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German Pages 261 [268] Year 1918
Reehtsvergleiehende Studien zur Gesetzgebung Hammurapis Königs von Babylon von
Dr. iur. Paul Kosehaker Professor der Rechte in Leipzig-
Leipzig ° Verlag von Veit & Comp. ° 1917
Romanistisehe Beiträge zur Reehtsgesehiehte Unter Mitwirkung von E. I. B e k k e r , O. G r a d e n w i t z , P. J ö r s , P. K o s c h a k e r , O. L e n e l , E. S e c k e l , H. S i l b e r , L. W e n g e r , M. W l a a s a k herausgegeben von
L. M i t t e i s , J , P a r t s c h , E. ß a b e l
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Verlag von VEIT & COMP, in Leipzig.
Reehtsvergleiehende Studien zur Gesetzgebung Hammurapis Königs von Babylon von
Dr. iur. Paul Kosehaker Professor der Rechte in Leipzig.
Leipzig o Verlag von Veit & Comp. ° 1917
Dem Andenken Emil Strohais,
Vorwort. Es sind zehn Jahre her, daß ich begann, mich mit den babylonisch-assyrischen Rechtsdenkmälern näher zu beschäftigen und den Plan faßte zu einer zusammenfassenden Darstellung des altbabylonischen Privat- und Prozeßrechts. In diese Zeit reichen auch einige Grundideen der vorliegenden Arbeit zurück. Sie blieb indessen aus verschiedenen Gründen zunächst liegen, und als ich im Jahre 1911 die Untersuchung wieder aufnahm, ist manches anders geworden. Vor allem lehrte das seither in reichem Maße zugewachsene Quellenmaterial Bescheidenheit in den Zielen. An Stelle einer zusammenfassenden Darstellung biete ich nur einen kleinen Ausschnitt aus dem altbabylonischen Privatrechte. Freilich konnte dafür angesichts des ungleich reicheren Materials, das mir nunmehr zur Verfügung stand, manches vertieft und auf eine breitere Basis gestellt werden. Im Frühjahre 1913 war die Arbeit im Wesentlichen abgeschlossen und ich konnte bereits in einem am Londoner internationalen Historikerkongreß gehaltenen Vortrage auf einige Hauptergebnisse meiner Untersuchung hinweisen 1 ). Der Druck des Buches, dessen Erscheinen für den Herbst 1914 in Aussicht genommen war, begann im Mai desselben Jahres. Der inzwischen ausgebrochene Krieg hat allerdings den Druck der Arbeit zunächst nur verzögert. Im Früh*) Der Vortrag ist (in Übersetzung) veröffentlicht unter dem Titel "The scope and methods of a history of Assyrio-Babylonian law* in d«n Proceedings of the Society of Biblical Archaelogy (1913) p. 230 f.
Vorwort.
VI
jähr 1915 war das Buch im Wesentlichen ausgedruckt. Wohl aber war es bei einem Buche, das sich an ein internationales Publikum wendet, der begreifliche Wunsch des Verlegers, es erst nach Kriegsende zum Abschlüsse zu bringen. Wenn gleichwohl dieser Termin nicht eingehalten werden kann, so liegt der Grund vor allem in dem Charakter des Arbeitsgebietes mit seinem infolge der fortschreitenden Quellenpublikation sich stetig erweiternden Quellenstande.
Diese
während und nach Abschluß des Druckes veröffentlichten neuen Quellen, sowie die zuwachsende Literatur haben zwar in keinem irgendwie wesentlichen Punkte mich zu einer Änderung meiner Ansichten veranlaßt, maßten aber doch in Nachträgen berücksichtigt werden.
Schon jetzt haben diese Nachträge einen unerfreulichen
Umfang.
Bei längerem Zuwarten bestand daher die Gefahr, daß
die Nachträge zu einem Nebenbuche anwachsen und und so den einheitlichen Charakter der Arbeit zerstören wie deren Lektüre in noch höherem Grade erschweren als dies schon derzeit der Fall ist. In den Nachträgen, die mit März 1916 abgeschlossen wurden, konnte die Literatur des feindlichen Auslandes — in Betracht kommt vor allem die französische und englische — nicht berücksichtigt werden, da sie mir, soweit ich von ihr überhaupt Kenntnis erlangte, nicht zugänglich war. Auch die amerikanische Literatur konnte nur mit Schwierigkeiten beschafft werden. Immerhin hoffe ich wenigstens unter den Quellenpublikationen nichts Wesentliches übersehen zu haben. Seit Abschluß und Drucklegung der Nachträge sind mir an neuen Quellen noch zugänglich geworden: U n g n a d , Babylonian letters of the ^fammurapi period 1915, C h i e r a , Legal and administrative documents from Nippur, chiefly from the dynasties of Isin and Larsa 1914 (Veröffentlichungen des Museums der Pennsylvania Universität Bd. V I I , VIII]), sowie C l a y , Miscellaneous inscriptions in the Yale Babylonian collection 1915. Die beiden ersten Werke bieten nur eine beschränkte Auswahl transskribiertef Texte.
Zur
Bearbeitung der nur in keilschriftlichen Kopien vorliegenden Texte fühlte ich mich nicht berufen.
Indessen ergab die Durchsicht der
Vorwort.
YII
umschriebenen Texte, sowie eine allerdings nicht erschöpfende Lektüre der nicht umschriebenen, größtenteils in sumerischer Sprache verfaßten Rechtsurkunden der zweiten Publikation, daß sie nichts enthielten, was ich unbedingt hätte berücksichtigen müssen. C l a y s Quellenwerk bringt allerdings unter Nr. 28 auch die sumerischen Gesetze, auf die als Vorlage zum Kodex |Iammurapi der Herausgeber schon vor drei Jahren in einer Vornotiz in der Orientalistischen Literaturzeitung 17 p. 1 f. hingewiesen hatte. Da nun meine Arbeit sich gerade mit der Entstehungsgeschichte des Kodex ^lammurapi beschäftigt und unter anderem auch die Existenz sumerischer Vorlagen zum Gesetze nachzuweisen sucht, so wird man vielleicht eine Stellungnahme zu dieser neuen Quelle erwarten. Indessen läßt sich ein direkter Einfluß auf den Kodex Hammurapi nur bei den beiden ersten Bestimmungen des neuen Gesetzes nachweisen, die C l a y in seinem vorläufigen Bericht schon veröffentlicht hatte. Bei den übrigen, inhaltlich zudem noch recht unsicheren und schwierigen Bestimmungen liegt ein solcher Einfluß keineswegs offen zutage, und da sie außerdem mit den in meiner Arbeit behandelten Fragen unmittelbar nichts zu tun haben, so glaubte ich von ihrer Erörterung absehen zu können. Das interessante Gesetz bedarf einer besonderen Bearbeitung, die ich, wenn sie derzeit überhaupt mit Aussicht auf Ertrag möglich sein sollte, an anderer Stelle zu geben hoife. Hingegen konnte ich die für eine behandelte Frage wichtige Inschrift Nabonids (Nr. 45) noch berücksichtigen, weil die Raumverhältnisse es gestatteten, sie einzufügen, ohne das Buch noch mit Nachträgen zu den Nachträgen zu belasten. Über die Ziele und Methode der Erforschung der babylonischassyrischen Rechtsquellen habe ich mich in dem Vorworte zu meinem Babylonisch-assyrischen Bürgschaftsrecht' (1911) und seither noch an anderer Stelle 2 ) ausgesprochen. Ich glaube daher mich hier mit 2) Vgl. den oben n. 1 genannten Vortrag, ferner einen einführenden Artikel "Altbabylonische Rechtsurkunden' in der Kritischen Vierteljahrsschrift i'iir Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (1914) p. 402 f.
vni
Vorwort.
dem Hinweise begnügen zu können, daß die dort entwickelten Gesichtspunkte auch für die vorliegende Arbeit maßgebend waren. Insbesondere ist es, wie schon der Titel andeutet, die rechtsvergleichende Methode, welche das Buch beherrscht, ebenso sind die babylonischassyrischen wie die sumerischen Quellen in der Ursprache benützt. Es war dies umso eher möglich, als die altbabylonischen Rechtsquellen, die für die Arbeit fast ausschließlich in Betracht kamen, zum großen Teil transskribiert vorliegen. Doch mußten auch nicht ximschriebene Texte herangezogen werden. Es versteht sich von selbst, daß eine Arbeit, die wie die vorliegende so mannigfach in N.ichbargebiete eingreift, auf die Unterstützung von Forschern aus diesen Nachbargebieten in besonderem Maße angewiesen ist. Ich habe diese Unterstützung wie bei früheren Arbeiten in reichem Maße erhalten. Wo dies im einzelnen Falle geschehen ist, habe ich in der Darstellung angemerkt. Besonderen Dank schulde ich den Assyriologen S c h o r r (Lemberg), U n g n a d (Jena), T h u r e a u - D a n g i n (Paris), dessen Hülfe es mir ermöglichte, in dieser Arbeit zum ersten • Male einen Vorstoß ins sumerische Recht zu wagen, sowie endlich — seit meiner Ubersiedlung nach Leipzig — Z i m m e r n . Sein Rat kam dem Buche allerdings erst in den Nachträgen zustatten, da das übrige bereits ausgedruckt war. Er hat mir hierbei in steter Hilfsbereitschaft eine große Zahl von Anfragen beantwortet und mich auf Quellen aufmerksam gemacht, die mir als Nichtassyriologen entgangen waren, sowie mich bei deren Interpretation unterstützt. Durch sein und des Verfassers Entgegenkommen war es mir auch möglich, W a l t h e r s Buch über das altbabylonische Gerichtswesen in den Korrekturen wenigstens zum Teile noch zu berücksichtigen. Ebenso durfte ich Dank der freundlichen Erlaubnis des Verfassers die 3. Auflage von A . J e r e m i a s ' Das alte Testament im Lichte des alten Orients in der Korrektur einsehen. Daß ich die im Kaiserlich Ottomanischen Museum zu Konstantinopel befindliche Kopie des Kodex ^ammurapi (Const. Ni. 2358, nunmehr veröffentlicht in der 'Babylonian Expedition of the Univer-
Vorwort.
IX
sity of Pennsylvania' X X X I 19) vor ihrer Veröffentlichung noch in der Korrektur benutzen konnte, danke ich der Liebenswürdigkeit der Herausgeber H i l p r e c h t
(München) und L a n g d o n
(Oxford).
Bei der Rechtsvergleichung stellte sich wie bei früheren Arbeiten die Notwendigkeit heraus, vor allem die germanischen Rechte heranzuziehen.
Ich bin hier den Germanisten H. M e y e r
R a u c h (Jena) und M. R i n t e l e n
(Breslau),
(Graz) für die Beantwortung
von Anfragen sowie für Quellen- und Literaturnachweise zu herzlichem Dank verpflichtet.
Bei der Herstellung des Quellenregisters
half mir Herr Dr. O t t o S t i c h in Prag. Das Buch war bestimmt, E m i l S t r o h a l zu seinem 70. Geburtstage dargebracht zu werden, und ich hatte noch die große Freude, daß der Jubilar die ihm angetragene Widmung annahm. Ein plötzlicher Tod hat ihn seither der deutschen Rechtswissenschaft entrissen. So widme ich das Buch seinem Andenken. Ich erfülle damit nicht nur eine Pflicht persönlicher Dankbarkeit gegen den Mann, der mir nicht bloß Lehrer, sondern ein väterlicher Freund und Berater in verschiedenen Lagen meines Lebens war, ich glaube vielmehr auch als Rechtshistoriker ihm- diesen Dank schuldig zu sein.
Denn der
Mann, der alle seine Kräfte in den Dienst des geltenden Rechts gestellt hatte, war zugleich von hoher Wertschätzung für die rechtshistorische Forschung durchdrungen und ich gedenke in tiefer Dankbarkeit des warmem Interesses, das er meinen Studien auf dem Gebiete des altorientalischen Rechts zu einer Zeit entgegenbrachte, da es noch gar nicht sicher schien, ob sie jemals Aussicht auf Ertrag haben würden. L e i p z i g , im August 1916.
P. Koschaker.
Inhaltsverzeichnis. Vorwort Verzeichnis der abgekürzt zitierten Werke
pagtlla V IX XIV—XVII
Einleitung
1—6
Gegenstand der Untersuchung: Die Sonderung älteren und jüngeren Rechts im K. H., der K. H. eine Kompilation, Interpolationen p. 1—4. — Sumerische Vorlagen zum K. H.? p. 4—5. — Abgrenzung des Untersuchungsfeldes p. 5—6.
1. Kapitel. Depositum und Eigentumsverfolgung (Anefang)
7—110
§ 1 Die Form des Depositums nach §§ 122—124 K. H. p. 7—10. — Das Depositum in den Ürkunden p. 11 —17. — Haftung des Verwahrers auf das Duplum nach § 124 K. H., dessen Verhältnis zu §§ 122, 123 K. H. p. 18—20. — Die Schriftform des Depositums nach §§ 122, 123 K. H. eine Neuerung Hammurapis p. 20—25.
7—25
%2 H a f t u n g des Verwahrers für Diebstahl (culpa in custodiendo) nach § 125 K. H., Widersprüche in der Norm p. 26—28. — Haftung des Verwahrers für culpa in concreto nach anderen Rechten und in der Vorlage zum K. H., Interpolationen in § 125 K. H. p. 28—33. — § 126 K. H., Interpolationen, sein Verhältnis zu § 125 K. H. in der Vorlage zum Gesetze p. 33—45.
26—45
§ 3
46-54
Rückgriff des Verwahrers gegen den Dieb nach § 125 K. H. u n d das Prinzip ' H a n d wahre H a n d ' p. 46—48. — Die Geltung dieses Prinzipes im altbabylonischen Recht mit Rücksicht auf die Gestaltung der Eigentumsverfolgung als Anefang nach §§ 9 f. K. H. p. 48—51. — Bedenken, ob es noch § 125 K. H. zugrunde liegt p. 51—54. $f Die Haftung des Verwahrers nach dem Bundesbuche als deliktische Haftung f ü r Unterschlagung p. 55—57. — Die Haftung des
55—72
XII
Inhaltsververzeichnis. pagia»
Verwahrers nach dem K. H. eine kontraktliche p. 58. — Entwicklung der Verwahrerhaftung nach armenischem Recht p. 59—61. — Ursprünglich deliktische Haftung des Verwahrers nach babylonischem Recht p. 61—66. — Beweis bei Anefang und Depositum, Erklärung der Zeugenform des Depositums nach § 124 K. H. aus der ursprünglich deliktischen Haftung des Verwahrers p. 62—65. — Andere Fälle der Haftung für anvertrautes Gut, insbesondere § 120 K. H. (Lagerhuusgeschäft), Interpolationen in § 120 K. H. p. 66—72. §5 § 7 K. H., seine systematische Stellung, Widersprüche p. 73—76. — Er gehört zu den Bestimmungen über den Anefang (§§ 9f. K.H.) p. 76. — Haftung des Hehlers beim Anefang nach § 7 K. H. und Publizität des Erwerbes als Voraussetzung des Gewährenzugs p. 76—78. — Interpolationen in § 7 K. H. und laudatio auctoris beim Anefang p. 78—84.
73—84
§6 Der Lösungsanspruch des Sklavenhändlers nach §§ 280, 281 K. H. p. 85—87. — Redlichkeit des Erwerbs bei dem im Anefang Verklagten p. 87—89. — Der Lösungsanspruch aus dem Marktkaufe im Auslande wegen Unmöglichkeit des Gewährenzugs p. 89—93. — Marktkauf und Kauf im Auslande insbesondere nach altrussischem Recht p. 93—95. — Tod des Gewähren (§ 12 K. H.) p. 95—98. — Interpolationen in §§ 12, 13 K. H. p. 98—100..
85-100
§7 101—110 Interpolationen in § 280 K. H. p. 101—106. — Verbot der Veräußerung einheimischer Sklaven ins Ausland p. 106—110. 2. Kapitel. Zum Eherecht
111—214
§8 111—129 Schriftform des Ehevertrags nach § 128 K . H . p. 111—113. — War die altbabylonische Ehe Kauf ehe? p. 113. — Terminologie und Kontrahenten des Ehevertrags: die Eheschließung erfolgt durch Übergabe der Braut seitens ihres Muntwaltes an den Bräutigam, beziehungsweise seinen Gewalthaber p. 114—129. § 9 130—149^ Tirfyätum und biblum (Brantwerburigsgeschenk) p. 130—134. — Die Verlobung (irsilum) - Übergabe der tirfyätum an den Muntwalt der Braut p. 134—136. — Die Urljätum - - Verlöbnisarrha und als solche Brautpreis p. 136—141. — Bedeutung der Konsumation der Ehe p. 141—143. — Wirkungen des Verlöbnisses: die Verlobte erhält den Titel aSSatu 'Ehefrau' p. 143—145. — Verletzung der Verlöbnistreue als Ehebruch bestraft p. 145—147. — Verhältnis derVerlobung zur Trauung (Eheschließung) p. 148—149.
Inhaltsverzeichnis.
XIII pagina
§ 10 150—184 Die Ehe ohne tirfrätum (Brautpreis), unvereinbar mit dem Ehesystem des K. H. p. 150—152. — Sumerische Herkunft der Ehe ohne Brautpreis? p. 153. — Terminologie des sumerischen Ehevertrags p. 153—154. — Verlöbnis und Eheschließung nach sumerischem Recht p. 155—160. — Der Brautpreis des sumerischen Rechts umgebildet in die Eheschenkung p. 160—164. — Schenkungen an die Ehefrau nach §§ 150 u n d 171, 172 K. H. (nudunnüm) und das Verhältnis dieser Bestimmungen zu einander p. 164—169. — Der nudunnüm des K. Jj.. als Eheschenkung u n d sein Verhältnis zur tirfyätum p. 169—171. — Nudunnüm = Morgengabe? p. 172—173, 177. — Nudunnüm in den Urkunden = Mitgift, mulügu p. 173—176. — Der nudunnüm des K. H. = Eheschenkung, rezipiert aus dem sumerischen Recht p. 178—179. — Der K. H. als Reichsgesetz, Rezeption sumerischen Rechts, Ausgleichung dieses mit dem semitischen Recht p. 179—184. §11 185—196 Rückgabe des Brautpreises bei Verträgen über Mitgiftsbestellung p. 185—188. — Sie beziehen sich auf Ehen mit Hierodulen p. 188—189. — Die Hierodulenehe als Ehe minderen Rechts nach dem K. JJ. u n d d s n Urkunden p. 189—192. — Die Rückgabe des Brautpreises zum Zwecke der Sicherung des Verfangenschaftsrechts der Kinder bezüglich der Mitgift? p. 192—196. § 12 197—200 Die Ehe der altbabylonischen Semiten als Kaufehe, jedoch mit Differenzierung der eheherrlichen Gewalt vom Eigentum über die F r a u p. 197—198. — Die Schriftehe nach § 128 K. eine Neuerung ^ a m m u r a p i s , rezipiert aus dem sumerischen Recht? p. 198-200. §13 201—214 Die Strafe des Haarschneidens wegen falscher Anschuldigung einer Hierodule oder Ehefrau nach § 127 K. H. p. 201—202. — Sklavenmarke (abbuttum) und Scheren des Haupthaares bei der Verknechtung p. 202—207. — Das Abschneiden des Stirnhaares als infamierende Ehren- u n d Prozeßstrafe p. 207— 209. — Interpolationen in § 127 K. H., der sich in der Vorlage nur auf Hierodulen bezog p. 210—214. Nachträge Berichtigungen Verzeichnis der besprochenen Rechtsausdrücke Quellenregister
215—234 235 236—237 238—244
Abgekürzt zitierte Werke. (Die Bestimmungen des Kodex Hammurapi sind nach der Ausgabe von K o h l e r - U n g n a d , Hammurabis Gesetz Bd. II angeführt, die übrigen keilschriftlichen Quellen grundsätzlich nach den keilschriftlichen Editionen. Vorhandene Transskriptionen oder Übersetzungen sind bei den Zitaten angegeben, und zwar bei den altbabylonischen Rechtsurkunden in erster Linie die Bearbeitung S c h o r r s (Urkunden des altbabylonischen Zivil- und Prozeßrechts), da sie Umschrift u n d Übersetzung gibt, und nur dort, wo die Sammlung S c h o r r s den Text nicht enthält, die Übersetzung U n g n a d e (Hammurabis Gesetz Bd. III—V). Ausnahmsweise ist nach Transskriptionen bei solchen Werken zitiert, die wie z. B. K n u d t z o n s 'El-Amarna Tafeln' in ihrem Bereiche das Material vollständig bieten, ferner auch bei einigen sumerischen Texten juristischen Inhalts, da angesichts ihrer geringen Zahl die Anführung nach der Transskription eine Verwirrung in der Zitierweise nicht besorgen ließ. Die altbabylonischen Briefe konnten noch nicht nach der Sammlung U n g n a d s , Babylonische Briefe aus der Zeit der HammurapiDynastie angeführt werden, da das Werk erst während des Druckes erschien.) AJSL AO APR AR
ARU BA BE
BE VIj BEVI2
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Abgekürzt zitierte Werke. BE XIV
XY
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IT
Einleitung. Das Interesse, welches die Auffindung des Kodex ^lammurapi weit über die beteiligten Fachkreise hinaus erregte, hat sich nicht als ein sehr nachhaltiges erwiesen. Demgemäß ist auch die Hochflut an Literatur, die der glücklichen Entdeckung d e M o r g a n s und S c h e i l s folgte, rasch zurückgegangen. W e r die Literatur der letzten Jahre, sowohl die aesyriologische wie die juristische, durchnur selten begegnen. Allein blättert, wird Arbeiten über den K . gerade die Stille, die gegenwärtig auf diesem Arbeitsfelde herrscht, scheint mir das richtige Milieu für anspruchslose Detailuntersuchungen abzugeben. Denn selbstverständlich kann es sich nur mehr um Nachlesen handeln, denen man aber die Aussicht auf Ertrag nicht absprechen darf. Die Verdienste derjenigen Forscher, welche den K. zuerst transskribierten, übersetzten und kommentierten, wird Niemand in Frage stellen. Allein naturgemäß mußte ihre Arbeit das Gesetz ^ammurapis zunächst als Ganzes zu erfassen suchen. W a s uns bisher einigermaßen noch fehlt, sind Detailuntersuchungen, die sich unter Berücksichtigung der gleichzeitigen Rechtsurkunden und unter Heranziehung der rechtsvergleichenden Methode in Einzelheiten des Gesetzes vertiefen. Hierbei dürften sich aber neben Anhaltspunkten, die bereits Gesagtes auf eine breitere Basis zu stellen erlauben, auch neue Fragestellungen und Perspektiven ergeben. So führen denn auch die vorliegenden Detailuntersuchungen auf eine Frage von allgemeiner Bedeutung, auf die Frage nach dem Charakter des Gesetzgebungawerkes des großen Königs. Daß es keine völlig originale Schöpfung darstellt, sondern in irgendwelcher Weise an das ältere Recht anknüpft, über diese, übrigens naheliegende Auffassung herrscht volle Einigkeit in der Literatur. Allein schon bezüglich der Frage, welcher Natur denn diese A b hängigkeit des Gesetzes vom älteren Recht sei, gehen die Meinungen K o s c h a k e r , Geaetzgebnog Hftmmurapie.
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Charakter des K. Ç .
auseinander. Man hat den K. als Präjudiziensammlung1), als Kodifizierung des bestehenden Gewohnheitsrechts2), als Sammlung älterer Gesetze3) charakterisiert, wobei man natürlich annimmt, daß der Gesetzgeber im Einzelnen auch Neuerungen gegenüber dem früheren Recht in sein "Werk aufgenommen hat. Die letztere Auffassung kann derzeit wohl als die Torherrschende bezeichnet werden und sie ist m. E. auch die richtige. Ein ernstlicher Beweis für sie ist indessen, von D. H. M ü l l e r s „Die Gesetze Hammurabis" abgesehen4), bisher kaum angetreten worden. Man hält es zwar für ausgemacht, daß der K. ältere Gesetze verwertet, ist aber, namentlich in neuerer Zeit, wenig geneigt, ein Unternehmen, dieses ältere Recht von den Zutaten Çammurapis zu sondern, als aussichtsreich zu beurteilen5). Ich teile diesen Skeptizismus nicht, glaube vielmehr, daß das Gesetz selbst genügend Anhaltspunkte ergibt, das vom Gesetzgeber übernommene Recht herauszuschälen. Mit dieser Aufgabe beschäftigt sich die folgende Untersuchung. Allerdings versucht sie die Sonderung älteren und jüngeren Rechts nur für einzelne Stellen des Gesetzes durchzuführen, und ich möchte zweifeln, ob bei dem gegenwärtigen Stande der Forschung über!) J e r e m i a s p . l l n . 1; zustimmend S t o oß, Schweizer. Ztschr.f. Strafrecht 16 p.20. Ferner M e i s s n e r , MV AG 10 p. 257. Vgl. auch G r i m m e p. 9 f., 12, M a r i p. 13, O e t t l i p. 10, C o ok p. 48. B e s t a p. 186 charakterisiert den E. als „un aggregato di giudicati e di sentenze amalgamate con disposizioni di leggi precedenti*. 2 ) C o o k p. 42, 263f., M e i s s n e r , Aus dem altbabylonischen Hecht (AO VII, 1) p. 4, E d w a r d s p. 10, F e h r p. 6f., L a n d e r s d o r f e r , Die Kultur der Babylonier und Assyrier p. 38, 95 f. 3) Vor allem M ü l l e r p. 188 f., ferner K o h 1er, H. G. I p. 138, III p. 261, L e h m a n n - H a u p t , Babyloniens Kulturmission p. 52, Klio III p. 551, Ed. M e y e r , Geschichte des Altertums 2 I 2 p. 511 f., 514, J o h n s p. 40, H a r p e r p. XII, B e r g e r , Le Code d'Hammourabi (La Grande Revue 1905) p. 28, B o s c a w e n p. 199, W e b e r , Literatur der Babylonier und Assyrer p. 253, L y o n , Journal of the American Oriental Society 25 p. 270, U n g n a d , Deutsche Rundschau 147 p. 414 f., U l m e r , Hammurabi, sein Land und seine Zeit (AO IX, 1) p. 20, S c h o r r , Revue Sémitique 20 p. 378f.; vgl. ferner W e n g e r , Verfassung und Verwaltung des orientalischen Altertums (Kultur der Gegenwart II 2) p. 36, C u q , Nouv. Rev. hist. 33 p. 405f., Z o c c o - R o s s a , II codice delle leggi di Hammurabi (Riv. Ital. per le scienze giuridiche 36) p.378. 4 ) Vgl. auch die allerdings sehr kurz gefaßten Bemerkungen L e h m a n n H a u p t s , a. a. O. p. 43 f. Nichts zu unserer Frage enthält das Buch M i r a n d e s , Le Code de Hammourabi et ses Origines, 1913. 5 ) Vgl. schon C o h n p. 10, ferner F e h r p. 7 n. 1.
Alteres und jüngeres Recht im K. JJ.
