories, while acting as pious stories on the popular level, acted at times on the polemical level to justify architectural undertakings that for one reason or another the author felt necessary to defend» (Rudolph 1997, 409). 83 Hauviller 1896; zur Herkunft und sozialen Einstufung vgl. Ott 1970, 10–13. 84 Kohnle 1993, 36–44 und passim; Ott 1970, 17–29; Tutsch 1998. 85 Tutsch 1998, 21. Ulrich wird im Jahr 1093 völlig erblindet sterben. 86 Kohnle 1993, 91–92.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Stiftung selbst zu zweifeln, noch an der Schenkung des angrenzenden Rodungsgebietes von Guggisberg, welches Heinrich IV. anschliessend an die Bestätigung der Gründung [...] vornahm.»87 Diese Bestätigung, die durch die Vermittlung Herzog Bertholds II. von Zähringen zustande gekommen sein soll, deutet ebenso wie der Umstand, dass zwei bedeutende Persönlichkeiten aus Cluny zur Klostergründung abgeordnet wurden, darauf hin, dass Lütold von Rümligen, der in der Vita des Ulrich als praepotens (sehr mächtig) bezeichnet wird, zu den Grossen des Reiches gehörte.88 Dies war wohl der Grund, weshalb er einen direkten Zugang zum einflussreichen und mächtigen Abt Hugo von Cluny hatte. Möglicherweise hatte Lütold die Gründung seines Klosters 1072 auf dem Reichstag in Worms in die Wege geleitet. Wie erwähnt, wird die Niederlassung Rüeggisberg im Jahr 1075 als bestehend überliefert, was allerdings nicht die Fertigstellung von Kirche und Klostergebäulichkeiten voraussetzt. Im Verlauf der 1070er-Jahre verliess Ulrich Rüeggis­berg. Nach einem kurzen Aufenthalt in Cluny stand er, wie Hausmann annimmt,89 um 1075 vorübergehend als Prior dem Cluniazenserkloster in Payerne VD vor. Dieser Zeitpunkt ist freilich nicht verbürgt, er wurde aus der Vita erschlossen. Spätestens 1079 war Ulrich zurück in seiner Mutterabtei, wo er nach einem Aufenthalt in Hirsau im Herbst 1079 mit den Aufzeichnungen der geltenden cluniazensischen Lebensgewohnheiten begann.90 Aufgrund der Lebensdaten Ulrichs fallen die Gründung des Priorates Rüeggisberg und die kurze Vorsteherschaft im Konvent in Payerne VD in die 70er-Jahre des 11. Jahrhunderts und somit in die Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Kloster Marcigny, wo er um 1065–1070 als Klaustralprior91 gewirkt hatte, und vor seiner Reise 1079 nach Hirsau.

im Kartular vom Beginn des 15. Jahrhunderts überlieferten Zinsbuch zeigt, im Laufe der Jahrhunderte in der geographischen Ausbreitung kaum verändert, wohl aber intensiviert hat».92 Während Glatthard aufgrund seiner sprachgeschichtlichen Untersuchungen «die kolonisatorische, urbanisierende Tätigkeit des Klosters Rüeggisberg» als gesichert annahm, stufte ­Kathrin Utz Tremp mit dem Hinweis auf den zahlenmässig geringen Umfang des Konvents die Bedeutung des Landesausbaus etwas zurück: «Das Verdienst der Cluniazenser von Rüeggisberg besteht wohl weniger in der Rodung und Kolonisierung als in der Organisation der Herrschaften Rüeggisberg und Guggisberg»,93 welche die beiden Schwerpunkte der Klosterbesitzungen bildeten. Tatsächlich hat der Konvent Rüeggisberg, der kein eigenes Siegel besass,94 gewöhnlich nur aus drei oder vier Mönchen bestanden, wobei als Sollbestand fünf Mönche vorgesehen waren,95 wie dies in ähnlicher Weise bei anderen Niederlassungen des cluniazensischen Klosterverbandes – im näheren Umfeld etwa beim Priorat Münchenwiler und beim Konvent auf der St. Petersinsel im Bielersee – der Fall war. Berthold V. von Zähringen (um 1160–1218), der in einem Brief an den Abt von Cluny berichtete, dass er Rüeggisberg in seinen Schutz genommen habe, sprach bezeichnenderweise von einem Klösterlein (cenobiolum).96 Dazu schrieb der Historiker Marcel Pacaut: «… la caractéristique majeure de l’ordre de Cluny tient donc à ce qu’il est formé pour une large part de petits et de tout petits prieurés.»97 Die Vogtei über das Kloster blieb während Jahrhunderten in den Händen der Stifterfamilie, was Ernst Tremp als «erblich gewordene Amtsvogei» bezeichnete: «Damit entspricht die Verfassung von Rüeggisberg dem Typus der Stif-

2.3

Zur späteren Geschichte des Klosters In einer 1148 ausgefertigten Urkunde nahm Papst Eugen III. das Kloster Rüeggisberg in seinen Schutz und bestätigte ihm dessen Besitz, «der wahrscheinlich in diesem Umfang vom Stifter Lütold von Rümligen auf es gekommen war und der sich, wie ein Vergleich mit dem

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87 88 89 90 91 92 93 94 95

Utz Tremp 1991a, 644. Vgl. Baeriswyl 2003, 66. Hausmann 1991, 439. Tutsch 1998, 22. Zum Klaustralprior vgl. Egger 1907, 185. Utz Tremp 1991a, 645; vgl. von Graffenried 1990. Utz Tremp 1991a, 646. Dubler 2012. Utz Tremp 1995, Sp. 1087: «Das Priorat zählte nie mehr als vier Mönche.» 96 Witolla 1990, 182. 97 Pacaut 1986, 319.

2  Historische Überlieferungen

tervogtei oder der de facto in einem Geschlecht erblich gewordenen Amtsvogtei, wie er uns im alemannisch-schwäbischen Raum sowohl bei Reformklöstern als auch bei anderen dynastischen Gründungen des 11./12. Jahrhunderts begegnet. Zugleich unterscheidet sie sich von derjenigen der meisten Cluniazenserklöster, bei denen in der Regel der Abt von Cluny den Vogt wählte.»98 Von Rüeggisberg abhängig waren zwei Tochterklöster, nämlich Alterswil FR und Röthenbach BE. Während Röthenbach möglicherweise seit der Gründung Rüeggisbergs bestand und mit diesem 1484 dem Vinzenzstift in Bern einverleibt wurde,99 scheint Alterswil später entstanden zu sein und wurde auch erheblich früher, nämlich «spätestens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts», aufgegeben.100 Keine der beiden Kirchen wies ein Peter-und-Paul-Patrozinium auf, weshalb es möglich scheint, dass bei beiden Niederlassungen ältere Kirchenbauten oder ‑titel übernommen wurden, zumal beide zugleich als Pfarrkirchen dienten.101 Ein Visitationsbericht aus dem Jahr 1300 zeigt die damaligen wirtschaftlichen Zustände auf.102 Danach konnten die drei Mönche wegen Lichtmangels die Matutin (das erste Chorgebet vor Sonnenaufgang) nicht singen, und auch die tägliche Messe musste gelegentlich ausfallen, weil Lichter fehlten. Früher dagegen hätten in der Kirche des Nachts sieben und am Tag zwei Lampen gebrannt. Das Kloster bestehe aus wenigen Gebäuden, die nur zum Teil von den Mönchen, teils jedoch von Bauern mit ihren Frauen, Kindern und Tieren bewohnt würden, die in der Kirche eine Scheune eingerichtet hätten. «Die Mauern des Refektoriums und der Küche seien eingestürzt, der Klosterhof (claustrum) und das Dormitorium verbrannt.»103 Erst unter Prior Simon von Nyon (1338–1348) wurden der Klosterhof, die Zellen und die Scheune wieder instand gestellt. Ferner wird berichtet, dass in Rüeggisberg weder Gastfreundschaft noch Wohltätigkeit geübt wurde, «während man früher täglich allen Armen gespendet habe, am Gründonnerstag allen, die zum Essen kamen, die Füsse gewaschen habe und jedem ein Pfennig gegeben worden sei».104 Mitte der 1420er-Jahre veranlasste Prior Wilhelm de Monte (1411–1440) eine Zusammenstellung aller wichtiger Rechts- und Be-

sitztitel des Klosters in einem Kartular, was als «Ausdruck intensiver Bemühungen um eine geregelte Verwaltung gewertet» werden kann.105 1484 wurde das Priorat Rüeggisberg, das bereits im 13. Jahrhundert «in den Interessen- und Einflussbereich der Stadt Bern geraten war»,106 dem neugegründeten Kollegiatsstift St. Vinzenz in Bern inkorporiert. Damit endete in Rüeggisberg der Klosterbetrieb und es wurde ein Schaffner für die Verwaltung der Güter eingesetzt. Nach der Reformation und der damit verbundenen Säkularisation des Vinzenzstiftes richtete man im Jahre 1534 in der ehemaligen Klosterkirche ein Kornhaus ein. Tatsächlich blieben von der Kirche nur die zuletzt als «Haberhaus» bezeichnete Zehntscheune im Nordarm sowie die Ostwand des Querschiffes erhalten. 1541 liess sich der Pfarrer von Rüeggisberg, dessen Haus baufällig geworden sei, in den ehemaligen Klostergebäulichkeiten nieder, wobei offenbar im selben Jahr die übrigen Teile der Klosterbauten niedergerissen wurden.107 Es ist auffallend, worauf Utz Tremp hingewiesen hat,108 dass das Kloster Rüeggisberg mit seinem geringen Bestand an Mönchen offensichtlich keine «Verwurzelung im Land» gefunden hat. Die Prioren und Mönche stammten gewöhnlich aus Savoyen und waren französischer Muttersprache. Trotz kaiserlicher und päpstlicher Protektion erhielt der Konvent praktisch keine Schenkungen und verfügte auch nicht über ein Jahrzeitbuch.109 Dies ist umso erstaunlicher, als Rüeggisberg zu einem Klosterverband gehörte, dem das Totengedächtnis ein besonderes Anliegen war.

98 Tremp 1988, 676–677. 99 Utz Tremp 1991c. 100 Utz Tremp 1991b, 690. 101 Das archäologisch untersuchte Beispiel der Pfarrkirche von Leuzigen BE zeigt, wie eine solche cluniazensische Prioratskirche ausgesehen haben mag (Eggenberger/UlrichBochsler 1989a). 102 Utz Tremp 1991a, 648. 103 Utz Tremp 1991a, 648. 104 Utz Tremp 1991a, 648. 105 von Graffenried 1990, 5. 106 Utz Tremp 1991a, 661; vgl. Tremp 1988, 683. 107 Utz Tremp 1991a, 657. 108 Utz Tremp 1991a, 664. 109 Ein Jahrzeitbuch besass hingegen die Pfarrkirche Rüeggisberg (Utz Tremp 1991a, 664, Anm. 147).

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

3

Bautechnische Aspekte

Georges Descœudres

Als Vorbemerkung gilt es festzuhalten, dass im folgenden Text die Begriffe «Chor» und «Sanktuarium» zur Vermeidung von Missverständnissen strikt unterschieden werden. Verwendet werden hauptsächlich Bezeichnungen nach formalen Gesichtspunkten wie «Apsisräume». Wo eine funktionale Terminologie zur Anwendung kommt, wird als «Chor» ausschliesslich jener Raumteil bezeichnet, in dem sich die Mönche zum Chorgebet versammelten. Das «Sanktuarium» (oder Presbyterium) hingegen ist der Ort, wo sich die Messliturgie des Konvents abspielt.110 Im Übrigen wird hier zur Vereinfachung die von Hahnloser eingeführte fortlaufende Nummerierung der Apsiden von Norden nach Süden (nördlichste Apsis = Nr. 1) aufgegriffen (vgl. Abb. 11). 3.1

Baumaterial Am aufgehenden Mauerwerk der Kirche beziehungsweise des Nordquerhauses lassen sich drei unterschiedliche Steinmaterialien feststellen: gebrochener Sandstein, Tuff und Lesesteine. Bei Letzteren handelt es sich neben Kalk15  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nord­arm, Ostfassade: Mauerwerk aus Lesesteinen in sorg­ fältigem Verband mit Pietra rasa oberhalb und in nachlässigem Verband unterhalb des aus Sandsteinplatten gefügten Dachanschlusses über den nördlichen Apsisräumen. Aufnahme von 1990.

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steinen vielfach um verschiedenfarbige Gneise und Granite, die wohl in der Eiszeit als Moränenmaterial in die Gegend verfrachtet wurden (Abb. 15). Der helle Kalktuff, der aus der näheren Umgebung stammen dürfte, wurde vorwiegend, wenn auch nicht ausschliesslich, für Bogen- und Gewölbekonstruktionen verwendet (Abb. 16 und 35). Material, das beim Zurichten der Tuffquader anfiel, wurde zusammen mit den Lese- und Bruchsteinen als Füllung des Schalenmauerwerks verwendet. Das Querschiff wurde zu grossen Teilen aus einem feinkörnigen, mittelharten, grau-grünen bis senffarbenen Sandstein errichtet (Abb. 17, 26 und 33). Zur oberen Meeresmolasse (Belpberg-Formation) gehörend, wurde dieser in der näheren Umgebung an mehreren Orten abgebaut und sowohl in grösseren Quadern und Platten als auch als kleinteiliges Bruchsteinmaterial verbaut.111 Auch sämtliche Bauskulpturen wurden aus Sandstein derselben geologischen Formation gefertigt (Kap. 15).112 Der mehrheitlich von dünnen Lagen gekennzeichnete stratigrafische Aufbau des anstehenden Sandsteins eignete sich in besonderem Masse für die Herstellung der zahlreich ver-

110 Im 13. Jahrhundert kommen bei den städtischen Bettel­ orden sog. Langchöre auf, die in der Regel durch einen Lettner vom Laienschiff abgetrennt waren. Diese Langchöre, die zugleich Ort des Chorgebets der Mönche und mit dem Hauptaltar der Kirche auch Sanktuarium waren und insofern eine in sich geschlossene Mönchskirche darstellten, werden seit dem frühen 14. Jh. in den Schriftquellen als «chorus» bzw. «khore» bezeichnet. In diesem Sinne wurde der Begriff «Chor» von der modernen architekturgeschichtlichen Terminologie aufgegriffen, womit jedoch die Funktionsunterscheidung zwischen dem Chor der Mönche und dem Sanktuarium der Kirche, wie sie in älteren Klosterkirchen bestand, verwischt wird (vgl. Descœudres 2003, 11; Gall 1952, 488). 111 de Quervain 1979, 133 Abb. 93; de Quervain 1984. Für Hinweise und Erläuterungen danke ich Dr. Konrad Zehnder, ehemals Schweizerische Geotechnische Kommission an der ETH Zürich. 112 Bläuer 2020.

3  Bautechnische Aspekte

wendeten Platten, die als Schalung des Mauerwerks eingesetzt wurden. Die übrigen Teile des Mauer­werks wurden aus grob zugerichteten, plattigen Sandsteinen sowie aus Lesesteinen gefügt, gelegentlich – so etwa an der Nordfassade des Nordquerhauses – in alternierenden Stein­ lagen (Abb. 139). Abgesehen von Bogen- und Gewölbe­konstruktionen waren stellenweise  – etwa im oberen Teil der Querschiff-Nordfassade  – Mauerteile mit grösseren paketartigen Einschlüssen aus Tuffquadern festzustellen, Vereinzelt waren auch Ziegelfragmente und Backsteine zu beobachten. Diese wurden teils als Zierelemente – so im Bereich der Traufe –, teils als sichtbare, farblich akzentuierende Mauer‑ beziehungsweise Füllsteine verwendet, so hauptsächlich im Bereich der Sandsteinquader und der Plattenverkleidung. An zwei Stellen an der Nordfassade war zu beobachten, dass glasige Schlacke, wie sie als Ablagerung in Ziegelbrennöfen entsteht, mit dem originalen Mauermörtel vermischt war. Dieser Befund wurde dahingehend gedeutet, dass die Backsteine auf dem Bauplatz gebrannt worden waren,113 woran Jürg Goll in seinem Bericht über die Baukeramik (Kap. 11.2.2) jedoch zweifelt. Die aus Lese- und Bruchsteinen gefügten Wandteile sind lagig aufgemauert, wobei kleinere, grob zugerichtete Lesesteine gelegentlich vertikal oder schräg gestellt wurden. Die Lesesteine finden sich tendenziell häufiger an den Fassaden, die Bruchsteine dagegen vermehrt an den Innenwänden des zweischaligen Mauerwerks. Vielfach waren Gerüstbalkenlöcher mit

plattigen Abdeckungen zu beobachten; ein gesamtheitliches System des Gerüstbaus war jedoch nicht auszumachen. Spärliche Reste von Negativen deuteten auf Rundhölzer hin. Zahlreiche Gerüstbalkenlöcher waren mit einem sekundären Mörtel gestopft. 3.1.1 Mauermörtel

Der braunbeige Mauermörtel zeigt verschiedene Farbtonvarianten. Er wurde mit Grubenmaterial angerührt und enthält hellgraue bis anthrazitfarbene Sandkörner mit einer durchschnittlichen Granulation von 0,5–4,0 mm sowie gelegentliche Kalkeinschlüsse von 1–4 mm Durchmesser. Der Mörtel wirkt teigig kompakt.

16  Rüeggisberg, Kloster­ kirche. Querschiff-Nord­arm, Nordostecke: verschiedene Materialien und Mauer­ techniken wie Sandsteinplattenverkleidung, Tuff­ quader, plattige Bruch­steine sowie Lesesteine mit Pietra rasa. Aufnahme von 1990. 17  Rüeggisberg, Kloster­ kirche. Querschiff-Nord­­arm, Westwand: Mauerwerk aus grob zugehauenen plattigen Sandsteinquadern, im Mauerverband mit der Fläche überarbeitet. Aufnahme von 1990.

3.1.2 Pietra rasa

An der Nord- und Ostfassade des nördlichen Querschiffarmes114 war eine Pietra rasa mit horizontalem und vertikalem Fugenstrich festzustellen (Abb. 18), die vielerorts al fresco getüncht worden war. An einzelnen Stellen ist zu erkennen, dass der Pietra-rasa-Mörtel nach dem Mauermörtel aufgetragen wurde, dass also

113 Descœudres 2008, 53. 114 An der Westfassade ist der Verputz abgewittert.

29

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

der Pietra rasa scheint einerseits auf die Mörtelmischung und anderseits auf die starke Verdichtung der Oberfläche (Heraustreten der Kalkmilch) zurückzuführen zu sein.

18  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nord­arm: Detail der Pietra rasa mit Fugenstrich. Aufnahme von 1990.

3.2

Steinbearbeitung

19  Rüeggisberg, Klosterkirche. Steinbruch südsüdöstlich unterhalb des Klosters (roter Punkt), wo mutmasslich die Steinplatten für die Wandverkleidungen gebrochen wurden. Aufnahme von 2021. M. 1:4000.

Aufmauerung und Pietra-rasa-Verputz zwei Arbeitsgänge darstellten. Der Fugenstrich wurde mit der Maurerkelle ausgeführt und wies im unteren Teil einen flacheren Winkel auf als oben.115 Deutlicher als an den Fassaden war an den Innenwänden zu beobachten, dass nur die Wandteile mit Lesesteinen eine Pietra rasa aufwiesen, die hier gelegentlich auch x-förmige Fugenstriche zeigte. Bei den mit Bruchsteinen aufgeführten Wandabschnitten, die deutlich dünnere Fugen zeigten, kann man hingegen nicht von einer Pietra rasa sprechen. Die auffallend helle Farbe M. 1: 4 000

Die Sandsteinquader, vielfach 8–16 cm hoch und 30–50 cm lang, wurden sehr sorgfältig zugerichtet und zeigen mehrheitlich dünne Stoss- und Lagerfugen. «Die Bearbeitung [der Oberfläche] ist regellos geflächt.»116 Die Stirnflächen wurden mit dem Beil schräg oder ährenförmig behauen. Gelegentlich sind Vorritzungen eines Spiegels mit oder ohne Randschlag zu beobachten. Die Sandsteinplatten, die durchschnittlich 10 cm stark sind, zeigen sehr unterschiedliche Grössen, die von 40 × 60 cm bis 80 × 130 cm reichen. Es ist anzunehmen, dass die verhältnismässig dünnen und deshalb zerbrechlichen Sandsteinplatten in dem südöstlich unterhalb des Klosters gelegenen Steinbruch gewonnen wurden (Abb. 19).117 Vermutlich hat man sie mit schlittenartigen Unterlagen zum Bauplatz hochgezogen und erst dort fertig zu Platten zugerichtet. Der dünnlagige stratigrafische Aufbau des anstehenden Sandsteins in diesem Steinbruch kam einer Aufspaltung in Platten entgegen. Diese wurden im Allgemeinen sehr sorgfältig zugerichtet und weisen einen schrägen oder ährenförmigen Behau mit der Fläche auf. Bei den Bruchsteinen handelt es sich vielfach um langgestreckte, plattige Sandsteine von 3–5 cm, gelegentlich bis zu 8 cm Höhe und 20–40 cm Länge, die grob zugerichtet wurden. Auch hier wurde die Stirnfläche an der Mauer­ front mit der Fläche schräg oder ährenförmig, manchmal auch kreuzweise überarbeitet (Abb. 20).

115 Diese Beobachtung hat auch Hahnloser bei seinen Untersuchungen festgehalten (EAD, Hahnloser, Bericht Nr. 3: Die zweite Etappe der Ausgrabungen des Cluniazenserpriorates Rüeggisberg, 27. April 1946, 4). 116 Völkle 2016, 106. 117 Diese Einschätzung stammt von Pierre Lachat, dem damals leitenden Steinmetzen an der Kathedrale von Lausanne. Er äusserte sie anlässlich seines Besuches am 13. Juli 1994 in Rüeggisberg, nach einer Autopsie des Steinbruchs (Aktennotiz).

30

3  Bautechnische Aspekte

3.3

Bogen- und Gewölbe­ konstruktionen Grössere Bogenöffnungen, etwa der erhaltene Vierungsbogen zum Nordarm des Querschiffes oder die Arkadenöffnungen zu den Apsisräumen, wurden aus plattigen, radial versetzten, verhältnismässig schmalen Bruchsteinen aufgemauert und an den Stirnseiten mit Sandsteinplatten verkleidet. Zwischen den Werkstücken der Stirnverkleidung wurden einzelne Platten quer versetzt, das heisst in der Achse der Bogenöffnung, deren Stirnseiten ähnlich wie im Wandbereich als Auf‑ bzw. Widerlager für die Plattenverkleidung dienten (Abb. 21 und 22). Kleinere Bogen, etwa bei Fensteröffnungen, wurden – soweit sie ebenfalls mit Sandstein ausgeführt wurden – gewöhnlich mit Platten verkleidet, die über das Bogenfeld hinausreichen, das vielfach mit einer Ritzung gekennzeichnet ist (vgl. Abb. 36). Mit Tuffstein gemauerte Bogenöffnungen wurden dagegen wie üblich mit keilförmig zugerichteten Quadern aufgeführt (vgl. Abb. 35 und 44). Dies gilt auch für das Tonnengewölbe im nördlichen Querschiffarm, das grösstenteils mit Tuffquadern errichtet wurde. Einzig bei den fast unmerklichen Gewölbeansätzen sind stellenweise Bänder aus Bruchsandstein festzustellen.

Soweit an den erhaltenen Teilen ersichtlich, sind die Kreuzgratgewölbe der Apsisvorjoche hingegen aus Bruchsandstein ausgeführt worden. An verschiedenen Stellen konnte beobachtet werden, dass die zum Bau der Bogen und Gewölbe errichteten Lehrgerüste mit schindelartigen Brettchen von 6–12 cm Breite verschalt worden waren. Die Negative dieser Lehrgerüstverschalung waren sowohl bei der Tonne im Querschiff als auch bei den Kreuzgratgewölben in den Apsisvorjochen ursprünglich auf Sicht gehalten (vgl. Abb. 53 und 57). Bei der probeweisen Abnahme von sekundären Verputzresten zeigte sich, dass die Negative der Lehrgerüstverschalung regelmässig verschmutzt waren.

20  Rüeggisberg, Klosterkirche. Steinbearbeitung der Bruchsteine an der Maueroberfläche. Aufnahme von 1990.

21  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Südarm: Bogenöffnung zum Apsisraum 5. Aufnahme von 1987. 22  Rüeggisberg, Klosterkirche. Typische Bogenkonstruktion. Zeichnung 1991. Ohne Massstab.

31

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

4

Nordarm des Querschiffes

Georges Descœudres

4.1

4.1.1.1 Mauerwerk

Fassaden 4.1.1 Nordfassade

Die dem Dorf Rüeggisberg zugewandte Nordfassade des Querschiffes ist die einzige repräsentative Fassade, die sich von der ehemaligen Klosterkirche erhalten hat (Abb. 23 und Taf. 1). Sie zeigt über einer Sockelausbildung zwei nur leicht vorstehende, aber wirkungsvoll in Erscheinung tretende Ecklisenen, ein axiales Portal, darüber ein reich gegliedertes Fenster und in einem weiteren Register zwei einfachere Rundbogenfenster. Unterhalb der bestehenden Dachschräge lässt sich das ursprüngliche, mit einem steigenden Bogenfries abgeschlossene Giebelfeld deutlich erkennen.

23  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nord­arm, Nordfassade. Zeichnung 1991. 24  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Detail der westlichen Lisene. Aufnahme von 1995.

0

32

5m

Die Ecklisenen sowie die Werkstücke des Giebelfrieses und der Tür- und Fenstereinfassungen sind aus Sandstein sowie aus Tuff gearbeitet. Die übrigen Mauerteile wurden mit Lese- und Bruchsteinen aufgeführt und zeigen im Bereich der Lesesteine eine Pietra rasa mit Fugenstrich. Die 85–90 cm breiten Ecklisenen wurden grossteils aus liegenden Sandsteinplatten und -quadern aufgeführt und mit stehenden Platten verkleidet (Abb. 24). Die Lisenen sind nur 4 cm tief, damit deutlich weniger als die Stärke der Sandsteinplatten, die vielfach um 10 cm beträgt. Einzelne horizontal versetzte Quader und Platten ziehen von der Lisene über den Rücksprung auf die zurückgesetzte Mauerfläche. Die ursprünglichen Giebelschrägen, die mit 24 Grad eine auffallend geringe Neigung aufweisen, sind von einem Bogenfries begleitet

4  Nordarm des Querschiffes

25  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Mittelteil des ursprüng­lichen Giebels mit der Giebelaufhöhung des 17. Jahrhunderts, wozu auch der Dacheinstieg gehört, der den First der ursprünglichen Bogenfriese stört. Aufnahme von 1995.

(Abb. 25–27). Die Bogen sind nicht einhüftig, sondern wie an den Traufseiten halbrund gearbeitet, und da auch die Werkstücke in der gleichen Art rechtwinklig geschnitten sind, bildet der untere Abschluss je eine schräge Linie. Die an der Stirnseite ebenfalls rechtwinkligen Konsolen sind ausgleichend leicht schräg eingefügt; manchmal wurden sie beim Versetzen mit dem Hammer geschrägt, damit sie mehr oder weniger vertikal zu stehen kamen. In den unteren Teilen ist jeder Bogen von durchschnittlich 40 cm Durchmesser aus einem einzigen Werkstück gearbeitet, im mittleren Abschnitt umfassen die Werkstücke zwei Bogen. Die Bogenfelder zeigen Spiral- und Rosettenmotive in Reliefbildung (Abb. 26), die auf der 26  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: östlicher Bogenfries mit teilweise an der Oberkante zurecht­ gehauenen Konsolen sowie mit Deckplatte. Aufnahme von 1994. 27  Rüeggisberg, Kloster­ kirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Bogenfries und westliche Eckvor­ kragung mit neuzeitlicher Giebelaufmauerung. Aufnahme von 1995.

33

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

28  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Schlussstein des ursprünglichen Bogenfrieses, der in der Dach­ aufhöhung des 17. Jahrhunderts als Spolie eingelassen wurde. Zeichnung von 1991.

29  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Detail des östlichen Bogenfrieses mit Deckplatte und an der Oberkante zurechtgehauenen Konsolen. Aufnahme von 1990.

Westseite schalenförmig abgewittert sind. Die beiden untersten Bogenfelder auf der Westseite blieben ohne Verzierungen (Abb. 27). Die Konsolen weisen Motive der Flora und Fauna auf, einzelne sind unverziert. Bei der späteren Aufhöhung des Giebels, die erst nach Aufgabe des Klosters erfolgte (Kap. 13.3), wurde der Scheitel des ursprünglichen Giebels durch einen Dacheinstieg gestört, wobei auf jeder Seite ein Werkstück des Bogenfrieses verloren ging. Der Keilstein, der vor einem zurückgearbeiteten Feld ein Kreuzrelief zwischen Palmetten aufwies 30  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: östliche Eckvorkragung mit Rautenplatte in Zweitversetzung. Aufnahme von 1990.

(Abb. 28; vgl. Kat. 99), ist bei der Aufhöhung des Giebels als Spolie wiederverwendet worden (vgl. Abb. 25). Auf der Ostseite des Giebels waren zwei 5–8 cm starke Platten festzustellen, die, zum originalen Bestand gehörend, auf die Werk­stücke des Bogenfrieses gelegt waren und offensichtlich die Überreste einer Plattenab­deckung des Giebelabschlusses im Sinne eines Gesimses darstellten (Abb. 29). Nach den beiden erhaltenen Werkstücken zu urteilen, scheint diese Plattenabdeckung leicht konisch angelegt worden zu sein, mit einer gegen den Giebelfirst hin abnehmenden Plattenstärke. Das bedeutet, dass die ohnehin geringe Neigung des Giebels in der optischen Wirkung noch stärker abgeflacht wurde. Die Ecklisenen zeigen am oberen Abschluss eine Auskragung, die rund ein Drittel ihrer Breite beträgt. Die über die Fassadenflucht vortretenden Auskragungen wurden in den oberen Teilen bei der Aufhöhung des Giebels partiell gestört. Die seitlichen Auskragungen machen deutlich, dass die Fassade über die Dachlinie hinausragte, was durch die Plattenabdeckung der Fassade bestätigt wird. Unterhalb des Giebelfirstes ist eine auffallend langgestreckte Sandsteinplatte in die Fassade eingelassen (vgl. Abb. 25; vgl. Kat. 101). Sie weist eine rautenförmige Verzierung auf, ein Wechselspiel von vor- und zurücktretenden Rautenflächen. Eine gleichartige Gestaltung zeigt auch je ein an den Bogenfries angrenzender Quader in der Auskragung der Ecklisenen, wobei derjenige auf der Westseite in situ angetroffen wurde, während beim Pendant auf der Ostseite (Abb. 30) festzustellen war, dass der Quader bei der Giebelaufhöhung wohl an seinem ursprünglichen Platz neu versetzt worden ist. 4.1.1.2 Portal

Im Zentrum der Fassade wurde ein repräsentatives Portal eingerichtet, welches zugemauert angetroffen wurde. Über dem Sturz der 1,70 m breiten und 2,60 m hohen Türöffnung ist, ein leicht zurücktretendes Tympanon umschliessend, ein sichelförmiger Blendbogen angebracht, der einen Rankenfries mit Fabeltieren als Reliefschmuck aufweist (Abb. 31, vgl. Abb. 4; vgl. Kat. 1–5). Die Portalanlage besteht

34

4  Nordarm des Querschiffes

aus Sandstein, wobei Gewände, Tympanon und Blendbogen mehrheitlich aus Platten gefertigt wurden. Beidseitig des Portals waren die Überreste eines flachen Wandpilasters von 33 cm Breite und 6,5 cm Tiefe – tiefer somit als die Eck­ lisenen  – auszumachen. Der östliche Pilaster ist grösstenteils abgewittert; die Stein- und Plattennegative wurden mit Mörtel ausgeflickt. Die beiden Wandpilaster mit je einer leicht vorstehenden Grundplatte ruhen auf dem Sockel der Fassade, der von Westen nach Osten eine zunehmende Breite von 7 auf 16 cm zeigt, was bedeutet, dass die Flucht der Fassade gegenüber der Auslegung des Sockels leicht verschoben ist. Der obere Abschluss der Pilaster, welcher geringfügig über den Türsturz hinausreichte, scheint kämpferartig ausgebildet gewesen zu sein, ist jedoch beidseitig stark verwittert. Es bestehen keine Zweifel, dass die lediglich 6,5 cm aus der Wandfläche hervortretenden Wandpilaster auf der Seite des Portals nicht als Auflager eines Vorhallendaches gedient haben können. Die Anordnung des direkt auf dem Blendbogen des Portals aufsitzenden Mittelfensters macht deutlich, dass an eine Vorhalle nie gedacht war. Das Motiv solch flankierender Wandpilaster oder Halbsäulen bei einem Portal dürfte, wie Daniel Gutscher am Beispiel des um 1140 entstandenen Nordportals des Grossmünsters in Zürich wahrscheinlich machte,118 als «mediävale Umformung eines römischen Triumphbogens» zu verstehen sein. Der aus einem Sandsteinquader bestehende Türsturz, an der Fassadenfront verwittert,119 ist mit vertikalem Lager versetzt worden (vgl. Abb. 4). Er war an einer Stelle durchgehend gerissen. Die Vermauerung des Portals, die bis zum vorgesehenen Türanschlag reicht und somit gegenüber der Fassade etwas zurückgesetzt ist, war sowohl hinsichtlich der Steinbehandlung und des Mauercharakters als auch bezüglich des Mörtels vom originalen Mauerwerk der Kirche nicht zu unterscheiden. Auf der Innenseite zeigte die plan zu den Türgewänden angelegte Vermauerung in derselben Weise wie die übrigen Wände eine Pietra rasa mit Fugenstrich sowie eine originale Sockelmalerei. Die Befunde weisen somit darauf hin, dass die Vermauerung dieses Portals während der Bauzeit erfolgte. Wie im Zusammenhang mit der Westmauer

31  Rüeggisberg, Kloster­ kirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Portal und Mittelfenster. Aufnahme von 1995.

32  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: zerbrochene Schwelle des zugemauerten Portals. Senkrechtaufnahme von 1990.

des nördlichen Querschiffarmes zu zeigen sein wird, sind bei der Errichtung des Querschiffes statische Probleme aufgetreten, die wahrscheinlich für die Rissbildung am Sturz des Nordportals verantwortlich waren. Dies war wohl der Anlass dafür, den Nordeingang aufzugeben beziehungsweise zuzumauern. Diese Annahme wird überdies durch den Befund gestützt, dass die Schwelle des Nordportals, die unter dem Gewicht der Zumauerung vertikal und horizontal gespalten wurde, keinerlei Ablaufspuren aufwies (Abb. 32).

118 Gutscher 1983, 79. 119 Reinle (1968, 442) sprach von einem «nachträglich abgearbeiteten Sturz». Spuren einer Abarbeitung waren jedoch keine festzustellen, vielmehr ist der Sturz dem vertikalen Lager des Sandsteins folgend abgewittert.

35

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

4.1.1.3 Mittelfenster

Direkt auf dem Bogenfries des Nordportals aufsitzend, befindet sich ein gestuftes Rundbogenfenster mit leicht geschrägten Laibungen (Abb. 31, 33 und 34; vgl. Kat. 6–15). Die Gewände, die Laibungen sowie der Bogen wurden aus Sandsteinplatten gefertigt. Die Fensteröff33  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Mittelfenster von Nordwesten. Aufnahme von 1994.

nung wird von Säulchen mit Basis und Kapitell und im Bogenbereich von einem Rundstab begleitet. Die Basen der Dreiviertelsäulen sind aus je zwei Werkstücken zusammengesetzt, während dagegen die Kapitelle und Kämpferplatten aus einem einzigen Werkstück bestehen. Das Kapitell auf der Ostseite ist auf ein knapp 2 cm starkes, über die Rundung des Säulenschaftes leicht vortretendes Ziegelstück gesetzt worden (vgl. Abb. 135). Der aus zwei Werkstücken bestehende Fensterbogen ist gestelzt. Die Fensterbank ist stark abgewittert; der ursprüngliche, nur geringfügig nach aussen abfallende Verlauf war an den Laibungen anhand von Verwitterungsspuren erkennbar, sodass sich als Lichtmasse der Fensteröffnung eine Höhe von 2,58 m sowie eine Breite von 0,72 m bestimmen liessen (Abb. 34). 4.1.1.4 Obere Fensteröffnungen

34  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Fassaden­ ansicht, Vertikalschnitt und Grundriss des Mittelfensters. Zeichnung 1991/2011. M. 1:50.

M 1:50

B

A

A

B Schnitt B-B

abgeschlagene Oberfläche 0

Schnitt A-A

36

1m

Über dem Mittelfenster sind in einem zweiten Register zwei nebeneinanderliegende Fensteröffnungen angeordnet (Abb. 35 und 36). Die Gewände und Laibungen bestehen aus Tuffstein, der Reste einer Schlämme mit Fugenstrich zeigt. Die Fensterbogen sind sowohl hinsichtlich des verwendeten Materials als auch bezüglich der Konstruktionsweise unterschiedlich ausgeführt. Beim Ostfensters ist der Fensterbogen aus Tuffsteinen mit einer Stossfuge im Scheitel errichtet worden. Der Bogen des Westfensters wurde an der Fassade aus einer einzigen 11 cm dicken, leicht trapezförmigen Sandsteinplatte gefertigt, die beim Scheitel einen Riss aufweist (Abb. 37). Diese Sandsteinplatte zeigte Ritzungen: einerseits als Begrenzung eines runden Bogenfeldes sowie anderseits horizontale Linien als direkte Fortsetzung der Fugenstriche des seitlich angrenzenden Mauerwerks. Obwohl Reste von Tünche auf der Sandsteinplatte fehlen, ist anzunehmen, dass die Schlämmung beziehungsweise Tünchung des Fassadenmauerwerks bis an das vorgeritzte Bogenfeld reichte. Die Fensterbank war wiederum stark verwittert. Wie sich auch hier aufgrund von Verwitterungsspuren an den Laibungen erkennen liess, war die Bank im Bereich der Lichtöffnung horizontal und auf der Aussenseite geschrägt angelegt worden.

4  Nordarm des Querschiffes

35  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade, oberes Register: Ostfenster mit Gewänden und Bogen aus Tuff. Aufnahme von 1990. 36  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade, oberes Register: Westfenster mit Gewänden aus Tuff und Bogenplatte aus Sandstein mit Fugenritzungen. Aufnahme von 1994.

Die Nordfassade des Querschiffes zeigt eine unmerkliche, nur bei genauer Ausmessung erkennbare Verlagerung der Achse beziehungsweise des Schwerpunktes gegen Osten (vgl. Abb. 23 und Taf. 1). So ist die östliche Ecklisene 90 cm, die westliche jedoch nur 85–87 cm breit, und auch die Vorkragung beim Giebel beträgt auf der Ostseite 32 cm gegenüber 24 cm auf der Westseite. In ähnlicher Weise sind die Achsen der Wandöffnungen geringfügig nach Osten verschoben: um 12 cm im Bereich des Portals, um 15 cm im Bereich des Mittelfensters und um 7–8 cm im Bereich des zweiten Fensterregisters. Obwohl kaum wahrnehmbar, äussert sich darin ein dynamisches Moment. 4.1.1.5 Farbspuren

In drei Bereichen der Nordfassade waren bei den Untersuchungen der Jahre 1988–1990 Spuren und Reste roter Farbe festzustellen (vgl. Kap. 10.3.). –  Am westlichen Bogenrand des leicht zurückgesetzten Tympanonfeldes über dem Portal haben sich Reste einer Randlinie erhalten. –  Auch im Bereich des Mittelfensters wurden Reste roter Farbfassungen beobachtet. Am oberen Abschluss des Bogenfeldes, auf der Unterseite des Rundstabes sowie bei einzelnen Fugen der Werksteine waren Reste von Begleitlinien festzustellen, die wohl dahingehend zu ergänzen sind, dass ursprünglich alle gebogenen, vertikalen und horizontalen Gliederungselemente dieser Fensteröffnung von roten Linien begleitet

37  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade, oberes Register: Fassadenansicht, Vertikalschnitt und Grundriss des Westfensters. Zeichnung 1991/2011. M. 1:50.

B

A

A

B

Schnitt A-A

Schnitt B-B

0

1m

waren. Im Weiteren wurden hauptsächlich auf der Ostseite, vereinzelt auch im Westen dieses Mittelfensters zahlreiche Überreste einer Quadermalerei an der Fassade festgestellt. Die roten Linien folgten dabei, auf einer Kalktünche aufliegend, dem mit der Kelle in die Pietra rasa eingeritzten Fugenstrich. –  Der dritte Bereich, in dem Farbreste an dieser Fassade festgestellt wurden, war der Giebel. Die Giebelschräge unter‑ und oberhalb des Bogenfrieses und auch die Abdeckplatten waren von roten Linien begleitet; an einer Stelle wurde auch ein Begleitstrich auf der witterungsgeschützten Ostseite einer Konsole beobachtet. Da auch auf der Ostseite oberhalb des Rautenwerkstücks in drei Abschnitten ebenfalls rote

37

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Fugenstriche festzustellen waren, ist anzunehmen, dass das Giebelfeld über diesem horizontalen Reliefstein gesamthaft mit einer Quadermalerei versehen war. 4.1.2 Ostfassade 38  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade. Steingerechter Plan von 1990. M. 1:150.

39  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade. Aufnahme von 1999.

Die Ostfassade des nördlichen Querschiffarmes erhebt sich über den Arkadenöffnungen in die Apsisräume 1 und 2 (Abb. 38 und Taf. 2). Als eigentlicher Fassadenteil tritt jedoch nur das Tra-

pez oberhalb der über die Nebenapsiden abfallenden Dachlinie sowie ein Rücksprung von 50–60 cm an der nördlichen Aussenkante in Erscheinung. Drei Bauelemente gliedern diese Fassade: der unregelmässige Eckverband, zwei Rundfenster sowie der abschliessende Bogenfries (Abb. 39). 4.1.2.1 Mauerwerk

Das Mauerwerk besteht zur Hauptsache aus Lesesteinen und grob zugerichtetem Sandsteinmaterial, das wie an den übrigen Teilen dieses Baus in sorgfältiger Machart lagig aufgeführt wurde. Das nicht auf Sicht bestimmte Mauerwerk unterhalb der Dachschräge, das heisst im Bereich der Dachstühle über den Nebenapsiden, war dagegen mehrheitlich aus grob zugerichtetem Bruchsteinmaterial deutlich weniger sorgfältig aufgemauert worden als die übrigen Teile der Fassade; entsprechend weist es auch keinen Fugenstrich auf (vgl. Abb. 15). Ähnliches wurde auch andernorts festgestellt, beispielsweise in Münchenwiler und in Steffisburg.120 Dies lässt darauf schliessen, dass mit dieser Vorgehensweise eine arbeitsökonomische Ersparnis verbunden war. Anders herum gesehen bedeutete offenbar ein in Lagen geschichtetes und mit Pietra rasa versehenes Mauerwerk beziehungsweise eine solche Mauerschale einen merklich grösseren Aufwand, zumal die Mauersteine sorgfältig ausgewählt werden mussten. Die ursprüngliche Pietra rasa mit horizontalem und vertikalem Kellenstrich hat sich grossflächig erhalten. Der al fresco getünchte Verputzmörtel war an den Rändern etwas abgewittert; er dürfte sich ursprünglich bis an die Steinköpfe herangezogen haben. An einzelnen Stellen, besonders im südlichen Teil der Fassade, waren Reste eines jüngeren Mörtels, offenbar eines deckenden Verputzes, festzustellen. Die Dachschräge, die sich über beide Nebenapsiden beziehungsweise Altarräume zieht, besteht aus zwei Lagen sekundär abgeschlagener

120 Auch in Münchenwiler und in Steffisburg war zu beobachten, dass die nicht auf Sicht bestimmten Mauerteile deutlich gröber und nachlässiger als die übrigen Teile und ohne Fugenstrich ausgeführt wurden (Eggenberger/UlrichBochsler 1989b, 32).

38

4  Nordarm des Querschiffes

Sandsteinplatten, wobei die untere mit 4–5 cm Stärke etwas dicker ist als die obere (um 3 cm). Diese in die Mauer eingelassenen Sandsteinplatten sind als Wandanschluss und Abflussrinne des Pultdaches über den Apsisräumen 1 und 2 zu interpretieren. Der plan zum Mauerwerk verlaufende, unregelmässig ausgebildete Eckverband ist aus Sandsteinquadern sowie aus stehenden und liegenden Sandsteinplatten gefügt. Unterhalb der Eckvorkragung wurden mehrere Lagen aus Tuffquader angebracht. Die Ostfassade weist eine deutliche Brandrötung auf. Sie ist unterhalb und oberhalb der Dachschräge der Nebenapsiden, im südlichen Teil beim Anstoss des Hauptaltarraumes sowie im Bereich des Bogenfrieses und der Traufe am intensivsten und weist auf einen Brand der Dachstühle über den Apsisräumen 1 und 2 hin. Die Beobachtung, dass auch die Bruchstellen der Sandsteinplatten im Bereich der Dachschräge brandgerötet sind, zeigt, dass diese Platten durch die Hitzeeinwirkung beim Brand gesprengt wurden. 4.1.2.2 Bogenfries, Dachtraufe und Eck­ vorkragung

Den oberen Abschluss der Fassade bildet ein Bogenfries auf Konsolen. Die geringfügig gestelzten Bogen mit einem Durchmesser von durchschnittlich 38 cm wurden mehrheitlich als einzelne Werkstücke in Sandstein gearbeitet. Je einmal bilden zwei und drei Bogen ein

Werkstück. Im Blendfeld des nördlichsten Bogens findet sich das Relief einer Lilie (Abb. 40); die übrigen Bogenfelder an dieser Fassade sind leer. Die Konsolen unterhalb des Bogenfrieses sind wiederum verschiedenartig ausgebildet, kapitellartig oder gestuft, geschrägt oder mit Hohlkehle, mit oder ohne geometrische oder florale Verzierungen (vgl. Kat. 16–36). Die Dachtraufe über dem Bogenfries wird aus zwei Lagen gestuft vorkragender Sandsteinplatten von 9 und 12 cm Stärke gebildet. Die Eckvorkragung auf der Seite der Nordfassade besteht aus zwei konsolen­gestützten, stufenweise vorkragenden Sandsteinquadern (Abb. 40 und 41). Die Räume zwischen den Konsolen zeigen im oberen Register zwei übereck gestellte quadratische Sandsteinquader; im unteren Register sind Backsteine zu einem Zickzackfries zusammengefügt (vgl. Katalog B, Pos. 796).

40  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade: Bogenfries, Traufgesims und Eckvorkragung. Aufnahme von 1990. 41  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade: nordöstliche Eckvorkragung mit angrenzendem Bogenfries und Traufgesims. Links: Bogenfries, Traufgesims und Eckvorkragung im Profil. Zeichnung 1991.

4.1.2.3 Fensteröffnungen

Die beiden mit Tuffgewänden gestalteten Rundfenster sind unterschiedlich ausgebildet: Der südliche Okulus ist konisch ausgebildet (Abb. 42 und 43), der nördliche ist auf der Fassadenseite gestuft (Abb. 44 und 45). Der aus sorgfältig gefügten Keilsteinen bestehende Rahmen ist auf der Nordseite etwas grösser als beim südlichen Fenster, das hinwiederum mit 38 cm Durchmesser eine um 10 cm grössere Lichtöffnung aufweist als der Okulus auf der Nordseite. Gewände und Laibungen der Fenster zeigen Reste einer Kalkschlämme. Beim nördlichen und in

39

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

M. 1:50

42  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade: Fassaden­ ansicht und Vertikalschnitt des südlichen Okulus. Zeichnung 1991/2011. M. 1:50.

B

43  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade: südlicher Okulus. Aufnahme von 1995. B Schnitt B-B abgeschlagene Oberfläche

1m

0

M. 1:50

B B

B

B Aussenansicht

Schnitt B-B

Innenansicht 0

44  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade: Fassaden­ ansicht, Vertikalschnitt und Innenansicht des nörd­ lichen Okulus. Zeichnung 1991/2011. M. 1:50. 45  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade: Pietra-rasaMauerwerk mit Fugenstrich im Bereich des nördlichen Okulus. Aufnahme von 1995.

40

1m

geringerem Masse auch beim südlichen Okulus waren Reste eines roten Fugenstriches als Rahmen der Gewände zu beobachten. Der südliche Okulus (Abb. 42 und 43) weist auf der Fassaden- wie auch auf der Innenseite geschrägte, das heisst konisch sich verengende Laibungen auf. Die Lichtöffnung ist nicht konzentrisch zur Fensteröffnung an der Mauerflucht angelegt, sondern etwas hinaufgerückt. Bei der stark ausgeflickten Lichtöffnung waren Reste eines Holzrahmens festzustellen sowie zwei sekundär eingefügte, kreuzweise angeordnete Flachstäbe aus Metall. Der nördliche Okulus (Abb. 44 und 45) ist auf der Seite der Fassade doppelt gestuft. Bei der Lichtöffnung hat sich das Negativ eines hölzernen Rahmens erhalten.

4.1.2.4 Farbspuren

An der einigermassen witterungsgeschützten Ostfassade, wo sich der Pietra-rasa-Verputz grossflächig erhalten hat, waren über den mit der Kelle eingeritzten Fugenstrichen Reste einer Quadermalerei erhalten (Kap. 10.3). In einem 0,60 m breiten und gut 4 m langen Streifen auf der Nordseite unterhalb des Bogenfrieses waren rote Fugenstriche erkennbar. Auf der Südseite dieses Streifens waren deutlich auslaufende Pinselstriche auszumachen. Dieser Streifen roter Quadermalerei stellt somit nicht ein Zufallsprodukt des Erhaltungszustandes dar, sondern ist als willentliche Gestaltung entstanden. In den übrigen Teilen des Pietra-rasa-Mauerwerks war stellenweise eine stark verblasste Fugenzeichnung in gelbem Ocker festzustellen, sodass ange-

4  Nordarm des Querschiffes

nommen werden muss, dass die gesamte Fassade mit einer Quadermalerei versehen war. Rote Fugenmalerei war auch bei den Rahmen der Fensteröffnungen sowie – analog zur Nordfassade – im Bereich des Bogenfrieses, der Traufe und der Eckvorkragung zu beobachten. Im südlichen Teil des Bogenfrieses waren hingegen keine Farbfassungen erkennbar. Da dieser Abschnitt besonders stark brandgerötet war, könnte die Fugenmalerei beim Brand zerstört worden sein.

46  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westfassade. Zeichnung 1991. M. 1:200.

4.1.2.5 Sekundäre Interventionen

Als sekundäre Interventionen an der Ostfassade sind bei den Restaurierungsarbeiten Hahnlosers zwei Zugstangen mit geschwungenen Mauerankern angebracht worden. Unterhalb des südlichen Okulus ist nachträglich ein Eingang in die Wand eingebrochen worden, der mit Zementmörtel vermauert angetroffen wurde. Die Situierung dieses Portals setzt die Aufgabe des über die beiden nördlichen Nebenapsiden ziehenden Daches voraus. Dieser nachklosterzeitliche Eingang ist in Verbindung mit dem Haberhaus zu sehen. Auf der Südseite fehlt ein Werkstück des Bogenfrieses.

0

5m

4.1.3 Westfassade

Die Westfassade des nördlichen Querschiff­ armes weist eine zweigeteilte Gliederung auf (Abb. 46 und Taf. 3). Im nördlichen, über das geplante Seitenschiff hinausragenden Teil besteht ein Nebenportal sowie in einem ersten Register ein Rundbogenfenster. Der südliche Abschnitt, der durch einen Fassadenrücksprung etwas abgesetzt ist, zeigt in einem zweiten Register oberhalb der Dachlinie des nördlichen Seitenschiffes einen Okulus. Der obere Abschluss der Fassade ist wiederum mit einem Bogenfries gekennzeichnet. 4.1.3.1 Mauerwerk

Das Mauerwerk der stark witterungsexponierten Westfassade wurde praktisch überall mit sekundär eingebrachten Mörteln gestopft (Abb. 47). Die beiden wichtigsten Stopfmörtel

sind ein heller Kalk- sowie ein Zementmörtel; letzterer stammt von der Sanierung ­Hahnlosers. Besonders in den höher liegenden Mauerteilen ist dem Kalkmörtel stellenweise Ziegelschrot beigemischt worden. Eine Freilegung des originalen Mauermörtels war nur in punktuellen Sondierungen möglich. Das Mauerwerk war analog zur Ostfassade aus Lese- und Bruchsteinen lagig aufgeführt und zeigte auf der Nordseite einen unregelmässigen Eckverband aus Sandsteinquadern sowie

47  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westfassade. Aufnahme um 1940.

41

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

48  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nord­ arm, Westfassade, oberer Bereich. Wo die Mauerschale repariert wurde, ist ein andersartiger Mauer­ charakter erkennbar. Aufnahme von 1994.

aus stehenden und liegenden Sandsteinplatten. Unterhalb der Eckvorkragung hatte man ähnlich wie an der Ostfassade mehrere Lagen aus Tuffquader angebracht. Die Fassade zeigt auf der Innenwandflucht der Nordmauer des geplanten Langhauses einen Rücksprung von 10 cm Tiefe. Der Eckverband beim Fassadenrücksprung besteht aus Sandsteinquadern, die jedoch nicht mit der gleichen Sorgfalt bearbeitet worden sind wie jene des nördlichen Eckverbandes. Der Rundbogenfries unterhalb des Traufgesimses, der auf der Westfassade je eine Lilie im Blendfeld zeigt, berücksichtigt den Fassadenrücksprung. Zum ursprünglichen Bestand gehöriger Verputz hat sich ausser bei den Fugen des Bogenfrieses an dieser Fassade nirgends erhalten. Es ist anzunehmen, dass in gleicher Weise wie an der Nord- und Ostfassade eine weiss getünchte Pietra rasa mit Fugenstrich bestand. In den höher gelegenen Teilen der Fassade zwischen dem nördlichen Eckverband und den sekundär übermörtelten Maueranfängen der Hochschiffwand – oberhalb des Gewölbeansatzes auf der Innenseite – zeigt das Mauerwerk einen anderen Charakter (Abb. 48). Es ist in diesem Bereich vorwiegend aus Lesesteinen, und zwar nicht oder nur ansatzweise lagig aufgeführt worden. Der Reparaturmörtel weist einen feinen Ziegelzuschlag auf. Die für die Entstehungszeit der Klosterkirche untypische Art der erwähnten Mauerteile an dieser Fassade zeigt, dass die äussere Mauerschale an dieser Stelle erneuert wurde.

42

Es fehlen an dieser Fassade Spuren oder Reste von Gewölbeansätzen oder von Eckdiensten im Bereich des Langhauses. Eine geplante Wölbung des angrenzenden Nordseitenschiffes lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit ausschliessen. Fassbar ist hingegen eine Dachschräge beim Anstoss des geplanten Nordseitenschiffes. Anders als bei der Dachschräge über den beiden Nebenapsiden an der Ostfassade besteht jene an der Westfassade nicht aus zwei, sondern nur aus einer Lage von 4–6 cm starken Sandsteinplatten, die sich jeweils 12– 26 cm überlappen. Zwischen der Bogenöffnung vom Querschiff zum Nordseitenschiff und zum Dachansatz ist das Mauerwerk mehrheitlich aus heute stark verwitterten Sandsteinquadern aufgeführt worden. Der Anstoss der Nordmauer und der nördlichen Hochschiffwand des geplanten Langhauses scheinen beim Bau des Querschiffes durch vorstehende (Eck-)Steine vorbereitet worden zu sein. Die «offenen» Stellen sind durch die Applikation verschiedener Mörtel – offenbar zum Schutz der Fassade – sowie durch ergänzende Aufmauerungen, die von Hahn­loser veranlasst wurden, verunklärt worden. Der Vergleich der Abb. 47 (Aufnahme 1940 zu Beginn der Untersuchungen Hahnlosers) und der Abb. 3 (Aufnahme 1969, nach Hahnlosers Interventionen) ist diesbezüglich aufschlussreich.

4  Nordarm des Querschiffes

M. 1:50

B

4.1.3.2 Portal

49  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westfassade: Fassaden­ ansicht, Vertikalschnitt und Grundriss des Rundbogenfensters. Zeichnung 1991/2011. M. 1:50.

Das bestehende Nebenportal in der Westfassade wurde anlässlich der von Hahnloser durchgeführten Sanierungsarbeiten an der Fassade praktisch vollständig erneuert. Ältere Aufnahmen (wie Abb. 47) zeigen, dass an dessen Stelle zwei kleinere Fenster existierten, die zur Zeit des Haberhauses entstanden sein dürften. Diese Aufnahmen lassen jedoch auch den südlichen Bogenansatz eines wohl zum originalen Bestand gehörenden Portals erkennen. Die Befunde an der Innenseite bestätigen die Existenz eines Portals an dieser Stelle, welches in den wesentlichen Teilen korrekt rekonstruiert worden sein dürfte.

Schnitt A-A

4.1.3.3 Rundbogenfenster

4.1.3.4 Okulus

Die Werkstücke des Rundbogenfensters sind aus Sandstein gefertigt (Abb. 49). Die geschrägten Gewände bestehen aus je einer stehenden Platte. Das Bogenfeld ist an der Fassade aus einer einzigen Sandsteinplatte gefertigt, die nahe am Scheitel einen durchgehenden Riss aufweist. Bogenförmige Vorritzungen, wie sie beim Westfenster im zweiten Register der Nordfassade vorhanden sind, haben sich an der Fassade keine erhalten, 2–4 cm starke Abwitterungen auf der Südseite der Bogenplatte lassen eine solche Vorritzung jedoch erahnen. Die 1943 mit einer Sandsteinplatte erneuerte Fensterbank dürfte weitgehend dem ursprünglichen Verlauf entsprechen.

Die Gewände des Rundfensters sind auf der Aussenseite zweifach gestuft, wobei die einzelnen Stufen abwechselnd aus Sandstein und Tuff gefertigt wurden (Abb. 50 und 51). Die äusseren Sandsteingewände sind partiell erneuert worden. Ersetzt wurden die Steine im oberen Bogenbereich sowie das untere Mittelstück. Bei der Versetzung der erneuerten Bogenstücke wurden spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Dachziegelfragmente verwendet. Auf der zweiten, aus Tuffstein bestehenden Gewändestufe waren Reste einer Kalkschlemme mit roter Rahmenmalerei und roter Auszeichnung der Stossfugen zu beob­achten.

A

A

B Schnitt B-B abgeschlagene Oberfläche Ausflickungen und Ergänzungen in Kalkmörtel 1m

0

M. 1:50

50  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westfassade: Okulus. Aufnahme von 1990.

B

51  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westfassade: Fassaden­ ansicht und Vertikalschnitt des Okulus. Zeichnung 1991/2011. B Schnitt B-B abgeschlagene Oberfläche Ausflickungen und Ergänzungen in Kalkmörtel

0

1m

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

4.1.3.5 Bogenfries, Dachtraufe und Eck­ vorkragung

Der Rundbogenfries, die Eckvorkragung sowie die Traufe zeigen im Wesentlichen die gleiche Ausbildung wie an der Ostfassade (Abb. 52, vgl. Abb. 133). Wie dort fehlt auch hier auf der Südseite ein Bogenelement. Der augenfälligste Unterschied besteht darin, dass an der Westfassade sämtliche Bogenfelder eine Lilie aufweisen (vgl. Kat. 89– 96). Die Bögen sind hier unterschiedlich breit; mehrheitlich sind sie mit rund 43 cm Durchmesser etwas breiter als auf der Ostseite, wo der mittlere Durchmesser 38 cm beträgt. Ferner umfassen die einzelnen Werkstücke vermehrt zwei und in einem Fall sogar vier Bögen. Der Fassadenrücksprung ist mit einem schräg angleichenden Werkstück mit zwei Bögen überbrückt worden. Stellenweise ist in den Feldern zwischen den Konsolen ein einfacher, aus Ziegelfragmenten gefertigter Zickzackfries zu beobachten (vgl. Katalog B, Pos. 788), wie er  – abgesehen von der Eckvorkragung – an der Ostfassade fehlt. Die Zwischenräume sind mit einem hellen Stopfmörtel nachträglich bis zur Vorderkante gefüllt worden. Der originale Mauer­mörtel liegt rund 10 cm tief und zeigt an der Oberfläche Schmutzspuren. Die ursprüngliche Wirkung dieses Zickzackfrieses war auf einen umgebenden dunklen Hohlraum angelegt, wie dies bei den übereck gestellten quadratischen Backsteinen (vgl. Katalog B, Pos. 787) der Eckvorkragungen ersichtlich ist, wo die Hohlräume nicht ausgestopft worden sind. 52  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westfassade: Eckvor­ kragung, Zickzack- und Blendbogenfries sowie Traufgesims. Aufnahme von 1990.

44

4.1.3.6 Farbspuren

Auf dem Bogenfries, der Eckvorkragung und im Bereich der Abdeckplatten der Traufe wurden vereinzelt rote Fugenstriche beobachtet (Kap. 10.3). Man kann somit davon ausgehen, dass die Werkstücke am oberen Abschluss der Westfassade in gleicher Weise wie bei den übrigen Fassaden mit begleitenden Fugenstrichen ausgezeichnet wurden. Geringe Überreste eines Fugenstriches im oberen Teil des nördlichen Eckverbandes weisen darauf hin, dass auch an der Westfassade eine Quadermalerei bestanden hatte, wobei die Ausdehnung dieser Malerei unbestimmt bleibt und auch über einen allfälligen Wechsel von Rot und Ocker nichts ausgesagt werden kann. 4.1.3.7 Sekundäre Interventionen

Von der weitgehenden Rekonstruktion des Portals, von der Reparatur der Mauerschale in den oberen Teilen der Fassade sowie von der teilweisen Erneuerung der äusseren Gewändeteile des Okulus war bereits die Rede. Zu ergänzen wäre der Befund einer in Zementmörtel ausgeführten Vermauerung unterhalb des Okulus, welche die bereitgestellte Dachlinie für ein Nordseitenschiff durchschlägt. Wie ältere Aufnahmen zeigen (Abb. 47), bestand hier eine hochrechteckige Wandöffnung, die mit oder nach der Einrichtung des Haberhauses entstanden ist. Im Übrigen ist auf die von Hahnloser angebrachten Maueranker hinzuweisen. 4.2

Innenraum Das Nordquerhaus stellt sich als ein tonnengewölbter Querraum dar, der durch einen auf Konsolen ruhenden breiten Gurtbogen in zwei Joche unterteilt ist (Abb. 53). Auf der Ostseite öffnen sich zwei in ihrer Grösse gestaffelte Arkaden zu den Vorjochen der Nebenapsiden 1 und 2. Im Westen wurde eine Bogenöffnung als Verbindung zum geplanten Nordseitenschiff angelegt und im nördlichen Joch der Westwand besteht ein Nebeneingang. Ein weiteres Portal war an der nördlichen Stirnwand des Querschif-

4  Nordarm des Querschiffes

fes angelegt worden; es wurde jedoch während der Bauzeit aufgegeben, das heisst zugemauert und original verputzt. Drei Rundbogenfenster in der Nordwand und eines in der Westwand stellten zusammen mit drei knapp über dem Gewölbeansatz eingelassenen Okuli, zwei in der Ostwand, einer in der Westwand, eine mässige Beleuchtung des Raumes sicher. 4.2.1 Westwand 4.2.1.1 Mauerwerk

Nirgends an der Prioratskirche Rüeggisberg lassen sich die unterschiedlichen an diesem Bau verwendeten Baumaterialien und deren Bearbeitung so gut beobachten wie an der Westwand des nördlichen Querschiff­armes (Abb. 54 und Taf. 4). Die verschiedenen Materialien und die unterschiedliche Art ihrer Zurichtung treten hier mehrheitlich bänderartig geschichtet in Erscheinung (Abb. 55). Im Bereich des Vierungspfeilers und ‑bogens, bei den Stirnflächen des Gurtbogens und der Arkaden sowie an den Gewänden der Bogenöffnungen ist ein Wechsel von stehenden und liegenden Sandsteinplatten kombiniert mit

Sandsteinquadern festzustellen. Diese Werk­ stücke sind sorgfältig und präzise zugerichtet versetzt worden; sie weisen mehrheitlich dünne Stossfugen (Pressfugen) auf. Die Sichtflächen der Steine sind mit der Fläche bearbeitet, einzelne Werkstücke zeigen einen vorgeritzten Spiegel mit und ohne Randschlag. Bei den dazwischenliegenden Wandpartien sind plattenartige Bruchsandsteine und etwas gröber zugeschnittene Sandsteinquader zu beobachten. Sie weisen einen schräg geführten oder ährenförmigen Behau auf, der vielfach

53  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Inneres gegen Norden: Tonnengewölbe mit Gurtund Schildbogen. Aufnahme von 1995.

54  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Süd-Nord-Schnitt mit Ansicht der Westwand. Zeichnung 1991. M. 1:200. 55  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westwand. Aufnahme von 1995.

0

5m

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

steinübergreifend ist und demnach erst nach der Aufmauerung angebracht wurde. Einzelne Mauerabschnitte wurden aus grob zugerichteten Lese- und Bruchsteinen aufgeführt. Das Tonnengewölbe hat man grösstenteils aus Tuffquadern errichtet. Bei den Gewölbeansätzen sowie im nördlichen Joch auch in einem höher liegenden Band sind plattig zugerichtete Sandsteine verwendet worden. Der bänderartige Wechsel der verschiedenen Stein- und Bearbeitungsarten scheint darauf hinzudeuten, dass mit Ausnahme der Werkstücke aus Sandstein und Tuff auf dem Werkplatz keine grössere Vorratshaltung von Bausteinen bestand. Vielmehr dürften die Steine während des Baus von verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Qualitäten laufend herangeschafft worden sein. Inwieweit solche Gesteinspakete möglicherweise auf zeitlich weiter auseinanderliegende Bauabschnitte hindeuten, war nicht auszumachen. Eigentliche Bauabschnittsgrenzen waren keine festzustellen. 4.2.1.2 Verputz

Wie ältere Aufnahmen zeigen (vgl. Abb. 99 und 100), waren die Innenräume des Haberhauses getüncht, wobei der Kalkanstrich grossflächig auf einem deckenden Verputz lag, den Hahnloser bis auf geringe Reste entfernen liess. Dabei wurde besonders an der Westwand auch die ur56  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westwand: Der Gurtbogen endet auf abgeschlagenen Konsolen. Aufnahme von 1995.

sprüngliche Pietra rasa stark in Mitleidenschaft gezogen. Diese hat sich an einzelnen Stellen, etwa im Bereich des Rundbogenfensters, erhalten und zeigt horizontale und vertikale, mit der Kelle ausgeführte Fugenstriche. 4.2.1.3 Gurtbogen

Der 0,84 m breite, an den Stirnflächen sichelförmige Gurtbogen ist in der an diesem Bau gebräuchlichen Technik mit verblendeten Stirnflächen aus Sandsteinplatten errichtet worden. Er zog sich ursprünglich bis knapp 1,80 m unterhalb des Gewölbeansatzes hinunter und endete auf einer Kämpferplatte über drei nebeneinanderliegenden Konsolen. Der untere Teil dieser wanddienstartigen Fortsetzung des Gurtbogens ist nachträglich, wohl bei der Einrichtung des Haberhauses, grob abgeschlagen worden (Abb. 56). In den Zwischenräumen der Konsolen fanden sich Reste einer roten Farbfassung. Eine Aufnahme aus der Zeit Hahnlosers zeigt horizontal und vertikal angeordnete, rote und weisse Dreiecke in der Art eines Diamantbuckels (vgl. Abb. 112). 4.2.1.4 Bogenöffnung zum Nordseitenschiff

Gewände und Bogen der in Licht 2,46 m breiten Arkadenöffnung zum geplanten nördlichen Seitenschiff bestehen aus stehenden und liegenden Sandsteinplatten. Über je einem 1942 durch eine Kopie ersetzten Kämpferkapitell erhebt sich ein gestufter Bogen (Abb. 57). Der tiefer liegende, nur unmerklich sichelförmig ausgebildete Bogen weist auf der Seite des Querschiffes einen Rücksprung von 38 cm auf. Auf der Seite des Langhauses beträgt der Rücksprung 12 cm gegenüber dem Überfangbogen, der mit einer Überhöhung um 12 cm im Scheitel deutlich erkennbar sichelförmig gestaltet ist. Aufgrund des Verlaufs der Negative der Lehrgerüstverschalung sowie von vereinzelten Schalbrettchen121 121 Soweit es möglich war, wurden diese schindelartigen Brettchen geborgen und die Jahrringe gemessen (Dendrolabor Heinz und Kristina Egger, Boll-Sinneringen); die 1989 erhobenen Daten waren für eine Datierung jedoch nicht ausreichend. 2017 waren diese Holzproben für einen neuerlichen Datierungsversuch unauffindbar.

46

4  Nordarm des Querschiffes

4.2.1.6 Fussbodenniveau

In der Südwestecke des Nordquerhauses, an­ stossend an den Vierungspfeiler, ist ein Fragment des ursprünglichen, aus Sandsteinplatten bestehenden Fussbodens erhalten geblieben. Dessen Oberkante lag rund 35 cm über dem 1988 angetroffenen Fussbodenniveau. Die Bogenöffnung zum Seitenschiff war somit ursprünglich um diese Differenz niedriger und hatte 4,60 m in der lichten Höhe gemessen. Das erhaltene Fussbodenniveau liegt anderseits 37 cm höher als das Fundament im Bereich des angrenzenden Vierungspfeilers, sodass wohl mit drei bis vier Stufen im Bereich des nördlichen Vierungsbogens zu rechnen ist. Auch nördlich der Arkadenöffnung ist an den Wänden ersichtlich, dass heute Fundamentbereiche freiliegen und das ursprüngliche Fussbodenniveau hier mutmasslich höher lag als das angetroffene Bodenniveau. auf der Unterseite des Überfangbogens, die hinter den unteren Bogen hineinziehen, muss davon ausgegangen werden, dass zumindest die innere Sandsteinverschalung des unteren Bogens im Bauablauf nachträglich unter den Überfangbogen gestellt wurde. 4.2.1.5 Nebeneingang

Im Gegensatz zur Fassade haben sich an der Innenwand des Nebenportals Teile des Gewändes sowie der Ansatz eines sichelförmigen Bogens erhalten (vgl. Abb. 54 und 55). Sie wurden aus stehenden und liegenden Sandsteinplatten gefertigt. Die Gewände enden jeweils in einer als Volute ausgebildeten Konsole als Träger des Türsturzes. Die von Hahnloser rekonstruierte Form der bogenförmigen Türnische mit eingestelltem Gewände, Sturz und Tympanon dürfte im Wesentlichen richtig sein, da eine rundbogige Türöffnung nicht anzunehmen und an den innen liegenden Teilen der Türlaibung ein abgeschlagener Sturz gar auszuschliessen ist.

57  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westwand: gestufter Bogen mit Negativen der Lehrgerüstverschalung beim Durchgang zum geplanten Nordseitenschiff. Blick gegen Südwesten. Aufnahme von 1990.

4.2.1.7 Rundbogenfenster

Im nördlichen Joch besteht ein auf der Innenseite weitgehend intaktes Rundbogenfenster (vgl. Abb. 49). Die geschrägten Gewände und die konisch verlaufende Bogenöffnung sind mit Sandsteinplatten verkleidet. Die unregelmässig stufenförmig zugerichtete Bogenplatte des gestelzten Rundbogens, die wie jene an der Aussenseite gerissen ist, zeigt eine verwitterte Oberfläche. Dennoch hat sich eine recht tiefe Ritzung als

58  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westwand: Rundbogenfenster mit abgewitterter Bogenplatte und -ritzung. Aufnahme von 1995.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Begrenzung des Bogenfeldes erhalten (Abb. 58). Die Fensterbank verläuft auf der Innenseite horizontal; der Mörtelestrich der Bank ist stark abgewittert. Im Licht wurde eine Nut mit Zement ausgeflickt. Darunter war stellenweise der originale Mauermörtel mit Negativen eines Holzrahmens zu fassen. Das konische Bogenfeld wies einen geglätteten Verputzmörtel auf, der demjenigen ähnelt, der bei der Schlämmung der Tuffwerkstücke benutzt wurde. 4.2.1.8 Okulus

Das über dem Gewölbeansatz mit geschlämmten Werkstücken aus Tuff eingelassene Rundfenster ist auf der Innenseite konisch (vgl. Abb. 51). Da die geschrägten Werkstücke eine etwas grössere Öffnung aufweisen als der innere Ring der an der Fassade gestuften Gewände, zeichnet sich bei der Lichtöffnung ein knapp 4 cm breiter Kranz ab. 4.2.1.9 Sekundäre Interventionen

Ober‑ und unterhalb des Rundbogenfensters ist je eine horizontale Reihe von vermauerten Balkenlöchern auszumachen, die vom Einbau der Zwischenböden des Kornspeichers herrühren. 59  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm: West-Ost-Schnitt mit Ansicht der Nordwand. Zeichnung 1991. M. 1:200.

Zwei weitere Balkenlöcher sind knapp über dem Niveau des Sturzes des Nebeneinganges zu erkennen, die zusammen mit weiteren Balkenlöchern im Bereich des Tympanons sowie in der von Hahnloser entfernten Vermauerung des Bogens zum Seitenschiff wahrscheinlich ein weiteres Geschoss (Halbgeschoss?) des Haberhauses definieren. Die auffallend grossen Flicke beim obersten Kornhausboden wurden zur Zeit Hahnlosers mit Zementmörtel angelegt, der die zur sekundären Einlassung der Balken nötigen Flicke, wie sie im mittleren Geschoss erkennbar sind, offenbar beseitigt hatte. Die unterste Reihe der Balkenlöcher ist mit einem Kalkmörtel vermauert worden, der mit jenem Mörtel identisch sein dürfte, mit dem der Giebel an der Nordfassade aufgehöht wurde. Dieser unterste Bodeneinzug scheint demnach bereits vor längerer Zeit aufgegeben worden zu sein. Unterhalb des Okulus ist im Weiteren eine zur Zeit Hahnlosers vermauerte Maueröffnung ersichtlich. Im Gegensatz zur Fassade war der sekundäre Einbruch dieser Öffnung an der Innenwand jedoch deutlich zu erkennen. 4.2.2 Nordwand

Die durch das vermauerte Portal sowie durch zwei Fensterregister gegliederte Nordwand weist zahlreiche Mauerrisse auf, die teilweise mit Flickmörteln aus Kalk und Zement gestopft worden sind (Abb. 59, 60 und Taf. 5). Vereinzelt ist der ursprüngliche Mauermörtel als Stopfmörtel der Risse mit ergänzter Pietra rasa beob­ achtet worden. 4.2.2.1 Portal

0

48

5m

Das vermauerte Portal zeigt, abgesehen vom Relief des Blendbogens, denselben formalen Aufbau wie an der Fassade mit einem Blendbogen über einem leicht zurückgesetzten Tympanon. Gewände, Tympanon und Blendbogen sind aus stehenden und liegenden Sandsteinplatten und -quadern gefügt und der Sturz aus zwei Lagen von Quadersteinen, wobei der Auflagestein beidseitig nur gerade 10 cm über die Innenflucht der Gewände hinausgreift. Die Ausmauerung der Portalöffnung weist wie auf der

4  Nordarm des Querschiffes

Seite der Fassade in allen Teilen die gleichen Charakteristika auf wie die Mauern der Kirche, soweit diese nicht mit Platten verkleidet sind. Der ursprüngliche Innenverputz läuft mitsamt der originalen Sockelmalerei über die Türvermauerung. Auf der Innenseite des Portals fehlen Hinweise auf eine Schwelle. Ein grösserer Sandsteinquader auf der Westseite, der unter geringfügiger Abarbeitung der Gewändeplatte versetzt wurde, ist nicht als Schwelle, sondern als unterste Steinlage der Portalvermauerung zu deuten. 4.2.2.2 Fundamentvorsprung

Unterhalb der vermauerten Portalöffnung ist in der gesamten Länge der Nordwand ein im Westen 28 cm, im Osten 46 cm tiefer, hauptsächlich aus Lesesteinen gemauerter Fundamentvorsprung sichtbar. Dieser gehört zum originalen Bestand des Baus, mit einer von der Flucht des aufgehenden Mauerwerks abweichenden Aus-

legung. Die Innenfront dieses Fundamentvorsprungs wurde mehrfach massiv gestopft. Im Westen des Portals war an der Oberkante des Fundamentvorsprungs ein 4 cm starkes Mörtelpaket entsprechend dem originalen Mauermörtel zu beobachten, das wahrscheinlich als Überrest des Unterlagsmörtels für Abdeckplatten zu interpretieren ist. Mit der Feststellung eines ursprünglichen Fundamentvorsprungs vor der Nordwand sowie des vermuteten Fragmentes eines Unterlagmörtels ist wiederum ein Hinweis auf die ursprüngliche(n) Bodenhöhe(n) der Kirche gegeben. Anders als beim Sockel an der Nordfassade, in welchen die Gewände des Portals eingeschnitten sind, liegen die Gewände im Innern über dem Fundamentvorsprung. Der Fussboden im Innern des Nordquerhauses nahm demnach keinen Bezug auf das Schwellenniveau des beim Bau der Kirche vermauerten Portals. 4.2.2.3 Mittelfenster

Die geschrägten Gewände des Mittelfensters (vgl. Abb. 34) sind aus stehenden Sandsteinplatten und darüberliegenden Quadern gefertigt. Weitere Sandsteinplatten wurden zu beiden Seiten der Gewände angebracht. Das Bogenfeld wird aus einer vorgeblendeten trapezförmigen Platte gebildet, die am oberen Rand durch eine sekundäre Intervention gestört ist. Mit einer Ritzung ist ein leicht sichelförmiges Bogenfeld angedeutet. Darüber war eine horizontale Ritzung zu erkennen, welche die angrenzenden Kellenstriche des Mauerwerks fortsetzt. Die als Mörtelestrich angelegte Fensterbank ist erheblich abgewittert. In der Lichtöffnung dieses Fensters haben sich grosse Teile des originalen Holzrahmens erhalten, der in den ursprünglichen Mauermörtel eingelassen ist (Abb. 61 und 62). Der Holzrahmen mit einem inneren Bogendurchmesser von 34 cm weist auf der Innenseite einen Anschlag und im Bereich des Bogens zusätzlich eine halbrunde Nut sowie einen schmalen Falz auf der Aussenseite auf. Die Gewände des Rahmens sind aus je einem Stück, der Bogen aus zwei Stücken gefertigt, wobei die einzelnen Teile überblattet und mit einem Holznagel befestigt wurden. Etwas unterhalb der Mitte der ursprünglich

60  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm: Nordwand. Aufnahme von 1994.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

mit einer aufgenagelten Holzleiste befestigt wurde. Ein ähnlicher Holzrahmen vergleichbarer Zeitstellung wurde bei einer Fensteröffnung der ehemaligen Cluniazenserprioratskirche in Leuzigen festgestellt (lichte Masse: rund 19 × 70 cm),123 während ein aus einem einzigen Stück gefertigter Holzrahmen mit Falz aus der Zeit um 1300 bei der Kirche Zürich-Altstetten geborgen wurde (Lichtmasse: 52 × 108 cm).124

61  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand: Mittelfenster gegen Nordosten. Aufgrund einer Beschädigung des Gewändes ist der hölzerne Fensterrahmen gut sichtbar. Aufnahme von 1994.

4.2.2.4 Obere Fensteröffnungen

Die beiden Fensteröffnungen im oberen Register bestehen auf der Innenseite gänzlich aus Tuffquadern (vgl. Abb. 53 und 60). Auf dem Bogenfeld sowie auf den Laibungen der Fenster sind Reste einer Kalkschlämme vorhanden, die mit dem Pietra-rasa-Mörtel identisch sein dürfte. Auf dem aus einem einzigen Quader gearbeiteten Bogenstück des Westfensters liess sich ein Fugenstrich als äussere Begrenzung ­eines Bogenfeldes erkennen.

M. 1:50

62  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand, Mittelfenster: hölzerner Fensterrahmen, Innenansicht und Vertikalschnitt durch die Fensteröffnung. Zeichnung 1991/2011. M. 1:50.

4.2.2.5 Schildbogen

Innenansicht

Schnitt nach Westen 0

1m

rund 122 cm hohen Lichtöffnung war in beiden Gewändeteilen je eine schmale Blattsasse zu beobachten als Hinweis darauf, dass hier ursprünglich eine Quersprosse bestanden hatte. Das Brüstungsholz fehlt. Das westliche Gewändestück besteht aus Esche, das östliche Gewände und die beiden Bogenstücke aus Buchenholz.122 Auf der Innenseite des Rahmens waren im Bereich des Anschlages neben zahlreichen Wurmlöchern auch Nagellöcher zu erkennen. Weitere Nagellöcher, einzelne mit Rostspuren von oxydierten Nägeln, waren auf den äusseren Teilen des Rahmens festzustellen. Es scheint, dass der Rahmen wohl mit Tuch oder Pergament bespannt war, wobei die Bespannung

50

Das Tonnengewölbe des Querschiffes ist an der Nordwand mit einem Schildbogen unterlegt, der im Querschnitt ein Quadrat von 18 cm Seitenlänge bildet (Abb. 63). Der Blendbogen endet auf der Höhe des Gewölbeansatzes auf Konsolen, wobei die westliche Konsole 16 cm tiefer liegt als die östliche (Kat. 188 und 189). Die Konsolen, die im Profil ein Karnies zeigen, sowie die beiden untersten Werkstücke und ein weiteres Werkstück des Schildbogens sind aus Sandstein, alle übrigen aus Tuff gearbeitet. 4.2.2.6 Pietra rasa

An der Nordwand hat sich die Maueroberfläche gut erhalten. Dabei zeigt sich, dass in einem grösseren Wandabschnitt im Bereich der Fenster, wo hauptsächlich Lesesteine verwen-

122 Bolliger 2021. 123 Eggenberger/Ulrich-Bochsler 1989a, 58 Abb. 56 (Bearbeitung Werner Stöckli); vgl. ferner Drack 1975, 78–80. 124 Hoffmann 1942, 237–238 und Taf. 95b.

4  Nordarm des Querschiffes

4.2.3 Ostwand

Die Ostwand des Querschiffnordflügels öffnet sich mit Arkaden abgestufter Grösse in die beiden nördlichen Apsisräume 1 und 2 (Abb. 64, 65 und Taf. 6). Über der höheren und breiteren Öffnung zum Apsisraum 2 wurde ein Blendbogen angelegt, der zur Zeit Hahnlosers zwar zu zwei Dritteln erneuert wurde, in seinem originalen Bestand jedoch zweifelsfrei feststeht. In den beiden durch den Gurtbogen des Gewölbes unterteilten Jochen ist oberhalb der Gewölbeansätze jeweils ein wie an den Fassaden auch im Innern unterschiedlich ausgebildetes Rundfenster eingelassen.

det wurden, ein Pietra-rasa-Verputz mit horizontalen und vertikalen Fugenstrichen sowie auch x-förmige Ritzungen angebracht worden war. In den Abschnitten mit Bruchsteinen dagegen zeigte die Wandoberfläche eine Bearbeitung mit der Fläche. Die Lager- und Stossfugen sind hier dünn gehalten. 4.2.2.7 Sekundäre Interventionen

Neben einer Anzahl kleinerer, zumeist quadratischer Flickstellen zeichnet sich zwischen den beiden Fensterregistern eine horizontale Reihe von mehrheitlich querrechteckigen Vermauerungen ab. Zwei grössere Flickstellen befinden sich auf Höhe des Bogenfeldes über dem Portal am äusseren Rand der Nordwand, wobei die östliche dieser beiden Vermauerungen vom jüngsten Verputz partiell überdeckt ist, wie auch sämtliche dieser Flickstellen mit einem Kalkmörtel vermauert worden sind. Einzelne dieser Flickmörtel dürften identisch sein mit jenem Mörtel, mit dem der Giebel der Nordfassade aufgemauert worden ist. Zwei anlässlich der Restaurierung Hahnlosers mit Zementmörtel vermauerte grössere Flickstellen befinden sich im Tympanon des Portals sowie über dem Bogenfeld des Mittelfensters. Es scheint sich dabei um Flickstellen zu handeln, die von Unterzugsbalken der zum Haberhaus gehörigen Einbauten stammen (vgl. Abb. 138).

63  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordostecke: Schildbogen mit Konsole. Aufnahme von 1995.

4.2.3.1 Mauerwerk

Das Mauerwerk besteht in der hier üblichen Art aus Lese- und Bruchsteinen und ist mit einem Pietra-rasa-Verputz versehen, der neben den horizontalen und vertikalen Kellenstrichen stellenweise auch x-förmig angelegt worden ist. Das mehrheitlich aus Tuffblöcken errichtete Gewölbe weist oberhalb der beiden Okuli 64  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostwand. Blick nach Nordosten. Aufnahme von 1999.

51

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

65  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff: NordSüd-Schnitt mit Ansicht der Ostwand mit angetroffenen Fussbodenniveaus. Zeichnung 1991. M. 1:200.

0

5m

66  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostwand gegen Nordosten: freiliegende Fundamente zwischen den Öffnungen zu den Apsiden 1 und 2. Aufnahme von 1999.

in den beiden Jochen je einen unterschiedlich breiten Streifen aus plattigen Sandsteinen auf. Der massive Gurtbogen endet in analoger Weise zur Westwand auf einer von ursprünglich drei Konsolen getragenen Kämpferplatte, wobei der untere Abschluss wiederum weitgehend abgeschlagen worden ist (Abb. 64). 4.2.3.2 Bogenöffnungen zu den Apsisräumen

Gewände und Bogen der Arkadenöffnung zum Apsisraum 1 sind aus stehenden und liegenden Sandsteinplatten gefertigt (Abb. 66). Der Bo-

52

gen mit einem um 16 cm überhöhten, sichelförmigen Bogenfeld ruht auf zwei unverzierten Kämpferplatten, die zum originalen Bestand gehören. Über dem Bogenfeld ist eine gut 2 m lange und knapp 50 cm breite Sandsteinplatte in die Wand eingelassen. Dieses auffallend grosse und unverziert belassene Werkstück wurde isoliert in einem aus kleinteiligem Steinmaterial gefügten Wandabschnitt angebracht. Die Bogenöffnung zum Apsisraum 2 ist gestuft (vgl. Abb. 140). In der Ebene der Wand wurde ein Blendbogen aufgeführt, dessen mit Platten verkleidetes Bogenfeld unmerklich in den Gewölbeansatz hineinschneidet. Wäh-

4  Nordarm des Querschiffes

rend das nördliche Gewände des Blendbogens voll ausgebildet ist, endet der Blendbogen auf der Südseite auf einem als Volute ausgebildeten Kämpferkapitell (vgl. Abb. 140). Dieses ist in einer 8 cm breiten, im Grundriss rechteckigen Wandvorlage als Fortsetzung des Schildbogens am Vierungsbogen eingelassen, wobei diese Wandvorlage mit einer Konsole auf Kapitellhöhe der Arkadenöffnung ihren Abschluss findet. Das südliche Gewände des Blendbogens wird in den oberen Teilen durch den erwähnten Wanddienst, im unteren Bereich durch den Vierungspfeiler gebildet. Die um gut 2 m niedrigere Bogenöffnung zum Apsisraum ist gegenüber dem Blendbogen um 24 cm zurückgesetzt. Gewände und Bogenfeld bestehen ebenso wie diejenigen des Blendbogens aus stehenden und liegenden Sandsteinplatten sowie aus einzelnen, sorgfältig bearbeiteten Sandsteinquadern. Während das unverzierte Kämpferkapitell auf der Südseite zum originalen Bestand gehört, ist dasjenige auf der Nordseite eine Kopie. Als Teil der Plattenverkleidung am nördlichen Gewände des Blendbogens sind drei Reliefplatten eingelassen. 4.2.3.3 Okuli

Das Rundfenster im südlichen Joch wurde auf der Innenseite analog zur Fassade aus Tuffwerkstücken konisch angelegt (vgl. Abb. 43). Ein Kellenstrich bei den Fugen der Werkstücke konnte nicht festgestellt werden. Das nördliche Rundfenster wurde – abgesehen von der Fensterbank, die aus Sandsteinen gefügt ist – ebenfalls in Tuff gemauert (Abb. 67, vgl. Abb. 45). Der an der Fassade doppelt gestufte Okulus war innen als Rundbogenfenster mit einem leicht hufeisenförmigen Bogen und einer stark abfallenden Fensterbank ausgebildet. Wie geringe Verputzreste mit al fresco aufgetra-

67  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostwand: nördlicher Okulus mit abfallender Fensterbank. Aufnahme von 1990.

gener Kalktünche in der nördlichen Laibung anzeigen, gehört diese Innenform des Fensters zum originalen Bestand. Darauf weist die formale Ausbildung des Fugenstriches hin, welcher, die Fensterform betonend, in die Kellenstrichquaderung der Wand integriert ist. 4.2.3.4 Sekundäre Interventionen

Wie an der Westwand zeugen mit Zementmörtel vermauerte Flickstellen davon, dass bei der Renovation Hahnlosers im Nordflügel des Querschiffes zwei Zwischenböden entfernt und die Balkenlöcher vermauert wurden. Zwei tiefer liegende Mauerflicke dürften von einem weiteren Zwischenboden herrühren, der schon früher aufgegeben worden war. Sie wurden mit einem Kalkmörtel vermauert, der dem Mauer­ mörtel der Giebelaufhöhung an der Nordfassade ähnelt. Teilweise in das Bogenfeld des Blendbogens eingeschnitten, war die Vermauerung einer mit oder nach der Einrichtung des Haber­hauses entstandenen Maueröffnung zu beobachten.

53

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

5

Die Vierung

Georges Descœudres

68  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nördlicher Vierungsbogen. Ansicht von Süden. Zeichnung 1991. M. 1:200. 69  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordwestlicher Vierungspfeiler: Detail der Plattenverkleidung. Ansicht von Osten. Aufnahme von 1990.

0

70  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordöstlicher Vierungspfeiler: Konstruk­ tionsweise der Platten­ verkleidung. Zeichnung 1991/2011. M. 1:50.

54

5m

Die im Grundriss L-förmigen Vierungspfeiler wurden vollständig mit stehenden und liegenden Sandsteinplatten verkleidet (Abb. 68 und 69). An den beiden nördlichen Vierungspfeilern lässt sich die Konstruktionsweise der Plattenverkleidung gut erkennen (Abb. 70). Zwischen diesen Sandsteinplatten hat man vereinzelt Backsteine als kleinere und grössere Verfüllungen von Fugen eingesetzt, ausnahmsweise wie in der östlichen Laibung des nördlichen Vierungsbogens einen kurzen vertikalen Zackenfries (vgl. Abb. 250 und 251). Die Eckkerbungen beim Zickzackfries zeigen den spielerischen Charakter der Ziegelornamente. Wie am nordöstlichen Vierungspfeiler ersichtlich, ist der aufgehende Bereich des Pfeilers ohne Basisoder Sockelbildung auf Sandsteinplatten gestellt, die Teil des Bodenbelages sind. Den oberen Abschluss der Vierungspfeiler bilden gesimsartige

M. 1:50

0

50 cm

Kämpferplatten (Abb. 71). Bei den östlichen Vierungspfeilern zeigen diese ein skulptiertes Relief; Hahnloser hat sie durch Kopien ersetzt. Beim nordwestlichen Pfeiler sind die Kämpfer-

5  Die Vierung

platten als Gesimse ausgebildet, die drei unterschiedliche Profile aufweisen. An der Westwand schliesst sich ein kurzes Gesimsstück an, das nochmals ein anderes Profil zeigt (Abb. 72, vgl. Abb. 93). In der Laibung des Vierungsbogens sowie auf der Nordseite sind diese Gesimse sowie die darunterliegende Stirnseite einer Platte rot gefasst. Auf der Nordseite des nordöstlichen Vierungspfeilers zeigt eine schmale Platte unterhalb des reliefierten Kämpfergesimses in analoger Weise eine rote Bemalung auf Kalkgrund. Es ist auf ein weiteres Gliederungselement hinzuweisen, das bei der gegebenen Wandstruktur allerdings kaum merklich in Erscheinung tritt und zudem nur am nordöstlichen Vierungspfeiler beobachtet werden kann: Genau in halber Höhe zwischen dem Fussboden und dem Kämpfergesims zieht sich ein einfaches, im Profil rechteckiges Gesims von 8 cm Breite und 4 cm Tiefe um den L-förmigen Vierungspfeiler herum. Bautechnisch betrachtet handelt es sich um eine horizontale Lage von Sandsteinplatten, die geringfügig über die Mauerflucht vorkragen (Abb. 73). Erstaunlicherweise fehlt sowohl beim südöstlichen als auch beim nordwestlichen Vierungspfeiler ein Pendant zu diesem Gesims. Einzig unterhalb der Konsole als Auflager des Überfangbogens zum Nordseitenschiff ist auf ungefähr gleicher Höhe wie auf der östlichen Gegenseite ein analoges Gesimsstück versetzt worden, welches jedoch nicht über die Flucht des Pfeilers vorkragt und auch keinerlei Spuren einer sekundären Abarbeitung zeigt. Von den Vierungsbögen ist nur der nördliche intakt, der östliche, der sich zum Hauptaltarraum öffnete, ist zu zwei Dritteln rekonstruiert, vom westlichen hat sich der nördliche Bogenansatz erhalten. Die Überreste machen deutlich, dass alle Vierungsbogen gleich hoch waren; die Prioratskirche war mit einer ausgeschiedenen Vierung konzipiert. Die Bögen sind in der an diesem Bau üblichen Technik gemauert worden und an den Stirnseiten mit Platten verkleidet. Der sich in den Nordflügel des Querschiffes öffnende Bogen erscheint im Scheitel gestreckt und ist um etwa 15 cm abgeplattet (vgl. Abb. 68). Auf der Nordseite ist er von einem Schildbogen begleitet, welcher bis auf die beiden Werkstücke am Scheitel, die in Tuff gefertigt sind, aus Sandstein besteht. Im Gegensatz zum Schildbogen

Nordquerschiff

Profil 1 1

71  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nördlicher Vierungs­ bogen: Kämpfergesimse als oberer Abschluss der Vierungspfeiler und Ansatz des Vierungsbogens. Aufnahme von 1999.

2 3 4

Vierung

Profil 2

72  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordwestlicher Vierungspfeiler: Profile und deren Situierung. Zeichnung 1991/2011.

Profil 3

0

20 cm Profil 4

an der Nordwand des Querschiffes, der auf je 1:10 einer KonsoleM.ruht (vgl. Abb. 63), ist derjenige beim Vierungsbogen auf die Kämpfergesimse gestellt. Auf der Ostseite findet dieser Schildbogen, wenn auch leicht eingezogen, eine strukturelle Fortsetzung als rechteckiger Wanddienst, der, wie erwähnt, auf der Höhe des Kämpferkapitells der Bogenöffnung in den Apsisraum 2 auf einem konsolartigen Gesims endet (vgl. Abb. 93). Auf Kämpferhöhe des Vierungsbogens findet sich vor dem Wanddienst ein ohne sichtbare Funktion eingelassener kapitellartiger Werkstein (vgl. Abb. 92), gewissermassen als Gegenstück zu einem kurzen Gesimsstück auf

55

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

73  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordöstlicher Vierungspfeiler, Westseite. Detail: partiell verwittertes oder abgeschlagenes Gesims. Aufnahme von 1995.

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der Westseite. Dieses weist unter einer Tünche eine rote Fassung auf. Hinsichtlich des vertikalen Abschlusses der Vierung vermerkte Rahn im Jahre 1876: «Reste spätgothischer Malereien, die hier über den Gurtbogen zu sehen sind, deuten darauf hin, dass das Kreuzmittel [Vierung] noch höher als die Querflügel, etwa mit einer Kuppel überwölbt war.»125 Bei den Untersuchungen der Jahre 1988–1990 konnten folgende Befunde erhoben werden (vgl. Taf. 8): Die bestehende Giebelwand über dem nördlichen Vierungsbogen ist teilweise mit der zur Zeit des Haberhauses vorgenommenen Aufhöhung des Daches entstanden. Die unteren Teile dieser Wand, die plan zur südlichen Stirnseite des Vierungsbogens liegen, dürften hingegen mit der Klosterkirche entstanden sein. Sie waren jedoch mehrheitlich mit einem sekundären Verputz versehen, der bei unseren Untersuchungen nicht angetastet werden durfte. Nachweisbar originale Mauerteile reichten in den Eckbereichen bis knapp unterhalb der Traufgesimshöhe des nördlichen Querschiffarmes. Vermutlich reichten die zum Klosterbau gehörenden Mauerteile über dem nördlichen Vierungsbogen bis etwa 50 cm oberhalb des Traufgesimses, was ziemlich genau der Scheitelhöhe des Tonnengewölbes in den Querschiffarmen entspricht.

Auf der intakten Nordseite des östlichen Vierungsbogens, der mit einer Abweichung von plus/minus 4 cm die gleiche Breite und Höhe wie der nördliche Vierungsbogen aufweist, hat sich mit dem Klosterbau errichtetes Mauerwerk bis 40 cm oberhalb der Traufgesimshöhe des nördlichen Querschiffarmes erhalten. Dieses zeigt bis über die Scheitelhöhe der Bogenstirnseite hinaus eine Sandsteinplattenverkleidung, darüber ist die Schildmauer mit Tuffquadern aufgeführt worden, was auch dem weniger deutlichen Befund beim nördlichen Vierungsbogen zu entsprechen scheint. Aufgrund dieser Beobachtungen kann zumindest eine Lösung für den oberen Abschluss der Vierung ausgeschlossen werden, nämlich ein Gewölbe, das direkt über dem Vierungsbogen ansetzt wie in Payerne VD. In Rüeggisberg ist mit einem Vierungsturm zu rechnen, was bereits Hahnloser126 und Sennhauser127 vermutet haben. Das einzige fassbar gewordene Freikapitell (Kat. 158) – es findet sich im Fundgut Hahnlosers – könnte von Schallöffnungen im Vierungsturm stammen, die in Form von Biforien gestaltet waren. Von den Befunden her bleibt offen, ob die Vierung gewölbt war, wie dies für Cluny II128 und für eine ganze Reihe von Nachfolgebauten129 anzunehmen ist, oder ob sie allenfalls mit einem offenen Dachstuhl versehen war, wie dies für Rougemont VD als einem weiteren Cluniazenserbau der Region anzunehmen ist.130 In Rüeggisberg bedeutet der Verzicht auf den Bau eines Langhauses, dass einer möglichen Kuppel in der Vierung ein Widerlager auf der Westseite gefehlt hätte. Aus statischen Gründen erscheint deshalb ein offener Dachstuhl die wahrscheinlichere Lösung.

125 Rahn 1876b, 677. 126 Hahnloser 1950, vgl. «Beschreibung der Kirche» (ohne Paginierung) sowie Abb. 3. 127 Sennhauser 1970, Abb. 191. 128 Conant 1968, pl. XXVII fig. 42 und 44. 129 Als Beispiel sei Romainmôtier VD genannt (Sennhauser 1970, Abb. 65). 130 Sennhauser 1980, 121 fig. 16.

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Südarm des Querschiffes

Georges Descœudres

Vom Südflügel des Querschiffes sind grosse Teile der Ostwand mit den Arkadenöffnungen zu den Nebenapsisräumen 4 und 5 erhalten. Die sichtbaren Teile der Süd- und der Westwand dagegen wurden zur Zeit Hahnlosers mehrheitlich über teilweise nur mehr geringen Mauerresten rekonstruierend ergänzt. 6.1

Ostwand Die Ostwand des südlichen Querschiffarmes stellt sich analog zur entsprechenden Wand im Nordflügel des Querschiffes dar (Abb. 74; vgl. Abb. 65 und Taf. 7). Die oberen Teile dieser Wand, die bei der Restaurierung Hahnlosers konservierend ergänzt und durch Steinplatten abgedeckt wurden, waren mit einem Zementverputz versehen und konnten bei unseren Untersuchungen nicht analysiert werden. Es lässt sich jedoch festhalten, dass sich die Mauer im Wesentlichen bis ungefähr zum Gewölbeansatz im originalen Bestand erhalten hat. Die Arkadenöffnungen zu den Apsisräumen 4 und 5 sind wiederum mit stehenden und liegenden Sandsteinplatten sowie mit sorgfältig bearbeiteten Sandsteinquadern errichtet worden, wobei die Arkadenöffnung zum Apsisraum 4 analog zu derjenigen zum Apsisraum 2 einen hochaufragenden Blendbogen aufweist. Bei beiden Arkadenöffnungen sowie beim Blendbogen lag der Bogenansatz auf der Südseite jeweils um etwa 8 cm höher als auf der Nordseite, was in der gleichen Grössenordnung übrigens auch bei der Arkadenöffnung zur Hauptapsis festzustellen war. Die Öffnungen zu den Apsisräumen 4 und 5 setzen dem der Hangneigung von Nord nach Süd tiefer liegenden Fussbodenniveau entsprechend tiefer unten an, was bedeutet, dass es keine horizontale Symmetrie bezüglich der Mittelachse gibt. Inwieweit sich diese «Südneigung» in der Tonnenwölbung des süd-

lichen Querschiffarmes auswirkte, lässt sich an den erhaltenen Überresten nicht ablesen. In ähnlicher Weise wie bei der Ostwand des Querschiff-Nordarmes liegen auch im Südflügel Teile des Fundamentes frei, stellenweise bis zu einer Höhe beziehungsweise Tiefe von 35 cm (Abb. 75). Es zeigte sich, dass das ursprüngliche Fussbodenniveau beim nördlichen Gewände der Bogenöffnung zum Apsisraum 4 rund 14 cm höher gelegen hatte als beim südlichen Gewände der Bogenöffnung zum Apsisraum 5. Hahnloser hatte angenommen, dass

74  Rüeggisberg, Klosterkirche. Vierung und Querschiff-Südarm von Westen. Der Bildausschnitt wird flankiert von Thujen im «Langhaus», die inzwischen gefällt worden sind. Aufnahme von 1999. 75  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Südarm gegen Nordosten: der Fussboden bei den Öffnungen zu den Apsisräumen 4 und 5. Aufnahme von 1994.

57

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

einen in den Innenraum des Querschiffes eingeschnittenen Treppenlauf voraussetzen würde. Dieses Portal war der direkte Zugang vom Konventsbereich in die Kirche. 6.3

Westwand

76  Rüeggisberg, Klosterkirche. Südwestecke des Querschiffes, Ansicht von Südwesten: Skizze aus dem Tagebuch 5 der Unter­ suchungen Hahnlosers (Eintrag vom 25. September 1942). Rechts der An­ stoss einer sekundären Mauer an die QuerschiffSüdwestecke, die Hahn­ loser als Kreuzgangmauer deutete. Links das Fundament und teilweise das Aufgehende der Südmauer der Vorhalle, angeschrieben als Mauer des «süd­ lichen Seitenschiffes».

die Niveauunterschiede im Südflügel des Querschiffes durch eine Treppenstufe ausgeglichen wurden (vgl. Abb. 75). Besonders beim Einzug der Mönche zum nächtlichen Chordienst in der Vierung, der mutmasslich vom südlichen Eingang des Querschiffes her erfolgte, würde sich eine solche Stufe mitten im Raum als gefährlicher Stolperstein erweisen. Ein Ausgleich durch ein entsprechendes Gefälle des ursprünglichen Fussbodens scheint hier wahrscheinlicher (vgl. Kap. 9.4). 6.2

Südwand Nur an die Ostwand angrenzende und mit dieser im Verband stehende Bereiche der Südwand gehören zum originalen Bestand, die übrigen Teile sind, jedenfalls soweit ersichtlich, zur Zeit Hahnlosers erneuert worden. Dazu gehören auch die Gewände und die Schwelle eines Portals. Bei einer Sondierung auf der Innenseite der modern versetzten Türschwelle konnten Teile eines stark abgelaufenen Schwellensteins festgestellt werden. Es scheint, dass dieser in den originalen Mauermörtel der Kirche eingelassen war, doch konnte dies nicht mit letzter Sicherheit abgeklärt werden, wie auch weitere bauliche Zusammenhänge dieser Schwelle fehlen. Ihr Niveau lag rund 40 cm unterhalb des in diesem Bereich aufgrund der Beobachtungen an der Ostwand zu vermutenden Fussbodenniveaus, was

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Der an die Südwestecke des Querschiffes angrenzende Teil der Westmauer wurde anlässlich der Konservierungsarbeiten Hahnlosers vollständig erneuert. In je einer Sondierung zu beiden Seiten dieses Mauerabschnitts wurde ein rund 45 cm breiter Fundamentvorsprung freigelegt. Im Bereich der angrenzenden (vorgesehenen) Südmauer des Langhauses haben sich bis zu 1 m über dem heutigen Fussbodenniveau Reste des ursprünglichen Mauerwerks erhalten. Am südlichen Ende des aufgehenden Mauerwerks war bis gut 60 cm über den Fundamentvorsprung hinaufreichend ein aus Sandsteinquadern und -platten aufgeführtes Türgewände zu fassen, dessen Pendant auf der Südseite vollständig erneuert worden war (Abb. 76). Somit steht fest, dass es analog zum Portal in der Westwand des nördlichen Querschiffarmes auch im Südflügel einen Westeingang in die Kirche gab. Im nördlichen Joch des südlichen Querhauses konnte das südliche Gewände der Bogenöffnung ins geplante Südseitenschiff gefasst werden, die in analoger Weise wie die Arkadenöffnung in das Nordseitenschiff gestuft war (Abb. 77). An den Gewänden dieser Bogenöffnung waren Reste einer grauen Rahmenmalerei zu beobachten, welche der auf der Nordwand des Querschiffes festgestellten Sockelmalerei entspricht. Eine erhaltene Bodenplatte aus Sandstein im Bereich des Gewänderücksprungs bestätigt die an der gegenüberliegenden Ostwand gemachten Beobachtungen hinsichtlich der ursprünglichen Bodenniveaus. Die Bogenöffnung in das geplante Südseitenschiff ist mit einer aus Kalkmörtel errichteten Ausmauerung auf ein 1,20 m breites Portal mit einem Türanschlag auf der östlichen Innenseite des Querschiffes verschmälert worden (Abb. 78).131 Da Gewände und Schwellenunterbau dieses Portals auf dem Fundament der Querschiffwestwand aufliegen, ist anzunehmen, dass es zeitnah zum Bau der Kirche ent-

0

Ansicht

6  Südarm des Querschiffes

M. 1:50

77  Rüeggisberg, Klosterkirche. Westwand des Südquerschiffes, angrenzend an den südwestlichen Vierungspfeiler. Ostansicht und Grundriss. Zeichnung 1991/2011. M. 1:50. Grundriss

Ansicht

Grundriss

standen ist. Nach der Fertigstellung des Queroriginaler Baubestand schiffes und der fünf Altarräume wurde auf Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) denInterventionen Bau eines Langhauses verzichtet (Kap. 8). mit Kalkmörtel DieInterventionen bestehendenmitÖffnungen zu (1940er den drei vorgeZementmörtel Jahre) sehenen Langhausschiffen wurden vermauert sekundärer Verputz undSchnitt im Südwesten des Querschiffes eine Vorhalle errichtet.132 Das gefasste Portal stellt mit seinen Gewänden einen Teil der Vermauerung der Bogenöffnung zum ursprünglich geplanten Südseitenschiff dar und gewährleistete den Zugang von dieser Vorhalle in das Querschiff als Rumpfkirche. Der Mauerkern des südwestlichen Vierungspfeilers gehört in der erhaltenen Höhe weitgehend zum originalen Bestand, während die Mauerverkleidung zur Zeit Hahnlosers zu grossen Teilen erneuert wurde. Einzig im nordöstlichen Bereich des nördlichen Einzuges sind Teile der ursprünglichen Verkleidung mit stehenden und liegenden Sandsteinplatten bis zu einer Höhe von 1,20 m über dem angetroffenen Fussbodenniveau erhalten geblieben. Ihr Erhaltungszustand war jedoch dermassen schlecht, dass die Wandverkleidung bei den Konservierungsmassnahmen 2019/20 gänzlich erneuert werden mussten.

originaler Baubestand 0 2m Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel Interventionen mit Zementmörtel (1940er Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

originaler Baubestand Interventionen mit Kalkmörtel Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre)

originaler Baubestand Interventionen mit Kalkmörtel Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre)

originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

131 Zur Arbeitsfotografie Nr. 16 (Abb. 78) gibt es keine erläuternden Erklärungen im Tagebuch. 132 Vgl. Baeriswyl/Descœudres 2021, 297–298.

78  Rüeggisberg, Klosterkirche. Südwestlicher Vierungspfeiler (Bildmitte), links davon ein Portal im vermauerten Durchgang ins geplante Südseitenschiff. Links oben ist die Südmauer der Vorhalle zu erkennen. Blick nach Südwesten. Aufnahme von 1941.

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or M M In K In m se S

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

7

Die Apsisräume

79  Rüeggisberg, Klosterkirche. Bei den Unter­ suchungen Hahnlosers freigelegte Apsisräume. Blick nach Norden. Aufnahme von 1940.

Georges Descœudres

Hahnloser hatte im Zusammenhang mit seinen Restaurierungsarbeiten auch Ausgrabungen vorgenommen und dabei die Fundamente und geringe Teile des aufgehenden Mauerwerks von fünf mit eingezogenen Apsiden abgeschlossenen Altarräumen aufgedeckt (Abb. 79).133 In den Apsisräumen 2 bis 5134 legte er jeweils unter der Apsisöffnung die Fundamente eines Altares mit zugehöriger Altarstufe (Suppedaneum) frei. Aus seinem rekonstruierten Grundriss geht hervor, dass er auch im Apsisraum 1 die Existenz eines Altares vermutet hatte.135 Diese Annahme

ist allerdings nicht begründet, da ein entsprechender Befund fehlte. Die Vorräume der drei mittleren Apsiden, die durch je einen Durchgang miteinander verbunden sind, waren gleich lang; die Apsis des Hauptaltarraumes ragte lediglich wegen ihres grösseren Radius um etwa Mauerstärke über die angrenzenden, im Gegensatz zur Hauptapsis gestelzten Seitenapsiden hinaus (vgl. Abb. 11). Während der Vorraum der Hauptapsis aus einem quadratischen Raum in der gleichen Grösse wie die Vierung bestand, waren die angrenzenden Nebenapsiden 2 und 4 zweijochig gegliedert (Abb. 84). Deutlich zurückgestuft erscheinen die äusseren Apsiden 1 und 5 mit querrechteckigen Vorräumen, die keine Verbindungen zu den danebenliegenden Altarräumen aufwiesen. Architektonisch wie auch liturgisch liegt der Schwerpunkt der Anlage in den drei mittleren Altarräumen, die gesamthaft als das Sanktuarium der Kirche aufzufassen sind, während die äusseren Apsisräume (jedenfalls der südliche mit Altar, also Nr. 5) als Neben­kapellen anzusprechen sind. Es ist eine Eigenart cluniazensischer Klosterkirchen in der Nachfolge von Cluny II, dass diese über ein dreiteiliges Sanktuarium mit kommunizierenden Altarräumen verfügen (vgl. Abb. 143 und 149). Erhaltene Reste zeigen, dass die Vorräume der Apsiden Kreuzgratgewölbe aufwiesen (Abb. 80 und 81). Diese waren – soweit an den erhaltenen Resten ablesbar – nicht wie die Tonnengewölbe aus Tuff, sondern aus grob zugerichteten plattigen Sandsteinen gemauert. In den Apsisräumen 1 und 2 waren Negative einer

133 Zur Sichtbarmachung der fünf Apsisräume liess Hahn­loser diese rekonstruierend ergänzt aufmauern. Die Ergänzungen sind allerdings in Einzelheiten ungenau und verunklären eine präzise Vorstellung von der Ausgestaltung des aufgehenden Mauerwerks. 134 Zur Nummerierung der Apsisräume vgl. Abb. 11. 135 Hahnloser 1950, Grundriss des Klosters.

60

7  Die Apsisräume

80  Rüeggisberg, Klosterkirche. Apsisvorraum 1: Gewölbeansatz in der Südwestecke mit einem Schildbogen vor der Südwand. Aufnahme von 1995. 81  Rüeggisberg, Klosterkirche. Apsisvorraum 2, Gewölbeansatz in der Südwestecke: Die Südwand weist hier nicht nur einen Schildbogen, sondern auch eine Plattenverkleidung auf. Aufnahme von 1999.

schindelartigen Abdeckung des Lehrgerüstes zu beobachten. Der in Resten erhaltene Verputz der Gewölbe zeigte im Apsisraum 1 mindestens zwei Schichten farbiger Fassungen. Wie entsprechende Wandvorlagen sowie erhaltene Bogenansätze zeigen, waren die Kreuzgratgewölbe der seitlichen Apsisräume von west-ost-verlaufenden Schildbogen begleitet, an denen vereinzelt Spuren einer roten Fassung festzustellen waren. Die Ausbildung der Schildbogen bei der Bogenöffnung zum Querhaus war hingegen unterschiedlich gestaltet. Während sie in den beiden äusseren Apsisräumen 1 und 5 fehlten, hat sich ein solcher Schildbogen beim Apsisraum 4 erhalten, fehlte jedoch beim Gegenpart (Apsisraum 2) sowie beim Hauptaltarraum 3, wo das Gewölbe wie bei den äusseren Räumen direkt über der Stirnfläche der Arkade ansetzte. Bei den Apsisräumen 1 und 5 ist die Stirnwand der Bogenöffnungen zum Querschiff im Gegensatz zu den drei mittleren Altarräumen nicht mit Platten verkleidet worden. Beim Vierungsbogen beziehungsweise im Vorjoch der Apsis 3 haben sich massive Eckdienste erhalten, die als Stützen von Gewölbegraten ebenfalls auf ein Kreuzgratgewölbe hinweisen.136 Das Vorjoch der Mittelapsis weist anders als die seitlichen Apsisvorjoche keine Schildbogen auf. Die an Stellung und Grösse ersichtliche ­Hierarchie der fünf Apsisräume ist auch an der architektonischen Detailausbildung ablesbar. Von deutlich untergeordneter Stellung sind die

beiden äusseren Apsisräume 1 und 5, bei denen die Stirnseiten der Bogenöffnung zum Querschiff nicht mit Sandsteinplatten verkleidet wurden und hier auch kein Schildbogen bestand. Ebenso fehlte – im Gegensatz zu den drei mittleren Altarräumen – eine Plattenverkleidung der Seitenwände. Während die Bogenöffnung zum Querschiff im Apsisraum 5 in der üblichen Art reliefverzierte Kämpferkapitelle aufwies, blieben diese beim Gegenpart (Apsisraum 1) ohne Verzierung. Die drei mittleren Altarräume wiesen, soweit dies aus den erhaltenen Teilen ersichtlich ist, mit Sandsteinplatten verkleidete Seitenwände auf, was im Vergleich mit dem Pietra-rasa-Verputz eine deutlich feinere Wandstruktur darstellte. Mit dem Schildbogen bei der Öffnung zum Querschiff beim Apsisraum  4, welcher beim Gegenpart (Apsisraum  2) fehlt, wird in ähnlicher Weise eine Präferenz der Südseite ersichtlich, wie dies analog bei den Kämpferkapitellen der äusseren Apsisräume der Fall war. Aufgrund dieser Beobachtungen möchte man die hierarchische Abstufung der Apsisräume in absteigender Reihenfolge folgendermassen deuten: 3 – 4 – 2 – 5 – 1 (zur Erinnerung: Apsisraum 1 blieb ohne Altar).

