Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Dritter Teil. Jahrbücher von Fulda - Regino, Chronik - Notker, Taten Karls [3, Reprint ed.] 353406965X, 9783534069651

Unter Benutzung der Übersetzungen von C. Rehdantz, E. Dümmler und W. Wattenbach neu bearbeitet von Reinhold Rau. Unverä

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German, Latin Pages 454 [458] Year 1982

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Table of contents :
Einleitung 1
Jahrbücher von Fulda 19
Regino Chronik 179
Notker Taten Karls 321
Register 429
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Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Dritter Teil. Jahrbücher von Fulda - Regino, Chronik - Notker, Taten Karls [3, Reprint ed.]
 353406965X, 9783534069651

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AUSGEW ÄH LTE QUELLEN ZUR DEU TSC H EN GESCHICHTE DES M I T T E L A L T E R S F R E I H E R R V O M S T E IN -G E D Ä C H T N IS A U S G A B E

In Verbindung mit vielen Fachgenossen herausgegeben von R udolf Büchner

Band V II

FONTES AD HISTORIAM REGNI FRANCORUM AEVI KAROLINI ILLUSTRANDAM PARS T E R T IA

ANNALES FU L D E N SE 8 R E G I N O N I S C H R O N IC A N O T K E R I GESTA E A R O L I

Editionum quas paraverant F. Knrze et H. Haefele textum denuo imprimendum curavit R E IN H O L D U S R A U

1982

W IS S E N S C H A F T L IC H E B U C H G E S E L L S C H A F T DARM STADT

QUELLEN ZUR KAROLINGISCHEN REICHSGESCHICHTE D R IT T E R T E IL

JA H R B Ü C H E R VON FU LDA R E G IN O C H R O N IE N O T E E R TATEN E A R L S

Unter Benutzung der Übersetzungen von C. Rehdantz, E.'Dümmler und W. Wattenbaoh neu bearbeitet von R E IN H O L D R A U

1982

W IS S E N S C H A F T L IC H E B U C H G E S E L L S C H A F T DARM STAD T

Unveränderter reprografischer Nachdruck der Ausgabe Darmstadt 1969 Die erste Ausgabe erschien 1960

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte / neubearb. von Reinhold Rau. — Nachdr. — Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Parallelt. : Fontes ad historiam regni Francorum aevi Karolini illustrandam NE : Rau, Reinhold [Bearb.] ; PT Teii 3. Jahrbücher von Fulda. Chronik / Regino [u. a.]. Unter Benutzung d Übers, von C. Rehdantz . . . — Unveränd. reprograf. Nachdr. d. Ausg. Darmstadt 1969. — 1982. (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters ; Bd. 7) Einheitssacht, d. beigef. Werkes : Chronicon ISBN 3-534-06965-X NE: Regino : Chronik; GT

1 2345

©

Bestellnummer 0162-HH

© 1960 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Druck und Einband : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Printed in Germany

IS B N 3 -5 3 4 -0 6 9 6 5 -X

IN H A L T S V E R Z E IC H N IS

Einleitung Jahrbücher von F u l d a ..............................................................

1 19

Regino C h r o n i k ...............................................................................179 Notker Taten K a r l s ...................................................................... 321 R e g i s t e r .......................................................................................... 429

D IE A N N A L E S F U L D E N S E S

Die sog. Jahrbücher von Fulda, Annales Fuldenses, stellen die umfang­ reichste und inhaltlich bedeutendste Annalenkomposition dar, die Ost­ franken im 9. Jahrhundert hervorgebracht hat. Ihre abschließende Gestalt haben sie erst unter Karl III in Mainz erhalten. Über den bzw. die Ver­ fasser der mit dem Tode Pippins des Mittleren 714 beginnenden Darstel­ lung, sowie über die der überlieferten Fassung vorausgehenden Formungen dès Stoffes besteht keine Einigung unter den Forschem. Friedrich Kurze, der für die Scriptores rerum in usum scholarum 1891 den Tezt herausgab - er liegt auch dem folgenden Abdruck zugrunde - , unterschied, z. T. nach älteren Autoren, drei Teile innerhalb des Gesamt­ werks. Der Anfang, umfassend die Jahre 714 bis 838, als dessen Verfasser man früher einen unbekannten Mönch von Fulda annahm (daher die übliche Benennung), ist nach Kurzes Überzeugung ein Werk des als Bio­ graph Karls d. Gr. bekannten Einhard, entstanden im Kloster Seligen­ stadt a. Main. Darauf führe nicht bloß die zweimalige Erwähnung der Heiligen Marcellinus und Petrus, deren Gebeine Einhard dorthin bringen ließ, sondern vor allem der Randvermerk in der Schlettstadter Hand­ schrift zum Jahr 838: Hue usque Enhardus. Als Quellenschriften für den Verfasser dieses Teils kommen in Betracht: die sog. Kleine Lorscher Frankenchronik1 (herausgegeben von H. Schnorr von Carolsfeld im Neuen Archiv 36,1911, 23-39), ein verlorenes Annalenwerk bairischen Ursprungs (bis 796), sowie die Reichsannalen (seit 771, aber nicht über 827 hinaus). Dazu kommen für die Jahre seit 741 einzelne Notizen aus den Annales Sithienses2, die Einhard vermutlich in St. Blandin bei Gent benützen konnte, sowie einige andere nur spärlich benützte Vorlagen. Einhards 1 Auffallenderweise nicht in der Form , die diese Chronik in Fulda erhalten h at (Neues Archiv 3 6 ,2 2 f.). Überdies sind für die Jahre nach 781 nur noch drei Entlehnungen (zu den Jahren 794, 802 und 804) nachzuweisen, von denen die beiden letzten auch aus anderer Quelle stam m en können. 2 V g l. B . Sim son, Über die Annales Enharti Fuldensis und Annales Sithienses, Jena 1863. D e n . in Jahrbücher K arls d . G r. I 666 ff. E . Dünzelm ann, Neues Archiv 2 ,1 8 7 7 , 4 9 9 -5 0 6 . M . M anitius, D ie Annales Sithienses, Laurissenses m i­ nores und Enharti Fuldenses, D iss. Leipzig 1881.

2

Einleitung

Autographon, das zuletzt noch eine Zusatzbemerkung über den Schnee­ fall im Winter 838/39 enthielt, sei noch 1496 von einem Mönch des K lo­ sters Kirschgarten bei Worms benützt worden. Während dieser erste Teil durchweg auf älteren Quellen fußt (aus ihm ist im folgenden nur der Abschnitt abgedruckt, der über die Jahre 828 bis 838 aus unbekannter Quelle8 berichtet), beginnt mit dem zweiten Teil, der die Jahre 838 bis 863 umfaßt, eine völlig selbständige Leistung. Sie entstammt (nach Kurze) der Feder des Mönchs Rudolf von Fulda (t 865), der bekannt ist als Lehrer an der Klosterschule4 und als Verfasser einer Vita S. Liobae (MG SS X V 1 S. 121-131), der Miracula sanctorum in Fuldenses ecclesias translatorum (MG SS X V 1 S. 329-341) und des ersten Teils der Translatio S. Alexandri (MG SS II S. 673-681). Der Ver­ fasser dieses Teils muß dem ostfränkischen H of Ludwigs des Deutschen nahegestanden haben, dessen Partei er in den Auseinandersetzungen mit den andern Karolingern ergreift. Auch bringt er, während das Interesse an den übrigen Reichsteilen stark nachläßt, die ausführlichsten Berichte über die Kämpfe mit den Slawen. Den dritten Teil verfaßte nach Kurze ebenfalls ein Mönch aus Fulda, derselbe Meginhard, der auch Rudolfs Translatio S. Alexandri vollendete. Da er von dem Erzbischof Liutbert nach Mainz geholt wurde, nahm er von dem in Fulda zurückbleibenden Autograph seines Vorgängers eine Abschrift, bei der er einiges zu den Jahren 856 und 863 änderte, die nach Rudolfs Tode in Fulda angefügten Zusätze der Handschriftengruppe B erheblich umgestaltete und die von seinem Vorgänger zum Jahre 863 beigefügten Urkunden wegließ. Der Verfasser dieses dritten Teils, der sein Werk 869 in Mainz begann und dann regelmäßig weiterführte, beweist eine vortreffliche Kenntnis der Zeitgeschichte, solange der Mainzer Erz­ bischof Liutbert als Erzkaplan am ostfränkischen Hofe war. Als dieser aber durch den Günstling Karls III, den Bischof Liutward vonVercelli, verdrängt wurde, änderte sich die Sachlage. Meginhard schloß seine Ar­ beit an dem Annalenwerk mit dem Jahr 882 (diesem Stand entspricht die aus Worms stammende Handschrift von Schlettstadt). Später, als er sich entschloß, auch eine Darstellung der Jahre 882 bis 887 zu liefern, fertigte * Sicher nicht, wie Kurze m eint, aus den Annales Bertiniani durch V erm itt­ lung eines unbekannten Zwischenglieds (Annales Blandiniani ?) 4 E r hat sich auch, wie M . Tangl und E . Stengel nachgewiesen haben, als Urkundenfälscher für sein Kloster b etätigt: außer den Num m ern 6 und 16 im Urkundenbuch des K losters Fulda B d . 1 (Veröffentlichungen der Historischen Kom m ission für Hessen und W aldeck 10, 1913/58) stam m t von ihm das erst 85 4 /5 5 entstandene Pippinprivileg von 753 (N r. 20).

Die Annales Fuldenses

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er eine Abschrift des bisherigen Werkes an, bei der er aber einige Ände­ rungen voroahm. Diese zweite Rezension mit dem Nachtrag für 882-887 ist in der Wiener Handschrift erhalten. Eine andere Abschrift ohne den Anhang für 882 bis 887 gelangte auch nach Regensburg und wurde dort ab 882 fortgeführt. Mit Benützung dieser zweiten Rezension und ihrer Regensburger Fortsetzung sowie des aus Fulda entlehnten Autographs des Rudolf entstand dann eine dritte Rezension in Altaich, die in der Leipziger Handschrift erhalten ist und von verschiedenen Händen bis 901 fortgeführt worden ist. Dieser von Fr. Kurze im Neuen Archiv 17, 1892, 53-158 begründeten Auffassung von der Entstehung der sog. Fuldaer Annalen hat Siegfried Hellmann eine völlig andere6 entgegengestellt im Neuen Archiv 33, 1908, 697-742 und 34, 1909, 17-66. Er geht von einer völlig veränderten Be­ wertung der handschriftlichen Grundlagen aus. Nach ihm hat weder Ein­ hard noch Rudolf noch Meginhard an dem Zustandekommen dieser Anna­ len mitgewirkt, sie sind vielmehr das Werk eines einzigen unbekannten Verfassers, der in Mainz zwischen 882 und 887 tätig war. Ihm standen für seine Arbeit zwei Kompilationen zur Verfügung, die auf den Namen eines Enhard und eines Rudolf gingen und bis 838 bzw. 863 reichten. Daß die mit dem Jahr 882 abbrechende Schlettstadter Handschrift eine erste Rezension widerspiegle, hat schon Wibel in einem Excurs seines Buches : Beiträge zur Kritik der Annales regni Francorum (Straßburg 1902 S. 249 ff.) widerlegt und Hellmann hat nachgewiesen, daß sich der Schrei­ ber dieser Handschrift des öfteren Eingriffe in den Wortlaut seiner Vor­ lage erlaubt hat. Trotzdem steht diese Handschrift der Wiener näher als jede andere und bildet mit ihr zusammen die Rezension A. Bei der Übernahme dieser Annalen aus Mainz und ihrer Fortführung in Regensburg bzw. Altaich - beide Fortsetzungen fallen gegenüber dem stilistischen Können des Mainzer Verfassers merklich ab - ersetzte man die für Karl III wenig günstige Darstellung der Jahre 882 bis 887 durch eine betont lobrednerische. Außerdem übernahm man, zum Teil ohne Til­ gung des ursprünglichen Wortlauts, einige Änderungen zu den Jahren 863 bis 865, die der Rezension A unbekannt geblieben waren. So entstand eine Rezension B, die durch mehrere Handschriften vertreten ist, deren gegenseitige Beziehungen von Hellmann aber anders beurteilt werden als durch Kurze geschehen war. Insbesondere ist nach Hellmann die Leip6 Einwendungen erhebt Kurze ebd. 3 6 ,1 9 1 1 , 3 4 3 -3 9 3 m it der Erwiderung von Hellm ann ebd. 37, 1912, 6 3 -6 5 . Dazu noch K urze ebd. 7 7 8 -7 8 5 . Gegen M . Jansen, H istor. Jahrb. 33, 1 0 1 -1 0 3 H ellm ann, ebd. 34, 4 0 -6 4 . V g l. E . Stengel, A rch. f. U rk. Forschung 6, 151.

Einleitung

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ziger Handschrift weder ein Autographon noch die Stammutter der übri­ gen Handschriften dieser Rezension, sondern aus einer am Ende verstüm­ melten Vorlage abgeschrieben, wobei zuletzt wiederholt die Schreiber, also nicht die Verfasser, wechseln. Hellmann hat auch (Neues Archiv 34 S. 18) gezeigt, daß Benützer der Annales Fuldenses im 11. Jahrhundert minde­ stens noch eine Darstellung des Jahres 902 gelesen haben. Damit wird es ziemlich glaubhaft, was Adam von Bremen® behauptet, daß diese Annalen mit dem Tode Ludwigs des Kindes schlossen. Aus diesen Ausführungen wird klar, daß die erhaltenen Handschriften sich auf zwei Rezensionen verteilen. Rezension A ist vertreten in zwei Handschriften (Nr. 1-2) : 1. codex Schlettstadensis (Stadtbibliothek) 11, Anfang des 10. Jahrhun­ derts in Worms geschrieben und dort zwischen 1464 und 1470 abhanden gekommen6 7, und 2. Vindobonensis 615 (olim hist. prof. 993) aus dem 11. Jahrhundert, einst im Besitz des Wolfgang Lazius (Theod. Gottlieb, Beihefte z. Cen­ tralblatt f. Bibliothekswesen Bd. IX , Heft 26, 1902, 41), erstmals be­ kannt gemacht durch P. Lambeck, Comment, de Aug. Bibi. Caesarea II 351 ff. Rezension B ist vertreten durch vier Handschriften (Nr. 3 bis 6) : 3. Lipsiensis civ. rep. II 129a, einst in Altaich, dann käuflich erworben durch den nachmaligen Leipziger Professor Joh. Fr. Christ und 1727 von ihm in seinen Noctes Academicae bekanntgemacht. Genaue Beschreibung dieser um 1840 in der Leipziger Stadtbibliothek wieder aufgefundenen Handschrift bei Hellmann, Neues Archiv 34, 1909, 42. Eine für Joh. Aventinus hergestellte Abschrift ist Monacensis latinus 966. Eine weitere durch Marcus Welser vermittelte Abschrift stand Marquard Freher zur Verfügung für seine Ausgabe in den Scriptores rerum Germanicarum I (Frankfurt 1600). 4. Vaticanus Reginensis 633 aus Fécamp, Ende des 11. Jahrhunderts aus verstümmelter Vorlage abgeschrieben (genaue Beschreibung bei Ph. Lauer in Mélanges d’archéologie et d’histoire 18,1898, 491 ff.), Vorlage für die Erstausgabe des Petrus Pithoeus 1588. 6 Er zitiert die Annalen als H istoria Francorum (Ausgabe von Schmeidler 1917 in den Scriptores rerum Germanicarum I 52 (54) S . 52 m it A n m . 7 , v g l. E in ­ leitung S . L V III). 7 M ittelbare Abschriften von 1. sind codex Havniensis inter Am e-M agnaeanos 830, 1496 im K loster Kirschgarten bei W orm s geschrieben, und M onacensis latinus 1226, von dem Ingolstadter Gelehrten Dietrich Reysacher 1540 in W orm s geschrieben.

Die Annales Fuldensea

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5. Vindobonensis 451 aus dem 12. Jahrhundert, einst im Besitz des Joh. Cuspinianus, wahrscheinlich aus St. Jakob in Lüttich, und aufs eng­ ste mit diesem verwandt. 6. Bruxellensis 7503-7518, etwas jünger als 5), von Leibniz für seine Ausgabe in den Scriptores rerum Brunsvicensium 1707 herangezogen. Dazu kommen noch einige unbedeutende Bruchstücke in Monacensis 29 088, Bemensis 720 (früher 746) und Lipsiensis civ. rep. I 47. Bei einem Vergleich mit den Annales Bertiniani, dem Hauptwerk der westfränkischen Annalistik, schneiden die Annales Fuldenses nicht gut ab. Zwar bringen sie mehr Nachrichten über die Feldzüge gegen die Sla­ wen, aber diese Berichte sind zumeist recht farblos. Wenn beide Annalen­ werke denselben Stoff behandeln, ist der Bericht der Annales Bertiniani der kenntnisreichere und gehaltvollere. Beim Verfasser der Annales Ful­ denses kann keine Rede sein von einer unmittelbaren Fühlungnahme mit dem königlichen H of oder einem persönlichen Einblick in die politischen Hintergründe des Geschehens. Auch wenn sich die Darstellung der eige­ nen Zeit des Verfassers nähert, verengert sich der Gesichtskreis, ein Zei­ chen für die Unmöglichkeit, weitergehende und zuverlässige Informatio­ nen zu erlangen. Berichte über ungewöhnliche Naturerscheinungen neh­ men einen weiten Raum ein, ebenso kleine Geschichtchen mit erbau­ lichem Charakter, oft mit direkten Reden ausgeschmückt unter Verwen­ dung biblischer Worte und Gedanken. Trotzdem war ihnen, wie schon die reiche Überlieferung in den Hand­ schriften zeigt, eine weite Verbreitung und Benützung in den folgenden Jahrhunderten beschieden. Neben dem schon erwähnten Adam von Bre­ men (Ausg. v. Schmeidler 1917) muß hier genannt werden der unbekannte Verfasser der Schwäbischen Weltchronik (um 1040, ein verlorenes Werk, das z. B. von Hermann von Reichenau benützt wurde, WattenbachHoltzmann, Deutschlands Geschichtsquellen S. 229 ff.), Sigbert von Gembloux (MG SS VI 300-535), Annalista Saxo (MG SS VI 542-777), Marianus Scotus (MG SS V 494^564), endlich (wohl durch ein Zwischen­ glied) der Cosmidromius (herausgegeben durch M. Jansen 1900) des Gobelinus Persona (1358-1421). Der Übersetzung des Textes wurde die Übertragung von C. Rehdantz 1852 (neubearbeitet von Wattenbach 1889) zugrundegelegt.

R E G IN O V O N P R Ü M

Wenn man einer aus dem Kloster Prüm stammenden Aufzeichnung aus dem 16. Jhdt. (Pertz’ Archiv 3, 1822, 292) trauen darf, so war Regino von adeliger Abstammung aus Altrip bei Speyer, wo das Kloster schon seit 762 begütert war (Beyer, Urkundenbuch der Regierungsbezirke Koblenz und Trier Bd. 1 Nr. 60). Die Zeit seines Eintritts ins Kloster ist nicht bekannt. Aber als im Jahre 892, ein Jajir nach der Schlacht an der Dyle, die Normannen von Bonn aus in die Eifel eindrangen und Prüm heimsuchten, legte Abt Farabert, der mit den meisten Brüdern geflohen war, seine Würde mit Einwilligung des Königs nieder und Regino wurde sein Nachfolger (Chron. z. J. 892, vgl. MG SS X V S. 1291,46 und 1292,2). Schon nach 7 Jahren mußte er dem Richarius Platz machen, den seine Brüder, die Grafen Gerhard und Mahtfried, mit Gewalt in sein Amt ein­ führten. Den Regino aber holte Erzbischof Ratbod nach Trier und über­ trug ihm die Leitung des Martinsklosters (MG SS V III S. 208). Hier ist er auch 915 gestorben und in St. Maximin begraben worden, wo sein Grab­ stein 1581 aufgefunden wurde (Text der stark zerstörten metrischen Grabschrift bei Kurze S. VI). Regino scheint erst in Trier zur Schriftstellerei gekommen zu sein. Dem Trierer Erzbischof Ratbod widmet er eine kleine Schrift De armonica institutione (Autograph erhalten in Codex Lipsiensis civ. rep. 995, hgg. durch Coussemaker in Scriptores de musica medii aevi Bd. 2 S. 1-73). Von diesem erhielt er auch den Auftrag, in einem Handbuch die wichtigsten Bestimmungen des kanonischen Rechts zusammenzustellen, um dem Bi­ schof bei seinen Visitationsreisen das Mitnehmen der Konzilsakten zu er­ sparen. So entstand das älteste Handbuch des Kirchenrechts mit dem Titel De synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis in zwei Büchern, deren erstes sich auf den Klerus und das zweite auf die Laien bezieht. Das Werk (Ausgabe von Wasserschieben, Leipzig 1840) ist dem Erzbischof Hatto von Mainz gewidmet, der unter Ludwig dem Kind (899-911) der tatsächliche Regent in Ostfranken war. Etwas über hundert Jahre später konnte sich Burkhard von Worms bei der Abfassung seiner Decretorum libri X X weitgehend auf Reginos Vorarbeit stützen. Reginos Hauptwerk ist die Chronica, die er 908 abschloß und dem

Regino von Prüm

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Bischof Adalbero von Augsburg, dem Erzieher Ludwigs des Kindes, wid­ mete. Vielleicht sollte das Werk, das mit Christi Geburt beginnt und bis zur Gegenwart reichte1, für den Unterricht des jungen Königs (geboren 893) verwendet werden. Regino hatte bei der ersten Niederschrift ein­ gehend über die Hintergründe seiner Verdrängung aus Prüm berichtet, aber es später doch vorgezogen, diesen Bericht durch Herausnahme aller Blätter aus der Urschrift zu unterdrücken, so daß nur die ankündigenden und die abschließenden Sätze erhalten blieben2. Auch der Schluß des Werkes in der jetzigen Form kann nicht befriedigen: Sigbert von Gembloux de script, eccl. 111 hat offenbar eine bis 908 reichende Abschrift vor Augen gehabt. Die Chronik zerfällt in zwei Bücher. Das erste, als libellus de tempori­ bus dominicae incarnationis bezeichnet, beginnt (nach Beda) mit der chro­ nikalischen Notiz über die Geburt Christi und schließt mit einer gleich­ artigen Notiz über den Tod Karl Martells. Regino berechnet ihn nach den Herrscherjahren der römischen Kaiser auf 718, weiß aber, daß er nach den Ostertafeln des Dionysius zu 741 gehört. Diesen Widerspruch zu be­ heben, reichen sein Material und seine Fähigkeiten nicht aus. Auch der bis zum Tode-des Zacharias (752) reichende, aus dem Liber Pontificalis am Ende dieses Buches von Regino beigefügte Papstkatalog bringt un­ lösbare Schwierigkeiten: Regino kommt bei dieser Berechnung auf 747. Das zweite Buch, als liber de gestis regum Francorum bezeichnet, beginnt nochmals mit einer Notiz über den Tod Karl Martells und bringt dann die Ereignisse bis zum Jahre 813 in engstem Anschluß an die Reichsannalen (die Vorlage war ein am Ende etwas verstümmeltes Exemplar der Gruppe B, vgl. unsere Ausgabe in Band 1 Seite 4), wobei nur an zwei Stellen klei­ nere Stücke aus andern Quellen eingeschaltet sind. Vom Tode Karls d. Gr. an wird die Darstellung selbständig - hier beginnt auch unser A b­ druck - , allerdings sehr knapp gehalten, was eben damit zusammenhängt, 1 Der Plan einer solchen W eltchronik ist erst um 1040 (unabhängig von R e­ gino) wieder ausgeführt worden von einem Reichenauer Mönch in der (verlorenen) Schwäbischen W eltchronik. W attenbach-H oltzm ann, Deutschlands Geschichts­ quellen S . 229 ff. * Sie sind nur in den Handschriften der Gruppe B erhalten, ln den übri­ gen Handschriften sind auch sie weggelassen. W ie Lintzel annim m t (Deutsches Archiv 1, 1937, 4 9 9 -5 0 2 ), hat Regino selbst diese Streichung vorgenommen, sodaß die Handschriften der Gruppe A a u f das von Regino für den Bischof Adalbero von Augsburg hergestellte Exem plar zurückgehen, während die andere Gruppe letztlich a u f die Urschrift zurückzuführen ist. V g l. dazu auch die B e­ obachtung zur handschriftlichen Überlieferung zum Jahr 866.

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Einleitung

daß dem Verfasser keines der umfangreicheren Geschichtswerke (Annalen oder Biographien) zur Verfügung stand, so daß er auf die Annalen von Prüm (MG SS X V S. 1289-1292) angewiesen blieb, die auch in den Anna­ len von Stablo verwertet sind (MG SS X II I S. 39—43). Außerdem ver­ wendet er Briefe und Aktenstücke zum Eheskandal Lothars II in einer Zusammenstellung, die anderwärts handschriftlich nicht greifbar ist. Be­ zeichnend für Herkunft und Art des ihm zur Verfügung stehenden Quel­ lenmaterials ist die Tatsache, daß Regino, dessen Interessen im Osten nicht über Mainfranken hinausgehen, fast nur von Westfranken und von der Bretagne zu berichten weiß, wo Prüm Besitzungen hatte. Sein Ver­ such, die einzelnen Tatsachen im annalistischen Schema bei den richtigen Jahren unterzubringen, ist wenig gelungen, so daß seine chronologischen Verstöße erheblich stören. Bei seiner Schilderung der Ungarn z. J. 889 begnügt er sich damit zu wiederholen, was Justinus, der Epitomator des Pompeius Trogus, und Paulus Diaconus über die Scythen gesagt haben. Trotz solcher Unzulänglichkeiten stellt Reginos Chronik eine bedeuten­ de historiographische Leistung dar, zunächst einmal schon deshalb, weil er sich von der mit dem Aufstieg der Karolinger einsetzenden Beschrän­ kung des Geschichtsbildes auf das Frankenreich als die Erfüllung der Weltgeschichte freigemacht hat. Für ihn hat dieses Reich nicht die heils­ geschichtliche Bedeutung wie für die Zeitgenossen Karls d. Gr. Das Imperium ist ihm nicht der Vorkämpfer für die Ausbreitung des Christen­ tums, der Kaiser nicht das Haupt der Welt. Er kennt das territorial sehr beschränkte Titularkaisertum und ist Zeuge von dem unaufhaltsamen Kräfteschwund des Frankenreiches. Darum kann er die Geschichte seiner Zeit über die der Karolinger hinweg verknüpfen mit der der römischen Kaiser und der der Päpste. An die einzelnen Ereignisse legt er nicht den Maßstab des Rechts und der christlichen Moral, weil er ein ziemliches Verständnis hat für die Eigengesetzlichkeit der Machtbildung. Wie H. Löwe gezeigt hat (Rhein. Vierteljahrsblätter 17, 1952, 151-179), verdankt er das dem Studium des Justinus, der nicht bloß formal (Manitius, Neues Archiv 25, 1900, 192 ff.), sondern ganz wesentlich auch in sachlicher Hinsicht Regino beeinflußt hat. Ihm verdankt er die Einfüh­ rung der Fortuna als geschichtsbildende Kraft neben der menschlichen Virtus (diese fast altgermanisch-heidnisch verstanden) und der göttlichen Providentia. Damit kann er es sich in einzelnen Fällen leisten, eine mili­ tärische Niederlage nicht als Ausfluß göttlicher Rache für menschliche Sündhaftigkeit darzustellen: die christliche Geschehensdeutung bleibt freilich in der Mehrzahl der Fälle unberührt (z. B. z. J. 862. 866. 867. 869.

Regino von Prüm

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882. 883), was wohl mit der Abhängigkeit von seinen Quellen zu erklären ist, aber auch ein Zeichen der inneren Unsicherheit. Die reiche handschriftliche Überlieferung, ein Beweis für die rasche und weite Verbreitung des Werkes, zerfällt nach Kurze (Neues Archiv 15, 1890, 296 ff. und Ausgabe S. X I) in zwei Klassen, je nachdem eine Fort­ setzung (bis 967) erhalten ist oder nicht. Über diese Fortsetzung, die in den „Ausgewählten Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters“ Bd. 8 zusammen mit Widukind und Liutprand veröffentlicht wird, s. Wattenbach-Holtzmann, Deutschlands Geschichtsqucllen S. 166. Von der Handschriftengruppe A (Chronica und Continuatio) ist die Urhandschrift verloren, die Continuatio nur beim Annalista Saxo (MG SS VI S. 592-620) in dessen ziemlich freie Bearbeitung der Vorlage voll­ ständig übernommen, während sie in den übrigen Handschriften am Ende mehr oder weniger verstümmelt ist. Die beiden ältesten sind : A 1 Monacensis 6388 aus Freising, geschrieben unter Bischof Abraham (957-993), aus dem es mindestens 5 Abschriften gibt, und A 2 Parisinus 5018 s. X I, vielleicht aus Halberstadt, später dem Petrus Pithoêus und dem Jac. Aug. Thuanus gehörig. Die Handschriftengruppe B (ohne Continuatio, aber auf das Auto­ graph dès Verfassers zurückgehend) ist in drei Vertretern greifbar. Diese sind: B 1 Einsidlensis 359 S. X , daraus 3 Abschriften. B 2 Schafhusanus 109 s. X (vielleicht aus Trier). Aus ihm ist der Codex Britannici Musei Arundelianus 390 s. X (aus Soissons?) abgeschrieben, die Vorlage von 7 Abschriften, die erhalten sind. Aus einer verlorenen Ab­ schrift des Schafhusanus stammt die Reichenauer Handschrift Carlsruhanus C C X X X II s. X I mit 2 Tochterhandschriften. B 3 Parisinus 5017 s. X I aus S. Arnulf in Metz mit 2 Abschriften. Wei­ tere Handschriften, die nur Auszüge oder kleinere Stücke enthalten, nennt Kurze S. X IV , dort auch Hinweis auf verschollene Handschriften. Dieser reichen handschriftlichen Überlieferung entsprechend ist Regi­ nos Chronik als Quelle mittelalterlicher Geschichtskompilationen stark verwendet worden. Zunächst einmal von dem unbekannten Verfasser der Annales Mettenses posteriores (Autograph in Berolinensis Meerman. 141 s. X II), aus B 3, weiter von Marianus Scotus (MG SS V S. 495-562) aus B 2, in den Gesta Trevirorum (MG SS V III S. 130-174) auch aus B 2, bei Hugo von Flavigny (MG SS V III 288-502) und in den Annales Reichersbergenses (MG SS X V II 443-476). Die Chronik mit ihrer Fortsetzung ist benützt von dem Verfasser der Annales Nienburgenses, die unter dem Abt Arnold(1134^1166) zusammengestellt sind. Sein Werk'ist zwar handschrift­

10

Einleitung

lieh nicht erhalten, kann aber aus dem Annalista Saxo (MG SS V I 542-777) und den Annales Magdeburgenses (MG SS X V I S. 107-196) wiederher­ gestellt werden. Weitere Benutzer der fortgesetzten Chronik sind der Ver­ fasser der Annales Hersfeldei^ses (MG SS III S. 18-116), Hermann von Reichenau (MG SS V S. 67-133), Otto von Freising (MG SS X X S. 116 bis 301), der Notar des Königs Bela IV von Ungarn (MG SS X X I X S. 532-536) und der Verfasser der um 1180 entstandenen Salzburger Annalen, vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen Bd. 2 (1894) S. 305. Den ersten Druck der Chronik veranlaßte 1521 Sebastian von Rotenhan (Vorlage anscheinend eine der Ableitungen der obengenannten Reichenauer Handschrift). Er bildet die Textgrundlage aller späteren Aus­ gaben, aufgezählt bei Kurze S. X IV . Für die Monumenta gab G. H. Pertz den Text in Band 1 der Scriptores S. 537-629 heraus. Unser Abdruck folgt der Ausgabe von Fr. Kurze (in usum scholarum 1890), jedoch an einzel­ nen Stellen abweichend zugunsten der Überlieferung B. Für die deutsche Übertragung wurde die Übersetzung von E. Dümmler in den Geschichtsschreibern der deutschen Vorzeit Bd. 14 überarbeitet. Literatur (außer den in der Einleitung genannten Autoren) : H. Ermisch, die Chronik des Regino bis 813, Diss. Göttingen 1871. P. Schulz, die Chronik des Regino vom Jahre 813 an, Diss. Halle 1888. Derselbe, Zur Glaubwürdigkeit der Chronik des Abtes Regino, Progr. Hamburg 1897. H. Ermisch, Zur Chronik des Abtes Regino von Prüm, Hamburg 1897. C. Wawra, de Reginone Prumiènsi, Diss. Breslau 1901. J. Harttung, Über Regino von Prüm, Forschungen zur deutschen Ge­ schichte 18, 1878, 362-368. Zu W. Hümpfner (Hist. Jahrb. 44,1924, 65-72) vgl. die Widerlegung von W. Levison, Neues Archiv 46, 1925, 285.

N OTKER GESTA K A R O L I

Ain Anfang und am Ende verstümmelt sind die Gesta Karoli im Mittelalter anonym durch Abschriften verbreitet worden. Aber schon dem ersten Herausgeber Hermann Canisius, Lectiones antiquae 1 (1601) S. 360-428 ist die Zuschreibung an Notker Balbulus bekannt (monachi S. Galli, quem nonnulli Notkerum Balbulum putant) und Melchior Gol­ dast hat 1606 in seinen Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti Tom. 2 Pars 1 S. 152 der Ausgabe Frankfurt 1661) die Schrift ohne jedes Bedenken unter den Werken des Notker Balbulus aufgeführt und dabei angekündigt, Marquard Freher werde in seinen Francicarum rerum scrip­ tores den Text in verbesserter Form (mendarum qua scatebant chiliade externata) und unter Aufhebung der Anonymität (auctori et patri suo redonabit) voflegen. Das ist nicht geschehen1. Daher wagte auch keiner der folgenden Herausgeber2 der Schrift über die Bezeichnung Anonymus oder Monachus Sangallensis hinauszugehen. Da lieferten fast gleichzeitig Karl Zeumer in den Historischen Aufsätzen dem Andenken von G. Waitz gewidmet (1886) S. 97-118 und Eberhard Graf Zeppelin in den Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensees 19, 1890, S. 33-47 unab­ hängig voneinander unter Hinweis auf zahlreiche sachliche Übereinstim­ mungen und noch mehr Stilähnlichkeiten den heute nicht mehr umstritte­ nen Beweis, daß die Gesta Karoli aus der Feder des Notker Balbulus 1 Im Corpus Francicae Historiae sagt Freher 1613 am Ende seiner Vorbe­ merkungen zu Einhards V ita K a ro li: ne de nugacibus maleque feriatis, qui res Magni huius (quod fatum pariter et nomen cum Macedone illo commune habuit) diversis postea idiom atis prosa versaque, dum de Magnis maiora loquuntur, non iam fabulose, sed portentose decantarant, in quis Monachus S . G alli ex relatione W erenberti et Adalberti cantorque Turicensis (wer ist das ?) fam iliam ducunt, . . . et Francogallicis figmentis (quae vulgo Rom ani vocantur passimque otioso­ rum manibus teruntur) verbum addam us. 2 Duchesne, H istoriae Francicae scriptores I I (1636) S . 1 0 7 -1 3 6 . Basnage, Thesaurus monumentorum ecclesiasticorum et historicorum I I 3 (1726) S . 6 6 -8 4 . H ahn, Collectio monumentorum veterum I I

(1726) S . 6 3 4 -6 9 8 . Bouquet,

Recueil V (1744) S . 1 0 6 -1 3 5 . Pertz, M G SS I I (1829) S .. 7 2 6 -7 6 3 . Jaffé, B iblio­ theca rerum Germanicarum IV (1867) S . 6 2 8 -7 0 0 .

12

Einleitung

stammen (vgl. zuletzt Löwe in Wattenbach-Levison, Deutschlands Ge­ schichtsquellen S. 277 ff.). Über Notkers Leben und Werke (bequeme Zusammenstellung z. B. M. Manitius, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd. 1 S. 35A-367, dazu Bd. 2 S. 804) kann hier nur das Nötigste gesagt werden. Geboren um 840 in Jonswil ( Johaniswilare) a. Thur im Kanton St. Gallen, wo sein Bruder Othere Centenar war, trat er früh in das Kloster St. Gallen ein, wo er trotz seines Sprachfehlers (daher der Name Balbulus = Stamm­ ler) ein hochgeschätzter Lehrer wurde und bis zu seinem Tode 912 blieb. Seine bekanntesten Schüler waren der nachmalige Abt von St. Gallen und Bischof von Konstanz Salomon III (890-919) und dessen Bruder Waldo, Bischof von Freising (884r-906). Eine Sammlung seiner Sequenzen - das sind Worte, die auf dem letzten Alleluja des Graduale als lange Jubilationen gesungen wurden - , die er angeregt durch ein westfränki­ sches Vorbild (Kloster Gemeticum = Jumièges bei Rouen) seit etwa 20 Jahren gedichtet hatte, widmete er um 885 dem Kanzler Karls III, dem Bischof Liutward von Vercelli (Gesamtausgabe der Sequenzen in Analecta hymnica Bd. 53,1911). Das Martyrologium, das Erzbischof Ado von Vienne 870 dem Kloster St. Gallen geschenkt hatte, wurde von Not­ ker erweitert und bis 906 fortgeführt (erhalten nur bis 26. Oktober in Sangallensis 454, Ausgabe in Migne, Patr. Lat. Bd. 131, Sp. 1029-1164). Eine dem Salomo gewidmete kurze Notatio (hg. v. Dümmler, Das Formel­ buch des Bischofs Salomo III S. 64^78) enthält einen Katalog patristischer Literatur, hervorgegangen aus seinem Unterricht. Drei Bücher de vita S. Galli per modum dialogi prosaice metriceque metro vario atque pulcherrimo (so die alte Aufschrift in St. Gallen, s. Weidmann, Geschichte der Stiftsbibliothek 1841 S. 483-493 u. S. 417), die er dem Mönch Hart­ mann widmete, dem späteren Abt von St. Gallen (919-924), sind nur in geringen Bruchstücken (Sangallensis 395 s. X V ) erhalten; gesammelt, geordnet und erklärt von P. v. Winterfeld im Neuen Archiv 27 S. 744r-751 und 28 S. 63-76. Dazu kommen noch zerstreut in der Überlieferung Ge­ dichte und Briefe verschiedener Form und verschiedenen Inhalts. Außer­ dem steht Notker auch fest als Verfasser des unter dem Namen Salomos gehenden Formelbuches, hg. v. Zeumer in MG Formulae S. 390-437. An historiographischen Arbeiten Notkers ist außer den Gesta nur eine ziemlich magere Fortsetzung zum sog. Breviarium Erchanberti (MG SS IIS . 328-330) erhalten, geschrieben bald nach der Kaiserkrönung Karls III (881). Notkers Urheberschaft hat B. Simson erwiesen (Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins NF 2 S. 59 ff. und Jahrbücher unter Karl d. Gr. 2 S. 614 ff.). Der Verfasser der Gesta Karoli, der sich 2, 17 selbst als balbus et eden-

Notker Gesta Karoli

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tulus bezeichnet, kommt am Ende seines ersten Buches selbst auf den An­ laß zur Schaffung dieses Werkes zu sprechen. Als Kaiser Karl III bei sei­ nem vierten Italienzug im Dezember 883 das Kloster St. Gallen besuchte und Notker ihn während seines dreitägigen Aufenthalts mit der Erzäh­ lung von Geschichten aus dem Leben Karls d. Gr. erheiterte, forderte ihn der Kaiser auf, diese Erzählungen in einem Buch zu vereinigen. Als seine Gewährsmänner gibt Notker einen alten Kriegsmann Adalbert an, der noch mit dem Grafen Gerold gegen Sachsen, Slawen und Awaren gefochten hatte, und dessen Sohn Werinbert (gestorben 884), der als Mönch in St. Gallen urkundlich (Wartmann, Urkundenbuch Bd. 2 Nr. 366(837), 379(838), 389(844)) bezeugt ist. Notker, der noch einen dritten namenlosen Zeugen anführt, hat seinen Stoff auf drei Bücher so verteilt, daß er im ersten Buch (de religiositate et ecclesiastica eius cura) solche Geschichten brachte, die die Stellung des Kaisers zum Klerus beleuchten, während er im zweiten Buch (de bellicis rebus ab eo gestis) seine diplomatischen Be­ ziehungen zu Konstantinopel und dem Orient betrachtet. Der Schluß des zweiten Buches und das ganze dritte Buch (de cottidiana eius conversa­ tione) ist nicht erhalten. Innerhalb der einzelnen Bücher ist kein durch­ laufendes Anordnungsprinzip zu erkennen; zuweilen könnte eine Gruppie­ rung um einen bestimmten Raum oder eine Aneinanderreihung nach Stichworten vermutet werden. Der historisch-sachliche Gehalt der einzelnen Erzählungen, die zur Unterhaltung und nicht zur Belehrung geschrieben worden sind, hält in den meistén Fällen keiner Nachprüfung stand. Karl selbst ist mit allen seinen Eigenschaften in die Potenz erhoben, mag es sich nun um Frömmig­ keit, Milde, Gerechtigkeit, Weisheit oder um Unüberwindlichkeit, Stärke und eiserne Festigkeit handeln. Nach der Besiegung der Awaren erkennt ihn Europa als Triumphator an und als Herrscher über die meisten Völker. Durch ihn sind die Franken zum Rang der Römer emporgestiegen. So wird, was Einhard zu sagen sich scheute, durch Notker deutlich betont, daß durch Karl und die Franken ein neues Universalreich geschaffen wor­ den ist. Das Bild dieses Kaisers trägt freilich geradezu märchenhafte Züge. Bald erscheint er in übermenschlich strahlender Glorie als Herr­ scher, bald als biederer Hausvater, der sich um das Kleinste kümmert, den niemand hinters Licht führen kann, der vor allem ein wachsames Auge auf kirchliche und klösterliche Zustände hat. So ist diese Schrift ein wertvolles Zeugnis für das frühe Einsetzen der Sagenbildung um die Per­ son Karls des Gr. Die Sprache des Verfassers schwankt zwischen volkstümlicher An­ spruchslosigkeit und affektierter Gelehrsamkeit. Es begegnen ebenso

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Einleitung

klassische Zitate (z. B. Vergils Aeneis), wie solche aus kirchlichen Schrif­ ten. So benützt er eine Vita S. Ambrosii, Bedas ecclesiastica historia, Schriften des Sulpicius Severus, eine Vita S. Antonii sowie aus der un­ mittelbar vorangehenden Zeit «ine Vita Alchuini abbatis, Einhards Vita Earoli und Walafried Strabos Schrift de ecclesiasticarum rerum exordiis et incrementis. Mit Hinweisen auf diese Quellen, mit reichlichen Bibel­ zitaten, mitunter sogar mit unangebrachter Buchweisheit und allerlei rhetorisch-stilistischen Finessen putzt er des öfteren seine Diktion heraus. Notkers Werk wurde, wie schon in der Einleitung zu den Reichsannalen (Bd. 1 dieser Ausgabe S. 7) bemerkt ist, in St. Gallen mit Einhards Vita Karoli und den Reichsannalen zu einem Corpus zusammengefaßt, das weite Verbreitung gefunden hat. Es scheint dies erst spät geschehen zu sein, als von der Urschrift bloß noch die Hälfte vorhanden war. (Weniger glaubhaft ist die Annahme, daß Notker nie wesentlich mehr als das Er­ haltene fertiggestellt habe). Von den erhaltenen Handschriften dieses Corpus scheint keine älter zu sein als der Anfang des 12. Jahrhunderts. Sie werden von dem letzten Herausgeber Hans F. Haefele (Scriptores re­ rum Germanicarum Nova Series Tom. X III, Berlin 1959) S. X X V I I ff. im einzelnen beschrieben und in vier Klassen eingeteilt: 1. Klasse, bestehend aus a) Hannoveranus X III 858 (H), wahrscheinlich aus einem Hirsauer Re­ formkloster in Süddeutschland, unvollständig, b) Vindobonensis 532 (Vx), unbekannter Herkunft, vollständig, c) Oxford 837 (Ox), unbekannter Herkunft; 2. Klasse, bestehend aus a) Monacensis 17 736 (Mj) aus dem St. Andreas- und Magnuskloster in Stadtamhof bei Regensburg. Eine Abschrift davon (Monacensis 569) war Vorlage für die erste Druckausgabe des H. Canisius 1601. Weitere Ablei­ tungen zählt Haefele S. X X X I I auf, b) Gothanus 93 (G), z. Z. unauffindbar, ersetzt durch seine Abschrift c) Monacensis 5336 (M 2) aus Herrenchiemsee (15. Jhdt.); d) Eine Handschrift dieser Klasse stand dem unbekannten Tegernseer Mönch zur Verfügung, der im 12. Jhdt. aus verschiedenen Quellen das im Parisinus N o u v . acq. Lat. 310 (P) erhaltene Geschichtscorpus verfertigte. Über seine Arbeitsweise vgl. den nachstehenden Anhang und was Pfister in seiner Ausgabe des Alexanderromans des Archipresbiter Leo (Heidel­ berg 1913) S. 11 festgestellt hat. 3. Klasse, bestehend aus a) Monacensis 17 134 (M,) aus Schäftlarn, unvollständig,

Notker Gesta Karoli

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b) Trecensis (Stadtbibi. Troyes) 294 bls aus Clairvaux. Wegen der Mit­ telstellung dieser Klasse und weiterer Vertreter s. Haefele S. X X X V . Die 4. Klasse, bestellend aus Landesbibi. Stuttgart 69 (cod. theol. 4° 242) aus Zwiefalten und (als Abschrift davon) Stiftsbibi. St. Florian X I 38 aus Wiblingen (weitere Vertreter bei Haefele S. X X X I X ), bietet die Gesta nicht in der üblichen Verbindung und erweist sich als stilistisch stark überarbeitet und ergänzt aus andern St. Galler Quellen. Diesen Text bieten Jaffe (Bibi. Rer. German. Bd. 4,1867, S. 631-700) und Meyer von Knonau (Mitteilungen aus der Vaterländischen Geschichte Bd. 36, 1918 S. 1-62). Der letzte Herausgeber Haefele hat sich mit Recht entschlossen, wie schon Pertz (MG Scriptores Bd. 2 S. 731-763) den Text des Hannoveranus sei­ ner Ausgabe zugrundezulegen. Sie ist im folgenden mit geringfügigen Ab­ weichungen nachgedruckt. Für die deutsche Wiedergabe wurde die Übertragung, die seinerzeit Wattenbach (1850) für die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit ge­ liefert hatte, nicht unerheblich geändert.

Anhang Der Parisinus Nouv. acq. Lat. 310, der noch im 15. Jhdt. der Abtei Tegernsee gehörte (Besitzvermerk auf der Mitte der Innenseite des Rückendeckels), ent­ hält von mehreren Händen des 12. Jhdts. geschrieben, die sich z. T. abwechseln, einige ältere Geschichtswerke, aber nicht im ursprünglichen Wortlaut, sondern in einer verkürzenden Bearbeitung. Doch läßt sich ihre Vorlage mit großer Sicherheit feststellen. Für die Darstellung der Karolingerzeit stand eine Hand­ schrift zur Verfügung, die nicht bloß Einhards Vita Karoli, sondern auch die Annales regni Francorum in der Rezension Einhards (E) und Notkers Gesta Karoli enthielt; ob diese letzteren als Buch 2 und 3 gerechnet wurden, wie im Hannoveranus X I I I 858 (E 6 bei Kurze) oder als Buch 3 und 4 wie im Monacensis 17 736 (E 7 bei Kurze), läßt sich nicht entscheiden, da der Bearbeiter hier­ über keine Angaben macht und sein eigenes Werk kaum unterteilt. Der Text der Vita Karoli (Überschrift: Incipiunt gesta Karoli) ist nicht frei von Fehlern, die den Schreibern zur Last fallen; wo charakteristische Abwei­ chungen begegnen, drängt sich immer wieder die Parallele mit dem aus St. Gal­ len stammenden Vaticanus Reginensis 339 (A 2 bei Waitz) auf, z. B. 168, 10 Byrram, 170, 12 Longobardorum, 180, 23 contrivit (statt contudit), 182, 9 Foroiulianus, 204, 20 inferiorem, 204, 32 quidquid; in andern Fällen mit dem in Prüm geschriebenen Trevirensis 1286 (A 4 bei Waitz) z B. 176, 22 assentire, 194, 12 Francio, 196, 2 regum gesta, 196, 20 didascalus. Wichtiger aber als diese Zuweisung der Textvorlage zur Gruppe A der Handschriften der Vita Karoli ist die Tatsache, daß in drei Fällen der Text aufgefüllt ist aus den Annales regni

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Einleitung

Francorum. In cap. 11 (S . 180,7) folgt fol. 146* unten au f die W orte finis esi impositus und die Überleitung post haec aus den Reichsannalen (Fassung E nach Kurze S. 81) der W ortlaut zum Jahr 7 8 8 : cum in villa quae vocatur Ingilinheim bis crimine maiestatis a Bawoariis accusatus est. Dann sind zwei Sätze ausge­ lassen und es geht weiter: obiciebantur ei et alia (die beiden letzten W orte nach­ träglich wieder getilgt) complura usw. bis per diversa loca religantur, die T ex tform übereinstimmend m it den Handschriften E 6 und E 7. Der letzte Satz des K apitels 11 der V ita K aroli Einhards ist dam it entbehrlich geworden und aus­ gelassen. Die zweite Einfügung steht au f fol. 148r M itte in K ap . 16 (S . 186,4) hinter revertentibus legatis suos adiungens, indem hier aus Notkers Gesta K aroli II 8 die W orte folgen: elephantum mire magnitudinis et sim ias opobalsamum nar­ dum uigentaque (statt unguentaque) varia pigmenta odoramenta vel medicamenta diversisissima pallia serica multa et preciosa (die letzten fü n f W orte aus den Reichsannalen z. J . 807 nach E 6 oder E 7) illi direxit, adeo ut orientem évaluasse et occidentem viderentur implesse. A u f diesen Notkersatz folgt sofort ein längeres Zitat aus den Reichsannalen zu demselben Jahr, aber von einem zeitlich früheren Zusammenhang : M isit ei et papilionem et tentoria atri (charakteristisch das F eh­ len der W o rte: vario colore facta m it der ganzen K lasse E ) mire magnitudinis et pulcritudinis. Erant enim. omnia byssina tam tentoria quam et funes eorum diversis tincta coloribus (in den Reichsannalen folgt hier der oben schon eingefügte S a tz; der Bearbeiter fährt fort) nec non et orologium, ex auricalco arte mechanica mirifice compositum usw. bis zum Schluß : que omnia in Aquensi (so E , die andern H and­ schriften haben Aquis) palatio ad imperatorem delata sunt. Daran schließt sich unmittelbar wieder ein Stück aus Notkers Gesta K aroli I I 9 : venerunt quoque ad eum legatarii regis Affrorum deferentes leonem Marmaricum usw. bis ad ca­ piendos vel propellendos leones et tygrides postulavit. D afür fehlen von dem E in hardschen T ext die W orte : inter vestes et aromata bis roganti mitteret elefantum (1 8 6 ,4 -6 ). Der nächsten Einlage (fol. 151v unten) m ußten die Sätze idcirco Romam veniens (cap. 28) bis consilium praescire potuisset (1 9 8 ,3 3 -2 0 0 ,2 ) weichen. D en Ersatz liefern die Reichsannalen z . J . 799 m it den W orten : cum enim predictus Leo papa cum letania processurus de Lateranis ad ecclesiam sancti (statt beati) Laurentii quae ad Craticulam vocatur, equo sedens pergeret, insidias a Rom anis dispositas iuxta eandem basilicam incidit. Ubi equo deiectus (statt der nun in den Annalen folgenden W orte: et erutis oculis ut aliquibus visum est setzt der Bearbei­ ter in Anlehnung an Notkers Gesta K aroli 1 26) : cecare eum sunt aggressi morti­ ferum crimen ei imponentes, divino vero nutu conterriti sunt et retracti, ne oculos eius eruerent sed rasoriis per medios insciderent (sic! hier endet die Benützung Notkers und es geht weiter im T ext der Reichsannalen) lingua quoque amputata bis velut ad curandum m issus. Nun kom m t wieder Notker aus demselben Z u ­ sammenhang : Quod cum clanculo perfam iliares suos bis caput orbis ad capud orbis (darüber ». e. Karolus und ». e. Romam) absque mora perrexit. Die Fortsetzung stam m t aus den Reichsannalen z. J . 8 0 0 : cui cum pridie quam illo veniret, Leo papa apud Nomentum occurrisset (hier fehlen wie in E 6 und E 7 die W o rte :

Notker Gesta Karoli

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et cum magna bis suscepisset), post cenam usw. bis magnificans introduxit. Die Tagesangabe ist ausgelassen. Post V I I vero dies rex contione facta (statt vocata) cur Romam venisset omnibus patefecit et exinde cottidie (wie E 6 und 7) propter quae venerat facienda operam impendit; in quibus vel maximum vel difficillimum erat (die letzten zehn W orte, deren Ausfall durch Hom oioteleuton erklärlich ist, können nicht fehlen, sind aber in dieser Bearbeitung ebenso ausgelassen wie in E 6 und E 7, also sicher schon in der Vorlage des Bearbeiters) usw. bis de obiectis se criminibus iure (dieses W ort sonst nur in E 6 und E 7) iurando purgavit. Innocentiam vero (dam it ist der Bearbeiter wieder zu Notker I 26 zurückge­ kehrt) beati Leonis papae bis niveo candore decorabat. Cum autem gloriosissimus Karolus die sacratissima (dieser Satz stam m t aus den Reichsannalen z. J . 801) bis pro facinoris magnitudine exilio deportati sunt (auch dieser T ext in charakte­ ristischen Abweichungen m it E 6 und E 7 zusammengehend). Invidiam tarnen suscepti nom inis etc. wieder aus Einhard V ita K aroli (S . 200,2). Nach diesen Ausführungen kann für diese Tegem seer Handschrift, die übri­ gens gegen Ende der V ita K aroli noch einiges ausläßt (es fehlen cap. 28 die bei­ den Sätze über die M onate und die W inde, cap. 33 die Nam en der Zeugen und ihre Ankündigung quorumque hic nomina descripta sunt), als Vorlage für die aus den Reichsannalen stammenden Abschnitte ein Vertreter der H andschriften­ gruppe E 6 und E 7 festgestellt werden. Diese beiden Handschriften vertreten aber die 1. u. 2 . K lasse der Überlieferung der Gesta K aroli.

Berichtigungen. Band 1 S. 167,11 war statt»D eutscher* zu schreiben: Nichtröm er. Band 2 S. 99,33 war s t a t t ,Arches' zu schreiben: Arcis s. Aube (v g l. S . 377).

ANNALES F U L D E N SE S

JA H R B Ü C H E R VON FULDA

828. Reliquiae sancti Marcellini martyris post pascha ad Aquis palatium delatae et per eas ibi multa signa facta sunt. Hlotharius cum exercitu ad marcam Hispanicam missus est, similiter et Hludowicus iuvenis contra Bulgaros. Foedus cum Nordmannis factum s per neglegentiam ruptum et castra nostrorum a Nordmannis direpta sunt. 829. Ante pascha in sabbato sancto1*terrae motus noctu Aquisgrani factus. Imperator generalem conventum mense Augusto Wormaciae habuit. Bulgari navibus per Dravum / fluvium venientes quasdam villas nostro - 10 rum flumini vicinas incenderunt. Bemhardus comes Barcinonensis in pa­ latio camerarius constitutus, et Hlotharius in Italiam profectus est. 830. Commotio contra imperatorem a primoribus Francorum in Compendio ex­ orta propter Bernhardum, quem in palatio esse noluerunt. Quo inde depulso is atque fugato in gratiam cum eo redierunt, sed ad breve temporis spatium. 831. Conventu apud Noviomagum habito* imperator omnes, qui sibi contrarii fuerunt, velut iuste exauctoravit; quosdam publicis, quosdam privatis rebus expolians, quosdam in exilium mittens multum contra se et Iudith uxorem ao suam non solum populi, sed etiam filiorum suorum animos concitavit. 832. Imperator mense Maio contra Hludowicum filium ad Augustam Vin­ delicam cum exercitu venit. Inde reversus in Aquitaniam Pippinum filinm regno privavit; sed inde, postquam uxorem abdicavit*, cum magna diffi- as cultate ad Aquense palatium regressus est. Sol defecit II. Non. Mai. et luna X III. Kal. Iunii4. 1 27. März 829. * Der Reichstag zu N ym wegen fand im Oktober 830 s ta tt; die Bestrafung er­ folgte im Februar 831 a u f einem Reichstag zu Aachen. * Dieser Verzicht au f die Gemahlin ist sonst nicht überliefert; dam it hängt dann der Bericht über ihre Rückberufung im Jahre 833 zusam m en. 4 Nach den Annales Bertiniani einen M onat früher.

828. Die Reliquien des hl. Märtyrers Marcellinus wurden nach Ostern in die Pfalz Aachen verbracht und durch sie geschahen dort viele Wunder. Lothar wurde mit seinem Heer nach der spanischen Mark geschickt, s ebenso der junge Ludwig gegen die Bulgaren. Ein mit den Normannen geschlossener Vertrag wurde durch Nichtbeachtung gebrochen und das Lager der Unsem von den Normannen ausgeplündert. 829. An dem heiligen Sabbat1 vor Ostern ereignete sich eine Erderschütte* io rung nachts in Aachen. Der Kaiser hielt den Reichstag im August zu Worms ab. Bulgaren, die zu Schiff die Drau herauf kamen, verbrannten einige Dörfer der Unsem nahe am Flusse. Graf Bernhard von Barcelona wurde zum Kämmerer in der Pfalz eingesetzt und Lothar reiste nach Italien ab. io 830. Erhebung gegen den Kaiser, ausgegangen von den Edlen der Franken in Compiègne wegen Bernhards, den sie in der Pfalz nicht dulden wollten. Als dieser von da verjagt und geflohen war, versöhnten sie sich wieder mit dem Kaiser, aber nur auf kurze Zeit. 20 831. Als in Nymwegen ein Reichstag abgehalten wurde2, entsetzte der Kaiser wie mit Recht alle, welche gegen ihn gewesen waren; indem er einigen ihre öffentlichen Ämter, anderen ihre eigenen Besitzungen nahm und einige auch in die Verbannung schickte, brachte er die Gemüter nicht 26 bloß des Volkes, sondern auch seiner Söhne in große Erregung gegen sich und seine Gemahlin. 832. Der Kaiser rückte im Mai mit Heeresmacht gegen seinen Sohn Ludwig vor Augsburg; von da zog er wieder nach Aquitanien und nahm seinem so Sohn Pippin die Herrschaft. Aber von dort gelangte er, nachdem er die Gemahlin entlassen hatte8, unter großen Schwierigkeiten zu der Pfalz in Aachen. Eine Sonnenfinsternis war am 3. Mai und eine Mondfinsternis am 19. Mai4.

Annales Fuldenses 833-838

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833. Imperator initio quadragesimae Wormaciam venit et ibi uxore revocata atque exercitu congregato contra filios suos ad se venire volentes in Alisatiam profectus atque ibi a «uis desertus ac proditus et in filiorum pote­ statem redactus est. Erat ibi cum filiis Gregorius papa Romanus. / s 834. Post haec6 iudicio episcoporum arma deposuit et ad agendam poeniten­ tiam inclusus est, uxor in Italiam ducta. Proximaque aestate ipse relaxatus arma resumpsit, uxorem recepit, Hlotharium ad Italiam cum his, qui eum sequi volebant, redire coegit. Pugnatum est eodem anno cum Mahtfrido 10 et Lantberto; in quo proelio perierunt Uodo comes Aurelianensis et Theodo abbas sancti Martini Turonensis et alii multi. 835. Imperator cum filiis Pippino et Hludowico conventum generalem habuit apud Lugdunum dispositisque ibi illarum partium causis ad Aquense pa- is latium reversus est. Nordmanni Dorestadum vastaverunt. 836. Imperator in palatio Thiodenhove conventum habuit, ad quem Hlotharius venire non potuit, quia graviter et usque ad desperationem aegrotavit. Quo peracto imperator Franconofurd venit, inde ad sanctos Mar- 20 cellinum et Petrum6 et inde ad Ingilenheim et inde ad Aquense palatium re­ diit. Nordmanni Andwerpam civitatem incendunt, similiter et Witlam em­ porium iuxta ostium Mosae fluminis, et a Frisionibus tributum acceperunt. 837. Ticinum in Italia III. Kal. Ian. noctu octies tremuisse perhibetur. Plu- 2s res ex primoribus Italiae defuncti sunt, inter quos praecipui fuerunt Lant-/ bertus et Hugus. Stella cometes in signo Librae apparuit III. Id. April, et per tres noctes visa est. Nordmanni tributum exactantes in Walchram insulam venerunt ibique Eggihardum eiusdem loci comitem et Hemmingum Halpdani filium cum aliis multis X V . Kal. Iulii occiderunt etDoresta- 3« dum vastaverunt; acceptoque a Frisionibus tributo reversi sunt. Impera­ tor omisso itinere Italico Aquisgrani hiemavit. 838. XV. Kal. Febr. vespere terrae motus apud sanctum Nazarium7 et in Wormacense ac Spirense et Lobadunense factus est. Naves contra Nord- 35 mannos aedificantur. Optima pars regni Francorum Carlo iuveni data est. 6 Im

Oktober 833 au f der Versammlung in Compiègne. Der „nächste Som ­

mer“ ist daher der im J . 834.

6 in Seligenstadt a . M ain, w o 7 Lorsch a . Bergstraße.

Einhard A b t war.

Kaiser Ludwig und seine Söhne

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833. Zu Beginn der Fasten kam der Kaiser nach Worms, nahm dort seine Gemahlin wieder zu sich, sammelte ein Heer und zog gegen seine Söhne, die zu ihm kommen wollten, nach dem Elsaß. Hier wurde er von den 6 Seinen verlassen und verraten und fiel in die Gewalt der Söhne. Mit den Söhnen war dort der römische Papst Gregor. 834. Hierauf® legte er nach dem Urteil der Bischöfe die Waffen ab und wurde um Buße zu tun eingesperrt, seine Gemahlin nach Italien geführt. Und im io nächsten Sommer freigelassen, griff er wieder zu den Waffen, erhielt die Gemahlin zurück und zwang Lothar, nach Italien mit denen, die ihm folgen wollten, heimzukehren. In demselben Jahre ist gegen Mahtfrid und Lantbert gekämpft worden; dabei fielen Graf Uodo von Orléans und Abt Theodo vom Kloster des hl. Martin in Tours und viele andere. « 835. Der Kaiser hielt mit seinen Söhnen Pippin und Ludwig einen Reichs­ tag in Lyon, und nachdem er hier die Verhältnisse in jenen Gegenden ge­ ordnet hatte, zog er heim nach der Pfalz in Aachen. Die Normannen plün­ derten Durstede. 20 __ 836. Der Kaiser hielt eine Versammlung in der Pfalz Diedenhofen ab, zu der Lothar nicht kommen konnte, weil er schwer erkrankt war und so, daß man ihn aufgab. Anschließend kam der Kaiser nach Frankfurt, von da zu den Heiligen Marcellin und Petrus6, von da nach Jngelheim und 25 kehrte von dort heim nach der Pfalz in Aachen. Die Normannen verbren­ nen die Stadt Antwerpen, ebenso Witla, die Hafenstadt an der Mündung der Maas, und erhielten von den Friesen Tribut. 837. Ticinum in Italien, erzählt man, erlebte am 30. Dezember nachts acht 30 Erdstöße. Mehrere der Edlen Italiens starben, unter ihnen die vorzüg­ lichsten Lantbert und Hugo. Ein Komet erschien im Zeichen der Waage am 11. April und war 3 Nächte hindurch sichtbar. Die Normannen kamen Tribut einzutreiben auf die Insel Walcheren und töteten daselbst am 17. Juni Eggihard, den Grafen dieses Ortes, und Hemming, Halbdans 36 Sohn, mit vielen anderen, plünderten Durstede und zogen heim, nachdem sie von den Friesen Tribut erhalten hatten. Der Kaiser gab die Reise nach Italien auf und blieb den Winter in Aachen. 838. Am 18. Januar Abends gab es ein Erdbeben bei dem heiligen Nazarius7 40 im Raum von Worms, Speyer und Ladenburg. Gegen die Normannen

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Annales Fuldenses 838-840

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Hlotharius et Hludowicus in valle Tredentina colloquium habuerunt ante mediam quadragesimam*). / Imperator vero mense Iunio Noviomagi conventu generali habito con­ siliis quorundam ex primoribus Francorum adquiescens pacti conscrip­ tione Hludowico filio suo regnum orientalium Francorum, quod prius cum s favore eius tenuit, interdixit. Ille autem intellegens ex invidia consiliantium talem prodisse sententiam edicto posthabito III. Kal. Dec. ad Franconofurt cum suis venit. Contra quem imperator quasi sibi adversantem cum exercitu-veniens Mogontiaci natalem Domini celebravit. Pippinus quoque filius eius, rex Aquitaniorum, mense Novembrio8 eius- io dem anni defunctus est. Imperator vero post peractam festivitatem natalis Domini et theophaniae VII. Idibus Ianuariis cum exercitu navigio Rhenum transiit, obvios habens Saxones partim minis partim suasionibus Adalberhti comitis ad- w ductos. Quo cognito Hludowicus nefas esse sciens filium patri repugnare cedendumque tempori iudicans in Baioariam se recepit. Imperator autem in / Franconofurt veniens ibique manens ieiunium quadragesimale inchoa­ vit. Inde pergens in Alamanniam iuxta lacum Briganticum pascha9 cele­ bravit. Post pascha vero mense Maio Wormatiam veniens Hluthario filio 20 suo de Italia in fidem eius venienti reconciliatur regnumque Francorum inter eum et Karlum filium suum minimum dividit, Hluthario quidem, qui maior natu erat, nominis sui dignitatem et sedem regni tribuens, Hlu­ dowico vero filio suo minori pro eo, quod eum offenderat, Baioariorum provincia tantum concessa. Post Kàlendas autem Iulii Hluthario ad Ita --25 liam redeunte imperator adsumpto secum Earlo ad disponendas Aquita­ niorum res occidentem proficiscitur. Eodem quoque anno stella cometes in signo Arietis apparuit et prodigia alia in caelo visa sunt. Nam et caelum noctu serenum rubuit et per aliquot noctes igniculi plurimi instar stellarum per aerem discurrere videbantur, ao 840. _ Hludowicus filius imperatoris partem regni trans Rhenum quasi iure sibi debitam affectans per Alamanniam facto itinere venit ad Francono*) die Schlettstadter Handschrift bemerkt an dieser Stelle a u f dem R a n d : Hue usque Enhardus. Der Kirschgartener M önch, der 1496 den Codex H avniensis aus einer W orm ser Vorlage abschrieb, m acht daraus : ‘huc usque scripsit Einhardus’ und schiebt vorher aus unbekannter Quelle den Satz ein : In festo sanctorum Mauricii et sociorum eius magna nix ubique cecidit et duravit usque ad pascha in tota regione per X X V I I I I hebdom adas. D . h . A m F esttag des h l. Mauricius und seiner Gefährten (22. S ept.) fiel überall viel Schnee und blieb 29 W ochen lang im ganzen Gebiet liegen bis Ostern (6 . A p ril).

Regelung der Nachfolge

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wurden Schiffe erbaut. Der beste Teil vom Reiche der Franken wurde dem jungen Karl gegeben. Lothar und Ludwig hatten in dem Tale von Trient eine Unterredung vor Mittfasten. Der Kaiser aber hielt im Juni einen Reichstag in Nymwegen, wo er nach 6 dem Rat einiger edlen Franken durch schriftliche Festlegung seinem Sohn Ludwig die Herrschaft über die Ostfranken absprach, die dieser bis da­ hin mit seiner Bewilligung innegehabt hatte. Weil aber dieser sah, daß ein solcher Beschluß aus der Mißgunst der Ratgeber hervorgegangen war, achtete er nicht auf den Befehl und kam den 29. November nach Franklo furt mit den Seinen. Der Kaiser zog mit Heeresmacht gegen ihn als seinen Feind und feierte in Mainz den Geburtstag des Herrn. Auch ist sein Sohn Pippin, König der Aquitanier, im November8 dieses Jahres gestorben. 839. io Als das Weihnachtsfest und das Erscheinungsfest vorüber war, ging der Kaiser am 7. Januar mit seinem Heere zu Schiff über den Rhein. Ihm zogen die Sachsen zu, die teils Drohungen teils Zureden des Grafen Adelbert hergeführt hatte. Auf diese Nachricht ging Ludwig, der wußte, daß es eine Sünde ist, wenn der Sohn wider den Vater streitet, und der es für so rätlich hielt, den Umständen nachzugeben, nach Baiem zurück. Der Kai­ ser kam nach Frankfurt, wo er blieb und das vierzigtägige Fasten begann. Von dort zog er nach Alamannien und feierte am Bodensee das Osterfest9. Nach Ostern kam er im Mai nach Worms; hier söhnte er sich mit seinem Sohn Lothar aus, der aus Italien zur Huldigung gekommen war, und teilte 26 das Reich zwischen ihm und seinem jüngsten Sohn Karl. Dem Lothar, als dem ältesten, erkannte er die Würde seines Titels zu und den Sitz der Herrschaft, dem jüngeren Sohn Ludwig aber wurde dafür, daß er ihn ge­ kränkt hatte, nur das Land Baiem eingeräumt. Nach dem 1. Juli, als Lothar nach Italien heimkehrte, reiste der Kaiser in Begleitung Karls, um 30 die Verhältnisse in Aquitanien zu ordnen, nach dem Westen ab. In diesem Jahr erschien auch ein Komet im Zeichen des Widders und noch andere Wunderzeichen waren am Himmel zu sehen: der klare nächt­ liche Himmel wurde rot und mehrere Nächte hindurch schien es, als ob zahlreiche kleine Feuer wie Sterne in der Luft hin und her liefen, as 840. Des Kaisers Sohn Ludwig, der das rechtsrheinische Gebiet als recht­ mäßig ihm gebührenden Reichsteil für sich in Anspruch nahm, zog durch Alamannien und kam nach Frankfurt, nachdem er viele Ostfranken 8 Nach den Annales Bertiniani am 13. Dezem ber.

9 6. April.

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Annales Fuldenses 840-841

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furt, multorum ad se orientalium Francorum animis prudenti consilio con­ versis. Quo conperto imperator de Aquitania infecto negotio redire conpulsus Druogonem archicapellanum et Adalbertum comitem cum aliis multis praemisit ad tuendumlitus occidentale Rheni fluminis; ipse vero secutus in Aquisgrani pascha10 celebravit. 6 Hisdem temporibus per aliquot noctes rubor aeris nimius apparuit, ita ut unus trames ardens ab euro, alter a circio exorientes in conum coirent et quasi coagulati sanguinis speciem in summitate caeli monstrarent. Post pascha autem imperator collecto exercitu filium per Thuringiam usque ad terminos barbarorum persequitur exclusumque a finibus regni io per Sclavorum terram / cum magno labore Baioariam redire conpellit. Ipse vero rebus in partibus illis ordinatis ad Salz villam regiam reversus dies letaniarum111 2et ascensionis Domini sollemnia celebravit. In ipsa autem vigilia ascensionis Domini, hoc est in IIII. Id. Mai.1*, eclipsis solis circa sep­ timam et octavam horam diei facta est tam valida, ut etiam stellae prop- is ter obscuritatem solis visae sint rebusque color in terris mutaretur. Impe­ rator vero illis diebus morbo correptus aegrotare coepit et per Moenum fluvium navigio ad Franconofurt, inde post dies paucos in insulam quandam Rheni fluminis prope Ingilenheim delatus morbo invalescente X II. Kal. Iui. diem ultimum clausit; corpusque eius Mettis civitatem perlatum 20 in basilica sancti Arnulfi confessoris honorifice sepultum est. Hlutharium vero de Italia sero venientem Franci loco patris eius super se regnaturum accipiunt. Hunc enim ferunt imperatorem morientem de­ signasse, ut post se regni gubernacula susciperet, missis ei insigniis regali­ bus, hoc est sceptro imperii et corona. Quod fratres eius non consentientes 25 contra eum insurgere parant. Ac primum ei in suburbanis Mogontiacis cum exercitu venienti frater suus Hludowicus cum manu valida orienta­ lium Francorum partem regni ab oriente Rheni defensurus occurrit; initoque pacto et dilato in aliud tempus placito Hlutharius contra Karlum occidentem proficiscitur; Hludowicus vero orientales Francos, Alamannos, 30 Saxones et Thuringios sibi fidelitatis hire confirmat. 841.

Interea, dum circa contigua Rheni loca praesidia poneret et litus orien­ tale contra occidentalium inruptionem defendere pararet, Hlutharius

10 28. M ärz. 11 die drei Tage vor H im m elfahrt. 12 in W irklichkeit war es der 5 . M ai.

Kaiser Ludwigs Tod

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durch Klugheit für sich gewonnen hatte. Auf diese Nachricht mußte der Kaiser unverrichteter Sache aus Aquitanien zurückgehen und schickte den Erzkaplan Drogo und den Grafen Adalbert mit vielen andern voraus, um das westliche Ufer des Rheins zu schützen; er selber folgte und feierte 6 Ostern10 in Aachen. In dieser Zeit zeigte sich mehrere Nächte hindurch eine ungemeine Röte der Luft, dergestalt, daß ein brennender Balken von Südost her, ein ande­ rer von Nordwest aufsteigend, in einen Kegel zusammenliefen und gleich­ sam wie zusammenrinnend einen blutigen Schein am Himmel bildeten. 10 Nach Ostern rückte der Kaiser mit gesammelter Heeresmacht seinem Sohn durch Thüringen nach bis an die Grenzen der Barbaren und zwang ihn, nach der Verdrängung aus dem Reichsgebiet, durch das Land der Slaven mit großer Mühe nach Baiern heimzukehren. Er selber kehrte, nachdem er die Verhältnisse in jenen Gegenden geordnet hatte, nach dem 15 königlichen H of Salz zurück, wo er die Tage der Litanien11 und das Fest der Himmelfahrt des Herrn feierte. Gerade an dem Tag vor der Himmel­ fahrt des Herrn, d. i. am 12. Mai12, trat eine Sonnenfinsternis um die siebente und achte Stunde des Tages ein, so bedeutend, daß auch die Sterne wegen der Sonnenverdunkelung sichtbar wurden und auf der so Erde sich die Farbe der Dinge veränderte. Der Kaiser wurde in diesen Tagen von einer Krankheit ergriffen und begann zu siechen; zu Schiffe auf dem Main nach Frankfurt und von dort nach einigen Tagen auf eine Rhein-Insel nahe bei Ingelheim gebracht, endete er bei stets zunehmender Krankheit am 20. Juni sein Leben. Seine Leiche wurde nach Metz ge25 bracht und in der Kirche des hl. Arnulf des Bekenners ehrenvoll begraben. Lothar, der zu spät aus Italien kam, wurde von den Franken an Stelle seines Vaters als künftiger König angenommen. Ihn hat, wie sie sagen, sterbend der Kaiser bezeichnet als den, welcher nach ihm des Reiches Steuer ergreifen solle, dadurch, daß er ihm die königlichen Abzeichen 30 schickte, d. i. das Reichs-Szepter und die Krone. Damit aber waren seine Brüder nicht einverstanden und rüsteten gegen ihn sich aufzulehnen. Zuerst trat ihm vor den Toren von Mainz, wohin er mit Heeresmacht kam, sein Bruder Ludwig mit einer starken Mannschaft Ostfranken entgegen, um den Teil des Reiches östlich vom Rhein zu verteidigen. Nachdem sie 35 ein Abkommen getroffen und auf eine andere Zeit die Entscheidung verschoben hatten, zog Lothar gegen Karl nach dem Westen ; Ludwig ließ sich von den Ostfranken, Alamannen, Sachsen und Thüringern huldigen. 841. Während er noch in die Plätze am Rhein Besatzungen legte und das 40 östliche Ufer gegen einen Einfall der Westlichen zu sichern rüstete, gab

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Annales Fuldenses 841-842

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nuntiorum rumore permotus omissa Karli insecutione reversus inchoante mense Aprilio iuxta Wormatiam cum exercitu clam / transiit Rhenum et Hludowicum a quibusdam suis proditum ac pene circumventum Baioariam redire coegit. Positisque custodibus partium illarum, quos sibi fideles esse arbitratus est, denuo ad resistendum Karlo, qui iam tunc ultra Ma- s sam castra ponere moliebatur, studia convertit et vires. Igitur dum haec agerentur, Hludowico per nuntios Karli ad auxilium vocato et per Alamanniam iter facienti comites, quos Hlutharius tutores partium suarum dimiserat, in Retiense occurrunt cum exercitu; ortoque proelio Adalbertus comes et incentor discordiarum occiditur et cum eo io innumerabilis multitudo hominum prosternitur III. Idus Mai. Itaque Hludowicus hac congressione victor Rhenum transiens Karlo fratri suo auxi­ lium laturus in Galliae pergit. Ubi cum convenissent tres fratres in re­ gione Alcedronense iuxta villam Fontinatam et de partitione regni con­ cordare non possent renuente EQuthario, qui sibi monarchiam vindicabat, is ferro decernendum et Dei iudicio causam examinandam decreverunt. Fac­ tumque est inter eos VII. Kal. Iulii proelium ingens et tanta caedes ex utraque parte, ut numquam aetas praesens tantam stragem in gente Fran­ corum factam antea meminerit. Et Hlutharius quidem ipsa die ad Aquense palatium coepit reverti, Hludowicus vero et Karlus castris potiti collectis 20 ac sepultis eorum cadaveribus, qui ex sua parte ceciderant, ab invicem discedunt. Et Karlo in occidentalibus remanente Hludowicus quasi mediante mense Augusto venit ad villam regiam, quae vocatur Salz. Hlutharius . vero iterum suis undique collectis Mogontiacum veniens Saxones cum as Hluthario filio suo parvulo obviam sibi Nemeti venire praecepit; ipse autem Rhenum transiens quasi Hludowicum fratrem suum usque ad ex­ teras nationes fugaturus infectoque negotio redit Wormatiam. Ibi cele­ bratis filiae suae nuptiis / rursus contra Karlum in Gallias pergit; ubi toto hiberni tempore inani labore consumpto Aquasgrani revertitur. 3© Cometes stella VIII. Kalendas Ian. sub signo aquarii apparuit. 842.

Hludowicus vero videns Hlutharium in pristina pertinacia perdurantem nec adhuc velle desistere victum collecta orientalium non modica manu Rhenum transiit, civitates in occidentali Rheni litore positas, quae parti- as bus Hlutharii favebant, in deditionem accepit; occurritque ei Karlus apud

Schlacht bei Fontenoy

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Lothar, auf das Gerücht hiervon, die Verfolgung Karls auf, kehrte um, setzte Anfang April bei Worms mit Heeresmacht unbemerkt über den Rhein und zwang Ludwig, der von etlichen der Seinen verraten und fast schon eingeschlossen war, nach Baiera zurückzugehen. Und nachdem er s über diese Gegenden Wächter bestellt hatte, die er für zuverlässig hielt, wandte er von neuem Eifer und Kraft auf den Widerstand gegen Karl, der schon damals jenseits der Maas ein Lager aufzuschlagen beabsichtigte. Inzwischen zog Ludwig, durch Boten Karls zu Hilfe gerufen, durch Alamannien heran, wo ihm die Grafen, welche Lothar zum Schutz seiner 10 Landesteile abgeordnet hatte, im Ries mit Heeresmacht entgegentraten, und als es am 13. Mai zur Schlacht kam, fiel Graf Adalbert, Anstifter der Zwietracht, und mit ihm wurde eine unzählige Menge Menschen nieder­ gestreckt. Als Sieger in diesem Zusammentreffen überschritt nun Ludwig den Rhein nach Gallien, um seinem Bruder Karl zu helfen. Als hier die is drei Brüder in dem Gebiet von Auxerre zusammentrafen, nahe dem Dorfe Fontenoy, und sich über die Teilung des Reiches nicht einigen konnten, weil Lothar widerstrebte, der sich die Alleinherrschaft anmaßte, beschlos­ sen die, die Waffen entscheiden zu lassen und durch Gottesurteil ihre Sache zu prüfen. Und es kam zwischen ihnen am 25. Juni zu einer gewal20 tigen Schlacht und zu einem Blutbad auf beiden Seiten, wie sich niemals unsere Zeit bisher solcher Verluste beim fränkischen Volk erinnert. Und Lothar trat noch am selben Tage den Rückzug nach der Pfalz von Aachen an, Ludwig und Karl eroberten sein Lager, sammelten und begruben die Leichen ihrer Gefallenen und trennten sich wieder voneinander. 26 Während Karl im Westen zurückblieb, kam Ludwig etwa Mitte August zu dem königlichen H of Salz. Lothar aber sammelte nochmals von überall her die Seinen, kam nach Mainz und gebot den Sachsen, mit seinem kleinen Sohn Lothar in Speier zu ihm zu stoßen; er selber rückte über den Rhein, als wolle er seinen Bruder Ludwig bis zu fremden Völkern jagen, kehrte so aber unverrichteter Sache nach Worms zurück. Als er hier die Hochzeit seiner Tochter gefeiert hatte, zog er wiederum gegen Karl nach Gallien, dort blieb er den ganzen Winter mit erfolgloser Anstrengung und kehrte darauf nach Aachen zurück. Ein Komet erschien am 25. Dezember unter dem Zeichen des Wasser86 manns. 842. Als Ludwig sah, daß Lothar in seiner alten Hartnäckigkeit verharrte und immer noch obwohl besiegt nicht aufhören wollte, sammelte er eine nicht geringe Mannschaft der östlichen, ging über den Rhein und unter40 warf die Städte auf dem linken Rheinufer, die zu Lothar hielten. Karl

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Annales Fuldenses 842-844

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urbem Argentoratum, quae nunc Strazburgus vocatur. Unde pari inten­ tione pergentes Hlutharium in villa Sentiaca morantem et a suis desertum, in quibus non parum confidebat, fugere conpellunt X IIII. Kal. Aprilis. Putantes autem eum, ut fama vulgabat, rebus desperatis Italiam petere, partem regni, quam eatenus habuit, inter se dispertiunt. Hlutharius vero 6 collecto fido satis exercitu apud Madasconam Galliae urbem consedit; quem consecuti fratres sui, cum iam vidissent proniorem ad faciendam cum eis pacem, foedus inire maluerunt, quam contentionibus diutius desevireb) ; ea tamen conditione, ut e partibus singulorum X L ex primoribus electi in unum convenientes regnum aequaliter describerent, quo facilius io postmodum inter eos pari sorte divideretur. Quibus gestis Hludowicus inde reversus mense Augusto in villa, quae dicitur Salz, habito generali conventu in Saxoniam pergens validissimam conspirationem libertorum legitimos dominos opprimere conantium auc­ toribus factionis capitali sententia damnatis fortiter conpe/scuit; circa u autumnum vero apud Wormatiam Karlo fratri occurrit, Hluthario in villa Theodonis morante. Cum missi eorum in Confluente castello convenientes de partitione regni concordare non possent, dilato in aliud tempus placito singuli ad sua revertuntur. Eodem anno eclipsis lunae facta est III. Kal. April., quinta feria ante so pascha, decima hora noctis. 843. Descripto regno a primoribus et in tres partes diviso apud Viridunum Galliae civitatem tres reges mense Augusto convenientes regnum inter se dispertiunt: et Hludowicus quidem orientalem partem accepit, Karlus ss vero occidentalem tenuit, Hlutharius, qui maior natu erat, mediam inter eos sortitus est portionem. Factaque inter se pace et iuramento firmata singuli ad disponendas tuend asque regni sui partes revertuntur. Karlus Aquitaniam quasi ad partem regni sui iure pertinentem affectans Pippino nepoti suo molestus efficitur eumque crebris incursionibus infestans, ao grande detrimentum proprii saepe pertulit exercitus. Gregorius papa obiit, in cuius locum subrogatus est Sergius. Et Mauri Beneventum occupaverunt. 844. Karlus Bernhartum Barcenonensem ducem incautum et nihil ab eo ss mali suspicantem occidit. Pippini duces Karli exercitum superant VII.

b) überliefert ist deservire.

Teilung von Verdun

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stieß zu ihm in Argentoratum (heute Straßburg). Von dort zogen sie in gleicher Absicht aus und zwangen Lothar, der auf dem H of Sinzig ver­ weilte und von den Seinigen, welchen er zusehr traute, verlassen war, zur Flucht am 19. März. In dem Glauben, daß er, wie das Gerücht verbreis tete, aus Verzweiflung an seiner Sache nach Italien eile, teilten sie unter sich den Teil des Reiches, den er bis dahin gehabt hat. Aber als Lothar genug treue Mannschaft beisammen hatte, bezog er ein Lager bei Macon in Gallien. Hier erreichten ihn seine Brüder, und weil sie sahen, wie er jetzt eher geneigt war, Frieden mit ihnen zu schließen, wollten io sie lieber auf einen Vertrag eingehen als noch länger im Streit wüten, doch unter der Bedingung, daß auf jeder Seite 40 Edle ausgewählt wür­ den, die zusammentreten und das Reich gleichmäßig aufnehmen soll­ ten, damit man es nachher desto leichter zu gleichen Losen unter sich verteile. is Dann kehrte Ludwig von dort zurück, hielt im August auf dem H of Salz einen Reichstag ab und zog nach Sachsen, wo er eine gewaltige Empörung der Freigelassenen, die ihre rechtmäßigen Herren zu unterdrücken such­ ten, mit Strenge dadurch dämpfte, daß er die Häupter des Aufruhrs zum Tode verurteilte. Gegen Herbst traf er in Wcrms mit seinem Bruder Karl ao zusammen, während Lothar in Diedenhofen verweilte. Als sich ihre Ab­ gesandten, die in der Burg Koblenz zusammengekommen waren, über die Teilung des Reichs nicht einigen konnten, wurde die Einigung auf andere Zeit verschoben und sie kehrten jeder heim. In diesem Jahr geschah eine Mondfinsternis am 30. März, dem fünften 28 Tag der Woche vor Ostern, zur zehnten Stunde der Nacht. 843. Als von den Edlen das Reich aufgenommen und in drei Teile geteilt war, kamen in Verdun in Gallien die drei Könige im August zusammen und teilten das Reich : Ludwig erhielt den östlichen Teil, Karl den westlichen, 30 Lothar als der älteste den dazwischen gelegenen Anteil. Als sie so Friede gemacht und durch Eidschwur bekräftigt hatten, zogen sie heim, um jeder seinen Teil zu sichern und zu ordnen. Karl, der Anspruch auf Aquitanien erhob, da es von Rechts wegen zu seinem Reiche gehöre, wurde seinem Neffen Pippin lästig, indem er ihn durch zahlreiche Einfälle heimsuchte, 38 öfters aber große Verluste im eigenen Heere erlitt. Papst Gregor stirbt, an dessen Stelle Sergius gewählt wurde. Und die Mauren nahmen Benevent ein. 844. Karl läßt den Herzog Bernhard von Barcelona, der arglos war und nichts «o Böses von ihm vermutete, hinrichten. Die Heerführer Pippins besiegen

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Idus Iunii13; in quo proelio ceciderunt Hugo abbas, patruus Karli, / et Rihboto abbas, Hraban quoque signifer cum aliis multis ex nobilibus. Hludowicus Obodritos defectionem molientes bello perdomuit occiso rege eorum Goztomuizli terramque illorum et populum sibi divinitus subiugatum per duces ordinavit. « Hrabanus quoque, sophista et sui temporis poetarum nulli secundus, librum14*, quem de laude sanctae crucis Christi, figurarum varietate distinc­ tum difficili et mirando poemate conposuit, per Ascrichum et Hruodbertum monachos monasterii Fuldensis Sergio papae santo Petro offerendum transmisit. io 845. Nordmanni regnum Karli vastantes per Sequanam usque Parisios navi­ gio venerunt et tam ab ipso quam incolis terrae accepta pecunia copiosa cum pace discesserunt. In Frisia quoque tribus proeliis conflixerunt: in primo quidem victi, in secundis vero duobus superiores effecti magnam « hominum multitudinem prostraverunt. Castellum etiam in Saxonia, quod vocatur Hammaburg, populati nec inulti reversi sunt. Karlus cum Brittonibus conflixit et cum grandi damno exercitus sui ipse cum paucis vix evasit. Hludowicus X IIII ex ducibus Boemanorum cum hominibus suis chri- 20 stianam religionem desiderantes suscepit et in octavis16 theophaniae bapti­ zari iussit; tempore vero autumni in Saxonia apud Padrabrunnon gene­ rale placitum habuit, ubi fratrum suorum et Nordmannorum, Sclavorum quoque et Bulgarorum legationes suscepit, audivit et absolvit. Hlutharius Folcratum ducem Arelatensem et reliquos comites illarum >6 partium rebellare molientes in deditionem accepit et, prout voluit, Pro­ vinciam ordinavit. / 846. Gisalbertus vassallus Karli filiam Hlutharii imperatoris rapuit et in Aquitaniam profectus in coniugem accepit. Hludowicus occidentem pro- 30 fectus mense Martio cum Karlo placitum habuit; in quo uterque eorum publice contestatus eBt suae non fuisse voluntatis, quod Gisalbertus filiae Hlutharii iungeretur, ut his auditis Hlutharius facilius placari potuisset. Inde reversus iuxta lacum Briganticum II. Non. April, pascha celebravit. Postea cum Hluthario locutus, volens eum cum Karlo pacificare, cum res se 13 Nach anderer Überlieferung am 14. Juni. 14 Näheres darüber s. M G Poetae la t. I I S . 15 6 ; die W idm ungsverse ebd. S . 161. 16 13. Januar.

Nonn&nnengefahr

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am 7. Juni1’ das Heer Karls; in dieser Schlacht fielen Abt Hugo, Karls Oheim, und Abt Richbot, auch der Bannerträger Hraban mit vielen anderen von den Edlen. Ludwig unterwarf in einem Feldzug die Abodriten, welche auf Abfall san« nen, nachdem ihr König Goztomuizli erschlagen worden war, und ließ ihr Land und das ihm von Gott unterworfene Volk durch Herzoge verwalten. Auch hatte Hrabanus, ein Gelehrter, der von den Dichtem seiner Zeit keinem nachstand, ein Buch14 vom Lobe des heiligen Kreuzes Christi, voll mannigfacher Figuren, in einem bewundernswerten und schwierigen Ge10 dichte verfaßt, das er nun durch Astrich und Ruotbert, Mönche aus dem Kloster Fulda, an den Papst Sergius als ein Geschenk für den heiligen Petrus übersandte. 845. Die Normannen plünderten das Reich Karls, fuhren auf der Seine bis w Paris und zogen, als sie ebenso von ihm wie von den Bewohnern reichlich Geld erhalten hatten, in Frieden ab. Auch in Friesland kämpften sie in drei Treffen, wurden zwar in dem ersten geschlagen, aber siegreich in den zwei anderen, brachten sie eine große Menge Menschen um. Auch eine Burg in Sachsen namens Hamburg plünderten sie und kehrten nicht un2o gestraft zurück. Karl kämpfte mit den Bretonen und mit großem Verlust seines Heeres entrann er selber kaum mit wenigen. Ludwig nahm 14 von den Herzogen der Böhmen mit ihren Leuten auf, welche nach der christlichen Religion verlangten, und ließ sie am Sonn­ st tag16 nach dem Erscheinungsfest taufen. Zur Herbstzeit aber hielt er in Sachsen bei Paderborn einen Reichstag ab, wo er Gesandtschaften seiner Brüder und der Normannen, auch der Slaven und Bulgaren empfing, anhörte und abfertigte. Lothar unterwarf denHerzog Folcrat vonArles nebst den übrigen Grafen in so jenen Gegenden, welche auf Abfall sannen, und ordnete die Provence nach seinem Belieben. 846. Gisalbert, ein Vassall Karls, raubte die Tochter des Kaisers Lothar und wandte sich nach Aquitanien, wo er sie heiratete. Ludwig zog nach dem st Westen und hielt im März mit Karl einen Tag ab, wo beide öffentlich be­ zeugten, daß es ihr Wille nicht gewesen sei, daß Gisalbert sich mit Lothars Tochter verbinde; damit sich Lothar, wenn er dies höre, leichter be­ schwichtigen lasse. Von dort kehrte er heim und feierte am Bodensee das Osterfest am 4. April. Später hatte er eine Unterredung mit Lothar, in der 40 Absicht ihn mit Karl zu versöhnen; als dies aber erfolglos blieb, zog er

Annales Fuldenses 846-848

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non haberet effectum, circa medium mensem Augustum cum exercitu ad Sclavos Margenses defectionem molientes profectus est. Ubi ordinatis et iuxta libitum suum conpositis rebus ducem eis constituit Rastizen nepo­ tem Moimari; inde per Boemançs cum magna difficultate et grandi dam­ no exercitus sui reversus est. 5 His temporibus Mauri Romam cum exercitu venientes, cum non possent urbem inrumpere, ecclesiam sancti Petri vastaverunt. 847. Hic annus abellis quievit, quem Hlutharius et Hludowicus mutua fami­ liaritate transegerunt ; nam uterque eorum ad domum alterius invitatus 10 conviviis et muneribus regiis honoratus est. Hludowicus tamen Hlutharium et Karlum, ita ut voluit, pacificare non potuit, renuente Hluthario propter iniuriam sibi a Gisalberto vassallo Rarli in raptu filiae suae fac­ tam. Nordmanni Dorestadum incendentes vastaverunt. 16 Otgarius Mogontiacensis episcopus X I. Kal. Mai. obiit, in cuius locum Hrabanus ordinatus est VI. Kal. Iui. ; qui in eodem anno iubente Hludowico rege apud Mogontiacum synodum16 habuit circa Kalendas Octobr. Per idem tempus mulier quaedam de Alamanniae / partibus nomine Thiota pseudoprophetissa Mogontiacum venit, quae Salomonis episcopi17 par- 20 roechiam suis vaticiniis non minime turbaverat. Nam certum consumma­ tionis seculi diem aliaque perplura Dei solius notitiae cognita quasi divi­ nitus sibi revelata scire se fatebatur et eodem anno ultimum diem mundo imminere praedicabat. Unde multi plebeium utriusque sexus timore per­ culsi ad eam venientes munera illi offerebant seque orationibus illius com- 25 mendabant ; et, quod gravius est, sacri ordinis viri doctrinas ecclesiasticas postponentes illam quasi magistram caelitus destinatam sequebantur. Haec in praesentiam episcoporum apud sanctum Albanum18 deducta et diligenter de suis assertionibus requisita presbyterum quendam sibi ea suggessisse et se talia questus causa narrasse professa est. Quapropter 30 ' synodali iudicio publicis caesa flagellis ministerium praedicationis, quod inrationabiliter arripuit et sibi contra morem ecclesiasticum vindicare praesumpsit, cum dedecore amisit suisque vaticiniis tandem confusa finem inposuit. 848. 36 Hlutharius et Hludowicus mense Februario conloquium habuerunt in Confluente castello; ubi pars Hlutharii illud quidem, sicut fama vulgabat, 16 M G Capitul. I I 17 von Konstanz. 18 In Mainz.

S. 1 7 3 -1 8 4 .

Die Prophetin Thiota in Mainz

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etwa Mitte August mit Heeresmacht gegen die Slaven an der March, welche auf Abfall sannen; hier schuf er Ordnung, regelte die Verhältnisse, wie es ihm beliebte, und setzte ihnen zum Herzog Rastiz, einen Neffen Moimars. Von da kehrte er durch Böhmen heim mit großer Schwierigkeit * und bedeutendem Verlust seines Heeres. In dieser Zeit kamen die Mauren mit Heeresmacht nach Rom und ver­ wüsteten, während sie in die Stadt nicht eindringen konnten, die Kirche des heiligen Petrus. 847. io Dieses Jahr war frei von Kriegen, Lothar und Ludwig verbrachten es in gegenseitiger Vertraulichkeit, denn jeder wurde in des anderen Haus ge­ laden und durch Festgelage und königliche Geschenke geehrt. Dennoch konnte Ludwig nicht, wie er wollte, Lothar und Karl versöhnen, weil Lothar widerstrebte, ob der ihm von Gisalbert, Karls Vasallen, durch den is Raub seiner Tochter zugefügten Beleidigung. Die Normannen verbrannten und plünderten Durstede. Bischof Otgar von Mainz starb den 21. April, an dessen Stelle wurde Hraban geweiht am 26. Juni; dieser hielt in diesem Jahre, auf Ludwigs Befehl, eine Synode16 in Mainz um den 1. Oktober ab. eo Zu dieser Zeit kam ein Weib aus Alamannien, mit Namen Thiota, als falsche Prophetin nach Mainz, welche durch ihre Weissagungen den Sprengel des Bischofs Salomo17 nicht wenig beunruhigt hatte. Denn sie behauptete, den bestimmten Tag des Weltuntergangs zu kennen, und sehr viel anderes, was nur in Gottes Wissen steht, als ihr von Gott offenbart, 26 und sie verkündete, daß in diesem Jahre der letzte Tag der Welt bevor­ stehe. Die Folge war, daß vom niederen Volk beiderlei Geschlechts viele aus Furcht zu ihr kamen, ihr Geschenke brachten und sich ihren Gebeten empfahlen ; und, was ernster ist, Männer des heiligen Standes folgten jener, mit Hintansetzung der geistlichen Gelehrsamkeit, wie einer vom Himmel 30 bestimmten Meisterin. Aber als man sie vor die Versammlung der Bischöfe in St. Alban18 führte und sorgfältig über ihreBehauptungen befragte, ge­ stand sie, daß ein Presbyter ihr dies eingegeben und sie Gewinnes halber solches erzählt habe. Deshalb wurde sie nach dem Urteil der Synode öffentlich mit Ruten gepeitscht, verlor mit Schimpf und Schande das Pre36 digtamt, welches sie unrechtmäßig an sich gerissen und gegen die kirch­ liche Sitte sich angemaßt hatte, und machte endlich, also überführt, mit ihren Weissagungen Schluß. 848. Lothar und Ludwig hatten im Februar eine Unterredung in der Burg «o Koblenz; hier war Lothars Seite, wie das Gerücht verbreitete, vornehm-

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maxime moliebatur, ut Hludowicus posthabita Karli amicicia sibi ger­ manitatis iure sociaretur. Hludowicus vero memor pacti, quod cum Karlo dudum1®cum adtestatione divini nominis inierat, suasoria machinamenta ingeniose declinans finito conloquio ad suos reversus quasi mediante mense Augusto Boemanos eruptionem molientes per Hludowicum filium suum 6 missa adversus eos expeditione contrivit legatosque pacis gratia mittere et obsides dare coegit. Circa Kalendas autem Octobris generale placitum habuit apud Mogon­ tiacum, in quo legatos fratrum suorum et Nordmannorum Sclavorumque suscepit, audivit et absolvit, homines etiam Hrabani episcopi adversus io dominum suum conspirantes publice convictos cum eo pacificavit, legatos suos ad fratrem suum Hlutharium in Theodonis / villa placitum habentem pro Gisalberto, qui eodem anno ad fidem a eius venerat, reconciliationis gratia direxit. Gotescalcus quoque quidam presbyter, de praedestinatione Dei prave u sentiens et tam bonos ad vitam quam malos ad mortem perpetuam inevitabiliter a Deo praedestinatos esse adfirmans in conventu episcoporum rationabiliter, ut plurimis visum est, convictus et ad proprium episcopum Ingmarum Remis transmissus est; prius tamen iuramento confirmans, ne in regnum Hludowici ultra rediret.6) *o 849. Boemani more solito fidem mentientes contra Francos rebellare moli­ untur. Ad quorum perfidos motus comprimendos Ernustus, dux partium illarum et inter amicos regis primus, comitesque non pauci atque abbates cum exercitu copioso mittuntur. Barbari vero pro pace et securitate sua 26 obsides se daturos et imperata facturos per legatos ad Thachulfum directos promittunt, cui prae ceteris credebant quasi scienti leges et consuetudines Sclavicae gentis; erat quippe dux Sorabici limitis, sed in illa expeditione iam tunc graviter vulneratus. Nam pridie, cum exercitus vallum hostium vi magna inrumperet et resistentibus adversariis ex utraque parte multi 3» sine discretione sauciarentur, ipse in sinistro genu sagitta percussus est; cum legatis vero, qui ad eum missi fuerant, quo minus ab eis debilitas eius °) ln der Schlettstadter Handschrift hat dieser Abschnitt folgenden W ortlau t : Gotescalcus, qui dicebatur hereticus, M ogontiaci a Hrabano archiepiscopo m ul­ tisque aliis episcopis rationabiliter, ut plurimis visum fu it, convictus est, licet ille po8tmodum in sua perduravit sententia d . h . Der als K etzer bezeichnete G . wurde in Mainz yon Erzbischof H . und vielen anderen Bischöfen m it R ech t, wie es den meisten schien, als schuldig erwiesen, wenn er auch in der Folge bei seiner Meinung verharrte. Diese Formulierung findet sich auch bei andern Schriftstellern (vgl. H ellm ann, Neues A rchiv B d . 34 S . 65 A n m . 3 ).

Gottschalks Verurteilung

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lieh darum bemüht, daß Ludwig mit Hintansetzung von Karls Freund* schaft sich jenem kraft ihrer leiblichen Brüderschaft verbinde. Aber ein­ gedenk des Vertrages, den er vor längerer Zeit19schon mit Karl unter Anru­ fung des göttlichen Namens geschlossen hatte, wich Ludwig klug den Übers redungskünsten aus, beendete das Gespräch und kehrte zu den Seinigen heim. Etwa Mitte August ließ er einen Zug gegen die Böhmen, welche einen Einfall planten, unter seinem Sohn Ludwig machen, rieb sie auf und nötigte sie, Gesandte um Frieden zu schicken und Geiseln zu geben. Um den 1. Oktober hielt er einen Reichstag in Mainz ab, auf dem er Geio sandte seiner Brüder, sowie der Normannen und Slaven empfing, an­ hörte und abfertigte; auch söhnte er die Leute des Bischofs Hraban, die einer Verschwörung gegen ihren Herrn öffentlich überführt wurden, mit je­ nem aus und schickte eigene Gesandte an seinen Bruder Lothar, der in Diedenhofen einen Tag abhielt, wegen Gisalberts, der in diesem Jahr io zur Huldigung zu ihm gekommen war, um eine Aussöhnung herbeizu­ führen. Auch wurde ein Priester Gottschalk, der über die Vorherbestimmung Gottes irrige Meinung hegte und behauptete, die Guten seien ebenso un­ ausweichlich zu” ewigem Leben wie die Schlechten zu ewigem Tode vorao herbestimmt, in einer Versammlung von Bischöfen mit Recht, wie es den Meisten schien, überführt und zu seinem Bischof Hinkmar nach Reims gebracht, nachdem er hatte zuvor schwören müssen, nie wieder in Ludwigs Reich zurückzukehren. 849. 26 Die Böhmen sannen in gewohnter Weise treubrüchig auf Empörung gegen die Franken. Ihre treulosen Bewegungen zu unterdrücken, wurde Emst, ein Herzog dieser Gegenden, auch unter des Königs Freunden der erste, dazu nicht wenige Grafen und Äbte mit zahlreichem Heere abge­ schickt. Aber die Barbaren versprachen, Geiseln für Friede und Sicherheit so zu stellen und die Befehle auszuführen, durch Gesandte, die sie an Thachulf schickten, dem sie mehr als den anderen trauten, da er mit den Ge­ setzen und Bräuchen des slavischen Volkes bekannt war; er war nämlich Herzog der sorbischen Mark, doch auf jenem Zuge damals schon schwer verwundet. Denn tags zuvor, als das Heer eine Verschanzung der Feinde 36 mit großer Gewalt angriff und bei dem Widerstand der Gegner auf beiden Seiten viele ohne Unterschied verwundet wurden, wurde diesem das linke Knie von einem Pfeil durchbohrt; doch mit den Gesandten, die an ihn geschickt waren, redete er, damit man seinen Zustand nicht entdecke, i* 5 Jahre vorher in Straßburg.

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deprehenderetur, equo sedens simulata sanitate locutus est. Cumque qui­ busdam ex primatibus per missos suos legatorum verba nuntiasset, in­ dignati sunt aliqui eorum adversus eum, quasi ceteris praeferri cupiens summam rerum gerendarum i» s e vellet inclinare; et citato impetu incon­ sultis ceteris bellum hostibus paci studentibus intulerunt statimque ex-/ s perti sunt, quid sine timore Dei propria discordium possit virtus et auda­ cia. Hostes enim superiores effecti caedendo persecuti sunt eos usque in castra occisorumque spolia in conspectu eorum secure detrahentes tantis eos terroribus affecerunt, ut evadendi spe penitus privarentur. Unde coacti obsides dabant eis, a quibus suscipere dedignati sunt, ut inlaesi ab hosti- io bus et via tantum publica pergentes in patriam reverti potuissent. Et ut maior confusio superbientibus et de sua virtute praesumentibus fieret, con­ tigit eodem anno post non multi temporis spatium in villa Hohstedi, quae est in territorio Mogontiaco, spiritum nequam per os cuiusdam arreptitii protestari, bello se Boemanico praefuisse sociosque suos spiritum super- is biae atque discordiae fuisse, quorum dolosis machinationibus Franci Boemanis terga vertissent. 850. Boric natione Nordmannus, qui temporibus Hludowici imperatoris cum fratre Herialdo vicum Dorestadum iure beneficii tenuit, post obitum im- 20 peratoris defuncto fratre apud Hlutharium, qui patri successit in regno, proditionis crimine falso, ut fama est, insimulatus tentus et in custodiam missus est. Unde fuga lapsus in fidem Hludowici regis orientalium Franco­ rum veniens, cum per annos aliquot ibi moraretur et inter Saxones, qui confines Nordmannis sunt, mansitaret, collecta Danigenarum non modica 2s manu coepit piraticam exercere et loca regni Hlutharii septentrionalis oceani litoribus contigua vastare. Venitque per ostia Rheni fluminis Dore­ stadum et occupavit eam atque possedit ; et cum a Hluthario principe sine periculo suorum non posset expelli, cum consilio senatus20legatis medianti­ bus in fidem receptus est ea condicione, ut tributis ceterisque negotiis ad 30 regis aerarium pertinentibus fideliter inserviret et piraticis Danorum in­ cursionibus obviando resisteret. Nordmanni Godafrido duce per Sequanam ascen/dentes regnum Karli praedantur. Ad quorum expulsionem Hlutharius in auxilium vocatus cum

20 Die (geistlichen und weltlichen) Berater des Herrschers.

Roric huldigt dem Kaiser

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zu Pferde sitzend mit erheucheltem Wohlbefinden. Als er einigen Vor­ nehmen durch seine Boten die Worte der Gesandten melden ließ, nahmen ihm das etliche von diesen übel, als ob er in dem Wunsche den übrigen vorgezogen zu werden, die oberste Lenkung an sich ziehen wollte; und in 6 schnell erneuertem Angriff, ohne die übrigen zu befragen, fingen sie mit den Feinden, die sich um Frieden bemühten, Krieg an, mußten aber so­ gleich erfahren, was ohne die Furcht Gottes die Zwieträchtigen eigene Kraft und Kühnheit vermag. Denn die Feinde gewannen die Oberhand, verfolgten sie unter beständigem Blutbad bis in das Lager, zogen vor ihren 10 Augen ungestört die Rüstungen der Gefallenen ab und erfüllten sie mit solchem Schrecken, daß sie die Hoffnung zu entkommen völlig verloren. Also mußten sie Geiseln geben an die, von denen sie deren verschmäht hatten anzunehmen, damit sie nur unversehrt von den Feinden und bloß aüf gemeiner Straße in ihr Vaterland zurückkehren konnten. Und damit io die Hochmütigen und auf ihre Tapferkeit Überstolzen noch mehr be­ schämt würden, begab es sich in diesem Jahre nicht lange nachher auf dem Hofgut Höchst im Gebiet von Mainz, daß ein böser Geist durch den Mund eines Besessenen aussprach, wie er im böhmischen Kriege befehligt habe und seine Verbündeten der Geist des Hochmuts und der Zwietracht ge20 wesen seien, durch deren hinterlistige Machenschaften die Franken vor den Böhmen geflohen seien. 850. Der Normanne Roric, der zur Zeit des Kaisers Ludwig mit seinem Bruder Heriold W ijk bei Durstede als Lehen besaß, wurde nach dem 26 Tode des Kaisers, als der Bruder gestorben war, bei Lothar, der seinem Vater in der Herrschaft gefolgt war, fälschlich, wie das Gerücht geht, des Verrats beschuldigt, festgenommen und in Gewahrsam gebracht. Von hier entfloh er und huldigte Ludwig, dem König der Ostfranken; als er sich hier einige Jahre aufgehalten und unter den Sachsen in der Nachbar30 schaft der Normannen gewohnt hatte, sammelte er eine nicht geringe Mannschaft Dänen, mit denen er anfing, Seeraub zu treiben und in Lothars Reich Orte an der Nordseeküste zu plündern; durch die Rheinmündung gelangte er nach Durstede, das er besetzte und behielt; und weil er von Kaiser Lothar ohne Gefahr der Seinigen nicht verjagt werden konnte, so 35 wurde auf den Rat des Senates20 und durch Vermittelung von Gesandten seine Huldigung wieder angenommen, unter der Bedingung, daß er mit Steuern und was sonst des Königs Schatz angehe, treu diene und sich der . seeräuberischen Einfälle der Dänen erwehre. Die Normannen kamen unter Führung ihres Herzogs Godfrid die 40 Seine herauf und plünderten Karls Reich. Als der zu ihrer Vertreibung

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sibi pugnandum esse cum hoste putaret, Karlus clam .mutato consilio Godafridum cum suis in societatem regni suscepit et terram eis ad inhabitan­ dum delegavit. Hlutharius vero adventum suum illo supervacuum videns ad propria reversus est. Eodem anno gravissima fames Germaniae populos oppressit, maxime 6 circa Rhenum habitantes; nam unus modius de frumento Mogontiaci ven­ debatur decem siclis argenti. Morabatur autem eo tempore Hrabanus archiepiscopus in quadam villa parroechiae suae, cui vocabulum est Winkela, et pauperes de diversis locis venientes suscipiens cotidie plus quam trecentos alimento sustentabat, exceptis his, qui in praesentia illius assidue vesceban- io tur. Venit autem et mulier quaedam inedia pene consumpta cum puerulo parvulo inter ceteros refocillari desiderans, quae, priusquam limen portae transcenderet, prae nimia inbecillitate corruens spiritum exalavit; puer vero mamillam matris mortuae quasi viventis de sinu protrahens et sugere temptans multos intuentes gemere ac flere coegit. Quidam etiam in illis is diebus de Grabfeldon cum uxore sua et filio tenero in Thuringiam proficis­ cens, ut malum inopiae temperare potuisset, uxorem in itinere in quadam silva positus affatus est: ‘Nonne’ , inquit, ‘melius est, ut puerum istum occidamus et manducemus carnes eius, quam omnes inedia consumamur V Illa vero contradicente, ne tantum scelus committeret, tandem urgente ao fame filium per vim de brachiis rapuit maternis et voluntatem opere complesset, nisi Deus illum sua miseratione praevenisset. Nam, sicut idem postea in Thuringia positus plurimis retulit, cum evaginasset gladium, ut mac/taret filium, et in ancipiti positus necem distulisset, vidit eminus duos, lupos super una cerva stantes et lacerantes carnes eius, statimque parcens as filio ad cadaver cervae cucurrit et lupos inde abigens tulit de carnibus praegustatis et cum incolomi filio ad uxorem reversus est. Prius enim, quando filium tulerat de manibus matris, paululum ab ea declinaverat, ne illa morientem puerum videret vel audiret. At illa veniente marito videns recentes carnes et cruore perfusas putabat filium occisum et cecidit ao retrorsum pene exanimis. Ille autem accedens consolatus est eam et eri­ gens illam ostendit ei puerum viventem. Tunc illa resumpto spiritu Deo gratias egit, quia filium sanum recipere meruit; nec minus ille, quod eum

Hungersnot

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zu Hilfe gerufene Lothar eine Schlacht mit dem Feinde für notwendig hielt, änderte Karl heimlich seinen Entschluß, nahm Godfrid samt den Seinigen in die Gemeinschaft seines Reichs auf und wies ihnen Land zum Wohnen an. Lothar aber kehrte, als er sein Kommen für überflüssig ers kannte, in das eigene Land zurück. In diesem Jahre drückte schwere Hungersnot die Völker Germaniens, vornehmlich die um den Rhein wohnenden; denn ein Scheffel Getreide wurde in Mainz für 10 Sekel Silber verkauft. Es hielt sich aber zu der Zeit der Erzbischof Hraban auf einem H of seines Sprengels namens Winkel auf, 10 wo er Arme, die von verschiedenen Orten kamen, aufnahm und täglich mehr als 300 speiste, die abgerechnet, welche beständig bei ihm aßen. Es kam auch eine fast verhungerte Frau mit einem kleinen Kind zu ihm und wollte von ihm wieder belebt werden, doch ehe sie die Tüxschwelle über­ schritt, stürzte sie vor allzu großer Schwäche zusammen und hauchte io den Geist aus. Und als der Knabe die Brust der toten Mutter, als wenn sie noch lebte, aus dem Kleid zog und zu saugen versuchte, brachte er viele, die es mit ansahen, dahin zu seufzen und zu weinen. In diesen Tageü zog auch einer vom Grabfeld mit seinem Weibe und einem kleinen Sohn nach Thüringen, um das Elend seiner Not zu lindern, und unter»o wegs.im Wald sagte er zu seinem Weib : „Wäre es nicht besser, diesen Kna­ ben zu töten und sein Fleisch zu essen, als daß wir alle vor Hunger umkom­ men ?“ Als sie aber widersprach, er solle kein solches Verbrechen begehen, riß er endlich, weil der Hunger drängte, gewaltsam den Sohn aus den Armen der Mutter, und er hätte seinen Willen in die Tat umgesetzt, wäre ihm nicht so Gott in seiner Erbarmnis zuvorgekommen. Denn, wie derselbe Mann nachher, als er in Thüringen war, sehr vielen erzählte, hatte er schon sein Schwert aus der Scheide gezogen, um den Sohn zu schlachten, zögerte aber noch, schwankend geworden, mit dem Mord, da sah er in der Ferne zwei Wölfe über einer Hirschkuh stehen und ihr Fleisch zerreißen; und so­ so gleich lief er, vom Sohn ablassend, zu der toten Hirschkuh, trieb die Wölfe weg, nahm von dem angefressenen Fleisch und kehrte mit dem unversehrten Sohne zu der Frau zurück. Er war nämlich vorher, als er den Sohn aus den Händen der Mutter genommen hatte, etwas beiseite gegangen, damit sie das Sterben des Knaben nicht sehe oder höre. Wie as sie nun aber den Mann kommen sah mit dem frischen blutigen Fleisch, glaubte sie, ihr Sohn sei getötet, und fiel rücklings fast leblos nieder. Er aber trat zu ihr, tröstete sie, richtete sie auf und zeigte ihr das Kind lebend. Da dankte sie nun, als sie wieder zu sich kam, Gott, daß sie für wert ge­ achtet sei, ihren Sohn gesund wieder zu bekommen; ebenso der Mann, «o daß ihn Gott rein vom Mord des Kindes zu erhalten gewürdigt habe.

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Deus a liberi interfectione innocuum dignatus est conservare. Ambo tamen de carnibus lege prohibitis necessitate coacti se recrearunt. 851.

Sorabi Francorum fines crebris incursionibus atque incendiis infestant. Unde rex commotus cum exercitu per Thuringiam iter faciens terram 6 eorum ingressus gravi eos obsidione fatigavit; perditisque frugibus et omni spe victus adempta magis eos fame quam ferro perdomuit. Pippinus rex Aquitaniae comprehensus a suis Karlo regi cum regno traditur et clericus effectus monastico indutus habitu Suessioni in mona­ sterio sancti Medardi retruditur. Similiter et Earlus frater eius iunior, io cum de regno Hlutharii profectus fratrem invisere disposuisset, tentus est a comitibus Earli regis et illo iubente tonsus in Corbeiense monasterio missus est in custodiam. 852.

Herialdus Nordmannus, qui superioribus annis iram domini sui Horic is Danorum regis fugiens / ad regem Hludowicum se contulit et ab eo benigne susceptus baptizatus ac fidei sacramentis imbutus est, cum per plures annos honorifice inter Francos haberetur, tandem principibus borealium partium et custodibus Danici limitis quasi lubricae fidei et molimine pro­ ditionis coepit esse suspectus, unde et ab eis occisus est. 20 Habita est autem et synodus21 ex voluntate atque praecepto eiusdem se­ renissimi principis in civitate Mogontia, metropoli Germaniae, praesidente Hrabano venerabili eiusdem urbis archiepiscopo cum omnibus episcopis atque abbatibus orientalis Franciae, Baioariae et Saxoniae. Et illi quidem de absolvendis quaestionibus ecclesiasticis tractatum ha- 25 bebant, rex vero cum principibus et praefectis provinciarum22 publicis cau­ sis litibusque componendis insistens, postquam synodalia eorum decreta suo iudicio comprobavit et legationes Bulgarorum Sclavorumque audivit et absolvit, Baioariam reversus est; ubi ordinatis et dispositis, quae vide­ bantur esse necessaria, sine mora rediens per alveum Rheni fluminis navi- sogio venit Coloniam. Ubi cum quibusdach ex Hlutharii fratris sui principi­ bus habita locutione profectus est in Saxoniam ob eorum vel maxime causas iudicandas, qui a pravis et subdolis iudicibus neglecti et multimo­ dis, ut dicunt, legis suae dilationibus decepti graves atque diuturnas patie­ bantur iniurias. Suberant etiam et aliae causae ad se ipsum specialiter 36

21 M G Capitul. I I S. 22 Gaugrafen.

1 8 4 -1 9 1 .

Synode von Mainz

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Beide jedoch stärkten sich notgedrungen an dem vom Gesetz verbotenen Fleische. 851.

Die Sorben verletzten das Gebiet der Franken durch häufige Einfälle e und Brandstiftungen; das veranlaßte den König mit Heeresmacht durch Thüringen in ihr Land einzudringen, wo er sie schwer bedrängte und nach Vernichtung der Feldfrüchte und Wegnahme aller Hoffnung auf Ernte mehr durch Hunger als durch das Schwert bändigte. König Pippin von Aquitanien wurde von den Seinigen festgenommen, io samt seinem Reiche dem König Karl übergeben, zum Geistlichen gemacht, in Mönchskleidung gesteckt und in das Kloster des heiligen Medardus zu Soissons verstoßen. Ebenso wurde sein jüngerer Bruder Karl, als er Lothars Reich verließ, um seinen Bruder zu besuchen, von den Grafen dès Königs Karl festgenommen, auf sein Geheiß geschoren und im Kloster is Corbie eingesperrt. 852.