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haupt mehr zu erreichen ist. Die wichtigste Handhabe bei der Untersuchung bilden nämlich Widersprüche im Gesetz, die in anderer "Weise als durch Annahme einer unvollkommenen Verarbeitung älteren und jüngeren Hechts nicht zu erklären sind. Die Methode ist daher eine wesentlich juristische. Unter allen Umständen erfordert sie eine eingehende Untersuchung der in den betreffenden Bestimmungen geregelten Rechtsinstitute. Eine solche Untersuchung nun durch das ganze Gesetz zu führen, wäre so ziemlich gleichbedeutend mit einer erschöpfenden Darstellung des gesamten altbabylonischen Rechts, einer Aufgabe, der heutzutage, ganz abgesehen von der Frage, ob die Quellen überall zulangen, kaum jemand sich als gewachsen bekennen dürfte. Sprachliche Indizien, Stilverschiedenheiten, die den Interpolationenforscher in der Kompilation Justinians auf die Neuerungen der Redaktoren des Corpus iuris hinweisen, mögen auch im K . vorhanden sein und würden, wenn einmal nachgewiesen, die Arbeit wesentlich erleichtern. Doch glaubte ich, wenngleich ich derartige Kriterien gelegentlich benützt habe, diese Frage grundsätzlich dem Philologen überlassen zu sollen. Fürs erste handelt es sich mehr darum, überhaupt einmal den exakten Nachweis zu erbringen, daß ^ammurapi älteres Recht verwertet hat und hierzu erweist sich die juristische Methode als die geeignetere. D a s Resultat der folgenden Untersuchung ist nun kurz folgendes: ^ammurapi hat ältere Gesetze in ihrer ursprünglichen Fassung 6 ) in sein "Werk aufgenommen, sie durch neue Bestimmungen ergänzt und teilweise abgeändert; diese Neuerungen treten — und dies ist meines Wissens bisher noch nicht beobachtet worden — mitunter auch in Gestalt von Interpolationen der Vorlage auf. E s läßt sich allerdings nicht ausschließen, daß schon die von den Redaktoren des K. benutzte Vorlage Überarbeitungen enthielt, allein bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse ist es methodisch kein Fehler, wenn wir diese Neuerungen bis auf weiteres ^lammurapi zuschreiben. Sollte nun der im Folgenden versuchte Nachweis auch nur für die eine oder die andere Stelle als erbracht angesehen werden können, so würde dies hinreichen, den 6
) A. M. U l m er, a. a. 0. p. 20. ) Damit bezeichne ich kurz die Personen, die mit der Ausarbeitung des Gesetzes betraut waren. Ob dies ein Einzelner oder eine Kommission war und wer diese Personen waren, darüber soll durch die Wahl des Wortes nichts ausgesagt werden. 7
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Sumerisches Recht im K.
& s K. l K o m p i l a t i o n zu charakterisieren, deren Bedeutung und Ansehen ähnlich wie beim Gesetzgebungswerk Justinians weniger in ihren eigenen Leistungen als in der Zusammenfassung der älteren Gesetzgebung begründet ist. "Weiteren Forschungen muß es überlassen bleiben, diese Sonderung des übernommenen Rechts von den Neuerungen ^lammurapis durch das ganze Gesetz hindurch zu verfolgen. Dann wird sich auch ein schärferes Bild der gesetzgeberischen Ziele ^ammurapis ergeben, als es heute auf Grund seiner allgemein gehaltenen Äußerungen im Prolog und Epilog des Gesetzes8) zu gewinnen ist. Einzelheiten können indessen schon heute festgestellt werden. Im engen Zusammenhang mit unserem Problem steht die Frage nach der Herkunft der von ^ammurapi übernommenen Gesetze. Das Reich ^ammurapis war national kein einheitliches. Es waren namentlich zwei Völker, die seiner Bevölkerung das Gepräge gaben: die Semiten im Norden und die Sumerer im Süden des Landes. Hat nun ^ammurapi, als er sein Gesetz schuf, nur das Recht des herrschenden semitischen Volkes aufgenommen oder hat er, wie manche annehmen9), auch das Recht der zweiten Nation, der Sumerer berücksichtigt? Das Problem kompliziert sich noch durch 8 ) Vgl. die viel besprochenen Stellen col. I Z. 32 f., col. XXIV r Z. 1 f., 70 f., col. XXV r Z. 3 f. Die so sympathisch berührenden Worte, mit denen Hammurapi den Zweck seiner Gesetzgebung charakterisiert (col. I 35 f.): ra-ga-am u ¡¡i-nam (36) a-na fou-ul-lu-ki-im (37) dan-nu-um (38) en-Sa-am (39) a-na la fya-ba-li-im — „um den Bösen und Übeltäter (36) zu verderben, (37) damit der Mächtige (38) dem Schwachen (39) nicht Gewalt antue", bilden übrigens ein tralatizisches Motiv, das uns schon in den Gesetzgebungen der sumerischen Stadtherrscher entgegentritt, so bei Urukagina und Gudea von Lagas. Vgl. Urukagina, Kegel B, C ( T h u r e a u - D a n g i n , Sumerische und akkadische Königsinschriften [Vorderasiat. Bibl. I] p. 46f.) col. XII 21 f. : ama-gi-bi (22) e-gar (23) nu-sig nu-ma-su (24) galu-d-tug (25) nu-na-gä-gä-a „die Freiheit (22) setzte er (Urukagina) ein; (23) der Waise (und) der Witwe (24) tat der Mächtige (25) kein (Unrecht) an". Ähnlich Gudea, Statue B VII 42 f. ( T h u r e a u - D a n g i n , a. a. O. p. 72.) 9 ) Vgl. Ed. M e y e r , a. a. 0 . p. 511 f., F e h r p. 7 n. 1, J o h n s p. 40 f., W e b e r , Lit. derBabyl. und Assyr. p. 253, U n g n a d , Deutsche Rundschau 147 p. 414 f.; dagegen neuesten® S c h o r r , Rev. Sem. 20p. 378f. Es sei indessen bemerkt, daß die sogenannten „sumerischen Famillengesetze", auf die man sich wohl auch beruft, ein nur mit Vorsicht zu verwertendes Argument darstellen, da sie richtiger Ansicht nach kein Gesetz, sondern der Teil eines zweisprachigen Formelbuches sind, dessen sich die Urkundenschreiber bei Abfassung der Geschäftsurkunden bedienten. Vgl. S c h o r r , a. a. 0 . p. 380.
Abgrenzung des Untersuchungsfeldes.
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die weitere Frage, ob dem sumerischen Recht entstammende Bestimmungen, wenn solche im K . ^I- überhaupt enthalten sind, nur für den sumerischen Bevölkerungsteil Geltung gehabt hatten. Die Tontafel der Sammlung der Yale-Universität, von der Clay 1 0 ) kürzlich einige Notizen brachte, gestattet diese Frage der Hauptsache nach zu entscheiden. Es hat in der Tat sumerische Gesetze gegeben, die ^ammurapi für einzelne seiner Rechtssatzungen zum Vorbilde dienten. Allerdings ist damit noch nicht viel gewonnen. Denn es wäre vor allem wichtig festzustellen, in welchem Umfange gammurapi in seinem Gesetze das sumerische Recht verwertete. Diese Frage wird sich aber voraussichtlich nur dann entscheiden lassen, wenn glückliche Funde uns noch weitere Originale sumerischer Gesetze bescheren, die wir dann zur Vergleichung - heranziehen können. Besser stünde es, wenn sich aus der Betrachtung des Gesetzes selbst, aus der Analyse einzelner seiner Bestimmungen Anhaltspunkte gewinnen ließen, das sumerische vom semitischen Recht zu scheiden. Allein ein solches Unternehmen ist heute noch wenig aussichtsreich, da wir vom sumerischen Recht bisher nur wenig wissen. Ich habe daher die Frage nach der Herkunft der Vorlagen des K. im allgemeinen unerörtert gelassen. Nur an einem Punkte, bei der Untersuchung einiger eherechtlicher Bestimmungen glaubte ich eine Ausnahme machen zu könneti, weil hier die sumerischen Quellen einige Anhaltspunkte boten, die Scheidung beider Rechte, wenngleich nur hypothetisch, vorzunehmen. Hingegen glaubte ich zwei weitere mit dem Problem dieser Untersuchung konnexe Frage völlig aus der Diskussion ausschalten zu sollen. Der Plan der Arbeit, die Sonderung des älteren und jüngeren Rechts nur für einzelne Partien des Gesetzes zu versuchen, bedingt es, daß zur Frage, ob ^lammurapi einzelne ältere Gesetze gesammelt und sie mosaikartig zusammengestellt oder ob er ein oder mehrere größere einheitliche Gesetze als Vorlagen benützt hat, nicht Stellung genommen werden kann. Ich betone dies umsomehr, als dasjenige Werk, mit dessen Ergebnissen sich meine Untersuchung in vielen Punkten berührt und dem sie manche Anregung verdankt, D . H . M ü l l e r s , Die Gesetze IJammurabis 11 ) bekanntlich von der Annahme eines dem K . zugrunde liegenden „Urgesetzes" aus10
) Orientalistische Literaturzeitung 17 p. 1 f. ") p. 210 f.
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Abgrenzung des Untersuchungsfeldes.
geht. Außer Betracht bleibt auch die Systematik des Gesetzes.12) Es sind dies Probleme, die meines Erachtens erst dann ihre endgültige Erledigung werden finden können, wenn man einmal das gesamte vom Gesetzgeber übernommene Recht festgestellt und auch das altbabylonische Recht besser erforscht haben wird, als dies heute der Fall ist. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen schien es mir richtiger, das Ziel der Untersuchung weniger weit zu stecken. 12 ) Über sie hat zuletzt D. G. L y o n , a. a. O. p. 248 f. gehandelt. seine Aufstellungen vgl. K o h l er, H. G. III p. 221.
Gegen
I. Kapitel.
Depositum und Eigentumsverfolgung (Anefang). § 1. Das Gesetz verfügt eingangs der Bestimmungen über den Verwahrungsvertrag (maqsarütum) Folgendes:
siim-ma a-wi-lum a-na a-wi-lim kaspam frurä$am u mi-im-ma sum-su 35) a-na ma-$a-ru-tim i-na-ad-di-in mi-im-ma ma-la i-na-ad-di-nu si-bi u-Jcal-lam 40) ri-ik-sa-tim i-sa-ak-ka-an-ma a-na ma-§a-ru-tim i-na-ad-di-in.
§ 122. Wenn jemand einem anderen Silber, Gold oder irgend etwas Beliebiges zur Aufbewahrung 35) gibt, so soll er alles, was er geben will, Zeugen sehen lassen, (und) nachdem er riksäti 40) errichtet hat, zur Aufbewahrung geben.
sum-ma ba-lum si-bi 45) u ri-ik-sa-tim a-na ma-§a-ru-tim id-di-in-ma a-sar id-di-nu it-ta-ak-ru-su 50) di-nu-um su-u ru-gu-um-ma-am u-ul i-su.
§ 123. Wenn er (es) ohne Zeugen und riksäti 45) zur Aufbewahrung gegeben hat und dann dort, wohin er (es) gegeben hat, man (es) ihm ableugnet, so soll diese Rechtssache 50) einen Anspruch nicht erzeugen.
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riksäti = schriftlicher Vertrag.
Das Verständnis dieser Paragraphen, die in der Tat eine Bestimmung darstellen, welche nur durch die von S c h e i l vorgenommene Paragraphierung in zwei Teile zerlegt wurde, hängt von der richtigen Deutung des "Wortes riksäti ab. Biksäti, der Plural von rikistum, bedeutet im allgemeinen „Vertrag", riksäti sakänu demnach „einen Vertrag errichten, schließen"1), und so wird die Redensart in den angeführten Bestimmungen in der Regel übersetzt. 2 ) Es bedarf kaum der Begründung, daß diese Ubersetzung juristisch nicht befriedigt. Denn versteht man riksäti „Vertrag" im Sinne einer Willenseinigung — und dazu muß ja die Übersetzung führen —, so enthält die Bestimmung eine Trivialität, die man dem Gesetzgeber nicht zumuten kann. Ein Vertrag im Sinne einer Willenseinigung ist ja das Depositum immer. Dies scheint S c h e i l empfunden zu haben, wenn er die Phrase übersetzt: statuer les obligations.8) Das kann wohl nur dahin verstanden werden, daß das Gesetz zur Klagbarkeit des Depositums die genaue Vereinbarung der Bestimmungen, unter denen die Rückgabe des Depots erfolgen soll, fordert. 4 ) Nun kann zwar nach dem Sprachgebrauche des Gesetzes riksäti auch die einzelnen Vertragsbestimmungen bedeuten. 5 ) Gleichwohl halte ich diese Lösung für unwahrscheinlich, wenn nicht für unannehmbar. Man müßte doch erwarten, daß das Gesetz auch sagt, auf welche Punkte sich die Vereinbarung erstrecken soll. Wollte man aber hier eine Vermutung wagen, so läge es noch am nächsten anzunehmen, daß nach dem Sinne des Gesetzes die Hauptverpflichtung des Verwahrers, das Depositum zurückzustellen, ausdrücklich vereinbart werden müßte. Damit käme man aber auf eine Formvorschrift, x ) Vgl. J e r e m i a s p. 58 u n d die Nachweisungen bei K o s c h a k e r , Babylonisch-assyrisches Bürgschaftsrecht p. 124 f. 2
) W i n c k l e r , U n g n a d , P e i s e r , H. G. I, E d w a r d s : to draw u p a contract, D a v i e s : to make a contract, H a r p e r : to arrange the contracts, B o n f a n t e : conchiudere u n contratto, D e i m e 1 : contractum tacere. Vgl. auch C o o k p. 225, B o s c h e r o n , Le Code de H a m m o u r a b i et le Livre de l'Alliance p. 67. 3
) I h m folgen M ü l l e r : die Vereinbarungen feststellen, M a r i : gli obblighi, B o n i l l a y S a n M a r t i n : establecerá las obligaciones. 4 6
fissare
) Vgl. auch M ü l l e r p . 112.
) So in den W e n d u n g e n ki-ma ri-iksa-ti-gn (§ 47 C9), a-na pî ri-ik-sa-ti-su (§ 26 4 67 ) „gemäß seinem Vertrage". Vgl. auch § 52 5 : ri-ik-sa-ti-Su w-id in-ni „sein Vertrag wird nicht a u f g e h o b e n " .
riksati = schriftlicher Vertrag.
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die in der Rechtsvergleichung ohne Analogie dastünde und schon aus diesem Grunde kaum zu vermuten wäre. Das Depositum ist ja seiner Natur nach ein Realvertrag, wird daher erst durch Ubergabe der Sache perfekt. Natürlich muß diese traditio erst durch das begleitende Wort, welches sie als eine zu Verwahrungszwecken erfolgende bezeichnet, individualisiert werden. Damit ist aber auch schon die Verpflichtung des Depositars zur seinerzeitigen Rückgabe der Sache ausgesprochen, und von dieser Voraussetzung geht auch das Gesetz, wie die Phrase ana ma^arütim nadänu „zur Verwahrung übergeben" in seinem Tatbestande beweist, aus. Daß es darüber hinaus zur Klagbarkeit des Vertrages noch ein ausdrückliches Rückgabeversprechen des Verwahrers fordern sollte, wäre zwar nicht schlechterdings unmöglich, aber aus den angeführten Gründen höchst unwahrscheinlich. 6 ) Die meines Dafürhaltens richtige Erklärung des § 122/3 hat von der Beobachtung auszugehen, daß es sich in ihm um eine der Beweissicherung dienende F o r m v o r s c h r i f t handelt. Darauf führt ja schon das Gebot des Gesetzes, der Deponent solle, bevor er die Sache dem Verwahrer übergebe, sie „Zeugen sehenlassen" (sibi ukallam). Es liegt daher nahe, die diesem Gebote koordinierte Vorschrift, riksati zu errichten, ebenfalls auf die Normierung einer denselben Zweck verfolgenden rechtsgeschäftlichen Form zu beziehen. Will man diese Erwägung für richtig anerkennen, so kann aber riksati sakänu kaum 6
) Nur der Vollständigkeit halber sei die Annahme zurückgewiesen, daß riksäti in § 122/3 sich auf ein besonderes Haftungsversprechen des Depositars beziehe, wozu vielleicht die Etymologie des Wortes, das ja »Bindung" bedeutet, führen könnte, zumal die Auffassung der persönlichen Haftung als „Bindung" auch dem babylonischen Rechte bekannt ist. Vgl. mein babyl.-assyr. Bürgschaftsrecht p. 128. Dagegen spricht entschieden die Natur des Depositums als Realvertrag. (Vgl. Bürgschaftsrecht p. 110, 154 f.) Daran ändert sich auch nichts, wenn man in der von mir (a. a. 0 . p. 149 f.) herangezogenen Urkunde KB IV p. 316 Z. 12 f. statt pu-ut fyar-ru u Jjaläqi na-Si „für V e r m i n d e r u n g und Verlust (des Depots) . . . bürgt (der Depositar)" richtiger mit K o h l e r - U n g n a d , 100 ausgewählte Rechtsurkunden No. 92 pu-ut tur-ru u fyaläqi . . . na-Si „für R ü c k s t a t t u n g und Verlust (des Depots) bürgt (der Depositar)" liest. Aus der Klausel ist gewiß nicht zu schließen, daß ohne sie der Verwahrer für die Rückgabe des Depositums überhaupt nicht gehaftet hätte. Sie besagt vielmehr, daß der Depositar die Gefahr, d. h. die ZufallshaftuDg auf sich nehme. Endlich glaube ich (a. a. O. p. 124 f.) nachgewiesen zu haben, daß riksati, rikistum überhaupt nicht der haftungsrechtlichen Terminologie angehört.
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riksäti = schriftlicher Vertrag.
etwas anderes bedeuten, als „eine Urkunde errichten." Riksäti wäre demnach der „ s c h r i f t l i c h e V e r t r a g . " 7 ) D i e s e Terminologie läßt sich in der T a t auch aus anderen Gründen begreifen. A l s sicher darf gelten, daß riksäti im K . die vertragliche B i n d u n g bezeichnet u n d zwar ohne B e z i e h u n g auf eine bestimmte Vertragsspezies. 8 ) Zieht m a n n u n in Erwägung, daß die Beurkundung der Verträge allgemeiner B r a u c h war, so konnte sehr wohl, ebenso wie im neubabylonischen Sprachgebrauch, der N a m e für Vertrag auf die äußere Erscheinung, in der er sich verkörperte, auf die Vertragsurkunde übergehen. 9 ) D a m i t soll nicht behauptet werden, daß riksäti immer den schriftlichen Vertrag bedeutet, 1 0 ) wohl aber, daß der Gesetzgeber, w e n n er an der ange7 ) In diesem Sinne auch M ü l l e r p. 112, K o h l e r , H. G. I in der freien Übertragung von § 122/3 und p. 116, D a r e s t e , Nouvelles Études d'Histoire du Droit 3 p. 16, B r u g i , Attidel R. istituto Veneto 62II p. 1112, B e s t a p. 221 und mit Nachdruck S c h o r r , W Z K M 20 p. 314 f., UAR p. XIV; derselben Meinung wohl auch B o s c a w e n p. 235, der riksäti iSakkan übersetzt „bonds he shall execute", ferner J o h n s p. 53: „he shall take a bond". O e t t l i p. 64 führt aus, daß die Übergabe des Depositums »im Beisein von Zeugen stattfinden u n d durch Vertrag beglaubigt sein" mußte. Hingegen merkt C u q , Nouv. Rev. hist. 34 p. 450 bezüglich des Depositums nur an: il est suivant l ' u s a g e constaté par écrit. 8 ) Vgl. die Nachweisungen in meinem Bürgs'chaftsrecht p. 125 n. 37. Das im Text Bemerkte gilt auch für das neubabylonische Recht. Vgl. mein Bürgschaftsr. p. 124 n. 36. 9 ) Vgl. auch B r u g i , 1. c., B e s t a p. 213. 10 ) Dies würde ja schon durch die oben n. 5 angeführten Stellen widerlegt werden. Sehr spärlich sind die Belege für riksäti und verwandte Wortbildungen in den altbabylonischen Urkunden. Ich finde riksäti nur in B E VIj 116, einer Schenkung an die Ehefrau aus der Zeit Samsu-ditanas Z. 21 f. (nach S c h o r r , U A R 204): a-na] (22) ri-ik-s[a]-ti-gu an-ni-a-at [n]-la e-ne(?)-e-[im] (23) nig U"§amag (24) . . . . In-Pà(d) .diesen, seinen Vertrag (Vertragsurkunde?) nicht zu ändern, (23) hat er (der Schenker) bei Samas . . . . (24) . . . . geschworen". Von riksäti scheint riksu unterschieden werden zu müssen. Das Wort begegnet bisher in zwei Urkunden, die dem Verständnisse erhebliche Schwierigkeiten bieten. Die eine, B E VI 2 53/54 (H. G. IV 1069, Samsu-iluna), ist ein Protokoll über Zeugenaussagen in einem Prozeß. Z. 9 f. ist die Rede von einem Hauskauf, den LuStamar, vielleicht als Vertreter des Ilum-idinnam, abgeschlossen hat. Z. 10 f. ist nun (nach S c h o r r , A R III p. 66f.) zu lesen: i-nu-ma bi-tum, iS-Sa-a-mu (11) ISiqil kaspim m llum-idinnam i-di-nam-ma (13) a-na Sîm bîtim ad-di-in (13) rîfoti ri-ik-si-im. u-ul u-ga-am-nie-ir-ra .als das Haus gekauft wurde, (11) hat 1 Sekel Silber Ilum-idinnam mir gegeben. (12) Für den Preis des Hauses gab ich
Beurkundung des Depositums.
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gebenen Stelle riksäti in diesem Sinne gebrauchte, damit nicht künstlich eine neue B e d e u t u n g des W o r t e s schuf, sondern sich an einen bereits bestehenden Sprachgebrauch anlehnte. J a noch mehr. A u c h sachlich stellt die Vorschrift des Gesetzes, indem sie die Errichtung einer Urkunde über das D e p o s i t u m zur gesetzlichen F o r m erhebt, keine grundstürzende N e u e r u n g dar, insofern nämlich die B e urkundung des D e p o s i t u m s auch schon vorher üblich war. Das beweisen die erhaltenen Depotscheine. Sie sind bei K o h l e r - U n g n a d , H . G. H I p. 41 f., I V p. 2 0 f., V p. 11 f. unter der Rubrik Verwahrungs- u n d Hütungsvertrag", sowie bei S c h o r r , U A R p. 101 f. zusammengestellt. E s sind zwar keineswegs alle dort angeführten Urkunden als D e p o s i t a im eigentlichen Sinne anzusprechen. 1 1 ) D o c h (ihn) dann. (13) Den Rest der Verpflichtung (?, riksu) habe ich nicht vollendet". In der zweiten Stelle (L C 221 = H. G. V 1148, Ammisaduga) handelt es sich anscheinend um einen Kaufvertrag, bezüglich dessen A und B mit C in Verhandlung stehen. Z. 17f.: ümum dub-bi Si-ma-tim (18) ig-ga-af-fa-ru (19) rijfti ri-dk-ti-Su-nw (20) u-ga-at-tu-u „am Tage, da die Kaufurkunde (18) geschrieben wird, (19) werden sie (A und B) den Rest ihrer Verpflichtung (?) (20) vollenden". Die beiden Belege erwecken den Anschein, als ob riksu die Verpflichtung aus dem Vertrage (hier vielleicht die Kaufpreisschuld) bedeute. Etwas sicheres läßt sich indessen nicht sagen. Dunkel bleibt auch der Sinn von rikiMtu in der aus der Kassitenzeit stammenden Urkunde B E XIV 42i (Vgl. L u c k e n b i l l , A J S L 23 p. 293). n ) Zu B E XIV 2 und L C 192 (H. G. III 139, V 1110) vgl. mein Bürgschaftsrecht p. 62f., 251 f. und jetzt auch S c h o r r , U A E 39, dessen abweichende Interpretation der zweiten Urkunde mich nicht überzeugt. In C T VI 24 c, V S VII 108, G. 42, L C 129 (H. G. III 136, 138, IV 843, V i l l i ) wird erklärt, daß Viehstücke einer Person (Hirten) anvertraut (paqdu: V S VII 1085, Si-Lal: C T VI 24c12, G. 42), beziehungsweise sa ga-ti ( L C 12910) „in ihrer Hand (Besitze)" seien. Diese Urkunden sind mit K o h 1 e r als „Hütungs vertrage" zu bezeichnen und eher zu §§ 253 f. K. H. zu stellen (vgl. auch C T VIII 30a, L C 166 = H. G. V 1112, 1113), wenn überhaupt es sich hier um privatrechtliche Vereinbarungen u n d nicht vielmehr um Beurkundungen handelt, die dem Ressort der Hof- u n d Tempelverwaltung angehören. Dafür spricht, ein Umstand, auf den auch S c h o r r , U A R p. 102 a Gewicht legt, das Fehlen der Zeugen (sie fehlen auch in der von K o h l e r - U n g n a d unter die Verwahrungsverträge gestellten Urkunde L C 206 = H. G. V 1114), sowie die Tatsache, daß gelegentlich ( C T VI 24c, G. 42, L C 166) der Gir-Beamte erwähnt wird. Vgl. zu diesem Titel außer meinem Bürgschaftsrecht p. 30 n. 22 T h u r e a u - D a n g i n , R A 7 p. 127 n. 2 und H r o z n y , Memnon 5 p. 84. Das in einigen dieser Texte gebrauchte Wort paqädu berechtigt f ü r sich allein noch nicht zur Annahme eines Depositums. Paqädu heißt „anvertrauen", ohne über die causa dieses Anvertrauens etwas auszusagen. Vgl. z. B. § 177 Z. 44 K.
Beurkundung des Depositums.