136 Hahnloser hat – ohne dies irgendwo zu begründen oder zu kommentieren – im Vorjoch der Hauptapsis eine Längstonne mit einem mittleren Gurtbogen analog zum Nordarm des Querschiffes angenommen (vgl. Abb. 11).

61

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

8

Langhaus und Vorhalle

Georges Descœudres

8.1

Die gebaute Kirche Es ist ein fast regelmässig zu beobachtender Vorgang, dass der Bau einer Kirche und besonders einer Klosterkirche auf der Ostseite begonnen und gegen Westen weitergeführt wurde. Mit der Einrichtung eines Altarraums und bei Klosterkirchen zusätzlich eines Raumes für das Chorgebet kann eine Kirche zumindest provisorisch «in Betrieb» genommen werden. Ein solcher Bauablauf war auch in Rüeggisberg gegeben, wo das Querschiff und die fünf Altarräume – wegen der Wölbungen wohl mehr oder weniger gleichzeitig – in Angriff genommen wurden. Mit Ausnahme des Apsisraums 1 wurden in den Apsiden der Kirche die Fundamente je eines Blockaltares sowie ein Suppedaneum freigelegt (Kap. 7). Da der Konvent von Rüeggisberg nie mehr als vier Mönche umfasste – meistens waren es weniger137 –, bestand kein Bedarf für einen fünften Altar. Mit dem Verzicht auf diesen ursprünglich zweifellos vorgesehenen fünften Altar zeichnete sich bereits eine Redimensionierung der Kirchenanlage ab.138

82  Rüeggisberg, Klosterkirche. 3D-Modell der realisierten Prioratskirche. Blick von Nordwesten. Darstellung von 2020. 83  Rüeggisberg, Klosterkirche. Volumetrische Darstellung der Rumpf­ kirche. Blick nach Westnordwesten. Zeichnung 1991.

62

Nach Fertigstellung der Altarräume und des Querschiffes (und damit einer «betriebsbereiten» Kirche) wurde auf die Ausführung eines Langhauses verzichtet, obwohl im Westen des Querhauses bereits Bogenöffnungen zu einem Mittel- und zu zwei Seitenschiffen eingerichtet worden waren (Abb. 82 und 83). Der Entscheid zum Verzicht auf den Bau eines Langhauses fiel erst gegen Ende oder nach der Fertigstellung des Querhauses. Dies ist einerseits aus den an der Westfassade des Querschiffes eingemauerten Platten ersichtlich, die als wasserdichter Anschluss des Nordseitenschiffdaches vorbereitet waren, anderseits aus den vorhandenen Anfängersteinen für den Anschluss der Obergadenwand. Die Umfassungsmauern eines Langhauses waren in den Fundamenten bereits ausgelegt, wie die Sondiergrabungen der Jahre 1940–1942 zeigten. Hahnloser war in aller Selbstverständ-

137 Utz Tremp 1995. 138 Baeriswyl/Descœudres 2021.

8  Langhaus und Vorhalle

0

0

aufgehendes Mauerwerk erhalten lichkeit davon ausgegangen, dass diese Mauern aufgehendes Mauerwerk nachgewiesen auchnurimalsAufgehenden ausgeführt worden waFundament ausgeführt

ren und wies seine Mitarbeiter an, diese über den freigelegten Fundamenten partiell aufzumauern, um den Umfang des Langhauseses für Besucher des Ortes sichtbar zu machen.139 Dazu passen auch seine wiederholten Anweisungen, nach Pfeilerfundamenten zu suchen, was allerdings zu keinem Ergebnis führte, wie er 1946 einräumen musste: «Leider sind nach wie vor von keinem Schiffspfeiler Reste gefunden worden, doch lässt sich ihre Stellung halbwegs sicher eruieren.»140 Sondierungen des Archäologischen Dienstes im Mai 2020 vermochten anhand des Verlaufs des gewachsenen Bodens schliesslich den sicheren Nachweis zu erbringen, dass aufgehende Mauerteile eines Langhauses nie errichtet worden waren. Befunde zeigten, dass auf der Südseite – bei der Nordmauer fehlen entsprechende Abklärungen – die Fundamente der Seitenschiff-Südmauer gegen die Westmauer des Querschiffes stiessen, also im Bauablauf jünger waren als das Querschiff, wie dies auch eine Skizze von 1942 (Abb. 76) nahelegt. Dieser Befund weist darauf hin, dass die Fundamente der Umfassungsmauern des Langhauses jedenfalls im Bauablauf nicht gleichzeitig mit jenen des Querschiffes und der Apsiden ausgelegt wurden, ob vor oder nach deren Fertigstellung lässt sich nicht mehr ausmachen. Man möchte jedoch annehmen, dass die Umfassungsmauern des Langhauses wohl zusammen mit den Fundamenten des Querschiffes und der Apsisräume quasi als

aufgehendes Mauerwerk erhalten aufgehendes Mauerwerk nachgewiesen 20 m nur als Fundament ausgeführt aufgehendes Mauerwerk erhalten Grundrissauslegung zu Beginn der Bauarbeiten aufgehendes Mauerwerk nachgewiesen angelegt wurden. Dennoch macht es den Annur als Fundament schein,ausgeführt dass die Apsisräume und das Querhaus

84  Rüeggisberg, Klosterkirche. Grundriss der ehemaligen Prioratskirche. Im Aufgehenden ausgeführt wurden nur das Querschiff und fünf Apsisräume sowie eine Vorhalle im Westen, ferner eine Mauer als Abgrenzung zu den Konventsbauten. Die übrigen Teile eines geplanten Langhauses wurden nur in den Fundamenten ausgelegt. 20 m von 2021. M. 1:400. Plan aufgehendes Mauerwerk erhalten aufgehendes Mauerwerk nachgewiesen nur als Fundament ausgeführt

als eigenständiges Modul des Kirchenbaus angegangen wurden (Abb. 84). Im östlichen Bereich der Langhaus-Seitenmauern waren auf der Nordseite zwei Fundamentvorstösse gegen das Innere des Langhauses zumindest in Ansätzen angelegt, im Süden war es nur einer. Die Funktion dieser Fundamentvorstösse wird nicht klar ersichtlich. Dienten sie im abschüssigen Gelände zur Stabilisierung der hangparallelen Seitenwände oder waren sie als Fundamente von Wandvorlagen gedacht? Im letzteren Fall würde man jedoch annehmen dürfen, dass solche Wandvorlagen an den Seitenschiffwänden mit dem Rhythmus der Stützen der Hochschiffwände korrelieren. Die beobachteten Fundamentvorstösse lassen jedoch kein stringentes System erkennen, das einen Bezug zu geplanten Stützen im Langhaus aufweist. Das «Interkolumnium» der beiden nördlichen Wandvorlagen von rund 6 m sowie deren unregelmässige Abstände zur Querschiff-Westwand beziehungsweise zur Langhaus-Westwand ergeben keinen plausiblen Rhythmus für mögliche Pfeilerstellungen. Hahnloser hatte bei

139 Über den Fundamenten der Langhaus-Nordmauer wurde zu unbekannter Zeit eine Mauer als Begrenzung der Hofstatt aufgeführt, die Hahnloser angetroffen hatte (vgl. Abb. 9 und. 157) und ergänzen liess. 140 EAD, Hahnloser, Bericht Nr. 3.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

85  Rüeggisberg, Klosterkirche. Die Aufnahme wird im Tagebuch 2 der Hahn­ loser-Untersuchungen beschrieben als «Wandpfeilerfundament an der Westwand». Aufnahme von 1940.

86  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordwestlicher Vierungspfeiler von Südwesten gesehen. Links der Anstoss der VorhallenNordmauer, rechts der Anstoss der Vermauerung des Vierungsbogens zwischen Querschiff und geplantem Mittelschiff. Die Vermauerung der Bogenöffnung (im Hintergrund links) hätte vom Nordquerhaus in das geplante Nordseitenschiff führen sollen. Aufnahme von 1941.

seiner Rekonstruktion von zweimal sechs Pfeilerstellungen (vgl. Abb. 11) ein regelmässiges Interkolumnium von knapp drei Metern angenommen. Damit wird deutlich, dass den Wandvorlagen oder vielmehr deren Stummeln eine andere Funktion zugedacht war. Lückenhafte Angaben in den Tagebüchern der HahnloserUntersuchungen lassen ähnliche Fundamentvorstösse an der Westmauer des Langhauses erahnen (Abb. 85), die 1942 nach Anweisungen Hahnlosers im Aufgehenden partiell aufgemauert wurden. Ihre regelmässige Anlage erweckt allerdings den Verdacht, dass sie dem Wunschdenken des untersuchenden Architekturhistorikers entsprungen sind.141 Nach dem Verzicht auf die Ausführung des in den Fundamenten ausgelegten Langhauses wurde im Westen des Querschiffes beziehungsweise der Rumpfkirche eine Vorhalle errichtet. Davon konnte das gut 70 cm breite und zwei bis drei Steinlagen hoch erhaltene Fundament der Westmauer gefasst werden, das teilweise unter

dem aktuellen Zufahrtsweg zum Pfarrhaus liegt. Auf der Nordseite wies die Mauer auf der Achse des nordwestlichen Vierungspfeilers einen 90-Grad-Winkel gegen Osten auf und konnte hier bei den Sondierungen 2020 nicht weiterverfolgt werden. Der Anstoss der Vorhallen-Nordmauer an den nordwestlichen Vierungspfeiler ist jedoch auf Arbeitsfotos der Untersuchungen Hahnlosers festgehalten (Abb. 86), jedoch nicht weiter kommentiert, da er in seiner Bedeutung nicht erkannt wurde. Ein Eingang in die Vorhalle war vom Konventsbereich mit einem Türanschlag von Süden her zu beobachten; hingegen gestattete es der Erhaltungszustand der Vorhallen-Westmauer nicht, in diesem Bereich einen vermuteten Eingang zu fassen. Der Eingang von der Vorhalle ins Querschiff befand sich im Bereich der vermauerten Bogenöffnung in das geplante Südseitenschiff mit einem Türanschlag auf der östlichen Innenseite der Rumpfkirche (vgl. Abb. 77 und 78). 1288 und 1378 wurde im Zusammenhang mit dem Abschluss von Verträgen über die Klostervogtei in Rüeggisberg ein atrium erwähnt.142 Mit dieser Bezeichnung kann sowohl ein Vorhof als auch eine geschlossene Vorhalle gemeint sein (Kap. 12). Die Überlieferung zur Investitur des Klostervogts im Jahre 1378 hält das zu diesem Anlass vollzogene Zeremoniell fest, welches zugleich eine Erklärung für die Wahl des Ortes bietet: Während der neue Vogt mit der rechten Hand seinen Treueeid schwor, hielt er mit der Linken den Türring des Kirchenportals, womit er «nach germanischem Rechtsempfinden symbolisch von der Kirche und von seinem neuen Amt Besitz» ergriff.143 Abgesehen vom bemerkenswerten Hinweis auf die oder zumindest auf eine Funktion solcher Türringe,144 wird damit der Westeingang als das Hauptportal der Klosterkirche in Rüeggisberg ausgewiesen. Eine im Zusammenhang mit der Investitur des Kloster-

141 Da eine neuerliche Untersuchung der Westmauer nicht vorgesehen war, wurden die Annahmen, die Hahnloser zu diesem Bereich getroffen hatte, in unsere Grundrisse übernommen (vgl. Abb. 84 sowie Abb. 158 und 159). 142 Tremp 1988, 678–679. 143 Tremp 1988, 678–679. 144 Am Gerichtsgebäude in Payerne wiederverwendete Türringe aus dem 11. Jh. dürften von der Abbatiale stammen; vgl. Sennhauser 1991, Abb. 28; generell Mende 1981.

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8  Langhaus und Vorhalle

vogtes im Jahre 1378 in Rüeggisberg vorgenommene Fälschung, wovon eine aufschlussreiche Studie von Ernst Tremp handelt,145 hatte zum Zweck, die Erblichkeit der Vogtei aufzuheben und sie als Lehen an das Kloster zu ziehen. Dem Fälscher – Prior Peter von Bussy (1377–1399) – unterlief dabei der Fehler, dass er einen Kuss erwähnt, wie er in der Lehensinvestitur im savoyischen Raum, woher er stammte, zwar durchaus gebräuchlich, den Bernern jedoch, gegen deren Interessen die Fälschung gerichtet war, als Gestus unbekannt war und deshalb als unglaubwürdig auffiel. Diese Fälschung ist als ein weiterer Hinweis darauf zu werten, wie wenig die Vorsteher des Cluniazenserpriorates Rüeggisberg mit den Gepflogenheiten des Landes vertraut waren und letztlich wie gering die Integration des mehrheitlich frankophonen Konvents im alemannischen Kulturraum war. 8.2

Die geplante Kirche Wie angemerkt, ist anzunehmen, dass mit Baubeginn der gesamte Grundriss der geplanten Prioratskirche inklusive des Langhauses in den Fundamenten ausgelegt wurde (Abb. 87).146 Wie gezeigt wurde, dürfte der Entscheid auf den Verzicht der baulichen Ausführung des Langhauses nicht allzu lange vor oder gar erst nach der Fertigstellung des Querschiffes gefallen sein. Es sei daran erinnert, dass im Durchgang vom Querschiff in das geplante Südseitenschiff Reste von Sockelmalereien konstatiert wurden, die danach durch die Vermauerung dieses Durchganges und die Installierung eines schmaleren Portals zwischen Vorhalle und Querschiff obsolet wurden. Soweit die Südmauer des Langhauses zur Abgrenzung gegen das Klaustrum des Klosters diente, im östlichen Bereich bis und mit der Nordwand des Konventswestflügels, dürfte diese im Aufgehenden bestanden haben (unbekannt ist, bis zu welcher Höhe). Die aufgedeckten Fundamente im westlichen Teil der Süd‑ sowie der Westmauer liess Hahnloser zur Sichtbarmachung des Langhauses aufmauern. Die Langhaus-Nordmauer war als Begrenzung der Hofstatt sekundär (nachklosterzeitlich?) aufgemauert worden. Hahnloser traf sie in diesem Zustand an (vgl. Abb. 9). Diese Mauer liess er sanieren und besonders

87  Rüeggisberg, Klosterkirche. Die «südliche Langschiffmauer» wurde im Rahmen der Untersuchungen von Hans R. Hahnloser freigelegt. Im Bereich des Querhauses befinden sich die von Hahnloser an­ getroffenen Einbauten (Wasch­haus und Holzschopf). Blick nach Osten. Aufnahme von 1940.

in dem an das Querschiff angrenzenden Teil weiter aufmauern, um ihre Funktion als Langhaus-Nordmauer deutlich zu machen. Zum Abschluss der Untersuchungen liess Hahnloser zwei Reihen von Thujabäumen pflanzen, welche im Kirchenschiff vermutete Pfeilerstellungen evozieren sollten. Hahnloser war in aller Selbstverständlichkeit davon ausgegangen, dass die Prioratskirche Rüeggisberg ein Langhaus umfasste, welches bei der vorgegebenen Disposition und den Abmessungen des Querschiffes dreischiffig sein müsste. Wie Kathrin Utz Tremp in ihren historischen Untersuchungen zum Priorat Rüeggisberg ausführte, umfasste der Konvent während der gesamten, rund 400-jährigen Existenz des Klosters nie mehr als vier Mönche, meistens waren es weniger.147 Der Befund, dass man in der nördlichen Nebenkapelle (Apsis 1) keinen Altar errichtet hatte, zeigt, dass offensichtlich kein Bedarf dafür bestand. Diese «Einsicht» dürfte der Anfang einer Redimensionierung der Kirche gegenüber dem ausgelegten Plan gewesen sein, welche aus wirtschaftlichen Gründen sowie aufgrund eines fehlenden Bedarfs nach Abschluss des Querhauses auf die Ausführung ­eines Langhauses verzichten liess.148

145 Tremp 1988. 146 Zum Fehlen von Bauplänen aus der fraglichen Zeit sowie zum Vorgehen der Baumeister, das Aufgehende von Gebäuden aus den Fundamenten heraus zu entwickeln, vgl. Baeriswyl/Descœudres 2021, 297. 147 Utz Tremp 1995, Sp. 1087. 148 Baeriswyl/Descœudres 2021, 297–298.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

88  Rüeggisberg, Klosterkirche. Möglicher Entwurf des ursprünglich geplanten Grundrisses, ausgehend vom Vierungsquadrat. Zeichnung 1991/2011.

0

Mit den gebauten Teilen beziehungsweise den erhaltenen oder ergrabenen Überresten der 0 10 m Rumpfkirche (Querhaus und fünf Apsisräume) und der Auslegung des Langhauses in den ergrabenen Fundamenten ist der Plan des ursprünglich intendierten Kirchenbaus im grossen Ganzen ersichtlich.149 In den lichten Abmessungen basieren die Proportionen der geplanten Kirche auf dem Verhältnis 2:1: – Gesamtlänge der Kirche zu Ausdehnung des Querschiffes rund 50:25 m – Länge des Langhauses150 zu Breite des Langhauses rund 32:16 m – Breite des Mittelschiffes zu Breite der Seitenschiffe151 rund 7:3,5 m Die Wandvorlagen an der Westwand des Langhauses wie auch bei den beiden westlichen Vierungspfeilern lassen annehmen, dass die Arkaden im Schiff als Pfeiler geplant waren, was auch Hahnloser vermutet hatte. Wie Abb. 88 zeigt, scheint der Grundriss der geplanten Klosterkirche von der Vierung her aufgerissen worden zu sein. Die Diagonale der Vierung bildet den Durchmesser eines Kreises, welcher die Breite der Vierungsbogen umschliesst. Je ein im Norden und Süden angrenzender Kreis gleicher Grösse reicht bis zur nördlichen beziehungsweise südlichen Aussenflucht des Querschiffes. Ein angrenzender Kreis im Osten der Vierung umschliesst die Seitenwände des Hauptaltarraumes und reicht bis zur Innenflucht der Mittelapsis. Die Ausdehnung des Langhauses wird durch dreieinhalb Abmessungen gleicher Grösse erreicht, wobei Mittel‑ und Berührungspunkte der Kreise – geringfügig abweichend von Hahnloser – die Stellung der Langhauspfeiler be-

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20 m

stimmt haben dürften. Dieses grobe Raster, das sich der leitende Baumeister auf eine Wachsta10 m 0 fel oder auf eine mit Lehm oder Gips bestrichenen Tafel aufgezeichnet haben dürfte, scheint für die Gesamtauslegung des Baus bestimmend gewesen sein. Die Detailausführung, etwa bei der Westwand des südlichen Querschiffarmes, zeigt gelegentlich Abweichungen, die durch die mit Schnüren vorgenommene Abmessung im von Norden nach Süden geneigten Gelände sowie die Ausschachtung der Fundamentgruben bedingt gewesen sein dürften. Eine Fortsetzung unbekannter Länge der Langhausseitenwände sowie Wandvorlagen an der Westfassade des Schiffes, wie sie Hahnloser bei Sondierungen in diesem Bereich festgestellt haben will (vgl. Abb. 11), weisen auf einen geplanten Westvorbau in der Breite des Langhauses hin. Die Dokumentation der Ausgrabungen der Westwandfundamente ist bezüglich der Wandvorlagen innen und aussen recht diffus; die Befunde werden zudem durch die von Hahnloser 1942 veranlasste partielle Rekons­ truktion der Westmauer verschleiert. Für die Bestimmung der Volumina des geplanten Langhauses gibt es ausreichend Hinweise. Die Steinplatten, die als Anschluss des Daches des Nordseitenschiffes in die Westfassade des Querschiffes eingemauert wurden,

149 Baupläne im heutigen Sinn waren zur Bauzeit der Prioratskirche Rüeggisberg unbekannt; vgl. Baeriswyl/Descœudres 2021, 305–306. 150 Gemessen von der Westwand bis zu den vermauerten Durchgängen von den Seitenschiffen ins Mittelschiff. 151 Gemessen an den westlichen Vorsprüngen der beiden westlichen Vierungspfeiler.

8  Langhaus und Vorhalle

geben Höhe und Dachneigung der geplanten Seitenschiffe an. Für eine Rekonstruktion des Daches über dem Mittelschiff, das in der Höhe des Querschiffes angelegt war, darf man die Dachneigung des Querschiffes heranziehen. Eine geplante Einwölbung von Hauptschiff und Seitenschiffen kann ausgeschlossen werden; dafür sind die Seitenmauerfundamente zu schwach ausgelegt, auch fehlen mögliche Anschlüsse des Nordseitenschiffes beim Querhaus. Auch die vereinzelten rudimentären Fundamentvorstösse an der Nord- und der Südwand, die zur Stabilisierung der Fundamente in dem von Norden nach Süden geneigten Gelände gedient haben dürften, geben keine Hinweise auf Bauvorbereitungen für Wölbungen im Langhaus. Man wird davon ausgehen dürfen, dass es sich beim geplanten Langhaus in Rüeggisberg um eine Basilika mit einem ausgebildeten Lichtgaden handelte. Die auffallend geringe Neigung des Daches, die einen ausgesprochen mediterranen Charakter hat und den voralpinen Verhältnissen Rüeggisbergs wohl nur unzureichend angepasst war, scheint auf einen offenen Dachstuhl hinzuweisen. Dabei gilt es zu bedenken, dass nördlich der Alpen im Hochmittelalter bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts offene Dachstühle nicht unbekannt waren,152 wie das Beispiel der Predigerkirche in Bern zeigt.153 8.3

Exkurs: Bestattungen In den Tagebüchern und in den TAD-Plänen der Untersuchungen von Hans R. Hahnloser werden bei Bodensondierungen vereinzelt Funde menschlicher Knochen vermerkt. Von einer anthropologischen Untersuchung ist nicht die Rede; auch über den Verbleib des Knochenmaterials ist nichts vermerkt. Bemerkenswert ist die Aufdeckung eines mit Sandsteinplatten bedeckten gemauerten Grabes in der Achse der Kirche, welches östlich an die Hauptapsis anschliesst (Abb. 89; vgl. Abb. 6). Dazu der entsprechende Tagebucheintrag:154 «Nach sehr sorgfältiger Entfernung der stark lehmhaltigen & kugeligen Grabeserde stiessen wir auf ein gut erhaltenes menschliches Skelett. Es ruht mit dem Kopf an der Rundung der Hauptapside. Der Kopf ist geneigt und nach der Südseite abgedreht. Vom Skelett sind deutlich

89  Rüeggisberg, Klosterkirche. Grab im Scheitel der Hauptapsis: Aufsicht, Einsicht und Längsschnitt. (Skizze im Tagebuch 1 von Hans R. Hahnloser, 16. September 1940).

erkennbar: Schädel mit Oberkiefer und 5 Zähnen, die Wirbelsäule, das Becken, die Arm- und Beinknochen; von der linken Hand einige Fingerknochen, jedoch keine Zehen und keine Rippen. Man fand weder Kreuz noch Ring, noch irgendwelche Beigabe, welche Aufschluss geben könnten über den Toten. Die Grabwände bestehen aus unregelmässig geschichteten Sandsteinplatten von 60 cm Höhe. Der Boden des Grabes besteht aus Lehm & Erde.» Auffallend ist der Umstand, dass das Grab gemauert und mit Sandsteinplatten abgedeckt war, und zwar mit einer grösseren, mehrfach zerbrochenen Platte über dem oberen Teil des Skeletts und einer kleineren über den Beinen. Die Mauerung der Grabwände mit offenbar grob

152 Da im Spätmittelalter infolge einer markanten Klimaverschlechterung praktisch alle offenen Dachstühle bei Kirchenbauten nördlich der Alpen verschwanden, ist deren Existenz oft nur schwer nachzuweisen; vgl. Binding 1991, 41–48. 153 Descœudres/Utz Tremp 1993, 82–84, mit weiteren Beispielen offener Dachstühle bei Bettelordenskirchen nördlich der Alpen. 154 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 16. September 1940.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

z­ ugerichteten plattigen Bruchsteinen aus Sandstein erinnert an Teile des Mauerwerks der Kirche; auch der Umstand, dass das Grab direkt an die Hauptapsis anschloss, lässt es als möglich erscheinen, dass es noch während des Baus der Kirche angelegt wurde. Das Skelett zeigt mit einem gestreckten rechten und einem auf das Becken gelegten linken Arm eine Armhaltung, die im alemannischen Raum seit dem Frühmittelalter verbreitet ist.155 Die Abmessungen des Skeletts weisen eher auf eine männliche Bestattung hin. Gemäss Längsschnitt (Abb. 89) lag die Abdeckung des Grabes wenig unterhalb des zur Apsis gehörigen Fundamentvorsprungs. Es ist möglich, dass sie ursprünglich an der Oberfläche des Aussenniveaus sichtbar war. Wenn unsere Annahme stimmt, dass das Grab noch während der Bauzeit der Kirche, also wohl im 11. Jahrhundert, angelegt wurde, verwundert es nicht, dass die Grabplatten ohne nähere Kennzeichnungen geblieben sind.156 Die Situierung des Grabes auf der Längsachse der Kirche hat eine besondere Bedeutung: Bezeichnungen wie medium in ecclesia in mittelalterlichen Quellen meinen eine Situierung auf der Längsachse der Kirche und weisen auf eine im Wortsinne «ausgezeichnete» Lage hin.157 Aufgrund dieser besonderen Lage des Grabes und des Grabbaus wird man davon ausgehen müssen, dass es sich um eine prominente Persönlichkeit handelte, vielleicht um einen Ange-

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hörigen der Stifterfamilie oder einer der ersten Priore. In einem TAD-Plan158 ist eine Sondiergrabung auf der Längsachse der Kirche im Grundriss und im Profil dargestellt, welche laut Aufschrift im Zeitraum vom 12. bis 14. März 1942 vorgenommen wurde.159 Vor dem Suppedaneum des Hauptaltares auf der von den beiden Durchgängen zu den Apsiden 2 und 4 vorgegebenen Nord-Süd-Achse ist eine «Fundstelle vereinzelter Knochen» vermerkt, mit dem Zusatz «(nicht Skellett)» [sic]. Östlich und südöstlich der Apsiden der Prioratskirche sind weitere menschliche Knochen und Knochenpakete zutage getreten,160 die Grund zur Annahme geben, dass sich in diesem Bereich der Klosterfriedhof befand. Der mit «Nr. 6» gekennzeichnete Garten in der Plandarstellung von 1851 (vgl. Abb. 157) könnte in Lage und Ausdehnung dem ehemaligen Klosterfriedhof entsprochen haben.

155 Eggenberger/Ulrich-Bochsler/Schäublin 1983. 156 Mit Inschriften oder Bildnissen gekennzeichnete Grab­ abdeckungen wurden erst nach 1100 gebräuchlich (Körner 1997, 99–106). 157 Oswald 1969. 158 EAD, TAD Bern, Plan Nr. 71, Bl. 20. 159 Im TB 3 fehlt ein Hinweis darauf. 160 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 30. 9. 1940; TB 2, 1. 10. 1940; TB 3, 10. 4. 1941. Von einer Bestattung ist nirgends die Rede.

9

Tektonische Gliederung der Kirche

Georges Descœudres

9.1

Wandflächen Ungewöhnlich in der romanischen Architektur unserer Gegend ist die Verkleidung von Wandflächen mit stehenden und liegenden Sandsteinplatten.161 Der präzise Zuschnitt der Platten sowie die vielfach zu Pressfugen reduzierten Stoss- und Lagerfugen machen das Anliegen der Bauleute deutlich, möglichst glatte und materiell einheitliche Wandflächen zu schaffen, die sich gegenüber den verputzten und geschlämmten Wandpartien deutlich abheben. Die Vierungspfeiler sind gesamthaft mit solchen Plattenverkleidungen versehen. Gegen die Aussenseiten der Querschiffarme nehmen die mit Sandsteinplatten verkleideten Wandflächen deutlich erkennbar ab und beschränken sich zuletzt auf die Arkadenöffnungen zu den Apsisräumen (Abb. 90). Plattenverkleidungen waren wiederum an den Seitenwänden der drei mittleren Altarräume 2, 3 und 4 nachzuweisen (Abb. 91), fehlten jedoch in den äusseren Apsisräumen 1 und 5. Mit Platten verkleidete Wandflächen sind

ferner auf den «Rückseiten» der Vierungspfeiler sowie auf den Feldern der Blendbogen über den Öffnungen zu den Apsisräumen zu beobachten. Insgesamt ist im Innern der Kirche eine Konzentration der glatten Sandssteinwandflächen im Bereich der zentralen Raumelemente – Vierung und angrenzende Teile des Querschiffes sowie im Sanktuarium (mittlere Altarräume) – festzustellen, was darauf hinweist, dass diese Art der Wandgestaltung sich auf die liturgisch wichtigsten Raumteile konzentrierte und in ihrer feinen Ausarbeitung wohl als bedeutungssteigernd wahrzunehmen ist. Dasselbe dürfte mutatis mutandis auch für ihre Anwendung an den Fassaden gelten, soweit diese fassbar wurden. Hier sind Plattenverkleidungen bei Fenster‑ und Portalöffnungen sowie an der Nordfassade des Querschiffes – einer repräsentativen Aussenwand – als Ecklisenen und im Bereich des Portals vorhanden.

161 Darauf weist auch de Quervain (1979, 133 Abb. 93) ausdrücklich hin.

90  Rüeggisberg, Klosterkirche. Das Innere des Querschiffes, teilrekon­ struiert: Nord-Süd-Schnitt mit Ansicht der Ostwand. Die Darstellung zeigt eine Rekonstruktionsvariante der ursprünglichen Fuss­ boden­niveaus. Zeichnung 1991. M. 1:200.

0

5m

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

91  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm: Ost-West-Schnitt mit Ansicht des Vierungsbogens. Die Plattenverkleidung der Südwand des Apsisraums 2 ist ansatzweise erhalten. Zeichnung 1991. M. 1:200.

0

5m

Das mit der Fläche bearbeitete Bruchstein‑ sowie das Pietra-rasa-Mauerwerk waren an den Fassaden quasi auf Sicht bestimmt, das heisst nur mit einer Tünche oder Schlämme bedeckt. Die an den Fassaden nachgewiesene Quadermalerei steigerte die Wirkung des kleinteiligen Mauerwerks und damit auch den Kontrast zu den mit Platten verkleideten glatten Wandflächen im Bereich der Ecklisenen sowie der Fensteröffnungen und des Portals. Im Innern des Nordquerarmes, wo sich der Behau mit der Fläche im Bereich des Bruchsteinmauerwerks naturgemäss besser erhalten hat, sind im Bereich der Pietra-rasa-Abschnitte mit der Zungenkelle ausgeführte horizontale und vertikale Fugenstriche erkennbar, öfter ergänzt mit x-förmigen Mustern. Insbesondere die x-förmigen Fugenstriche wurden offensichtlich zur besseren Haftung eines deckenden Verputzes angebracht. Die tektonische Gliederung der Wandflächen ist äusserst zurückhaltend. Sie beschränkt sich an den Fassaden auf Bogenfries und Traufgesims sowie auf Eckvorkragungen und Eck­ lisenen, wobei Letztere nur an der Nordfassade, nicht jedoch an den angrenzenden Fassaden des Nordquerarmes in Erscheinung treten. Diese Fassade weist als Einzige die Ausbildung eines Sockels auf, der allerdings höchst einfach als leicht vorstehender Wandteil ohne Abschluss-

70

profil ausgebildet ist. Die Portalgewände sind in den Sockel eingeschnitten. Aufseiten des Portals sind zudem zwei zu flachen Lisenen reduzierte Wandpilaster zu erwähnen, die über dem Sockel das Portal seitlich rahmen und zeichenhaft für eine triumphbogenartige Portalgestaltung stehen (vgl. Abb. 145). Auch die Innenwände der Kirche sind nur in geringem Masse tektonisch gegliedert; so fehlt eine klassische Gliederung von Basis, Stütze und Kapitell. Die Wände und auch die Bogenöffnungen zeigen weder Sockelausbildungen noch Basen. Anstelle von Kapitellen finden sich als leicht vorstehende Gesimse ausgebildete Kämpfer. Der Gurtbogen des Tonnengewölbes im nördlichen Querschiffarm zieht sich nicht in Form von Wandvorlagen auf den Fussboden hinunter, sondern endet auf breiten Konsolen. Über den Öffnungen zu den beiden inneren Seitenapsisräumen 2 und 4 besteht je ein Blendbogen; diese Apsisöffnungen sowie die gegenüberliegenden Durchgänge in die Seitenschiffe sind gestuft. Etwas reicher modelliert sind die Wandflächen der seitlichen Apsisvorjoche, die an den Seitenwänden voll ausgebildete Schildbogen auf schmalen Eckgraten aufwiesen. Die beiden Schildbogen im Nordarm des Querschiffes enden auf Konsolen oder Gesimsen, die mit Ausnahme der asymmetrischen Ausbildung in der Südostecke keine vertikale Fortsetzung aufweisen. Innen wie aussen fehlen horizontal gliedernde Elemente weitgehend. Wo eine tektonische Strukturierung der Wandflächen vorgenommen wurde, dient diese hauptsächlich der Betonung der Vertikalen. Die dafür eingesetzten Mittel wie Ecklisenen, Blendbogen oder auch die sichelförmige Gestaltung von Bogenöffnungen sind auf eine optische Streckung des Wandaufbaus, im weiteren Sinne auf eine Monumentalisierung des Bauwerks angelegt. Zu diesem Eindruck trägt auch die Ausbildung der Kapitellzone besonders an den Vierungspfeilern bei, wo sie zu schmalen Kämpfergesimsen reduziert ist, welche die Distanz optisch vergrössern und somit die Vierungsbogen höher erscheinen lassen (vgl. Abb. 71). Ein weiteres, auf eine Monumentalisierung des Baukörpers angelegtes Architekturelement bilden die Eckvorkragungen beim Dachansatz an der Nordfassade.

9  Tektonische Gliederung der Kirche

9.2

Wandöffnungen Hahnloser traf sämliche originalen Wandöffnungen – Arkaden, Portale, Fenster – des Haberhauses zugemauert an, ebenso die Bogenöffnungen der Vierung und des südlichen Querschiffarmes zu den Apsisräumen, wobei in diesen Vermauerungen vielfach kleinere Fensteröffnungen eingelassen waren (vgl. Abb. 5 und 8). Die Gewände und Bögen der Wandöffnungen sind mehrheitlich mit Sandsteinplatten verkleidet. Die Okuli sowie die Rundbogenfenster des zweiten Registers der Nordwand des Querschiffes wurden teils ausschliesslich mit Tuffsteinen, teils gemischt aus Tuff und Sandsteinplatten gefertigt. All diesen Wandöffnungen gemeinsam sind herausgestellte Bogenstirnflächen, die gelegentlich – wenn auch nicht überall – sichelförmig ausgebildet sind. Diese Betonung der Bogenstirnflächen geschah bei den Arkaden und beim runden Abschluss der Tympana durch eine entsprechende Plattenverkleidung, bei den Fenstern mehrheitlich entweder durch Ritzzeichnungen oder durch Fugenstriche und durch eine Fugenmalerei. Während die Türöffnungen rechtwinklig in die Wand eingeschnitten sind, hat man die Laibungen der Rundbogenfenster innen und aussen geschrägt, was auch im Bogenbereich zutrifft. Die Fensterbank verläuft auf der Innenseite horizontal und ist aussen leicht abfallend. Zwei Okuli weisen an der Fassade gestufte Gewände auf. Gestuft und von einem Rundstab auf Säulchen begleitet sind auch das Gewände und der Bogen des Mittelfensters an der erhaltenen Nordfassade. Die beiden darüberliegenden Fenster weisen als einzige der vier erhaltenen Rundbogenfenster die gleiche Form und Grösse auf, bezüglich der verwendeten Steinmaterialien sowie der Art der Bogenauszeichnung sind sie jedoch verschieden. Auch die drei Okuli stellen sich sowohl hinsichtlich ihrer Form als auch der Baumaterialien unterschiedlich dar. Das bedeutet, dass die sieben ursprünglichen Fensteröffnungen des Querschiff-Nordflügels bezüglich des verwendeten Steinmaterials als auch der formalen Ausbildung unterschiedlich angelegt wurden. Abgesehen von einer hierarchischen Abstufung zwischen dem Mittelfenster und den darüberliegenden Fenstern an

der Nordfassade oder vom Bogenfeld des Nordportals zu jenem der Tür auf der Westseite des Querschiff-Nordarmes lässt die in Form und Material unterschiedliche Ausbildung der Fensteröffnungen dennoch nicht den Eindruck von Uneinheitlichkeit aufkommen. Fast spielerisch wurde mit den Materialien und den Formen umgegangen, als ob man bei eng begrenzten Vorgaben die ganze Breite der Variationsmöglichkeiten aufzeigen wollte. Sowohl die Rundbogenfenster als auch die Okuli wiesen einen Holzrahmen auf, wie Überreste und Negative deutlich machen.162 Der weitgehend erhaltene Rahmen beim Mittelfenster der Nordwand (vgl. Abb. 61 und 62) hat auf der Innenseite einen Falz, der auf eine Bespannung der Lichtöffnung mit Pergament oder gewachsten Tüchern hinweist. 9.3

Plastische Einzelformen Abgesehen von den erwähnten Grossformen wie Wandöffnungen und Ecklisenen beschränken sich plastische Ausformungen an den Fassaden auf einen abschliessenden Bogenfries mit Konsolen sowie auf das aus gestuft vorkragenden Platten gebildete Traufgesims. Der aus unterschiedlich langen Werkstücken gearbeitete einfache Bogenfries ist – abgesehen von den plastischen Ausformungen im Bogenfeld – an der Giebelfront der Nordfassade in gleicher Weise gearbeitet worden wie an den Traufseiten. Dies bedeutet, dass hier die Bogen schräg und nicht vertikal ausgerichtet sind, was architekturgeschichtlich einer älteren Ausformung entspricht. Die Bogenfelder an der nördlichen Giebelfront wurden mit zwei Ausnahmen auf der Westseite mit plastischen Rundformen, nämlich mit Rosetten und Spiralen, versehen. An der Westfassade des Nordflügels des Querschiffes weisen sie hingegen durchgehend eine Lilie auf. An der Ostfassade dagegen sind die Bogenfelder leer; eine Ausnahme bildet das nördlichste Feld, wo in gleicher Art wie an der Westfassade eine Lilie dargestellt ist. Es ist ferner auf die mit Rauten­mustern feinplastisch

162 Die Fensterrahmen der Prioratskirche Münchenwiler bestanden aus Tuff.

71

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

92  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordöstlicher Vierungspfeiler, Nordost­ ecke: Blendbogen der Apsisraumöffnung 2, Schildbogen mit frei­ stehender Konsole und Kämpfergesims des Vierungspfeilers. Aufnahme von 1995. 93  Rüeggisberg, Klosterkirche. Vierungspfeiler, Nordwestecke: der Schildbogen, das Kämpfer­gesims des Vierungs­pfeilers mit unterschiedlichen Profilen und dem Ansatz eines Gesimses auf der Westwand, das ohne Fortsetzung blieb. Aufnahme von 1995.

ausgebildeten Sandsteinplatten im Zentrum des Giebels sowie bei den Eckvorkragungen hinzuweisen, die ebenso wie die Ritzzeichnungen in einzelnen Platten von Fensterbogen im gesamten Erscheinungsbild der Nordfassade nur diskret in Erscheinung treten – ausser sie wären ähnlich eines Schachbrettmusters farblich herausgehoben worden, wozu jedoch Spuren und Hinweise fehlen. Im Innenraum sind es vor allem die Arkaden mit den sorgfältig gestalteten, oft sichelförmigen Stirnflächen, die als gliedernde Architekturelemente beherrschend sind. Die plastischen Einzelformen treten gegenüber den Grossformen weitgehend in den Hintergrund. Anstelle von Kapitellbildungen finden sich bei den kleineren Arkadenöffnungen Kämpfer, bei den grösseren Vierungsbogen gar nur Gesimse, die neben der ästhetischen Wirkung wohl auch die praktische Funktion von Auflagern des Lehrgerüstes gehabt haben dürften. Diese beschränken sich auf die Kapitellzone; durchgehende registerbildende Gesimse fehlen. Mit Ausnahme der Nordwand wurde auf die Ausbildung eines Sockels verzichtet, Pfeiler und Wandflächen steigen unvermittelt über dem Fussboden auf. Auf Unstimmigkeiten hinsichtlich von plastischen Einzelformen wurde bereits hingewiesen. Die flache, auf der Unterseite wie gekappt wirkende Form der Konsolen, auf denen der Schildbogen an der Nordwand des Querschiffes endet (vgl. Abb. 63), scheint nach einer Fortsetzung in Form von Wand- beziehungsweise

72

Eckdiensten zu verlangen. Aufgrund des notwendigerweise von unten nach oben fortschreitenden Bauablaufes wird man jedoch eher das Vorhandensein des Schildbogens als das Fehlen von Wandvorlagen als eine mögliche Konzept­ änderung zu werten haben. Ähnliches gilt auch für die Konsole in der Südostecke des nördlichen Querschiffarmes, die sich auf der Höhe des Kämpfergesimses beim Vierungsbogen befindet (Abb. 92). Als Gegenstück an der Westwand wurde anstatt einer Konsole ein Gesimsstück versetzt, welches gegen das an den verschiedenen Seiten unterschiedlich profilierte Kämpfergesims beim nordwestlichen Vierungspfeiler stösst und auf der Gegenseite unvermittelt endet (Abb. 93; vgl. Abb. 72). Der Schildbogen auf der Nordseite des nördlichen Vierungsbogens fand im Osten in einem rechteckig ausgebildeten, bis auf Kämpferhöhe der Bogenöffnung zum Apsisraum 2 hinunterreichenden Wandvorlage mehr eine optische Fortsetzung denn eine statische Ableitung. Ein Gegenpart auf der Westseite fehlt. Der Bau weist in all seinen plastischen Einzelformen eine erstaunliche Vielfalt auf. Erinnert sei etwa an die insgesamt sieben Fensteröffnungen im Nordarm des Querschiffes, von denen es nicht zwei gibt, die in Form und Materialien identisch sind. Gleiches gilt auch für den skulpturalen Bauschmuck und dessen Verteilung am Bau. So zeigt allein der nordwestliche Vierungspfeiler drei unterschiedliche Profilausbildungen in der Kapitellzone (vgl. Abb. 72). Die Kämpferkapitelle der Bogenöffnungen zu den

9  Tektonische Gliederung der Kirche

Apsisräumen weisen nicht nur verschiedenartige Motive, sondern auch eine unterschiedliche Architektur, das heisst Gesamtform, auf, deren Spektrum von unverzierten Plattenausbildungen auf der Nordseite bis zu reich dekorierten Ausbildungen in zwei Registern im Süden reicht. Unterschiedlich ist auch die Ausbildung der Bogenfriese: Sie sind in Werkstücken von ein, zwei oder drei Bogen gearbeitet, verfügen teils über uniform ausgestaltete Bogenfelder, teils über Motive, die sich von Bogen zu Bogen ändern, teils auch über unverzierte Bogenfelder. Ähnliches gilt für hier und dort an der Wandfläche und an der Fassade erscheinende Platten mit Ritzdekor oder Reliefverzierungen.163 Vollends «regellos» zeigt sich die Verzierung der Konsolen unterhalb des Bogenfrieses, wo neben einzelnen Menschenköpfen pflanzliche und geometrische Muster dominieren (vgl. Kat. 180–192). An der Anordnung der plastischen Einzelformen wird vor allem eines deutlich, nämlich dass ein übergreifendes Gesamtkonzept fehlte. In der Grösse, in der Einzelform und auch im Dekor sind nur vereinzelt Bezüge unter den einzelnen Werkstücken auszumachen (Kap. 16.6). Am Bau der Prioratskirche Rüeggisberg ist «die Ästhetik der varietas»164 bis zum Äussersten getrieben worden. Architektur und Bauschmuck sind sich darin verwandt, als ihre plastische Ausbildung sehr zurückhaltend angelegt, wenn auch durchaus wirkungsvoll eingesetzt ist. 9.4

Fussboden Der bei den Untersuchungen von 1988–1990 vorgefundene Fussboden im Querschiff und in den Apsisräumen war ein Sandsteinplattenbelag, der von Hahnloser verlegt und seither mehrfach geflickt worden war.165 Gemessen an den Fundamentvorsprüngen der Querschiffwände stellte er gegenüber dem klosterzeitlichen Fussbodenniveau eine zum Teil massive Absenkung dar.166 Hahnloser schrieb 1946 im Bericht zur Darstellung seiner Restaurierungsmassnahmen: «Die schwierigste Arbeit an der Restauration war die Festlegung des ursprünglichen Bodenniveaus, da die Böden bis zu dreimal verändert waren und durch starke Senkungen grosse Schwankungen erlitten haben.»

Und weiter unten: «[…] es ergab sich die absolut sichere Lösung, dass in der Mitte von jedem Querschiff[arm] je eine Stufe gelegen hatte» (Abb. 94).167 Hahnloser stiess bei seinen Sondierungen verschiedentlich auf Sandstein- und Tonplattenböden, wobei der Zustand der Sandsteinböden vielfach recht prekär war. In den Tagebüchern ist wiederholt von einer von «vermoderten» oder «verwitterten» Sandsteinen herrührenden Schicht auf einer Mörtelunterlage die Rede. Aufgrund der in den 1940erJahren vorgenommenen Sondierungen kann man davon ausgehen, dass der ursprüngliche Fussboden aus Sandsteinplatten bestand. Einzig im mittleren Apsisraum ist die Rede von einem «Fussboden bestehend aus Kalkpflaster mit Ziegelmehlbelag»168  – offensichtlich eine

94  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff: Im Inneren ist der von Hans R. Hahnloser verlegte Fussboden sichtbar. Blick nach Norden. Aufnahme von 2013.

163 Vgl. dazu Autenrieth 1988. 164 Beat Brenk hat sich verschiedentlich mit der «Ästhetik der varietas» in der spätantiken Architektur auseinandergesetzt, vgl. Brenk 1996. Die «Ästhetik der varietas» hat ihre Gültigkeit nicht nur für die Anordnung der Kapitelle, auch beschränkt sich diese nicht auf die Spätantike; für die mittelalterliche Architektur ist sie bisher noch wenig untersucht. 165 Sämtliche Aufnahmezeichnungen der Fassaden und Innenwände zeigen als Fussbodenniveau die 1988–1990 angetroffene Situation. 166 Der nach den jüngsten Sanierungsarbeiten 2020 angelegte gebundene Kiesbelag im Querschiff und in den Apsisräumen, dessen Verlauf ohne Rücksprache mit den untersuchenden Archäologen bestimmt wurde, entspricht nicht dem ursprünglichen Bodenverlauf. 167 EAD, Hahnloser, Bericht Nr. 3, 2. 168 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 21. August 1940.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

95  Rüeggisberg, Klosterkirche. Eintrag im Tagebuch 1 (16. August 1940) der Untersuchungen von Hans R. Hahnloser zu den rautenförmigen keramischen Bodenplatten.

v­ isuelle Auszeichnung des wichtigsten liturgischen Raumes. Hahnloser publizierte diesen Befund als «Stuck­mörtel­estrich», ohne nähere Angaben zu dessen Beschaffenheit.169 Sekundäre Fussböden werden in den Tagebüchern der Hahnloser-Untersuchungen verschiedentlich erwähnt. Beispielsweise heisst es: «Der Boden war zuletzt, d. h. zum drittenmal erhöht im 15. Jahrhundert und dort mit rautenförmigen Ziegeln bedeckt.»170 Wie es scheint, war im ganzen Querschiff und teilweise auch in den Apsisräumen ein spätmittelalterlicher Belag aus rhombischen Tonplatten verbreitet (Abb. 95). Schwieriger zu rekonstruieren ist die Tektonik des Fussbodens. Generell ist sowohl in den Apsisräumen als auch im Querschiff von Fussbodenniveaus auszugehen, die im Geländeverlauf gegen Norden ansteigen. Im Nordarm des Querschiffes sind auch zwischen der West- und der Ostwand deutliche Niveauunterschiede festzustellen, die offensichtlich allein durch eine entsprechende Schräglage des Fussbodens überbrückt wurden, wie dies in mittelalterlichen Bauten vielfach beobachtet werden kann.171 Erstaunlicherweise werden die teils erheblichen Niveauunterschiede innerhalb des Querschiffes sowie bei den Durchgängen zum Nordseitenschiff und zum Mittelschiff weder in den Tagebüchern noch in den Schriften Hahnlosers thematisiert. Eine auf 1943 datierte isometrische Darstellung der Kirche in den Unterlagen Hahnlosers zeigt im gesamten Kirchenraum keinerlei Niveauunterschiede der Fussböden. Wir haben versucht, den Verlauf des Fussbodens im Querschiff sowie in den angrenzenden Raumteilen anhand der Unterkante von

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Plattenverkleidungen sowie von Fundamentvorsprüngen der Pfeiler und Wände zu eruieren. Fundamentvorsprünge sind freilich kein «absolutes Mass», wie die Fussbodenauslegung beispielsweise in der Kirche von Bonmont VD (ehemalige Zisterzienserabtei) gezeigt hat.172 An einzelnen Stellen sind Reste des zum ursprünglichen Bestand gehörigen Sandsteinplattenbodens in Rüeggisberg daran zu erkennen, dass die erhaltenen Fragmente unter die Plattenverkleidung des aufgehenden Mauerwerks ziehen. Solche Bodenfragmente sind in der Südwestecke des nördlichen Querschiffraumes sowie im Bereich der Vierung auf der Südseite des nordwestlichen sowie des nordöstlichen Vierungspfeilers erhalten. Indirekte Hinweise auf den Verlauf des Fussbodenniveaus im Querschiff sind anhand des 28–46 cm breiten und gegenüber dem modernen Fussboden 35–45 cm hohen Fundamentvorsprunges der Nordwand des Querschiffes, ferner anhand von sekundär zurückgearbeiteten Fundamentteilen an der Ostwand des Querschiffes sowie an der Westwand des nördlichen Querschiffarmes zu gewinnen. Zudem ist bei den Bogenöffnungen zu den Apsisräumen ersichtlich, dass diese in ihrem heutigen Erscheinungsbild bis in den Fundamentbereich hinein geschnitten sind.

169 Rüeggisberg, in: ZAK 3, 1941, 249 («Mitteilung Hans R. Hahnloser»). 170 EAD, Hahnloser, Bericht Nr. 3, 3. 171 Ein eindrückliches Beispiel, das etwa zeitgleich entstand wie das Kloster in Rüeggisberg, ist die Kirche San Pietro in Biasca TI, wo der Fussboden ebenfalls geländebedingt gegen Osten ansteigt (Meier 1996, 149). 172 Eggenberger/Sarott 1988, 21–23.

9  Tektonische Gliederung der Kirche

Insgesamt stellt sich der ursprüngliche Verlauf des Fussbodens im Querschiff folgendermassen dar: Die 34–45 cm breite Vormauerung vor dem (nie benutzten) Nordportal, welche sich entlang der gesamten Nordwand des Querschiffes zieht, war erst 1940 wieder freigelegt worden und wird in den Tagebüchern (nicht ganz verständlich) als «Sandsteinstufe» bezeichnet, bis zu welcher sich der Verputz der Nordwand herunterzog. Sie lag 42 cm über einem «Ziegelboden und gleicht einer Bank».173 Aus Hahnlosers spärlichen Aufzeichnungen sind keine gesicherten Angaben zum Verlauf der Fussbodenniveaus in den Apsisräumen zu gewinnen. Erinnert sei an seinen Hinweis auf die «in der Fallinie des Berges ansteigenden Bodenbeläge»,174 was angesichts des Verlaufs der Fussbodenniveaus im Querschiff nicht erstaunt, zugleich aber auch zeigt, dass dieser Anstieg nicht regelmässig erfolgt sein dürfte. Ein im November 1942 vom Technischen Arbeitsdienst aufgezeichneter Längsschnitt mit Boden­ sondierungen im Apsisraum 2 (Abb. 96) zeigt auf drei verschiedenen, von Westen nach Osten ansteigenden Niveaus «verwitterte[n] Sandstein mit Mörtel» auf unterschiedlich ­starken ­Humus-Lehm-Einfüllungen über dem «gewachsenen Boden»175 als möglichen Hinweis auf den Verlauf des ursprünglichen Fuss­bodenniveaus. Die angegebene Schichtmächtigkeit von 3–5 cm scheint darauf hinzudeuten, dass mit «verwitterter Sandstein» durch Bodenfeuchtigkeit zersetzte Sandsteinplatten gemeint sind, die mit Mörtel versetzt worden waren. Eine 4–5  cm starke «Brandschicht» lag teils über dem «verwitterten Sandstein mit Mörtel», an einer Stelle jedoch direkt auf einer Humusschicht über dem

gewachsenen Boden, was auf Veränderungen, möglicherweise auf eine sekundäre Abtiefung hinweist. Über einer unterschiedlich mächtigen Schicht aus «Schutt mit Ziegel, Kalkmörtel u. Kohle» wird ein auf einem Kalkmörtelbett verlegter Sandsteinplattenboden und unmittelbar darauf «Rhomben» angegeben, womit rhombenförmige Tonplatten gemeint sein dürften, wie solche in grösseren Mengen als Fundgut anfielen. Aus diesen aus Einzelsondierungen gewonnenen Aufzeichnungen lassen sich weder genauere Angaben zum Verlauf des ursprünglichen noch zu jenem des späteren Fussbodenniveaus gewinnen. Immerhin ergeben sich daraus einige wichtige Hinweise: –  Beim ursprünglichen Fussboden – jedenfalls jenem im Apsisraum 2, vermutlich jedoch auch in sämtlichen Nebenapsisräumen – handelte es sich offenbar wie im Querschiff um einen Sandsteinplattenboden, der von Westen nach Osten vermutlich über zwei Stufen bis zum Altar anstieg. –  Eine rund 5 cm mächtige Brandschicht weist auf einen nicht unerheblichen Brand zur Klosterzeit hin, wie der weiteren Schichtabfolge zu entnehmen ist. Dieses Feuer betraf zumindest den Apsisraum 2. Brandrötungen am aufgehenden

96  Rüeggisberg, Klosterkirche. Vom Technischen Arbeitsdienst 1942 angefertigte Zeichnung zur Bodensondierung im Apsis­ raum 2. Schnitt West-Ost mit Ansicht der Nordwand.

173 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 26. und 29. August 1940. 174 Rüeggisberg, in: ZAK 3, 1941, 249 («Mitteilung Hans R. Hahnloser»). 175 Nähere Angaben über die Beschaffenheit des gewachsenen Bodens fehlen.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

97  Rüeggisberg, Klosterkirche. In diesem 3D-Modell wurde versucht, den ursprünglichen Verlauf des Fussbodens zu rekonstruieren. Darstellung von 2021.

98  La Roque-d’Anthéron in der Provence (FR), Kirche der ehemaligen Zisterzienserabtei Silvacane: Dem Geländeverlauf folgend sind der Südarm des Querschiffes und das südliche Seitenschiff (links) gegenüber der Vierung und dem Mittelschiff um mehrere Stufen erhöht. Blick vom Sanktuarium (vgl. Altarblock in der linken unteren Ecke) nach Südwesten. Aufnahme von 2018.

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Mauerwerk der erhaltenen Bauteile sind oberhalb der Apsisräume 1 und 2 zu beobachten (vgl. Abb. 136). –  Diese Feuersbrunst war Anlass zu einer umfassenden Erneuerung des Fussbodens im Apsisraum 2. Über einer bis zu 16  cm starken Einfüllung mit Bauschutt wurde ein neuer Sandsteinplattenboden verlegt, worauf in einer späteren Bauphase ein Tonplattenboden zu liegen

kam. Wichtig ist der Hinweis auf Ziegel im Bauschutt, die zusammen mit der Brandzerstörung des Dachstuhls über dem Apsisraum angefallen sein dürften. Da Brandschicht und Schutteinfüllung über dem mutmasslich originalen Fussbodenniveau lagen, ist die Vermutung naheliegend, dass die Dächer zuvor mit Ziegeln gedeckt waren. Eine nähere Datierung des Brandes ist anhand der Befunde in der Kirche nicht möglich. Aufgrund der beobachteten Reparaturen im Apsisraum 2 dürfte er zur Klosterzeit stattgefunden haben. Mit etlicher Unsicherheit möchte man folgenden Verlauf des Fussbodens in der gebauten Prioratskirche von Rüeggisberg rekonstruieren (Abb. 97): Wie die Durchgänge zu den Apsisräumen und zum geplanten nördlichen Seitenschiff angeben, scheint der nördliche Arm des Querhauses vier Stufen höher gelegen haben als die Vierung und das Südquerhaus. Dabei wird angenommen, dass Niveauunterschiede zwischen den Durchgängen zu den Apsisräumen 1 und 2 ausgeglichen wurden, um mitten im Nordarm eine west-ost-verlaufende Stufe zu vermeiden. Dasselbe nehmen wir für das Südquerhaus an, wo von den Niveauunterschieden zwischen den Durchgängen zu den Apsisräumen 4 und 5 ebenfalls eine west-ost-verlau-

9  Tektonische Gliederung der Kirche

fende Stufe angezeigt wäre (und solcherart von Hahnloser rekonstruiert wurde, vgl. Abb. 94). Von der Vierung dürften zwei Stufen in den mittleren Apsisraum geführt haben, was voraussetzen würde, dass zwei weitere Stufen im Durchgang vom Apsisraum 3 zum Apsisraum 2 bestanden und vom Apsisraum 4 zum Apsisraum 3 ebenfalls zwei Stufen angelegt waren. Hahnloser gab in seiner Grundrisszeichnung vor jedem Altar ein um eine Stufe erhöhtes Suppedaneum an. Nimmt man das Fussbodenniveau der Öffnung vom Nordquerhaus zum geplanten Nordseitenschiff als Massgabe, so heisst dies, dass das Nordseitenschiff der Kirche in der Grössenordnung von vier Stufen höher gelegen hätte als das Mittel- und das Südseitenschiff.

Solch deutliche Niveauunterschiede im Fussboden einer Kirche – hier von Norden gegen Süden hin – sind eher ungewöhnlich und hat man wohl nach Möglichkeit vermieden. Sie sind in Rüeggisberg durch den Verlauf des Geländes bedingt, wo ein ebenmässiger Ausgleich des Fussbodens in Querhaus und Apsisräumen massive Geländeumschichtungen bedingt hätten. Ein vergleichbares Beispiel eines Fussbodenverlaufs findet sich in der ehemaligen Zisterzienserkirche von Silvacane (Gemeinde La Roque-d’Anthéron, FR), die aus dem 12. Jahrhundert stammt (Abb. 98). Aufgrund eines entsprechenden Geländeverlaufs liegen hier der südliche Teil des Querschiffes und das Südseitenschiff fünf Stufen höher als das Mittel- und das Nordseitenschiff.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

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Innenraumgestaltung und Fassaden fassungen am Nordquerhaus Sybille Woodford

Mit der vorliegenden Publikation zu Bestands­ erfassung, Maltechnik und Konservierungsfragen mittelalterlicher Architekturoberflächen an der Cluniazenserklosterkirche Rüeggisberg verbinden sich Mittelalterforschung und Schwerpunkte der praktischen Denkmalpflege. Das umfangreiche Programm an restauratorischen und naturwissenschaftlichen Voruntersuchungen und die detaillierte Auseinandersetzung mit dem Bestand sowie die konservierenden Massnahmen können für vergleichbare Anstrengungen an anderen Denkmälern mit mittelalterlichem Verputz und Wandmalereien beispielhaft sein. Die zusammengetragenen Erkenntnisse beruhen auf Beobachtungen und eingehenden restauratorischen Untersuchungen an den Aussenfassaden und Innenwänden des Nordquerhauses der Klosterkirche, die im ersten Halbjahr des Jahres 2020 durchgeführt wurden. Jeder Befund erhielt eine Positionsnummer und wurde textlich sowie fotografisch dokumentiert. Bei den Untersuchungen stand Gil Matti als Praktikant hilfreich zur Seite. Im Januar 2020 wurden die Panneaus abgelöster Wandmalereifragmente und im September 2020 die Fragmente der plastischen Bauzier im Depot des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern von der Autorin untersucht. Jedes Panneau erhielt eine Positionsnummer und wurde textlich und fotografisch dokumentiert.176 Die Ergebnisse der Farbfassungsuntersuchungen an der plastischen Bauzier wurden textlich dokumentiert und sind hier im Katalog C publiziert. Die Autorin hat gezielt Proben entnommen und dabei jeweils Fragen zu verwendeten Malmaterialien und Rezepturen gestellt. Die Analyse der Proben nahm das kunsttechnologische Labor der Hochschule der Künste Bern (HKB) vor. Aufgrund atmosphärisch bedingter Schadensursachen waren die Putz- und Wandmalereifragmente stark in Mitleidenschaft gezogen.

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Es zeigten sich substanzbedrohliche Ablösungen, vor allem an den Flanken der Fragmente. Zudem wies das freiliegende Mauerwerk oberflächennahe Gefügeschädigungen auf. Hier musste eine nachhaltige Lösung der Konservierung gefunden werden. In enger Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen des Archäologischen Dienstes entwickelte die Autorin ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept für die Wandflächen des Innenraums des Nordquerhauses und begleitete die fachliche Durchführung der restauratorischen Massnahmen. 10.1

Die Wandmalereien im Innern des Nordquerhauses 10.1.1 Entdeckungen – erwünschtes «Nebenprodukt» einer durchgreifen­ den Sanierung?

Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde wiederholt auf die kultur- und kunsthistorische Bedeutung der Ruine des Cluniazenserpriorates in Rüeggisberg aufmerksam gemacht (Kap. 1.3). Besucherinnen und Besucher fanden den Innenraum des Nordquerhauses bis zum Jahre 1942 noch in der umgestalteten Form als Kornhaus (als Haberhaus benannt), jedoch verputzt und mit einer weissen und ocker-grauen Dekorationsfassung vor (Abb. 99 und 100). Beachtung erfuhr diese Farbfassung jedoch nie. Erst mit den Forschungen, Ausgrabungen und Sanierungsarbeiten von Hans R. Hahn­loser 1938–1947 wurde das Augenmerk auf Putz-

176 Vgl. Katalog A.

10  Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus

und Malereifragmente gerichtet (Kap. 1.3), wobei lediglich Tagebucheinträge ältere polychrome Wandmalereifragmente dokumentieren. In einem solchen Eintrag177 ist Folgendes vermerkt: «Herr Schneider jr. Malergeschäft in Bern, soll genaue Kostenvoranschläge zur Konservierung der Malereien im Querschiff ausarbeiten. Zu erhalten sind in erster Linie die ältesten Schichten.» Bereits im Dezember 1940 wurden in einem Eintrag des Grabungstagebuchs über die erfolgten Arbeiten unter anderem die «[…] Aufdeckung bemalter Wandflächen & Putzstücke»178 vermerkt. Im Depot des Archäologischen Dienstes befinden sich neun Panneaus abgelöster Wandmalereifragmente, die zwei Jahre nach deren Aufdeckung abgenommen wurden.179 Weitere Einträge zeugen davon, dass der bis ins Jahr 1942 am Tonnengewölbe vorhandene Verputz innerhalb von fünf Tagen komplett abgehauen wurde.180 Es finden sich keinerlei Informationen, wie viele Putzschichten dabei abgenommen wurden. Ein gewisser Entdeckerdrang bezüglich der in Resten sichtbar gewordenen polychromen Innenraumgestaltungen, wie er auch andernorts in den 1940er-Jahren anzutreffen war,181 existierte offenbar auch in Rüeggisberg. Warum jedoch eine wissenschaftliche Begleitung der Arbeiten und eine Auseinandersetzung mit den aufgefundenen Putz- und Fassungsfragmenten ausblieb, ist unklar. Es muss die Frage aufgeworfen werden, ob ein Grossteil der aufgedeckten Fragmente der damals relativ neuen Methode der Wandmalereiabnahme zum Opfer fielen. Vielleicht waren es auch nur wenige Fragmente, die nach Abschluss der Freilegungen am Mauerwerk haften blieben, während weitaus mehr Substanz beim Abklopfen verloren ging. Eine Überprüfung dieser Überlegungen ist nicht mehr möglich. Die heute am Bauwerk vorhandenen, überwiegend wenige Millimeter grossen Malschichtfragmente der ältesten Fassungen, die in unterschiedlichem Ausmass erhaltenen Putze und die eingelagerten Malereifragmente sowie die erhaltenen Farbreste auf der plastischen Bauzier lassen bestenfalls an einigen Stellen den ursprünglichen Zustand erahnen. Sie liefern uns jedoch eindrückliche Hinweise darauf, wie häufig das Nordquerhaus der Klosterkirche überfasst wurde und wie diese Gestaltungsphasen

99  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, unterhalb des Tonnen­ gewölbes: Der obere Zwischenboden des Korn­ hauses ist noch vorhanden, Wandflächen und Tonnengewölbe sind verputzt und teilweise gefasst. Blick nach Norden. Aufnahme von 1940. 100  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, unterhalb des Tonnen­ gewölbes, westlicher Bereich: Die Nordwand ist noch verputzt und bemalt. Das Rundbogenfenster zierte eine gemalte Rahmung mit profiliertem Gesims. Der Gewölbe­ bogen wurde mit einem 50 cm breiten Rahmen mit ocker-grauem Farbwechsel auf der Nordwand betont. Blick nach Norden. Aufnahme von 1940.

177 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. August 1940. 178 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 5. Dezember 1940: «Ergebnisse der bisherigen Tätigkeit (21. 3.–5. 12. 40) […] 7. Aufdeckung bemalter Wandflächen & Putzstücke.» 179 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 4. Juni 1942: «Von der Firma E. Schneider, Maler in Bern, erschienen Leute und trafen Vorbereitungen zur Entfernung der ursprünglichen inneren Wandmalerei.» 180 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, Einträge vom 18.–22. Mai 1942. 181 In den Jahren 1947–1951 wurden in der Klosterkirche ­Müstair GR (Benediktinerinnenkloster) die karolingischen ­Malereien freigelegt. Vgl. dazu Autenrieth 1998, 132; Goll/­ Exner/Hirsch 2007, 71.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

konzipiert waren. Die massgeblichen Befunde wurden ausschliesslich im überdachten und entsprechend wenig der Witterung ausgesetzten Bereich des Nordquerhauses nachgewiesen. 10.1.2 Die älteste Gestaltungsphase: Fassung I 10.1.2.1 Grundzüge des Dekorationssystems

Immer wieder stellte sich bei Untersuchungen die Frage, ob die älteste nachweisbare Ausmalung bereits mit dem Bau einer Kirche angelegt wurde. Dass Kirchen immer sofort vollständig ausgemalt wurden, gilt nicht mehr als feste Regel.182 Bei Untersuchungen von Kirchenräumen – unter anderem in Oberitalien – sind vereinzelt Nachweise erbracht worden, dass vorerst die Gottesdienste in steinsichtigen oder nur weiss getünchten Kirchen abgehalten wurden.183 In Rüeggisberg wurden an der Nordwand im unteren Drittel an verschiedenen Bereichen feine, mehrheitlich akkurat horizontal verlaufende Ritzungen im Glattstrich des Setzmörtels beobachtet (Abb.  101). Eindeutige Hinweise dar­auf, dass diese feinen Ritzungen längere Zeit sichtbar waren, konnten nicht gefunden werden.184 Mit grosser Wahrscheinlichkeit handelt 101  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand, Sandstein­ mauerwerk: Der Setzmörtel wurde mit der Kelle abgezogen und teilweise horizontal mit feinen Ritzungen versehen. Zustand vor der Konservierung. Aufnahme von 2019. 102  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordostecke, rund 3,6 m über dem Bodenniveau, Pos. 676: Der Malschichtuntergrund (Feinputz) ist maximal 0,4 mm stark. Darauf liegt eine Kalkung. Anschliessend erfolgte der Farbauftrag (rote Linien). Zustand vor der Konservierung. Aufnahme von 2019.

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es sich um einen bewusst vorbereiteten Untergrund für den nachfolgend aufgezogenen dünnschichtigen und sorgfältig geglätteten Feinputz, den Malschichtgrund (Abb.  102). Bis in eine Höhe von 4 m folgte eine in Seccotechnik ausgeführte Malerei, wobei der erste Kalkanstrich vermutlich auf den noch frischen Putz aufgezogen wurde. Nach bisherigen Erkenntnissen zog sich diese Malerei auch über die Innenwand des gleichzeitig mit dem Bau der Kirche vermauerten Nordportals. Sie dominierte durch einen Farbwechsel von Rot und Weiss. Die Farben Ocker und Grün wurden in Flächen und Ornamentik ebenfalls eingesetzt. Aufgrund des heute noch erhaltenen Bestandes kann kein eindeutiger Nachweis erbracht werden, dass ein figürlicher Bilderzyklus bereits Bestandteil der ältesten Ausmalung war. Gesichert ist, dass die Wände der ältesten Gestaltungsphase bis in eine Höhe von 4 m mit einem dekorativen, registerartig angelegten System aus Bändern und Rhomben, Dreiecken und Kreisen sowie einfachen Blumen

182 Vgl. dazu Autenrieth 1998, 141. 183 Autenrieth 1998, 141. Die Kirche S. Maria fuori Portas in Castelseprio (IT) sei ursprünglich steinsichtig, dann längere Zeit nur weiss gewesen. Ebenso soll St. Benedikt in Mals (AT) schon vor der Ausmalung benutzt worden sein. 184 Russ oder Schmutz wurden an keiner Stelle nachgewiesen. Dies hätte eine Nutzung vor der ersten Bemalung belegt.

10  Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus

geziert waren. Die Registereinteilung erfolgte durch freihändig gemalte rote doppelte Bänder, die an Schatten einer Fuge erinnern. Dort, wo Wandflächen angrenzen, wurden die Ecken jeweils durch vertikal rot aufgemalte einfache Bänder betont. Dass die Räume zu den Apsiden hin an Bedeutung gewannen, wurde optisch durch breite rote Rahmungen erzielt. Auf der Rahmung zur Apsis 1 waren Blumen gemalt. Immer wieder sticht im Nordquerhaus jedoch ein Ornament ins Auge: das Dreieck – und in seiner gespiegelten Form der Rhombus. Oberhalb von 4 m Höhe gab ein unregelmässiges Mauerwerk aus Bollensteinen die nachfolgende Verputztechnik vor. Die Steine wurden mit einem Pietra-rasa-Verputz netzartig umspannt, während die sorgsam behauenen Fensteröffnungen wiederum glatt verputzt und weiss gekalkt wurden. Dieser Gestaltungswechsel vom bemalten Glattputz zum Pietra-rasaVerputz ist beachtenswert in einer Zeit, in der die Sublimierung des Stofflichen höchstes Ziel war. Die Gestaltung des Innenraums folgte einer hierarchischen Staffelung, bei der die Verputztechnik von unten nach oben von einem abnehmenden Aufwand und einer sich vermindernden Sorgfalt geprägt war (Abb. 108). In den die unregelmässigen Steine rahmenden frischen Putz wurden mit der Kelle in recht grober Manier Ritzungen eingezogen, sodass eine zusätzliche Licht-Schatten-Wirkung entstand. Unterbrochen wurde dieser Putz nur durch sorgfältig geglättete Flächen an den Fensterlaibungen, im Konsolbereich des Gurtbogens und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch unterhalb der beiden Rundbogenfenster der Nordwand und auf der grossen Sandsteinplatte oberhalb der Öffnung zur Apsis 1 (vgl. Abb. 11). Das Nordquerhaus überspannte von Beginn an ein Tonnengewölbe mit breitem Mittelgurt und zwei Schildbögen. Beim Bau dieses Gewölbes kam ein Lehrgerüst mit Schalbrettchen zum Einsatz, dessen Abdruck im Mörtel erhalten geblieben ist. Sollte im Gewölbe eine weitere weniger aufwendige Gestaltung geplant und umgesetzt worden sein? Bei den fünftägigen Freilegungsarbeiten im Jahre 1942 arbeitete man aufliegenden Glattputz restlos bis auf den Schalungsmörtel ab. Dabei wurde aus heutiger Sicht erstaunlich sorgfältig gearbeitet oder vielleicht auch nur rigoroser vorgegangen als an den

Wandflächen, sodass im Tonnengewölbe selbst nur kleinste Reste des ehemals aufliegenden Putzes nachweisbar sind. Die für die älteste Gestaltungsphase aufgestellte These, dass der Schalungsputz mit der Oberfläche eines Rohbaus zur ursprünglichen Ausgestaltung der Kirche sichtbar stehen blieb, lässt sich in der Tat dadurch untermauern, dass die aufliegenden Putzschichten restlos von diesem Schalungsputz zu lösen waren. Ein längere Zeit frei liegender Rohputz trocknet vollständig ab. Sollte der Schalungsputz des Tonnengewölbes tatsächlich lange Zeit sichtbar gewesen sein, konnte sich durch anhaftenden Russ und Schmutz eine Art Trennschicht zum erst viel später aufgebrachten Deckputz bilden. Dies würde erklären, weshalb der jüngere Verputz nur gering am Untergrund haftete und die Komplettfreilegung somit unproblematisch war. Wenngleich das Nordquerhaus in seiner ältesten Gestaltungsphase möglicherweise ohne figürliche Szenen auskam, war aufgrund der gestaffelten unterschiedlichen Verputztechniken und der heute noch in Resten nachzuweisenden gemalten Ornamentik und Steinimitationsmalerei ein überaus farbiges Licht‑ und Schattenspiel vorhanden. Die unteren, in Register unterteilten Flächen – verziert mit zahlreichen Ornamenten und den alternierend eingesetzten Farben Weiss, Rot, Grün und Ocker – ergaben ein überaus imposantes und spannungsreiches Gesamtbild im Innern des Nordquerhauses. 10.1.2.2 Steininkrustationsmalerei in der Sockelzone

In der Sockelzone sind besonders viele, wenngleich nur wenige Zentimeter grosse Reste der ältesten Ausmalung erhalten. Durch eine einfache gekreuzte Linienführung wurde ein mit Randschlag behauener Steinplattenversatz aus roten und grünen Marmorplatten imitiert. Durchbrochen wurde das Muster dieser farbigen Sandsteinplatten von ungefassten, weiss belassenen gemalten Steinplatten, die möglicherweise reinen weissen Marmor darstellen sollten (Abb. 103 und 104). Die quadratischen beziehungsweise liegenden rechteckigen Steinplatten hatten die Masse 42 × 42 cm beziehungsweise 42 × 52 cm. Die Fugen zwischen den gemalten

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

103  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordostecke: Rechts im Bild ist der noch zugemauerte Zugang zur Apsis 1 erkennbar, darauf ist die Sockelmalerei der Fassung III erkennbar. Links im Bild sind grosse Flächen der Sockelmalerei der Fassung I noch erhalten. Die Kolorierung auf den dargestellten Wand­ malereien erfolgte nach der Untersuchung der abgenommenen Wand­ malerei­fragmente. Aufnahme von 1940, Kolorierung von 2020.

104  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand, Sockelbereich: Detail eines Wandmalereirestes der gemalten Steinplatten in der Sockelzone. Aufnahme von 2020. 105  San Benigno Canavese (Turin, IT), ehemalige Klosterkirche Fruttuaria. Die ergrabene Brüstung im Bereich des Nordquerhauses stammt aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts.

Steinplatten waren 2 cm breit. Die mit Knochenweiss und Kalk angedickten und dadurch vermutlich plastisch hervorgehobenen Fugen wurden durch Schattenimitationen zusätzlich betont. Die Schattierung wurde durch parallele schwarze Bänderungen erzeugt. Die Pinselstriche für die gemalten Fugenschatten und für die Marmormalerei variieren zwischen 0,5 und 1 cm Breite. Es handelt sich um eine freihändig ausgeführte Malerei ohne Vorzeichnung und andere Malhilfen; der Pinselduktus und daraus ableitend die Handschrift der Maler ist gut nachvollziehbar. Für jede Steinplatte wurde nur eine Farbe verwendet. Gemalte Steininkrustationen im Sockel aus dem ausgehenden 11. Jahrhundert sind in Oberitalien zahlreich aufzufinden, wenngleich sie deutlich polychromer und mannigfaltiger gemalt wurden, als wir es in Rüeggisberg nachweisen können. Die Sockelmarmorierung im ehemaligen Benediktinerkloster Fruttuaria in San Benigno Canavese (IT) (Abb. 105) zeigt polychrom ausgeführte Steininkrustationen in weitaus grösseren imitierten Marmorplatten als in Rüeggisberg. Die Fugen sind ebenfalls mit wackeligen schwarzen Linien schattiert. Auch weitaus raffinierter als in Rüeggisberg wurde roter und grüner Porphyr der Sockelinkrustation in der Kapelle der Abtei Novalesa di San Eldrado (IT) durch Spritztechnik imitiert.185 Die Sockelmalerei in Rüeggisberg wurde einfacher und etwas gröber gemalt als jene der oberitalienischen Vergleichsbeispiele. Nichtsdestotrotz sind die Befunde des Nordquerhauses unbestritten sehr wertvolle Belege cluniazensischer Architekturmalerei des ausgehenden 11. Jahrhunderts. 10.1.2.3 Gestaltung des aufgehenden Mauerwerks

Das Mauerwerk oberhalb der gemalten Sockelzone besteht bis in eine Höhe von rund 4 m überwiegend aus sorgfältig behauenen, 20– 40 cm langen und wenige Zentimeter dicken Sandsteinplatten, die als Schichtmauerwerk

185 Vgl. dazu Autenrieth 1998, 145.

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10  Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus

teilweise fugenlos versetzt wurden. Quoll feiner Fugenmörtel dennoch aus der Setzfuge hervor, wurde dieser an den Stein angedrückt und zusätzlich mit einer dünnen, horizontal verlaufenden Ritzung versehen (Abb. 101). Auf diesen recht präzisen Untergrund folgte ein wenige Millimeter starker, sorgsam geglätteter Feinputzauftrag (Abb. 102). Die anschliessende Kalkung wurde al fresco auf den frischen Putz aufgebracht. Anschliessend wurde in Seccotechnik gemalt. Da nur wenige Wandmalereifragmente erhalten sind,186 lässt sich die Dekorationsmalerei der Wandflächen nur in Ansätzen beschreiben. Die durch doppelte rote Linien begrenzten weissen Fugen teilten flächig rot und ornamental verzierte Portal‑ und Bildrahmungen voneinander ab (Abb. 103 und 106). Die Panneaus abgelöster Wandmalerei­fragmente zeigen auf, dass die Bildrahmungen etwa 25 cm breit waren und jeweils in roter Farbe angelegt wurden. Jede Rahmung zeigt eine unterschiedliche Ornamentik. So sind neben aneinandergereihten Kreisen auch Blumen nachzuweisen. Zu vermuten ist, dass die Bildfelder selbst ausschliesslich monochrom mit roten Linien gezeichnet waren. Auf dem Fragment 6 (Abb. 247) ist eine faltenwurfartige Linienmalerei erkennbar. Auf Fragment 3 (Abb. 240) wurden mit roten Linien Kreise und Spitzen gemalt. Die genauen Darstellungen sind nicht mehr zu rekonstruieren. Interessant sind aber auch die Wandmalerei­ fragmente 7 (Abb. 248) und 8 (Abb. 251), die ockerfarbene Untergründe der Bildfelder aufweisen. Ein mit Fragment 8 identisches Malereifragment ist in situ an der Ostwand noch nachweisbar (Abb. 116). Waren etwa bestimmte Bildfelder polychrom ausgeführt? Oder war auf dem flächigen ockerfarbenen Bildgrund ebenfalls eine Linienmalerei vorhanden? Diese Fragen müssen offenbleiben. Sicher ist, dass oberhalb der Steinimitationsmalerei des Sockels eine durch ornamentierte Rahmungen in Registern angelegte rote Linienmalerei auf weissem Grund folgte, deren Darstellungen und Motive bisher unbekannt sind. Erwiesen ist auch, dass Teilflächen auch ockerfarben unterlegt waren. Ab einer Höhe von etwa 4 m folgte in hierarchischer Staffelung eine weniger aufwendige, vollkommen andere Gestaltungsform. Es handelt sich um ein unregelmässiges Bollensteinmauerwerk aus Kalk-, Gneis- und Granit-

steinen. Der Setzmörtel der Bollensteine aus grobkörnigem Material wurde jeweils glatt an den Stein abgerieben. Darauf wurden Fugenbänder aus demselben groben Material aufgetragen, die ein Dekorationssystem bildeten: Die einzelnen Steine wurden gerahmt, während die Steinköpfe sichtbar blieben (Abb. 107 und 108). Derartige Fugenbänder tradieren wesentlich ältere Vorläufer, die seit der Spätantike immer wieder anzutreffen sind und als Pietra-rasa-Verputz eine spezielle Gestaltungsform darstellen. Nach dem Aufziehen der Fugenbänder wurden diese mit einer groben Kelle geritzt. Die Ritzungen wurden alles andere als präzise ausgeführt. Sie sind teilweise sehr ungenau, teilweise jedoch auch sehr verspielt angelegt, hin und wieder sind Kreuzchen in den Fugen nachzuweisen (Abb. 107).

106  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostwand: Der zugemauerte Durchgang zur Apsis 1 (rechts in beiden Bildern) ist noch vorhanden. Er wurde durch das mit Blumen verzierte rote Band hervorgehoben (links: Originalfotografie von 1940; rechts: Aufnahme mit Kolorierung der Autorin). Die Kolorierung erfolgte nach der Untersuchung der abgenommenen Wand­ malerei­fragmente.

107  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand: Pietra-rasaVer­putz. Zustand vor der Konservierung. Aufnahme von 2019.

186 Vgl. Katalog A.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

108  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordostecke: Übergang vom flächigen Wandverputz zum Pietra-rasa-Verputz nach der Konservierung und Rekonstruktion des unteren Wandverputzes. Aufnahme von 2020.

Der angedeutete Stellenwert der Rundbogenfenster der Nordwand und der Seitenwände des Querhauses, die aussen als Okuli geformte Öffnungen zeigen, widerspiegelte sich auch in der besonders sorgfältigen Steinbearbeitung der Laibungen und der Putz- sowie möglicherweise auch der Farbbehandlung. So wurden die Fenster durch dünn aufgezogenen Feinputz und mittels rahmender Flächen und Ritzungen ästhe­ 109  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostwand: Am Rundbogen sind Reste des flächigen Verputzes mit kreisrunder Ritzung und eingeritzten Fugen sichtbar. Aufnahme von 2020.

110  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostwand. Der winzige rote Farbrest liegt auf einem dünnen Mörtel auf. Aufnahme von 2020.

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tisch verbreitert und gesondert betont. Da heute nur sehr kleinteilige Reste der Putzaufträge erhalten sind, können keine Aussagen zur ursprünglichen farblichen Gestaltung getroffen werden. Lediglich an einem Rundbogenfenster der Nordwand konnte ein roter Farbrest auf weissem Putz dokumentiert werden, der jedoch nur wenige Millimeter gross ist (Abb. 109 und 110). Innerhalb der Wandflächen, die mit Pietrarasa-Verputz geschmückt waren, kann ein weiteres interessantes Detail beobachtet werden: Im Mauerwerk sind sorgfältig behauene Sandsteinflächen anzutreffen, aber auch solche, die grobe Abarbeitungsspuren aufweisen. Eine Befundstelle, die beide Phänomene aufzeigt, befindet sich an der westlichen Querhauswand unterhalb des Gurtbogens (Abb.  111). Drei von fünf nebeneinander angeordneten Quadersteinen (rund 25 cm hoch und 15 cm breit) weisen grobe Abarbeitungsspuren auf. Darüber erhebt sich der Gurtbogen. Es ist zu vermuten, dass sich zwischen Gurtbogen und bemalter Wandfläche einst drei Steine mit plastischer Bauzier befanden, die wohl bei der Errichtung des Haberhauses abgehauen wurde. Was in situ bis heute geblieben und noch immer gut erkennbar ist, sind grossflächige Malereireste auf zwei Quadersteinen, die zwischen der Bauzier angeordnet sind. Sie zeigen auf, dass die plastischen Elemente ursprünglich durch rot und weiss be-

10  Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus

malte Flächen unterteilt waren. Es entstand ein rot-weisses Zackenmuster, das an gemalte Diamantbuckelquader erinnert. Nach der Freilegung im Jahre 1940 war deutlich mehr Malereibestand in situ erhalten. Eine Fotografie aus dieser Zeit zeigt drei dieser Steine. Von einem dieser Quadersteine wurde die Malerei abgenommen (vgl. Abb. 112). Dieses Malereifragment befindet sich heute zusammen mit den anderen Wandmalereifragmenten im Depot des Archäologischen Dienstes (Katalog A, Fragment 2, Abb. 239). Heute ist nahezu keine plastische Bauzier im Original im Innern des Nordquerhauses in situ erhalten. Allerdings befinden sich zahlreiche Reliefs, die Guido Faccani in seinem Beitrag (Kap. 16) beschreibt, im Museum und im Depot des Archäologischen Dienstes. Im Katalogteil sind die Farbuntersuchungen zu jedem Werkstück beschrieben. Die Erforschung der plastischen Bauzier und der in situ vorhandenen Malerei auf Stein zeigen ein gesamtheitliches Bild der Innenraumgestaltung. Das Farbenspiel von Rot und Weiss ist sowohl auf glatt behauenen Steinflächen als auch auf plastischer Bauzier durchwegs anzutreffen. So wurde die plastische Bauzier analog zu den zweidimensionalen Flächen weiss gekalkt. Die Tiefen und Ritzungen in den Reliefs wurden jeweils mit roten Linien betont. Aufgrund massiver Abarbeitungen können heute keine Aussagen zur farbigen Gestaltung der Gurtbögen und Vierungspfeiler gemacht werden. Gesichert ist, dass diese Bauteile ebenfalls mit einer dünnen Mörtelschicht überzogen waren. Reste davon sind in situ noch vorhanden. Eine bemerkenswert grosse bemalte Gewölbefläche konnte im Gewölbeansatz zur Apsis 1 untersucht werden (Abb.  113). Im Gegensatz

111  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westwand unterhalb des Gurtbogens: vier der fünf Quadersteine. Sie waren ursprünglich bemalt. Die beiden äusseren und der mittlere besassen ver­ mutlich plastische Bauzier. Farbspuren sind auf allen fünf Steinen nachweisbar. Zustand nach der Kon­ servierung. Aufnahme von 2020. 112  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westwand: drei der fünf Quadersteine. Die Bauzier war bereits 1940 verloren. Die Farbfassung der beiden glatt behauenen Steine ist nahezu unversehrt. Im Jahre 1942 wurde die Malerei vom rechten Quader­stein gelöst und auf einen neuen Träger auf­ gebracht (Fragment 2, Abb. 239). Aufnahme von 1940.

zum vermutlich unverputzt belassenen Schalungsmörtel des Tonnengewölbes im Querhaus wurde am Gewölbe des Vorraums zur Apsis 1 ein dünner, 0,1–0,3 cm starker Verputz aufgetragen. Danach erfolgten Ritzungen in den frischen Putz, welche die Breiten der nachfolgenden farbigen Bänderungen vorgaben. Anschliessend wurde der Verputz gekalkt. Schliesslich erfolgte der polychrome Farbauftrag in Ocker und Rot (Abb. 114). Ritzungen als Malhilfen wurden an keiner der untersuchten Flächen des Nordquerhauses nachgewiesen. Dem Anschein nach erfolgte nicht nur vertikal eine hierarchische Staffelung. Der Bedeutung der 113  Rüeggisberg, Klosterkirche. Apsis 1, Gewölbeuntersicht. Malereien der ursprünglichen Ausmalung sowie der ersten Übermalung sind in situ noch grossflächig erhalten. Zustand nach der Restaurierung. Aufnahme von 2020. 114  Rüeggisberg, Klosterkirche. Apsis 1, Gewölbeuntersicht. Detail von Abb. 113. Aufnahme von 2020.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

115  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand, Sockelmalerei: doppelte Striche (Fugenschatten) auf weisser Malschicht. Die Sockelmalerei liegt auf Feinputz auf. Aufnahme von 2020.

159761

1,00 mm

116  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostwand: Ocker mit roter Begrenzungslinie und Weiss. Malschicht auf Stein der Fassung I. Aufnahme von 2020.

200,00 µm

BFxpl

UV A

117  (rechts) Rüeggisberg, Klosterkirche. Probe der Malschicht (Abb. 116) vor ihrer Einbettung (ganz oben) und als Querschliff unter verschiedenem Licht im Auflichtmikroskop (drei in der Mitte) sowie ein Mate­rialkontrastbild im Rasterelektronenmikro­skop (ganz unten). Aufnahme von 2020.

I3 blue

SEM-BSE 200 µm

Bauteile entsprechend gab es diese auch nach Osten hin: Die Bemalung wurde immer aufwendiger und die bemalte Fläche zog sich weiter in die Höhe. So lässt sich eventuell auch erklären, weshalb das Gewölbe im Vorraum zur Apsis 1 einen Verputz und eine Bemalung erhielt, während jenes im Nordquerhaus aller Wahrscheinlichkeit nach im Rohbauzustand belassen wurde. 10.1.2.4 Pigmente und Malmittel

Um die Maltechnologie jener Fassung, die um 1100 die Wände des Nordquerhauses zierte, und die damals verwendeten Pigmente und Bindemittel genauer zu erforschen, wurden drei konkret dieser Ausmalungsphase zugeschriebene Proben entnommen. Die Analyse der Pigmente und Malmittel sowie des Mörtels wurden dem kunsttechnologischen Labor der HKB übergeben. Aus der Malerei im Sockelbereich wurden die schwarzen Bänderungen und die weisse Malschicht der Fugen untersucht (Abb.  115). Die Messungen des schwarzen Pigments wiesen einen hohen Anteil an Phosphor auf, was den Gebrauch von Knochenschwarz belegt. Der Anteil von Phosphor im Bereich der weissen Fuge,

86

1,00 mm

der auch relativ hoch war, weist auf die Verwendung von Knochenasche hin. Diese Pigmente sind seit dem Altertum bekannt. Knochenasche (auch Beinweiss genannt) wird als Verdickungsmittel für Kalk benutzt. Wurde dieser Zusatzstoff dem Kalk beigemischt, entstand eine gewisse Plastizität der weissen Fuge gegenüber den schwarzen Schattenlinien. Die Verwendung von Knochenschwarz ist an mittelalterlichen Wandmalereien nicht ungewöhnlich. Sicher diente es im Alpenbereich und nördlich der Alpen als Ersatz für das kostbarere blaustichige Elfenbeinschwarz.187 Die Maltechnik oberhalb der Sockelzone wurde durch eine Probenentnahme aus einem Fragment mit polychromer Malerei im Bereich der Ostwand analysiert (Abb. 116 und 117). Im Querschliff dieser Probe ist erkennbar, dass die weisse Kalkung in die nur wenige Millimeter dicke Schlämme eingedrungen ist. Dies geschieht nur, wenn die Kalkmalschicht auf eine noch feuchte Feinputzschlämme aufgemalt wird und mit ihr abbindet. Das verwendete Pigment der roten Bänderung besteht aus Eisenoxid. Es wird

187 Schramm/Hering 1988, 72.

10  Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus

unter anderem als Roter Ocker, Spanischrot oder Terra di Pozzuoli bezeichnet und ist seit der frühen ägyptischen Malerei ein sehr häufig verwendetes Pigment in der Architekturmalerei.188 Um zu verstehen, welches Material und welche Zusammensetzung für den Pietra-rasaVerputzmörtel oberhalb der bemalten Zone verwendet wurde, wurde auch dort eine Probe entnommen. Es zeigte sich, dass ein Kalkmörtel zur Anwendung kam, der mit den Zuschlägen Calcit, Quarz, Feldspat und Glimmer sowie kleinen organischen Substanzen vermischt war. Eine analytische Annäherung an die möglichen Verhältnisse der Mischung von Bindemittel und Zuschlag ergab einen Anteil von Calciumcarbonat am Bindemittel von 41 ±10 %, was etwa einem Mörtel, bestehend aus 1 Teil Bindemittel auf 1,5 Teile Zuschlag, entspricht.

118  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordostecke, rund 3,6 m über dem Bodenniveau (Detail der Abb. 102): Direkt auf der roten Linie der Fassung I liegen Fragmente eines grünen Farbauftrags auf (Fassung II). Zustand vor der Konservierung. Ausschnitt: 5 × 2,5 cm. Aufnahme von 2019.

10.1.3 Erste Übermalung: Fassung II 10.1.3.1 Grundzüge des Dekorationssystems

Die Befunde an den Wandflächen des Nordquerhauses sowie im Gewölbe des Vorraums von Apsis 1 belegen, dass die verputzte und bemalte Zone vom Sockel bis zum Pietra-rasaVerputz mit einer polychromen Farbfassung übermalt wurde. Es sind häufig Reste von Grün, Blau oder Schwarz zu finden, die nicht Bezug nehmen auf die darunterliegenden roten Linien (Abb. 118). Beim Auftragen der Malschicht bediente man sich unprätentiös der Oberfläche der Fassung I und nahm sie als Trägerschicht für die Neuausmalung. Auf eine üblicherweise aufgebrachte Grundierung wurde verzichtet. Die neue Fassung wurde direkt auf die ursprüngliche Malerei aufgetragen. Besonders wertvolle Zeugnisse einer prächtigen Neuausmalung der Wandflächen liefern die abgenommenen Fragmente. An dieser Stelle muss jedoch angemerkt werden, dass diese quantitativ nur einen minimalen Bruchteil des ursprünglich Vorhandenen ausmachen und qualitativ bestenfalls an einigen Stellen den ursprünglichen Zustand erahnen lassen. Allen Verlusten zum Trotz ist noch heute gut zu erkennen, dass sich der Habitus, die Pinselführung und die Pigmentwahl der neuen

Malerei deutlich von der älteren unterscheiden. Mit feinen Pinselstrichen entstand eine opulente Malerei, welche die Inhalte nicht mehr zeichnerisch, sondern nun malerisch in Szene setzte. Es waren figürliche Szenen; so zeigt beispielsweise Fragment 3 wenige Reste von gemalten Haaren (Abb.  119). Das qualitätvollste Fragment  (5) zeigt einen horizontal verlaufenden ockerfarbenen Rahmen, der ein aufgemaltes Muster vermuten lässt. Oberhalb des Rahmens ist eine weisse fortlaufende Blattwerkranke auf schwarzem Hintergrund zu sehen (Abb. 244), unten eine Architekturmalerei (Abb.  245). Letztere vermittelt einen zaghaften Eindruck des Detailreichtums, den diese Malerei einst aufwies.

119  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalereifragment 3, Detailaufnahme. Fassungsreste gemalter Haare der Fassung II liegen direkt auf der Malschicht der älteren Fassung I auf. Aufnahme von 2020.

188 Schramm/Hering 1988, 46.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

10.1.3.2 Pigmente und Malmittel

Da sich die Reste der zweiten Ausmalung in situ nur auf wenige Millimeter grosse Bruchstücke beschränken, wurde auf eine detaillierte Untersuchung der angetroffenen Farbpallette verzichtet. Lediglich die blaue Malschicht sollte erforscht werden. Dazu wurde eine Probe entnommen (Abb. 120) und vom kunsthistorischen Labor der HKB analysiert. In deren Anschliff war deutlich zu sehen, dass die schwarze Malschicht auf und an anderer Stelle auch unter der blauen Malschicht liegt, was eine mehrschichtig ausgeführte Malerei belegt. Bei der blauen Malschicht handelt es sich zudem nicht um eine rein blaue Farbschicht, sondern um eine Partikelmischung. Sie besteht aus einem Pigmentgemisch von Azurit mit wenigen Anteilen von Orangeocker (Eisenpigment), wenigen Beimengungen von Quarz, Kaolin und Kreide. Allein schon diese Mischung der blauen Malschicht in einem Eckbereich der Wand lässt erahnen, dass diese Malerei von hoher Qualität war. 120  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordostecke oberhalb des Sockels. Blaue und schwarze Farbreste der Fassung II. Aufnahme von 2020.

121  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand: Bereich oberhalb des vorspringenden steinernen Sockels mit einem etwa 3 m2 grossen Fragment der letzten Raumausmalung. Zustand während der Konservierung. Aufnahme von 2020.

10.1.4 Jüngste Gestaltungsphase: Fassung III

Dort, wo ab den 1940er-Jahren Wandmalereien freigelegt wurden, ist die Arbeit oft nicht vollständig zu Ende geführt worden. An den Innenwänden des Nordquerhauses sind erstaunlich viele, teilweise grossflächige Fragmente der zweiten Überfassung nachzuweisen, die weder freigelegt noch abgenommen wurden (Abb. 121). Die Präzision einer Freilegung ist in bedenklicher Weise das einfache Resultat der dafür aufgewendeten Arbeitszeit.189 Wie die Freilegungsarbeiten vor rund 80 Jahren an den Wandflächen des Nordquerhauses tatsächlich vor sich gingen, können wir heute nicht mehr nachvollziehen. Auf jeden Fall kann es als ein glücklicher Zufall gesehen werden, dass damals der Putz nicht so rigoros abgehauen wurde, wie dies am Gewölbe geschah. In der dritten Neuausmalung wurde eine die Architektur rahmende, ornamentlose Dekorationsfassung auf die Wände aufgebracht, die geprägt ist von weisser, ockerfarbener und grauer sowie von wenig roter Farbigkeit. Weder Inschriften noch figürliche Malereien sind nachzuweisen. Diese Dekorationsfassung kann insofern zeitlich eingeordnet werden, als dass sie nachweislich erst nach dem (klosterzeitlichen) Vermauern der Apsis 1 aufgebracht wurde (Abb. 103). Für diese Fassung wurde ein bis zu 1,5 cm starker Verputz als Malschichtträger auf die Wände und vermutlich auch auf das Gewölbe aufgezogen und geglättet. Der Farbauftrag erfolgte auf den abgebundenen Verputz. Auf eine weisse Grundierung wurde ein 110 cm hoher, graublauer Sockel gemalt. Portal- und Fensterrahmungen sowie das Tonnengewölbe erhielten imposante Rahmungen. Das wichtigste Element dieser Farbgestaltung sind die Rahmungen, die eine malerische Imitation alternierender Steinfarben zeigen. So wechseln sich weisse Flächen, die hellen Kalkstein oder Marmor imitieren sollen, mit ockerfarbenen für Sandstein und graue für eventuell Granit miteinander ab. Die Rahmungen sind jeweils rund 50 cm breit und mit einer schwarzen Begleit-

189 Autenrieth 1998, 131.

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10  Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus

linie von der weissen Wandfläche abgegrenzt. Die Rundbogenfester erhielten eine besondere malerische Zier. Sie wurden durch rechteckige, in vertikaler Anordnung angelegte Rahmungen verbreitert, die von einem malerisch opulent ausgeformten Gesims bekrönt waren. Die Rahmung wurde auch weit unter die Sohlbank gezogen, sodass malerisch sehr schmale, jedoch hohe rechteckige Fenster angedeutet wurden. Die schwarzen Begleitlinien sind in Abb. 100 noch gut erkennbar. Welche Farbigkeit die Rahmungen besassen, ist jedoch nicht mehr nachzuweisen. An den Vierungspfeilern sind ebenfalls Flächen von Weiss, Ocker und Grau zu beobachten. Vorstellbar ist, dass hier ebenfalls ein Steinplattenversatz unterschiedlicher Natursteine suggeriert werden sollte. Ein besonderer Befund zeigt sich am Gurtgesims: Dieses wurde rot gefasst und über das steinerne, profilierte Gesims hinaus zu den Wandflächen hin malerisch verbreitert (Abb. 122). Es ist zu vermuten, dass sich die Verwendung der Farbe Rot nicht singulär auf die Gurtgesimse bezog. Wie die gesamte Raumausmalung aussah, kann allerdings nicht mehr rekonstruiert werden.

den Fassaden abgehauen (Abb. 123). Es ist nicht möglich, dass in dieser unglaublich kurzen Zeitspanne vorsichtig gearbeitet wurde. Man war weit davon entfernt, jeden Zentimeter mittelalterlicher Architekturgestaltung als unwiederbringliches Kulturgut fachgerecht zu behandeln. Darum ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass am Ende der sogenannten Fassadenreinigung bemerkt wurde, dass einzelne Flächen den Fugenschnitt nur sehr undeutlich aufweisen würden. Aus dem ersten Tagebucheintrag geht erstaunlicherweise hervor, dass eine rötliche, unter dem weissen Verputz liegende Putzschicht erhalten bleiben soll. Im Kontext der Untersuchungen Hahnlosers ist es höchst unwahrscheinlich, dass bereits zuvor Untersuchungen an den Fassaden zu älteren Fassungen durchgeführt wurden. Es bleibt deshalb auch unbeantwortet, ob es nur ein weisser Verputz war, der auf der «rötlichen Verputzschicht» auflag, oder ob mehrere Putzschichten vorhanden ­waren.

122  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westwand: Gurtgesims, Farbfassung der Gestaltungsphase III (Pfeil). Rote Farbreste älterer Fassungen sind ebenfalls nachzuweisen. Zustand nach der Konservierung. Aufnahme von 2020.

123  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordostfassade: Sowohl die Nord- als auch die Ostfassade sind nahezu vollständig verputzt. Die sorgfältig behauenen Eck­ lisenen der Nordfassade heben sich vom restlichen Verputz ab. Möglicherweise waren sie nicht verputzt oder farbig gefasst. Blick nach Nordwesten. Aufnahme von 1940.

10.2

Fassadenfassungen 10.2.1 Freilegung der ältesten Aussengestaltung

Hahnloser vermerkte in einem seiner Tagebücher an drei aufeinanderfolgenden Tagen Anweisungen und Bemerkungen über das Abarbeiten des bis dato an den Aussenfassaden festgestellten weissen Verputzes.190 Letzterer hatte bis anhin die Aussenansicht der Klosterruine geprägt und wurde in nur drei Tagen von

190 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 6. Mai 1942: «… Prof. H. ordnet an, dass bis zum Anziehen der Zugstangen die Leute der Fa. Heller & Co. mit dem Abschlagen des Aussenputzes (weisse Putzschicht) beschäftigt werden. Die rötliche darunter liegende Putzschicht soll erhalten bleiben.» TB 3, 7. Mai 1942: «Entfernen des Weissputzes auf der Nordseite des Querschiffes & teilweise auch auf der Ostseite. Auf den neu gereinigten Flächen kommt der rötliche Fugenschnitt zwischen den Sandsteinplatten zum Vorschein.» TB 3, 8. Mai 1942: «Beendigung der Fassadenreinigung vom Weisskalkputz. Einzelne Flächen weisen den Fugenschnitt nur sehr undeutlich auf.»

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Was nach drei Tagen Putzabschlagen an den Fassaden erhalten blieb, waren jene Reste der ältesten bauzeitlichen Farbgestaltung, die stabil genug waren, um den mechanischen Einwirkungen der Spitzeisen zu widerstehen. Nach mittlerweile 80 Jahren Standzeit und Bewitterung konnten diese reduzierten Farb‑ und Putzreste erstmals untersucht und bewertet werden. 10.2.2 Bauzeitliche Fassadengestaltung: ein Rekonstruktionsversuch

124  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westfassade, Rundbogenfries: Feinputz mit weisser Kalkung und rotem Fugenstrich. Aufnahme von 2020.

125  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade, Konsolstein, Ansicht von Süden: Feinputz mit weisser Kalkung und rotem Fugenstrich, stark vergipst. Aufnahme von 2020.

90

Die bereichsweise wenigen, an anderer Stelle wiederum grossflächigen und gut erhaltenen Reste des Verputzmörtels sowie dessen Farbfassung liessen sich nach genauer Untersuchung zu einem Gesamtbild rekonstruieren. Allerdings ermöglichen die gewonnenen Erkenntnisse nur ansatzweise eine Vorstellung davon, wie die ursprüngliche Gestaltung effektiv aussah. Ähnlich einer Vorzeichnung eines Bildes sind heute nur verwitterte Zeugnisse erhalten, die aufgrund ihrer Oberfläche und deren Ausformung unvollkommen sind. Die im Innern des Querhauses angetroffene, vertikal von unten nach oben abnehmende hierarchische Staffelung von Bildersprache und Technologie kann am Aussenbau nicht beobachtet werden. Jedoch ist die Mauerwerks- und Putzstruktur der Fassaden durchaus mit der Innengestaltung vergleichbar. Auch aussen wurden sorgsam behauene Sandsteinplatten bis in eine Höhe von rund 4 m verbaut. Erst ab dieser Höhe änderte sich die Struktur des Mauerwerks und mit ihr jene des Putzes. Während sich im unteren Abschnitt der Nordfassade wenige kleine Fragmente von sorgsam geglättetem Feinputz auf den Sandsteinplatten nachweisen lassen, ist oberhalb von 4 m Höhe im Bereich der Bollensteine der gleiche Mörtel anzutreffen, der im Innern in Pietra-rasa-Technik die Steinköpfe umspannte. Mit ebenso schneller Hand wie im Innern wurde dieser Mörtel auch aussen aufgebracht und in den Fugen grob geglättet. Die Fugenritzungen wurden allerdings an den Aussenfassaden wesentlich akkurater ausgeführt. Im Gegensatz zum Innenraum wurden hier die sorgsam geritzten Fugen in einem weiteren Schritt weiss gekalkt und anschliessend mit einer roten Linie nachgezogen. Beide Farb-

aufträge sind wässrig und wurden al fresco ausgeführt.191 Schmutzschichten zwischen Weiss und Rot konnten nicht nachgewiesen werden, sodass beide Farben der bauzeitlichen Gestaltung zugeordnet werden können. Das Giebeldreieck der Nordfassade, das mehrheitlich aus Tuffsteinen errichtet wurde, war wiederum flächig verputzt. Informationen über etwaige Farbgestaltungen konnten aufgrund des stark verwitterten Mörtels nicht gewonnen werden. Der Rundbogenfries und die Konsolsteine waren weiss gekalkt und mit roten Fugenrahmungen versehen (Abb. 124 und 125). Die Fassung der plastischen Bauzier folgte diesem Prinzip. Die Werkstücke wurden weiss gekalkt, die Tiefen der Reliefs durch feine rote Linien betont (vgl. Katalog C). An einigen Stellen wurde in spielerischer Weise Baukeramik eingesetzt (Abb. 126). Die Oberflächen dieser Ziegel sind an die Malerei angepasst worden, indem ihre Oberflächen mit roter Farbe gefasst wurden.

191 Vgl. Kap. 4.1.2.1.

10  Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus

Reste weiterer, jüngerer Farbfassungen sind ausschliesslich an wenigen Stellen an den beiden flankierenden Wandpfeilern des Nordportals erhalten. Dabei handelt es sich um kleine schwarze und blaue Farbspuren. Auf diesen liegen Kalkungen und Putzreste auf. Diese Befunde könnten Hinweise auf eine erste Überarbeitung sein, die im Innenraum als Fassung II angesprochen wird. 10.3

Erhaltungszustand, Konser­ vierung und Restaurierung der Innenraumfassungen 10.3.1 Erhaltungszustand

Die am Nordquerhaus noch vorhandenen Fragmente von historischen Verputzen und Farbfassungen waren aufgrund atmosphärisch bedingter Ursachen vor allem an ihren Flanken

126  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Westfassade, nördliches Kapitell am Rundbogenfries: Die weiss gekalkten und verputzten Flächen zwischen den unteren Konsolsteinen wurden mit roten Zackenbändern bemalt. Die Fläche zwischen den Rhomben aus Ziegel waren ebenfalls verputzt und weiss gefasst. Die Ziegeloberflächen waren rot gefasst. Aufnahme von 2020.

127  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm: Versuch einer Rekons­ truktion der Bemalung der Nordfassade. Drohnen­ aufnahme von 2021, 3D-Modell von 2022.

Die Fassaden des Querhauses waren in ihrer ersten Fassung geprägt von einem weiss-roten Farbwechsel (Abb. 127). Durch das hervorragend ausgeführte Wechselspiel von feinen roten Linien, Zacken und Rahmungen mit weissen Flächen wurden eine ausserordentlich reiche Brillanz und eine filigrane Tiefenwirkung erzeugt. An der Ostfassade wurde oberhalb der Apsidendächer weniger akkurat gearbeitet. Während man den reich verzierten Rundbogenfries weiss kalkte und mit exakten roten Fugenstrichen rahmte, weisen die wenigen Quadratmeter Fassade, die für den Betrachter kaum sichtbar waren, weniger sorgfältige Ritzungen auf. Diese gleichen vielmehr jenen im Innenbereich. Auch wurden an dieser Fassade die roten Fugenstriche nicht mit einer weissen Kalkung untermalt, sondern direkt auf den glatt gestrichenen und geritzten Verputz aufgezogen und nicht komplett auf allen Flächen ausgeführt. An einem wenige Quadratmeter grossen Bereich der Ostfassade wurden die geritzten Fugen mit Ocker nachgezogen. Zur Bedeutung der Besonderheiten an der Ostfassade und zur Frage, warum sie nur dort anzutreffen sind, können heute nur Vermutungen aufgestellt werden.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

verputzt waren; dieses Vorhaben wurde letztlich umgesetzt. Durch den Auftrag der Schutzschicht, die in Materialität und Auftragstechnik der Feinputzschicht der Fassung  I entspricht, liessen sich konservatorische und historischästhetische Kriterien zusammenführen. Sämtliche intakten Malschichtoberflächen der einzelnen Gestaltungsphasen sollten dabei jedoch sichtbar belassen werden.

128  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand, Sockelbereich: Die Putzschicht der Fassung III zeigt starke oberflächenparallele Ablösungen. Aufnahme von 2019.

10.3.2.1 Konservatorische Kriterien

129  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordostecke: Zustand nach dem Anbringen des Feinputzes als Schutzschicht. Aufnahme von 2020.

stark geschädigt. Zudem waren oberflächenparallele Ablösungen von Putzen und Farbfassungen erkennbar, die bereits Mikrorisse aufwiesen und sich vom Untergrund blasenartig ablösten (Abb. 128). Die Oberflächenstruktur der heute freiliegenden Sandsteine, die einst Trägermaterial des Verputzes darstellten, waren partiell durch starkes Absanden geschädigt. Für die Schäden gibt es zwei atmosphärisch bedingte Ursachen: erstens den ungünstigen Luftzug und den damit verbundenen Feuchteeintrag und zweitens den Frost-Tau-Wechsel in den Wintermonaten. Durch Oberflächenverdichtungen, die auf­ grund jüngerer Konservierungsmassnahmen entstanden, wurden zudem Gefügespannungen und Schadstoffansammlungen hervorgerufen. 10.3.2 Konservierung und Restaurierung

Um eine nachhaltige Konservierung durchzuführen sowie historische Aspekte des einst sakralen Innenraums in die Präsentation einbeziehen zu können, wurde der Auftrag einer dünnen Feinputzschicht – einer sogenannten Schutzschicht – diskutiert. Diese sollte auf jene Oberflächen aufgebracht werden, die im Innern des Querhauses an der Nordwand ursprünglich

92

Mit dem Auftrag der Schutzschicht nach Festigungsmassnahmen an schadhaften Steinen erfolgten ein Mikrorissverschluss und eine Mikroanböschung an die Fragmente der Malschichten und Verputze, sodass ein Eindringen von Feuchtigkeit über die Ränder und damit verbundene Schadensprozesse reduziert werden. Die Sandsteinoberflächen des Mauerwerks wurden präventiv durch die Reduzierung der Oberflächenrauigkeit konserviert, wodurch im Allgemeinen die Angriffsfläche für atmosphärische Verwitterungsprozesse und mikrobiologische Besiedelung verringert wird. Nicht zuletzt bewirkte der Auftrag einer Schutzschicht verbesserte Voraussetzungen für Pflege- und Wartungsmassnahmen.

10  Innenraumgestaltung und Fassadenfassungen am Nordquerhaus

10.3.2.2 Historisch-ästhetische Kriterien

Bevor die genannten Massnahmen getroffen wurden, boten die Innenwände des nördlichen Querhauses dem Betrachter ein verfälschtes Bild: Als Erstes fielen die unterschiedlich grossen und in ihrer Farbigkeit differenzierten Natursteine auf. Bei genauerem Hinsehen wurden die recht grossflächig noch erhaltenen Verputze der Fassung III sichtbar. Der aufmerksame Betrachter entdeckte zudem sicher auch den mit Fugenritzungen versehenen Pietra-rasa-Verputz oberhalb von 4 m Höhe. Die zahlreichen polychromen und sehr prägnanten Spuren der älteren Ausmalungen gingen in diesem unruhigen Erscheinungsbild der Wandflächen verloren. Dem Betrachter erschloss sich der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Pietra-rasa-Verputz und den Fragmenten der Fassungen I–III nicht. Durch den Auftrag einer dünnen Putzschicht im Farbton des historisch ableitbaren Verputzes konnten die in situ erhaltenen Wandmalereifragmente besser in die ursprünglich vorhandene Gestaltung eingebunden und sichtbar gemacht werden. 10.3.2.3 Umsetzung

Die Nordwand wurde anhand des historisch ableitbaren Verputzes bis in eine Höhe von 4 m mit dem konservierenden Feinputz, der Schutzschicht, behandelt, sodass sämtliche an den Flanken geschädigten Malereifragmente konsolidiert wurden. Die Flankenablösungen unter anderem im Bereich des Pietra-rasa-Verputzes wurden sorgfältig mit angepassten Kalkmörteln angeböscht und konserviert (Abb.  129). Kleinere Fehlstellen innerhalb der überlieferten Putze wurden geschlossen. Aufgrund starker Schädigungen des Sockels und unter Berücksichtigung der zukünftigen Nutzung der Ruine wurde auch der gesamte Sockelbereich der Nordwand des Querhauses aus konservatorischen Gründen verputzt (Abb. 130).

130  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordwand: Durchführung der letzten Konservierungs­ arbeiten. Aufnahme von 2020.

93

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

11

Ziegeleikeramik am Bau



Jürg Goll

Die Kirchenruine Rüeggisberg ist eines der frühesten, aber auch enigmatischsten Anwendungsbeispiele von Ziegeleikeramik in der nachrömischen Schweiz.192 Mit den eingebauten Fragmenten verbinden sich ganz zentrale 131  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordöstlicher Vierungspfeiler, Westseite: Die Ziegel Pos. 782 sind innerhalb des Platten­ mosaiks wie Schmucksteine dekorativ verteilt. Visualisierung mit ver­ stärkter Farbgebung. Blick nach Osten. Aufnahme von 2020.