Der Normanne Heriold hatte sich in früheren Jahren, vor dem Zorn seines' Herrn des Dänenkönigs Horich fliehend, zum König Ludwig be­ geben, war von diesem gütig aufgenommen, getauft und in die Sakraao mente des Glaubens eingeweiht worden, aber als er schon mehrere Jahre ehrenvoll unter den Franken gehalten worden war, wurde er den Edlen der nördlichen Gegenden und Wächtern der dänischen Grenzmark, da seine Treue nicht verlässig sei und er auf Verrat sinne, verdächtig und des­ halb von ihnen getötet. » Es wurde aber auch nach dem Willen und Befehl dieses sehr erhabenen Fürsten in Mainz, der Metropole Germaniens, eine Synode 21 abgehalten unter dem Vorsitz von Hraban, dem ehrwürdigen Erzbischof dieser Stadt, mit allen Bischöfen und Äbten Ostfrankens, Baieras und Sachsens. Und während ihre Verhandlung die Erledigung geistlicher Fragen be80 traf, war der König samt den Fürsten und Vorstehern der Provinzen22 mit Staatsangelegenheiten und Schlichtung von Streitfällen beschäftigt; nachdem er dann die Synodalbeschlüsse durch seine Entscheidung be­ stätigt, sowie Gesandtschaften der Bulgaren und Slaven angehört und ab­ gefertigt hatte, kehrte er nach Baiem heim, wo er das, was notwendig 36 schien, anordnete und feststellte und ohne Verzug zurück auf dem Rhein zu Schiffe nach Köln kam. Hier hatte er mit einigen Edlen seines Bruders Lothar eine Unterredung und zog dann nach Sachsen, vornehmlich um in Sachen derer Recht zu sprechen, welche von schlechten und betrügerischen Richtern hintangesetzt und, wie man sagt, durch vielfache Verzögerungen 60 ihres Rechtes betrogen, schweres und langes Unrecht erlitten. Es waren

Annales Fuldenses 852-853

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aspicientes, possessiones videlicet ab avita vel paterna proprietate iure hereditario sibi derelictae, quas oportuit ab iniquis pervasoribus iusta re­ petitione legitimo domino restitui. Igitur in loco, qui appellatur Mimida, super amnem, quem Cornelius» Tacitus scriptor rerum a Romanis in ea gente28 gestarum Visurgim, moderni vero Wisuraha vocant, habito generali a conventu tam causas populi ad se perlatas iusto absolvit examine quam ad se pertinentes possessiones iuridicorum gentis decreto / recepit. Inde transiens per Angros, Harudos, Suabos et Hohsingos et per mansiones singulas, prout se praebuit oportunitas, causas populi diiudicans Thuringiam ingreditur. Ubi apud Erpfesfurt habito conventu decrevit inter alia, io ut nullus praefectus in sua praefectura aut quaestionarius infra quaestu­ ram suam alicuius causam advocati nomine susciperet agendam, in alienis vero praefecturis vel quaesturis singuli pro sua voluntate aliorum causis agendis haberent facultatem. Inde profectus diem natalis Domini in Reganesburg celebravit. » 853. Nordmanni per Ligurem fluvium venientes Turonum Galliae civitatem praedantur et inter alias aedes ecclesiam quoque sancti Martini confessoris nemine resistente succendunt. Aquitaniorum legati EQudowicum regem crebris supplicationibus sollici- so tant, ut aut ipse super eos regnum susciperet aut filium suum mitteret, qui eos a Karli regis / tyrannide liberaret, ne forte ab extraneis et inimicis fidei cum periculo christianitatis quaerere cogerentur auxilia, quae ab orthodoxis et legitimis dominis invenire nequirent. Hemmo Halbarensis episcopus VI. Kal. Aprilis defunctus est; in cuius u locum Hildigrim episcopus est ordinatus. Reginheri corepiscopus24 VI. Kal. Septembris de hoc mundo transiens Folchardum successorem reliquit. Hadawart quoque Mimidensis episcopus X V I. Kal. Octobris diem clausit ultimum cathedramque suam Theotrico dimisit. In Kalendis autem Septembribus basilicam sancti Bonifacii martyris so' noctu fures ingressi partem de thesauro'aecclesiae abstulerunt et ita hac­ tenus res latet, ut neque auctores facti investigari neque pecuniae aliquod possit indicium reperiri.*

** Im T ext kein Bezug vorhanden. 84 Von M ainz.

König Ludwig in Sachsen

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darunter auch andere Fälle, die ihn persönlich angingen: Besitzungen nämlich aus großväterlichem und väterlichem Eigentum, die nach dem Erbrecht an ihn gekommen waren, mußten durch gerechte Wiedereinforderung von den unrechtmäßigen Eindringlingen an den gesetzmäßigen s Herrn zurückgebracht werden. Deshalb hielt er in Minden an dem Flusse, den Cornelius Tacitus (er hat aufgezeichnet was die Römer bei diesem Volk*3 ausgeführt haben) Visurgis, die Heutigen aber Weser nennen, einen allgemeinen Gerichtstag, wo er ebenso die an ihn gebrachten Händel des Volks nach gerechter Untersuchung schlichtete, wie er die ihm zustehen10 den Besitzungen nach dem Urteil der Rechtsverständigen des Volks zu­ rückerhielt. Von hier durchzog er das Gebiet der Angrer, Haruden, (Nordi­ schwaben samt dem Hohsigau und an jedem Aufenthaltsort, wo sich Gelegenheit bot, sprach er in Sachen des Volkes Recht. So kam er nach Thüringen, wo er auf einem Tag zu Erfurt unter anderm anordnete, kein is Gaugraf dürfe innerhalb seines Gebiets oder ein Untersuchungsrichter innerhalb seines Bezirks für einen andern als Vogt aufzutreten sich unter­ stehen; aber in fremden Gebieten und Bezirken sollten die Einzelnen nach Belieben die Sachen Anderer führen dürfen. Von hier reiste er weiter und feierte den Geburtstag des Herrn in Regensburg, so . 853. Die Normannen kamen auf der Loire bis Tours in Gallien, wo sie plün­ derten und unter anderem die Kirche des hl. Martin des Bekenners, ohne Widerstand zu finden, verbrannten. Gesandte der Aquitanier gingen den König Ludwig häufig mit Bitten an, 28 entweder selbst die Herrschaft über sie zu übernehmen oder seinen Sohn zu schicken, um sie von König Karls Tyrannei zu befreien, damit sie nicht etwa bei Reichsfremden und Glaubensfeinden unter Gefahr für die Christenheit die Hilfe suchen müßten, die sie bei rechtgläubigen und rechtmäßigen Herren nicht finden könnten. 30 Bischof Hemmo zu Halberstadt starb den 27. März, an seiner Stelle wurde Hildigrim als Bischof eingesetzt. Der Chorbischof*4 Reginheri schied den 27. August aus dieser Welt und ließ Folchard als Nachfolger. Auch der Bischof Hadowart von Minden beschloß sein Leben am 16. September und hinterließ seinen Sitz dem Theotrich. 85 Am 1. September brachen bei Nacht Diebe in die Kirche des hl. Mär­ tyrers Bonifacius ein und raubten einen Teil des Kirchenschatzes, und so sehr ist bis jetzt die Sache in Dunkel gehüllt, daß man weder die Urheber dieser Tat entdecken noch irgend eine Spur von dem Gelde auffinden kann.

Annales Fuldenses 854-866

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854.

Hludowicus filius Hludowici regis ad Aquitaniam pergit, volens experiri, si vera essent ea, quae patri suo per legatos gentis promittebantur. Cum ergo venisset et non esset susceptus nisi ab ea tantum sola cognatione, quam Earlus maxime offendit propter interfectionem Gozberti eorum pro- 6 pinqui, quem iussit occidi, ceteris omnibus a susceptione eius dissimulanti­ bus adventum suum illo supervacuum fuisse ratus cum suis se circa tem­ pus autumni in Franciam recepit. Nordmanni/ qui continuis X X annis regni Francorum fines per loca navibus accessibilia caedibus et incendiis atque rapinis crudeliter vasta- io bant, congregati de regionibus, per quas praedandi cupiditate dispersi fuerant, in patriam suam reversi sunt. Ibique inter Horic regem / Danorum et Gudurm filium fratris eius, qui eatenus ab eo regno pulsus piratico more vixit, orta contentione ita se mutua caede mactaverunt, ut vulgus quidem promiscuum innumerabile caderet, de stirpe vero regia nisi unus puer it nullus remaneret, Domino sanctorum suorum iniurias ulciscente et adver­ sariis digna factis retribuente. 855.

Apud Mogontiacum terra vicies tremuisse perhibetur. Aeris insolita commotio turbinibus ac tempestatibus plagisque grandinum multis dam- 20 num intulit. Fulminum ictibus aedes plurimae crematae sunt, inter quas basilica sancti Kiliani martyris25 Nonis Iuniis clero laudes vespertinas cele­ brante repentino ictu percussa atque succensa est; et mirum in modum sub laquearibus domus ignis pendulus inlaesa materia tamdiu oberrabat, . donec ossa sancti martyris et totus aecclesiae thesaurus efferretur inlae- 26 sus. Clericorum quoque nonnulli fulmine tacti inlaesis vestibus per diversa membrorum loca graves combusturas habuisse reperti sunt. Ferunt etiam quendam in illis regionibus hominem ita caelesti igne combustum, ut con­ sumpto corpore vestis ab igne remaneret inlaesa. Sequentis vero mensis die octava, instante sollempnitate natalis eiusdem sancti martyris, muros 30 aecclesiae, quos prius caelestis non consumpsit ignis, subito terribilis ex­ orta tempestas funditus evertit; quam ruinam mors episcopi Gozbaldi2 6

26 In Würzburg.

Abzug der Normannen

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854. Ludwig, Sohn des Königs Ludwig, zog nach Aquitanien, um zu er­ fahren, ob das wahr sei, was seinem Vater durch die Abgesandten des Volkes versprochen wurde. Als er nun bei seiner Ankunft allein von der 5 Sippe empfangen wurde, die Karl durch die anbefohlene Hinrichtung ihres Verwandten Gozbert am schwersten beleidigt hatte, während alle übrigen von seinem Empfang fern blieben, so hielt er dafür, daß sein Zug dorthin überflüssig gewesen sei, und kehrte mit den Seinen um die Herbstzeit nach Franken zurück. io Die Normannen, welche 20 Jahre hindurch unaufhörlich das Franken­ reich an allen für Schiffe zugänglichen Orten mit Mord, Raub und Brand grausam heimgesucht hatten, sammelten sich aus den Gegenden, in denen sie sich aus Beutegier zerstreut hatten, und kehrten in ihr Vaterland zu­ rück. Hier war zwischen dem Dänenkönig Horic und seinem Brudersohn io Gudurm, der bis dahin aus der Herrschaft verdrängt vom Seeraub lebte, ein Kam pf entstanden, bei dem sie widereinander mit gegenseitigem Mor­ den wüteten dergestalt, daß unzähliges gemeines Volk umkam und aus dem königlichen Geschlechte nur ein Knabe am Leben blieb : so rächte Gott die Frevd wider seine Heiligen und zahlte seinen Widersachern den 20 verdienten Lohn für ihre Taten. 855. In Mainz, erzählte man, gab es zwanzig Erdstöße. Eine ungewöhnliche Bewegtheit der Luft brachte vielen durch Wirbelwinde, Stürme und Hagelschlag Schaden. Vom Blitz getroffen, verbrannten sehr viele Häu28 ser, darunter die Kirche des hl. Märtyrers Kilian26 am 5. Juni. Während der Klerus die Vesperlieder sang, wurde sie von einem plötzlichen Blitz­ schlag getroffen und ging in Flammen auf ; wunderbar war dabei, wie das Feuer an den Deckenbalken des Hauses hangend, ohne die Masse zu ver­ letzen, so lange umherirrte, bis die Gebeine des hl. Märtyrers und der 30 ganze Kirchenschatz unversehrt herausgebracht war. Auch fanden sich einige Geistliche vom Blitze berührt, die an verschiedenen Stellen des Leibes, während ihre Kleider unverletzt blieben, schwere Brandwun­ den hatten. Ja es soll einer von den Leuten dort dergestalt von dem himmlischen Feuer verbrannt gewesen sein, daß der Körper aufge36 zehrt war, aber das Kleid vom Feuer unverletzt blieb. Am achten Tag aber des folgenden Monats, als die Geburtstagfeier desselben hl. Mär­ tyrers bevorstand, wurden die Mauern der Kirche, welche vorher das himmlische Feuer nicht verzehrt hatte, durch ein plötzlich entstandenes schreckliches Unwetter von Grund aus zerstört; auf diesen Einsturz 40 folgte der Tod des Bischofs Gozbald, der im 3. Monat danach, d. i. am

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subsecuta est, qui tercio dehinc mense, id est X II. Kal.,Octobris, praesen­ tem vitam finiens Arnum discipulum suum sibi successorem reliquit. Rex quoque Hludowicus in Sclavos Margenses contra Rastizen ducem eorum sibi rebellantem parum pspspere ducto exercitu sine victoria rediit, malens adversarium firmissimo, ut fertur, vallo munitum ad tempus di- 6 mittere quam militum suorum periculose pugnando damna susti/nere. Magnam tamen provinciae partem praedis et incendiis vastavit exercitus non parvamque multitudinem hostium castra regis invadere cupientium usque ad internitionem delevit, sed non impune; quia post reditum regis Rastiz cum suis insecutus plurima trans Danuvium finitimorum loce prae- io dando vastavit. Mense vero Octobrio X VI. Kal. Novembr. per totam noctem igniculi instar spiculorum occidentem versus per aereip densissime ferebantur. Hlutharius imperator renuntians omnibus, quae habuit, Prumiense monasterium ingressus effectusque ibi monachus III. Kal. Octobr. mor- u talem hominem exuit et ad vitam perrexit aeternam. Principes autem et optimates regni filium eius Hlutharium super se regnare cupientes ad Hludowicum regem orientalium Francorum, patruum eius, in Franconofurt eum adducentes cum consensu et favore illius sibi regnare con­ sentiunt. so 856. Mense Februario, IIII. die mensis eiusdem, Hrabanus archiepiscopus Mogontiacensis ecclesiae defunctus est, habens in episcopatu annos V III mens...d) Cui successit Karlus, magis e x / voluntate regis et consiliariorum eius, quam ex consensu et electione cleri et populi6). Decessit autem et *8 Hatto abbas Fuldensis coenobii II. Idus Aprilis; in cuius locum per elec­ tionem fratrum et auctoritatem regiam ordinatus est Thioto, unus ex ipsis monachis. Mense vero Augusto Hludowicus rex collecto exercitu per Sorabos iter faciens ducibusque eorum sibi coniunctis Dalmatas proelio superat accep- so tisque obsidibus tributarios facit; inde pet Boemanos transiens nonnullos ex eorum ducibus in deditionem accepit. In qua expeditione perierunt co­ mites Bardo et Erpf cum aliis quam pluribus. d) Die Zahl der M onate und Tage war in der Vorlage unserer Handschriften nicht angegeben, weshalb der Schreiber der Schlettstadter H andschrift die ganze N otiz von habens an unterdrückte. In den übrigen Handschriften ist (un­ richtig) mensem unum et dies quattuor (von Neujahr an gerechnet) ergänzt. Hrabanus ist am 2 6 . Juni 847 ordiniert worden. 6) Dieser Satz hat in der Schlettstadter und W iener H andschrift folgende Fassung: Cui Karolus Pippini regis filius, qui de custodia Corbeiensis m ona-

Tod des Kaisers Lothar

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20. September, dieses Leben beschloß und die Nachfolge seinem Schüler Ara hinterließ. Auch mußte König Ludwig, der in das Land der mährischen Slaven gegen ihren aufrührerischen Herzog Rastiz ein Heer mit wenig Erfolg ge( führt hatte, ohne Sieg heimkehren, weil er lieber einen Gegner, der sich durch eine, wie es heißt, feste Verschanzung gesichert hatte, einige Zeit in Ruhe lassen, als durch einen gefährlichen Kampf Verluste seiner Trup­ pen hinnehmen wollte. Doch suchte sein Heer einen großen Teil der Pro­ vinz mit Raub und Brand heim und rieb eine nicht geringe Anzahl Feinde, io als diese in des Königs Lager eindringen wollten, vollständig auf, aber nicht ungestraft; denn beim Abzug des Königs folgte ihm Rastiz mit den Seinigen und plünderte jenseits der Donau sehr viele Grenzorte. Am 17. Oktober schwirrten die ganze Nacht über kleine Feuerchen wie Pfeile gen Westen dichtgedrängt durch die Luft hin. u Kaiser Lothar entsagte allem, was er hatte, ging in das Kloster Prüm, wurde daselbst Mönch, zog dort am 29. September den sterblichen Men­ schen aus und ging in das ewige Leben ein. Die Edlen und Vornehmen des ReicheB, die seinen Sohn Lothar als ihren König wünschten, führten ihn zu seinem Oheim Ludwig, dem König der Ostfranken, nach Frankfurt und so kamen mit ihm überein, daß der Sohn mit dessen Zustimmung und Gunst über sie herrschte. 856. Am 4. Februar starb Hraban, Erzbischof der Kirche zu Mainz; der in seiner Amtszeit 8 Jahre . . Monate und . . Tage hatte. Ihm folgte Karl, 26 mehr nach dem Willen des Königs und seiner Räte, als mit Zustimmung und Wahl von Klerus und Volk. Es starb aber auch am 12. April Abt Hatto von Fulda, als dessen Nachfolger durch Wahl der Brüder und könig­ liche Bestätigung Thioto bestellt wurde, einer von den Mönchen. Im August zog König Ludwig mit gesammelter Heeresmacht durch das so Land der Sorben, deren Herzoge zu ihm stießen, und überwand in einer Schlacht die Daleminzier, die ihm Geiseln stellen und Tribut zahlen muß­ ten. Von da zog er durch das Land der Böhmen und ließ sich von einigen ihrer Herzoge huldigen; auf diesem Zuge kamen die Grafen Bardo und Erpf mit mehreren anderen um. sterii lapsus ad Hludowicum regem patruum suum defecerat, in episcopatu successit I l l i . Idus M artii, non solum ex voluntate regis, verum etiam ex con­ sensu et electione cleri et populi. (Ih m folgte als Bischof K a rl, der Sohn des K önigs Pippin, der aus der H a ft im Kloster Corbie entronnen zu seinem Vaters­ bruder K önig Ludwig abgefallen war, am 12. M ärz, nicht bloß nach dem W illen des K önigs, sondern auch m it Zustim m ung und W ahl von'K lerus und V olk.)

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857. Rex Hludowicus mense Februario colloquium babuit in Confluente ca­ stello cum Hluthario nepote suo; tempore vero quadragesimae placitum babuit apud Wangionum civitatem. Roric Nordmannus, qui praeerat Dorestado, cum consensu d o m ini sui 5 Hlutharii regis classem duxit in fines Danorum et consentiente Horico Danorum rege partem regni, quae est inter mare et Egidoram, cum sociis suis possedit. Otgarius episcopus2* et Hruodoltus comes palatii et Ernustus filius Emusti ducis cum bominibus suis in Boemanos missi civitatem Wiztracbi ducis io ab annis multis rebellem occupaverunt, expulso ab ea Sclavitago filio Wiz­ tracbi, qui tyrannidem tunc in ea exercebat. Quo per fugam lapso et ad Rastizen se conferente frater eius, qui ab eo patria pulsus apud Zistoboron Sorabum exulabat, ad regem fideliter veniens loco fratris dux constituitur./ Habita est autem et synodus apud Mogontiacum circa Kalendas Octo- w bris praesidente Karlo arcbiepiscopo; ubi inter alia, quae ventilata sunt de iure ecclesiastico, praesentata est epistola Guntbarii Colonensis epi­ scopi, ad Altfridum27episcopum directa, in qua legebatur contigisse Coloniae X V II. Kal. Octobr. terribilem valde tempestatem, populo cuncto prae nimio borrore in basilicam sancti Petri confugiente et signis aecclesiae con- 20 crepantibus unanimiter Dei misericordiam implorante, subito fulmen inor­ me ignei draconis instar basilicam scidisse ac penetrasse atque ex omni illa multitudine tres homines diversis quidem locis, sed uno ictu in mortem deiecisse, presbyterum scilicet iuxta altare sancti Petri, diaconum vero ad altare sancti Dionisii, laicum autem ad altare sanctae Mariae; alios etiam 25 numero sex eodem impetu ita prostravisse ut elati semivivi vix convales­ cerent. Ferunter et alia prodigia bis temporibus Treveri contigisse, quae ideo scribere distuli, quia de eis certum nuntium non babui. 858. In Kalendis Ianuariis terrae motus magnus factus est per civitates et 30' regiones diversas, maximus tamen apud Mogontiacum, ubi maceriae anti­ quae scissae sunt et aecclesia sancti Albani martyris ita concussa est, ut murus de fastigio cadens oratorium sancti Michaelis ad occidentem basili­ cae bicameratum cum tecto et laquearibus ruina sua confringens terrae coaequaret. 352

22 Von E ichstätt. 27 Von Hildesheim.

Huldigung des Böhmenherzogs

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857. König Ludwig hatte im Februar eine Unterredung in der Burg Koblenz mit seinem Neffen Lothar. Zur Zeit der Fasten hielt er einen Landtag in Worms ab. 6 Der Normanne Roric, der in Duxstede herrschte, führte mit Zustim­ mung seines Herrn, des Königs Lothar, eine Flotte in das Gebiet der Dänen, und mit Einwilligung des Dänenkönigs Horic nahm er nebst sei­ nen Genossen den Teil des Landes zwischen dem Meere und der Eider in Besitz. io Bischof Otgar2®, Pfalzgraf Rudolt und Emst, der Sohn des Herzogs Ernst, die mit ihren Leuten gegen die Böhmen abgeschickt worden waren, eroberten die seit vielen Jahren abgefallene Stadt des Herzogs Wiztrach, nachdem Wiztrachs Sohn Slavitag, welcher damals in ihr herrschte, dar­ aus verjagt war. Als sich dieser zu Rastiz flüchtete, leistete sein Bruder, is der von jenem aus dem Vaterland vertrieben bei dem Sorben Zistibor lebte, dem Könige die Huldigung und wurde anstatt des Bruders als Her­ zog eingesetzt. Es wurde auch eine Synode in Mainz Anfang Oktober abgehalten unter dem Vorsitz des Erzbischofs Karl, wo nebst anderem, was über das *o geistliche Recht verhandelt wurde, ein Brief des Bischofs Gunthar in Köln an den Bischof Altfrid27 vorgezeigt wurde, in dem zu lesen war, am 15. September sei in Köln ein schreckliches Ungewitter gewesen, und als das ganze Volk vor gewaltigem Schreck in die Peterskirche floh und unter Geläute der Kirchenglocken einmütig um Gottes Erbarmen flehte, habe plötzlich ein gewaltiger Blitzstrahl wie ein feuriger Drache die Kirche zer­ rissen, sei eingefahren und habe aus jener ganzen Menge drei Menschen an verschiedenen Orten, aber mit einem Schlage tot niedergestreckt, näm­ lich den Presbyter neben dem Altar des hl. Petras, den Diakon neben dem Altar des hl. Dionysius und einen Laien bei dem Altar der hl. Maria; so außerdem habe er 6 weitere so niedergeworfen, daß sie halbtot weggetra­ gen wurden und kaum genasen. Es sollen auch andere Wunderzeichen zu dieser Zeit in Trier sich zugetragen haben, welche zu erzählen ich deshalb anstand, weil ich über sie keine zuverlässige Nachricht erhalten habe. 858. 35 Am 1. Januar gab es ein großes Erdbeben in verschiedenen Städten und Gegenden, am heftigsten jedoch in Mainz, wo alte Mauern zerrissen und die Kirche des hl. M ärtyrers Albanus so erschüttert wurde, daß ein von der Höhe herabstürzendes Mauerstück die zweischiffige Betkapelle des hl. Michael an der Abendseite der Kirche samt dem Dache und den Balken 40 zertrümmerte und dem Erdboden gleich machte.

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Menae autem Februario rex cum quibusdam consiliariis suis in Forahheim colloquium habuit; inde condicto placito et designatis ad hoc spe­ cialiter comitibus in villa Alamanniae, quae vocatur Ulma, Notingum epi­ scopum*8 et Eburhardum comitem39, missos nepotis sui Hludowici, suscepit et audivit; post mediam vero quadragesimam venit in Franconofurt et ibi pascha30 celebravit. Interea missi, / quos ad Hlutharium nepotem suum directos habuit, veniunt eumque iuxta condictum in Confluente castello regi occursurum esse nuntiant. Hege autem promissionibus eius credente et ante dies letaniarum81 ad condictum diem et locum veniente Hlutharius promissa mentitus neque ipse venit neque de suis aliquem mittere voluit; foedus enim cum Karlo contra regem iniit, quod uterque eorum iuramento firmavit. Qui, cum se vidisset inlusum esse, reversus in Francono­ furt, cum multa de utilitate regni cum suis, tractaret atque disponeret, tum etiam decrevit tres exercitus in diversos regni sui terminos esse mit­ tendos: unum quidem per Karlmannum filium suum seniorem in Scia vos Margenses contra Rastizen, alterum vero per Hludowicum filium suum minorem in Obodritos et Linones, tercium autem per Thachulfum in Sorabos dicto oboedire nolentes, ut sedatis extrinsecus adversariorum tumulti­ bus facilius intrinsecus regni gubernacula disponeret. Mense autem Iulio collectis et ordinatis exercitibus ireque profectis1) repente die media subiit regem curarum maxima moles. Legati enim ab occidente venerunt Adalhartus abbas et Oto comes postulantes eum, ut populo periclitanti et in angustia posito praesentia sua subveniret; quod nisi celeriter fieret et ex parte eius spe liberationis privarentur, a paganis cum periculo christianitatis quaerere deberent defensionem, quam a legitimis et orthodoxis dominis invenire non possent. Tyrannidem enim Karli se diutius ferre non posse testati sunt, quia, quod ex eis pagani extrinsecus nemine resistente aut scutum / opponente praedando, captivando, occi­ dendo atque vendendo reliquissent, ille intrinsecus subdole saeviendo dis­ perderet ; nec quemquam esse in omni populo, qui iam promissionibus aut iuramentis eius fidem adhibere praesumèret, cunctis de bonitate illius in desperationem cadentibus. Quibus auditis rex graviter conturbatus est; duplici enim premebatur angustia, quoniam, si populi votis adquiesceret, contra fratrem, quod impium esset, agere deberet; si autem fratri parf) T ext schwerlich fehlerfrei; Übersetzung unsicher. 88 von Brescia. 39 von Friaul. 30 3 . A pril.

31 9.-11. Mai.

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Feldzugspläne an der Ostgrenze

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Im Februar hatte der König mit einigen seiner Räte eine Unterredung in Forchheim; von dort wurde ein Tag angesagt und dazu ausdrücklich Gra­ fen angewiesen, auf einem H of Alamanniens namens Ulm, wo er die Ge­ sandten seines Neffen Ludwig, den Bischof Noting28und den Grafen Eber6 hard29 empfing und anhörte; nach Mittfasten kam er nach Frankfurt und feierte dort das Osterfest80. Inzwischen kamen die Gesandten, die er an seinen Neffen Lothar geschickt hatte, mit dem Bescheid, dieser werde nach'der Verabredung in der Burg Koblenz mit dem Könige Zusammen­ treffen. Im Vertrauen auf seine Zusage kam der König vor den Tagen der 10 Letanien81 an dem bestimmten Tage und zu dem bestimmten Orte, aber Lothar brach sein Versprechen und kam weder selbst, noch wollte er Jemand von den Seinigen schicken; er ging nämlich mit Karl gegen den König ein Bündnis ein, das beide durch einen Eidachwur bekräftigten. Als sich dieser so getäuscht sah, kehrte er nach Frankfurt zurück, wo er neben u vielen anderen Maßregeln, die er zum Wohle des Reiches mit den Seinen verhandelte und anordnete, vor allem beschloß, drei Heere an die ver­ schiedenen Grenzen seines Reiches zu schicken, eines unter seinem älteren Sohne' Karlmann in das Land der mährischen Slaven gegen Rastiz, ein anderes unter «einem jüngeren Sohn Ludwig gegen die Abodriten und so Linonen, das dritte unter Thachulf gegen die aufrührerisch gewordenen Sorben, damit er, wenn erst außerhalb die unruhigen Bewegungen der Feinde unterdrückt seien, leichter im Innern das Steuer des Reichs lenken könne. Im Juli, als die Heere versammelt, geordnet und zum Marsch aufge2# brochen waren, kam plötzlich über den König mittags eine gewaltige Sorgenlast. Gesandte kamen nämlich aus dem Westen, Abt Adalhart und Graf Oto, und forderten ihn auf, dem gefährdeten und bedrängten Volk in eigener Person Hilfe zu bringen; wenn dies nicht schnell genug geschehe und sie ihre Hoffnung auf Befreiung durch ihn aufgeben müßten, müßten so sie unter Gefahr für die Christenheit bei den Heiden den Schutz suchen, den sie bei ihren gesetzmäßigen und rechtgläubigen Herren nicht finden könnten. Denn die Tyrannei Karls, so bezeugten sie, sei länger nicht zu ertragen, weil was die Heiden von außen her ihnen noch übrig ließen, die, ohne daß einer Widerstand leiste oder nur den Schild gegen sie erhebe, » plünderten, wegschleppten, mordeten, verkauften, das richte jener im Innern durch sein böswilliges Wüten zu Grunde; im ganzen Volk sei nie­ mand, der seinen Versprechungen oder Eidschwüren noch Glauben schenke, weil alle an seiner Redlichkeit verzweifelten. Diese Nachricht brachte den König in nicht geringe Verlegenheit; denn beides drückte ihn: «o gab er den Wünschen des Volkes nach, würde er gegen seinen Bruder, was

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ceret, a periclitantis populi liberatione, quod aeque impium esset, cessare deberet. Ad hoc accessit etiam non modicus angustiarum cumulus, vulgi videlicet aestimatio suspicantis totum, quod actum fuerit in huiusmodi negotio, non voto fieri popule^ consulentis, sed sola intentione regnum dilatare cupientis; quod longe aliter esse, quam se vulgi fert opinio, cuncti s consiliorum regis conscii veraci sermone testantur. In tali igitur curarum molestia positus tandem consilio sapientium adquiescens, simul et con­ scientiae suae puritate praeditus, maluit multorum utilitatibus consulere quam unius hominis pertinaciae consentire; precibusque legatorum favens votis populi praesentiam eius desiderantis cum Dei adiutorio se adfuturum io fore promisit. Mediante autem mense Augusto Wangioni collecto comitatu per Alisatiam profectus venit in Galliam ad villam regiam in regno Karli, quae vo­ catur Ponticona; ubi occurrerunt ei fere omnes primates partium illarum, exceptis eis, quos tunc Karlus secum in praesidio habuit, pugnans contra 16 Nordmannos super Ligurem fluvium32. Qui, ut audivit Hludowicum esse infra terminos regni sui, dimissa obsidione cum exercitu occurrit ei in loco, qui vocatur Briacus; visaque multitudine orienta/lium simul et eorum, qui ex suis contra tyrannidem eius coniuraverant, cum se virtute cerneret imparem nec posse sine grandi periculo suorum cum fratris copiis in acie ao congredi, disposito tamen et quasi ad pugnandum milite ordinato ipse quidem cum paucis latenter abscessit, exercitus vero in loco certaminis derelictus cognito ducis abscessu ad Hludowicum transivit. Ille vero sedato impetu populi Karlum persequi cupientis ad disponenda regni negotia quasi libera utens potestate diligentiam curamque convertit. Et primum » quidem nimis incauta ductus securitate omne robur totius exercitus, quem ab oriente secum adduxerat, remisit in patriam, frustra in desertores et proprii domini proditores spei suae fiduciam ponens. Quorum etiam con­ silio ibi decrevit hiemare, ignarus per omnia imminentis sibi periculi, quod ei parabatur ex parte Karli, cuius animum ad ultionem iniuriarum suarum 3o erexerant filii Cuonrati comitis, Hludowicum securum et paucos esse, qui cum eo ex suis remanserint, indicantes; quos ille quidem quasi sibi fideles ad explorandos sibique renuntiandos actus Karli transmiserat; illi vero

91 Vielmehr an der Seine, wo die Normannen au f der Insel Oiselle eingeschloesen waren.

König Ludwig in Weetfrankeu

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doch ein Frevel war, handeln; nahm er dagegen auf den Bruder Rücksicht, würde er, was gleich frevelhaft war, des gefährdeten Volkes Befreiung unterlassen. Dazu kam noch der nicht geringe Gipfel seiner Sorgen, die Meinung der Menge, die argwöhnte, daß alle Maßnahmen in dieser Sache s nicht dem Wunsch nach Fürsorge für das Wohl des Volkes, sondern der Absicht einer Erweiterung der Herrschaft entspringen, wiewohl sich das ganz anders verhielt, als die Meinung des Haufens annimmt, wie alle, die um des Königs Pläne wissen, mit wahrhaftiger Rede bezeugen. Unter die­ ser Last von Sorgen entschloß er sich endlich, nach dem Rat der Einsich10 tigen und gestützt auf die Reinheit seines Gewissens, lieber für das Wohl vieler zu sorgen, als mit dem Starrsinn eines einzelnen einverstanden zu sein ; deshalb lieh er den Bitten der Gesandten sein Ohr und versprach den Wünschen des Volkes, das seine Gegenwart verlangte, mit Gottes Beistand nachzukommen. i8 Mitte August brach er mit dem bei Worms versammelten Geleit auf, zog durch das Elsaß und kam nach Gallien auf einen Königshof in Karls Reich namens Ponthion; hier kamen ihm fast alle Vornehme jener Land­ striche entgegen, mit Ausnahme derer, welche damals Karl bei sich im Lager hatte, da- er gegen die Normannen an der Loire32 stritt. Als dieser so vernahm, daß Ludwig innerhalb der Grenzen seines Reichs sei, gab er die Belagerung auf und stieß auf ihn mit seinem Heer bei Brienne; doch als er die Übermacht der östlichen und derer sah, die sich von den Seinen gegen seine Tyrannei verschworen hatten, stellte er, weil er sich an Tapfer­ keit nicht gewachsen fühlte und den Kampf in offener Feldschlacht gegen » die Truppen des Bruders ohne große Gefahr für die Seinigen für unmög­ lich hielt, zwaT seine Krieger auf und ordnete sie wie zum Kampfe, zog aber selbst heimlich mit wenigen ab; das auf dem Kampfplatz zurück­ gelassene Heer ging auf die Kunde von des Führers Abzug zu Ludwig über. Dieser beruhigte den Drang des Volkes, das Karls Verfolgung wünschte, so und richtete, nunmehr unbestritten Herr der Lage, seine Umsicht und Sorg­ falt auf die Ordnung der Reichsangelegenheiten. Und zwar entließ er zuerst in allzu sorgloser Sicherheit die ganze Streitmacht, die er aus dem Osten mit sich geführt hatte, nach Hause in nichtigem Vertrauen auf Überläufer und Verräter des eigenen Herrn. Auf ihren Rat beschloß er 36 auch dort zu überwintern, ohne jede Ahnung der drohenden Gefahr, die ihm von Karl her bereitet wurde. Diesen hatten zur Rache für die ihm angetane Kränkung des Grafen Konrad Söhne aufgestachelt, indem sie zeigten, daß Ludwig unbesorgt und nur wenige von den Seinen bei ihm zurückgeblieben waren. Ludwig hatte nämlich diese als seine Getreuen 40 abgeschickt, um Karls Handlungen auszuforschen und ihm Bericht zu

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fidem mentiti et Karlo coniuncti, quomodo Hludowicus ex inproviso cum multitudine exercitus obrueretur, tota intentione moliebantur. Interea nuntiatum est ei in oriente rempublicam Sorabici limitis esse turbatam, eo quod Sorabi duce eius Zistiborç nomine sibi fidelissimo insidiose perempto defectionem meditarentur. Ac per hoc ille quidem ad conprimendam sedi- e tionem exortam in regnum suum, quanta potuit celeritate, regressus est. Earlus vero post discessum eius sedem regni sui nullo adversante sine difficultate recepit. Villa quaedam haud procul ab urbe Pinguia sita est, Caput-montium vocata, eo quod ibi montes per alveum Rheni fluminis tendentes initium io habeant, quam vulgus / corrupte Capmunti nominare solet; ubi malignus spiritus evidens nequitiae suae ostendit indicium. Nam primum quidem lapides iaciendo et parietes domorum quasi malleo pulsando hominibus loci illius infestus efficitur; deinde vero manifeste loqui et furtim sublata quibusdam prodere, post haec discordias inter habitatores eiusdem loci u seminare; denique omnium animos contra unum hominem concitavit, quasi peccatis illius exigentibus ceteri talia paterentur: et ut maius odium adversus eum excitaret, in quamcumque domum idem homo intravit, statim malignus spiritus illam exussit. Igitur ex necessitate coactus cum uxore et filiis foris mansit in agris, omnibus propinquis suis sub tectum suum *o illum suscipere timentibus. Sed nec ibi tutus fuisse permissus est; nam cum universas fruges suas congregasset et in acervos collegisset, spiritus nequam ex inproviso veniens cunctas incendit. Ut autem animos vicino­ rum illum interficere cupientium placare potuisset, idem ipse ferro fer­ vente de omnibus, quae ei obiciebantur, criminibus se ostendit immunem, as Missi sunt itaque ab urbe Mogontiaca presbyteri atque diacones cum reli­ quiis et crucibus, qui malignum spiritum ab eo loco expellerent. Sed illis in quadam domo, ubi maxime saeviebat, letanias agentibus et aquam benedictam spargentibus antiquus hostis nonnullos ex eadem villa illuc convenientes iactando lapides cruentavit; tamen modicum temporis a sua soinfestatione quievit. Postquam vero inde discesserunt, qui missi fuerant, idem hostis multis audientibus lugubres edidit sermones; nam presbyte­ rum quendam nominatim exprimens se sub cappa illius stetisse professus est ea hora, quando aqua benedicta aspergebatur in domo. Quibus se prae timore signantibus idem hostis de eodem presbytero : ‘Meus’, inquit, ‘pro- 36 prius est servus ; a quo enim quis superatur, huius et servus est ; quia nuper

Teufelsspuk im Rheingau

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bringen; aber sie täuschten sein Vertrauen, verbanden sich mit Earl und sannen mit höohstem Eifer darauf, Ludwig unvermutet samt seiner Heeresmacht zu vernichten. Inzwischen war diesem gemeldet worden, im Osten sei die sorbische Grenzmark dadurch gefährdet, daß die Sorben nach s hinterlistigerErmordungdesihmtreugesinntenHerzogsdieserMarknamens Zistibor auf Abfall sannen. Deswegen nun zog jener, um die entstandene Empörung zu unterdrücken, so schnell als möglich in sein Reich zurück. Karl aber nahm nach seinem Abzug den Sitz seiner Herrschaft, da nie­ mand es hinderte, ohne Schwierigkeit wieder ein. 10 Nicht weit von der Stadt Bingen liegt ein H of; Caputmontium („Berg­ haupten“ ) heißt er deshalb, weil dort die Berge entlang dem Bett des Rheins ihren Anfang nehmen, doch pflegt das Volk den Namen zu Kempten zu entstellen. Hier gab der böse Geist ein sichtbares Zeichen seiner Ver­ worfenheit. Denn zuerst macht er sich durch Steine-Werfen und Klopfen i» wie mit Hämmern an die Wände der Häuser den Menschen in jenem Ort lästig, sodann sprach er deutlich und gab an, was heimlich einigen ge­ stohlen war, darauf säte er Zwietracht unter die Bewohner dieses Ortes; endlich erregte er die Gemüter aller gegen einen Mann, als wenn infolge seiner Sünden die übrigen solches litten, und um noch größeren Haß gegen 2o ihn. zu erwecken, steckte der böse Geist sogleich jedes Haus, das dieser Mann betrat, in Brand. Notgedrungen blieb er daher mit Weib und Kind draußen auf dem Felde, weil alle seine Verwandten sich scheuten, ihn unter ihr Dach aufzunehmen. Aber auch dort durfte er nicht in Sicherheit bleiben, denn als er alle seine Früchte zusammengebracht und in Haufen 26 hatte, kam der böse Geist unversehens dazu und zündete alle an; um je­ doch den Zorn seiner Nachbarn, die ihn töten wollten, zu besänftigen, zeigte sich ebenderselbe in einem Gottesurteil mit glühendem Eisen frei von allen Verbrechen, die man ihm vorwarf. Es wurden deswegen aus Mainz Presbyter und Diakonen mit Reliquien und Kreuzen abgeschickt, so um den bösen Geist aus diesem Ort auszutreiben. Aber während diese in einem Hause, wo er am meisten raste, die Bittgebete sprachen und ge­ weihtes Wasser sprengten, warf der alte Feind einige, die aus diesem Guts­ hof dorthin kamen, mit Steinwürfen blutig; doch stand er eine kurze Zeit lang von seinen Belästigungen ab. Als aber die Abgesandten von dort 36 abgezogen waren, stieß derselbe Feind, vor den Ohren vieler, bedauerliche Reden aus. Denn, indem er einen gewissen Presbyter namentlich bezeichnete, bekannte er unter seiner Kappe gestanden zu haben in der Stunde, als das geweihte Wasser im Hause gesprengt wurde. Und als sie vor Furcht sich bekreuzigten, sagte derselbe Feind von demselben Presbyter: „E r ist «0 mein Knecht, denn von wem einer überwunden wird, dessen Knecht ist

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me suadente cum filia procuratoris istius villae concubuit’ . Quod factum nullus mortalium antea sciebat exceptis his, qui hoc crimen perpetraverant. Patet ergo, quia iuxta veritatis sententiam88 nihil opertum est, quod non reveletur. / His et huiusmodi malis apostata spiritus in loco supra dicto per tria annorum curricula infestus non ante cessavit, donec universa pene 6 aedificia ibidem succendendo consumeret. 859. Hludowicus rex quasi inchoante verni tempore de Galliis rediens Wormatiam venit: Cum frequentibus legatorum suorum discursibus fratris ac nepotis sui sibi animos reconciliare studeret eorumque responsa per inter- 10 nuntios reciproca relatione susciperet, tandem condicto tempore singuli cum aequo numero principum suorum ex adversa parte nominatim ex­ pressorum, iuxta Anteraacum castellum in qjuadam insula Bheni fluminis navigio vecti convenerunt, reliquo singulorum comitatu super litus ex utraque parte fluminis consistente. Ubi cum diu varia et anceps acta- 15 rum simul et agendarum rerum agitata esset disputatio, condicto placito autumni tempore iuxta Basalam communiter habendo singuli cum suis ad propria reversi sunt. Hludowicus tamen eis, qui superiore anno a Karlo deficientes sui effecti sunt, honores, quos prius habuerant, impetrare non potuit; dilata enim res est in futuro placito finienda. 20 Interea vero cum suis habita locutione Thiotonem Fuldensis coenobii abbatem ad Hludowicum imperatorem Italiae, nepotem suum, et ad Nico­ laum apostolicum apologetica intentione Romam misit, responsa eorum, si esset possibile, ad condictum regale placitum perlaturum. A quibus ho­ norifice susceptus, cum de gestis praeteriti anni regem per omnia rationa- as biliter excusaret infamiae, apostolica fultus epistola rediens iuxta lacum Briganticum ad regem venit de loco praedicti placiti iam tunc reversum, quia ad condictum diem vel locum placiti neuter sibi regum occurrerat. Qui cum de legatione sua regi per / omnia satisfecisset, accepta licentia ad proprium rediit monasterium. 30' Urbs Mogontia cum locis sibi contiguis per totum anni circulum inmani terrae motu vexatur. Probus presbyter religiosus, cuius casta conversatio et doctrinae sanctae studium Mogontinam illustravit aecclesiam, VII. Kal. Iulii diem obiit; sed quoniam per omnia longum est explicare, qualiter in

88 M atth .

1 0 ,2 6 .

Zusammenkunft in Andernach

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er; weil er neulich auf meinen Rat mit der Tochter des Verwalters dieses Gutes zusammengelegen hat.“ Diese Tat wußte zuvor kein Sterblicher, ausgenommen die, welche dieses Verbrechen begangen hatten. Daher ist offenbar wahr, daß nach einem W ort der Wahrheit38 nichts verborgen 5 bleibt, was nicht enthüllt wird. Mit diesen und ähnlichen bösen Taten fiel der abtrünnige Geist an oben genanntem Orte drei Jahre hindurch lästig und hörte erst auf, als er fast alle Gebäude mit Feuer vernichtet hatte. 859. König Ludwig kam etwa um Frühlingsanfang aus Gallien nach Worms io zurück. Als er in vielfachen Unterhandlungen durch seine Gesandten be­ strebt war, seinen Bruder und seinen Neffen mit sich auszusöhnen, und ihre Antworten empfing, die ihm durch Boten auf demselben Wege zurück­ berichtet wurden, kamen sie endlich zu einer bestimmten Zeit einzeln mit einer gleichen Anzahl ihrer Edlen, die aus der Gegenpartei namentlich « bezeichnet waren, zu Schiff bei der Burg Andernach auf einer Rheininsel zu­ sammen, während das übrige Gefolge der einzelnen am Ufer auf beiden Sei­ ten des Flusses stehen blieb. Nachdem sie dort lange mannigfach und unent­ schieden zugleich über das Geschehene und über noch Auszuführendes ge­ stritten hatten, beschlossen sie zur Herbstzeit gemeinsam einen Tag bei 20 B$sel abzuhalten, worauf jeder mit den Seinigen heimzog. Ludwig konnte aber für die, welche im vorigen Jahre von Karl abgefallen und seine Leute geworden waren, die Lehen, die sie früher hatten, nicht erlangen; die Sache wurde zur Erledigung auf den zukünftigen Tag verschoben. Inzwischen schickte er nach einer Unterredung mit den Seinen den Abt 26 Thioto von Fulda zur Rechtfertigung an seinen Neffen, den Kaiser Lud­ wig von Italien, und an Papst Nicolaus nach Rom ; ihre Antworten sollte er, wenn möglich, zu dem bestimmten königlichen Tag überbringen. Jene nahmen ihn ehrenvoll auf, und nachdem er wegen des im vergange­ nen Jahr Geschehenen den König vom Vorwurf der Unehre mit Recht in so allem gereinigt hatte, kehrte er mit einem Schreiben des Papstes versehen zurück und traf am Bodensee den König, der bereits von dem vorbestimm­ ten Versammlungsort zurück war, weil an dem für die Versammlung fest­ gestellten Tag und Ort keiner der beiden Könige zu ihm gestoßen war. Als dieser betreffs seiner Gesandtschaft den König vollständig befriedigt hatte, >6 erhielt er die Erlaubnis in sein Kloster zurückzukehren. Die Stadt Mainz nebst den benachbarten Orten wurde den ganzen Kreislauf des Jahres hindurch von gewaltigen Erderschütterungen heim­ gesucht. Ein frommer Presbyter Probus, dessen reiner Lebenswandel und Eifer für die heilige Lehre die Mainzer Kirche berühmt machte, starb am 40 25. Juni, aber weil es zuweit führen würde, in allem auseinanderzusetzen,

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Annales Fuldenses 859-861

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supradicta aecclesia sine fastidio die noctuque fructuoso labore desuda­ verit vel quomodo omnibus omnia factus fuerit, ut cunctos lucrifaceret Christo, saltem aliqua virtutum illius duobus versiculis non pigeat memo­ riae commendare, ut ex his caetera illi divinitus collata facilius valeant intellegi: Quam prudens, humilis, patiens castusque fuisset, Littera vel lingua nulla referre potest. 860. Hibernum tempus asperum nimis et solito prolixius erat frugibusque et arborum proventibus pernoxium; nix quoque sanguinulenta in plerisque n> locis cecidisse reperta est. Mare etiam Ionium glaciali rigore ita constric­ tum est, ut mercatores, qui numquam antea nisi vecti navigio, tunc in equis quoque et carpentis mercimonia ferentes Venetiam frequentarent. Hludowicus rex et Earlus frater eius neposque eorum Hlutharius cum primatibus suis in Confluente castello convenientes pacem inter se et fide- i* litatem mutuam singuli iuramento firmaverunt, cuius sacramenti series huius modi fuit84: ‘A modo et quamdiu vixero, istum fratrem meum Karlum et nepotes meos Hludowicum et Hlutharium atque Karlum ad Dei volun­ tatem et sanctae aecclesiae statum et honorem atque defensionem et ad nostram communem salutem et honorem et ad populi christiani nobis so commissi salvamentum et pacem et ad legis ac iusticiae atque rectae ra­ tionis conservationem, quantum mihi Deus scire et posse donaverit et ipsi me obaudierint et a me ipsi quaesierint, vero consilio / et secundum quod mihi rationabiliter et salubriter possibile fuerit, sincero auxilio adiutor ero ad regnum illorum continendum et nec in vita nec in membris as neque in regno illorum eos forsconsiliabo, in hoc, ut ipsi erga me similem promissionem faciant et conservent’ . 861 . Hludowicus rex conventum habuit in Reganesburg tercia septimana post sanctum pascha86, in quo Emustum, summatem inter omnes optimates so suos, quasi infidelitatis reum publicis privavit honoribus. Utonem quoque et Berengarium fratrem eius 8) atque Sigihartum comites Waldonemque abbatem cum aliis nonnullis quasi conplices infidelitatis eius similiter exauctoravit; e quibus Uto et Berengarius cum Waldone fratre suo in Gallias ad Karlum regem secesserunt, caeteris infra patriam in proprietate s6 sua remanentibus.8

8) Die W iener H andschrift nennt hinter eius zwei N am en : Sigihartum atque Geroltum com ites.

Friede von Koblenz

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nie er sich in obgenannter Kirche unverdrossen Tag und Nacht in frucht­ reicher Arbeit abmühte, oder wie er allen alles gewesen, um alle für Chri­ stus zu gewinnen: soll es mich nicht verdrießen, wenigstens einige seiner Tugenden in zwei Verslein schriftlich festzuhalten, damit man aus diesen « das, was Gott sonst noch in ihm vereinigte, leichter begreifen kann: Wie demütig und klug und geduldig und keusch er gewesen, Worte so wenig wie Schrift geben uns vollen Bericht. 860. Der Winter war sehr hart, ungewöhnlich lang und Feld- und Baum­ io früchten sehr schädlich. Auch fand sich, daß an sehr vielen Orten blut­ roter Schnee gefallen war. Selbst das jonische Meer war mit einer solchen Eisschicht bedeckt, daß die Handelsleute, die nie zuvor anders als zu Schiffe hinfuhren, damals Venedig besuchten, indem sie ihre Waren auf Pferde und Wagen luden. is König Ludwig, sein Bruder Karl und ihr Neffe Lothar kamen mit ihren Edlen in der Burg Koblenz zusammen und beschworen jeder eidlich Friede und gegenseitige Treue. Der Eid hatte folgenden Wortlaut34: Von nun an und äo lange ich lebe, werde ich diesen meinen Bruder Karl und meine Neffen Ludwig, Lothar und Karl, nach dem Willen Gottes und zu der so heiligen Kirche Bestand, Ehre und Verteidigung und zu unserem gemein­ samen Heile und Ruhme und zum Wohle und Frieden des uns anvertrau­ ten christlichen Volkes und zur Erhaltung von Gesetz, Gerechtigkeit und Ordnung, soviel mir Gott zu wissen und zu vermögen verleihen wird und sie auf mich hören und von mir verlangen, mit wahrhaftem Rat und 26 soweit es mir gerechter und heilsamer Weise wird möglich sein - mit aufrichtiger Hilfe ein Beistand sein, um ihre Herrschaft zu erhalten, und ich werde gegen Leben, Leib und Herrschaft keinen bösen Anschlag machen, falls sie selber gegen mich ein ähnliches Versprechen geben und halten.“ so 861. König Ludwig hielt einen Reichstag zu Regensburg in der dritten Woche nach dem heiligen Osterfest35; dabei entzog er dem höchsten unter all seinen Edlen seine Lehen, da er sich der Untreue schuldig gemacht habe. Ebenso entsetzte er die Grafen Uto und seinen Bruder Berengar, » sowie den Grafen Sigihard und den Abt Waldo nebst einigen anderen, als Mitschuldige an seiner Treulosigkeit. Von diesen gingen Uto und Berengar mit ihrem Bruder Waldo zu König Karl nach Gallien, während die übrigen im Vaterland auf ihrem Eigentum zurückblieben. 34 MG Capitul. II S. 162-168; insbes. S. 164, 21-166,6. 35 6. April.

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Annales Fuldenses 861-863

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Karlmannus quoque filiorum regis maximus res novas molitus est; ex­ pulit enim duces, quibus custodia commissa erat Pannonici limitis et Carantani, atque per suos marcam ordinavit. Quod regis animum rebellio­ nem suspicantis non parum comjnovit. 862. 6 Karlmannus per sacramenta pacis et securitatis suae Reganesburgum venit et reddita ratione convicit adversarios patrique suo reconciliatur, iuramento firmans, ne contra eius iustam potestatem quicquam deinceps mente malitiosa machinaretur. Et Karlmannus quidem ad sua cum pace revertitur; rex vero Mogontiam profectus occurrentem sibi ad conloquium io nepotem suum suscepit Hlutharium regem. / Eodem quoque anno rex ducto in Obodritos exercitu ducem eorum Tabomuizlem rebellantem dicto oboedire et filivyn suum cum aliis obsidibus dare coegit. 863. iß Karlmannus filius regis, qui praelatus erat Carantanis, tam multis cri­ minibus et tam magnis apud patrem absens accusatus est, ut merito reus maiestatis haberi debuisset, si ea, quae in eum dicta sunt, ab accusatoribus probari potuissent. Quod regis animum adeo commovit, ut per se ipsum coram frequentia populi sui protestatus sit, Karlmannum filium suum ab 20 eo tempore et deinceps, donec ipse viveret et regnaret, sua voluntate publicis honoribus numquam esse potiturum. Quo audito Karlmannus ab itinere, quo ad palatium ire coeperat, perterritus in Carinthiam se recepit, ibi tutari apud suos, quos sibi fideles arbitratus est, volens, donec patris ira quiesceret et ipse per internuntios veraces sibi fallaciter obiecta pur- 26 garet. Interea rex collecto exercitu specie quidem quasi Rastizen Margensium Sclavorum ducem cum auxilio Bulgarorum ab oriente venientium, ut fama fuit, domaturus, re autem vera ad Carantanos filium expugnaturus acces­ sit. Qui revera se ad id temporis defenderet, nisi proditione Gundachari 30 comitis sui deciperetur incautus; qui totum pene robur exercitus secum habens quasi vada fluminis N.h) hostibus prohibiturus cum omnibus / copiis transivit ad regem et praelatus est Carantanis, sicut ei prius occulte pro­ missum est, si dominum suum fraude decepisset. Et hic quidem praefec­ turae dignitatem hoc modo promeruit. Karlmannus vero per iuramenta 35

h) In den Handschriften von Schlettstadt und W ien ist der N am e Swarzahae eingesetzt.

Empörung Karlm&nns

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Auch Karlmann, des Königs ältester Sohn, sann auf Neuerung, denn er verjagte die Herzoge, denen die Bewachung der pannonischen und karantanischen Grenze anvertraut war, und ließ die Mark durch seine Leute verwalten. Dies erregte nicht wenig das Gemüt des Königs, der eine 6 Empörung argwöhnte. 862. Karlmann kam unter eidlicher Zusicherung von Frieden und Sicherheit nach Regensburg, wo er Rechenschaft ablegte, seine Gegner überführte und sich mit seinem Vater aussöhnte, wobei er eidlich gelobte, gegen des­ to sen rechtmäßige Gewalt fernerhin nichts in böswilliger Absicht zu unter­ nehmen. Und Karlmann kehrte in Frieden heim, der König aber zog nach Mainz und empfing seinen Neffen, den König Lothar, der mit ihm zu einer Unterredung zusammentraf. In demselben Jahre führte der König auch ein Heer gegen die Obodriten io und zwang ihren aufständischen Herzog Tabomuizl Gehorsam zu leisten und unter anderen Geiseln seinen Sohn zu stellen. 863. Karlmann, des Königs Sohn, der über die Karantaner gesetzt war, wurde in Abwesenheit bei dem Vater so vieler und schwerer Verbrechen ange2o klagt, daß man ihn hätte mit Recht des Hochverrats für schuldig halten müssen, wenn seine Ankläger ihre Aussagen hätten beweisen können. Hierüber wurde des Königs Zorn so heftig erregt, daß er aus eigenem An­ trieb vor zahlreich versammeltem Volke beteuerte, sein Sohn Karlmann werde von jetzt an und später, so lange er selber lebe und regiere, mit sei26 nem Willen niemals belehnt werden. Dadurch erschreckt zog sich Karl­ mann, der auf dem Wege nach der Pfalz war, nach Kärnten zurück, um bei den Seinigen, welche er für treu hielt, so lange Schutz zu suchen, bis sich des Vaters Zorn lege und er selber sich durch wahrhafte Berichte von den falschen Vorwürfen reinige. 30 Inzwischen hatte der König ein Heer gesammelt, dem Anschein nach, um den Herzog der mährischen Slaven, Rastiz, mit Hilfe der von Osten heranziehenden Bulgaren zu unterwerfen, in der Tat aber rückte er gegen die Karantaner, um seinen Sohn zu bezwingen. Dieser hätte sich wahr­ haftig bis dahin verteidigt, wäre er nicht ahnungslos durch den Verrat 36 seines Grafen Gundachar getäuscht worden, der fast das ganze Heeres­ aufgebot bei sich hatte, um den Übergang über den Fluß N. zu hindern, nun aber mit allen Truppen zum Könige überging und über die Karantanen gesetzt wurde, wie man ihm früher feierlich versprochen hatte, wenn er seinen Herrn hintergehe. Und dieser verdiente sich auf solche Weise die 40 Würde des Befehlshabers. Karlmann aber kam unter dem Eidschwur der

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Annales Fuldenses 863-864

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principum venit ad patrem, de obiectis sibi criminibus securus, quia inno­ cens erat; et testimonio conscientiae fretus laetum se per omnia exhibebat atque iocundum. Ea tempestate Karlus archiepipcopus Mogontiacensis aecclesiae II. Non. Iunii defunctus est, et per totum deinceps a n n u m vacavit episcopatus*). ® In regno quoque Hlutharii pro eo, quod dimissa uxore legitima alteram duxit, synodus in Mettis collecta est omnium episcoporum eius praeter Hungarium Traiectensem, quem aegritudo detinuit; aderant et missi Ni­ colai pontificis Romani ob eandem causam diligenter investigandam direc­ ti. In qua negotio ventilato rex factum suum, propter quod arguebatur, io consilio et auctoritate episcoporum suorum se fecisse testatus est. Quod illi non inficiantes quasdam assertiones rationum verisimilium, quibus gestae rei qualitatem munire nisi sunt, opposuerunt easque litteris conprehensas, ut legati apostolici suggesserunt, per Guntharium Agrippinae Coloniae et Theotgaudum Treverensem Galliae Belgicae archiepiscopos i» Nicolao apostolicae sedis pontifici probandas transmiserunt. Qui convo­ cato Romanae urbis episcoporum concilio et Mettensem anathematizavit synodum et ad se missos episcopos deposuit et communione privavit: iuste quidem et canonice, ut scriptis suis ipse testatur; iniuste vero, sicut illi rescriptis / et assertionibus firmare conantur1*). Scripturam autem so utriusque partis quisquis curiosus scire voluerit, in nonnullis Germaniae locis poterit invenire. 864. Hludowicus rex mense Augusto ultra Danubium cum manu valida pro­ fectus Rastizen in quadam civitate, quae lingua gentis illius Dowina dici- » tur, obsedit. At ille, cum regis exercitibus congredi non auderet atque loca sibi effugiendi denegata cerneret, obsides, quales et quantos rex praecepit, necessitate coactus dedit; insuper cum universis optimatibus suis fidem se cunctis diebus regi servaturum esse iuramento firmavit, licet illud minime servaverit. 30 i) Der Satz : et per totum deinceps annum vacavit episcopatus ist in der Leip­ ziger Handschrift wieder gestrichen und von jüngerer Hand durch folgende Randbemerkung ersetzt worden : Liutbertus eiusdem sedis honore sublim atus I I . K a l. D ec. In der Schlettstadter H andschrift fehlt der Satz überhaupt und a u f defunctus est folgen die W o rte : cui Liutbertus in episcopatus honore successit I I . K a l. Decembris. Die W iener Handschrift kennt nur den T e x t: defunctus est e t Liutbertus eiusdem sedis honore sublim atus I I . K a l. D ec. k) A n dieser Stelle verm erkt die Schlettstadter H andschrift a u f dem Rand (vgl. zu 838) Hue usque R udolfus. - S ta tt des letzten Satzes bringt die Rezen­ sion B die W o rte : Propterea partis utriusque scriptorum seriem his annalibus

Synode von Metz

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Edlen zum Vater, ob der ihm vorgeworfenen Verbrechen unbesorgt, weil er unschuldig war; und im Vertrauen auf das Zeugnis seines Gewissens zeigte er sich überall froh und heiter. Zu dieser Zeit verschied Karl, der Erzbischof der Kirche in Mainz, am 6 4. Juni und das Bistum blieb das ganze Jahr hindurch unbesetzt. Auch im Reiche Lothars trat deswegen, weil er nach Verstoßung der recht­ mäßigen Gemahlin eine andere nahm, in Metz eine Synode aller seiner Bischöfe zusammen, außer Hungarius von Utrecht, den Krankheit femhielt. Es waren auch Gesandte des römischen Papstes Nicolaus da, ablo geschickt um diese Sache sorgfältig zu untersuchen. Als auf dieser Synode die Sache verhandelt wurde, bezeugte der König, daß er seine Tat, derent­ wegen er angeschuldigt war, auf Anraten und Befürworten seiner Bischöfe hin getan habe. Diese leugneten nicht und stellten einige halbwahre Begrün­ dungssätze auf, mit denen sie das also Geschehene zu stützen bemüht io waren; auch legten sie, wie ihnen die päpstlichen Gesandten anrieten, diese Gründe schriftlich nieder und übersandten sie durch Gunthar von Köln und Theotgaud von Trier, Erzbischöfe des belgischen Galliens, an Nicolaus, des apostolischen Sitzes Pontifex, zur Billigung. Dieser berief eine Versammlung der Bischöfe von Rom, verfluchte die Synode von so Metz,, entsetzte die an ihn geschickten Bischöfe und stieß sie aus der Ge­ meinschaft: gerechterweise und kanonisch, wie er selbst durch seine Schriften bezeugt; ungerecht, wie jene durch Gegenschriften und Ant­ worten zu beweisen versuchten. Wer aber wissen will, was beide Parteien geschrieben haben, kann es an einigen Orten Germaniens finden. » 864. König Ludwig zog im August über die Donau mit starker Mannschaft und belagerte Rastiz in einer Stadt, die in der Sprache jenes Volkes Dowina heißt. Als dieser einen Kam pf mit des Königs Truppen nicht wagte und doch die Gelegenheit zur Flucht abgeschnitten sah, stellte er not30 gedrungen Geiseln nach Art und Zahl wie der König befahl; überdies schwur er mit all seinen Edlen, dem König allezeit Treue zu halten, ob­ wohl er dies ganz und gar nicht gehalten hat. inserendam esse iudicavi, discernendam rei veritatem lectoris arbitrio dere­ linquens. E t haec quidem sunt apostolicae sedis decreta sinodalia: und lä ß t hier den W ortlau t des Briefes folgen, den Papst Nicolaus an die Erzbischöfe in regno Hludowici regis Germani richtete (w örtlich gleich dem Schreiben an die w estfränkischen Bischöfe in Annales Bertiniani S . 1 2 0 ,1 0 -1 2 6 ,2 dieser Ausgabe), sowie nach den W o rten : Episcopi vero supradicti, postquam dam nati sunt, haec rescripserunt eine leicht geänderte und gegen Schluß gekürzte Abschrift des bischöflichen Protestschreibens (Annales Bertiniani S . 1 3 2 ,2 -1 3 4 ,1 3 ) .

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Annales Fuldenses 864-865

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Hludowicus et Karolus reges et fratres apud Dusiacam villam mense Septembrio86 convenientes foedus ineunt et, quicquid inter eos levitate hu­ mana vel suggestione militum perperam gestum fuerat, sibi mutuo di­ mittunt, cuncta retro oblivioni ^radenda censentes. Huius autem foederis pactum inviolabiliter omni tempore conservandum testes et admonitores 6 idonei ex utraque parte statuuntur. Nam Hludowicus ex parte Karoli Hincmarum Remensem episcopum et Engilrammum comitem, Karolus vero ex parte Hludowici Liutbertum archiepiscopum et Altfridum anti­ stitem elegit, ut, si forte ab aliquo eiusdem pacti iura laederentur, his ad­ monentibus et gesta priora ad memo/riam revocantibus facilius in pristi- io num statum reformari possent. Guntharius Coloniae civitatis episcopus poenitentia ductus, quod mini­ sterium sacerdotale ab apostolico sibi interdictum contingere praesump­ serat, Romam profectus est, sed restitutionis vel satisfactionis locum mi­ nime invenit. Emust obiit.1) « 865. Werinharius comes, unus ex primoribus Francorum, apud Hludowicum regem accusatus, quasi Rastizen suis hortationibus adversus eum incitasset, publicis privatus est honoribus. !) Varianten in der Rezension B , wahrscheinlich vom selben Verfasser, der auch zu 863 die Aktenstücke einfügte: 1. Der Bericht zum Jahr 864 beginnt m it dem A b sch n itt: Gundharius Coloniae civitatis episcopus poenitentia ductus, quod contra domnum apostolicum iniustae rationis contentionem inchoaverat, reconciliationis suae et em enda- ' tionis gratia Rom am profectus in praesentiam apostolici viri N icolai venit, sed veniam minime consecutus est (B ischof Gunthar von K öln reiste aus Reue dar­ über, daß er m it dem Herrn Papst einen unberechtigten Streit angefangen h atte, nach Rom zu seiner Aussöhnung und Rechtfertigung, gelangte auch vor den Papst Nicolaus, doch fand er keineswegs Gnade bei ih m ); fährt dann fo rt: H lu ­ dowicus rex mense Augusto usw. bis in pristinum statum reformari possent. Dann folgt (wieder getilgt) wie oben : Guntharius bis minime invenit. 2 . Dem oben abgedruckten Bericht zum Jahre 865 geht folgende Fassung voraus : Ruodolfus Fuldensis coenobii presbyter et monachus, qui apud totiu s pene Ger­ maniae partes doctor egregius et insignis floruit historiographus et poeta atque omnium artium nobilissimus auctor habebatur, V III Id . M art, diem ultim um feliciter clausit. Decessit autem eodem anno E m ustus com es. E t Arsenius epi­ scopus, Nicolai papae Rom anae urbis legatus, ob pacem et concordiam inter Hludowicum et K arolum fratrem eius necnon Hludharium nepotem eorum reno­ vandam atque constituendam missus est in Franciam . Qui apud villam regiam Franconofurt a Hludowico rege honorifice susceptus et muneribus magnificis honoratus condictoque inter eos placito de supradicta conventione apud Agrip-

Vertrag von Tusey

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Die Könige und Brüder Ludwig und Karl, die im September36in Tusey zu­ sammen kamen, gingen ein Bündnis ein, und was unter ihnen aus mensch­ licher Unbeständigkeit oder auf Anstiften der Kriegsleute an Unrecht ge­ schehen war, erließen sie einander in der Meinung, alles Vergangene der 6 Vergessenheit anheimgeben zu müssen. Um aber den Inhalt dieses Ver­ trages allezeit unverletzlich zu bewahren, wurden geeignete Zeugen und Mahner von beiden Seiten aufgestellt. Ludwig erwählte von Seiten Karls den Bischof Hinkmar von Reims und den Grafen Engilram, Karl aber von Seiten Ludwigs den Erzbischof Liutbert und den Bischof Altfrid, damit 10 die Bestimmungen dieses Vertrags, wenn sie etwa von einem verletzt würden, durch ihre Anmahnung und Erinnerung an das früher Geschehene leichter in den alten Stand könnten zurückgebracht werden. Bischof Gunthar von Köln reiste aus Reue darüber, daß er sich mit dem ihm vom Papst untersagten Priesteramt zu befassen gewagt hatte, nach i6 Rom, fand aber keine Gelegenheit zur Wiederherstellung oder Recht­ fertigung. Ernst starb. 865. Graf Werinhar, einer von den edlen Franken, wurde bei König Ludwig angeklagt, er habe den Rastiz ermuntert und gegen ihn aufgereizt, und so deshalb seiner Lehen für verlustig erklärt. pinam Coloniam habendo ad Karolum regem in Galliam pergit. Illic quoque m iri­ fice a rege susceptus regalibusque donis sublimatus propter condictum placitum Agrippinam , ut dixim us, Coloniam venit ibique obviam ei duo fratres, H ludowicus videlicet atque K arolus, absente Hludhario nepote eorum ad condictum placitum convenerunt; multisque ibidem causis bene dispositis cum pace rever­ titur Rom am . (R udolf, ein Priester und Mönch in Fulda, der in fast ganz Ger­ manien als hervorragender Lehrer und ausgezeichneter Geschichtsschreiber und Dichter glänzte und als ein berühmter Schriftsteller in allen Künsten galt, be­ schloß am 8 . März glücklich sein Leben. Im selben Jahr starb Graf Ernst. Und der B ischof Arsenius, der Beauftragte des Papstes Nicolaus von R om , wurde nach Francien gesandt, um Frieden und Eintracht zwischen Ludwig, seinem Bruder K arl und ihrem Neffen Lothar zu erneuern und zu festigen. Dieser wurde von König Ludwig am Königshof Frankfurt ehrenvoll aufgenommen und m it großartigen Geschenken geehrt. Nachdem zwischen ihnen ein Tag in K öln wegen der erwähnten Einigung verabredet worden war, reiste er weiter nach Gallien zu K önig K arl. Auch hier wurde er vom K önig prachtvoll aufgenommen und könig­ lich beschenkt, dann kam er nach K öln zu dem wie erwähnt angesagten Tag, und hier traf er m it den beiden Brüdern Ludwig und K arl, während ihr Neffe Lothar abwesend war, zu dem verabredeten Tag zusammen. Nachdem hier viele Streit­ sachen trefflich geregelt worden waren, kehrte er im Frieden nach Rom zurück.) 8e Vielmehr im Februar 865.

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Annales Fuldenses 866-866

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Arsenius episcopus, Nicolai pontificis Romani legatus, ob pacem et concordiam inter Hludowicum regem et nepotes eius, Hludowicum videli­ cet Italiae imperatorem et Hlotharium fratrem eius, renovandam missus est in Franciam. Qui mense lupio / veniens apud Franconofurt a Hludowico rege honorifice susceptus est; a quo absolutus in Galliam perrexit et « Theotpergam reginam a Hlothario dudum dimissam, sicut ei ab apostolico iniunctum fuerat, eidem regi restituens Waldratam concubinam illius in Italiam duci praecepit et, ut Hlotharius Theotpergam quemadmodum rex legitime sibi eoniunctam deinceps tractaret reginam, duodecim ex opti­ matibus eiusdem regis iuramento firmare coegit. Deinde in regnum Karoli io profectus multisque ibi, quorum gratia illuc venerat, bene dispositis R o­ mam reversus est. 866. Hludowicus Hludowici regis filius graviter ferens, quod rex quaedam beneficia illi subtrahens Carlmanno fratri suo reddidit, patri molestus effi- is citur. Nam nuntiis per universam Thuringiam et Saxoniam missis, quos­ cumque potuit, ad se traxit et contra regem rebellare disposuit; Werinharium quoque, Utonem et Beren/garium comites a patre suo depositos suis adhibens consiliis pristinam eis dignitatem se restituturum esse pro­ misit. Sed et Heimricum principem militiae suae ad Rastizen destinavit, ao obnixe postulans, ut eiusdem conspirationis fautor fore non recusaret. Quo comperto rex Carlmannum ad tuitionem Baioariae derelinquens con­ citus venit in Franciam et a suis undique confluentibus apud Francono­ furt honorifice susceptus est et conspirationem exortam facile restinxit. Tanta etenim multitudo fidelium suorum cum eo tunc aderat, ut pars as adversa, nisi timor filii eius adfuisset, ligari procul dubio potuisset. Interea Guntboldus quidam de satellitibus Carlmanni contra dominum suum di­ micare volens amisso exercitu vix vivus evasit. Hludowicus vero mediante Liutberto archiepiscopo aliisque pacis amatoribus mense Novembrio apud Wormatiam patri suo reconciliatur. 3o Ea tempestate apud Mogontiacum quidam de hominibus Liutberti archiepiscopi orta seditione interfecti sunt; quorum mors graviter in auc­ tores seditionis vindicata est. Quidam enim in ligno suspensi, alii manuum et pedum summitatibus amputatis etiam lumine oculorum privantur ; non­ nulli omnia sua relinquentes et mojtem evadere cupientes exules effecti w sunt.

Empörung Ludwigs des Jüngeren

Bischof Arsenius wurde als Gesandter des römischen Pontifex Nicolaus, um zwischen König Ludwig und seinen Neffen, nämlich dem Kaiser Lud­ wig von Italien und dessen Bruder LothaT, Frieden und Eintracht zu er­ neuern, nach Francien geschickt. Er kam im Juni an und wurde zu 6 Frankfurt von König Ludwig ehrenvoll aufgenommen. Von diesem ab­ gefertigt reiste er weiter nach Gallien; hier setzte er die Königin Theotberga, die vor längerer Zeit von Lothar verstoßen war, bei diesem Könige, wie ihm vom Papst aufgetragen war, wieder ein, ließ dessen Beischläferin Waldrada nach Italien führen und band zwölf seiner Edlen durch einen 10 Eidschwur, daß Lothar fortan Theotberga wie ein König die rechtmäßig ihm verbundene Königin behandle. Darauf reiste er in das Reich Karls ab und kehrte, nachdem er vieles, weswegen er gekommen war, wohl geord­ net hatte, nach Rom zurück. 866 . 15 Ludwig, König Ludwigs Sohn, unwillig darüber, daß der König ihm einige Lehen entzog und seinem Bruder Karlmann zurückgab, wurde dem Vater aufsässig. Er sandte nämlich Boten durch ganz Thüringen und Sachsèn, zog so viele er konnte an sich und beschloß, eine Empörung gegen den König zu lllachen. Auch zog er die Grafen Werinhar, Uto und Beren2o gar, die von seinetn Vater abgesetzt worden waren, in seine Pläne und ver­ sprach, sie in die alte Würde wieder einzusetzen. Er ordnete aber auch den Obersten seiner Kriegerschaft Heinrich zu Rastiz ab und ließ dringend bitten, ohne Weigerung diese Verschwörung zu fördern. Auf die Nach­ richt hiervon ließ der König zur Sicherung von Baiem Karlmann zurück 26 und begab sich schleunig nach Francien. Er wurde in Frankfurt von den Seinen, die von überall her zusammenströmten, ehrenvoll empfangen und erstickte leicht die ausgebrochene Empörung. Denn so zahlreich war da­ mals die Menge seiner Getreuen bei ihm, daß man die Gegenpartei, hätte mah nicht Scheu vor seinem Sohne gehabt, zweifelsohne hätte gefangen 3o nehmen können. Inzwischen war Guntbold, einer von Karlmanns Va­ sallen, der gegen seinen Herrn kämpfen wollte, mit Verlust seines Heeres kaum lebend entronnen. Ludwig aber wurde durch Vermittlung des Erz­ bischofs Liutbert und anderer Friedliebenden im November in Worms mit seinem Vater ausgesöhnt. as Zu dieser Zeit wurden in Mainz einige von des Erzbischofs Liutbert Leu­ ten bei einem Aufstand getötet; ihr Tod wurde an den Urhebern des Auf­ stands schwer gerächt. Einige nämlich wurden an den Galgen gehängt, anderen die Spitzen der Hände und Füße abgeschnitten, auch das Augen­ licht genommen, einige, die ihre ganze Habe im Stich ließen, um dem « Tode zu entrinnen, wurden verbannt.

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Legati Vulgarum Radesbonam ad regem venerunt, dicentes regem illo­ rum cum populo non modico ad Christum esse conversum simulque peten­ tes, ut rex idoneos praedicatores christianae religionis ad eos mittere non differret. 867. 5 Rex Hludowicus Vulgarum petitionibus annuens Ermenrichum epi­ scopum cum presbyteris ac diaconibus ad propagandam fidem catholicam praefatae genti destinavit. Sed cum illuc pervenissent, episcopi a pontifice Romano missi totam illam terram praedicando / et baptizando iam tunc repleverunt; quapropter isti accepta a rege licentia redierunt in sua. 10 Hlotharius rex promissionem suam, quam super Theotperga regina le­ gato pollicitus est apostolico, irritam ducens atque iuramentum optima­ tum suorum floccipendens iterum Waldrataç ab Italia revocatae se clan­ culo sociavit. Unde Nicolaus apostolicus divino zelo commotus per diver­ sas christianae religionis provincias, Italiae videlicet, Germaniae, Neu- u striae atque Galliae, regibus1“ ) et episcopis destinavit epistolas87, in quibus eam cum universis complicibus et communicatoribus fautoribusque suis a consortio sanctae aecclesiae usque ad poenitentiae satisfactionem seque­ stravit. Misit praeterea epistolam88 filiis Hludowici regis de honore paren­ tum servando. *o Ruotbertus Karoli regis comes apud Ligurim fluvium contra Nordmannos fortiter dimicans occiditur, alter quodammodo nostris temporibus Machabeus; cuius proelia, quae cum Brittonibus et Nordmannis gessit, si per omnia scripta fuissent, Machabei gestis aequiperari potuissent. Terrae motus per plurima loca factus est VII. Id. Octobris.

868. Nicolaus pontifex Romanus episcopis Germaniae duas destinavit episto­ las8*, unam quidem de factionibus Grecorum, alteram vero de Theotgaudi et Guntharii episcoporum depositione, in qua refert eos septem capitalia crimina commisisse, et ob hoc pristinae / dignitatis restitutionem nequa- so quam eos in sempiternum recipere possè commemorat. Synodus apud Wormatiam mense Maio habita est praesente Hludowico rege, ubi episcopi nonnulla capitula de utilitate aecclesiastica conscriben­ tes Grecorum ineptiis congrua ediderunt responsa40. m) Der Zusammenhang verlangt arehiepiscopis (Erzbischöfe) sta tt regibus = Könige.

87 M G

E p ist. 6 S . 316 N r. 42 vom 13. Juni 866, wiederholte Bekanntm achung

der am 2 . Febr. 866 ausgesprochenen Bannung.

88 N icht erhalten. 8* Beide vom 30. O k t. 867 ; der erste ist nur erhalten in der an die Bischöfe

Päpstliche Schreiben über Lothars Ehehandel

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Gesandte der Bulgaren kamen nach ßegensburg zum Könige und be­ richteten, ihr König habe sich mit nicht wenig Volk zu Christus bekehrt; zugleich baten sie den König, ihnen unverzüglich geeignete Prediger der christlichen Religion zuzuschicken. 6 867. König Ludwig bewilligte die Bitten der Bulgaren und ordnete den Bischof Ermenrich ab nebst Presbytern und Diakonen, um den katho­ lischen Glauben unter dem genannten Volk auszubreiten. Aber bei ihrer Ankunft hatten Bischöfe, die vom römischen Pontifex ausgesandt waren, io das ganze Land schon mit Predigen und Taufen erfüllt. Deswegen kehrten jene mit Genehmigung des Königs heim. König Lothar, der sein Versprechen, das er betreffs der Königin Theotberga dem päpstlichen Gesandten gab, nicht hielt und sich um den Schwur seiner Edlen nicht kümmerte, vereinigte sich wiederum heimlich mit Waldu rada, die er aus Italien zurückrief. Deshalb richtete in göttlichem Eifer Papst Nicolaus durch die verschiedenen Provinzen der Christenheit, näm­ lich an Italiens, Germaniens, Neustriens und Galliens Könige und Bi­ schöfe Schreiben37, in denen er die Frau samt allen ihren Mitschuldigen, Teilnehmern und Gönnern von der Gemeinschaft der heiligen Kirche bis so zu reuiger Genugtuung ausschloß. Er schickte überdies einen Brief an die Söhne des Königs Ludwig über die Wahrung der Ehre der Eltern38. Ruodbert, Graf des Königs Karl, wird an der Loire in tapferem Streit mit den Normannen getötet, ein zweiter, sozusagen, Machabäus unserer Zeit, dessen Kämpfe gegen Bretonen und Normannen, wäten sie voll26 ständig aufgezeichnet, man den Taten des Machabäus gleichstellen könnte. Ein Erdbeben war an sehr vielen Orten am 9. October.

868. Der römische Pontifex Nicolaus richtete an die Bischöfe Germaniens zwei Briefe38, einen über die Umtriebe der Griechen, den anderen über 30 Absetzung der Bischöfe Theutgaud und Gunthar, in welchem er berichtet, daß sie 7 Kapitalverbrechen begangen haben, und erwähnt, daß sie des­ halb Wiedereinsetzung in die alte Würde in Ewigkeit nicht erlangen können. Eine Synode wurde zu Worms im Mai gehalten in Gegenwart des K ö­ nigs Ludwig, wo die Bischöfe einige Kapitel über den Nutzen der Kirche 36 aufsetzten, und auf die Torheiten der Griechen passende Antworten40 gaben. W estfrankens gerichteten Form (M G E p ist. 6 S . 600 N r. 100), der andere ebd. S . 340 N r. 5 3. 40

Erhalten in cod. Vindob. eccl. h ist. 148 (daraus veröffentlicht von N eugart,

Episcopatus Constantiensis Band 1, 1803, S . 5 2 0 -5 3 6 ).

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Hlotharius rex Romam profectus summo studio nisus est Waldratam cum consensu et favore Nicolai pontificis matrimonio sibi coniungere ; sed eum iam defunctum reperiens41 in Beneventum ad fratrem suum Hludowicum perrexit et huius copula^ fautorem illum fore postulavit apud Adrianum, qui Nicolao in pontificatu successit; sed petitionis effectum minime consecutus est. Eodem anno stella cometes per aliquot noctes apparuit; fontes quoque et flumina propter nimiam imbrium inundationem crescendo intumuerunt et per diversa loca in frugibus et aedificiis damnum fecere non modicum. Hanc plagam fames etiam magna cum ingenti pernicie humani generis per totam Germaniam et Galliam secuta est. 869. Sclavi, qui vocantur Behend, terminos Ba^oariorum crebris incursioni­ bus infestant et quasdam villas incendio tradentes mulieres inde duxere captivas. Contra quos Hludowicus rex tutores partium illarum interim misit, donec ipse oportuno tempore suorum vindicaturus iniurias in deser­ tores arma corriperet. Carlmannus exercitibus Rastizi bis numero con­ gressus victor extitit, praedam inde capiens non modicam, sicut ipse litteris ad patrem suum destinatis retulit. Sorabi et Siusli iunctis sibi Behemis et ceteris circumcirca vicinis antiquos terminos Thuringiorum transgredientes plurima loca devastant et quosdam sibi incaute congredientes interficiunt. Gun/dacar vassallus Carlmanni, qui multis periuriis et dolosis machina­ tionibus Hludowico regi eiusque filiis saepenumero extitit infidelis et pro­ prium dominum derelinquens ad Rastizen defecerat, contra patriam more Catilino dimicare volens occisus est. Hic Carlmanni ducibus ad locum certaminis propinquantibus dixisse fertur ad eos, quibus a Rastizo erat praelatus: Tugnate fortiter vestram patriam tuentes; ego enim in hoc certamine vobis proficuus non ero, quoniam sanctus Emmerammus ceterique sancti, in quorum reliquiis Hludowico regi filiisque illius fidem me servaturum esse iuravi, meum clipeum* et hastam tenentes mea brachia iusum deprimunt et me undique constrictum quasi loris ligatum retinent, ita ut nec manum quidem ad os mittere praevaleam’ . Dum haec infelix loqueretur, nostris supervenientibus occubuit, Domino illi infidelitatis suae condignam mercedem retribuente. .Quod cum regi relatum fuisset, omnes

41 Nicolaus war am 13. N ovem ber 867 gestorben.

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Tod dee Markgrafen Gundacar

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König Lothar reiste nach Rom ab und bemühte sich mit größtem Eifer darum, Waldrada mit Zustimmung und Gunst des Papstes Nicolaus mit sich durch die Ehe zu verbinden; aber als er ihn nicht mehr lebend traf41, begab er sich nach Benevent zu seinem Bruder Ludwig und verlangte von s ihm, daß er diese Verbindung bei Adrianus, dem Nachfolger des Nicolaus im Pontifikat, befördere ; doch erreichte er keineswegs die Erfüllung seines Wunsches. In diesem Jahre war einige Nächte hindurch ein Komet sichtbar; auch sch wollen die Quellen und Flüsse durch übergroße Regenmenge an und io richteten in verschiedenen Orten an Früchten und Gebäuden einen nicht geringen Schaden an. Auf diese Plage folgte auch große Hungersnot nebst gewaltigem Sterben des Menschengeschlechts durch ganz Germanien und Gallien. 869. io Die Slaven, welche Böhmen heißen, verletzten durch häufige Einfälle das Gebiet der Baiern, verbrannten einige Dörfer und führten die Weiber von dort gefangen fort. Gegen sie sandte König Ludwig vorläufig Schir­ mer jeher Gegenden, bis er selber zu gelegener Zeit, um die Unbill an den Seinigen zu rädhen, gegen die Abtrünnigen die Waffen ergreifen werde. 2o Karlmann blieb in zweimaligem Zusammenstoß mit dem Heere des Rastiz Sieger und führte nicht wenig Beute von da fort, wie er selber in einem Brief an seinen Vater berichtet hat. Die Sorben und Siusler drangen in Ver­ bindung mit den Böhmen und übrigen Nachbarn ringsum über die alten Grenzen der Thüringer vor, verwüsteten sehr viele Orte und töten einige, 26 welche unvorsichtig mit ihnen zusammenstießen. Gundacar, Karlmanns Vasall, der durch vielfachen Eidbruch und hinterlistige Anschläge gegen König Ludwig und dessen Söhne häufig die Treue gebrochen hatte und von dem eigenen Herrn weg zu Rastiz abge­ fallen war, wurde wie Catilina im Kampf gegen das Vaterland getötet. Die30 ser soll, als Karlmanns Heerführer sich dem Kampfplatz näherten, zu den Leuten, über die er von Rastiz gesetzt worden war, gesagt haben: ,,Kämpfet tapfer zum Schutz Eures Vaterlandes, denn ich werde in diesem Kam pf Euch ohne Nutzen sein, weil der heilige Emmeram und die übrigen Heiligen, auf deren Reliquien ich dem König Ludwig und seinen Söhnen 36 Treue zu halten geschworen habe, mir die Arme, meinen Schild und Speer fassend, niederdrücken und mich von allen Seiten verstrickt wie mit Riemen gebunden halten, so daß ich nicht einmal die Hand an den Mund zu führen vermag.“ Während der Unglückliche dies sprach, kamen die Unsrigen dazu und er fiel: so gab der Herr ihm den verdienten Lohn 4o für seine Treulosigkeit. Auf die Nachricht hiervon hieß der König alle

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in commune Deum laudare signis etiam cunctarum in Reganesburg aecclesiarum concrepantibus pro interitu hostis extincti praecepit. Hlotharius rex infecto negotio, propter quod Romam venerat, in reg­ num suum redire volens apud Plasentiam Italiae urbem mense Iulio42diem obiit, plurimique de optimatibus illius in eodem itinere consumpti sunt. 5 Mense vero Augusto rex Hludowicus collectis copiis in tres partes divisit exercitum: nam aequivocum suum cum Thuringiis et Saxonibus ad com ­ primendam Sorabum audaciam destinavit, Baioarios vero Carlmanno in adiutorium fore praecepit contra Zuentibaldum nepotem Rastizi dimicare volent i, ipse autem Francos et Alamannos secum retinuit adversum Rast i- 10 zen pugnaturus. Cumque iam proficiscendum esset, aegrotare coepit; unde necessitate conpulsus Karolum filiorum suorum ultimum eidem / exercitui praefecit Domino exitum rei commendans. Qui dum cum exercitu sibi com­ misso in illam ineffabilem Rastizi munitionem43 et omnibus antiquissimis dissimilem venisset, Dei auxilio fretus omnia moenia regionis illius crema- is vit incendio et abscondita quaeque in silvis vel defossa in agris reperiens cum suis diripuit omnesque sibi congredientes fugere compulit vel interfecit. Nec minus Carlmannus regnum Zuentibaldi nepotis Rastizi igne et gladio depopulatur ; vastataque omni regione Karolus et Carlmannus fratres con­ venerunt, de victoria sibi caelitus data gratulantes. Interea Hludowicus 20 frater illorum cum Sorabis manum conserens primo quidem quibusdam occisis hostes terga vertere coegit ; deinde vero non modica ex eis multitu­ dine prostrata et Behemis, qui a. Sorabis mercede conducti fuerant, partim occisis partim turpiter ad sua redeuntibus ceteros in deditionem accepit. Dum haec in diversis locis gerebantur, Hludowicus rex apud Rades- 20 bonam Baioariae civitatem gravi detinebatur infirmitate, ita ut medici illum sanitatem recuperare posse desperarent. Quapropter omne aurum et argentum, quod in thesauris illius inveniri potuit, per diversa mona­ steriorum loca distribuit et pauperibus erogavit; unde et a caelesti medico, cui se suaque omnia commendavit, curari promeruit. Karolus vero rex 3Ô comperta Hludowici fratris sui infirmitate regnum Hlotharii invasit et secundum libitum suum disposuit atque ad se de eodem regno venire nolentes publicis privatisque rebus privavit ; qui etiam pravorum usus con­ silio in urbe Mettensi diadema / capiti suo ab illius civitatis episcopo im-

42 Vielmehr den 8. August 869. 43 vielleicht Dowina (vgl. z. J. 864).

Der große Slavenkrieg

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gemeinsam den Herrn loben für den Untergang des vernichteten Feindes, unter dem Geläut aller Kirchenglocken in Regensburg. König Lothar, ohne die Sache, deretwegen er nach Rom gekommen war, ausgerichtet zu haben und im Begriff in sein Reich zurückzukehren, starb 5 im Juli42 in Piacenza, in Italien; und sehr viele von seinen Edlen wurden auf derselben Reise hingerafft. Im August hatte König Ludwig Truppen gesammelt, die er in drei Heere teilte : seinen gleichnamigen (Sohn) ordnete er nebst den Thüringern und Sachsen ab, die Keckheit der Sorben zu bändigen, die Baiern wies er 10 an, Karlmann zu helfen, der mit Zwentibald, dem Neffen des Rastiz, eine Schlacht wagen wollte ; er selber behielt Franken und Alamannen bei sich, um gegen Rastiz zu kämpfen. Und als man schon aufbrechen mußte, er­ krankte er und sah sich daher gezwungen, den jüngsten seiner Söhne Karl über dieses Heer zu setzen, den Ausgang der Sache dem Herrn 15 empfehlend. Als dieser mit dem ihm anvertrauten Heer zu jener unnenn­ baren und sämtlichen älteren unähnlichen Verschanzung43 des Rastiz ge­ kommen war, brannte er auf Gottes Hilfe vertrauend alle Häuser jener Gegend nieder; was in den Wäldern versteckt oder auf den Feldern ver­ graben war, fand er mit den Seinigen und raubte es, und verjagte oder 2o tötete alle, die mit ihm zusammenstießen. Ebenso verwüstete Karlmann mit Feuer und Schwert das Reich des Zwentibald, des Neffen des Rastiz; und nach Verwüstung des ganzen Landes kamen die Brüder Karl und Karl­ mann zusammen mit gegenseitigen Glückwünschen über den vom Himmel verliehenën Sieg. Inzwischen hatte sich ihr Bruder Ludwig mit den Sorben 25 in ein Treffen eingelassen und sie, sobald etliche gefallen waren, zur Flucht gezwungen ; dann aber, als er eine nicht geringe Masse von ihnen niedergestreckt hatte und die für Sold von den Sorben angeworbenen Böhmen teils umgekommen teils mit Schimpf in ihre Heimat zurückgekehrt waren, brachte er die Übrigen zur Unterwerfung. 30 Während dies an verschiedenen Orten geschah, lag König Ludwig in Regensburg in Baiern an einer schweren Krankheit nieder, so daß die Ärzte an seiner Wiederherstellung verzweifelten. Deswegen verteilte er alles Gold und Silber, das in seinem Schatz zu finden war, an verschiedene Klöster und bestimmte es für die Armen ; dadurch verdiente er sich auch 35 die Heilung durch den himmlischen Arzt, dem er sich mit seiner ganzen Habe empfahl. Als aber König Karl von der Krankheit seines Bruders Ludwig erfuhr, drang er in Lothars Reich ein, schaltete hier nach seinem Belieben und nahm allen, die aus diesem Reiche nicht zu ihm kommen wollten, ihr Eigengut und ihre Lehen ; ja auf den Rat schlechter Menschen 30 hin ließ er sich in Metz von dem Bischof dieser Stadt eine Krone aufsetzen

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poni et se imperatorem et augustam quasi duo regna possessurus appellare praecepit. Omnes autem Hludowici regis filii in diversis locis rebus prospere gestis sine damno militum suorum cum triumpho regressi sunt. Behemi dextras sibi a Carlmanno dari petunt et accipiunt. 6 870. Hludowicus rex de infirmitate sua convalescens mense Februario in purificatione sanctae Mariae44*ad Franconofurt villam regni sui pervenit ibique plurimos de optimatibus Hlotharii diu illum opperientes in suum suscepit d o m in iu m et beneficium illis a Karolo sublatum restituit. Nonnulli io etiam, qui prius cum Karolo fuerant, eum deserentes ad Hludowicum ve­ nerunt. Liutbertus Mogontinae sedis archiepiscopus cum quibusdam sufiraganeis suis Coloniam profectus Willibertum presbyterum iussu Hludowici regis et totius cleri et populi electione etiam Karolo nolente in locum « Guntharii ordinavit episcopum. Zuentibald nepos Kastizi propriis utilitatibus consulens se Carlmanno una cum regno, quod tenebat, tradidit. Unde Rastiz vehementer iratus nepoti occulte ponit insidias et eum in convivio nihil mali suspicantem iugulare disponit; sed gratia Dei a periculo mortis liberatus est. Nam ante- 20 quam illi, qui eum necaturi erant, domum intrarent, surrexit de loco con­ vivii annuente sibi quodam eiusdem fraudis conscio et quasi cum falconi­ bus ludum exercens praeparatas devitavit insidias. Rastiz autem videns denudatum consilium suum nepotem cum militibus quasi comprehensurus insequitur; sed iusto iudicio Dei captus est laqueo, quem tetendit: nam 25 ab eodem nepote suo comprehenditur, ligatur et Karlmanno praesentatur; a quo sub militibus illum, ne laberetur, observantibus in Baioariam missus usque ad praesentiam regis servandus in ergastulum retruditur. Karlmannus vero regnum illius / nullo resistente ingressus cunctas civitates et castella in deditionem accepit; et ordinato regno atque per suos dispo- 30 ' sito ditatusque gaza regia revertitur. Rex autem Hludowicus dies letaniarum46 et pentecostes in villa Bisestat prope Wormatiam celebravit. Inde a Karolo ad colloquium invitatus men­ se Iunio ad occidentem profectus est; sed in itinere in quodam solario positus ruente aedificio et ipse pariter corruit gravem patiens membro- 36

44 2. Februar. 4 6 1 .-3 . M ai. Pfingsten =

14. M ai.

Auslieferung des Raatizlav

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und sich Imperator und Augustus, als künftiger Beherrscher zweier Reiche, nennen. Alle Söhne des Königs Ludwig zogen, als sie an verschiedenen Orten die Sachen glücklich ohne Verluste ihrer Krieger zu Ende gebracht hatten, s im Triumph heim. Die Böhmen erbaten und erhielten von Karlmann den Handschlag. 870. König Ludwig kam, von seiner Krankheit genesen, im Februar am Tage der Reinigung der hl. Maria44 nach dem Reichsgut Frankfurt, nahm hier 10 sehr viele von den Edlen Lothars, welche ihn längst erwarteten, unter seine Lehnsherrlichkeit und setzte sie wieder in das von Karl ihnen ent­ zogene Lehen ein. Einige, die früher zu Karl gehalten hatten, verließen diesen und kamen auch zu Ludwig. Erzbischof Liutbert von Mainz reiste mit einigen seiner Suffraganen nach is Köln und weihte auf Befehl des Königs Ludwig nach der Wahl durch ganzen Klerus und Volk den Presbyter Willibert, selbst gegen den Willen Karls, an die Stelle Gunthars zum Bischof. Zwentibald, Neffe des Rastiz, ergab sich aus Rücksicht auf den eigenen Nutzen samt Her Herrschaft, die er hatte, dem Karlmann. Darüber war 20 Rastiz heftig erzürnt, sodaß er dem Neffen heimlich nachstellte und ihn, der nichts Böses ahnte, bei einem Gastmahl zu erwürgen Anstalten traf. Aber die Gnade Gottes rettete ihn aus der Todesgefahr. Denn bevor die für ihn bestimmten Mörder sein Haus betraten, verließ er auf den Wink eines um diesen Anschlag Wissenden den Ort des Gastmahls und wich 26 unter dem Vorwand eines Spiels mit Falken den vorbereiteten Nachstel­ lungen aus. Als aber Rastiz seinen Anschlag enthüllt sah, verfolgte er mit seinen Kriegern seinen Neffen, um ihn zu fangen, aber durch das gerechte Gericht Gottes wurde er in dem Strick gefangen, welchen er legte; denn er wurde von eben seinem Neffen ergriffen, gebunden und Karlmann über3o geben; der schickte ihn unter Bewachung von Kriegern, damit er nicht entwische, nach Baiem, um ihn bis zum Eintreffen des Königs aufzu­ bewahren, und ließ ihn in ein Gefängnis sperren. Karlmann aber drang ohne irgend einen Widerstand in dessen Reich ein, brachte alle Städte und Burgen zur Unterwerfung, ordnete und verwaltete das Reich durch seine 36 Leute und zog, bereichert mit dem königlichen Schatz, heim. König Ludwig feierte die Tage der Litanien46 und Pfingsten in Bür­ stadt bei Worms. Von hier reiste er auf Einladung Karls zu einer Unter­ redung im Juni nach dem Westen; doch unterwegs als er sich auf einem Söller befand und das Gebäude zusammenbrach, stürzte er selber zugleich «0 mit herab, wobei er sich die Glieder schwer verletzte. Dennoch hielt er in

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rum collisionem. Tamen simulata sanitate cum Karolo çolloquium habuit et diviso inter se Hlotharii regno, Aquisgrani reversus est; ibique per plures dies iacuit aegrotus. Apud Mogontiacum per aliquot noctes aer totus rubore quasi sanguine perfusus enituit; alia etiam prodigia visa sunt in caelo. Nam nubes quae- ß dam ab aquilone quadam nocte ascendit, altera ab oriente et meridie e contra venit n), spicula ignea invicem sine intermissione mittentes; tandemque in summitate caeli coeuntes et se quasi exercitus in proelio con­ fundentes non modicum timorem simul et admirationem cernentibus inge­ rebant; omnes tamen rogabant in bonum monstra converti. Ipsa quoque 10 civitas terrae motu bis numero concussa est; nonnulli etiam in pago Wormacense messem colligentes, propter solis calorem solito graviorem extincti referuntur; plurimi quoque in Rheno flumine suffocati perierunt. Sed et mulier quaedam in festivitate sancti Laurentii46 ceteris ad aecclesiam properantibus panes coxit venales ; quae a vicinis suis admonita, ut tan- iß tae diei honorem tribueret et aecclesiam peteret, noluit omittere, / quin opus coeptum quaestus causa expleret. Sed cum reverentiae sanctorum praeposuisset lucrum terrenum et ex eadem massa farinae, de qua prius nitidos fecerat panes, postea formatos misisset in fornacem, subito eosdem atramento repperit nigriores. Igitur confusa foras cucurrit et peccatum, 20 quod commisit in transgressione tantae sollemnitatis, et damnum, quod de interitu panum perpessa est, palam omnibus, qui aderant, indicavit. Boum quoque pestilentia in nonnullis Franciae locis inmanissime grassan­ do multis inrecuperabile intulit damnum. Habita est autem et synodus in civitate Colonia iussu Hludowici regis 25 VI. die Kalendarum Octobrium, praesidentibus metropolitanis episcopis provinciarum Liutberto Mogontiensium, Bertulfo Trevirorum, Williberte Agrippinensium cum ceteris Saxoniae episcopis. Ubi cum plurima ad utili­ tatem ecclesiasticam pertinentia ventilassent, etiam domum sancti Petri eatenus minime consecratam dedicaverunt. Feruntur etiam in eadem nocte, 30 quando basilica mane erat consecranda, voces malignorum spirituum au­ diri inter se loquentium et valde dolentium, se ab obsessis diutissime sedi­ bus expelli debere. Morante autem Hludowico rege in Aquense palatio venerunt ad eum legati Hludowici imperatoris de Italia simulque Adriani papae, quos ille 35 suscipiens absolvit. Et post paululum inde transiens circa Kalendas Non) ln der S ch lettstad ter H an d sch rift h at der A n fan g dieses S atzes folgenden W o rtlau t : nam nubes v a rii coloris per tres continu as n octes a b aquilone a scen ­ deban t, aliae a b oriente e t m eridie eco n tra ven ieb a n t.

46 10. A u gu st.

Synode zu Köln

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s c h e in b a r e m W o h lb e fin d e n d ie U n te r r e d u n g m it K a r l a b u n d k e h r te , n a c h d e m sie d a s R e ic h L o t h a r s u n te r sich g e t e ilt h a t t e n , n a c h A a c h e n z u r ü c k , w o e r m e h rere T a g e h in d u r c h k r a n k n ie d e r la g . I n M a in z s c h im m e r te d ie g a n z e L u f t m e h rere N ä c h t e h in d u r c h in e in e r 5 R ö t e w ie in B l u t g e t a u c h t ; a u c h a n d e re W u n d e r z e ic h e n sa h m a n a m H im ­ m e l. D e n n ein e W o lk e s t ie g v o m N o rd e n h e r in e in e r N a c h t a u f, ein e a n d e r e kam

ih r v o n

S ü d o s t e n tg e g e n , in d e m

b e id e fe u r ig e S tr a h le n b ü s c h e l

w e c h s e lw e is o h n e U n t e r la ß a u s s a n d te n ; e n d lic h s tie ß e n sie in d e r o b e r s te n H ö h e d e s H im m e ls z u s a m m e n , w o sie w ie H e e re s ic h im K a m p fe v e r 10 s c h m o lz e n u n d n ic h t g e rin g e F u r c h t z u g le ic h u n d V e r w u n d e r u n g b e i d e n Z u s c h a u e n d e n e r r e g te n ; d o c h a lle b a t e n , d ie Z e ic h e n m ö c h te n s ic h z u m G u t e n w e n d e n . A u c h d ie S t a d t s e lb e r w u r d e z w e im a l d u r c h e in E r d ­ b e b e n e r s c h ü t te r t; in d e m W o r m s g a u so lle n a u c h b e i d e r E r n t e in fo lg e d è r u n g e w ö h n lic h e n H it z e e in ig e g e s to r b e n sein ; se h r v ie le e r tr a n k e n a u c h 16 im R h e in . A b e r a u c h e in W e ib b u k a m F e s t t a g d e s h e ilig e n L a u r e n tiu s 44, w ä h r e n d d ie a n d e r e n z u r K ir c h e e ilte n , B r o t z u m V e r k a u f ; t r o t z d e r M a h ­ n u n g ih re r N a c h b a r n , s o lc h e m T a g d ie E h r e z u e rw e ise n u n d d ie K ir c h e a u fz u s u c h e n , w o llt e sie u m d e s G e w in n e s w ille n n ic h t d a v o n a b s te h e n , d a s a n g e fa n g e n e W e r k z u v o lle n d e n . A b e r d a sie d e r E h r fu r c h t v o r d e m 20 H e ilig e n ir d is c h e n G e w in n v o r z o g u n d d ie a u s d e m s e lb e n T e ig , a u s d e m sie v o r h e r g lä n z e n d e B r o t e g e m a c h t h a t t e , s p ä te r g e fo r m te n in d e n O fe n s c h o b , fa n d sie d ie se p lö t z lic h s c h w ä r z e r a ls T in t e . D a r ü b e r b e s t ü r z t lie f sie h e r a u s u n d e r z ä h lte ö ffe n tlic h a lle n G e g e n w ä r tig e n so w o h l d ie S ü n d e , w e lc h e sie d u r c h V e r n a c h lä s s ig u n g s o lc h e r F e s tfe ie r b e g a n g e n , a ls a u c h 25 d e n S c h a d e n , w e lc h e n sie d u r c h d a s V e r d e r b e n ih re r B r o t e e r litt e n h a t t e .

A u c h ein e R in d e r p e s t w ü t e te a u fs s c h r e c k lic h s te a n e in ig e n O r te n F r a n ­ k e n s u n d b r a c h te v ie le n e in e n u n e r s e tz lic h e n S c h a d e n . E s w u r d e a b e r a u c h ein e S y n o d e in K ö l n g e h a lt e n a u f K ö n ig L u d w ig s B e fe h l a m 2 6 . S e p te m b e r , u n te r V o r s itz d e r M e tr o p o lita n b is c h ö fe L iu t 3o b e r t v o n M a in z , B e r t u lf v o n T rie r , W illib e r t v o n K ö l n m it d e n ü b r ig e n

B is c h ö fe n S a c h s e n s . N a c h d e m

m a n h ie r seh r v ie le s z u m

N u tze n d er

K ir c h e v e r h a n d e lt h a t t e ,w e ih te m a n a u c h , w a s b is h e r n ic h t e r fo lg t w a r, d ie K ir c h e d e s h l. P e tr u s . M a n e r z ä h lt a u c h , d a ß in e b e n d e r N a c h t , w o d ie K ir c h e a m M o rg e n s o llt e g e w e ih t w e rd e n , S tim m e n b ö s e r G ei35 s te r g e h ö r t w u rd e n , d ie m it e in a n d e r s p ra c h e n u n d seh r d a r ü b e r k la g ­ te n , d a ß sie a u s d en so la n g e in n e g e h a b te n S itz e n a u s g e tr ie b e n w e rd e n s o llte n . W ä h r e n d s ic h K ö n ig L u d w ig in d e r P f a lz A a c h e n a u fh ie lt , k a m e n z u ih m G e s a n d te d e s K a is e r s L u d w ig a u s I t a lie n u n d z u g le ic h d e s P a p s t e s 40 A d r ia n , d ie je n e r a n n a h m u n d a b fe r t ig t e . B a ld d a r a u f b r a c h e r v o n d o r t

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Annales Fuldenses 870-871

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vembris in Baioariam profectus est; ibique cum suis colloquium habens Rastizen gravi catena ligatum sibi praesentari iussit eumque Francorum iudicio et Baioariorum necnon Sclavorum, qui de diversis provinciis regi munera deferentes aderant, morte damnatum luminibus tantum oculo­ rum privari praecepit. 871. Hludowicus et Karolus Hludowici regis filii dure accipientes, quod quandam partem regni / Francorum, quam rex illis sub testamento post obi­ tum suum habendum delegaverat, ab eis auferri et Karlmanno fratri illo­ rum tradi fama volitante audierunt, congregata multitudine non modica Spirensem pagum occupant contra regem rebellare disponentes. Quod cum rex comperisset, de Baioaria profectus venit ad Franconofurt in Kalendis Februarii missisque nuntiis animos filiorum suorum sibi reconciliari nititur. Sed cum reciproci nuntii diu laborantes rem ad effectum perdu­ cere non potuissent, tandem condicto placito0) atque pace ex utraque parte iuramento firmata rex quidem in Baioariam se recepit, filii vero illius in loca sibi delegata profecti sunt. Zuentibald nepos Rastizi apud Karlmannum infidelitatis crimine insi­ mulamus in custodiam missus est. Sclavi autem Marahenses ducem suum perisse putantes quendam presbyterum eiusdem ducis propinquum nomine Sclagamarum sibi in principem constituunt, ei minantes interitum, ni ducatum super eos susciperet. Qui eisdem necessitate coactus assensum praebens contra Engilscalcum et Willihelmum duces Karlmanni proelia movere et eos ex obsessis civitatibus expellere nititur. Illi vero adversus hostem pari intentione dimicantes et nonnullos de exercitu eius prosternentes eum fugere compulerunt. Rex Hludowicus mense Maio iuxta condictum placitum venit ad villam Tribure; ibique filiorum suorum animos propter obcaecationem cuiusdam Saxonis ad iracundiam provocavit, ita ut ad eius colloquium nollent venire ; erat enim is, qui excaecatus fuerat, Heimrichi comitis vassallus. Rex autem filios inde transeuntes in villa Gerinesheim prosecutus vix ad suum invitavit colloquium et blandis sermonibus et beneficiorum pollicitationi­ bus aliquo modo mitigavit, deinde mense Iunio ad occidentem profectus loca ad se pertinentia peragravit. Interea Zuentibald, cum nullus crimina, quae ei obiecta fuerant, pro-

°) Die Schlettstadter H andschrift fü gt h inzu: et ad mensem M aium usque dilato d . i. und bis M ai verschoben war.

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Empörung der Söhne Ludwigs

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auf und reiste Ende Oktober nach Baiem; hier hielt er mit den Seinen einen Gerichtstag, wobei er den Rastiz schwer gefesselt vorführen ließ; dieser wurde mit den Stimmen der Franken und Baiem sowie denen der Slaven, die aus verschiedenen Provinzen mit Geschenken für den König 6 da waren, zum Tode verurteilt, er ließ ihn aber bloß des Augenlichtes berauben. 871.

Ludwig und Karl, die Söhne des Königs Ludwig, die darüber unwillig waren, daß der Teil des Frankenreiches, den der König ihnen in seinem io Testament zum Besitz nach seinem Tode vermacht hatte, ihnen, wie sie durch ein umherflattemdes Gerücht hörten, entzogen und ihrem Brader Karlmann übergeben werden solle, sammelten eine nicht geringe Menge und besetzten den Speiergau in der Absicht, sich gegen den König zu empören. Auf diese Nachricht brach der König aus Baiera auf, kam am ie 1. Februar nach Frankfurt und bemühte sich, durch Absendung von Boten seine Söhne mit sich auszusöhnen. Aber als die wechselseitigen Boten trotz langer Mühe die Sache nicht zu Ende führen konnten, ging der König' nachdem zuletzt ein Tag ausgemacht und beiderseits eidlich Friede gelobt War, nach Baiera zurück, während seine Söhne in die ihnen a) zugewiesenen Orte abzogen. Zwentibald, der Neffe des Rastiz, wurde bei Karlmann der Treulosig­ keit angeklagt und in Gewahrsam genommen. Die mährischen Slaven setzten sich aber, in der Meinung, ihr Herzog sei umgekommen, einen Presbyter, einen Verwandten dieses Herzogs, namens Sclagamar, zum 2« Fürsten, unter Androhung des Todes, wenn er nicht das Herzogtum über sie übernehme. Notgedrungen willigte dieser ein und bemühte sich, den Kampf gegen Karlmanns Heerführer Engelschalk und Willihelm ein­ zuleiten und diese aus den besetzten Städten zu treiben. Sie aber bekrieg­ ten den Feind mit gleicher Anstrengung, erschlugen einige aus seinem so Heere und trieben ihn in die Flucht. König Ludwig kam im Mai gemäß der Abmachung über den Landtag nach dem H of Tribur. Daselbst erzürnte er seine Söhne durch die Blen­ dung eines Sachsen dergestalt, daß sie zur Unterredung mit ihm nicht kommen wollten. Es war nämlich der Geblendete ein Vasall des Grafen 36 Heinrich. Aber der König folgte den abreisenden Söhnen nach dem H of Gernsheim, bewog sie mit Mühe zu einer Unterredung; dabei konnte er sie durch schmeichelnde Worte und Versprechungen von Lehen einiger­ maßen besänftigen, dann brach er im Juni nach dem Westen auf und zog durch das ihm zugefallene Gebiet. 4o Inzwischen wurde Zwentibald, weil niemand die ihm vorgeworfenen

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Annales Fuldenses 871

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bare potuisset, a Karlmanno dimissus / et muneribus regiis honoratus in regnum suum rediit, ducens secum Karlmanni exercitum quasi Sclagamarum expugnaturus; sic enim per dolum Karlmanno promiserat, si ei ad patriam reditus concederetur. Sçd sicut solet incautos et de se praesumen­ tes sequi ignominia, sic illi contigit exercitui; nam Zuentibald ceteris ca- 5 strametantibus urbem antiquam47Rastizi ingressus est statimque Sclavisco more fidem mentitus et iuramenti sui oblitus non ad expugnandum Sclagamarum, sed ad ulciscendam contumeliam a Karlmanno sibi illatam vires studiumque convertit. Denique Baioarios nihil mali suspicantes et minus se observantes cum magno exercitu in castris aggressus est et multos ex 10 eis vivos comprehendit ceteris pene omnibus occisis, exceptis his, qui se prius prudenter de castris subtraxerant; omnisque Noricorum laetitia de multis retro victoriis conversa est in luctun\ et lamentationem. Quibus auditis Karlmannus de exercitus sui interitu nimium consternatus est et necessitate compulsus omnes obsides, qui in suo regno erant, iussit colligi is et Zuentibaldo reddi; vixque unum virum nomine Ratbodonem inde se­ minecem recepit. Mense Augusto Hludowicus rex cum Karolo fratre suo colloquium ha­ buit prope Masam fluvium; sed nec ibi filios suos secum pacificare potuit; noluerunt enim ad eius colloquium venire propter dilationem beneficio- 20 rum, quae eis promissa fuerant. Cum autem falsus rumor exisset Hludowicum Italiae imperatorem ab Adalgiso duce Beneventano insidiose per­ emptum fuisse et rex tristis de Aquense palatio in orientales partes regni sui rediret, ilico filii eius obviam ei venientes et quibusdam beneficiis ab eo acceptis sine ulla difficultate regi reconciliantur. 26 Rex vero mense Octobrio cum suis colloquium habuit in Franconofurt; inde in Baioariam profectus contra Behemos inruptionem in regnum suum molientes tutores / partium suarum misit, Arnum videlicet episcopum et Ruodoltum comitem aliosque cum eis. Adversarii autem quendam locum vallo firmissimo circumdederunt, iter angustum in ipso aditu facientes, ad 30 insidias scilicet illorum, qui terminos observabant, ut, si forte aliquis ex illis illuc veniret, in ipso angusto itinere nusquam declinare valens occi­ deretur. Interea Sclavi Marahenses nuptias faciunt, ducentes cuiusdam ducis filiam de Behemis; quod cum supradicti viri, id est Arn et alii, qui cum eo erant, comperissent, ilico armati adversarios sequebantur. Illi 36

47 vgl.

Anm. 43 z. J. 869.

Zwentibalds Sieg über die Baiera

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Verbrechen hatte beweisen können, entlassen und kehrte mit königlichen Geschenken geehrt in sein Reich zurück; dabei führte er auch ein Heer Karlmanns mit sich, um den Sclagamar zu bekämpfen; denn so hatte er listigerweise Karlmann versprochen, wenn man ihm die Rückkehr in sein 6 Vaterland gestatte. Aber wie Unvorsichtige und von sich Eingenommene Schimpf zu treffen pflegt, so erging es jenem Heer: während die Anderen ihr Lager absteckten, zog Zwentibald in die alte Stadt47 des Rastiz ein, und sogleich brach er nach slavischer Sitte die Treue, vergaß seinen Eid­ schwur und richtete seine Kraft und seinen Eifer nicht darauf, Sclagamar 10 zu bekämpfen, sondern die von Karlmann ihm zugefügte Schmach zu rächen. Zuletzt griff er die nichts Böses vermutenden und weniger auf ihn achtenden Baiera in ihrem Lager mit großer Heeresmacht an und nahm viele von ihnen gefangen, während die übrigen fast alle getötet wurden, ausgenommen die, welche sich früher vorsichtig aus dem Lager entfernt is hatten; und die ganze Freude der Noriker über die vielen früheren Siege kehrte sich in Trauer und Wehklagen. Bei dieser Nachricht von dem Untergang seines Heeres wurde Karlmann gar sehr bestürzt, und not­ gedrungen ließ er alle Geiseln in seinem Reiche zusammenholen und an Zwentibald zurückgeben, während er kaum einen einzigen Mann mit 20 Namen Ratbodo von dort halbtot zurück erhielt. Im August hatte König Ludwig eine Unterredung mit seinem Bruder Karl an der Maas ; aber auch da konnte er seine Söhne nicht zum Frieden mit sich bringen; denn sie wollten zu der Unterredung nicht kommen we­ gen Vorenthaltung der ihnen versprochenen Lehen. Als aber ein falsches 26 Gerücht ausgekommen war, Kaiser Ludwig von Italien sei durch Herzog Adalgis von Benevent hinterlistig umgebracht, und der König traurig von der Pfalz Aachen in die östlichen Teile seines Reiches heimkehrte, kamen ihm sogleich seine Söhne entgegen und versöhnten sich mit dem Könige ohne alle Schwierigkeit nach Empfang einiger Lehen, so Der König aber hielt im Oktober mit den Seinen einen Tag in Frankfurt ; von dort zog er nach Baiera und schickte gegen die Böhmen, die einen Ein­ fall in sein Reich beabsichtigten, zum Schutze seiner Länder den Bischof Am , den Grafen Ruodolt und andere mit ihnen. Die Feinde umzogen einen Ort mit einem sehr festen Wall, an dessen Zugang sie den Weg eng 36 machten, als Hinterhalt gegen die Grenzwächter, damit wenn etwa einer von ihnen dahin komme, er in dem engen Wege, unfähig irgendwohin aus­ zuweichen, umkomme. Inzwischen feierten die Mährischen Slaven eine Hochzeit, wobei sie die Tochter eines Herzogs von den Böhmen heim­ führten; dies hatten die obengenannten Männer d. i. Ara und die anderen, 40 die mit ihm waren, kaum erfahren, als sie sogleich bewaffnet die Fremden

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Annales Fuldenses 871-872

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autem fugientes ad vallum memoratum ignari venerunt; ibique propter loci angustiam equis et armis derelictis vix nudi evaserunt. Nostrates vero supervenientes D C X LIIII equos cum frenis et sellis atque eiusdem numeri scuta, quae fugientes dimiserant, invenerunt; et haec nullo resistente tollentes ad castra laeti reversi sunt. * 872. Mense Ianuario circa epiphaniam48 Basilii Grecorum inperatoris legati cum muneribus et epistolis ad Hludowicum regem Radesbonam venerunt atque ei inter caetera xenia cristallum mirae magnitudinis auro gemmis­ que praeciosis ornatum, cum parte non modica salutiferae crucis obtu- io Ierunt; qui honorifice suscepti et congrua responsione accepta redierunt in sua. Rex vero mediante quadragesima apud villam Forahheim generali con­ ventu habito filios suos de regni partitione inter se dissidentes pacificavit et, quam quisque partem post obitum suum tueri deberet, liquido designa- is vit. Ibi etiam Hludowicus et Karolus filii eius in conspectu totius exercitus fidem se illi servaturos esse omni tempore vitae illorum iuramento firma­ verunt. Inde rex in Baioariam reversus pascha48 celebravit. Mense autem Maio misit Thuringios et Saxones contra Sclavos Marahenses, qui, quoniam regem secum non habe/bant et inter se concordes 20 esse nolebant, idcirco hostibus terga verterunt et plurimis suorum amissis turpiter redierunt; ita ut quidam comites in illa expeditione fugientes a mulierculis illius regionis verberati et de equis in terram fustibus deiecti referantur. Iterum quidam de Francia mittuntur Karlmanno in auxilium contra Sclavos supradictos; alii destinantur contra Behemos. Qui Dei 36 adiutorio freti duces quinque quorum ista sunt nomina : Zuentislan, Witislan, Heriman, Spoitimar, MoyslanP) cum maxima multitudine sibi re­ bellare nitentes Dei auxilio freti in fugam verterunt et alios quidem occi­ derunt, alios vero in fluvioi) Waldaha submerserunt; qui autem evadere potuerunt, in civitates defecerunt. Deinde parte non modica illius pro- 30' vinciae depopulata incolumes reversi sunt. In hac expeditione Liutbertus archiepiscopus primatum tenuit. Hi vero, qui Karlmanno missi sunt in auxilium, id est Arn episcopus et Sigihartus abbas Fuldensis monasterii, quamvis fortiter hostes premendo pugnassent, plurimis tamen suorum amissis cum magna difficultate regressi sunt. Sed dum Karlmannus caedes 36 P) Die Schlettstadter Handschrift fü gt einen sechsten Nam en Goriwei hinzu.

4) Die Schlettstadter H andschrift h a t: alios quidem occiderunt, alios vero vulneraverunt; quidam (so !) etiam in fluvio usw. 48 6. Januar. 48 3 0 . M ärz.