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ist dieser Punkt für uns nicht von Belang. Denn jedeiffalls beweisen Urkunden wie YS I X 10812), CT VIII 37b13), Warka wo paqädu sich, auf die gerichtliche Ausfolgung des Vermögens des ersten Mannes an die sich wieder verheiratende Witwe und ihren zweiten Mann zur Nutznießung u n d Verwaltung während der Minderjährigkeit der Kinder erster Ehe bezieht, ferner V S VII 113 (H. G. V 1309), eine Liste von Arbeitern und Werkzeugen (Z. 24), Sa a-na a-kil Dil-bat pa-aq-du „welche dem Sekretär von Dilbat anvertraut sind". Daher wird das zur Aufbewahrung erfolgende paqädu mitunter durch Hinzufügung von ana ma^arütim näher bestimmt. Vgl. C T IV 32 b 7 , L C 17012, K i n g III p. 124 Rev. Z. 3. Es muß also stets der Gesamteharakter der das Wort paqädu gebrauchenden Urkunde in Betracht gezogen werden, ehe man sie dem Depositum zuweist. So wird man C T IV 30a (H. G. III 137), eine Liste von Haushaltungsgegenständen (Z. 16f.) a-na A (17) pa-aq-du „dem A (17) anvertraut", weil dieses Anvertrauen vor Zeugen erfolgt, wohl als Depositum qualifizieren dürfen. Das Gleiche gilt f ü r V S VIII 123/4 ( U A R 70): maljar A (5) Sa ma-a}}-ri-gu-nu ... (7) B... (9) am-tam a-na C (10) ip-qi-du „vor A usw., (5) diese(Zeugen) sind es, vor denen . . . (7) B . . . (9) eine Sklavin dem C (10) anvertraut hat". Vgl. auch L C 132 n f (U A E 312). Es bleibt noch eine Gruppe von Urkunden ( V S VII 41, 165, L C 138, 143 = H. G. III 664, 666, V 1187, 1189; V S VII 35, L C 226 = U A R 71, 73). die S c h o r r , U A R p. 173a ebenfalls dem Depositum zuweist. Sie beziehen sich alle auf die Pacht von Dattelgärten u n d lassen folgenden Typus erkennen: eine Quantität Datteln, Ertrag (biltum, nikaswm, Sukunnüm) des Gartens des A, welche im Besitze (ina qäti) des B ist [bei B hinterlegt (Sakänu), dem B anvertraut (paqdu) wurde]; Versprechen des B, diese Quantität Datteln zu leisten. Das Schema läßt ein Schuldversprechen des Pächters über die von ihm zu leistende Pachtrate vermuten. Vgl. auch S c h o r r , U A R p. 104 n. 1. In der Tat sehen wir zu diesem Zwecke, wie L C 139 = H. G. V 1188 lehrt, auch den Verpflichtungsschein verwendet. Vgl. K o s c h a k e r , Bürgschaftsrecht p. 112, 134f. Die Frage ist nur, welche Haftungsform diesen Urkunden zugrunde liegt. Da von dem Schuldbetrage ausgesagt wird, daß er im Besitze des Schuldners, ihm anvertraut worden sei, so könnte man an ein fiktives Depositum denken, eine Haftungsform, die, wie gleich darzulegen sein wird, auch sonst den altbabylonischen Quellen nicht fremd ist. Doch bleibt die Sache ganz unsicher. C T VI 35b ( U A R 74), von S c h o n unter die Deposita eingereiht, gehört zum Lagerhausgeschäft (naSpakütum). Vgl. unten § 4 p. 67 f. 12 ) U A R 76: 4 siqil lgi-4-Gcil kaspim (2) ma-za-ar-ium (3) itti A (4) B (6) Sü-Ba-An-Ti (7) um i-ri-Su-Su (8) kaspam Ni-Lal-E „41/4 Sekel Silber, (2) Depositum, (3) hat von A (4) B (6) erhalten. (7) Wenn er (A) es verlangt, (8) wird (B) das Silber darwägen". Zeugen. 13
) U A R 69: Depositum (massartum) von 8V2 Minen Blei mit dem Auftrage, es an einem anderen Orte dem Boten des Deponenten auszufolgen. Zeugen.
Beurkundung des Depositums.
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108 1 4 ) einwandfrei, daß die Errichtung einer Urkunde bei H i n g a b e eines Depositums gebräuchlich war. A u f den Umstand, daß die erwähnten T e x t e sämtlich aus der Z e i t ^ a m m u r a p i s stammen, möchte ich kein Gewicht legen, in dem Sinne, daß sie nur f ü r die Geltung der Vorschrift des § 1 2 2 / 3 K . B e w e i s machen. E s liegt wohl nur ein Zufall der Uberlieferung vor, u n d zudem gehört C T V I I I 37b dem ersten J a h r e § a m m u r a p i s an, zu welcher Z e i t das Gesetz sicher noch nicht publiziert war. Indes, auch w e n n wir die eben a n g e f ü h r t e n B e l e g e nicht zur V e r f ü g u n g hätten, müßten wir doch angesichts der Rolle, welche die B e u r k u n d u n g der Verträge im babylonischen Rechtsverkehr spielte, annehmen, daß die Errichtung einer Urkunde auch beim D e p o s i t u m nichts Unerhörtes war. D i e B e d e u t u n g der N o r m des § 1 2 2 / 3 kann also nur darin gefunden werden, daß sie die Urkunde, die an sich nur zu B e w e i s z w e c k e n diente oder höchstens eine gewillkürte rechtsgeschäftliche F o r m darstellte, 1 5 ) zur gesetzlichen F o r m des Verwahrungsvertrages erhob. 14
) U A E 235: Quittung über die Ausfolgung eines Gelddepositums (mas^artum). Die Klausel Z. 10 f. Ib-Ra i-li-am-ma (11) i-ty-ip-pi „taucht eine Siegelurkunde auf, (11) so wird sie vernichtet", beweist, daß bei Hingabe des Depositums eine Urkunde aufgesetzt wurde. !5) Neuestens lehrt S c h o r r , U A R p. XIII, XXIX, daß nach altbabylonischem Recht „die Rechtsgülfigkeit jedweder Geschäftshandlung durch deren schriftliche Festsetzung und Beglaubigung durch Zeugen bedingt" u n d daß demnach die altbabylonische Urkunde Dispositivurkunde sei, insofern jedes Rechtsgeschäft erst durch Errichtung einer Urkunde zustandekomme. In dieser allgemeinen F a s s u n g ist der Satz sicher unrichtig, weil es keine Rechtsordnung gibt, noch vernünftigerweise geben kann, welche für j e d e s Rechtsgeschäft die Schriftform verlangt. Aber auch mit Beschränkung auf die überlieferten Geschäftsurkunden ist es zu weit gegangen, wenn man behauptet, sie seien dispositiv kraft Anordnung des objektiven Rechts. An sich kann man ihnen nur den Charakter von Beweis- oder Dispositivurkunden k r a f t V e r a b r e d u n g d e r P a r t e i e n zusprechen u n d in ihrem häufigen Vorkommen den B r a u c h bezeugt finden, gewisse Geschäfte zu beurkunden. Ob dahinter eine gesetz- oder gewohnheitsrechtliche Schriftform steckt, ist für jeden Urkundentypus erst besonders zu untersuchen. Daß dem so sei, dafür will gerade die vorliegende Untersuchung den Beweis liefern, indem sie wahrscheinlich zu machen sucht, daß bei einer Reihe von Geschäften die Schriftform erst eine Neuerung Ifammurapis darstelle. Aus dem Umstände, daß die babylonische Urkunde eine objektive Zeugenurkunde ist, die den Hergang beim Geschäftsschlusse erzählt, hatte ich (Bürgschaftsrecht p. 233) geschlossen, daß sie von Haus aus Beweisurkunde gewesen sei. S c h o r r , a. a. 0 . p. X X I X n. 3 hält mir unter Berufung auf M i t t e i s , Grundzüge der P a p y r u s k u n d e II, p. 49f.
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Einer besonderen Erörterung bedarf (UAR 72, Ammisaduga), Sie lautet: 8 siqil kaspim aban
Samas
si-ta-at 13 siqil kaspim sim 1 Sagamtim Amat-HuKab-ta sa itti fSa-mu-ub-tum márat Ib-ni- Hu [Sajmas 5) u Ku-ut-tu-ni ma-ri-sa mar I-li-ittí-ia m Zi-me-ir- Hu Samas már Ib-ni- Hw Marduk i-sa-mu-ma i-na mi-it-gu-ur-t[i-suJ-nu io) a-na ma-az-za-ar-tim ma-ft,ar awilé si-i-bi ip-qi-du-sum w " i-ir-ri-su-su 8 siqil kaspim aban Hu Samas
15) a-na fSa-mu-ulj-tum märat Ib-ni-[Sajmas ma-ri-sa u Ku-ut-tu-ni i-na-ad-di-in. Zeugen, Datum.
die Urkunde LC 170
8 Sekel Silber, Gewicht des Samastempels, Rest von 13 Sekel Silber, dem Kaufpreis einer Sklavin Amat-Kabta, die von Samu^tum, der Tochter des Ibni-Samas und (von) Quttunu, ihrem Sohn, 5) dem Sohne des Ili-ittija Zimer-Samas, Sohn des IbniMarduk gekauft hatte, worauf sie (die Verkäufer) in gegenseitiger Vereinbarung (das Geld) zum Depositum io) vor Zeugen ihm (Zimer-Samas) anvertraut hatten. Am Tage, da sie es verlangen, wird er (Zimer-Samas) 8 Sekel Silber im Gewichte des Saniastempels der SamuJjtum, der Tochter 15) des Ibni-Samas und Quttunu, ihrem Sohn geben.
Die Urkunde wurde bereits yon ihrem ersten Bearbeiter T h u r e a u - D a n g i n 1 5 " ) richtig gedeutet. Es handelt sich um eine Kaufdie Papyri entgegen, die sowohl objektiv wie subjektiv stilisiert Beweisoder Dispositivurkunden sein können. Diese Tatsache war mir nicht unbekannt. Allein ich sehe nicht ein, was sie gegen mich beweist. Daß die referierende Urkunde dispositiv sein k a n n , habe ich (Bürgschaftsrecht 1. c.) ausdrücklich bemerkt. Alles, was ich behaupte, ist, daß sie in dubio als Beweisurkunde zu gelten habe. Zudem scheint S c h o r r zu übersehen, daß die subjektive Urkunde jünger ist als das referierende Protokoll. !5a) R A 7 p. 125 n. 1.
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preisrestschuld, deren Betrag als fiktives Depositum der Verkäufer beim Käufer belassen wird16). Allein damit ist die Urkunde noch nicht restlos erklärt. Es fällt vor allem auf, daß ausdrücklich Z. 11 hervorgehoben wird, die Deponierung sei „vor Zeugen" erfolgt. Wer sind diese Zeugen? Nach der Stilisierung der Urkunde 17 ) 10 ) Aus welchen Gründen die Parteien die Form des fiktiven Depositums wählten, darüber Vermutungen bei C u q , RA 7 p. 137 und S c h o r r , U A R p. 105 n. 1. Dieser Vorgang der Kreditierung des Kaufpreises, der bisher im altbabylonischen Recht meines Wissens vereinzelt dasteht, regt die neuerdings von P a r t s c h , Gött. gel. Anz. (1913) p. 32 f. unter Hinweis auf analoge Erscheinungen im griechischen und gräko-ägyptischen Recht gestellte Frage an, ob das allbabylonische Recht die Kreditierung des Kaufpreises auch in Gestalt eines fiktiven Darlehens gekannt habe. Wir wissen, daß zu diesem Zwecke der Verpflichtungsschein verwendet wurde. Vgl. B E VI 2 27, V S VII 42 ( U A R 100, 102) und mein Bürgschaftsrecht p. 112, 134 f. Eine andere Form, die beim Kauf vertretbarer Sachen benutzt werden konnte u n d uns namentlich bei Käufen aus den Wollevorräten der Palastverwaltung bezeugt ist (vgl. H. G. III 217—219, 221—223, 229, W a t e r m a n 29 p. 169 u n d S c h o r r , U A R p. 71 f.), ist die, daß der Käufer die Ware als Darlehen erhält, das er in Geld zurückzuzahlen hat. Was endlich das fiktive Darlehen des Kaufpreises anlangt, so hat dessen Vorkommen schon K o h 1 e r , H. G. III p. 239 f , IV p. 92, 94, V p. 121 behauptet, jedoch mit unzureichenden Beweisen. G. 6 ( U A R 156) ist anders zu erklären. Vgl. jetzt S c h o r r 1 c. V S VII 42 und B E Via 27 sind, was auch S c h o r r , U A R p . 118 nicht beachtet, keine Rückstandsdarlehen, sondern Verpflichtungsscheine. Ein solcher ist wohl auch unter dem jjigüm in L C 157^ ( U A R 280) zu verstehen. Vgl. mein Bürgschaftsrecht p. 134 f. Nichtsdestoweniger ist im Endergebnis K o h 1 e r beizustimmen. Das Rückstandsdarlehen ist gerade für den Kauf sicher bezeugt durch B E VI2 65 ( U A R 101) (sumerisch), wo die Darlehensvaluta als Sam ê „Kaufpreis f ü r ein Haus" bezeichnet wird, vielleicht auch durch L C 152 ( U A R 59), Gelddarlehen, wenn man, was mir nach der Kopie T h u r e a u - D a n g i n s möglich erscheint, in Z. 2 lesen darf sîm S gênê sun statt [a-na] Sîm S gêne sun ( S c h o r r ) . In diesem Falle wäre nämlich die Darlehensvaluta der „Kaufpreis von 5 Schafen" und nicht „zum Ankauf von 5 Schafen" gegeben, wie man nach S c h o r r übersetzen müßte.
Wie in der praktischen Anwendung das Verhältnis dieser Kreditformen zu einander sich gestaltete, können nur neue Urkunden lehren. Im übrigen möchte ich gegenüber den Bedenken P a r t s c h ' s 1. c. an der scharfen Unterscheidung zwischen Verpflichtungsschein und Darlehen festhalten. Nicht nur ist die Form des Verpflichtungsscheines eine völlig andere, er gehört auch haftungsrechtlich einer anderen Entwicklungsreihe an als dag Darlehen. 17 ) Es kommt auf das ma in i-sa-mu-ma (Z. 10) an, das den zeitlichen Zusammenhang zwischen Kauf u n d Depositum zum Ausdruck bringt. Ich folge im Texte der Übersetzung U n g n a d s (H. G. V 1131).
Zeugen beim Depositum.
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scheinen die Parteien die Deponierung als in der Vergangenheit unmittelbar nach Abschluß des Kaufvertrages geschehen zu fingieren18). Dann aber bezeugen die Zeugen der vorliegenden Urkunde nicht die Deponierung, sondern nur das Restitutionsversprechen des Verwahrers. Dafür spricht ja auch die unbestimmte Ausdrucksweise: „vor Zeugen". Hätten die Parteien zum Ausdruck bringen wollen, daß die Urkundszeugen auch bei der Deponierung zugegen waren, so würde man, wenn überhaupt die Anwesenheit der Zeugen im Kontext der Urkunde erwähnt werden sollte, eher die auch anderweitig begegnende Formulierung erwarten: ma&ar A . . . . ina mafaar sibi annütum B anct C ipqid „vor A usw., vor d i e s e n Zeugen hat B dem C (eine Sache) anvertraut" 19 ). Der Grund, warum die Parteien diese Formulierung nicht wählten, liegt wohl in dem fiktiven Charakter des Depositums. Die Ubergabe des Geldes hätten ja die Urkundszeugen nicht bestätigen können, weil sie niemals erfolgt war. Es erschien daher einfacher, diesen fingierten Vorgang in die Vergangenheit zu legen und die Urkundszeugen nur demjenigen Akt assistieren zu lassen, den sie wirklich bezeugen konnten, nämlich das Versprechen des Verwahrers, das Depositum zurückzustellen. Aus dem Umstände, daß das Depositum nur ein fingiertes ist, erklärt sich denn auch, warum die bei der Deponierung anwesenden Zeugen nicht genannt werden. Aus allem dem folgt aber — und dieser Punkt kommt für uns in Betracht —, daß nach der Auffassung der Parteien das Erforderliche geschehen war, wenn die Deponierung lediglich vor Zeugen erfolgte. Von einer Urkunde ist nicht die Rede 20 ). Zu diesem Ergebnis gelangt man übrigens auch dann, 18) Vgl. auch C u q , R A 7 p. 138, Nouv. Rev. hist. 34 p. 178, ferner K o h l e r , H. G. V p. 121. 19
n. 11).
) So gerade beim Depositum.
Vgl. LC 13211 f., VS VIII 123/4 (oben
20 ) Übrigens wäre, auch wenn das Depositum ein effektives gewesen wäre, durch die nachträgliche Errichtung einer Urkunde der Formvorschrift des § 122 K. nicht Genüge geleistet worden. Denn das Gesetz verlangt ausdrücklich unitas actus, d. h. die Urkunde muß b e i der Übergabe der Sache ausgefertigt werden. Keinesfalls scheint mir ina mitgurtiSunu in Z. 9 auf eine schriftliche Vereinbarung bezogen werden zu können. Die Phrase bedeutet vielmehr „in freier Entschließung" (vgl. M e i s s n e r , A P R p. 131, B E VI2 49S0), dann „im gegenseitigen Einverständnis" und findet sich in dieser Bedeutung in Tauschverträgen (M. 4613, C T VIII 6a 15 , 3110), Auseinandersetzungen
Zeugen beim Depositum.
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wenn man den obigen Erwägungen nicht beipflichtet. Denn es bleibt unter allen Umständen auffallend, daß die Urkunde betont, die Deponierung sei vor Zeugen geschehen. Es kann dies wohl nur als Hinweis auf die Beobachtung einer Formvorschrift erklärt werden. Wenn nun schon dies hervorgehoben wurde, so wäre doch auch die Bemerkung am Platze gewesen, daß auch das zweite Requisit des § 122/3 K. die Errichtung einer Urkunde, erfüllt sei, falls überhaupt die Parteien diese Bestimmung als verbindlich angesehen hätten. In gleicherweise werden in L C 132 ( U A R 312, Samsuiluna) Z. 10 f. bei Erwähnung eines Depositums zwar die Zeugen aufgezählt, vor denen die Hinterlegung erfolgte, mit keinem Worte aber einer Urkunde Erwähnung- getan, ohne daß hierbei die Gültigkeit dieses Depositums in Frage gestellt würde. Scheinen demnach diese Urkunden darauf hinzudeuten, daß schon unter dem Nachfolger ^lammurapis die Bestimmung des § 122/3 K. in der Praxis nicht mehr gehandhabt wurde, so bin ich doch weit entfernt, die aus ihnen gezogenen Schlüsse als sicher zu betrachten. Was mir vielmehr die eben ausgesprochene Vermutung als wahrscheinlich gelten läßt, ist der Umstand, daß das Gesetz selbst Anhaltspunkte ergibt, welche die Norm des § 122/3 als eine rechtspolitisch wenig durchdachte Neuerung ^ammurapis erscheinen lassen, die wenig Aussicht hatte, sich in der Praxis zu behaupten. Dies erhellt aus der Vergleichung mit der unmittelbar sich anschließenden Bestimmung des § 124. unter Miterben (Warka 25/26 Z. 46, 4718, 52^, M. 109^, C T IV lla 1 4 , B E VI2 26 IV14, 3230, 4414), in Prozeßvergleichen (C T II 4321, B E VIX 10331, VI 2 IO22, 4935). In den Urkunden aus Nippur begegnet in verschiedenen Verträgen die Eidesklausel in der Fassung: Se-Ga-Ne-Ne-Ta In-Pä(d)-De-ES „nach gegenseitiger Vereinbarung haben sie geschworen". Ob der Klausel eine besondere Bedeutung zukommt, oder ob sie nur den Konsens der Parteien zum Ausdruck bringen will, kann dahingestellt bleiben. Mit Vorliebe scheint sie in Urkunden über zweiseitige Verträge verwendet zu werden, bei denen die Leistung beider Kontrahenten beurkundet wird. Daher fehlt sie in Kauf-, Pacht- und Mietverträgen, wo nur der Käufer, beziehungsweise der Pächter, Mieter als handelnd auftritt. Auf jeden Fall hat sie aber nichts mit der schriftlichen Vertragserrichtung zu tun. Vgl. auch M. 109^.: i-na mi-it-gu-ur-ti-iu-nu (25) iS-clu-ru „im gegenseitigen Einverständnis (25) haben sie (die Urkunde) geschrieben". Möglich wäre es, daß die Klausel in unserer Urkunde gerade auf den fiktiven Charakter des Depositums hinweisen will. K o B o h a k e r , Gesetzgebung Hammorapis.
2
§ 124 K. 5 .
18 sum-ma a-ici-lum a-na a-wi-lim 55) kaspam fauräsam u mi-im-ma sum-su ma-fyar si-bi a-na ma-§a-ru-tim id-di-in-ma 60) it-ta-ki-ir-su a-wi-lam
su-a-ti
u-ka-an-nu-su-ma mi-im-ma sa ik-ki-ru us-ta-sa-na-ma 65) i-na-ad-di-in.
Wenn jemand einem anderen Silber, Gold 55) oder irgend etwas Beliebiges vor Zeugen zur Aufbewahrung gegeben hat, und dann er (der Verwahrer) 60) es ihm ableugnet, so wird er, nachdem man diesen Mann überführt hat, alles, was er abgeleugnet hat, zweifach geben. 65)
Der Paragraph bietet bei näherer Betrachtung mancherlei Schwierigkeiten, ja er müßte sogar als unverständlich bezeichnet werden, wenn man — und darauf scheint der Wortlaut zu führen — den Satz mafyar sibi ana ma^arütim iddin auf ein bereits feststehendes Tatbestandsmoment bezieht. Denn, da ittakir in Z. 60 nur bedeuten kann, daß der Verwahrer den Empfang des Depositums leugne, so muß man sich doch fragen, wieso der Depositar eine solche Ableugnung überhaupt noch versuchen konnte, wenn die Übergabe der Sache durch die Zeugen bereits außer Zweifel gestellt war. Die Unklarheit wird durch die folgende Verfügung, man solle den Verwahrer überführen, noch größer. In welch anderer Weise soll denn die Uberführung erfolgen als eben durch die Vertragszeugen? Wozu aber dann die ganze Bestimmung, wenn die Deponierung schon durch die Zeugen als bewiesen gilt? Die logische Reihenfolge ist doch: Klage des Deponenten — Leugnen und Überführung des Verwahrers. Der Deponent braucht mit seinen Beweisen erst dann herauszurücken, wenn der Depositar leugnet. Es ist sehr lehrreich, diese Reihenfolge im Gesetze in einem verwandten Falle, bei der Kommenda, beobachtet zu sehen. Die Kommenda ist ebenso wie das Depositum Realvertrag 21 ). §§ 106, 107 behandeln nun den Fall, daß der Kommendatar dem Kommendator das empfangene Kapital, beziehungsweise umgekehrt, daß der 21
) Vgl. einstweilen mein Bürgschaftsrecht p. 160 n. 46.
Sein Verhältnis zu §§ 122, 123 K. Ei.
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Kommendator dem Kommendatar die Rückstellung des Kapitals ableugnet. Die Anlage der Bestimmung ist hier eine durchaus klare. § 106: a) „wenn der Händler Silber vom Geschäftsmann genommen hat, b) und (es) dann seinem Greschäftsmanne ableugnet, c) so soll dieser Geschäftsmann vor einem Grotte und vor Zeugen des Nehmens des Silbers den Händler überführen" rell. (tamqarum su-u i-na ma-fyar i-lim u si-bi i-na lcaspim li-hi-im samallam u-ka-anj22). Hier werden also die Zeugen erst genannt, als yon der Überführung des Beklagten die Rede ist. Indessen scheint mir der Versuch, diese in der Passung des §124 begründeten Schwierigkeiten zu lösen, nicht aussichtslos, wenn man die Bestimmung im Zusammenhang mit den vorhergehenden §§ 122, 123 interpretiert. Das Gesetz schreibt dort für das Depositum die Errichtung einer Zeugenurkunde vor. Nun ist nach § 123 der Sinn dieser Formvorschrift nicht der, daß ihre Außerachtlassung die Nichtigkeit des Geschäftes zur Folge hätte, positiv formuliert, daß der Kläger schon bei der Klageerhebung die Beobachtung der Form nachzuweisen hätte, sondern § 123 bestimmt nur, daß im Falle der Verletzung der Form der Verwahrer gefahrlos das Depositum ableugnen könne, setzt also die M ö g l i c h k e i t einer Klage auch beim formlosen Depositum voraus. Die Wirkung ist hier vielmehr die, daß dem Kläger bei Leugnen des Depositars der Beweis abgeschnitten ist. Es handelt sich daher in erster Linie um eine B e w e i s - und nur mittelbar um eine Geschäftsform. § 1 2 4 schließt sich nun auch gedanklich unmittelbar an § 123 an. Wie dieser Paragraph den Fall regelt, daß der Depositar gegenüber einer Klage aus einem formlosen Depositum leugnet, so § 124 die entgegengesetzte Kombination: das Leugnen des Depositars gegenüber der Klage aus einem formgerecht abgeschlossenen Verwahrungsvertrag. In diesem Sinne ist im Zusammenhange des Gesetzes § 124 zu verstehen, und nicht etwa dahin, daß der Hinterleger gleich bei der Klage die Vertragszeugen vorführen müsse28). Es folgt dann die Sanktion: dreifacher Ersatz des erhaltenen Geschäftskapitals. Ganz analog ist die Regelung für den umgekehrten Fall im § 107. 23) Dem juristischen Sinne nach wäre also § 124 zu übertragen: Wenn jemand unter Beobachtung der gesetzlichen Förmlichkeiten eine Sache deponiert hat und ihm vom Verwahrer das Depot abgeleugnet wird, so soll er ihn überführen etc. Anderenfalls kann und darf er einen solchen Überführungsbeweis gar nicht antreten. 2*
Widersprüche zwischen § 124 und §§ 122, 123 K. g .
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Darf auf diese "Weise der Sinn des § 124 als festgestellt gelten, so ergibt sich eine weitere Schwierigkeit in einem, soviel ich sehe, bisher noch nicht beachteten "Widerspruch zwischen § 124 einerseits und den §§ 122, 123 andrerseits. Diese fordern für das Depositum Zeugen u n d Urkunde 24 ), jener spricht nur von Zeugen. Daß nur eine Breviloquenz vorliegt, halte ich für ausgeschlossen. Denn in diesem Falle wäre es angezeigter gewesen, in § 124 auch das Requisit der Zeugen unerwähnt zu lassen, anstatt durch die vorliegende Fassung Zweifeln Tür und Tor zu öffnen. Ebensowenig wird man sich mit der Annahme eines Redaktionsversehens befreunden können. Denn wenn die Verfasser des Gesetzes die §§ 122—124 in einem Zuge redigierten — als Einheit müssen sie j a in der Fassung des Gesetzes betrachtet werden —, so konnten sie doch kaum übersehen, daß sie im § 123 dem Verwahrer straflos das Leugnen gestatteten, wenn der Kläger nicht Zeugen u n d Urkunde vorwies, im § 124 ihn aber auf das Duplum haften ließen, auch wenn der Deponent lediglich Zeugen hatte. "Will man daher diesen "Widerspruch nicht als gegebene Tatsache hinnehmen und auf jede weitere Erklärung verzichten, so bleibt m. E . nur ein Ausweg offen: es sind von den Redaktoren in den §§ 122—124 einander widersprechende ältere und jüngere Satzungen vereinigt worden. Abgesehen davon, daß bei dieser Annahme ein Ubersehen des "Widerspruches viel leichter begreiflich wäre, sprechen für sie auch innere wie äußere Gründe. Zunächst der Inhalt der Bestimmungen. § 124 begnügt sich mit Zeugen, § 123 verlangt Zeugen und Urkunde. Nun darf man ) V in § 123 Z. 45 ist auf keinen Fall alternativ zu fassen (Zeugen oder Urkunde), sondern, wie § 122 klar beweist, mit „und auch" zu übersetzen. Vgl. auch M ü l l e r p. 246f. Zudem wäre eine Geschäftsurkunde ohne Zeugen etwas Unerhörtes, da die altbabylonische Rechtspraxis wohl die Zeugenurkunde, nicht aber den Handschein oder die öffentliche Urkunde kennt. Ansätze zur Entwickelung der letzteren könnten vielleicht in denjenigen Urkunden gefunden werden, welche den Geschäftsabschluß vor bestimmten Göttern als Zeugen mit und ohne Privatzeugen beurkunden. Vgl. S c h o r r , U A R p. X X X V I , M e r c e r , The Oath in Babylonian and Assyrian Literature p. 13, A J S L 29 p. 92, der jedoch unrichtig darin ein Surrogat für den fehlenden Eid erblickt. Doch läßt sich diese Urkundsform bisher nur bei bestimmten Geschäftstypen nachweisen, unter denen sich das Depositum nicht befindet; es ist daher so gut wie ausgeschlossen, daß das Gesetz an sie gedacht haben könnte. M
§§ 122, 123 K.
jüngere Normen?