Fragen: Handelt es sich um wiederverwendetes Baumaterial – sogenannte Spolien? Stammen diese aus römischer Zeit oder aus dem Mittelalter? Kommen mehrere Ziegeltypen vor? Wer hat sie hergestellt? Stammen sie aus der Eigenproduktion des Klosters? Wenn nein, woher kommen sie? Und wie alt sind sie wirklich? Die folgenden Ausführungen basieren auf dem Katalog (B) der Ziegeleikeramik. 11.1

Anwendung Das Mauerwerk der Kirchenruine Rüeggisberg besticht durch seine besondere Art, Pfeiler und Randpartien mit grossen, regelmässig behauenen Sandsteinplatten zu verkleiden. Die Platten umhüllen den Mauerkern wie Fliesen. Dabei wurden grosse und kleine, liegende und stehende Platten zu einem dekorativen Mosaik angeordnet. Die Maurer von Rüeggisberg erreichten mit diesen Wandverkleidungen einen Kulminationspunkt der Mauertechnik, die im 10. Jahrhundert mit der vermehrten Verwendung von Orthostaten, grossen aufrecht stehenden Steinblöcken, in Tür‑ und Fensterlaibungen, später auch in Eckverbänden ihren Anfang nahm. Im Plattenmosaik sind die Baukeramikfragmente locker, anscheinend planlos eingefügt. Dabei füllen sie Stösse und Fugen im Plattenmuster und setzen wirkungsvolle Akzente (Abb. 131). Wer solche Steinmosaike baut, bedient sich nicht zufällig der Ziegelfragmente. Sie ­wurden zwar nur dort eingesetzt, wo sie nötig waren, nämlich als Unterlagen in Lagerfugen und Füllsel in Stossfugen. Aber letztlich war es ein Spiel, bei dem mit Lust rote Akzente ins Fugenbild eingestreut und Ziegelmuster spielerisch ins

192 Descœudres 2008; Descœudres 2014; Goll 2004.

94

11  Ziegeleikeramik am Bau

M 1: 400

monochrome Plattengefüge eingebaut wurden. Durch sie werden die Orthostatenmuster erst richtig lebendig, ja sogar erst richtig wahrnehmbar. Was durch diese Anordnung der Platten entstanden ist, ist kein Bild von Mondrian, aber Maurerkunst vom Feinsten, auch was die Haftfähigkeit der vorgeblendeten Platten anbelangt. Schaut man sich die Verteilung der Ziegel­ bruchstücke an, fällt auf, dass sie bei allen Zufälligkeiten doch recht planmässig an gut sichtbaren Orten und praktisch nur innerhalb von Hausteinpartien eingesetzt wurden (Abb. 132).193 Ausgewählt wurden die Vierungspfeiler, Giebel und Wandöffnungen der Nordfassade, der Rundbogenfries mit Eckvorkragung unter der westlichen Traufe (Abb. 133 und ­Katalog  B Abb. 261) sowie die Eckvorkragung an der Nordostecke.194 Auch wenn die Bruchstücke mit zunehmender Distanz an Wirkung verlieren, muss man sich dennoch vergegenwärtigen, dass sie im Zusammenspiel mit dem heute kaum mehr sichtbaren, meist rot gehaltenen Architekturdekor eine gestalterische Aufgabe erfüllten. 11.2

Spolien oder Eigenproduktion? Für dieses Spiel mit Farbakzenten brauchte es keine eigene Ziegelproduktion, aber es setzte eine Lieferung von geeignetem Material v­ oraus. Um die Ziegelbruchstücke als Produkte einer lokalen Ziegelei zu postulieren, ist das Warenspektrum erstens zu breit und zweitens zu unterschiedlich; drittens ist die Menge an Funden und Befunden zu gering. Ziegel sind Massenware. Wenn man eine solche Produktion in Gang setzt, dann mit dem Ziel, einen grösseren Ausstoss für umfangreiche Bauaufgaben zu erzielen. Das ist angesichts des geringen ­Materialumfangs bei gleichwohl fünf Ziegeltypen sehr unwahrscheinlich. Zudem scheint

0

793 794 795 787 791

792

132  Rüeggisberg, Klosterkirche. Grundriss: Positions­nummernplan der katalogisierten Befunde.

796

788 789

< 785

786

790 >

783 783

782 784

781

0

20 m

das Ziegel­material zwischen dem Bau des westlichen Rundbogenfrieses und jenem des östlichen ausgegangen zu sein. Trotz der spärlichen Verwendung war nicht ausreichend Material vorhanden, um alle geplanten Rotakzente in Ziegel auszuführen. Einige sind gemalt, andere  – wie die Quader in der Eckvorkragung an der Nordost­ecke des Querhauses – sind in Sandstein ausgeführt. Bei zwei Bodenplatten vom Typ IV (Kap. 11.5.4) kann eine Verschmutzung195 während der Erstverwendung festgestellt werden. Das ist ein deutlicher Hinweis auf Spolienmaterial. 193 Der Ausreisser Pos. 785-1 scheint später und mit anderem Mörtel eingesetzt worden zu sein. 194 Der Backsteinstreifen Pos. 786 im Gurtbogen der Querhaustonne passt kaum zu einer architektonischen Akzentuierung, sondern besser zu einer bauzeitlichen Reaktion auf das nachgewiesene Abdriften der Westwand, s. S. 181. 195 Es handelt sich um eine tief eindringende, «imprägnieM 1:50 rende» Verschmutzung, die nicht durch ein einmaliges Kleckern erreicht werden kann.

133  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querhaus-Nordarm, Westfassade: Eckvor­ kragung und Rundbogenfries unter der Dachtraufe mit dem Ziegeldekor Pos. 787 und 788. M. 1:50.

1m

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Aus alledem lässt sich folgern, dass das Ziegel‑ und Backsteinmaterial in sehr begrenztem Masse verfügbar war, was eine lokale Produktion infrage stellt. Auf den Nachschub von Spolienmaterial konnte man offenbar nicht ohne Weiteres zurückgreifen, sei es wegen der Distanz oder sonstiger Beschränkungen der Verfügbarkeit. Es wird sich daher um eine Lieferung von Spolien aus fremder Herkunft gehandelt haben, die in limitiertem Umfang erfolgte. Berechnet man das Gewicht aller erfassten Funde in Kilogramm, so brauchte es für den Transport nicht einmal ein Fuhrwerk; die Last von rund 70 kg hätte ein Maultier locker transportiert.196 11.3

Herkunft und Datierung des Spolienmaterials Nach obiger Argumentation stellt sich die Frage, woher die Spolien stammen. Mit Sicherheit lässt sich sagen: Die Objekte sind nicht römischen Ursprungs, aber sie sind älter als der Bau der Prioratskirche. Folglich stammen sie aus der Zeit vor 1100. Sie wurden in einer ziemlich professionellen Ziegelei in früh‑ oder hochmittelalterlicher Zeit produziert. Diese war darin geübt, hochgebrannte Backsteine in präzisen Formaten und formhaltige Platten mit dünnen Querschnitten herzustellen. Bei der gegebenen Vielfalt des Ziegelmaterials und der heterogenen Qualität dürften wohl mehrere Bauten «beraubt» worden sein. Für die zeitliche Eingrenzung würden sich Untersuchungen mit Thermolumineszenz anbieten. Und bei der Frage nach der Herkunft könnten Materialanalysen mit geologischen Markern weiterhelfen, denn es ist keineswegs erwiesen, dass das Spolienmaterial aus der näheren Umgebung stammen muss. Mitbringsel aus Oberitalien oder Burgund wären denkbar. Ihre gezielte Anwendung als Schmucksteine im Baugefüge dürfte den Import als Kostbarkeit durchaus gerechtfertigt haben. 11.4

Frage nach der bauzeitlichen Ziegeldeckung Im Zusammenhang mit den Spolien drängt sich die Frage nach der bauzeitlichen Dach­deckung auf. Dazu liegen bislang keine Befunde vor,

96

weder am Bau noch aus archäologischen Schichten. Die giebelförmigen Firstziegel Typ V (Kap. 11.5.5) liessen sich kaum mit den dünnen Platten von Typ III (Kap. 11.5.3) kombinieren. Die ältesten Ziegel auf dem heutigen Dach sind spätgotisch. Der einzige Hinweis auf klosterzeitlichen «Schutt mit Ziegel, Kalkmörtel u. Kohle» im Apsisraum 2 geht auf Hans R. Hahnloser zurück (Kap. 9.4 und 13.1). Wie es scheint, wurden diese Funde entsorgt. Immerhin scheinen die erwähnten Ziegel eine klosterzeitliche Ziegeldeckung anzuzeigen, was nicht gleichbedeutend ist mit einer bauzeitlichen Ziegeldeckung. War es eine Hohlziegel‑ oder eine Flachziegeldeckung? Beides wäre damals möglich gewesen. Allerdings unterscheiden sich Flachziegel aus dem späten 11. Jahrhundert deutlich von spätmittelalterlichen. Und von diesen soll sich abgesehen vom katalogisierten Bestand im Mauerwerk bislang keine Scherbe erhalten haben? Angesichts der Tatsache, dass allein das heutige Nordquerhaus gut 2500 Ziegel trägt, wäre ein spurloses Verschwinden unwahrscheinlich. Folglich sind ein bauzeitliches Ziegeldach und auch der Gedanke an eine bauzeitliche Ziegelproduktion vorläufig nicht zu belegen.197 11.5

Das romanische Fundspektrum 11.5.1 Typ I: Backsteinquader

Bei diesem Typ handelt es sich um einen hellrot bis dunkelrot gebrannten Normalbackstein. Der Lehm wurde in Formrahmen gestrichen; letzterer ist nebst der Sandung auch als vortretender Grat unterhalb der Rahmenkante zu erkennen (Pos. 786-1). Die Oberfläche wurde mit einem Werkzeug abgezogen. Die Rückseite trägt Ab-

196 Die Berechnung beruht auf den Massen aller erfassten Katalognummern, multipliziert mit einer individuell geschätzten Einbautiefe, mal das spezifische Gewicht von 1,94. Auch wenn sie einige Unsicherheiten einschliesst und im Hinblick auf das Südquerhaus verdoppelt werden muss (Vierungsturm und Apsiden nicht eingerechnet), wird die errechnete Last die Tragfähigkeit eines Maultiers von 100– 130 kg nicht überstiegen haben. 197 Diesbezüglich wäre eine Sondierung in den Gewölbe­ zwickeln des Dachraums am vielversprechendsten.

11  Ziegeleikeramik am Bau

drücke einer grob geebneten Bodenfläche; zum Teil wurden diese nachträglich weggeputzt. Masse: 24 × 10 (9,8) × 6 (5,8) cm. Musterbeispiele: Pos. 786-1 und 786-2 Weitere Pos.: 782-10, 782-11, 782-13, 782- 19, 782-26, 783-8, 783-9, 783-10, 783-11, 783- 16, 783-22, 786-1, 786-2, 786-4, 786-5, 792- 1, 792-2 Es konnten zwei Backsteintypen definiert werden: Typ I entspricht nahezu dem heutigen Normalformat. Die bislang ältesten mittelalterlichen Backsteine in der Schweiz – aus Burgdorf (um 1200) und St. Urban (ab 1234) – haben wesentlich grössere Formate und sind unsorgfältiger gestrichen als die vorliegenden. Typ II ist etwas dünner als Typ I und dunkler gebrannt. Die Formatunterschiede sind ein eindeutiges Unterscheidungskriterium. Trotzdem muss es sich nicht zwangsläufig um zwei unterschiedliche Ateliers oder Produktionsphasen handeln. In der gleichen Ziegelhütte können unterschiedliche Formate produziert worden sein, ebenso kann im gleichen Ofen ein unterschiedliches Brennklima herrschen. Die zwei Fragmente von Typ II dürften ausserdem vom gleichen Stück stammen. 11.5.2 Typ II: Backsteinquader

Die auffällig dunkelrot gebrannten Backsteinquader wurden auf einer rohen Bodenunterlage in einen ungesandeten Rahmen gestrichen, was glatte, zum Teil porige Seitenflächen ergab. Die Rückseite wurde nachträglich mit einem Werkzeug geputzt beziehungsweise partiell nachgeschnitten. Die Dicke ist das hauptsächliche Merkmal zur Unter­scheidung von Typ I. Masse: ca. >20 × 10 × 4 cm. Musterbeispiele: Pos. 787-1 und 787-3, eventuell zusammengehörig Kommentar siehe Typ I 11.5.3 Typ III: dünne Platten, vermutlich Dachziegel

Die dünnen, flachen Platten aus Ziegeleikeramik sind längsrechteckig und gehörten vermutlich zu einem frühen Flachziegeltyp. Dieser wurde sehr präzise in einem Streichrahmen

gestrichen. Feinster Sand diente als Trennmittel. Die Oberfläche ist flach und kaum sichtbar abgezogen. Wichtige Unterscheidungskriterien von anderen Platten sind die handwerkliche Sorgfalt und die geringe Plattenstärke. Masse: L. >15 cm, Br. 17 cm, D. 2 cm. Musterbeispiele: Pos. 784-1 und 787-4 Weitere Pos.: 782-17, 782-23, 782-24, 783-4 bis 783-7, 784-1, 784-2 bis 784-4, 787-4, 791-1 und 791-2 Die auffällig dünnen Platten vom Typ III mit den glatten Oberflächen wurden sauber und sorgfältig hergestellt. Es handelt sich wahrscheinlich um Dachziegelfragmente, denn für Bodenplatten sind sie zu wenig robust. Sie passen gut ins Hochmittelalter, als Ziegel noch ­etwas Besonderes darstellten und noch nicht aus der schnell gestrichenen Massenproduktion der Neuzeit hervorgingen. Bis ins 13. Jahrhundert sind Ziegeloberflächen geglättet und weisen kaum je Fingerstriche auf. Mit ihrer geringen Stärke erinnern sie an das Erscheinungsbild der langen, dünnen Platten, die 824 in der Westwand der Krypta der Einhards-Basilika in Steinbach (DE) eingemauert wurden.198 Im Übrigen sind präzis geformte Flachziegel der Romanik aus Burgund sowie aus den ehemaligen Benediktinerabteien Hirsau (DE) und Schaffhausen bekannt. Leider konnten keine Nasen beobachtet werden, die ein präziseres Urteil erlauben würden. 11.5.4 Typ IV: dicke Bodenplatten

Beim Typ IV handelt es sich um flache, rot bis dunkelrote Platten mit grosser Variationsbreite der Farbe, der Magerung und der Materialstärke; letztere schwankt zwischen 2,7 und 3,6 cm. Anhand der einseitigen Verschmutzung der ehemaligen Oberfläche kann dieser Typ als Bodenplatte identifiziert werden (Pos. 782-7 und 783-23). Die Verschmutzung belegt auch die Zweitverwendung am Bau der Prioratskirche. Die Platten wurden parallel zu den Hohlziegelfragmenten vom Typ V im Zickzack-

198 Unpublizierte Beobachtung.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

fries 49 verwendet; die Abgrenzung dazu ist im fragmentarischen und eingemauerten Zustand nicht immer eindeutig. Musterbeispiele: Pos. 782-7 und 783-23 Weitere Pos.: 781-1, 782-5 bis 782-7, 782-9, 782-16, 783-12 bis 783-14, 783-23, 788-25, 788-26, eventuell auch 782-3, 783-1, 783-2, 783-15 11.5.5 Typ V: giebelförmige oder parabel­ förmige Firstziegel 134  Rüeggisberg, Klosterkirche. Firstziegel Typ V: Rekonstruktionsvorschlag mit stumpfem Winkel und abgerundeter Spitze.

Die Fragmente vom Typ V kann man nur als Teile von schweren, giebelförmigen Firstziegeln interpretieren (Abb. 134 und Katalog B Abb. 270). Für Dachflächen eignen sie sich nicht. Es handelt sich um dicke, meist dunkelrote, selten orangefarbene Fragmente. Sie sind aussen glatt verstrichen und innen gesandet. Die meisten weisen fast krümmungsfreie Flächen auf, insbesondere die dicken. Zur Spitze hin werden sie aussen gerundeter. An der Spitze erfolgte jeweils der Bruch. Die Materialstärke beträgt im Durchschnitt 3 cm, wobei sie zwischen 2 und 3 cm schwankt (ausnahmsweise 1,8 beziehungsweise 3,4 cm). Die maximal messbare Seitenlänge beträgt mehr als 19,5 cm (Pos. 788-8). Musterbeispiele: siehe generell Pos. 788, grösstes Fragment Pos. 789-1, für die Oberfläche siehe Pos. 788- 21 und 796 Weitere Pos.: 781-2 und 781-3, 782-1 und 782- 2, 782-4, 782-8, 782-21 und 782-22, 782-25, 783- 20 und 783-21, 787-7 bis 787-9, 788-1 bis 788-5, 788-9 bis 788-24, 788-27 bis 788-32, 792-3 bis 792-8, 795-2 und 795-3, 796-1 bis 796-7 sowie 796-11 und 796-12, eventuell auch 782-3, 782- 14, 783-15, 788-6 bis 788-8

Die Firstziegel mit giebel- oder parabelförmigem Querschnitt sind an ihren geraden Seitenflächen zu erkennen. Da sie auf Leisten geformt wurden, sind die Innenseiten in der Regel geradlinig, während die Aussenseiten von flach bis stark wellig sein können. Beim Knick an der Giebelspitze ergibt sich durch das Biegen und Anstreichen die schwächste Stelle. Die Biegung kann aber auch gerundet verlaufen, sodass sich aussen eine Parabelform und auch innen ein Bogen ergibt. Die spitzwinkligen Bruchstellen lassen mehrheitlich auf eine Giebelform schliessen. Einige Fragmente weisen aber auch Innenkrümmungen auf. Die Fragmente in Rüeggisberg sind aussergewöhnlich dick. Vermutlich stammen sie von grossen, schweren Objekten, die den Vorteil haben, dass sie auf dem First aufgrund der Schwerkraft den Stürmen zu trotzen vermögen. Mit den zarten Ziegeln vom Typ III haben sie keinerlei Gemeinsamkeiten. Aus materiellen und handwerklichen Gründen ist es unwahrscheinlich, dass die beiden Typen in der gleichen Werkgruppe hergestellt wurden. Als frühe Vergleichsbeispiele für geknickte Hohlziegel sind die karolingischen Ziegel aus Lorsch (DE) zu erwähnen, die jedoch dünner sind.199 11.5.6 Ziegelschrotmörtel

Beim Halsring Pos. 793 der Säule (Kat. 9) in der Laibung des Nordfensters Pos. 24 wurde der Mörtel wegen seiner Farbqualität angewendet (Abb. 135). Dadurch wurden die Nähte mit den drei roten Ziegelfragmenten optisch zusammengebunden. Allerdings scheint hier der Ziegelschrotmörtel nur oberflächlich aufgetragen worden zu sein.

135  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querhaus-Nordarm, Nordfassade, mittleres Rundbogenfenster: zusätzlicher Halsring aus Ziegelfragmenten unter dem Halsring des Kapitells. Farblich verbunden durch Ziegelschrotmörtel. Blick nach Südwesten. Aufnahme von 2020. 199 Hagenmaier 2018, 289.

98

12



Funktionen der einzelnen Raumteile Georges Descœudres

Direkte Hinweise auf die Funktion einzelner Raumteile stellen einzig die in den Apsisräumen  2–5 festgestellten Überreste von Blockaltären dar, von denen allerdings nicht sicher feststeht, ob es sich dabei um ursprüngliche Konstruktionen handelt. Eine eindeutige Aussage liegt lediglich bezüglich des Apsisraumes 1 vor, wozu es in einem «Bericht über die Ausgrabungen im Kluniazenserpriorat Rüeggisberg» heisst: «Spuren eines Altares wurden hier absolut keine gefunden.»200 Nähere Angaben über die Funktionen einzelner Raumteile sind aus den cluniazensischen Lebensgewohnheiten zu gewinnen, von denen sich drei verschiedene Versionen aus der Zeit des Bestehens von Cluny II – Vorbild von Rüeggisberg201 – erhalten haben. Es handelt sich dabei um die Consuetudines Farfenses, die noch zu Lebzeiten von Abt Odilo († 1049) für das Kloster Farfa (IT) verfasst wurden, ferner die ­Antiquores consuetudines Cluniacensis monasterii, die Ulrich von Cluny in den Jahren nach 1079–1085 als Vorlage für Hirsau (DE) zusammenstellte, sowie der ungefähr gleichzeitig für das Mutterkloster aufgezeichnete sogenannte Ordo Cluniacensis des Mönchs Bernhard von Cluny.202 Mettler hat die Funktionen der einzelnen Raumteile von Cluny II anhand dieser Lebensgewohnheiten näher untersucht. Diese Consuetudines dürften, von möglichen Abweichungen im Einzelnen abgesehen, in den Grundzügen auch für Rüeggisberg Gültigkeit gehabt haben, zumal dessen (ungeschriebene) Lebensgewohnheiten von Ulrich selbst initiiert worden sein dürften. Danach bestehen die hauptsächlichen Funktionsteile der Kirche aus Sanktuarium, Chor und Langhaus. Letzteres fällt bei Rüeggisberg weg. «Presbyterium und Chor werden in den cluniazensischen Quellen streng auseinandergehalten. Sie bezeichnen verschiedene Teile

des Kirchengebäudes. Das Presbyterium ist die Stätte des Hauptaltares, der Chor ist der Standort des Konvents beim Gottesdienst.»203 Der Mönchschor hat seinen Standort in der Regel in der Vierung der Kirche. Der Hauptaltar liegt in der Mittelapsis, die bei grösseren Bauten wie in Rüeggisberg mit zwei seitlichen Altarräumen in direkter Verbindung steht, sodass das gesamte Sanktuarium drei kommunizierende Räume umfasste. Feste Sitze gibt es dort keine; «für den jeweiligen Gebrauch werden Stühle [sella und faldistolium sind die Bezeichnungen dafür] ins Presbyterium getragen».204 Bei der Bogenöffnung zum Hauptaltarraum steht das Lesepult. Der Hauptaltar ist von der Rückwand abgesetzt und weist – jedenfalls in Cluny – ein Ziborium auf. Die Seitenkapellen (in Rüeggisberg die Apsisräume 1 und 5) gehören liturgisch nicht zum Presbyterium; dennoch müssen sie «im Organismus des klösterlichen Gottesdienstes eine hervorragende Rolle gespielt haben».205 Da bei den Cluniazenserkirchen keine direkte Verbindung zwischen Dormitorium und Kirche bestand, betraten die Mönche den Chor vom Kreuzgang kommend durch den südlichen Querschiffarm. Die Vierung dürfte der Ort des Chorgebets gewesen sein, doch wissen wir kaum etwas darüber, wie ein Chorgestühl für vier Mönche gestaltet war.206 200 EAD, Hahnloser, Bericht Ausgrabungen. In einer handschriftlichen Notiz von Joseph Zemp im Kopf des Berichtes ist Folgendes vermerkt: «Erhalten 8. Oktober 1940 von Prof. H. R. Hahnloser. Dem Eidg. Departement des Innern überwiesen: 3. Dez. 1940.» 201 Vgl. unten Kap. 14.4. 202 Tutsch 1998, 3 Anm. 5, 5 und passim. 203 Mettler 1910/11, 279. 204 Mettler 1910/11, 281 und Anm. 2. 205 Mettler 1910/11, 283. 206 Für das Cluniazenserpriorat auf der St. Petersinsel im Bielersee, das wie Rüeggisberg nur über eine Rumpfkirche verfügte, weil es einen ähnlich geringen Bestand an Mönchen aufwies, gibt es Vorstellungen, wie das Chorgestühl ausgesehen haben könnte (Gutscher/Ueltschi/Ulrich-Bochsler 1997, Abb. 189).

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Obwohl Türme in den Consuetudines keine Erwähnung finden, lässt sich aufgrund von zahlreichen Angaben zu Glockenzeichen erschliessen, dass im Vierungsturm mehrere Glocken angebracht waren,207 die vom Mönchschor aus angeschlagen wurden. Die Vorhalle wird in den Consuetudines auch als galiaea, atrium, vestibulum sowie ­paradisus bezeichnet. Ihre wichtigste Funktion in der Gottesdienstordnung bestand darin, Prozessionen aufzunehmen, «die nach Tag und Stunde, nach Weg und Ziel, nach Aufstellung und Zusammensetzung aufs reichste variiert waren. […] Es waren Schaustellungen, die man sich und dem zusammengeströmten Volk, für das ein besonderer Zuschauerraum vorgesehen war, zum besten gab».208 Und: «Zu sämtlichen Prozessionen […] gehört als wesentliches Stück der heiligen Handlung der Halt und der Gesang in der Vorhalle», wo die Umgänge vielfach ihren Abschluss fanden.209 Doppelgeschossige Westbauten grosser Cluniazenserkirchen wie in Romainmôtier VD und Payerne VD hatten, wie Kristina Krüger zeigte, eine wichtige Funktion im Totengedächtnis der betreffenden Klöster.210 Ein solcher Westvorbau war möglicherweise auch in Rüeggisberg geplant. Diese Ausführungen machen deutlich, dass die liturgisch bedeutsamsten Orte der Kirche in

100

Rüeggisberg die Vierung – der Ort des Mönchs­ chores – und das Sanktuarium – bestehend aus den drei mittleren Apsisräumen – waren. Durch die glatten Wandflächen der Plattenverkleidungen erfuhren sie eine besondere Auszeichnung. Klar ersichtlich wird auch, dass der Vierungsturm als Glockenträger für die unabdingbaren Glockenzeichen im Tagesablauf wie auch während des Gottesdienstes eine eminente Bedeutung hatte. Wichtig war auch die Vorhalle im Westen der Kirche. Der Umstand, dass bei älteren Bauten wie etwa bei Cluny II oder in Romainmôtier VD die Vorhalle erst nachträglich angebaut wurde, lässt darauf schliessen, dass die Prozessionen in der Liturgie der Cluniazenser im Laufe des 11. Jahrhunderts erheblich an Bedeutung gewannen sodass man eine solche Vorkirche nicht länger entbehren mochte. In der Rumpfkirche Rüeggisberg mit seinen wenigen Mönchen wird freilich alles etwas einfacher abgelaufen sein.

207 208 209 210

Mettler 1910/11, 4f. Mettler 1910/11, 11f. Mettler 1910/11, 12. Krüger 1998.

13



Sekundäre Baumassnahmen an der Klosterkirche Georges Descœudres

Bei der Beschreibung der einzelnen Bauteile wurde immer wieder auf sekundäre Baumassnahmen hingewiesen; in diesem Abschnitt sollen die wichtigsten Ergänzungen, Reparaturen und Umbauten überblicksmässig zusammengefasst werden. Soweit an den vorhandenen Überresten erkennbar, hat die Bausubstanz der Prio­ ratskirche Rüeggisberg bis zur Aufhebung des Klosters keine grundlegenden Veränderungen erfahren. Als einzige «gesamtheitliche» Massnahme ist auf die Verlegung eines Tonplattenbodens im Querschiff und in den Nebenapsis­ räumen hinzuweisen. Es scheint, dass der ursprüngliche Fussboden aus Sandsteinplatten schadhaft war und deshalb mit einem neuen Bodenbelag ersetzt wurde. Soweit aus den Sondierungen Hahnlosers ersichtlich wird, lag der Tonplattenboden teils deutlich oberhalb des ursprünglichen Bodens, was die Topografie des Fussbodens in der Prioratskirche veränderte, ohne dass diese in ihren grösseren Zusammenhängen genauer bestimmt werden könnte. 13.1

Brand des Dachstuhls über den Apsisräumen 1 und 2 Sicher noch zur Klosterzeit brannte der Dachstuhl über den Apsisräumen 1 und 2, wie aus der Schichtabfolge im Apsisraum 2 ersichtlich wird (vgl. Abb.  96). Über den Öffnungen zu den beiden Apsisräumen sind an der Ostfassade massive Rötungen des Mauerwerks zu erkennen (Abb. 136). Im Apsisraum 2 wurde eine rund 4–5 cm mächtige Brandschicht über einer stark verwitterten Sandsteinschicht gefasst.211 Über einer bis 16 cm starken Einfüllung mit Bauschutt wurde ein neuer Sandsteinplattenboden verlegt, worauf in einer späteren Bauphase ein Tonplattenboden zu liegen kam.212 Apsisraum 1, der kein Altarfundament aufwies und somit die ihm wohl ursprünglich

zugedachte Funktion als Nebenkapelle nicht wahrnehmen konnte, scheint nach dem Brand des Dachstockes aufgegeben worden zu sein. Auf der Innenseite der Zumauerung der Öffnung zu Apsisraum 1 fanden sich Wandmalereien, die zeigen, dass diese Zumauerung wohl kaum erst zur Zeit des Haberhauses (also nach Aufgabe des Klosters) vorgenommen wurde.

136  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Ostfassade: Das Mauerwerk oberhalb der Apsisräume 1 und 2 ist zum Teil massiv gerötet. Aufnahme von 1995.

13.2

Abgerutschte Mauerfront Unsicher ist die nähere zeitliche Einordnung von Reparaturen, die im oberen Teil der wetter­ exponierten Westfassade sowie am westlichen Okulus (Taf. 3) vorgenommen wurden. Da an der Innenwand entsprechende Interventio-

211 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 5, 30. 10. 1942. Die Anfertigung einer Schnittzeichnung im Massstab 1:10 in der ­Apsis 2 mit dieser Brandschicht ist im TB 5 unter «Tagesberichte vom 23. u. 24. Nov. 1942» vermerkt, jedoch nirgends aufzufinden. 212 Zur Schichtabfolge im Apsisraum 1 fehlen Angaben.

101

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

137  Lisciano Niccone, Provinz Perugia (IT), verlassenes Haus: Schadensbild einer abgerutschten Mauerfront. Aufnahme von 1994.

138  Rüeggisberg, Klosterkirche. Haberhaus: mittleres Geschoss mit Stütze von 1620. Aufnahme um 1940.

nen fehlen, ist davon auszugehen, dass sich die Schäden auf die Fassade beschränkten. Offenbar waren Teile der an der Mauerfront liegenden Feldsteine des zweischaligen Mauerwerks abgerutscht. Ursache könnten Schäden an der Dachtraufe gewesen sein, die aber am Baubestand nicht ersichtlich sind. Wahrscheinlich dürfte der Westwind das von der Traufe herunterfallende Regenwasser gegen die Fassade gedrückt und durch eine allmähliche Infiltration in die äussere Mauerschale Schäden verursacht ha-

ben, die zum Abrutschen der oberen Fassadenteile führten. Abb. 137 zeigt ein solches Schadensbild an einem Haus im verlassenen Weiler San Cristoforo in Lisciano-Niccone in der Provinz Perugia (IT). Die Reparatur der Schadensstelle zeigt einen anderen Mauercharakter als das originale Mauerwerk; die Lesesteine wurden nicht oder nur ansatzweise lagig aufgeführt (vgl. Abb. 48). Dem Reparaturmörtel wurde ein feiner Ziegelabschlag beigemischt, der dem Mörtel hydrophobe Eigenschaften verlieh. Diese Massnahme dürfte dafür bestimmt gewesen sein, einen neuerlichen Schaden derselben Art zu vermeiden. Es sei angemerkt, dass Hahnloser bei der Sanierung des Mauerwerks des ehemaligen Haberhauses besonders an der Westfassade in grösserem Umfang Ausgiessungen von Hohlstellen vorzunehmen hatte.213 13.3

Beobachtungen am Haberhaus Der nördliche Querschiffarm verdankt seine Erhaltung dem Umstand, dass nach dem Teil­ abriss der Klosterkirche in diesem Raumteil eine Kornschütte, das sogenannte Haberhaus, eingerichtet wurde, wie dies Hahnloser zu Beginn seiner Untersuchungen angetroffen hatte.214 Aktuell sind in den Seitenwänden des Querschiffarmes mit Zementmörtel ausführte Flicke von Balkeneinlassungen erkennbar, die vom Einzug von zwei Zwischenböden für das Haberhaus zeugen. Eine im Lapidarium aufbewahrte Holzstütze, die inschriftlich auf das Jahr 1620 datiert ist, stammt vom ersten Oberschoss (Abb. 138). Ältere Fotos zeigen einen Balkenunterzug im Erdgeschoss, worauf die Jahreszahl 1646 in Verbindung wohl mit einem Meisterzeichen des Zimmermanns zu erkennen ist. Offen-

213 StaBE, Nachlass Hahnloser, TB 4, 15.–19. Mai 1942; es ist von «Injektionsröhren» die Rede, die zwei‑ bis dreimal gefüllt werden mussten. 214 Ausser ein paar Fotos sowie einem Aufriss der Ostfassade hinterliess Hahnloser keine Dokumentation des von ihm angetroffen Vorzustandes. Es braucht nicht sonderlich darauf hingewiesen zu werden, dass die von ihm veranlasste vollständige Ausräumung der Installationen des Haberhauses nicht den heutigen Vorstellungen von Denkmalpflege entspricht.

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13  Sekundäre Baumassnahmen an der Klosterkirche

bar handelte es sich dabei um eine nachträgliche Verstärkung des Bodens bedingt durch die Belastung bei der Aufbewahrung des Korns. Schon bei Inbetriebnahme der Rumpfkirche bestehend aus dem Querschiff und fünf Apsisräumen war die Öffnung zum nie gebauten Nordseitenschiff zugemauert. Nach dem klosterzeitlichen Dachstuhlbrand der Apsisräume 1 und 2 wurde Apsisraum 1 offenbar nicht wieder instand gestellt und die Öffnung zu ihm zugemauert. Mit der Einrichtung des Haberhauses hat man auch die Öffnung zum Apsisraum 2 sowie die klosterzeitlichen Fenster des Querschiffnordarmes zugesetzt. Dagegen wurden in der West- und Ostwand sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Oberschoss neue Fensteröffnungen angelegt. Auf der Ost- und Westseite des Haberhauses wurde zudem je eine Türöffnung eingebrochen, wohl zum Aufzug des Korns; beide wurden von Hahnloser zugemauert. Der nördliche Vierungsbogen wurde mit einer Holzwand verschlossen, an deren Aussenseite eine Holztreppe die Obergeschosse des Haberhauses erschloss (vgl. Abb. 7). Das heutige Dachwerk, ein liegender Dachstuhl mit Rafen, ist inschriftlich auf das Jahr 1621 datiert. Die beiden Mittelpfetten wurden

nachträglich in die südliche Giebelwand eingelassen.215 Zu diesem Zeitpunkt wurde die Aufhöhung der Giebel zur Anlage eines steileren Daches vorgenommen. Bei der nördlichen Giebelaufwand sind neben wiederverwendeten Bruchsteinen auch Backsteine verbaut worden. Hier fand sich das ehemalige Firstwerkstück des Bogenfrieses in Zweitverwendung (vgl. Abb. 28). Der mit der Giebelaufhöhung eingerichtete Einschlupf in den Dachstuhl weist zwei massive Schultersteine auf. Die unterschiedlichen Daten aus dem 17. Jahrhundert auf verschiedenen Holzbau­ teilen des Innenausbaus und im Dachwerk verweisen auf mehrere Umbauten am Haberhaus, vermitteln aber kein kohärentes Bild von dessen Baugeschichte.

215 Aus denkmalpflegerischen Gründen konnte nicht abgeklärt werden, ob das Mauerwerk im fraglichen Bereich zum Vierungsturm gehört oder ob hier im Zusammenhang mit dem Bau des Giebels spätere Eingriffe erfolgten.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

14



Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung Georges Descœudres

Aufgrund der erhaltenen Überreste muss davon ausgegangen werden, dass als Gründungsbau der Prioratskirche Rüeggisberg eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit Querhaus und fünf Apsiden intendiert war. Davon ausgeführt wurden das Querschiff und fünf Altarhäuser mit je einer Apsis. Das Langhaus mit möglichen Ansätzen für einen Westvorbau wurde in den Fundamenten zwar ausgelegt, im Aufgehenden jedoch nicht ausgeführt. Nach Fertigstellung der Altarhäuser und des Querschiffes wurde der weitere Ausbau der Kirche eingestellt.216 Die als Verbindung zum Mittelschiff und zu den Seitenschiffen angelegten Bogenöffnungen des Querschiffes wurden zugemauert und auf der Westseite eine in Quellen des 13. und 14. Jahrhunderts «Atrium» genannte Vorhalle errichtet, welche auf der Südseite durch ein Portal mit dem Querschiff verbunden war. Von dieser Rumpfkirche haben sich der Nordarm sowie in grossen Teilen die Ostwand des Querschiffes erhalten; die fünf Altarhäuser, von denen aus statischen Gründen Maueransätze am Querschiff erhalten blieben, sowie der südwestliche Teil des Querschiffes inklusive Vorhalle wurden 1940–1942 ergraben (vgl. Abb. 84). Trotz des nachträglich massiv reduzierten Bauprogramms wurden bei der Ausführung der vorhandenen Teile der Kirche – soweit ersichtlich – keine Einschränkungen vorgenommen, weder bezüglich der architektonischen Ausgestaltung noch was die bauplastische oder malerische Ausstattung angeht. Die erhaltenen Teile lassen sich demnach sehr wohl in den Kontext der hochmittelalterlichen Architektur und Bauplastik einordnen. Die mit Tonnen gewölbten Querschiffarme waren in der Höhe des geplanten Mittelschiffes ausgebildet, wie der Bogenansatz der Öffnung zum Mittelschiff zeigt (vgl. Abb. 3). Geplant war eine ausgeschiedene Vierung. Das erhaltene Tonnengewölbe im Nordarm des Querschiffes

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wies auf beiden Seiten je einen Schildbogen sowie in der Mitte einen massiven Gurtbogen auf, der knapp 2 m unterhalb des Gewölbeansatzes auf drei nebeneinanderliegenden Konsolen ruhte. Im Zentrum des Querhauses existierte ein im Grundriss quadratischer Vierungsturm in unbekannter Höhe, wobei unsicher bleibt, ob die Vierung gewölbt oder mit einem offenen Dachstuhl gedeckt war. Im Osten des Querschiffes lagen fünf Apsiden, die alle einen Vorraum aufwiesen, welcher mit einem, bei den die Mittelapsis flankierenden Apsiden 2 und 4 mit zwei Kreuzgratgewölben über seitlichen Schildbogen abgeschlossen war. Im Grundriss lagen die Hauptapsis und die beiden seitlich angrenzenden Apsiden beim Ansatz des Apsisbogens gleichauf und bildeten mit ihren Vorjochen eine Trias von kommunizierenden Altarräumen, die gesamthaft als Presbyterium beziehungsweise Sanktuarium der Kirche angesprochen werden kann.217 Die äusseren Apsisräume waren stark zurückgestuft und erscheinen entsprechend als Seitenkapellen, wobei anzumerken ist, dass im nördlichen Apsisraum 1 eine Altarstelle fehlt, die ursprünglich wohl vorgesehen war. Nach dem klosterzeitlichen Brand der Dachstühle über den Apsisräumen 1 und 2 wurde der Apsisraum 1 aufgegeben und die Öffnung zum Querschiff zugemauert.

216 Baeriswyl/Descœudres 2021, 297–298. 217 Möbius 1982, 151: «In der Mitte des 10. Jh. erweiterte sich mit der zweiten Klosterkirche in Cluny das alte, einräumige Altarhaus zum dreischiffigen Presbyterium, das den basilikalen Aufbau des Langhauses östlich des Querhauses wiederholte. Es entstand eine eigene kleine Kirche in relativer Unabhängigkeit vom übrigen Bau.»

14  Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung

14.1

139  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm, Nordfassade: Eingezeichnet sind die ursprüngliche Dachlinie sowie die Grenzen zwischen den verschiedenen Mauerabschnitten mit gebrochenem Sandsteinmaterial und kristallinen Feldsteinen. Tuffeinschlüsse und vorgeblendete Sand­ stein­platten sind hier nicht berücksichtigt.

Baubetrieb Hinweise auf den Ablauf der Bauarbeiten konnten an den untersuchten Bauteilen insofern gewonnen werden, als keine Unterbrechungen der Arbeiten im Sinne von Baunähten oder verschmutzten Fugen beobachtet wurden, sodass man annehmen kann, dass jedenfalls die Errichtung des erhaltenen Nordflügels des Querschiffes ohne längere Unterbrüche vonstatten ging. Aus römischen Ruinen herangeschafftes Baumaterial, wie dies bei den «benachbarten» Cluniazenserkirchen in Payerne VD, Münchenwiler und auf der St. Petersinsel nachgewiesen werden konnte,218 war in Rüeggisberg nicht zu beobachten. Es wurde darauf hingewiesen, dass die einzelnen Baumaterialien – Bruchsteine aus Sandsteinbrüchen, kristalline Lesesteine und Tuffblöcke – paketweise oder bänderartig an den Wänden und an den Fassaden des Querhauses verbaut wurden (Abb. 139). Dies deutet darauf hin, dass man das Steinmaterial nach Eintreffen der Lieferungen aus den verschiedenen Beschaffungsplätzen (Steinbrüche, Kiesgruben und Bäche) au fur et à mesure verbaute. Hingegen muss angenommen werden, dass die Anlieferung der für die Wandverkleidungen bestimmten Sandsteinplatten zeitlich präzise koordiniert wurde. Die weithin singuläre Plattenverkleidung der Wände beziehungsweise bestimmter Wandpartien setzte ein hohes handwerkliches Geschick und wohl auch eine gewisse Vertrautheit mit dieser Art der Wandgestaltung voraus; sie dürfte in Rüeggisberg allerdings aus der Not geboren worden sein. In den Steinbrüchen der näheren Umgebung weisen die Sandsteinformationen zum überwiegenden Teil verhältnismässig dünne Lager auf, die kaum für die Herrichtung grösserer Quader ausreichten. Wollte man diesen Sandstein für den Bau nutzen, musste man sich mit diesen schmalen Lagern zufriedengeben. Es ist dem handwerklichen Geschick der Steinmetze zu verdanken, dass neben dem umfangreichen Bruchsteinmaterial auch grosse Platten aus den Sandsteinbrüchen gewonnen werden konnten, die sehr zerbrechlich waren und deshalb einen sorgfältigen Transport zur Baustelle erforderten.

Im Zusammenhang mit dem Baubetrieb ist auf ein einschneidendes Ereignis hinzuweisen, das Anpassungsarbeiten erforderte und in einem Belang auch zu einer Planänderung führte: Wie in Taf. 8 ersichtlich ist, weist die Westwand des Nordquerhauses eine auffallende Neigung nach aussen auf, wobei der Überhang bei unseren Untersuchungen 1990 mit 25 cm eingemessen wurde. Diese Verformung der Westwand, die vermutlich durch den Druck des Tonnengewölbes entstanden ist, wurde durch eine deutlich sichtbare Streckung des Vierungs- und des Gurtbogens sowie der Tonnenwölbung überbrückt. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Verformung bei der Errichtung des Tonnengewölbes auftrat, denn ein Wechsel im Konstruktionsmörtel bei der Anpassung von Bogen und Gewölbe war nicht zu erkennen. Die Anpassung stellte somit nicht eine nachträgliche Reparatur dar, sondern wurde mit der Fertigstellung des Gewölbes bewerkstelligt. Dabei weist der Umstand, dass nur die Westwand davon betroffen war, darauf hin, dass die Apsisräume, die auf der

218 Gutscher/Ueltschi/Ulrich-Bochsler 1997, 47–48 (Martin Bossert). 105

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Ostseite als wirksames Widerlager dienten, bereits weitgehend aufgerichtet waren. Die Verformung der Westwand war von einer Fundamentsenkung im nordwestlichen Eckbereich des Querschiff-Nordarmes begleitet  – sofern diese nicht sogar deren Auslöser war. Als Folge dieser Fundamentsenkung traten in der Nordwand Mauerrisse auf.219 Dass Fundamentsenkung und Mauerrisse zusammenhängen, geht daraus hervor, dass in diesen Rissen neben sekundären, wohl von Hahnloser veranlassten Ausgiessungen auch Stopfungen mit dem originalen Mauermörtel und Ergänzungen der Pietra rasa inklusive Fugenstrich beobachtet werden konnten. «Messbar» war die Fundamentsenkung anhand der Beobachtung, dass die westliche Konsole des Schildbogens an der Nordwand 16 cm tiefer liegt als jene im Osten, während die Kämpfergesimse beim Vierungsbogen nahezu gleichauf liegen.220 Die Senkung der Fundamente scheint ferner einen Bruch des Türsturzes am Nordportal des Querhauses bewirkt zu haben, sodass es ratsam schien, die Türöffnung zur Entlastung des gebrochenen Sturzes zuzumauern. Die ursprünglich auf der Innenseite bis an den Türanschlag reichende Vermauerung221 wies dieselben Charakteristika des Mauerwerks und auch denselben Mauermörtel inklusive Pietra rasa und Quadermalereien auf wie an den übrigen Teilen des Querschiffes. Deshalb ist davon auszugehen, dass diese Massnahme noch während des Baus der Kirche erfolgte. Welch enorme Kräfte auf dem gebrochenen Sturz lasten, ist daraus zu ersehen, dass die Türschwelle – die im Übrigen keinerlei Ablaufspuren aufwies – unter der Zumauerung der Türöffnung vertikal und horizontal zerbrochen ist (vgl. Abb. 32). Betrachtet man die auffällig breite Fundamentauslegung, wie sie bei der Westwand des südlichen Querschiffarmes festgestellt wurde (vgl. Abb. 77), so möchte man annehmen, dass diese als Reaktion auf die Fundamentsenkung im nördlichen Pendant veranlasst wurde. Dies würde allerdings voraussetzen, dass der Bau des südlichen Querschiffarmes erst nach der weitgehenden Fertigstellung des Nordarmes in Angriff genommen wurde.

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14.2

Ausstattung des Baus Die Plattenverkleidung bildete an den Vierungspfeilern sowie in den Vorjochen des dreiteiligen Sanktuariums geschlossene, glatte Wandflächen und hob sich damit deutlich von den übrigen Wandteilen ab (vgl. Abb. 90). Diese waren teils aus Lesesteinmauerwerk mit Pietra rasa und Kellenstrich, teils als Bruchsteinmauerwerk als kleinteiliger Mauerapparat (petit appareil) ausgebildet, wobei die Oberfläche der Steine mit der Fläche überarbeitet sowie geschlämmt beziehungsweise verputzt wurde. Ein ähnliches Nebeneinander von unterschiedlich strukturierten Wandflächen ist auch an den Langhausfassaden von Payerne II sowie am Querschiff der Prioratskirche Münchenwiler zu beobachten, wo grössere, auf Sicht bestimmte Quaderflächen – allerdings nur ausnahmsweise Platten – bei den Gliederungselementen mit einem kleinteiligen Handquaderapparat aus römischen Spolien bei den Wandflächen abwechseln. Eine ähnlich strukturierte Wandgestaltung ist übrigens sowohl an den Fassaden als auch an Innenwänden des erhaltenen Querschiffarmes von Cluny III festzustellen.222 In Rüeggisberg ist eine Konzentration der glatten Wandflächen im Zentrum, also in der Vierung und im Sanktuarium, sowie eine Ausdünnung gegen die Peripherie hin zu beobachten. Anhand der Wandverkleidungen in der beschriebenen Art ist eine besondere materialästhetische Auszeichnung223 der Vierung und der mittleren drei Apsisräume auszumachen, also des mutmasslichen Standortes des Mönchschores und des dreiteiligen Sanktuariums. Damit wurde der Bedeutungswert der

219 Zu Bauschäden, die durch Setzung der Fundamente bewirkt wurden, vgl. Furger 2011, 119–126; ähnlich beim Cluniazenserpriorat auf der St. Petersinsel: Gutscher/­Ueltschi/­ Ulrich-Bochsler 1997, 88–89. 220 Im Mai 1942 veranlasste Hahnloser nach dem Beizug eines Ingenieurs eine Verstärkung der Westwand-Fundamente inklusive des nordwestlichen Vierungspfeilers (TB 3 und TB 4) sowie den Einzug von drei Mauerankern. 221 Die originale Zumauerung der Türöffnung wurde 1991 bei Konservierungsmassnahmen auf der nördlichen Aussenseite aus Sicherheitsgründen zusätzlich vorgemauert und die Bruchstelle wurde im Sturz gekittet. 222 Vgl. Baud 2003, fig. 32. 223 Zur materialistischen Auffassung von «Schönheit» im Mittelalter vgl. Assunto 1982, 30–32.

14  Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung

M. 1:100

wichtigsten Raumteile der Klosterkirche optisch wahrnehmbar gesteigert. Die im Norden und Süden jeweils auf einer Achse liegenden Durchgänge von den geplanten Seitenschiffen ins Querschiff und von diesem in die langgestreckten Apsisräume zuseiten der Hauptapsis weisen als einzige am Bau gestufte Arkaden auf. Beim Eingang in die Apsisräume ist diese Stufung auf der Seite des Querschiffes als Blendbogen ausgestaltet (Abb. 140). Blendbogen dieser Art sind in der Cluniazenserarchitektur nicht eben verbreitet, finden sich jedoch im erhaltenen Querschiff von Cluny III.224 Im vorliegenden architektonischen Kontext sind die erwähnte Stufung der Arkaden sowie die Blendbogen als Auszeichnung zu begreifen, nämlich als Auszeichnung je einer Achse, die von den Seitenschiffen zu den Seitenräumen des Sanktuariums verläuft. Diese waren wohl als Prozessionsachsen gedacht, zumal die Mittelachse der Kirche üblicherweise durch den Mönchschor besetzt war. Es ist interessant festzuhalten, dass an diesen beiden Prozessionsachsen die auffallendsten Reminiszenzen an die Antike angebracht waren: Gesimsleisten mit Eierstab und Voluten «ionischer Ordnung»225 (Abb. 141). Jede Prozession auf diesen beiden Achsen hätte an diesem antikisierenden Bauschmuck vorbeiziehen müssen. Die in Rüeggisberg soweit ersichtlich auf diese Stelle konzentrierte demonstrative Antikennähe scheint in der Tat, wie Gutscher es formulierte, «Architektur gewordenes programmatisches Ideengut» zu verkörpern, worin der «für Cluny grundlegende RomBezug» zum Ausdruck kommt.226 Es sei daran erinnert, dass Rüeggisberg wie die Mutterabtei in Cluny einem Peter-und-Paul-Patrozinium unterstellt war. Beim übrigen Bauschmuck handelt es sich um eine mehrheitlich ornamental ausgebildete, aus blockhaften Grundformen entwickelte Skulptur, die sowohl stilistisch wie auch motivisch einen Habitus aufweist, der noch deutlich der frühromanischen Bauplastik verhaftet ist und vorwiegend auf eine norditalienische Herkunft hinweist. Ohne Fragen der Form und der Motive der Bauplastik im Einzelnen vorwegzunehmen, ist hier auf zwei grundlegende Gegebenheiten des Bauschmucks an der Prioratskirche in Rüeggisberg hinzuweisen: auf die Grossformen – die «Architektur» – der Kämpfer

140  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querhaus-Nordarm, Ostwand: Blendbogen über der Öffnung zum Apsisraum 2.

141  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querhaus-Nordarm, Westwand: antikisierende Bauskulptur bei der gestuften Öffnung zum geplanten Nordseitenschiff. Ansicht gegen Südwesten (Skizze aus Tagebuch 4, 15. Juli 1942).

an den Öffnungen zu den Apsisräumen sowie auf die gesamthafte Verteilung des plastischen Dekors am Bau. Es fehlt eine Kapitellbildung als Überleitung von der Last zur Stütze, stattdessen wurden leicht vorstehende Kämpfer oder Kämpfergesimse (Kap. 16.3.3) als Bindeglieder eingefügt, deren Blockform durch die horizontal orientierte Reliefverzierung noch unterstrichen wird. Statt des Kapitells als vertikal orientierten Bindeglieds wurde hier ein Kämpfer oder gar ein Kämpfergesims als betont ­horizontales Element

224 Vgl. Baud 2003, fig. 31. 225 So gemäss der Darstellung der dorischen und ionischen Säulenordnungen nach einer Vitruv-Handschrift aus Séléstat (FR) (Bibliothèque municipale, ms. 1153 bis) aus dem 9./10. Jh. (Kruft 1991, Abb. 1). 226 Gutscher 1996, 108 und 110.

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verwendet. Der bereits vorher angesprochenen Verteilung des plastischen Schmucks am Bau mangelt es an struktureller Kohärenz: Die Reliefplatten in der Wand und an der Nordfassade wurden in Gruppen unklarer Zusammengehörigkeit angebracht, verschiedenartige Konsolen und ungleiche Gesimsstücke und -anfänge wurden eingefügt und die Felder bei den Blendbogenfriesen ungleichmässig verziert. Dies macht deutlich, dass ein gesamtheitliches Konzept für die Anbringung des Bauschmucks nur bedingt gegeben war. Eine gewisse Folgerichtigkeit ist in der Zuordnung der Kämpfer zu den verschiedenen Ebenen der Bogenöffnungen – Nebenapsisräume, Blendbögen, Vierungsbögen – auszumachen. Die Variabilität der Formen und die Verteilung der Bauplastik wie auch der Ziegeleieinsprengsel zeigen in gewissem Sinne Experimentalcharakter und entbehren nicht einer spielerischen Souplesse. Oder muss man sie als Ausdruck einer unzureichenden Abstimmung zwischen einem in cluniazensischer Bautradition geschulten Werkmeister und den aus Norditalien stammenden Bauleuten deuten? 14.3

Lage und Funktion der Eingänge

142  Rüeggisberg, Landwirtschaftshof im ehe­ maligen Klosterbereich: aktuelles Portal und Zufahrt im Westen. Blick nach Osten. Aufnahme von 2013.

Der Zugang zum mittelalterlichen Kloster war ein anderer als der heutige Zugang zu den Überresten der Anlage (Abb. 157). Die heutige Fahrstrasse, die in einer Schlaufe östlich um den Baukomplex herumführt (vgl. Abb. 9), wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. Zuvor führte der Weg von Rüeggis-

berg nach Schwarzenburg an der Westseite des Klosters und des Gehöfts vorbei, wo noch ein steinerner Torbogen steht (Abb. 142). Der ursprüngliche Hauptzugang zu Kloster und Kirche lag demgemäss auf der Westseite. Insofern dürfte Hahnloser mit der Annahme eines Westeingangs ins geplante Langhaus der Klosterkirche (vgl. Abb. 11) richtig gelegen haben. Die realisierte Rumpfkirche mit Querhaus und Apsiden verfügte über eine gleichsam improvisierte Vorhalle, die sich über den Bereich des geplanten Mittel- und Südseitenschiffes erstreckte und auf der Westseite des nordwestlichen Vierungspfeilers ans Querhaus stiess (vgl. Abb. 84). Sie sparte damit den Bereich des vorgesehenen Nordseitenschiffes aus. Gemäss Fussbodenverlauf im Innern des Querschiffes und zufolge der Schwellenhöhe des Durchgangs ins geplante Nordseitenschiff lag dieser Bereich ohnehin um mehrere Stufen höher als das Mittelschiff.227 Der Zugang von aussen in die Vorhalle, der in den Ausgrabungen nicht lokalisiert werden konnte, dürfte aufgrund der dargestellten Situation auf der Westseite gelegen haben. Im Bereich des vermauerten Durchgangs vom Querschiff ins geplante Südseitenschiff führte ein Portal von der Vorhalle in die Rumpfkirche. Daneben bestand ein weiteres Portal als Verbindung von der Vorhalle zu den Konventsbauten. Es ist trotz der dem Dorf zugewandten Lage und der repräsentativen Auszeichnung des Nordportals im Querschiff fraglich, ob dieses ursprünglich als Zugang für die Dorfbevölkerung von Rüeggisberg bestimmt war,228 zumal das Querschiff cluniazensischer Klosterkirchen in der Regel den Laien nicht zugänglich war. Bei diesem Portal, das bereits während des Baus der Kirche aufgegeben werden musste, dürfte es sich der Intention nach um die Totenpforte gehandelt haben, da der Mönchsfriedhof, zu welchem regelmässig Prozessionen führten – deshalb wohl der repräsentativ ausgezeichnete Ausgang und Wiedereintritt in die Kirche –, auf

227 Der Niveauunterschied zwischen dem höher liegenden Bereich des geplanten Nordseitenschiffes und dem Mittel‑ und Südseitenschiff zeigt sich im von Norden nach Süden abfallenden Zugangsweg zum heutigen Pfarrhaus. 228 Mit einem ungehinderten Zugang für Weltleute zum Nordportal ist ohnehin nicht zu rechnen, da das Kloster von einer Mauer umgeben gewesen sein dürfte.

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M. 1:500

14  Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung

der Ostseite der Kirche gelegen war. Denkbar ist, dass die triumphbogenartige Ausgestaltung dieses Portals im Sinne einer Paradiesespforte verstanden wurde. Unklar ist die Funktion der Nebenpforte auf der Westseite des nördlichen Querschiffarmes. Ein Eingang an dieser Stelle ist gelegentlich auch bei anderen Cluniazenserkirchen zu beobachten, etwa beim 1097 geweihten Bau von Saint-Etienne in Nevers (FR), wo ein Nordeingang mit repräsentativer Auszeichnung allerdings fehlt.229 Auch im südlichen Querschiffarm wies die Kirche in Rüeggisberg einen breiteren Eingang auf der Südseite und einen schmaleren im Westen auf, die beide in den Kreuzgang führten. In möglicher Analogie zu den Eingängen im Norden dienten sie womöglich den prozessionalen Einzügen (Südportal) und dem «privaten» Ein- und Ausgang der Mönche in die Kirche (Westportal). 14.4

Rüeggisberg im Spannungsfeld unterschiedlicher Bautraditionen Bei kaum einer Prioratskirche der Cluniacensis ecclesia ist die Übereinstimmung mit der Kirche der Mutterabtei – Cluny II – im Grundriss dermassen ausgeprägt wie im Fall von Rüeggisberg,230 auch nicht in Romainmôtier, das immer wieder als getreuliches Abbild von Cluny II zitiert wird. Rüeggisberg war wie Cluny II mutmasslich mit sechs Stützenpaaren und einem nahezu gleich langen Langhaus geplant.231 Rüeggisberg weist ferner ein gegenüber dem geplanten Langhaus deutlich vorkragendes Querschiff und ein dreiteiliges Sanktuarium auf, wobei die einzelnen Apsisräume der Breite von Mittelschiff und Seitenschiffen entsprechen, sowie zusätzlich zwei deutlich zurückgestufte Apsisräume an den äusseren Enden des Querschiffes (Abb. 143). Diese Charakteristika liessen sich auch ohne nähere Aufzeichnungen von Cluny auf Rüeggisberg übertragen, und es ist anzunehmen, dass der «ehrwürdige» Cuno, den Abt Hugo mit Ulrich nach Rüeggisberg schickte und in dem wir den praefectus operum sehen möchten, in Rüeggisberg mit Vorgaben ans Werk ging, die von der Mutterkirche inspiriert waren. Was im Grundriss bei der in Rüeggisberg geplanten und teilweise ausgeführten Kirche gegenüber Cluny II verändert wurde, war

143  Klosterkirche Cluny II, Grundriss (nach Baud/ Sapin). M. 1:1000.

0

10 m

weitgehend zeitbedingt, ist Rüeggisberg doch rund hundert Jahre nach Cluny II entstanden. Die Veränderungen betreffen hauptsächlich die Proportionen, etwa das Verhältnis der Seitenschiffe zum Mittelschiff, die Breite und die Höhe des Querschiffes, ausgehend von einer quadratischen statt einer querrechteckigen Vierung. Ausserdem wurde auf die bei Conant als cryptae bezeichneten Nebenräume des Sanktuariums verzichtet.232 Lässt sich solcherart nicht nur ein burgundischer, sondern näherhin ein cluniazensischer Grundriss erkennen, so zeigt der Bau im Aufgehenden ein anderes Erscheinungsbild.233 Weder die fehlende tektonische Gliederung der Wände noch die Art des Bauschmucks und schon gar nicht dessen wenig kohärente Anordnung am Bau sind in burgundischen Kirchen nach der Mitte des 11. Jahrhunderts anzutreffen. Dies gilt im Wesentlichen auch für das Motiv des Bogenfrieses,234 für die schräg eingeschnittenen Laibungen der Fenster, für die sichelförmigen Bogenformen, für die in das Mauerwerk eingelassene Ziegeleikeramik235 sowie für die in Rüeggisberg mehrfach auftretenden Bogen- und Fugenritzungen. Es sind dies

229 Salet 1967, 162–184. Eine zeichnerische Darstellung der Kirche aus dem Jahre 1609 zeigt diese Nebenpforte, die zum ursprünglichen Bestand der Kirche gehörte, bereits zugemauert (Salet 1967, 171 Abb.). 230 Reinle 1968, 326; Sennhauser 1970, 78. 231 Vgl. Baud/Sapin 2019, fig. 25. 232 Die Identifizierung dieser Nebenräume mit den in den Consuetudines Farfensis «cryptae» genannten Raumteilen ist sehr fraglich, zumal es ernst zu nehmende Hinweise auf die Existenz einer Kryptenanlage in Cluny II gibt (Sapin 1990, 87). 233 Zum Mauerwerk im burgundischen Raum vgl. Vergnolle 1996. 234 Im Burgund tritt der Bogenfries in der Architektur des 11. und frühen 12. Jh. gegenüber dem Konsolenfries stark zurück. Plastisch verzierte Bogenfelder wie in Rüeggisberg sind hier gänzlich unbekannt. 235 Gabbrielli 1990, 17: «La presenza di decorazioni in laterizi, spesso inserite in murature in pietra, è ampiamente diffursa nell’architettura protoromanica e romanica dell’­Italia settentrionale.»

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Elemente, die vor allem in zeitgenössischen Bauten Mittel- und insbesondere Oberitaliens auftreten. Teilweise können sie auch an Kirchenbauten in Deutschland beobachtet werden, von denen angenommen wird, dass sie von italienisch geschulten Bauleuten errichtet wurden. Auch entspricht der Verzicht auf eine Einwölbung des geplanten Langhauses in Rüeggisberg einer Baukonzeption, wie sie im 11. Jahrhundert vor allem in Oberitalien verbreitet war, wo ein gewölbtes, dreiteiliges Sanktuarium – allerdings in der Regel ohne Querschiff – einem basilikalen Langhaus (vorwiegend mit offenem Dachstuhl) angegliedert war.236 Vollends mediterran mutet die mit 24 Grad auffallend geringe originale Dachneigung beim Nordseitenschiff an.237 Da die Cluniacensis ecclesia über ein ausgedehntes Filialnetz verfügte, das unter Abt Hugo mit einer Reihe von Klostergründungen und -übertragungen besonders in Oberitalien seine grösste Ausdehnung erreichte,238 können enge Verbindungen Clunys zu Italien und über die Tochterklöster zu italienischen Bauleuten vorausgesetzt werden. Oberitalienische Bautraditionen sind in der nahen Thunersee­ region zwar nicht unbekannt und mit wichtigen Bauten wie Amsoldingen, Spiez und Steffis144  Giornico TI, Kirche San Nicola. Nordwestecke des Kirchenschiffes. Aufnahme von 1987.

burg vertreten;239 inwieweit hier Anknüpfungen zu Rüeggisberg bestanden haben, ist jedoch ungewiss. Für die Vermittlung von Bauleuten wird man eher cluniazensische Verbindungen in Betracht ziehen müssen, zumal die beiden Initiatoren des Rüeggisberger Konvents direkt aus dem Mutterkloster kamen. Hinsichtlich verschiedener Merkmale der Bautechnik als auch bezüglich der Anwendung bestimmter Architekturmotive kann die Prioratskirche in Rüeggisberg zumindest in der weiteren Region teils als einzigartig, teils als pionierhaft bezeichnet werden. Einzigartig ist die Steinplattenverkleidung mit dem ausserordentlich präzisen Zuschnitt der Platten und Quader, wie sie ähnlich im Eingangsbereich von zwei norditalienischen Bauten anzutreffen sind, die beide um 1100 entstanden: in der Basilika Sant’Abbondio in Como (IT)240 und in der Basilika San Vittore in Arsago Seprio (IT)241. Eine analoge Mauertechnik allerdings bei materialbedingt deutlich massiver zugeschnittenen Granitplatten ist auch an der um 1100 entstandenen Kirche San Nicola in Giornico TI zu beobachten,242 hier nun am gesamten Bau und nicht im Wechsel mit kleinteiligem Mauerwerk (Abb. 144). Dabei gilt es zu bedenken, dass solcherart präzise zugeschnittene Platten und Quader eine entsprechende Beherrschung der Steinbruchtechnik und besonders bei den zerbrechlichen Sandsteinplatten eine sorgfältige Behandlung voraussetzten. Bezüglich des bautechnischen Know-hows ist ferner auf die an der Prioratskirche Rüeggisberg verwendeten Backsteine und Ziegel hinzuweisen. Über die Herstellung und Verbreitung von Baukeramik in nachrömischer Zeit ist bisher noch wenig Genaues bekannt. Die Verwendung von Ziegeleikeramik wurde vereinzelt an

236 Vgl. Rutishauser 1982 II, 42–56. 237 Günther Binding gibt als durchschnittliche Dachneigung bei Kirchen im deutschen Sprachraum Anfang des 12. Jh. 30–34 Grad an (Binding 1991, 11). 238 Vgl. Brucher 1987, 36; Piva 1999. 239 Zu diesen Kirchen im nahe gelegenen Gebiet des Thunersees zuletzt Eggenberger/Ulrich-Bochsler, 1989b, 54–58. 240 Cassanelli/Piva 2017, 102–11, fig. 68. 241 Cassanelli/Piva 2017, 191–200, fig. 172. 242 Gilardoni 1967, 333–355; Reinle 1968, 358–362; Meier 1996, 143–148, hier 145.

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14  Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung

karolingischen Bauwerken beobachtet.243 Der Anstoss zur hochmittelalterlichen Verbreitung der Backsteintechnik nördlich der Alpen scheint von Norditalien ausgegangen zu sein,244 von wo aus diese seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in verschiedenen Gegenden Deutschlands, in Frankreich und in den Niederlanden grössere Verbreitung gefunden hat.245 In der engeren Region wird der Backstein in nennenswertem Umfang erstmals um 1200 am Schloss Burgdorf und ab 1230 als Produkt der Ziegelei des Zisterzienserklosters St. Urban LU fassbar.246 Wenn vor 1100 in Rüeggisberg Ziegel und Backsteine verwendet wurden, so kommen dafür eigentlich nur Werkleute aus Oberitalien infrage.247 Es erstaunt deshalb nicht, dass der in Backstein ausgeführte Zickzackfries (vgl. Abb. 133) als typisch lombardische Friesform248 ebenfalls an der Prioratskirche in Erscheinung

tritt und zwar wie ein Teil der Bauplastik primär als Zier- und nicht als Gliederungselement. Hinzuweisen ist auf das Architekturmotiv des Portals mit einer triumphbogenartigen Rahmung, wovon am Nordportal in Rüeggisberg als Reminiszenz die seitlichen Pilaster manifest werden (Abb. 145). Ähnliche Portalgestaltungen sind wiederum in Norditalien anzutreffen,249 am ausgeprägtesten bei der Kirche San Siro di Cemmo in Capodiponte (Abb. 146),250 oder bei dem von lombardischen Bauleuten errichteten Grossmünster in Zürich.251 Zur Bautechnik in Rüeggisberg ist ferner auf das frühe Auftreten von Werkstücken für die Bogenfriese (vgl. Abb. 52) anstelle von aus Bruchsteinen gemauerten Friesen hinzuweisen. Der Rundbogenfries an der im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts oder um 1100 entstandenen Apsis von Sant’Abbondio in Como (IT) wird als frühes Beispiel dafür genannt;252 ihm wäre der Fries am Turm über dem erhaltenen Südteil des Querschiffes von Cluny III an die Seite zu stellen.253 Es erstaunt, dass mit diesem frühen Auftreten von Bogenfrieswerk­ stücken in Rüeggisberg zugleich ein plastischer

145  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querschiff-Nordarm: Darstellung des vermauerten Nordportals mit den rekonstruierend ergänzten flankierenden Wandpilastern. Zeichnung 1991. M. 1:100.

146  Cemmo, Provinz Brescia (IT), Kirche San Siro (Ende 11. Jahrhundert): Portal an der Südfassade.

243 Zum Beispiel an der Einhards-Basilika im Odenwald (DE), vgl. Ludwig/Müller/Widdra-Spiess 1996, 59; vgl. Descœudres 2014. 244 In der norditalienischen Lombardei ist seit dem 11. Jh. neben einer Steinarchitektur im nördlichen Teil (Alpenrandgebiet mit Brescia, Bergamo, Como, Varese) in der Ebene im südlichen Teil (Milano, Mantua, Cremona, Pavia) eine Backsteinarchitektur verbreitet (Cassanelli/Piva 2017, 25). 245 Stiehl/Wentzel 1937, 1346; Schnyder 1958, 28–30; Conant 1979, 108–109; Binding 1980. 246 Schweizer 1985, 119–121; Goll 1994, 9. 247 In Payerne und in Münchenwiler wurden ähnlich wie in Rüeggisberg Backsteine zur Verfüllung von Mauerfugen verwendet, doch dürfte es sich hier um römische Spolien gehandelt haben. 248 Hohmann 1999, 164; vgl. Piva 1999, Abb. 20 (San Maiolo in Pavia). 249 Cassanelli/Piva 2011. 250 Cassanelli/Piva 2011, 233–236, fig. 221. 251 Gutscher 1983, 78–79, Abb. 8 und 56. 252 Hohmann 1999, 162–163. 253 Conant 1968, Abb. 94.

111

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Dekor in den Bogenfeldern zu finden ist, wie er auch in späterer Zeit, vor allem im 12. und frühen 13. Jahrhundert, sowohl in Italien wie auch in Deutschland eine eher seltene Form des Bauschmucks geblieben ist. Hinzuweisen ist ferner auf den Okulus als Architekturmotiv, der zwar auch in der Westwand des Querschiffes der Prioratskirche Münchenwiler Anwendung fand, in Rüeggisberg jedoch in der besonderen Form mit gestuftem Gewände ein typisch norditalienisches Merkmal der Zeit darstellt.254 In der Architektur des Burgund ist der Okulus vor Cluny III kaum bekannt, tritt jedoch dort und in Nachfolgebauten wie im ehemaligen Priorat Saint-Etienne in Nevers (FR) und in Paray-le-Monial (FR) am Querschiff oder am Sanktuarium auf. Ähnliches gilt für den Blendbogen zumal als Gliederung der Querschiffwände. Gesamthaft lässt sich sagen, dass das Erscheinungsbild der Prioratskirche in Rüeggisberg stark vom stofflichen Eigenwert sowie von der handwerklichen Fertigung geprägt ist. Rüeggisberg ist ein Bau der Gegensätze und zugleich des Übergangs. Kennzeichnend dafür sind nicht allein nur landschaftlich verschiedenartig ausgeprägte Bautraditionen, kennzeichnend ist ebenso das Zusammentreffen unterschiedlicher Entwicklungsstufen. Damit stiess man freilich an Grenzen. Dies zeigen in technischer Hinsicht die Fundamentsenkung und die Verformung der Westwand des Nordquerarmes, die darauf hinweisen, dass die Bauleute mit der Technik der Tonnenwölbung – die in Oberitalien wenig verbreitet war255 – unzureichend vertraut waren. Handwerklich-künstlerische Einflüsse aus einer anderen Region sind architektur- und generell kunstgeschichtlich nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich in Rüeggisberg ist das Zusammentreffen einer burgundischen Konzeption mit einer oberitalienischen Handwerkstradition ausserhalb der beiden Regionen, nämlich in einem alemannischen Randgebiet. Rüeggisberg erweist sich diesbezüglich als Schnittpunkt der alemannischen, burgundischen und lombardischen ­Peripherie. In konzeptioneller Hinsicht werden Defizite bei der Strukturierung des Gesamtbaus im Allgemeinen sowie bei der Anordnung des Bauschmucks im Speziellen erkennbar. Architektur und Bauskulptur bilden nur bedingt eine

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aufeinander bezogene Einheit; der plastische Dekor und besonders die Reliefplatten wirken vielfach appliziert und sind nur bedingt Teil eines Gesamtkonzeptes.256 Das Zusammentreffen unterschiedlicher Entwicklungsstufen hatte jedoch nicht nur Anpassungsschwierigkeiten zur Folge, sondern auch zu innovativen Lösungen geführt. Dazu zählen die Plattenverkleidung der Wände sowie der plastisch verzierte und als Werkstücke gearbeitete Bogenfries, ausserdem die spezielle Situierung der Blendbogen und der gestuften Okuli, im weiteren Sinn ist auch das Auftreten von Bauschmuck an den Fassaden dazuzurechnen. An der Peripherie der Cluniacensis ecclesia ist in Rüeggisberg durch das Zusammentreffen unterschiedlicher Bautraditionen an der Schwelle zur Hochromanik ein in mehrfacher Hinsicht einzigartiger Kirchenbau entstanden. 14.5

Exkurs: War Rüeggisberg das Gesellenstück im Hinblick auf Cluny III? Hinter der Frage nach dem Gesellenstück steht die Frage, ob der Mönch Cuno, der mutmassliche Baumeister der Klosterkirche Rüeggisberg, identisch sei mit dem Mönch Gunzo, der als erster Baumeister von Cluny III überliefert ist. Wie erinnerlich, gab Abt Hugo von Semur um 1072 Lütold von Rümligen zur Gründung des Klosters in Rüeggisberg zwei Mönche mit: Ulrich von Cluny und den «ehrwürdigen» Cuno. Es spricht alles dafür, dass Cuno der Bauleiter war, während sich Ulrich mit der Etablierung des Konvents befasste (Kap. 2.2). Die Entsendung der beiden Mönche nach Rüeggisberg ist in der Vita posterior des heiligen Ulrich überliefert, die wohl im zweiten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts in der Umgebung der letzten Wirkungsstätte Ulrichs in Zell von einem anonymen Verfasser geschrieben wurde.257 In der zeitnah um 1120 von Gilo verfassten Vita des Abtes Hugo wird berichtet, dass ein 254 Cassanelli/Piva 2011. 255 Cassanelli/Piva 2017, 28. 256 Dazu vgl. Armi 1983, 116: «In Burgundy the sculptors were the builders, and when changes in the two media occured, they changed in distinctly parallel ways. The changes in the two media, which reached a climax at Cluny III, began, in fact, within northern First Romanesque masonry practicies.» 257 Fuchs 2004, Sp. 1583–1584; vgl. Lamke 2004, 163–180.

14  Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung

gewisser Gunzo, ein kranker Mönch der Abtei Cluny, um 1088 eine Traumvision hatte, wonach ihm der Apostel Petrus auferlegt habe, Abt Hugo aufzutragen, in Cluny eine neue Klosterkirche zu bauen, zu welcher Petrus die Baumasse vorgab (Abb. 147).258 Dem Auftrag wurde insofern Nachdruck verliehen, als bei Nichtbefolgung der Anweisungen Petri der kranke Gunzo sterben müsse, andernfalls er jedoch genesen würde. Die Funktion von Gunzos Traum in der Vita S. Hugonis ist offensichtlich eine nachträgliche «apostolische» Rechtfertigung für die «überrissenen» Dimensionen und den bis dahin unerreichten Ausstattungsluxus von Cluny III,259 die bei Zeitgenossen heftige Kritik hervorgerufen hatten (Bernard von Claivaux’ Apologia ad Guillelmum260) und die Abtei an den Rand des wirtschaftlichen Ruins brachten.261 Die Glaubwürdigkeit einer Legende verlangt nach «überprüfbaren» Fakten. Diese dürften im vorliegenden Fall mit der Existenz des Mönches Gunzo († vor 1092/93) vorliegen, an den sich ältere Mönche in Cluny erinnert haben dürften und der in den Nekrologien der Abtei greifbar ist.262 Da Gunzo mutmasslich mit dem Bau von Cluny III betraut wurde,263 lässt sich daraus schliessen, dass er mit dem Bauhandwerk vertraut war. Wenn Cuno und Gunzo, wie vermutet, identisch wären, könnte Rüeggisberg im Hinblick auf den 1088 begonnenen Bau von Cluny III gewissermassen als dessen Gesellenstück gesehen werden. Bei näherem Betrachten gibt es trotz der deutlich unterschiedlichen Dimensionen der beiden Bauten einige Eigenheiten, die Rüeggisberg und Cluny III miteinander verbinden. Da wäre etwa der abschnittsweise Wechsel von Mauerteilen aus kleinteiligem Steinmaterial (petit appareil) und glatten Mauerflächen aus sorgfältig zugerichteten Quadersteinen zu nennen.264 Ein Motiv, das in der Architektur der burgundischen Cluniazenser weitgehend fehlt, ist der Rundbogenfries unterhalb der Traufe. Cuno/Gunzo könnte das Motiv bei den norditalienischen Bauleuten in Rüeggisberg kennengelernt haben, das am oktogonalen Turm über dem erhaltenen Südarm des kleineren Querschiffes von Cluny III prominent erscheint.265 Als weitere Gemeinsamkeiten wären die hochgezogenen Blendarkaden zu den Altarräumen 2 und 4 im Querschiff von Rüeggisberg zu erwähnen (vgl. Abb.  144), die in der Cluniazenser­

147  Traumvision des Gunzo: Illumination aus der Vita des Abtes Hugo (Paris BN lat.17716, fol. 43r).

architektur sonst kaum verbreitet sind.266 Das ungewöhnliche Motiv eines grossen Fensters in einem unteren und zwei kleineren Fensteröffnungen im darüberliegenden Register wie an der Nordfassade des Querschiffes von Rüeggisberg (Abb. 148) findet sich auch im Querschiff von Cluny III.267 Was die beiden Motive der hochgezogenen Blendarkaden und der Anordnung von zwei kleineren über einem grösseren Fenster betrifft, ist es denkbar, dass Cuno/Gunzo deren Wirkung in Rüeggisberg ausprobiert hat, ehe er sie in Cluny III zur Anwendung brachte. Aufgrund des spärlichen Quellenmaterials lässt sich nicht sicher nachweisen, dass Gunzo mit dem «ehrwürdigen» (venerabilis) Cuno identisch war. Die Vita Ulrichs und jene des Abtes Hugo haben geografisch und auch bezüglich ihres geistlichen Umfelds eine verschiedenartige Entstehungsgeschichte, obschon sie zeitlich nah beieinanderliegen. Die Ulrichsvita wurde im Schwarzwald, also an der Peripherie des cluniazensischen Wirkungskreises, anonym ­verfasst.

258 259 260 261 262 263 264 265 266 267

Gilo, Vita S. Hugonis, II,1–2; vgl. Kohnle 1993, 61–62. Carty 1988. Rudolph 1988. Kohnle 1993, 63. Kohnle 1993, 62. Baud 2003, 137, gibt an, dass Texte des 12. Jh. Gunzo als ersten Baumeister von Cluny III überliefern; vgl. Kohnle 1993, 62. Vgl. Baud 2003, fig. 32. Vgl. Conant 1968, Abb. 94. Vgl. Baud 2003, fig. 31. Vgl. Baud 2003, fig. 31 und 86.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

M. 1:100

148  Rüeggisberg, Klosterkirche. QuerschiffNordarm, Nordfassade: Fenstergruppe. Ohne Massstab.

Die Lebensbeschreibung des Abtes Hugo hingegen wurde von Gilo geschrieben, der Mönch in Cluny war, ehe er 1120 von Papst ­Calixtus II. zum päpstlichen Legaten nach Rom berufen wurde. Hier verfasste er auf Veranlassung von Abt Pontius (1109–1122, Nachfolgeabt Hugo von Semurs) die Vita S. Hugonis.268 Bei der verschiedenartigen Entstehungsgeschichte der beiden Viten ist nicht auszuschliessen, dass sich die Namensform ein und desselben Mönchs unterschiedlich überliefert hat, wobei Gilo der «hauseigenen» Überlieferung der Abtei Cluny näher gestanden haben dürfte als der Anonymus im Schwarzwald, der mit «Cuno» eine in seiner Region bekannte Namensform verwendete. 14.6

Datierung Mit der voranstehenden Charakterisierung der Prioratskirche Rüeggisberg dürfte deutlich geworden sein, dass der Bau vor dem grossen Aufbruch zu Cluny III im Jahre 1088 begonnen wurde, welcher bei einzelnen Cluniazenserbauten im Gebiet der heutigen Schweiz bereits vor seiner Fertigstellung Spuren hinterlassen hat. Innerhalb der Abfolge der Westschweizer Cluniazenserbauten wird Rüeggisberg zeitlich nach der frühzeitig aufgegebenen Basilika I auf der St. Petersinsel269 (Mitte 11. Jahrhundert) anzusetzen sein, jedoch vor Münchenwiler270 (nach 1080) (Abb.  149c) und Rougemont 271 (Ende 11. Jahrhundert) (Abb. 149e) und auch vor Payerne III272 (Fertigstellung um 1100 (Abb. 149b). Der für St. Petersinsel I erschlossene Grundriss zeigt in der Ausbildung des dreiteiligen Sanktuariums noch eine deutliche Nähe zu Romainmôtier III (Abb. 149a), insbesondere bezüglich der gegenüber den Seitenschiffen deutlich brei-

114

teren Ausbildung der Nebenapsiden. Diese sind einzig bei Rüeggisberg und Payerne III – hier freilich bei einem anderen Raumkonzept – analog zu Cluny II (vgl. Abb. 147) in gleicher Breite wie die Seitenschiffe ausgebildet. Hingegen lassen Bau I und II des Inselklosters (Abb. 149d) wie bei den jüngeren Cluniazenserkirchen eine quadratische Vierung erkennen, was auch auf die räumliche Ausbildung Auswirkungen hatte. Bei einer quadratischen Vierung ist mit vier gleich hohen Vierungsbögen zu rechnen, was bedeutet, dass im Gegensatz zu Cluny II und zu Romainmôtier VD, wo das Querschiff niedriger ausgebildet war beziehungsweise ist,273 dieses nun die Höhe des Mittelschiffes erreichte. Weist Romainmôtier III um 1030 in allen drei Raumteilen – Langhaus, Querschiff und Sanktuarium – Tonnengewölbe auf,274 zeigt Rüeggisberg beim mutmasslich geplanten Verzicht auf eine Einwölbung des Langhauses und unter Beibehaltung der Tonne im Querschiff ein Kreuzgratgewölbe im Sanktuarium und auch in den äusseren Apsisräumen. Münchenwiler und Payerne III hingegen weisen auch im Querschiff ein Kreuzgratgewölbe auf. Das auf ältere Vorbilder zurückgreifende Konzept des ungewölbten Langhauses – mit Flachdecke oder mit offenem Dachstuhl – gelangte noch einmal bei der Prioratskirche in Rougemont VD zur Anwendung,275 bei welcher Peter Eggenberger ebenfalls norditalienische Einflüsse vermutet.276 Dieser Bau wurde einheitlich aus handquadergrossen Lese- und Bruchsteinen errichtet und mit einem Pietrarasa-Verputz mit Fugenstrich versehen.277 Die Arkaden im Langhaus zeigen einen Spitzbogen, der gemäss Sennhauser bereits dem Einfluss von Cluny III geschuldet ist.278 Zeitlich am nächsten zu Rüeggisberg dürfte Münchenwiler stehen, das vermutlich wegen seiner doppelten Funktion als Priorats- und Pfarrkirche eine

268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278

Gilo, Vita S. Hugonis, 271. Gutscher/Ueltschi/Ulrich-Bochsler 1997, 82–85. Eggenberger et al. 2000. Sennhauser 1980, 123. Faccani et al. 2020, 9–13. Grodecki 1986. Sennhauser 1970, 43–45. Sennhauser 1980, 122. Eggenberger et al. 2000, 119. Fontannaz 1980, 136. Sennhauser 1980, 123.

14  Synthese und architekturgeschichtliche Einordnung

M. 1:1000

asymmetrische Ausbildung der Apsisräume aufwies. Mit dem Nebeneinander unterschiedlich strukturierter Wandflächen im Innern und Äussern ist sie Rüeggisberg verwandt, und auch a) Romainmotier das für die Langhausstützen ermittelte Interkolumnium von 3,80 m dürfte mit jenem im geplanten Langhaus von Rüeggisberg weitgehend übereingestimmt haben. In der Art der Wölbung des Querschiffes – Kreuzgrate in den Seitenarmen, Rippen in der Vierung – wie auch hinsichtlich der Bauplastik steht Münchenwiler jedoch näher bei Payerne III, dessen Ostpartei unter dem Einfluss von Cluny III gegen Ende b) Payerne des 11. oder in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts fertiggestellt worden sein dürfte.279 Rüeggisberg steht entwicklungsgeschichtlich in seinem im cluniazensischen Kontext beinahe archaisch anmutenden Verzicht auf eine Gliederung der Wände und auf eine Wölbung im Langhaus sowie in der Art und der akzidentiellen c) Münchenwiler Anbringung des Bauschmucks hinter Payerne III und Münchenwiler zurück. Mit seiner auf die Vierung und das Sanktuarium fokussierenden Wandverkleidung sowie mit einzelnen bautechnischen Errungenschaften wie dem Backstein und dessen ornamentaler Anwendung sowie d) St. Petersinsel dem aus ganzen Werkstücken gefertigten Rundbogenfries weist die Kirche innerhalb der Baukunst nördlich der Alpen anderseits erstaunliche Innovationen auf, die im cluniazensischen Umfeld nur bedingt – etwa mit der Art der Fertigung des Bogenfrieses – Eingang gefunden haben. e) Rougemont Diese entwicklungsgeschichtliche Ambivalenz der Prioratskirche Rüeggisberg lässt es geraten erscheinen, sich bei der Datierung des Baus weniger auf stilistische, sondern eher auf historische Kriterien abzustützen. Für die Errichtung oder jedenfalls für den Baubeginn der Kirche wird man im Hinblick auf die Lebensdaten Ulrichs von Cluny die Zeit zwischen 1070 und 1079 ins Auge fassen müssen. Die Bau­skulptur mit ihren unterschiedlichen Tendenzen (Werkstätten?) und ihrer Nähe zum Westvorbau von Romainmôtier weist in die 70er-Jahre des 11. Jahrhunderts (Kap. 16). Die Resultate der Radiokarbondatierung des beim Mittelfenster in der Nordwand erhaltenen Fensterrahmens helfen bei einer näheren zeitlichen Eingrenzung kaum weiter, denn die Fälldaten der beiden Hölzer (Esche und Buche) liegen mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,4  % (2-Sigma-­ Bereich)

a

149  Grundrisse von Cluniazenserkirchen in der Schweiz. M. 1:1000. a Romainmôtier III (nach Eggen­berger); b Payerne III (nach Faccani); c München­ wiler (nach Eggenberger); d St. Petersinsel II (nach Gutscher); e Rougemont (nach Sennhauser).

b

c

d

0

20 m

e

zwischen 1050 und 1150.280 Wie ernst ist die Konsole (Kat. 17) unter dem Bogenfries der Ostfassade als «Baudatum» zu nehmen, deren stilisiertes Blattwerk als «CXI» ([1]111) gelesen werden kann (Kap. 16.7.1.3)? Angesichts der Tatsache, dass von der ursprünglich geplanten Kirche nur ein Rumpfbau bestehend aus Querschiff und fünf Apsisräumen realisiert wurde, scheint eine Bauzeit von fast 40 Jahren kaum angezeigt, zumal am erhaltenen Mauerwerk keine fassbaren Bauunterbrüche zu beob­achten sind. Eine Datierung der (Rumpf-)Kirche in die 1070er-Jahre scheint deshalb am ehesten vertretbar zu sein.

279 Faccani et al. 2020, 11–13. 280 Bolliger 2021, 2.

115

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

15

Die Konventsbauten



Armand Baeriswyl

15.1

15.2

Einleitung

Baugeschichte aufgrund der Bild- und Schriftquellen

Der ursprüngliche Konventsbereich aus der Entstehungszeit des Priorates Rüeggisberg ist, wie in diesem Kapitel gezeigt werden wird, als klassisches südseitig an die Kirche anschliessendes Klaustrum zu rekonstruieren (Abb. 158). Es bestand aus drei Gebäuden: Südlich des Querhauses erstreckte sich der Klaustrum-Ostflügel, südlich des Kirchenschiffes lag der Westflügel und im Süden waren diese beiden Gebäude durch ein beidseits anstossendes Bauwerk, den Südflügel, verbunden. Diese drei Gebäudeflügel waren um einen Kreuzhof gruppiert, der von einem umlaufenden Kreuzgang gesäumt wurde.

Diese Anlage dürfte bereits im Mittelalter aufgrund mehrfacher Brände und wegen allgemeiner Vernachlässigung der Gebäude ab dem 13. Jahrhundert stark gelitten haben.281 Die Folgen der Säkularisierung von 1528 und eine weitere Brandkatastrophe im 19. Jahrhundert führten dazu, dass das Areal heute kaum mehr als Klaustrum erkennbar ist. Einige wenige Schriftquellen und Pläne des 18. und 19. Jahrhunderts lassen immerhin in groben Zügen erkennen, wie es zum heutigen Zustand kam.

281 Utz Tremp 1991a, 647–649.

150  Rüeggisberg, Klosterkirche. Projektplan von 1748 (Grundriss): das Erdgeschoss des geplanten Neubaus im Areal des Priorates mit den bestehenden beziehungsweise nicht abzubrechenden Gebäuden/ Mauern (schwarz) und den neu zu errichtenden Gebäuden/Mauern (rot). Norden ist oben.

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15  Die Konventsbauten

151  Blick nach Norden auf Rüeggisberg und die Südfassade des Neubaus von 1748, rechts die Pfarrkirche. Kolorierte Aqua­tinta von 1823 von Jakob Samuel Weibel, 1771–1846.

15.2.1 Der älteste Plansatz von 1748: Stiftsschaffnerei und Pfarrpfrund

Als das Kloster 1484 dem Propst des neu gegründeten St. Vinzenzstifts übertragen wurde, übernahm ein Schaffner die Verwaltung und den Einzug der Abgaben und Zinsen. Er dürfte im Priorat residiert haben. Die Reformation änderte grundsätzlich nichts daran: Als Verwaltungsstruktur mit einer Schaffnerei, die für die Güter- und Finanzverwaltung zuständig war, existierte das Stift weiter. Für Rüeggisberg hatte das zur Folge, dass es weiterhin ein «Logement» für den Stiftsschaffner gab. Allerdings regierte das Stift nicht mehr uneingeschränkt: Kurz nach 1528 wurde ein Teil der ehemaligen Klostergüter als pfarrherrliches Pfrundgut ausgeschieden. Das führte denn auch dazu, dass der Pfarrer, dessen Haus im Dorf baufällig geworden war, ab 1541 ebenfalls auf dem ehemaligen Klostergelände residierte.282 Diese Teilung der Güter und der Gebäude illustriert der älteste erhaltene Plansatz des A ­ reals von 1748, ein mit Grundrissen, Schnitten und Ansichten gross angelegtes und grossenteils realisiertes Umbauprojekt (Abb. 150).283 Die Untersuchungen von 1991 und 1996 lassen vermuten, dass ein Grossbrand Anlass zu diesem Umbau gab.

Was zeigen diese Pläne von 1748? Die Kirche war damals weitgehend verschwunden. Lediglich das später Haberhaus genannte Nordquerhaus ist auf dem Projektplan rechts oben als «Altes Gebäüw» verzeichnet. In den Bereich des weitgehend abgebrochenen Südquerhauses sollte ein Ofenhaus eingebaut werden. An dieses schloss das einzig noch bestehende Fragment des Klaustrum-Ostflügels an, eine Mauer, die als Rückwand des zum Ofenhaus gehörigen Holzschopfes erhalten blieb (Abb. 159,7 und 8). Vom Südflügel des mittelalterlichen Konvents hingegen scheint 1748 nichts mehr erhalten gewesen zu sein. An der Stelle des Mittelteils war ein Pfarrhausneubau vorgesehen, im Bereich des Westteils eine Kornschütte und ein nach Süden führendes Treppenhaus. Westlich davon schloss ein unterkellerter Neubau an, der als «Logement» für den Stiftsschaffner dienen sollte. Eine herrschaftliche zweigeschossige Südfassade mit sage und schreibe zwölf Fensterachsen unter einem grossen Vollwalmdach sollte die drei Neubauten zusammenschliessen (Abb. 151 und 152).

282 Utz Tremp 1991a, 656–657. 283 StaBE, BX 97 Rüeggisberg 01–05, 1748.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

152  Rüeggisberg, Klosterkirche. Projektplan von 1748, Ansicht der Süd­ fassade des geplanten Neubaus. Hinter den ersten drei Fensterachsen von links befand sich über beide Etagen das Loge­ment des Stiftsschaffners. Hinter den fünf Fensterachsen von rechts war das Pfarrhaus untergebracht. Das Kornhaus des Pfarrers und das Treppenhaus zwischen dem Hof und dem südlichen Hangfuss trennte diese beiden Wohn­ einheiten. Blick nach Norden.

153  Rüeggisberg, Klosterkirche. Projektplan von 1748: Grundriss des Obergeschosses des geplanten Neubaus im Areal des Priorates mit den bestehenden beziehungsweise nicht abzubrechenden Gebäuden/Mauern (schwarz) und den neu zu errichtenden Gebäuden/Mauern (rot). Norden ist oben.

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15  Die Konventsbauten

154  Rüeggisberg, Klosterkirche. Projektplan von 1748: Ansicht der West­ fassade des ehemaligen Westflügels des Konvents (Kornhaus) und Schnitt durch das Logement des Stiftsschaffners. Blick nach Osten.

Am vollständigsten erhalten war damals der zweigeschossige Konventsflügel West mit der noch bestehenden Raumeinteilung. Gemäss Projektplan sollte dieses Gebäude fortan dem Stiftsschaffner dienen, das Erdgeschoss als Remise und Pferdestall, das Obergeschoss als grosses Kornhaus (Abb. 153 und 154). Dafür war geplant, die Westfassade des Konventsflügels West abzubrechen und neu aufzuführen. Dank der Bauuntersuchung von 1996 wissen wir, dass dies nicht realisiert wurde, sondern dass gerade diese Fassade bis heute erhalten geblieben ist (Abb. 154). Westlich des ehemaligen Konvents erstreckte sich der Wirtschaftshof. In seiner Südwestecke sollte eine neue Pfrundscheune mit Ställen, Tenn und Remise für den Pfarrer errichtet werden. Um das Areal zog sich eine Mauer, die im Norden mit der Seitenschiffmauer Nord und im Nordosten mit der Querhausmauer Ost identisch ist.

15.2.2 Zwischen 1833 und 1867: die Rettungs-Anstalt

Mit dem Ende des Ancien Régime 1798 gingen viele feudale Strukturen unter und die entsprechenden Ämter wie Schaffnereien und Landvogteien wurden aufgelöst, die entsprechenden Gebäude standen in der Folge oft leer. Das war auch in Rüeggisberg, nun bernische Staatsdomäne, der Fall. Während der östliche Teil des Klosterareals weiterhin der Versorgung des Dorfpfarrers diente, fand man für die Gebäulichkeiten der ehemaligen Schaffnerei 1833 eine neue Verwendung: Sie wurde zur «Rettungs-Anstalt». Dabei handelte es sich um eine der vielen, seit dem frühen 19. Jahrhundert neu eingerichteten Anstalten, zu denen Heime für Jugendliche und Kinder, Arbeitsanstalten, Armenverpflegungsanstalten, Strafanstalten und psychiatrische Kliniken gehörten.284 Im Zuge der sozialen Verwerfungen des 19. Jahrhunderts kam es zu Anstrengungen, all

284 Ludi/Matter/Rietmann 2011, 192–204.

119

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

155  Rüeggisberg, Klosterkirche. Plan über die obrigkeitlichen Kloster-Güter zu Rüeggisberg, aufgenommen im März 1851. Die Nummern bezeichnen Flächen (Gärten, Acker, Obstwiesen).

jene, die nicht in den Rahmen damaliger Ordnungsvorstellungen passten, mit repressiven Massnahmen zu disziplinieren. Ein wichtiges Mittel war die Einweisung in staatlich oder privat geförderte Anstalten. Manch eine davon war für viele Insassinnen und Insassen konzipiert, und damit waren ehemalige Schaffnereien und Landvogteien, die meist ein grosszügiges Raumangebot aufwiesen, ideale Standorte für Anstalten aller Art. Drei Grundrisspläne, die 1851285, 1864286 und 1867287 angefertigt wurden, zeigen den damaligen Zustand der «Anstalts- und Pfarr-­ Domaine zu Rüeggisberg» (Abb. 155). Im Osten lagen die Querhausreste mit dem Haberhaus und dem Ofenhaus, daran anschliessend zwei Holzschöpfe an der erhaltenen Westmauer des Konventsflügels Ost. Im Süden dominierte der grosse T-förmige Bau mit dem Pfarrhaus und der Anstalt in der ehemaligen Schaffnerei. Im ummauerten Wirtschaftshof erhoben sich drei Gebäude, die Scheune von 1748  – wahrscheinlich bereits nach Osten erweitert, wie eine gestrichelte Linie auf dem Plan von 1867 vermuten lässt –, dazu ein Gebäude südlich davon und ein weiteres im Nordwesten des Hofes. Ein grosses Garten­areal sowie ein Teich mit Brunnen gehörten ebenfalls zum Grundstück.

120

15.2.3 Der Brand von 1875 und die Neu­ ordnung des Areals im späten 19. Jahrhundert

1875 kam es zu einem Grossbrand, der den ehemaligen Konvent weitgehend zerstörte (Abb. 156).288 Nur die Gebäude im Wirtschaftshof und diejenigen im Bereich des ehemaligen Querhauses überlebten die Katastrophe. Die Brandruinen wurden abgebrochen und die «Rettungs-Anstalt» wurde ins Schloss Köniz verlegt.289 Der Brand wurde zum Anlass genommen, das Areal neu zu ordnen. Der Ostteil des ehemaligen Klostergevierts diente weiterhin als Pfarrdomäne und erhielt 1876 ein neues, nun allseitig freistehendes Pfarrhaus, das auf den wohl

285 286 287 288 289

StaBE, AA IV Seftigen 12 a, 1851. StaBE, AA IV Seftigen 13 a, 1864. StaBE, AA IV Seftigen 14,1 a, 1867. StaBE, AA IV Seftigen 15 a. Die Institution, die noch 1925 «Arbeitsheim für schwachsinnige Mädchen Schloss Köniz», ab 1932 «Mädchenheim Schloss Köniz» hiess, zog nach einem Brand im Schloss ­Köniz (1995) erneut um und verfügt, seit 1993 Stiftung Steinhölzli genannt, über eigene Gebäude an der Hildegard­ strasse in Köniz (www.steinhoelzli.ch).

15  Die Konventsbauten

156  Rüeggisberg, Klosterkirche. Situationsplan über die abgebrannte RettungsAnstalt und Pfarrhaus neben den geretteten Dependenzen in Rüeggisberg 1875 mit dem brandzerstörten Pfarrhaus und der ebenfalls brandzerstörten Anstalt (ehemaliger Westflügel des Konvents und ehemaliges «Logement» des Stiftsschaffners) sowie den erhaltenen Bauten im Osten (Haberhaus, Ofenhaus mit Holzschopf) und im Westen (Bauten des Wirtschaftshofes).

nur wenig versehrten Sockelmauern des niedergebrannten Vorgängerbaus errichtet wurde (Abb. 159,5).290 Der Westteil hingegen wurde zwischen 1876 und 1899 an Private als Bauerngut verkauft. Dabei verlagerte man die Parzellengrenze zwischen Bauerngut und Pfarrgut um 3,5 m nach Westen, sodass neben dem neuen Pfarrhaus, das den Grundriss des Vorgängers übernommen hatte, ein Durchgang nach Süden entstand. Westlich davon erbaute die Familie Trachsel am Ort des abgebrannten ehemaligen «Loge­ ments» des Stiftsschaffners ein neues Wohnhaus (Abb. 159,4). An dieses schloss nordseitig, im Bereich des mittelalterlichen Konventswesttrakts, eine Scheune an, die später Trachsel­scheune genannt wurde (Abb. 159,3). Als Westwand diente die alte Westfassade des Westflügels, die nach dem Brand von 1875 stehengeblieben war, während die neu errichtete Ostwand auf einer Abbruchschuttunterlage neu errichtet wurde. Die Ausgräber mussten diese 1942 denn auch bei den Grabungen abstützen.291

15.2.4 Veränderungen im 20. Jahrhundert

Die archäologischen Untersuchungen von Hans R. Hahnloser von 1938–1947 hatten im Areal des ehemaligen Klaustrums weniger einschneidende Folgen als in der Kirche, der ja auch das Hauptinteresse gegolten hatte. Die wichtigste sichtbare Folge auf dem Areal der ehemaligen Klausur war der Bau des Museums – genannt Lapidarium – in den Jahren 1947–1948. Das eingeschossige und mit einem Pultdach versehende Gebäude setzte an der Ostwand der Trachselscheune an und wies südseitig einen «Holzscherm» unter dem gleichen Dach auf (Abb. 159,1 und 2).292 1996 wurde ebendiese Scheune zu einem Wohnhaus umgebaut, was Anlass für eine archäologische Untersuchung war.293 2012 errichtete man auf dem schmalen Gelände­streifen

290 HBA Bern, Projektpläne vom 27. April 1876; Fotos finden sich bei der Denkmalpflege des Kantons Bern (Gerhard Howald, Bern). 291 StaBE, Nachlass Hahnloser, TB 5, 8. 10. 1942. 292 KDP, Archiv Rüeggisberg, Kloster, Fotos und Akten. Bauabrechnung 1940–1949, vom 13. 12. 1949, Edgar S­ chweizer, Architekt, Thun. 293 Baeriswyl 1995.

121

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

zwischen Bauernhaus und Pfarrhaus einen eingeschossigen hölzernen Anbau, der zur Auf­ deckung der Innenflucht der Südmauer des ehemaligen Südtrakts führte (Abb. 159,6).294 15.3

Die archäologischen und bau­ analytischen Untersuchungen und deren Ergebnisse Den Konventsbauten des Priorates hat man immer viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt als der Kirche, die bereits vor Hahnloser als grosses architektonisches Kunstwerk erkannt worden war. Zwar liess Hahnloser 1940–1942 den Mauern des Ostflügels nachgraben und als Vorbereitung für den Bau des Museums wurden auch im Bereich des dort vermuteten westlichen Kreuzgangflügels Grabungen vorgenommen. Eine mit derjenigen der Kirche vergleichbare Dokumentation wurde aber nicht erstellt, und so gibt es weder Detailzeichnungen noch Fotografien und abgesehen von kurzen Bemerkungen und Skizzen in den Tagebüchern auch keine Beschreibungen (Abb. 157). Auch in den letzten Jahrzehnten gab es im Bereich des Konvents nur wenige Untersuchungen, die sich ausserdem auf kleine Ausschnitte beschränkten. Bei der Sanierung der Kirchen157  Rüeggisberg, Klosterkirche. Konventsbauten: eine Seite aus dem Tagebuch von Hans R. Hahn­ loser vom April 1942 mit einer Grundrissskizze. Das Bild zeigt, wie schematisch im Bereich des Konvents dokumentiert wurde.

122

ruine 1988–1990 spielte die Klausur keine Rolle. Erst 1991 rückte das Konventsareal in den archäologischen Fokus, als eine Kanalisationsleitung von Nordwest nach Südost quer durch die Anlage verlegt wurde.295 1996 kam es im ehemaligen Westflügel zu einer Bauuntersuchung, als in das Obergeschoss eine Wohnung eingebaut wurde. Dabei entdeckte man einen spätmittelalterlichen Saal mit drei erhaltenen Sitznischenfenstern.296 Eine kurze baubegleitende Dokumentation im Jahr 2012 im Bereich des ehemaligen Klaustrum-Südflügels führte zur Aufdeckung der ehemaligen Südfront.297 Zu weiteren Untersuchungen kam es im Rahmen der jüngsten Restaurierung 2019/20. Zu nennen sind Sondierungen im Kreuzhof – sie erfolgten, als man die Kreuzgangmauern suchte –298 und eine Grabung im Nordteil des ehemaligen Ostflügels.299

294 295 296 297 298 299

Herrmann 2012. Gutscher 1991. Baeriswyl 1995. Herrmann 2012. Herrmann 2019. Herrmann 2020.

15  Die Konventsbauten

15.3.1 Die Konventsbauten aus der Entstehungszeit des Priorates

Die archäologischen Untersuchungen der Jahre 1991, 2012 und 2018 konnten für alle Bauten Fundamente erfassen, die ins Hochmittelalter und damit in die Zeit der Entstehung des Priorates zurückreichen. Es zeigte sich aber auch, dass der aufgehende Bestand, namentlich die Westfassade des Westtrakts und die Westfassade des Osttrakts («Kapitelsaal»), nicht mehr in die Gründungszeit gehören, sondern später (mehrfach?) erneuert wurden. Dazu kommt, dass die Mauerstrukturen des ehemaligen Osttrakts, die heute als bodenebene Mauerstreifen oder niedrige Mäuerchen sichtbar sind, allesamt weitgehend Erneuerungen beziehungsweise Aufmauerungen der Jahre 1940–1942 sind. Meist sind nur noch maximal zwei unterste Fundament­ lagen original erhalten. Immerhin erlaubt es der ergrabene Bestand, zumindest die plausible Grundrissrekonstruktion der ursprünglichen Klausur zu rekonstruieren. Es dürfte sich um eine «klassische» Konventsanlage auf der Südseite der Kirche gehandelt haben, bei der sich drei langgestreckte Gebäude um einen Kreuzhof gruppierten (vgl. Abb. 158).

über das Innere des Konventsgebäudes ausgesagt werden. Die einzige Ausnahme ist eine im südlichen Drittel innenseitig an die Westmauer gesetzte rechteckige gemauerte Grube mit den Massen 4,25 × 2,6 m. Sie kann als mehrphasige Ofenkonstruktion, vielleicht als Teil einer Bodenheizung, interpretiert werden. Es ist deshalb zu vermuten, dass sich im Südteil des Gebäudes das calefactorium, der neben der Küche einzige beheizbare Raum in einem hochmittelalterlichen Kloster, befunden haben dürfte. Dazu passt, dass sich in diesem Südteil Reste von verkohlten Brettern fanden, die aufgrund von C14Daten in die Zeit zwischen 775 und 1156 datieren.300 15.3.1.2 Der Südflügel des Konvents

Zum Südflügel gibt es mit Ausnahme des Aussengrundrisses ebenfalls nur wenige fassbare Befunde. Er stand ganz im Süden an der Hangkante und erstreckte sich nach Westen bis zur Westflucht des Klaustrums. Das Gebäude wies ebenfalls eine Länge von 31 m auf, war aber nur 8,6 m breit; auch die Mauerstärke ist mit rund 95 cm etwas geringer als diejenige des Ostflügels. Befunde zum Binnenausbau gibt es bisher nicht.

15.3.1.1 Der Ostflügel des Konvents

15.3.1.3 Der Westflügel des Konvents

Der Ostflügel ist als 31 m langer und 9,5 m breites Gebäude zu rekonstruieren, das nicht auf der Achse des Querschiffes, sondern um 6 m nach Osten verschoben auf derjenigen der Apsiden liegt. Mindestens im Bauvorgang muss das Gebäude jünger sein als die Kirche, da die rund 1,1 m starken Mauern an diejenigen der Kirche stossen. Mit den Mauern des Südflügels hingegen scheinen die Mauern mindestens im Fundamentbereich im Verband zu sein. Dafür spricht auch der in der Südwestecke aufgedeckte Strebe­ pfeiler. Dieser könnte ausserdem ein Hinweis darauf sein, dass der Ostflügel des Konvents ein Obergeschoss besass. Da ursprüngliche Türöffnungen ebenso fehlen wie Überreste von Binnenwänden und weil das aufgehende Mauerwerk eine spätmittelalterliche Erneuerung ist, kann kaum etwas

Ein wenig mehr ist über den Westflügel des Konvents bekannt. Sein Grundriss ist noch auf dem Projektplan von 1748 erkennbar: Es handelt sich dort um das Gebäude mit den noch weitgehend alten, also schwarz ausgemalten Mauerzügen. Dort sieht man auch, dass es sich im Süden nicht bis zur südlichen Hangkante erstreckte, sondern dort endete, wo wir die Nordmauer des damals bereits verschwundenen Südflügels des Konvents vermuten. Die Grabungen

300 95,4 % (2-Sigma-Wert). Die für die Altersbestimmung erforderliche Präparierung und Datierung des Probenmaterials erfolgte am AMS Labor der Universität Zürich. Kalibrierung: Oxcal v4.4.2 Bronk Ramsey 2017; r:5; IntCal 13 atmospheric curve.

123

170

180

190

200

2 599 900

160

2 599 875

158  Rüeggisberg, Klosterkirche. Grundriss der romanischen Konventsanlage. Rot: archäologisch nachgewiesen; orange: aufgehend erhaltener Bestand (teilweise im Spätmittel­alter und später beziehungsweise 1942 erneuert); gestrichelt: Rekonstruktion; grau: heutige Bebauung. M. 1:500.

2 599 850

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

220

1 185 400

90

80

70 1 185 375

60

Wirtschaftshof

Westflügel

Kreuzhof

Ostflügel

Klostergarten?

50

Kreuzgang

Südflügel

1 185 350

40

0

20 m

von 1991 bestätigten, dass dieser Grundriss in die Gründungszeit des Priorates gehört. Diese Untersuchungen zeigten ausserdem, dass Hahnlosers Annahme, die Ostmauer der damaligen Trachselscheune (heutiges Wohnhauses, vgl. Abb. 159,3) sei die alte Ostfassade des Westflügels, falsch ist. Diese Mauer ist erst zwischen 1876 und 1899 entstanden. Tatsächlich wurde die Ostmauer des Westtraktes 1942 aufgedeckt, aber fälschlicherweise als Kreuzgangmauer interpretiert. Das 1947 errichtete heutige Lapidarium (Abb. 159,1) steht also nicht im Bereich des Kreuzganges, sondern im Ostteil des ehemaligen Westflügels. Der romanische Westflügel war 24 m lang und mit 11,5 m ausserordentlich breit. Die Mauerstärken betrugen 1,3 m. Es gibt Reste von zwei Binnenmauern, sodass das Gebäude im Erd-

124

geschoss in mindestens drei Räume unterteilt war. Der Nordraum hatte eine Länge von rund 5 m, der mittlere rund 9 m. Letzterer wies eine Steinsetzung auf, die wohl als Unterlage für einen Holzboden interpretiert werden kann. Der südliche Raum mit einer Breite von 7 m war mit einem Mörtelgussboden auf einer Steinrollierung ausgestattet. Das Gebäude war wohl zweigeschossig, allerdings wurde das Obergeschoss im Spätmittelalter erneuert. 15.3.1.4 Der mittelalterliche Kreuzgang

Die Frage der Rekonstruktion des Kreuzganges war lange offen. Daniel Gutscher korrigierte 1991 Hahnlosers Hypothese, der die Ostmauer des Westflügels für die Kreuzgangmauer West

15  Die Konventsbauten

gehalten hatte.301 Gutschers Vorschlag basierte auf dem 40 cm breiten Fundamentfragment, das 1991 3,1 m östlich des Westflügels freigelegt wurde. Ein vergleichbares Mauerstück war bereits 1942 etwas weiter nördlich zum Vorschein gekommen. Bei ihm könnte es sich um die Reste des westlichen Kreuzgangflügels handeln.302 Vom Südflügel des Kreuzganges ist nichts erhalten. Falls er ebenfalls 3 m breit war, dürfte er spätestens dem Bau der Nordfassade des Pfarrhauses zum Opfer gefallen sein. Den möglichen Verlauf des östlichen Kreuzgangflügels markieren die Stützen des offenen hölzernen Pultdachbaus südlich des Querhauses. Es ist ein Neubau von 1946/47, der aber an der Stelle von Vorgängern, die schon 1748 dort bestanden, in den gleichen Dimensionen erneuert wurde (Abb. 150 und 159,7 und 8). Über den Nordflügel ist nichts bekannt, da das dort im Spätmittelalter errichtete Gebäude (Abb. 159, grün) alle Spuren eines Kreuzganges getilgt hat. Es muss deshalb offenbleiben, ob der Kreuzgang um die vorspringende Querhausecke herumgeführt wurde. In den Cluniazenser­ prioraten Münchenwiler und St. Petersinsel sowie in Cluny selbst ist ein solcher Verlauf nachgewiesen, weshalb wir ihn auch für Rüeggisberg annehmen. Damit wäre der Kreuzgang wesentlich kleiner gewesen als bisher angenommen, und seine Nord-Süd-Ausdehnung hätte jene in West-Ost deutlich übertroffen.

stösst (vgl. Abb. 150). Diese Mauer, die teilweise heute noch besteht, wurde vielfach erneuert, gehört in ihrer Disposition aber vielleicht noch zur Gründungsanlage. Die gleiche Vermutung gilt für das noch bestehende Rundbogentor im Westen, da die Hauptstrasse zwischen Rüeggisberg und Helgisried, die sogenannte Klostergasse, bis 1915 unmittelbar westlich des Klosters verlief. Ostseitig des Konvents gab es einen weiteren ummauerten Bereich (vgl. Abb. 158). An der Südostecke des Ostflügels setzt eine nur noch im Fundamentbereich erhaltene Mauer von rund 1,1 m Stärke an, die rund 10 m der südseitigen Hangkante entlang nach Osten läuft, dann umknickt und 7 m nach Norden weiterläuft, bevor sie abbricht. Dabei dürfte es sich um die Mauer für eine Terrasse vor dem Ostflügel des Konvents handeln, vielleicht der Ort des Klostergartens. 15.3.2 Spätere Veränderungen und Umbauten 15.3.2.1 Die Erneuerung des Ostflügels des Konvents

15.3.1.6 Die Umfassungsmauer des Priorates

Der heute noch aufgehend erhaltene Nordteil der Westwand des Ostflügels, die sogenannte Kapitelsaalmauer, konnte 2019 untersucht werden.303 Es zeigte sich, dass sie aufgrund ihres Mauercharakters, der sich unter anderem durch die reichliche Verwendung von wiederverwendeter Baukeramik auszeichnet, ins Spätmittelalter oder in die frühe Neuzeit zu datieren ist (vgl. Abb. 150 und 159, grün). Das Portal gehört gar ins 20. Jahrhundert, ersetzt aber eine original in der Mauer befindliche Tür mit einer lichten Höhe von nur 180 cm. Auf der Innenseite der Mauer sind Balkenlöcher einer möglichen Geschossbalkenlage erhalten. Die Rekonstruktion ergäbe aber einen nur 2 m hohen Raum, der von Westen her mit der genannten niedrigen Tür erschlossen worden wäre. Es fällt schwer, sich diesen Raum als Kapitelsaal vorzustellen, weshalb

Der Plan von 1748 zeigt eine in der Verlängerung der nördlichen Seitenschiffwand verlaufende Ummauerung des Geländes, die den Wirtschaftshof in einem weiten Bogen umfasst und im Süden an das Südende der Konvents­anlage

301 Gutscher 1991. 302 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 10. April 1942, mit Skizze. 303 Herrmann 2019 (Bericht Kapitelsaal vom 12. 12. 2019); Herrmann 2020 (zweiter Bericht Kapitelsaal vom 19. 6. 2020).

15.3.1.5 Der Wirtschaftshof des Priorates

Westlich der Klausur dürfte schon immer der Wirtschaftshof gelegen haben (vgl. Abb. 158), der im Mittelalter mindestens auf einem über 7 m breiten Streifen westlich des Westflügels gepflastert war. Alle heutigen Bauten sind viel jünger, aber wohl Erneuerungen von mittelalterlichen Vorgängern.

125

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

M. 1:500

180

190

200

2 599 900

170

2 599 875

160

2 599 850

159  Rüeggisberg, Klosterkirche. Grundriss der Konventsanlage mit den späteren vormodernen Veränderungen. M. 1:500.

220

1 185 400

90

9

80

70

Gebäude in der NE-Ecke

10

1 185 375

3

60

Wirtschaftshof

7

1

Westflügel

Ostflügel

2

8

Klostergarten?

50

4 6

5

1 185 350

Südflügel

40

0

klosterzeitlicher Bestand 2021 (aufgehend bzw. niedriges rekonstruiertes Mäuerchen) archäologisch nachgewiesen Rekonstruktion spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Erneuerungen heutige Bebauung

20 m

1 2 3 4 5 6 7 8 9

Museum bzw. Lapidarium (1946/47) Holzscherm, heutige Pfarrgarage (1946/47) «Trachselscheune», heute Wohnhaus (nach 1876/1996) Bauernhaus (nach 1876) Pfarrhaus (1876) Pfarrhausanbau (2012) Pultdachbau, ehemaliger Holzschopf zum Ofenhaus (1748, Neubau 1947) Holzschopf (19. Jh., Neubau 1947) Querhausflügel Nord, später «Haberhaus» (klosterzeitlich, Umbau zur Scheune um 1541) 10 Ofenhaus, später als Waschhaus umgenutzt, 1947 abgebrochen

eine andere, profane Nutzung und eine Datierung in die Zeit nach der Säkularisierung wahrscheinlich ist. Weiter im Süden dieses Flügels konnten 1991 nicht nur verkohlte Bretter, die möglicherweise in die Gründungszeit zurückreichen, dokumentiert werden, sondern auch weitere Brandspuren, die aber jünger sind. Eine liegende, ebenfalls verbrannte Fachwerkkons­ truktion datiert vermutlich ins 14. Jahrhundert.