Feldzug gegen Böhmen und Mähren

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verfolgten. Diese kamen auf der Flucht an den erwähnten Wall, ohne ihn zu kennen, mußten hier wegen der Enge des Ortes Pferde und Waffen zurücklassen und retteten kaum das nackte Leben. Die Unsrigen kamen über sie, fanden 644 Pferde gezäumt und gesattelt und eine gleiche An6 zahl Schilde, welche die Fliehenden weggeworfen hatten; sie nahmen diese ohne Widerstand mit und kehrten froh in ihr Lager zurück. 872. Im Januar um das Erscheinungsfest48 kamen Gesandte des griechi­ schen Kaisers Basilius mit Geschenken und Briefen zu König Ludwig io nach Regensburg; sie brachten unter den übrigen Gastgeschenken einen Kristall von wunderbarer Größe, mit Gold und kostbaren Edelsteinen verziert, nebst einem nicht kleinen Teil des heilbringenden Kreuzes. Sie wurden ehrenvoll aufgenommen und kehrten, nachdem sie eine passende Antwort erhalten, in ihre Heimat zurück. « Der König hielt in der Mitte der Fasten auf dem H of Forchheim eine Reichsversammlung, wo er seine über die Teilung des Reiches unter sich uneinigen Söhne aussöhnte und klar bezeichnete, welchen Teil nach seinem H in scheiden jeder besitzen solle. Dort schworen auch sein Söhne Ludwig und Karl eidlich im Angesicht des ganzen Heeres, jenem Treue zu halten so alle. Zeit ihres Lebens. Von da zog der König nach Baiera zurück und feierte dort Ostern49. Im Mai schickte er die Thüringer und Sachsen gegen die Mährischen Slaven; aber weil sie den König nicht bei sich hatten und unter sich nicht einig sein wollten, deswegen wandten sie sich vor den Feinden zur Flucht 26 und kehrten mit sehr großem Verlust schimpflich zurück; dergestalt, daß man erzählt, es seien einige bei diesem Zuge fliehende Grafen von den Weiblein jener Gegend geprügelt und mit Knüppeln von den Pferden her­ ab zu Boden geschlagen worden. Abermals werden aus Francien einige dem Karlmann zu Hilfe gegen die obengenannten Slaven geschickt, so andere werden gegen die Böhmen bestimmt; diese schlugen im Vertrauen auf Gottes Beistand fünf Herzoge: Zwentislan, Witislan, Heriman, Spoitimar und Moyslan samt einer großen Menge Empörer in die Flucht; dabei wurden die einen getötet, die andern ertranken in der Moldau, wer aber entrinnen konnte, verzog sich in die Städte. Nachdem dann noch ein nicht 86 kleiner Teil jener Provinz verwüstet worden war, kehrten sie unversehrt heim. Bei diesem Zuge hatte der Erzbischof Liutbert die oberste Leitung. Aber die, welche Karlmann zu Hilfe geschickt wurden, d. i. Bischof Ara und Abt Sigehard von Fulda, mußten, obwohl sie im Kampf die Feinde heftig bedrängten, mit Verlust des größten Teils der Ihrigen unter « größten Schwierigkeiten umkehren. Als aber Karlmann Mord und Brand

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Annales Fuldenses 872-873

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et incendia in Marahensibus exercuisset, Zuentibald, misso clam exercitu copioso Baioarios, qui ad tuendas naves in litore Histri fluminis relicti fuerant, occupavit et alios occidit, alios necavit in flumine, alios vero duxit captivos; nullusque indç nisi Embricho Radesbonae civitatis epi­ scopus cum paucis evasit. s Omne tempus aestivum grandinibus variisque tempestatibus pernoxium extitit; nam grando plurima loca frugibus devastavit; horrenda etiam tonitrua et fulmina pene cotidie mortalibus interitum minabantur, / quo­ rum ictibus praevalidis homines et iumenta in diversis locis exanimata et in cinerem redacta narrantur. Domus quoque sancti Petri apud Worma- io tiam igne caelesti consumpta est et muri penitus eversi. Sed et terrae mo­ tus III. Non. Decembris hora prima Mogontiam concussit civitatem. Rex autem disposita Baioariorum regione ad Franconofurt mense De­ cembri venit ibique natalem Domini celebravit. 873.

is

Mense vero Ianuario cum suis undique convenientibus de statu regni sui et utilitate in loco supradicto placitum habere disposuit; ibique D o­ mino faciente eius bonitas magnifice demonstrata est et quorundam mali­ tia illi insidiantium denudata. Nam cum VII. Kal. Februar, curiam introisset, in praesentia illius et optimatum suorum, episcoporum videlicet ao atque comitum, malignus spiritus Karolum filium eius minimum invasit et graviter vexavit, ita ut a sex viris fortissimis vix teneri potuisset ; et qui­ dem satis iuste. Qui enim regem a Deo electum et ordinatum decipere vo­ luit, deceptus est, qui patri suo insidiose laqueos tendere consiliatus est» ipse in laqueos incidit diaboli, quatenus ex ipsa vexatione diabolica dis- 86 ceret non esse consilium contra Deum. Rex autem et omnes, qui cum illo erant, vehementer contristati lacrimas fuderunt. Cumque duceretur ad aecclesiam, ut episcopi pro eius sanitate Domino supplicarent, nunc exili nunc grandi voce clamitans morsum se tenentibus aperto ore minabatur. Conversus itaque rex ad aequivocum suum ait: ‘ Videsne, o fili, cuius do- 3« minio vos mancipatis, tu et frater tuus, quando contra me aliquid sini­ strum machinari cogitatis? Modo intellegere poteris, si antea noluisti, quod iuxta veritatis sententiam60 nihil opertum est, quod non reveletur. Con­ fitere ergo peccata tua et age poenitentiam et Deum humiliter postula, ut tibi relaxentur. / Ego etiam, quantum in me est, tibi indulgentiam tribuo’ . 355 0

50 Matth. 10, 26.

Reichsversammlung in Frankfurt

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unter den Mähren verbreitete, schickte Zwentibald unbemerkt ein zahl­ reiches Heer, überfiel die zum Schutze der Schiffe am Donauufer zurück­ gelassenen Baiern, tötete einige, andere kamen im Flusse um, andere nahm er gefangen, und keiner entrann von dort außer Bischof Embricho 6 von Regensburg und ein paar andere. Die ganze Sommerzeit war durch Hagel und mannigfaches Unwetter sehr verderblich; denn der Hagel vernichtete an sehr vielen Orten die Früchte; auch drohten schreckliche Donner und Blitze fast täglich den Sterblichen Untergang, durch deren heftige Schläge, wie man erzählt, 10 Menschen und Zugvieh an verschiedenen Orten getötet und in Asche ver­ wandelt wurden. Auch der Dom des hl. Petrus zu Worms wurde von dem himmlischen Feuer verzehrt und die Mauern vollständig niedergeworfen. Aber auch ein Erdbeben erschütterte am 3. Dezember in der ersten Stunde die Stadt Mainz. io Der König kam nach Ordnung der Verhältnisse in Baiern im Dezember nach Frankfurt und feierte daselbst den Geburtstag des Herrn. 873. Im -Januar aber wollte er mit den Seinen, welche von allen Seiten her zusammenkamen, über den Zustand und Nutzen des Reiches an obenge20 nanntem Orte einen Tag halten; dabei wurde nach Gottes Fügung seine Güte herrlich ans Licht gestellt und die Bosheit einiger, die ihm nach dem Leben trachteten, enthüllt. Denn als er den 26. Januar den Saal betrat, fuhr in seiner und seiner Edlen, der Bischöfe und Grafen Gegenwart der böse Geist in seinen jüngsten Sohn Karl und quälte ihn gewaltig, sodaß 25 ihn kaum sechs der stärksten Männer halten konnten; und dies mit Recht. Denn er, der den von Gott erwählten und eingesetzten König täuschen wollte, wurde selber getäuscht, und der seinem Vater hinterlistig Stricke zu legen gedachte, fiel selber in die Stricke des Teufels, sodaß er aus der teuflischen Qual selbst einsah, daß kein Anschlag wider Gott besteht. 30 Aber der König und alle Anwesenden vergossen Tränen vor heftiger Be­ trübnis. Und als man ihn zur Kirche führte, damit die Bischöfe für seine Genesung den Herrn anflehten, schrie er bald mit schwacher, bald mit lauter Stimme und drohte die ihn Haltenden mit offenem Munde zu beißen. Daher sprach zu seinem gleichnamigen Sohn gewendet der König: 35 „Siehst Du, o Sohn, wessen Herrschaft Ihr dient, Du und Dein Bruder, wenn Ihr gegen mich etwas Böses auszuführen gesonnen seid. Nun wirst Du es 3ehen können, wenn Du es bisher nicht gewollt hast, daß nach einem Wort der Wahrheit50 nichts verborgen bleibt, was nicht enthüllt wird. Bekenne also Deine Vergehen und bereue sie und bitte Gott demütig, 4o daß sie Dir erlassen werden. Auch ich gewähre Dir, soviel an mir ist, Ver-

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Annales Fuldenses 873

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Idem vero Karolus post sedatam infestationem diaboli viva voce multis audientibus retulit se totiens adversae potestati traditum, quotiens contra regem conspirationem inisset. Karolus Galliae tyrannus paterna miseratione deposita Karlmannum filium suum in diaconatus officio positum excaecare praecepit. fi Exactis autem diebus quadragesimae et ebdomada paschali61 finita rex de Franconofurt transiens in villa Bisestat prope Wormatiam placitum habuit filiosque suos, Hludowicum videlicet et Karolum, ad audiendum singulorum causas constituit; et quicquid illi per se terminare non possent, patris iudicio reservarent. Unde accidit, ut undique venientium queri- io moniis legitime terminatis unusquisque cum gaudio rediret in sua. Vene­ runt quoque illuc Sigifridi Danorum regis legati pacis faciendae gratia in terminis inter illos et Saxones positis et ut >negotiatores utriusque regni invicem transeuntes et mercimonia deferentes emerent et venderent paci­ fice; quae omnia rex ex sua parte rata fore promisit. Quidam etiam de i6 Alamannia nomine Berehtrammus, qui superiore anno in Marahensibus Sclavis fuerat comprehensus, a Zuentibaldo dimissus venit ad regem et legationem sibi ab eodem duce iniunctam retulit, sicut prius iuramento constrictus se facturum esse pollicitus est. Inde rex circa Kalendas Maii Mogontiacum veniens per alveum Rheni fluminis navigio vectus Aquense palatium petiit; ibique cum suis secre­ tum habuit colloquium et Rorichum per obsides ad se venientem in suum suscepit dominium. Deinde mense Augusto cum apud urbem Mediomatricorum generalem conventum habuisset, Halbdeni frater Sigifridi regis etiam suos ad eum 26 nuntios misit eadem / postulans, quae frater suus postulaverat; videlicet ut rex legatos suos ad fluvium nomine Egidoram, qui illos et Saxones diri­ mit, mitteret et illi eisdem occurrentes pacem ex utraque parte omni tem­ pore stabilem confirmarent. Optulerunt quoque idem nuntii gladium regi pro munere aureum habentem capulum, obnixe flagitantes, ut rex domi- 3o' nos suos, supradictos scilicet reges, in loco filiorum habere dignaretur, et illi eum quasi patrem venerari vellent cunctis diebus vitae suae. Iurabant etiam iuxta ritum gentis suae per arma sua, quod nullus deinceps de regno dominorum suorum regnum regis inquietare aut alicui in illo laesionem inferre deberet; quae omnia rex gratanter accepit et postulata se factu- 35 rum esse spopondit. Quibus in patriam reversis rex per Alsatiam transiens5 1

51 O stem war am 19. April 873.

Ludwigs Aussöhnung mit seinen Söhnen



zeihung.“ Als aber der Anfall des Teufels vorüber war, erzählte derselbe Earl mit lauter Stimme vor vielen Hörern, er sei ebenso oft der feindlichen Gewalt ausgeliefert worden, wie oft er gegen den König eine Verschwörung eingegangen sei. t Earl, der Tyrann von Gallien, ließ, väterliches Mitleid beiseite setzend, seinen Sohn Earlmann, der in das Amt eines Diakon gesetzt war, blenden. Nachdem die Fastenzeit vorüber und die Osterwoche61 zu Ende war, setzte der König von Frankfurt über und hielt in Bürstadt bei Worms einen Tag ; dabei stellte er seine Söhne Ludwig und Earl an, die Sachen 10 der einzelnen anzuhören; was sie selbständig nicht beenden könnten, sollten sie des Vaters Urteil Vorbehalten. So geschah es, daß die Klagen der überallher Zusammengekommenen gesetzlich entschieden wurden und ein jeder froh heimging. Es kamen dorthin auch Gesandte des Dänen­ königs Sigifrid, um den Frieden im Raum zwischen ihnen und den Sachi5 sen zu festigen, und damit die Händler beider Reiche, wenn sie hinüber und herüber gingen und die Waren mitbrächten, in Frieden kaufen und verkaufen sollten, was alles von seiner Seite der König zu halten ver­ sprach'. Es kam auch ein Alamanne, namens Berechtram, welcher im vo­ rigen Jahre bei'den Mährischen Slaven gefangen genommen worden war, to von Zwentibald entlassen zum König und berichtete, daß ihm eine Ge­ sandtschaft von eben diesem Herzog aufgetragen sei: was er zuvor hatte eidlich versprechen müssen. Von da kam der König um den 1. Mai nach Mainz, fuhr dann auf dem Rhein zutal und zog nach der Pfalz Aachen; hier hatte er mit den Seinen so eine geheime Unterredung und nahm Rorich, der gegen Bürgschaft von Geiseln zu ihm kam, unter seine Hoheit auf. Darauf schickte im August, als in Metz der Reichstag gehalten wurde, Halbdeni, der Bruder des Königs Sigifrid, ebenfalls seine Boten an ihn und forderte dasselbe, wie sein Bruder, der König solle seine Gesandten so bis zur Eider, dem Grenzfluß zwischen ihnen und den Sachsen, schicken, sie selbst würden diesen hier entgegenkommen, um von beiden Seiten für alle Zeit festen Frieden zu schließen. Es brachten auch dieselben Boten dem Könige zum Geschenk ein Schwert mit goldenem Griff und baten flehentlich, der König möge ihre Herren, die obengenannten Könige, als 36 seine Söhne anzusehen geruhen, wogegen sie ihn wie einen Vater ver­ ehren wollten alle Tage ihres Lebens. Sie schwuren auch nach der Sitte ihres Volkes bei ihren Waffen, daß niemand fortan aus dem Reiche ihrer Herren das Reich des Königs beunruhigen oder daselbst irgend wen schädigen solle. Dies alles nahm der König gern an und versprach das 40 Geforderte zu tun. Nach ihrer Rückkehr in ihr Vaterland zog der König

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Annales Fuldenses 873

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Argentoratum venit; ibique Rheno flumine transito, in Baioariam pro­ fectus est. Eodem anno facta est fames valida per universam Italiam atque Ger maniam, et multi inedia consumpti sunt. Tempore vero novarum frugum novi generis plaga et prima in gente Francorum visa Germanicum popu- 6 lum peccatis, exigentibus non mediocriter afflixit. Nam vermes quasi locu­ stae quatuor pennis volantes et sex pedes habentes ab oriente venerunt et universam superficiem terrae instar nivis operuerunt cuncta, quae in agris et in pratis erant viridia, devastantes. Erant autem ore lato et extenso intestino duosque habebant dentes lapide duriores, quibus tenacissimas io arborum cortices corrodere valebant. Longitudo et grossitudo illarum quasi pollex viri ; tantaeque erant multitudinis, ut una hora diei centum iugera frugum prope urbem Mogontiam consumerent. Quando autem volabant, ita totum aerem per unius miliarii spatium velabant, ut splendor solis in terra positis vix appareret; quarum nonnullae in diversis locis occisae is spicas integras cum granis et aristis in se habuisse repertae sunt. Quibus­ dam vero ad occidentem profectis supervenerunt aliae, et per duorum mensium curricula pene cotidie suo / volatu horribile cernentibus prae­ buere spectaculum. In Italia in pago Brixiensi tribus diebus et tribus nocti­ bus sanguis de caelo pluisse narratur. so Mense Iunio Hruodolfus quidam Nordmannus de regio genere, qui regnum Karoli praedis et incendiis saepenumero vastaverat, classem duxit in regnum Hludowici regis, in comitatum videlicet Albdagi, missisque nun­ tiis praecepit habitatores loci illius tributa sibi pendere. Qui cum respon­ dissent se non debere tributa solvere nisi Hludowico regi eiusque filiis et *6 se nequaquam in hoc negotio ei assensum esse praebituros, ille vehemen­ ter iratus iuravit prae superbia se cunctis maribus occisis mulieres et par­ vulos cum omni substantia illorum in captivitatem esse ducturum, ignarus vindictae, quae eum de caelo erat secutura. Statimque terram illorum ingressus bellum adversus eos instauravit. Illi autem D o m inum invo- 3o cantes, qui eos saepius ab hostibus liberaverat, hosti infestissimo armati occurrerunt, consertoque proelio ipse Ruodolfus cecidit primus et cum eo octingenti viri; ceteri vero, cum ad naves effugere non potuissent, in quo­ dam aedificio se tutati sunt. Quod Frisiones obsidentes conferebant ad invicem, quid de eis facere debuissent; cumque diversi diversa dixissent, 35 unus Nordmannus, qui christianus effectus longo tempore cum eisdem Frisionibus conversatus est et eiusdem certaminis dux erat, ceteros hoc modo

Heuschreckenplage

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durch das Elsaß und kam nach Straßburg; dort überschritt er den Rhein und reiste nach Baiem. In diesem Jahre kam es zu einer gewaltigen Hungersnot durch ganz Italien und Germanien und viele sind Hungers gestorben. Zur Zeit aber e der neuen Früchte hat eine Plage ganz neuer Art, die zum erstenmal unter dem Stamme der Franken sichtbar wurde, das germanische Volk infolge seiner Sünden nicht wenig getroffen. Würmer nämlich, wie Heuschrecken, mit vier Flügeln und sechs Füßen kamen vom Osten und bedeckten wie Schnee die gesamte Oberfläche des Landes, wo sie alles, was auf Äckern 10 und Wiesen grün war, verzehrten. Sie hatten ein breites Maul, einen langen Magen und zwei steinharte Zähne, mit denen sie die zähesten Baumrinden zu zernagen vermochten. Ihre Länge und Dicke war etwa eines Mannes Daumen, ihre Menge so groß, daß sie bei Mainz in einer Stunde des Tages 100 Juchert Feldfrüchte abfraßen. Wenn sie aber flogen, verhüllten sie « eine Meile weit die ganze Luft dergestalt, daß den auf der Erde Stehenden kaum der Glanz der Sonne sichtbar blieb. Einige von ihnen schlug man an verschiedenen Orten tot und es fand sich, daß sie ganze Ähren mit Körnern und Grannen in sich hatten. Als die einen nach Westen abge­ zogen waren, kamen wieder neue dazu, und zwei Monate hindurch boten so sig mit ihrem Flug fast täglich den Zuschauenden ein schreckliches Schau­ spiel. In Italien, im Gau von Brescia, wird erzählt, habe es drei Tage und drei Nächte Blut vom Himmel geregnet. Im Juni führte Hruodolf, ein Normanne aus dem königlichen Geschlecht, der das Reich Karls mit Raub und Brand oft heimgesucht hatte, eine 26 Flotte in das Reich des Königs Ludwig, in die Grafschaft Albdags, schickte Boten aus und befahl den Bewohnern jener Gegend, ihm Tribut zu zahlen. Als diese erwiderten, sie würden Tribut nur dem König Ludwig und des­ sen Söhnen zahlen und keinesfalls in dieser Sache ihm zu Willen sein, schwur jener heftig erzürnt in seinem Frevelsinn, er werde alle Männer so umbringen und Weiber und Kinder mit all ihrer Habe in die Gefangen­ schaft führen, ohne Ahnung der Rache, welche ihn vom Himmel treffen sollte. Und sogleich drang er in ihr Land und begann gegen sie den Krieg. Doch jene rückten unter Anrufung Gottes, der sie öfter vor ihren Feinden bewahrt hatte, bewaffnet dem schlimmen Feinde entgegen, und als sich 86 ein Treffen entspann, fiel Hruodolf selbst zuerst und mit ihm 800 Männer, die übrigen aber, die sich nicht zu ihren Schiffen flüchten konnten, suchten in einem Gebäude Schutz. Dieses schlossen die Friesen ein und berieten mit einander, was sie mit jenen machen sollten. Und als der eine das, der andere jenes gesagt hatte, redete ein Normanne, der Christ geworden war 40 und lange Zeit bei diesen Friesen gelebt hatte, auch in dem damaligen

Annale? Fuldenses 873-874

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affatus est: ‘0 boni commilitones, sufficiat nobis hue usque pugnasse, quia, quod modo nos pauci contra plurimos praevaluimus hostes, non nostris deputandum est viribus, sed Dei gratiae. Scitis etiam, quod oppido lassi sumus et plurimi nostrum graviter vulnerati; isti autem, qui hic intus latitant, in desperatione positi sunt. Si contra eos pugnare coeperimus, 6 non eos sine cruenta obtinebimus victoria ; si autem illi fortiores extiterint, - varius enim eventus est proelii, - forsitan nobis expugnatis securi dis­ cedent iterum nocituri. Consultius ergo mihi videtur, ut obsides ab eis accipiamus et / quosdam ex illis inlaesos abire patiamur ad naves et obsi­ des interim retineamus, donec m ittant universam pecuniam, quam in na- 10 vibus retinent, prius tamen praestito sacramento, ne ultra in regnum Hludowici regis redeant/ Huius itaque consilio ceteri consenserunt et obsidibus acceptis quosdam ad naves ire permiserunt. Illi autem miserunt pecu­ niam multam valde et obsides, quos dederant, receperunt, prius tamen, ut dixi, praestito sacramento, ne ultra in regnum Hludowici regis redirent, u Ac deinde cum magna confusione ac sui detrimento, etiam sine duce a finibus illis discesserunt. Mense Novembrio Agathon archiepiscopus, Basilii Grecorum imperato­ ris legatus, ad renovandam pristinam amicitiam cum epistolis et muneribus ad Hludowicum regem Badesbonam venit; quem rex honorifice suscepit 20 et absolvit. Thachulfus comes et dux Sorabici limitis mense Augusto defunctus est. 874. Hiems aspera nimis et solito prolixior; nix quoque inmensa a Kalendis Novembris usque in aequinoctium vernale sine intermissione cadens mag- 26 num hominibus fecit impedimentum silvas petere lignaque colligere.Unde accidit, ut non solum animalia, verum etiam homines plurimi frigore peri­ rent. Sed et Bhenus et Moenus glaciali rigore constricti longo tempore se sub vestigiis incedentium calcabiles praebuerunt. Sorabi et Siusli eorumque vicini Thachulfo defuncto defecerunt ; quorum so audaciam Liutbertus archiepiscopus et Batolfus Thachulfi successor ultra Salam fluvium mense Ianuario profecti praedis et incendiis sine bello compresserunt et eos sub pristinum redegerunt servitium. Eodem mense Hludowicus iunior apud sanctos Marcellinum et Petrum62 cum quibusdam patris sui consiliariis / secretum habuit colloquium , quod s6

62 In

Seligenstadt.

Abzug der Normannen

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Kam pf ihr Führer war, auf folgende Weise die übrigen an: „ 0 ihr guten Mitstreiter, es genüge für uns, bis hieher gekämpft zu haben, weil nicht unseren Kräften zuzurechnen ist, daß soeben wir paar Leute gegen so viele die Oberhand behalten haben, sondern der Gnade Gottes. Ihr wißt 8 auch, daß wir völlig erschöpft sind und sehr viele von uns schwer ver­ wundet; die aber welche hier innen stecken, sind in Verzweiflung. Wenn wir gegen sie den Kam pf beginnen, werden wir über sie nicht ohne blutigen Sieg die Oberhand behalten, wenn sie aber stärker sind - denn wechselnd ist der Ausgang des Krieges - werden sie vielleicht nach unserer Niederlo läge unbekümmert abziehen, um wiederum zu schaden. Es scheint mir daher geratener, daß wir Geiseln von ihnen nehmen und einige von ihnen unverletzt zu den Schiffen gehen lassen, und inzwischen die Geiseln zu­ rückbehalten, bis sie alles Vermögen schicken, das sie in den Schiffen auf­ bewahren, doch nicht ohne zuvor zu schwören, daß sie künftig nicht in is das Reich des Königs Ludwig zurückkehren.“ Seinem Rat stimmten also die übrigen bei, empfingen Geiseln und erlaubten einigen, zu den Schiffen zu gehen. Jene schickten sehr viel Geld und erhielten die gestellten Geiseln zurück, doch erst nachdem sie, wie bemerkt, den Eidschwur geleistet hat­ ten, künftig nicht in das Reich des Königs Ludwig zurückzukehren. Und so darauf zogen sie in großer Verwirrung und mit großem Verlust, auch ohne Führer von jenem Gebiet ab. Im November kam Erzbischof Agathon, als Gesandter des griechischen Kaisers Basilius, um die alte Freundschaft zu erneuern, mit Briefen und Geschenken zum König Ludwig nach Regensburg, wo ihn der König as ehrenvoll aufnahm und abfertigte. Graf Thachulf, Herzog der sorbischen Mark, verschied im August. 874. Der Winter war sehr streng und ungewöhnlich lang; auch schuf un­ ermeßlicher Schnee, der von Anfang November bis zurFrühjahrs-Tagund30 nachtgleiche ohne Unterlaß herabfiel, den Menschen viel Hindernis, die Wälder aufzusuchen und Holz zu sammeln. Daher geschah es, daß nicht bloß Tiere, sondern auch sehr viele Menschen durch Kälte umkamen. Aber auch Rhein und Main waren von eisigem Frost gebunden und boten sich lange Zeit dem Tritt Darüberschreitender gangbar. 36 Sorben und Siusler und deren Nachbarn fielen nach Thachulfs Tode ab, deren Keckheit Erzbischof Liutbert und Thachulfs Nachfolger Ratolf, die im Januar über die Saale gingen, durch Plünderung und Brand ohne Kam pf zähmten und sie in die alte Knechtschaft zurückbrachten. Im selben Monat hatte der jüngere Ludwig bei den hl. Marcellinus und 4o Petrus62 mit einigen Räten seines Vaters eine geheime Unterredung, die

Annales Fuldenses 874

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regem de Baioaria traxit in Franciam. Venit enim circa Kalendas Februar, ad Franconofurt ibique de concordia et statu regni cum fidelibus suis consiliatus est. Diebus autem quadragesimae, cum negotiis secularium re­ rum depositis orationi vacaret, \idit quadam nocte in somnis genitorem suum Hludowicum imperatorem in angustiis constitutum, qui eum hoc 6 modo latino affatus est eloquio : ‘Adiuro te per dominum nostrum Iesum Christum et per trinam maiestatem, ut me eripias ab his tormentis, in quibus detineor, ut tandem aliquando vitam possim habere aeternam’ . Hac ergo visione perterritus epistolas per cuncta regni sui monasteria desti­ navit, obnixe postulans, ut animae in tormentis positae suis apud Domi- io num precibus intervenirent. Unde datur intellegi, quod, quamvis memo­ ratus imperator multa laudabilia et Deo placita fecisset, plurima tamen legi Dei contraria in regno suo fieri permisit. Si enim, ut cetera omittam, haeresi Nicolaitarum83 viriliter restitisset et monita Gabrielis archangeli, quae Einhartus64 abbas duodecim capitulis comprehensa ei obtulit legenda i6 et facienda, observare curasset, forsitan talia non pateretur. Sed quia Deus, ut scriptum est, nullum peccatum impunitum dimittet et iuxta apostolum85 non solum, qui ea faciunt, sed qui consentiunt facientibus, digni sunt morte, merito poenas luere iussus est, qui, dum potuit, sibi commis­ sorum errata vel admonitus corrigere noluit. 20 Rex autem Hludowicus in ebdomada paschali88 Fuldense monasterium petiit causa orationis et inde reversus generalem habuit conventum in villa Tribure. Inde in Italiam per Alpes Noricas transiens cum Hludowico ne­ pote suo et Iohanne Romano pontifice haud procul ab urbe Verona collo­ quium habuit. Indeque rediens cum Karlmanno et Hludowico filiis suis 26 in villa Forahheim locutus est ibique legatos Zuentibaldi pacem petentes et fidelitatem promittentes suscepit. / Cuius legationis princeps erat Iohannes presbyter de Venetiis, qui etiam, ut ei rex omni ambiguitate re­ mota crederet, quicquid verbis dicebat, sacramento firmabat, videlicet ut Zuentibald regi fidelis permaneret cunctis diebus vitae suae et censum 30 a rege constitutum per annos singulos solveret, si ei tantummodo quiete agere et pacifice vivere concederetur. Behemorum quoque nuntia rex audivit et absolvit et post haec in Baioariam se recepit. Mense autem Iulio de Baioaria venit ad Franconofurt et inde post pau­ lulum transiens apud villam Biburg conscensis navibus ad Aquisgrani pa- 38 63 Der Nam e aus Offenbarung Johannis 2 ,1 5 . 84 In der um 828 verfaßten Translatio Marcellini et Petri I I I 13 (M G SS 15 S . 252). 88 Paulus an die Röm er 1, 3 2. 84 1 1 .-1 8 . A pril.

König Ludwigs Traumgesicht

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den König aus Baiera nach Franken zog. Er kam nämlich um den 1. Fe­ bruar nach Frankfurt und beriet dort mit seinen Getreuen über die Ein­ tracht und den Zustand seines Reiches. In der Fastenzeit aber, als er die weltlichen Geschäfte bei Seite gelegt hatte und dem Gebet oblag, sah er » nachts im Traum seinen Vater, den Kaiser Ludwig, in Ängsten und Nöten, der ihn folgendermaßen lateinisch anredete: ,,Ich beschwöre Dich bei unserm Herrn Jesus Christus und der dreieinigen Majestät, daß Du mich aus diesen Qualen reißest, in welchen ich festgehalten bin, damit ich end­ lich einmal das ewige Leben haben kann.“ Durch dieses Gesicht nun er10 schreckt sandte er Briefe durch alle Klöster seines Reiches, und forderte dringend, daß sie sich der Seele in ihren Qualen durch ihre Gebete bei dem Herrn annehmen. Daraus läßt sich ersehen, daß obwohl der erwähnte Kaiser viel Lobenswürdiges und Gottgefälliges getan hatte, er doch sehr viel wider das Gesetz Gottes in seinem Reiche geschehen ließ. Denn hätte i5 er, um vom übrigen still zu sein, der Ketzerei der Nicolaiten53 mannhaft widerstanden und dafür gesorgt, daß man die Mahnungen des Erzengels Gabriel, welche Abt Einhard64 in 12 Kapiteln ihm zu lesen und auszu­ führen gab, auch beobachtete, müßte er vielleicht solches nicht leiden. Aber weil Gott, wie geschrieben steht, kein Vergehen ungestraft läßt und 20 nach dem Apostel66 „nicht allein die es tun, sondern auch die den Tätern zustimmen, des Todes würdig sind“ , ist mit Recht diese Strafe zu büßen verdammt, wer die Irrtümer der ihm Anvertrauten selbst als Gewarnter nicht berichtigen wollte, solange er es konnte. König Ludwig aber suchte in der Osterwoche66 das Kloster Fulda auf 26 des Gebetes wegen, und von da zurückgekehrt hielt er einen Reichstag in Tribur. Von da zog er nach Italien über die norischen Alpen und hatte mit seinem Neffen Ludwig und dem römischen Papst Johannes eine Unter­ redung unweit von Verona. Und von da zurückgekehrt unterredete er sich mit seinen Söhnen Karlmann und Ludwig in Forchheim und empfing da30 selbst die Gesandten Zwentibalds, die um Frieden baten und Treue ge­ lobten. Das Haupt dieser Gesandtschaft war Johannes, ein Presbyter von Venedig, der auch, damit der König allen Zweifel verlöre und Glauben schenke, alles was er sagte, mit einem Eidschwur bekräftigte, nämlich, daß Zwentibald dem Könige treu bleiben würde alle Tage seines Lebens, 36 und den vom Könige festgesetzten Zins alljährlich bezahlen, wenn ihm nur in Ruhe und Frieden zu leben gestattet würde. Auch die Boten der Böhmen hörte der König an und fertigte sie ab; darauf kehrte er nach Baiera zurück. Im Juli aber kam er von Baiem nach Frankfurt, zog von da aber nach 40 kurzer Zeit weiter, bestieg in Biebrich ein Schiff und reiste nach der Pfalz

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Annales Foldenses 874-875

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latium perrexit; exactoque ibi tempore non modico tandem mense De­ cembre cum fratre suo Karolo habita collocutione apud sanctum Lantbertum87 rediit in Franciam venitque Mogontiacum X III. Kal. Ianuar. et inde ad Franconofurt ibique natalem Domini celebravit. Hoc anno fame et pestilentia per universam Galliam et Germaniam grassantibus pene tercia pars humani generis consumpta est. Hemma quoque regina morbo paralisi correpta usum loquendi amisit. 875. Rex Hludowicus hiemavit in Franconofurt et post pascha6 68 perrexit in 7 Baioariam invisere reginam. Inde rediens circa Kalendas Iunii venit ad Tribure ibique generale placitum habuit. Tunc inter Francos et Saxones seditio non modica exorta est, et nisi Hludowicus iunior citius cum suis intervenisset, iam districtis gladiis mutua se caede truncassent. Stella cometes V III. Id. Iunii in aquilonali parte prima hora noctis apparuit plus solito scintillans comasque spargens, rem stupendam, immo lugendam, quae cito secuta est, sua apparitione praemonstrans, quamvis adhuc peccatis nostris exigentibus graviora significare timeatur. / Nam villa quaedam in pago Nitense nomine Asgabrunno69 a fluminibus et tor­ rentibus longe remota subitanea imbrium inundatione pene deleta est, et octuaginta octo homines utriusque sexus in ea deleti. Dum enim homines eiusdem loci V. Non. Iui. dormitum issent nihil mali suspicantes, tanta pluvia uno momento caelitus lapsa est, ut omnes arbores et vineas, quas tangebat in eadem villa, radicitus exstirparet, aedificia funditus everteret, iumenta et animalia cum omnibus, quae in domibus erant, perditioni tra­ deret. Aecclesia quoque eiusdem villae cum suo altari ita deleta est, ut modo cernentibus nullum suae constructionis praebeat indicium. Erat autem ibi videre misera; nam cum feminae liberis et viri coniugibus ma­ num porrigentes subvenire niterentur, impetu aquarum rapti una cum eis, quibus auxilio esse volebant, extincti sunt. Sed et cadavera longo tempore tumulata vi aquarum de sepulchris soluta cum vasculis, quibus inerant, in terminis alterius villae reperta sunt. Mense Augusto rex Hludowicus cum filiis et fidelibus suis colloquium

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Lüttich. M 27. März 875. 6* westlich von Frankfurt.

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Reichstag zu Tribur

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Aachen; hier blieb er nicht geringe Zeit und kehrte dann, nachdem er schließlich im Dezember mit seinem Bruder Karl eine Unterredung bei dem hl. Lantbert87 gehabt hatte, nach Franken zurück; am 20. Dezember kam er nach Mainz, von da nach Frankfurt und feierte dort den Geburts6 tag des Herrn. In diesem Jahre wurde durch Hunger und Pest, die in ganz Gallien und Germanien wüteten, fast der dritte Teil des Menschengeschlechts vertilgt. Auch die Königin Hemma wurde vom Schlag getroffen und verlor den Gebrauch der Sprache, io 875. König Ludwig brachte den Winter in Frankfurt zu und reiste nach Ostern68, um die Königin zu besuchen, nach Baiem. Von dort zurück­ gekehrt kam er um den 1. Juni nach Tribur und hielt daselbst einen Reichstag ab. Damals brach zwischen Franken und Sachsen nicht geringe is Zwietracht aus, und wäre nicht schnell der jüngere Ludwig mit den Seinen dazwischen getreten, sie hätten sich mit den schon gezückten Schwertern gegenseitig erschlagen. Ein-Komet wurde den 6. Juni im Norden in der ersten Stunde der Nacht sichtbar^ungewöhnlich funkelnd mit gesträubtem Schweif, der ein so erstatmenswertes, vielmehr beklagenswertes Ereignis, das schnell erfolgte, durch sein Erscheinen vorauszeigte, obwohl man jetzt noch als Folge unserer Sünden fürchten muß, daß er auf Schlimmeres deute. Nämlich ein D orf im Nidda-Gau, mit Namen Eschborn88, weit entfernt von Flüssen, wurde durch eine plötzliche Überschwemmung von Regengüssen beinahe ss vernichtet, wobei 88 Menschen beiderlei Geschlechtes umkamen. Denn während die Menschen dieses Ortes am 3. Juli schlafen gegangen waren, ohne irgend eine Ahnung des Übels, stürzte in einem Augenblick ein sol­ cher Regen vom Himmel herab, daß er alle Bäume und Weinberge, welche er in diesem D orf traf, vollständig entwurzelte, die Gebäude von Grund so aus umwarf und das Zugvieh und die Tiere mit allem, was in den Häu­ sern war, dem Verderben überlieferte. Auch die Dorfkirche wurde samt ihrem Altar vernichtet, so daß sie denen, welche sie eben noch sahen, keine Spur ihrer Erbauung ließ. Es gab aber dort klägliches Elend zu sehen; denn wenn Frauen nach den Kindern und Männer nach ihren Weibern die ss Hände streckten und ihnen zu helfen suchten, wurden sie von der Gewalt des Wassers fortgerissen und samt denen, welchen sie helfen wollten, ge­ tötet. Aber auch längst begrabene Leichen wurden durch die Gewalt des Wassers aus ihren Gräbern gespült und samt den Särgen, in denen sie lagen, auf der Markung eines andern Dorfes gefunden. 4o Im August hatte König Ludwig mit seinen SöhneU und Getreuen eine

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Annales Fuldenses 875-876

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habuit in villa Tribure. Interea Hludowicus Italiae im perator. . .r), cuius corpus translatum Mediolani in basilica sancti Ambrosii sepultum est. Quod cum Earolus Galliae tyrannus comperisset, ilico regnum Italiae invasit et omnes thesauros, quos invenire potuit, unca manu collegit. Unde Hludowicus rex iratus Earlmannum cum exercitu per Baioariam 6 destinavit in Italiam; ipse vero iuncto sibi aequivoco suo cum manu valida regnum Karoli ingressus est, ut eum de Italia exire compelleret. Exercitus autem, qui regem se/quebatur, versus ad praedam cuncta, quae invenit, diripuit atque vastavit. Karolus vero audito Karlmanni adventu in Ita­ liam primo clusis Alpium se defendere nititur, sed nihil profecit; Karl- 10 mannus enim loca accessu difficilia cum suis praeoccupavit. Ille autem, dum negotium ferro decernendum timuisset - est enim lepore timidior - , ad calliditatem solitam convertitur; nam aurum et argentum gemmasque preciosas infinitae multitudinis Karlmanno obtulit, ut eum sibi placare et a paterna fidelitate segregare potuisset, iuravitque se de Italia cito exitu- is rum et Hludowici fratris sui iudicio illud regnum disponendum reservatu­ rum, si Karlmannus inde discederet. Quo inde discedente et promissioni­ bus eius credente ille, quaecumque pollicitus est, mentitur et, quanta po­ tuit velocitate, Romam profectus est; omnemque senatum populi Romani pecunia more Iugurthino corrupit sibique sociavit; ita ut etiam Iohannes 20 papa votis eius annuens corona capiti eius inposita eum imperatorem et augustum appellare praecepisset. Qualiter autem regnum illud postea cum suis disposuerit qualiterve cum thesauris, quos tulerat, in regnum suum redierit quantasque caedes et mcendia in itinere exercuerit, quia certum non habui latorem, scribere nolui. Melius est enim tacere quam 25 falsa loqui. 876. Hludowicus rex misericordia motus multorumque precibus exoratus, ne Galliae regionem propter Karoli stulticiam perderet, in regnum suum mense Ianuario rediit. Venitque Mogontiacum post epiphaniam et inde 30 ad Franconofurt ibique cum suis sequenti mense colloquium habuit; si­ militer mediante quadragesima fecit. Hemma regina apud Radesbonam Baioariae civitatem obiit sepultaque est in aecclesia sancti Emmerammi martyris. / Frisiones, qui vocantur occidentales, cum Nordmannis dimicantes vic- 3« tores extiterunt omnesque thesauros, quos Nordmanni plurima loca spo­ liando congregaverant, abstulerunt atque inter se diviserunt. r) Das Zeitw ort (defunctus est) fe h lt; außerdem bemerken einige

H and­

schriften der Rezension B : locus et dies querendi d . h . O rt und Z eit m uß noch erm ittelt werden (1 2 . August in Brescia).

K arls des K ahlen Zug nach Italien

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Unterredung in Tribur. Inzwischen starb Kaiser Ludwig von Italien.....'), dessen Leiche nach Mailand übertragen und in der Kirche des hl. Ambro­ sius begraben wurde. Als Karl, der Tyrann Galliens, dies erfuhr, drang er sogleich in das Königreich Italien ein und raffte mit gekrümmter Hand e alle Schätze zusammen, welche er finden konnte. Darob erzürnt schickte König Ludwig mit Heeresmacht Karlmann durch Baiem nach Italien ab ; er selber aber drang im Verein mit seinem gleichnamigen Sohn mit starker Mannschaft in das Reich Karls ein, um ihn'zum Abzug aus Italien zu zwingen. Das Heer aber, welches dem König folgte, verlegte sich auf 10 das Plündern, raubte und verwüstete alles, was es fand. Als Karl die An­ kunft Karlmanns in Italien erfuhr, suchte er sich zuerst in den Klausen der Alpen zu verteidigen, aber vergebens, denn Karlmann hatte mit sei­ nen Leuten die schwer zugänglichen Orte zuvor besetzt. Da nun jener die Entscheidung durch das Schwert fürchtete - denn er ist so furchtsam wie ie ein Hase - , wandte er sich zu der gewohnten List: er bot Karlmann Gold und Silber und kostbare Edelsteine in unendlicher Menge an, um ihn mit sich auszusöhnen und von der Treue gegen den Vater abzuziehen; schwur auch, er werde Italien rasch verlassen und die Entscheidung über dieses Reich dem Urteil seines Bruders Ludwig Vorbehalten, falls Karlmann von 20 dort abziehe. Als nun dieser abzog und seinen Versprechungen glaubte, brach er seine Zusage und zog so schnell er konnte nach Rom ; den ganzen Senat des römischen Volkes bestach er mit Gold wie Jugurtha und ge­ wann ihn für sich, so daß auch Papst Johannes seinen Bitten willfahrte, ihm die Krone auf das Haupt setzte und ihn Kaiser und Augustus nennen 26 hieß. Wie er aber dieses Reich nachher mit den Seinigen ordnete, wie er dann mit den Schätzen, welche er gewonnen hatte, in sein Reich zurück­ kehrte, und was für Mord und Brand er unterwegs anrichtete, will ich, weil ich keinen sichern Berichterstatter gehabt habe, nicht niederschrei­ ben. Denn es ist besser zu schweigen als Falsches zu reden, so

876.

König Ludwig, aus Mitleid und von vielen darum gebeten, daß er nicht wegen Karls Torheit das Land Gallien zu Grunde richte, kehrte im Januar in sein Reich zurück. Er kam nach Mainz nach dem Erscheinungsfest und von da nach Frankfurt und hatte hier mit den Seinigen im folgenden 36 Monat eine Unterredung. Ebenso tat er auch an Mittfasten. Die Königin Hemma starb zu Regensburg in Baiern und wurde in der Kirche des hl. Märtyrers Emmeramm begraben. Die Westfriesen blieben Sieger in einem Kampf gegen die Normannen und nahmen diesen alle Schätze, welche die Normannen durch Plünderung 40 an sehr vielen Orten zusammengebracht hatten, und téilten sie unter sich.

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Karolus rex de Italia in Galliam rediens novos et insolitos habitus assumpsisse perhibetur; nam talari dalmatica indutus et baltheo desuper accinctus pendente usque ad pedes necnon capite involuto serico vela­ mine ac diademate desuper imposito dominicis festisque diebus ad aecclesiam procedere solebat. Omnem enim consuetudinem regum Francorum contemnens Grecas glorias optimas arbitrabatur et, ut maiorem suae mentis elationem ostenderet, ablato regis nomine se imperatorem et augu­ stum omnium regum cis mare consistentium appellare praecepit. Plurima etiam incredibilia se contra Hludowicum regem et regnum illius facturum esse minatus est; denique inter cetera iactantiae suae verba dixisse fertur se tantam multitudinem de diversis locis congregaturum, ut Rheno flu­ mine ab equis illorum exhausto ipse per aridum alveum eiusdem fluminis esset transiturus totumque Hludowici regnum vastaturus. Cuius minae facillime sedatae sunt; nam Hludowico exercitum suum congregante ille timore perterritus legatos misit pacemque petiit. Cumque nuntii ex utraque parte saepius directi eos pacificare studuissent, Hludowicus aegrotare coepit et crescente cotidie infirmitate V. Kal. Septembr. in palatio Franconofurt diem ultimum clausit; cuius corpus transtulit aequivocus illius et in monasterio sancti Nazarii, quod dicitur Lauresham, honorifice sopelivit. Karolus vero Hludowici morte comperta regnum illius cupiditate ductus invasit et suae ditioni subiugare studuit, existimans se, ut fama vulgabat, non solum partem regni Hlotharii, quam Hludowicus tenuit et filiis suis tuendam dereliquit, per tyrannidem posse obtinere, verum etiam cunctas civitates regni Hludowici in occidentali litore Rheni flum inis positas suo regno addere, id est / Mogontiam, Wormatiam et Nemetum, filiosque fra­ tris per potentiam opprimere, ita ut nullus ei resistere vel contradicere auderet. Primum igitur Aquense palatium petiit et inde cum omni exercitu suo profectus in Colonia Agripinensi consedit, missis etiam prius legatis ad optimates Hludowici, ut proprium dominum desererent et ad se venirent, venientibus quidem plurima beneficia ac dona promittens, aliter vero fa­ cientibus rerum secularium privationem vel exterminium minitans. Cui Hludowicus, qui patri in illis locis haeres successit, cum paucis occurrit et in aquilonali ripa Rheni fluminis castra sua posuit suorum operiens ad­ ventum. Misitque interea nuntios .ad Karolum dicens: 'Cur ascendisti ad

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König Ludwigs Tod

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Als König Karl aus Italien nach Gallien zurückgekehrt war, nahm er, so erzählt man, neue und ungewöhnliche Tracht an; denn mit einer Dal­ matica bis zum Knöchel bekleidet und einem Wehrgehäng darüber, das bis zu den Füßen herabhing, auch den K opf in eine seidenes Tuch gehüllt s und darüber das Diadem, so pflegte er an Sonn- und Festtagen zur Kirche zu schreiten. Alle Sitte fränkischer Könige verachtend, hielt er griechi­ schen Prunk für den besten, und um seinen gesteigerten Stolz zu zeigen, legte er den Königstitel ab und ließ sich Kaiser und Augustus nennen über alle Könige diesseits des Meeres. Auch sehr viel Unglaubliches drohte er 10 gegen König Ludwig und dessen Reich zu unternehmen; schließlich soll er unter den übrigen Prahlereien auch gesagt haben, er werde aus ver­ schiedenen Orten eine solche Übermacht zusammenbringen, daß wenn dann der Rhein von ihren Pferden ausgetrunken sei, er selber das aus­ getrocknete Bett dieses Flusses durchschreiten und Ludwigs ganzes Reich is verwüsten werde. Doch wurden seine Drohungen sehr leicht zum Schwei­ gen gebracht, denn als Ludwig sein Heer sammelte, geriet jener in Furcht und Schrecken, schickte Gesandte und bat um Frieden. Und als sich die von beiden Seiten öfters geschickten Boten sie auszusöhnen bemüht hat­ ten, fiel Ludwig m eine Krankheit, und als diese schlimmer wurde, endete so er sein Leben am 28. August in der Pfalz Frankfurt. Seine Leiche ließ sein gleichnamiger Sohn hinüber schaffen und in Lorsch, dem Kloster des hl. Nazarius, beisetzen. A uf die Nachricht von Ludwigs Tod fiel Karl voller Begierde in dessen Reich ein und suchte es seiner Herrschaft zu unterwerfen, in der Meinung, m er könne, wie das Gerücht verbreitete, nicht bloß den Teil von Lothars Reich, den Ludwig besaß und seinen Söhnen zur Obhut hinterließ, mit Gewalt in Besitz nehmen, sondern auch alle Städte am westlichen Ufer des Rheins in Ludwigs Reich, d. h. Mainz, Worms und Speier, seinem Reiche zufügen und des Bruders Söhne gewaltsam unterdrücken, so daß 30 keiner ihm zu widerstehen oder dawider zu reden wagen würde. Zuerst daher eilte er nach der Pfalz Aachen und nachdem er von da mit seinem ganzen Heere aufgebrochen war, machte er in Köln Halt. Vorher hatte er auch Gesandte an die Großen Ludwigs geschickt und sie aufgefordert, ihren Herrn zu verlassen und sich ihm anzuschließen, wobei er den Kom86 menden sehr viele Lehen und Geschenke versprach, den anders Handeln­ den aber Verlust ihrer weltlichen Besitzungen oder Landesverweisung an­ drohte. Thm rückte Ludwig, der seinem Vater in diesen Gegenden als Erbe nachfolgte, mit wenigen entgegen und schlug am Nordufer des Rheins sein Lager auf, die A n k u n ft der Seinen erwartend; inzwischen «o schickte er Boten an Karl und ließ ihm sagen :, .Warumhast Du Dich wider

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bellandum contra me? quandoquidem nec exteris,gentibus bellum est antiquo populo606 1penitus inferre praeceptum, nisi pacem oblatam respuerint. Revertere, quaeso, pacifice in regnum tuum et esto contentus gloriae tuae et noli regnum nobis a genitore nostro iure baereditario derelictum more tyrannico invadere et iura propinquitatis, quae inter nos naturaliter existunt, buiuscemodi factionibus violare. Memento etiam sacramentorum tuorum, quae patri meo non semel neque bis praestitisti; simulque con­ sidera periculum Christianae plebis, si in bac pertinacia inrevocabiliter per­ sistere volueris. Esto, forsitan confidis in multitudine exercitus tui, quem de diversis locis conduxisti, et ideo te bella movere delectat. Quare ergo non cogitas, quia apud Deum impossibile non est liberare in multis et in paucis?*1 Refrena igitur animum tuum ab buiuscemodi appetitu, quoniam ea, quae te peragere arbitraris, qualem exitum babeant, penitus ignoras. Sed cum ille bis et aliis similibus rationabiliter conventus nullo modo assen­ sum praebere stimulante avaritia voluisset, Hludowicus / quadam nocte se subtraxit de castris et Rbeno flumine transito in castello Antemaco cum suis consedit. Dispersusque est per diversa loca omnis pene exercitus illius ad colligenda equorum pabula ; ille vero iterum nuntios ad Karolum destinavit pro pace inter eos componenda. At Karolus pacem simulans et fraudem in corde meditans se paci consensurum pro communi utilitate et legatos ad Hludowicum missurum subdola falsitate promisit. In eadem enim nocte cum omni exercitu suo properavit, ut Hludowicum ceteris extinctis comprehenderet ac sedes luminum illius evacuaret, postea regnum eius quasi nullo resistente possessurus. Willibertus autem Coloniae Agrip­ pinae civitatis episcopus Karoli fraudulenta consilia intellegens ceteris trepidantibus eum constanter adiit, obnixe postulans, ne ita ferociter ac barbare faceret erga nepotem ea, quae pacis sunt, sectantem; sed cum eum a prava voluntate revocare non potuisset, quendam presbyterum suum nomine Hartwigum per compendiorem viam destinavit et Hludowico praeparatas insidias et ipsius Karoli insinuavit adventum. Qui statim lorica indutus et totam fiduciam sùam in Domino ponens cum paucis, qui secum erant - dispersos enim congregare non poterat - , Karolo viri­ liter occurrit iussitque omnes ex Bua parte candidis uti vestibus pro signo cognoscendae societatis. Saxones autem, qui in. prima fronte contra bostes

60 Den Juden im A lten Testam ent. 6 . Buch Mose 2 0 , 1 0 -2 1 . 61 1. M acc. 3, 18.

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Karls des K ahlen E infall in Ostfranken

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mich zum Kriege erhoben, da doch auch auswärtige Völker zu bekriegen dem alten Volk40 durchaus verboten ist, außer wenn sie den angebotenen Frieden verschmäht haben. Kehre, bitte, friedlich in Dein Reich zurück und begnüge Dich mit Deinem Ruhme, statt das uns von unserem Vater s nach Erbrecht hinterlassene Reich als Gewaltherrscher anzufallen und die Rechte der Verwandtschaft, welche zwischen uns von Natur bestehen, durch derartige Machenschaften zu verletzen! Sei auch eingedenk Deiner Eidschwüre, welche Du meinem Vater nicht bloß ein- oder zweimal ge­ leistet hast, zugleich bedenke die Gefahr für die Christenheit, wenn Du in 10 dieser Hartnäckigkeit unwiderruflich beharren willst. Mag sein, vielleicht vertraust Du auf die Übermacht deines Heeres, das Du aus verschiedenen Orten zusammengebracht hast, und deshalb reizt es Dich Kriege anzu­ fangen. Warum bedenkst Du nun nicht, daß es vor Gott nicht unmöglich ist' zu befreien, ob viele oder wenige61. Halte daher Deinen Geist fern von 16 solcherlei Begierde, da Du ganz und gar nicht weißt, welchen Ausgang das nimmt, was Du durchzuführen glaubst.“ Aber als sich jener solchen und anderen berechtigten Vorhaltungen gleicher Art, durch Habsucht ge­ stachelt, keineswegs fügen wollte, zog sich Ludwig in einer Nacht aus dem Lager, ging über den Rhein und setzte sich mit den Seinen in der Burg so Andernach fest. Fast sein ganzes Heer zerstreute sich nun über verschie­ dene Orte hin, um Futter für die Pferde zu sammeln, während er wiederum Boten an Karl abordnete, um den Frieden unter ihnen herzustellen. Aber Karl, der Friedensliebe heuchelte und Betrug im Herzen erwog, versprach mit hinterlistiger Falschheit, er werde um des gemeinsamen Nutzens willen 26 in den Frieden willigen und Gesandte an Ludwig schicken. In derselben Nacht zog er eilig mit seiner ganzen Macht heran, um nach Vernichtung der übrigen Ludwig zu fangen und die Sitze seines Augenlichtes auszu­ höhlen, hernach sein Reich als ein wehrlos gewordenes in Besitz zu neh­ men. Willibert jedoch, Bischof der Stadt Köln, der Karls trügerischen so Plan durchschaute, trat, während die übrigen Scheu trugen, mutig an ihn heran mit der inständigen Bitte, nicht so grausam und barbarisch zu han­ deln gegen den Neffen, der doch nach dem, was des Friedens wäre, trach­ te; da er ihn jedoch von seinem schlechten Vorhaben nicht abbringen konnte, schickte er einen seiner Presbyter namens Hartwig auf kürzerem 36 Wege ab und ließ Ludwig die vorbereiteten Nachstellungen und das An­ rücken von Karl selbst melden. Dieser legte sich sofort den Harnisch an und all sein Vertrauen auf den Herrn setzend ging er mit den wenigen, die bei ihm waren - die Zerstreuten konnte er ja nicht sammeln - , Karl mann­ haft entgegen und hieß alle auf seiner Seite weiße Kleider als Erken4o nungszeichen ihrer Gemeinschaft anlegen. Die Sachsen, die in vorderster

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Annales Fuldenses 876-877

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positi erant, primum iniere certamen, sed multitudine adversariorum territi parumper terga verterunt. Franci autem orientales ex utraque parte fortiter repugnantes ac signiferis Karoli occisis ceteros fugere compulerunt. Quos Hludowicus persecutus strages non paucas dabat ; plurimos etiam ex optimatibus Karoli vivos conprehendit, quos propter suam humanitatem * Bervari iussit incolumes. Karolus vero turpiter fugiens relictisque thesau­ ris, quos secum habebat, cum paucis pene nudus evasit. Hi autem, qui cum Hludowico / erant, reversi ad caesorum spolia detrahenda, quantas ibidem praedas in auro et argento et vestibus et armis et loricis et equis variaque suppellectile tulissent, nullus valet edicere. In hoc certamine io contra Karolum procul dubio caelitus dimicatum est; nam sicut captivi inde abducti narrare solebant, apparente Hludowico et his, qui cum eo erant, tantus timor omnem Karoli exercitqm invasit, ut prius se victos putarent, quam ad pugnam venirent; et, quod maioris est admirationis, equorum latera, quibus insidebant, calcaribus tundebant et cruentabant, i* sed illi quasi ad stipitem ligati immobiles permanebant. Armis quoque suis pugnabant, sed paucos vulnerabant; acies enim armorum, quasi re­ tunsae essent, neminem penitus laedebant. Haec in V III. Id. Octobr. contra novellum Sennacerib*8 gesta sunt, ut, qui prius propter mentis elationem Deum cognoscere noluit, modo victus et confusus intellegat, so quia non in multitudine exercitus victoria belli, sed de caelo fortitudo est, et aliquando avariciae et superbiae suae modum inponat. Hludowicus post fugam Karoli ad palatium Aquisgrani perrexit et dis­ positis, prout voluit, his, quae ad Be pertinere videbantur, cum triumpho rediit ad Franconofurt. u Sequenti autem mense Karlmannus et Hludowicus atque Karolus Hludowici regis filii in pago Betiense convenientes paternum inter se regnum diviserunt et sibi invicem fidelitatem servaturos esse sacramento firma­ verunt. Cuius sacramenti textus theutonica lingua conscriptus in nonnullis locis habetur.*8 so 877. • Hludowicus rex mense Ianuario generali conventu habito apud Fran­ conofurt, quos de regno Karoli tenuit captivos, remisit in Galliam. Scia vi, qui vocantur Linones, et Siusli eorumque vicini defectionem mo­ lientes solitum dare censum rennuunt. Quos / Hludowicus rex missis qui- so

« 2 . Könige 19. ** nicht erhalten.

Schlacht bei Andernach

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Reihe gegen die Feinde standen, begannen zuerst den Kampf, aber er­ schreckt durch die Übermacht der Gegner wandten sie bald den Rücken, die Ostfranken dagegen auf beiden Flügeln setzten sich tapfer zur Wehr, töteten Karls Fahnenträger und zwangen die übrigen zur Flucht. Ludwig 6 verfolgte sie und richtete nicht wenig Blutvergießen an. Sehr viele auch von Karls Edlen fing er lebend und befahl in seiner Menschlichkeit, daß man sie unversehrt am Leben lasse. Karl aber ließ in schimpflicher Flucht die Schätze im Stich, die er bei sich hatte, und entkam selber fast nackt mit nur wenigen. Ludwig aber und seine Leute kehrten zurück, um die 10 Rüstungen der Getöteten abzuziehen; wieviel Beute sie an Gold, Silber, Kleidern, Waffen, Panzern, Pferden und verschiedenem Gerät gewonnen haben, vermag keiner auszusprechen. In diesem Kampfe ist wider Karl ohne Zweifel von Seiten des Himmels gestritten worden, denn wie die von dort weggeführten Gefangenen zu erzählen pflegten, befiel beim is Erscheinen Ludwigs und seiner Leute ein solcher Schreck das ganze Heer Karls, daß sie sich für besiegt hielten, noch ehe sie zum Kampf kamen, und was noch mehr Bewunderung verdient, sie mochten die Flanken der Pferde, auf denen sie saßen, mit den Sporen blutig stoßen: diese blieben wie an einen Pfahl gebunden auf der Stelle stehen. Auch kämpften sie mit ao ihren. Waffen, verwundeten aber nur wenige, denn die Schneide ihrer Waffen verletzte niemand, als ob sie abgestumpft wären. Dies geschah am 8. Oktober gegen den neuen Sennacherib92, damit der, welcher vorher aus Übermut Gott nicht erkennen wollte, bald besiegt und beschämt sieht, daß nicht auf der Menge eines Heeres der Sieg im Kriege beruht, sondern 26 die Stärke vom Himmel kommt, und damit er endlich einmal seiner Hab­ sucht und Hochmut ein Maß setzt. Ludwig zog nach Karls Flucht weiter zu der Pfalz Aachen und nachdem er nach Belieben geordnet hatte, was ihn anzugehen schien, kehrte er im Triumph nach Frankfurt zurück. ao Im folgenden Monat kamen Karlmann, Ludwig und Karl, die Söhne des Königs Ludwig, im Ries zusammen, teilten unter sich das väterliche Reich und bekräftigten, daß sie treu zu einander halten wollten, durch einen Eidschwur. Den Text dieses Schwures in deutscher Sprache besitzt man an einigen Orten93. 36 877. König Ludwig hielt im Januar eine Reichsversammlung zu Frankfurt und schickte die Gefangenen, die er aus Karls Reich hatte, nach Gallien zurück. Die Slaven, welche Linonen heißen, und die Siusler und deren Nach40 barn, die ihren Abfall betrieben, weigerten sich den gewohnten Zins zu

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Annales Fuldenses 877-878

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busdam fidelibus suis circa mediam quadragesimam sine bello compressit; acceptisque obsidibus nonnullis et muneribus non paucis eos sub pristinum redegit servitium. Earolus Galliae tyrannus aeptivo tempore cum exercitu Italiam petiit et Ticini residens magnopere nisus est, qualiter Carlmanno illuc adventanti aditum in illam denegaret provinciam. Carlmannus vero cum manu valida Noricorum diversorumque Sclavorum Italiam ingreditur contra Karolum dimicare volens. Quod cum Karolus comperisset, ilico iuxta con­ suetudinem suam fugam iniit; omnibus enim diebus vitae suae, ubicum­ que necesse erat adversariis resistere, aut palam terga vertere aut clam militibus suis effugere solebat; et in eodem itinere dissinteriae morbo correptus cum magna periit tristitia. Cuius corpus cum sui satellites ad sepulturam, quam ipse sibi apud sanctum tDionisium paraverat, trans­ ferre voluissent, propter foetorem nimium putridi cadaveris, quo grava­ batur exercitus, in Burgundia in quodam monasterio sepelierunt. Carlmannus optimates Italiae ad se venientes suscepit et disposita, prout vo­ luit, regione reversus est in Baioariam. Hludowicus rex partem regni Hlotharii cum fratribus Carlmanno et Karolo aequa lance dividit. Hludowicus Karoli regis filius timore per­ territus propter iniurias a patre suo regi illatas legatos ad eum dirigit, pacem postulat et se de omnibus, quae genitor suus contra eum gesserat, excusare nititur; cuius legatos rex audivit et absolvit. Post haec Aquense palatium petiit ibique natale Domini celebravit. In hoc anno febris Italica dolorque oculorum Germanicum populum graviter vexavit, maxime circa Rhenum habitantes; pestilentia quoque ingens secuta est exercitum Carlmanni de Italia redeuntem, ita ut plurimi tussiendo spiritum exalarent./

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Mense Ianuario rex de Aquis transiens venit ad Franconofurt et ibi sequenti mense cum suis colloquium habuit. Carlmannus partem regni ao Hlotharii, quam priore anno a fratribuls sibi retinendam acceperat, Hludowico reddidit. Hludowicus rex a diebus quadragesimae usque ad men­ sem Maium moratus est in villa regia, quae vocatur Salz, et inde transiens apud Franconofurt generalem habuit conventum; missisque nuntiis ad fratrem suum Karolum partem .regni Hlotharii, quam a Carlmanno 36 acceperat, cum eo dividit. Lantbertus Witonis filius et Adalbertus Bonifacii filius Romam cum

Tod Karls des Kahlen

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geben; König Ludwig schickte einige seiner Getreuen, und unterwarf sie run Mittfasten ohne Kampf, ließ sich einige Geiseln und nicht wenige Geschenke geben und brachte sie unter die alte Dienstbarkeit zurück. Karl, der Tyrann Galliens, zog im Sommer mit Heeresmacht nach 6 Italien und während er in Pavia Halt machte, trachtete er eifrig danach, dem heranziehenden Karlmann den Eingang in die Provinz zu verwehren. Aber Karlmann rückt mit einer starken Mannschaft Noriker und verschie­ dener Slaven in Italien ein in der Absicht, gegen Karl zu kämpfen. Auf die Kunde hiervon wandte sich Karl sogleich nach seiner Gewohnheit zur 10 Flucht, denn alle Tage seines Lebens, wo es nötig gewesen wäre, sich sei­ nen Gegnern zum Kampf zu stellen, pflegte er entweder offen den Rücken zu wenden oder hinter dem Rücken seiner Leute zu entweichen; und auf diesem Marsche starb er am Durchfall in großem Jammer. Seine Traban­ ten wollten die Leiche in das Begräbnis schaffen, das er sich selber in io St. Denis bereitet hatte, aber wegen allzugroßen Gestankes des zerfallen­ den Leichnams, unter dem das Heer zu leiden hatte, begruben sie ihn in Burgund in einem Kloster. Karlmann empfing die zu ihm kommenden Edlen- Italiens, und als er in dem Lande alles nach Belieben geordnet hatte, kehrte e* nach Baiem zurück. 2o König Ludwig teilte seinen Teil von Lothars Reich mit seinen Brüdern Karlmann und Karl nach gleichem Maße. Ludwig, König Karls Sohn, in Furcht wegen der von seinem Vater dem Könige zugefügten Beleidigun­ gen, ordnete Gesandte an ihn ab, verlangte Frieden und suchte sich für all das, was sein Vater gegen ihn getan hatte, zu entschuldigen. Seine Ge20 sandten hörte der König an und fertigte sie ab. Hierauf zog er nach der Pfalz Aachen und feierte dort den Geburtstag des Herrn. In diesem Jahre lastete das italische Fieber und eine Augenkrankheit schwer auf dem germanischen Volk, besonders den um den Rhein Woh­ nenden ; auch eine gewaltige Seuche folgte dem aus Italien heimziehenden 3o Heere Karlmauns, so daß sehr viele am Husten die Seele aushauchten. 878. Im Januar zog der König von Aachen nach Frankfurt und hatte hier im folgenden Monat mit den Seinen eine Unterredung. Karlmann gab den Teil von Lothars Reich, den er im vorigen Jahre von den Brüdern zu so seinem Besitz empfangen hatte, an Ludwig zurück. König Ludwig ver­ weilte von den Tagen der Fasten bis zum Monat Mai auf dem Königsgut Salz, und von da zog er hinüber und hielt einen Reichstag in Frankfurt; er sandte Boten an seinen Bruder Karl ab und teilte mit ihm den Teil von Lothars Reich, den er von Karlmann empfangen hatte. 40 Lantbert, Witos Sohn, und Adalbert, des Bonifaciüs Sohn, drangen mit

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Annales Fuldensee 878-879

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manu valida ingressi sunt et Iohanne Romano pontifice sub custodia re­ tento optimates Romanorum fidelitatem Carlmanno sacramento firmare coegerunt. Quibus inde discedentibus idem pontifex domum sancti Petri ingressus omnes thesauros, quçs ibi repperit, ad Lateranis transtulit et altare sancti Petri cilicio cooperuit et cuncta hostia eiusdem aecclcsiae s clausit nullumque ibi officium ad Dei cultum pertinens per plures dies caelebratum est ; et, quod dictu nefas est, omnibus undique illuc causa ora­ tionis venientibus negabatur introitus erantque ibi omnia confusa. Me­ moratus autem pontifex conscensis navibus per mare Tyrrenum regnum Karoli introivit ibique per totum pene moratus est annum. Tandem io assumpto Buosone comite, qui propria uxore veneno extincta filiam Hludowici imperatoris de Italia per vim rapuerat, cum magna ambitione in Italiam rediit et cum eo machinari studuit, .quomodo regnum / Italicum de potestate Carlmanni auferret et ei tuendum committere potuisset. Rex Hludowicus ad Aquas in mense Octobre perrexit et cum aequi voco « suo, Karoli regis filio, haud procul inde colloquium habuit. Eclipsis lunae facta est in Idibus eiusdem mensis, ultima hora noctis; sol quoque in IIII. Kal. Novembris post horam nonam ita obscuratus est per dimidiam horam, ut stellae in caelo apparerent et omnes sibi noctem imminere putarent. Boum pestilentia in Germania immanissime grassata so est, maxime circa Rhenum; quam cladem non mediocris hominum morta­ litas secuta est. Villa quaedam in Wormacense haud procul a palatio Ingalenheim sita est, nomine Walahesheim*4, ubi res miranda contigit : nam dum animalia mortua cotidie de domibus traherentur in agros, canes, qui in eadem villa erant, iuxta morem suum eadem cadavera laniando come- so debant; quadam vero die pene universi in unum locum congregati inde discesserunt, ita ut nullus eorum postea neque vivens neque mortuus in­ veniri potuisset. 879. Hludowicus rex natale Domini caelebravit in Forahheim; inde in so' Baioariam profectus est invisere Carlmànnum, qui gravi detinebatur in­ firmitate; nam paralisi morbo correptus usum loquendi amisit. Ibique optimates eiusdem regionis ad se venientes suscepit, ea videlicet ratione, ut post obitum Carlmanni nullum alium super se regem susciperent vel regnare consentirent; inde transiens pascha*6 caelebravit in Pranconofurt. m Hludowicus Karoli regis filius III. Idus Aprilis apud Compendium obiit palatium ibique sepultus est. Quod cum rex comperisset, cum magno4 44 abgegangen (F alk, Neues A rch . 6 , 198). « 12. A pril.

Papst Johannes V III. Reise nach Westfranken

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starker Mannschaft in Bom ein, nahmen den römischen Papst Johannes in Gewahrsam und zwangen die Edlen der Römer, Karlmann eidlich Treue zu geloben. Nach ihrem Abzug begab sich derselbe Papst in das Haus des hl. Petrus, schaffte alle Schätze, die er dort fand, nach dem s Lateran, verhüllte den Altar des hl. Petrus mit einer härenen Decke, schloß alle Eingänge dieser Kirche, und kein zum Gottesdienst gehöriges Amt wurde daselbst mehrere Tage hindurch abgehalten, auch wurde was frevelhaft zu sagen ist - allen irgendwoher dorthin zum Gebet Kom ­ menden der Zutritt verwehrt, und es war dort alles in Verwirrung. Der io erwähnte Papst aber stieg zu Schiffe, begab sich durch das tyrrhenische Meer in das Reich Karls und verweilte dort fast ein ganzes Jahr. Endlich, nachdem er Graf Boso zu sich genommen hatte, der nach Vergiftung der eigenen Gattin die Tochter des Kaisers Ludwig von Italien gewaltsam geraubt hatte, kehrte er mit hohen Plänen nach Italien zurück und suchte is mit ihm Mittel und Wege, um das italische Reich der Gewalt Karlmanns zu entziehen und ihm seinen Schutz zu übertragen. König Ludwig zog im Oktober nach Aachen und hatte mit dem gleich­ namigen Sohn des Königs Karl nicht weit von da eine Unterredung. Eine Mondfinsternis trat am 15. desselben Monats ein, in der letzten ao Stande der Nacht; auch die Sonne war am 29. Okt. nach der 9. Stunde eine halbe Stunde lang so verdunkelt, daß die Sterne am Himmel sichtbar wa­ ren und alle glaubten, die Nacht breche herein. Eine Rinderpest wütete aufs fürchterlichste in Germanien, besonders um den Rhein; auf dieses Unglück folgte ein nicht geringes Sterben der Menschen. Ein Dorf liegt im as Wormsgau nicht fern der Pfalz Ingelheim, genannt Walsheim44, wo sich etwas wunderbares zutrug: während täglich die verendeten Tiere aus den Häusern auf die Felder geschleppt wurden, wo die Dorfhunde sie nach ihrer Weise zerrissen und auffraßen, sammelten sich diese eines Tages fast alle an einem Ort und zogen von dort ab, so daß keiner von ihnen nach30 her weder lebend noch tot gefunden werden konnte. 879. König Ludwig feierte den Geburtstag des Herrn in Forchheim ; von dort zog er nach Baiern, um Karlmann zu besuchen, der an einer schweren Krankheit niederlag; er hatte nämlich von einem Schlagfluß getroffen den 36 Gebrauch der Sprache verloren. Und daselbst empfing er die Edlen dieser Gegend, die zu ihm kamen, derart, daß sie nach Karlmanns Tod keinen anderen zum König über sich annehmen oder herrschen lassen sollten; von da zog er weiter und feierte Ostern68 in Frankfurt. Ludwig, König Karls Sohn, verschied am 11. April in der Pfalz Com40 piègne und wurde dort begraben. Als dies der König erfuhr, zog er mit

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Annales Fuldenses 879-880

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exercitu in Galliam per/rexit venitque usque Viridunum. Exercitus autem, qui eum sequebatur, quoniam a civibus illis sibi victui necessaria iusto precio emere non potuisset, versus est ad praedam et pene universam depo­ pulatus est civitatem. Rex vero*missis quibusdam fidelibus suis ultra Masam fluvium ad optimates regionis illius reversus est in Franciam venitque 6 Mogontiacum, et inde ad Franconofurt; ibique Erambertum comitem de Baioaria aliosque nonnullos ad se venientes suscepit, quos Am olt propter quandam dissensionem inter Carlmannum patrem suum et eos factam publi­ cis privavit honoribus et de regno expulit. Horum causa rex in Baioariam profectus dissidentes aliquo modo ad concordiam revocavit et eis pristi- io nam restituit dignitatem; quod quorundam offendit animos, quasi rex iuramenti sui6* praevaricator existeret. Quod aliter intellegunt, qui eius­ dem iuramenti sunt conscii: nam Carlmannus, qui prior natu erat, primus inter fratres se iuramento constrinxit et omnia, quae in illo continentur sacramento, se servaturum esse promisit; deinde Hludowicus eodem te- » nore iuravit, ea tamen ratione, ut, si Carlmannus ea, quae promisit, in­ violata servaret, ipse eadem ex sua parte rata custodiret. Sed quoniam Carlmannus in divisione regni Longobardorum iuramentum suum irritum duxit, Hludowicum procul dubio a suo iuramento reddidit immunem; et idcirco crimine periurii non tenetur obnoxius. Carlmannus autem tandem ao Hludowicum ad se accersivit et, quoniam loqui non poterat, ei se ipsum et uxorem et filium universumque regnum scripto commendavit; cui rex episcopatus et abbatias et comitatus ad servitium delegavit et disposita, prout voluit, regione rediit in Franciam. Interea Hugo Hlotharii ex Waldrata filius tyrannidem in Gallia exerce- 26 bat, contra quem rex quosdam fideles suos destinavit, ut eum inde ex­ pellerent. Qui venientes nonnullos ex hominibus illius in quodam castello iuxta Viridunum obsederunt et castello potiti alios quidem occi/derunt, alios vero in exilium miserunt, alios etiam capillis et cute detracta cum magna confusione inde expulerunt et castellum destruxerunt. so 880.

Hiems aspera et solito prolixior; nam Rhenus et Moenus fluvii glaciali rigore constricti longo tempore se calcabiles praebuerunt. Rex Hludowicus natale Domini caelebravit in Franconofurt ; postea in Galliam profectus filios Hludowici ad se venientes suscepit totumque reg- 36 num Hlotharii suae ditioni subiugavit. Inde ad expugnandos Nordmannos,6

66 Den er im Novem ber 876 bei der Zusam m enkunft im Ries geleistet hatte.

Ludwigs des Jüngeren Eingreifen in Baiern

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großer Heeresmacht nach Gallien und kam bis Verdun. Aber das Heer, das ihm folgte, verlegte sich, weil es von den dortigen Bürgern die not­ wendigen Lebensmittel nicht um einen gerechten Preis kaufen konnte, auf Plünderung und verwüstete fast die ganze Stadt. Nachdem der König 6 einige seiner Getreuen über die Maas zu den Edlen jener Gegend gesandt hatte, kehrte er nach Franken zurück und kam nach Mainz und von da nach Frankfurt. Hier empfing er den Grafen Erambert aus Baiern und einige andere, die zu ihm kamen, weil sie von Arnolf wegen eines zwischen ihnen und seinem Vater Karlmann ausgebrochenen Zwistes ihrer Lehen 10 entsetzt und aus dem Reich verjagt worden waren. Ihretwegen zog der König nach Ba iern : er brachte die Uneinigen einigermaßen zur Eintracht und setzte sie in die alte Würde ein. Hiedurch stieß der König bei etlichen an, als sei er seinem Eid96 untreu geworden. Anders denken darüber die, wèlche um diesen Eidschwur wissen; Karlmann nämlich, der der ältere 15 war, verpflichtete sich zuerst unter den Brüdern durch einen Eid und ver­ sprach alles, was in diesem Schwur begriffen war, zu halten; darauf schwur Ludwig in denselben Ausdrücken zwar, aber in der Art, daß wenn Karlniann sein Versprechen unverletzt halte, er es seinerseits als gültig beachten werde. Indem aber Karlmann bei der Teilung des Langobarden20 reiches seinen Eid als ungültig betrachtete, machte er unzweifelhaft Ludwig von seinem Eid frei; und darum trifft ihn der Vorwurf des Mein­ eids nicht. Karlmann aber ließ schließlich Ludwig zu sich holen, und weil er nicht sprechen konnte, empfahl er ihm schriftlich sich, seine Gemahlin, seinen Sohn und sein ganzes Reich. Ihm setzte der König Bistümer, 25 Abteien und Grafschaften zum Dienst aus und kehrte, als er in dem Lande seine Anordnungen nach Gutdünken getroffen hatte, nach Franken zurück. Inzwischen übte Hugo, Lothars Sohn von der Waldrada, in Gallien eine Tyrannis aus. Gegen ihn ordnete der König einige seiner Getreuen ab, 30 um ihn von dort zu verjagen. Diese kamen an und schlossen einige seiner Leute in einer Burg bei Verdun ein; nach Eroberung der Burg wurden diese teils getötet teils verbannt, wieder anderen zog man Haut und Haare ab und jagte sie mit großem Schimpf davon. Die Burg legten sie in Trümmer. as

880 .

Der Winter war hart und ungewöhnlich lang; Rhein und Main, die von Kälte zufroren, gestatteten lange Zeit eine Begehung. König Ludwig feierte den Geburtstag des Herrn in Frankfurt; dann brach er nach Gallien auf, empfing die zu ihm kommenden Söhne Ludwigs 40 und unterwarf seiner Gewalt das ganze Reich Lothàrs. Von da sandte er

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Annales Fuldenses 880

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qui in Scalta fluvio longo tempore residebant, convertit exercitum initoque certamine plus quam quinque milia ex eis prostravit; in quo proelio Hugo filius regis occubuit. In Saxonia cum Nordmanniß infeliciter dimicatum est; nam Nordmanni superiores existentes duos episcopos*7 quorum ista sunt nomina: Thiotrih et Marcwart, et duodecim comites his nominibus appellatos: Brun ducem et fratrem reginae, Wigmannum, Bardonem, alterum Bardonem et tertium Bardonem, Thiotherium, Gerrichum, Liutolfum, Folcwartum, Avan, Thiotricum, Liutharium, cum omnibus, qui eos sequeban­ tur, occiderunt. Praeterea X V III satellites regios cum suis hominibus prostraverunt, quorum ista sunt nomina : Aderam, Alfwini, Addasta, Aida, alter Aida, Dudo, Bodo, Wal, Haulf, Hildiwart, Ruodtag, Hitti, item Wal, Ratheri, Adalwini, Werinhart, Thiotrih, Ail^art, exceptis innumerabili­ bus, quos in captivitatem duxerunt. Rex vero de Gallia rediens in Franciam pascha*8caelebravit in Franconofurt. Scia vi, qui vocantur Dalmatii, / et Behemi atque Sorabi caeterique circumcirca vicini audientes stragem Saxonum a Nordmannis factam pari­ ter conglobati Thuringios invadere nituntur et in Sclavis circa Salam flu­ vium Thuringiis fidelibus praedas et incendia exercent. Quibus Boppo comes et dux Sorabici limitis8) occurrit et Dei auxilio fretus ita eos prostravit, ut nullus de tanta multitudine remaneret. Carlmannus frater Hludowici et Karoli X I. Kal. April, obiit. Hludowicus mediante mense Augusto apud Wormatiam cum suis collo­ quium habuit et quosdam ex fidelibus suis obviam legatis nepotum suorum ad villam Gundolfi transmisit, quosdam etiam contra Hugonem in Gallia tyrannidem exercentem destinavit. Heimricus vero et Adalhartus et caeteri, qui cum eis erant, cum Thiotbaldo principe militiae Hugonis, qui robur exercitus secum tenuit, iniere certamen, et ceciderunt multi ex utraque parte vulnerati. In quo conflictu Heimricus cruentam obtinuit victoriam. Cumque illi, qui de villa Gundolfi, et illi, qui de proelio reversi fuerant, in unum convenissent, pari intentione cum filiis Hludowici contra Buosonem in Galliam pugnaturi perrexerunt et Madasconam urbem expug­ nantes Bernhardum, qui in ea principatum tenebat, in deditionem accipiunt. Buoso vero fugiens ultra Rhodanum fluvium in urbe Vienna se tutatus est. / Nordmanni in Gallia praedas et incendia exercent et inter plurima loca et monasteria, quae depopulati sunt, etiam Biorzuna, ubi pars maxima 8) Die Schlettstadter H andschrift fü gt hinzu : cum Thuringiis d . i. m it den Thüringern. 87 von Minden und von Hildesheim . 88 3. A pril.

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Niederlage der Sachsen gegen die Dänen

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ein Heer zur Vertreibung der Normannen, die sich seit langem in der Schelde festgesetzt hatten. Es kam zu einer Schlacht, in der er mehr als 5000 von ihnen niederstreckte. In diesem Treffen fiel des Königs Sohn Hugo. e In Sachsen wurde unglücklich gegen die Normannen gekämpft; denn die Normannen blieben Sieger und töteten 2 Bischöfe97, Theoderich und Markwart, und 12 Grafen: Herzog Brun, den Bruder der Königin, Wigmann, Bardo, einen anderen Bardo, einen dritten Bardo, Thiotheri, Gerrich, Liutolf, Folcwart, Avan, Thiotric, Liuthar, samt allen, welche io ihnen folgten. Außerdem streckten sie 18 königliche Trabanten mit allen ihren Leuten nieder, deren Namen folgende sind: Aderam, Alfwini, Addasta, Aida, ein anderer Aida, Dudo, Bodo, Wal, Haulf, Hildiwart, Ruodtag, Hitti, noch ein Wal, Ratheri, Adalwini, Werinhart, Thiotrih, Ailwart, abgerechnet die Unzähligen, die sie in die Gefangenschaft is führten. Aus Gallien nach Franken zurückgekehrt, feierte der König Ostem98 in Frankfurt. Die Slaven, die man Daleminzier heißt, die Böhmen, Sorben und die übrigen Nachbarn ringsum scharten sich auf die Kunde von der Niederlage der Sachsen durch die Normannen zusammen und trachteten 20 wieder darnach, in Thüringen einzudringen; sie suchten die den Thürin­ gern ergebenen Slaven an der Saale mit Raub und Brand heim. Ihnen rückte Graf Boppo, der Herzog der Sorbischen Mark, entgegen und im Vertrauen auf Gottes Hilfe schlug er sie so, daß von dieser großen Menge keiner übrig blieb. 26 Karlmann, Bruder Ludwigs und Karls, verschied am 22. März. Ludwig hatte Mitte August bei Worms eine Unterredung mit den Sei­ nen und schickte von seinen Getreuen einige den Gesandten seiner Nef­ fen entgegen nach Gondreville, einige auch ordnete er gegen Hugo ab, der in Gallien eine Tyrannis ausübte. Aber Heinrich und Adalhart und so die übrigen, die mit ihnen waren, begannen den Kampf mit Thiotbald, dem Führer von Hugos Streitmacht, der den Kern des Heeres bei sich hatte, und es fielen auf beiden Seiten viele verwundet. In diesem Kam pf gewann Heinrich einen blutigen Sieg. Und als die von Gondreville und die aus dem Treffen Zurückkehrenden sich vereinigt hatten, zogen sie in 36 gleicher Absicht mit den Söhnen Ludwigs nach Gallien, um gegen Boso zu kämpfen, und nahmen nach der Eroberung von Macon die Unter­ werfung Bernhards an, der darin die Herrschaft führte. Boso floh über die Rhone und rettete sich nach Vienne. Die Normannen verübten in Gallien Raub und Brand ; unter den vielen 40 Orten und Klöstern, die sie verwüsteten, verbrannten sie auch Birten, wo

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Annales Fuldenses 880-882

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Frisionum habitabat, incendio concremarunt; et inde revertentes Noviomagum vallo firmissimo et muris circumdantes hiemandi sibi locum in palatio regis paraverunt. Quibus rex Hludowicus cum manu valida occur­ rit et propter hiemis asperitatem et loci firmitatem rebus parum prospere gestis reversus est. 6 Hoc anno in Wormacense et in Nitense et in plurimis locis regni Hludowici sterilitas frugum et omnium rerum penuria Germanicum populum non mediocriter afflixit. 881. Hibernum tempus valde prolixum et animalibus diversi generis pem o- io xium. Nam tellus verno tempore glaciali rigore constricta animalibus soli­ ta negavit pascua, et illa fame et frigore maxima ex parte perierunt, etiam propter sterilitatem anni prioris. Rex post pascha®9in Galliam profectus Hugonem Hlotharii ex Waldrata filium ad se venientem in suum suscepit dominium et ei abbatias et comi- is tatus in beneficium dedit, ut ei fidem servaret. Sed ille pravorum usus consilio fidem mentitus regi molestus efficitur; quapropter regis exercitus illum persecutus in Burgundiam fugere compulit. Rex cum suo nepote70 Hludowico apud villam Gundolfi congruum habuit colloquium; inde transiens omne tempus aestivum in Baioaria moratus 20 est. Nepos vero illius cum Nordmannis71 dimicans nobiliter triumphavit; nam novem milia equitum ex eis occidisse perhibetur. At illi instaurato exercitu et amplificato numero equitum plurima loca in regione regis nostri vastaverunt, hoc est Cameracum, Traiectum et pagum Haspanicum totam/que Ripuariam, praecipua etiam monasteria, id est Prumiam, Indam72, 25 Stabulaus, Malmundarium et Aquense palatium, ubi in capella regis equis sms stabulum fecerunt. Praeterea Agrippinam Coloniam et Bunnam civi­ tates cum aecclesiis et aedificiis incenderunt. Qui autem inde evadere po­ tuerunt, sive canonici sive sanctimoniales, Mogontiacum fugerunt, the­ sauros aecclesiarum et sanctorum corpora secum portantes. R ex apud 30 Franconofurt gravi infirmitate laborabat et, quia ipse non potuit, exerci­ tum suum contra Nordmannos destinavit. Tertio Kal. Ianuar. ante galli cantum Mogontiaci terrae motus factus est magnus, ita ut aedificiis conquassatis vasa fictilia, sicut compositores 36 luti fatebantur, invicem se confidentes frangerentur. 882. Stella cometes X V . Kal. Febr. prima hora noctis apparuit comas suas supra modum spargens et rem infaustam, quae cito secuta est. sua appari«• 23. A pril. 70 richtiger: V etter.

Schlacht bei Saucourt

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ein großer Teil der Friesen wohnte; von da zurückgekehrt umzogen sie Nymwegen mit einem sehr festen Wall und mit Mauern und bereiteten sich ein Winterquartier in der Pfalz des Königs. Ihnen rückte König Lud­ wig mit einer starken Mannschaft entgegen, mußte aber wegen der Härte 6 des Winters und Festigkeit des Ortes unverrichteter Dinge umkehren. In diesem Jahr hatte im Wormsgau, im Niddagau und an den meisten Orten von Ludwigs Reich durch Mißernte und Mangel an allen Dingen das germanische Volk nicht wenig zu leiden. 881. io Der Winter war sehr ausgedehnt und den Tieren verschiedener Art sehr schädlich. Denn in Frühlingszeit noch starr von Eiseskälte, weigerte die Erde den Tieren die gewohnte Weide und sie kamen vor Hunger und Kälte größtenteils um, auch wegen der Mißernte des vorigen Jahres. Nach Ostern69 zog der König nach Gallien, nahm Hugo, Lothars Sohn von is Waldrada, der zu ihm kam, unter seine Oberhoheit und gab ihm Abteien und Grafschaften zu Lehen, damit er ihm die Treue wahre. Doch bösem Rat folgend, heuchelte dieser Treue und wurde dem König aufsässig, wes­ halb ihn ein Heer des Königs verfolgte und nach Burgund zu fliehen zwang. Der König hielt mit seinem Neffen70 Ludwig in Gondreville eine ein20 trächtige Unterredung; von dort kam er herüber und brachte den ganzen Sommer in Baiern zu. Sein Neffe kämpfte gegen die Normannen71 und triumphierte rühmlich ; denn er soll von ihnen 9000 Reiter getötet haben. Doch nachdem diese ihr Heer erneuert und die Zahl ihrer Reiter vermehrt hatten, verwüsteten sie sehr viele Orte im Reich unseres Königs, nämlich 26 Cambrai, Utrecht, den Haspengau und ganz Ripuarien, auch die vor­ nehmsten Klöster daselbst, Prüm, Inde72, Stablo, Malmedy und die Pfalz Aachen, wo sie die Kapelle des Königs zum Stall für ihre Pferde machten. Außerdem verbrannten sie Köln und Bonn mit Kirchen und Gebäuden. Die aber von dort entfliehen konnten, Stiftsherren wie Nonnen, flohen 30 nach Mainz mit ihren Kirchenschätzen und Heiligenleibem. Der König lag zu Frankfurt an einer schweren Krankheit nieder, und weil er selbst außer Stande war, sandte er sein Heer gegen die Normannen. Am 30. Dezember vor Hahnenschrei war in Mainz ein großes Erdbeben, wobei durch Erschütterung der Gebäude irdene Gefäße, wie die Töpfer 36 versicherten, beim Aneinanderstoßen zerbrachen. 882. Ein Komet erschien den 18. Januar nachts in der ersten Stunde, der seinen Schweif übermäßig ausdehnte und das Unglück, welches schnell 71 bei Saucourt am 3. August 881. 72 Corneliusmünster bei Aachen.

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tione praemonstrans. Nam Hludowicus invalescente, morbo X III. Kal. eiusdem mensis diem ultimum clausit; cuius corpus translatum et in monasterio sancti Nazarii, quod dicitur Lauresham, iuxta patris sui tu­ mulum sepultum est. Quod audiens exercitus, qui contra Nordmannos fuerat missus, ab expugnatione hostium desistens infecto negotio rediit, 6 Quorum Nordmanni inde transeuntium vestigia secuti caetera, quae prius dimiserant, incendio cremaverunt usque ad Confluentem castellum, ubi Mosella Rhenum ingreditur. Murus Mogontiae civitatis restaurari coeptus et fossa murum ambiens extra civitatem facta1). Nordmanni de sua munitione egressi, Trevirensem urbem invaserunt et io habitatoribus civitatis partim expulsis partim occisis totam in Nonis April, incenderunt. Quibus / Walah Mettensis episcopus incaute cum paucis occurrens occisus est. A . Fortsetzung in der W iener H andschrift

Karolus imperator audito fratris sui obitu de Italia perrexit in Baioa- « riam et optimates, qui fuerant fratris sui, ad se venientes in suum suscepit dominium. Deinde Wormatiam veniens cum suis undique venientibus consiliatus est, quomodo Nordmannos de suo regno expelleret. Statuto itaque et condicto inter eos tempore convenerunt de diversis provintiis viri innumerabiles et omnibus hostibus formidandi, si ducem habuissent 20 idoneum sibique consentientem, hoc est Franci, Norici, Alamanni, Thuringii atque Saxones; parique intentione profecti sunt contra Nordmannos . pugnare cupientes. Quo cum pervenissent, munitionem illorum, quae v o ­ catur Ascloha, obsederunt. Cumque iam expugnanda esset munitio et hi, qui intus erant, timore 26 perculsi mortem se evadere posse desperassent, quidam ex consiliariis augusti nomine Liutwartus pseudoepiscopus caeteris consiliariis, qui patri imperatoris assistere solebant, ignorantibus iuncto sibi Wigberto comite fraudulentissimo imperatorem adiit et ab expugnatione hostium pecunia corruptus deduxit, atque Gotafridum ducem illorum imperatori praesen- 30 ta vit; quem imperator more Achabico73 quasi amicum suscepit et cum eo pacem fecit, datis ex utraque parte obsidibus. Quod Nordmanni acce­ perunt pro omine ; et ut pax ex illorum parte rata non dubitaretur, clipeum iuxta morem suum in sublime suspenderunt et portas munitionis aperue­ runt. Nostrates autem calliditatis illorum expertes eandem munitionem 36 *) Hier endet die Schlettstadter H andschrift. 73 1. Könige 20, 4 .

Tod Ludwigs des Jüngeren

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folgte, durch sein Erscheinen voraussagte. Ludwig endete, da die Krank­ heit zunahm, sein Leben den 20. Januar. Seine Leiche wurde überführt und in Lorsch, im Kloster des hl. Nazarius, neben seines Vaters Grab bei­ gesetzt. Auf diese Nachricht gab das gegen die Normannen geschickte 6 Heer die Bezwingung der Feinde auf und kehrte unverrichteter Sache zurück. Die Normannen folgten den Spuren der Abziehenden und ver­ brannten, was sie früher noch übrig gelassen hatten bis zur Burg Koblenz an der Mündung der Mosel in den Rhein. Man fing an, die Mauer der Stadt Mainz wiederherzustellen und zog rings um die Mauer einen Graben außerio halb der Stadt. Die Normannen verließen ihre Verschanzung und drangen in der Stadt Trier ein, die sie am 5. April gänzlich verbrannten, nachdem sie die Ein­ wohner teils verjagt teils getötet hatten. Ihnen zog Bischof Walah von Metz unvorsichtig mit wenigen entgegen und wurde getötet. io

A . Fortsetzung in der Wiener Handsehritt.

Als Kaiser Karl den Tod seines Bruders hörte, zog er aus Italien nach Baiem und nahm die zu ihm kommenden Edlen, die seinem Bruder gehört hatten, unter seine Oberlehnsherrlichkeit auf. Darauf beriet er sich nach Ankunft in Worms mit den Seinen, die von überall her kamen, wie er die so Normannen aus seinem Reich verjage. Nachdem eine Zeit bestimmt und ihnen angesagt worden war, kamen aus den verschiedenen Provinzen un­ zählige Männer zusammen, die von allen Feinden zu fürchten gewesen wären, wenn sie einen geeigneten und ihnen gleichgesinnten Führer ge­ habt hätten, d. i. Franken, Noriker, Alamannen, Thüringer und Sachsen, so und in gleicher Absicht brachen sie auf, um gegen die Feinde zu kämpfen. Am Ziel angekommen, schlossen sie deren Befestigung Elsloo ein. Als die Festung bereits fallen mußte und die drinnen aus Furcht nicht mehr dem Tod zu entrinnen dachten, ging einer von den Räten des Kaisers namens Liutward, ein falscher Bischof, ohne Wissen der übrigen so Räte, welche dem Vater des Kaisers gewöhnlich zur Seite standen, im Verein mit dem hinterlistigen Grafen Wiehert den Kaiser an, brachte ihn, durch Geld bestochen, von der Bezwingung der Feinde ab und stellte ihren Führer Gottfrid dem Kaiser vor: der Kaiser nahm ihn wie Ahab78 als Freund auf und machte mit ihm Frieden, nachdem von beiden Seiten 36 Geiseln gegeben worden waren. Das faßten die Normannen als gutes Vor­ zeichen auf, und damit es keinen Zweifel gebe, daß der Friede ihrerseits gültig sei, hängten sie nach ihrer Sitte einen Schild in die Höhe und öffneten die Tore der Befestigung. Die Unsrigen aber betraten ohne Kennt-

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ingressi sunt, alii quidem causa negotiandi, alii vero pro loci firmitate consideranda. At Nordmanni ad consuetam calliditatem conversi clipeum pacis deponunt, / portas claudunt et omnes ex nostris intus inventos aut occiderunt aut catenis ferreis Rigatos ad redimendum servaverunt. Sed imperator tantam contumeliam exercitui suo illatam fioccipendens prae- 6 dictum Gotafridum de fonte baptismatis levavit et, quem maximum ini­ micum et desertorem regni sui habuerat, consortem regni constituit. Nam comitatus et beneficia, quae Rorich Nordmannus Francorum regibus fidelis in Kinnin74*tenuerat, eidem hosti suisque hominibus ad inhabitandum de­ legavit; et quod maioris est criminis, a quo obsides accipere et tributa io exigere debuit, huic pravorum usus consilio contra consuetudinem paren­ tum suorum, regum videlicet Francorum, tributa solvere non erubuit. Nam thesauros aecclesiarum, qui propter metum hostium absconditi fue­ rant, abstulit et auri purissimi atque argenti ad confusionem sui totiusque exercitus, qui illum sequebatur, libras II. CCCC. X II eisdem dedit inimicis. « Praeterea, quisquis de suo exercitu in defensione sanctae aecclesiae zelo Dei commotus aliquem de Nordmannis, qui castra invadere temptabant, occidit, aut eum iugulare aut ei oculos eruere praecepit. Unde exercitus valde contristatus dolebat super se talem venisse principem, qui hostibus favit et eis victoriam de hostibus subtraxit; nimiumque confusi redierunt so in sua. Nordmanni vero de thesauris et numero captivorum CC naves76 onustas miserunt in patriam; ipsi in loco tuto se continentes iterum tem­ pus oportunum praedandi opperientes. Imperator inde transiens Mogontiacum venit et inde ad villam Tribure ibique per plures moratus est dies. Qui etiam Wangioni placitum habuit et se parum utilitatis decrevit. Nordmanni portum, qui Frisiaca lingua Taventeri nominatur, ubi sanctus Lioboinus requiescit, plurimis interfectis succenderunt. Iohannes pontifex Romanus decessit; in cuius locum Marinus antea episcopus contra statuta canonum subrogatus est. Quidam Gregorius no- so mine, quem Romani superistam vocitabant, dives valde, in paradiso sancti Petri a suo collega occisus est, et pavimentum aecclesiae, per quam trahebatur, totum sanguine illius infectum./

74 Kennemerland. 76 d . h. eine unbestim m t große Z ah l.

Friedensvertrag mit den Normannen

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nis ihrer Hinterlist die Festung, teils um zu handeln, teils aber um sich die Festigkeit des Ortes anzusehen. Die Normannen aber wandten sich ihrer gewohnten Hinterlist zu, nahmen den Schild des Friedens herab und schlossen die Tore, sodaß alle unsere Leute, soviel deren innerhalb zu 6 finden waren, entweder getötet oder mit eisernen Ketten gebunden zum Loskauf aufbewahrt wurden. Aber der Kaiser machte sich gar nichts aus dieser schweren, seinem Heer zugefügten Schmach, hob den vorgenann­ ten Gottfried aus der Taufe und setzte den größten Feind und Verräter seines Reiches, den er gehabt hatte, zum Mitbeherrscher ein. Denn die 10 Grafschaften und Lehen, die der Normanne Rorich, ein Getreuer der Frankenkönige, in Kinnin74 gehabt hatte, wies er diesem Feind und seinen Leuten als Wohnsitz an und (worin noch größere Schuld liegt) schämte sich nicht, dem Menschen, von dem er hätte Geiseln empfangen und Tribut eintreiben müssen, nach dem Rat Schlechter gegen die Gewohnheit seiner io Vorfahren, der fränkischen Könige, Tribute zu zahlen. Denn er ließ die Schätze der Kirchen, die man aus Furcht vor den Feinden verborgen hatte, wegnehmen und gab von reinstem Gold und Silber 2412 Pfund zu seiner Und des ganzen Heeres Schande an diese Feinde. Überdies befahl er, jeden von seinem Heere, der bei der Verteidigung der heiligen Kirche 2o aus Eifer für Gott einen der Normannen beim Versuch, in das Lager ein­ zudringen, erschlage, entweder hinzurichten oder ihm die Augen auszuste­ chen. Darüber war das Heer sehr betrübt und beklagte es, daß ein solcher Fürst über sie gekommen sei, der die Feinde begünstigte und ihnen den Sieg über die Feinde entzog; und gar sehr beschämt kehrten sie in ihre 26 Heimat zurück. Die Normannen aber beluden mit den Schätzen und einer Anzahl Gefangenen 200 Schiffe76, die sie in ihr Vaterland schickten; sie selber blieben an einem sicheren Ort, um abermals eine Gelegenheit zum Raub zu erwarten. Nach dem Weggang von dort, kam der Kaiser nach Mainz und von da so nach Tribur, wo er mehrere Tage blieb. Auch hielt er in Worms einen Landtag und faßte nutzlose Beschlüsse. Die Normannen steckten den Stapelplatz mit dem friesischen Namen Deventer, wo der heilige Liafwin ruht, in Brand und brachten sehr viele um. Der römische Papst Johannes verschied, an seine Stelle wurde der seit38 herige Bischof Marinus gegen die Bestimmungen der Canones eingesetzt. Ein gewisser Gregorius mit Namen, den die Römer als Superista bezeichneten, sehr reich, wurde jn der Vorhalle des hl. Petrus von seinem Amts­ genossen getötet und der Fußboden der Kirche, durch die er geschleppt wurde, ganz mit seinem Blute besudelt.

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Annales Fuldenses 883-884

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883. Imperator Italiam petens apud urbem Veronam cum suis fidelibus de statu regni sui consiliatus est. Boppo et Egino comites et duces Thuringiorum inter se confligentes nqn paucas hominum strages dabant; in quo conflictu Boppo superatus vix cum paucis viris effugit caeteris omnibus 6 occisis. Gotafrid Nordmannus, qui superiore anno fuerat baptizatus, cum Hugone Hlotharii filio foedus iniit eiusque sororem duxit in coniugium. Unde idem Hugo audacior effectus regnum patris sui suae dicioni subiugare studuit. io Imperator omne tempus aestivum mansit in Italia animosque optima­ tum regionis illius contra se concitavit. Nam Witonem aliosque nonnullos exauctoravit et beneficia, quae illi et patres et avi et atavi illorum tenue­ rant, multo vilioribus dedit personis. Quod illi graviter ferentes pari in­ tentione contra eum rebellare disponunt, multo etiam plura, quam ante « habuerant, sibi vindicantes. Mons quidam in Italiae partibus de loco suo motus in Athesin fluvium cecidit eiusque meatum interclusit. Hi autem, qui apud Veronam et in contiguis locis eiusdem fluminis habitabant, tamdiu utilitate illius care­ bant, donec idem fluvius per eundem montem quasi cavernulas faciens 20 ad suum alveum rediret. Nordmanni per alveum Rheni fluminis ascendentes plurima loca nuper restaurata succenderunt, praedam inde capientes non modicam. Quibus Liutbertus Mogontiensis archiepiscopus cum paucis occurrit; sed non pau­ cos ex eis prostravit et praedam excussit. Agripina Colonia absque aeccle- 26 siis et monasteriis reaedificate et muri eius cum portis et vectibus et seris instaurati. 884. Nordmanni Saxones invadere temptaverunt, quibus Heimrih comes et Am episcopus cum manu valida orientalium Francorum occurrerunt con- 30 sertoque proelio plurimi ex utraque parte ceciderunt; sed / tamen adiuvante Domino christiani optimiere victoriam. In quo certamine tales viri de Nordmannis cecidisse referuntur, quales numquam antea in gente Fran­ corum visi fuissent, in pulchritudine videlicet ac proceritate corporum. Imperator circa purificationem sanctae Mariae7* cum suis colloquium 36 habuit in Alsatia, in loco, qui vocatur Coloburg, et inde episcopos, abbates atque comites destinavit contra Nordmannos ad tuendas regni sui partes. Nordmanni non semel neque bis cum Heimricho dimicantes superantur et,7 4 74 2 . Februar.

Karls I I I . vierter Zug nach Italien

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883. Der Kaiser zog nach Italien und beriet sich in Verona mit seinen Ge­ treuen über den Zustand seines Reiches. Boppo und Egino, Grafen und Befehlshaber der Thüringer, die unter einander im Kam pf lagen, richteten s nicht geringes Blutvergießen an; in diesem Streit unterlag Boppo und entfloh kaum mit wenigen Männern, während alle übrigen fielen. Der Normanne Gottfrid, der sich im Vorjahre hatte taufen lassen, ging mit Lothars Sohn Hugo ein Bündnis ein und heiratete dessen Schwester. Hierdurch kühner gemacht, trachtete eben dieser Hugo das Reich seines io Vaters seiner Herrschaft zu unterwerfen. Der Kaiser blieb die ganze Sommerzeit in Italien und erregte gegen sich die Gemüter der Edlen jener Gegend. Denn er entsetzte Wito und einige andere und gab ihre Lehen, welche sie, ihre Väter, Großväter und Ur­ großväter besessen hatten, an viel geringere Personen. Aus Unwillen hier­ is über beschlossen jene in gleicher Absicht eine Erhebung gegen ihn, wobei sie sich noch viel mehr anmaßten als sie früher gehabt hatten. Ein Berg in Italien, der sich von seiner Stelle bewegte, fiel in die Etsch und versperrte ihren Lauf. Die Einwohner von Verona und in Orten in der Nähe dieses Flusses mußten so lange seinen Nutzen entbehren, bis sich 20 dieser Fluß durch denselben Berg gleichsam Höhlen gemacht hatte und in sein Bett zurückkehrte. Diè Normannen fuhren den Rhein hinauf und steckten sehr viele eben erst wieder hergestellte Ortschaften in Brand, wobei sie nicht geringe Beute von da raubten. Ihnen rückte Erzbischof Liutbert von Mainz mit 26 wenigen entgegen, aber er streckte nicht wenige von ihnen nieder und nahm ihnen die Beute ab. Köln wurde ohne Kirchen und Klöster wieder­ aufgebaut und seine Mauern mit Toren, Riegeln und Schlössern her­ gestellt. 884. so Die Normannen versuchten in Sachsen einzudringen. Ihnen zog Graf Heinrich und Bischof A m mit einer starken Mannschaft Ostfranken ent­ gegen, und als es zur Schlacht kam, fielen sehr viele auf beiden Seiten, doch erhielten mit des Herrn Hilfe die Christen den Sieg. In dieser Schlacht sollen von den Normannen Männer gefallen sein, wie man sie nie zuvor 36 im Volke der Franken gesehen hatte, an Schönheit nämlich und Körper­ größe. Der Kaiser hielt um Mariä Reinigung76 mit den Seinen eine Unter­ redung in Kolmar im Elsaß und ordnete von da Bischöfe, Äbte und Grafen gegen die Normannen ab, um die Teile seines Reiches zu schützen. Die 40 Normannen wurden mehrere Male im Kam pf mit Heinrich besiegt, und

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Annales Fuldenses 884-885

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ubicumque praedatum ire volebant, fugabantur, interficiebantur, Domino illis reddente, quod meruerunt. Tandem christianis in unum congregatis et munitionem illorum expugnare cupientibus, illi timore perculsi noctu fuga lapsi sunt; quos Heimricft Rheno transito secutus et in quodam re­ pertos loco centum duos ex eis absque detrimento suorum occidit. 6 Imperator mense Maio mediante placitum habuit Wormatiae et inde tutores partium suarum contra Nordmannos destinavit. Venit etiam illuc filia Hlotharii, a Gotafrido, cui tradita fuerat in matrimonium, ad impera­ torem transmissa; quam imperator secum aliquanto retinuit tempore et ad maritum redire non permisit. io Imperator in terminis Noricorum et Sclavorum cum Zuentibaldo collo­ quium habuit; inde in Italiam profectus cum Witone et caeteris, quorum animos anno priore olfenderat, pacificatur. Nordmanni cum Frisionibus in loco, qui vocatur Norditi, dimicantes superantur et plurimi ex eis occiduntur. Super quo proelio extat epistola is Rinberti episcopi eiusdem loci ad Liutbertum Mogontiensem archiepiscopum destinata hunc modum continens“). Karolus77 iuvenis rex Galliae in quadam venatione ictibus cuiusdam apri fertur occisus; re autem vera a suo satellite in eadem venatione non sponte vulneratus occubuit. Unde Nordmanni, qui regnum illius praedis et 20 in/cendiis longo tempore fatigaverunt, audaciores effecti duodecim milia librarum auri et argenti ab illa regione tributi nomine exegerunt et tamen fidem pollicitam nequaquam servaverunt. Nam et obsides occiderunt et a praedationibus minime cessaverunt. 885.

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Idem Nordmanni pagum Haspanicum invadentes caeteros in circuitu vicinos occupaverunt atque fruges diversi generis congregantes sibi ad hiemandum et inhabitandum quasi nullo resistente disposuerunt, viris ac mulieribus, quos invenire potuerunt, ad suum servitium reservatis. Quibus Liutbertus archiepiscopus et Heimrih comes aliique nonnulli insperate ao supervenerunt et plurimis prostratis caeteros in quandam munitiunculam fugere compulerunt, frugibus, quas congregaverant, sublatis. Cumque diu obsessi et fame fatigati manum conserere non auderent, nocte quadam fuga lapsi sunt. Gotafrid Nordmannus, qui chfistianus effectus fidem imperatori et 35 christiano populo se servaturum esse sacramento firmavit, fidem mentitus

“ ) Das hier angekündigte Schreiben fehlt in der H andschrift. 77 richtiger: K arlm ann.

Neue Kämpfe mit den Normannen

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wo sie Beute zu machen auszogen, in die Flucht geschlagen und getötet, indem Gott ihnen vergalt, was sie verdient hatten. Endlich als sich die Christen alle vereinigt hatten und ihre Festung zu erobern trachteten, entwichen jene aus Furcht Nachts fliehend. Ihnen folgte Heinrich über 6 den Rhein nach und erschlug, als er sie an einem Ort traf, 102 von ihnen ohne eigene Verluste. Der Kaiser hielt Mitte Mai einen Tag zu Worms und ordnete von da Verteidiger seiner Länder gegen die Normannen ab. Es kam auch dorthin die Tochter Lothars, von Gottfrid, dem sie zur Ehe gegeben war, an den io Kaiser geschickt. Der Kaiser behielt sie eine Zeitlang bei sich und erlaubte ihr nicht die Rückkehr zu ihrem Gatten. Der Kaiser hatte an den Grenzen der Noriker und Slaven mit Zwentibald eine Unterredung. Von da zog er nach Italien und söhnte sich mit Wito und den Übrigen aus, deren Gemüter er im vorigen Jahr gegen sich 16 aufgebracht hatte. Die Normannen wurden bei Norden im Kam pf mit den Friesen über­ wunden und sehr viele von ihnen getötet. Über dieses Treffen ist ein Brief des für diesen Ort zuständigen Bischofs Rinbert vorhanden, an den Erz­ bischof Liutbert von Mainz gerichtet, folgenden Inhalts*1), so Der junge König Karl77 von Gallien starb, wie man berichtet, auf einer Jagd unter den Hieben eines Ebers; in Wahrheit aber wurde er von seinem Trabanten auf eben der Jagd unfreiwillig tödlich verwundet. Hierdurch kühner geworden, trieben die Normannen, die lange Zeit sein Reich mit Raub und Brand heimsuchten, 12000 Pfund Gold und Silber von jener 26 Gegend als Tribut ein und hielten dennoch keineswegs die versprochene Treue. Denn sie töteten die Geiseln und ließen keineswegs von ihrem Plündern ab. 885. Dieselben Normannen drangen in den Hespengau, besetzten auch die so andern ringsum iü der Nähe und richteten sich, indem sie Früchte ver­ schiedener Art zusammenholten, fast ohne auf Widerstand zu stoßen für den Winter und für das Bleiben ein, wobei sie Männer und Weiber, soviel sie finden konnten, in ihren Dienst zwangen. Unverhofft kamen über sie Erzbischof Liutbert und Graf Heinrich und einige andere, streckten sehr 36 viele nieder und zwangen die übrigen in eine kleine Befestigung zu fliehen; die gesammelten Früchte hatten sie ihnen, abgenommen. Da sie nach langer Einschließung vom Hunger gedrängt den offenen Kam pf nicht wagten, entwischten sie fliehend bei Nacht. Gottfrid der Normanne, der Christ geworden war .und dem Kaiser und 40 dem christlichen Volk Treue zu halten durch Eidschwur gelobt hatte,

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Annales Fuldenses 886

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exercitum non modicum de sua gente congregavit et per alveum Rheni fluminis ascendere et plurima loca suae dicioni subiugare disposuit; quod dum mediante mense Maio facere instituisset, Deo renuente perficere non potuit. Nam ab Heimricho aliisque fidelibus imperatoris ad colloquium invitatus et infidelitatis correptus, cum eos convitiis variisque ludibriis e exacerbaret, occisus est et omnes, qui cum illo erant, Domino illi condig­ nam infidelitatis suae mercedem retribuente. Nordmanni autem ab eo invitati nescientes, quod factum erat, in Saxoniam praedatum ire pergebant; quibus cum pauci Saxones occurris­ sent et tantae multitudini rebellare timuissent, terga verterunt. At illi io longo spatio a suis navibus remoti, fugientes persecuti sunt, quasi eos essent comprehensuri. Interea Frisiones, qui vocantur Destarbenzon78, quasi a Domino destinati parvissimis, ut eis est «consuetudo, naviculis vecti supervenerunt et eos a tergo inpugnare coeperunt. Quod cum vidissent, Saxones, qui prius fugerant, reversi sunt et graviter eis repugnando in-/ i& sistebant, integratumque est proelium ex utraque parte contra Nordmannos. Tanta denique in eos christiani caede bachati sunt, ut pauci de tanta multitudine relinquerentur. Quibus gestis idem Frisiones eorum naves invaserunt tantumque thesaurum in auro et argento variaque suppellectile repererunt, ut omnes a minimo usque ad maximum divites effi- 20 cerentur. Hugo Hlotharii regis filius, cuius sororem praedictus Gotafrid duxit uxorem, insimulatus est apud imperatorem, quod eiusdem conspirationis Gotafridi contra regnum imperatoris fautor existeret. Quamobrem ad. imperatorem vocatus et noxa convictus lumine oculorum una cum avin- as culo suo privatus est et in monasterium sancti Bonifatii apud Fuldam retrusus finem suae habuit tyrannidis. Caeteri vero, qui cum eo erant, equis et armis ac vestibus spoliati vix nudi evaserunt. Imperator cum suis apud Franconofurt colloquium habuit missisque Romam nuntiis Hadrianum pontificem invitavit in Franciam. Voluit so enim, ut fama vulgabat, quosdam episcopos inrationabiliter deponere et Bernhartum filium suum ex concubina haeredem regni post se consti­ tuere; et hoc, quia per se posse fieri dubitavit, per pontificem Romanum quasi apostolica auctoritate perficere disposuit. Cuius fraudulenta con­ silia Dei nutu dissipata sunt; nam pontifex Romanus ab urbe digressus et se

78 Einwohner des Gaus Testerbant.

Heinrichs Anschlag gegen Gottfrid

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brach seinen Schwur, sammelte ein nicht geringes Heer aus seinem Volk und beschloß, den Rhein heraufzufahren und die meisten Orte seiner Herr­ schaft zu unterwerfen. Dies begann er Mitte Mai, konnte es aber, weil Gott dagegen war, nicht ausführen. Denn bei einer Unterredung, zu der er von 6 Heinrich und anderen Getreuen des Kaisers eingeladen war, wurde er wegen seines Treubruchs getadelt, und als er sie durch Scheltworte und mannigfachen Hohn erbitterte, mit allen seinen Begleitern umgebracht: so verlieh ihm der Herr den verdienten Lohn für seine Untreue. Aber die von ihm aufgebotenen Normannen setzten, ohne von dem Vorl« fall zu wissen, ihren Raubzug nach Sachsen fort. Wenige Sachsen zogen ihnen entgegen und wandten sich, weil sie einer so großen Menge Wider­ stand zu leisten sich scheuten, zur Flucht. Jene nahmen, obwohl weit von ihren Schiffen entfernt, die Verfolgung der Fliehenden auf, um sie zu Gefangenen zu machen. Inzwischen kamen wie von Gott gesandt, die is Friesen, die Destarbenzon78 heißen, auf ganz kleinen Schiffen, wie ihre Gewohnheit ist, herangefahren und begannen sie im Rücken anzugreifen. Als dies die Sachsen sahen, die vorher geflohen waren, kehrten sie um, drangen in kräftiger Gegenwehr auf sie ein und der Kam pf mit den Nor­ mannen wurde*auf beiden Seiten erneuert. Endlich wüteten die Christen so gegen sie mit solchem Blutbad, daß wenige von einer so großen Menge übrig blieben. Dann erstürmten dieselben Friesen ihre Schiffe und fanden soviel Schätze an Gold und Silber nebst mannigfachem Gerät, daß alle vom Niedrigsten bis zum Größten reich wurden. Hugo, König Lothars Sohn, dessen Schwester der vorerwähnte Gott26 frid geheiratet hatte, wurde beim Kaiser angeklagt, daß er die Verschwö­ rung Gottfrids gegen die Herrschaft des Kaisers begünstigt habe. Deshalb wurde er vor den Kaiser geladen, und nachdem er der Schuld überführt war, nebst seinem Oheim des Augenlichts beraubt und in das Kloster des hl. Bonifatius zu Fulda verstoßen; er endete so seine Tyrannis. Die übri30 gen aber, welche mit ihm waren, retteten ohne Rosse, Waffen und Kleider kaum das nackte Leben. Der Kaiser hatte mit den Seinen zu Frankfurt eine Unterredung und lud durch Boten, die er nach Rom schickte, den Papst Hadrianus nach Franken ein. Er wollte nämlich, wie das Gerücht verbreitete, einige Bi­ ss schöfe ohne Grund absetzen und Bernhard, seinen Sohn von einem Kebsweib, zum Erben des Reiches nach sich einsetzen, und weil er dies nicht von sich aus machen zu können glaubte, beschloß er es vermittelst des römischen Papstes gleichsam durch apostolisches Ansehen zu vollenden. Seine hinterlistigen Pläne wurden durch Gottes Eingreifen vernichtet, «o Denn der römische Papst, der bereits Rom verlassen und den Po

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Annales Fuldenses 886-886

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Heridano flumine transito vitam praesentem finivit sepultusque est in monasterio Nonantulas. Quod cum imperator comperisset, contristatus est valde, eo quod in tali negotio voti compos effici non potuit. Post pau­ cos vero dies Mogontiacum veniret inde Wormatiam; ibique cum episco­ pis et comitibus Galbarum habita collocutione in Baioariam profectus est 6 ibique natalem Domini caelebravit. Romani pontificis sui morte comperta Stephanum in locum eius con­ stituerunt. Unde imperator iratus, quod eo inconsulto ullum ordinare prae­ sumpserunt, misit Liutwar/tum et quosdam Romanae sedis episcopos, qui eum deponerent; quod perficere minime potuerunt: nam praedictus ponti- io fex imperatori per legatos suos plus quam X X X episcoporum nomina et omnium presbyterorum et diaconorum cardinalium atque inferioris gra­ dus personarum, necnon et laicorum principurç regionis scripta destinavit, qui omnes unanimiter eum elegerunt et eius ordinationi subscripserunt. 886. is Mense Februario exercitus orientalium Francorum missus est contra Nordmannos in Galliam iuxta Parisios consistentes ; qui in itinere propter imbrium inundationem et frigus imminens non modicum equorum suo­ rum perpessi sunt damnum. Cum autem illuc pervenissent, Nordmanni rerum omnium habundantiam in munitionibus suis habentes manum cum 20 eis conserere nec voluerunt nec ausi sunt. Igitur diebus quadragesimae et usque ad tempus rogationis79 inani labore consumptis, excepto quodHeimrih quosdam extra munitionem inveniens occidit, equis et bubus plurimis inde sublatis redierunt in sua. Interea Hugo et Gozilin, abbates et duces praecipui Galliae regionis, in quibus omnis spes Gallorum contra Nord- 26 mannos posita erat, defuncti sunt. Unde Nordmanni audaciores effecti et de sua munitione egressi omnique regione potiti venationes et varios ludos nullo prohibente exercebant. Optima pars Mogontiae civitatis, ubi Frisiones habitabant, post mediam quadragesimam mense Martio conflagravit incendio. Mense vero Maio, 30 Iunio atque Iulio tanta vis imbrium die rioctuque sine intermissione caeli­ tus lapsa est, ut nullus aevi praesentis tantam aquarum habundantiam se vidisse fateatur. Unde flumina in diversis locis intumescentia frugibus variis extitere pernoxia. Nam Rhenus alveum suum egressus cuncta loca sibi contigua ab ortu suo usque ad introitum maris omnibus frugi- 35

79 beginnt damals 1. M ai.