21
wohl annehmen, daß in der Entwicklung der rechtsgeschäftlichen Formen die Urkunde einem späteren Stadium angehört. Der mündliche Geschäftsabschluß ist älter. F ü r seinen Beweis werden natürlich vor allem Zeugen verwendet. Nun ist es zwar schon ein Mehr, wenn ein Gesetz — und in diesem Sinne muß ja § 124 im Zusammenhange verstanden werden — aus den Beweiszeugen Solennitätszeugen insoferne macht, als der Abschluß des Geschäftes nur durch die Vertragszeugen bewiesen werden kann. Immerhin wird man zugeben können, daß eine derartige Beweisform sich von den realen Verhältnissen nicht entfernte, indem dem Deponenten, solange es keinen selbständigen Urkundenbeweis gab, im Bestreitungsfalle der Beweis des Depositums in der Regel faktisch unmöglich gewesen sein wird, wenn er es verabsäumt hatte, Geschäftszeugen zuzuziehen. Hingegen ist es irrationell, zum Beweise Zeugen und Urkunde zu verlangen und so den mündlichen Geschäftsabschluß vor Zeugen auszuschließen,26) und dazu noch bei einem Realvertrag, wo eine gewisse Form ohnehin durch die res gegeben ist, weitere Formen nur den Zweck der Beweissicherung verfolgen können. Mit dieser Kritik soll natürlich nicht behauptet werden, daß die Urkunde gar keine Rolle beim Depositum spielen dürfe. Das Gegenteil lehren ja die erhaltenen Depotscheine. Allein neben dem Zeugenbeweis — diese Gestaltung kommt ja für das altbabylonische Recht allein in Betracht — kann vernünftigerweise die Urkunde nur den Beweis erleichtern, nicht aber zu seiner Herstellung erforderlich sein. Die Norm der §§ 122,123 macht daher kaum den Eindruck eines Produktes naturgemäßer Entwicklung, weit eher den bewußter und dazu noch wenig durchdachter gesetzgeberischer Mache. Man braucht daher nicht zu erstaunen, daß sie, wie die oben p. 14 f. angeführten Urkunden wahrscheinlich machen, in der Praxis nicht festen Fuß zu fassen vermochte. F ü r § 124 hingegen trifft diese Kritik nicht zu. Er kann sehr wohl eine ältere, in das Gesetz übernommene Satzung darstellen, und dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Rechtsvergleichung. § 124 belegt den treulosen Depositar im Falle seiner Uberführung mit der Strafe des doppelten Ersatzes. Dieselbe Regelung findet sich auch in anderen Rechten. 25
) Denn nach § 123 kann der Verwahrer straflos leugnen, wenn zwar die Hingabe des Depositums durch Zeugen bewiesen ist, die Urkunde aber fehlt. Der umgekehrte Fall, daß nur ein Urkundenbeweis angeboten wird, kommt nach dem in n. 24 Bemerkten nicht in Betracht.
Haftung des Verwahrers auf das Duplum.
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Aus einer Notiz des Juristen Paulus26) wissen wir, daß das römische Zwölftafelgesetz eine Klage auf das Duplum gegen den Depositar kannte. Im griechischen Rechtskreis ist einem gleichfalls sehr alten Gesetz, dem zweiten Gesetz von Gortyn,27) im Falle der Ableugnung des Depositums eine Haftung des Verwahrers auf das Duplum bezeugt.28) Die gräko-ägyptischen Papyrusurkunden haben uns einen vo[aof Na-ru-ub-tum (2) Dumu-Sal-A-Ni (sie!) f U-ta-ni (3) Sa fll-ta-ni Ama-A-Ni (4) u ilu Adad-gar-rum a-fou-sa (5) a-na bit iluSamaS-li-wi-ir (8) .... i-ru-bu-u 'die N., (2) die Tochter der I. (3), welche I., ihre Mutter (4) und A., ihr Bruder (5) in das Haus des S (8). . . . h a b e n e i n t r e t e n l a s s e n . " So ist sicherlich zu übersetzen. Der Schreiber aber hatte, als er Z. 8 niederschrieb, vergessen, daß nach der Satzkonstruktion die Braut Narubtum als Objekt gedacht war. Er faßte sie vielmehr als Subjekt und schrieb daher i-ru-bu-u 'sie ist eingetreten statt u-Se-ri-bu-u-Si, übersah dabei allerdings, daß nunmehr der mit Sa (Z. 3) eingeleitete Relativsatz ohne Prädikat war. ^ §§ 133a 16f., 133b21 f., 13433t., 13544t., 136eif.; M ü l l e r p. 129f. hat gegen die Annahme einer Vollehe in diesem Falle Bedenken erhoben und gemeint, daß nur Konkubinat vorliege. Dagegen spricht schon § 135, der bestimmt, daß bei Rückkehr des Verschollenen die erste Ehe wieder auflebe, die Kinder aber ihren Vätern folgen (Z. 54 f. wa-ar-hi a-bi-Su-nu i-il-la-lcii). Die Kinder der zweiten Ehe gelten also als eheliche. 'Daß sich die öffentlichen Zeugen oder Notare kaum dazu hergegeben haben werden, in einem solchen Falle (d. h. bei der Frau eines Verschollenen) einen rechtskräftigen Ehevertrag auszustellen ( M ü l l e r ) , ist eine petitio prmcipii. W e n n ferner auch von der Nebenfrau (§ 145) ausgesagt wird, daß sie in das Haus des Mannes trete, so beweist dies gar nichts. Denn ana bit mutim erebu heißt 'heiraten überhaupt, und natürlich muß auch die Nebenfrau in d a s Haus des Mannes kommen. Maßgebend ist vielmehr, unter welchen Bedingungen dies geschieht. Von Beschränkungen in der Stellung der Frau beim zweiten Manne ist aber in den §§ 133 f. keine Rede. Ebenso-
118
Terminologie des Ehevertrags.
nun kein Zufall, daß diejenige Redensart, welche ein selbständiges Handeln der Frau beim Ehevertrag zum Ausdrucke bringt, gerade bei diesen Personen verwendet wird, da in der Tat die Witwe sowie die geschiedene Frau nach dem Gesetze unter gewissen Bedingungen über ihre Hand verfügen kann, also heiratet, während in der Regel die Frau verheiratet wird22"). Freilich zeigen andrerseits gerade die Stellen des Gesetzes, aus denen dieses Prinzip erschlossen werden kann, wie schwer der Gedanke, daß die Frau Subjekt des Ehevertrags sein könne, sich Durchbruch verschaffte. Das Gesetz merkt für drei Fälle an, daß der Wille der Frau beim Ehevertrage maßgebend sei: § 137 für die schuldlos geschiedene Frau, der nach § 156 die Frau des Sohnes gleichsteht, welcher der Schwiegervater beigewohnt hat, bevor der Sohn sie erkannte, und § 172 für die Witwe23). An allen drei Stellen drückt das Gesetz diesen Gedanken in folgender Form aus (§§ 13712, 15616, 17239): mutu libbisa 'ifrbassi. Das heißt: "der Mann ihres Herzens wird sie heiraten'24), und nicht, wie ältere Übersetzungen25) die wenig ist Gewicht darauf zu legen, daß das Gesetz die Frau nach der zweiten Heirat noch aSSatum des ersten Mannes, diesen als mutum bezeichnet (§§ 135, 136). Denn diese Paragraphen handeln gerade vom Wiederaufleben der ersten Ehe nach Rückkehr des Verschollenen. ^a) Auch die deutschen Stammesrechte zeigen die Tendenz, die Witwe bei der Wiederverheiratung von den Fesseln der Geschlechtsvormundschaft zu befreien und haben dieses Ziel zum Teil bereits erreicht. Vgl. zu dieser Frage W o l f f , Mitteil. d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung 17 p. 369 f., R i e t s c h e l in H o o p s ' Reallexikon der germ. Altertumskunde I s. v. Eheschließung p. 509. 23) Vgl. auch F e h r p. 75. 21 ) Ebenso in der Scheidungsurkunde M. 91 (UAR 7) Z. 5 f.: A a-tß-zi-a-nu-um (6) i-ha-a-za-ma (7) B u-wl i-ra-[ga]-am 'wenn die A (die geschiedene Frau) ein Bräutigam (6) nimmt, (7) wird B (der Ehemann) keinen Einspruch erheben.' Auch in der Serie ana itiiSu (V R 25, 4 c d f f . (nach M e i s s n e r , APR p. 150) wird die Freiheit der geschiedenen Frau bei der Wahl ihres zweiten Mannes mit den Worten hervorgehoben: ina matima mut libbiSu iljussu ul iragumsi. Ob die Lesung richtig ist, muß ich dahingestellt sein lassen. Denn M e i s s n e r s Übersetzung 'wenn sie später den Mann i h r e s Herzens heiratet, darf der frühere Gemahl nicht Ungültigkeitsklage erheben steht entgegen, daß afjazu sonst nirgends von der Frau gebraucht wird u n d auch nicht gebraucht werden kann, da nicht die Frau vom Manne Besitz ergreift, sondern umgekehrt der Mann von der Frau, und daß es ferner libbiSa heißen müßte. 25 ) So z. B. M ü l l e r , S e h e i l , D a v i e s , E d w a r d s . Vgl. demgegen-
Die Kontraheilten des Ehevertrags.
119
Phrase wiedergeben: 'den Mann ihres Herzens wird sie heiraten.' Es ist sehr bezeichnend, daß selbst dort, wo das Gesetz die Freiheit der Willensentschließung der Frau bei der Ehe hervorheben will, es eine Phrase gebraucht, welche die Frau als Objekt des Ehevertrags erscheinen läßt. II. Die terminologische Untersuchung hat ergeben, daß die Frau grundsätzlich nicht Subjekt, sondern Objekt des Ehevertrages ist. Sie heiratet nicht, sondern wird verheiratet, beziehungsweise geheiratet 26 ). Dazu stimmen auch Gesetz und Urkunden, nach welchen auf Seite der Braut grundsätzlich deren Muntwalt als Kontrahent beim Ehevertrage erscheint. Muntwalt ist der Vater 27 ) — mitunter tritt neben ihm auch die Mutter auf 28 ) —, nach seinem Tode die Brüder der Braut (§ 1842a). Wenn daher in CT V I I I 2a (H. G. H I 10) die Mutter und die Brüder, in CT V I I I 7 b (UAR 3) die Schwester über Auftrag (ana qabi, vgl. dazu mein babyl. assyr. Bürgschaftsrecht p. 8 n. 38) des Bruders die Braut verheiraten, so wird anzunehmen sein, daß der Vater nicht mehr lebte. Häufig kommt es vor, daß der Eigentümer seine Sklavin freiläßt und sie dann kraft seines Patronatsrechtes verheiratet. Man darf sich hierbei durch den Umstand nicht irre machen lassen, daß die Braut als Tochter (m&rtu) des Muntwalts bezeichnet wird. Denn dies hängt anscheinend mit der Freilassungsform, bei der der Adoptionsgedanke eine Rolle spielte, zusammen29). Die hierher gehörigen Urkunden enthalten Klauseln, die keinen Zweifel aufkommen lassen, daß es sich nicht um leibliche Töchter, sondern um freigelassene Sklavinnen handelt, die verheiratet werden. Am klarsten tritt dies in CT I I 33 (UAR 31) zutage, einer Urkunde, die Freilassung und Eheschließung kombiniert: A (2) märat B (3) B (4) u-li-il-si-ma (5) a-na as-su-tim (6) u mu-tu-tim (?) a-na C (8) ... i-di-si (9J A (10) el-li-it ma-ma-an (11) mi-im-ma e-li A (12) u-la i-su ' A (2) ist die über schon P e i s e r , H. 6 . I p. 40 ti. 2 und neuestens D. G. L y o n , The consecrated women of the Hammurabi Code (Studies presented to Crawford Howell Toy 1912) p. 346. 26) Vgl. schon C o h n , Ges. Ham. p. 18f. §§ 16054, 183er., 18420. Vgl. ferner BE Vi! 8436f., M. 89, Waterm a n 29 p. 196 f. ä») BE VIX lOlie f., VS VIII 92 = M. 88, LC 61. 29 ) Vgl. K ö h l e r , H. G III p. 230, S c h o r r , UAR p. 43f. Ich kann hier auf diese Frage nicht eingehen.
Die K o n t r a h e n t e n des Ehevertrags.
120
T o c h t e r der B . (3) B
(4) h a t sie gereinigt (d. h. freigelassen) u n d
d a n n ( 5 ) zur E h e f r a u s c h a f t (6) u n d E h e m a n n s e h a f t (7) d e m 0 . . . gegeben. (9) D i e A ( 1 0 ) ist rein (d. h. frei). hat
irgend
ein R e c h t
auf die A.'
In
anderen Fällen r
auf d e n N a m e n der B r a u t f o l g e n d e Mu-Ni-Im ein
Einsprachsverzicht
gewisser
Niemand
Personen31)
(8)
(11/12)
zeigt
das
mit Namen'30)
oder
oder
eine
endlich
Alimentationsverpflichtung, die die B r a u t g e g e n ü b e r ihrer 'Mutter' 3 2 ) übernimmt 3 3 ), an, d a ß es sich um f r e i g e l a s s e n e S k l a v i n n e n Dasselbe
dürfte d a n n
anzunehmen
aus S i p p a r die B r a u t verheiratet. die E h e
verboten, w a h r s c h e i n l i c h
K e u s c h h e i t verpflichtet w a r e n 3 4 ) . 4/5 ( U A R 32)
Istar-ummi.
handelt.
sein, w e n n e i n e Sal-Me
Samas
D e n n diesen P r i e s t e r i n n e n
war
aus
zur
dem
G r u n d e , weil
sie
S o ist i n s b e s o n d e r e in Y S V I I I
die ' T o c h t e r '
des
Buzäzum
und
der
G a u t i e r 141( LO 902, VS VIII 4/5 Z. 1. Zu dieser Art der Bezeichnung des Sklaven vgl. n u n m e h r auch S c h o r r , UAR p. 47 ad 1. si) C T I I 33iof., 40b 3 f., VI 26ai7 f., G a u t i e r 14ef., VS VIII 4/5 Z. 15 f. 3 -) E s sind meist Frauen, welche i h r e freigelassenen Sklavinnen verheiraten. CT VI 26ai3 f.; in CT VI 37a Z. 13 f. trifft die Unterhaltspflicht B r a u t u n d Bräutigam, in LC 906f. nur diesen. Vgl. auch K ö h l e r , H. G. I I I p. 226. Anderer Meinung J e n s e n , der jüngst (Deutsche Lit. Ztg. 1913 p. 543, Lit. Zentralblatt 1913, p. 512 f.) die Sal-Me f ü r eine Tempelprostituierte, u n d dieKlöster, in denen sie wohnten, f ü r Tempelbordelle erklärt hat. E i n E h e verbot wäre allerdings auch von diesem Gesichtspunkte aus verstand lieh. Allein mir scheint dieser Auffassung noch i m m e r § 110 K. H. entgegenzustehen. D e n n wenn dort der Sal-Me, ' d i e nicht im Kloster wohnt', das Betreten oder Halten einer Schänke bei schwerer Strafe verboten wird, so liegt d e m wohl der G e d a n k e zugrunde, daß die Sal-Me zu einer ehrbaren Lebensweise verpflichtet war. Vgl. neuestens auch D. G. L y o n , a. a. 0 . p 344f. Zuzugeben wird sein, d a ß die Stellung der Sal-Me verschieden sein k o n n t e n a c h den einzelnen Tempeln, sowie nach der Gottheit, in deren Dienste sie stand. Vgl. auch S c h o i r , U A R p . 8 ad 1. W a s speziell di eSal-Me des S a m a s von Sippar betriflt, so wissen wir, d a ß diese Priesterinnen in einer eigenen K l o s t e r s t a d t (Gagüm) in Sippar wohnten. Vgl. S c h e i l , Sippar p. 25, H a z u k a , B e i t r ä g e aus den altbabylonischen R e c h t s u r k u n d e n p. 22 f., T h u r e a u - D a n g i n , RA 8 p. 93f., S c h o r r , U A R p. 28 ad 10. Vgl. f e m e r CT VI 625 f. (UAR 281), wo von Urkunden die Rede ist, die i-na gagim (Gä-Gi-Aki) ma-foar i l " A-a-ri-Sa-at Sal-Me i l n Samas . . . . sa-ak-na ' i m Kloster vor Aja-risat, der Samaspriesterin, . . . deponiert waren'. Die Priesterinnen des § a m a s von Sippar sind übrigens schon f ü r sehr f r ü h e Zeit bezeugt. Vgl. das cruciform m o n u m e n t König Manistusu's ( K i n g , RA 9 p. 92 f., D y n e l e y P r i n c e , A J S L 29 p. 98 f.) col. III 26 f., wo der König Anstalten
Die Kontrahenten des Ehevertrags.
121
"Lamassatum, einer Sal-Me Samas35), die von ihrem r Vater' Buzäzum und ihrer 'Mutter' Lamassatum verheiratet wird, keine leibliche f ü r den Unterhalt der Sal-Me Samas triflt. Was nun die Frage der Ehefähigkeit dieser Priesterin anlangt, so möchte ich darauf hinweisen, daß in ca. 280 Urkunden aus der Zeit der ersten Dynastie, die der Sal-Me SamaS Erwähnung tun und die ich nachprüfen konnte, sie nie als Ehefrau eines anderen bezeichnet wird, was um so bemerkenswerter ist, als dies bei anderen Priesterinnen, wie z. B. der Sal-Me Marduk und der Nu-Bar, für welche viel weniger Belege zur Verfügung stehen, der Fall ist. Auch läßt sich — u n d diese Tatsache spricht entschieden f ü r die Keuschheitsverpflichtung der Sal-Me Samas — kein sicherer Fall nachweisen, daß eine Sal-Me Samas leibliche Kinder hatte. Wo ein Sohn (märw) oder eine Tochter (märtu) einer Sal-Me Samas genannt wird, läßt sich fast immer dartun, daß es sich um ein Adoptionsverhältnis handelt. Ich sehe hierbei von ablütu Urkunden ab, wie CT I I 4112, VI 33a24, VIII 5a j 4 , in denen eine Samaspriesterin eine andere Frau als Erbin einsetzt und diese als Tochter, die Erblasserin als Mutter bezeichnet wird. Denn hier ergeben schon die Patronymika, daß es sich nicht um eine leibliche Tochter handelt. Die Filiationsbezeichnung erklärt sich aus den adoptionsrechtlichen Elementen der ablütu. (Vgl. einstweilen meine Bemerkungen in PSBA 1913 p. 236 n. 14, RA 11 p. 33). Auf freigelassene, beziehungsweise adoptierte Sklaven beziehen sich die Eheverträge VS VIII 4/5, LC 90 (arg. Mu-Ni Z. 1, bezw. Mu-Ni-Im Z. 2), die Freilassungen CT VIII 48a, BE Vl t 96, ferner BE VI, 17: die Samaspriesterin gibt den A M[u-Ni-Im] ' m i t N a m e n , ihren Sohn, in Adoption. Dasselbe wird daher wohl auch lür die Eheverträge CT IV 39a und M. 90 anzunehmen sein, bei denen, abgesehen davon, daß die Brautmutter eine Sal-Me Samas ist, sonstige Indizien für die Sklaveneigenschaft der Braut fehlen. In CT VIII 35b, wo D a i c h e s , Altbabyl. Rechtsurk. p. 86 Z. 3 f. las A Ud an Samai u B Dumu-Ni 'A, die Samaspriesterin, und B ihr S o h n , ist statt Ud an&ama.-i a-bu qäbim 'Leutevater zu lesen. (Vgl. H. G. III 427). In VS VIII 33/34 (UAR 216, Zeit Sin-muballits) schenken Mäd-dumuq-Anim und die Samaspriesterin Amat-Samas dem Nürum-lt§i, (Z. 9) ma-ri-su-nu ' i h r e m S o h n e ' ein Hausgrundstück mit der Auflage, der Amat-Samas eine jährliche Alimentationsrente au£ Lebenszeit zu gewähren. Vgl. auch VS VIII 31/32 (UAR 221). Nun ist AmatSamas nach VS VIII 108/109 (H. G. IV 791, Zeit IJammurapis) Z. 16 die Tochter eines Dumuq-Anim, welcher Name natürlich nur eine Kurzform für Mäd-dumuq-Anim ist. Daher ist Nürum-lisi kein ehelicher Sohn des M. und der A„ und wie die Form märigunu ' i h r e m (d. h. beider) Sohne' anzeigt, wohl auch kein unehelicher Sohn der A. Ich halte es für wahrscheinlich, daß zwischen M. u n d A. einerseits und Nürum-li§i andrerseits ein ablütu -Verhältnis besteht, das seine Bezeichnung als märu rechtfertigen würde. Für einen Adoptivsohn hält ihn auch S c h o r r , AR III p. 11, UAR p. 299. Einige Schwierigkeiten macht nur BE VI t 96 (UAR 29), Freilassung einer Sklavin einer Sal-Me Samag, insofern Z. 16 f. außer den
122
Die Kontrahenten des Ehevertrags.
Tochter dieser Personen, sondern wie das Mu-Ni36) hinter ihrem Namen beweist, eine freigelassene Sklavin. Buzäzum und Lamassatum sind nicht Eheleute. Sie werden nicht als solche bezeichnet und der Einspruchsverzicht (Z. 16 f.) nennt außer ihnen bezeichnenderweise nur die Kinder des Buzäzum. Buzäzum dürfte vielmehr der Bruder der Lamassatum sein, der in seiner Eigenschaft als Mitkontrahent der Verheiratung der Sklavin seiner Schwester zustimmt 37 ). Eigentümlich ist CT I I 40 b (UAR 30): es handelt sich um eine Frau Karanatum, die 'Tochter' des Nür-Sin, wie der Beispruchsverzicht Z. 3 f. beweist, eine freigelassene Sklavin, bezüglich welcher Ka-ra-na-tum Z. 8 f. bestimmt wird Da-mi-iq-tum (9) Nin-A-Ni sa (10) a-na mu-ti-im (11) i-na-di-si 'Damiqtum, (9) die Schwester der Karanatum, (10) wird sie einem Manne (11) geben.' M. E. ist die Urkunde dahin zu deuten, daß Nür-Sin den Patronat über die Freigelassene und damit auch das Recht, sie zu verheiraten, seiner Tochter Damiqtum überträgt. Die Person des Muntwaltes kann nicht bestimmt werden für M. 92 = Y S I X 192/193 (UAR 36), wo nur zu lesen ist: 'die A hat B einem Ehemann gegeben (a-na mu-ti-im i-di-is/38), sowie für CT V I I I 49 b (UAR 15). Die letztere Urkunde zählt zunächst einige Grundstücke auf und fährt dann (Z. 10 f.) fort: mIl-ta-ni märat Ha-li-ia-tum (11) u-ra-ba-si-ma a-na mw-tim i-na-di-si (12) zi-ti HaKindern eines offenbar verstorbenen Bruders der Freilasserin auch deren Kinder (märiImex) auf jeden Anspruch gegen die Freigelassene verzichten. Man könnte hierbei an Adoptiverben (ablum) der Priesterin denken, wenn man es nicht vorzieht, ein Schreiberversehen anzunehmen, entstanden durch gedankenloses Kopieren eines Formulars. Jedenfalls ist die Urkunde nicht geeignet, das eben gewonnene Ergebnis zu erschüttern. Welche Stellung der nunmehr durch W a t e r m a n 29 p. 185 Z. 6, 7, IS bezeugten Sal-Me-Gar SamaS zukam, muß angesichts der Isoliertheit des Belegs dahingestellt bleiben. s5) Als solche wird sie in VS VIII 5 Z. 17 bezeichnet. 86 ) U n g n a d , H. G. IV 776 läßt es unübersetzt. 37 ) Vgl. mein Bürgschaftsrecht p. 207 f. s8) S c h o r r , UAE p. 59 nimmt an, daß die Frau eine freigelassene Sklavin sei, wofür allerdings das Fehlen eines Patronymikon spricht. Das Gleiche wäre nicht ausgeschlossen in W a t e r m a n 30 p. 63, wo die Braut von ihrer Mutter verheiratet wird, insofern die Mutter der Braut für sich allein sonst als Kontrahent beim Ehevertrage nicht bezeugt ist. Vielmehr handelt es sich dort, wo die 'Mutter die 'Tochter' verheiratet, immer um die Patrona einer Freigelassenen.
Die Kontrahenten des Ehevertrags. -ü-ia-tum Sal-Me ba-al-fi-at i-ka-al
123
iiu
Marduk (13) sa I-zi-a-sar i-di-nu-si-im (14) a-di (15) ablum Na-ki-mu-um ' I l t a n i , die T o c h t e r d e r
Halijatum (11) wird er (?) großziehen und dann einem Manne geben. (12) Den Anteil der ^alijatum, der Mardukpriesterin, (13) den IziaSar ihr gegeben hat, (14) wird sie, solange sie lebt, nutznießen. (15) Erbe ist Nakimum.' Es handelt sich m. E. um eine Abfindungsschenkung des Vaters an die Tochter unter gleichzeitiger Einsetzung eines Erben — vielleicht ist es der Bruder — für sie89). Wer Subjekt zu der auf die Verheiratung der Tochter bezüglichen Klausel ist, bleibt dunkel, da diese Klausel aus dem Zusammenhang in den sie gehört, versprengt ist. Möglicherweise die Mutter selbst40), ebenso gut könnte man aber auch an den Erben denken41). Es bleiben noch einige Eheverträge, in denen eines Muntwaltes der Braut nicht Erwähnung geschieht, vielmehr lediglich vom Manne ausgesagt wird, daß er die Braut zur Ehe genommen habe. Mit der Schlußfolgerung, daß hier die Braut selbst Kontrahentin sei, muß man indessen sehr vorsichtig sein. Dies lehren schon CT I I 44 und M. 89 (UAR 4 u. 5), zwei zusammengehörige, auf die Verheiratung von Haupt- und Nebenfrau bezügliche Urkunden. Denn während CT I I 44 die eben erwähnte Stilisierung aufweist, berichtet die Parallelurkunde M. 89, daß der Bräutigam die Frauen v o n i h r e m V a t e r zur Ehe genommen habe. In CT VI 37a (UAR 35) heiratet der Sohn die Sklavin seiner Mutter, die ihm zugleich ihr Vermögen gegen Vorbehalt lebenslänglicher Alimentation überträgt. Es kann kein Zweifel bestehen, daß auch bezüglich des Ehevertrages Mutter und Sohn die Kontrahenten sind, zumal der Mutter f ü r den Fall, als sich ihre Schwiegertochter gegen sie überhebt, 39
) Derartige Verfügungen sind auch sonst bezeugt. Vgl z. B. CT VIII 34a, 20a (UAR 210, 215), CT II 24, BE VI2 70 (H G. III 472, 989). Ich halte es daher kaum für richtig, wenn S c h o n - , UAR p. 31 annimmt, die Erbeseinsetzung werde von der Mardukpriesterin selbst verfügt. Ein Widerspruch zu § 182 K. IJ., der der Mardukpriesterin volle Verfügungsfreiheit über das ihr vom Vater Geschenkte einräumt, braucht, ganz abgesehen von dem Umstände, daß die Urkunde älter ist als Hammurapi, auch aus dem Grunde nicht vorzuliegen, weil § 182 sich auf die Priesterin des Marduk von Babylon bezieht, während es sich hier um eine Mardukpriesterin aus Sippar handelt. J0
) Vielleicht ist sie Witwe oder geschieden. Im letzteren Fall räumt § 137 K. H. gerade der Sal-Me (vgl. unten § 11) ein Erziehungsrecht bezüglich ihrer Kinder ein.