126

Daraus lässt sich die Hypothese ableiten, dass der romanische Ostflügel nach einem Brand des 14. Jahrhunderts teilweise oder vollständig erneuert worden ist, wobei auch diese Erneuerung später einem Brand zum Opfer fiel.304

304 Vielleicht war das der gleiche Brand, der in den Apsiden 1 und 2 nachgewiesen ist (Kap. 13.1).

15  Die Konventsbauten

M. 1:100 0

4

8

12

16

915,00

913,00

911,00 m ü. M.

0

15.3.2.2 Ein spätgotischer Saal im Westflügel des Konvents

Beim Umbau der Trachselscheune zu einem Wohnhaus im Jahr 1995 war eine bauanalytische Untersuchung im Obergeschoss möglich. Dabei wurde deutlich, dass das aufgehende Mauerwerk mindestens des Obergeschosses zwar auf den Fundamenten des romanischen Konvents steht, aber wohl im 15. Jahrhundert entweder umfassend erneuert oder gar erst damals als Aufstockung errichtet wurde. Es entstand ein mindestens 16 m langer repräsentativer Saal, der auf der einzig erhaltenen Westseite drei Sitzbanknischenfenster aufwies (vgl. Abb. 159,3, grün; Abb. 160). Später kam es zu einer neuen Befensterung mit rechteckigen Fenstern. 15.3.2.3 Die Errichtung eines Gebäudes in der Nordostecke des Kreuzhofes

In dem von der südlichen Seitschiffmauer und dem südlichen Querhausarm gebildeten Winkel entstand zu unbekannter Zeit ein Gebäude, dessen Bodenniveau rund 90 cm über dem des Kreuzhofes lag (vgl. Abb. 159).305 Dies und die Tatsache, dass zwei nachträglich in die Seitenschiffmauer gebrochene Türen vom Atrium und vom Hof an der Stelle des nicht realisier-

ten Schiffes sowie eine dritte vom Querhaus her in dieses Gebäude führten, lassen vermuten, dass es noch vorreformatorisch zu datieren ist und vielleicht gar kirchlichen Zwecken diente. Ausserdem bestand es bereits 1748 nicht mehr. Das Gebäude wurde in einer zweiten Phase um knapp 2 m in südlicher Richtung erweitert.

5m

160  Rüeggisberg, Klosterkirche. Ansicht der Westwand des Westflügels des Konvents (Innenseite) mit den spätgotischen Sitzbanknischenfenstern im Obergeschoss; im Erd­ geschoss die Innenseite des barocken Tors der Remise von 1748. M. 1:100.

15.3.2.4 Die Befestigung der Umfassungs­ mauer

Der Plan von 1851 (Abb. 155) zeigt in der Nordwestecke der Ummauerung ein rundes vorspringendes Gebäude, mutmasslich ein spätmittelalterlicher Eckturm der Klosterummauerung. Wohl ebenfalls noch spätmittelalterlich ist das bis heute erhaltene rundbogige Tor im Westen, das von der Klostergasse aus in den Wirtschaftshof führte. Der zweite Eingang in das Areal, der sich in der nördlichen Seitenschiffmauer befindet, entstand wohl, nachdem der Pfarrer 1541 in das ehemalige Priorat gezogen war. Er verbindet über den Kirchweg das Pfarrhaus und die Dorfkirche.

305 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 19. April 1942 und TB 4, 27. Mai 1942, beide mit Skizze.

127

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

161  Rüeggisberg, Klosterkirche. Versuch einer 3D-Rekonstruktion der Klosteranlage: Zur Umfassungsmauer und zum Gehöft des Klosters fehlen Befunde.

128

15.4

Zusammenfassung Auch wenn die bewegte Geschichte des Priorates, die nur schlecht dokumentierten Untersuchungen von 1940 bis 1942 und die nur sehr punktuellen Ausgrabungen der letzten dreissig Jahre viele Fragen offenlassen, kann man sich doch ein Bild von der Konventsanlage machen (Abb. 161). Grundsätzlich ist das Klaustrum als «klassische» Konventsanlage zu rekonstruieren, die auf der Südseite der Kirche lag und aus drei langgestreckten Gebäuden bestand, die um einen Kreuzhof angelegt waren. Letzterer wurde von einem umlaufenden Kreuzgang gesäumt. Jedes der drei Gebäude wies einen anderen Grundriss auf, wobei der Ost- und der Südflügel wenigstens gleich lang waren. Die Grundrisse sind bekannt, viel mehr allerdings nicht, da die Anlage offenbar mehrfach durch Brände zerstört und wiederaufgebaut wurde. Ein erster Brand brach vielleicht im 14. Jahrhundert aus, nach den Schriftquellen kam es aber möglicherweise bereits um 1250 zu einer Zerstörung durch einen Brand.306 Aus der Entstehungszeit hat sich kein aufgehender Be-

stand erhalten, sodass nicht einmal die Frage, ob die Gebäude mehrgeschossig waren, sicher beantwortet werden kann. Vermutlich waren der West- und der Ostflügel zweigeschossig, während der schmale Südflügel an der Hangkante eher nur als eingeschossig rekonstruiert werden kann. Und noch ein Problem stellt sich: Offenbar bemächtigten sich gemäss Schriftquellen schon sehr früh nichtklösterliche Parteien einzelner Teile der Anlage, nämlich der Klostervogt und sein Schaffner sowie deren Bauern; sie richteten sich dort wohnlich ein. Darum ist auch nicht klar, wer welche Bauten jeweils erneuert hat. So stellt sich etwa für den repräsentativen Saal im Westflügel folgende Frage: Wurde dieser im 15. Jahrhundert wirklich vom Prior erbaut, analog zum Befund im Priorat auf der St. Petersinsel,307 oder war es nicht das Werk eines weltlichen Verwalters, vielleicht schon des Stiftsschaffners aus der Zeit nach 1484?

306 Utz Tremp 1991a, 648. 307 Gutscher/Ueltschi/Ulrich-Bochsler 1997, 167–168.

16

Bauskulptur



Guido Faccani mit einem Beitrag von Christine Bläuer und Bénédicte Rousset

16.1

Einleitung 16.1.1 Ausgangslage, Vorgehen und Ziel

Die Bauplastik von Rüeggisberg ist seit 80 Jahren fester Bestandteil der Forschung über romanische Bauskulptur der Schweiz. Der Bestand an über 200 reliefierten Werksteinen – in situ erhalten oder bei archäologischen Untersuchungen nach über 400 Jahren wieder zutage getreten – lässt dieses abgeschieden gelegene Kloster gleich hinter den grossen und gut erhaltenen romanischen Prioratskirchen von Payerne VD und Romainmôtier VD einreihen. Wie die beiden ehemaligen Konvente gehörte Rüeggisberg dem cluniazensischen Orden an. Dies spiegelt sich zwar in der Architektur wider, aber bei der Bauplastik hat man in Rüeggisberg einen eigenen Weg gewählt. Ein erster Anlauf, das skulpturale Fundgut zu publizieren, gedieh in den 1990er-Jahren weit, kam aber nicht zum Abschluss (vgl. Vorwort).308 Im Zuge der jüngsten Restaurierungen (2019/20) an den Bauresten des Rüeggisberger Cluniazenserpriorates konnte die Bauplastik nach 30 Jahren wieder einer Autopsie unterzogen werden. Gleichzeitig wurden die im Lapidarium vor Ort seit den ausgehenden 1940er-Jahren gezeigten Werksteine entfernt und ins Depot des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern verbracht. Die Planung einer neuen Skulpturenausstellung in Rüeggisberg liess dann auch die übrigen eingelagerten Werksteine nochmals in den Fokus treten. Das Ziel war es schliesslich, jedes erhaltene Stück zu dokumentieren. Die bereits in den 1990er-Jahren geleisteten Arbeiten wurden dabei ebenso einbezogen wie die Felddokumentation der 1940er-Jahre. Entstanden ist ein Katalog, in dem alle Werksteine vereint sind: Die in situ erhalte-

nen, die 1942 durch Kopien am Bau ersetzten, die während der Grabungen aufgefundenen und aufbewahrten Werksteine sowie jene, die nur im Grabungstagebuch erwähnt sind. Die kunsthistorische Einordnung der Werksteine dagegen ist als Annäherung, nicht als erschöpfende Untersuchung zu lesen. Ein solches Ziel hätte den vorgegebenen Rahmen bei Weitem gesprengt. 16.1.2 Forschungsgeschichte

Die Forschung über die Rüeggisberger Bau­ skulptur setzt mit dem Zürcher Kunstgeschichte­ professor Johann Rudolf Rahn (1841–1912) ein.309 In seiner 1876 veröffentlichten Dissertation würdigte er Rüeggisberg knapp.310 Er erkannte in den «[…] spärlichen Details einen streng romanischen Stil und rohe unbehülf­liche Formen.»311 Ihre Entstehung vermutete er im 12. Jahrhundert.312 Nicht über das knappe Urteil von Rahn hinaus ging die Dissertation von Emma Reinhart über die Cluniazenserarchitektur in der Schweiz von 1903/04.313 In ­Joseph

308 Zu nennen ist der Katalog von Gabriele Keck, Atelier d’archéologie médiévale (AAM), Moudon: Keck 1991. Der Katalog wurde nicht publiziert, sondern archiviert und für die vorliegende Arbeit nach Absprache mit Gabriele Keck zurate gezogen. Erwähnt seien ferner Zeichnungen von Elsbeth Wullschleger und Franz Wadsack (beide AAM), Fotos von Alexander Ueltschi und Badri Redha (beide Archäologischer Dienst) sowie von Suzanne und Daniel Fibbi-Aeppli, Grandson. 309 Rahn 1876a. Architekt Jean Daniel Blavignac (1817–1876), der 1853 über die frühe kirchliche Architektur der Westschweiz und auch über die herausragenden Cluniazenserbauten Romainmôtier VD und Payerne VD berichtete, behandelte Rüeggisberg nicht, da es im deutschen Sprachraum liegt (Blavignac 1853). 310 Rahn 1876a, 239–240; vgl. auch Rahn 1876b. 311 Rahn 1876a, 240. 312 Rahn 1876a, 239–240. 313 Reinhart 1903/04, 67–69; vgl. auch Egger 1907, 223.

129

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Gantners (1896–1988) Band I der Schweizer Kunstgeschichte von 1936 verschwand Rüeggisberg in den Abschnitten über romanische Architektur und Kunst wieder aus dem Blick.314 Nach diesem Vergessen erscheint die ins Jahr 1938 zurückgehende Initiative von Hans R. Hahnloser (1899–1974), den damals im Rüeggisberger Haberhaus steckenden Rest der Cluniazenserkirche zu untersuchen, umso erstaunlicher.315 Das Thema der Bauplastik begleitete die Arbeiten und nahm beachtlichen Raum ein, was die vielen Tagebucheinträge über Skulpturenfunde unterstreichen. Hahnloser hat als Erster die Rüeggisberger Bauplastik positiv beschrieben und gewürdigt. Es lohnt sich durchaus, seine Charakterisierung nochmals wiederzugeben. Er hielt sie im Schweizerischen Kunstführer fest, der zum Abschluss der Arbeiten erschienen ist: «Die Plastik hebt alle Kapitäle hervor, d. h. die ‹Gelenke›, die zwischen Bogen und Pfeilern vermitteln. Reiche, breite Muster zieren die gut sichtbaren, unteren Kapitäle, schmale Schmuckleisten die höher gelegenen ‹Kämpfer›. Wir haben die Originale, um sie vor der Verwitterung zu schützen, durch datierte Kopien ersetzt und im Museum zu anschaulichen Stilgruppen zusammengestellt. Auf der einen Seite sieht man rein antike Formen wie den in der Schweiz sonst nicht vorkommenden klassischen Eierstab [Kat. 125]; ein Steinmetz muss ihn unmittelbar aus Cluny gebracht haben. Denn die burgundische Romanik hat derlei gerne aus den dortigen Römerbauten entlehnt. Auf der anderen Seite stehen die heimischen, geometrischen Ornamente mit ihren Erinnerungen an die Kunst der Völkerwanderungszeit, Flechtband und Salomonssiegel [Kat. 124 und 105], Wirbel und Rosetten der Volkskunst. Der christliche Formenkreis ist durch die erwähnten Volutenkreuze [Kat. 201] vertreten und durch einen Torbogen mit der Hand Gottes und den Evangelistensymbolen [Kat. 161]. Manche Tier- und Pflanzenranken endlich erinnern an oberitalienische Meister. Man achte auf die für die Schweiz typische Auseinandersetzung dieser vier Kulturkreise. Antike Elemente werden umstilisiert, Voluten aus Kapitälen entlehnt und aneinandergereiht. Die syrischen Weinranken werden geometrisch aufgeteilt, Füllmotive erhalten eine volkstümliche Gestaltung; schließlich rollen sich selbst Schlan-

130

gen um das Ochsenhaupt zu mittelalterlich geometrischen Spiralen auf [Kat. 109]. Die Skulpturen hatte man vorher – vielleicht z. T. schon für den Gründungsbau – gehauen und erst nachher, oft recht roh, hier eingesetzt. Dies ermöglichte die vorübergehende Beschäftigung fremder Meister, die sich aber mit ihrem Flachrelief dem flächenhaften Rüeggisberger Plattenstil vortrefflich anpassten.»316 Die Bauplastik teilte Hahnloser in vier Motivfamilien ein, die er mit geografischen Einflüssen in Verbindung brachte: 1 Antik-heidnische Motive (z. B. der Eierstab Kat. 125) sollen auf die burgundisch-cluniazensische Bildersprache zurück­gehen; 2 das Kreuz (Kat. 201) und die Hand Gottes (Kat. 161) beispielsweise gehören zur christlichen Motivfamilie; 3 Tier und Pflanzenranken (z.  B. Kat 108) verweisen auf einen oberitalienischen Einfluss und schliesslich 4 sollen geometrische Ornamente (z. B. Kat. 105) «heimischen» Ursprungs sein.317 Bei der Datierung löste Hahnloser aus dem Skulpturenensemble eine nicht näher umrissene ältere Gruppe heraus, welche dem von ihm vermuteten Gründungsbau angehören und um 1075 datieren soll. Diese Skulpturen seien später in den heutigen Bau einbezogen worden, worauf die zum Teil groben Überarbeitungen zurückgingen.318 Die jüngere Gruppe entstand für den heutigen Bau, den Hahnloser ins 12. Jahrhundert datierte.319 1968 gab Adolf Reinle (1920–2006) die erneuerte und erweiterte Version des ersten Bandes der Kunstgeschichte der Schweiz von Joseph Gantner heraus. Reinle nahm nun auch Rüeggisberg darin auf und zeigte auf einer Doppelseite mehrere Reliefs.320 Alle von Hahnloser aufgezählten Motivfamilien sind vertreten. Reinle sprach zwar nicht mehr von der christlichen oder der heimischen Motivfamilie,

314 315 316 317 318 319 320

Gantner 1936, 142–167 und 206–246. Hahnloser 1950. Hahnloser 1950, 6. Hahnloser 1950, 6. Hahnloser 1950, 6. Hahnloser 1950, 3, 6. Reinle 1968, 440–441.

16 Bauskulptur

nannte aber mit dem Burgund und der lombardischen Region die gleichen stilistischen «Ursprungsgebiete».321 Bei der Frage nach der Entstehungszeit betonte er im Gegensatz zu Hahnloser, dass die Bauskulpturen gleichzeitig entstanden seien, und zwar für den Gründungsbau (t. p. q. 1072).322 In der Habilitationsschrift von Hans Rudolf Sennhauser aus dem Jahr 1970 über die Priorate von Romainmôtier VD und Payerne VD wird die Bauplastik der cluniazensischen Klöster der heutigen Schweiz gewürdigt. Die Skulpturen von Rüeggisberg charakterisierte Sennhauser überaus positiv: «Eleganz der Linien und bewegtes Leben in beherrschter Form zeichnen die einzelnen Stücke aus. […] Unter der Bauplastik der letzten Jahrzehnte des 11. und des beginnenden 12. Jahrhunderts stellen die Bau­ skulpturen von Rüeggisberg einen Höhepunkt an ‹höfischer› Verfeinerung dar. […] der weitgehende Verzicht auf menschliche und tierische Darstellung ermöglicht eine ornamentale Disziplin, die für Rüeggisberg weitgehend charakteristisch ist.»323 Die Datierung setzte Sennhauser im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts an.324 Den bisherigen Schlusspunkt einer vertieften Betrachtung der Rüeggisberger Bau­ skulptur setzte François Maurer-Kuhn 1971 (1931–2013), als seine 1958 abgeschlossene Dissertation «Romanische Kapitellplastik in der Schweiz» erschien. In Kapitel IV behandelte er vor allem die hohen Kämpfergesimse und unterschied dabei zwei Gruppen.325 Der ersten gehören die weitgehend grafisch geschmückten Werksteine sowie jene mit Tiermedaillons oder Blattranken (Kat. 108) an. Maurer-Kuhn zählte aber auch die Skulptur mit Volutenstier (Kat. 109) sowie den Bogenstein mit dem HandGottes-Relief (Kat. 161) dazu. Im Gegensatz zu Sennhauser charakterisierte er die Plastiken unter anderem auch negativ, wenn er beispielsweise beschrieb, dass die «[…] plattgedrückten und marionettenhaft sich bewegenden Tiere wie Stoffmuster in immer gleicher Gestalt wiederholt […]»326 werden. In der zweiten Gruppe vereinte er die Werksteine mit antikisierenden Motiven: «Zart und spröde modellierter Eierund Perlstab [Kat. 125 und 129], ein feines Tau, ja auch jene Kämpferplatten [Kat. 141], die in ihrer Kehle den Volutenzylinder des ionischen Kapitells aufnehmen, kommen der Antike recht

nahe.»327 Als zeitgleiche Beispiele für antikisierendes Skulptieren, wenngleich selbstsicher und malerisch auflockernd, verwies Maurer-Kuhn auf die Bauplastik des Doms von Speyer (DE) und Cluny (FR). Die erste Gruppe wurde vom «alten byzantinisierenden Stil»328 aus Norditalien beeinflusst, wobei Maurer-Kuhn die 1095 geweihte Kirche Sant’Abbondio in Como (IT) als Beispiel anführte.329 Doch er zeigte auch Verbindungen zur cluniazensichen Architektur auf, etwa mit seinem Vergleich des Schlangenkämpfers (Kat. 107) mit Stücken aus der Vorkirche von Romainmôtier VD. Die antikisierende Gestaltungsweise verband Maurer-Kuhn mit der Absicht, Pseudospolien einzubauen; er identifizierte das Antikisierende letztlich als die neue Stilrichtung, die sich mit der alten nicht vermischt.330 Die Herstellung der Skulpturen sei auch deswegen «[…] bald nach 1070 […]» anzusetzen.331 Die nach 1971 erschienenen Veröffentlichungen des 20. Jahrhunderts, in denen die Rüeggisberger Bauskulpturen erwähnt werden, basieren auf der zuletzt genannten Dissertation von Maurer-Kuhn. Dies sind zum einen Hinweise auf Rüeggisberg im Rahmen von Ausstellungen.332 Zum anderen entstanden kunstgeschichtliche Überblickswerke, so der knapp charakterisierende Band der Ars Helvetica von Paul André Jaccard, welcher die Skulptur von der Römerzeit bis in die Gegenwart vorstellte, wie auch die Romanische Schweiz / Suisse Romane von Hans-Rudolf Meier.333 Letzterer folgte weitgehend Maurer und hob auch hervor, dass die Architektur zwar cluniazensischem Grund-

321 Reinle 1968, 442. 322 Reinle 1968, 326–28. 323 Sennhauser 1970, 71. 324 Sennhauser 1970, 72. 325 Maurer-Kuhn 1971, 19–22. 326 Maurer-Kuhn 1971, 20. 327 Maurer-Kuhn 1971, 21. 328 Maurer-Kuhn 1971, 22; vgl. auch Maurer-Kuhn 1971, 8. 329 Maurer-Kuhn 1971, 20–21. 330 Zu den Pseudospolien vgl. Maurer-Kuhn 1971, 266; zur Stilrichtung vgl. Maurer-Kuhn 1971, 22. 331 Maurer-Kuhn 1971, 22. 332 So die Zähringer-Ausstellung im Jahr 1986, vgl. dazu ­Schadek/Schmid 1986, 178–179, Abb. 108 (Kat. 144). 333 Jaccard 1991, 3: «Ab und zu treten auch rudimentäre Figuren auf, so in Rüeggisberg nach 1072 […]»; Meier 1996; vgl. auch die älteren Ausgaben in Suisse Romane (Bouffard 1958/1967).

131

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

wies er wie Maurer-Kuhn, auf die «[…] dem heutigen Betrachter als regellos […]»336 erscheinende Verteilung der Bauskulpturen hin. Er hob die mehrfach aufscheinenden Bezüge zur oberitalienischen Architektur und zu ihrer Plastik hervor337 und ging nicht weiter auf mögliche burgundische Einflüsse bei den antikisierenden Motiven ein. Unter der Annahme, die heutige Kirche sei auch der Ursprungsbau, und nicht zuletzt ausgehend vom Gründungsbericht schlug er eine Datierung der noch bestehenden Architektur und damit auch der Bauplastik ins letzte Viertel des 11. Jahrhunderts vor.338 16.1.3 Zum ehemaligen Lapidarium bei der Klosterruine

162  Rüeggisberg, Klosterkirche. Das nach den Grabungen in den 1940er-Jahren eingerichtete, im Jahr 2019 abgebaute Lapidarium beim Kirchenrest von Rüeggisberg, Kloster Rüeggisberg. Aufnahme von 1998.

riss folgte, die Ausführung aber in den Händen oberitalienischer Meister lag, wie einige Jahrzehnte zuvor der Bau der Thunersee-Kirchen.334 Die letzte kurze Darstellung aus dem Jahr 2008 stammt von Georges Descœudres.335 Einer Übersicht von Typen, Motiven und Anbringungsweise stellte er Rückblicke auf die ältere Forschung zur Seite. Neben der Charakterisierung der verschiedenen Reliefausführungen

Nach den 1942 abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten richtete man auf Anregung Hahnlosers in einem neu erstellten Gebäude südlich des Kirchenrestes ein Lapidarium ein (Abb. 162).339 Rund ein Viertel der hier katalogisierten Werksteine wurde im Original oder als Gipskopie gezeigt (Abb. 163). Sie decken die vier von Hahnloser definierten Motivfamilien

334 335 336 337 338 339

Meier 1996, 347. Descœudres 2008, 53–54. Descœudres 2008, 54. Descœudres 2008, 54. Descœudres 2008, 54. Hahnloser 1950, 6: «Wir haben die Originale […] im Museum zu anschaulichen Stilgruppen zusammengestellt.»

Im ehemaligen Lapidarium von Rüeggisberg ausgestellte Werksteine total

Herkunft/ Verbleib

Kapitell

Relief­ stein

Kämpfergesims

Konsolen

Blendbogen

Bogen

Varia

Ausgrabungsfund

158, 159, 160

100, 104, 105

109, 113, 123, 129, 138, 140, 141, 150, 157

180, 181, 184, 185, 186, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 210

198

161

201, 202

33

ausgebaut





107, 108, 110, 111, 112, 116, 117, 120, 121, 122, 124, 125, 126, 127, 128, 130, 131, 137, 139, 155, 156









21

Gipskopie







75, 76

93

1, 2, 3, 4, 5



8

verschollen













220

total Stücke

4

3

30

15

2

6

3

1 63

163  Klosterkirche. Die Rüeggisberg bis 2019 im Lapidarium vonWerksteine Rüeggisberg Werksteine des ehemaligen Cluniazenser163 Rüeggisberg, Die bis 2019 im Lapidarium von ausgestellten desausgestellten ehemaligen Cluniazenserklosters. Rot: Antik-heidnische klosters. Rot: antik-heidnische Motive; Orange: grün: christliche orange: und Pflanzenranken; blau: geometrische Ornamente. Motive. Grün: Christliche Motivfamilie. Tier undMotivfamilie; Pflanzenranken. Blau:Tier Geometrische Ornamente. Fett, kursiv, unterstrichen: Fett, kursiv, unterstrichen: fett:zu Tier; normal: Zuweisung zu einer der Gruppen offen. Mensch. Fett: Tier. Normal:Mensch; Zuweisung einer der Gruppen offen.

132

16 Bauskulptur

ab. Etliche der damals ausgestellten Werksteine weisen Reste von Zementmörtel auf,340 mit dem die Steine in museale Mauerverbände befestigt wurden. 16.2

Bestand 16.2.1 Übersicht

Der Gesamtbestand der Bauskulpturen aus dem ehemaligen Cluniazenserpriorat von Rüeggisberg umfasst 240 Werksteine (Abb. 164). Darunter sind mit sechs Stücken auffällig wenige Teile von Säulen vertreten. Die grössten Gruppen bilden Kämpfergesimse und Konsolen mit 52 beziehungsweise 76 Beispielen, gefolgt von den Blendbogen mit 33 und den Fensterbogen mit 34 Elementen. Zehn Reliefsteine bilden die kleinste zusammenhängende Gruppe, abgesehen von 25 Werksteinen weiterer oder unbekannter Funktionen. Die Werksteine stammen aus unterschiedlichen Kontexten (Abb.  165). Zuerst sind die Skulpturen zu nennen, die in situ in originalem, das heisst romanischem Mauerverband erhalten geblieben sind. Sie decken nahezu alle Funktionsgruppen ab. 1942 wurden 23 von ihnen am Bau durch Kopien ersetzt. Der Giebelstein Kat. 99 in der Nordfassade des Nordquerhauses ist zwar noch im Mauerwerk sichtbar eingelassen, aber nicht an seinem Ursprungsort, sondern wenig darüber in der neuzeitlichen Giebelaufhöhung. Ein Drittel der Skulpturen kam bei den zwischen 1940 und 1942 durchgeführten archäologischen Untersuchungen zum Vorschein.

Schnittzeichnungen waren damals nicht angefertigt worden, was bei den späteren Kampagnen nachgeholt wurde. Die Ausgräber beschrieben die Skulpturenfunde mit wenigen Worten, manchmal verzichteten sie ganz auf eine Erläuterung. Die Angaben zu den Fundorten sind in einem Verteilungsgrundriss zusammengefasst (Abb. 166). Sowohl die Lokalisierung der Bodenfunde als auch die Lage der im Mauerwerk wiederverwendeten Stücke lassen durchaus Vermutungen über den Ort der ursprünglichen Verwendung zu, auch wenn natürlich die Werksteine auf dem nachreformatorischen Bauplatz von der Abbruchstelle an einen neuen Verwendungsort verschoben werden konnten. 16.2.3 Zum Gestein der Bauskulpturen Christine Bläuer und Bénédicte Rousset

Die Werksteine des ehemaligen Cluniazenserpriorates Rüeggisberg bestehen alle aus Sandstein.341 Sie wurden petrografisch beschrieben und zerstörungsfrei charakterisiert. Im Gegensatz zu den Stücken im Depot war bei der Begutachtung vor Ort vom Gerüst aus in der Regel nur die Schauseite der Werksteine sichtbar. Die meisten in situ verbliebenen Werkstücke waren zudem restauriert, sodass manchmal nur wenige Gesteinsoberflächen zur Verfügung standen, die sich für die petrografische Beschreibung eigneten. 16.2.3.1 Geologie und Steinbrüche

16.2.2 Dokumentation der Skulpturen­funde aus den Grabungen von 1940 bis 1942

Das häufigste originale Steinmaterial der Kirchenruine ist ein äusserst feinkörniger, fein geschichteter Sandstein. Laut Francis de Quervain342 handelt es sich bei diesen Bausteinen der Klosteranlage um plattige Sandsteine aus dem Helvétien (Mittleres Miozän) der Umge-

Die Ausgrabungen, die zwischen 1940 und 1942 erfolgten, brachten 88 Werksteine zutage (Abb. 165), die nachfolgenden archäologischen Untersuchungen dagegen kein weiteres Stück mehr. Von den Fundstücken wurden während der Ausgrabungen viele mit Skizzen und Fotos dokumentiert (vgl. z. B. Kat. 109). Massstäbliche

340 Sie werden im Katalog nicht erwähnt. 341 Der folgende Text basiert auf dem 2020 abgeschlossenen Bericht von Christine Bläuer (Bläuer 2020). Er wurde von Guido Faccani in Abstimmung mit den Autorinnen gekürzt. Die in einer Liste zusammengetragenen Befunde wurden von Faccani in den Katalog eingearbeitet. 342 de Quervain 1984.

133

Kap. Bauskulpturen, G. Faccani

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Werksteine nach Funktion beziehungsweise Verwendungsort und Herkunft Funktion/ Verwendungs­ ort

Basis

Gewände Kapitell

Relief­ stein

Nordquerhaus, Nordfassade

2

2

2

6, 7

8, 9





Nordquerhaus, Ostfassade

Nordquerhaus, Westfassade





Konsole

Blend­ bogen

Fenster­ Fenster­ Funktion? bogen­ bogen Varia platten

4

11

8

1

9

2

10, 11

99, 101, 102, 103

51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61

62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69

171

1, 2, 3, 4, 5, 12, 13, 14, 15

207, 208





21

14







35

16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36

37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50

19

8







27

70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88

89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96

2



1





3



Kämpfer­ gesims







Nordquerhaus, – Nordmauer innen









Nordquerhaus, Ostmauer innen





3



188, 189 –

97, 98, 106 Nordquerhaus, – Westmauer innen

Vierung

Apsis 1, Bogen



















1

total

41

172 –







6



1





9

183a, 183b, 183c 5

1

126, 130, 131, 136, 137

182a, 182b, 182c

1

12

1

105

112, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 124, 146, 147, 149

187



4

173









14











4











5











6

148, 151, 152, 154 Apsis 2, Bogen









5 107, 125, 142, 144, 153

Apsis 4, Bogen









6 110, 128, 143, 145, 155, 156

164  Rüeggisberg, Die Cluniazenserklosters Werksteine des ehemaligen Cluniazenserklosters von Rüeggisberg nach Rot: Funktion 164 Die WerksteineKlosterkirche. des ehemaligen nach Funktion bzw. Verwendungsort und Herkunft. Reliefbeziehungsweise mit MenschVerwendungsort Herkunft. Rot: Relief mit Menschdarstellung; grün: Relief mit Tierdarstellung. darstellung. Grün:und Relief mit Tierdarstellung.

Fett: ? Normal: ? ((in Abbildungslegende ergänzen?)) 134

3

Rüeggisberg, Kloster

16 Bauskulptur

Werksteine nach Fundort Fundlage Verwendungsort

Fundlage unbekannt

Fundlage bekannt

in situ

in situ, abgegossen

in situ, ersetzt

Nordquerhaus, Nordfassade





51, 53, 54, 55, 57, 58, 59, 60, 61, 64, 66, 67, 68, 69, 99, 101, 102, 103, 171, 207, 208

1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 52, 56, 62, 63, 65



41

Nordquerhaus, Ostfassade





18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50

16, 17, 30



35

Nordquerhaus, Westfassade





70, 72, 73, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 94, 95, 96

71, 74, 75, 76, 93



27

Nordquerhaus, Nordmauer innen





172, 188, 189





3

Nordquerhaus, Ostmauer innen





97, 98, 106, 183a, 183b, 183c





6

Nordquerhaus, Westmauer innen





173, 182a, 182b, 182c



126, 130, 131, 136, 137

9

Vierung





146, 147, 149, 187



105, 112, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 124

14

Apsis 1, Bogen





148, 151, 152, 154





4

Apsis 2, Bogen





142, 144, 153



107, 125

5

Apsis 4, Bogen





143, 145



110, 128, 155, 156

6

Apsis 5, Bogen









108, 111

Archäologischer Fund

104, 114, 115, 123, 127, 129, 132, 133, 134, 135, 139, 140, 150, 159, 160, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 174, 175, 176, 178, 179, 191, 197, 203, 204, 205, 206, 209, 210, 211, 212, 213, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 236

100, 109, 113, 138, 141, 157, 158, 161, 177, 180, 181, 184, 185, 186, 190, 192, 193, 194, 195, 196, 198, 199, 200, 201, 202, 214







total

2 88

165 Rüeggisberg, Die WerksteineKlosterkirche. des ehemaligen nach Fundort. Rot: Relief mitRüeggisberg Menschdarstellung. Grün: Relief mit Tier165  Die Cluniazenserklosters Werksteine des ehemaligen Cluniazenserklosters nach Fundort. Rot: Relief mit darstellung. Menschdarstellung; grün: Relief mit Tierdarstellung. Fett: ? Normal: ? ((in Abbildungslegende ergänzen?)) bung. Diese Schichten heissen heute Belpberg343 Formation; sie gehören zur geologischen Stufe des Burdigalien (20,5 bis 16 Mio. Jahre).344 Die Sandsteine sind damit der Oberen Meeresmolasse zuzurechnen. 343 Lithostratigraphisches Lexikon der Schweiz, abgerufen unter Alle begutachteten Bauplastiken, sowohl die https://www.strati.ch/de/suche?tx_solr%5Bq%5D= belpberg-formation (konsultiert am 28. 1. 2022). in situ an der Klosterruine erhaltenen als auch 344 Das ist dieselbe Stufe, zu der auch die Berner Sandsteine die im Depot eingelagerten, gehören zur lokal gehören. anstehenden Belpberg-Formation,345 was mit 345 Rutsch 1967.

135

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

184

1 141 158 224 177 199 633 223 200 214 161 157 193 186 181 192

180 100

225 195

2

109

201 202 227

3

228

190 222

185 196

4

138 195

5

Bodenfund Spolie in Mauer verschollen

113 234 $$ 235 $$ $$ 236

0

166  Rüeggisberg, Klosterkirche. Fundorte der Bau­ skulpturen, die während der Ausgabungen zwischen 1940 und 1942 zutage traten. 1–5 (fett, grau) Nummerierung der Apsiden.

136

Kapitell Kämpfer Konsole Blendbogen Reliefstein Bogenstein varia

20 m

den Gesteinsbeschreibungen von Rolf Rutsch346 beziehungsweise de Quervain347 übereinstimmt. Die Steinmaterialien der verschiedenen Werkstücke zeigen nur eine kleine Bandbereite von Gesteinsbeschaffenheiten. Dennoch sind Unterschiede in den Gesteinstypen festzustellen. Die Sandsteine der untersuchten Werkstücke sind bläulich, gräulich, gelblich oder gefleckt. Die Farbe der Sandsteine der Oberen Meeresmolasse ist durch ihren Gehalt an Glaukonit und in ihm enthaltenen zweiwertigen (re-

duzierten) Eisen generell ursprünglich bläulich. Durch den Kontakt mit sauerstoffreichem Wasser wird das im Glaukonit enthaltene Eisen oxidiert, wodurch die Steine bei stärkerer Oxidation zuerst gräulich und dann gelblich werden.

346 Rutsch 1967. 347 de Quervain 1984. Das Gestein wurde zusammen mit Frau Dr. Bénédicte Rousset (heute Berner Münsterstiftung, Bern) bestimmt und beschrieben.

16 Bauskulptur

Gefleckte Sandsteine entstehen, weil manche Bereiche im Stein für (sauerstoffreiches) Wasser durchlässiger sind als andere und die Oxidation dadurch nicht überall gleichmässig stattfindet. Damit sagt die Farbe nur sehr wenig über die Herkunft des Sandsteins aus. Sandsteine entstehen durch die Übereinanderschüttung von Sand, der später diagenetisch verfestigt wird. Die Grösse der abgelagerten Sandkörner steht in direktem Zusammenhang mit der Strömungsenergie des Wassers im geologischen Ablagerungsmilieu. Je niedriger diese Energie ist, desto feinkörniger ist das abgelagerte Sediment. Änderungen der Korngrösse innerhalb einer Sandsteinablagerung zeigen also einfach einen Wechsel des Energieniveaus zum Zeitpunkt der Sedimentation. Deshalb kann es innerhalb eines Steinbruchs auch in rascher Abfolge zu Ablagerungen mit verschiedener Korngrössenverteilung kommen. Die Qualität der Sandsteinskulpturen von Rüeggisberg ist in vier Stufen zu gliedern: 1 Die feine und kompakte Steinqualität mit muscheligem Bruch wurde für detail­reiche Reliefs verwendet. Dieses Material war zwar an den im Depot eingelagerten Skulpturen festzustellen, nicht aber an den in situ verbliebenen Werksteinen. 2 Weniger fein ist der Sandstein, aus dem mehrheitlich die in situ erhaltenen Konsolen und Blendbogenfriese aller drei Fassaden des Nordquerhauses bestehen. Diese Sandsteine können einzelne Körner (oft Glimmer) bis zu einem Durchmesser von 0,5 mm enthalten. 3 Die Kämpfergesimse sind oft aus Sandsteinen gehauen, die weder als grob‑ noch als feinkörnig einzustufen sind. 4 Der grobe Sandsteintyp (Körner mit einem Durchmesser ab 0,5 mm) schliesslich konnte hauptsächlich an den Blendbögen der Ost- und Nordfassade festgestellt werden (z. B. Kat. 62 und 63). Es ist davon auszugehen, dass die Steinmetze von Rüeggisberg im Steinbruch (oder in verschiedenen Steinbrüchen mit ähnlichem Material) je nach beabsichtigter Anwendung eine der eben genannten Steinqualitäten gezielt auswählten.

16.2.3.2 Verlauf des Lagers (Steinschichtung) im Verhältnis zur Versetzrichtung des Steins am Bau

Bei vielen Konsolen der Blendbogenfriese war es am Bau nicht möglich, die Lagerrichtung festzustellen, da die skulptierte Oberfläche der Konsolen meistens relativ klein, oftmals erodiert oder durch Konservierungsmassnahmen verdeckt ist. Wo das Lager erkennbar war, verlief es horizontal oder vertikal. Bei den untersuchten Konsolen im Depot ist das Lager vertikal und in rechtem Winkel zur anzunehmenden Fassadenflucht ausgerichtet. Vor allem Rundbogensteine wurden mit der Schichtrichtung vertikal und parallel zur Fassade verbaut. Dies wohl deshalb, weil in den Steinbrüchen nur relativ dünne Platten entsprechend den Bankmächtigkeiten abgebaut werden konnten. Für diese Annahme spricht, dass die Dicken der Plattenverkleidungen am Bau etwa der gleichen Grössenordnung entsprechen wie die für die Bauskulptur verwendeten Werkstücke und mehrheitlich maximal nur wenig mehr als 20 cm betragen. Skulpturen, die dickeren Bänken (über 30 cm) entnommen wurden, sind selten (beispielsweise ist das zweizonige Kämpfergesims Kat. 155 vorhanden). 16.2.3.3 Zusammenfassung

Die untersuchten Werkstücke der Bauplastik an der Klosterruine und im Depot des Archäologischen Dienstes sind sämtliche aus dem lokalen, äusserst feinkörnigen, fein geschichteten Sandstein der Belpberg-Formation des Burdigalien gehauen. Tendenziell sind Werkstücke mit reicher bildhauerischer Bearbeitung aus einem etwas feinerkörnigen Material gehauen als Werkstücke mit einfacheren Formen, wie zum Beispiel die Rundbogensteine der Rundbogenfriese. Das Material kommt aber vermutlich nicht aus zwei Steinbrüchen, die sich in der Nähe des Cluiazenserpriorates befinden.

137

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

167a–i  Neuzeitliche Werkzeuge eines Steinmetzen: a Klöpfel; b Fäustel; c Zweispitz; d glatte Fläche; e Spitzeisen; f Beizeisen (16,5 cm lang, Schneide 6 mm breit); g zwei Schlageisen verschiedener Breiten (1,2 cm und 2,2 cm); h Hohleisen; i Zahneisen.

a d b

f

g

e

168a–d Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Ostfassade: Blendbogenfries (Pos. 71): Vergleich zwischen den beiden Halbfabrikaten Kat. 22 (b) und 23 (c) und benachbarten vollendeten Konsolen Kat. 21 (a) und Kat. 24 (d). Blick nach Südwesten. Aufnahmen von 2020.

138

und Blendbögen auf Traufhöhe des Nordquerhauses – gruppenweise, in seriellem Vorgehen her.348 Beim Vorbereiten der Werksteinrohformen wurde gleichzeitig das Transportgewicht verringert. Die finale Ausarbeitung der Skulpturen nahm man nach dem Transport der Rohlinge auf dem Bauplatz vor. Bei der Bearbeitung griffen die Steinmetze zu Werkzeugen, die seit der Römerzeit bekannt sind und verwendet wurden (Abb.  167). Zweihändig geführt werden Zweispitz und Fläche. Der Zweispitz dient eher Vorarbeiten, während die Fläche für das Schlagen von Sichtoberflächen genutzt wird. Einhändig geführt und mit Klöpfel oder Hammer getrieben werden Spitz-, Schlag- und Beizeisen. Die flachen Schneiden von Schlag- und Beizeisen unterscheiden sich in der Breite, wobei das Beizeisen schmaler ist. Auf dem Werkstein Kat. 114 sind zwar Spuren des Zahneisens nachzuweisen, doch stammen sie von einer jüngeren Überarbeitung. Kreisrunde, eher seichte Vertiefungen müssen nicht unbedingt mit einem Drillbohrer eingetieft werden. Dazu kann auch ein senkrecht zur Reliefoberfläche gehaltenes Spitzeisen verwendet werden, das beim Aufschlagen an gleicher Stelle gedreht wird. Diese Technik dürfte beispielsweise beim Blendbogen mit geflügeltem Lindwurm Kat. 198 angewendet worden sein. Die Frage nach dem Skulptieren der Steine vor oder nach dem Versatz kann allgemein damit beantwortet werden, dass die Ausarbeitung von architekturgebundenen Skulpturen in der Regel auf dem Werkplatz stattfindet.349 Steinbearbeitung nach dem Versatz ist als Ausnahme zu betrachten und erfolgt meist im Zusammenhang mit Anpassungen.

c

h i

16.2.4 Bearbeitung der Werksteine Guido Faccani

Nach dem im Steinbruch die Rohlinge gebrochen worden waren, dürfte noch am gleichen Ort ihre Grobbearbeitung erfolgt sein. Bestimmt stellte man dabei Stücke mit gleichen Abmessungen – zum Beispiel die Konsolen

a

b

c

348 Gleiches gilt sicher für viele andere Orte mit gleichem Bauschmuck. Die noch nicht abgeschlossene Inventarisation der Bauplastik, welche die Collégiale von Neuenburg ziert, zeigt z. B. für die Konsolen des romanischen Kirchenhauptes (Ende 12. Jh.) eine serielle Fertigung auf, die durch fast identische Abmessungen der Werksteine geprägt ist. Die Inventarisation erfolgte seit 2011 durch den Autor, die vorläufigen Dokumente sind bei der Denkmalpflege Neuenburg deponiert. d 349 Vgl. dazu Reiche 2002, 114–117.

16 Bauskulptur

16.2.5 Halbfabrikate, ein beschädigtes und ein missratenes Stück?

Die Ausarbeitung einzelner Werksteine wurde offenbar in einem Zwischenstadium aufgegeben. Bei den Blendbogenfriesen des Nordquerhauses sind solche Halbfabrikate vorhanden, aber wohl auch ein missratener Werkstein findet sich darunter. Die beiden nebeneinander verbauten Konsolen Kat. 22 und 23 der Ostfassade sind im Gegensatz zu den benachbarten Konsolen auffäl-

lig summarisch ausgearbeitet, was den Verdacht aufkommen lässt, dass die Reliefs nicht vollendet sind (Abb. 168). An der Nordfassade sind zwei Werksteine hervorzuheben: Bei der gekehlten Konsole Kat. 59 sind die seitlichen Blätter nicht ausgearbeitet (Abb. 169). In der Fassadenfläche fällt zudem der horizontal verbaute plattige Werkstein Kat. 207 auf (Abb. 170). Zwar ist seine Oberfläche erodiert, doch dürfte sein Profil nicht natürlich, sondern gestaltet sein. Es erinnert an einen Rollenkämpfer, der vielleicht als nicht verwendetes Halbfabrikat oder als missratener Stein hier doch noch Verwendung fand. Der Blendbogenfries der Westfassade weist eine weitere Besonderheit auf, die kaum anders als mit der vorzeitigen Aufgabe der Bearbeitung des Werksteins zu erklären ist: Das Dreiblatt in der Bogenfläche des Blendbogensteines Kat. 92 ist als Einziges der insgesamt 15 Friesblätter nicht gekerbt (Abb. 171). Zudem sind auf der Blattspreite Spuren von Spitzeisen sichtbar geblieben. Schliesslich ist noch auf das im Boden gefundene Kämpfergesims Kat. 130 hinzuweisen (Abb. 172). Seine Spiralen wurden mit einem Beizeisen fein überbearbeitet, während der Reliefgrund und die Platte über den Spiralen durch die deutlich sichtbaren Spuren des Spitzeisens einen halbfertigen Charakter haben.

169 (oben) Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Nordfassade: Blendbogenfries (Pos. 30), Konsole Kat. 59. Höhe: maximal 16 cm. Blick nach Südwesten. Aufnahme von 2020. 170 (links) Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Nordfassade: Werkstein Kat. 207 (östlich neben dem Bogen [Pos. 28]). Höhe: 7,8 cm. Blick nach Norden. Aufnahme von 2020.

16.2.6 Versatz 16.2.6.1 Beschädigte, versetzte Steine

Nachdem die Werksteine bereit zum Versetzen waren, brachte man sie auf die Gerüstläufe an den Bestimmungsort. Wenn nicht erst auf dem Weg dorthin, war es bereits auf dem Arbeitsplatz zu Beschädigungen gekommen. Beim plattigen Kämpfergesims Kat. 119 löste sich rechts die bereits vorbereitete Unterseite dem Steinlager folgend (vgl. Kat. 119). Der Stein wurde aber nicht entsorgt, sondern das Relief der neuen Form angepasst, was die Herzgrate belegen. Diese sind über der Abschalung kleiner als auf der linken Reliefseite. Wenn schon grosse Beschädigungen kein Grund zur Aufgabe einer Skulptur waren, sah man über kleine sowieso hinweg. Eine kleine Fehlstehle, die auf eine Beschädigung vor dem

171  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Westfassade, Blendbogenfries (Pos. 49): Blend­ bogen­stein Kat. 92 mit ungekerbtem Dreiblatt. Höhe des Bogens: 23,5 cm. Blick nach Südwesten. Aufnahme von 2020. 172  Rüeggisberg, Klosterkirche. Kämpfergesims Kat. 130, Ausschnitt mit zwei Spiralen: Auf dem Reliefgrund über den fein mit dem Beizeisen ausgearbeiteten Spiralen sind deutliche Spitzeisenspuren zu sehen. Durchmesser der Spirale: 10 cm. Aufnahme von 2021.

139

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

a 173a–c Rüeggisberg, Kirche. Nordquerhaus, Nordfassade, Blendbogen­ fries (Pos. 29): Konsolen mit schräg abgescherter Oberseite: a Kat. 54; b Kat. 55; c Kat. 56. Höhe der Konsolen: maximal 15 cm. Blick nach Südwesten. Aufnahme von 2020.

Einsetzen in den Mauerverband zurückzuführen ist, liess sich beim oberen Stein der Konsole Kat. 36 nachweisen. Die südliche Kante war bestossen, bevor die Mauer weiter hochgezogen wurde, denn der Setzmörtel der aufliegenden Steine bedeckt die Bruchfläche. 16.2.6.2 Anpassung vor dem oder beim Versatz?

Die Blendbogenfriese der Nordfassade sind ansteigend angeordnet. Dieser Neigung wurde die Bauplastik nicht angepasst. Gerade beim Versetzen der Konsolen muss dies als optisch un174  Payerne VD, Abbatiale. Nordquerhaus, nordöstliche Ecke: Das Kämpfer­ gesims (auf dem Kapitell) und die seitlich anschliessenden Gesimse passen nicht zusammen. Höhe des Kämpfergesimses: 26 cm. Blick nach Nordosten. Aufnahme von 2019. 175  Sitten VS, Valeria. Hauptapsis, Südseite: Das Pfeilerkapitell (Mitte) zieht hinter dem polychromen Halbsäulenkapitell (links) und dem Dienstkapitell (rechts) weiter. Höhe des Pfeilerkapitells: 40 cm. Drittes Viertel des 12. Jahrhunderts. Blick nach Südosten. Aufnahme von 2020.

140

b

befriedigend empfunden worden sein, was drei Konsolen (Kat. 54, 55 und 56) veranschaulichen (Abb. 173). Bei diesen Stücken ist die den oberen Abschluss bildende Platte zwar rechtwinklig zu den Seiten/Flanken angeordnet, die Oberseite ist aber jeweils schräg abgeschert, sodass die Konsolen der eigentlich logischen vertikalen Ausrichtung angenähert versetzt werden konnten. Ob die relativ sauber durchgeführten Anpassungen bereits auf dem Werkplatz vorgenommen wurden – wie bei Zimmermannsarbeiten fügt man die Stücke auf dem Bauplatz provisorisch zusammen, um die Passung zu überprüfen – oder erst in luftiger Höhe auf dem Baugerüst, ist nicht zu entscheiden.

c

16 Bauskulptur

16.2.6.3 Versatzzeitliche Anpassungen

Beim Einbau der Stücke – der wohl durch die Maurer und nicht durch die Steinmetze erfolgte – waren immer wieder Anpassungen notwendig. Solche bauzeitlichen Anpassungen sind beispielsweise im Querhaus der Prioratskirche von Payerne VD (um 1100) nicht selten, im Chor der Valeria von Sitten VS (3. Viertel 12. Jh.) zu beobachten und im gotischen Schiff der Collégiale von Neuenburg (13. Jh.) vorhanden (Abb. 174, 175 und 176).350 Auch in Rüeggisberg ist dieses Vorgehen mehrfach nachzuweisen. Das Relief des plattigen Kämpfergesimses Kat. 121 ist im Gegensatz zur Fortsetzung auf der linken Seite behaufrisch (Abb. 177). Offenbar war der Werkstein zu lang für seinen Bestimmungsort. Die nicht erodierte Relieffläche muss von einem hier stumpf anschliessenden Stein verdeckt gewesen sein. Grosszügig fiel das Anpassen des zweizonigen Kämpfergesimes Kat. 157 aus. Es ist auf seiner linken Seite hinten bauzeitlich abgearbeitet. Dass das Stück ursprünglich auf der rechten Seite 90 Grad abwinkelte und sich fortsetzte, ist auf der gleichen Seite am Falz an der unteren Kante nachzuvollziehen. Hier wurde also die vorgesehene L-Form aufgegeben und danach bei der Anpassung ein vorbereitetes Relief durchschnitten. Wie sich eine solche Anpassung am Bau dann präsentierte, wird an den Kämpfergesimsen Kat. 110 und 128 augenfällig. Die linke Seite eines Kämpfers (Kat. 110) wurde an der linken Kante beim Einschlagen eines vertikalen Falzes tangiert, was den ursprünglich umlaufenden351 Rahmen zerstörte. Die Anpassung durch den vertikalen Falz kann im besten Fall als approximativ bezeichnet werden. Der Falz ermöglichte zwar den Anschluss das Kämpfergesimses Kat. 128 mit Eierstab, doch passt dieses formal in keiner Weise zum Werkstein beziehungsweise zum Falz (Kat. 110) (Abb. 178). Das Anpassen hatte also nicht zum Ziel, die beiden Reliefs optisch miteinander zu verbinden, sondern die Stücke am Bau korrekt einsetzen zu können. Ob die Lücke im Winkel zwischen Kat. 110 und Kat. 128 nach dem Versatz kaschiert wurde, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde jedoch darauf verzichtet, was die Situation der beiden Gesimse Kat. 146 und 149 eindrücklich

176  Neuenburg NE, Collégiale, Schiff, südlicher Obergaden: Um das Kapitell links (Inv. 671) ein­ setzen zu können, wurde der Blattüberfall des Kapitells rechts (Inv. 673) abgeschlagen. Höhe des Bildausschnitts: rund 15 cm. Blick nach Süden. Aufnahme von 2021.

177  Rüeggisberg, Klosterkirche. Detail des plattigen Kämpfergesimses Kat. 121. Vorderseite: Die Ober­ fläche des linken Spitz­ovals ist behaufrisch, jene des rechten abgewittert. Höhe: 15 cm. Aufnahme von 2021.

178a–b Rüeggisberg, Klosterkirche. Südquerhaus, Kopien von zwei Kämpfergesimsen (Kat. 128 und 110): a Das Gesims mit dem Eierstab stösst rechts auf eine dafür nicht vorgesehene, aber angepasste Stelle. Aufnahme von 1941. b Das Stück mit dem Eierstab trägt das Datum 1942 (Jahr, in dem a die Kopie angefertigt wurde). Aufnahme von 2020. Höhe des Kämpfergesimses mit Blüten (Kat. 110): 22 cm. Blick nach Süd­osten.

b 350 Payerne: Nordquerhaus, um 1100 (vgl. Faccani/Glaus, 2021); Valeria: Südseite, 3. Viertel 12. Jh. (vgl. Faccani/Pradervand 2022); Collégiale: Obergaden, 13. Jh.; die Inventarisation erfolgt seit 2011 durch den Autor, vorläufige Dokumente sind bei der Denkmalpflege Neuenburg deponiert. 351 Darauf deutet der Reliefgrund hin, der auf der linken ebenso wie auf den übrigen Seiten steil ansteigt und hier sicherlich auch in eine – nun aber zerstörte – Rahmenleiste mündete.

141

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

179a–d Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus: die Konsolen Kat. 188 (a), Kat. 189 (b), Kat. 187 (c) und die plattigen Kämpfergesimse Kat. 149 (li) und Kat. 146 (d). Höhe: maximal 17 cm (Kat. 189). Aufnahmen von 2020.

vorführt (vgl. Abb. 179). Die beiden in der Südwestecke des Nordquerhauses aufeinanderstossenden Werksteine sind unterschiedlich profiliert. Die Farbfassungen ziehen in den Winkel hinein, der somit nie aufgefüllt war (z. B. mit Mörtel). 16.2.6.4 Nacharbeit am versetzten Werkstück

180  Rüeggisberg, Klosterkirche. Südquerhaus, Ostseite: konsolenartiges Kämpfergesims (Kat. 143) mit Rolle. Höhe: 12,5 cm. Die rechte Seite ist skulptiert, liegt aber so nahe am Mauerwerk, dass sie nach dem Versetzen des Stücks nicht mehr hätte reliefiert werden können. Blick nach Nordosten. Aufnahme von 2020.

142

Wie allgemein kommt auch im Cluniazenserpriorat Rüeggisberg eine bauzeitliche Bearbeitung nach dem Versatz, welche das Werkstück erst zur Vollendung führte, selten vor. Den Nachweis, dass die Skulpturen vollständig bearbeitet eingesetzt wurden, illustriert das konsolenartige Kämpfergesims Kat. 143. Beide Scheiben der Rolle sind gestaltet, obschon die eine Seite nach dem Versetzen so nahe an der Mauer lag, dass sie nicht mehr bearbeitet werden konnte (Abb. 180). Für den Nachweis des Gegenteils, also der Bearbeitung nach dem Versatz, muss ein Zusammenhang mit dem umgebenden Mauerwerk oder mit einem anschliessenden Werkstein gegeben sein, beispielsweise die Überarbeitung einer Kante, wo das Instrument Spuren hinter-

a

b

c

d

liess, die ungebrochen vom Werkstück auf die Umgebung ziehen. Dies war in Rüeggisberg nicht festzustellen. Aber mehrere Bogenplatten (Kat. 171–173) weisen nebst der Ritzlinie für die Bogenaussenseite horizontale Gravuren auf, die an der Bogenlinie ansetzen und zum Mauerwerk ziehen. Sie sind exakt niveaugleich mit den Strichen, die mit der Kelle in den noch weichen Fugenmörtel der seitlich anschliessenden Steinlagen geritzt wurden (Abb. 181). Wahrscheinlich dürfte die Plattengravur dem Mauerwerk und seinen Steinlagen angepasst worden sein, nicht umgekehrt. Und dafür musste die Platte zuerst versetzt worden sein.

16 Bauskulptur

16.2.7 Projektänderung?

Die drei in der Nordost-, Nordwest- und Südostecke des Nordquerhauses in situ erhaltenen Konsolen Kat. 187, 188 und 189 haben unten eine dünne abgesetzte Auflagefläche (Abb. 179a–c). Es wäre durchaus möglich, dass es vorgesehen war, sie als Zwischenglied zwischen einem kantigen Eckdienst und dem Schildbogen zu verbauen. Funktionsgerecht tragen nur die Konsolen Kat. 188 und 189 den Schildbogen der Nordmauer, während die sich auch formal unterscheidende Konsole Kat. 187 einem Kämpfergesims gleich nur noch die Übergangszone zwischen Mauer und Gewölbe oder Bogen markiert. In der Südwest­ ecke schliesslich wurde die Idee von Konsolen ganz aufgegeben. Hier wurden zwei plattige Kämpfergesimse (Kat. 146 und 149) eingefügt (Abb. 179d). 16.2.8 Wiederverwendung

Nach der Aufhebung des Klosters begann 1541 dessen Abbruch. Die angefallenen Materialien wurden sicherlich grossteils wiederverwendet. Davon zeugen die Bauskulpturen, die 1940– 1942 in verschiedenen nachklösterlichen Mauern zutage traten (vgl. Abb. 166). Besonders reich an Spolien war offenbar die Mauer, mit welcher der Triumphbogen geschlossen wurde; hier gab es acht Werksteine zu dokumentieren: das zweizonige Kämpfergesims Kat. 157, das Hand-Gottes-Relief Kat. 161, die Konsolen Kat. 181 und 186, Kat. 192 und 193, den Blendbogen Kat. 200 sowie die Verkleidungsplatte Kat. 214. Vier weitere Werksteine, der Reliefstein Kat. 100, das einzonige Kämpfergesims Kat. 138, der Blendbogen Kat. 199 sowie der zweiseitig mit einem Kreuz verzierte Quader Kat. 201 wurden mehrheitlich bei oder nahe der Vierung in Mauern verbaut. Die zwölf Stücke entsprechen einem Querschnitt durch alle Skulpturengattungen von Rüeggisberg, abgesehen von Bogensteinen und Säulenelementen.

16.2.9 Kopien aus Stein und Gips

Während der Arbeiten in den 1940er-Jahren wurden etliche originale Werksteine durch Kopien ersetzt (vgl. Abb. 178). Viele der ausgebauten Originale bildeten den Kern des Lapidariums, das nach den Restaurierungsarbeiten vor Ort entstand. 16.2.9.1 Stein

181  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Nordfassade, westliches der beiden oberen Fenster: Von der eingeritzten Aussenkontur des Bogens auf der Verkleidungsplatte (Kat. 171) gehen seitlich horizontale Rillen ab, die niveaugleich sind mit den Fugen des anschliessenden Mauerwerks. Höhe: 55 cm. Blick nach Süd­ westen. Aufnahme von 2020.

Die Münsterbauhütte von Bern stellte im Sommer 1942 die steinernen Werksteinkopien her.352 Die scharfkantigen Kopien stehen in einem harten Gegensatz zur fast 1000 Jahre alten, vom Alter gezeichneten Kirche und wirken deshalb isoliert. Offenbar war es das Ziel, mit den Kopien Skulpturen in ihrem werkstattfrischen Zustand zu rekonstruieren. Die teilweise stark erodierten Stücke mussten entsprechend ergänzt werden; diese Arbeit reichte vom Vervollständigen bestossener Kanten bis zum Rekonstruieren von Bildinhalten. Auf dem dreiseitig reliefierten 352 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 12. Juni 1942: «In den Morgenstunden erschienen Herr Hartmann von der Münsterbauhütte, Steinmetz Wymann, beide im Auftrag von Herrn Prof. Hahnloser. Sie nahmen genaue Masse von den Öffnungen der fehlenden Kapitäle und stellten provisorisch die mitgebrachten Sandsteinkopien eines Kapitäls im Nord-Ost-Vierungspfeiler im Widerlager des Nordbogens auf.» Vgl. auch StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 1. Juli 1942.

143

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

a 182a–b Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Ostseite: rechte Seite des Kämpfergesimses (Kat. 110). Höhe: 22 cm. a ausgebautes Original aus den 1070er-Jahren; b eingebaute Kopie von 1942. Aufnahmen von 2020 und 2021.

183a–b Rüeggisberg, Klosterkirche. Südquerhaus, Ostseite: rechte Seite des Kämpfergesimses (Kat. 155). Höhe: 25 cm. a ausgebautes Original aus den 1070er-Jahren; b eingebaute Kopie von 1942. Aufnahmen von 2020 und 2021.

b

Kämpfergesims Kat. 110 ist beispielsweise das Relief abgesehen von bestossenen Kanten allseitig tadellos erhalten (Abb. 182). Dagegen stellte die rechte Seite des Kämpfergesimses Kat. 155 schon bedeutend höhere Anforderungen an die Imaginationskraft der Steinmetze (Abb.  183). Gerade figürliche Ergänzungen konnten zu sehr freiem Arbeiten führen, was das Kämpfergesims Kat. 156 belegt (Abb. 184). Hier liess ein Berner Münstersteinmetz seiner Vorstellung freien Lauf und rekonstruierte ausgehend von den wenigen erhaltenen Resten ein Kamel. Glatte, im Original nicht reliefierte Flächen nutzten die Steinmetze zum Eingravieren der Kopiedatierung, so etwa die rechte Seite des Kämpfergesimses Kat. 111 (Abb. 185). Das Datum der Kopie gaben sie aber durchaus auch auf komplex reliefierten Seiten wieder (Abb. 184.2).

sammlungen Kopien für das Lapidarium vor Ort. Die Abformungen entstanden im Sommer 1942.353 Sie sind sandsteinfarben gefasst und heute im Depot des Archäologischen Dienstes eingelagert. Von der Nordfassade wurden die Archivolte (Pos. 28, Kat. 1–5), die Konsolen (Kat. 52 und 56) sowie die Ornamente der Blendbogen (Kat. 62, 63 und 65) kopiert. Vom Fries Pos. 71 der Ostfassade entstanden Abformungen der Konsolen Kat. 16 und 17, Kat. 29 und 30, vom Fries Pos. 49 der Westfassade die beiden Konsolen Kat. 71 und 76 sowie als zusammenhängendes Stück der Blendbogen Kat. 93 mit den Konsolen Kat. 74 und 75.

353 StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 8. Juli 1942: «Am Morgen erschien im Auftrag von Prof. Hahnloser ein Herr Jacques Leutenegger mit Angestellten u. machte im Laufe des Tages Gipsabgüsse der nach dem Abbruch freigelegten Kapitäle an den Absiden [sic] Nr. 4 [Pos. 383] und 5 (siehe Skizzen vom 3. und 7. VII.).» Vgl. auch StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 10. Juli 1942: «Der Bildhauer D. Lamenti im Auftrag von J. Leutenegger, nahm Gipsmodelle der Rosetten an der Nordfront [Pos. 28] & vom Friese der Ostseite [Pos. 71].»

16.2.9.2 Gips

Ausgewählte Skulpturen, die nicht ersetzt werden sollten, liess Hahnloser abformen und erstellte mit ihnen in der Tradition der Studien-

a

144

b

16 Bauskulptur

a

16.3

Funktionsgruppen Die architekturgebundene Bauplastik ist in verschiedene Funktionsgruppen einzuteilen (vgl. Abb. 164). Bei den Kämpfergesimsen gibt es zudem Untergruppen, die sich auch beim Ordnen nach Motiven und Anbringungsorten wieder bilden lassen. Ein besonderes Merkmal von Rüeggisberg ist das fast vollständige Fehlen von Stützenelementen. 16.3.1 Stützenelement

Die Laibung des Fensters (Pos. 121) in der Nordfassade ist einfach gestuft. An die Stufenwinkel sind Ecksäulchen angearbeitet. Über der rechteckigen Plinthe folgen eine Kehle und ein Wulst, die zusammen die runde Basis bilden (Kat. 6 und 7). Plinthe und Basis sind aus einem Stein gehauen. Der Standring der Ecksäulchen ist durch eine Fuge getrennt und besteht – noch sehr frühmittelalterlich anmutend – aus einer Abfolge von Kehlen und Wülsten, von denen

der mittlere als Taustab gestaltet ist (Kat. 8 und 9). Die leicht kelchförmigen Kapitelle Kat.  10 und 11 weisen einen als Taustab ausgebildeten Standring auf.354 Sie sind von zwei Kränzen aus spitz endenden Blättern verhüllt, von denen die vorderen kürzeren einen Mittelgrat aufweisen, während die hinteren auf Lücke gestellten Blätter bis zur glatten unprofilierten Abakusplatte hochragen. Das einzige erhaltene Freikapitell (Kat. 158) dürfte wegen seines ovalen Polsters beziehungsweise seiner querrechteckigen Abakusplatte zu einer Stütze mit Kämpferblock gehört haben, die zum Beispiel ein Doppelfenster unterteilte. Die beiden Spiralen Kat. 159 und 160 waren vielleicht Teile von ionischen Kapitellen. Bei dem im Fundtagebuch ohne Abbildung genannten «Kapitäl» (Kat. 226) könnte es sich um ein zweizoniges Kämpfergesims gehandelt haben, zumal im Tagebuch auch andere Kämpfergesimse so genannt werden.355

b 184a–b Rüeggisberg, Klosterkirche. Südquerhaus, Ostseite: rechte Seite des Kämpfergesimses (Kat. 156). Höhe: 23 cm. a ausgebautes Original aus den 1170erJahren; b eingebaute Kopie von 1942. Aufnahme von 2020 und 2021.

185  Rüeggisberg, Kloster­ kirche. Südquerhaus, Bogen der äusseren Apsis (Apsis 5), nördlicher Ansatz: Kämpfergesims (Kat. 111). Höhe: 16 cm. Eingebaute Kopie von 1942. Aufnahme von 2020.

354 Auf der Westseite ist das Kapitell durch ein eingeschobenes Keramikplättchen (Pos. 793) vom Schaft getrennt. 355 Z. B. Kämpfergesims Kat. 107, vgl. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 1941, Legende zu Bild Nr. 101: «Kapitäl am Südpfeiler Abside 2».

145

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

16.3.2 Reliefstein

Rüeggisberg Werkstein Kat. 104 / 629

Der Begriff Reliefstein bezeichnet im vorliegenden Fall jene Skulpturen, die mit ihrer ornamentierten Fläche bündig in das Haupt der sie umgebenden Mauer eingelassen sind. Solche Werksteine können zur Betonung einer architektonischen Zone ins Mauerwerk eingesetzt sein. Einzig Schmuckfunktion erfüllen die Qua-

Rüeggisberg Werkstein Kat. 104 / 629

a Abb. 186.3

Abb. 186.3 0 1

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20

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Abb. 186.2

Abb. 186.2

c 186a–d Rüeggisberg, Klosterkirche. Ergänzungs0 1 5 10 möglichkeiten eines Fragments (a) (Kat. 104, Höhe: 7,5 cm) als plattiges Kämpfergesims (b) oder als Reliefstein (c). Zum Vergleich ein Kämpfergesims (d) auf einem Kapitell des Atriums von Sant’Ambrogio in Mailand (IT), zweites Viertel des 12. Jahr­ hunderts.

d

146

der Kat. 97, 106 und 105. Zwei sind zwischen den nördlichen Kämpfergesimsen des Bogens von Apsis 2 und dem darüberliegenden Schildbogen eingebaut. Die architektonische Lage hat keinen erkennbaren Grund und wird auch nicht durch die Reliefmotive – ein Kopf (?) und ein Kreismuster – erklärbar. Gleiches darf für den dritten Stein (Kat. 105) gelten: Er hat einen quadratischen Umriss, ist mit Flechtbandmuster geschmückt und wurde im nordwestlichen Vierungspfeiler unter einem Kämpfergesims ins Mauerhaupt eingelassen. Das aus dem Fundmaterial stammende Werkstück Kat. 100 weist ein aufwendig konstruiertes Relief auf. Es versah wohl ursprünglich die gleiche rein ornamentale Funktion wie die eben genannten Beispiele. Für das stark fragmentierte Stück Kat. 104 dagegen bleibt die Frage nach dem originalen Verwendungszweck offen. Die diagonal sich kreuzenden, einfach gekerbten Bänder mit Schlaufenenden an einer Seite könnten sowohl eine grössere, 30 cm hohe Fläche füllen als auch nur eine schmale von 15 cm Höhe, wie sie die plattigen Kämpfer aufweisen (Abb. 186). An der Nordfassade sind vier Werksteine zu sehen, von denen zwei (Kat. 102 und 103) den Ansatz des Giebels markieren und ein dritter (Kat. 101) wohl direkt unter dem im Giebelspitz anzunehmenden Fenster lag. Die rechteckigen drei Steine wurden liegend verbaut und mit einfachen, auf Quadraten basierenden Ornamenten geritzt oder flach eingegraben geschmückt. Das vierte, polygonale Stück Kat. 99 mit Kreuzrelief befindet sich heute isoliert im nachreformatorischen Giebel. Es dürfte sich um das mittlere Stück im romanischen Giebel gehandelt haben, das die beiden seitlich anschliessenden Blendbogenfriese (Pos. 29 und 30) abgeschlossen hat. Im Innern des Nordquerhauses liegt mit dem Werkstein Kat. 98 ein merkwürdiger Relief­ stein vor. Er ist in die flache Vorlage einbezogen, die oben in den nördlichen Anfänger des Schildbogens über der inneren Seitenapsis (Apsis 2) mündet. Da er auf der Höhe des Apsisbogenkämpfers und unmittelbarer daneben ins Mauerwerk eingefügt ist, führt er das Kämpfergesims (Kat. 153) weiter, obschon der Reliefstein Kat. 98 weder die Funktion eines Gesimses noch die eines Kämpfers hat.

16 Bauskulptur

16.3.3 Gesims, Kämpfergesims oder Kapitell?

Die zweitgrösste Werksteingruppe bilden die Kämpfergesimse. Ein Gesims ist in der Architektur nicht an einen bestimmten Ort gebunden, es bezeichnet aber den oberen Abschluss einer fallweise bestimmten Zone. Kämpfer dagegen steht für den obersten Teil einer Mauer, auf dem ein Gewölbe aufliegt. Die Kämpfer­linie bezeichnet das Niveau dieses Überganges. Das Kämpfergesims ist ein diese Zone skulptural betonendes Element.356 In Rüeggisberg sind zwei Typen zu unterscheiden: einzonige und zweizonige Kämpfergesimse. Der einzonige Typ, dessen Frontseite stets mehr oder weniger stark geneigt ist, ist in zwei weitere Gruppen aufzuteilen. Die plattige Gruppe, beispielsweise Kat. 122 oder 124, zeichnet sich durch ihre langgestreckte balkenartige Form aus. Die Höhe beträgt zwischen 10 und 15 cm, die Länge bis über 94 cm. Ihre Ornamente umfassen etwa Herz-Achterschlingen und Flechtbänder. Die Steine der zweiten Gruppe, zum Beispiel Kat 110 oder 125, sind meist zwischen 15 und 20 cm hoch, nicht so lang und nebst Wellenranken mit figürlichen und antikisierenden Motiven geschmückt. Die zweizonigen Kämpfergesimse Kat. 155–157 sind alle über 20 cm hoch (Abb. 187). Sie bilden die kleinste und zugleich die am aufwendigsten gestaltete Gruppe. Die Profilform nähert die Werksteine Kapitellen an: Schmiege und wenig überstehende Platte erinnern an Kelch und Abakusplatte. Das zweizonige Kämpfergesims Kat. 157 aus archäologischem Kontext kombiniert das Wellenrankenmotiv auf der Schmiege mit einem Zopfmuster aus doppelt gekerbten Bändern auf der Platte und belegt, dass man beim Gestalten von ein- und zweizonigen Kämpfergesimsen auf das gleiche Motivrepertoire zurückgegriffen hat.

von denen die Mehrheit sich noch in situ befindet, die grösste Funktionsgruppe. Nebst den Konsolen im Innern des Nordquerhauses sind jene der Blendbogenfriese zu nennen. Diese verbreitern sich meist leicht trapezförmig nach oben auf etwa 12 cm und sind meist gegen 14 cm hoch.357 Die Tiefe beträgt bis zu 103 cm. Solche Formate weisen auch die plattigen Kämpfergesimse auf. Vermutlich wurden die Werksteine in Serie vorbereitet. Erst die Wahl einer der Seiten zur Skulptierung führte zur Unterscheidung zwischen plattigem Kämpfergesims und Konsole. Letztere sind floral oder geometrisch verziert, keine ist figürlich geschmückt. Zwischen einzelnen Konsolen sind mit Keramikplatten Zickzackbänder angelegt. Im Innern des Nordhauses trugen sechs Konsolen (Kat. 182a–c und Kat. 183a–c) den Gurtbogen, welcher die Tonne mittig durchzieht. Die Konsolen sind fast komplett abgeschlagen. Die stehengebliebenen ovalen Bossen sind aber durchaus als Gesichter zu interpretieren.

187  Rüeggisberg, Klosterkirche. Kämpfergesims Kat. 157, Vorderseite und rechte Seite mit der sich fortsetzenden Ranke. Höhe: 24 cm. Aufnahme von 2021.

16.3.4 Konsole

Konsolen sind über die Mauerflucht vorkragende, andere Objekte tragende Elemente von meist hochrechteckiger Ansicht. Sie stellen im Fundensemble von Rüeggisberg mit 76 Stücken,

356 Auf die den Kapitellen aufgesetzten Kämpferblöcke – hauptsächlich zwischen spätantiker und ottonischer Zeit in Gebrauch – wird nicht eingegangen. 357 9,5 cm: Kat. 184; 17,5 cm: Kat. 188.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

16.3.5 Blendbogen

Mit Blendbögen wurden die Mauerkronen ausgezeichnet. Erhalten sind die Blendbogenfriese auf den drei Seiten des Nordquerhauses. Die Blendbögen – aufrechtstehende Platten – ruhten auf den eben genannten Konsolen. Die Platten haben eine unterschiedliche Länge, die Platz für einen Bogen (z. B. Kat. 37) bis zu vier Bögen (z. B. Kat. 96) bot. Die Bögen haben grösstenteils Durchmesser zwischen 37 und 44 cm. Wohl wurden drei Serien getrennt hergestellt, denn die Bogendurchmesser der Ostfassade betragen meist 37 cm, jene der Nordfassade hauptsächlich 40 cm und jene der Westseite in der Regel um 44 cm. Die wenigen Ausnahmen unterstreichen die Regelmässigkeit. Die Felder der Blendbögen sind unterschiedlich gestaltet. Auf der Westseite sind alle mit Dreiblättern, stilisierten Lilien, belegt. Auf der Ostseite dagegen weist nur ein Blendbogen das Dreiblatt-Relief auf, während die übrigen Bogenfelder plan sind. Bei der Blendbogenserie der Nordfassade dominieren runde, zentrierte Formen wie Blüten (z. B. Kat. 64b) und Spiralen, nur das Bogenfeld Kat. 68 schmückte man mit einem Blatt. Vergleicht man die drei Friese, ist jener der Nordfassade am variantenreichsten und jener im Westen am einheitlichsten, während die Felder der Blendbögen der Ostseite fast gar nicht ornamentiert sind. Aus archäologischem Kontext stammen die Fragmente (Kat. 198–200) von drei Blendbögen. Die Stücke Kat. 198 und 199 sind figürlich verziert: Ein Raubtier mit Krallen nach links findet sich auf Werkstein Kat. 199, ein Lindwurm – eine geflügelte Schlange –, ebenfalls nach links gewendet, auf Werkstein Kat. 198. Das Geflecht auf Werkstein Kat. 200 ist derart erodiert, dass es sich nicht mehr mit Sicherheit rekonstruieren lässt. Vielleicht stammt eines der Fragmente vom Giebel der Nordfassade, wo aufgrund nachreformatorischer Veränderungen an der Spitze eine Lücke klafft. Die Anordnung der Blendbogenfriese folgt jeweils streng der Dachlinie. Im Osten und Westen ist diese horizontal und in der Nordmauer giebelförmig. Die Blendbögen der beiden zur Mitte ansteigenden Friese Pos. 29 und Pos. 30 sind folglich nicht getreppt und einhüftig wie andernorts, sondern verlaufen parallel zur Gie-

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bellinie.358 Die Spitze ist ausgebrochen: Es fehlen zwei Bögen und die Spitze. Letztere ist weiter oben in nachreformatorischem Mauerwerk verbaut erhalten, die Bögen finden sich vielleicht unter jenen der Grabungsfunde: War das Giebelkreuz Kat. 99 flankiert von den beiden figürlich gestalteten Blendbögen Kat. 198 und Kat. 199? Die Friese auf der Ost- und Westseite enden im Norden mit einer aus mehreren Werksteinen zusammengestellten Auskragung. Sie stellen die seitlichen Abschlüsse des Giebelfeldes dar, welche die nördliche Fassade bekrönt. Die Auskragungen bestehen aus drei beziehungsweise zwei Konsolen und einer aufliegenden Platte.359 Die Räume zwischen den Konsolen sind ornamental ausgefüllt mit Baukeramik oder Steinen – dachförmig eingefügten Platten und übereck gestellten quadratischen Platten.360 16.3.6 Fensterbogenplatten

Während die Rundfenster des Nordquerhauses gemauert sind, wurden die Rundbogenfenster innen und aussen mit Sandsteinplatten verkleidet, die einen Bogenstein imitieren (vgl. auch Kap. 4.1.1.4). Es fanden auch Platten Verwendung, die wesentlich grösser sind. In diesen Fällen ist jeweils die äussere Kante eines imitierten Bogens eingraviert.361 Einmal begleitet auf nur einer Seite ein Taustab die Standkante des Bogens.362 Weitere sechs fragmentierten Platten (Kat. 174–179) traten bei den Ausgrabungen von 1940–1942 zutage. Da es sich nicht um Passstücke handelt, darf man von mindestens drei weiteren Rundbogenfenstern ausgehen, die mit Platten verkleidet waren. Die Platten Kat. 175–178 weisen die eingeritzte Aussenkontur eines Bogens auf, bei Kat. 178 wird die Standkante von einem Taustab begleitet. 358 Einhüftige Blendbögen entlang einer Giebellinie z. B. an der Westfassade von Sant’Abbondio in Como (IT), geweiht 1095 (vgl. Gini/Balzaretti 1966); Blendbögen parallel zur Giebellinie an der Westfassade der Kirche San Secondo in Cortazzone (IT) (vgl. Carità 1994). Zu beiden Kirchen s. unten Kap. 16.7.2.4. 359 Ostseite: Kat. 31–35; Westseite: Kat. 84–88. 360 Ostseite: Steinquader Kat. 50; Westseite: Keramikquader Pos. 787 (vgl. Kat. B). 361 Kat. 171–173; eine eingeritzte Aussenkante weisen auch die beiden Steine Kat. 12 und 15 des Fensters Pos. 121 über dem Nordportal auf. 362 Fenster Pos. 121 über dem Nordportal: Kat. 14, Westseite.

16 Bauskulptur

16.3.7 Varia und unbekannte Funktionen

Unter den Steinen mit weiteren und unbekannten Funktionen finden sich beispielsweise Verkleidungsplatten und Gewändeteile, deren Datierung nicht immer mittelalterlich sein muss.363 Ein im positiven Sinn merkwürdiges Stück ist mit dem Kreuzstein Kat. 201 erhalten. Der quadratische Werkstein muss freistehend präsentiert gewesen sein, da er beidseitig reliefiert ist. Vielleicht hatte er eine Schrankenanlage bekrönt, wie dies schon Hahnloser annahm: «Vielleicht hat ein doppelseitiges Volutenkreuz […] die Trennungswand [zwischen Schiff und Chor] geschmückt.»364 Bei der Platte Kat. 214 mit sternförmiger Ritzung scheint es sich um eine Verkleidungsplatte von Mauerwerk zu handeln. Wozu aber die kleine Steinscheibe Kat. 209 mit zentralem Kanal Verwendung fand, ist nicht zu eruieren. Ihre Funktion sollte wohl im Zusammenhang mit Mauerwerk gesehen werden, da sie in der Art wie Letzteres farbig gefasst ist. 16.4

Reliefarten 16.4.1 Entwurf

Zur Ornamentierung vorgesehene Steinblöcke werden in der Regel so vorbereitet, dass die zu reliefierende Oberfläche plan und damit für einen Aufriss des Motivs bereit ist. Improvisiert wurde kaum, dafür war das gebrochene und bereits vorbereitete Steinmaterial zu wertvoll. Aber gerade die Kämpfergesimse mit Ranken zeigen Abweichungen, die ins Auge springen und tatsächlich Fragen nach ihrem Grund aufkommen lassen. So endet zum Beispiel das Relief des Kämpfergesimses Kat. 116 auf der rechten Seite abrupt: Die Spitzen von Herzgrat und Dreiblatt fehlen, die Zwickel sind nicht reliefiert. Die im Mauerwerk «eingebaute» Fortsetzung findet sich auf dem Kämpfergesims Kat. 117. Da es nicht korrekt anpasst (Abb. 188), war das Stück vielleicht nicht dafür vorgesehen. Solche Ungereimtheiten wurden bereits weiter oben genannt und es liessen sich weitere aufzählen. Offenbar störte man sich nicht daran.

188  Rüeggisberg, Klosterkirche. Vierung, nordöstlicher Pfeiler: Der Anschluss des Kämpfergesimses Kat. 116 ( rechts) an Kat. 117 (links) ist nicht korrekt ausgeführt. Höhe Kat. 116: 11,5 cm. Blick nach Süden. Aufnahme von 2020.

Trotz solcher Fehler darf man aber nicht übersehen, dass die Mehrheit der Motive in sich stimmig, wenngleich manchmal etwas wackelig entworfen ist. Das reicht vom sehr grafischen Schlangenstein Kat. 107 und dem Salomonsknoten Kat. 105 über die Tiermedaillons von Kat. 145 bis hin zum Kreismuster auf dem gleichen Werkstein. Auf dem Kämpfergesims Kat. 111, dessen Seiten in sich geschlossen ornamentiert sind, ist zudem eine übereck sich fortsetzende Wellenranke sichtbar (Abb. 187). Und selbst die linke Seite des Kämpfergesimses Kat. 110 ist ordentlich aufgebaut, wenn auch die unterschiedlichen Grössen der Eckmotive auf den ersten Blick einen ungeordneten Eindruck hinterlassen. 16.4.2 Gravieren

Die einfachste Art, mit Hammer und Meissel eine Steinoberfläche zu schmücken, ist das Gravieren.365 Die Fensterbogenplatten (z. B. Kat.  171) mit den eingeritzten Fugenimitaten gehören ebenso in diese Gruppe wie die beiden querrechteckigen Steinblöcke Kat. 102 und 103 in der Nordfassade, die seitlich auf Giebelhöhe eingelassen und mit einem diagonal gerichteten Quadermuster beziehungsweise einem Gitter überzogen sind. Diesen linearen Mustern kann der Stein mit Stern (Kat. 214), wohl Teil der Mauerwerksverkleidung, beigesellt werden. Dagegen ist der Reliefstein Kat. 106 mit einem

363 Verkleidungsplatte: z. B. Kat. 215; Gewände: z. B. Kat. 211. 364 Hahnloser 1950, S. 4. Hahnloser zeigt in Abb. 8 zum Vergleich den heute verschollenen Schlussstein Kat. 220, nicht aber den Werkstein Kat. 201. 365 Vgl. dazu Autenrieth 1988, 32–39.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

(Abb. 189). Dass das gravierte Muster als nicht zu Ende geführt bezeichnet werden darf, kann bezweifelt werden, da der benachbarte Werkstein Kat. 97 ein ebenfalls sehr grafisches Relief aufweist. Waren die Oberflächen der eben genannten Stücke nur graviert, so ging der Steinhauer beim Kämpfergesims mit Schlange Kat. 107 etwas weiter. Die Unterseite und vor allem die obere Hälfte der Vorderseite sind wenig tief graviert, aber die Kerben um Schlange, Vogel und Ranke tief eingeschnitzt. Zudem liegt auch Reliefgrund frei.

aufwendigeren Muster aus Kreisen überzogen. Es stellt eine Vorstufe zum Ornament auf der rechten Seite des Kämpfergesimses Kat. 108 dar

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16.4.3 Schnitzen

189a–b Rüeggisberg, Klosterkirche. Reliefsteine mit Kreismuster: Der Werkstein Kat. 108 (a) ist fertig ausgeführt, während das Relief von Block Kat. 106 (b) wohl unvollendet blieb. Höhe Kat. 106: 30 cm. Aufnahme von 2021.

b 190  Rüeggisberg, Klosterkirche. Vierung, nordöstlicher Pfeiler, Kämpfer­ gesims Kat. 122: Detail eines tief in die Steinoberfläche eingeschnittenen Blattes. Höhe des Blattes: 12 cm. Aufnahme von 2021.

Noch nahe beim Gravieren liegt die bereits erwähnte rechte Reliefseite des Kämpfergesimses Kat. 145. Der scharfe Schnitt verleiht den Formen aber mehr Plastizität und dem Relief eine klassische Eleganz, die von der Tierranke der Vorderseite nicht wiederholt wird. Dort sind wir bereits beim Flachrelief angelangt. Die Kerngruppe der geschnitzten Reliefs bilden die plattigen Kämpfergesimse mit ihren Weintrauben- und Blattranken (z. B. Kat. 121 und 122). Der Schnitt geht tief und gibt den Motiven Plastizität, die beispielsweise bei den Blättern in den Spitzovalen von Kat. 122 ausgeprägt ist (Abb. 190). 16.4.4 Flachrelief

Unter den Flachreliefs sind solche mit und ohne Rahmen zu unterscheiden. Jene mit Rahmen ähneln bisweilen den geschnitzten Motiven. Das Unterscheidungsmerkmal besteht je191a–b Rüeggisberg, Klosterkirche. Gravierte Binnenformen des (a) Lukasstiers auf der Bogenplatte Kat. 161 und des (b) Hornviehs auf dem Kämpfergesims Kat. 109. Höhe des LukasstierKopfes (a): 6,5 cm; Höhe des Hornvieh-Kopfes (b): 9 cm. Vgl. auch Abb. 202. Aufnahmen von 2021.

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16 Bauskulptur

weils darin, dass der Reliefgrund frei gearbeitet ist, wodurch die Motive autonom werden von der Umgebung. Die Rankenmedaillons der Kämpfergesimse mit Tier- und Blattdarstellungen sind noch sehr kompakt und straff geordnet, und auch die Tiere auf dem Bogen Kat. 1–5 (Pos. 28) über dem Nordportal der Nordfassade sind der Rankenform mehrheitlich untergeordnet. Der flächenmässig eher kleine Reliefgrund ist meist nicht geglättet, sodass Spitzeisenspuren sichtbar blieben. Das Flächenverhältnis zwischen Reliefgrund und Reliefmotiv fällt immer zugunsten der Motive aus. Mehr Platz gewinnt der Grund aber zum Beispiel beim Salomonsknoten (Kat. 105), dem zweiseitig ornamentierten Kreuzstein (Kat. 201) und vor allem bei der Bogenplatte (Kat. 161) mit der Hand Got-

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tes und zwei Evangelistensymbolen. Seine Tiefe von 1,5 cm macht dieses Relief zu einem der plastischsten von Rüeggisberg. Die Binnenformen von Hand und Tieren sind eingraviert, genau wie beim Kämpfergesims mit Hornvieh (Kat. 109). Damit wird die durch die Relieftiefe gewonnene Plastizität wieder zurückgenommen und die Einzelmotive erscheinen wie aufgelegte Platten (Abb. 191). 16.4.5 Hochrelief

Deutlich über den Reliefgrund hervortretende Motive sind bei den Blendbogen zu finden. Letztere sind eigentlich Teil der Architektur und gehören streng genommen nicht zur Skulptur. Die Motive auf den Bogenflächen, Dreiblätter, Blüten, Spiralen, aber auch Figürliches, sind zwischen 2,8 und 4,7 cm hoch (Abb. 192).366 Eine

366 2,8 cm: Raubtier Kat. 199; 4,7 cm: Lindwurm Kat. 198.

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192a–h Rüeggisberg, Klosterkirche. Motive der Blendbögen: a Raubtier Kat. 199; b Lindwurm Kat. 198; c Dreiblatt Kat. 94b; Höhe: 22 cm; d Blatt Kat. 65; e Blüte Kat. 63; f Blüte Kat. 65; g Spirale Kat. 62; h Geflecht Kat. 200. Aufnahmen von 2020 und 2021.

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16.5

Motive

a 193a–b Rüeggisberg, Klosterkirche. Plastisch ausgearbeitete Köpfe auf den beiden Konsolen Kat. 185 (a) und Kat. 180 (b) im Vergleich. Aufnahmen von 2021.

starke Plastizität prägt die Dreiblätter der beiden Friese an der Ost- und Westseite des Nordquerhauses, aber auch die Blüten und die weiteren Motive in den Feldern der Blendbogen an der Nordfassade. Die beiden Rundbogen aus archäologischem Kontext mit Lindwurm und Raubtier (?) können ihnen zugesellt werden. 16.4.6 Ansätze zu Rundskulptur

194  Rüeggisberg, Klosterkirche. Unvermitteltes Aufeinanderstossen von zwei unterschiedlichen Motiven: Links das Tier­ relief Kat. 107 und rechts das Kämpfer­gesims mit Eierstab Kat. 125. Vgl. auch Abb. 178. Aufnahme von 2020.

Bei den beiden Konsolen Kat. 184 und 185 gingen die Steinhauer so weit, dass sie ein von vorn, von den Seiten und von unten sichtbares Tierhaupt gestalteten. Die ansatzweise rundplastische Gestaltung dieser wohl in beiden Fällen gehörnten Tiere liegt nun aber nicht einfach in der Tatsache begründet, dass der Konsolenkopf ein solches Vorgehen geradezu verlangt. Dann hätte nämlich der Menschenkopf Kat. 180 auch über die Seiten des Werksteins hinweg mit seinen Ohren dargestellt werden können (Abb. 193). Weshalb das beim Menschenkopf nicht gemacht wurde, bleibt dahingestellt.

b

Nicht alle Werksteine, die zur architektonischen Gliederung der Kirche versetzt wurden, sind auch profiliert oder reliefiert. Die Kämpfergesimse Kat. 151 und 152 beispielsweise – eingebaut am Bogenansatz der äusseren Nebenapsis (Apsis 1) im Norden – sind rechteckige Blöcke mit glatt gearbeiteten Oberflächen.367 Doch die überwiegende Mehrheit der Werksteine ist ornamentiert. Die Motivvielfalt wurde schon oft betont. Sie reicht vom dezent modellierten, vereinfachten Menschenkopf – beispielsweise die Konsole Kat. 180 – über Wellenranken – etwa im Kämpfergesims Kat. 110 – bis hin zu geometrischen Ritzzeichnungen – so im Reliefstein Kat. 106. Auf den ersten Blick gewinnt man den Eindruck, jeder Stein sei ein Einzelstück. Ein Umstand, der vor Ort auch dadurch bewirkt wird, dass unterschiedliche Motive unvermittelt aufeinanderstossen. Dies ist der Fall bei den beiden Werkstücken Kat. 107 und 125 auf der Südseite des Bogens zur inneren nördlichen Seitenapsis (Apsis 2, Abb. 194). So unterschiedlich sind die Steine aber dennoch nicht. Es lassen sich zwanglos Motivgruppen von Werksteinen bilden, die im Detail individuell gestaltet sind. Dies illustrieren etwa die vier Kämpfergesimse mit Eierstabfriesen Kat. 125–128 (Abb. 195). 16.5.1 Mensch und Tier

Die Darstellung von Menschen beschränkt sich auf Köpfe und eine Hand. Tiere verschiedener Gattungen und Mischwesen sind in stattlicher Anzahl zu finden. 16.5.1.1 Köpfe

Die Konsole Kat. 180 mit dem Hochrelief eines Kopfes ist das einzige menschliche Antlitz, das klar als solches zu lesen ist, auch wenn es

367 Die vierungsseitigen Flächen der beiden Werksteine wurden – wohl nachträglich – mit dem Spitzeisen grob überarbeitet.

152

16 Bauskulptur

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weitere gibt, die so gedeutet werden können. Der obere Teil des Reliefs ist abgebrochen, der Mundschlitz, die Balkennase und das linsenförmige, erhabene Auge lassen einen mit einfachsten Mitteln ausgearbeiteten Kopf erkennen. Mindestens einzelne Konsolen der beiden stark gestörten Dreiergruppen Kat. 182a–c und Kat 183a–c, welche die Gurtbogenansätze der Nordquerhaustonne trugen, dürften ähnliche Gesichter auf ihrer Front aufgewiesen haben. Bei Kat. 182b sind noch Kinn und Wangen eines insgesamt spitzovalen Kopfes vorhanden. Ob die kaum modellierte Gravur auf dem Reliefstein Kat. 97 einen weiteren menschlichen Kopf darstellt, ist offen. Wer den Reliefstein betrachtet, wird zuerst durch die spitzovale, oben beidseitig einziehende Form im Zentrum und die geschwungenen Linien links angesprochen. Mühelos ergänzt man die trapezförmige Fehlstelle unterhalb des Spitzovals und die geschwungene Fläche rechts als Hals und Haare eines Kopfes mit Mittelscheitelfrisur. Die Front der Konsole Kat. 181 aus dem archäologischen Fundgut ist auf den ersten Blick mit geometrischen Motiven überzogen. Der vermeintliche Taustab oben ist aber auch als Haarschopf zu lesen, unter dem zwei kreisrunde Augen hervorgucken – ob man dann auch noch die Nase und einen Gabelbart erkennen möchte, ist wegen der Kreisaugen fast nebensächlich.

b

195a–d Rüeggisberg, Klosterkirche. Die Werksteine mit Eierstab von Rüeggisberg im Vergleich: a Kat. 125 (Höhe: 19 cm); b Kat. 128 (Höhe: 16 cm; c Kat. 126 (Höhe: 13 cm); d Kat. 127 (Höhe: 12,5 cm).

16.5.1.2 Hand Gottes und Evangelisten­ symbole

Der skulptierte Bogenstein Kat. 161 stammt aus der Zumauerung des Triumphbogens. Das Relief kombiniert eine auf der Mittelvertikalen nach oben gerichtete Hand mit der Darstellung von zwei geflügelten Tieren: Die Hand Gottes zwischen einem Stier links – dem Symbol für den Evangelisten Lukas – und einem Raubtier, einem Löwen rechts – dem Symbol für M ­ arkus. Die axialsymmetrische Anordnung der drei Motive weist deutlich darauf hin, dass die Platte im Bogen ursprünglich die Position eines Schlusssteines hatte. Die Finger der Hand sind gestreckt und formen keinen Segensgestus368, sondern die Hand als Ganzes zeigt die Präsenz der Macht Gottes an. Zur Hand gewandt sind die geflügelten Symboltiere der Evangelisten Lukas und Markus. Vielleicht waren auf den links und rechts anschliessenden Bogensteinen die beiden anderen Evangelistensymbole dargestellt: der Adler für Johannes und der Mensch für Matthäus.

368 Lateinischer Segensgestus: Daumen sowie Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt, Ringfinger und kleiner Finger angelegt.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

196  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordfassade, Archivolte Pos. 28, Schluss­ stein (Kat. 3). Aufnahme von 2020.

197  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordfassade, Archivolte Pos. 28. Aufnahme von 1942.

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16.5.1.3 Nixe oder Daniel in der Löwengrube?

Eine Ausnahme und einen Höhepunkt unter den Skulpturen zugleich bildet der Schlussstein Kat. 3 des Bogens über dem Portal in der Nordfassade des Nordquerhauses. Die stark erodierte Zone ist schon seit Langem kaum noch lesbar (Abb. 196). Dies belegt eine Fotografie aus dem Jahr 1942 (Abb. 197). Die Fläche zwischen den beiden gut erhaltenen Medaillons auf Block Kat. 2 und auf der rechten Seite von Block Kat. 3 lässt Platz für anderthalb Medaillons. Anhand der erhaltenen Elemente bieten sich drei Rekonstruktionen an (Abb. 198a–c). Ignoriert man die Behauspuren auf Block Kat. 3 und schliesst an

das linke Medaillon ein weiteres an, liegt die Mittelvertikale des Bogens etwa zwischen den Kreisen. Doch diese Linie quert Stellen, die skulptiert sind (Abb. 198a). Damit ist die Rekonstruktion von 1937/38 hinfällig (Abb. 199). Gleiches gilt für die Rekonstruktion mit einem Kreis auf der anderen Seite (Abb.  198b). Die einzig mögliche Variante besteht also darin, ein Oval zu rekonstruieren, in das die skulptierten Stellen einzupassen sind (Abb. 198c). Die Reliefspuren lassen zwei Ergänzungsmöglichkeiten zu. Bei beiden befindet sich auf der Mittelachse eine Person, welche die Arme ausstreckt. Diese Haltung erinnert an Nixen, die mit den Armen nach aussen die Schwänze ihrer Fischleiber ergreifen. Der Seiteneingang auf der Ostseite der Kirche San Fedele in Como (IT) weist einen Scheitelstein mit diesem Motiv auf.369 Die zweite Möglichkeit orientiert sich an den Darstellungen des alttestamentarischen Propheten Daniel. Er war zum Tod verurteilt und sollte durch Löwen in Stücke gerissen werden.370 Durch das Eingreifen eines von Gott gesandten Engels konnten die Raubtiere ihm aber nichts anhaben. In frühen Darstellungen steht Daniel zwischen den Löwen, die Arme zum Gebet erhoben. In jüngeren Darstellungen ergreift Daniel selbst die Löwen, so auf dem Schluss-

369 Cassanelli/Piva 2010, 171–179, Datierung 178. 370 Dan 6.16–23.

16 Bauskulptur

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199, Umzeichnung stein des in die Abb. 1140er-Jahre zu datierenden Palasportals von Schloss Tirol im gleichnamigen Dorf (IT).371 Auf dem Rüeggisberger Relief sind Daniels Torso und die Ansätze seiner ausgestreckten Oberarme sichtbar, von den Löwen die untere Kontur der Leiber und von dort ausgehend die Hinterläufe (Abb. 200).

c

Allen voran ist der Medaillonfries auf den Bogensteinen des Portals zu nennen, welches die Nordfassade des erhaltenen Querhausflügels öffnete. Elf grosse Tiere sind dargestellt, wovon zwei an den Ansätzen des Frieses hocken und neun in den Bandmedaillons kauern. Sechs der elf Tiere sind Drachen oder Lindwürmer, also Mischwesen. Alle Tiere sind in Seitenansicht gegeben und folgen nicht dem Rund des Bogens, sondern sind mehr oder weniger horizontal ausgerichtet. Die fünf Raubtiere haben den Kopf nach hinten gewandt und greifen mit den Tatzenkrallen auf den Medaillonrahmen. Einige der Raubtiere – da sie keine Mähne haben, können es Löwinnen oder Hunde sein – scheinen nach dem Hintern des auf ihrem Rücken stehenden Vogels zu schnappen. Die Drachen schauen nach vorn und strecken die in Dreiblättern endende Zunge aus dem Maul. Sie interagieren nicht mit einem anderen Wesen und unterscheiden sich von den Raubtieren weiter dadurch, dass ihre Schwänze jeweils die Medaillonrahmen queren und ausserhalb enden. In den Zwickeln, von denen einige ganz verwaschen sind, stehen Vögel, jeder in Seitenansicht und mit angelegten Flügeln. Einige picken an Trauben – zwischen dem dritten und vierten Medaillon stehen auf dem Bogenstein Kat. 1 zwei Vögel einander gegenüber und fressen an der gleichen Traube.

198a–c Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordfassade, Archivolte Pos 28: Rekon­ struktionsversuche des Schlusssteinreliefs (Kat. 3): a «Leerstelle» in der Mittelvertikalen; b Medaillons nicht auf die Mittelvertikale ausgerichtet; c ovales Medaillon. Zeichnungen von 2022.

199  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordfassade, Archi­ volte Pos. 28, Schluss­stein (Kat. 3): Rekonstruktion von 1937/38. Zeichnung des Bogen­frieses am Nord­ portal mit der Rekonstruktion des Scheitels.

16.5.1.4 Raubtiere, Mischwesen und weitere

Raubtiere mit spitzen und gebleckten Zähnen, schlangenartige geflügelte Mischwesen mit kralRüeggisberg Ehem. Cluniazenserpriorat lenbewehrten Klauen an den Vorderläufen  – Bogen über Nordportal Gez.: GF Drachen oder Lindwürmer –, doppelköpfige Dat.: 3.4.2022 Abb. 200 Schlangen, aber auch an Trauben pickende Vögel und gehörnte Tiere bevölkern die Rüeggisberger Skulpturen.

200  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordfassade, Archi­ volte Pos. 28, Schluss­stein (Kat. 3): Rekonstruk­tions­ versuch der Dar­stellung von Daniel und zwei Löwen, deren Häupter in der Mitte zu einem verschmelzen. 3

371 Faccani/Goll 2017b, 332, Werkstein PP45; Andergassen 2017, 368.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

201a–d  Rüeggisberg, Klosterkirche. Vergleich von Raubtierreliefs: a Kat. 98; b Kat. 108; c Kat. 5; d Kat. 199. Aufnahme von 2020 und 2021.

202a–b Rüeggisberg, Klosterkirche. Vergleich zwischen dem (a) Hornvieh mit Spiralen Kat. 109 und dem (b) Lukasstier Kat. 161. Vgl. auch Abb. 191. Auf­ nahmen von 2021.

c

b

d

Weitere Raubtiere – wegen der fehlenden Mähne sind es wohl Hunde oder vielleicht auch Löwinnen – kauern in zwei Medaillons des Kämpfergesimses (Kat. 108). Die Körper nach Westen gewandt, blicken ihre rückwärts gedrehten Köpfe ihrer Lage entsprechend in die äussere der südlichen Seitenapsiden (Apsis 5), der hintere mit gebleckten Zähnen. Auf gleicher Höhe finden wir weiter nördlich ein Raubtier (Kat. 98), das auf der Westseite des Blockes erscheint, nach Süden gerichtet ist und geradeaus zur inneren der nördlichen Seitenapsi-

a

156

a

b

den schaut. Die Schnauze ist zerstört, weshalb der Ausdruck – stumm oder brüllend? – unbestimmbar ist. Ein formaler Vergleich der Raubtiere auf den Kämpfergesimsen mit jenen des Portalbogens der Nordfassade zeigt, dass sie sich kaum unterscheiden (Abb. 201). Eine gedrungene Statur ist ihnen ebenso gemein wie ein charakteristischer Wulst am Übergang vom Körper zum grossen Kopf, runde kleine Ohren, eine Stupsnase und wenige, gravierte Details am Kopf. Trotz der stark verwaschenen Oberfläche von Werkstein Kat. 199 ist es vor allem der grosse rundliche Kopf des Tieres, der dem eben genannten Stück nahe ist. Die Tatzen weisen aber, auch wegen des abweichenden Reliefstils, eine kugelige Grundform auf, in deren Böschung die Klauen eingraviert sind. Die wohl originellste Reliefschöpfung aus dem Rüeggisberger Bestand ist auf der Vorder‑ beziehungsweise Hauptseite des Kämpfergesimses Kat. 109 erhalten. Ein Ochse oder Stier blickt den Betrachter ruhig mit grossen Augen direkt an. Von dessen Hörner gehen Voluten ab. Es handelt sich um die frontale Ansicht eines figür-

16 Bauskulptur

a

b

c

lich uminterpretierten ionischen Kapitells. Das leicht schief gravierte Gesicht des Hornviehs ist direkt vergleichbar mit dem Lukasstier auf dem Stein mit der Hand Gottes (Abb. 202). 16.5.2 Blätter, Blüten, Trauben und Beeren

Die Flora auf der Rüeggisberger Bauplastik beschränkt sich auf wenige Blüten- und Blattformen, wobei der klassische Akanthus ebenso fehlt wie Palmetten. Mehrblättrige Blüten und Wirbelrosetten, stets von streng geometrischer Form, erscheinen auf Kämpfergesimsen und auf den Feldern der Blendbogen, freilich in unterschiedlicher Grösse und Plastizität (Abb. 203). Straffe Schilfblätter (Abb. 204a), fleischige Zungenblätter (Abb. 204b), löffelförmige Blattspreiten und solche mit gesägtem Rand sind auf den Fensterkapitellen (Abb.  204d) und Konsolen (Abb. 204c) zu finden (Abb. 204). Halbblätter (Abb. 204e) und mehrlappige Blätter in Aufsicht (Abb.  204f) unterschiedlicher Ausformung bedecken Kämpfergesimse und füllen Zwickel des Portalbogens der Nordfassade und Dreiblätter, Lilien den traufseitigen Blendbogenfries. Die aufgezählten Blattformen sind mehrheitlich gekerbt, selten in frühmittelalterlicher Art randparallel gekerbt (Kat. 112) oder gar voll (Kat. 122).

Trauben und Beeren sind die einzigen auf den Rüeggisberger Bauplastiken dargestellten Früchte. Als einzelne Beere dürfte die Kugel im Schlangenmaul zu deuten sein, in welche der Vogel pickt. Ganze Trauben sind liegend und oval gerahmt auf den plattigen Kämpfergesimsen wiedergegeben, beim Bogenfries des Nordquerhausportals füllen die Trauben unter anderem Zwickel zwischen den Medaillons (Abb. 205). Vögel fressen von diesen Trauben.

d

e

203a–e Rüeggisberg, Klosterkirche. Unterschiedliche Blütenformen. a Kat. 110 (rechte Seite); b Kat. 110 (linke Seite); c Kat. 111; d Kat. 63; e Kat. 64b. Aufnahmen von 2020 und 2021.

16.5.3 Klassische Motive 16.5.3.1 Eier- und Perlstab, Zahnfries

Der antiken Architektur entlehnt sind Eierund Perlstab sowie der Zahnfries. Die Eierstäbe gingen aus dem antiken Gesimstyp des ionischen Kymations hervor.372 Die Steinhauer von Rüeggis­berg schlossen die ursprünglichen Hüllblätter seitlich der Eier mit den Zwischenblättern durch eine Klammer zu einem Motiv zusammen (Abb. 206). Auch der Perlstab ist a­ bgewandelt

372 Vgl. z. B. Mattern 2001.

157

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

a

b

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g

204a–g Rüeggisberg, Klosterkirche. Unterschiedliche Blattformen. a Kat. 56; b Kat. 74; c Kat. 30; d Kat. 11; e Kat. 112; f Kat. 122; g Kat. 93. Aufnahmen von 2021 und 2022.

e

f

205a–c Rüeggisberg, Klosterkirche. Darstellung von Trauben. a Kat. 2; b Kat. 107 (Höhe: 17,5 cm); c Kat. 120 (Höhe: 13,5 cm). Aufnahmen von 2021 und 2022.

a

158

b

c

16 Bauskulptur

Rüeggisberg, Kloster

a

b

und so beachtlich gestreckt, dass die Perlen langoval wurden. Die Plättchen, welche die Perlen voneinander trennen, sind zu einem X angeordnet; beim antiken Perlstab waren sie vertikal ausgerichtet (Abb. 207). Der Zahnfries ist nicht nur beim Kämpfergesims Kat. 125 zu finden – sehr flach und gedehnt gearbeitet –, sondern auch bei einer Konsole (Kat. 71). Hier hatte der Steinhauer gleich zwei Zahnfriese übereinander platziert, was ansatzweise die Wirkung ­eines Schachbrettmusters hervorruft.

Werksteine mit Rollen

Glatte Rolle Glatte Ringbänder Gravierte Ringbänder Ornamentierte Rolle



Glatte Schmalseiten





– – 207a–b  Ausschnitte von



Perlstäben: 136 a römisches 137 BL,– Ornamentierte Schmalseite Beispiel aus Augst –

Gravierte Spiralen

138 –

3. Viertel des 1. Jahrhunderts; b Perlstab aus 208 Die Ausformung der Rollen an den Rüeggisberger Werks Rüeggisberg (Kat. 129), Steinen Kat. 144, Kat. 145 und Kat. 191 aufgrund des erodierte 1070er-Jahre. zu eruieren.

16.5.3.2 Rollenkämpfer

Als Rüeggisberger Eigenschöpfung dürfen die Kämpfergesimse mit Rollen gelten. Ihre Front zeichnet sich durch langestreckte zylinderförmige Rollen aus, die glatt oder durch Ringbänder gegliedert sein können.373 Letztere sind wahlweise glatt oder gekerbt (Abb. 208).374 In die kreisförmigen Schmalseiten der Zylinder sind Spiralen so gekerbt, dass sie zum stoff­ lichen Imitat von eingerolltem dünnem – stoff­ lichem – Material werden, die von den Ringbändern zusammengehalten werden.375 Rollen in der Bauplastik, die an Kämpfergesimsen oder Kapitellen angebracht sind, haben ihre Vorbilder in der klassischen Architektur, in der ionischen Ordnung. Beim ionischen Kapitell werden die seitlich angebrachten Rollen pulvini, ihre kreisförmige Schmalseite der Schmuckform entsprechend volutae genannt.376 Die ­pulvini waren durch astragali, Ringbänder, gegliedert. Wäre das ionische Kapitell in Rüeggisberg Inspirationsquelle gewesen, hätte man davon also die Rolle losgelöst verwendet. Es

206a–b (oben)  Ausschnitte ausKat.­Nr. Eierstäben: a römisches Beispiel aus – – – Avenches VD, Ende des 136 b Eierstab 137 – 1. Jahrhunderts; a aus Rüeggisberg – (Kat. 125), – 138 1070er-Jahre.

was

b

Werksteine mit Rollen was glatte Rolle

Kat.­Nr. –











142

143



136

137















gravierte Ringbänder





138

139

140

141







ornamentierte Rolle

















190

glatte Schmalseiten











141





190

136

137

138

139

140





143















142





glatte Ringbänder

gravierte Spiralen ornamentierte Schmalseite

Klosterkirche. Dieden Ausformung der Rollen an den Rüeggisberger 208  208 Rüeggisberg, Die Ausformung der Rollen an Rüeggisberger Werksteinen. Die Gestalt Werksteinen: der Rollen ist bei der Rollen ist Die bei Gestalt den Steinen Kat. 144, Kat.manchen 145 und Steinen Kat. 191 (Kat. 144, 145 aufgrund desund ero-191) aufgrund des erodierten und fragmentierten Zustandes nicht mehr zu eruieren. dierten und fragmentierten Zustandes nicht mehr zu eruieren.

373 Glatte Rolle: z. B. bei Kat. 143; Rolle mit Ringbändern: z. B. bei Kat. 138. 374 Glatte Ringbänder: z. B. bei Kat. 136; gekerbte Ringbänder: z. B. bei Kat. 140. 375 Eingekerbte Spirale: z. B. bei Kat. 139; glatte Oberfläche: z. B. bei Kat. 141. 376 Zur Typologie vgl. Herrmann 1988, 6–24.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

209  St. Gallen, Kathedrale. Pseudoionisches Kapitell aus der Otmarskrypta, zwischen 976 und 984. Höhe des Kapitells: 33 cm. 210  Lamego (PT), São ­ Pedro de Balsemão. Konsole. 7. Jahrhundert.

kann davon ausgegangen werden, dass wohl motivische Vergleichskenntnis vorhanden war, da Konsolen und Kämpfergesimse mit Rollen in der Art der Rüeggisberger Beispiele in geografisch-kulturell erklärbarer Nähe nicht bekannt sind. Aus dem 10. Jahrhundert stammen die pseudoionischen Kapitelle der Otmarskrypta in St. Gallen (Abb. 209), deren Rollen an den polstergleichen Kapitellkörper gedrückt sind.377 Es mag ein Zufallstreffer des Autors sein, dass 211  St. Gallen, Kathedrale. Schrankenbalken: Sandstein. Höhe: 19,5–20 cm. Vor 830 (8. oder erstes Viertel des 9. Jh.).

212  Illustration aus der frühmittelalterlichen Abschrift von Vitruvs «Bücher über Architektur», Séléstat (FR). Kreismotive auf Gesimsen und auf den canales von pseudo­ ionischen Kapitellen. 9./10. Jahrhundert.

ein Beispiel aus Portugal beigebracht werden kann, von dem mehrere Rollenkonsolen verblüffende Ähnlichkeit mit den Rüeggisberger Stücken aufweisen. Sie stammen aus der bereits im 7. Jahrhundert errichteten Kirche São Pedro de Balsemão bei Lamego (Abb. 210).378 Dieses – zeitlich wie räumlich – weit entfernte Beispiel zeigt auch auf, dass solch einfache, reduzierte Formen weder regionaltypische noch zeitliche Marker sein müssen, sondern einfach auch selbstständige Schöpfungen gewesen sein können. 16.5.3.3 Spiralkämpfer

Bei einer Gruppe von Kämpfergesimsen wurden auf einer Horizontalen Spiralen aufgereiht, die nun nicht mehr wie die Kreismuster graviert oder geschnitzt sind, sondern als Einzelformen nebeneinander sich plastisch, wenn auch zögerlich, nach vorne winden. Zwar können mit den seit dem Frühmittelalter verbreiteten Krabben zum Beispiel bei Schrankenanlagen flache Vergleichsmotive angeführt werden, die sich aber dadurch unterscheiden, dass die Spiralen das eingerollte Ende eines stets gleichzeitig mitdargestellten Stängels sind (Abb.  211).379 Eine Vitruv-Handschrift

377 Faccani 2021, 55, 63 (Datierung) und 141–143 (Katalog). 378 Puig i Cadafalch 1935, 36, Taf. VI; Schlunk/Hauschild 1978, 217–218. 379 St. Gallen: Faccani 2021; die Form ist auch in der romanischen Skulptur zu finden, so z. B. in Cluny: Grabmal von St-Hugues, um 1109 (Stratford/Maurice-Chabard/Walsh 2011, 703, Kat. 46 fig. 36).

160

16 Bauskulptur

des 9./10. Jahrhunderts, die im elsässichen Sélestat aufbewahrt wird, zeigt pseudoionische Kapitelle. Auf deren canales sind Kreismotive aneinandergereiht, die an Kämpfer von Rüeggisberg erinnern (Abb. 212).380 Solche aneinandergereihten runden Elemente sind in romanischer Zeit nicht selten und gerade auch in Cluny zu finden. So lassen sich zum Beispiel am Gesims unter dem Triforium im noch heute erhaltenen Querhaus von Cluny III – das aus der Zeit um 1100 stammt – Kugeln mit kleinstem Zwischenraum beobachten (Abb.  213). Diese Perlenschnur aus flachen Linsen wird gleich zweimal auf dem dreifach gekehlten Gesims dargestellt, nämlich auf der unteren und oberen Kehle.381 Das gleiche Motiv findet sich zudem auf Teilen der Chorabschrankung und am Aussenbau.382 Näher kommen aber krabbenartige Spiralen383, die – wiederum in Cluny III – den kannelierten Pilaster eines Schrankenelementes begleiten (Abb. 214).384 Die Form der Spiralen ist in der Valeriakirche in Sitten VS nochmals zu entdecken. Dort wurden im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts die Kämpferplatten der Kapitelle mit plastisch wesentlich gesteigerten spiral­förmigen Elementen versehen (Abb. 215).

213  Cluny (FR), Abtei­ kirche. Gesims unter dem Triforium im noch heute erhaltenen Querhaus von Cluny III. Höhe 30 cm. Um 1100.