Die Normannen vor Paris

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überschritten hatte, endete das gegenwärtige Leben und wurde in dem Kloster Nonantula beigesetzt. Als der Kaiser dies erfuhr, wurde er sehr betrübt, weil er in solcher Sache nicht an das Ziel seines Verlangens kom­ men konnte. Wenige Tage später kam er nach Mainz und von da nach 6 Worms; dort hielt er mit den Bischöfen und Grafen von Gallien einen Tag und reiste dann nach Baiern ab, wo er den Geburtstag des Herrn feierte. Die Römer setzten, als sie den Tod ihres Papstes erfuhren, an seine Stelle den Stephanus. Deswegen zürnte der Kaiser, weil sie ohne ihn zu 10 befragen die Ernennung sich angemaßt hatten, und schickte Liutwart und einige Bischöfe des römischen Stuhles, um ihn abzusetzen: was sie ganz und gar nicht ausrichten konnten; denn der genannte Papst überschickte durch seine Gesandten dem Kaiser aufgeschrieben die Namen von mehr als 30 Bischöfen und die aller Presbyter und Kardinaldiakonen, is sowie von Geistlichen niederen Ranges, auch von den vornehmsten Laien des Landes, welche ihn alle einhellig erwählt und seine Ernennung unter­ zeichnet hatten. 886 .

Im Februar^wurde ein Heer der Ostfranken gegen die Normannen geschickt, die in Gallien vor Paris standen. Unterwegs erlitten sie durch Regenüberschwemmungen und einbrechende Kälte nicht geringe Verluste unter ihren Pferden. Als sie aber dort ankamen, hatten die Normannen, die mit allem in ihren Verschanzungen reich versehen waren, weder Lust noch Mut m it ihnen handgemein zu werden. Nachdem sie daher die Tage 26 der Fasten und bis zur Zeit der Bitten79 in nutzloser Anstrengung verbracht hatten, ausgenommen daß Heinrich einige außerhalb der Verschanzung antraf und tötete, kehrten sie, als sie die meisten Pferde und Ochsen ver­ loren hatten, in ihre Heimat zurück. Inzwischen verschieden Hugo und Gozilin, zwei Äbte und Hauptanführer des gallischen Landes, auf denen 30 alle Hoffnung der Gallier gegen die Normannen beruhte. Deshalb wuchs die Kühnheit der Normannen: sie kamen aus ihrer Verschanzung heraus, bemächtigten sich der ganzen Gegend und trieben von niemand gehindert Jagden und mannigfache Spiele. Der schönste Teil der Stadt Mainz, wo die Friesen wohnten, verbrannte 36 im März nach Mitte der Fastenzeit. Im Mai, Juni und Juli aber fiel vom Himmel solche Menge Regen Tag und Nacht ohne Unterlaß, daß keiner aus der gegenwärtigen Zeit versichert, solch Übermaß von Wasser ge­ sehen zu haben. Dadurch schwollen die Flüsse an verschiedenen Orten an und wurden den einzelnen Feldfrüchten sehr schädlich. Der Rhein, der « über die Ufer trat, führte allerorts, vom Ursprung bis zum Eintritt in das 20

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bus et / lino et foeno evacuavit. Padus quoque in Italia similia fecisse perhibetur. Mense Iulio imperator cum suis colloquium habuit in urbe Mettensi et inde contra Nordmannos profectus est. Ubi dum aliquanto tempore mora­ retur, Heimrih comes a suis desectus et ab hostibus circumdatus occiditur, s Interea Sigifrid cum magna multitudine Nordmannorum caeteris, qui ibi residebant, auxilium laturus venit ac Christianis magnum intulit metum. Unde imperator perterritus quibusdam per Burgundiam vagandi licentiam dedit, quibusdam plurimam promisit pecuniam, si a regno eius statuto inter eos tempore discederent. Ipse vero inde concito gradu in Alsatiam se io recepit ibique per plures dies iacuit aegrotus. 887. Hiems aspera et solito prolixior ; boum quoque et ovium pestilentia supra modum grassata est in Francia, ita ut pene ‘nulla eiusdem generis ani­ malia relinquerentur. is Imperator cum suis colloquium habuit in Weibilingon; qui priscis tem­ poribus, id est ex quo rex in Alamannia constitutus est, quendam de suis ex infimo genere natum nomine Liutwartum supra omnes, qui erant in regno suo, exaltavit, ita ut Aman, cuius mentio facta est in libro Hester, et nomine et dignitate praecelleret. Ille enim post regem Assueram erat 20 secundus, iste vero prior imperatori et plus quam imperator ab omnibus honorabatur et timebatur. Nam nobilissimorum filias in Alamannia et Italia nullo contradicente rapuit suisque propinquis nuptum dedit. Qui etiam ad tantam devolutus est stultitiam, immo vesaniam, ut monasterium puellarum in Brixia civitate situm invaderet et per quosdam amicos suos 26 filiam Unruochi comitis propinquam imperatoris vi raperet suoque nepoti in coniugium daret. Sanctimoniales vero eiusdem loci ad / preces conver­ sae orabant Dominum, ut contumeliam loco sancto illatam vindicaret; quarum preces ilico exauditae sunt. Nam is, qui puellam coniugii more sibi sociare disposuit, eadem nocte Dei iudicio interiit, et puella mansit 30 intacta. Quod cuidam sanctimoniali nomine . . .T) e supradicto monasterio revelatum est, et illa caeteris indicavit. Cum autem memoratus Liutwart talia in regno imperatoris per plures annos actitaret, tandem cenodoxia inflatus et philargiria caecatus fidem catholicam pervertere et redemptori nostro detrahere laborabat, dicens 35 eum unum esse unitate substantiae, non personae, cum sancta aecclesia

v) Nam e fehlt in der H andschrift.

Sturz des Erzkaplans Liutward

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Meer, Korn, Lein und Heu fort. Auch der Po in Italien soll ähnliches an* gerichtet haben. Im Juli hielt der Kaiser eine Unterredung mit den Seinen in Metz und zog von da gegen die Normannen. Während er dort eine Zeitlang verweilte, s wurde Graf Heinrich, den die Seinen im Stich ließen, von den Feinden umringt und getötet. Inzwischen kam Sigfrid mit einer großen Zahl Nor­ mannen, um den übrigen, die sich dort festgesetzt hatten, Hilfe zu brin­ gen, und jagte den Christen große Furcht ein. Aus Angst gab der Kaiser den einen die Erlaubnis, durch Burgund zu schweifen, andern versprach 10 er sehr viel Geld, wenn sie sein Reich in einer unter ihnen festgesetzten Zeit verließen. Er selbst aber zog sich von da beschleunigten Schritts nach dem Elsaß zurück und lag hier mehrere Tage hindurch krank. 887. Der Winter war hart und ausgedehnter als sonst. Auch wütete eine Pest M unter den Rindern und Schafen übermäßig in Franken, dergestalt daß fast keine Tiere dieser Art übrig blieben. Der Kaiser hatte mit den Seinen eine Unterredung in Waiblingen. In früheren Zeiten, d. i. seitdem er zum König in Alamannien eingesetzt war, hatte er einen von den Seinen aus ganz niedrigem Geschlecht namens 2o Liutward über alle in seinem Reich erhoben, dergestalt, daß er den im Buch Esther erwähnten Aman an Namen und Würde übertraf. Denn jener, war nach König Ahasver der Zweite, dieser aber ging dem Kaiser voran und wurde mehr als der Kaiser von allen geehrt und gefürchtet. Denn er raubte die Töchter der Edelsten in Alamannien und Italien, ohne 28 daß ihm jemand widersprochen hätte, und gab sie seinen Verwandten zur Frau. Ja, in seiner Torheit, vielmehr in seinem Wahnsinn, ging er so weit, daß er in Brescia in ein Nonnenkloster einbrach und durch einige seiner Freunde die Tochter des Grafen Unruoch, eine Verwandte des Kaisers, gewaltsam raubte und seinem Neffen zur Frau gab. Aber die Nonnen dieses 30 Ortes wandten sich dem Gebet zu und baten den Herrn, die dem heiligen Ort zugefügte Schmach zu rächen; ihre Bitte wurde sofort erhört. Denn der, welcher mit dem Mädchen die Ehe in üblicher Weise vollziehen wollte, starb in derselben Nacht und das Mädchen blieb unberührt. Dies wurde einer Nonne aus dem obengenannten Kloster namens........... T) ge36 offenbart und diese zeigte es den übrigen an. Als aber der erwähnte Liutwart dergleichen im Reiche des Kaisers einige Jahre hindurch getrieben hatte, mühte er sich endlich, von eitlem Wahn aufgeblasen und von Habsucht verblendet, den katholischen Glau­ ben zu verkehren und unsem Erlöser zu verkleinern, indem er behauptete, 4o daß jener Eins sei durch die Einheit der Substanz, nicht der Person, wäh-

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Annales Fuldenses 882

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credat et confiteatur eum in duabus substantiis unam habere personam. Quod quicumque negaverit, profecto blasphemat eum, qui venit quaerere et salvare, quod perierat80 nisi enim esset verus Deus, non afferret remedium ; nisi esset homo verus, non praçberet exemplum. Sed idem rex regum hoc anno concitavit animos imperatoris in blasphemum; qui habita cum suis 5 conlocutione in loco, qui vocatur Kirihheim, eum deposuit, ne esset archicappellanus, multisque beneficiis ab eo sublatis ut hereticum et omnibus odiosum cum dedecore de palatio expulit. At ille in Baioariam ad Am olfum se contulit et cum eo machinari studuit, qualiter imperatorem regno privaret; quod et factum est. Nam cum idem imperator in villa Tribure io consedisset, suorum undique opperiens adventum, Arnolfus cum manu valida Noricorum et Sclavorum supervenit et ei molestus efficitur. Nam omnes optimates Francorum, qui contra imperatorem conspiraverant, ad se venientes in suum suscepit dominium; venire nolentes beneficiis priva­ vit nichilque imperatori nisi vilissimas ad serviendum reliquit personas, is Cui imperator lignum sanctae crucis, in quo prius ei fidem se servaturum iuraverat, per Liutbertum archiepiscopum destinavit, ut sacramentorum suorum non immemor tam ferociter et barbare contra eum non faceret. Quo viso lacrimas fudisse perhibetur; tamen disposito, prout voluit, regno in Baioariam se recepit; imperator vero cum paucis, qui secum erant, in 20 Alamanniam repedavit./ Nordmanni audita Francorum dissensione et imperatoris eorum abiectione plurima loca, quae prius minime tetigerant, vastaverunt. Ad Remensem quoque urbem venisse referuntur, sed Deus per merita sancti Re­ migii et monasterium extra civitatem positum et ipsam civitatem nebula » densissima per trium dierum spatia circumdedit, ita ut neutrum invenire nec saltem videre potuissent. Unde mente consternati pariterque confusi discesserunt. B. Fortsetzung in der Handschrift von Altaieb. 882.

30

Nordmanni ereptis, quas poterant, rebus omnibus ac, quam pessime et visui horribilior erat, quibusdam locis et ecclesiis dimissis, quibusdam con­ crematis, reversi sunt in suam munitionem, quae circumsepta constabat secus litus Mosae fluminis loco, qui dicitur Ascloha, de Hreno miliaria X IIII. 36

80 L u c. 19 , 10.

Empörung Araolfs

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rend doch die Kirche glaubt und bekennt, daß er in zwei Substanzen eine Person habe; und wer das leugnet, schmäht wahrlich den, welcher ge­ kommen ist zu suchen und zu erlösen was verloren war80. Denn wäre er nicht ein wahrer Gott, so würde er nicht Heil bringen; wäre er nicht ein 6 wahrer Mensch, so würde er nicht ein Beispiel darbieten. Doch dieser König der Könige erregte in diesem Jahr des Kaisers Zorn gegen den Ver­ ächter ; nach einer Unterredung mit den Seinen in Kirchen setzte er ihn ab, daß er nicht Erzkaplan blieb, entzog ihm viele Lehen und trieb ihn als allen verhaßten Ketzer mit Schande aus dem Palast. Doch jener begab 10 sich nach Baiern zu Arnulf und sann mit diesem darauf, wie er dem Kaiser die Herrschaft raube; was auch geschah. Denn als eben dieser Kaiser in Tribur saß und auf das Eintreffen der Seinen von überallher wartete, kam Arnulf mit einer starken Mannschaft Noriker und Slaven dazu und wurde ihm beschwerlich. Denn er nahm alle Edlen der Franken, die sich gegen 16 den Kaiser verschworen hatten und zu ihm kamen, in seine Oberhoheit auf, entzog denen, die sich weigerten zu ihm zu kommen, ihre Lehen und ließ dem Kaiser nur die niedrigsten Personen zur Bedienung. Der Kaiser übersandte ihm durch den Erzbischof Liutbert Holz vom heiligen Kreuze, auf das ihm jener vormals Treue zu halten geschworen hatte, damit er 20 seiner Eidschwüre eingedenk nicht so grausam und barbarisch gegen ihn handle. Bei diesem Anblick soll jener Tränen vergossen haben; doch schal­ tete er nach Belieben über das Reich und zog sich dann nach Baiern zu­ rück, während der Kaiser mit wenigen, die bei ihm waren, nach Alamannien zurückging. 26 Auf die Kunde von der Uneinigkeit unter den Franken und der Ab­ setzung ihres Kaisers verwüsteten die Normannen sehr viele Orte, welche sie früher gar nicht berührt hatten. Auch nach Reims sollen sie gekommen sein, aber um der Verdienste des hl. Remigius willen umgab Gott sowohl das außerhalb der Stadt liegende Kloster als auch die Stadt selber drei 30 Tage hindurch mit einem ganz dichten Nebel, so daß sie keines von beiden finden oder auch nur sehen konnten. Darob bestürzt und zugleich be­ schämt, zogen sie ab. B. Fortsetzung in der Handsehritt von Altaieh.

36

882. Die Normannen raubten alles, was sie konnten, ließen die Orte und Kirchen teils in einem möglichst schlimmen und schrecklich anzusehenden Zustand, teils in Asche zurück, und zogen in ihre Verschanzung zurück, neben dem Ufer der Maas in Asselt, 14 Meilen vom Rhein.

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Annales Fuldensea 882

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Karolua quippe, cum audisset obitum fratris sui maioris, de Italia per Baiowariam iter suum in Franciam direxit, placitum generale ad Wormaciam tenuit, receptis primoribus ex regno fratris sui mense Maiarum. Post haec praeparatis copiis ex oms| suo regno, Longobardis, Alamannis Fran­ cisque secum assumptis ille ex occidentali parte contra Nordmannos, 6 Baiowarii ex orientali Hreni fluminis usque ad Antrinacham tandem se transmiserant. Ibi diviso exercitu Baiowarii cum principe eorum Am olfo, Franci cum Heimrico missi manu cum valida ante regem et exercitum, ut quasi incautos et inaestimatos quandam partem inimi/corum insidiis extra munitionem invenirent et caperent, secundum illum nobilissimum io poetae81*versum volentes: Quid moror, utrum armis contingat palma dolisve ? et ita factum foret, ni nostri muneribus corrupti, ut fama refert, de .* parte Francorum proditores essent et inpedirent. Sed tamen paucis occisis reversi sunt ad regem. Redeuntibus illis ilico rex arrepto itinere cum omni is exercitu fines et munitionem Nordmannorum, ipsis cum eorum regibus, id est Sigifrido et Gotafrido,principibus Vurm, Hals intus inclusis occupavit; castra exercitus in circuitu prope civitatem fieri praecepit sicque per dies X II obsessam constrinxit. Mira itaque res et stupenda obsidentibus et obsessis quadam die occur- so rit. Nam in X II. Kal. Aug. luce postmedia tenebrosa subito caligo tota castra operuit, fulgure et tonitruo concrepente instans talis grando, ut nullus antea mortalium se tale quid videre profiteretur; non, ut solitum est lapides descendere, plana et eqqali superficie, sed cornuta et inequali et aspera facie omnibus cernentibus insolitum et magnum spectaculum so praebuit. Mirabile et incredibile dictu, ut vel vix vel non grossitudo eorum potuit pollice et medio circumdari. Nam et ita equi stupefacti, ut efractis sudibus et habenis partim extra castra, partim in castris errore et stupore versabantur. Civitatis quoque, quam obsederant, propter impe­ tum aeris magna pars corruit, ita ut una cohors coacervatim posset equi- 3otando ingredi, nisi vallo, quod circumierat, suspensa constaret. Igitur per tot dies obsidens tam magnus exercitus, aestivo in tempore propter putredinem cadentium hominum aegritudine correptus ac pertesus est. Nec minus inclusi simili molestia premebantur. Consultum est ex utraque parte, ut datis ex nostra parte obsidibus Sigifridus88 rex, qui manu 36

81 U nbekannt; jedenfalls kein Dichter des Altertum s. 81 E s hätte Gottfried heißen müssen.

Belagerung der Normannen in Asselt

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Als Karl den Tod seines älteren Bruders erfuhr, nahm er seinen Weg aus Italien durch Baiem nach Franken und hielt im Mai eine Reichsversamm­ lung in Worms, wo er die Edlen aus dem Reiche seines Bruders empfing. Als hierauf die Truppen aus seinem ganzen Reiche gerüstet waren, nahm 5 er selber die Langobarden, Alamannen und Franken an sich und rückte auf der Westseite des Rheins gegen die Normannen, die Baiem auf der Ost­ seite bis Andernach, wo sie endlich übersetzten. Dort teilte sich das Heer: die Baiem unter ihrem Fürsten Arnulf, die Franken unter Heinrich wur­ den nebst starker Mannschaft dem Könige und Hauptheer vorausgesandt, 10 um ohne Ahnung und Vorsicht einen Teil der Feinde listigerweise außer­ halb der Verschanzung zu finden und gefangen zu nehmen, nach jenem berühmten Vers des Dichters81: ,,Mir ist es gleich, ob die Waffen die Palme mir bringen, ob Listen“ , und so wäre es gekommen, wenn nicht Leute von uns, durch Geschenke bestochen, wie das Gerücht sagt, aus der Zahl der is Franken, Verräter gewesen wären und es verhindert hätten. Doch kehrten sie, nachdem sie einige getötet hatten, zum König zurück. Bei ihrer Rück­ kehr trat sogleich der König mit dem ganzen Heere den Marsch an und besetzte das Gebiet und die Verschanzung der Normannen, die samt ihren Königen Siegfried und Gottfried, den Fürsten Vurm und Hals drinnen so eingeschlössen waren; das Lager für das Heer ließ er ringsum bei der Stadt aufschlagen und hielt diese so 12 Tage hindurch belagert. Nun trat eines Tages ein wunderbares und für die Belagerer und die Belagerten staunenswertes Ereignis ein. Am Nachmittag des 21. Juli be­ deckte plötzlich dunkle Finsternis das ganze Lager, unter Blitz und Don26 nergetöse fiel solcher Hagel, daß kein Sterblicher so etwas früher erlebt zu haben behauptete, nicht wie gewöhnlich die Hagelkörner herabfallen, mit glatter und gleichmäßiger Oberfläche, sondern von zackigem, unglei­ chem und unebenem Aussehen, so daß sich allen, die es sahen, ein unge­ wöhnliches und großes Schauspiel darbot; wunderbar und unglaublich zu so sagen, daß man kaum oder gar nicht ihre Dicke mit Daumen und Mittel­ finger umspannen konnte. Auch die Pferde wurden dermaßen scheu, daß sie Pfähle und Zügel zerrissen und teils außerhalb teils im Lager erschreckt herumrannten. Unter dem Luftdruck stürzte auch ein großer Teil der belagerten Stadt zusammen, so daß eine Kohorte geschlossen hätte ein35 reiten können, wenn nicht der umlaufende Wall sie aufgehalten hätte. Nun wurde im Verlauf von soviel Tagen Belagerung zur Sommerzeit das so große Heer in Folge der Verwesung der Gefallenen von Krankheit er­ griffen und mit Ekel erfüllt. Und nicht weniger hatten die Eingeschlosse­ nen unter ähnlichen Beschwerden zu leiden. Man kam von beiden Parteien » überein, daß unsererseits Geiseln gestellt würden und König Siegfried88,

Annales Fnldenses 882-883

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validior erat, venit extra munitionem supra sex miliaria ad regem. Pri­ mum iuramento contestatus est ex illa hora et ultra usque, dum Karolus imperator viveret, numquam in suum regnum hostili praedatione iturus; dehinc christianitatem professus ipsum imperatorem patrem in baptis­ mate adquisivit. Duos ibi dies laeti insimul versabant, tum remissis nostris 6 obsidibus de munitione ipse e contrario cum maximis muneribus remissus ad sua. Munera / autem talia erant : in auro et argento duo mille libras et L X X X vel paulo plus; quam libram X X solidos computamus expletam. Ita compositis rebus regrediens etiam rex in Confluente castello cuncto exercitui amabilem licentiam redeundi concessit. io Civile bellum inter Saxonibus et Thuringis exoritur, machinantibus Poppone fratre Heimrici et Eginone comitibus; magna post clade Poppo cum Thuringis inferior extitit. In illis diebus redeuntibus Baiowariis domum magna et inmanis pesti­ lentia in tota Baiowaria excrevit, ita ut sepe duo cadavera in n m m tumu- i5 lum sepelirentur. Rex autem morabatur in Germania et ante natalem D o­ mini placitum habuit ad Wormaciam; ibi multiformis nuntiis Maravorum aliarumque gentium receptis et auditis compositisque rebus remeavit Alamanniam. Heimricus quippe missus est obviam Nordmannos; ibi prospere, prout potuit, dispositis rebus reversus est. a« 883. Cesar in Alamannia natale Christi celebravit. Inde paulatim iter suum ad Baiowariam dirigens pascha Domini88 honorifice Radaspona civitate mansit; ibique habito conventu diversis rebus ab Italia auditis illuc re­ versus est. Igitur Romae praesul apostolice sedis nomine Iohannes prius 95 de propinquo suo veneno potatus, deinde, cum ab illo simulque aliis suae iniquitatis consortibus longius victurus putatus est, quam eorum satis­ factio esset cupiditati, quia tam thesaurum suum quam culmen episcopa­ tus rapere anhelabant, malleolo, dum usque in cerebro constabat, per­ cussus est, expiravit. Sed et etiam ipse constructor male factionis con- 3o crepante turba stupefactus a nullo lesus nec vulneratus mortuus non mora apparuit. In cuius vice omni populo Romano unanimiter confortante Marinus, qui in id tempus Romana in urbe archidiaconus8 84 tenebatur, ordi­ 3 nari compactum est.

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31. März.

84 Er war Bischof von Caere und hätte als solcher nicht zum B ischof von R om gemacht werden dürfen.

Karla II I. vierter Römerzug

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der stärker an Mannschaft war, die Verschanzung verlassen und über 6 Meilen weit zum Könige kommen solle. Zunächst versprach er unter Eid, von jener Stunde und künftig, so lange Kaiser Karl lebe, niemals in sein Beich zu feindlicher Plünderung zu kommen, darauf bekannte er das s Christentum und bekam den Kaiser selbst zum Paten in der Taufe. Dort blieben sie fröhlich 2 Tage lang beieinander; als dann unsere Geiseln aus der Verschanzung zurückgeschickt waren, wurde wiederum er selber mit sehr großen Geschenken heimgeschickt. Die Geschenke aber waren solcher Art : in Gold und Silber 2080 Pfund, oder etwas mehr, das Pfund zu 20 Solo lidi gerechnet. Als so die Sache beigelegt war, zog auch der König ab und in der Burg Koblenz beurlaubte er freundlich das ganze Heer in die Heimat. Ein Bürgerkrieg brach zwischen Sachsen und Thüringern aus, auf An­ stiften der Grafen Egino und Poppo, der ein Bruder Heinrichs war. Dabei unterlag Poppo mit den Thüringern unter schweren Verlusten, io In jenen Tagen, als die Baiern heimkamen, brach eine große und schreck­ liche Pest in ganz Baiern aus, so daß man häufig zwei Leichen in ein Grab legte. Der König aber verweilte in Germanien und hielt vor dem Geburts­ tag des'Herrn einen Tag zu Worms ab. Als er hier Boten aller Art von den Mähren und anderen Völkern empfangen und angehört, sowie seine An20 Ordnungen getroffen hatte, ging er nach Alamannien zurück. Heinrich wurde gegen die Normannen geschickt, ordnete daselbst glücklich, so weit er konnte, die Verhältnisse und kehrte zurück. 883. Der Kaiser feierte in Alamannien den Geburtstag des Herrn. Von da 26 richtete er allmählich seine Reise nach Baiern und verbrachte Ostern83 in würdiger Weise in Regensburg. Als er dort eine Versammlung gehalten hatte, kehrte er auf die Nachricht von mancherlei Ereignissen aus Italien dorthin zurück. In Rom war nämlich der Bischof des apostolischen Stuh­ les verschieden, Johannes mit Namen; dieser hatte schon früher von sei30 nem Verwandten Gift erhalten, jetzt aber wurde er von demselben und zugleich anderen Genossen seiner Freveltat, da er ihrer Meinung nach noch länger leben würde als daß ihre Begierde hätte gestillt werden können, da sie sowohl seinen Schatz wie die Leitung des Bistums an sich zu reißen dürsteten, so lange mit einem Hammer geschlagen, bis dieser im 36 Gehirn stecken blieb. Aber auch der Urheber selbst der bösen Tat ist, wie sich unverzüglich herausstellte, aus Schreck über die ringsum lärmenden Haufen, ohne daß ihn einer verletzt oder verwundet hätte, gestorben. Einstimmig bestätigt vom ganzen römischen Volk wurde bestimmt, an seiner Statt Marinus, den man damals in der Stadt Rom für einen Archi« diaconus hielt84, einzusetzen.

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Annales Fuldenses 883-884

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Imperator obviam pape pergit et illum loco nuncupante Nonantula prout merito honorifice suscepit. Ibi inter / alia W ito comes Tuscianorum reus maiestatis accusatur, quod ille profugus evasit. Sed tamen illa fuga totam Italicam terram timorç concussit, quia statim manu cum valida gentilium de gente Mauritanorum fédéra firmiter pepigit. Perangarius vero 6 consanguineus imperatoris mittitur ad expoliandum regnum Witonis; quod ille quadam parte peregit, ex quadam peregisset, ni per corruptionem morbi ac infirmitatem exercitus sui reverteret. Etiam per totam Italiam humanum genus ita invalescente morbo affligebatur, ut in curtem et inter militiam vel ipsum regem hec miseria perveniret. io Iterum inter Popponem et Eginonem discordia cum crudeli bello con­ crepat; quorum Poppo, prout antea solebat, inferior extitit. Heimricus, frater Popponis scilicet, cum Nordmannorujn manum validam Prumiam venire cognoscit, usque eos, ut dicunt, nullo evadente cum suis ad internitionem delevit; et ille vero vulneratus evasit. is 884. Reverso ad Alamanniam rege habitum est in villa, quae dicitur Cholonpuruh, generale conventum. Inde edictum est Baiowarios ad Italiam contra Witonem belligera manu proficiscere. Quippe Pannonia magnum detrimentum patitur; cuius rei unde exor- 20 dium narratur assumpsisse, stilo enucleamus. Igitur cum duo fratres, Willihalmus et Engilscalchus, terminum regni Baiowariorum in oriente a rege, id est seniore Hludowico, concessum contra Maravanos tenuerunt multa­ que pro patria tuenda conflictando sudasse feruntur, tandem diem ulti­ mum huius aeris in eadem voluntate finivere permanentes, non vero esset » honor illorum filiis redditus, Arbo in comitatum domno rege concedente successit. Quod praedictorum virorum pueruli iliorumque propinqui in contrarium accipientes dixerunt alterutrum fieri, vel Arbonem comitem, si non recederet / de comitatu parentum suorum, vel se ipsos ante faciem gladii morituros. Hoc experimento Arbo concussus amiciciam iniit cum so Zuentibaldo duce Maravorum gentis firtnataque inter illos foedera filium suum obsidem fieri non tardavit. Nec minus ipsi praedicti pueri consulunt quosdam primores Baiowarici gentis collatisque propinquis ac undique co­ piis fortior manus in id tempus illis adstabitur; comitem a rege constitu-

Streit um die Ostmark

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Der Kaiser reiste dem Papst entgegen und empfing ihn an einem Orte namens Nonantula mit gebührenden Ehren. Dort wird unter anderem Wito, Graf der Tuscianer, des Hochverrats angeklagt; er entzog sich dem aber durch die Flucht. Dennoch setzte diese Flucht das ganze italische 6 Land in Schrecken, weil er sogleich mit einer starken Mannschaft Heiden vom Volk der Mauren ein festes Bündnis einging. Berengar, ein Bluts­ verwandter des Kaisers, wird ausgeschickt, die Herrschaft Witos zu ver­ nichten; was jener zum Teil ausführte, zum Teil ausgeführt hätte, wenn er nicht wegen einer Seuche und der Schwäche seines Heeres hätte umkehren 10 müssen. Auch durch ganz Italien wurde das Menschengeschlecht von der Krankheit mitgenommen, die sich derartig verbreitete, daß an den H of und unter die Leibwache, ja bis zum König selber das Elend drang. Wiederum brach zwischen Poppo und Egino Uneinigkeit und ein grau­ samer Krieg aus; von ihnen war Poppo, wie schon vorher gewöhnlich, der 15 unterliegende. Als Heinrich, Poppos Bruder, erfuhr, daß eine starke Mannschaft Normannen nach Prüm komme, vernichtete er sie mit den Seinen, so daß ,wie man sagt, keiner entkam, bis zum vollständigen Unter­ gang; aber auch er wurde verwundet. 884. so Als der König nach Alamannien zurückgekehrt war, wurde in Kolmar eine Reichsversammlung abgehalten. Dort wurde den Baiern befohlen, mit Heeresmacht nach Italien gegen Wito zu ziehen. Pannonien litt großen Schaden; womit dies angefangen haben soll, will ich in meiner Darstellung entwickeln. Zwei Brüder Willihalm und Engil*5 schalk hatten vom Könige, d. i. dem älteren Ludwig, die Ostmark des Reiches der Baiem gegen die Mähren anvertraut erhalten und sich, wie man sagt, zum Schutze des Vaterlands viel im Kampf gemüht. Als sie schließlich dieses Leben, in derselben Würde stets verbleibend, endeten, sei ihre Würde nicht ihren Söhnen zugeteilt worden, sondern Arbo folgte 80 in der Grafschaft, mit Zustimmung des Königs. Das aber nahmen die Söhne der genannten Männer und ihre Verwandten übel auf und erklärten, eins von beidem müsse geschehen, entweder werde Graf Arbo, wenn er nicht zurücktrete von der Grafschaft ihrer Väter, oder sie selber von der Schärfe des Schwertes sterben. Durch die Kunde hiervon erschreckt, 36 schloß Arbo Freundschaft mit Zwentibald, dem Herzog des Stammes der Mährer, und bei der Befestigung des Bundes zwischen ihnen zögerte er nicht, seinen Sohn als Geisel zu stellen. Ebenso gewannen die vorgenann­ ten Söhne selber mehrere bairische Edle, sammelten ihre Verwandten und von allen Seiten her Streitmacht, so daß ihnen danach eine stärkere 4o Mannschaft zur Seite stand. Damit verjagten sie unrühmlicher Weise den

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tum inhonorifice expellebant comitatumque illis in qsum usurpaverunt. Hoc ergo factum est post obitum regis Hluduwici natorumque eius Carlmanni et Hluduwici, quorum successor frater illorum minimus in regno extitit. Qui mox, prout antea tenuit, Arboni praedictum comitatum reddidit; sed tamen ex hac re contexta, ut praediximus, detrimentum Pan- 6 noniam sentire IIII versiculis prose intertextis ad suavitatem legentis, quonam modo hoc fieret, pandemus: Omne dicit Iesus86 fieri non stabile regnum In se dividuum et nil dissociabile firmum; Hinc dolus, anxietas tibi, formosissima tellus, io Hinc labor exoritur, quondam Pannonia felix. Igitur eodem anno, quo illi pueri praedictum comitem, id est Arbonem, a rege commendatorum exortem fieri honorum impetraverunt, Zwentibaldus dux Maravorum, plenum doli et astutiae cerebrum, non inmemor utriusque, quanta ab antecessoribus istorum puerorum cum gente sua, is usque dum ad illos terminum Baiowariorum praetenderunt, passus sit mala, insuper etiam amicitie ac iuramenti, quae cum Arbone iniit pepigitque, ad hoc vindicare proficiscitur et perfecit. Nam de septentrionali parte Histri fluminis apprehenso Werinhario de pueris Engilscalchi, qui tres habuit, mediocri, Vezzilloni quoque comiti, qui illorum propinquus 20 erat, dexteram manum cum lingwa et - monstrum simile - verenda vel genitalia, ut nec signaculo desistente absciderunt ; homines vero illorum quosdam sine dextra levaque reversi sunt. Exercitus scilicet iussu ducis igne devastat omnia ; insuper ultra Danubium missis speculatoribus, ubi­ cumque proprietas vel substantia praedictorum fit puerorum, igni tradita *6 sine mora est. / Hoc scandalum antefati puerilis consilii spatio unius anni sentitur; hinc equidem non confidentibus a rege pueris aliquid boni propter delictum, quod in Arbone commisere, recesserunt statueruntque fieri homines Arnolfi, Carlmanni regis filii, qui tunc Pannoniam tenuit. Quo audito Zwenti- 30 baldus dux misit nuntios ad eum, ait illi: ‘ Inimicos meos sustentas; si eos non dimiseris, nec me tecum pacificatum habebis’ . Alteram etiam occa­ sionem adversus eum protulit: ‘Tui homines in vitam meam nec minus in regnum meum dolose cum Vulgaris conciliaverunt’, qui priore anno suum regnum vastavere, ‘hoc volo mihi -cum iuramento verum non esse conte- 3f stari’ ; quorum neutrum umquam se facturum Arnolfus renuntiavit. Itaque 8 5

85 Luc. 11, 17.

Einmischung des Herzogs der Mähren

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vom König eingesetzten Grafen und nahmen seine Grafschaft für sich in Besitz. Das war nun nach dem Tode des Königs Ludwig und seiner Söhne Karlmann und Ludwig geschehen, deren Nachfolger in der Herrschaft ihr jüngster Bruder war. Dieser gab alsbald dem Arbo die Grafschaft, wie er 5 sie vorher hatte, zurück, daß aber infolge dieser Verwicklung, wie gesagt, Pannonien Schaden litt, werden wir zum Vergnügen des Lesers in vier in die Prosa eingewebten Versen enthüllen: Jegliche, sagt Jesus86, Herrschaft ist ohne Bestehen, Wenn sie gespalten in sich ; nichts Unverträgliches feste ; 10 Daher stammen Dir Trug und Angst, Du herrliche Erde, Daher kommt Dir die Not, Pannonien, früher so glücklich. In dem Jahre, als jene Söhne den vorhergenannten Grafen, d. i. Arbo, der ihm vom Könige übertragenen Würde beraubten, brach Zwentibald, der Herzog der Mähren, ein K opf voll Trug und List, und eingedenk nicht 15 bloß, wieviel Übel er von den Vorgängern jener Knaben samt seinem Volke erlitten, so lange ihnen die bairische Mark zustand, sondern auch des Eides und der Freundschaft, die er mit Arbo eingegangen war und geschlossen hatte, auf, um dies zu rächen, und vollführte das. Denn auf der Nordseite der Donau gerieft Werinhar, von den drei Söhnen Engilschalks, die er hatte, so der. mittlere, auch Graf Wezzilo, der ihr Verwandter war, in Gefangen­ schaft; man schnitt ihnen die rechte Hand nebst der Zunge ab und - gleich schändlich - die Scham- oder Geschlechtsteile, daß auch keine Spur davon blieb. Auch einige von ihren Leuten kamen ohne Rechte und Linke zu­ rück. Das Heer verwüstete auf Befehl seines Führers alles mit Feuer; 26 außerdem wurden über die Donau hinüber Pfeilschützen geschickt, und wo ein Eigentum oder Besitz der genannten Söhne war, unverzüglich dem Feuer übergeben. Dieses Ärgernis ob des eben genannten Vorgehens der Söhne machte sich ein Jahr hindurch fühlbar. Da nun aber die Söhne nichts Gutes vom 30 Könige zu erwarten hatten wegen des an Arbo begangenen Verbrechens, zogen sie sich zurück und beschlossen, Leute Arnulfs zu werden, des Sohnes von König Karlmann, der damals Pannonien besaß. Auf die Nachricht hievon schickte Herzog Zwentibald Boten zu ihm und ließ ihm sagen: ,,Du stützest meine Feinde ; wenn Du sie nicht fortschickst, wirst Du auch 36 an mir keinen haben, der mit Dir im Frieden bleibt.“ Und bei einer ande­ ren Gelegenheit brachte er vor: „Deine Leute haben sich gegen mein Leben und nicht weniger gegen mein Reich hinterlistig mit den Bulgaren verschworen (sie hatten im vorigen Jahr sein Reich verwüstet) ; ich will, daß Du mir eidlich versicherst, daß dies nicht wahr ist“ . Arnulf erwiderte, 40 er werde keines von beiden jemals tun. Daher dringt der Herzog, der in

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Annales Fuldenses 884

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dux non diu collectis ex omni parte Sclavorum copiis ipagno cum exercitu invadit Pannoniam, inmaniter ac cruenter more lupi mactat, igne et ferro maximam partem devastat, deterit et consumit, ita ut non inmerito istam ad miseriam hic versus conponk Hic patrie planctus simul et miserabile funus. 6 Quo acto dolore per antefatum puerile consilium spatio unius anni dux cum exercitu suo non lesus remeavit in sua. Ceterum vero instanti anno, quo ista conputamus, iterum dux coagulata multitudine hostiliter in Pannoniam hostilem exercitum infert, ut, si quid antea remaneret, nunc quasi ore lupi per totum devorasset. Tanta enim io multitudine in isto itinere pollebat, ut in uno loco ab ortu usque ad vespe­ rum lucis exercitus eius preterire cernitur. Cum tanta enim multitudine in regno Arnolfi per X II dies exspoliando versabatur, demum, prout vo­ luit, prospere reversus est, postea quoque missa quadam exercitus sui parte supra Danubium. Quod audientes filii Willihelmi et Engilscalchi, u qui maiores natu erant, Megingoz et Papo, quibusdam Pannoniorum secum assumptis contra illos incaute venerunt; sed tamen pugnam certa­ minis iniere non utile, nam ad illos victoria concessit. Isti fuge presidium querentes Megingoz et Papo in flumine, qui dicitur Hrapa, vitam finivere; frater vero Berhtoldi comitis cum aliis quamplurimis a Scia vanis tentus 20 est. Attendant, iudicent atque contendant detractores veri; et quibus huius suasoribus rei vel consilii primordia placuerint, placeant etiam subsequentia mala. Vituperavere autem pacem, qua con/servata Pannonia conservata est, qua vero viciata per spatium tantum isto continuatim ter-, tio anno dimidio instanti Pannonia de Hraba flumine ad orientem tota de- se leta est. Servi et ancillae cum parvulis suis consumpti sunt, primoribus quibusdam tentis, quibusdam occisis et, quod turpior erat, truncatis manu, lingwa, genitalibus remissis. Haec enim omnia procul dubio geruntur sive per misericordiam sive per iram Dei; sed iram Dei iustam vindictam fieri appellamus, quae indubitanter non, nisi iusta sit, umquam evenire credi- so tur. Imperator per Baiowariam ad Orientem proficiscitur veniensque prope flumen Tullinam Monte Comiano86colloquium habuit. Ibi inter alia veniens Zwentibaldus dux cum principibus suis, homo, sicut mos est, per manus imperatoris efficitur, contestatus illi fidelitatem iuramento et, usque dum se Karolus vixisset, numquam in regnum suum hostili exercitu esset ven-8 88 Die genauere Lago des Mons Comianus (vgl. Annales regni Francorum z. J . 791 (B d. I S . 6 0 ,6 ) \ind Anonym i vita H ludovici 6 (ebd. S . 2 6 6 ,2 3 ) ist nicht bekannt.

Eingreifen des Kaisers

Ul

kurzem von allen Seiten Truppen der Slaven gesammelt hatte, mit großer Heeresmacht in Pannonien ein, und unmenschlich und blutgierig wie ein W olf schlachtet er, verwüstet, zerstört und vernichtet mit Feuer und Schwert den größten Teil, so daß man nicht mit Unrecht auf dieses Elend # folgenden Vers machen kann: Dies ist die Klage des Landes, zugleich sein erbärmliches Sterben. Und als dies Leiden ob des genannten Vorhabens der Söhne binnen Jah­ resfrist vollbracht war, ging der Herzog mit seinem Heere unverletzt in die Heimat zurück. 10 Aber im laufenden Jahr, da wir dies eintragen, brachte abermals der Herzog in feindlicher Absicht eine Menge zusammen und führte sein feind­ liches Heer nach Pannonien, um, wenn vorher etwas übrig geblieben war, es jetzt wie im Wolfsrachen vollends zu verschlingen. Denn er verfügte bei diesem Zug über eine solche Übermacht, daß man an einer Stelle vom « Aufgang bis zum Abendlicht sein Heer vorüberziehen sah. Mit solcher Menge nun blieb er plündernd in Arnulfs Reich 12 Tage hindurch, endlich zog er, wie er wollte, glücklich heim, ließ aber auch nachher noch einen Teil séines Heeres an der Donau. Auf die Kunde hievon zogen Willihelms und Engilschalks ältere Söhne, Megingoz und Papo, einige Pannonier an ao sich, rückten unvorsichtig gegen jene an und begannen ein unvorteil­ haftes Treffen, denn der Sieg blieb jenen. Megingoz und Papo, die ihr Heil in der Flucht suchten, ertranken in der Raab. Der Bruder des Grafen Berhtold aber wurde mit sehr vielen andern von den Slaven gefangen. Nun mögen aufmerken, urteilen und vergleichen die Verkümmerer der 26 Wahrheit, und wer als Anstifter dieser Sache oder dieses Planes an dem Anfang Gefallen gefunden hat, dem mögen auch die nachfolgenden Übel gefallen. Sie tadelten den Frieden, dessen Erhaltung Pannonien erhielt, dessen Verletzung aber durch einen Zeitraum jetzt ununterbrochen von zwei und einem halben Jahr Pannonien von der Raab an nach Osten ganz 3o zu Grunde gerichtet hat. Knechte und Mägde mit ihren Kindern sind umgebracht, die Edlen sind teils gefangen teils getötet, und, was schlim­ mer war, verstümmelt an Händen, Zunge und Geschlechtsteilen zurück­ geschickt. Dies alles geschieht ohne Zweifel durch das Erbarmen oder den Zorn Gottes. Aber der Zorn Gottes, sagen wir, ist gerechte Strafe, die un36 zweifelhaft, wie wir überzeugt sind, nur eintritt, wenn sie gerecht ist. Der Kaiser zieht durch Baiern nach dem Osten, und als er an den Tullnbach kam, hatte er am Wiener Wald84 eine Unterredung. Dorthin kam unter anderm Herzog Zwentibald mit seinen Edlen und wurde, wie es Sitte ist, durch die Hand des Kaisers zu seinem Mann gemacht, und 40 gelobte ihm eidlich Treue und daß er bei Karls Lebzeiten niemals mit

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turus. Postea veniente Brazlavoni duce, qui in id tempus regnum inter Dravo et Savo flumine tenuit suique miliciae subditus adiungitur, rex per Carentam in Italia perrexit; prospere Papia natalem Christi celebravit. 885. Proxima die sanctae epiphaniae habito generali conventu W ito dux 6 Spolitanorum, qui antea fuga ab imperatore lapsus est, cum iuramento excusavit se non esse reum maiestatis, ad fidelitatem regiam susceptus est. Post obitum Karolomanni regis, qui tunc Galliam rexerat, cesar regnum ipsum adgreditur receptisque primoribus et dispositis ibi rebus, prout vo- io luit, remeavit in Franciam ad edictum placitum Wormacense obviam apostolico. Sed dum ipse papa iam medio itineris spatio foret, correptus celeri infirmitate expira v it./ Gotafridus rex accusatus, ut in regnum Francorum cum Nordmannis consuleret, ab ipsis etiam accusatoribus occisus est. Hugo filius Hlotharii w incaute in regno imperatoris agens oculorum luce orbatus est. Pax in Oriente inter Arnolfo et Zwentibaldo, praesentibus scilicet Baiowariorum principibus, iusiurando constare firmatur.

886. Natalem Domini imperator Radasbona celebravit. Inde invitatus ab 20 apostolico Italiam petiit, Liutwardum episcopum Romam misit. Ibi mul­ timodis rebus, prout conplacuit, dispositis inter alia summus praesul a rege interrogatus decrevit, ut episcopis, quorum parrochias de incendiis gentilium vastate penitus apparent,, alias sedes eis non occupatae conce­ derentur. Die sancto palmarum87 seditio urbe Papia inter satellites regis et 26 civibus infeliciter orta. Nam ex una parte multis occisis ex alia civium urbis multi vulnerati propter affinitatem imperatoris, qui tunc ad curtem Olonnam88 pascha mansit, timore in fugam lapsi in via vitam finivere. Post pascha habito generali Papia conventu imperator per Burgundiam obviam Nordmannos in Galliam, qui tunc Parisios erant, usque pervenit. 3« Occiso ibi Heimrico marchensi Francorum, qui in id tempus Niustriam tenuit, rex parum prospere actis rebus revertitur in sua. Discordia inter Perangarium cognatum regis, qui Foro Iuliense fruitur, et Liutwardum episcopum oritur. Propterea Perangarius nitens Vercel-

87 20. M ärz. 88 westlich von M ailand.

Karls III. sechster Zug nach Italien

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feindlichem Heer in sein Reich kommen werde. Hernach kam Herzog Brazlavo, welcher damals die Herrschaft zwischen Drau und Save besaß, und wurde als Vasall angenommen; dann zog der König durch Kärn­ ten nach Italien und feierte in Pavia glücklich den Geburtstag Christi. 5

885.

Am Tage nach dem Erscheinungsfest wurde ein Reichstag abgehalten, auf dem sich Herzog Wito von Spoleto, der sich vorher dem Kaiser durch die Flucht entzogen hatte, von der Anklage auf Hochverrat reinigte und unter die Lehensleute des Königs aufgenommen wurde, io Nach König Karlmanns Tode, der damals in Gallien geherrscht hatte, betrat der Kaiser sein Reich, empfing die Edlen, ordnete die Verhältnisse daselbst nach seinem Willen und zog nach Franken heim zu dem in Worms angesagten Tag, dem Papste entgegen. Aber auf der Mitte seines Weges wurde dieser Papst jählings von einer Krankheit ergriffen und starb. 16 König Gottfried wurde beschuldigt, mit den Normannen gegen das Reich der Franken Pläne zu schmieden, und von den Anklägern selbst auch umgebracht. Hugo, Lothars Sohn, der sich unklug in des Kaisers Reich-benahm, wurde des Augenlichts beraubt. Im Osten wurde zwischen Arnulf und Zwentibald, in Gegenwart bairi20 rischer Edlen, der Friede beschworen.

886. Den Geburtstag des Herrn feierte der Kaiser in Regensburg. Von da zog er auf die Einladung des Papstes nach Italien und schickte den Bischof Liutward nach Rom. Hier wurde vieles nach Wunsch geregelt; unter 26 anderem verordnete der oberste Bischof auf des Königs Bitte, daß den Bischöfen, deren Sprengel von den Heiden offensichtlich gänzlich ver­ wüstet waren, andere nicht besetzte Sitze eingeräumt würden. Am Palm­ sonntag87 brach unglücklicherweise in der Stadt Pavia ein Streit aus zwi­ schen den Trabanten des Königs und den Bürgern. Als mm von der einen 30 Seite viele gefallen, auf der anderen von den Bürgern der Stadt viele ver­ wundet waren, flohen sie aus Furcht wegen der Nähe des Kaisers, der sich damals an Ostem in Corte Olona88 aufhielt, und endeten auf dem Wege ihr Leben. Nach Ostern, als in Pavia ein Reichstag abgehalten war, zog der Kaiser 35 durch Burgund nach Gallien, den Normannen entgegen, welche damals zu Paris waren. Als dort Markgraf Heinrich von Ostfranken, welcher in der Zeit Neustrien innehatte, erschlagen wurde, zog der König unverrichteter Dinge heim. Zwietracht entstand zwischen dem Verwandten des Königs Berengar, 40 welcher Friaul besaß, und Bischof Liutward. Deswegen eilte Berengar,

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linam urbem expoliare ibique veniens multis rebus episcopi abreptis, prout voluit, reversus est. Tempore autumni plus solitum inundationes aquarum excreverunt inestimate. Nam in Oriente erumpçntibus per litus fluctibus villae inopinate circumdate subito feruntur, ita ut cum inhabitantibus viris, feminis, in- 6 fantulis usque/ in abyssum deletae cernuntur. Inter Alpes vero talis rapa­ citas aquarum et collisio lapidum fuit, ut flexuras et vestigia viarum per divexa montis latera nullo modo prospici poterint. 887. Imperator Elisacia magna infirmitate adgravatur. Postea parum con- io valescens ad Alamanniam proficiscitur, vergens curtem Podomam pro dolore capitis incisionem accepit. Transacto die sancto paschae8* habitum est placitum Weibilinga; ibi inter alia Berngarius ad fidelitatem caesaris pervenit magnisque muneribus contumeliam, quam in Liutwardo priori anno commiserat, componendo absolvit. u Mortuo itaque Buosone parvulus erat ei filius de filia Hludowici Italici regis; obviam quem imperator ad Hrenum villa Cliirihheim veniens hono­ rifice ad hominem sibi quasi adoptivum filium eum iniunxit. Alamanni contra Liutwardum episcopum dolose conspiravere, qui tunc maximus consiliator regis palatii fuit, et eum a presentia imperatoris omni 20 honore privatum abire conpellunt. Mox vero caesar gravissima infirmitate detentus est. Ab illo ergo die male inito consilio Franci et more solito Saxones et Duringi quibusdam Baiowariorum primoribus et Alamanno­ rum ammixtis cogitaverunt deficere, a fidelitate imperatoris, nec minus perfecere. Igitur veniente Karolo imperatore Franconofurt isti invita- 25 verunt Arnolfum filium Karlmanni regis ipsumque ad seniorem eligerunt, sine mora statuerunt ad regem extolli. Karolus nitens bellum contra Ar­ nolfum regem instaurare, sed non proficit; concussis timore Alamannis, quibus maxime negotium sui regni habebat commissum, omnes penitus ab eo defecerunt, ut etiam ministri ab eo defecti sub celeri festinatione ad 30 Arnolfum regem se iunxerunt. Karolus, dum se undique a suis desertum sentiret, nescius, quid sui causae consilium possit fieri, tandem munera ad regem direxit, exposcens sua gratia vel pauca loca in Alamannia sibi ad usum usque in finem vitae suae largiri; quod rex ita fieri concessit. Sed*•

*• 16. April.

Erhebung Arnulfs

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die Stadt Vercelli zu plündern, und dort angekommen raubte er so viel von des Bischofs Sachen wie er wünschte und kehrte dann heim. Zur Zeit des Herbstes wuchsen durch ungewöhnliche Überschwem­ mungen unerwartet die Gewässer an. Denn im Osten wurden von den über 6 das Ufer ausbrechenden Fluten unvermutet die umliegenden Dörfer plötz­ lich fortgerissen, dergestalt daß man sie mit den inwohnenden Männern, Weibern und Kindern von Grund auf vernichtet sieht. Innerhalb der Alpen aber gab es eine so reißende Strömung der Gewässer und solche Berg­ stürze, daß man die Windungen und Spuren der Wege an den Berghängen 10 nicht mehr sehen konnte. 887. Der Kaiser wurde im Elsaß von einer heftigen Krankheit befallen. Her­ nach reiste er kaum genesen nach Alamannien und wandte sich nach dem H of Bodman, wo er sich vor Schmerz einen Kopfeinschnitt machen ließ, w Als das hl. Osterfest89 vorüber war, wurde ein Tag in Waiblingen gehalten; dort leistete unter anderm Berengar die Huldigung beim Kaiser und sühn­ te durch große Geschenke die Schmach, die er im vorigen Jahr dem Liutward angetan hatte. Als nun Boso-gestorben war, blieb ihm ein kleiner Sohn von der Tochter so des Königs Ludwig von Italien; ihn traf der Kaiser in Kirchen am Rhein, wo er ihn ehrenvoll als Lehensmann, ja gleichsam als Adoptivsohn an­ nahm. Die Alamannen verschworen sich hinterlistig gegen den Bischof Liutward, der damals der bedeutendste Ratgeber in des Königs Palast war, 26 und zwangen ihn, nach Verlust aller Ehren des Kaisers Gegenwart zu meiden. Bald darauf wurde nun der Kaiser von einer schweren Krankheit ergriffen. Von jenem Tag an faßten nun einen bösen Plan die Franken und, nach gewohnter Sitte, die Sachsen und Thüringer, und gedachten, in Verbindung mit einigen Edlen der Baiern und Alamannen von der 30 Treue gegen den Kaiser abzufallen, und führten das auch so durch. Als Kaiser Karl nach Frankfurt kam, luden jene Arnulf ein, König Karlmanns Sohn, wählten ihn zu ihrem Herrn und beschlossen, ihn ohne Verzug zum König zu erheben. Karl trachtete Krieg gegen König Arnulf zu beginnen, aber vergebens. Die Alamannen, denen er vornehmlich die Sorge für sein 36 Reich anvertraut hatte, fielen aus Furcht sämtlich von ihm ab, so daß sogar die von ihm abgefallenen Diener in großer Eile sich an König Arnulf anschlossen. Als Karl sich überall von den Seinen verlassen sah und nicht wußte, was in seiner Sache ratsam sei, sandte er endlich Geschenke an den König und bat, er möge ihm aus Gnade nur ein paar Orte in Alamannien 40 zum Nießbrauch bis an sein Lebensende einräumen; Was der König auch

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tamen ne hoc / diu aput se retinuit; nam paucos dies locis a rege sibi con­ cessis religiose morabatur, post Christi nativitate die Idus Ian. ultimum diem feliciter clausit. Et mirum in modum, usque dum honorifice Augensi ecclesia sepelitur, celum apertam multis cernentibus visum est, ut aperte monstraretur, qui spretus terrenae dignitatis ab hominibus exuitur, Deo 6 dignus caelestis patriae vernula mereretur feliciter haberi.

888. Rex Arnolfus urbe Radasbona receptis primoribus Baiowariorum, orientales Francos, Saxones, Duringos, Alamannos, magna parte Sclavanorum, natalem Domini et pascham90 ibidem honorifice celebravit. Illo diu 10 morante multi reguli in Europa vel regno Karoli sui patruelis excrevere. Nam Perngarius filius Ebarhardi in Italia se regem facit; Ruodolfus vero filius Chuonradi superiorem Burgundiam apud se statuit regaliter retenere ; inde itaque Hludowicus filius Buosoni et Wito filius Lantberti Galliam Belgicam necnon Provinciam prout reges habere proposuerunt ; Odo filius is Rodberti usque ad Ligerim fluvium vel Aquitanicam provinciam sibi in usum usurpavit; deinceps Ramnolfus se regem haberi statuit. His auditis rex Franciam peciit habitoque ad Franconofurt generali conventu disposuit adventare Wormaciam. Quod vero Odo comperiens salubri utens consilio contestans se malle suum regnum gratia cum regis 20 pacifice habere quam ulla iactantia contra eius fidelitatem superbire; veniensque humiliter ad regem et gratanter ibi recipitur. Rebus ab utraque parte, prout placuit, prospere dispositis unusquisque reversus est in sua. R ex contra Rodulfum Elisaciam.progreditur; inde ad eum misso Alamannico exercitu ipse per Franciam Baiowariam reversus est. Rodolfus 26 enim inito consilio cum primoribus Alamannorum sponte sua ad regem urbem Radasbonam usque pervenit multaque inter illos convenienter adunata ipse a rege cum pace permissus, sicuti venit, ad sua remeavit./ Italiam equidem cum exercitu aggredi regi conplacuit, sed Perangarius, qui parumper antea cum Witone dimicans cruenter tyranno, hoc praeca- 30' vens, ne Italicum regnum cum tam valida manu ingressum perperam pa­ teretur, missis ante se principibus suis, ipse vero oppido Tarentino regi se praesentavit. Ob id ergo et a rege est clementer susceptus, nilque ei

90 7. April.

Tod Karla II I.

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zugestand. Aber auch dies behielt er nicht lange für sich; denn nur wenige Tage weilte er voll Frömmigkeit an den vom Könige ihm zugestandenen Orten, und nach Christi Geburtstag beschloß er am 13. Januar glücklich sein Leben; und wunderbarerweise haben, während man ihn ehrenvoll * in der Kirche der Reichenau begrub, viele Zuschauer den Himmel offen gesehen, so daß deutlich gezeigt wurde, daß wer verachtet von den Men­ schen irdischer Würde entkleidet wird, vor Gott verdient, als glücklicher Bewohner des himmlischen Vaterlands zu gelten. 888 .

io

König Arnulf empfing in Regensburg die Edlen der Baiera, Ostfranken, Sachsen, Thüringer, Alamannen, eine große Anzahl Slaven, und feierte daselbst würdevoll den Geburtstag des Herrn und Ostern90. Während er lange verweilte, stiegen viele kleine Könige in Europa oder dem Reiche seines Oheims Karl empor. Berengar, Eberhards Sohn, machte sich zum io König in Italien, Rudolf aber, Konrads Sohn, beschloß Ober-Burgund für sich in der Art eines Königs zu behalten; daher nahmen sich Ludwig, Bosos Sohn, und Wito, Lantberts Sohn, vor, das belgische Gallien und die Provence wie Könige zu haben; Odo, Roberts Sohn, nahm das Land bis zur Loire und die aquitanische Provinz für sich in Anspruch. Hernach 20 wollte Ramnolf als König gelten. Auf diese Nachrichten zog der König nach Franken und nach einem Reichstag, den er in Frankfurt abhielt, beschloß er nach Worms zu kom­ men. Als dies Odo erfuhr, handelte er nach vernünftigem Ratschluß, in­ dem er bezeugte, er wolle lieber sein Reich mit des Königs Gunst friedlich 26 haben, als in irgend welcher Überhebung sich treulos wider ihn etwas an­ maßen ; er kam daher demütig zum König und wurde huldreich empfangen. Als die Sache von beiden Seiten zur Zufriedenheit glücklich geordnet war, zog jeder heim. Der König rückt gegen Rudolf in das Elsaß ein. Von da schickte er gegen so ihn ein alamannisches Heer und kehrte selber durch Franken nach Baiera zurück. Rudolf kam nämlich nach einer Beratung mit den edlen Ala­ mannen freiwillig zum Könige nach Regensburg, und nachdem sie über vieles einig geworden waren, wurde er selber vom Könige in Frieden ent­ lassen und zog heim, wie er gekommen war. 36 Italien wollte der König mit Heeresmacht angreifen, aber Berengar, der kurz zuvor mit dem Tyrannen Wito blutig gestritten hatte und besorgt war, es möchte das italische Reich durch den Einmarsch einer so starken Mannschaft übel leiden, schickte seine Edlen voran und stellte sich selber dem König in Trient. Deswegen wurde er von dem Könige freundlich 40 empfangen und ihm nichts von der bereits erworbenen Herrschaft ent-

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Annales Fuldenses 888-889

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antequisiti regni abstrahitur ; excipiuntur curtes Navum et Sagum91*.Exer­ citui itaque non mora licitum erat domum redeundi. Rex autem paucis secum assumptis Forum Iuliense penetrans curtem Corontanam93 natale Domini celebravit. Tanta namque in isto itinere consternatio equinorum cadaverum fit, ut vix umquam talis fieri memoria mortalibus traditum sit. 889. Liutbertus Magontinae urbis nobilis archiepiscopus ab hac vita migra­ vit. Cuius vivendi ordo quali probitate maneret, per omnia longum est explicare. Tamen licet pauca, in quibusdam versiculis breviter expediatur: Largus erat multum, paciens humilisque, benignus, Omnibus exemplum in bonitate manens; Hister qua fluitat currit Hrenusque bicornis93, Litterulis doctis doctior ille fuit. Grave igitur tempus hoc anno incanduit. Nam Italica febris tussiendo perplurimos vexabat, inundationes aquarum plus solito excrevere, civilia bella circumquaque regiones conquassantur, pestilentia sparsim ac fames inopinata ultra modum incubuit. Grandine vero contritis frugibus mor­ tales / inopiam frugum cum miseria patiuntur. Sed inter alia execrabile prodigium in regione Thuringorum visum est. Namque e celo aqua, non ut solet pluvia stillatim descendere, sed coacervatim quasi fluens torrens irruit, per tres villas imo momenti ictu evulsis aedificiis, ter centum cada­ vera mortuorum inpulsione aquarum campo deiecta colligebantur. Exeunte mense Madio rex apud villam, quae dicitur Forahheim, gene­ rale conventum habuit; ibique disputans de statu regni sui consultum est, ut eodem tenore primores Francorum prout Baioarii iuramento confirmarent, ne se detraherent a principatu vel dominatu filiorum eius, Zwentibulchi quidem et Ratoldi, qui ei de concubinis erant nati. Quod quidam Francorum ad tempus rennuentes, tandem regie satisfacientes voluntati dextram dare non recusabant, eo tamen modo, ut si de legali sua uxore heres ei non produceretur. Advenientibus etiam ibidem undique nationum legatis, Nordmannorum scilicet ab aquilone, Sclavanorum, pacifica op­ tantes; quos rex audivit et sine mora absolvit. Inde itaque edictum est in exercitum ire ad Obodritos; sed antea placitum curte regia Franconofurt haberi cum Francis regi conplacuit. Perventum igitur est, sicuti antea dispositum erat, ad Obodritos cum maximo exercitu. Sed tamen ibi parumper rebus prospere gestis rex data exercitui licentia ad Franconofurt 91 Lage unbekannt. 99 Vielleicht K am burg bei Mariasaal unweit K lagenfurt.

98 Vergil Aeneis V III 727.

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Reichstag zu Forchheim

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zogen, ausgenommen die Höfe Navum und Sagum*1. Das Heer durfte daher ohne Verzug nach Hause zurückgehen. Der König aber zog mit wenig Be­ gleitung durch Friaul und feierte auf H of Corantana*2 den Geburtstag des Herrn. Auf diesem Wege nun fielen soviel Pferde tot nieder, wie kaum je6 mais Sterblichen erinnerlich und überliefert ist. 889.

Liutbert, der Stadt Mainz edler Erzbischof, schied aus diesem Leben. Den Beweis seiner Rechtschaffenheit in Allem zu führen wäre zu weit­ läufig; doch mag weniges in einigen Verslein kurz ausgeführt werden: io Gar freigebig er war und geduldig, demütig und gütig, Allen in Tugend wird er bleiben ein Beispiel fürwahr, Da wo der Hister strömt und wo läuft der zweihörnige Rheinfluß*3; Über die Wissenschaft ging noch sein Wissen hinaus. Eine schwere Zeit brach nun wieder in diesem Jahre herein. Denn das is italische Hustenfieber ergriff sehr viele, Überschwemmungen wuchsen mehr als gewöhnlich an, Fehden im eigenen Volk erschütterten ringsum die Gegenden, Pest hie und da und unvermutete Hungersnot drückte übermäßig schwer. Da aber der Hagel die Feldfrüchte zerschlagen hatte, litten dieTMenschen jämmerlichen Mangel an Getreide. Aber unter so anderem sah man ein schreckliches Wunderzeichen im Lande der Thü­ ringer. Wasser stürzte vom Himmel, nicht wie es im Regen pflegt tropfen­ weis herabzufallen, sondern zu Haufen wie ein Gießbach, und in 3 Dörfern wurden in einem Augenblick die Häuser fortgerissen und 3 0 0 Leichen sammelte man, die der Schwall des Wassers aufs Feld fortgerafft hatte. 26 Ende Mai hielt der König in Forchheim einen Reichstag ; daselbst wurde über den Zustand des Reiches beraten und beschlossen, es sollten mit den­ selben Worten die Edlen der Franken wie die Baiem eidlich versichern, sich der Oberhoheit oder Herrschaft seiner Söhne, Zwentibald und Ratolf, welche ihm von einer Beischläferin geboren waren, nicht zu entziehen. 30 Dies verweigerten zunächst einige der Franken, endlich aber genügten sie dem königlichen Willen und nahmen nicht länger Anstand, den Hand­ schlag zu leisten, jedoch unter dem Vorbehalt, wenn ihm von seiner ge­ setzlichen Gattin kein Erbe geboren werde. Es kamen auch ebendorthin von allen Seiten Gesandte der Völker, der Normannen von Norden und 36 der Slaven, um Friede zu begehren, welche der König anhörte und ohne Verzug abfertigte. Darauf wurde zu einem Heereszug gegen die Obodriten aufgeboten, doch gefiel es dem König, vorher einen Tag an dem Königshof Frankfurt mit den Franken zu halten. Man zog dann, wie es vorher an­ geordnet war, mit einem sehr großen Heer gegen die Obodriten. Als man 40 aber hier wenig Erfolg hatte, beurlaubte der König das Heer und kehrte in

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celeri festinatione reversus est; inde per Alamanniam paulatim transgrediens Baiowariam urbe Regino honorifice natalem Domini celebravit. 890. Mediante vero quadragesime^ rex Pannoniam proficiscens generale con­ ventum cum Zwentibaldo duce loco, quem vulgo appellatur Omuntes- 6 perch94, habuit. Ibi inter alia prefatus dux ab apostolico rogatus regem enixe interpellabat, ut urbe Roma domum sancti Petri visitaret et Itali­ cum regnum a malis christiania et inminenti/bus paganis ereptum ad suum opus restringendo dignaretur tenere. Sed rex multimodis causis in suo regno excrescentibus praepeditus quamvis non libens postulata dene- 10 gavit. Post pascha96 mense Madio villa, quae dicitur Forahheim, cum suis conloquium habuit. Ibi ad eum filia Hludwici Italici regis vidua Bosoni tyranni magnis cum muneribus veniens honçrifice suscepta ac ad propria remissa est. Rex ibi rebus dispositis, prout placuit, causa orationis in Alamannia Augeam Constantiamque pervenit; inde regrediens urbe Radas- is bona natale Christi celebravit. Salomon Constantiae episcopus, vir vitae probabilis, obiit; cui equivocus eius, Salomon iunior, tercius siquidem tunc eiusdem nominis vocabulo in sedem episcopus successit. 891. so Rex legatos suos pro renovanda pace ad Maravos transmisit. Embricho Regino urbe episcopus, vir paciens, humilis, sobrius fidusque manebat, gravis etate feliciter diem ultimum clausit. Ipsa vero civitas divina ultione mirum in modum subito incensa cum omnibus machinamentis, etiam ec- 25 clesiis IIII. Id. Aug. concremata est, exceptis domus sancti Emmerammi martiris et ecclesia sancti Cassiani media urbe constituta ab igne divini­ tus defense sunt. Nordmanni igitur fines occidentalium Francorum invadentes, quod ad defendendum exercitus a Francia dirigitur; ibi Sundaroldus Magoncia- 30 censis archiepiscopus incaute illis occurrens interfectus est, in cuius locum Haddo abbas Augensis cenobii, homo subtilis ingenii, antistes constituitur. Amolfus ergo rex ob hoc ulciscendum in Nordmannos cum Francis Alamannico exercitu inutile secum assumpto iter arripuit. Sed Alamanni

94 Lage unbekannt (am W iener W a ld ?).

95 12. April.

Arnulf lehnt einen Zug nach Italien ab

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großer Eile nach Frankfurt zurück. Von da zog er allmählich durch Alamannien nach Baiern und feierte in Regensburg in würdiger Weise den Geburtstag des Herrn. 890. 6 Um die Mitte der Fasten zog der König nach Pannonien und hielt hier eine Heeresversammlung ab mit dem Herzog Zwentibald, an einem Orte, der gemeinhin Omuntesberch94 heißt. Unter anderem lag daselbst, auf Bitten des Papstes, der genannte Herzog dem K önig dringend an, er möchte den Dom des hl. Petrus in Rom besuchen, sowie das italische io Reich vor bösen Christen und drängenden Heiden erretten und nach Be­ darf zügeln und festhalten. Aber der König mußte, behindert durch viel­ fältige Fragen, die in seinem Reich aufkamen, obwohl ungern die Bitte abschlagen. Nach Ostern96 hatte er im Mai in Forchheim mit den Seinen eine Besprechung. Dorthin kam zu ihm die Tochter des italischen Königs io Ludwig, Witwe des Tyrannen Boso, mit großen Geschenken, wurde ehren­ voll aufgenommen und in ihre Heimat zurückgesandt. Als der König hier die Angelegenheiten nach Gutdünken geordnet hatte, zog er um zu beten nach der Reichenau in Alamannien und kam nach Konstanz, von da kehrte er heim und feierte in Regensburg den Geburtstag Christi. 2o Bischof Salomon von Konstanz verschied, ein Mann von rechtschaffe­ nem Lebenswandel; ihm folgte ein gleichnamiger Salomon der Jüngere, jetzt der dritte dieses Namens, als Bischof in diesem Sitze. 891. Der König schickte seine Gesandten zu den Mähren, um den Frieden zu 26 erneuern. Bischof Embricho von Regensburg, ein gar mäßiger Mann, demütig, getreu und geduldig, beschloß im hohen Alter glücklich sein Leben. Die Stadt selbst aber, durch göttliche Rache auf wunderbare Weise plötzlich in Flammen stehend, verbrannte am 10. August mit allen Bauten, auch Kirchen, ausgenommen 30 das Haus des hl. Emmeramm des Märtyrers und die Kirche des hl. Cassian, die obwohl mitten in der Stadt liegend, gegen das Feuer von Gottes wegen geschützt wurden. Die Normannen drangen in das Gebiet der westlichen Franken, zu des­ sen Verteidigung ein Heer von Francien aus abgesandt wird; dabei wurde 36 Erzbischof Sundarold von Mainz, der unvorsichtig ihnen entgegen zog, getötet. An seiner Statt wird Abt Hatto von der Reichenau, ein Mann von feinem Geist, als Bischof eingesetzt. Um sich nun dafür an den Nor­ mannen zu rächen, trat König Arnulf mit den Franken, nachdem er ein untüchtiges alamannisches Heer an sich gezogen hatte, den Marsch an. 40 Aber unter dem Vorwände von Krankheit schlichen die Alamannen vom

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quasi egrotantes a rege domum relapsi sunt; ipse cum Francis ad occiden­ tem prospere profectus est. Nordmanni devastata ex maxima parte Hlotharici regni regione prope fluvio Dyla loco, qui dicitur Lovonnium, sepi­ bus more eorum municione seçta / securi consederunt. Ex inproviso enim rex et exercitus pervenere ad eundem locum. Transito igitur celeriter s eodem fluvio nec mora meditatum est proelium applicari. Cunctanti nam­ que regi, ne tam valida manus periclitaretur, quia interiacente palude ex parte una, ex altera circumfluente ripa non donatur facultas equitibus aggredi, oculis, cogitatione, consilio huc illuc pervagabatur, quid consilii opus sit, quia Francis pedetemptim certare inusitatum est, anxie medi- io tans, tandem heros primores Francorum advocans sic alloquitur patien­ ter: ‘Viri, Deum recolentes et semper sub Dei gratia patriam tuendo fui­ stis invincibiles; inspirate animis, si ab inimicis quandoquidem more pa­ ganissimo furentibus pium sanguinem parentum vestrorum effusum vindi­ cari recolitis et sacra sub honore sanctorum creatoris vestri templa eversa u iam in patria vestra cernitis, ministros eciam Dei summo gradu consisten­ tes prostratos videtis. Nunc, milites, agite, ipsos sceleris factores ante oculos habentes, me primum equo descendentem, signa manu praeferen­ tem sequimini; non nostram, sed eius, qui omnia potest, contumeliam vindicantes inimicos nostros in Dei nomine aggredimur!’ His incitati dictis, 20 omnibus, senis et iuvenibus, par voluntas et audatia pedestre bellum ag­ gredere datur; prius regem flagitantes, ut equitando eos procuraret, ne quid eis pugnantibus a tergo insidiis inimicorum timendum sit. Clamor a Christianis in celum attollitur, neç minus pagani more suo clamantes, signa horribilia per castra movebantur. Evaginatis gladiis ex utraque » parte, ut lapis ferro, in invicem ad invicem occursum est. Erat autem ibi gens fortissima inter Nordmannos Danorum, quae numquam antea in aliqua munitione vel capta vel superata auditur. Dure certatum est; sed non in diu subveniente gratia Dei victoria ad christianos concessit. Nord­ manni fuge praesidium querentes, flumen, quod antea eis a tergo pro 30 muro habebatur, pro morte occurrebat. Nam instantibus ex altera parte cede christianis coacti sunt in flumen praecipitari, coacervatim se per ma­ nus et colla cruribusque complectentes in profundum per centena vel milia numero mergebantur, ita ut cadaveribus interceptum alveum amnis sic-

Normannenschlacht an der Dyle

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Könige nach Hause zurück; dieser zog nur mit den Franken glücklich nach Westen. Die Normannen hatten Lothars Reich zum größten Teil ver­ wüstet und setzten sich in Löwen an der Dyle unbesorgt fest, wo sie nach ihrer Sitte ihre Befestigung mit Verhauen umgaben. Unversehens kamen 6 der König und sein Heer eben dorthin. Schnell wurde nun dieser Fluß überschritten und ohne Verzug dachte man daran, das Treffen zu beginnen. Zwar zögerte der König, eine so starke Mannschaft in Gefahr zu setzen, weil auf einer Seite ein Sumpf vorlag, auf der anderen Seite der Fluß her­ umlief, und somit für die Berittenen keine Möglichkeit war anzugreifen : 10 er schweifte mit Augen, Gedanken und Überlegung, welcher Entschluß nötig sei, hin und her, weil den Franken ein Kam pf zu Fuß ungewohnt ist, endlich ruft er die edlen Herren der Franken herbei, die er gelassen also anredet: „Ihr Männer, da Ihr den Herrn verehrt und allezeit, wenn Ihr unter Gottes Gnade die Heimat verteidigtet, unbesieglich gewesen is seid, fasset Mut, wenn Ihr daran denkt, an den ja doch ganz heidnisch rasenden Feinden das vergossene fromme Blut Eurer Eltern zu rächen; und wenn Ihr die heiligen Tempel zu Ehren der Heiligen Eures Schöpfers schon in Eurem Vaterland vernichtet schaut und selbst die Diener Gottes von höchstem Range niedergestreckt seht. Jetzt, Krieger, auf, nun Ihr die 20 Verbrecher selbst vor Augen habt, folgt mir, der ich zuerst vom Pferde steige und die Banner in meiner Hand voraustrage; nicht unsere Schmach, sondern die des Allmächtigen zu rächen greifen wir unsere Feinde in Got­ tes Namen an.“ Angefeuert durch diese Worte faßte alle, alt und jung, der gleiche Eifer und Mut, den Kampf zu Fuß zu unternehmen; vorher 26 baten sie den König, er möge durch Reiterei dafür sorgen, daß sie während des Kampfes nichts von Nachstellungen der Feinde im Rücken zu fürch­ ten hätten. Von den Christen wurde ein Schlachtgeschrei bis zum Himmel erhoben; nicht weniger laut schrieen nach ihrer Sitte die Heiden, schreck­ liche Feldzeichen bewegten sich durch das Lager hin. Die Schwerter von so beiden Seiten gezückt, rückt man wie Stein auf Eisen, auf einander los. Es handelte sich aber hier um das Volk der Dänen, das tapferste unter den Normannen, welches niemals früher, wie man hört, in irgend einer Verschanzung in Gefangenschaft geriet oder besiegt wurde. Hart wurde ge­ stritten, doch nicht lange, und durch Gottes helfende Gnade fiel der Sieg 35 den Christen zu. Als die Normannen ihr Heil in der Flucht suchten, trat ihnen zum Verderben der Fluß entgegen, der ihnen vorher im Rücken eine Mauer war. Denn weil von der anderen Seite die Christen mordend an­ drangen, wurden sie gezwungen sich in den Fluß zu stürzen, und haufen­ weis sich an Händen, Hals und Beinen fassend, sanken sie zu Hunderten 40 und Tausenden an Zahl in die Tiefe, so daß die Leichen das Wasser stauten

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Annales Fuldenses 891-893

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cum appareret. In eo proelio cesi sunt duo reges eorum, Sigifridus scilicet et Gotafridus; regia / signa X V I ablata et in Baioaria in testimonium transmissa sunt. Eodem in loco die . . . K a l . . . . " letanias rex celebrare praecipit; ipse cum omni exercitu laudes Deo canendo processit, qui talem victoriam suis tribuit, ut uno homine tantum occiso de parte christiano- 6 rum compertum est, tanta milia hominum ex altera parte perierunt. 892. Rex de Francia cum victoria in Alamannia, curte regia Ulma, honori­ fice natalem Domini celebravit. Inde Orientem proficiscitur, sperans sibi Zwentibaldum ducem obvium habere ; sed ille more solito ad regem venire io rennuit, fidem et omnia ante promissa mentitus est. Inde rex irato animo in Hengistfeldon9 97 cum Brazlavone duce colloquium habuit, ibi inter alia 6 quaerens tempus et locum, quomodo possit terram Maravorum intrare; consultum est enim, ut tribus exercitibus armatis regnum illud invaderet. Rex equidem assumptis secum Francis, Baioariis, Alamannis mense Iulio is Maraviam venit; ibi per IIII epdomadas cum tanta multitudine, Ungaris eciam ibidem ad se cum expeditione venientibus, omnem illam regionem incendio devastandam versabatur. Missos etiam suos inde ad Bulgaros et regem eorum Laodomir ad reno­ vandam pristinam pacem cum muneribus mense Septembrio transmisit 20 et, ne coemptio salis inde Maravanis daretur, exposcit. Missi autem propter insidias Zwentibaldi ducis terrestre iter non valentes habere de regno Brazlavonis per fluvium Odagra usque ad Gulpam, / dein per fluenta Save fluminis navigio in Bulgaria perducti. Ibi a rege honorifice suscepti eadem via, qua venerant, cum muneribus mense Maio reversi 26 sunt. Poppo dux Thuringorum honoribus privatus est. 893. Ante quadragesimam989 rex per totam occidentalium Francorum provintiam " monasteria, episcopatus causa orationis obibat. 30 Engilscalchus iuvenili audatia vir, qui post rapta de concubina regis filia ad tempus se Maravos exui contulit, post hec ad gratiam regis non longum veniens marchensis in Oriente efectus est. Ibi audaciter contra primores Baioarie in rebus sibi summissis agens iuditio eorum, Radaspona

96 Das D atum (ein Tag in der zweiten H älfte des Novem ber) ist fireigelassen. 97 Zur Lage s. Chroust im Neuen Archiv B d . 15 S . 590 f. 98 Beginn 21. Februar. 99 Gem eint ist Lothringen.

Erster Feldzug gegen Mähren

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und das Flußbett trocken erschien. In dieser Schlacht wurden 2 Könige von ihnen getötet, Siegfried und Gottfried, 16 königliche Feldzeichen ge­ nommen, und nach Baiern zum Zeugnis überschickt. An diesem Ort hält man am . . . .M auf Anordnung des Königs Bittgänge ab ; er selber hielt 6 mit dem ganzen Heer Umzug, Gott Lob singend, der solchen Sieg den Seinen gab, daß man, während nur ein Mann von seiten der Christen fiel, feststellte, daß so viel Tausende von der anderen Seite umgekommen sind. 892. io Aus Franken zog der König sieggekrönt nach Alamannien und feierte auf dem Königshof Ulm in würdiger Weise den Geburtstag des Herrn. Von da zog er nach Osten, in der Hoffnung, dort mit Herzog Zwentibald zusammenzutreffen: doch jener weigerte sich in gewohnter Weise, zum König zu kommen, und brach sein W ort und alle früheren Versprechungen. i6 Erzürnt darüber hielt der König in Hengstfeld97 eine Unterredung mit Herzog Brazlavo, erkundigte sich unter anderm daselbst nach Zeit und Ort, wie er in das Land der Mähren eindringen könne; so wurde denn ein Einfall in das Land mit 3 bewaffneten Heereszügen beraten. Der König zog die Franken, Baiern und Alamannen an sich und kam im Juli nach 20 Mähren. Vier Wochen hindurch verweilte er daselbst mit einer solchen Übermacht - auch Ungarn hatten sich daselbst seinem Zuge angeschlos­ sen - das ganze Land niederbrennend. Auch schickte er seine Boten mit Geschenken von da zu den Bulgaren und ihrem König Laodomir im September, um den alten Frieden zu er­ as neuern, und forderte, daß der Einkauf von Salz von dort den Mähren nicht gestattet werde. Doch die Boten, die wegen Herzog Zwentibalds Nach­ stellungen den Landweg nicht nehmen konnten, fuhren aus dem Reiche Brazlavos auf der Odra zur Kulpa, dann auf der Save zu Schiff nach Bul­ garien. Dort wurden sie ehrenvoll von dem Könige aufgenommen und kehr30 ten mit Geschenken auf demselben Wege, wo sie gekommen waren, im Mai zurück. Herzog Poppo von Thüringen verlor seine Lehen. 893. Vor Fasten98 besuchte der König im ganzen Land der Westfranken99 36 Klöster und Bischofssitze, um zu beten. Engilschalk, ein Mann von jugendlicher Kühnheit, der eine Tochter des Königs von einem Kebsweib geraubt und sich zunächst ins Ausland zu den Mähren begeben hatte, war nicht lange nachher bei dem König zu Gnaden gekommen und Markgraf im Osten geworden. Weil er dort über4o mütig handelte gegen die Edlen Baierns in Angelegenheiten, die in seine

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Annales Fuldenses 893-894

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urbe incaute palatium regia prolapsus nec regi presentatus, obcecatus est. Hinc etiam et Willihelmus filius patruelis eius missos suos ad Zwentibaldum ducem dirigens reus maiestatis habebatur, capite detruncatus est. Frater quoque eius cum MaraVanis exui delatiscens insidioso consilio ducis cum aliis quam plurimis interfectus est. Arrepto itaque rex itinere a iterum regnum Zwentibaldi ducis ingreditur cum exercitu, maxima parte illius regionis expoliata propter insidias positas magna cum dificultate itineris in Baioaria ad reginam curtem Otingam100 reversus est. De qua ei non multum post filius nascebatur, quem Haddo Magonciacensis archiepiscopus et Adalpero Augustae Vindelicae episcopus sacro fonte baptis- io matis chrismantes nomine avi sui Hludawicum appellaverunt. Missi autem Formosi apostolici cum epistolis et primoribus Italici regni ad regem in Baioaria advenerunt, enixe deprecantes, ut Italicum regnum et res sancti Petri ad suas manus a malis christiania eruendum adventaret; quod tunc maxime a Widone tyranno affectatum est. Quos is rex apud urbem Regino honorifice recipiens et cum muneribus postulata annuens abire permisit. / Hiemps aspera et plus solitum prolixa extenditur, ita ut mense Mart, nix in quibusdam locis per V dies mensura in profundo unum pedem habere viseretur. Inde per Baiowariam maxima penuria vini facta, oves 20 et apes perditae.w) 894. Sonitus tonitrui magni increpuit V. Kal. Febr. Ipse mox in itinere positus natalem Domini curte regia Eibilinga101 man­ sit; inde cum Alamannico exercitu Italiam intravit. Pergamum civitatem *6 primum cum comite Widonis Ambrosio sibi rebellem sentit. Ob hoc rex mente commotus iussit castra exercitus ipse adequitans in ambitus supra montem usque ad murum civitatis promoveri. Conserti sunt enim ita vesperascente iam die pugnantes, ut cetera pars noctis par obsidentibus et obsessis vigilandum erat. Aurora insurgente rex missarum solemnitate 30 completa urbem ad expugnandum exercitum per circuitum distribuit; ipse super verticem montis ad auxiliandum aggredientibus murum cum signis constabat. Mirabilis vigor animi utrisque datur et expugnandis et

w) Der letzte Satz ist au f dem Rand geschrieben.

100 W o sein Vater Karlm ann 101 bei Rosenheim.

begraben war.

Zweiter Feldzug gegen Mähren

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Hand gelegt waren, wurde er in Regensburg, als er unvorsichtig die Pfalz des Königs betreten wollte, ohne vor den König gestellt zu sein, nach ihrem Urteil geblendet. Daher wurde auch sein Vetter von Vatersseite Willihelm, der seine Boten an Herzog Zwentibald schickte, des Hoch6 verrats schuldig gehalten und ihm der K opf abgeschlagen. Auch ein Bru­ der von ihm, der sich als Verbannter unter den Mähren versteckt hielt, wurde nach einem hinterlistigen Entschluß des Herzogs mit sehr vielen Anderen getötet. Der König nun trat den Marsch an und drang abermals mit Heeresmacht in Herzog Zwentibalds Reich, plünderte den größten 10 Teil jenes Landes und zog wegen eines ihm gelegten Hinterhalts mit großer Schwierigkeit zurück nach Baiern zur Königin auf den H of Otting100. Von ihr wurde ihm nicht lange darauf ein Sohn geboren, welchen Bischof Hatto von Mainz und Bischof Adalbero von Augsburg mit der heiligen Quelle der Taufe wuschen und ihm den Namen seines Großvaters is Ludwig gaben. Von Papst Formosus kamen Gesandte mit Briefen und Edlen des itali­ schen Reiches zum König nach Baiern und baten flehentlich um sein Kommen, damit er das italische Reich und die Sache des hl. Petrus in die Hand nehme und den bösen Christen entreiße; es war damals vor allem so der Tyrann Wido, der sich dieses anmaßte. Der König empfing sie in Regensburg ehrenvoll, erklärte sich ihren Forderungen geneigt und ließ sie mit Geschenken abreisen. Der Winter war rauh und zog sich mehr als gewöhnlich in die Länge, so daß man noch im März an einigen Orten 5 Tage hindurch Schnee in der 25 Tiefe von einem Fuß sah. Daher entstand in Baiern ein sehr großer Mangel an Wein; Schafe und Bienen gingen zu Grunde. 894. Ein starker Donnerschlag krachte am 28. Januar. Der König machte sich bald auf den Weg und blieb den Geburtstag des 30 Herrn in dem Königshof Aibling101; von da rückte er mit einem alamannischen Heer in Italien ein. Die erste Stadt, von der er hörte, daß sie sich ihm widersetze, war Bergamo unter Ambrosius, einem Grafen Widos. Dar­ über empört, ließ der König, der selber rings herum auf dem Berg herzuritt, das Heereslager bis an die Mauer der Stadt vorschieben. Denn so sehr 36 waren sie schon, als der Abend hereinbrach, kämpfend aneinander ge­ raten, daß den übrigen Teil der Nacht ebenso die Belagerten wie die Be­ lagerer durchwachen mußten. Beim Morgenrot, als die Feier der Messe zu Ende war, verteilte der König rings herum sein Heer zur Erstürmung der Stadt. Er selber hielt mit den Feldzeichen auf dem Gipfel des Berges, um 4o beim Sturm auf die Mauer Hilfe zu bringen. Ein wunderbar starker Mut

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expugnatoribus; utrique in acie ut murus inter eos constanter applicati sunt. In primo enim impetu pugnae talis sonitus ferientium per scuta lapidum datur sentiri, ut hominibus castra regis servantibus, quae ultra unum miliarium posita erant, .tonitruum simulabatur audire; maximis cum laboribus palatinis militibus coram rege certantibus tandem ad mu- s rum usque perventum est. Scuta super se in modum tecti conducta sus­ tollunt, murum antiquitus fundatum perfodere temptant, ut desuper miseri urbani lapidibus dolia plena incassum submittentes, lanceis periactatis ad ultimum propugnacula murorum conantes super eos proicere; omni nisu impulsu pectorum instantes Dei nutu murum usque ad funda- io mentum prolabi fecerunt. Fit a populo clamor forinsecus, perturbatio cum fuga intrinsecus; ex omni parte / exercitus urbem invadendo ut turbo dispoliat. Ambrosius comes, auctor contentionis contra regem, quandam turrim fugae praesidium quaerens ascendit, sed non utile. Nam prae furore iudicio exercitus captus et mox patibulo suspensus est; uxor vero i6 eius et filii cum magno thesauro regi praesentati sunt. Episcopus etiam eiusdem civitatis nomine Adalbertus ibi comprehensus est et Haddoni epi­ scopo servandus conceditur. Hinc tantus terror totam Italiam invasit, ut maximae urbes, Mediolanium scilicet et Papia, sponte ad regem venientes se subdiderunt. ao Primores itaque marchenses, qui fuerunt Italici Tegni, Adalbertus vide­ licet fraterque eius Bonifacius, Hildibrandus quoque et Gerhardus, regi se praesentavere. Sed praesumptuose se inbeneficari ultra modum iactantes omnes capti sunt et in manus principum dimissi ad custodiendum. Sed non diu rex hoc sustinuit; nam misericordia motus permisit eis absolu- >4 tionem, iuramento ei fidelitatem promittere eis disposuit. Quorum duo, Adalbertus et Bonifacius, fidem mentientes fuga a rege defecerunt. Hex propter nimiam longitudinem itineris languescente exercitu usque Placentiam veniens reversus est pascha102 prope castello Eboregia. Quod tunc et firmissimas clausas obseratas desuper posito lapideo castello103 so comes Widonis nomine Ansger cum satellitibus Rodulfi regis de Burgundia ad hoc transmissis, ne via ibi redeunti regi daretur, obsessum defendebat. Rex namque per occupatam viam sine periculo suorum non posse ex-

102 31. M ärz. 103 Bard.

Unterwerfung der Lombardei

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war beiden, den Belagerten wie den Belagerern, verliehen, beide standen im Kam pf wie die Mauer zwischen ihnen unerschütterlich. Beim ersten Anlauf des Kampfes ließ sich ein solcher Lärm der die Schilde treffenden Steine vernehmen, daß es den Hütern des königlichen Lagers, das über 6 eine Meile entfernt war, vorkam, als ob sie Donner hörten. Mit höchster Anstrengung fochten in Gegenwart des Königs die Leibwächter, endlich drang man zur Mauer vor. Sie hielten die nach Art eines Daches zusam­ mengelegten Schilde über sich und versuchten die vor alters gebaute Mauer zu durchgraben, während von oben die armen Städter Fässer voll 10 Steinen vergeblich herabwarfen, und nachdem sie ihre Lanzen verschossen hatten, endlich die Zinnen der Mauern auf sie herabzuwälzen versuchten; mit aller Kraft der Brust drängten jene an und brachten nach Gottes Fügung die Mauer bis zum Grund zum Einsturz. Draußen entstand ein Geschrei des Volkes, drinnen Schrecken mit Flucht, von allen Seiten drang i® das Heer wie ein Wirbelwind ein und machte sich ans Plündern. Graf Ambrosius, Urheber des Widerstandes gegen den König, bestieg, in der Flucht Rettung zu suchen, einen Turm, doch ohne Nutzen; denn vor lau­ ter Wut wurde er nach dem Urteil des Heeres verdammt und alsbald an den Galgen gehängt, sein Weib und seine Söhne mit einem großen Schatz «o dem König ausgeliefert; auch der Bischof dieser Stadt, mit Namen Adal­ bert, wurde daselbst ergriffen und dem Bischof Hatto zur Bewachung übergeben. Darob fiel solche Furcht auf ganz Italien, daß die größten Städte, Mailand und Pavia, aus freien Stücken zum König kamen und sich unterwarfen. 26 Daher erschienen vor dem Könige die mächtigsten Markgrafen, welche zum italischen Reich gehörten, Adalbert und sein Bruder Bonifacius, auch Hildibrand und Gerhard. Aber als sie mit ungewöhnlicher Anmaßung be­ lehnt zu werden forderten, wurden sie alle gefangen genommen und in die Hände der Fürsten zum Gewahrsam übergeben. Aber nicht lange litt dies 30 der König; aus Mitleid gestattete er ihre Freilassung und verlangte von ihnen ein eidliches Treu versprechen. Zwei von ihnen, Adalbert und Boni­ facius, brachen ihr Wort, flohen und fielen vom König ab. Als wegen der zu großen Wegeslänge das Heer ermattete, zog der König, der schon bis Piacenza gekommen war, zu Ostem102 zurück in die Nähe 36 der Burg Ivrea. Diese Burg, sowie die sehr starken Klausen, die durch eine Burg103 aus Stein darüber gesperrt waren, verteidigte ein Graf Widos namens Ansger mit Trabanten des Königs Rudolf von Burgund, die her­ übergeschickt waren, um dem König hier die Rückkehr zu verwehren. Als der König nun sah, daß auf der besetzten Straße ohne Gefahr der Sei40 nigen eine Eroberung unmöglich war, stieg er mit Wegweisern unter

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pugnari sentiens, per viatores cum duro labore exercitus Alpes ascendens, propter magnitudinem exercitus per praerupta saxi devians; cum magno periculo suorum mirum in modum cum equis per praecipitium rupis quasi per murum a summo deorsum transilientes passim per scopulos, datis quibusdam gradibus quasi locuft respirandi, in Augustam vallem tercio demum die prolapsi convenerunt. Rex ante se directo exercitu Rodulfum regem fugere compulit; ipse per superiorem Burgundiam in Alamannia curtem Chirihlieim, regina sibi occurrente, se recepit./ Wormacia habitum est generale conventum; ibi inter alia Karolus puer indole iuventutis, Hludowici Karoli de occidentali Francia regis filii filius, nepos regis, ad eum veniens, quem rex cum dilectione suscepit et absolvit. Alamanni cum manu valida super Rodulfum regem cum Zwentibaldo filio regis de concubina transmittuntur. Ille se defendens obiectione Alpium, Alamanni devastata magna illius régionis parte revertuntur in sua. Wido Italici regni tyrannus morbo correptus obiit, cuius filius Lantbertus eodem modo regnum invadendo affectatus est. Zwentibaldus, dux Maravorum et vagina totius perfidiae, cum omnes regiones sibi affines dolo et astucia perturbando humanum sanguinem siciens circumiret, ultimum hortando suos, ne pacis amatores, sed pocius inimici domesticis persisterent, diem ultimum clausit infeliciter. Avari, qui dicuntur Ungari, in his temporibus ultra Danubium pera­ grantes multa miserabilia perpetravere. Nam homines et vetulas matronas penitus occidendo, iuvenculas tantum ut iumenta pro libidine exercenda secum trahentes totam Pannoniam usque ad intemetionem deleverunt. Pax tempore autumni inter Baioarios et Maravos compacta est. Missus Leonis imperatoris Grecorum ad regem urbe Radasbona Ana­ stasius cum muneribus venit; quem rex audivit et eodem die absolvit. 895. Fames valida per universam Baioariorum provinciam excrevit, ita ut per plurima loca inedia morte consumerentur. Engildio marchensis Baioariorum honoribus privatus est; in cuius lo­ cum Liutpoldus nepos regis subrogatus est. Hildigardis filia Hludowici

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Arnulfs Rückzug durch Burgund

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großer Anstrengung des Heeres die Alpen herauf, wobei er wegen der Größe des Heeres vom Wege ab durch steile Felsen kam; nur mit großer Gefahr der Seinen und auf wunderbare Weise, indem die Pferde an der mauerartigen Felswand von oben allenthalben über die Klippen herunter o sprangen, indem sich ihnen gewissermaßen Stufen als Platz zum Aus­ ruhen boten, kamen sie endlich am dritten Tage nach dem Tal von Aosta. Der König schickte das Heer voraus und zwang König Rudolf zu fliehen, er selber begab sich durch das obere Burgund nach Alamannien zurück, an den H of Kirchen, wo ihm die Königin entgegenkam. 10 In Worms wurde eine Reichsversammlung abgehalten, dorthin kam unter anderem Karl, ein Knabe mit jugendlichem Sinn, Ludwigs, der des Königs Karl von Westfranken Sohn war, Sohn und Enkel eines Königs, zu ihm, welchen der König liebevoll empfing und abfertigte,. Die Alamannen werden mit starker Mannschaft gegen König Rudolf » geschickt unter Zwentibald, einem Sohn des Königs von einer Beischläfe­ rin. Da sich jener im Schutze der Alpen verteidigte, verwüsteten die Ala­ mannen einen großen Teil jenes Landes und zogen heim. Wido, der Tyrann des italischen Reiches, starb an einer Krankheit; sein Sohn Lantbert maßte sich gleich ihm die Herrschaft an. so Zwentibald, Herzog der Mähren, Urquell jeder Treulosigkeit, der alle ihm benachbarten Gegenden durch Trug und List aufwiegelte und Men­ schenblut dürstend umher zog, beschloß unselig sein Leben, wobei er noch zuletzt die Seinen ermahnte, nicht Liebhaber des Friedens zu werden, sondern vielmehr in Feindschaft gegen ihre Nachbarn zu ver­ so harren. Die Avaren, welche Ungarn heißen, zogen in dieser Zeit jenseits der Do­ nau umher und taten viel Beklagenswertes. Die Männer und alten Weiber töteten sie insgesamt, nur die jungen schleppten sie wie Vieh mit sich, ihrer Lust zu frönen, und verwüsteten ganz Pannonien bis zur Vemich3o tung. Ein Friede wurde zur Herbstzeit zwischen Baiem und Mähren ge­ schlossen. Als Gesandter Leos, des Kaisers der Griechen, kam Anastasius mit Geschenken zum König nach Regensburg; der König hörte ihn an und 30 fertigte ihn noch am selben Tage ab. 895. Eine große Hungersnot brach im ganzen Land Baiem aus, so daß man an sehr vielen Orten vor Hunger starb. Engildio, Markgraf der Baiem, verlor seine Würden; an dessen Stelle «0 wurde Liutbold, ein Neffe des Königs, eingesetzt. Hildigardis, Tochter des

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Francorum regis contra fidelitatem regis agere accusata, inde publicis honoribus / deposita in Baioaria quadam insula palude Chiemicse nomi­ nata inclusa est. Convenientibus itaque de toto Hlotharico regno, Saxonia, Baioaria et Alfl.Tnfl.nnia in Francia X X et VI episcopis, curte Triburia magnus synodus 6 habebatur, praesidentibus scilicet metropolitanis, Haddone Magontinae urbis archiepiscopo, Herimanno Coloniae Agrippinae urbis archiepiscopo, Ratbodo Treverensi archiepiscopo ; multa quidem pro utilitate Christianae religionis tractantes eademque statuta memoria retinendum successoribus suis propriis capitulis scripta commendaverunt104. io Regale equidem placitum Wormacia habitum est. Ibi Odo rex Galliae ad fidelitatem regis cum muneribus veniens ab eo honorifice susceptus et post paucos dies in sua, prout venerat, placabili licentia reversus est. Zwentibaldus ergo filius regis infulam regni a patre suscipiens in Burgundia et omni Hlotharico regno receptis eiusdem regni primoribus rex is creatus est. Per idem tempus magni terrae motus in plurimis locis occidentalium Francorum visi sunt. Legatos Obodritorum curte regia Salz munera secum deferentes, ad regem pacifica optantes pervenerunt; quos rex, ut audivit, sine mora ao postulata annuens et abire permisit. Avari terminos Bulgarorum invadentes ab ipsis praeventi sunt, et magna pars eorum exercitus interfecta est. Mediante mense Iulio habitum est urbe Radasbona generale conventum ; ibi de Sclavania omnes duces Boemanorum, quos Zwentibaldus dux a as consortio et potestate Baioaricae gentis per vim dudum divellendo detra­ xerat, quorum primores erant Spitignewo, Witizla, ad regem venientes et honorifice ab eo recepti per manus, prout mos est, regiae potestati recon­ ciliatos se subdiderunt. Iterum rex a Formoso apostolico per epistolas et missos enixe Romam ao venire invitatus est. Rex vero, cum / consilio episcoporum suorum peticionibus suis satisfacere decreverit, mense Octobrio de Francia et Alamannia in Italia promovit exercitum. Venientes quippe ultra Padum ibi diviso exercitu Alamannos per Bolonniam ad Florentinam urbem ire permisit; ipse cum Francis per superiores partes Alpium106 curtem, quae as dicitur Turris106, sic usque civitatem Lunam107 progreditur. Ibi natale Domini celebravit. 104 M G Capitul. 105 Unter Alpen 106 bei Berceto.

II

S.

1 9 6 -2 4 9 .

ist der Apennin zu verstehen.

Synode zu Tribur

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Königs Ludwig von Ostfranken, wurde des Treubruchs gegen den König angeklagt, deshalb ihrer Lehen für verlustig erklärt und auf einer Insel in Baiern im Chiemsee eingeschlossen. Als nun aus ganz Lothringen, Sachsen, Baiern und Alamannien in « Franken 26 Bischöfe zusammen kamen, wurde auf H of Tribur eine große Synode gehalten, unter dem Vorsitz der Metropolitane Erzbischof Hatto von Mainz, Erzbischof Herimann von Köln, Erzbischof Ratbod von Trier. Vieles verhandelten sie zum Nutzen der christlichen Religion und legten diese Beschlüsse zur Erinnerung für ihre Nachfolger in eigenen Kapiteln io schriftlich nieder.104 Der königliche Landtag wurde in Worms abgehalten. Dort wurde König Odo von Oallien, der zur Huldigung des Königs mit Geschenken kam, ehrenvoll von ihm aufgenommen und kehrte nach wenigen Tagen, wie er gekommen war, freundlich beurlaubt heim. Zwentibald nun, des Königs is Sohn, erhielt vom Vater die Königskrone und wurde in Burgund und ganz Lothringen, nachdem er die Edlen dieses Reiches empfangen hatte, zum König erwählt. Zu derselben Zeit wurden große Erderschütterungen an sehr vielen Or­ ten der Westfranken bemerkt. so Gesandte der Obodriten kamen an den Königshof Salz mit Geschenken zum König und friedlichen Wünschen, welche der König anhörte und mit sofortiger Gewährung ihrer Forderungen entließ. Die Avaren wurden beim Einfall in das Gebiet der Bulgaren von diesen überrascht und ein großer Teil ihres Heeres getötet. 26 Mitte Juli wurde in Regensburg eine Reichsversammlung abgehalten; dorthin kamen aus dem Slawenland alle Herzoge der Böhmen, welche Herzog Zwentibald von der Verbindung mit dem bairischen Volk und seiner Macht gewaltsam längst abgerissen hatte - deren Vornehmste wa­ ren Spitignewo und Witizla - zum Könige, wurden ehrenvoll von ihm so empfangen und unterwarfen sich, wie es Sitte ist, durch Handschlag wie­ der der königlichen Hoheit. Abermals wurde der König von Papst Formosus durch Briefe und Boten dringend eingeladen, nach Rom zu kommen. Der König, der nach dem Rat seiner Bischöfe dessen Bitten zu willfahren beschloß, rückte mit 36 Heeresmacht im Oktober aus Franken und Alamannien nach Italien. Über den Po gekommen, teilte er daselbst das Heer und ließ die Ala­ mannen über Bologna nach Florenz ziehen, er selbst rückte mit den Franken durch die nördlichen Teile der Alpen106 an den H of Torres100 und weiter bis Luni107 vor. Dort feierte er das Geburtsfest des Herrn. 107

bei Carrara.

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896. Igitur propter nimiam intempestatem aeris et immoderatam effusio­ nem imbrium et ultra modum inundationibus aquarum omnis exercitus per divexa moncium cacumina impediti sunt, passim errando laboriose pervagatus. Unde etiam maxihia pestilencia equorum et plus solitum propter difficultatem itineris aggravando excrevit, ita vero, ut totus pene exercitus supellectile suum inconsueto more per sellatos more equitum boves trahebant. Ad hec interim malus rumor regem necnon exercitum commovit, Pemgarium scilicet nepotem eius a fidelitate sua defecisse et in Italiam iam pro hoc reversum fuisse, Adalpertum, videlicet marchensem Tusciae, mutuis colloquiis Pemgarii adductum1), ne aliquo modo ad regis fidelitatem intenderet. His et talibus auditis rex gravi molestia totusque exercitus maxima anxietate et penuria preoccupatus tandem ‘urbem Romam advenerunt. Super hec omnia novum genus anxietatis exercitui occurrit. Nam adventantibus illis Ageldrudis vidua Widonis portas in circuitu murorum omnes serrando preoccupavit, ut omnibus pariter ad domum sancti Petri introi­ tus denegaretur. Quod rex moleste accipiens in commune consilium cum omni exercitu ad ecclesiam beati Pancracii108 convenit. Post solemnitate missarum celebrata rex exercitum unanimiter interrogavit, quid facto opus sit. Conveniunt omnes, cum lacrimis fidem promittentes, confessio­ nem coram sacerdotibus puplice agentes; indicto unius diei ieiunio bello urbem expugnare in commune acclamatum est. / Cunctantibus ergo cunctis redire in castra, rex murum prospiciendo circumibat; Dei nutu subito inter obsessis et obsidentibus insperate contentio exoritur, concursus ex omni parte plebis, omnes vociferantes urbem bello expugnare, omnibus in pugna par voluntas. Nec mora, advenerunt murum, lapidibus defensores murorum depellunt, multitudo virorum por­ tis se constipat; alii securibus et spadis portam et vectes ferratos incidunt, alii murum perfodiunt, alii per scalam muros ascendunt. Sicque Dei providentia firmissima et nobilissima urbs, nullo ex parte regis de tanto exercitu succumbente, iam vesperascente die nobiliter cum triumpho ex­ pugnata est, apostolico et urbe de inimicis liberato. Omnis namque senatus Romanorum necnon Grecorum scola cum vexil­ lis et crucibus ad pontem Malvium venientes regem honorifice cum ymnis

x) Das W o rt fehlt in der Überlieferung.

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außerhalb der Porta S . Pancrazio rechts des Tiber.

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Erstürmung von Rom

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896. Nun wurde das ganze Heer durch gewaltige Stürme, unaufhörliche Regengüsse und unmäßige Überschwemmungen auf den Hängen der Berggipfel aufgehalten, irrte allenthalben umher und kam nur mit Mühe e hindurch. Daher entstand auch eine heftige Seuche unter den Pferden und sie nahm, durch die Schwierigkeit des Marsches gesteigert, ungewöhn­ lich zu, so daß fast das ganze Heer sein Gepäck ungewohnter Weise auf Ochsen fortschaffte, die nach Art der Pferde gesattelt waren. Dazu er­ schreckte inzwischen ein böses Gerücht den König und das Heer, daß 10 nämlich sein Neffe Berengar von ihm abgefallen und deswegen schon nach Italien zurückgekehrt sei, Adalbert aber, der Markgraf von Tuscien, durch Unterredungen mit Berengar bewogen sei, keineswegs dem König die Treue zu halten. Unter diesen und ähnlichen Nachrichten gelangte der König höchst16 beschwerlich und das ganze Heer in größter Besorgnis und Not endlich nach Rom. Zu alledem noch befiel das Heer eine neue Art von Besorgnis. Denn bei ihrer Ankunft hatte Ageldrudis, Widos Witwe, alle Tore im Umkreis der Mauern schließen und besetzen lassen, so daß allen gleich­ mäßig der Eingang zum Hause des hl. Petrus verweigert war. Darüber ao bekümmert kam der König zu einer gemeinsamen Beratung mit dem ganzen Heer bei der Kirche des hl. Pancratius108 zusammen. Als die Feier der Messen vorüber war, befragte der König insgesamt das Heer, was zu tun sei. Alle kamen zusammen, versprachen unter Tränen Treue und leg­ ten vor den Priestern öffentlich Beichte ab. Ein Tag Fasten wurde an66 gesagt und allgemein dem beigestimmt, die Stadt im Sturm zu nehmen. Während nun alle zauderten, in das Lager zurückzukehren, nahm der König die Mauer ringsum in Augenschein; plötzlich auf Gottes Wink ent­ stand zwischen Belagerten und Belagerern unerwartet ein Streit, ein Zu­ sammenlauf von Volk von allen Seiten, alle schrieen, man solle die Stadt 80 mit Gewalt erobern; waren alle von gleichem Willen zum Kampf beseelt. Ohne Verzug kamen sie an die Mauern, verjagten mit Steinwürfen die Verteidiger der Mauern, eine Masse Männer drängte sich an den Toren; mit Beilen und Schwertern schlugen die einen auf das Tor und die eisen­ beschlagenen Riegel, andere durchgruben die Mauer, andere erstiegen auf 36 Leitern die Mauern. Und so wurde durch Gottes Vorsehung, ohne daß auf Seiten des Königs aus einem so großen Heer einer fiel, die festeste und edelste Stadt, als schon der Abend hereinbrach, mit ruhmreichem Triumph erobert, der Papst zugleich und die Stadt von den Feinden befreit. Der ganze Senat der Römer und die Gilde der Griechen kamen mit «0 Fahnen und Kreuzen an den Ponte Molle, um den König ehrenvoll mit

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et laudibus suscipientes ad urbem perduxerunt. Iam apostolicus paterno amore diligendo regem ante paradisum loco, qui dicitur Gradibus sancti Petri, suscipiens et honeste ad basilicam beatorum principum apostolo­ rum laetificando introduxit et secundum morem antecessorum suorum imperialem consecrationem coronam capiti sibi inponens cesarem augu- s stum appellavit. Dispositis ibi multimodis rebus omnis Romanorum po­ pulus ad sanctum Paulum cum iuramento imperatori fidem promittentes. Iuramentum vero illud, ne quem lateat, hic inserere proposuimus: ‘ luxo per hec omnia Dei mysteria, quod salvo honore et lege mea atque fidelitate domni Formosi papae fidelis sum et ero omnibus diebus vitae meae Arnolfo io imperatori et numquam me ad illius infidelitatem cum aliquo homine sociabo; et Lantperto filio Agildrudae vel ipsi matri suae ad secularem honorem numquam adiutorium prebebo et hanc civitatem Romam ipsi Lantperto vel matri eius Agildrudae vel eorum hominibus per aliquod ingenium aut argumentum non tradam’ . i( Post haec autem Constantinus et Stephanus, qui maiores inter senatum erant, rei maiestatis esse accusati sunt, quia cum Agildrude prius urbem capiendam conspiravere; quos rex sine mora comprehendi et secum in Baioaria transferri precepit. Urbem vero ad suas manus custodiendam Faroldo cuidam vassallo concessit; ipse X V . / tandem die, postquam 2« venerat, ab urbe digressus est, comperta denique Agildruda in civitate Spoletana morare; quam ad expugnandum mox iter arripuit. Sed ante­ quam ad locum destinatum pervenisset, gravi infirmitate capitis detentus inperfectum reliquit et cum omni festinatione, parvulo filio suo nomine Ratolt, qui ei de concubina erat, ad fidem Italice gentis Mediolanium as dimisso, per vallem Tridentinam mense Madio in Baioariam reversus est. Sed non multo post etiam filius eius, quem in Italia dereliquit, per lacum Cumensem ad eum reversus est. Post moTtem etenim Waltfredi Foroiulii marchensis, qui multum fideliter ad imperatorem Veronam contendendo retinuit, ilico Pemgarius regnum Italicum invasit et usque ad flumen Ad- 30 duam quasi hereditario hire contra Lantbertum in participationem recepit. Maginfredus comes Mediolanensis a Lantperto filio Widonis capitali sen­ tentia interfectus est; filius eius atque gener oculorum lumine orbati sunt. At Roma Formosus papa defunctus est die sancto pasche10®; in cuius locum consecratur Bonifacius, qui podagrico morbo correptus vix X V 36 dies y) supervixisse reperitur. In cuius sedem successit apostolicus nomine Stephanus, vir fama infamandus, qui antecessorem suum, Formosum vi­ ri Die Worte XV dies von derselben Hand auf freigelasaenem Raum später nachgetragen. 10* 4 . April.

Rückkehr aus Italien

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Hymnen und Lobgesängen zu empfangen, und geleiteten ihn in die Stadt. Nun empfing der Papst mit der Liebe eines Vaters den König vor dem Para­ dies an dem Ort, welcher die „Stufen des hl. Petrus“ genannt wird, und ehrerbietig führte er ihn voll Freude in die Basilica der hl. Apostelfürsten, 6 und indem er nach Sitte seiner Vorfahren zur Kaiser-Weihe die Krone auf sein Haupt setzte, nannte er ihn Cäsar Augustus. Nachdem daselbst vie­ lerlei angeordnet war, versprach das ganze Volk der Börner bei dem hl. Paulus eidlich dem Kaiser Treue. - Den Eid mm, damit er keinem un­ bekannt bleibe, will ich hier einfügen: „Ich schwöre bei all diesen Myste10 rien Gottes, daß, unbeschadet meiner Ehre, des Gesetzes und der Treue gegen den Herrn Papst Formosus, ich treu bin und sein werde alle Tage meines Lebens dem Kaiser Arnulf und mich niemals zur Untreue gegen ihn mit irgend einem Menschen verbinden, niemals dem Lantbert, dem Sohne der Agildruda, oder seiner Mutter selbst zu weltlicher Würde Hilfe » leihen, noch diese Stadt Born durch irgendwelche List oder Tücke dem Lantbert selbst oder seiner Mutter Agildruda oder ihren Leuten über­ geben werde.“ Hierauf aber wurden Constantin und Stephan, die Häupter des Senats, des Hochverrat^ angeklagt, weil sie früher sich mit Agildrude zur Ein20 nähme der Stadt verschworen hatten; ohne Verzug ließ sie der König er­ greifen und mit sich nach Baiem führen. Die Bewachung der Stadt legte er in die Hände eines Vasallen Farold, er selber zog erst am 15. Tage nach seiner Ankunft von der Stadt ab. Als er erfuhr, daß Agildruda in Spoleto verweile, beschleunigte er, um diese Stadt zu erobern, seinen 26 Marsch. Aber noch vor der Ankunft am Ziel wurde er von einem schweren Kopfweh aufgehalten und ließ dies unvollendet; mit aller Eile, nachdem er seinen kleinen Sohn Batolt, den er von einer Beischläferin hatte, zur Huldigung des italischen Volkes nach Mailand geschickt hatte, zog er durch das Tal von Trient im Mai heim nach Baiem. Aber nicht lange dar30 auf kam auch sein Sohn, den er in Italien gelassen hatte, über den Corner See zu ihm zurück. Nach dem Tode des Markgrafen Waltfred von Friaul, welcher sehr treu Verona für den Kaiser behauptet hatte, drang sogleich Berengar in das italische Beich ein und nahm es bis zur Adda kraft Erbrechts in Besitz, in Teilung mit Lantbert. Graf Maginfrid von Mailand 36 wurde von Lantbert, Widos Sohn, zum Tode verurteilt und hingerichtet, sein Sohn und Schwiegersohn geblendet. Aber in Born verschied Papst Formosus am heiligen Osterfeste109; an seiner Stelle wurde Bonifacius geweiht, der, wie man hört, vom Podagra ergriffen, kaum 15 Tage länger lebte. Auf ihn folgte Papst Stephan, ein 4o Mann von schimpflichem Buf, der seinen Vorgänger Formosus auf un-

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delicet, inaudito more de sepulchro eiectum et per advocatum suae respon­ sionis depositum foras extra solitum sepulturae apostolicis locum sepeliri precepit*). Pacem ergo Greci eodem anno cum Avaris, qui dicuntur Ungari, fa­ cientes ; quod eorum concives Bulgari in pravum vertentes hostili expe- s ditione contra eos insurgunt et omnem regionem illorum usque portam Constantinopolitanam devastando insecuntur. Quod ad ulciscendum Gre­ ci astucia sua naves illorum contra Avaros mittunt ac eos in regnum Bulgarorum ultra Danuvium transponunt. Illi transpositi manu cum va­ lida gentem Bulgarorum ingressi maximam partem cedendo neci tradi- io derunt. Hoc audientes positi in expedicione Bulgari cum omni festinatione patriam deliberare ab infesto hosti recurrunt consertoque ilico proelio / victi sunt ; iterum pari tenore recuperare nitentes secundo caruere victoria. Tandem miseri, inscii, quam consolationis causam vel remedii potuissent invenire, currunt omnes ad vestigia vetuli illorum regis Michaelis110, qui i6 eos primum ad christianae religionis veritatem convertit, inquirentes, quid eis ab imminenti periculo evadendum consuleret. Qui indicto tri­ duano ieiunio penitenciam de inlata Christianis iniuria agere, dein auxi­ lium a Deo querendum esse premonuit. Quo peracto durum iniere certa­ men; pugnantibus vero ambabus acerrime partibus ad ultimum miseri- ao cordia Dei victoria quamvis cruenta Christianis concessa est. Quis enim gentilium Avarorum strages tantis congressionibus enumerando possit exponere ? cum Bulgarorum, ad quos victoria concessit, numero X X milia equitum cesa inveniuntur. Stipantibus denique isdem in partibus inter se conflictibus imperator Pannoniam cum urbe Paludarum tuendam Braz- 26 lavoni duci suo in id tempus commendavit. Leo vero imperator Grecorum Lazarum quendam vocatum episcopum ad cesarem augustum cum mune­ ribus transmisit; quem ille apud urbem Radasbonam gratanter acci­ piens paucos eum dies secum retinuit, tandem honoribus ditatum remisit in sua. ao 897. Cesar vero curte regia Otinga natalem Domini celebravit, advenientibus ibidem ad eum Maravorum missis, qui pro pace constituenda, ne exules eorum profugi reciperentur, ab imperatore flagitant; quos rex, ut audivit, absolvit et sine mora abire permisit. Ipse vero habito generali conventu ss urbe Regino propter gravitudinem corporis in Baioaria secretis locis z) Dieser Satz lautete ursprünglich bloß : in cuius sedem successit apostolicus N . (au f ihn folgte Papst N .) Die Ergänzung wurde a u f einer freigelassenen Linie und au f dem Rand eingetragen.

Ungarn im Land der Bulgaren

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erhörte Weise aus dem Grab reißen und durch ein ihm verantwortliches Gericht für abgesetzt erklären und draußen außerhalb des gewöhnlichen Begräbnisortes der Päpste begraben ließ. Die Griechen schlossen in diesem Jahre Friede mit den Avaren, welche s Ungarn heißen; was ihre Mitbürger, die Bulgaren, übel aufnahmen, sich zu einem feindlichen Zug gegen sie erhoben und ihr ganzes Land bis an das Tor von Konstantinopel verwüsteten. Dies zu rächen schickten die Griechen listiger Weise ihre Schiffe zu den Avaren und setzten sie in das Reich der Bulgaren jenseits der Donau über; hier drangen jene mit starker 10 Heeresmacht auf das Volk der Bulgaren ein und brachten einen sehr großen Teil mit dem Schwert um. Auf die Nachricht hiervon kehrten die im Zuge begriffenen Bulgaren mit aller Eile zurück, ihr Vaterland von dem grimmigen Feinde zu befreien, begannen sogleich ein Treffen, in dem sie aber besiegt wurden; als sie abermals auf gleiche Weise Vergeltung w suchten, ließ sie zum zweitenmal der Sieg im Stich. Endlich, ungewiß, wel­ che Hilfe oder Rettung sie finden könnten, liefen die Elenden alle zu den Füßen ihres alten Königs Michael110, welcher Bie zuerst zur Wahrheit der christlichen Religion bekehrte, und forschten, was er ihnen, um der dro­ henden Gefahr ßu entgehen, rate. Nachdem dieser ein dreitägiges Fasten so angesagt hatte, ermahnte er sie, das Christen zugefügte Unrecht zu be­ reuen, sodann Hilfe bei Gott zu suchen. Als dies geschehen war, begannen sie den harten Kampf, und da beide Parteien aufs heftigste stritten, wurde zuletzt durch das Erbarmen Gottes der Sieg, obwohl ein blutiger, den Christen zu Teil. Wer könnte wohl die Verluste der heidnischen Avaren 26 bei solchem Zusammentreffen aufzählen und auseinander setzen ? da von den Bulgaren, welchen der Sieg zu Teil wurde, 20 000 Reiter tot gefunden wurden. Als aber in diesen Gegenden die Kämpfe sich häuften, vertraute der Kaiser für diese Zeit den Schutz von Pannonien mit Moosburg seinem Herzog Brazlavo an. Aber Leo, der Kaiser der Griechen, sandte einen so Bischof Lazarus mit Geschenken zum Kaiser, der ihn in Regensburg freundlich aufnahm, wenige Tage bei sich behielt und zuletzt mit Ehren bereichert heimschickte. 897. Der Kaiser feierte auf dem Königshof Otting den Geburtstag des Herrn ; se dort kamen zu ihm Gesandte der Mähren, die um der Festigung des Frie­ dens willen den Kaiser baten, ihre flüchtigen Verbannten nicht aufzu­ nehmen; diese fertigte der König, so bald er sie angehört hatte, ab und ließ sie ohne Verzug ziehen. Er selbst hielt in Regensburg eine Reichs­ versammlung und beschloß wegen seiner Kränklichkeit in Baiern an 110 sonst Bogoris genannt.