Die Kontrahenten des Ehevertrags,
12.4
Lebzeiten an Ur-Ningiszida] das Wort [gerichtet]: rj. 'Beim König, Lu-Ning[irsu, dein Sohn] mein Schwiegersohn 20 ) sei er nicht' hatte er gesagt. s> Dafür sind Sukuddu, Sohn des Abbamu (und) Ur-Bau Zeuge.n. Gim-Kal hat die Zeugen zurückgewiesen. io> Lu-Gudea hat einen Eid geleistet. Lu-Ningirsu, Sohn des Ur-Ningiszida hat Gim-nigin-gar, die Tochter des Lu-Gudea geheiratet.
Auf eine Erklärung des Ideogramms muß derzeit verzichtet werden. Sal-liS-sd-Hu=kumü, atän näri(M e i s s n e r, Seltene assyr. Ideogramme 8397) 'Flußeselin (vgl. auch Sal-US-sä-gehu in Gudea, Statue E col. V15 = T h u r o a u - D a n g i n , Sum. und akkad. Königsinschriften p. 80) bezeichnet einen Vogel, nach D e l i t z s c h p. 158 den Pelikan. Dagegen T h u r e a u - D a n g i n , a. a. O. p. 80 n. h , der 'Ente' übersetzt. Man muß jedoch bei diesem und anderen analogen Ideogrammen sich hüten, die Zeichen Ui und Nita zu verwechseln. Der letztere Wert ist für anzunehmen, wie mir T h u r e a u - D a n g i n mitteilt, in dem Ideogramm 'jV- »yy^J Sal-Nita-Dam = hlrttim ' E h e f r a u . Vgl. M e i s s n e r , a. a. O. 8398 und ferner auch D e l i t z s c h , Sum. Glossar s. v. nita-dam, nitalam p. 133, 202.
Das Verlöbnis des sumerischen Rechts. Thureau-Dangin,
der
157
durch die glückliche E r g ä n z u n g de8
Schlusses der Vorderseite das Verständnis der U r k u n d e erschlossen hat, nimmt
an,
daß Iskur-andul
seine
Tochter
dessen S o h n Lu-Ningirsu verlobt habe. -andul n a c h
dessen T o d e
Ningirsu klagt, wird ihr worden
an Ur-Ningiszida
für
A l s die E h e f r a u des I s k u r -
auf Vollzug des Verlöbnisses gegen L u eingewendet,
daß das Verlöbnis aufgelöst
sei und daß Ur-Ningiszida für seinen S o h n mit L u - G u d e a
ein zweites Verlöbnis geschlossen habe.
D a der hierfür angebotene
Zeugenbeweis von der K l ä g e r i n abgelehnt wird, kommt es zum E i d des L u - G u d e a , der als eine A r t Nebenintervenient neben dem B e klagten auftritt. entschieden, und
D a m i t ist die S a c h e
zu Ungunsten
es wird die Eheschließung
der K l ä g e r i n
mit der T o c h t e r des
L u - G u d e a a u f G r u n d des Verlöbnisses sofort vollzogen. Klage
auf E r f ü l l u n g
Pelagaud
n°. 2 1 ) . 21
eines Verlöbnisses Es
wird
V o n einer
handelt auch der
di-til-la
durch Zeugen nachgewiesen,
daß
Nin-marka unter A n r u f u n g des K ö n i g s erklärt h a b e ( Z . 5 f . ) : -dingir-ra
dumu
Gu-za-ni-ge
((>) Dam-gn-la
dumu-mu
¡pa-an-tug
Lür
Lu-
dingir-ra, der S o h n des G u z a n i (6) möge Dam-gula, meine T o c h t e r heiraten'.
F e r n e r gesteht Nin-marka, unter E i d befragt, zu, erklärt
zu haben ( Z . 16 f.): Sib-ki-ni -za-ni-ge
ba-an-tug
Tochter
des
dumu-mu
(17)
Nin-azag-zu
dumu
' S i b - k i n i , mein S o h n ( 1 7 ) möge Nin-azagzu,
Guzani heiraten'.
In
beiden
Fällen
Gudie
folgt auf diese
Feststellung sofort die E h e s c h l i e ß u n g 2 2 ) . W i r lernen aus diesen T e x t e n , daß der Verlöbnisvertrag nicht zwischen den B r a u t l e u t e n selbst, sondern zwischen ihren V ä t e r n 2 3 ) Sal- ÜS-Mes (immer im Plural) findet sich in den El-Amarna Texten ( K n u d t z o n 19^, 22 IV41, 384, 39 6 ) und zwar wohl in der Bedeutung 'Kebsweiber, Haremsfrauen . Vgl. K n u d t z o n p. 144a, 178a, der das Ideogramm vermutungsweise mit marlfitum wiedergibt. 21 ) Zuerst veröffentlicht von V i r o 11 e a u d , Di-tilla n°. 15. Ich benutze im Folgenden eine mir von T h u r e a u - D a n g i n freundlichst zur Verfügung gestellta Übersetzung. --) Z. lOf. Lü-dingir-ra-gc (11) Dam-gu-la ba-an-tug 'Lu-dingir-ra (11) hat Dam-gula geheiratet", ebenso Z. 20f. Sib-ki-ni.. {21) Nin-azag-zu ba-an-tug. 2 3 ) Die Mutter scheint nach Inv. Tabl. Tello 960 Vs. Z. 11 f. das Recht gehabt zu haben, dem Verlöbnis zuzustimmen, eine Zustimmung, die sie erteilt, indem sie bei Abschluß des Vertrages als Zeugin anwesend ist. T h u r e a u - D a n g i n , RA X I p. 54 n. 2 vergleicht damit treffend die Klausel ina asäbi der neubabylonischen Kontrakte. Vgl. zu ihr K o s c h a k e r , Bürgschaftsrecht p. 201 f.
158
Das Verlöbnis des sumerischen Rechts.
abgeschlossen wurde. Bezeugt ist das Versprechen des Vaters des Bräutigams, seinen Sohn in die Ehe geben24), beziehungsweise die Braut für den Sohn in die Ehe nehmen zu wollen25). Wir werden wohl nicht fehlgehen, wenn wir annehmen, daß diesem Versprechen ein Versprechen des Brautvaters gegenüberstand, seine Tochter in die Ehe zu geben. Daß die vorliegenden Quellen davon nichts berichten, macht nichts aus. Denn die cfo'-iaWa-Urkunden sind äußerst knapp gehaltene Prozeßrelationen, die nur das für den konkreten Rechtsstreit Wesentliche hervorheben. Diese Verlöbnisversprechen sind klagbar und zwar haftet, wie Inv. Tabl. Tello Ii^ 960 ergibt, der Bräutigam nach dem Tode des Vaters, der für ihn das Verlöbnis abgeschlossen hat 26 ), persönlich auf Erfüllung. Lebt der Vater nicht mehr, so schließt das Verlöbnis natürlich der Bräutigam selbst. Ob dasselbe aber auch für die Braut gilt, ist höchst fraglich. Angesichts der inferioren Stellung der Frau gegenüber dem Manne 21 ) ist es vielmehr dringend wahrscheinlich, daß wenigstens ursprünglich für die Frau immer der Muntwalt auftrat. Dürfen wir diese für das Verlöbnis des sumerischen Rechts gewonnenen Ergebnisse auch auf den Ehevertrag anwenden, dürfen wir — mit anderen Worten — annehmen, daß der Besitzergreifung an der Frau durch den Bräutigam - eine traditio puellae seitens des Muntwalts entsprach? Ich sehe kein Bedenken, diese Gestaltung des Eheschließungsaktes wenigstens als den geschichtlichen Ausgangspunkt anzunehmen. Allerdings schließt in Inv. Tabl. Tello I i i 960 und P e l a g a u d 21 auf Grund des vom Vater vereinbarten Verlöbnisses der Bräutigam selbst den Ehevertrag. Allein dies erklärt sich für die erste Urkunde daraus, daß der Vater nicht mehr lebt, und was P e l a g a u d 21 betrifft, so erfolgt hier die Eheschließung unmittelbar im Anschluß an die gerichtliche Verhandlung. Es ist also anzunehmen, daß der Bräutigam praesente patre an der Braut Besitz ergreift, also sicher mit dessen Zustimmung, wenn nicht gar seine Gegenwart eher als Mithandeln denn als Konsenserteilung zu einem selbständigen Handeln des Sohnes gedeutet Inv. Tabl. Tello II t 960 Vs. Z. 9f., P e l a g a u d 21 Z. 16f. 23) P e l a g a u d 21 Z. 5f. 2S ) Ur-Ningiszida, der Vater des Lu-Ningirsu ist, wie aus Vs. Z. 5 zu schließen ist, zur Zeit der Klage bereits tot. 27 ) Vgl. bezüglich des Erbrecht» K o s c h a k t r , RA XI p. 36f.
Das Verlöbnis des sumerischen Rechts.
159
werden muß. Darf man daraus schließen, daß auch die Braut beim Ehevertrage, zwar unter Konsens des Muntwalts, im Übrigen aber selbständig auftrat? Der Vorgang ist möglich und für die spätere Zeit, wie sich noch ergeben wird, in einem gewissen Grade sogar wahrscheinlich. Allein die Schlußfolgerung wäre gleichwohl verfehlt. Denn bei Braut und Bräutigam liegen die Dinge nicht gleich. Die oben erwähnten Argumente weisen vielmehr entschieden für die älteste Zeit auf einen Eheschließungsakt hin, bei dem die Frau Objekt und nicht Subjekt war. Der Eheschließungsakt des sumerischen Rechts deckt sich also mit dem der semitischen Rechtsquellen, insofern er wenigstens in seiner ältesten Gestalt in der traditio puellae seitens des Muntwalts an den Bräutigam bestand 28 ). Wie steht es jedoch mit dem Brautpreis, den nach semitischem Recht der Bräutigam zu leisten hatte? Es sei zunächst konstatiert, daß in den eherechtlichen Urkunden ein Brautpreis nirgends erwähnt wird. Das könnte Zufall der Überlieferung sein, wenn nicht ein anderer Umstand es in hohem Grade wahrscheinlich machte, daß ein Brautpreis in der Tat nicht gegeben wurde. Es ist dies die Verlöbnisform. Nach semitischem Recht bestand das Verlöbnis in der Zahlung der tirbátum. 2S
Wenn
) In den Proceedings of the Victoria Institute (1892/3) p. 31 f. hat P i n c h e s eine zweisprachige Tontafel (Br. M. 81—7—1, 98) veröffentlicht, die u n t e r a n d e r e m auch das Ritual einer 'wedding-ceremony enthält. Vgl. zu dem T e x t e auch A. S a y c e , Babylonians a n d Assyrians p. 29f., J o h n s , p. 132f. E s heißt da (Col. I I Z. 3f.), daß ' s i e (dritte Personen) ihre H ä n d e in seine H ä n d e gelegt, ihre F ü ß e zu seinen F ü ß e n gestellt, d a ß 'sie (eine F r a u ) ihre Schulter an seine gelehnt habe 1 , daß ' e r aufgetreten sei u n d zu ihr gesagt h a b e : der Sohn eines Großen bin ich, mit Silber u n d Gold will ich deinen Schoß füllen, du bist die Ehefrau, ich dein E h e m a n n , ( I I Z . 13f.: at-ta lu-u aS-Sa-iu, anakuku lu-u mu-ut-ka), gleich der F r u c h t eines Gartens will ich diese F r a u f r u c h t b a r machen'. Im F o l g e n d e n (Col. III, von P i n c h e s als ceremony after the w e d d i n g erklärt) wird vorgeschrieben, daß man Schuhe an ihre (der Brautleute?) F ü ß e b i n d e n , i h n e n einen Gürtel geben, u n d eine Geldbörse an i h r e m G e w a n d befestigen solle. So solle m a n sie i r g e n d wohin in die W ü s t e bringen. Ich will in der I n h a l t s a n g a b e nicht weiter fortfahren. Das Gesagte genügt zu e r k e n n e n , daß dieses ' E h e schließungsritual' in den R e c h t s u r k u n d e n keine Parallele findet. Die poetischen P h r a s e n , die es enthält, lassen es sogar als fraglich erscheinen, ob hier ü b e r h a u p t ein Rechtsdenkmal vorliegt u n d nicht ein Erzeugnis der schönen Literatur. Jedenfalls wird es sich empfehlen, diesen Text, solang« er nicht durch Parallelen gestützt wird, als Rechtsquelle nicht zu verwerten.
Der Brautpreis des sumerischen Rechts.
160
irgendwo, so müßten wir gerade beim Verlöbnis erwarten den Brautpreis zu finden, sei es als realen, sei es als Scheinpreis, falls er' überhaupt eine Rolle im sumerischen Eherechte spielte. Die Quellen enttäuschen diese Erwartung. Sie ergeben als Verlöbnisform eidliche Versprechen der Väter der Brautleute. Daß es sich speziell um eidliche Versprechen handelt, folgt aus der Anrufung des Königs (mu-lugal), mit der sie eingeleitet werden, sowie aus der Angabe des di-til-la Inv. Tabl. Tello 960 Vs. Z. 12, daß f das Verlöbnis abgeschlossen wurde hi mu-lugalpa(d)-da-ka an dem 29 Orte, wo man beim König schwört', also an der Eidesstätte ). Es liegt somit eine ganz andere Haftungsform vor. Beruht die Haftung beim Arrhalverlöbnis auf dem Gedanken der Pfand(Sach)haftung, 60 handelt es sich beim sumerischen Verlöbnis um persönliche Haftung auf Grundlage des Eides 30 ). Es ist dies ein Dualismus der Haftungsformen, der sich beim Verlöbnis auch anderweitig findet31). Läßt also das sumerische Verlöbnis zumindest für einen realen Brautpreis keinen Raum, ist es daher kaum ein Zufall, wenn die Eheurkunden über ihn nichts berichten, so kann doch auf der anderen Seite die Institution des Brautpreises dem sumerischen Rechte nicht unbekannt gewesen sein. Beweis dessen, daß die sumerische Sprache ein "Wort für ihn kennt. Die Syllabare über=
tirj}âtum32). M
Das Wort, das nach dem oben (n. 20) über Sal-
) Dieselbe Urkunde (Rs. Z. 2 f.) ergibt auch, daß die Auflösung des Verlöbnisses ebenfalls durch eidliehe Erklärungen, also durch contrarius actus (im Sinne des römischen Rechts) erfolgte. 30 ) Über den Eid als Form der persönlichen Haftung vgl. mein Bürgschaftsrecht p. 226. Sl ) Außer dem südgermanischen Arrhalverlöbnis (vgl. v. A m i r a , Grundriß d. germ. Rechts 3 p. 180) kennt das deutsche und nordische Recht auch ein Verlöbnis durch Eid oder Handschlag. Vgl. S o h m, Eheschließung p. 47f., v. A m i r a, Nordgerm. Obligationenrecht II p. 282. Auf persönlicher Haftung beruhen die latinisch-römischen sponsalia. Vgl. K o s c h a k e r , Zeitschr. d. Savigny-Stiftung, rom. Abt. 33 p. 398. Hierher gehört auch das durch eventuelle Strafstipulation verstärkte Arrhalverlöbnis des byzantinischen Rechts, neben das später das durch eventuelle stipulatio poenae gesicherte formlose Verlöbnis trat. Vgl. K o s c h a k e r , a. a. O. p. 401, 409 f. 32 ) M e i s s n e r , Seltene assyr. Ideogramme 9360, D e l i t z s c h p. 713 und Sum. Glossar s. v. p. 57.
Der Brautpreis des sumerischen Rechts.
161
-Us-sä 'Schwiegersohn' Bemerkten nig-mussa zu lesen ist und demnach vielleicht a l s ' Sache, Gabe des Schwiegersohns' = Brautpreis zu erklären sein dürfte, findet sich zwar bisher nicht in den juristischen Texten, wohl aber in mehreren Inschriften Gudeas von L a g a s (Telloh) 3 3 ). Die Inschrift der Statue E 3 4 ) berichtet von der Erbauung des Tempels e-sil-sir-sir zu Ehren der B a u und den nig-mussa, welchen Gudea am Neujahrstage fud-zag-mu), an dem die Vermählung des Stadtgottes Ningirsu mit der B a u gefeiert wurde, 3 5 ) darbrachte. Col. V Z. 1 f.: ud-zag-mu (2) ezen dßa-u (3) nig-mussasü ag-da ' a m Neujahrstage, (2) dem Feste der Bau, (3) als er (Gudea) den nig-mussa darbrachte' ; es folgt die Aufzählung verschiedener Gaben (col. Y 4 — V I 1), welche mit der Bemerkung schließt (col. V I 2 f.): nig-mussa »¿¿Ba-u (3) e-Igi-j-Sü (4) ud-bi-ia-kam das war der nig-mussa der B a u (3) im alten Tempel (4) vorher'; dann eine dBa-ü (16) e-gibil (17) weitere Gabenliste ( V I I 15f.): nig-mussasä Gü-de-a (18) pa-te-si (19) Sir-Bur-Laki-a (20) lü e-du-a-ge (21) ba-an-ta$,-baräm ' d a s war der nig-mussa der B a u , (16) welchen im neuen Tempel (17) Gudea, (18) der Patesi (19) von L a g a s , (20) der Erbauer des Tempels (21) hinzufügte' 3 6 ). Thureau-Dangin37) bemerkt zu dieser Stelle: „(nig-mussa) = tirfrätu, wörtlich 'Frauenpreis' ; hier scheint das Wort eine allgemeinere Bedeutung zu haben." E r übersetzt demnach 'Vermählungsgeschenke'. D a s ist richtig. Denn bei unvoreingenommener Betrachtung kann die Stelle nicht anders verstanden werden, als daß die Braut selbst den nig-mussa erhält. Außer allen Zweifel wird dies gesetzt durch eine Stelle der Inschrift der Statue G 3 8 ) , die von der Erbauung des Tempels e-Pa berichtet. E s heißt hier (col. I I 1 f.): nig-mussa «A (2) sa(g)-J}ul) Ein zweites aus den Syllabaren bekanntes Ideogramm für tirfyätum Eü-Dam-Tug (vgl. die Belege bei D e l i t z s c h , Sum. Glossar s. v. p. 134) = 'Silber — Ehefrau — nehmen1 (vgl. auch D e l i t z s c h p. 713) ist in den sumerischen Rechtsurkunden, soviel ich sehe, bisher nicht nachzuweisen. T h u r e a u - D a n g i n , Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften (Vorderasiat. Bibl. Ij) p. 78 f. S5 ) Vgl. M o r r i s J a s t r o w , The religion of Babylonia and Assyria p. 677 f. Die Schilderung der Vermählungsfeier (Beilager) enthält die Zylinderinschrift B col. 16,19 —col. 17,4 ( T h u r e a u - D a n g i n p. 135f.). 36) Derselbe Bericht steht auch auf der Statue G col. 3,5 - 5,19 ( T h u r e a u - D a n g i n p. 84). 3 ') A. a. O. p. 80 n. a. 38) T h u r e a u - D a n g i n p. 84f. Eoichakir, Gesetzgebung Hainmnmpia. 11 33
162
Umbildung des Brautpreises zur Eheschenkung.
•la (3) ¿Nin-gir-m-ge (4) dBa-ü (5) dumu An-na (6') dam-ki-dg^ni (7) mn-nu-ta-ag-ge 'den nig-mussa (2) hat freudigen Herzens (3) Ningirsu (4) der Bau, (5) der Tochter Anus, (6) seiner geliebten Gattin (7) gegeben'. Hier gibt der Bräutigam der Braut den nig-mussa und es ist demnach auch die Darstellung der Inschrift E dahin zu verstehen, daß Gudea, der Erbauer des Tempels im Namen Ningirsus der Göttin den nig-mussa weiht39). Wird also der nig-mussa der Braut gegeben, so ist er aber keine tirft,dtum im Sinne der semitischen Rechtsquellen, kein Brautpreis. Denn diesen erhält der Muntwalt für die Braut. Der nig-mussa ist vielmehr eine Schenkung, die der Mann bei Eingehung der Ehe der Frau macht und die zu den Förmlichkeiten der Eheschließung gehört zu haben scheint 40 ). Freilich handelt es sich in den Inschriften Gudeas um Heiraten unter den Göttern. Allein wir dürfen ohne Bedenken voraussetzen, daß das Hecht der Götter sich nicht von dem der Menschen unterschied, vielmehr nur ein Spiegelbild des letzteren war. Unter solchen Umständen erhebt sich aber die Frage, wieso die Syllabare nig-mussa, also ein Geschenk des Bräutigams an die Braut mit tirjätum 'Brautpreis' erklären konnten. Die Antwort auf diese Frage gibt die vergleichende Rechtsgeschichte. Es ist eine in vielen Rechten nachweisbare Entwicklung, daß der Brautpreis in dem Maße, als die Idee der Kaufehe verblaßt und schließlich verschwindet, sich umwandelt aus einer Gabe, die dem Muntwalt für die Braut geleistet wird, in eine Schenkung des Bräutigams an die Braut 4 1 ) Dieselbe Entwicklung haben w ) Dies bestätigt die Inschrift der Statue D (Thureau-Dangin p. 76 f.), wo es (col. II 11 f.) mit Beziehung auf den in G col. II lf. erwähnten
nig-mus»a heißt: e-Pa .... (12) mu-na-dü (IS) Sa(g)-ba nig-mustasd (14) rißa-v, (III, 1) nin-a-na-ge (2) si-ba-ni-sä-ed 'das e-I'a . . (12) hat er (Gudea) erbaut,
(13) darinnen den nig-musta (14) der Bau, (III, 1) seiner Herrin (2) hat er aufgestellt'. Vgl. M o r r i s J a s t r o w , der a. a. 0 . p. 59 ganz richtig bemerkt: it is interesting to find at this early period the evidence for the custom that still prevails in the Orient, which makes the gift of the bridegroom to his chosen one an indispensable formality. 41 ) Dies gilt für den Brautpreis des deutschen Rechts, das Wittum, und zwar ist diese Entwicklung zum Teil schon zur Zeit der Volksrechte abgeschlossen. Vgl. S o h m , Eheschließung p. 32f., B r u n n e r , Grundzüge6 p. 223, 226, H ü b n e r , Grundzüge d. deutschon Privalr.« p. 529, 552f. ; S c h r ö d e r , Deutsche Rechtsgesch. 5 p. 309, 324f., Geschichte des ehlichen Güterrechts I p. 76f., R i e t s c h e l in H o o p s ' Reallexikon d. getm. Altertumskunde I p. 505, 512f. Bei den Arabern fällt schon vor dem Islam der Braut-
Umbildung des Brautpreise» zur Eheschenkung.