214  Cluny (FR), Abtei­ kirche. Kanne­lierter Pilaster eines Schranken­ elementes. Höhe: rund 47 cm. 12. Jahrhundert.

16.5.4 Flechtbandornamentik

Aus gekerbten Bändern geflochtene Muster, gut bekannt sowie weit verbreitet in der frühmittelalterlichen Kunst und beliebt bis weit ins hohe Mittelalter hinein, treten in Rüeggisberg dreimal auf. Der Ornamentstein Kat. 105 am südwestlichen Vierungspfeiler zeigt in einem Rahmen den sogenannten Salomonsknoten aus zwei – in diesem Fall einfach gekerbten – Endlosbändern. Diese sind zudem mit einem übereck gestellten Quadrat verflochten. Ebenfalls mit einfach gekerbten Bändern ausgeführt ist das Relief auf dem Fragment Kat. 104. Vermutlich ist die noch 7,5 cm starke Steinplatte als Endstück eines plattigen Kämpfergesimses zu deuten.385 Dessen Vorderseite wäre dann mit einem Muster geschmückt, das durch ein mehrfach umgelegtes, geschwungenes und verdrehtes Endlosband gebildet wird (Abb. 186). Auf der mittleren Horizontalachse entstand eine Reihe übereck gestellter Quadrate. Diese Reihe erinnert an die flach reliefierten Werksteine (Kat. 101–103) im

215  Sitten VS, Valeria. Vierung (Südseite): Kämpfergesimse (Höhe: 19,5 cm) auf zwei Kapitellen (links, Höhe: 33 cm). Drittes Viertel des 12. Jahrhunderts. Blick nach Südwesten.

380 381 382 383

Diesen Hinweis verdanke ich Georges Descœudres. Stratford/Maurice-Chabard/Walsh 2011, 429 fig. 41–43. Stratford/Maurice-Chabard/Walsh 2011, 458 fig. 127. Weiter sei auf die untereinander verbundenen Spiralen hingewiesen, die einem laufenden Hund ähneln und den Stand­ ring eines Kapitells aus dem romanischen Kreuzgang («partie inférieur») bedecken: (Stratford/Maurice-Chabard/ Walsh 2011, 271, Kat. 27.14). 384 Stratford/Maurice-Chabard/Walsh 2011, 626, Kat. 73 fig. 89. 385 Das Muster liesse sich auch flächig erweitern und das Fragment damit als Teil eines Reliefsteins rekonstruieren, vgl. Abb. 217a–b.

161

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Giebelbereich der Nordfassade, wo übereck gestellte Quadrate wiedergegeben sind. Einen Kämpfer des zweiten Viertels des 12. Jahrhunderts mit identischem Geflecht, aber aus einem glatten Band, findet sich im Atrium der Kirche Sant’Ambrogio in Mailand (Abb. 186).386 Mit dem Kämpfergesims Kat. 124 ist ein Bauelement erhalten, das mit einem Zopfband aus zweifach gekerbten Bändern belegt ist. Der 11,5 cm hohe Werkstein trägt den nördlichen Anfänger des Triumphbogens. 16.5.5 Kreis- und Viereckmuster sowie Einzelformen 16.5.5.1 Kreismuster

Das durch seinen Reliefschnitt klassisch elegant wirkende Kreismuster auf Werkstein Kat. 108 ist Teil eines Kämpfergesimses, dessen andere Seiten glatt beziehungsweise mit Tiermedaillons geschmückt sind. Im Aufbau grundsätzlich verwandt ist der Reliefstein Kat. 106, welcher über der Kämpferzone zwischen den beiden nördlichen Nebenapsiden (Apsis 1 und 2) ohne architektonische Funktion eingebaut ist. Man gewinnt den Eindruck, als sei der Stein eine linear gravierte Anlehnung an den Werkstein Kat. 108 (Abb. 189). In der Tat handelt es sich aber um ein Halbfabrikat, was die angefangene Kerbe bei der südlichen oberen Ecke belegt. Wie die Flechtbandmuster erinnern die beiden Steine an frühmittelalterliche, im Fall von Kat. 108 durchaus auch an antike Rapportmuster, die nicht nur in Stein gemeisselt, sondern auch in Stuck und als Malerei umgesetzt wurden (Abb. 216). Grafisch äusserst reduziert sind die Muster aus übereck gestellten Quadraten jener Reliefsteine (Kat. 102 und Kat. 103), die an der Nordfassade die Grundlinie des Giebels betonen. Sie wiederholen in die Zweidimensionalität reduziert die übereck gestellten Quader der beiden Friesenden an der Ost- und Westfassade. Der rechteckige Stein Kat. 101, der vermutlich die Bank des Giebelfensters anzeigt, ist mit einem Schachbrettmuster überzogen, dessen Felder alternierend flach in die Oberfläche vertieft sind.

162

16.5.5.2 Einzelformen

Die meisten Einzelformen, die nicht den bislang genannten Gruppen zugeordnet werden konnten, wurden bei den Konsolen ausgebildet. Die einfachste Veränderung des längsrechteckigen Rohlings besteht im Fall von Rüeggisberg im Kehlen der Front unter Beibehalten einer Deckplatte (Kat. 20). Einen Schritt weiter geht die Ausformung einer gewellten Oberfläche in der Art eines Karnieses (Kat. 188). Kehle oder Karnies können mit Einzelformen belegt werden: Mit Folien (Kat. 194), horizontalen Stäben/Rollen (Kat. 72) oder vertikalen Wülsten (Kat. 196). Die Deckplatte der Konsole Kat. 192, die dem Fundgut entstammt, wird unten von einem Taustab begleitet und entspricht so der Konsole Kat. 181. Das auf der Kehle dargestellte spindelförmige Motiv ist der letztgenannten Konsole nicht unähnlich. Zwei randparallele Kerben und eine V-Kerbe strukturieren es so, dass es einem Kelch ohne nodus gleicht. Unter den weiteren Einzelmotiven ragen die Konsole Kat. 16 mit ovalem Grat und Beeren (?) sowie die Konsole Kat. 17 heraus, auf deren Front drei voneinander getrennte Grate in Form der Buchstaben C X I zu lesen sind. Die Blendbogenfriese der Nordfassade zeigen in den Bogenfeldern nebst Blüten und Blättern auch Spiralen, welche in die Oberfläche von Kreisscheiben eingegraben sind. Die einfache Gestaltungsweise und Grossformatigkeit geben ihnen eine schwere Wirkung, was einen erheblichen Kontrast zu den feingliedrigen Konsolen bewirkt. Die gleiche Wirkung haben Motive aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf den Feldern von Blendbogenfriesen der Kirchen San Secondo in Cortazzone (IT) und Santi Pietro e Paolo in Quinto TI, auf die weiter unten nochmal eingegangen wird.387

386 Cassanelli/Piva 2010, 134–138, zur Datierung 132. 387 Quinto TI: Gilardoni 1967, 502–503; Cortazzone (IT): Carità 1994, 140–142; Chierici 1979, 113 und 147–152.

16 Bauskulptur

216a–e Rapportmuster aus Antike und Frühmittelalter, welche den Reliefsteinen Kat. 106 (c, d) und Kat. 108 (e) von Rüeggisberg nahe­kommen. a Avenches VD, Deckenmalerei, 1./2. Jahrhundert; b Pavia (IT), Schrankenplatte, Höhe: 40 cm, 8.–9. Jahrhundert.

a

c

b

e

d

16.5.6 Ein Werkstein, mehrere Motivgruppen

Bei der Vielfalt an Motiven überrascht es kaum, dass auf einem Werkstein mehrere unterschiedliche Ornamente skulptiert wurden. Dies ist ein Vorgehen, das bereits in der Antike nachzuweisen ist. Das Beispiel eines marmornen Antenkapitells aus D ­ idyma (TR) sei hier angeführt (Abb.  217).388 Auf der Sichtseite des Mitte 5.

Jahrhundert v. Chr. entstandenen Werksteines sind von unten Perlstab, Eierstab, Blattfries und Eierstab ausgebildet, oben wurde er mit einer Platte abgeschlossen. Auf der rechten Schmalseite wurden drei Voluten übereinander angeordnet, welche die Höhen der Eierstäbe und des Blattfrieses aufnehmen. Für die Karolinger­

388 Vgl.dazu Knackfuss 1941.

163

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

217  Didyma (TR). Antenkapitell. Höhe ungefähr 55 cm. Mitte 5. Jahrhundert v. Chr. 218  Müstair GR, Kloster St. Johann. Schrankenpfosten Pfo 13b: Die beiden Sichtseiten sind mit verschiedenen Motiven ornamentiert.

219  Rüeggisberg, Klosterkirche. Kämpfergesims (Kat. 156), Höhe 23 cm: Die Blattranken der Vorderseite links setzen sich auf der rechten Seite fort. In der unteren Zone endet die Blattranke nach einem Blatt. Die Darstellung eines geflügelten Tieres schliesst sich an. Aufnahme von 2021. 220  Rüeggisberg, Klosterkirche. Kämpfergesims (Kat. 110), Höhe 22 cm: Die Wellenranke der Vorderseite rechts setzt sich auf der linken Seite nicht fort. Aufnahme von 2021.

164

zeit sei auf einen Schrankenpfosten aus dem Kloster St. Johann in Müstair GR hingewiesen (frühes 9. Jahrhundert), dessen eine Seite eine klassische Wellenranke zeigt, auf der Eckkante einen Perlstab aufweist und auf der zweiten Seite zeittypisches Flechtwerk (Abb.  218). In Rüeggisberg entdecken wir gleich mehrfach solche Motivwechsel: Das einzonige Kämpfergesims Kat. 108 ist auf der zur Apsis gewandten Seite glatt, das nach Norden ins Bogenlicht gerichtete Haupt zeigt Kreismedaillons mit zwei Raubtieren, die dritte Seite zur Vierung ist mit

0

10 cm

einem Rapport-Kreismuster ornamentiert. Die Wellenranken der Vorderseite des zweizonigen Kämpfergesimses Kat. 156 setzen sich zwar auf der rechten Seite fort, enden aber abrupt, um einer wohl figürlichen Szene Platz zu lassen (Abb. 219). Etwas weniger hart ist der Wechsel beim einzonigen Kämpfergesims Kat. 110 ausgefallen (Abb. 220), nämlich dort, wo es von der Vorderseite mit blattgefüllten Kreismedaillons nach links zu Blüten und Kugeln übergeht. Auch die einfachen, glatt profilierten Gesimse können ihre Profilgestalt ändern. Zwei Seiten der riesigen Platte Kat. 149 weisen ein Profil bestehend aus Fase, Wulst und Platte auf (von unten), während die dritte Seite gekehlt ist. Die Ausarbeitung des Überganges gelang nicht, was aber nicht zu stören schien. Vor dem Hintergrund dieser Ornamentwechsel und holprigen Übergänge zwischen zwei Profilen erstaunt es kaum, dass man auch den Zusammenstoss der Kämpfergesimse mit Schlange Kat. 107 beziehungsweise Eierstab Kat. 125 nicht monierte.

16 Bauskulptur

16.6

16.6.1 Innen

Verteilung der Motive am Bau Um der Verteilung der Motive jener Steine, die am Bau in situ erhalten sind, weiter nachzugehen und eine mögliche Logik hinter der Positionierung herauszuschälen sowie eine Grundlage für die Replatzierung der Werksteine aus archäologischem Kontext zu erarbeiten, kehren wir, getrennt nach Innen- und Aussenbau, vorerst noch einmal zur Funktion der Skulpturen zurück.

Apsis 1

Apsis 2

Der Funktion folgend ergeben sich drei räumliche Ebenen, auf denen sich die Bauplastiken im Innern verteilen (Abb. 221): 1 Kämpferzone der Bögen zu Seitenapsiden und Nord- sowie Südseitenschiff; 2 Kämpferzone der Blendbögen über den beiden inneren Apsidenbögen und Auflager des Wandpfeilers unter dem Gurtbogen, der mittig die Querhaustonne durchzieht; 3 Kämpferzone der Vierungsbögen. Apsis 3

Apsis 4

Flb nn

Ra 112

Ra 116

Ra Ra Ra Ra 117 121 120 122

Querhaus, Ostseite

fi Ro 183 144

nn

nn Flb Flb 124 nn

Ro 142

Flb nn

187

188

Apsis 5

Ebene 2: Kämpferhöhe Gurtbogen über Apsiden 2 und 4

Ro? fi 145 nn

Ro 143

über Kämpferhöhe der Bögen zu Seitenapsiden

fi 097 106

152

153

fi Ei 107 125

151

fi 98

Ebene 3: Kämpferhöhe Triumphbogen

Ei Ra 128 110

Ra 111

fi fi 155 156

fi 108

Ebene 1: Kämpferhöhe der Bögen zu Seitenapsiden

Vierung

Ro 140

Ro 138

fi 157 109

P Ei 129 127

Sp 130

Sp Ro 131 136

Ro 137

Ei 126 100

über Kämpferhöhe der Bögen zu Seitenapsiden

Ebene 2: Kämpferhöhe Gurtbogen über Apsiden 2 und 4

fi nn

fi 182 Flb 104

149 146

147

nn

Flb nn

nn

Querhaus, Westseite

189

Flb

rekonstruierte Werksteine

Ebene 3: Kämpferhöhe Triumphbogen

221  Rüeggisberg, Klosterkirche. Lage der Werksteine im Bau nach Funktion und Motiv. Plan von 2021.

105

erhaltene Werksteine

Ebene 1: Kämpferhöhe der Bögen zu Seitenapsiden

Legende Abkürzungen

Kämpfergesims, plattig

Kämpfergesims, plattig

Ei

Eierstab

P

Perlstab

Kämpfergesims, einzonig

Kämpfergesims, einzonig

fi

figürlich

Ra

Ranke

Kämpfergesims, zweizonig

Kämpfergesims, zweizonig

Flb

Flechtband

Ro

Rolle

Konsole

Konsole

nn

Sp

Spiralen

Reliefstein

Reliefstein

kein passender Werkstein im Fundmaterial

165

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Im Folgenden werden die Werksteine der drei Ebenen aufgezählt, jeweils in der Nordostecke beziehungsweise auf der Nordseite des Querhauses beginnend: Zuerst genannt wird der Bauteil, wo die Skulpturen angebracht sind; es schliessen die Motivtypen an. Tiefgestellte Zahlen nach den Motivtypen bezeichnen die Katalognummer. Folgt einem Adjektiv ein Bindestrich, schliesst der folgende Werkstein direkt an; sind sie durch einen Schrägstrich getrennt, handelt es sich um zwei beispielsweise beim Bogenansatz einander gegenüberliegende Werksteine.

Ostseite (von Norden nach Süden) – Gurtbogen Tonne Nordquerhaus: figürlich183 – Blendbogen über dem Eingang zur Apsis 2: Rolle144 / Rolle142 – Blendbogen über dem Eingang zur Apsis 4: Rolle143 / Rolle (?)145 – Gurtbogen Tonne Südquerhaus: zerstörtnn

16.6.1.1 Die Motive der Ebene 1: Kämpfer­ höhe der Apsisbögen

16.6.1.3 Die Motive der Ebene 3: Kämpfer­ zone der Vierungsbögen

Die erste Ebene umfasst alle Motiv‑ und die meisten Reliefvarianten.

In der obersten Zone findet man ausnahmslos einfach gestaltete Konsolen und plattige Kämpfergesimse. Auf der Ostseite unter dem Triumphbogen sind im Norden Blatt- und Traubenranken eingebaut, im Süden dagegen die Werkstücke mit Flechtbanddekor.

Ostseite (von Norden nach Süden) – Bogen zur Apsis 1: glatt151 / glatt152 – Bogen zur Apsis 2: figürlich098-glatt153 / figürlich107-Eierstab125 – Bogen zur Apsis 4: Eierstab128-Ranke110 / figürlich155-figürlich156 – Bogen zur Apsis 5: Ranke111 / figürlich108 Westseite (von Süden nach Norden) – Mauerfläche südliches Südseitenschiff: zerstörtnn – Bogen zum Südseitenschiff: zerstörtnn – Bogen zum Nordseitenschiff: figürlich126Spirale130 / Spirale131 Pforte im nördlichen Nordseitenschiff: Rolle136 / Rolle137 16.6.1.2 Die Motive der Ebene 2: Kämpfer­ höhe der Blendbögen über den inneren Nebenapsiden

Im Gegensatz zur ersten Ebene finden sich keine offensichtlich klassischen Motive wie Eier‑ und Perlstab. Es dominieren glatte Konsolen beziehungsweise Kämpfergesimse mit Rollen.

166

Westseite (von Süden nach Norden) – Gurtbogen Tonne Südquerhaus: zerstörtnn – Gurtbogen Tonne Nordquerhaus: figürlich182

Ostseite (von Norden nach Süden) – östliche Konsole des Nord-Schild­bogens, Nordquerhaus: Karnies188 – östliche Konsole des Süd-Schildbogens, Nordquerhaus: Karnies187 – nördlicher Triumphbogenpfeiler: Ranke116,117,120–122,112 – südlicher Triumphbogenpfeiler: Flechtband124 – östliche Konsole des Süd-Schildbogens, Südquerhaus: zerstörtnn – östliche Konsole des Nord-Schild­bogens, Südquerhaus: zerstörtnn Westseite (von Süden nach Norden) – westliche Konsole des Süd-Schild­bogens, Nordquerhaus: zerstörtnn – westliche Konsole des Nord-Schild­bogens, Südquerhaus: zerstörtnn – südlicher Triumphbogenpfeiler: zerstörtnn – östlicher Triumphbogenpfeiler: gekehlt147, 149 – westliche Konsole des Süd-Schild­bogens, Nordquerhaus: Karnies146 – westliche Konsole des Nord-Schild­bogens, Nordquerhaus: Karnies189

16 Bauskulptur

16.6.1.4 Motive mit zufälliger Lage

Nebst den architektonisch-funktional eingebundenen Skulpturen sind drei Reliefsteine zu konstatieren, deren Einbauorte im heutigen Gesamtzusammenhang nur als zufällig interpretiert werden können. Über der Kämpferzone zwischen den beiden nördlichen Nebenapsiden folgen sich nur durch eine Fuge getrennt der Stein Kat. 97 mit Kopf oder Tier und das Werkstück mit Kreismuster Kat. 106. Hinzu kommt auf der gegenüberliegenden Seite der quadratische Werkstein mit Salomonsknoten Kat. 105. Er wurde in die Westseite des nordwestlichen Vierungspfeilers eingesetzt, direkt unterhalb des Kämpfergesimses Kat. 147, und somit wesentlich höher als die Reliefsteine auf der Nordseite. 16.6.2 Aussen

An den heute noch erhaltenen Aussenseiten des Nordquerhauses bot vor allem die Nordfassade Mauerfläche zur Gestaltung. Man erkennt Motivgruppen auf zwei Ebenen:389 die Medaillons des Portalbogens (Kat. 1–5) in der Nordfassade und die umlaufenden Rundbogenfriese mit den Lilien beziehungsweise kreisförmigen Reliefs. Zwischen den beiden Relieftypen – Flachrelief auf dem Bogen, Hochreliefs unter den Blendbögen – besteht, wie oben bereits ausgeführt, ein grosser Unterschied (Kap. 16.4). 16.6.3 Übersicht

Überblickt man die Verteilung im Innern, ist ein motivisches Diminuendo von unten nach oben zu erkennen. Auf der ersten Ebene wurde die gesamte Motivpalette ausgebreitet. Zwar ist mit dem Schlangenstein Kat. 107 nur ein graviertes Relief vertreten, aber schon fast verschlagen schelmisch wird es ausgerechnet neben das klassische Motiv des Eierstabes Kat. 125 gesetzt. Etwas verloren wirken die beiden Reliefsteine in der Ostmauer des Nordquerarmes zwischen der ersten und der zweiten Ebene. In Letzterer sind fast ausschliesslich Werksteine mit Rollen verbaut, während in der dritten Ebene glatt profilierte Konsolen und flache, langgezogene

Ranken- und Bandreliefs zur Verwendung gelangten. Schliesslich macht sich im vermeintlich durcheinandergeratenen Motivrepertoire doch eine gewisse Ordnung bemerkbar. Am Aussenbau sind nur zwei «Ebenen» zu erkennen, und die sind klar getrennt: unten die flachen Reliefs des Portalbogens, oben die – vielleicht auch wegen der Fernwirkung – grossteiligen und wuchtigen Motive in den Feldern der Blendbögen, allen voran die Dreiblätter beziehungsweise die Lilien. 16.6.4 Replatzierung von Fundstücken 16.6.4.1 Innen

Die ablesbaren Tendenzen in der Verteilung der Werksteine am Bau können für einzelne Fundstücke ihre ursprünglichen Verwendungsorte zwar nicht belegen, aber wahrscheinlich machen. Auf der unteren Ebene tragen die Kämpfergesimse der Bögen vom Querhaus zu den inneren Seitenapsiden (Apsis 2 und 4) beziehungsweise zum Nordseitenschiff mehrheitlich klassische Ornamente wie Eierstab und Spiralen. Es liegt deshalb nahe, den fehlenden Bogen von der Vierung zum Südseitenschiff auf Kämpfergesimsen mit klassischen Motiven ansetzen zu lassen. Hierfür kommen die Kämpfergesimse mit Perlstab Kat. 129 oder mit Eierstab Kat. 127 infrage, die beispielsweise den nördlichen Bogenanfänger getragen haben könnten. Spiegelt man die Anordnung der Ostseite, müsste der südliche Bogenanfänger mit zweizonigen Kämpfergesimsen ausgestattet gewesen sein. Hier bietet sich der Werkstein Kat. 157 an, der 1941 als Spolie in neuzeitlichem Mauerwerk gefunden wurde. Der zweiten Ebene können keine Steine aus archäologischem Kontext zugeordnet werden. Von der dritten Ebene, welche sich auf die Kämpferhöhe der Vierungspfeiler beschränkt, ist die Südwestecke zerstört. Rekonstruiert man den Werkstein Kat. 104 als plattiges Kämpfer-

389 Analog zum Innenraum beziehen wir die auf der Nordseite vorhandenen Ritzungen der Fensterplatte Kat. 171 nicht in die Betrachtung mit ein.

167

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

222  Rüeggisberg, Klosterkirche. Rekonstruktion der Konsolen, die für die Rumpf­kirche benötigt wurden. Grau: erhaltene Konsolen; rot: rekonstruierte Konsolen. M. 1:400.

11+ 3

4

7 19+1

9

21

9

12

12

15

12

12

9 21

20

7

16.6.5 Exkurs: Anzahl der Skulpturen und Zeitaufwand

7 14 0

Blendbogenfriese auf der Ost- und Westseite des Querhauses. Konsolen, die einer Giebelschräge angepasst worden wären und damit eine – von vorne gesehen – trapezoidale Form haben, sind im Fundmaterial nicht vorhanden. Drei Blendbögen (Kat. 198–200) aus archäologischem Kontext sind einem Fries unter den Traufgesimsen zuzuweisen. Da die Bogenfelder der Bögen keine Dreiblätter beziehungsweise Lilien aufweisen, sondern figürliche Motive und ein Flechtmuster, kommt der Verteilung am Nordquerhaus folgend für die Replatzierung nur ein Giebel infrage.

5 20 m

gesims mit Flechtband – ein Reliefstein ist auch nicht auszuschliessen –, bildete er möglicherweise die «Antwort» auf das Zopfgeflecht von Werkstein Kat. 124. Jedes Kämpfergesims der Vierungspfeiler wäre nach diesem Rekonstruktionsvorschlag unterschiedlich ornamentiert. Die beiden 17 cm hohen Kämpfergesimse mit Rollen Kat. 139 und Kat. 141 sind Eckstücke. Die Rollen von Kat. 141 sind übereck angeordnet. Vielleicht waren sie Teile von geplanten Schiffspfeilern. Dagegen sind die motivisch verwandten, aber 6 cm weniger hohen Kämpfergesimse mit Rollen Kat. 138 und Kat. 140 eher im Zusammenhang mit einer Tür zu sehen, wie sie auf der Westseite des Nordquerhauses noch erhalten ist: Dort tragen die beiden Kämpfergesimse Kat. 136 und Kat. 137 den Türsturz. Sollte der Reliefstein Kat. 100 aus dem Querhaus stammen – gefunden wurde er wiederverwendet in Mauerwerk im Bereich der Vierung –, kann man ihn auf der Südwestseite platzieren, analog und diagonal gegenüber den beiden Skulpturen Kat. 97 und Kat. 106.

16.6.5.1 Anzahl der Skulpturen

Die Menge der erhalten Skulpturen – insgesamt 240 – liegt weit unter der ursprünglichen Anzahl. Im Innern des Querhauses sind 49 Werksteine in situ erhalten, davon 34 Kämpfergesimse. Aussen sind 103 Werksteine zu zählen, wovon allein 51 Konsolen und 30 Blendbögen. Die 152 in situ erhaltenen Werksteine entsprechen 62 Prozent der erhaltenen Steine. Am einfachsten ist es, eine Schätzung für die Gesamtzahl der Konsolen zu erstellen. Geht man davon aus, dass alle Mauern oben mit einem Blendbogenfries abschlossen, kann anhand der doch sehr einheitlichen Breite der Blendbögen die Anzahl der Konsolen ermittelt werden (Abb. 222). Aus dem Rekonstruktionsvorschlag, der entsprechend dem Nordquerhaus Ecklisenen an den Fassaden vorsieht, resultieren 482 Konsolen für die gesamte Kirche,390 für die letztlich ausgeführte Rumpfkirche dagegen nur 230. Die Rumpfkirche wies innen ergänzt 64 Skulpturen auf. Insgesamt wurden also rund 300 Skulpturen für die Rumpfkirche benötigt.

16.6.4.2 Aussen

Die 16 ausgegrabenen Konsolen (vgl. Abb. 164) dürften alle einem horizontalen Gesims zuzuweisen sein. Sie entsprechen durch ihre orthogonale Ansicht formal den Werksteinen der

168

390 Von den 482 Konsolen entfallen 188 auf das Querhaus, die Apsiden und den Vierungsturm. 78 Stück sind erhalten, wovon 16 aus archäologischem Kontext stammen.

16 Bauskulptur

16.6.5.2 Zeitaufwand

Wie langsam oder eben schnell das Skulptieren aller Werksteine von Rüeggisberg vor sich gegangen ist, kann nicht mehr eruiert werden. Der Skulpturenbestand ist zu sehr ausgedünnt und daher kaum aussagekräftig. Dennoch soll für einzelne Werksteine eine Annäherung an den Arbeitszeitaufwand für das Herstellen der Reliefs versucht werden. Ausgangslage der folgenden Schätzung ist, dass die Rohlinge auf dem Bauplatz bereits in der Grundform vorhanden waren.391 Für ein Relief wie das auf dem Bogenstein Kat. 161 – dargestellt sind die Hand Gottes und zwei Evangelistensymbole – fallen ungefähr fünf bis sechs Stunden Arbeit an. Etwa acht bis zehn Stunden nimmt das Skulptieren von Kämpfergesimsen mit Rollen (Kat. 141), Eier- oder Perlstäben in Anspruch. Intensiver ist das Herstellen von Spiralkämpfern, beispielsweise das Stück Kat. 130, für das pro Spirale rund eine Stunde und für das gesamte Stück ein bis zwei Tage (à 10 Stunden) Arbeit eingerechnet werden müssen. Für das Reliefieren plattiger Kämpfergesimse mit Blättern benötigte man bei einer angenommenen Länge von einem Meter zwei Tage. Ranken mit scharfen Graten (Kat. 112) sind weniger aufwendig als solche mit runden Graten (Kat. 122), so die Aussage heutiger Steinmetze. Die aufwendigsten Stücke sind natürlich die dreiseitig skulptieren Kämpfergesimse (Kat. 155), die fünf bis sechs Arbeitstage beanspruchen. Die Arbeit an den Konsolen dagegen ist am raschesten zu erledigen. Für jene mit Kopf (Kat. 104) sind zwei Stunden aufzuwenden, für eine lediglich gekehlte natürlich weniger. Die Arbeitszeit für die Konsolen, deren Anzahl für die Rumpfkirche auf 230 geschätzt wurde, beträgt bei einem durchschnittlichen Aufwand von 1,5 Stunden 345 Stunden. Wenn pro Tag 10 Stunden gearbeitet wurde, resultieren für eine Person 35  Tage Arbeit zur Fertigstellung der Konsolen. Zu fünft wären es 7 Tage. Im Vergleich dazu ist der Zeitaufwand für die 34 in situ erhaltenen Kämpfergesimse gross. Aus der Arbeit an fünf dreiseitigen Stücken zu sechs Arbeitstagen, 23 zu zwei Arbeitstagen und sechs zu je einem ergibt sich ein Gesamteinsatz von 82 Tagen für eine Person, etwas über 16 Tage

für fünf Personen. Aus diesen Teilberechnungen lässt sich ersehen, dass eine Bauhütte mit fünf Steinhauern, die für das Ausarbeiten der Reliefs über die nötigen Fertigkeiten verfügten, wohl zwei bis drei Monate am Werk gewesen wäre, um die Bauplastik für die Rumpfkirche zu vollenden. 16.7

Ikonologie und Stil 16.7.1 Ikonologie 16.7.1.1 Innenraum

Im Innenraum der beiden Querhausarme und der Vierung ist kein Bildprogramm erkennbar, das sich über mehrere Skulpturen hinzieht und erzählend ist. Trotz des reduzierten architektonischen Bestandes darf davon ausgegangen werden, dass auch nie eines existiert hat. Dies auch deshalb, weil die Skulpturen aus dem archäologischen Fundbestand keine weitergehenden Rückschlüsse auf ein Bildprogramm zulassen. Die Klosterkirche Rüeggisberg fügt sich so in die Reihe romanischer Kirchen ein, für die trotz des umfangreichen Skulpturenbestandes Gleiches festzustellen ist,392 nämlich die Abteikirche von Romainmôtier VD (11. Jh.), die Abbatiale von Payerne VD (um 1100), die Valeria in Sitten VS (drittes Viertel 12. Jh.) und die Collégiale in Neuenburg (ausgehendes 12. Jh.).393 Dennoch: Es sind in Rüeggisberg – und den genannten Beispielen – Einzelmotive vorhanden, die im architektonischen Zusammenhang eine über das Dargestellte hinaus gehende Bedeutung haben.

391 Der Dank des Autors geht an Jörg Walter und Michael Schmitt von der Dombauhütte Mainz, mit denen einzelne Stücke anhand der fotografischen und zeichnerischen Dokumentation begutachtet wurden. 392 Vgl. dazu Michel 1979. 393 Romainmôtier VD: Sennhauser 1970; Maurer-Kuhn 1971; Payerne VD: Faccani et al. 2020; Maurer-Kuhn 1971; Sennhauser 1970; Zarnecki 1966; Sitten VS: Maurer-Kuhn 1971; Faccani/Pradervand 2022; Neuenburg: Maurer-Kuhn 1971.

169

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Auf dem Reliefstein Kat. 98 ist ein Tier mit grossen Tatzen dargestellt, das nach Norden zum Bogen der inneren Seitenapsis (Apsis 2) auf der Nordseite gerichtet ist. Es muss wohl als Wächter verstanden werden, nicht wie am Aussenbau als Wesen, das den Gläubigen bedroht. Der Löwe oder Hund nimmt seine Funktion aktiv wahr: Ihm gegenüber ist auf dem plattigen Kämpfergesims Kat. 107 eine gefährliche Schlange mit zwei Köpfen dargestellt, die sich unberechenbar in zwei Richtungen bewegen kann. Die die Schlange umgebenden Trauben und der kleine Vogel, der von ihr dominiert wird und keinen Zugang zu den Trauben hat, sind vielleicht als Trümmer des Paradieses zu lesen, das durch die Verführung der Schlange dem Menschen verloren ging. Der Bogen zur inneren Seitenapsis (Apsis 4) weist im Süden zwei Kämpfergesimse mit figürlichen Darstellungen auf. Auf dem nördlichen Stein Kat. 155 ist zur Vierung hin ein geflügeltes Wesen, vielleicht ein Evangelistensymbol, dargestellt. Auf der dem Chor zugewandten östlichen Seite zeigt sich ein weiteres, kaum noch lesbares Tier, vielleicht ein zweites Evangelistensymbol: Da offenbar jeweils Vierbeiner dargestellt sind, müsste es sich um den Stier von Lukas und den Löwen von Markus handeln – die beiden Symbole erscheinen ebenfalls auf der Hand-Gottes-Platte (Kat. 161). Das Relief des südlichen Werksteins Kat. 156 ist zu erodiert, um es sicher deuten zu können. Die Ranken mit Trauben an den Kämpfergesimsen des Triumphbogens sind Paradiesabbreviaturen, die vielleicht mit Absicht unter dem Bogen platziert wurden. Unter diesem hindurch schritt man zum Hauptaltar, an dem in jeder Messe die Erlösung des Menschen durch den Tod und die Auferstehung Christi zelebriert wurde. Schliesslich ist noch auf die Konsolen Kat. 182a–c und Kat. 183a–c unter dem Tonnengurtbogen des Nordquerhauses hinzuweisen, die vermutlich mit Menschenköpfen ornamentiert waren.394 Dabei handelt es sich vermutlich um Atlanten (Träger), die auf ihre Köpfe reduziert wurden. Dies gilt auch für den Kopf auf einer weiteren Konsole (Kat. 180) und vielleicht für das Kopfrelief Kat. 181, die am Aussenbau Verwendung fanden.

170

16.7.1.2 Zur Nordfassade des Nordquerhauses

Die romanischen Portale der grossen cluniazensischen Priorate von Payerne VD und Romainmôtier VD sind schmucklos. Dagegen ist der Bogen über dem Nordportal von Rüeggisberg schon fast geschwätzig erzählerisch. Er nimmt das Hauptthema der Bauskulptur der damaligen Zeit auf, den Kampf des Guten gegen das Böse (Abb. 278).395 Die symmetrisch abgemessenen fünf Steine des sichelförmigen Bogens überfangen ein Tympanon, das aus glatten Platten besteht. Eine ältere Skulptierung ist ebenso wenig nachzuweisen wie eine Bemalung – der Bildinhalt beschränkt sich also auf den Bogen. Links und rechts lauern am Bogenanfang Lindwürmer und Drachen – Symbole für Tod, Bedrohung, Drangsale. Aus ihren Rachen scheinen zwei zu Medaillons verwobene Bänder zu steigen, in denen sich Kampfszenen abspielen: Tollwütige Hunde schnappen nach Vögeln, deren Artgenossen in den Zwickeln ausserhalb stellvertretend für das erlöste Leben im Jenseits friedlich an Trauben picken. Doch die Drachen in den Medaillons greifen mit ihren Schwänzen in diesen offensichtlich gefährdeten Raum ein. Im Scheitel des Bogens zeigt sich dem Betrachter eine Errettungsszene des Alten Testaments: Der in die Grube zu Löwen geworfene Daniel wird durch Erhören und Eingreifen Gottes gerettet, da Engel den Löwen so lange die Rachen zuhalten, bis Daniel aus der Grube geholt wird.396 In vertikaler Verlängerung findet sich darüber – im Giebelspitz, am höchsten Punkt der Fassade – das Zeichen der Erlösung: Ein triumphierendes, alles überragendes Kreuz, das flankiert wird von Halbblättern. Letztere stehen vielleicht für Maria und Johannes am Kreuz, an dem Christus für die Menschheit den Erlösertod starb. Oder die Blätter symbolisieren als Palmwedel gedeutet den Sieg über den Tod. In beiden Fällen ist die Szene im Bogenscheitel (Kat. 3) als alttestamentarische Präfiguration der Darstellung auf dem Giebelstein Kat. 99 zu lesen.397 394 Zum Thema der Köpfe in der romanischen Bauplastik vgl. Dinzelbacher/Frenken 2008. 395 Vgl. dazu Angheben 2003, 119–126. 396 Dan. 6.17–24. 397 Die oben in Abschnitt 16.5.1.3 erwähnte Deutung des Bogenscheitelreliefs als Nixe liesse sich nicht in Kontext setzen mit der Bauplastik im Giebelspitz.

16 Bauskulptur

Der Dreiblattfries Pos. 49 auf der Westseite und das einzelne Dreiblatt Kat. 49 des Ost-Frieses Pos. 71 unter den Traufgesimsen des Nordquerhauses sind im vorliegenden Zusammenhang auffällig aufgrund ihrer seriellen Herstellung. Zu interpretieren sind die Dreiblätter als stilisierte, Reinheit symbolisierende Lilien. Sie werden seit dem 11. Jahrhundert Maria zugeordnet (unbefleckte Empfängnis), in den Jahrhunderten davor standen sie auch für Christus.398 Es stellt sich die Frage, ob die Lilien im zweitgenannten Zusammenhang gedacht und als Verlängerung des Giebelsteines zu interpretieren sind. 16.7.1.3 C X I – Muster oder Jahreszahl?

Kein Stück im ganzen Ensemble ist mit einem einwandfrei als Schrift oder Ziffer identifizierbaren Ornament versehen. Einzige Ausnahme bildet die Konsole Kat. 17 im Blendbogenfries der Ostfassade. Das Ornament «C X I» auf der Konsolenfront fiel bislang niemandem auf. Die drei Zeichen stehen einzeln für sich, sie sind durch Abstände getrennt. Man kann sie zwar als nicht deutbar abhaken und den anderen Mustern zugesellen, liest man die Zeichen aber als Buchstaben des Alphabetes, als Abkürzung, so könnte C X I in einem Mix aus Griechisch und Lateinisch «Christi» darstellen. Doch was ist Christus gehörig? Das Kirchengebäude – Ecclesia Christi? Vielleicht sind die drei Zeichen auch als römische Ziffern zu lesen und bedeuten 111. War es die 111. Konsole, die skulptiert wurde – oder hat man damit die Jahreszahl – 1111 – gemeint (Kap. 14.6)? Die Auflösung ist derzeit nicht greifbar, man muss die Deutung offenlassen. 16.7.2 Stil

Die Bauskulptur von Rüeggisberg zeichnet eine Vielfalt an Reliefarten und Motiven aus. Einen einheitlichen Stil erkennt man nicht. Weiche Blätter koexistieren mit scharf geschnittenen geometrischen Reliefs, gravierte Motive stehen neben Flachreliefs, die sich in den Raum drängen und bisweilen erst durch Gravur Binnengestaltung erhalten. Es wurden sowohl

klassisch-malerische Motive als auch frühmittelalterlich-grafische eingesetzt. Und die Personen, welche die Platzierung der Skulpturen leiteten, störten sich weder an der ungelenken Anpassung von Reliefs noch am unvermittelten Aufeinandertreffen antikisierender und grafischer Motive: Es ist eine «Unbefangenheit» der Steinhauer gegenüber technischen Aspekten von Ausführung und Versatz zu erkennen, aber auch im Umgang mit Ornamentik. 16.7.2.1 Einflüsse und Bezüge

Es stellt sich die Frage, wie die «Unbefangenheit» bei der Präsenz von zwei hochrangigen Vertretern des Mutterhauses zu erklären ist. Waren sie nur da, um die Gründung selbst zu begleiten und nahmen keinen Einfluss auf die bauplastische Ausgestaltung? Immerhin war Ulrich von Cluny anschliessend Prior im nahen Payerne VD, das um 1100 tiefgreifenden Umbauten unterzogen wurde. 16.7.2.2 Cluniazensische Gruppe

Da Rüeggisberg zum straff aufgebauten Cluniazenserorden gehörte, liegt es auf der Hand, die Bauzier mit jener dieses Ordens zu vergleichen. Aus den kirchlichen Bauten von Cluny selbst, die vor der grossen Kirche der Zeit um 1100 (Cluny III) bestanden, sind keine Bau­ skulpturen bekannt geworden, die mit jenen von Rüeggisberg verglichen werden können.399 Auf bauplastische Motive, die Cluny III zuzuweisen sind, wurde bereits hingewiesen. Bezogen auf Cluny kann man zusammenfassen, dass der Einfluss im Kirchengrundriss deutlich abzulesen ist, doch an der Skulptur ist er nicht sicher zu erkennen. Die beiden am besten erhaltenen Prioratskirchen, jene von Romainmôtier VD und ­Payerne VD, sind für stilistische Vergleiche ergiebiger.

398 Pfister-Burkhalter 1971, Sp. 101. 399 Baud/Sapin 2019, 188–193.

171

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

223a–b  Werksteine mit übereck gestellten, ein­ geritzten Quadraten: a Rüeggisberg (Kat. 102), 1070er-Jahre; b Romainmôtier VD, Vorkirche, Erdgeschoss, drittes Viertel des 11. Jahrhunderts.

a

Die Skulpturen von Romainmôtier VD, die zur Zeitschicht der Rüeggisberger Elemente gehören, finden sich im Westbau.400 Vorgeschlagen wurde, diesen ins dritte Viertel des 11. Jahrhunderts zu datieren.401 Die Klosterkirche dagegen ist älter: Sie wurde um 1030 errichtet. Die grafischen Skulpturen des Westbaus erlauben es, bezüglich der gravierend-zeichnerischen Reliefs von Rüeggisberg aufschlussreiche Vergleiche zu

ziehen. Ebenso streng geometrisch wie die beiden Reliefsteine Kat. 102 und Kat. 103 der Nordfassade sind in ein Kämpfergesims im Oberschoss übereck gestellte Quadrate eingraviert

400 Eggenberger 2020 I/II. Pradervand/Schätti 2014. 401 Eggenberger 2020 I, 96 Anm. 337. Pradervand/Schätti 2014, 43–48.

224a–c  Reliefs von (a) Rüeggisberg (1070erJahre) und (b/c) Romainmôtier VD (drittes Viertel des 11. Jahrhunderts): a Rüeggisberg, Schlangen­ stein (Kat. 107); b Romainmôtier, Vorkirche, Erd­ geschoss; c Romainmôtier, Vorkirche, Obergeschoss.

a

b

172

b

c

16 Bauskulptur

(Abb. 223). Im Erdgeschoss kann beispielsweise das Halbkapitell mit Gravur und segmentbogenförmigem Stab ebenso direkt neben den Schlangenkämpfer Kat. 107 oder die Konsole Kat. 193 gestellt werden wie ein Kapitell im Obergeschoss (Abb. 224), das eine dichte Wulstabfolge hat. In Romainmôtier VD sind Blattranken und Bandmedaillons nicht vorhanden, dagegen fehlen in Rüeggisberg Kämpferblöcke mit reicher, linear horizontaler Profilierung. Im reichen bauplastischen Schmuck der Prioratskirche, der Abbatiale, von Payerne VD sind die meisten Funktionsgruppen von Rüeggisberg vertreten.402 Jedoch besteht architekturbedingt ein Unterschied zwischen den beiden Ensembles: In Payerne ist eine Vielzahl von Kapitellen am Bau erhalten, in Rüeggisberg dagegen in situ keines und im Fundmaterial nur ein einziges Kleinkapitell: Die Rüeggisberger Rumpfkirche wurde mit Pfeilern ohne Halbsäulenvorlagen errichtet. Entsprechend sind bis auf eine Ausnahme in Rüeggisberg nur Kämpfergesimse vertreten. Der flächige Ornamentstil, den diese aufweisen, ist in Payerne VD nicht auszumachen. Hier weisen alle Reliefs der zu drei Stilgruppen gehörigen Skulpturen grössere Plastizität und malerische Tiefe auf (Abb. 225). Die Payerner Steinhauer staffelten zudem die Elemente hintereinander im Raum. Der Vergleich zwischen den Kapitellen der zweiten Gruppe von Payerne VD und beispielsweise der linken Seite des Kämpfergesimses Kat. 110 fördert einen weiteren fundamentalen Unterschied zutage (Abb.  225): In Payerne VD überraschen die freie Komposition und das lebhaft freie Platzieren der Motive, wogegen in Rüeggisberg ein zeichnerisch klarer Entwurf festzustellen ist. Während hier die Einzelelemente streng eingebunden in ein Ganzes und kaum loslösbar sind, droht das Kapitell in Payerne VD in seine Einzelheiten zu zerfallen. Differenzen zwischen den Skulpturengruppen zeigen sich auch bei den Konsolen. Zwar sind ähnliche Motive zu entdecken, was der Vergleich zwischen einer Blütenkonsole von Payerne und Kat. 186 von Rüeggisberg illustriert (Abb.  226). Doch während in Payerne VD die Blätterkanten rechtwinklig zur Konsolenfront stehen und sich dadurch ein hartes Erscheinungsbild ergibt, ist dieses in Rüeggisberg abgeschwächt, weil die Blätterkanten angeböscht sind. Noch deutlicher tritt der

a

225a–b Werksteine mit unterschiedlichen Entwurfseigenschaften: zeichnerisch und klar in (a) Rüeggisberg (Kämpfergesims Kat. 110), Höhe 22 cm, 1170er-Jahre, frei dagegen in (b) Payerne, Höhe 49,5 cm, um 1100.

b 226a–b  Blüten­konsolen im Vergleich: a Rüeggisberg (Kat. 186), Höhe 14 cm, 1070er-Jahre; b Payerne VD, Höhe 16,8 cm, um 1100.

a b

402 Zarnecki 1966; Sennhauser 1970; Faccani et al. 2020; ­Faccani/Glaus 2021; in Payerne VD fehlen beispielsweise Reliefsteine.

173

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

a b 227a–c  Kopf­konsolen im Vergleich: a Rüeggisberg (Kat. 180), Höhe 14,5 cm, 1070er-Jahre; b Payerne VD, Hauptapsis, Höhe 16 cm, um 1100; c SaintSulpice VD, Cluniazenserpriorat, Vierungsturm, Westseite (Tuffstein), 1. Hälfte des 12. Jahr­ hunderts.

g­ leiche Unterschied hervor bei der Gegenüberstellung einer Kopfkonsole von Payerne VD und Kat. 180 von Rüeggisberg (Abb. 227a–c). Im Priorat von Münchenwiler, errichtet nach 1080, sind (abgesehen von den einfach profilierten Gesimsen) die Kapitelle mit jenen der zweiten Gruppe von Payerne VD vergleichbar, mit Rüeggisberg haben sie nichts gemein.403 Von der Prioratskirche auf der St. Petersinsel (Mitte 11. Jahrhundert) ist ein pseudokorinthisches Kapitell bekannt, das um 1100 entstanden sein soll.404 Seine Gestaltung hat aber nichts mit Rüeggisberg zu tun, wo ausser dem Polsterkapitell und zwei möglichen Fragmenten von ionischen Kapitellen nichts Vergleichbares vorhanden ist. Dagegen ist auf das Vorhandensein eines Gesimsstückes hinzuweisen (Abb. 228), dessen Ornament eine Anlehnung

c

an den klassischen Eierstab, also an das ionische Kymation, darstellt, aber durch die zu Klötzchen umgeformten Hüllblätter eher mit einem Zahnfries zu vergleichen ist.405 Sowohl Zahnfries als auch Eierstab begegnen uns in Rüeggisberg auf Kämpfergesims Kat. 125. Ein oft übersehenes Monument befindet sich ausserhalb von Bevaix NE. Das teilweise im heutigen Bauerngut erhalten gebliebene Kirchenschiff des ehemaligen Cluniazenserpriorates besteht aus sauber zugerichteten Hausteinen (Abb. 229). Das eine erhaltene Fenster weist ei-

403 Eggenberger et al. 2000, 135–167. 404 Gutscher/Ueltschi/Ulrich-Bochsler 1997, 120–122, 121 Abb. 190–191. 405 Gutscher/Ueltschi/Ulrich-Bochsler 1997, 122, 241 Abb. 386.5–6.

228  St. Petersinsel, ehemaliges Cluniazenser­ priorat. Kämpfergesims mit Eierstab. Höhe 57 cm. Um 1100.

2

1

Profil 2

174

Profil 1

16 Bauskulptur

a

nen eingeritzten Fensterbogen auf, ein Detail, das in Rüeggisberg wohlbekannt ist. Wie Hans Peter Autenrieth in seiner Zusammenstellung von Bogenritzlinien aufgezeigt hat, war dieser Ritzdekor im späten 11. Jahrhundert und vor allem in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts besonders in Oberitalien verbreitet.406 Das Portal, 1605 am Ursprungsort ab- und in die Westfassade des damals errichteten reformierten

temple einbezogen, ist mit einer Blattranke geschmückt (Abb. 230). Sie ist spröder und weitaus weniger dicht als die Rüeggisberger Exemplare. Der Schlussstein des Portals ist verziert mit zwei Raubtieren, das rechte ist aufgrund der Mähne ein Löwe.

b 229a–b  Bevaix NE, ehemaliges Cluniazenser­ priorat. Südmauer der landwirtschaftlich umgenutzten Kirche (a) und Detail des Fenstersturzes mit Ritzungen (b). Um 1100. Blick nach Nordwesten beziehungsweise Norden.

406 Autenrieth 1988, 34.

230  Bevaix NE, reformierte Kirche. Das Portal wurde nach dem Ausbau aus der ehemaligen Prioratskirche 1605 hier wiederverwendet. Höhe des Portals 3,7 m. Um 1100. Blick gegen Osten.

175

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Zwei weitere kleine Prioratskirchen können die aufwendige Bauzier im Innern von Rüeggisberg durch ihre Einfachheit hervorheben. Die Kirche von Rougemont VD, gegründet zwischen 1073/1085 und 1115,407 wurde im Innenraum durch die Jahrhunderte stark verändert. Bei einer Restaurierung wurden 1923 die Vierungspfeiler gar ganz ersetzt.408 Die Übergänge von den Schiffspfeilern zu den Bögen sind in der Längsachse mit einfachen gekehlten Kämpfern aus Tuffstein markiert. Schiffseitig blieben die Pfeiler glatt. Am Aussenbau gibt es keine Bauplastik. Genau umgekehrt verhält es sich mit der jüngeren, in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandenen Prioratskirche von Saint-Sulpice VD. Sie ist innen frei von Skulpturen, aussen erfuhr dagegen der aus Tuffsteinen gefügte Vierungsturm eine bauplastische Gliederung, die bei den Konsolen unter dem Traufgesims besonders üppig ausfiel. Das poröse Baumaterial liess keine feine detailreiche Gestaltung der Skulpturen zu. Deshalb lassen sich die Werksteine – abgesehen von der wesentlich jüngeren Entstehungszeit – mit den Sandsteinwerksteinen von Rüeggisberg nicht vergleichen (Abb. 226c). 16.7.2.3 Bischofsturm von Avenches

In Avenches VD, der spätantiken Bischofsstadt, wurde das antike Bauerbe jahrhundertelang weitergenutzt und umgebaut. So das Amphitheater, auf dessen Ostseite im Mittelalter der Bischofsturm errichtet wurde, in dem das Musée Romain untergebracht ist. Der Gewändestein eines Fensters des Bischofsturmes ist mit einem Kopf in einer runden Nische (Dm. 21 cm) und runden Ringen ornamentiert (Abb. 231).409 Der 231  Avenches VD, Bischofsturm des Amphi­ theaters. Fenstergewände. Höhe des Kopfes 19 cm. Letztes Viertel des 11. Jahrhunderts.

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Kopf ist so plastisch wie die Motive in den Bogenfeldern der Giebelfriese des Nordquerarmes ausgebildet, auch seine Dimensionierung (H.: 19 cm) ist vergleichbar mit Rüeggisberg. Gleiches gilt für die konzentrischen Ringe.410 Vorgeschlagen wird, den Turm und damit auch den Gewändestein und seine Motive in das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts zu datieren, was auf der historischen Überlieferung basiert.411 16.7.2.4 Tessin und Oberitalien

Südlich der Alpen, im Tessin, in der Lombardei und im Piemont, finden sich die treffendsten Vergleichsbeispiele für den bauplastischen Schmuck der Klosterkirche von Rüeggisberg. Sant’Abbondio in Como (IT)

Seit Hans R. Hahnloser Sant’Abbondio in Como, eine extraurbane Kirche mit spätantiken Wurzeln, als Vergleich genannt hat, wird diese zurecht meist als Hauptbeispiel für bauplastische Vergleiche herangezogen.412 Im Jahr 1095 erfolgte gemäss schriftlicher Überlieferung die Weihe der Kirche durch Papst Urban II.413 Es wird vermutet, dass das Bauwerk damals bereits vollendet war.414 Die Verbindung zwischen Sant’Abbondio und Rüeggisberg kann durch die Architekturplastik am Aussenbau hergestellt werden. Die Untersicht des Bogens über dem Hauptportal und dann vor allem die Rahmen um die Fenster der Chorzone sind mit Medaillons ornamentiert, die aus zweifach gekerbten und miteinander verwobenen Bändern bestehen. Die einfach gestuften Chorfenster sind zudem gleich gegliedert wie jenes über dem Rüeggisberger Nordportal (Abb. 232). Die Bandmedaillons enthalten Reliefs von Tieren

407 408 409 410

Sennhauser 1980, 109. Sennhauser 1980, 119. Keck/Stöckli 1995. Zum Durchmesser vgl. Keck/Stöckli 1995, 227; zur Höhe des Kopfes vgl. Keck/Stöckli 1995, 228. 411 Keck/Stöckli 1995, 232. 412 Zur Frühgeschichte vgl. Sennhauser 2014; zum romanischen Bau vgl. Gini/Balzaretti 1966; Cassanelli/Piva 2010, 103–111. 413 Zur Datierung vgl. Gini/Balzaretti 1966, 27–28; Cassanelli/ Piva 2010, 105. 414 Cassanelli/Piva 2010, 105.

16 Bauskulptur

und Fabelwesen. Diese überschneiden sich bis auf eine Ausnahme nicht mit den Bändern. In Rüeggisberg sind Überschneidungen zahlreich. Die Tiere in den Medaillons von Sant’Abbondio sind noch flache, auf das Bogenfeld applizierte Platten mit Gravur. Jedoch bewirken die gerundeten Kanten eine Modellierung, die über die scharfkantigen, wie ausgestanzten Rüeggisberger Arbeiten hinausgeht. Zudem wurde in Como durch das Zurücksetzen von Teilen auf eine zweite Reliefebene mehr Tiefe erreicht. Einzelne Kapitelle im Innern von Sant’Abbondio, das heisst in der Chorzone und vor den Seitenapsiden, zeigen eine Relieftechnik, die markant von den Fensterrahmen abweicht. Dies lassen die Kapitelle erkennen, welche den Gurtbogen zur äusseren der nördlichen Nebenapsiden tragen (Abb. 233). Die dargestellten Tiere sind plastisch modelliert, sodass sie eine malerische Wirkung entfalten, die mit der grafischen Aussenskulptur kontrastiert. Santi Pietro e Paolo in Quinto TI, San Secondo in Cortazzone (IT) und Santa Fede in Cavagnolo Po (IT)

Die Blüten in den Feldern der NordfassadenBlendbogen von Rüeggisberg haben, wie auch die Dreiblätter im Westen und Osten, eine schwere, massive Gestalt. Sie gleichen den Dekors der Kirche Santi Pietro e Paolo in Quinto TI.415 Die romanischen Blendbögen wurden 1681 in der anstelle einer älteren errichteten Apsis wiederverwendet. Nebst einem Gesicht und einem Männlein ist eine Scheibe mit aufgelegter achtblättriger Blüte zu erkennen (Abb. 234). Nach Virgilio Gilardoni datieren die Skulpturen in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts.416

232  Como (IT), Sant’ Abbondio. Fenster der unteren Zone im Scheitel der Hauptapsis. Ende des 11. Jahrhunderts. Blick gegen Osten.

40 km östlich von Turin beziehungsweise 120 km südwestlich von Mailand liegt im Piemont die kleine Ortschaft Cortazzone. Ausserhalb der Siedlung befindet sich die Kirche San Secondo, wo nebst vielen Details, die mit Rüeggisberg verglichen werden können,417 bei den Blendbogenfriesen der Apsiden Sonnen-

415 Gilardoni 1967, 499–503. 416 Gilardoni 1967, 502–503. 417 So z. B. der Giebelschräge folgende Blendbogenfriese, sichel­förmige Bögen, eingeritzte Bögen, ornamental verbaute Baukeramik.

233  Como (IT), Sant’ Abbondio. Nördliches äusseres Seitenschiff: Nörd­ liches Halbsäulen­kapitell unter dem Bogen zum Altarhaus. Ende des 11.  Jahr­hunderts. Blick nach Nordosten. 234  Quinto TI, Santi Pietro e Paolo. In der Apsis von 1681 wieder­verwendeter Blendbogenstein, der aus dem Vorgängerbau (erste Hälfte des 12. Jahrhunderts) stammt. Blick nach Westen.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

235a–b  Cortazzone (IT), San Secondo. Südost­ ecke (a) und Detail (b) der Apsiden. Erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. Blick nach Norden.

a

b

236  Cavagnolo Po (IT), Santa Fede. Archivolte und Tympanon über dem Westportal. Um 1130. Blick nach Osten.

­ eziehungsweise Blumenmotive in Bogenfelb dern zu nennen sind (Abb. 235). Sie sind ebenfalls wie ausgestanzte Formen appliziert. Die Entstehungszeit von San Secondo wird von der Forschung vage in der ersten Hälfte der 12. Jahrhunderts angesetzt.418 Im unweit von Cortazzone gelegenen Cavagnolo Po (IT) steht die Kirche Santa Fede.419 Sie datiert um 1130. Die Lünette und die Archi-

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volte über dem Westportal sind reich skulptiert (Abb. 236). Der äussere Bogen der Archivolte ist mit gekerbten und verflochtenen Bändern so gestaltet, dass Felder ausgeschieden werden.

418 Carità 1994, 140–142; Chierici 1979, 113 und 147–152. 419 Carità 1994; vgl. auch Devoti/Naretto 2015.

16 Bauskulptur

In diesen sind nebst anderen Motiven420 Tiere dargestellt, deren Körper bereits plastisch modelliert sind und nicht mehr wie in Rüeggisberg Formen ähneln, die aus einer Platte ausgestanzt wurden. 16.7.2.5 Fazit

Besonders eindrücklich zeigt der Vergleich mit der Bauplastik von Payerne VD, von der schliesslich die Skulpturen vom Priorat München­wiler und wohl auch vom Priorat St. Petersinsel abhängen, dass in Rüeggisberg ein streng-eleganter Stil gepflegt wurde, der sich in unterschiedlichen Reliefarten ausdrücken konnte, aber stets ein an der Werksteinoberfläche orientierter grafischer Stil blieb. Vor allem die Motive in den Blendbögen sowie vereinzelte zugehörige Konsolen erreichen ein Volumen, das eine malerische Qualität annimmt. Dies verbindet die Rüeggisberger Skulptur mit der oberitalienischen, die zum Teil noch um 1100 ihre Herkunft aus der frühmittelalterlichen Bauplastik erkennen liess. Der Rüeggisberger Stil ist mit Norditalien und nicht mit dem cluniazensischen Burgund zu verbinden – eine Feststellung, zu der bereits vor 50 Jahren François Maurer-Kuhn gelangte. Das Beispiel von Sant’Abbondio in Como (IT) zeigt am Aussenbau frühmittelalterlich-zeichnerische Medaillonreliefs, während im Innern einzelne Kapitelle bereits eine vergleichsweise erstaunliche Plastizität erreichen. Ähnliches stellt man in Rüeggisberg fest, wenn man die Diskrepanz zwischen den grafischen Reliefs von Bögen und Kämpfergesimsen und den wuchtig-tiefen Blendbögen in Traufhöhe des Nordquerhauses betrachtet. 16.7.3 Zur Unterscheidung der ausführen­ den Steinhauer

Waren also aus dem Süden hinzugezogene Steinhauer in Rüeggisberg anwesend? Sollte dies zutreffen, ist nicht anzunehmen, dass sie alle Skulpturen fertigten. Wahrscheinlicher ist, dass lokale Steinhauer mitarbeiteten. Das Eruieren von einzelnen Steinhauern beziehungsweise die Zuweisung der Skulpturen an Steinhauer basiert auf der Summe aller zusammengetragenen

Informationen. Die unterschiedlich gute Erhaltung der Steine relativiert natürlich die folgende Beurteilung. Wenig geübt dürfte die Person gewesen sein, welche die etwas wackelig entworfenen Ornamente des Schlangensteins Kat. 107 gravierte. Ihr zuschreiben möchte man auch den Werkstein mit wohl figürlichem Relief Kat. 97 sowie die Konsolen Kat. 181, Kat. 192 und Kat. 193. Unter den Flachreliefs fällt wegen des tastend unsicheren Entwurfs das Werkstück mit dem Salomonsknoten (Kat. 105) auf. Dasselbe ist beim Hand-Gottes-Stein (Kat. 161) zu beob­ achten, mit dessen Evangelistensymbolen sich der Hornviehkopf des Kämpfergesimses Kat. 109 direkt verbinden lässt. Dass diese Person sich bei der folgenden Gruppe orientiert hat, zeigen die Köpfchen mit Stupsnasen im Zentrum der Voluten, die wiederum dem linken Haupt der doppelköpfigen Schlange Kat. 107 gleichen. Dem Hornviehkämpfer Kat. 109 zuzuordnen ist auch der Kreuzstein Kat. 201 wegen der weichen, schweren Formen. Souverän durch ihre Fertigkeiten ging jene Personengruppe zu Werk, welche die Flach­ reliefs des Bogens über dem Nordportal sowie die ein- und zweizonigen Kämpfergesimse herstellten, aber auch den antikisierenden Eieroder Perlstab. Sie entstammen einer anderen Motivwelt, nicht aber einer anderen Stilgruppe. Der Entwurf der Medaillons erreicht beim Kämpfergesims Kat. 111 mit der rhythmischen Gleichmässigkeit einen Höhepunkt und das Kämpfergesims Kat. 108 belegt durch die Tiermedaillons eine direkte Verbindung zum Fries des Bogens über dem Nordportal. Von den genannten Kämpfergesimsen lassen sich die plattigen Kämpfergesimse mit Blatt- und Weintraubenranken herleiten, wobei die Ranken mit runden Graten vielleicht auf eine weitere Hand zurückzuführen sind. Die Blendbogenfriese wurden möglicherweise als eigenständige Werksteinserie am Ende der Bauarbeiten gefertigt. Sie haben mit der Filigranität der Arbeiten der bisherigen Gruppen nichts zu tun, sondern zeichnen sich durch

420 Beim linken Anfänger eine Blüte/Sonne, im Scheitel ein Kreuz.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

die Wucht der vergleichsweise massiv ausgebildeten grossen Motive aus. Das muss nicht auf eine weitere Steinhauergruppe zurückzuführen sein – die Vertreter der Medaillongestalter waren ohne Zweifel fähig, auf Fernwirkung hin angelegte Skulpturen zu fertigen. 16.8

Datierung Die seit dem Einsetzen des historisch-kri­ tischen Wissenschaftsdiskurses geäusserten Vorschläge betreffend die Entstehungszeit der Bauskulpturen von Rüeggisberg reichen von den 70er-Jahren des 11. Jahrhunderts bis ins 12. Jahrhundert. Maurer-Kuhn folgend, der sich wohl am gründlichsten mit der Bauplastik von Rüeggisberg auseinandergesetzt hat, entstand diese kurz nach der Gründung des Priorates beziehungsweise kurz vor 1075. Ins Jahr 1075 datiert die Bestätigung der Schenkung, die Papst Gregor VII. an Cluny richtete (Kap. 2.2). Weiter steht in dem frühen 12. Jahrhundert entstandenen Gründungsbericht, dass auf Bitte des Stifters Lütold von Rümligen zwei Cluniazensermönche den Aufbau leiteten. Der eine, Ulrich von Cluny, versah nach seiner Tätigkeit in Rüeggisberg das Amt des Priors in ­Payerne VD. Der zweite, der «ehrwürdige» Cuno, scheint mit dem Baubetrieb betraut gewesen zu sein und sich länger als Ulrich vor Ort aufgehalten zu haben. Die Bauplastik von Rüeggisberg lässt stilistisch die Bauzier des Westbaus von Romainmôtier VD aus dem dritten Viertel des 11. Jahr-

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hunderts anklingen. Mit der Bauplastik von Payerne VD hingegen sind kaum Gemeinsamkeiten zu finden. Wie weiter oben aufgezeigt wurde, ist jedoch ein enger Bezug nach Süden festzustellen (Kap. 16.7.2.4). Während die Bau­ skulptur der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Oberitalien bereits in allen Motiven Plastizität gewonnen und das Zeichnerisch-Grafische des 11. Jahrhunderts hinter sich gelassen hat, ist gerade mit der 1095 geweihten Kirche Sant’Abbondio in Como (IT) ein Beispiel erhalten, das wie Rüeggisberg ein Stadium des Überganges darstellt. Insgesamt ist die Skulptur der Prioratskirche aber noch strenger im Zeichnerischen verhaftet, was ihrer Entstehung in den 1070er-Jahren nicht widerspricht. Es ist vorstellbar, dass die temporäre Bauhütte von einigen Steinhauern aus Norditalien geleitet wurde, die ihren Medaillonstil und die Bogenritzlinien mitbrachten und umsetzten. Sie wurden sicherlich unterstützt von Kollegen, die vielleicht zuvor am Westbau von Romainmôtier VD mitgewirkt hatten. Die Medaillonskulpturen lassen sich nur in der unteren Ebene des Nordquerhauses feststellen. Ist daraus abzuleiten, dass diese Spezialisten die Baustelle nach einer gewissen Zeit verliessen, als das Nordportal vielleicht aufgerichtet und die Kämpfergesimse zwar vorbereitet, aber noch nicht versetzt waren? Die ungelenken Anschlüsse wären dann auf das Konto der lokalen Steinhauer gegangen, welche den Versatz der verkröpften Kämpfergesimse im Lauf der 1070er-Jahre nicht fehlerfrei umsetzten.

Zusammenfassung / Résumé / Summary Georges Descœudres und Guido Faccani

Zusammenfassung Die Klosterkirche und Teile der Konventsgebäude des ehemaligen Cluniazenserpriorates Rüeggisberg wurden nach der Reformation abgerissen, nachdem der Konvent bereits 1484 aufgehoben und der Klosterbesitz in das neugegründete Berner Vinzenzstift überführt worden war. Von der Kirche blieben lediglich der Nordarm des Querhauses erhalten, der fortan unter der Bezeichnung «Haberhaus» als Zehntscheune der 1484 eingerichteten Schaffnerei genutzt wurde, sowie grosse Teile der Ostwand des Querschiffes. Aus Anlass von Konservierungsarbeiten nahm das Atelier d’archéologie médiévale, Moudon, (AAM) im Auftrag des Bauamtes und des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern in den Jahren 1988–1990 baugeschichtliche Untersuchungen der Überreste der Prioratskirche vor. Die 1991 abgeschlossenen Abklärungen stellten eine Ausweitung und Vertiefung der Untersuchungen dar, die Hans R. Hahn­loser in den Jahren 1938–1947 durchgeführt und lediglich rudimentär dokumentiert hatte. Die baugeschichtlichen Untersuchungen wurden 2016–2020 ergänzt: Zur umfassenden Gesamtdarstellung trugen die Erforschung der Maueroberflächen beziehungsweise eingehende Verputz- und Farbabklärungen bei, die Bestimmung und Zusammenstellung eines Inventars der am Bau auftretenden Ziegeleikeramik, eine Überarbeitung und Ergänzung des Inventars der Bauplastik sowie Sondiergrabungen und Bauuntersuchungen. Die in den 1070er-Jahren entstandene Prioratskirche war als Pfeilerbasilika mit Querschiff und fünf Apsiden ausgelegt, wovon jedoch nur das Querschiff und die Altarräume – also eine Rumpfkirche – realisiert wurden. Auf den Bau eines Langhauses wurde verzichtet. Dafür reichte offenbar die Finanzkraft des Konvents nicht aus. Bei einem Sollbestand von fünf

­ önchen – wobei gewöhnlich nur zwei oder M drei Mönche im Kloster lebten – ist es nicht verwunderlich, dass Rüeggisberg um 1200 als «Klösterlein» (cenobiolum) bezeichnet wurde. Gemäss einem Visitationsbericht aus dem Jahr 1300 stand es damals wirtschaftlich sehr schlecht um das Kloster, das zeitweilig nicht einmal über genügend Lichter verfügte, um angemessen Gottesdienst feiern zu können. Gemäss der Vita des heiligen Ulrich schickte Abt Hugo von Cluny um 1072 zwei Mönche zur Gründung des Konvents und zur Erbauung des Klosters nach Rüeggisberg: Ulrich von Cluny – auch Ulrich von Regensburg oder Ulrich von Zell genannt – und einen gewissen Cuno. Während Ulrich für die Organisation des Konvents gemäss den cluniazensischen Lebensgewohnheiten verantwortlich gewesen sein dürfte, wird man in Cuno den praefectus operum, den Leiter der Bauarbeiten, zu sehen haben. Die Vita Ulrichs berichtet vom anfänglichen Widerstand der einheimischen Bevölkerung und vor allem des ansässigen Klerus gegen die Klostergründung, und sie zeigt auch ein ausgeprägtes Kulturgefälle zwischen den beiden Mönchen aus Cluny und der einheimischen Bevölkerung. Der Werkmeister Cuno, der aus Cluny das Baukonzept der Mutterkirche (Cluny II) mitbrachte, liess in Rüeggisberg zuerst einmal die gesamte Klosterkirche – also gewissermassen einen Grundrissplan – in den Fundamenten auslegen. Wie üblich wurde mit der Errichtung der Klosterkirche im Osten begonnen, um den Mönchen so bald wie möglich einen geordneten Gottesdienstbetrieb zu ermöglichen. Beim Einwölben des nördlichen Querschiffarmes traten statische Probleme auf. Festgestellt wurden eine Fundamentabsenkung in Nordwestbereich sowie Verformungen der Westwand mit entsprechenden Anpassungsarbeiten am Gewölbe und am Vierungsbogen. Bei der Fundamentabsenkung entstanden Mauerrisse an der Nord-

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

und Westwand. Ein Bruch des Türsturzes beim Nordportal führte dazu, dass dieses noch während des Baus der Kirche aus Sicherheitsgründen zugemauert wurde. Es fehlen jedoch Beobachtungen, die auf längere Unterbrüche der Bautätigkeit hinweisen. Der Bau wurde vor allem von norditalienischen Bauleuten ausgeführt. An den Wänden und Fassaden des Querschiffes sind zwei unterschiedliche Mauertechniken ersichtlich: Einzelne Mauerabschnitte bestehen aus einem kleinteiligen Mauerapparat (petit appareil) aus Lese­steinen mit pietra rasa sowie länglichen, quaderartigen Bruchsteinen, die an der Maueroberfläche mit dem Steinbeil überarbeitet wurden; diese Teile weisen ein unruhiges Erscheinungsbild auf. Bei den anderen Mauerteilen wurde eine grösstmögliche Glätte der Wand angestrebt. Dies wurde durch eine sorgfältige und handwerklich anspruchsvolle Wandverkleidung mit Sandsteinplatten und Quadersteinen bewerkstelligt. Die auf eine material-­ästhetische Wirkung angelegte Wandgestaltung wird man im Sinne einer Bedeutungssteigerung aufzufassen haben. Wie die Überreste zeigen, wurden damit die wichtigsten liturgischen Orte der Kirche ausgezeichnet: das aus den mittleren drei Apsiden bestehende Sanktuarium, der Mönchs­ chor in der Vierung sowie zwei Prozessionsachsen, die von den ursprünglich geplanten Seitenschiffen durch das Querschiff in die Nebenapsiden des Sanktuariums hätten führen sollen. Interessanterweise wurden an diesen beiden Prozessionsachsen mit den mit Eier- und Perlstab sowie Volutenfriesen versehenen Gesimsstücken diejenigen Werkstücke angebracht, die innerhalb des Bauschmucks der Kirche deutliche Anklänge an die Antike aufweisen. Eine weitere Hervorhebung der beiden Achsen besteht darin, dass die Öffnungen in die Flanken des Sanktuariums mit einem hochgezogenen Blendbogen ausgezeichnet wurden. An den Fassaden ist der Kontrast zwischen den beiden Mauerungstechniken weniger ausgeprägt. Immerhin wurden an der Nordfassade des Querschiffes neben den Ecklisenen auch das (zugemauerte) Portal samt zwei begleitenden Wandpilastern sowie das darüberliegende zentrale Fenster in ähnlicher Weise mit Sandsteinplatten verkleidet. An allen drei erhaltenen Fassaden des Querschiff-Nordarmes liess sich

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eine Quadermalerei – an der Ostfassade in Rot und gelbem Ocker, an den übrigen Fassaden in Rot – nachweisen. Desgleichen wurden auch die Fugen der unterschiedlich gestalteten Okuli, der Bogenfries-Werkstücke sowie des aus vorkragenden Platten bestehenden Traufgesimses mit roten Linien nachgezeichnet. Das Erscheinungsbild der Fassaden war einerseits durch das in verschiedenen Farbnuancen gehaltene Grün der Wandverkleidungen bestimmt, anderseits durch das Weiss von Verputz, Schlämme und Tünche, die als Unterlage der roten und ockerfarbenen Fugenmalerei dienten. Im Innern wurden Reste einer aufwendigen Sockelmalerei beobachtet, die aus der Bauzeit stammt und sich über das original vermauerte Nordportal zog. Die farbige Gestaltung der Fassaden wurde durch Zickzackfriese aus Ziegeln sowie durch rote – und teils zusätzlich rot bemalte – Backsteine ergänzt, deren besondere Art der Anbringung zudem mit einer Schattenwirkung von Hohlräumen rechnete. Diese Ziegeleikeramik, die zu den ältesten nachrömischen Zeugnissen im Gebiet der heutigen Schweiz gehört, wurde zudem wiederholt zum Füllen von Fugen und Lücken der Plattenverkleidungen eingesetzt, was einen etwas zufälligen, aber durchaus spielerischen Eindruck vermittelt. Auffallend an der Prioratskirche Rüeggisberg ist die geringe und zudem nur wenig plastisch ausgebildete Wandgliederung. Bei den Wandöffnungen fehlt eine klassische Gliederung von Basis – Stütze – Kapitell. Anstelle von Kapitellen finden sich Kämpfer, die als leicht vorstehende Gesimse ausgebildet sind. An den Innenwänden fehlen registerbildende Gesimse, hingegen ist anhand der Bauplastik bei den Kämpfergesimsen der Bogenöffnungen eine dreistufige Gliederung erkennbar. Überraschend stark gegliedert war hingegen der Fussboden, der mit Ausnahme der Mittelapsis – mit Ziegelschrot eingefärbter Mörtelboden – ursprünglich aus Sandsteinplatten bestand. In der Falllinie des Hanges von Nord nach Süd konnten im Innern des Querschiffes Abtreppungen nachgewiesen werden. Ein Ansteigen des Fussbodens gegen Osten im Sinne einer liturgischen Erhöhung und Sichtbarmachung ist in den Apsisräumen gegeben, wie die Ausgrabungen Hahnlosers ersichtlich machen.

Zusammenfassung / Résumé / Summary

Die Rumpfkirche weist in all ihren Einzelformen eine erstaunliche Vielfalt auf. Hingewiesen sei etwa auf die insgesamt sieben Fensteröffnungen im Querschiff-Nordarm, von denen nicht zwei in Form und Materialien identisch sind. Das Gleiche gilt vom skulpturalen Bauschmuck und dessen Verteilung am Bau. Dieser besteht fast ausschliesslich aus Einzelmotiven. Figürliches beschränkt sich weitgehend auf Köpfe an Konsolen, daneben treten vor allem (Fabel-)Tiere und florale Ranken sowie Flechtbänder, geometrische Muster und antikisierende Motive wie Eier- und Perlstab auf. Narrative Elemente fehlen weitgehend, wenn man von bescheidenen Versuchen wie dem verbreiteten Motiv Trauben pickender Vögel und einer möglichen Darstellung Daniels in der Löwengrube absieht. Es sind jedoch kaum motivische Bezüge oder symmetrische Anordnungen am Bau ersichtlich. Manches wurde scheinbar nur angefangen oder spielerisch ausprobiert. An der Rumpfkirche wurden bauliche Veränderungen beobachtet, die während der rund 400-jährigen Klosterzeit vorgenommen wurden. Eine davon betrifft eine spätmittelalterliche Erneuerung des Fussbodens mit rhombischen Tonplatten, eine zweite einen (Dachstuhl-) Brand, von dem die beiden nördlichen Apsisräume betroffen waren. Der nördlichste, der ohnehin nie einen Altar aufgewiesen hatte, wurde daraufhin aufgegeben und die Öffnung zum Querschiff zugemauert. Eine grossflächige Reparatur der Mauerschale im oberen Teil der Westfassade kann zeitlich nicht sicher eingegrenzt werden, vermutlich stammt sie aus der Klosterzeit. Die Fassadenoberfläche des zweischaligen Mauerwerks war offenbar durch die Einwirkung von Traufwasser ausgespült worden und abgerutscht. Die Reparatur erfolgte mit einem hydrophoben Mörtel (Beimischung von Ziegelabschlag). Von den im Süden der Kirche gelegenen Konventsbauten haben sich nur geringe bauliche Überreste erhalten. Strukturell lässt sich anhand der aktuellen Bauten recht gut eine dreiflüglige Anlage um einen Kreuzganghof erahnen, eine Vorstellung, die durch neuzeitliche Situations- und Baupläne gestützt wird. Die ehemalige Prioratskirche Rüeggisberg weist – gemessen am geringen Umfang der erhaltenen Bauteile – einen überaus reichen Be-

stand an Bauskulptur auf. Insgesamt gehören 240 Werksteine zum Ensemble. Sie sind entweder in situ am Bau erhalten, wurden 1942 durch Kopien ersetzt oder während der archäologischen Untersuchungen 1940–1942 aufgefunden. Unter den ausschliesslich aus lokalem Sandstein gehauenen Werksteinen sind Konsolen, Kämpfergesimse und Blendbogensteine am häufigsten vertreten (161 Stücke). Es folgen Platten für Fensterbögen und Reliefsteine (44 Stücke). Die übrigen 35 Werksteine decken weitere Funktionen ab. Es fällt auf, dass Teile von Säulen bis auf ein Freikapitell ebenso fehlen wie spätmittelalterliche Werksteine. Die Werkzeuge, die zur Bearbeitung der Skulpturen verwendet wurden, umfassen verschieden ausgeformte Spitz‑ und Flacheisen, deren Handhabung entsprechend unterschiedlich war; mittelalterliche Spuren von gezähnten Instrumenten sind hingegen nicht nachzuweisen. Die Skulpturen von Rüeggisberg sind von einer stupend vielfältig gestalterischen Ausführung. Zeichnerisch gravierte Reliefs kontrastieren im direkten Nebeneinander mit zaghaft malerisch geschnitzten Ornamenten, die auf die Antike zurückgehen. Florale Motive umfassen neben Blättern auch Blüten und Trauben. Drachen, Hunde oder Löwen, Schlangen und Vögel bevölkern die Pflanzenwelt; vereinzelt blicken Köpfe auf Konsolen in eine unbestimmte Ferne. Die in situ erhaltenen Skulpturen sind im Innern auf drei Ebenen verteilt. Die untere zeichnet sich durch antikisierende Motive sowie Figürliches aus, die zweite wird von Konsolen mit Rollen geprägt und schliesslich sind zuoberst Blattranken und Bandgeflechte eingebaut – ein Decrescendo von unten nach oben. Zwischen den Ebenen sind ohne weiteren Zusammenhang wenige Reliefsteine eingestreut. Am Aussenbau des Nordquerhauses ist das Hauptwerk zu entdecken: Der Bogenfries aus Bandmedaillons über dem Nordportal. Wilde Tiere bedrohen friedlich pickende Vögel, Löwen bedrängen den alttestamentarischen Propheten Daniel. Die abstrahierte Szene im Giebelstein lehrt Zuversicht: Durch den Tod Christi am Kreuz, zu dessen Seite M ­ aria und ­Johannes stehen, wird dem Menschen das ewige Leben zuteil. Die Dreiblätter-/Lilienfriese setzen als Zeichen der Reinheit dem Gebäude die Krone auf.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Die Steinhauer, die mit der Skulptierung der Werksteine beschäftigt waren, stammten vermutlich aus zwei verschiedenen Kulturkreisen. Die Verwandtschaft gerade der zeichnerisch-gravierten Arbeiten mit der Skulptur von Romainmôtier VD, besonders jener der Vorhalle aus dem dritten Viertel des 11. Jahrhunderts, weist nach Westen; die jüngeren Priorate von Payerne VD, Münchenwiler und von der St. Peters­insel gehören – bei aller Wildheit, welche die Stücke erkennen lassen – bereits einer nächsten Stufe an, die ins plastisch modellierende 12. Jahrhundert führt. Die Steinhauer des Bogenfrieses über dem Nordportal und wohl auch der Kämpfer mit Tiermedaillons waren dagegen im oberitalienischen Raum beheimatet. Die alte Bischofsstadt Como führt, wie dies schon Hahnloser festgestellt hat, die treffendsten Vergleichsbeispiele vor Augen, allen voran die eindrückliche, 1095 geweihte Kirche Sant’Abbondio. Dagegen sind reich skulptierte Kirchen im Piemont, die Motive aufweisen, welche mit Rüeggisberg verwandt sind, aufgrund ihrer plastisch durchdachten und raumgewinnenden Ausführung bereits im 12. Jahrhundert anzusiedeln. Sie stellen die Fortsetzung des Comasker Reliefstils dar, der dort im ausgehenden 11. Jahrhundert in der Innenausstattung von Sant’Abbondio aufblühte. Rüeggisberg hingegen scheint älter zu sein und stellt ein früheres Stadium des Loslösens aus einem älteren zeichnerischen Stil dar, der noch die Bauplastik von Romainmôtier VD prägt. Die schriftlichen Quellen, gemäss denen die bauliche Entstehungszeit des Priorates in den 1070er-Jahren anzusiedeln ist, können zwangslos auch für die Datierung der Bauplastik herangezogen werden. Résumé L’église et une partie des bâtiments monastiques de l’ancien prieuré clunisien de Rüeggisberg ont été démolis après la Réforme, le monastère ayant été supprimé en 1484 et ses biens transférés au Chapitre collégial bernois de SaintVincent nouvellement fondé. De l’église, il ne reste que le bras nord du transept utilisé comme grange dîmière (dite «Haberhaus») de l’intendance créée en 1484, ainsi que des grandes parties du mur oriental du transept. À l’occasion de travaux de conservation, l’atelier d’archéologie médiévale (AAM) a en-

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trepris, sur mandat de l’office cantonal des constructions et du service archéologique, l’analyse des vestiges de l’église du prieuré dans les années 1988-1990. Les recherches achevées en 1991 constituaient une extension et un approfondissement des investigations menées par Hans R. Hahnloser dans les années 19381947 et documentées de manière rudimentaire. L’étude de bâti fut complétée entre 2016 et 2020 afin d’obtenir une représentation globale : analyse des surfaces de murs, examen approfondi des enduits et des couleurs, identification et inventaire des terres cuites de construction présentes dans l’édifice, révision et enrichissement de l’inventaire des fragments de sculpture ornementale aussi bien que sondages de reconnaissance et analyses architecturales. L’église prieurale construite dans les années 1070 était conçue comme une basilique à piliers avec transept et cinq absides, dont seuls le transept et le chœur – donc une église tronquée – ont été réalisés. On renonça à la construction d’une nef, la capacité financière de la communauté n’étant apparemment pas suffisante. Avec un effectif réglementaire de cinq moines – alors que seuls deux ou trois moines vivaient habituellement dans le monastère – il n’est pas étonnant que Rüeggisberg ait été désigné de « petit monastère » (cenobiolum) vers 1200. Selon un rapport de visite datant de 1300, l’abbaye était alors en très mauvaise posture économique, ne disposant parfois même pas de suffisamment de lumière pour célébrer correctement les offices. Selon la Vita de saint Ulrich, l’abbé Hugo de Cluny envoya vers 1072 deux moines à Rüeggisberg pour fonder la communauté et construire le monastère : Ulrich de Cluny – également appelé Ulrich de Regensburg ou Ulrich de Zell – et un certain Cuno. Alors qu’Ulrich aurait été responsable de l’organisation du monastère selon les règles de vie clunisiennes, Cuno aurait été le praefectus operum, le directeur des travaux de construction. La Vita d’Ulrich relate la résistance initiale de la population indigène et surtout du clergé local à la fondation du monastère, et révèle également une différence culturelle marquée entre les deux moines de Cluny et la population indigène. Le maître d’œuvre Cuno, qui avait ramené de Cluny le concept de construction de

Zusammenfassung / Résumé / Summary

l’église mère (Cluny II), fit tout d’abord poser à Rüeggis­berg les fondations de l’église monastique, en quelque sorte le plan de masse général. Comme à l’accoutumée, la construction de l’église débuta à l’est, afin de permettre aux moines de célébrer le culte le plus rapidement possible. Lors du voûtement du bras nord du transept, des problèmes statiques apparurent. L’affaissement des fondations dans la zone nord-ouest ainsi que des déformations sur le mur ouest entraînèrent des travaux d’adaptation de la voûte et de l’arc de la croisée du transept. L’affaissement des fondations provoqua des fissures dans les murs nord et ouest. La rupture du linteau de porte au niveau du portail nord a conduit à sa condamnation durant le chantier même de l’église pour des raisons de sécurité. Toutefois, aucune observation ne suggère des interruptions prolongées de l’activité de construction. La construction a été réalisée principalement par des ouvriers du nord de l’Italie. Deux techniques de maçonnerie différentes sont perceptibles sur les parois et les façades du transept : une partie des maçonneries est réalisée en petit appareil combinant pierres des champs et enduit à pietra rasa associés à des moellons allongés et parallélépipédiques, dont la face visible a été reprise au marteau taillant ; ces parties présentent un aspect irrégulier. Pour les autres portions de mur, l’effort fut porté sur un rendu de paroi le plus lisse possible. Cet objectif a été atteint grâce à un revêtement mural constitué de plaques de grès et des moellons soigneusement travaillés. La mise en œuvre des parois cherche à créer un effet qui, en associant matériau et esthétique, suggère une gradation dans l’importance des lieux. Comme en témoignent les vestiges, les principaux lieux liturgiques de l’église ont été soulignés de la sorte : le sanctuaire composé des trois absides centrales, le chœur des moines dans la croisée ainsi que deux axes de procession qui auraient dû mener des nefs latérales prévues à l’origine aux absides secondaires du sanctuaire en passant par le transept. Il est intéressant de noter que les corniches qui ornent ces deux axes de procession sont pourvues d’oves, de perles et de frises de volutes, des éléments sculptés qui, au sein de l’ornementation de l’église, présentent d’évidentes réminiscences de l’Antiquité. Les

deux axes se distinguent également par les ouvertures dans les flancs du sanctuaire marquées par un arc aveugle surhaussé. Sur les façades, le contraste entre les deux techniques de maçonnerie est moins prononcé. Sur la façade nord du transept, les pilastres corniers, le portail (muré) et les deux pilastres muraux qui l’accompagnent, ainsi que la fenêtre centrale située au-dessus, ont tous été revêtus de plaques de grès de manière uniforme. Sur les trois façades conservées du bras nord du transept, la présence d’une peinture en faux appareil  a été constatée : rouge et ocre jaune sur la façade est, rouge sur les autres façades. De même, les joints des oculi aux formes architectoniques différentes, ceux des éléments sculptés de la frise d’arc ainsi que les plaques en saillie formant la corniche du mur gouttereau ont été soulignés de rouge. L’aspect des façades était déterminé d’une part par les différentes nuances de vert des revêtements muraux, et d’autre part par le blanc du crépi, du chaulage et du badigeon qui servaient de support à la peinture rouge et ocre des joints. À l’intérieur, les restes d’une peinture de soubassement élaborée ont été identifiés ; ils datent de l’époque de la construction et s’étendent sur le portail nord muré d’origine. La décoration colorée des façades était complétée par des frises de tuiles en zigzag ainsi que par des briques rouges – repeintes en rouge pour une part – dont la disposition particulière générait un jeu d’ombres et de vides. Ces terres cuites architecturales, qui comptent parmi les plus anciens témoignages post-romains dans la région de la Suisse actuelle, ont en outre été utilisées à plusieurs reprises pour combler les joints et les lacunes des revêtements de dalles, conférant un aspect quelque peu aléatoire, mais tout à fait ludique, à l’ensemble. Ce qui surprend dans l’église du prieuré de Rüeggisberg, c’est le traitement peu plastique des parois. Les ouvertures murales ne sont pas structurées de manière classique : base, pilier, chapiteau. À la place des chapiteaux, on trouve des impostes qui se développent en corniches légèrement saillantes. Sur les parois intérieures, il n’y a pas de corniches formant des registres, par contre au niveau des corniches d’imposte supportant les arcs on reconnaît un traitement plastique à trois degrés.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

En revanche, le sol fortement structuré était composé de dalles de grès, à l’exception de l’abside centrale qui était revêtue d’un sol de mortier au tuileau. Dans la ligne de pente du nord au sud, on a pu prouver l’existence de paliers à l’intérieur du transept. Comme le montrent les fouilles de Hahnloser, le sol des pièces absidiales s’élevait vers l’est dans le sens d’une mise en évidence et d’une élévation liturgique. L’église tronquée présente une étonnante diversité au travers de ces éléments individuels, comme ne témoignent, par exemple, les sept baies du bras nord du transept qui toutes diffèrent dans la forme et les matériaux mis en œuvre. Il en va de même pour la décoration sculptée et sa répartition sur l’édifice. Celleci se compose presque exclusivement de motifs uniques. Les éléments figurés se limitent en grande partie à des têtes sur des consoles, à côté desquelles on trouve surtout des animaux fabuleux, des rinceaux floraux ainsi que des bandes tressées, des motifs géométriques et des motifs antiquisants tels que les rangées d’oves et de perles. Les éléments narratifs sont largement absents, si l’on excepte de modestes tentatives comme le motif répandu d’oiseaux picorant des raisins et une possible représentation de Daniel dans la fosse aux lions. Il n’y a cependant guère de références thématiques ou de dispositions symétriques perceptibles sur l’édifice. Certaines choses semblent n’avoir été que commencées ou tentées de manière ludique. Des modifications architecturales observées dans l’église tronquée ont été apportées durant les quelque 400 ans d’existence du monastère. L’une d’entre elles concerne la rénovation du sol à la fin du Moyen Âge au moyen de carreaux de terre cuite losangiques, une autre découle d’un incendie (de la charpente) qui a touché les deux salles absidales du nord. La plus septentrionale, qui n’avait de toute façon jamais connu d’autel, fut alors abandonnée et l’ouverture vers le transept muré. Une importante réparation du parement dans la partie supérieure de la façade ouest ne peut être datée avec certitude, mais elle remonte probablement à l’époque du monastère. Le revêtement de façade du mur à parement double avait manifestement été lessivé par l’eau de la gouttière et s’était détaché. La réparation a été effectuée à l’aide d’un mortier hydro­phobe (adjonction de brique pilée).

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Il ne reste que peu de vestiges architecturaux des bâtiments conventuels situés au sud de l’église. D’un point de vue structurel, les constructions actuelles laissent deviner assez facilement un ensemble de trois ailes disposées autour d’un cloître, une image corroborée par les plans de situation et de construction de l’époque moderne. Par rapport au nombre restreint d’éléments maçonnés conservés, l’ancienne église prieurale de Rüeggisberg présente un ensemble extrêmement riche de sculptures architecturales. Au total, 240 pierres de taille forment ce corpus. Elles ont été soit conservées in situ dans l’édifice, remplacées par des copies en 1942 ou découvertes lors des recherches archéologiques de 1940 à 1942. Parmi les pierres de taille, exclusivement sculptées dans du grès local, figurent principalement des consoles, des corniches d’imposte et des pierres d’arc aveugle (161 pièces). Viennent ensuite les plaques destinées aux arcs de fenêtre et les pierres en relief (44 pièces). Les 35 pierres de taille restantes couvrent d’autres fonctions. Il apparaît que les parties de colonnes, à l’exception d’un chapiteau, sont absentes, tout comme les pierres de taille de la fin du Moyen Âge. Les outils utilisés pour travailler les sculptures comprennent des ciseaux droits et pointus de différentes formes, dont le maniement était par conséquent différent ; en revanche, il n’y a aucune trace médiévale de gradines (ciseaux dentelés). Les sculptures de Rüeggisberg sont d’une réalisation étonnamment variée. Des reliefs au dessin gravé contrastent directement avec des ornements sculptés d’un pittoresque timide, qui s’inspirent de l’Antiquité. Les motifs floraux comprennent non seulement des feuilles, mais aussi des fleurs et des raisins. Dragons, chiens ou lions, serpents et oiseaux peuplent le monde végétal ; isolées, quelques têtes sur des consoles regardent au loin. Les sculptures conservées in situ à l’intérieur sont réparties sur trois niveaux. Le niveau inférieur se distingue par des motifs antiquisants et des figures, le second par des consoles à rouleaux et le niveau supérieur par des rinceaux de feuilles et des entrelacs de rubans, soit un decrescendo du bas vers le haut. Entre ces niveaux, quelques pierres en relief sont disposées de façon aléatoire sans

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lien particulier. L’œuvre principale est à découvrir à l’extérieur du transept nord : La frise de médaillons en bandeau sur l’arc au-dessus du portail nord. Des animaux sauvages menacent des oiseaux qui picorent paisiblement, des lions harcèlent Daniel, l’un des prophètes de l’Ancien Testament. La scène abstraite dans la pierre du tympan enseigne la confiance : par la mort du Christ sur la croix, aux côtés duquel se tiennent Marie et Jean, la vie éternelle est accordée à l’homme. Les frises de feuilles tripartites et de lys couronnent l’édifice en signe de pureté. Les tailleurs occupés à la sculpture architecturale en pierre provenaient probablement de deux bassins culturels différents. La parenté des œuvres aux dessins gravés avec la sculpture de Romainmôtier VD, en particulier celle du porche du troisième quart du 11e siècle, renvoie vers l’ouest ; les prieurés plus récents de Payerne VD, Villars-les-Moines et de l’île Saint-Pierre appartiennent déjà, malgré la sauvagerie que laissent transparaître les pièces, à une phase plus récente, qui évoque le 12e siècle et son modelage plus plastique. Les tailleurs de pierre de la frise de l’arc au-dessus du portail nord et probablement des impostes à médaillons d’animaux étaient en revanche originaires d’Italie du Nord. Comme l’a déjà constaté Hahnloser, l’ancienne ville épiscopale de Côme offre les exemples de comparaison les plus pertinents, en particulier l’impressionnante église Sant’Abbondio, consacrée en 1095. En revanche, les églises richement sculptées du Piémont, qui présentent des motifs apparentés à ceux de Rüeggisberg, sont à situer au 12e siècle en raison de leur exécution plastique réfléchie et de leur exécution concentrée. Ils représentent la continuation du style de relief cômien, qui s’est épanoui dans la décoration intérieure de Sant’Abbondio à la fin du 11e siècle. Rüeggisberg semble, en revanche, plus ancien et représente une évolution précoce à partir d’un style de dessin plus archaïque, qui imprègne encore la plastique de Romainmôtier VD. Les sources écrites, qui situent l’origine de la construction du prieuré dans les années 1070, peuvent ainsi être retenues pour la datation de la sculpture architecturale.

Summary The church and some components of the monastic buildings that formed the Cluniac Priory of Rüeggisberg were demolished after the Reformation, though the monastery itself had already been dissolved in 1484 and its domain transferred to the newly established collegiate chapter of St Vincent in Bern. The only sections of the church to have survived were the northern arm of the transept, which was subsequently known as the “Haberhaus” and used as a tithe barn by the stewardship established in 1484, and large sections of the east wall of the entire transept. As part of a heritage conservation project, the Atélier d’archéologie médiévale (AAM) were tasked by the Department of Planning and the Archaeological Service of Canton Bern with conducting an architectural survey of the ­remains of the priory church between 1988 and 1990. Completed in 1991, the survey was a continuation of the examination that Hans R. Hahnloser had undertaken in the period between 1938 and 1947 but not recorded in detail. Further analyses were carried out from 2016 to 2020, which included a study of the surfaces of the walls consisting of in-depth examinations of the plasters and paints, a survey and inventory of all bricks and tiles used in the building, a ­review and extension of the inventory of architectural sculpture as well as test excavations and further architectural surveys. All of these combined resulted in a comprehensive overview of the site. Built in the 1070s, the priory church had been planned as a pillared basilica with a transept and five apses, but only the transept and the sanctuary were actually completed. The nave itself was never constructed because apparently the monastic community did not have the means. Originally intended for five monks, although only two or three ever lived at the monastery at any one time, it is hardly surprising that Rüeggisberg was mentioned in records from around 1200 as a “little monastery” (cenobiolum). According to a visitation report dating from the year 1300, the monastery was not doing well financially; apparently it sometimes even lacked sufficient lighting to celebrate Mass in a proper manner. According to the Life of Saint Ulrich, ­Abbot Hugh of Cluny sent two monks to Rüeggisberg

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in 1072 to establish a community and to build a monastery. They were Ulrich of Cluny, who was also known as Ulrich of Regensburg or of Zell – and a monk called Cuno. While Ulrich was probably in charge of organising the monastery according to the Cluniac way of life, Cuno is most likely to have acted as the praefectus operum, the overseer of the construction work. The Life of Saint Ulrich gives an account of early opposition to the establishment of the monastery among local people and, more importantly, among local clerics, and it also highlights the steep cultural gradient that existed between the two monks from Cluny and the local population. Cuno, who oversaw the building work, had brought the architectural concept from the mother church (Cluny II), and his first step at Rüeggisberg was to lay out the entire foundations, much like a floorplan of the entire church building. As was the custom at the time, construction started with the eastern sections of the monastic church to allow the monks to properly celebrate Mass as soon as possible. When vaulting began on the northern arm of the transept the builders encountered static problems. The foundations in the north-western area ­began to subside, causing the western wall to become distorted, which meant that the vault and the crossing arch had to be modified. The subsidence of the foundations resulted in cracks in the northern and western walls. A break in the lintel above the northern portal led to it ­being walled up for safety reasons before the construction work was even completed. However, no ­evidence could be found to indicate any prolonged stoppage periods in the construction. The builders were mainly of northern Italian origin. Two different masonry techniques could be identified in the walls and façades of the transept. Some sections consisted of small block masonry (petit appareil) made up of rubble stones in pietra rasa construction as well as elongated ashlar-like rubble stones whose surfaces were worked with a stone axe; these sections had a rather irregular appearance. The other sections were worked so as to make them as smooth as possible. This was achieved by ­applying a wall cladding consisting of sandstone slabs and tooled ashlars, which required much skill and attention to detail. The aesthetic effect of the material used in the façades was probably

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intended to add to the significance and importance of the building. As the remains suggest, the cladding was used in the most important ­areas of the church from a liturgical point of view, including the sanctuary consisting of the three central apses, the choir in the crossing and two procession paths, which would have led from the planned aisles through the transept and into the apsidioles of the sanctuary. Inter­estingly, the cornices with egg-and-dart and beaded moulding and with voluted friezes, in other words the elements of sculpture that most clearly took their inspiration from classical archi­tecture, were all found along the two procession paths. The paths were further empha­ sised by the fact that the openings into the areas on both sides of the sanctuary were decorated with stilted blind arches. The contrast between the two masonry techniques was less apparent in the façades. At any rate, the corner lesenes on the northern ­façade of the transept, its (walled-up) portal as well as two accompanying pilasters and the central window above them were all clad in similar sandstone slabs. Remnants of ashlar detailing were found on all three preserved façades of the northern arm of the transept, red and yellow ochre on the eastern façade and red on the others. Similarly, the joints of the oculi, which were all designed differently from a tectonic perspective, and of the arched mouldings and eavescornices, which were made of corbelled slabs, were all traced in red lines. The appearance of the façades was dominated, on the one hand, by the various shades of green wall cladding and, on the other, by the white of the plaster, whitewash and limewash which served as a canvas for the red and ochre ashlar detailing. The plinths inside the church were elaborately painted at the time of the construction, and these murals also covered the northern portal, which had been walled-up from the beginning. The colourful designs of the façades were further embellished by zigzag moulding in tiles and red bricks, some of which bore an extra coat of red paint; these were attached in such a way that the shadows in the gaps completed the pattern. The same tiles, which incidentally are some of the oldest post-Roman examples to be found in present-day Switzerland, were also used to fill various joints and gaps in the

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cladding, resulting in an unplanned but rather attrac­tive, playful pattern. A striking element of the priory church of Rüeggisberg was the lack of structurisation and plasticity in the appearance of the walls. The wall openings did not show the classic structure of sill, jambs and lintel, and instead of capitals, there were imposts in the shape of slightly protruding cornices. While the interior walls had no cornices or mouldings to form friezes, the impost mouldings on the arch openings exhibited a three-part structure. The floor, on the other hand, bore a surprisingly elaborate structure. Except for the central apse, which had a mortar floor coloured with crushed tiles, the rest of the floor consisted of sandstone slabs. Steps were identified in the transept, which compensated for the northsouth gradient of the slope. As shown by Hahnloser’s excavations, the floor in the east was elevated as part of a liturgical exaltation and visualisation of the apses. Although unfinished, the church’s individual components were surprisingly diverse; one example being seven window apertures in the northern arm of the transept, none of which were alike in terms of their shapes or materials. The same can be said about the sculptural ornamentation and its distribution throughout the building. Almost all of the motifs were individual designs. Figurative elements mainly included corbel heads; there were also (mythical) animals, floral tendrils, guilloches, geometric patterns and motifs inspired by classical antiquity such as egg-and-dart and bead moulding. Narrative elements were largely absent, though there were modest attempts to add the common motif of birds pecking grapes and a possible depiction of Daniel in the lion’s den. However, very few motifs bore any relation to each other or had any symmetrical order. Many ­appear to have only been started or were just experi­mented with. A number of architectural changes were identified as dating from the monastery’s 400year existence. They included a new floor consisting of diamond-shaped clay slabs laid in the Middle Ages and a fire (in the roof space), which affected the two northern apses. The northernmost apse, which had never actually contained an altar, was subsequently abandoned and its

opening into the transept walled up. A largescale repair of the outer leaf of the wall in the upper section of the western façade could not be firmly dated but was probably carried out while the monastery was still in use. The surface of the double-leaf wall had obviously been damaged by water dripping from the eaves and had washed away. The repair was carried out using a hydrophobic mortar (by mixing it with tile splinters). Only small sections of the monastic buildings south of the church have survived. Based on the current buildings, we can reconstruct the original layout as a three-winged building around a so-called paradise, a cloistered garth; this theory is confirmed by modern plans and blueprints. Considering how little of its architectural components have survived, the former priory church of Rüeggisberg has an extensive stock of architectural sculpture. It consists of 240 workpieces, which are either still preserved in situ, were replaced by copies in 1942 or found during archaeological excavations carried out between 1940 and 1942. The largest group among the sculpted stones, all of which were cut from local sandstone, included corbels, impost moulding and stones from blind arches (161 objects). Another group were slabs used in window arches and relief stones (44 pieces). The remaining 35 stones had various other functions. Except for a single column capital, no other parts of columns or indeed late medieval workpieces were found. The tools that were used to make the sculptural components included various types of pointed and flat chisels, each with its own particular purpose; no evidence, however, was found of the use of toothed chisels in the Middle Ages. The Rüeggisberg sculptures exhibited a vast array of different designs. Linear engraved ­reliefs were found side by side with tentative pictorial ornaments that harked back to classical antiquity. Floral motifs included leaves, blossoms and grapes. The plant world was inter­ spersed with dragons, dogs, lions, serpents and birds, and occasionally carved corbel heads gazed into the unknown. The sculptures found preserved in situ inside the church were spread over three levels. The lower level was characterised by figurative motifs and motifs inspired by classical antiquity, the second level

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was ­dominated by consoles with scrolls and, finally, leaf tendrils and guilloches were inserted at the top – a decrescendo from the bottom up. A small number of relief stones bearing no relation to any of the other designs were inserted in between the levels. The main piece of work, an arched frieze of medallions, was found on the outside of the northern transept, above the portal and consisted of wild animals threatening birds peacefully pecking away and lions harassing Daniel, the prophet from the Old Testament. The abstract scene on the gable stone reminds us to take heart: by dying on the cross, with the Virgin Mary and John the Apostle at either side, Christ has given us eternal life. The trefoil and fleur-de-lis friezes symbolising purity are the crowning glory of the building. The stonemasons who carved the sculptures probably came from two different cultural spheres. The linear engraved motifs, in particular, exhibit a close kinship with the sculptures found at the Priory of Romainmôtier VD, and especially its vestibule, which dates from the third quarter of the 11th century, thus pointing to the west; the priories of Payerne VD, Münchenwiler and the Island of St. Peter b ­ elonged to a later phase despite the untamed nature of their

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designs which already pre-empted 12th century three-dimensional mouldings. On the other hand, the sculptors who created the arched frieze above the northern portal and probably the lintels with animal medallions would have had their origins in Upper Italy. As Hahnloser already realised, the closest parallels can be found in the old episcopal city of Como and its impressive Basilica of Sant’Abbondio, which was consecrated in 1095. Churches in the Piedmont, on the other hand, whose richly sculpted architecture includes motifs that are reminiscent of those at Rüeggisberg, can be dated to the 12th century based on their carefully thoughtout and expansive three-dimensional designs. They represent the continuation of the Comacine relief style, which culminated in the late 11th century interior decoration of the Basilica of Sant’Abbondio. Rüeggisberg, however, appears to have been older and represents an early phase of abandoning the old linear style, which was so characteristic of the architectural sculpture at the Priory of Romainmôtier VD. The written records, according to which the construction of the priory began in the 1070s can also be seamlessly drawn on to date the architectural sculpture.

Literatur

1 Abkürzungen

2 Bibliografie

1.1 Institutionen/Archive

2.1 Gedruckte Quellen

AAM

Gilo, Vita S. Hugonis Gilo, Vita S. Hugonis. In: Die Geschichte von Cluny in den fünf grossen Abtbiographien, übersetzt und mit einer Einleitung versehen von Theodor Klüppel. Bibliothek der Mittellateinischen Literatur 15. Stuttgart 2018, 277–346.

ADB EAD HBA HKB HMB KDP StaBE TAD ZBZ

Atelier d’archéologie médiévale, Moudon Archäologischer Dienst des Kantons Bern Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Bern Hochbauamt des Kantons Bern Hochschule der Künste Bern Historisches Museum Bern Denkmalpflege des Kantons Bern Staatsarchiv des Kantons Bern Technischer Arbeitsdienst Zentralbibliothek Zürich

1.2 Literatur

AKBE AS ASA

Archäologie im Kanton Bern Archäologie Schweiz Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde BHV Bibliothèque Historique Vaudoise BM Bulletin monumental BMÖ Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich CAR Cahiers d’archéologie romande Fontes Rerum Bernensium FRB HLS Historisches Lexikon der Schweiz JbSGUF Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte Kdm Die Kunstdenkmäler der Schweiz Lexikon der christlichen Ikonographie LCI LexMA Lexikon des Mittelalters MAGZ Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich MAH Les Monuments d’art et d’histoire MGH Monumenta Germaniae Historica NF Neue Folge Reallexikon zur deutschen Kunst­ RDK geschichte ZAK Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte ZAM Zeitschrift für Archäologie des Mittel­ alters

Studer 1879 F[ranz] Studer, Das Kloster Rüggisberg. In: Berner Taschenbuch 1880, 83–161. Vita sancti Udalrici 1856 Ex vita sancti Udalrici, prioris Cellensis (Vita prior et vita posterior), hrsg. von Roger Wilmans. MGH, Scriptores 12. Hannover 1856, 249–267. 2.2 Ungedruckte Quellen

Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Bern (EAD) – Birchler, Brief 1946 Signatur, Nachlass Hahnloser, Linus Birchler, Brief an das Eidg. Departement des Innern vom 6. August 1946. – Hahnloser, Bericht Ausgrabungen Signatur, Nachlass Hahnloser, Hans R. Hahnloser, Bericht über die Ausgrabungen im Kluniazenserpriorat Rüeggisberg, undatiert [1940]. – Hahnloser, Bericht Nr. 3 Signatur, Nachlass Hahnloser, Hans R. Hahnloser, Bericht Nr. 3: Die zweite Etappe der Ausgrabungen des Cluniazenserpriorates Rüeggisberg, 27. April 1946. – Zemp, Gutachten 1941 Nachlass Hahnloser, Joseph Zemp, Gutachten vom 3. November 1941. Denkmalpflege des Kantons Bern (KDP) – Archiv, Rüeggisberg, Kloster, Fotos und Akten Rüeggisberg Kloster, Bauabrechnung 1940–1949, vom 13. 12. 1949, Edgar Schweizer, Architekt, Thun. – Brief Hahnloser an Steinmann-Brodtbeck 1947 Brief von Professor Hans R. Hahnloser an Dr. Susanne Steinmann-Brodtbeck vom 11. Dezember 1947. Staatsarchiv des Kantons Bern (StaBE) AA IV, Seftigen 12 a. AA IV Seftigen 13 a. AA IV Seftigen 14,1 a. AA IV Seftigen 15 a. BX 97, Rüeggisberg 01–05.

DQ 530, Nachlass Hahnloser, Tagebücher 1940– 1942 (der Untersuchungen an der) Prioratskirche Rüeggisberg (unter der Leitung von Prof. Dr. Hans R. Hahnloser), aufgezeichnet von Georges Benois und nachgeführt von Edgar Schweizer. – Tagebuch Nr. 1 (21. 3. 1940 bis 30. 9. 1940). – Tagebuch Nr. 2 (1. 10. 1940 bis 5. 12. 1940). – Tagebuch Nr. 3 (9. 1. 1941 bis 15. 5. 1942). – Tagebuch Nr. 4 (15. 5. 1942 bis 24. 9. 1942). – Tagebuch Nr. 5 (24. 9. 1942 bis 31. 12. 1942). 2.3 Literatur

Amstutz 2020 Marco Amstutz, Rüeggisberg, Kloster. Bericht über die Untersuchungen im Langhaus. Unter­ suchungsdokumentation 2020. Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Gemeindearchiv, FPNr. 413.005.2019.02. Andergassen 2017 Leo Andergassen, Die Ikonographie der Bauplastik von Schloss Tirol. In: Walter Hauser und ­Martin Mittermair (Hrsg.), Schloss Tirol, Bd. 1: Baugeschichte. Bozen/Schloss 2017, 362–381. Angheben 2003 Marcello Angheben, Les chapiteaux romans de Bourgogne. Thèmes et programmes. Turnhout 2003. Arens 1948 Fritz Viktor Arens, Art. Bogenfries. In: RDK 2, 1948, Sp. 1010–1026. Armi 1983 C. Nelson Armi, Masons and Sculptors in Romanesque Burgundy. The New Aesthetic of Cluny III. 2 vols (Text und Illustrationen). University Park/ London 1983. Assunto 1982 Rosario Assunto, Die Theorie des Schönen im Mittelalter. Köln 1982. Autenrieth 1988 Peter Autenrieth, Über das Feinrelief in der romanischen Architektur. In: Franz Much (Hrsg.), Baukunst des Mittelalters in Europa. Hans E. Kubach zum 75. Geburtstag. Stuttgart 1988, 27–70. Autenrieth 1998 Peter Autenrieth, Oberitalienische Wandmalereien vom 9. bis 11. Jahrhundert. Zum Stand der Konservierung, Dokumentation und kunsthistorischen Forschung. In: Matthias Exner (Hrsg.), Wandmalerei des frühen Mittelalters. Bestand, Maltechnik, Konservierung. München 1998, 129–154.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

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195

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

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196

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A  Katalog der abgelösten Wand­malereien

Kataloge und Tafeln Sybille Woodford, Jürg Goll, Guido Faccani und Georges Descœudres

Abkürzungen Br. Breite Br. o. Breite oben Br. u. Breite unten D. Dicke Dm. Durchmesser DG Digital E Osten H. Höhe L. Länge li. links N Norden Neg. Negativ re. rechts RH Reliefhöhe RT Relieftiefe S Süden St. Stärke SW Schwarz-Weiss T. Tiefe t. p. q. terminus post quem tot. total Ü. Überstand Ü. u. Überstand unten Ü. o. Überstand oben W Westen

A  Katalog der abgelösten Wand­ malereien (Sybille Woodford) 1  Aufbau des Katalogs Anlässlich seiner Untersuchung und Konservierung der baulichen Überreste der cluniazensischen Prioratskirche Rüeggisberg liess Hans R. Hahnloser 1942 neun Wandmalereifragmente aus dem Innern des ehemaligen Haberhauses ablösen und auf eine stabile Unterlage aufziehen. Der vorliegende Katalog erfasst diese Wandmalereifragmente, die aktuell im Depot des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern (ADB) eingelagert sind (Gutscher/ Descœudres 1991). Die Dokumentation erfolgte durch vermasste Fotografien, Übersichtsaufnahmen und bei Besonderheiten durch Detailfotografien.   Jedes Fragment wurde hinsichtlich des Trägermaterials, der Oberflächen und des Zustandes ausschliesslich makroskopisch beurteilt und beschrieben. Wenn es möglich war, wurde das abgenommene Fragment im ehemaligen Kirchenraum lokalisiert. Die Beschreibung des Dargestellten, der verwendeten Maltechnik und möglicher Malhilfen stellt einen Schwerpunkt dieses Katalogs dar. Zusätzlich sind die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten, die bisher an den Fragmenten stattfanden, beschrieben. Diese Angaben wurden dem Untersuchungsbericht von Urs Zumbrunn entnommen (Zumbrunn 1993). Eine Überprüfung der sich teilweise im Bericht wiederholenden Angaben wurde in situ an den Fragmenten nicht vorgenommen. Jedem Fragment wurde eine dreistellige Nummer zugeordnet, die den Pos.-Nrn. des Archäologischen Dienstes entsprechen (Positionsbeschriebe siehe

2 Katalog Wandmalereifragment 1 (Pos. 566) auf Putz­

untergrund, Abnahme in Stacco-Technik; Fassung I, um 1100 (Abb. 237 und 238). – Bildträger: 6 mm starke Hartpavatexplatte, darauf Baumwollgewebeschichten, weisse Kittmasse. – Oberfläche: verwittert; teilweise grosse Fehlstellen; Klebemittel vergilbt. – Lokalisierung: Nordquerhaus, Nordostecke; Steininkrustationsmalerei in der Sockelzone; Lokalisierung durch Foto aus dem Jahre 1940 möglich (KDP, Neg. A263). – Darstellung: einfache gekreuzte Linienführung in der Quadermitte mit gemaltem Randschlag; quadratische und liegende gemalte Steinplatte mit den Massen 42 × 42 cm und 42 × 52 cm; gemalte Fugenbreite ca. 2 cm; variierende Breite der Pinselstriche zwischen 0,5 und 1 cm; freihändig ausgeführte Malerei ohne Vorzeichnung oder andere Malhilfen. – Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mit Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Aufkleben des gelösten Gewebes auf Platte mittels Pergamentleim mit Fungizidzusatz; Entfernung der Aufhängeösen mitsamt den Messingnägeln, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel; Ergänzung der Fehlstelle mit einem speziell eingefärbten Mörtel auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim; danach Einretuschierung der Fehlstelle mit Aquarellfarbe. Die graubraunen Flecken wurden teilweise ebenfalls mit dem oben beschriebenen Mörtel übergangen und retuschiert. Fotos vom Vor- und Endzustand 6 × 6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: Archiv ADB.

ADB, Gemeindearchiv, FP 413.005.2019.02, Pos. 566– 572, 658 und 659). Die Masse sind in Zentimeter an-

gegeben.

197

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Wandmalereifragment 2 (Pos. 567) auf Stein­

untergrund, Abnahme in Stacco-Technik; Fassung I, um 1100 (Abb. 239). – Bildträger: 6 mm starke Hartpavatexplatte, darauf Baumwollgewebeschichten, weisse Kittmasse. – Oberfläche: teilweise verwittert; grosse Fehlstellen; Klebemittel partiell vergilbt. – Lokalisierung: Nordquerhaus, Westwand; bemalter Quaderstein: H. ca. 25 cm, Br. ca. 15 cm; Lokalisierung durch Foto aus dem Jahre 1940 von Hesse möglich (KDP, Neg. A1037).