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hiemare disposuit. Fames valida per universam regionem Baiowariorum incubuit, ita ut multi inedia consumerentur. Exeunte autem mense Madio habitum est placitum urbe Wormacia. Ibi inter alia Zuentibaldus filius imperatoris ad eum veniens; quem ille benigne suscipiens quibusdam primoribus suis, qui priori anno ab eo hono- s ribus pri/vati sunt, cum eo pacificatis ceterisque negotiis, prout potuit, ibidem inter se dispositis placabilem licentiam in sua redeundi donavit. Curtea) vero Tripuria habito generali conventu Fuldense cenobium causa orationis petiit. Quo peracto ad curtem, quae dicitur Salz, pervenit, advenientibus ibi ad eum cum muneribus Soraborum missis, quos, ut io audivit, absolvit et abire permisit. His ita expletis contigit, ut gentis Behemitarum duces ad imperatorem Amulfum, qui tunc temporis civitate Eadaspona moratus est, devenerunt, offerentes ei munera regia et sua suorumque fidelium suffragia contra eorum inimicos, Marahabitas scilicet, postulantes, a quibus saepe, ut ipsi i® testificati sunt, durissime conprimebantur. Quos ergo duces rex imperator gratuito suscipiens, verbaque consolationis eorum pectoribus habundantius inseruit et laetabundos donoque honoratos patriam in suam abire per­ misit; totumque illius anni tempus autumnale finitimis in locis aquilonali­ bus Danubii Ymbrisque fluminis sese sustentavit, hac etiam in ratione, 20 ut, si supradictae genti necessitas auxilii sui immineret, paratus cum suis fidelibus existeret. 898. Postea vero anno incarnationis Domini DCCCXCVIII. inter duos fratres gentis Marahensium, Moymirum videlicet / ac Zentobolchum, eorumque 26 populum dissensio atque discordia gravissima exorta est; ita etiam, ut, si uterque alterum suis viribus insequi atque conprehendere valeret, capita­ lem subiret sententiam. Tunc vero rex imperator ista sciens marchiones suos, Liutbaldum scilicet et Arbonem comitem, una cum ceteris fidelibus suis parti, quae ad se spem ac confugium habuit, auxilium ad eorum libe- 30 rationem protectionemque Bawarios suos primates transmisit. At illi in ore gladii igneque, prout poterant, inimicos suos humiliaverunt et deva­ stando necaverunt. Istius ergo dissensionis et disruptae pacis inter supranominatos fratres Arbo comes Isanrico filio suo instigante instructor de­ latorque atque proditor esse convincitur et ob hanc causam praefectura 35 sua ad tempus caruit; quam non multo post accepit. Deinceps autem quidam, qui erat quondam princeps cum ceteris pria) Hier wechselt der Schreiber der H andschrift, bei advenientibus auch die T inte. W egen sonstiger Unregelm äßigkeiten vgl. die Ausgabe v . K urze.

Bürgerkrieg in Mähren

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entlegenen Orten zu überwintern. Eine große Hungersnot lag drückend auf dem ganzen Land Baiern, so daß viele vor Hunger umkamen. Ende Mai wurde ein Reichstag in Worms gehalten. Dort kam unter anderm Zwentibald, der Sohn des Kaisers, zu ihm, den dieser gütig auf« nahm, mit einigen seiner Edlen, die im vorigen Jahr ihrer Würden von ihm beraubt worden waren, aussöhnte und als, so gut es ging, die übrigen Geschäfte dort unter ihnen abgemacht waren, gewährte er ihm gnädigen Urlaub zur Rückkehr in sein Reich. Als auf H of Tribur eine Reichsversammlung abgehalten worden war, 10 suchte er das Kloster Fulda auf, um zu beten. Als dies geschehen war, kam er zu dem Hofe Salz, wohin mit Geschenken zu ihm geschickte Boten der Sorben kamen, die er, so wie er sie angehört hatte, abfertigte und ziehen ließ. Als dies so vollbracht war, traf es sich, daß die Herzoge des Volkes der 16 Böhmen zu dem Kaiser Arnulf, der sich damals in Regensburg aufhielt, kamen, ihm königliche Geschenke anboten, und seine und seiner Getreuen Hilfe gegen ihre Feinde, die Mähren, forderten, von denen sie damals häufig, wie sie selber bezeugten, auf das härteste bedrängt wurden. Diese Herzoge nahm der König und Kaiser freundlich auf, sprach ihnen reichlich ao Worte des Trostes zu und ließ sie froh und durch Geschenke geehrt in ihr Vaterland abziehen; und die ganze Herbstzeit jenes Jahres verweilte er in den benachbarten Orten nördlich von Donau und Regen, auch in der Ab­ sicht, mit seinen Getreuen bereit zu sein, wenn für das oben genannte Volk seine Hilfe nötig wurde. 26 898. Nachher aber, im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 898, entstand zwischen zwei Brüdern aus dem Volke der Mähren, Moymir und Zwentobolch, und deren Volk schwerste Uneinigkeit und Zwietracht, so daß wenn einer hätte den andern mit seinen Kräften erreichen und fassen können, so diesem die Verurteilung zum Tode sicher war. Da schickte der König und Kaiser, der darum wußte, seine Markgrafen Liutbald und den Grafen Arbo, zugleich mit seinen übrigen Getreuen dem Teil, der zu ihm Hoff­ nung und Zuflucht hatte, als Hilfe zu deren Befreiung und Schutz seine bairischen Edlen ab. Aber mit Feuer und Schwert demütigten diese nach 36 Kräften ihre Feinde, plünderten und mordeten. Anstifter nun jener Uneinigkeit und des Friedensbruches zwischen obengenannten Brüdern, sowie Verleumder und Verräter war, wie sich erweisen läßt, Graf Arbo, auf Antrieb seines Sohnes Isanric ; und aus diesem Grunde verlor er sein Amt auf eine Zeitlang, doch erhielt er es nicht lange hernach zurück, ao Ferner wurde einer, der einst vornehm unter den übrigen Edlen des Vol-

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Annales Fuldensee 898-899

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moribus gentis Bawariorum. nomine Erimpertus, qui postea rebellis regi suisque extitit, a Priznolawo quodam Sclavo duce, qui et ipse imperatori fidus probatur, conprehensus dinoscitur et a Liutbaldo strenuo comite catena aliisque vinculis illigatus regi ad Rantesdorf111 est presentatus, Christi domini natale anni instabtis finiente. * 899*»).

Iterum autem expeditione ordinata tempore hiemali Bawariorum prin­ cipes cum suis fines Marahabitarum fortiter atque hostiliter invaserunt et manu valida loca illorum désertantes predamque colligentes domumque revertentes, habentes ea. io Tum vero multis temporibus inauditum scelus et, quod non oportuit, facinus de regina Uota divulgatum est, id est ut corpus suum inlecebroso ac iniquo manciparet coniugio. Quod ipsum Radaspona urbe mense Iunio iuxta primorum presentium iudicium L X X H iurantibus difinitum com ­ probatur. 16 Ipso quoque tempore eiusdem magni et communis civitate Regia placiti rex paralisy solutus infirmatus est; secundum autem ut regi nocuum quoddam a viris ac feminis daretur, ut inde paraliticus efficeretur. Quo­ rum / unus vocabatur Graman, qui reus maiestatis convictus et ideo Otinga decollatus est, alter vero fuga lapsus in Italia latuit; et alia quoque » femina nomine Ruodpurc, quae eiusdem sceleris auctrix deprehensa certa examinatione inveniebatur, Eipilinga in patibulo suspensa interiit. Denique non post multum temporis Bawarii terminos Maraborum con­ fidenter iterato intrantes et, quaecumque poterant, diripiendo populati sunt et Zentobolchum puerum, filium antiqui ducis Zuentobolchi suum- 36 que populum de ergastulo civitatis, in quo inclusi morabantur, eripuerunt ipsamque civitatem igni succenderunt atque in fines patriae suae pro misericordia secum abduxerunt. Interim autem Isauricus tyrannidem suam sine cessatione contra regem exercens. Quod vehementer rex accipiens decrevit navigio, quia iam tunc ao infirmus corpore fatigaretur, civitatem Mutarensem, in qua ipse Isauricus intus erat, aggredi ; quod et factum est. Illo vero resistente, rege quoque et suis fortiter viriliterque superantibus atque civitatem obpugnantibus, demum ipse Isanricus vi conpulsus cum uxore et his, quae ad se pertine­ bant, exivit et imperatori sese presentavit. Tunc rex custodibus illum «6 custodiendum commendavit, quatinus Radasponam produceretur. At ille timens, ne puniretur, fugam iniit et ad Marehenses usque confugit. Quo­ ti Die Jahreszahl fehlt in der Überlieferung. 111 Nahe

bei Braunau am In n .

Auflehnung des Isanrich

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kes der Baiero gewesen war, Namens Erimpert, nachher aber Empörer gegen den König und die Seinen geworden war, von Priznolaw, einem Slavenherzog, der selber dem König treu erfunden wurde, ergriffen und von dem kraftvollen Grafen Liutbald in Ketten und andere Bande ges schlagen vor den König in Ranshofen111 gestellt, als Christi des Herrn Geburtstag das gegenwärtige Jahr endete. 899. Als aber wiederum ein Feldzug zur Winterszeit angeordnet wurde, dran­ gen die Fürsten der Baiern mit ihren Leuten tapfer und gewaltig in das io Gebiet der Mähren ein, verwüsteten mit starker Mannschaft ihr Land, sammelten Beute und kehrten mit dieser heim. Damals verbreitete sich die Kunde von einem seit vielen Zeiten uner­ hörten Verbrechen der Königin Uta und einer Schandtat, die nicht hätte geschehen sollen, daß sie ihren Körper in buhlerischer und unedler Ver­ is bindung preisgebe. Aber gerade das wird in Regensburg im Juni, vor dem Gericht der anwesenden Edlen, durch 72 Eideshelfer als unbegründet er­ wiesen. Gerade zur Zeit dieser großen und allgemeinen Versammlung in Regens­ burg erkrankte .der König von einem Schlagfluß getroffen, als Folge davon, 20 daß dem Könige etwas Schädliches von Männern und Frauen gegeben wurde, damit er gelähmt würde ; einer von diesen hieß Graman, der des MajestätsVerbrechens überführt und deswegen zu ötting geköpft wurde, der andere aber entwischte fliehend und verbarg sich in Italien; auch noch ein Weib, Namens Rudpurc, die als Anstifterin dieses Verbrechens durch 26 sichere Untersuchung überführt wurde, starb zu Aibling am Galgen. Nicht lange darnach drangen abermals die Baiern zuversichtlich in das Gebiet der Mähren ein, plünderten und verwüsteten, was sie konnten, rissen den jungen Zwentobolch, des alten Herzogs Zwentobolch Sohn, und sein Volk aus dem Gefängnis der Stadt, in welches sie eingeschlossen so waren, steckten die Stadt selber in Brand und führten sie aus Mitleid mit sich in ihr Vaterland. Aber inzwischen übte Isanric ohne Unterlaß seine Tyrannis wider den König. Das nahm der König sehr böse auf und beschloß, zu Schiffe, weil er damals schon krank und schwach war, die Stadt Mautern, in der Isanric 36 selber war, anzugreifen; was auch geschah. Trotz seines Widerstandes wurde endlich, weil auch der König und die Seinen tapfer und mannhaft stritten und die Stadt bestürmten, Isanric durch Gewalt bezwungen, kam mit der Gattin und dem was ihm gehörte, heraus und stellte sich dem Kaiser. Da übergab er ihn Wächtern in Gewahrsam, bis er nach Regens40 bürg geführt würde. Doch aus Furcht vor Strafe floh jener, und entkam

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Annales Fuldenses 899-900

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rum°) itaque adiutorio suffultus, ut prius, partem regni subripuit, ean­ dem totum secum retinendo obtinuit. Engilmarus Pataviensis episcopus obiit, in cuius locum Wihingus qui­ dam Alamannus contra instituta patrum, prius Marabavensis ab apostolico destinatus episcopus, rege concedente successit. Sed non multo post a s Deotmaro archiepiscopo ceterisque suffraganeis suis contra voluntatem regis canonicali iudicio abiectus ac Rihbarius ad eandem sedem episcopus in id ipsum tempus ordinatus est. 900. Imperator urbe Radaspona diem ultimum clausit et honorifice in domo io sancti Emmerammi martyris / Christi a suis sepelitur. Luduwicus filius eius, qui unicus tunc parvulus de legali uxore natus illi erat, in regnum successit. Cuius frater de concubina Zuentipoldus nomine Gallicanum regnum secum retinens, res ecclesiarum crudelitate sua inmoderate affec­ tans, maxime crimen eo, quod Ratpodo Treverensi archiepiscopo contra is sacerdotalem honorem baculo suo in capite percutiens intulit, a suis tam episcopis quam comitibus omnibus desertatus est. Ipse vero recuperare nitens cum paucis contra eos incaute dimicans vitam cum regno finivit. Baiowarii per Boemanniam ipsis secum assumptis regnum Marahavorum cuncta incendio per tres ebdomadas devastantes inruperunt ; tandem so cum omni prosperitate domum reversi sunt. Interim vero Avari, qui dicuntur Ungari, tota devastata Italia, ita ut occisis episcopis quamplurimis Italici contra eos depellare molientes in uno prelio una die ceciderunt X X milia. Ipsi namque eadem via, qua intraverunt, Pannoniam ex maxima parte devastantes regressi sunt. Mis- 26 sos illorum sub dolo ad Baworios pacem obtando regionem illam ad ex­ plorandum transmiserunt. Quod, pro dolor! primum malum et cunctis retro transactis diebus invisum damnum Baiowarici regni contulit. Igitur ex inproviso cum manu valida et maximo exercitu ultra Anesum fluvium regnum Baiowaricum ostiliter invaserunt, ita ut per quinquaginta miliaria 30 in longum et in transversum igne et gladio cuncta caedendo et devastando in ima die prostraverint. Quod ut comperentes ulteriores Baiowarii, dolore compulsi econtra festinare disponunt; sed hoc Ungari precognoscentes cum his, quae depredaverunt, redierunt, unde venerant, ad sua in Panno­ niam. 36

°) Von hier an ein neuer Schreiber.

Tod des Kaisers

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za den Mähren. Mit deren Hilfe riß er nun, wie früher, einen Teil des Reiches an sich und behauptete sich darin. Bischof Engilmar von Passau starb; auf ihn folgte Wihing, ein Alamanne, zwar gegen die Satzungen der Väter, weil er vorher zum Bischof von 6 Mähren vom Papst bestimmt war, doch mit Willen des Königs. Aber nicht lange darauf wurde er von dem Erzbischof Deotmar und seinen übrigen Suffraganen gegen den Willen des Königs durch canonisches Urteil abge­ setzt und Richarius auf diesen Stuhl als Bischof gleichzeitig eingeführt. 900. io Der Kaiser beschloß sein Leben in Regensburg und wurde von den Seinen ehrenvoll im Hause des hl. Märtyrers Christi Emmeramm begraben. Es folgte in der Herrschaft sein Sohn Ludwig, der damals noch klein als einziger ihm von der gesetzmäßigen Gattin geboren war. Dessen Bruder von einer Beischläferin, Zwentibald mit Namen, behielt das gallicanische io Reich für sich; doch weil er maßlos in seiner Grausamkeit sich kirchliches Vermögen anmaßte, vornehmlich aber dadurch schuldig wurde, daß er dem Erzbischof Ratbod von Trier gegen die priesterliche Würde mit sei­ nem Stock auf den K opf schlug, wurde er von den Seinen, sowohl Bi­ schöfen wie Grafen, allen verlassen. Als er nun in dem Streben nach Wie80 derherstellung seiner Macht unvorsichtig mit wenigen gegen sie kämpfte, verlor er Leben und Herrschaft. Die Baiern brachen durch das Land der Böhmen, die sic mit sich nahmen, in das Reich der Mähren ein, sengten und verwüsteten alles drei Wochen hin­ durch und kehrten zuletzt glücklich und wohlbehalten nach Hause zurück. 26 Inzwischen hatten die Avaren, welche Ungarn heißen, ganz Italien ver­ wüstet, indem sie sehr viele Bischöfe umbrachten und von den Italischen, welche sich zum Kam pf gegen sie erhoben, in einer Schlacht an einem Tag zwanzig Tausend fielen. Auf demselben Wege nun, den sie gekommen waren, kehrten sie zurück, Pannonien zum größten Teil verwüstend. Ihre so Boten schickten sie hinterlistig zu den Baiern, um Frieden bittend, um dieses Land auszukundschaften. Das brachte, o Schmerz! das erste Leid dem bairischen Reiche und einen Schaden, wie er an allen vergangenen Tagen nicht gesehen worden ist. Denn unversehens fielen sie mit starker Mannschaft und sehr großer Heeresmacht über die Enns feindlich in das 36 Reich der Baiern ein, so daß sie auf 50 Meilen in die Länge und Breite mit Feuer und Schwert alles mordend und plündernd in einem Tage ver­ nichteten. Als dies die entfernter wohnenden Baiern erfuhren, beschlossen sie von Schmerz getrieben ihnen entgegenzurücken; aber die Ungarn hatten dies vorausgesehen und kehrten mit der Beute zurück, woher sie «o gekommen waren, heim nach Pannonien.

Annales Fuldenses 900-902

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Interim vero quaedam pars de exercitu illorum de aquilonali parte Danuvii fluminis partem illam devastando prorupere. Quod ut Liutpoldo comiti compertum foret, moleste hoc patiendum ferens, contractis secum quibusdam primoribus Baiowariorum, uno tantum Pataviensis sedis / episcopo comitante ultra Danhvium eos insequendum se transposuit. 6 Consertoque ilico cum illis prelio nobiliter dimicatum est, sed nobilius triumphatum. Nam in prima congressione belli tanta Dei gratia Christianis occurrit, ut mille CC gentilium inter occisos et, qui se in Danuvio merse­ rant, perempti invenirentur. Vix tantum unum de christiania occisum in apparatu belli inveniunt. In eodem loco post victoriam illis celitus datam io congressi clamore magno in celo inde Deo gratias clamantes ferebant, qui non in multitudine hominum, sed misericordiarum suarum pietate liberat sperantes in se. Tandem laeti post tantam victoriam ad socios, unde vene­ rant, regressi sunt et citissime in id ipsum tempus pro tuitione illorum regni validissimam urbem112 in littore Anesi fluminis muro obposuerunt. » Quo peracto unusquisque redierunt in sua. 901. Generale placitum Radaspona civitate habitum est. Ibi inter alia missi Marahavorum pacem optantes pervenerunt; quod mox, ut petierunt, complacuit et iuramento firmatum est. Inde ob hoc ipsum Richarius epi- 20 scopus et Udalricus comes Marahava missi sunt, qui eodem tenore, ut in Baiowaria firmatum fuit, ipsum ducem et omnes primates eius eandem pacem se servaturos iuramento constrinxerunt. Interdum vero Ungari australem partem regni illorum Caruntanum de­ vastando invaserunt. » Rex vero per Alamanniam, causas ibi disponendo, pascha113 Domini cele­ brandum Franciam petiit. Ungarid) Carentaniam invadunt et in sabbato commissa pugna occi­ duntur. Eodem anno Moymarius dux Marahensis et Isanricus Noricus comes, qui so ad ipsum transfugerat, cum Ludovico rege pacificati sunt. 902. Ungarii Marahenses petunt pugnaque victi terga verterunt.

d) Die folgenden Sätze sind nicht in den Handschriften der Annales Fuldenses erhalten, sondern von Hellm ann (Neues A rch. B d . 3 4 ,1 9 0 9 ,1 8 ) aus der sog. Schwä­ bischen W eltchronik herausgezogen. u * Ennsburg.

118 12.

A pril.

Steigerung der Ungarngefahr

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Inzwischen brach ein Teil ihres Heeres auf der Nordseite der Donau vor und verwüstete diese Gegend. Als dies dem Grafen Liutbald bekannt wurde, wollte er es nicht dulden, zog einige Edle der Baiem an sich und setzte, nur von dem Bischof von Passau begleitet, über die Donau, um sie 6 zu verfolgen. Als sich sofort ein Treffen mit jenen entspann, wurde rühm­ lich gekämpft, aber noch rühmlicher triumphiert. Denn bei dem ersten Zusammenstoß wurde den Christen solche Gnade Gottes zu teil, daß man 1200 Heiden an Gefallenen und in der Donau Ertrunkenen fand. Kaum einen einzigen Christen fand man tot in kriegerischer Rüstung. Dort kalo men sie, nachdem der Himmel ihnen den Sieg verliehen hatte, zusammen, brachten mit großem Geschrei zum Himmel Gott Dank, der nicht durch die Menge der Menschen sondern in der Fülle seines Erbarmens die auf ihn Hoffenden errettet. Endlich froh nach solchem Siege zogen sie heim zu den Genossen, woher sie gekommen waren, und schleunigst umzogen iß sie sofort zum Schutze ihres Reiches eine sehr starke Stadt112 am Ufer der Enns mit Mauern. Nachdem das geschehen war, zog jeder heim. 901. Ein Reichstag wurde in Regensburg gehalten; dorthin kamen unter anderm Boten der Mähren und baten um Frieden. Das wurde dann ihrer 20 Bitte entsprechend angenommen und durch einen Eid bekräftigt. Darauf wurden eben deswegen Bischof Richarius und Graf Udalrich nach Mähren geschickt, welche in demselben Wortlaut, wie es in Baiern bekräftigt wor­ den war, den Herzog selber und alle seine Edlen eidlich verpflichteten, diesen Frieden zu halten. 26 Inzwischen waren die Ungarn in den südlichen Teil ihres Reiches ein­ gedrungen und verwüsteten Kärnten. Der König aber zog durch AlamanDien, woselbst er Rechtssachen ver­ handelte, zur Osterfeier113 nach Franken. Die Ungarn fallen in Kärnten ein, werden aber in einer Schlacht am 30 Sonnabend vernichtet. In diesem Jahr wurden Herzog Moymar von Mähren und der zu ihm geflüchtete bayrische Graf Isanrich mit König Ludwig ausgesöhnt. 902. Die Ungam greifen Mähren an, wurden aber geschlagen und wandten 36 sich zur Flucht.

R E G IN O V O N P R Ü M

Excellentissimi ingenii et totius philosophiae studiis multipliciter in­ signito domno Adalberoni episcopo Regino, quamvis omnium christicolarum extremus, vestrae tamen sublimitati in omnibus devotissimus, fidelia mandat orationum obsequia. Chronicam, quam de nostris et antecessorum nostrorum temporibus litteris comprehendi, vestrae singulari prudentiae s examinandam transmisi, ut vestro perspicaci iudicio aut approbetur aut condempnetur. Quam in duobus libellis distinxi, exordium capiens a primo incarnationis dominicae anno et consummans coeptum opus usque in pre­ sentem annum, qui computatur a prefata incarnatione Domini nongentesi­ mus octavus. Indignum etenim mihi visum est, ut, cum Hebreorum, Gre- 10 eorum et Romanorum aliarumque gentium historiographi res in diebus suis gestas scriptis usque ad nostram notitiam transmiserint, de nostris quamquam longe inferioribus temporibus1 ita perpetuum silentium sit, ut quasi in diebus nostris aut hominum actio cessaverit aut fortassis nil dignum, quod memoriae fuerit commendandum, egerint aut, si res dignae is memoratu gestae sunt, nullus ad haec litteris mandanda idoneus inventus fuerit, notariis per incuriam otio torpentibus. Hac itaque de causa non passus sum tempora patrum nostrorum et nostra per omnia intacta preterire, sed ex multis pauca notare curavi et, ubi ad presentia tempora ventum est, stilo temperavi propter quorundam offensam, qui adhuc sunt 20 superstites, latius haec posteris exequenda relinquens. Accipite ergo hoc parvum munusculum ea benignitate, qua devotione missum est a mea parvitate. In calce autem obsecro lectorem, ut, si illi haec dicta nostra, qualiacumque sint, placuerint et ea sibi describi voluerit, hanc prefatiunculam nullatenus omittat, quin eam in prima fronte libelli annotari faciat, as Gloriam celsitudinis vestrae multorum utilitatibus profuturam superna providentia diu incolumem conservare dignetur.

1 andere Übersetzung : unsere freilich weit geringere Zeit (vom Standpunkt christlicher Dem ut aus gesagt).

Dem Bischof Adalbero, dem Mann von hervorragendem Geist, der sich durch seine Studien in Philosophie vielfältig auszeichnet, sendet Regino, zwar der geringste unter allen Verehrern Christi, doch Eurer Hoheit in allen Stücken der ergebenste, die treue Huldigung seiner Gebete. Die 6 Chronik, welche ich über unsere und unserer Vorfahren Zeiten verfaßt habe, übersende ich Eurer vorzüglichen Klugheit zur Prüfung, auf daß Euer scharfsichtiges Urteil sie entweder billige oder verdamme. Ich habe sie in zwei Bücher eingeteilt, anfangönd mit dem ersten Jahre der Mensch­ werdung des Herrn und das begonnene Werk mit dem laufenden Jahre 10 abschließend, das man als das 908te seit der besagten Menschwerdung des Herrn zählt. Denn unwürdig schien es mir, daß, während die Geschicht­ schreiber der Hebräer, Griechen, Römer und anderer Völker die in ihren Tagen geschehenen Dinge durch ihre Schriften unserer Kenntnis über­ mittelt haben, über unsere Zeiten, die doch weit weniger zurückliegen1, is ein ununterbrochenes Schweigen herrscht, als ob in unseren Tagen das menschliche Handeln aufgehört oder als ob man vielleicht nichts aus­ geführt hätte, was im Gedächtnis zu bleiben verdiente, oder, wenn denk­ würdige Taten geschehen sind, als ob sich niemand gefunden hätte, der imstande gewesen wäre, sie aufzuzeichnen, weil die Schriftkundigen aus 20 Gleichgültigkeit im Nichtstun dahinlebten. Aus diesem Grunde also habe ich nicht dulden wollen, daß die Zeiten unserer Väter und unsere eigenen ganz und gar unberührt vorübergingen, sondern mich bemüht, einiges von dem vielen aufzuzeichnen und von da an, wo es zur Gegenwart überging, habe ich meiner Feder Zügel angelegt, um gewisse Leute nicht zu beleidi26 gen, die noch am Leben sind, indem ich dies der Nachwelt zur weiteren Aus­ führung überlassen will. Empfanget demnach diese geringe Gabe mit eben­ soviel Gewogenheit, wie sie auch von meiner Wenigkeit mit Ergebenheit zu­ gesandt wird. Zum Schlucse aber beschwöre ich den Leser, wenn ihm diese unsere Schrift, von welcher Beschaffenheit sie auch sei, gefällt, und er sie so sich abschreiben lassen will, dieses kleine Vorwort keinesfalls zu übersehen, sondern es vielmehr auf die vordere Seite des Büchleins eintragen zu las­ sen. Eure ruhmreiche Erhabenheit möge die himmlische Vorsehung, damit sie dem Frommen vieler diene, noch lange unversehrt zu bewahren geruhen.

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Reginonis chronica 8 1 3 -8 3 7

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813.

Eodem anno Carolus imperator obiit et Aquis in basilica sancti Salva­ toris et sanctae dei genitricis Mariae honorifice sepultus est; quam basili­ cam ipse mirifico opere a fundamento aedificari fecit. Ludowicus filius eius imperialia sceptra suscepit. / « Haec, quae supra expressa sunt, in quodam libello repperi plebeio et rusticano sermone composita; quae ex parte ad latinam regulam correxi, quaedam etiam addidi, quae ex narratione seniorum audivi. Cetera, quae secuntur, meae parvitatis studio descripta sunt, prout in chronicorum libris* adnotata inveni aut ex relatione patrum auditu percipere potui. Et io de Ludowici quidem imperatoris temporibus perpauca litteris compre­ hendi, quia nec scripta repperi, nec a senioribus, quae digna essent me­ moriae commendanda, audivi; de Hlotharir vero imperatoris et fratrum eius regum Francorum gestis plura descripsi. Ubi vero ad nostra tempora ventum est,latius narrationis sermonem protraxi : ‘ aliter enim’ , ut 1 eronimus is ait3, ‘narrantur visa, aliter audita ; quae melius scimus, melius et proferimus’ . 818. Anno dominicae incarnationis DCCCXVIII. Bernardus filius Pippini, rex Italiae, Aquis evocatus ad imperatorem dolo capitur et primo oculis, ao post vita privatur. Habuit autem iste Bernardus filium nomine Pippinum, qui tres liberos genuit, Bemardum, Pippinum et Heribertum; qui Heribertus Rodulfum comitem filium Balduini interfecit nostris temporibus et non multum post occisus est a Balduino, satellite Balduini fratris Bodulfi, qui Balduinus hucusque in Flandris ducatum tenet. « 829. Anno dominicae incarnationis DCCCXXVIIII. Tancradus secundus abba monasterii Prumiensis obiit, et Marcwardus ei in regimine successit, vir prudens et sacrae religioni deditus. / 836. 30 Anno dominicae incarnationis DCCCXXXVI. Brittones foedera violant et rebellare incipiunt cum duce eorum nomine Murmano; contra quos im­ perator exercitum producit4, sed non adeo prevaluit. 837. Anno dominicae incarnationis DCCCXXXVII. Murmanus rex Britto- 35 3

Ältere Aufzeichnungen aus Prüm sowie eine Sam m lung von Briefen, v gl.

Neues Archiv 16, 3 1 8 -3 2 4 .

3 contra Rufinum 2 ,2 5 . 4 Dieser Feldzug fä llt ins Jahr 818 der Unterwerfung der Bretonen.

und endete m it der Tötung Murmans und

Die Z eit des Kaisers Ludwig

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813. Im selben Jahr starb Kaiser Karl und wurde in Aachen in der Kirche des hl. Erlösers und der hl. Gottesmutter Maria ehrenvoll bestattet. Diese Kirche ließ er selbst in wunderbarer Arbeit von Grund auf errichten. Sein 6 Sohn Ludwig übernahm die kaiserliche Gewalt. Was bisher berichtet wurde, das habe ich in einem Buch in der Sprache des niederen Volkes und des Bauern dargestellt gefunden : manches davon habe ich nach der Sprachregel des Lateinischen verbessert und anderes hinzugefügt, was ich aus der Erzählung von Älteren gehört habe. Das io Folgende ist von dem Eifer meiner Wenigkeit aufgezeichnet, wie ich es in Chroniken2 erwähnt gefunden oder aus dem Munde der Väter habe ver­ nehmen können. Und zwar habe ich über die Zeit des Kaisers Ludwig nur sehr wenig in mein Werk aufgenommen, weil ich weder Geschriebenes ge­ funden noch von Älteren etwas gehört habe, was eine Aufzeichnung ver­ is dient hätte: über die Geschichte des Kaisers Lothar und seiner Brüder, der Frankenkönige, habe ich mehr aufgezeichnet. An der eigenen Zeit an­ gelangt, habe ich meine Erzählung umfangreicher gestaltet, denn nach dem Wort des Hieronymus3 berichtet man Erlebtes anders als Gehörtes: je besser das Wissen, desto besser der Bericht. 20 818. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 818 wird Bernhard, der Sohn Pip­ pins, der König von Italien, der zum Kaiser nach Aachen berufen wurde, auf hinterlistige Weise verhaftet und verliert zuerst das Augenlicht, dann sein Leben. Es hatte aber dieser Bernhard einen Sohn mit Namen Pippin, 26 der drei Söhne Bernhard, Pippin und Heribert erzeugte. Heribert tötete zu unserer Zeit den Grafen Rodulf, den Sohn Balduins, und wurde bald darauf von Balduin, einem Dienstmann von Rodulfs Bruder Balduin, er­ schlagen; dieser Balduin besitzt bis auf diesen Tag in Flandern die Her­ zogswürde. «o 829. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 829 starb Tancrad, der zweite Abt des Klosters Prüm, und Marcward folgte ihm in dessen Leitung nach, ein kluger und der heiligen Religion ergebener Mann. 836. 36 Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 836 brechen die Bretonen die Ver­ träge und beginnen sich unter ihrem Herzog Murman aufzulehnen ; gegen sie zog der Kaiser zu Feld4, doch gewann er ihnen keine bedeutenden Vorteile ab. 837. 40 Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 837 stirbt der Bretonenkönig

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Reginonis chronica 837-842

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num moritur, et Numenoio apud Inglenheim ab imperatore ducatus ipsius gentis traditur. 838. Anno dominicae incarnationis D CCCXXXVIII. Ludowicus a suis im­ perio privatur et privatus custodiae traditur, regnique monarchia Lothario 6 filio eius per electionem Francorum datur5; rursumque a filio Ludowico et a Francis de custodia eruitur ac in imperiali sede restituitur*. Fuit autem haec deiectio ex permaxima parte facta propter multimodam fornicatio­ nem Iudith uxoris eius. 839. io Anno dominicae incarnationis DCCCXXXVIIII. Lotharius derelicta Francia Italiam petiit7. Ebbo episcopus Remorum in generali sinodo de­ ponitur8 ac multi alii exilio dampnantur, qui in deiectione imperatoris con­ spiraverant. 840. io Anno dominicae incarnationis DCCCXL. Ludowicus imperator, dum filium Ludowicum trans Rhenum persequitur, morbo gravatur et in navi missus per Moinum fluvium in Rhenum deducitur ibique in insula iuxta Inglinheim vita decedit. Inde Mediomatrico deportatus in basilica sancti Arnulfi honorabiliter sepulturae mandatur. Statimque Lotharius Italia ao egressus imperium arripuit. / 841. Anno dominicae incarnationis DCCCXLI. Ludowicus et Carolus indigne ferentes, quod regno paterno per omnia privati essent, exercitum undequaque contrahunt ac mox fratrem bello adgrediuntur apud Fontaniacum. « In qua pugna ita Francorum vires adtenuatae sunt ac famosa virtus in­ firmata, ut non modo ad amplificandos regni terminos, verum etiam nec ad proprios tuendos in posterum sufficerent. Tandem non sine gravi dis­ pendio suorum Carolus et Ludowicus vicerunt. 842. so Anno dominicae incarnationis DCCCXLII. tres supradicti fratres im­ perium Francorum inter se diviserunt. Et Carolo occidentalia regna ces­ serunt a Brittannico oceano usque ad Mosam fluvium, Ludowico vero orientalia, scilicet omnis Germania usque Rheni fluenta et nonnullae civi­ tates cum adiacentibus pagis trans Rhenum propter vini copiam. Porro 36 Lotharius, qui et maior natu erat et imperator appellabatur, medius inter utrosque incedens regnum sortitus est, quod hactenus ex eius vocabulo 5

Im Jahr 833.

* Frühjahr 834.

7

H erbst 834.

8 März

835.

Reichsteilung

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Murman und dem Numenoi wird zu Ingelheim vom Kaiser die Herzogs­ würde über dieses Volk übertragen. 838. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 838 wird Ludwig von den Seinen s als Kaiser abgesetzt und danach eingesperrt, die Alleinherrschaft im Reiche wird durch die Wahl der Franken seinem Sohne Lothar verliehen6; wieder­ um wird er von seinem Sohne Ludwig und von den Franken aus der Ge­ fangenschaft befreit und wieder auf den kaiserlichen Thron gesetzt*. Diese Absetzung erfolgte hauptsächlich wegen der vielfältigen Hurerei seiner io Gemahlin Judith. 839. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 839 verließ Lothar Francien und begab sich nach Italien7. Bischof Ebbo von Reims wird auf einer allge­ meinen Synode abgesetzt8 und viele andere werden zur Verbannung ver­ is urteilt, die bei der Absetzung des Kaisers im Einverständnisse gewesen waren. 840. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 840 erkrankt Kaiser Ludwig, während er seinen Sohn Ludwig jenseits des Rheines verfolgt, und läßt sich so zu Schiff auf dem Main nach dem Rhein führen, wo er auf einer Insel bei Ingelheim aus dem Leben scheidet. Von dort nach Metz gebracht, wird er in der Basilika des hl. Arnulf ehrenvoll beigesetzt. Sogleich kehrte Lothar aus Italien zurück und riß die Herrschaft an sich. 841. » Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 841 ziehen Ludwig und Karl, die es nicht dulden wollten, daß sie des väterlichen Reiches ganz und gar be­ raubt würden, von allen Seiten ein Heer zusammen und liefern bald darauf ihrem Bruder eine Schlacht bei Fontenoy. In diesem Kam pfe wurde die Streitmacht der Franken so aufgerieben und ihr glorreiches Heldentum so ao geschwächt, daß sie fortan nicht einmal zum Schutz des eigenen Gebietes ausreichten, geschweige denn zu einer Erweiterung des Reiches. Zuletzt siegten Karl und Ludwig nicht ohne schwere Verluste der Ihrigen. 842. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 842 teilten die drei genannten so Brüder das Reich der Franken unter einander: Karl bekam die westlichen Gebiete vom bretonischen Ozean bis zur Maas, Ludwig die östlichen, d. h. ganz Germanien bis zum Rhein und wegen des Weinbaus einige Städte samt den zugehörigen Gauen links des Rheines. Lothar aber, der der älteste war und den Kaisertitel führte, erhielt sein Herrschaftsgebiet in 40 der Mitte zwischen beiden, das heute noch nach seinem Namen Lothars-

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ReginoniB chronica 846-853

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Lotharii nuncupatur, totamque Provintiam nec non et omnia regna Italiae cum ipsa Romana urbe, quae et modo ab omni sancta ecclesia propter presentiam apostolorum Petri et Pauli speciali quodam veneratur privilegio et quondam propter Romani nominis invictam potentiam orbis terrarum domina dicta fuerat. 6 847. Anno dominicae incarnationis DCCCXLVII. H etti episcopus Trevirorum ex hoc seculo transiit, et Thietgaudus cathedram eius optinuit. 851. Anno dominicae incarnationis DCCCLI. obiit Hirmingardis regina, con- io iunx Lotharii imperatoris, venerabilis et Deo acceptabilis matrona, quae tres filios Lothario genuerat, videlicet Ludowicum, Lotharium et Carolum. / 853. Anno dominicae incarnationis DCCCLIfl. Nortmanni Brittannicum mare navigio girantes ostia Ligeris fluminis occupaverunt et repentina u irruptione civitatem Namnetis invadunt omniaque caedibus, incendiis ac rapinis depopulantes pontificem civitatis ipso die sabbato sancto paschae*, cum baptismum ex more celebraret, in basilica interficiunt clerumque trucidant; omnemque circumquaque regionem devastantes primum Andegavensem, deinde Turonicam occupant urbem ac, velut inmanis tempestas so cuncta prosternit, ita cuncta consumunt. Templum etiam precellentissimi pontificis Martini incendio cremant. Tunc primum Nortmannorum classis, ut aiunt, Ligeris attigit litora. Eodem anno Egil abba monasterii Prumiensis constituitur. Circa haec tempora10Carolus Pippinum regem Aquitaniae, nepotem suum, » ipsis Aquitanis eum prodentibus, eo quod pace soluta eadem provintia a suis indigenis devastaretur et multa illic mala impune patrarentur, cepit et captum cum consilio episcoporum et procerum attondit et habitu m o­ nachico indutum Suessionis in monasterio sancti Medardi misit. Inde duobus monachis in hoc consentientibus simul et opem ferentibus fuga so dilapsus est; sed iterum captus in Silvanectis castro munitissimo custodiae mancipatur11. Fuit vero iste Pippinus filius Pippini, filii Ludowici impera­ toris, de quo ferunt, quod eum pater, dum adhuc puerilis esset aetatis, voluerit ad clericatus officium promovere ac Drogoni episcopo Mettensi, avunculo videlicet suo, commendare erudiendum liberalibus simul et eccle- ss

* Vielmehr am Johannestag 843. Die Stadt wurde 853 zum zweitenm al über­ fallen. w Im Jahr 852. 11 Im Jahr 864.

Absetzung des Königs Pippin von Aquitanien

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reich heißt, dazu die ganze Provence sowie alle Reiche Italiens mit der Stadt Rom selbst, die auch jetzt noch von der gesamten heiligen Kirche wegen der Anwesenheit der Apostel Petrus und Paulus nach einem be­ sonderen Recht verehrt wird und einst wegen der unüberwindlichen Macht 6 des römischen Namens die Herrin des Erdkreises genannt worden war. 847. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 847 schied Bischof H etti von Trier aus dieser W elt und Thietgaud nahm seinen Stuhl ein. 851. io Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 851 starb die Königin Hirmingardis, die Gemahlin des Kaisers Lothar, eine ehrwürdige und G ott wohl­ gefällige Frau. Sie hatte dem Lothar drei Söhne Ludwig, Lothar und Karl geboren. 853. M Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 853 besetzten Normannen auf Kreuzfahrten durch das bretonische Meer die Loiremündung und dringen bei einem plötzlichen Überfall in die Stadt Nantes ein, wo sie alles durch Mord, Brand und Raub verheerend, den Bischof der Stadt in der Basilika am heiligen Ostersamstag*, als er gerade in gewohnter Weise die Taufe ao feierte, erschlagen und die Geistlichen niedermetzeln. Die ganze Gegend ringsumher verwüstend, erobern sie zuerst Angers, dann Tours und ver­ tilgen alles, wie ein ungeheurer Sturmwind alles niederwirft. Auch das Heiligtum des vortrefflichsten Bischofs Martin lassen sie in Flammen aufgehen. Damals landete zum erstenmale, wie man sagt, eine normannische » Flotte an den Ufern der Loire. In demselben Jahre wird Egil als Abt des Klosters Prüm eingesetzt. Um diese Zeit10 nahm Karl seinen Neffen Pippin, den König von Aqui­ tanien, gefangen, den ihm die Aquitanier selbst in die Hände lieferten, weil in Folge des Friedensbruches diese Provinz von ihren eigenen Be*o wohnern verwüstet und viele Übeltaten dort ungestraft verübt wurden. Den Gefangenen ließ er nach dem Beirate der Bischöfe und Vornehmen scheren und schickte ihn in Mönchstracht nach Soissons in das Kloster des heiligen Medardus. Von dort entkam er durch die Flucht, da zwei Mönche mit ihm im Einvernehmen waren und ihm Beistand leisteten; 36 doch zum zweitenmale eingefangen, wurde er nach der sehr festen Burg Senlis in Gewahrsam gebracht.11 Dieser Pippin war aber ein Sohn Pip­ pins, des Sohnes des Kaisers Ludwig, von dem man erzählt, daß ihn, da er noch im Knabenalter stand, sein Vater zum geistlichen Stande habe be­ fördern und seinem Oheim, dem Bischof Drogo von Metz, übergeben wol4o len zur Unterweisung in den freien Künsten und kirchlichen Wissen-

Reginonis chronica 864-860

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siasticis disciplinis. Sed paternis votis Lotharius eiusdem pueri frater obvius nequaquam permisit eum adtondi, sed vi abstraxit de manu patris : erat enim isdem puer, ut aiunt, / ingentis pulchritudinis. Cui postm odum 12 pater Aquitaniam provinciam tantum concessit. Sed non ei in prosperum cessit, quod a Dei cultura et servitio revocatus est; ebrietatibus enim et 6 comessationibus die noctuque vacans ad extremum mente captus in amaniacam incidit passionem et presentem vitam cum dedecore am isit13, successorem relinquens Pippinum filium, de quo paulo superius mentionem fecimus. 855. i« Anno dominicae incarnationis DCCCLV. Lotharius convocatis prim ori­ bus regni imperium suum inter filios divisit et Ludowico Italiam tradidit eumque imperatorem appellari fecit, equivoco vero, id est Lothario, reg­ num, quod ex suo nomine vocatur, concessit, Carolo autem, qui iunior natu erat, Provintiae regnum largitus est. Dispositis itaque atque ordinatis i6 regni negotiis valedicens suis seculum reliquit atque in Prumia monasterio veniens comam capitis deposuit habituque sanctae conversationis sus­ cepto, in religionis professione diem clausit extremum III. K al. Octobr. 856. Anno dominicae incarnationis DCCCLVI. Lotharius rex Thietbirgam 20 reginam sibi in matrimonium iunxit14 ; ex qua coniunctione maxima ruina non illi solum, sed etiam omni regno eius accidit, sicut in subsequentibus luce clarius apparebit. 858. Anno dominicae incarnationis DCCCLVIII. Carolus rex, filius Lotharii 25 imperatoris, moritur16, qui Provinciam regebat; et ex regno, quod tenuerat, facta est non modica controversia inter Lotharium regem et avunculum eius Carolum16. / 859. Anno dominicae incarnationis DCCCLVIIII. Lotharius H ucberto abbati so ducatum inter Iurum et montem Iovis commisit, eo quod tunc fidelissimus putaretur, utpote affinitate coniunctus propter sororem Thietbirgam. 860. Anno dominicae incarnationis DCCCLX. Egil abbatiam Prumiensem sua sponte dimisit, et Ansbaldus in regimine successit, vir omni sanctitate ss 12 Bei der Teilung 817.

13 Am 13. Dezember

838.

14 Im Jahr 854. 16 A m 2 4 . Januar 863. 14 Vielmehr seinem Bruder K aiser Ludwig I I .

Tod des Kaisers Lothar

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schäften. Lothar jedoch, der Brader des Knaben, der sich den väterlichen Wünschen widersetzte, litt es durchaus nicht, daß er geschoren werde, sondern nahm ihn gewaltsam aus den Händen des Vaters. Dieser Knabe war nämlich, wie man sagt, von wunderbarer Schönheit. Nachmals1* ver6 lieh ihm sein Vater nur die Provinz Aquitanien. Doch es brachte ihm keinen Segen, daß man ihn von der Verehrung und dem Dienste Gottes abriet; denn indem er sich bei Tag und Nacht der Trunkenheit und Schlemmerei ergab, verlor er zuletzt seinen Verstand, verfiel in Säufer­ wahnsinn und endigte13 das gegenwärtige Leben mit Schande, indem er 10 seinen obengenannten Sohn Pippin als Nachfolger hinterließ. 855. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 855 teilte Lothar, nachdem er die vornehmsten Männer seines Reiches berufen hatte, die Herrschaft unter seine Söhne; dem Ludwig übergab er Italien und befahl, ihn Kaiser zu is nennen; seinem gleichnamigen Sohne Lothar verlieh er das Land, welches nach seinem Namen heißt; dem jüngsten Sohn Karl schenkte er die Herr­ schaft über die Provence. Nach dieser Verteilung und Regelung der Re­ gierungsaufgaben nahm er Abschied von den Seinen, verließ die W elt und zog nach dem Kloster Prüm. D ort ließ er sich sein Haupthaar abnehmen, 20 legte das Kleid des heiligen Wandels an und beschloß sein Leben am 29. September in dem Bekenntnis seines Glaubens. 856. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 856 nahm K önig Lothar die Königin Thietbirga zur Ehe14; aus dieser Verbindung entsprang nicht as nur für ihn, sondern auch für sein ganzes Reich großes Unheil, wie sich im folgenden sonnenklar zeigen wird. 858. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 858 stirbt König Karl, der Sohn des Kaisers Lothar16, der die Provence regierte, und über das Reich, das so er besessen hatte, entstand ein arger Zwist zwischen dem König Lothar und seinem Oheim Karl16. 859. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 859 übergab Lothar dem Abte Hucbert die Herzogswürde zwischen Jura und Gr. St. Bernhard, w eder 36 diesen damals für sehr treu hielt, denn er war durch seine Schwester Thietbirga mit ihm verschwägert. 860. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 860 entsagte Egil freiwillig der Abtei Prüm und Ansbald folgte ihm in deren Leitung nach, ein durch jeg40 liehe Frömmigkeit und Tugend ausgezeichneter Mann. Um diese Zeit

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Reginonis chronica 860

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et bonitate conspicuas. His temporibus Ludowicus senior, frater Lotbarii imperatoris, plurima bella strenuissime gessit adversus Sclavorum gentes; siquidem Marahensium regna ingressus armis cuncta perdomuit, capto eorum principe nomine Rastiz17, cui etiam propter violata foedera oculos effodere iussit. s Ea tempestate inter principes Caroli magnum discordiarum ac litium efferbuit incendium. Denique Lambertus, qui ducatum tenebat inter Ligerim et Sequanam, Vivianum potentem virum dolo interfecit; rursus eundem Lambertum Gozbertus comes cum aliis aeque dolo trucidavit. Isdem Gozbertus iussu Caroli decollatus est18. Destitutam terram principi- io bus et consilio nudatam perspicientes Brittones arma corripiunt, fines regni Francorum invadunt, Ligerim transeunt et usque Pictavis progre­ diuntur, caedibus, rapinis ac incendiis omnia depopulantes, oneratique ingenti preda ad propria redeunt. Ad compescendam huius presumptionis insolentiam Carolus cum magno exercitu / Brittanniam intravit. Pugna u committitur1*, Saxones, qui conducti fuerant, ad excipiendos velocium equorum anfractuosos recursus in prima fronte ponuntur, sed primo im­ petu spiculis Brittonum territi in acie se recondunt. Brittones more solito huc illucque cum equis ad huiuscemodi conflictum exercitatis discursantes modo consertam Francorum aciem impetunt ac totis viribus in medio so spicula torquent, nunc fugam simulantes insequentium nihilominus pec­ toribus spicula figunt. Franci, qui comminus strictis gladiis pugnare con­ sueverant, attoniti stabant, novitate ante inexperti discriminis perculsi, nec ad insequendum idonei nec in unum conglobati tuti. N ox superveniens prelium diremit. Multi ex Francis interfecti, quamplurimi vulnerati, in- S6 numerabiles equi perierunt. Sequenti die rursus pugna inchoatur, sed graviori infortunio finitur. Quod cernens Carolus nimio terrore dissolutus noctu inscio exercitu clam aufugit, derelicto papilione, tentoriis et omni regio apparatu. Mane facto, cum exercitus fuga lapsum regem comperisset, nimia formidine repletur nihilque aliud nisi de fuga meditatur. Brittones so cum clamore irruunt, castra Francorum omnibus divitiis referta invadunt omnemque belli copiam capessunt, fugientia Francorum agmina insecun-

« Im Jahr 870. 18 Diese Ereignisse fallen in die Jahre 851 bis 853. 18 Am 22. August 851.

Feldzug gegen die Bretonen

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führte der ältere Ludwig, der Bruder des Kaisers Lothar, tatkräftig sehr viele Kriege mit den Stämmen der Slaven ; denn nach dem Einmarsch in die Reiche der Mährer bezwang er alles mit den Waffen und nahm ihren Fürsten Rastitz gefangen17, dem er auch wegen des Bruches der Verträge s die Augen ausstechen ließ. Um diese Zeit entzündete sich unter den Großen Karls ein gewaltiger Brand der Zwietracht und des Haders. Denn es tötete Lambert, der zwi­ schen Loire und Seine die Herzogswürde besaß, mit Arglist den Vivianus, einen mächtigen Mann; den nämlichen Lambert wiederum hieb der Graf 10 Gozbert mit andern gleichfalls hinterlistiger Weise nieder. Eben dieser Gozbert wurde auf Befehl Karls enthauptet18. Da die Bretonen das Land führerlos und ratlos sehen, greifen sie zu den Waffen, fallen in das Fran­ kenreich ein, überschreiten die Loire und dringen bis Poitiers vor; mit Mord, Raub und Brand alles verheerend kehren sie mit unermeßlicher 16 Beute in die Heimat zurück. Um die Frechheit dieser Anmaßung zu zü­ geln, rückte Karl mit einem großen Heere in die Bretagne ein. Es kommt zu einer Schlacht19, die Sachsen, die um Sold gedungen waren, werden ins erste Glied gestellt, um die Angriffe abzufangen, die immer wieder auf schnellen Rossen in Volten vorgetragen werden, aber beim ersten Zusam20 menstoß weichen sie, erschreckt durch die Geschosse der Bretonen, in die Schlachtreihe zurück. Die Bretonen, die nach gewohnter Weise bald hie bald da mit ihren auf solchen Kam pf eingeübten Pferden heransprengen, greifen bald den geschlossenen Keil der Franken an und schleudern m it voller K raft ihre Speere unter sie, bald heften sie auf scheinbarer Flucht 26 ihre Geschosse nicht minder in die Brust der Verfolger. Die Franken, ge­ wohnt Brust an Brust mit gezücktem Schwerte zu fechten, standen wie betäubt, durch die Neuheit einer bisher unbekannten Kampfesweise er­ schreckt, weder zur Verfolgung zu gebrauchen, noch ungefährdet, wenn sie sich zusammenscharten. Die hereinbrechende Nacht trennte die Kämp80 fenden. Viele von den Franken waren getötet, die Mehrzahl verwundet, unzählige Pferde gingen zu Grunde. Am folgenden Tage beginnt die Schlacht von neuem, um mit noch größerer Niederlage zu enden. Als Karl dies gewahrte, entfloh er in großer Angst heimlich bei Nacht ohne Wissen seines Heeres, indem er Zelt und Lager und seine ganze Ausstattung als 36 König im Stich ließ. Bei Tagesanbruch, da das Heer die Flucht des Königs erfuhr, wird es von großer Furcht erfüllt und denkt an nichts anderes mehr als an Flucht; die Bretonen fallen mit Geschrei ein, dringen in das mit Kostbarkeiten aller Art angefüllte Lager der Franken und erobern alle Kriegsvorräte; sie setzen den fliehenden Scharen der Franken nach und 60 hauen jeden, auf den sie stoßen, entweder mit dem Schwerte nieder oder

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Reginonifl chronica 860-864

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tu r, obvioa quosque a u t ferro ced u n t a u t v iv o s c a p iu n t; reliquoB fu g a ser­ v a v it. D ita ti ita q u e B ritto n e s opibu s F ran coru m arm isque in stru cti in su a se reco lligu n t.

ggj

Anno dominicae incarnationis* DCCCLXI. Carolus placitum habuit in 6 Compendio ibique cum optimatum consilio Rodberto com iti ducatum inter Ligerim et Sequanam adversum Brittones commendavit*0, quem cum ingenti industria per aliquod tempus rexit. 862. Anno dominicae incarnationis DCCCLXII. Nomeneius rex Brittonum io moritur, divino nutu percussus21. Nam cum / ecclesias Dei devastaret et con­ finia crudeliter depopularetur, eo quod Carolo debitam fidelitatem ser­ varent, quadam die, cum equum ascendere vellet, ut coeptam malitiam consummaret, repente vidit ante se sanctuin Maurilionem episcopum astare sibi haec torvo vultu et terribilibus oculis ingeminantem: ‘Desine is iam, crudelis predo, ecclesias Dei devastare’ . His dictis baculum, quem manu gestabat, elevans eum in capite percussit; qui a suis in dom o repor­ tatus vitam cum regno finivit. Fuit autem iste Maurilio episcopus Andegavensis urbis22, cuius civitatis termini coherebant finibus Brittanniae et idcirco ab eis graviter depopulabantur. Filius Nomenoi Herispoius regnum m paternum obtinuit. 863. Anno dominicae incarnationis DCCCLXIII. Carolus iterum cum im­ menso exercitu fines Brittonum intravit, sed minime, ut optaverat, prevaluit; novissime cum eis pacem fecit23. Datis itaque ex utraque parte m obsidibus et sacramentis Herispoius rex ad eum venit eiusque dom inationi se subdidit. Carolus vero magnis muneribus honoratum Herispoium in regnum abire permisit ; ipse in Franciam revertitur. 864. Anno dominicae incarnationis D CCCLXIIII. Lotharius rex coepit24 30 occasiones quaerere, qualiter Thietbirgam reginam a suo consortio sepa­ rare potuisset. Quam exosam habebat propter Waldradam, quae eius fuerat concubina, cum adhuc adolescens esset in domo paterna: hanc siquidem diabolo inflammante nimio diligebat amore. Guntarium itaque Coloniensis urbis pontificem, qui eo tempore erat archicapellanus, rex primo per 36 subintroductos missos, deinde per semetipsum super huiuscemodi discidio 20 Vielmehr in Servais 853. 21 Richtig am 5. März 851. 22 Er starb um das Jahr 427. 22 Im Jahr 851. 24 Nach andern Berichten schon 857.

Unterwerfung der Bretonen

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nehmen ihn lebend gefangen; die übrigen retteten sich durch die Flucht. Also mit den Schätzen der Franken bereichert und mit ihren Waffen aus­ gerüstet, ziehen sich die Bretonen in ihr Gebiet zurück. 861. e Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 861 hielt Karl eine Reichsver­ sammlung zu Compiègne und dort vertraute er mit dem Beirate seiner Großen dem Grafen Rodbert die Herzogswürde zwischen Loire und Seine gegen die Bretonen an*0, die dieser etliche Zeit hindurch mit außerordent­ lichem Eifer bekleidete, io 862. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 862 stirbt Nomenoi, der Bretonenkönig, durch Gottes Hand geschlagen*1. Denn während er die Kirchen Gottes verwüstete und die Grenzgebiete grausam verheerte, weil sie Karl die schuldige Treue bewahrten, sah er eines Tages, da er gerade zu Pferde io steigen wollte, um sein böses Beginnen zu vollenden, plötzlich den heiligen Bischof Maurilio vor sich stehen, der ihm mit grimmem Antlitze und furchtbaren Blicken zurief: Höre endlich auf, grausamer Räuber, die Kirchen Gottes zu verwüsten. Nach diesen W orten erhob er den Stab, den er in der Hand trug, und schlug ihn damit auf den K opf; von den Seinigen so nach Hause geschafft, endigte jener zugleich sein Leben und seine Regie­ rung. Dieser Maurilio war aber Bischof der Stadt Angers gewesen** und weil ihr Gebiet an die Bretonen grenzte, wurde es von ihnen grausam ver­ wüstet. Nomenois Sohn Herispoi trat die väterliche Herrschaft an. 863. 26 Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 863 drang Karl zum zweitenmale mit einem unermeßlichen Heere in das Gebiet der Bretonen ein, aber er gewann keineswegs die Oberhand, wie er gewünscht hatte ; zuletzt jedoch schloß er m it ihnen Frieden*3. Nachdem also von beiden Seiten Geiseln und Eidschwur gewährt worden, kam König Herispoi zu ihm und unter20 warf sich seiner Oberhoheit. Karl ehrte Herispoi mit großen Geschenken und entließ ihn dann in sein Reich; er selbst kehrt nach Francien zurück. 864. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 864 fing König Lothar an*4 nach Vorwänden zu suchen, um sich von der ehelichen Gemeinschaft mit der se Königin Thietbirga zu scheiden, denn er haßte sie um der Waldrada willen, die er zur Beischläferin gehabt hatte, a b er noch als Jüngling im väter­ lichen Hause wohnte. Diese nämlich liebte er, vom Teufel entflammt, mit großer Leidenschaft. Dem Bischof Gunthar von Köln, der zu jener Zeit Erzkapellan war, setzt deshalb der König, zuerst durch heimlich zuge4o schickte Unterhändler, dann in eigener Person, auf jegliche Weise zu we-

Reginonis chronica 864

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omni arte aggreditur. Et ut facilius assensum preberet, prom isit/se eiusdem episcopi neptem in matrimonium accepturum, tantum ut predictam Thietbirgam eius aliorumque episcoporum auctoritate et licentia repudiare quacumque ratione potuisset. Qui, ut erat levis animo ac inconsideratus actione, protinus omni intentione in rem introducitur, vana spe, ut postea claruit, seductus. Rursus idem Guntarius Thietgaudum archiepiscopum Treverensem hac de causa alloquitur et, sciens esse virum simplicem nec adeo in divinis scripturis eruditum canonicisque sanctionibus exercitatum, ex utriusque testamenti paginis quasdam sententias profert, quas aliter, quam ecclesiastica regula docet, edisserens virum improvidum secum in foveam trahit, caecus caeco ducatum prestans26. Quid plura? facta sunt omnia, quae huic commento videbantur esse necessaria. Concilium Mettis convocant, reginam quasi canonice evocatam in medio statuunt, testes producunt una cum scriptis, qui valde gravia crimina imponentes inter alia protestati sunt, quod eadem Thietbirga confessa fuisset, semetipsam fratris germani incestuoso concubitu esse pollu­ tam. Continuo statuta patrum de incestuosis recitantur, et non solum a legitimo viro separatur, verum etiam omnis copula maritalis inhibetur, poenitentia iuxta modum culpae indicitur, et tali nefaria machinatione diu exoptata voluntas regis adimpletur28. Non multo post interiecto tempore iterum conventum synodalem Aquis coadunant27, ubi rex libellum suae proclamationis obtulit, ubi contine­ batur, qualiter28 in quadam femina, Thietbirga nomine, factiosis per­ fidorum hominum argumentis fuerit defraudatus, immo non mediocriter repetiit, quod iudicio episcoporum discidii sententiam pertulisset. Quae si idonea esset coniugali thoro et pestifera incestus pollutione fedata non fuisset nec vivae vocis confessione publice condempnata, sponte eam retineret: porro se incontinentem esse professus est et sine copula iuvenilis aetatis ardorem ferre / non posse. Allatis itaque diversorum conciliorum voluminibus multa de incestuosis replicata sunt; quibus recitatis hanc diffinitivam sententiam protulerunt : ‘Credimus illam non fuisse idoneam ac legitimam coniugem neque a Deo preparatam esse uxorem, quae publica

s

io

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2*

26

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26 M atthäus 1 5 ,1 4 . - Regino stü tzt sich bei diesem Bericht au f den B rief des Papstes Nicolaus an die ostfränkischen Bischöfe vom 31. Oktober 867 (M G E pist. 6 S . 340 N r. 53). 28

Dies geschah au f zwei Synoden im Januar und Februar 860 in Aachen

(M G Constit. II S . 463 N r. 305 u . 3 0 6 .). 27 A m 2 9 . April 862 in Aachen (Mansi X V S. 6 1 1 -6 3 0 ). 22 Das folgende (bis ‘Brunst leiden’ ) wörtlich aus den Synodalakten.

König Lothars Ehescheidung

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gen dieser Ehescheidung, und damit er leichter seine Zustimmung gebe, versprach er die Nichte dieses Bischofs zur Ehe zu nehmen, nur dam it er die besagte Thietbirga mit seiner und anderer Bischöfe Genehmigung und Erlaubnis aus irgend einem Grunde verstoßen könne. Leichtsinnig und 6 unüberlegt in seinen Handlungen, wie er war, läßt sich dieser sogleich mit allem Eifer auf die Sache ein, da eine, wie sich später zeigte, eitele H off­ nung ihn dazu verlockte. Derselbe Gunthar wiederum geht wegen dieser Angelegenheit den Erzbischof Thietgaud von Trier an und da dieser, wie er wußte, ein einfältiger Mann war und nicht sonderlich gelehrt in den gött10 liehen Schriften noch im canonischen Recht bewandert, so bringt er aus den Büchern des Alten und Neuen Testaments einige Sprüche vor, die er anders als die kirchliche Regel es lehrt, auslegt und so den unvorsichtigen Mann mit sich in die Grube26 zieht, als Blinder dem Blinden das Geleit gebend. io Und nun geschah alles, was für diese Absicht notwendig zu sein schien. Sie berufen eine Synode nach Metz, stellen die Königin wie eine auf canonische Weise vorgeladene in die Mitte, führen Zeugen vor nebst Schrift­ stücken, die unter andern sehr schweren Vergehungen, die sie ihr schuld gaben, auch bezeugten, daß diese Thietbirga gestanden habe, sie sei durch so blutschänderische Umarmungen ihres leiblichen Bruders befleckt. Sofort werden die Verordnungen der Väter über die Blutschänder vorgelesen und sie nicht nur von ihrem rechtmäßigen Manne geschieden, sondern ihr auch jedes eheliche Band untersagt, eine Buße nach dem Maße der Schuld auf­ erlegt und durch ein so verruchtes Vorgehen der lange ersehnte Wunsch des 86 Königs erfüllt26. Nicht lange darauf veranstalten sie zum zweitenmale eine Synode zu Aachen27, auf welcher der König eine Klageschrift einreichte. Darin war zu lesen, wie28 er mit einer gewissen Thietbirga durch die ehrgeizigen Ränke treuloser Menschen betrogen worden sei, ja sogar, wiederholte er so mit großem Nachdruck, sich habe durch das Urteil der Bischöfe scheiden lassen müssen. Wäre sie für das Ehebett geeignet und nicht durch den verderblichen Makel der Blutschande besudelt, sowie durch das Bekennt­ nis ihres eigenen Mundes öffentlich verurteilt, so würde er sie aus freien Stücken bei sich behalten: nun sei er aber, wie er bekannte, unenthaltsam 36 und könne ohne einen Ehebund seine jugendliche Glut nicht dämpfen. Nachdem nun die Akten verschiedener Synoden beigebracht waren, wurde vieles über die Blutschänder wiederholt. Nach dessen Verlesung fällten sie folgende endgültige Entscheidung: Wir glauben, daß jene keine ange­ messene und rechtmäßige Ehefrau gewesen ist, noch eine von Gott be40 stimmte Gemahlin, da sie durch ihr öffentliches Geständnis des Verbre-

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confessione incestuoso fornicationis crimine denotata probatur. Quocirca glorioso principi nostro pro sua in divino cultu devotissima affectione atque victoriosissima regni tuitione, cui non solum nos, verum etiam canonica auctoritas interdixit incestuosum coniugium, legitimum matrimonium a Deo illi concessum non denegamus, iuxta indulgentiam dicentis apostoli89 : s M elius est nubere, quam u r i'. His ita patratis Waldrada iam in publicum procedit stipata obsequentium multitudine, omnisque regia aula resultat Waldradam reginam esse. Guntarii episcopi neptis ad regem accersitur ac semel, ut aiunt, ab eo constupratur atque cum cachinno et omnium deri­ sione ad avunculum remittitur. Igitur agentibus fratribus Thietbirgae 10 reginae haec omnia ad notitiam Nicholai papae deferuntur, qui eo tempore Romanae presidebat ecclesiae. 865. Anno dominicae incarnationis DCCCLXV. missi sunt Hagano80 et R odoaldus apostolicae sedis legati in Galliam ad discutiendum, utrum res ita u se haberet, sicut summo pontifici nunciata fuerat: qui in Franciam venien­ tes pecunia corrupti magis faverunt iniquitati quam aequitati. Tamen ad regem pervenientes, cum ei déclarassent legationis suae causas, tale re­ sponsum ab eo acceperunt, se nihil aliud egisse, nisi quod episcopi ipsius regni in generali sinodo sibi agendum premonstrassent. Dederunt autem 20 idem legati consilium regi, ut illos episcopos, qui illi sinodo prefuerant, ad sedem apostolicam destinaret, qui verbis ac scriptis universali papae satis­ facerent. Legati inmensis ditati opibus Romam regressi sunt nunciaveruntque presuli, quae in Galliis viderant et audierant, adicientes se nullum sapien/tem episcopum in regno Lotharii invenisse, qui ad liquidum cano- 25 nicis esset institutus disciplinis. Interea Thietgaudus et Guntarius archiepiscopi Romam profecti sunt ea animi intentione, ut et regem innoxium in supradicto facto demonstrarent et se cum ceteris coepiscopis ecclesiastica atque apostolica exercuisse decreta; stultitiae elogio denotandi, qui illam Petri sedem aliquo pravo dogmate fallere posse arbitrati sunt, quae nec 30 fefellit nec ab aliqua heresi umquam falli potuit. Itaque cum in presentiam

» 1. K o r. 7, 9 . 80 S tatt Hagano von Bergamo war Johannes von Cervia zu nennen.

Papet Nicolaus greift ein

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chens blutschänderischer Unzucht überführt ist. Deshalb verweigern wir unserem ruhmreichen Fürsten, da nicht nur wir, sondern auch die Auto­ rität der Canones ihm eine blutschänderische Ehe untersagt hat, wegen seiner frommen Hingebung im Dienste Gottes und wegen seiner siegs reichen Beschirmung des Reiches, nicht die rechtmäßige ihm von Gott ge­ stattete Verbindung nach der Bewilligung des Apostels, der da sagt89: Es ist besser freien, denn Brunst leiden. Nachdem dies also vollbracht war, tritt Waldrada schon ganz öffentlich auf, umgeben von einem zahl­ reichen Gefolge, und der ganze königliche H of hallt davon wieder, daß 10 Waldrada die Königin sei. Die Nichte des Bischofs Gunthar wird zum König geholt und, wie man erzählt, einmal von ihm genotzüchtigt, dann unter dem Gelächter und dem Hohne aller ihrem Oheim zurückgeschickt. Hierauf wird auf Betreiben der Brüder der Königin Thietbirga dies alles zur Kenntnis des Papstes Nicolaus gebracht, der zu dieser Zeit der römi15 sehen Kirche Vorstand. 865. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 865 wurden Hagano30 und Rodoald als Gesandte des apostolischen Stuhles nach Gallien geschickt, um zu untersuchen, ob die Sache sich so verhielt, wie man sie dem obersten 20 Priester m eldete: aber als diese in Francien eintrafen, ließen sie sich be­ stechen und begünstigten mehr die Ungerechtigkeit als die Gerechtigkeit. Als sie jedoch zum Könige kommend, ihm die Ursachen ihrer Sendung erklärt hatten, empfingen, sie von ihm die Antwort, er habe nichts anderes getan, als was die Bischöfe seines eigenen Reiches auf einer allgemeinen 25 Synode ihm zu tun vorgezeichnet hätten. Die nämlichen Gesandten aber gaben dem Könige den Rat, die Bischöfe, welche auf jener Synode den Vorsitz geführt hätten, an den apostolischen Stuhl abzuordnen, damit sie sich mündlich und schriftlich vor dem allgemeinen Papste rechtfertigten. Mit unermeßlichen Schätzen bereichert kehrten die Gesandten nach so Rom zurück und verkündigten ihrem Oberhirten, was sie in Gallien ge­ sehen und gehört hatten, indem sie hinzufügten, sie hätten keinen ge­ lehrten Bischof im Reiche Lothars gefunden, der in der canonischen Wissenschaft klare Einsicht besäße. Inzwischen reisten die Erzbischöfe Thietgaud und Gunthar nach Rom in der Absicht zu beweisen, daß der 36 K önig in der besagten Angelegenheit unschuldig sei und daß sie nebst ihren übrigen Mitbischöfen die kirchlichen und apostolischen Satzungen befolgt hätten, was man ihnen freilich als Torheit anrechnen muß, wenn sie wähnten, jenen Stuhl des seligen Petrus, der weder je täuschte noch sich durch irgend eine Ketzerei je täuschen ließ, durch irgend welches 40 falsche Dogma täuschen zu können. Als sie daher zum Papste Nicolaus

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Nicholai papae venissent, libellum obtulerunt, in quo continebantur gesta sinodalia, quae Mediomatrico et Aquis ab eis statuta fuerant. Qui cum a notario coram omnibus recitatus esset, interrogavit pontifex, si haec scripta verbis confirmarent. Responderunt inconveniens videri, ut, quod propriis manibus roboraverant, infirmare verbis mallent. Et sic nec repulsa nec admissa eorum assertione iussi sunt ire ad hospitia sua, quousque revocaren­ tur. Paucis interpositis diebus ad sinodum81, quam papa congregaverat, sunt accersiti, ubi eorum dampnata et anathematizata sunt scripta et ipsi omnibus adiudicantibus episcopis, presbiteris ac diaconibus sunt depositi et omni ecclesiastica dignitate privati. Qui tam turpiter dehonestati Ludowicum imperatorem, fratrem Lotharii regis, adeunt, qui ea tempestate Beneventanis morabatur in partibus, scriptis ac dictis vociferantes, se iniuste esse depositos, ipsi imperatori et omni sanctae ecclesiae iniuriam esse factam, cum numquam auditum sit vel uspiam lectum, quod ullus metropolita sine conscientia principis vel presentia aliorum m etropolitanorum fuerit degradatus. Adiecerunt insuper multa alia blasphemantes eundem papam, quae hic superfluum duximus enumerare, existimantes se eiusdem imperatoris adminiculo simul et intercessionis ope et criminis obiecti abolere notam et pristinae dignitatis recuperare statum. Sed spes eorum frustrata est, quamvis imperator omnibus votis illis opitulari voluisset. Thietgaudus depo/sitionis suae a sede apostolica prolatam senten­ tiam patienter ferens iuxta precedentem consuetudinem nihil omnino de sacro ministerio contingere presumpsit; Guntarius vero superbiae spiritu inflatus vetitum sibi officium usurpare ausu temerario non expavit, parvi­ pendens apostolicam excommunicationem. Revertuntur igitur in Franciam debita confusione respersi. Et dum iterum atque tertio sedem apostolicam ob reparationis et restitutionis gratiam adissent, novissime in Italia in­ firmitate preventi peregrini et exules moriuntur3 32, communione laicali sibi 1 tantum concessa.

866. Anno dominicae incarnationis DCCCLXVI. Arsenius episcopus, apocrisiarius et consiliarius Nicholai papae, vice ipsius directus est in Fran­ ciam ; quo perveniens tanta auctoritate et potestate usus est, ac si idem

31 Im Lateran Oktober 863. 33 Thietgaud 868, Gunthar 871.

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Synode im Lateran

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vorgelassen wurden, überreichten sie ihm ein Büchlein, worin die Synodal­ beschlüsse von Metz und Aachen enthalten waren. Als dieses von einem Notar in Gegenwart aller vorgelesen wurde, fragte der Oberpriester, ob sie diese Schriftstücke durch ihr W ort bestätigen wollten. Sie erwiderten, 6 daß es ihnen unlogisch vorkäme, was sie mit eigenen Händen bekräftigt hätten, durch W orte wieder imwirksam machen zu wollen. Ohne ihre Ver­ sicherung zurückzuweisen oder gutzuheißen, ließ man sie dann in ihre Herbergen gehen, bis man sie wieder rufen würde. Nach Verlauf weniger Tage wurden sie zu einer Synode31, die der Papst versammelt hatte, be10 rufen und daselbst ihre Schrift verdammt und mit dem Bannfluch belegt, sie selbst nach dem Urteil aller Bischöfe, Priester und Diakonen abgesetzt und jeglicher kirchlichen Würde beraubt. Also schmählich entehrt wenden sie sich an Kaiser Ludwig, den Bruder des Königs Lothar, der sich zu jener Zeit in den beneventanischen Landschaften aufhielt, indem sie i® schriftlich und mündlich klagten, man habe sie ungerechterweise ab­ gesetzt und dem Kaiser selbst und der ganzen heiligen Kirche ein Unrecht zugefügt, da man nie gehört oder irgendwo gelesen habe, daß irgend ein Metropolitan ohne Mitwissen des Fürsten oder in Abwesenheit der übrigen M etropolitanetibgesetzt worden sei. Sie fügten außerdem noch vieles ande20 re, den Papst verlästernd, hinzu, was wir hier für überflüssig halten auf­ zuzählen, in der Meinung, sie könnten durch den Beistand dieses Kaisers und durch sein Einschreiten sowohl den Makel des ihnen vorgeworfenen Verbrechens tilgen, als auch wieder in den Besitz ihrer früheren Würde gelangen. Aber in dieser Hoffnung täuschten sie sich, obgleich der Kaiser 25 von ganzem Herzen ihnen beistehen wollte. Thietgaud, der das vom apo­ stolischen Stuhle gefällte Urteil der Absetzung geduldig ertrug, nahm sich nicht heraus, seinem früheren Berufe Dach irgend etwas, was zum heiligen Amte gehörte, anzurühren; Gunthar dagegen, aufgeblasen von dem Geiste des Hochmuts, scheute sich nicht, mit verwegenem Erdreisten das 30 verbotene Amt sich anzumaßen, da er den apostolischen Bann wenig achtete. Sie kehrten demnach nach Francien zurück mit der gebührenden Schande bedeckt. Und als sie zum zweiten und zum drittenmale den apo­ stolischen Stuhl angingen um der Wiederherstellung ihrer Ehre und der Wiedereinsetzung willen, werden sie schließlich in Italien krank und ster35 ben in der Fremde als Verbannte32, indem ihnen nur die Laienkommunion gewährt wurde. 866 . Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 866 wurde Bischof Arsenius, Kanzler und Rat des Papstes Nicolaus, als sein Vertreter nach Francien ge40 sendet; hier entwickelte er nach seinem Eintreffen eine solche Autorität

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summus presul advenisset. Convocato denique episcoporum conventu Lotharium regem alloquitur, ut unum e duobus eligat, aut propriae recon­ cilietur uxori abdicato Waldradae pellicis consortio, aut protinus anathe­ matis gladio feriretur ipse omnesque ei in hoc scelere favorem prestantes. Hac necessitate constrictus, vellet nollet, Thietbirgam reginam in matri- 6 monium recepit, interposito iurisiurandi sacramento, se illam ita in reli­ quum habere, sicut aequitatis iura dictant legitimam uxorem esse tenen­ dam, nec eam a se separaret nec ipsa vivente aliam super eam induceret. Posthaec Waldradam ex auctoritate Dei et sancti Petri et verbo domni apostolici Romam ire iubet, ut pro se rationem reddere studeat. io Engiltrudam38 quoque, uxorem quondam Bosonis comitis, a sede apostolica excommunicatam esse omnibus declaravit, quia proprium deseruerat maritum et Wangerum suum vassallum in .Galliae secuta fuerat; quam excommunicationem cum omnibus, qui aderant, episcopis renovavit. Posthaec eadem Engiltrudis predicto Arsenio in Wormatia / civitate se is representavit, in quo loco prefatus episcopus Ludowico regi occurrerat. Iuravit igitur in presentia ipsius missi sacramentum hunc modum con­ tinens84: ‘Ego Engiltrudis, filia quondam M atfridi comitis, quae fui uxor Bosonis comitis, vobis domno Arsenio episcopo, misso et apocrisiario summae sanctae catholicae atque apostolicae sedis, et per vos dom ino meo so Nicholao, summo pontifici et universali papae, iuro per Patrem et Filium et Spiritum sanctum et haec quatuor Christi dei evangelia, quae ore oscu­ lor et manibus propriis tango, quia amodo relictam illam maliciam, quam in prenominato Bosone viro meo exercui, ut ovis, quae fuit perdita, ad sanctam catholicam atque apostolicam sub eadem obligatione, qua dom - se nus Nicholaus summus pontifex et universalis papa me obligavit, revertar ecclesiam et in Italico regno aut vobiscum aut ante vos, quom odo provi­ deritis, ibo et, quicquid domnus apostolicus iusserit vel terminaverit, ad­ implebo vel perficere non recusabo.’ Sed tam horribile iusiurandum non adimplevit. Siquidem usque Danubii fluenta cum eodem Arsenio perrexit so ibique ad quempiam consanguineum pro caballorum adminiculo ire con­ dixit et ad Augustam civitatem ad eundem missum se reversuram pollicita 3 1

31 Der folgende Bericht stützt sich au f das Schreiben des Bischofs Arsenius an die Bischöfe in Gallien, Germanien und Neustrien (M G E p ist. B d . 6 S. 226 N r. 11). 84 Das folgende bis ‘ . . B uße empfangen habe’ (S . 203 Z . 14) nach dem B rief des Arsenius von 866, Mansi X V S . 326.

Sondergesandtschaft des Arsenius

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und Gewalt, als wenn dieser oberste Bischof selbst angekommen wäre. Zuletzt stellt er auf einer Versammlung der Bischöfe, die er beruft, den König Lothar vor die Wahl : entweder solle er sich mit seiner eigenen Gattin versöhnen, nachdem er sich von aller Gemeinschaft mit dem Kebsweibe s Waldrada losgesagt habe, oder er selbst sowie alle die, welche ihm bei diesem Vergehen ihre Unterstützung gewährten, werden sofort mit dem Schwerte des Bannes geschlagen werden. In dieser Zwangslage mußte er wohl oder übel die Königin Thietbirga wieder zum Ehegemahl nehmen und noch dazu einen Eidschwur ablegen, daß er sie fortan so halten wolle, wie nach 10 den Gesetzen der Billigkeit eine rechtmäßige Gemahlin gehalten werden soll, und daß er ferner sie weder verstoßen, noch bei ihren Lebzeiten eine andere neben ihr ins Haus einführen werde. Hiernach befiehlt er der W ald­ rada nach Gottes und des hl. Petrus Autorität und auf das Geheiß des Papstes nach Rom zu gehen und zu trachten, daß sie dort Rechenschaft is über sich ablege. Engiltruda33, einst die Gattin des Grafen Boso, sei, wie er allen erklärte, gleichfalls vom apostolischen Stuhle gebannt worden, weil sie ihren eigenen Mann verlassen hatte und dem Wanger, ihrem Lehnsmann, nach Gallien gefolgt war; diese Bannung erneuerte er mit allen den Bischöfen, so die zugegen waren. Hiernach stellte sich Engiltrudis dem besagten Arse­ nius in der Stadt Worms, wo der genannte Bischof m it dem König Lud­ wig zusammengetroffen war. Sie schwor also in Gegenwart desselben Ge­ sandten einen Eid, der folgende Fassung hatte34: „Ich Engiltrudis, Toch­ ter des weiland Grafen Matfrid, die gewesene Gattin des Grafen Boso, so schwöre Euch Herrn Arsenius, Bischof, Botschafter und Kanzler des höch­ sten heiligen katholischen und apostolischen Stuhles und durch Euch mei­ nem Herrn Nicolaus, dem höchsten Priester und allgemeinen Papste, bei dem Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste und bei diesen vier Evange­ lien von Christus Gott, welche ich mit dem Munde küsse und mit meinen 30 Händen berühre, daß ich hinfort von jener Schlechtigkeit, die ich an mei­ nem vorgedachten Manne Boso begangen habe, ablassen, wie ein Schaf, das verloren war, zu der heiligen katholischen und apostolischen Kirche unter der Verpflichtung, zu welcher Herr Nicolaus der höchste Priester und allgemeine Papst mich verband, zurückkehren und nach dem itali36 sehen Reiche entweder mit Euch oder vor Euch, wie Ihr es mir vorschreibt, reisen und alles, was der Herr Papst befiehlt oder bestimmt, erfüllen und unweigerlich vollziehen werde.“ Aber diesen so furchtbaren Eid hielt sie dennoch nicht. Sie reiste nämlich nur bis zur Donau mit diesem Arsenius, dort kündigte sie an, daß sie einen ihrer Verwandten aufsuchen wolle, um 40 von ihm Pferde zu bekommen, und versprach, in Augsburg wieder zu

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eat. Tali occasione gressum retorquens ex Alamannia in Franciam repe­ davit; quod cum sepedictus Arsenius cognovisset, epistolam misit omnibus archiepiscopis et episcopis atque omnibus sanctae Dei ecclesiae fidelibus Galliae, Germaniae ac Neustriae commorantibus, obteatans omnes per auctoritatem Dei omnipotentis et beatorum principum Petri et Pauli et « domni pontificis et universalis papae, ut nullus eam in sua parrochia reci­ peret, sed eam funditus in omnibus ecclesiis suis predicarent excommunicatam et ab omni Christianorum communione sequestratam, insuper et anathematis vinculo innodatam et inter impias et scelerosas dampnatam, donec de pestiferis factionibus suis atque perpetrato periurio ante dom ni io apostolici presentiam dignam acciperet poenitentiam. His Bummatim commemoratis revertamur ad Lotharii regis ingemiscendam causam. Legatus itaque apostolicae sedis compositis in Gallia rebus Romam, unde venerat, reversus est; rursusque Waldrada eiusque com plicibus de­ certantibus regis animus adversus Thietbirgam com movetur. Excitantur is irae et in so/pitis discordiarum et odiorum cineribus denuo copiosus ignis accenditur. Despicitur, abominatur, reicitur, adulterii crimen inpingitur, omnique ingenii arte exquiritur, qualiter puniri quasi rea possit. Illa previdens imminere sibi mortis periculum latenter aufugit et ad Carolum per­ veniens eius se tuitioni commisit. Quod cum fama divulgante Nicholaus so papa cognovisset, misit Carolo regi epistolam collaudatoriam haec con­ tinentem85. ‘ Inter alios sanctae ecclesiae religiosos propugnatores et veritatis strenuos defensores neminem magis super Thietbirgae gloriosae reginae contritione sollicitum, neminem magis ipsius incommoditatibus condoluisse, quam 26 vestrae pietatis affectum recolimus’ . Et post congruentem exhortationem addidit: ‘Excellentiam vestram nolumus ignorare, adeo Lotharium regem Thietbirgam coniugem suam diversis afflictionibus subdidisse et innumeris pressuris contra prestita iuramenta subegisse, ut nobis coacta nunc scri­ beret, regia se velle exui dignitate seu copula et sola privata vita fore con- so tentam. Cui nos scripsimus, non hoc aliter fieri posse, nisi eandem vitam coniux eius Lotharius elegisset. Verum, sicut multorum relatu didicimus,8

88 MG Epist. 6 S. 329 Nr. 48 Z. 13-15. S. 330 Z. 3-28, 31-36. S. 321 Z. 18-26.

Lothars Gemahlin sucht Schutz in Westfranken

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selbigem Botschafter zu stoßen. Bei dieser Gelegenheit ihre Schritte rück­ wärts lenkend, kehrte sie von Alamannien nach Francien zurück; als der erwähnte Arsenius dies erfuhr, richtete er ein Schreiben an alle Erz­ bischöfe und Bischöfe, sowie an alle Getreuen der heiligen Kirche Gottes 6 in Gallien, Germanien und Neustrien, worin er sie insgesamt bei der Auto­ rität des allmächtigen Gottes und der seligen Apostelfürsten Petrus und Paulus, wie auch des Herrn Bischofs und allgemeinen Papstes Nicolaus beschwor, daß niemand sie in seinem Sprengel aufnehme, sondern in allen ihren Kirchen predigen lasse, daß dieselbe völlig exkommuniziert und von 10 jeder christlichen Gemeinschaft geschieden, zudem auch mit der Fessel des Bannes gebunden und wie eine gottlose Verbrecherin verdammt sei, bis sie ihrer verderblichen Umtriebe halber und wegen des geleisteten Meineids von dem Herrn Papst in eigener Person eine entsprechende Buße empfangen habe. Nachdem dies in den Hauptzügen berichtet worden is ist, wollen wir zu der beklagenswerten Angelegenheit des Königs Lothar zurückkehren. Der Gesandte des apostolischen Stuhles kehrte also, nachdem er in Gallien die Dinge geordnet hatte, nach Rom zurück, woher er gekommen war. Und abermals wird durch die Bemühung der Waldrada und ihrer so Helfershelfer der König gegen Thietbirga aufgehetzt. Sein Zorn wird er­ regt und in der erloschenen Asche der Zwietracht und des Hasses von neuem ein kräftiges Feuer angeblasen. Sie wird verachtet, verabscheut, zurückgesetzt, die Anklage des Ehebruches wird ihr angehängt und m it aller Anstrengung des Scharfsinnes etwas gesucht, um sie als Schuldige bestra26 fen zu können. Da sie sich von Todesgefahr bedroht sah, entfloh sie heim­ lich, kam zu Karl und vertraute sich seinem Schutze an; sobald dies auf dem Wege des Gerüchts zu Papst Nicolaus gedrungen war, schickte er an König Karl ein Belobungsschreiben des folgenden Inhaltes36: ,,Unter den andern gottesfürchtigen Vorkämpfern der heiligen Kirche und wackeren so Verteidigern der Wahrheit ist, wie wir uns erinnern, niemand über die Erniedrigung der ruhmvollen Königin Thietbirga besorgter, niemand von ihrem Mißgeschick schmerzlicher berührt gewesen als Eure Frömmigkeit.“ Und nach einer passenden Aufmunterung fügte er hinzu: „W ir wünschen, daß Eure Herrlichkeit wohl wisse, wie König Lothar seine Gemahlin Thiet3( birga mit verschiedenen Drangsalen heimgesucht und sie gegen den ge­ leisteten Eid zahllosen Quälereien unterworfen hat, so daß sie uns jetzt in ihrer N ot schrieb, sie möchte der königlichen Würde und ihrer Ehe ent­ ledigt werden und werde zufrieden sein, allein und privat zu leben. W ir schrieben ihr, dies sei nur möglich, wenn auch ihr Gemahl Lothar sich für 40 eine gleiche Lebensweise entschiede. Doch wie wir aus dem Berichte vieler

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ipse Lotharius conventum celebrare disponit et eandem Thietbirgam examini proprio et iudicio subicere meditatur. E t siquidem eam prestigiis falsitatis suae vel argumentosis ambagibus potuerit exhibere, quasi non fuerit legitima sua uxor, vult eam penitus a se sequestrare. Sin autem, vult eam tamquam propriam quidem uxorem admittere, sed deinde, quasi mechata fuerit, insimulare atque pro hoc hominem suum et hominem Thietbirgae ad monomachiam impellere; et si homo ipsius reginae ceci­ derit, disponit hanc sine dilatione perimere. Quae quantum sint omni divinae legi contraria, magnitudo prudentiae vestrae, credimus, iam ad­ vertit. Sed et nos hinc aliquid strictim volumus demonstrare, prius asseverantes, quod de retroacta controversia Thietbirga non debet ulterius ad iteratam responsionem provocari, quoniam, quod bene semel definitum est et interpositis iuramentis deliberatum, nulla debet iteratione, nisi fortassis, ubi fuerit maior auctoritas, retractari; deinde, quod ecclesiae refugium quaerens, ecclesiasticum / iudicium semper expetens, submitti non debet seculari iudicio. Post haec vero, cum nos ex utraque parte, id est tam a Lothario quam a Thietbirga, fuerimus provocati iudices nosque amborum controversiam executi simus, ad nullos alios convenit super hoc negotio iudices convolare, cum secundum sacros canones a iudicibus, quos com m u­ nis consensus elegerit, non liceat provocare et, ubi concessa est provocatio, non nisi, ubi maior est auctoritas, liceat provocare. Itaque, cum non sit apostolicae sedis auctoritate, quae amborum negotium exécuta est, us­ quam maior auctoritas, nescimus, si alicui liceat de eius iudicio iudicare vel eius retractare sententiam’ . E t post pauca : ‘Illud vero, quod Lotharius Thietbirgam de adulterio criminatur, quis non videat dolo esse plenum ? Denique, si, ut ipse iactat, uxor eius non est, quid pertinet ad eum illi de adulterio calumniam texere, cum nec mechari potuit, si alicuius uxor non extitit ? porro, si a Lothario de adulterio accusatur et, si convicta fuerit, ultio preparatur, necesse est, ut fateatur uxorem’ . Et quibusdam inter­ positis: ‘Preterea sive de coniugii foedere sive de adulterii crimine iudicium sit agitandum, nulla ratione patet Thietbirgam cum Lothario posse legalem

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erfahren haben, beabsichtigt Lothar selbst eine Reichsversammlung ab­ zuhalten und gedenkt die Thietbirga einem persönlichen Verhör und Ge­ richt zu unterwerfen. Und zwar will er sich gänzlich von ihr scheiden, wenn es ihm gelingt, durch die Blendwerke seiner Falschheit oder durch « listenreiche Winkelzüge zu erweisen, daß sie nicht seine rechtmäßige Frau gewesen sei. Im anderen Falle will er sie zwar als seine Frau zu sich neh­ men, sie alsdann aber des Ehebruches beschuldigen und deshalb einen sei­ ner Leute und einen von Seiten der Thietbirga zum Einzelkampfe veran­ lassen. Und wenn der Mann der Königin fallen sollte, gedenkt er, diese 10 ohne Verzug ums Leben zu bringen. Wie sehr dies allen göttlichen Ge­ setzen widerstreitet, hat, wie wir glauben, die Größe Eurer Klugheit be­ reits ermessen. D och wollen auch wir in aller Kürze hierüber einige Er­ örterungen anstellen, indem wir zuvörderst versichern, daß man wegen der vorangegangenen Streitfrage die Thietbirga zu keiner abermaligen 18 Verhandlung mehr vorladen darf, weil das, was einmal gehörig abgeurteilt und unter Eidesleistung entschieden ist, nicht in einem zweiten Verfahren wieder aufgenommen werden darf, außer wo eine höhere Autorität vor­ handen ist; ferner daß man sie, weil sie bei der Kirche Zuflucht sucht und stets nach einem kirchlichen Gerichte verlangt, nicht einem weltlichen so Gerichte unterwerfen darf. Sodann aber, da wir von beiden Teilen, d. h. sowohl von Lothar als von Thietbirga zum Richter aufgerufen worden sind und den Rechtshandel beider verfolgt haben, so gebührt es sich nicht, sich in dieser Angelegenheit an einen andern Richter zu wenden, da es nach den heiligen Kirchengesetzen nicht freisteht, von den Richtern, die 26 der gemeinsame W ille beider erwählt hat, zu appellieren und man auch da, wo eine Appellation gestattet ist, nur dahin appellieren kann, wo eine höhere Autorität besteht. Mithin, weil es nirgends eine höhere Autorität gibt, als die des apostolischen Stuhles, der die Angelegenheit beider ver­ folgt hat, so wissen wir nicht, ob irgend jemand über dessen Entscheidung so urteilen oder seinen Spruch umstoßen darf.“ Und nach wenigen W orten, fährt er fort: „W er sieht nicht, daß jene Anklage des Ehebruches, die Lothar gegen Thietbirga erhebt, voller Unredlichkeit ist ? Wenn jene näm­ lich, wie er selbst behauptet, nicht sein Weib ist, wie kommt es ihm zu, die Verleumdung des Ehebruches gegen sie zu ersinnen, da sie, wenn sie 36 niemandes Frau war, auch die Ehe nicht brechen konnte : andererseits wenn sie von Lothar des Ehebruches beschuldigt und im Falle der Überführung ihre Bestrafung vorbereitet wird, so erkennt er sie damit unweigerlich als sein W eib an.“ Und nach einigen Zwischensätzen heißt es: „Außerdem ob nun über das Band der Ehe selbst oder über die Anklage auf Ehebruch 4o Recht gesprochen werden soll, klar ist, daß Thietbirga auf keine Weise

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inire conflictum vel legitimum controversiae subire certamen, nisi prius ad tempus suae fuerit reddita potestati, sed et suis consanguineis libere so­ ciata. Inter quos etiam locus providendus est, ubi nulla sit vis multitudinis formidanda et non sit difficile testes producere vel ceteras personas, quae tam a sanctis canonibus quam a venerandis Romanorum legibus in huiuscemodi controversiis requiruntur. Verum haec non, ut fiant, dicimus, quae sine decreto et ordinatione nostra fieri non posse supra docuimus’. Accensus itaque idem sanctissimus pontifex zelo Dei, quo fuerat Finees sacerdos36 quondam inflammatus, Waldradam ipso die37 purificationis sanctae Dei genitricis Mariae in basilica excommunica vit et ab omni christianorum consortio separavit, destinavitque epistolam omnibus episcopis per Germaniam et Gallias constitutis causas et modum excommunicationis continentem33. Cuius sensum quam verborum seriem causa brevitatis potius ponere placuit. ‘Decreveramus quidem circa Waldradam moecham et pertinaciter in impenitentia permanentem vindictae modum minus districte temperare et, iuxta quod merebatur, non ita pro tanto scelere sententiam in eam iustae punitionis proferre, nisi obstinato animo in moechiae volutabro / perenniter permanere proposuisset. Igitur quia monita nostra et crebras ex­ hortationes contempsit, quia culpam suam nec dum cognovit nec confessa est nec missa nobis legatione, qui causam ipsius exequendam suscepimus, veniam postulavit, postremo, cum recto itinere nos illi fuerat adeundum et beati Petri apostoli suffragia requirenda, retro est conversa post Satanan, necnon a Thietbirgae reginae cepta interitus meditatione non cessat: cum egregio apostolo33 dicimus, quod contra eam contraque eius similes sepius replicandum est, quia secundum duriciam suam et cor inpenitens thesau­ rizat sibi iram in die irae. Idcirco nos eam, quousque*) de factis suis ecclesiae Christi nobisque precipue, qui eius principaliter curam gerimus quique causam ipsius exequi ac investigare coepimus, satisfecerit, donec etiam omnem sinistram suspitionem consilium nostrum suscipiens adimat, a pretiosi corporis et sanguinis Domini perceptione atque ab omnimodo con­ sortio sanctae ecclesiae sancti Spiritus beatorumque apostolorum Petri et a) Das W ort fehlt in der Regino-Überlieferung. Die Handschriftenklasse A (B merkt die Lücke nicht und ändert nichts) schiebt excom m unicavim us, donec hinter de factis suis ein und schreibt am Ende des Satzes unter Tilgung der bei­ den letzten W örter prorsuB extorrem zwei Zeilen vorher extraneam fecim us pror­ sus, beides ein mißlungener Versuch (Reginos Î), den durch Auslassung von quous­ que entstandenen Fehler zu beheben. M 4 . M os. 2 5 ,1 1 . 37 2. Febr. 866.

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Exkommunikation der Waldrada

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gegen Lothar den Klageweg beschreiten oder sich einem gesetzmäßigen Rechtsstreit unterziehen kann, wenn sie nicht zuvor auf einige Zeit in seine Gewalt zurückgekehrt ist, zugleich aber mit ihren Blutsverwandten frei verkehrt hat; von diesen muß auch ein Ort ausersehen werden, wo s man sich vor einer Gewalttat der Menge nicht zu fürchten hat und wo es nicht schwierig ist, Zeugen herbeizuschaffen, sowie die übrigen Personen, welche ebenso von den heiligen Canones wie von den ehrwürdigen Gesetzen der Röm er in derartigen Streitsachen erfordert werden. Dies sagen wir jedoch nicht, damit geschehen soll, was, wie oben gezeigt, ohne unser Ge10 heiß und unsere Verfügung nicht geschehen kann.“ Erfüllt von dem Eifer Gottes, von dem einst der Priester Finees36 ent­ flammt war, exkommunizierte nun derselbe heiligste Bischof Waldrada in der Peterskirche gerade am Tage der Reinigung der hl. Gottesmutter Maria37 und stieß sie aus aller Gemeinschaft der Christen aus; auch rich16 tete er einen Brief38 an alle Bischöfe in Germanien und Gallien, der die Ursachen sowie die Form der Exkommunikation enthielt. Der Kürze wegen will ich hier mehr seinen Inhalt als seinen W ortlaut hersetzen. „W ir hatten zwar in Bezug auf die unzüchtige und hartnäckig in ihrer Unbußfertigkeit verharrende Waldrada beschlossen, das Maß der Strafe so minder streng festzusetzen und nicht so, wie sie es verdiente, für ein so schweres Vergehen die gerechte Strafe in unserer Entscheidung auszu­ sprechen, wenn sie nicht mit verstocktem Gemüte entschlossen wäre, be­ ständig in dem Schlamme der Unzucht zu verbleiben. Darum, weil sie unsere Warnungen und häufigen Ermahnungen mißachtet, weil sie ihre 26 Schuld bisher weder erkannt noch gebeichtet, noch auch uns, die wir die Verfolgung ihrer Sache übernommen, durch eine Gesandtschaft um Ver­ zeihung gebeten hat und zuletzt, als sie auf geradem Wege uns hätte angehen und des seligen Apostels Petrus Beistand nachsuchen müssen, zum Satanas zurückgekehrt ist und auch noch immer nicht ihre Absicht auf30 gibt, der Königin Thietbirga den Untergang zu bereiten, sagen wir mit dem trefflichen Apostel88, was gegen sie und ihres Gleichen öfter wiederholt werden muß, daß sie sich nach ihrer Verstocktheit und Unbußfertigkeit selbst den Zorn auf den Tag des Zornes häuft. Deshalb haben wir sie nach dem Urteile des heiligen Geistes, der seligen Apostel Petrus und Paulus 36 und unserer Mittelmäßigkeit von dem Genüsse des kostbaren Leibes und Blutes des Herrn, bis sie wegen ihrer Taten der Kirche Christi und in­ sonderheit uns, die wir vornehmlich Sorge für sie tragen und die wir von M M G E p ist. 6 S . 315 N r .42 (1 3 . Juni 866), im folgenden ziem lich wörtlich wiedergegeben. ** R om . 2 ,5 .

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Pauli iudicio et nostrae mediocritatis auctoritate fecimus cum universis complicibus et communicatoribus fautoribusque suis prorsus extorrem. Hanc sententiam IV. Non. Febr. a nobis promulgatam meminimus eamque scripto40 vobis destinavimus; et ne labor noster inanis constituatur, spiritualia nobiscum vestra fraternitas adversus iam dictam moecham et corn- s municatores eius arma sustollat et in parrochia sua excommunicatam hanc fautoresque suos viva voce unusquisque denunciet, donec nostro speciali iudicio dignae se poenitentiae submittat’ . Direxit etiam Lothario regi idem reverentissimus pontifex epistolam41 haec continentem: ‘Audito revertente misso nostro correctionis tuae, ut io ita dicamus, initio, gratias Deo condignas egimus et, ut tibi quoque grates competibiles referremus, animum preparavimus. Sed heu adversa nuntia venientia huius intentionis nostrae propositum celeriter obviarunt. Qua­ propter compulsi sumus mutare vocem et, qui ad gratiarum actiones os aperire disposueramus, et in luctus et increpationes adhuc officium linguae u coacti dirigimus. Didicimus enim te, qui prolixo tempore in scelere per­ manens ecclesiae Dei non modicum nocuisti, nocere adhuc et, qui in sordibus eras, sordescere adhuc ; siquidem, ut opinamur, tibi non sufficit solum adul­ terium perpetrasse, nisi apponas, ut etiam animas hominum periurii laqueis irretitas in extremum demergas interitum. Sed quid mirum, si paucorum *o animabus per periurium exitium adquisisti, quando in tanta sublimitate positus per exemplum tuae moechiae tot hominum m ilia in perditionis chaos precipitaveris ? Illud autem, quod Thietbirga, quasi Waldradae testi­ monium dicens, eam fuisse tuam legitimam uxorem volens aut invita frustra conatur astruere ; quandoquidem illius nullo prorsus hinc testim onio *s quis indigeat, cum magis nos ita sentiamus, quod iustum/ est, et intellegamus, quod aequum, ut etiam Thietbirga mortua tu nullis legibus, nullis regulis umquam Waldradam in uxorem possis aut permittaris assumere. Utrum ergo Waldrada legitima tua fuerit aliquando coniunx, ecclesia Dei satis­ factione Thietbirgae non eget. Unum tamen scimus, quoniam nec nos nec so eadem ecclesia Dei auctore Deo, qui adulteros iudicabit, te, si Waldradam

40 nicht erhalten. 41 M G E p ist. 6 S . 322 N r. 46 (Anfang 867), von Regino stark gekürzt.

Schreiben des Papstes an König Lothar

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Anfang an ihre Sache verfolgt und erforscht haben, Genüge geleistet hat, bis sie ferner uns allen schlimmen Verdacht nimmt, indem sie unseren Rat befolgt, mit allen ihren Mitschuldigen, Verbündeten und Gönnern aus jedweder Gemeinschaft der heiligen Kirche völlig ausgeschlossen. » Wie erinnerlich, ist dieser Spruch am 2. Februar von uns verkündigt wor­ den, und wir haben Euch diesen schriftlich40 zugestellt; und damit unser Bemühen nicht erfolglos bleibe, so möge Eure Brüderlichkeit zusammen mit uns gegen die gedachte Ehebrecherin und ihre Genossen die geistlichen Waffen erheben und ein jeder in seinem Sprengel durch das lebendige io W ort ihre und ihrer Gönner Bannung bekannt machen, bis sie sich einer entsprechenden Buße nach unserem besonderen Urteil unterwirft.“ Derselbe ehrwürdigste Bischof sandte auch an den König Lothar einen Brief41 des folgenden Inhaltes: „Nachdem wir bei der Rückkehr unseres Botschafters von einem, sagen wir, Anfang Deiner Besserung gehört hat16 ten, haben wir G ott den schuldigen Dank erstattet und uns dazu vor­ bereitet, auch Dir den gebührenden Dank auszusprechen. Doch leider stell­ te sich das Eintreffen einer ungünstigen Nachricht schnell unserer schon gefaßten Absicht in den Weg. Dadurch sehen wir uns genötigt, unsere Sprache zu ändern, und wir, die den Mund zur Danksagung hatten öffnen so wollen, müssen notgedrungen den Dienst der Zunge immer noch für K la­ gen und Vorwürfe in Anspruch nehmen. Denn wir haben erfahren, daß Du, der geraume Zeit hindurch fortfrevelnd der Kirche Gottes nicht wenig Schaden zufügte, ihr noch immer schadest, und daß Du, der sich im Schmutze befand, Dich noch immer beschmutzest. Dir genügt es nämlich 26 nicht, wie wir glauben, bloß einen Ehebruch begangen zu haben, wenn Du nicht außerdem noch die Seelen der Menschen in die Netze des Meineids verstrickst und in das äußerste Verderben stürzest. Doch wie darf man sich wundern, daß Du den Seelen einiger weniger durch Meineid den Untergang bereitet hast, da Du auf so hohem Gipfel stehend durch das so Vorbild Deiner Unzucht so viele Tausende von Menschen in das Chaos der Verderbnis hinabstürztest ? Mit der Behauptung aber, mit der Thietbirga gleichsam für die Waldrada Zeugnis ablegen will, diese sei Deine recht­ mäßige Gattin gewesen, macht sie sich, freiwillig oder gezwungen, ver­ gebliche Mühe; denn ihres Zeugnisses in dieser Angelegenheit bedarf 36 sicherlich niemand; wir urteilen vielmehr als recht und erkennen als billig, daß Du auch nach dem Tode der Thietbirga nach keinem Gesetz und keiner Vorschrift je die Waldrada als Gattin heimführen kannst oder darfst. Mag also auch Waldrada einst Deine rechtmäßige Gattin gewesen sein, die Kirche Gottes bedarf einer Buße der Thietbirga nicht. Eins jedoch wissen «o wir, daß nach dem Ratschluß Gottes, der die Ehebrecher richten wird,

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quandocumque resumpseris, etiam Thietbirga decedente dim ittet modis omnibus impumtum’. Et post pauca: ‘ Itaque summo studio prefatam Thietbirgam coniugem tuam tamquam propriam carnem fovere ac diligere procurato et, ne illam a te separare ullo pacto consentias, vigilanter attende ; unde, si vult a te discedere, corripe, immo corrige eam et a tali intentione 6 per omnia revocare satage. Iam vero si amore pudicitiae separationem quaerat et coniugalis conubii solutionem efflagitat, certum est apostolo dicente42 quoniam midier sui corporis potestatem non habet, sed v ir ; verum si et ipse pudicitiam sectatus religionis obtentu copulam dissolvere vis, tantum ne simulate fiat, concedimus. Nam licet sit scriptum43: Quod Deus io coniunxit, homo non separet, Deus tamen et non homo separat, quando divini amoris intuitu ex consensu utriusque coniugis matrimonia dissol­ vuntur. Si ergo hoc modo vis, gratuito permittimus animo celeremque prebemus assensum; aliter autem fieri mutuam vestram separationem prohi­ bemus. Porro si sterilitas accusatur, cogita Saram nonagenariam, Annam tf quoque simul et Helisabeth; quam tamen sterilitatem fortasse non facit infecunditas, sed iniquitas. Ergo, gloriosissime rex, esto propria contentus uxore et prêter illius alterius ne quaeras consortium. Igitur consilium nostrum accipe et monita nostra tamquam affectuosi patris amplectere atque ab omni pravitate mentem, linguam corpusque refrena, precipue 20 Waldradae pellicis tuae et dudum a te repudiatae communionem declinans et eius consortium perpetuae oblivioni contradens. Excommunicata est enim et usque ad presentiam nostram ab omni Christianorum contubernio sequestrata, sicut totus iam novit occidens et iam iamque per missos nostros minime cum plagis ceteris oriens ignorabit. Quamobrem cavendum est, ne » cum ea pari mucrone percellaris sententiae ac pro unius mulierculae passione et brevissimi temporis desiderio vinctus et obligatus ad sulphureos foetores et ad perhenne traharis exitium’ . E t paucis interpositis epistolam sic con­ cludit : ‘Haec autem nos tibi nunc scripsisse et quasi inter nos et te nostra

4 2 1. K or. 7, 4 . 42 M atth. 19, 6 .

Schreiben des Papstes an König Lothar

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weder wir noch die Kirche Glottes Dich völlig unbestraft lassen werden, wenn Du zu irgend einer Zeit auch nach dem Hingange der Thietbirga die Waldrada wieder zu Dir nimmst.“ Und nach wenigen W orten fährt er fort :, ,Laß Dira darum angelegen sein, die besagte Thietbirga, Deine Gattin, s wie Dein eigenes Fleisch mit der größten Hingebung zu hegen und zu lie­ ben, und gib wohl Acht, daß Du sie nicht auf irgend eine Weise von Dir scheiden läßt; deshalb züchtige sie, wenn sie von Dir gehen will, vielmehr weise sie zurecht und suche sie gänzlich von einem derartigen Vorhaben abzubringen. Wenn sie nun aber aus Liebe zur Schamhaftigkeit nach der 10 Trennung strebt und nach einer Lösung des ehelichen Bandes verlangt, so ist es gewiß, wie der Apostel48 sagt: „D as W eib ist ihres Leibes nicht mächtig, sondern der Mann“ ; wenn jedoch auch Du der Keuschheit Dich befleißigend eines Gelübdes halber die Ehe lösen willst, so gestatten wir es, nur daß es nicht aus Unaufrichtigkeit geschieht. Denn obgleich gei6 schrieben steht43: „W as Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“ , so scheidet doch gerade G ott und nicht der Mensch, wenn im Hinblick auf die göttliche Liebe mit der Zustimmung beider Gatten Ehen aufgelöst werden. Wenn Du es demnach auf diese Weise willst, so gestatten wir es Dir mit willigem Herzen und erteilen alsbald unsere Ge­ so nehmigung; daß aber auf andere Weise Eure beiderseitige Trennung statt­ finde, verwehren wir. Wenn ferner ihre Unfruchtbarkeit ihr zum Vorwurf gemacht wird, so denke an die neunzigjährige Sara, auch an Anna und an Elisabeth; schuld an dieser Kinderlosigkeit ist jedoch vielleicht nicht die Unfruchtbarkeit, sondern die Ungerechtigkeit. Deshalb, ruhmwürdigster 36 König, sei zufrieden mit Deinem eigenen Weibe und begehre außer der Ehe mit ihr nicht die mit einer andern. Nimm also unseren Bat an, befolge unsere Ermahnungen als die eines liebreichen Vaters und halte Dein Herz, Deine Zunge und Deinen Leib von allem unsittlichen Tun zurück, indem Du vorzüglich die Gemeinschaft mit Deinem längst verstoßenen Kebsweib so Waldrada meidest und die Verbindung m it ihr ewiger Vergessenheit an­ heimgibst. Denn sie ist exkommuniziert und, bis sie persönlich vor uns er­ scheint, aus aller Gemeinschaft der Christen ausgestoßen, wie dies bereits der ganze Westen weiß und wie es demnächst durch unsere Botschafter auch dem Osten nebst den übrigen Landstrichen nicht unbekannt sein 86 wird. Deshalb mußt Du Dich hüten, daß Du nicht durch gleiche Schärfe des Spruchs wie sie getroffen und wegen der Leidenschaft für ein einzelnes W eib und wegen eines Verlangens von kürzester Dauer gefesselt und ge­ bunden zu dem Schwefelpfuhl und dem ewigen Verderben gezogen wirst.“ Und nach einigen Zwischensätzen schließt er den B rief so: „E s mag aber 40 genug sein, daß wir Dir jetzt dies geschrieben haben und gleichsam unter

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verba excessus tuos corripientia discurrisse sufficiat; ceterum precave, ne quando nobis secundum Domini preceptum44 duos aut tres testes adhi­ beamus, immo vero ne hoc ecclesiae sanctae dicamus et, quod non optamus, de cetero fias sicut ethnicus et publicanus’ . Ecce ex multis pauca notare curavimus, ut sic nescientibus ex parte * fierent cognita, ut tamen scientibus non per omnia essent onerosa. Qualem vero exitum huius pestiferi morbi pernities attulerit apostolico rennuens mederi antidoto, quantaque regni dispendia ex hac mortifera contagione, / sicut sepedictus sanctissimus papa Spiritu sancto afflatus predixerat, illata sint, in subsequentibus suo in loco48 demonstrabitur. io Circa haec tempora 46 Ludowicus rex fratris sui Caroli regnum cum exer­ citu ingressus est, gestiens occidentalia regna suo subiugare dominatui fratrisque preripere debitam portionem, quae ei sorte ac funiculo heredi­ tatis47 competenter acciderat, oblitus germanitatis ac consanguinitatis foedera, oblitus pacti, quod iam dudum mutua conventione pepigerant, is immemor etiam sacramentorum, quibus se cum magnis execrationibus coram Deo obligaverat. Prebuerant ad hoc facinus peragendum talia occasionum incitamenta fomitem. Carolus, ut premisimus48, quosdam ex nobilioribus regni aut publice adiudicatos gladio percussit aut dolo deceptos perdidit. Ceteri formidantes, ne similia paterentur, Ludowicum regem trans Rhenum so commorantem sollicitant eiusque animum ad optinendum fratris regnum illiciunt, promittentes semetipsos una cum regno eius ditioni tradituros. Hac persuasione, ut animi regum avidi et semper inexplebiles sunt4*, facile in spem introductus cum valida manu, ut diximus, terminos regni intravit. Carolus, sentiens vires regni a se defecisse, in ultimis finibus Aquitaniae ss fugae latibulum quaesivit. Ludowicus, ut coeperat, regnum obtinuit ac usque Senonis civitatem pervenit. Dimisso vero exercitu in Germaniam ad propria redire, cum optimatibus regni coepit negotia disponere; sed subito fortuna mutatur: nam principes, qui eum in regnum introduxerant, vi­ dentes, quod longe aliter incederet erga eos, quam existimaverant, peni- so

“ M atth. 18, 1 5 -1 7 . 46 Unten zum Jahr 883. 44 A m 1. September 858. 47 der hier verwendete Ausdruck funiculus hereditatis stam m t aus der V u l­ gata Deuteronom . 3 2 , 9 (axoiviofta xXrjçovo/tlaç)', v g l. S . 250 Z . 4 . 44 Zum Jahr 860. 4* Justinus 3 8 , 6 , 8 .