163
wir offenbar auch für das sumerische Recht vorauszusetzen. Die sumerische E h e war ebenso wie die semitische K a u f e h e , insoferne der traditio puellae ein vom Bräutigam zu leistender Brautpreis (nig-mussa) entsprechen mußte. Allein sie hat diesen Charakter schon frühzeitig abgestreift. Bereits zur Zeit G u d e a s , lange vor ^aramurapi, war der Brautpreis zu einer der Braut gemachten Eheschenkung geworden, auf die dann der alte N a m e für Brautpreis überging. Diese Hypothese erklärt mit einem Schlage alles: einerseits die Sprache der Syllabare, die nig-mussa mit tir^ätum übersetzen, ferner diejenigen Elemente, die der sumerische Ehevertrag mit dem semitischen gemeinsam h a t , wie die traditio puellae 4 2 ), preis (mahr) der Braut selbst zu. Vgl. W e l l h a u s e n , Gött. gel. Nachrichten (1893) p. 434f., T o r n a u w , Zeitschr. f. vergl. Rechtswissenschaft 5 p. 134f., K o h l e r , ebenda p. 357f., F r i e d r i c h s , ebenda 7 p. 260f. Der biblische Brautpreis (mdhar) wird im talmudischen Recht zur Eheschenkung (kethuba). Vgl. F r e u n d , Zur Gesch. des Ehegüterrechts bei den Semiten (Sitz.ber. d. Wien. Akad. phil.-hist. Kl. 162,1) p. 24f. Die römische donatio ante nuptias, die dem Oriente entstammt, geht gleichfalls, wie M i t t e i s , Reichsrecht und Volksrecht p. 265 f. nachgewiesen hat, auf den Brautpreis zurück. Über dieselbe Entwicklung im indischen Recht vgl. K o h l o r , Ztachr. f. vergl. Rechtswissensch. 3 p. 430 f., in südslavischen Rechten, W e s n i t s c h , ebenda 9 p. 61, nach altböhmischen Recht: K a p r a s , ebenda 23 p. 132 f., 192. Weitere rechtsvergleichende Daten bei P o s t , Studien zur Entwicklungsgesch. d. Familienrechts p. 181, K o h l e r , Kultur der Gegenwart II, Abt. VI^ p. 11, 58, 74, 88, 107. 42 ) Insofern Subjekt der Eheschenkung die Braut selbst war, enthielt jene allerdings ein Element, das früher oder später von der traditio puellae weg zur Auffassung führen mußte, daß auch beim Ehevertrag die Braut Kontrahent sei (unter eventueller Zustimmung ihres Muntwalts). Ob das sumerische Recht dieses Stadium der Entwicklung bereits erreicht hat, läßt sich mit Sicherheit nicht sagen. Wenn die sumerischen Eheverträge die Eheschließung als einseitigen Akt des Bräutigams erscheinen lassen, so schließt, wie bereits bemerkt wurde, diese Formulierung weder die Mitwirkung des Muntwalts aus, noch ist sie, da sie die Frau als Objekt betrachtet, der Annahme, daß diese Kontrahent war, günstig. Für einen Ehevertrag aus Nippur, BE VI2 40 (UAR 1, Zeit Samsu-ilunas) kann indessen mit Sicherheit behauptet werden, daß die Braut den Ehevertrag schloß. Denn hier siegeln b e i d e Ehegatten die Urkunde, was sie nur in ihrer Eigenschaft als Kontrahenten tun konnten. Vgl. S c h o r r , UAR p. XLII1. Wenn gleichwohl aus dieser Urkunde ein allgemeiner Rechtssatz nicht abgeleitet werden kann, so liegt der Grund darin, daß sich die Möglichkeit einer besonderen Konstellation (Heirat einer gewaltfreien Frau, Witwe) nioht ausschließen läßt. Man könnte sich für die letztere Annahme sogar darauf berufen, daß nach Z. 4 f. die Braut selbst dem Manne eine Summe von 19 Sekel (als Mitgift?) 'einbringt' (in-na-ni-in-tur Z. 6). 11*
164
Umbildung des Brautpreises zur Eheschenkung.
andrerseits das Schweigen der Quellen bezüglich des Brautpreises, die andere Yerlöbnisform u. s. w. Was die sumerischen Rechtsurkunden betrifft, so ist in ihnen die Eheschenkung bisher mit Sicherheit nicht nachzuweisen. Am ehesten, wenngleich mit Vorbehalt, könnte man eine solche finden in BE VI 2 48 (UAR 6). In diesem E h e v e r t r a g e verteilt der Mann sein Vermögen unter seine drei Söhne (wohl aus erster Ehe) und setzt sie außerdem seiner Frau als Erben mit der Verpflichtung sie zu alimentieren. Sachlich ist damit verfügt, daß die Frau nach dem Tode des Mannes im Hause bleibt43) und von ihren Erbkindern alimentiert wird. Dies ist mit einer Eheschenkung insoferne vereinbar, als diese, wie noch dargelegt werden soll, nicht den Erwerb des freien Eigentums an der Schenkung erfordert, sondern ihren Zweck erfüllt, wenn der Frau aus der Schenkung die Alimentation gesichert ist. Die Schenkung einer Sklavin an die Ehefrau erwähnt der ältere di-til-la Inv. Tabl. Tello III 5279 Z. 1544). Doch läßt es sich hier nicht ausschließen, daß die Schenkung durante matrimonio gemacht wurde, während die Eheschenkung im technischen Sinne eine Gabe ist, die der Mann bei Eingehung der Ehe der Frau zusichert und die demnach zum "Wesen des Ehevertrags gehört. Von Schenkungen des Ehemannes an die Ehefrau handelt auch der K. an zwei Stellen, in § 150 und §§ 171, 172. In den letzteren Bestimmungen wird die Schenkung als nudunnäm 'Grabe' (von nadämi'geben) bezeichnet. Uber das Verhältnis dieser Normen zueinander, sowie über die rechtliche Natur der in ihnen geregelten Schenkungen sind in der Literatur sehr verschiedene Ansichten geäußert worden. Während die einen in § 150 und §§ 171/2 dasselbe Rechtsinstitut normiert finden möchten45), wollen andere die beiden Bestimmungen auf verschiedene Arten der Eheschenkung beziehen; und zwar soll § 150 über die Schenkung handeln, die der Mann der Frau während der Ehe macht und über die die Frau 43 ) Vgl. auch Z. 21f.: wenn die Frau zu ihren Erben sagt: ihr seid nicht meine Kinder, (Z. 24) nig-ga . . . dam-a-na-gt ba-ra-e-ne 'so geht sie aus der Habe . . . ihres Mannen heraus'. 44 ) Bearbeitet von T h u r e a u - D a n g i n , RA X p. 94f. " ) So K o h 1 e r , H. G. I p. 120, C u q, Rev. Bibl. (1905) p. 369f., Nouv. Rev. hist. 33 p. 258f., wohl auch C o h n p. 26f. Vgl. ferner B r u g i , Atti del R. Istituto Veneto 62 II p. 1117.
Der nudunnüm des K.
165
zugunsten ihrer Kinder frei auf den Todesfall verfügen darf, der nudunnüm hingegen soll eine Schenkung sein, die bei oder bald nach Eingehung der Ehe der Frau verschrieben wird und die allen Kindern gleichmäßig verfangen ist 46 ). Ebensowenig herrscht Einigkeit über den rechtlichen Charakter des nudunnüm. Bald bezeichnet man ihn als Eheschenkung 47 ), vergleicht ihn mit der römischen donatio ante nuptias 48 ), bald stellt man ihn mit der Morgengabe des deutschen Rechts in Parallele 49 ) oder man definiert ihn einfach als vom Manne durante matrimonio gemachte Schenkung zum Zwecke der Witwenversorgung, ohne ihn mit anderen analogen Instituten in Beziehung zu setzen 50 ). Das Gesetz handelt von dem nudunnüm im Anschlüsse an Bestimmungen (§§ 170, 171 Z. 60 — 77), welche die Rechtsstellung der Konkubinenkinder nach dem Tode des pater familias regeln. Dieses Ereignis gibt also der Situation das Gepräge. § 171 Z. 78 f. bestimmt nun: bi-ir-tum (7.9) se-ri-iq-ta-sa (80) u nu-du-na-am (81) sa
mu-za (82) id-di-nu-si-im (83) i-na tup-pi-im (84) is-tu-ru-si-im (85) i-li-ki'die Ehefrau soll (79) ihre Mitgift (80) und den nudunnüm, (81) welchen ihr Mann ihr gegeben, (83) in einer Urkunde (84) ihr verschrieben hat, (85) nehmen.' Die Frau gelangt in den Besitz des nudunnüm also erst nach dem Tode des Mannes. Dazu stimmt Folgendes. Nach § 172 Z. 27 f. hat die Witwe, die wieder heiratet, den nudunnüm ihren Kindern herauszugeben, während sie die Mitgift in die zweite Ehe mitnimmt. Der nudunnüm dient eben der Witwenversorgung und bleibt daher der Frau nur für die Dauer des Witwenstandes, mit dessen Beginn die Frau erst in seinen Besitz gelangt. Daraus folgt, daß die Bestellung des nudunnüm, wofür das Gesetz die Ausfertigung einer Urkunde verlangt, durch Schenkung auf den Todesfall erfolgt. Damit ist nicht gesagt, daß die Frau aus dem Bestellungsakte nur einen obligatorischen Anspruch «) So vor allem M ü l l e r p. 126, WZKM 19 p. 384 f. und ihm folgend d ' A r b o i s d e J u b a i n v i l l e , La famille Celtique p. 141, 143, F r e u n d , a. a. O. p. 36f., S c h o r r, UAR p. 279. Vgl. auch B e a t a p. 209. i7 ) K o h l e r , H. G. III p. 227 f. **) C o h n p. 2 6 f , B r u g i , a. a. O. p. 1117. M ü l l e r , F r e u n d 1. c., W i n ck 1 e r p. 38 n. 4. Vgl. ferner ß e s t a p. 202, U l m e r , AO IX, 1 p. 11. Zweifelnd F e h r p. 85. B0 ) In diesem Sinne C u q 1. c. Unzureichend ist es, den nudunnüm mit J o h n s p. 132 als Nadelgeld (pin-money) zu charakterisieren.
Der nudunnüm des K. Jj.
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auf den nudunnüm erwirbt. Die Verhältnisse werden vielmehr ähnliche gewesen sein wie bei der seriqtum, d. h. der nudunnüm wird Eigentum der Frau, ist aber durante matrimonio in Nutznießung und Verwaltung des Mannes 51 ). Aus dem Charakter des nudunnüm als Witwen Versorgung ergibt sich ferner — was übrigens das Gesetz (§ 171 i. f.) ausdrücklich sagt —, daß die Witwe den nudunnüm nicht zu freier Verfügung erhält, sondern belastet mit einem Verfangenschaftsrechte zugunsten der Kinder. Sie darf insbesondere ohne deren Zustimmung nichts aus dem nudunnüm veräußern, eo daß wirtschaftlich ihre Stellung der eines Nießbraucheis entspricht. Das Gesetz (§ 172 Z. 6—15) gewährt endlich der Witwe, falls ihr Mann ihr einen nudunnüm nicht verschrieben hat, einen Sohnesteil aus dessen Nachlasse als Ersatz. Daraus folgt aber, daß der nudunnüm keine dem freien Ermessen des Mannes anheimgestellte Gabe ist, sondern eine zur Ehe gehörige Institution, zwar nicht in dem Sinne, daß eine Ehe ohne nudunnüm nichtig wäre, wohl aber insoferne, als er regelmäßig für die Ehe bestellt wird. So erklärt sich auch, (laß die Rechtssprache für diese Schenkung einen eigenen Namen geprägt hat. Uber den Zeitpunkt, wann der nudunnüm bestellt wurde, ob bei der Eheschließung oder erst wählend der Ehe, sagt das Gesetz nichts. Bedenkt man jedoch, daß er eine zum Bestände der Ehe regelmäßig gehörende Gabe ist, so wird es im hohen Grade wahrscheinlich, daß ihn der Mann schon bei der Eheschließung der Frau zusichern mußte. Die zweite von der Schenkung an die Ehefrau handelnde Bestimmung, § 150 formuliert als Tatbestand: r AVenn jemand seiner Ehefrau Feld, Haus, Garten oder (bewegliche) Habe schenkt und ihr darüber eine Urkunde ausfertigt', und knüpft daran die Verfügung Z. 17 f.: ira-ar-ki mu-ti-Sa (18) murttrne.$-m u-ul i-ba-ga-ru-si (19) um-mu-um (20) wa-ar-ka-za (21) a-nn muri-sn (22) i-ra-am-mu (23) i-na-ad-di-in (24) a-nn a-fai-iin (25) u-ul i-aa-
-ad-di-in 'nach dem Tode ihres Mannes (18) werden ihre Kinder sie nicht klagen. (19) Die Mutter darf (20) ihren Nachlaß (21) demjenigen Kinde, (22) das sie liebt, (23) geben; (24) einem anderen (25) darf sie (ihn) nicht geben'. Ob die hier geregelte Schenkung eine Verfügung auf den Todesfall darstellt, wie manche annehmen 52 ). ") Vgl. auch B e s t a p. 202. ) B e s t a p. 209. Vgl. auch B o z z o n i , 11 diritto ereditario nelle leggi di Hammurabi (Filangieri 1903) p. 5 (des Sonderabdrucks). 52
Die Schenkung an die Ehefrau nach § 150 K. y .
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möchte ich unentschieden lassen. Man könnte sich allerdings darauf berufen, daß das Einspruchsrecht der Kinder erst nach dem Tode des Vaters existent wird. Allein das kann auch daraus erklärt werden, daß die Kinder bei Lebzeiten des Vaters nicht klagen durften. Hingegen wirft gerade dieses Klagerecht der Kinder, das wohl nur als auf das Familieneigentum sich gründendes Beispruchsrecht gegen Verfügungen des Vaters über das Hausvermögen gedeutet werden kann, ein scharfes Licht auf den Charakter der Schenkung. Das Gesetz lehnt zwar das Beispruchsrecht ab, betrachtet es aber doch als im Bereiche der Möglichkeit liegend. Selbst dieser Gedanke wäre ausgeschlossen, wenn § 150 den nudunnüm im Auge hätte. Denn wenn der midunnüm eine für die Ehe wesentliche Schenkung ist, so wäre es widersinnig auch nur die Möglichkeit zu erwägen, daß er nach dem Tode des Mannes durch ein Beispruchsrecht der Kinder in Frage gestellt werde. § 150 kann sich vielmehr nur auf freie Liebesgaben des Mannes beziehen, die an sich der Anfechtung durch die Kinder unterliegen können. Daß solche Schenkungen hauptsächlich während der Ehe gemacht werden, liegt in der Natur der Sache und mag auch durch die feine, wenngleich nicht ganz schlüssige Erwägung M ü l l e r s 5 3 ) gestützt werden, daß § 150, wenn er der Frau freie Verfügung über die Schenkung zugunsten ihres Lieblingskindes gestatte, vorauszusetzen scheine, daß zur Zeit der Schenkung bereits Kinder vorhanden sind, während der midunnüm, auf welche alle Kinder gleiches Anrecht haben, zu einer Zeit bestellt worden sein müsse, da noch keine Kinder geboren waren. Hingegen halte ich es nicht für exakt, wenn M ü l l e r und ihm folgend S c h o r r das Verfügungsrecht der Frau bei der Schenkung des § 150 in den Vordergrund stellen, und direkt für unzulässig, wenn S c h o r r , UAR p. 279 die Schenkungsurkunden § 150 oder dem midunnüm zuweist, je nachdem sie eine Klausel, welche der Frau das Verfügungsrecht einräumt, enthalten oder nicht. Die bisher bekannt gewordenen Urkunden — sie stammen sämtlich aus dem semitischen Norden, aus Sippar 64 ) und aus Dilbat 5& ) — ent•«) WZKM 19 p. 384 f. ") CT VIII 34 b, BE VIj 95, 116, M. 5 (UAR 202—205), CT VI 38 a (H. G. III 471). ") VS VII 49 (H. G. III 475).
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Die Schenkung an die Ehefrau nach § 150 K.
halten die Erklärung, daß der Ehemann der Ehefrau56) Sachen 57) geschenkt habe (iddin). Darauf folgt mitunter (BE VIX 95, 116) die Klausel, daß solange die Frau lebe, gazza ukäl 'ihre Hand (die Schenkung) halten werde', d.h. daß ihr der Nießbrauch zustehe58). Den Schluß machen erbrechtliche Bestimmungen und zwar wird entweder der Frau das Verfügungsrecht über die Schenkung zugunsten ihres Lieblingskindes eingeräumt (CT VIII 34 b, BE VIX 116, YS VII 49) oder es werden ihr die Kinder schlechthin (BE VIX 95)59) oder endlich bestimmte Kinder (M. 5) 60 ) als Erben gesetzt. BE YI 1 116 Z. 21: märu-ei)Jsa u-ul i-ba-ag-ga-ru-si ihre 61 [Kinder] ) werden gegen sie nicht klagen' formuliert noch gemäß § 150 den Beispruchsverzicht der Kinder und auf dasselbe kommt es hinaus, wenn in M. 5 die Kinder des Schenkers als Zeugen fungieren 62). Wer diese Urkunden vorurteilslos prüft, wird wesentliche Unterschiede unter ihnen nicht konstatieren können. Es handelt sich überall um Schenkungen (nicht notwendig auf den Todesfall) an die Ehefrau, die in der Verfügung über die Schenkung auf den Kreis der Kinder beschränkt ist. Daß die Schenkung in Hinblick auf die Eheschließung gemacht wurde, somit einen nudunnüm darstelle, dafür fehlt jeder Anhaltspunkt. Für einige Urkunden — zu ihnen gehört gerade der Text (BE VIX 95), den S c h o r r für den nudunnüm in Anspruch nehmen möchte — ist es sogar sicher, daß sie während der Ehe errichtet wurden, weil sie Kinder aus der Ehe erwähnen, und für die anderen läßt sich diese Möglichkeit wenigstens nicht 56
) Sie wird als solche in der Regel bezeichnet. Ausnahme: VS VII 49, wo jedoch der Zusammenhang ergibt, daß es sich um die Ehefrau handelt. 57 ) Gewöhnlich Sklaven, aber auch Grundstücke, Hausgerät und Vieh. Diese Klausel ist der Annahme, daß Schenkung auf den Todesfall vorliege, nicht günstig. Denn man würde in diesem Falle doch den Hinweis erwarten, daß die Nutznießung erst mit dem Tode des Schenkers beginne. 59) So S c h o r r , UAR p. 279, 283. Ich bemerke jedoch, daß die Richtigkeit dieser Auffassung davon abhängt, daß die beiden Z. 23 namentlich als Erben angeführten Söhne die einzigen Kinder aus der Ehe sind. Das ist nun keineswegs sicher und wäre sogar unrichtig, wenn Ibni-Samas, der Z. 37, 41 als Vater von zwei Zeugen genannt wird, mit dem gleichnamigen Schenker identisch sein sollte. Daß die Kinder die Schenkung bezeugen, wäre, wie das weiter im Texte Bemerkte ergibt, nicht unerhört. 60 ) Vgl. zu dieser Urkunde auch K o s c h a k e r , RA XI p. 35. 61 ) So und nicht afy-f}u-]sa ( S c h o r r ) ist nach § 150 K. H. zu ergänzen. 62 ) Vgl. mein Bürgschaftsrecht p. 205 f.
Die Schenkung an die Ehefrau nach § 150 K. y .
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ausschließen. W a s die erbrechtlichen Verfügungen betrifft, so erfahren wir, daß der Mann der Ehefrau die Verfugungsfreiheit zugunsten ihres Lieblingskindes einräumen, daß er aber ebenso ihr bestimmte — oder, wir können diesen Fall, obwohl er nicht sicher bezeugt ist, doch hier anreihen — alle Kinder als Erben setzen kann. Die Vorschrift des § 150 ist somit nur eine dispositive 63 ;. Die Verfügungsfreiheit der Frau zugunsten ihres Lieblingskindes gehört daher keineswegs zum "Wesen der Schenkung nach § 150 und der von M ü l l e r behauptete Unterschied reduziert sich darauf, daß das bei beiden Schenkungen bestehende Verfangenschaftsrecht der Kinder bei der Schenkung nach § 150 durch Verfügung der Parteien modifiziert werden kann. Auch hier schimmert der Gedanke durch, daß die Schenkung des § 150 in letzter Linie dem freien Willen des Schenkers entspringt, durch sie in gewissem Umfange auch ihren Inhalt empfangen kann, während der nudunnüm ein durch zwingende Normen geregeltes, fest abgegrenztes Rechtsinstitut ist. Jedenfalls enthalten die bisher bekannt gewordenen Urkunden über Schenkungen des Ehemannes nichts, was uns zwingen würde sie anders als nach § 150 K . zu beurteilen, ein Ergebnis, das, wie noch darzulegen sein wird, deshalb nicht ohne Bedeutung ist, weil diese Urkunden aus dem semitischen Norden stammen. § 150 K . scheidet daher als Quelle für den nudunnüm aus. Die für ihn maßgebenden Rechtssätze müssen vielmehr ausschließlich den §§ 171, 172 entnommen werden. Die Ergebnisse unserer Untersuchung zusammenfassend können wir den nudunnüm, etwa folgendermaßen charakterisieren: er ist eine in Hinblick auf die Ehe, wahrscheinlich bei der Eheschließung selbst gemachte Schenkung des Mannes an die Frau, die zum Wesen der E h e gehört und unter Verfangenschaft zugunsten der Kinder dem Zwecke der Witwenversorgung dient, daher in den Besitz der Frau erst mit dem Tode des Mannes gelangt. E s ist bemerkenswert, daß diese für den nudunnüm charakteristischen Züge in anderen Rechten sich bei der Eheschenkung finden. Das gilt vor allem für das Wittum des deutschen Rechts. Ebenso wie der nudunnüm ist es eine für die E h e wesentliche Grabe des Mannes an die F r a u , bestimmt zur Witwenversorgung, häufig den Kindern verfangen, eine Grabe, die ihre Funktion erst nach dem »3) So auch C u q , Rev. Bibl. (1905) p. 370f.
170
Nudunnüm im K.
=
Eheschenkung.
Tode des Mannes erfüllt und daher oft erst auf den Todesfall verschrieben wird. Entsprechend § 172 K . hat ferner die Witwe nach manchen deutschen Rechten einen gesetzlichen Anspruch auf ein Wittum, wenn der Mann vertragsmäßig ihr ein solches nicht zugesichert hat 6 4 ). Ahnliches gilt für die der orientalischen Eheschenkung entstammende donatio ante nuptias des römischen Rechts. Auch sie dient der Witwen Versorgung, auch für sie besteht Verfangenschaft zugunsten der K i n d e r 6 6 ) . Die Aufgabe der Witwenversorgung hat endlich auch die talmudische Kethuba, sowie der arabische mahr zu erfüllen, seitdem er zur Eheschenkung geworden ist 0 6 ). Überblickt man diese Analogien, so wird man sicherlich geneigt sein, den nudunnüm als Eheschenkung zu bezeichnen und ihn mit dem Wittum, der donatio ante nuptias u.s.w. auf dieselbe Linie zu stellen. Doch stellt sich dieser Annahme eine meines Wissens bisher noch nicht beachtete Schwierigkeit in den Weg. D i e vergleichende Rechtsgeschichte lehrt, daß die Eheschenkung aus dem Brautpreis entstanden ist zu einer Zeit als die Idee der Kaufehe in den Hintergrund trat und der Brautpreis nicht mehr dem Muntwalt, sondern der B r a u t selbst gegeben wurde 6 7 ). W e n n dergestalt die Eheschenkung nur ein späteres Entwicklungsstadium des Brautpreises ist, so folgt daraus, daß Brautpreis und Eheschenkung sich einander ausschließen 6 8 ), gleichzeitig nebeneinander nicht bestehen können 6 9 ), M ) Vgl. B r u n n e r , Grundzüge der deutschen Rechtsgesch. 6 p. 226, S c h r ö d e r , Deutsche Rechtsgesch. 3 p. 324 f., 327, Gesch. d. ehlichen Güterrechts I p. 64f., 71, 76f., 147, 150f., H ü b n e r , Grundzüge d. deutschen Privatr. 2 p. 552, 555, R i e t s c h e l in H o o p e * Reallexikon d. germ. Altertumskunde I p. 505. •5) M i 11 e i s, Reichsrecht und Volksrecht p. 265f., 300f., 306f. Wenn die donatio ante nuptias ebenso wie gelegentlich auch das Wittum (vgl. S c h r ö d e r , Güterrecht II 2 p. 223) noch die Funktion einer Scheidungsstrafe zu erfüllen hat, indem sie bei unberechtigter Scheidung die Frau lukriert, bei berechtigter Scheidung aber an den Mann verliert, so ist dies dem nudunnüm allerdings fremd. Doch mag sich dies daraus erklären, daß das altbabylonische Recht besondere Scheidungsstrafen entwickelt hat. « ) Vgl. F r e u n d , a. a. O. p. 24f., W e 11 h a u s e n , a. a. 0 . p. 434 f. i 7 ) Vgl. die oben n. 41 angeführte Literatur. Ein symbolischer Brautpreis in Gestalt einer arrha sponsalicia ist mit der Eheschenkung natürlich vereinbarlich. •®) Anderer Meinung scheint v. A m i r a , Grundriß d. germ. Rechts 3 zu sein, wenn ich seine Bemerkung p. 182 recht verstehe: 'Nach vielen Rechten absorbierte sie (die Widerlage, d. h. im Sinne v. A m i r a s die
Nudunnüm und iirfcälum im K. H,
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und in der Tat sind sie, soviel ich sehe, nebeneinander nicht nachzuweisen 70 ). Der K. würde indessen eine Ausnahme machen. Er kennt einerseits die tirbätum als realen, dem Muntwalt des Mädchens zufallenden Brautpreis und er würde andrerseits daneben in dem nudunnüm auch noch die Eheschenkung anerkennen. Mit diesem Ergebnis unter dem Hinweis, daß die Resultate der Rechtsvergleichung doch keine naturgesetzliche Geltung haben, mich abzufinden, bin ich nicht imstande. Ich glaube vielmehr, daß ein Ausgleich mit den Ergebnissen der vergleichenden Rechtsgeschichte wenigstens versucht werden muß. Ein solcher Ausgleich kann nach zwei Richtungen gefunden werden. Entweder gehören Urfodtum und nudunnüm verschiedenen Rechtssystemen an, deren Vereinigung im K. y . angestrebt wurde, oder der nudunnüm ist keine Eheschenkung, sondern etwas anderes. Es ist natürlich der zweite Weg, den man zunächst einschlagen wird. Da liegt es nun nahe, den nudunnüm mit einer anderen, namentlich aus den deutschen Quellen bekannten Gabe des Mannes an die Frau 7 1 ) zu vergleichen, nämlich mit der Morgengabe 72 ). vom Manne der Frau sichergestellte Witwenversorgung) auch die Gegengabe f ü r die Braut, nachdem es üblich geworden war, jene der letzteren zu überlassen, so daß nunmehr aus dem 'Wittum' ein 'Witwengut' wurde'. 70 ) Die Termini mundium und meta des langobardischen Hechts bezeichnen richtiger Ansicht nach beide den Brautpreis u n d nicht, wie man wohl geglaubt hat, der eine den Brautpreis, der andere eine der Frau zufallende Gabe des Bräutigams. Vgl. S c h r ö d e r , Deutsche Rechtsgesch. 5 p. 310, Güterrecht I p. 31 f. Eine gewisse Schwierigkeit bietet der aramäische Ehevertrag Pap. G ( S a y c e - C o w l e y , Aramaic Papyri). Hier erhält der Vater der Braut den Brautpreis u n d die Braut, wenn man der Übersetzung der Herausgeber und P r i t s c h ' s , Zeitschr. f. vergl. Rechtswissensch. 27 p. 41 f. folgen-will, eine Eheschenkung. D e V o g ü e , Comptes rendus de l'acad. des inscr. (1906) p. 507 und F r e u n d , WZKM 21 p. 174 beziehen jedoch den fraglichen Passus auf die Bestellung einer Mitgift zugunsten der Frau, eirie Übersetzung, die, wie P r i t s c h , a. a. O, p. 41 n. 42 selbst zugibt, philologisch möglich ist. " ) Über die Morgengabe im arabischen und talmudischen Recht vgl. W e 11 h a u s e n , a. a. O. p. 435, F r e u n d p. 37. T2) Denselben Schluß zieht bei einer anderen Gelegenheit S c h r ö d e r , Rechtsgesch. 5 p. 322 n. 198, Güterrecht I p. 98 f., I I 3 p. 332 n. 1. Das sächsische Recht kennt neben dem Brautpreis noch eine der Frau vom Manne gegebene dos. S c h r ö d e r erklärt diese dos als Morgengabe, da die Eheschenkung, die sonst dos heißt, sich erst aus dem Brautpreise entwickelt habe und daher nicht gleichzeitig neben diesem habe bestehen könnt n.
172
Nudunnüm im K. tj. = Morgengabe?