– Darstellung: rot und weiss bemalte Flächen, jeweils gekreuzt unterteilt, sodass Dreiecksmuster entstanden; freihändig ausgeführte Malerei ohne Malhilfen und Vorzeichnungen. – Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mit Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Aufkleben des gelösten Gewebes im unteren Bereich auf die Platte mittels Pergamentleim mit Fungizidzusatz; Entfernung der Aufhängeösen mitsamt den Messingnägeln auf-

237  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­fragment 1. Aufnahme von 2021.

0

238  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­ fragment 1, Detail. Aufnahme von 2021.

0

239  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­

fragment 2. Aufnahme von 2021.

198

grund der bereits vorhandenen Oxydationsspuren, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel; Ergänzung der Fehlstelle mit einem speziell eingefärbten Mörtel auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim; danach Einretuschierung der Fehlstelle mit Aquarellfarbe; Fotos vom Vor- und Endzustand 6  ×  6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: Archiv ADB.

10 cm

10 cm

A  Katalog der abgelösten Wand­malereien

Wandmalereifragment 3 (Pos. 568) auf Putz­

untergrund, Abnahme in Stacco-Technik; Fassung I, um 1100, Reste der Fassung II (Abb. 240 und 241). – Bildträger: 6 mm starke Hartpavatexplatte, darauf Baumwollgewebeschichten, weisse Kittmasse. – Oberfläche: Fassung I noch gut erhalten; Fassung  II teilweise verwittert; grosse Fehlstellen; Farbauftrag ohne Grundierung auf Fassung I. – Lokalisierung: Nordquerhaus, Ostwand, nördlich der Apsis 1; Lokalisierung durch Foto aus dem Jahr 1940 von Hesse möglich (KDP, Neg. A261). – Darstellung: Fassung I: rote Linienmalerei auf weissem Grund; zwei kreisrunde und zwei stabähnliche Formen mit unbekannter Bedeutung; rechter Fragmentbereich: eine diagonal verlaufende Linie, an die mit einem Abstand von ca. 3 cm eine rote Rahmung anschliesst; Fassung II: wenige Reste in Ocker mit dünnen roten Linien erhalten;

im linken Malereifragment sind vermutlich Haare gemalt; rechts, entlang des Stabes in Fassung I, ist eine ockerfarbene Fläche erhalten. – Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mit Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Aufkleben des gelösten Gewebes im unteren Bereich auf die Platte mittels Pergamentleim mit Fungizidzusatz; Entfernung der Aufhängeösen mitsamt den Messingnägeln aufgrund der bereits vorhandenen Oxydationsspuren, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel; Ergänzung der Fehlstelle mit einem speziell eingefärbten Mörtel auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim; danach Einretuschierung der Fehlstelle mit Aquarellfarbe; Fotos vom Vor- und Endzustand 6  ×  6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: Archiv ADB.

0

240  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalereifragment 3. Aufnahme von 2021.

10 cm

Wandmalereifragment 4 (Pos. 569), ursprüng-

licher Untergrund unklar, Abnahme in StaccoTechnik; Fassung I, um 1100, Reste der Fassung II (Abb. 242). – Bildträger: 6 mm starke Hartpavatexplatte, aufliegend mehrere Baumwollgewebeschichten, die vielerorts freiliegen; alles wurde mit einer weissen Kittmasse miteinander verklebt. – Oberfläche: Fassung I mit vielen kleineren Fehlstellen; Fassung II teilweise verwittert; grosse Fehlstellen; Farbauftrag ohne Grundierung auf Fassung I. – Lokalisierung: unklar – Darstellung: Fassung I: rote zackenartige Linienmalerei auf weissem Grund; Formen mit unbekannter Bedeutung; Fassung II: blaue und grüne Farbaufträge (vermutlich Pigmentumwandlung von Blau oder Grün), darauf schwarzer Farbauftrag. – Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mittels Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Entfernung der Aufhängeösen mitsamt den Messingnägeln, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel; Ergänzung der Fehlstelle mit einem speziell eingefärbten Mörtel auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim; danach Einretuschierung der Fehlstelle mit Aquarellfarbe; Fotos vom Vor- und Endzustand 6 × 6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: Archiv ADB.

0

242  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalereifragment 4.

10 cm

Aufnahme von 2021.

241  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­ fragment 3, Detail. Aufnahme von 2021.

199

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Wandmalereifragment 5 (Pos. 570), ursprüng-

licher Untergrund unklar, Abnahme in StaccoTechnik; Fassung II (Abb. 243–245). – Bildträger: 6 mm Hartpavatexplatte geklebt und mittels zwei verschiedener Mörtelmischungen ausgeebnet bzw. als Randsicherungen der originalen Putzschicht gebraucht. – Oberfläche: teilweise verwittert; wenige kleinere Fehlstellen. – Lokalisierung: unklar. – Darstellung: zwei Bildfelder werden von horizontal verlaufendem, ockerfarbenem Band mit Resten von roter Musterung geteilt; oberhalb eine ornamentale schwarz-weisse Rankenmalerei, unterhalb eine figürliche polychrome Malerei. Bei der Malerei des Daches (?) wurde über das horizontale Band hinausgemalt, sodass eine räumliche Wirkung entstand. Es dominieren die Farben Blau, Schwarz und Rot.

– Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mit Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Entfernung der Aufhängeösen mitsamt den Messingnägeln, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel; Ergänzung der Fehlstellen mit zwei verschiedenen speziell eingefärbten Mörteln, der eine auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim, der dunklere auf der Basis von Moltofill und Pigmenten, danach Einretuschierung auf den Umgebungston; ebenso wurden die verquetschten Ecken gefestigt und danach mit Aquarellfarbe einretuschiert; Fotos vom Vorund Endzustand 6 × 6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: Archiv ADB.

243  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalereifragment 5. Aufnahme von 2021.

244  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­ fragment 5, Detail. Aufnahme von 2021.

200

0

Wandmalereifragment 6 (Pos. 571), ursprüng-

licher Untergrund unklar, Abnahme in StaccoTechnik; Fassung I, um 1100 (Abb. 246 und 247). – Bildträger: 6 mm starke Hartpavatexplatte, darauf Baumwollgewebeschichten, Mörtelmasse zum Ausebnen und als Randanböschung. – Oberfläche: teilweise verwittert; grosse Fehl­ stellen. – Lokalisierung: unklar. – Darstellung: horizontal oder vertikal verlaufendes rotes Band; oberhalb oder seitlich im Abstand von ca. 3 cm eine rote Linie; oberhalb oder neben ihr befindet sich eine Linienmalerei, die an einen Faltenwurf erinnert. – Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mittels Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Reinigung mit Enzymen und Wasser mit Seifenzusatz (Rey) im Bereich von stark anhaftenden Schmutzpartien; Aufkleben des gelösten Gewebes auf Platte mittels Pergamentleim mit Fungizidzusatz; Entfernung der Aufhängeösen mitsamt den Messingnägeln, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel; Ergänzung der Fehlstelle mit einem speziell eingefärbten Mörtel auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim; danach Einretuschierung der Fehlstelle mit Aquarellfarbe; Fotos vom Vor- und Endzustand, 6 × 6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: Archiv ADB.

10 cm

245  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­ fragment 5, Detail. Aufnahme von 2021.

A  Katalog der abgelösten Wand­malereien

246  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­fragment 6. Aufnahme von 2021.

Wandmalereifragment 7 (Pos. 572), ursprüng-

licher Untergrund unklar, Abnahme in StaccoTechnik; Fassung I, um 1100 (Abb. 248 und 249). – Bildträger: 6 mm starke Hartpavatexplatte beschichtet mit mehreren Baumwollgewebeschichten, die vielerorts freiliegen, und einem hinten abgearbeiteten originalen Putzrest (Intonaco) mit starken Unebenheiten an der Oberfläche; alles mit einer weissen Kittmasse miteinander verklebt. – Oberfläche: teilweise verwittert, verschmutzt; grosse Fehlstellen; Klebemittel vergilbt. – Lokalisierung: unklar. – Darstellung: horizontal oder vertikal verlaufendes rotes Band mit weissen Kreisen (beim Malen ausgespart); kein Nachweis von Malhilfen; ockerfarbene Fläche oberhalb des roten Bandes; rechts oben: rote

Linie, weisses 2 cm breites Band und angrenzend rote Fläche. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Fragment um eine Bildfeldrahmung. – Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mit Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Aufkleben des gelösten Gewebes auf eine Platte mittels Pergamentleim mit Fungizidzusatz; Entfernung der Aufhängeöse mitsamt den Messingnägeln, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel. Ergänzung der Fehlstelle mit einem speziell eingefärbten Mörtel auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim; Fotos vom Vor- und Endzustand 6 × 6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: Archiv ADB.

0

10 cm

247  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­ fragment 6, Detail. Aufnahme von 2021.

249  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­ fragment 7, Detail. Aufnahme von 2021.

248  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalereifragment 7. Aufnahme von 2021.

0

10 cm

201

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Wandmalereifragment 8 (Pos. 658), ursprüng-

licher Untergrund vermutlich Putz, Abnahme in Stacco-Technik; Fassung I, um 1100 (Abb. 250 und 251). – Bildträger: 6 mm starke Hartpavatexplatte beschichtet mit mehreren Baumwollgewebeschichten; alles mit einer weissen Kittmasse miteinander verklebt. – Oberfläche: verwittert; grosse Fehlstellen; Klebemittel vergilbt. – Lokalisierung: unklar. – Darstellung: rote und ockerfarbene Ornamentmalerei; Formen mit unbekannter Bedeutung. – Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mit Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Entfernung der Aufhängeösen mitsamt den Messingnägeln, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel; Ergänzung der Fehlstelle mit einem speziell eingefärbten Mörtel auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim; danach Einretuschierung der Fehlstelle mit Aquarellfarbe; Fotos vom Vor- und Endzustand 6 × 6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: ­Archiv ADB.

Wandmalereifragment 9 (Pos. 659), ursprüngli-

ten Eckpartien im unteren Bildbereich; Entfernung der Aufhängeösen mitsamt den Messingnägeln, auch der unsachgemässen Kittungen rings um die Nägel; Ergänzung der Fehlstelle mit einem speziell eingefärbten Mörtel auf der Basis von Sumpfkalk, Sand, Eisenoxydpigmenten und einem Anteil Pergamentleim; Fotos vom Vor- und Endzustand 6 × 6 SW-Neg. und DG-Aufnahmen; Standort: Archiv ADB.

cher Untergrund unklar, Abnahme in Stacco-Technik; Fassung I, um 1100; Fassung II und Fassung III (Abb. 252). – Bildträger: 6 mm starke Hartpavatexplatte beschichtet mit mehreren Baumwollgewebeschichten; alles mit einer weissen Kittmasse miteinander verklebt. – Oberfläche: sämtliche Fassungen sind verwittert; grosse Fehlstellen; Klebemittel vergilbt. – Lokalisierung: unklar. – Darstellung: Reste von Rot und Weiss sind aufgrund der Ausführung und Pigmente der Fassung I zuzuordnen (unten li.); Reste von Schwarz, Blau und Rot, die aufgrund der Pigmente der Fassung II zugeschrieben werden können; Ocker und Hellgrau, direkt auf den Fassungen I oder II aufliegend; diese rechteckig angelegten Farbaufträge sind der Fassung III zuzuordnen; Formen mit unbekannter Bedeutung. – Konservierung/Restaurierung: Urs Zumbrunn (1993); folgende Massnahmen wurden ausgeführt: Trockenreinigung mit Wisch-ab-Tapetenschwämmen, Staubsauger und Pinsel; Aufkleben des gelösten Gewebes auf eine Platte mit Pergamentleim mit Fungizidzusatz; Verleimen der faserigen verdrück-

251  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalerei­ fragment 8, Detail. Aufnahme von 2021.

250  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalereifragment 8. Aufnahme von 2021. 0

10 cm

252  Rüeggisberg, Klosterkirche. Wandmalereifragment 9. Aufnahme von 2021. 0

202

10 cm

B  Katalog der mittelalterlichen Ziegelfragmente

B  Katalog der mittelalterlichen Ziegelfragmente (Jürg Goll) 1  Aufbau des Katalogs Mit vermassten Skizzen, Fotos und Notizen wurde jedes einzelne sichtbare Objekt dokumentiert. Mit Ausnahme des Ziegelfragments Pos. 785 wurden alle in der Kirchenbauzeit eingemauert. Der vorliegende Katalog gliedert sich nach Bauteilen in folgender Reihenfolge: Vierung, Querhaus sowie dessen Westfassade, Nordfassade und Ostfassade. Die dreistelligen Nummern entsprechen den Positionsnummern des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern (ADB) und bezeichnen Bauteile, unter denen die Einzelstücke zur besseren Gliederung und Auffindbarkeit in Gruppen zusammengefasst sind; die entsprechende Dokumentation ist im Gemeindearchiv des Archäologischen Dienstes abgelegt (FP 413.005.2019.02). Die Masse sind in Zentimeter angegeben. Sofern nichts anderes vermerkt ist, entsprechen sie dem Objektformat und nicht der Lage am Bau.

2 Vierungspfeiler Pos. 781 Ziegeleikeramik an der Westseite des südöstlichen Vierungspfeilers (Abb. 253)

Die Wandvorlage für den Gurtbogen zum Südquerhaus ist nur noch als abgedachter Stumpf erhalten. Das Mauerwerk ist mit dem für Rüeggisberg typischen Mosaik aus Sandsteinplatten verkleidet, in dem drei Baukeramikfragmente farbige Akzente setzen. Ein Fragment sitzt vertikal im Stoss, zwei weitere winkelförmig zwischen Stoss und Lagerfuge. Pos. 781-1  Plattenfragment Typ IV: vertikal verbaut; gerade Seitenflächen; Frontseite gesandet; L. >10 cm, D. 3,5 cm. Pos. 781-2  Vermutlich Hohlziegelfragment Typ V: stehendes Fragment im Winkel zu Pos. 781- 3;

leichte Krümmung; Frontseite sekundär poliert und gebürstet; L. >10 cm, D. 2 cm.

Pos. 781-3 Vermutlich Hohlziegelfragment Typ V: liegendes Fragment über Pos. 781-2; leichte

Krümmung; Frontseite sekundär poliert und gebürstet; L. >5,4 cm, D. 2 cm.

Pos. 782 Ziegeleikeramik am nordöstlichen Vierungspfeiler (Abb. 254)

Der nordöstliche Vierungspfeiler bildet eine reduzierte Kreuzform. Er beginnt unten mit einer ­Plinthe, die zum Teil im Bodenbelag versinkt. Die Pfeilerfronten sind mit Orthostaten im unregelmässigen Wechsel mit dünnen Plattenlagen gegliedert. Darin kommen einzelne Ziegelakzente vor. Der Kämpfer zieht um den Pfeiler herum und besteht aus einer wenig vorkragenden Reihe aus dünnen, kantigen Platten. Oberhalb des Kämpfers befindet sich die Gruppe mit dem vertikalen Zickzackband.

782-1 782-2 782-3 782-4

782-5 782-6

782-21 782-22

782-23 bis 25

782-7 782-8

782-9 782-10 782-11 782-14 782-15

782-12 782-13 782-16 782-17 782-18

782-26 < 782-27 bis 29 782-19

782-20

253  Rüeggisberg, Klosterkirche. Südöstlicher Vierungspfeiler, Westseite: Ziegeleinschübe Pos. 781 in der Plattenverkleidung. Blick nach Osten. Aufnahme von 2020.

254  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordöstlicher Vierungspfeiler: Positionierung der katalogisierten Ziegelfragmente Pos. 782. Blick nach Osten. Aufnahme von 2020.

203

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Zickzackband (Abb. 255): Vier Hohlziegelfrag-

mente sind in einem Zwischenraum zwischen zwei Sandsteinplatten im Zickzack vertikal eingemauert. Die Spitzen des Zickzackmotivs wurde mittels v-förmigen Kerben auf die seitlichen Sandsteinplatten weitergeführt. Das Motiv ist oben durch einen jüngeren Flick gestört. Pos. 782-1  Hohlziegelfragment Typ V: kon-

kaves Bruchstück ohne Originalränder. Der frontseitige Bruch ist geschliffen; L. >6 cm, D. 1,8 cm. Pos. 782-2  Hohlziegelfragment Typ V: konvexes Bruchstück. Die Front zeigt die gesandete Stirn mit gefasten und teilweise geglätteten Kanten; L. >7 cm, D. 1,8 cm. Pos. 782-3  Plattenfragment Typ IV (oder Ziegel V?): dickeres Bruchstück als die übrigen drei (Plattenfragment?). Fassadenseitig ist eine bearbeitete Bruchfläche sichtbar; L. >6,6 cm, D. 2,5 cm. Pos. 782-4  Hohlziegelfragment Typ V: Bruch­stück, leicht konisch im Querschnitt. Die Bruchfläche an der Front ist geschliffen; L. >7 cm, D. 2 cm. Vertikale Füllung aus drei Plattenfragmenten im Stoss zwischen zwei Orthostaten direkt unterhalb des Kämpfers. Pos. 782-5  Plattenfragment Typ IV oder Variante: Seitenfläche eines Plattenfragments; L.

>7 cm, D. 3,6 cm. Pos. 782-6  Plattenfragment Typ IV: Seitenfläche eines Plattenfragments, wie Pos. 782-7; L. >4,7 cm, D. 3,1 cm. Pos. 782-7  Plattenfragment Typ IV: Platte mit überformter Seitenfläche, am Bau unten annähernd kantig, oben eher wulstig abgerundet. Das Bruchstück scheint in Erstverwendung von der ehemaligen Gehfläche her (am Bau rechts) verschwärzt zu sein, daher wohl zweitverwendet. Front gebürstet bzw. geschliffen; L. >9,5 cm, D. 2,9 cm. Einen Mauerabschnitt tiefer finden sich Ziegelfüllungen entlang von Orthostaten. Pos. 782-8  Hohlziegelfragment Typ V: leicht konvex. Die Front zeigt eine gesandete und knapp verstrichene Stirnseite. Dunkelrot gebrannt; L. >4,4 cm, D. 2,1 cm. Rundung und Dicke lassen auf einen Hohlziegel schliessen. Pos. 782-9  Wohl Plattenfragment Typ IV: Die Bearbeitungsspuren auf der welligen Oberfläche – in der Delle gesandet, an den Erhebungen geputzt und beschnitten – lassen auf die Rückseite einer Platte schliessen. Umriss meist Bruchränder, oben oder unten wären Originalkanten möglich; Riss am rechten Rand; L. >9 cm, Br. >6,1 cm. Pos. 782-10  Wohl Backsteinquader Typ I: Bruchseite eines Backsteinfragments; allseitig Bruch­ränder, Front sekundär geglättet und gebürstet; L. >10,7 cm, D. >5,1 cm.

Pos. 782-11  Wohl Backsteinquader Typ I: Eckfragment eines Backsteins mit gesandeter Sichtfront (verwittert, gebürstet?). Die Rundung kann durch Bruch oder Abarbeitung entstanden sein, ein Formstein ist jedoch nicht völlig auszuschliessen; L. >12 cm, D. >4,8 cm.

Ziegelsplitter dienten als Keile für die Platzierung des Orthostaten. Pos. 782-12  Ziegelsplitter: klein fragmen-

tierte Keile als Unterlage des Orthostaten; daneben auch Steinsplitter; ohne Masse. Der nächsttiefere Mauerabschnitt ist mit Platten unregelmässig belegt. Darin gibt es ein Backsteinfragment zwischen zwei flach verlegten Sandsteinplatten, eine Lückenfüllung in Pfeilermitte mit Wförmig eingesetzten Fragmenten sowie Splitter in den Steinstössen. Pos. 782-13  Backsteinfragment Typ I: Back­steinfragment mit behauener Bruchfläche; L. >7,5 cm, D. >5 cm. Pos. 782-14  Hohlziegelfragment Typ V: am linken Rand der Aussparung stehend eingemauert; wirkt im Querschnitt leicht gerundet; Bruchfläche an der Front; Br. >5 cm, D. 2,2 cm. Pos. 782-15  Hohlziegelfragment Typ V: von links ansteigend platziertes Fragment; dünner Erhaltungszustand; dunkelrot gebrannt; Bruchfläche an der Front; vermutlich durch einen jüngeren Eingriff unterbrochen und vom kleinen Rest an der Giebelspitze zu Pos. 782-16 getrennt; L. >6,6 cm, D. >2 cm. Pos. 782-16  Plattenfragment Typ IV: nach rechts abfallend platziertes Fragment; dicke Platte mit gleichbleibendem Querschnitt; Bruchfläche an der Front; bildet mit 782-15 einen flachen Giebel; L. >11,4 cm, D. 3,2 cm. Pos. 782-17  Hohlziegelfragment Typ V (?): am rechten Rand der Aussparung stehend eingemauert; kleines Fragment mit fein gesandeter Front aus dem Streichrahmen; Br. >4,8 cm, D. 2 cm. Pos. 782-18  Ziegelsplitter: zwei Keile im Stoss und ein ganz kleiner Splitter in der Lagerfuge der benachbarten Sandsteinplatte; Splitterlänge 4 bzw. 5 cm.

Die nach unten folgenden zwei Mauerabschnitte sind wieder einheitlicher und jeweils mit dünnen Plattenlagen voneinander abgegrenzt. Die obere Plattenlage zieht sich als Ausgleichslage durch den ganzen Pfeiler. Darin befinden sich an den südlich angrenzenden Pfeilerabschnitten zwei weitere Backsteinbruchstücke (vgl. dazu Pos. 782-26 und Pos. 782-27). Pos. 782-19  Backsteinfragment Typ I: Backsteinbruchstück zwischen zwei liegenden Sandsteinplatten; gesandete Frontseite; Originalränder sind nicht bestimmbar; L. >8 cm, D. >5,5 cm. Pos. 782-20  Drei Splitter: dienen als Höhenausgleich zwischen ungleich hohen Platten; L. >4 cm, D. 1,7 cm / L. >5,4 cm, D. 1,2 cm / L. >6,2 cm, D. 1,5 cm.

An der Westfront des Triumphbogens befinden sich Ziegeleinschübe knapp unterhalb der Kämpfer­platte (Abb. 256). Zwei Stücke sind dachförmig zusammengestellt. Drei weitere Fragmente dienen als Unterlagen der Eckplatte. Pos. 782-21  Hohlziegelfragment Typ V: nördlicher Teil des giebelförmigen Arrangements; konvexes Hohlziegelfragment; gebrochene und überarbeitete Frontseite; L. >8,7 cm, D. 2,4 cm.

255  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordöstlicher

Vierungspfeiler: vertikales Ziegelband Pos. 782-1 bis 782-4 mit den zugehörigen Einschnitten in den benachbarten Sandsteinplatten. Blick nach Osten. Aufnahme von 2020.

256  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordöstlicher Vierungspfeiler: Ziegel­ einschübe Pos. 782-21 bis 782-25 an der Westfront des Triumphbogens. Blick nach Nordosten. Aufnahme von 2020.

204

B  Katalog der mittelalterlichen Ziegelfragmente

Pos. 782-22  Hohlziegelfragment Typ V: südlicher Teil des giebelförmigen Arrangements; flaches Hohlziegelfragment; gebrochene und überarbeitete Frontseite; L. >7,3 cm, D. 2,5 cm. Pos. 782-23  Plattenfragment Typ III: nördlichste Ziegelplatte der Reihe; gebrochene und geglättete Frontseite; L. >4,7 cm, D. 1,8 cm. Pos. 782-24  Plattenfragment Typ III: mittlere Ziegelplatte der Reihe; gebrochene und stark geglättete Frontseite; L. >7,8 cm, D. 1,9 cm. Pos. 782-25  Wohl Hohlziegelfragment Typ V: südlichste Ziegelplatte der Reihe, bindet um die Ecke auf die Triumphbogenlaibung; flaches Hohlziegelfragment; feinstsandige Frontseite mit geglätteten Stellen; begradigter Bruch auf der Südseite des Pfeilers; dazu ein Kleinfragment; L. >9,8 cm, Br. >5 cm, D. 1,8 bis 2,4 cm.

Pos. 783-4 bis 783-7  Vier Hohlziegelfrag­ mente Typ V: vier dunkelrote Ziegelfragmente; al-

Pos. 783-10  Backsteinfragment Typ I: fein abgezogene Oberfläche eines dunkelrot gebrannten Backsteins; zu zwei Dritteln übertüncht; L. >10 cm, D. 10 cm. Pos. 783-11  Backsteinfragment Typ I: Die Frontseite zeigt eine nicht ganz plane Fläche, die teils gesandet, teils nachgeglättet wurde; es handelt sich um die Unterseite eines in den Formrahmen gestrichenen Backsteins (leicht konisch?); L. >11,8 cm, D. 7,8 cm.

les Bruchflächen; Masse von West nach Ost: L. >3,6 cm, D. >1,5 cm / L. >6 cm, D. 2 cm / L. >6,7 cm, D. 1,8 cm / L. >4,4 cm, D. >1,3 cm. Pos. 783-8  Backsteinfragment Typ I: gesandete Seitenfläche aus dem Streichrahmen; L. >9 cm, D. 5,5 cm. Pos. 783-9  Backsteinfragment Typ I: Die Frontseite zeigt eine wellige und gesandete Fläche aus dem Formrahmen; zementverschmiert; L. >15,5 cm, D. 10,5 cm.

In der gleichen Ausgleichsschicht wie Pos. 782-19, aber auf den südlich angrenzenden Pfeilerflächen, sind zwei weitere Ziegelfragmente eingemauert.

784

Pos. 782-26  Backsteinfragment Typ I: wohl Backsteinfragment, bei der Innenecke in die Westfront eingemauert; die Sichtfläche zeigt Pressfalten und feinsandige Oberfläche; L. >6 cm, D. 5,5 cm. Pos. 782-27 bis 782-29  Drei unbestimm­ bare Ziegelfragmente: Südseite der westlichen Pfeilervorlage: zwei vielleicht zusammengehörige (oder hinter dem Mörtel zusammenhängende) Bruchstücke (von Platten?), im Stoss übereinanderliegend, und ein kleines Fragment in der Lagerfuge wenig östlich davon; L. >2 cm, D. 2,2 cm / L. >2 cm, D. 2,2 cm / L. >1,5 cm. Pos. 783 Ziegeleikeramik am nordwestlichen Vierungspfeiler (Abb. 257)

Der nordwestliche Vierungspfeiler ist ein Kreuzpfeiler, dessen westlicher Kreuzarm Richtung Langhaus reduziert wurde. Im Gegensatz zu den östlichen Vierungspfeilern springen die Kämpferplatten auf halber Pfeilerhöhe nicht über den Schaft vor. Sie bilden nur eine umlaufende Plattenlage. Auf drei Seiten (W, S, E) sind vor allem im unteren Bereich einige Ziegelfragmente eingemauert. Im einspringenden Winkel zur abgearbeiteten Arkadenvorlage ist eine Ziegelplatte vertikal verbaut. Zwei kleine Platten sind als Ausgleichslage horizontal verlegt. Pos. 783-1  Mögliche Platte Typ IV: flache

Platte; Frontseite abgearbeitet; L. >19,3 cm, D. 2,9 cm. Pos. 783-2  Platte Typ IV) oder Hohlziegel­ fragment Typ V: flaches Stück; dunkelrot gebrannt; Bruchfläche an der Front; L. >7,2 cm, D. 2,5 cm. Pos. 783-3  Ziegelfragment, unbestimm­ bar: L. >4,5 cm, D. 2,1 cm. Auf der südlichen Laibungsfläche des westlichen Vierungsbogens wurden vier Fragmente als Ausgleichsplatten unter die Kämpferlinie gelegt. Am unteren Rand des darunterliegenden Orthostaten wurde ein Backsteinfragment eingefügt. Drei weitere befinden sich im Sockelbereich, zwei davon in einer schmalen Plattenzeile, eines dient als Einschub zwischen der flachen Platte und dem Orthostaten.

783 783-1 bis 3 >>

783-4 bis 7 783-12 bis 14 783-15 783-16

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257  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordwestlicher Vierungspfeiler: Positionierung der katalogisierten Ziegelfragmente Pos. 783–785. Blick nach Nordwesten. Aufnahme von 2020.

205

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Die Ostlaibung des nördlichen Vierungsbogens ist mit viel grösseren Orthostaten belegt als der Nordostpfeiler. Sie weist wie jener einen ziemlich dichten Ziegeldurchschuss unterhalb der Kämpferlinie auf. Abgesehen von einer Vertikalserie aus drei Stücken und einem Paar liegender Fragmente handelt es sich um Einzelstücke. Pos. 783-12 bis 783-14  Vermutlich Plat­ tenfragmente Typ IV: drei im Wechsel mit Sand-

steinplatten hochkant in eine Fuge zwischen Orthostaten eingefügte Plattenstücke; ziemlich dunkel gebrannt; Frontseiten gebrochen und scharriert; alle 2,8 cm dick; L. von oben nach unten: >4,5 cm / 10 cm / 10 cm. Pos. 783-15  Hohlziegelfragment Typ V (?): leicht gekrümmtes Plattenfragment, aufgrund der Dicke eventuell von einem Hohlziegel; hochkant im Stoss zwischen einer liegenden Sandsteinplatte und einem Eckorthostaten stehend; L. >8 cm, D. 1,5 cm. Pos. 783-16  Backsteinfragment Typ I: Das Bruchstück ist in einen eckigen Ausschnitt einer grob geflächten Orthostatenplatte eingefügt; Frontseite rau, gesandet und im oberen Teil geputzt, woraus eine Unterseite eines im Formrahmen gestrichenen Backsteins abzuleiten ist; linke Kante abgespalten; L. >9 cm, D. >7 cm. Pos. 783-17  Ziegelsplitter: sehr kleine Splitter, die mehr als Distanzhalter denn als Keile wirkten; keine Masse. Pos. 783-18  Ziegelfragment: Bruchstück einer undefinierbaren Platte; L. >7 cm, D. 1,8 cm. Pos. 783-19  Ziegelsplitter: Bruchstück als Keil unter einem konischen Sandsteinquader; L. >3 cm. Pos. 783-20 und 783-21  Zwei dünne Plat­ ten, wohl Hohlziegelfragmente Typ V: Zwei Bruchstücke überbrücken die Niveaudifferenz zwischen überfalzten Orthostaten; ein hellrot und ein dunkelrot gebranntes Fragment. Das linke ist geschliffen und ausgebrochen, das rechte hat eine körnige Bruchfläche; L. >6,2 cm, D. 1,3 cm / L. >4,5 cm, D. 1 cm. Pos. 783-22  Backsteinfragment Typ I: Der verkürzte Backsteinquader liegt in einer Zeile von gleich hohen Sandsteinplatten. Geschliffene und zerkratzte Oberfläche; L. >17 cm, D. 10 cm. Pos. 783-23 Plattenfragment Typ IV: Die Platte verlängert die Füllung durch eine Sandsteinplatte in einem Ausschnitt eines Orthostaten. Sie wurde in Erstverwendung von oben her (am Bau rechts) durch Verschmutzung verschwärzt und hier als Spolie verbaut; fein gesandete Seitenfläche aus dem Streichrahmen; L. >11,5 cm, D. 3,6 cm. Pos. 784  Keramikplatte im Gerüstloch auf der Ostflanke des westlichen Vierungs­ bogens (Abb. 258)

Über der südlichen Wandvorlage des nordwestlichen Vierungspfeilers setzt der westliche Vierungsbogen an. Auf seiner ostseitigen Zwickelfläche befinden sich zwei offene Gerüstlöcher. Das obere ist hochrechteckig und weist in der Mauertiefe das Negativ eines Rundholzes auf. Der Mörtel des Negativs reicht bis auf die hier zu besprechende Keramikplatte vor. Diese diente somit als Unterlagsplatte im Gerüstloch. Sie ist in die Ausmauerung einer grös-

206

seren Aussparung eingebunden, die doppelt so hoch ist wie das Gerüstloch und sich bis zum nördlichen Vierungsbogen erstreckte. Die südliche Laibungskante des ursprünglichen Lochs wird von drei übereinanderliegenden Sandsteinplatten gebildet. Die Ausmauerung ist im Gegensatz zum Hausteinmauerwerk im unteren Teil deckend vermörtelt. Die Keramikplatte liegt auf dieser Ausmauerung und wird rechts des Gerüstlochs von einem Sandsteinquader übermauert. Die Verkleinerung der Aussparung ist samt Gerüstholz ebenfalls bauzeitlich einzuordnen. Pos. Pos. 784-1  Längsrechteckige Kera­ mikplatte Typ III: dünne, flache Platte; Oberflä-

che äusserst fein gesandet und partiell abgezogen. Die sichtbare Seitenfläche stammt aus dem gesandeten Streichrahmen und ist zum Teil längs verstrichen; L. >15 cm, Br. 17 cm, D. 2 cm. Pos. 784-2 bis 784-4  Keramikplattenfrag­ mente Typ III: In der zugehörigen Ausmauerung sind drei weitere Ziegelfragmente von ähnlicher Stärke verbaut, die durch den Anwurfmörtel durchschimmern. 3  Nordquerhaus innen Pos. 785 Einzelnes Hohlziegelfragment an der Innenfront der Westwand

Pos. 786-1  Backsteinquader Typ I: vollständiger Backstein an der Bogenkante. Die sichtbare Seite an der Bogenstirn zeigt den narbigen Abdruck einer unebenen, sandigen Lagerfläche. Auf der Schmalseite in der Bogenuntersicht sind Spuren des gesandeten Streichrahmens mit Quetschfalte in der Mitte ersichtlich. Der Backstein wurde folglich direkt auf dem Boden des Werkplatzes geformt. Die Ecke wurde nachträglich etwas gestaucht. Dunkelrot gebrannt; 24 × 10 × 6 cm. Pos. 786-2  Backsteinfragment Typ I: Die Ansicht zeigt die in einem fein gesandeten Streichrahmen geformte Längsseite; rot gebrannt, linke Kante in situ mit einem Werkzeug zurückgearbeitet; L. 24 cm, D. 6 cm. Pos. 786-3  Ziegelfragment (Typ unbe­ stimmt): Bruchstück in der Bogenstirn als Füllstein von unbekannter Länge; rot gebrannt; D. >2,8 cm. Pos. 786-4 Backsteinfragment Typ I: Schmal­seite in der Bogenuntersicht aus fein gesandetem Streichrahmen; hellrot gebrannt; Br. 9,8 cm, D. 5,8 cm. Pos. 786-5  Backsteinfragment Typ I: fragmentierte Längsseite in der Bogenuntersicht aus gesandetem Streichrahmen; dunkelrot gebrannt; L. >8 cm, D. 5,8 cm.

Das Fragment liegt 20 cm nördlich der Konsolen unter dem Kämpfer des mittleren Gurtbogens unter der Gewölbetonne. Der umgebende Fremdmörtel aus weissem Kalk mit Stroh und Spelzen lässt vermuten, dass das Objekt nicht in der romanischen Bauzeit vermauert wurde. Pos. 785-1  Hohlziegelfragment (Typ un­ bestimmt): Fragment von leicht konkavem Quer-

schnitt; zusätzlich schräg eingemauert; Frontseite weitgehend gebrochen (abgeschlagen), unten noch Rest der gesandeten Stirn aus dem Streichrahmen; L. >9 cm, D. 1,8 cm. Pos. 786 Backsteinreihe im mittleren Gurt­ bogen unter dem Tonnengewölbe (Abb. 259)

Die fünf Backsteine bzw. Backsteinfragmente wurden leicht östlich des Gewölbescheitels als Keilsteine verbaut. Sie fügen sich unmotiviert in die nördliche Sandsteinverblendung ein und erstrecken sich bis in die Mitte der Untersicht. Der Gurtbogen ist beidseitig mit Sandsteinplatten verblendet. Bei den Stössen binden in einigermassen regelmässigen Abständen etwas schmalere Platten durch die ganze Gurtbreite hindurch. Gegen den Scheitel zu beginnt die Abfolge beidseitig zu stottern, die Binder binden nur noch bis in die Hälfte ein. Angelehnt an einen halben Binder mit bemerkenswert scharfem fischgrätigem Behau scheinen die Backsteine eine Lücke zu füllen. Die «Lücke» ist allerdings bauzeitlich (keine nachträgliche Rissflickung), denn die Backsteinfragmente der Untersicht sind in den Mauermörtel eingebunden, der Abdrücke der Bogenschalung aufweist.

258  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordwestecke der Vierung über dem westlichen Vierungsbogen: Gerüstloch für eine runde Gerüststange, mit der dünnen Ziegelplatte Pos. 784-1 von Typ III unterlegt. Blick nach Westen. Aufnahme von 2020.

259  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Gurtbogen in der Mitte des Tonnengewölbes: Einschub aus Backsteinen Pos. 786 an der Nordflanke östlich des Bogenscheitels. Im Hintergrund der nördliche Vierungsbogen. Blick nach Südsüdosten. Aufnahme von 2020.

B  Katalog der mittelalterlichen Ziegelfragmente

fläche besteht aus einer Bruchfläche, deren Überzähne mit einem Werkzeug behauen wurden; L. >10,3 cm (N unten) bzw. 10,4 cm (S oben), Br. 10 cm (N oben), D. 3,9 cm. Pos. 787-2  Keilförmiger Backsteinsplit­ ter, der den Quader 787-01 am Abkippen hindern soll. Er befindet sich an der nördlichen Spitze des Quaders. Pos. 787-3  Backsteinquader Typ II: Der südliche Quader in der Nische der Eckvorkragung stammt ebenfalls von einem in den Rahmen gestrichenen Backstein, der durch Bruch auf ein Quadrat reduziert wurde. Die Bruchfläche oben rechts ist nicht ganz rechtwinklig geraten, oben stumpf, unten spitzwinklig. Die Frontseite war Lagerfläche, wurde abgezogen und geputzt. Die nördliche Seitenfläche hat oben wohl beim Abziehen des Rahmens Rillen abbekommen. Die übrigen Seitenflächen sind glatt mit wenigen Poren vom ungesandeten Streichrahmen. Ein umlaufender Grat an der Vorderkante zeugt von Lehm, der unter dem Streichrahmen vorgequollen ist; L. >11,1 cm (N oben) bzw. >10,9 cm (S unten), Br. 10 cm (N unten), D. 4 cm. Pos. 787-4  Keramikplatte Typ III: hochgestellte Keramikplatte, die sich in der Nische mit der Oberfläche an die südliche Konsole lehnt; ist auf dem Haftmörtel von einer rotgemalten Linie begleitet; Nordseite entspricht der leicht welligen, fein gesandeten und partiell geputzten Rückseite; Formrand an der unteren Schmalseite, Bruchrand oben, polierte Bruchfläche an der Front; L. oder Br. >13,5 cm, T. am Bau >6 cm, D. 1,9 cm. Pos. 787-5  Backstein- oder Ziegelbruch­ stück im Nischenhintergrund; Masse nicht erfassbar.

4  Nordquerhaus Westfassade Pos. 787 Eckvorkragung im Rundbogenfries der Westfassade (Abb. 260)

Die Eckvorkragung schliesst den Rundbogenfries gegen Norden ab. Sie ruht auf drei kleinen Sandsteinkonsölchen, die sich in die Konsolenreihe des Rundbogenfrieses integrieren und mit giebelförmig angeordneten Ziegelfragmenten an der anschliessenden Abfolge von Zickzackbändern partizipieren. Darüber folgen eine dicke Sandsteinplatte und eine Nische zwischen zwei flankierenden Kleinkonsolen. Zwei übereck gestellte, in der Ansicht quadratische Backsteinquader und eine dünne Keramikplatte an der Südkonsole bilden die Nischenfüllung. Die Quader werden mit wenig Mörtel und einem Backsteinsplitter in der aufgestellten Lage gehalten. Die Freiräume ringsum sollen eine Schatten- und Tiefenwirkung erzielen. In der Zone des Traufgesimses ist eine hohe, weit vorkragende Sandsteinplatte verbaut. Pos. 787-1  Backsteinquader Typ II: Der nördliche Quader in der Nische der Eckvorkragung ist ein in Rahmen gestrichener Backstein, der durch Bruch auf ein Quadrat reduziert wurde. Die Frontseite war Lagerfläche, wurde abgezogen und mit einem Werkzeug geputzt bzw. partiell glatt geschnitten. Vermutlich nach dem Brand wurde ein Kreuz eingeritzt. Die linken Seitenflächen oben und unten kamen feinsandig und leicht porig aus der Streichform. Die obere Seitenfläche im Süden fühlt sich glatt an (nachgeschnitten?). Die untere Seiten-

Zwei dachförmig angeordnete Ziegelpaare zwischen den drei Konsölchen der Eckvorkragung. Pos. 787-6  Hohlziegelfragment im nördlichen Zwischenraum zwischen den Konsölchen; von Flickmörteln so zugedeckt, dass nur noch die Spitze des nach Süden ansteigenden Fragmentes erkennbar ist. Pos. 787-7  Hohlziegelfragment Typ V: nach Norden schräg gestelltes Ziegelfragment im nördlichen Zwischenraum zwischen den Konsölchen; gestreckte Unterseite, überputzte Oberseite, Frontseite aus dem gesandeten Streichrahmen; in situ mit einigen Kerben behauen; L. >12,2 cm, D. 2,4 cm.

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260  Rüeggisberg, Klosterkirche. Westfassade des Nordquerhauses: Eckvorkragung mit Backsteinzier Pos. 787 an der Nordwestecke am Nordende des Rundbogenfrieses. Blick nach Osten. Aufnahme von 2020).

Pos. 787-8  Hohlziegelfragment Typ V: Nordfragment des Ziegeldreiecks im südlichen Zwischenraum zwischen den Konsölchen; in gesandetem Streichrahmen geformte Frontseite, partiell glatt geschnitten, untere Kante nachgeschnitten; Oberfläche geglättet; oben und unten gebrochen; regelmässige Hackspuren (von Freilegung?); L. >13 cm, D. 2,1 bis 2,2 cm. Pos. 787-9  Hohlziegelfragment Typ V: Südfragment des Ziegeldreiecks im südlichen Zwischenraum zwischen den Konsölchen; Frontseite wohl in situ kreuzweise gehackt und gebürstet; darin gröbere Einschlüsse bis 4 mm; Fragment verjüngt sich gegen oben von 2,9 bis 1,6 cm; L. >13,5 cm. Pos. 788 Kurze Zickzackbänder zwischen den Konsolen unterhalb des Rundbogen­ frieses an der Westfassade (Abb. 261)

Der Fries besteht aus einer durchgehenden Lage aus Sandsteinplatten. Darüber befindet sich die Zone aus kleinen Konsolen, gefolgt vom Rundbogenfries mit dreiblättrigen Lilien. Den Abschluss bilden vorkragende Sandsteinplatten, die zugleich die Traufkante darstellen. Die Gefache zwischen den Konsolen sind alternierend gefüllt, erstens mit Zickzackbändern – meist aus drei paarweise dachförmig zusammengestellten, in der Regel ringsum eingemörtelten Hohlziegelfragmenten – und einer Sandsteindeckplatte oder, zweitens, mit einem Sandsteinquader mit Sandsteindeckplatte. Innerhalb dieses Systems gibt es jedoch Abweichungen: Unter der zweiten Lilie ist anstelle eines Quaders mit Platte nur ein hoher Sandsteinblock eingemauert. Rote Fassungsreste sind auf der ganzen Höhe der Ausfachung vorhanden. Unter der dritten Lilie liegt ein Sandsteinblock mit Platte anstelle des Zickzackbandes; hier sind von blossem Auge keine Farbspuren ersichtlich. Unter der vierten Lilie wird die Deckplatte durch zwei horizontal verlegte, plattige Ziegelfragmente ersetzt; trotz originalem Fugenstrich sind keine ergänzenden Farbreste erkennbar. Unter der fünften, siebten und neunten Lilie befindet sich je ein Zickzackband mit Sandsteinplatte ohne sichtbare Farbe. Bei der neunten Lilie fehlt zum Teil die Mörtelstopfung. Unter der sechsten Lilie liegen ein Sandsteinquader und eine Platte.

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261  Rüeggisberg, Klosterkirche. Westfassade des Nordquerhauses: Rundbogenfries mit Eckvorkragung, Positionierung der katalogisierten Ziegelfragmente

Pos. 787 und 788. Blick nach Osten. Aufnahme von 2020.

207

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Nach der neunten Lilie folgt ein Fassadenrücksprung vom frei stehenden Querhausteil zum Mauerwerk oberhalb des Ansatzes des Seitenschiff­ daches (Abb. 262). Der Rundbogenfries setzt sich jedoch ununterbrochen fort. Nur die Reihe der deckenden Sandsteinplatten holpert, und die N ­ ischen der Rundbogen sind entsprechend der Mauerflucht vertieft. Im Gefach unter der zehnten Lilie liegen Quader und Platte, unter der elften Lilie zum letzten Mal ein Zickzackband mit Sandsteinplatte und unter der zwölften Lilie nochmals Quader und Platte. Die nächsten zwei Gefache sind mit Steinen und Mörtel ausgemauert. Übrigens ist die zweitletzte Lilie (die dreizehnte) fast bis zur Unkenntlichkeit zurückgearbeitet. Erwähnenswert sind auch die Hausteineinheiten, die im Norden zunächst vier Rundbögen umfasst, dann dreimal zwei Bögen – der letzte über den Mauerversatz hinweglaufend – und schliesslich noch vier Einzelbögen. Drei Ziegelspitzen unter der ersten Lilie des Rundbogenfrieses; die sichtbaren Schmalseiten der Ziegel­fragmente weisen alle Bruchflächen auf. Pos. 788-1  Hohlziegelfragment Typ V: nördlichstes Fragment; Frontseite und untere Schmalseite gebrochen; die Unterseite formt eine gestreckte Gerade; in jüngerer Zeit stark über­ mörtelt; L. 10,2 cm, D. 2,7 cm. Pos. 788-2  Hohlziegelfragment Typ V: zweites Fragment von N ohne sichtbare Krümmung; Bruchfläche an wenigen Stellen partiell glatt nachbearbeitet; L. >11 cm, D. 2,9 cm. Pos. 788-3  Hohlziegelfragment Typ V: drittes Fragment von N; stark überputzt; L. >9 cm, D. 2,5 (?) cm. Pos. 788-4  Hohlziegelfragment Typ V: viertes Fragment von N; dunkelrot gebrannt; stark überputzt; die sichtbaren Teile zeigen einen gestreckten Verlauf; L. >6,5 cm, D. 2,2 cm. Pos. 788-5  Hohlziegelfragment Typ V: fünftes Fragment von N; konkav verbaut, d. h. konkave Innenseite nach oben gekehrt; an der Unterseite ist die schwache Aussenrundung erkennbar; L. >8,5 cm, D. 2,2 cm (oder mehr?). Pos. 788-6  Ziegelfragment (Typ V): südlichstes Fragment; unkenntlich zugemörtelt.

Zwei flache Ziegelfragmente unter der vierten L ­ ilie des Rundbogenfrieses, anstelle des anfänglich rot bemalten Streifens. Pos. 788-7  Ziegelfragment (Typ V?): Das nördliche Fragment ist ein leicht gebogenes, im Querschnitt sich verjüngendes Ziegelfragment, vermutlich von einem Hohlziegel; oben und unten Formflächen; Frontseite und Schmalränder gebrochen; L. >15,5 cm, D. maximal 3,4 cm. Pos. 788-8  Ziegelfragment (Typ V?): südliches Fragment; ziemlich flaches Fragment (Hohlziegelfragment?); oben und unten Formflächen; Frontseite und Schmalränder gebrochen bzw. zugemörtelt; L. >19,5 cm, D. 3 cm.

208

Drei Ziegelspitzen mit Sandsteindeckel unter der fünften Lilie des Rundbogenfrieses. Alle Frontseiten und Schmalseiten sind gebrochen; nachträglich in situ teilweise gehackt und gebürstet. Pos. 788-9  Hohlziegelfragment Typ V: nördliches Fragment; dunkelrot gebrannt; vermutlich konkav verbaut; L. >10,7 cm, D. 2,5 cm. Pos. 788-10  Hohlziegelfragment Typ V: zweites Fragment von Norden; Aussenfläche mit Schnittspuren oder Holzmaserung(?); L. >10,5 cm, D. 2,6 cm. Pos. 788-11  Hohlziegelfragment Typ V: drittes Fragment von Norden; Aussen- und Innenseite glatt; L. >10,6 cm, D. 2,9 cm. Pos. 788-12  Hohlziegelfragment Typ V: viertes Fragment von Norden; leicht gerundeter Hohlziegel, auf der Aussenseite oben mit verstärkter Krümmung; Innenseite mit Holzmaserung, aussen verstrichen; L. >10,2 cm, D. 2,6 cm. Pos. 788-13  Hohlziegelfragment Typ V: fünftes Fragment von Norden; leicht gerundeter Hohlziegel mit undeutlicher Aussenseite; L. >9,6 cm, D. 2 cm. Pos. 788-14  Hohlziegelfragment Typ V: südlichstes Fragment; leicht gerundeter Hohl­ ziegel, oben zunehmend gekrümmte Aussenseite; L. >10,5 cm, D. 2,5 cm.

Drei Ziegelspitzen mit Sandsteindeckel unter der fünften Lilie des Rundbogenfrieses; alle Frontseiten und Schmalseiten sind gebrochen; nachträglich in situ teilweise gehackt und gebürstet.

Drei Ziegelspitzen unter der Sandsteinplatte der neunten Lilie des Rundbogenfrieses vor dem Mauer­versatz (Abb. 263); Front- und Schmalseiten vor dem Einbau gebrochen; nachträglich in situ teilweise gehackt und gebürstet. Pos. 788-21  Hohlziegelfragment Typ V: nördlichstes Fragment (Abb. 264); orangefarben; nicht ausgemörteltes Dreieck oben links; Aussenseite schräg nach oben glatt verstrichen, an der Spitze stark gekrümmt; L. >12,5 cm, D. 3 cm, T. 9 cm.

262  Rüeggisberg, Klosterkirche. Westfassade des Nordquerhauses: Rundbogenfries mit Mauerversatz und Zickzackbändern Pos. 788. Blick nach Nordosten. Aufnahme von 2020.

Pos. 788-15  Hohlziegelfragment Typ V: nördlichstes Fragment; leicht konkav; Innenseite offenbar gesandet; L. >11,2 cm, D. 3 cm. Pos. 788-16 Hohlziegelfragment Typ V: zweites Fragment von N; Aussenseite geglättet, innen gesandet; eventuell Spuren von Holzmaserung; L. >11,3 cm, D. 2,5 cm.

Splitter zwischen dem nördlichen und dem mittleren Dreieck. Pos. 788-17  Hohlziegelfragment Typ V: drittes Fragment von N; aussen und innen unklar, Absplitterungen; unten viele kleine Splitter; Frontseite nach dem Hacken nochmals gestraft. L. >11,5 cm, D. 2,2 cm. Pos. 788-18  Hohlziegelfragment Typ V: viertes Fragment von N; leicht konkav gebogenes Fragment, unten glättend abgestrichene Aussenseite, grob gesandete Seite nach oben verlegt; L. >10,5 cm, D. 1,9 cm. Pos. 788-19  Hohlziegelfragment Typ V: fünftes Fragment von N; aussen plan und sauber verstrichen; L. >12 cm, D. 2,7 cm. Pos. 788-20  Hohlziegelfragment Typ V: südlichstes Fragment; leicht konvex gebogenes Fragment, innen wellig, nachbearbeitet (?); L. >10, D. 3 cm.

263  Rüeggisberg, Klosterkirche. Westfassade des Nordquerhauses: Zickzackband Pos. 788-21 bis 788-27 unterhalb des Rundbogenfrieses. Blick nach Osten. Aufnahme von 2020.

264  Rüeggisberg, Klosterkirche. Westfassade des Nordquerhauses: Hohlziegelfragment Pos. 788-21, Ausschnitt aus dem Zickzackband in Abb. 263. Die Aussenseite des ehemaligen Firstziegels ist geglättet und gegen die Spitze zu stark gekrümmt. Blick nach Ostsüdosten. Aufnahme von 2020.

B  Katalog der mittelalterlichen Ziegelfragmente

Pos. 788-22  Hohlziegelfragment Typ V: zweites Fragment von N; Unterseite geglättet, oben rauh; L. >12 cm, D. 3,4 cm. Pos. 788-23  Hohlziegelfragment Typ V: drittes Fragment von N; orangefarben gebrannt; Aussenseite geglättet, innen rauh gesandet; L. >12,5 cm, D. 2,9 cm. Pos. 788-24  Hohlziegelfragment Typ V: viertes Fragment von N; Aussenseite glättend verstrichen, innen rauh gesandet; ziemlich dünn; L. >10,7 cm, D. 2,2 cm. Pos. 788-25  Plattenfragment Typ IV: fünftes Fragment von N, flache, durchwegs gleich dicke Platte; dunkelrot gebrannt; Aussenseite glättend verstrichen, unten gesandet; L. >11,2 cm, D. 2,7 cm. Pos. 788-26  Plattenfragment Typ IV: südlichstes Fragment; nicht ausgemörteltes Dreieck rechts oben; flache, durchwegs gleich dicke Platte; dunkelrot gebrannt; Aussenseite glatt und narbig, innen sehr fein gesandet; untere Kante schmal abgefast; Frontseite vermutlich von nachgeschnittenem Bruch; zeigt groben Zuschlag von >3 mm; nachträglich gebürstet; L. >9 cm, D 3 cm, T. 9 cm. Drei Ziegelspitzen unter einer Sandsteinplatte der elften Lilie des Rundbogenfrieses nach dem Mauer­ versatz; alle Fragmente sind ziemlich dunkelrot gebrannt und weisen eine schwarze Körnung auf. Front- und Schmalseiten wurden vor dem Einbau gebrochen, nur beim letzten Fragment zeigt sich eine gesandete Stirn. Pos. 788-27  Hohlziegelfragment Typ V: nördlichstes Fragment; mit grauem Mörtel stark verschmiert; innen geglättet; L. >11,6 cm, D. 2,4 cm. Pos. 788-28 Hohlziegelfragment Typ V: zweites Fragment von N; Rundung täuscht; obere Aussenseite ist verstrichen; L. >10,3 cm, D. 2,2 cm. Pos. 788-29 Hohlziegelfragment Typ V: drittes Fragment von N; fein gesandete Innenseite zeigt nach oben, verstrichene Aussenseite nach unten; L. >11 cm, D. 2,8 cm. Pos. 788-30 Hohlziegelfragment Typ V: viertes Fragment von N; vergleichsweise rauh gesandete, nach oben gerichtete Innenseite; glatte, nach unten gekehrte Aussenseite; L. >11,7 cm, D. 3,2 cm. Pos. 788-31 Hohlziegelfragment Typ V: fünftes Fragment von N; vergleichsweise rauh gesandete, nach oben zeigende Innenseite; nach unten zeigende glatte Aussenseite; L. >11 cm, D. 2,8 (unten) bis 2,5 cm (oben). Pos. 788-32 Hohlziegelfragment Typ V: sechstes Fragment von N; die Frontseite stammt als einziges Fragment der Gruppe aus der gesandeten Streichform; nach unten gerichtete, wellige und raue Aussenseite; L. >11 cm, D. 3 cm. Pos. 789 Flick mit Ziegelschrot und Pos. 790 neuzeitliche Ziegelfragmente beim Okulus (stehen ausserhalb dieses Katalogs)

5  Nordquerhaus Nordfassade (Abb. 265)

Pos. 791 Dünne Platten nahe der Nord­ westecke in der Westfassade

Pos. 792 Ziegelfragmente im Giebel der Nordfassade

Beim Eckverband aus Sandsteinen wurden zwei dünne Plattenfragmente horizontal in die Westfassade eingemauert. Der Abstand zur Nordwestecke beträgt 75–91 cm. Die Platten liegen auf gleicher Höhe wie der Scheitel des Entlastungsbogens über der Seitentür ins Nordquerhaus, also mehr als Mannshöhe über dem Aussenniveau.

Im Nordgiebel des Nordquerhauses, das Teil der Nordfassade ist, sind sieben Ziegelfragmente unregelmässig verteilt. Das östlichste wurde in einem Stoss hinter dem Kragstein der nordöstlichen Eckvorkragung verbaut. Fünf liegen auf gleicher Höhe in der Westhälfte, eine Steinlage unterhalb der Gerüstlöcher; ein Fragment befindet sich etwas höher in der Osthälfte.

Pos. 791-1 und 791-2  Zwei Plattenfrag­ mente Typ III (?): Beide Platten mit gebrochenen

Sicht- und Schmalseiten; nur beim Südrand der Pos. 792-1  Backsteinfragment Typ I: über nördlichen Platte könnte es sich um eine Seitender östlichen Ecklisene stehend im Stoss zwischen kante handeln; geglättete Unterseite der südlichen Hausteinen verbaut; linke Hälfte eines wohl gespalPlatte; L. >7,2 cm, D. 1,9 cmRAV\Projekte\Ortsprojekte\Rueggisberg_413\413_005_2020_02_Kloster_PUB\Grafik\ / L. >7,2 cm, D. 1,6 cm. Grunddaten\Fotos\Kap_Goll\Rüegg22_Kat_JG_Abb265.ai tenen Backsteins; Frontseite fein gesandet und leicht verschmiert; L. >12,6 cm, D. >4,6 cm.

22 792-2 796 >

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< 787 < 788 < 789

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265  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordfassade des Nordquerhauses: Positionierung der katalogisierten Ziegelfragmente Pos. 792–795. Blick nach Süden. Aufnahme von 2020.

209

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Pos. 792-2  Backsteinfragment Typ I: kleines Fragment, vertikal unterhalb des vierten Bogens im Rundbogenfries 29 stehend im Stoss zwischen zwei Hausteinen verbaut; bildet mit Ausnahme des Gewölbescheitels 786 die am höchsten liegende Befundstelle; oben links ist eine geformte Ecke erkennbar; Front gebrochen; L. >6,5, D. 3,2 cm. Pos. 792-3  Hohlziegelfragment Typ V (Abb. 266): stehend eingemauertes Ziegelfragment ohne Krümmung; aufgrund der Erscheinung und der Dicke gut zur bekannten Hohlziegelserie passend; links geglättete Oberfläche, oben rechts Formrand, sonst Bruchfläche und Bruchränder; L. >13,2 cm, D. 2,6 cm. Pos. 792-4  Hohlziegelfragment Typ V: kleines Bruchstück der gleichen Art; L. >3 cm, D. >1,4 cm. Pos. 792-5  Hohlziegelfragment Typ V (Abb. 266): gesandete Seitenfläche mit Pressfalten und rechts Rundung zur Giebelspitze; L. >12,2 cm, D. >2,3 cm. Pos. 792-6  Hohlziegelfragment Typ V: dunkelrotes Fragment, stehend vermauert; oben kaum merkliche Krümmung; beidseitig Formränder; Sichtseite gebrochen; L. >10 cm, D. >2,4 cm. Pos. 792-7  Hohlziegelfragment Typ V: rotes Fragment, liegend vermauert; oben und unten gerade Formflächen; Sichtseite gebrochen; L. >9,7 cm, D. >2,9 cm. Pos. 792-8  Hohlziegelfragment Typ V: rotes Fragment, direkt an der westlichen Ecklisene liegend vermauert; wellige Oberseite entspricht der Aussenfläche; Formrand unten zweimal erkennbar; Sichtseite gebrochen; L. >10,5 cm, D. >2,5 cm. Pos. 793 Ziegelfragmente beim Mittel­ fenster in der Nordfassade

Die Nordfassade hat zwei Fensterzonen: Die erste besteht aus einem Rundbogenfenster auf der Mittelachse über dem Nordportal, die zweite aus zwei Fenstern im Bogenfeld des Tonnengewölbes. Im vorliegenden Fall geht es um das Einzelfenster über dem Portal, das fassadenseitig von Säulen flankiert und von einer Archivolte überhöht ist. Das westliche Säulenkapitell ist mit einem zweiten Halsring aus Ziegelmaterial unterlegt (Abb. 135 und 267). Ausserdem wird das Fenstergewände seitlich von einem Ziegelfragment begleitet. Pos. 793-1 bis 793-3  Drei zugespitzte Ziegelfragmente (Typ unbestimmt): Die Säule in

der Westlaibung des Fenstergewändes besteht wie die gegenüberstehende Säule aus Sandstein. Die Kapitellzier der beiden ist vergleichbar: Beiden ist ein Halsring angearbeitet. Im Westen ist jedoch zwischen der Säule und dem Kapitell eine zusätzliche Zone aus vier Ziegelbruchstücken eingeschoben. Drei Fragmente bilden den Ring. Die Sichtseiten sind grob zu stumpfwinkligen Spitzen zugerichtet. Die Stücke sind unten mit Ziegelschrotmörtel verfugt und stossen stumpf aneinander. Die obere Fuge ist bis auf den weissen Kalkmörtel ausgekratzt, enthält aber an der Unterkante des Kapitells ebenfalls Reste von Ziegelschrot; L. >1,2 cm, D. 1,8 cm / L. 6,5 cm, D. 1,8 cm / L. >4,5 cm, D. 2 cm.

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Pos. 793-4  Ziegelfragment (Typ unbestimmt): mit Ziegelschrotmörtel und einem weiteren Ziegelfragment nach Westen bis über die Kante der Fensterlaibung hinaus verlängerte Halsringzone; der Ziegel weist gegen Norden eine gesandete Formseite und gegen Osten eine Bruchfläche auf; L. (nördlich) >4,3 cm, T. (östlich) >3,5 cm, D. 1,5 cm. Pos. 793-5 Ziegelfragment (Typ unbestimmt): im Winkel zwischen dem Sandsteinrahmen und dem westlichen Seitenflügel des Nordfensters Richtung 2 Uhr anliegend; an der Front vermutlich eine gesandete, aber ausgewaschene und sonst gestörte Formfläche; L. >7 cm, D. 3,8 cm.

übereck stehenden Quader aus Backstein, hier aus Sandstein. Dort war der vertiefte Hintergrund mit Mörtel gefüllt, hier mit leicht konvexen Hohlziegelfragmenten. Diese liegen so tief im Schatten, dass ihre Rotakzente nicht mehr zum Leuchten kommen. Die Dicke variiert zirka zwischen 2 und 3 cm. Die Sandsteinquader messen im Süden 8 × 7,5 cm, im Norden 10,1 × 10,5 cm, T. >9 cm.

Pos. 794 Ziegelschrotmörtel am Halsring (Abb. 135 und 267)

Gleicher Ort wie oben. Die untere Lagerfuge der zugespitzten Ziegelfragmente des zweiten Halsrings ist mit Ziegelschrotmörtel ausgefugt. In der oberen Fuge zeigt sich weisser Fugenmörtel, aber an der Unterkante des Kapitells finden sich noch Spuren von Ziegelschrot. Pos. 795 Ziegelfragmente entlang des verzierten Entlastungsbogens über dem Nordportal

266  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordfassade des Nordquerhauses: Ziegelfragmente Pos. 792-3 bis 792-5 im Hausteinmauerwerk des Giebels. Blick nach Süden. Aufnahme von 2020.

Der Entlastungsbogen mit Fabelwesen setzt sich aus fünf Bogensegmenten zusammen, je zwei langen seitlichen, gefolgt von zwei kurzen und einem etwas längeren Schlussstein. Ein Ziegelfragment liegt zwischen der Westkante des Schlusssteins und der Westlaibung des Fensters. Ausserdem wird der Rücken des unteren westliche Bogens von vier Ziegelfragmenten begleitet. Sie füllen die Stösse der seitlich angeschobenen Hausteine. Der obere Haustein wird durch diese Ziegelunterlage angehoben. Pos. 795-1  Ziegelfragment (Typ unbe­ stimmt): an der Unterkante der Fensterlaibung mit

Flickmörtel völlig ummörtelt und nicht bestimmbar; L. nicht messbar, D. 2,2 cm. Pos. 795-2  Hohlziegelfragment Typ V: leicht gerundetes Hohlziegelfragment; dunkelrot gebrannt, Bruch an der Sichtseite, unten zugerichtet und an den Bogen angepasst; L. >10,3 cm, D. 2,1 cm. Pos. 795-3  Hohlziegelfragment Typ V: dunkelrot gebrannt; vielleicht Bruchstück von 795- 2; L. >1,6 cm, D. 2,3 cm. Pos. 795-4  Ziegelfragment (Typ unbe­ stimmt): rot gebrannt; Sichtseite gebrochen; L. >5 cm, D. 1,6 cm.

267  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordfassade des Nordquerhauses: westliches Kapitell des Mittelfensters mit zusätzlichem Halsring aus Ziegelstücken Pos. 793 und Ziegelschrot Pos. 794. Blick nach Südwesten. Aufnahme von 2020.

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6  Nordquerhaus Ostfassade Pos. 796 Eckvorkragung im Rundbogen­ fries der Ostfassade (Abb. 268)

Die Eckvorkragung schliesst den östlichen Rundbogen­fries gegen Norden ab. Sie ist das symmetrische Gegenstück zur Eckvorkragung an der Nordwestecke. Der Grundaufbau mit den drei Kleinkonsolen und den Ziegelspitzen dazwischen, darüber die dicke Tragplatte der von Konsolen flankierten Nischenzone und der vorkragenden Deckplatte ist identisch. Aber die Ausführung der Nischenfüllungen ist diametral verschieden (vgl. Abb. 260). An der Nordwestecke bestanden die

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268  Rüeggisberg, Klosterkirche. Ostfassade des Nordquerhauses: Eckvorkragung mit Backsteinzier an der Nordostecke am Nordende des Rund­ bogenfrieses. Positionierung der katalogisierten Ziegelfragmente Pos. 796. Blick nach Westen. Aufnahme von 2020.

B  Katalog der mittelalterlichen Ziegelfragmente

Pos. 796-1 Dreieckiges Bruchstück eines Hohlziegels Typ V: oberes südliches (linkes) Drei-

eck; 9 cm tief hinter der Front der Sandsteinquader liegend; Formrand, sonst grob zubehauen; geglättete Oberfläche, mit Mörtel überkleckert; links >7,3 cm, rechts >5 cm. Pos. 796-2 Dreieckiges Bruchstück eines Hohlziegels Typ V: oberes mittleres Dreieck; 7 cm tief hinter der Front der Sandsteinquader liegend; leicht konvex; Oberfläche längs von Hand verstrichen; oben mit Formrand (?); sonst Bruchränder; Langseite >13,2 cm, rechte Seite >9 cm. Pos. 796-3 Dreieckiges Bruchstück eines Hohlziegels Typ V: unteres südliches (linkes) Dreieck, rechtwinklig; 6,7 cm tief hinter der Front der Sandsteinquader liegend; leicht konvex; Oberfläche längs von Hand verstrichen, d.  h. schräg nach oben rechts; allseitig Bruchränder; Hypotenuse >6,5 cm, linke Seite >5 cm, untere Seite 8 cm. Pos. 796-4 Dreieckiges Bruchstück eines Hohlziegels Typ V: unteres mittleres Dreieck (Abb. 269); 6,2 cm tief hinter der Front der Sandsteinquader liegend; leicht konvex; Oberfläche längs von Hand verstrichen, d. h. schräg nach oben links; allseitig Bruchränder; Unterkante >8,6 cm, links >7,5 cm, rechts 8,5 cm. Pos. 796-5  Ziegelsplitter: als Keil zwischen das Dreieck Pos. 796-4 und den linken Sandsteinquader hineingetrieben; L. 3 cm. Pos. 796-6 Dreieckiges Bruchstück eines Hohlziegels Typ V: unteres rechtes Dreieck; 5,8 cm tief hinter der Front der Sandsteinquader liegend; leicht konvex; Oberfläche glatt verstrichen; rechter Rand von Vogelkot verdeckt, evtl. Formrand; übrige zwei Ränder gebrochen; Unterkante >6,5 cm, links >7 cm.

Die Zwischenräume zwischen den drei Konsölchen sind wie im Westen mit giebelförmig gegeneinandergestellten Ziegelfragmenten gefüllt, jedoch von viel mehr Hohlraum umgeben. Alle Scherben sind ziemlich dunkel gebrannt (Abb. 268). Pos. 796-7  Hohlziegelfragment Typ V: südliches, linkes Fragment des südlichen Giebelpaars (Abb. 270); Aussenseite links mit narbiger Aussenhaut, weil diese stark wässernd verstrichen wurde; Fingerstrich von oben nach hinten abfallend; oben aussen an der Spitze gerundet; Innenseite ganz leicht konkav, feinst gesandet; Front gebrochen; L. >12,8 cm, T. >7 cm, D. 3,4–2,5 cm. Pos. 796-8  Bruchstück: Ganz hinten im oberen Zwickel über Fragment 796-7 ist ein von Mörtel umgebenes Ziegelfragment sichtbar. Pos. 796-9  Plattenfragment Typ III: nördliches, rechtes Fragment des südlichen Giebelpaars; flach abgestrichene Oberfläche rechts; leicht wellige, teils gesandete, teils glatte Innenseite; Frontseite partiell abgeplatzt, meist aber mit sichtbarem Fingerstrich in Längsrichtung, also verstrichene Stirnseite; L. >12 cm, T. >7,5 cm, D. 2 cm. Pos. 796-10  Bruchstück: Hinter dem Fragment 796-9 ist ein weiteres Ziegelfragment sichtbar. Pos. 796-11  Hohlziegelfragment Typ V: südliches, linkes Fragment des nördlichen Giebelpaars; wellige und narbige Aussenhaut links, wie 796-7; flache und fein gesandete Innenseite rechts, vielleicht mit Holzmaserung; Frontseite gebrochen; L. >11,4 cm, T. >11 cm, D. 2,7 cm. Pos. 796-12  Hohlziegelfragment Typ V: nördliches, rechtes Fragment des nördlichen Giebelpaars; mit der unteren Hälfte im Mörtel steckend; oben rechts glatte Aussenhaut; oben spitzwinkliger Bruch; Frontseite gebrochen; L. >6,6 cm, D. 2,7 cm.

Im Unterschied zum Rundbogenfries im Westen ist das östliche nicht durchgehend mit Sandsteinplatten unterlegt, sondern mit Mauerwerk, dessen Fugenstriche rot hervorgehoben sind. Auch die Zone der Konsölchen ist gewöhnlich ausgemauert. Es kommen nur unter der Eckvorkragung gegen­ ständige Ziegelpaare vor. Weiter südlich gibt es keine Zickzackbänder wie im Westen.

269  Rüeggisberg, Klosterkirche. Ost­fassade des

Nordquerhauses: Ziernische in der Eckvorkragung mit einer Ausfachung aus den Hohlziegelfragmenten Pos. 796-1 bis 796-6 (Ausschnitt). Blick nach Westen. Aufnahme von 2020.

270  Rüeggisberg, Klosterkirche. Ost­fassade des

Nordquerhauses, Hohlziegelfragment Pos. 796-4 mit Keil Pos. 796-5 in der Ausfachung der Zier­ nische (Ausschnitt). Blick nach Westen. Aufnahme nach 2020.

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

C  Katalog der Bauplastiken (Guido Faccani)

Katalognummer

Die Beschreibung beginnt jeweils mit einer Kurzansprache der Werkstücke. Auf Bemerkungen zur Erhaltung folgen die Charakterisierung des Gesteinstyps (s. auch Kap. 16.2.3) und die Massangaben. Der detaillierten Darstellung der Werksteine schliessen sich Bemerkungen zu Werkzeugspuren, Farbe und Mörtel an. Auf die Farbigkeit der Werksteine geht auch der Beitrag von Sybille Woodford ein (Kap. 10; Kat. A). Darauf folgen die Datierung sowie Angaben zur Verortung am Bau oder zum Fundort.

1. Katalogaufbau Gesamtgliederung

Der Bauplastikbestand von Rüeggisberg ist im folgenden Katalog nach zwei Ordnungsweisen gegliedert. Zuerst erfolgt die Beschreibung der grossen in situ erhaltenen Ensembles: Die Archivolte Pos. 28 über dem Nordportal, das darüberliegende Fenster Pos. 121 sowie die auf Konsolen ruhenden Blendbogenfriese Pos. 29, 30, 49 und 71. Die Abfolge der Elemente richtet sich nach deren Platz im Mauerverband, nicht nach Motiven.

Masse, Profilbeschreibungen, Richtungs­ angaben

Im Katalog sind, sofern nicht anders erwähnt, alle Masse in Zentimeter angegeben. Die Beschreibung der Profilierung der Werksteine erfolgt in der Regel von unten nach oben, auf Abweichungen wird hingewiesen. Die Richtungsangaben «links», «rechts» etc. beziehen sich auf die Ansicht respektive auf die Hauptseite der Stücke im Mauerverband (Abb. 271 und 272). Fotos und Zeichnungen

Fotos sind in der Regel nicht massstäblich abgebilDie Katalognummerntexte enden mit Verweisen det, Zeichnungen dagegen meistens in den Massauf die Grabungstagebücher (vgl. StaBE, DQ 530, stäben 1:4 und 1:5. Innerhalb einer KatalognumNachlass Hahnloser, TB 1–5) und die Sekundär­ mer sind Zeichnungen stets im gleichen Massstab literatur. Die fünf Grabungstagebücher enthalten wiedergegeben. Die übrigen der 129 in situ erhaltenen Werkstücke zahlreiche Hinweise zum Fundort, zur Erhaltung (vgl. Abb. 164) werden zusammen mit den durch und zu den Farbfassungen der Werkstücke. Die Kopien ersetzten Bauskulpturen und den WerksteiStellen sind bei den Stücken jeweils zitiert. Wenn nen aus archäologischem Kontext nach Funktionskeine Angabe gemacht wird, bedeutet dies, dass RAV\Projekte\Ortsprojekte\Rueggisberg_413\413_005_2020_02_Kloster_PUB\Grafik\ und Motivgruppen unterteilt. Grunddaten\Funde\Kap_Faccani_Bauskulpturen\Katalog\ die entsprechenden Werkstücke im Tagebuch nicht Abb_zuKat\Rüegg22_Kat_107_GF.ai Die situierbaren Stücke sind auf den Plänen erwähnt wurden. Gegebenenfalls werden die TaAbb. 166 (Funde) und Abb. 273–277 (Stücke in situ) gebuchskizzen wiedergegeben, wenn aus ihnen zueingetragen. sätzliche Aussagen hervorgehen. Aus der 6 RAV\Projekte\Ortsprojekte\Rueggisberg_413\413_005_2020_02_Kloster_PUB\Grafik\ Sekundärliteratur werden in der Regel nur HinGrunddaten\Funde\Kap_Faccani_Bauskulpturen\Katalog\ Abb_zuKat\Rüegg22_Kat_107_GF.ai weise auf Abbildungen angeführt. 5 6 2

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271  Rüeggisberg, Klosterkirche. Kämpfergesims (Kat. 107) mit Schlangenrelief, Aufsicht. 1: Unterseite; 2: linke Seite; 3: Vorderseite; 4: rechte Seite; 5: Rückseite; 6: Oberseite.

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272  Rüeggisberg, Klosterkirche. Kämpfergesims (Kat. 107) mit Schlangenrelief, Schrägansicht. Nummerierung siehe Abb. 271.

C  Katalog der Bauplastiken

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24

25

26

27

28

29

30

31 32

112

107

153

154

152

151

148

0

5m

Kämpfergesims, plattig Kämpfergesims, einzonig Konsole Blendbogen Varia

273  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Ostfassade, Blendbogenfries Pos. 71, gegen Westen. M. 1:100.

213

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

99

66

65

62 102

63

51

67

56

64 55 52

53

54

57 101

68 58

59

60

69 103

61

171

13

14

15

12

11

10

Pos. 793 9

8

2

3

4

1 6

5

7

0

5m

Konsole Blendbogen Reliefstein Fensterbogenplatte Fensterpfosten Portalbogen

274  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Nordfassade, gegen Süden. Verteilung der Bauskulpturen. M. 1:100.

214

C  Katalog der Bauplastiken

88 86

87

85

84

83

82

81

80

79

78

77

92

93

94

95

96

76

75

74

90

91

73

72

89

71

70

147

131

137

130

136

0

5m

Kämpfergesims, einzonig Konsole Blendbogen

275  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Westfassade, Blendbogenfries Pos. 49, gegen Osten. M. 1:100.

215

M. 1:100

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

187

188

117

116

144 6–15

121 120

122 112

142

183 106

197

1–5

98 151

153

107

125

152

276  Rüeggisberg, Klosterkirche. Querhaus und Vierung, Ostmauer, Innenseite, gegen Osten. Verteilung der Bauskulpturen. M. 1:100.

216

124

C  Katalog der Bauplastiken

122

124

112

143

110 128

145

155 156

108

111

0

5m

Kämpfergesims, plattig Kämpfergesims, einzonig Kämpfergesims, zweizonig Konsole Reliefstein

217

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

149 147

189

146 105 173

6–15 182 1–5

126

130

131

136

137

0

5m

Kämpfergesims, einzonig Konsole Reliefstein Fensterbogenplatte

277  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Westmauer, Innenseite, gegen Westen. Verteilung der Bauskulpturen. M. 1:100.

218

C  Katalog der Bauplastiken

a

b

278  Rüeggisberg, Klosterkirche. Nordquerhaus, Nordfassade, Archivolte Pos. 28, gegen Süden. a Zustand im Jahr 1950; b im Jahr 1995.

219

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2. Katalog 2.1 Nordquerhaus: Archivolte über dem Nordportal (Kat. 1–5)

In der Nordfassade des Nordquerhauses besteht ein Portal, das bereits bauzeitlich vermauert wurde (zum Portal vgl. Kap. 4.1.1; zum Baubetrieb vgl. Kap. 14.1). Über den Sturz bzw. über das T ­ ympanon spannt sich die Archivolte Pos. 28, die aus fünf Einzelstücken (Kat. 1–5, Abb. 278) besteht. Der Bogen hat einen sichelförmigen Umriss. Keiner der Werksteine wurde ausgewechselt, sie gehören somit dem Gründungsbau der 1070er-Jahre an. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 31. März 1942, Bild Nr. 113. –  Sekundärliteratur: Hahnloser 1950,7 Abb. 11; Reinle 1968, 402 Abb. 425; Schadek/Schmid 1986, 178 (Kat. 144), Abb. 108; Sennhauser 1970, Abb. 175.

Kat. 1  (Pos. 391 ) Östlicher Bogenanfänger:

Oberfläche erodiert; Relief z. T. kaum noch lesbar; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. u. 27 cm, Br. o. 34 cm, L. 101 cm, RT 2,1 cm. Gerahmtes Relief mit drei Tiermedaillons, Fortsetzung auf Werkstein Kat. 2; Rahmen: Standseite ohne Rahmen; aussen als Rahmen eine Kordel aus zwei glatten Bändern; Rahmen innen glatt; unten beginnt das Relief mit einem Mischwesen mit Schwanz, zwei Vorderläufen und Flügeln; Kopf diagonal ausgerichtet, mit zwei spitzen gekerbten Ohren; aus dem Maul stossen zwei doppelt gekerbte, wellenförmige Bänder hervor. Sie sind axialsymmetrisch angeordnet. Die Buchten auf der Mittelachse sind miteinander verwoben, wodurch die Kreismedaillons entstehen. Medaillons von unten nach oben: Raubtier: Vorder- und Hinterlauf mit abgesetzten Tatzen, die auf dem Rahmen stehen, Schwanz hinter dem Hinterlauf über den Körper nach oben geführt, endend mit einer Quaste; Kopf weitgehend erodiert, zwei Ohren erkennbar, auf dem Rücken ein Vogel, nach dem das Raubtier zu schnappen scheint. Mischwesen: quergeriefter, über den Medaillonrahmen gelegter Schwanz mit einer Dreiblatt-Quaste am Ende; Vorderläufe mit abgesetzten Tatzen, deren drei Krallen an den Rahmen stossen; quergeriefter, nach hinten links geschwungener Flügel, Kopf mit offenem Maul und ausgestreckter Zunge, nach oben gebogener Nase, gebohrten Augen und zwei hornartigen Ohren.

Raubtier: vgl. erstes Medaillon; Schwanz hier mit herzförmiger Quaste. Motive auf Zwickel aussen, von unten nach oben: Blatt; Vogel; zwei gegenständige, an einer Traube pickende Vögel. Motive auf Zwickel innen, von unten nach oben: Blatt; Motiv abgeplatzt; zwei gegenständige, an einer Traube pickende Vögel. Spuren von Spitzeisen auf Reliefgrund und äusserem Rahmen, Spuren von Beizeisen auf Böschungen und auf der Bogenuntersicht; kleine Partien weisser Kalkung in Vertiefungen; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 2 (Pos. 392) Zweiter Bogenstein von ­Osten: flächige Abplatzungen; Übriges vgl. Kat. 1;

Material vgl. Kat. 1; Br. u. 34 cm, Br. o. 36 cm, L. 26,5 cm, RT 1,8 cm. Gerahmtes Relief mit einem Tiermedaillon; führt Werkstein Kat. 1 weiter, Fortsetzung auf Werkstein Kat. 3; Rahmen und Medaillonbänder wie Kat. 1; Medaillon mit Mischwesen, dessen Schwanz über den Medaillonrahmen gelegt ist und in einer Dreiblatt-Quaste endet; das Mischwesen hat seinen Kopf nach hinten auf den Rücken gelegt und isst Trauben, die vom Medaillonrahmen herabwachsen. Im Zwickel aussen ein Vogel (Schwanz auf Kat. 1); Motiv im Zwickel innen abgeplatzt. Werkzeugspuren vgl. Kat. 1; im unteren Ornamentbereich weisse Farbreste; Fassungsphase nicht bestimmbar; auf erodierten Stellen Mörtelreste.

Kat. 2

Kat. 1  Nordquerhaus, Nordfassade, Archivolte

Pos. 28, gegen Süden. Zustand 1950.

Kat. 1

220

Kat. 2  Nordquerhaus, Nordfassade, Archivolte

Pos. 28, gegen Süden. Zustand 1950.

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 3 (Pos. 393) Schlussstein: obere Randleiste

zerstört; Übriges vgl. Kat. 1; Material vgl. Kat. 1; vermutlich heterogene Nester (jetzt Löcher), aber unsicher; Br. re./E 36 cm, Br. Scheitel 36 cm, Br. li./W 34 cm, L. 80,5 cm, RT 1,8 cm. Gerahmtes Relief mit Ansätzen von zwei Tiermedaillons und einer Mittelgruppe mit Daniel in der Löwengrube; führt Werkstein Kat. 2 weiter, Fortsetzung auf Werkstein Kat. 4; Rahmen und Medaillonbänder wie Kat. 1; die beiden Medaillons sind unterschiedlich geformt: links oval, rechts rund; Darstellung im Medaillon links stark erodiert; mögliche Lesart: zwei u-förmig angeordnete, zueinander gerichtete Tiere seitlich und in der unteren Hälfte des Medaillons; die Tierhäupter verschmelzen in der Mitte zu einem einzigen. Über den Tieren die Seitenlinien eines Körpers mit zur Seite gestreckten Armen. Im Medaillon rechts ein Raubtier: nach links gewandt, stark erodiert. Motive auf dem Zwickel aussen erodiert; Motive auf dem Zwickel innen von links und rechts abgeplatzt; Traube. Werkzeugspuren vgl. Kat. 1; weder Farb- noch Mörtelreste erhalten.

Kat. 4  (Pos. 394) Zweiter Bogenstein von Wes­ ten: Erhalt vgl. Kat. 3; Material vgl. Kat. 1; Br. u.

34 cm, Br. o. 35 cm [sic], L. 26 cm, RT 2,1 cm. Gerahmtes Relief mit einem Tiermedaillon; führt Werkstein Kat. 3 weiter, Fortsetzung auf Werkstein Kat. 5; Rahmen und Medaillonbänder wie Kat. 1; Medaillons von oben nach unten: Ansatz des Medaillons von Kat. 3; Medaillon mit Mischwesen. Motive auf Zwickel aussen und innen abgeplatzt. Werkzeugspuren vgl. Kat. 1; weder Farb- noch Mörtelreste erhalten. Kat. 5  (Pos. 395) Westlicher Bogenanfänger:

wenige Abplatzungen; Übriges vgl. Kat. 1; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal und parallel zum Mauerhaupt; Br.  u. 26 cm, Br. o. 33,2 cm, L. 112,5 cm, RT 2,5 cm. Gerahmtes Relief mit drei Tiermedaillons; führt Werkstein Kat. 4 weiter; Rahmen und Medaillonbänder wie Kat. 1; Medaillons von oben nach unten: Ansatz des Medaillons von Kat. 4; Raubtier: Auf dem Rücken ein Vogel, nach dem das Tier zu schnappen scheint;

Krallen auf Medaillonrahmen. Mischwesen: Krallen auf dem Medaillonrahmen; Schwanz über den Medaillonrahmen gelegt; Flügel hinten gesägt; Blatt im Maul. Raubtier: Schwanz mit herzförmiger Quaste; Blatt im Maul. Motive auf Zwickel aussen, von oben nach unten: Trauben pickender Vogel; Vogel, der ein Blatt (?) aufpickt; Blatt; Blatt. Motive auf Zwickel innen von oben nach unten: Trauben; pickender Vogel; Blatt; Blatt. Die gekerbten Bänder der Medaillons dürften links des Kinns von einem der Mischwesen enden, welches das untere Ende des Reliefs bildet; Schwanz mit Dreiblatt-Quaste; Vorderlauf mit drei Krallen. Werkzeugspuren vgl. Kat. 1; kleine Partien weisser Kalkung in Vertiefungen; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 3.1

Kat. 3.2

Kat. 5

Kat. 3.1–2  Nordquerhaus, Nordfassade, Archivolte Pos. 28, gegen Süden. 1 Zustand 1950. 2 Zustand 2020. Kat. 4  Nordquerhaus, Nordfassade, Archivolte

Pos. 28, gegen Süden. Zustand 1950. Kat. 4

Kat. 5  Nordquerhaus, Nordfassade, Archivolte

Pos. 28, gegen Süden. Zustand 1950.

221

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.2 Nordquerhaus: Fenster über Nordportal (Kat. 6–15)

Das Bogenfenster, das in den 1070er-Jahren über dem Nordportal in die Nordfassade des Nordquerhauses eingelassen wurde, umfasst die Positionsnummern Pos. 396–405: Ostgewände: Pos. 396–398. Bogen: Pos. 399–402. Westgewände: Pos. 403–405, 793. Keiner der Werksteine wurde ausgewechselt; in den Tagebüchern der 1940er-Jahre ist das Fenster nicht genannt. – Sekundärliteratur: Sennhauser 1970, Abb. 175. 2.2.1 Basis Kat. 6  (Pos. 396 ) Werkstein mit Plinthe und Basis: Pendant von Kat. 7; Oberfläche erodiert;

2.2.2 Gewände mit Säulchen Kat. 8  (Pos. 397) Werkstein mit angearbei­ tetem Fenstersäulchen auf Standring: Ober-

Kat. 9 (Pos. 404) Werkstein mit angearbei­ tetem Fenstersäulchen auf Standring: Ober-

Kat. 6 und 8

Kat. 7 und 9

fläche erodiert; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; H. tot. 91 cm, Br. tot. 30 cm, T. tot. mind. 16 cm, H. Standring 12 cm, Dm. Säule 10 cm. Profil Standring: Plättchen (H. 2 cm), polygonaler Wulst (H. 3 cm), Kerbe (H. 0,8 cm), Taustab (H. 2,6 cm), Kerbe (H. 1 cm), polygonaler Wulst (H. 2,6 cm). Spuren von Spitzeisen seitlich der Säule; weisse Kalkung (Kalkfarbe?) im Fugenbereich nachzuweisen, darauf aufliegend Mörtel; Fassungsphase offen.

fläche erodiert; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; H. tot. 90,3 cm, Br. tot. 44 cm, T. tot. mind. 15 cm, H. Standring 10,5 cm, Dm. Säule 9 cm. Profil Standring: Plättchen (H. 1,3 cm), polygonaler Wulst (H. 2,3 cm), Kerbe (H. 0,8 cm), Taustab (H. 2 cm), Kerbe (H. 0,8 cm), polygonaler Wulst (H. 2,8 cm). Spuren von Spitzeisen seitlich der Säule; weisse Kalkung (Kalkfarbe?) im Fugenbereich nachzuweisen, darauf aufliegend Mörtel; Fassungsphase offen.

Nordseite weggebrochen; Abplatzungen; Flechtenbewuchs; eher sehr feinkörniger Sandstein; Schichtung vertikal und parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 40,5 cm, H. tot. 14,5 cm, H. Plinthe 8,8 cm, H. ­Basis 5,7 cm, T. mind. 17 cm. Profil der Plinthe einmal gestuft; Profil Basis: Wulst (H. 2,3 cm) zwischen zwei unterschiedlich hohen Platten (H. 1,9 bzw. 1,5 cm). Weder Werkzeugspuren noch Farb- oder anhaftende Mörtelreste erhalten. Kat. 7  (Pos. 405 ) Werkstein mit Plinthe und Basis: Pendant von Kat. 6; Oberfläche erodiert;

Abplatzungen; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br. tot. 42 cm; H. tot. 13,8 cm, H. Plinthe 8,2 cm, H. Basis 5,6 cm, T. 16 cm. Profil der Plinthe einmal gestuft; Profil Basis: Wulst (H. 2,3 cm) zwischen zwei unterschiedlich hohen Platten (H. 1 bzw. 2,3 cm); Querschnitt des Wulstes polygonal, vgl. Ziegelfragment Pos. 793 (vgl. Kap. 11 und Katalog B) unter Kapitell Kat. 11. Spuren von diagonal geführtem Flacheisen auf der westlichen Seite der Plinthe; weder Farb- noch Mörtelreste erhalten.

Kat. 6 Kat. 8 Kat. 9 Kat. 9

10 cm

10 cm

Kat. 6 Kat. 8 Kat. 7 Kat. 7

0

0

Kat. 6 und 8

Kat. 7 und 9

Kat. 6 und 8  Foto: Basis Kat. 6 (unten) und 0

10

20 cm

Säulchen­stand­ring Kat. 8, gegen Südosten; Vertikalschnitte (M. 1:4).

Kat. 7 0 und 9  Foto: Basis10Kat. 7 (unten) und 20 cm

Säulchen­standring Kat. 9, gegen Südwesten; Vertikalschnitte (M. 1:4).

222

C  Katalog der Bauplastiken

2.2.3 Kapitell Kat. 10  (Pos. 398 ) Eckkapitell mit Blattdekor:

Abplatzungen; Oberfläche erodiert; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich, oxidierte Höfe/Zonen (diagenetisch), wie Kat. 11; Schichtung unklar; Br. tot. 49 cm, H. tot. 19 cm, T. 16 cm, Dm. Standring 11,5 cm, Br. Abakus 14,3 cm, H. Kapitell 17,5 cm, H. Standring 3 cm, H. Abakus 5 cm, RT 0,6 cm. Stand­ring als Taustab (Windung von li. unten nach re. oben); Kapitellkörper leicht kelchförmig; zwei Kränze spitzovaler Blätter ohne Überfall, unten gekerbt, oben Mittelrippe betont; die Blätter des oberen Kranzes auf Lücke hinter jenen des unteren; Abakus glatt. Werkzeugspuren vgl. Kat. 11; weisse Kalkung an der geschützten Innenseite des Kapitells; Fassungsphase nicht bestimmbar; Mörtelreste auf Kalkung.

Kat. 14 (Pos. 401) Bogenplatte: Oberfläche ero-

Kat. 15 (Pos. 402) Plattiger Bogenstein wie

Kat. 12: Details vgl. dort; Sandstein (nicht analysiert); Br. 45 cm, T. 15,5 cm, H. 6 cm; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Werkstückfugen nachweisbar; Fassung I; darüber weisse Kalkung, keine anhaftenden Mörtelreste.

diert; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zur Fassade; Br. tot. 73 cm, Br. Bogenfuss 29 cm, H. 73 cm, T. 16 cm. An die Platte ist ein Wulst (Dm. 10 cm) angearbeitet, welcher das Licht innen begleitet; parallel zur Auflagefläche im Abstand von 2 cm zur Werksteinkante ein 5 cm hoher Taustab; die im Westen anschliessende Verkleidungsplatte des Mauerhauptes ist exakt an die Rundung des Bogensteins angepasst. Spuren von Spitz­ eisen, auch auf dem Wulst; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Werkstückfugen nachweisbar; Fassung I; darüber weisse Kalkung; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 6

Kat. 11 (Pos. 403) Eckkapitell mit Blattdekor:

unbeschädigt; Oberfläche erodiert; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger, sehr sandiger (weniger toniger) Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; oxidierte Höfe/Zonen (diagenetisch), wie Kat. 10; Schichtung unklar; Br. tot. 37 cm, H. tot. 15,5 cm, T. 15,5 cm, Dm. Standring 11,5 cm, Br. Abakus 14 cm, H. Kapitell 14,5 m, H. Standring 3 cm, H. Abakus 5 cm. Standring als Taustab (Windung von re. unten nach li. oben); Kapitellkörper vgl. Kat. 10. Spuren von Spitzeisen in den Winkeln; weisse Kalkung an geschützter Innenseite des Kapitells; Fassungsphase nicht bestimmbar; auf Kalkung Mörtelreste.

10 cm

Kat. 8

0

2.2.4 Bogen Kat. 12 (Pos. 399) Plattiger Bogenstein: Ober-

fläche erodiert; Sandstein sehr feiner Körnung, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich, sandig mit kleinen (kurzen), sehr tonigen Lagen; Schichtung horizontal; Br. 44 cm, T. 16,5 cm, H. 7,2 cm. An den plattigen Stein ist der die Fensterlaibung begleitende Wulst (Dm. 8 cm) angearbeitet; die äussere Kante des Bogensteins Kat. 13 ist als vertikale Ritzlinie in die Oberfläche von Kat. 12 eingraviert. Spuren von Spitzeisen, Fläche im Norden mit diagonal geführtem Flacheisen geglättet; Weiss mit rotem Fugenstrich nachweisbar; Fassung  I; an der Innenlaibung Reste von Mörtel und Kalk nachweisbar, weisse Kalkung liegt noch auf der vermutlichen Erstfassung auf.

10

0 0

Kat. 6

20 cm

10

20 cm

10 cm

Kat. 8

Kat. 13 (Pos. 400) Plattiger Bogenstein: Ober-

fläche erodiert. Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zur Fassade; Br. tot. 57 cm, Br. Bogenfuss 28 cm, H. 71 cm, T. 16 cm. An die Platte ist ein Wulst (Dm. 10 cm) angearbeitet, welcher das Licht innen begleitet; die im Osten anschliessende Verkleidungsplatte des Mauerhauptes ist exakt an die Rundung des Bogensteins angepasst. Spuren von Spitzeisen, auch auf dem Wulst; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Werkstück­ fugen nachweisbar; Fassung I; darüber weisse ­Kalkung; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 10.2

Kat. 10.1

0 Pos. 793

Kat. 11.1

Kat. 11.2

0

Kat. 10  Kapitell. 1 Gegen Südosten; 2 Vertikal-

schnitt (M. 1:4).

10

20 cm

Kat. 12  Siehe Abb. 274, S. 214.

Kat. 11  Kapitell. 1 Gegen Südwesten. Unter

Kat. 13  Siehe Abb. 274, S. 214.

dem Kapitell das Ziegelfragment Pos. 793; 2 Vertikalschnitt. Unter dem Kapitell das Ziegelfragment Pos. 793 (M. 1:4).

Kat. 14  Siehe Abb. 274, S. 214. 0

Kat. 15  Siehe Abb. 274, S. 214. 10

20 cm

223

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 6

2.3 Nordquerhaus: Blendbogenfriese Pos. 29, 30, 49 und 71 (Kat. 16–96)

Die drei Fassaden des Nordquerhauses schliessen oben mit einem auf Konsolen ruhenden Blendbogenfries. An der Ost- und Westfassade (Pos. 71 und 49) zeichnen sich die Bogenfelder grösstenteils durch einbeschriebene Dreiblatt-Hochreliefs (Lilien) aus. An der Nordfassade sind die Blend­ bogenfelder der Friese Pos. 29 und 30 mit unterschiedlichen Hochreliefs versehen.

10 cm

Kat. 8

0

2.3.1 Ostfassade: Fries Pos. 71

Kat. 16.2

Die Beschreibung der Werksteine erfolgt von Süden nach Norden. 2.3.1.1 Gemeinsame Eigenschaften der Werksteine

Kat. 16.1

10

0

Die Konsolen und Blendbögen sind Teile eines Frieses unter dem Traufgesims, welches die Ostfassade des Nordquerhauses abschliesst. Die Werksteine befinden sich in situ und weisen Brand­ rötung auf. Sie gehören dem Gründungsbau der 1070er-Jahre an.

20 cm Kat. 16.3

Die Konsolen sind hochrechteckig mit einer Tendenz zum Trapez und stehen unterschiedlich weit über die Fassadenfläche vor. Eine Ausnahme bildet Konsole Kat. 36, die im Gegensatz zu den monolithen Werksteinen aus zwei Stücken zusammengesetzt ist und eine Platte aufweist, die allseitig über die Konsole hervorsteht. Die in die Werksteinoberflächen eingegrabenen halbrunden Blendbögen sind leicht gestelzt. Bis auf das nördlichste Bogenfeld Kat. 49, das mit einem Blatt belegt ist, sind die Bogenfelder glatt.

0 0

10 10

20 cm 20 cm

2.3.1.2 Konsolen Kat. 16 (Pos. 344) Gekehlte Konsole: Oberfläche kaum erodiert; Kanten teilweise bestossen; sehr Kat. 6 feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br.  u. 12,2 cm, Br. o. 13,5 cm, H. tot. 13,5 cm, H. Platte 7, Ü. 6,3 cm. Ovaler liegender Grat auf der Kehle; innen oben in der Mitte ein spitzer Fortsatz, an dem fruchtartig zwei Halbkugeln hängen; aussergewöhnlich hoch bemessene Platte; durch Flach­ eisen entstandenes Fischgrätenmuster auf der Platte über der Kehle; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) nachKat. 8 weisbar; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 16 247) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB.

Kat. 17.1

10 cm

0

Kat. 17 (Pos. 345) Gekehlte Konsole: Oberflä-

che erodiert; Kanten bestossen; mit Konservierungsmittel überzogen; feinkörniger hellgraubrauner Sandstein, Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 13 cm, Br. o. 14 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 6 cm, Ü. 5,7 cm, RT 1,8 cm. Haupt leicht gekehlt, darüber Platte; Kehle mit den drei Buchstaben CXI besetzt: lat. Ziffern und folglich eine Jahreszahl (?); Buchstaben als Grate ausgebildet. Spuren von Flach- und Spitzeisen zu erkennen; Weiss (Kalkfarbe?) erhalten; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 178) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB.

224

Kat. 17.2

Kat. 17.3

10

0

20 cm

Kat. 17.5

Kat. 17.4

Kat. 16  Konsole. 1 Gegen Südwesten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4); 3 Horizontalschnitt (M. 1:4). 0

0

10 cm 10 cm

Kat. 17  Konsole. 1 Gegen Südwesten; 2 gegen Südosten; 3 Vertikalschnitt (M. 1:4); 4 Horizontal­ schnitt (M. 1:4); 5 Gipskopie von 1942.

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 18 (Pos. 346)  Stark fragmentierte Kon­ sole: nur unterer Ansatz erhalten; mit Konservie-

rungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Steinschichtung unklar; Br. o./u. 12 cm, H. tot. 13 cm, Ü. 4 cm. Der erhaltene Streifen an der unteren Kante der Front zeigt in den Ecken zwei gekerbte Spitzen (Blattspitzen?); zur Mitte hin neben den Blättern je der Ansatz eines Grates. Keine Werkzeugspuren erhalten; Weiss (Kalkfarbe?) nachweisbar; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 19 (Pos. 347)  Konsole mit glatter Front:

Oberfläche stark erodiert; mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 11,5 cm, Br. o. 12 cm, H. tot. 12,5 cm, H. Platte 4,5 cm, Ü. 6 cm. Die Fläche unter der Platte ist weder gekehlt noch gefast, sondern bombiert: Halb­ fabrikat (?). Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Reste von Weiss (Kalkfarbe?) zu erkennen; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

5 cm, Ü. 5,3 cm. Spuren von horizontal geführtem Flacheisen auf der Kehle; Reste von weisser Kalkfarbe (?) zu erkennen; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 21 (Pos. 349)  Gekehlte Konsole mit Halb­ rundstab: vgl. Kat. 32 und Kat. 72; Oberfläche

stark erodiert; mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br. u. 10,3 cm, Br. o. 12,8 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 6 cm. 1,5 cm breiter Randschlag am rechten und unteren Rand der Kehle. Spuren von Flacheisen auf der Fläche der Kehle, von Beizeisen beim Randschlag; weisse Reste wohl von Kalkfarbe; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 23 (Pos. 351)  Gekehlte Konsole: Halb­ fabrikat (?): kaum erodiert; Ecken bestossen; mit

Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br. u. 8; cm, Br. o. 12,5 cm, H. tot. 12 cm, H. Platte 3–4 cm, Ü. 5,5 cm. Die seitlichen Kanten der Front weisen bereits den Verlauf der Kehlung auf; auf der Fläche aber ist eine Bosse stehengeblieben, dessen summarische Bearbeitung darauf hindeutet, dass es sich um ein Halbfabrikat handeln dürfte. Auf allen Seiten unterschiedlich gerichtetes Schlageisen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) zu erkennen; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 22 (Pos. 350)  Gekehlte Konsole: Halb­ fabrikat (?): kaum erodiert; Ecken bestossen; mit

mit Konservierungsmittel überzogen; Sandstein; Steinschichtung unklar; sehr feinkörnig, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Br. u. 10,5 cm, Br. o. ca. 13 cm, H. tot. 14,5 cm, H. Platte

Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br. u. 10 cm, Br. o. 12,5 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3,3 cm, Ü. 5,5 cm. Auf die Kehle aufgelegt sind zwei vertikale, breite und flache Grate, die nach unten auf 0 auslaufen; die summarische Bearbeitung könnte auf ein Halbfabrikat hinweisen. Auf der Front Spuren von Schlag- und Beizeisen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) auszumachen; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 18

Kat. 19

Kat. 20

Kat. 21

Kat. 22

Kat. 23

Kat. 20 (Pos. 348)  Gekehlte Konsole mit glat­ ter Front: Oberfläche wenig erodiert; bestossen;

Kat. 18  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 19  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 20  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 21  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 22  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 23  Konsole, gegen Südwesten.

225

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 6

Kat. 24  (Pos. 352) Gekehlte Konsole mit Blät­ tern: kaum erodiert; Ecken bestossen; sehr fein-

körniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br.  u. 12 cm, Br. o. 13,2 cm, H. tot. 12,5 cm, H. Platte 4 cm, Ü. 7,5 cm. Auf die flache Kehle sind zwei längliche, sich berührende Blätter (Br. 3,5 cm) gelegt, deren obere Enden an die Platte reichen und rund sind; die gekerbten Blätter laufen nach unten auf 0 aus. Spuren von Beizeisen in den Blattkerben und auf der Platte; Weiss mit rotem Fugenstrich auf der umlaufenden Fuge nachweisbar; Reste von Kalk zu erkennen; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

10 cm

Kat. 8

0 Kat. 24.2

Kat. 25  (Pos. 353) Gekehlte Konsole mit Halb­ rundstab: Kaum erodiert; Ecken bestossen; mit

Konservierungsmittel behandelt; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung unklar; Br. u. 12 cm, Br. o. 12,5 cm, H. tot. 13,5 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 6 cm. Auf der Mittelhorizontalen der Kehle der Konsole liegt ein Halbrundstab. Spuren von diagonal geführtem Schlageisen auf der Platte; Spuren von horizontal geführtem Flacheisen auf Kehle und Stab; Weiss mit rotem Fugenstrich auf der umlaufenden Fuge nachweisbar; Reste von Kalk auf den Seiten zu erkennen; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

20 cm

Kat. 24.3

Kat. 6

0

Kat. 26  (Pos. 354) Gekehlte Konsole mit schma­lem Wulst: Typ wie Kat. 27 und Kat. 28;

Oberfläche kaum erodiert; Ecken bestossen; mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br. u. 10,5 cm, Br. o. 12,8 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3,4 cm, Ü. 5,5 cm. Zwischen Kehle und Platte ein schmaler Wulst, an den Flanken eine Rille, welche die Kehle parallel begleitet; vgl. Kat. 82. Spuren von Schlageisen, horizontal geführt auf der Kehle, diagonal auf Platte, auf den Flanken ungeordnet; Weiss mit rotem Fugenstrich auf der umlaufenden Fuge nachweisbar; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

10

0

Kat. 24.1

0

10

10

20 cm 20 cm 10 cm

Kat. 8

0 Kat. 25.1

Kat. 25.2

Kat. 6 10

0

0

20 cm

10

10 cm

20 cm

Kat. 8

0 Kat. 26.1

Kat. 26.2

0

Kat. 24  Konsole. 2 Vertikal101 Gegen Südwesten;20 cm schnitt (M. 1:4); 3 Horizontalschnitt (M. 1:4). Kat. 25  Konsole. 1 Gegen Südwesten; 2 Vertikal­ schnitt (M. 1:4). Kat. 026  Konsole. 1 Gegen10 Südwesten; 2 Vertikal20 cm schnitt (M. 1:4).

226

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 27  (Pos. 355) Gekehlte Konsole mit schma­lem Wulst: Typ wie Kat. 26 und Kat. 28;

Oberfläche kaum erodiert; Ecken bestossen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br. u. 12 cm, Br. o. 12 cm, H. tot. 14,5 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 5,3 cm. Beschreibung und Werkzeugspuren; vgl. Kat. 26; Weiss mit rotem Fugenstrich auf der umlaufenden Fuge nachweisbar; Reste von Kalk zu erkennen; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 28  (Pos. 356) Gekehlte Konsole mit schma­lem Wulst: Typ wie Kat. 26 und Kat. 27;

Oberfläche kaum erodiert; Ecken bestossen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br. u. 10,5 cm, Br. o. 13 cm, H. tot. 14,5 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 5,5. Beschreibung und Werkzeugspuren; vgl. Kat. 26; Weiss mit rotem Fugenstrich auf der umlaufenden Fuge nachweisbar; Reste von Kalk zu erkennen (Befund 688); Vergipsung auf Rundstab; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 27

Kat. 28

Kat. 29.1

Kat. 29.2

Kat. 30

Kat. 31

Kat. 29  (Pos. 357) Gekehlte Konsole mit Lan­ zettblättern: Oberfläche kaum erodiert; sehr fein-

körniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung unklar; Br.  u. 11,5 cm, Br. o. 13 cm, H. tot. 14,3 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 5,5 cm. Auf die Kehle aufgelegt sind drei gekerbte Lanzettblätter (Br. zwischen 2,5 und 3 cm), die sich seitlich berühren; die Spitzen reichen bis zur Platte. Feine Bearbeitung der Front mit diagonal geführtem Beizeisen; an wenigen Stellen kreuzen sich die Spuren; Weiss mit rotem Fugenstrich auf der umlaufenden Fuge erhalten; auf dem Blattwerk rote Schleier und auf der Rücklage weisse Reste (Befund 689); Fassung I, keine anhaftenden Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 179) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB. Kat. 30  (Pos. 358) Gekehlte Konsole mit Blatt:

Oberfläche erodiert; Sandstein mit gröberem Korn bis ca. 1 mm; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 12,5 cm, Br. o. 13,5 cm, H. tot. 15 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 6,5 cm. Auf der Kehle liegt ein fächerartiges gekerbtes Blatt mit gesägtem Rand. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Rändern nachweisbar; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 180) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB. Kat. 31  (Pos. 359) Gekehlte Konsole: Ober­

fläche erodiert; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung unklar; Br. u. 8,5 cm, Br. o. 9 cm, H. 12 cm, H. Platte 2,5 cm, T. mind. 15 cm, Ü. 6,3 cm. Auf die Kehle gelegt ist ein vertikaler Grat mit Mittel­kerbe; die Enden des Grates gabeln sich in zwei Voluten. Spuren von Schlageisen – diagonal geführt auf der Platte, horizontal auf der Kehle; auf der Nordseite Schlageisenspuren (Br. mind. 3 cm); Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) und rote Farbreste zu erkennen; an der südlichen Seite weisse Farbspuren mit deutlichem Pinselduktus gut erkennbar; Fassung I; keine anhaftende Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942.

Kat. 27  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 28  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 29  Konsole. 1 Gegen Südwesten; 2 Gipskopie von 1942. Kat. 30  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 31  Konsole, gegen Südwesten.

227

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 32  (Pos. 360) Gekehlte Konsole mit Halb­ rundstab: Typ wie Kat. 72; sehr guter Zustand;

kaum erodiert; keine Brandrötung; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 6,5 cm, Br. o. 8 cm, H. tot. 13 cm, H. Platte 3 cm, T. mind. 15 cm, Ü. 5,5 cm. An eine flache glatte Kehle schliesst oben ein horizontaler Halbrundstab (Dm. 2 cm) an, der von der Platte durch eine Kerbe getrennt ist. Auf der Kehle Spuren von diagonal und horizontal geführtem Flacheisen; Platte mit Spuren von Beizeisen (Fischgrätenmuster); auf den Seiten Spuren von diagonal geführtem Flacheisen; kleinste Spuren von Kalkung nachweisbar; vermutlich Fassung I, keine anhaftenden Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942. Kat. 33  (Pos. 361) Gekehlte Konsole mit glat­ ter Front: Oberfläche erodiert; keine Brandrötung;

Kat. 32

Kat. 33.1

Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 10 cm, Br. o. 10 cm, H. tot. 12,5 cm, H. Platte 3,5 cm, Ü. 8,8 cm. Weder Werkzeugspuren noch Farbe oder anhaftender Mörtel zu erkennen. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942. Kat. 34  (Pos. 362) Gekehlte Konsole mit Halb­ rundstab: Typ wie Kat. 32; kaum erodiert oder be-

schädigt; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 9 cm, Br. o. 9,5 cm, H. tot. 11,5 cm, H. Platte 3,3 cm, T. mind. 15,5 cm, Ü. 5 cm. An eine flache glatte Kehle schliesst oben ein horizontaler Halbrundstab (Dm. 2,5 cm) an, der von der Platte durch eine Kerbe getrennt ist. Kehle mit diagonal und horizontal geführtem Flacheisen bearbeitet; Platte mit Spuren von Beizeisen (Fischgrätenmuster); auf den Seiten Spuren von diagonal geführtem Flacheisen; Reste von Weiss (Kalkfarbe?) mit Pinselduktus erkennbar, roter Fugenstrich; Fassung I; Verschmutzung und Vergipsung vorhanden; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942.

Kat. 33.2

Kat. 35  (Pos. 363) Gekehlte Konsole mit zwei parallelen Graten: Oberfläche bis auf Platte ero-

diert; keine Brandrötung; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; wie bei Kat. 33 und Kat. 34; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br.  u. 6 cm, Br. o. 7 cm, H. tot. 17 cm, H. Platte 3 cm, T. 44 cm, Ü. 6,5 cm. Im Vergleich zu den übrigen Konsolen ­schmales Werkstück; auf die Kehle gelegt sind zwei vertikale Grate, die von der Spitze nach auf 0 auslaufen. Auf der Front der Platte sind feine Beizeisenspuren zu erkennen; Spuren von vergipster Kalkung, Farbton nicht erkennbar; auf den Fugen an den Flanken Weiss mit rotem Fugenstrich nachweisbar; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942.

Kat. 34

Kat. 35

Kat. 32  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 33  Konsole. 1 Gegen Südwesten; 2 in gesamter Länge, gegen Südwesten. Kat. 34  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 35  Konsole, gegen Südwesten.

228

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 36  (Pos. 656) Konsole aus zwei Werk­ stücken: Oberfläche erodiert, Kanten bestossen

(auf der Südseite vor dem Versatz!); Sandstein (nicht analysiert); unterer Stein: Br. 7 cm, H. 11 cm, Ü. 6,5 cm; oberer Stein: Br. 16 cm, H. 5,5 cm, Ü. 9 cm. Die Konsole besteht aus zwei Werksteinen: Der untere stehende Stein ist vorne/unten gerundet, der obere als rechteckige Platte ausgebildet. Spuren von Flacheisen, teils kantenparallel, teils diagonal; keine Farb- oder anhaftenden Mörtelreste. 2.3.1.3 Blendbögen Kat. 37 (Pos. 331) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 50 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bogen 37,5 cm, H. Bogen 20 cm, T. Bogen 6 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Schlageisen und Fläche, z.  T. Fischgrätenmuster; auf der Fuge zum Traufgesims und v.  a. auf dem Bogenfeld weisse Farbe (Kalkfarbe?) auf der Fuge nachweisbar; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 36

Kat. 38 (Pos. 332) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 51 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bogen 37 cm, H. Bogen 20 cm, T. Bogen 6 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Spitzeisen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) auszumachen, die bei der oberen und unteren Fuge bis auf den Werkstein gezogen sind; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 37

Kat. 38

Kat. 39a–c  (Pos. 333a–c) Rechteckiger Werk­ stein mit drei Blendbögen (Kat. 39a: nördlicher

Bogen; Kat. 39b: mittlerer Bogen; Kat. 39c: südlicher Bogen): Oberfläche erodiert; mit Konservierungsmittel behandelt; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 152 cm, H. tot. 34,5 cm; nördlicher Bogen: H. 19 cm, Dm. 37 cm, T. 6,5 cm; mittlerer Bogen: H. 19,5 cm, Dm. 37,5 cm, T. 6 cm; südlicher Bogen: H. 18,5 cm, Dm. 36,5 cm, T. 5 cm. Bogenfelder glatt. Spuren von Spitzeisen an der Bogenunterseite, auf dem Bogenfeld von Spitzeisen und Flacheisen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) auszumachen, die bei der oberen und unteren Fuge bis auf den Werkstein ziehen; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 39

Kat. 36  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 37  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 38  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 39  Werkstein mit den drei Blendbögen a–c

(Kat. 39a rechts), gegen Südwesten.

229

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 40

Kat. 41

Kat. 40 (Pos. 334) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. tot. 51 cm, H. tot. 34 cm, Dm. Bogen 37 cm, H. Bogen 20 cm, T. Bogen 5,5 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Flacheisen an der Bogenunterseite, auf dem Bogenfeld von Spitzeisen und Flacheisen; weder Farbreste noch anhaftende Mörtelreste. Kat. 41a und b  (Pos. 335a und b) Rechteckiger Werkstein mit zwei Blendbögen (Kat. 41a: nörd-

licher Bogen; Kat. 41b: südlicher Bogen): Ober­ fläche erodiert; mit Konservierungsmittel behandelt; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 104,5 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bögen 37,5 cm, H. Bögen 20 cm, T. Bögen 6 cm. Bogenfelder glatt. Spuren von Spitzeisen an der Bogen­unterseite, auf dem Bogenfeld von Spitz­eisen und Flacheisen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) auszumachen, die bei der oberen und unteren Fuge bis auf den Werkstein ziehen; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 42 (Pos. 336) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel behandelt; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 51,5 cm, H. tot. 34 cm, Dm. Bogen 37,4 cm, H. Bogen 20 cm, T. Bogen 6 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Spitz- und Flacheisen an der Bogenunterseite und im Bogenfeld; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) auszumachen, die bei der oberen und unteren Fuge bis auf den Werkstein ziehen, roter Fugenstrich bei der unteren Fuge; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 42

Kat. 43

Kat. 43 (Pos. 337) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel behandelt; teilweise ergänzt; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 50 cm, H. tot. 33,5 cm, Dm. Bogen 36,5 cm, H. Bogen 20 cm, T. Bogen 5,5 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Spitzund Flacheisen an der Bogenunterseite und im Bogenfeld; Weiss mit rotem Fugenstrich entlang der Werksteinkanten nachweisbar; der rote Fugenstrich der Fuge zum Traufgesims endet im Bereich des Werkstücks und wurde fortan Richtung S nicht mehr gemalt; wenige Reste von Kalkung; Fassung I; im Bogenfeld Reste von Mörtel. Kat. 44  (Pos. 338) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Konservie-

rungsmittel behandelt; teilweise ergänzt; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 50 cm, H. tot. 33,5 cm, Dm. Bogen 37,5 cm, H. Bogen 20,5 cm, T. Bogen 6 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Spitz- und Flacheisen an der Bogenunterseite und im Bogenfeld; wenige Reste von Kalkung; Reste von rotem Fugenstrich; Fassung I; im Bogenfeld Reste von Mörtel.