König Ludwig in Westfranken

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vier Augen diese Deine Ausschweifungen züchtigenden W orte ergangen sind; für die Folgezeit sieh Dich vor, daß wir nicht nach des Herrn Vor­ schrift44 zwei oder drei Zeugen hinzuziehen oder vielmehr, daß wir dies nicht der heiligen Kirche sagen und daß Du, was wir nicht wünschen, in 6 Zukunft wirst wie ein Heide und Zöllner.“ Dies wenige haben wir von vielem aufzuzeichnen unternommen, damit auf diese Weise denen, die nichts davon wissen, die Dinge zum Teil be­ kannt würden, denen aber, die sie wissen, dieselben nicht durchaus lästig fielen. Welchen Ausgang aber das Unheil dieser verderblichen Krankheit 10 genommen hat, indem sie der Heilung durch das apostolische Gegengift widerstrebte, und welche Verluste dem Reiche durch diese todbringende Seuche zugefügt wurden, wie dies der zuvor erwähnte heiligste Papst vom heiligen Geiste angehaucht vorherverkündigt hatte, das wird im Folgen­ den an seinem Platze45 gezeigt werden. U Um diese Zeit46 drang König Ludwig mit einem Heere in das Reich sei­ nes Bruders Karl ein, indem er danach trachtete, die westlichen Lande seiner Herrschaft zu unterwerfen und dem Bruder den ihm gehörenden Anteil zu entreißen, der ihm als Erbteil47 in gebührender Weise zugefallen war. So vergaß er die Bande der Brüderschaft und Verwandtschaft, ver­ so gaß den Vertrag, welchen sie vor Zeiten durch gegenseitige Übereinkunft abgeschlossen hatten, und dachte auch nicht an die Eidschwüre, mit denen er sich unter schweren Verwünschungen vor Gott verpflichtet hatte. Zur Begehung dieser Tat boten die folgenden verlockenden Gelegenheiten den Anlaß. Karl ließ, wie wir früher48 erzählt haben, einige der Edelsten so seines Reiches nach öffentlicher Verurteilung mit dem Schwerte hin­ richten, andere stürzte er durch arglistigen Betrug ins Verderben. Die übrigen, aus Furcht, Ähnliches zu erdulden, reizen den König Ludwig, der jenseits des Rheines herrschte, auf und verführen ihn, das Reich des Bru­ ders zu erobern, durch das Versprechen, sich mit dem Reiche seiner so H oheit zu unterwerfen. Durch diese Überredung, wie denn die Herzen der Könige gierig und stets unersättlich sind48, ließ er sich leicht zu Hoffnun­ gen verleiten und drang, wie gesagt, mit starker Mannschaft über die Gren­ zen des Reiches. Als Karl merkte, daß die Streitmacht seines Königreichs von ihm abgefallen sei, suchte er an dem äußersten Ende Aquitaniens se einen Schlupfwinkel seiner Flucht. Ludwig eroberte das Land, wie er be­ gonnen hatte, und gelangte bis Sens. Nachdem er aber sein Heer nach Germanien in die Heimat entlassen hatte, hub er an, mit den Großen die Angelegenheiten des Reiches zu ordnen; doch plötzlich wechselt sein Glück. Denn die Fürsten, die ihn in das Reich gerufen hatten, erkennen, oc daß er ganz anders gegen sie auftrat, als sie gemeint hatten, und kehren,

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tudine tacti ad Carolum revertuntur. Carolus ex desperatis rebus vires se recepisse congaudens contractis undique copiis fratrem bello aggredi temptat. Ille intuens, et a suis, quos secum adduxerat, et ab his, quos ibi adquisisse visus fuerat, se esse desti/tutum , maturius fugam arripuit et cum debita confusione fines regni excessit. 5 Hac tempestate606 1Hucbertus abba, frater Thietbirgae reginae, contra Lotharium regem rebellare exorsus est; collecta quippe predonum valida manu rapinas coepit exercere interfectisque aut fugatis Lotharii M elibus, qui finitima possidebant loca, agros villasque eorum suae factionis secta­ toribus distribuit. Ad huiuscemodi temeritatem comprimendam Lotharius io rex semel, iterum atque tertio exercitum produxit, frequenter etiam cum ducibus armatorum multitudinem direxit; sed minime hanc presumptionem extinguere potuit, quia loca inaccessibilia inter Iurum et Alpes Pen­ ninas seditiosis munitissimum prebebant receptaculum et regi exercituique eius propter concava vallium et prerupta montium artissima itinera diffi- « cilem ingressum. Attamen idem acephala Hucbertus novissime a Conrado comite peremptus est iuxta castrum, quod Urba dicitur. Anno dominicae incarnationis DCCCLXVI. Herispoius rex Brittonum a suis interficitur51, et Salomon dux in loco eius subrogatur. Erat enim isdem vir strenuus et bellicosus et tam forma quam animo ad regni gubernacula 20 coaptatus. Carolus tertio super Brittones cum exercitu irruere disponit, sed cum ad terminos gentis appropinquasset, audito, quod ad resistendum totis viribus parati essent, subito mutata voluntate magis elegit pacem suscipere quam bellum inferre; facta itaque pactione cum Salomone, quam dudum cum Herispoio fecerat, discessit. / 26 867. Anno dominicae incarnationis DCCCLXVII. Nortmanni ora Ligeris flu­ minis occupantes Namnetensem, Andegavensem, Picta vensem atque Turonicam provintiam iterato crudeliter depopulari coeperunt. Contra quos Buotbertus, qui marcam tenebat, et Ramnulfus dux Aquitaniae collecta ao multitudine aciem dirigunt. Illi sentientes se ab exercitu insequi cum summa acceleratione ad classem repedare contendunt ; sed cum appropinquare inse-

60 Seit 857. 61 Im Jahr 857.

Widerstand in Burgund

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von Reue ergriffen, 2u Karl zurück. Karl voller Freude, daß ihm wieder Kräfte Zuwachsen, nachdem er seine Sache schon aufgegeben hatte, zieht von allen Seiten Truppen zusammen und will einen Angriff gegen seinen Bruder wagen. Da sich dieser verlassen sah sowohl von den Seinen, die er s selbst herbeigeführt hatte, als auch von denen, die er dort sich erworben zu haben schien, ergriff er schleunigst die Flucht und verließ mit gebüh­ render Beschämung die Grenzen des Reiches. Um diese Zeit60 begann der Abt Hucbert, der Bruder der Königin Thietbirga, sich gegen den König Lothar aufzulehnen; er sammelte nämlich 10 eine starke Schar von Räubern, ging mit diesen auf Plünderung aus und nachdem er die Mannen Lothars, welche die zunächst gelegenen Orte be­ saßen, getötet oder verjagt hatte, verteilte er ihre Äcker und Häuser unter seine Anhänger. Um diese Verwegenheit zu züchtigen, führte König L o­ thar einmal und abermals und zum dritten Male ein Heer wider ihn ins Feld is und sandte auch häufig Kriegsscharen mit Heerführern gegen ihn aus, aber er vermochte dieser Frechheit kein Ende zu machen, weil die unzugäng­ lichen Gegenden zwischen dem Jura und dem Gr. St. Bernhard den Auf­ ständischen sicherste Zuflucht, dem König und seinem Heer dagegen we­ gen der tief eingeschnittenen Täler und steil abfallenden Berge sehr so schmale Wege und einen schwierigen Zugang boten. Dennoch wurde die­ ser Rebell Hucbert zuletzt vom Grafen Konrad bei der Burg Orbe er­ schlagen. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 866 wird der Bretonenkönig Herispoi von den Seinen ermordet61 und Salomon an seiner Statt zum ss Herzog erkoren. Dieser Mann war nämlich rüstig und streitbar und so­ wohl seiner Gestalt als seinem Geiste nach zur Lenkung des Reiches wohlgeeignet. Karl beschließt zum drittenmale die Bretonen mit einem Heere zu überfallen, doch als er den Grenzen des Volkes sich näherte und vernahm, daß sie mit ganzer Kraft zum Widerstande gerüstet seien, so änderte er plötzlich seinen Entschluß und zog es vor, Frieden zu schließen statt Krieg zu beginnen; nachdem er daher m it Salomon den Vertrag erneuert hatte, den er einst mit Herispoi eingegangen war, zog er wieder ab. 867. ss Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 867 besetzten die Normannen die Loiremündung und fingen von neuem an, die Gebiete von Nantes, Angers, Poitiers und Tours grausam zu verheeren; gegen diese führen Markgraf Ruotbert und Herzog Ramnulf von Aquitanien die von ihnen gesammel­ ten Mannschaften ins Treffen. Als sich jene von einem Heere verfolgt so sahen, eilen sie in größter Hast zu ihrer Flotte zurück; doch als sie die

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quentium multitudinem cernerent, cognoscentes se effugere non posse quandam villam6* ingrediuntur, ubi se, quantum hora permisit, communiunt. Erat autem in eadem villa basilica pergrandis ex lapide constructa, in qua maxima pars Nortmannorum introivit cum duce eorum nomine Hastingo. Buotbertus et Ramnulfus cum 'sociis super eos irruunt, quoscumque extra s basilicam repererunt, absque mora trucidant. Ad ecclesiam pervenientes, cum vidissent locum munitum et animadvertissent non modicam turbam paganorum intrinsecus latitantem, parumper deliberantes castra in cir­ cuitu statuunt, tentoria figunt, ut in crastinum exstructis aggeribus applicatisque machinis hostes totis viribus expugnarent; declinabat quippe iam io sol ad occasum. Buotbertus nimio calore exestuans, galeam et loricam de­ posuit, ut aura collecta paulisper refrigeraretur; cumque unusquisque in positione castrorum intenderet, repente Nortmanni a munitione exiliunt et cum ingenti clamore super Buotbertum ad socios impetum faciunt. Sed quamvis repentini et subitanei casus etiam fortissimos viros in bello con- i6 turbare soleant, tamen arma quam citius corripiunt, hostes viriliter exci­ piunt et cedentes in basilicam redire compellunt. Buotbertus absque galea et lorica accurrens, cum incautius dimicaret et inimicos ultro insequeretur, interfectus est in introitu ipsius / ecclesiae; eius corpus iam exanime Nort­ manni intrinsecus trahunt. Porro Bamnulfus, cum eminus stans eventum 20 rei specularetur, a quodam Nortmanno per fenestram basilicae sagittae ictu graviter vulneratus est et a suis ex certamine eductus vix triduo super­ vixit. Tali infelici infortunio pugna commissa est et finita ; exercitus amisso capite errore pariter ac merore repletus solvit eadem hora obsidionem et ad propria revertitur ; Nortmanni ovantes ad classem dirigunt gressum. as Non multo post interiecto tempore Hugo abba in locum Buotberti sub­ stitutus est, vir strenuus, humilis, iustus, pacificus et omni morum honestate fundatus; siquidem Odo et Buotbertus, filii Buotberti, adhuc parvuli erant, quando pater extinctus est, et idcirco non est illis ducatus commis­ sus. 30 Per idem tempus63gens Sarracenorum in Benevento ex Africa veniens uni­ versam pene regionem illam invaserunt, caedibus, rapinis ac incendiis om­ nia depopulantes. Contra quos Ludowicus imperator exercitum contrahit64,

63 Brissarthe (Annales Beftiniani z. J . 866). 66 Seit 841. 64 Im Jahr 866.

Niederlage bei Brisaarthe

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Schar der Verfolger in ihrer Nähe sahen, erkannten sie, daß ein Entkom­ men durch die Flucht nicht möglich sei, und dringen in einen Flecken62 ein, wo sie sich befestigen, so gut die Zeit es erlaubt. An diesem Orte be­ fand sich aber eine sehr große aus Stein erbaute Kirche, in die sich der * größte Teil der Normannen nebst ihrem Führer Hasting hineinbegab. Ruotbert und Ramnulf mit ihren Genossen fallen über sie her und hauen unverweilt alle die nieder, welche sie außerhalb der Kirche fanden. Als sie zur Kirche kommend, den Ort befestigt sahen und keine geringe Schar von Heiden darin verborgen fanden, schlagen sie nach kurzer Be10 ratung rings umhèr ihr Lager auf und errichten Zelte, um am Morgen durch Aufwerfung von Wällen und Anwendung von Maschinen die Feinde mit aller Kraft zu belagern, denn schon neigte sich die Sonne zum Untergange. Ruotbert, der durch die starke Hitze in Schweiß geraten war, legte Helm und Harnisch ab, um sich ein wenig in der frischen Luft abzukühlen; und io während alle mit dem Bau des Lagers beschäftigt sind, stürzen plötzlich die Normannen aus ihrer Befestigung hervor und werfen sich unter gewaltigem Geschrei auf Ruotbert und seine Genossen. Doch wiewohl plötzliche und unvorhergesehene Zufälle auch die tapfersten Männer im Kriege in Ver­ wirrung zu bringen pflegen, so ergreifen sie dennoch so schnell wie mög20 lieh ihre Waffen, nehmen die Feinde mannhaft in Empfang und zwingen die Weichenden, in die Kirche zurückzukehren. Ruotbert, der ohne Helm und Panzer herbeieilte, wurde, da er allzu unvorsichtig kämpfte und noch dazu den Feinden nachsetzte, in der Pforte der Kirche selbst erschlagen; seinen schon leblosen Körper ziehen sie hinein. Auch Ramnulf wurde, als 26 er aus einiger Entfernung dem Ausgange der Sache zusah, von einem Normannen durch das Kirchenfenster mit einem Pfeilschuß schwer ver­ wundet und, von den Seinigen aus dem Treffen geführt, blieb er kaum drei Tage noch am Leben. Mit so schlimmem Mißgeschick wurde die Schlacht geliefert und beendigt; das Heer, das nach Verlust seines Hauptes zu30 gleich von Verwirrung und Trauer erfüllt war, hebt die Belagerung in der­ selben Stunde auf und kehrt in die Heimat zurück; die Normannen lenken ihre Schritte triumphierend zu ihrer Flotte. Nicht lange darauf wurde der Abt Hugo, ein tatkräftiger, demütiger, gerechter, friedfertiger und durch edle Sitten ausgezeichneter Mann, an 36 Ruotberts Stelle gesetzt; denn Odo und Ruotbert, die Söhne Ruotberts, waren bei ihres Vaters Ableben noch kleine Kinder, und deshalb wurde ihnen die Herzogswürde nicht übertragen. Um diese Zeit63 kam das Volk der Sarrazenen von Afrika nach Bene vent und drang fast ganz in dieses Land ein, indem es mit Mord, Raub und Brand 40 alles verheerte. Gegen sie sammelt der Kaiser Ludwig ein Heer64 und in

21S

Reginonis chronica 867-868

93/94

et veritus, ne forte adversus innumerabilem hostium multitudinem vi­ res regni non sufficerent, ad Lotharium fratrem in Gallias legatos mittit, omnino exposcens, ut ad prefatae nequissimae gentis vires extenuandas audaciamque refrenandam sibi cum Dei auxilio, virtute quoque Franco-rum, opitularetur. Qui nihil cunctatus exercitum cum ingenti industria 6 undequaque contrahit fratrique, quanta potuit celeritate, in adiutorium venit. Ubi plurima bella gesta sunt, non solum fortiter, sed etiam feliciter, Deo opem ferente. Inter haec exercitus Lotharii gravi peste fatigatur; ex insueto quippe calore et intemperie aeris dissolutus dissinteriae vel clienteriae morbo corripitur, ex qua / plaga innumerabilis multitudo extincta io est; plurimi etiam aranearum morsibus perierunt, ut iam tunc daretur in­ tellegi, quod propter duriciam et cor inpoenitens Deus non solum Lothario, verum etiam omni regno eius adversaretur. Revertitur itaque in Franciam non sine gravi, ut dictum est, dispendio suorum.

868.

is

Anno dominicae incarnationis DCCCLXVIII. Nicholaus sanctissimus et perbeatissimus papa post multos pro Christo labores et multa pro sanctae ecclesiae inviolabili statu certamina migravit ad caelestia regna, recepturas pro administrata fideliter sibi credita dispensatione a largissimo Domino inmarcescibilem gloriae coronam: de cuius Deo placitis actibus plura po- 20 terant dici relatu digna, nisi brevitati studentes causas rerum magis summatim notare quam explanare proposuissemus. Denique post beatum Gregorium usque in presens nullus presul in Romana urbe pontificali honore sublimatus illi videtur aequiperandus. Regibus ac tyrannis imperavit eisque ac si dominus orbis terrarum auctoritate prefuit; episcopis et sacer- 26 dotibus religiosis ac Domini mandata observantibus humilis, blandus, pius ac mansuetus apparuit, inreligiosis et a recto tramite exorbitantibus terribilis atque austeritate plenus extitit, ut merito credatur alter Helias Deo sus­ citante nostris in temporibus exsurrexisse, etsi non corpore, tamen spiritu et virtute. 30 Huic sanctissimae memoriae viro Adrianus in pontificatu successit66. Quod cum Lotharius rex certa relatione comperisset, ei talia scripta di-5

55 14 . D ez. 867 (bis 872 ).

Tod des Papstes Nicolaus

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Besorgnis, daß vielleicht gegen die unzählige Menge der Feinde die Kräfte seines ßeiches nicht ausreichten, schickte er Gesandte nach Gallien zu seinem Bruder Lothar, ihn dringend zu ersuchen, er solle ihm unter Gottes Beistand und mit der Tapferkeit der Franken zu Hilfe kommen, um die 8 Streitmacht des besagten schändlichen Volkes zu vernichten und seine Keckheit zu zügeln. Dieser zieht ungesäumt mit außerordentlichem Eifer von allen Seiten ein Heer zusammen und kommt dem Bruder mit größt­ möglicher Schnelligkeit zu Hilfe. Hier wurden unter Gottes Beistand sehr viele Treffen nicht bloß mit Tapferkeit, sondern auch mit Glück geliefert. 10 Inzwischen wird das Heer Lothars durch eine gefährliche Seuche übel mit­ genommen; denn infolge der ungewohnten Hitze und der ungesunden Witterung erschlafft, wird es von der Krankheit der Dysenterie oder des Durchfalls befallen, eine Seuche, die eine zahllose Menge fortraffte; sehr viele kamen auch durch die Bisse der Spinnen um, so daß schon damals zu is erkennen war, wie sich Gott nicht allein gegen Lothar stellte wegen seiner Verstocktheit und Unbußfertigkeit, sondern auch gegen sein ganzes Reich. Er kehrt daher, wie gesagt, nicht ohne schwere Verluste unter seinen Leu­ ten nach Francien zurück.

868. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 868 ging der heiligste und gott­ seligste Papst Nicolaus nach vielen Mühen für Christus und vielen Kämp­ fen für den unverletzten Bestand der heiligen Kirche in das Himmelreich ein, um für die treue Verwaltung des ihm anvertrauten Amtes von dem allgütigen Herrn einen unverwelklichen Ruhmeskranz zu empfangen: 26 über seine Gott wohlgefälligen Taten hätte sich noch vieles Erwähnens­ werte sagen lassen, wenn wir uns nicht, der Kürze beflissen, vorgenommen hätten, mehr die Ursachen der Begebenheiten in den Hauptzügen anzu­ deuten, als sie ausführlich zu entwickeln. Denn seit dem seligen Gregor bis auf den gegenwärtigen Tag scheint kein Bischof von allen, die in der 30 Stadt Rom zur Hohenpriesterwürde erhoben wurden, jenem gleichgestellt werden zu dürfen. Den Königen und Tyrannen gebot er und beherrschte sie durch seine Autorität, als ob er der Herr der Welt gewesen wäre; gegen fromme und Gottes Befehlen gehorsame Bischöfe und Priester zeigte er sich demütig, freundlich, ergeben und mild, den unfrommen dagegen und 36 vom rechten Pfade abirrenden erschien er schrecklich und voll Strenge, so daß man mit Recht glauben mag, daß von Gott erweckt in ihm für unsere Zeit ein zweiter Elias erstanden ist, wenn auch nicht dem Leibe, so doch dem Geiste und der Tugend nach. Diesem Manne heiligsten Angedenkens folgte Adrian in der Bischofs40 würde nach65. Als König Lothar dies durch zuverlässige Botschaft er-

20

220

Reginonis chronica 868

94/05

rexit66: ‘ Infausta relatio et in ambiguo hactenus manens, ut ita dicamus, acriter nostrae serenitatis transverberavit aures, intimando, quod beatae recordationis domnus Nicholaus ab hac lacrimarum valle vocante Christo decesserit, cum sanctis, ‘ut credin^us, inestimabiliter coronandus. Nec differt, ut omnis Christiana religio de tanto pontifice doleat et omnis ordo aeccle- s siasticus de prudentissimo papa ingemiscat. Revera nos potius deflemus, / qui causas nostrae calumniae et fraudulentas aemulorum nostrorum quaerimonias tam benigno patri aequitatis ac iustitiae lance ponderandas ac determinandas ad tempus et in parte commisimus; sed, quod lugubriter replicamus, plus apud sanctitatem illius valuere nostrorum inimicorum 10 insidiae et simulatae deceptiones, quam nostra simplex et pura defensio. Nos enim litteris et verbis indesinenter proclamantes et diversis legatio­ nibus eadem repetentes humiliter postulavimus, ut nos et accusatores nostri iuxta divinas et humanas leges sui pontificii audientiam mereremur, ut ratio docet, nostram presentiam exhibendo: sed semper repulsi sumus’ , is Et post pauca : ‘ Sed quia Deus omnipotens princeps pastorum in illa sancta sede vestri pontificatus apicem sublimavit, si tempus arriserit, vestrum multipliciter desideramus conspectum et vestris Deo dignis animari collo­ quiis ac melliflua benedictione potiri’. Et in fine ipsius epistolae : ‘ Interea modis omnibus obsecramus, ut de vestra optabili prosperitate litteris vestris 20 celsitudinem nostram certam reddentes carae filiationis munus nobis im­ pertiri dignemini. Ad haec supradictus papa rescripsit,67 sedem sancti Petri semper para­ tam esse dignam satisfactionem suscipere nec, quod divinae humanaeque leges iuste decernunt, umquam reppulisse: itaque, si se immunem ab 2S obiectis sciret, cum omni fiducia sedem apostolicam oporteret adire, ut ex­ petitam benedictionem perciperet; si autem culpam recognosceret, nihilo­ minus absque hesitatione venire festinaret, condigna poenitentiae remedia suscepturus. His temporibus gens Vulgarum ferocissima ac bellicosa relictis idolis 30 abrenuntiatisque gentilium superstitionibus in Christum ex permaxima parte credidit ; et abluta salutari baptismatis unda in religionem christianam

66 M G E p ist. 6 S . 238 N r. 18 (w örtlich, aber stark gekürzt). 57

nicht erhalten.

König Lothars erneute Bemühungen

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fahren hatte, richtete er folgendes Schreiben an ihn66: „Eine unselige und noch unbestätigte Kunde hat die Ohren unserer Hoheit, so zu sagen, schmerzlich durchbohrt, indem sie uns mitteilte, daß Herr Nicolaus seligen Gedächtnisses auf Christi R uf aus diesem Tränental geschieden sei, um, s wie wir glauben, mit den Heiligen eine unschätzbare Krone zu empfangen. Dabei ist unerheblich, daß die ganze Christenheit um einen solchen Bischof trauert und der ganze geistliche Stand über den weisesten der Päpste weh­ klagt: wir beweinen ihn in Wahrheit noch viel mehr, die wir die Gründe unseres üblen Leumunds und die hinterlistigen Klagen unserer Gegner io einem so gütigen Vater zur Abwägung auf der Waage der Billigkeit und Gerechtigkeit und zur Entscheidung bei Zeiten und für unseren Teil an­ heimgegeben haben; doch bei seiner Heiligkeit galten - mit Betrübnis wiederholen wir es - mehr die Ränke unserer Feinde und ihre gleißenden Erdichtungen als unsere einfältige und lautere Verteidigung. Denn wir iß haben ihn brieflich und mündlich unablässig angerufen und durch ver­ schiedene Gesandtschaften das nämliche demütige Gesuch wiederholt, daß wir und unsere Ankläger nach den göttlichen und menschlichen Gesetzen Gehör vor seiner Heiligkeit erlangen möchten, indem wir, wie die Ver­ nunft lehrt, unser persönliches Erscheinen vor ihm anboten: doch stets so wurden wir zurückgewiesen.“ Und nach einigen Worten fährt er fort: „Aber weil der allmächtige Gott, aller Hirten höchster, auf jenen heiligen Stuhl den Glanz Eures Priestertums erhoben hat, so wünschen wir gar sehr, wenn die Zeit günstig ist, Euch zu sehen, um so durch Eure Gottes würdigen Gespräche belebt zu werden und Euren honigsüßen Segen zu 26 empfangen.“ Und am Ende des Briefes heißt es: „Inzwischen beschwören wir Euch auf alle Weise,daß Ihr unsere Hoheit Eures erwünschten Wohl­ seins brieflich versichert und uns die Gnade zu gewähren geruhet, uns Euren teuern Sohn zu nennen.“ Hierauf gab der obengenannte Papst zur Antwort67, der Stuhl des hl. so Petrus sei stets bereit, eine entsprechende Genugtuung anzunehmen, auch habe er nie verweigert, was göttliche und menschliche Gesetze in gerechter Weise bestimmen; wenn er sich daher frei von Vorwürfen wisse, so brauche er nur mit voller Zuversicht sich an den apostolischen Stuhl zu wenden, um des erbetenen Segens teilhaftig zu werden; wenn er aber eine Schuld 36 an sich anerkenne, so möge er nichts desto weniger ohne Zaudern hineilen, um sich einer angemessenen Buße zur Heilung zu unterziehen. Um diese Zeit glaubte das sehr wilde und kriegerische Volk der Bulgaren, nachdem es seine Götzen verlassen und seinem heidnischen Aberglauben entsagt hatte, zum größten Teile an Christus und, abgewaschen mit dem 60 heilbringenden Wasser der Taufe, trat es zur christlichen Religion über.

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Reginonis chronica 868-869

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transiit. Directi sunt autem a sede apostolica in eandem gentem sacerdotes ac viri religiosi, qui populum adhuc rudem divinis informarent preceptis et incultam barbariem sacris dogmatibus excolentes Christo gratum habi­ taculum prepararent. Ut huius vere sanctae devotionis opus prosperum obtineret effectum, Ludowicus christianissimus rex, qui Germanis impera- 6 bat, non mediocre prebuit supplementum. Ferunt autem de huius gentis rege, quod a tanta perfectione post perceptam baptismi gratiam ceperit, ut diebus ornamentis / regiis indutus coram populo procederet, noctibus vero sacco vestitus latenter ecclesiam intrans super pavimentum ipsius basilicae substrato sibi tantum cilicio prostratus in oratione iaceret. Non io post multum tempus divina inspiratione commonitus regnum terrenum dimisit, ut in caelis aeternaliter regnaret cum Christo ; et ordinato in suo loco regem filium suum maiorem natu68, comam capitis deposuit habituque sanctae conversationis suscepto monachus effectus est, elemosinis, vigiliis et orationibus die noctuque intentus. Interea filius eius, quem regem con- is stituerat, longe a paterna intentione et operatione recedens predas cepit exercere, ebrietatibus, comessationibus et libidinibus vacare et omni cona­ mine ad gentilitatis ritum populum noviter baptizatum revocare. Quod cum pater audisset, nimio zelo accensus sacrum habitum deposuit et mi­ litiae cingulum resumpsit et cultu regio indutus, adsociatis sibi Deum ti- so mentibus, filium persecutus est: quem mox absque difficultate cepit, ocu­ losque eius effodit, et in carcerem misit; deinde convocato omni regno suo filium iuniorem58 regem constituit, interminatus coram omnibus, similia fore passurum, si in aliquo a recta christianitate deviaret. His ita patratis, deposito cingulo et resumpto sanctae religionis habitu in monasterium in- so gressus in sancta conversatione reliquum vitae presentis tempus duxit. 869. Anno dominicae incarnationis DCCCLXVI1II. Lotharius Romam pro­ fectus est; quo cum pervenisset, ab Adriano pontifice honorifice susceptus est. Qui ab eodem presule sciscitatus, si monita pii patris domni Nicholai so cum omni vigilantia hactenus observata haberet et prestitum iusiurandum

58 Wladimir (889-893). 68 Simeon (8 9 3 -927).

Das Christentum bei den Bulgaren

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Es wurden aber vom apostolischen Stuhle zu diesem Volksstamm Priester und fromme Männer gesandt, die die noch unwissende Menge in den gött­ lichen Geboten unterweisen und Christus eine angenehme Wohnung be­ reiten sollten, indem sie ihre ungebildete Barbarei durch göttliche Glau5 benssätze ausbildeten. Damit dies Werk einer wahrhaft heiligen Fröm­ migkeit glücklichen Erfolg habe, gewährte ihm der christliche König Lud­ wig, der über die Germanen herrschte, keine geringe Unterstützung. Man erzählt aber von dem Könige dieses Volkes, er habe nach Empfang der Taufgnade ein so vollkommenes Leben begonnen, daß er bei Tage mit 10 königlichem Schmucke bekleidet vor dem Volke einherging, des Nachts aber in sackleinenem Kleide sich heimlich in die Kirche begab und, indem er sich nur eine wollene Decke unterbreitete, auf dem Boden derselben hin­ gestreckt im Gebet lag. Nicht lange danach entsagte er, durch göttliche Eingebung geleitet, dem irdischen Reiche, um im Himmel ewig mit Chri­ is stus zu herrschen, und nachdem er an seiner Statt seinen ältesten Sohn68 zum König gemacht hatte, ließ er sich sein Haupt scheren, legte das Kleid des heiligen Wandels an und wurde ein Mönch, der sich den Almosen, Vi­ gilien und Gebeten bei Tag wie bei Nacht widmete. Inzwischen wich sein Sohn, den er zum König eingesetzt hatte, weit von der väterlichen Sinnesao und Handlungsweise: ab er fing an, auf Raub auszugehen, sich dem Trünke, der Schlemmerei und Wollust zu ergeben und mit aller Anstren­ gung das eben erst getaufte Volk zu den Gebräuchen des Heidentums zurückzuführen. Als der Vater dies vernahm, legte er, von gewaltigem Eifer entflam m t, das heilige Gewand ab, umgürtete sich wieder mit dem 86 Wehrgehenk und verfolgte seinen Sohn in königlicher Kleidung, die Gottesfürchtigen um sich scharend: in kurzem nahm er ihn ohne Schwie­ rigkeit gefangen, stach ihm die Augen aus und warf ihn ins Gefängnis; darauf setzte er auf einer Versammlung des ganzen Reiches seinen jünge­ ren Sohn69 zum König ein, wobei er in Gegenwart aller an ihn die Drohung 30 richtete, er müsse Ähnliches erdulden, wenn er irgendwie von dem rechten Christenglauben abweiche. Nachdem er dies also vollbracht hatte, legte er das Schwert ab, bekleidete sich von neuem mit dem heiligen Ordensgewande und brachte im Kloster den Rest seines gegenwärtigen Lebens im heiligen Wandel zu. 36 869. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung869reiste Lothar nach Rom, wo er bei seiner Ankunft vom Papste Adrian ehrenvoll empfangen wurde. Als er von diesem Bischof befragt wurde, ob er die Ermahnungen des frommen Vaters des Herrn Nicolaus mit aller Wachsamkeit bis dahin befolgt und « den abgelegten Eid in unverletzter Kraft bewahrt habe, antwortete er,

Reginonis chronica 869

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inviolato foedere custoditum, ab illo deceptus, qui in veritate non stetit40, qui non solum mendax est, sed etiam pater omnis mendacii, respondit se ita omnia observasse, ac si divinitus sibi essent imperata. Cumque proceres et optimates, qui cum eo venerant, eadem testificarentur nec ulla opposita persona inveniretur, quae adversus / regiam auctoritatem legitimum au- 6 deret controversiae inire certamen, universalis papa talia prosequitur: ‘ Si vestrae testificationis verbis veritas suffragatur, cum omni alacritate mentis omnipotenti Deo multiplices gratiarum actiones referimus. Restat ergo, fili carissime, ut ad confessionem sancti Petri accedas, ubi Deo propitio sa­ lutarem hostiam pro tua non tantum corporis quam animae incolumitate io immolabimus, ex qua te nobiscum participari oportet, ut per hanc partici­ pationem membris Christi, unde abscisus videbaris, merearis incorporari’ . Finita igitur missarum sollempnia, invitat summus pontifex eundem regem ad mensam Christi acceptoque in manibus corpore et sanguine D o­ mini ita eum alloquitur: ‘ Si innoxium te recognoscis a prohibito atque is interdicto tibi a domno Nicholao adulterii scelere et hoc fixa mente statu­ tum habes, ut nunquam diebus vitae tuae Waldradae pelicis tuae dudum a te repudiatae miscearis nefario concubitu, fiducialiter accede et sacra­ mentum salutis aeternae tibi ad remissionem peccatorum profuturum per­ cipe : si autem tua conscientia te accusat et loetali vulnere sauciatum pro- 20 clamat, aut iterum redire mente disponis in mechiae volutabro, nequaquam sumere présumas, ne forte ad iudicium et condempnationem tibi eveniat, quod fidelibus ad remedium preparavit divina providentia’. Qui mente captus, obduratus pariter et obcecatus, absque retractatione communio­ nem corporis et sanguinis Domini de manu pontificis sumpsit, non expa- 25 vescens illam sententiam quae dicit61: Horribile est incidere in manus D e i

viventis. Q u i enim manducat et bibit indigne, iudicium sibi manducat et bibit. Deinde conversus isdem presul ad sequaces ac fautores regis, unicuique communionem obtulit in haec verba: ‘ Si domino ac regi tuo Lothario in obiecto adulterii crimine favorem non prestitisti neque consensum pre- » buisti et Waldradae et aliis ab hac sede apostolica excommunicatis non communicasti, corpus et sanguis domini nostri Iesu Christi prosit tibi in

«° Joh. 8 ,4 4 .

41 Hebr.

10, 31. l .K o r . 1 1 ,2 9 .

König Lothar in Rom

225

von dem betrogen, der nicht bei der Wahrheit blieb60 und nicht bloß ein Lügner, sondern auch der Vater aller Lügen ist, er habe alles so beobach­ tet, als ob es ihm von Gott selbst aufgetragen worden wäre. Und da die vornehmen und angesehenen Männer, die mit ihm gekommen waren, das e nämliche bezeugten und sich keine gegnerische Person fand, die es ge­ wagt hätte, wider die königliche Autorität in gesetzlicher Weise durch einen Prozeß Recht zu suchen, so fuhr der allgemeine Papst folgender­ maßen fort: „W enn den Worten Eures Zeugnisses die Wahrheit zur Seite steht, so bringen wir in aller Freudigkeit des Herzens dem allmächtigen 10 Gott vielfältige Danksagungen dar. Es bleibt also nur noch übrig, teuer­ ster Sohn, daß Du zum Altar des hl. Petrus herantrittst, wo wir mit Gottes Huld nicht so sehr für Deines Leibes, als vielmehr für Deiner Seele Un­ versehrtheit die heilbringende Hostie opfern werden, welche Du mit uns teilen mußt, damit Du durch diesen Anteil den Gliedern Christi, aus denen « Du abgetrennt schienst, wieder einverleibt zu werden verdienst“ . Nachdem also die Feier der Messe beendigt war, lädt der oberste Priester diesen König zum Tische Christi und nachdem er den Leib und das Blut des Herrn in die Hand genommen hatte, redet er ihn so an: „Wenn Du Dich unschuldig weißt an dem vom Herrn Nicolaus Dir verwehrten und unter2o sagten Verbrechen des Ehebruches und Dir fest vorgenommen hast, alle Tage Deines Lebens nie wieder die sündige Umarmung Deines längst ver­ stoßenen Kebsweibes Waldrada zu genießen, so tritt vertrauensvoll herzu und empfange das Sacrament des ewigen Heiles, das Dir zur Vergebung Deiner Sünden nützen wird; wenn aber Dein Gewissen Dich anklagt und » Dich mit einer tödlichen Wunde behaftet nennt, oder wenn Du willens bist, wiederum in den Schlamm der Unzucht zurückzukehren, so wage keinesfalls es zu ergreifen, damit Dir nicht etwa zum Gerichte und zur Verdammnis gereiche, was die göttliche Vorsehung den Gläubigen zur Rettung bereitet hat.“ Er aber, der Unsinnige, nahm verstockt zugleich so und verblendet ohne jede Hemmung die Kommunion des Leibes und Blu­ tes des Herrn aus der Hand des Bischofs, ohne jenen Ausspruch zu fürch­ ten, der da lautet61: „Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ „Denn welcher unwürdig isset und trinket, der isset und trinket ihm selber das Gericht.“ Darauf wandte sich derselbe Papst zu den Be35 gleitern und Begünstigern des Königs und reichte einem jeden das Abend­ mahl mit diesen Worten: „Wenn Du Deinem Herrn und König Lothar in dem ihm vorgeworfenen Verbrechen des Ehebruches keine Gunst gewährt und ihm nicht beigepflichtet hast und wenn Du mit Waldrada und den übrigen von diesem apostolischen Stuhle Exkommunizierten keine Ge4o meinschaft gehabt hast, so möge Dir der Leib und das Blut unseres Herrn

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Reginonis chronica 869

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vitam aeternam!' Igitur, quisquis in his se laesum sciens ausu temerario communionem sub tali contestatione porrectam sumere presumpsit, divino iudicio percussus ab hac luce subtractus est, antequam subsequentis anni rediret principium; perpauci, qui se a communione subtraxerunt, vix mortis periculum evaserunt. / 6 Porro Lotharius Roma egressus morbo corripitur et Placentia civitate perveniens diem clausit extremum VI. Id. Augusti. Tanta autem strages in prefati regis populo facta est, ut non peste perisse, sed hostili gladio corruisse virtus ac nobilitas totius regni videretur, quae eo tempore tantae fecunditatis erat, ut in modum densarum segetum pullulans veluti quodam io examine imperii fines repleverit. Carolus certa relatione comperiens, Lotharium regem obisse, mox regnum illius occupare nititur: Mettisque perveniens ab Adventio prefatae urbis episcopo et nonnullis aliis primoribus favorabiliter exceptus in regnum sublimatur indeque digrediens Aquisgrani palatium ingressus est, eo quod « sedes regni esse videretur. Ubi multo plures ad eum confluxerunt. Carebat autem ea tempestate urbs Trevirorum et Colonia Agrippinensis pontificibus, siquidem, ut premisimus82, amborum presides in Italia ab hac luce subtracti sunt. Inito autem rex cum optimatibus consilio, Bertulfum nepotem supradicti Adventii episcopi ecclesiae Trevirorum pre- ao fecit. Actum est autem, ut iste vir episcopalem obtineret dignitatem, inter­ ventu et ope predicti Adventii, qui eo tempore plurimum apud regem po­ terat, eo quod illi assentando in adipiscendis regni negotiis ambitiosius faveret. Porro Coloniae Agrippinae rex Hilduinum abbatem preponere temp- as tavit in pontificali cathedra, fecitque a Francone episcopo Tungrensis dioceseos in Aquis palatio presbiterum ordinari ad titulum sancti Petri predictae metropolis. Dum haec in regno Lotharii aguntur, Ludowicus rex infirmitate deten­ tus in Baioariorum finibus lecto decumbebat. Audiens itaque, a fratre a« sepedictum regnum taliter invasum, aegre tulit et cum omni festinatione legatos direxit, qui / eum obnixe rogarent, ut ab hac temeraria invasione cessaret nec solus indebita presumptione usurparet, quod utrisque haere-

82 Zum Jahr 865 (S. 198 Z . 28).

Tod des Königs Lothar

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Jesus Christus zum ewigen Leben dienen.“ Wer sich demnach in diesen Worten getroffen wußte und sich dennoch mit verwegenem Entschlüsse die unter solcher Beschwörung dargereichte Kommunion zu nehmen er­ kühnte, der wurde vom göttlichen Gericht getroffen und aus diesem Leben 6 noch vor Anfang des neuen Jahres fortgerafft; nur sehr wenige, die sich dem Abendmahl entzogen hatten, entgingen kaum der Todesgefahr. Als aber Lothar Rom verlassen hatte, wird er von einer Krankheit er­ griffen und beschloß, da er bis Piacenza kam, hier sein Leben am 9. August. Ein so großes Sterben aber erfolgte unter den Leuten des besagten Köio nigs, daß die Heldenkraft und der Adel des gesamten Reiches nicht durch eine Seuche umgekommen, sondern durch das Schwert des Feindes ver­ nichtet zu sein schien; dieser war aber zu jener Zeit von so großer Frucht­ barkeit, daß er wie ein dichtes Saatfeld aufsproßte und wie ein Schwarm das Reichsgebiet erfüllte. is Als Karl durch sichere Kunde den Tod des Königs Lothar erfuhr, trach­ tet er sogleich, dessen Land in Besitz zu nehmen, und wird auch bei seiner Ankunft in Metz von Adventius, dem Bischof der genannten Stadt, und einigen andern vornehmen Männern günstig aufgenommen und zum König erhoben. Von d ojt aufbrechend, begab er sich nach der Pfalz Aachen, weil 20 man diese als den Sitz der Regierung betrachtete. Dort strömte noch eine viel größere Menge zu ihm. Um diese Zeit entbehrten aber die Städte Trier und Köln der Bischöfe, weil, wie wir früher erzählt haben82, beide in Italien aus dem Leben ge­ schieden waren. Der König stellte jedoch nach einer Beratung mit den 26 Großen den Bertulf, einen Neffen des erwähnten Bischofs Adventius, an die Spitze der Kirche von Trier. Daß dieser Mann die Bischofswürde er­ langte, geschah aber durch die Verwendung und den Beistand des besag­ ten Adventius, der zu jener Zeit beim Könige sehr viel vermochte, weil er mit großem Ehrgeiz als sein Anhänger zur Erlangung der Reichsregierung ao ihm beigestanden hatte. Weiter versuchte der König den Abt Hilduin auf den Bischofstuhl von Köln zu setzen und ließ ihn von Franco, dem Bischof der Diözese Tongern, in der Pfalz von Aachen als Priester der Kirche des hl. Petrus in der be­ sagten Metropole ordinieren. 36 Während dies im Reiche Lothars geschah, hütete König Ludwig, durch Krankheit gefesselt, im Lande der Baiera das Bett. Wie er nun vernahm, daß von seinem Bruder das oft genannte Reich auf solche Weise in Besitz genommen worden sei, wurde er unwillig und schickte in aller Eile Ge­ sandte an ihn, die ihn dringend bitten sollten, von dieser übereilten Besitz40 nähme abzulassen und nicht allein in unberechtigter Anmaßung sich an-

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ditario hire aequaliter competebat; regno decederet, quousque Deo pristi­ nam sospitatem reddente venire posset, ut pariter colloquerentur et de eiusdem regni statu, quod iustitiae et aequitatis iura dictabant, pari volun­ tate decernerent. His cum tali mandato premissis interim Liutbertum archiepiscopum Mogontiacae urbis occulte Coloniam dirigit hortaturque, s ut omni arte satageret ordinationem Hilduini prevenire et ex ipsius civi­ tatis clero episcopum consecrare studeret per electionem civium. Qui assumptis aecum aliis episcopis recto itinere Diuza castrum pervenit; et formidans, ne forte insidiae sibi a Caroli fautoribus molirentur, nequaquam Rhenum transiit, sed destinatis missis mandavit, ut honestiores ex clero io et nobiliores ex populo sibi ad eundem castrum occurrerent. Illis iussa complentibus episcopus ex parte regis eos alloquitur, ut sibi consulerent et quam citius ex proprio grege presulem eligerent; se ad hoc destinatum esse, ut, quemcumque communi consilio preficiendum decernerent, statim consecraret. Ad haec illi respondent, Hilduino episcopatum esse is datum, iamque presbiterum ad ipsam sedem ordinatum, omnesque pene manibus datis eius dominationem susceptam haberent, nulla ratio per­ mitteret, ut alium eligerent. Quibus ille econtra: ‘ Si electionem vobis a rege concessam despicitis, in arbitrio et potestate regis est, quem vobis velit dare episcopum; tamen pro certo scitote, quod ante triduum alium so quam Hilduinum habebitis episcopum’ . His auditis unanimiter elegerunt Willibertum, venerabilem virum, quem nimium rennuentem ac refugien­ tem ordinavit predictus antistes cum aliis consacerdotibus ; et cum omni clero et populo Rheni fluenta transfretavit et eum honorifice in sede pontificali imposuit omnibusque rite peractis sub omni celeritate recessit, ss Carolus comperta ordinatione nimio furore accenditur ac mox Coloniam proficiscitur ; quippe dum haec age/rentur a missis Ludowici, Hilduinus apud Aquis palatium in regio obsequio morabatur. Willibertus episcopus et omnes, qui in eius ordinatione consenserant, Rhenum transeuntes sevitiam regis declinaverunt. Rex, cum neminem repperisset, in quem suas 3o iniurias ultum ire posset, via, qua venerat, regressus est. Interea iterum

W illibert wird Bischof in Köln

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zueignen, was nach dem Erbrechte beiden in gleicher Weise zugehörte; er möchte das Reich verlassen, bis ihm Gott sein früheres Wohlsein wieder­ geschenkt habe und er kommen könne, damit sie sich besprechen und über die Verhältnisse dieses Reiches, was die Gesetze der Gerechtigkeit und 5 Billigkeit forderten, gemeinschaftlich entscheiden. Nachdem er diese mit solchem Aufträge fortgeschickt hatte, sendet er inzwischen heimlich den Erzbischof der Stadt Mainz, Liudbert, nach Köln und fordert ihn auf, mit allen Mitteln sich zu bemühen, daß er der Ordination Hilduins zuvor­ komme und einem Bischof aus der Geistlichkeit der Stadt selbst durch die 10 Wahl der Bürger die Weihe erteile. Jener zog in Begleitung einiger anderer Bischöfe geradenwegs nach der Feste Deutz, und da er von den Anhängern Earls einen Anschlag gegen sich befürchtete, setzte er keineswegs über den Rhein, sondern ließ durch seine Boten sagen, die höhere Geistlichkeit und die Vornehmeren aus der Bevölkerung sollten sich zu ihm in jene Feste 16 begeben. Als diese dem Befehle nachkamen, hält der Bischof im Auf­ träge des Königs eine Anrede an sie, sie möchten sich beraten und sich so schnell wie möglich aus der eigenen Herde einen Vorsteher wählen; er sei zu dem Zwecke gesandt, um wen immer sie in gemeinsamem Beschluß für dies Amt bestimmten, dem sofort die Weihe zu erteilen. Hierauf erwider*o ten jene, dem Hilduin sei das Bistum verliehen, schon sei er zum Priester an diesem Sitze ordiniert und beinahe alle hätten mit Handschlag seine Herrschaft angenommen, so daß ihnen in keiner Weise die Wahl eines andern freistehe. Jener entgegnete ihnen: „Wenn Ihr die vom König Euch zugestandene Wahl nicht haben wollt, so steht es im Gutdünken und in 25 der Macht des Königs, Euch zum Bischof zu geben, wen er will; wisset je­ doch für gewiß, daß Ihr, ehe drei Tage verstreichen, einen andern als Hil­ duin zum Bischof haben werdet.“ Als sie dies vernahmen, wählten sie ein­ mütig den Willibert, einen ehrwürdigen Mann, den, so sehr er sich auch sträubte und auszuweichen suchte, der besagte Bischof mit seinen Mitso priestem ordinierte; dann zog er mit der ganzen Geistlichkeit und dem Volke über den Rhein, setzte jenen in ehrenvoller Weise auf den Bischof­ stuhl und nachdem alles vorschriftsmäßig vollbracht war, begab er sich mit großer Schnelligkeit von dannen. Als Karl diese Bischofsweihe erfuhr, wird er von heftiger Wut ergriffen und reist alsbald nach Köln; denn wäh36 rend dies von den Gesandten Ludwigs ausgeführt wurde, hielt sich Hil­ duin in der Pfalz Aachen am königlichen Hofe auf. Bischof Willibert und alle, die für seine Ordination gestimmt hatten, gingen über den Rhein und wichen so dem Grimm des Königs aus. Als der König niemand fand, an dem er die ihm zugefügte Beleidigung hätte rächen können, kehrte er auf 40 demselben Wege zurück, auf dem er gekommen war. Indessen werden zum

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Reginonis chronica 869-870

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legati a Ludowico mittuntur, orantes, ut a regno discederet; sed cum minime adquiesceret, novissime Liutbertum archiepiscopum et Altfridum episcopum de Saxonia, prudentissimum virum, Ludowicus legatos dirigit, mandans, ut unum e duobus eligeret, aut cito a regno recederet aut sibi cum fratre pugnandum foret/ Qui eum tanta ingenii arte tantaque con- 6 stantia adgrediuntur, ut absque dilatione recederet et in proprio regno se reciperet. Post haec supradicti reges conventum celebrare disponunt in loco, qui dicitur Marsana, iuxta Mosam. 870. Anno dominicae incarnationis DCCCLXX. Ludowicus et Carolus una io cum optimatibus et proceribus suis ad Marsanam venientes regnum quon­ dam Lotharii aequis partibus inter se diviserunt. Qualiter autem haec divisio facta sit, quia omnibus pene notum est, supervacuum duximus adnotare. Carolus conventu absoluto ad Heristellium perrexit, quia ei idem pala- is tium in parte acciderat; Ludowicus vero ad Aquis palatium rediit, ubi duobus fere mensibus lecto decubuit, adversa valitudine preventus. De­ nique cum a partibus orientis veniens Ribuariorum terminos intrasset, in quandam regiam villam, nomine Flameresheim, ad hospicium divertit. Cumque solarium domus conscendisset stipatus obsequentium multitu- 20 dine, repente / ipsum solarium, quod nimia vetustate erat putredine reso­ lutum, trabibus fractis corruit, et inter ruinas eius rex graviter adtritus est, ita ut duae costae eius a sua compage disiungerentur. Et cum omnes accur­ rissent eumque perisse arbitrarentur, ipse a loco, in quo ceciderat, surgens suis se representavit, asserens se nihil mali passum, et ultra, quam credi as potest, dissimulato languore sequenti die contra fratrem ad Marsana pro­ ficiscitur. Tanta huius principis duricia, tanta animositas fuit, ut, cum etiam fragor fractarum costarum adinvicem collidentium a nonnullis au­ diretur, nemo tamen propterea audierit eum suspirium trahentem vel gemitum emittentem. 30 Per idem tempus Carolus Carlomannum filium suum oculis privavit. Siquidem predictus rex ex Hirmindrude regina tres filios susceperat, Carolum scilicet, Carlomannum et Ludowicum; sed duo ex his infeliciter perierunt. Nempe Carolus levitate iuvenili ductus, temptare volens Albuini, fratris Bivini et Bettonis, audatiam ac saepe laudatam constan- 35 tiam, alium se esse simulans, cum ex venatione vespertinis horis idem

Teilung von Meersen

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zweitenmal von Ludwig Gesandte an ihn geschickt, mit der Bitte, er möge das Reich verlassen; doch da er durchaus nicht nachgeben wollte, ordnet Ludwig zuletzt den Erzbischof Liudbert und den Bischof Altfrid aus Sachsen, einen sehr klugen Mann, als Gesandte an ihn ab und läßt ihm 6 sagen, er möge eins von zwei Dingen wählen, entweder solle er schnell das Reich verlassen, oder er würde einen Kampf mit seinem Bruder bestehen müssen. Jene machen mit solcher Gewandtheit des Geistes und solcher Festigkeit ihren Angriff auf ihn, daß er ohne Verzug zurückwich und sich in sein Reich zurückzog. Hiernach beschließen die oben genannten Könige 10 in Meersen an der Maas eine Zusammenkunft zu halten. 870. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung kamen 870 Ludwig und Karl mit ihren Großen und Edlen nach Meersen und teilten das Reich des verstor­ benen Lothar unter einander zu gleichen Teilen. Wie aber diese Teilung « vollzogen wurde, haben wir für überflüssig gehalten aufzuzeichnen, weil es beinahe jedermann bekannt ist. Karl begab sich nach Schluß der Versammlung nach Herstal, weil diese Pfalz auf seinen Anteil gefallen war, Ludwig aber kehrte nach der Pfalz Aachen zurück, wo er von einer Krankheit überfallen, fast zwei Monate so zu Bett lag. Als er nämlich von Osten kommend das Gebiet der Ribuarier betreten hatte, nahm er Herberge auf dem königlichen Gute Flamersheim. Wie er dort, von einer großen Zahl von Begleitern umgeben, den Söller des Hauses bestieg, brachen plötzlich die Balken, die in Folge des hohen Alters durch Fäulnis morsch geworden waren, der Söller stürzte zusam26 men und unter seinen Trümmern wurde der König stark gequetscht, so daß zwei seiner Rippen aus ihrem Verbände sich loslösten. Und als alle herbeieilten und meinten, er sei tot, erhob er sich selbst von der Stelle, wohin er gefallen war, zeigte sich den Seinigen, indem er versicherte, er habe nichts Schlimmes erlitten, und auf unglaubliche Weise seine Schmer30 zen verbergend, reist er am folgenden Tage seinem Bruder entgegen nach Meersen. So groß war die Standhaftigkeit dieses Fürsten, so groß seine Selbstbeherrschung, daß, obwohl das Krachen der zerbrochenen und an einander reibenden Rippen von einigen gehört wurde, dennoch niemand ihn deswegen einen Seufzer oder Klagelaut ausstoßen hörte. 86 Um dieselbe Zeit nahm Karl seinem Sohn Karlmann das Augenlicht. Der besagte König hatte nämlich mit der Königin Hirmindrude drei Söhne erzeugt, Karl, Karlmann und Ludwig; aber zwei von diesen kamen durch Unglücksfälle ums Leben. Karl wollte, von jugendlichem Leichtsinn ge­ trieben, die Kühnheit und oft gepriesene Standhaftigkeit Albuins, eines 40 Bruders des Bivin und Betto, auf die Probe stellen, und als jener Albuin

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Reginonis chronica 870-871

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Albuinus quadam die reverteretur, super eum solus impetum fecit, veluti equum, in quo sedebat, violenter ablaturus. Ille nihil minus existimans quam filium regis, evaginato gladio ex adverso eum in capite percussit moxque terrae prostravit, deinde multis vulneribus confossum semivivum reliquit, arma pariter et caballum secum auferens; debilitatus ergo mem- # bris ac vultu deformatus pauco tempore supervixit*3. Albuinus cognito, quod filius regis esset, in quem talia exercuerat, celeriter aufugit mortisque periculum declinavit. Porro Carlomannus, cum adhuc esset puerulus, iussu patris adtonsus clericus effectus est; dehinc procedente tempore ad diaconatus officium, io quamvis invitus atque coactus, in presentia genitoris ordinatus est legitque publice evan/gelium et pontifici missam celebranti iuxta morem mini­ stravit. Post haec per apostasiam recedens ab ecclesiastica religione, abiciens ac spernens neglegenter gratiam, tpiae ei data erat per imposi­ tionem manus, alter Iulianus efficitur. Collecta quippe predonum non i& modica turba ecclesias Dei cepit devastare, ea, quae pacis sunt, inpugnare. cuncta diripere et inaudita mala perpetrare ; pro quibus cum crebro a patre correptus fuisset nec tamen ullatenus a coepta pravitate cessaret, novis­ sime ex precepto patris ei oculi eruuntur, ut supra meminimus ; iusto Dei iudicio lucem exteriorem amittens, qui interiorem, quae Christus est, a suo ao pectore effugaverat, in tenebras exteriores missus, qui interioribus sua sponte se tradiderat. Orbatus itaque Ludowicum avunculum suum adiit, miseriarum et calamitatum suarum aerumnas apud eum lugubriter deplo­ rans ; ille miseratione motus Absternacum monasterium sancti Willibrordi ei ad subsidium vitae presentis concessit, ubi non multo post tempore as mortuus est et sepultus. 871. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXI. Adrianus papa migravit ad Dominum, et Iohannes summi pontificii culmen adeptus est44. His diebus Adalgisus dux Beneventanus Grecorum persuasionibus cor- so ruptus adversus Ludowicum imperatorem manum levavit. Etenim eius hortatu plurimae civitates provinciarum Samnii, Campaniae et Lucaniae a Ludowico recedentes Grecorum dominationi se subdiderunt. Quibus cognitis imperator in provincia Samnitica exercitum transfert petiturus*

** Todestag der 29. September 866. M A m 14. Dezember 872 (bis 882).

Blendung Karlmanns in Westfranken

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eines Tages in den Abendstunden von der Jagd zurückkehrte, machte er, ohne sich zu erkennen zu geben, allein einen Angriff auf ihn, als wolle er ihm das Pferd, auf dem er saß, gewaltsam fortnehmen. Jener, der an nichts weniger dachte, als an den Sohn des Königs, zog sein Schwert, verwundete s ihn vorn am Kopf, streckte ihn dann zu Boden und ließ ihn endlich von vielen Wunden bedeckt halbtot zurück, indem er seine Waffen und sein Boß zugleich mitnahm ; also an seinen Gliedern gelähmt und im Gesicht verunstaltet, überlebte er dies nur kurze Zeit83. Als Albuin erfuhr, daß es der Sohn des Königs sei, dem er so übel mitgespielt hatte, entfloh er in Eile 10 und entging so der Todesgefahr. Karlmann aber wurde schon als Knabe auf Befehl des Vaters geschoren und zum Kleriker gemacht, dann wurde er im Verlaufe der Zeit, freilich gegen seinen Willen und gezwungen, in Gegenwart seines Vaters zum Amt eines Diakonus ordiniert, las öffentlich das Evangelium und ministrierte, io wie es Sitte ist, dem Bischof bei der Messe. Später läßt er in offenem Ab­ fall sein kirchliches Gelübde im Stich und wird zu einem zweiten Julianus, da er fahrlässig die Gnade aufgab und verachtete, die ihm durch die Hand­ auflegung verliehen war. Nachdem er nämlich eine nicht geringe Schar von Straßenräubero gesammelt hatte, begann er die Kirchen Gottes zu so verwüsten, den Frieden anzufechten, alles zu plündern und unerhörtes Unglück anzurichten; als er hiefür mehrmals von seinem Vater bestraft worden war und dennoch in der begonnenen Bosheit keineswegs nach­ ließ, werden ihm zuletzt, wie oben erwähnt, auf väterliche Anordnung die Augen ausgestochen; und so verlor durch ein gerechtes Gericht Gottes der 16 das äußere Licht, der das innere, welches Christus ist, aus seiner Brust verbannt hatte; der wurde in äußere Finsternis versenkt, der sich frei­ willig der innem hingegeben hatte. Der Geblendete ging nun seinen Oheim Ludwig an und klagte ihm in jämmerlicher Weise die Last seines Elends und seines Mißgeschicks; dieser von Mitleid bewegt, überließ ihm Echter3o nach, das Kloster des heiligen Willibrord, zum Unterhalt des gegenwärti­ gen Lebens, wo er nicht lange darauf starb und begraben wurde. 871. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 871 ging Papst Adrian zum Herrn ein und Johannes erlangte die Würde des höchsten Priestertums84, a» In diesen Tagen erhob der beneventanische Herzog Adalgis, durch die Überredung der Griechen verführt, seine Hand wider den Kaiser Ludwig. Auf seine Aufforderung nämlich fielen sehr viele Städte der Provinzen Samnium, Campanien und Lucanien von Ludwig ab und unterwarfen sich der Herrschaft der Griechen. Als der Kaiser dies vernahm, führt er « sein Heer in die samnitische Provinz, um den Hauptort dieser Provinzen,

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Reginonis chronica 871

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harum provinciarum caput Beneventum ditissimam et opulentissimam civitatem. Adalgisus adventare / exercitum sentiens timore perterritus ad callida argumenta convertitur et Benevento egressus imperatori ultro se offert, paratum se esse et semper fuisse ad eius obsequium profitetur, numquam defectoribus se assensum prebuisse iuramento confirmat; deinde muneribus regem sibi conciliat ac mox in pristinam recipitur gratiam. Imperator in Campaniam et Lucaniam ad civitates, quae defecerant, copias transponit; quas absque difficultate in deditionem recepit, excepto Capuam, quae, quia quadro lapide erat constructa, audaciam repugnandi civibus prebuit. Cingitur itaque obsidione omnisque aditus intrandi vel exeundi penitus intercluditur, regio in circuitu vastatur, cuncta hostili rapacitate diripiuntur; novissime vites, oliveta et ceterae fructiferae arbores radicitus exciduntur. Capuani desperatis rebus episcopum civi­ tatis adeunt: corpus sancti Germani episcopi, cuius animam venerabilis pater Benedictus in spera ignea ab angelis in caelum viderat deferri, in feretro levant et sic portis apertis supplices castra imperatoris petunt, orantes eiusdem sancti interventu sibi veniam largiri. Augustus, ut totus pietatis visceribus affluebat, misericordia motus erratus atque excessus benigne induisit precepitque exercitui ab excidio retrahere manum. E x­ pulsis itaque Grecis custodes ex numero satellitum in civitatibus, quas receperat, locat et sic Beneventum proficiscitur, ubi aliquantisper decre­ verat immorari. Exercitus longa civitatum obsidione fatigatus genitale solum cepit suspirare, post emensos labores quietem desiderare, coniugum ac liberorum dulces amplexus ante oculos mentis reducere et hac ex causa paulatim cotidie diffluere. Interea Adalgisus, ut erat callidus ingenio, imperatorem alloquitur, cur vires suorum nullis existentibus causis profligaret, cur agros villasque suae dicioni subditas hostiliter depopulari permitteret; oporteret, ut et fessis optata quies concederetur et regio, quae iam pene devastata erat, clementia principis salvaretur. Flexus his suggestionibus imperator exer-

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Feldzug gegen Benevent

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die überaus reiche und mächtige Stadt Benevent, anzugreifen. Als Adalgis das Anrücken des Heeres vernahm, nimmt er von Furcht ergriffen seine Zuflucht zu listigen Täuschungen; er verläßt Benevent, stellt sich frei­ willig dem Kaiser, versichert, daß er zu seinen Diensten bereit sei und es e stets gewesen sei, und beteuert mit einem Eide, daß er es niemals mit den Abtrünnigen gehalten habe; darauf gewinnt er den König durch Geschenke für sich und wird wieder in das alte Treueverhältnis aufge­ nommen. Der Kaiser verteilt seine Truppen in Campanien und Lucanien auf die 10 abgefallenen Städte; diese brachte er ohne Schwierigkeit unter seine Bot­ mäßigkeit, mit Ausnahme von Capua, das, weil es aus Quadersteinen er­ baut war, seinen Bürgern den Mut zum Widerstande einflößte. Es wird daher mit einer Belagerungslinie umgeben, jeder Durchgang zum Ein­ oder Ausgehen wird völlig abgesperrt, die Gegend im Umkreise verwüstet u und alles mit der Raubgier eines Feindes geplündert; zuletzt werden die Weinstöcke, die Olivenhaine und die übrigen fruchttragenden Bäume mit der Wurzel ausgerottet. Die Capuaner begeben sich in ihrer Verzweiflung zum Bischof ihrer Stadt, sie legen den Leichnam des heiligen Bischofs Germanus, dessen Seele der ehrwürdige Vater Benedict von den Engeln so in einer feurigen Kugel hatte gen Himmel tragen sehen, auf eine Bahre und ziehen als Schutzflehende durch die geöffneten Tore zum kaiserlichen Lager, mit der Bitte, auf die Verwendung jenes Heiligen ihnen Verzeihung zu gewähren. Der Kaiser, von ganzem Herzen der Frömmigkeit ergeben, wurde von Mitleid bewegt, vergab ihnen gütig ihre Verirrungen und Aus28 schreitungen und befahl dem Heere, die Hände von dem Werk der Zer­ störung zu nehmen. Nachdem dann die Griechen vertrieben waren, legt er in die Städte, die er wiedereingenommen hatte, Besatzungen aus der Zahl seiner Dienstmannen und zieht sodann nach Benevent, wo er längere Zeit zu verweilen beschlossen hatte. Ermüdet durch die langwierige Be­ rn lagerung der Städte begann das Heer sich nach dem heimischen Boden zu sehnen, am Ende seiner Mühsale der Ruhe zu begehren, sich die süßen Umarmungen der Frauen und Kinder vor die Augen des Geistes zurück­ zurufen und aus diesem Grunde täglich mehr und mehr zusammenzu­ schmelzen. «s Inzwischen stellt Adalgis, hinterhältig wie er war, dem Kaiser vor, wes­ halb er die Kräfte der Seinen ohne vorhandene Ursache aufreibe, weshalb er die seiner Hoheit unterworfenen Äcker und Landhäuser wie ein Feind verwüsten lasse; man müsse sowohl den Ermatteten die ersehnte Ruhe gewähren sowie auch die Landschaft, die schon fast zur Wüste geworden sei, so durch die Milde des Fürsten erretten. Solche Einflüsterungen bestimmten

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Reginoniß chronica 871-872

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citum ex permaxima parte absolvit et ad / propria repedare permisit; ipse cum paucis in eodem loco remanet, nil adversi suspicatus. Adalgisus regem destitutum suorum viribus cernens, iamdudum conceptam iniquitatem parturit et cum suae conspirationis sectatoribus palatium, in quo impera­ tor meridie quiescebat, occupare nititur. Rex a strepitu et clamore irruentium excitatus lecto desilit, arma corripit et cum perpaucis corporis sui custodibus ad hostium domus turbatus repentina inruptione proce­ dit aditumque ferro intercludens hostem a liminibus arcet. Adalgisus sentiens, non sine discrimine hostia domus esse penetranda, ab introitu pedem retrahit palatiumque flammis iubet exuri. Interea rex dextras sibi dari petit pacemque obnixe deposcit; cui responsum est, non aliter pe­ tita impetraturum, nisi prius iureiurando devovisset, numquam se diebus vitae suae Beneventi fines intraturum neque ex calumnia, quam tunc patiebatur, vindictam aliquando exacturum. Allatis itaque sanctorum pi­ gnoribus, necessitate constrictus sacramentum, quod ab eo exigebatur, iuravit statimque postera die a Benevento exivit. 872. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXII. Ludowicus imperator Romam venit ibique conventum celebrans coram summo pontifice multa super Adalgisi tyrannide conquestus est. A senatu Romanorum idem Adalgisus tirannus atque hostis reipublicae declaratur, bellum adversus eum decernitur. Iohannes papa*6 imperatorem a iuramento, quo se obli­ gaverat, auctoritate Dei et sancti Petri absolvit, affirmans nihil sibi obesse, quod ob mortis periculum evadendum coactus fecerat, nec sacramen­ tum esse dicendum, quod contra salutem reipublicae, quamvis cum multis execrationibus, fuerit prolatum. His exhortationibus principis animum ad rediviva certamina provofcat. Tamen, ne a suis periurus dice­ retur, nequaquam ipse contra tirannum procedit, sed reginam / cum exer­ citu dirigit. Adalgisus certis indiciis colligens, bellum adversum se summis viribus parari hostemque se ac tirannum esse denunciatum, suae nequiciae conscius metu percellitur et spem vitae in fuga ponens in Cor­ sicam insulam secessit ibique ad tempus delituit.

w Papst Adrianus war damals noch nicht to t, wie R egino anzunehmen scheint.

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Kaiser Ludwig II. iu Rom

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den Kaiser, das Heer zum größten Teile aufzulösen und ihm die Heimkehr zu gestatten; er seihst bleibt mit wenigen an jenem Orte zurück, ohne etwas Böses zu argwöhnen. Als Adalgis den König von den Streitkräften der Seinen verlassen sah, enthüllt er die schon längst gehegte Bosheit und 6 macht einen Versuch, den Palast, in dem der Kaiser Mittagsruhe hielt, mit den Teilnehmern seiner Verschwörung zu besetzen. Durch den Lärm und das Geschrei der Eindringenden erwacht, springt der vom Bett auf, greift zu den Waffen und tritt mit ein paar Leibwächtern, bestürzt über den plötzlichen Einbruch, an den Eingang des Gebäudes, wo er mit dem 10 Schwerte den Zutritt verwehrt und den Feind von der Schwelle abhält. Da Adalgis merkte, daß man nicht ohne Gefahr durch die Pforten des Hauses eindringen werde, zieht er sich von dem Eingang zurück und be­ fiehlt, den Palast in Brand zu stecken. Inzwischen bittet der König, einen Vertrag mit ihm zu schließen, und fordert dringend Frieden; ihm wurde « erwidert, das Erbetene könne er auf keine andere Weise erreichen, als wenn er zuvor eidlich gelobe, nie wieder zeit seines Lebens das Gebiet von Benevent betreten, noch für die Schmach, die er jetzt erlitt, je Rache zu nehmen. Nachdem daher die Pfänder der Heiligen herbeigebracht waren, leistete er notgedrungen den verlangten Eid und zog sogleich am folgen2 o den Tage von Benevent ab. 872. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung872 kam Kaiser Ludwig nach Rom und hielt dort eine Reichsversammlung, bei der er sich bei dem obersten Bischof gar sehr über die Gewalttat des Adalgis beklagte. Darauf wird von « dem Senat der Römer Adalgis für einen Tyrannen und Staatsfeind erklärt und auch der Krieg gegen ihn beschlossen. Papst Johannes66 löste durch die Autorität Gottes und des hl. Petrus den Kaiser von dem Eide, durch den er sich verpflichtet hatte, indem er versicherte, das bilde für ihn kein Hindernis, was er aus Zwang zur Vermeidung der Todesgefahr getan habe, 30 und das sei trotz der vielen Verwünschungen kein Eid zu nennen, was da gegen das Wohl des Staates ausgesprochen worden sei. Durch diese Vor­ stellungen muntert er den Geist des Fürsten zur Erneuerung des Kampfes auf. Um jedoch nicht von den Seinen meineidig gescholten zu werden, zieht er selbst keineswegs gegen den Tyrannen zu Felde, sondern sendet 36 die Königin mit dem Heere aus. Als Adalgis aus sicheren Anzeichen schloß, daß man sich gegen ihn mit aller Macht zum Krieg rüstete und daß er zum Feind und Tyrannen erklärt worden sei, wird er im Bewußtsein seiner Niederträchtigkeit von Furcht erfüllt; er suchte daher für sein Leben Rettung in der Flucht und begab sich nach der Insel Corsika, wo 40 er sich einige Zeit in der Verborgenheit aufhielt.

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Reginonis chronica 873

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873. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXIII. locustarum inaestimabilis multitudo mense Augusto ab oriente veniens totam pene pervastavit Galliam. Quae maiores erant (piam caeterae locustae habebantque sena’ alarum remigia, et, mirum dictu, ut castrorum acies distinctis ordinibus s per aera ferebantur vel terrae incumbentes castra metabantur. Duces cum paucis exercitum itinere unius diei preibant, quasi loca apta multitudini provisuri. Circa horam nonam, ubi duces pridie venerant, insidebant, nec a loco occupato movebantur, quousque sol suum representaret ortum, tunc per turmas suas proficiscebantur, ut in parvis animalibus disciplinam mili- io tarem cerneres. Segetibus vescebantur, quae ab eis ita depastae sunt, ut veluti inmani tempestate consumptae viderentur. Spatium diurni itineris quatuor aut quinque milibus extendebatur. Pervenerunt autem usque ad mare Brittannicum superficiem terrae cooperientes, in quo Deo volente violento ventorum flatu inpulsae atque in profundum absportatae dimer- i6 sae sunt. Aestu vero atque refusione oceani reiectae littora maritima re­ pleverunt tantaque congeries facta est, ut ad instar montium cumulatae coacervarentur : ex earum foetore ac putredine aer corruptus diram pestem finitimis generavit, ex qua multi perierunt. Per idem tempus Carolus Andegavensem obsidebat urbem. Denique ao Nortmanni, postquam Ruotbertum et Ramnulfum et alios nonnullos ge­ nerosae stirpis viros, qui patriae terminos armis tuebantur, Deo habita­ toribus terrae / adversante occiderunt, cum nemo inveniretur, qui eorum violentiae resisteret, sollicitati paucarum civitatum vel regionum direp­ tione, ex preda singularum, quantae opes universarum essent, animo pro- » spicientes, Andegavis civitatem civibus fuga dilapsis vacuam reperientes ingrediuntur. Quam cum munitissimam et pro situ loci inexpugnabilem esse vidissent, in laetitiam effusi hanc suis suorumque copiis tutissimum recep­ taculum adversus lacessitas bello gentes fore decernunt. Protinus navibus per Medanam fluvium deductis muroque applicatis, cum mulieribus et so parvulis veluti in ea habitaturi intrant, diruta reparant, fossas vallosque renovant et ex ea prosilientes repentinis incursionibus circumiacentes re-

Heuschreckenplage

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873. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 873 verwüstete eine unermeßliche Menge von Heuschrecken, die im August von Osten her erschien, fast ganz Gallien. Sie waren größer als andere Heuschrecken und hatten sechs 6 Flügelpaare. In wunderbarer Weise flogen sie wie Abteilungen eines Heer­ lagers in getrennten Scharen durch die Lüfte oder, wenn sie sich zur Erde niederließen, schlugen sie so ihr Lager auf. Die Führer gingen mit wenigen dem Heere um eine Tagereise vorauf, als wollten sie für Plätze sorgen, die der Menge angemessen wären. Um die neunte Stunde ließen sie sich nieder, io wo am Vortag ihre Führer angelangt waren, und bewegten sich von dem eingenommenen Orte nicht eher fort, als bis die Sonne wieder aufging; dann brachen sie rottenweise auf, so daß man an den kleinen Geschöpfen die Mannszucht des Krieges wahrnehmen konnte. Sie nährten sich von den Saaten, die von ihnen so abgefressen wurden, als wären sie von einem 16 ungeheuem Unwetter vernichtet. Die Länge einer Tagereise erstreckte sich bei ihnen auf 4 bis 5 Meilen. Sie gelangten aber, indem sie so die Ober­ fläche der Erde bedeckten, bis zum bretonischen Meere, in welches sie nach Gottes Willen durch einen heftigen Wind hineingetrieben, auf die hohe See fortgerissen und versenkt wurden. Durch die Flut aber und das 20 Zurückströmen des Ozeans an Land geworfen, erfüllten sie die Seegestade und zwar in solcher Häufung, daß sie bergehoch zusammengeschichtet waren; durch ihren Gestank und ihre Fäulnis wurde die Luft verpestet und erzeugte daraus für die Umwohnenden eine furchtbare Seuche, an der viele den Tod fanden. 26 Um dieselbe Zeit belagerte Karl die Stadt Angers. Nachdem nämlich die Normannen Rodbert und Ramnulf und einige andere Männer von edlem Stamme, die die Grenzen des Vaterlandes mit den Waffen schirmten, ge­ tötet hatten, weil Gott den Bewohnern des Landes zürnte, dringen sie, da sich niemand mehr fand, der ihrem Ungestüm hätte widerstehen kön80 nen, gelockt durch die Plünderung einiger Städte und Landschaften und aus der Beute der einzelnen Städte berechnend, wie groß der Reichtum aller zusammen sein müßte, in die Stadt Angers ein, die sie leer fanden, weil ihre Bürger die Flucht ergriffen hatten. Als sie sahen, daß diese Stadt wohlbefestigt und durch ihre natürliche Lage uneinnehmbar sei, waren sie 36 darob voller Freude und beschließen, daß sie für ihre und ihrer Landsleute Truppen als sicherster Zufluchtsort vor den durch ihren Angriff gereizten Völkern dienen solle. Sofort ziehen sie ihre Schiffe die Maine hinauf und legen sie an die Mauern an, dann halten sie mit Weib und Kind ihren Ein­ zug, um darin zu wohnen, bessern sie aus, wo sie zerstört war, stellen die 40 Gräben und Wälle her und von dort in plötzlichen Überfällen hervor-

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Reginonis chronica 873-874

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giones devastant. Quod cum Carolo tam pemitiosa pestis in visceribus regni interclusa nuntiata esset, ilico ez omnibus regnis, quae suae ditioni parebant, veluti ad commune incendium extinguendum exercitum colligit atque castris in circuitu positis civitatem obsidione cinxit. Et quia Medana fluvius a partibus Brittanniae urbis murum alluebat, Salomoni regi Brit- 6 tonum mandat, ut contractis auxiliis citius adventaret, ut communem hostem communibus viribus expugnarent. Qui assumptis secum multis Brittonum milibus super ripam fluminis Medanae tentoria figit. Igitur ex omnibus partibus urbe obsidione circumdata, multis diebus undique summa virtute dimicatur, nova et exquisita machinamentorum genera io applicantur; sed conatus regis prosperitatis effectum non optinuit, quia et loci facies non facilem prebebat accessum et paganorum valida manus, quia pro vita res erat, summo resistebat conamine. Exercitus inmensae multitudinis cum longe obsidionis tedio, fame et gravi pestilentiae morbo adtereretur, cernentes Brittones urbem inexpugnabilem conati sunt flu- is vium a suo alveo dirivare, ut exsiccato naturali meatu naves Nortmannorum invadere possent. Ceperunt itaque fossam mirae profunditatis ac lati­ tudinis aperire; quae res tantum formidinis metum Nortmannis ingessit, ut absque dilatione ingentem pecuniam Carolo pollicerentur, si soluta ob­ sidione eis ex suo regno liberum preberet egressum. R ex turpi cupiditate so superatus pecuniam recepit et ab obsidione recedens hostibus vias pate­ fecit. Illi conscensis navibus in Ligerim revertuntur et nequa/quam, ut spoponderant, ex regno eius recesserunt; sed in eodem loco manentes multo peiora et inmaniora, quam antea fecerant, perpetrarunt. 874. as Anno dominicae incarnationis DCCCLXXIIII. Ludowicus imperator, qui Italiae regnum regebat, moritur6*. Fuit vero iste princeps pius et miseri­ cors, iustitiae deditus, simplicitate purus, ecclesiarum Dei defensor, orphanorum et pupillorum pater, elemosinarum largus largitor, servis Dei humiliter se submittens, ut iusticia eius maneret in seculum et cornu eius so exaltaretur in gloria6 67. 6 Eodem anno Salomon rex Brittonum a Pasquitano et Vurfando ducibus

66 12. August 875.

67 Psalm 92,11.

Belagerung von Angers

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brechend verwüsten sie die Umgegend. Als man Karl meldete, daß sich eine so verderbliche Pest im Herzen seines Reiches eingenistet habe, sam­ melt er sofort ans allen Ländern, die seiner Hoheit untertänig waren, ein Heer, um den allgemeinen Brand zu ersticken, und nachdem er ringsum 6 sein Lager aufgeschlagen, eröffnete er die Belagerung der Stadt. Und weil die Maine die Stadtmauer von der bretonischen Seite her bespülte, läßt er dem Bretonenkönig Salomon sagen, er solle seine Truppen zusammen­ ziehen und schnell herbeirücken, um ihren gemeinsamen Feind mit ver­ einten Kräften niederzukämpfen. Jener führt auch viele tausend Bre10 tonen heran und schlägt am Ufer der Maine seine Zelte auf. Nachdem also von allen Seiten die Stadt eingeschlossen war, wird allerorts viele Tage lang mit der größten Tapferkeit gefochten und neue und erlesene Arten von Kriegsmaschinen verwendet; dennoch gelangte der König in seinem Unternehmen zu keinem Erfolge, weil die Beschaffenheit des Ortes den io Zugang nicht leicht machte und die starke Schar der Heiden mit aller Kraft Widerstand leistete, da ihr Leben auf dem Spiele stand. Des Heeres unermeßliche Menge aber wurde durch die Mühen der langen Belagerung, durch Hunger und eine gefährliche Seuche aufgerieben. Als die Bretonen sahen, daß die Stadt imeinnehmbar sei, versuchten sie den Fluß aus sei2o nem Bette abzufeiten, damit sie, wenn sein natürlicher Lauf ausgetrocknet sei, die Schiffe der Normannen angreifen könnten. Sie begannen daher einen Graben von ungemeiner Tiefe und Breite auszuheben; das jagte den Normannen so gewaltige Furcht ein, daß sie ohne Verzug Karl eine unermeßliche Summe versprachen, wenn er die Belagerung aufhebe und 25 ihnen aus seinem Reiche freien Abzug gewähre. Von schnöder Habgier übermannt, nahm der König das Geld an, hob die Belagerung auf und gab den Feinden die Straße frei. Jene besteigen ihre Schiffe und kehren in die Loire zurück, entfernten sich aber keineswegs aus seinem Reiche, wie sie gelobt hatten, sondern in derselben Gegend verbleibend, verübten sie so noch viel schlimmere und unmenschlichere Dinge als sie zuvor getan hatten. 874. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 874 stirbt Kaiser Ludwig, der die Herrschaft über Italien führte86. Dieser Fürst war fromm und mitleidig, 36 der Gerechtigkeit ergeben, lauter in der Einfalt seines Herzens, ein Be­ schützer der Kirchen Gottes, ein Vater der Waisen und Unmündigen, ein freigebiger Spender der Almosen, voll demütiger Unterwürfigkeit gegen die Diener Gottes, so daß seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit und sein Horn erhöhet wird in Herrlichkeit67. 40 In demselben Jahre wird Salomon, der König der Bretonen, von seinen

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Reginonis chronica 874

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suis dolo interficitur*8; post cuius mortem cum hii duo regnum eius inter se dividere vellent, sed in divisione dissentirent, eo quod maxima pars Pasquitani partibus faveret, bellum ab utrisque summis viribus instauratur. Pasquitanu8, quamquam maiore multitudine habundaret, Nortmannorum tamen auxilia pecunia conducit eaque ad supplementum virium suo exer- 6 citui miscet et mox contra aemulum ad pugnam proficiscitur. Vurfandi satellites videntes, vires regni ad Pasquitanum concessisse, ceperunt ab eo diffugere, ut vix mille cum eo in acie remanerent, qui et ipsi coeperunt suadere, ut secederet mortisque periculum declinaret; se cum paucis innu­ meram multitudinem sustinere non posse. Ad haec ille respondit: ‘Absit’, io inquit, ‘optimi commilitones, ut hodie faciam, quod numquam feci, scilicet ut inimicis meis terga vertam et gloria nominis nostri infametur. Melius nobiliter mori, quam ignominia vitam servare ; nec diffidendum de victoria. Fortunae vires cum hostibus experiamur; neque enim salus est in multi­ tudine, sed potius in Deo’ . Huiuscemodi exhortationibus animatis sociis is super triginta et eo amplius, ut ferunt, adversariorum milia irruit; clamor in caelum tollitur, pugna summa virtute conseritur. Vurfandus cum suis confertissimam hostium aciem irrumpit et, veluti herba pratorum recisa ante acumen falcis cadit et uberrimae segetes procella tempestatis dese- / viente prosternuntur, ita ferro caedit stemitque omnia. Raro in illo regno 20 in ullo prelio tantum sanguinis fusum est. Pasquitanus, ut mactari suos more pecudum vidit, cum paucis, quos gladius necdum consumpserat, fugit. Porro Nortmanni, qui in auxilium fuerant evocati, monasterium sancti Melanii episcopi ingressi sunt ibique se more solito communiunt et succedente nocte fuga dilapsi ad naves revertuntur. Fuit vero gestum hoc 26 prelium in campis iuxta civitatem Redonis. Erat hic Vurfandus genere inter suos clarus, sed virtutum experimentis nobilitate clarior, quae tanta in illo fuit, ut animi magnitudine viriumque gloria inter suos, ut diximus, nulli videatur esse secundus; ad cuius audatiam mentisque constantiam demonstrandam unum e multis ponere pia- so

“ 28. Juni 874.

Bürgerkrieg bei den Bretonen

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Herzogen Pasqnitan und Vurfand hinterlistig ermordet68; als nach seinem Tode diese beiden sein Reich unter sich teilen wollten, aber bei der Teilung in Zwist gerieten, weil der größte Teil des Volkes der Partei Pasquitans zugetan war, wird von beiden mit aller Kraft der Krieg eröffnet. Wiewohl 5 Pasquitan an Zahl überlegen war, dingt er dennoch normannische Hilfs­ truppen für Geld, fügt diese zur Verstärkung seiner Macht seinem Heere bei und rückt dann gegen seinen Nebenbuhler zur Schlacht aus. Als die Mannen Vurfands sahen, daß die Kraft des Reiches dem Pasquitan zu­ gefallen war, fingen sie an, sich von ihm fortzuschleichen, so daß kaum 10 tausend mit ihm im Felde zurückblieben, die ebenfalls ihm zu raten be­ gannen, er möge von dannen ziehen und die Todesgefahr meiden; mit den wenigen vermöge er den Angriff einer so zahllosen Menge nicht aus­ zuhalten. Hierauf erwiderte jener: „Fern sei es von mir, Ihr braven Kame­ raden, heute zu tun, was ich noch nie getan habe, nämlich meinen Feinden io den Rücken zu zeigen und den Ruhm unseres Namens beschimpfen zu lassen. Besser ist es, rühmlich zu sterben, als mit Schande das Leben zu retten ; auch dürfen wir nicht Mißtrauen wegen des Sieges hegen. Laßt uns mit den Feinden versuchen, was das Glück vermag, denn das Heil ruht nicht in der Menge, sondern vielmehr bei Gott.“ Nachdem er durch solche 20 Aufmunterungen die Genossen ermutigt hatte, stürzt er sich auf die Gegner, deren Zahl, wie es hieß, mehr als 30000 betrug; ihr Geschrei er­ hebt sich gen Himmel, der Kampf wird mit der größten Tapferkeit begon­ nen. Vurfand bricht mit den Seinigen in die dichteste Schar der Feinde ein und wie das Gras auf der Wiese fällt, niedergemäht von der Schärfe t6 der Sichel, und wie die üppigsten Saaten niedergeworfen werden, wenn ein heftiger Sturm unter ihnen wütet, so schlägt und streckt er alles mit dem Schwerte nieder. Selten wurde in jenem Reiche in irgend einem Treffen so viel Blut vergossen. Als Pasquitan die Seinen wie das Vieh schlachten sah, entfloh er mit den wenigen, die das Schwert noch nicht 30 fortgerafft hatte. Die Normannen aber, die zum Beistand herbeigezogen waren, besetzten das Kloster des hl. Bischofs Melanius, befestigen sich dort in gewohnter Weise und kehren in der folgenden Nacht fluchtartig zu ihren Schiffen zurück. Diese Schlacht wurde aber auf den Gefilden bei Rennes geliefert. so Jener Vurfand war durch sein Geschlecht angesehen unter seinen Lands­ leuten, doch berühmter noch nach den Beweisen von Tapferkeit durch sein Heldentum, das so groß in ihm war, daß er, wie gesagt, an Hochherzigkeit und Tatenruhm unter seinen Landsleuten keinem nachzustehen scheint; um seine K ühnheit und die Standhaftigkeit seines Geistes zu zeigen, habe 4o ich nur eine Geschichte von vielen hierhersetzen wollen. Als König Salo-

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Reginonis chronica 874

108/ 10»

cuit. Nam cum Salomon rex hiemis tempore aliquando contra Nortmannos castra posuisset69, ut ab eorum incursione fines regni sui tueretur, ibique multis diebus resideret, quadam die cum sermo inter socios tereretur de audatia et duricia Nortmannorum, predictus Vurfandus se ultra vires presumens arroganter iactavit, shrex cum exercitu recederet, se audere tan- 6 tummodo cum suis in eodem loco remanere et tribus diebus post discessum regis immorari. Distabant vero castra Brittonum a Nortmannorum classe tantum octo milibus. Nunciata sunt verba, quae Vurfandus quasi leviter protulerat, nescio a quo, Hastingo paganorum duci. Non multo post interiecto tempore datis quingentis vaccis Salomon pacem cum Nortmannis io fecit; et acceptis obsidibus cum redire in regnum disponeret, legatus Hastingi eum taliter alloquitur: ‘Nuntiatum est Domino meo, te tantum virum habere, qui se iactet, quod te recedente solus cum suis hoc in loco audeat remanere. Si ergo tantus est, quantus sibi videtur, incunctanter remaneat, quia dominus meus vult eum videre audacisque viri desiderat is notitiam habere’ . Interrogatus autem Vurfandus a rege, utrum tale aliquid/ professus esset, respondit se talia dixisse et haec eadem factis velle probare ; protinusque licentiam ibi remanendi petit. Cum a principe obiurgaretur, cur tam fatua obstinatione detentus pro verbis inaniter in ventum prolatis vellet mori suosque morti tradere, nullatenus adquievit, asserens, nisi s* manendi licentiam daret, nequaquam illi fidelis in reliquum foret. Sed cum Salomon inrevocabilem eius animum perspexisset, dare ei solatium ex suis satellitibus voluit; quod rennuit suscipere, affirmans, si alios quam suos secum haberet, iam non essent vera, quae spoponderat. R ex cum om­ nibus copiis in regnum recessit et Vurfandus in eodem loco cum ducentis ss fere viris remansit ibique quinque diebus expectavit. Sexta nocte Hastingus quendam captivum a vinculis absolvit et eum ad Vurfandum direxit, mandans, ut sibi ad vadum cuiusdam torrentis inter tertiam et secundam supervenientis diei horain occurreret, ut mutuis colloquiis fruerentur. Qui nihil cunctatus arma corripere sociis imperat et ad condictum so locum absque mora pergit; prospiciensque vadum torrentis inter suos et

69 Im Jahr 868.

Vurfandß Heldenstück

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mon zur Winterszeit einst gegen die Normannen im Felde stand**, um die Grenzen seines Reiches vor ihren Einfällen zu sichern, und er dort viele Tage Standlager hielt, rühmte eich der besagte Vurfand bei einem Ge­ spräch, das eines Tages zwischen den Kriegsgefährten über die Kühnheit 5 und Hartnäckigkeit der Normannen geführt wurde, in maßloser Weise und mit Überschätzung seiner Kräfte, daß er, wenn der König mit dem Heere abzöge, ganz allein mit seinen Leuten es wagen wolle, daselbst zu­ rückzubleiben und drei Tage nach dem Abzug des Königs noch auszu­ halten. Das Lager der Bretonen war von der Flotte der Normannen aber 10 nur acht Meilen entfernt. Die Worte, die Vurfand nur so leichthin hatte fallen lassen, wurden von irgend jemand Hasting, dem Anführer der Hei­ den, hinterbracht. Nicht lange darauf schloß Salomon Frieden mit den Normannen, indem er ihnen 500 Kühe gab, und als er nach Empfang der Geiseln sich zur Rückkehr in sein Reich anschickte, sagt der Gesandte u Hastings folgendes zu ihm: „Meinem Herrn ist gemeldet worden, Du hättest einen Mann bei Dir, der sich rühmt, er wolle es bei Deinem Abzug wagen, allein mit seinen Leuten hier zurückzubleiben. Wenn er nun so ist, wie er zu sein glaubt, so mag er ungesäumt Zurückbleiben, weil mein Herr ihn zu sehen wünscht und die Bekanntschaft des kühnen Mannes zu ma­ so chen begehrt.“ Als aber Vurfand vom Könige befragt wurde, ob er etwas derartiges ausgesprochen habe, erwiderte er, er habe solches gesagt und wolle es auch durch die Tat beweisen, und alsbald bittet er um die Erlaub­ nis, dort zurückzubleiben. Als er vom Fürsten ausgescholten wurde, wes­ halb er in einer so törichten Halsstarrigkeit befangen für eitel in den Wind so geredete Worte sterben und die Seinen dem Tode überliefern wolle, gab er durchaus nicht nach, sondern versicherte, wenn er ihm nicht die Erlaubnis gebe zurückzubleiben, so würde er ihm fortan nimmermehr treu sein. Als jedoch Salomon seinen unbeugsamen Sinn erkannt hatte, wollte er ihm welche von seinen Mannen zur Unterstützung geben; auch dies weigerte so er sich anzunehmen, da er behauptete, wenn er andere als seine Leute bei sich hätte, so wäre das schon nicht mehr wahr, was er gelobt habe. Der König kehrte mit allen Truppen in sein Reich heim und Vurfand blieb an demselben Ort mit etwa 200 Mann zurück und wartete dort fünf Tage lang. In der sechsten Nacht löste Hasting einen Gefangenen aus seinen Fesseln, 36 schickte ihn an Vurfand und ließ ihm sagen, er möchte mit ihm an der Furt eines Baches zwischen der zweiten und dritten Stunde des kommen­ den Tages Zusammentreffen, damit sie dort ein Zwiegespräch mit einander halten könnten. Jener heißt seine Genossen unverzüglich die Waffen er­ greifen und bricht ohne Säumen nach dem verabredeten Orte auf. Als er 4o bemerkte, daß die Furt des Baches zwischen seinen Leuten und den Fein-

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adversarios quasi limitem fore, nullo modo ibi consistere voluit, sed trans­ vadato gurgite ultro obviam hostibus procedit. Nortmanni admirantes animositatem atque audatiam viri ab eo declinarunt nec eum bello laces­ sere ausi sunt. Ille usque sextam horam intrepidus expectans, cum nemi­ nem adversae partis venire cerneret, cum suis ad propria reversus est. Nec illi animus minus in mortem invictus quam in hostem fuit. Denique post peractam victoriam morbo gravatus ad extremum deducitur; cuius invalitudinem cum persensisset Pasquitanus, resumptis viribus fautores eius bello adgredi parat. Qui timore perterriti ad ducem confugiunt et cum lacrimis ei minas Pasquitani aperiunt, petentes contra imminens periculum consilium. At ille hortatur, ut adversus hostem audacter procedant suum vexillum ferentes polliceturque victoriam. Qui cum respondissent, sine eius presentia non audere cum adversariis congredi, spiritum, qui una cum viribus corporis iam pene effugerat, resumens, quia nec pedibus neque equo poterat ire, iubet se in lecto portari et ante aciem inimicorum exponi et sic subire certamen. Quod cum satellites fecissent, mox hostes in fugam versi sunt. Patrata victoria cum eum reportare vellent ad domum, / inter manus militum spiritum, qui tantummodo in pectore palpitabat, exalavit. Paucis interpositis diebus Pasquitanus et ipse defunctus est. Post horum duorum continuas mortes Yidicheil ex filia Herispoi regis natus et Alanus frater memorati Pasquitani Brittanniam inter se partiti sunt; inter quos etiam multa iurgia et bella fuerunt. Sed Vidicheile in prelio, quod contra Nortmannos magis audacter quam provide gesserat, interempto, in di­ tione Alani omnis Brittannia concessit, qui et hanc strenui hactenus gubernat70. Eodem anno Carolus Romam perrexit et datis apostolico Iohanni et Romanis magnis muneribus imperator crçatur.

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876.

Anno dominicae incarnationis DCCCLXXVI. Ludowicus rex apud Franconofurt palatium diem clausit extremum Y. Eal. Septembris sepul- ao tusque est in monasterio sancti Nazarii, quod Lorasham nuncupatur. Fuit autem iste princeps christianissimus, fide catholicus, non solum secularibus, verum etiam ecclesiasticis disciplinis sufficienter instructus; quae religio-

70 907

gestorben.

Ende des bretonischen Bürgerkriegs

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den gleichsam die Grenze bilden werde, wollte er auch da auf keinen Fall Halt machen, sondern rückt, nachdem er den Strudel durchwatet hat, aus eigenem Antrieb dem Feinde entgegen. Die Normannen, voll Bewunde­ rung über die Herzhaftigkeit und Kühnheit des Mannes, wichen ihm aus s und wagten nicht einen Angriff wider ihn zu unternehmen. Jener wartete unerschrocken bis zur sechsten Stunde und als er niemand von gegneri­ scher Seite kommen sah, kehrte er mit den Seinigen in die Heimat zurück. Sein Mut war aber ebenso unbezwinglich dem Tode wie dem Feinde gegenüber. Denn nach vollbrachtem Siege wird er von einer Krankheit be10 fallen und gerät in die äußerste Gefahr; als Pasquitan von seiner Erkran­ kung erfuhr, sammelt er wieder Streitkräfte und greift dessen Anhänger an. Diese eilen von Furcht ergriffen zu ihrem Führer, teilen ihm unter Tränen die Drohungen Pasquitans mit und bitten um seinen Rat gegen die drohende Gefahr. Dieser aber ermahnt sie, unter seinem Banner dem u Feinde kühn entgegenzugehen, und verheißt ihnen den Sieg. Als sie er­ widerten, sie wagten ohne sein Beisein sich nicht mit den Gegnern zu mes­ sen, da riß er den Geist, der mit den Körperkräften zugleich schon fast entwichen war, zusammen, und weil er weder zu Fuße noch zu Rosse fortkommen konnte, befiehlt er, daß man ihn auf der Bahre mitnehme, vor die so feindlichen Reihen hinstelle und so in den Kampf gehe. Als dies seine Mannen ausgeführt hatten, wurden die Feinde nach kurzer Zeit in die Flucht geschlagen. Als man ihn nach vollendetem Siege nach Hause zu­ rücktragen wollte, hauchte er unter den Händen der Krieger den Geist aus, der nur in der Brust noch zuckte. Nach wenigen Tagen starb auch Pas­ se quitan. Nach dem unmittelbar auf einander folgenden Tode dieser beiden teilten Vidicheil, ein Sohn der Tochter des Königs Herispoi, und Alan, der Bruder des erwähnten Pasquitan, die Bretagne unter sich; unter ihnen fanden auch viele Zwistigkeiten und Kämpfe statt. Aber als Vidicheil in einem Treffen, das er den Normannen mit mehr Kühnheit als Vorsicht ge­ so liefert, erschlagen war, ging die Bretagne ganz an die Herrschaft Alans über, der sie noch heute mit Kraft regiert70. In demselben Jahre zog Karl nach Rom, gab dem apostolischen Herrn Johannes und den Römern große Geschenke und wird zum Kaiser er­ wählt. 86 876. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 876 beschloß König Ludwig seinen letzten Tag in der Pfalz Frankfurt am 28. August und wurde in dem Kloster des heiligen Nazarius in Lorsch bestattet. Er war ein sehr christlicher Fürst, von Glauben katholisch, nicht nur in den weltlichen, so sondern auch in den kirchlichen Wissenschaften hinlänglich unterrichtet;

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Reginonis chronica 876

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nis sunt, quae pacis, quae iusticiae ardentissimus exsecutor, ingenio calli­ dissimus, consilio providentissimus, in dandis sive subtrahendis publicis dignitatibus discretionis moderamine temperatus: in preliis victoriosissi­ mus, armorum quam conviviorum apparatibus studiosior, cui maxima« opes erant instrumenta bellioa, plus diligens ferri rigorem quam auri fuigorem. Apud quem nemo inutilis valuit, in cuius oculis perraro utilis dis­ plicuit, quem nemo muneribus corrumpere potuit, apud quem nullus per pecuniam ecclesiasticam sive mundanam dignitatem obtinuit, sed magis ecclesiasticam probis moribus et sancta conversatione, mundanam devoto servitio et sincera fidelitate. Habuit autem hic gloriosissimus rex, cuius memoria in benedictione est, reginam nomine Heminam sibi in matri­ monium / iunctam, quae nobilis genere fuit, sed, quod magis laudandum, nobilitate mentis multo pTestantior; ex qua tres filios suscepit excellentis­ simae indolis, videlicet Carlomannum, Ludowicum et Carolum, qui felici sorte post discessum patris imperii moderati sunt gubernacula. Carolus audito, quod frater a seculo recessisset, nimia, ut aiunt, exultatione perfusus est, arbitratus portionem regni Lotharii, quam isdem frater tenuerat, in suos libitos concessuram. Exercitum ergo, quanta potuit celeritate, adunavit et cum omnibus viribus regnum ingressus ad Aquis palatium venit; ubi paucis diebus moratus Coloniam profectus est. Dum haec aguntur in memorato regno, Carlomannus primogenitus Ludowici Italiae fines intraverat, cupiens eam paterno suoque subiugare do­ minatui. Siquidem Ludowicus imperator iam, ut diximus, ab hac luce sub­ tractus fuerat et Carolus imperatoris nomen reportans ex Italia excesserat ; Carolus vero frater eius in Alamannia morabatur. Porro Ludowicus, qui ad patris obitum fuerat funerisque eius obsequia condigno honore celebra­ verat, apud Franconofurt principalem sedem orientalis regni residebat. Cui cum nuntiatum esset, quod Carolus avunculus eius iam regni paterni terminis occupatis circa Rheni fluenta castra posuisset, nimio furore accen­ ditur statimque legatos ad eum dirigit, orans, ut memor esset germanitatis atque consanguinitatis, memor esset nominis domini nostri Iesu Christi, cuius mentionem coram nonnullis testibus facientes ipse et frater, quando regnum inter se diviserunt, terribili essent alternam pacem adinvicem

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Teilung Ostfrankena

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der eifrigste Vollstrecker dessen, was die Religion, der Frieden, die Ge­ rechtigkeit erforderte. Von Geist war er sehr verschlagen und vorsichtig im Rate; bei der Verleihung oder Entziehung öffentlicher Ämter ließ er sich von einem maßvollen Urteil leiten: in den Schlachten war er überaus s siegreich und eifriger in der Zurüstung der Waffen als der Gastmähler, da die Werkzeuge des Krieges sein größter Schatz waren und er mehr die Härte des Eisens als den Glanz des Goldes liebte. Bei ihm vermochte kein unbrauchbarer Mensch etwas, während ein brauchbarer seinen Augen sehr selten mißfiel; ihn konnte niemand mit Geschenken bestechen und von 10 ihm erlangte niemand durch Geld ein kirchliches oder weltliches Amt, son­ dern das kirchliche vielmehr durch einen rechtschaffenen Charakter und heiligen Wandel, das weltliche durch ergebenen Dienst und aufrichtige Treue. Dieser ruhmreichste König, dessen Andenken gesegnet bleibt, hatte aber auch eine Königin namens Hemma geheiratet, die zwar edel von io Geschlecht war, aber was höher zu preisen ist, durch ihren Edelsinn noch viel überragender; mit ihr erzeugte er drei vortrefflich begabte Söhne, Karlmann, Ludwig und Karl, die nach des Vaters Hinscheiden glücklich die Regierung des Reiches lenkten. Als Karl vernahm, daß sein Bruder die Zeitlichkeit verlassen habe, so wurde er, wie man sagt, von übergroßer Fröhlichkeit erfüllt und wähnte, daß der Teil von Lothars Reich, welchen jener Bruder besessen hatte, seinem Gebote anheimfallen würde. Er sammelte deshalb, so schnell er konnte, ein Heer und kam, mit allen Streitkräften in das Reich eindrin­ gend, nach der Pfalz Aachen, hier hielt er sich nur wenige Tage auf, ehe er 26 nach Köln weiterzog. Während dies in dem erwähnten Reiche geschah, hatte Karlmann, der Erstgeborene Ludwigs, die Grenzen Italiens überschritten in der Absicht, dies der väterlichen und seiner eigenen Herrschaft zu unterwerfen. Denn der Kaiser Ludwig war, wie gesagt, bereits aus dem Leben geschieden und so Karl mit dem Kaisertitel aus Italien zurückgekehrt; sein Bruder Karl aber hielt sich in Alamannien auf. Ludwig aber, der bei des Vaters Tode zugegen gewesen war und sein Leichenbegängnis mit gebührenden Ehren gefeiert hatte, saß zu Frankfurt, dem Hauptsitze des östlichen Reiches; als man ihm meldete, sein Oheim Karl habe schon die Grenzen des väter86 liehen Reiches überschritten und sein Lager am Rhein aufgeschlagen, wird er von heftigem Zorn entflammt und schickt sogleich Gesandte an ihn ab, um ihn zu bitten, daß er eingedenk sein möchte ihrer Brüderschaft und Blutsfreundschaft, eingedenk auch des Namens unseres Herrn Jesus Chri­ stus, dessen er und sein Bruder vor mehreren Zeugen Erwähnung getan, so als sie das Reich unter einander teilten und sich unter einer furchtbaren

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Reginoniß chronica 876

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pacto polliciti, et pertimescens tantum nomen in vanum accipere redderet Domino iuramenta sua, foedus, quod ad alterutrum pepigerant, inviolabile maneret; parceret gladio et humanum fundere sanguinem tam dira cupidi­ tate infectus formidolosius exhorresceret; foret sua sorte contentus et funi­ culo hereditatis divinitus sibi collato pacifice frueretur, aliena iura non 6 invadens, non subtrahens, non perturbans; non esset in tanto viro vanae gloriae tiphus, non supercilii fastus, non alterius usurpandi terminos am­ bitio ; sed iusticia, caritas et concordia regnaret, ac summum pax inter illum et nepotes teneret omnino fastigium. Sed / huiuscemodi monita Carolus sprevit, asserens se cum fratre, non cum nepotibus pepigisse. io Interim Ludowicus exercitum ex Saxonia, Turingia et orientali Francia congregat et, ut in filio non tantum paternos vultus, quantum animi sub­ tilitatem artiumque ingenia recognosceres, castra e regione Coloniae contra castra Caroli super ripam fluminis magno apparatu collocat, ipse autem cum omni hostili virtute inter Confluentes et Andrenacum Rhenum trans- is it. Nec defuit, qui ad aures Caroli perferret, nepotem cum omnibus copiis Rhenum transisse. Tunc primum animadvertit Carolus, se a castris Ludowici esse illusum. Movit vero absque mora exercitum et cum quinquaginta et eo amplius, ut ferunt, milibus in pago Meginense non longe ab Andrenaco castello adversus eum ad pugnam procedit; sed ‘non salvatur rex in 20 multa virtute, fa lla x enim equus ad salutem11. Siquidem inito certamine Reginarius comes, qui regium vexillum ferebat, primo impetu extinguitur ; confertissimae acies a Ludowici sociis irrumpuntur, et, sicut ignis in sti­ pula immissu9 furit et in momento cuncta devorat, ita vires adversariorum ferro conterunt, terrae prosternunt. Exercitus Caroli graviter caesus terga 26 vertit, et Ludowici victoria fuit. Carolus videns suos fugere et ipse fuga vitam servavit, sero secum revolvens, quanti discriminis sit, aequitatis iura divinarum humanarumque legum institutionibus roborata immode­ ratae cupiditatis ambitione violari velle. Acta est autem haec strages V III. Idus Octobris. so Post haec convenerunt tres supradicti fratres in loco, qui dicitur Suali-7 1

71 Psalm 3 2 ,1 6 -1 7 .

Schlacht bei Anderaach

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Beteuerung gegenseitig Frieden zusagten; er möge sich scheuen, einen solchen Namen als nichtig anzusehen, und dem Herrn seine Eidschwüre halten; das Bündnis, welches sie beiderseits geschlossen hätten, solle un­ verletzt bleiben ; das Schwert solle er ruhen lassen und mit Entsetzen davor 6 zurückschaudern ob der furchtbaren Habgier, die ihn ergriffen, Menschen­ blut zu vergießen ; mit seinem Anteil solle er sich zufrieden geben und das von Gott ihm übertragene Erbteil in Frieden genießen, ohne sich die Rechte anderer anzumaßen, sie ihnen zu entziehen oder umzustoßen; in einem solchen Manne dürfe es nicht Sucht nach eitlem Ruhme, nicht 10 hochmütige Überhebung, nicht Gier nach dem Besitze fremden Gutes geben, sondern Gerechtigkeit, Liebe und Eintracht solle herrschen und der Friede zwischen ihm und seinen Neffen solle durchaus obenan stehen. Karl aber verachtete alle diese Anmahnungen und versicherte, er habe mit sei­ nem Bruder, nicht mit seinen Neffen den Vertrag geschlossen. « Inzwischen zieht Ludwig aus Sachsen, Thüringen und Ostfranken ein Heer zusammen und damit man an dem Sohne nicht sowohl die väterlichen Züge, als vielmehr Scharfsinn und erfinderischen Geist erkennen sollte, schlägt er sein Lager dem Lager Karls gegenüber am Ufer des Flusses Köln gegenüber unter großen Zurüstungen auf, er selbst aber setzt mit der ganao zen Mannschaft des Heeres zwischen Koblenz und Andernach über den Rhein. Es fehlte nun nicht an Leuten, die es Karl hinterbrachten, daß sein Neffe mit allen Truppen über den Rhein gesetzt sei. Da erst merkte Karl, daß er sich durch das Lager Ludwigs hatte täuschen lassen. Er brach also ohne Verzug mit dem Heere auf und rückt mit mehr als 50 000 Mann, » wie man erzählt, in dem Maienfeld nicht weit von der Feste Andernach wider ihn zur Schlacht aus; aber der König wird nicht errettet durch große Streitmacht, denn trügerisch ist das Roß zum Heil71. Nachdem nämlich der Kampf begonnen hatte, wird der Graf Reginar, der das könig­ liche Banner trug, bei dem ersten Angriff getötet; die dichtesten Reihen 80 werden von Ludwigs Gefährten durchbrochen und wie das ins Stroh ge­ worfene Feuer wütet und in einem Augenblick alles verschlingt, so zer­ malmen sie die Kraft der Gegner mit dem Schwerte und strecken sie zur Erde nieder. Das Heer Karls wandte sich schwer geschlagen zur Flucht und Ludwig gehörte der Sieg. Als Karl die Seinen fliehen sah, rettete er 36 ebenfalls sein Leben durch die Flucht, indem er zu spät erwog, wie große Gefahren es mit sich bringt, wenn man die Gebote der Billigkeit, die durch die Einsetzung der göttlichen und menschlichen Gesetze bekräftigt sind, von ungezügelter Habgier getrieben, verletzen will. Diese Niederlage fand aber am 8. Oktober statt. 40 Hiernach kamen die drei oben genannten Brüder im Gau Schwalafeld

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Reginonis chronica 876-877

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felt, et ibi diviserunt paternum regnum. Carlomannus sortitus est Baioariam, Pannoniam et Carnutum, quod corrupte Carantanum dicitur72, nec non et regna Sclavorum Behemensium et Marahensium; Ludowicus orien­ talem Franciam, Turingiam, Saxbniam, Fresiam et partem regni Lotharii: porro Carolo Alamannia in partem cessit et aliquae civitates ez regno Lotharii. 877. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXVII. Carolus senior Romam secundo profectus est, ubi iam pridem impera/toris nomen a preside sedis apostolicae Iohanne ingenti pretio emerat ; regnumque Italiae magis in transeundo vidit, quam fruendo potitus est. Ab urbe Roma in Langobardiam reversus, Bosoni germano Richildis reginae Hirmingardem filiam Ludowici imperatoris in matrimonium iungit. Dies nuptiarum tanto appa­ ratu tantaque ludorum magnificentia celebratus est, ut huius celebritatis gaudia modum excessisse ferantur. Dedit insuper eidem Bosoni Provintiam, et corona in vertice capitis imposita eum regem appellari iussit, ut more priscorum imperatorum regibus videretur dominari. Evolutis deinde paucis diebus Papiam ingreditur; in qua cum in disponendis publicarum rerum negotiis animum intenderet, repente nuntiatum est ei, Carlomannum cum ingenti armatorum multitudine Langobardorum terminos introisse. Mox pavore solutus, Ticinum Padumque transit et summo annisu in Gallias repedare contendit. Sed priusquam Alpium preminentia iuga angustaque itinera adtingeret, aegritudine pulsatur, quam protinus mors subsecuta finem vitae imposuit. Est autem fama, quod a quodam Iudeo, qui vocabatur Sedechias, poculum mortis ei propinatum sit, qui ei familiarius adherebat, eo quod in medendis corporum passionibus singularem experientiam habere diceretur; porro hic sicophanta erat et magicis prestigiis incantationibusque mentes hominum deludebat. Obiit vero pridie Non. Octobris. Corpus eius levatum in feretro a suis extra Italiam depor­ tatur; sed quia foetor intollerabilis ex putredine cadaveris baiulantes gravabat, compulsi sunt illud terrae mandare. Post aliquantos annos ossa eius translata sunt et Parisius in monasterio sancti Dionisii honorifice sepulta. Cui successit in regnum filius Ludowicus.7 1

71 Carnutum und Kärnten wird schon von Paulus Diaconus 5, 22 verwechselt.

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Tod Karls des Kahlen

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zusammen und teilten dort das väterliche Reich. Karlmann erhielt Baiern, Pannonien und Carnutum, in entstellter Form Kärnten genannt7*, sowie auch die Reiche der Slaven, Böhmen und Mähren; Ludwig Ostfranken, Thüringen, Sachsen, Friesland und den Anteil an Lothars Reich; dem 6 Karl aber fiel als sein Anteil Alamannien zu und einige Städte aus dem Reiche Lothars. 877. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 877 zog der ältere Karl zum zweiten Male nach Rom, wo er schon längst den Kaisertitel von Johannes, io dem Bischof des apostolischen Sitzes, um einen Ungeheuern Preis erkauft hatte; das italische Königreich sah er mehr im Vorbeigehen, als daß er es in Besitz nahm und genoß. Als er von Rom in die Lombardei zurückgekehrt war, gibt er Hirmingardis, die Tochter des Kaisers Ludwig, dem Boso, dem Bruder der Königin Richildis, zur Ehe. Der Hochzeittag wurde mit 16 so großen Zurüstungen und so prächtigen Spielen gefeiert, daß die Freu­ den dieses Festes alles Maß überschritten haben sollen. Er gab außerdem demselben Boso die Provence und nachdem er eine Krone auf seinen Scheitel gesetzt hatte, befahl er ihn König zu nennen, damit er nach Art der alten Kaiser über Könige zu herrschen scheine. Nach Verlauf weniger so Tage hält er sodann in Pavia seinen Einzug; als er dort gerade damit be­ schäftigt war, über die Angelegenheiten des Staates zu verfügen, wurde ihm plötzlich gemeldet, Karlmann sei mit einer ungeheuren Zahl von Kriegern in die Lombardei eingedrungen. Vor Angst außer sich setzt*er alsbald über den Tessin und Po und beeilt sich mit der größten Anstren26 gung Gallien wieder zu erreichen. Aber ehe er noch zu den hochragenden Gipfeln und engen Pässen der Alpen gelangt war, wird er von einer Krank­ heit heimgesucht, die sofort den Tod herbeiführte und seinem Leben ein Ende machte. Es geht aber ein Gerücht, daß ihm der Becher des Todes von einem Juden Sedechias dargereicht worden sei, der in vertrauterem so Verhältnis zu ihm stand, weil er in der Heilung körperlicher Leiden eine außerordentliche Erfahrung haben sollte; dieser Mensch war aber ein Betrüger und behexte die Sinne der Leute mit magischen Gaukeleien und Verzauberungen. Karl starb am 6. Oktober. Sein Leichnam wurde auf eine Bahre gelegt und von den Seinigen aus Italien fortgetragen; doch 36 weil infolge der Verwesung des Körpers ein unerträglicher Gestank die Träger belästigte, sahen sie sich genötigt, ihn der Erde zu übergeben. Nach mehreren Jahren wurden seine Gebeine übertragen und zu Paris im K lo­ ster des heiligen Dionysius ehrenvoll beigesetzt. Sein Sohn Ludwig folgte ihm in der Regierung nach.

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Reginonis chronica 878-879

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878. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXVTII. eclipsis lunae magna facta est mense Octobrio, die X V I. Item eodem mense eclipsis solis accidit, die X X V IIII. circa horam nonam. / Paucis interiectis diebus Ludowicus rex, filius Caroli, qui Balbus appellabatur, eo quod impeditioris et tardioris esset eloquii, ab hac luce sub­ tractus est. Fuit vero iste princeps vir simplex ac mitis, pacis, iustitiae et religionis amator. Habuit autem, cum adhuc iuvenilis aetatis flore polleret, quandam nobilem puellam nomine Ansgard sibi coniugii foedere copula­ tam, ex qua duos liberos suscepit elegantis formae ac ingentis animi virtute prestantes: horum unus Ludowicus, alter Carlomannus vocabatur. Sed quia hanc sine genitoris conscientia et voluntatis consensu suis am­ plexibus sociaverat, ab ipso patre postmodugi est ei interdicta et inter­ posito iurisiurandi sacramento ab eius consortio in perpetuum separata. Tradita est autem eidem ab eodem patre Adalheidis in matrimonium, quam gravidam ex se reliquit idem rex, cum obiret ; quae tempore pariendi expleto enixa est puerum, cui nomen avi imposuit eumque Carolum voci­ tari fecit. 879. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXVIIII. Boso, de quo paulo superius mentionem fecimus, audita morte Ludowici a Provintia egreditur totamque Burgundiam occupare nititur. Denique nonnullos episcopos partim minis partim suasionibus in societatis foedera colligit et Lugdunum ingressus ab Aureliano eiusdem urbis metropolita et aliis pontificibus in regem super prefatum Burgundiae regnum inunguitur, pro nihilo ducens adulescentes filios Ludowici et velut degeneres despiciens, eo quod iussu Caroli eorum genitrix spreta atque repudiata fuerit. Quae res illi magis attulit continuum cladium ac periculorum dispendium, quam gloriae et dignitatis emolumentum. Siquidem iam dicti adulescentes Ludowicus et Carlomannus industria ac studio Hugonis abbatis et aliorum procerum in regnum sublimati sunt et eundem Bosonem diebus vitae suae omni in­ stantia sunt persecuti. Nec solum illi, verum etiam alii reges Francorum per succedentia tempora adeo / graviter nomen eius tulerunt atque exosum habuerunt, ut inrecuperabili eius deiectione et mortis exitio non modo principes ac duces, sed etiam eorum satellites sacramentis et execrationibus obligarentur. Fuit autem tam perspicacis ingenii, ut, cum a multis, ut

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Tod Ludwigs des Stammlers

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878. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 878 trat eine große Mond­ finsternis am 16. Oktober ein, ebenso gab es in demselben Monat am 29. um die neunte Stunde eine Verfinsterung der Sonne. 6 Wenige Tage danach wurde König Ludwig, der Sohn Karls, der Stamm­ ler genannt, weil er im Sprechen etwas behindert und langsam war, aus diesem Leben abgerufen. Dieser Fürst war ein schlichter und mildgesinn­ ter Mann, ein Freund des Friedens, der Gerechtigkeit und der Frömmig­ keit. Als er noch in der Blüte seiner Jugendjahre stand, hatte er sich eine io edle Jungfrau mit Namen Ansgard durch das eheliche Band verknüpft, mit welcher er zwei Söhne erzeugte, die durch ihre schöne Gestalt und ungemeine Beherztheit ausgezeichnet waren : von diesen hieß der eine Lud­ wig, der andere Karlmann. Aber weil er diese ohne Wissen und ohne die Zustimmung des Vaters seinem Lager zugesellt hatte, wurde der Umgang « mit ihr ihm nachmals von seinem Vater untersagt und er mußte sich unter eidlicher Bekräftigung für ewige Zeiten von der Gemeinschaft mit ihr trennen. Darauf wurde ihm vom selben Vater Adalheidis zur Frau ge­ geben, die dieser König bei seinem Ableben schwanger zurückließ ; als die Zeit ihrer Entbindung gekommen war, gebar sie einen Knaben, dem sie 20 den Namen des Großvaters beilegte und ihn Karl rufen ließ. 879. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 879 zieht der vor kurzem er­ wähnte Boso bei der Nachricht von Ludwigs Tode von der Provence aus und trachtet ganz Burgund in Besitz zu nehmen. Schließlich bewegt er 25 einige Bischöfe teils durch Drohungen, teils durch Überredung, mit ihm ein Bündnis zu schließen, und als er Lyon betritt, läßt er sich von Aurelia­ nus, dem Metropoliten dieser Stadt, und anderen Bischöfen zum König über das besagte Reich Burgund salben, indem er die jugendlichen Söhne Ludwigs für nichts achtet und sie als unechte Kinder ansieht, weil ihre so Mutter auf Karls Befehl abgelehnt und verstoßen worden sei. Aber dieses Unternehmen brachte ihm mehr fortgesetzten Schaden an Niederlagen und Gefahren als Gewinn an Ruhm und Würde. Denn die schon ge­ nannten Jünglinge Ludwig und Karlmann wurden durch die Tatkraft und den Eifer des Abtes Hugo und anderer Großen auf den Thron erhoben 86 und verfolgten jenen Boso all ihr Leben lang mit allem Nachdruck. Und nicht allein ihnen, sondern auch den andern Frankenkönigen war in der Folgezeit sein Name so unerträglich und sie hatten einen solchen Haß auf ihn, daß sich nicht bloß ihre Fürsten und Herzoge, sondern sogar ihre Dienstmannen mit Eiden und Verwünschungen verpflichteten, ihn un40 widerruflich abzusetzen und umzubringen. Er war aber so hellsichtig, daß

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Reginonis chronica 879-880

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dictum est, regibus et regnis assidue insectatus sit, a nullo tamen aut capi aut circumveniri aliquando potuerit; tantae moderationis, ut, cum sibi faventes proscriptionibus dampnarentur bonisque omnibus privarentur, numquam insidiis suorum militum fuerit petitus neque fraude proditus, cum utrumque hostes saepe temptassent. 6 Per idem tempus Ludowicus, qui Austrasiis imperabat, cognita morte aequivoci sui regnum illius invadere disponit et transvadata Mosa imperii fines occupavit. Cui occurrerunt duo memorati fratres cum valida manu; sed intercurrentibus vicissim legationibus nequaquam pugna committitur, sed pax roboratur. Adulescentes, quippe ut foederatus ab eis recederet io Ludowicus, portionem regni Lotharii, quam avus paterque tenuerat, ex integro illi concesserunt, addita insuper Atrabatis abbatia sancti Vedasti. Facta itaque pactione datisque sacramentis cum in regnum idem rex re­ verteretur, repente obviam habuit Nortmannorum innumeram multitu­ dinem iuxta Carbonariam in loco, qui vocatur Thimiun, cum ingenti preda « ad classem repedantem. Cum quibus absque mora conflixit et Deo propi­ tiante maximam ex eis partem gladio prostravit; reliqui fuga dilapsi in supradictum fiscum regium se communiunt. Ubi Hugo, filius regis ex pelice natus, cum incautius dimicaret, graviter vulneratus ab hostibus rapitur et inter adversariorum manus animam reddit. R ex existimans, 20 quod adhuc filius vivus ab inimicis servaretur, exercitum ab impugnationis infestatione iubet cessare, ut quocumque pacto illum incolumem recipere posset. Interea nox superveniens regem cum suis redire ad castra compulit. Nortmanni cadavera suorum flammis exurentes noctu diffugiunt et ad classem / dirigunt gressum. Rex diluculo consurgens, cum filium extinc- 26 tum reperisset, nimio dolore afficitur ; corpus eius in loculo compositum ad Loresheim monasterium imperat deferri ibique tumulari. 880. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXX. Carlomannus rex paralisi dissolutus diem clausit extremum VII. Non. Apr. sepultusque est cum 20 debito honore in Baioariam in loco, qui dicitur Hodingas. Fuit vero iste

Normannenschlacht bei Thiméon

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er, obgleich er, wie gesagt, von vielen Königen und Reichen unablässig verfolgt wurde, dennoch von keinem je gefangen oder umringt werden konnte, und so maßvoll, daß er, obwohl man seine Anhänger in die Acht tat und aller ihrer Güter beraubte, niemals von seinen Leuten mit Nach» Stellungen bedroht oder arglistig verraten wurde, auch wenn die Feinde beides oft versuchten. Um dieselbe Zeit beschloß Ludwig, der über die Austrasier herrschte, als er den Tod des gleichnamigen Fürsten erfuhr, dessen Reich sich anzu­ eignen: er überschritt die Maas und drang in sein Gebiet ein. Ihm zogen 10 die erwähnten beiden Brüder mit starker Mannschaft entgegen, doch in­ dem Gesandtschaften zwischen beiden Teilen hin und hergingen, wird keineswegs eine Schlacht geliefert, sondern der Friede befestigt. Die Jünglinge traten nämlich, damit Ludwig als ihr Verbündeter von ihnen gehe, den Teil von Lothars Reich, den ihr Großvater und Vater besessen u hatten, in vollem Umfange an jenen ab, indem sie noch außerdem die Abtei des heiligen Vedastus zu Arras hinzufügten. Nachdem also ein Ver­ gleich geschlossen und Eidschwüre geleistet worden waren, stieß dieser König auf dem Rückmarsch nach seinem Reich plötzlich am Kohlenwald bei Thiméon auf eine unzählbare Menge Normannen, die mit unermeß20 licher Beute zu ihrer Flotte zurückkehrten; mit diesen wurde er ohne Zögern handgemein und streckte durch Gottes Gnade den größten Teil von ihnen mit dem Schwerte zu Boden. Die übrigen, die sich auf der Flucht zerstreuten, sichern sich auf dem oben genannten königlichen Gute. Hier wird Hugo, ein von einem Kebsweibe geborener Sohn des Königs, ao da er zu unvorsichtig kämpfte, schwer verwundet von den Feinden mit­ genommen und stirbt unter den Händen seiner Widersacher. In der Mei­ nung, sein Sohn sei noch lebend in den Händen der Feinde, befiehlt der König seinem Heere, von der Bekämpfung und dem Angriff abzustehen, damit er, um welchen Preis es auch sei, jenen unversehrt zurückerhalten 30 könnte. Inzwischen zwang der Einbruch der Nacht den König mit seinen Leuten ins Lager zurückzukehren. Die Normannen entfliehen während der Nacht, indem sie die Leichen der Ihrigen von den Flammen verzehren lassen, und schlagen den Weg nach der Flotte ein. Als der König sich am frühen Morgen erhob und seinen Sohn tot fand, wird er von heftigem ao Schmerz ergriffen; den Leichnam läßt er in einen Sarg legen, nach dem Kloster Lorsch schaffen und dort bestatten. 880. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 880 schloß König Karlmann seinen letzten Tag am 22. März, indem eine Lähmung der Glieder die Auf40 lösung herbeiführte, und wurde mit gebührenden Ehren in Baiern in

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Reginoms chronica 880

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precellentissim us rex litteris eruditis, Christianae religioni d ed itu s, iustus, pacificus et om ni m orum honestate d ecora tu s; pulchritudo eius corporis insignis, vires quoque in h om ine adm irabiles fu ere; nec inferior anim i m agnitudine. Plurim a quippe bella cu m p atre, pluriora sine p atre in regnis Sclavorum gessit sem perque victoriae triu m p h u m r e p o r ta v it; term in os 6 im perii sui am pliando ferro d ila ta v it; suis m itis, h ostibu s terribilis a p p a ­ ru it; alloquio blandu s, h u m ilita te ornatu s, in ordinandis regni negotiis singulari sollertia preditus, prorsus, u t nihil ei deesse regiae m aiestatis com petens videretur.