Die Morgengabe des deutschen Rechts ist von Haus aus ein pretium pudicitiae, das der Mann nach Sitte und Herkommen der Frau am Morgen nach der Brautnacht gibt, und als solches ursprünglich eine Gabe geringeren Werts 7 3 ). Das paßt allerdings recht schlecht zum nudunnüm des K. Weder ist der nudunnüm eine Gabe geringeren Werts gewesen — der Umstand, daß er die Versorgung der Witwe sichern soll, läßt im Gegenteil schließen, daß er eine bedeutendere Yermögenszuwendung war —, noch gibt es irgend einen Anhaltspunkt, daß er als pretium pudicitiae aufgefaßt wurde 74 ). Doch wären diese Einwendungen nicht unbedingt entscheidend. Aus den deutschen Quellen wissen wir, daß die Morgengabe später auch die Funktionen des Wittums bekommt, in der Regel allerdings in der Weise, daß sie mit diesem verschmilzt 76 ). Die Morgengabe wird dergestalt der Witwenversorgung dienstbar gemacht, sie wird eine Gabe größeren Werts, es begegnet ebenso wie beim Wittum ein Yerfangenschaftsrecht der Kinder, auch eine gesetzliche Morgengabe wird anerkannt u.s.w.76). Man müßte demnach f ü r den nudunnüm des K. eine ganz ähnliche Entwicklung vermuten. Er hätte seinen ursprünglichen Charakter als pretium pudicitiae bereits abgestreift und träte im Gesetz nur in seiner späteren Gestalt als Witwenversorgung entgegen; eine Hypothese, der zwar 73 ) Vgl. B r u n n e r, Grundzüge5 p. 226, H ü b n e r, Grundzüge2 p. 552f., Schröder, Deutsche Rechtsgesch.5 p. 321, Güterrecht I p. 109f., R i e t s c h e l , a. a. O. p. 504 f. 74 ) Wenn M ü l l e r , WZKM 19 p. 384f. unter Zustimmung von F r e u n d p. 37 sich darauf beruft, daß nvdanim in Ezech. 16, 33 'Hurenlohn' bedeute, und Entlehnung dieses Wortes aus dem Babylonischen behauptet, so beweist dies gar nichts. Es ist schon mißlich, für das altbabylonische Recht aus den so viel jüngeren biblischen Quellen Beweis zu führen (vgl. auch Cuq, Nouv. Rev. hist. 33 p. 258), ferner aber heißt nadänim ebenso wie nudunnüm einfach 'Gabe' und kann natürlich von dieser allgemeinen Grundbedeutung aus einmal auch zur 'Gabe für den Beischlaf' geworden sein. Daß es aber wegen der gleichen Grundbedeutung gerade aus dem Babylonischen entlehnt sein muß, diese Annahme ist willkürlich. Man könnte eine solche Entlehnung eher behaupten, wenn für nudunnüm die Bedeutung 'Hurenlohn nachzuweisen wäre, nicht aber darf man umgekehrt aus der Bedeutung von mdämm auf die des älteren nudunnüm schließen. 75 ) Eine ähnliche Entwicklung liegt vielleicht auch im talmudischen Recht vor, wenn dort die Morgengabe als naina riBDW 'Vermehrung der Kethuba' auftritt. Vgl. F r e u n d p. 37. 76 ) Vgl. B r u n n e r , R i e t s c h e l 1. c., S c h r ö d e r , Rechtsgesch. 5 p. 321 f., 324f., Güterrecht I p. 109f., 155f., II, p. 93.
Nudunnüm in den Urkunden =
Mitgift.
173
der Vorwurf einer gewissen Willkür nicht erspart werden, die man aber immerhin noch gelten lassen könnte. Allein gegen sie erhebt sich sofort ein weiteres Bedenken. Das Gesetz nennt die Gabe des Mannes an die Frau, die wir nach dem eben Ausgeführten als Morgengabe qualifizieren müßten, nudunniim. Das Wort begegnet auch in den Rechtsurkunden, bezeichnet aber hier nicht die Gabe des Mannes, sondern die M i t g i f t der Frau, für welche das Gesetz wiederum den Terminus seriqtum 'Geschenk' gebraucht. Die Belege für diesen Sprachgebrauch der Urkunden sind zwar nicht sehr zahlreich, aber durchaus sicher. B E V ^ 101 (UAR 209) Z. 1 f. gibt eine Liste von Sachen (Sklaven, Haushaltungsgegenständen) und fährt dann fort(Z. 13 f.): mi-im-ma an-ni-i-im (14) nu-du-un-ne-e A (15) märat B (16) sa B a-bu-sa (17) u C um-ma-sa id-di-nu-si-im-mci (18) a-na btt D (19) u-se-ri-bu-si 'all das ist (14) der nudunnüm der A, (15) der Tochter des B, (16) welche B , ihr Vater (17) und 0 , ihre Mutter, nachdem sie ihn (den nudunnüm) ihr (derA) gegeben hatten, (18) in das Haus des D (19) eintreten ließen', (d. h. an D verheirateten). Fast mit denselben Worten drückt sich B E VI X 84 (H. G. I I I 9) aus. Weniger sicher ist B E V I i 119 (H. G. H I 414). Die umfangreiche Urkunde scheint ein Auszug aus einem Kataster oder etwas ähnliches zu sein. Sie verzeichnet eine Reihe von Grundstücken, die in verschiedenen, anscheinend benachbarten Fluren gelegen sind, mit Angabe der Eigentümer und deren Erwerbstitel (in der Regel Kauf). C o l . I I 31 f., I I I 19 f., 21 f., 23 f. begegnen nun Posten, die Grundstücke verzeichnen als nu-du-un-ne-e E-ri-is-ti-üu Ir-ra märat Bu-ut-ta-tum. Ob nudunnüm hier Mitgift 77 ) bedeutet, ist nicht ganz sicher. Dafür spricht vielleicht der Umstand, daß der Vater der Eigentümerin angegeben ist. Würde es sich um eine'Morgengabe' handeln, so würde man erwarten, die Eigentümerin in erster Linie als Ehefrau eines anderen bezeichnet zu finden. Bedenklich könnte machen, daß der nudunnüm in den anderen Urkunden aus Mobilien, hier aber aus Grundstücken besteht. Doch sind die Quellen nicht hinreichend, um behaupten zu können, daß die Mitgift nur Mobilien zum Gegenstande haben konnte 78 ). So übersetzt U n g n a d 1. c. 'S) Für die altbabylonische Zeit kann auch eine Stelle des EtanaMythus verwertet werden, da diese Erzählung, wenngleich erst aus Abschriften aus der Bibliothek Asurbanipals bekannt geworden, gleich den
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Nudunnüm
in den Urkunden = Mitgift.
D a ß wir es in d i e s e n Urkunden nicht etwa mit einem singulären Sprachgebrauch zu tun h a b e n 7 9 ) , dafür fällt ins G e w i c h t die neubabylonische Rechtssprache, f ü r welche die Gleichung nudutmü =» 'Mitgift' durch zahlreiche B e l e g e außer allen Zweifel gesetzt ist 8 0 ). Nudutmü = Mitgift ist auch der mittelbabylonischen Zeit bekannt, wo es allerdings mit mulugu, einem W o r t , dessen Etymologie noch nicht erklärt i s t 8 1 ) , wechselt. Ygl. den Kudurru Br. M. 9 0 8 3 5 8 2 ) (aus der Zeit Nabü-mukin-aplus, 10. Jahrhundert) col. I Z. 1 f.: ein anderen babylonischen Mythen schon in altbabylonischer Zeit ihre definitive Gestaltung erhalten hat. In der betreffenden Stelle ( J e n s e n , KB VI t p. 104f.) wird geschildert, wie der Adler von der Schlange überlistet und gefangen wird u n d sie nun anfleht (Z. 51 = KB VI 1 p. 108) rim-an-ni-ma Hma e-ri-ii nu-dun-na-a lut-lim-ka. Man übersetzt gewöhnlich ( J e n s e n , M u s s - A r n o l t p. 1163a, D h o r m e , Choix de textes religieux ass.babyloniens p. 173): 'Erbarme dich meiner, wie einem Bräutigam will ich dir ein Brautgeschenk geben.' Allein Geschenke der Braut an den Bräutigam wären für diese Zeit unerhört. Ich dachte daher daran, zu übersetzen 'wie ein Bräutigam will ich dir einen nudunnü geben, eine Übersetzung, die mir 8 c h o r r als möglich bezeichnet. Dann entspräche hier nudunnü genau der 'Morgengabe' des K. H. Das Einfachste und darum auch nichtige dürfte jedoch sein, nudunnü hier überhaupt nicht in juristischtechnischer Bedeutung zu nehmen und demnach mit M u s s - A r n o l t p. 655a, dem sich S c h o r r (brieflich) anschließt, zu übersetzen: ' n a c h deinem Wunsche (eriii also von Ii) IN I, vgl. D e l i t z s c h p. 139a) will ich dir ein Geschenk geben". Sachlich liegt auch der Begriff des Lösegeldes näher als der Gedanke an eine mit der Ehe zusammenhängende Schenkung. 79 ) Man beachte indessen, daß Edin. 09—405—29 für Mitgift den weiteren Terminus qUtum (Nig-Ba) ergibt, falls die oben p. 116 n. 20 gegebene Interpretation der Urkunde richtig ist. Oder sollte Nig-Ba dort mit nudunnüm wiederzugeben sein? Das Wort bedeutet ja auch im Sumerischen nichts anderes als nudunnüm, nämlich 'Geschenk' (aus nig 'Sache u n d ba 'schenken'; vgl. D e i m e l , Vocab. Sum. n°. 246, 1800, D e l i t z s c h , Sum. Glossar s. v. ba und nig-ba p. 60). m ) Es genügt, auf das neubabylonische Gesetzesfragment Br. M. 82—7—14, 988 col. III ( W i n e k l e r , Ges. £ a m . p. 88f.), sowie auf die bei T a l l q u i s t , Sprache der Kontrakte Nabü-nä'ids p. 102, D e l i t e s o h p. 451, M u s s - A r n o l t p. 654f. s . v . nudunnü gesammelten Stellen hinzuweisen. 81 ) F e u c h t w a n g , ZA 6 p. 441 stellt mulugu mit talm. iq=j zusammen, worunter das von der Frau in die Ehe mitgebrachte oder von ihr während der Ehe erworbene Vermögen verstanden wird. Vgl. auch K o h l e r , Kultur d. Gegenwart, Teil II, Abt. VII t p. 75, der melug als das ordentliche Vermögen der Frau definiert, das in die Nutznießung und Verwaltung des Mannes kommt. D e l i t z s c h p. 412 denkt an einen Stamm pbn. K i n g , Babylonian boundary stones n°. 9 (p. 51 f.).
Mulugu ~' Mitgift.
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Feldgrundstück, welches A r a d - S i b i t t i (Z. 15 f.) ik-nu-uk-ma it-ti mu-lu-gi (16) u nu-dun-ni-e a-na A (17) märti-su assati-su sa B (18) id-din 'gesiegelt und d a n n m i t 8 3 ) dem mulugu ( 1 6 ) und dem nudunnü der A (17) seiner Tochter, der E h e f r a u des B ( 1 8 ) gegeben hat'. I n den E l - A m a r n a B r i e f e n 8 4 ) (um die W e n d e des 15. und 14. Jahrhunderts) dient mulugu allein zur B e z e i c h n u n g der Mitgift 8 5 ). K n u d t z o n N ° 2 5 enthält das Verzeichnis der Mitgift, welche Tadu^epa, die Tochter des Mitanni-Königs Tusratta bei ihrer Vermählung mit A m e n o p h i s I I I von ihrem Vater erhalten hatte. E s schließt mit den W o r t e n (col. I V 6 5 f . ) : [ . . . . t]e-emei mu-lu-gi mes an-nu-ti gab-i>a-su-nu-m\a\ (66) [Du-u]s-rat-ta sar mätu Mi-i-i[t-t]a-an-n\t\ (67) [....] sa i[t\-[ta-di-nu . . . 'diese [Grabjen der mulugu, alle zusammen hat (66) [Tu]§ratta, der K ö n i g von Mi[t]ann[i] (67) [ . . . . ] die er [gab . . . ] ' . 8 6 ) H i n g e g e n ist nudunnü oder nudnu wieder 83
) So K i n g : together with a dowry and bridal gifts. EB hat demnach den Anschein, als ob das Feldgrundstück, das gewiß zur Mitgift gehört, von mulugu und nudunnü unterschieden werde. In einem älteren Kudurru (I R 70 = KB IV p. 78f., sog. caillou de Michaux) wird ein zur Mitgift gegebenes Grundstück ausdrücklich (col. I 4, II 17) als zum mulugu gehörig bezeichnet. Es ist daher zu erwägen, ob nicht auch in Br. M. 90 835 der Sinn der ist, daß das Feld als mulugu und nudunnü gegeben werde. Ob schließlich im Einzelnen zwischen mulugu und nudunnü Unterschiede bestanden, oder ob mulugu ü nudunnü als ev iia dvotv zu verstehen ist, muß dahin gestellt bleiben. 84 ) K n u d t z o n , Die El-Armarna Tafeln (Vorderasiat. Bibl. II). K ) Mulugu begegnet noch in neubabylonischer Zeit. In BV 26 (Kambyses) verschreibt eino Frau ihrer Tochter auf den Todesfall einen Sklaven (Z. 9) mu-lu-gi-iu. Da mir andere Belege derzeit nicht bekannt sind, so muß ich die Frage, welch technische Bedeutung in dieser Zeit mulugu neben dem regelmäßig gebrauchten nudunnü zukommt, offen lassen. Jedenfalls scheint es irgend einen Teil des Frauenvermögens zu bezeichnen. Hingegen hat mit mulugu kaum etwas zu tun (a. M. M u s s - A r n o l t p. 545b) mu-lu-ku in K n u d t z o n 25, Verzeichnis einer Mitgift, in dem col. III 65 erwähnt werden: 100 Paar Brustschmucke Sa 1 tne amelät mu-lu-u-ki ' f ü r 100 mulukuWeiber, ferner col. IV 64: 2 nie 70 amelätum 30 amelütum mu-lu-ku '270 Frauen (und) 30 Männer muluku. Noch weniger gehört hierher J o h n s , Assyrian deeds 382 = U n g n a d , Assyr. Rechtsurk. 395: Grundkauf, Z. 4 bit 1 imeri eqlu i-na ma-al-gu-te 'ein Grundstück von 1 Imer, Feld in . . . .* (folgt die Angabe der Nachbarn). 85 ) In K n u d t z o n 22 ist eine lange Liste von Gegenständen überliefert, die col. IV 43f. bezeichnet werden als qi$&t\ (Oar-Da-MeS) Sal-VS-MeS 'Geschenke der Nebenfrauen (vgl. oben n. 20), welche Tusratta seinem Schwiegersohne Amenophis gegeben habe; (Z. 46f.) un-[tum] [amjMu T[a]-
Nadtmnüm in den Urkunden = Mitgift.
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in neuassyrischer Zeit als Terminus für Mitgift nachzuweisen 87 ). D i e Gleichung nudunnüm ='Mitgift' ist somit durch eine fast kontinuierliche über Jahrhunderte sich erstreckende Überlieferung gesichert. E s ist daher kaum wahrscheinlich, daß sie in den altbabylonischen Urkunden, wo sie das erstemal auftritt, einem willkürlichen und singulären Sprachgebrauch entspringt. Um so bemerkenswerter ist daher der Widerspruch zwischen der Sprache der Urkunden und der des Gesetzes, ein "Widerspruch, der zwar
-a-tum-ll}]e-pa (47) märat-zu a-na ¡natu Mi-is-ri-i [a-n]a Nfi-i]m-mu-ri-ia (48) a-na a£Su-u-ti id-di-n[u-u-JH 'zur Zeit als er Taduhepa, (47) seine Tochter an Ägypten dem Amenophis (48) zur Frau gab'. W e b e r bei K n u d t z o n p. 1057 f., der diese Urkunde für das Verzeichnis der Mitgift hält, die Taduhepa bei ihrer Vermählung mit Amenophis III erhalten habe, schließt aus ihr wie aus K n u d t z o n 25 in Verbindung mit der Tatsache, daß Taduhepa auch die Frau Amenophis IV, des Nachfolgers Amenophis III war (vgl. K n u d t z o n 265, 275, l u , 288, 293,35), daß Amenophis III die in n°. 22 verzeichnete Mitgift gar nicht erhalten habe. Das Verzeichnis sei ihm wohl zunächst zur Genehmigung eingesendet worden. Bevor er indessen die Mitgift erhalten habe, sei er bald nach seiner Vermählung mit Taduhepa gestorben. Bei deren Vermählung mit Amenophis IV habe daher Tusratta eine neue Mitgift bestellen müssen, deren Verzeichnis in n°. 25 vorliege. Das ist juristisch nicht exakt, insofern Taduhepa bei ihrer Vermählung mit Amenophis IV bereits ägyptische Prinzessin war, der Gewalt Tusrattas daher nicht mehr unterstand und dieser höchstens als extraneus eine Mitgift hätte bestellen können. Das wäre aber jedenfalls ganz ungewöhnlich gewesen. Es ist überhaupt sehr fraglich, ob n°. 22 das Verzeichnis der M i t g i f t der Taduhepa enthält. Die Urkunde spricht nicht von midugu, sondern von den qüäti 'den Geschenken' für die Haremsfrauen. An dieser wörtlichen Übersetzung ist meines Dafürhaltens auch festzuhalten. Es handelt sich also in n°. 22 um Geschenke für den Harem des Pharao, die Tusratta anläßlich der Vermählung seiner Tochter mit Amenophis III übersendet. Daneben besteht noch die Mitgift, deren Verzeichnis in n°. 25 vorliegt und die sich demnach ebenfalls auf die Vermählung der Taduhepa mit Amenophis III bezieht. 87
) Vgl. die bei M u s s - A r n o l t p. 654b angeführten Stellen aus den Inschriften Salmanassara und Asurnasirpals. Vgl. ferner Asurbanipals Annalen nach dem Zylinder R"» 1 ( S m i t h , Keilschrifttexte Asurbanipals, T) col. II Z. 63f.: der besiegte Jakinlu, König von Arados (Z. 65f.) märat-su it-ti nu-dun-ni-e ma-'-di (66) a-na e-pis Sal-tuklu-u-ti a-na Nimia (67) u-bil 'seine Tochter mit reicher Mitgift, (66) um sie zur Konkubine (Asurbanipals) zu machen, nach Ninive (67) brachte e r . Ähnlich Z. 75f.
Der nudunnüm ala Morgengabe?
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schon des öfteren beobachtet, zu dessen Erklärung aber kaum ein ernstlicher Versuch gemacht wurde 8 8 ). Der Erklärungsversuch, den ich zunächst zur Diskussion stelle, geht von der Tatsache aus, daß nudunnüm — Mitgift erst durch Urkunden nach ^lammurapi bezeugt ist 89 ). Man müßte annehmen, daß in der Zeit nach ^ammurapi ein Wandel im Sprachgebrauch sich vollzogen habe, in der Weise, daß der Name für Mitgift, seriqtum verschwand, weil die Bezeichnung für die 'Morgengabe', nudunnüm auf jene übertragen wurde. Eine solche Entwicklung wäre angesichts einer analogen Erscheinung, die uns in den Bpätrömischen Quellen entgegentritt, denkbar. Es wird dort die Sitte bezeugt, die vom Manne bestellte donatio ante nuptias als Mitgift (dos) zurückzugeben, und aus diesem vulgarrechtlichen Brauch ist es zu erklären, wenn in den früh mittelalterlichen Quellen die Eheschenkung dos genannt wird 90 ). Man müßte also auch für die Zeit nach Jlammurapi die Sitte voraussetzen, die vom Manne verschriebene Morgengabe als Mitgift zurückzugeben, wobei — allerdings umgekehrt wie in den Volksrechten — der Name jener schließlich an dieser haften blieb. Auf sehr festen Füßen steht diese Hypothese nicht. Ganz abgesehen davon, daß sie durch die erstbeste Urkunde aus der Zeit Hammurapis oder vorher, die uns die Gleichung nudunnüm = r Mit: 91 gifc bezeugte ), umgestoßen würde, ist die vermutete Relation zwischen Mitgift und Morgengabe an sich wenig wahrscheinlich. Diese ist eine Gabe des Mannes an die Frau, die ursprünglich erst nach der Eheschließung geleistet wurde, jene aber eine Gabe des Muntwalts an die Frau, welche sie bei der Eheschließung erhielt. Weit besser wäre bei der tir^ätum ein Aufgehen in die Mitgift zu verstehen. Schon §§ 164, 165 K . bezeugen eine Relation zwischen beiden s8) Auch was S c h o r r , UAR p. 293 neuestens beibringt, nudunnüm sei die Aussteuer als Teil der Mitgift (Seriqtum), kann ernstlicher Prüfung nicht standhalten, da jeder Anhaltspunkt fehlt, innerhalb der Mitgift noch eine Aussteuer zu unterscheiden. 89 ) BE VI t 84 und 119 stammen aus der Zeit Ammiditanas, B E VIj 101 aus der Ammisadugas. Zwischen ihnen und dem Gesetze liegt also ein Zeitraum von 90—100 Jahren. 90 ) Vgl. B r u n n e r , Die fränkisch-romanische dos [Sitz.ber. d. Berliner Alcid. (1894; II] p. 545f. 91 ) Mit dieser Möglichkeit muß um so mehr gerechnet werden, als Seriqtum in den Urkunden bisher überhaupt nicht vorkommt, der angenommene Wechsel in der Terminologie also völlig unbeweisbar ist. iCoinhaker, (ieaotzgebung Hammurapis. 12
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Sumerische Herkunft des nudunnüm des K. IJ.
Gaben, indem der Mann bei kinderlosem Versterben der Frau die Mitgift ihren Angehöligen nur dann zurückzugeben braucht, wenn ihm die tir^ätum ersetzt wird. Darin lagen gewisse Ansätze, welche schließlich dahin führen konnten, daß der vom Bräutigam bezahlte Brautpreis, eventuell vermehrt, der Frau als Mitgift in die Ehe mitgegeben wurde 92 ), und diese Entwicklung ist vielleicht in der Tat in neuassyrischer Zeit eingetreten. "Wenigstens scheint mir diese Annahme die einfachste Erklärung für die Tatsache zu geben, daß in dieser Zeit tir^ätum und nudunnüm, promiscue zur Bezeichnung der Mitgift gebraucht werden 93 ). Alles in allem könnte also diese Hypothese zur Not gerade gehalten werden. Allein sie bietet der Kritik soviele Angriffspunkte, ist in ihren Grundlagen so unsicher, daß man zu ihr methodischer Weise nur dann greifen wird, wenn sich kein anderer Weg bietet, e das Rätsel, daß im K. ™ realer Brautpreis neben der Schenkung des Mannes an die Frau besteht, zu lösen. Ein solcher Weg eröffnet sich aber, wie bereits angedeutet wurde, wenn man versucht, das Nebeneinander von ürtyitum und nudunnüm auf zwei verschiedene Rechtssysteme zurückzuführen, die im K. vereinigt wurden. Da nun die tirfcätum zweifellos dem Rechte des semitischen Nordens angehört, so bleibt für den nudunnüm nur das sumerische Recht. Das sumerische Recht ist zwar auch von der Kaufehe ausgegangen, hat sie aber schon zur Zeit Gudeas von Lagas überwunden und den Brautpreis (nig-mussa) umgewandelt in eine Gabe des Mannes an die Frau, in eine Eheschenkung. Die Züge der Eheschenkung, wie wir sie aus der vergleichenden Rechtsgeschichte kennen, trägt auch der nudunnüm an sich. Was liegt näher, als ihn mit dem sumerischen nig-mussa auch sachlich zu 92 ) Das im Texte gebrauchte Argument richtet sich auch gegen denjenigen, welcher einen realen Brautpreis mit der Eheschenkung für vereinbarlich hält. Denn auch für ihn besteht der Zwiespalt in der Terminologie des Gesetzes einerseits, der Urkunden andrerseits, ein Zwiespalt, der wohl nicht anders gelöst werden könnte, als durch die Annahme, daß die Eheschenkung (nudunnüm,) in der Mitgift (Seriqtum) aufgegangen sei und auf diese ihren Namen vererbt habe. ^J Vgl. in den Annalen Asurbanipals ( R m l ) einerseits die oben n. 87
zitierten Stellen, andrerseits col. II Z. 60f. märat-su u maräte afye-Su (61) it-ii tir-fya-ti ma--ns-si am-fjur-Su 'seine (des besiegten Königs von Tyrus) Tochter und die Töchter seiner Brüder (61) mit reicher tirfyätu empfing ich (zu Konkubinen). Ähnlich Z. 70 f.
Sumerische Herkunft des nudunnûm des K.
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identifizieren ! I n diesem Zusammenhange läßt sich endlich auch für die sonderbare, von dem Sprachgebrauch der Rechtspraxis abweichende Terminologie des Gesetzes eine Erklärung finden. Als Çammurapi die sumerische Eheschenkung rezipierte, mußte er ihr in seinem semitisch geschriebenen Gesetz auch einen semitischen Namen geben. Das durch die Syllabare als semitisches Äquivalent überlieferte tir^ätum konnte er nicht brauchen. Denn tir^âtum war für seine semitischen Untertanen der Brautpreis und konnte daher nicht zugleich die Eheschenkung bezeichnen 94 ). Er mußte also für sie erst einen Namen erfinden. Warum er hierbei nicht auf seriqtum griff, das der Sprache der Praxis anscheinend fremd war 96 ), sondern der Mitgift ihren guten alten Namen nahm und ihn auf die Eheschenkung übertrug, läßt sich allerdings kaum ergründen. Vielleicht deshalb, weil Çaminurapi mit seriqtum auch die Ausstattungs- und Abfin LC 157M (UAR 182, 261, 262, 266, 278, 280); vgl. auch VS VII 1524 (H. G. III 442), K i n g III 9a2. 33) CT VIII 24 b7, BE VIj 302, (UAR, 267, 313). 3«) CT II 45, VI 42a, LC 157. 35) Vgl. auch U n g n a d , BA VI 5 p. 37 f. 3«) Das Gleiche gilt für CT VI 49a (UAR 277) Z. 11 f.: [3\ Siqil katpim (12) [or]-no wenn S c h o r r s Ergänzung richtig ist. 3?) Sicher ist dies allerdings nicht, da man Z. 7 f. auch übersetzen kann: 'weil er geklagt hat, haben die Richter, i n d e m sie ihm die Strafe auferlegten, sein Stirnhaar scheren lassen'. 38) Um etwas anderes handelt es sich, wenn nach § 17222 f. K. IJ. die Richter über die Kinder, die nach dem Tode des Vaters die Mutter aus dem Hause drängen wollen, ar-nam i-im-mi-du'aine Strafe verhängen sollen*, *9) Vgl. auch S c h o r r , UAR p. 350, der den arnum als Mutwillengatrafe wegen grundloser Prozeßführung faßt. Der Rechtsgrund der Strafe
Eosehakir, Gesetzgebung Hammurapio.
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§ 127 K. g .