Kat. 44

Kat. 40  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 41  Werkstein mit den beiden Blendbögen

Kat. 41a (rechts) und Kat. 41b (links), gegen Südwesten. Kat. 42  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 43  Blendbogen, gegen Südwesten.

230

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 45 (Pos. 339) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel behandelt; teilweise ergänzt; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 50 cm, H. tot. 33,5 cm, Dm. Bogen 37,5 cm, H. Bogen 21,5 cm, T. Bogen 6 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Spitz- und Flacheisen an der Bogenunterseite und im Bogenfeld; wenige Reste von Kalkung; Fassung I; geglätteter Fugenmörtel oben gekalkt und rote Farbspuren erkennbar (Fugenstrich); im Bogenfeld Reste von Mörtel. Kat. 46 (Pos. 340) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel behandelt; teilweise ergänzt. Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung wohl vertikal und parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 56 cm, H. tot. 34 cm, Dm. Bogen 43 cm, H. Bogen 21,5 cm, T. Bogen 5,5 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Spitz- und Flacheisen an der Bogenunterseite und im Bogenfeld, über dem Bogen Spuren von Flacheisen; Weiss mit rotem Fugenstrich entlang der Werksteinkanten nachweisbar; wenige Reste von Kalkung; Fassung I; im Bogenfeld Reste von Mörtel.

Kat. 45

Kat. 46

Kat. 47

Kat. 48

Kat. 47 (Pos. 341) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel behandelt; teilweise ergänzt; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 51 cm, H. tot. 34 cm, Dm. Bogen 38 cm, H. Bogen 20 cm, T. Bogen 6 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Spitz- und Flacheisen an der Bogenunterseite und im Bogenfeld, über dem Bogen Spuren von Flacheisen; Weiss mit rotem Fugenstrich entlang der Werksteinkanten nachweisbar; wenige Reste von Kalkung; Fassung I; im Bogenfeld Reste von Mörtel.

Kat. 48 (Pos. 342) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; mit Kon-

servierungsmittel behandelt; teilweise ergänzt; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 51 cm, H. tot. 34 cm, Dm. Bogen 30 cm, H. Bogen 20 cm, T. Bogen 6 cm. Bogenfeld glatt. Spuren von Spitz- und Flacheisen an der Bogenunterseite und im Bogenfeld, über dem Bogen Spuren von Flacheisen; Weiss mit rotem Fugenstrich entlang der Werksteinkanten nachweisbar; wenige Reste von Kalkung; Fassung I, im Bogenfeld Reste von Mörtel.

Kat. 49 (Pos. 343) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; Werkstück

ergänzt und mit Konservierungsmittel überzogen; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung horizontal; Br. tot. 53 cm, H. tot. 33,5 cm, Dm. Bogen 37,5 cm, H. Bogen 20,5 cm, T. Bogen 5–5,5 cm. Im Bogenfeld eine fiederspaltige Blattspreite mit drei spitzen Enden (Dreiblatt, stilisierte Lilie); Stiel reicht unten bis zur Werksteinkante; die mittlere Spitze der Blattspreite berührt oben den Bogen; Blattspreite 5 cm stark; Lappenkanten leicht angeböscht; Lappenflächen gekerbt (T. 1 cm). Spuren von Spitzeisen auf dem Bogenfeld und auf der Bogenunterseite, von Spitz- und von Flacheisen über Bogen und Flacheisen sowie auf dem Blatt; Weiss mit rotem Fugenstrich nachweisbar; oberhalb, unterhalb und nördlich des Werksteins auf der Fuge und auch auf der Lilie Reste einer vergipsten Malschicht (?; winzige Reste von rotem Fugenstrich; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942.

Kat. 49

Kat. 44  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 45  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 46  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 47  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 48  Blendbogen, gegen Südwesten. Kat. 49  Blendbogen, gegen Südwesten.

231

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.3.1.4 Weiteres Kat. 50 (Pos. 654) Zwei übereck gestellte Steinquader zwischen Konsolen Kat. 34 und

Kat. 35: Oberfläche erodiert; Sandstein (nicht analysiert); Seitenlänge 10,5 cm, T. 6,5 cm. Die beiden Steinquader mit schmalem Randschlag füllen zusammen mit den dreieckigen Bruchstücken von Hohlziegeln Pos. 796 eine Nische; die Steinquader entsprechen den Backsteinquadern Pos. 787-1 und Pos. 787-3 auf der Westseite (Katalog B). Spuren von Spitz- und Schlageisen; weder Farb- noch Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942. 2.3.2 Nordfassade: Friese Pos. 29 und Pos. 30

Kat. 50

Die Beschreibung der Werksteine erfolgt von O ­ sten nach Westen. 2.3.2.1 Gemeinsame Eigenschaften der Werksteine

Die Konsolen und Blendbögen sind Teile der beiden Friese Pos. 29 und Pos. 30, welche den Giebelschrägen der Nordfassade des Nordquerhauses folgen. Die Konsolen und Blendbögen sind für eine vertikale bzw. horizontale Einbauposition gearbeitet. Während die Blendbögen der Dachneigung folgen, sitzen die Konsolen weder vertikal im Mauerverband noch sind sie in einem rechten Winkel zu den Blendbögen versetzt. Aus der schrägen Positionierung der Konsolen folgt, dass die oberen Abschlussplatten der Konsolen oft trapezförmig, nicht rechteckig, und die Seiten der Konsolen ungleich hoch sind. Die halbrunden Blendbögen sind alle leicht gestelzt. Die Werksteine befinden sich in situ und gehören zum Gründungsbau der 1070er-Jahre.

Kat. 51

Kat. 52.1

Kat. 52.2

Kat. 52.3

2.3.2.2 Konsolen Kat. 51  (Pos. 313) Gekehlte Konsole mit Lan­ zettblättern: Oberfläche stark erodiert; starker

Flechtenbewuchs; wahrscheinlich mit Konservierungsmittel überzogen; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 11 cm, Br. o. 12 cm, H. li. 14 cm, H. re. 16 cm, T. 4 cm. Auf die leicht gekehlte Front sind drei Lanzettblätter (Br. 4,5 cm) aufgelegt, die beiden äusseren übereck; die Blattränder berühren sich. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Flanken nachweisbar; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Sekundärliteratur: Keck/Stöckli 1995, 230 Abb. 7. Kat. 52 (Pos. 314) Blattkonsole: Oberfläche

e­ rodiert; Ecken oben weggebrochen; wahrscheinlich mit Konservierungsmittel überzogen; starker Flechten­ bewuchs; Sandstein ähnlich Kat.  51; Schichtung unklar; Br. u. 9,5 cm, Br. o. 12 cm, H. li. 13 cm, H. re. 14,5 cm, Ü. 5,5 cm. Auf die gekehlte Front ist auf den seitlichen Kanten je ein Blatt übereck aufgelegt, in der Mitte der Front durch eine Rille getrennt; oben ein Überfall, der über die gesamte Breite der Konsole reicht. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Flanken erhalten; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

232

Kat. 50  Das Nordende des östlichen Blend­

–  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 194) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942.

bogen­frieses Pos. 71, gegen Westen. Zwischen den Konsolen Kat. 34 und Kat. 35 die beiden übereck gestellten Quader Kat. 50. Kat. 51  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 52  Konsole. 1 Gegen Südwesten; 2 und 3 Gips­kopie von 1942 (M. 1:4). Der damals fest-

gehaltene Zustand zeigt Details, z. B. am unteren Ende der Konsole, die heute zerstört sind.

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 53  (Pos. 315) Gekehlte Konsole mit Blatt:

Oberfläche stark erodiert; Ecken oben abgebrochen; wahrscheinlich mit Konservierungsmittel überzogen; starker Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein (trotzdem ähnlich wie Kat. 51), einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauer­ haupt; Br. u. 10 cm, Br. o. 11,5 cm, H. li. 13 cm, H. re. 16 cm, Ü. 7 cm. Auf die gekehlte Front aufgelegtes Zungenblatt, das zweifach randparallel gekerbt ist; durch den seitlichen Einzug der Grate entsteht in der Mitte oben eine tropfenförmige Kerbe; oberer Abschluss abgebrochen; die Konsole wurde der Schräge des Frieses durch Nacharbeiten angepasst. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Flanken erhalten; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942. Kat. 54  (Pos. 316) Gefaste Konsole: Oberflä-

che erodiert; Platte zerstört; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein (trotzdem ähnlich wie Kat. 51), einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 11,5 cm, Br. o. 14,5 cm, H. li. 10 cm, H. re. 12 cm, Ü. 6 cm. Profil: Schmiege mit Relief, Platte (H. ca. 3 cm); auf der Schmiege eine leicht vorstehende, schildförmige Fläche, die oben an die Platte stösst; auf der Fläche eine bombierte Form (H. 1,7 cm) mit gleichem Umriss. Weder Werkzeug noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942.

Kat. 53

Kat. 54

Kat. 6

10 cm

Kat. 8

0

Kat. 55  (Pos. 317) Konsole: unbeschädigt; Ober-

fläche erodiert, Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung wohl vertikal und rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. 12 cm, H. 13 cm, Ü. 5,5 cm. Haupt karniesförmig (steigend) profiliert; rechte/westliche untere Ecke für passenden Versatz abgeschlagen, Platte oben trapez­ förmig, nicht rechteckig. Spuren von horizontal geführtem Flacheisen an Front; Weiss mit rotem Fugen­strich an den Flanken erhalten; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 55.1

Kat. 55.2

10

0

0

20 cm

10

20 cm

Kat. 56  (Pos. 318) Konsole mit Lanzettblät­ tern: Typ wie Kat. 57; unbeschädigt; Oberfläche

erodiert; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 11 cm, Br. o. 12 cm, H. li. 15 cm, H. re. 19 cm, Ü. 4,5 cm. Front leicht gekehlt, mit drei gekerbten Lanzettblättern belegt, deren Spitzen oben die Platte berühren; die seitlichen Blätter übereck angeordnet. Weder Werkzeugspuren noch Farboder Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 192) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB. Kat. 57  (Pos. 323) Konsole mit Lanzettblät­ tern: Typ wie Kat. 56; Oberfläche erodiert; Platte

der Front abgebrochen, Brandrötung an Kanten; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br.  u. 9 cm,

Kat. 56

Br. o. 12 cm, H. 17 cm, Ü. 4,5 cm. Front leicht gekehlt, mit drei gekerbten Lanzettblättern belegt, deren Spitzen oben die Platte berühren; die seitlichen Blätter übereck angeordnet. Keine Werkzeug­ spuren zu erkennen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?); vermutlich Fassung I; Fugenmörtel und Kalkung an den Flanken nachweisbar.

Kat. 57

Kat. 53  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 54  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 55  Konsole. 1 Gegen Südwesten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4). Kat. 56  Konsole, gegen Südwesten. Kat. 57  Konsole, gegen Südosten.

233

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 6

10 cm

Kat. 8

0 Kat. 59.2

Kat. 58

Kat. 59.1 0

20 cmKat. 59.3

10

Kat. 58 (Pos. 324) Konsole: Oberfläche stark

erodiert; oberer Teil abgebrochen; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; B. u./o. 12 cm, H. li. 19 cm, H. re. 17 cm, Ü. 3,8 cm. Relief stark erodiert, wohl wie Kat. 56 mit Lanzettblättern zu rekonstruieren. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?); vermutlich Fassung I; Fugenmörtel und Kalkung an den Flanken nachweisbar.

Kat. 6

10 cm 1010

00

cm 2020cm

Kat. 8

Kat. 59  (Pos. 325) Gekehlte Konsole mit Lan­ zettblättern: Oberfläche fast intakt; Kanten und

Ecken leicht bestossen; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 10 cm, Br. o. 11 cm, H. li. 16 cm, H. re. 13,5 cm, Ü. 5,5 cm. Auf der Front drei Lanzettblätter, wobei die seitlichen nur im Ansatz ausgeführt sind. Spuren von diagonal geführtem Beizeisen auf den Blättern; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?); vermutlich Fassung I; Fugenmörtel und Kalkung an den Flanken nachweisbar.

0

10

0

Kat. 60  (Pos. 326) Rechteckige Konsole: Ober-

fläche erodiert; Kanten bestossen; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. 11 cm, H. 13 cm, Ü. 4 cm. Unteres Ende viertelrund; keine Reliefierung der Front. Spuren von vertikal und horizontal geführtem Flacheisen auf der Front zu erahnen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?); vermutlich Fassung I; Fugenmörtel und Kalkung an den Flanken nachweisbar.

Kat. 60.2

Kat. 60.1

0

20 cm

10

20 cm

Kat. 61

Kat. 61  (Pos. 327) Gefaste Konsole: Oberfläche

erodiert; Kanten und Ecken bestossen; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Steinschichtung nicht zu eruieren; Br. 12 cm, H. li. 15 cm, H. re. 12,5 cm, Ü. 4 cm. Auf der Front zwei gekerbte Mondsicheln, die sich nach den Seiten öffnen. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?); vermutlich Fassung I; Fugenmörtel und Kalkung an den Flanken nachweisbar.

234

Kat. 58  Konsole, gegen Südosten. Kat. 59  Konsole. 1 Gegen Südosten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4); 3 Horizontalschnitt (M. 1:4). Kat. 60  Konsole. 1 Gegen Südosten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4). Kat. 61  Konsole, gegen Südosten.

C  Katalog der Bauplastiken

2.3.2.3 Blendbögen Kat. 62 (Pos. 309) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; Abplatzun-

gen; Flechtenbewuchs; Brandrötung; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung horizontal; Br. tot. 50,5 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bogen 41,5 cm, H. Bogen 23 cm, T. Bogen 3–4,5 cm, Dm. Spirale 20,5 cm, St./H. Spirale 3 cm. Im Bogenfeld, unten bündig mit der Werksteinkante, das scheibenförmige Hochrelief einer Spirale aus einem im Querschnitt halbrunden Wulst. Spuren von Spitz und Flacheisen auf Feld und Unterseite des Bogens; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) am unteren Fugenbereich sowie im Bogenfeld nachweisbar; wohl Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 193) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB. –  Sekundärliteratur: Keck/Stöckli 1995, 230 Abb. 7.

Kat. 62.1

Kat. 62.2

Kat. 63

Kat. 64.1

Kat. 64.2

Kat. 64.3

Kat. 63 (Pos. 310) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: über dem Bogen Abplatzungen;

Flechtenbewuchs; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm, grosse, grobkörnige Nester; Schichtung horizontal; Br. tot. 50,5 cm, H. tot. 34 cm, Dm. Bogen 40 cm, H. Bogen 23 cm, T. Bogen 3–4 cm. Im Bogenfeld das Hochrelief einer zehnblättrigen Blüte mit spitzen Blättern, welche die Höhe des Bogenfeldes ganz ausfüllen; auf der Blüte ist konzentrisch eine zweite eingraviert, deren zehn Blattspitzen auf die Buchten zwischen den äusseren Blättern treffen. Spuren von Flacheisen an der Bogenunterseite nachweisbar, auf dem Bogenfeld Spuren von Spitzeisen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) am unteren Fugen­ bereich nachweisbar; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 16 246) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942. –  Sekundärliteratur: Keck/Stöckli 1995, 230 Abb. 7. Kat. 64a und b  (Pos. 311a und b) Rechteckiger Werk­stein mit zwei Blendbögen (Kat. 64a: öst-

licher Bogen; Kat. 64b: westlicher Bogen): Oberfläche erodiert; Abplatzungen, das Motiv von Kat. 64a ist stark zerstört; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich, Gesteinstyp wie bei Blendbögen der Ostfassade; Schichtung horizontal; Br. tot. 99,5 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bögen 38–39 cm, H. Bögen 22 cm, T. Bögen 5 cm. Im östlichen Bogenfeld wenige Reste eines kreisrunden Motivs, von dem aber nur noch der Umriss erhalten ist (Spirale wie Kat. 62?); im westlichen Bogenfeld eine neunblättrige Blüte (Dm. 22 cm), bis 5 cm über den Reliefgrund vorstehend; die fleischigen, spitz endenden Blätter auf dem Rücken mit Grat, Stempel in der Mitte nur noch zu erahnen. Spuren von Spitzeisen auf dem Bogenfeld und über dem Bogen von Flacheisen zu erkennen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) am unteren Fugenbereich nachzuweisen; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942.

Kat. 62  Blendbogen. 1 Gegen Südwesten; 2 Spirale, Gipskopie von 1942 (M. 1:5). Die

Spirale weist im Vergleich zum Zustand von 1942 beachtliche Erosions­schäden auf.

Kat. 63  Blendbogen Kat. 63, gegen Südwesten. Kat. 64  Werkstein mit den beiden Blendbögen Kat. 64a (links) und Kat. 64b (rechts). 1 Gegen Südwesten; 2 Blendbogen Kat. 64a, gegen Südwesten; 3 Blendbogen Kat. 64b, gegen Südwesten.

235

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 65 a und b  (Pos. 312) Rechteckiger Werk­ stein mit zwei Blendbögen (Kat. 65a: östlicher

Bogen; Kat. 65b: westlicher Bogen): Oberfläche unregelmässig erodiert (Mergel herausgewittert); bestossen; Abplatzungen; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung wohl vertikal und parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 106 cm, H. tot. 34,5 cm; östlicher Bogen: Dm. 41 cm, H. 25 cm, T. 4,5–5,5 cm; westlicher Bogen: Dm. 41,5 cm, H. 25,5 cm, T. 4,5– 5,5 cm. Im östlichen Bogenfeld eine zehnblättrige (Dm. 22 cm), im westlichen Bogenfeld eine elfblättrige Blüte (Dm. 21 cm); Ausführung wie bei Kat. 64b. Spuren von Spitzeisen im Winkel von Bogenuntersicht und Bogenfeld; weder Reste von Farbe noch von anhaftendem Mörtel. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 181) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 19. Mai 1942.

Kat. 65.1

Kat. 66 a und b  (Pos. 319a und b) Rechteckiger Werkstein mit zwei Blendbögen (Kat. 66a: öst-

licher Bogen; Kat. 66b: westlicher Bogen): Oberfläche erodiert; Bogenfeld und Blumen grösstenteils abgeplatzt; Flechtenbewuchs; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 100 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bögen 38 cm, H. Bögen 24 cm, T. Bögen 3 cm. Im östlichen Bogenfeld eine achtblättrige Blüte mit leicht ovalem Umriss (Dm. 22/25 cm), Typ wie Kat. 64b; im westlichen Bogenfeld eine zwölfblättrige Blüte (Dm. 22 cm), wohl Typ wie Kat. 63. Spuren auf der Bogen­unterseite von Flacheisen, auf dem Bogenfeld von Spitzeisen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) am unteren Fugenbereich nachweisbar; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 65.2

Kat. 65.3

Kat. 66

Kat. 65  Werkstein mit den beiden Blendbögen Kat. 65a (links) und Kat. 65b (rechts). 1 Gegen Südosten; 2 Blendbogen Kat. 65a, gegen Süd­ westen; 3 Blendbogen Kat. 65b, gegen Südwesten. Kat. 66  Werkstein mit den beiden Blendbögen

Kat. 66a (links) und Kat. 66b (rechts), gegen Südosten.

236

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 67 a und b  (Pos. 320a und b) Recht­eckiger Werkstein mit zwei Blendbögen (Kat. 67a: öst-

licher Bogen; Kat. 67b: westlicher Bogen): östlicher Bogen durch Abplatzungen weitgehend zerstört; westlicher Bogen erodiert, Motiv im Bogen abgeplatzt; Brand­rötung; Flechtenbewuchs; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung vertikal, parallel zum Mauer­ haupt; Br. tot. 114 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bögen 44,5 cm, H. Bögen 23,5 cm, T. Bögen 4–5 cm. In den Bogenfeldern geringe Reste von Motiven mit runder Kontur (Dm. 21,5–22 cm): möglicherweise beide vom gleichen Typ wie Kat. 62. Spuren von Spitzeisen auf dem Bogenfeld; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) am unteren Fugenbereich nachweisbar; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 68 (Pos. 321) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; Bogenfeld

Kat. 67

abgeplatzt und Motiv grösstenteils auch; Brandrötung an oberer westlicher Ecke; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 50,5 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bogen 40 cm, H. Bogen 23 cm, T. Bogen 3,5 cm. Im Bogenfeld geringe Reste von zwei fiederspaltigen Blattspreiten; die Stiele unten bündig mit dem Rand des Werksteins. Spuren von Spitzeisen auf dem Reliefgrund; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) am unteren Fugenbereich nachweisbar; vermutlich Fassung I, keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 69 (Pos. 322) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; Bogenfeld

teilweise, Motiv ganz abgeplatzt; Brandrötung; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. 51 cm, H. 34,5 cm, Dm. Bogen 40 cm, H. Bogen 23 cm, T. ­Bogen 4,5 cm. Spuren von Spitzeisen im Winkel von Bogenfeld und Bogenuntersicht, Spuren von Flacheisen auf der Bogenfläche; Weiss mit rotem Fugenstrich am unteren Fugenbereich nachweisbar; vermutlich Fassung I; keine anhaftende Mörtelreste.

Kat. 68.2

Kat. 68.1

Kat. 69

Kat. 67  Werkstein mit den beiden Blendbögen

Kat. 67a (links) und Kat. 67b (rechts), gegen Südosten. Kat. 68  Blendbogen. 1 Gegen Südosten; 2 gegen Südwesten. Kat. 69  Blendbogen, gegen Südwesten.

237

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 6 10 cm

0

10 cm

10 cm

0

0

Kat. 8

Kat. 71.2

0 Kat. 70

10

20 cm

Kat. 71.1

Kat. 71.3

von Spitzeisen und Beizeisen, an der nördlichen Flanke oben ein Randschlag (Br. 0,5 cm). Im unteren Bereich an der Fuge Reste von Weiss (Kalkfarbe?) zu erkennen; ockerfarbener Schleier; Fassung offen; keine anhaftenden Mörtelreste.

2.3.3 Westfassade: Fries Pos. 49

Der Fries hat zwei verschieden gestaltete Enden. Im Norden schliesst ein Kasten aus Konsolen, Steinplatten und Backsteinen den Fries ab. Im Süden läuft der Fries ohne Gestaltung aus, er endet abrupt. Die Beschreibung der Werksteine erfolgt von Süden nach Norden.

Kat. 73  (Pos. 293) Gekehlte Konsole mit glat­ ter Front: gleicher Typ wie Kat. 76, Kat. 78–81 so-

wie Kat. 83; Oberfläche erodiert; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 9,5 cm, Br. o. 12 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3,5 cm, Ü. 9,5 cm. Spuren von diagonal geführtem Flacheisen auf der Nordflanke; im südlichen unteren Bereich der Konsole winzige Kalkungsreste (Kalkfarbe?), Fassung nicht bestimmbar; unten auf der Nordseite rötlicher harter Mörtel.

2.3.3.1 Gemeinsame Eigenschaften der Werksteine

Die hochrechteckigen Konsolen und Blendbögen sind Teile eines Frieses unter dem Traufgesims, der die Westfassade des Nordquerhauses abschliesst. Die in die Werksteinoberflächen eingegrabenen halbrunden Blendbögen sind leicht gestelzt. Die Werksteine befinden sich in situ. Sie gehören dem Gründungsbau der 1070er-Jahre an.

Kat. 71.4

2.3.3.2 Konsolen Kat. 70  (Pos. 290) Hochrechteckige Konsole: Oberfläche erodiert; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal; Br. 11,5 cm, H. 14,5 cm. Front mauerbündig, ohne Relief oder Kehlung. Weder Werkzeug- noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste. Kat. 71 (Pos. 291) Konsole mit Zahnfries:

Oberfläche erodiert; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br.  u. 12 cm, Br.  o. 13,5 cm, H. tot. 13 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 5 cm; Profil: Schmiege (H. 4 cm), einfach getreppter ZahnKat. 6 fries, Platte. Die je drei Zähne der beiden übereinander angeordneten Friese sind unterschiedlich gross, die beiden äusseren des unteren Frieses sind auf Lücke gesetzt. Weder Werkzeug- noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 190) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB.

Kat. 72.1

Kat. 70  Konsole, gegen Nordosten.

10 cm

10 cm

Kat. 71  Konsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4); 3 Horizontalschnitt (M. 1:4); 4 Die Gipskopie von 1942 zeigt eine

Kat. 72  (Pos. 292) Gekehlte Konsole mit Halb­ rundstab: Typ wie Kat. 21 und Kat. 86; vgl. auch

Kat. 8 Kat. 32; Oberfläche erodiert; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung wohl horizontal; Br. u. 9,5 cm, Br. o. 12 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 7 cm. An eine flache glatte Kehle schliesst oben 0 ein horizontaler Halbrundstab an, der von der Platte oben durch eine Kerbe abgesetzt ist. Spuren

weniger erodierte Oberfläche im Vergleich zum heutigen Zustand (M. 1:4). Kat. 72  Konsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4).

0 Kat. 72.2

238 0

Kat. 73

10

20 cm

Kat. 73  Konsole, gegen Nordosten.

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 74 (Pos. 294) Gekehlte Konsole mit Zungen­blatt: unbeschädigt; Oberfläche erodiert;

wahrscheinlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 11,5 cm, Br. o. 12,5 cm, H. tot. 14,5 cm, H. Platte 3,3 cm, Ü. 11,5 cm. Auf die Kehle der Front ist ein Zungenblatt aufgelegt, das gleich breit ist wie die Konsole; das runde Blattende fällt über und löst sich von der Platte. Weder Werkzeug- noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 42 191) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB. Kat. 75 (Pos. 295) Gekehlte Konsole mit Lanzett­blättern: unbeschädigt; Oberfläche wenig

erodiert; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 13 cm, Br. o. 13 cm, H. tot. 14,5 cm, H. Platte 3,5 cm, Ü. tot. 13 cm, Ü. über Fassade 4,5 cm. Auf die Kehle gelegt sind drei gekerbte Lanzettblätter (Br. 3 cm ohne Randböschung), die die Breite der Konsole nicht ganz füllen. Spuren von Flach- und Spitzeisen; durch Verwitterung und/oder Konservierungsmittel ursprüngliche Farbigkeit nicht erkennbar, möglicherweise vergipste Kalkung, Reste nur an geschützter Nord- und Südseite des Werkstücks erhalten; kein anhaftender Mörtel. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 16 278) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB.

Kat. 6 Kat. 74.1

10 cm

Kat. 74.2

10 cm

10 cm

0

0

Kat. 8

0

Kat. 75.2

Kat. 76  (Pos. 296) Gekehlte Konsole mit glat­ ter Front: gleicher Typ wie Kat. 73, Kat. 78–81 und

Kat. 83; Oberfläche stark erodiert; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal und parallel zum Mauerhaupt (?); Br. u. 11,5 cm, Br. o. 13 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3,5 cm, Ü. 5,3 cm. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Fugenmörtel über die Flanken gezogen. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 16 278) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB.

Kat. 75.1 0

10

20 Kat. cm 75.3

Kat. 76

Kat. 74  Konsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Gips­

kopie von 1942. Seitenansicht.

Kat. 75  Konsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikal­ schnitt (M. 1:4); 3 Horizontalschnitt (M. 1:4). Kat. 76  Konsole, gegen Nordosten.

239

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 77 (Pos. 297) Gekehlte Konsole mit Zungen­blatt: Oberfläche leicht erodiert; an der

Blattspitze bestossen; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Steinschichtung parallel zum Mauerhaupt; Br. u. 11 cm, Br. o. 12,5 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 2,5 cm, Ü. 5,5 cm. Auf die steile Kehle der Front ist ein Zungenblatt aufgelegt, das wenig ­schmaler ist als die Konsole; das runde Blattende fällt über und löst sich von der Platte; auf dem Blatt­ rücken eine Kerbe in der Mittelachse. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; kleinste Reste von Kalk nachweisbar; Fassung nicht bestimmbar; Fugenmörtel an den Flanken auf die Konsole gezogen. Kat. 78 (Pos. 298) Gekehlte Konsole mit ­glatter Front: gleicher Typ wie Kat. 73, Kat. 76,

Kat. 79–81 und Kat. 83; Oberfläche stark erodiert; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger, aber heterogener Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. u. 10 cm, Br. o. 13 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 4 cm. Weder Werkzeug- noch Farbspuren zu erkennen, Mörtel an den Flanken.

Kat. 6

10 cm

10 cm

0

0

Kat. 8

Kat. 77.1

Kat. 77.2

0

10

20 cm

Kat. 79 (Pos. 299) Gekehlte Konsole mit ­glatter Front: gleicher Typ wie Kat. 73, Kat. 76,

Kat.  78, Kat. 80 und Kat. 81; Oberfläche stark erodiert; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen. Sehr feinkörniger, erstaunlich heterogener Sandstein (gleich wie Kat. 78), einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. u. 10 cm, Br. o. 13,2 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3,5 cm, Ü. 4 cm. Weder Werkzeug- noch Farbspuren zu erkennen; Mörtel an den Flanken.

Kat. 80 (Pos. 300) Gekehlte Konsole mit ­glatter Front: gleicher Typ wie Kat. 73, Kat. 76,

Kat. 78

Kat. 79

Kat. 80

Kat. 81

Kat. 78–79 und Kat. 81 sowie Kat. 83; Oberfläche erodiert; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger, erstaunlich heterogener Sandstein (ähnlich Kat. 78), einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. u. 11 cm, Br. o. 12,5 cm, H. tot. 13 cm, H. Platte 4 cm, Ü. 3 cm. Weder Werkzeug- noch Farbspuren zu erkennen; Mörtel an den Flanken.

Kat. 81 (Pos. 301) Gekehlte Konsole mit ­glatter Front: gleicher Typ wie Kat. 73, Kat. 76,

Kat. 78–80 und Kat. 83; Oberfläche stark erodiert; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; Sandstein, weder Korngrösse noch Schichtung zu eruieren; Br. u. 11 cm, Br. o. 13 cm, H. tot. 14,5 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 4 cm. Weder Werkzeug- noch Farbspuren zu erkennen; Mörtel an den Flanken.

Kat. 77  Konsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4). Kat. 78  Konsole, gegen Nordosten. Kat. 79  Konsole, gegen Nordosten. Kat. 80  Konsole, gegen Nordosten. Kat. 81  Konsole, gegen Nordosten.

240

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 82  (Pos. 302) Gekehlte Konsole mit glat­ ter Front: Oberfläche erodiert; vermutlich mit

Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger, erstaunlich heterogener Sandstein (ähnlich Kat. 78), einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. u. 11 cm, Br. o. 13,5 cm, H. tot. 14,5 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 3,5 cm. In der Ansicht trapezförmiger Werkstein; unter der Abschlussplatte oben eine Rille, davon ausgehend ein nach unten auslaufendes Karnies; vgl. Kat. 24. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Flanken nachweisbar; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 83 (Pos. 303) Gekehlte Konsole mit ­glatter Front: gleicher Typ wie Kat. 73, Kat. 76,

Kat. 78–81; Ober­fläche wenig erodiert; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger, erstaunlich heterogener Sandstein (ähnlich Kat. 78), einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br.  u. 11,5 cm, Br.  o. 13 cm, H. tot. 13,5 cm, H. Platte 4 cm, Ü. 4,5 cm. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Flanken nachweisbar; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 84 (Pos. 304) Gekehlte Konsole mit Lanzett­blättern: Oberfläche erodiert; vermutlich

mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 10 cm, Br. o. 10,5 cm, H. tot. 14,2 cm, H. Platte 2,8 cm, Ü. 4 cm. Auf die Front gelegt sind drei gekehlte Lanzettblätter (Br. 4 cm), die beiden äusseren übereck. Weder Werkzeug- noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste.

Kat.Kat. 6 82

Kat. 85 (Pos. 305) Gekehlte Konsole mit Lanzett­blättern: Oberfläche erodiert; leicht be­

10 cm

stossen; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; Br. u. 8,5 cm, Br. o. 11 cm, H. tot. 14 cm, H. Platte 3,2 cm, Ü. 7 cm. Auf die Front sind zwei v-förmig angeordnete gekerbte Lanzettblätter gelegt. Weder Werkzeug- noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste.

Kat. 8

0

Kat. 83.2

Kat. 6 Kat. 83.1

10

0

20 cm 10 cm

Kat. 8

10

0

20 cm

0

10

Kat. 0 84.1

Kat. 84.2

20 Kat. cm 84.3

Kat. 85

Kat. 82  Konsole, gegen Nordosten. 10

0 0

20 cm 10

Kat. 83  Konsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikal-

schnitt (M. 1:4).

Kat. 84  Konsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikal20 cm schnitt (M. 1:4); 3 Horizontalschnitt (M. 1:4). Kat. 85  Konsole, gegen Nordosten.

241

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 86  (Pos. 306) Gekehlte Konsole mit Halb­ rundstab: Typ wie Kat. 21 und Kat. 72; Oberfläche

erodiert; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; B. u. / Br. o. 10,5 cm, H. 14 cm, H. Platte 3,3 cm, Ü. 5; T. 39 cm. Weder Werkzeug noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste. Kat. 87  (Pos. 307) Gefaste Konsole: Oberflä-

che kaum erodiert; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; B. u. / Br. o. 9,7 cm, H. tot. 13,5 m, H. Platte 2,5 cm, Ü. 5 cm, T. 13,5 cm; Profil: Schmiege (H.  11 cm), 1,3 cm vorkragende Platte. Auf die Schmiege gelegt ein lyraförmiger Grat, der an den Enden nach aussen eingerollt ist, ähnlich Kat. 88. Spuren von Beizeisen auf dem Reliefgrund; Weiss mit rotem Fugenstrich an den Fugen nachweisbar; Fassung I; Oberfläche vergipst, Farbton nicht erkennbar an den wenigen Stellen; keine Reste von anhaftendem Mörtel.

Kat. 87

Kat. 86

Kat. 88  (Pos. 308) Gekehlte Konsole: Oberflä-

che stark erodiert; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Mauerhaupt; B. u. / Br. o. 9,5 cm, H. tot. 17,8 cm, H. Platte 2,5 cm, Ü. 4,5 cm; T. 103 cm [sic]. Auf die gekehlte Front aufgelegt in v-förmiger Grat, der an den Enden nach aussen eingerollt ist, ähnlich Kat. 87. Weder Werkzeug- noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste. 2.3.3.3 Blendbögen Kat. 89 (Pos. 282) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche erodiert; Südseite

Kat. 88

beschädigt; Brandrötung nur an der oberen, rechten Kante; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 57 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bogen 43,5 cm, H. Bogen 23,5 cm, T. Bogen 5 cm. Im Bogenfeld eine fiederspaltige Blattspreite mit drei spitzen Enden (Dreiblatt, stilisierte Lilie); Stiel reicht unten bis zur Werksteinkante; die mittlere Spitze der Blattspreite berührt oben den Bogen; Blattspreite 4 cm stark; Lappenkanten leicht angeböscht; Lappenflächen gekerbt (T. 1 cm); gleicher Blattyp wie Kat. 49. Keine Werkzeugspuren; auf dem nördlichen Blattteil Gipskruste auf der Oberfläche, ob darin aber noch Farbspuren enthalten sind, ist offen; erodierte Stellen übertüncht; keine anhaftenden Mörtelreste. Kat. 90 (Pos. 283) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche stark erodiert; ver-

mutlich mit Konservierungsmittel überzogen; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 57,5 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bogen 44 cm, H. Bogen 23,5 cm, T. Bogen 5,5 cm. Im Bogenfeld eine fiederspaltige Blattspreite (Dreiblatt, stilisierte Lilie); vgl. Kat. 89. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) erkennbar; Fassungsphase nicht bestimmbar; auf erodierter Oberfläche Kalkreste.

Kat. 89

Kat. 90

Kat. 86  Konsole, gegen Nordosten. Kat. 87  Konsole, gegen Nordosten. Kat. 88  Konsole, gegen Nordosten. Kat. 89  Blendbogen, gegen Nordosten. Kat. 90  Blendbogen, gegen Nordosten.

242

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 91  (Pos. 284) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche wenig erodiert; mit Kon-

servierungsmittel überzogen; Sandstein mittlerer Korngrösse; gelb oxidierte Linien senkrecht zur Fassade; Schichtung wohl vertikal und parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 57 cm, H. tot. 34,5 cm, Dm. ­Bogen 44 cm, T. Bogen 7,5–8 cm, H. Bogen 22,5 cm, St. Blatt 2 cm. Im Bogenfeld eine fiederspaltige Blattspreite (Dreiblatt, stilisierte Lilie); vgl. Kat. 89. Werkzeugspuren vgl. Kat. 92. Weisse Farbpartikel (ca. 2 mm) (Kalkfarbe?); Fassungsphase nicht bestimmbar; Fugenmörtel wurde auf das Werkstück hinausgestrichen. Kat. 92  (Pos. 285) Rechteckiger Werkstein mit Blendbogen: Oberfläche wenig erodiert; vermut-

lich mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 57, H. tot. 34,5 cm, Dm. Bogen 44 cm, T. Bogen 10,5 cm, H. Bogen 23,5 cm, St. Blatt 3 cm. Im Bogenfeld eine fiederspaltige Blattspreite (Dreiblatt, stilisierte Lilie); vgl. Kat. 89, Blattspreite hier aber nicht gekerbt. Spuren von Spitzeisen auf Bogen, Bogenfläche und Blattspreite (Dreiblatt, stilisierte Lilie); Flacheisen auf dem Bogen und seiner Unterseite, nicht einheitlich ausgerichtet geführt; auf dem mittleren und nördlichen Blatt eine vergipste Farbschicht, Farbton nicht erkennbar, in der unteren nördlichen Ecke kleinste Reste von vermutlicher Kalkung; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 91

Kat. 92

Kat. 93 a und b  (Pos. 286) Rechteckiger Werk­ stein mit zwei Blendbögen: Oberfläche wenig

erodiert; sehr feinkörniger, aber heterogener (erodierte Mergelklumpen?) Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 112 cm, H. tot. 34,5 cm; nördlicher Bogen: Dm. 43,8 cm, T. 4 cm, H. 24 cm, H. 3,5 cm; südlicher Bogen: Dm. 43 cm, T. 11,5–12 cm, H. 23,5 cm, St. Blatt 5 cm. In den Bogenfeldern je eine fiederspaltige Blattspreite (Dreiblatt, stilisierte Lilie); vgl. Kat. 89. Werkzeugspuren vgl. Kat. 92; deutliche Farbpakete auf den Blättern, heute verschwärzt, ursprünglicher Farbton nicht erkennbar; Fassungsphase nicht bestimmbar; Fugenmörtel auf Werkstück gezogen. –  Eine Gipskopie (Lfd.-Nr. 16 278) des Werksteins befindet sich im Depot des ADB.

Kat. 93

Kat. 94 a und b (Pos. 287a–b) Rechteckiger Werkstein mit zwei Blendbögen: Oberfläche

erodiert; Abplatzungen; mit Konservierungsmittel überzogen; sehr feinkörniger, heterogener Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich, ein Kohlepartikelchen; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 115 cm, H. tot. 34,5 cm; nördlicher Bogen: Dm. 43,8 cm, T. 3,8 cm, H. 24,5 cm; südlicher Bogen: Dm. 43,8 cm, T. 3,8–4,5 cm, H. 24 cm. In den Bogenfeldern je eine fiederspaltige Blattspreite (Dreiblatt, stilisierte Lilie); vgl. Kat. 89. Werkzeugspuren vgl. Kat. 92. Auf Blättern vergipste Farbspuren (Farbton?) erkennbar, unterhalb der oberen Fuge Reste von Kalkung; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 94

Kat. 91  Blendbogen, gegen Nordosten. Kat. 92  Blendbogen, gegen Nordosten. Kat. 93  Werkstein mit den beiden Blendbögen

Kat. 93a (links) und Kat. 93b (rechts), gegen Südosten.

Kat. 94  Werkstein mit den beiden Blendbögen

Kat. 94a (links) und Kat. 94b (rechts), gegen Südosten.

243

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 95 a und b (Pos. 288a–b) Rechteckiger Werkstein mit zwei Blendbögen: Oberfläche

erodiert; Abplatzungen; vermutlich mit Konservierungsmittel überzogen; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 115 cm, H. tot. 34,5 cm; nördlicher Bogen: Dm. 43,8 cm, T. 3,8 cm, H. 24,5 cm, St. Blatt 3,5 cm; südlicher Bogen: Dm. 43,8 cm, T. 3,8– 4,5 cm, H. 24 cm, St. Blatt 3,5–4 cm. In den Bogenfeldern je eine fiederspaltige Blattspreite (Dreiblatt, stilisierte Lilie); vgl. Kat. 89. Werkzeugspuren vgl. Kat. 92; stark verschmutzte Spuren von Weiss (Kalkfarbe?) unterhalb der Trauffuge zu erkennen; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 96 (Pos. 289) Rechteckiger Werkstein mit vier Blendbögen: Oberfläche erodiert; Ab-

platzungen; mit Konservierungsmittel überzogen; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; Br. tot. 203 cm, H. tot. 34 cm; nördlicher Bogen: Dm. 38 cm, T. 4 cm, H. 21,8 cm; zweiter Bogen von N: Dm. 37 cm, T. 4 cm, H. 22 cm; zweiter Bogen von S: Dm. 38 cm, T. 3,5 cm; H. 22,2 cm; südlicher Bogen: Dm. 37 cm, T. 3,5–4 cm, H. 22,2 cm. In den Bogenfeldern je eine fiederspaltige Blattspreite (stilisierte Lilie), vgl. Kat. 89. Werkzeugspuren vgl. Kat. 92. Auf dem Blatt vergipste Farbspuren (Farbton?) erkennbar, unterhalb der oberen Fuge Reste von Kalkung mit aufliegender roter Fugenmalerei und diagonal von

Norden nach Süden verlaufendem rotem Strich auf weissem Untergrund, winzige Spuren von Grau oder Schwarz, deutliche rote Spuren auf ockerweissem Grund auf der unteren Fuge des Werkstücks; Fassung I und evtl. später; keine anhaftenden Mörtelreste.

Kat. 95

Kat. 96

Kat. 95  Werkstein mit den beiden Blendbögen

Kat. 95a (links) und Kat. 95b (rechts), gegen Südosten.

Kat. 96  Werkstein mit den vier Blendbögen

Kat. 96a (links) bis Kat. 96d (rechts), gegen Nordwesten.

244

C  Katalog der Bauplastiken

2.4 Reliefsteine (Kat. 97–106)

2.4.2 Floral-geometrisch

2.4.1 Figürlich

Kat. 99 (Pos. 328) Giebelstein mit Kreuzrelief:

Kat. 97 (Pos. 255) Rechteckiger Werkstein mit figürlichem Flachrelief: Oberfläche ero-

diert, stellenweise abgeplatzt; Spuren von Stahlbürste; Sandstein mittlerer Korngrösse, viele Glimmer in der Ober­fläche; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; L. 33 cm, H. 21 cm, T. nicht messbar, RT 0,5 cm. Die eingravierten Kerben zeichnen wohl ein frontal dargestelltes menschliches Haupt oder ein nach rechts gewandtes Tier nach; Reliefdeutung nach Variante Haupt: spitz­ ovaler Kopf, Mulde des Mundes noch erkennbar, Haare mittig gescheitelt und strähnig zur Seite ausschwingend; links bzw. nördlich sind sieben Strähnen zu zählen; es ist offen, ob die trapezförmige Fehlstelle unter dem Kopf mit dem Hals in Verbindung zu bringen ist. Reliefdeutung nach Variante Tier: ovaler Rumpf auf zwei Beinen, zwischen denen die Relieffläche ausgebrochen ist; Schwanz mit sieben Strähnen nach links bzw. nach N; breiter Hals nach rechts, Kopf zerstört. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Spuren weisser Farbe (Kalkfarbe?) nur auf bereits erodierten Stellen zu erkennen: wohl nachreformatorischer Farbauftrag; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Ostmauer innen, direkt nördlich von Werkstein Kat. 106, noch in situ.

Kat. 97

Oberfläche erodiert; Brandspuren; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung wohl vertikal und parallel zum Mauerhaupt; Br. 45,5 cm, H. 39 cm, RT bis 2 cm. Werkstein mit unregelmässig fünfeckigem Umriss; unten eine segmentförmige Bogennische (H. 5 cm, T. 5 cm) eingegraben; darüber ein hufeisenförmiges Relieffeld, umgeben von einem Rahmen mit deutlicher Böschung; im Feld ein lateinisches Kreuz (H. 29 cm, Br. 26 cm): Der untere Arm des Längsbalkens steht auf dem Rahmen und ist mit ihm verbunden, dagegen sind die sich verdickenden Arme des Querbalkens durch eine bis zum Reliefgrund reichende Kerbe vom Rand getrennt; die Kerbe zwischen dem oberen Arm des Vertikalbalkens und dem Rand reicht dagegen nicht bis zum Grund; in den unteren beiden Winkeln zwischen Kreuz und Rand neigen sich aus den Ecken zwei gekerbte Dreiblätter zum Kreuz; die beiden oberen Winkel sind leer. Weder Werkzeugnoch Farbspuren zu erkennen; auf Rändern Mörtel der Zweitverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordfassade, erneuerte Giebelzone; während der Bauuntersuchungen (1988–1990) freigelegt.

Kat. 98 (Pos. 182) Rechteckiger Werkstein mit Tierrelief: Oberfläche der Westseite erodiert,

auf der Südseite zerstört/abgeplatzt; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; 23 × 15 cm (N–S × E–W); H. 24,5 cm, RT 3 cm. Der Werkstein ist auf Kämpferhöhe eingebaut; das unregelmässig gerahmte Tiefrelief zeigt auf dem zur Vierung / nach Westen gerichteten Haupt ein Tier nach rechts bzw. nach S; das Tier hockt, den rechten Vorderlauf erhoben, die Tatze in Kopfhöhe und das Haupt mit mandelförmigem Auge (Pupille gebohrt) und runden spitzen Ohren nach vorne gereckt; diagonale Rillen auf dem Körper im Nackenbereich stellen die Mähne dar; der Schwanz ist zwischen den Hinterläufen nach vorne gelegt und endet in einer dreiblattartigen Quaste; links über dem Hinterteil zwei Blüten mit je sechs gekerbten Blättern und einem (wohl) ausgebohrten Stempel; unter dem Vorderlauf erscheint ein fächerartiges Motiv, das vermutlich Teil des zerstörten Reliefs auf der Südseite ist. Weder Werkzeug noch Farb- oder Mörtelspuren zu erkennen. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Ostmauer innen, direkt nördlich von Werkstein Kat. 153; noch in situ.

Kat. 98

Kat. 99.1

Kat. 97  Werkstein mit figürlichem Relief, gegen

Südosten.

Kat. 98  Werkstein mit Tierrelief, gegen Osten. 0

10

20 cm

Kat. 99.2

Kat. 99  Giebelstein mit Kreuzrelief. 1 Gegen Süden; 2 Horizontalschnitt (M. 1:5).

245

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 100 (Pos. 605) Rechteckiger Werkstein mit kreuzförmigem Pflanzenrelief: vollständig

erhalten; Oberfläche wenig erodiert; allseitig leicht bestossen; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung horizontal; Br. 36,5 cm, H. 20,3 cm, T. 25 cm, RT 0,3–0,4 cm. Unterseite, linke und rechte Seite: plan; Vorderseite: In einem umlaufenden Rahmen ist mit einfach gekerbten Ranken, vollen und halben Blättern ein Kreuz aus vier Herzen einbeschrieben; die vier Herzen, die Vollblätter mit fünf gekerbten Lappen umschliessen, sind mit einfach gekerbten Klammern verbunden; an den Seiten sowie in den äusseren Zwickeln der Herzranken sind Halbblätter mit drei gekerbten Lappen platziert; zu den Einzelformen vgl. z.  B. Kat. 155. Rückseite: bruchroh; Oberseite: plan. Spuren von Spitz-, Flach- und Zahneisen zu erkennen; weisse Farbreste in den Vertiefungen des Reliefs; feinkörniger Mörtel auf Relief. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, Legende zu Bild Nr. 57: «Stein mit romanischem Flachrelief in der Füllmauer der Vierung Westseite.» –  Sekundärliteratur: Sennhauser 1970, Abb. 181.

Kat. 100.1

Kat. 100.2

Kat. 100.3

Kat. 100  Reliefstein. 1 Oberseite (M. 1:5); 2 Vorderseite (M. 1:5); 3 am Ort seiner Zweit­

verwendung.

246

C  Katalog der Bauplastiken

2.4.3 Geometrisch Kat. 101 (Pos. 329) Rechteckiger, rahmen­ loser Werkstein mit flachem Relief: Oberfläche

erodiert; starker Flechtenbewuchs; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, parallel zum Mauerhaupt; L. 142,5 cm, H. 35 cm, RT bis 1 cm. Zwei übereinander angeordnete Reihen von acht übereck gestellten, sich an den Spitzen berührenden Quadraten, die zusammen die gesamte Fläche ausfüllen; Fläche ungerahmt; die Zwischenräume flach vertieft; vgl. auch Kat. 103. Weder Werkzeugspuren noch Farb- oder anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordfassade, Giebel, noch in situ. Kat. 102 (Pos. 330) Rechteckiger, rahmen­ loser Werkstein mit Ritzmuster: gleicher Typ

Kat. 101

wie Kat. 103; Oberfläche erodiert; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; L. 51,5 cm, H. 16 cm. In die Oberfläche eingeritzt sind drei übereck gestellte, werksteinhohe Quadrate (Seitenlänge 11–11,5 cm). Spuren von Flacheisen; weisse und rote Farbreste, im Bereich der Fuge umlaufend erhalten; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordfassade, über östlicher Ecklisene, wohl bei der Wiederverwendung leicht verschoben eingebaut (vgl. Kap. 4.1.1). –  Sekundärliteratur: Keck/Stöckli, 1995, 230 Abb. 7. Kat. 103 (Pos. 131) Rechteckiger, rahmen­ loser Werkstein mit Ritzmustern: gleicher Typ

wie Kat. 102; Oberfläche stark verwittert, teilweise mit Flechten überzogen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zur Fassade; L. 68 cm, H. 17,8 cm, RT 0,1–0,3 cm. In die Oberfläche eingeritzt sind übereck gestellte, werksteinhohe Quadrate (Seitenlänge 12–14 cm); drei sind erhalten, das rechte/westliche Ende des Steines ist zerstört und könnte ein viertes Quadrat aufgewiesen haben; das linke/östliche Ende des Werksteins wurde schon beim Versetzen angepasst bzw. schräg gekappt; vgl. auch Kat. 101. Weder Werkzeug- noch Farb- oder Mörtelspuren zu erkennen. Datierung: 1070er-Jahre. Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordfassade, über westlicher Ecklisene, noch in situ.

Kat. 103

Kat. 102

Kat. 104

Kat. 104 (Pos. 629) Eckstück eines Werk­ steins mit Bandgeflecht: Oberfläche erodiert;

allseitig bestossen; Flechtenbewuchs; grauer, leicht gelber, sehr feiner und kompakter Sandstein mit muscheligem (conchoidalem) Bruch (ähnlich Kat. 112); Schichtung in der Längsachse des Werksteins, rechtwinklig zum Relief; nicht gelb, eher grau; 29,5 × 23 cm, H. 7,5 cm, RT 0,7 cm. Das diagonal angeordnete orthogonale Geflecht besteht aus einfach gekerbten Bändern; diese enden auf der langen erhaltenen Seite in Schlaufen, auf der kurzen Seite knicken sie rechtwinklig um. Weder Werkzeug- noch Farbspuren oder anhaftender Mörtel zu erkennen. Datierung: 1070er-Jahre. Fundort: nicht dokumentiert.

101  Reliefstein, gegen Südwesten. 102  Reliefstein, gegen Südosten. 103  Reliefstein, gegen Südwesten. 104  Reliefstein (M. 1:4), Vorderseite.

247

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 105.2

Kat. 105.1

Kat. 106

Kat. 105.3

Kat. 105 (Pos. 619)  Quadratischer Werkstein mit gerahmtem Flechtmuster: zwei Ecken weg-

gebrochen; Vorderseite abgespalten; wohl brandgerötet; grauer bis gelblicher, sehr feinkörniger Sandstein, homogen, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Relief; 29,8 × 28,4 cm, St. 10,3 cm, RT 0,5 cm. Rückseite bruchroh; Vorderseite mit umlaufendem Rahmen (Br. bis 2 cm), darin drei mit ihren Spitzen den Rahmen berührende Motive aus einem Band mit geritzter Mittellinie: Ein übereck gestelltes Quadrat ist verschlauft mit ebenfalls sich überkreuzenden, diagonal angeordneten Spitz­ ovalen. Auf der Schmalseite Spuren von Fläche, auf Kanten zur Reliefseite hin Randschlag (diagonal geführtes Beizeisen, Br. 1,5 cm); Spuren von Spitzeisen auf dem Reliefgrund der Vorderseite; weisse Farbschicht, Spuren von hellem Ocker; aufgrund der Farbabfolge vermutlich Fassung I (makro­ skopisch ist keine eindeutige Zuordnung möglich); keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: nordwestlicher Vierungspfeiler, Westseite, unterhalb des Kämpfergesimses Kat. 147, bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt.

248

–  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 23. Juli 1942: «Mit dem abgebildeten, geometrischen Ornament ist ein Sandstein im nordwestlichen Vierungspfeiler unterhalb des Widerlagers vom Nord-Triumphbogen verziert. […] da eingemauert, ist die Dicke des Steines nicht zu bestimmen.» – Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, Abb. 10 (zweites Bild von unten); Sennhauser 1970, Abb. 184.

Fassungsphase offen, eventuell im Zusammenhang mit Eingriffen 1940–1942; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Ostmauer innen, direkt südlich von Werkstein Pos. 255, noch in situ.

Kat. 106 (Pos. 256)  Rechteckiger Werkstein mit Kreisornament: Oberfläche erodiert und be­

stossen; Ecke rechts unten abgebrochen; Sandstein mittlerer Korngrösse wie Kat. 97; Schichtung vertikal, parallel zur Fassade; L. 42 cm, H. 30 cm, RT 0,7 cm. Das Werkstück ist umlaufend gerahmt (Br. Rahmen 1,5 cm); im Feld sich überschneidende Kreise: Der jeweilige Durchmesser von 13,5 cm entspricht der halben H. bzw. einem Drittel der Br. des Relieffelds; auf der horizontalen Mittelachse sind drei sich berührende Kreise angeordnet, davon ausgehend sind um je einen Radius vertikal und horizontal verschoben weitere Kreise eingraviert. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; ockerfarbene Schleier auf weisser Farbe nachzuweisen;

Kat. 105 Reliefstein. 1 Ansicht (M. 1:5); 2 Schrägansicht; 3 vermasste Zeichnung

des Reliefsteins (links) und dessen Verortung am Bau (rechts). Skizze im Tagebuch von Hans R. Hahnloser vom 23. Juli 1942.

Kat. 106  Reliefstein, gegen Nordosten.

C  Katalog der Bauplastiken

2.5 Einzonige Kämpfergesimse (Kat. 107–154) 2.5.1 Tier Kat. 107 (Pos. 366)  Querrechteckiges Kämp­ fergesims mit Schlangenrelief: vollständig er-

halten; Oberfläche leicht erodiert; grauer bis leicht gelblicher Sandstein mittlerer Korngrösse; ähnlich Kat. 156; Schichtung unklar; Br. u. 55,5 cm, Br. o. 58 cm, H. 17,5 cm, T. 10,8 cm, Ü. 2,5 cm, RT 0,8 cm. Unterseite: Ausnehmung (41 × 5 cm; T. 2,5 cm); entlang der linken, der vorderen sowie der rechten Kante gerahmtes flaches Zickzackmuster. Vorderseite: Flachrelief in umlaufendem Rahmen (Br. 2 cm); eine doppelköpfige gewellte Schlange mit offenen Mäulern nimmt in der unteren Hälfte die gesamte Werksteinbreite ein; linker Kopf überkopf, im Maul die Zunge sichtbar, das Auge gebohrt; rechter Kopf «aufrecht», im Maul eine Kugel/Beere; das Auge durch Kreiskerbe markiert; unter dem rechten Kopf ein auf dem Rücken liegender beinloser Vogel mit durch Strichkerben angedeuteten Schwanz- und Flügelfedern; der Vogel scheint mit dem spitzen Schnabel nach der Schlange zu picken; ein links vom Rand abgehendes Wellenband hinter der Schlange kreuzt in der rechten Hälfte die bereits konturierte Schlange und endet im unteren Rahmenbalken; die obere Hälfte der Relieffläche wird von einem frei gravierten Zickzackmuster bedeckt; Freifläche mit Kugeln/Beeren gefüllt (ist das Wellenband eine Ranke, an der Trauben befestigt sind?). Linke und rechte Seite: plan. Rückseite: grob mit Spitzeisen überarbeitet. Oberseite: plan, mit Randschlag. Spuren von Fläche, Spitz- und Schlageisen; sehr kleine Reste von Weiss und Hellgrau in Vertiefungen; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Bogen der inneren Apsis (Apsis 2), südlicher Ansatz; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 1941, Bild Nr. 101: «Kapitäl am Südpfeiler Abside 2.» Sekundärliteratur: Maurer-Kuhn 1971, 21; Reinle 1968, 440 Abb. 470; Sennhauser 1970, Abb. 177.

Kat. 107.1

Kat. 107.2

Kat. 107.3

10 cm

0 Kat. 107.4

0

10

20 cm

Kat. 107.5

Kat. 107  Kämpfergesims mit Schlangenrelief. 1 Ansicht (M. 1:5); 2 Untersicht (M. 1:5); 3 Schrägansicht; 4 Vertikalschnitt (Vorderseite links, M. 1:5); 5 Kämpfergesims in situ. Auf-

nahme vom 3. März 1942.

249

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 108 (Pos. 384) Zweiseitig reliefiertes Kämpfergesims: Oberfläche erodiert; allseitig

bestossen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. 40 cm, H. 18 cm, T. 49 cm, RT 0,5–1 cm. Unterseite: plan. Linke Seite: glatt, auch Farbe zu erkennen. Vorderseite: Profil: unten gefalzt (H. Plättchen 1,3 cm); Relieffläche von dünnem Rahmen eingefasst; darin ein zu einer Acht verdrehter, einfach gekerbter Bandring; in den beiden so geformten Tondi je ein liegendes Tier nach re., der Vorderlauf bzw. die Pfote überschneidet das Band, der Schwanz steigt zwischen den Hinterbeinen über dem Rumpf nach oben auf und endet in einer rautenförmigen Quaste; auf dem durch Falten gekennzeichneten Hals sitzt der nach li./hinten gewendete Kopf mit offenem Maul; Augen durch mandelförmige Rillen markiert, Pupille gebohrt; die beiden halbrunden Ohren gekerbt; in den Zwickeln am linken Reliefrand und in der Mitte Halbblätter mit gekerbten Lappen, rechts blieb die Oberfläche des Werksteines stehen. Rechte Seite: wie Vorderseite unten gefalzt; Flechtmuster aus vier einfach gekerbten Kreisbändern, u-förmigen einfach gekerbten Bändern mit spitzen eingerollten Enden; an den Schmalseiten jeweils Halbblätter mit viertelkreisförmigen, einfach gekerbten Stielen; unten und oben schliesst das Relief mit einem wellig gezackten Grat, dessen Spitzen einfach gekerbte Klammern abschnüren und gleichzeitig das Abgehen von eckigen und gekerbten Lanzettblättern markiert. Rückseite: Bruch. Oberseite: Kanten mit Schlageisen plan gearbeitet, das Zentrum grob mit Spitzeisen überarbeitet. Spuren von Spitzeisen, Fläche und Schlageisen; das Werkstück weist eine hohe Anzahl an Farbfassungen auf; alle monochrom, teilweise leicht ockerfarben und auch hellgrau; die ockerfarbene Schicht gleicht jener des Werkstücks Kat. 203 (Fassung I) und liegt unter der hellgrauen (evtl. Fassung II); drei Farbschichten sind an der nicht ornamentierten Fläche nachweisbar; stabil und flächig liegt vergraute oder ursprünglich graue Farbfassung auf dem ornamentierten Bereich auf; Setzmörtel auf der Unter-, Rück- und Oberseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Südquerarm, Bogen der äusseren Apsis (Apsis 5), südlicher Ansatz; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 7. Juli 1942: «Von den beiden freigelegten Sandsteinkapitälen des Halbrundbogens an der Abside Nr. 5 weist das südliche vollkommen verschiedene Motive an der Nord- & Westseite auf.» –  Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, 7 Abb. 12 (li.); Maurer-Kuhn 1971, 20 Abb. (re.); Reinle 1968, 440 Abb. 469; Sennhauser 1970, Abb. 178.

Kat. 108.1

Kat. 108.2

Kat. 108.3

Kat. 108.4

Kat. 108  Kämpfergesims. 1 Vorderseite (M. 1:5); 2 Vorderseite und rechte Seite übereck; 3 rechte Seite (M. 1:5); 4 vermasste Zeichnung des Kämp-

fergesimses. Oben Vorderseite, unten rechte Seite. Skizze im Tagebuch von Hans R. Hahnloser vom 7. Juli 1942.

250

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 109 (Pos. 607) L-förmiges Kämpfer­ gesims mit Stier zwischen Voluten: vollständig

erhalten; Oberflächen erodiert; leicht bestossen; grauer bis leicht gelblicher, sehr feiner und kompakter Sandstein mit muscheligem (conchoidalem) Bruch, wie Kat.  111; Schichtung horizontal; 51 × 44 cm, H. 16 cm, RT Stierrelief 1 cm, RT Spirale 0,5 cm. Folgende Beschreibung geht vom Stierrelief als Hauptseite aus: Werkstein von orthogonaler Grundform; linke Ecke bei der Front zu einem Falz zurückgearbeitet. Unterseite: grob geglättet. Linke Seite: von der Rückseite nach vorn 16,5 cm mehr oder weniger plan, dann bis zu Falz sauber plan. Falz: Falzansicht plan, rechtwinklig zur Front stehende Seite mit Spirale, die in einen Kopf endet; im Gegensatz zur Vorderseite nur angebeizt, der Kopf ist am tiefsten herausgearbeitet. Vorderseite (Br. 23 cm): Stierkopf zwischen zwei Spiralen; oben und seitlich blieb die Oberfläche der Steinfläche rahmenartig stehen; Binnenzeichnung des Stierkopfes in feinen Rillen; auffällig asymmetrischer Kopf; Nüstern gebohrt; Augen mit mandelförmiger Kerbe gekennzeichnet, Pupillen gebohrt; zwei nach innen gebogene Hörner, zwischen denen der Haarbüschel nach unten durch eine Rille begrenzt ist; von den Hornspitzen gehen Spiralen ab (Grat oben rund/platt), die im Zentrum in Tierköpfen enden; die Köpfe mit offenen Mäulern haben gekerbte Ohren und gebohrte Augen. Rechte Seite: plan. Rückseite: bruchroh. Oberseite: mehr oder weniger plan. Spuren von Fläche und Spitzeisen an der Unterseite sowie von Fläche auf der Oberseite; in den Vertiefungen haben sich überwiegend weisse Kalkreste erhalten; wenige kleine Farbpartikel am Stierkopf deuten auf eine rote Fassung und ggf. eine Öl- oder kaseingebundene Malschicht hin; sie liegen nicht auf weisser Grundierung auf; an der Seite ist noch flächig Ocker auf weisser Grundierung erkennbar; diese Farbschichten gehören Fassung I an; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 13. August 1940: «Fund: Kapitell beim Durchgang von Kapelle 2 zu Kapelle 3 mit Farbspuren; heller Untergrund & dunkelgraue Bemalung.» –  Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, 7 Abb. 12 (re.); Maurer-Kuhn 1971, 20 Abb. (li.); Reinle 1968, 440 Abb. 471; Sennhauser 1970, Abb. 179.

Kat. 109.1

Kat. 109.2

10 cm

0 Kat. 109.3

0

Kat. 109.5

10

20 cm

Kat. 109.4

Kat. 109  Kämpfergesims. 1 Linke Seite (M. 1:5); 2 Falz am Übergang von linker Seite zur Vorderseite; 3 Vorderseite (M. 1:5); 4 Oberseite (M. 1:5); 5 Vertikalschnitt (M. 1:5).

251

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.5.2 Wellenranke mit Vollblättern und/oder Blüten Kat. 110 (Pos. 377) Dreiseitig reliefiertes Kämpfergesims: vollständig erhalten; Oberfläche

erodiert; bestossen; grauer, leicht grünlicher und sehr homogener Sandstein; keine Aufspaltung sichtbar, aber auch kein muscheliger Bruch; Schichtung horizontal; B 44 cm, H. 22 cm, T. 39,5 cm, RT 1 cm. Die Reliefs der drei skulptierten Seiten sind in sich geschlossen. Profil: getreppter Sockel mit zwei Plättchen (H. je 1 cm), Relief. Unterseite: plan; den Kanten entlang flacher ausgearbeitet als im muldenartig leicht vertieften Zentrum. Linke Seite: Rand, sehr tiefer Reliefgrund, Motive stark plastisch; in den Ecken je ein eiförmiges Motiv, Kuppe mit Ringkerbe; auf drei Ränge verteilte und auf Lücke gestellte Spiralen und Blüten (unten links Spirale und rechte Blüte, mittig links zwei Blüten und rechts Spirale, oben links Spirale und rechts Blüte); die Blüten mit sechs gekerbten Löffelblättern und

runden randparallel gekerbten Stempeln; die Spiralen jeweils ausgehend vom linken Blatt des mittleren Ranges. Vorderseite: unten, links und oben schmaler Rahmen; dreiachsige einfach gekerbte Wellenranke mit Blättern; einfach gekerbte Klammern markieren u. a. die Stellen, wo ein Blattstiel abgeht oder die Blattspreite ansetzt; die Blätter jeweils mit fünf gekerbten Lappen; die untersten Lappen jeweils gekrümmt; die Lappen des mittleren und rechten Blattes mit abgeschnürten Spitzen; rechts aussen begleitet ein an seinen Enden eingerollter Grat den Tondo (wie rechte Seite, links); in den Zwickeln sechsblättrige Blüten und Kugeln/ Beeren, z. T. mit Ringkerbe in der Kuppe. Rechte Seite: rechts blieb Werksteinoberfläche stehen, Reliefgrund nicht freigelegt, oben und unten schmaler Rahmen (Br. bis 1,5 cm); einfach gekerbtes Achterband, in der Mitte verdreht; in jedem Tondo eine sechsblättrige Blüte mit blütenartig gestaltetem Stempel; Blütenblätter links muldenartig gekerbt, rechts randparallel gekerbt und im Zentrum ent-

weder glatt oder gekerbt; in den Zwickeln zwischen den Tondi kleine sechsblättrige Blüten, im unteren Zwickel zwei Kugeln/Beeren; links aussen begleitet ein an seinen Enden eingerollter Grat den Tondo (wie Vorderseite, rechts), in den Zwickeln je eine Kugel/Beere. Rückseite: grob überarbeitet. Oberseite: plan; den Kanten entlang flacher ausgearbeitet als im Zentrum. Spuren von Spitzeisen, Fläche ­ eliefs zu unbestimmter Zeit weiss und Beizeisen; R (evtl. hellgrau) gefasst; an Unter- und Oberseite originaler Setzmörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Südquerhaus, Bogen der inneren Apsis (Apsis 4), nördlicher Ansatz; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. Mai 1940 (nur Foto/Bild 20). –  Sekundärliteratur: Descœudres 2008, 53 Abb. 5; Hahnloser 1950, 5 Abb. 7 (re, in situ), 5 Abb. 8 ganz unten (ausgebaut); Maurer-Kuhn 1971, 22 Abb. re, rechtes Stück; Sennhauser 1970, Abb. 180. Kat. 110  Kämpfergesims. 1 Linke Seite; links sichtbar der Falz, bei dessen Ausarbeitung der Relief­rand touchiert wurde (M. 1:5); 2 linke Seite und Vorder­seite übereck; 3 Vorderseite (M. 1:5); 4 Vorderseite und rechte Seite übereck; 5 rechte Seite (M. 1:5); 6 Vertikalschnitt (M. 1:5).

Kat. 110.1

Kat. 110.2

Kat. 110.3

Kat. 110.4

10 cm

0 Kat. 110.5

252

Kat. 110.6

0

10

20 cm

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 111 (Pos. 383) Zweiseitig reliefiertes Kämpfergesims mit Wellenranken: Oberfläche

erodiert; allseitig bestossen; grauer, leicht gelblicher, sehr feiner und kompakter Sandstein; sehr feine Glimmer; muscheliger (conchoidaler) Bruch, wie Kat. 109; Schichtung horizontal; Br. 52 cm, H. 16 cm, T. 39 cm, RT 1 cm. Unterseite: mehr oder weniger plan. Linke Seite: mit Spitzeisen plan bearbeitet. Vorderseite: Profil: einfache Abtreppung (H. Plättchen 0,8 cm), vertikale Relieffläche, Plättchen (H. 0,7 cm), Platte (H. 2 cm); fünfachsige, einfach gekerbte Wellenranke, davon abgehend abwechselnd sechsblättrige Blüten mit gekerbten Blättern und Wirbelrosetten; die Ansatzstellen der Blattstiele sind mit einer einfach gekerbten Klammer markiert; in den unteren Zwickeln eingravierte Dreiecke, oben leere Zwickel. Rechte Seite: dreiachsige Wellenranke setzt jene der Vorderseite fort, auch dieselbe Abfolge von Wirbelrosetten und Blüten; die Wellenranke schliesst rechts herzförmig und mit einem Blatt in Herzgrat; die Zwickel unten mit eingravierten Dreiecken wie auf der Vorderseite, in den Zwickeln oben Kugeln/Beeren, die Kreiskerben auf den Kuppen aufweisen, und ein Halbblatt. Rückseite: teilweise mit Spitzeisen plan bearbeitet. Oberseite: plan, Kante bei linker Seite mit Randschlag; 17 × 19 cm grosse leicht vertiefte Fläche. Spuren von Spitzeisen, Fläche und Beiz­ eisen (Relief); Werkzeugspuren z. T. sehr gut erhalten; dünn aufliegende Farbpartikel hellgrauer Fassung in Vertiefungen und Rahmenband; möglicherweise handelt es sich bei den Farbpartikeln um eine organisch gebundene Malschicht, welche der Fassung I oder II zuzuordnen wäre; auf der Unterseite Reste des Setzmörtels. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Südquerarm, Bogen der äusseren Apsis (Apsis 5), nördlicher Ansatz; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, 6 Abb. 10 (unten); Sennhauser 1970, Abb. 176.

10 cm

0 Kat. 111.1

Kat. 111.3

0

10

20 cm

Kat. 111.2

Kat. 111  Kämpfergesims. 1 Vorderseite; 2 rechte Seite; 3 Vertikalschnitt (alle M. 1:5).

253

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.5.3 Wellenrake mit Halbblättern Kat. 112 (Pos. 375) Eckstück eines Kämpfer­ gesimses mit Wellenranke und Halbblättern:

vollständig erhalten; Oberfläche erodiert; allseitig bestossen; entzweigebrochen; sehr feiner und kompakter Sandstein, muscheliger (conchoidaler) Bruch; Schichtung vertikal, parallel zum Relief; L. 79 cm, H. 15 cm, T. 12,3 cm, Ü. u. 3 cm, RT 1 cm. Sichtseiten gefast. Unterseite: plan, 3 cm breiter Farbstreifen = Überstand. Linke Seite: im gerahmten Feld zwei winklig u-förmige Grate mit verdickten bzw. umgebogenen Enden; auf der Mittelachse Motiv einer Pfeilspitze bzw. eines Bolzens. Vorderseite: 51 cm breite Fläche links reliefiert, rechts davon z. T. grob und ins Relief schneidend abgearbeitet. Relief: gerahmt; die einfach gekerbte Wellenranke ist auf der Mittelhorizontalen durch einfach gekerbte Klammern akzentuiert, von denen jeweils vier bis fünflappige Halbblätter abgehen; die Lappen sind flächig oder randparallel gekerbt, charakteristisch an den Blattlappen beim Reliefrand ist je-

weils die markant gekrümmte bzw. umgerollte Spitze; in den Zwickeln tropfenförmige Füllmotive; das Relief endet re. abrupt und der Stein läuft unregelmässig dünner werdend aus. Rückseite: plan. Oberseite: plan. Spuren von Fläche, Spitz und Beizeisen; weisse Malschicht, darauf ockerfarbene Schicht und schliesslich eine hellgraue Schicht; Setzmörtel in geringen Resten zu erkennen. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. Mai 1940.

Kat. 113 (Pos. 611) Eckstück eines Kämpfer­ gesimses mit Wellenranke und Halbblättern:

Passstück zu Kat. 221; Typ wie Kat. 112; Ober­fläche erodiert, Kanten stark bestossen, rechte Seite abgebrochen; sehr feinkörniger, homogener Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Fazies leicht gelblich wie bei Kat. 123; Schichtung horizontal; Br. 16,5 cm, H. 9 cm, T. 14,5 cm, RT 0,5 cm. Beschreibung vgl. Kat. 112; Unterschiede: Halbblätter drei- bis vierlappig und nur flächig gekerbt. Spuren von Schlag- und Spitzeisen; weisse Malschicht, darauf ockerfarbene Schicht; Fassung I; wenige rote Partikel sind auf dem Stein nachzuweisen, ob es sich dabei um historische Farbe handelt, müsste mikro­skopisch geklärt werden; Setzmörtel in geringen Resten auf der linken Seite und auf der Oberseite zu erkennen. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 11. September 1942: «[…] Türleibung des Gartendurchganges unter dem Holzschopf […].» – Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 11. September 1942: «Aufgenommen das Sandsteinornament, welches sich bis dahin in der Türleibung des Gartendurchganges unter dem Holzschopfe befunden hatte, nun entfernt […].»

Kat. 112.1

0

10 cm Kat. 112.4

Kat. 112.3

Kat. 112.2

Kat. 112  Dreiseitig profiliertes Kämpfergesims. 1 Vorderseite (M. 1:5); 2 Schrägansicht; 3 Detail der Stirn links (M. 1:5); 4 Vertikalschnitt (M. 1:5).

Kat. 113

254

Kat. 113  Kämpfergesims (M. 1:5). Siehe auch Skizze im Tagebuch von Hans R. Hahnloser bei Kämpfergsims Kat. 221.

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 114 (Pos. 621) Teil eines floral ge­ schmückten Werksteins: Oberflächen erodiert;

grauer, tendenziell gelblicher Sandstein mittlerer bis grober Korngrösse; Schichtung horizontal. 49 × 28,5 cm, St. 7,5 cm, RT 1 cm. Vom ursprünglichen Dekor ist auf 18,7 cm Länge noch das gekerbte Dreiblatt mit Doppelklammer einer Ranke erhalten; wohl Teilstück eines in mehrere Platten aufgespaltenen Werksteins. Spuren von Spitzeisen; von der Überarbeitung zeugen Spuren von Spitzund Zahneisen; weder Farbspuren noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 114.1

Kat. 115 (Pos. 801) Plattige Werksteine: In

Verkleidungsplatten eingeritzte v-förmige Rillen; diese bilden die Spitzen eines vertikalen Zickzackbandes aus den Backsteinen Pos. 782, das in einer breiten Fuge zwischen zwei Verkleidungsplatten ausgebildet wurde. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler, Westhaupt. –  Siehe Abb. 255. Kat. 114.2

2.5.4 Herz-Achterschlingen Kat. 116 (Pos. 370) Teil eines plattigen Kämp­ fergesimses: Oberfläche kaum erodiert; in zwei

Teile zerbrochen; Sandstein mittlerer Korngrösse, ähnlich Kat. 120; Schichtung horizontal; L. 53 cm, H. 11,5 cm, T. 13 cm, RT 0,8 cm. Unterseite: plan; an der Kante zur Front Randschlag; die anhaftende Farbe belegt, dass das Kämpfergesims unten über die Mauerflucht überstand. Linke Seite: Bruch. Vorderseite: Das gerahmte Relief besteht aus einer Abfolge von Achterschlingen in Form zweier gegenständiger Herzen; in die Herzen sind Dreiblätter und ein sechslappiges Blatt einbeschrieben; in den Zwickeln v-förmige Grate, Kugeln/Beeren oder Dreiecke; rechts endet das Relief abrupt. Rechte Seite: plan. Rückseite: bruchroh. Oberseite: mehr

oder weniger plan, an der Kante zur Front Randschlag. Spuren von Fläche, Spitz und Beiz­eisen (auf Relief); dickschichtige und pudrige weisse sowie rote Farbpartikel zu erkennen, wobei es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um Kalkfarben handelt; das Rot ist sehr hell und liegt auf dem Weiss auf; wohl Fassung I, eine eindeutige Zuordnung ist makroskopisch aber nicht möglich; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt.

10 cm

0 Kat. 116.1

Kat. 116.2

0

10

20 cm

Kat. 114  Werkstein. 1 Ansicht der reliefierten Seite (M. 1:5). 2 Aufsicht (M. 1:5). Kat. 116  Plattiges Kämpfergesims. 1 Ansicht (M. 1:5); 2 Vertikalschnitt (M. 1:5).

255

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 117 (Pos. 371) Eckstück eines plattigen Kämpfergesimses: Oberfläche erodiert; allseitig

bestossen; in zwei Teile zerbrochen; grauer, leicht gelblicher, sehr feinkörniger und kompakter Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; muscheliger Bruch; Schichtung horizontal; L. 39 cm, H. 11 cm, T. 18 cm, Ü. 2,3 cm, RT 7 cm. Unterseite: plan; der Überstand lässt sich an der mauerseitigen Braue der Farbe ablesen. Linke Seite: links ein Herzgrat mit fünflappigem Blatt, vom Herz fächerförmig ausgehend drei Lanzettblätter; in den Zwickeln Kugeln/Beeren. Vorderseite: links Anfang eines Reliefs aus Achterschlingen in Form zweier gegenständiger Herzen, vgl. Kat. 116. Rechte Seite: Bruch. Rück- und Oberseite: mehr oder weniger plan. Spuren von Spitzeisen und Fläche; Reste von Weiss (Kalkfarbe?) auf der leicht rückverwitterten Oberfläche; darüber eine rote Malschicht auf der Flanke des Reliefs; die jüngste Schicht ist dünn­ lagig und hellgrau; Fassungen I und II (?); keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt.

Kat. 118 (Pos. 650) Teil eines plattigen Kämp­ fergesimses: Oberfläche erodiert; allseitig be­

stossen; in zwei Teile zerbrochen; grauer, leicht gelblicher, sehr feinkörniger und kompakter Sandstein (nicht analysiert); L. 69,5 cm, H. 12 cm, T. 14 cm, RT 0,9 cm. Unterseite: plan; der Überstand lässt sich an der mauerseitigen Braue der Farbe ablesen. Linke Seite: Bruch. Vorderseite: Unten und oben schmaler Rand; drei Achterschlingen in Form zweier gegenständiger Herzen, eine vierte endet links abrupt; Blätter in den Herzen wie bei Kat. 116 gestaltet, hier aber das Mittelblatt meistens nicht gekerbt. Rechte Seite: Bruch. Rückseite: grob geglättet. Oberseite: mehr oder weniger plan. Spuren von Spitzeisen und Fläche (auf Oberfläche Fischgrätenmuster); Reste von weisser und roter Farbe auf der Unterseite; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt.

10 cm

0 Kat. 117.1

Kat. 117.2

Kat. 117.3

Kat. 117.4

0

10

20 cm

10 cm

0 Kat. 118.1

Kat. 118.2

Kat. 117  Plattiges Kämpfergesims. 1 Linke Seite; 2 Vorderseite; 3 Unterseite; 4 Vertikalschnitt

(alle M. 1:5).

Kat. 118  Plattiges Kämpfergesims. 1 Ansicht; 2 Vertikalschnitt (beide M. 1:5).

256

0

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 119 (Pos. 651) Eckstück eines plattigen Kämpfergesimses mit zwei reliefierten Sei­ ten: Oberfläche erodiert; allseitig bestossen; gauer,

leicht gelblicher, sehr feinkörniger und kompakter Sandstein; L. 53 cm, T. 34 cm, H. 11 cm, RT bis 0,6 cm. Unterseite: plan; die rechte Hälfte der Oberfläche war schon bei der Herstellung flächig abgeplatzt. Linke Seite: unten und oben schmale Rahmen­leiste; in den rechten zwei Dritteln eine Achterschlinge in Form zweier gegenständiger Herzen, darin je ein Dreiblatt, links davon wohl ein Herzgrat mit einbeschriebenem Blatt, Spitze rechts abgebrochen; in den Zwickeln v-förmige Grate und Kugeln/Beeren. Vorderseite: kein Rahmen. Links eine Herzranke, die zur Werksteinkante mit einer einfach gekerbten Klammer eingeschnürt ist und in zwei sich umbiegenden Halbblättern endet; in die Herzranke einbeschrieben ist eine Traube; nach rechts schliessen zwei Achterschlingen wie auf der linken Seite an, hier aber Trauben in den Herzen; die Herzen sind über der beschädigten Stelle weniger hoch; die Achterschlinge rechts endet abrupt bei der Kante zur rechten Seite; in den Zwickeln Blätter und eine grosse Kugel. Rechte Seite: plan, kein Relief. Rück- und Oberseite: mehr oder weniger plan, entlang der Kanten zur vorderen und linken Seite ist ein Streifen von 6 bis 8 cm Breite feiner bearbeitet. Spuren von Fläche, Spitz- und Beizeisen (auf Relief); keine Farbspuren; Reste von Kalkmörtel auf der Oberseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt.

Kat. 121 (Pos. 373) Kämpfergesims mit Trau­ ben in Spitzovalen: Motiv wie Kat. 120; linker

Abschluss nach 1942 zerstört; Oberfläche erodiert, allseitig bestossen; Belag von rosa Bakterien; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; muscheliger Bruch; Schichtung horizontal; L. 61 cm, H. 15 cm, T. 16 cm, RT 0,8 cm. Unterseite: mehr oder weniger plan. Linke Seite: grob bearbeitet. Vorderseite: Die Werksteinoberfläche seitlich des Reliefs blieb stehen und bildet so einen umlaufenden Rahmen, was besonders gut in den Ecken sichtbar ist: Es wurde kaum Reliefgrund freigelegt; Relief­ motive von links: behaufrische rechte Hälfte eines Spitzovals, linke Hälfte bei der bauzeitlichen Längen­anpassung zerstört; in der Mitte ein vollständiges Spitzoval wie auf Kat. 120; rechts schliesslich ein halbes Spitz­oval (nach rechts «schwimmender Fisch»), das aus nur

einem Grat besteht, wobei dessen Enden sich links kreuzen, während sie auf der rechten Seite eine halbrunde Linie beschreiben; in den Zwickeln zwischen den spitzovalen Kugeln/Beeren. Rechte Seite: mehr oder weniger plan. Rück- und Oberseite: grob überarbeitet; Relief tiefer geschnitten als bei Kat. 120. Spuren von Fläche, Spitze und Beizeisen; geringe Reste weisser Farbpartikel (Kalkfarbe?), Oberfläche stark pudrig; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, 5 Abb. 8 (zweite von oben, linker Abschluss noch erhalten); Reinle 1968, 440 Abb. 465.

Kat. 119.1

Kat. 119.2

2.5.5 Ranke mit Trauben oder Blättern in Spitzovalen Kat. 120 (Pos. 372) Kurzes Stück eines Kämp­ fergesimses mit Traube im Spitzoval: Motiv

wie Kat. 121; vollständig erhalten; Oberfläche erodiert, allseitig bestossen; grauer, leicht gelblich gefleckter Sandstein mittlerer Korngrösse; spaltet auf; Schichtung horizontal; L. 25 cm, H. 13,5 cm, T. 13 cm, RT 0,4 cm. Unterseite und linke Seite: plan. Vorderseite: Die Werksteinoberfläche seitlich des Reliefs blieb stehen und bildet so einen umlaufenden Rahmen; Relief weniger tief geschnitten wie bei Kat. 121, aber gleiches Motiv; zwei schalenförmige, einfach gekerbte Grate mit vollen dreilappigen Halbblattenden sind an den Enden miteinander verflochten und scheiden eine spitzovale Fläche aus; links geht beim Schnittpunkt der Grate nach innen ein Stiel mit einer flächenfüllenden Traube ab; die Traubenbeeren sind halbkugelig geformt. Rechte Seite: plan. Rück- und Oberseite: bruchroh. Spuren von Fläche auf der Unterseite, von Spitzeisen und Fläche auf der linken und rechten Seite; Bohrer bei den Ansätzen der unteren Lappen (T. 1,3 cm); weisse Farbreste in den Vertiefungen des Reliefs zu erkennen; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt.

Kat. 120

Kat. 121

Kat. 119  Kämpfergesims. 1 Linke Seite; 2 Vorderseite. Bei Vorderseite bauzeitliche Ab-

schalung unten rechts (beide M. 1:5).

Kat. 120  Plattiges Kämpfergesims.Vorderseite

(M. 1:5).

Kat. 121  Plattiges Kämpfergesims. Vorderseite

(M. 1:5).

257

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 122 (Pos. 374) Plattiges Kämpfergesims mit Blättern in Spitzovalen: Oberfläche erodiert;

allseitig bestossen; in drei Teile zerbrochen; linke Seite abgebrochen; blauer, sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; L. der Teilstücke 30/51/57,8 cm, H. 15 cm, T. 18,5–26 cm, RT 0,8– 1,5 cm. Unterseite: mehr oder weniger plan. Linke Seite: plan. Vorderseite: Das Relief beginnt rechts mit zwei schalenförmigen Graten mit vollen dreilappigen Halbblattenden; die Grate sind an den Enden miteinander verflochten und scheiden eine spitzovale Fläche aus; darin ist ein achtlappiges Blatt platziert, dessen gegabelter Stiel die Grate berührt und mit Klammern verbunden ist; die unteren Lappen des Blattes sind eingerollt; die drei nach links folgenden Ovale sind mit unterschiedlich gestalteten Blättern belegt; das linke Ende des Reliefs ist nur knapp halb so lange wie ein Gratoval, wurde aber nicht mit einem grossen halben Oval gefüllt, sondern mit zwei kleinen. Rechte Seite: plan. Rückseite: grob mit Spitzeisen zugerichtet. Oberseite: in der Zone zur Vorderseite mit Fläche plan, nach hinten zur Rückseite grob zugerichtet. Spuren von Fläche, Spitz- und Beizeisen (u. a. auf Relief) und Bohrer (?) bei den Blättern; weisse, dünnschichtige, vermutlich organische Malschicht; von den Farbpartikeln sind wenige in den Vertiefungen erhalten; Fassungsphase nicht bestimmbar; Setzmörtel auf Unter- und Oberseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, Legende zu Bild 79: «Orn. Kämpferplatte am N.O. Vierungspfeiler.»; TB 3, 4. März 1941, Legende zu Bild 79: «Kapitäl am nordöstlichen Vierungspfeiler.»

Ranken nach unten und oben abgehen; in Verlängerung des Stiels folgt innerhalb der Ranken ein liegendes Blatt mit fünf spitz endenden, gekerbten Lappen, wovon die beiden linken gekrümmt sind. Spuren von Fläche, Spitz und Schlageisen; keine Farbspuren, aber allseitig Reste von feinkörnigem Mörtel erhalten. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. 2.5.6 Flechtband Kat. 124 (Pos. 376) Längsrechteckiges Werk­ stück mit Zopfgeflecht aus vier Bändern mit zweifacher Kerbung: in zwei Stücke zerbrochen;

Oberfläche erodiert; allseitig bestossen; beide Enden Bruch (Werkstein also ursprünglich noch länger); Sandstein (nicht analysiert); Schichtung horizontal; L. 92 cm, H. 11,5 cm, T. 13,5 cm, RT 1 cm. Unterseite: Der 4 cm breite Farbstreifen auf der Unterseite bei der Vorderkante zeigt, dass das Stück sowohl unten wie auch oben über die Mauerflucht

vorsprang. Linke Seite: Bruch. Vorderseite: schmaler Rahmen unten und oben, dazwischen Zopfgeflecht; Bänder flach gewellt; auf der Mittelhorizontalen in den Zwickeln zwischen den Bändern Kugeln. Rechte Seite: Bruch. Rück- und Oberseite: plan. Spuren von Spitzeisen und Fläche, von Bohrer in den Zwickeln zwischen den Bändern. Im Flechtband Reste von weisser Malschicht und darauf dünn und stabil eine hellgraue Malschicht; Unterseite mit Spuren von Grau und Rot; vermutlich Fassung I; Setzmörtel auf der Unter- und Oberseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, südöstlicher Pfeiler; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 1940, Legende zu Bild 78: «Orn. Kämpferplatte am S.O. Vierungspfeiler.» –  Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, 6 Abb. 10 (zweite von oben).

Kat. 122.1

Kat. 123 (Pos. 609) Teil eines Kämpfergesim­ ses mit Blattranke: Reliefoberfläche erodiert;

grauer, leicht gelblicher, homogener und sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. 12 cm, H. 9,5 cm, T. 21 cm, RT 0,5 cm. Die Werksteinoberfläche blieb seitlich des Reliefs stehen und bildet einen Rahmen; links auf der Mittelhorizontalen ein Stiel, von dem die

Kat. 122.2

0

10

20 cm Kat. 122.3

Kat. 124.1

123

10 cm

Kat. 122  Plattiges Kämpfergesims. 1 Vorderseite; 2 rechte Seite; 3 Vertikalschnitt (alle M. 1:5). Kat. 123  Kämpfergesims. Vorderseite (M. 1:5). 0

258

Kat. 124.2

Kat. 124  Werkstück mit Zopfgeflecht. 1 Vorderseite; 2 Vertikalschnitt (M. 1:5).

C  Katalog der Bauplastiken

2.5.7 Eier- und Perlstab Kat. 125 (Pos. 369) Kämpfergesims mit Eier­ stab: Oberfläche erodiert; rechte Seite zerstört:

grauer, gelb gefleckter, homogener Sandstein mittlerer Korngrösse; Oxidationshöfe/-zonen, die nicht dem Lager folgen; Schichtung horizontal; Br. 44,5 cm, T. 29 cm, H. 19 cm. Profil: Plättchen (H. 2,5 cm), Zahnfries (H. 2 cm, Br. Zähne 5,5 cm); Taustab (H. 2 cm), Eierstab (H. 6 cm); Plättchen (H. 2 cm), Platte (H. 6 cm); bis auf die Rückseite alle Flächen plan; der Eierstab setzt sich zusammen aus den eiförmigen Elementen, die seitlich von je zwei Graten begleitet werden; Klammern, z. T. horizontal gekerbt, verbinden die Grate miteinander. Spu-

ren von Spitzeisen und Fläche, Letztere auf der Platte diagonal geführt; hellgraue Farbschicht, ­darüber mindestens eine weisse Fassung; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Bogen der inneren Apsis (Apsis 2), südlicher Ansatz, direkt nördlich von Werkstein Kat. 107; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. – Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, 5 Abb. 8 (ganz oben); Reinle 1968, 440 Abb. 468; Sennhauser, Abb. 183 (oben links).

Kat. 125.2 Kat. 125.1

10 cm

0 Kat. 125.3

Kat. 125.4

0

10

20 cm

Kat. 125  Kämpfergesims mit Eierstab. 1 Untersicht (M. 1:5); 2 Schrägansicht; 3 frontale Ansicht (M. 1:5); 4 Vertikalschnitt (M. 1:5).

259

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 126.2

Kat. 126.1

10 cm

0

Kat. 126.3

Kat. 126.4

Kat. 126  (Pos. 387) Teil eines Kämpfergesim­ ses mit Eierstab: Oberfläche erodiert; kaum bes-

tossen; linke Seite und Rückseite zerstört; wohl mit Konservierungsmittel behandelt; grauer, leicht gelblicher, sehr feinkörniger und kompakter Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; scheint quarzreich zu sein (glitzert auch in Flächen senkrecht zum Lager), sandig; fast muscheliger Bruch; Schichtung horizontal; Br. 39 cm, H. 13 cm, T. 24,7 cm, RT 0,7 cm. Profil: Plättchen (H. 0,6 cm), Plättchen (H. 1 cm), Eierstab (H. 4,5 cm), Plättchen (H. 1,6 cm), Platte (H. 5,1 cm); Eierstab formal wie jener von Kämpfergesims Kat.  125. Unterseite grob geglättet, rechte Seite plan, Oberseite plan und mit Randschlag; das Werkstück war komplett weiss gefasst; Weissfassung z. T. sehr vergraut, was auf eine ursprünglich hellgraue Fassung deuten könnte; die Farbe liegt teilweise sehr dünnschichtig und mit hoher Stabilität auf der Natursteinoberfläche auf; an einer Klammer ist ein kleiner roter Farb(?)partikel erkennbar; Fassungsphase nicht bestimmbar; Setzmörtel auf der Unterseite erhalten. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Westmauer innen, Gurtbogen zum Seitenschiff, Südseite; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 15. Juli 1942. –  Sekundärliteratur: Sennhauser 1970, Abb. 183 (oben Mitte). Kat. 127  (Pos. 604) Teil eines Kämpfergesim­ ses mit Eierstab: Oberfläche erodiert; linke Seite

abgebrochen; allseitig bestossen: Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung horizontal; Br. 31,5 cm, H. 12,5 cm, T. 29 cm, RT 7 mm. Profil: Plättchen (H. 0,8 cm), Plättchen (H. 1,4 cm), Eierstab (H. 4,3 cm), Plättchen (H. 1,4 cm), Platte (H. 3,3 cm); Eierstab sehr kantig ausgearbeitet, formal aber wie bei Kämpfergesims Kat. 125, auf der ungekerbten Klammer rechts ein X eingraviert. Kleinteilige Farbpartikel einer weissen Malschicht erhal-

260

10 cm

10

0

20 cm

0

Kat. 127.1

Kat. 127.2

10 cm

0 0

Kat. 128.1

ten, an einem Ei-Ornament ein rotes Fragment (Dm. ca. 4 mm); Vermutung: Ei-Ornament – und vielleicht auch Klammern – rot gefasst, alles andere weiss; Fassung I; vgl. auch Kat. 126; wenige Reste einer hellgrauen Malschicht aus einer jüngeren Fassung aufliegend; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 128 (Pos. 381) Teil eines Kämpfergesim­ ses mit Eierstab: Oberfläche z. T. stark erodiert;

allseitig bestossen; rechte Seite zerstört; Sandstein (nicht analysiert); Schichtung horizontal; Br. 27 cm, H. 16 cm, T. 13,5 cm. Unterseite: plan. Linke Seite: plan; Randschlag. Vorderseite: Profil: Plättchen, Plättchen, Eierstab, Plättchen, Platte; hoher und ausgewogen gestalteter Eierstab; an den Eiern anliegend nur je ein Grat, dazwischen aber ein vertikaler Grat; Grate durch Klammer zusammengehalten. Rechte Seite: Bruch. Rückseite: bruchroh. Oberseite: grob geglättet. Spuren von Spitzeisen; wenige Reste einer dünnen, weiss-hellgrauen Schicht erhalten; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste.

10

20 cm

Kat. 128.2

–  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Südquerhaus, nördliche Lisene des Schildbogens über dem Bogen von Apsis 4; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. Mai 1940 (nur Foto/Bild. 20); 20 cm 0 TB 1, 11. September 1940. 10 –  Sekundärliteratur: Descœudres 2008, 53 Abb. 5; Hahnloser 1950, 5 Abb. 7 (links, in situ); MaurerKuhn 1971, 22 Abb. rechts (linkes Stück); Reinle 1968, 440 Abb. 467.

Kat. 126  Kämpfergesims mit Eierstab.1 Untersicht (M. 1:5); 2 Schrägansicht; 3 frontale Ansicht (M. 1:5); 4 Vertikalschnitt (M. 1:5). Kat. 127  Kämpfergesims mit Eierstab. 1 frontale Ansicht (M. 1:5); 2 Vertikalschnitt (M. 1:5). Kat. 128  Kämpfergesims mit Eierstab. 1 fron-

tale Ansicht (M. 1:5). Siehe auch Photo aus dem Tagebuch bei Kat. 110; 2 Vertikalschnitt (M. 1:5).

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 129 (Pos. 639) Eckteil eines L-förmigen Kämpfergesimses mit Perlstab: eine Seite ab-

gebrochen; Ecke zerstört; Oberfläche erodiert; allseitig bestossen; grünblauer, sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; 38 × 36 cm, H. 12,5 cm. Profil: Falz (H. 4; T. 6 cm) mit in den Winkel gelegtem Perlstab (Dm. 2,2 cm), Platte (H. 3,2 cm), Platte (H. 3,8 cm); der auf zwei Seiten skulptierte Stab besteht aus langovalen Perlen

(L.  bis 6 cm), die durch x-Motive getrennt sind. Spuren von Fläche, Spitz- und Schlag­eisen; weisse Schicht, darüber Ocker und teilweise aufliegend eine hellgraue Farbschicht; vermutlich liegen hier die Fassungen I–III übereinander; Setzmörtel an Unter-, Rück- und Oberseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. –  Sekundärliteratur: Sennhauser 1970, Abb. 183 (unten rechts).

Kat. 129.1

Kat. 129.2

10 cm

0 Kat. 129.6

Kat. 129  Kämpfergesims mit Perlstab. 1 und 2 frontale Ansichten der Seiten mit Perlstäben (M. 1:5); 3 Schrägansicht; 4 Unterseite (M. 1:5); 5 Oberseite (M. 1:5); 6 Vertikalschnitt

Kat. 129.3

(M. 1:5). 0

Kat. 129.4

10

20 cm

Kat. 129.5

261

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 130.1

Kat. 130.2

Kat. 130.3

2.5.8 Spiralen

Kat. 130.4

Kat. 130 (Pos. 386) Eckstück eines Kämpfer­ gesimses mit Spiralen: Oberfläche wenig ero-

diert; bestossen; grauer, tendenziell gelb gefleckter, sehr feinkörniger und dichter Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; fast muscheliger Bruch; Schichtung horizontal; 56 × 48 cm, H. 17 cm. Profil: Plättchen, Plättchen, Spiralfries, Platte; je Schmalseite vier Spiralen (Dm. 10 cm), die sich um 3 cm nach vorne in den Raum drehen; Spiralen unter sich nicht verbunden; grobe Ab­ arbeitung am linken Ende der linken Spiralenseite, um an Werkstein Kat. 126 anschliessen zu können. Spuren von Spitz- und Beizeisen auf den Spiral­ friesen; auf der planen Oberseite Randschlag zu er0 kennen; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Westmauer innen, Gurtbogen zum Seitenschiff, Südseite; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 15. Juli 1942. –  Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, 6 Abb. 10 (oben); Maurer-Kuhn 1971, 22 Abb. links; Sennhauser 1970, Abb. 183 (oben rechts).

10 cm

0

10

Kat. 130.5

20 cm

Kat. 131 (Pos. 388) L-förmiges Kämpferge­ sims mit Spiralen: gleicher Typ wie Kat. 126;

Oberfläche bestossen; Abschalung; beide Schenkel nicht in ursprünglicher Länge erhalten, in zwei Stücke zerbrochen; grüner bis grün-gelblicher ­ Sandstein mit sehr feiner bis grober Körnung; Schichtung horizontal; 50 × 39 cm, H. 12,5 cm, Dm. Spirale 10 cm. Ornamentik und Profilierung wie Kat. 126, s. dort; linker Schenkel mit zwei Spiralen, rechter mit vier. Spuren von Spitz- und Beizeisen; keine Farbspuren, aber wenige feinkörnige Mörtelreste auf dem Fries. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Westmauer innen, Gurtbogen zum Seitenschiff, Nordseite; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt.

Kat. 131.1

10 cm

0 Kat. 131.2

262

Kat. 130  Eckstück eines Kämpfergesimses mit Spiralen. 1  Ansicht linke Seite (M. 1:5); 2  Ansicht Vorderseite (M. 1:5); 3  rechte Seite (M. 1:5); 4  Schrägansicht; 5  Vertikalschnitt durch eine Spirale (M. 1:5). Kat. 131  L-förmiges Kämpfergesims mit Spiralen. 1  Schrägansicht; 2  Vertikalschnitt durch eine Spirale (M. 1:5).

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 132

Kat. 133

Kat. 134

Kat. 135

Kat. 132 (Pos. 776) Teil eines Kämpfergesim­ ses mit Spiralen: Oberfläche erodiert; in Zement

eingebettet; Sandstein (nicht analysiert); 12,5 × 11,8 cm, H. 9,3 cm, H. Platte 2,8 cm, Dm. Spirale ca. 7,5 cm. Eine Spirale und darüber die Platte erhalten; Oberseite mit Randschlag. Auf dem Reliefgrund Spuren von Spitzeisen, auf der Platte von Flacheisen (wohl Beizeisen); Oberseite mit Beiz­ eisen- und Spitzeisenspuren; keine Farb- oder anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 136.1

Kat. 136.2

10 cm

Kat. 133 (Pos. 758) Ecke eines Kämpferge­ simses mit Spiralen: Oberfläche stark erodiert;

Sandstein (nicht analysiert); 12 × 10,5 cm, H. 8,5 cm, Dm. Spirale 8 cm, Ü. Spirale 3 cm. Unterseite einmal getreppt. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Reste von weisser Fassung; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 136.3

0 Kat. 136.5

Kat. 134 (Pos. 757) Abgebrochene Spirale ei­ nes Kämpfergesimses: Oberfläche kaum ero-

diert; in Zement eingebettet; Sandstein (nicht analysiert); 9 × 10 cm, H. 10,5 cm, Dm. Spirale 7,8 cm. Auf dem Reliefgrund Spuren von Spitzeisen, auf der Spirale von Beizeisen; keine Farb- oder anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 135 (Pos. 749) Abgebrochene Spirale ­eines Kämpfergesimses: Oberfläche erodiert;

von Rissen durchzogen und von grauem Schleier überzogen; in Zement eingebettet; Sandstein (nicht analysiert); 10 × 9 cm, T./St. 5 cm, Dm. Spirale 8,3 cm. Spuren von Beizeisen auf der Spirale; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 136.4

Kat. 132  Spirale und Deckplatte eines Kämpfergesimses (M. 1:5).

2.5.9 Rollen mit Ringbändern Kat. 136 (Pos. 280) Kämpfergesims mit ­Rolle und glatten Ringbändern: Unterseite bestossen;

Breite original, Tiefe aber fragmentiert; Risse; grauer bis grau-gelblicher, sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; aufspaltend; Schichtung horizontal. Br. 20,5 cm, H. 12 cm, T. 26 cm, Dm. Rolle 2 cm. Unterseite: plan, den Kanten entlang Randschlag. Linke Seite: grob geglättet, dem Rand entlang feiner. Vorderseite: Profil: Kehle mit Rolle, darüber Platte (H. 3 cm); Rolle leicht überhalbkreisförmig; auf die Rolle gelegt zwei glatte Bänder (Br. 1,8 cm),

Kat. 136.6

die durch Kerben freigestellt sind. Rechte Seite: Die Scheibe der Rolle spiralig gekerbt, sonst glatt. Rückseite: Bruch grob geglättet. Oberseite: plan. Auf der Unterseite Spuren von Spitzeisen, auf der Oberseite Spitzeisenspuren; Front und linke Schmalseite mit Spuren von Flacheisen und Fläche; keine Farbreste zu erkennen; Spuren des Setzmörtels an Unterseite, linker Schmalseite und Oberseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Westmauer innen, Portal; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt.

Kat. 133  Eckstück eines Kämpfergesimses mit Spiralen (M. 1:5). Kat. 134  Spirale eines Kämpfergesimses (M. 1:5). Kat. 135  Spirale eines Kämpfergesimses (M. 1:5). Kat. 136  Kämpfergesims mit Rolle und glatten Ring­bändern. 1  Rechte Seite (M. 1:5); 2  Vorderseite und rechte Seite übereck; 3  Vorderseite (M. 1:5); 4  Unterseite (M. 1:5); 5  Vertikalschnitt (M. 1:5); 6  Kopie des Kämpfergesims Kat. 136

mit Rolle und glatten Ringbändern aus dem Jahr 1943 (sic!), inschriftlich datiert.

263

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 137 (Pos. 281)  Kämpfergesims mit ­Rolle und glatten Ringbändern: gleicher Typ wie

Kat. 136, s. dort. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Westmauer innen, Portal; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. Kat. 138 (Pos. 615)  Teil eines Kämpfergesim­ ses mit Rolle und gekerbten Ringbändern:

Typ wie Kat. 136; Oberfläche erodiert, Flechtenbewuchs; grauer, gelb gefleckter, sehr feinkörniger und homogener Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. 16 cm, H. 10 cm, T. 24 cm, Dm. Rolle 7,5 cm. Unterseite: fein abgeschliffen: Das Stück

dürfte überkopf in einem Bodenbelag wiederverwendet worden sein. Linke Seite: Randschlag; in die Scheibe der Rolle ist eine Spirale eingekerbt. Vorderseite: Profil: Kehle mit Rolle, darüber Platte (H. 2 cm); ein zweifach gekerbtes Band beim Rollen­ende. Rechte Seite und Rückseite: Bruch. Oberseite: plan. Spuren von Spitz- und Beizeisen; keine Farbspuren zu erkennen; wenige Reste von Kalkmörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 4. Juli 1942: «Im Mauerwerk der Südwand fanden wir unten gezeichnetes Konsolstück aus Sandstein.»

Kat. 139 (Pos. 616)  Kämpfergesims mit ­Rolle und gekerbten Ringbändern: Typ wie Kat. 136;

Oberfläche erodiert; grauer bis gelblicher, homogener und gut kompaktierter Sandstein mit sehr feiner bis grober Körnung; kein muscheliger Bruch; Schichtung horizontal; Br. 25 cm, H. 17 cm, T. 30 cm. Unterseite: plan. Linke Seite: plan. Vorderseite: Profil: Plättchen (H. 1,5 cm), Plättchen (H. 2 cm), Rolle (Dm. 9 cm), Plättchen (H. 1,5 cm), Platte (H. 3 cm); zweifach gekerbtes Band beim rechten Rollenende. Rechte Seite: unten gestuft, aber ohne Rolle und obere Plättchen. Rückseite: Bruch. Oberseite: plan. Spuren von Spitz- und Flacheisen; kräftige, ockerfarbene Schicht (Kalkfarbe?); vermutlich Fassung III, da keine weiteren Farbpartikel auf dem Ocker aufliegen und das Ocker relativ kräftig ist; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. –  Sekundärliteratur: Sennhauser 1970, Abb. 183 (unten Mitte). Kat. 140 (Pos. 617)  Kämpfergesims mit ­Rolle und gekerbten Ringbändern: Typ wie Kat. 136;

Kat. 138.1

Kat. 138.2

Kat. 138.3 Kat. 138.4

Oberfläche leicht erodiert; linke Seite abgeschlagen; grauer bis gelblicher Sandstein mit sehr feiner bis grober Körnung; spaltet gut auf; Schichtung horizontal; Br. 28,5 cm, H. 11,5 cm, T. 27,5 cm, Dm. Rolle 8,5 cm. Unterseite: plan. Linke Seite: Bruch. Vorderseite: Profil: Kehle mit Rolle, Platte (H. 2,3 cm); auf der Rolle zwei zweifach gekerbte Bänder (Grate oben flach), eines davon beim Rollen­ ende, das zweite im Abstand von 17 cm; die Kerben der Bänder auf der Kehle weitergezogen. Rechte Seite: plan. Rückseite: bruchroh. Oberseite: plan. Spuren von Spitzeisen und Fläche; keine Farb­ reste; allseitig, auch auf Relief, feinkörniger Mörtel von Wiederverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. –  Sekundärliteratur: Sennhauser 1970, Abb. 183 (unten links). Kat. 141 (Pos. 601)  Eckstück eines Kämpfer­ gesimses mit Rollen und gekerbten Ring­ bändern: Typ wie Kat. 136; Oberfläche erodiert; all-

Kat. 139.1

Kat. 139.2

Kat. 138  Kämpfergesims mit Rolle und gekerbten Ringbändern. 1 Seitenansicht (M. 1:5); 2 Schräg­ansicht von unten; 3 Untersicht (M. 1:5); 4 Skizze vom 4. Juli 1942 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

Kat. 139.3

264

Kat. 139  Kämpfergesims mit Rolle und gekerbten Ringbändern. 1 Vorderseite (M. 1:5); 2 Vorderseite und glatte rechte Seite übereck; 3 glatte rechte Seite (M. 1:5).

seitig bestossen; Unterseite abgeplatzt, sonst vollständig erhalten; grauer, tendenziell gelb gefleckter Sandstein mittlerer Korngrösse; Aufspaltung; Schichtung horizontal; 47 × 41,5 cm, H. 17 cm, Dm. Rollen 7–8 cm. Unterseite: zerstört. Ansicht der Rollen: Profil: Plättchen (H. 0,7 cm), Kehle mit Rolle, Plättchen (H 1,4 cm), Platte (H. 4,3 cm); an der Ecke überlagert und verdeckt die eine die andere Rolle (Scheibe glatt); die Rollen sinken zu den ein- und zweifach gekerbten Ringbändern hin ein, was eine weiche Stofflichkeit der Rollen imitiert. Rechte Seite: plan. Rückseite: bruchroh. Oberseite: plan. Ockerfarbe auf Weiss; vermutlich Phase I; teilweise wirken die Malschichten (weiss und ocker) vergipst und sehr hart; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 28. April 1942: «Fund Nr. 41: Kapitäl bei Ausbesserung des Pfeilers zwischen Abside 1 & 2 (Fundort W-X, 20-21).»

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 140.1

Querschnitt

Kat. 140.2

Kat. 141.1

0

10

20 cm Kat. 140.3

Kat. 141.2

Kat. 141.3

Kat. 141.4

10 cm

0

Kat. 141.5

Kat. 140  Kämpfergesims mit Rolle und gekerbten Ringbändern. 1 frontale Ansicht (M. 1:5); 2 Schrägansicht von unten; 3 Vertikalschnitt (M. 1:5). Kat. 141  Eckstück eines Kämpfergesimses mit Rollen und gekerbten Ringbändern. 1 und 2 Frontale Ansichten der Seiten mit Rollen (M. 1:5); 3 Schräg­ansicht von unten; 4 Unterseite (M. 1:5); 5 Vertikalschnitt (M. 1:5).

265

0

10

20 cm

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 142 (Pos. 368) Gekehltes Kämpfergesims mit glatter Rolle: Oberfläche erodiert; hellgrauer

Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung horizontal; Br. 29,5 cm, H. 9,8 cm, H. Platte 2,7 cm, Ü. u.13,3 cm, Ü. o. 8,5 cm, Dm. Rolle 7 cm. In die Scheibe der glatten Rolle ist ein Radkreuz eingekerbt. Keine Werkzeugspuren zu erkennen; kleinste Spuren von Weiss und darauf Ocker an der Untersicht; beide Farbschichten der gleichen Fassung; vermutlich Fassung III; kleine anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. – Anbringungsort: Nordquerhaus, Schildbogen über innerem Apsisbogen (Apsis 2), südlicher Ansatz; noch in situ.

Kat. 143 (Pos. 379) Gekehltes Kämpfergesims mit glatter Rolle: Oberfläche erodiert; Unterseite

Kat. 144 (Pos. 183) Kämpfergesims mit Rolle und gekrümmter Platte: Oberfläche gut erhalten;

der Rolle abgebrochen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. 21 cm, H. 12,5 cm, T. 60 cm, Ü. 9,5 cm, Dm. Rolle 9 cm. Beide Scheiben der Rolle mit eingekerbter Spirale. Spuren von Spitz- und Flacheisen, Letztere horizontal geführt auf der Rolle; weder Farb- noch Mörtelspuren erhalten. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Südquerarm, Schildbogen über innerem Apsisbogen (Apsis 4), nördlicher Ansatz; noch in situ.

Stein grösstenteils zerstört; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung horizontal; 12 × 11,5 cm (N–S × E–W); H. 9,5 cm, Dm. Rolle 6,5 cm, Ü. 11,8 cm. Zwischen der Rolle und dem ins Mauerwerk einbindenden Werksteinteil sind Kerben eingraviert (T. unten 2,3; T. oben 1 cm). Keine Werkzeugspuren zu erkennen; Weiss auf der Unterseite nachweisbar; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. – Anbringungsort: Nordquerhaus, Schildbogen über innerem Apsisbogen (Apsis 2), nördlicher Ansatz; noch in situ.

10 cm

0 Kat. 142.3

Kat. 142.1

Kat. 142.2

10 10 cmcm 10

0

20 cm

0 0

Kat. 143.2

Kat. 143.1

0 0

10 10

20 20 cmcm

10 cm

0

Kat. 144.2

Kat. 144.1

266

Kat. 142  Gekehltes Kämpfergesims mit glatter Rolle. 1 und 2 gegen Südosten; 3 Vertikalschnitt (M. 1:5). Kat. 143  Gekehltes Kämpfergesims mit glatter Rolle. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:5). Kat. 144  Kämpfergesims mit Rolle und gekrümmter Platte. 1 Gegen Nordosten, Zustand 2020; 2 Vertikalschnitt (M. 1:5).

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 145 (Pos. 380) Kämpfergesims (mit Rolle?):

Oberfläche stark erodiert; Front grossteils zerstört; Flechtenbewuchs; sehr feinkörniger, gleichmässiger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung wohl horizontal; Br. 26 cm (E–W), H. 11,5 cm, T. 76 cm (N–S), Ü. 10 cm. Profil: Plättchen (H. 2 cm), Bruch, Platte (H. mind. 3,5 cm); die Bruchstelle ist wohl als Rolle (Typ wie Kat. 136?) zu rekonstruieren. Auf der W-Seite Spuren von Fläche; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Südquerarm, Schildbogen über innerem Apsisbogen (Apsis 4), nördlicher Ansatz; noch in situ.

2.5.10 Stab Kat. 146 (Pos. 113) Kämpfergesims mit Halb­ rundstab: Nordteil zerstört, sonst wenig erodiert;

hellgrauer, sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; Br. 42 cm, H. tot. 11,5 cm, H. Platte 4 cm, Ü. u.12,5 cm, Ü. o. 15 cm. Profil: Plättchen, kleiner Wulst (2,7 cm), grosser Wulst (Dm. 6,8 cm), Plättchen, Platte (H. 3,7 cm); stösst gegen E an Kat. 149, ohne mit dessen Profil zu korrespondieren. Spuren von Beiz- und Schlageisen auf dem Profil, horizontal auf der Wulst, sich kreuzend auf der Platte; auf der Oberseite Spuren von Fläche und Spitzeisen; weisse Kalkgrundierung unter roter

Kalkfarbe; Fassung  I  (?); darüber rote Kalkfarbe (starke Grauschleierbildung); Fassung III (?); die jüngere rote Kalkfarbe reicht 10 cm weit über die Werksteinkante nach unten und schliesst mit einem 2 mm breiten schwarzen Strich ab; nach unten anschliessend folgt die weisse Kalkung (Verputz) der Wandfläche; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordwestlicher Pfeiler; noch in situ. 2.5.11 Gekehlt Kat. 147 (Pos. 385) Gekehltes Kämpfer­ gesims: Westseite abgebrochen, im S und E

Oberfläche erodiert; sehr feinkörniger und kompakter Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5  mm möglich; Schichtung horizontal; 139 × 126 cm (E–W × N–S), H. 12,5 cm, H. Platte 3 cm, Ü. 9 cm. Beachtlich dimensionierte Platte, die den gesamten Pfeiler durchzieht; weder Werkzeug- noch Farbspuren oder anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordwestlicher Pfeiler, noch in situ.