Huic ex legitimo matrimonio non est nata soboles propter infecunditatem coniugis, sed ex quadam nobili femina filium elegantissimae speciei suscepit, quem Arnolfum nominari iussit ob recordationem reverentissimi Amolfi, Metensis ecclesiae episcopi, de cuius sancto germine sua aliorumque regum Francorum prosapia pullulaverat; quod non casu accidisse, sed quodam presagio portentoque futurorum actitatum videtur. Siquidem ab illo genealogia regum caelitus provisa per intervalla temporum secundis incrementorum successibus coepit exuberare, quousque in magno Carolo summum imperii fastigium non solum Francorum, verum etiam diversarum gentium regnorumque obtineret. Post cuius decessum variante fortuna rerum gloria, quae supra vota fluxerat, eodem, quo accesserat, modo cepit paulatim / diffluere, donec deficientibus non modo regnis, sed etiam ipsa regia stirpe partim inmatura aetate pereunte partim sterilitate coniugum marcescente hic solus de tam numerosa regum posteritate idoneus in­ veniretur, qui imperii Francorum sceptra susciperet; quod in subsequentibus suo in loco lucidius apparebit. Ludowicus comperto, quod frater obiisset, Baioariam ingressus Reganasburh venit, ubi omnes optimates regni ad eum confluentes eius ditioni se subdiderunt. Concessit autem idem rex Arnulfo Carantanum, quod ei pater iam pridem concesserat, in quo situm est castrum munitissimum, quod Mosaburh nuncupatur, eo quod palude inpenetrabili locus vallatus difficillimum adeuntibus prebeat accessum.

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Karlmanns Sohn und Nachfolger

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Otting begraben. Es war aber dieser sehr vortreffliche König in denWissenschaften wohlunterrichtet, der christlichen Religion ergeben, gerecht, friedliebend und mit aller Ehrbarkeit der Sitten geziert; die Schönheit seines Körpers war außerordentlich und auch die Stärke an ihm bewun6 dernswert, dieser aber entsprach sein Hochsinn. Denn sehr viele Kriege führte er zusammen mit seinem Vater und noch mehr ohne ihn in den Reichen der Slaven und stets trug er den Triumph des Sieges davon; die Grenzen seines Reiches mehrte und erweiterte er mit dem Schwert; den Seinen zeigte er sich mild, den Feinden furchtbar; im Gespräch leut10 selig, mit Demut geschmückt, in der Ordnung der Reichsangelegenheiten ungemein tüchtig, sodaß ihm durchaus nichts zu fehlen schien, was einer königlichen Majestät zukommt. Aus rechtmäßiger Ehe wurde ihm wegen der Unfruchtbarkeit seiner Gemahlin kein Sprößling geboren, mit einer vornehmen Frau jedoch eri6 zeugte er einen Sohn von glänzender Schönheit, den er A m olf nennen ließ zur Erinnerung an den hochehrwürdigen Bischof A m olf von Metz, von dessen heiligem Stamme sein und der übrigen Frankenkönige Geschlecht entsprossen war; dies scheint nicht durch Zufall geschehen, sondern in einer gewissen Vorahnung und Hindeutung auf das Kommende vollbracht so worden zu sein. Denn mit ihm begann das Königshaus nach göttlicher Vorsehung im Verlaufe der Zeit in glücklichem Wachstum aufzusteigen, bis es unter Karl dem Großen den höchsten Gipfel der Herrschaft nicht nur über die Franken, sondern auch über die verschiedenen Stämme und Reiche erreichte. Nach seinem Ableben begann durch den Wechselndes so Glückes ihres Reiches Herrlichkeit, die über alle Wünsche zugeströmt war, in derselben Weise, in welcher sie angewachsen war, allmählich wie­ der zu zerrinnen, bis bei dem Hinschwinden nicht allein der Reiche, son­ dern auch des königlichen Stammes selbst, der teils in zarter Jugend ums Leben kam, teils durch die Unfruchtbarkeit der Frauen verdorrte, so von einer so zahlreichen Nachkommenschaft der Könige dieser allein für tauglich befunden wurde, das Szepter des Frankenreichs zu über­ nehmen; dies wird sich im folgenden an seinem Orte noch deutlicher zeigen. Als Ludwig vernahm, daß sein Bruder verschieden sei, zog er nach 86 Baiern und kam nach Regensburg, wo alle Großen des Reiches zu ihm strömten und sich seiner Hoheit unterwarfen. Der König ließ aber dem A m olf Kärnten, das sein Vater ihm schon vor langer Zeit bewilligt hatte; in diesem Lande liegt die sehr feste Moosburg, so genannt, weil der von unbegehbarem Moor umgebene Ort denen, die hineingehen wollen, den 40 Zugang sehr schwierig macht.

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Reginonis chronica 881-882

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881. Anno dominicae incarnationia DCCCLXXXI. Carolus de Alamannia egressus Langobardorum fines occupavit ac in paucis diebus totam Italiam in deditionem accepit; et Romam perveniens a presule apostolicae sedis Iohanne et senatu Romanorum favorabiliter exceptus cum magna gloria imperator creatus est. Per idem tempus Nortmannorum classis Wal fluvium ingressa Niumaga palatio regio applicuit ibique castra posuit. Quod factum cum ad notitiam Ludowici perlatum esset, absque dilatione cum exercitu venit et munitio­ nem obsidione clausit. Conserto nonnullis diebus certamine non adeo prevaluit, quia palatium ingentis magnitudinis mirique operis hostibus tutis­ simum prebebat receptaculum. In qua congressione captus est ab adver­ sariis Everhardus Saxo, filius Meginardi comitis, et captivus ductus; quem postea mater Evesa magno pretio dato incolumem recepit. Postremo rex accepta pollicitatione, quod, si ab obsidione cessaret, Nortmanni continuo regno eius decederent, cum omnibus copiis recessit. Illo recedente pagani palatium una cum / munitione flammis exurentes navibus ascensis hostia Rheni repetunt. Item eodem anno mense Novembrio duo reges Nortmannorum, GodefriduB et Sigifridus, cum inestimabili multitudine peditum et equitum consederunt in loco, qui dicitur Haslon, iuxta Mosam. Et primo quidem impetu finitima loca depopulantes Leodium civitatem, Traiectum castrum, Tungrensem urbem incendio cremant ; secunda incursione Ribuariorum finibus effusi cedibus, rapinis ac incendiis cuncta devastant, Coloniam Agrippinam, Bunnam civitates cum adiacentibus castellis, scilicet Tulpiacum, Iuliacum et Niusa, igne comburunt; post haec Aquis palatium, Indam, Malmundarias et Stabulaus monasteria in favillam redigunt. 882. Anno dominicae incarnationis D CCCLXXXII. Arduennam percurrentes Prumiam monasterium ingrediuntur ipso die epiphaniae Domini78, ubi triduo commorantes omnem in circuitu regionem depopulati sunt. In quo loco innumera multitudo peditum ex agris et villis in unum agmen con­ globata eos quasi pugnatura adgreditur. Sed Nortmanni cernentes igno­ bile vulgus non tantum inerme, quantum disciplina militari nudatum, super eos cum clamore irruunt tantaque caede prosternunt, ut bruta ani-

7* 6. Januar 882.

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Die Normannen in Asselt

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881. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 881 brach Karl von Alamannien auf, drang in die Lombardei ein und brachte in wenig Tagen ganz Italien zur Unterwerfung; in Rom angekommen, wurde er von Johannes, dem 6 Bischof des apostolischen Sitzes, und vom römischen Senat günstig auf­ genommen und in großer Herrlichkeit zum Kaiser erkoren. Um dieselbe Zeit lief eine Flotte der Normannen in die Waal ein und legte bei der königlichen Pfalz Nymwegen an, wo sie ihr Lager aufschlugen. Als man diesen Vorfall zur Kenntnis Ludwigs brachte, zog er ohne Säu10 men mit einem Heere herbei und belagerte sie in ihrer Befestigung. Nach­ dem sie einige Tage hindurch mit einander gestritten hatten, vermochte er doch nicht völlig obzusiegen, weil die Pfalz in ihrem Ungeheuern Umfange und ihrer wunderbar festen Bauart den Feinden eine überaus sichere Zu­ flucht darbot. Bei diesen Kämpfen wurde von den Gegnern Eberhard der io Sachse, der Sohn des Grafen Meginhard, ergriffen und als Gefangener fort­ geführt; ihn bekam später seine Mutter Evesa unter Zahlung eines hohen Preises unversehrt zurück. Zuletzt zog der König mit allen seinen Truppen ab, nachdem er das Versprechen erhalten, daß wenn er die Belagerung aufhebe, die Normannen sofort sein Reich verlassen würden. Nach seinem » Abzug stecken die Heiden die Pfalz mit ihren Befestigungen in Brand, be­ steigen ihre Schiffe und kehren zu den Rheinmündungen zurück. Ebenso setzten sich in demselben Jahre im November zwei Normannen­ könige Godefrid und Sigifrid mit einer unübersehlichen Menge zu Fuß und zu Pferd in Asselt an der Maas fest. Auf ihrem ersten Einfall verwüsten 26 sie die umliegenden Orte und verbrennen Lüttich, Maastricht und Tongern, bei ihrem zweiten Einbruch ergießen sie sich über das Gebiet der Ribuarier und verheeren alles mit Mord, Raub und Brand, die Städte Köln und Bonn mit den nahe liegenden Burgen Zülpich, Jülich und Neuß lassen sie in Flammen aufgehen; hiernach legen sie die Pfalz Aachen und die Klöster ao Comelimünster, Malmedy und Stablo in Asche. 882. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 882 dringen sie auf einem Streif­ zug durch die Ardennen gerade am Tage der Erscheinung des Herrn73 in das Kloster Prüm ein, wo sie sich drei Tage aufhalten und die ganze um36 liegende Gegend ausplundem. In diesem Landstrich sammelt sich eine unzählige Menge Fußvolk von den Äckern und Landgütern in einem Hau­ fen und rückt wie zum Kampfe gegen jene vor. Aber als die Normannen dieses Bauemvolk nicht sowohl waffenlos als vielmehr von aller Kriegs­ zucht entblößt sahen, fallen sie mit Geschrei über sie her und strecken sie 40 unter einem solchen Gemetzel nieder, daß unvernünftiges Vieh, nicht

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Reginonis chronica 882

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malia, non homines mactari viderentur. His itaque patratis, honerati preda ad castra redeunt. Illis discedentibus ignis, qui in diversis habitaculis accensus remanserat, cum nullus esset, qui eum extingueret, monasterium consumpsit. Dum haec aguntur, Ludowicus rex morbo gravatus apud Franconofurt moritur X III. Kal. Febr.b) sepultusque est iuxta patrem in Lorasham coenobio. Habuit autem Liutgardem reginam in matrimonium copulatam, ex qua filium unicum suscepit, quem nomine suo Ludowicum appellavit. Sed cum, ut premisimus, post obitum fratris / ad optinendum regnum eius Baioariam intrasset et Reganasburh moraretur, idem puerulus de fenestra palacii cecidit et confractis cervicibus statim expiravit; quae non tantum inmatura quam inhonesta mors non solum regi et reginae, verum etiam omni domo regiae maximum luctum ingessit. Nortmanni audita morte regis nimio exultant tripudio et iam non de conflictu, sed de preda cogitant. Igitur cum omnibus viribus a munitione exiliunt et Trevirorum nobilissimam civitatem Galliarum Nonas Apr. die sacratissimae cenae Domini occupant. In qua usque sancto die paschae fessa ab itinere corpora recreantes omne territorium urbis circumquaque usque ad solum demoliti sunt ; deinde civitatem flammis exurentes Mediomatrico dirigunt aciem. Quod cum comperisset eiusdem urbis antistes, adiuncto sibi Bertulfo episcopo et Adalardo comite ultro illis obviam ad pugnam procedit. Inito certamine Nortmanni victores extiterunt. Isdem Wala episcopus in prelio cecidit, ceteri fugerunt. Pagani iter, quod ce­ perant, deserentes cum ingenti preda summa celeritate ad classem rever­ tuntur. Ea tempestate Carolus imperator in Italia morabatur, ubi diversis lega­ tionibus Germaniae ac Galliae pulsatur/ ut ad suscipienda regna sibi here­ ditario iure competentia festinaret et periclitanti imperio succurreret, quod capite amisso ludibrio hostibus erat. Qui nihil tardatus cum omnibus copiis in Franciam venit et cum Langobardis, Baioariis, Alamannis, Thuringis, Saxonibus, Fresonibus et omnibus regnis suae ditioni subditis Nortmannos in supradicto loco obsidere exorsus est; sed conatus eius parum effectum obtinuit, quamquam, ut diximus, ex diversis regnis et gentibus inestimabilis multitudo in unum confluxisset, indignatione caelesti super

b) Überliefert ist: Sept, (statt F ebr.); das wäre der 20. August.

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Tod des Königs Ludwig

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Menschen geschlachtet zu werden schienen. Nachdem dies also vollbracht war, kehren sie beutebeladen in ihr Lager zurück. Als sie abzogen, ver­ zehrte das Feuer, welches in verschiedenen Gebäuden brennend zurück­ geblieben war, das Kloster, weil niemand zum Löschen da war. 5 Während dies geschieht, stirbt König Ludwig an einer Krankheit, die ihn befallen, zu Frankfurt am 20. Januarb) und wurde neben seinem Vater im Kloster Lorsch beigesetzt. Er hatte aber die Königin Liutgardis zur Gemahlin und erzeugte mit ihr einen einzigen Sohn, den er nach seinem Namen Ludwig nannte. Als er jedoch, wie wir vorher erzählten, nach dem io Tode seines Bruders sich nach Baiem begab und sich zu Regensburg auf­ hielt, stürzte jenes Knäblein aus dem Fenster des Palastes und starb so­ fort mit gebrochenem Genick ; dieser nicht so sehr vorzeitige als unwürdige Tod verursachte nicht allein dem Könige und der Königin, sondern auch dem ganzen königlichen Hause den größten Kummer, io Als die Normannen den Tod des Königs vernahmen, überlassen sie sich ungemessenem Jubel und denken jetzt nicht mehr an Kampf, sondern nur an Beute. Sie brechen also mit allen ihren Streitkräften aus ihrem befestig­ ten Lager hervor und erobern Trier, die berühmteste Stadt Galliens am 5. April, dem Jage des heiligsten Abendmahles des Herrn. Hier ruhten sie 20 bis zum heiligen Ostertage die vom Marsche ermüdeten Glieder aus und verwüsteten das ganze Gebiet der Stadt ringsumher von Grund aus; dann lassen sie die Stadt in Flammen aufgehen und führen ihre Scharen nach Metz. Als dies der Bischof dieser Stadt erfuhr, vereinigte er sich mit dem Bischof Bertulf und dem Grafen Adalhard und rückt jenen aus eigenem 26 Entschlüsse zur Schiächt entgegen. Es kam zum Kampf und die Nor­ mannen blieben Sieger. Jener Bischof Wala fiel in der Schlacht, die übri­ gen flohen. Die Heiden geben den Zug, den sie begonnen hatten, auf und kehren mit unermeßlicher Beute in größter Schnelligkeit zu ihrer Flotte zurück. 3o Um diese Zeit weilte Kaiser Karl in Italien, woselbst er durch verschie­ dene Gesandtschaften aus Germanien und Gallien veranlaßt wird, zur Übernahme der ihm durch Erbrecht zustehenden Reiche herbeizueilen und dem von Gefahr bedrohten Reich zu Hilfe zu kommen, weil es nach Verlust seines Hauptes den Feinden zum Gespött diente. Ohne Säumen 35 kam er mit allen seinen Truppen nach Francien und hub an, mit den Langobarden, Baiem, Alamannen, Thüringern, Sachsen, Friesen und den übrigen seiner Hoheit untertänigen Reichen die Normannen an dem obengenannten Orte zu belagern ; aber seine Anstrengungen hatten, wie­ wohl, wie gesagt, aus verschiedenen Reichen und Stämmen eine unüber40 sehbare Menge zusammengeströmt war, keinen rechten Erfolg, da der

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Reginonis chronica 882-883

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populum christianam religionem profanantem deseviente. Novissime Godefridus rex Nortmannorum ea / conditione christianum se fieri polli­ cetur, si ei munere regis Fresia provincia concederetur et Gisla filia Lotharii in uxorem daretur. Quae, ut optavit, adeptus baptizatus est et ex sacro fonte ab imperatore susceptus^ Sigifrido et reliquis Nortmannis inmensum # pondus auri et argenti expositum est, et tali tenore fines regni excedunt. 883. Anno dominicae incarnationis D CCCLXXXIII. Ludowicus rex frater Carlomanni moritur apud sanctum Dionisium ibique honorabiliter tumu­ latur, quem omnes Galliarum populi nimio planctu lamentati sunt. Fuit io enim vir virtutis regnumque sibi subditum a paganorum infestatione po­ tenter viriliterque defendit. Inter cetera, quae strenue gessit, illud precipue prelium74 commendatur, quod adversum Nortmannos in loco, qui vocatur Sodaltcurt, summis viribus exercuit; in quo certamine, ut ferunt, plusquam octo milia adversariorum gladio prostravit. Carlomannus frater is regnum illius optinuit. Eodem tempore Bertulfus Trevirorum episcopus migravit ad Dominum IIII. Idus Februar., cui successit in pontificali cathedra per electionem cleri et totius plebis Ratbodus reverentissimus antistes VI. Idus Aprilis. His etiam diebus Ruotbertus presul ab eodem archiepiscopo Ratbodo in 20 Metensi ecclesia consecratur X . Kal. Mai. Circa haec tempora Hugo filius Lotharii in spem recuperandi paterni regni ab aliquibus discordiarum ac litium sectatoribus introducitur; omnesque, qui iusticiam et pacem execrabantur, ad eum confluxerunt, ita ut in paucis diebus innumera multitudo predonum eius dominationi se sub- » miserit. Inter quos etiam nonnulli ex primoribus regni vana spe seducti manibus datis accedunt, videlicet Stephanus, Ruot/bertus, Wicbertus, Thietbaldus comites, Albricus et frater eius Stephanus; tantaque rapina et violentia ab his in regno fit, ut inter horum et Nortmannorum malitiam nil differret, prêter quod a cedibus et incendiis abstinerent. Sic sic Deus so omnipotens iratus regno Lotharii adversabatur et talibus incrementorum cladibus vires eiusdem regni radicitus exterminabat, ut prophetia sanc­ tissimi Nicholai papae simul et maledictum, quod super eundem regnum protulerat, adimpleretur. Hoc etiam tempore idem Hugo Wicbertum comitem, qui ab ineunte se aetate sibi faverat, interfecit; paucis dehinc interpositis diebus Bernarium,

74 Am 3. August 881, im althochdeutschen Ludwigslied gefeiert (Müllenhoff und Scherer, Denkmäler S. 17-19.).

Erhebung des Hugo in Lothringen

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Zorn des Himmels gegen das die christliche Religion entweihende Volk wütete. Zuletzt verspricht Godefrid, der König der Normannen, unter der Bedingung Christ zu werden, daß man ihm durch königliche Ver­ leihung die Provinz Friesland abtrete und Lothars Tochter Gisla zur Ge6 mahlin gebe. Als er dies nach Wunsch erlangt hatte, ließ er sich taufen und wurde vom Kaiser aus dem heiligen Quell gehoben. Sigifrid und den übrigen Normannen wurde eine unermeßliche Menge Gold und Silber ge­ geben und unter einem solchen Vertrage verlassen sie das Reichsgebiet. 883. io Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 883 stirbt König Ludwig, der Bruder Karlmanns, in St. Denis und wird dort ehrenvoll bestattet; ihn betrauerten alle Völker Galliens unter heftigen Wehklagen. Er war näm­ lich ein tapferer Mann und verteidigte das ihm untertänige Reich kraftvoll und m annha ft gegen die Einfälle der Heiden. Unter den übrigen Taten, 16 die er rüstig vollbrachte, wird vorzüglich jenes Treffen74 gerühmt, in wel­ chem er bei Saucourt mit aller Macht gegen die Normannen focht ; in die­ sem Kampfe streckte er, wie man sagt, mehr als 8000 Feinde mit dem Schwerte nieder. Um dieselbe Zeit ging der Bischof Bertulf von Trier zum Herrn ein am ao 10. Februar; ihm folgte auf dem Bischofstuhle durch die Wahl der Geist­ lichkeit und des gesamten Volkes der ehrwürdigste Priester Ratbod am 8. April. In diesen Tagen wird von demselben Bischof Ratbod für die Metzer Kirche Ruotbert zum Vorsteher geweiht am 22. April. Um diese Zeit wird Lothars Sohn Hugo von einigen Freunden der » Zwietracht und des Haders zu der Hoffnung verleitet, das väterliche Reich wiederzuerlangen und alle, die Gerechtigkeit und Frieden verab­ scheuten, strömten ihm zu, so daß sich in wenigen Tagen eine zahllose Schar von Räubern seiner Herrschaft stellte. Zu diesen gesellen sich, durch eitle Hoffnung verführt, auch einige von den Großen des Reichs und leisten 80 Huldigung, nämlich die Grafen Stephan, Ruotbert, Wicbert, Thietbald, sowie auch Albric und sein Bruder Stephan, und so arge Räubereien und Gewalttaten werden von diesen im Reiche verübt, daß zwischen ihrer und der Normannen Bosheit kein Unterschied war, außer daß sie sich des Mordens und Brennens enthielten. So feindselig war der allmächtige Gott so in seinem Zorne dem Reiche Lothars, und durch solche Schädigung seines Wachstums rottete er die Kraft desselben mit der Wurzel aus, daß sich die Weissagung des heiligsten Papstes Nicolaus und zugleich auch der Fluch, den er über dies Reich ausgesprochen, vollständig erfüllte. Um diese Zeit tötete auch jener Hugo den Grafen Wicbert, der ihm von 40 früher Jugend an hold gewesen war; wenige Tage darauf ließ er den Ber-

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Reginonis chronica 883-884

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nobilem virum sibique fidelissimum, dolo trucidari iussit, pulchritudine illius captus uxoris, quam absque momento sibi in matrimonium iungit. Vocabatur autem mulier Friderada. Quae, antequam Bemario sociaretur, copulata fuerat Engilramno potenti viro ; ex quo filiam peperit, quam postmodum Richwinus comes in coniugium accepit, quam etiam propter stu- 6 prum commissum idem comes decollari iussit. 884. Anno dominicae incarnationis D CCC LXXXIIII. Nortmanni, qui ab Haslon recesserant, Somnam fluvium intrant ibique consederunt. Quorum creberrimas incursiones cum Carlomannus sustinere non posset, pecuniam io pollicetur, si a regno eius recederent. Mox avidae gentis animi ad optinendam pecuniam exardescunt et X II milia pondera argenti puri atque pro­ bati exigunt totidemque annis pacem promittunt. Accepta tam ingenti pecunia funes a litore solvunt, naves conscéndunt et marina litora repe­ tunt. 15 Interea Carlomannus venatum perrexit, ubi ab apro graviter vulneratus post modicum vitam cum regno amisit; sepultusque est apud sanctum Dionisium. Aiunt autem qui/dam, quod a quodam suo satellite inprovide arma ferenti vulneratus fuerit et, quia non sponte, sed invitus hoc facinus commiserat, idcirco a rege celatum sit, ne innoxius morti traderetur. 20 Nortmanni cognita morte regis protinus in regnum revertuntur. Itaque Hugo abba et ceteri proceres legatos ad eos dirigunt, promissionem et fidem datam violatam esse proclamant. Ad haec illi respondent, se cum Carlomanno rege, non cum alio aliquo foedus pepigisse; quisquis ille esset, qui ei in regnum succederet, eiusdem numeri et quantitatis pecuniam 25 daret, si quiete ac pacifice imperium tenere vellet. Territi huiuscemodi mandatis optimates regni ad Carolum imperatorem missos dirigunt eumque ultro in regnum invitant; eique advenienti ad Gundolfi villam ob­ viam procedunt et manibus sacramentisque iuxta morem datis eius ditioni se subiciunt. 30 Eodem anno Nortmanni, qui in Chinheim76 ex Denimarca venerant, adsentiente Godefrido Rhenum navigio ascendunt et Diusburh oppido occu- 7 8

78 Auch Kennemerland genannt, im Norden der Provinz Holland.

Wiederkehr der Normannen

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nar, einen edlen und ihm sehr ergebenen Mann, meuchlings ermorden, da er durch die Schönheit seiner Frau gefesselt war, und nimmt diese auch ohne Verzug zur Ehe. Dies Weib hieß aber Friderada, und ehe sie sich mit Bernar verband, war sie mit Engilramm, einem mächtigen Manne, ver6 mahlt gewesen, welchem sie eine Tochter gebar. Diese nahm nachmals der Graf Richwin zur Ehe und eben dieser ließ sie auch wegen Unzucht, die sie begangen, enthaupten. 884. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 884 laufen die Normannen, die io von Asselt abgezogen waren, in die Somme ein und ließen sich dort nie­ der. Da Karlmann ihren häufigen Einfällen nicht widerstehen konnte, verheißt er ihnen Geld, wenn sie sein Reich verließen. Bald brennen die Herzen dieses gierigen Volkes nach dem Empfange des Geldes, sie er­ heben 12000 Pfund reinen und geläuterten Silbers und versprechen auf io ebensoviele Jahre den Frieden. Nachdem sie eine so ungeheure Summe erhalten hatten, lösen sie die Taue von dem Ufer, besteigen ihre Schiffe und eilen nach den Seegestaden zurück. Inzwischen ging Karlmann auf die Jagd, auf welcher er von einem Eber schwer verletzt wurde und nach kurzer Frist Leben und Herrschaft zu80 gleich verlor; er wurde in St. Denis bestattet. Einige erzählen aber, daß er von einem seiner Dienstmannen, der die Waffen unvorsichtig trug, ver­ wundet wurde und daß diese Tat, weil er sie nicht mit Absicht, sondern wi­ der Willen beging, vom Könige verheimlicht worden sei, damit nicht ein Un­ schuldiger Todesstrafe leiden müsse. 26 Die Normannen kehren, als sie den Tod des Königs erfahren, sofort in das Reich zurück. Der Abt Hugo und die übrigen Großen schicken daher Gesandte zu ihnen und halten ihnen vor, sie hätten ihr Versprechen und die von ihnen eingegangene Verpflichtung verletzt. Hierauf erwidern jene, sie hätten mit dem König Karlmann, nicht mit irgend jemand anderem, 8o einen Vertrag geschlossen; wer der auch sein möchte, der ihm in der Re­ gierung nachfolge, er müsse eine Geldsumme von gleichem Betrage und Gewicht hergeben, wenn er sein Reich in Ruhe und Frieden besitzen wolle. Durch derartige Anforderungen erschreckt, schicken die Großen des Reiches Boten an Kaiser Karl und tragen ihm aus freien Stücken die Re36 gierung an. Bei seiner Ankunft ziehen sie ihm nach Gondreville entgegen und indem sie der Sitte gemäß ihre Hände geben und Eidschwur leisten, unterwerfen sie sich seiner Oberhoheit. In demselben Jahre fahren die Normannen, die von Dänemark nach Kinem75 gekommen waren, mit Beistimmung Godefrids zu Schiffe den 40 Rhein aufwärts, erobern Duisburg und errichten an diesem Orte in ge-

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Reginonis chronica 884-885

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pato munitionem in eodem loco more solito construunt et in eo tota hieme resident. Contra quos Heinricus dux castra posuit et nullatenus predas agere permisit. Redeunte vernali temperie castris exustis maritimis locis se recipiunt. His etiam diebus Nortmanni à Somna exeunt et rursus in regno Lotharii 5 revertentes in loco, qui dicitur Lovon, castrametati sunt in confinio eius­ dem regni et continuis incursionum infestationibus utraque regna fatigant. Ad quorum malitiam compescendam imperator semel et iterum exercitum misit, sed nihil dignum memoriae adversus tantam violentorum rapaci­ tatem actum est. / io 885. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXXV. Hugo rebellare dispo­ nens contra imperatorem legatos ad Godefridum in Fresia occulte dirigit, eo quod illi esset adfinitate coniunctus propter sororem, quam in coniugium acceperat, hortaturque, ut in patriam mitteret et auxiliorum validam u manum undique contraheret et cum omnibus viribus sibi opem ferret, quatinus regnum paternum evindicare armis potuisset; et si id eius indu­ stria virtutiBque suffragio prosperitatis effectum optineret, medietatem ipsius regni pro munere pollicetur. His suasionum promissionibus Godefridus veluti veneno infectus occasionis fomitem inquirit, qualiter acsi 20 iusta ratione a fidelitate imperatoris se subducere prevaleret. Statimque Gerulfum et Gardulfum, comites Fresonum, legatos ad cesarem dirigit mandatque, si vellet, ut in ea, quam pollicitus fuerat, fidelitate perseveraret finesque regni sibi commissos ab incursione propriae gentis defensaret, Confluentes, Andrenacum, Sincicha et nonnullos alios fiscos obsequiis im- ss perialibus deditos sibi largiretur propter vini affluentiam, quae in his locis exuberabat, eo quod terra, quae munificentia principis possidenda perce­ perat, minime vini ferax esset. Agebat autem hoc ea animi intentione, ut, si petita sibi largirentur, suos in visceribus regni inmisceri posset et varios eventus speculari; si autem et denegarentur, nihilominus offensus in sibi so prohibitis quasi iusticia dictante rationabilius desevire posset rebellionisque causas suscipere. Quorum callida machinamenta et factionum conspirationes cum per-

Neue Landforderungen der Normannen

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wohnter Weise eine Befestigung, in der sie sich den ganzen Winter über aufhalten. Ihnen gegenüber schlug Herzog Heinrich ein Lager auf und duldete es durchaus nicht, daß sie Beute machten. Bei der Wiederkehr des Frühlings verbrennen sie ihr Lager und begeben sich in die Gegenden an s der See zurück. In diesen Tagen verlassen auch die Normannen das Land an der Somme und wieder in Lothars Reich zurückkehrend, schlagen sie ihr Lager bei Löwen an der Grenze dieses Reiches auf und suchen durch unaufhörliche feindliche Einfälle beide Reiche heim. Um ihrem bösen Treiben ein 10 Ende zu setzen, sandte der Kaiser wiederholt ein Heer aus, doch wurde gegenüber einer solchen Raublust von Gewalttätern nichts Denkwürdiges vollbracht. 885. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 885 schickt Hugo, der den Vorsatz u hegte, sich gegen den Kaiser aufzulehnen, heimlich Gesandte zu Godefrid nach Friesland, da dieser ihm durch seine Schwester, die er zur Ehe ge­ nommen hatte, verschwägert war, und fordert ihn auf, nach seiner Heimat zu senden, eine tüchtige Schar von Hilfsvölkem von allen Seiten zu sam­ meln und ihm mit allen Kräften Beistand zu leisten, damit er sich das so väterliche Reich mit den Waffen zueignen könne; und wenn dies durch seinen Eifer und seine tapfere Unterstützung glücklichen Erfolg habe, ver­ heißt er ihm die Hälfte seines Reiches zur Belohnung. Durch diese auf­ munternden Versprechungen wurde Godefrid wie durch ein Gift ange­ steckt und sucht nach einem Antrieb und einer Gelegenheit, wie wenn er 25 sich mit gerechtem Grunde der Treue gegen den Kaiser entziehen könnte. Alsbald schickt er Gerulf und Gardulf, die Grafen der Friesen, als Ge­ sandte an den Kaiser und läßt ihm sagen, wenn er wünsche, daß er in der versprochenen Treue verharre und die ihm anvertrauten Reichsgrenzen gegen die Einfälle des eigenen Volkes verteidige, so möge er ihm Koblenz, so Andernach und Sinzig nebst einigen andern zum Gebrauche des Kaisers bestimmten Kammergütern wegen der Fülle des Weins, der dort in rei­ chem Maße vorhanden war, schenken, weil das Land, welches er durch die Freigebigkeit des Kaisers zum Besitz erhalten habe, durchaus keinen Wein hervorbringe. Dies betrieb er aber in der Absicht, daß, wenn das Erbetene 36 ihm gewährt werde, er die Seinen in das Herz des Reiches hineinführen und je nach dem Ausgange sich entscheiden könne; wenn es ihm aber ver­ weigert werde, so könne er dennoch als ein durch diese Versagung Ge­ kränkter mit besserem Grunde, da die Gerechtigkeit es verlange, los­ schlagen und die Rolle des Empörers spielen. «o Als der Kaiser ihrer listigen Kunstgriffe und des Zusammenspiels ihrer

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Reginonis chronica 885

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sensisset imperator, cum Heinrico viro prudentissimo altiori consilio per­ tractat, quod ingenio hostem, quem in regni extremitatibus introduxerat, extinguere posset; et sciens esse loca inaccessibilia exercitui propter diver­ sarum aquarum innumeros decursus et inpenetrabiles paludes, magis id arte quam virtute experiri statuit. Legatos igitur / responso suspensos ab- 6 solvit et ad Godefridum redire permisit, asserens per suos missos de omni­ bus legationum suarum causis ea responsa redditurum, quae sibi et eidem Godefrido essent decentia, tantum ut in cepta fidelitate perseveraret. Post haec Heinricum ad eundem virum mittit et, ut fraus, quae struebatur, occultaretur, cum eo Willibertum venerabilem episcopum Coloniae Agrip- io pinae. Qui suis satellitibus secreto imperat, ut per Saxoniam properantes non agmine facto, sed sparsim sibi occurrerent loco et die, quo eis condicit; ipse cum perpaucis Coloniam venit et assumpto secum prefato episcopo mox in Batuam proficiscitur. Godefridus audito eorum adventu illis obviam procedit ad locum, qui « dicitur Herispich, in quo Rheni fluenta et Wal uno se alveo resolvunt et ab invicem longius recedentes Batuam provinciam suo gurgite cingunt. Hanc insulam ingredientes episcopus et comes multa a Godefrido audiunt, multa ex parte imperatoris respondent, dies ad occasum vergitur, soluto collo­ quio insula excedunt, hospicia repetunt in crastinum reversuri. Heinricus 20 episcopum hortatur, ut die subsequenti Gislam uxorem Godefridi extra insulam evocaret eamque ad pacis studium provocare satageret, interim ipse cum Godefrido causam Everhardi comitis agitaret, cuius rerum pos­ sessio ab eo violenter diripiebatur. Deinde persuadet eidem Everhardo, ut de iniusticia, quam patiebatur, in medio adsurgens se proclamaret et, cum » a ferocis et barbarae gentis homine durius et contumeliosius verbum sibi esset prolatum, absque mora evaginato gladio eum summo annisu in capite percuteret7*, antequam a terra elevari posset. Quid plura ? Ab Everhardo primo percussus et a satellitibus Heinrici confossus Godefridus moritur omnesque Nortmanni, qui in Batua reperti sunt, trucidantur. / so

7* Die in Klammem stehenden Worte fehlen im Text.

Ermordung des Normannenherzogs Godefrid

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Umtriebe inne wurde, verhandelt er mit Heinrich, einem sehr klugen Manne, in der geheimen Absicht, durch eine List den Feind, den er in das äußerste Ende des Reiches eingelassen hatte, aus dem Wege zu räumen; und da er wußte, daß jene Gegenden für ein Heer unzugänglich waren 6 wegen der zahllosen Rinnsale der verschiedenen Gewässer und wegen der undurchdringlichen Sümpfe, so beschloß er es mehr mit einem Kunstgriff als mit Gewalt zu versuchen. Die Gesandten fertigte er demnach mit un­ klarem Bescheid ab und ließ sie zu Godefrid zurückkehren unter der Ver­ sicherung, er würde durch seine Boten auf alle Gegenstände ihrer Sendung 10 eine Antwort erteilen, wie sie sowohl ihm als Godefrid geziemte, nur damit er weiterhin in der Treue verharre. Hierauf schickt er Heinrich zu jenem Mann und mit ihm, um den Betrug, der im Werke war, zu verbergen, Willi­ bert, den ehrwürdigen Bischof von Köln. Jener gibt seinen Mannen heim­ lich den Befehl, daß sie nicht in geschlossener Schar durch Sachsen ziehen, is sondern sich einzeln bei ihm einfinden sollten an einem Orte und einem Tage, den er mit ihnen verabredete; er selbst kommt mit sehr wenigen Begleitern nach Köln, nimmt dort den besagten Bischof mit und reist alsbald nach der Betuwe. Als Godefrid ihre Ankunft erfahren hatte, zieht er ihnen entgegen nach 2o Herispich, wo sich die Fluten des Rheines und der Wal aus ihrem gemein­ samen Bette sondern und sich weiter von einander entfernend die Betuwe mit ihren Wogen umgürten. Auf diese Insel begeben sich der Bischof und der Graf, hören vieles von Godefrid an und antworten ihm vieles von sei­ ten des Kaisers, der Tag neigt sich zum Untergänge, nach aufgehobenem 26 Gespräch verlassen sie die Insel und suchen ihre Herberge auf, um am andern Tage wiederzukehren. Heinrich fordert den Bischof auf, am fol­ genden Tage Gisla, die Gemahlin Godefrids, von der Insel abzurufen und sich zu bemühen, ihren Eifer für den Frieden rege zu machen, inzwischen wolle er selbst mit Godefrid die Sache des Grafen Everhard verhandeln, so dessen Besitz von ihm gewaltsam ausgeraubt wurde. Hierauf überredet er jenen Everhard, wegen der Ungerechtigkeit, die er leiden mußte, in ihrer Mitte als Kläger aufzutreten und, wenn von diesem, einem wilden und bar­ barischen Volke angehörigen Menschen ein härteres und schmähendes Wort gegen ihn ausgestoßen würde, ohne Verzug sein Schwert zu ziehen «6 und ihm aus allen Kräften damit auf den K opf zu schlagen; (von den Leuten Heinrichs werde er dann sofort erschlagen werden)74 ehe er sich wieder von der Erde erheben könne. Und in der Tat Godefrid stirbt, nach­ dem ihm zuerst Everhard den Hieb versetzt, dann Heinrichs Begleiter ihn durchbohrt hatten, und alle Normannen, welche sich auf der Betuwe vor4o fanden, werden niedergemetzelt.

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Reginonis chronica 885-887

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Non multis post interpositis diebus Hugo eiusdem Heinrici consilio ad Gundulfi villam promissionibus adtractus dolo capitur; et iussu impera­ toris ab eodem Heinrico ei oculi eruuntur omnesque faventes dehonestan­ tur. Post haec in Alamannia in monasterio sancti Galli mittitur, inde, postea in patriam revocatur; nfevissime temporibus Zuendibolchi regis in 6 Prumia monasterio manu mea adtonsus est; eram enim tunc temporis in eodem loco dominici ovilis, quamvis non idoneus, tamen custos; ubi non post multos annos moritur et sepelitur.

886. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXXVI. Nortmanni a Somna fluvio exeunt et rursus in regno Lotharii revertentes in loco, qui dicitur Lovon, castra sedesque statuunt, scilicet in confinio utriusque regni, et continuis incursionum infestacionibus utraque regna fatigant. Ad quorum ingenitam maliciam conpescendam imperator semel et iterum exercitum misit, sed nihil dignum adversus tantam violentorum rapacitatem actum est77. Eodem anno Ansbaldus abba Prumiensis coenobii, summae sanctitatis ac religionis vir, ad caelestem patriam transiit IIII. Idus Iulii, cui successit in regiminis loco Farabertus venerabilis pater VIII. Idus Augusti. 887. Anno dominicae incarnationis DCCCLXXXVII. Nortmanni a Lovon recedentes Sequanam ingrediuntur et Parisius applicantes castra ponunt et civitatem obsidione claudunt; contra quos imperator Heinricum ducem cum exercitu vernali tempore dirigit, sed minime prevaluit. Erant enim, ut ferunt, X X X et eo amplius adversariorum milia, omnes pene robusti bellatores. Denuo aestivo tempore, antequam segetes in manipulis redigerentur, idem Heinricus cum exercitibus utriusque regni Parisius venit et circum­ stantibus legionibus ipse cum per/paucis propius accedens munitionem circuit, situm loci contemplatur aditumque perquirit, quo exercitui cum hostibus minus periculosus pateret congressus. Porro Nortmanni audientes adpropinquare exercitum foderant foveas latitudinis unius pedis et pro­ funditatis trium in circuitu castrorum easque quisquiliis et stipula ope­ ruerant, semitas tantum discursui necessarias intactas reservantes; pauci igitur latrunculi, qui latitabant in concavis viarum itineribus, videntes

77 Der Abschnitt ist irrtümlich aus dem Jahr 884 hier wiederholt.

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Die Normannen vor Paris

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Nur wenige Tage später wird Hugo auf den Bat des nämlichen Heinrich durch Versprechungen nach Gondreville gelockt und hinterlistig gefangen genommen, auf Befehl des Kaisers werden ihm von demselben Heinrich die Augen ausgestochen und allen seinen Anhängern die Lehen genom6 men. Hiernach wird er nach Alamannien in das Kloster des heiligen Gallus geschickt und von da später in seine Heimat zurückgebracht; schließlich wurde er zur Zeit des Königs Zwentibolch im Kloster Prüm von meiner Hand geschoren - zu damaliger Zeit war ich trotz meiner Untauglichkeit an diesem Orte der Wächter der Herde des Herrn - wo er nach wenigen 10 Jahren stirbt und bestattet wird.

886. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 886 verlassen die Normannen die Somme und schlagen, wieder in das Beich Lothars zurückkehrend, bei Löwen, das ist auf den Grenzen beider Beiche, ihr Lager und ihre Wohnis sitze auf, und durch unaufhörliche Einfälle und Bäubereien beunruhigen sie beide Beiche; um ihre ihnen angeborene Bosheit zu zähmen, schickt der Kaiser einmal und abermals ein Heer wider sie aus, doch wurde nichts Bedeutendes gegen diese Baubgier der Gewalttäter ausgerichtet77. In demselben Jahre ging Ansbald, der Abt des Klosters Prüm, ein Mann io von der größten Heiligkeit und Frömmigkeit, am 12. Juli in das himm­ lische Vaterland ein, ihm folgte in der Leitung der ehrwürdige Vater Farabert am 6. August nach. 887. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 887 verlassen die Normannen Lö25 wen, laufen in die Seine ein, legen bei Paris an, wo sie ihr Lager aufschlagen, und schließen die Stadt ein; gegen sie sendet der Kaiser zur Frühlingszeit den Herzog Heinrich mit einem Heere, aber dieser richtete nichts aus. Denn es waren, wie man sagt, mehr als 30000 Widersacher, fast alles rüstige Krieger. 30 Abermals zur Sommerzeit, ehe die Saaten in Bündel gebracht wurden, langte derselbe Heinrich mit dem Heerbann beider Beiche zu Paris an, und während seine Scharen ringsumher aufgestellt waren, kommt er selbst in geringer Begleitung näher heran, geht um die Befestigung herum, be­ trachtet die Lage des Ortes und sucht nach einer Angriffsmöglichkeit, an 35 der sein Heer mit geringerer Gefahr mit dem Feinde handgemein werden könnte. Die Normannen andrerseits hatten, wie sie von dem Anzuge des Heeres hörten, rings um ihr Lager Gruben ausgehoben, einen Fuß breit und drei Fuß tief, und diese mit Gerümpel und Stroh bedeckt, indem sie nur die zum Hin- und Hergehen notwendigen Pfade ausgespart ließen; 40 einige von diesen Strauchdieben nun, die sich in Hohlwegen verborgen

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Reginonis chronica 887

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Heinricum adpropinquare cito surgunt a locis, in quibus delituerant, provocantque virum telis et voce lacessunt. Ille animi magnitudine indignita­ tem rei non ferens super eos irruit, et mox in caecis foveis equus, cui inside­ bat, inpegit et cum ipso in terram corruit; hostes summa cum festinatione advolantes, antequam a loco «levaretur, eum terrae confodiunt et aspiciente universo exercitu absque mora trucidant, arma auferunt et spolia ex parte diripiunt. Agminibus autem impetum facientibus vix cadaver exanime eruitur et a suis usque Suessionis deportatum in basilica sancti Medardi sepelitur. Exercitus amisso duce ad propria revertitur. Eodem tempore Hugo abba, magnae potestatis vir et magnae prudentiae, Aurelianis moritur et apud sanctum Germanum Autisiodoro tumulatur. Ducatus, quem tenuerat et strenue rexerat, Odoni filio Rotberti ab impera­ tore traditur, qui ea tempestate Parisiorum comes erat et cum Gozlino eiusdem urbis episcopo contra Nortmannorum assi/duam inpugnationem civitatem totis viribus tuebatur. His etiam diebus predictus Gozlinus episcopus inter ipsas obsidionum pressuras migravit a seculo, in cuius loco substitutus est ab imperatore Haschiricus episcopus. Post haec imperator Galliarum populos perlustrans Parisius cum inmenso exercitu venit ibique adversus hostes castra posuit, sed nil dignum imperatoriae maiestati in eodem loco gessit. Ad extremum concessis terris et regionibus, quae ultra Sequanam erant, Nortmannis ad depredandum, eo quod incolae illarum sibi obtemperare nollent, recessit et recto itinere in Alamanniam perrexit. Et primo quidem Liudwardum episcopum Vercellensem, virum sibi per­ carum et in administrandis publicis utilitatibus unicum consiliarium, obiecto adulterii crimine, eo quod reginae secretis familiarius, quam oportebat, inmisceretur, a suo latere cum dedecore repulit. Deinde paucis interpositis diebus coniugem Richgardem - sic enim augusta vocabatur - pro eadem re in contionem vocat et, mirum dictu, publice protestatur numquam se carnali coitu cum ea miscuisse, cum plus quam decennio legitimi matrimonii foedere eius consortio esset sociata. Illa econtra non solum ab eius, sed etiam ab omni virili commixtione se inmunem esse profitetur ac de

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Kaiser Karl I I I . vor Paris

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hatten, springen, wie sie Heinrich herankommen sehen, schnell aus ihren Schlupfwinkeln hervor, fordern den Mann durch Geschosse zum Kampfe heraus und reizen ihn mit Worten. Jener, der in seinem hohen Mute diese unwürdige Behandlung nicht ertragen wollte, fiel über sie her und als6 bald geriet das Roß, auf welchem er saß, in die verdeckten Gruben und stürzte mit ihm nieder; die Feinde fliegen in größter Eile herbei, durch­ stoßen ihn an der Erde, ehe er sich von der Stelle erheben konnte, bringen ihn vor den Augen des ganzen Heeres ohne Verzug ums Leben, nehmen seine Waffen fort und bemächtigen sich eines Teils seiner Rüstung. Als die 10 Kriegsscharen aber einen Angriff machten, wird kaum der entseelte K ör­ per gerettet und von den Seinigen nach Soissons geschafft, wo er in der Kirche des heiligen Medardus begraben wird. Das Heer kehrt nach Ver­ lust seines Führers in die Heimat zurück. Um dieselbe Zeit stirbt der Abt Hugo, ein Mann von großer Macht und is Klugheit, zu Orleans und wird beim heiligen Germanus zu Auxerre be­ erdigt. Das Herzogtum, das er besessen und tatkräftig verwaltet hatte, wird vom Kaiser an Odo, den Sohn Rodberts, verliehen, der zu jener Zeit Graf von Paris war und mit Gozlin, dem Bischof desselben Ortes, die Stadt gegen den unaufhörlichen Ansturm der Normannen mit allen Kräf2o ten beschirmte. In diesen Tagen schied auch der besagte Bischof Gozlin gerade während der Drangsale der Belagerung aus der Welt und an seiner Stelle wurde vom Kaiser Askrich als Bischof eingesetzt. Hiernach besuchte der Kaiser die Völker Galliens, dabei kam er mit einem unermeßlichen Heere nach Paris und schlug dort gegen die Feinde 26 ein Lager auf, doch er vollführte an diesem Orte nichts, was kaiserlicher Majestät würdig gewesen wäre. Zuletzt gestand er den Normannen die Gebiete und Landschaften jenseits der Seine zur Plünderung zu, weil die Einwohner derselben ihm nicht gehorchen wollten, zog dann ab und begab sich geraden Weges nach Alamannien. so Und zuerst entfernte er den Bischof Liudward von Vercelli, einen ihm sehr teuern Mann, seinen einzigen Berater in derVerwaltung der öffentlichen Angelegenheiten, schimpflich aus seiner Nähe, indem er ihn des Ehebruchs beschuldigte, weil er sich in die Geheimnisse der Königin in einer unziem­ lich vertraulichen Weise einmischte; sodann ladet er nach einigen Tagen se seine Gemahlin Richardis - denn so hieß die Kaiserin - wegen derselben Sache vor die Reichsversammlung, und, es klingt wunderbar, sie be­ kennt öffentlich, daß er sich niemals in fleischlicher Umarmung mit ihr vermischt habe, obgleich sie mehr als zehn Jahre durch eine gesetzmäßig geschlossene Ehe sich in seiner Gemeinschaft befunden habe. Sie behauptet 40 sogar, daß sie nicht bloß von seiner, sondern überhaupt von aller männ-

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Reginonia chronics 887

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virginitatis integritate gloriatur, idque se approbare Dei omnipotentis iudicio, si marito placeret, aut singulari certamine aut ignitorum vomerum examine, fiducialiter adfirmat; erat enim religiosa femina. Facto discidio in monasterio78, quod in proprietate sua construxerat, Deo famulatura re-: cessit. & His ita gestis, imperator corpore et animo cepit aegrotare. Mense itaque Novembrio circa transitum,sancti Martini79 Triburias venit ibique conven­ tum generalem convocat. Cernentes optimates regni non modo vires cor­ poris, verum etiam animi sensus ab eo diffugere, Arnolfum filium Carlomanni ultro in regnum adtrahunt et subito facta con/spiratione ab im- io peratore deficientes ad predictum virum certatim transeunt, ita ut in triduo vix aliquis remaneret, qui ei saltim officia humanitatis impenderet. Cibus tantum et potus ex Liutberti episcopi sumptibus administrabatur. Erat res spectaculo digna et aestimatione sortis humanae rerum varietate miranda. Nam sicut ante secunda fortuna rebus ultra, quam arbitrari is posset, affluentibus tot tantaque imperii regna sine laborum sudoribus, sine bellorum certaminibus adtraxerat, ita ut post magnum Carolum maiestate, potestate, divitiis nulli regum Francorum videretur esse post­ ponendus, ita nunc adversa velut in ostentatione fragilitatis humanae destruens, quae cumulaverat, cuncta inhoneste in momento abstulit, quae ao prospero arridens successu quondam gloriose adtulerat. Mittit ergo ad Ar­ nolfum ex imperatore effectus egenus et desperatis rebus non de imperii dignitate, sed de victu cottidiano cogitans tantum alimentorum copiam ad subsidium vitae presentis supplex exposcit; dirigit etiam Bemardum filium, quem ex pelice susceperat, cum exeniis eumque eius fidei commen- » dat. Miseranda rerum facies, videre imperatorem opulentissimum non solum fortunae ornamentis destitutum, verum etiam humanae opis egen­ tem. Concessit autem ei Arnulfus rex nonnullos fiscos in Alamannia, unde ei alimonia preberetur; ipse vero compositis in Franciam feliciter rebus in Baioariam revertitur. 30 Eodem anno Witgarius episcopus de Augusta civitate obiit et Adhal-

78 Andlau im Elsaß. 79 11. November.

Erhebung Arnolfo

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liehen Beiwohnung frei geblieben sei, sie rühmt die Unversehrtheit ihres Magdtums und erbietet sich zuversichtlich, sie wolle dies, wenn es ihrem Gatten beliebe, durch das Urteil des allmächtigen Gottes erweisen, ent­ weder durch einen Einzelkampf oder durch die Probe der glühenden Pflug6 scharen; sie war nämlich eine gottergebene Frau. Nach der Scheidung zog sie sich in ein Kloster78 zurück, das sie auf ihren Besitzungen erbaut hatte, um Gott zu dienen. Nach diesen Ereignissen begann der Kaiser an Leib und Seele zu er­ kranken. Im November, um den Todestag des heiligen Martin79 etwa, 10 kommt er nach Tribur und beruft dorthin einen allgemeinen Reichstag. Als die Großen des Reiches sahen, daß nicht nur seine Körperkraft, son­ dern auch sein Verstand ihn verließ, holen sie aus eigenem Antriebe Karl­ manns Sohn A m olf zur Regierung, fallen in einer plötzlichen Verschwörung vom Kaiser ab und gehen um die Wette zu dem besagten Manne über, so is daß nach drei Tagen kaum jemand übrig blieb, der ihm auch nur die Pflichten der Menschenliebe erwiesen hätte. Nur Speise und Trank wurden ihm auf Kosten des Bischofs Liudbert dargereicht. Es war ein der Betrach­ tung würdiges Ereignis und für die Schätzung des menschlichen Loses durch den Umschwung der Dinge erstaunlich. Denn wie zuvor, indem 2o alles in unglaublicher Fülle zuströmte, ein günstiges Geschick so viele und so große Königreiche ohne Mühe und Schweiß, ohne Anstrengung und Kampf ihm zugeführt hatte, so daß er nach Karl dem Großen an Hoheit, Macht und Reichtum keinem der Frankenkönige nachzustehen schien, so entriß ihm jetzt ein widriges Geschick, als wolle es die mensch26 liehe Gebrechlichkeit zur Schau stellen, indem es zerstörte, was es auf ihn gehäuft hatte, in schimpflicher Weise in einem Augenblicke alles, was es, sein glückliches Gelingen begünstigend, ihm einst ruhmvoll ver­ liehen hatte. Aus einem Kaiser zum Bettler geworden, schickt er daher an A m olf und ersucht, da er in seiner verzweifelten Lage nicht mehr an die so kaiserliche Würde, sondern an die tägliche Nahrung denkt, flehentlich um soviel Lebensmittel als zur Notdurft seines gegenwärtigen Lebens hin­ reichten; er sendet auch seinen Sohn Bernhard, den er mit einem Kebsweibe erzeugt hatte, mit Geschenken zu ihm und empfiehlt ihn seiner Huld. Ein bejammernswerter Anblick, den überreichen Kaiser nicht nur 36 der Zierden des Glückes beraubt zu sehen, sondern auch menschlicher Hilfe bedürftig. König A m olf aber trat ihm einige Kammergüter in Alamannien ab, von denen er seinen Unterhalt beziehen sollte, er selbst je­ doch kehrt, nachdem er die Angelegenheiten in Franken glücklich ge­ ordnet hatte, nach Baiern zurück. 6o In demselben Jahre starb der Bischof Witgar von Augsburg und Adal-

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Reginonis chronica 887-888

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bero80, nobilis generis magnique ingenii ac prudentiae vir, cathedram eius optinuit et ei in episcopatu successit.

888. Anno dominicae incarnationis D CCCLXXXVIII. Carolus imperator, tertius huius nominis et dignitatis, obiit pridie Idus Ianuar. sepultusque est in Augea monasterio. Fuit vero hic christianissimus princeps, Deum timens et mandata eius ez toto corde custodiens, ecclesiasticis sanctioni­ bus devotissime parens, in elemosinis largus, orationi et psalmorum melodiis indesinenter deditus, laudibus Dei infatigabiliter intentus, omnem spem et consilium suum divinae dispensationi committens, unde et ei omnia felici successu con/currebant in bonum, ita ut omnia regna Fran­ corum, quae predecessores sui non sine sanguinis effusione cum magno labore adquisierant, ipse perfacile in brevi temporum spatio sine conflictu, nullo contradicente, possidenda perceperit. .Quod autem circa finem vitae dignitatibus nudatus bonisque omnibus spoliatus est, temptatio fuit, ut credimus, non solum ad purgationem, sed, quod maius est, ad probationem: siquidem hanc, ut ferunt, pacientissime toleravit, in adversis sicuti in pro­ speris gratiarum vota persolvens, et ideo coronam vitae, quam repromisit Deus diligentibus se, aut iam accepit aut absque dubio accepturus est. Post cuius mortem regna, que eius ditioni paruerant, veluti legitimo destituta herede, in partes a sua compage resolvuntur et iam non natura­ lem dominum prestolantur, sed unumquodque de suis visceribus regem sibi creari disponit. Quae causa magnos bellorum motus excitavit; non quia principes Francorum deessent, qui nobilitate, fortitudine et sapientia regnis imperare possent, sed quia81 inter ipsos aequalitas generositatis, dignitatis ac potentiae discordiam augebat, nemine tantum ceteros precellente, ut eius dominio reliqui se submittere dignarentur. Multos enim ido­ neos principes ad regni gubernacula moderanda Francia genuisset, nisi fortuna eos aemulatione virtutis in pemitiem mutuam armasset. Igitur quaedam pars Italici populi Berengarium filium Everhardi, qui ducatum Foroiulanorum tenebat, regem sibi statuunt, quaedam Widonem filium Lanberti, ducem Spolitanorum, aeque regia dignitate sublimandum decernunt; ex qua dissensionum controversia tanta strages ex utraque parte postmodum facta est tantusque humanus sanguis effusus, ut iuxta

80 Ihm hat Regino sein Werk gewidmet. 81 Im folgenden bis zum Ende des Absatzes ist Justinus Buch 13, Kap. 1 u. 2 teilweise wörtlich benützt.

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Tod des Kaisers Karl III.

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bero80, ein Mann von edlem Geschlecht und von großer Begabung und Klugheit, nahm seinen Stuhl ein und folgte ihm in der Bischofswürde nach. 888 . 5 Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 888 verschied Kaiser Karl, der dritte dieses Namens und dieser Würde, am 12. Januar und wurde im Kloster Reichenau bestattet. Er war aber ein sehr christlicher Fürst, der Gott fürchtete und seine Gebote von ganzem Herzen hielt, den kirch­ lichen Satzungen in größter Ergebenheit gehorsam, freigebig in den Allo mosen, mit Beten und Absingen von Psalmen unablässig beschäftigt, dem Preise Gottes unermüdlich geweiht; alle Hoffnung und Planung setzte er auf die göttliche Schickung, weshalb ihm alles mit günstigem Erfolge zum Guten ausschlug, so daß er alle Reiche der Franken, die seine Vorgänger nicht ohne Blutvergießen unter großer Anstrengung erworben hatten, io selbst sehr leicht in kurzer Zeit ohne Kampf und Widerspruch in Besitz nahm. Daß er aber gegen Ende seines Lebens seiner Würden entkleidet und aller seiner Güter beraubt wurde, war eine Versuchung, die, wie wir glau­ ben, nicht allein zur Läuterung, sondern, was größer ist, zur Bewährung diente: denn er trug diese, wie es heißt, mit der größten Geduld, im Miß20 geschick wie iih Glück seine Danksagungen darbringend, und deshalb hat er die Krone des Lebens, die Gott denen verheißen hat, die ihn lieb haben, entweder schon empfangen, oder er wird sie ohne Zweifel empfangen. Nach seinem Tode lösen sich die Reiche, die seinem Gebote gehorcht hatten, da sie eines gesetzmäßigen Erben entbehrten, aus ihrem Ver26 bande in Teile auf und erwarten nicht mehr ihren natürlichen Herrn, sondern ein jedes schickt sich an, sich einen König aus seinem Innern zu wählen. Dieser Umstand rief große Kriege hervor; nicht etwa weil es den Franken an Fürsten gefehlt hätte, die durch Adel, Tapferkeit und Weis­ heit über die Reiche herrschen konnten, sondern weil81 unter ihnen selbst 30 die Gleichheit der Abkunft, der Würde und Macht die Zwietracht steigerte, da niemand den andern so überlegen war, daß die übrigen sich dazu ver­ standen hätten, sich seiner Hoheit zu beugen. Denn viele zur Lenkung des Reiches tüchtige Fürsten hätte Francien erzeugt, wenn das Schicksal ihnen nicht im Wetteifer der Kraft zu gegenseitigem Verderben die Waffen 36 in die Hand gegeben hätte. Ein Teil des italischen Volkes also setzt sich Berengar, den Sohn Everhards, welcher das Herzogtum Friaul besaß, zum König ein, ein anderer beschließt Wido, den Herzog von Spoleto, den Sohn Lantberts, gleichfalls zur königlichen Würde zu erheben. Aus dieser zwiespältigen Entscheidung 40 erwuchs nachmals für beide Teile so schwerer Verlust und es wurde so viel

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Reginonis chronica 888.

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dominicam vocem82 regnum in se ipsum divisum desolationis miseriam pene incurrerit. Ad extremum Wido victor existens Berengarium regno expulit. Pulsus itaque Arnulfum regem adiit eiusque patrocinia contra hostem exposcit. Quid vero Arnulfus fecerit, qualiter Italiae regnum bis cum exercitu penetraverit, suo» in loco commemorabitur83. 6 Interea Galbarum populi in unum congregati cum consensu Arnulfi Odonem ducem, filium Rotberti, de quo paulo / superius mentionem feci­ mus, virum strenuum, cui pre ceteris formae pulchritudo et proceritas cor­ poris et virium sapientiaeque magnitudo84inerat, regem super se pari con­ silio et voluntate creant; qui rempublicam viriliter rexit et contra assiduas io depredationes Nortmannorum indefessus propugnator extitit. Per idem tempus Ruodolfus filius Cuonradi, nepos Hugonis abbatis, de quo supra meminimus, provintiam inter Iurum et Alpes Penninas occupat et apud sanctum Mauritium adscitis secum quibusdam primoribus et nonnullis sacerdotibus coronam sibi imposuit regemque se appellari iussit. is Post haec mittit legatos per universum regnum Lotharii et suasionibus pollicitationibusque episcoporum ac nobilium virorum mentes in sui fa­ vorem demulcet. Quod cum nunciatum esset Amulfo, ilico cum exercitu super eum irruit; ille per artissima itinera fuga dilapsus in tutissimis ru­ pium locis salutis presidium quaesivit; omnibus itaque diebus vitae suae so Arnulfus et Zuendibolchus filius eius eundem Ruodulfum persecuti sunt nec tamen eum ledere potuerunt, quia, ut supra expressum est, loca in­ accessibilia, quae in multis solis hibicibus pervia sunt, insequentium con­ sertas acies procul ab ingressu repellebant. Eodem anno Nortmanni, qui Parisiorum urbem obsidebant, miram et ss inauditam rem, non solum nostra, sed etiam superiore aetate, fecerunt. Nam cum civitatem inexpugnabilem esse persensissent, omni virtute omnique ingenio laborare coeperunt, quatinus urbe post tergum relicta clas­ sem cum omnibus copiis per Sequanam sursum possent evehere et sic Hionnam fluvium ingredientes Burgundiae fines absque obstaculo penetra- so rent. Civibus autem omni instantia prohibentibus ascensum fluminis, naves per siccum plus quam duorum passuum milibus trahunt et taliter decli­ nato omni periculo iterum eas Sequanae fluentis inmergunt; et post paulu­ lum Sequanam relinquentes Hionnam, ut dis/posuerant, et sub omni ce­ leritate navigantes Senonis applicuerunt, ibique castris positis per conti- as nuos sex menses eandem urbem obsidione claudunt totamque pene Bur-8 1 81 Matth. 12, 25. 88 zum Jahr 894 und 896. 84 Justinus 13,1.

Auflösung des Frankenreichs

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Menschenblut vergossen, daß nach dem Wort des Herrn83 das Reich mit sich selbst entzweit, fast in das Elend der Verwüstung geraten wäre. Zu­ letzt blieb Wido Sieger und vertrieb Berengar aus dem Reiche. Nach sei­ ner Vertreibung wandte dieser sich nun an König Arnolf und fordert dessen s Schutz gegen seinen Feind. Was aber Arnolf tat, wie er zweimal mit einem Heere in das Königreich Italien eindrang, wird seiner Zeit erwähnt werden83. Inzwischen versammeln sich die Völker Galliens an einem Ort und wählen mit Zustimmung Amolfs den kurz zuvor erwählten Herzog Odo, den Sohn Rotberts, einen tatkräftigen Mann, dem vor andern „Schönheit der 10 Gestalt, hoher Wuchs und große Kraft und Weisheit“ 84 eigen waren, in einmütiger Willensmeinung zum König unter sich; er führte die Regierung mannhaft und zeigte sich gegen die unablässigen Plünderungen der Nor­ mannen als unermüdlicher Vorkämpfer. Um dieselbe Zeit nimmt der obengenannte Rudolf, der Sohn Konrads io und Neffe des Abtes Hugo, das Gebiet zwischen Jura und penninischen Alpen in Besitz, setzte sich in St. Maurice mit Hinzuziehung einiger Großen und Bischöfe die Krone aufs Haupt und ließ sich König nennen. Hiernach schickt er Gesandte durch das gesamte Reich Lothars und durch Zureden und Versprechen stimmt er die Herzen der Bischöfe und der Edlen so zu seinen Gunsten. Als dies Arnolf gemeldet wurde, überfiel er ihn sofort mit einem Heere, jener entwich auf den engsten Pfaden und suchte in den sichersten Felsennestern Schutz für sein Leben; all ihr Lebtage verfolgten nun Arnolf und sein Sohn Zwendibolch jenen Rudolf und doch konnten sie ihn nicht schädigen, weil, wie bemerkt, die unzugänglichen Gegenden, die 26 an vielen Stellen nur für Steinböcke gangbar sind, die geschlossenen Scha­ ren der Verfolger vom Eindringen fern hielten. Im selben Jahr vollbrachten die Normannen bei der Belagerung von Paris eine wunderbare und nicht nur in unseren, sondern auch in den früheren Zeiten unerhörte Tat. Denn als sie merkten, daß die Stadt un3o einnehmbar sei, begannen sie, die Stadt im Rücken lassend, mit aller Macht und List danach zu trachten, ihre Flotte mit allen Truppen die Seine hinauf zu ziehen und so in die Yonne einfahrend ohne Hindernis nach dem burgundischen Gebiete vorzudringen. Da die Bürger aber mit allem Eifer das Hinauffahren im Fluß verwehrten, ziehen sie die Schiffe 36 mehr als 2 Meilen auf dem trockenen Lande fort und indem sie so alle Ge­ fahr umgingen, lassen sie diese wieder in die Wogen der Seine hinab; eine kurze Strecke später verließen sie die Seine, fuhren, wie sie beschlossen hatten, mit größter Schnelligkeit auf der Yonne weiter und legten bei Sens an: dort schlagen sie ihr Lager auf, schließen diese Stadt ununter40 brochen sechs Monate hindurch ein und richten fast ganz Burgund durch

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Beginonis chronica 888-889

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gundiam rapinis, caedibus ac incendiis demoliuntur. Sed civibus fortiter repugnantibus, Deo protegente, nequaquam prefatam civitatem capere potuerunt, quamquam omni laborum sudore omniumque artium et ma­ chinamentorum ingenio id multipliciter pertemptassent. Inter ipsas vero obsidionuimangustias Everhardus eiusdem loci metro- e polita, vir totius sanctitatis et sapientiae nitore fulgidus, corporeis vincu­ lis absolutus ad caelestem patriam transiit; in cuius cathedra sublimatus est Waltarius, nepos Waltarii Aurelianensis urbis episcopi, longe inferior predecessore moribus, religione et philosophiae studio. 889. io Anno dominicae incarnationis D CCC LX X X VIIII. gens Hungarium ferocissima et omni belua crudelior, retro ante seculis ideo inaudita quia nec nominata, a Scythicis regnis et a paludibus, quas Thanais sua refu­ sione in inmensum porrigit, egressa est. Sed priusquam ipsius gentis acta crudelia stilo persequamur, non superfluum videatur, si de Scythiae situ iß Scytharumque moribus historiographorum dicta sequentes8 86 aliquid com ­ 5 memoremus. Scythia, ut aiunt, in oriente extensa includitur ah uno latere Ponto, ab altero montibus Ripheis, a tergo Asia et Ithasi88flumine. Patet autem multum in longitudinem et latitudinem . Hominibus hanc inhabitantibus inter se nulli 20 fines; perraro enim agrum exercent, nec domus iUis ulla aut tectum vel sedes est, armenta et pecora semper pascentibus et per incultas solitudines errare solitis. Uxores liberosque secum in plaustris vehunt; coriis imbrium hiemisque causa tectis pro domibus utuntur. Nullum scelus apud eos furto gravius, quippe sine tecti munimento pecora et armenta alimentaque habentibus quid inter 26 silvas superesset, si furari liceret ? Aurum et argentum non / perinde ut reliqui mortales appetunt, venationum et piscationum exercitiis inserviunt, lacte et meile vescuntur. Lanae his usus ac vestium ignotus, et quamquam continuis frigoribus afficiantur, pellibus tantum ferinis ac murinis induuntur. Im ­ perium Asiae ter quaesivere, ipsi perpetuo ab alieno imperio aut intacti aut 30

85 Das Folgende größtenteils fast wörtlich aus Justinus, Buch 2, K a p . 2 -3 ; doch besteht kein Zusammenhang zwischen Scythien und Ungarn. 86 Textfehler in Reginos Vorlage (Parisinus 4950) statt Phasis.

Herku nft der Ungarn

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Raub, Mord und Brand zu Grunde. Da jedoch die Bürger tapfern Wider­ stand unter Gottes Schutz leisteten, konnten sie die besagte Stadt keines­ wegs erobern, obgleich sie im Schweiße der Arbeit und mit Anwendung aller Künste und Mittel dies vielfach versuchten. « Während der Drangsale der Belagerung aber wurde Eberhard, der Me­ tropolit dieser Stadt, ein Mann von größter Heiligkeit und strahlend im Glanze der Weisheit, von den leiblichen Banden erlöst und ging zu dem himmlischen Vaterlande ein ; auf seinen Stuhl wurde Walter, ein Neffe des Bischofs Walter von Orleans, erhoben, der seinem Vorgänger in den Sitten, 10 in der Religion und dem Studium der Philosophie weit nachstand. 889. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 889 zog das sehr wilde und alle Raubtiere an Grausamkeit übertreffende Volk der Ungarn, das in den vor­ hergehenden Jahrhunderten deshalb unerhört ist, weil es nicht einmal « genannt wird, von den scythischen Reichen und von den Sümpfen aus, welche der Don durch sein Austreten in unermeßlicher Breite ausdehnt. Aber ehe wir den grausamen Taten dieses Volkes selbst mit unserem Grif­ fel folgen, mag es nicht überflüssig erscheinen, wenn wir im Anschluß an die Worte der Geschichtschreiber86 einiges über die Lage von Scythien M und die Sittên der Scythen beibringen. „Scythien, das sich im Osten er­ streckt, wird, wie sie sagen, auf der einen Seite vom Pontus, auf der andern von den Riphäischen Gebirgen eingeschlossen, im Rücken von Asien und dem Flusse Ithasis86. Es dehnt sich aber in die Länge und Breite weit aus. Die Menschen, die dies Land bewohnen, haben unter einander keine Gren86 zen; denn sehr selten bauen sie das Land, noch haben sie irgend ein Haus oder Obdach oder einen festen Sitz, da sie beständig ihre Herden von gro­ ßem und kleinem Vieh weiden und unbebaute Einöden unstät zu durch­ ziehen pflegen. Ihre Weiber und Kinder führen sie auf Wagen mit sich, die sie der Regengüsse und Wintericälte halber mit Tierhäuten bedecken und «o als Häuser gebrauchen. Kein Verbrechen ist bei ihnen schwerer als der Diebstahl, denn da sie ohne den Schutz eines Hauses nur ihre Herden von großem und kleinem Vieh und ihre Lebensmittel besitzen, was würde ihnen in ihren Wäldern noch übrig bleiben, wenn das Stehlen erlaubt wäre ? Gold und Silber begehren sie nicht in dem Maße, wie die übrigen 36 Sterblichen, sie widmen sich den Übungen der Jagd und des Fischfangs und nähren sich von Milch und Honig. Der Gebrauch der Wolle und der Klei­ der ist ihnen unbekannt und, obgleich sie von unaufhörlicher Kälte ge­ plagt werden, ziehen sie doch nur Felle von Raub- und Nagetieren an. Die Herrschaft über Asien gewannen sie dreimal, sie selbst aber blieben be« ständig von fremder Herrschergewalt entweder unangetastet oder unbe-

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Reginonis chronica 889

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in v id i mansere. Nec virorum magis quam fem inarum virtutibus claruere, quippe cum ipsi Parthos Badrianosque, feminae autem eorum Am azonum regna condiderint, prorsus ut res gestas virorum mulierumque considerantibus incertum sit, uter apud eos sexus illustrior fu e rit. D a riu m , regem Persarum , turpi ab Scythia summoverunt fug a, Cyrum cum omni exercitu trucidaverunt; 6 Alexandri M agni ducem Sopyriona pari ratione cum universis copiis dele­ verunt; Romanorum audiere, non sensere arm a. Laboribus et bellis asperi, vires corporum inmensae. Habundant vero tanta multitudine populorum, ut eos genitale solum non sufficiat alere. Septemtrionalism quippe plaga, quanto magis ab estu solis remota est et nivali frigore gelida, tanto salubrior corpori- io bus hominum et propagandis gentibus coaptata; sicut econtra omnis m eri­ diana regio, quo solis est fervori vicinior, eo semper morbis habundat et educandis minus est apta m ortalibus: unde fit, ut tantae populorum m ulti­ tudines arctos sub axe oriantur, ut non inmerito universa illa regio Thanai tenus usque ad occiduum, licet et propriis loca in ea singula nuncupentur no- i6 m inibus, generali tamen vocabulo Germ ania vocitdur. A b hac ergo populosa Germania sepe innumerabiles captivorum turmae abductae, m eridianis po­ pulis precio distrahuntur; multae quoque ex ea, pro eo quod tantos morta­ lium germinat, quantos alere v ix sufficit, frequenter gentes egressae sunt, quae nihilom inus d partes Asiae, sed m axim e sibi contiguam Eu rop am so afflixerunt. Testantur hoc ubique urbes erutae per totam IU iricu m Galliam que, sed maxime miserae Ita lia e , quae pene illarum om nium est gentium experta sevitiam. E z supradictis igitur locis gens memorata a finitimis sibi populis, qui Pecinaci vocantur, a propriis sedibus expulsa est, eo quod numero et vir- so tute prestarent et genitale, ut premisimus, rus exuberante multitudine non sufficeret ad habitandum. Horum itaque violentia effugati ad exquirendas, quas possent incolere, terras sedesque statuere valedicentes patriae iter arripiunt. Et primo quidem Pannoniorum et Avarum solitudines pererran­ tes, venatu ac piscatione victum cotidianum quaeritant; deinde Caran- so tanorum, Marahensium ac Vulgarum fines crebris incursionum infesta-/

®7 Das Folgende ist w örtlich aus Paulus Diaconus I, 1 entlehnt, bezieht sich bei ihm aber auf die Germanen.

Land und Volk der Scythen

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siegt; und nicht minder wurden sie durch die Heldentaten ihrer Weiber als durch die ihrer Männer berühmt, da sie selbst die Reiche der Farther und der Bactrianer, ihre Weiber aber die der Amazonen gegründet haben, so daß, wer die Taten der Männer und Weiber vergleicht, völlig im Un6 gewissen ist, welches Geschlecht bei ihnen ausgezeichneter gewesen sei. Den Perserkönig Darius trieben sie in schimpflicher Flucht aus Scythien, den Cyrus erschlugen sie mit seinem ganzen Heere, Alexanders des Großen Feldherm Zopyrion vernichteten sie auf gleiche Weise mit allen seinen Truppen ; von der Römer Waffen haben sie gehört, aber sie nicht zu spüren 10 bekommen. Zu Strapazen und Kriegen sind sie abgehärtet, ihre Körper­ kräfte sind ungeheuer“ . Sie haben aber einen solchen Überfluß an Volks­ menge, daß der heimatliche Boden nicht hinreicht, sie zu ernähren. „Denn87 je weiter der nördliche Himmelsstrich von der Hitze der Sonne entfernt ist und von Eis und Schnee kalt, desto gesünder ist er für die i6 Körper der Menschen und begünstigt die Volksvermehrung; wie umge­ kehrt alles mittägliche Land, je näher es der Glut der Sonne liegt, deshalb immer voll Krankheiten und für die Hervorbringung von Menschen weni­ ger geeignet ist; daher kommt es, daß so große Völkermassen unter der nördlichen Achse geboren werden, daß nicht mit Unrecht jener ganze 2o Landstrich Vöm Don bis Sonnenuntergang mit dem allgemeinen Namen Germanien bezeichnet wird, wenn auch einzelne Gegenden wieder ihre besonderen Benennungen haben. Aus diesem volkreichen Germanien nun werden oftmals zahllose Scharen Gefangener fortgeführt und an die süd­ lichen Völker verkauft; öfter sind auch viele Völkerschaften von da aus­ ae gezogen, eben weil das Land so viel Menschen hervorbringt, wie es kaum ernähren kann, und haben zwar auch Asien, vorzugsweise aber das an­ stoßende Europa heimgesucht. Das bezeugen allenthalben zerstörte Städte in ganz Illyricum und Gallien, besonders aber in dem unglücklichen Italien, das die Wut fast aller jener Völker erfahren hat.“ so Aus den oben bezeichneten Gegenden also wurde das erwähnte Volk von den ihm benachbarten Stämmen, den Petschenegen, von seinen eigenen Sitzen vertrieben, weil jene an Zahl und Tapferkeit überlegen waren und das heimatliche Land, wie wir zuvor erzählten, bei dem übermäßigen An­ wachsen der Menge zu Wohnplätzen nicht genügte. Von jenem Volke also 36 mit Gewalt verjagt, sagen sie ihrem Vaterlande Lebewohl und begeben sich auf die Wanderung, um Länder aufzusuchen, die sie bewohnen und darin ihre Sitze aufschlagen könnten. Und zwar durchwandern sie zuerst die Einöden der Pannonier und Avaren und suchen ihre tägliche Nahrung im Jagen und Fischon; dann brechen sie auf häufigen feindlichen EinM fällen in Kärnten, Mähren und Bulgarien ein und töten einige mit dem

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Reginonis chronica 889

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tionibus irrumpunt, perpaucos gladio, multa milia sagittis interimunt, quas tanta arte ez corneis arcubus dirigunt, ut earum ictus v iz precaveri possit.

Comminus enim in acie preliari aut obsessas expugnare urbes nesciunt. Pugnant aut procurrentibus equis q,ut terga dantibus, saepe etiam fugam sim u- 6 lant. Nec pugnare diu possunt: ceterum intolerandi forent, s i, quantus est impetus, vis tanta et perseverantia esset. Plerumque in ipso ardore certaminis prélia deserunt ac paulo post pugnam ex fuga repetunt, u t, cum m axim e v i­ cisse te putes, tunc tibi discrimen subeundum sit86. Quorum pugna, quo ceteris gentibus inusitata, eo et periculosior. Inter io horum etBrittonum conflictum hoc unum interest, quod illi misilibus, isti sagittis utuntur. Vivunt non hominum, sed beluarum more. Carnibus si­ quidem, ut fama est, crudis vescuntur, sanguinem bibunt, corda hominum, quos capiunt, particulatim dividentes veluti pro remedio devorant, nulla miseratione flectuntur, nullis pietatis visceribus commoventur. Capillum is usque ad cutem ferro caedunt. Eq u is omni tempore vectantur«); super iUos ire, consistere, m editari ac colloqui solent. Liberos ac servos suos equitare et sagittare magna industria docent. Ingenia illis tum ida, seditiosa, fraudulenta, procatia: quippe eandem ferocitatem fem inis quam viris adsignant. Semper in externos aut in dome- so sticos motus inquieti, natura taciti, ad faciendum quam ad dicendum prom p­ tiores88. Huius igitur nefandissimae gentis crudelitate non solum memoratae regiones, verum etiam Italiae regnum ez permazima parte devastatum est. Eodem anno Nortmanni a Senonica urbe recedentes denuo Farisius cum » omnibus copiis devenerunt. Et cum illis descensus fluminis a civibus omnino inhiberetur, rursus castra ponunt, civitatem totis viribus inpugnant, sed Deo opem ferente nihil prevalent. Transactis paucis diebus iterum Sequanam cum classe ascendunt, et Matronam fluvium ingredientes Trecas civitatem incendio cremant et usque Virdunensem ac Tullensem urbes 30 cuncta circumquaque depopulantur. / His etiam diebus Liutbertus Mogontiacae urbis presul e rebus humanis

c) Diese vier Wörter, die in der handschriftlichen Überlieferung des Regino fehlen, sind aus Justinus ergänzt. 88 Die beiden Stellen geben mehr oder weniger wörtlich des Justinus Schilde­ rung der Farther (Buch 41 K ap . 2 u. 3) wieder.

Kampfesweise der Ungarn

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Schwerte, viele Tausende mit Pfeilen, die sie mit solcher Kunst aus Bogen von Horn entsenden, daß man sich vor ihren Schüssen schwerlich zu schützen vermöchte. „Denn im Nahkampf eine regelmäßige Schlacht zu liefern oder bee lagerte Städte zu erobern, verstehen sie nicht. Sie kämpfen, indem sie ent­ weder zu Bosse ansprengen oder den Rücken kehren, oft auch nehmen sie den Schein der Flucht an; sie vermögen nicht lange zu kämpfen; sie wür­ den ja unerträglich sein, wenn ihre Kraft und Beharrlichkeit so stark wäre, wie ihr Angriff ungestüm ist. Meistens verlassen sie mitten in der Hitze des 10 Gefechtes das Treffen und nehmen nach kurzer Weile von der Flucht weg den Kam pf wieder auf, so daß dann der entscheidende Kampf zu bestehen ist, wenn man gerade gesiegt zu haben glaubt88. “ Ihre Art zu fechten ist desto gefährlicher, je ungewohnter sie den übri­ gen Völkern ist. Zwischen ihrer Kampfesweise und der der Bretonen be16 steht nur der eine Unterschied, daß diese sich der Wurfspieße, jene der Pfeile bedienen. Sie leben nicht nach Art von Menschen, sondern wie das Vieh. Sie nähren sich nämlich, wie das Gerücht geht, von rohem Fleisch, trinken Blut, verschlingen als Heilmittel die in Stücke zerteilten Herzen ihrer Gefangenen, lassen sich durch kein Gejammer erweichen, durch 20 keine Regung'des Mitleids rühren. Das Haar schneiden sie bis auf die Haut mit dem Messer ab. „A u f den Pferden reiten sie alle Zeit0); auf ihnen pflegen sie zu gehen und zu stehen, nachzusinnen und sich zu unterhalten. Ihre Kinder und Sklaven lehren sie mit großem Fleiße reiten und pfeilschießen. Ihr 26 Geist ist aufgeblasen, aufrührerisch, betrügerisch und frech. Denn die­ selbe Wildheit messen sie den Frauen wie den Männern bei, immer sind sie entweder zu äußeren oder zu inneren Unruhen in rastloser Bewegung, von Natur schweigsam, im Handeln schneller als im Reden88.“ Durch die Grausamkeit dieses abscheulichen Volkes also wurden nicht nur die er*o wähnten Gegenden, sondern auch das italische Reich zum allergrößten Teile verwüstet. Im selben Jahre zogen die Normannen von der Stadt Sens ab und kamen wiederum mit allen ihren Truppen vor Paris. Und da ihnen die Weiter­ fahrt von den Bürgern gänzlich verwehrt wurde, schlagen sie abermals ein 36 Lager auf und greifen die Stadt mit ihrer gesamten Macht an; da jedoch Gott Hilfe brachte, gewinnen sie nicht die Oberhand. Nach Verlauf weni­ ger Tage fahren sie wiederum mit ihrer Flotte die Seine hinauf, folgen dann der Marne und vertilgen Troyes durch Feuersbrunst, verheeren auch bis Verdun und Toul den ganzen Landstrich ringsumher. «o In diesen Tagen wurde auch Liutbert, der Bischof von Mainz, aus dem

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Reginonis chronica 889-890

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sublatus est; in cuius loco subrogatus est Sunzo, vir religiosus ac simplex, sacris litteris sufficienter instructus, qui in Vulda monasterio sub regimine abbatis ab ineunte aetate nutritus et conversatus fuerat, Boppone Turingorum duce et Arnulfo rege annuente. 890. 6 Anno dominicae incarnationis DCCCXC. Arnulfus rex concessit Zuendibolch Marahensium Sclavorum regi ducatum Behemensium, qui hactenus principem suae cognationis ac gentis super se habuerant Francorumque regibus fidelitatem promissam inviolato foedere conservaverant, eo quod illi, antequam in regni fastigio sublimaretur, familiaritatis gratia fuerit io conexus: denique filium eius, quem ex pelice susceperat, a sacro fonte le­ vavit eumque ex nomine suo Zuendibolch appellari fecit. Quae res non modicum discordiarum et defectionis prebuit incitamentum. Nam et Behemi a fidelitate diutius custodita recesserunt et Zuendibolch ex adiectione alterius regni vires non parvas sibi accessisse sentiens fastu i* superbiae inflatus contra Arnulfum rebellavit. Quod cum cognovisset Arnulfus, cum exercitu regnum Marahensium ingressus cuncta, quae extra urbes reperit, solotenus demolitus est. Ad ultimum cum et ceterae fructi­ ferae arbores radicitus exciderentur, Zuendibolch pacem poposcit et dato filio obside hanc sero promeruit. 20 Per idem tempus Nortmanni a Matrona fluvio exeuntes Parisius rever­ tuntur et, quia omnimodis descensus fluminis per pontem prohibebatur, tercio castra locant et iterato certamine predictam urbem impugnant. Sed civibus, qui con/tinuis operum ac vigiliarum laboribus induruerant et assiduis bellorum conflictibus exercitati erant, audaciter reluctantibus, m Nortmanni desperatis rebus naves per terram cum magno sudore trahunt et sic alveum repetentes Brittanniae finibus classem traiciunt. Quoddam castellum in Constantiensi territorio, quod ad sanctum Loth dicebatur, ob­ sident et accessum ad fontem aquae ex toto prohibentes, oppidanis siti arescentibus, fit deditio eo pacto, ut vita tantum concessa cetera tollerent. 30

Krieg gegen Mähren

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irdischen Dasein abgerufen und an seiner Stelle mit Beistimmung des Thüringerherzogs Boppo und des Königs Araolf Sunzo eingesetzt, ein frommer und schlichter, in den heiligen Wissenschaften hinlänglich unter­ richteter Mann, der in dem Kloster Fulda unter der Leitung des Abtes 6 von frühester Jugend an erzogen worden war und nach der Regel gelebt hatte. 890. Im Jahr der göttlichen Menschwerdung 890 trat König A m olf an Zwendibolch, den König der mährischen Slaven, das Herzogtum der Böhmen io ab, die bis dahin einen Fürsten ihres Stammes und Volkes über sich ge­ habt und den Königen der Franken die versprochene Treue in unverletz­ tem Bunde bewahrt hatten, und zwar deshalb, weil er mit jenem, ehe er auf den Thron des Reiches erhoben wurde, durch vertraute Freundschaft verknüpft war: seinen Sohn, den er mit einem Kebsweibe erzeugt hatte, is erhob jener von der heiligen Taufquelle und ließ ihn nach seinem Namen Zwendibolch nennen. Dieser Schritt bot keinen geringen Antrieb zur Entzweiung und zum Abfall. Denn einerseits ließen die Böhmen von der lange bewahrten Treue ab, andrerseits lehnte sich Zwendibolch, da er merkte, daß er durch die Hinzufügung eines zweiten Reiches einen sehr so bedeutenden Zuwachs an Macht erhalten habe, von dem Dünkel des Hoch­ muts aufgeblasen wider Araolf auf. Als Araolf dies erkannte, überzog er das Reich der Mährer mit einem Heere und machte alles, was er außer­ halb der Städte vorfand, dem Erdboden gleich. Zuletzt da auch alle fruchttragenden Bäume mit der Wurzel ausgerodet wurden, bat Zwendi25 bolch um Frieden und erlangte diesen spät genug, indem er seinen Sohn als Geisel gab. Um dieselbe Zeit verlassen die Normannen die Marne, kehren nach Paris zurück und schlagen, weil ihnen in jeder Weise das Hinabfahren auf dem Flusse durch die Brücke verwehrt wurde, zum drittenmal ihr Lager so auf und eröffnen von neuem den Angriff auf die besagte Stadt. Aber da die Bürger, die in der beständigen Anstrengung der Verteidigungsarbeiten und der Nachtwachen sich abgehärtet hatten und in den unablässigen Kämpfen der Kriege geübt waren, mutigen Widerstand leisteten, geben die Normannen die Sache auf, ziehen ihre Schiffe mit vieler Mühe zu Land 86 fort und, indem sie so das Flußbett wieder erreichen, fahren sie mit ihrer Flotte nach der Bretagne hinüber. Sie belagern im Gebiete von Coutances die Burg St. Lö, und da sie den Städtern den Zugang zu ihrer Wasserquelle gänzlich abschnitten, kam es, als diese deshalb vor Durst verschmachten mußten, zur Übergabe unter der Bedingung, daß sie ihnen das Leben

stationem pristinam. Ille, mox dignitatem suam cognoscens et cuiquam post imperatorem secundus remanere despiciens, collectis animis et mem­ bris compositissime collocatis, aequato gradu stetit iuxta patrem suum. Quod providentissimus aspectans Karolus vocato ad se filio Hludowico praecepit, ut interrogaret cognominem suum, cur ita faceret vel qua fidu- 86 cia se patri adaequare praesumeret. Ille vero ratione subnixum reddidit responsum: Quando, inquiens, vester eram vassallus, post vos ut oportuit inter commilitones meos steteram, nunc autem vester socius et commilito non inmerito me vobis coaequo. Quod cum Hludowicus imperatori retu­ lisset, ille huiusmodi sententiam promulgavit: Si vixerit puerulus iste, so aliquid magni erit. Quae verba ideo de Ambrosio78 mutuati sumus, quia Karolus quae dixit, non possunt examussim in Latinum converti. Nec inmerito prophetiam de sancto Ambrosio magno accomodaverim Hlu­ dowico, qui - exceptis eis rebus et negociis, sine quibus res publica terrena7 5

75 Paulini vita Am brosii cap. 3 (M igne, P atr. L a t. B d . 14 Sp. 28).

Aus den Jugendtagen des Königs Ludwig

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es gleich, welchen der beiden Flüsse des Namens Arar die Grammatiker annehmen wollen, den, der in den Rhein, oder den, der in die Rhone fließt, weil das Leute verwechseln, die die Gegenden nicht kennen. Zum Zeugnis hiefür will ich ganz Germanien aufrufen: Zur Zeit Eures ruhm« reichen Vaters Ludwig mußte es von jeder Hube königlichen Besitzes einen Denar geben zur Auslösung der christlichen Bewohner des Landes der Verheißung, die darum wegen der alten Herrschaft Eures Ahnherrn Karl und Eures Großvaters Ludwig elendiglich baten. 10. Und weil sich eine Gelegenheit so geboten hat, Euren unvergleichio liehen Vater ehrenvoll zu erwähnen, so möchte ich eine Weissagung an­ führen, die nach übereinstimmenden Berichten der weise Karl über ihn ausgesprochen hat. Als er nämlich die ersten sechs Jahre im Haus seines Vaters sehr sorgfältig aufgezogen war und man ihn nicht mit Unrecht für weiser ansah als sechzigjährige Männer, da nahm sein gütiger Vater, der es 18 kaum erwarten konnte, ihn seinem Großvater vorzuführen, ihn von der Mutter, die ihn sehr verwöhnt hatte, weg und begann ihn zu unterweisen, wie ernsthaft und wie ehrfurchtsvoll er sich vor dem Kaiser benehmen und auf eine Frage antworten und überhaupt ihm zu Diensten sein müsse. Und dann nalun er ihn mit in den Palast. Als ihn nun am ersten oder so zweiten Tage der Kaiser inmitten der übrigen Pagen mit forschenden Augen betrachtete, sagte er zu seinem Sohn: Wem gehört dieser Knabe? Und als dieser ihm erwiderte: Mir, und wenn Ihr wollt, Euch, da bat er ihn sich aus mit den Worten: Laß ihn mir! Dies geschah, der erhabene Kaiser küßte den Knaben und schickte ihn dann zurück auf seinen alten 26 Platz. Der aber wußte nun um seine Würde und verschmähte es hinter jemand nächst dem Kaiser zurückzutreten: er nahm seinen Mut zusam­ men, gab sich eine vorzügliche Haltung und stellte sich in gleiche Reihe mit seinem Vater. Als der umsichtige Karl das bemerkte, nahm er seinen Sohn Ludwig bei Seite und hieß ihn seinen Namensgenossen fragen, war80 um er das tue und mit welcher Zuversicht er sich seinem Vater gleich­ zustellen wage. Dieser aber gab ihm die verständige Antwort : Solange ich Euer Vasall war, war mein Platz, wie sich gebührte, hinter Euch inmitten meiner Gefährten; jetzt aber als Euer Genosse und Gefährte bin ich nicht im Unrecht, wenn ich mich Euch gleichstelle. Als das Ludwig dem Kaiser as berichtete, tat dieser etwa folgende Äußerung: Wenn dieser Knabe am Leben bleibt, wird er etwas Großes sein. Diese Worte habe ich dem Ambrosius76 entnommen, weil man das, was Karl gesagt hat, nicht genau ins Lateinische übertragen kann. Und nicht mit Unrecht dürfte ich die auf den heiligen Ambrosius bezügliche Weissagung auf den großen Lud40 wig angewandt haben, denn abgesehen von den Dingen und Taten, ohne

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non subsistit, coniugio videlicet usuque armorum - per omnia simillimus immo etiam quantum potentia regni tantum religionis studio, si dici liceat, quodammodo maior exstiterit Ambrosio ; fide scilicet catholicus, Dei cul­ tor eximius, servorum Christi sOcius, tutor et defensor indefessus. Quod adeo verum est, ut, cum fidelis eius abba noster Hartmutus79, 6 nunc autem / vester inclusus, ei retulerit, quod reiculae Sancti Galli, non ex regalibus donariis sed ex privatorum tradiciunculis collectae, nullum privilegium aliorum monasteriorum vel communes populorum cunctorum leges haberent et ideo neminem sui defensorem vel advocatum repperire potuissent, ipse se cunctis adversariis nostris opponens advocatum se io vilitatis nostrae coram cunctis principibus suis profiteri non erubuerit7 *77. 1 Quo etiam tempore epistolam78ad vestram indolem direxit, ut per vestram auctoritatem iuramento coacticio, quaecumque opus habuerimus, licenter quaerere deberemus. Sed heu, quam stultus ego, qui propter specialem benignitatem ab eo nobis praebitam a generali et ineffabili eius bonitate « et magnitudine vel magnanimitate parum consulte privato gaudio retra­ hente digressus sum. 11. Erat itaque Hludowicus, rex vel imperator totius Germaniae Rhetiarumque et antiquae Franciae nec non Saxoniae, Turingiae, Norici, Pan­ noniarum atque omnium septentrionalium nationum, statura optimus, so forma decorus, oculis astrorum more radiantibus, voce clara et / omnino virili, sapientia singularis, quam acutissimo fretus ingenio scripturarum assiduitate cumulatiorem reddere non cessabat. Ideoque ad anticipandas vel superandas omnes inimicorum insidias et subiectorum litigia termi­ nanda fidelibusque suis universa commoda providenda incomparabili viva- ss citate pollebat. Cunctis gentilibus circumquaque universis anterioribus suis magis magisque terrificus subinde peräeverabat. Et merito, quippe qui numquam linguam suam iudicio aut manus suas effusione sanguinis christiani commacularet praeter ultimam necessitatem78. Quam prius enarrare non audeo, quam aliquem parvulum Ludowiculum vel 3o Carolastrum vobis astantem video. Post quam tamen cedem nullo unquam modo compelli potuit, ut quempiam condempnaret ad mortem.

71 H a rtm u t, A b t v o n S t. G allen vo m 13. J u n i 872 bis 6. D ezem ber 883, dan n

inclusus (d. b . eingem auert) bis zu seinem T od e (nach 895). 77 D er von ihm erw irkte S ch u tzb rief des K ö n ig s L u d w ig vo m 1 . F e b r. 873 bei

W artm an n , U rku ndenbu ch B d . 2 S. 182 N r. 669. 78 E b d . S. 183 N r. 570 vom 9. A p ril 873 -

M G D ip lo m ata reg. G erm , e x

stirp e K a ro l. B d . 1 S. 203 N r. 146 m it der D o rsu aln o tiz : concessio H lu d o w ici regis a d sa n ctu m G allu m d e iu ram en to co actitio .

König Ludwigs Fürsorge für St. Gallen

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die der Staat auf Erden nicht besteht, nämlich Ehestand und Waffen­ gebrauch, war er in allem dem heiligen Ambrosius völlig gleich, ja in ge­ wisser Weise noch größer, sowohl an Macht des Königtums als auch an Glaubenseifer, wenn man so sagen darf, im Glauben gut katholisch, in der 6 Verehrung Gottes hervorragend, ein Genosse der Knechte Christi und ihr unermüdlicher Beschützer und Verteidiger. Beweis dafür ist folgendes: Als sein Getreuer, unser Abt Hartmut76, der jetzt in verschlossener Zelle lebt, ihm berichtete, daß der Besitz des heili­ gen Gallus, der nicht aus königlichen Geschenken, sondern aus Stiftungen 10 von Privatleuten sich zusammensetze, weder das Vorrecht anderer K lö­ ster noch das gemeinsame Recht aller Völker habe und darum keinen als seinen Beschützer oder Vogt habe finden können, da trat er selbst allen unsern Widersachern entgegen und schämte sich nicht, sich vor allen seinen Großen für den Vogt unserer Niedrigkeit zu erklären77. Da­ is mais richtete er auch einen Brief78 an Euch, des Inhalts, daß wir durch Eure Vollmacht gedeckt, ungehindert, sooft wir es nötig hätten, durch einen erzwungenen Eid einen Erwerb tätigen sollten. Aber ach! wie tö­ richt bin ich, daß ich wegen der besonderen, uns von ihm bewiesenen Güte von seiner allgemeinen unsagbaren Gnade, Größe und Hochherzig*o keit allzu unüberlegt abgeschweift bin, verleitet durch meine persönliche Freude. 11. Es war also Ludwig der König und Kaiser über ganz Germanien, über Rhätien und das alte Francien, sowie über Sachsen, Thüringen, Nori­ cum, Pannonien und alle Völker des Nordens, von stattlichem Wuchs und 26 schöner Gestalt, mit Augen, die wie Sterne strahlten, mit einer hellen und durchaus männlichen Stimme, einzigartig an Weisheit, die er unablässig, gestützt auf seinen scharfen Verstand, in steter Beschäftigung mit den Schriften zu vermehren suchte. Darum verfügte er auch über eine unver­ gleichliche Gewandtheit, allen Anschlägen seiner Feinde zuvorzukommen 30 oder sie zu zerstören, die Streitigkeiten seiner Untertanen zu schlichten und seinen Getreuen jeglichen Vorteil zu verschaffen. Gegen alle Heiden ringsum zeigte er sich immer wieder noch furchtbarer als alle seine Vorfah­ ren. Und das mit Recht : denn niemals befleckte er gegenüber Christen seine Zunge durch ein Urteil und seine Hände durch Blutvergießen, abgesehen 36 von einem Fall äußerster Notwendigkeit79. Von dem wage ich aber nicht früher zu berichten, ehe ich nicht einen kleinen Ludwig oder Karl neben Euch stehen sehe. Seit dieser Bluttat ließ er sich niemals irgendwie dazu verleiten, jemand zum Tode zu verurteilen. Freilich pflegte er die der Un­ treue oder einer Verschwörung Beschuldigten mit solcher Strenge zu be79 B estrafu n g der Sachsen nach der U n terw erfu n g der S tellin ga 842.

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Sed tamen hac districtione infidelitatis vel insidiarum insimulatos coercere solebat, ut honoribus privatos, nulla umquam occasione vel temporis longitudine mollitus, ad pristinum gradum conscendere pateretur. Ad . orationis studium et devotionem ieiuniorum curamque servitii divini supra omnes homines ita erat intentus, ut exemplo sancti Martini quic- 6 quid aliud ageret semper quasi praesenti Domino supplicare videretur80. Carne et cibis lautioribus diebus certis abstinuit. Tempore vero laetaniarum de palatio discaltiatis pedibus usque ad aecclesiam pastoralem vel ad / sanctum Hemmerammum, si quidem esset Reganesburg, crucem sequi solitus erat. In aliis vero locis commanentium consuetudinem non abnue- io bat. Oratoria nova ad Franconovurt et Reganesburg admirabili opere construxit. Cumque propter magnitudinem fabricae alii lapides non sufficerent, muros urbis destrui fecit. In quorum cavitatibus tantum auri circa antiquorum ossa repperit, ut non solum eandem basilicam eodem adornaret, sed et libros integros exinde conscriptos thecis eiusdem mate- « riae grossitudine prope digiti cooperiret. Nullus clericus, nisi legere doctus et canere, non solum cum eo manere, sed ne in conspectum quidema) eius venire praesumpsit. Monachos vero voti sui praevaricatores ita despexit, ut observatores omni affectu dilexit. Ita omni iocunditate ac dulcedine plenus semper exstitit, ut, si quis ad eum tristis adveniret, ex sola visione so vel quantulacumque eius allocutione laetificatus abscederet. Quodsi quid forte sinistrum vel ineptum in eius conspectu subito / fieret vel eum aliunde comperisse contingeret, sola oculorum animadversione sic omnia correxit, ut, quod de aeterno internoque iudice scriptum est81: R e x , qui sedet in solio regni sui, intuitu vultus sui dissipat omne malum supra fas mortalibus con­ cessum in illo non ambigeretur incoeptum. Haec breviter per excessum dixe- *8 rim, vita comite propitiaque divinitate votum habens plurima de eo scribere. 12. Ad propositum iam redeundum est. Interea cum imperator Karolus propter adventantium frequentiam vel infestationem indomitissimorum Saxonum vel latrocinia pyraticamque Nordmannorum sive Maurorum apud Aquasgrani paulo diutius consedisset, bellum autem contra Hunos a ao filio eius Pippino gereretur, exeuntes a septentrione barbarae nationes No­ ricum et orientalem Franciam magna ex parte depraedatae sunt82. Quod a) So T ; quidem feh lt in der S chu lau sgabe u n d in den H a n d sch riften (au ßer Z W ).

80 V g l. Sulp ici Severi v it a M artin i cap . 26 (A usg. v . H alm im Corpus scrip to r, ecclesiast. la tin . S. 136).

81 Sprüche Salom os 20, 8. 88 P ippin s F eld zu g gegen die A w aren (co n tra H unos) fiel ins J a h r 79 1. V o n

Wesenszüge des Königs Ludwig von Germanien

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strafen, daß er ihnen ihre Lehen nahm und sich durch keinen Anlaß und durch keine Länge der Zeit erweichen ließ, sie wieder zu ihrem alten Rang zu erheben. Zum Beten und zum Fasten sowie zum Dienste Gottes war er vor allen Menschen so eifrig bereit, daß er nach dem Beispiel des heiligen 5 Martin bei allem, was er auch tat, immer den Herrn im Gebet vor sich zu haben schien80. Fleisch und feinere Speisen lehnte er an bestimmten Tagen völlig ab. In der Zeit der Bittgebete aber pflegte er dem Kreuz barfuß von seiner Pfalz aus bis zur Pfarrkirche oder wenn er in Regensburg war, bis zum heiligen Emmeram zu folgen. An andern Orten aber wich er nicht io von der Gepflogenheit der Einwohner ab. Neue Bethäuser ließ er in Frank­ furt und Regensburg mit wunderbarer Kunst errichten. Und weil wegen der Größe des Baus die andern Steine nicht ausreichten, ließ er die Stadtmauer abtragen. In deren Hohlräumen fand er soviel Geld bei alten Gebeinen, daß er damit nicht bloß diese Kirche ausstattete, sondern auch is ganze Bücher damit schreiben und sie in der Dicke von fast einem Finger mit Buchdeckeln aus demselben Stoff einbinden ließ. Kein Geistlicher, der nicht lesen und singen konnte, wagte es bei ihm zu bleiben, geschweige denn ihm unter die Augen zu treten. Mönche, die ihr Gelübde übertraten, verachtete er* in demselben Maße wie er die von ganzem Herzen liebte, so die es hielten. So sehr war er immer erfüllt von Heiterkeit und Fröhlich­ keit, daß jeder, der betrübt zu ihm kam, allein vom Sehen und von einer noch so geringen Ansprache erfreut abzog. Wenn aber einmal etwas Un­ geschicktes oder Unpassendes vor seinen Augen unerwartet geschah oder es sich traf, daß er etwas von anderer Seite erfuhr, so brachte er allein 26 durch den Blick seiner Augen alles so in Ordnung, daß unbestreitbar, was von dem ewigen und inneren Richter geschrieben ist: „Ein König, der sitzt auf dem Stuhl seiner Herrschaft, zerstreut durch den Blick seiner Augen alles Böse“ 81, in ihm über das den Sterblichen vergönnte Maß hinaus begonnen war. Dies möchte ich mit kurzen Worten abschweifend 30 gesagt haben, da ich, wenn ich es erlebe und Gott mir Gnade erweist, den Wunsch habe, noch mehr über ihn zu schreiben. 12. Ich muß nunmehr zu meinem Gegenstand zurückkehren. Solange Kaiser Karl wegen des häufigen Kommens von Fremden und wegen der Gefährdung durch die unbeugsamen Sachsen und wegen der Plünderungen 36 und Räubereien der Normannen und Mauren etwas länger in Aachen blieb, und während der Krieg gegen die Hunnen von seinem Sohn Pippin geführt wurde, verwüsteten, von Norden kommend, barbarische Völker zu einem großen Teil Noricum und Ostfranken82. Als er das erfuhr, deeinem E in bru ch v o n Slaw en (barbarae nationes) in N oricum und O stfran ken in dieser Z eit ist sonst n ich ts üb erliefert.

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ille comperiens per se ipsum ita omnes humiliavit, ut etiam pueros et in­ fantes ad spatas metiri praeciperet et, quicumque eandem mensuram ex­ cederet, capite plecteretur83. De quo facto aliud multo maiu« et illustrius opus excrevit. Cum enim sanc­ tissimus avus imperii vestri vita decederet, quidam gigantes, quales propter s iracundiam Dei per filios Seth de filiabus Cain narrat /scriptura84procreatos, spiritu superbiae inflati - eorum procul dubio suppares qui dixerunt86: Quae nobis pars in D a vid aut quae hereditas in filio Is a i ? - eius prolem habi­ tudinis optime despicientes singuli sibi principatum regnib) arripere et dia­ dema portare conati sunt. Tunc quibusdam de mediocribus Dei instinctu io protestantibus, quod inclitus imperator Karolus hostes quondam Christi­ anorum metiretur ad spatam et idcirco, quamdiu de progenie illius aliquis spatae longitudinis inveniri posset, ille Francis, immo toti Germaniae de­ beret imperare, factio illa diabolica quasi fulminis ictu percussa est in diversa disiecta. u Sed extraneorum victor Karolus a propriis est mira quidem, sed cassa fraude circumventus. Nam de Sclavis ad Beginam88 regressus a filio per concubinam progenito, nomine gloriosissimi Pippini a matre ominaliter insignito, pene captus et, quantum in eo fuit, est morti dampnatus. Quod hoc modo compertum est. Cum in aecclesia sancti Petri87 proceribus con- ao gregatis de morte imperatoris consiliatus fuisset, finito consilio omnia tuta timens iussit explorare, si quis usquam in / angulis aut subter altaribus fuisset absconsus. Et ecce, ut timuerunt, invenerunt unum clericum sub­ tus altare celatum, quem apprehendentes ad ius iurandum compulerunt, ne proditor molitionis eorum fieret. Qui ne vitam perderet, ut dictaverunt, iurare non abnuit, sed illis recedentibus iuramentum illud sacrilegum parvi as pendens ad palatium properavit. Cumque" cum maxima difficultate per septem seras et ostia tandem ad cubiculum imperatoris penetrasset, pul­ sato aditu vigilantissimum semper Karolum ad maximam perduxit ad­ mirationem, quis eo tempore eum praesumeret inquietare. Praecepit ta­ men feminis, quae ad obsequium reginae vel filiarum eum comitari sole- 30 bant, ut exirent videre, quis esset ad ianuam vel quid inquireret. Quae exeuntes cognoscentesque personam vilissimam, obseratis ostiis cum b) regn i (so m it sieben H an d sch riften ) fe h lt in d er S ch u lau sgabe.

83 Ä hnliches w ird auch aus früherer Z e it ü b erliefert z . B . G esta regu m F r a n ­ corum 41 (M G S crip t, rer. M erow. B d . 2 S . 314). G esta D a g o b erti 14 (ebd. S. 405). V ita Faronis (ebd. B d . 5 S. 193).

84 Genesis 0, 4 . 84 1. K ö n ig e 12, 16. 88 A u ffallen d der W echsel in der B ezeich n un g s ta t t R egan esbu rg, sch w erlich zu erklären m it der vo n H alphen b eh au p teten A b h ä n g ig k e it v o n den R eich s-

Kaiser Karls Bache an seinen Feinden

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mütigte er sie alle in eigener Person so sehr, daß er sogar Knaben und Kinder nach dem Schwert messen ließ und alle, die dieses Maß über­ schritten, hingerichtet wurden88. Diese Tat hatte eine zweite noch viel größere und herrlichere zur Folge, e Als der ehrwürdige Großvater Eurer Herrlichkeit aus dem Leben schied, suchten einige Riesen, wie sie nach dem Bericht der heiligen Schrift84 durch die Söhne Seths mit den Töchtern Kains erzeugt worden sind, auf­ gebläht vom Geist des Hochmuts, unzweifelhaft vergleichbar denen, die sagten: „Welchen Teil haben wir an David, welches Erbe am Sohn 10 Isais?“ 86 in Geringschätzung seiner Nachkommenschaft bester Beschaf­ fenheit jeder für sich die Herrschaft im Reich an sich zu reißen und die Krone zu tragen. Da machten einige vom Mittelstand auf Antrieb Gottes geltend, daß der berühmte Karl einst die Feinde der Christen nach dem Schwert maß und deshalb, solange sich einer aus seiner Nachkommen16 schaft finde in der Länge eines Schwertes, dieser über die Franken, viel­ mehr über ganz Germanien gebieten solle, und so wurde jene teuflische Gruppe wie vom Blitze getroffen auseinandergetrieben. Aber nach dem Sieg über die äußeren Feinde wurde Karl von den eigenen Leuten mit listigem aber vergeblichem Anschlag umgarnt. Bei der io Rückkehr von den Slaven nach Regensburg88 wurde er nämlich von einem Sohn, der, mit einer Nebenfrau erzeugt, von seiner Mutter (eine böse Vorbedeutung) den Namen des ruhmreichen Pippin erhalten hatte, bei­ nahe gefangen gesetzt und, soweit es auf ihn ankam, zum Tode verurteilt. Das kam in folgender Weise ans Licht. Er hatte in der Kirche des heiligen » Petrus87 die Großen versammelt und mit ihnen wegen der Ermordung des Kaisers Rats gepflogen. Nach Schluß der Beratung ließ er, da ihm nichts sicher dünkte, nachsehen, ob nicht jemand in den Winkeln oder unter dem Altar versteckt sei, und, wie sie befürchtet hatten, fanden sie einen Geist­ lichen unter dem Altar verborgen, den sie ergriffen und nötigten, ihnen so zu schwören, daß er ihr Vorhaben nicht verrate. Um sein Leben nicht zu verlieren, sträubte er sich nicht, wie sie forderten, zu schwören, aber als sie weggingen, eilte er in den Palast, weil er diesen gottlosen Eid für nichtswürdig hielt. Als er unter den größten Schwierigkeiten durch sieben Schlösser und Türen endlich zum Schlafgemach des Kaisers vorgedrungen 36 war, klopfte er an die Türe und setzte den allezeit wachsamen Karl in größtes Erstaunen, wer ihn zu dieser Zeit zu stören wage. Immerhin be­ fahl er den Frauen, die ihn im Dienst der Königin oder seiner Töchter zu begleiten pflegten, hinauszugehen und nachzusehen, wer vor der Türe sei und was er verlange. Sie gingen hinaus, und als sie seine geringe Person annalen in der Fassung E .

87 D om zu Regensburg.

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ingenti risu et chachinno se per angulos, vestibus ora repressae, conaban­ tur abscondere. Sed sagacissimus imperator, quem nihil sub coelo posset effugere, diligenter a mulieribus exquisivit, quid haberent vel quis ostium . pulsaret. Responsumque accipiens, quia quidam coctio derasus insulsus et insaniens linea tantum et femoralibus indutus, se absque mora postularet 5 alloqui, iussit eum intromittere. Qui statim corruens ad pedes illius cuncta patefecit ex ordine. Nihil vero minus suspicantes ante horam diei terciam omnes illi coniuratores dignissima pena vel exiliis deportati sunt aut puniti. Ipse quoque nanus et gibberosus Pippinus, inmanissime cesus et detonsus ad cellulam sancti Galli, quae cunctis locis imperii latissimi pau- 10 perior visa est et angustior, castigandi gratia ad tempus aliquantulum destinatus est. / Nec multo post quidam de primoribus Francorum in regem manus mit­ tere voluerunt. Quod cum eum minime lateret et tamen non libenter eos perderet, quia, si bene voluissent, magnum christianis munimen esse po- i& tuissent, direxit legatos suos ad eundem Pippinum, sciscitans ab eo, quid de his fieri oporteret. Quem cum in orto cum senioribus fratribus, iunioribus ad maiora opera detentis, urticas et noxia quaeque tridente extrahen­ tem repperissent, ut usui proficua vivacius excrescere valerent, indicave­ runt ei causam adventus sui. At ille ex imis praecordiis suspiria trahens, 20 ut omnes debiles animosiores sanis esse consueverunt, in haec verba respon­ dit: Si Karolus consilium meum dignaretur, non ad tantas me depone­ ret iniurias. Ego nihil illi demando. Dicite illi, quid me agentem inveneri­ tis. At illi timentes, ne sine certo aliquo responso ad formidabilem rever­ terentur imperatorem, iterum atque iterum requirebant ab eo, quid do- 25 mino renuntiare deberent. Tunc ille stomachando : Nihil, inquit, aliud ei demando, nisi quod facio; inutilia recrementa extraho, ut holera necessa­ ria liberius excrescere valeant. Igitur illi tristes abscesserunt, quasi qui nihil rationabile reportarent88. Venientes autem ad imperatorem et requisiti, quid referrent, conquesti sunt se tanto labore et itinere ne in uno quidem 30 sermone certiorari potuisse®). Sagacissimo autem rege per ordinem interro­ gante, ubi eum vel quid agentem reppererint quidque responsi illis reddi­ derit, dixerunt: In tripetio rusticano sedentem eum invenimus et tridente

®) potuisse (so m it vier Handschriften) fehlt in der Schulausgabe.

88 Jaffé weist au f die Ähnlichkeit hin m it der Erzählung bei L ivius I 6 4 , 6 f. und Valerius M aximus V I I 4 .

Ein Anschlag auf das Leben des Kaisers

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sahen, schlossen sie unter lautem Lachen und Kreischen die Türe und suchten sich, ihre Kleider vors Gesicht pressend, in den Ecken zu ver­ stecken. Aber der scharfsichtige Karl, dem nichts unter dem Himmel ent­ gehen konnte, fragte die Frauen eindringlich, was sie hätten und wer an s die Türe klopfe. Und als er die Antwort erhielt, es sei ein geschorener, dummer törichter Schelm, der nur mit Hemd und Hose angetan ihn zu sprechen wünsche, ließ er ihn hereinführen. Der warf sich ihm sofort zu Füßen und eröffnete ihm alles der Reihe nach. Noch vor der dritten Stunde des Tages wurden die Verschworenen, die nichts weniger ver10 muteten, ganz wie sie es verdienten, entweder in die Verbannung geschickt oder bestraft. Auch der bucklige Zwerg Pippin wurde furchtbar ge­ geißelt, geschoren und in die Zelle des heiligen Gallus geschickt, das unter allen Orten des weiten Reiches am ärmlichsten und beschränktesten erschien, um sich auf einige Zeit hier zu kasteien, iß Nicht lange darnach wollten einige von den Großen der Franken Hand an den König legen. Da ihm dies keineswegs verborgen blieb und er doch nicht gerne sie verlieren wollte, weil sie bei gutem Willen für die Christen einen großen Schutz bilden konnten, schickte er seine Gesandten an den erwähnten Pippin, um zu fragen, was mit ihnen geschehen solle. Sie trafen 20 ihn im Garten mit den älteren Brüdern - die jüngeren waren durch größere Arbeiten femgehalten - Brennesseln und sonstiges Unkraut mit einer Hacke ausjätend, damit die verwendbaren Kräuter umso lebhafter emporwachsen konnten, und nannten ihm die Ursache ihres Kommens. Da seufzte er tief auf und gab, wie ja die Gebrechlichen alle leichter in 26 Zorn zu geraten pflegen als die Gesunden, die folgende Antwort: Wenn Karl auf meinen Rat Wert legte, würde er mich nicht solcher Kränkung aussetzen. Ich habe ihm nichts zu bestellen. Sagt ihm, bei welcher Tätig­ keit Ihr mich angetroffen habt. Aber sie scheuten sich, ohne eine bestimmte Antwort zu dem schrecklichen Karl zurückzukehren und wollten immer so wieder von ihm wissen, was sie ihrem Herrn melden sollten. Da sagte er ärgerlich: Nichts anderes habe ich ihm zu bestellen als was ich tue. Ich reiße das unnütze Gewächs heraus, damit die unentbehrlichen Kräuter unbehinderter wachsen können. Nun zogen diese traurig ab, wie wenn sie nichts vernünftiges zu berichten hätten88. Als sie aber nach ihrer Ankunft 36 beim Kaiser gefragt wurden, was sie mitbringen, klagten sie, daß sie nach einer solchen Mühe und Reise auch nicht um ein Wort klüger geworden seien. Als sie aber der scharfsinnige König im einzelnen fragte, wo sie ihn und bei welcher Tätigkeit getroffen hätten und welche Antwort er ihnen gegeben habe, sagten sie : Wir fanden ihn auf einem dreibeinigen Bauern4o schemel sitzen und mit der Hacke ein Gemüsebeet bearbeiten. Und als

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areolam holerum novellantem; causamque itineris nostri / revolventes hoc solum ab eo responsi magnis flagitationibus extorquere potuimus: Nihil, aiente, aliud ei demando, nisi quod facio; inutilia recrementa extraho, ut holera necessaria liberius excrescere valeant. His auditis astu non carens et sapientia pollens augustus confricatis auribus et inflatis naribus dixit ad s os: Rationabile responsum, optimi vassalli, reportastis. Illis itaque de periculo vitae metuentibus, ipse vim dictorum ad effectum perducens cunctos illos insidiatores suos de medio viventium auferens fidelibus suis occupata ab infructuosis loca crescendi et se extendendi causa concessit. Unum vero adversariorum, qui excelsissimum in Francia collem et quae- io cumque de eo prospicere posset sibi in possessionem delegit, in eodem colle altissimae trabi affixum iussit elevari. Pippinum vero nothum prae­ cepit eligere sibi, quomodo vitam degere voluisset. Qui optione concessa optavit locum in quodam monasterio89 tunc nobilissimo, nunc autem non incertum de qua causa destructo, quam antea non absolvam quam Bern- « hardulum90 vestrum spata femur accinctum conspiciam. Indignatus est autem magnanimus Karolus, quia ipse ad barbaricas illas nationes sit exire provocatus, cum quilibet ducum suorum ad hoc videre­ tur idoneus. Quod etiam ita esse, ex unius comprovintialium meorum facto probabo. / Erat quidam vir de Durgowe iuxta nomen suum magna pars 20 terribilis exercitus, vocabulo Eishere, tantae proceritatis, ut de Enachim stirpe91 ortus credi potuisset, nisi tantum temporis ac locorum interesset. Qui quotienscumque ad fluvium Duram Alpinis torrentibus tumefactum exundantemque venisset nec caballum maximum in eius non dicam fluenta sed nec liquentia posset impellere, apprehensis habenis fluitantem post se 26 traxit, inquiens: Per domnum Gallum, velis nolis me sequi debebis. Is itaque, cum in comitatu Caesaris Bernanos Wilzos et Avaros in morem prati secaret et in avicularum modum de hastili suspenderet, domum vic­ tor reversus et a torpentibus interrogatus, qualiter ei in regione Winidum complaceret, illos dedignatus hisque indignatus aiebat : Quid mihi ranunculi 30 illi ? Septem vel octo vel certe novem de illis, hasta mea perforatos et quid 9

99 P rü m , 882 durch die N orm annen verw ü stet (V g l. S. 260 Z . 29 ff). 90 Illegitim er Sohn K a r ls I I I . 91 D euteron. 2, 10.