Damit wäre das mir zugängliche altbabylonische Material über die Strafe des Haarschneidens erschöpft. Kehren wir nun zu § 127 K. zurück. Die Strafe trifft hier den kalumniösen Ankläger, und man könnte daher versucht sein, sie mit der aus den Prozeßurkunden nachgewiesenen Prozeßstrafe zu identifizieren. Allein dagegen spricht, daß es sich dort um Zivilprozeß, in § 127 aber, wie schon die Phrase u-ba-nam u-sa-at-ri-i§ 'er streckt den Finger aus' lehrt 40 ), um eine kriminelle Anschuldigung handelt. Als sicherer Ausgangspunkt kann uns aber dienen der infamierende Charakter der Strafe, ferner die Erwägung, daß das Gesetz sonst bei der kriminellen Anschuldigung das Talionsprinzip walten läßt, demzufolge den Ankläger dieselbe Strafe trifft, welcher der Angeklagte unterworfen gewesen wäre, falls die Anklage hätte bewiesen werden können 41 ). Daraus darf man wenigstens das eine folgern, daß das in § 127 zur Frage stehende Delikt speziell die Ehre der Angeschuldigten tangierte. B ü c h l e r in seiner bereits öfter zitierten Abhandlung über 'Das Schneiden des Haares als Strafe der Ehebrecher bei den Semiten' 42 ) hat nun, von der Tatsache ausgehend, daß das Abschneiden des Haares als Strafe der Ehebrecherin bei semitischen Völkern begegnet, eben auf Grund des Talionsprinzipes angenommen, daß es sich in § 127 um die Anschuldigung des Ehebruchs handle und daß die Ehebrecherin auch nach altbabylonischeui Recht die Strafe des Haarschneidens getroffen habe. Dagegen erhebt sich jedoch eine Reihe schwerer Bedenken. Das Gesetz (§ 129) bestraft den Ehebruch mit dem Tode. Es wäre zwar denkbar, daß dem Vollzuge der Todesstrafe das Abschneiden des Haupthaares voran ging. Jedenfalls steht davon nichts im Gesetze. Dazu kommt die eigentümliche systematische Stellung des § 127, auf die schon
könnte nur in einer eingehenden Untersuchung des altbabylonischen Prozeßrechts ermittelt werden. Ich hoffe sie an anderer Stelle geben zu können. Hier sei nur angedeutet, daß möglicherweise diese Frozeßstrafe nicht jeden sachfälligen Kläger, auch nicht nur den kalumniösen Kläger, sondern denjenigen traf, der mit seiner Klage gegen eine (beschworene?) Verpflichtung, nicht zu klagen, handelte. Vgl. auch meine Bemerkungen in der Kritischen Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (1914) p. 439 f. 40 ) Vgl. mein Bürgschaftsrecht p. 225 n. 63. 41 ) Vgl. §§ 1, 2, 9—11, ferner §§ 3, 4 und M ü l l e r p. 225, K o h l e r H. G. I p. 127. WZKM 19 p. 92. Zustimmend S c h o r r , Rev. Sem. 20 p. 389 f.
§ 127 K.
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D a r e s t e 4 3 ) aufmerksam gemacht hat. Die Bestimmung leitet, nachdem das Gesetz vorher vom Depositum gehandelt hat, das Eherecht ein. Durch die Formvorschrift des § 128 sind von ihr nun getrennt die Bestimmungen über Ehebruch (§§ 129—132), die unter anderem auch (§§ 131, 132) die Anschuldigung wegen Ehebruchs regeln. Bezöge sich nun § 127 ebenfalls auf den Ehebruch, so wäre sein Platz im Anschlüsse an die §§ 131, 132 gewesen und nicht dort, wo er im Gesetze steht. Endlich ist m. E. die Geltung des Talionsprinzips gerade bei der Anklage wegen Ehebruchs keine ausgemachte Sache. Man darf nicht vergessen, daß hier nicht gleichberechtigte Personen als Ankläger und Angeklagter einander gegenüber stehen, sondern der Mann und die seiner Gewalt unterworfene Frau. In der Tat weiß § 131 nichts vom Talionsprinzip. Er erlaubt der Frau den Reinigungseid und damit ist die Sache erledigt. Von einer Bestrafung des Anklägers, dessen Anklage sich doch als grundlos erwiesen hat, ist keine Rede. Wollte man aber, um diese Einwendungen abzuschwächen, annehmen, daß § 127 sich nur auf leichtere Verfehlungen der Ehefrau beziehe, so ergäbe sich ein weiteres Bedenken, das übrigens auch der ersten Interpretation entgegensteht. § 129 handelt von der in flagranti ergriffenen Ehebrecherin, § 131 von der Anklage wegen nicht auf handhafter Tat festgestellten Ehebruchs d u r c h d e n M a n n und gestattet der Frau den Reinigungseid. § 132 sieht endlich den Fall vor, daß (Z. 79 f.) as-sum zi-Jca-ri-im sa-ni-im (80) u-ba-nu-um (81) e-li-sa (82) it-ta-ri-is 'wegen eines anderen Mannes (80) der Finger (81) gegen sie (die Ehefrau) (82) ausgestreckt wurde'. Die passivische Konstruktion ist zu beachten. Sie zeigt an, daß zunächst nicht ein bestimmter Ankläger gegen die Frau auftritt, sondern daß die öffentliche Meinung es ist, die sie des Ehebruchs verdächtigt44). Ihr sittenwidriges Verhalten hat also bereits öffentliches Ärgernis erregt, weshalb auch die Frau nicht wie nach § 131 mit dem Reinigungseid davon kommt, sondern sich dem Wasserordal unterwerfen muß. Damit es aber soweit kommt, dazu genügt nicht, daß die öffentliche Meinung ihre Stimme erhebt, sondern es bedarf eines Anklägers, und wir haben gar keinen Grund anzunehmen, daß dies jemand anderer war als der Ehemann. Dafür ") Journal des Savwits (1902) p. 18 ") So richtig M ü l l e r p. 119, Cook p. 102.
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Interpolationen in § 127 K.
spricht ja auch die Wendung Z. 4 £. a-na mu-ti-sa HuNdram i-sa-al-li sie soll für ihren Ehemann in den Strom eintauchen'. Daß die Anklage wegen Ehebruchs dem Manne vorbehalten war, dafür fällt endlich das ihm nach § 129 bezüglich der Frau eingeräumte Begnadigungsrecht ins Gewicht46). Demgegenüber soll aber nach § 127 jeder aus dem Volke zur Anklage zugelassen gewesen sein! Denn eine andere Auslegung läßt das summa awtlum am Eingange der Bestimmung nicht zu. Dieses Ergebnis ist unmöglich, wenn § 127 nur von leichteren Verfehlungen der Ehefrau handeln sollte. Denn es wäre nicht zu verstehen, warum dann beim schwereren Delikt des Ehebruchs nur der Mann zur Anklage legitimiert gewesen sein sollte. Es ist aber ebenso unmöglich, wenn man den Paragraphen auf den Ehebruch beziehen will, da er dann in offenem Widerspruch mit §§ 131, 132 steht. Dazu kommt noch die allgemeine Erwägung, daß der Ehebruch seiner Natur nach ein der Verfolgung durch den Ehemann unterliegendes Delikt ist46) und demgemäß auch noch nach unserem heutigen öffentlichen Strafrecht der Privatanklage vorbehalten wird. Kurz, § 127 bietet in der Fassung des Gesetzes, wie ich glaube, jeder Interpretation unüberwindliche Schwierigkeiten. Darin liegt aber, wie wir schon des öfteren beobachten konnten, ein Indiz für eine von den Redaktoren vorgenommene Überarbeitung. In der Tat fehlt es nicht auch an formellen Kriterien für eine solche Annahme. Vor allem die systematisch isolierte Stellung der Bestimmung, ferner der Umstand, daß neben der Ehefrau, und zwar an erster Stelle, die Nin-Dingir 'Gottesschwester' als Angeklagte geWenn in diesem Falle die Begnadigung des E h e b r e c h e r s dem Könige zusteht, so beweist dies nur, daß zu EJammurapis Zeiten die Privatrache ausgeschlossen war, nicht aber, daß etwa der Ehebruch durch staatliche Organe oder gar durch Popularanklage verfolgt werden konnte. E s wftre übrigens zu erwägen, ob nicht der ganze von der Begnadigung handelnde Passus ein späterer, sei es schon in der Vorlage, sei es erst von den Redaktoren gemachter Zusatz ist, der den Zweck verfolgte, die staatliche Gerichtsbarkeit zu betonen. In diesem Sinne auch B e r g e r , L e Code d'Hammourabi (la Grande Revue 1905) p. 42. *•) Auch nach deutschem Recht ist die Bestrafung der schuldigen Ehefrau Sache des Mannes, beziehungsweise seiner Verwandten. Vgl. W i l d a , Strafrecht d. Germanen p. 828, H i s , Strafr. d. Friesen p. 170 f., B r u n n e r , Deutsche Rechtsgeschichte II p. 663, R i e t s c h e l in H o o p s * Reallexikon d. germ. Altertumskunde I p. 502.
Interpolationen in § 127 K.
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nannt wird. E s ist höchst auffallend, daß im ganzen Eherecht (§§ 127—177) von der Nin-Dingir nur an dieser Stelle die Hede ist. Sie begegnet erst wieder in den §§ 178 f., die von der seriqtum der Priesterinnen und dem Erbrecht dieser Personen handeln. D a s Material, welches Gesetz und Urkunden für diese Priesterin ergeben, ist zwar recht gering 47 ), aber doch hinreichend, um wahrscheinlich zu machen, daß die Nin-Dingir eine zur Keuschheit verpflichtete Priesterin war. Dafür spricht, abgesehen von dem Umstand, daß die Nin-Dingir nirgends als Ehegattin eines andern bezeichnet wird, namentlich § 110, der die Nin-Dingir, die nicht im Kloster wohnt, mit dem Feuertode bedroht, wenn sie eine Schänke hält oder eine solche besucht. Er ergibt zugleich, daß für die Nin-Dingir auch Klöster bestanden 48 ). "Warka 53 6 (4. Jahr Samsu-ilunas) nennt
allerdings einen BA-sa
Istar mär A-li-wa-kar-tum
Nin-Dingir'9).
Indessen dürfte es sich hier wohl um einen freigelassenen Sklaven handeln, der in dieser Eigenschaft als Sohn der Priesterin bezeichnet wird
Auf die Nin-Dingir bezogen bietet nun § 127 keinerlei Schwierigkeit. Denn war sie eine Art Vestalin, so ist ein populäres Anklagerecht bei Abirrungen von dem ihr vorgeschriebenen Lebenswandel nicht nur verständlich, es muß sogar als Mittel der öffentlichen Kontrolle, der diese Priesterinnen sicherlich unterlagen, für ganz zweckmäßig erklärt werden. Damit ist aber auch die Richtung gegeben, nach welcher hin die Redaktoren § 127 überarbeiteten. Er stand offenbar in der Vorlage 51 ) in einer Gruppe von Bestimmungen, die sich auf die Nin-Dingir oder Priesterinnen überhaupt bezogen. Aus diesem Zusammenhange haben die Redaktoren den daß die Nin-Dingir eine künstlich unfruchtbar gemachte Hierodule war, und ist ferner geeignet, einiges Licht auf den Charakter der Hierondulenehe zu werfen. Im Übrigen muß man sich hüten' die Vermutungen, die aus Y O S I 45
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Nachträge.
abgeleitet werden können, zu generalisieren. Sie würden schon auf die in B E VI 2 8, wenngleich nicht ganz sicher bezeugte Nin-Dingir Uu Suzianna (also einer Göttin) nicht passen; ferner kennt § 110 K. IJ. eine entum Sa %-na gä,im la wa-as-ba-at 'die im Kloster nicht wohnt', also keiner Klausur unterliegt. Im allgemeinen — und insofern bestätigt Y O S I 45 das oben p. 213 Angeführte — wird man nur behaupten können, daß die Entu eine eheunfähige Hierodule, keinesfalls aber eine Prostituierte war. Denn die tndti des Sin waren, auch wenn man sie als Haremsfrauen betrachtet, doch dem Gotte reserviert und hätten als Tempeldirnen auch kaum königliche Prinzessinnen zu ihren Mitgliedern gezählt.
Berichtigungen. Zu p* 14, Text Z. 7 von unten lies statt fSa -mu-ufy-tum -mtt-ufo-lum. Zu p. 22 n. 27. Statt K o h l e r - Z i e b a r t h , Das Stadtrecht von Gortyn p. 285 lies p. 28. Zw p . 30, Überschrift der Seite: statt 'Rechtsvergleichende Paralellen lies 'Parallelen'. Zu p . 34, Z. 7 von oben: statt a-na ba-ab-ti-u lies a-na ba-ab-ti-Su. Zu p. 54, Text Z. 4 von unten: statt 'ausfogen lies 'ausfolgen*. Zu p. 58, Text Z. 12 von oben: statt 'gegen den Depositar auf sondern lies 'gegen den Depositar auf, s o n d e r n . Zu p. 66 n . 23, Z. 7 von unten: statt u-ka-an-nu-su-ma lies u-ka-an-nu-su-ma. Zu p. 67 n . 25, Z. 3 von unten: statt kail tamqare lies akil tamqare. Zu p. 105, Text Z. 8 von unten: statt 'antizipierte Antithese' lies 'antezipierte Antithese'. Zu p. 106 n . 12, Z. 3 von oben: statt 'Verkauf ius Ausland' lies 'Verkauf ins Ausland'. Zu p. 132, Text Z. 3 von u n t e n : statt Soi lies Sai. Zu p . 140, Text Z. 18 von oben: statt 'auch bei, der Ehe' lies 'auch bei der Ehe*. Zu p . 144 n 45: lies n ü s . Zu p . 145 n . 48: statt p* 1051 f. lies p. 1049. Zu p. 147, Text Z. 16 von u n t e n : statt wisse, lies wisse? Zu p . 174 ( n . 78 ex p. 173), Z. 8 von oben: statt ch lies 'ich*. Zu p. 174f.: Lies überall mulügu statt mulugu. Zu p . 210, Text Z. 7 von unten lies altbabylonisohem. Zu p . 222, Z. 19 von unten: statt Ägyptens lies Ägyptens. Zu p. 224, letzte Zeile: statt u-Se-ir-iS-i-ma lies u-Se-ir-Si-i-mn.
Verzeichnis der besprochenen Rechtsausdrücke. ( D i e hochgestellten Ziffern bezeichnen d i e A n m e r k u n g e n . ) abbuttum 'Sklavenmarke' 202 f., 230 f.; abbuttam Sakänu
die Sklavenmarke an-
l e g e n ' als Z e i c h e n der Verknechtung 204, 206f.; abbuttam gvllubu
'die
Sklavenmarke abschneiden als Zeichen der Freilassung 108 f., 202, 230f. a j a z u siehe unter
assatum.
afyizianum 'Bräutigam' ana bü mutim
114ll.
erebu ' i n das Haus des Mannes eintreten' =
heiraten, v o n
d e r Frau ausgesagt, insbesondere v o n der g e w a l t f r e i e n Frau 117f. ana bit mutim
Surubu ' i n das Haus des Mannes eintreten lassen' =
ver-
heiraten, v o m Muntwalt der Braut ausgesagt 116f. andurarum
üsakkan' A&r Zustand der Freiheit wird hergestellt' =
Freilassung
kraft Gesetzes 101 f. «rnuNt eine Prozeßstrafe, bestehend in der R e g e l i m A b s c h n e i d e n des Stirnhaares; in demselben Sinne auch sörtum 209f. assatum ' E h e f r a u , aber auch die V e r l o b t e 143f.; assatam afyäzu ' d i e Ehefrau ergreifen =
heiraten, v o m Manne ausgesagt 114f.; ana märi
afyazu ' f ü r den Sohn eine Frau nehmen =
assatam
ihn verheiraten, v o m Ge-
walthaber des Bräutigams ausgesagt 126. Imbtum ' T o r (?), übertragen 'Schade, Verlust, Fehlbetrag, Rest' 38 27 , 222. biblum 'Brautwerbungsgeschenk' 132 f. bu'uru siehe unter
ina.
guüubu ' a b s c h n e i d e n , technisch das Scheren des Haupthaares bei der V e r knechtung 202, 207f., 230f.; muttatam guüubu ' d a s Stirnhaar schneiden als infamierende Ehrenstrafe 207 f. Siehe auch unter abbuttum, ¡fawirum "Ehemann Jfirtum ' E h e f r a u
arnum.
12959.
12959.
'ibbüm ' A b g a n g , Verlust' 68 f. ina mafrar üim bu'uru ' v o r einem G o t t e genau angeben' =
einen Schätzungs-
e i d leisten 37 2S . iriitum
' V e r l ö b n i s ' , bestehend in der Übergabe des Brautpreises 134f.
hallätum 'Braut', aber auch ' S c h w i e g e r t o c h t e r ' 1 2 6 f . , 224f.; ana märi
kallätam
bäru, ana märi ana kallütim fyäru ' f ü r den Sohn eine Braut e r w ä h l e n , ( e i n M ä d c h e n ) ' f ü r den Sohn zur Brautschaft auserwählen* =
den
Sohn verheiraten, v o m G e w a l t h a b e r des Bräutigams ausgesagt 126f.
Verzeichnis der besprochenen Rechtsaasdrücke.
237
mulügu 'Mitgift' 174f. mussa (sumerisch) 'Schwiegersohn' (?) 15520. muttatum 'Stirnhaar, Stirnlocke', siehe unter gullubu. nabalkattum 'Einbruchsdiebstahl' (?) 27 s . naipakütum 'Lagerhausgeschäft' 67f. nig-mussa (sumerisch) 'Brautpreis', später 'Eheschenkung' 160f. nudunnüm 'Eheschenkung' im K. H. 165f., 'Mitgift' in den Urkunden 173f. riksäti 'Vertrag', insbesondere der 'schriftliche Vertrag' 8f., 125f., 200 7 . rugummüm 'Anspruch, Wert des Anspruchs' 9627. Sèrtum siehe unter arnum. iugttum eine Hierodule, die in der Regel als Nebenfrau verheiratet wird 227 f. tirfyätum 'Brautpreis' 136f., in neuassyrischer Zeit auch 'Mitgift' 178. tw(g) (sumerisch)'nehmen, ergreifen = heiraten, vom Manne ausgesagt 153 f.
Quellenregister. (Die hochgestellten Ziflern bezeichnen die Anmerkungen, Fettdruck steigt an, daß die Quelle an der betreffenden Stelle ex professo behandelt wird. Bei den Zitaten aus dem K. y . sind diejenigen Paragraphen, bei denen der Nachweis unternommen wurde, daß sie erst von den Redaktoren des Gesetzes herrühren oder doch von ihnen gegenüber der Vorlage verändert wurden, durch ein Sternchen hervorgehoben.) I, Babylonisch-assyrisch-sumerische Quellen. 395
ARU 17585
Assurbanipal Zyl.B 226 Zyl. R'" 1 17687, 17893, 226
2 17 26 50 51 59 60 75 84
«5 88 95 96 97 98 99 101
BEVIj 9627 121 ex 1203t, 20519 3726 184109 39 ex 3827, 222 11721 3726 6725 11620, 11927, 126, 1303, 135, 13725, 173, 17779, 185 f., 1853, 191, 228 13830 184109 16754, 168, 16859, 228 121 ex 12034 39 ex 3827 13830 6826 11620, 11928, 135, 13725, 173, 17789, 185 f., 228, 230
103 104 116 119
1620 6826 1010, 16754, 168 173, 17789
BEVI 2 4 8
20521 21347, 233
10
1620
26 27 30 32
1620 1516 20933 1620
40 44 48
124, 15416, 16342 1 620 124, 15416, 164, 16423, 184H0, 20520 49 1620 53/54 1010, 220 57 204H, 20518 58 3726, 39 ex 3827, 4437, 222 62 3726, 4235 65 1516 70 12339, 19418
BEXIV 2 42
lin 1010
19
BE XXXI 1012, 181, 215 f., 221, 226, 228
Br. M. 8 1 - 7 - 1, 98 15928 82 7 - 14, 988 17480 90835 12857, 174 f., 17583
23 26 52 134
2358
BV 28 ex 273 17585 28 ex 273 28 ex 273 Const. Ni. 1012, 181, 215 f., 221, 226, 228
Crnciform col. III 26
1 6 22 24 28 33 39 40 b 41
monament 12034
CT II 39 ex 3827, 10923 39 ex 3827 3726, 19215 12339, 184109, 19418 3827, 222 1169,119,12031,1502 20932 1169, 12031, 122 121 ex 12034
239
Quell enregister. -43 44 45 46 47 -50
1620, 9627 11618, 123, 1502. 1515,191f.,226,228 20932,34 9627, 19215 20932 9726
7b
10c 20a 21b 21d 22b
CT IV 1620 14137
Ila 18b 29b 30a 32 b 36b 39a
12 ex 1111 12 ex U H 6725 11627,121 ex 12034,
42 a
206
6826
1317, 13725, 228
6 19 22a 24c 26a 29 33a 35b 37 a 37b 38a 42a 47 b 49a
lb 2b
3a 4a 5a 6a €b
CT VI 12034 6623 21347 11" 11619, 12031,33, 1502,4, 1515 108 f., 202, 20312 121 ex 12034 12 ex U H , 6931 11618, 12033, 123, 1502,4,20520,206 f. 11516, 126 167-4 9627, 20932,34 20932 20936 CT Vili 8318 11620, 119, 134f., 13725,185f., 1853,4, 1888,191, 194, 228 10923 184109 121 ex 12034 1620 3726
24b 27b 28a 28b 30a 30c 31 33b 34a 34b 35b 37b 37d 45b 48a 49b 50a
119, 127, 12751, 12959, 1303, 1317, 13623, 13725, 1515 6725, 6820 11389, 19418 6725, 6826 6826 192, 19215, 20520, 206 f. 20933 6826 9627 9627 lin 10818 1620 6725 12339 16754, 168 121 ex 12034 12, 13, 6623 11515, 19215, 229 208 f., 20831 121 ex 12034 11619, 122 f , 189 ex 1888, 19418 11514, 189 ex 1888, 193, 19317
2 10a 42
CT XXVIII 2^0 f. 230 f. 230 f.
12 19
CT XXIX 12856, 224 f. 128 6, 224 f.
44
34
39 40
CT XXXI 233 CT XXXIII 117and. S t a a t s r e c h t u n d R e o h t s q u e 1 l e n. Gebunden in Halbtranz M. 29 —, geheftet M. 2 6 . — I I , Band. P r i v a t r e c b t u n d Z i v i l p r o z e ß . Strafr e i ; h t u n d S t r a f p r o z e ß . Er.-ter Teil. Privatrecht. Gebunden in Halbfranz M. 43.50, geheftet M. 4 0 . — Zur Personalexekution im Recht der Papyri "von Dr. Hans Lewald, jetzt P r il'98>-or an der Universität F r a u k r u r t a. M. gr. 8. (IV u. 76 Seiten.) Geb. M. 2.50 Beiträge zur Kenntnis des römisch-ägyptischen Grundbuchrechts von Dr. Hans Lewald, jetzt Professor an dei Universität Frau k um a. M. g . . 8. ( \ I u 100 Seiten.) Gen. M.3.50 Hippolytus von Rom in seiner Stellung zu Staat und Welt. N'-ue Fu de und For^cnung.n zur Geschichte von Staat und Kirche in d r iömi chen Kaiserz^it. Von Dr. Karl Johannes Neumann, o ö Prote.-^or der Ge-cuichie an dei Univ. Straßburg Urs'6 Abteilung, gr 8. (I V u. S 1 144.) Geh. M. 4. — Die Ehe in Ägypten zur ptolemäisch-römischen Zeit. Nach den gneehn-c en Heiratskontrukten und verwandten Urkunden. Von Dr. iur. Johannes Nietzold. gr 8. (VI u. 108 Seiten.) Geh. M. 3.50 Papyrusforschung. Von Dr. iur. Josef Partsch, o. Professor an d r Universität Freiburg i B. Vortia,', «ehalten vor der Wis ennchaftl. Gesellschaft zu Freiburg i B. 8°. Geti. M . I . — D i e Longi temporis praescriptto im klassischen römischen Rechte von Dr. iur. Josef Partsch, o. Proiessor an der Universität Fre bürg i. B gr «. Geh. M 7.— Die Haftung d e s Verkäufers w e g e n Mangels im Rechte von Dr. iur. Ernst Rabel, o. ö. Prof ssor der R e . h t e an der Univ. r-ität Göttingen. Ers er Teil. Geschichtlich« Studien über den H a f t u n g s e r f o ' g . gr 8. Geh M. 10. — Die Verfügungsbv-schränkungen des Verpfänders, besonders in den Papyri von Dr. iur. Ernst Rabel, o. ö. Professor der Rechte an der Uuiversitat Göttingen. Mit einem Anhang: Eine unveröffentlichte Basler Papyrusurkunde, gr. 0. Geh. M. 4 . —
V e r l a g v o n V E I T & C O M P . In L e i p z i g . Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien von Dr. Harry Bresslau, o. Professor an der Univ. Straßburg. I. Band. Zweite Auflage, gr. 8. Geb. in Halbfranz M. 21.— Geh. M. 1».— II. Band. Ersto Abteilung. Zweite Auflage. g r - 8. Geb. M. 11.— Archiv für Urkundenforschung. Heransgsgeben von Dr. Karl Brandl, o. ProfesEor an der Universität Göttingen, Dr. Michael Tang], o. Professor an der Universität Benin und Dr. Harry Bresslau, o. Professor an der Universität Straßburg. Das „Archiv für Urkundenförschsrtg" erscheint in zwanglosen Bänden. Die Ausgabe erfolgt in Heften. Der Preis des Bandes betrügt 24 Mark. E r s c h i e n e n s i n d b i s h e r f ü n f B ä n d e .
Regesta Pontificum Roraar.orum ab condita e«clesia ad iinnum post Christum natura MCXCVIII. Edidit Phillipus Jafig. Editionem geeundam correctam et auctam auspiciis Galielmi Wattenbach, professoris Berolinensis curavorunt S. Locwenfeld, F. Kaltenbrunner, P. Ewald. DHO tomi. gr. 4. karr. M. 94.— Tomus primus. (A. S. Petro ad a. MCXLIII.) XXXIV u. 919 S. Tomus Becundus. (Ab. a. MCXLIII ad a. MCXCVIII.) VIII u. 823 S." Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289 — 1396. Aus Veranlassung und aus Mitteln der Dr. Jobann Friedrich Böhmerschen Nachlaßadministration herausgegeben Ton Goswin Freiherrn von der Ropp. I. Abteilung 1289—1353 bearbeitet von Ernst Vogt. II. Abteilung 1354—1396 bearbeitet von Fritz Vigener. Erste bis fünfzehnte Lieferung, gr. 4. 1907 — 13. g«h. M, 7ü.— Erste Abteilung. Erster Band. 12S9 —1323 XVI u. o80 S. M. 33.50 Zweite Abteilung. Erster Band. 1354—1371 XVI u. 636 S. M. 36.50 Die Bearbeitung der Jahre 1289—1353 ruht in den Händen von Privatdozont Dr. E r n s t Vogt in Gießen, die der Zeit von 1354—1396 in den Händen von Privatdozent Dr. F r i t z V i g e n e r in Froiburg i, B. Die „Kegesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289—1396" schließen sich an die von C. W i l l im Verlage der Wagnerschon Universitätsbuchhandlung in Innsbruck veröffentlichten Mainzer Regesten an, die zwar nach ihrem Titel bis zum Jahre 1514 führen Bollen, aber 1886 mit dem zweiten Bande bei dem Jahre 1288 ihren Abschluß fanden. Drack von Paul Dürinhanpt. Cöthen in AnhaK.