Kat. 145

10 cm

10 cm

0

0

Kat. 146.2

Kat. 146.1

20 cm10 cm

10

0

0

Kat. 147.2

Kat. 145  Kämpfergesims mit Rollen (?). Gegen Südosten. Kat. 146 Kämpfergesims. 1 Gegen Südwesten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:5). Kat. 147.1

0

0

Kat. 147  Gekehltes Kämpfergesims. 1 Gegen Nordwesten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:5). 20 cm

10

10

20 cm

267

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 148 (Pos. 173) Gekehltes Kämpferge­ sims: untere Hälfte kaum, obere Hälfte stark be-

2.5.12 Getreppt/gekehlt Kat. 149 (Pos. 112) Dreiseitig profiliertes Kämpfergesims: Oberfläche erodiert; bestossen;

schädigt; Sandstein (nicht analysiert); 33 × 36 cm (E–W × N–S), H. 11 cm. Zweifach verkröpfter Werkstein; Plättchen (H. 3,7 cm) über der Kehle. Keine Werkzeug- und Mörtelspuren zu erkennen; Reste von weisser und grüner Farbe. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Bogen der äusseren Apsis (Apsis 1), nördlicher Ansatz, östlich von Kat. 151; noch in situ.

sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Oberkante auf­ geblättert und mehr Tonlagen als Kat. 146; Schichtung horizontal; 73 × 143 × 75 cm (S-Seite × ESeite × N-Seite); H. 10–11 cm. Profil S- und NSeite: Kehle, Platte (H. 4,5–5 cm); Profil E-Seite: Schmiege, Viertelstab, Platte (H. 4 cm); der Übergang von der gekehlten S-Seite zur E-Seite ist fliessend. Spuren von sich kreuzenden Schlageisen auf der E-Seite; zwei rote Farbschichten: 1) weisse Kalkung als Grundierung, darüber rote Kalkfarbe (Fassung I?); 2) rote Kalkfarbe, starke Grauschleier­ bildung (Fassung III?); keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordwestlicher Pfeiler; noch in situ. Kat. 150 (Pos. 625) Zweiseitig getreppte Platte (Eckstück): leicht bestossen, sonst unbe-

schädigt; grauer, sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; bricht fast muschelig; Schichtung horizontal; 20,5 × 21,8 cm, H. 7 cm. Der Werkstein ist allseitig behauen; zwei Schmalseiten – die Sichtseiten – sind zweifach getreppt; die Stufen springen 1 cm vor. Spuren von Fläche auf den ungetreppten Schmalseiten; sonst mögliche Werkzeugspuren verdeckt; weisse Schicht, darauf ockerfarbene und darauf hellgraue Schicht; vermutlich Fassungen I und II; Fassungsschichten reichlich erhalten; allseitig moderner Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941 (Skizze des Werksteins).

Kat. 148

10 cm

0 Kat. 149.2

10 cm

0

Kat. 149.1

Kat. 149.3

Kat. 148  Gekehltes Kämpfergesims. Gegen

Westen.

0 Kat. 150

10

20 cm

Kat. 149  Kämpfergesims, Eckstück. Rechts aussen Kämpfergesims Kat. 146. 1 Gegen Südwesten; 2 Vertikalschnitt der Ostseite (M. 1:5); 3 Vertikalschnitt der Nordseite (M. 1:5). Kat. 150  Getreppter Werkstein (M. 1:5).

268

C  Katalog der Bauplastiken

2.5.13 Kubisch Kat. 151 (Pos. 364) Glattes rechteckiges Kämpfergesims: Oberfläche leicht erodiert; be­

stossen; SW-Ecke abgebrochen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; sieht fast aus wie ein Kalkstein, stark zementiert, kompaktiert, kaum Tonlagen: tieferes Ablagerungs­milieu (?); Schichtung horizontal; 49 × 41,5 cm (N–S × E–W); H. 12,5 cm. W-Seite wohl nachträglich grob mit dem Spitzeisen abgeschlagen; Risslinien auf der Oberseite, übrige Werkzeugspuren vgl. Kat. 153; Weiss (Kalkfarbe?) sowie Reste von Polychromie nachweisbar; Fassungsphase nicht bestimmbar; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Bogen der äusseren Apsis (Apsis 1), nördlicher Ansatz, westlich von Kat. 148; noch in situ.

Kat. 152 (Pos. 365) Glattes rechteckiges Kämpfergesims: Oberfläche leicht erodiert;

Westseite abgeschlagen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung horizontal; 57 × 41,5 cm; H. 13 cm. Risslinien auf der Oberseite, übrige Werkzeugspuren vgl. Kat. 148; kleinste Reste von Weiss (Kalkfarbe?); Fassungsphase nicht zu bestimmen; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. – Anbringungsort: Nordquerhaus, Bogen der äusseren Apsis (Apsis 1), südlicher Ansatz; noch in situ.

Kat. 153 (Pos. 367) Glattes rechteckiges Kämpfergesims: Oberfläche leicht erodiert,

­SW-Ecke unten abgeschlagen; sehr feinkörniger, sandiger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5  mm möglich; Schichtung horizontal; 48,5 × 44 cm, H. 16,5 cm. Auf der E-Seite Spuren von Spitzeisen sowie vertikale und diagonale Spuren von Fläche; Südseite mit diagonalen Flächenhieben; W-Seite mit Fischgrätenmuster von der Fläche, vertikale Risslinie in der Pfeilerflucht; hellrote, weisse und graue Farbinseln erhalten; hellrote Farbspuren liegen direkt auf dem Stein; vermutlich Fassung III zuzuordnen, jedoch auch ältere Fassungen möglich; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Bogen der inneren Apsis (Apsis 2), nördlicher Ansatz; noch in situ. Kat. 154 (Pos. 652) Kämpfergesims: auf der Ostseite teilweise zerstört; Sandstein. 23 × 27 cm (E–W × N–S), H. 10,5 cm. Unprofilierte ortho­ gonale Platte. Spuren von überkreuz geführtem Flacheisen; weder Reste von Farbe noch von anhaftendem Mörtel an den Sichtseiten. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Bogen der äusseren Apsis (Apsis 1), südlicher Ansatz, östl. von Kat. 152; noch in situ.

Kat. 151

Kat. 152

Kat. 153

Kat. 154

Kat. 151  Kämpfergesims, gegen Osten. Kat. 152  Kämpfergesims, gegen Nordosten. Kat. 153  Kämpfergesims, gegen Nordosten. Kat. 154  Kämpfergesims, gegen Nordwesten.

269

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.6 Zweizonige Kämpfergesimse (Kat. 155–157) 2.6.1 Tier Kat. 155 (Pos. 378) Dreiseitig reliefiertes Kämpfergesims: vollständig erhalten; Oberfläche

der Reliefs z. T. sehr stark erodiert; allseitig bestossen; in zwei Stücke zerbrochen; grauer bis graugelblicher, homogener Sandstein mittlerer Korngrösse, nicht muschelig gebrochen; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. 37 cm, H. 25 cm, T. 41,5 cm, RT bis 1,5 cm. Unterseite: plan. Linke Seite: links grob abgearbeitet, wohl ursprünglicher Behau; rechte Seite zwei Drittel der Fläche abgeschalt bis auf die untere rechte Ecke, wo noch zwei Beine und wohl auch die Schnauze eines Tiers zu erkennen sind. Vorderseite: Profil: Taustab, Schmiege, vorspringende Platte (H. 9 cm); auf der

Schmiege eine einfach gekerbte dreiachsige Wellenranke, aufgebaut wie jene auf der Vorderseite von Kat. 110 (s. dort), aber weniger straff und ausgewogen komponiert; auf der Platte zwei verflochtene Wellenranken (Kreuzungspunkte nicht verdreht) mit Blättern; die eine zieht nachweislich auf die rechte Seite, die andere könnte von der linken Seite her kommen; eine der beiden Ranken endet rechts mit einem Blatt; während der Ansatz des linken Blattes zerstört ist, gehen die Stiele der beiden mittleren Blattspreiten von den Kreuzungspunkten der Ranken aus; die fünf- bis sechslappigen Blätter haben gekerbte, oft spitz endende Lappen. Rechte Seite: ebene/durchgehende Relieffläche im Gegensatz zur gestuften Fläche der Vorderseite, Relief aber dennoch zweizonig; unten endet die Ranke nach einem Schwung mit einem nach links gerichteten Blatt, nach rechts schliesst ein gehörntes und geflü-

geltes Tier an (Stier? Symbol für Lukas?); in der oberen Zone beschreibt die von der Vorderseite kommende, einfach gekerbte Ranke drei Wellen, entsprechend gehen drei gestielte mehrlappige Blätter davon ab; Relief stark gestört. Rückseite: grob überarbeitet. Oberseite: plan, bei der Kante zur Vorderseite mit Randschlag. Spuren von Spitzeisen, Fläche und Schlageisen; wohl zwei weisse, teilweise dünnschichtige Farbschichten übereinander (Fassungsphase nicht bestimmbar); auf der linken und rechten Seite Setzmörtel der Erstverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Südquerhaus, Bogen der inneren Apsis (Apsis 4), südlicher Ansatz; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 2. Juli 1942.

Kat. 155.1

Kat. 155.2

Kat. 155.3

Kat. 155 Kämpfergesims. 1 Vorderseite (M. 1:5); 2 Vorderseite und rechte Seite übereck; 3 rechte

Seite (M. 1:5).

270

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 156 (Pos. 382) Zweiseitig reliefiertes Kämpfergesims: Oberfläche erodiert, besonders

rechte Seite; allseitig bestossen; grauer, leicht gelblich gefleckter Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung unklar; Br. 31 cm, H. 23 cm, T. 47 cm, RT 1,5 cm. Unterseite: plan, die Kanten zur vorderen und rechten Seite mit Flacheisen überarbeitet, im Zentrum Spitzeisen. Linke Seite: grob zurechtgehauen. Vorderseite: Reliefzonen oben und unten mit einer dünnen Leiste gerahmt; Profil: Taustab, Schmiege, vorspringende Platte; die untere Reliefzone ist vierachsig, die an Wellenranken abgehenden Blattstiele sind v-förmig; Übriges vgl. die Vorderseite von Kat. 155; auf der oberen Zone eine einfach gekerbte Wellenranke mit dreilappigen Halbblättern, Lappen gekerbt, sowohl spitz wie auch rund und umgebogen endend. Rechte Seite:

In der stark erodierten unteren Zone ist links die Fortsetzung (?) der Wellenranke der Vorderseite zu sehen, zu erahnen sind die Beine eines Tieres; die obere Zone weist eine Doppelspirale und zwei einzelne auf, zwischen den Letzteren eine Blüte mit gekerbten Blättern. Rückseite: grob zurechtgehauen. Oberseite: von Mörtel bedeckt. Spuren von Spitz- und Beizeisen; Werkstück ganz gefasst; Fassung stellenweise sehr vergraut (ursprünglich hellgrau?); Farbe (Kalkfassung oder organische Fassung?) teilweise sehr dünnschichtig, mit hoher Stabilität auf der Natur­steinoberfläche aufliegend; Phasenzugehörigkeit der Fassung nicht zu bestimmen; auf Unter-, Rück- und Oberseite Setzmörtel der Erstverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre.

–  Anbringungsort: Südquerhaus, Bogen der inneren Apsis (Apsis 4), südlicher Ansatz; bis 1942 in situ, dann ausgebaut und durch Kopie ersetzt. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 3. Juli 1942: «Auch fügten wir im nördlichen Widerlager des Absidenbogens Nr. 4 das gestern von der Bauhütte erhaltene Kapitäl ein […].»

Kat. 155.1

Kat. 155.2

Kat. 155.3

Kat. 156 Kämpfergesims. 1 Vorderseite (M. 1:5); 2 Vorderseite und rechte Seite übereck; 3 rechte

Seite (M. 1:5).

271

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.6.2 Floral Kat. 157 (Pos. 606) Dreiseitig reliefiertes Kämpfergesims: vollständig erhalten; Oberfläche

z. T. stark erodiert; reliefierte Oberflächen fast vollständig von Farbe bedeckt; allseitig bestossen; Frontseite in der oberen Zone zerstört; bläulicher Sandstein; Schichtung horizontal; L. 33 cm, Br. u. 25 cm, Br. o. 36 cm, H. 24 cm, RT 0,5 cm. Unterseite: plan; Profil der drei bearbeiteten Sichtseiten von unten: Falz, Schmiege, vorspringendes Plättchen, vorspringende Platte. Linke Seite: glatt, kein Relief; Malschicht auf dieser Seite belegt deren Sichtbarkeit. Vorderseite: dreiachsiges Relief auf der Schmiege, unten gerahmt, oben das Plättchen berührend; auf der Fläche eine Wellenranke, ein-

fach gekerbt (Br. 2–2,5 cm); links rollt sie sich ein und endet in einer Blüte mit randparallel gekerbten Blättern und einem ebenso gekerbten Stempel; in der Mitte eine weitere Blüte, deren Stiel bei einer Klammer auf der Ranke abgeht; rechts ein Blatt, dessen Stiel ebenso bei einer Klammer auf der Ranke abgeht; die Ranke läuft über die Ecke auf die rechte Seite weiter; in den Zwickeln Herzblätter; Platte oben abgebrochen, wohl aber wie auf rechter Seite mit Flechtband. Rechte Seite: unten auf der Schmiege ein Rahmen, darüber Wellenranke, die Fortsetzung von jener auf der Frontseite (auch gleich aufgebaut wie diese); auf der linken Achse eine Blüte mit sechs randparallel gekerbten Blättern und einem ebenso gekerbten Stempel, auf der mittleren und rechten Achse ein Dreiblatt nach

links; in den Zwickeln Tropfen, Kugeln oder Herzblätter; Platte mit Rahmen zumindest unten, darin Zopfmuster aus drei zweifach gekerbten Bändern; die reliefierte Fläche endet abrupt vor der Kante zur Rückseite, sie verspringt sogar und ist nur noch grob bearbeitet. Rückseite: bruchroh. Oberseite: plan; Risslinien parallel zu den Kanten der bearbeiteten Seiten im Abstand von 4–7 cm. Spuren von Spitzeisen, Fläche und Schlageisen (Br. 2,5 cm) zu erkennen; weisse Malschicht auf allen drei Sichtseiten, darüber ockerfarbene Schicht und schliesslich hellgraue Schicht; es dürfte sich um zwei Fassungen der Fassungen I, II und/oder III handeln; Kalkmörtel des ursprünglichen Versetzens auf Unter-, Rück- und Oberseite. –  Datierung: 1070er-Jahre.

Kat. 157.2 Kat. 157.1

Kat. 157.3

Kat. 157.4

10 cm

0

Kat. 157.5

Kat. 157 Kämpfergesims. 1 Linke Seite (M. 1:5); 2 linke Seite und Vorderseite übereck; 3 Vorderseite (M. 1:5); 4 Vorderseite und rechte Seite 0

272

10

übereck; 5 rechte Seite; aussen der Falz, welcher das Relief stört (M. 1:5); 6 Vertikalschnitt durch linke und rechte Seite (M. 1:5). 20 cm

0

Kat. 157.6

10

20 cm

C  Katalog der Bauplastiken

–  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «[…] in der abgebrochenen östlichen Vierungsfüllmauer.» –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «Aufnahme der Funde aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer. […] 1 Romanisches Eckkapitell Photo Nr. 91 [Kat. 157] mit Farbspuren weiss und graublau.»

Kat. 158.1

Kat. 158.2

Kat. 158.6

2.7 Kapitell (Kat. 158–160) Kat. 158 (Pos. 640) Polsterkapitell: fragmen-

tiert und bestossen; originale Oberflächen nur wenig erodiert; grüner, parallel geschichteter und homogener Sandstein mittlerer bis grober Korngrösse (Molasse des Burdigalien – ähnlich der Molasse des Villarlod blau); unterscheidet sich von allen übrigen Werksteinen; Schichtung vertikal, rechtwinklig zur schmalen Seite; Dm. Halsring 17,5 × mind.

18,5 cm, Br. Abakus 21 × mind.  12 cm, H. tot. 22,2 cm, H. Säulenansatz 3,5 cm, H. Halsring 3 cm, H. Kapitell 15,8 cm, H. Abakus 6,8 cm. Säulenschaft und Astragal angearbeitet; Polster durch Ritzlinie vom Abakus abgesetzt; auf einer Seite nachträglich (?) eingeschlagene Vertiefung. Auf den Sichtseiten Spuren von Schlageisen und auf der Oberseite von der Fläche; auf der Oberseite Randschlag (Br. 1,5 cm); sekundäre (?) Vertiefung mit Spitz­ eisen eingegraben; eine leicht ockerfarbene Malschicht liegt direkt auf der Gesteinsoberfläche auf; makroskopisch kann nicht geklärt werden, ob organische Zusätze in der Farbe sind; keine Craquelé­ bildung; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 20. April 1942: «Fund: Beschädigtes Kapitäl im nördlichen Seitenschiff (V–W.40–31) in einer Tiefe bis 80 cm. Fund Nr. 40.»

Kat. 158.10

Kat. 158.3

Kat. 158.4

Kat. 158.7

Kat. 158.5

Kat. 158.8 Kat. 158.9

10 cm

Kat. 158.11

0

Kat. 158.12

Kat. 158 Polsterkapitell. 1 Unterseite; 2–9 Ansichten, Drehung gegen Uhrzeigersinn; 10 Oberseite; 11 Vertikalschnitt; 12 Horizontalschnitt (beide M. 1:5).

273 0 0

10 10

20 cm 20 cm

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 159 (Pos. 612)  Teil der Volute eines ioni­ schen Kapitells (?): allseitig bestossen; grauer,

leicht gelblicher Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung parallel zur Volute; gleicher Sandstein wie Kat. 160 und 209; Dm. 10,5 cm, St. 3,5 cm, RT 0,7 cm. Volute in die Oberfläche eingekerbt, Stege flach. Spuren von Spitzeisen in den Rillen; weisse Farbschicht, Oberfläche ockerfarben, darüber hellgraue Malschicht; Phase I und II (?); ausgesprochen viel Farbe erhalten; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 160  (Pos. 613) Teil der Volute eines ioni­ schen Kapitells (?): allseitig bestossen; gleicher

Sandstein wie Kat. 159 und 209; Schichtung rechtwinklig zur Volute; Dm. 10,5 cm, St. 5,5 cm, RT 0,7 cm. Volute in die Oberfläche eingekerbt, Stege flach. Werkzeugspuren, Farbe und Mörtel vgl. Kat. 159. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 159

Kat. 160

Kat. 161.1

10 cm

0

Kat. 161.2

Kat. 161.3

0

10

2.8 Bogensteine (Kat. 161–170) 2.8.1 Figürlich Kat. 161 (Pos. 602) Plattiger Bogenstein mit Hand-Gottes-Relief: in zwei Teile zerbrochen;

Relief kaum bestossen; Kratz- und Abarbeitungsspuren erkennbar, wohl aus der Entdeckungszeit (1941); sehr feinkörniger gelber Sandstein; Schichtung vertikal, parallel zur Relieffläche; Br. u. 48 cm, Br.  o. 57 cm, H. 28 cm, St. 10 cm, T. Relieffeld 1,5 cm. Gerahmtes Relief; Hand auf der Mittelachse, links davon geflügelter Stier mit Buch, rechts geflügelter Löwe; die drei Motive sind kaum modellierte, skelettlose flache Scheiben, Binnenformen nur durch Gravur hervorgehoben, Flügel der Tiere auf gleicher Ebene wie der dahinter bzw. davorliegende Körper. Hand Gottes: kleiner Finger zerstört, übrige Finger ausgestreckt, Daumen rechts; sofern Handfläche dargestellt, ist es die Rechte Gottes; durch Querrille beim Handballen abgesetzter Ärmel des Gewandes. Löwe: nach links, fliegend dargestellt, kein Kontakt zum Rahmen; Schwanz zwischen den Hinterläufen über dem Rumpf nach oben, endet in herzförmiger Quaste; Vorderläufe und Buch fast ganz zerstört; Flügel an den Hinterkanten gekerbt (Federn); Kopf im Profil, Maul offen, Augen erhöht. Stier: nach rechts; rechtes Hinterbein auf dem Rahmen stehend, zwischen den Vorderläufen ein Buch; der Stier bäumt sich zur Hand gewendet auf, Kopf frontal (vgl. Kopf von Kat. 109) dem Betrachter zugewandt; Hals mit Falten; Nüstern, Augen, Ohren (re. zerstört) und Hörner gekerbt. Spuren von Fläche und Beizeisen; Reliefgrund geglättet; dieser Werkstein ist unter den gefassten Stücken von Rüeggisberg der am besten erhaltene; Tierreliefs flächig rot gefasst (über die Reliefschnitte hinaus), Hand Gottes rot gerahmt, Hintergrundflächen weiss bzw. ockerfarben, Werkstückrahmung rot; Malprozess: zuerst flächiger Weissauftrag, dann möglicherweise helle ockerfarbene Lasur (mikroskopische Untersuchung ausstehend), abschliessend roter Farbauftrag; Farbfassung gehört Fassung I an; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «[…] aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer.» –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «Aufnahme der Funde aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer. […] 1 bemaltes Relief mit Reitern [sic!] aus einem Bogenstück, stark verwittert.» –  Sekundärliteratur: Reinle 1968, 440 Abb. 472; Sennhauser 1970, Abb. 182. 20 cm

Kat. 159  Teil einer Volute? Schrägansicht

(M. 1:5). 0

10

Kat. 160  Teil einer Volute? Schrägansicht

20 cm

(M. 1:5).

Kat. 161  Plattiger Bogenstein mit Hand-GottesRelief. 1 Vorderseite (M. 1:5); 2 Schrägansicht; 3 Vertikalschnitt (M. 1:5); 4 der Bogenstein nach

Kat. 161.4

274

der Entnahme aus dem Mauerwerk 1941, rechts daneben die vermasste Skizze vom 3. April 1941 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

C  Katalog der Bauplastiken

2.8.2 Glatt Kat. 162 (Pos. 760) Plattiger Bogenstein: Ober-

fläche erodiert, allseitig bestossen und fragmentiert; Sandstein (nicht analysiert); L. 64 cm, H. 25 cm, St. 11,5 cm. Entlang der Aussenseite ein 2 cm tiefer Falz (für bündiges Anschliessen des Verputzes?); vgl. Kat. 163. Auf der Vorder- und Unterseite Spuren von Spitz- und Flacheisen; Rückseite nur am Rand angebeizt, mit Spitzeisen plan gehauen; Reste von Weiss auf der Aussenseite; Kalkmörtelreste im Falz. –  Datierung: 1070er-Jahre (?). –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 163 (Pos. 761) Bogenstein: ganz erhalten; Oberfläche erodiert; allseitig bestossen; Sandstein (nicht analysiert); L. 65 cm, H. 29 cm, St. 21 cm. Entlang der Aussenseite ein 2 cm tiefer Falz (­für bündiges Anschliessen des Verputzes?); vgl. Kat. 162; Oberseite bruchroh; auf den übrigen Seiten Spuren von Fläche; Weiss auf der Vorder-, Rück- und Unterseite; Kalkmörtel der Zweitverwendung auf der Weissschicht. –  Datierung: 1070er-Jahre (?). –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 164 (Pos. 164) Plattiger Bogenstein: Ober-

flächen erodiert und bestossen, eine Schmalseite: Bruch; Sandstein (nicht analysiert); L. 54 cm, H. 21 cm; St. 17,5 cm; Laibung getrichtert; Vorderseite, Auflagefläche und Laibung plan; übrige Seiten grob zugerichtet. Spuren von Fläche auf den planen Seiten, übrige mit Spitzeisen und Fläche bearbeitet; ockerfarbene Schicht auf einer weissen Malschicht; vermutlich Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre (?). –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 162.1

Kat. 162.2

Kat. 163.3

Kat. 163.1

Kat. 163.2

Kat. 163.4

Kat. 162  Plattiger Bogenstein. 1 Vorderseite (M. 1:8); 2 konkave Unterseite (M. 1:8). Kat. 163 Bogenstein. 1 Vorderseite ; 2 konkave Unterseite; 3 Rückseite; 4 konvexe Oberseite (alle M. 1:8). Kat. 164  Plattiger Bogenstein. Vorderseite

Kat. 164

(M. 1:8).

275

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 165 (Pos. 763) Plattiger Bogenstein: Ober-

fläche erodiert; allseitig bestossen; ein Schmal­ende zerstört; Sandstein (nicht analysiert); L. 47,5 cm, H. 26–30 cm, St. 10 cm. Bogen sichelförmig; auf der Vorderseite entlang der Aussenkante ein Falz (Br. 5,5–7 cm; T. 2,8 cm), vgl. Werkstück Kat. 163. Rück- und Oberseite grob mit Spitzeisen, übrige Flächen glatt mit Fläche bearbeitet; Weiss auf der Vorder- und Unterseite; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 166 (Pos. 755) Plattiger Bogenstein: Ober-

fläche erodiert; eine Schmalseite abgebrochen; übrige Oberflächen original; Sandstein (nicht analysiert); Br.  u. 42 cm, Br.  o. 39,5 cm, H. 33 cm, St. 12,5 cm. Unterseite konkav; Sichtseite = Oberfläche eines natürlichen Lagers; Sicht- und Unterseite gekalkt. Spuren von Fläche auf Unter-, S­ chmal- und Rückseite; Schmal- und Rückseite mit anhaftendem Kalkmörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 167 (Pos. 756) Plattiger, keilförmiger ­Bogenstein: Oberfläche erodiert; übrige Oberflä-

chen original; Sandstein (nicht analysiert); Br. u. 33,5 cm, Br. o. 45,5 cm, H. 41 cm, St. 15 cm. Unterseite konkav. Vorderseite ohne Behauspuren; Unterseite und Schmalseiten mit Spuren von Fläche; Ober- und Rückseite grob mit Spitzeisen plan gearbeitet; keine Farbspuren zu erkennen; moderner Zementmörtel anhaftend. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 168 (Pos. 779) Plattiger Bogenstein: Ober-

fläche erodiert; längere Schmalseite: Bruch; übrige Oberflächen original; Sandstein (nicht analysiert); Br. u. 18 cm, Br. o. 21 cm, H. 29,5 cm, St. 7 cm. Aussen- und Rückseite bruchroh; Langseiten konkav bzw. konvex; setzt man die 18 cm breite Schmalseite von Kat. 168 mit der Auflagefläche gleich, ist er der Gruppe der sichelförmigen Bogensteine zuzuweisen. Spuren von Flacheisen auf der kürzeren Schmalseite; keine Farbspuren zu erkennen; allseitig Kalkmörtel, auf Sichtseite brauner Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 169 (Pos. 800) Plattiger Bogenstein: eine

Schmalseite: Bruch, sonst unbeschädigt; Sandstein (nicht analysiert); L. 37 cm, H. 25 cm, St. 10 cm. Unter dem Kalkanstrich der Vorderseite Spuren von Fläche sichtbar; auf der bruchrohen Rückseite anhaftender Kalkmörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 170 (Pos. 770) Bogenstein: Oberfläche ero-

diert; 40 × 22 × 95 cm; Sandstein (nicht analysiert). Weder Spuren von Werkzeugen noch von Farbe oder Mörtel zu erkennen. –  Datierung: Mittelalter oder Neuzeit. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 167

Kat. 165

Kat. 168

Kat. 170

Kat. 166.1

Kat. 169.1

Kat. 165  Plattiger Bogenstein. Vorderseite. Kat. 166  Plattiger Bogenstein. 1 Vorderseite mit Putz; 2 konkave Unterseite. Kat. 167  Bogenstein. Konkave Unterseite. Kat. 168  Plattiger Bogenstein. Konkave Unter-

Kat. 166.2

Kat. 169.2

seite.

Kat. 169  Plattiger Bogenstein. 1 Vorderseite; 2 konkave Unterseite. Kat. 170 Bogenstein.

276

C  Katalog der Bauplastiken

2.9 Fensterbogenplatten (Kat. 171–179) Kat. 171 (Pos. 655) Verkleidungsplatte für einen getrichterten Fensterbogen: Oberflä-

che erodiert; bestossen; Abplatzungen; Sandstein (nicht analysiert); Br. 94 cm, H. 55 cm, Dm. Bogenöffnung 59,8 cm, St. 12 cm. Die Platte hat einen trapezförmigen Umriss; in die Oberfläche ist die äussere Kontur eines leicht sichelförmigen Bogens (Br. u. 17 cm, Br. im Scheitel 22 cm) eingeritzt; horizontale Ritzlinien (Br. 5 mm, T. 3 mm) seitlich des

Bogens führen die Fugenstriche exakt fort: nach Versatz eingeritzt; einzelne, über den Ritzbogen hin­ausgeführte Ritzfuge. Spuren von Spitzeisen und diagonal geführtem Flacheisen zu erkennen; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordfassade, westliches oberes Fenster; noch in situ.

Kat. 172 (Pos. 653) Verkleidungsplatte für ei­ nen getrichterten Fensterbogen: Oberfläche

leicht erodiert; be­stossen; Sandstein (nicht analysiert); Br. 127 cm, H. 90 cm, St. 13 cm. Die Platte hat einen unregelmässigen Umriss: unten und seitlich gerade, oben zinnenartig; in die Oberfläche eingeritzt sind die äussere Konturen eines leicht sichelförmigen Bogens; dessen Scheitel berührt eine horizontale gerade Ritzlinie, welche die seitlich anschliessenden Fugenstriche exakt fortsetzt: nach Versatz eingeritzt. Spuren von Spitzeisen zu erkennen; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordmauer innen über Portal; noch in situ. Kat. 173 (Pos. 660) Verkleidungsplatte für ­einen Fensterbogen: Oberfläche leicht erodiert;

bestossen; Sandstein (nicht analysiert); Br. 123 cm, H. 88 cm, St. ca. 11 cm. Unregelmässig polygonale Platte; mit einem Spitzeisen sind die äusseren Konturen eines leicht sichelförmigen Bogens (Br.  u. 17,5 cm; Br. im Scheitel 24 cm) in die Oberfläche eingegraben. Ritzlinien mit den Spitzeisen eingegraben; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Westmauer innen; noch in situ.

Kat. 171

Kat. 174 (Pos. 775) Trapezförmige Bogenver­ kleidungsplatte: allseitig bestossen, aber alle Sei-

ten erhalten; Sandstein (nicht analysiert); Br. 45,5 cm, H. 34,5 cm, St. 10 cm. Die kleinere Langseite ist segmentbogenförmig konkav. Spuren von Fläche, Flach- und Spitz­eisen; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 172 Kat. 174.1

Kat. 174.2

Kat. 171  Nordquerhaus, Nordfassade, gegen Südwesten. Fensterbogenplatte. Kat. 172  Nordquerhaus, Nordmauer innen über

Archivolte Pos. 28, gegen Nordosten. Verkleidungs­ platte für einen getrichterten Fensterbogen. Kat. 173  Nordquerhaus, Westmauer innen, gegen Westen. Ver­kleidungsplatte für einen Fenster­bogen. Kat. 173

Kat. 174 Bogenverkleidungsplatte. 1 Vorderseite (M. 1:8); 2 konkave Unterseite (M. 1:8).

277

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 175 (Pos. 753) Rechte Seite einer Fenster­bogenplatte: Oberfläche erodiert; linke

Seite abgebrochen; Sandstein (nicht analysiert); Br. 36 cm, H. 71 cm, St. 11 cm. Laibung leicht getrichtert und von einer geschwungenen Kerbe begleitet, deren Abstand vom Licht unten 9 cm und oben bei der Bruchstelle 13 cm beträgt: Ritzbogen sichelförmig; Vorderseite und Schmalseiten: plan; Rückseite: bruchroh. Auf den Schmalseiten Spuren von Schlageisen in diagonaler Ausrichtung zu den Kanten; keine Farbreste; Kalkmörtel der Zweitverwendung auf der Vorderseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 176 (Pos. 754) Linke obere Ecke einer Fensterbogenplatte: unten und rechts Bruch;

Oberfläche erodiert; Sandstein (nicht analysiert); Br. 54,5 cm, H. 51 cm, St. 9 cm. Laibung leicht getrichtert und in 25 cm Abstand von einer geschwungenen Kerbe begleitet; Vorderseite und Schmalseiten: plan; Rückseite: bruchroh. Auf den Schmalseiten Spuren von Schlageisen in diagonaler Ausrichtung zu den Kanten; in der Bogenkerbe weisse Kalkreste (Farbe?); Kalkmörtel der Zweitverwendung auf der Vorderseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 177 (Pos. 765) Teil einer Fensterbogen­ platte: linke Hälfte zerstört; Oberflächen erodiert;

Sandstein (nicht analysiert); Br. 68 cm, H. 59 cm, St. 8–9 cm. Platte mit unregelmässiger Aussenkontur; Bogen sichelförmig (Br. u. 14,5 cm, Br. o. 19 cm); Laibung getrichtert. Spuren von Spitzeisen und Fläche zu erkennen; Weiss auf der Vorderseite nachweisbar; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser TB 1, 20. August 1940: «Steinfund: Im Durchgang

Kat. 175

von Abside 2 zu 3 lag eine 8 cm starke Sandsteinplatte mit einseitig abgeschrägter Kante. Es macht den Anschein, als ob es sich um eine Verkleidungsplatte zu einem Bogenfenster handelt.» Kat. 178 (Pos. 766) Teil einer Fensterbogen­ platte: untere rechte Ecke erhalten; originale Ober-

flächen erodiert; Sandstein (nicht analysiert); Br. 41,5 cm, H. 52 cm, St. 9 cm. Eine Ritzlinie imitiert einen sichelförmigen Bogenstein (Br.  u. 19,5 cm, Br. o. 20,5 cm), dessen Standlinie von einem Taustab begleitet wird. Spuren von Fläche und Flacheisen auf den Schmalseiten; Weiss auf der Vorderseite zu erkennen; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 179 (Pos. 769) Teil einer Fensterbogen­ platte: allseitig bestossen; Sandstein (nicht analy-

siert); 44 × 21 cm, St. 14 cm. Laibung getrichtert; wandseitige Fläche grob behauen, Sichtflächen plan. Spuren von Spitz-, Flacheisen und Fläche sowie von weisser Farbe zu erkennen, aber nicht von Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 176 Kat. 178

Kat. 179

Kat. 175  Fensterbogenplatte (M. 1:8). Kat. 176  Fensterbogenplatte (M. 1:8). Kat. 177  Fensterbogenplatte (M. 1:8). Kat. 178  Fensterbogenplatte (M. 1:8). Kat. 177

278

Kat. 179  Teil einer Fensterbogenplatte (M. 1:8).

C  Katalog der Bauplastiken

2.10 Konsolen (Kat. 180–197) 2.10.1 Mensch Kat. 180 (Pos. 630) Konsole mit Kopfrelief:

fragmentiert, allseitig bestossen; Oberfläche des Reliefs erodiert; grauer, sehr feiner und kompakter Sandstein mit muscheligem (conchoidalem) Bruch; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Masse Werkstein: Br. 9 cm, H. 14,5 cm, T. 29 cm; Masse Gesicht: H. 7 cm, Br. 5,3 cm. Front der Konsole wohl gefast; auf der Front untere zwei Drittel eines langovalen Gesichtes; einfacher Mundschlitz, Lippen leicht vorgewölbt; Nase balkenförmig; Ansatz des rechten Auges noch zu erkennen. Spuren von Beizeisen (Br. 1,5 cm) auf dem Gesicht; weisser Farbpartikel unterhalb des Kinns, Spuren von Rot am rechten Rand des Konsolsteins; Farbe sehr reduziert, wenige Pigmentpartikel in die Steinoberfläche migriert; vermutlich Fassung I; Mörtel der Zweitverwendung u. a. auf dem Kopf. –  Datierung: 1070er-Jahre.

–  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 9. Oktober 1940: «In der Vierung, südöstlich des nordwestlichen Vierungspfeilers […] fanden wir in 1,45 m Tiefe eine Konsole, deren Stirnseite ein verstümmeltes Gesicht aufweist (Fund Nr. 26); Länge: 26 cm, Breite: 10 cm, Höhe: ca. 11 cm.» –  Sekundärliteratur: Keck/Stöckli 1995, 231 Abb. 8.

Kat. 6

10 cm

Kat. 8

0

Kat. 180.3

Kat. 180.1

0

10

20 cm

Kat. 180.3

0

10

20 cm

Kat. 180 Konsole. 1 Vorderseite (M. 1:3); 2 Schrägansicht; 3 Vertikalschnitt (M. 1:4); 4 Konsolen Kat. 180 (rechts) und Kat. 224 (links)

Kat. 180.4

nach ihrer Entdeckung im Jahr 1940.

279

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 181 (Pos. 632) Gekehlte Konsole mit Kopfrelief: Oberfläche erodiert; leicht bestossen;

sehr feiner, homogener und kompakter Sandstein mit muscheligem (conchoidalem) Bruch; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. 8 cm, H. 15 cm, T. 44,5 cm, RT 0,5 cm. Relief kann als stark abstrahierter Kopf gesehen werden; unter der Platte (H. 1,5 cm) ein Taustab (H. 1,8 cm), der als strähnige Haare zu deuten ist, zwei Augen, Nase, Gabelbart, auf Höhe des Bartansatzes eine Querkerbe. Spuren von Fläche, Spitz- und Beizeisen zu erkennen; weisse Malschicht; rote, sehr reduzierte Farbpartien auf dem Relief sowie am Rand des Konsolsteins, Bindemittel und Pigmente sind in den Poren des Gesteins nachzuweisen; Fassung I; allseitig Kalkmörtel der Wiederverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «[…] aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer.» –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «Aufnahme der Funde aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer. 4 Konsolen [Kat. 181, Kat. 186, Kat. 192– 193] abgebildet in Photo Nr. 92.»

Kat. 181.1

Kat. 6

10 cm

Kat. 181.2

Kat. 8

0

0

010

20 cm 10

Kat. 181.3

20 cm

Kat. 181 Konsole. 1 Vorderseite (M. 1:3); 2 Schrägansicht; 3 Längsschnitt (M. 1:4); 4 am 29. März 1941 gefundene Konsolen. Von

Kat. 181.4

280

links nach rechts: Kat. 186, Kat. 192, Kat. 181 und Kat. 193; Skizze und Aufnahme aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 182a–c  (Pos. 171a–c) Drei Konsolen (182a:

nördliche Konsole, 182b: mittlere Konsole, 182c: südliche Konsole): Relief auf der Front zerstört; Sandstein (nicht analysiert); 171a: H. 27 cm, Br. 13 cm; 171b/c: H. 27 cm, Br. 14 cm. Das Relief der äusseren Konsolen ganz abgeschlagen; Front der mittleren Konsole Kat. 182b unten geglättet bis zu einer ovalen Begrenzung, darüber abgeschlagenes Relief; die Form erinnert an ein Kinn; Kat. 182c weist einen 2 cm breiten Randschlag auf. Spuren von diagonal geführtem Flacheisen (Randschlag) und von Spitz­eisen; auf Bruchstellen weisser Überzug (Kalk­anstrich); keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Gewölbe, westlicher Anfänger des Gurtbogens; noch in situ. Kat. 183a–c  (Pos. 190) Drei Konsolen (183a:

nördliche Konsole, 183b: mittlere Konsole, 183c: südliche Konsole): Relief auf der Front zerstört; Sandstein (nicht analysiert); 171a: H. 24 cm, Br. u. 12 cm, Br. o. 13 cm; 171b: H. 25 cm, Br. u. 15 cm, Br. o. 17,5 cm; 171c: H. 24,5 cm, Br. u. 11 cm, Br. o. 12,5 cm. Das Relief der südlichen Konsole Kat. 183c ist bis auf einen 3 cm breiten geglätteten Streifen am unteren Rand abgeschlagen; Front der mittleren und nördlichen Konsole Kat. 183a–b unten und teilweise seitlich geglättet; Begrenzung der Glättung in Form eines sich nach unten verengenden U. Spuren von Beizeisen auf der südlichen Konsole Kat. 183c, Spuren von Spitzeisen auf der mittleren und nördlichen Konsole Kat. 183a–b; auf Bruchstellen weisser Überzug (Kalkanstrich); keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Gewölbe, östlicher Anfänger des Gurtbogens; noch in situ.

Kat. 182

10 cm

Kat. 183.1

0

10 cm Kat. 183.3

0

Kat. 183.2

Kat. 182a–c  Konsolen (Kat. 182a rechts).

Gegen Südwesten.

Kat. 183a–c  Konsolen (Kat. 183a rechts). 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikalschnitt Kat. 183a (M. 1:4); 3 Horizontalschnitt Kat. 183a (M. 1:4).

281

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.10.2 Tier Kat. 184 (Pos. 610) Konsole mit Tierkopf:

Oberfläche erodiert; allseitig bestossen, Rückseite und Schnauze abgebrochen; Brandspuren; grauer, leicht gelblicher Sandstein mittlerer Korngrösse; aufspaltend; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; H. 9,3 cm, Br. 5,5 cm, T. 11,5 cm, RT 0,5 cm. Profil: Tierkopf, darüber Platte; Schnauze unten durch Einkerbung abgesetzt; seitlich zwei konzentrische Kreisgrate: Augen und/oder Hörner. Spuren von Spitz- und Beizeisen; am rechten Kreisgrat kleines Farbschichtpaket: entweder nur Auge oder Kopf rot, Rest weiss gefasst; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 27. August 1940: «Fortsetzung der Grabarbeiten entlang der westlichen Querschiffwand aussen. […] Im Abstand von 3,00 m vom Querschiff in einer Tiefe von 40 cm fanden wir im Schutt eine kleine Sandsteinskulptur, einem Widderkopf ähnlich, leider in 2 Hälften gespalten.»

Kat. 184.1

Kat. 184.2

Kat. 184.3

Kat. 184.4

10 cm

0 Kat. 184.7

Kat. 184.5

Kat. 184.8

282

Kat. 184.6

Kat. 184  Konsole mit Tierkopf. 1 Rechte Seite (M. 1:3); 2 Schrägansicht; 3 Aufsicht (M. 1:3); 4 Schrägansicht; 5 linke Seite (M. 1:3); 6 Untersicht (M. 1:3); 7 Längsschnitt (M. 1:3); 8 vermasste Skizze aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser. Eintrag vom 27. August 1940.

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 185 (Pos. 634) Konsole mit gehörntem Tier (Widder): Oberfläche v. a. des Reliefs stark

Spitzeisen und Fläche; auf der Unterseite fischgrätig geführte Fläche; Langseiten wohl Spaltflächen (keine Werkzeugspuren); wenige kleinste weisse Farbpartikel in Vertiefungen nachzuweisen; Fassungsphase nicht zu bestimmen; allseitig Kalkmörtel von der Wiederverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 7.  Oktober 1940: «Bald darauf fanden wir […] fast dicht beieinander liegend in 1,30 m Tiefe, ein längs gespaltenes Konsolenstück mit einem Widderkopf [Kat. 185] und ferner eine Konsole mit einer stark verwitterten, dreigliedrigen Skulptur an der einen Stirnseite [Kat. 196]. Grösse der Widderkonsole (Fund No 24 [Kat. 185]): Länge: 35 cm, Breite: 9 cm, Höhe: 13 cm. Grösse der anderen Konsole (Fund No 25 [Kat. 196]); Länge: 39 cm, Breite: 12 cm, Höhe: 13 cm.»

erodiert; allseitig bestossen; von Rissen durchzogen; alte Klebung zu erkennen: Kolophonium (?); sehr feinkörniger, gelblicher Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Neigung zum Aufspalten; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. 10 cm, H. 14 cm, T. 37,5 cm. Front der Konsole mit einem Tierkopf gestaltet, unten abgesetzt durch einen Einschnitt, oben durch einen Rücksprung (keine Platte); Schnauze mit Mundschlitz, der auf die Seiten hochzieht; zwei gebohrte Nasenlöcher; Augen mit mandelförmiger Rille gezeichnet, auf den Kanten der Front liegend; Haarbüschel auf dem Kopf durch eine Kerbe abgesetzt; darüber auf der Front spitze nach aussen geneigte Ohren, an den Seiten je ein spitz endendes, nach hinten unten gebogenes Horn. Spuren von

Kat. 185.1

Kat. 6

Kat. 185.2

Kat. 185.3

10 cm

Kat. 8

0

Kat. 185.4 Kat. 185.5

0

10

20 cm 0

10

20 cm

Kat. 185  Konsole mit gehörntem Tier (Widder). 1 Vorderseite (M. 1:4); 2 Schrägansicht nach rechts; 3 Schrägansicht nach links; 4 Längsschnitt (M. 1:4); 5 Aufnahme vom 7. Oktober 1940.

283

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.10.3 Floral

2.10.4 Karnies

Kat. 186 (Pos. 626) Konsole: vollständig erhalten; Oberfläche erodiert; allseitig bestossen; sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. 12 cm, H. 15 cm, T. 37 cm, RT 0,8 cm. Vierblättrige Blüte ohne Stempel; Blätter gekerbt. Spuren von Fläche und Spitzeisen; Rückseite des Werksteins auch plan: wie Kat. 22 oder Kat. 35 auf einer Langseite sichtbar ins Mauerwerk einbezogen (?); keine Farbreste zu erkennen; anhaftender Kalkmörtel (ausser auf der Front), der auch beschädigte Stellen überdeckt. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29.  März 1941: «[…] aus dem Schutt der Triumph­bogenfüllungsmauer.» –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «Aufnahme der Funde aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer. 4 Konsolen [Kat. 181, Kat. 186, Kat. 192– 193] abgebildet in Photo Nr. 92.»

Kat. 187 (Pos. 204) Verkröpfte Eckkonsole:

sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung wohl horizontal; 16 × 16 cm, H. 12,5 cm. Profil: Plättchen (H. 0,8 cm), steigendes Karnies, Platte (H. 4,5 cm). Spuren von horizontal geführtem Flacheisen auf Karnies und von Spitzeisen auf der Oberseite; zwei rote Farbschichten: 1) weisse Kalkung als Grundierung, darüber rote Kalkfarbe; Fassung I (?), 2) rote Kalkfarbe, starke Grauschleierbildung; Fassung III (?); keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Anbringungsort: Vierung, nordöstlicher Pfeiler, noch in situ.

Kat. 186 Konsole. 1 Vorderseite (M. 1:4); 2 Schrägansicht; 3 Längsschnitt (M. 1:4). Vgl.

auch Skizze und Foto aus dem Tagebuch bei Konsole Kat. 181.

Kat. 187  Verkröpfte Eckkonsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikalschnitt Nord-Süd durch Nordschenkel. (M. 1:4); 3 Vertikalschnitt Ost-

West durch Westschenkel (M. 1:4).

10

0

20 cm

Kat. 186.1 Kat. 186.3

10 cm

Kat. 186.2

0

10 cm10 cm

0 Kat. 187.1

284

0

Kat. 187.2

Kat. 187.3

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 188 (Pos. 389) Eckkonsole: gleicher Typ

wie Kat. 189: kaum erodiert oder beschädigt; Sandstein ­mittlerer Korngrösse; Schichtung horizontal; 30,5 × 30,5 cm, H. 17,5 cm. Profil: Plättchen (H. 1,2 cm), steigendes Karnies, Platte (H. 3,5 cm). Spuren von Schlageisen (Br. mind. 3,5 cm); zwei kleine Reste weisser Kalkung (Grundierung, Dm. ca. 1 cm); Fassung nicht zu bestimmen; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. – Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordmauer östlicher Anfänger des Schildbogens; noch in situ.

Kat. 189 (Pos. 390) Eckkonsole: gleicher Typ

wie Kat. 188; Oberfläche stark erodiert; Sandstein mit Korn bis ca. 1 mm; Schichtung horizontal; 22 × 21 cm, H. 17 cm. Profil: Plättchen (H. 1,2 cm), steigendes Karnies, Platte (H. 3,5 cm). Weder Werkzeug- noch Farb- oder Mörtelspuren erhalten. –  Datierung: 1070er-Jahre. – Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordmauer westlicher Anfänger des Schildbogens; noch in situ.

Kat. 6

10 cm

Kat. 8

0 Kat. 188.2 Kat. 188.1

0

0

10

10

20 cm

20 cm

Kat. 188 Eckkonsole. 1 Gegen Nordosten; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4). Kat. 189

Kat. 189  Eckkonsole. Gegen Nordwesten.

285

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.10.5 Rollen Kat. 190 (Pos. 623) Rollenkonsole: Front ero-

diert und bestossen; ehemals in Mauer eingebundener Teil frisch erhalten; grauer, gelblich gefleckter (oxidierte Schichten) homogener Sandstein mittlerer Korngrösse; Tendenz zum Aufspalten; Schichtung horizontal; Br. 15,5 cm, H. 14 cm, T. 33,5 cm, Dm. Rolle 5–6 cm, RT 05 cm. Profil: Platte, Rolle, Platte; Rolle mit ovalem Querschnitt, darauf zwei gegenständige Zickzackbänder, dazwischen Rauten; auf der Unter- und Oberseite je eine Langseite mit Randschlag (Br. 1,8 cm). Spuren von Fläche (Fischgrätenmuster). In den Ornamentkerben sind sehr dünnlagige Spuren der einstigen Rot­ fassung erhalten; vermutlich Fassung I; ob Letztere hier mit einer unterliegenden ehemals weissen Malschicht in die Poren der obersten Steinlagen migrierte, ist makroskopisch nicht zu erkennen; Kalkmörtel vom Versatz zu erkennen.

–  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: westlich des südwestlichen Vierungspfeilers. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 2. Oktober 1940: «Die heutigen Ausgrabungen westlich der Vierung, auf der Grenze zwischen Mittelschiff und südl. Seitenschiff, nach dem Fundplan J-R 32-33-34, brachten gegen 15 Uhr in der Tiefe von 1,60 m bis 1,75 m interessante Funde […]: No 19 [Kat. 190]. Ein Sandsteinkapitell analog dem, den grösseren Rundbogen tragenden in der Chorwand gegenüber der Apside Nr. 4.»

Kat. 191 (Pos. 620) Hochrechteckiger Werk­ stein (Konsole?) mit Rolle: Oberfläche bestos-

sen und erodiert; linker Teil abgebrochen; Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. 8 cm, H. 14,5 cm, T. mind. 16,5 cm, Dm. Rolle 9 cm. Profil: Rolle, Platte (H. 5,5 cm); die Unterseite der Rolle verläuft nicht parallel zur Oberfläche, ihr Durchmesser nimmt gegen links zu. Spuren von Flacheisen zu erkennen; ockerfarbene Schicht direkt auf Stein (ohne Grundierung): dünn und nur noch partiell in kleinen Partikeln vorhanden; Fassungsphase unbekannt; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 8–12. April 1941 (Skizze).

Kat. 6 Kat. 190.1

Kat. 190.2

10 cm

Kat. 8

0 Kat. 190.3

Kat. 190.4

0

10

20 cm 0

Kat. 190 Konsole. 1 Vorderseite; 2 linke Seite; 3 rechte Seite; 4 Längsschnitt (alle M. 1:4). Kat. 191  Werkstein: wohl der Rest einer Rollen-

Kat. 191

286

konsole.

C  Katalog der Bauplastiken

2.10.6 Geometrisch Kat. 192 (Pos. 636) Gekehlte Konsole: Ober-

fläche erodiert; leicht bestossen; grau-blauer (mit Tendenz zu grau) Sandstein, sehr homogen, sehr fein und kompakt, mit muscheligem (conchoidalem) Bruch, ohne Aufspaltung; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br.  u. 8 cm, Br.  o. 8,5–9 cm, H. 14 cm, T. 24 cm, RT 1,8 cm. Die Kehle ist mit einem kelchförmigen, randparallel gekerbten Motiv belegt: Fuss und Schaft gehen ohne Knauf in eine Kuppa über, die zusätzlich v-förmig gekerbt ist; die Gestaltung der Platte (H. 3,8 cm) erinnert mit dem nicht an die Seitenkanten reichenden Taustab (H. 1,5 cm) an die Kopfkonsole Kat. 181, deren Hauptmotiv durch die mittig eingeschnürte Form ähnlich gestaltet ist. Spuren von Fläche sowie von Spitz, Schlag und Beizeisen; keine Farbreste zu erkennen; allseitig Kalkmörtel der Zweitverwendung.

–  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «[…] aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer.» –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «Aufnahme der Funde aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer. 4 Konsolen [Kat. 181, Kat. 186, Kat. 192– 193] abgebildet in Photo Nr. 92.» Kat. 193 (Pos. 622) Hochrechteckige Konsole mit reliefierter Front: Vorderseite erodiert; be­

stossen; Rückseite abgebrochen; grau bis grau-gelb gefleckter Sandstein mit sehr feiner bis grober Körnung; aufspaltend in gelblichen Schichten; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. 12 cm, H. 15,5 cm, T. 34 cm. Profil: viertelrund, flaches Kat. 6 ­Relief, Platte (H. 3 cm); Relief auffällig asymme­ trisch; die unteren Ecken der Front mit je einer von

konzentrischen Graten umrundeten Kugel; darüber v-förmige Kerben; Kanten der Font über den Kugeln auf ganzer Höhe mit wohl sekundär eingegrabenem Falz versehen. Unterseite mit Randschlag, auf der Fläche Spuren der diagonal geführten Fläche; Oberseite fischgrätig orientierte Fläche; weisse Malschicht und aufliegende ockerfarbene Schicht in den Reliefkerben erhalten; vermutlich Fassung I; Kalkmörtel der Zweitverwendung am Übergang vom Schaft zum Kopf der Konsole. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «[…] aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer.» –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «Aufnahme der Funde aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer. 4 Konsolen [Kat. 181, Kat. 186, Kat. 192– 193] abgebildet in Photo Nr. 92.»

10 cm

Kat. 8

0

Kat. 192.1

10

0

Kat. 192.3

20 cm

Kat. 192.2

10

0

Kat. 6

20 cm

Kat. 193.2

Kat. 193.3

Kat. 192 Konsole. 1 Vorderseite (M. 1:4); 2 Schrägansicht; 3 Längsschnitt (M. 1:4). Vgl.

10 cm

auch Skizze und Foto aus dem Tagebuch bei Konsole Kat. 181.

Kat. 8

Kat. 193 Konsole. 1 Oberseite (M. 1:4); 2 Vorder­seite (M. 1:4); 3 Schrägansicht; 4 Untersicht (M. 1:4); 5 Längsschnitt (M. 1:4); 6 Hori0 Kat. 193.5

Kat. 193.1

10

zontalschnitt (M. 1:4). Vgl. auch Skizze und Foto

0

Kat. 193.6

10

0

0

Kat. 193.4

20 cm

10 cm aus dem Tagebuch bei20Konsole Kat. 181.

20 cm

287

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 194 (Pos. 637) Konsole: allseitig bestossen;

sehr feiner und sehr kompakter Sandstein mit muscheligem (conchoidalem) Bruch; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. u. 12 cm, Br. o. 14,5 cm, T. 39 cm, H. 14 cm, RT 1 cm. Stirn gekehlt, oben mit Plättchen (H. 3,5 cm) abgeschlossen; auf der Kehle eine leicht erhabene viereckige Platte (Br. 8,5 cm, H. 7 cm). Spuren von Fläche, Spitz- und Schlageisen; keine Farbreste; Reste wohl des Setzmörtels unten, seitlich und oben. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: westlich des südwestlichen Vierungspfeilers.

Kat. 194.1

–  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 2. Oktober 1940: «Die heutigen Ausgrabungen westlich der Vierung, auf der Grenze zwischen Mittelschiff und südl. Seitenschiff, nach dem Fundplan J-R 32-33-34, brachten gegen 15 Uhr in der Tiefe von 1,60 m bis 1,75 m interessante Funde […]: […] No 20 [Kat. 194], eine Konsole ohne Ornament. Die Stirnseite weist nur ein fast quadratisches Viereck auf.» Kat. 195 (Pos. 627) Gekehlte Konsole: Ober-

fläche erodiert; allseitig bestossen: leicht heterogener Sandstein mittlerer Korngrösse; kristalliner Belag; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief;

Br. 11,5 cm, H. 15 cm, T. 39,5 cm, RT 1 cm. Auf der oberen Hälfte der Kehle eine erhabene Fläche, darauf oben bündig aufgereiht vier v-förmige Grate; an die untere Kante der Fläche anschliessend vier weitere aufgereihte v-förmige Grate. Spuren von Fläche; keine Farbreste zu erkennen; auf der linken Seite Kalkmörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: im Mauerwerk zwischen Apsis 4 und 5. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 3. August 1940: «Funde: […] Konsolstück? Im Zwickel zwischen Kap. IV & Kapelle V. Material: Sandstein. Grösse: 33/12/11 cm. Tiefe 105 cm unter OK Mauer Kap. IV.»

Kat. 194.2

Kat. 6

10 cm

Kat. 8

0 Kat. 194.3

0

0

10

10

Kat. 195.1

Kat. 194 Konsole. 1 Vorderseite (M. 1:4); 2 Schrägansicht; 3 Längsschnitt (M. 1:4). Kat. 195.2

288

Kat. 195 Konsole. 1 Vorderseite (M. 1:4); 2 Schrägansicht.

20 cm

20 cm

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 196 (Pos. 631) Gefaste Konsole: Oberflä-

che stark erodiert; Front zerklüftet; heterogener Sandstein mittlerer Korngrösse; Rückseite feiner als skulptierte Vorderseite; spaltet relativ leicht auf; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. 12,5 cm, H. 14 cm, H. Platte 3 cm, T. 42 cm, Ü. 11 cm. Auf der Schmiege ist ein entlang der Plattenunterkante quer verlaufender Balken platziert; von diesem gehen drei halbrunde Stäbe nach unten ab, die vom Balken durch eine Kerbe abgesetzt sind. Spuren von diagonal geführter Fläche auf der Unterseite; keine Farbreste zu erkennen; Reste des Kalkmörtels der Erstverwendung erhalten. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 7. Oktober 1940: «Bald darauf fanden wir […] in 1,30 m Tiefe […] eine Konsole mit einer stark verwitterten, dreigliedrigen Skulptur an der einen Stirnseite [Kat. 196]. […] Grösse […] der anderen Konsole (Fund No 25); Länge: 39 cm, Breite: 12 cm, Höhe: 13 cm.»

Kat. 197 (Pos. 638) Teil einer Konsole: Oberfläche erodiert; grauer, leicht bläulicher, sehr feinkörniger und kompakter Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, rechtwinklig zum Relief; Br. u. 8 cm, Br. o. 11,5 cm, H. 16,5 cm, T. 25,8 cm, RT 0,3 cm. Profil: viertelrund, Kerbe, Front, Plättchen, Platte (H. 3 cm); die Front ist durch die Kerbe u-förmig gerahmt; die Seiten des Konsolenkopfes sind gegenüber dem Schaft des Werkstücks eingezogen. Spuren von Fläche; zwei Malschichten auf der Oberseite und an einer Seitenfläche erhalten; Weiss unter Rot; Fassung I; allseitig Kalkmörtel der Zweitverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 196.1

Kat. 6

Kat. 196.2

10 cm

Kat. 8

0

Kat. 197.2

Kat. 197.1

10 0 0 Kat. 196 Konsole. 1 Vorderseite (M. 1:4); 2 Schrägansicht.

20 cm

Kat. 197 Konsole. 1 Schrägansicht; 2 Längs-

schnitt (M. 1:4).

289

10

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.11 Blendbögen (Kat. 198–200) 2.11.1 Tier Kat. 198 (Pos. 603) Teil eines Blendbogens mit dem Hochrelief eines geflügelten Lind­ wurms: umlaufender Bruch; Oberfläche erodiert;

sehr feinkörniger Sandstein, einzelne Körner (oft Glimmer) bis 0,5 mm möglich; Schichtung vertikal, parallel zum Relief; Br. 24 cm, H. 25 cm, St. 8,5 cm, RH 4,7 cm. Rückseite: plan; auf der Vorderseite oben Ansatz eines Blendbogens; auf der Bogenfläche ein zweimal sich windender Schlangenkörper nach links; Haut mit Punktvertiefungen überzogen; am linken Ende ein gravierter Flügel, dessen Parallelrillen die Federn darstellen. Spuren von Spitzeisen auf dem Reliefgrund und auf dem Schlangenleib; weisse Farbpartikel, darauf z. T. rote; Partikel haben max. 8 mm Durchmesser; Fassung I; Zementmörtel auf der Rückseite. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, Grabungstagebuch: TB 2, 3. Oktober 1940: «Ausgrabungen im südlichen Seitenschiff. Hier fanden wir in 1,60 m Tiefe […] ein 6,5 cm dickes Sandsteinfragment […].» –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 3. Oktober 1940: «[…] Sandsteinfragment von annähernd 22 × 22 cm Abmessung. Die Skulptur stellt ein schlangenähnliches Gebilde dar.»

Kat. 199 (Pos. 633) Teil eines Blendbogens mit Hochrelief eines Tiers: untere Kante des

Werksteins erhalten, übrige Seiten: Bruch; Oberfläche erodiert und bestossen; blauer Sandstein, sehr fein und kompakt, mit muscheligem (conchoidalem) Bruch, kein Aufspalten; Schichtung vertikal, parallel zum Relief; L. 21 cm, H. 18 cm, St. 6,5 cm, RH 2,8 cm. Vordere Hälfte eines nach links schreitenden Tieres; Tatzen mit Krallen, Schwanz auf der rechten Seite über den Körper gelegt; grosser Kopf mit Augenkerbe, Mundschlitz und dem Ansatz eines Ohrs. Spuren von Spitzeisen auf dem

Reliefgrund; weisse Malschichtpartikel, darauf rote Farbpartikel; Fassung I; Rot befindet sich an der Untersicht des Tiermauls; das Tier war demnach möglicherweise rot gefasst; mehrere kleine weisse Farbpartikel sind ebenfalls erhalten; Reste von Kalkmörtel der Wiederverwendung auf dem R ­ elief. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 9.  Juni 1942: «No 43, 8/VI-42, gefund. In Höhe von 2,00 m von Fussbod. d. Vierung am nordwestl. Vierungspfeiler.»

Kat. 198.1

Kat. 198.2

Kat. 6

10 cm

Kat. 8

0 Kat. 199.1

Kat. 199.2

Kat. 199.3

0

10

Kat. 198  Blendbogen mit Lindwurm. 1 Vorderseite (M. 1:4); 2 im Vergleich mit Kat. 198.1 ist

der Lindwurm um 180 Grad auf den Kopf gedreht dargestellt, Skizze aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser vom 3. Oktober 1940. Kat. 199  Blendbogen mit Raubtier. 1 Vorderseite (M. 1:4); 2 Schrägansicht. Bei der Schräg­

Kat. 199.4

290

ansicht sind die Krallen der Tatzen zu erkennen; 3 Horizontalschnitt auf Höhe der Beine (M. 1:4); 4 Zeichnung des Werksteins, Skizze aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser vom 9. Juni 1942.

20 cm

C  Katalog der Bauplastiken

2.11.2 Geometrisch Kat. 200 (Pos. 752) Teil eines Blendbogens mit Relief: Unterseite abgebrochen; Oberfläche

erodiert; Sandstein (nicht analysiert); Br. 50 cm, H. 34 cm, St. 13 cm, T. Bogenfeld 4 cm, RH 3–4 cm; Form vgl. Kat. 62; Hochrelief auf Bogenfeld: in einen Kreis verflochtene liegende 8; sechs Sprossen gehen spiralig vom Flechtmotiv ab; Seiten: plan, Rückseite: bruchroh. Spitzeisen auf dem Bogenfeld, Fläche und Flacheisen auf den Schmalseiten, Oberseite im Fischgrätenmuster geflächt; keine Farbreste; Kalkmörtel der Zweitverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «[…] aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer.» –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 29. März 1941: «Aufnahme der Funde aus dem Schutt der Triumphbogenfüllungsmauer. […] 1 Fragment eines Rundreliefs (Sonnenrad?) [Kat. 200].»

Kat. 200.1

Kat. 200.2

0

5

10

20 cm

Kat. 200.3

Kat. 200 Blendbogen. 1 Vorderseite (M. 1:5); 2 Blend­bogen nach der Entnahme aus dem

Mauerwerk (links) und vermasste Skizze des Blendbogens (rechts) aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser, 3. April 1941; 3 Rekonstruktion des Blendbogens (M. 1:8).

291

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.12 Varia (Kat. 201–212) Kat. 201 (Pos. 608) Werkstein, zweiseitig mit gerahmtem Volutenkreuz reliefiert (vgl.

Kat. 220): Reliefoberflächen kaum beschädigt, eine Seite offenbar nach der Grabung 1942 weggebrochen; eine Seite brandgerötet; grünlicher, sehr homogener Sandstein mittlerer Korngrösse; Schichtung parallel zum Relief; 16,5 × mind. 15,5 cm, St. 7 cm, RT 0,7 cm. Vorderseite: im Schnittpunkt der Kreuzarme eine randparallel gekerbte Scheibe (Herz Jesu oder Eucharistie?); von den Ecken der Kreuzarme nach innen abgehende sich einrollende Voluten. Schmalseiten: leicht bombiert. Reliefgrund mit Spitzeisen plan gearbeitet, Oberfläche

Kat. 201.1

des Kreuzes mit Beizeisen geglättet; Spuren von Spitzeisen auf Reliefgrund, Beiz und evtl. Schlageisen, v.  a. auf Kreuz und Rahmen; keine Farb­ spuren, aber allseitig feinkörniger Mörtel der Wiederverwendung. –  Datierung: vor 1070er Jahren (?). –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 9. Juni 1942: «Das abgebildete Malteserkreuz ist doppelseitig, ist aus Sandstein und befand sich im Füllmauerwerk des nördlichen Triumphbogens, bei dem Abbruch des Mauerwerks wurde es in ca. 2,25 m Höhe über dem Vierungsfussboden in der Nähe des Nordwest-Vierungspfeilers gefunden.»

Kat. 201.2 Kat. 201.3

Kat. 201.4

Kat. 201.5

Kat. 201.6

10 cm

0 Kat. 201.7

292

Kat. 201.8

Kat. 201  Quadratischer Werkstein mit zwei­ seitigem Relief. 1 Ansicht 1 (M. 1:4); 2 Ansicht 2 (M. 1:4); 3–6 das Relief der Seite von Ansicht 2 im Uhrzeigersinn gedreht; 7 Vertikalschnitt durch die Mittelachse (M. 1:4); 8 Skizze vom 8. August 1942 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 202 (Pos. 628, 635) Vier Fragmente eines Ringes: Oberfläche stark erodiert; grünlich-

grauer, poröser, sehr grober Sandstein mit Korn bis 1 mm; absandend; Schichtung parallel bzw. rechtwinklig zur Bogenfront; Dm. aussen 35–36 cm, H. 15–18 cm, St. 8–9 cm. Spuren von Spitzeisen und Fläche; weder Farb- noch Mörtelreste zu erkennen. –  Datierung 1070er-Jahre oder jünger. –  Fundort: Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. Mai 1940: «Ecke der mittl. Abside mit rundem gespaltenem Röhrenstück. Durchm. 24 cm. Wandstärke 8 cm. Material: Sandstein.»

Kat. 205 (Pos. 797) Türpfosten: eine Langseite

bruchroh, Unter-/Oberseite bruchroh, übrige Seiten bestossen und erodiert; Sandstein; 18 × 22 cm, H. 90 cm. Beschrieb, Werkzeug-, Farb- und Mörtel­ spuren vgl. Pos. 798. –  Datierung: Mittelalter oder Neuzeit. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 206 (Pos. 798) Türpfosten: eine Langseite

bruchroh, übrige Seiten bestossen und erodiert; Sandstein. 22 × 23,5 cm, H. 82,5 cm; rechteckiger Werkstein mit plan gearbeiteten Lagerflächen und Sichtseiten. Spuren von Spitzeisen und Fläche zu erkennen; Reste von Tünche; an der bruchrohen Seite (Setz-?)Mörtel. –  Datierung: Mittelalter oder Neuzeit. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 203 (Pos. 768) Rechteckiger Werkstein mit Falz: allseitig bestossen; Seite mit Falz teilweise

abgebrochen; Sandstein (nicht analysiert); 51 × 17,8 × 7 cm. Spuren von auffällig unregelmässig geführtem Flacheisen; Spuren von Ocker u. a. im Falz zu erkennen, vgl. Kat. 108; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: Mittelalter oder Neuzeit. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 204 (Pos. 780) Rechteckiger Werkstein mit Falz: all­seitig bestossen; Kanten bei Falz ge-

rundet; eine Ecke abgebrochen; Tuffstein (nicht analysiert); 24 × 17 × 44 cm, Falz 7,5 × 7,5 cm. Weder Werkzeugspuren noch Farbreste zu erkennen; ausser im Falz allseitig anhaftender Kalkmörtel. –  Datierung: Mittelalter oder Neuzeit. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 202.1

Kat. 202.2

Kat. 203

Kat. 204

Kat. 205

Kat. 202  1 Die vier Werksteine zu einem Ring ergänzt (M. 1:8). Die beiden Werksteine oben und unten sind jeweils Passstücke; 2 Fundlage der Werksteine bei ihrer Entdeckung am 7. Mai 1941. Kat. 203  Werkstein mit Falz (M. 1:8). Kat. 204  Rechteckiger Werkstein mit Falz

(M. 1:8).

Kat. 206

Kat. 205  Türpfosten (M. 1:8). Kat. 206  Türpfosten (M. 1:8).

293

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 207 (Pos. 420) Profilierter plattiger Stein:

Oberfläche erodiert und bestossen; Flechtenbewuchs; Sandstein (nicht analysiert); L. 41,5 cm, H. 7,8 cm. Profil von unten: viertelrund/bombiert, abgesetzte Platte (H. 2  cm); Halbfabrikat eines Kämpfer­gesimses mit Rollen (?). Spuren eines Beizeisens auf der bombierten Partie; weder Farb- noch Mörtelreste zu erkennen. –  Datierung: 1070er Jahre. –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordfassade, östlich von Archivoltenanfänger Kat. 1; noch in situ.

Kat. 208 (Pos. 657) Rechteckiger Werkstein

im Mauerverband (keine Abb.): Oberfläche erodiert; Sandstein (nicht analysiert); L. 37,5 cm, H. 11,5 cm. Liegend verbaut; eine horizontale Kerbe trennt eine flache Zone unten (H. 6,5 cm) von einem flachen Stab oben: Spolie oder Halb­ fabrikat  (?). Weder Werkzeug- noch Farb- oder Mörtelspuren zu erkennen. –  Datierung: 1070er-Jahre (?). –  Anbringungsort: Nordquerhaus, Nordfassade, westliche Giebelzone, östlich von Konsole Kat. 061; noch in situ.

Kat. 209 (Pos. 614) Hälfte einer wohl leicht ovalen Steinscheibe: Oberfläche z. T. wegero-

diert; allseitig bestossen; gleicher Sandstein wie Kat. 159, s. dort; Schichtung parallel zu Kreis­fläche; Dm. ca. 13,5 cm, St. 6,5 cm. Rand doppelt gekerbt; eine Flachseite mit konzentrischer Kerbe, die andere ohne; zentraler Kanal (Dm. ca. 1 cm). Spuren von Spitzeisen im Kanal; weisse Malschicht, darüber rote Malschicht; Fassung I; keine anhaftenden Mörtelreste. –  Datierung: 1070er Jahre (?). –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 210 (Pos. 618) Plattiger Kragstein (Kon­ sole): bestossen; hintere rechte Ecke abgebrochen;

Kat. 6

10 cm

Kat. 8

0

grauer bis gelblicher Sandstein mit sehr feiner bis grober Körnung; spaltet gut auf (vgl. Kat. 140); Schichtung horizontal; Br. 28,5 cm, T. 18 cm, St. 5 cm. Unterseite wohl Spaltfläche, an der Kante zur Front 2,5–4 cm breiter Streifen mit Farbe: Überstand; Front plan, bemalt. Schmalseite rechts behauen, links bruchroh; Rückseite bruchroh. Spuren von Fläche; Weiss von Fassung I nachweisbar; darauf Ockerschicht; flächig überdeckt von Rot; originaler Setzmörtel, abgesehen von der Front auf allen Seiten. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 211 (Pos. 759) Möglicherweise Quader eines Gewändes (nicht abgebildet): Oberfläche

bestossen und erodiert, eine Schmalseite: Bruch; Sandstein (nicht analysiert); 25 × 18,5 × 10 cm. Eine lange Schmalseite grob behauen, ansonsten erhaltene Oberflächen, plan. Spuren von Spitz- und Flacheisen; Weiss auf Vorderseite und einer langen 20 cm Schmalseite nachweisbar; auf der Rückseite moderner Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre (?). –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 207.2 Kat. 207.1

10

0

Kat. 209.1

Kat. 212 751) Mauerstein; allseitig ero20 (Pos. cm

10

0 Kat. 209.2

5 cm

diert und bestossen; eine Oberfläche erhalten, sonst Bruch; Sandstein (nicht analysiert); 12 × 12 × 11 cm. Auf der originalen Oberfläche Spuren von Spitz- und Flacheisen; auf der Oberfläche Reste von weisser Farbe, darüber Rotfassung; allseitig Mörtel, u. a. der Zweitverwendung. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: nicht dokumentiert.

0 Kat. 209.3

Kat. 209.4

Kat. 209.5

Kat. 207  Plattiger Stein. 1 Im Mauerverband, gegen Süden; 2 Vertikalschnitt (M. 1:4). Kat. 208  Keine Abbildung. Kat. 209  Ovale Steinscheibe. 1–3 Flachseite mit konzentrischer Kerbe; bei 1 ist die eine Randkerbe gut sichtbar; 4 zweite Flachseite; 5 Quer-

schnitt (M. 1:4).

0

10

20Kat. cm 210  Plattiger Kragstein mit Resten der

verschiedenen Farbfassungen (M. 1:5). Kat. 211  Keine Abbildung.

Kat. 210

294

Kat. 212

Kat. 212  Mauerstein (M. 1:5).

C  Katalog der Bauplastiken

2.13 Funktion unbekannt (Kat. 213–219) Kat. 213 (Pos. 799) Platte mit Vertiefung:

Oberflächen erodiert und bestossen; entzweige­ brochen; dunkelgrau-grüner, sehr feinkörniger Sandstein (nicht analysiert); 87 × 40 cm, St. 23 cm, Fläche Vertiefung 31 × 29 cm, T. Vertiefung 8,5 cm. Dreiseitig, Rahmen rund um die Vertiefung, seitlich der Vertiefung je ein (Zapf-?)Loch (6–7,3 × 3 cm, T. 4–4,5 cm). Funktion unbestimmt; Spuren von Spitz- und Scharriereisen; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: spätes 15. Jh. oder Neuzeit. –  Fundort: nicht dokumentiert. Kat. 214 (Pos. 767) Trapezförmiger plattiger Werkstein: Verkleidungsplatte (?); Sandstein

Kat. 213

(nicht analysiert); 48 × 23,5 cm, St. 8,7 cm. Eine Ecke weggebrochen, Seitenoberflächen aber erhalten; auf einer Fläche sechstrahliger Stern eingekerbt; L.  Strahl ca. 4,5 cm; ein Strahl wird von 2,5 cm langer Querlinie gekreuzt; Ritzlinie parallel entlang von zwei Schmalseiten auf der reliefierten Fläche im Abstand von 2–3 cm Abstand. Spuren von Flacheisen und Fläche; keine Farbreste, aber geringe Mörtelreste auf der Oberfläche. –  Datierung: Mittelalter oder Neuzeit. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser; TB 3, 21.–24. April 1941: «Behauene Sandsteinplatte aus Triumphbogenfüllmauer»; TB 3, 21.–24. April 1941 (Skizze des Werkstücks). Kat. 215 (Pos. 771) Viereckiger plattiger Werkstein: Verkleidungsplatte (?); eine Schmal-

seite und eine Fläche original, sonst Bruch; Oberfläche erodiert; Sandstein (nicht analysiert); 30 × 24,5 cm, St. 6,5 cm. Spuren von Spitzeisen auf der Fläche; weder Farb- noch anhaftende Mörtelreste. –  Datierung: 1070er Jahre (?) –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 215

Kat. 216 (Pos. 772) Plattiger Werkstein; Ver-

kleidungsplatte  (?); eine Schmalseite bearbeitet, sonst Bruch und Oberflächen bruchroh; Ober­ flächen erodiert; Sandstein (nicht analysiert); 45 × 2 cm, St. 5 cm. Spuren von Fläche auf Schmalseite; weder Farb- noch Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre (?). –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 214

Kat. 217 (Pos. 774) Plattiger Werkstein: Verkleidungsplatte (?); zwei Schmalseiten: Bruch, übrige Flächen original; Sandstein (nicht analysiert); 17,5 × 7,5 cm, St. 6 cm. Spuren von Fläche auf langer Schmalseite; weder Farb- noch Mörtelspuren. –  Datierung: 1070er Jahre (?). –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 216

Kat. 213  Schwellenstein (?) (M. 1:8). Kat. 217

Kat. 214  Werkstein (M. 1:5). Kat. 215  Viereckiger plattiger Werkstein (M. 1:5). Kat. 216  Plattiger Werkstein (M. 1:5). Rechts die bearbeitete Schmalseite. Kat. 217  Plattiger Werkstein (M. 1:5).

295

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Kat. 218 (Pos. 773) Werkstein: Oberfläche ero-

diert; Sandstein (nicht analysiert); 32 × 16,5 × 6 cm. Ob die Bogenform zufällig oder geformt ist, ist u. a. auch wegen fehlender Werkzeugspuren nicht zu entscheiden; weder Farb- noch Mörtelreste. –  Datierung: Mittelalter oder Neuzeit. –  Fundort: nicht dokumentiert.

Kat. 219 (Pos. 762) Werkstein: erodiert, frag-

mentiert und brandgerötet; Sandstein (nicht analysiert); 27 × 12; H. 20 cm; die Masse stimmen nur annähernd mit den im Grabungstagebuch festgehaltenen überein, s. unten; von den Ausgräbern als Säulenbasis gedeutet. Spitzeisenspuren, aber weder Farb- noch Mörtelreste. –  Datierung: 1070er-Jahre (?). –  Fundort: nicht dokumentiert. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 7. September 1942: «Bei dem heutigen Sortieren der Steine fanden wir das Ende eines Säulenschaftes in Sandstein bearbeitet, scheinbar der Teil einer romanischen Basis, vom Feuer an einer Ecke angegriffen.»

2.14 Verschollen (Kat. 220–236)

Die Beschreibung der folgenden Werksteine basiert auf unterschiedlichen Quellen, die jeweils ausgewiesen werden. Die Werksteine sind nicht auffindbar. 2.14.1 Schlussstein, Kämpfergesims, Konsole Kat. 220 (Pos. 641) Schlussstein: an den Kan-

ten bestossen, eine Ecke zerstört; wohl Sandstein (nicht analysiert); H. 18,5 cm, Br. 13,5 bzw. 19 cm. Auf der Sichtseite ein griechisches Kreuz; an den Enden der vertikalen Arme sich zum Arm hin einrollende Voluten. Keine Angaben im Grabungs­ tagebuch zu Werkzeugspuren, Farbe oder anhaftendem Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: wohl Ostchor. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 27. Juli 1940: «Aufdeckung eines Schlusssteins mit Kreuz & Spiralmotiv in einem Stütz­pfeiler.» –  Sekundärliteratur: Hahnloser 1950, 5, Abb. 8 (zweites Stück von unten); Reinle 1968, 440 Abb. 466; Sennhauser 1970, Abb. 185.

Kat. 218

Kat. 219.1

Kat. 219.2

Kat. 220.1

Kat. 220.2

Kat. 218  Werkstein (M. 1:5). Kat. 219 Werkstein. 1 und 2 Schrägansicht; 3 Skizze vom 7. September 1942 aus dem Tage-

buch von Hans R. Hahnloser. Kat. 219.3

Kat. 220  Schlussstein mit Kreuz. 1 In Fundlage am 27. Juli 1940; 2 Skizze vom 27. Juli 1940 aus

dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

296

C  Katalog der Bauplastiken

Kat. 221  (Pos. –) Kämpfergesims mit Wellen­ ranken und Halbblättern; Passstück zu Kat. 113

Kat. 113

Kat. 221

(linkes Stück); nur in den Tagebuchskizzen dokumentiert; eine Schmalseite: Bruch; wohl Sandstein; Br. o. ca. 8,5 cm, H. ca. 9 cm, T. ca. 14 cm; Beschreibung vgl. Kat. 113; im Grabungstagebuch keine Angaben zu Werkzeugspuren, Farbe oder anhaftendem Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 4, 11.  September 1942: «Aufgenommen das Sandsteinornament, welches sich bis dahin in der Türleibung des Gartendurchganges unter dem Holzschopfe befunden hatte, nun entfernt […].»

Kat. 221

Kat. 222

Kat. 222 (Pos. –) Konsole: untere Hälfte der

Front zerstört; wohl Sandstein; Br. 9 cm, H. 12,5 cm, H. Platte 3 cm, T. 33,5 cm; Front wohl mit zwei Blättern oder u-förmigem Motiv geschmückt, dessen Spitzen die äusseren Ecken der Platte berühren. im Grabungstagebuch keine Angaben zu Werkzeugspuren, Farbe oder anhaftendem Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 10. Oktober 1940: «Bei den Grabungen im südl. Seitenschiff wurde in einer Tiefe von 1,90 m das Bruchstück einer Konsole mit schwer zu erkennender Skulptur an der Stirnseite gefunden (Fundplan: H-J, 30-31).» Kat. 223  (Pos. –) Konsole: Sandstein (nicht ana-

lysiert); Br. u. 9 cm, Br. o. 12 cm, T. 25 cm, H. 15 cm. Gefaste oder gekehlte Stirn mit leicht erhabener viereckiger Fläche, oben mit 3 cm hoher Platte abgeschlossen (vgl. Kat. 194). Im Grabungstagebuch keine Angaben zu Werkzeugspuren, Farbe oder anhaftendem Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 15. Oktober 1940: «Am Haberhaus gruben wir in 1,05 m Tiefe eine verstümmelte Konsole Fund Nr. 32 aus.» Kat. 224  (Pos. –) Gekehlte Konsole: in zwei Stücke zerbrochen, wohl aber vollständig; Relief gut lesbar; Sandstein (nicht analysiert); Br. 8 cm, H. 12 cm, T. 48 cm. Auf der Front eine allseitig einspringende flache Platte mit vertikalen Kerben. Im Grabungstagebuch keine Angaben zu Werkzeugspuren, Farbe oder anhaftendem Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre. –  Fundort: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 7. Oktober 1940: «[…] im nördlichen Seitenschiff […] in 1,80 m Tiefe eine zerbrochene Sandsteinkonsole, deren Stirnseite gut erhaltene Kannelüren aufweist. Fund No 23. Grösse: Länge 48 cm, Breite 8 cm, Höhe: 12 cm.»

Kat. 223

Kat. 224

Kat. 221  Zwei Stücke eines Kämpfergesimses. Links Kat. 113, rechts das verschollene Passstück Kat. 221. Skizze vom 11. September 1942 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

Kat. 225  (Pos. –) Profilierte Platte: Sandstein;

56 × 63,5 cm, St. 13,5 cm. Auf einer Schmalseite profiliert: Falz (H. 2 cm), Kehle (H. 5,5 cm), Falz (H. 1 cm), Platte (H. 5 cm). Im Grabungstagebuch keine Angaben zu Werkzeugspuren, Farbe oder anhaftendem Mörtel. –  Datierung: 1070er-Jahre (?). –  Fundort: westlich des südwestlichen Vierungspfeilers. –  Grabungstagebuch: StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 2. Oktober 1940: «Die heutigen Ausgrabungen westlich der Vierung, auf der

Kat. 225

Kat. 222  Konsole. Skizze vom 10. Oktober 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

Grenze zwischen Mittelschiff und südl. Seitenschiff, nach dem Fundplan J-R 32-33-34, brachten gegen 15 Uhr in der Tiefe von 1,60 m bis 1,75 m interessante Funde […]: […] No 21 [Kat. 225]: Eine 13½ cm dicke Sandsteinplatte von 56 × 63,5 cm Seitenlänge. Die Stirnseite trägt ein Profil wie das verstümmelte am nordwestlichen Vierungspfeiler unter dem Ansatz des Triumphbogens.»

Kat. 223  Konsole. Skizze vom 15. Oktober 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser. Kat. 224  Konsole Skizze vom 7. Oktober 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser. Siehe auch Tagebuchphoto bei Kat. 180. Kat. 225  Profilierte Platte. Skizze vom 2. Oktober 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

297

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

2.14.2 Kapitell oder Kämpfergesims Kat. 226  Kapitell oder Kämpfergesims (nicht

abgebildet); StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. Mai 1940: «Kapitell am nördlichen Vierungspfeiler.» Keine weiteren Angaben. 2.14.3 Bogensteine und Bogenplatten

Kat. 227  Bogenstein: Sandstein (nicht analy-

siert): 90 × 32 cm, St. 8 cm; s. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 16. August 1940: «Im Schutt der Abside wurden […] Sandsteine ausgegraben»; vgl. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. September 1940, Werkstein B. Kat. 228  Bogenstein: Sandstein (nicht analy-

siert); 75 × 28 cm; keine Angabe zur St; s. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 16. August 1940: «Im Schutt der Abside wurden […] Sandsteine ausgegraben»; vgl. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. September 1940, Werkstein B.

Kat. 227, 228

Kat. 229  Bogenstein: 32 × 18 cm; St. 15,5 cm;

kein Kommentar zum Werkstein; s. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 17. August 1940. Kat. 230  Bogenstein: 88 × 52 cm; St. 11 cm; kein

Kommentar zum Werkstein; s. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 7. September 1940.

Kat. 231  Steinplatte: Sandstein (nicht analy-

siert); 57 (Diagonale) × 32 cm, St. 7 cm; s. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 12. September 1940: «Zwei bearbeitete Sandsteinstücke [Kat. 231– 232], welche vermutlich als Bogenverkleidung gedient hatten, werden aufbewahrt.» Kat. 232  Steinplatte: Sandstein (nicht analy-

Kat. 229

siert); 60 (Diagonale) × 27 cm, St. 5 cm; s. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 1, 12. September 1940: «Zwei bearbeitete Sandsteinstücke [Kat. 231– 232], welche vermutlich als Bogenverkleidung gedient hatten, werden aufbewahrt.»

Kat. 230

Kat. 226  Keine Abbildung. Kat. 227, 228  Bogensteine Kat. 227 und Kat. 228

und ihre Verortung. Stück A: Kat. 227, B: Kat. 228. Skizze vom 17. August 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser. Kat. 231, 232

Kat. 229  Bogenstein und seine Verortung. Skizze vom 17. August 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser. Kat. 230  Bogenstein und seine Verortung. Skizze vom 7. September 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser. Kat. 231, 232  Werksteine Kat. 231 (links) und

Kat. 232 (rechts). Skizze vom 12. September 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

298

C  Katalog der Bauplastiken

2.14.4 Varia Kat. 233  Platte: Sandstein (nicht analysiert);

99 × 40 cm, St. 12 cm; eine Langseite gerundet und wohl original: Stufenteil (?); keine weiteren Angaben; vgl. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 3, 8.–12. April 1941. Kat. 234  Werkstein (Bogenteil ?): 31 × 27 × 16 cm;

s. StaBE, DQ  530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 11. Oktober 1940: «Die Funde Nr. 28 [Kat. 234] bis 30 [Kat. 236] waren aufeinandergeschichtet in einer Tiefe von 1,10 m ca. 65 cm westlich der vermutlichen Kreuzgangmauer und 9,00 m vom Pfarrhaus entfernt.» Kat. 235  Werkstein: 28 × 25 × 15 cm; s. StaBE,

DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 11. Oktober 1940: «Die Funde Nr. 28 [Kat. 234] bis 30 [Kat. 236] waren aufeinandergeschichtet in einer Tiefe von 1,10 m ca. 65 cm westlich der vermutlichen Kreuzgangmauer und 9,00 m vom Pfarrhaus entfernt.» Kat. 236  Werkstein (Schwelle ?): 45 × 41 × 15 cm;

s. StaBE, DQ 530, Nachlass Hahnloser, TB 2, 11. Oktober 1940: «Die Funde Nr. 28 [Kat. 234] bis 30 [Kat. 236] waren aufeinandergeschichtet in einer Tiefe von 1,10 m ca. 65 cm westlich der vermutlichen Kreuzgangmauer und 9,00 m vom Pfarrhaus entfernt.»

Kat. 233

Kat. 234, 235, 236

Kat. 233  Platte Kat. 233. Skizze vom 12. April 1941 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser. Kat. 234, 235, 236  Drei Werksteine (oben) und ihr Fund­ort (unten). Kat. 234: links. Kat. 235: rechts oben. Kat. 236: rechts unten. Skizze vom 11. Oktober 1940 aus dem Tagebuch von Hans R. Hahnloser.

299

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

3. Konkordanz Katalog- und Positionsnummern Kat.-/Pos.-Nr.

Kat. 1

Pos. 391

Kat. 49

Pos. 343

Kat. 97

Pos. 255

Kat. 145

Pos. 380

Kat. 193

Pos. 622

Kat. 2

Pos. 392

Kat. 50

Pos. 654

Kat. 98

Pos. 182

Kat. 146

Pos. 113

Kat. 194

Pos. 637

Kat. 3

Pos. 393

Kat. 51

Pos. 313

Kat. 99

Pos. 328

Kat. 147

Pos. 385

Kat. 195

Pos. 627

Kat. 4

Pos. 394

Kat. 52

Pos. 314

Kat. 100

Pos. 605

Kat. 148

Pos. 173

Kat. 196

Pos. 631

Kat. 5

Pos. 395

Kat. 53

Pos. 315

Kat. 101

Pos. 329

Kat. 149

Pos. 112

Kat. 197

Pos. 638

Kat. 6

Pos. 396

Kat. 54

Pos. 316

Kat. 102

Pos. 330

Kat. 150

Pos. 625

Kat. 198

Pos. 603

Kat. 7

Pos. 405

Kat. 55

Pos. 317

Kat. 103

Pos. 131

Kat. 151

Pos. 364

Kat. 199

Pos. 633

Kat. 8

Pos. 397

Kat. 56

Pos. 318

Kat. 104

Pos. 629

Kat. 152

Pos. 365

Kat. 200

Pos. 752

Kat. 9

Pos. 404

Kat. 57

Pos. 323

Kat. 105

Pos. 619

Kat. 153

Pos. 367

Kat. 201

Pos. 608

Kat. 10

Pos. 398

Kat. 58

Pos. 324

Kat. 106

Pos. 256

Kat. 154

Pos. 652

Kat. 202

Pos. 628, 635

Kat. 11

Pos. 403

Kat. 59

Pos. 325

Kat. 107

Pos. 366

Kat. 155

Pos. 378

Kat. 203

Pos. 768

Kat. 12

Pos. 399

Kat. 60

Pos. 326

Kat. 108

Pos. 384

Kat. 156

Pos. 382

Kat. 204

Pos. 780

Kat. 13

Pos. 400

Kat. 61

Pos. 327

Kat. 109

Pos. 607

Kat. 157

Pos. 606

Kat. 205

Pos. 797

Kat. 14

Pos. 401

Kat. 62

Pos. 309

Kat. 110

Pos. 377

Kat. 158

Pos. 640

Kat. 206

Pos. 798

Kat. 15

Pos. 402

Kat. 63

Pos. 310

Kat. 111

Pos. 383

Kat. 159

Pos. 612

Kat. 207

Pos. 420

Kat. 16

Pos. 344

Kat. 64

Pos. 311

Kat. 112

Pos. 375

Kat. 160

Pos. 613

Kat. 208

Pos. 657

Kat. 17

Pos. 345

Kat. 65

Pos. 312

Kat. 113

Pos. 611

Kat. 161

Pos. 602

Kat. 209

Pos. 614

Kat. 18

Pos. 346

Kat. 66

Pos. 319

Kat. 114

Pos. 621

Kat. 162

Pos. 760

Kat. 210

Pos. 618

Kat. 19

Pos. 347

Kat. 67

Pos. 320

Kat. 115

Pos. 261

Kat. 163

Pos. 761

Kat. 211

Pos. 759

Kat. 20

Pos. 348

Kat. 68

Pos. 321

Kat. 116

Pos. 370

Kat. 164

Pos. 164

Kat. 212

Pos. 751

Kat. 21

Pos. 349

Kat. 69

Pos. 322

Kat. 117

Pos. 371

Kat. 165

Pos. 763

Kat. 213

Pos. 799

Kat. 22

Pos. 350

Kat. 70

Pos. 290

Kat. 118

Pos. 650

Kat. 166

Pos. 755

Kat. 214

Pos. 767

Kat. 23

Pos. 351

Kat. 71

Pos. 291

Kat. 119

Pos. 651

Kat. 167

Pos. 756

Kat. 215

Pos. 771

Kat. 24

Pos. 352

Kat. 72

Pos. 292

Kat. 120

Pos. 372

Kat. 168

Pos. 779

Kat. 216

Pos. 772

Kat. 25

Pos. 353

Kat. 73

Pos. 293

Kat. 121

Pos. 373

Kat. 169

Pos. 800

Kat. 217

Pos. 774

Kat. 26

Pos. 354

Kat. 74

Pos. 294

Kat. 122

Pos. 374

Kat. 170

Pos. 770

Kat. 218

Pos. 773

Kat. 27

Pos. 355

Kat. 75

Pos. 295

Kat. 123

Pos. 609

Kat. 171

Pos. 655

Kat. 219

Pos. 762

Kat. 28

Pos. 356

Kat. 76

Pos. 296

Kat. 124

Pos. 376

Kat. 172

Pos. 653

Kat. 220

Pos. –

Kat. 29

Pos. 357

Kat. 77

Pos. 297

Kat. 125

Pos. 369

Kat. 173

Pos. 660

Kat. 221

Pos. –

Kat. 30

Pos. 358

Kat. 78

Pos. 298

Kat. 126

Pos. 387

Kat. 174

Pos. 775

Kat. 222

Pos. –

Kat. 31

Pos. 359

Kat. 79

Pos. 299

Kat. 127

Pos. 604

Kat. 175

Pos. 753

Kat. 223

Pos. –

Kat. 32

Pos. 360

Kat. 80

Pos. 300

Kat. 128

Pos. 381

Kat. 176

Pos. 754

Kat. 224

Pos. –

Kat. 33

Pos. 361

Kat. 81

Pos. 301

Kat. 129

Pos. 639

Kat. 177

Pos. 765

Kat. 225

Pos. –

Kat. 34

Pos. 362

Kat. 82

Pos. 302

Kat. 130

Pos. 386

Kat. 178

Pos. 766

Kat. 226

Pos. –

Kat. 35

Pos. 363

Kat. 83

Pos. 303

Kat. 131

Pos. 388

Kat. 179

Pos. 769

Kat. 227

Pos. –

Kat. 36

Pos. 656

Kat. 84

Pos. 304

Kat. 132

Pos. 776

Kat. 180

Pos. 630

Kat. 228

Pos. –

Kat. 37

Pos. 331

Kat. 85

Pos. 305

Kat. 133

Pos. 758

Kat. 181

Pos. 632

Kat. 229

Pos. –

Kat. 38

Pos. 332

Kat. 86

Pos. 306

Kat. 134

Pos. 757

Kat. 182

Pos. 171

Kat. 230

Pos. –

Kat. 39

Pos. 333

Kat. 87

Pos. 307

Kat. 135

Pos. 749

Kat. 183

Pos. 190

Kat. 231

Pos. –

Kat. 40

Pos. 334

Kat. 88

Pos. 308

Kat. 136

Pos. 280

Kat. 184

Pos. 610

Kat. 232

Pos. –

Kat. 41

Pos. 335

Kat. 89

Pos. 282

Kat. 137

Pos. 281

Kat. 185

Pos. 634

Kat. 233

Pos. –

Kat. 42

Pos. 336

Kat. 90

Pos. 283

Kat. 138

Pos. 615

Kat. 186

Pos. 626

Kat. 234

Pos. –

Kat. 43

Pos. 337

Kat. 91

Pos. 284

Kat. 139

Pos. 616

Kat. 187

Pos. 204

Kat. 235

Pos. –

Kat. 44

Pos. 338

Kat. 92

Pos. 285

Kat. 140

Pos. 617

Kat. 188

Pos. 389

Kat. 236

Pos. –

Kat. 45

Pos. 339

Kat. 93

Pos. 286

Kat. 141

Pos. 601

Kat. 189

Pos. 390

Kat. 46

Pos. 340

Kat. 94

Pos. 287

Kat. 142

Pos. 368

Kat. 190

Pos. 623

Kat. 47

Pos. 341

Kat. 95

Pos. 288

Kat. 143

Pos. 379

Kat. 191

Pos. 620

Kat. 48

Pos. 342

Kat. 96

Pos. 289

Kat. 144

Pos. 183

Kat. 192

Pos. 636

300

C  Katalog der Bauplastiken

Pos.-/Kat.-Nr.

Pos. 112

Kat. 149

Pos. 315

Kat. 53

Pos. 363

Kat. 35

Pos. 605

Kat. 100

Pos. 755

Kat. 166

Pos. 113

Kat. 146

Pos. 316

Kat. 54

Pos. 364

Kat. 151

Pos. 606

Kat. 157

Pos. 756

Kat. 167

Pos. 131

Kat. 103

Pos. 317

Kat. 55

Pos. 365

Kat. 152

Pos. 607

Kat. 109

Pos. 757

Kat. 134

Pos. 164

Kat. 164

Pos. 318

Kat. 56

Pos. 366

Kat. 107

Pos. 608

Kat. 201

Pos. 758

Kat. 133

Pos. 171

Kat. 182

Pos. 319

Kat. 66

Pos. 367

Kat. 153

Pos. 609

Kat. 123

Pos. 759

Kat. 211

Pos. 173

Kat. 148

Pos. 320

Kat. 67

Pos. 368

Kat. 142

Pos. 610

Kat. 184

Pos. 760

Kat. 162

Pos. 182

Kat. 98

Pos. 321

Kat. 68

Pos. 369

Kat. 125

Pos. 611

Kat. 113

Pos. 761

Kat. 163

Pos. 183

Kat. 144

Pos. 322

Kat. 69

Pos. 370

Kat. 116

Pos. 612

Kat. 159

Pos. 762

Kat. 219

Pos. 190

Kat. 183

Pos. 323

Kat. 57

Pos. 371

Kat. 117

Pos. 613

Kat. 160

Pos. 763

Kat. 165

Pos. 204

Kat. 187

Pos. 324

Kat. 58

Pos. 372

Kat. 120

Pos. 614

Kat. 209

Pos. 765

Kat. 177

Pos. 255

Kat. 97

Pos. 325

Kat. 59

Pos. 373

Kat. 121

Pos. 615

Kat. 138

Pos. 766

Kat. 178

Pos. 256

Kat. 106

Pos. 326

Kat. 60

Pos. 374

Kat. 122

Pos. 616

Kat. 139

Pos. 767

Kat. 203

Pos. 261

Kat. 115

Pos. 327

Kat. 61

Pos. 375

Kat. 112

Pos. 617

Kat. 140

Pos. 769

Kat. 179

Pos. 280

Kat. 136

Pos. 328

Kat. 99

Pos. 376

Kat. 124

Pos. 618

Kat. 210

Pos. 770

Kat. 170

Pos. 281

Kat. 137

Pos. 329

Kat. 101

Pos. 377

Kat. 110

Pos. 619

Kat. 105

Pos. 771

Kat. 215

Pos. 282

Kat. 89

Pos. 330

Kat. 102

Pos. 378

Kat. 155

Pos. 620

Kat. 191

Pos. 772

Kat. 216

Pos. 283

Kat. 90

Pos. 331

Kat. 37

Pos. 379

Kat. 143

Pos. 621

Kat. 114

Pos. 773

Kat. 218

Pos. 284

Kat. 91

Pos. 332

Kat. 38

Pos. 380

Kat. 145

Pos. 622

Kat. 193

Pos. 774

Kat. 217

Pos. 285

Kat. 92

Pos. 333

Kat. 39

Pos. 381

Kat. 128

Pos. 623

Kat. 190

Pos. 775

Kat. 174

Pos. 286

Kat. 93

Pos. 334

Kat. 40

Pos. 382

Kat. 156

Pos. 625

Kat. 150

Pos. 776

Kat. 132

Pos. 287

Kat. 94

Pos. 335

Kat. 41

Pos. 383

Kat. 111

Pos. 626

Kat. 186

Pos. 779

Kat. 168

Pos. 288

Kat. 95

Pos. 336

Kat. 42

Pos. 384

Kat. 108

Pos. 627

Kat. 195

Pos. 780

Kat. 204

Pos. 289

Kat. 96

Pos. 337

Kat. 43

Pos. 385

Kat. 147

Pos. 628, 635 Kat. 202

Pos. 797

Kat. 205

Pos. 290

Kat. 70

Pos. 338

Kat. 44

Pos. 386

Kat. 130

Pos. 629

Kat. 104

Pos. 798

Kat. 206

Pos. 291

Kat. 71

Pos. 339

Kat. 45

Pos. 387

Kat. 126

Pos. 630

Kat. 180

Pos. 799

Kat. 213

Pos. 292

Kat. 72

Pos. 340

Kat. 46

Pos. 388

Kat. 131

Pos. 631

Kat. 196

Pos. 799

Kat. 214

Pos. 293

Kat. 73

Pos. 341

Kat. 47

Pos. 389

Kat. 188

Pos. 632

Kat. 181

Pos. 800

Kat. 169

Pos. 294

Kat. 74

Pos. 342

Kat. 48

Pos. 390

Kat. 189

Pos. 633

Kat. 199

Pos. –

Kat. 220

Pos. 295

Kat. 75

Pos. 343

Kat. 49

Pos. 391

Kat. 1

Pos. 634

Kat. 185

Pos. –

Kat. 221

Pos. 296

Kat. 76

Pos. 344

Kat. 16

Pos. 392

Kat. 2

Pos. 636

Kat. 192

Pos. –

Kat. 222

Pos. 297

Kat. 77

Pos. 345

Kat. 17

Pos. 393

Kat. 3

Pos. 637

Kat. 194

Pos. –

Kat. 223

Pos. 298

Kat. 78

Pos. 346

Kat. 18

Pos. 394

Kat. 4

Pos. 638

Kat. 197

Pos. –

Kat. 224

Pos. 299

Kat. 79

Pos. 347

Kat. 19

Pos. 395

Kat. 5

Pos. 639

Kat. 129

Pos. –

Kat. 225

Pos. 300

Kat. 80

Pos. 348

Kat. 20

Pos. 396

Kat. 6

Pos. 640

Kat. 158

Pos. –

Kat. 226

Pos. 301

Kat. 81

Pos. 349

Kat. 21

Pos. 397

Kat. 8

Pos. 650

Kat. 118

Pos. –

Kat. 227

Pos. 302

Kat. 82

Pos. 350

Kat. 22

Pos. 398

Kat. 10

Pos. 651

Kat. 119

Pos. –

Kat. 228

Pos. 303

Kat. 83

Pos. 351

Kat. 23

Pos. 399

Kat. 12

Pos. 652

Kat. 154

Pos. –

Kat. 229

Pos. 304

Kat. 84

Pos. 352

Kat. 24

Pos. 400

Kat. 13

Pos. 653

Kat. 172

Pos. –

Kat. 230

Pos. 305

Kat. 85

Pos. 353

Kat. 25

Pos. 401

Kat. 14

Pos. 654

Kat. 50

Pos. –

Kat. 231

Pos. 306

Kat. 86

Pos. 354

Kat. 26

Pos. 402

Kat. 15

Pos. 655

Kat. 171

Pos. –

Kat. 232

Pos. 307

Kat. 87

Pos. 355

Kat. 27

Pos. 403

Kat. 11

Pos. 656

Kat. 36

Pos. –

Kat. 233

Pos. 308

Kat. 88

Pos. 356

Kat. 28

Pos. 404

Kat. 9

Pos. 657

Kat. 208

Pos. –

Kat. 234

Pos. 309

Kat. 62

Pos. 357

Kat. 29

Pos. 405

Kat. 7

Pos. 660

Kat. 173

Pos. –

Kat. 235

Pos. 310

Kat. 63

Pos. 358

Kat. 30

Pos. 420

Kat. 207

Pos. 749

Kat. 135

Pos. –

Kat. 236

Pos. 311

Kat. 64

Pos. 359

Kat. 31

Pos. 601

Kat. 141

Pos. 751

Kat. 212

Pos. 312

Kat. 65

Pos. 360

Kat. 32

Pos. 602

Kat. 161

Pos. 752

Kat. 200

Pos. 313

Kat. 51

Pos. 361

Kat. 33

Pos. 603

Kat. 198

Pos. 753

Kat. 175

Pos. 314

Kat. 52

Pos. 362

Kat. 34

Pos. 604

Kat. 127

Pos. 754

Kat. 176

301

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Tafeln (Georges Descœdres)

0

5m

originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

Taf. 1  Querschiff-Nordarm, Ansicht Nordfassade. Bauanalyse (1991/2011). M. 1:100.

302

Tafeln

0

5m

originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

Taf. 2  Querschiff-Nordarm, Ansicht Ostfassade. Bauanalyse (1991/2011). M. 1:100.

303

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

0

5m

originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

Taf. 3  Querschiff-Nordarm, Ansicht Westfassade. Bauanalyse (1991/2011). M. 1:100.

304

Tafeln

0

5m

originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

Taf. 4  Querschiff-Nordarm, Schnitt Süd-Nord mit Ansicht Westwand. Bauanalyse (1991/2011). M. 1:100.

305

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

0

5m

originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

Taf. 5  Querschiff-Nordarm, Schnitt West-Ost mit Ansicht Nordwand. Bauanalyse (1991/2011). M. 1:100.

306

Tafeln

0

0

5m 5m

originaler Baubestand originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz sekundärer Verputz Schnitt Schnitt

Taf. 6  Querschiff-Nordarm, Schnitt Ost-West mit Ansicht des nördlichen Vierungsbogens. Bauanalyse (1991/2011). M. 1:100.

307

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Taf. 7  Querschiff, Schnitt Nord-Süd mit Ansicht Ostwand. Bauanalyse (1991/2011). M. 1:100.

308

Tafeln

0

5m

originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

Taf. 7 Fortsetzung

309

Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

0

5m

originaler Baubestand Mauerausbrüche (mit Mörtelwurf) Interventionen mit Kalkmörtel/Dachraum Interventionen mit Zementmörtel (1940er-Jahre) sekundärer Verputz Schnitt

Taf. 8  Vierung, Schnitt West-Ost mit Ansicht des nördlichen Vierungsbogens. Bauanalyse (1991/2011). M. 1:100.

310

Abbildungsnachweis

Titelbild Archäologischer Dienst des Kantons Bern Philippe Joner Kapitel 1–9 (Georges Descœudres) Archäologischer Dienst des Kantons Bern Katharina Ruckstuhl: Abb. 13, 14 (auf der Grundlage von Franz Wadsack, AAM), 84 Alex Ueltschi: Abb. 15, 16, 29, 30, 35, 40, 43, 45, 50, 67 Daniel Marchand: Abb. 82 Max Stöckli: Abb. 94, 97 (auf der Grundlage von Marcus Moser, Atelier Oculus) Denkmalpflege des Kantons Bern Abb. 1 Martin Hesse: Abb. 7, 47, 79 Georges Descœudres, Oberengstringen Abb. 2, 4, 17, 18, 20, 21, 24–27, 31–33, 36, 39, 48, 52, 53, 55–58, 60, 61, 63, 65, 66, 69, 71, 73–75, 80, 81, 92, 93, 98 Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Bern Bernhard Anderes: Abb. 3 Zemp, Gutachten 1941: Abb. 6 Studer 1879 Abb. 5 Staatsarchiv des Kantons Bern Tagebücher der Untersuchungen Hahnloser (DQ 530): Abb. 8 (TB 3, Bild Nr. 86), 9 (TB 1, Situationsplan), 10 (TB 4, Doppelseite), 76 (TB 5, Skizze), 78 (TB 3, Bild Nr. 83), 85 (TB 2, Bild Nr. 70), 86 (TB 3, Bild Nr. 82), 87 (TB 1, Bild Nr. 11), 89 (TB 1, Skizze zum 16. September 1940), 95 (TB 1, Skizze zum 16. August 1940)

Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich Olivia Aloisi (nach Vorlagen von Elsbeth Wullschleger): Abb. 34, 37, 42, 44, 49, 51, 62, 70, 72, 77, 88 Technischer Arbeitsdienst (TAD), Bern Abb. 96 Kapitel 10 (Sybille Woodford) Archäologischer Dienst des Kantons Bern Max Stöckli: Abb. 127 (Foto Philippe Joner, ADB) Denkmalpflege des Kantons Bern Martin Hesse: Abb. 99, 100, 102 (Kolorierung Sybille Woodford), 106 (Kolorierung Sybille Woodford), 112, 123 http://polomusealepiemonte.beniculturali.it/index. php/musei-e-luoghi-della-cultura/abbazia-di-fruttuaria/abbazia-di-fruttuaria-immagini-e-video/ Zugriff: 15. 8. 2022 Abb. 105 Sybille Woodford, Faulensee Abb. 101, 103, 104, 107–111, 113–116, 118–122, 124–126, 128–130 Hochschule der Künste, Bern, Kunsttechnologisches Labor Nadim C. Scherrer: Abb. 117 Kapitel 11 (Jürg Goll) Ziegelei-Museum Cham Jürg Goll: Abb. 131, 132, 134, 135 (grafische Bearbeitung Katharina Ruckstuhl, ADB) Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich Olivia Aloisi (nach Vorlage von Elsbeth Wullschleger, AAM): Abb. 133

Staatsarchiv des Kantons Bern DQ 530, Nachlass Hahnloser, Tagebücher 1940– 1942: Abb. 141 Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich Olivia Aloisi (nach Vorlagen von Elsbeth Wullschleger, AAM): Abb. 143, 149a–e Chierici 1978 Abb. 146 Baud/Sapin 2003 Abb. 147 Kapitel 15 (Armand Baeriswyl) Archäologischer Dienst des Kantons Bern Katharina Ruckstuhl: Abb. 158, 159 Eliane Schranz: Abb. 160 Daniel Marchand: Abb. 161 Staatsarchiv des Kantons Bern Historische Pläne und Ansichten: Abb. 150–156 DQ 530, Nachlass Hahnloser, Tagebücher 1940– 1942: Abb. 157 Kapitel 16 (Guido Faccani) Archäologischer Dienst des Kantons Bern Abb. 162, 178a Philippe Joner: Abb. 168, 169, 171, 172, 177, 178b, 179, 180, 182–185, 186a, 187–196, 201–205, 206b, 207b, 216e, 219, 220, 223, 224a, 225a, 226a, 227a Eliane Schranz: Abb. 199 Guido Faccani, Basel Abb. 163–167, 170, 173, 181, 186b–c, 198, 200, 208 (grafische Bearbeitung Eliane Schranz, ADB), 216c und d, 221, 222, 228, 229, 230

Kapitel 12–14 (Georges Descœudres)

Rémy Gindroz, Épalinges Abb. 174, 225b, 226b, 227b

Maurer-Kuhn 1971 Abb. 12

Archäologischer Dienst des Kantons Bern Max Stöckli: Abb. 142

Kantonale Denkmalpflege Wallis, Bernard Dubuis Abb. 175, 215

Atelier d’archéologie médiévale, Moudon Elsbeth Wullschleger: Abb. 22, 23, 28, 38, 41, 46, 54, 59, 64, 68, 83 (grafische Bearbeitung Georges Descœudres), 90, 91

Georges Descœudres, Oberengstringen Abb. 136, 137, 139 (grafische Bearbeitung Katharina Ruckstuhl, ADB), 144

Office du patrimoine et de l’archéologie, Neuchâtel Abb. 176

Hahnloser 1950 Abb. 11

Bundesamt für Landestopografie Swisstopo Abb. 19 (grafische Bearbeitung Katharina Ruckstuhl, ADB, nach Vorlage von Georges Descœudres)

Denkmalpflege des Kantons Bern Martin Hesse: Abb. 138 Atelier d’archéologie médiévale, Moudon Elsbeth Wullschleger: Abb. 140 (grafische Bearbeitung Georges Descœudres), 145, 148 (grafische Bearbeitung Georges Descœudres)

Denkmalpflege des Kantons Bern Martin Hesse: Abb. 178a Cassanelli/Piva 2010, 136 fig. 110 Abb. 186d Hahnloser 1950, Abb. 11 Abb. 197 Bridel 1982, pl. 35.1 Abb. 206a

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Rüeggisberg – ehemaliges Cluniazenserpriorat

Bossert-Radtke 1992, Taf. 35 Abb. 207a

Sennhauser 1970, Abb. 48 Abb. 224b

Rolf Rosenberg, Zürich Abb. 209, 211

Sennhauser 1970, Abb. 50 Abb. 224c

Archäologischer Dienst des Kantons Bern Philippe Joner: Abb. 237, 239, 240, 242–244, 246–248, 250, 252

Schlunk/Hauschild 1978, Tafel 19b Abb. 210

Matthias Glaus, Lausanne Abb. 223b, 227c

Sybille Woodford, Faulensee Abb. 238, 241, 245, 249, 251

Kruft 1991, 15 Abb. 1 Abb. 212

Keck/Stöckli 1995, 227 Abb. 5 Abb. 231

Katalog B (Jürg Goll)

Stratford/Maurice-Chabard/Walsh 2011, 428 fig. 43 Abb. 213

Gini/Balzaretti 1966, fig. 20 Abb. 232

Stratford/Maurice-Chabard/Walsh 2011, 626 fig. 89 Abb. 214

Gini/Balzaretti 1966, fig. 56 Abb. 233

Barbet et al. 1997, Abb. 23i. Abb. 216a

Gilardoni 1967, fig. 328 Abb. 234

Saverio Lomartire, Pavia Abb. 216b

Chierici 1979, planche 41 Abb. 235a

Knackfuss 1941, Tafel 209, F643a Abb. 217

Carità 1994, tavola 84 Abb. 235b

Roth-Rubi 2015, Katalogband, 405 Abb. 218

Carità 1994, tavola 85 Abb. 236

Katalog A (Sybille Woodford)

Ziegelei-Museum Cham Jürg Goll: Abb. 253–270 Katalog C (Guido Faccani) Archäologischer Dienst des Kantons Bern Philippe Joner: Alle Fotos Eliane Schranz: Alle Zeichnungen (nach Vorlagen von Guido Faccani) Tafeln (Georges Descœudres) Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich Olivia Aloisi (nach Vorlagen von Elsbeth Wullschleger, AAM): Taf. 1–8

Adressen der Autorinnen und Autoren

PD Dr. phil. Armand Baeriswyl Leiter des Ressorts Mittelalterarchäologie und Bauforschung Archäologischer Dienst des Kantons Bern Postfach CH-3001 Bern [email protected]

Dr. phil. Guido Faccani archaeologiae fabrica et sculpturae medievalis Missionsstrasse 13a CH-4055 Basel Xaveriusweg 7-801 D-55131 Mainz [email protected]

Dr. Christine Bläuer Mineralogin Bläuer Conservation Science Sàrl Route Henri-Dunant 18 CH-1700 Fribourg [email protected]

Prof. h. c. Dr. phil. Jürg Goll Leiter des Ziegelei-Museums Cham Ziegelhütte CH-6332 Hagendorn/Cham [email protected]

Prof. Dr. phil. Georges Descœudres Emeritus am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich Glärnischstrasse 16 CH-8102 Oberengstringen [email protected]

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Dr. Bénédicte Rousset Petrophysikerin Berner Münster-Stiftung, Münsterbauhütte Bern Langmauerweg 18 CH-3011 Bern [email protected]

SybilleWoodford FH, Bauforscherin und Konservatorin Juchartenweg 3 CH-3705 Faulensee [email protected]