Die Vernichtung der Verschwörer

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wir auf den Anlaß unserer Reise zurückkamen, konnten wir trotz unserer dringenden Bitten doch nur diese Antwort von ihm erpressen:' Ich habe ihm nichts anderes zu bestellen als was ich tue. Ich reiße das unnütze Gewächs heraus, damit die unentbehrlichen Kräuter unbehinderter wachs sen können. Als das der des Scharfsinns nicht entbehrende und an Weis­ heit überragende Kaiser hörte, kratzte er sich hinter den Ohren, blies durch die Nase und sagte zu ihnen : Eine verständige Antwort habt Ihr mir gebracht, meine trefflichen Vasallen. Während diese um ihr Leben bangten, brachte er den Sinn des Gesagten zur Ausführung: er nahm alle 10 diese Verschwörer aus der Mitte der Lebenden hinweg und überließ dann seinen Getreuen die von den Unnützen behaupteten Plätze, damit sie wachsen und sich ausdehnen sollten. Aber einen von seinen Gegnern, der sich einen hohen Berg in Francien und was man von dort aus erblicken konnte, zum Besitz ausersah, den ließ er auf eben diesem Berg an einem 16 sehr hohen Galgen aufknüpfen. Seinen Bastard Pippin aber wies er an, sich auszusuchen, wie er sein Leben verbringen wolle. Und da ihm die Wahl freigestellt war, entschied er sich für einen Platz in einem Kloster89, das damals hochberühmt war, aber heute aus wohlbekanntem Grunde in Trümmern'liegt. Doch will ich darauf erst dann wieder zurück20 kommen, wenn ich Euren kleinen Bernhard90 mit dem Schwert an der Seite sehe. Es ärgerte aber den hochgemuten Karl, daß er persönlich gegen diese Barbarenvölker auszuziehen veranlaßt wurde, wo doch jeder seiner Führer dazu geeignet erschien. Daß dies tatsächlich der Fall war, will ich » mit der Tat eines meiner Landsleute beweisen. Es war ein Mann aus dem Thurgau, seinem Namen entsprechend ein großer Teil des schrecklichen Heeres, namens Eishere, so hochgewachsen, daß man ihn für einen Sproß aus dem Stamm der Enakssöhne91 hätte halten können, wenn nicht der große Abstand von Zeit und Raum da wäre. Wenn er an die durch Gieß30 bäche aus den Alpen angeschwollene und ausgetretene Thur kam und er sein gewaltig großes Roß nicht in dessen Wasser, geschweige denn Fluten treiben konnte, nahm er die Zügel und zog es schwimmend hinter sich her, indem er sagte : Beim heiligen Gallus, Du sollst mir nach, ob Du willst oder nicht. Als dieser nun im Gefolge des Kaisers mitzog, mähte er die Böhmen, 36 Wilzen und Avaren wie das Gras auf der Wiese nieder und hing sie wie ein Vogelfänger an seiner Lanze auf. Als er nun siegreich nach Hause zu­ rückkehrte und man ihn bestaunend fragte, wie es ihm im Wendenland gefallen habe, sa sagte er teils aus Geringschätzung, teils aus Arger : Was wollt Ihr mir mit diesen Kröten? Sieben und acht und sicherlich neun 40 von ihnen pflegte ich auf meine Lanze aufgespießt und irgend etwas brum-

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nescio murmurantes, huc illucque portare solebam. Frustra adversum tales vermiculos domnus rex et nos fatigati sumus. 13. Eodem itaque tempore cum imperator Hunorum bello extremam manum imponeret et supradiçtas gentes in deditionem suscepisset, ex­ euntes Nordmanni Gallis et Francis magnam inquietudinem fecerunt92. 6 Reversus autem invictissimus Karolus itinere terrestri, quamvis multum angusto et invio domi eos invadere molitus est. Sed vel Dei providentia prohibente, ut secundum scripturas98 in his experiretur Israhelem, vel peccatis nostris obsistentibus cuncta / illius temptamenta in irritum deduc­ ta sunt, in tantum, ut ad incommoda totius exercitus comprobanda de io unius abbatis copiis in una nocte quinquaginta boum paria repentina peste numerarentur extincta. Sapientissimus igitur virorum Karolus, ne scrip­ turae94inoboediens contra iactum fluvii conaretur, destitit ab incoepto. Cum vero per non modicum tempus latissimum peragraret imperium, Godefridus rex Nordmannorum absentia eius animatus fines regni Francorum « invasit Mosellanumque pagum in sedem sibi praelegit96. Cum vero falconem suum de aneta vellet extrahere, consecutus eum filius suus, cuius nuperrime matrem reliquit et alteram super eam duxit uxorem, per medium divisit. Quo facto, sicut quondam Holofeme perempto nullus in animis aut armis sed in solo fugae praesidio ausus est confidere et ita, ne so exemplo ingrati Israhelis9®contra Deum gloriaretur, absque sua industria liberata est Francia. Invictus autem nec vincendus unquam Karolus de tali quidem iudicio Deum glorificavit, sed plurimum conquestus est, quod propter absentiam suam aliquis de illis evaserit: Heu proh dolor, inquiens, quia videre non merui, quomodo Christiana manus mea cum cynocephalis as illis luserit. / 14. Contigit quoque, ad quandam maritimam Galliae Narbonensis urbem vagabundum Karolum inopinato venire. Ad cuius portum, eo pran­ dente sed ignorato, piraterium exploratores Nordmannorum fecerunt. Cumque visis navibus alii Iudeos alii vero Africanos alii Brittannos merca- ao tores esse dicerent, sapientissimus Karolus ex instructione navium vel agilitate non mercatores sed hostes esse deprehendens dixit ad suos: Non istae naves confertae mercimoniis, sed hostibus fetae sunt acerrimis. His auditis alter alterum praevenire cupientes festine properabant ad naves. Sed frustra: nam comperto Nordmanni, quod ibidem esset, ut 36 92 D er A b sch lu ß des A w arenkriegs fä llt ins J a h r 795, der E in fa ll der D än en in F riesland ins J a h r 810.

93 R ich te r 2, 22. 94 Sirach 4, 32. 95 A n d erw eitig n ich t überliefert.

99 R ich te r 7, 2.

Karls Zug gegen die Normannen

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melnd mit mir herumzuschleppen. Unnützer Weise haben der Herr König und ich uns mit diesem Wurmzeug abgemüht. 13. Nun machten zu der Zeit, da der Kaiser die letzte Hand an den Hunnenkrieg legte und die genannten Volksstämme unterworfen hatte, * die Normannen einen Einfall und brachten große Unruhe über die Gallier und Franken92. Der unüberwindliche Karl aber traf nach seinerRückkehr Anstalten, sie zu Lande in ihrer Heimat anzugreifen, obwohl der Zugang eng und unwegsam war. Aber sei es nun, daß Gottes Vorsehung das ver­ hinderte, um nach der Schrift93 Israel durch sie zu versuchen, sei es daß 10 unsere Sünden schuld waren, jedenfalls mißlangen alle seine Versuche, so daß, um das Unglück des ganzen Heeres an einem Beispiel zu zeigen, bei der Mannschaft eines Abtes in einer Nacht fünfzig Paar Ochsen als Opfer einer plötzlichen Seuche gezählt wurden. Um nun nicht gegen das Gebot der Schrift94 gegen den Strom zu schwimmen, gab Karl, der weiseste aller 16 Männer, sein Unternehmen auf. Während er nun geraume Zeit hindurch sein weites Reich durchzog, brach der Normannenkönig Gottfried er­ mutigt durch seine Abwesenheit ins Frankenreich ein und wählte sich den Moselgau zum Wohnsitz96. Als er aber seinen Falken von einer Ente losmachen wollte, überfiel ihn sein Sohn, dessen Mutter er soeben ver­ so stoßen hatte, um eine andere an ihrer Stelle zu heiraten, und hieb ihn mit­ ten durch. Und wie einst nach der Tötung des Holofernes niemand mehr sich auf seinen Mut oder seine Waffen zu verlassen wagte, sondern allein auf Rettung durch die Flucht, so befreite jetzt diese Tat das Fran­ kenland ohne seine Mitwirkung, damit es nicht sich nach dem Vorgang » des undankbaren Israel96 wider Gott rühme. Der unbesiegte und nie zu besiegende Karl aber gab wegen dieses Urteils Gott die Ehre, doch be­ klagte er sich sehr darüber, daß wegen seiner Abwesenheit einer von ihnen entkommen konnte: 0 Schmerz, sagte er, daß ich es nicht erleben durfte, wie mein Christenvolk mit diesen Hundeköpfen gespielt hätte, ao 14. Es geschah auch, daß Karl auf einem Zug unvermutet in eine See­ stadt des narbonensischen Gallien kam. Während er, ohne daß man es wußte, beim Frühstück saß, machten normännische Seeräuber einen Überfall auf den Hafen dieser Stadt. Während nun die einen, als man die Schiffe sah, erklärten, es seien jüdische, andere aber, es seien afrikanische 36 oder bretonische Kaufleute, schloß der weise Karl aus der Aufmachung und Beweglichkeit der Schiffe, daß es sich nicht um Kaufleute, sondern Feinde handelte, und er sagte zu den Seinen: Diese Schiffe sind nicht mit Waren gefüllt, sondern voll gefährlicher Feinde. Als die Seinen das hörten, eilten sie, indem jeder dem andern zuvorkommen wollte, zu den 4o Schiffen. Aber umsonst: die Normannen hatten erfahren, daß, wie sie

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ipsi eam nuncupare solebant, Martellus Karolus, ne omnis armatura sua in illo aut retunderetur aut in minutissimas resoluta particulas disperiret, effugio satis incomparabili insequentium non solum gladios sed et oculos evitarunt. Religiosissimus*1) autem Karolus, iustus et timoratus, exurgens de mensa ad fenestram orientalem constitit et inestimabilibus lacrimis & diutissime perfusus, cum nullus eum compellare praesumeret, tandem aliquando ipse bellicosissimis proceribus suis de tali gestu et lacrimatione satisfaciens : scitis, inquit, o fideles mei, quid tantopere ploraverim ? Non boc, ait, / timeo, quod isti nugae et nihili mihi aliquid nocere praevaleant, sed nimirum contristor, quod me vivente ausi sunt litus istud attingere, io et maximo dolore torqueor, quia praevideo, quanta mala posteris meis et eorum sunt facturi subiectis. Quod ne adhuc fiat, Christi domini nostri tutela prohibeat, et gladius vester in sanguine Nordostranorum duratus obsistat; adiuncto sibi mu­ crone Karlomanni fratris vestri, tincto quidem in eorundem cruore, sed i nunc non propter ignaviam sed propter inopiam rerum angustiamque ter­ rarum fidelissimi vestri Arnoldi ita in rubiginem versus, ut tamen iussu et voluntate potentiae vestrae haut difficulter possit ad acumen et splen­ dorem perduci. Hic enim solus ramusculus cum tenuissima Bennolini*4 *7 astula de fecundissima Hludowici radice sub singulari cacumine protec- aa tionis vestrae pullulascit. Interim ergo de proatavo vestro Pippino in hi­ storiam vestri cognominis aliquid inseratur, quod concedente clementia divina mox futurus Karolaster aut Ludowiculus vester imitetur. 15. Longobardis vel caeteris hostibus Romanos infestantibus miserunt legatos suos ad eundem Pippinum, ut propter amorem sancti Petri sibi as quantocius in auxilium venire digna/retur. Qui absque mora subiugatis hostibus orationis tantum gratia Romam victor ingreditur98 et a civibus hac laude suscipitur: Cives apostolorum et domestici Dei advenerunt hodie, portantes pacem et illuminantes patriam, dare pacem gentibus et liberare populum Domini. Cuius' vim carminis et originem quidam igno- a» rantes, hoc in nataliciis apostolorum canere consueverunt. Ipse vero, invi­ diam Romanorum, immo ut verius loquar Constantinopolitanorum decli­ nans, mox in Franciam revertitur. Comperto autem, quod primates exercitus eum clanculo despicientes 4) S o die m eisten H an d sch riften s t a t t religiosim us b zw . religiosus (so die S chu lausgabe). w V g l. A n m . 90. M P ip p in w ar persönlich nie in R o m . H alph en d en k t a n eine V erw ech slu n g m it K a r l d . G r. 774 (R eichsannalen in der F assu n g E ).

Normannen im Mittelmeer

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selbst ihn nannten, Karl Marteil dort sei, und damit nicht alle ihre Waffen an ihm stumpf oder in kleinste Stücke zerschmettert würden, entzogen sie sich in unvergleichlich rascher Flucht nicht bloß den Schwertern, son­ dern auch den Augen ihrer Verfolger. Der fromme, gerechte und gottess fürchtige Karl aber stand von der Tafel auf und trat an das Fenster gegen Osten. Hier vergoß er lange unzählige Tränen, wobei niemand ihn anzu­ reden w agte; schließlich aber sagte er selbst zu seinen kriegerischen Großen, indem er sich wegen dieses Benehmens und Weinens recht­ fertigte: W ißt Ihr, meine Getreuen, warum ich so sehr geweint habe? 10 Nicht das fürchte ich, daß diese Nichtse und Nullen mir etwas schaden könnten, sondern ich bin sehr betrübt darüber, daß sie es zu meinen Leb­ zeiten gewagt haben, diese Küste zu betreten, und es quält mich ein großer Schmerz, weil ich voraussehe, welche Leiden sie über meine Nach­ fahren und deren Untertanen bringen werden, u Daß dies ferner nicht geschehe, davor möge uns unser Herr Christus beschützen und Euer im Blute der Nordaustrier gehärtetes Schwert be­ wahren, im Bunde mit der Waffe Eures Bruders Karlmann, die zwar mit ihrem Blut benetzt ist, aber heute nicht aus Feigheit, sondern durch den Mangel an Gut und die engen Grenzen Eures getreuen Arnold verrostet so ist, nicht ohne daß sie auf die Weisung und mit Zustimmung Eurer Macht ohne Schwierigkeit wieder scharf und glänzend gemacht werden könnte. Denn neben dem dünnen Zweiglein des kleinen Bernhard*7ist er der einzige Ast, der aus dem fruchtbaren Stamm Ludwigs sproßt unter dem einzig­ artigen W ipfel Eures Schutzes. Einstweilen nun soll über Euren Urahn as Pippin etwas in die Geschichte Eures Namensgenossen eingefügt werden, das, wenn Gottes Milde es gestattet, hernach Euer künftiger kleiner Karl oder Ludwig nachahmen möge. 15. Als die Langobarden und sonstigen Feinde die Börner angriffen, schickten diese ihre Gesandten zu diesem Pippin, er möge aus Liebe zum ao heiligen Petrus ihnen möglichst schnell zu Hilfe eilen. Alsbald unterwarf er die Feinde, zog in Rom ein*8, nur um zu beten, und wurde von den Bürgern mit diesem Zuruf empfangen: Die Mitbürger der Apostel und die Diener Gottes sind heute gekommen, Frieden bringend und das Land er­ leuchtend, um den Völkern Frieden zu geben und das Volk des Herrn » zu befreien. In Unkenntnis der Bedeutung und des Ursprungs dieses Ge­ sanges pflegen ihn einige an den Geburtstagen der Apostel vorzutragen. Pippin selbst aber ging dem Neid der Römer oder richtiger gesagt der Konstantinopolitaner aus dem Wege und kehrte bald nach Francien zurück. M Als er aber hörte, daß Große seines Heeres ihn im Stillen gering-

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carpere solerent, praecepit adduci taurum magnitudine terribilem et ani­ mis indomabilem, leonemque ferocissimum in illum dim itti. Qui impetu validissimo in eum irruens apprehensa cervice tauri proiecit in terram.. Tunc rex dixit ad circumstantês: Abstrahite leonem a tauro vel occidite eum super illum. Qui spectantes ad alterutrum congelatisque praecordiis * pavefacti vix haec singultando musitare potuerunt : Domine, non est ho­ mo sub coelo, qui hoc audeat attemptare. Quo ille confidentior exurgens de throno et extracta spata per cervicem leonis cervicem tauri divisit ab armis et spata in vaginam remissa consedit in solio: Videtur vobis, inquiens, utrum dominus vester esse possim? Non / audistis, quid fecerit parvus io David ingenti illi Goliath9®vel brevissimus Alexander procerissimis satel­ litibus suis? Tunc quasi tonitru perculsi ceciderunt in terram dicentes: Quis nisi insaniens dominationem vestram mortalibus imperare detrectet ? Nec solum contra bestias et homines talis exstitit, sed etiam contra spiritales nequitias inauditum certamen exercuit. Nam cum apud Aquas- u grani thermis nondum aedificatis calidi saluberrimique fontes ebullirent, iussit camerarium suum praevidere, si fontes purgati essent, et ne quis ignotus ibi dimitteretur. Quod cum factum fuisset, assumpto rex gladio in linea et subtalaribus properavit ad balneum, cum repente hostis anti­ quus eum quasi perempturus aggreditur. R ex autem crucis signo munitus >o nudato gladio umbram in humana advertens effigie invincibilem gladium ita terrae infixit, ut diutino luctamine vix eum revocaverit. Quae tamen umbra tantae crassitudinis erat, ut cunctos illos fontes tabo et cruore abhominandaque pinguetudine deturparet. Sed nec his motus insuperabilis Pippinus dixit ad cubicularium : Non sit tibi cura de talibus. Fac effluere » infectam illam aquam, ut in ea quae pura manaverit sine mora lavari de­ beam. 16. Proposueram quidem, o imperator auguste, de solo proavo vestro Karolo, omnia vobis scientibus quaecumque fecit brevem narratiunculam retexere. Sed cum / ita se optulerit occasio, ut necessario memoria fiat glo- so riosissimi patris vestri Hludowici cognomento illustris et religiosissimi avi vestri Hludowici agnomine pii vel bellicosissimi proatavi vestri Pippini iunioris, de quibus propter ignaviam modernorum grande silentium est,9

99 1. Samuel 17. Die Alexanderlegende ist sonst nicht überliefert.

Pippins Heldentat

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schätzten und zu schmähen pflegten, ließ er einen Stier von erschrecken­ der Größe und unbezähmbarem Mut herbeischaffen und einen wilden Löwen auf ihn loslassen. Dieser stürzte sich mit großer W ucht auf den Stier, packte ihn am Nacken und warf ihn zu Boden. Da sprach der König s zu den Umstehenden: Reißt den Löwen von ihm weg oder tötet ihn auf ihm! Diese sahen sich gegenseitig an, und weil ihr Blut im Herzen erstarrt war, konnten sie vor Angst kaum die W orte stammeln: Herr, es gibt keinen Menschen auf Erden, der das zu versuchen wagte. Umso zuver­ sichtlicher erhob er sich von seinem Thron, zog sein Schwert und trennte xo durch den Nacken des Löwen hindurch den des Stieres von den Schultern, dann steckte er sein Schwert wieder in die Scheide und kehrte zu seinem Thron zurück, indem er sagte: Habt Ihr jetzt den Eindruck, ich könnte Euer Herr sein ? Habt Ihr nicht gehört, was der kleine David mit dem großen Goliath*9 und der kurzgewachsene Alexander mit seinen langen is Leibwächtern gemacht hat ? Da fielen sie wie vom Donner gerührt zu Boden und sagten : Wer außer einem Irrsinnigen könnte sich dagegen wen­ den, daß Deine Herrlichkeit über die Sterblichen gebietet ? Nicht bloß Tieren und Menschen trat er so gegenüber, sondern auch gegen das Treiben böser Geister führte er einen unerhörten Kam pf. Als in so Aachen noch vor Erbauung der Badehäuser die heißen und sehr heil­ samen Quellen emporsprudelten, ließ er seinen Kämmerer nachsehen, ob die Quellen gereinigt seien, damit dort kein Unbekannter zurückbleibe. Als das geschehen war, nahm der K önig sein Schwert und eilte in Hemd und Schuhen zum Bade, als ihn plötzlich der alte Feind angriff, um ihn zu as töten. Der König aber schützte sich mit dem Kreuzeszeichen, entblößte sein Schwert, und da er einen Schatten in Menschengestalt erblickte, stieß er sein unbesiegbares Schwert so heftig auf die Erde, daß er es in langem Bemühen kaum wieder herausbrachte. Immerhin war dieser Schatten so dick, daß er alle diese Quellen m it Moder, Blut und abscheulichem Fett so besudelte. A uf den unüberwindlichen Pippin machte das aber keinen Ein­ druck und er sagte zu seinem Kämmerer: Mach Dir darum keine Sorge. Laß dieses verunreinigte Wasser abströmen, damit ich mich in dem, das rein hervorkommt, baden kann. 16. Es war zwar meine Absicht, erhabener Kaiser, nur von Eurem Urss großvater Karl und da Ihr ja alles, was er getan hat, wißt, nur eine kurze Erzählung zu geben. Aber da es die Gelegenheit so m it sich gebracht hat, daß notgedrungen Euer ruhmreicher Vater Ludwig, genannt der Er­ lauchte, und Euer gottesfürchtiger Großvater Ludwig, genannt der Fromme, und Euer streitbarer Ururgroßvater Pippin der Jüngere erwähnt 40 wird, über die wegen der Untüchtigkeit der Neueren ein tiefes Schweigen

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Notkeri Gesta Karoli II 16-17

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omnia intacta praeterire nefarium iudicavi. Nam de maiore Pippino inte­ grum pene librum doctissimus Beda in aecclesiastica procudit historia100. His ita per excessum commemoratis ad cognominem vestrum illustrem . Earolum olorinus iam redeat natatus. Sed si bellicis rebus ab eo gestis aliquid non subtraxerimus, numquam ad cottidianam eius conversationem 6 revolvendam reducimur. Quapropter, quae concurrunt in praesenti, quam strictissime potuero memorabo. 17. Post mortem victoriosissimi Pippini cum iterato Longobardi R o­ mam iam inquietarent, invictus Karolus, quamvis in cisalpinis partibus nimium occupatus, iter in Italiam haut segniter arripuit. E t incruento io bello sive spontanea deditione humiliatos in servitium accepit Longobar­ dos et firmitatis gratia, ne unquam a regno Francorum / discederent vel terminis sancti Petri aliquam irrogarent iniuriam, filiam Desiderii Longo­ bardorum principis duxit uxorem. Qua non post multum temporis, quia esset clinica et ad propagandam prolem inhabilis, iudicio sanctissimorum u sacerdotum relicta velut mortua iratus pater iuramento sibi provintiales astringens ipseque in muris Ticinensibus se concludens invincibili K arolo rebellare disposuit. Quod ille pro certo comperiens illuc iter acceleravit. Contigit autem ante aliquot annos, quendam de primis principibus nomine Otkerum offensam terribilissimi imperatoris incurrere et ob 20 id ad eundem Desiderium confugium facere. Audito autem adventu metuendi Karoli ascenderunt in turrim eminentissimam, unde longe lateque prospicere venientem potuissent. Apparentibus vero impedimentis quae expeditiora Darii vel Iulii fuissent expeditionibus, dixit Desiderius ad Otkerum: Estne Karolus in tanto exercitu? At ille respondit: Non » adhuc. Videns vero exercitum popularium de latissimo im perio congrega­ tum diffinite pronuntiavit ad Otkerum : Vere in hiB copiis Karolus exultât. / Respondit Otkerus: Sed non adhuc neque adhuc. Tunc aestuare coepit et dicere: Quid faciemus, si plures cum eo venerint ? D ixit Otkerus: Videbis, qualis ille veniat. De nobis autem nescio quid fiat. E t ecce ista sermocinan- so tibus apparuit scola vacationis semper ignara. Quam videns Desiderius stupefactus: Iste est, inquit, Karolus. Et Otkerus: Non, infit, adhuc neque adhuc. Post hanc cernuntur episcopi abbatesque et clerici capellani cum comitibus suis. Quibus aspectis haec vix egre iam lucis inimicus mortisque

100 Beda erwähnt Pippin nur beiläufig im 6. Buch cap. 11 f.

Karls Zug in die Lombardei

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herrscht, so habe ich es für eine Sünde gehalten, alles unerwähnt zu lassen. Über den älteren Pippin hat allerdings der gelehrte Beda fast ein ganzes Buch in seiner Kirchengeschichte geschrieben100. Nachdem ich diese so in einer Abschweifung erwähnt habe, soll jetzt mein Schwanenzug zu Eurem s Namensgenossen, dem berühmten Karl, zurückkehren. Aber wenn wir von seinen Kriegstaten nicht etwas streichen, kommen wir nie dazu, sein A ll­ tagsleben zu erzählen. Darum will ich, was sich mir im Augenblick bietet, so kurz als möglich berichten. 17. Als nach dem Tod des siegreichen Pippin die Langobarden nunmehr io zum zweitenmal Rom beunruhigten, machte sich der unbesiegbare Karl, obwohl er in den Gebieten diesseits der Alpen stark beschäftigt war, un­ verzüglich auf den W eg nach Italien. In einem unblutigen Krieg und durch freiwillige Unterwerfung demütigte er die Langobarden und brachte sie unter seine Herrschaft, auch nahm er sicherheitshalber, damit sie sich nieu mais vom Frankenreich trennten und irgendwie das Gebiet des heiligen Petrus verletzten, die Tochter des Langobardenfürsten Desiderius zur Ge­ mahlin. Kurz darauf verließ er sie, weil sie bettlägerig und zur Fortpflanzung seines Stammes imbrauchbar war, nach dem Urteil der ehrwürdigsten Prie­ ster wie wemf sie gestorben wäre. Wütend band ihr Vater seine Landsleute so durch einen Eid an sich, schloß sich selbst hinter den Mauern von Pavia ein und beabsichtigte, dem unbesiegbaren Karl zu trotzen. Sobald dieser da­ von zuverlässige Kunde bekam, beschleunigte er seinen Marsch dorthin. Etliche Jahre zuvor aber geschah es, daß einer seiner vornehmsten Großen namens Otker sich den Zorn des schrecklichen Kaisers zuzog und deshalb 85 bei diesem Desiderius seine Zuflucht nahm. Als sie nun von der Annähe­ rung des furchtbaren Karl hörten, stiegen sie auf einen sehr hohen Turm, von dem aus sie weit und breit einen Anrückenden sehen konnten. Als nun der Troß erschien, schlagfertiger als die Heerzüge eines Darius und Julius, sprach Desiderius zu Otker: Ist Karl bei diesem großen Heere ? Aber der so antwortete: Noch nicht. Als er aber das Kriegerheer sah, das aus dem weiten Reich zusammengeströmt war, da meinte er mit aller Entschieden­ heit zu Otker: Sicherlich stolziert Karl in diesen Scharen einher. Otker versetzte: Aber nein, auch jetzt noch nicht. Da wurde es ihm heiß, und er sagte: Was sollen wir tun, wenn noch mehr mit ihm kommen? Otker 36 sagte: Du wirst sehen, wie er kommt. Mit uns aber weiß ich nicht, was geschehen soll. Und während sie solches sprachen, da erschien seine Palast­ garde, die niemals Ruhe kannte. Als Desiderius sie sah, sagte er betroffen : Das ist Karl. Aber Otker erwiderte: Nein, auch jetzt noch nicht. Darnach sah man die Bischöfe, Äbte und die Geistlichen der Kapelle mit ihren «o Begleitern. Als er diese erblickte, konnte Desiderius, nunmehr des Lebens

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Desiderius singultando blateravit: Descendamus et abscondamur in terra a facie furoris adversarii tam inmanis. Ad quae retulit extimescens Otkerus rerum et apparatus incomparabilis Karoli quondam expertus et in m eliori. tempore assuetissimus: Quando videris, inquiens, segetem campis in­ horrescere ferream Padumque et Ticinum marinis fluctibus ferro nigranti- s bus muros civitatis inundantes, tunc est spes K aroli venientis. His nec­ dum finitis primum ad occasum circio vel borea coepit apparere quasi nubes tenebrosa, quae diem clarissimam horrentes convertit in umbras. Sed propiante paululum imperatore ex armorum splendore dies omni nocte tenebrosior oborta est inclusis. Tunc visus est ipse ferreus Karolus io ferrea galea cristatus, ferreis manicis armillatus, ferrea torace ferreum pectus humerosque Platonicos tutatus; hasta ferrea / in altum subrecta sinistram impletus, nam dextra ad invictum oalibem semper erat extenta; coxarum exteriora, quae propter faciliorem ascensum in aliis solent lorica nudari, in eo ferreis ambiebantur bratteolis. De ocreis quid dicam ? Quae u et cuncto exercitui solebant ferreae semper esse usui. In clipeo nihil appa­ ruit nisi ferrum. Caballus quoque illius animo et colore ferrum renitebat. Quem habitum cuncti praecedentes universi ex lateribus ambientes omnesque sequentes et totus in commune apparatus iuxta possibilitatem erat imitatus. Ferrum campos et plateas replebat; solis radii reverberabantur ao acie ferri; frigido ferro honor a frigidiori deferebatur populo. Splendidissi­ mum ferrum horror expalluit cloacarum. 0 ferrum, heu ferrum ! clamor confusus insonuit civium. Ferro contremuit firmitas murorum et iuvenum, consilium ferro deperiit seniorum. His igitur, quae ego balbus et edentulus, non ut debui, circuitu tardiore diutius explicare tem ptavi, veri- as dicus speculator Otkerus celerrimo visu contuitus dixit ad Desiderium: Ecce habes, quem tantopere perquisisti; et haec dicens pene exani­ mis cecidit. Sed quia ipso die vel propter amentiam vel propter ali­ quam spem resistendi cives urbici eum suscipere noluissent, dixit artifi­ ciosissimus Karolus ad suos: Faciamus hodie aliquid memoriale, ne diem so istum otiosi transegisse vituperemur. Acceleremus efficere unum oratorio-

Der eiserne Karl

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überdrüssig und den Tod herbeisehnend, kaum noch die W orte stammelnd hervorbringen: W ir wollen hinabgehen und uns in der Erde verbergen vor dem Wüten eines so ungeheuren Gegners. Darauf sagte Otker, der einst die Macht und Rüstung des unvergleichlichen Karl kennengelernt hatte und * in seiner besseren Zeit wohl damit vertraut war, voll Bangigkeit: Wenn Du siehst, wie die Ebene von Eisen starrt wie ein Saatfeld und wie der Po und der Tessin mit Meereswogen schwarz von Eisen gegen die Mauern der Stadt anbranden, dann ist zu erwarten, daß Karl kommt. Noch hatte er dies nicht zu Ende gesprochen, da begann es im Westen, Nordwesten 10 und Norden sich wie eine dunkle W olke zu zeigen, die den hellsten Tag in schauerliche Schatten wandelte. Als der Kaiser aber etwas näherkam, glänzte den Eingeschlossenen von dem Schein der Waffen ein Tag ent­ gegen, der dunkler war als jede Nacht. Und nun sah man den eisernen Karl selbst, mit einem Eisenhelm auf dem K opf, mit Eisenspangen an den io Armen und mit einem Eisenpanzer, der die eiserne Brust und die plato­ nischen Schultern deckte, die hochaufgereckte Eisenlanze in der Linken, weil die Rechte immer nach dem unbesieglichen Stahl ausgestreckt war; die Außenseite seiner Schenkel, die bei andern, um leichter zu Pferd steigen zu können, ungepanzert ist, war bei ihm durch Eisenschuppen geschützt, so Was soll ich noch von den Beinschienen reden, die auch beim ganzen Heer immer aus Eisen im Gebrauch waren ? Am Schild war nichts außer Eisen zu sehen. Auch sein R oß spiegelte in Temperament und Farbe das Eisen wider. Dieser Rüstung hatten sich alle, die ihm voranzogen, alle, die zu beiden Seiten ihn umgaben, alle, die ihm nachfolgten, und allgemein die 26 ganze Streitmacht nach Möglichkeit angeglichen. Eisen erfüllte die Ebenen und Plätze. Des Eisens Glanz warf die Strahlen der Sonne zurück, dem starren Eisen bezeugte das vor Schrecken noch starrere Volk seine Huldigung, vor dem glänzenden Eisen erblaßte der Schauer unterirdischer Gänge. 0 Eisen! Ach Eisen! tönte das verworrene Geschrei der Bürger, so Wegen des Eisens erzitterte die Festigkeit der Mauern und der Jungen und der Rat der Alten verging vor dem Eisen. Dies also, was ich stammelnd und zahnlos, nicht wie es sich geziemte, sondern in ziemlich lahmer Um­ schreibung weitläufiger zu schildern versucht habe, erfaßte Otker, der wahrheitsliebende Späher, mit raschem Blick und sagte zu Desiderius: 36 Da hast Du den Mann, nach dem Du so sehr gefragt hast, und bei diesen Worten brach er fast leblos zusammen. Weil aber die Bürger der Stadt an diesem Tage, sei es aus Verblendung, sei es wegen irgend einer Hoffnung auf Widerstand, ihn nicht aufnehmen wollten, sagte der kunstsinnige Karl zu den Seinen : Wir wollen heute etwas Denkwürdiges tun, damit man « uns nicht vorwirft, wir hätten diesen Tag mit Nichtstun verbracht. W ir

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lum, in quo, si nobis cicius apertum non fuerit, divinis servitiis insistere debeamus. Et hac emissa voce alius alio discurrentes calcem et lapides, alii vero ligna vel pigmenta / congregantes artificibus semper eum com itanti­ bus attulerunt. Qui a quarta diçi hora ante duodecimam talem basilicam muris et tectis, laquearibus et picturis, auxiliante tyronum manu mili- e tumque construxerunt, ut nulli adhuc eam cem enti nisi per annum inte­ grum fieri posse credatur. Postera vero die101 quanta facilitate - quibus­ dam civium sibi aperire volentibus, quibusdam licet frustra rebellare vel, ut verius dicam, se includere volentibus-absque cruoris effusione102 sola tantum industria civitatem superaverit ceperit possederit, illis scriben- io dum relinquo, qui non aliquo amore sed questus tantum gratia vestram celsitudinem comitantur. Exin ad ulteriora progressus venit religiosissimus Karolus ad urbem Furiolanam, quam qui sibi scioli videntur Forum Iuliensem nuncupant102. Contigit autem, ut eodem tempore episcopus civitatis illius aut, ut m oder- u noram loquar consuetudine, patriarcha occasui vitae propinquaret. Ad quem cum religiosissimus Karolus visitandi gratia properaret, ut succes­ sorem suum ex nomine designare deberet, ille religiose admodum, ex imis praecordiis suspiria trahens : Domine, inquit, episcopatum istum diu sine aliqua utilitate vel profectu spiritali retentum iudicio divino et vestrae 20 dispositioni relinquo, ne ad cumulum peccatorum , quem vivens exagge­ ravi, etiam mortuus aliquid superinicere apud inevitabilem et incorrumpendum / iudicem deprehendar. Quod sapientissimus Karolus ita accepit, ut eum antiquis patribus non inmerito coaequandum iudicaverit. Cum autem in eadem regione aliquantisper demoratus fuisset exercitatis- « simus exercitatissimorum Francorum Karolus, donec episcopo decedente dignum ei successorem substitueret, quadam festiva die post missarum celebrationem dixit ad suos : Ne otio torpentes ad ignaviam perducamur, eamus venatum, donec aliquid capiamus; et singuli in eodem habitu perga­ mus, quo nunc induti sumus. Erat autem ymbrifera dies et frigida. E t ipse ao quidem Karolus habebat pellicium berbicinum non multo amplioris precii, quam erat roccus ille sancti Martini, quo pectus ambitus nudis brachiis 101 Pavia ergab sich im Juli 774 im zehnten Monat der Belagerung. Otger be­ fand sich gar nicht bei Desiderius in der Stadt, sondern in Verona (U b e r ponti­ ficalis ed. Duchesne Bd. 1 S. 496). Trotzdem sieht Halphen im U b e r pontificalis die Quelle, aus der Notker für die Geschichte des Otger (im U b . pont. Autkarius genannt) schöpfte. 102 Diese drei W orte nach Halphen entlehnt aus dem Brief des Catulf (M G Epistulae B d . 2 S. 602). 102 Das Unternehmen gegen Cividale del Friuli f&llt ins Jahr 776.

Karl vor Pavia

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wollen uns beeilen und ein kleines Bethaus errichten, in dem wir, wenn man uns nicht bald aufmacht, dem Gottesdienst obliegen können. Und als er das gesagt hatte, liefen sie nach allen Seiten auseinander, schafften die einen Kalk und Steine, die andern Holz und Farben herbei und trugen s es den Handwerkern zu, die ihn immer begleiteten. Diese erstellten von der vierten Stunde des Tages an noch vor der zwölften eine Kirche mit Mauern und Dächern, Decken und Malereien, unter Mitwirkung der Jungmann­ schaft und der Krieger, daß seitdem jedermann, der siè sieht, glaubt, ihre Erbauung sei nur im Laufe eines ganzen Jahres möglich gewesen. Am 10 folgenden Tage aber101, mit welcher Leichtigkeit er da, indem die Bürger ihm zum Teil öffnen wollten, zum andern Teil, wenn auch vergeblich, ihm Widerstand leisten und sich richtiger gesagt einschließen wollten, ohne Blutvergießen108 allein durch seine Tatkraft die Stadt überwältigte, er­ oberte und in Besitz nahm, das überlasse ich denen zu schreiben, die nicht u aus einer Zuneigung heraus, sondern nur um ihres Erwerbs willen Eure Erhabenheit begleiten. Von hier zog der gottesfürchtige Karl weiter zu der Stadt Furiola, von denen, die sich gelehrt dünken, Forum Julii genannt108. Es geschah aber, daß zu dieser Zeit der Bischof dieser Stadt, oder um den modernen Auslo druck zu gebrauchen, der Patriarch sich dem Ende seines Lebens nahte. Als der gottesfürchtige Karl zu ihm eilte, um ihn zu besuchen, damit er ihm seinen Nachfolger mit Namen bezeichnen könne, sprach dieser in recht gottesfürchtiger Weise, indem er aus tiefster Brust seufzte: Herr, ich habe dieses Bistum lange ohne irgend welchen Nutzen und geistigen 16 Gewinn innegehabt und überlasse es jetzt dem Urteil Gottes und Eurer Entscheidung, um nicht vor dem unentfliehbaren und unbestechlichen Richter dazustehen als einer, der zu dem Haufen seiner Sünden, der zu Lebzeiten anwuchs, noch im Tode etwas hinzufügt. Dies nahm der weise Karl so auf, daß er ihn nicht mit Unrecht den alten Vätern für gleich»o wertig hielt. Karl blieb einige Zeit in dieser Gegend, bis er nach dem Hinscheiden des Bischofs ihm einen würdigen Nachfolger gab. An einem Festtag nun nach der Messe sprach er, der unter den sportgêstâhlten Franken der beste war, zu den Seinen : Um nicht in träger Ruhe dem Müßiggang zu verfallen, 16 wollen wir auf die Jagd, bis wir etwas erbeuten, und zwar wollen wir jeder in dem Anzug gehen, den wir jetzt anhaben. Es war aber ein regne­ rischer kühler Tag. Karl selbst hatte einen Schafspelz an, der nicht viel mehr wert war als der R ock des heiligen Martin, mit dem dieser, Berichten zufolge, seine Brust verhüllte, wenn er mit göttlichem Einverständnis Gott

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Deo sacrificium obtulisse astipulatione divina comprobatur104. Caeteri vero, utpote feriatis diebus (et qui m odo de Papia venissent, ad quam nuper Venetici de transmarinis partibus omnes orientalium divitias advectassent) Phenicum pellibus avium serico circumdatis et pavonum collis cum tergo et clunis m ox florescere incipientibus, Tyria purpura vel diacedrina 6 littea decoratis, alii de lodicibus, quidam de gliribus circum amicti proce­ debant; saltusque peragrantes ramis arborum spinisque et tribulis lacerati vel imbribus / infusi, tum etiam sanguine ferarum pelliumque volutabro foedati remeabant. Tunc astutissimus Karolus dixit: Nullus nostrum pellicium suum extrahat, donec cubitum eamus, ut in nobis ipsis melius io siccari possint. Quo iusso singuli corpora magis quam indumenta curantes usque quaque focos inquirere et calefieri studebant. Ac m ox reversi et in ministerio eius usque ad profundam noctem persistentes ad mansiones remittebantur. Cumque tenuissimas illas pelliculas vel tenuiores brandeas extrahere coepissent, rugarum et contractionum rupturas, quasi virga-1* rum in ariditate fractarum, procul audiri fecerunt ; gementes et suspirantes conquerentesque tantum se pecuniae sub una die perdidisse. Praeceptum vero ab imperatore susceperant, ut in eisdem pellibus crastina die se illi praesentarent. Quod cum factum fuisset, et omnes non induviis resplende­ rent sed pannis et decolori foeditate horrerent, dixit industria ple- 20 nus Karolus ad cubicularium suum: Tere illud pellicium nostrum inter manus, et affer in conspectum nostrum. Quo integerrimo et candidissimo allato assumens illud inter manus et cunctis astantibus ostendens haec pronuntiavit: 0 stolidissimi mortalium! Quod pellicium m odo preciosius et utilius, istudne meum uno solido comparatum an illa vestra non 26 solum libris sed et multis coem pta talentis ? Tunc vultibus in terram de­ clinatis terribilissimam eius animadversionem sustinere nequibant. Quod exemplum religiosissimus pater vester non semel sed per totam vitam suam ita imitatus est, ut nullus, q u i/ eius agnitione et doctrina dignus videbatur, aliquid in exercitu contra hostem nisi tantum arma miliciae et 30 lanea vestimenta cum lineis portare praesumeret. Quodsi quisquam in­ feriorum disciplinae illius ignarus aliquid de serico auro vel argento circa se habens eum forte incurrisset, his verbis increpatus et melioratus immo sapientior effectus abscessit: 0 te bis aureum eccum ! 0 te argenteum! o te

104 Vgl. Sulpici Severi dialogi I I I ed. H alm (vgl. Anm . 80) S . 181.

Karls Höflinge auf der Jagd

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ein Opfer darbrachte104, während die Arme freiblieben. Die andern aber, es war ja ein Festtag und sie waren eben von Pavia gekommen, in das erst kürzlich Venediger aus den Gebieten jenseits des Mittelmeeres alle Schätze des Ostens herbeigeschafft hatten, gingen einher, gekleidet in Häute phö* nizischer Vögel, die mit Seide eingefaßt waren, und geziert mit Pfauen­ hälsen samt den Bücken und gefiederten Bürzeln mit Tyrischem Purpur oder zitronenfarbenen Streifen, andere in kostbare Tuche oder in Herme­ lin gehüllt. So durchstreiften sie die Wälder und kehrten dann zurück, zerfetzt von Baumzweigen, Domgestrüpp und Stachelunkräutern, durch10 näßt von Regengüssen und dann noch besudelt mit dem Blut der Tiere und dem Schmutz ihrer Häute. Da sagte der schlaue K arl: Keiner von uns soll seinen Pelz ausziehen, bis wir Schlafengehen, damit sie an uns selbst besser trocknen können. Auf diese Anordnung hin sorgten sie jeder mehr für seinen Leib als für seine Kleider und mühten sich überall, ein i* Feuer zu finden und sich zu wärmen. Bald kamen sie wieder, blieben in seinem Dienst bis tief in die Nacht und wurden dann in ihre Behausungen entlassen. Als sie nun anfingen, die dünnen Felle und noch dünneren Seidengewänder auszuziehen, da machten sie das Zerreißen an den Falten und Nähten Weithin hörbar wie bei Zweigen, die man dürr zerbricht, in20 dem sie jammerten und seufzten und klagten, daß sie soviel Geld an einem Tag verloren hätten. Sie erhielten aber vom Kaiser die Weisung, sich bei ihm am nächsten Tag in diesen Pelzen einzufinden. Als das ge­ schah und sie alle nicht in Kleidern, sondern vielmehr in Lumpen glänz­ ten und von mißfarbener Häßlichkeit starrten, sagte der praktisch den25 kende Karl zu seinem Kämmerer: Reibe meinen Pelz mit den Händen und bring ihn her zu uns. Als man ihn völlig unbeschädigt und sauber daherbrachte, nahm er ihn in die Hände und sagte, indem er ihn allen Anwesenden zeigte: Ihr törichtesten unter den Sterblichen! Welcher Pelz ist nun wertvoller und brauchbarer, meiner hier, den ich für einen Schil80 ling gekauft habe, oder Eure, die Ihr nicht bloß mit Pfunden, sondern sogar m it vielen Talenten bezahlt habt? Da schlugen sie die Augen nieder und konnten seinen furchtbaren Tadel nicht ertragen. Diesem Beispiel ist Euer gottesfürchtiger Vater nicht bloß einmal ge­ folgt, sondern sein ganzes Leben lang, so daß keiner, der seiner Bekannt36 schaft und Unterweisung würdig schien, bei einem Heerzug gegen die Feinde etwas anderes zu tragen wagte als nur die Waffen des Kriegers und wollene Kleider neben leinenen. Wenn aber einer der Untergebenen in Unkenntnis dieser Zucht etwas aus Seide, Gold und Silber an sich hatte und ihm so vor die Augen kam, der ging von ihm, mit solchen W orten an4o gefahren und gebessert oder vielmehr gewitzigt: Du doppelt Goldner da!

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totum coccineum! Miser et infelix, non tibi sufficit, ut tu solus vel sorte belli intereas; quin etiam et res, quibus anima tua redimi valeret, in manus hostium tradas, ut de eis simulacra gentium adornentur. Quantum vero a primeva aetate usque ad septuagesimum annum ferro gauderet invic­ tissimus Hludowicus, quantum ante Nordmannorum legatos spectacu- « lum de ferro faceret, melius hoc vobis scientibus replicabo. 18. Cum reges Nordmannorum singuli pro devotione sua aurum illi et ar­ gentum et pro sempiterna subiectione vel deditione gladios suos ipsi diri­ gerent, praecepit rex, ut pecunia quidem in pavimentum proiceretur et a nullo nisi indignanter aspiceretur, sed potius ab omnibus velut lutum io conculcaretur. Gladios vero, in sublimi solio residens, sibi attemptandos iussit afferri. Porro legati, metuentes ne quid sinistrae suspicionis contra eos posset oriri, eo m odo, quo solent ministri«dominis suis cultellos de sum­ mis oris praebere, ita spatas imperatori cum sui periculo porrigebant. Qua­ rum ille cum unam de capulo acceptam et ab extrem itate ultima ad sum- is mum curvare niteretur, inter fortiores / ferro manus disrupts est. Tunc unus de missis suam de vagina protrahens ministrantiumque more ad ipsius obsequelam protendens: Domine, inquit, ut credo, et flexibilis et rigida invenietur ista spata ad votum victoriosissimae dexterae vestrae. Qua caesar accepta (et vere caesar iuxta vaticinium Isaiae106: so Adtendite ad petram, unde excisi estis, de tota Germaniae populositate singularis, divinitatis opificio in antiquos hominum artus et animos exur­ gens) ab ora ultima capulotenus in modum v iminis contraxit et sensim ad statum pristinum redire permisit. -Tunc legati semet aspectantes et ad alterutrum obstupescentes : 0 , inquiunt, utinam principibus nostris tam » vile videretur aurum et argentum, et ferrum tam preciosum. 19. E t quia de Nordmannis mentio incidit, quanti fidem habeant et baptismum, in temporibus avi vestri gestis paucis evolvam . Ut post mortem bellicosissimi David multo tempore finitimae gentes manu fortis­ sima subiugatae eius filio Salomoni pacifico tributa dependerunt, ita prop- 3o ter timorem et tributa augustissimo imperatori Karolo persoluta filium eius Hludowicum gens immanissima Nordmannorum simili veneratione solebat honorare. Quorum legatos religiosissimus imperator tandem ali­ quando miseratus interrogatos si Christianam religionem suscipere vellent,1 4 0

104 Jesaja 6 1 ,1 .

König Ludwig und die norm&nnischen Gesandten

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Du Silberner! Du Scharlachfarbener! Du Armer und Unglücklicher! Ge­ nügt es Dir nicht, daß Du allein und durch das Los des Kriegs umkommst ; willst Du auch das Gut, mit dem man Deine Seele loskaufen könnte, in die Hände der Feinde bringen, damit man damit Götzenbilder ziert ? Wie 6 sehr sich aber der unbesiegliche Ludwig von früher Jugend an bis zum sieb­ zigsten Jahr an Eisen freute,welches Schauspiel mit Eisen er normannischen Gesandten vorführte, das will ich Euch, die Ihr es besser wißt, erzählen. 18. Als die Normannenkönige jeder nach seiner Ergebenheit ihm Gold und Silber und zum Zeichen ewiger Unterwerfung und Übergabe ihre Schwerlo ter schickten, ließ der K önig das Geld auf den Boden werfen, daß niemand es anders als m it Verachtung ansehe, sondern vielmehr alle es wie K ot mit Füßen treten. Die Schwerter aber ließ er auf hohem Throne sitzend sich übergeben, um sie zu probieren. Nim streckten die Gesandten in der Be­ sorgnis, es könnte gegen sie ein unglücklicher Verdacht entstehen, ihre is Schwerter so wie Diener ihren Herren die Messer am äußersten Ende fassend zu übergeben pflegen, dem Kaiser hin auf ihre eigene Gefahr. Als er nun eines davon am Griff hielt und die Klinge von der Spitze zum Griff hin zu biegen versuchte, zerbrach es in seinen Händen, die stärker waren als das Eisen. Da zog einer von den Gesandten sein Schwert aus der so Scheide, überreichte es nach Art der Diener ihm zum Gebrauch und sagte : Herr, ich denke, dieses Schwert wird man biegsam und starr finden wie Eure siegreiche Hechte es wünscht. Der Kaiser nahm es und als wahrer Kaiser, nach dem Spruch des Propheten Jesaja106: „Schaut auf den Fel­ sen, aus dem Ihr gehauen seid“ , aus allem Volk Germaniens durch das 26 besondere Werk Gottes emporwachsend zu dem Gliederbau und dem Mut der Alten, bog er das Schwert wie eine Bute vom äußersten Ende bis zum Griff und ließ es allmählich wieder zu seiner alten Form zurück­ kehren. Da schauten die Gesandten einander an und sagten voll Staunen einer zum andern: Möchte doch unsem Fürsten Gold und Silber ebenso 30 wertlos erscheinen und Eisen ebenso wertvoll! 19. Und weil die Rede auf die Normannen kam, will ich in Kürze etwas berichten aus dem, was zur Zeit Eures Großvaters geschah, um zu zeigen, wieviel sie sich aus Christenglauben und Taufe machen. Wie nach dem Tode des streitbaren David lange Zeit die Nachbarvölker, von starker «6 Hand unterworfen, seinem Sohn, dem friedliebenden Salomo, Tribute zahlten, so pflegte auch das wilde Volk der Normannen aus Furcht und weil sie dem erhabenen Kaiser Karl Tribute gezahlt hatten, seinen Sohn Ludwig mit ähnlicher Scheu zu ehren. Schließlich fragte der gottesfürchtige Kaiser ihre Gesandten, indem er mit ihnen Erbarmen hatte, ob sie 40 den Christenglauben annehmen wollten, und als er die Antwort bekam, sie

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et responso accepto, quia semper et ubique atque in omnibus essent oboe­ dire parati, iussit eos in eius nomine baptizari, de quo doctissimus ait Au­ gustinus : Si non esset trinitas, / non dixisset veritas : Ite docete omnes gentes, baptizantes eos in nomine P a trii et F i l i i et Spiritus sancti10* . Qui a primori­ bus palacii quasi in adoptionem filiorum suscepti de camera quidem Cae- s saris candidatum a patrinis vero suis habitum Francorum in vestibus preciosis et armis caeterisque ornatibus acceperunt. Quod cum diutius acti­ taretur et non propter Christum sed propter commoda terrena ab anno in annum multo plures iam non ut legati sed ut devotissimi vassalli ad obse­ quium imperatoris in sabbato sancto paschae festinarent occurrere, con- io tigit, ut quodam tempore usque ad quinquaginta venissent. Quos impera­ tor interrogatos, si baptizari votum haberent, et confessos iussit aqua sacrata sine mora perfundi. Cumque tot linetfe vestes non essent in promp­ tu, iussit incidi camisilia et in modum sepium consui vel in modum vitium pastinari. Quarum cum una cuidam seniorum illorum repentino fuisset io imposita, et ille eam curiosioribus oculis ex tempore contemplatus fuisset, iamque indignatione non modica mente concepta dixit ad im peratorem: iam vities hic lotus sum et optimis candidissimisque vestibus indutus, et ecce talis saccus non milites sed subulcos addecet. E t nisi nuditatem eru­ bescerem, meis privatus nec a te datis contectus, amictum tuum cum to Christo tuo tibi relinquerem. Tanti pendunt hostes Christi, quod ait apo­ stolus Christi107: Omnes qui in Christo baptizati estis, Christum induistis, et illud: Quicumque baptizati sumus in Christo Iesu, in morte ipsius baptizati sumus, et quod maxime contra contemptores fidei violatoresque sacra­ mentorum vigilat: Rursum crucifigentes sibi filiu m D e i et ostentatui haben- to tes108. Quod utinam apud gentiles tantum et non etiam inter eos, qui Christi nomine censentur, sepius inveniretur! 20. Adhuc referendum est de bonitate Hludowici prioris et sic ad K arolum remeandum. Quietissimus imperator / Hludowicus a cunctis hostium incursionibus immunis, religiosis tantum operibus orationibus scilicet ele- 30 mosinis causisque audiendis et iustissime determinandis insudabat. In quo negotio tantum et ingenio et usu exercitatus erat, ut, cum ei quidam in similitudine Achitofel100pro angelo habitus a cunctis illudere temptavisset, huiusmodi responsum comi vultu blandissimaque voce sed mente ali-

108 M atth. 28, 19. 107 Galat. 3, 27. R öm . 6, 3. 108 Hebr. 6, 6. 108 2. Samuel. 1 5 ,1 2 - 1 7 , 23.

Die Taufe des Normannen

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seien jederzeit und überall und in allem bereit, ihm zu gehorchen, ließ er sie im Namen dessen taufen, von dem der gelehrte Augustinus sagt: Wenn es die Dreieinigkeit nicht gäbe, hätte die Wahrheit nicht gesagt106: „Gehet hin und lehret alle Völker, indem ihr sie tauft im Namen des Vaters und 6 des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ Von den Großen des Palastes so­ zusagen an Kindesstatt angenommen, erhielten sie aus der Kammer des Kaisers das weiße Taufkleid und von ihren Taufpaten fränkische Klei­ dung, bestehend in kostbaren Gewändern, Waffen und sonstigem Schmuck. Da man dies länger betrieb und da sie nicht um Christi willen, sondern 10 wegen der irdischen Vorteile von Jahr zu Jahr mehr, aber nicht mehr als Gesandte, sondern als ganz ergebene Vasallen sich zum Dienst beim Kaiser am Ostersamstag einzustellen pflegten, geschah es einmal, daß bis zu fünfzig kamen. Der Kaiser fragte sie, ob sie den Wunsch hätten, getauft zu werden, und als sie sich dazu bekannten, ließ er sie alsbald mit Weih16 wasser begießen. W eil aber nicht so viele Leinenkleider vorhanden waren, ließ er Hemdenstoff zerschneiden und wie eine Hecke zusammennähen und wie Weinstöcke bearbeiten. Als man nun unerwartet einem der älteren Täuflinge eines dieser Taufhemden umwarf, betrachtete er es mit recht verwunderten Augen eine Zeitlang, dann aber bekam er eine nicht geringe ao W ut und sagte zu dem Kaiser: Schon zwanzigmal hat man mich hier ge­ badet und mir die besten und weißesten Kleider angetan, aber so ein Sack steht keinem Krieger, sondern einem Schweinehirten zu. Und wenn ich mich nicht meiner Nacktheit schämte, nachdem man mir meine K lei­ der weggenommen, aber nicht die von Dir gegebenen angelegt hat, würde as ich Dir Dein Gewand samt Deinem Christus lassen. Soviel geben die Feinde Christi auf das, was der Apostel Christi sagt107: „A lle, die Ihr in Christus getauft seid, habt Christus angezogen“ , und: „W ir alle, die wir in Christus Jesus getauft sind, wir sind in seinem Tod getauft“ , und was besonders warnt vor den Verächtern des Glaubens und Verletzern der so Sakramente: „d ie für sich wiederum den Sohn Gottes kreuzigen und an den Pranger stellen“ 108. Möchte man doch so etwas nur bei Heiden finden und nicht auch öfters bei denen, die sich als Christen betrachten. 20. Noch muß ich von der Güte des ersten Ludwig berichten und dann zu Karl zurückkehren. Wenn der friedliche Kaiser Ludwig von allen feind86 liehen Einfällen Buhe hatte, widmete er sich nur gottesfürchtigen Werken, nämlich Gebet, Almosen und dem Anhören und gerechten Entscheiden von Streitfällen. In diesem Geschäft war er durch Veranlagung und Übung so erfahren, daß er einem, der gleich dem Ahitophel109 von allen wie ein Engel angesehen wurde und ihn zu verhöhnen wagte, mit heiterert « Miene und schmeichelnden Worten, aber innerlich ziemlich aufgebracht

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quantulum commota rependeret: 0 sapientissime Anshelme110, si fas sine­ ret, dicere auderem, quia tramite non recto incedis. E x qua die idem veri­ dicus6) ab universis est pro nihilo deputatus. 21. Elemosinis vero ita intentus erat misericordissimus Hludowicus, ut eas non solum in conspectu suo sed et per se ipsum fieri maluisset. Insuper # et ubi ipse absens fuisset, ita pauperum causas moderari decrevit, ut uni ex eis, qui ex omni parte debilis sed animosior ceteris videbatur, ipsorum commissa, furtorum redditiones, iniuriarum vel lesionum taliones, in mai­ oribus etiam commissis membrorum abscisiones aut truncationes capitum nec non et suspensiones corporum per eum fieri praeciperet. Qui constitu- io tis ducibus tribunis et centurionibus eorumque vicariis rem sibi delegatam haut segniter implevit. Ipse autem clementissimus augustus in cunctis illis dominum Christum veneratus eis alimènta et quibus tegerentur im­ pendere nunquam destitit. E t praecipue in illa die, qua Christus, m ortali tunica exutus, incorruptibilem /resum ere parabat. In qua etiam cunctis in u palatio ministrantibus et in curte regia servientibus iuxta singulorum per­ sonas donativa largitus est, ita ut nobilioribus quibuscumque aut balteos aut fascilones preciosissimaque vestimenta a latissimo imperio perlata distribui iuberet ; inferioribus vero saga Fresonica omnimodi coloris daren­ tur; porro custodibus equorum pistoribusque et cocis indumenta linea 20 cum laneis semispatiisque, prout opus habebant, proicerentur. Cumque iam nullo indigente secundum actus et dicta apostolicam esset in om ni­ bus gratia magna, quando et pauperes pannosi, iocundissime dealbati, K yrieleyson Hludowico beato per latissimam curtem vel curticulas Aquarumgrani, quas Latini usitatius porticuum nomine vocant, usque ad celum » voces efferrent, et qui poterant de militibus pedes imperatoris amplectentibus, aliis vero eminus adorantibus iam cesare ad ecclesiam procedente quidam de scurris ioculariter inquit : 0 te beate Hludowice, qui tot homines una die vestire potuisti! Per Christum, nullus in Europa hodie plures vestivit quam tu praeter Atonem 11*. Cumque imperator ab eo quereret, so quomodo ille plures vestire potuisset, mimus, quasi gaudens se im perato­ rem in admirationem vertisse, cum chachinno intulit: Hodie, inquiens, ille nova indumenta largitus est plurima. Quod dulcissimi gestus1) impe­ rator blando vultu pro ludo et ineptiis percipiens humili devotione ecclee) Die Handschriften M jV 2 bieten: viridicus (ob als iuridicus su verstehen?) f) So die Schulausgabe. Der Anfang ist verderbt , vielleicht ist su lesen : quod indulgentissimus. 110 Nach Thegan Vita Hludowici 22 Erzbischof von Mailand. 111 Apostelgeschichte 4, 34. 111 A to unbekannt.

Kaiser Ludwigs Milde

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folgende A n tw o r t g a b : D u weisester A n sb e lm 110, wenn es nicht Sünde wäre, w ürde ich die B eh aup tu ng w agen, d aß D u nicht a u f dem rechten W e g e b ist. V o n diesem T age an w ar dieser W ahrh eitsk ü nd er in den A u g en aller M enschen erledigt. 5

2 1 . A u f A lm o sen w ar der barm herzige L u d w ig so sehr bedach t, d aß er sie nicht b lo ß v or seinen A u g en geben ließ, sondern n och lieber persönlich gab . D a z u ließ er auch noch, sobald er selbst abw esend w ar, die Sache der A rm en in der W e ise führen, d aß einem unter ihnen, der zw ar in körper­ licher H in sich t allerseits behindert, aber im G eist tüchtiger als die andern

io erschien, die W e isu n g gab , d aß ihre Vergehen durch ihn b estraft, also die R ü ck ga b e gestohlenen G u ts, V ergeltu n g v o n K rän k u n gen und V erletzu n ­ gen, bei schwereren V ergehen auch V erstü m m elu n g, E n th au p tu n g und A u f­ hängung durch ihn geschehen solle. D ieser setzte H erzoge, Tribunen, Centgrafen und deren Stellvertreter ein u nd erfüllte die ihm übertragene is A u fg a b e m it H in g a b e . E r selbst aber, der m ilde K a iser, verehrte bei alle­ d em den H errn Christus und hörte niem als auf, ihnen N ah run g und K le i­ dung zu gewähren. B esonders w ar das der F a ll an d em T age, d a Christus seiner sterblichen H ü lle ledig sich anschickte, die unvergängliche wiederanzulegen. A n diesem T ag e teilte er auch allen, die im P a la st aufw arteten 2o und a m H o fe des K ö n ig s dienten, je n achdem , was der einzelne w ar, G e ­

schenke aus, sodaß er den V ornehm eren allen W ehrgehänge oder G ürtel und w ertvolle K leid u n gsstü ck e, die m a n aus d em w eiten R eich heran­ geh olt h a tte, austeilen ließ, den Geringeren aber friesische M än tel v o n jeder F arbe gegeben w urden, während Pferdew ärter, B äcker u nd K ö c h e 25 m it K leid ern aus L einen u nd W o lle u nd halblangen Schw ertern, wie sie es brauchten, b ed a ch t wurden. So g a b es bei ihnen n ach den T a ten und W o rte n der A p o ste l111 keinen B edürftigen m ehr, und bei allen war der D a n k groß, da die zerlum pten A rm en je tz t in erfreulichstes W e iß gekleidet durch den weiten H o f v on A ach en und durch die kleinen H ö fe zogen, die 30 m an üblicherweise lateinisch als Porticus bezeichnet, u nd ihr K yrieleison für den glückseligen L u d w ig b is zu m H im m e l erschallen ließen. D a sprach, als auch v on den K riegern, wer kon n te, die F ü ß e des K aisers u m fa ß te, andere ihn aus der Ferne verehrten, einer v on den Spielleuten, als der K a iser sich schon zur K irch e w an dte, zu ihm im Scherz : Glücklicher L u d 35 wig, der D u so viele M enschen h ast an einem T age kleiden können! B ei

Christus, keiner h at heute in E u rop a m ehr M enschen gekleidet als D u , abgesehen von A t o 112. U n d als der K aiser fragte, wie dieser habe noch m ehr M enschen kleiden können, da freute sich der Spielm ann, d aß er den K a iser zu m E rstau n en bringen kon n te, und sagte unter L a c h e n : der h a t heute 40 am m eisten neue K leid er ausgeteilt. D er h uldvolle K aiser n ahm diese

426

Notkeri Gesta Karoli II 21-22

02/93

siam intravit, in qua ita timorate se gessit, quasi ipsum dominum Iesum Christum prae oculis corporalibus habere videretur. / 22. Qui etiam omni tempore, non pro aliqua necessitate sed pro largiendi occasione, singulis sabbatis balneari et cuncta, que deposuerat, praeter gladium et balteum apparitoribus suis dare consueverat. Que eius libera- s litas usque ad infimos etiam pervenit, adeo ut Stracholfo vitreario servo Sancti Galli totam vestituram suam tunc sibi servienti praeciperet dari. Quod cum erronei militum vassalli cognovissent, ei iuxta viam insidias ponentes spoliare m oliti sunt. Quibus cum idem diceret : Quid facitis, vitre­ ario cesaris vim inferentes? responderunt: Officium quidem tuum habere io te perm ittim us«). . .

K) Hier enden ohne Sehlußbemcrkung die Handschriften V jO iV 2T. In G M ! int das Ende bezeichnet durch die W o rte : Explicit liber quartus. Außerdem versuchen G und M 2 eine Ergänzung des letzten Satzes: autem extra officium sunt habere volumus.

permittimus, que

Kaiser Ludwigs Milde

427

Bemerkung mit heiterer Miene als Scherz und Spaß auf und betrat in demütiger Ergebenheit die Kirche, in der er sich so gottesfürchtig zeigte, als ob er den Herrn Jesus Christus vor seinen leiblichen Augen zu haben schien. 6 22. Er pflegte auch zu jeder Zeit, nicht aus irgend einem Bedürfnis, son­ dern wegen der Möglichkeit des Schenkens an jedem Sonnabend ein Bad zu nehmen und alles, was er ablegte, außer dem Schwert und dem Wehr­ gehänge, seinen Dienern zu geben. Diese seine Freigebigkeit kam selbst den Geringsten zugute, so daß er dem Glasmacher Stracholf, einem Dieio ner des heiligen Gallus, der ihm damals diente, seinen ganzen Anzug geben ließ. Als herumstreifende Vasallen der Krieger das erfuhren, legten sie ihm am Wege einen Hinterhalt und wollten ihm den abnehmen. Als er ihnen zurief: Was macht Ihr da ? Ihr tut ja dem Glasmacher des Kaisers Gewalt an, da erwiderten sie: Deine Tätigkeit magst Du behalten . . .

REGISTER

Aaron

(Harun

al

Raschid) ,

K a lif

von Bagdad 390, 392.

Adalhelmus, Graf v. Laon 298. Sohn : Waltgarius.

Abodriti 8. Obodriti.

Adalongus, Graf (t 895) 302.

Abraham 342, 392.

Adalpero 8. Adalbero.

Absternacum

Adalwini (f8 8 0 ) 112.

(Echternach) monaste­

rium S. Willibrordi 232.

Addasta (f8 8 0 ) 112.

Achab, König v. Israel (918-897) 116,

Addua (A dda) 166.

Achitofel 422.

Aderam (f8 8 0 ) 112.

Achivi 390.

Adrianus I I ., Papst (867-872) 72, 78,

Adalardus, Bischof v. Verona (905) 314. Adalardus, Graf v. Metz (880,882) 112, 262. Söhne: Gerardus, Mahtfridus, Richarius.

^

21 8 -2 2 4 , 232. Adrianus I I I ., Papst (88 4 -8 8 5 ) 124, 142. Adventius, Bischof v. Metz (858-875)

Adalardus, Sohn d. Herzogs Heinrich (t 902) 304, 312.

226. Aedui 334.

Adalbero, Bischof v. Augsburg (8 8 7 910) 156, 276.

Aegyptii 364. Afri 362, 390.

Adalbertus, Bischof v. Bergamo (894)

Africa 216. Africani 406.

158. Adalbertus, Graf v. Metz ( f 841) 24,

Agathon, Erzbischof (873) 92. Ageldrudis, Gemahlin d. Herzogs W i­

26, 28. Adalbertus I., Markgraf v. Tuscien.

do II. v. Spoleto 164, 166, 304.

Sohn d. Bonifacius(878) 106. Söhne :

Agrippina Colonia 8. Kolonia

Adalbertus I I ., Bonifacius II.

Aida (+880) 112.

Adalbertus I I ., Markgraf v. Tuscien, Sohn d. Adalbertus I. (894) 158,164. Adalbertus, Sohn d. Herzogs Heinrich

Alamanni 26, 74, 116, 132, 144, 146, 150, 154, 156, 160, 162, 174, 260, 334.

( t 906) 304, 312, 316. Adalbertus, Erzieher Notkers 374,376.

Alamannia 24, 28, 34, 52, 88, 128, 130, 134, 136, 144, 150, 154, 160, 162,

Sohn: Werinbertus. Adalgisus, Herzog v. Benevent (871) 82, 2 32-236. Tochter: Ageldrudis. Adalhartus, A b t von St. Bertin (858)

176, 248, 252, 260, 272-276, 318. Alanus, Herzog d. Bretonen (t 907) 246, 290. Alasatia 8. Alsatia.

52.

S. Albani ecclesia in Mainz 34, 50.

Adalhartus s. Adalardus. Adalheidis,

Ailwart (+880) 112.

Gemahlin

Ludwigs

d.

Stammlers 254,298. Sohn : Karolus.

Albdagi comitatus (873) 90. Albericus, Graf (t 896) 264, 298, 304.

R egister

432

Albinus (Alchwine f 804) 324, 332,

4 2 4 ; palatium 20, 22, 28, 78, 8 2 ,1 0 0 , 106,

334. Albuinus (864) 230. Brüder: Betto,

114, 226, 228, 248, 260, 292,

3 6 6 -3 7 0 ;

Marienkirche

364,

366,

386, 388.

Bivinus. Alcedronensis ( Auxerre) regio 28, vgl. Autissiodorum

Aquisgrani 8. Aquis. Aquitania 20, 26, 30, 32, 4 2, 46, 146,

Alexander, König v. Mazedonien 410.

186, 188, 212, 214, 298, 302, 376.

Alfwini (t 880) 112.

reges : Pippinus I., Pippinus II. dux : Ramnulfus.

Alisatia 8. Alsatia. Alpes 98, 144, 160, 162, 252, 382, 404.

Aquitanii 24, 44, 186, 334.

Noricae 94. Penninae 214, 280, 300.

Arar (Saône oder Aare) 392. 394.

Italicae 378.

Arbo,

Alsatia (E U a ß) 22, 54, 88, 120, 128,

Markgraf d. Ostmark

(8 7 1 —

c. 909) 136,1 3 8 ,1 7 0 . Sohn : Isauricus. Arduenna 260, 296.

144, 146, 354. Altfridus, Bischof v. Hildesheim (8 4 7 -

Arelatensis dux (Folcratus) 32. Argentoratum (Straßburg) 30, 9 0 ; vgl.

874) 50, 66, 230. Aman 128.

Strazburgus.

Ambrosius, Kirchenvater 394, 396.

Armenii 390.

Ambrosius, Graf v. Bergamo ( f 894)

Arn, Bischof v. Würzburg (85 5 -8 9 2 ) 48, 82, 84, 120, 298.

156, 158, 300. Anastasius, oström. Gesandter (894)

Arnoldu8 s. Arnulfus. Arnulfus, Bischof v. Metz (6 12-641)

160. Andegavis (Angers)

186,

192,

238.

258; basilica 26, 184. Arnulfus, König (8 8 7 -8 9 9 ) 110, 130,

provincia 214. (Andlau) Kloster im Elsaß 276.

132, 1 38-174, 258, 2 7 6 -2 8 0 , 288,

S. Andreae festivitas (30. N ov.) 304.

292, 294, 2 9 8 -3 1 0 ,4 0 8 . Vater : K arl-

A n d r e n a c u m ^ ndernach) 5 8 ,1 0 2 ,1 3 2 ,

mannus. Gemahlin: U ota.

Söhne:

Zwentibaldus, Ratoldus, Hludowi-

250, 268. Andwerpa (Antwerpen) 22.

cus IV .

Anesus (E nn s) 174, 176.

Arnulfus, Graf (f89 1 ) 292.

Angli 324.

Arsenius, Bischof v. Orte (865) 66, 68, 198-202.

Angri 44. Ansbaldus, A bt v. Prüm (86 0 -8 8 6 ) 188, 272. Ansgard,

Ascrichus, Mönch v. Fulda (844) 32. Ascloha (Aaselt) 11 6 ,1 3 0 ,1 3 2 ,2 6 0 ,2 6 6 .

Gemahlin

Ludwigs

d.

Asgabrunno (Eschborn) 96.

Stammlers 254. Söhne: Ludowicus,

Assirii 384.

Karlmannus.

Assuerus, König der Perser f4 8 5 -4 6 5 )

Ansger, Graf v. Ivrea (894) 158.

128.

Anshelmus 424.

Athenienses 324.

Anternacum s. Andrenacum.

Athesis (Etsch) 120.

Antonius, Heiliger 368.

A to 424.

Aquis ( Aachen) 20, 22, 26, 28, 78, 94,

Atrabatis ( Arras) 256, 312.

104, 106, 108, 182, 194, 198, 306, 3 3 0 -3 4 0 , 362, 370, 386, 398, 410,

Augea ( Reichenau) 146, 150, 278, 294 A b t : H atto.

Register Augusta (A osta) 160.

Basilius, oström. Kaiser (867-886) 84,

Augusta Vindelica (Augsburg) 2 0 ,1 6 6 ,

92. Sohn: Leo.

200. 276. Bischof: Witgarius, Adal­

Batua ( Betuwe) 270.

bero.

Beda ( t 735) 324, 412.

Augustinus, Kirchenvater 334, 422. Kloster in Pavia 324. Graf:

Mahtfridus,

Belial 358. Belthomu8 (Beitem ) 302. Bemani s. Boemani.

Uodo. Aurelianus,

Behemi s. Boemani. Belgica Gallia 64, 146.

Aurelianis (Orleans) 22, 274, 282. B i­ schof: W alter.

433

Erzbischof v. Lyon

(c. 8 7 5 -8 9 5 ) 254.

Beneventum 30, 72, 8 2 ,1 9 8 , 216, 2 3 2 236. d u x : Adalgisus.

Aurora 388.

Bennolinus s. Bernhardus.

Austra8ii 256.

Berehtrammus, Alamanne (873) 88.

Autissiodorum ( Auxerre) 274.

Berhtoldus, G raf (884) 140.

A va, G raf ( f 880) 112.

Berengarius, Markgraf v. Friaul, K ö ­

Avares, Avari 284, 404. Avari qui dicuntur Ungari 160, 162,

nig v. Italien (88 8 -9 2 4 ) 136, 1 4 2 146, 164, 278, 308, 314. Berengarius, G raf (861) 60, 68. Brü­

168, 174. Axanus (A isn e) 300.

der: U do, W aldo. Bernardus, König v. Italien (811-817)

Babenberh ( Bamberg) 312, 316. Baioaria 2 4 -2 8 , 42, 68, 74, 8 0 -8 4 , 90, 94, 98, 1 06-110, 114, 116, 126, 130, 134, 140, 150, 154, 156, 162, 166, 168, 176, 252, 256, 258, 262. 276, 294, 298, 314. Baioarii 72, 74, 82, 86, 132-138, 142, 144, 148

154, 160, 170-176, 226,

262, 294, 324. vgl. Norici. Baioarica gens 136, 162. Baioaricum regnum 174. Balduinus I ., G raf v. Flandern (t 879)

182. Sohn: Pippinus. Bernardus, dessen Enkel 182. Bernarius ( t c. 883) 264. Gemahlin: Friderada. Bernhardus, Graf v. Barcelona ( t 844) 20, 30. Bernhardus, Graf v. Macon (880) 112. Bernhardus, Sohn d. Kaisers Karl I II. 124, 404, 408. Bertulfus, Bischof v. Trier (870-883) 226, 262. Betto 230.

182. Söhne: Balduinus I I ., Rodul-

Biburg (Biberich) 94.

fus.

Biorzuna ( Birten) 112.

Balduinus I I ., Graf v. Flandern (8 7 9 918) 182, 312. Balduinus, dessen Gefolgsmann 182. Baltramnus,

Bischof v. Straßburg

(8 8 6 -9 0 6 ) 318. Barcenonensis ( Barcelona) dux (Bern* hartus) 20, 30. Bardo, G r a f( t 856) 48. Bardo, drei Grafen ( f 880) 112. Basala ( Basel) 58.

Bisestat (Bürstadt) 76, 88. Bivinus 230. Blavitta ( Blavet) 290. Blesiacus pagus ( Bliesgau) 314. Bobiense (Bobbio) monasterium 332. Bodo ( t 880) 112. Boemani 3 2 -3 8 , 48, 7 2 -7 6 , 82, 84, 94, 112, 162, 170, 252, 288, 404. Bolonnia ( Bologna) 162.

Register

434

S. Bonifacii basilica in Fulda 4 4 ; m o­

254, 280, 300, 386. K ön ige: Boso, Hludowicus I I I ., Ruodolfus.

nasterium 124.

Byzantinus rex 362.

Bonifacius V I., Papst (896) 166. Bonifacius I ., Markgraf v. Tuscien

Caïn 400.

106. Sohn: Adalbertus I. Bonifacius I I., Markgraf (894) 158.

Cameracus ( Cambrai) 114.

Boppo 8. Poppo.

Campania 232, 234, 386.

Boso, G raf200. Gemahlin : Engiltruda.

Capua 234.

Boso, König von Burgund (879-887)

Caputmontium (K em pten) 56.

108, 112, 144, 146, 150, 252, 254,

Carantanum 62, 176, 252.

300, 304, 314. Schwester: Richildis.

Carantani 62, 284.

Gemahlin : Hirmingardis. Sohn : Hlu-

Carbonaria silva 256.

dowicus III.

Carentania

Brazlavo, Herzog (884, 896) 142, 154,

Carinthia 62, 142. 176. Carlomannus s. Karlmannus.

168. Brenno, Anführer der Galli Senones

Carlus 8. Karolus. Carnutum,

304. Briacus

s. Carinthia.

( Brienne

le

Château,

dép.

corrupte Caranta­

Caruntanum s. Carantanum.

Aube) 54. Briganticus lacus (Bodensee) 24, 32, 58.

S. Cassiani ecclesia in Regensburg 150. Catilino more 72.

Brittanni mercatores 322, 406. Brittannia 190,

quod

num dicitur 252.

192, 240, 246, 288,

292.

Chemissem, Chiemicse (Chiemsee) 162, 302. Chinheim ( Kemtemerland) 266.

Brittannicus oceanus 184, 186.

Chirihheim s. Kirihheim.

Brittones 32, 70, 182. 190, 192, 214,

Chuonradus 8. Cuonradus.

2 4 0 -2 4 4 , 286, 290. Herzoge: Mur-

Clemens (Scotus) 322, 324.

manus, Numenoius, Herispoius, Sa­

Coloburg (Kolm ar) 120, 136, Colum-

lomon, Pasquitanus, Vurfandus, Vidicheil, Alanus. Brixia (Brescia) 98, 128. Brixiensis

brense genicium 378. Colonia ( K öln) 42, 50, 64, 66, 76, 78, 100, 102, 114, 120, 162, 192, 226,

pagus 90.

248, 250, 260, 270, 290, 292. E rz­

Bromius 356.

bischöfe: Guntharius, W illibertus,

Brun, Herzog der Sachsen ( t 880) 112. Schwester: Liutgardis. Bulgari 20, 32, 42, 62, 70, 138, 154,

Herimannus. Columbanu8 332, 376. Columbrense genicium s. Coloburg.

1 6 2 ,1 6 8 ,2 2 0 ,2 8 4 ,3 6 2 ,3 7 8 . K önige:

Comianus mons 140.

Michael, Laodomir.

Compendium (Compiègne)

Bulgaria 154. Bunna (B on n ) 114, 260, 294. Buoso s. Boso. Burchardus, Graf in Thüringen ( f90 8 ) 298. Burgundia 1 1 4 ,1 2 8 ,1 4 2 ,1 4 6 ,1 6 0 ,1 6 2 ,

20,

108,

192, 314. Confluentes (Koblenz) 30, 34, 50, 52, 60, 116, 134, 250, 268. Constantia

(Konstanz)

150, 290, 376.

Bischöfe: S a lo m o n i., S a lo m o n ii., Salomon I I I .

435

Register Constantiensis (Coutances) episcopus

Dowina (Theben) 64, 74, 82. Dravus (D rau) 20, 142.

(Lista) 290. Con8tantinopolis 168, 360, 380, 384,

Drogo, Bischof v. Metz (823-855) 26, 186, 336.

408. Constantinus (896) 166.

Drogo, Bischof v. Toul (906) 318.

Corbeiense (Corbie) monasterium 42,

Dudo ( f 880) 112. Dura ( Thur) 404.

46. Cornelius Tacitus 44.

Durfos (unbekannt) 1306, 308.

Corontana urbs 148.

Durgowe ( Thurgau) 404.

Corsica 236.

Duringi s. Thuringi.

Cumanus a. Comianus.

Dusiaca villa (T u sey) 66.

Cumensis ( Como) lacus 166.

Dyla (D y le ) 152, 294.

Cuonradus, Graf v. Auxerre (864) 146, 214, 280. Bruder : Hugo abba. Sohn :

Ebbo, Erzbischof v. Reims (835) 184.

Ruodolfus I.

Eberhardus, Graf v. Friaul 52, 146,

Cuonradus, Graf, Vater des Genannten

278. Sohn: Berengarius I. Eberhardus, Graf v. Friesland (8 8 5 -

54. Cuonradus,

Herzog

v.

Thüringen

( t 906) 298, 308, 314, 316. Cuonradus, König in Ostfranken (9 1 1 -

898) 260, 270, 308. Eberhardus ( t 902) 312. Eberhardus, Erzbischof v. Sens ( f 886) 282.

918) 316.

Eboregia (Jvrea) 158. Dalmatae (Dalaminzii) 48 , 112.

Ebulo, A b t v. St. Denis 298.

Dani 38, 42, 46, 50, 88, 152. K önige:

Edui s. Aedui.

Horic I ., Horic I I ., Sigifridus. Danubius 48, 64, 138, 140, 160, 168, 170, 176, 2 0 0 ; vgl. Hister.

Eggihardus, Graf v. Walcheren ( f 837)

22. Egidora ( Eider) 50, 88.

Darius 412.

Egil, A b t v. Prüm (8 53-860) 1 8 6 ,1 8 8 .

David 384, 400, 410, 420.

Egino, Graf (882, 883) 120, 134, 136.

Denimarca 266.

Egino (906) 318.

Deotmarus,

Egiptii s. Aegyptii.

Erzbischof

v. Salzburg

Eibilinga (Aibling) 156. 172.

(8 7 3 -9 0 7 ) 174. Desiderata,

Tochter

des

Desiderius

Einhartus, A b t 94.

412. Desiderius,

Einhardus 24.

König

d.

Langobarden

(757-774) 412, 414.

Eishere 404. Elamitae 390.

S. Desiderius, Bischof v. Vienne 376.

Eleazar 372.

Destarbenzon Frisiones 124.

Elisacia s. Alsatia.

S. Dionisius ( St. Dénis) 106, 264, 266,

Embricho,

298, 300, 306. Äbte : Ebulo, Gozilin.

Bischof

v.

Regensburg

(86 4 -8 9 1 ) 76, 150.

Dis 356, 368.

Emilia 386.

Diusburh (Duisburg) 122, 266.

S. Emmerammus 72. Kirche in R e­

Diuza ( Deutz) 228. Dorestadum (Dursiede) 22, 34, 38, 50.

gensburg 98, 150, 174, 398. Enachim 404.

Register

436

Engilberga, Gemahlin d. Kaisers Lud­ Engildio, Markgraf in Baiern(895) 160. Engilmarus, Bischof v. Passau (8 7 4 -

266. Gemahlin: Friderada.

Engilscalcus I., G raf d. Ostmark (871) 80, 136-140. Söhne: Papo, W erin-

148, 150, 310.

I I .,

Graf d.

166, 304. Forum Juliense (Friavi) 142, 1 4 8 ,1 6 6 , 278, 416. Markgrafen: Berengarius, W altfredus. Franci 2 0 -2 8 , 100, 1 2 0 ,1 3 0 , 182, 184,

harius, Engilscalcus II. Engilscalcus

Foracheim (Forchheim) 52, 84, 9 4 ,1 0 8 , Formosus, Papst (8 9 1 -8 9 6 ) 156, 1 6 2 -

899) 174. Engilramnus, G raf y. Flandern (864)

66,

Fontaniacum (Fontenoy) 28, 184. Fontinata 8. Fontaniacum.

wig II. 236.

Ostmark

(893) 154. Engiltruda, Gemahlin d. Grafen Boso 200. Vater: Mahtfridus.

190, 218, 254, 258, 278, 288, 298, 3 2 2 -3 2 6 , 334, 356, 362, 3 7 2 -3 8 0 , 392, 400, 406, 412, 416, 422. Francigena 382. Ostfranken 26, 36, 38, 42,

Equitania s. Aquitania.

46, 48, 66, 74, 80, 96, 1 0 4 ,1 1 6 ,1 1 8 ,

Erambertus, Graf d. Isanagaus (879,

120, 126, 130, 132, 142, 1 4 8 -1 5 4 ,

898) 110, 172. Ermenrichus, Bischof v. Passau (867) 70.

162. Westfranken (d. i. W estteil O st­ frankens) 150, 154, 162. Francia 46,

66, 6 8 , 78, 84, 94, 96, 110,

Ermingarda s. Hirmingardis.

112, 124,

128, 142, 146, 150,

154,

Ernustus, Markgraf in Böhmen ( f 865)

162, 176,

184, 192, 196, 198,

218,

262, 276,

278, 298, 322, 334,

336,

36, 50, 60, 66. Ernustus, sein Sohn (857) 50.

374, 376, 386, 3 8 8 ,4 0 4 -4 0 8 ; orien­

Erpf, Graf ( f 856) 50.

talis 42, 252, 318, 3 9 8 ;

Erpfesfurt ( Erfurt) 44.

antiqua 354, 3 9 6 ; occidentalis 160.

Europa 146, 344, 366, 388, 390, 424. Evesa, Gemahlin d. Meginhard (880) 260.

nova 3 5 0 ;

Franco, Bischof v. Lüttich (85 4 -9 0 1 ) 306. Franconofurt (Frankfurt) 2 2 -2 6 , 48, 52, 68, 76, 80, 82, 86, 9 4 -1 0 0 , 1 0 4 -

Falernum 354.

114, 124, 1 4 4 -148, 246, 248, 298,

Farabertus, A b t v. Prüm (8 8 6 -8 9 2 )

398.

272, 296.

Frisia 32, 252, 264, 268.

Faroldus 166.

Frisiaca lingua 118.

Finees 206.

Frisiones 22, 92, 114, 124, 126, 262,

Flameresheim (Flamersheim) 230.

268, 374. Westfriesen 98, 392, 424.

Florentina urbs (Florenz) 162.

Friderada 266.

Flandri 182.

Frideslar (Fritzlar) 316.

Florichingas ( Flörchingen) 306.

Fulda 32, 4 8 , 58 , 66, 84, 170, 288.

Folchardus, Chorbischof von Mainz (t 853) 44. Folco, Erzbischof v. Reims (88 3 -9 0 0 )

Äbte :

Hrabanus,

H atto,

Thioto,

Sigihartus. Furiolana urbs s. Forum Juliense.

298, 302, 312, 314. Folcratus, dux Arelatensis 32.

Gabriel 94.

Folcwart, Graf ( f 880) 112.

Galgala 384.

437

Register Galli 126, 324, 334, 374, 376, 406. Senones 304. Gallica lingua 360.

Godefridus I. ( f 810), König der D ä­ nen 406.

Gallia 2 8 ,3 0 ,4 4 , 54,58, 60, 6 6 -7 2 , 88, 9 6 -1 0 0 , 104, 106, 110-114, 122, 126, 142, 162, 196, 200, 202, 216, 218, 238, 252, 262, 264, 274, 280, 300, 322, 324, 332, 376, 386. Gallia Bel­ gica 64, 146. Narbonensis 406. Galli­ canum regnum 174.

Godefridus I I I .,

König

der Dänen

(t8 8 5 ) 1 1 6 -124, 132, 260, 264, 266, 270. Gemahlin: Gisla. Godefridus,

K önig

der Normannen

( t 891) 154. Godescalcus hereticus (848) 36. Goliath 410.

Gardulfus, Graf d. Priesen (885) 268.

Goriwei, Herzog d. Böhmen 84.

Gauzbertus s. Gozbertus.

Gota - 8. Gode -

Gebehardus, Graf ( f 910) 308, 312,

Gothi 378.

316.

Gozbaldus, Bischof v. Würzburg (8 4 2 -

S. Gallus 376, 396, 404, 426. Monaste­ r i u m ^ . Odilen) 272, 290, 364, 374, 402. Ä b te : Othmarus, Grimaldus,

855) 46. Gozbertus, Graf v. Maine ( f 853) 46, 190. Gozbertus, Sohn d. Ram nulf I. (892)

Hartmutus. Gerhardus, Markgraf in Italien (894)

298. Gozilin, Bischof v. Paris ( t 886) 126,

158. Gerhardus, G raf v. Metz (892, 906) 296, 304, 310, 31 4 -3 1 8 . Gemahlin:

274. Goztomuizl (Gostimysl), König der Obodriten 32.

Oda. Gerinesheim (Gernsheim) 80.

Grabfeld 40.

Germani 222. Germanicus populus 90,

Gradibus St. Petri 166.

106, 114.

Graman ( t 899) 172.

Germania 4 0 ,4 2 , 64, 66, 70, 72, 90, 96,

Greci 70, 84, 92, 100, 160, 168, 180,

108, 134, 184, 202, 206, 212, 262,

232, 234, 334, 362, 382, 384. Gre-

310, 344, 392.

corum scola in Rom

S. Germanus, Bischof v. Neapel 234. S. Germanus, Bischof v. Auxerre 274. Geroldus ( t 799) 374, 378. Bruder: Odalricus. Schwester: Hildigarda.

derivatio

336.

164.

Kaiser:

Greca

Basilius,

Leo. Grecia 362. 380. Gregorius I., Papst (590-604) 218, 324.

Geroltus, Graf (861) 60.

Gregorius I V ., Papst (82 7 -8 4 4 ) 2 2 ,3 0 .

Gerrih, Graf (f8 8 0 ) 112.

Gregorius superista ( t 882) 118.

Gerulfus, Graf d. Friesen (885) 268,

Grimaldus, A b t v.

St. Gallen (8 4 1 -

872) 332.

308. Gisalbertus, G raf im Maasgau (846,

Gudurm, Neffe d. Dänenkönigs Horic I. ( t 854) 46.

848) 32, 36. Gisla, Tochter Lothars I L ( 883, 885)

Gulia (Oeule) 292.

1 20-124, 264, 270. Brader: Hugo.

Guipa ( K ulpa) 154.

Gem ahl: Godefridus I II.

Gundachar, Vasall Karlmanns ( f 869)

(Glismuoda),

Mutter

Eberhard 316. S. Goar 308.

d.

Conrad

u.

62, 72. Gundolfi villa (Oondreville) 112, 114, 266, 272.

Register

438

Guntboldus, Vasall Karlmanns (866)

68.

Hem m a, Gemahlin d. K gs. Ludwig I I . 96, 98, 248. Söhne: Karlmannus,

Guntharius, Erzbischof v. K öln (8 5 0 863) 50, 64, 66, 70, 76, 192-198?

Hludowicus I I I ., Karolus. Hemmerammus s. Emmerammus. Hemmingu8, S. d. Halpdan ( f 837) 22.

Hadawart, Bischof v.Minden (1 853) 44.

Hengistfeld ( Hengstfelden) 154.

Hadrianus s. Adrianus. Hagano,

Hem m o, Bischof v. Halberstadt (8 4 0 853) 44.

Haddo s. H atto. (863)

Herialdus, Normanne (850, 852) 38,

episcopus

Heribertus, Graf v. Vermandois (892)

Bischof v. Bergamo

42. Bruder: Roric.

196. Halbarensis

(Halberstadt)

182, 298.

(Hemmo) 44. Halbdeni, Bruder des Dänenkönigs

Heridanus 126, vgl. Padus. Heriman, Herzog der Böhmen (872) 84.

Siegfried (873) 88. Halpdan, Vater d. Hemming (837) 22. Hals, Dänenfürst (882) 132.

Herimannus, Bischof v . K öln (8 9 0 924) 162, 290.

Hammaburg ( Hamburg) 32.

Herispich 270.

Hartmutus, A b t v. St. Gallen (8 7 2 -

Herispoius, K önig d. Bretonen (8 5 1 -

883) 396.

857) 192, 214, 246.

Hartwig presbiter (876) 102.

Heristellium ( Herstal) 230.

Harudi ( Harzgau) 44.

Heriveus, Erzbischof v. Reims (903)

Haschiricus, Bischof v. Paris (886,

314.

889) 274, 308.

Hessia 316.

Haslon 8. Ascloha.

Hester 128.

Haspanicus pagus (Haspengau) 114,

H etti, Bischof v. Trier ( t 847) 186.

122.

Hiberi 390.

HastingU8, Herzog d. Normannen (866, 868) 216, 244.

Hieronymus ( f 420) 182, 334.

H atto, A b t v. Fulda (84 2 -8 5 6 ) 48. H atto, A b t d. Reichenau, Erzbischof v. Mainz (891-913) 150, 156, 158, 162, 294, 308. H au lf ( f 880) 112.

( t 783) 326, 338, 344, 388. Hildegardis, Tochter d. Königs Lud­ Hludowicus.

80, 112, 120-128, 132-136, 142,

26 6 -2 7 2 , 304. Bruder: Poppo. Söh­ n e: Adalardus, Adalbertus, Heinricus.

Hildericus I I I ., König d. Franken (743 -7 5 1 ) 334. Hildibrandus, Markgraf

in

Italien

(894) 158. Hildigrim, Bischof v. Halberstadt

Heinricus, Sohn d. Genannten ( f 902) 304. Heitto,

Hildigarda, Gemahlin Karls d. Gr.

wig I I I . 160, 302. Brüder: Hugo,

Heinrich, Graf in Ostfranken (t 886)

68,

Hibernia 322.

(8 5 3 -8 8 6 ) 44. Hildiwart ( t 880) 112.

Bischof

382, 384. Helias 218. Hellas 382.

v. Basel

(80 0 -8 2 3 )

Hilduinus, Bischof v. K öln (870) 226, 228. Hincmarus, Bischof v. Reims (8 4 5 882) 66.

439

Register

Hludowicus I I I ., dessen Sohn, König

Hionna ( Yonne) 280. Hirmindrudis, Gemahlin Karls d. K a h ­ len 230. Hirmingardis,

Gemahlin d.

Kaisers

in Ostfranken (87 6 -8 8 2 ) 46, 52, 68, 74, 76, 80, 8 4 -9 6 .

100-116, 138,

248,

302.

250,

2 5 6 -2 6 2 ,

Bonder:

Hildegardiß, Hludowicus, Hugo.

Lothar 186. Hirmingardis, Tochter d. Kaisers Lud­

Hludowicus, dessen Sohn ( f 879) 262.

wig IL 252, 300. Gem ahl: Boso.

Hludowicus I V ., Sohn d. Königs A r­ nulf, König v. Ostfranken (900-911)

Hispani 334, 392.

156, 174, 176, 310, 316.

Hispania 376.

Hludowicus I I „ der Stammler, König

Hispanica marca 20. Hister 86, 138, 148, vgl. Danuvius.

v. Westfranken (877-879) 106-112,

H itti ( f 880) 112.

160, 230, 254. Söhne: Hludowicus

Hlotharii regnum ( Lothringen) 64, 74,

I I I ., Karlmannus, Karolus I II.

7 8 ,1 0 0 ,1 0 6 , 1 1 0 ,1 5 2 , 162, 184, 188, 196, 226, 230, 248, 250, 256, 264, 268, 272, 280, 292, 2 9 8 -3 0 2 , 314. Hlotharius I., Kaiser (81 7 -8 5 5 ) 2 0 -4 2 , 48,

1 82-190.

Gemahlin:

Hirmin­

Hludowicus I I I ., König v. W estfran­ ken (87 9 -8 8 2 ) 110-114, 254, 264. Hodingas 8. Otinga. Hohsingi ( Hassegau) 44. Hohstedi (Höchst a. M a in ) 38.

gardis. Söhne: Hludowicus I I ., H lo­

Holofernes 406.

tharius I I ., Karolus.

Horic I ., König d. Dänen (f85 4 ) 42,

H loth ariu sII.,K ön ig (855-869) 4 8 -5 2 , 60, 76, 110, 114, 1 2 0 ,1 2 4 ,1 4 2 ,1 8 6 , 2 1 0 ,2 1 4 ,2 1 8 -2 2 6 ,2 6 4 .

Gemahlin:

46. Horic I I ., König d. Dänen (857) 4 6 ,5 0 . Horrea (Oeren) 304, 314.

Thietbirga, W aldrada. K inder: H u ­

Hraban ( f 844) 32.

go, Gisla.

Hrabanus, A b t v. Fulda (822-842),

Hludowiculus, Wunschsohn Karls I I I .

Erzbischof v. Mainz (8 47-856) 3 2 42, 48.

396, 408. Hludowicus I., Kaiser (8 1 3 -8 4 0 ) 2 0 -2 6 , 38, 94, 1 8 2 -186, 394, 4 1 0 ,4 2 0 ,4 2 6 . Hludowicus I I ., Kaiser (8 5 5 -8 7 5 ) 52,

Hrenus s. Rhenus. Hruod 8. Rod. Hucbertus, A b t v. St. Maurice ( t 864)

58 , 60, 68, 72, 78, 82, 94, 98, 144,

188, 214. Schwester: Thietbirga.

150, 186, 188, 198, 216, 2 3 2 -2 3 6 ,

Hugo, Sohn d. Königs Ludwig I II.

240, 248,

252.

Tochter:

Hirm in­

(t880) 112, 256. Hugo, Sohn d. Königs Lothar II. 1 1 0 -

gardis. Hludowicus I I I ., König v. Burgund

114, 120, 124, 142, 264, 268, 272.

(8 9 0 -9 2 4 ), Kaiser (901-924) 144,146,

Hugo, Graf v. Tours ( f 837) 22, 382.

300, 308, 314. V ater: Boso.

Hugo, A b t v. St. Quentin ( f 844) 32.

Hludowicus I I ., König in Bayern u. Ostfranken

(8 3 3 -8 7 6 )

2 0 -3 8 ,

42-

Hugo, A b t v. Tours ( t 886) 126, 216, 254, 266, 274, 280.

100, 104, 136, 138, 184, 190, 200,

Hungares 8. Ungari.

212, 222, 2 2 6 -2 3 2 , 246, 3 9 4 -3 9 8 ,

Hungarius, Bischof v. Utrecht (863)

408. 4 1 0 ,4 1 8 ,4 2 0 . Gemahlin: H em ­

64.

ma : Söhne : Karlmannus, Hludowi­

Huni 344, 362, 3 7 4 -3 7 8 , 398, 406.

cus I I I ., Karolus I II.

Hyperborea 392.

440

Register Karlmannus, Sohn d. Königs Ludwig

Jeronimu8 s. Hieronymus. Inda ( Comelimün8ter) 114, 260.

II. (8 7 6 -8 8 0 ) 52, 62, 68, 7 2 -7 6 , 8 0 84, 90, 94, 98, 104 -1 1 2 , 138, 144,

Indi 390. Inglenheim (Ingelheim) 22, 26,

i0 8 ,

184.

Sohn: A m ulfus.

Ingmarus s. Hincmarus.

Karlmannus, Sohn d. Königs K arl II.

S. Johannis baptistae nativitas (Juni

( t 881) 8 8 , 230, 232. Karlmannus, König in Westfranken

24) 292. Johannes V I I I ., Papst (8 7 2 -8 8 2 ) 94,

(8 7 9 -8 8 4 ) 122, 142, 254, 264, 266. Karolaster, W unschsohn Karls

98, 1 0 8 ,1 1 8 ,1 3 4 . 232, 236, 260. Johannes presbiter de Venetiis (874)

III.

396, 408. Karolus I. magnus (7 6 8 -8 1 4 ) 2 5 8 ,2 7 6 ,

94. Jonium ( = Adriaticum) mare 60, 368,

322 u. oft. Karolus I I ., K önig in Westfranken

390. Josua 384, 392. Jovis

2 4 8 -2 5 2 , 256, 258, 276, 302, 408.

(8 4 0 -8 7 7 ), Kaiser (8 7 5 -8 7 7 ) 2 2 -3 8 ,

mons (Or. 8t. Bernhard)

188,

42, 44, 5 2 -6 0 , 6 6 -7 4 , 8 8 , 9 6 -1 0 8 ,

300.

1 8 4 -192, 202, 212, 214, 2 2 6 -2 3 2 ,

Isai 400.

238, 240, 2 4 8 -2 5 4 . regnum Karoli

Isaias 420.

90, 98, 104, 108.

Isambardo 388. Vater: Warinus.

Karolus I I I .,

Isanricus, Sohn d. Grafen Arbeo (898,

König in Ostfr&nken

(8 7 6 -8 8 7 ), Kaiser (8 8 1 -8 8 7 ) 74, 76, 80, 8 4 -8 8 , 104, 106, 112, 1 1 6 -1 3 6 ,

899) 136, 170, 172, 176. Israhel 406.

140 -1 4 6 , 248, 250, 260, 2 6 6 -2 7 8 ,

Itali 356.

302, 310, 344, 396, 408, 410, 416.

Italia 22, 24, 30, 58, 68, 70, 78, 82, 90, 94, 98, 106, 108, 116, 120, 122, 128, 134, 136, 142, 146, 156, 158, 162,

Gemahlin: Richgardis. Karolus, König in der Provence (8 5 5 863) 186, 188.

166, 172, 174, 182 -1 8 8 , 198, 226,

Karolus I I I ., König in Westfranken

240, 248, 252, 260, 262, 280, 286,

(89 3 -9 2 3 ) 160, 254, 300, 302, 306,

302, 304, 308, 314, 332, 386, 412. Italica gens 166, 278. Italici 174. Ita ­ lica febris 106, 148 Italica miliaria 378.

Italicum

regnum

108,

146,

308, 312. Karolus,

Sohn d. Königs K arl I I .

(t 866) 230. Karolus, Erzbischof v. Mainz (8 5 6 -

150, 156, 160, 166. Italicus rex 144,

863) 42, 48, 50, 64. Bruder:

150.

nus II.

Pippi-

Judea 342.

Keroldus

Judei 334, 342, 344.

S. Kiliani basilica in Würzburg 46.

Judith, Gemahlin d. Kaisers Ludwig I.

Kinnin «. Chinheim.

20, 22, 184. Jugurthino more 98.

8. Geroldus.

Kirihheim (Kirchen B A . Lörrach) 130, 144. 160.

Juliacum (Jülich) 260. Julianus, Kaiser (361-363) 232, 376.

S. Landbertus in Lüttich 96.

Julius Caesar 412.

Landbertus I ., G raf v. Nantes ( t 837)

Jurus (Jura) 188, 214, 280, 300.

22.

Register Landbertus I I ., G raf v . Nantes ( f 852) 190.

441

Liuthari, G raf ( f 880) 112. L iutolf, G raf ( t 880) 112.

Landbertus L , Herzog von Spoleto (8 5 8 -8 7 1 , 8 7 5 -8 7 9 ) 106, 146, 278. Sohn : W ido I I .

Liutpoldus, M arkgraf in Bayern (8 9 5 907) 160, 172, 176. Liutw artus, B ischof v . Vercelli (t 900)

Landbertus I I ., Herzog von Spoleto, K ön ig von Italien (8 8 9 -8 9 9 ), Kaiser

116, 126, 128, 142, 144. Lobadunensis pagus (Lobdengau) 22.

(8 9 2 -8 9 9 ) 1 6 0 ,1 6 6 , 302, 304. V a ter:

Longobardi s. Langobardi.

W ido IL

Lorasham 8. Lauresham.

Landulfestorph (Lannesdorf) 294.

S. Loth (S t. L 6) 288.

Langobardi 132, 252, 260, 262, 300,

Lovonnium (Loewen) 152, 268, 272.

304, 310, 4 0 8 , 4 1 2 ; regnum Lango­

Lucania 232, 234.

bardorum 110.

Ludelm us, B ischof v. Toul (8 9 5 -9 0 6 )

Langobardia 252.

304, 318.

Laodom ir, K önig d. Bulgaren (892) 154.

Ludowicus s. Hludowicus.

Lateranis 108, 116.

Lugdunum ( L yo n ) 2 2 ,2 5 4 . Erzbischof :

L atini 424.

Aurelianus.

Latinus sermo 336. 384.

Lugdunum Clavatum ( Laon) 298, 302.

S. Laurentii festivitas (10. August) 78.

Luna ( Luni) 162.

Lauresham (Lorsch)

100, 246, 256,

262, 300.

Macedones 390.

Lazarus, Bischof, Gesandter d. oström . Kaisers Leo (896) 168. Leo

m .,

M adascona (M a con ) 30, 112.

Papst (7 9 5 -8 1 6 ) 336, 360,

362.

M aginfredus, G raf v . Mailand ( t 896) 166.

Leo I V ., oström . K aiser (8 8 6 -9 1 1 ) 160,

M agont — 8. M ogont — M ahtfridus I ., G raf v . Orleans (t 836)

168. Leodium

Machabeus alter 70.

(Lüttich)

260,

292.

vgl.

Tungris. Libici 390. Liger (L oire) 44, 54, 70, 146, 186, 190,

22, 200. K in d er: Adalardus, Engiltruda. M ahtfridus I I ., G raf v . M etz (892, 906) 296, 304, 310, 314, 318.

214, 240.

M almundarium (M alm édy) 114, 260.

Liguria 386.

Malvius pons ( Ponte Molle bei Rom )

Linones Sclavi 52, 104. S. Lioboinus 118.

164. Marahenses Sclavi (M argenses, Mara-

L ista, B ischof v . Coutances 290.

navi) 3 4 ,4 8 ,5 2 , 62, 8 0 -8 8 , 1 3 4 -1 3 8 ,

Liutbaldus 8. Liutpoldus.

150, 154, 156, 160, 1 6 8 -1 7 6 , 190,

Liutbertus, Erzbischof v. Mainz (8 6 3 -

252, 2 84, 2 88, 302.

889) 6 4 -6 8 , 7 8 ,8 4 , 9 2 ,1 2 0 ,1 2 2 ,1 3 0 ,

M aravia 154, 176.

148, 228, 230, 276, 286.

S. Marcellinus 20.

Liutfridus 368, 370. Liutgardis, Gem ahlin d. K önigs Lud­ wig I I I . 112, 262. Bruder: Brun. T och ter: Hildigardis.

SS. Marcellinus et Petrus in Seligen­ stad t 22, 92. M arcwardus, A b t v . Prüm (8 2 9 -8 5 3 ) 182.

Register

442

Marcwart, Bischof v. Hildesheim (8 7 6 S. Maria

fridus I ., Adalardus, M ahtfridus I I , Gerhardu8. B ischöfe: D rogo, A d -

880) 112. theotocos

3 8 2 ; purificatio

(2. F eb r.)76, 120, 206, 3 0 0 ; ecclesia in Aachen 3 6 4 -3 7 0 ; capella in R e­ gensburg 3 9 8 ; altare in K öln 6 0 ; possessio ad Horrea 314.

ventius, W ala, R odbertus. Michael I ., K aiser von B yzanz (8 1 1 813) 360. M ichael, K önig d. Bulgaren (8 8 9 , 896) 168, 222.

Marinus, Papst (8 8 2 -8 8 4 ) 118, 134.

S. Michaelis oratorium in Mainz 50.

Marmaricus 390.

Mimida (M in d en ) 44. B isch of: Theo-

Marsana ( M eer sen Prov. Lim burg) 230.

tricus.

M artellus 408.

Moenus ( M a in ) 2 6, 9 2, 110, 184.

S. M artinus 3 9 8 ,4 1 6 ; cappa 326 t r a n ­

M ogontiacum (M a in z) 24r-28, 3 4 -4 2 ,

situs ( l l.N o v .) 2 7 6 ,3 2 8 ; ecclesia in

46 , 4 8 , 50, 5 8 , 6 2, 6 4 , 6 8 , 78, 86, 88,

~ Tours 44. 1 8 6 ; A btei 22,324.

90, 9&, 98, 100, 110, 1 1 4 -1 1 8 , 120,

Masa 8. M osa.

122, 126, 148, 150, 156, 162, 228,

M atrona (M a rn e) 286, 28 8 .

286, 292, 3 6 6 ; ecclesia 5 8 , 76, 2 9 4 ;

M auri, M auretani 30, 34, 136, 398. SS. Mauricii et sociorum festum (22. Sept.)

24;

Erzbischöfe :

Otgarius,

Hrabanus,

Karolus, Liutbertus, Sundavoldus,

vgl. Sarraceni. abbatia

(St. Maurice

d'Agaune K t. W allis) 280, 300. Maurilio, Bischof v. Angers ( t c. 427) 192.

H atto. Moimarus I ., Herzog d. M ähren ( -646) 34. Moymirus I I ., H erzog d. M ähren (8 9 4 c. 906) 170, 176.

S. M axim ini possessio in Trier 314. Medana (M a yen ne) 238, 240. S. Medardi monasterium in Soissons 42, 1 8 6 ; basilica 274. Medi 390.

Mosa (M a a s) 2 2, 2 8, 82, 1 1 0 ,1 3 0 ,1 8 4 , 230, 256, 260, 292, 294, 300, 306, 310. Mosaburh (Moosburg in K ärnten) 168, 258.

Mediolanum (M ailand) 98, 158, 166.

M osella (M o sel) 116.

Mediomatrlcum 8. M ettis.

Mosellanus pagus 406.

Meginensis pagus ( Meienfeld) 250.

M oyslon, Herzog

Megingaudus, G raf in Meienfeld (f8 9 2 ) 298, 304.

d . Böhm en (872)

84. M urmanus, Herzog d. Bretonen ( f 818)

M egingoz, Sohn des Ostmarkgrafen W illihelm us I . (t 884) 140.

182. Mutarensis civitas ( M autem ) 172.

Meginhardus I ., G raf v . Friesland 260. Söhne: Everhardus, M eginhardusII. Meginhardus

I I .,

G raf v. Friesland

(898) 308. S. M elanii monasterium (St. M élaine) 242. M ettis ( M etz) 26, 64, 74, 88, 116, 128,

Nam netes (Nantes) 186, 214. N avum (N a ve) 148. S. Nazarius

108,

11 6 ; monasterium

(Lorsch) 22, 108, 116, 246. Nem etum

( Speyer)

28,

Spirensis pagus.

184, 186, 194, 198, 226, 258, 262,

Neustria 70, 142, 202.

264, 304, 318, 336. G rafen: M äht

Nicolaitarum haeresis 94.

100.

vgl.

Register Nicolaus I ., Papst (8 5 8 -8 6 7 ) 5 8 ,6 4 -7 2 , 1 9 6 -2 1 2 , 218, 222, 224, 264. Nitensis pagus (Niddagau) 96, 114. Nium aga (N ym w egen) 2 0 ,2 4 ,1 1 4 ,2 6 0 ,

443

Otgarius, B ischof v. Mainz (8 2 6 -8 4 7 ) 34. Otgarius, B ischof v . E ichstätt (857) 50. S. Othm arus, A b t v . St. Gallen ( f 759)

306.

388.

N iusa (N eu ss) 260. Nonantula (Nonantola) 126, 136.

Otinga (Otting) 1 5 6 ,1 6 8 ,1 7 2 ,2 5 8 ,3 1 0 .

N orditi ( Norden) 122.

Otkerus 412, 414.

Nordm anni 20, 22, 3 2 -3 8 , 4 2 -4 6 , 50, 54, 70, 9 0, 9 8 , 1 1 0 -1 3 4 , 142, 1 4 8 152, 186, 214, 216, 2 3 8 -2 4 6 , 256,

O to, G raf (858) 52. O tto, Herzog d. Sachsen (t 912) 304. T ochter: Oda.

2 6 0 -2 7 4 , 2 8 0 , 2 8 6 -2 9 6 , 398, 406, Padrabrunnon ( Paderborn) 32.

420. vgl. D ani.

Padus ( P o ) 128, 162, 252, 414. vgl.

Nordo8trani 4 0 8 .

Heridanus.

Noricae Alpes 94. Norici 8 2, 106, 1 1 6 ,1 2 2 , 130, 176, 376, 396, 398. vgl. Baioarii. N otingus, B ischof v . Brescia (858) 52.

Paludarum urbs 8. Mosaburg. S. Pancracii ecclesia in Rom 164. Pannonia 1 3 6 -1 4 0 , 150, 160, 168, 174,

Noviom agus 8. Nium aga.

252,

Num enoius, Herzog d. Bretonen (8 1 8 -

lim es 62.

851) 184, 192. Sohn: Herispoius.

376,

378,

396;

Pannonicus

Pannonii 140, 284.

Num idicus 390.

Papia (P a via )

142,

158, 252, 418.

Obodriti 32, 52, 62, 148, 162.

Papo, Sohn des Ostmarkgrafen Engil-

vgl. Ticinum . Oda, Tochter des Herzogs O tto 304,

scalcus I . (884) 140. Parisii (P a ris) 32, 126, 142, 252, 272,

310. Odacar, G raf (897) 3 0 4 -3 0 8 .

274, 2 80, 286, 2 8 8 , 300, 336.

Odagra (Odra) 154.

Parthi 390, 392. Parthia 392.

Odalricus 8. Udalricus.

Pasquitanus, Herzog d. Bretonen (874)

Odilbaldus, B ischof v . U trecht (8 7 0 -

S. Paulus 1 8 6 ,2 0 2 , 208, 372? Kirche in

Odingas 8. Otinga Odo, G raf v . Paris, K önig in W est­ franken (8 8 8 -8 9 8 )

2 4 0 -2 4 6 . Pataviensis (P assau) episcopus 174.

899) 308.

146, 162, 216,

Rom 166. Pecinagi 284.

2 7 4 ,2 8 0 , 2 9 8 -3 0 2 ,3 0 6 . V a ter: R od-

Penninae Alpes 214, 280, 300.

bertus.

Perangarius s. Berengarius.

Olonna curtis ( Corte Olonna) 142.

Pergamus ( Bergamo) 156, 300.

Omuntesperch 150.

Persae 3 8 6 -3 9 2 . Persicum bellum 376.

Oriens (Ostmark) 1 4 0 -1 4 4 ,1 5 4 . M ark­

S. Petrus 32, 156, 200, 202, 208, 220,

grafen: Engilscalcus I ., W illihelm us,

224, 236, 290, 360, 4 0 8 ,4 1 2 . K irche

A rbo, Engilscalcus I I .

in R om 34, 108, 118, 150, 164, 166,

O ta 8. U ota.

226, 236, 360. K öln 50, 78. Regens­

O tbertus, B ischof v . Straßburg (9 0 6 -

burg 398. W orm s 86. A btei in M etz

913) 318.

304.

Register

444

92, 9 8 , 134, 142, 146, 150, 154, 160,

Phasis 282. Phebea lampas 388.

162,

Phenices aves 418.

vgl. Reganesburg.

Pictavis ( Poitiers) 190, 214. Pippinus maior ( f 714) 412. Pippinus iunior (7 5 1 -7 6 8 ) 4 0 8 -4 1 2 . Pippinus, K önig v . Italien (7 8 1 -8 1 0 ) 182, 398. V ater: K arl d. Gr. I .,

K önig

Ram nulfus I ., Herzog v . Aquitanien (t 866) 214, 216, 238, 298.

Pinguia (Bingen) 56.

Pippinus

1 6 8 -1 7 6 . B isch o f: Em bricho.

v . Aquitanien

Ram nulfus I I ., Herzog v . Aquitanien (8 8 8 , 892) 146, 298. Rantesdorf (Ranshofen) 172. R astis, Fürst der Mahren (8 4 6 -8 7 0 ) 34, 4 8 -5 0 , 62, 6 4 -6 8 , 7 2 -7 6 ,8 0 ,8 2 ,1 9 0 .

(8 1 7 -8 3 8 ) 2 0 -2 4 , 4 8 ,1 8 6 ,1 8 8 . Sohn:

Ratbodo (871) 82.

Pippinus I I .

R atbodus, Erzbischof v . Trier (8 8 3 -

Pippinus

I I .,

K önig

v . Aquitanien

(8 3 8 -8 5 2 ) 30, 4 2, 186, 188. Bruder: Karolus. Pippinus, Sohn d. Königs Bem ardus v . Italien 182. Pippinus, Sohn d. genannten Pippinus 182, 298. Pippinus, Bastardsohn K arls d. Gr. 4 0 0 -4 0 4 . Placentia ("Piacenza,) 7 4 ,1 5 8 , 226, 300. Platonici humeri 414.

915) 162, 174, 264, 304. R atbodus, B ischof v . U trecht (9 0 0 917) 308. R atheri ( t 880) 112. R atoldus, Sohn d. K önigs A rn u lf 148. R atolfus,

G raf d. sorbischen Mark

(8 7 3 -c . 880) 92. Recho 348, 350. Redonis ( Rennes) 242. Reganesburg ( Regensburg) 4 4 , 62, 74, 150, 156, 168, 172, 258, 398, 400.

Pluton 368.

Regia civitas s. Regensburg.

Podoma ( Bodman) 144. vgl. Brig anti­

Reginarius, G raf ( t 876) 250.

cus lacus. Poliphemus 368. Ponticona (Ponthion) 54. Pontus 282. Poppo, Herzog d. Thüringer (c. 8 8 0 892) 112, 120, 134, 136, 154, 2 8 8 , 298. Bruder: Heinrich. Priznolawus (898) 172.

Reginarius,

Herzog

v . Lothringen

(t9 1 5 ) 306, 308. Reginheri,

Chorbischof

v . M ainz

(t 853) 44. Regino, A b t v . Prüm (8 9 2 -8 9 9 , t 915) 125, 296, 308. Regino urbs s. Regensburg. Rem i ( Reim s) 36, 130, 184, 2 98, 312,

Probus presbyter in M ainz (t 859) 58.

314. Erzbischöfe: E bbo,H in cm arus,

Provincia (Provence) 3 2 ,1 4 6 ,1 8 6 ,1 8 8 ,

Folco, Heriveus.

2 5 2 ,2 5 4 ,3 0 4 . K önig : Karolus. G raf :

S. Rem igius 130.

Boso.

R etia 376, 396.

Prumia (P rü m ) 4 8 , 114,136, 182, 186,

Retiensis pagus ( Ries) 2 8, 104.

188, 272, 292, 296, 306, 308, 404.

Rhabanus s. Hrabanus.

Ä bte : Tancradus, Marcwardus, E gil,

Rhenus ( Rhein) 2 4 -2 8 , 38, 4 2 , 56 , 58,

Ansbaldus, Farabertus, Regino, R i-

78, 8 8 -9 2 , 100, 102, 1 0 6 -1 1 0 , 116,

charius.

1 2 0 -1 2 6 , 132, 144, 148, 184, 212, 228, 250, 266, 294, 298, 310, 3 4 6 ,

R adasbonaf Regensburg) 7 0 ,7 4 ,8 4 ,8 6 ,

378, 394.

446

Register Rhodanus (Rhône) 112, 394.

Roric, Norm anne (850) 38. (857) 50.

Ribuarii s. Ripuarii.

Roric, Norm anne (873) 88, 118. Bru­

Richarius,

Abt

v . Prüm

(8 9 9 -9 2 2 )

d er: Herialdus. R otila ( Bethel) 298.

296, 308. Richarius, B ischof v. Passau 174, 176. R ichboto, A b t v . S t. Riquier ( t 844) 32.

Ruodolfus, G raf v . Cambrai (t 896) 182. B rader: Balduinus II. Ruodolfus, L , K önig y . Burgund (8 8 8 -

Richgardis, Gemahlin d. Kaisers K arl

m . 274.

911) 146, 160, 280, 300. Ruodolfus, Bischof v . W ürzburg (892—

R ichildis, Gemahlin d. K önigs K arl d.

908) 2 98, 304, 312. Ruodolfus, Mönch in Fulda (t 865) 66.

Kahlen 252. Richw inus, G raf 266.

R uodolfus, Norm anne (873) 90.

Rinbertus, B ischof v . Bremen (8 6 5 -

R uodoltus, P falzgraf (857) 50.

888) 122.

R uodoltus, M arkgraf (871) 82.

Riphei m ontes 282.

Ruodpurc ( t 899) 172.

Ripuaria 114. Ripuarii 230, 260, 292.

Ruodtag ( f 880) 112.

Rodbertus, Mönch in Fulda (844) 32. R odbertus, G raf v . A njou (t 866) 192,

Sagum curtis 148.

214, 216, 238^274, 280. Söhne: Odo,

Sala (Saale) 92, 112.

Rodbertus.

Salomon d. W eise 362, 420.

Rodbertus, dessen Sohn 216, 264, 298.